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German Pages 431 [432] Year 2018
KOMMISSION FÜR ALTE GESCHICHTE UND EPIGRAPHIK DES DEUTSCHEN ARCHÄOLOGISCHEN INSTITUTS
CHIRON 48 · 2018
CH IRON MITTEILUNGEN DER KOMMISSION FÜR ALTE GESCHICHTE UND EPIGRAPHIK DES DEUTSCHEN ARCHÄOLOGISCHEN INSTITUTS BAND 48 · 2018
DE GRUYTER
Herausgegeben von Christof Schuler, Rudolf Haensch, Sophia Bönisch-Meyer
Wissenschaftlicher Beirat Bruno Bleckmann, Pierre Fröhlich, Andrea Jördens, Anne Kolb, Karen Radner, Sebastian Schmidt-Hofner, Claudia Tiersch, Hans-Ulrich Wiemer, Christian Witschel, Reinhard Wolters
ISSN 0069-3715 ISBN 978-3-11-060697-3 e-ISBN (PDF) 978-3-11-061375-9 e-ISBN (EPUB) 978-3-11-061127-4 Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar. © 2018 Walter de Gruyter GmbH, Berlin/Boston Druck und buchbinderische Verarbeitung: Hubert & Co. GmbH & Co. KG, Göttingen ∞ Gedruckt auf säurefreiem Papier, # das die US-ANSI-Norm über Haltbarkeit erfüllt. Printed in Germany www.degruyter.com
INHALTSVERZEICHNIS
Charikleia Armoni – Andrea Jördens, Der König und die Rebellen. Vom Umgang der Ptolemäer mit strittigen Eigentumsfragen im Gefolge von Bürgerkriegen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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Patrick Baker – Gaétan Thériault, Xanthos et la Lycie à la basse époque hellénistique: Nouvelle inscription honorifique xanthienne . . . . . . . . . . 301 Amin Benaissa, Two Petitions Concerning Civic Magistracies by a Gymnasiarch and Son of a Veteran . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 53 Sophia Bönisch-Meyer, Neue Inschriften aus Patara IV: Liktoren und ihr legatus Augusti. Eine bilingue Ehrung für L. Luscius Ocra und seine Familie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 375 Dimitris Bosnakis – Klaus Hallof, Alte und neue Inschriften aus Kos V . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 143 Dimitris Bosnakis – Klaus Hallof, Alte und neue Inschriften aus Kalymna . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 171 Ari Bryen, Labeo’ s iniuria: violence and politics in the age of Augustus
. . . . 17
Hélène Cuvigny, Les ostraca sont-ils solubles dans l’ histoire? . . . . . . . .
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Anastasia Dreliossi-Herakleidou – Klaus Hallof, Eine neue Grenzziehungsurkunde aus Lepsia . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 159 Patrice Hamon, Tout l’ or et l’ argent de Téos: au sujet d’ une nouvelle édition des décrets sur les pirates et l’ emprunt pour la libération des otages . . . . . 333 Helmut Lotz, Studien zu den kaiserzeitlichen Grabinschriften aus Termessos (Pisidien): Zur Höhe der Grabbußen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 219 Robert Parker, Greek Religion 1828–2017: the Contribution of Epigraphy . . 1 Emilio Rosamilia, From Magas to Glaukon. The Long Life of Glaukon of Aithalidai and the Chronology of Ptolemaic Re-Annexation of Cyrene (ca. 250 BCE) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 263 Winfried Schmitz, Lykurgs Gesetz über die Kinderzeugung und seine zweite und dritte Rhetra . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 107
Inhalt
Christof Schuler, Zum Geleit: 50 Jahre Kommission für Alte Geschichte und Epigraphik des Deutschen Archäologischen Instituts 1967–2017 . . . . VII Zusammenfassungen – Abstracts – Résumés . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 401 Althistorische Dissertationen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 415 Redaktionelle Hinweise . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 419
CHRISTOF SCHULER
Zum Geleit: 50 Jahre Kommission für Alte Geschichte und Epigraphik des Deutschen Archäologischen Instituts 1967–2017 1967 wurde die Kommission für Alte Geschichte und Epigraphik in das Deutsche Archäologische Institut aufgenommen. Ursprünglich war die Kommission bereits 1951 als selbstständiges Institut gegründet worden. Die Idee dazu entstand nach Kriegsende an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Alexander Schenk Graf von Stauffenberg, Ordinarius für Alte Geschichte, und seine jüngeren Mitarbeiter Herrmann Bengtson und Siegfried Lauffer diskutierten seit 1949 verschiedene Möglichkeiten, die Rolle der Epigraphik in der künftigen Forschungslandschaft Münchens und Westdeutschlands zu stärken. 1951 schlugen sie zunächst vor, ein Institut für Epigraphik und historische Landeskunde an der Ludwig-Maximilians-Universität zu gründen, jedoch gelang es nicht, die nötige Finanzierung sicherzustellen. Daraufhin setzte sich von Stauffenberg dafür ein, ein außeruniversitäres Institut als Projekt der gesamten deutschen Althistorie zu gründen. Diese Idee brachte den Durchbruch: Noch im selben Jahr konnte von Stauffenberg die Gründung der Kommission für Alte Geschichte und Epigraphik in Form eines eingetragenen Vereins verkünden. Das Bundesinnenministerium übernahm im Wesentlichen die Finanzierung, zu der später auch Bayern und weitere Bundesländer Beiträge leisteten. Das DAI unter seinem Präsidenten Carl Weickert war von Anfang an als wichtiger Partner an dem Projekt beteiligt, und der Präsident des DAI erhielt ex officio Sitz und Stimme in der Kommission. Die übrigen Mitglieder der Kommission wurden aus dem Kreis der habilitierten Althistoriker gewählt. Dieses Verfahren unterstreicht, dass die Kommission als zentrale Einrichtung der deutschen Althistorie gedacht war und in enger Verbindung mit den Universitäten stehen sollte. Auch waren die Gründungsmitglieder in der Mehrzahl keine spezialisierten Epigraphiker, sondern eher Generalisten, die sich aber der Bedeutung der Hilfswissenschaften für das Gesamtfach bewusst waren und sich für ihre Stärkung einsetzten. Die fachliche Weitsicht und Energie, mit der von Stauffenberg und seine Mitstreiter ihre Idee unter schwierigen Umständen innerhalb von zwei Jahren verwirklichten, beeindruckt auch heute noch. Dennoch blieb die neugegründete Kommission für Alte Geschichte und Epigraphik, die von Stauffenberg bis 1956 als Vorsitzender leitete, zu-
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Christof Schuler
nächst ein bescheidenes Unternehmen mit sehr begrenzten Mitteln. Das aus verschiedenen Quellen gespeiste Budget der Kommission war ein fragiles Konstrukt, um das jedes Jahr gebangt werden musste. Eine Anbindung an das DAI stand deshalb immer als Möglichkeit im Raum, um die Kommission auf eine festere Grundlage zu stellen. 1967 war es schließlich nach langen Verhandlungen und einer entsprechenden Empfehlung des Wissenschaftsrates so weit: Die Mitglieder der Kommission trafen sich am 28. und 29. Januar 1967, um den Entwurf der künftigen Satzung zu verabschieden, mit der die Kommission zu einer Abteilung des DAI wurde. Anschließend wurde die Satzung auch von der Zentraldirektion des DAI gebilligt, und im Juli desselben Jahres beschloss die Kommission als letzten Schritt der Reform die formale Auflösung des eingetragenen Vereins, als der sie bislang organisiert war. Die Bedeutung dieser Weichenstellung war allen Beteiligten bewusst, und es gab durchaus Bedenken, die Kommission könnte unter dem Dach des DAI ihre fachliche Autonomie und letztlich ihren Charakter als historisches Forschungsinstitut verlieren. Am Ende votierten die Mitglieder aber einstimmig für die Statusveränderung – glücklicherweise, denn ohne den starken institutionellen Rahmen des DAI würde die Kommission heute wohl kaum mehr existieren. Die 1967 getroffene Entscheidung war aber nicht nur organisatorisch, sondern auch fachlich zukunftsweisend. Der Arbeitsauftrag der Kommission wurde in ihrer Satzung (§ 2 in der letzten Fassung vom März 2006) folgendermaßen formuliert: «Die Kommission für Alte Geschichte und Epigraphik hat die Aufgabe, Forschungen auf dem Gebiet der Alten Geschichte in ihrer Verbindung mit der Archäologie, im besonderen auf den Gebieten der griechischen und lateinischen Epigraphik, der Numismatik, der Papyrologie und der historischen Topographie durchzuführen, zu fördern und zu veröffentlichen, und zwar durch Tätigkeit im Inland wie im Ausland.» Mit dieser nüchternen Formulierung wurde die Kommission auf Ziele verpflichtet, die auch heute in keiner Weise überholt sind. Kurt Bittel, der damalige Präsident des DAI, sagte am Ende der entscheidenden Sitzung im Januar 1967 (Protokoll der Sitzung der Kommission für Alte Geschichte und Epigraphik am 28.–29. 1. 1967, S. 30 f.): «Die gestrige und heutige Sitzung war keine gewöhnliche. Es ist jetzt ein Punkt erreicht, wo die seit langem angestrebte Angliederung der Kommission an das DAI in die entscheidende Phase eingetreten ist, nachdem wesentliche Hürden genommen werden konnten. Ich möchte Ihnen danken, daß Sie trotz der Schwierigkeiten den einmal als richtig erkannten Weg weitergeschritten sind und auf diese Weise das heutige Ergebnis ermöglicht haben. Ich möchte vom Institut aus versichern, daß wir, Z(entraldirektion) und alle Abteilungen, diese Kommission gern in unseren Kreis aufnehmen. Wir sind überzeugt, daß diese Kommission auch dem Institut zur Zierde gereichen wird, und wir werden alles tun, um aus der Verbindung der beiden Institutionen eine glückliche Ehe zu gestalten.» Im Rückblick zeigt sich die damalige Reform als zukunftsweisende Entscheidung, die man mit Fug und Recht als eine «zweite Gründung» der Kommission bezeichnen kann. Die Kommission beging ihr 50-jähriges Jubiläum als Abteilung des DAI mit e iner Tagung, die den Rückblick auf ihre Geschichte mit der Reflexion über aktuelle Ent-
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wicklungen und die Zukunftsperspektiven ihrer Arbeitsgebiete verbinden sollte. Internationale Expertinnen und Experten aus Epigraphik, Numismatik, Papyrologie und Archäologie hielten exemplarische Vorträge, die Fragen des interdisziplinären Austauschs aufgreifen und zur Diskussion methodischer und hermeneutischer Grundsatzfragen anregen sollten. Sie vertraten zugleich unterschiedliche Traditionen der internationalen Altertumswissenschaften und brachten auch Erfahrungen aus renommierten Forschungsinstituten mit, so den Akademien in Berlin und Wien, dem französischen Centre national de la recherche scientifique und dem Centre for the Study of Ancient Documents in Oxford. Das vollständige Programm der Tagung ist im Anhang abgedruckt. Die Vorträge von Robert Parker, Klaus Hallof und Hélène Cuvigny werden im vorliegenden Band des Chiron publiziert, weitere Beiträge sollen folgen. Das Jubiläum war aber auch ein Anlass, Dank zu sagen, an erster Stelle dem DAI und dem Auswärtigen Amt, zu dessen Geschäftsbereich das DAI gehört. Angefangen von Carl Weickert und Kurt Bittel bis hin zur jetzigen Präsidentin Friederike Fless hat die Leitung des DAI die Entwicklung der Kommission stetig und engagiert unterstützt. Die gute Zusammenarbeit mit den anderen Abteilungen des DAI bietet der Kommission ein fruchtbares Umfeld, von dem wertvolle Impulse ausgehen. In München profitiert die Kommission ungemein von ihrer engen Vernetzung mit den anderen altertumswissenschaftlichen Instituten und insbesondere mit der LudwigMaximilians-Universität. Die verstärkte Zusammenarbeit, die sich in den letzten Jahren unter dem Dach des Münchner Zentrums für Antike Welten entwickelt hat, ist für ein außeruniversitäres Forschungsinstitut von besonderem Wert, und die Kommission wird sich auch in Zukunft für die Weiterentwicklung dieses Netzwerks einsetzen. Ganz besonders hervorzuheben ist die überaus enge, kollegiale und freundschaftliche Verbindung zur Abteilung Alte Geschichte der Ludwig-Maximilians-Universität. Jens-Uwe Krause, Karen Radner und Martin Zimmermann mit ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sind wir deshalb auch persönlich zu großem Dank verpflichtet. Die vielfältigen Beziehungen der Kommission zu anderen Universitäten im In- und Ausland seien darüber nicht vergessen. Für sie stehen im Besonderen mehrere Generationen von Mitgliedern des wissenschaftlichen Beirates, die die Arbeit der Kommission seit ihren Anfängen im Jahr 1951 mitgeprägt und mit Rat und Tat begleitet haben. Kaum gerecht werden können wir schließlich der großen Zahl von internationalen Kolleginnen und Kollegen, die die Kommission in den vergangenen Jahrzehnten als Kooperationspartner unterstützt oder sie aus Anlass von Vorträgen, Stipendien oder Gastaufenthalten besucht haben. Von diesem großen Freundeskreis erhält die Kommission eine intellektuelle und menschliche Bereicherung, die nicht hoch genug einzuschätzen ist. Die Jubiläumstagung hat dies erneut eindrucksvoll gezeigt, und wir sind allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern dafür sehr dankbar. München, im August 2018
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Christof Schuler
(Kon)Texte. Perspektiven althistorischer Grundlagenforschung Tagung aus Anlass der 50jährigen Zugehörigkeit der Kommission für Alte Geschichte und Epigraphik zum Deutschen Archäologischen Institut München, 28.–30. Juni 2017 Mittwoch, 28. Juni 2017, 18.00 Uhr Festakt und Empfang in der Glyptothek am Königsplatz Grußworte Prof. Dr. Dr. h.c. Friederike Fless, Präsidentin des DAI Prof. Dr. Martin Zimmermann, vertreten durch Dr. Denise Reitzenstein, LMU, Abt. Alte Geschichte Prof. Dr. Friedhelm Hartenstein, LMU, Münchner Zentrum für Antike Welten Festvortrag Prof. Dr. Robert Parker (Oxford) «Greek Religion 1828–2017» Tagung in der Bibliothek der Kommission für Alte Geschichte und Epigraphik Donnerstag, 29. Juni 2017 9.00 Uhr Christof Schuler: Einführung Klaus Hallof (Berlin): Corpusperspektiven 9.15 Uhr 10.00 Uhr Nikolaos Papazarkadas (Berkeley): Deciphering the Boiotian koinon: the contribution of epigraphy 11.15 Uhr Pierre Fröhlich (Bordeaux): Faire l’histoire des institutions des poleis grecques au 21ème siècle 12.00 Uhr Johannes Nollé (München): Münzen, Giganten und der Pergamonaltar: Münzbild-Ikonographie und ihre Bedeutung für die Wiedergewinnung städtischer Traditionen und Identitäten 15.00 Uhr Bernhard Woytek (Wien): Römische Numismatik als historische Grundlagenwissenschaft: Standortbestimmung, interdisziplinäre Aspekte, Aufgaben für das 21. Jahrhundert 15.45 Uhr Reinhard Wolters (Wien): Die finanzielle Situation des Römischen Staates in den letzten beiden Jahrzehnten des Augustus 17.00 Uhr Stefan Rebenich (Bern): Modernisierung oder Tradition? Die Anfänge der Kommission für Alte Geschichte und Epigraphik
9.00 Uhr 9.45 Uhr 11.00 Uhr 11.45 Uhr
14.30 Uhr 15.15 Uhr 16.30 Uhr 17.15 Uhr
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Freitag, 30. Juni 2017 Andrea Jördens (Heidelberg): Provinzverwaltung aus der Nahdistanz: Der Fall Aegyptus Hélène Cuvigny (Paris): Les ostraca sont-ils solubles dans l’histoire? Jonathan Edmondson (Toronto): Writing the history of Roman Spain from epigraphic corpora: possibilities and problems Antonio Caballos Rufino (Sevilla): Römische Eliten aus Hispanien: 50 Jahre epigraphische Forschungen. Rückschau, Ergebnisse und Ausblick Rudolf Haensch (München): Städtegründungen unter Augustus – Epigraphik und Archäologie im Gespräch Ruth Bielfeldt (München): Epigegraptai: wie die Schrift das Ding zum Votiv und das Votiv zum Ding macht Christof Schuler (München): Vom Dokument zum Monument. Zur Bedeutung von Konzepten in der epigraphischen Forschung Lucia Criscuolo (Bologna): Schlusswort
Als Moderatoren nahmen teil: Werner Eck (Köln), Patrice Hamon (Rouen), Thomas Kruse (Wien), Andreas Victor Walser (Zürich), Martin Zimmermann (München).
ROBERT PARKER
Greek Religion 1828–2017: the Contribution of Epigraphy The 2016 issue of the specialist journal for Greek religion, Kernos, contains three articles discussing two religious texts that had been published very recently. One is a long Thessalian inscription apparently from the second century BC attesting a hitherto unknown mystery cult which required initiates to shave their heads; in this cult were celebrated two festivals, the Nisanaia and the Eloulaia, which took their names from months, but not from Greek months, rather from Nisan and Elul of the so-called ‹standard Mesopotamian calendar›. The second is a calendar of sacrifices of about 22 lines from Arcadia dating to c. 500 BC. This provides not just what is only the second attestation of the unique Arcadian letter tsan, but also the first contemporary evidence for the religious world of archaic Arcadia. Αmid much else it proves that festivals celebrated every eight years, ἐνναετηρίδες, were an authentic feature of archaic religion; they had hitherto only been attested centuries later.1 The two new texts underline the ever increasing importance of inscriptions for the study of Greek Religion, visible for instance in Angelos Chaniotis’ valuable Epigraphic Bulletin for Greek Religion which Kernos has hosted since 1991. The editor of Kernos highlights this point in a brief preliminary note, but goes on to remind the reader that ‹l’ étude de la religion grecque n’ est pas faite que d’épigraphie›, and to mention some contributions based on literary evidence. I signal this editorial note because it may represent the first time that a scholar has ever found it necessary to insist that there is after all literary, as well as inscriptional, evidence for the study of Greek religion. In, let us say, the early 19th century, Greek religion was energetically studied, but no one would have felt the need to point out that one must read Homer as well as the inscriptions. The study of Greek religion at that date was in effect the study on the one hand of Homer, Hesiod, and other literary texts, on the other of works of art, so-called Kunstmythologie. My purpose here is to sketch the new opportunities opened for the study of Greek religion by the growth of epigraphy. This article originated as a Festvortrag at the celebrations in June 2017 of the fiftieth anniversary of the incorporation of the Kommission für Alte Geschichte und Epigraphik into the DAI. I ended by paying tribute to the Kommission and its journal Chiron for upholding the gold standard in epigraphic publication, and I gladly repeat that tribute here. 1 Cf.
21962,
M. P. Nilsson, Die Entstehung und religiöse Bedeutung des griechischen Kalenders, 46–48.
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Robert Parker
No natural and necessary starting point for this topic presents itself. That highlighted in my title is the date of publication of the first full volume of August Boeckh’s Corpus Inscriptionum Graecarum (individual fascicules had appeared in earlier years). In the following year Christian August Lobeck published the two volumes of his Aglaophamus, which was reviewed by Karl Otfried Müller in 1830.2 Lobeck and Müller are two of the scholars of that era whose names, at least, are still familiar to scholars of Greek religion. Lobeck may have been dismissed by Nietzsche as ‹ein zwischen Büchern ausgetrockneter Wurm›,3 but the spectacular learning of Aglaophamus ensures that it is still occasionally consulted. Müller, however, pointed out that in his discussion of the Eleusinian mysteries Lobeck had missed the evidence of two inscriptions, one rather important.4 Aglaophamus is not in fact an inscription-free zone, but it is an inscription-light zone, even where it touches on topics to which inscriptions are potentially relevant. To hail this as a turning point might be rash: Lobeck may have had predecessors more alert to non-literary evidence than he was; but the attitude of Müller is certainly a sign of the times. From this point on most scholars of Greek religion took the inscriptions seriously. Müller himself was a martyr to epigraphy: he died tragically young of sunstroke contracted while copying an inscription at Delphi. His most famous book Die Dorier was published in 1824 before Boeckh’s corpus had begun, when one still had to assemble inscriptions from here, there and everywhere, but Müller did that energetically. When CIG started to appear, Müller reviewed it,5 and in the new English edition of Die Dorier (1830) introduced CIG numeration; but he did not need to add new texts because, unlike Lobeck, he had already captured them from older publications. The other dominant figure of this period, Friedrich Gottlieb Welcker, was also an epigraphic enthusiast. His Sylloge Epigrammatum Graecorum, collected ‹ex marmoribus et libris›,6 was an early predecessor of the well-known collections of Georg Kaibel and Werner Peek and now the Steinepigramme aus dem griechischen Osten. He produced editiones princ-
2 K. O. Müller’s Kleine deutsche Schriften über Religion, Kunst, Sprache und Literatur, II, 1848, 54–69, from GGA 13, 1830. On Müller and the whole intellectual context see now M. D. Konaris, The Greek Gods in Modern Scholarship. Interpretation and Belief in Nineteenth and Early Twentieth Century Germany and Britain, 2016. 3 In the section ‹Was ich den Alten verdanke› of Götzen-Dämmerung oder Wie man mit dem Hammer philosophirt. 4 What are now I.Eleusis 19 (IG I3 6) and IG XIV 1389 (IGUR III 1155). Of the former, only B 5–47 and (not supplemented) A 24–41 were then available, but it was still described by Müller as a ‹Haupturkunde›. The latter, referred to familiarly by Müller as the ‹Triopian inscription›, was first edited by Casaubon and attests Herodes Atticus’ membership of the genos Kerykes (32–33). 5 Müller, Kleine deutsche Schriften, I, 1847, 247–286, consists of reviews of various epigraphic publications, including CIG I fasc. 1 (from GGA, 1826). 6 Sylloge epigrammatum Graecorum, ex marmoribus et libris collegit et illustr. F. G. Wel cker, ed. 2, 1828. I have not managed to locate a copy of the first edition.
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ipes of some inscriptions and studies of others,7 and in the masterpiece of his old age, Griechische Götterlehre, was still making use of recently published texts. He was also extremely alert to iconographic evidence, but that is another story. Despite all this, the role of inscriptions remains quite restricted in the brilliant constructions of both these scholars. The explanation lies partly in their approach. Welcker’s title shows that his primary theme was a kind of theology, not the operation of religion within a society;8 both Welcker and Müller shared the dominant 19th century concern with roots, origins. But another and perhaps more important explanation lies in the limited materials available to them. So-called Leges Sacrae are not by any means the totality of the inscriptions that are important for religious history, but they provide a useful test case. Of the 181 collected in Franciszek Sokolowski’s Lois sacrées des cités grecques (LSCG), just 17 appear in the first three volumes of the Corpus Inscriptionum Graecarum, often in a much more fragmentary or ill-read condition than now; of the 88 in Lois sacrées de l’ Asie Mineure, just 12. The 160 contained in the supplementary volumes published by Sokolowski and Eran Lupu9 were absent from the corpus by definition except in special cases, as were the considerable number of new texts from Cos and Asia Minor still not contained in those supplements. Of the inscriptions chosen to illustrate an admirable recent source book for Greek religion, only three are already present in CIG, and of these one is too fragmentary to be very rewarding.10 Volume III of CIG appeared in 1853: if we go down to 1870, to include the texts from the east collected in part III of Le Bas’ Voyage archéologique,11 about 46 of the 181 texts of Lois sacrées des cités grecques had by then been published, about 16 of the 88 of Lois sacrées de l’ Asie Mineure. The first collection of Leges Sacrae under that name was that produced by Hans Theodor Anton von Prott and Ludwig Ziehen in 1896 and 1906.12 Their two volumes, 7 His Kleine Schriften, III, 1850, 236–326, treat inscriptions, e. g. (260–280) Inschrift in Andros (from RhM 1843 and addenda in later numbers), on the Isis aretalogy published by L. Ross, Inscriptiones Graecae Ineditae, II, 1842 (non vidi). 8 On the meaning of Götterlehre see A. Henrichs, Welcker’s Götterlehre, in W. M. Calder III et al. (ed.), Friedrich Gottlieb Welcker: Werk und Wirkung, 1986, 179–229, at 187–190. For Welcker’s view that ‹Homer ist sehr jung›, ib. 196. K. F. Hermann’s Lehrbuch der gottesdienstlichen Alterthümer der Griechen, 1846, is explicitly not a Götterlehre (p. viii), but the contribution of inscriptions remains modest. 9 F. Sokolowski, Lois sacrées des cités grecques, supplément, 1962 (LSS); E. Lupu, Greek Sacred Law. A Collection of New Documents, 2005. Special cases: a text present in CIG might appear in Sokolowski’s Supplément if it had acquired new fragments in the interim, as in the case of CIG I 71 = Sokolowski, LSS 3 (IG I3 6: cf. n. 4 above). 10 E. Kearns, Ancient Greek Religion. A Sourcebook, 2010. CIG I 459 (Kearns p. 251: oracle recommending the consecration of the house of Demon) and II 3044 (p. 182 f.: Teian curses) were printed then much as now, but I 436 (p. 123 f., Archedemos of Thera’s cult of the Nymphs) was much less well read. 11 Ph. Le Bas – W. H. Waddington, Inscriptions grecques et latines recueillies en Grèce et en Asie Mineure (Le Bas, Voyage archéologique en Grèce et en Asie Mineure III). 12 H. Th. A. von Prott – L. Ziehen, Leges Graecorum sacrae e titulis collectae.
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which excluded texts from Asia Minor, contained 181 texts: so 135 of those 181 were published after 1870, and even the 1870s did not add many. The floodgates opened with the excavations of the 1880s and 1890s; it was in 1885 that Ulrich von Wilamowitz-Moellendorff wrote that ‹die epigraphischen Funde allen Seiten der hellenischen Philologie neues Blut zuführen, und ihre Verwertung die Hauptaufgabe ist, welche die Wissenschaft unserer Generation gestellt hat›.13 None of this will be a surprise to those familiar with the history of epigraphical discoveries: it is well known that the 6816 texts (plus addenda) of CIG have grown to a total that no-one can count – is half a million the guess sometimes offered? But it may be worthwhile to reflect from time to time on the implications of this growth. The issue is not merely of antiquarian interest, but relevant also in thinking about the sources of movement and change in scholarship. Is change due to new ideas, new paradigms, new interests, or to new evidence? The history of the study of Greek religion is normally told in terms of the former: Max Müller’s solar mythology gives way to the Cambridge ritualists and to Martin Nilsson’s agricultural fertility model, which gives way in turn to Jean-Pierre Vernant’s structuralism and Walter Burkert’s primeval violence; then comes polis religion which has now been toppled, or so some think, by the religion of the individual – to give a ridiculously simplified sketch of the kind of account that might be given in an introductory lecture to undergraduates. But new ideas and new approaches are often suggested by new evidence: new texts make forms of enquiry possible that had not been so before, raise questions that nobody had ever thought of asking, create new areas for the subject. This is the process I now want to illustrate. To start with CIG, a small number of the classic texts of Greek religion, the ones that as lecturer and teacher one refers to again and again, already appear in it. Most notable is perhaps the will of Epicteta, a text of about 300 BC which endowed an annual festival to be celebrated over three days by a large group of relatives in commemoration of herself, her husband and their dead sons. This classic document of Hellenistic self-heroisation had been known since at least the beginning of the 17th century,14 but was first securely located by Boeckh as deriving from Thera, where it has stayed ever since; it was soon joined by Diomedon’s rather similar foundation from Cos which was published by Ludwig Ross, an early hero of religious epigraphy.15 Boeckh himself was the first editor of one important text, the sale of the priesthood of Artemis
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von Wilamowitz-Moellendorff, Isyllos von Epidauros, 1886, vi. Similar enthusiasm in his Lectiones Epigraphicae of the same year, Kleine Schriften, V. I, 1937, 256: ‹Atticos lapides plures possidemus quam Graecos colligere poterat Boeckhius›. 14 CIG II 2448, now IG XII 3. 330. Boeckh cites it as ‹primum edita apud Franc. de Zuliani, dein apud Gruter CCXVI–CCXIX ex priore editione›. The first edition of J. Gruter’s Inscriptiones antiquae totius orbis Romani was c. 1603; Gruter cites it as ‹ex edito schedio Venetiis apud. Franc. de Zuliani›, a source I have not traced. 15 L. Ross, Inscriptiones Graecae ineditae, III, 1845 (non vidi), now IG XII 4. 348.
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Pergaia from Halicarnassus.16 In literary sources the practice of sale of priesthoods is attested once only, when Dionysius of Halicarnassus in his Roman Antiquities (2. 21. 3) praises Numa for not allowing priesthoods at Rome, in contrast to the practice of unspecified ‹others›, to be allocated by sale or lot. Boeckh noted that Dionysius, like the inscription, came from Halicarnassus; he shared Dionysius’ disapproval of the practice, even pronouncing the word ‹simony›. Further attestations of priesthood sales followed quite soon,17 and it became clear that the practice was neither exclusive to Halicarnassus nor a form of simony. Simony is secret bribery to secure priestly office, but priesthoods were advertised for sale in Greek cities quite openly. Evidence continues to grow;18 it has been the huge expansion of such texts that has taught us most of what we now know about the duties and privileges of priests. The first attestation is now probably on Chios c. 400,19 so the practice can no longer be blamed, as sometimes in the past, on the corruption of morals caused by Roman rule or the conquests of Alexander. The phenomenon is confined to the east Greek world but not universal even there; it remains a puzzle why, say, Cos sold priesthoods but Rhodes did not. But this was at least one key class of text that was already present in CIG, even if the chronology and scope of the phenomenon could not then be clear. Another key class of document, this one present in CIG only in untypical form, is the calendar. The special value of a cult calendar is that it gives the full range of sacrifices offered by a given community, thus revealing the whole publicly worshipped pantheon. Admittedly calendars are still in very short supply: for no single polis do we have a complete calendar, but we do now have full calendars for some sub-polis groups and large fragments of polis calendars from Athens, Cos and Mykonos.20 All CIG had was a calendar of a private Attic society of probably the 1st or early 2nd century AD containing almost exclusively vegetarian offerings to a puzzling range of gods including Nephthys and Osiris: a text so isolated that it is still hard to put to use.21 If one tries today to form a picture of the pantheon and festival year of Athens, three texts apart from fragments of the calendar are particularly valuable. These are, from the 5th century, records relating to the Treasurers of the Other Gods, which give us names of about 35 cults important enough to have had monies handled by a public board; the 16 De Graecorum sacerdotiis, Prooemium indicis lectionum aestivarum a. MDCCCXXX, now in Gesammelte Kleine Schriften, IV, 1874, 331–339: the text became CIG II 2656 (Syll.3 1015, LSAM 73). 17 Cf. H. Herbrecht, De sacerdoti apud Graecos emptione, venditione, diss. Argentoratum, 1885. 18 For the latest additions see H. U. Wiemer – D. Kah, Die Phrygische Mutter im helle nistischen Priene, EA 44, 2011, 1–54 (now I.Priene [2014], no. 145); G. Maddoli, Vendita del sacerdozio della Madre degli Dei, SCO 61.2, 2015, 101–118 (Iasos). 19 SEG 56, 996. 20 Athens: S. Lambert, The Sacrificial Calendar of Athens, ABSA 97, 2002, 353–399. Cos: IG XII 4. 274–278. Mykonos: Syll.3 1024 (LSCG 96). 21 CIG I 523, subsequently IG II2 1367, LSCG 52.
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δερματικόν or skin-sale record, a text recording the proceeds from the sale of skins of animals sacrificed publicly in Athens in the late 330s, which offers a partial picture of the big public festivals of those years; and, from the late Hellenistic and Roman periods, the seats allocated to public priests in the front rows of the theatre of Dionysus.22 Of these texts Boeckh had just a 35 line section of the δερματικόν. Numbers 523–547 of the Attic section of CIG made up a sub-section entitled ‹classis X: ordo sacrorum, termini, defixiones magicae, supellex varia›,23 but it contained just 24 extremely miscellaneous items. Let us now turn from all these negatives, the opportunities not open to Boeckh’s generation, to those that subsequently emerged. It would be possible to trace the history of discoveries step by step through the 19th century, to mention such highlights as the publication of the first Isis aretalogy from Andros in 184224 and the great mystery inscription of Andania in 1859,25 and to pay tribute to the scholars who put them to use for religious history. A particular place in such a role of honour might go to Hermann Sauppe,26 Paul Foucart,27 Wilhelm Dittenberger,28 von Wilamo
22 Treasurers: IG I3 383 and 369. 55–97 (the latter now R. Osborne – P. J. Rhodes, Greek Historical Inscriptions 478–404 BC, 2017, 160). Dermatikon: IG II2 1496 (cf. R. Parker, Athenian Religion, 1996, 227 f.), just col. IV 65–101 of which appeared as CIG I 157. Theatre Seats: IG II2 5022–5164; M. Maass, Die Prohedrie des Dionysostheaters in Athen, 1972. 23 Inscriptions of religious import did of course occur under other sub-headings too. Thus the increase to 673 items in the text volume of Le Bas, Voyage archéologique (n. 11 above), pars I, Attica, section 1, Actes religieux, is due only in part to new discoveries made since CIG I of 1828. The Bodleian copy of this work is undated, but pars II, Peloponnese, is 1851. 24 By L. Ross, Inscriptiones Graecae ineditae, II, 1842 and immediately re-edited more fully by Welcker (n. 7) and studied by Sauppe (n. 26); for other early contributions see the lemma in IG XII 5. 739. 25 S. Koumanoudis published the stone three times in the Athenian journal Philopatris, as more of it was successively laid free (29/11/1858, 5/1/1859, 28/3/1859); it was immediately studied by Sauppe (n. 26) and re-edited after autopsy with commentary by Foucart (n. 27 below, no. 326a). 26 H. Sauppe, Ausgewählte Schriften, 1896, 178–193, ‹Hymnus in Isim› (originally a pamphlet published at Zürich in 1842: it treats the Andros aretalogy); 215–224, ‹De inscriptione panathenaica› (Index scholarum aestivarum Götting. 1858, on what is now IG II2 2311); 261– 306, ‹Die Mysterienschrift aus Andania› (Abhandlungen der königl. Ges. der Wiss. Gött. 7, 1859, 217–274). 27 P. Foucart, commentary (1876?) on part 2 (Megara and Peloponnese), in Le Bas, Voyage archéologique (n. 11 above). For praise of Foucart’s work see L. Robert, Opera Minora Selecta, III, 1969, 1683. 28 W. Dittenberger, Sylloge Inscriptionum Graecarum, Res Sacrae, ed. 1, 1883, nos. 355– 432, ed. 2, 1898–1901, nos. 550–816. The huge expansion between the two editions itself tells a story: some of those added in ed. 2 could have been included in ed. 1, but the majority were new finds, e. g. the great majority of those classed under Collegia et sodalitates sacrorum causa institutae, c. 724–748.
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witz-Moellendorff29, von Prott and Ziehen.30 But it may be more interesting to attempt a thematic approach and pick out the areas of enquiry that did not exist at all prior to epigraphic discoveries, or were enormously expanded by them. Regional Religion Hans-Joachim Gehrke invented the concept of the Greek third world, the world beyond Athens and Sparta:31 in religious terms that concept has to be adjusted to become the Greek second world, because from literary sources we get only glimpses of the religious life of any Greek city other than Athens. So, for instance, in a book written before the flood of inscriptions had begun, Karl Friedrich Hermann’s Lehrbuch der gottesdienstlichen Alterthümer der Griechen of 1846, 119 pages are given to cult, of which 14 go to the great panhellenic festivals, 57 to Attica, and just 42 to the rest of the Greek world. As readers of Chiron are well aware, almost everything, perhaps literally everything, that we know about the gods of Hellenistic and Roman Lycia comes from inscriptions, and the same is largely true of the whole of Anatolia. Since inscriptions are abundant in most of Anatolia, we are quite well informed about cults, and that is also the situation in, for example, Boeotia, Thessaly, Cos, Rhodes, and above all Delos. Where inscriptions are scarce, as in Corinth, there is still very little to be said. A religious history based entirely on inscriptions tends unfortunately to be thin and external, a listing of gods and titles, but there are many exceptions: a text from Cos reveals the elaborate ritualised procedure by which a sacrificial animal for Zeus Polieus was selected – it seems the victim assented to its own sacrifice by bowing its head to Hestia;32 the sheer organisational complexity of major festivals is made vivid by the Andania mystery regulations,33 or those for the Demostheneia at Oenoanda published by Michael Wörrle;34 above all, the so-called Beichtinschriften of Maeonia and western Phrygia reveal to us a world of religious terror that we would never have suspected without them. It is hard to read without horror these
29 Isyllos
von Epidauros (n. 13), and passim. n. 12 above. 31 H. J. Gehrke, Jenseits von Athen und Sparta: Das dritte Griechenland und seine Staatenwelt, 1986. For references to some regional studies of cult see R. Parker, On Greek Religion, 2011, 226 n. 6, to which add A. Schachter, Cults of Boeotia, 4 vols., 1981–1994, and now S. Paul, Cultes et sanctuaires de l’ île de Cos, 2013, and M. Mili, Religion and Society in Ancient Thessaly, 2015. 32 IG XII 4, 1. 278. 20: θύεται δέ, αἰ μέ κα ὑποκύψει τᾶι Ἱστίαι, as interpreted by W. Burkert, Homo Necans. The Anthropology of Ancient Greek Sacrificial Ritual and Myth, 1983, 138 n. 10. 33 Cf. N. Deshours, Les Mystères d’ Andania, 2006; L. Gawlinski, The Sacred Law of Andania: a new text with commentary, 2012. 34 M. Wörrle, Stadt und Fest im kaiserzeitlichen Kleinasien: Studien zu einer agonistischen Stiftung aus Oinoanda, 1988. 30 See
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texts which display the belief that a minor ritual offence such as entering a sanctuary in a state of impurity might lead to the death of the offender or the offender’s child.35 Sub-groups within the Polis It has always been clear in a general way that religious life percolated down through all the complex levels of organisation that made up Greek society. But without inscriptions little that was specific could be said, and probably nobody guessed the scale of activities that went on at these levels.36 We now know that the calendar of an Attic deme could list offerings to about 40 different recipients, that of a genos to more than 20; whole complicated sub-group pantheons are now on display, and the sheer abundance of local heroes listed in these documents is a revelation.37 Much of this evidence is Attic, but from Delphi we have the regulations of the Labyadai and from Chios of the Klytidai (both incidentally late 19th century finds).38 Doubt remains about the exact nature of both groups – phratry, genos, oikos, tribe? – but the continuing vitality of these sub-polis entities in the late 5th and 4th centuries is unmistakable: at Iulis on the island of Keos behaviour at funerals is regulated by a law of the city (we know that of course from an inscription), but at Delphi the phratry, if that is what it was, of the Labyadai had its own funerary regulations.39 The inscriptions provide the essential reminder of the elaborate intervowen tapestry of Greek religious life. Alongside these hereditary societies there is also the world of voluntary associations, a sub-division of my second area. This again is a world the existence of which is known in a general way from a certain number of literary references: a law of Solon supposedly established their right to exist, and Lysias speaks of the Athenian hellfire club, the κακοδαιμονισταί,40 but such societies would be a mere footnote in our accounts of Greek religion without the veritable torrent of inscriptions that has revealed 35 The
many addenda to G. Petzl’s fundamental Die Beichtinschriften Westkleinasiens, 1994, are trackable through the ‹selected topics› indices to SEG s. v. Confession Inscription. 36 Orgeonic groups, demes and voluntary associations occupy just a page and a half in Hermann’s Lehrbuch (n. 8 above), 28 f. In G. F. Schoemann, Griechische Alterthümer, II. Die internationalen Verhältnisse und das Religionswesen, 21863, almost a hundred pages given to Staatsculte und Feste (418–515: demes occupy the last two pages) are followed by just eight for Cultgenossenschaften (516–520) and Cult der Phratrien und Geschlechter (521–524). These last two sections predictably undergo much revision in the ed. 4 by J. H. Lipsius, 1902. On the growth in evidence in this area between the first two editions of Dittenberger’s Sylloge see n. 28. 37 Deme: Erchia, LSCG 18. Genos: the Salaminioi, LSS 19 (P. J. Rhodes – R. Osborne, Greek Historical Inscriptions 404–323 BC, 2003, no. 37), lines 84–93. Heroes: E. Kearns, The Heroes of Attica, 1989. 38 Rhodes – Osborne, Greek Historical Inscriptions (n. 37), 1 and 87. 39 Rhodes – Osborne, Greek Historical Inscriptions (n. 37), 1, C 19–20, hόδ’ὁ τεθμὸς πὲρ τῶν ἐντοφήιων. Iulis: IG XII 5, 593 (LSCG 97). 40 Solon fr. 76a Ruschenbusch ap. Dig. 47. 22. 4; Lys. fr. 53 Thalheim, 195 Carey.
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them to us in all their vitality and variety. Two regional volumes have been published containing 153 separate inscriptions issued by associations. These volumes are selective, not corpora, and the islands are still to come with potentially hundreds of examples from Rhodes; Anne-Françoise Jaccottet’s corpus of inscriptions relating to Dionysiac societies contains precisely 200 numbers.41 These societies are extremely diverse in their aims, formality, stability, membership, and degree of religious seriousness – Aristotle describes them as existing for sacrifices (Eth. Nic. 1160 A 19–20), but in the same breath speaks also of pleasure – but all are central to an aspect of Greek religion which is being much stressed at the moment: though you were born into some cult commitments, you could enter voluntarily on others. There was an à la carte as well as a set menu, the individual had scope for religious choice. Foreign Cults As it happens, we have good literary evidence for the arrival of foreign cults in Athens in the 5th century: Plato’s Republic begins with Socrates and friends attending the festival of Bendis in the Piraeus, Aristophanes in a comedy supposedly showed the foreign gods being put on trial and expelled from the city (Cic. Leg. 2. 37), and the disreputable things that happened at the Adonia continue to appear here and there in comedy.42 But the 842 pages of Laurent Bricault’s collection of inscriptions relating to Egyptian cults,43 of which just 34 concern Attica, are a reminder that this was a panhellenic phenomenon. Without the inscriptions, virtually the only evidence we would have for the wide diffusion of Egyptian and Syrian cults in the Hellenistic period would be theophoric names such as Isidoros or Serapias formed from the names of Egyptian gods. The context where religious multiculturalism can be observed to a supreme degree in the Greek world is the Delos of the 2nd century BC, a place where Greeks, Romans, Italians, Syrians, Phoenicians, Egyptians and even a few Arabians worshipped their own gods and to a considerable extent one another’s. The chief shrine of the Egyptian gods, Sarapieion C, contained so many dedications to gods other than the main Egyptian gods that Pierre Roussel famously described it as ‹un véritable pandémonium›.44 We learn from literary sources about the political circumstances that created this unique cultural mix, but every single detail of this teeming religious life comes from inscriptions. I mentioned earlier the long new inscription that has revealed that festivals named from the Semitic month names Elul
41 Greco-Roman Associations: Texts, Translations and Commentary, I, J. S. Kloppenborg – R. S. Ascough, Attica, Central Greece, Macedonia, Thrace, 2011; II, P. A. Harland, North Coast of the Black Sea, Asia Minor, 2014. A.-F. Jaccottet, Choisir Dionysos. Les associations dionysiaques ou la face cachée du Dionysisme, 2003. 42 Cf. Parker, Athenian Religion (n. 22), 152–198. 43 L. Bricault, Recueil des inscriptions concernant les cultes isiaques, 3 vols., 2005. 44 P. Roussel, Délos, Colonie Athénienne, 1916, 251.
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and Nisan were celebrated in Hellenistic Thessaly:45 it would be hard to think of any other inscription that has brought quite such surprising news. Individual Choice There was always scope within Greek religion for individual choice. One aspect of this is what Burkert calls ‹votive religion›.46 It is most impressively embodied in the great series of dedications of ἀπαρχαί, first fruits, and δεκάται, tithes, by individuals of all social classes from the Athenian acropolis. Most of these were products of the excavations of the 1880s, so not available to Boeckh’s generation. The 1870s and 1880s were in fact a uniquely productive period in illuminating many aspects of private religion. The first lead tablets recording questions put to the oracle at Dodona were published in 1878,47 showing ordinary people putting everyday concerns to the god: ‹Agis asks Zeus about the blankets and pillows. Did someone from outside steal them?›; ‹Lysanias asks Zeus Naios and Diona whether the child Annylla is pregnant with is his›; ‹Kleoutas asks Zeus and Diona if it is beneficial and profitable for him to keep sheep›.48 In 1883 came the first instalment of the famous cures, ἰάματα, inscription from Epidaurus,49 with its startling opening ‹Kleo was pregnant for five years›, but then with the aid of Asclepius gave birth to a son who ran straight to the temple fountain and washed himself. Many comparable marvels followed: it was revealed at a stroke that so called temple medicine was not medicine at all in any normal sense, but a matter above all of faith. There are no incurable diseases, the temple record proclaimed, Asclepius can cure any ill if you only put your trust in him. The same excavation brought to light one of the most remarkable documents of personal devotion from the classical period, the paean and other poems dedicated to the god by Isyllos of Epidauros.50 Oracles and healing were for everybody: between these two had come, in 1879 and 1880, a more esoteric discovery, the first of the so-called Orphic gold leaves to be recognised for what it was, a Totenpass. One had in fact been published in 1836 but was mistaken for an oracular response. Domenico Comparetti in 1880 discussed the gold leaves just discovered in Thurii and corrected that mistake; he pronounced the
45 J. C. Decourt – A. Tziaphalias, Un règlement religieux de la région de Larissa: cultes grecs et ‹orientaux›, Kernos 28, 2015, 13–51. 46 W. Burkert, Ancient Mystery Cults, 1987, 12–17; cf. I. Patera, Offrir en Grèce ancienne, 2012; T. Jim, Sharing with the Gods: Aparchai and Dekatai in ancient Greece, 2014. 47 By K. Karapanos, Dodone et ses ruines. 48 E. Lhôte, Les lamelles oraculaires de Dodone, 2006, nos. 121, 49, 80. 49 The editiones principes were by P. Kavvadias, Eph. Arch. 1883, 197–228, 1885, 1–30, and 1918, 158–171; most of the texts are now easily accessible as Rhodes – Osborne, Greek Historical Inscriptions (n. 37), no. 102. 50 Immediately edited by Wilamowitz-Moellendorff, n. 13 above.
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word Orphic which, rightly or wrongly, has attached to the gold leaves ever since.51 So a single decade put the study of the private religion of classical Greece on a wholly new basis. As for curse tablets, one or two had long been known, and there were already two Attic examples in CIG, but the total grew continually in the 19th century, and the major corpora came in 1897 for Attica and 1904 for the rest of the ancient world.52 There are, obviously, many reasons why Eric Robertson Dodds’ classic book The Greeks and the Irrational could not have been written in, let us say, 1880, but one very obvious one is that much of the evidence he used to such powerful effect had not then been discovered. Ritual A complicated issue that cannot be addressed in detail here is that of the role of inscriptions in religious practice.53 Anyone entering a major sanctuary from roughly the 5th century onwards was confronted by much potential reading matter, but the purpose of those texts was not in the main to tell the visitor how to perform the rituals. The majority of so-called sacred laws concern disciplinary matters – things you may not do in a sanctuary – or the duties and perks of priests. The presumption is that traditional rituals will be performed traditionally, in accord with oral memory. Where detail is given about a ritual, a special explanation is needed: the ritual in question is new, or has been modified, or contains a detail where error is particularly likely and must be warned against. A few hymns are known from inscriptions in sanctuaries, but it has been plausibly argued that even in these rare cases the inscription was not intended to be useful, a text to be followed in future: it was put up as an honour to its author or as a commemoration of particular performance.54 Mythological narratives are almost unknown. So Greeks did not learn the broad outlines of their religion or its rituals from inscriptions. All the same, special cases where precision was needed about a ritual do occur, and here epigraphy sheds precious light on ritual detail. A five word text from Cyrene, ‹Sanctuary of Hekate. Incense is not brought›,55 is a paradigm case of a rule guarding against an easy mistake: most Olympian gods welcome incense but Hekate does not, presumably because she is a power of the underworld; so the rule, though not of course the explanation, has to be spelt out. However obscure and trivial 51 D. Comparetti, Notizie degli Scavi 1880, 152–162, on what are now Orphicorum Fragmenta F 32 c-e Kern, F 488–490 Bernabé. 52 R. Wuensch, Inscriptiones Atticae III (IG III), Appendix, Defixionum Tabellae, 1897; A. Audollent, Defixionum Tabellae, 1904. 53 Cf. R. Parker, Epigraphy and Greek Religion, in J. K. Davies – J. J. Wilkes (ed.), Epigraphy and the Historical Sciences, 2012, 17–30. 54 M. Alonge, ‹Greek Hymns from Performance to Stone›, in A. P. M. H. Lardinois – J. H. Blok – M. G. M. van der Poel (ed.), Sacred words: orality, literacy, and religion, 2011, 217–234. 55 LSS 133, Cyrene, 3rd c. BC?: ‘Ιαρὸν ‘Εκάτ[ας]. οὐ ποτιφέ[ρεται] λιβανω[τός].
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such a rule may seem to us, this was a religion of ritual precision: the inscriptions remind us that these details mattered. Similarly, the calendar of the Attic deme of Erchia specifies that a sacrifice to Zeus Meilichios should be ‹wineless as far as the entrails›.56 We knew that some offerings were accompanied by wine, some not; we also knew that distribution of the entrails among privileged participants was an important moment in sacrifice. But the discovery that a sacrifice could switch from wineless to vinous in mid-course at the entrail stage was an unexpected revelation of the nuances that could be involved. Almost every new sacrificial calendar brings a new specification of some kind; we keep learning from them, even if often it is a Socratic learning of how little we know. An area where ‹how to› instructions for ritual were sometimes put out in the open on stone was that concerning purity and purifications. This is the theme of what are now two among the classics texts for the student of Greek religion, a long set of purity regulations from Cyrene published in 1927, and a lead tablet from Selinus that burst sensationally on the world in 1993.57 These texts are unusual in that, inter alia, they provide guidance on how to perform rituals of purification: if you are suffering from some kind of polluting demon, they will teach you how to purify it away. This is just the kind of detailed guidance that sacred laws typically fail to provide; a special need to make specialised ritual knowledge public seems to have been felt in such cases.58 We now have almost twenty inscriptions bearing in different ways on issues of purity, no single one of which appears in Boeckh’s corpus. Literary texts speak in general terms of the need for purity, but all the precision and casuistry on this subject emerged later from stones. The most recent such text was published in 2017, from the sanctuary of an unnamed goddess at Thyateira in Lydia, and sheds new light on how pollution was conceived.59 It begins ‹avoidance is practised›, i. e. one may not enter the temple, ‹after the death of a relative, from the day on which one buries him, or though not present hears of the death, for nine days›. So pollution is not necessarily caused by physical contact at all; one may not enter a temple for a fixed period after the death of a relative, even if one merely hears of it when many miles away. We also learn that a hetaira may only enter the sanctuary after purifying herself by sacrifice of a piglet in the presence of the neopoioi currently in office – a thoroughly unpleasant sidelight on the humiliations to which a sex worker in antiquity could be exposed.
56 LSCG
18 A 40–43, Erchia, 4th c. BC: Διὶ Μιλιχίωι, οἶς, νηφάλιος μέχρι σπλάγχ[ν]ων. Osborne, Greek Historical Inscriptions (n. 37), no. 97 (LSS 115); M. H. Jameson – D. R. Jordan – R. D. Kotansky, A Lex Sacra from Selinous, 1993. 58 Cf. Parker, Epigraphy and Greek Religion (n. 53), 26–28. 59 H. Malay – G. Petzl, New Religious Texts from Lydia, 2017, no. 1 (Thyateira, 2nd c. BC?): ἁγνεύεται ἀπὸ ὁμαίμου κήδους ἀφ’ἧς ἂν ἡμέρας θάψῃ ἢ μὴ συνπαρὼν αἴσθηται ἡμέρας ἐννέα. 57 Rhodes –
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Post-classical Greek Religion The great literary sources on which accounts of Greek religion above all depend are the early poets and mythographers, supplemented centuries later by Pausanias; the intervening gap is not adequately filled by the mannered works of the Hellenistic poets. Fortunately into that gap come flooding inscriptions in huge numbers and often in considerable detail: many festivals were newly created or re-organised, so we are often given quite a full picture of the general shape of a ceremony even if not the minutiae of the rituals.60 We also get a sense of the outreach of festivals: more than 50 texts were found in the agora of Magnesia on the Maeander containing replies to the Magnesians’ invitation to the whole Greek world to join in celebrating their new festival of Artemis Leukophryene.61 This famous dossier is a spectacular illustration of the religious politics of a minor city in this extended Greek world, the aspiration to have one’s own panhellenic festival. Another area worth picking out, amid very many possibilities, is that of ruler cult. Christian Habicht showed that cities established ruler cults not in a spirit of unfocused flattery but in gratitude for major benefits received, and it was largely through the precise historical contexts in which cults were set up, revealed by inscriptions, that he could build this truly transformatory argument. It was also through inscriptions that Elias Bikerman drew the crucial distinction between civic cults established by particular cities and dynastic cults promoted by rulers.62 Still more important is the way in which inscriptions have refuted most of the fables convenues about Hellenistic religion. Even a Hellenistic historian as great as Frank Walbank claimed, in a short introduction to the Hellenistic world, that traditional Greek religion had become in this period an empty form. It was left to another great Hellenistic historian, Peter M. Fraser, in an appreciative review to point out ‹the survival of belief in the traditional Greek deities among ordinary men and women throughout the Hellenistic world›.63 Walbank’s conception was formed by Polybius, Fraser’s by inscriptions. The other side of the old cliché about the decline of traditional religion in the Hellenistic period is its supposed replacement by foreign cults and ruler cults and the cult of Tyche. I have stressed the role of inscriptions in showing the spread of foreign cults and the historical contexts in which ruler cults were established, but they also reveal that these newcomers at best supplemented traditional 60 A. Chaniotis, Sich selbst feiern? Städtische Feste des Hellenismus im Spannungsfeld von
Religion und Politik, in M. Wörrle – P. Zanker (ed.), Stadtbild und Bürgerbild im Hellenismus, 1995, 147–172. 61 Magnesia: O. Kern, Die Inschriften von Magnesia am Maeander, 1900, 16–87; K. Rigsby, Asylia, 1996, nos. 66–131. 62 C. Habicht, Gottmenschentum und griechische Städte, 21970; E. Bikerman, Institutions des Seleucides, 1938, 236–257. For a third category, that of civic cults as a reaction to the dynastic cult, cf. I. Savalli-Lestrade, Studia Hellenistica 24, 2010, 133 f. 63 P. M. Fraser, History 67, 1982, 299, reviewing F. Walbank, The Hellenistic World, 1981: ‹A chapter on religious developments … largely ignores the survival of belief in the traditional Greek deities among ordinary men and women throughout the Hellenistic world.›
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cults, and even that only in certain cities, never remotely replaced them. As for Tyche, she is epigraphically almost invisible, an idea, not a figure of cult. A favourite text of mine is the cult calendar issued by the island of Mykonos when its two cities synoecised c. 200 BC: there is no trace there of ruler cults, foreign gods, Tyche, nothing that would not make perfect sense two centuries earlier. The Olympian gods were alive and well and living on Mykonos.64 This highlighting of six areas where inscriptions have been particularly important has, obviously, been very selective. But what does it all amount to? Has the understanding of Greek religion been completely transformed? In a sense, no: one will still tell a beginner to read Homer and Hesiod and the Homeric Hymns and to look at vases and sculptures, because most of the Greeks who made and read the inscriptions had done so too; along with what they learnt in the family, these were the sources from which they acquired their most basic conceptions of the divine world. I have stressed that almost every phenomenon illustrated by inscriptions is also known from literary sources: even the sale of priesthoods is mentioned, though once only and in very vague terms. But I have also stressed that many phenomena which without the inscriptions one could merely mention once, and pass on, can now be illustrated and discussed in detail; many whole books could not have been written without them.65 Much depends on the questions one chooses to ask. If one’s concern is traditional Götterlehre, or alternatively the religion of intellectuals and philosophers, the gains are much less, though even for Götterlehre not negligible, since new epithets and functions emerge all the time.66 But if one is interested in religion’s social embeddedness, its Sitz im Leben, it becomes reasonable to speak of transformation. The change here relates to a broader change in the study of religion. In the 19th century the study of religion was a quest for origins, the original impulse, the primal moment. This had the rather ridiculous consequence that all the evidence available, even the earliest in the poetry of Homer, was actually too late to show us what we wanted to discover. ‹Homer ist sehr jung›, said Welcker;67 the challenge became to try to get back through the evidence to an earlier stage. (One famous inscription was long thought to enable us to do that, the Hymn to Zeus discovered at Palaiokastro in 1904 and published to huge excitement in 1910; but the belief that this celebrated a Zeus as κοῦρος, a survivor from the second millennium, is very insecure.68) Almost nobody nowadays regards 64 LSCG
96, better read as Syll.3 1024. recent example is J. Mikalson, New Aspects of Religion in Ancient Athens. Honours, Authorities, Esthetics and Society, 2016. 66 Philosophy has gained more from papyrology than epigraphy, though I have not forgotten the inscription of Diogenes of Oenoanda. 67 See n. 8 above. This position is developed, with her characteristic eloquence, by J. Harrison, Prolegomena to the Study of Greek Religion, 1903, vii. 68 M. Alonge, The Palaikastro Hymn and the Modern Myth of the Cretan Zeus, in A. P. Matthaiou – I. Polinskaya (ed.), ΜΙΚΡΟΣ ΗΙΕΡΟΜΝΗΜΩΝ, Meletes eis mnemen Michael H. Jameson, 2008, 229–249. 65 A
Greek Religion 1828–2017: the Contribution of Epigraphy 15
that approach as either practicable or useful: our concern is with the religion of Greeks of the historic age, the Greeks we can actually observe. This is also of course what the inscriptions reveal. In a sense then a new theoretical orientation has given the inscriptions new importance, but there is also a sense in which the inscriptions have encouraged the change in orientation: one is encouraged to describe Greek religion as actually practised because the evidence allowing one to do so has increased so dramatically. It is also the case that recent theoretical developments have been heavily dependent on epigraphic evidence. The polis religion model is founded on all the many decrees which show the polis and its sub-units regulating matters of cult; the reaction against polis religion builds on the à la carte menu for Greek religion again revealed by inscriptions.69 But, at bottom, the study of Greek religion is not a matter of playing off theory against evidence, or epigraphy against literary texts (or archaeology); these polarisations are unhelpful. We need conceptual help, information, and stimulus to the imagination from every quarter in order to penetrate this unfamiliar world. New College Oxford – OX1 3BN UK
69 For
this debate see Parker, On Greek Religion (n. 31), 57–61, with references (the article by J. Kindt there cited is now ch. 1 of her Rethinking Greek Religion, 2012); since then e. g. many contributions to J. Rüpke (ed.), The Individual in the Religions of the Ancient Mediterranean, 2013 and E. Eidinow – J. Kindt, The Oxford Handbook of Ancient Greek Religion, 2016; T. Harrison, Beyond the Polis? New Approaches to Greek Religion, JHS 135, 2015, 165–180.
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Labeo’ s iniuria: violence and politics in the age of Augustus I. Introduction As is well known, over the course of the late Roman Republic politics became increasingly violent. While «political violence» remains a problematic category (and one to which I shall return), it is possible to isolate some key features which, at first glance, distinguish the late Republic from preceding periods: no fewer than eight popular or populist politicians (counting Caesar) were murdered in public over some nine decades;1 there were public altercations between competing gangs of armed men operating in the service of elite political actors;2 and not least there were proscriptions, both Sullan and Triumviral, and full scale civil war.3 Accordingly, when in 29 BC the Senate first shut the doors of the temple of Janus Quirinus, «which our ancestors wished to be closed only when there was peace throughout the entirety of the imperium of the Roman people, both on land and on sea,» surely large numbers took this boast at face value, and with relief.4 The subsequent century was accordingly celebrated for This article was composed in part during my time as a fellow of the American Council of Learned Societies and as a member of The Institute for Advanced Study in Princeton, NJ, with support from the Mellon Foundation Fellowship for Assistant Professors. Parts of this research were completed at Oxford University and other parts while in residence at the Kommission für Alte Geschichte und Epigraphik in Munich; Vanderbilt University in addition granted me course release and research funds that enabled its completion. I am grateful to all of the above institutions for their support. The text has been vastly improved by the careful attention of the editors of Chiron and the anonymous reviewers; in addition, Michael Peachin, James Whitman, Sara McDougall, Kimberly Welch, and Ted Lendon have all been extremely generous with their time and commentary. Earlier versions were presented at the Institute for Advanced Study, the University of California (Berkeley), the University of Texas (Austin), the University of Toronto, and the Harvard University Law School. 1 Ti. Sempronius Gracchus (133 BC), C. Sempronius Gracchus (122 BC), L. Appuleius Saturninus (100 BC), M. Livius Drusus (91 BC), P. Sulpicius Rufus (88 BC), P. Clodius Pulcher (52 BC), C. Julius Caesar (44 BC). I include L. Sergius Catalina (63 BC), who supported a cancellation of debts. One might also include C. Memmius and C. Servilius Glaucia (both 100 BC). I of course use the term advisedly. See Wiseman 2009, 10–16; Flower 2010, 80–96. Sigismund 2008 gathers the ancient evidence. 2 Vanderbroeck 1987. 3 Lintott 1999 remains the standard treatment of Republican violence. 4 RG 13; Tac. Ann. 1. 9.
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its absence of overt public disruption; art and literature flourished; and new forms of thought emerged.5 In the period that followed the civil wars, the city of Rome is said to have had fewer outbreaks of political violence. In a sense this is accurate: the transformation of politics, while certainly a work in progress throughout the reign of Augustus, does seem to have made obsolete certain forms of public struggle: for office, for the prerogative of legislating, or for control of public spaces. The ambitions of the elite were quashed, channeled, or allowed to rot on the vine to await replacement;6 Augustan legislation (on maiestas in particular) and a variety of criminal charges soon brought to heel whatever dissonant voices remained.7 Administrative control was exercised over popular groups.8 There was no longer the opportunity, much less the need, to do violence to one’s opponents in public, or to claim through force the right to legislate.9 As the princeps came to represent the populus, there was no need to court mass favor; political action, as Tacitus lamented,10 was reduced to competition for imperial favor. This would be won through flattery, not force. The ghost of Max Weber, though rarely evoked explicitly, looms large over contemporary analysis.11 With increasing success, Augustus and his successors claimed a monopoly over political power. Violence and political power are closely linked (even if the nature of that link is rarely explicated). Accordingly, the emperor and the new form of the Roman state are imagined to begin an extended process of monopolizing violent action and its legitimation.12 There were intermittent outbreaks of political un5 The
bibliography on this topic is of course vast, but see, for a recent treatment, Wallace-Hadrill 2008. To be certain, this was the end of a complex process, beginning in the late Republic: see Moatti 2015. 6 Syme 1989. 7 Rutledge 2001; Rivière 2002; Schilling 2010, 70–187. 8 Nippel 1995. 9 E. g., Tac. Ann. 6. 11. To be sure, there were some conspiracies against Augustus (Vell. Pat. 2. 91), but these did not revolve around using violence to obtain the rights to office. Cf. the verdict of Syme 1952 (1939), 371 f. on Egnatius Rufus. 10 E. g., Tac. Ann. 1. 2. 11 The most commonly cited formulation of the theory of the Gewaltmonopol can be found in Weber 1992 (1919), 6 f.; an alternative formulation is Weber 1925, 2: 613–616. On the prehistory of the concept, see Whitman 2002. 12 Riggsby 1999, 113. The analysis of Thomas 1984 is likewise Weberian (in a similar vein is Rivière 2006); while that of Vanderbroeck 1987 proceeds from that of C. Tilly, who wrote in a Weberian tradition. The question of the applicability of the Weberian model of a Gewaltmonopol to the high empire is similarly complicated: it is assumed by Burton 1998, 8; Fuhrmann 2011, 161; and Ando 2012a, 10 f.; but rejected by Hopkins 1985, 28 and (more cautiously) Brélaz 2007. Hopkins’s objection to applying Weberian categories, however, was oddly framed as an empirical one – that the Roman state did not achieve a modern Gewaltmonopol. This strikes me as a misunderstanding of Weber, as well as a failure to theorize violence. Recent literate on violence in Late Antiquity has provided a more sophisticated treatment of violence: see Drake 2006; Sizgorich 2009; Shaw 2011.
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rest, e. g., over the death of Germanicus in AD 19, when a crowd dragged representations of his supposed murderer, Piso, to the Gemonian stairs, in a mock execution.13 But in general public protest could be explained by ancient sources as crude outbreaks caused by panics, shortage, or local rivalry; in more sophisticated recent accounts, they are understood as ruptures in the symbolic, moral, and material order that bound the emperor (or his representatives) to his people.14 As the forms of political violence that characterized the late Republic abated, the princeps’s monopoly on violence and its legitimation came to be articulated symbolically and ideologically through two forms of ritualized violence in the city of Rome: the triumph, monopolized by the emperor and his family after AD 19; and later in the first century AD through the violence of the games – that is, through a more controlled and channeled mode of brutality, and one which quickly came to include public criminal punishments. Here spectacular violence was deliberately targeted, directed against particular malefactors, and staged to impress upon the consciousness of spectators the justice of the imperial order.15 In broad outlines, some parts of this narrative are persuasive. The early first century AD would not produce another Clodius or another Milo (or even another Dolabella), men who claimed the right to intervene in politics while being accompanied by hired gangs of violent specialists. What violent specialists remained were either repressed or coopted, and the private armies of earlier periods converted into a single, professionalized army.16 Similarly, there was certainly an important horizon in the practice of punishment in the middle of the first century AD. Capital punishments came to play a feature role in the games starting under Caligula.17 Emperors monopolized the right to hear the appeals of citizens, which in theory meant that citizens could only be executed in criminal cases with imperial approval.18 But the narrative of either the elimination or the progressive monopolization of (political) violence remains nonetheless problematic.19 Insofar as some concept of violence might be analytically useful, the problem remains that Romans of the political class themselves disagreed on – because they cared deeply about – what ought to be categorized as violence, and what its role in politics ought to be. Not only did they disagree – they fought bitterly, physically, and at times to the death over the label itself, over when it ought to be applied, and over what consequences ought to follow its application.20 They did not reify violence; they understood that it was not a thing 13 Tac.
Ann. 3. 14. 4; cf. Dio Cass. 58. 11. 5. 2002; on riots as a problem of imperial ideology, see Kelly 2007. 15 Coleman 1990; Gleason 1999; on the negotiations of this power, Wiedemann 1992. Certainly governors could also punish in the provinces. 16 Shaw 1984, 33–35; Kelly 2002. 17 Suet. Gai. 27. 18 For an overview, see Santalucia 1998, 219–221. 19 For a critique relating to the history of the Imperial-period triumph, see Beard 2007, 295–305. 20 Wiseman 2009, 177–210. 14 Erdkamp
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(or the abstract property of a thing) that could be monopolized, but rather that it was an ethical label that characterized particular behaviors – one whose applicability was inherently subject to political contest.21 While the application of the label «violence» to individual acts was contested, there was among the political class a broad agreement, in the late Republic, on what we might call the structuring metaphor, or if one likes, the paradigm or archetype, that allowed people to debate what acts might be categorized as violence, and to understand how that violence related to the polity.22 There was, in other words, a set of categories for understanding the relationship between politics and violence that allowed political actors in the late Republic to struggle with one another, to contest the labels applied to their behaviors, and to make sense of their political enemies. Broadly speaking, the category that structured these arguments throughout the late Republic was vis, a term which we may provisionally translate as «force». It is the thesis of this paper that the master category through which the relationship between politics and violence was understood shifted dramatically during the transition from Republic to Principate. Instead of vis, the master category came to be iniuria – not «force», but «degradation». Rather than a gradual monopolization of violence, there was instead a sharp rupture in the organizing categories or structuring metaphors through which people understood the relationship between violence and the state. When saying that vis and iniuria were, at different times, the dominant organizational metaphors through which people understood the relation between violence and political order, I should not be taken to mean that, at any given moment, these were exclusive categories, or that there were no competing categories – any alternative metaphors that allowed people to make sense of violence. There were: one could imagine acts of violence in the Republic as being primarily problems of degradation, and in some instances people did.23 What is more, when seeking a remedy for someone else’s violence, one might elect to frame violence as being, for one’s immediate purposes, primarily an issue of degradation, not an issue of force, or vice-versa. I wish to emphasize, however, two things. First, while both vis and iniuria are legal terms, they are also, if not primarily, organizing categories and structuring metaphors, ones that allowed legislation and jurisprudence to have urgency and immediacy within a particular context.24 The corollary of this claim is that what follows is neither an attempt to map the main categories of Republican or early Imperial criminal law (categories which anyway were nowhere near
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2013, 52. For a useful comparison, see Skoda 2013. the importance of such metaphors, cf. Lendon 2015. On political culture more generally, see Hölkeskamp 2010, 44–52. 23 E. g., Cic. Caec. 35; de Inv. 2. 60. 24 Methodologically, see Roller 2001, 213–285; Hölkeskamp 2010, esp. 51 on «cognitive concepts». 22 On
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as discrete as one might hope),25 nor an attempt to propose an essentialist definition of one term or another. It is rather an attempt to unpack, through the framework of cultural and institutional history, how Romans understood violence – how they cared or worried about it – and with what effects.26 This inevitably involves speculation, as well as attempts to generalize from difficult and fragmentary evidence. Deep cultural presumptions are perhaps the hardest thing to excavate from our evidence, since they tend to be taken for granted. Nonetheless, Roman politicians kept passing legislation, holding trials, and punishing people who threatened the political order. They did so to solve problems (even if the net result of their iterative actions did no such thing);27 in so doing, they relied on understandings of the relationship between violence and politics. The goal of the first part of this paper is to flesh out, as best as possible, what those understandings were, and how they shifted with the new political regime. Second, while the existence of these underlying organizing metaphors matters (as does the fact that other metaphors competed with them), what is important, in what follows, is that certain metaphors, at certain times, proved especially durable. Their durability also translated into specific institutional responses: the creation of new modes of punishing and the punishment of new sorts of acts. When we map a shift in structuring metaphors, we do more than investigate what happened in the minds of Rome’s political class, or even in its rhetoric. We investigate instead how institutions were marshaled – or in some cases created – to deal with what people took to be a pressing problem. At the center of the shift that I trace is a jurist, Marcus Antistius Labeo. There is a tradition that Labeo was something of a holdover from a previous generation: Tacitus praised him for his incorrupta libertas; other texts suggest that, at the very least, he enjoyed vexing Augustus.28 On this basis modern scholars have held him to be a «conservative», one of the last Republicans, and a bitter enemy of the new system of politics.29 This is something of an overstatement. Labeo’s father, Pacuvius Labeo, certainly had strong political convictions: he participated in one of the last great Republican acts of vis – the murder of Caesar in 44 BC – and he later died, by suicide,
25 Thus, e. g., creating an incendium was prohibited both in the Julian lex de vi, and in the lex Cornelia de sicariis et veneficiis. Whether it was in earlier leges de vi is ultimately hard to know, but likely. Dig. 48. 6. 5, 48. 8. 1. 1 (both from Marc. Inst.). 26 See further Ando 2015, who develops insights from Lakoff – Johnson 1980. 27 Gruen 1974, 259. 28 Tac. Ann. 3. 75; Dio Cass. 54. 15. 7 (cf. Suet. Aug. 54, who tells the same story to show Augustus’ tolerance). Cf. Aul. Gell. NA 13. 12. 29 Syme 1989, 80 n. 117; Honoré 1962, 37; Wieacker 1969, 345 f.; Bretone 1984, 129– 146; Moatti 2015, 157, 162 f. Bauman 1989, 27–55 summarizes earlier bibliography, and hews to more of a middle path. As to the question of whether Labeo was «pro» or «anti» Augustan, the methodological cautions of Barchiesi 1997, 83 f. are salutary. In general, in what follows I have restricted myself to citing secondary literature from the second half of the twentieth century onwards.
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on the battlefield at Philippi in 42.30 But whether Labeo inherited these convictions is a harder question. What is certain is that he lived through the period of civil wars, and long enough into the new Augustan regime to reach the rank of praetor and to be considered for the consulship of AD 5 (which he either declined, according to one tradition, or for which he was passed over, according to another).31 He was remembered by jurists for his legal innovations, and by other educated men for his historical investigations into the Latin language.32 Equally interesting is that Labeo came to take especial interest in the law pertaining to iniuria.33 Labeo, I will argue, became invested in iniuria because the nexus of ideas inherent in iniuria – about the body, integrity, violence, and political community – was a live political issue in his day. This shift was inspired not only because the shape of politics had changed generally, but more specifically because political authority was increasingly linked to the physical integrity of the emperor and his family. Accompanying and inflecting this shift was a wholly new understanding of maiestas, which was quietly being reorganized along the rules concerning iniuria. In other words, turning his attention to this largely undeveloped body of private law gave Labeo space to think through issues of the nature and function of this new regime, and the place of violence within it. II. The Republican Tradition of Violence/vis as an organizing category When Roman politicians of the late Republic spoke about political violence, they spoke of a variety of acts that they punished under the heading of vis. Cicero most notably posed to his audiences a sharp contrast between what is just and lawful (ius) and what was violent and disruptive (vis) and argued that no functional state could sustain vis (even as he agreed to partake in the violence of his age).34 But vis was more than just a descriptor of illegitimate behaviors. It also underwent institutional elaboration. Legislation sought to keep up with the tally sheet of violent acts in the late first century BC.35 A series of measures were passed: a lex Lutatia, possibly of 78 BC; a lex Plautia, possibly of 70 BC; an ad hoc measure of Pompey designed to deal with Clodius’ killing; and one or two leges Iuliae de vi.36 The last of these complicates 30 The evidence is gathered in Kunkel 1967, 32–34, 115, on father and son respectively. On the political orientations of jurists of this period more generally, see Wieacker 1969; Bauman 1989. 31 Tac. Ann. 3. 75; Pomponius apud Dig. 1. 2. 2. 47. On the two passages, see Syme 1958, 2, 760 f., followed by Koestermann 1963, 565. Ateius Capito’s (suffect) consulship was in AD 5. 32 Pomponius apud Dig. 1. 2. 2. 47: plurima innovare instituit; Aul. Gell. NA 13. 10. 2. 33 Crook 1976, 137; Bretone 1984, 173–190. 34 Frier 1985, 118 f.; Lintott 1999, 54–69. On Cicero’s participation in Milo’s violence, see Kaster 2006, 14. 35 In general, Brunt 1966; Labruna 1971, 10–27. 36 We might include two other measures. First, a senatus consultum of 57 or 56 BC disbanding clubs, and declaring that those who failed to disband would be punished under the law on vis: Cic. QFr. 2. 3. 5. This was probably connected to an earlier attempt to punish collegia that
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the evidentiary record substantially: later jurists relied on the Augustan text for their explication, which means that the content of the earlier laws was effaced.37 Even allowing for the conservative and tralatician nature of Roman lawmaking, the content of the Republican laws remains a contested problem.38 Yet even without the details, some four or five distinct laws remains a substantial harvest of legislation devoted to a single topic over a relatively short period. A standing court (quaestio) on vis was also instituted, and seems to have been kept quite busy: some thirty trials concerning vis are attested, although obviously many are connected to the events of 63 BC.39 Still, there were acts of vis that were not prosecuted.40 In keeping with this legislative and judicial activity, this period also shows a great deal of creativity with respect to other reactions to violent and disruptive behavior, in particular, through experimentation with emergency powers (including the elusive «senatus consultum ultimum») and with the development of processes for stripping malefactors of their civic rights, in addition to passing other pieces of legislation that dealt with acts of public violence (the lex Cornelia de sicariis, for instance).41 In the aggregate, the available evidence speaks to a period of remarkable collective legal creativity and institutional innovation revolving around the optimal means of collective response to political violence. Even allowing for problems in reconstructing the content of vis legislation, some important contours of it can be discerned. These laws were concerned with violence that directed against the commonwealth (contra rem publicam).42 That is to say, «violence» per se was not a problem; what legislators tried to delimit, and what a jury would have to decide, was whether a particular man’s violence was the sort that would injure the state itself.43 This comes back to the question of the «structuring metaphors» that allowed people in the late Republic to recognize and discuss political violence: how, in other words, would Romans know vis when they saw it? Here we must rely primarily on Cicero, with all his attendant pitfalls. Nonetheless, his speeches (especially the Catilinarians, the Pro Sestio, and the Pro Milone) were attempts to locate blame and, in the case of the first Catilinarian oration, to underscore the importance of a looming threat. They provide at least two important insights into acted contra rem publicam: Asc. 7c, with Mommsen 1899, 662 n. 4. Second, the lex Licinia de sodalitatibus, which, echoing the earlier senatus consultum, punished illegal clubs with the same penalties as the law on vis. On these measures, see, with reference to earlier material, Mouritsen 2001, 149–151. 37 Cloud 1988; 1989. 38 See Cloud 1989 for one attempt to untangle this problem. 39 Alexander 1990, s. v. vis. 40 On legislation passed per vim, see Bleicken 1975, 460. 41 See Allély 2012; Golden 2013. The story of experimentation would continue well into the Principate: on the role of the Senate in punishing politically problematic individuals in the Augustan period, see Arcaria 2014; the senatus consultum de Pisone Patre might be taken as an end point of this process: Eck – Caballos – Fernández 1996, 289–298. 42 Riggsby 1999, 82 f. Cf. the imagery of vis as sickening the civitas in Cic. Sull. 76. 43 Cic. Mil. 8–9 is obviously tendentious, but nevertheless broadly correct. Cf. Mil. 16.
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the way that the Roman political class – or at the very least, an especially persuasive member of the Roman political class – understood the structural threats that violence posed. Cicero’s understandings of vis are, in their broad outlines, essentially consistent internally, and coherent with what we might reconstruct of Republican vis legislation. They thus speak to the institutional responses to vis, not least among those the sorts of «tests» or threshold conditions that a Roman jury or deliberative body would have imagined applied to a particular case. To begin with, at least on Cicero’s account, vis was in the main disorderly and collective. It was conducted by groups of men, their slave familiae, clients, and supporters, who might range from members of the various collegia to groups of veterans bearing personal loyalty to a particular leader. A complicated cast of characters, according to Cicero, was assembled in Etruria to support Catiline; a similarly unruly group followed Clodius along the Via Appia.44 As opposed to mere assault, vis was a particularly disturbing category because, while its ringleader might be easily discerned, his fellow participants (or passive sympathizers) were often linked to him in ways that were hard to disentangle. At the legal level this might create theoretical or procedural problems of agency, causation, and responsibility. At the level of politics this ambiguity might also create situations in which malefactors or sympathizers could exploit violent confusion to escape responsibility. In the trial of Publius Sestius, for instance, Cicero exploits precisely these ambiguities to protect his client: on the 23rd of January, 57 BC, who was actually committing an act of vis – the defendant, Sestius (and his supporter, Milo), or the prosecutors (and their supporter, Clodius)? Cicero attempted to place the blame on the prosecution, but it is clear that the accusation could have applied to both parties.45 Similarly, in the midst of the upheaval of the early phases of the Catilinarian conspiracy Cicero would broadcast his desire that «what each and every one of you thinks about the res publica should be branded upon your forehead» – a sort of panoptic fantasy that speaks to the ways that violent political disturbances might obscure, rather than clarify, political allegiances.46 Cicero was not opposed to political violence per se; indeed, he opens the Catilinarians by praising past acts of political violence. But in praising such violence he implies that it was done openly, purposefully, and directly.47 The conspirators’ violence, by contrast, was planned in secret and designed to sow panic and confusion. A fortiori, violence is acceptable in a polity when done
44 Cic. Cat. 2. 18–22, noting the all-important fourth category of supporters, an inscrutable grab-bag of deviants whose political allegiances cannot be explained according to materialist criteria; Cic. Mil. 28: magno et impedito et muliebri ac delicato ancillarum puerorumque comitatu, a socially disordered crowd following Clodius (cf. the description of social disorder in Rep. 1. 67; Cat. 2. 5). Note also Caesar’s penultimate words: ista quidem vis est, referring to the amateurish and disordered group of assassins in the Senate house (Iul. 82). 45 E. g., Cic. Sest. 86–92. 46 Cat. 1. 32: sit denique inscriptum in fronte unius cuiusque quid de re publica sentiat. 47 Cat. 1. 3–4.
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doggedly, publicly, and with clear leadership (though, Cicero’s account notwithstanding, the murders of the Gracchi and Saturninus were in reality chaotic and bloody).48 Secondly, vis disrupted the functioning of institutions of the res publica. One might disrupt these functions by physically violating a particular individual, such as a magistrate,49 but one might also disrupt them by illegitimately taking over public spaces (the forum, a temple), disrupting the passage of legislation, or even, under specific circumstances, besieging «private» spaces, such as an individual’s home (as was the case with Cicero’s home, which the Senate placed under a protective order).50 Thus, we see Sex. Cloelius punished under the heading of vis for moving Clodius’ murdered body into the city of Rome and exposing it on the rostra.51 Res publica, it should be added, had both an abstract sense («the state») and a strongly literal, material sense. Vis was force directed against the physical architecture of the state – its walls, buildings, and public spaces.52 Thus Cicero, in his accusation of Catiline in the Senate:53 qua re secedant improbi, secernant se a bonis, unum in locum congregentur, muro denique, quod saepe iam dixi, secernantur a nobis; desinant insidiari domi suae consuli, circumstare tribunal praetoris urbani, obsidere cum gladiis curiam, malleolus et faces ad inflammandam urbem com parare … «Therefore let these villains withdraw, let them separate themselves from the decent people, let them gather in a single place, and let the (city) wall, as I long said, divide them from us. Let them cease plotting against the consul in his house, cease surrounding the tribunal of the urban praetor, cease besieging the Senate house with their swords, cease preparing torches and firedarts to burn the city …»
This materialist tendency has a corollary: because the physical space, architecture, and even soil of the city of Rome were endowed with a unique role in Roman religion, an assault on these places was a distinct threat in a way that an analogous action outside of Rome would not be.54 It is therefore not a surprise that vis was a crime committed at Rome, or just nearby.55 The violence of aristocrats abroad might still be considered 48 App.
BC 1. 15–16, 32. L. Vettius (Dio Cass. 38. 9). 50 Lintott 1999, 109. Cf. Cic. Har. Resp. 15. Very little hinges on the argument over whether the Romans had a concept of private space; certainly they distinguished between public and private property. 51 Asc. Mil. 55–56c. Similarly we see officials driven off the rostra to enable the passage of legislation: App. BC 1. 30. 52 Bleicken 1975, 460 f.; Nippel 1995, 53–69; Riggsby 1999, 79–119. 53 Cic. Cat. 1. 32. Cf. Cat. 4. 2; Sest. 75 (seizing buildings followed by armed assaults), 78, 84–85; Cael. 78; Sull. 18–19; Sall. Cat. 27. 2. 54 On the importance of the physical architecture of the city in terms of both law and cognition, see Ando 2011. 55 The obvious objection to this is the case of M. Caelius Rufus (56 BC). But it is exceptional, for two reasons: the prosecution used the lex Plautia to take advantage of its abbreviated procedure, using this case to block Caelius’ attempt to prosecute another case; moreover, they seemed 49 E. g.,
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problematic, but it would be imagined as maiestas (harm to the superiority of the Roman people), repetundae (provincial mismanagement), or something else entirely. This link between violence, political order, and actual physical objects helps further illuminate another key area in which Romans of the late Republic thought systematically about vis, namely, in civil or private litigation.56 Roman praetors began, in the early 70s BC, to develop and later modify a series of interdicts about the violent dispossession of people from their possessions. These interdicts came to be adapted to cases where people found themselves being dispossessed by gangs.57 This is less a different usage of the term (i. e., a private law usage vs. a criminal/public law usage) than it is an extension of the same structuring metaphor into distinct contexts: just as criminal laws against vis sought to preserve political order by marking certain acts of violence as illegitimate because they drove wedges between the citizen and his city, so too in private law the mark of illegitimate action was to dispossess the citizen from his possessions – his land in particular. In fact, we might generalize from these examples to say that, at the level of symbols, vis was a category that focused on the relationship between people and their possessions – whether private or communal. Just as it was vis to forcibly dispossess someone from the land he possessed, so it was vis to exclude others from voting and to prevent access to public spaces – those things that were res communes.58 An assault on a magistrate follows a similar logic, namely, keeping a magistrate from accessing the rights inherent in his position. What made something vis, then, was not just an infringement of protected state interests (for such a formulation tends, in practice, to collapse into circularity),59 nor was it simply a process of labeling some actions (i. e., carrying a weapon) as in themselves violent or beyond the pale.60 What made something knowable as vis, and thereby problematic, was that it targeted the link, or the relationship, between people and their rights in places and things, the to be using the specific charges as something of a «test case», earning mockery in the process: Cic. Cael. 70–72. In the Principate, by contrast, vis could be an act committed by provincial governors: Tac. Ann. 4. 13. 56 Cascione 2013, 286–288. 57 Frier 1985, 51–57. 58 Cic. Off. 1. 53: multa enim sunt civibus inter se communia, forum, fana, porticus, viae, leges, iura, iudicia, suffragia, consuetudines praeterea et familiaritates multisque cum multis res ratio nesque contractae … There is obviously a slippage between res communes and res publicae; this is not particularly surprising. Cf. Cic. Rep. 3. 43, with Schofield 1995, 75 f. (though he takes the language to be metaphorical); Ando 2012b, 114–116. 59 Cicero tried precisely this strategy at Mil. 13 (quia nulla vis umquam est in libera civitate suscepta inter civis non contra rem publicam). Had Cicero managed to deliver the speech, there is reason to think this tactic would have failed. As Asconius pointed out (Mil. 30c), both men were well known for their violent tendencies (audacia pares). 60 Indeed in the Julian vis law a magistrate himself could commit vis by denying to a citizen the right to provocatio: Cloud 1988, 585. But the arguments of Cloud 1989, 433 f. that these provisions (a) date to the reign of Augustus and (b) pertain to provincial appellants strike me as forced.
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state included.61 It is no accident, then, that Cicero, who gave so much thought to vis in both private and criminal contexts, would also link the state to the preservation of private property.62 Vis was primarily concerned with disruptive potential of violence and its interference with one’s rights, rather than with harm to one’s dignity or standing.63 III. From Force to Degradation Yet even as Roman elites of the late Republic legislated against vis, held trials concerning acts of vis, and tried, as Cicero did, to use ideas of vis to animate concerns of political theory more generally, a new way of imagining the relationship between violence and political order was emerging: the language of honor (dignitas), and its opposite, degradation (iniuria). This may seem like a strange claim, given that Roman elites were deeply concerned with their personal honor (in the anthropological sense) and that a concern with honor remained relatively stable from Republic to Principate.64 But I intend the claim to be understood both in its broad sense (i. e., that Romans took honor seriously), and also in a more specific sense, namely, that they started to explicitly link offenses against a person’s honor to the stability of the city as a whole. Elite Romans took honor seriously. They developed, over the course of the Republic, a rich language of vituperation for impugning the character of their rivals. But they put relatively small amounts of thought or care into institutions and procedures that would protect and avenge it.65 Men who felt degraded could sue the person who offended them for iniuria, but such suits appear to have been most rare.66 Censors were similarly charged with protecting the integrity of public institutions by ensuring the decency of their members, and every so often they removed the morally unqualified from the rolls. Even here, however, the censors were concerned primarily with people 61 It is therefore unsurprising that the Greek translation of vis is βία, which in contemporary papyri refers exclusively to harm to property interests. Cf. LSJ, s. v., and Bryen 2013. 62 Cic. Off. 1. 20–21. 63 Though of course one can, as a result of vis, suffer personal harm (Off. 1. 41). 64 See Lendon 1997, who with good reason treats the evidence synchronically. MayerMaly 1961, 314. 65 Which is striking, in comparison to their interests in avenging death: Thomas 1984. On invective generally, see Arena 2007. 66 On suits for iniuria, see Alexander 1990, who lists only three: two reported by the ad Her. 2. 19, which came to opposite conclusions on the basis of an identical set of facts (that someone had been defamed onstage), and a third concerning a Sergius (Cic. de Dom. 13–14). Why Alexander concludes that Sergius had been convicted of iniuria is to me unclear. To this list we might add a provincial example: Cic. Verr. 2. 5. 108 records that a member of Verres’ entourage, Naevius Turpio, had been condemned for iniuria by the governor of Sicily. That Cicero could bring this up seems to attest to the rarity of such condemnations. On the question of degradation, I have very little faith in early accounts of the lex Sca(n)tinia, barring sexually degraded individuals from office. See Richlin 1993. On honorable challenges by stipulations, see Crook 1976; Peluso 2003.
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who degraded themselves, rather than those who had insulted or degraded others.67 Nevertheless, their power to deal even with this category of people was reduced in the first century BC.68 Prior to Augustus, moreover, degradation does not appear to be a concern of legislation. Even the lex Cornelia de iniuriis, insofar as its Republican content can be excavated, dealt more with acts that resembled force, rather than with degradation per se.69 Overall, then, there was little in the way of institutions that linked violence, degradation, and political stability more generally. This was in large measure because matters of honor were considered essentially personal, rather than political. Certainly, an honorable man might have a series of inimici, and strive to harm them whenever possible. This was considered normal, even (in some circumstances) a goad to personal excellence. If these hostile relationships ever threatened to impede one in carrying out his public offices, informal pressure was put on the hostile parties to desist.70 There was no need to craft any sort of institutional response to such hostility, for the insults traded between honorable men were essentially private matters, not something requiring legislation. Yet in this respect institutions of the late Republic had fallen out of step with their times. Degradation and dishonor, rather than disruption by force, were openly acknowledged as motivating political actors whose behavior, in turn, threatened the stability of the state.71 Thus, the language of dignitas and degradation features heavily in the (probably authentic) letter sent by Catiline to Q. Lutatius Catulus, in which he explains his actions after his flight from Rome. He complains that his actions were provoked by insults and abuse (iniuriis contumeliisque), because he was robbed of the honor (dignitas) due to him, and because he saw unworthy people being promoted to positions of honor.72 What is more, he contends, those at Rome (these non dignos homines) are conspiring to use vis against him. Sallust would pick up the theme: ventriloquizing C. Manlius, he would explain Manlius’ actions as arising in the need to «keep our bodies safe from insult».73 The complaint, again, is that the organs of government are actually in the wrong: in this case he claims that moneylenders and the praetors had conspired to violate the law, thus producing an iniuria. Such reasoning entails a further claim: iniuriae are a threat to political stability. When the organs of government produce iniuriae, or at least iniuriae to decent men, this can be taken as prima facie evidence that these institutions have failed to function properly.
67 McGinn
1998. On self-degradation generally, see Edwards 1993. On the way this shift registered in literature, Rohmann 2004. 68 Tatum 1990. 69 See infra, n. 98. 70 Epstein 1987, 18 f. 71 See esp. Meier 1966, 297–299. 72 Sal. Cat. 35. On the letter’s authenticity, see Syme 2002 (1964), 71 f. 73 Sal. Cat. 33: uti corpora nostra tuta ab iniuria forent.
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If such claims were of interest to Sallust, it was because they had quite recently been evoked in an analogous context. The civil wars began with Caesar declaring that he plans to avenge the iniuriae done to him by his opponents, iniuriae which included stripping the tribunes of their right of intercession. Notably, this was a personal affront to his dignitas and existimatio; it was not vis.74 As Robert Morstein-Marx has emphasized, this is not to be understood as a selfish claim, but rather as a claim that a faction has disrupted the normal mechanisms by which political honors were distributed, and through which the excellence of individuals was recognized. It was, following the logic of Catiline, a claim about the relationship between a personal affront and political stability more broadly.75 Caesar’s language is not only important for understanding the shift in structuring metaphors; it also teaches an important lesson about the perceived strength of Roman institutions for dealing with insults of such gravity. When speaking of the civil wars as a means of avenging iniuriae, Caesar follows a mode of reasoning that guided his thinking about war more generally. Caesar understood acts of aggression by lesser powers against Rome as iniuriae, to be responded to and punished with violence.76 The iniuriae of foreign nations were not fundamentally different from the iniuriae of fellow citizens, but they demanded different responses. In normal times, one ought not respond to a fellow citizen with murderous violence, but it was reasonable to respond violently to an insult by a foreign nation – not because there was any difference in the underlying offense, but because among citizens there was an agreed upon tribunal – an institutional framework – for settling such disagreements. By contrast, there was no such tribunal for adjudicating between foreign powers, at least not when Rome itself was a party to the dispute.77 To submit to the jurisdiction of others would have been considered an affront to Rome’s maiestas, its superiority.78 To wage war against one’s own citizens to avenge an insult, a fortiori, involved the claim that normal institutions within the city could not be trusted to function properly, or had already ceased to function properly – such a logic, it seems, was an effective tool for shifting
74 Caes. BC 1. 7: omnium temporum iniurias inimicorum in se commemorat … ipse honori et dignitati semper faverit adiutorque fuerit. And later: hortatur … ut eius existimationem dignita temque ab inimicis defendant. On civil war a mode of avenging injury, cf. Caes. BC 1. 9, 1. 22, 1. 32, etc.; App. BC 1. 77, cited with discussion in Lendon 2015, 24 f. 75 Morstein-Marx 2009 (responding to Raaflaub 1974). 76 Lendon 2015, 11–16. 77 In circumstances in which Rome was not a party, Romans imagined that the appropriate way to settle a matter between two nations was analogous to a civil suit at Rome – as is evidenced by the Tabula Contrebiensis. The Romans, of course, would serve as judges. 78 Cf. Cic. Verr. 2. 5. 149. As a comparandum, see the analysis of Whitman 2012, in the context of property claims; in the Roman context, Eckstein 2006, esp. 37–42 and Mattern 1990, 183–194, on Republic and Principate respectively.
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the blame.79 Quite obviously, the identical claim could be made by the opposite side as well.80 The period of Caesar’s sole rule would prove chaotic, but there is some hint that concerns with personal degradation remained a motivating factor. One might only consider the complex interactions between M. Antonius and P. Cornelius Dolabella: the violence between these two men that upset Rome in 47 took its origins not least of all in Antonius’ claim that Dolabella has committed stuprum with Antonius’ wife and cousin: indeed, he went so far as to denounce Dolabella before the senate to this effect.81 In Cicero’s polemical telling, this was an example of Antonius’ propensity to fling degrading insults: his declaration in the senate was no more than a contumelia against his uncle, and a filthy and impious (tam spurce, tam impie) charge against his wife. Still, Antonius and Dolabella soon came into open, armed conflict in the city. Even with a temporary truce in place, their mutual hatred soon boiled over, with Antonius blocking Dolabella’s consulship: this seems, if nothing else, a strong reason why Dolabella would have sided with the tyrannicides.82 The personal – in the sense of insult and dishonor – had become openly political. Notably in the cases of Catiline and Caesar, the institutional responses were identical: passage of the senatus consultum ultimum, the open-ended emergency decree evoked since the chaos of Caius Gracchus; in the case of other actors struggling for power and honor (such as Dolabella) it was the eventual declaration of hostis. Yet it is evident that, at least in the case of Caesar, this reaction failed to speak to the questions raised by claims of dignitas: When iniuria affects the stability of the city, and when the claim is made that degrading a (noble) man is tantamount to striking at the foundations of functional government, the only institutional response that makes sense is to generate some way of processing whose dignitas is worthy of protection, and in what way. Most obviously it is the dignitas of the ruling elite and the sovereign. But during the civil wars the location of sovereignty was not precisely evident. It would not be evident until Augustus began to craft institutional responses to the problem.83 As was typical of his reign, he adapted existing concepts in new and sometimes unusual ways, gradually deeming that an increasing amount territory surrounding him be protected from violent degradation. Once might mark the beginning of this process during the triumviral period, when he had a law passed that granted him sacrosanctitas (personal inviolability) in 36 BC.84 This grant of inviolability secured the link between his physical protection and the stability of the state, by marking him as the representative of 79 Cf.
Morstein-Marx 2009, 126. ad Fam. 4. 5. 2 (Servius Sulpicius, 45 BC). 81 Cic. Phil. 2. 99; Plut. Vit. Ant. 9. 82 On Dolabella’s career between 47–44, see Münzer 1901, 1304. 83 On developments in the structures of the courts, especially that of the Senate and the emperor’s tribunal, see Santalucia 1998, 233–241; Peachin 2015. 84 RG 10: et sacrosanctus in perpetum ut essem et, quoad viverem, tribunicia potestas mihi esset, per legem sanctum est. 80 Cic.
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the people as a whole. It might also be added that the application of this term – sacro sanctum – to persons, rather than to objects, was fundamentally an innovation of the late first century BC.85 But it was more than the person of Augustus that came to gain institutional protections. Some protections attempted to reach the population as a whole. The Julian laws on adultery might be taken here as symptomatic: by criminalizing both stuprum and adulterium (words that, to the embarrassment of later jurists, the law used interchangeably), Augustus took a first step towards creating an institutional response to another’s violation/degradation of one’s own dependents, and marking a violation of one’s private home as a problem of political order more generally. In the telling of Horace, these attempts at institutional reforms to manage degradation were productive of good government more generally: «Chaste houses are not polluted by acts of stuprum; tradition and legislation have conquered filthy sacrilege; women bearing children looking like (their fathers) are praised, and punishment (poena) comes right after wrongdoing (culpam).» Horace continues by linking this legislation, and its attendant effects on morality, to the person of the emperor, and to successful foreign policy more generally.86 Such a sentiment would be hard to find in earlier periods. But while the «moral revolution» that began in 18 BC notionally made the households of all citizens off limits from degradation, some bodies remained more protected than others. Augustus protected his family and reputation in particular by developing the criminal category of impietas, which prohibited printed insults directed against him and his family.87 And in the case of his daughter Julia, at least, illicit sexual behavior became associated with «the ominous name of harm to religion and violation of mai estas».88 The mention of maiestas here is important: as Tacitus reminds us, this was an old category in Republican law, but the scope of the offenses it covered now shifted dramatically. With the benefit of hindsight, he summarizes the changes of the early first century:89 (Tiberius) legem maiestatis reduxerat, cui nomen apud veteres idem, sed alia in iudicium venie bant, si quis proditione exercitum aut plebem seditionibus, denique male gesta re publica maie statem populi Romani minuisset: facta arguebantur, dicta inpune erant. primus Augustus cog nitionem de famosis libellis specie legis eius tractavit, commotus Cassii Severi libidine, qua viros feminasque inlustris procacibus scriptis diffamaverat …
85 A possible exception may be a usage of Cato, apud Festus p. 318: adfirmat M. Cato in ea, quam scripsit, aedilis plebis sacrosanctos esse. Whether this is a direct quote, however, is uncertain. On sacrosanctum, see Kübler 1920. 86 Hor. Carm. 4. 3. 21–28, cited with discussion in Edwards 1993, 58–62. 87 Bauman 1974. 88 Tac. Ann. 3. 24. See the discussion of Ando 2010, 209 f. 89 Tac. Ann. 1. 72.
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«Tiberius had brought back the law concerning maiestas, a law which had the identical name among the ancients, but covered other offenses – if someone, by betraying an army or by raising sedition among the plebs or by doing other crimes against the state had reduced the maiestas of the Roman people. Acts were alleged, but words were not punished. But Augustus was the first to bring a trial concerning libelli famosi under the provisions of this law, being provoked by the lust of Cassius Severus, which had defamed high-ranking men and their wives in his scurrilous texts …»
Accompanying these moves by which sexual advances towards members of the imperial house were folded into the category of maiestas, so too were insults directed at the emperor and indeed, at the governing class as a whole.90 Even potentially hostile treatment of imperial statues came to be imagined as a potential threat to the dignity of the state.91 The development of the law of maiestas was the final phase in Augustus’ institutional response to the chaos of the preceding period. Yet while the name of the offense dates to the Republican period, the content is radically distinct. One would be hard pressed to find a similar concern with degradation and family integrity in Republican-era laws on maiestas (much less in pre-existing laws on vis). The offense seems rather to be modeled on the praetorian understanding of iniuria. That is, the structuring metaphor had shifted: disturbance was no longer the main issue, but rather degradation, either by (attempted) physical violation of the princeps and his household, or through verbal defamation.92 By what precise mechanism this shift took place it is impossible to say; the best recent reconstruction posits a process of experimentation whereby the new «nature» of maiestas was gradually «discovered» through a series of exemplary cases.93 This is in fact what we might expect if we remember that we are dealing here with structuring metaphors and master categories for thinking about the relationship between violence and the state, and especially considering that institutional responses to these concerns will necessarily be out of step with contemporary beliefs and concerns – even if these are the beliefs and concerns of the unquestioned head of state. By AD 19, however, the institutional response seems finally to have caught up to the conceptual apparatus. We can see the total interpenetration of the two categories in one of the most important texts on maiestas in the Imperial period, the senatus consultum de Pisone Patre, recording the punishment of Gn. Calpurnius Piso, for acts of maiestas relating to the death of Germanicus:94
90 Bauman
1967, 1974; Mackie 1992; Peachin 2015. 2011, 213; Peachin 2015, on the second Cyrene edict (FIRA I 68). 92 This is readily apparent from the later texts: Dio Cass. 53. 25. 5, recording that Gallus’ insults constituted hybris; [Quint.] Decl. Min. 252. 5: pulsatus civis iniuriarum aget, si magistratus erit maiestatis obligabit. 93 Peachin 2015, 535. 94 Ll.151–158. Text from Eck – Caballos – Fernández 1996. 91 Mantovani
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Item equestris ordinis curam et industriam unice senatui probari, quod fideliter intellexsisset, quanta res et quam ad omnem salutem pietatemq(ue) pertinens ageretur, et quod frequentibus adclamationibus adfectum animi sui et dolorem de principis nostri filiq(ue) eius iniuris ac pro r(ei) p(ublicae) utilitate testatus sit … «Similarly the senate praises the care and attention of the ordo equester in particular, since they faithfully understood the nature of the situation and how it was connected to our common security and familial devotion, and since they declared through repeated acclamations their agitation and their pain about the iniuriae to our princeps and his son and did this for the benefit of the Roman state …»
In brief, in the late first century BC a link between a violent or degrading act and the system of political stability as a whole began to emerge.95 As the metaphor shifted, institutions followed, and by the turn of the millennium a host of actions that pre viously were held to be private matters or matters that might be dealt with through the categories of private law, came to be dealt with as a criminal issue, namely, maiestas; still, the underlying structure of the offense itself retained traces of its origin in private, praetorian offenses. This rapid shift in structuring metaphors – and the advent of supporting institutions – posed a series of challenges. How was one to navigate a world in which a seemingly subjective category like indignation was to guide politics? (An all too modern question, one fears.) Just as one can ask the question of how someone is capable of recognizing a violent act as vis, one can ask on what grounds a slight, an affront, or even an assault might be interpreted as a (potentially) politically problematic act (rather than something deserved, something part of the normal scope of acceptable forms of violence). Was there some set of principles that could be used to define this new territory, to guide thinking about it, and to preserve a place for other aristocrats to share in the polity, while also rendering sense of new forms of leadership? And how precisely was an aristocrat to behave in this sort of regime? It was with these questions in mind that Labeo turned to iniuria – a relatively undertheorized body of law, but one that provided him much-needed space to make sense of his political surroundings. IV. Bringing Order to Violence: Labeo’s Commentaries In spite of its political urgency, iniuria remained relatively undeveloped as a legal category in the Republic. This is not to say that the category itself lacked a history. Although there was a provision in the XII Tables prescribing a fine of 25 asses in the case that someone either «did an iniuria» to someone else or «treated another injuriously», it is unclear how this statutory penalty became the praetorian actio iniuriarum aestimatoria, or precisely when it did (or even if it did).96 Suffice to say, probably 95 Cf.
Meister 2012, 109–118, on the nexus between state and body. general, see Birks 1969; Manfredini 1971; Wittmann 1972; Hagemann 1998; Poláy 1986; Cursi 2002. 96 In
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sometime in the second century, the praetor included in his edict a provision dealing with iniuria, which priced iniuriae according to what the plaintiff demanded as recompense for his injuries. Other provisions probably followed. The difficulty lies in reconstructing which provisions might have been in the edict at the turn of the millennium. Here the evidence is extremely exiguous: a reference in Plautus that seems to turn on a case of a beating; a notice in the Rhetorica ad Herennium noting that two cases were brought against poets for slander or defamation (in one case leading to a conviction, in the other to an acquittal).97 There was, in addition, a piece of legislation, the lex Cornelia de iniuriis of 79 BC, prohibiting «beating, striking, or entering (another’s) house by force». Evidence for this lex Cornelia is scant and problematic, but what is striking is that it seems to overlap the category of vis, indicating that, at the very least, the content of iniuria in the early first century BC was far from clear even to legislators.98 Among the early jurists, iniuria did not provoke particular interest; jurists prior to Labeo discuss it only on the rarest of occasions.99 A legal theory – some way to make sense of this diversity of material – would continue to be lacking until Labeo wrote his commentaries On the Edict of the Urban Praetor, probably sometime in the early first century AD.100 Accessing Labeo’s thinking, however, is no straightforward task. Most of what remains of his original work is preserved indirectly, largely through the works of the second century jurists Paulus and Iavolenus, and through the third century jurist Ulpian. The material on iniuria is preserved almost completely by Ulpian, in his much lengthier commentary On the Praetorian Edict, composed in the early third century AD, and later preserved in Justinian’s Digest. What is more, only rarely do we have Labeo’s ipsissima verba; rather, we have summaries of his juristic responsa on particular issues.101 Normally, moreover, we have these responsa because later jurists found Labeo’s opinions and reasoning to be somehow erroneous or problematic (declaring that Labeo was wrong came, in later years, to produce its own genre of writing). Even with these rather substantial caveats, Labeo’s work on iniuria looms large in Ulpian’s discussion, which in turn structures the great bulk of Digest 47. 10, «On iniuriae and defamatory writings». While later jurists disagreed with him as to particulars, Labeo’s
97 On
defamation, see Manfredini 1979; Scott 2006. the problems posed by surviving evidence for this law, see Pugliese 1941, 117–128. Something similar can probably be said for the lex Cornelia de maiestate, which also covered actions that might be understood as vis. See Cloud 1963, 209, 216 f. 99 Labeo’s teacher, Trebatius Testa, mentioned it briefly, as did Labeo’s contemporary, Fabius Mela: Dig. 47. 10. 17. 2 (Ulpian, ad Edict. 57) = Lenel 1889, F 86 (Trebatius). 100 The dating of such works is notoriously problematic. The early years of the first century AD seems to me reasonable enough if we accept an academic floruit in his 50s. Nothing, however, will admit of precision. For attempts at crafting a biography, see supra, nn. 30 f. 101 Lenel 1889 prints all of the material from Labeo’s Commentary in italics, that is, as summaries of his positions, rather than their ipsissima verba. 98 On
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work determined the contours of the discussion.102 Taken as a whole, however, they evince a remarkable and sustained interest in the problem of violence, and as part of the deep background of this interest, evidence of extensive thinking about the relation of violence to the polity. IV.1 Defining Iniuria When Labeo turned to iniuria, he had relatively little to work with, other than the diverse chapters of the praetorian edict. At the time of his writing, some five different clauses in the edict allowed people to sue others for harm: there was the actio aesti matoria, which allowed someone to state what particular iniuria he had suffered and to propose a penalty for compensation; there was a prohibition on making a convi cium, as well as one on attacking another’s chastity, or pudicitia; another clause prohibited someone from doing anything which impugned another’s status (ne quid causa infamandi fiat); and finally two clauses dealt with iniuriae committed by slaves.103 Although we cannot with any certainty map the process by which these edicts emerged or the order in which they emerged, what does seem clear enough is that, by the end of the first century BC, they overlapped one another in places. The territory covered by the actio aestimatoria overlapped with the edict ne quid causa infamandi fiat; the relation between these and the edicts on protecting pudicitia and forbidding a convi cium was similarly unclear.104 There was thus the question of finding a legal theory that would satisfy the diverse edicts that dealt with iniuria. To establish some order between these categories, Labeo turned first of all to a Greek model. Iniuria, he explained, was nothing more than what the Greeks called hybris.105 The question is whether we should accept this as a mere translation, or as an important move in Labeo’s argument.106 The latter seems to me the more attractive option. Iniuria is a perfectly good Latin word, and one whose etymology is in no way confusing. Labeo parsed numerous such Latin words with legal application. Some, he derived etymologically («a soror [sister], is so called because she is, as it were, born seorsum [outside], and is separated from that family from which she 102 Crook
173.
103 Lenel
1976, 137, noting that 47. 10 has an especially theoretical bent; Bretone 1984,
1985 (1927), 397–403. There was a further edict allowing people in another’s p otestas (and who thus couldn’t sue on their own) to sue in cases where their father or guardian could not be found. This edict existed in the edictum perpetuum of the second century AD, but there is no evidence that Labeo commented on it. 104 Bretone 1984, 175. 105 Coll. 2. 5. 1 (Paul. lib. sing. de iniur.) = Lenel 1889, F 126: apud praetorem iniuriam ὕβριν dumtaxat significare. This cannot mean that law of iniuria follows the same principles as Greek law: Pugliese 1941, 39–58. 106 Babusiaux 2014b has argued (though not on the basis of this passage) that these citations to Greek terms are ultimately of little importance; this approach seems to be overly-narrow. I prefer the contextualized approach of Moatti 2015.
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was born, and transferred to another family»), others historically. His research into Latin was deep enough that three complete books of his posthumous works could be described as being primarily interested in «explaining and illustrating the Latin language» (ad enarrandam et illustrandam linguam Latinam).107 Linguistic research thus was a major component of his work on civil law, and the derivation of the word iniuria was important to other jurists.108 If he avoided it in this instance, then we might take this as a signal that Labeo was deliberately rejecting one particular tradition of thought to privilege another. He made a similar move when he sought to clarify the nature of contract, another topic that may have been politically sensitive.109 But if this translation harkens back to a Greek tradition, then what sort of tradition? Labeo was probably not attempting to recall the Athenian law on hybris. Even if he knew such a thing (from reading Alexandrian editions of Demosthenes’ speech Against Meidias), the links between the Roman law on iniuria and the Athenian law of hybris are too tenuous to demonstrate a connection.110 A better case might be made for a different Hellenistic antecedent: the provision on hybris given in the Alexandrian Dikaiomata papyrus, which states that «if any person commits an act of hybris against another not provided for in this code, the injured party shall himself assess the damage in bringing his suit, but he shall further state specifically in what manner he claims to have been outraged and the date on which he was outraged. And the offender if condemned shall pay twice the amount of the assessment fixed by the court.»111 There are certainly formal similarities between the Alexandrian law on hybris and the praetorian edict (especially the actio aestimatoria): both traditions conceive of hybris/ iniuria as a private law offense, and both use a mode of valuation based on the victim’s estimate of the damage done.112 Still, the similarities ought not to be pushed too far: there is no reason to assume Alexandrian influence on Roman law in this period (or earlier), much less that Labeo was interested in foreign legal systems. There seems a more fruitful option: as Mario Bretone has suggested, Labeo’s interest in developing classifications of iniuria strayed from the text of the praetorian 107 Aul. Gell. NA 13. 10, trans. Rolfe, LCL. Cf. Dig. 42. 2. 1. pr (Paul. ad Edict. 39) = Lenel 1889, F 374: furtum a furvo, id est nigro dictum Labeo ait … Other fragments of Labeo’s definitions are collected in Huschke – Seckel – Kübler 1909. 108 On etymological reasoning by jurists more generally, see Babusiaux 2014a. 109 E. g., Dig. 50. 16. 19 (Ulp. ad Edict. 11) = Lenel 1889, F 5: contractum autem ultro citroque obligatio, quod Graeci συνάλλαγμα vocant. On the relation of Labeo’s account of contract to the lex Iulia iudiciaria see Schiavone 2012, 322–333. 110 Pugliese 1941. Other jurists knew at least some speeches of Demosthenes: Dig. 1. 3. 2 (Mod. Inst. 1). 111 P.Hal. I = Sel.Pap. II 202. 210–213, trans. LCL with modifications: ὕβρεως. ἐάν τις καθυβρίσηι ἕτερος ἑτέρου τ[ῶ]ν ἀγράφων, ὁ τα . [ . . . . . . . ]μενος τιμησάμενος δικασάσθω, προσγρα[ψά]σθω δὲ ὀνομαστί, τ[ί ἂν φῆι] ὑβρισθ[ῆ]ναι καὶ τὸν χρόνον ἐν ὧι ὑβρίσθη. ὁ δ[ὲ] ὀφλὼν διπλοῦν ἀπ[οτεισάτω,] ὃ ἂν τὸ δικαστήριον τιμήσηι. 112 Hirata 2008. On the legal meaning of hybris in Ptolemaic law and the law of the province of Egypt more generally, see Rupprecht 1993; Mascellari 2016.
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edicts. Instead, he proposed a more general scheme for understanding iniuria, based on the claim that the actio aestimatoria was really an edictum generale.113 Under the broad heading of the «general» edict, iniuria could be subdivided into types. The passage, from Ulpian, deserves close scrutiny:114 Iniuriam autem fieri Labeo ait aut re aut verbis: re, quotiens manus inferuntur: verbis autem, quotiens manus non inferuntur, convicium fit: omnemque iniuriam aut in corpus inferri aut ad dignitatem aut ad infamiam pertinere: in corpus fit, cum quis pulsatur: ad dignitatem, cum comes matronae abducitur: ad infamiam, cum pudicitia adtemptatur. «Labeo says that iniuria is committed either physically or verbally: physically, when there is battery; verbally, when there is a convicium, but no battery. Every iniuria either is directed against the body, or pertains to one’s dignity or disgrace: it is directed at the body when someone is hit, it pertains to dignity, when a woman’s chaperone is removed, and to disgrace, when someone seeks to test (another’s) chastity.»
Labeo thus proposed a two-part typology of iniuria: the first part explains, through another two-part typology, how iniuria is done (either physically or verbally); the second explains, through a three-part typology, its aims (injury of the body, an assault on one’s dignity, and an attempt at disgracing another). These five areas, significantly, differ in part from the main provisions of the praetorian edict: the edictum generale, the prohibitions against convicium, attacking another’s chastity, and impugning another’s dignitas – impugning dignitas is, on this reading, not a broad provision, but rather a narrow provision related to tests of another’s chastity.115 This is in keeping with what Labeo had to say elsewhere:116 Ait praetor: «Ne quid infamandi causa fiat. Si quis adversus ea fecerit, prout quaeque res erit, animadvertam.» Hoc edictum supervacuum esse Labeo ait, quippe cum ex generali iniuriarum agere possumus. Sed videtur et ipsi Labeoni (et ita se habet) praetorem eandem causam secutum voluisse etiam specialiter de ea re loqui: ea enim, quae notabiliter fiunt, nisi specialiter notentur, videntur quasi neclecta. «The praetor says: ‹Let nothing be done to impugn another’s status. If anyone acts to the contrary, I will take notice of it on the merits of each case.› Labeo says that this edict is unnecessary, especially since we can sue according to the general edict. But even Labeo himself thought (and he thus holds) that the praetor had this in mind and wished to address it specifically: for there are actions that are blameworthy, but if they are not specifically addressed, they seem practically to be ignored.»
113 Bretone
1984, 179. 47. 10. 1. 1–2 (Ulp. ad Edict. 56) = Lenel 1889, F 127. 115 On the breadth of the edict ne quid, see Daube 1991 (1951). 116 Dig. 47. 10. 15. 25–26 (Ulp. ad Edict. 57) = Lenel 1889, F 134. 114 Dig.
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Ulpian records no other analysis of Labeo’s in this section of his commentary. This gives an important clue to the nature of Labeo’s project: it was overwhelmingly concerned with keeping the scope of the offense narrow. Even in giving his definition, he chose examples that restricted the nature of the offense: if the praetor generally prohibited someone from impugning another’s status, this was to be read in the narrow sense: the chapter dealing with infamia, he argued, ought to be read as pertaining primarily to pudicitia adtemptata. Attacks on someone’s dignitas (another category that might prove extremely capacious) were to be understood in a similar manner, as being problematic primarily in the realm of sexual honor, not honor in the most general sense. Rather than mapping the contours of the edict, Bretone suggests that Labeo based his definition on Aristotle, particularly Aristotle’s definitions of hybris in the Rheto ric.117 Anger (ὀργή), Aristotle explains, is caused by belittling (ὀλιγωρία), of which there are three types: contempt (καταφρόνησις), spite (ἐπηρεασμός), and hybris. Aristotle continues:118 αἴτιον δὲ τῆς ἡδονῆς τοῖς ὑβρίζουσιν, ὅτι οἴονται κακῶς δρῶντες αὐτοὶ ὑπερέχειν μᾶλλον (διὸ οἱ νέοι καὶ οἱ πλούσιοι ὑβρισταί· ὑπερέχειν γὰρ οἴονται ὑβρίζοντες)· ὕβρεως δὲ ἀτιμιία, ὁ δ’ ἀτιμάζων ὀλιγωρεῖ· τὸ γὰρ μηδενὸς ἄξιον οὐδεμίαν ἔχει τιμήν, οὔτε ἀγαθοῦ οὔτε κακοῦ … «The cause of pleasure to those who commit hybris is that they think they themselves become more superior by ill-treating others. That is why the young and the rich are given to hybris; for by committing hybris they think they are superior. Dishonor is a feature of hybris, and one who dishonors belittles; for what is worthless has no repute, neither for good nor evil …»
Bretone’s suggestion that Labeo’s translation echoes Aristotle, whose mode of classification Labeo also seems to have adopted, is attractive. First, it helps explain why Labeo’s definitions seem to fit imperfectly with the existing praetorian remedies, at least as they were interpreted by subsequent generations of jurists. Second, it goes some way towards solving the problem of how one judges iniuria – that is, according to the perceived indignation of the victim, or according to the intentions of the offender. If iniuria resembled Aritotelian hybris, then the answer was clear enough: it had to be inferred from the disposition of the offender, namely, the offender’s desire to commit a deliberate and degrading act. But perhaps more importantly, there is something of a kinship between Labeo’s concerns and Aristotle’s. Both were interested, to some degree, in the relation between violence, degradation, and the polity. For Aristotle (and in Greek ethical and political traditions more generally) hybris was linked to the behavior of the politically powerful. It was one of the main categories of action (along with contempt – καταφρόνησις) 117 Bretone 1984, 180–184, who also gives references to Aristotle’s works in Rome in the Republican period. Certainly later jurists based their judgments on Aristotle: cf. Dig. 46. 3. 36 (Julian, ad Urseium Ferocem 1, citing Hist. an. 9[7] 584b26–585a3 [LCL]). 118 Rhet. 1378b, trans. Kennedy with modifications.
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that caused political disorder.119 Hybris was not just a violent act, but a violent act that came from a person who occupied a position of power, who acted in such a way that he wished to degrade (and thereby disqualify) others who might attempt to share his position. In classical Athenian democratic ideology, all citizens were to refrain from so denigrating their fellows.120 In Hellenistic thought, these acts of degradation were similarly connected to imbalances in political power: thus those who are politically powerful will tend to commit acts of hybris; these acts of hybris, in turn, lead to civil wars, and eventually, degeneration to an animal-like state.121 In other words, this may not have been an innocent «borrowing» from a nearby tradition; it might instead have been a deliberate attempt to adapt Greek categories to a problem of contemporary interest. In other words, the terms of approach signaled that Labeo understood this category of private law as having a fundamental link to problems of public order and political stability. Introducing this particular strand of Greek political philosophy was something of a departure from the pre-existing Roman legal traditions on delict, which had largely conceptualized iniuria as a problem of private law. Linking iniuria to a long tradition of thinking about political power – and especially the political power of a single, despotic individual, provided new intellectual scaffolding for understanding the potential disruption of the act itself. IV.2 Iniuria and Language Not only did Labeo seek to define the nature of the act itself, he also sought to find its boundaries. In the law of the second and third centuries AD, many actions might fall under the broad heading of iniuria: one could sue for iniuria if one had been beaten up, to be sure, but one could also sue someone for iniuria for denying them the right to fish on the public seashore, for taking a man’s son into a dive bar (popina), or for wearing filthy clothes to another’s detriment.122 Yet these expanding definitions sat 119 E. g., Pol. 1302b, 1307a, 1311a, 1313a. On Aristotle’s account of hybris, see Fisher 1992, 7–35. 120 The locus classicus is Dem. Meid. 7. Fisher 1992, esp. 126–129. 121 E. g., Arist. Pol. 5. 10; Eckstein 1995, 245–247, on Polybius. Cf. Gray 2015, 248, discussing the inscription (reported by Schol. Aesch. 82) set up by the Thirty with a depiction of Oligarchia torching the Athenian Demos because of its hybris. The Thirty understood Demos as both a person and a tyrant. On Demos as a person, see Anderson 2009. 122 In general, Gai. Inst. 3. 220. On fishing, Dig. 47. 10. 13. 7 (Ulp. ad Edict. 57), discussing the opinion of Pomponius (F 148 Lenel); taverns, Dig. 47. 10. 26 (Paul. ad Edict. 19); filthy garments, Coll. 2. 6. 5 (Paul. de iniur.) with Daube 1991 (1951). The proper restoration of the Collatio passage remains controversial, but for reasons he may not have realized, Daube may have been correct: BGU II 611 = Ch.L.Ant. X 418, ii. 21–22 records a reform of Claudius that provides relief to those whose opponents iam sq[ua]lorem sumere barbam et capillum [su]mmit tere. Could this have been, as Daube thinks, an action for iniuria under the edict ne quid? Cf. Dig. 47. 10. 44 (Iav. Post. Lab. 9) = F 232 (Iavolenus) Lenel.
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more comfortably in the world of the high empire. By contrast, Labeo sought to keep the category relatively narrow. This urge to deal with a relatively restricted category is most evident in the way Labeo tackles the question of injurious language. The question of what one was allowed to say, and to whom, was of course a major issue in the age of Augustus. Republican culture allowed for a virtually unbridled range of invective; yet now the Roman literary classes found themselves in a new world.123 Increasingly throughout the reign of Augustus, language (here literary language) came to be deemed treasonous or damaging to the princeps, and thus to the state as a whole.124 Labeo similarly took interest in this problem. To be sure, he claimed, iniuria could be committed verbis. Still, he was also keen to point out that this was a relatively circumscribed category – it consisted not of all verbal insults, but of convicium:125 Ait praetor: «Qui adversus bonos mores convicium cui fecisse cuiusve opera factum esse dicetur, quo adversus bonos mores convicium fieret: in eum iudicium dabo.» Convicium iniuriam esse Labeo ait. Convicium autem dicitur vel a concitatione vel a conventu, hoc est a collatione vocum. Cum enim in unum complures voces conferuntur, convicium appellatur quasi convocium … «The praetor says: ‹If someone makes a convicium against another contrary to good morals, or if someone is said to have aided in producing a convicium against good morals, I will provide an action against him.› Labeo says that a convicium is iniuria. The word convicium is related to concitatio (mob) or conventus (gathering), that is, the joining of voices. When many voices join together against someone, it is called a convicium, as if from convocium (gathering of voices) …»
Here, Ulpian (in oratio recta) expands upon Labeo’s definition, but in so doing seems to capture something critical from the text he summarizes. Not all insults are actionable, just insults done against someone by a collectivity, banded together for the purpose of insulting. Here we would do well to remember Labeo’s comment on the turba, or mob: when the praetor declares that he will give an action against anyone who has caused damages by raising up a turba with bad intentions (dolo malo), Labeo qualifies this severely as well: a turba, he writes, is a type of violent commotion (ex genere tumultus) deriving from the Greek θορυβεῖν; not any group of actors can constitute a turba, but only a large, organized group (multitudinem hominum esse turba tionem et coetum); anything else is a mere rixa. In other words, Labeo’s thoughts on public disturbances and verbal iniuria move along the same lines: not all groups of people are problematic, only particular types of groups.126 In the case of speech, only 123 E. g.,
Macr. Sat. 2. 4. 21. Cf. Feeney 1992; Barchiesi 1997. Ov. Tr. 2. 207–212; 4. 4. 15. 125 Dig. 47. 10. 15. 2–4 (Ulp. ad Edict. 56) = Lenel 1889, F 132. 126 Dig. 47. 8. 4. 2–3 (Ulp. ad Edict. 56) = Lenel 1889, F 124. Prohibitions on creating turbae were equally a part of vis legislation: Dig. 48. 6. 3. pr. A similar attempt to be cautious about what counts as iniuria comes in a different form: Labeo says that one can use the edictum generale to sue if you have been hit in the head with a sword: «for … this is not understood as something that has a public aspect» (neque enim utique hoc, inquit, intenditur, quod publicam habet anim 124 E. g.,
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the speech of large, disorderly groups, intended to breach the peace, is punished as convicium.127 Similarly, Labeo argued that even insulting speech might be protected, if done in the appropriate forum:128 si quis de honoribus decernendis alicuius passus non sit decerni ut puta imaginem alicui vel quid aliud tale: an iniuriarum tenetur? et Labeo ait non teneri, quamvis hoc contumeliae causa faciet: etenim multum interest, inquit, contumeliae causa quid fiat an vero fieri quid in honorem alicuius quis non patitur. «If, in a matter of decreeing honors for someone, a person be unwilling that they should be decreed, for example, a statue or the like, can proceedings for insult be brought against him? Labeo says that he is not liable, even if he does this for the sake of insult; he says that there is a great distinction between whether doing a thing for the sake of insult and whether a person will not tolerate the honoring of another.»
This «great distinction» was of course important for preserving the space in which elite men could debate how to respond to the events of their day. It is therefore no coincidence that, among the biographical details preserved about Labeo, the tradition is unanimous that he valued highly his ability to deliberate in the Senate. Both his critics and his admirers noted that he placed heavy emphasis on his libertas.129 The ability to express oneself frankly in public meetings was surely an important part of this, even to the extent of saying things purely to be insulting (contumeliae causa). To this we might add yet another ruling of Labeo’s, and one which surely spoke to a question of recent political interest: in 32 BC Octavian learned from two men of consular rank of the contents of M. Antonius’ will, the original of which had been deposited among the Vestal Virgins. He pilfered the will, read out the contents to the Senate and spread them in public, which turned popular opinion sharply against Antonius. Still, Cassius Dio reports that though Octavian had acted most illegally in doing so (παρανομώτατον πρᾶγμα ποιήσας), popular opinion regarded the sin as forgivable.130 It seems not to be coincidental that Labeo pondered a similar question:131 adversionem). Ulpian thinks this ludicrous: «for who could doubt that the attacker could be sued under the lex Cornelia (concerning assassins)?» (cui enim dubium est etiam hunc dici posse Cornelia conveniri?) Dig. 47. 10. 7. 1 (Ulp. ad Edict. 57) = Lenel 1889, F 129. Here, Labeo tries to circumscribe the category of «political violence» by keeping it within the traditional sphere of private law, rather than allowing the categories of public law (the lex Cornelia de sicariis) and private law to intermingle. A similar problem is evident in Dig. 48. 7. 4 (Paul., ad Edict. 55), where Labeo denies that torturing a slave should fall under the lex Iulia de vi. 127 Cf. Daube 1991 (1951), 491. 128 Dig. 47. 10. 13. 4 (Ulp. ad Edict. 57) = Lenel 1889, F 130, trans. Watson with modifications. 129 Above, n. 28. 130 50. 3. Cf. Plut. Vit. Ant. 58. 131 Dig. 16. 3. 1. 38 (Ulp. ad Edict. 30) = Lenel 1889, F 896 (Ulpian), trans. Watson. On jurists engaging contemporary politics through rulings, cf. Macr. Sat. 2. 6. 1 (recording a witty ruling of Cascellinus on riots taking place during the games of P. Vatinius).
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Si quis tabulas testamenti apud se depositas pluribus praesentibus legit, ait Labeo depositi actione recte de tabulis agi posse. Ego arbitror et iniuriarum agi posse, si hoc animo recitatum testamentum est quibusdam praesentibus, ut iudicia secreta eius qui testatus est divulgarentur. «If someone reads out to a number of people testamentary tablets deposited with him, Labeo says that suit can be brought with the action on deposit on account of the tablets. I personally am of the opinion that the action for iniuria can also be brought if the will has been read out to those present with the intention that the secret dispositions of him who made the will be divulged.»
Such behavior might be reprehensible; it was not, however, iniuria. The ability to speak in public, about matters of public concern, was sharply cleaved from the world of actionable, degrading insults. The net effect of this reasoning is to carve out a space that still permits a relatively large degree of freedom of speech, and freedom to impugn the acts and characters of others. In this sense, Labeo’s thinking might be taken as an attempt to preserve a species of Republican-era libertas. To be sure, there were limits: one cannot make a convicium but claim that it was not actionable since the putative victim was at that moment out of town, nor can one assault a representation of a person (such as a funerary statue) and avoid a suit.132 Still, these limits on what can count as verbal iniuria are important, for two reasons. First, they reflect his more general interest in defining this category in a narrow way, such that one might recognize the disruptive potential of particular verbal acts (the ones that look most similar to physical violence), while still declining to take all unpleasant verbal acts as falling within the scope of the offense. This, in turn, protects the necessarily unpleasant things that a person must at times say while, for example, engaged in political deliberation. To the extent that this is «Republicanism», then, it is so only in a limited sense; it is better characterized as an attempt to make accommodation with new political realities by acknowledging them, and thinking of them as boundaries which constrain otherwise acceptable behavior. Labeo’s narrow definition of culpable speech differed from the developmental contours of the law of iniuria as a whole. As noted above, attempts had been made in the Republic to bring insulting or defamatory speech under the heading of iniuria, with mixed results. But in the age of Augustus this process accelerated: anonymous pamphlets defaming the emperor and leading notables came to be treated under the headings of impietas and maiestas; speech became complex, ambivalent, and policed.133 Defamation was similarly punished by a senatus consultum, of an unknown date.134
132 Dig. 47. 10. 15. 7 (Ulp. ad Edict. 57) = Lenel 1889, F 130; Dig. 47. 10. 27 (Paul. ad Edict. 27) = Lenel 1889, F 424 (Paulus). The discussion of assaulting a representation was of great contemporary interest, and similarly tied to issues of maiestas: the removal of statues was precisely what was at issue in the second Cyrene edict (FIRA I 68, and above, sec. III). 133 Suet. Aug. 51; Cramer 1945; Bauman 1974; Feeney 1992; Mackie 1992. 134 On the relation of the senatus consultum to the anonymous acts of defamation of possibly AD 6, see, with further references, Peachin 2015, 525.
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Understanding the lex Cornelia de iniuriis to be the ultimate source of this development (whether it was or not), later jurists made all defamatory behavior actionable:135 Si quis librum ad infamiam alicuius pertinentem scripserit composuerit ediderit dolove malo fecerit, quo quid eorum fieret, etiamsi alterius nomine ediderit vel sine nomine, uti de ea re agere liceret et, si condemnatus sit qui id fecit, intestabilis ex lege esse iubetur. Eadem poena ex senatus consulto tenetur etiam is, qui epigrammata aliudve quid sine scriptura in notam aliquorum pro duxerit: item qui emendum vendendumve curaverit. Et ei, qui indicasset, sive liber sive servus sit, pro modo substantiae accusatae personae aestimatione iudicis praemium constituitur, servo forsitan et libertate praestanda. Quid enim si publica utilitas ex hoc emergit? «It is provided that if anyone write, compose, or publish a writing pertaining to the disgrace or disrepute of another or deliberately bring it about that any of these things be done, whether the publication be in someone else’s name or anonymous, then action may be brought over the issue, and if the culprit be condemned, he shall become infamous under the statute. The same penalty is extended by senatus consultum to anyone who produces epigrams or an anonymous writing defaming another, as also to one concerned to traffic in such things. And for the person who exposes such offenses, whether he be free or a slave, there is provided a reward according to the wealth of the accused, to be assessed by the judge and, in the case of a slave, liberty may also follow. For it may be that public good emerges from the exposure.»
Here we see the traffic between private law and concerns with public order: for Ulpian (and for the Imperial senate), publishing defamatory material was not only an offense against its victim, it was an offense against the public peace, substantial enough to provide rewards for slave informants. The gap between Labeo and Ulpian here is telling: Labeo privileges narrow definitions, designed to limit «violence» to only particular cases of relatively direct harms to the person, and to deny most other forms of unpleasant behavior the status of being publicly disruptive. IV.3 Private Law and Public Order I close with one further example of how Labeo imagined the relationship between iniuria and political stability in a changing world. To his more general concern with the scope of the offense we can connect another fragment of Labeo’s, probably not from his commentary on the praetor’s edict, but from his work On the Twelve Tables, where he sought to explain the origins of actio iniuriarum aestimatoria. This fragment is preserved not in the Digest, but by Aulus Gellius, who sets it within a dialogue about the relation between law and philosophy:136
135 Dig. 136 Aul.
47. 10. 5. 9–11 (Ulp. ad Edict. 56), trans. Watson. Gell. NA 20. 1. 13 = Lenel 1889, F 3, trans. Rolfe, LCL, with modifications.
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«L. Veratius fuit egregie homo inprobus atque inmani vecordia. is pro delectamento habebat os hominis liberi manus suae palma verberare. eum servus sequebatur ferens crumenam plenam as sium; ut quemque depalmaverat, numerari statim secundum duodecim tabulas quinque et viginti asses iubebat. propterea» inquit «praetores postea hanc abolescere et relinqui censuerunt iniuriis que aestumandis recuperatores se daturos edixerunt.» «‹One Lucius Veratius was an exceedingly wicked man and of cruel brutality. He used to amuse himself by striking free men in the face with his open hand. A slave followed him with a purse full of asses; as often as he had buffeted anyone, he ordered twenty-five asses to be counted out at once, according to the provision of the Twelve Tables. Therefore›, he continued, ‹the praetors afterwards decided that this law was obsolete and declared that they would appoint recuperatores to calculate the damages for iniuriae.›»
It should be noted that only on rare occasions do jurists tell such stories. Part of the reason for this rarity might be that such things were eliminated in the compilation of the Digest, in favor of a different historical narrative of the growth of law that had become canonical by the age of Justinian (Pomponius’ narrative, as preserved in his Enchiridion). But even in the fragments of Roman jurisprudence preserved outside of the Digest these bits of narrative are incredibly scarce, which means that they deserve especially close attention.137 Labeo’s story about Veratius is often cited as a historical reason for the introduction of the praetorian actio iniuriarum, which replaced the statutory action of the archaic Twelve Tables (which prescribed a fine of 25 asses). Whether it has independent historical value is, unsurprisingly, disputed.138 It is certain, however, that it uses iniuria to make a potent point about political community: Veratius is framed as a person whose wealth and desires lead to violence, and that violence is framed as politically destabilizing. These moral concerns about wealth and desire are highly traditional; they would not have been alien, for example, to Sallust. In Veratius’ case, his propensity to slap his fellow citizens (recall here the os percussum of the Digest) takes on political ramifications, causing the praetors to notice the disparity between the law as written and sound social practice and to innovate accordingly in order to stabilize the situation. In Labeo’s account, the praetors (guided by jurists) are undoubtedly the heroes in this story, for they can decide that a law has become obsolete and replace it with a procedure designed to ensure substantive justice. It is similarly no accident that this sort of massive «correction» of statute was precisely what the Augustan lex Iulia iudiciaria aimed to avoid.139 Such a story would be interesting enough of its own right for understanding how Labeo framed his project on iniuria generally, as well as the relationship between ini uria and political community. It is all the more interesting, therefore, that Labeo’s story 137 Bryen 138 Birks
327 f.
2016a. 1969; 1974; Scarano Ussani 1992. For a different perspective, Bryen 2016b,
139 Schiavone
2012, 325–333.
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has a doublet, one told by his rival, C. Ateius Capito. According to Capito, writing after Labeo’s death, Labeo was possessed by an excessive and crazed love of liberty: libertas quaedam nimia atque vecors – recall here the immanis vecordia of Lucius Veratius, which gives Capito’s characterization a particular sting.140 Capito gives as a particular example that Labeo was once sued by a woman, and in the course of the proceedings refused a summons from the tribunes when he was away at his villa, claiming that the tribunes may have had the right of arrest in Rome, but that they certainly did not have the right to summon someone when that person was outside the city. But while criticizing Labeo, Capito also echoed him, telling a competing story about the relationship between violence and political stability:141 Aulus Hostilius Mancinus aedilis curulis fuit. is Maniliae meretrici diem ad populum dixit, quod e tabulato eius noctu lapide ictus esset, vulnusque ex eo lapide ostendebat. Manilia ad tribunos plebi provocavit. apud eos dixit comessatorem Mancinum ad aedes suas venisse; eum sibi recipere non fuisse e re sua, sed cum vi inrumperet, lapidibus depulsum. tribuni decreverunt aedilem ex eo loco iure deiectum quo eum venire cum corollario non decuisset; propterea, ne cum populo aedilis ageret intercesserunt. «Aulus Hostilius Mancinus was a curule aedile. He brought suit before the people against a courtesan called Manilia, because he said that he had been struck with a stone thrown from her apartment by night, and he exhibited the wound made by the stone. Manilia appealed to the tribunes of the people. Before them she declared that Mancinus had come to her house in the garb of a reveler; that it would not have been her business to admit him, and that when he tried to break in by force, he had been driven off with stones. The tribunes decided that the aedile had rightly been refused admission to a place to which it had not been seemly for him to go with a garland on his head; therefore they forbade the aedile to bring an action before the people.»
Mancinus was that year’s curule aedile, that is, he was the patrician magistrate in charge of the regulation of city commerce and the giving of games, a position that also involved the regulation of the city’s prostitution industry (though the precise contours of his authority are unclear).142 But Mancinus’ status and office, we might surmise, also gave him a sense of desert. So when he appeared at Manilia’s door, he would have expected that she let him in, drunk or not. Clearly she disagreed, and fended him off with a shower of rocks. His pride wounded, he sought to treat her as a criminal by hauling her in front of the popular assembly for conviction and punishment. She would manage to save herself, however, by changing the nature of the accusation: it was Mancinus, she claimed, who was committing vis, not she: he broke into her home, and she naturally drove him off (here she echoes the great provision of Roman natural law: vim vi repellere licet).143 140 Aul.
Gell. NA 13. 12. Gell. NA 4. 14 (trans. Rolfe, LCL with modifications). 142 McGinn 1998, 201. 143 Dig. 46. 16. 1. 27 (Ulp. ad Edict. 69): vim vi repellere licere Cassius scribit idque ius natura comparatur. 141 Aul.
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Both of these stories, told by competing jurists, attempted to understand the relationship between political order and degradation. In Labeo’s story, the problematic actor was the aristocrat who, because of his tremendous wealth, abused the bodies of free citizens to sate his lust for violence; for Capito, the paradigmatic violator was the person who acted under cover of law to do the same. Both of their stories are emblematic of the deep links made between acts of violence and broad historical shifts that their contemporary Livy addressed in his history. Both tried to parse the relatively new concern with degradation with problems of public order and authority – both, that is, sought to anchor this newly shifted set of structuring metaphors for understanding the relationship between violence and politics to specific historical events that could historicize and explain them, and allow conclusions to be drawn from them. But the conclusions they drew were different. For Labeo, the problematic and paradigmatic place for violence was outside and in public; for Capito, the problem was with the violation of a space (a brothel) that sat uncomfortably between public and private; connected to acts of violence and degradation, it evoked the shadowy and distinctly un-civic world of the leno (and it bears reminding that lenocinium was a key feature of the adultery laws).144 For Labeo, violence and degradation remained firmly linked to the tradition of private remedies: praetorian correction, at the end of the day, allowed the imbalance in social and economic power to be rectified, through a remedy that allowed praetors to calibrate the nature of the harm done to the status of both doer and victim. What is more, the situation that resulted, as between the injurer and the victim, was one of obligation, whereby the victim must be compensated for the harm done to him. The assailant, though he may suffer civic disgrace (infamia), nevertheless remained a part of society. For Capito, by contrast, the situation was one resolved through public/criminal law, a field in which Capito was expert – after all, Mancinus did not sue Manilia in the praetor’s court, but accused her before the people.145 Those best placed to intervene were the tribunes – a status linked, in Capito’s day, to the emperor himself. For Capito, such violent degradation demanded the special status of being scrutinized as a crime, for which the doer suffered criminal punishment and ultimately, exclusion; for Labeo, concerned to keep limitations on what kinds of violence might be politicized, it was not.
144 McGinn 2004, 88. Lenocinium as an un-civic act: cf. Tab. Heracleensis (RS 24), ll. 108– 123: nei quis in eorum quo municipio colonia praefectura conciliabulo senatu decu rionibus conscreipteisque esto … queiue lenocinium faciet . Perhaps it is significant that this is the final prohibition. 145 Bauman 1989, 30 f. Not accidentally, Capito appears scribendo – as a draftsman – for the senatus consultum de Pisone Patre, on which see above, sec. III. For another instance of Capito’s involvement in thinking about disgrace, albeit in a distinct vein, see AE 1978, 145.
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V. Conclusions Labeo’s concern, then, was to place limits on this new understanding of political violence as degradation. In this, he was unsuccessful, both politically and jurisprudentially.146 The metaphors through which violence made sense had shifted, and jurisprudence is ill-suited to rearrange them. Wrenching violence and degradation back into the language of private law anyway smacked of a psychological displacement, and what’s worse, one constructed by an aristocrat deeply ambivalent about the violence in which his own family had participated. Still, this attempt to come to terms with such a shift – one with important consequences for the later history of political and legal theory – is nonetheless remarkable, if only as testament to the ways in which the language of private law might serve as a resource for thinking through broad social and political shifts in a register that was conservative, compressed, and seemingly politically neutral. There remains a tendency in contemporary scholarship that takes this appearance at face value, and assumes that lawyers are mere technicians, content to tinker at their hypotheticals without taking much account of their political or economic circumstances. This tendency is, mercifully, fading, but it surely accounts at least in part for why one of the most interesting and prolific (albeit fragmentary) writers of the age of Augustus remains largely marginal – never treated with the same degree of care and attention as, say, Ovid or Livy. I have tried to show, in this article, that this tendency is problematic, and that with the right hermeneutic tools we can understand jurisprudence as we understand poetry and historiography – as a mode of thinking carefully and deeply about one’s contemporary world, and one that admits of being historicized.147 To be sure, the texts of the Roman jurists are hard to penetrate; the discourse of the jurists is technical, compressed, and casuistic; the language of private law is a poor medium for discussing broad political shifts precisely because it is private; the primary genre through which it was discussed – the running commentary on individual chapters of the praetor’s edict – furthermore impedes the articulation of political concepts. Such a list could indeed be extended. Still, as I hope to have shown, we might still be able to extract from these technical texts something of value for the cultural history of politics. Similarly, I have tried to bring some closer attention to the ways that we think about violence. Violence is not something that ought to be reified in our accounts, either of the age of Augustus or, for that matter, anywhere else. Violence remains one of the most elusive analytical concepts in the writing of history.148 In part, this difficulty emerges because of the very breadth of the term, and the fact that most complex soci146 Indeed, it appears that Capito’s accusation stuck: cf. Porphyrius’ commentary on Hor. Serm. 1. 3. 82, with Bauman 1989, 34. 147 Important moves in this direction have already been made by Frier 1985; Fögen 2002; Schiavone 2012. Still, much remains to be done. 148 Starting points: Zimmermann 2009; Shaw 2011 (with discussions in JLA, 2013, 197– 263); Bryen 2013.
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eties have some concept that might be analyzed under the framework of «violence».149 This makes «violence» productive of comparisons, but also frustrates attempts at specificity of definitions. Some part of this frustration, I have argued, is that the structural metaphors and normative images that underwrite these categories of violence differ so widely by time and place. What I have attempted to show, in this paper, is one moment where the ground shifted, so to speak, and old metaphors and symbols – and the institutions created around them – no longer worked. It would be left to others, no doubt with less political squeamishness than Labeo, to make them make sense. Department of History Vanderbilt University 2301 Vanderbilt Pl. 8MB351802, Nashville TN 37235 USA [email protected] Bibliography Alexander, M. C. 1990, Trials in the late Roman Republic, 149 BC to 50 BC. Allély, A. 2012, La déclaration d’hostis sous la République romaine. Anderson, G. 2009, The Personality of the Greek State, JHS, 129, 1–22. Ando, C. 2010, ‹A Dwelling Beyond Violence›. On the Uses and Disadvantages of History for Contemporary Republicans, History of Political Thought 31, 183–220. – 2011, Law and the Landscape of Empire, in S. Benoist – A. Daguet-Gagey – C. HoëtVan Cauwenberghe (edd.), Figures d’empire, fragments de mémoire. Pouvoirs et identités dans le monde romain impérial, IIe s. av. n. è.–VIe s. de n. è., 25–47. – 2012a, Imperial Rome, AD 193–284: The Critical Century. – 2012b, The Roman City in the Roman Period, in S. Benoist (ed.), Rome, A City and its Empire in Perspective. The Impact of the Roman World through Fergus Millar’s Research, 109–124. – 2015, Roman Social Imaginaries. Language and Thought in the Contexts of Empire. Arcaria, F. 2014, Augusto ed il Senato. Dal Senatusconsultum Ultimum alla Cognitio Senatus, BIDR 108, 1–92. Arena, V. 2007, Roman Oratorical Invective, in W. Dominik – J. Hall (edd.), A Companion to Roman Rhetoric, 149–160. Babusiaux, U. 2014a, Funktionen der Etymologie in der juristischen Literatur, Fundamina 20, 39–60. – 2014b, Quod Graeci … vocant – Emblematischer Codewechsel in den Juristenschriften, in J. Hallebeek et al. (edd.), Inter cives necnon peregrinos. Essays in honor of Boudewijn Sirks, 35–59. Barchiesi, A. 1997, The Poet and the Prince. Ovid and Augustan Discourse. Bauman, R. A. 1967, The Crimen Maiestatis in the Roman Republic and Augustan Principate. – 1974, Impietas in principem. A Study of treason against the Roman emperor with special reference to the first century A. D. – 1989, Lawyers and Politics in the Early Roman Empire. 149 E. g.,
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Two Petitions Concerning Civic Magistracies by a Gymnasiarch and Son of a Veteran P.CtYBR inv. 505, housed in Yale University’s Beinecke Library, is a rectangular piece of papyrus preserving on its two sides the ends of two respective petitions by the same individual, Q. Marinus Claudianus, who was a gymnasiarch of Oxyrhynchus and the son of a veteran. The front carries a draft petition concerning appointments to municipal magistracies addressed to a prefect of Egypt. On the back was copied another petition concerning the financing of spectacles by magistrates for a local festival, followed by the official response. This petition was probably also submitted to the prefect, but he referred it to the deputy epistrategus for a decision. The draft and copy on the respective sides are written in different hands, and as far as we can tell from what survives, there does not seem to be any obvious connection between the subjects of the two petitions. These texts provide an interesting window on some of the challenges facing civic magistracies in the towns of Roman Egypt in the late second century CE and state authorities’ responses to them as well as new evidence for related imperial constitutions. They also present us with the son of a veteran who held an unusually high status compared to most veterans and their descendants in Roman Egypt. The Oxyrhynchite provenance of the papyrus is guaranteed by the attestation of the petitioner in P.Oxy. XII 1541. 5–6 (192) and by the mention of the local festival of Tybi (see 2 4–5 n.). The exact dates of the petitions, however, are uncertain. They both follow the end of Sempronius Liberalis’ prefecture in 159, since he is referred to as an ex-prefect in both texts (1 9, 11; 2 9).1 1 must date from after 161, because it cites a constitution of the emperors Marcus Aurelius and Lucius Verus. Their qualification as ‹gods› in 1 8 may, but need not, imply that they are dead, so that it cannot be taken as a decisive criterion for dating the petition after March 180 (see the note ad loc.). The I would like to thank Raymond Clemens, Curator for Early Books and Manuscripts at the Beinecke Library, and Anne Marie Menta, Reproductions Co-ordinator, for supplying me with a high-resolution image of the papyrus. I am also very grateful to Dieter Hagedorn for helpful comments on a draft of this article as well as to Rudolf Haensch and the anonymous referee for some invaluable suggestions and corrections. 1 On Marcus Sempronius Liberalis, prefect of Egypt from 154 to 159, see Faoro 2016, 106– 8. The precedent cited in 2 8–10 does not imply that the petitioner was in office as gymnasiarch under Liberalis.
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official subscription in 2 11 is dated to 6 Pharmouthi of an anonymous ninth regnal year. Since the petitioner is attested as late as 192 in P.Oxy. XII 1541, the only viable possibilities are the ninth year of Marcus Aurelius and Verus = 1 April 169 and the ninth year of Septimius Severus and Antoninus = 1 April 201.2 The next ninth regnal year is that of Alexander Severus and would take us to 1 April 230, which is clearly too late. Although the year 201 is closer to the petitioner’s only other attestation in P.Oxy. XII 1541 (192), the citation of a constitution of Marcus Aurelius and Verus in 1 and the references to Sempronius Liberalis in both petitions may suggest a date nearer to the latter’s term of office as prefect. It is well known, however, that decisions of former prefects could still be cited several decades after they were first issued,3 and the designation of the emperors as θεοί in 1 remains ambiguous. In the Appendix, I raise but ultimately reject the possibility that the second petition was addressed to the emperor Septimius Severus when he visited Egypt at the turn of the third century. According to the online catalogue of the Beinecke Library, the papyrus was purchased by M. I. Rostovtzeff and C. B. Welles early in 1931 (before 10 February) from a dealer in Cairo named «Dr. Kondilios».4 1. Draft of Petition to the Prefect P.CtYBR inv. 505(A) 21 (w) x 11.1 (h) cm Fig. 1
After 161 CE Oxyrhynchus
The lower portion of a draft petition to the prefect of Egypt (cf. 3 ϲου τὴν ἀϲύνκριτον ἡγεμονίαν). It complains of officials or magistrates who are accused of violating a constitution of Marcus Aurelius and Verus and a decision by the ex-prefect Sempronius Liberalis concerning appointments to civic magistracies as well as another imperial constitution concerning veterans and their sons. The exact details are uncertain from what remains, but the petitioner seems to imply that the duration and rank of the magistracy he had voluntarily undertaken were subsequently altered against the terms of his original engagement. Two differently phrased versions of a hypotaxis are preserved, the first deleted by large brackets (περιγραφή),5 but the relevant 2 Verus
died early in 169 and is last attested in dating clauses of Egyptian papyri on 11 May of that year; see Gonis 2009, correcting SPP XXII 109. 3–4. The fact that 2 was copied after the drafting of 1 does not necessarily imply that it is of later date, since it is possible to imagine someone copying an older document in support of a recent case. 3 See Haensch 1992, 233: «Es wurden z. B. Entscheidungen von Statthaltern benutzt, die vor 17, 34, 35, 58 oder sogar 121 Jahren amtiert hatten.» 4 Information from http://beinecke.library.yale.edu/research/library-catalogs-databases/ guide-yale-papyrus-collection#Acquisition (accessed on 12 April 2018). 5 On the practice see Turner – Parsons 1987, 16, and Pearl 1973, 60 (the reference there to P.Mich. VI 387 should be to P.Mich. VI 381; cf. also P.Mich. VI 372). Another example in P.Oxy. LXX 4779 (169).
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constitution of Marcus Aurelius and Verus and the ex-prefect’s ὑπόμνημα were not copied. The reference to a previously unknown imperial constitution exempting veterans and their sons ‹from all violence and harassment› – that is, presumably from compulsory public services – is somewhat surprising. It seems to imply that children of veterans were still enjoying some privileges in the late second century, despite the fact that the children of auxiliary veterans born during their father’s service were no longer entitled to Roman citizenship after 140 CE and the veterans themselves had only limited immunity from liturgies in this period (see 4–5 n.). It is possible, of course, that the petitioner is exaggerating his claim or misrepresenting slightly the contents of the constitution to suit his purpose. It is especially suspicious that this constitution was apparently not intended to be cited in the hypotaxis, unlike the constitution on appointments to magistracies, suggesting that it was not directly pertinent to the case. A further possible indication of its tenuous relevance is that it seems to relate to liturgies (munera), whereas Claudianus’ complaint concerns primarily magistracies (ἀρχαί, honores).6 The writing runs along the fibres. Left and lower margins are extant. – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – 1 πα . . [ . ]η . . . . . [ . . ] . [ c.? 2 άζοιντο οἱ ἄρχοντεϲ ἀ[ρχ]ῇ αὐθεραίτου ὑπὸ βίαϲ αὐτῶν χ . [ . . ] . . . . . . . . . . . . . . . [ c.? 3 ϲου τὴν ἀϲύνκριτον ἡγεμονίαν ὡϲ ἀντιπαρατάϲϲονται τοῖϲ γράμμαϲιν αὐτῶν ⟦ . ⟧ περί τε . [ c.? 4 ϲιν ἔν τε χειροτονίαιϲ καὶ ἀρχαιρεϲίαιϲ καὶ τῇ διατάξι τῶν κυρίων ἡμῶν Αὐτοκρατόρων, ἣν [ c.? 5 οὐκ ἀγνοεῖϲ, ἥτιϲ πάϲηϲ βίαϲ καὶ ὀχλήϲεωϲ ἀπαλλάϲϲει τοὺϲ οὐετρανοὺϲ καὶ ἡμᾶϲ τοὺϲ υἱοὺϲ αὐ[τῶν c.? 6 ἀπαρενόχλητοϲ τὴν ἀπὸ ϲοῦ τοῦ δεϲπότου εὐεργεϲίαν, ἱν’ ὦ βεβοηθημένοϲ. διευτύχει. (m. 2?) Κοΐντοϲ Μαρεῖ[νοϲ Κλαυδιανὸϲ ἐπιδέδωκα.] 7 (m. 1) πρὸϲ δὲ τὸ μένειν τὰϲ προθεϲμίαϲ καὶ τὰϲ τάξειϲ κατὰ τὴν ἐξ ἀρχῆϲ ὑπόϲχεϲιν ἐπὶ τ[ c.10 8 ὑπιϲχνουμένων καὶ χειροτονουμένων ⟦παρεθέμην⟧ ὑπέταξά ϲοι ⟦τῶν⟧ θεῶν Μάρκου Αὐρη[λίου Ἀντωνίνου] 9 καὶ Λουκίου Αὐρηλίου Οὐήρου διάταξιν καὶ Ϲεμπρωνίου Λιβεράλιοϲ τοῦ ἡγεμονεύϲαντ(οϲ) ὑπ[όμνημα.] 10 ⟦ἔϲτι δέ·⟧ 6 On the distinction, cf. Digest 50. 4. 12 and for the papyri see Wilcken 1912, 342. The nouns βία and ὄχληϲιϲ and related verbs and adjectives are frequently used to describe illegitimate compulsion and pressure to perform a liturgy.
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11 ὑπέταξα δέ ϲοι διάταξιν Αὐτοκρατόρων καὶ Ϲεμπρωνίου Λιβεράλιοϲ τοῦ ἡγεμονεύϲαντοϲ 12 ὑπόμνημα περὶ τοῦ τηρεῖ⟦ν⟧ϲθαι τὰϲ προθεϲμίαϲ καὶ τὰϲ τάξειϲ κατὰ τὰϲ ἐξ ἀρχῆϲ ὑποϲχέϲειϲ 13 ἐπί τε τῶν χειροτονουμένων καὶ ὑπιϲχνουμένων, ἱν’, ἐάν ϲου τῇ τύχῃ δόξῃ, καὶ ⟦ειϲ. ⟧ 14 ἐμοὶ κελεύϲῃϲ τηρηθῆναι. ἔϲτι δέ· 2 οι of ζοιν written over υ, l. αὐθαιρέτῳ, ϋπο || 3 l. ἀϲύγκριτον, -ται corr. from -τεϲ || 4 αι of αρχαιρε- corr. from ε, l. διατάξει || 5 ϋιουϲ || 6, 13 ϊν || 6 l. Μαρῖνοϲ || 9 ηγεμονευϲαντ
«… the magistrates would (not?) be …-ed with a voluntary magistracy against their will … your incomparable Prefecture, how they array themselves against their writings about both … in elections and appointments of magistrates, and against the decision of our lords the Emperors, of which … you are not unaware, which frees veterans and us their children from all violence and harassment … I unmolested … the kindness from you, my lord, so that I may obtain help. Farewell.» (Second hand?) «I, Quintus Marinus Claudianus, have submitted (the petition).» (First hand) «In order that, according to the original undertaking (of a magistracy), the fixed periods and ranks remain in place in the case of those … who undertake (a magistracy) and are elected, I have appended below for you the constitution of the gods Marcus Aurelius Antoninus and Lucius Aurelius Verus and the minute of Sempronius Liberalis, ex-prefect. It is as follows –» «I have appended for you the constitution of the Emperors and the minute of Sempronius Liberalis, ex-prefect, concerning the observance of the fixed periods and ranks according to the original undertakings in the case of those who are elected and undertake (a magistracy), so that, if it seems good to your Fortune, you may order that they be observed in my case as well. It is as follows –» 1–2 -]|άζοιντο: restoring ὀνομ]|άζοιντο or ἀναγκ]|άζοιντο would run against the rules of syllabic division across the line and would not work with the following dative. βι]|άζοιντο would suit the line division, but would jar with ὑπὸ βίαϲ αὐτῶν further in the line. Perhaps πι]|άζοιντο, ‹would be pressured, hassled› (πιάζω is the usual koine form of πιέζω). Hagedorn alternatively proposes ἐπηρε]|άζοιντο, ‹would be abused› vel sim.; for the frequent use of ἐπήρεια and cognate words to describe the nomination to liturgies of «persons who were not required to serve», see Lewis 21997, 150 with n. 3, but I could not find any instances of this vocabulary in relation to appointments to magistracies (ἀρχαί). The optative perhaps follows εἰ or ἵνα μή. Hagedorn suggests that «[d]er Optativ könnte vielleicht ein Hinweis darauf sein, daß der Inhalt einer διάταξιϲ referiert wird». For rescripts of Marcus Aurelius and Verus referring to compulsory magistracies, cf. Digest 50. 1. 38. 6 (Papirius), 50. 4. 6 pr. (Ulpian), and 50. 4. 11. 2 (Modestinus).
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2 ἀ[ρχ]ῇ αὐθεραίτου (l. αὐθαιρέτῳ) ὑπὸ βίαϲ αὐτῶν: on the tension between willingness and compulsion to hold magistracies in the Greek cities of the Hellenistic and Roman periods, see generally Kleijwegt 1994. The restoration of ἀ[ρχ]ῇ is due to Hagedorn, who compares I.Keramos 14. 10–12 (Caria; 14–37) [τὴν ε]ἰϲ τὴν πατρίδα φιλοτειμίαν [ἀποδέ]δεικται καὶ ἐν τῆι αὐθαιρέτωι [μεγα]λομερεῖ γυμναϲιαρχίᾳ. For the interchange of ω(ι) and ου in final position, see Gignac 1976, 208–10, 213 f. ὑπὸ βίαϲ αὐτῶν. For the sense of ‹against their will›, see LSJ s. v. βία II.2. χ . [ . . ] . . . . . . . . . . . . . . . [: imperfectly preserved letter feet. 3 ϲου τὴν ἀϲύνκριτον ἡγεμονίαν: the application of the epithet to the prefect is very rare in the papyri; cf. perhaps P.Alex. p. 21 no. 310 descr., a fragmentary letter or petition to the prefect with the phrase ] αὐτὸν τῇ ἀϲυνκρίτῳ | [ in line 6. The adjective becomes commoner in private letters of the late third and fourth centuries; see A. Papathomas, CPR XXV 3. 8 n. ἀντιπαρατάϲϲονται: this verb, originally a military term, has been attested in the papyri only by PSI XII 1265. 8 (426; BL VIII 409) καὶ μὴ ἐξεῖναι μηδενὶ ἐξ ἡμῶν ἀντιπαρατάττειν ϲοι τῷ κεφαλαιωτῇ εἰϲ μηδοτιοῦν. τοῖϲ γράμμαϲιν αὐτῶν: these ‹writings› are presumably the imperial constitution and prefectural ὑπόμνημα introduced in the hypotaxeis (7–14). That would explain the choice of the vaguer word γράμματα, since it can encompass the two different types of pronouncements (cf. Preisigke, WB s. v. γράμμα 5). If so, αὐτῶν probably refers to Marcus Aurelius and Verus as well as to Sempronius Liberalis. 3–4 One could restore on the basis of 7–8 and 12–13 exempli gratia περί τε τ[οῦ τηρεῖϲθαι τὰϲ προθεϲμίαϲ καὶ τὰϲ τάξειϲ κατὰ τὴν ἐξ ἀρχῆϲ ὑπόϲχε]|ϲιν ἔν τε χειροτονίαιϲ καὶ ἀρχαιρεϲίαιϲ, although the phrase at the beginning of 4 is not exactly parallel to ἐπί τε τῶν χειροτονουμένων καὶ ὑπιϲχνουμένων in 13. The putative restoration would imply that the lines in the body of the petition were significantly longer than those of the hypotaxeis in 7–14. Line 6 is indecisive, since it is naturally short and nothing is expected after the petitioner’s subscription. 4 ἀρχαιρεϲίαιϲ: first instance of this noun in the papyri, otherwise well attested in inscriptions. The distinction, if any, between ἀρχαιρεϲία and χειροτονία (cf. 8 n.) in the phrase ἔν τε χειροτονίαιϲ καὶ ἀρχαιρεϲίαιϲ is unclear. Perhaps the words stand in a synonymous relationship, with the second member of the pair specifying the application of the first (appointments to civic magistracies rather than to other offices or liturgies); cf. P.Amh. II 82 (Ars.; c. 306–37; BL III 5), in which the verbs χειροτονέω (3) and αἱρέομαι (7) are used interchangeably to describe appointment to a liturgy by the βουλή. 4–5 τῇ διατάξι … ἣν … οὐκ ἀγνοεῖϲ: compare P.Turner 34. 4–5 (Diospolis Parva?; 216) [ϲύνοι]δαϲ, ἐπιτρόπων [μέγιϲ]τε, τὴν προτεταγμένην καὶ θείαν διάταξιν, [ἥνπερ] καὶ προέταξα and P.Euphrates 1 = SB XXII 15496. 12 (Antioch; 245) αἱ θεῖαι διατάξειϲ ἅϲ γε πρὸ πάντων γνωρίζων προϲκυνεῖϲ. διάταξιϲ is the Greek translation of Latin constitutio and designates a pronouncement or decision of the emperor with the force of law; see Jördens 1997, 344 f. (with further bibliography).
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τῇ διατάξι τῶν κυρίων ἡμῶν Αὐτοκρατόρων … ἥτιϲ πάϲηϲ βιᾶϲ καὶ ὀχλήϲεωϲ ἀπαλλάϲϲει τοὺϲ οὐετρανοὺϲ καὶ ἡμᾶϲ τοὺϲ υἱοὺϲ αὐ[τῶν: the fact that the hypotaxeis (7–14) make no mention of veterans and their sons suggests that this is not the same constitution as the one introduced there. If the qualification θεῶν in the first hypotaxis (8) implies that Marcus Aurelius and Verus were dead, the emperors here would necessarily be different, since the phrase οἱ κύριοι ἡμῶν Αὐτοκράτορεϲ ought to designate the living emperors. Under this supposition, the emperors in question would be Septimius Severus and Antoninus (198–211; 209–11 with Geta), since the petitioner’s other attestation in P.Oxy. XII 1541. 5–6 dates from 192. θεῶν in 8, however, does not necessarily indicate that Marcus Aurelius and Verus were deceased and is thus not a sufficient reason for attributing this constitution to Severus and his son(s); see below, 8–9 n. We do not know whether Q. Marinus Claudianus was the son of an auxiliary or legionary veteran, nor whether he was born before, during, or after his father’s military service, so that it is difficult to determine his legal status. It is also unclear which, if any, category of veterans is covered by the constitution mentioned here. From 140 CE onwards, the children of auxiliary veterans born during their father’s military service no longer enjoyed the right to Roman citizenship; see Eck – Weiss 2001, Waebens 2012a, Waebens 2012b. If Claudianus was born while his father served in an auxiliary unit (cf. 2 7 n.), and if, as is chronologically likely, his father was discharged after 140, he would not have been a Roman citizen despite his tria nomina. Even in the case of the veterans themselves, the extent of their immunity from liturgies in the first two centuries CE is not very clear due to the dearth of evidence and the fluctuations of policies from emperor to emperor; see Link 1989, 66–133, for a discussion of the available evidence and cf. Alston 1995, 62–4, Lewis 21997, 90, 139 f., Schmetterer 2012, 106–11. The petition of the ex-auxiliary veteran Gaius Iulius Apollinarius in BGU I 180 = W.Chr. 396 (Ars.; 172) mentions an imperial constitution that limited veterans’ exemption to a period of five years after their discharge. Septimius Severus granted exemption only a muneribus quae non patrimoniis indicuntur.7 Even if 1 is dated to the reign of Severus and his son(s) (see previous paragraph), the reference here is unlikely to be to the same Severan constitution: 1) Papinian’s one-sentence summary does not mention children of veterans, and indeed the same jurist states in Digest 50. 5. 8. 2 (from Book 1 of his Responsa) that vacationum privilegia non spectant liberos veteranorum; 2) the constitution here is attributed to emperors in the plural, whereas Papinian names only Severus; 3) the Severan constitution relates to munera, while Claudianus’ complaint concerns appointments to magistracies (ἀρχαί, honores),
7 Digest 50. 5. 7 (from Book 36 of Papinian’s Quaestiones): a muneribus, quae non patrimoniis indicuntur, veterani post optimi nostri Severi Augusti litteras perpetuo excusantur. Munera patrimonii «encumber property and are performed by the payment of money as a contribution to the costs of public works» (Berger 1953, 589 s. v. Munera); see further Neesen 1981, 205–9.
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although it is possible that he misappropriated a constitution on munera to support a case relating to compulsory magistracies (see above, introd.). For sons of veterans as a distinct group recognized by the administration, cf. BGU VII 1634. 11 (Ars.; 229/30), where they are apparently listed as exempt from the corvée labour on dikes (see Alston 1995, 64). 6 (m. 2?) Κοΐντοϲ Μαρεῖ[νοϲ Κλαυδιανὸϲ ἐπιδέδωκα]: the subscription is written in smaller and more cursive letters, but too little remains to be absolutely confident that the hand is different from that of the main text. Q. Marinus Claudianus has been attested in P.Oxy. XII 1541. 5–6 (192) as a contributor to a compulsory state purchase of wheat, where he pays the not insubstantial amount of 50 artabas from his account in the granary of the village Paomis.8 The other contributor in that receipt, Dionysia alias Asclatarion, who provides 75 artabas, may have been related to him. 1 reveals that he was the son of a veteran (above, 4–5 n.), while 2 shows that he was once a gymnasiarch of Oxyrhynchus – the highest magistracy in the cities of Roman Egypt. To judge from 2 7 ἐπ!ε"ὶ παρεπιδημῶ, he was not a native of Oxyrhynchus, but a relatively new or temporary resident. It is possible that his father settled in Oxyrhynchus at the end of his military service after Claudianus was born. The presence of a son of a veteran among the class of city magistrates is remarkable in view of the lower social status of most veterans attested in Roman Egypt; see Sänger 2011, 25–31, who could find only two certain examples of veterans among the «Honoratiorenschicht der Gauhauptstädte» (29), and cf. Mitthof 2000, 389 f. Another instance perhaps in P.Würz. 9. 13–14 (161–9) οὐε]τρανῷ ὄ[ντι τὸ]ν ἀγῶνα γεγυ[μναϲιαρχηκ- (see Wilcken ad loc.). A son of a veteran who belongs to the privileged gymnasial class is attested in P.Oxy. XXXVIII 2855. 9–14 (291). For the comparable situation in the rest of the empire, see Wesch-Klein 1998, 196–200, and Haynes 2013, 350–55. Μαρεῖ[νοϲ: cf. 2 10 Μαρεῖνο[ϲ, P.Oxy. XII 1541. 5 Μαρεῖνοϲ. The use of the cognomen Marinus (cf. Kajanto 1965, 81, 308) as a nomen gentile is unusual but apparently has a parallel in Fink 1971, no. 15 ii. 13 (Dura Europos; c. 240). There was also a gentilicium Marinius (Schulze 1904, 188). For the use of cognomina as gentilicia in Roman Greece, cf. Daux 1977, 409. The name was especially popular in Syria, presumably because of the connection with the Aramaic title mar = ‹lord›; see Hörig – Schwertheim 1987, 37 (12–13 n.), 101; Grassi 2012, 222 s. v. Μαρεινοϲ; CIIP II 1122. 2 n.; I.Pal.Tertia Ia 308. 3–4 n.9 It is possible that the petitioner’s father was originally a recruit from this area who served in a unit stationed in Egypt. 7 τὰϲ προθεϲμίαϲ καὶ τὰϲ τάξειϲ: the meaning of both terms is not transparent given the lack of context. The former presumably refers to the period of office ini-
8 On πυρὸϲ ϲυναγοραϲτικόϲ (frumentum emptum), see most recently Jördens 2009, 181– 211. 9 I am grateful to Michael Zellmann-Rohrer for some of these references.
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tially agreed upon, although I cannot find any parallels for such a usage. τάξιϲ perhaps denotes rank (ordo) within the board of magistrates or within a college of multiple holders of a magistracy; cf. P.Oxy. XVII 2106. 14–15 (306?; BL XI 159) ἑνὸϲ ἐξ ὑμῶν τοῦ τὴν πρώτην τάξιν ἐν τῇ ἀρχῇ ἐπέχοντοϲ and P.Ryl. II 77. 38–9 (Herm.; 193) ἀναδεξάμενοϲ τὴν μείζονα ἀρχὴν οὐκ ὀφείλει τὴν ἐλάττον’ ἀποφεύγειν (of someone refusing to be kosmetes despite having previously accepted to be exegetes, with the implication that the latter magistracy ranked higher than the former). On the «Rangordnung» of municipal magistracies, see W. Habermann, P.Heid. X pp. 375–7 with nn. 13–14. κατὰ τὴν ἐξ ἀρχῆϲ ὑπόϲχεϲιν: the verb ὑπιϲχνέομαι (cf. 8, 13) refers to «the voluntary offer, or promise, to hold the office» (Lewis 1983, 87); cf. e. g. P.Ryl. II 77. 48 (Herm.; 193), PSI X 1159. 6 (Ars.; 132). In the lacuna restore e. g. ἐπὶ τ[ῶν ἀρχόντων τῶν]. 7–14 After c. 200 the citation of supporting imperial constitutions came before the petition proper, not after it as here or in P.Harr. I 67 (c. 150); see Haensch 2007, 221–23. 8 ὑπιϲχνουμένων καὶ χειροτονουμένων: cf. also 13 τῶν χειροτονουμένων καὶ ὑπιϲχνουμένων in reverse order. χειροτονέω means ‹to elect, appoint›, and «[i]n the earliest occurrences this verb expresses the action of a strategos or epistrategos» (Lewis 21997, 63). «From various documents it is clear that … magistrates and officials were not popularly elected, but were nominated, if possible from volunteers, by the current (and perhaps past) holders of the post for ratification by the strategos, who could decide whom to appoint in disputed cases» (Bowman – Rathbone 1992, 122, with reference to P.Ryl. II 77 (Herm.; 193); cf. also id. 124 n. 93). 8–9 θεῶν Μάρκου Αὐρη[λίου Ἀντωνίνου] καὶ Λουκίου Αὐρηλίου Οὐήρου διάταξιν: cf. 11 διάταξιν Αὐτοκρατόρων. To the best of my knowledge, no such constitution by Marcus Aurelius and Lucius Verus is known. A list of the decisions and pronouncements of Marcus Aurelius cited in the legal codes is given by Noyen 1954, 366–71. Those of Marcus and Verus preserved in inscriptions and papyri are collected in O liver 1989, 336–63 nos. 166–180; cf. also Anastasiadis – Souris 2000. θεῶν Μάρκου Αὐρη[λίου Ἀντωνίνου] καὶ Λουκίου Αὐρηλίου Οὐήρου: this is not an official imperial titulature and is without parallel in Bureth 1964, 77–82; cf. also the solitary Αὐτοκρατόρων in the second hypotaxis (11). Presumably the writer intended to give the proper titulature in the fair copy. The qualification θεῶν need not imply that the emperors are dead, i. e. divi; see Preisigke, WB s. v. θεόϲ 5 («Gottkaiser [bei Lebzeiten]»), de Jong 2006, 247–51, who calls this practice «exceptional» in the papyri (p. 248), and more generally Price 1984. 9 Ϲεμπρωνίου Λιβεράλιοϲ τοῦ ἡγεμονεύϲαντ(οϲ) ὑπ[όμνημα]: this is probably a decision of the prefect minuted in his official daybook, usually designated in Greek in the plural as ὑπομνηματιϲμοί or ὑπομνήματα (= commentarii). Such records were available in state archives for consultation by litigants and are often cited in petitions; see Haensch 1992, 219–45, 298–306 (Appendix I). «In this sense the word is usually
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plural, but not always» (J. D. Thomas, P.Oxy. LXXVII 5114. 10 n., with examples; cf. also Preisigke, WB s. v. 2. c). 11–14 Although the hand of this second hypotaxis is somewhat larger and is written in a more fluid manner and with a sharper pen, it seems to be still the work of the writer of the petition and the first hypotaxis. These lines are also significantly shorter than those of the first hypotaxis, and all end before the right-hand edge of the papyrus. One wonders whether this second hypotaxis was drafted at a later time, after the original piece of papyrus on which the draft petition and the first hypotaxis were written was cut to its current length in order to copy the petition on the back (2). 2. Copy of Petition to the Prefect P.CtYBR inv. 505(B) 21 (w) x 11.1 (h) cm Fig. 2
After 1 April 169 or 201 CE Oxyrhynchus
The conclusion of another petition by Q. Marinus Claudianus copied on the back of 1. He complains that he did not receive the monies traditionally distributed by the municipal chief priest and the agoranomus to other magistrates (gymnasiarch, exegetes, kosmetes) to help finance the spectacles of the festival of the month Tybi. He therefore requests the addressee to instruct the strategus to assist him in the exaction of the money due to him. The implication is that the petitioner was one of the three magistrates concerned; cf. 8 ἵνα δυνηθῶ τὰ τῇ ἀρχῇ διαφέροντα ϲυντελειῶϲαι. The addressee of the petition, whose identity is not preserved but who must have been the prefect (see 11 n. and the Appendix), referred it to the acting epistrategus for a decision. The response of the latter is then appended, granting Claudianus’ request and implying that he was a gymnasiarch. This petition adds to the sporadic evidence for the organization and funding of spectacles in the cities of Roman Egypt. I have collected the following references, presented in chronological order: – P.Oxy. III 473 = W.Chr. 33 (Oxyrhynchus or Naucratis; 138–60):10 an honorific decree praising a gymnasiarch for various benefactions, among which the fact that he τά τε [θε]ωρικὰ χρήματα ἀμέμπτω[ϲ] ἐπιδίδωϲι (4). – P.Würz. 9. 13–14 (161–9): a very fragmentary petition with the phrase τὸ]ν ἀγῶνα γεγυ[μναϲιαρχηκ- (13–14). To judge from the context, the office and contest were held in Antinoopolis. – P.Oxy. XVII 2127r (after 171?): a municipal account recording various payments, including a sum of one talent owed apparently by a former exegetes ὑπὲρ θυ[ϲιῶν δύο(?) γεινομ(ένων) ἐν τῷ] θεάτρῳ πανηγύρει Τυβι Παχων (3–4; cf. 11). – P.Oxy. III 519 = W.Chr. 492 (II): an account for public games and spectacles in which 42 drachmas are said to have been received from the exegetes and 53 drachmas and 1/2 obol from 10 Lewis
1981, 78–80 = BL VIII 235, argued that this papyrus relates to Naucratis, but Jördens 2006, 197 f., has reinstated the case for Oxyrhynchus.
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the kosmetes out of a total of 500 drachmas and 1 obol. Wilcken suspects that the gymnasiarch must also have been named before the break of the papyrus at the top of fr. b. For similar accounts of expenses for spectacles or games, cf. P.Köln. IX 369 (Ars.?; II/III), P.Oxy. VII 1050 (II/III), SB IV 7336 (Ars. or Oxy.; late III), but the source of the payments is not explicit in these documents. – P.Oxy. X 1333 (II/III): a gymnasiarch orders an unknown addressee, presumably a banker, to pay out 600 drachmas from his account to a certain Copreas [λ]όγ(ῳ) θεωρικῶν (cf. below, 3–4 n.). Dated to the fifth year of an unnamed emperor (25 July). – P.Oxy. VII 1025 = W.Chr. 493 (Euergetis, Cynopolite nome; late III): a gymnasiarch (who is also president of the city council), exegetes, chief priest, and kosmetes invite an actor and a Homeric performer to participate in spectacles (16 τῶν θεωριῶν) on the occasion of the city’s festival in honour of ‹Cronus›, promising ‹the usual payments and presents› (19–20). – SB XIV 11591–2 (Hermopolis; c. 325; BL VIII 372): an official account of expenses, listing inter alia a payment of an uncertain number of talents for θεωρικὸν ἐξ κελεύϲ(εωϲ) τοῦ ἐξάκτοροϲ (SB 11592. 9; similarly SB 11591. 9).
The involvement of the gymnasiarch, exegetes, and kosmetes in the first five documents of the second century tallies with lines 2–4 of the Beinecke papyrus.11 Our text, however, adds the new detail that at least some of the monies for the spectacles were distributed to these three magistrates by the chief priest and the agoranomus. One can imagine that as the expenses of the gymnasiarch, exegetes, and kosmetes at such festivals became onerous in the course of the second century, the Roman administration compelled the other two chief magistrates (the archiereus and the agoranomus) to shoulder part of the burden. In his response, the deputy epistrategus concedes that the number of spectacles has been reduced: this was presumably the argument made by the chief priest and the agoranomus to justify their non-payment; but he grants Claudianus’ request and allows the former practice to resume because of the need to support the ailing gymnasiarchy and for another reason that remains obscure as a result of a lacuna. In the third century, most of these magistrates (except apparently the agoranomus) continue to be involved in the organization and financing of spectacles, but now in the context of the newly created city councils.12 The writing runs against the fibres, and the papyrus is complete at the left and foot and partially complete at the right. A number of features show that this is an informal copy: the fact that it is written on the back of 1; the lack of a change of hand between the body of the petition, the petitioner’s subscription, and the subscription giving the official response; and the presence of abbreviations and a copying mistake (see 3 n.).
11 Similarly in Alexandria: P.Lond. VI 1912. 93 = CPJ II 153 (41) γυμνα ϲιαρχικοῖϲ ἢ κοϲμητικοῖϲ ἀγῶϲει (l. ἀγῶϲι). 12 For the association of βουλή and πανήγυριϲ, see P.Oxy. XII 1416. 2, 11–17 (298; BL VIII 245), P.Oslo III 85 = Pap.Agon. 8 (Oxy.; 273; BL VIII 229); perhaps also P.Oxy. I 41 = W.Chr. 45 (early IV), for which see Bowman 1971, 34 n. 45. On the funding of festivals and games in the Egyptian metropoleis, see also the overviews by Perpillou-Thomas 1993, 228–34, and Schmidt 2014, 254–8. For Roman Greece, cf. Camia 2011.
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– – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – πα-] 1 νηγυρ[ . . ] . . [ . . ] . [ traces ] . χ . . ν . ϲ. [ traces τῷ] 2 γυμναϲιάρχ(ῳ) καὶ τῷ ἐξηγητ(ῇ) καὶ τῷ κοϲ. μητ(ῇ) ὑπὸ μὲν τοῦ ἀρχιερέωϲ. κατὰ πανή- 3 γυριν δραχμῶν τριϲχειλίων καὶ ὑπὸ τ[ο]ῦ ἀγορανόμου δραχμῶν χειλίων πεντακοϲίων καὶ οὕτωϲ διαιρεῖϲθαι τοῖϲ 4 τριϲὶ κατὰ τὰ μέρη ὡϲ ἕκαϲτοϲ τοῖϲ ἀκροάμαϲι ἀναλίϲκει. ἐπεὶ οὖν, κύριε, τῆϲ πανηγύρεωϲ 5 τοῦ Τυβι διαγενομένηϲ οὐδὲν ὁ ἀρχιερεὺϲ καὶ ὁ ἀγορανόμοϲ μοι τοῦ ἔθουϲ ἀποδεδώκαϲι, 6 ἀξιῶ, ἐάν ϲου τῇ τύχῃ δόξῃ, κελεῦϲαι διὰ θείαϲ ϲου ὑπογραφῆϲ τὸν ϲτρ(ατηγόν) ϲυν . [ c. 5–6 7 μοι ἐν τῇ εἰϲπράξει, ὅπωϲ μὴ, ἐπὶ παρεπιδημῶ, χρεοκοπῶμαι ἐν τῇ παρ’ [α]ὐτοῖϲ. ϲυν8 ηθείᾳ, ἵνα δυνηθῶ τὰ τῇ ἀρχῇ διαφέροντα ϲυντελειῶϲαι. καὶ γὰρ ἐπὶ Λιβελαρίου καὶ 9 μετὰ Λιβελάριον τὸν ἡγεμονεύϲαντ(α), τριῶν οὐϲῶν τοῦ Τυβι [θ]εωριῶν, πάλιν η . [ c. 3–4 10 ϲυντέλεια ἀπετελεῖτο. ἵν’ ὦ εὐεργετ(ημένοϲ). διευτ(ύχει). Κοΐντ[οϲ] Μαρεῖνο[ϲ Κλ]αυδιανὸϲ ἐπιδέδωκα. 11 (ἔτουϲ) θ , Φαρμ(ουθι) ϛ . ὁ διέπων τὰ μέρη τῆϲ ἐ[π]ιϲ. τρατηγίαϲ εἴϲ. ετ[αι] ὁποῖά ϲού ἐϲτιν ἡ ἀξίω[ϲ]ι[ϲ. π]ρ[όθεϲ.] 12 τῆϲ δὲ ἀποφάϲεωϲ· 13 εἰ καὶ τὰ μάλιϲτα ὁ δίκαιοϲ καὶ ὀρθὸϲ λόγοϲ λυϲιτέλειάν [τι]να . [ . . . . ]ι γείνεϲθαι τῷ τε 14 ἀρχιερεῖ καὶ τῷ ἀγορανόμ(ῳ), ϲυϲταλέντοϲ τοῦ ἀρι[θ]μοῦ τῶν θε!ω"ριῶν, ἀλλ’ οὖν . . [ . . . ] . ων γε οὐϲῶν 15 τῶν πανηγύρεων εἰϲ ἃϲ πρότερον τὴν ϲυντέλειαν ἐπ[ο]ιοῦντο ὅ τε ἀρχιερεὺϲ [κ]αὶ ὁ ἀγορανόμ(οϲ) 16 καὶ ἔτι καὶ νῦν μενουϲῶν, τῆϲ τε ἀ[ρ]χῆϲ τῆϲ γυμναϲιαρχικ[ῆ]ϲ. ἐπικουρίαϲ δεομένηϲ, διὰ τὸ 17 λυϲιτελὲϲ τὸ πρὸϲ τὴν πόλιν ὑπὲρ τοῦ εὑρίϲκεϲθαι περιουϲ. ίαν γυ[μνα]ϲ. ιάρχ[ω]ν, ἀναγ18 καῖόν ἐϲτιν μηδὲν τοῦ παλαιοῦ ἔθουϲ παραιρεῖϲθαι. 2 γυμναϲιαρχ, εξηγητ, κοϲ. μητ, ϋπο || 3 l. τριϲχιλίων, χιλίων || 6 ϋπο-, ϲτρ || 7 l. ἐπεί || 8 ϊνα || 8, 9 l. Λιβεραλ- || 9 ηγεμονευϲαντ || 10 ϊν, ευεργετ, διευτ, l. Μαρῖνοϲ || 11 , φαρμ, α of φαρ corr. from ρ || 13 l. γίνεϲθαι || 14, 15 αγορανομ || 17 ϋπερ
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«… festival … (a grant to be given?) to the gymnasiarch, the exegetes, and the kos metes, three thousand drachmas per festival by the chief priest and one thousand and five hundred drachmas by the agoranomus, and thus to be distributed to the three (magistrates) according to the portions that each (of them) spends on the entertainments (or: entertainers). Since, therefore, my lord, the festival of Tybi has passed and the chief priest and the agoranomus paid me nothing of the customary (grant), I request, if it seems good to your Fortune, to order the strategus through your divine subscription to assist me in the exaction (of the grant), so that I may not be defrauded in their customary practice, since I am a foreign resident, (and) so that I may be able to fulfil the responsibilities of my magistracy. For both in the time of Liberalis and after Liberalis, the ex-prefect, when there were three Tybi-spectacles, this(?) grant was paid repeatedly. So that I might be benefitted. Farewell.» «I, Quintus Marinus Claudianus, have submitted (the petition).» «Year 9, Pharmouthi 6. The deputy epistrategus shall become acquainted with whatever your request is. Display publicly.» «And (the copy) of the decision: ‹Even if indeed the just and right argument allows(?) some advantage to accrue to the chief priest and the agoranomus, the number of spectacles having been reduced, still, since the festivals to which the chief priest and the agoranomus used to contribute previously are … and remain so now, and since the magistracy of gymnasiarch is in need of help, because of the advantage to the city of finding a good supply of gymnasiarchs, it is necessary to subtract nothing from the old custom.›» 1–2 τῷ] γυμναϲιάρχ(ῳ) καὶ τῷ ἐξηγητ(ῇ) καὶ τῷ κοϲ. μητ(ῇ): for further bibliography on these three magistracies in Roman Egypt, see Habermann 2015, 407 n. 76. «Erst in einem Text aus dem Jahre 113 n. Chr. treten erstmalig die städtischen Funktionsträger Gymnasiarch, Exeget und Kosmet nebeneinander auf und sind gemeinsam mit finanziellen Leistungen für ihr Gemeinwesen im Rahmen der Ausübung ihrer Jahresämter belastet» (id. 406 with reference to P.Lond. III 1177 = SB XXVI 16652). When they are mentioned together, the usual order of precedence is gymnasiarch, exegetes, kosmetes, as here; cf. W. Habermann, P.Heid. X pp. 375–7 with nn. 13–14. 3 δραχμῶν τριϲχειλίων καὶ ὑπὸ τ[ο]ῦ ἀγορανόμου δραχμῶν χειλίων: presumably the omission was caused by a saut du même au même (χειλίων) in the process of copying. 3–4 τοῖϲ τριϲὶ κατὰ τὰ μέρη ὡϲ ἕκαϲτοϲ τοῖϲ ἀκροάμαϲι ἀναλίϲκει: this document perhaps provides the background for the bank payment of 100 drachmas by an uncertain person ὑπὲρ λόγου τρίτων θεωρικῶν in P.Berl. inv. VII 165813 and the frag-
13 Partially
transcribed by U. Wilcken in O.Wilck. I p. 373 but never fully published. I have not been able to obtain an image of the papyrus.
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mentary phrase (τρίτου) μέρουϲ θεω(ρικῶν) in P.Berl.Bibl. 23r. 10 (Memphis?; see O.Wilck. I pp. 373 f.), both of the third century. As Perpillou-Thomas 1993, 229, suspected, these expressions probably imply a tripartite division of expenses between magistrates for the financing of spectacles, a situation confirmed by our text. 4 τοῖϲ ἀκροάμαϲι: first occurrence of this word in the papyri. LSJ s. v. ἀκρόαμα II note that the plural could designate metonymically the singers or players rather than the music or thing being heard; cf. Polybius 4. 20. 10, 16. 21. 12, FD III 2, 47. 21 (138 BCE), IG II2 2153. 3 (II), etc. (the same sense in the singular in Cicero: see L&S s. v. acroama). 4–5 τῆϲ πανηγύρεωϲ τοῦ Τυβι: cf. 9 τριῶν οὐϲῶν τοῦ Τυβι [θ]εωριῶν. On this Oxyrhynchite religious holiday, which took place over several days in the second half of the month of Tybi (27/8 December–25/6 January), see Perpillou-Thomas 1993, 146–50. Although Egyptian in origin, the festival had «une forme grecque (sacrifice au théâtre [cf. P.Oxy. 2127r. 3–4, quoted above p. 61], prestations sportives) et des liens étroits avec les manifestations éphébiques du gymnase» (id. 148). This is apparently the first document to attest theatrical-musical performances in connection with it. 5 οὐδὲν ὁ ἀρχιερεὺϲ καὶ ὁ ἀγορανόμοϲ μοι τοῦ ἔθουϲ ἀποδεδώκαϲι: as Hagedorn points out, the meaning of τοῦ ἔθουϲ and its function within the sentence are unclear: the genitive is presumably dependent on οὐδέν, but it is odd to say ‹they paid me nothing of the custom›. Perhaps the writer intended οὐδὲν … τοῦ !ἐξ" ἔθουϲ (sc. διδομένου); cf. e. g. P.Oxy. XLIX 3514. 8–9 (260) δὸϲ … Τυχάνῳ … ὑπ(ὲρ) πανηγύρεωϲ Παχων τὸ ἐξ ἔθουϲ αὐτῷ διδό(μενον) κερ(άμιον) α, SB XX 14612. 5–8 (Ars.; c. 137/8) ἀπέχω παρ’ ὑμῶν τὰϲ ἐξ [ἔθου]ϲ. διδομέναϲ ὑπὲρ ὑποκειμέ[νων] προφητίαϲ ἀργυρίου δραχ[μὰϲ δια]κοϲίαϲ κτλ. 6 διὰ θείαϲ ϲου ὑπογραφῆϲ: see Appendix. τὸν ϲτρ(ατηγόν): the occupant of the office of strategus in Oxyrhynchus is unknown for both 1 April 169 and 1 April 201; see Whitehorne 22006, 98, 101. ϲυν . [ c. 5–6 ]: possible restorations include ϲυνβ[οηθεῖν] or ϲυνβ[οηθῆϲαι], ϲυνε[ργεῖν], vel sim. 7 ἐπὶ (l. ἐπεὶ) παρεπιδημῶ: this verb is often used of veterans settling in a new place, e. g. BGU I 113. 12 = W.Chr. 458 (Ars.; 60/61; BL VI 10), P.Oxy. VII 1023. 4 (138–61), SB IV 7362. 7 (Ars.; 188). On the petitioner’s status as the son of a veteran, see above, 1 4–5 n. The implication seems to be that Claudianus was born before his father settled in Oxyrhynchus following his discharge. χρεοκοπῶμαι: see LSJ s.vv. χρεοκ- et χρεωκοπέω on the uncertainty among ancient grammarians over whether the word should be spelt with omicron, as usual in this period, or with omega. The verb is rare in the papyri; cf. BGU IV 1208. 17 (Heracl.; 27/26 BCE), CPR I 154. 14 (Ars.; 179). The adjective ἀχρεοκόπητοϲ occurs in SB XIV 11379. 8–9 (Ars.; 156; on the date see G. Bastianini, ZPE 38, 1980, 82), a decision by the prefect Sempronius Liberalis. 8 Λιβελαρίου: cf. 9 Λιβελάριον. For the transposition of lambda and rho in the spelling of Latin names, see Gignac 1976, 104.
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9 τριῶν οὐϲῶν τοῦ Τυβι [θ]εωριῶν: for the meaning of θεωρία, see Perpillou-Thomas 1993, 223 f. and cf. 228 f. The term implies theatrical, musical, and / or dance performances; cf. 4 τοῖϲ ἀκροάμαϲι. It is unclear whether the petitioner means that there were three spectacles at every Tybi-festival (i. e. annually), or that only three spectacles were given altogether since the time of Liberalis. The latter interpretation would imply that such spectacles were only occasionally organized, perhaps because of their high cost. This might explain why the mode of financing them had fallen into oblivion by the time the fourth such spectacle was given by Claudianus and his colleagues. On the other hand, it would seem odd for spectacles marking a major annual festival to be so rarely given. P.Oxy. VII 1025. 16 = W.Chr. 493 (Euergetis, Cynopolite nome; late III) mentions θεωρίαι in the plural for a single festival (ἑορτή) taking place over several days, and this is presented as a regular occurrence (cf. 11 ἔθοϲ, 18 ἐξ ἔθουϲ). The statement in the official response that ‹the number of spectacles has been reduced› (14) is equally ambiguous: it could mean either that there were now fewer spectacles per festival per year or that spectacles were less frequently given at Tybi-festivals over the years. 9–10 πάλιν η . [ c. 3–4 ] | ϲυντέλεια ἀπετελεῖτο: the eta could represent the article ἡ or the demonstrative ἥδ[ε with ϲυντέλεια, e. g. ἥδ[ε ἡ] ϲυντέλεια. There is hardly any space for an additional word in the lacuna. 10 ἵν’ ὦ εὐεργετ(ημένοϲ): this formulaic phrase typically marks the conclusion of a petition, but it is unsyntactical here after the γάρ-clause of lines 8–10; note also that it follows two other purpose clauses in 7–8 ὅπωϲ μὴ … ἵνα … Compare the similar closing structure of BGU XI 2012. 22–7 (Alex.; c. 145–7; on the date see N. Kruit – K. A. Worp, Tyche 16, 2001, 102): … ὅπωϲ δυνηθῶ … καὶ γὰρ (introducing a precedent, as here) … ἵν’ ὦ εὐεργ[ετημέ]νοϲ. 11 (ἔτουϲ) θ , Φαρμ(ουθι) ϛ: the date is almost certainly that of the subscription rather than of the petition; see Thomas 1983, 373–7. The absence of an imperial titulature in dating clauses of such subscriptions is normal. On the identification of the regnal year, see above, general introd. ὁ διέπων τὰ μέρη τῆϲ ἐ[π]ιϲ. τρατηγίαϲ: the phrase indicates that there was no epistrategus in office at the time and his place was temporarily filled by a deputy. For other instances of acting epistrategi, see F. Mitthof, P.Bingen 107. 5–6 n. The fasti of the epistrategi of the Heptanomia are lacunose for both 1 April 169 and 1 April 201 according to Thomas 1982, 189 f. The petition was referred to the office of the epistrategus probably because of the «special concern which he seems to have had for some or all of the archai», especially the gymnasiarchy; see Thomas 1982, 94–102 (quotation from pp. 94 f.). εἴϲ. ετ[αι] ὁποῖά ϲού ἐϲτιν ἡ ἀξίω[ϲ]ι[ϲ]: compare P.Oslo III 81. 6–7 (Ars.; 197) ὁποῖά ϲ[ο]ύ ἐϲ. τιν ἡ ἀξίωϲ. ι[ϲ, εἴϲ]εται ὁ ϲτρατηγόϲ, P.Oxy. XVII 2131. 19 (207) [ὁ κρά(τιϲτοϲ) ἐπιϲτρά(τηγοϲ) εἴ]ϲ. εται [ὁποῖ]α [ . . . ] . [ . . ] . . ἐϲ. τι[ν] ἡ ἀξίωϲιϲ; both are prefects’ subscriptions to petitions.
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π]ρ[όθεϲ]: only the foot of a descender survives, but this is a standard instruction in prefects’ subscriptions belonging to Phase IV in Haensch’s classification, e. g. the aforementioned P.Oxy. XVII 2131. 19; see Thomas 1983, 377–80, Haensch 1994, 499–507 (esp. 503 f.), Papathomas 1997, 777 f. In this phase, petitions with their respective subscriptions were glued together in a composite roll (τόμοϲ ϲυγκολλήϲιμοϲ), given a sheet number in the roll (κόλλημα), and displayed publicly for the petitioners to copy. The earliest example of a petition processed in this manner is SB XXIV 15915 (164), published by Papathomas 1997. 12 τῆϲ δὲ ἀποφάϲεωϲ: this phrase seems to have been initially omitted and squeezed in afterwards. The genitive is implicitly dependent on a word like ἀντίγραφον, which probably appeared at the beginning of the copy of the petition. ἀπόφαϲιϲ is the equivalent of Latin sententia; see Mason 1974, 25, 130. 13 λυϲιτέλειάν [τι]να . [ . . . . ]ι γείνεϲθαι: we need a relatively short verb likely ending in -ε]ι, capable of governing an infinitive, and meaning ‹to grant, allow› vel sim. The trace before the break is the foot of an ascending oblique compatible with e. g. lambda, mu, or chi (apparently not π[αρέχε]ι). It cannot be completely excluded that ]να is part of the verb, e. g. one beginning with [ἀ]να-, but alpha is followed by a small blank space, which suggests that a new word follows. 14 θε!ω"ριῶν: for the omission of an unaccented vowel before a liquid, but following a consonant rather than another vowel as here, see Gignac 1976, 307–9. ἀλλ’ οὖν . . [ . . . ] . ων γε: for the particle combination ἀλλ’ οὖν … γε (a literary touch), see Denniston 21954, 441–5. Its usage here corresponds to the sixth in Denniston’s classification: «Apodotic, after concessive conditional clauses, or their equivalent: ‹even if …, still›» (p. 444). The partly lacunose word must be a predicative adjective agreeing with τῶν πανηγύρεων, but its reading is uncertain. The first trace is a tall upright curving to the right; the second is part of a descending oblique; after the small lacuna a thick upright. 16 ἐπικουρίαϲ δεομένηϲ: cf. P.Oxy. LVI 3857. 4–6 (IV) τὴν θυγατέρα ἡμῶν Γερμανίαν ἐπικουρίαϲ δεομένην, a Christian letter of recommendation; the expression goes back to the Classical period (see LSJ s. v. ἐπικουρία). 16–17 τῆϲ τε ἀ[ρ]χῆϲ τῆϲ γυμναϲιαρχικ[ῆ]ϲ. ἐπικουρίαϲ δεομένηϲ, διὰ τὸ λυϲιτελὲϲ τὸ πρὸϲ τὴν πόλιν ὑπὲρ τοῦ εὑρίϲκεϲθαι περιουϲ. ίαν γυ[μνα]ϲ. ιάρχ[ω]ν: for the financial pressures on the gymnasiarchy and the Roman administration’s concern to ensure a good supply of gymnasiarchs, cf. P.Amh. II 70. 2–4 = W.Chr. 149 (Herm.; 113–17) τοῦ κρατίϲτου ἡγεμόνοϲ Ῥουτιλ[ίου Λ]ούπ(ου) κελεύϲαντοϲ ϲυϲταλῆναι τὰ πολλὰ τῶν ἀναλωμάτων τῆ[ϲ γυ]μναϲιαρχίαϲ, ἵν[α οἱ] καθιϲτ[α]νάμενοι (l. καθιϲτανόμενοι) προθυμότερον ὑπομέ[νωϲ]ι τὸ ἀνάλωμα [, «the prefect Rutilius Lupus, vir perfectissimus, having ordered the reduction of the greater part of the expenses of the gymnasiarchy, so that those appointed may more readily undertake the expense».
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Appendix: An Imperial Addressee? The name and function of the addressee of 2 are not extant. In line 6 his subscription is referred to as θείαϲ ϲου ὑπογραφῆϲ. θεῖοϲ is usually the translation of Latin sacer, an epithet which «is applied to everything connected with the emperor».14 For its application to imperial subscriptions, cf. IGBulg IV 2236. 79–80 = SEG XLIV 610 = Hauken 1998, no. I. 1. 5 (Scaptopara, Thrace; 238) διὰ θείαϲ ϲου ἀντιγραφῆϲ, a stone copy of a petition addressed to the emperor Gordian III, and SEG LVII 1429. 21 = Hauken 1998, no. I. 2. 6 (Takina, Phrygia; 212/13) τὴ[ν θεί]αν ἀντιγραφήν, referring to a subscription of Antoninus.15 Compare the phrases divina subscriptio and sacra subscriptio in CIL VIII 10570 ii. 7, iv. 13 = ILS 6870 = Hauken 1998, no. I. 1. 1 (Africa; 181/2), which refer to a subscription of Commodus. The formula usually employed in petitions to prefects or epistrategi is διὰ ἱερᾶϲ ϲου ὑπογραφῆϲ, attested from the mid second century onwards: the earliest instances are P.Wisc. I 33. 3 (Ars.?; 147) and SB XIV 12087 A. 3 (Ars.; 162), the latter referring to an epistrategus. In these cases ἱερόϲ is probably the equivalent of Latin sanctus.16 Are we then facing here merely a substitution of θείαϲ for ἱερᾶϲ in reference to the prefect,17 whether as a result of scribal error or rhetorical exaggeration, or could the petition actually have been addressed to an emperor? The former is the simpler assumption, but it seems worthwhile to investigate the latter possibility in greater detail, if only to reject it more confidently. If the subscription dates from 1 April 201 rather than 1 April 169 (see above, general introd.), it is perhaps not completely inconceivable that the petitioner submitted the complaint to Septimius Severus when the latter resided in Antioch or wherever he was in the Near East at the time (in April 169 Marcus Aurelius was in Rome). But such a scenario would be extremely improbable. Since petitions had to be presented in person or by an agent closely connected to the petitioner,18 this hypothesis would imply that Q. Marinus Claudianus undertook a relatively long journey outside Egypt concerning a matter of a mere couple thousands of drachmas. Although the practice and frequency of petitioning emperors by private individuals are well documented,19 neither the subject of the petition nor the social standing of the petitioner seem im14 Berger 1953, 53 s. v. 2. On the connotations of the adjective, see generally Hiltbrunner 1968. 15 On the preference for ἀντιγραφή = rescriptum over ὑπογραφή to designate imperial subscriptions, see Hauken 1998, 302, and cf. Nörr 1981, 31 f. 16 Cf. Hiltbrunner 1968, 15: «Sanctus ist eben keineswegs ein Synonym von sacer. Sanctus kann man auch von einem Privatmann sagen, um auszudrücken, er sei durch sittliche Integrität und hohe virtus ausgezeichnet.» 17 Cf. Nörr 1981, 31 f.: «Wenn ein statthalterlicher Bescheid als ἱερὰ ὑπογραφή und ein kaiserlicher Bescheid als sacra subscriptio bezeichnet werden konnte, so lag Verwechslungsgefahr und Rangvermischung nahe.» 18 See Williams 1974, 93–8. Cf. also Millar 1977, 475: «The petitioners … had either to take advantage of the emperor’s presence in their vicinity or to travel to where he was.» 19 See the classic treatment by Millar 1977, 240–52, 537–49.
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portant enough to justify a trip outside the province. The fact that the subscription simply refers the matter back to a procurator in Egypt may not be a decisive objection against such a scenario, for this was common practice in imperial subscriptions in general, even in response to petitions submitted by provincials in Rome;20 but it seems very unlikely that it would have been known outside Egypt that only a deputy was occupying the office of the epistrategus at the time. Finally, the Egyptian date of the subscription ought to imply that it was issued in Egypt, unless we posit that the original Roman date was «translated» to an Egyptian one in an informal copy such as this.21 Since it would be easier to assume that a petitioner from Oxyrhynchus approached the emperor when the latter was in Egypt, could Severus have been still in the province in the spring of 201? The date of Severus’ departure for Syria and his exact whereabouts in March–April 201 are in fact unclear. After the conclusion of his second military campaign in Mesopotamia (197/8) and visits to various parts of Syria, Palestine, and Arabia, the emperor arrived in Egypt with his family in 199, probably towards the end of the year.22 He very likely remained there until sometime after August 200, since the Alexandrian coins of his ninth regnal year, which in Egypt ran from 29 August 200 to 28 August 201, continue to bear a representation of the imperial family on their reverse in honour of its presence in Egypt (thereby displacing the local Alexandrian types).23 We know that the emperor kept residence in Alexandria until at least late April 200, after which he conducted a tour of the province, visiting Memphis, Thebes, and the southern border (HA Vita Severi 17. 4; Cassius Dio 75. 13. 1; IGR I 1113). If a statement in Malalas’ chronicle is to be trusted, he seems to have returned to Alexandria before going back to Syria, apparently by sea.24 The emperor is often assumed to have left Egypt before the end of 200 and to have been in Syria already at the beginning of 201. But there is little concrete evidence to substantiate this assumption, and we simply do not know when precisely Severus departed from Egypt or where he was on 1 April 201.25 Severus and his son Antoninus 20 Cf. Williams 1974, 96 f.: «In the Code there are numerous examples, from the Severan period, of petitioners being referred back to the governor or some other appropriate officer» (instances detailed in n. 84). Nörr 1981, 6, suspects that the practice of referring petitions to other officials «mag … in der kaiserlichen subscriptio häufiger geschehen sein, als unsere Quellen es erkennen lassen». For epigraphic examples, cf. Turpin 1991, 111–14. 21 Turpin 1991, 107, observes that even «[i]mperial decisions delivered in Egypt were normally given Egyptian dates». 22 The exact month of his arrival is disputed; see Lewis 1979 and the further bibliography assembled by Mitthof 2001, I 52 n. 59. 23 See e. g. Vogt 1924, I 165–7. 24 Malalas, Chronographia 12. 21 Thurn: ἀπὸ δὲ Ἀλεξανδρείαϲ ἐξελθὼν ἦλθεν (sc. ὁ Ϲέβηροϲ) ἐν Λαοδικείᾳ τῆϲ Ϲυρίαϲ. For the journey by sea, cf. IG XIV 917 = IGR I 380 = I.Porto 3 (Portus, Italy; 201). 25 Scholars who assume Severus’ departure from Egypt in 200: Hasebroek 1921, 124, stating in n. 2 simply that «Eine längere als einjährige Dauer des Aufenthalts [of Severus in Egypt]
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inaugurated their joint consulship on 1 January 202 in Antioch, which implies that they were in Syria before the end of 201, but this provides us only with a terminus ante quem.26 In the spring of 201 Severus may have been still in the Egyptian chora, back in Alexandria, somewhere in the vicinity of Egypt, or in Syria. It is not known whether he stopped by Oxyrhynchus on his way to or back from the Thebaid, but if he did, we would have expected such a visit to be mentioned in the later petition to him and Antoninus by Aurelius Horion, P.Oxy. IV 705 = CPJ II 450 (after 202; BL II 96).27 If Severus remained in Egypt as late as April 201, he would have spent a considerably longer time there than has previously been assumed – long enough to become intimately acquainted with the administrative, economic, and social problems besetting the province and to institute the substantive and lasting reforms for which his visit is known.28 There are, however, several serious objections that can be raised to such a hypothesis: (i) We have plenty of examples of rescripts and responses by Severus from the period of his Egyptian sojourn; see the lists compiled by Haensch 2007, 226–33, and Papathomas 2000, 130, to which add the text published in the latter article, now reprinted as SB XXVI 16787, and P.Oxy. LXXVII 5114.29 Where explicit, all were issued when the emperor was staying in Alexandria before his travels south, and all examples
möchte ich nicht annehmen»; Hannestad 1944, 207–9, proposing a departure between 29 August and 1 October, but on questionable grounds and in the context of a flawed overall chronology of Severus’ Egyptian sojourn; Halfmann 1986, 216–23, esp. 218, 221, arguing merely from absence of evidence after April 200; Kienast – Eck – Heil 62017, 150 («Ende 200[?] Rückkehr nach Syrien»). More circumspect are Birley 21988, 139 («He left Egypt by ship for Syria, but neither the exact date nor his precise whereabouts during the year 201 are on record»); Barnes 1989, 255 f. («It is not known when precisely Severus returned to Syria»); Coriat 1997, 182 n. 30 («A la fin de 200 ou au début de 201, il revint par mer d’Alexandrie en Syrie»). 26 Cf. HA Vita Severi 16. 8: dein cum Antiochiam transisset, data virili toga filio maiori secum eum consulem designavit, et statim in Syria consulatum inierunt. The narrative in HA is confused at this point and the event is incorrectly placed before the visit to Egypt rather than after it; see Hasebroek 1921, 118. 27 This document reveals that Severus honoured the Oxyrhynchites by granting them an audience first after Pelusium upon his arrival in Egypt, and that he esteemed the Oxyrhynchite citizen Aurelius Horion highly enough to be addressed by him and address him in turn by letter; on the latter honour, cf. Millar 1977, 216 f. 28 His most significant reform was, of course, the grant of city councils to Alexandria and the metropoleis of the province, but he left other imprints besides; cf. Jördens 2009, 245 with n. 291, and Haensch 2007, 213 f. 29 Most of these texts can be conveniently consulted in Oliver 1989, 444–83 nos. 220–24, 226–43, 248, 250–51, 253, although the identification of some of them as rescripts to petitions is uncertain (see Papathomas 2000, 130 f., and Haensch 2007 for an update and further bibliography). See also the discussion of some Severan rescripts by Lewis 2002 and more generally Coriat 1997 on the emperor’s judicial and legislative activities.
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whose date is preserved extend from December 199 to April 200. A subscription from April 201 would thus be an outlier. A possibility which cannot be absolutely ruled out is that regnal year ‹9› (θ) in our text is a copying error for ‹8› (η), for a date on 1 April 200 would conveniently bring the papyrus in line with the other dated rescripts of Severus. If the document was originally dated to the eighth year but was copied in the ninth year, it is conceivable that a scribe more accustomed to dating by the current year wrote in the latter mechanically. (ii) Imperial subscriptions to petitions are typically prefaced by the emperor’s name and the name of the petitioner in the form ὁ δεῖνα (with imperial titulature) τῷ δεῖνι.30 The lack of such a formal preface in 2 may be attributed to abridgement in the process of copying and the informal nature of the copy, but it could also simply suggest that this is a standard prefect’s subscription, where we would not expect an address.31 The wording of the brief subscription itself has parallels in two other subscriptions by prefects (see 2 11 n.). (iii) An imperial subscription is usually referred to as ἀντιγραφή in Greek petitions, not ὑπογραφή as in 2 6; see the examples cited above in § 1 of this Appendix with n. 15. (iv) Perhaps most decisively, the style and language of the petition may strike one as too routine for such an august addressee as the emperor, although this can be imputed to a local scribe too little familiar with the requisite niceties: note the simple κύριε (2 4), the unelaborate and formulaic ἵν’ ὦ εὐεργετ(ημένοϲ) (2 10 with n.), and the final διευτ(ύχει) without any form of address (2 10). The petition to Hadrian in SB XVI 12509 (130?) similarly concludes with a bare διευτύχει (6), but its request is slightly more elaborately phrased than that of the present text (1 (ἀξιοῦμέν ϲε vel sim.) [Ϲω]τῆρα καὶ Εὐεργέτην ἐλεῆϲαι ἡμᾶϲ. κτλ.).32 To these objections might be added the lack of mention of a βουλή in a petition otherwise concerned with magistracies and the city’s finances, despite the establishment of this institution by Severus in 200 CE. Altogether, these difficulties, the easy semantic overlap between ἱερόϲ and θεῖοϲ, and the possibility of scribal error or the petitioner’s desire to flatter the prefect cannot allow us to infer with any confidence
30 See e. g. SB XVI 12509. 8–9 (130?); CIL III 411. 8 = ILS 338 (Smyrna; 139); CIL VIII 10570 iv. 1–4 = ILS 6870 = Hauken 1998, no. I. 1. 1 (Africa; 181/2); SEG XXXVII 1186. 1–3 = Hauken 1998, no. I. 2. 6 (Takina, Phrygia; 212/13); IGBulg IV 2236. 165–6 = SEG XLIV 610 = Hauken 1998, no. I. 1. 5 (Scaptopara, Thrace; 238); CIL III 14191. 2–3 = OGIS II 519 = Hauken 1998, no. I. 1. 6 (Aragua, Phrygia; 244–6). I leave aside imperial rescripts preserved or quoted independently of petitions. 31 On the forms of subscriptions by prefects in this period, see Haensch 1994, 493–504, with Papathomas 1997, 767. 32 For general comparison with the language of other petitions to emperors, cf. P.Coll. Youtie II 66 = P.Oxy. XLVII 3366 (258; BL IX 58), PSI XIV 1422 (c. 301/2; on the date see P.Oxy. LXXIX p. 170), P.Ryl. IV 617 (Leont.; 317?), and the epigraphic texts reproduced in Hauken 1998, although it must be borne in mind that many of these examples are later than 2; cf. also P.Oxy. IV 705 = CPJ II 450 (after 202; BL II 96).
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that the petition was addressed to Severus and that he remained in Egypt until the spring of 201. Lady Margaret Hall Oxford OX2 6QA United Kingdom [email protected] Bibliography Papyrological volumes are cited according to the standard abbreviations of the online Checklist of Editions of Greek, Latin, Demotic, and Coptic Papyri, Ostraca, and Tablets at http://papyri. info/docs/checklist. Abbreviations for epigraphic corpora usually follow SEG. Alston, R., 1995, Soldier and Society in Roman Egypt: A Social History. Anastasiadis, V. I. – Souris, G. A., 2000, An Index to Roman Imperial Constitutions from Greek Inscriptions and Papyri: 27 BC to 284 AD. Barnes, T. D., 1989, Emperors on the Move, JRA 2, 247–61. Berger, A., 1953, Encyclopedic Dictionary of Roman Law. Birley, A., 21988, Septimius Severus: The African Emperor. Bowman, A. K., 1971, The Town Councils of Roman Egypt (ASP 11). Bowman, A. K. – Rathbone, D., 1992, Cities and Administration in Roman Egypt, JRS 82, 107–27. Bureth, P., 1964, Les titulatures impériales dans les papyrus, les ostraca et les inscriptions d’Égypte (30 a. C. – 284 p. C.). Camia, F., 2011, Spending on the Agones: The Financing of Festivals in the Cities of Roman Greece, Tyche 26, 41–76. Coriat, J.-P., 1997, Le prince législateur: La technique législative des Sévères et les méthodes de création du droit impérial à la fin du principat. Daux, G., 1977, L’ onomastique romaine d’expression grecque, in: N. Duval – H.-G. Pflaum (eds.), L’ onomastique Latine, 405–17. Denniston, J. D., 21954, The Greek Particles, 2nd ed. revised by K. J. Dover. Eck, W. – Weiss, P., 2001, Die Sonderregelungen für Soldatenkinder seit Antoninus Pius. Ein niederpannonisches Militärdiplom vom 11. Aug. 146, ZPE 135, 195–208. Faoro, D., 2016, I prefetti d’Egitto da Augusto a Commodo. Fink, R. O., 1971, Roman Military Records. Gignac, F. T., 1976, A Grammar of the Greek Papyri of the Roman and Byzantine Periods. Vol. 1: Phonology. Gonis, N., 2009, Egypt and the Date of the Death of Lucius Verus, ZPE 169, 196. Grassi, G. F., 2012, Semitic Onomastics from Dura Europos: The Names in Greek Script and from Latin Epigraphs. Habermann, W., 2015, Aspekte des römerzeitlichen Gymnasiums in Ägypten, APF 61/2, 384–423. Haensch, R., 1992, Das Statthalterarchiv, ZRG 109, 209–317. Haensch, R., 1994, Die Bearbeitungsweisen von Petitionen in der Provinz Aegyptus, ZPE 100, 487–564. Haensch, R., 2007, Apokrimata und Authentica: Dokumente römischer Herrschaft in der Sicht der Untertanen, in: R. Haensch – J. Heinrichs (eds.), Herrschen und Verwalten, 213–33.
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Fig. 1: P.CtYBR inv. 505r. Beinecke Rare Book and Manuscript Library, Yale University.
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Fig. 2: P.CtYBR inv. 505v. Beinecke Rare Book and Manuscript Library, Yale University.
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CHARIKLEIA ARMONI – ANDREA JÖRDENS
Der König und die Rebellen. Vom Umgang der Ptolemäer mit strittigen Eigentumsfragen im Gefolge von Bürgerkriegen 1. Die Eingabe des Peteharoeris aus dem Jahr 182 v. Chr. Den französischen Papyrologen Paul Collart und Pierre Jouguet1 verdanken wir die Edition einer ptolemäischen Papyrusurkunde aus dem Jahr 182 v. Chr.,2 die in der früheren Forschung als P.Baraize bekannt geworden ist und danach in SB V 8033 aufgenommen wurde.3 Die Urkunde stellt eine Beschwerde dar, die Peteharoeris, ein ägyptischer Bauer aus Diospolis Magna bzw. Theben beim Strategen Daimachos, Oberhaupt der Zivilverwaltung des perithebanischen Gaues, einreichte: 4 8 12 1 Collart –
Δαι[μ]άχωι δ[ι]α[δόχωι κ]αὶ στρατηγῶι πα[ρ]ὰ Πε[τ]εαροήριος [τ]οῦ Φήξιος γεωργοῦ τῶν ἀπ[ὸ Δ]ιὸς πόλεως [τ]ῆς μεγάλης. Ἀδικοῦμαι ὑπ[ὸ Π]εμσάιος τ[οῦ] Φανούφιος· ὑπαρχούσης γὰρ [τῆ]ι ἐμῆι [γυν]αικὶ Τσενονπμοῦτι γῆς ἠπείρου, ἥ ἐστιν ἐν τῆι κάτω τοπαρχίαι τοῦ Περιθήβ[ας] (ἀρουρῶν) π, συνέβη ἐν τῆι γενομένηι τ[αρα]χῆι πραθῆναι ἀπὸ τούτων τῶι προγεγρ[αμμέ]νωι ἐν τοῖς ἀδεσπότοις (ἀρούρας) νγ, τῆς γυναικός μου ἔτι π[ε]ριούσης ἐν τοῖς κάτω τόποις καὶ παραγεγενημένης ἐπὶ τοὺς τόπους καὶ ὑπομενούσης συνπληρῶσαι τὰς διὰ τῆς διαγραφῆς (ἀρούρας) νγ
Jouguet, Un papyrus. Datierung vgl. Skeat, Chronology, 171 = BL VI 139 sowie Söllner, Bemerkungen, 81. Warum Jakab, Auctions, 316 Anm. 17 zwar auf dieses «new dating» verweist, aber offenbar dennoch der dadurch überholten Zuweisung des Papyrus zur Revolte des Dionysios Petosarapis den Vorzug gibt, bleibt unklar. 3 Benannt wurde der Papyrus nach Émile Baraize, «ingenieur du Service des Antiquités», der die Urkunde auf der zweiten Terrasse des Hatschepsut-Tempels von Deir el-Bahari (korrekter ad-Dair al-bah. rī) auf dem Westufer Thebens entdeckt hatte, vgl. Collart – Jouguet, Un papyrus, 25. 2 Zur
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Charikleia Armoni – Andrea Jördens
οὐχ ὑπομένε[ι ἐ]ξεδιαζόμενος τὰς λοιπὰς (ἀρούρας) κ[ζ] παρὰ τὸ κ[αθ]ῆκον βιαζόμενος. 16 Ἀξιῶ οὖν σε μετὰ πάσης δεήσεως, ἐάν σοι φαίνηται, συντ[ά]ξαι γράψαι Ἰμούθηι τῶι τοπογραμματεῖ προσανενεγκεῖν τὰ κατὰ τὴν διαγραφὴν τὸ πλῆ[θος] τῶν (ἀρουρῶν), ὅπ[ως] 20 ἀπομετρήσω αὐτῶι [κα]ὶ παραλάβω τὴν ὑπάρχουσάν μοι γῆν ἄ[πρ]ατον. Τούτου γὰρ γενομένου τεύξομα[ι] διὰ σὲ τοῦ δικαίου. [Ε]ὐτύχει. 13 l. συμπληρῶσαι || 14 l. ἐξιδιαζόμενος
«An Daimachos, den Diadochen und Strategen, von Peteharoeris, dem Sohne des Phexis, einem Bauern, derer aus der großen Dios Polis. Mir geschieht Unrecht von Pemsais, dem Sohn des Phanuphis. Und zwar gehörte meiner Frau Tsenonpmus ein Hochlandacker, der sich im unteren Bezirk des Perithebanischen Gaues befindet, von 80 Aruren. Während der vergangenen Unruhen geschah es, daß davon dem Vorgenannten 53 Aruren als herrenloser Besitz verkauft wurden. Als meine Frau, die damals noch lebte – in den nördlichen Landesteilen –, wieder an Ort und Stelle erschien und sich bereit zeigte, die im Verkaufsprotokoll (erwähnten) 53 Aruren ‹aufzufüllen›, lehnte er (sc. der Gegner) es ab, während er sich die restlichen 27 Aruren gegen alles Herkommen mit Gewalt aneignete. Ich bitte dich also mit allem flehentlichen Nachdruck, wenn es dir recht erscheint, anzuordnen, Imuthes, dem Bezirksschreiber, zu schreiben, daß er Bericht erstatte über das, was das Verkaufsprotokoll betrifft, (nämlich) den Umfang der Aruren, damit ich sie ihm abmessen lasse und das mir gehörige Land, da unverkauft, übernehme. Wenn dies geschieht, werde ich durch dich Gerechtigkeit erhalten. Lebewohl.» Trotz des recht guten Erhaltungszustandes ist der Text in seinen Einzelheiten nicht leicht verständlich. So viel ist danach aber immerhin zu erkennen: Der Petent lag im Streit mit einem gewissen Pemsais um ein Grundstück von 80 Aruren, das die Frau des Bittstellers im nördlichen Bezirk des perithebanischen Gaues besaß (Z. 6 ἐν τῆι κάτω τοπαρχίαι | τοῦ Περιθήβ[ας]). Während eines nicht näher bestimmten Aufruhrs, der aber zur Zeit der Aufsetzung der Petition beendet war (Ζ. 7 f. ἐν τῆι | γενομένηι τ[αρα-] χῆι), war es dazu gekommen (Ζ. 7 συνέβη), daß ein Teil des Grundstücks (53 Aruren) als ‹herrenloses› Land (da zu den ἀδέσποτα gehörig, Z. 9) an den Gegner des Petenten verkauft wurde. Demnach muß das Grundstück konfisziert worden sein, so daß ein Teil davon im Rahmen eines staatlichen Verkaufs veräußert werden konnte.4 4 Über
das diesbezügliche Verfahren informieren uns zahlreiche Texte aus ptolemäischer und römischer Zeit: Private Besitztümer (hauptsächlich Immobilien), deren Eigentümer ohne
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Wir erfahren auch, daß sich die Frau des Bittstellers für eine unbestimmte Weile in einer nördlichen Gegend (Z. 11 ἐν τοῖς κάτω τόποις)5 aufgehalten hatte; von dort sei sie später an Ort und Stelle zurückgekehrt, habe mit dem Käufer des Grundstückes Kontakt aufgenommen und sich bereit erklärt, συνπληρῶσαι τὰς νγ (ἀρούρας) (Z. 13). Obwohl alles darauf verweist, daß es dabei um ein von der Frau des Petenten angestrebtes Kaufgeschäft mit dem neuen Besitzer des Grundstücks ging, wird hierfür bemerkenswerterweise nicht einer der für derartige Transaktionen üblichen Termini (z. B. πρίαμαι, πιπράσκω o. ä.), sondern das unspezifische συμπληρόω ‹vervollständigen› verwendet. Die Situation scheint so zu verstehen zu sein, daß die Frau dem neuen Besitzer vorschlug, die ihm gehörenden 53 Aruren ‹aufzufüllen›, d. h. – höchstwahrscheinlich gegen Entgelt – ihm die restlichen 27 Aruren, über die sie anscheinend wieder verfügte, zu überlassen; in dieser Weise hätte er das gesamte ursprüngliche Areal der 80 Aruren in seinen Besitz bringen können.6 Ihr Versuch blieb erfolglos. Nicht nur zeigte sich der neue Besitzer des Landes nicht bereit (Z. 14 οὐχ ὑπομένε[ι]), das Angebot zu akzeptieren, sondern hatte eigenmächtig auch die noch nicht verkauften, also noch der Frau und ihrer Familie gehörenden Landparzellen okkupiert (Z. 14 f. [ἐ]ξεδιαζόμενος (l. [ἐ]ξιδιαζόμενος) τὰς λοιπὰς | (ἀρούρας) κ[ζ] παρὰ τὸ κ[αθ]ῆκον βιαζόμενος). Die Anzahl der vom Staat an den Gegner des Petenten verkauften Aruren war auf einem Dokument festgehalten, das in Z. 13 und 19 als διαγραφή bezeichnet wird. Dies war das nach Abschluß der Transaktion aufgesetzte amtliche Verkaufsprotokoll. Wie einige aus ptolemäischer Zeit erhaltene Paralleltexte zeigen, gaben derartige διαγραφαί Auskunft über den Verlauf staatlicher Auktionen sowie über die genaue Lage und die Maße der versteigerten Liegenschaften.7 Exemplare der διαγραφαί wur-
Erben verstarben oder straffällig wurden, wurden zu herrenlosen Gütern (ἀδέσποτα) erklärt und fielen als solche an den Staat, der sie in der Regel versteigern ließ; vgl. Swarney, Idios Logos, 26–33; 49–53; Armoni, Basilikos Grammateus, 119–122; 152–162. 5 Zur richtigen Deutung des Ausdrucks s. Wilcken, Urkunden-Referat, 293. 6 In diesem Sinne van Groningen, Papyrus Baraize; Braunert, Ἰδία, 252 Anm. 61; vgl. auch Jördens, TUAT.NF 3, 411 f. Nr. VIII 5. Van Groningen kritisierte zu Recht die bis dahin vorherrschende und auch wieder von Swarney, Idios Logos, 27 vertretene Meinung, derzufolge συμπληρoῦν τὰς νγ (ἀρούρας) in SB V 8033, 13 ‹(den Preis) für die 53 Aruren auszahlen› bedeute, womit ausgedrückt worden wäre, daß die Frau bereit war, den ihr früher gehörenden Teil des Grundstückes zurückzukaufen: «Le grec dit couramment πληροῦν τάλαντον, δραχμὰς τοσαύτας, τέλος, τόκον, τιμήν, etc., mais nulle part je n’ai trouvé p.ex. πληροῦν οἰκίαν, γῆν, ὤνια. On peut dire πληροῦν ἀρτάβας τοσαύτας p.ex., mais alors il s’agit non pas d’artabes qu’on achète et qu’on paye en espèces, mais les artabes constituent elles-mêmes l’instrument d’un payement qui se fait en nature […] (συμπληρoῦν) signifie ‹compléter; rendre complet› […] Tsénonpmous consent apparemment à ‹compléter› à l’avantage de Pemsaïs les 53 aroures […]; autrement dit, à mettre à sa disposition les 27 aroures qui manquent au total de 80 qu’elle possédait naguère. Evidemment moyenant payement» (60). 7 Vgl. Armoni, Basilikos Grammateus, 120–122; 152–154.
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den in amtlichen Archiven aufbewahrt: So konnten die Einzelheiten des Kaufs selbst Jahre nach Abschluß der Transaktion nachvollzogen werden. Um die Aushändigung eines amtlichen Berichtes, der auf einer solchen διαγραφή basiert, bat auch der Bittsteller in dem hier in Rede stehenden Text. Mit Hilfe der διαγραφή sollte festgestellt werden, welcher Teil des Grundstücks an den Käufer veräußert und welcher widerrechtlich okkupiert wurde (Z. 17–22). Den bereits verkauften Teil wollte der Petent ‹durch Abmessen feststellen› lassen (Ζ. 19 f. ὅπ[ως] | ἀπομετρήσω), und zwar αὐτῶι, d. h. zugunsten seines Gegners. Die restlichen 27 Aruren aber, die er als sein Eigentum betrachtete (Z. 20 f. τὴν | ὑπάρχουσάν μοι γῆν), wollte er als ‹nicht verkauftes› Land, als ἄπρατον, zurückerhalten.8 Der rechtliche Hintergrund der Urkunde scheint dabei nach wie vor ungeklärt. War zunächst vor allem erörtert worden, ob dies als Fall einer Epilysis zu deuten und also als Zeugnis für die Existenz eines hellenistischen Lösungsrechtes zu werten sei, ist man von einer solchen Einordnung inzwischen abgekommen.9 Stattdessen wurde als zentral für das Verständnis des Dokumentes der Hinweis des Petenten auf die – wohl längerfristige – Abwesenheit der früheren Besitzerin von ihrem Wohnort erkannt, die zu der Konfiskation und partiellen Veräußerung des Grundstückes geführt habe; da sich die Frau infolge eines Aufstandes (Z. 7 f. ἐν τῆι | γενομένηι τ[αρα]χῆι) gezwungen sah, in den Norden zu fliehen (Z. 10 f. τῆς γυναικός μου ἔτι π[ε]ριούσης ἐν τοῖς κάτω τόποις), habe die Verwaltung das Land als im Stich gelassene res nullius betrachtet, es konfisziert und einen Teil davon veräußert.10 Daß dieses Verfahren offenbar nicht rückgängig gemacht werden konnte, selbst nachdem die Grundlage, die den Zugriff des Staates auf die Liegenschaft ermöglichte, nicht mehr existierte – die ehemalige Besitzerin war ja nach Theben zurückgekehrt –, wurde gern mit Verweis auf eine vor allem in der früheren Forschung allgegenwärtige Vorstellung erklärt: Die Rigorosität, die das Vorgehen der ptolemäischen Administra8 Den
Inhalt des Petitums hat Wilcken, Urkunden-Referat, 293 f. richtig erkannt: «Er (sc. der Petent) wünscht also durch den Bericht des Topogrammateus genaue Angaben (nach der διαγραφή) über die 53 verkauften Aruren zu bekommen, um diese dem Pemsais zuzumessen, aber die durch eben dieses ἀπομετρεῖν zugleich festgestellten, von jenem widerrechtlich okkupierten 27 Aruren zurückzubekommen. Also nur auf letzteres läuft seine Eingabe hinaus». Vgl. auch Schönbauer, Lösungsrecht, 207 f.; van Groningen, Papyrus Baraize, 61; Braunert, Ἰδία, 252 Anm. 61. Die von Wenger, Observations (vgl. ders., Literaturübersicht, 172 f.) und Pringsheim, Versteigerungskauf, 298 f. geäußerten Vorbehalte gegen Wilckens Deutung vermögen nicht zu überzeugen. 9 So jetzt nach der Deutung von Z. 13 und 20 durch Wilcken, Urkunden-Referat, 294 und van Groningen, Papyrus Baraize; vgl. auch Talamanca, Contributi, 82 Anm. 81. Anders dagegen noch der Kommentar der Ed. pr. zu Z. 20–21; Wenger, Observations; ders., Literaturübersicht, 170–173; Schönbauer, Lösungsrecht; Pringsheim, Versteigerungskauf, 298–300. 10 Siehe vor allem Wenger, Observations; ders., Literaturübersicht, 171; vgl. Wilcken, Urkunden-Referat, 293 f.; Pringsheim, Versteigerungskauf, 298; Skeat, Chronology, 172; Swarney, Idios Logos, 26 f.; Veïsse, Révoltes, 136; so jetzt auch wieder Jakab, Auctions, 317. 323. Offen läßt die Frage Pestman, Haronnophris and Chaonnophris, 109.
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tion charakterisierte, wenn es darum ging, die staatlichen Einnahmen zu verteidigen. Den Verkauf des Landes habe Peteharoeris offenkundig deshalb nicht anzufechten gewagt, weil «ein entgeltlicher Erwerb vom Staate […] grundsätzlich immer unanfechtbar» gewesen sei.11 Noch weiter ging zuletzt Eva Jakab, die im ptolemäischen Ägypten grundsätzlich nur ein bedingtes Eigentumsrecht gegeben sehen möchte; war der Eigentümer seinen Verpflichtungen zur ordnungsgemäßen Bewirtschaftung des Landes nicht nachgekommen, habe sein Eigentumsrecht als verwirkt gegolten, so daß der Staat es unmittelbar konfiszieren und auf dem Versteigerungswege wieder ausgeben konnte.12 Auffällig ist in der Tat, daß in der Eingabe kein Wort davon steht, daß die ehemalige Besitzerin oder auch ihr Mann jemals einen Vorstoß unternommen hätten, gegen den Verkauf ihres Eigentums vorzugehen; ganz im Gegenteil scheinen beide die Konfiskation und partielle Veräußerung ihres Besitzes widerstandslos anerkannt zu haben: Die Frau, indem sie nach ihrer Rückkehr anscheinend bloß die übriggebliebenen Parzellen an Pemsais zu verkaufen suchte; ihr Mann, da er Anspruch lediglich auf den nicht veräußerten, von seinem Gegner okkupierten Teil des Grundstücks erhob. Vor allem findet sich keinerlei Wertung all dieser Vorgänge, die zweifellos auch damals jedem Rechtsempfinden zuwiderliefen. So hören wir nicht einmal, daß sie den Verkauf ihres Landes als einen Umstand betrachteten, den sie notgedrungen akzeptierten, jedoch für ein Unglück hielten. Dieses Schweigen ist außergewöhnlich. Denn ein Vergleich mit den uns zahlreich erhaltenen Eingaben aus dem griechisch-römischen Ägypten zeigt, daß die Berufsschreiber, deren Dienste die Antragssteller bei der Aufsetzung von Petitionen in Anspruch nahmen, selten die Gelegenheit ausließen, ihre Klienten als Opfer jeglicher Art von Schicksalsschlägen zu stilisieren. Ihre Absicht war natürlich, Wohlwollen und Mitgefühl des Amtsträgers, an den sie sich wandten, zu gewinnen und so ein günstiges Klima zur Durchsetzung der eigentlichen Forderung zu schaffen. Um so mehr muß hier die Haltung des Bittstellers und seiner Frau verwundern, da sie offenbar kampfund wortlos auf etwas verzichteten, worüber in der Ptolemäerzeit nur ein kleiner, wirtschaftlich privilegierter Kreis der Bevölkerung Ägyptens verfügte: Auf den wertvollen Besitz von Privatland. All dies spricht dafür, daß die Frage nach dem rechtlichen Hintergrund der in der Eingabe des Peteharoeris dokumentierten Fakten anders zu beantworten ist als bisher angenommen. Sehr viel größere Bedeutung wird man vor allem den historischen Zusammenhängen zumessen wollen, unter denen der Text entstanden ist.13 Auf das 11 So
Schönbauer, Lösungsrecht, 203. nur Jakab, Auctions, 329–332, bes. zusammenfassend 332: «Ownership of land seems to have been conditional: a person could hold a parcel as long as he was able to cultivate it properly. Ceasing cultivation led automatically to the loss of title; the land was confiscated by the state and re-distributed by auction.» 13 Für eine Einordnung in einen weiteren sozial- und wirtschaftshistorischen Rahmen zuletzt auch Jakab, Auctions, die die damit erhobenen Ansprüche jedoch nicht einzulösen vermag. 12 Vgl.
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wichtigste Ereignis dieser Jahre nimmt das Dokument mit einem einzigen signifikanten Wort Bezug: Das in Frage stehende Grundstück soll während eines Aufruhrs, ταραχή, beschlagnahmt und veräußert worden sein. Das meist ohne weitere Spezifizierung verwendete Wort ταραχή bezieht sich in den Papyri in der Regel auf Aufstände und bürgerkriegsähnliche Situationen, so zumal in der Ptolemäerzeit.14 Von der Zeitstellung her haben wir in unserem Text dabei an die bedeutendste solcher Revolten zu denken, die als Aufstand des Haronnophris und Chaonnophris in die Forschung eingegangen ist.15 Die Eingabe des Peteharoeris wurde schließlich bald nach dem Ende des thebanischen Sonderreichs aufgesetzt, das die einheimischen Usurpatoren seit 207/06 v. Chr. im ägyptischen Süden zu errichten vermochten, und dürfte die schwierige Situation widerspiegeln, in der sich die Bevölkerung nach der endlich erfolgten Befriedung wiederfand. 2. Regelungen von Eigentumsfragen nach dem Ende von Bürgerkriegen Anders als bei kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen verfeindeten Staatsgebilden, wo es üblicherweise klare Sieger und Verlierer gab, war die Situation nach dem Ende von Bürgerkriegen weniger eindeutig; in jedem Fall gestalteten sich die Verhältnisse als weitaus heikler. Schon aufgrund der Zugehörigkeit zu unterschiedlichen Konfliktparteien galt es sich auf neue Regeln eines gedeihlichen Miteinanders zu verständigen, vor allem aber hatte sich die Bevölkerung mit den während dieser ταραχή entstandenen Rechtsverhältnissen auseinanderzusetzen. Dies betraf insbesondere die Eigentumsfragen. Denn in inneren Kriegen zählten die Konfiskation und anschließende Veräußerung des Vermögens der politischen Gegner seit jeher zu den üblichen Maßnahmen der überlegenen Partei. Eine Reihe von Beispielen dieser Praxis bietet bereits die Geschichte der griechischen Poleis, wonach mit der Verbannung der Bürgerkriegsgegner in der Regel zugleich die Beschlagnahme des Vermögens verbunden war. Wurde den Verbannten zu einem späteren Zeitpunkt die Rückkehr in die Heimat gestattet, stellte ihre wirtschaftliche Wiedereingliederung die Gemeinschaft noch einmal vor besondere Schwierigkeiten. Einerseits verfügten viele der Heimkehrenden nicht mehr über eine ausreichende Lebensgrundlage, da ihr Besitz konfisziert und in vielen Fällen verkauft worden war. Andererseits waren die neuen Eigentümer nicht ohne weiteres bereit, ihren regulär erworbenen Besitz wieder aufzugeben. War der Prozeß der politischen Aussöhnung auch so schon mühsam genug, drohten die hierdurch entstehenden Spannungen ihn aufs neue zu gefährden. Die Lösungen, für die man sich 14 Siehe
nur Veïsse, Révoltes, 114 f. auch bereits Skeat, Chronology, bes. 171: «… the ταραχή mentioned in the P. Baraize is the great revolt of the Thebaid which lasted from 206 to 186 B.C.», der sich damit gegen die von der früheren Forschung vertretene Spätdatierung wandte; = BL VI 139. Zum Aufstand selbst vgl. unten Abschnitt 3. 15 So
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jeweils entschied, variierten stark und hingen von der politischen Situation zur Zeit der Heimkehr ab.16 So erhielten zurückkehrende Exilierte nicht selten nur einen Teil ihres Vermögens zurück. Dies war etwa in den Versöhnungsbestimmungen der Fall, die auf den Sturz der Dreißig hin in Athen verabschiedet wurden und die u. a. auch das eingezogene Vermögen der heimkehrenden Flüchtlinge und Verbannten betrafen. Ein Teil dieser Bestimmungen ist in der fragmentarisch überlieferten Rede des Lysias gegen Hippotherses erhalten. Dieser autobiographischen Rede zufolge lag Lysias im Streit mit einem gewissen Hippotherses über Besitztümer – vermutlich eine Sklavin –, die er unter der Herrschaft der Dreißig verloren hatte. Die teilweise stark zerstörte Passage ist wohl so zu verstehen, daß die unter der Herrschaft der Dreißig exilierten Athener nach der Wiederherstellung der Demokratie von ihren konfiszierten Ländereien und Häusern nur das zurückerhielten, was nach der Einziehung durch den Staat unverkauft geblieben war; anderes scheint möglicherweise für mobile Besitztümer gegolten zu haben, doch bricht der Text an dieser Stelle ab:17 Frg. LXX 38–43. 47 Carey κελευουσῶν | τῶν συνθηκῶν τὰ μὲν | πεπραμένα τοὺς ἐωνη|μένους ἔχειν, τὰ δὲ ἄ|[π]ρατα τοὺς κατελθόντας | [κ]ομίζεσθαι | … | [τῶ]ν δὲ ἀνδ[ρ]απόδων [ «… wobei die Vereinbarungen verfügten, daß, was verkauft war, die Käufer behalten dürften, was jedoch noch nicht verkauft war, den Rückkehrern ausgehändigt werde; … von den Sklaven aber …»
Eine ähnliche Regelung mag auch das sog. Verbannten- oder Rückführungsdekret Alexanders d. Gr. enthalten haben, das er bei den Olympischen Spielen des Jahres 324 feierlich verkünden ließ. Während Diodor zunächst wörtlich daraus zitiert, um sogleich zum Widerstand der Aitoler und Athener gegen diese Maßnahmen überzugehen,18 bietet Curtius Rufus auch inhaltliche Details. Danach seien die aus den griechischen Städten Vertriebenen wiederaufzunehmen und ihr Besitz zurückzuerstatten, wobei die den Heimkehrenden restituierten bona …, quae extarent erneut allein die noch nicht verkauften Güter betroffen haben dürften:
16 Siehe
Gehrke, Stasis, 262 f. Interpretation des Passus, der eine neue Lesung der Z. 47 des Fragments P.Oxy. XIII 1606 zugrundeliegt, s. Sakurai, New Reading. 18 Diod. 18, 8, das Zitat bes. 4 βασιλεὺς Ἀλέξανδρος τοῖς ἐκ τῶν Ἑλληνίδων πόλεων φυγάσι. τοῦ μὲν φεύγειν ὑμᾶς οὐχ ἡμεῖς αἴτιοι γεγόναμεν, τοῦ δὲ κατελθεῖν εἰς τὰς ἰδίας πατρίδας ἡμεῖς ἐσόμεθα πλὴν τῶν ἐναγῶν. γεγράφαμεν δὲ Ἀντιπάτρῳ περὶ τούτων, ὅπως τὰς μὴ βουλομένας τῶν πόλεων κατάγειν ἀναγκάσῃ ‹König Alexander grüßt diejenigen, die aus den griechischen Städten verbannt worden sind. Daß ihr verbannt worden seid, ist nicht meine Schuld. Daß ihr aber in eure Heimat zurückkehren könnt, dafür werden wir sorgen, mit Ausnahme derjenigen, die ein fluchwürdiges Verbrechen auf sich geladen haben. Wir haben deswegen an Antípatros geschrieben, er solle diejenigen Städte, die das nicht wollen, dazu zwingen, die Verbannten heimzuführen› (Übers. Wiemer, Alexander, 164, mit einer knappen Skizze der «Auswirkungen auf griechische Städte»). 17 Zur
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Curt. Ruf. X 2, 4 f. sed exules praeter eos, qui civili sanguine adspersi erant, recipi ab omnibus Graecorum civitatibus, quis pulsi erant, iussit. Et Graeci haud ausi imperium aspernari, quamquam solvendarum legum id principium esse censebant, bona quoque, quae extarent, restituere damnatis «Er (sc. Alexander) befahl aber, daß die Verbannten, mit Ausnahme derjenigen, die sich mit Bürgerblut besudelt hatten, wieder von all den griechischen Staaten, aus denen sie vertrieben worden waren, aufgenommen werden sollten. Und die Griechen wagten nicht, sich dieser Anweisung zu widersetzen, obwohl sie meinten, daß dies der Anfang vom Ende ihrer Gesetze sei, und gaben auch den Verurteilten ihre Besitztümer, soweit noch vorhanden, zurück.»
Ebenso wurde diese Frage von Ptolemaios VIII. Euergetes II. in seinem 145/44 v. Chr. erlassenen Indulgenzdekret gehandhabt. Kurz nach der erneuten Übernahme der Regierungsgewalt in Ägypten, die ihm nach 18jähriger Herrschaft allein über die Kyrenaika infolge des Todes des mit ihm verfeindeten Bruders Ptolemaios VI. mehr oder weniger kampflos zugefallen war, suchte er damit Rechtssicherheit für die jeweiligen Parteigänger zu schaffen: I.Kition 2017 = SEG XXXVII 1372 = C.Ord.Ptol. 41, 3–6 Προστέταχεν δὲ καὶ τοὺς ἀνακεχω ρηκότ[ας ἐν τοῖς ἔμπροσθεν χρόνοις] | διὰ τὸ ἐνεσχῆσθαι αἰτίαις | καταπορεύεσθ[αι εἰς τὰς ἰδίας καὶ γίνεσθαι] | πρὸς αἷς καὶ πρότερον ἦσαν ἐργασίαις καὶ κομ[ίζεσθαι τὰ ἔτι ὑπάρχοντα] | ἄπρατα ἀπὸ τῶν ἰδίων αὐτῶν τῶν διὰ ταῦτα [παρ’ ἑκάστοις ἠνεχυρασμένων] «Des weiteren hat er angeordnet, daß diejenigen, die in den vergangenen Zeiten geflüchtet sind, weil sie (irgendwelcher) Vergehen beschuldigt werden, an ihre Wohnsitze zurückkehren und sich wieder den Arbeiten, die sie auch früher ausübten, widmen und zurückerhalten, was als nicht verkauft noch vorhanden ist von ihren aus diesem Grund bei einem jeden konfiszierten Besitztümern.»19
Nach demselben Prinzip wurde auch knapp 30 Jahre später verfahren, als sich nach dem Ende der dynastischen Kämpfe die Frage nach den von der jeweils anderen Seite – hier demselben Ptolemaios VIII. und seiner Frau (und Nichte) Kleopatra III., dort seiner Schwester Kleopatra II. – konfiszierten Besitztümern stellte. Der entsprechende Passus in dem berühmten Amnestiegesetz des Jahres 118 v. Chr.20 lautet: P.Tebt. I 5 = C.Ord.Ptol. 53 col. I, 8 f. Προστετά[χα]σι δὲ καὶ τοὺς ἀνακεχωρηκότας δ[ιὰ τὸ ἐνέχεσθαι] [λ]ήαις (l. λείαις) καὶ ἑτέραις αἰτίαις καταπορευομένους εἰς [τὰς ἰδίας] | [γ]ίνεσθαι π[ρ]ὸς αἷς καὶ πρότερον ἦσαν ἐργασία[ις καὶ κομίζεσθαι] [τὰ] ἔτι ὑπάρ[χοντα] ἄπρατα ἀπὸ τῶν διὰ τα[ῦτα ἠνεχυρασμένων] «Des weiteren haben sie angeordnet, daß diejenigen, die geflüchtet sind, weil sie des Raubs oder anderer Vergehen beschuldigt werden, an ihre Wohnsitze zurückkehren, sich wieder den Arbeiten, die sie auch früher ausübten, widmen und zurück erhalten, was als nicht verkauft noch vorhanden ist von ihren aus diesem Grund konfiszierten Besitztümern.»
Der Passus der Amnestie ist allgemein gehalten, die Rede ist generell von all jenen, die ‹des Raubs oder anderer Vergehen beschuldigt› wurden. Doch wurden darunter ohne jeden Zweifel auch diejenigen subsumiert, die wegen ihrer Beteiligung an der 19 Die
20 Vgl.
Textes.
Übersetzung mit Jördens, TUAT.NF 2, 376 f. Nr. VIII 7. auch Jördens, TUAT.NF 2, 377–382 Nr. VIII 8 mit einer Übersetzung des gesamten
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politischen Auseinandersetzung ihren Wohnsitz verlassen hatten und deren Besitz infolgedessen beschlagnahmt worden war.21 3. Die innenpolitische Situation zu Beginn des 2. Jh. v. Chr. Es besteht folglich guter Grund zu der Annahme, daß dies in den innerägyptischen Auseinandersetzungen zu Beginn des 2. Jh. v. Chr. nicht grundsätzlich anders war. Dabei stellte der Aufstand des Haronnophris und Chaonnophris schon aufgrund seines Ausmaßes wie auch seiner Dauer in der Geschichte des griechisch-römischen Nillandes eine Ausnahmeerscheinung dar, vermochten sich die einheimischen Usurpatoren doch erfolgreich in den südlichen Landesteilen festzusetzen und für zwanzig Jahre von der Zentrale unabhängig zu machen.22 Die Unruhen brachen gegen Ende des 3. Jh. v. Chr. noch in der Regierungszeit des Ptolemaios IV. Philopator, genauer wohl im Jahre 207/06 aus, als ägyptische Truppen unter der Führung des Herwennefer bzw. Hyrgonaphor Theben einnahmen. Dem üblicherweise unter seinem gräzisierten Namen bekannten Haronnophris gelang es daraufhin, einen eigenen Herrschaftsraum einzurichten, der sich schließlich von Pathyris, südlich von Theben, bis Abydos im Norden der Thebais erstreckte. In der Zeit zwischen Juli/August und Oktober/November 199 v. Chr. wurde die Führung der ägyptischen Streitkräfte von dem in den griechischen Texten als Chaonnophris bezeichneten Anchwennefer übernommen, während Haronnophris aus unseren Quellen verschwindet. Unser Bild vom Verlauf des Bürgerkrieges ist äußerst unvollständig. So groß die Auswirkungen dieser innerägyptischen Konfrontation auf die Lebensumstände der Bevölkerung auch gewesen sein mögen – Polybios spricht von einem Ausbruch von Grausamkeit und Gesetzlosigkeit (ὠμότης καὶ παρανομία)23 –, gibt es doch nur einige wenige Papyri, die sich darauf beziehen. Am eindeutigsten sind die Aussagen in den als SB XXIV 15972 edierten Fragmenten von Verwaltungskorrespondenz aus der Zeit um 190 v. Chr., die von den Verwüstungen im Süden des Landes berichten, als Chaonnophris kurzzeitig in die Gegend um Lykopolis, das heutige Asyūt, vorstieß.24 Zur Zeit seiner größten Ausdehnung vermochte sich der Aufruhr sogar bis in das Delta auszubreiten, wo die Aufständischen zumindest einzelne Orte in ihre Gewalt zu bringen 21 Der
Begriff λεία ‹Raub› dürfte insoweit auch das Handeln der politischen Gegner umfassen. Einige Papyrusurkunden aus den letzten zwei Jahrhunderten der Ptolemäerherrschaft legen nahe, daß Begriffe wie ληιστής, ληιστήριον, λεία ähnliche Konnotationen hatten wie ἀποστάτης, ἀποστασία o. ä.; vgl. Veïsse, Révoltes, 143–146. 22 Zu den im Folgenden kurz skizzierten Ereignissen vgl. Hölbl, Geschichte, 135–140; Pestman, Haronnophris und Chaonnophris; McGing, Revolt; Huss, Ägypten, 444–449; 502–513; Veïsse, Révoltes, 5–26; Johstono, Insurgency. 23 Polyb. XIV 12, 4, so bemerkenswerterweise im Gegensatz zu ‹richtigen› Kriegshandlungen; hierzu jetzt eingehend Johstono, Insurgency. 24 Vgl. nur die Ed. pr. bei McGing, Revolt; Johstono, Insurgency, 206; eine Übersetzung von SB XXIV 15972 A, 36–56 auch bei Jördens, TUAT.NF 2, 373 Nr. VIII 4.
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verstanden wie ein anderes Lykopolis, das bisher nicht lokalisierte demotische Ck#n im busiritischen Gau, in dem sie sich im Jahre 197 v. Chr. verschanzten. Gegen Ende des Jahres schnitten die ptolemäischen Truppen die Wasserzufuhr ab, belagerten die Festung und eroberten sie im Sturm. Die Führer der Rebellen wurden nach Memphis gebracht und beim Krönungsfest Ptolemaios’ V. Epiphanes am 26. März 196 v. Chr. hingerichtet. Diesen Sieg nahmen die ägyptischen Priester zum Anlaß, ein Dekret zu Ehren des neuen Königs zu verabschieden, dessen bekannteste Kopie in dem berühmten Stein von Rosette vorliegt und das sich in Teilen auf ein kurz zuvor erlassenes Amnestiegesetz (sog. φιλάνθρωπα) des Ptolemaios V. Epiphanes bezieht.25 Der Erlaß der φιλάνθρωπα als solcher wie auch der generelle Tenor dieses Ehrendekretes von Memphis geben deutlich zu erkennen, wie sehr der alexandrinischen Regierung daran lag, mit dem Sieg des Königs im busiritischen Lykopolis die Revolte für endgültig niedergeschlagen zu erklären. Doch war der Widerstand damit längst nicht gebrochen. Vor allem große Teile Oberägyptens verblieben vielmehr auch in den Folgejahren noch in der Hand der Aufständischen. Im Jahr 191 v. Chr. gelang es der ptolemäischen Armee immerhin, Theben zurückzuerobern und die Anhänger des Chaonnophris weiter nach Süden abzudrängen. Doch erst im Sommer 186 v. Chr., als die ptolemäischen Streitkräfte in einer Schlacht bei Syene Sieger über Chaonnophris blieben, fand der Bürgerkrieg sein endgültiges Ende; der Anführer der Aufständischen wurde festgenommen und hingerichtet. Damit gelangte Ägypten wieder zur Gänze in ptolemäische Hand. Der hiermit wiederhergestellte Frieden im Lande wurde durch ein Amnestiegesetz besiegelt, das Ptolemaios V. Epiphanes im Herbst desselben Jahres erließ und von dem Fragmente in dem zuletzt als P.Köln VII 313 publizierten Kölner Papyrus bewahrt blieben.26 Hinsichtlich der hier in Rede stehenden Fragen geben uns die erhaltenen Partien dieser einzigen und äußerst fragmentarischen Version des Amnestiegesetzes freilich keinerlei Auskunft. In keiner der dort verstümmelt überlieferten Bestimmungen ist von der Art und Weise die Rede, wie die Fälle von konfisziertem Eigentum der Aufständischen zu regeln seien. Daß sich Ptolemaios V. Epiphanes hier offenbar für dieselbe Lösung entschied, die wir schon in den oben erörterten Beispielen gesehen hatten, legen allerdings einige weitere Papyri aus der Sammlung der Universität zu Köln nahe, die unlängst publiziert worden sind.
25 Dazu
noch genauer unten Abschnitt 5. durch kleinere Fragmente ergänzt in de Frutos García – Torallas Tovar, New Fragments. 26 Jetzt
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4. Der Streit um das γέρας ταριχείας von Philadelpheia in den Jahren 189 bis 184 v. Chr. Die fraglichen Papyri gehören zu einem Archiv, das hauptsächlich aus Eingaben besteht, die zwischen den Jahren 189 und 184 v. Chr. aufgesetzt wurden. Bittsteller sind zwei Einbalsamierer (ταριχευταί), die im Dorf Tanis im nordöstlichen Arsinoites, im heutigen Fayum, beheimatet waren und sich in einem langwierigen Rechtsstreit mit einer Gruppe von Einbalsamierern aus dem benachbarten Philadelpheia befanden. Gestritten wurde um das γέρας ταριχείας bzw. γέρας ἐνταφιαστικόν dieses Ortes, d. h. um das Recht, die mit dem Einbalsamieren der Leichen verbundenen Einnahmen zu beziehen.27 Im konkreten Fall gehörte das γέρας ταριχείας von Philadelpheia ursprünglich einem Ägypter mit dem Namen Psenephmus, der sich nach Darstellung der Petenten am ägyptischen Aufstand auf der Seite der Rebellen beteiligt hatte und im Kampf gefallen war. Nach seinem Tod war die Lizenz, die Verstorbenen von Philadelpheia zu bestatten, in den Besitz eines gewissen Abychis und dessen Geschäftspartners gelangt, nach Meinung der Petenten allerdings widerrechtlich. In ihren Ausführungen verweisen diese auf die Existenz eines königlichen Erlasses (πρόσταγμα), der die Konfiszierung des Besitzes von Aufständischen verordnete: [ὅτι προσ]τάγματος [ὄ]ντος τοὺς | σ . . . ε . σμένους (συμπεπεσμένους, l. συμπεπεισμένους?) τοῖς ἀπονοηθῖσιν (l. ἀπονοηθεῖσιν) ἀποστάταις | τού[των τὰ]ς οὐσίας ἀναλαμβάνεσθαι εἰς τὸ βασιλικόν ‹denn es wurde verordnet, daß der Besitz derer, die mit den von allen guten Geistern verlassenen Aufständischen gemeinsame Sache machten (?), konfisziert werde› (P.Tarich. 6 a, 7–9).28 Nach der Darstellung der Bittsteller hätte aufgrund dieser Verordnung das γέρας vom Staat beschlagnahmt und zur Veräußerung gebracht werden sollen. In dieser Weise scheint der Staat mit den restlichen Besitztümern des Verstorbenen – wozu z. B. ein Haus sowie andere Liegenschaften gehörten – auch verfahren zu sein. Nur das γέρας wurde anscheinend stillschweigend von den Widersachern der Petenten übernommen. In ähnlicher Weise beschreiben die Petenten die Situation auch in anderen Eingaben des Archivs. Darin begründen die Kläger ihre Behauptung, das γέρας sei als dem Staat anheimzufallender Besitz zu behandeln, nun nicht allein durch den von ihnen zitierten königlichen Erlaß. Bemerkenswerterweise wird die Erwähnung des Erlasses stets von der Bemerkung begleitet, der frühere Eigentümer des γέρας habe keine Verwandten hinterlassen, was wohl so zu deuten ist, daß er ohne Erben verstorben ist:
27 Das
Verfügungsrecht über Einnahmen, die die Verrichtung kultischer Dienste abwarf, zu welchen auch die Bestattung der Verstorbenen gehörte, wurde in ptolemäischer wie römischer Zeit häufig als Privatbesitz behandelt, der verkauft, geschenkt oder vererbt werden konnte, vgl. P.Tarich., S. 17–23; allgem. auch Jördens, Possession, 559 f. 28 Vgl. auch parallel dazu P.Tarich. 6 b, 8–11.
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P.Tarich. 6 a, 10–1129 Ψενε[φμοῦ]τος δὲ | Παῶτος [γενομ]ένου ἐν το[ῖς] ἀποστ[άταις], | ὧ[ι] οὐχ ὑπ[ῆρχεν] συγγενὴς οὐδείς «Psenephmus, der Sohn des Paos, der unter die Aufständischen geraten war und keinen Verwandten hatte»; P.Tarich. 11, 7–15 περὶ | γέρως, ὃ ἦν Ψενε|πμοῦτος τοῦ Παώπιος | τοῦ πεσόντος ἐν τῆι | ταραχῆι ταριχευτοῦ | ἐκ Φιλαδελφείας, ὅπως | πρα{χ}θῇ ἐκ τοῦ βασι|λικοῦ, ὧι οὐ⟦χ⟧θεὶς ὑπάρ|χει «bezüglich des γέρας, das Psenepmus, dem Sohn des Paopis, gehörte, einem im Aufstand gefallenen Einbalsamierer aus Philadelpheia, damit es aus dem königlichen Eigentum verkauft werde. Er [sc. Psenepmus] hat keinen [Verwandten oder Erben]»; P.Tarich. 10, 2–8 Ψενεφμοῦτος τοῦ Παῶτος | ταριχευτοῦ τῶν ἐ[ν Φι]λαδελφείαι τοῦ Ἀρσιν[οίτο]υ νομοῦ | ἀναληφθέντων τ[ῶν ὑ]παρχ[ό]ντ⟦ι⟧ων διὰ τὸ ἀναιρ[ε]θῆναι | αὐτὸν ἐν τοῖς ἀποστάταις [σ]υνγενοῦς οὐ[δ]ενὸς | ὑπάρξαντος αὐτῶ[ι, ἔ]τι δὲ ὑπάρχοντος αὐτῶ[ι] ἀπρά[τ]ου | γέρως ἐν ταῖς τ[αρι]χίαις, καθότι εἴθισται, ⟦το[ ] . . . . ⟧ | ` ἔτι καὶ νῦν τοῦτο ´ ἐν ἀπράτοις ἐστίν «Obwohl der Besitz des Psenephmus, des Sohnes des Paos, eines Einbalsamierers derer, die in Philadelpheia des arsinoitischen Gaues (ansässig sind), konfisziert wurde, weil er unter den Aufständischen getötet wurde, wobei er keinen Verwandten hatte, und obwohl ihm außerdem ein nicht verkauftes γέρας in den Tarichien gehörte, wie es Brauch ist, befindet sich dieses γέρας noch bis jetzt unter den nicht verkauften (Besitztümern)».30
An der zuletzt zitierten Stelle wird der Hinweis, der verstorbene Anhänger der Rebellen habe keine Erben gehabt, an die Bemerkung gekoppelt, daß das γέρας unverkauft sei bzw. zu den unverkauften Gütern gehöre, wofür der Terminus ἄπρατον bzw. ἐν ἀπράτοις εἶναι verwendet wird. Aus welchem Grund glauben die Petenten, die Berechtigung ihres Anspruchs auch durch die Bemerkung untermauern zu müssen, der verstorbene Aufständische habe keine Verwandten? Es fällt schwer zu glauben, daß dieser wiederholte Hinweis dadurch motiviert war, daß etwa das Konfiskationsgesetz nur dann greifen konnte, wenn die Betroffenen keine Erben hatten, daß also die Familienmitglieder von Aufständischen Besitzansprüche auf die zu konfiszierenden Güter wahren konnten. Vielmehr spricht alles dafür, daß die schleierhafte Angabe in den Texten von P.Tarich. sich aus der nach Beendigung des Bürgerkrieges geschaffenen Rechtslage erklären läßt, wonach es ehemaligen Parteigängern der Gegenseite oder auch ihren Familien möglich war, ihre zur Zeit der ταραχή konfiszierten Güter wieder zurückzuerhalten. 5. Das Versöhnungsangebot des Ptolemaios V. Epiphanes aus dem Jahre 196 v. Chr. Angesichts der Bedeutung derartiger Fragen überrascht nicht, daß dieser Punkt auch in dem ersten Amnestiegesetz des Ptolemaios V. Epiphanes eine Rolle spielte, das er zehn Jahre zuvor anläßlich der Siegesfeiern über die Rebellen im busiritischen Lykopolis erlassen hatte. Obwohl wir hiervon anders als im Fall der späteren φιλάνθρωπα 29 Vgl.
P.Tarich. 6 b, 11–13. ähnlicher Hinweis findet sich möglicherweise auch in P.Tarich. 7, 20 f., vgl. den Kommentar zur Stelle. 30 Ein
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nicht einmal Fragmente besitzen, sind uns die Grundzüge aus dem am 27. März 196 v. Chr. in Memphis verabschiedeten Beschluß der ägyptischen Priester wohlbekannt, mit dem sie Ptolemaios V. Epiphanes eine Fülle von Ehrungen einschließlich seiner Erhebung zum Gott in den ägyptischen Tempeln zuerkannten. Darin wird das Wohlwollen des jungen Königs und seine Großzügigkeit gegenüber Priesterschaft wie auch Bevölkerung gepriesen, aber vielfach auch explizit auf die zahlreichen Gunsterweise Bezug genommen, denen er bei den mit den Siegesfeiern verbundenen Krönungs feierlichkeiten Ausdruck verlieh. Das in Memphis beschlossene Priesterdekret wurde wie üblich als Trilingue in Hieroglyphen, Demotisch und Griechisch niedergelegt und blieb in mehreren, teilweise extrem fragmentarischen inschriftlichen Kopien erhalten. Nach dem berühmtesten und zugleich umfangreichsten Exemplar, das bei Rosette, dem heutigen Rašīd im Osten von Alexandria, gefunden wurde und seine Bekanntheit der hiervon ausgehenden Entzifferung der Hieroglyphen verdankt, wird es meist kurzerhand als Rosettana bezeichnet.31 In der langen Liste der vom König erwiesenen Wohltaten, die als Begründung seiner Ehrungen dienen, ziehen dabei einige in diesem Zusammenhang eher ungewohnte Formulierungen die Aufmerksamkeit auf sich. Dies gilt bereits für das einleitende ἐπειδή, das, wie schon Wilhelm Spiegelberg bemerkte, «im griechischen Kanzleistil ebenso üblich wie im ägyptischen unbekannt» ist.32 Ebenso sei die syntaktische Konstruktion ‹er befahl (es) wegen› im Demotischen «ohne die griechische Vorlage … kaum zu verstehen»,33 hier des Passus προσέταξεν δὲ καὶ περὶ τῶν ἱερέων ὅπως κτλ. aus Z. 16. Das formelhafte προσέταξεν δέ ‹er ordnete aber an› (Z. 14. 16. 17. 19) bzw. ἀπέλυσεν δέ ‹er sprach aber frei› (Z. 16. 30), mit dem einige der Bestimmungen einsetzen,34 verdient allerdings noch unter ganz anderem Aspekt Beachtung. Denn diese Wendungen sind uns, wenngleich in anderen Tempora, aus königlichen Verfügungen zu Beginn eines neuen Paragraphen bestens vertraut. So wenige Fragmente etwa in P.Köln VII 313 von dem Amnestiedekret erhalten sind, das Ptolemaios V. Epiphanes selbst nach dem endgültigen Ende der Bürgerkriege im Jahr 186 v. Chr. erließ, beginnt ein Paragraph mit – hier präsentischem – ἀπολύει δέ (Z. 6), drei weitere werden, in diesem Fall im Perfekt, mit προστέταχεν δέ eröffnet (Z. 10 sowie B, 5. C, 18).35
31 Der griechische Text in I.Prose 16 = OGIS I 90 = SB V 8299 = CIG III 4697 (hiernach auch die angegebenen Zeilennummern), vgl. jetzt auch Pfeiffer, Inschriften, 111–126 Nr. 22; die weiteren griechischsprachigen Exemplare in I.Prose 17 sowie I.Th.Sy. 241 = I.Louvre 3 = I.Prose 18. Für eine knappe Paraphrase mit Kommentar vgl. jetzt auch La’da, Amnesty, 170–174. 32 Spiegelberg, Verhältnis, 7. 33 Ebd., 8. 34 Vgl. auch in der Parallele I.Prose I 17, 68. 81. 89 προσέταξεν δέ bzw. 86 f. ἀπέλυσεν δέ. 35 Ebenso etwa auch noch in dem großen Amnestiedekret Ptolemaios’ VIII. und der beiden Königinnen P.Tebt. I 5 = C.Ord.Ptol. 53 (28. 4. 118 v. Chr.), dort entsprechend im Plural προστετάχασι δέ (Z. 6. 23. 36. 50. 77. 83. 93. 99. 134. 147. 178. 207. 221. 231. 252) bzw. ἀπολύουσι
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Möglicherweise war die Umwandlung dieser Formen in den Aorist sogar die einzige Änderung, die die Priesterschaft in der von ihr verabschiedeten Fassung an dem Wortlaut der königlichen Verlautbarungen vornahm. Schließlich galt es die willkommene Kunde vom Umfang all der Wohltaten möglichst weit zu verbreiten, und die für Priesterdekrete übliche öffentliche Präsentation in allen bedeutenderen Heiligtümern des Landes stellte zweifellos die beste Garantie dafür dar. Dies paßt zudem vorzüglich zu allem, was wir von dem ebenso komplexen wie flexiblen Redaktionsverfahren wissen. Denn wie schon Wilhelm Spiegelberg überzeugend darzulegen vermochte, hatte keine einheitliche Vorlage – sei es in dem innerhalb der Priesterschaft gesprochenen Demotisch, sei es in dem am Hofe gebräuchlichen Griechisch – existiert, deren Text man in die anderen beiden Sprachen übersetzte; vielmehr lassen gelegentliche Abweichungen und sogar Sonderwege auf wechselnde Abhängigkeiten schließen.36 Gerade wenn es wie hier um großzügige Zugeständnisse und Amnestierungen ging, mußten wörtliche Zitate als das Gegebene erscheinen; boten sie doch nochmals größere Sicherheit, daß sie in dieser Weise und nicht etwa anders ergangen waren, so daß man sich gegebenenfalls darauf berufen konnte, sollten die nachgeordneten Instanzen einmal anderer Meinung sein. Trifft die Annahme das Richtige, daß sich die mit προσέταξεν δέ oder ἀπέλυσεν δέ eingeleiteten Paragraphen relativ wortgetreu an die königlichen Verfügungen hielten, wäre in der Rosettana, wiewohl im Gewand eines trilinguen Priesterdekrets, ein Text zu greifen, der hinsichtlich der bei den Siegesfeierlichkeiten verkündeten Amnestie bestimmungen durchaus belastbar erscheint.37 Hierunter fällt nun auch ein Passus, der von Rückkehrern aus dem Bürgerkrieg handelt und in dem es am Ende gerade auch um Eigentumsfragen geht: I.Prose I 16, G 19 f. Πρσέταξεν δὲ καὶ τοὺς καταπορευομένους ἔκ τε τῶν μαχίμων καὶ τῶν ἄλλων τῶν ἀλλότρια | φρονησάντων ἐν τοῖς κατὰ τὴν ταραχὴν καιροῖς κατελθόντας μένειν ἐπὶ τῶν ἰδίων κτήσεων.
Erwartungsgemäß hat dieses wohl berühmteste aller ptolemäischen Priesterdekrete gleich eine Fülle von Übersetzungen in die verschiedensten Sprachen hervorgebracht; so etwa, um nur solche jüngeren Datums zu nennen, in das Englische zunächst von Carol Andrews allein, dann Stephen Quirke und Carol Andrews, Roger
δέ (Z. [9]. [17], in beiden Fällen sicher ergänzt nach der Parallele in SB VIII 9899 b = C.Ord. Ptol. 53ter, 10. 15). 36 So grundlegend weiterhin Spiegelberg, Verhältnis; auch wieder bestätigt von Devauchelle, La pierre, 16 mit dem Zitat aus Derchain, Le dernier obélisque, 44 f., der dafür auf die – offenbar nie publizierten – Ergebnisse eines gemeinsamen Seminars mit Heinz-Josef Thissen verweist. 37 Ähnlich jetzt auch La’da, Amnesty, bes. 174: «no doubt promulgated by the state»; vorsichtiger allerdings noch Lenger, C.Ord.Ptol., die die Rosettana lediglich im Recueil des Allusions als Nr. 36 ausweist (247).
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Bagnall und Peter Derow sowie Michel Austin,38 in das Französische von André Bernand, Jean-Marie Bertrand und Régis Burnet,39 in das Italienische von Alberto Elli 40 und zuletzt auch wieder in das Deutsche von Stefan Pfeiffer.41 Gerade bei diesem Passus fallen die immer vorhandenen Differenzen indessen deutlicher als üblich aus, vor allem aber scheint das rechte Verständnis insgesamt noch nicht gefunden. Für die hier behandelten Fragen ist er in seiner Bedeutung zentral, weswegen sich eine besonders sorgfältige Analyse empfiehlt, die auch die bisherigen Auslegungen hinreichend zu Wort kommen läßt. Denn nur so ist möglichen künftigen Fehldeutungen vorzubeugen, hängt dies doch oft an nur kleinen Details. Zu einer gewissen Verunklärung trug sicherlich die Reihe der Partizipien bei, deren Zuordnung sich nicht unbedingt auf Anhieb erschließt und die überdies lediglich relative Angaben zur Zeitenfolge enthalten. Hinzu kommt die wenig eindeutige Wortwahl, die gleich an mehreren Punkten zu Mißverständnissen Anlaß gibt. Gerade hierbei kann man sich kaum des Eindrucks erwehren, daß dies nicht bloßer Zufall war, sondern durchaus bewußt, wenn nicht sogar absichtlich geschah. Schließlich ging es um äußerst delikate Angelegenheiten. Klar scheint allein so viel, daß danach bestimmten eingangs definierten Gruppen das ‹Verbleiben in ihrem eigenen Besitz› zugestanden wird (μένειν ἐπὶ τῶν ἰδίων κτήσεων, Z. 20) – ohne daß angesichts der anhaltenden Bürgerkriegssituation im Lande freilich zu sagen ist, was in diesem Zusammenhang ‹verbleiben› oder ‹eigen› bedeuten mochte, wenngleich mit der Rückeroberung des busiritischen Lykopolis die Lage im Delta bis auf weiteres bereinigt schien; hierauf ist am Ende noch zurückzukommen. Am weitesten auseinander gehen indessen die Meinungen bei der Frage, wie sich die genannten Gruppen konstituierten. Eine konkrete zeitliche und inhaltliche Situierung wird immerhin durch die Bezugnahme auf den Aufstand (ἐν τοῖς κατὰ τὴν ταραχὴν καιροῖς, Z. 20) nahegelegt. Hier ist Pfeiffer der einzige, der dies mit dem folgenden κατελθόντας verband und also ‹die in den aufständischen Zeiten hinabgegangen sind› übersetzte. In allen anderen Wiedergaben wird dies dagegen mit dem vorausgehenden τῶν ἀλλότρια φρονησάντων verknüpft, in der Regel aber ebenfalls auf die Aufständischen bezogen; so ist von ‹who were unfavourably disposed in the days of the disturbances› (Andrews) bzw. ‹in the times of the disturbance› (Quirke und Andrews), ‹who held disloyal views in the time of troubles› (Bagnall und Derow), ‹who were rebellious during the period of disturbances› (Austin), ‹qui avaient manifesté des sentiments hostiles dans les temps des troubles› (Bernand), ‹qui aurait manifesté des intentions hostiles au temps des 38 Vgl. Quirke – Andrews, Rosetta Stone, bes. 18; Bagnall – Derow, The Hellenistic eriod, 269–273 Nr. 165, der fragliche Passus bes. 270 f.; Austin, The Hellenistic World, 491– P 495 Nr. 283, bes. 493. 39 Bernand, Prose, I 44–49 bzw. II 46–54 Nr. 16, bes. I 46; Bertrand, Inscriptions, 210– 213 (in Auszügen), bes. 211; Burnet, L’Égypte, 43–50 Nr. 3, bes. 44. 40 Elli, La stele, bes. 123 sowie 226. 41 Pfeiffer, Inschriften, 111–126 Nr. 22, bes. 115 unter [13.].
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troubles› (Bertrand) oder ‹che si erano dimostrati nemici nei tempi di scompiglio› (Elli) die Rede. Im Gegensatz dazu möchte Burnet hierunter die Vertriebenen, genauer ‹ceux qui ont été spoliés de leurs biens au temps de trouble› verstehen. Nochmals deutlicher gestalten sich die Differenzen bei dem ersten Partizip καταπορευομένους, zumal was den Sinngehalt anbelangt. Zumeist wurden darunter die zunächst genannten einheimischen Soldaten – also τοὺς καταπορευομένους ἐκ τῶν μαχίμων – gefaßt, wie Übersetzungen ‹those who return› (Andrews) bzw. ‹those returning home of the warrior class› (Quirke und Andrews), ‹those of the warrior class who came back› (Bagnall und Derow), ‹those soldiers (machimoi) who come back› (Austin) oder ‹coloro che ritornavano dalla milizia› (Elli) zeigen. Demgegenüber spricht Burnet nur allgemein von ‹ceux qui reviennent de la guerre›, während Bertrand (‹ceux des soldats qui avaient quitté leur corps›) und Pfeiffer (‹die Flüchtlinge aus den Streitkräften›) darin Deserteure erblicken. Lediglich Bernand sucht das Partizip gleich beiden folgenden Gruppen zuzuordnen, genauer Vertriebenen, die damit jetzt wieder die Möglichkeit zur Rückkehr in die Heimat erhielten: ‹tous les émigrés revenant d’exil, qu’ils fissent partie des gens de guerre et des autres groupes› (τοὺς καταπορευομένους ἔκ τε τῶν μαχίμων καὶ τῶν ἄλλων κτλ.). Einigkeit besteht insofern nicht einmal hinsichtlich der Frage, welcher Partei die Rückkehrer angehörten; scheinen die einen eher an dem König loyale Truppenteile zu denken, deren Demobilisierung nach dem Ende der Auseinandersetzungen anstand, hatten die anderen offenkundig Überläufer zu den Rebellen vor Augen. Entsprechend unterschiedlich fallen die Deutungen aus, was das Verhältnis zwischen den hier aufgeführten Gruppen betrifft, die auf das in Aussicht gestellte ‹Verbleiben in ihrem eigenen Besitz› hoffen durften. Teilweise wurden beide als völlig getrennte Gruppen aufgefaßt, die so gut wie keine Gemeinsamkeiten aufwiesen und insofern fast eher zufällig in einem Atemzug genannt erscheinen, nämlich auf der einen Seite Rückkehrer aus dem Heer und auf der anderen aktive Teilnehmer an den Aufständen; so bei Andrews (‹those who return of the warrior class, and of others who were unfavourably disposed in the days of the disturbances›), Quirke und Andrews (‹those returning home of the warrior class and the others who were unfavourably disposed in the times of the disturbance›), Bagnall und Derow (‹those of the warrior class who came back and those who returned of the others who held disloyal views in the time of troubles›), Austin (‹those soldiers (machimoi) who come back, and the others who were rebellious during the period of disturbances›) und Elli (‹coloro che ritornavano dalla milizia e dagli a ltri che si erano dimostrati nemici nei tempi di scompiglio›).42 An zwei verschiedene Gruppen denkt auch Burnet, nur daß er offenbar in beiden loyal gebliebene Opfer 42 Ähnlich offenbar auch Simpson, Demotic Grammar, 262 f. für die demotische Version, der zumindest vom Schriftbild her ‹those who will return from the fighting men› und ‹the rest of the people who had gone astray (lit. been in other ways) in the disturbance that had occurred in Egypt› zwei verschiedenen Phrasen zuweist.
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der Unruhen sieht, näherhin Rückkehrer aus dem Krieg und solche, die während der Wirren enteignet worden waren (‹ceux qui reviennent de la guerre, et ceux qui ont été spoliés de leurs biens au temps de trouble›).43 An Parteigänger der Gegenseite, und zwar einerseits an Deserteure und andererseits an Rebellen, sehen wiederum Bertrand (‹ceux des soldats qui avaient quitté leur corps, et toute autre personne qui aurait manifesté des intentions hostiles au temps des troubles›) und Pfeiffer (‹die Flüchtlinge aus den Streitkräften und von den anderen, die eine andere Gesinnung haben, die in den aufständischen Zeiten hinabgegangen sind›) die Bestimmungen gerichtet. Die Trennlinie ist jedoch an ganz anderer Stelle zu ziehen, wie offenbar allein Bernand erkannte. Denn nach der – leicht zu überlesenden – Partikel τε gehören vielmehr ἔκ τε τῶν μαχίμων καὶ τῶν ἄλλων engstens zusammen. Offenkundig wurde also nach Heeresangehörigen und ‹den anderen› differenziert. Dabei dürfte es sich durchweg um Einheimische gehandelt haben, wie im Fall der Soldaten schon der Ägyptern vorbehaltene Dienstgrad der μάχιμοι klarstellt.44 Sowohl Militär als auch Zivilisten – und zwar ausdrücklich beiden – wurde folglich das Recht eingeräumt, sich auf die hier verkündeten Zugeständnisse zu berufen und damit Anspruch auf das ‹Verbleiben in ihrem eigenen Besitz› zu erheben. Gemeinsam war den auf diese Weise Bedachten allerdings, daß sie während der Unruhezeiten zu den Abtrünnigen zählten. Denn wie von Bernand ebenfalls festgestellt (‹tous …, qu’ils fissent partie des gens de guerre et des autres groupes qui avaient manifesté des sentiments hostiles dans les temps des troubles›), ist hiermit zwingend das folgende τῶν ἀλλότρια φρονησάντων ἐν τοῖς κατὰ τὴν ταραχὴν καιροῖς zu verbinden. Für Anne-Emmanuelle Veïsse war dies offenbar so selbstverständlich, daß sie ihre Wiedergabe ‹les machimoi et les autres (personnes) qui avaient manifesté des sentiments hostiles à l’époque de la révolte› nicht einmal eingehender diskutiert.45 Das auf den ersten Blick farblos wirkende ἀλλότρια φρονεῖν ‹eine andere Gesinnung hegen› ist dabei sehr viel weniger harmlos, als es zunächst scheinen mag. In den Papyri ist der Ausdruck bislang nur in wenigen, dazu durchweg kaiserzeitlichen Petitionen anzutreffen. Dabei handelt es sich zumeist um Klagen gegen die ungetreue Ehefrau, die Haus und Heim den Rücken kehrte und Mann und Kinder darben ließ; 43 So
auch nochmals bekräftigt im Kommentar, vgl. Burnet, L’Égypte, 48: «Les soldats revenant de guerre, et ceux qui ont été chassés par les diverses émeutes, doivent recouvrer leur bien.» 44 Vgl. jetzt eingehend Fischer-Bovet, Egyptian Warriors, bes. 223 f. 45 Veïsse, Révoltes, 172; so auch Johstono, Insurgency, 190 ‹the native soldiers and others disposed to secession during the Disturbance›, der im Griechischen bemerkenswerterweise zwar das τε, aber nicht das vorausgehende ἐκ bietet. Ähnlich zuletzt auch referiert von La’da, Amnesty, 173 «the confirmation of property (rights?) of those machimoi and others who, although disloyal during the disturbances, returned, which implies also a political amnesty for them»; so wohl unter Einfluß der demotischen Version (dazu unten S. 95 f.), da er für das Griechische die Übersetzung von Bagnall – Derow druckt (ebd. Anm. 38).
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dieselben Vorwürfe werden allerdings auch gegen eine Olivenarbeiterin und einen Sklaven erhoben.46 So wird man Hans-Albert Rupprechts Bedenken gegen die Formelhaftigkeit des Ausdrucks in ‹derartigen Dokumenten› sicherlich teilen wollen.47 «Nur den ‹Sinneswandel›»48 dürfte dies freilich ebensowenig kennzeichnen, abgesehen davon, daß der Entschwundene stets auch noch irgendwelche Wertgegenstände mit sich nahm. Vielmehr handelt es sich in sämtlichen Fällen um Nahverhältnisse, bei denen die in dieser Weise Beschuldigten im selben Hause gewohnt und im besonderen Vertrauen des so schmählich Verlassenen gestanden hatten. Die Enttäuschung über ein solches Verhalten war daher um so größer, was die Sachlage noch einmal verschärfte. Deutlich wird dies nicht zuletzt im Falle des vom Vater ererbten Sklaven, wo die Geschädigte noch geraume Zeit später ihrer moralischen Entrüstung freien Lauf läßt: τοῦτον νομίσασα μηδὲν φαῦλόν τι δια|πρά[ξ]ασθαι τῷ εἶναί μου πατρικὸν καὶ πε|πιστεῦσθαι ὑπ᾿ ἐμοῦ τὰ ἡμέτερα, οὗτος | οὐκ οἶθ’ ὅπως … ἀλλό|τρια φρονήσας τῆς παρεχομένης αὐτῷ | ὑπ᾿ ἐμοῦ τειμῆς (l. τιμῆς) ‹und ich glaubte, daß er gar nichts Übles tun könne, weil er mir vom Vater überkommen war und weil ihm von mir unser Haushalt anvertraut worden war; dieser aber, ich weiß nicht wie, mißachtete … die ihm von mir gewährte Ehrenstellung› (P.Turner 41, 8–13). Diesen spezifischen Sinn wird man auch im vorliegenden Zusammenhang unterstellen dürfen.49 Angesichts des offenkundigen Vertrauensbruches, hier gegenüber dem legitimen König, wog das illoyale Verhalten der Aufständischen besonders schwer. Dennoch zeigt sich der König gnädig zu Zugeständnissen bereit – eben dem
46 Ehefrau: P.Oxy. II 282 = M.Chr. 117, 9 f. (29–37 n. Chr.); P.Bon. 21, 8 (1. Jh. n. Chr.); P.Heid. III 237, 4 f. (Mitte 3. Jh. n. Chr., mit BL V 43; vgl. auch BL IX 103. XII 86). – Olivenarbeiterin: P.Ryl. II 128, 10 (13. 2. 30 n. Chr.). – Sklave: P.Turner 41, 11 f. (249/50 n. Chr.), vgl. auch ebd. den Komm. von U. Hagedorn. 47 So Rupprecht, Ehevertragliche Regelungen, 191 f. Anm. 60, der die Annahme von Biscott ini, L’archivio, 197 im Komm. zu P.Oxy. II 282, 9, daß «l’espressione doveva essere formulare nei documenti di questo tipo» – wobei unklar bleibt, ob damit Klagen gegen ehemalige Ehepartner oder Petitionen im allgemeinen gemeint sind –, für «überspitzt» erklärt. 48 So Rupprecht, ebd. 49 Vgl. auch Johstono, Insurgency, 186 ‹plotters of secession›; Vittmann, Wegmetaphorik, 128 Nr. 11.8, der den Passus in der Gruppe «spezielle substantivische Ausdruck(s)weisen für den ‹Irrweg›» (127), näherhin als griechische Wiedergabe des demotischen k.t-x.t mj.t ‹andere Wege› anführt. Der besondere Fokus dürfte zugleich erklären, warum er den Satz verkürzt mit ‹die übrigen Leute, welche auf anderen Wegen waren während der Unruhe, die in Ägypten herrschte› wiedergibt, das griechische Zitat dabei irrtümlich erst mit φρονησάντων beginnt und demzufolge gerade das insoweit einschlägige ἀλλότρια überspringt; vgl. auch die spätere Korrektur in ders., Nachlese, 290 «Vor φρωνησάντων (l. φρονησάντων) füge ein τῶν ἄλλων τῶν ἀλλότρια». Im politischen Sinne sollte sich dies sehr rasch zu ‹feindlich› verengen, vgl. auch LSJ9 s. v. ἀλλότριος II.1.b. Gleichwohl mochte sich die Wahl eines insoweit changierenden Begriffes durchaus empfehlen, was – gerade auch hinsichtlich der prägnanten Aufladung – an die ‹Dissidenten› der Sowjetzeit erinnern mag.
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‹Verbleiben in ihrem eigenen Besitz› –, aber nur gegenüber den καταπορευόμενοι, an die sich dieser Paragraph wendet, weswegen sie auch prononciert am Anfang stehen. Wie kürzlich an anderer Stelle dargelegt, handelt es sich bei diesem Kompositum um eine erst in hellenistischer Zeit aufkommende Neubildung, die sich regelmäßig auf die Rückkehr ehemaliger Bürgerkriegsgegner in die früheren Verhältnisse bezieht.50 In der griechischen Welt betraf dies regelmäßig aus der Heimat Vertriebene, die unter den besonderen Bedingungen eines Friedensschlusses wieder in ihre heimatliche Polis zurückkehren durften.51 Hiervon hatte sich offenbar auch Bernand bei seiner Wiedergabe ‹tous les émigrés revenant d’exil, qu’ils fissent partie des gens de guerre et des autres groupes etc.› bestimmen lassen, während die meisten anderen Wiedergaben es bei einem blassen ‹those who return› (Andrews), ‹those returning home› (Quirke und Andrews), ‹who came back› (Bagnall und Derow), ‹who come back› (Austin), ‹ceux qui reviennent› (Burnet) oder ‹coloro che ritornavano› (Elli) beließen. Könnte man bei Pfeiffer, der kurzerhand ‹die Flüchtlinge› übersetzt, noch einen Widerhall der griechischen Konzeption vermuten, hatte sich Bertrand mit seinen ‹soldats qui avaient quitté leur corps› sogar noch enger auf die Desertion aus dem Heer festgelegt. Von der politischen Orientierung her mag dies durchaus Richtiges treffen, wie sich aber allein aus dem – bezeichnenderweise vorzeitigen – ἀλλότρια φρονησάντων ergibt. Der Text besagt dagegen anderes. Denn καταπορευόμενοι sind stets diejenigen, die sich nach dem Ende eines Bürgerkriegs wieder zur Rückkehr in die Heimat und in das frühere Leben entschließen, weswegen sie zumal in Amnestiedekreten wie auch diesem nur folgerichtig im futurischen Präsens angesprochen werden. Im vorliegenden Fall wendete sich dies an diejenigen, die nach dem Sieg über die Rebellen im busiritischen Lykopolis die Aussichtslosigkeit ihres Unterfangens eingesehen hatten und daher, des sinnlosen Kampfes gegen einen offenkundig übermächtigen Gegner müde, mit dem Gedanken spielten aufzugeben. Zeigten sie sich jetzt bereit, die Zeit der ταραχή, in der sie – als Angehörige des Militärs oder Zivilisten – ‹eine abweichende Gesinnung gehegt› bzw. auf der anderen Seite gestanden hatten, als vorbei zu erklären, sich aufs neue unter die Herrschaft des ptolemäischen Königs zu begeben und damit als καταπορευόμενοι wieder auf den rechten Weg zurückzukehren, wurde ihnen, wenn sie denn zurückgekommen waren (κατελθόντας), das ‹Verbleiben in ihrem eigenen Besitz› zugesichert. Schon von den unterschiedlichen Tempora her wird man τοὺς καταπορευομένους und κατελθόντας demzufolge auf keinen Fall miteinander gleichsetzen dürfen, wie auch letzteres anders als das erste konkret die physische Rückkehr an den Heimatort meint. Die demotische Version in D, 11 f. Hn=f s on (r-)Db# n# nty |w=y r |y xn n# 50 Jördens –
Wegner, Schutzbrief, bes. 201 sowie 207 f. im Komm. zu Z. 3 f. auch der Eintrag in der Suda, κ 722 Adler Καταπορευθέντων: ἐπανόδου τυχόντων τῶν φυγάδων ‹wenn sie zurückgekehrt waren: von den Exilierten, die die Rückkehr erlangten›. 51 Entsprechend
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rmT.w-qnqn |rm p# sp rmT(.w) |.|r Xpr Hr k.t-x.t m|.t n p# txtx |.|r Xpr (n) Km| r d|.t / [sT#.ß=w] st (r) n#y=w m#o.w mtw n#y.w nkt.w Xpr xr.r=w ‹Er ordnete es an in bezug auf diejenigen, die zurückkehren würden von den Kriegern und dem Rest der Menschen, die auf Abwegen waren während der Unruhen, die in Ägypten geschahen, zuzulassen, daß sie zurückkommen an ihre Orte und daß ihre Habe in ihrem Besitz bleibt›52 ist hier insoweit deutlich expliziter; vgl. ähnlich bereits die Wiedergabe von Stephen Quirke und Carol Andrews ‹He has ordered also regarding those who would return of the warriors and the remainder of the men who had been on the other side in the rebellion which occurred in Egypt, to let them [return] to their homes and their property belong to them (again)›,53 von Alberto Elli ‹Egli comandò inoltre riguardo a coloro dei soldati che sarebbero ritornati e degli altri uomini che si erano trovati dall’altra parte durante la ribellione che vi era stata in Egitto di lasciarli rien trare ai loro luoghi e che i loro beni rimanessero in loro possesso›54 oder auch, leicht verkürzt, von Didier Devauchelle ‹Il ordonna encore qu’on permît aux rebelles et aux autres personnes entraînées sur le mauvais chemin, celui de la révolte, de rentrer chez eux et de retrouver leurs biens›.55 Damit ist als geklärt zu betrachten, wer die eigentlichen Adressaten dieses Paragraphen waren: ehemalige Rebellen und ihre Sympathisanten aus dem militärischen wie zivilen Bereich. Wir werden also zu verstehen haben: I.Prose I 16, G 19 f. Πρσέταξεν δὲ καὶ τοὺς καταπορευομένους ἔκ τε τῶν μαχίμων καὶ τῶν ἄλλων τῶν ἀλλότρια | φρονησάντων ἐν τοῖς κατὰ τὴν ταραχὴν καιροῖς κατελθόντας μένειν ἐπὶ τῶν ἰδίων κτήσεων «Er ordnete aber an, daß diejenigen, die (auf den rechten Weg) heimkehren wollen sowohl von den μάχιμοι (d. h. den ägyptischen Heeresangehörigen) als auch den anderen, die eine abweichende Gesinnung gehegt hatten in den Zeiten der Unruhe, nach ihrer Rückkehr in ihrem eigenen Besitz verbleiben.»
Gewiß ist immer damit zu rechnen, daß es mehr oder weniger große Teile der Bevölkerung gab, die dem ptolemäischen Regime eher indifferent oder gar feindselig gegenüberstanden; nicht ungern werden manche davon die veränderte Situation genutzt und zu ihrem eigenen Vorteil mit den Aufständischen gemeinsame Sache gemacht haben. Sie alle, also nicht etwa nur die Priesterschaft, mochten sich jetzt, nach dem Sieg des ptolemäischen Heeres über die Insurgenten beim busiritischen Lykopolis und der eindrucksvollen Machtdemonstration der Sieger bei den in Memphis veranstalteten Krönungsfeierlichkeiten, zu einem neuerlichen Umdenken veranlaßt sehen. Wer sich dazu entschloß, reumütig wieder unter die ptolemäische Oberhoheit zurückzukehren, konnte dies nunmehr gefahrlos tun, ohne mit möglichen Sanktionen rechnen zu 52 Wolfgang Wegner ist herzlich für diese Übersetzung zu danken, die in Vorbereitung des gemeinsamen Aufsatzes von Jördens – Wegner, Schutzbrief, entstand. 53 Das von Quirke – Andrews, Rosetta Stone, 18 am Ende eingefügte «(again)» ist insofern allerdings verräterisch. 54 Elli, La stele, bes. 123 bzw. 192. 55 Devauchelle, La pierre, bes. 24.
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müssen. Sogar hinsichtlich seiner Besitztümer konnte er auf Restituierung rechnen; mehr noch, hatte er während des Aufstands von der Unsicherheit der Verhältnisse profitieren können und sich in den Besitz irgendwelcher Güter gesetzt, konnte er diese offenkundig behalten. Denn nichts anderes besagt die Bestimmung des μένειν ἐπὶ τῶν ἰδίων κτήσεων bzw. ‹Verbleibens in ihrem eigenen Besitz›, lief dies doch auf eine – zweifellos für alle Seiten gleichermaßen gültige – Fixierung des Status quo hinaus. Auf der Basis der aktuellen Verhältnisse sollte ein Schlußstrich unter alles Vergangene gezogen werden, wobei das ausdrückliche ἰδίων auf das Vorhandensein eines Besitztitels verweist: Das Eigentum mußte von den zuständigen Instanzen notwendigerweise als solches anerkannt worden sein.56 Bloßes Okkupieren oder sonst willkürliche Aneignung reichte also nicht aus, vielmehr galt es wieder Recht und Ordnung zur Herrschaft zu verhelfen. Dies klingt freilich sehr viel einfacher, als es sich unter den obwaltenden Bedingungen vielfach dargestellt haben mag. Denn nicht selten werden die veränderten Besitzverhältnisse, die infolge der ταραχή eintraten, durchaus bereits Eingang in die Akten gefunden haben. Schließlich pflegen Behörden, auch wenn sie infolge eines Herrschaftswechsels ihre Arbeiten unterbrechen, dies meist nur kurzzeitig zu tun, um sie alsbald wieder aufzunehmen und in der zuvor gewohnten Weise weiterzuführen. Gestaltete sich jeder Versuch einer Rückabwicklung daher ohnedies als schwierig, mußte er mit jedem weiteren Tag noch schwieriger werden. Das μένειν betont insofern bewußt die Fortexistenz der inzwischen etablierten Verhältnisse, und zwar im Guten wie im Schlechten, was von einer Rückkehr zu den vor dem Bürgerkrieg gegebenen Besitzansprüchen grundsätzlich Abschied nehmen hieß.57 Hier aber dürfte die eigentliche Bedeutung dieses Zugeständnisses liegen, das insoweit von kaum zu überschätzender Tragweite ist. Denn sicherlich hatte auch das 56 Vgl. ausdrücklich auch Gehrke, Stasis, 211, demzufolge «man sich in der Frage der Besitzumschichtung um besondere Korrektheit (bemühte)», wie die im folgenden angeführten Beispiele für einen in der Regel über staatliche Instanzen vollzogenen und damit nur mittelbaren Eigentumsübergang an die neuen Eigner belegen. Dies mag nach La’da, Amnesty, 182–184 allerdings zu anderen Zeiten und in anderen Zusammenhängen unter Umständen anders gewesen sein, wofür er auf UPZ II 161 = P.Tor.Choach. 11bis (26. 6. 119 v. Chr.) sowie UPZ II 162 = P.Tor.Choach. 12 (11. 12. 117 v. Chr.) verweist. 57 So in der Regel allerdings verkannt, vgl. etwa noch jüngst Manning, Land and Power, 169 («the offer to return seized property in the Thebaid in exchange for the rebels putting down their arms»); Fischer-Bovet, Egyptian Warriors, 224 («offered an amnesty … by having their possessions restored to them») oder Johstono, Insurgency, 205 («promised to restore to them all the property they formerly held»), die durchweg mit einer Wiedereinsetzung der rückkehrwilligen Rebellen in den Status quo ante bzw. der Wiederherstellung der früheren Vermögensverhältnisse rechnen wollen. Allerdings werden die Ptolemäer zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht die Gelegenheit zu großflächigen Konfiskationen besessen haben, so daß sich die Frage als solche vermutlich gar nicht stellte. Im übrigen bliebe völlig offen, wie eine mögliche Rückabwicklung bereits rechtsgültig getätigter Verkäufe zu bewerkstelligen sein sollte, und entsprechend fehlt hierfür auch jede positive Evidenz. Vgl. überdies auch unten Anm. 69.
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Delta infolge der Unruhen mancherlei Besitzveränderungen erlebt, wo immer die ansässige Bevölkerung, von den Rebellen unter Druck gesetzt, die Vertreibung, wenn nicht Schlimmeres gewärtigen mußte. Schon aus entsprechenden Befürchtungen heraus werden sich nicht wenige Einwohner lieber früher als später den Aufständischen angeschlossen haben, um so auf ihrem Besitz zu verbleiben. Für sie traten folglich weder damals noch jetzt bedeutendere Änderungen ein. Kritischer stellte es sich für die loyal gebliebenen Anhänger des Königs dar, deren Besitz unter Umständen von den Rebellen anderen Zwecken zugeführt worden war. Dennoch hatten auch sie gute Chancen, ihn wiederzuerhalten, da schließlich der Nachweis der ἰδία κτῆσις gefordert war. Denn ohne regelrechte Verbuchung waren die neuen Eigentumsrechte kaum zu belegen, was schon aufgrund der äußeren Umstände nicht immer geglückt sein mochte. Dies könnte wiederum dafür sprechen, daß weniger die Anhänger der soeben besiegten und hingerichteten unterägyptischen Rebellenführer als vielmehr die Bewohner Oberägyptens im Fokus dieses Paragraphen standen. Mit Hilfe der Priesterschaft, die auf diese Weise gleichsam zum Sprachrohr für den neuen König wurde, war es Ptolemaios V. Epiphanes möglich, seine wohlwollende Haltung und sein äußerst großzügiges Entgegenkommen auch in den abtrünnigen Landesteilen bekannt zu machen.58 In seinen Amnestiebestimmungen unterbreitete er nun ein einzigartiges Versöhnungsangebot. Mit dem Sieg über die Rebellen hatte er bewiesen, daß mit den Ptolemäern wieder zu rechnen war und die legitimen Herrscher wieder das Heft in die Hand bekamen. Auch für die Parteigänger des Chaonnophris war damit ein deutliches Zeichen gesetzt. Ihnen bot die Amnestie jetzt die Chance, wieder unter die ptolemäische Herrschaft zurückzukehren und dennoch keine gravierenden Nachteile befürchten zu müssen, sondern gegebenenfalls sogar im Genuß der Besitztümer zu verbleiben, die sie sich unter den einheimischen Regenten hatten beschaffen können. Wie wir wissen, fruchtete es nichts. Die Separation des Südens blieb noch ein weiteres Jahrzehnt bestehen, bis die Schlacht von Syene im Jahr 186 v. Chr. die endgültige Entscheidung brachte. So sehr der Zorn des Herrschers die Rädelsführer traf, ist von einem allgemeinen Strafgericht jedoch nirgends zu hören. Im Gegenteil steht zu vermuten, daß Ptolemaios V. Epiphanes auch zu diesem Zeitpunkt wieder ähnlich entschied und die ehemaligen Rebellen, sofern sie sich zur ‹Rückkehr› bereitfanden, wie schon zu Zeiten der Rosettana im Besitz ihrer während der ταραχή erworbenen Güter beließ. Zwar sind entsprechende Passagen in den wenigen Fragmenten von P.Köln VII 313 bislang nicht zu finden. Die darin überlieferten weitreichenden Zugeständnisse sogar gegenüber Funktionsträgern, die während dieser langen Jahre zweifellos ein 58 Die
oberägyptische Priesterschaft scheint an der Synode von Memphis zwar nicht teilgenommen zu haben, doch steht noch dahin, wie weit dies der Verbreitung des Dekrets Abbruch tat. Das in I.Th.Sy. 241 = I.Louvre 3 = I.Prose 18 vorliegende fragmentarische Exemplar trat immerhin bei den von Ch. Clermont-Ganneau und J. Clédat im Winter 1907/08 auf Elephantine durchgeführten Ausgrabungen zutage.
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sehr viel höheres Maß an Verantwortung getragen und insoweit ungleich größere Schuld auf sich geladen hatten, wird man jedoch durchaus als argumentum a fortiori betrachten dürfen. 6. Gewinner und Verlierer im Bürgerkrieg All dies waren freilich erst spätere Entwicklungen, als die ptolemäische Regierung zunehmend realisierte, daß es mit der Niederschlagung der einheimischen Empörung so einfach nicht war, wie sie es sich anfangs vielleicht vorgestellt hatte. Zumindest in den ersten Jahren der Revolte hatte sie dagegen außer durch militärische Operationen auch noch mit Hilfe restriktiver Maßnahmen versucht, der Ausbreitung des Aufruhrs entgegenzuwirken. Davon kündet bereits das von den Einbalsamierern zitierte, in jedem Fall vor 186/85 v. Chr. erlassene πρόσταγμα, mit dem die Konfiskation der Besitztümer der Aufständischen verfügt worden war.59 Mit der systematischen Konfiskation des Vermögens der Rebellen bediente sich der lagidische Staat eines auch sonst in inneren Kriegen sehr häufig eingesetzten rechtlichen Instruments, dem wir auch im außerägyptischen Raum wiederholt begegnen: Politische Gegner wurden wie verurteilte Schwerverbrecher behandelt, deren materielle Existenz es durch Beschlagnahme ihres Besitzes zu vernichten galt.60 Demnach steht nicht nur nicht zu bezweifeln, daß es auch unter Ptolemaios V. Epiphanes entsprechende Anordnungen gab, sondern die Annahme liegt sogar nahe, daß ein solches Vorgehen auf allen Seiten der Konfliktparteien vielfach geübte Praxis war. Freilich scheint sich die ptolemäische Regierung allein damit noch nicht begnügt zu haben. Von einer weiteren Maßnahme ist vor allem durch den Antrag der Syrerin Thaubastis, Tochter des Sokrates, zu erfahren, den sie Anfang Januar 197 v. Chr. wohl in der arsinoitischen Gauhauptstadt auf Registrierung ihrer Sklavin Thasion stellte.61 Darin reagierte sie auf ein am 12. November 198 v. Chr. erlassenes königliches πρόσταγμα, das unter gewissen Bedingungen den vollgültigen Erwerb von Ägyptern zuließ, die aufgrund der Aufstände in die Sklaverei geraten waren (P.Sijp. 45 = SB XX 14659 = C. Ptol. Sklav. I 9, 7–9 κατὰ τὸ ἐκτεθὲν πρόσταγμα | (ἔτους) η Φαῶφι β περὶ τῶν ἐχόντων σώματα | Αἰγύπ[τι]α ἀπὸ τῆς ἐν τῇ χώραι ταραχῆς ‹entsprechend dem ausgehängten Prostagma vom 8. Jahr, 2. Phaophi, bezüglich derjenigen, die ägyptische Sklaven besitzen infolge der Unruhen im Lande›). Die vom lagidischen Staat ergriffenen Gegenmaßnahmen schlossen demnach offenbar auch Straf- und Vergeltungs aktionen wie die Versklavung von Ägyptern ein, die – tatsächlich oder vorgeblich –
59 Vgl.
P.Tarich. 6 a, 7–9 bzw. 6 b, 8–11 (beide 186/85 v. Chr.) und oben Abschnitt 4, bes. Anm. 28 mit Text. 60 Vgl. nur Seibert, Flüchtlinge, 370 f. und passim; Gehrke, Stasis, 210–214. 61 P.Sijp. 45 = SB XX 14659 = C. Ptol. Sklav. I 9 (7. 1. 197 v. Chr.); vgl. auch D. Kaltsas, Komm. zu P.Heid. VIII 417, 20, bes. S. 207 f. = BL XII 227 (zu SB XX 14659).
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mit den Aufständischen in Verbindung standen.62 Der Verordnung zufolge hatte der Besitzer dem Staat eine dem Marktpreis offenbar vergleichbare Kaufsumme zu zahlen, was zugleich auf ein gewisses Interesse des Staates verweist, die ägyptische Bevölkerung vor Versklavungen im großen Stil zu schützen.63 Das Eigentum – und letztlich auch die Person – war damit in Zeiten der ταραχή gleich auf zweierlei Weise gefährdet. Zum einen drohten mögliche Übergriffe einzelner, die, gegebenenfalls unter einem Vorwand, die Gunst der Stunde zu nutzen und sich mehr oder weniger erfolgreich den Besitz ihrer Nachbarn anzueignen suchten, indem sie sie der Parteinahme für den Bürgerkriegsgegner bezichtigten. Zum anderen mochten die staatlichen Stellen ihrerseits dazu neigen, beim leisesten Anzeichen möglicher Gegnerschaft gleich ihre Hand auf den Besitz zu legen, um ihn auf diese Weise schon einmal vorweg im Sinne der Regierung zu sichern. Mehr als nur einmal werden entsprechende Befürchtungen Realität geworden sein, so daß die derart Verdächtigten froh sein mußten, wenigstens mit dem Leben davonzukommen und nicht am Ende noch versklavt zu werden. Dies sollte sich mit den von Ptolemaios V. Epiphanes verkündeten Zugeständnissen nicht grundlegend ändern. Weder die Bestimmungen von 196 v. Chr., wie sie in der Rosettana erhalten sind, noch diejenigen der in P.Köln VII 313 überlieferten φιλάνθρωπα von 186 v. Chr. zielen auf eine vollständige Restitution des Status quo ante ab. Dennoch werden sie zweifellos unter großen Teilen der Bevölkerung spürbare Erleichterung hervorgerufen haben. Denn zumindest denjenigen, die sich den Aufrührern angeschlossen, aber sonst nicht allzu sehr exponiert hatten, wurde damit wieder die Möglichkeit einer Rückkehr in die Heimat eingeräumt; zudem sah man grundsätzlich von der Eintreibung allfälliger Altschulden und nicht zuletzt mit wenigen Ausnahmen auch jeder weiteren Strafverfolgung ab. Wer sich von den Aufständischen unter diesen Bedingungen als rückkehrwillig erzeigte und bereit war, sein früheres Leben ohne weitere Umstände und Klagen wiederaufzunehmen, hatte damit tatsächlich die sprichwörtliche ‹zweite Chance› erhalten.64 62 Entgegen der von L. Koenen in der Einl. zu P.Sijp. 45, bes. S. 309 vertretenen Auffassung scheint die Versklavung von Angehörigen der Gegenpartei und deren Familien in Bürgerkriegen griechischen Traditionen keineswegs völlig fremd gewesen zu sein, vgl. nur Gehrke, Stasis, 249 mit Anm. 24. 63 Vgl. auch Koenen in der Einl. zu P.Sijp. 45, bes. S. 310. Dagegen möchte Johstono, Insurgency, 204 aufgrund des entstandenen Überangebots mit Schnäppchenpreisen rechnen, wofür es jedoch in der – insgesamt ohnehin spärlichen – Überlieferung keine sicheren Anhaltspunkte gibt. 64 Insofern trifft fraglos auch Braunert, Ἰδία, 221 f. das Richtige mit seiner Darstellung, daß Ptolemaios V. «diese Verfügung als Lockmittel zur Rückkehr der Flüchtigen benutzt» (222). Auch er hat jedoch die Bedeutung des μένειν ἐπὶ τῶν ἰδίων κτήσεων verkannt und daher auf eine Schlechterstellung der Eigentümer in den Amnestiebestimmungen des Jahres 118 schließen wollen, woraus er sogar Folgerungen für die Ausbildung des Konzeptes der ἰδία zog. Davon kann jedoch, wie oben ausgeführt, keineswegs die Rede sein. Eher könnte dies darauf deuten, daß es auch schon seinerzeit zu vergleichbaren Mißverständnissen gekommen war und man daher die
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Ungleich schwieriger stellte sich die Lage für die königstreue Einwohnerschaft dar, jedenfalls sofern ihr Gebiet im Einzugsgebiet der Rebellen gelegen hatte. Ohne jede Frage war den ptolemäerfreundlichen Teilen der Bevölkerung während dieser Zeit vielfaches Unrecht widerfahren, wie sie zudem erhebliche Vermögenseinbußen hatten hinnehmen müssen. Jetzt konfrontierte man sie überdies mit dem Ansinnen, sich mit dem Status quo auch auf Dauer abzufinden und ihren Frieden mit den Gegnern zu machen. Nach Jahren, wenn nicht gar Jahrzehnten teilweise erbittert geführter Auseinandersetzungen stellte dies zweifellos eine besondere Anforderung dar. Doch wurde dies offenbar als unumgänglich betrachtet, um den Druck zu lösen, der auf der Gesellschaft als ganzer lastete, und wieder zu einigermaßen geordneten Verhältnissen zurückzufinden. So kehrten auch die späteren Amnestiedekrete immer wieder zu dieser selben Lösung zurück, zu einem bestimmten gegebenen Zeitpunkt den IstZustand zu fixieren, wie wir es schon in der Rosettana antrafen. Leidtragende waren insofern gerade die eigenen Anhänger des Regimes. Für sie gab es hiernach keinerlei Alternative; nolens volens hatten sie das Geschehene, wenn auch zähneknirschend, zu akzeptieren. Allenfalls am Rande mochten sich vereinzelte Möglichkeiten ergeben, doch noch an irgendeiner Stelle einen eigenen Anspruch anzumelden. Dies freilich nur unter der Voraussetzung, daß die Gegenseite noch nicht über einen eigenen Besitztitel verfügte. Andersherum gewendet, hieß dies für diejenigen, die von den veränderten Verhältnissen profitierten – auf welcher Seite auch immer –, so rasch wie möglich einen Besitztitel zu erwerben, um bei Bedarf die ἰδία κτῆσις nachweisen zu können. Hieran hatte sich auch schon die genannte Syrerin Thaubastis mit ihrem in P.Sijp. 45 vorliegenden Antrag gehalten, ihre 18jährige Sklavin registrieren zu lassen. Denn wie der Praktor Pyrrhos den Dioiketen Athenodoros am 5. Januar 197 v. Chr. wissen ließ, hatte Thaubastis schon am 19. November und damit nur eine Woche nach dem am 12. November 198 v. Chr. verkündeten πρόσταγμα die erforderlichen Zahlungen an den Staat getätigt, um nun auch offiziell das Eigentum an der 18jährigen Ägypterin zu erwerben. Daraufhin wies Athenodoros nochmals zwei Tage später, nämlich am 7. Januar, die zuständigen Agoranomen an, die Registrierung vorzunehmen, womit der Kauf – so ausdrücklich Z. 31: ὠνή – vollzogen und die Sache endgültig abgeschlossen war. Vor dem Hintergrund der durch den Amnestieerlaß geschaffenen Rechtslage läßt sich auch der wiederholte Hinweis der Bittsteller in dem in Köln aufbewahrten Archiv der Einbalsamierer (P.Tarich. 6 a–b, 10, 11, vgl. oben Abschnitt 4) am besten erklären: Den Petenten lag vor allem daran, daß das γέρας ταριχείας von Philadelpheia zur Versteigerung kam, so daß sie sich am Bietergefecht beteiligen und es rechtskräftig erwerben konnten. Nach den Bestimmungen des Amnestieerlasses war das γέρας als konfiszierter und nicht verkaufter Besitz jedoch dem früheren Eigentümer zurück zuerstatten. Da dieser aber verstorben war und, wie die Bittsteller nicht müde werden Wendung τοὺς καταπορευομένους … μένειν ἐπὶ τῶν ἰδίων κτήσεων der Rosettana durch das insoweit klarere καταπορευομένους εἰς τὰς ἰδίας … κομίζεσθαι τὰ ἔτι ὑπάρχοντα ἄπρατα ersetzte.
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zu betonen, keinen Erben hatte, der Anspruch auf das ἄπρατον γέρας hätte erheben können, fiel es erneut an den Staat zurück, womit dann wunschgemäß eben unsere Petenten hofften zum Zuge kommen zu können.65 Keine Rolle mehr spielte dagegen, auf welcher Seite jeweils die Inhaber der Besitztitel gestanden hatten. Genau das war nun das Problem der Tsenonpmus und ihres hinterbliebenen Mannes Peteharoeris in dem eingangs erörterten Fall. Während sich Tsenonpmus selbst, da offenbar königstreu, nilabwärts in Sicherheit gebracht hatte, hatte Pemsais, der Sohn des Phanuphis, sich die Situation zunutze gemacht und sich kurzerhand der nunmehr herrenlosen Ländereien bemächtigt. Allerdings hatte er nur 53 und also etwa zwei Drittel der insgesamt 80 Tsenonpmus gehörenden Aruren in seine Hand gebracht, wobei man über die Gründe für diese Beschränkung trefflich spekulieren mag – ob dies die attraktiveren Flächen waren oder ob Pemsais schlichtweg nicht genügend Geld für den Ankauf des gesamten Geländes besaß, weswegen er auch Tsenonpmus’ Angebot ablehnte, es mit den restlichen Aruren ‹aufzufüllen›. In jedem Fall muß er rechtskräftig erworben haben, da ein Einspruch offenkundig zwecklos war. Dies wird von dem inzwischen verwitweten Peteharoeris auch anerkannt, der daher über die Umstände der Konfiskation keinerlei Wort verliert und sich nur in der denkbar neutralsten Art und Weise über die Sachlage äußert: ‹Es geschah, daß das Grundstück im Bürgerkrieg verkauft wurde› (SB V 8033, 7 f. συνέβη ἐν τῆι – – – ταραχῆι πραθῆναι).66 Statt die für ihn und seine verstorbene Frau möglicherweise dramatische Vorgeschichte mitsamt allen zweifellos schmerzhaften Details zu benennen, hält er also größtmögliche Distanz und erwähnt selbst die Flucht seiner Frau nur mit wenigen und eher unbeteiligten Worten. Vor allem waren die Folgen letztlich unabsehbar, wäre er hinsichtlich der Umstände des Erwerbs expliziter geworden. Schließlich bargen sie einiges Vorwurfspotential.67 Denn hatte die ptolemäische Regierung schon zuvor ihre eigenen Parteigänger in den südlichen Landesteilen im Stich gelassen und sie im Grunde den Gegnern ausgeliefert, ging sie mit den Amnestiebestimmungen jetzt sogar so weit, ihre Vertreibung aus ihrem angestammten Besitz im Nachhinein zu sanktionieren.
65 Allerdings könnten die Verhältnisse in diesem Fall komplizierter gewesen sein, als es die Schilderung der Petenten auf den ersten Blick vermuten läßt. Denn einige Stellen im Archiv (P.Tarich. 6 a, 22–25; 6 b, 27–30 und 8, 21–25) lassen daran denken, daß das γέρας einem arsinoitischen Tempel gehörte, vgl. S. 22 f. der Einleitung im Band. 66 In ähnlicher Weise könnte vielleicht die Verwendung des unpräzisen συμπληροῦν anstelle eines eindeutigen Verbums mit der Bedeutung ‹verkaufen› in Z. 13 erklärt werden (vgl. oben S. 79). Die Eingabe möchte offenkundig den Eindruck vermeiden, die Frau des Bittstellers sei mit dem Gegner in Kontakt getreten in der Absicht, ein profitables Geschäft abzuschließen. Das bloße συμπληροῦν läßt demgegenüber das Angebot als eine gutwillige Geste der früheren Besitzerin erscheinen, zur Herstellung der ursprünglichen Größe des Grundstückes beizutragen. 67 Insofern ließe sich allenfalls in diesem Zusammenhang von «Worten, die die Regierung schonten» sprechen, wie es Huss, Der makedonische König, 96 mit Anm. 101 mit Blick auf die, wie oben S. 93–96 gezeigt, durchaus prägnante Wendung οἱ ἀλλότρια φρονήσαντες formuliert.
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Trifft die hier rekonstruierte Deutung das Richtige, dürfte sich jedenfalls hinreichend erklären, warum es dem Witwer Peteharoeris nurmehr um Schadensbegrenzung ging. Denn nach den Amnestiebestimmungen wurden zwischenzeitlich geänderte Besitzverhältnisse anerkannt, nur konfisziertes Eigentum, das der Staat nicht hatte veräußern können, den Amnestierten zurückerstattet. Hier waren die Vorzeichen zwar gerade umgekehrt gewesen, da der konfiszierende Staat in diesem Fall derjenige der Usurpatoren war.68 Mit dem Sieg hatte sich jedoch das Blatt gewendet. Die südlichen Landesteile wurden wieder in den lagidischen Staat eingegliedert und die Verwaltung neuerlich der ptolemäischen Oberhoheit unterstellt, ihre Rechtsakte damit anerkannt. Denn alles andere hätte das Regime auf Jahre hinaus handlungsunfähig gemacht, wenn nicht gar zu einem vollständigen Zusammenbruch der gesamten Rechtsordnung führen müssen.69 Von diesem Moment an war jeder Einspruch gegen die ἰδία κτῆσις, wie sie der Gegner Pemsais mit Hilfe der διαγραφή zumindest für 53 Aruren zu belegen vermochte, vergeblich. Für Peteharoeris gab es daher tatsächlich nichts anderes mehr als die Möglichkeit, die im Verkaufsprotokoll genannten Aruren abmessen zu lassen und damit wenigstens die restlichen 27 Aruren von Tsenonpmus’ Besitz für sich zu retten. Denn nur dadurch konnte er hoffen, wenigstens das zurückzubekommen, was sich, da im Gegensatz zu den 53 Aruren nicht verkauft, als ἄπρατον noch in staatlichem Besitz befand.70 Gerade dieses Beispiel beweist, wie bitter sich die Fixierung des Status quo im Einzelfall, so gerade auch für die königstreuen Bevölkerungsteile, auswirken mochte. Zwar wäre grundsätzlich denkbar, daß man ihnen seitens der Regierung irgendwelche Kompensationen zukommen ließ, doch hören wir nichts davon; im übrigen fragt sich, ob daraus nicht womöglich neue Spannungen erwachsen wären. Demgegenüber stellte die von Ptolemaios V. gewählte Lösung, den Ist-Zustand zu fixieren, einen zumindest pragmatischen Versuch dar, einen Schlußstrich zu ziehen und einen Neuanfang zu markieren. Daß dabei Gewinner und Verlierer auf beiden Seiten aufgerufen 68 So auch schon erschlossen von Skeat, Chronology, 172, der allerdings mit einer Rückkehr der Tsenonpmus nach Theben noch während der Herrschaft des Chaonnophris rechnen will. Dies scheint freilich keineswegs zwingend, wie auch alle anderen Versuche einer näheren zeitlichen Eingrenzung der hier geschilderten Ereignisse ohne neuere Evidenz wohl nicht weiterführen. 69 Ohnehin lehrt alle Erfahrung, daß nach politischen Umwälzungen jeglicher Art an die – gar vollständige – Wiederherstellung historischer Eigentumsordnungen nicht zu denken ist. Als Parallele aus heutiger Zeit sei nur an die Entwicklungen in Deutschland sowohl nach 1945 wie nach 1989 erinnert. Trotz ihrer unstrittigen Entstehung unter einem Unrechtsregime wurden nicht einmal die jeweiligen Gerichtsurteile für aufgehoben erklärt und ebensowenig früheres Eigentum restituiert; die Rehabilitierung und Entschädigung der Opfer war vielmehr im Einzelfall zu erkämpfen, was in aller Regel mühsam und keineswegs durchweg von Erfolg gekrönt war. 70 Auch Talamanca, Contributi, 82 Anm. 1 weist auf die Analogie zwischen der in SB V 8033 geschilderten Situation und den Bestimmungen in P.Tebt. I 5 Kol. I 8–9 hin, geht aber darauf nicht näher ein.
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waren, mit der Vergangenheit endgültig abzuschließen, war im Sinne der φιλάνθρωπα und stand im übrigen in der griechischen Tradition des μὴ μνησικακεῖν. Man kann darüber spekulieren, ob diese Entscheidung des Ptolemaios nicht überall klaglos hingenommen wurde; belegen läßt sich dies allerdings nicht. Wie auch in den beiden zitierten Erlassen Ptolemaios’ VIII. bot ein solcher Kompromiß aber wohl die einzige Möglichkeit, einen Konsolidierungsprozeß einzuleiten. Nach langanhaltendem Bürgerkrieg, der vor allem zur fast 20jährigen Abspaltung der Thebais vom Rest des Reiches geführt hatte, muß sich Ägypten in einer prekären poli tischen und wirtschaftlichen Lage befunden haben. So versprach sich Ptolemaios V. Epiphanes von einer derartigen Regelung der Besitzverhältnisse offensichtlich gleich mehrfachen Nutzen: Einerseits sollte dadurch, daß sämtliche Verkäufe beschlagnahmter Güter anerkannt wurden, die präventive Wirkung der Strafmaßnahme der Konfiskation nicht völlig entschärft werden; auch galt es diejenigen, die vom Staat konfiszierte Besitztümer rechtmäßig erworben hatten, zu schützen. Andererseits sollte den Amnestierten und ihren Familien zumindest in gewissem Umfang, soweit es nämlich die ἄπρατα betraf, wieder Zugriff auf ihren früheren Besitz gewährt werden, um sie dadurch vor dem finanziellen Ruin zu bewahren. All dies sollte zum generellen wirtschaftlichen Aufschwung beitragen und dazu verhelfen, neue Spannungen in der Bevölkerung zu vermeiden, die den Aussöhnungsprozeß in Frage stellten. Und man kann annehmen, daß die Zahl der Amnestierten, die von dieser Regelung profitierte, nicht ganz gering war: Denn angesichts der teilweise ruinösen wirtschaftlichen Verhältnisse in den vom Bürgerkrieg betroffenen Gebieten und der hohen Zahl von Bürgerkriegsopfern, die die Auseinandersetzungen mit ihrem Leben bezahlt hatten,71 mag es nicht einmal immer leicht für den Staat gewesen sein, tatsächlich auch Käufer für das konfiszierte Eigentum zu finden. Institut für Altertumskunde/ Klassische Philologie Universität zu Köln Albertus-Magnus-Platz 50923 Köln [email protected]
Zentrum für Altertumswissenschaften Institut für Papyrologie Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg Marstallstr. 6 69117 Heidelberg [email protected]
Abgekürzte Literatur Andrews, C., The British Museum Book of the Rosetta Stone, 1981. Armoni, Ch., Studien zur Verwaltung des Ptolemäischen Ägypten: Das Amt des Basilikos Grammateus (Papyrologica Coloniensia XXXVI), 2012. Austin, M. M., The Hellenistic World from Alexander to the Roman Conquest. A Selection of Ancient Sources in Translation, ²2006. Bagnall, R. S. – Derow, P., The Hellenistic Period. Historical Sources in Translation, 2004. 71 Vgl.
das Zeugnis des in Anm. 24 erwähnten SB XXIV 15972.
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Lykurgs Gesetz über die Kinderzeugung und seine zweite und dritte Rhetra Die Spartaner haben ihre soziale Ordnung auf Lykurg zurückgeführt, einen Gesetzgeber, der in der althistorischen Forschung vielfach als mythische Figur angesehen wird.1 Schon die Biographie des in der römischen Kaiserzeit publizierenden Plutarch beginnt mit den vielzitierten Worten: «Über den Gesetzgeber Lykurg kann man schlechthin nichts sagen, was nicht umstritten wäre». Abkunft, Aufenthaltsorte und politische Tätigkeit, sein Tod und nicht einmal seine zeitliche Einordnung seien unumstritten und in den Quellen einheitlich dargestellt.2 Trotz dieser Unsicherheiten 1 Zu Lykurg z. B. Cartledge 1979, 131: «The first in point of time and significance was the ‹Lykourgos legend›, which held that Sparta was the paradigm of a state owing all its institutions to the legislative enactments of a single lawgiver – in this case to the wondrously omniprovident Lykourgos, for whom dates ranging (in our terms) from the twelfth to the eighth centuries were offered»; Rebenich 1998, 18: «die Gesetze des sagenumwobenen Nomotheten Lykurg»; Flower 2002, 193: «Lycurgus, whoever he was and whenever he lived»; Ruzé 2003, 175: «Lycurgue, un législateur peut-être légendaire»; Kõiv 2003, 160: «Lykourgos’ life and work, which is now almost universally regarded as a pseudo-history» (vgl. 168 mit Anm. 111); David 2007, 115: «The purpose of this paper is to analyse the evolution of a political myth in ancient Greek historiography – the myth of Lykourgos the lawgiver»; ebd. 135: «As Anthony Andrewes put it so well in his typically laconic style: ‹If there was a real Lykourgos, we know nothing of him›»; Powell 2015, 91: «Modern scholars, however, are increasingly reluctant to concede that a lawgiver Lykourgos ever existed»; Christesen 2017, 377: «the semi-legendary Spartan lawgiver Lycurgus». Zur Entstehung der ‹Lykurg-Legende› seit dem 5. Jh. v. Chr., wenn nicht noch früher: David 2007. 2 Plut. Lycurgus 1, 1. In Lak. pol. 10, 8 bezeichnet Xenophon Lykurgs Gesetze als «sehr alt», denn Lykurg habe zur Zeit der Herakliden gelebt. König Pausanias schrieb, als er nach der Schlacht bei Haliartos 395 wegen des als schmachvoll angesehenen Friedensvertrages aus Sparta geflohen und in absentia zum Tode verurteilt worden war, im Exil eine Abhandlung über den Gesetzgeber Lykurg, die in ihrer Intention und Zielsetzung allerdings umstritten ist (FgrH 582; Strab. 8, 5, 5, 366 C [= Ephoros FgrH 70 F 118]; Rebenich 1998, 23). In Lycurgus 11, 9 verweist Plutarch auf Dioskurides’ Werk über die lakonische Verfassung (FgrH 594 F 1; 4. Jh.). Als Verfasser einer Schrift über den Gesetzgeber Lykurg nennt Aristoteles (pol. 7, 14, 1333b 18–21) den Thibron (FgrH 581), einen spartanischen Politiker und Strategen in den ersten Jahrzehnten des 4. Jh., und summarisch andere Autoren, die über die spartanische ‹Verfassung› (πολιτεία) geschrieben haben. Ähnlich Aristot. fr. 543 Rose (549 Gigon; vermutlich aus der Verfassung der Lakedaimonier der aristotelischen Schule; Hose 2002, 199). Zu den Schriften über die lykurgische Ordnung Cartledge 1987, 163; Rebenich 1998, 19‒24; Lipka 2002, 22‒24; Kõiv 2003, 161–164.
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sind die Schrift Die Verfassung der Lakedaimonier des Sparta zugetanen Autors Xenophon (4. Jh. v. Chr.) und Plutarchs Vita des Lykurg die zentralen Quellen zur sozialen Ordnung Spartas.3 Sie sind die Grundlage dafür, was heute als sogenannte lykurgische Ordnung Spartas gilt: die Tötung schwächlicher und missgestalteter Kinder; die Übergabe der Neugeborenen an spartanische Ammen; die Aufnahme der neugeborenen Kinder durch die Phylenältesten, die ihnen ein Stück Land zuwiesen; die strikt geregelte Erziehung in Kinder- und Jugendgruppen, die nach Altersgraden unterteilt waren; die Aufnahme in Speisegemeinschaften und die Ehe mit «reiferen Frauen», die geraubt wurden und mit denen ein eheliches Zusammenleben erst in einer späteren Lebensphase begann, sowie das Ideal der ‹Gleichen› (ὅμοιοι); eine Neuaufteilung des Landes und eine Aufhebung der Schulden. Dies – sowie die Unterteilung der lakedaimonischen Bevölkerung in Spartiaten mit vollen Bürgerrechten, Periöken mit innerer Autonomie in ihren Siedlungen und versklavten Heloten – macht die spezifische Ausprägung des spartanischen Kosmos aus.4 1. Sparta und der Messenische Krieg Eine spezifische historische Verortung lässt allerdings die lykurgische Ordnung und den spartanischen Kosmos in einem anderen Licht erscheinen. Lykurgs Gesetze – und dies sei hier als These vorweggenommen – gehen zurück auf das Ende des Messenischen Krieges, in dem Sparta erfolgreich die westlich von Lakonien, jenseits des Taygetosgebirges gelegene Landschaft Messenien erobert und große Teile der Bevöl3 Kommentare zu Xenophons Schrift haben Rebenich 1998 und Lipka 2002 vorgelegt. Die Verfassung der Lakedaimonier kann nur aufgrund von textimmanenten Anhaltspunkten datiert werden. Sicher sind diese Hinweise jedoch nicht, und Datierungsvorschläge variieren von ca. 394 (kurz nach der Schlacht von Koroneia) bis nach 360 (nach dem Tod des Königs Agesilaos). Für eine solch späte Datierung ist Cartledge 1987, 57 eingetreten. Zur Diskussion Rebenich 1998, 25‒31, der aufgrund zweier Hinweise in Kap. 14 (bzgl. spartanischer Harmosten und einer Erneuerung der spartanischen Vorherrschaft) für eine Datierung in die Jahre zwischen 378 und 371 eintritt. Lipka 2002, 9‒13 vertritt eine frühere Abfassungszeit von Kap. 14 (und der übrigen Teile) im Jahr 395/4. Zu Kap. 14 siehe Humble 2004. Die vagen textimmanenten Hinweise zur Datierung der Schrift erlauben es nicht zu entscheiden, ob das Werk nach der Niederlage von Leuktra, also unmittelbar im Angesicht der Krise Spartas und des Verlusts von Messenien, oder vorher abgefasst wurde. Zur Sparta gegenüber gewogenen, wenn auch nicht unkritischen Haltung Xenophons Humble 2007; Christesen 2017. Eine wichtige Quelle stellen auch die Fragmente aus der Verfassung der Lakedaimonier der aristotelischen Schule (mitsamt den Auszügen des Herakleides) und die Kommentare in der Politik des Aristoteles dar. 4 Da hier ein neues, von der bisherigen Forschung in vielen Teilen abweichendes Bild von Sparta vermittelt wird, verzichte ich in den Details auf eine intensive Diskussion früherer Publikationen zu Sparta und verweise an dieser Stelle summarisch auf wichtige neuere Überblickswerke, die den bisherigen Forschungsstand zusammenfassend darstellen: Hodkinson 1983; Nafissi 1991; Link 1994 und 2000; Dreher 2001; Welwei 1983, 95–150 und 2004a; Thommen 1996 und 2003, 112–147; Lupi 2000; Lévy 2003; Baltrusch 32007, 30–34, 63–79 und Kennell 2010. Forschungsüberblicke bei Hodkinson 1997 und Schmitz 2014, 180–224.
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kerung versklavt hat. Der Krieg war viele Jahre geführt worden – nach dem spartanischen Dichter Tyrtaios sollen die Messenier erst im zwanzigsten Kriegsjahr besiegt worden sein – und hatte mehrmals auf Messers Schneide gestanden.5 Tyrtaios spornte die Spartaner an, als Schwer- und Leichtbewaffnete tapfer zu kämpfen, um nicht zu unterliegen und nicht selbst in Sklaverei zu geraten oder mit Frau, Eltern und Kindern fliehen zu müssen.6 Sparta hatte in den alljährlich stattfindenden Kriegszügen hohe Verluste erlitten und drohte deswegen zu unterliegen. Mehrere antike Autoren berichten davon, dass die Spartaner in der Not ihren Heloten die Freiheit versprachen, wenn sie loyal auf Spartas Seite gegen die Messenier mit in den Krieg zogen.7 Mit ihrer Hilfe gewannen die Spartaner schließlich den Krieg. Um die Zahl der spartanischen Bürger wieder zu erhöhen, sollten die freigelassenen Heloten Witwen gefallener Spartiaten heiraten und mit ihnen Kinder zeugen. Ein Teil der Spartaner war sogar dazu bereit gewesen, den freigelassenen Heloten weitergehende Rechte zuzubilligen, nämlich die Aufnahme in das Bürgerrecht.8 Dies wurde aber von der Mehrheit der Spartaner nicht akzeptiert, so wie auch in späterer Zeit Bürgerschaften griechischer Städte sich dagegen aussprachen, Personen, die zuvor Sklaven gewesen waren und eine vermeintliche Sklavenmentalität noch nicht abgelegt hatten, nach der Freilassung als gleichberechtigt in den Kreis der Politen mit vollen Rechten aufzunehmen.9 5 Tyrtaios fr. 4 Gentili/Prato (4, 4–8 Diehl; 5 West). Die Schwere des Krieges und die Gefahr einer Niederlage scheinen auch in den fr. 6–9 Gentili-Prato (10–12 West) durch. Dazu Meier 1998, 258–266; ders. 2003. Ausgelöst worden war der Messenische Krieg den Quellen zufolge durch einen Grenzkonflikt im Gebiet der Dentheliatis, der bis in die römische Kaiserzeit weiterwirkte (Tac. ann. 4, 43, 1–3; Luraghi 2008, 16–23). Nach eingehender Analyse der antiken Quellen kommen Parker 1991 und Meier 1998, 91–99 übereinstimmend zu dem Ergebnis, dass der zweite Messenische Krieg um 610/600 v. Chr. endete. Kõiv 2003, 117 f. folgt der Chronik Eusebs und setzt den Messenischen Krieg und die Gründung von Rhegion und Tarent an das Ende des 8. Jh. v. Chr. 6 Tyrtaios fr. 10 West Z. 3–10. Meier 1998, 292–300. 7 Heloten, die auf der Seite Spartas kämpften, nennen Paus. 4, 16, 4 und Iust. 3, 5, 6; vgl. Serv. Aen. 3, 551 (s. u. Anm. 8). Welwei 1974, 117–119 lehnt diese Überlieferung allerdings als nachträglich konstruierte Darstellung ab. 8 Iust. 3, 5, 6–7: ut servos suos ad supplementum exercitus manumitterent hisque interfectorum matrimonia pollicerentur, ut non numero tantum amissorum civium, sed et dignitati succederent – «dass sie zur Ergänzung des Heeres ihre Sklaven freiließen und ihnen die Frauen der im Krieg Getöteten versprachen, so dass sie nicht nur in der Zahl, sondern auch in der Würde der Bürger, die im Kampf umgekommen waren, eintreten sollten». Serv. Aen. 3, 551: ut quidam volunt, sine ullo discrimine nuptiarum nati erant – «wie etliche es wollten, ohne jeglichen Unterschied gegenüber den ehelich Geborenen» (in kürzerer Fassung auch in georg. 4, 125; ecl. 10, 57). Darauf wird sich auch die Bemerkung in Aristoteles’ Politik beziehen, die Spartaner hätten unter ihren früheren Königen Fremden das Bürgerrecht gegeben, so dass trotz der «langen Kriege» kein Menschenmangel entstanden wäre (pol. 2, 9, 1270a 34–36). Die «langen Kriege» deuten darauf hin, dass der Messenische Krieg gemeint ist. 9 Belege für den militärischen Einsatz von Sklaven, denen dafür die Freiheit gewährt bzw. versprochen wurde: Paus. 1, 32, 3; 10, 20, 2 (Athener setzten zuvor freigelassene Sklaven zur Abwehr der Perser bei Marathon ein); Xen. hell. 1, 6, 24; Hellanikos FGrH 4 F 171 = 323a
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In dieser aufgeladenen Situation brachte Lykurg als Gesetzgeber einen Kompromissvorschlag ein: Die in die Kampfreihen der Spartaner eingetretenen Heloten sollten, wie versprochen, die Freiheit erhalten, aber nicht zu spartanischen Bürgern werden; die von ihnen mit den Witwen gefallener Spartaner gezeugten Kinder sollten jedoch als frei geborene Kinder in die Bürgerschaft aufgenommen werden. Dieser Kompromissvorschlag löste gleich mehrere Probleme: Die Ansprüche der kampfbereiten Heloten wurden insofern befriedigt, als deren Kinder zu vollberechtigten spartanischen Bürgern wurden. Die Zahl der Kinder konnte erhöht und damit längerfristig die hohen Kriegsverluste ausgeglichen werden. Schließlich konnten die zahlreichen Witwen gefallener Spartaner abgesichert und versorgt werden. Da es Lykurg um die Erhöhung der Kinderzahl und die Aufnahme dieser Kinder in die Bürgerschaft ging, kann von einem «Gesetz über die Kinderzeugung» gesprochen werden, so wie es in den Quellen bezeichnet wird.10 2. Lykurgs Gesetz über die Kinderzeugung Die generelle Aufnahme allein der Kinder (ohne die freigelassenen Väter) unter die Bürger erreichte Lykurg mit einem ‹Trick›, mit dem er die übliche rechtliche Folge in der Statusübertragung veränderte.11 Bei einer rechtmäßigen Ehe folgten die Kinder in ihrem rechtlichen Status dem Vater; war der Vater Bürger mit vollen Rechten, so galt dies auch für den Sohn aus rechtmäßiger Ehe. Gleichzeitig war er damit erbberechtigt. Bei den Verbindungen von freigelassenen Heloten und Witwen gefallener Spartaner wären die Kinder – im Falle einer rechtmäßigen Ehe – im Status von Freigelassenen verblieben. Das wollte Lykurg gerade nicht. Er ordnete in seinem «Gesetz über die Kinderzeugung» daher an, dass die Verbindungen von freigelassenen Heloten und F 25; Schol. Aristoph. Ran. 33 (die Athener bemannten ihre Flotte, die 406/5 v. Chr. bei den Arginusen den Sieg erfocht, mit zahlreichen Sklaven. Die Sklaven wurden nach der Schlacht freigelassen und erhielten denselben Status wie die Plataier. Diese waren 427 v. Chr. durch athenischen Volksbeschluss in die athenische Bürgerschaft aufgenommen worden, ohne allerdings zum Archontat zugelassen zu werden; einige Jahre später wurden diese Plataier als Besatzung in Skione angesiedelt. Dass die Gewährung weitreichender Rechte an die freigelassenen Sklaven nicht unumstritten war, zeigt die kritische Stellungnahme in Aristoph. Ran. 690–694); Thuk. 4, 80, 5 (Heloten als Kombattanten im spartanischen Heer 424 v. Chr.; Hunt 1998, 56–62). Zu weiteren Quellen Schmitz 2017, 433–435. 10 Xen. Lak. pol. 1, 3: περὶ τεκνοποιίας; ebenso 1, 10; Aristot. pol 2, 9, 1270a 40: ὁ περὶ τὴν τεκνοποιίαν νόμος. Nach Plut. Lycurgus 14, 1 richtete Lykurg bei der Erziehung sein Augenmerk «auf Eheschließungen und Kinderzeugung» (περὶ τοὺς γάμους καὶ τὰς γενέσεις). Ähnlich Plut. apophthegmata Lac. Lyc. 14 (mor. 227 f ). Möglicherweise wurden die Gesetze Lykurgs im frühen 4. Jh. durch König Agesilaos wieder bekräftigt (Plut. Agesilaus 30, 5–6), mit der Konsequenz, dass in der Folgezeit mehrere Schriften über die lykurgischen Gesetze verfasst wurden, angefangen mit einer Schrift von Agesilaos selbst. Diese Schriften sind nur fragmentarisch erhalten (FgrH 580–596 mit den Kommentaren; s. o. Anm. 2). 11 Siehe dazu im Einzelnen Schmitz 2017, 436–457.
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Witwen gefallener Spartaner keine Rechtsgültigkeit erlangen sollten und alles zu unterlassen sei, was diesen Verbindungen Rechtsgültigkeit verleihen könnte. So sollte nicht die Frau in das Haus des Mannes ziehen, wie es bei den patrilokalen Ehen in griechischen Städten sonst der Fall war, sondern der Mann sollte (heimlich) zur Frau gehen, um ihr beizuwohnen.12 Aufschlussreich ist ein Beleg von Plutarch: Er berichtet in der Biographie Lykurgs, dass in Sparta die Braut «in reiferem Alter» geraubt wurde, eine Brautbedienerin ihr die Haare bis auf den Kopf schor, ihr ein Männergewand und Schuhe anzog. Dann kam der Mann zu ihr, wohnte ihr bei, ging aber nach dem Geschlechtsverkehr zu seinen Altersgenossen zurück und verbrachte die weitere Nacht bei ihnen. Manchen waren schon Kinder geboren worden, bevor sie ihre Frauen bei Tage zu Gesicht bekommen hatten.13 Im antiken Griechenland war eine Ehe nur dann rechtmäßig, wenn der Brautvater zur Ehe seine Zustimmung gegeben hatte (die ἐγγύη oder ἐγγύησις), der Brautvater am Tag der Hochzeit die Tochter dem Bräutigam in dessen Hausgewalt übergeben hatte (die ἔκδοσις), die Braut in einem Hochzeitszug zum Haus des Bräutigams geleitet worden war, der die Öffentlichkeit zum Zeugen der neuen Verbindung machte, und wenn das Zusammenleben von Braut und Bräutigam (das συνοικεῖν) mit dem Geschlechtsverkehr in der Hochzeitsnacht begonnen hatte.14 Legt man dies an den von Plutarch beschriebenen spartanischen ‹Hochzeitsbrauch› an, wird unmittelbar einsichtig, dass all dies in Sparta nicht gegeben war, ja regelrecht vermieden wurde: Die Braut wurde geraubt, es wurde nicht um sie gefreit; und es gab keinen Geschlechtsverkehr des Mannes mit einer Frau, sondern von Mann und Mann, auch wenn Letzterer eine verkleidete Frau war. Nach einer Notiz von Hermippos, eines Autors des 3. Jh. v. Chr., musste der Mann die Frau ohne Mitgift nehmen, denn auch eine Mitgift konnte als Beleg einer rechtsgültigen Ehe gewertet werden.15 Plutarchs Bericht macht deutlich, dass die Kinder in einer Zeit geboren sein mussten, als die Verbindungen (noch) keine rechtsgültigen Ehen waren. Denn nur dann folgten die aus diesen Verbindungen stammenden Kinder im Status der Mutter, und genau 12 Xen.
Lak. pol. 1, 5; Plut. apophthegmata Lac. Lyc. 17 (mor. 228a). Lycurgus 15, 4–7. Zu diesem Ritual der ‹geschorenen Braut› siehe ausführlich Schmitz 2002 und 2014, 188–190; vgl. dazu auch Naerebout 2008. Bollansée 1999 schreibt dem Raub der Braut «purely symbolic significance» (125) zu und deutet das Hochzeitsritual als «a mere travesty of the Spartan wedding ceremony» (127). Auch Lipka 2002, 253–255 geht von einer rechtmäßigen Ehe aus, die durch dieses Ritual («marriage by capture») begründet wurde. Von einer auch in anderen griechischen Städten üblichen Brautwerbung gehen u. a. Hodkinson 1989 und Link 1994, 35–37 aus. Lupi 2000, 65–114 sieht den Grund für den ungewöhnlichen Hochzeitsbrauch darin, dass Generationsabstände ausgedehnt werden sollten; die Heirat erfolgte früh, die Geburten sollten aber erst später einsetzen. 14 Zu ἐγγύη, Hochzeitszug und συνοικεῖν im attischen Recht siehe Wolff 1944; Oakley – Sinos 1993, 9 f.; Patterson 1991 und 1998, 108–114; Vérilhac – Vial 1998, 229–258, 286– 330; Hartmann 2002, 79–89. 15 Hermippos, Über Gesetzgeber (περὶ νομοθετῶν) F 87 Wehrli (= Athen. 13, 555 B–C; FgrH 1026 F 6). Das gesetzliche Verbot, eine Mitgift zu stellen, überliefern auch Ail. var. 6, 6; Plut. apophthegmata Lac. Lyc. 15 (mor. 227f–228a); Iust. 3, 3, 8. Vgl. Bollansée 1999, 125 f. 13 Plut.
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dies war das Ziel Lykurgs und seines Gesetzes über die Kinderzeugung. Denn wenn keine rechtmäßige Ehe bestand, gab es im rechtlichen Sinne keinen Vater, sondern nur einen biologischen Vater, einen Erzeuger. Nur dann wurden die Kinder also wie die Mütter spartanische Bürger und nicht lediglich Freigelassene. Bei der vermeintlichen ‹Eheschließung› musste alles vermieden werden, was diesen Verbindungen eine Rechtmäßigkeit verliehen hätte, denn nur dann waren die aus diesen Verbindungen hervorgegangenen Kinder vor späteren Anfeindungen oder Anklagen geschützt, sie würden von früheren Sklaven abstammen und sich widerrechtlich das spartanische Bürgerrecht anmaßen. Dass sich die von Xenophon und Plutarch beschriebenen merkwürdigen ‹Hochzeitsbräuche› nur auf Verbindungen von freigelassenen Heloten und Witwen gefallener Spartaner beziehen, wird daran deutlich, dass beide Autoren ausdrücklich von ‹reiferen Frauen› sprechen.16 Nur bei solchen Verbindungen verwundert es nicht, dass Xenophon – und ähnlich Plutarch – betont, dass Lykurg Gesetze (νόμοι) gab, deren Bestimmungen denen anderer Städte entgegengesetzt waren.17 Andere Städte hatten sich Gesetze gegeben, die die Rechtmäßigkeit der Ehe regelten, so wie das solonische Gesetz in Athen,18 wohingegen Lykurg ein «Gesetz über die Kinderzeugung» vorgelegt hatte, das gerade die Unrechtmäßigkeit solcher Verbindungen regelte. Dieses Paradoxon, dass Lykurg ein Gesetz für nicht rechtmäßige Verbindungen erließ, löst sich auf, wenn man das Gesetz auf Verbindungen zwischen freigelassenen Heloten und Witwen gefallener Spartaner bezieht.19 Bei der oben erläuterten Intention des Gesetzes verwundert auch nicht, dass Xenophon urteilt, Lykurg sei davon ausgegangen, dass auch Sklavinnen in der Lage seien, Kleidung herzustellen und Wolle zu bearbeiten; für die freien Frauen hielt er es aber
16 Xen. Lak. pol. 1, 6: ἔταξεν ἐν ἀκμαῖς τῶν σωμάτων τοὺς γάμους ποιεῖσθαι. – «und [Lykurg]
ordnete an, dass die Ehen auf dem Höhepunkt der körperlichen Kraft geschlossen werden sollten»; Plut. Lycurgus 15, 4; apophthegmata Lac. Lyc. 16 (mor. 228a). 17 Xen. Lak. pol. 1, 2: ἀλλὰ καὶ ἐναντία γνοὺς ταῖς πλείσταις (πόλεσι). Ebenso 2, 13: «Lykurg hat auch das den meisten (Poleis) Entgegengesetzte (ἐναντία) bestimmt». Vgl. 7, 1. 18 Das Gesetz ist eingefügt in Demosth. or. 46, 18: «Von derjenigen Frau, die der Vater oder der Bruder vom selben Vater oder der väterliche Großvater rechtmäßig in die Ehe versprochen hat, sind die Kinder echtbürtige». 19 Schmitz 2017, 438, 451 f. In seiner Lysanderbiographie (30, 6) bezeugt Plutarch für das späte 5. Jh., dass um die Töchter spartanischer Bürger ‹gefreit› wurde (οἱ μνηστευσαμένοι τὰς θυγατέρας). Auch die in Plut. Lysander 30, 7 belegte Klage wegen Ehelosigkeit, später oder schlechter Ehe wird auf die spartanischen Bürger zu beziehen sein (ἀγαμίου δίκη καὶ ὀψιγαμίου καὶ κακογαμίου), nicht auf die Verbindungen der freigelassenen Heloten. Diese Belegstellen stehen also nicht in Widerspruch zu den ‹Gesetzen des Lykurg›, denn dessen Gesetze regelten allein die (nichtehelichen) Verbindungen zwischen Witwen gefallener Spartaner und freigelassenen Heloten. Bei Ehen von Spartanern und Spartanerinnen werden auch Mitgiftvereinbarungen durchaus üblich gewesen sein: Aristot. pol. 2, 9, 1270a 23–25; Plut. Lacaenarum apophthegmata var. 24 (mor. 242b); amatoriae narrationes 5 (mor. 775c). Auch dies ist kein Widerspruch zum Mitgiftverbot, das eben nur für die Verbindungen zwischen freigelassenen Heloten und spartanischen Witwen galt. Vgl. dazu Hodkinson 1986, 398–404; Link 1994, 37 f.
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für die vorrangigste Aufgabe, Kinder zu gebären.20 Dies galt in der Tat als ihre vorrangigste Aufgabe in einer Situation, in der zahlreiche junge spartanische Männer in den Kriegszügen gegen Messenien gefallen waren und ihre Frauen kinderlos als Witwen zurückgelassen hatten, was die Zahl neugeborener Kinder drastisch hätte sinken lassen, wenn nicht Lykurg mit seinem Gesetz gegengesteuert hätte. Der Eindruck, den Xenophon aus den Gesetzen des Lykurg gewinnt, ist also durchaus zutreffend, nur waren sie allein auf die Verbindungen von freigelassenen Heloten und Kriegswitwen ausgerichtet. Das Entgegengesetzte des in anderen griechischen Städten Üblichen legte Lykurg auch für den Fall fest, dass aus einer Verbindung einer spartanischen Witwe und eines freigelassenen Heloten keine Kinder hervorgingen. Lykurg gestattete in einem solchen Fall, dass ein alter (zeugungsunfähiger) Mann (ein γεραιός), der eine junge Frau hatte, einen körperlichen und geistig gut veranlagten Mann zu sich holte, um von ihm Kinder mit seiner Frau zeugen zu lassen (τεκνοποιήσασθαι). Auch wenn die Zahl freigelassener Heloten die Zahl der Kriegswitwen überstieg, die Freigelassenen aber wollten, dass von ihnen gezeugte Kinder einmal spartanische Bürger wurden, erlaubte Lykurg, dass in solchen Fällen der Freigelassene sich an einen anderen Freigelassenen um die Erlaubnis wandte, mit dessen gebärfähiger Bürgersfrau Kinder zu zeugen.21 Diskussionen in der althistorischen Forschung, wem die aus solchen polyandrischen Beziehungen hervorgegangenen Kinder gehörten, erübrigen sich.22 Da die Väter nur biologische und keine rechtlichen Väter waren, folgten die Kinder im rechtlichen Status der Mutter und wurden nach der außerhäuslichen Erziehung in Kinder- und Jugendgruppen unter die Bürger aufgenommen. Auch mit der ausdrücklich zugelassenen Polyandrie hatte Lykurg allen anderen Städten Widersprechendes und Gegensätzliches (τἀναντία … τοῖς ἄλλοις) festgeschrieben,23 denn der Geschlechtsverkehr einer Frau mit mehreren Männern bedeutete in jeder anderen griechischen Polis unmissverständlich Ehebruch. Und den ergriffenen Ehebrecher durfte man straflos töten.24 Anders in Sparta: Nach einer bei Plutarch in der Biographie des Lykurg überlieferten Anekdote habe es in Sparta keine Ehebrecher gegeben.25 Dieses kategorische Fehlen des Ehebruchs trifft für die Verbin20 Xen.
Lak. pol. 1, 4: ταῖς δ᾽ ἐλευθέραις μέγιστον νομίσας εἶναι τὴν τεκνοποιίαν. Lak. pol. 1, 7–8: καὶ τοῦτο νόμιμον ἐποίησεν, ἥντινα [ἂν] εὔτεκνον καὶ γενναίαν ὁρῴη, πείσαντα τὸν ἔχοντα ἐκ ταύτης τεκνοποιεῖσθαι – «und auch dafür erließ er eine Bestimmung, dass man denjenigen, der ‹eine Frau hatte›, die fruchtbar und von guter [= bürgerlicher] Abstammung war, überreden konnte, um mit ihr Kinder zu zeugen.» Vgl. Plut. Lycurgus 15, 12 f.; comparatio Lyc. et Num. 3, 3; Pol. 12, 6b, 8. Schmitz 2017, 455. Auch nach Lipka 2002, 110 f., Perentidis 2006 und Scott 2011 sei es das Ziel dieser Regelung gewesen, dass durch die Polyandrie die Kinderzahl gesteigert werden sollte. 22 Link 1994, 40 f.; Schmitz 2002, 580–583. 23 Xen. Lak. pol. 1, 10. 24 Schmitz 1997, 49–66. 25 Überliefert in Plut. Lycurgus 15, 16–18; apophthegmata Lac. Lyc. 20 (mor. 228b–c). 21 Xen.
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dungen von freigelassenen Heloten und Witwen gefallener Spartiaten tatsächlich zu: Denn weil diese Verbindungen keine rechtsgültigen Ehen waren, nicht sein durften, um den Kindern das Bürgerrecht zusprechen zu können, konnte es im rechtlichen Sinne auch keinen Ehebruch geben.26 Über die Annahme und Erziehung der Kinder berichtet ausführlich Plutarch in seiner Biographie des Lykurg.27 Danach lag die Entscheidung, ein neugeborenes Kind aufzuziehen, in Sparta nicht beim Vater; stattdessen musste das Neugeborene zu einer öffentlichen Halle oder einem Amtsgebäude (λέσχη) gebracht werden, wo die jeweils Ältesten der drei dorischen Phylen Spartas (οἱ πρεσβύτατοι τῶν φυλετῶν) das Kind untersuchten, seine Aufzucht dann anordneten, wenn es wohlgestaltet und kräftig war, und ihm eines der neuntausend Landlose zusprachen; war das Kind hingegen schwächlich oder missgestaltet, wurde es getötet.28 Auch dieser im Widerspruch zur üblichen Praxis stehende Umgang mit Neugeborenen wird auf diejenigen Kinder zu beziehen sein, die aus Verbindungen von freigelassenen Heloten und Witwen gefallener Spartaner hervorgegangen waren. Da die Verbindungen keine rechtsgültigen Ehen waren, war der biologische Vater nicht der rechtliche Vater seines Kindes. Dies lässt der Text Plutarchs erkennen, denn er spricht von dem ‹Gezeugten› (τὸ γεννηθέν) und dem ‹Erzeuger› (ὁ γεννήσας), nicht von ‹Vater› und ‹Sohn› bzw. ‹Tochter›.29 Stellt man die Regelung in Zusammenhang mit diesen besonderen eheähnlichen Verbindungen, wird die Zielsetzung nachvollziehbar: Die Spartaner wollten durch die Aufnahme der Kinder freigelassener Heloten die Zahl der Bürger, die für den Krieg tauglich waren, erhöhen und weigerten sich demzufolge, schwächliche und missgestaltete Kinder zu Bürgern zu machen. Die Prüfung der Neugeborenen galt also nur für die Kinder der freigelassenen Heloten, nicht für alle spartanischen Kinder. Kinder, deren Aufzucht die Phylenältesten anordneten, erhielten ein Landlos zugesprochen, da sie von ihren biologischen Vätern kein Erbe erwarten konnten; der Besitz des gefallenen Spartaners, mit dem die Mutter vorher rechtmäßig verheiratet gewesen war, fiel gemäß patrilinearer Erbfolge an den Bruder des Gefallenen oder an den Sohn des Bruders, so dass das neugeborene Kind auch von der Mutter kein Erbteil erwarten konnte. Das Landlos wurde dem Neugeborenen gleich mit der Aufnahme durch die 26 Nicht in den Genuss des Bürgerrechts kamen die Kinder der freigelassenen Heloten dann, wenn diese nicht mit Witwen gefallener Spartaner gezeugt worden waren, sondern mit fremden Frauen. In der Biographie des Spartanerkönigs Agis berichtet Plutarch, dass Lysandros den Leonidas «aufgrund eines alten Gesetzes» angeklagt habe, das es einem Herakliden nicht gestattete, mit einer Frau fremden Stammes Kinder zu zeugen, und denjenigen, der Sparta verließe, um sich an einem anderen Ort niederzulassen, mit dem Tod bedrohte (Plut. Agis 11, 2). Die Verbindung mit der zweiten Klausel (dazu s. u.) deutet darauf hin, dass sich auch die erste Bestimmung nicht auf vornehme spartanische Bürger, sondern auf die im Messenischen Krieg freigelassenen Heloten oder deren Kinder bezieht. 27 Plut. Lycurgus 16. 28 Plut. Lycurgus 16, 1–2. Zu unterschiedlichen Deutungen des Kontextes Link 1998b. 29 Schmitz 2017, 453.
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Phylenältesten zugesprochen, damit die ‹Familie› davon leben konnte. Denn der Vater war zwar freigelassen, verfügte aber über keine materielle Lebensgrundlage, und auch die Mutter musste von dem Landgut, das nun dem Bruder ihres verstorbenen Mannes oder dessen Sohn zufiel, weichen und ihre Absicherung in einer neuen Ehe bzw. in dieser eheähnlichen Verbindung finden. Mit der Zuweisung des Landguts an das neugeborene Kind war eine Lebensgrundlage geschaffen; der freigelassene Helot konnte es bewirtschaften, auch wenn es nominell seinem biologischen Sohn gehörte, der den bäuerlichen Hof nach Abschluss der Erziehung – dann als spartanischer Bürger – weiter betrieb. Zugleich stellte dieses Verfahren eine Art von Belohnung für diejenigen freigelassenen Heloten dar, die mit einer Witwe eines gefallenen Spartaners ein Kind gezeugt hatten, denn die Geburt von Kindern war ja das Ziel von Lykurgs «Gesetz über die Kinderzeugung».30 Der Umstand, dass die freigelassenen Heloten auf diese Weise ihren Lebensunterhalt sichern konnten, stellte für diejenigen, die keine langfristige Bindung mit einer Spartanerin eingehen konnten, einen starken Anreiz dar, einen anderen Freigelassenen zu bitten, mit dessen Frau Kinder zeugen zu dürfen. Solche Frauen standen dann mehreren Häusern vor.31 Die Entscheidung der Phylenältesten über die Aufnahme der Kinder und die Zuweisung eines Landloses bezogen sich also allein auf die Kinder der freigelassenen Heloten und nicht auf alle spartanischen Kinder. Eine generelle Neuverteilung des Landes, um allen Spartanern eine gleiche Lebensgrundlage zu schaffen, wie bisweilen aus dieser Quellenstelle herausgelesen, hat es also nicht gegeben.32 Dagegen sprechen auch die zahlreichen Belege für Statusunterschiede und reiche Spartiaten in den Quellen.33
30 Umgekehrt wurden diejenigen Heloten, die keine Kinder gezeugt hatten, verspottet und durch Ausschluss von den Gymnopaidien bestraft (Plut. Lycurgus 15, 1–3; apophthegmata Lac. Lyc. 14 [mor. 227e–f]). 31 Xen. Lak. pol. 1, 9: «denn die Frauen wollen über zwei Haushaltungen herrschen» (διττοὺς οἴκους βούλονται κατέχειν). 32 Zur Diskussion um die (angebliche) Neuverteilung des Bodens siehe Figueira 2004 mit der früheren Literatur. 33 Reiche und angesehene Familien nennen z. B. Hdt. 4, 146, 3; 7, 134, 2; Thuk. 5, 15, 1; Plut. Nikias 10, 8; Ail. var. 3, 10. Dies gilt auch für adelige Familien, die sich zu den Herakliden, Aigeïden oder Talthybiaden rechneten (Hdt. 4, 149; 7, 134, 1). Dazu Rebenich 1998, 116 und grundlegend Hodkinson 2000. Es gibt also keinen Widerspruch zwischen zugewiesenen gleich großen Landgütern (in Messenien) und Belegen für deutliche Unterschiede im Reichtum. Flower 2002, 196 und andere hatten aus der Plutarchstelle über die Zuweisung von Landgütern eine generelle Neuverteilung des Landes herausgelesen und dies als spätere ‹invention of tradition› für die archaische Zeit abgelehnt: «Surely Agis, and later Cleomenes, claimed that they were merely reintroducing the original distribution of Lycurgus. But if Lycurgus had distributed the entire territory of Laconia in equal, inalienable, and indivisible lots, either to be passed down from father to son or to be redistributed by the state upon the father’s death, whence arose the concentration of land in a few hands? … In sum, the whole concept of inalienable and indivisible lots of equal size was an invention of King Agis with no basis in historical fact». Ähnlich Mossé 2007, 307 f.; Kennell 2014, 383.
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3. Der Aufstand der Parthenier In der Überlieferung zu Sparta sind zahlreiche Belegstellen für einen Aufstand der Parthenier erhalten, die von der althistorischen Forschung wegen ihres anekdotenhaften Charakters mit großer Skepsis bewertet werden.34 Den ausführlichsten Schilderungen des Aufstands, die auf die Historiker Antiochos von Syrakus und Ephoros von Kyme zurückgehen, ist zu entnehmen, dass diese Autoren bemüht waren, die Bezeichnung ‹Parthenier› zu erklären. Der Begriff geht auf eine gute Überlieferung zurück, doch die Historiker des späten 5. und 4. Jahrhunderts waren nicht mehr in der Lage zu rekonstruieren, warum ‹Jungfrauensöhne› in Sparta einen Aufstand gegen die Bürger unternommen haben sollten. Allen Autoren war aber noch bewusst, dass der geplante Aufstand mit dem Krieg gegen Messenien in Verbindung stand bzw. unmittelbar auf den siegreich überstandenen Krieg gefolgt war. Aufgrund der oben angeführten Überlegungen ist davon auszugehen, dass unter dem ungewöhnlichen Namen ‹Jungfrauensöhne› diejenigen Kinder zu verstehen sind, die von freigelassenen Heloten abstammten, die indes nur die biologischen Väter waren. Da diesen Kindern ein Vater im rechtlichen Sinne fehlte, trifft die Bezeichnung ‹Parthenier› (Jungfrauensöhne) auf sie zu, denn sie waren von unverheirateten Müttern (παρθένοι) in nichtehelichen Verbindungen geboren worden. Antiochos hingegen erklärt die ihm unverständlich bleibende Benennung damit, dass diejenigen Spartaner, die nicht an den Feldzügen des Messenischen Krieges teilgenommen hatten, zu Sklaven erklärt und Heloten genannt worden seien. Und deren Kinder, die während des Krieges geboren worden waren, hätten sie ‹Parthenier› genannt und für rechtlos (ἄτιμος) erklärt.35 Dass die Parthenier Kinder von Sklaven, von Heloten, waren, trifft zwar das Richtige, doch wurde dies von der Forschung nicht ernstgenommen, da der Kontext, die Väter seien zu Sklaven erklärt worden, weil sie am Krieg gegen Messenien nicht teilgenommen hatten, in der Tat unglaubhaft ist.36 Noch wilder ist die phantasievolle Ausschmückung bei Ephoros von Kyme, wonach die Spartaner geschworen hätten, nicht eher aus dem Messenischen Krieg nach Hause zurückzukehren, bis sie Messene zerstört hätten oder alle gefallen wären. Im zehnten Jahr des Krieges seien die Frauen der Spartaner gekommen und hätten geklagt, Spartaner und Messenier würden nicht unter den gleichen Bedingungen kämpfen, 34 So
z. B. Cartledge 1979, 123 zur Gründung von Taras: «The traditional date of settle ment, 706, is not contradicted by the earliest archaeological finds … The rest of the ancient evidence, however, is almost entirely worthless, and my tentative reconstruction of the process departs from it in several particulars» und «a group enigmatically known as the Partheniai» (zu den Partheniern insgesamt ebd. 123–126; Nafissi 1991, 38–51; Malkin 1994, 141 f.). Auch Thommen 2003, 29 f. wertet die Berichte des Antiochos und Ephoros als unglaubhaft. 35 Antiochos von Syrakus FgrH 555 F 13 (= Strab. 6, 3, 2, 278 C). 36 Die inneren Widersprüche, die den historischen Wert der Quelle nach Ansicht der Forschung einschränken, hat im Einzelnen Meier 1998, 124–126 diskutiert; vgl. Malkin 1994, 141: «We must reject these stories as sources of details on Taras’ foundation». Weitere Urteile in Schmitz 2017, 424 f. mit Anm. 15.
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da die Messenier weiterhin Kinder zeugen könnten, wohingegen Sparta die Gefahr drohe, dass dem Vaterland die Männer ausgingen. Daraufhin hätten die Spartaner die Kräftigsten und Jüngsten aus dem Heer, von denen sie wussten, dass sie sich nicht an dem Eid beteiligt hatten, weil sie beim Auszug nach Messenien noch Kinder gewesen waren, nach Sparta zurückgeschickt und angeordnet, dass alle mit allen Jungfrauen verkehren sollten, damit viele Kinder geboren werden würden. Die Kinder seien Parthenier genannt, und Messene sei schließlich nach neunzehnjährigem Krieg erobert worden.37 Offensichtlich geht es Ephoros darum, den Namen ‹Parthenier› sinnvoll zu erklären und den Lesern eine Geschichte zu bieten, warum nach Abschluss des Messenischen Krieges ‹Jungfrauensöhne› einen Anschlag gegen die Bürger geplant hatten. Folgt man statt diesen beiden phantasievollen Erzählungen jedoch der Angabe eines Justin (bzw. des Pompeius Trogus), eines Pausanias und eines Servius, so ergibt sich eine viel plausiblere Rekonstruktion, wonach die Spartaner in diesem langandauernden Krieg, wegen der hohen Zahl der Gefallenen, Heloten freiließen, damit sie auf spartanischer Seite mitkämpften.38 Nach siegreichem Abschluss des Krieges kam es zu Auseinandersetzungen um die Rechte der freigelassenen Heloten, ob sie auch das Bürgerrecht erhalten sollten oder nicht. Es ist als wahrscheinlich anzusehen, dass die freigelassenen Heloten aus Enttäuschung darüber, dass sie trotz ihres militärischen Erfolgs nicht zu spartanischen Bürgern wurden, den Aufstand planten. Als die spartanischen Amtsträger von dem Plan erfuhren und zu erkennen gaben, dass sie Vorkehrungen getroffen hatten, brach der Aufstand in sich zusammen. Die Aufstandsbereiten flüchteten; manche suchten Zuflucht an den Altären. Als (freigelassene) Sklaven, die einen Aufstand gegen die Bürger vorbereitet hatten, mussten sie Sparta verlassen, konnten froh sein, nicht getötet zu werden. Unter ihrem Anführer Phalanthos zogen sie ab und gründeten in Unteritalien die Stadt Tarent.39 Unklar bleibt bei den unterschiedlichen Versionen, wer genau den Aufstand geplant hatte. Waren es die ‹Parthenier›, also die Kinder der freigelassenen Heloten, denen man trotz des vorangegangenen Versprechens das Bürgerrecht doch wieder verweigert hatte? Dann wäre der Aufstand frühestens zwanzig oder dreißig Jahre nach dem Ende des Messenischen Krieges anzusetzen, als die Parthenier das Erwachsenenalter erreicht hatten.40 Plausibler scheint es mir, dass es die Väter der Parthenier waren, die den Aufstand geplant hatten, weil man ihnen das Bürgerrecht verweigerte und es nur ihren Kindern unter bestimmten Bedingungen zusprach.41 Der Historiker Theopomp, dessen grie37 Ephoros
von Kyme FgrH 70 F 216 (= Strab. 6, 3, 3, 279–280 C). diesen Quellen vgl. auch Nafissi 1991, 43–46. 39 Antiochos von Syrakus FgrH 555 F 13 und Ephoros FgrH 70 F 216 (s. o. Anm. 35, 37); Iust. 3, 4–6; Oros. 1, 21, 3–16. Eine Zusammenstellung aller Quellen bei Lippolis – Garraffo – Nafissi 1995, 263–290. Zum Parthenieraufstand und zur Gründung Tarents siehe jetzt ausführlich Schmitz 2017. 40 So führt es Justin in seiner an mehreren Punkten rationalisierten Version der Geschichte aus (3, 4). 41 Zu der Argumentation im Einzelnen Schmitz 2017, 430 f. 38 Zu
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chische Geschichte aus dem 4. Jh. v. Chr. stammt, und Diodor kennen nämlich Ver sionen der ‹Parthenierepisode›, in denen die Protagonisten Epeunakten (ἐπεύνακτοι) heißen. Dies bedeutet wörtlich die ‹Hinzugebetteten›, und aufgrund dieses Wortes kann mit Sicherheit davon ausgegangen werden, dass die ‹Hinzugebetteten› die Väter der ‹Jungfrauensöhne› waren. Da die Verbindungen zwischen den freigelassenen Heloten und den spartanischen Kriegswitwen keine rechtmäßigen Ehen sein sollten, nicht sein durften, konnten die Freigelassenen nur ‹Hinzugebettete› sein, und weil sie nur ‹Hinzugebettete› waren, waren ihre Kinder ‹Jungfrauensöhne›. Was sich aus den Begriffen eindeutig ergibt, ließ sich für die antiken Autoren nicht mehr klar trennen, und so wurden von Diodor und von Hesychios Epeunakten und Parthenier fälsch licherweise gleichgesetzt.42 Insofern waren es vermutlich die Epeunakten, die den Aufstand vorbereitet hatten und nach dessen Entdeckung und Vereitelung aus ihrer Heimat verbannt wurden. Diejenigen, die sich nicht an dem Aufstand beteiligt hatten, kamen indes in den Genuss der Regelungen, die Lykurg in seinem «Gesetz über die Kinderzeugung» festgelegt hatte: Wenn alles vermieden wurde, was den Verbindungen freigelassener Heloten mit spartanischen Kriegswitwen Rechtmäßigkeit verlieh, wurden die Kinder spartanische Bürger.43 Allerdings verlangte Lykurg in seinem Gesetz den Kindern einiges ab, wie im Folgenden gezeigt werden soll. 42 Theop. FgrH 115 F 171 (= Athen. 6, 271c–d); vgl. auch F 176 (= Athen. 6, 271d) und Diod.
8, fr. 21, 1–3; Hesych. s. v. ἐνεύνακτοι und ἐπευνακτοί. Zu den Quellen, auf die diese Überlieferungen zurückgehen, Nafissi 1991, 42–51. Zu Diod. 8, fr. 21 vgl. Malkin 1994, 141 Anm. 147: «they were supposedly the Helots who were assigned to the nuptial beds of the dead Spartans. Here the epeunaktai seem to be fathers, the partheniai sons». Ähnlich Thommen 2003, 29 f.: Bei den Epeunakten «handelt es sich um Heloten, die in der Not des ersten Messenischen Krieges den spartanischen Frauen als Bettgenossen zur Erzeugung legitimer Kinder zugestellt wurden und später das Bürgerrecht erhielten». Bei den Partheniai aber «handelte es sich eher um Söhne von Spartiaten und Helotinnen oder Metökinnen» (so auch Thommen 1996, 15 f. und Parker 1991, 30 f.). Kõiv 2003, 112 urteilt über die prekäre Stellung der Epeunakten und Parthenier: «In all the versions the future colonists were depicted as marginal in relation to most of the Spartans, something that was pointed out either by their uncertain paternity or their helot origins, and by the acquisition of their status through women, either their mothers or wives. This aspect was obviously emphasised by both the names Partheniai (a feminine plural of parthenios – roughly ‹maiden-like› or ‹of the maiden› or ‹son of maiden›) and epeunaktai (the bed-fellows of the Spartan women) … The whole position of the group was ambiguous and marginal – from their maternal side they could have claimed full membership of the community, but their paternity virtually made them inadmissible, which left them the possibility of achieving the status of full citizenship only elsewhere». 43 Auch Nafissi 1991, 50 sieht in der Geschichte der Epeunakten «fenomeni di integrazione sociale», auch wenn nicht erkennbar sei, durch welche rechtlichen Verfahren und graduelle Statusveränderungen dies umgesetzt wurde. Vorausgegangen war möglicherweise eine Schuldentilgung, die dem Lykurg zugesprochen wird (Plut. apophthegmata Lac. Lyc. 3 [mor. 226b]). Dies würde allerdings voraussetzen, dass die ‹Freigelassenen› keine Sklaven waren, sondern in Schuldknechtschaft geratene Angehörige einer unterbäuerlichen Schicht, was ich für durchaus möglich halte. Damit gewönne auch die These von Luraghi (2002 und 2003), dass die sparta-
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4. Die Erziehung in Sparta Die Aufzucht der Kinder durch Ammen und ihre Erziehung vom siebten Lebensjahr an in Gruppen, die gänzlich vom Elternhaus gelöst waren und Tag und Nacht unter der Aufsicht von Heranwachsenden standen, die sich durch Klugheit und Kampfbereitschaft ausgezeichnet hatten und deren Anweisungen und Strafen sie unterworfen waren, lässt sich als spezielle Form der Sozialisation und Integration von Helotenkindern, die einmal vollwertige spartanische Bürger werden sollten, besser verstehen denn als generelle Erziehung aller spartanischen Kinder.44 Dies gilt im Besonderen für den Paidonomos, einen hohen Amtsträger in Sparta. Warum sollte unter den griechischen Städten einzig Sparta in archaischer Zeit einen ‹Erziehungsminister› bestellen, wenn es dafür nicht eine besondere Notwendigkeit gab? Ging es aber darum, mehrere hundert Kinder von freigelassenen Heloten im Sinne freigeborener Spartaner zu Bürgern zu erziehen, scheint es naheliegend, für diese Aufgabe einen speziellen Aufsichtsbeamten über die Erziehung und Sozialisation einzusetzen.45 Xenophon erläutert, dass der Paidonomos berechtigt sei, die Knaben zu versammeln, sie zu prüfen und sie gegebenenfalls hart zu bestrafen. Ihm zur Seite stand eine Gruppe junger Männer (μαστιγοφόροι), die notfalls mit Peitschen einschritt, so dass während der Erziehung große Scheu und strenger Gehorsam herrschten.46 Mit der Aufnahme der Neugeborenen durch die Phylenältesten und der Zusprechung eines Landloses waren diese also noch nicht als vollwertige Spartaner anerkannt. Sie mussten sich vielmehr während der Erziehung bewähren, durften nicht rebellieren und hatten sich den Anweisungen der Erzieher und des Paidonomos unterzuordnen, sollten ihre Körper kräftigen, um später in der Schlachtreihe ihren Mann zu stehen. Dass der Paidonomos mit seinen Schergen, den ‹Peitschenträgern›, ausdrücklich dazu berechtigt war, von
nische Helotie nicht durch die Eroberung entstanden ist, sondern es sich bei den Heloten um verarmte und verschuldete Angehörige einer unterbäuerlichen Schicht handeln könnte, analog zu den athenischen Schuldknechten solonischer Zeit, an Plausibilität. 44 Nach Aristot. pol. 8, 1, 1337a 31 f. hätten sich die Spartaner am meisten um die Kinder bemüht «und dies gemeinschaftlich» (καὶ κοινῇ ταύτην). Zur spartanischen Erziehung Kennell 1995 und 2014; Lévy 1997 und 2003, 50–59; Link 1999; Cartledge 2001; Ducat 1999 und 2006; Schmitz 2014, 192–195, 204–207; Powell 2015. 45 Xen. Lak. pol. 2, 2, der betont, dass der Paidonomos aus derselben Schicht kommt wie diejenigen, die die höchsten Ämter bekleiden (ἐξ ὧνπερ αἱ μέγισται ἀρχαὶ καθίστανται); ähnlich Plut. Lycurgus 17, 2. Nach Rebenich 1998, 93 hatte der Paidonomos die Verfügungsgewalt über die Knaben, «er war – juristisch gesprochen – der κύριος [kýrios], der ‹Gebieter› über die Knaben». Dies ist gut möglich, denn die von den Kriegswitwen geborenen Kinder hatten keinen väterlichen Vormund. 46 Xen Lak. pol. 2, 2: τοῦτον [den Paidonomos] δὲ κύριον ἐποίησε … ἰσχυρῶς κολάζειν. ἔδωκε δ᾽ αὐτῷ καὶ τῶν ἡβώντων μαστιγοφόρους, ὅπως τιμωροῖεν ὁπότε δέοι, ὥστε πολλὴν μὲν αἰδῶ, πολλὴν δὲ πειθὼ ἐκεῖ συμπαρεῖναι. Vgl. Plut. Lycurgus 18, 2. Selbst als Erwachsene konnten diejenigen, die sich beim Boxen den Anweisungen eines erwachsenen Spartaners nicht fügten, vom Paidonomos und den Ephoren «hart bestraft» werden (Xen. Lak. pol. 4, 6).
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der Peitsche Gebrauch zu machen,47 könnte dafür sprechen, dass diese Strafen auf die Kinder von freigelassenen Heloten ausgerichtet waren, da die Peitsche als typisches Instrument dazu verwendet wurde, Sklaven zu bestrafen.48 Gegenüber den Kindern freigelassener Heloten, die noch zwischen Freien und Sklaven standen, demonstrierten die Spartaner eine solche Härte, um deutlich zu machen, dass sie keinesfalls bereit waren, Abweichungen von den spartanischen Werten und Normen bei denen, die erst auf dem Weg zu freien Bürgern waren, hinzunehmen. Konsequent war es daher, dass sie denjenigen Heranwachsenden das Bürgerrecht verweigerten, die der harten Erziehung nicht standhielten.49 Zu der strengen Disziplin und einer Mäßigung durch eine bescheidene Lebensführung gehörte, dass die Kinder während der Erziehung barfuß gehen, nur ein Gewand im Jahr erhalten, die Haare bis auf den Kopf geschoren tragen und mit knappen Ra tionen auskommen sollten.50 Zusätzliche Nahrung sollten sich die Kinder und Heranwachsenden stehlen, wobei derjenige, der dabei erwischt wurde, mit Schlägen gestraft wurde.51 Beim Stehlen von Käse am Altar der Artemis Orthia befahl Lykurg ebenfalls die Auspeitschung der Stehlenden.52 Bei Abwesenheit des Paidonomos sollten alle erwachsenen Spartaner, die gerade anwesend waren, die Aufsicht über die Kinder ausüben und sie gegebenenfalls bestrafen.53 Die Erwachsenen sollten sich als gemeinsame Väter aller Kinder empfinden – eben gerade der Kinder, die keinen rechtlichen Vater hatten und deren Erziehung man nicht ehemaligen Sklaven überlassen wollte. Mit einer Neubewertung der spartanischen Erziehung lassen sich einige weitere Quellen verbinden. Denn antike Lexikographen erklären die Begriffe Mothones und Mothakes (μόθωνες und μόθακες) übereinstimmend damit, dass die Spartaner so «die mit den freien Kindern gemeinsam Aufgezogenen» nennen. Es wird sich dabei um die von den (biologischen) Eltern getrennten und von den Spartanern ‹in Pflege genommenen› Kinder handeln, die – als Parthenier geboren – mit diesen Namen wäh47 Zum
Gebrauch der Peitsche siehe auch unten Anm. 51. freie Kinder hatten in der Erziehung Schläge zu ertragen; sie wurden aber nicht mit der Peitsche gezüchtigt, sondern mit Ohrfeigen oder Schlägen mit Sandalen (Schmitz 2005). Zur Auspeitschung von Sklaven vgl. Harter-Uibopuu 2017. Allerdings sind Peitschenträger (μαστιγοφόροι) auch als Gehilfen von Amtsträgern belegt (z. B. Diod. 8 fr. 24; Thuk. 4, 47, 3; Aristot. Ath. pol. 35, 1). 49 Xen. Lak. pol. 3, 3; 10, 7; Plut. inst. Lac. 21 (mor. 238e). 50 Xen. Lak. pol. 2, 3–5. Knappe Rationen auch Plut. Lycurgus 17, 6–8 und Herakleides Lembos 13 Dilts (Aristot. fr. 611 Rose). Nach Plut. Lycurgus 16, 12 sollten die Knaben von einem Alter von zwölf Jahren an keinen Chiton, also keine Unterkleidung, tragen, sondern nur ein Obergewand (Himation). Vgl. Plut. inst. Lac. 5 (mor. 237b). 51 Xen. Lak. pol. 2, 6–8: πολλὰς πληγὰς ἐπέβαλλε τῷ ἁλισκομένῳ. Nach Xen. an. 4, 6, 14 galt diese Praxis für die Homoioi. Auch dem Feigen drohten Schläge (Xen. Lak. pol. 9, 5: πληγαί). Zu den Strafen und Auspeitschungen Hodkinson 1983, 246–248. 52 Xen. Lak. pol. 2, 9: μαστιγοῦν. Plut. Lycurgus 18, 2; inst. Lac. 40 (mor. 239c–d); Nikolaos von Damaskus 90 F 103. Dazu mit weiteren Quellen Rebenich 1998, 95 f.; Lipka 2002, 255–257. 53 Xen. Lak. pol. 2, 10–11. 48 Auch
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rend der Zeit der gemeinschaftlichen Erziehung belegt wurden. Auf diese spezifische Situation am Ende des 7. Jh. passt auch die Erklärung des Athenaios, dass die Mothakes bei den Spartanern «zwar frei, aber nicht Bürger Spartas» – noch keine Bürger Spartas – waren, da sie erst nach Durchlaufen der Erziehung unter die Bürger aufgenommen wurden. Als Erläuterung zitiert Athenaios den Historiker Phylarchos aus dem 3. Jh. v. Chr., wonach die Mothakes ‹Ziehbrüder› (σύντροφοι) der Lakedaimonier seien. Jedes Kind eines Bürgers wählte sich einen, zwei oder mehr solcher Ziehbrüder. Die Mothakes seien frei, aber nicht Lakedaimonier, hätten jedoch Anteil an der gesamten Erziehung.54 Aelian hat die Überlieferung bewahrt, dass die spartanischen Feldherren Kallikratidas, Gylippos und Lysander zu den Mothakes gehörten. So hießen die Sklaven der Reichen, die den spartanischen Kindern zur gemeinschaftlichen Erziehung und zur körperlichen Ertüchtigung in den Gymnasien beigegeben wurden. Lykurg habe dies gestattet und denen, die der Erziehung treu blieben, das spartanische Bürgerrecht eingeräumt.55 Deuten nicht all diese Quellen darauf hin, dass die Mothones und die Mothakes die Kinder der freigelassenen Epeunakten waren und auf diese Weise in die Erziehung spartanischer Kinder integriert wurden? Dass im Zuge dessen auch die Erziehung der spartanischen Kinder eine grundsätzliche Änderung erfuhr, wäre unter diesen Bedingungen nicht verwunderlich. Bei den Kindern freigelassener Heloten erlaubte Lykurg aber ausdrücklich die – unter Freien auch sonst üblichen – päderastischen Beziehungen, obwohl es sich bei diesen Kindern um Angehörige einer sozial aufstrebenden Unterschicht handelte, bei denen solch gleichgeschlechtliche Beziehungen innerhalb des griechischen Kulturkreises nicht gebräuchlich waren.56 In Sparta sollten die päderastischen Beziehungen ein erzieherisches Ziel verfolgen, nicht unter einem körperlichen Begehren stehen, und Aelian berichtet von harten Bestrafungen, wenn sich Erastai oder Eromenoi unsittliche Handlungen erlaubten.57 54 Phylarchos
FGrH 81 F 43 (Athen. 6, 271e–f). Alle antiken Quellen sind zusammengestellt und erläutert bei Lotze 1962, der die Ansicht vertritt, dass die seit den Reformen des 3. Jh. v. Chr. belegten Mothakes von heterogener Herkunft waren; einige seien uneheliche Kinder von Spartiaten, andere stammten von Heloten ab. 55 Ail. var. 12, 43. Zur bisherigen Deutung der Mothakes und Mothones siehe Link 1994, 25–27, der sich der verbreiteten Meinung anschließt, dies seien uneheliche Söhne der Spartiaten gewesen. Darüber hinaus werden auch Söhne verarmter und daher aus der Bürgerschaft ausgeschlossener Spartaner zu den Mothakes gezählt haben. Auch P. Cartledge, s. v. Mothakes, in: DNP 8, 2000, 421 vermutet in ihnen ebenso wie V. Ehrenberg, s. v. Mothakes und s. v. Mothones, in: RE 16.1, 1933, 382–386 Kinder spartanischer Väter und Frauen aus dem Helotenstand. Erwogen wurde auch, ob es sich bei den Mothakes um adoptierte Kinder handeln könnte (Cobetto Ghiggia 2007). 56 Solon soll in seinen Gesetzen den Sklaven solche Beziehungen ausdrücklich verboten haben (Solon F 74 a–e Ruschenbusch; F 74 a–g Leão/Rhodes). 57 Xen. Lak. pol. 2, 12–14; Plut. Lycurgus 17, 1; 18, 8 f.; Ail. var. 3, 10 und 12. Gemäß Plut. inst. Lac. 7 (mor. 237b–c) sei derjenige, der sich unziemlich verhalte, für das gesamte Leben ‹ehrlos› (ἄτιμος).
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5. Die Aufnahme in die Bürgerschaft Als Herangewachsene sollten sich diese ‹Anwärter auf das spartanische Bürgerrecht› in Bescheidenheit üben – schließlich hatte sich Sparta großzügig bereitgefunden, sie, die Kinder von Helotenvätern, als ‹Gleiche› (ὅμοιοι) zu akzeptieren.58 Die Aufgenommenen wurden dazu angehalten, sich bescheiden zu geben, in der Öffentlichkeit ihre Hände unter dem Gewand zu halten, schweigend zu gehen und nicht umherzublicken, weniger einen Laut von sich vernehmen zu lassen als steinerne Statuen.59 Ähnlich wie bei den Belegstellen zur Erziehung in Sparta lassen sich diese Ausführungen Xenophons zur lykurgischen Ordnung besser verstehen, wenn man sie auf die Kinder von freigelassenen Heloten bezieht, die zu spartanischen Bürgern werden sollten.60 In mehreren langen Kapiteln seiner Lykurgbiographie schildert Plutarch, wie die Kinder und Jugendlichen zu einer ‹Brachylogia›, zu einer möglichst kurzen Redeform (zu der sprichwörtlichen lakonischen Kürze), angehalten wurden – einer speziellen Form des ‹staatspolitischen Unterrichts› im antiken Sparta.61 So wurde verhindert, dass diese angehenden Neubürger spartanische Normen in Frage stellten. Indem ihnen antrainiert wurde, Antworten auf prüfende Fragen möglichst in einen einzigen Satz zu kleiden, wurden sie zu absoluter Konformität gezwungen. Und Sparta behielt sich für die gesamte Dauer der Erziehung und Ausbildung die Kontrolle über die Tauglichkeit der in die Bürgerschaft Aufzunehmenden vor. Denn Lykurg ordnete an: Wer sich dieser Ausbildung entziehe, der sei aller zukünftigen Ehren verlustig, was vermutlich bedeutete, dass ihm das Bürgerrecht verweigert wurde.62 Nach dem Abschluss der Erziehung wurden die neu in die Bürgerschaft Aufgenommenen Mitglieder der Speisegemeinschaften, der Syssitien, wobei sie erneut geprüft wurden, ob sie als absolut vertrauenswürdig gelten konnten. Denn jede bestehende Speisegemeinschaft musste sich einstimmig für die Aufnahme des neuen Mitglieds aussprechen. Eine einzige Gegenstimme reichte aus, um den Kandidaten auszuschlie-
58 Zur Ideologie der Homoioi Meier 1998, 325–328 und 2006; Rebenich 1998, 121; Link 2000, 111–117; Lipka 2002, 186; Thommen 2004. Flower 2002, 197 weist darauf hin, dass das Wort ὅμοιος «means not ‹the equal ones›, but ‹the similar ones›». Dies lässt vermuten, dass dieser Begriff gerade für die neu in die Bürgerschaft aufgenommenen Kinder der freigelassenen Heloten verwandt wurde. 59 Xen. Lak. pol. 3, 4–5. 60 Vergleiche im Gegensatz dazu das Urteil von Powell 2015, 90: «Spartan education may be painful for us to contemplate. The hardships and beatings (not to mention the pederasty) imposed by adults on children and on adolescents are repellent to modern sensibilities. … Unlike other Greek city-states, Sparta insisted that the upbringing of future citizens should be centralized, kept under the close control of the state authorities». 61 Plut. Lycurgus 18, 3–20, 16. Zur lakonischen Kürze Schmitz 2006 mit weiterer Literatur, außerdem Zali 2014, 64–77. Dies galt auch für Mädchen, wie die Schrift Aussprüche der Spartanerinnen des Plutarch zeigt. Siehe dazu mit weiteren Quellen Rebenich 1998, 90. 62 Xen. Lak. pol. 3, 3: εἴ τις ταῦτα φύγοι, μηδενὸς ἔτι τῶν καλῶν τυγχάνειν.
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ßen.63 Und auch nach der Aufnahme in eine Speisegemeinschaft konnte fortlaufend darauf geachtet werden, dass der Aufgenommene sich normkonform verhielt. Nun aber waren die neuen Mitglieder endgültig in der spartanischen Bürgerschaft angekommen und akzeptiert.64 Sie konnten Tätigkeiten von Freien ausüben, z. B. an der Jagd teilnehmen, als Freie in den Kampf ziehen und auch Ämter übernehmen.65 Wer sich allerdings als feige im Kampf erwiesen hatte oder den Gesetzesbestimmungen nicht sorgsam Folge leistete, der sollte fortan nicht mehr zu den ‹Gleichen›, den ὅμοιοι, gehören.66 In den eheähnlichen Verbindungen von Witwen gefallener Spartaner und freigelassenen Heloten wies Lykurgos den Frauen, weil sie zu der Gruppe der Bürger gehörten, eine besondere Rolle zu. Es war sicherlich häufiger der Fall, dass die Witwe eines gefallenen Spartaners einen derjenigen Heloten ‹heiratete›, der auf dem Landgut des Gefallenen gedient hatte und als loyal Kämpfender im Messenischen Krieg freigelassen worden war – so wie in der Neuzeit nicht selten bäuerliche Witwen nach dem Tod ihres Ehemannes den ersten, leitenden Knecht des Hofs heirateten, um den Hof weiterführen zu können. So wie die spartanische Witwe vorher die Herrin des Heloten war, so sollte es auch nach dessen Freilassung und in der eheähnlichen Verbindung mit dem freigelassenen Heloten bleiben. Aristoteles kritisiert, dass in Sparta während
63 Plut.
Lycurgus 10, 1; 12, bes. 12, 9–11, vermutlich mit dem wörtlichen Zitat κεκαδδίσθαι («ausgeurnt») aus dem Gesetz Lykurgs. Zu den συσκήνια auch Plat. leg. 1, 633a; Xen. Lak. pol. 5, 2 (zum Ausschluss von Feiglingen 9, 4; Rebenich 1998, 118 f. mit weiteren Quellen); Aristot. pol. 2, 9, 1271a 26–37; Polyain. 2, 1, 15; 2, 3, 11. Der Begriff συσκήνια leitet sich von σκηνή (‹Zelt›) ab, bezeichnet also eine ‹Zeltgemeinschaft› (neben Lak. pol. 5, 2 auch in 7, 4; 13, 1; 13, 7 u. 15, 5 [σύσκηνοι]). Nach Rebenich 1998, 109 habe man vermutet, dass die Zelte, in denen die Spartiaten gemeinsam speisten, an der hyakinthischen Straße lagen, die Sparta mit Amyklai verband. Sollte man die Zelte oder (provisorischen) Gebäude für die gemeinsamen Mahlzeiten nicht eher in Messenien erwarten? 64 Die Speisen bei den Syskenien hatten einfach zu sein; aus der Jagd und von Reichen konnten Sonderrationen kommen (Xen. Lak. pol. 5, 3–4; Plut. Lycurgus 10; 12, 4; Hesych. s. v. βαφά). Wer besondere Zutaten zum Mahl beitrug, wurde lobend beim Mahl genannt (Molpis FgrH 590 F 2c = Athen. 4, 141e). Im Gegensatz zu dem im Allgemeinen den Syssitien zugesprochenen integrativen Charakter hatte Link (1998a; 2000, 100–111) die separierenden Elemente betont. Vgl. Singor 1999. 65 So verstehe ich die Anordnungen, die Xenophon in Lak. pol. 4; 6, 3 f.; 10, 7 dem Lykurg zuspricht (ebenso Plut. Lycurgus 24, 5). Dazu gehört auch, dass die Ephoren drei Männer in der Blüte der Jahre (ἐκ τῶν ἀκμαζόντων) als Hippagretai auswählen, die wiederum 300 Männer auswählen, die als Leibgarde des Königs fungierten (Xen. Lak. pol. 4, 3). Plut. Lycurgus 25, 6; Hesych. s. v. ἱππαγρέτας. 66 Xen. Lak. pol. 10, 7. In den Gesetzen (des Lykurg) genannte, entehrende Strafen für die ‹Zitterer› (τρέσαντες) kennt auch Plutarch (Agesilaus 30, 2–4). ‹Feige› seien von jedem Amt ausgeschlossen; niemand wolle einem solchen Mann seine Tochter zur Frau geben oder eine Tochter von ihm zur Frau nehmen. Auch dürften sie straflos geschlagen werden, müssten Mäntel mit Streifen von besonderer Farbe tragen und dürften sich nur die Hälfte des Bartes scheren. Die ‹Feigen› unter den freigelassenen Heloten waren also ehrlose, nur ‹halbe› Bürger.
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der Vorherrschaft in Griechenland vieles von den Frauen übernommen worden sei.67 Und es sei doch kein Unterschied, ob die Frauen selbst regierten oder sich die Amtsträger von den Frauen beherrschen ließen.68 Unter den Bestimmungen des lykurgischen «Gesetzes über die Kinderzeugung» fand Aristoteles offenbar in Bezug auf die Frauen die Regelung, dass die spartanischen Witwen die Herrinnen gegenüber den freigelassenen Heloten in der jeweiligen Partnerschaft sein sollten. Ohne den historischen Hintergrund einzubeziehen, hat Aristoteles diese Regelung nicht einordnen können, beklagt und kritisiert statt dessen eine angebliche «Zügellosigkeit» (ἄνεσις) der Frauen, weil Lykurg als Gesetzgeber der männlichen Jugend viele Restriktionen auferlegt habe, um sie in Disziplin zu üben, die Frauen aber weitgehend unbeachtet gelassen habe, so dass sie ausschweifend lebten und eine ‹Frauenherrschaft› (γυναικοκρατία) bestünde.69 Aristoteles erklärt sich die spartanische Frauenherrschaft mit den langandauernden Feldzügen und der sich daraus ergebenden Abwesenheit der Männer. Dass Lykurg sich intensiv mit der Kinderzeugung und der Erziehung beschäftigte, aber wenig mit den Frauen, interpretiert er als einen misslungenen Versuch Lykurgs, «auch die Frauen den Gesetzen zu unterwerfen». Da sich die Frauen widerspenstig gezeigt hätten, habe er darauf verzichtet.70 Plutarch kritisiert in der Lykurgbiographie diese Interpretation des Aristoteles. Die vielen Feldzüge seien nicht der Grund dafür gewesen, dass die Spartaner «die Frauen über Gebühr ehrten und sie ‹Herrinnen› (δέσποιναι) nannten».71 Er verweist darauf, dass Lykurgos den jungen Frauen sportliche Betätigungen auferlegt habe, um fähig zu sein, kräftigere Kinder zu gebären.72 Dies dürfte sich indes nicht auf die spartanischen Frauen insgesamt, sondern auf die Kriegswitwen und die Töchter der freigelassenen Heloten beziehen. Die von Aristoteles kritisierte und von Plutarch in der Sache akzeptierte Besonderheit Spartas, die Spartaner hätten den Frauen angeblich eine besondere, machtvolle Stellung zuerkannt, verliert ihren paradox anmutenden Charakter, wenn man die Gynaikokratie allein auf die Verbindungen von freigelassenen Heloten und spartanischen
67 Aristot. pol. 2, 9, 1269b 31 f.: καὶ πολλὰ διῳκεῖτο ὑπὸ τῶν γυναικῶν ἐπὶ τῆς ἀρχῆς αὐτῶν. Zur Kritik des Aristoteles an Spartas Verfassung und gesellschaftlicher Ordnung Schütrumpf 1994 und Herrmann-Otto 1998. 68 Aristot. pol. 2, 9, 1269b 33 f.: … γυναῖκας ἄρχειν ἢ τοὺς ἄρχοντας ὑπὸ τῶν γυναικῶν ἄρχεσθαι. 69 Aristot. pol. 2, 9, 1269b 12–25: … κἂν τύχωσι γυναικοκρατούμενοι (24 f.). Zur Diskussion einer Frauenherrschaft und der starken Position der Spartanerinnen Cartledge 1981; Dettenhofer 1993 (kritisch dazu Thommen 2014, 30 f.); Fantham 1994; Ducat 1998; Thommen 1999; Hodkinson 2004; Pomeroy 2004; vgl. Dreher 2001, 120 f. 70 Aristot. pol. 2, 9, 1269b 31–1270a 8. 71 Plut. Lycurgus 14, 2: καὶ διὰ τοῦτο μᾶλλον τοῦ προσήκοντος αὐτὰς ἐθεράπευον καὶ δεσποίνας προσηγόρευον. Vgl. auch den Ausspruch in 14, 8: «Ihr Lakonierinnen allein beherrscht eure Männer»; ebenso Plut. apophthegmata Lac. Lyc. 13 (mor. 227e). 72 Plut. Lycurgus 14, 2–3; apophthegmata Lac. Lyk. 12 (mor. 227d); Theokr. 18, 22 f. Siehe dazu Rebenich 1998, 90; Hodkinson 1999, 150–152.
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Kriegswitwen als deren ‹Herrinnen› bezieht. Ohne diesen Kontext mussten die Urteile von Aristoteles und Plutarch in die Irre gehen. 6. Die zweite und dritte Rhetra des Lykurg Folgt man den Angaben Plutarchs in der Lykurgbiographie, soll der Gesetzgeber verboten haben, Gesetze schriftlich abzufassen.73 Allerdings ist davon auszugehen, dass man in klassischer Zeit die Gesetze Lykurgs kannte und zwar mindestens auszugsweise sogar im Wortlaut, da ungewöhnliche Formulierungen wie die, dass der ‹Erzeuger› ‹das Gezeugte› zur Prüfung den Phylenältesten vorführen musste, dass die Speisegemeinschaften den ungewöhnlichen Namen φιδίτια trugen und Anwärter auf diese durch eine zusammengepresste Brotkrume ‹ausgeurnt› wurden, sonst nicht hätten überliefert werden können.74 Der vermeintliche Widerspruch zwischen überlieferten Gesetzen und einem Verbot, Gesetze schriftlich aufzuzeichnen, ist leicht zu erklären, denn Plutarch selbst gibt an, dass Lykurg ῥήτραι erlassen habe, die durch das delphische Orakel legitimiert waren.75 Die spätere Überlieferung hat den Begriff ῥήτρα (‹Gesprochenes›, ‹Worte›, ‹Verkündetes›) offensichtlich wörtlich aufgefasst und daraus abgeleitet, dass Lykurg nur ‹mündliche Bestimmungen› erlassen habe, die dann ein anderer aufgezeichnet habe, aber keine «geschriebenen Gesetze» (νόμοι γεγραμμένοι); da Lykurg nur ‹Gesprochenes› mit delphischer Legitimation verkündet hat, wird bei den späteren Autoren daraus ein Verbot abgeleitet, Gesetze schriftlich zu verfassen.76 Plutarch berichtet in seiner Biographie Lykurgs auch, dass der Gesetzgeber eine zweite Rhetra gegeben hatte, die sich gegen die Prunksucht richtete.77 Neben der Anweisung, das Dach des Hauses nur mit einer Axt zuzurichten, die Türen nur mit einer Säge, könnte es dieses Gesetz gewesen sein, das regelte, wovon die freigelassenen 73 Nach
Plut. Lycurgus 13, 11 hat Lykurg ῥήτραι erlassen. Nach Ehrenberg 1925, 35 sei Lykurgs Verbot schriftlicher Gesetze für das 9. Jh. sinnlos. Alle drei angeblichen Rhetren Lykurgs seien unhistorisch (ebd. 35–38). 74 Den Begriff φιδίτια bezeugen Plutarch in Lycurgus 12, 1 und Aristoteles (pol. 2, 9, 1271a 26–28) in seiner Kritik an den Gesetzen über die Syssitien, «die sogenannten Phiditia» (τὰ καλούμενα φιδίτια). Vgl. auch pol. 2, 10, 1272a 2–3; zur Einrichtung der Syssitien auch Xen. Lak. pol. 5, 1–7, der sie hier wie in 3, 5 und 5, 6 τὸ φιλίτιον nennt. Zu κεκαδδίσθαι («ausgeurnt») in Plut. Lycurgus 12, 9–11 siehe Anm. 63. Ail. var. 3, 12 belegt das Wort «beseelen» (εἰσπνεῖν) für die Zuneigung in päderastischen Beziehungen. 75 Die Legitimation durch das Orakel in Delphi auch in Xen. Lak. pol. 8, 5 und bereits in Hdt. 1, 65, 2–4; vgl. Plut. Lycurgus 6; Diod. 7, 12, 5. 76 Plut. Lycurgus 13, 1: «Geschriebene Gesetze hat Lykurg nicht gegeben, eine der sogenannten Rhetren untersagte es». Ebd. 13, 11: «Solche Anordnungen nannte er Rhetren, weil sie von dem Gott gesandt und eigentlich Orakelsprüche seien». Plut. apophthegmata Lac. Lyc. 8 (mor. 227b). 77 Plut. Lycurgus 13, 5; apophthegmata Lac. Lyc. 9 (mor. 227b–c); vgl. de esu carn. 2 (mor. 997c); Diod. 7, 12, 5.
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Heloten und deren herangewachsene Kinder ihren Lebensunterhalt bestreiten sollten. Da die Kinder unter die freien Bürger aufgenommen wurden und sie mit einem Landgut ausgestattet worden waren, untersagte der Gesetzgeber Lykurg den Kindern der freigelassenen Heloten (und nur diese dürften wiederum gemeint sein), einem banausischen Handwerk nachzugehen. Lykurg habe Banausen und Handwerker von den Bürgern geschieden – so sagt Plutarch – und dadurch «eine wahrhaft auf Bürgern beruhende, reine Verfassung» geschaffen.78 Stellt man auch dieses Gesetz in den Kontext einer Integration von freigelassenen Heloten und der in die Bürgerschaft aufgenommenen ‹Jungfrauensöhne›, erscheint die Bestimmung in einem anderen Licht. Mit dem Aufstieg in die Freiheit und in die Bürgerschaft sollten sich die Aufgenommenen von den niederen Tätigkeiten, die ihre Väter möglicherweise vorher ausgeübt hatten, lösen und zu freien Bauern werden. Dass ihnen Lykurg je eines der 9000 Landlose, die in der messenischen Ebene erobert worden waren und die vermutlich neu vermessen und gleich groß waren, zugebilligt hatte, führte bei den späteren Autoren zu der Annahme, Lykurg habe im gesamten lakonischen und messenischen Herrschaftsgebiet eine Neuaufteilung des Landes vornehmen lassen. Tatsächlich waren die 9000 Landgüter in der zentralen messenischen Ebene beiderseits des Flusses Pamisos gelegen, deren ursprüngliche Besitzer versklavt worden waren, wohingegen 30 000 Güter in der Hand der ursprünglichen Besitzer geblieben waren, die nach der Eroberung Messeniens – vielleicht weil sie sich frühzeitig den Spartanern unterworfen hatten – zu Periöken geworden waren und Abgaben an Sparta zu entrichten hatten.79 Wenn den Kindern der freigelassenen Heloten unmittelbar nach der Geburt eines der 9000 Landlose zugewiesen wurde, von dem fortan der freigelassene Helot mit der Mutter des Kindes leben konnte, bedeutet dies, 78 Plut.
Lycurgus 4, 7: χωρίσαντα τοὺς βαναύσους καὶ χειροτέχνας ἀστεῖον ὠς ἀληθῶς τὸ πολίτευμα καὶ καθαρὸν ἀποδεῖξαι. In 9, 4 spricht er von einer ‹Austreibung› (ξενηλασία) unnützer und überflüssiger Gewerbe. Ähnlich 24, 2 und 24, 3–4: τέχναι und Formen des Gelderwerbs hielt Lykurg bei «Freien» (ἐλεύθεροι) für den Ausdruck «sklavischer Gesinnung» (δουλοπρεπής). Plut. comparatio Lyc. et Num. 2, 7: «…, die lykurgische Verfassung hingegen streng und aristokratisch, indem sie alle Gewerbe ausschied und in die Hände von Sklaven und Fremdbürgern legte, die Bürger selbst aber auf Schild und Speer beschränkte und sie zu Kriegshandwerkern und Dienern des Ares machte, die nichts anderes verstanden und übten als den Vorgesetzten zu gehorchen und die Feinde zu besiegen» (Übersetzung K. Ziegler). Vgl. Plut. Agesilaus 26, 6; apophthegmata Lac. Ages. 72 (mor. 214a); Ail. var. 6, 6. Zum Verbot handwerklicher Tätigkeiten in Sparta auch Hdt. 2, 167, 2; Xen. Lak. pol. 7, 1–4; oik. 4, 3; Isokr. or. 11, 17 f.; Nikolaos von Damaskus FgrH 90 F 103z 1. 79 Plut. Lycurgus 8, bes. 8, 3: ἐξ ἀρχῆς ἀναδάσασθαι καὶ ζῆν μετ᾿ ἀλλήλων ἅπαντας ὁμαλεῖς καὶ ἰσοκλήρους τοῖς βίοις γενομένους. Nach Plut. Lycurgus 8, 5–7 gehörten die 9000 Landlose «zur Stadt Sparta» (τὴν δ᾿ εἰς τὸ ἄστυ τὴν Σπάρτην συντελοῦσαν), waren also als direkt Sparta unterstehendes Herrschaftsgebiet okkupiert worden. Flower 2002, 196, Thommen 2014, 30 und Mossé 2007, 307 f. halten die Neuaufteilung des Landes in 9000 κλῆροι für eine Rückprojektion aus hellenistischer Zeit. Mit privatem Grundbesitz in Sparta und deutlichen Unterschieden im Reichtum rechnen Link 1991 (bes. 95), Hodkinson 1986; ders. 2000, 65–112 und Lévy 2003, 73–80.
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dass die auf diese Weise in der Pamisosebene angesiedelten Freigelassenen eine Militärgarnison bildeten, die bindende Anweisungen für die Verteidigung und Sicherung des Landes in Form einer Besatzung erhielt. Auch aus diesem Grunde war ein Verbot handwerklicher und sonstiger gewerblicher Tätigkeiten ebenso sinnvoll wie das Verbot, die den Epeunakten übergebenen, nominell den ‹Jungfrauensöhnen› gehörenden Landgüter «der alten Verteilung» (τῆς ἀρχαίας μοίρας) zu veräußern, weil nur so die militärische Präsenz der ‹Wehrbauern› in Messenien gesichert werden konnte.80 Die freigelassenen Heloten sollten als Militärbauern in dem neu eroberten Messenien bleiben und durften das Land nicht verkaufen, um stattdessen ein Handwerk womöglich in Sparta auszuüben. Dass es bei diesem Verbot um die in Messenien liegenden, an die Kinder freigelassener Heloten vergebenen Landgüter ging, zeigt die Bestimmung, dass daraus 70 Maßeinheiten für den Mann und separat zwölf für die Frau, also die spartanische Kriegswitwe, erwirtschaftet werden sollten. Die separate Aufteilung war bei diesen eheähnlichen Verbindungen notwendig, da der freigelassene Helot als nicht rechtmäßiger Mann der Frau nicht verpflichtet war, ihr Unterhalt zu gewähren.81 Die dritte Rhetra des Lykurg soll verboten haben, gegen denselben Feind mehrmals ins Feld zu ziehen.82 Sollte es sich dabei um gesetzliche Bestimmungen handeln, wie die als Militärbesatzung nach Messenien entsandten freigelassenen Heloten das okkupierte Land gegen die helotisierte Bevölkerung Messeniens und aufstandsbereite Periö kenstädte verteidigen sollten? Xenophon geht in seiner Verfassung der Lakedaimonier 80 Herakleides Lembos 12 Dilts. Hodkinson 1986, 388–391; ders. 1989, 81 und 2000, 87 f. hält das Verkaufsverbot für fiktiv. Zur Diskussion um die ἀρχαία μοίρα Figueira 2004, der von einer Neuverteilung des messenischen Landes ausgeht, wohingegen in Lakonien Besitztümer von reichen und armen Landbesitzern fortbestanden. Siehe dazu auch Kõiv 2003, 180 f., 185 und Landucci Gattinoni 2004. Darüber hinaus könnte sich das Verbot, Heloten freizulassen oder außer Landes zu verkaufen (Strab. 8, 5, 4, 365 C = Ephoros FgrH 70 F 117) auf die in Messenien angesiedelten Familien beziehen, die zur Bewirtschaftung der ihnen zugeteilten Landgüter von Heloten unterstützt wurden. Zu verschiedenen Interpretationen dieses Verbots Hodkinson 2000, 117–125. 81 Plut. Lycurgus 8, 5–7; vgl. Xen. Lak. pol. 7, 3. Die auch bei Plat. leg. 3, 684d; Pol. 6, 45, 3; Plut. apophthegmata Lac. Lyc. 2 (mor. 226b) und Paus. 4, 24, 4 belegte Landverteilung nach dem zweiten Messenischen Krieg wird sich allein auf die zentrale messenische Ebene beziehen. Von dieser Aufteilung des eroberten Landes berichtet kurz Ephoros in FgrH 70 F 216 (= Strab. 6, 3, 3, 279–280 C). 82 Plut. Lycurgus 13, 8; Agesilaus 26, 5 (auch hier mit dem expliziten Hinweis, dass diese drei Rhetren auf Lykurg zurückgehen; ebenso in Polyain. 1, 16, 2; vgl. Plut. apophthegmata Lac. Lyc. 11 [mor. 227c]). Das Verbot, mehrmals gegen denselben Feind zu kämpfen, könnte den Hintergrund haben, jedes Jahr einen Feldzug in unterschiedliche, noch nicht vollständig ‹befriedete› und der spartanischen Herrschaft unterworfene Gebiete Messeniens durchzuführen. Zu den militärischen Anweisungen gehörte auch, den in die Flucht geschlagenen Feind nur so weit zu verfolgen, bis man des Sieges gewiss sei, dann aber sogleich umzukehren; auch die Leichname der Feinde zu plündern sei verboten gewesen (Plut. apophthegmata Lac. Lyc. 30 f. [mor. 228f–229a]; Polyain. 1, 16, 3). Möglicherweise wurden eine weitere Verfolgung und eine Ausplünderung verboten, um keine leichten Angriffsflächen für eine unerwartete Kehrtwende der in die Flucht Geschlagenen zu bieten.
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in den Kapiteln 11–13 sowie in 15, 1–5 auf militärische Aspekte ein, die sich sehr gut mit der Vorstellung einer dauerhaften Sicherung der eroberten messenischen Gebiete verbinden ließen.83 Neben der Anordnung, die in den Kampf Ziehenden sollten ein rotes Gewand und einen bronzenen Schild tragen und könnten die Haare (nach der Zeit der Erziehung) wieder lang wachsen lassen, unterteilte Lykurg die messenischen Besatzungstruppen in Abteilungen, die jeweils einem Polemarchos unterstanden und in Unterabteilungen gegliedert waren. Ausführlich erläutert Xenophon, welche Vorschriften Lykurg erlassen hat, um ein Lager anzulegen (στρατοπεδεύεσθαι).84 Es sollte in Kreisform und nicht quadratisch angelegt sein; Wachen, die tagsüber auf die Waffen achteten, sollten aufgestellt werden, Reiter die Bewegungen von Feinden aus der Entfernung heraus beobachten. Alle sollten stets mit Speeren bewaffnet umhergehen und darauf achten, die Sklaven von den Waffen fernzuhalten. Die Lager sollten sie häufig verlegen (μεταστρατοπεδεύεσθαι) und auch im Felde den Körper durch Sport trainieren, dabei aber nicht den Bereich verlassen, der einer Abteilung zugewiesen war. Weitere Bestimmungen regelten das Leben in den Lagern über den Tag hinweg sowie das Verhalten gegenüber dem König. Jedes Jahr kam der spartanische König offensichtlich zu einem Feldzug nach Messenien, um den Kriegszug zu leiten, sich mit den Polemarchen zu beraten, wobei drei Männer «aus der Gruppe der Gleichen» für deren Bedürfnisse im Zelt sorgen sollten. Beginnt der Zug, marschieren die Eliteeinheit der Skiriten und berittene Kundschafter vorweg. Der Stab um den König bestand nach Xenophon aus «denjenigen unter den Gleichen, die Zeltgenossen des Königs sind, Seher, Ärzte, Oboenspieler, die Befehlshaber des Heeres und Freiwillige».85 Hier wie an anderen Textstellen scheinen mir die ‹Gleichen› die unter die Bürger neu aufgenommenen Söhne der freigelassenen Heloten zu sein, die bei der Geburt ein gleich großes Landgut erhalten hatten und als Besatzungstruppe nach Messenien gezogen waren, um dort die spartanische Herrschaft zu sichern.86 Dies würde auch erklären, warum dem Lagerbau große Aufmerksamkeit geschenkt wurde. Die genannten Instruktionen zeigen, dass sich die Angesiedelten in einer feindlichen, aufstandsbereiten Region aufhielten.87 Angesichts dessen ist nicht verwunderlich, dass Isokrates dem spartanischen König Archidamos III. die Aussage in den Mund legt, dass die politische Ordnung 83 Auch hätte Aristoteles durchaus Recht mit seiner Behauptung, dass «der Gesetzgeber» der spartanischen Verfassung alles auf den Sieg und den Kampf ausgerichtet habe (pol. 7, 14, 1333b 13–15), wenn es eine Rhetra Lykurgs gab, die sich mit der ‹Militärgarnison› im eroberten Messenien befasste (vgl. Plat. leg. 1, 633a). 84 Rotes Gewand, Bronzeschild und lange Haare in Xen. Lak. pol. 11, 3; Aristot. fr. 542 Rose (548, 1–5 Gigon = Schol. Aristoph. Ach. 320 und Moiris s. v. φοινικίς) sowie Ail. var. 6, 6; Lagerbau und Verhalten im Lager in Xen. Lak. pol. 12, 1–7. Zum Verhalten gegenüber dem König Lak. pol. 13, 1–11. 85 Xen. Lak. pol. 13, 7; Plut. apophthegmata Lac. Lyc. 24 (mor. 228d). 86 So auch in Xen. Lak. pol. 10, 7: Wenn einer aus Feigheit unterlasse, den Gesetzen sorgsam Folge zu leisten, sollte man diesen nicht als den ‹Gleichen› (ὅμοιοι) zugehörig betrachten. Vgl. 3, 3 und an. 4, 6, 14. Zur Homoioi-Ideologie s. o. Anm. 58. 87 So bes. Xen. Lak. pol. 12, 1–7.
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Spartas einem ‹Feldlager› (στρατόπεδον) gleiche, das umsichtig angelegt sei und dazu anhalte, den Amtsträgern zu gehorchen.88 Sollte nicht auch die Bestimmung Lykurgs, nach der gemeinsamen Mahlzeit dürften diejenigen, die noch zum Kriegsdienst verpflichtet sind, nicht mit einer Fackel umhergehen, ebenso der Besatzungssituation und der potentiellen Bedrohung der nach Messenien Entsandten geschuldet sein wie das Verbot von Trinkgelagen, den Symposia, das sogar an den Tagen der Dionysien galt?89 Zu erwägen ist auch, ob Lykurg den in Messenien angesiedelten Freigelassenen Gold und Silber verbot, um den unterworfenen Messeniern Gelegenheiten zu entziehen, an kostbare Wertgegenstände zu gelangen.90 Nicht auszuschließen ist schließlich auch, dass auf Lykurgs Gesetz auch die Krypteia zurückgeht. Plutarch überliefert, dass nach Aristoteles (vermutlich in dessen Verfassung der Lakedaimonier) die Krypteia eine Einrichtung des Lykurg sei. Dem folgt Herakleides Lembos in seinen Exzerpta aus den aristotelischen Verfassungen: Bei der κρυπτή ziehe man mit Waffen aus, halte sich am Tage versteckt und töte bei Nacht von den Heloten so viele, wie erforderlich sei.91 Es könnte sich bei der Krypteia um nächtliche Manöver in noch nicht vollstän88 Isokr. or. 6, 81 (die fiktive Rede wird um 366 v. Chr. datiert und nimmt Bezug auf die Verhandlungen zwischen Thebanern und Spartanern um einen gemeinsamen Frieden): … ὅτι τὴν πολιτείαν ὁμοίαν κατεστησάμεθα στρατοπέδῳ καλῶς διοικουμένῳ καὶ πειθαρχεῖν ἐθέλοντι τοῖς ἄρχουσι. Ähnlich urteilt der Athener in Platons Gesetzen hinsichtlich der Chorgesänge bei den Kretern und Lakedaimoniern: «Denn zum schönen Gesang seid ihr in der Tat nicht vorgedrungen. Ihr habt nämlich eine Verfassung (πολιτεία), wie sie einem Heerlager (στρατόπεδον) angemessen ist und nicht Bewohnern von Städten. Vielmehr haltet ihr eure jungen Leute auf der Weide wie Fohlen, die zusammen in einer Herde (ἀγέλη) grasen; und keiner von euch nimmt das seine und reißt es von seinen Weidegenossen, mag es sich auch äußerst wild und störrisch gebärden, und gibt ihm einen besonderen Pferdeknecht und erzieht es, indem er es striegelt und zähmt und ihm alles zukommen läßt, was zur Kinderzucht erforderlich ist, wodurch der junge Mann nicht bloß ein guter Soldat würde, sondern auch fähig, Staat und Städte zu verwalten, ein Mann also, von dem wir anfangs gesagt hatten, er sei ein tüchtigerer Krieger als die Krieger des Tyrtaios, weil er stets und überall, für einzelne wie für den ganzen Staat, die Tapferkeit nur als das vierte und nicht als das erste Besitztum der Tugend in Ehren halte», woraufhin der Kreter Kleinias erwidert: «Ich weiß nicht, Fremder, irgendwie machst du damit unsere Gesetzgeber (νομοθέται) schon wieder schlecht» (leg. 2, 666d–667a; Übersetzung K. Schöpsdau). 89 Xen. Lak. pol. 5, 7: οὐδὲ γὰρ ὑπὸ φανοῦ τὸν ἔτι ἔμφρουρον ἔξεστι πορεύεσθαι – «es ist nämlich nicht erlaubt, dass der, der noch Wachdienst versieht, unter dem Licht einer Fackel umhergeht». Ähnlich Plut. Lycurgus 12, 14. Verbot der Trunkenheit: Plat. leg. 1, 637a–b. Auf die Besatzungssituation ließe sich auch die Anordnung beziehen, dass man auf fremde Sklaven (οἰκέται) und Jagdhunde sowie Pferde zurückgreifen dürfe (Xen. Lak. pol. 6, 3; Aristot. pol. 2, 5, 1263a 35–40; Plut. inst. Lac. 10 und 23 [mor. 237d, 238 f ]). Vgl. auch Xen. Lak. pol. 6, 4. 90 Zum Verbot Lykurgs, Gold und Silber zu besitzen, Xen. Lak. pol. 7, 6; Nikolaos von Damaskus FgrH 90 F 103z 8; Plut. Lycurgus 9, 2, der allerdings von ‹Münzen› spricht, was für die Zeit um 600 v. Chr. anachronistisch ist. 91 Plut. Lycurgus 28, 7 (= Aristot. fr. 538 Rose, 543 Gigon) und Herakleides Lembos 10 Dilts. Vielfach ist die Krypteia jedoch auf Initiationsriten zurückgeführt worden (Hose 2002, 195 f.); als Teil der Erziehung spartanischer heranwachsender junger Männer zur Abhärtung in Plat. leg. 2, 633 b/c. Nach Plut. Lycurgus 28, 12 gab es sie erst seit dem Erdbeben und dem Helo-
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dig unterworfenen messenischen Gebieten handeln, die von den dort ‹stationierten› Freigelassenen durchgeführt wurden. Aristoteles schätzte die Gesetzgebung Lykurgs richtig ein, wenn er schreibt, dass «der Gesetzgeber» veranlasst habe, so viele Kinder wie möglich zu zeugen, da er die Zahl der Spartiaten so viel als möglich vermehren wollte. «Es gab nämlich bei ihnen ein Gesetz (νόμος), wonach derjenige, der drei Söhne gezeugt hatte, frei vom Wachdienst (ἄφρουρος), wer vier gezeugt hatte, frei von allen Abgaben sei (ἀτελής)».92 Ein ständiger Wachdienst ist für die Stadt Sparta, die lange Zeit keiner unmittelbaren Bedrohung ausgesetzt war, kaum vorstellbar; in einem gerade besetzten Messenien mit einer unruhigen unterjochten Bevölkerung war es hingegen lebensrettend und herrschaftssichernd, wenn es einen ständigen Wachdienst unter den dort angesiedelten Freigelassenen gab. Sinnvoll erklären lässt sich unter der Prämisse, dass die freigelassenen lakonischen Heloten eine Art Besatzungstruppe im feindlichen Messenien bildeten, auch die für Sparta überlieferte Bestimmung, dass die Spartaner «früher» (πρόσθεν) Fremde ausgewiesen und nicht gestattet hätten, außer Landes zu reisen.93 Der Aufenthalt von Fremden im besetzten Messenien wurde sicherlich von Sparta mit Argwohn gesehen, so dass eine Fremdenaustreibung, ξενηλασία, nachvollziehbar ist; Fremde aus Städten, die im Messenischen Krieg die Messenier unterstützt hatten, sollten keine Gelegenheit haben, die Besiegten zu Aufständen gegen die Besatzer aufzustacheln. Vor allem sollten die Besatzungssoldaten, eben die angesiedelten Freigelassenen, am Ort ihre Aufgabe erfüllen und nicht durch Reisen und Abwesenheiten die unterdrückte Bevölkerung zu Aufständen verlocken. Das also wird das Ziel des Verbots gewesen sein, nicht aber dass die Bürger Spartas durch den Kontakt mit Fremden zu Leichtsinn
tenaufstand der 460er Jahre, «freilich im Bemühen, Lykurg von dem möglichen Vorwurf, ein Mordprogramm institutionalisiert zu haben, zu entlasten» (Hose 2002, 196). Einen Überblick über verschiedene Deutungen der Krypteia gibt Rebenich 1998, 96 f., der sie als «Beispiel für die Beibehaltung archaischer Rituale» ansieht (96). Vgl. auch Lévy 1988; Ducat 1997; Welwei 2004b; Handy 2005; Link 2006; Trundle 2016. 92 Aristot. pol. 2, 9, 1270b 1–4; Ail. var. 6, 6. Flower 2002, 207 hält hingegen eine zeitliche Verortung solcher Belohnungen (ebenso wie der Polyandrie und der Strafen für Unverheiratete) in der Zeit des Lykurg für «extremely unlikely». 93 Xen. Lak. pol. 14, 4. Rebenich 1998, 138 hält das Reiseverbot möglicherweise für eine innerspartanische Disziplinierungsmaßnahme des 5. Jh. (weitere Quellen: Nikolaos von Damaskus FgrH 90 F 103z 5; Plut. Lycurgus 27, 6 f.: οὐδ᾽ ἀποδημεῖν … καὶ πλανᾶσθαι – «nicht das Land zu verlassen oder zu reisen»; Agis 11, 2: «aufgrund eines alten Gesetzes, das … denjenigen, der Sparta verließe, um sich an einem anderen Ort niederzulassen, mit dem Tode bedrohte»; inst. Lac. 19 [mor. 238d–e]). Andere Deutungen vertreten hingegen Lipka 2002, 231: «it was probably mainly tradesmen who were affected by the expulsions» und Flower 2002, 197: «The general ban on foreign travel is mentioned by several fourth-century sources …, but these more specific restrictions are elsewhere unattested. That fact is enough to justify the suspicion that this ‹ancient law› was actually no older than Lysander’s citation of it» (vgl. 197–204).
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und Weichlichkeit (ῥᾳδιουργία) verführt werden könnten, wie Xenophon den Leser glauben machen will.94 Lykurg hat keine vollständig neue Verfassung in Form von Rhetren erlassen, wie antike Autoren behaupten.95 Die dem Lykurg in den Quellen zugeschriebene Einführung des Ältestenrats und der Ephoren mag darauf beruhen, dass im «Gesetz Lykurgs über die Kinderzeugung» oder in seiner Rhetra bezüglich der militärischen Besatzung in Messenien diese Institutionen genannt wurden, z. B. weil sie Strafgewalt gegenüber den heranwachsenden Mothakes oder den in Messenien angesiedelten ‹Wehrbauern› hatten.96
94 Der Aussage Xenophons widerspricht auch der Hinweis in Plut. Agesilaus 29, 3, dass gerade die Gymnopaidien mit zahlreichen anwesenden Fremden (ξένοι) gefeiert wurden, als die Botschaft von der Niederlage bei Leuktra eintraf. Weitere Hinweise zum (geduldeten) Aufenthalt von Fremden in Sparta bei Flower 2002, 204–206, der auch die Fremdenausweisungen als ‹invention of tradition› erklärt, auf die zu Beginn des Peloponnesischen Kriegs zurückgegriffen wurde. Dass sich das Verbot, außer Landes zu reisen, auf die in Messenien als Besatzungstruppe angesiedelten Freigelassenen und deren Söhne bezog, legt auch eine Äußerung des Redners Isokrates nahe. Danach verwalteten die Lakedaimonier ihre Polis am besten, weil sie kluge Einrichtungen von den Ägyptern übernommen hätten, so unter anderem die, dass sich «keiner der waffenfähigen Männer» (μηδένα τῶν μαχίμων) ohne Erlaubnis der Amtsträger (ἄρχοντες) außer Landes begeben dürfe (ἀποδημεῖν) (Isokr. or. 11, 18). Weil diese Bestimmung auf die «waffenfähigen Männer» beschränkt ist, ist ein Bezug auf die in Messenien Angesiedelten wahrscheinlich. Harpokration (s. v. καὶ γὰρ τὸ μηδένα τῶν μαχίμων …) hat diese Stelle mit dem ausdrücklichen Hinweis kommentiert, dass Isokrates nur von den Waffenfähigen spreche, während Aristoteles (fr. 543 Rose, 549 Gigon) dies auf alle Lakedaimonier bezogen habe (FgrH 596 F 2a). Nicht auszuschließen ist, dass Sparta allen jungen waffenfähigen Spartiaten Reisen außerhalb des Landes verboten hatte, doch die Verbindung dieses Verbots mit dem weiteren Verbot, anderen Gewerben nachzugehen und sich stattdessen ganz auf Waffen und Feldzüge zu konzentrieren, spricht dafür, dass sich die Verbote auf die Besatzungstruppen in Messenien bezogen. 95 Dies schrieb bereits Hdt. 1, 65 f. dem Lykurg zu (ebenso Herakleides Lembos 9 Dilts). Herodot behauptet, Lykurg habe die spartanische ‹Ordnung› aus Kreta geholt und entsprechend die den Krieg betreffenden Einrichtungen, die militärischen Eidgenossenschaften, die Dreißigschaften und die gemeinsamen Mahlzeiten sowie die Ephoren und den Ältestenrat eingesetzt (Hdt. 1, 65, 5: μετὰ δὲ τὰ ἐς πόλεμον ἔχοντα, ἐνωμοτίας καὶ τριηκάδας καὶ συσσίτια, πρός τε τούτοισι τοὺς ἐφόρους καὶ γέροντας ἔστησε Λυκοῦργος). Nach Xen. Lak. pol. 8, 1 hat Lykurg eine ‹gute Ordnung› (εὐταξία; Mss. εὐεξία – ‹guter Zustand›) geschaffen. Zuletzt zum Vergleich zwischen spartanischem und kretischem Kosmos Link 2014. 96 Hdt. 1, 65, 5 (s. o. Anm. 95). Plut. Lycurgus 5, 10; zur Strafgewalt des Paidonomos und der Ephoren Xen. Lak. pol. 4, 6. Folgt man Plutarch, so seien die Ephoren erst etwa 130 Jahre später eingeführt worden, m. E. weil sie nicht in der deutlich älteren ‹großen Rhetra› genannt sind (Plut. Lycurgus 7, 1). Auch Aristoteles setzt die Einführung der Ephoren später, unter König Theopompos, an (Aristot. pol. 5, 11, 1313a 26–28). Für die Autoren des 4. Jh. und späterer Zeit war offenbar an den älteren Quellen nicht überprüfbar, seit wann Ephoren in Sparta nachweisbar sind.
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7. Ergebnisse Die lykurgische Ordnung erscheint paradox, merkwürdig und erklärungsbedürftig, wenn man sie auf die gesamte spartanische Gesellschaft bezieht. Xenophons Verfassung der Lakedaimonier, die Kritik des Aristoteles an der spartanischen Ordnung und die von Plutarch verfasste Lykurgbiographie beruhen tatsächlich jedoch – so habe ich zu zeigen versucht – auf missverstandenen Interpretationen und Ausdeutungen des «Gesetzes über die Kinderzeugung» und der weiteren Rhetren des Lykurg.97 Stellt man diese Gesetze in den Kontext des Messenischen Krieges und der Freilassung der Heloten, die im Kampf gegen Messenien die gefallenen Spartaner ersetzten und denen zugestanden wurde, Verbindungen mit den Kriegswitwen einzugehen und mit ihnen Kinder zu zeugen, verlieren die Gesetze ihren sonderbaren Charakter. Es wird verständlich, warum Lykurg das ‹Entgegengesetzte› von dem anordnete, was andernorts üblich war, nämlich wann eine Verbindung von Mann und Frau eine nicht rechtmäßige war, dass eine Frau mit mehreren Männern verkehren konnte, ohne dass dies einen Ehebruch darstellte, dass die neugeborenen Kinder von den Phylenältesten geprüft wurden und sie nach der Geburt ein Landlos erhielten, dass sie eine streng geregelte und kontrollierte Erziehung durchlaufen und schlussendlich einmütig in eine Speisegemeinschaft aufgenommen werden mussten. All diese Bestimmungen im Gesetz Lykurgs galten nicht für die gesamte spartanische Bürgerschaft, sondern nur für die aus Verbindungen von Kriegswitwen und freigelassenen Heloten hervorgegangenen Kinder, mithin nur für einige Jahre, allenfalls Jahrzehnte nach dem Messenischen Krieg. Dasselbe gilt für die weiteren Rhetren, die sich unter anderem mit dem Leben der Besatzung in Messenien befassen, einschließlich der Zuweisung von gleich großen Landgütern in Messenien, was nicht als Neuverteilung des gesamten spartanischen Landes missverstanden werden darf, des Verbots, dieses Landgut zu veräußern und einem Handwerk nachzugehen, das Land zu verlassen und zu reisen.98 Die Gesetze Lykurgs blieben in der Erinnerung wach, waren vermutlich wie die Gesetze anderer griechischer Poleis dieser Zeit schriftlich aufgezeichnet worden, denn sonst hätten
97 Geht man von einem historischen Gesetzgeber Lykurg aus, verwundert die große Übereinstimmung in den Darstellungen von Xenophon und Plutarch, die Humble 2007, 298 konstatiert hat, nicht. Vor dem Hintergrund des lykurgischen Gesetzes hat Aristoteles auch seine Gedanken zu einer idealen Ordnung in pol. 7, 16–17, 1334b 29–1337a 7 formuliert. 98 Im Gegensatz zu der hier vertretenen These führt Thommen 1996, 125–131 die grundlegende Veränderung der spartanischen Gesellschaft auf das Erdbeben von 469/8 oder 464 und den Helotenaufstand zurück, z. B. die Polyandrie, um die Zahl der Kinder zu steigern, die rigide Erziehung sowie die Einführung des Paidonomos; es seien dies Disziplinierungsmaßnahmen für die Bürger gewesen. Dies ist eine mögliche Erklärung, und sicherlich war der Helotenaufstand in den 460er Jahren ein einschneidendes Ereignis (dazu Schmitz, im Druck). Unerklärt bleibt bei dieser Deutung allerdings, warum all diese tiefgreifenden Veränderungen später dem Gesetzgeber Lykurg zugeschrieben wurden, obwohl der Aufstand in eine Zeit fiel, die für Autoren des späten 5. und 4. Jh. quellenmäßig zumindest in Grundzügen rekonstruiert werden konnte.
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spätere Autoren kaum einen exakten Wortlaut wie «das Erzeugte», die «Phiditien» oder «ausurnen» kennen können.99 Der Kontext, in dem das Gesetz entstanden war, geriet indes in Vergessenheit und war aus dem Gesetzestext selbst nicht zu erkennen, genauso wie im klassischen Athen nicht mehr erkannt wurde, dass sich das Gesetz Drakons über die Tötung auf die Blutrache bezieht und nicht auf Klageverfahren wegen nichtvorsätzlicher, berechtigter oder versehentlicher Tötung.100 Ob das Gesetz Drakons als Reaktion auf den Tyrannisversuch Kylons und die Tötung der Kylonanhänger an den Altären zu sehen ist, ist in der Forschung umstritten, auch deswegen, weil das Gesetz mit keinem Wort einen solchen Bezug herstellt. Auch die aus kretischen Städten inschriftlich erhaltenen Gesetze sind lapidar formuliert und beschränken sich auf die Gesetzesbestimmung selbst, ohne auf den Anlass oder Kontext in einer Art Präambel zu verweisen. So gab es im Sparta klassischer Zeit Rückbezüge auf das lykurgische Gesetz, von dem man im 5. und 4. Jh. fälschlicherweise annahm, Lykurg hätte es für die gesamte spartanische Gesellschaft festgelegt. Dies lag auch deswegen nahe, weil die Sozialisation der Parthenier als Kinder der freigelassenen Heloten unmittelbar Rückwirkungen auf die Erziehung und Ausbildung aller spartanischen Kinder gehabt hatte. Wenn spartanische Väter ein, zwei oder mehr Mothakes auswählen sollten, die mit den eigenen Kindern gemeinsam aufwachsen sollten, musste auch deren Erziehung den Erfordernissen angepasst werden, indem die Erziehung für alle verpflichtend, bis zum achtzehnten bzw. zwanzigsten Lebensjahr ausgedehnt und militärisch ausgerichtet wurde.101 In der Erziehung der Kinder mag es vom siebten Lebensjahr an tatsächlich keine Unterschiede zwischen Kindern von Spartiaten und denen der freigelassenen Heloten gegeben haben, abgesehen davon, dass den Mothakes die Aufnahme in die Bürgerschaft verweigert wurde, wenn sie die Erziehung nicht durchliefen. In anderen Bereichen sind aber Unterschiede in den Quellen nachvollziehbar. Dies betrifft vor allem die Eheschließungen. Hatte Lykurg in seinem «Gesetz über die Kinderzeugung» festgelegt, dass die Verbindungen von freigelassenen Heloten und
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1997 und Flower 2002, 192 f., 208 f. äußern sich hingegen skeptisch, ob die soziale und politische Ordnung Spartas in archaischer Zeit zuverlässig aus Quellen des 5. und 4. Jh. rekonstruiert werden kann. In Sparta selbst wurde nach Ansicht von Flower eine ‹invention of tradition› gepflegt, aus der heraus Rückschlüsse auf das 6. Jh. höchst problematisch seien. Siehe dazu auch Bearzot – Landucci Gattinoni 2004. Zeitlich nicht zu bestimmen ist, wann die Spartaner dem Lykurg heroische Ehren zukommen ließen. Nach Plut. Lycurgus 31 (ähnlich Paus. 3, 16, 6) gab es in Sparta ein Heiligtum für ihn und wurden ihm jährlich wie einem Gott Opfer dargebracht (= Aristot. fr. 534 Rose, 544 Gigon). 100 Schmitz 2001. 101 In Bezug auf die Erziehung könnte Thuk. 2, 39, 1 als Indiz für eine harte, auf das Militärische ausgerichtete Erziehung für alle spartanischen Heranwachsenden gewertet werden. Siehe auch Aristot. pol. 4, 9, 1294b 22–29; Plut. Agesilaus 20, 2; regum et imperatorum apophthegmata var. 54 (mor. 235b–c) und Diog. Laert. 2, 54. Vgl. auch Plut. apophthegmata Lac. Lyc. 1 (mor. 225e–226b).
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Witwen spartanischer Gefallener keine rechtmäßigen Ehen sein durften, die Bräute geraubt wurden, der Mann zur Frau gehen sollte und Mitgiften untersagt waren, belegen andere Quellen sehr wohl, dass es Heiratsversprechen des Brautvaters gab, ein eheliches Zusammenleben bestand und den Frauen Mitgiften mit in die Ehe gegeben wurden.102 Lykurgs diesbezügliche Bestimmungen wirkten in späterer Zeit tatsächlich so fremd und den Gebräuchen aller anderen griechischen Städte «entgegengesetzt», dass sie nicht als verbindlich für alle Spartaner angesehen und daher nicht befolgt wurden. Aber auch auf diesem Feld lässt sich eine Konkurrenz zweier Rechtsbereiche feststellen. So war dem Leotychidas eine Frau in die Ehe versprochen worden, so wie es unter spartanischen Familien üblich war. Doch Demaratos durchkreuzte die Heiratspläne des Leotychidas. Bevor die Ehe durch Ekdosis, Hochzeitsumzug und das eheliche Zusammenleben in vollem Sinne rechtsgültig wurde, raubte Demaratos sie und machte sie zu seiner Frau, was eine erbitterte Feindschaft zur Folge hatte.103 Er wird sich auf das Gesetz Lykurgs berufen haben, auch wenn dies ursprünglich nur für die spartanischen Kriegswitwen und die freigelassenen Heloten eingerichtet worden war. Auch lassen sich, unabhängig von Lykurgs Verbot handwerklicher Tätigkeiten und des Besitzes von Gold und Silber, etliche Belege für Spartaner, die ihren Lebensunterhalt durch Handwerk bzw. Kunsthandwerk bestritten, und für reiche und in Luxus lebende Spartaner beibringen.104 L. Thommen urteilt daher, dass «eine frühzeitige Vertreibung von ‹unnützen und überflüssigen Gewerben› durch Lykurg … nicht zu belegen» ist.105 Hinsichtlich der Beschränkung des Reichtums und der von Lykurg geforderten Bescheidenheit kritisiert Xenophon die Spartaner ausdrücklich dafür, dass im 4. Jh. stattdessen Bestechlichkeit, Geldgier und Machtstreben um sich griffen. In seiner Zeit gebe es Spartaner, die sich mit dem Besitz von Gold brüsteten; auch halte Sparta nicht mehr an dem Verbot fest, außer Landes zu reisen – was für eine Militärbesatzung im feindlich gesinnten Messenien ein sinnvolles Verbot war, für Sparta selbst im 5. und 4. Jh. schlichtweg undurchführbar.106 Die Spartaner seiner Zeit – so die abschließende Kritik Xenophons – würden weder dem Gott noch den Gesetzen Lykurgs gehorchen.107
102 Den spartanischen Königen oblag es, über die unverheiratete Erbtochter zu entscheiden, «wenn der Vater sie nicht in die Ehe versprochen hatte» (Hdt. 6, 57, 4: ἢν μή περ ὁ πατὴρ αὐτὴν ἐγγυήσῃ). Siehe auch Hdt. 6, 71, 2 und Ail. var. 6, 4 (ἐγγυησάμενος). Dazu Bollansée 1999, 124–129. 103 Hdt. 6, 65, 2: ἀποστερέει Λευτυχίδεα τοῦ γάμου, φθάσας αὐτὸς τὴν Πέρκαλον ἁρπάσας καὶ σχὼν γυναῖκα. 104 Zu den Belegen für reiche Spartaner Hodkinson 1997, 86–89; ders. 2000, 19–21, 165–176; Thommen 2014, 120–122; zur Betätigung im Handwerk ebd. 31 sowie 33 f. Vgl. Cartledge 1976; Hodkinson 1998. 105 Thommen 2014, 122. 106 Xen. Lak. pol. 14. 107 Xen. Lak. pol. 14, 7: φανεροί εἰσιν οὔτε τῷ θεῷ πειθόμενοι οὔτε τοῖς Λυκούργου νόμοις. Die Schrift Xenophons beginnt und endet mit den Gesetzen Lykurgs, ist ganz dieser ‹Quelle›
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Aber in anderer Hinsicht orientierten sich die Spartaner an den Gesetzen Lykurgs, die ursprünglich nicht für sie gedacht waren. Ein junger Mann berief sich auf das Gesetz Lykurgs, als er sich weigerte, gegenüber dem spartanischen Feldherrn Derkyllidas (Anfang 4. Jh.) von seinem Sitz aufzustehen. Er begründete seine Weigerung damit, dass Derkyllidas niemanden gezeugt habe, der einmal vor ihm aufstehen werde, berief sich also auf eine Ehrenstrafe, die Lykurg für freigelassene Heloten vorgesehen hatte, die sich weigerten, in einer Beziehung mit einer spartanischen Kriegswitwe Kinder zu zeugen.108 Der spartanische König Agis II. sei, als er im Peloponnesischen Krieg einen Sieg über die Athener errungen hatte, mit einer Strafe belegt worden, weil er – aus dem Felde heimgekehrt – bei seiner Frau statt beim Gemeinschaftsmahl speisen wollte und, als die Polemarchen sich weigerten, ihm eine Portion zu schicken, seinerseits verweigert habe, das königliche Opfer darzubringen.109 Die Bestimmungen des lykurgischen Gesetzes waren also in klassischer Zeit bekannt, und man konnte sich im Bedarfsfall auf sie berufen. Ein ins Auge springender Fall von Gesetzestreue – genauer müsste man sagen, von falsch verstandener Gesetzestreue – ist die in Sparta fehlende Silberprägung. Lykurg hatte in seinen Rhetrai Strafzahlungen und in anderem Zusammenhang stehende Geldangaben in Roheisenmengen angegeben.110 Als in anderen griechischen Städten eine Münzprägung in Silber einsetzte, folgten dem die Spartaner nicht – womöglich weil sie meinten, sich an die alten Bestimmungen des Lykurg halten zu müssen.111 Die Könige Areus und Nabis waren im 3. und 2. Jh. v. Chr. die ersten spartanischen Könige, die Silbermünzen in Sparta prägen ließen.112 Gesetzestreu waren die Spartaner auch bei den Bestattungen: Das Grabmal sollte den Namen des Verstorbenen nur
gewidmet. Nur bei Xen. Lak. pol. 15 könnte es sich um einen Nachtrag über die den Königen zukommenden Ehren handeln, auch wenn in 15, 8–9 erneut auf Lykurgs Gesetze Bezug genommen wird. Siehe dazu die forschungsgeschichtliche Diskussion bei Rebenich 1998, 25–31; Lipka 2002, 9–13. 108 Plut. Lycurgus 15, 3; apophthegmata Lac. Lyc. 14 (mor. 227 f ). Zum Gebot, vor Älteren aufzustehen, Xen. Lak. pol. 9, 5; Plut. regum et imperatorum apophthegmata var. 12 (mor. 232 f ). 109 Plut. Lycurgus 12, 5; apophthegmata Lac. Lyc. 6 (mor. 226f–227a). 110 Zur Tabuisierung von Reichtum und von Gold und Silber sowie zur Verwendung von Eisengeld in Sparta: Xen. Lak. pol. 7, 4–6; Plut. Lysandros 17; apophthegmata Lac. Lyc. 3 (mor. 226c–d); dazu Rebenich 1998, 115 mit Quellen und Literatur; Christien 2002. Aus der Retrospektive klassischer Zeit gesehen erschienen die in Eisenmengen in den Rhetrai angegebenen Strafsummen von geringem Wert (Plut. Lycurgus 19, 2: «Der eisernen Münze hatte er bei großem Gewicht einen geringen Wert gegeben»; ähnlich Xen. Lak. pol. 7, 5; Strafsummen sind ebd. 9, 5 und 10, 5 f. genannt). 111 Aristot. fr. 544 Rose (550 Gigon): Den Spartanern sei ein Orakel gegeben worden, wonach die Spartaner zugrunde gehen würden, sobald sie Silber und Gold verehrten (aus Aristoteles’ Verfassung der Lakedaimonier). 112 Head 21911, 434 f.; Kraay 1966, 344 f.: «her [Sparta’s] organization, moreover, and code of laws discouraged private wealth and rendered a native silver currency unnecessary»; vgl. ders. 1976, 100–102.
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dann tragen, wenn ein Mann im Feld oder eine Frau im Kindbett gestorben war.113 Die freigelassenen Heloten und die mit ihnen verbundenen Frauen wurden also genau in den Funktionen geehrt, die sie nach dem Messenischen Krieg mit den vielen gefallenen spartanischen Bürgern erfüllen sollten: Loyalität im Kampf und Zeugung neuer spartanischer Bürger. Blickt man diesbezüglich in den epigraphischen Befund, stellt man fest, dass mit Namen beschriftete Grabdenkmäler weitgehend fehlen – bis auf solche, die mit dem Zusatz «im Kampf» (ἐν πολέμῳ) oder «im Kindbett» (ἐν λεχῷ) versehen sind.114 Diese zwei eindrücklichen Belege – die genannten Grabsteine und das Fehlen von Silbergeld – zeigen, dass die Spartaner selbst ‹Opfer› ihres unverstandenen Gesetzgebers wurden. 8. Ausblick Über den spartanischen Kosmos hat es in der althistorischen Forschung seit langem kontroverse Diskussionen gegeben. Im vorliegenden Beitrag sollte ein neuer Deutungsversuch in die Diskussion eingebracht werden, durch den die vielfach paradox und unerklärlich anmutenden Bestandteile der in den Quellen stets als lykurgisch bezeichneten Ordnung in einen Kontext gestellt werden, der den Gesetzen ihre Merkwürdigkeit nimmt. Dies hätte weitreichende Konsequenzen. Sparta erscheint angesichts der hier vorgetragenen Deutung als eine Polis, die einen Sonderweg nur insofern beschritten hat, als die Stadt in einer besonders heiklen Situation am Ende des 7. Jh. umfangreiche Regelungen geschaffen hatte, um mehrere Ziele zu erreichen: Die Zahl der neugeborenen Kinder und Bürger sollte angesichts der hohen Kriegsverluste erhöht, die Witwen gefallener Spartiaten wirtschaftlich abgesichert und eine wirksame Besatzung in Messenien geschaffen werden, die es erlaubte, Messenien langfristig spartanischer Herrschaft zu unterwerfen. Sollte diese Analyse der lykurgischen Ordnung auf Akzeptanz stoßen, wären die Quellen, die sich auf die spartanische Gesellschaft beziehen, daraufhin neu zu untersuchen, ob sie sich auf die Rhetren des Lykurg beziehen oder Aussagen über die spartanische Gesellschaft jenseits dieser speziellen Verbindungen von Heloten und Kriegswitwen bieten, in der es legitime Ehen, politische Heiraten und die Monogamie, patrilineares Erbrecht und patrilokale Heiratsfolge gab, Bereiche, in denen das ‹Entgegengesetzte› nicht galt. Vielleicht kann auf diese Weise eine Brücke geschlagen werden zwischen den Forschern, die das Außergewöhnliche der spartanischen Ordnung betont, und denjenigen, die Sparta als eine mehr oder weniger ‹normale› Polis angesehen haben. Beide Perspektiven wären bis zu einem gewissen Grade zutreffend und zwar unter der Voraussetzung, dass 113 Plut.
Lycurgus 27, 3: πλὴν ἀνδρὸς ἐν πολέμῳ καὶ γυναικὸς [τῶν] λεχοῦς ἀποθανόντων. V 1, 701–710 und 713–714, teils aus dem 4. und 3. Jh. v. Chr. Die Inschriften wurden in Sparta und der Umgebung gefunden; andere frühe Grabsteine ohne diese Angaben gibt es nur wenige, meist von Angehörigen anderer Städte. Zu den Grabsteinen für im Kindbett gestorbene Frauen Brulé – Piolet 2002; Dillon 2007. 114 IG
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Lykurg ein historischer Gesetzgeber des späten 7. Jh. war, der einem Solon und den ungenannten Nomotheten vieler kretischer und anderer griechischer Städte an die Seite gestellt werden kann. Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn Institut für Geschichtswissenschaft/Alte Geschichte Am Hof 1e 53113 Bonn [email protected] Literatur 32007
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DIMITRIS BOSNAKIS – KLAUS HALLOF
Alte und neue Inschriften aus Kos V 43. Kos: Opferkalender für den Kult der Göttin Rhea, Mitte 3. Jh. v. Chr. (A) – Opfervorschriften, Anfang 3. Jh. v. Chr. (B) Für die Bürger der im Jahre 366 v. Chr. durch Synoikismos entstandenen Stadt Kos gehörte es zu den ersten und wichtigsten Aufgaben, die Kulte der neuen Gemeinde zu dokumentieren. Das hieraus erwachsene Monument sind zwölf Orthostaten aus weißem Marmor unterschiedlicher Breite, zwischen 13,5 und 19 cm dick, auf denen die fasti sacri eines jeden Monats aufgezeichnet waren. Immerhin sind von dieser außerordentlichen und monumentalen Aufzeichnung, die vollständig zu besitzen ein einzigartiges Glück wäre,1 die mittleren und unteren Partien von vier Blöcken erhalten.2 Auf ihnen stehen die Monate Karneios, IG XII 4, 274 (9.–12. Tag; die Zuschreibung ist durch den Hinweis auf die in jedem zweiten Jahr stattfindenden Karneen sicher); unbekannt, IG XII 4, 275 (17.?–22. Tag); unbekannt (Pedageitnyos?), IG XII 4, 276 Teil I siehe Chiron 33, 2003, 203–262 (Dekrete Nr. 1–13; Asylieurkunden Nr. 14–19; danach SEG 53, 844–848. 850–857. 860–866), Teil II Chiron 35, 2005, 219–272 (Verkauf von Priestertümern Nr. 20–24, danach SEG 55, 931. 923. 933. 926. 928), Teil III Chiron 38, 2008, 205–242 (Kaiserbriefe Nr. 25–29; Inschriften der Kaiserzeit Nr. 30–35, danach SEG 58, 855–863), Teil IV Chiron 40, 2010, 323–358 (Nr. 36–42; vgl. SEG 60, 895 [p. 246]). Die Publikationen begleiten das Corpus der Inschriften von Kos, Kalymna und der Milesischen Inseln (IG XII 4), von dem die ersten drei Bände erschienen sind (2010, 2012, 2015), der 4. Band 2018 erscheinen wird. – Unser herzlicher Dank gilt erneut den früheren und gegenwärtigen Leitern der 22. Ephorie, J. Papachristodoulou, M. Filimonos und M. Michaelidou für die erteilten Genehmigungen zum Studium der Inschriften. Über die Inschrift Nr. 43 hat K. Hallof im Mai 2017 in Hamburg auf der Tagung zum 90. Geburtstag von P. Herrmann, der als τρίτος κτίστης der Inscriptiones Graecae auch das Corpus von Kos angestoßen und seine Anfänge noch erlebt hat, vorgetragen und dabei zahlreiche Anregungen erhalten. Abgekürzt zitierte Literatur: Herzog, HG = R. Herzog, Heilige Gesetze von Kos, AbhAkBerlin 1928, Nr. 6. Paul, Cultes = St. Paul, Cultes et sanctuaires de l’ île de Cos, 2013 (Kernos Suppl. 28). PH = W. R. Paton – E. L. Hicks, The Inscriptions of Cos, 1891. Sokolowski, LSCG = F. Sokolowski, Lois sacrées des cités grecques, 1969. Stengel, Opferbräuche = P. Stengel, Opferbräuche der Griechen, 1910. 1 Herzogs Wunsch (HG p. 5): «Wenn das übrige noch aus der Erde geholt werden könnte, so wäre damit ein großer Schatz für die Geschichte des griechischen Kults gehoben», harrt auch nach 120 Jahren noch immer seiner Erfüllung. 2 IG XII 4, 274–278; die wichtigsten früheren Editionen: PH 37–39; Herzog, HG 1–4.
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(22.–28. Tag); unbekannt (Kaphisios?), IG XII 2, 277 (auf der linken Schmalseite des folgenden Steines, offenbar Nachträge zu dem nicht erhaltenen Orthostaten, der einst rechtwinklig an IG XII 4, 278 anschloss); Batromios, IG XII 4, 278 (19.–24. Tag). Es spricht einiges dafür, dass fünf Monate in Folge3 überliefert sind, nämlich Karneios, Theudaisios, Petageitnyos / Metageitnyos, Kaphisios und Batromios; sicher sind allerdings nur Karneios und Batromios. Die Monatsnamen (Überschriften?) fehlen ebenso wie Inschriften, die über die Anfertigung und den sakralen und baulichen Kontext der zu einem Karree gestellten zwölf Orthostaten hätten Auskunft geben können. Die Fasti sind so strukturiert, dass an den einzelnen, durch ein spezielles Zeichen voneinander unterschiedenen Tagen alle auszurichtenden Opfer aufgeführt sind; mehrere Kulthandlungen innerhalb eines Tages sind durch getrennt. In den Texten wird wiederholt darauf verwiesen, dass die entsprechenden Vorschriften schon unter einem anderen Monat behandelt worden sind.4 Bereits Herzog hatte HG p. 14 zu den Inschriften IG XII 4, 332 und 333 bemerkt, dass im Zusammenhang mit der Erstellung der fasti sacri zur gleichen Zeit διαγραφαί für die einzelnen Kulte ausgezogen worden sind, «nicht an der Kette des Kalenders, sondern nach den einzelnen Göttern» geordnete Kodifikationen. Er leitete dies aus IG XII 4, 332 Z. 26–29. 31–36 ab, wo die Vorschriften für das Opfer an Zeus Polieus wörtlich nach den Fasten des Monats Batromios (IG XII 4, 278 Z. 48–56) zitiert werden. Sein Beispiel ist allerdings jenseits des Zitates untauglich: IG XII 4, 332 betrifft Priester verschiedener Gottheiten und enthält nicht nur Opfervorschriften, wie man sie in den Fasti vorfand, sondern auch Reinheits- und Inaugurationsvorschriften, die man anderen Quellen entnahm.5 Dass gleichwohl Herzogs Vermutung das Richtige traf, zeigt eine neue Inschrift aus etwas späterer Zeit, die im Jahre 2009 im Dorf Platáni, auf halbem Wege zwischen der Stadt Kos und dem Asklepieion gelegen, bei Grabungsarbeiten auf der ὁδ. Ἀσκληπιού gefunden worden ist. Unterteil einer opisthographen Stele aus weißem Marmor, 0,32 h., 0,455 b., 0,125– 0,13 d., oben gebrochen; auf beiden Seiten ist zudem oben in der Mitte ein größeres Stück der Oberfläche abgesplittert, offensichtlich erst in jüngster Zeit bei der Bergung des Steines. Jetzt im Neuen Magazin der Ephorie auf Kos (Inv. Nr. Ε 1807). BH 0,01; ZA 0,005. Die Inschrift ist auf der Vorderseite (A) relativ gut erhalten, auf der Rückseite (B) stark verrieben.6 Abb. 1.
3 Zum Kalender von Kos und zur Reihenfolge der Monate vgl. Bosnakis – Hallof, Chiron 35, 2005, 233–240; Paul, Cultes 382. 4 IG XII 4, 274 Z. 3–4: ἱερὰ ὅσσαπερ τοῦ Πεδαγειτν[ύο]|υ γέγραπται. 5 So sind die Lustrationsvorschriften IG XII 4, 332 Z. 11–20 an IG XII 72 Z. 22–45 angelehnt. 6 Die Inschrift wurde bereits von Paul, Cultes 338 Anm. 58 aufgrund unserer Mitteilung erwähnt.
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latus A ––––––––––––––––––––––––––––––––––––– [– – μ]όναρχο[ς – – – – – – – – – – – – – – τὰ] δὲ δύο ἁ πόλις – – – – [οἶς τ]έλεως· τᾶι α[ὐτᾶι ἁμέραι· – – – – Ῥέ]αι βοῦς κυεῦσα, θύει [δὲ] [ἱε]ρεύς· τοὺς δ[ὲ – – – – – – – – – – Κυπ]άρισσον καὶ ἐς τοῦ ΙΕΡΕ[σπ] ενδέτωι δὲ [– – – – – – – – – – – – – – τα]ῦτα θύει ἱερεὺς ἐπεί κα ἐ[πι] 5 θῆι ὃ ἰκάδι ἐπι[γέγραπται – – – – – – ἐ]ξ ἡμιέκτου σπυρῶν, καὶ [τὰ] δέρμα ἱερεὺ[ς λαμβάνει· – – – – – ἐν]άται Ῥέαι [οἶς κ]υεῦσα καὶ ἱερ[ὰ] ὅσαπερ τοῦ Μ[εταγειτνύου γέγραπ]ται· Ἀγριαν[ίου] ἐνάται Ῥέαι οἶς κυεῦσα καὶ ἱερ[ὰ ὅσαπερ τοῦ Μεταγ]ειτνύου γέγραπται· τούτων ο[ὐ] κ ἀποφορά· θύει ἱερεὺς [καὶ ἱερὰ π]αρέχει· γέρη λαμβάνει δέρμα. vacat 10 τάδε δι᾿ ἐνάτου ἔτευς θύεται Ῥέαι· βοῦς, θύει δὲ ἱερεύς· τῶι δὲ ἱερ[εῖ] δίδοται σπυρῶν ἡμέδιμνος, κριθᾶν τρεῖς τεταρτῆς, μέλιτος τέτορες κοτύλαι, κεράμια καινὰ ἐννῆ, τυροὶ δυώδεκα ὀεῖοι, οἴνο[υ] ἓξ χοεῖς, κόσκινον καινόν, τάγενον καινόν, γίγαρτα λευκά, ἱμ[άτ] [ιο]ν κρόκον· ταῦτα πάντα παρέχωντι μόναρχος καὶ τοὶ ἱερ[οποιοί]. 15 ταῦτα θύεται μηνὸς Μεταγειτνύου ἑνάται ἱσταμένου. vacat vacat 0,095 «– – – μόναρχος – – – die zwei (anderen Drittel) aber die Stadt – – –; 3ein ausgewachsenes Schaf. Am selben Tag: – – – der Rhea eine trächtige Kuh, es opfert der Priester; die [Prozession geht?] zum Zypressen(hain?) und zu des Pries(ters Haus?); Trank opfer aber soll darbringen – – –. Das opfert der Priester, wenn er aufgelegt hat, was für den Zwanzigsten vorgeschrieben ist, [– – – Kuchen?] aus einem halben ἑκτεύς Weizen, und die Haut nimmt der Priester. 6Im [(Monat) – – –], am neunten: der Rhea ein trächtiges Schaf und Beiopfer, soviel für den Metageitnyos vorgeschrieben sind. – Im (Monat) Agrianios, am neunten: der Rhea ein trächtiges Schaf und Beiopfer, soviel für den Metageitnyos vorgeschrieben sind; hiervon ist kein Wegtragen (erlaubt); es opfert der Priester und bereitet die Beiopfer. Als Ehrengabe nimmt er die Haut. 10Das (folgende) wird jedes neunte Jahr geopfert der Rhea: eine Kuh, es opfert der Priester. Dem Priester aber wird gegeben: ein halber μέδιμνος Weizen, drei Viertel Gerste, vier Becher Honig, neun neue Keramikgefäße, zwölf Ziegenkäse, sechs χοῦς Wein, ein neuer Korb, eine neue Pfanne, weiße γίγαρτα (?), ein safranfarbenes Gewand. Das alles stellen der μόναρχος und die ἱεροποιοί zur Verfügung. 15Das wird geopfert im Monat Metageitnyos, am neunten des beginnenden (Drittels).» Erhalten ist der Schluss eines Opferkalenders für die Göttin Rhea, offenbar exzerpiert aus Kalender-Fasti, was der Umstand nahelegt, dass bei jedem Datum der Name der Göttin wiederholt wird. Bei der vorliegenden nur für Rhea gültigen Zusammenstellung der Opfertermine ist diese Wiederholung ziemlich sinnlos, erklärt sich aber zwanglos aus der mechanischen Art der Exzerpierung. Erhalten sind die Einträge für einen unbekannten Tag (Z. 1–2), für einen weiteren unbekannten Tag (Z. 2–6),
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für den []ten eines unbekannten Monats (Z. 6–7) und für den 9. Agrianios (Z. 7–9). Den Abschluss (Z. 10–15) bildet die Vorschrift für ein nur alle neun Jahre zu veranstaltendes Opfer, dessen Termin am Schluss gleichsam nachgetragen wurde: es soll stattfinden am 9. Metageitnyos. Auf den Metageitnyos wird auch bei den Z. 7 und 8 erwähnten Opfern verwiesen, und zwar hinsichtlich der dort näher beschriebenen ἱερά, der Beiopfer, die aus Natural- und Sachgaben bestehen. Verschiedene Gaben beider Kategorien werden auch am Schluss für das alle neun Jahre stattfindende Opfer beschrieben (Z. 11–14); da als Opfertier dort ein Rind bzw. eine Kuh, hier aber nur Schafe genannt sind, wenn auch trächtige, so dürften sich auch am 9. Metageitnyos die ἱερά in den anderen Jahren von denen in jedem neunten Jahr unterschieden haben. Zwischen Metageitnyos und Agrianios liegen vier Monate (Kaphisios, Batromios, Gerastios, Artamitios); einem hiervon gehören Z. 6–7. Das Exzerpieren aus den Staatsfasten von Kos zeigt sich daran, dass Z. 7–9 wörtlich aus IG XII 4, 274 Z. 2–5 übernommen sind, wobei statt τᾶι αὐτᾶι ἁμέραι der Vorlage, die an diesem Tag mehrere Opferhandlungen auflistet, die Tageszahl eingesetzt wurde. Es ist dies die willkommene Bestätigung für die schon von Paton geäußerte Vermutung, dass es sich bei τᾶι αὐτᾶι ἁμέραι um den 9. des Monats handeln müsse (diese Bestätigung ist schon im Kommentar zu IG XII 4, 274 Z. 2–3 erwähnt). Schwierigkeit bereitet allerdings die Tatsache, dass IG XII 4, 274 für den Monat Karneios in Anspruch genommen wird, weil darin von den in jedem zweiten Jahr stattfindenden Karneen die Rede ist. Das ist eine sehr starke Begründung, und der neue Text liefert insofern kein durchschlagendes Argument für die Umwidmung von IG XII 4, 274 an den Agrianios, als dieselbe Opfervorschrift leicht auch für den Karneios gültig sein konnte, der jedenfalls im verlorenen Teil der neuen Inschrift stand. Paton bezog sein Argument für den 9. Tag des Monats aus dem Scholion zu Nikanders Alexipharmaka 218, wo von Rhea die Rede ist und erklärt wird: τῇ γὰρ ἐνάτῃ τοῦ μηνὸς τὰ μυστήρια αὐτῆς ἐπιτελοῦσιν. Die Inschrift aus Kos bestätigt diese Angabe auch in ihrer Verallgemeinerung, da nicht nur die Opfer, soweit erkennbar, am 9. jeden Monats stattfinden, sondern am 9. Metageitnyos eben jeden 9. Jahres das besondere Opfer. Von der Monatsfolge ist nur der Agrianios am Schluss sicher. Fraglich bleibt, ob der Sakralkalender, im Unterschied zum «bürgerlichen» koischen Kalender, mit diesem Monat endete, oder ob die vier bis zum Jahresschluss noch fehlenden Monate (Hyakinthios, Panamos, Dalios, Alseios) nicht besetzt waren. 1 τὰ δὲ δύο ἁ πόλις: Da das Verbum fehlt, ist unklar, ob es sich bei der Aufteilung in ein und zwei Drittel um den Modus für die Verteilung des Opfers oder der Kosten für seine Beschaffung handelt; dagegen ist es wahrscheinlich, dass der μόναρχος für das erste Drittel verantwortlich ist. Nach Z. 14 könnte man ergänzen: ὁ μ]όναρχο[ς τὸ μὲν ἓν μέρος παρέχει, τὰ] δὲ δύο ἁ πόλις. 2 τέλεως (= τέλειος) weist auf ein Schaf (ὄις τέλεως IG XII 4, 275 Z. 18, 278 Z. 61, 279 Z. 37; ὄιες τρεῖς τέλεωι 274 Z. 14. 16). Es verwundert, dass hier ein männliches
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Tier genannt ist; aber da der Kontext nicht erhalten ist, wissen wir nicht, ob dieses Opfer an Rhea ging oder an eine mit ihr assoziierte Gottheit. 2 βοῦς κυεῦσα: durch das Partizip eindeutig als Kuh bezeichnet, im Unterschied zu Z. 10, wo nur βοῦς steht. Gemäß der besonderen Bedeutung jenes Opfers am 9. Metageitnyos jeden 9. Jahres dürfte es sich auch bei diesem jährlichen Kuhopfer um ein bedeutenderes handeln; dazu passen die freilich nur noch bruchstückhaft erhaltenen längeren Beschreibungen Z. 2–6 im Kontrast zu den stereotypen Einträgen Z. 6–8. Die Opferung eines trächtigen Tieres hat Rhea auf Kos gemein mit Athena Polias (IG XII 4, 278 Z. 56–57) und Demeter (ebd. Z. 60–61).7 3 εἰς Κυπάρισσον gingen gemäß dem Sakralkalender des koischen Gymnasiums die Schüler an zwei unbekannten Tagen im Monat Gerastios und am 7. Artamitios, wo ein Opfer und ein kleiner Wettbewerb der jüngsten Klassen stattfand.8 3–4 Am Schluss der Zeile sind offensichtlich einige Worte ausgefallen; denn zum einen müssen die beiden Anfangsbuchstaben des Wortes σπενδέτωι auf Z. 4 hier gestanden haben, zum anderen verlangt die Phrase ἐς τοῦ ἱερε- nicht nur die Ergänzung des Wortes zu ἱερέ[ως] oder ἱερε[ίου], sondern auch ein Objekt zu ἐς. Entweder war von Opfern die Rede, die außerhalb des Rhea-Heiligtums verrichtet werden sollten (wie z. B. IG XII 4, 279 Z. 55–56: Ἥρωι : ἐς Ἁμαξι|τ[ό]ν : ἄρνα), oder um eine Prozession, die mit einem Trankopfer verbunden war. 4–5 ἐ[πι]|θῆι scheint die einzig mögliche Ergänzung zu sein, da am Schluss nur zwei Buchstaben fehlen. Das Verbum ἐπιτίθημι ist aus den koischen Sakralinschriften bekannt; es beschreibt in den Urkunden über den Verkauf von Priestertümern die Aufgabe des künftigen Priesters, die Opfer (ἱερά) aufzulegen: IG XII 4, 315 Z. 17–18: «Der jeweilige Priester soll die Opfer auf den Altar legen allen Opfernden, denen ein Opfer an Homonoia laut diesem Reglement angeordnet ist.»9 Mit dieser Ergänzung würde der Satz besagen, dass der Priester mit dem Opfer beginnen kann, wenn er das (auf den Altar) aufgelegt hat, was für den 20. Tag (des Monats) vorgeschrieben ist. 5 Aus einem halben ἑκτεύς (ca. 4,4 l) Weizen hergestellt sind Kuchen (ἐλατήρ, IG XII 4, 274 Z. 10), zwei Brote (ἄρτοι δύο, 278 Z. 48–49), ein Brot (ἄρτος, 322 Z. 27); etwas derartiges wird man auch hier ergänzen dürfen. 5–6 καὶ [τὸ] | δέρμα ist naheliegend, doch befremdet der Artikel; sonst heißt es vielmehr lapidar γέρη φέρει / λαμβάνει δέρμα. Es fällt aber auf, dass in IG XII 4, 278 doch einmal auch der Artikel steht: γέρη δὲ λαμβάνει τὸ δέρμα, Z. 27. 7 Paul, Cultes 336–339. Ein sehr zerstörter Passus über die Opferung trächtiger Schafe findet sich auch in der Reinigungsvorschrift für Demeterpriesterinnen, IG XII 4, 72 Z. 84–91. – Zu den Opferungen trächtiger Tiere vgl. J. Bremmer, in: Greek Sacrificial Ritual, Olympian and Chthonian, 2005, 115–163 (SEG 55, 2097bis). 8 IG XII 4, 281 Z. 10. 21. 28; vgl. auch IG XII 4, 1021 Z. 5 aus römischer Zeit, wo ein χωρίον ἐν Κυπαρίσσῳ erwähnt ist. 9 ὁ ἀεὶ ἱερεὺς τὰ ἱερὰ πᾶσι τοῖς θύουσιν ἐπὶ τοῦ βωμοῦ ἐπιτιθέτω οἷς δὲ πο|τιτέτακται θύεν τᾶι Ὁμονοίαι κατὰ τάνδε τὰν διαγραφάν; weitere Belege und Interpretation bei Paul, Cultes 341 f.
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6 In der Lücke stand einer der Monate zwischen Metageitnyos und Agrianios, also Καφίσιος (8 Buchstaben), Βατρόμιος, Γεράστιος (9), Ἀρταμίτιος (10). 8–9 τούτων οὐκ ἀποφορά auch in sonst in den Staats-Fasti, IG XII 4, 274 Z. 4. 24, 278 Z. 61.10 9 Ergänzt nach IG XII 4, 274 Z. 4. 7, 278 Z. 57. 59. 62. 10 Bei dem, was alle neun Jahre durch μόναρχος und ἱεροποιοί dem Priester zur Verfügung gestellt wird, während er es jährlich im Monat Artamitios selbst zu besorgen hat (Z. 9), handelt es sich um die ἱερά, die Beiopfer. Diesen besonderen Gebrauch des Wortes in den koischen Sakralkalendern im Kontext einer Opferhandlung hat zuletzt Paul, Cultes 340–343 behandelt. Einmal als ἱερά bezeichnet (IG XII 4, 276 Z. 5–7),11 zweimal als ἐφίερα (ἐ[φ]ίερα δίδοται τᾶι θεῶι, 274 Z. 24–26; τῶι δὲ [θεῶι ἐφ]ίερα δίδοται, 276 Z. 10–15), umfassen sie jeweils verschiedene Naturalien und Sach gegenstände. Besonders große Ähnlichkeit besteht zu den ἱερά, die nach IG XII 4, 276 Z. 10–15 am 28. des Monats (Metageitnyos?) für Herakles bereitzustellen sind: Herakles Rhea 0,5 Scheffel Weizen (σπυρῶν ἡμέδιμνος) 1,5 Scheffel Gerste (κριθᾶν τρία ἡμέδιμνα) 3 Quart Gerste (κριθᾶν τρεῖς τεταρτῆς) 3 Quart Weizen (σπυρῶν τρεῖς τεταρτῆς) dasselbe (μέλιτος τέτορες κοτύλαι) vier Becher Honig (μέλιτος τέτορες κοτύλεαι) dasselbe (τυροὶ δυώδεκα ὀεῖοι) zwölf Schafkäse (τυροὶ ὀίεοι δυώδεκα) 6 Kannen Wein (οἴνο[υ] ἓξ χοεῖς). 1,5 Kannen Wein (οἴνου τρία ἡμίχοα)
An Sachgaben erhält Herakles ferner eine neue Lampe und je eine Fracht Reisig und Holz. 11 ἡμέδιμνος: das masc. hier erstmals für Kos belegt; 276 Z. 11 neutr. (τρία ἡμέδιμνα). 12 κεράμια: ‹Gefäße›, nicht näher bestimmt; in den anderen Fasti werden unter den ἱερά neue Kannen (κύλικες, 274 Z. 25–26; 276 Z. 6) und Pokale genannt (πρόχοι, 274 Z. 25). 13 κόσκινον: ‹Sieb›. Ein solches wird um 280 v. Chr. für 1 Drachme und 2 Obolen vom Apollonheiligtum in Delos erworben.12 – τάγενον = τάγηνον = τήγανον: ‹Tiegel›; die Wortform ist bisher unbelegt. – γίγαρτα sind Weintrauben- oder Olivenkerne, was man sich aber an dieser Stelle, noch dazu mit der näheren Bestimmung ‹weiße›, schwer vorstellen kann. Auch ist über den sakralen Gebrauch derartiger Steine nichts überliefert, und schließlich müsste man unbedingt eine Mengenangabe erwarten. Das würde auch für Rosinen gelten (wenn man Hesych: γιγαρτίς· σταφίς heranzieht) oder für Trester. Nach der Stellung innerhalb der Aufzählung müsste es sich bei γίγαρτα
10 E.
Lupu, Greek Sacred Law, 2005, 275 f. ferner eine Vorschrift aus der Stiftung des Diomedon für einen Herakleskult, IG XII 4, 348 Z. 36–39: ἱερ[ὰ δὲ παρεχέτω ἄρτον ποτὶ τ]ὰν ἀρτοφαγ[ίαν καὶ οἶνον καὶ μέλι ποτὶ τὰ]ν σπονδὰ[ν κ]αὶ ξύλα ποτὶ τὰν θυσίαν. 12 IG XI 159 A Z. 40: κόσκινον παρὰ Ἀθηνάκου ǀ_ǁ. 11 Vgl.
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um Geräte oder Kleidung handeln, der Form nach könnte es fem. sing. oder neutr. plur. sein. 14 κρόκον = κρόκεον, ‹safrangelb›.13 Dass die eher blasse Göttin Rhea14 gerade auf Kos eine gewisse Verehrung genoss,15 hatten einige wenige Inschriften bereits erahnen lassen. Die früheste ist ein runder Grabaltar für einen Parmeniskos, S. d. Philippos, ἱερατεύσας Ῥέας (IG XII 4, 1254, aus dem 2./1. Jh. v. Chr.). Aus dem 1. Jh. n. Chr. stammt eine Ehreninschrift für einen Unbekannten (IG XII 4, 1058), der die Opfer für die Σεβαστὰ Ῥέα in wohlgefälliger Weise organisiert hat. Dass der genannte ἐπιμελητής hier anstelle des Priesters fungierte, ist klar; dass dieser Priester kein Geringerer als C. Stertinius Xenophon war und sich die Stellvertretung aus dessen Abwesenheit und Aufenthalt am Hofe des Kaisers in Rom begründet, hat Herzog 16 aufgrund der Inschriften IG XII 4, 951 und 952 vermutet. Diese beiden großen Ehreninschriften für den Leibarzt des Claudius erwähnen übereinstimmend sein Priestertum διὰ βίου der Divi Augusti, Asklepios, Hygeia, Epione und κατὰ γένος der Rhea bzw. Σεβαστὴ Ῥέα und des Apollon Karneios. Das Datum der Inschriften – spätclaudisch bzw. frühneronisch – erlaubt es, Rhea Augusta mit Iulia Agrippina zu identifizieren, der Gattin des Claudius (seit 49 n. Chr.) und Mutter des Nero. In etwas frühere Zeit führt die Ehreninschrift für Minnis (IG XII 4, 838), Priesterin des Asklepios, der Hyg(e)ia, Epiona, Rhea, der Zwölfgötter, des Zeus Polieus und der Athana Polias sowie des Tiberius Caesar; über ihren Gatten Nikagoras und dessen Enkel Ti. Claudius Nikagoras Iulianus besteht wiederum eine verwandtschaftliche Beziehung zu Xenophon (s. das Stemma in IG XII 4, p. 556). Das bislang älteste Zeugnis aber, das im großen, noch im 4. Jh. kompilierten Sakral kalender der Stadt Kos für den 9. Karneios vorgeschriebene Opfer, wird durch die neue Inschrift aufgewertet. Diese zeigt die Göttin nicht nur an dem ihr heiligen Tag, dem neunten, in mehreren Monaten über das ganze Jahr hinweg kultisch verehrt, son13 Vgl. Orth, RE I A 2, 1920, 1728–1731. – Die Inventarlisten der Artemis Brauronia sind voll von κροκωτοὶ bzw. κροκώτινοι (χιτῶνες), IG II/III² 1514–1529. 14 Heckenbach, RE A 1, 1920, 339–341; zur Ikonographie s. die wenigen, auf die ZeusGeburt konzentrierten Zeugnisse in LIMC VIII, 1994, 628–632 (F. Gury). – Die epigraphischen Belege erwähnen sie oft nur als Mutter des Zeus (SEG 41, 1382). Merkwürdig ist ein sehr spätes Zeugnis aus Athen, ein Epigramm des 5. Jh. n. Chr., IG II/III² 13287 Z. 3 (καὶ Ῥείης θε[ράπων). 15 Paul, Cultes 336–339; S. Sherwin-White, Ancient Cos, 1978, 324 f. Aus der besonderen Verehrung der Rhea auf Kos hat jüngst J. Nollé, in: Φιλικὸν δῶρον. Freundesgabe für M. Fuchs (Gephyra 9), 2015, 36–43 geschlossen, dass, wie viele andere Poleis, auch die Koer ihre Insel für den Ort der Geburt des Zeus hielten. Den Beleg für diese lokale Mythentradition liefert der Dichter Meleager von Gadara, der an seinem Lebensende auf Kos wohnte (1. Viertel des 1. Jh. v. Chr.?) und dies in einem Epigramm (AP VII 418) so beschreibt: εἰς γῆρας δ᾿ ὅτ᾿ ἔβην, ἁ καὶ Δία θρεψαμένα Κῶς / κἀμὲ … ἐγηροτρόφει, «als ich aber ins Alter gekommen, hat (die Insel) Kos, die auch Zeus genährt hat, auch mich … im Alter genährt». Der Passus wurde allerdings bislang von den Klassischen Philologen auf den in Kos geborenen Ptolemaios II. Philadelphos bezogen. 16 R. Herzog, HZ 125, 1922, 226 Anm. 1.
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dern in nochmals hervorgehobener Weise in jedem neunten Jahr an einem neunten, dem 9. Metageitnyos. Mit ihren 15 Zeilen ist die Inschrift das längste bisher bekannte epigraphische Zeugnis für Rhea. Auf der Rückseite befindet sich eine weitere Inschrift, schlechter erhalten und im linken Teil stark abgetreten. Vom Inhalt ist soviel zu erkennen, dass es sich ebenfalls um Opfervorschriften handelt. Eine Gottheit ist im erhaltenen Text nicht genannt. Abb. 2. latus B ––––––––––––––––––––––––––––––––– – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – –ΥΟ– – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – ἐμβάλλει τὰ ΕΜ[. .] – – – – – – – –ΕΝΚΑΙ– – – – – – – – – – ἐς τὸ μέγαρον ΟΥΠΟ/ [– – – – – γ]υναῖκες ΚΑΙΤΑ– – – – – –ΤΟΝΤΙ τὸ μέγαρον τοι 5 [– – – ἐνδέρ]εται δ[ὲ ἔ]νδορα· v [ἰκ]άδι· ἱερὰ ἐξαιρεῖται ΥΙΙΡΟ – –ΟΣ– – – –ΚΑΛΛ[.]ΙΛΑΙΤΕΑΓοῖς [. . . .]ΙΣ ὅσοις ἀποτεταΙ – – – – – – – – –ΩΙ– – – – – – –ΗΚΑΙΤΩΝΙΕΡ– –ΕΙΤΑΙ· τῶν [κρ]εῶν ἀπὸ τοῦ βωμοῦ οὐκ ἀποφορά. v τάδε ἐπὶ τοῦ ἁτέ [ρου] ἔτε[υς]· δ[έ]ρμα καὶ σκέλος εὐώνυμον χωρὶ ἀκρισχίου 10 – – – – – – – – – – –ΟΥΣ ταινίον ἐπὶ τριῶν πλευρᾶν ΓΝΥΣΤ – – – – – – –ΛΟ– –ΟΡΑΑ ποιεῖται καὶ ΣΤΑΙΤΕΟ[. . .]ΗΤΑΣ[. .]Ι – –ΛΕ– – – – – – – – –τες καρπῶντι ἐπὶ τοῦ βωμοῦ· κάρυξι δὲ – – – – – – – – – – – – –οι παρεχόντωμ ξύλα ἐπὶ τοῖς τᾶς πόλι[ος] [βω]μοῖς· ἐπεὶ δέ κα καρπωθῆι, σβέννυται μέλιτι καὶ γάλακτι ὀϊ[έωι]. vacat 0,09
«– – – einwirft die – – – in das Megaron – – – Frauen – – – das Megaron – – – die Wickelopfer werden gewickelt. 5Am zwanzigsten: die Opfer werden herausgenommen – – – so vielen – – – von den Fleischportionen vom Altar ist kein Wegtragen (erlaubt). 8Das folgende (gilt) für das jeweils andere Jahr: Haut und linker Schenkel ohne das Hüftstück – – – kleine Binde auf drei Seiten – – – wird tun und – – – die – – – verbrennen (es) auf dem Altar. Dem Herold aber – – –. Die – – – bereiten Holz für die Altäre der Stadt. Wenn (das Opfertier) aber völlig verbrannt ist, wird (das Feuer) gelöscht mit Honig und Ziegenmilch.» 2 ἐπιβάλλειν ist gesagt von Geldspenden und Opfergebühren, die in einer Kasse (θησαυρός) gesammelt werden, und einmal von ἀπαρχαί.17 Die Entnahme wird durch
17 IG
XII 4, 71 Z. 27: καὶ αἵτινές κα ἀπ[αρχαὶ ἐμβληθῶ]σι [τ]ῶι θεῶι.
Alte und neue Inschriften aus Kos V 151
ἐξαιρεῖσθαι ausgedrückt,18 und dieses Wort steht in der Tat in Z. 5; doch fehlt zu viel, um einen Zusammenhang zu konstruieren. 3. 4 μέγαρον – in koischen Inschriften bislang nicht genannt. 5 Die «Wickelopfer» sind epigraphisch nur für Kos bezeugt. Für den 20. Batromios ist IG XII 4, 278 Z. 47–49 festgelegt, dass das in einer beschriebenen längeren Prozedur ausgewählte Rind für Zeus Polieus geopfert wird καὶ ἔνδορα ἐνδέρεται· ἐφ᾿ ἑστίαν θύεται ἀλφίτων ἡμίεκτον, ἄρτο[ι | δ]ύο ἐξ ἡμίεκτου, ὁ ἅτερος τυρώδης, καὶ τὰ ἔνδορα; demnach sind nach der Schlachtung des Tieres die in die Tierhaut eingewickelten Eingeweide nebst Kopf und Füßen, eben die ἔνδορα, zusammen mit Gerstenmehl und zwei Broten zu opfern.19 5–8 Diese Vorschrift soll am 20. des unbekannten Monats (ἰκάδι) Anwendung finden. Anders als bei den großen fasti sacri findet sich hier kein Paragraphenzeichen vor dem Datum. 7–8 Das Wegnehmen von Opferportionen (ἀποφορά) wird auch sonst gelegentlich eingeschränkt bzw. ganz verboten.20 8–15 Durch ein spatium vacuum abgehoben, wird mit τάδε ἐπὶ τοῦ ἁτέ|[ρου] ἔτε[υς] ein Opferritual beschrieben, das nur für jedes zweite Jahr gilt. Ähnlich wird IG XII 4, 274 Z. 11. 15. 22 auf alternierende Opfer hingewiesen.21 9 Der linke Schenkel des Opfertieres (euphemistisch als «glücksverheißend», εὐώνυμον, bezeichnet), das der Paidonomos am 2. Hyakinthios dem Gott zu geben hat, dient nach der entsprechenden Urkunde über den Verkauf des Priestertums des Hermes Enagonios als Preis für den Sieger des Laufes am Vortag.22 In der neuen Opfervorschrift wird allerdings das ἀκρίσχιον ausgenommen; dieses Wort, das das Ende der Hüfte bezeichnet, ist bislang nur aus Kos und Ialysos (Sokolowski, LSS 93 Z. 2) bekannt.23 18 IG XII 4, 294 Z. 22–25 über Öffnung des Opferstockes und Aufteilung des Inhaltes: ἀνο[ιγόντωι δὲ – – – καθ᾿ ἕκ]αστον ἐνιαυτὸν [καὶ | ἐξ]αιρεύντωι τ[ὸ εὑρεθέν. 19 Vgl. Stengel, Opferbräuche 85–91; Paul, Cultes 351–354. 20 Eine ähnliche Vorschrift gilt für den 10. Karneios, IG XII 4, 274 Z. 5–10, an dem der Hera zu opfern ist: ἔνδορα ἐνδέρεται καὶ θύε[ται] | ἐπὶ τᾶι ἱστίαι ἐν τῶι ναῶι τὰ ἔνδορα καὶ ἐλατὴρ ἐξ ἡμιέκτου [σπ]|υρῶν. Die Opferung findet im Inneren des Tempels statt. Ein Brand wurde offenbar nicht befürchtet, eben weil es sich um kleine Stücke auf kleiner Flamme handelte. 21 Am 20. Karneios im Wechsel ein Rind und drei Böcke an Zeus: Ζηνὶ Μαχανῆι οἶες τρεῖς τέλεωι καὶ βοῦς ὁ κριθεὶς τὸ | ἅτερον ἔτος ἐφ᾿ οὗ κα ἔωντι Καρνεῖαι, τὸ δὲ ἅτερον ἔτος οἶες τ|ρεῖς τέλεωι; und ebenso Kalb und Schaf an Athena: Ἀθαναίαι Μαχα[νί]|δι δάμαλις κριτὰ τὸ ἅτερον ἔτος, ἐφ᾿ οὗ κα ἔωντι Καρνεῖα[ι, τ]|ὸ δὲ ἅτερον ἔτος οἶς τελέα. 22 IG XII 4, 298 Z. 58–62: τοῦ | δὲ ἱερείου οὗ θύει ὁ παιδονόμος τᾶι δευτέραι τοῦ Ὑακινθίου τῶι | Ἑρμᾶι τὰ μὲν ἄλλα κρέα διανειμάτω τοῖς δραμοῦσι τὰν | λαμπάδα, τὸ δὲ εὐώνυμον σκέλος διδότω ἆθλον τῶι νικάσαν|τι τὰμ πράταν. Weitere Belege bei A. Herda, Der Apollon-Delphinios-Kult in Milet und die Neujahrsprozession nach Didyma (Milesische Forschungen 4), 1999, 245 f. 23 Nach IG XII 4, 278 Z. 52 bekommt ein als θυηφόρος bezeichneter Opfergehilfe, der für das Räucherwerk zuständig ist, von dem den ἱεροποιοί zugeteilten Schenkel des Opferrindes den Teil zur Hüfte hin (θυαφόρωι δὲ τοῦ σκέλεος τοῦ τῶν ἱεροποιῶν δίδοται ἀκρίσχιον).
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Dimitris Bosnakis – Klaus Hallof
10 Der Zusammenhang, in dem die «Binde auf drei Seiten» steht, ist unklar. Πλευρά als ‹Seite› könnte sich auf den Altar beziehen, der von drei Seiten mit Leinenbinden geschmückt werden soll. Πλευρά bezeichnet aber auch die Rippe, und eine Inschrift aus Chios24 nennt unter den Ehrengaben für die Priesterin in der Tat τρεῖς πλεοράς. Doch wäre eine Binde für drei Rippen ziemlich merkwürdig. Beim Opferritual am 19. Batromios wird eine Wollbinde (στέμμα) erwähnt, die zusammen mit Broten usw. als Beiopfer erscheint (IG XII 4, 278 Z. 31. 38). 12 Das καρποῦν von Opfern, ihr völliges Verbrennen,25 eigentlich von Feldfrüchten, dann auch von anderen Opfern gesagt, ist in dieser Bedeutung gerade aus Kos bekannt. Bei dem Hauptopfer am 19. Batromios für Zeus Polieus werden die als κάρυκες bezeichneten Opfergehilfen angewiesen, das Ferkel und die edlen Eingeweide auf dem Altar zu verbrennen, dagegen das Gedärm nach Auswaschung neben dem Altar.26 Von den κάρυκες ist unmittelbar darauf auch hier die Rede, und vielleicht darf man sie auch in diesem Satz als Subjekt ergänzen; allerdings ist vor καρπῶντι eine Partizipial endung (nom. plur.) zu erkennen mit unsicheren Buchstabenresten davor, die sicher nicht zu (ἐπι)σπένδοντες gehören. Das Holokaust-Opfer und die dienende Rolle der κάρυκες wird durch Z. 12–14 bestätigt, wo ihnen Brennholz zur Verfügung gestellt wird. Es ist uns nicht gelungen, das in -οι verborgene Subjekt zu finden. 13 ξύλα:27 Unter den Beiopfern (ἐφίερα), die am 28. Tag eines unbekannten Monats für Herakles bereitzustellen sind, gehören φρυγάνων ἄχθος, ξύλεων ἄχθος, «eine Fracht Reisig und eine Fracht Holz», IG XII 4, 276 Z. 14. Auch in der neuen Inschrift wird das Holz den κάρυκες von den Behörden gestellt, zusätzlich aber sein Einsatz auf die «Altäre der Stadt» beschränkt. Dieser Terminus ist neu für Kos. Die Altäre in den Inschriften sind, wenn überhaupt, nach den Göttern bezeichnet; einzige Ausnahme ist nur der nach einem Geschlechterverband, den Semachidai, benannte Altar im Demos Phyxa.28 14–15 Das Opfer soll nach seiner vollständigen Verbrennung abgelöscht werden mit Honig und Schafsmilch. Zu vergleichen ist auch hier die Opfervorschrift für den 19. Batromios, wo es im Anschluss an die Anm. 26 ausgeschriebene Stelle heißt: «sobald alles verbrannt ist, ohne Wein, soll Honigtrank darübergegossen werden».29 Während dies dort durch einzelne Spendegüsse erfolgen soll (ἐπισπενδέτω), verwendet
24 Sokolowski,
LSCG 120 Z. 7 (4. Jh. v. Chr.) Opferbräuche 166–168. 26 τοὶ δὲ κά[ρυκες κ]αρπῶντι τὸμ μὲγ χοῖ|[ρ]ογ καὶ τὰ σπλάγχνα ἐπὶ τοῦ βωμοῦ ἐπισπένδοντες μελίκρατον, ἔ[ντ|ερ]α δὲ ἐκπλύναντες παρὰ τὸ[μ βωμὸν κα]ρπῶντι, IG XII 4, 278 Z. 33–35. 27 Vgl. W. K. Pritchett, Hesperia 25, 1956, 296 f. (ξύλα καύσιμα). 28 ἐπὶ Συ[μμ]αχι[δᾶν βω]|μοῦ ist am 12. eines unbekannten Monats dem Dionysos ein Zicklein, Ziegenbock oder Schaf zu opfern. 29 IG XII 4, 278 Z. 35–36: ἐπεὶ δέ κα καρπω[θῆι] | ἄποτα, ἐπισπενδέτω μελίκρατον. Zu μελίκρατον, einem Gemisch aus Honig und Wasser bzw. Milch oder auch Wein, vgl. Stengel, Opferbräuche 185 mit Anm. 3. 25 Stengel,
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die neue Inschrift das Verbum σβέννυμι.30 Dasselbe begegnet in der aus älteren leges sacrae kompilierten Inschrift IG XII 4, 72, in der Reinigungvorschriften (καθαρμοί) beschrieben sind.31 Die Opfervorschriften in der neuen Inschrift haben keine exakten Parallelen unter den bisher bekannten tituli sacri von Kos, so dass bei den Ergänzungen Zurückhaltung geboten ist. Inhaltlich und hinsichtlich einzelner Phrasen stehen sie den bekannten Staatsfasti IG XII 4, 274–278 aus der Mitte des 4. Jh. nahe, sind aber, nach den Buchstabenformen, etwa ein halbes Jahrhundert jünger (Anfang 3. Jh.); wiederum ein halbes Jahrhundert jünger ist der Kultkalender der Rhea (Mitte 3. Jh.). Da bemerkenswert viele Sakralinschriften von Kos opisthograph sind,32 ist es wenig wahrscheinlich, dass die Rhea-Inschrift die ältere ersetzt habe, zumal nur die äußerliche Struktur dieselbe ist: Vorschriften für einzelne Kalendertage, am Schluss für ein nicht jährliches Opfer. Auch bei Seite B wird es sich um Vorschriften für eine einzelne Gottheit handeln. Ihr Name fehlt, doch das am Schluss beschriebene holokaustische Opfer in jedem zweiten Jahr schränkt den Kandidatenkreis ein.33 44. Kos: ein neues Fragment zu IG XII 4, 289 «Tit. magni momenti, immo maioris si integer esset.» Der in diesem Kommentar zu IG XII 4, 289 implizit ausgesprochene Wunsch, zu dieser bemerkenswerten, weil offenbar die gesamte Kultpraxis im Asklepieion bei der Neugründung der panhellenischen Spiele im Jahre 242 betreffenden Inschrift eines Tages neue Fragmente zu bekommen, wurde am 20. Mai 2014 überraschend erfüllt, als in der Nähe des Nebeneinganges zum Asklepieion, d. h. an der Nordostseite des Heiligtums, ein Bruchstück gefunden wurde, das sich sofort durch das Paragraphenzeichen in Z. 5 und 6 als zugehörig erwies. Die noch am selben Tag erfolgte Zusammenschau der beiden Stücke ergab keine direkte Anpassung. Das ältere Fragment enthält, soweit erkennbar, im ersten Teil (Z. 1–7) Anweisungen über die Durchführung der Spiele (ἀγῶνα δὲ τιθέτω, Z. 6), im zweiten, durch ein vacat abgesetzen Teil (Z. 8–19) Vorschriften zum Schutz des Asklepios- und Hygieia-Heiligtums. Die etwas geringere Dicke (12,5 cm) des neuen Fragmentes im Vergleich zum alten (13 cm) und die Tatsache, dass das erwähnte 30 Vgl.
Il. 23, 237: πρῶτον μὲν κατὰ πυρκαϊὴν σβέσατ᾿ αἴθοπι οἴνῳ. einem zerstörten Passus, Z. 58–63, den Herzog auf die Gründung eines (privaten) Heiligtums hin ergänzte, ist Z. 58 von Opfern die Rede (θύσας θύματα τὰ νομι|[ζόμενα); der Opfernde soll, ἐπεὶ δέ κα τα]ῦτα καρπωθῆι, οἴνωι κατασβ[έσ]ας ἀνελὼν (nach Herzogs Ergänzung: τὰν σποδόν), d. h. nach völliger Verbrennung der Opferportionen diese mit Wein löschen und [die Asche?] entfernen. 32 IG XII 4, 280. 293. 295. 296. 298. 311. 319. 325. 328. 329. 332. 337. 357. 33 Paul, Cultes 355–358; Holokaust-Opfer sind in den Staatsfasti vorgesehen für Zeus Po lieus (IG XII 4, 278 Z. 30–39), Zeus Machaneus (IG XII 4, 274 Z. 10–13) und Herakles (IG XII 4, 276 Z. 8); hinzu kommt der Anm. 31 zitierte Beleg. 31 In
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Paragraphenzeichen nur in dessen ersten Teil vorkommt, machen es wahrscheinlich, dass das neue Fragment rechts über das ältere gehört. Rechtes Kantenstück einer Stele aus weißem Marmor, 0,31 h., 0,38 b., 0,125 d. Gefunden 2014 am Nordostrand des Asklepieions; jetzt im neuen Magazin der Ephorie. BH 0,013; ZA 0,01. Abb. 3.
– – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – –σαι τὸ – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – καὶ ἀρχον[τ– – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – –]ντω τῶι νι– – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – –ος δαμοσίου ἢ 5 – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – –ον τᾶς πόλιος· τοὶ δὲ [– – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – ἐπιμελε]σθέντω τοῦ ἱεροῦ· τὸν – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – –ται προθέμεν ὥστε κα [– – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – μή]τε ἄρχοντι μήτε ἰδιώ[ται – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – –] τοῖς αὐτοῖς, οἷσπε[ρ] 10 [– – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – ὀφ]ειλέτω μυρίας δρα[χ][μὰς – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – –ό]ρθωσιν δὲ ἦμε[ν] [– – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – –ο]υσιν τὸν ν– – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – –
3–4 ἐπιθέ]ντω τῶι νι|[κάσαντι? || 7 τῶι προστά]ται? || 9 vel οἷς πε– – || 11 διό]ρθωσιν?
Eine überzeugende Ergänzung der Lücken ist unmöglich, weil der Text nicht formelhaft ist und die Zeilenlänge nicht feststeht.34 Vom Inhalt lässt sich durch Vergleich mit einer rhodischen Inschrift35 so viel erkennen, dass Z. 6–10 den Text des Beschlusses sanktionieren und für Änderungen eine drastische Strafe androhen. 10.000 Drachmen sind in den koischen Inschriften als Strafsumme bislang unbelegt;36 nur eine
34 Das neue Bruchstück gibt auch nichts her für die im Corpus diskutierte Frage, ob das linke Kantenstück der Stele IG XII 4, 288 (das aber hinten gebrochen und nur noch 6 cm dick ist) wegen der identischen Schrift und des erkennbaren Inhalts (Sakralvorschriften, vielleicht die Asylie des Asklepieions betreffend) zu IG XII 4, 289 gehören könnte. Es enthält definitiv nicht die Schlüsse der in IG XII 4, 288 enthaltenen Zeilenanfänge. 35 IG XII 1, 155 d Z. 95–101 τ[ὸ] | δὲ ψάφισμα τόδ[ε κ]ύριον ἔστω εἰς τὸν ἀεὶ χρό|νον, καὶ μὴ ἐξέστω μήτε ἄρχοντι μήτε ἰδι|ώται μήτε κινεῖν μήτε γνώμαν γράψασθαι | μήτε τοῖς ἄρχουσι προτιθέμειν, ὡς δεῖ τὰς δ[ε]|δομένας τιμὰς Διονυσοδώρωι ἀκύρους εἴμ|μειν. 36 Strafsummen in koischen Inschriften: 10 Dr. (IG XII 4, 302 Z. 25), 50 Dr. (IG XII 4, 315 Z. 21. 337 Z. 15), 500 Dr. (IG XII 4, 335 Z. 10), 1000 Dr. (IG XII 4, 79 Z. 49. 100 Z. 26. 132 Z. 137. 283 Z. 5. 311 Z. 59. 315 Z. 7. 319 Z. 34), 1500 Dr. (IG XII 4, 132 Z. 53), 5.000 Dr. (IG XII 4, 91 Z. 11. 132 Z. 115).
Alte und neue Inschriften aus Kos V 155
Spendenliste aus dem 2. Jh. v. Chr. nennt einmal diesen Betrag.37 Zuvor in Z. 3 könnte von Siegerpreisen die Rede gewesen sein, am ehesten von der Überreichung des Kranzes durch den Priester.38 University of Crete | UOC Department of History and Archaeology GR – 74100 Rethymno
Inscriptiones Graecae Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften Unter den Linden 8 10117 Berlin
Abbildungsnachweise: alle Photos: K. Hallof.
37 IG
XII 4, 443 Z. 9.
38 Vgl. IG XII 4, 298 Z. 78–79 τὸν στέφανον ἐπιτιθέτω τῶι νικῶντι ὑπὲρ τᾶς πόλιος | ὁ ἱερεὺς
τοῦ Ἑρμᾶ.
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Dimitris Bosnakis – Klaus Hallof
Abb. 1
Alte und neue Inschriften aus Kos V 157
Abb. 2
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Dimitris Bosnakis – Klaus Hallof
Abb. 3
ANASTASIA DRELIOSSI-HERAKLEIDOU – KLAUS HALLOF
Eine neue Grenzziehungsurkunde aus Lepsia Lepsia: Dekret von Milet und Grenzziehungsurkunde, 2. Hälfte 2. Jh. v. Chr. [künftig: IG XII 4, 3897]1 Kopfstück einer dicken, opisthographen Stele aus bläulichem Marmor, unten gebrochen, an den Seiten fein geglättet, 0,32 h., 0,505 b., 0,17 d.; das Profil ist an der Vorderseite A erhalten, an der Rückseite B abgeschlagen. Die Inschrift (Inv. Nr. 118) befindet sich jetzt im örtlichen Νικηφόρειο Εκκλησιαστικό Μουσείο, einer von Archimandrit Nikephoros Koumoundouros zusammengetragenen Sammlung von antiken und kirchlichen Altertümern. Sie wurde im Jahre 2000 in der Inselhauptstadt gefunden. Buchstaben mit kleinen Apices, auf einer vorgeritzten Linie stehend, BH 0,013; ZA 0,004. Abb. 1–2. A latus adversum fin. s. II a. ἐπὶ στεφανηφόρου Σωσιστράτου τοῦ Ἱπποθῶν τος, μηνὸς Πυανοψιῶνος, ἕκτῃ ἀνομένου· ἔδοξε τῆι βουλῇ καὶ τῶι δήμωι, γνώμη ἐπιστατῶν· Τιμα[ί] νετος Κρίτου εἶπεν· ἑλέσθαι ἐν τῆι ἐκκλησίαι ἄνδρα, 5 τὸν δὲ αἱρεθέντα προνοῆσαι μετὰ τοῦ κατὰ πόλιν ἀρχιτέκτονος Ἰατροκλείους τοῦ Ἰατροκλείους, ὅπως
Der im Druck befindliche 4. Faszikel von IG XII 4 umfasst auch die Inschriften der sog. Milesischen Inseln Leros, Lepsia (Lipsí) und Patmos (IG XII 4, 3868–3932). Die Inschriften von Leros wurden im Herbst 2011, die von Lepsia und Patmos im Herbst 2013 von A. Dreliossi-Herakleidou und K. Hallof revidiert. Für die erteilte Genehmigung danken wir M. Filimonos. Über die hier vorgelegte Inschrift hat K. Hallof 2017 auf der Tagung zum 50. Jahrestag der Zugehörigkeit der Kommission für Alte Geschichte und Epigraphik zum DAI in München vorgetragen. W. Günther gab uns wichtige Hinweise und erlaubte die Einsicht in die Druckfahnen seiner Milesischen Prosopographie. Abgekürzt zitierte Literatur: I.isol. miles. = G. Manganaro, Le iscrizioni delle isole milesie, ASAA 41–42 [n. s. 25–26], 1963–1964 [1965], 293–349. 1 Erwähnt von A. Dreliossi–Herakleidou, ADelt 56–59, 2001–2004, B 6 [2012], 225 f. mit Anm. 47, die sogleich die Zugehörigkeit des in Patmos befindlichen Fragmentes (I.isol. miles. Nr. 33) erkannte. Nach ihrer Mitteilung I. Volanakis, Ιστορία και Μνημεία των Λειψών Δωδεκανήσου, 2002, 135 mit Abb. 48.
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Anastasia Dreliossi-Herakleidou – Klaus Hallof
ἀναγραφῇ εἰς στήλην λιθίνην ὁ ὑπάρχων περιορισμ[ὸς] τῆς χώρας τῆς ἐν τῆι νήσωι Λεψίαι καὶ ἀναγεγραμμέν[ος] ἐ[μ π]ίνακι τῶι ἀνακειμένωι ἐν τῶι ἱερῶι τοῦ Ἀπόλλω[νος] 10 τ[ο]ῦ Λεψιέως καὶ ἀνατεθῇ ἡ στήλη ἐν τῶι προειρημέ[νωι ἱε] [ρῶ]ι· ἐπειδὴ συμβαίνει διὰ τὸν χρόνον ἀμαυροῦ[σθαι – – –] – – – – –Ν τῇ ἀποταγῇ ^ΕΝ– – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – B latus aversum vacat 0,035 ἐφ᾿ οὗ ἐπιγέγραπται «ὅρος»· οἱ πάντες ὅροι πρὸς Κυδιμί δας ἐννέα· τὰ δὲ ἄνω πάντα τοῦ θεοῦ· πρὸς Πουλυξί15 δας ὅροι ἀπὸ τοῦ πάγου τοῦ μεγάλου κάτω εἰς τὸμ πo ταμὸν καὶ τὸν ὅρον τὸμ παρὰ τὸμ πoταμὸν καὶ τὴν ὁδὸν τὴμ φέρουσαν εἰς Πελάσγια, ἐφ᾿ οὗ ἐπιγέγραπται· καὶ ἀ πὸ τούτου εἰς τὸν ἕτερομ πέτρον τὸν ὑπεράνω τῆς ὁ δοῦ, ἐφ᾿ οὗ [ἐπιγ]έγραπται· καὶ ἀπὸ τούτου εἰς τὸν ὑπερ20 [άνω ἕτερομ πέτρο]ν, ἐφ᾿ οὗ ἐπιγέγραπται· καὶ ἀπὸ τούτου [εἰς τὸν ὑπεράνω ἕτερο]μ πέτρο[ν ἐπὶ τ]οῦ ὑψηλοῦ, ἐφ᾿ οὗ [ἐπιγέγραπται· – – – – – – – – – – ὑπερά]νω – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – 15 in. Ο ex Ε correctum.
Seite A (Praeskript und Volksbeschluss) «Unter dem Stephanephoros Sosistratos S. d. Hippothon, im Monat Pyanopsion, am sechsten. Beschluss von Rat und Volk, nach Vorlage der Vorsteher. Timainetos S. d. Kritos stellte den Antrag: dass man in der Volksversammlung einen Mann wähle; dass der Gewählte zusammen mit dem städtischen Bausachverständigen Iatrokles S. d. Iatrokles Sorge trage, dass auf eine steinerne Stele aufgeschrieben werde die vorhandene Grenzbeschreibung des Landes auf der Insel Lepsia, die aufgezeichnet ist auf einer im Heiligtum des Apollon Lepsieus geweihten Tafel, und die Stele aufgestellt werde in dem eben genannten Heiligtum. Da es geschieht, dass im Laufe der Zeit undeutlich werden – – – der Wegrückung (?) – – –.» Seite B (Grenzbeschreibung) «… der beschriftet wurde: ‹Grenzstein›. Alle die Grenzsteine nach Kydimidai hin (sind) neun an Zahl. Das (Gebiet) oberhalb gehört alles dem Gott. Nach Poulyxidai hin sind Grenzsteine (vorhanden) von dem großen Hügel abwärts bis zu dem Fluss und dem Grenzstein bei dem Fluss und dem nach Pelásgia führenden Weg, der beschriftet wurde. Und von diesem zu dem anderen Felsen oberhalb des Weges, der beschriftet wurde. Und von diesem zu dem anderen Felsen oberhalb, der beschriftet
Eine neue Grenzziehungsurkunde aus Lepsia 161
wurde. Und von diesem zu dem anderen Felsen oberhalb in der Höhe, der beschriftet wurde; – – – oberhalb – – –.» Lepsia gehörte in hellenistischer Zeit zusammen mit Leros und Patmos zu den sog. Milesischen Inseln,2 und so verwundert es nicht, hier das aus den milesischen Volksbeschlüssen bekannte Formular wiederzufinden,3 wonach seit den 280er Jahren das Kollegium der ἐπιστάται, die den Vorsitz in der Volksversammlung hatten, auch mit der Formulierung von Beschlussvorlagen (γνώμη) befasst war. Die Formel ἔδοξε τῆι βουλῇ καὶ τῶι δήμωι, γνώμη ἐπιστατῶν ist allerdings für Milet selbst bislang nur für das 3. Jh. v. Chr. belegt.4 Der Beschluss ist von der Volksversammlung in Milet gefasst worden, wie die Formel ἔδοξε τῆι βουλῇ καὶ τῶι δήμωι zeigt; dies im Unterschied zu den beiden bisher aus Lepsia bekannten Dekreten (I.isol. miles. 18, Ehrung für den örtlichen Phrourarchen, um 169 v. Chr.; und I.isol. miles. 19, Ehrung für einen Mann unbekannter Funktion, 2. Jh. v. Chr.), in denen mit ἔδοξε Μιλησίων τοῖς κατοικοῦσιν | ἐν Λ[ε]ψίαι bzw. ἔδοξε τῶν πολιτῶν τοῖς κατοικο[ῦσιν] | ἐν Λεψίαι die lokalen Instanzen bezeichnet sind.5 Der Grund hierfür ist der, dass die Durchführung und Dokumentation einer Grenzziehung nicht in die Kompetenz der lokalen Magistrate fiel. 1 Der Eponym Σωσίστρατος Ἱπποθῶντος gehört in die große, genau 100 Jahre umfassende Lücke zwischen den beiden Stephanephorenlisten Milet I 3, 124 und 125, d. h. in die Jahre zwischen 190/89 und 90/89 v. Chr. Er ist bereits mehrfach bezeugt:6 als Eponym in der Bürgerrechts- oder Proxenieliste Milet I 3, 182, in dem Baubericht I.Didyma 46 sowie als Agonothet in dem Inventar I.Didyma 475 Z. 23.7 Er ist sicher identisch mit dem Stephanephoren Sosistratos, der ohne Patronym in der bereits Anm. 5 erwähnten Urkunde von der Nachbarinsel Leros genannt ist; sie ehrt den in Seegeschäften tätigen Aristomachos (I.isol. miles. 2).
2 Der Begriff wurde von B. Haussoullier, RPh 26, 1902, 125 f. geprägt und von A. Rehm, Milet II 2, 1929, 20 präzisiert. Die historischen Zeugnisse sind gesammelt von G. Manganaro, ASAA 41–42 [n. s. 25–26], 1963–1964 [1965], 293–295 (allg.) und 317 f. (Lepsia). 3 Zusammenfassend jetzt P. J. Rhodes – D. M. Lewis, The Decrees of the Greek States, 1997, 374–380. Vgl. H. Müller, Milesische Volksbeschlüsse: eine Untersuchung zur Verfassungsgeschichte der Stadt Milet in hellenistischer Zeit (Hypomnemata XLVII), 1976. 4 Die Belege (Rhodes – Lewis 376 f.) reichen von 282 (Milet I 3, 138) bis in die Zeit um 200 (Milet I 3, 39). 5 Mitunter datieren aber auch die lokalen Urkunden nach dem Stephanephoren, dem milesischen Eponym, wie das Dekret I.isol. miles. 2 von Leros zeigt: ἐπὶ στεφανηφόρου Σωσιστράτο[υ], | μηνὸς Μεταγειτνιῶνος εἰκάδ[ι], | ἔδοξε Λερίων τοῖς κατοικοῦσιν | ἐν Λέρῳ. 6 Prosop. Milet S. 573. 7 Σωσιστράτου τοῦ Ἱπποθῶντος. – Wenn Rehm richtig vermutet, dass das große Inventar mit der Hundertjahrfeier der penteterischen Didymeen in Verbindung zu bringen sei, käme man in die Zeit um 110 v. Chr.
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2 ἕκτῃ ἀνομένου: Versammlungen der milesischen Volksversammlung für den vierten (Milet I 3, 139 Z. 18) und achten (Milet I 3, 145 Z. 30) sind bisher bezeugt. 3–4 Der Name des Antragstellers (Prosop. Milet S. 583) ist neu in Milet, der Vatersname begegnet bei einem Münzbeamten um 200 v. Chr. und als Patronym des Stephanephoren Autokles des Jahres 400/399 (Prosop. Milet S. 388). 5 Der Architekt Iatrokles ist anderweitig nicht bekannt (zehn Träger dieses Namens bei Günther, Prosop. Milet S. 333 f. aufgelistet) und mit dem Zusatz κατὰ πόλιν ein Unikum. Aus viel späterer Zeit (2. Jh. n. Chr.) stammt die Grabinschrift des Πο. Γρανίου Ἀσιατικοῦ ἀρχιτέκ[τ]ονος τῆς πόλεως, Milet VI 2, 569 (wo P. Herrmann den Zusatz «städtisch» ebenfalls als eine Besonderheit bezeichnet). In seiner Verantwortung für die Aufzeichnung der Inschrift entspricht er freilich dem, was andere milesische Dekrete bezeugen.8 7–8 περιορισμὸς τῆς χώρας: derselbe Terminus auch I.Magnesia 105 Z. 2; FD III 4, 295; IG V 2, 445 Z. 16, und öfter in kretischen Inschriften.9 9–10 Das Heiligtum des Apollon Λεψιεύς (die Epiklese wurde ergänzt von Manganaro in dem sehr zerstörten Dekret I.isol. miles. 20 Z. 6) ist bislang noch nicht ergraben. Ein hervorragend gearbeiteter Akroter aus Marmor von einem Monumentalaltar milesischen Typus, der sich in dem lokalen Museum der Insel befindet, könnte mit dem Kult des Apollon in Verbindung stehen.10 Die ausgezeichnete Bearbeitung der Voluten und Anthemien weisen auf eine Entstehungszeit im mittleren 5. Jh. v. Chr.11 11 Vgl. Lindos II 2 A, Z. 4 (συμβαίνει … διὰ τὸν χρόνον ἐφθάρθαι). 12 τῇ ἀποταγῇ: die aus der Spätantike bezeugte Bedeutung von ἀποταγή = ‹Entsagung› kann hier nicht zutreffen; obwohl das med. ἀποτάσσομαι das Aufgeben einer Sache bezeichnet, muss hier die Bedeutung von ἀποτάσσω = ‹abgesondert aufstellen, verteilen› zugrundeliegen. Vielleicht ist das Wegrücken der Grenzsteine von ihrem ursprünglichen Aufstellungsort gemeint. Der Antrag (Z. 6–11) zielt also darauf, die Grenzurkunde, die bereits vorhanden ist, aber bislang nur auf einer in das Heiligtum geweihten Holztafel steht, in Stein zu übertragen. So verlockend es ist, in der mit ἐπειδή beginnende Phrase die Motive hierfür zu sehen, da ja eben die Schrift auf Holz leicht undeutlich wird, so überflüssig erscheint die nachgeschobene Begründung. Wir möchten vielmehr hier stärker interpungieren und in dem ἐπειδή-Satz die Motivation für eine weitere Aktion sehen.
8 S.
den Kommentar zu Milet VI 3, 1030; Belege bei Müller (Anm. 3) 40 f. Chaniotis, Die Verträge zwischen kretischen Poleis in der hellenistischer Zeit, 1996, 153–159 mit den Belegen für περιορισμός und zu den Elementen der Beschreibung des Grenzverlaufes. Zum Terminus περιορισμός s. auch D. Rousset, Fouilles de Xanthos X, 2010, 51. 10 A. Dreliossi–Herakleidou, ADelt 56–59, 2001–2004, B 6 [2012], 226 mit Photo Taf. 79β. 11 W. Koenigs, Bauglieder aus Milet II: Volutenakrotere, Ist. Mitt. 30, 1980, 58–91. Ein ähnliches Stück (aus Leipsoi verschleppt?) befindet sich in Museum von Patmos (ibid. 79 f.). 9 A.
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Wenn also das Dekret Z. 11–12 auf den aktuellen Zustand, doch wohl der Grenzsteine selbst, zu sprechen kommt, ist zu vermuten, dass im Folgenden auch noch die Neubeschriftung bzw. Neuanfertigung von Horoi verfügt wurde; Bestimmungen zur Finanzierung wären gefolgt, ebenso zur Einsetzung einer Kommission für die Durchführung dieser Arbeiten. Wohl erst in der Mitte, vielleicht gar erst am Ende von Seite A begann der Wortlaut der eigentlichen Grenzurkunde, der mitten im Satz auf die Rückseite B überspringt und von der Tätigkeit der Abmarkung berichtet. 13 Anders als im späteren Text wird hier mitgeteilt, was auf die Steine geschrieben werden soll,12 nämlich, nicht überraschend: ὅρος. Vielleicht ist dies ein Anhaltspunkt dafür, dass die Grenzbeschreibung hier gerade erst angefangen hat. – Derartige Steine sind bisher von Lipsí nicht bekannt geworden, ebensowenig ὅρος-Inschriften auf gewachsenem Fels. 13–14 πρὸς Κυδιμίδας führt auf ein Toponym Κυδιμίδαι, und die Form erinnert an die Namen von gentes oder Phratrien (sehr verbreitet auf Kos und Kalymnos, aber auch aus Milet bekannt: Νειλεΐδαι, Milet VI 3, 1440; von Leros kommen Θρασωνίδης, δήμου Λερίων, πατριᾶς Φιλοστιδῶν, I.Didyma 345; und Ληνὶς δήμου Λερίων, πατριᾶς – –σονιδῶν, I.Didyma 34213), die nach ihrem Ahnherrn benannt sind. Ein Name Κυδιμίδης ist nicht belegt, dagegen ist Kύδιμος verbreitet und auch aus Milet bekannt (Prosop. Milet S. 391). Merkwürdig ist allein die Tatsache, dass der Name des Besitzers nicht im Genetiv genannt ist wie sonst auch im Fall von kollektiven Besitzern üblich (z. B. Agora XIX P 26 A, Z. 293: τὰ Κερκέων ἐδάφη; durchaus auch mit fehlendem Objekt z. B. IG XII 4, 276 Z. 4 παρὰ τὰ Ἀναξίλεα; I.Priene 363 Z. 25: ἀπὸ δὲ τῶν Κρατιδήμου ποταμὸς παραφέρει), sondern im Akkusativ als Flurname selbst. Aber auch hierzu findet sich in I.Pergamon 245 (IG XIIs 142 C, Z. 117) ἀπὸ δὲ τούτου ἐπὶ τὰ ὅρ[ια τὰ] πρὸς Ἀταρνίτας eine Parallele. 14 Vgl. I.Priene 363 Z. 23 (τὰ ἐπάνω τούτων τῶν ὅρων πάντα [Θ]η[β]α[ῖ]ά ἐστι). Die Wendung τὰ δὲ ἄνω πάντα τοῦ θεοῦ, die auch Z. 27 steht, zeigt, dass es um die Abmarkung eines τέμενος ging, und es ist naheliegend, dass es sich dabei um den Sakralbesitz des Apollon Lepsieus handelt. 14–15 Πουλυξίδας, gebildet wie Κυδιμίδας. Der Name Πολυξίδας ist nur aus Megara bekannt (LGPN III B, S. 355; Καλλίας Πολυξίδα, Richter aus Megara im Grenzstreit zwischen Korinth und Epidaurus, IG IV² 1, 71 Z. 67. 92, um 240 v. Chr.). 15 Vgl. I.Priene 37 Z. 159 (ἀπὸ Θινίχου πάγου). 15–17 Die Horoi vom großen Hügel zum Fluss hinunter stehen offenbar in situ; nur der letzte am Flussweg unten wird beschriftet. 17 (τὰ) Πελάσγια ist neu und von besonderem Interesse: Es weist auf die vorgriechische Besiedlung des Landes durch die Pelasger. Homer (Il. X 492) nennt Karer
12 ἐφ᾿
οὗ ἐπιγέγραπται auch IG XI 2, 264 Z. 76; Lindos II 2 C, Z. 103. 109 etc. Milet S. 330. 406.
13 Prosop.
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und Pelasger unter den Verbündeten der Trojaner. Πελασγία ist als früherer Name von Lesbos überliefert bei Strabo (V 2, 4 p. 221), und Πελασγίς ist ein Beiname der samischen Hera. Der Name deutet vielleicht auf das Vorhandensein vorgriechischer (mykenischer?) Baustrukturen, etwa Mauern um die örtliche Akropolis; bekannt ist ja das Πελασγικὸν τεῖχος um die Athener Akropolis (Thuc. II 17; IG XII 5, 444 Z. 60). 18 Vgl. I.Priene 37 Z. 161 f.: ἇς μεταξὺ καὶ τοῦ προγεγραμμένου λόφου ἄλλον ὅρον ἐπὶ πέτρας | ἐπεκολάψαμεν; ähnlich Z. 167 (ἄλλον ὅρον | ἐπεκολάψαμεν εἰς τὸν πέτρον) u. ö. Auch auf Lepsia wurde das Wort ὅρος in den gewachsenen Stein eingehauen. Bei der Entdeckung des Kopfteiles der Stele wurde sofort erkannt, dass eine innerhalb des Klosters von Patmos im Fußboden des parekklesion der Kirche Παναγίας vermauerte Inschrift (I.isol. miles. 33) einen weiteren Teil derselben Grenzurkunde enthält, und da der Volksbeschluss den geplanten Aufstellungsort angibt (im Heiligtum des Apollon Lepsieus), gehört das Stück in Patmos also zu jenen Inschriften, die im Mittelalter von der Nachbarinsel dorthin verschleppt worden sind (aus Lepsia auch I.isol. miles. 18; aus Leros: I.isol. miles. 4). Es ist eingelassen in den Fußboden der Klosterkirche, so dass die Dicke nicht gemessen werden kann. Durch jahrhundertelangen Gebrauch ist die Oberfläche bis auf wenige Reste völlig abgerieben. Die Zugehörigkeit steht durch den Wortlaut und durch Form und Größe der Buchstaben völlig fest. Der Stein, 1,10 h., 0,55 b., ist oben gebrochen, unten wohl vollständig (wegen der Vermauerung nicht ganz sicher); er zeigt, dass die Breite der Stele von oben nach unten zunimmt (0,50–0,55). Die erhaltenen Reste gehören zur Grenzbeschreibung, wie die Formel ἐφ᾿ οὗ ἐπιγέγραπται hinlänglich beweist, also zu Seite B, und sollte es später einmal möglich sein, den Stein herauszunehmen und zu drehen, könnte man auf eine vielleicht gut erhaltene Seite A mit dem Rest der Motive und dem Beginn der Grenzbeschreibung hoffen.14 Die Inschrift ist durch die offenbar jahrhundertelange Lage im Fußboden unmittelbar vor der Ikonostase bis auf wenige Reste am rechten oberen Rand völlig abgetreten. Der durch das neue Fragment bezeugte formelhafte Aufbau der Grenzbeschreibung erlaubt es, mit Lesung und Ergänzung des patmischen Fragments weiterzukommen. Um die Lesung hatte sich nach dem Erstherausgeber Chabiaras15 vor allem Man-
14 Nicht ganz auszuschließen, aber doch von geringerer Wahrscheinlichkeit ist die Annahme,
dass das patmische Stück die Seite A zeigt und die Grenzbeschreibung bereits den größten Teil dieser Seite eingenommen habe. Dann müsste man einen sehr schnell endenden Volksbeschluss annehmen, was der Kausalsatz ἐπειδὴ συμβαίνει nicht gerade nahelegt, oder eine ziemlich große Lücke zwischen den beiden Fragmenten. 15 N. D. Chabiaras, Ἀρχ. Ἐφ. 1915, 132 n. 8. Außer Betracht kann die Erwähnung der Inschrift bei B. Pace, ASAA 1, 1914, 371 bleiben, der nur Z. 26 τὰ μὲν] ἐπὶ θάλασσαν, τὰ δὲ ἐ[πὶ … liest.
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ganaro bemüht und im Kommentar sehr weitgehende Ergänzungen16 gegeben, die wegen der sehr unterschiedlichen Zeilenlänge an sich schon wenig überzeugend, unter dem Licht des Neufundes nun obsolet geworden sind. Unsere neuen Abklatsche und Photos bestätigen dagegen weitgehend die Lesung, auch dort, wo auf der linken Seite die Buchstaben sich nur noch als schwächste Spuren abzeichnen. Wichtig ist allerdings die Beobachtung, dass rechts Rand ist und die Worte silbengerecht getrennt sind. Durch Z. 23 verläuft der Bruch; von den Buchstaben sind nur noch jeweils die unteren Partien sichtbar. Abb. 3. 25 30
– – – – – – – – – – – – – – – – – – –ΘΕΟΥΕΙΣΛ[. .]Σ– – – [– – – – – – – – – – – – – δ]έκα· ἀπὸ [τ]αύτης εἰς τὸν ΛΕΙ– – – – – – – –ΑΤ[. ἐ]φ᾿ οὗ ἐπ[ι]γέγραπται· ἀπὸ δὲ τοῦδε [τοῦ – – – – – – – – – – – – – –]ΙΕΣ ἐπὶ θάλασσαν, τὰ δὲ ἐπ[άνω – – – – – – – – – – – – – π]άντα τοῦ θεοῦ· οἱ πάντε[ς] [ὅροι πρὸς – – – – – – – – – – εἰ]σὶν τρεῖς· πρὸς ΧΟΙΡΕΙΔ[.] [– – – – – – – – – – – – – – –, ἐφ᾿ οὗ ἐ]πιγέγραπται· ὁ ὅρο[ς] – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – σχοινοτενὲς εἰς τὸ [– – – – – – – – – – – – – –, ἐφ᾿] οὗ ἐ[π]ιγέγραπται· καὶ ἀπ[ὸ] [τούτου – – – – – – – – – – – – – –], ἐφ᾿ οὗ ἐπι]γ[έ]γραπτ[αι] – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – –ΚΑ– – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – –
23 Die Lesung von Manganaro lässt sich am Abklatsch nur zum Teil bestätigen; ἐφ᾿] οὗ ἐπ[ιγ]έ[γραπται] scheint möglich. 24 Am Beginn die Zahl der Horoi (wie Z. 14); ἀπὸ ταύτης (scil. ὁδοῦ?); am Schluss eher λει[μῶνα (Manganaro) als λι[μένα (Chabiaras). 26 σχοινοτε]νὲς Manganaro; bedeutet wohl dasselbe wie ἐπ᾿ εὐθείας in I.Priene 37 Z. 165 (ἀπὸ δὲ τούτου ἐπ᾿ εὐθείας ἄλλον ἐθήκαμεν ὅρον). Die Grenze verläuft «ausgespannt wie ein Strick», d. h. in gerader Richtung zum Meer hin. 27–28 Vgl. Z. 13–14. 28 ΟΣΕΙΙΡΕΙΣ προσχοῖ, ῥεῖ δὲ (Manganaro) ist nicht möglich, auch wenn Verweise auf Flussläufe in den Grenzurkunden nicht selten sind (ὡς ὕδωρ ῥέει, Syll.³ 826
16
– – – – καὶ [ἀπ᾿] αὐτῆς (scil. χαράδος) εἰς τὸν λει[μῶνα] – – – – –ατ[. .]ίου ἐπ[ι]γέγραπται (scil. ὅρος), ἀπὸ δὲ τοῦ λε[ιμῶνος] [– – – – – σχοινοτε]νὲς ἐπὶ θάλασσαν, τὰ δὲ ἐπ[άνω] [τούτων τῶν ὅρων π]άντα τοῦ θεοῦ· οἱ πάντε[ς ὅροι] [ἀπὸ τοῦ ποταμοῦ, οὐχ ὅπου αὐτ]ὸς ἐρ[χθ]εὶς προσχοῖ, ῥεῖ δὲ [διὰ τῆς] [φάραγγος – – – – – – ἕκαστος ἐ]πιγέγραπται· ὁ ὅρο[ς – –] – – – – – – – – – – – – – – – – – – – σχοινοτενὲς εἰς τὸ[ν λειμῶνα] – – – – – – – – – – – – – –ου ἐ[π]ιγέγραπται, καὶ ἀπ[ὸ τοῦ λειμῶνος]
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E III Z. 24; ἀπὸ θαλάσσας ἂ]μ π[οταμ]ὸν τὸ[ν | Κυ]μαῖο[ν] ἇι [ὕδωρ ῥ]εῖ Chaniotis Nr. 59 Z. 53); darf man an Χοιρείδ[ι|ον denken?17 Ferner findet sich in den Scholien zu Aristoph. vesp. 333 die Bemerkung: χοιρίδες δὲ αἱ πέτραι; das ist aber vielleicht nur ein Versehen für χοιράδες, ‹Klippen›, ein Wort, das für die Symplegaden verwendet wurde oder für das klippenreiche Delos. Die erkennbaren Zahlen (Z. 14. 24. 28) führen auf eine Zahl von mindestens 21 ὅροι, aber sicher waren es noch mehr. Die Zahl kann auch für so eine kleine Insel nicht überraschen18 und zeigt die Größe des sakralen Landbesitzes. Dass es sich um das Heiligtum des Apollon Lepsieus handelt, ist naheliegend. Die Zuweisung (τὰ δὲ ἄνω) πάντα τοῦ θεοῦ Z.14 und 27 macht nur Sinn, wenn der Gott vorher genannt war; und der zuvor (zumindest im erhaltenen Teil) genannte Gott ist eben Apollon, in dessen Heiligtum die Stele aufgestellt werden soll. Das Heiligtum wird allgemein in der Umgebung der Kapelle Ἅγ. Νικόλαος (Nr. 1 auf der Karte, Abb. 4) lokalisiert,19 die 300 m südlich der heutigen Stadtgrenze liegt. 250 m weiter südlich auf dem Weg zum Ort Kousélio befindet sich die Kapelle der Παναγία (Nr. 2), Fundort der Inschriften I.isol. miles. 19 und 20. Hier darf man auch den ursprünglichen Aufstellungsort unserer Inschrift vermuten. Etwas mehr als 1 km südöstlich davon liegt der Κάστρο genannte, 108 m hohe Hügel, auf dem sich sicher die antike Akropolis befand. Wir wissen nicht, von welchem Punkt aus die Grenzbeschreibung ihren Anfang nahm. Aber es scheint, dass man beim Ablaufen in den Bergen begann und zum Meer hinunterschritt (κάτω, Z. 15). Südlich der modernen Stadt fließt ein nach Auskunft von Anwohnern als ποταμός bezeichneter Gießbach von Ost nach West in das Meer. Der Grenzstein παρὰ τὸμ πoταμὸν καὶ τὴν ὁδὸν τὴμ φέρουσαν εἰς Πελάσγια (Z. 16 f.) könnte an einem der Punkte gestanden haben, bei denen die dem antiken Verlauf folgenden modernen Straßen auf ihrem Weg vom Hafen nach Süden den Bach überqueren (A und B auf der Karte). Die zum Meer gelegene Straße führt direkt auf das Heiligtum zu, die mehr landeinwärts gelegene Straße über den Ort Gordéli auf die Akropolis. Z. 17–20 lassen an einen eher bergigen Weg denken, den die Kommission vom Fluss aus einschlägt. Die Kartenskizze mag die mögliche Ausdehnung des abgegrenzten Temenos verdeutlichen (hellgraue Fläche). Vielleicht gelingt es eines Tages, eine der auf den natürlichen Fels zu schreibenden ὅρος-Inschriften wiederzufinden und so eine genauere Vorstellung von der Topographie der beschriebenen Grenzziehung zu erhalten. Noch wichtiger wäre allerdings die Herausnahme des patmischen Fragmentes und die damit verbundene Chance, 17 In der Grenzurkunde über das Territorium von Messene IG V 1, 1431 Z. 38–39 wird erwähnt ein ἱερόν, ὅ ἐστιν ὑπὲρ τὸν χειμάρρουν, ὃν προσονομάζουσιν | Χοίρειον. 18 In Chios nennt eine Urkunde des 5. Jh. v. Chr. σύμπαντες ὅρ|οι ἑβδομήκοντα πέντε, Schwyzer, DGE 688 A Z. 6–7; R. Koerner, Inschriftliche Gesetzestexte der frühen griechischen Polis, 1993, 230–238 n. 62. 19 G. E. Bean – J. M. Cook, ABSA 52, 1957, 136.
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Abb. 4
den Schluss des Dekretes und den Beginn der περιορισμός-Urkunde wiederzugewinnen. 22. Ephoreia proist. kai klass. archaiotiton Ippoton Str. GR – 85100 Rhodos
Inscriptiones Graecae Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften Unter den Linden 8 10117 Berlin
Abbildungsnachweise: alle Photos: K. Hallof. Abb. 1: Nr. 45 A, Fr. a. Abb. 2: Nr. 45 B, Fr. a. Abb. 3: Nr. 45 B, Fr. b. Abb. 4: Karte von Lepsia, südöstlicher Teil (Entwurf Dreliossi-Herakleidou).
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Abb. 1
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Abb. 2
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Abb. 3
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DIMITRIS BOSNAKIS – KLAUS HALLOF
Alte und neue Inschriften aus Kalymna Bei der Revision der Inschriften der Insel Kalymna, die aus dem Nachlass von Mario Segre seit 1952 in einem eigenen Band des ASAA (22–23, N. S. 6–7, 1944–1945) als Tituli Calymnii vorliegen und deren Neuedition innerhalb der Inscriptiones Graecae als Band IG XII 4, 5 für das Jahr 2020 geplant ist, wurden etwa 50 neue Inschriften, meist fragmentarisch erhalten, aufgenommen. Die meisten kamen zwischen 2005 und 2009 bei Ausgrabungen an der Kirche Χριστὸς τῆς Ἱερουσαλήμ zutage. Die auf den Fundamenten des Apollontempels errichtete und durch eine Vielzahl verbauter Spolien bemerkenswerte Ruine ist seit 2012 der Mittelpunkt eines archäologischen Parks.1 Die Ehren- und Proxeniedekrete von Kalymna stammen alle aus dem späten 4. und dem 3. Jh. v. Chr.; den Terminus ante quem bildet die Homopolitie mit Kos, die im Jahre 208 v. Chr. oder wenig später erneuert wurde (IG XII 4, 152) und endgültig zum Verlust der Selbständigkeit von Kalymna führte: Kalymna wurde ein Demos von Kos und ist dies auch bis in die Kaiserzeit hinein geblieben. Doch bereits zuvor, spätestens nach Inkraftsetzung (um 220?) dieser um 208 erneuerten Homopolitie, war die Autonomie von Kalymna schon gemindert. Ob aus dieser Phase noch Ehrendekrete erhalten sind, ist anhand nur der Buchstabenformen nicht mit Sicherheit zu beantworten. Die erhaltenen kalymnischen Dekrete zeigen ein sehr konstantes Formular, und Segres Versuche, hieraus eine innere Chronologie zu entwickeln, haben nicht überzeugt.2 Deutlich wird an den Namen und Ethnika der Geehrten aber das weitgespannte Netzwerk der Kalymnier im 3. Jh. v. Chr., das durch die Revision der bekannten Inschriften, durch Zusammenfügungen und Neufunde noch erweitert werden kann. Die Liste mit den Namen der kalymnischen Proxenoi ist nunmehr die folgende:
Die Inschriften von Kalymna, die den 5. Faszikel des Bandes IG XII 4 bilden werden, wurden, soweit in Kalymna selbst vorhanden, in den Jahren 2007 und 2009 von D. Bosnakis und K. Hallof aufgenommen. Für die im British Museum befindlichen Inschriften aus Newtons Grabungen in Kalymna von 1854 standen die von R. Herzog in den 30er Jahren angefertigten Abklatsche im Archiv der IG zur Verfügung. Abgekürzt zitierte Literatur: T.Cal. = M. Segre, Tituli Calymnii (ASAA 22–23 [n. s. 6–7], 1944–1945 [1952]). 1 Erwähnt sei an dieser Stelle der populäre griechisch-englische Führer von M. I. Koutelas, Kalymnos. History, Archaeology, Culture, 2006. 2 Segre, T.Cal. pp. 38–42; dazu G. Klaffenbach, Gnomon 1953, 455–459.
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Dimitris Bosnakis – Klaus Hallof
Ἀθήναιος Ἀπολλωνίου Βαργ[υλι]ήτης T.Cal. 34 II Αἴσιμος Γλαυκία Ἀστυ[παλαιεύς] T.Cal. 37 Ἀλεξίδικος (Δελφός) T.Cal. 1 B Ἀλθαιμένης (Κῶιος), IG XII 4, 140 Ἀνδρόνικος Μενεκλεῦς Κνίδιος T.Cal. 29 [Ἀπολλώ]νιος – – –ος Ἀλε[ξανδρεύς] T.Cal. 46 Ἀ[ρισ]ταγόρ[ας – – – – Μακεδὼν ἐκ Π]ύδν[ας] T.Cal. 25 Ἀριστογένης Ἀριστίωνος Ἀλεξανδρεύς, unten Nr. 4 Ἀρίστων Ἀρισταγόρα Ἀμαθούσιος T.Cal. 30 Ἀσκληπιόδωρος Ε[ὐπολ]έμου Βαργυλιήτη[ς] T.Cal. 54 Δεξι– – T.Cal. 27 [Δη]μήτριος Θευδώρο[υ – – –] T.Cal. 12 Διοσκουρίδας Δελφός T.Cal. 1 B Ἑκατώνυμος Πρυτάνιος Μιλήσιος T.Cal. 7 Ἐπικλῆς καὶ Ἀρίστων Λυκίνου Κῶιοι T.Cal. 33 Ἕρμι[π]πος καὶ Κλέανδρος Δημέου Βαργ[υλιῆται] T.Cal. 41 + neues Fragment, unten Nr. 8 Θ– – – –είδα Ἀθη[ναῖος] T.Cal. 63 Θεόγνητος Ἀντιβίου Λαμψακηνός T.Cal. 28 Θεύδωρος – – – T.Cal. 49 Θευκλῆς Ἀριστίωνος Ἁ[λικαρν]ασσεύς T.Cal. 53 [Ἱ]μεραῖος – – – T.Cal. 62 Καλλίστρατος – –άου Μύνδιος T.Cal. 56 Λύσιππος Ἀγία Ἀχαιός T.Cal. 32 + neues Fragment, unten Nr. 2 Μενέλαος Μενεκράτευς Ῥόδιος T.Cal. 65 Μενεσθῆς Ἀπολλω[ν]ίου Μύνδιος T.Cal. 55 Μητρόδωρος Ἀττάλου Καρδιανός T.Cal. 34 I Μοσχίων Μοιρίχου Θηραῖος T.Cal. 8 Νικῆς Ἀπολλο[δ]ότου Χῖος, unten Nr. 5 Νικίας Ἀπολλωνίδου Ἀμόργιος ἐξ Αἰγιάλου, unten Nr. 6 Νικόμαχος Ἀλκαίου Σικυώνιος T.Cal. 1 C Παρμενίσκος Ἀλεξιδίκου (Δελφός) T.Cal. 1 I Πλάτων Ἀντιπάτρου Μύνδιος, unten Nr. 7 [Π]ολιάνθης Πρατομήδου Κυραναῖος T.Cal. 57 + neues Fragment, unten Nr. 3 Πολ[ύ]φιλος Φίλωνος Ἀθηναῖος T.Cal. 3 Πολύφρων Νι[κ– – – Ἀπ]ειρώτας, unten Nr. 1 Πραξαγόρας Νικάρχου (Κῶιος), IG XII 4, 140 Πραξίλας (Κῶιος), IG XII 4, 139 Πραξιτέλης Ἰσχομ[ά]χ[ο]υ Οἰταῖος T.Cal. 3 Φιλῖνος Ἀλέξιος Κυρηναῖος T.Cal. 18 Φιλιστίδας Πυθ[ο]κλεῦς Ἀθηναῖος, unten Nr. 4 Χα[ρ]τάας Φιλοξένου Βε[ρε]νικεύς T.Cal. 58 Χρύσιππος Διοτίμου Καλ[χη]δόνιος T.Cal. 33 – –ος Ἀθηναῖος T.Cal. 20 – – –εῦς Ἀρκ[ὰς ἐκ – – –] T.Cal. 44 – – – Β]ερεν[ικεύς] T.Cal. 59
3 Das
Ethnikon (T.Cal. 3 Z. 8–9) Καλ[χη]|δόνιον am Abklatsch gelesen von Hallof (– –Λ–|[– –ον] Segre).
Alte und neue Inschriften aus Kalymna 173 – – – Λυσαγόρου Προ[κοννήσι]ος T.Cal. 42 – –θέου Σά[μιος vel Σα[μόθραιξ T.Cal. 48 – – – Ἀ]π[ολ]λοδότου – – – T.Cal. 43 – –κλῆς Τιμοσθέ[νους – – – ] T.Cal. 47 – –ης Τηλεφάνο[ς – – –] T.Cal. 134
1. Ehrendekret für Polyphron aus Epirus, vor Mitte 3. Jh. v. Chr. Rechtes Kantenstück einer Stele aus weißem Marmor, 0,105 h., 0,19 b., 0,055 d. Gefunden im Jahre 2005 im Gebiet des antiken Apollontempels; jetzt im Depot des Museums von Kálymnos (Inv. Nr. ΑΕ 367). BH 0,013 (θ, ο kleiner, 0,008); ZA 0,006. Abb. 1. – Das neue Fragment d bildet die rechte untere Ecke der bisher durch drei Fragmente bekannten Inschrift T.Cal. 19. Es passt unten an Fr. c an, zum linken Fr. b bleibt eine Lücke von mindestens neun Buchstaben. Es ergänzt das zweite Ehrendekret, das von dem ersten, von anderer Hand geschriebenen, durch ein vacat von 0,017 getrennt ist. Abb. 2. vacat 0,017 5 II b Καλλίστ[ρατος – – – – – εἶπε]· ἐπειδὴ Π ο λύφρων Νι[κ– –c.7– Ἀπ]ειρώτας [ε]ὔνους ὢν διατε[λεῖ τῶι δάμ]ωι τῶι Καλυμνίων, δε δόχθα[ι τῶι δάμωι· ἦμ]εν Πολύφρονα ποί τα[ν τοῦ δάμου τοῦ Κα]λυμνίων καὶ αὐτὸν [καὶ ἐγγόνους, μετέχ]οντα πάντων [ὧν]10 [περ καὶ τοὶ ἄλλοι Καλύμνιοι· – – – – – –]
d
5 fin. Π ex ΝΙ correxit lapicida, quippe qui patronymicum incidere coepit nominis loco || 8 fin. ΠΟΔΙ– lap.
Das neue Fragment bietet das Ethnikon des Geehrten, Ἀπειρώτας; sein Patronym bleibt unvollständig. Der Name Polyphron ist nach Ausweis des LGPN besonders in Ätolien verbreitet, in Epirus aber bislang nicht belegt. Segre hat die Inschrift mit anderen, bei denen die Zulosung nur in eine Phyle, nicht in einen Demos erfolgte (so wie hier bei dem vorausgehenden Ehrendekret für einen Unbekannten: ἀνα|γράψαι εἰ[ς στάλαν λιθίναν κ]αὶ θέμεν εἰς | τὸ ἱερὸν τ[οῦ Ἀπόλλωνος· φ]υλᾶς ἔλαχε | Θευγεν[ιδᾶν]), den Jahren zwischen 280 und 260 v. Chr. zugewiesen. Nach den Buchstabenformen gehören sie in der Tat sicher noch vor die Mitte des 3.Jh. Lesung T.Cal. 13 Z. 1–2: ἐπει|δ]ὴ Τηλέφανο[ς τοῦ δεῖνος führt auf einen ghostname (Segre selbst: «Τηλέφανος, nomen emendandum! Τηλεφάνς an Τηλέφανος?») und erledigt sich dadurch, dass hier vielmehr ein AcI vorliegt und in Τηλεφάνους das Patronym des Geehrten: – –| . ]η Τηλεφάνο[ς – – – – πρόξενον | ἦμ]εν Καλυμν[ίων καὶ εὐεργέταν | [καὶ αὐ]τὸν [καὶ ἐγγόνους – – – –]. 4 Segres
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Dimitris Bosnakis – Klaus Hallof
2. Ehrendekret für Lysippos aus Achaia, Mitte 3. Jh. v. Chr. Unterteil einer Stele aus weiß-gelblichem Kalkstein, 0,23 h., 0,225 b., 0,055 d., mit unterem Profil (abgeschlagen). Gefunden im Jahre 2005 im Gebiet des antiken Apollontempels, auf einem Grundstück in der Nähe der Kirche Ἁγ. Σοφία; jetzt im Depot des Museums von Kálymnos (Inv. Nr. ΑΕ 29). BH 0,008; ZA 0,005. Abb. 3. – Das Fragment b passt, wie D. Bosnakis erkannt hat, unten an T.Cal. 32 (= Fr. a) an. a ἔδοξε τᾶι βουλᾶι καὶ τ[ῶι] δάμω[ι], γνώμα προστατᾶν· ἐπειδὴ Δί καιος Ἁγησάνδρου ἐπελθὼν ἐ πί τε τὰν βουλὰν καὶ τὸν δᾶ5 μον ἐμφανίζει Λύσιππον Ἀγία Ἀχαιὸν εὔνουν ἦμεν τῶι δά μωι τῶι Καλυμνίων χρείας πα ρεχόμενον ἐν παντὶ καιρῶι καὶ κοινᾶι τᾶι πόλει καὶ ἰδίαι τοῖς 10 ἐντυνχάνουσι τῶν πολιτᾶν· ὅπως οὖν καὶ ὁ δᾶμος φαίνητα[ι] τοῖς εἰς αὑτὸν προθυμίας μη θὲν ἐνλείπουσι καταξίας χάρι τας ἀποδιδοὺς τῶν εὐεργετη15 μάτων, δεδόχθαι τᾶι βουλᾶι καὶ τῶι δάμωι· πολίταν ἦμεν Λύ σιππον Ἀγία Ἀχαιὸ[ν κα]ὶ αὐτὸν καὶ ἐγγόν[ους, μετέχον]τας πάνb τω[ν] ὧνπε[ρ καὶ τοὶ ἄλλοι Καλύμνι]20 [οι] μετέχον[τι· ἐπικλαρῶσαι δὲ αὐ] τὸν καὶ ἐπὶ φυ[λὰν καὶ δᾶμον· ἔλα] χε φυλᾶς Πε[ριφιδᾶν, δάμου Νεο] πολιτᾶν· ἀναγ[ράψαι δὲ τόδε τὸ] [ψ]άφισμα εἰς στάλα[ν λιθίναν καὶ θέ]25 [μ]εν εἰς τὸ ἱερὸν τοῦ [Ἀπόλλωνος]· [τ]ᾶς δὲ ἀναγραφᾶς ἐ[πιμεληθή] τω Δίκαιος Ἁγησάνδρο[υ]. vacat 0,07 Legit et suppl. 1–19 Newton, 19–27 Bosnakis || 1. 11 iniuria ‹ex spatio deficiente litt. Ι finales nunquam incisas esse› statuit Segre.
«Beschluss von Rat und Volk, nach Vorlage der Vorsteher: Da Dikaios S. d. Hagesandros bei seinem Auftritt vor Rat und Volk dargelegt hat, dass Lysippos S. d. Agias aus Achaia wohlwollend ist gegenüber dem Volk der Kalymnier und Dienste erweist bei
Alte und neue Inschriften aus Kalymna 175
jeder Gelegenheit sowohl insgesamt dem Volk als auch privat den ihn aufsuchenden Bürgern. – 11Damit nun auch das Volk in öffentlicher Weise denen, die es ihm gegenüber an Bereitwilligkeit nicht fehlen lassen, angemessenen Dank erstattet für ihre Wohltaten, wolle beschließen das Volk: 16dass Bürger sei Lysippos S. d. Agias aus Achaia, er selbst und die Nachkommen, und sie Anteil haben an allem, woran auch die anderen Kalymnier Anteil haben; dass man ihn zulose auch in Phyle und Damos – Er erloste die Phyle Periphidai, den Damos der Neopolitai (‹Neubürger›); dass man diesen Beschluss aufzeichne auf eine steinerne Stele und aufstelle in das Heiligtum des Apollon. Für die Aufzeichnung soll Sorge tragen Dikaios S. d. Hagesandros.» Der Geehrte ist nicht weiter bekannt. Der von ihm erloste Demos der Νεοπολῖται (Z. 22–23) war bislang nicht überliefert; er ist jetzt ein weiteres Mal aus einer unedierten Ehreninschrift bekanntgeworden, von der nur der Schluss fragmentarisch erhalten ist: ἔλαχ]ε φυλᾶ[ς – – – – – –, | δάμο]υ Νεοπ[ολιτᾶν]. Welcher Anlass zur Einrichtung einer eigenen Phyle der Νειπολῖται führte, ist unklar; die verschiedenen in den Proxenie-Dekreten genannten Phylen belegen, dass zumindest für die Ehrenbürger das Prinzip der Auslosung durchweg galt. 3. Ehrendekret für Polianthes aus Kyrene, nach Mitte des 3. Jh. v. Chr. Kirche Χριστὸς τῆς Ἱερουσαλήμ, in der Außenmauer des rechten Seitenschiffes. Rechte obere Ecke einer Stele aus weißem Marmor, 0,10 h., 0,18 b., Dicke nicht messbar, mit abgeschlagenem oberen Profil. BH 0,006–0,008; ZA 0,01–0,012. Abb. 4. – Das Fragment b bildet die rechte obere Ecke der Stele mit der Inschrift T.Cal. 57 (= Fr. a) und vervollständigt die ersten vier Zeilen derselben: vacat 0,018 a [ἔ]δοξε τᾶι βουλᾶι καὶ τῶι δά[μωι], γνώ[μ]α προστατᾶν· vacat b ἐπειδὴ Νικασίδικος Κλ[ει]τίδ[α] ἐπελθὼν ἐπί τε τὰν βου λὰν καὶ τὸν δᾶμον ἐμφανίζε[ι Π]ολιάνθην Πρατομήδου Κυραναῖον εὔνουν ἦμεν τῶι δ[άμωι τ]ῶι Καλυμνίων χρ[είας] 5 παρεχόμενον ἐμ παντὶ καιρῶι κτλ. 2 med. Κλ[ει]τί[α] dub. Segre.
Die Namen des Geehrten, Πολιάνθης und Πρατομήδης, sind gerade aus Kyrene gut bekannt (LGPN I pp. 375. 386 mit 18 bzw. 14 Belegen). 4. Ehrendekrete für Aristogenes aus Alexandria und Philistidas aus Athen, vor Mitte 3. Jh. Vollständige Stele aus weißem Marmor mit Zapfen für die Einlassung in eine Basis, aus vier anpassenden Fragmenten zusammengesetzt, 0,825 h., 0,293–0,32 b., 0,06 d., mit oberem Kymation. Gefunden 2008 bei der Ausgrabung im Apollonheiligtum
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Dimitris Bosnakis – Klaus Hallof
(Quadr. Θ 4); jetzt im Museum von Kálymnos (Inv. Nr. ΑΕ 249). BH 0,01–0,012 (ο, θ, ω deutlich kleiner, 0,005–0,007); ZA 0,004. Abb. 5. ἔδοξε τᾶι βουλᾶι καὶ τῶι δάμωι, Ἀγαθοκλῆς Θεαρήτου εἶπε· ἐπειδὴ Ἀριστογένης Ἀριστίωνος Ἀλε ξανδρεὺς ἀνὴρ καλὸς κἀγαθὸς 5 καὶ εὔνους ὢν διατελεῖ εἰς τὸν δᾶ μον τὸν Καλυμνίων χρείας παρε χόμενος ἐμ παντὶ καιρῶι, εἶμεν αὐτῶι ἐν Καλύμναι πολιτείαν, ἔνκτησιν, ἰσοτέλειαν, προεδρί10 αν ἀσυλεὶ καὶ ἀσπονδεὶ καὶ ἐν πο λέμωι καὶ ἐν ε[ἰ]ράναι καὶ αὐτῶι καὶ ἐγγόνοις· ταῦτα δὲ ἀναγράψαι εἰς στάλαν λιθίναν καὶ [θ]έμεν εἰς τὸ ἱερὸν τοῦ Ἀπόλλωνος· ἐπι[κ]λ[α]15 ρῶσαι δὲ αὐτὸν καὶ ἐπὶ φυλὰν ἤδ[η]· ἐν ἇι δέ κα λάχηι φυλᾶι, ἐνταῦτα φυλετευέσθω· ἔλαχε φυλᾶ Βουφαγιδ[ᾶν]. vacat 0,017 ἔδοξε τᾶι βουλᾶι καὶ τῶι δάμωι, Φί[λη] τος εἶπε· ἐπειδὴ Φιλιστίδας Πυθ[ο]20 κλεῦς Ἀθηναῖος ἀνὴρ καλὸς κἀγ[α] θὸς γεγένηται περὶ τὸν δᾶμον τὸν Καλυμνίων χρείας παρε χόμενος ἐμ παντὶ καιρῶι τῶν π[ο] λιτᾶν τοῖς ἐντυγχάνουσιν αὐ25 τῶι, δεδόχθαι τῶι δάμωι· πολίταν ἦ μεν Φιλιστίδαν Πυθοκλεῦς Ἀθην[αῖ] ον αὐτὸν καὶ ἐγγόνους μετέχοντ[α] πάντων ὧν καὶ Καλύμνιοι μετέχο[ν] τι ἐπὶ ἰσοτελείαι· ἐπικλαρῶσαι δ[ὲ] 30 αὐτὸν καὶ ἐπὶ φυλάν· ἔλαχε φυλ[ᾶς] Κυδρηλείων. ταῦτα δὲ ἀναγράψα[ι] εἰς στάλαν καὶ θέμεν εἰς τὸ ἱερὸν τοῦ Ἀπόλλωνος. vacat 0,085 17 φυλά lap.
Alte und neue Inschriften aus Kalymna 177
Die Stele enthält zwei Ehrendekrete, von derselben Hand geschrieben. Der Antragsteller des ersten, Ἀγαθοκλῆς Θεαρήτου, ist ebenso unbekannt wie der Geehrte, Aristogenes aus Alexandria. Neu ist die Phyle der Bouphagidai (Z. 17). Belegt sind ein Ort im Gebiet der arkadischen Stadt Heraia, Βουφάγιον, und der an ihm fließende Bach Βουφάγος (Pausan. VIII 26, 8). Βουφάγος ist auch Beiname des Herakles, der dessen übermenschliche Esslust beschreibt, und anderer Heroen. Ob die Phyle sich von dieser Epiklese herleitet oder einen kultischen Hintergrund hat (Hinweis auf Stieropfer), ist unklar. Singulär ist die Formel, mit der Z. 15–16 die Zulosung beschrieben ist: ἐν ἇι δέ κα λάχηι φυλᾶι, ἐνταῦτα φυλετευέσθω. Auffällig ist sowohl die Verschränkung und Angleichung in den Kasus (vgl. IG XII 4, 52 Z. 4: ὁποίας δέ κα λάχοι φυλᾶς φυλέτας ἔστω) als auch das sehr seltene Verbum φυλετεύω («zum Phylengenossen machen»). Der zweite Beschluss, eingebracht von dem ohne Patronym genannten Philetos,5 gilt Φιλιστίδας Πυθοκλεῦς aus Athen. Beide Namen sind aus Athen gut bekannt, aber nicht in Kombination. Eine Identifizierung ist daher nicht möglich. Die Z. 31 genannte Phyle der Κυδρήλειοι ist in sechs anderen Ehrendekreten bezeugt.6 Auffallend und auch sonst unbelegt ist der Ausdruck ἐπὶ ἰσοτελείαι, was suggeriert, dass die «Steuergleichheit» mit den Bürgern bei den πάντα, ὧν καὶ Καλύμνιοι μετέχοντι, nicht enthalten sei. Das ist kaum glaubhaft, und in der Tat ist im vorangehenden Dekret, das die summarische μετέχοντα πάντων-Formel nicht hat, unter den gewährten Privilegien die ἰσοτέλεια Z. 9 eigens genannt. Auch diese Inschrift gehört, wie das Fehlen eines zugelosten Demos zeigt und die Buchstabenformen es nahelegen, vor die Mitte des 3. Jh. v. Chr. 5. Ehrendekret für Nikes von Chios, 1. Hälfte 3. Jh. v. Chr. Vollständige Stele aus weißem Marmor mit Zapfen, 0,87 h., 0,31–0,43 b., 0,095 d.; den oberen Abschluss bildet ein mit drei Akroteren geschmückter Giebel, in dem sich ein Schild befindet. Gefunden 2008 bei der Ausgrabung im Apollonheiligtum (Quadr. Θ 4); jetzt im Museum von Kálymnos (Inv. Nr. ΑΕ 245). BH 0,011; ZA 0,012. Abb. 6. [ἔ]δοξε τᾶι βουλᾶι καὶ τᾶι ἐκκλη [σ]ίαι, Ἀλεξίδαμος Ἀξιόχου [εἶ]πεν· ἐπειδὴ Νικῆς Ἀπολλο [δ]ότου Χῖος ἀνὴρ καλὸς 5 [κ]ἀγαθὸς καὶ εὔνους διατελε [ῖ] ὢν ε[ἰς] τὸν δᾶμον τὸν Καλυ μνίων ἐμ παντὶ καιρῶι χρεία[ς] 5 Der Name ist auf Kalymna nur in der Form Φίλειτος aus späterer Zeit bezeugt, T.Cal. 120. 190. Für die Ergänzung Φί[λισ]τος reicht der Platz nicht aus. 6 T.Cal. 28 Z. 35. 29 Z. 30. 30 Z. 16. 34 Z. 37. 53 Z. 26 und unten, Nr. 52 Z. 21.
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[π]αρεχόμενος, ἦμεν αὐτῶι ἐν Καλύμναι πολιτείαν, 10 ἔγκτησιν, ἰσοτέλειαν, προε δρίαν ἀσυλεὶ καὶ ἀσπονδεὶ καὶ [ἐ]μ πολέμωι καὶ ἐν εἰράναι καὶ [α]ὐτῶι καὶ ἐγγόνοις. vacat 0,335 Der Antragsteller ist unbekannt, und der Name des Vaters für Kalymna bislang unbezeugt. Dagegen ist der Name des Geehrten, Νικῆς, in Chios aus der Zeit um 200 v. Chr. belegt,7 wenn auch mit anderem Patronym. Das Formular ist sehr knapp, die Ergebnisse der Zulosung in Phyle und Demos fehlen. Auch die nicht silbengemäße Worttrennung weist in die 1. Hälfte des 3. Jh. v. Chr. 6. Ehrendekret für Nikias von Amorgos, vor Mitte 3. Jh. v. Chr. Oberer Teil einer Stele aus weißem Marmor, aus zwei aneinanderpassenden Stücken zusammengesetzt, 0,21 h., 0,445 b., 0,063 d., links und rechts vollständig, unten gebrochen. Der obere Abschluss (Giebel oder eher Kymation) fehlt. Gefunden 2008 bei der Ausgrabung im Apollonheiligtum (Quadr. Θ 4); jetzt im Museum von Kálymnos (Inv. Nr. ΑΕ 246). Schrift zwischen dünn vorgeritzten Linien. BH 0,016; ZA 0,01. Abb. 7. vacat 0,032 ἔδοξε τᾶι βουλᾶι καὶ τᾶι ἐκκλ ησίαι, Ἑρμασίλας Ἑρμασικρί του εἶπε· Νικίαν Ἀπολλωνί δου Ἀμόργιον ἐξ Αἰγιαλοῦ πρόξενον ἦμεν Καλυμνίων [καὶ εὐεργέτα]ν καὶ αὐτὸν καὶ [ἐκγόνους, καὶ ἦμεν αὐτοῖ]ς ἐν [Καλύμναι – – – – – – – – – –] Nikias aus Aigiale auf Amorgos ist bisher nicht bezeugt, Apollonides einmal aus hellenistischer Zeit (IG XII 7, 415). Auffallend ist die viel seltenere Form Αἰγιαλός statt des üblichen Αἰγιάλη.8 Das Patronym des Antragstellers ist neu, ein Homonym Ἑρμασίλας Εὐφιλήτου ist mit 15 Drachmen in der Spenderliste T.Cal. 85 Z. 50 aus den Jahren 204/2 v. Chr. verzeichnet.
7 SEG 8 Vgl.
Αἰγιαλῶι.
19, 578 col. I Z. 12 (Νικῆς Ζωπυρίωνος), II Z. 10 (Ἡρακλεώτης Νικεῦς). aber IG XII 7, 388 Z. 14 ἀφικόμενος εἰς Αἰγιαλόν, und 389 Z. 14 τοὺς οἰκοῦντας ἐν
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7. Ehrendekret für Platon aus Myndos, Ende 3. Jh. v. Chr. Mittelteil einer Stele aus weißem Marmor, links und rechts vollständig, 0,40 h., 0,30– 0,32 b., 0,10 d. Gefunden 2008 bei der Ausgrabung im Apollonheiligtum (Quadr. Ε 4); jetzt im Museum von Kálymnos (Inv. Nr. ΑΕ 366). Ungelenke, eigenwillige Schrift. BH 0,012 (in der Rasur Z. 17–18 kleiner), am rechten Rand mitunter sehr gedrängt; ZA 0,003. Abb. 8. 5 10 15 20
– – – – – – – – – – – – – – – – εὔν[ο]υ[ν ἦμεν] τῶι δάμωι τῶι Καλ[υ]μνίων χρείας παρεχόμενον ἐμ παντὶ καιρῶι καὶ ἰδίαι καὶ κοινᾶι τοῖς ἐντυγχάνουσιν αὐτῶι τῶν πολιτᾶν· ὅπως οὖν καὶ ὁ δᾶμος φαίνηται τοῖς εἰς αὑτὸν προθυμίας μηθὲν ἐνλείπουσι καταξίας χάριτας ἀποδιδοὺς τῶν εὐεργετημάτων, δεδόχθαι τᾶι βουλᾶι καὶ τῶι δάμωι· πολίταν ἦμεν Καλυμνίων Πλάτωνα Ἀντιπάτρου Μύνδιον καὶ αὐτὸν καὶ ἐγγόνους μετέχοντα πάντων ὧν καὶ τοὶ ἄλλοι Καλύμνιοι μετέ χοντι· ἐπικλαρῶσαι δὲ αὐτὸν καὶ ἐπὶ φυλὰν καὶ δᾶμον τοὺς προστάτας· ἔλαχε φυλᾶς Κυδρηλείων, δάμου Ἀμ[φιπε]τρᾶν.
17–18 in rasura scriptum litt. coartatis.
Der Geehrte ist unbekannt, und in den Inschriften von Myndos sind bislang weder der Name noch das Patronym bezeugt. Die Belege für den Namen der Phyle sind Anm. 6 verzeichnet, und auch der Demos Amphipetrai ist bereits bekannt.9 Das ausführliche Formular und mehr noch die Buchstabenformen, die zum Teil schon ausgeprägte Apices zeigen, rücken diese Urkunde in die Zeit unmittelbar vor dem Verlust der Unabhängigkeit.
9 T.Cal.
28 Z. 36. 29 Z. 31. 38 Z. 12.
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8. Ehrendekret für Hermippos und Kleandros aus Bargylia, Mitte des 3. Jh. v. Chr. Oberteil einer Stele aus weißem Marmor, links und rechts vollständig, obere rechte Ecke gebrochen, 0,26 h., 0,30 b., 0,08 d. Gefunden 2008 bei der Ausgrabung im Apollonheiligtum, vermauert in einer Hauswand; jetzt im Museum von Kálymnos (Inv. Nr. ΑΕ 358). BH 0,008; ZA 0,006. Abb. 9. – Das Fragment a bildet den oberen Teil der Stele T.Cal. 41 (= Fr. b). Abb. 10. a ἔδοξε τᾶ[ι βουλᾶι καὶ τῶι δά] μωι, γνώμα [προστατᾶν· ἐπειδὴ] Λυσικράτης Ἀ[ριδείκεως ἐπελθὼν] ἐπί τε τὰν βουλὰ[ν καὶ τὸν δᾶ] 5 μον ἐμφανίζει Ἕρμι[ππον καὶ Κλέ] ανδρον Δημέου Βαργ[υλιήτας] εὔνους ἦμεν τῶι δάμωι [τῶι] Καλυμνίων χρείας παρεχομ[ένους] ἐμ παντὶ καιρῶι καὶ κοινᾶι τῶι δά[μωι] 10 καὶ ἰδίαι τοῖς ἐντυνχάνουσι τῶ[ν] πολιτᾶν· ὅπως οὖν καὶ ὁ δᾶμος φαί νηται τοῖς εἰς αὑτὸν προθυμίας μηθὲν ἐνλείπουσι καταξίας χά ριτας ἀποδιδοὺς τῶν εὐεργετη 15 μάτων, δεδόχθαι τῶι δάμωι· πολί [τας ἦμεν Ἕρμιπ]πον καὶ Κλέανδρον b Δημέου Βαργυλιή[τας καὶ αὐτοὺς καὶ] ἐγγόνους, μετέχοντ[α]ς πά[ντ]ων [ὧν] [κ]αὶ το[ὶ] ἄλλοι Καλύμνιοι μετέχοντ[ι]· 20 [ἐπικ]λα[ρῶσ]αι δὲ [α]ὐτοὺς ἐπί τε φυλ[ὰν] καὶ δᾶμο[ν] τοὺς [π]ροστάτας· φ[υ]λᾶ[ς] ἔ [λ]αχο[ν – –]ιδ[ᾶν, δά]μ[ου] ΑΝΛΥ[.]ΝΑΝ· [ἀ]ναγρά[ψ]αι δὲ τ[ό]δε τὸ ψάφισμα εἰς [στ]άλαν καὶ ἀναθέμεν εἰς τὸ ἱερὸν 25 τοῦ Ἀπόλλωνος· τᾶς δὲ ἀναγρα [φᾶς ἐπ]ιμ[ε]ληθῆμεν Λυσικράτη Ἀριδείκεως. vacat 17 Ἀνα[φ]α[ῖ]ο[ν, καὶ αὐτὸν καὶ] Segre || 22 Περφ]ιδ[ᾶν Segre (sed debuisset Περιφιδᾶν).
Die Zusammengehörigkeit der beiden Fragmente steht außer Frage durch den gleichen Namen des Antragstellers und das gleiche Patronym der Geehrten in beiden Fragmenten. Es scheint, dass beide Bruch an Bruch aneinanderpassen. Die Schrift auf dem unteren Fragment ist, wie bereits Segre bedauernd feststellen musste, durch Ein-
Alte und neue Inschriften aus Kalymna 181
wirkung des Ofens, in den es verbaut war, sehr unleserlich. Die Namen der zugelosten Phyle und des Demos bleiben daher unkenntlich. Bürger von Bargylia sind in Kalymna auch sonst geehrt worden: Ἀθήναιος Ἀπολλωνίου (T.Cal. 34 II) und Ἀσκληπιόδωρος Ε[ὐπολ]έμου (T.Cal. 54). Die N amen der Geehrten sind aus Bargylia nicht bekannt, aber ein [Ἀλέ]ξανδρος Δαμέα | Βαργυλ[ι]ώτας wird in einem Verzeichnis von Proxenoi oder Söldnern aus Kos vom 2. Jh. v. Chr. genannt (IG XII 4, 467 Z. 12–13). Die Formulierungen der Inschriften stimmen mit denen von T.Cal 21 und 32 (oben Nr. 1) überein, und alle drei Inschriften sind von demselben Steinmetzen in der Mitte des 3. Jh. v. Chr. eingemeißelt worden. University of Crete | UOC Department of History and Archaeology GR – 74100 Rethymno Abbildungsnachweise: alle Photos: K. Hallof. Abb. 1: Nr. 1. Abb. 2: T.Cal. 19 und Nr. 1. Abb. 3: Nr. 2. Abb. 4: Nr. 3. Abb. 5: Nr. 4. Abb. 6: Nr. 5. Abb. 7: Nr. 6. Abb. 8: Nr. 7. Abb. 9: Nr. 8. Abb. 10: T.Cal. 41 und Nr. 8.
Inscriptiones Graecae Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften Unter den Linden 8 10117 Berlin
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Dimitris Bosnakis – Klaus Hallof
Abb. 1
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Abb. 2
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Dimitris Bosnakis – Klaus Hallof
Abb. 3
Eine neue Grenzziehungsurkunde aus Lepsia 185
Abb. 4
186
Dimitris Bosnakis – Klaus Hallof
Abb. 5
Alte und neue Inschriften aus Kalymna 187
Abb. 6
Anastasia Dreliosi-Herakleidou – Klaus Hallof
Abb. 7
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Alte und neue Inschriften aus Kalymna 189
Abb. 8
190
Dimitris Bosnakis – Klaus Hallof
Abb. 9
Alte und neue Inschriften aus Kalymna 191
Abb. 10
HÉLÈNE CUVIGNY
Les ostraca sont-ils solubles dans l’ histoire? Les ostraca dont il sera question proviennent des fouilles auxquelles j’ ai participé dans le désert Oriental d’ Égypte depuis 1987.1 Jusqu’ à 2012, nous avons fouillé des sites romains: deux metalla impériaux – le Mons Claudianus et la petite carrière de Domitianè/Kainè Latomia – et plusieurs praesidia jalonnant les routes reliant Koptos (auj. Quft) à Myos Hormos et à Bérénice. La partie du désert traversée par ces deux routes s’ appelait à l’ époque romaine «désert de Bérénice». À partir de 2013, j’ ai transféré la direction du programme archéologique à Bérangère Redon et Thomas Faucher, sous l’ impulsion de qui nos recherches dans la région ont bifurqué vers la période ptolémaïque. Fouiller du mou De 1987 à 2012, les promoteurs des fouilles du désert Oriental ont été des philologues: Jean Bingen, au Mons Claudianus, puis moi-même. C’ est la raison pour laquelle tant d’ ostraca ont été mis au jour. En effet, sur ces sites du désert Oriental, qu’ ils soient romains ou ptolémaïques, la majorité des textes se trouve dans des dépotoirs. Mais ceux-ci ne sont pas toujours conservés. Et, lorsqu’ ils le sont, ils ont de quoi rebuter les archéologues, habitués, par leur formation et leur expérience, à appréhender un site par l’ étude du bâti et par celle des couches d’ occupation.2 La micro-stratigraphie des dépotoirs, qui les rend compliqués et fastidieux à fouiller correctement, contribue à leur aversion: ce sont des mille-feuilles résultant du tassement des rejets répétés de paniers d’ ordures, les petits tas se mélangeant sous l’ effet du piétinement des hommes et des animaux,3 des intempéries, des dépôts occasionnels de gravats, survenus par exemple lorsqu’ on creusait une nouvelle citerne ou qu’ on curait le puits. En outre, du fait des conditions climatiques de l’ Égypte, les dépotoirs contiennent bien d’ autres vestiges que les ostraca: des restes végétaux et animaux, des textiles, toutes sortes de petits objets du quotidien perdus ou cassés, des flots de céramique. Recueillir, enregistrer, classer, traiter tout ce matériel réclame de l’ organisation, la présence de spécialistes et une coopération harmonieuse entre les participants. Fouiller pour trouver 1 Financées
en grande partie par l’ IFAO et, à partir de 1994, par le MAE. ne parle pas évidemment des préhistoriens. 3 Les occupants des praesidia élevaient des porcs à même les dépotoirs. 2 Je
194
Hélène Cuvigny
un type d’ objet particulier heurte aussi, à juste titre, la déontologie des archéologues, dont l’ un des Commandements est: «tu ne fouilleras point pour trouver». Au Mons Claudianus, l’ autorité intellectuelle de Bingen et son implication personnelle dans la fouille ont permis d’ exploiter presque tous les dépotoirs. À partir de 1994, quand nous avons travaillé sur les praesidia de la route de Myos Hormos, puis sur ceux de la route de Bérénice, Jean-Pierre Brun, qui a sacrifié beaucoup de son temps à la fouille et à l’ analyse stratigraphique des dépotoirs, a été d’ avis qu’ il ne fallait pas laisser échapper l’ occasion si rare de trouver des textes et que l’ approche holistique d’ un site ne devait pas empêcher une exploration systématique des dépotoirs. Il a accepté avec bonne humeur que les fortins fouillés soient choisis en fonction de la présence de dépôts d’ ordures, plaisantant sur les «produits dérivés des ostraca» et déplorant à moitié sérieusement de ne pouvoir lancer un programme parallèle qu’ il appelait «La route sans les ostraca». Des sources qui en disent trop et pas assez4 Les ostraca des praesidia romains rassemblés entre 1987 et 2012 ont enrichi le corpus des papyrus documentaires avec des thématiques très différentes de celles dont les papyrologues ont l’ habitude. Dans les textes du désert, la fiscalité et le droit se font discrets, l’ administration villageoise et l’ agriculture sont absentes (nonobstant les potagers installés à proximité de certains puits): point de baux ruraux, de rôles d’ imposition, de registres fonciers. En revanche, il est question d’ armée romaine, d’ officiers, et même de préfets et de procurateurs; à côté des noms vernaculaires égyptiens, beaucoup d’ anthroponymes sont latins, beaucoup de termes du lexique aussi, ce à quoi ont été sensibles les spécialistes de l’ épigraphie latine. Avant les fouilles du Mons Claudianus, le mot «ostracon» évoquait surtout les milliers de quittances fiscales de Haute Égypte, même si les lettres sur ostraca du Wâdi al-Fawâkhir, publiées en 1942 par Octave Guéraud, et les O.Florida de Roger Bagnall étaient les signes avant-coureurs des corpus à venir. Si les ostraca du désert ont des contenus beaucoup plus variés que ceux de la vallée, c’ est pour deux raisons. D’ une part, à cause d’ une pénurie chronique de papyrus dans les sites du désert, ils sont un succédané du papyrus: le corpus papyrologique du désert Oriental est presque exclusivement ostracologique; l’ autre raison est que les documents les plus importants écrits sur papyrus ne sont pas restés sur place: je pense surtout au «paperwork» des curateurs, qui faisaient des rapports, tenaient des comptes de stocks et rédigeaient des journaux de poste. Tous ces documents, dont on imagine mal qu’ ils n’ aient pas été sur papyrus, étaient envoyés à la préfecture du désert de Bérénice, sise à Koptos, pour être contrôlés et archivés. Il ne nous reste que des textes que les anciens eux-mêmes
4 Je
dois cette formule, qui m’ a frappée par sa justesse, à Michel Reddé, autre pilier de la fouille des praesidia.
Les ostraca sont-ils solubles dans l’ histoire? 195
jugeaient si peu importants qu’ ils les jetaient à la poubelle. Cette documentation a trois qualités rares: elle est abondante, diversifiée et parfaitement localisée. Mais on est dans l’ éphémère, le micro-événementiel, l’ anodin. Peut-on faire de l’ histoire avec des sources aussi inadéquates? Peut-on comprendre ce qui se joue à partir de traces dérisoires? Que contiennent les ostraca du désert? Le tableau suivant présente le nombre d’ ostraca inventoriés par site: Mons Claudianus
1987–1993
O.Claud.
9275
Maximianon
1994–1995
O.Max.
1549
Krokodilô
1996–1997
O.Krok.
772
Didymoi
1998–2000
O.Did.
970
Domitianè/Kainè Latomia
2002–2003
O.KaLa.
1026
Dios
2006–2009
O.Dios
1567
Xèron Pelagos
2010–2013
O.Xer.
1309
Bi’r Samût (ptolémaïque)
2014–2016
O.Sam.
1245 (540 grecs, 658 démotiques, 22 bilingues)
Abbad (ptolémaïque)
2017–2018
O.Abbad
181 (68 grecs, 97 démotiques, 16 bilingues)
Ces comptages incluent quelques dizaines de stoppers en plâtre ou en argile, ainsi que les rares papyrus. Tous ces textes ont été photographiés, déchiffrés et transcrits sur place à grand renfort de lampes puissantes et de loupes lumineuses, les lectures étant au besoin ultérieurement vérifiées sur les originaux, conservés dans un magasin du Service des Antiquités égyptien, d’ abord à Dendera, puis à Quft. Nous sommes passés à la photo numérique en 2003; lorsque, en 2005, Adam Bülow-Jacobsen a eu l’ heureuse intuition d’ employer un appareil photo numérique spécialement réglé sur l’ infrarouge, les résultats ont été tellement spectaculaires que nous avons entrepris de rephotographier presque tous les ostraca trouvés précédemment. Cette avancée technologique a également modifié la chaîne opératoire des papyrologues sur le terrain: les ostraca ont été photographiés avant tout essai de lecture, puis confortablement lus sur écran, les originaux ne servant plus qu’ à vérifier quelques points douteux (telle tache est-elle de l’ encre, ou une saleté, ou un accident de la céramique?). Sur les sites romains du désert, les types documentaires sont toujours les mêmes et à peu près dans les mêmes proportions. Prenons l’ exemple de Xèron:
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Hélène Cuvigny
Fig. 1. Les genres textuels à Xèron Pelagos
La catégorie la mieux représentée est celle des tituli généralement inscrits à l’ encre sur les contenants, qui sont presque toujours des amphores du type AE3 bitronconique et, à partir du règne d’ Antonin, de plus en plus souvent des gourdes. Viennent ensuite les innombrables lettres écrites à titre privé par des militaires et des non-militaires. Cette correspondance s’ échangeait surtout entre praesidia immédiatement voisins et accompagnait souvent des envois de menues sommes d’ argent ou d’ objets, en particulier de légumes frais. La troisième catégorie en quantité est celle des pittakia. J’ appelle ainsi toutes sortes de tickets comportant des indications très brèves, dépourvues de syntaxe, parfois réduites à un nom. Les ordres de livraison sont anormalement nombreux à Xèron, à cause de la présence d’ un dossier d’ une centaine d’ ordres de mesurer du blé à des Barbares dans la 11e année d’ un règne qui est probablement celui de Gallien. Écrits dans l’ espace de quelques jours et trouvés groupés, ces ordres témoignent d’ une opération exceptionnelle qui n’ a pas laissé de trace ailleurs qu’ à Xèron: tout se passe comme si ce praesidium avait servi pendant quelques jours de grenier et de centre de distribution au bénéfice des Barbares, dont la riche anthroponymie montre qu’ il s’ agit de Blemmyes, même si l’ administration romaine n’ avait pas encore pris l’ habitude de les désigner par ce nom.5
5 Sur
ce dossier, voir provisoirement H. Cuvigny, Papyrological Evidence on «Barbarians» in the Eastern Desert of Egypt (end 1st cent.–mid 3rd cent. CE), in J. H. F. Dijkstra – G. Fisher (éds.), Inside and Out. Interactions between Rome and the Peoples on the Arabian and Egyptian Frontiers in Late Antiquity (200–800 CE), 2014, 188–196; ead., Hommes et dieux en réseau: bilan papyrologique du programme «désert Oriental», CRAI 2013, 436–440.
Les ostraca sont-ils solubles dans l’ histoire? 197
Intérêt inégal des ostraca comme source en histoire Tous les ostraca n’ ont pas un égal potentiel. Tous ne sont pas des traces dérisoires. Chaque fois que j’ édite un ostracon, je le classe mentalement en fonction des efforts qu’ il faut déployer pour l’ arracher à l’ inintelligibilité ou à l’ insignifiance. Il y a d’ abord les documents exceptionnels qui remplissent deux conditions rarement réunies: ils livrent d’ emblée des informations synthétiques, ce qui est rare pour des ostraca et, de plus, ils sont en bon état. C’ est le cas d’ un tableau de distribution d’ eau à la population présente au Mons Claudianus un jour du règne de Trajan, à l’ époque des grandes commandes de colonnes pour le forum qui porte son nom.6 Sans avoir besoin de faire de «guesstimates», on apprend le nombre exact de militaires, d’ artisans indigènes de condition libre et d’ employés de la familia impériale. Autre ostracon exceptionnel: le journal de poste de Krokodilô, également trajanien (O.Krok. I 1). Il permet de comprendre le fonctionnement de la poste officielle qui, dans le désert Oriental, s’ appuyait sur l’ infrastructure militaire des praesidia et sur leur personnel. Ce serait très facile de faire œuvre d’ historien avec des sources semblables. Malheureusement, de tels ostraca sont très rares; au cours de ces trente ans de fouilles de dépotoirs, nous n’ en avons découvert que trois de cette trempe.7 Comment se débrouille-t-on avec les autres? On a souvent la chance de les trouver en séries, ce qui les fait généralement gagner en intelligibilité. C’ est pourquoi il est important de recueillir le maximum d’ ostraca sur un site. Prenons l’ exemple des ἐντολαί du Mons Claudianus, qui datent d’ Antonin le Pieux. Ces ἐντολαί sont les instructions que les artisans indigènes du Mons Claudianus adressaient chaque mois à leur intendant aux vivres (κιβαριάτης), pour expliquer sous quelle forme ils souhaitaient recevoir leur salaire. Originaires de la vallée du Nil, les artisans indigènes étaient carriers, tailleurs de pierre et forgerons. L’ administration les avait rangés sous la catégorie des pagani, mais ils formaient deux communautés distinctes: l’ association des Alexandrins et celle des gens de Syène. Les ἐντολαί m’ ont permis d’ établir que les familles de ces ouvriers, recrutés aux deux extrémités de la province, avaient été déplacées pour être installées à Kainè, une ville nouvellement fondée sur le Nil pour servir de caput viarum aux routes du Porphyrites et du Mons Claudianus. Chaque mois, chacune des associations désignait un des ouvriers comme κιβαριάτης (responsable des cibaria). Le κιβαριάτης descendait du μέταλλον dans la vallée pour retirer les rations de blé et les salaires de ses camarades, faire des achats à leur demande et remettre le blé aux femmes, sœurs et mères résidant à Kainè, pour qu’ elles le transforment en pain. Le technonyme latinisant κιβαριάτης trahit l’ intervention de l’ administration impériale dans ce système d’ autogestion des salaires et du ravitaillement qui n’ existait pas encore sous Trajan. J’ ai déjà exposé ailleurs diverses 6 H. Cuvigny, L’ organigramme du personnel d’ une carrière impériale d’ après un ostracon du Mons Claudianus, Chiron 35, 2005, 309–353. 7 Le troisième est l’«amphore des Barbares», copie de circulaires officielles passées entre les mains du curator de Krokodilô (O.Krok. I 87).
198
Hélène Cuvigny
conclusions tirées des ἐντολαί, mais les ἐντολαί elles-mêmes ne sont pas encore publiées: il y en a en effet environ 1200, et je n’ ai pas fini d’ exploiter cette masse de données. Je suis un peu handicapée pour ce genre de travail du fait que, pour des raisons historiques et techniques, nous n’ avons pas de base de données moderne et complète pour les ostraca du Mons Claudianus. Indépendamment de ce problème, je crains que ce dossier, si détaillé qu’ il soit, ne permette pas de répondre à une question pourtant essentielle: quel était l’ effectif de la main-d’ œuvre indigène sous Antonin? En effet, les ἐντολαί ne comportent pas de date et il n’ est même pas possible de savoir sur combien d’ années s’ étend cet ensemble: un an? deux ans? vingt ans? L’ importance de la mise en série des documents, aussi bien pour l’ épigraphiste que pour le papyrologue, n’ est plus à démontrer. Encore faut-il que ces documents aient quelque substance; lorsqu’ ils sont excessivement laconiques, la mise en série ne peut pas grand chose pour les rendre intelligibles. Ce problème est particulièrement aigu avec deux genres documentaires: les pittakia et les tituli vasculaires. Prenons le cas des pittakia qui mentionnent des décanies. Ils sont caractéristiques de la route de Bérénice: nous en avons à Didymoi, à Dios et à Xèron;8 plusieurs des individus qui y figurent réapparaissent dans des textes du même genre trouvés à Bérénice. Cet ensemble comporte des sous-catégories, par exemple le groupe des pittakia qui mentionnent des sacs. En voici un, qui me servira à montrer à quel point on est dans le brouillard. O.Xer. inv. 348 US 90804
6,5 × 4,3 cm
fin Ip–première moitié du IIp fig. 2
(δεκανίας) Κρονίο(υ) Ψενταφο( ) Κρόνιο(ς) Ἐπωνύχ(ου) σάκ(κος) (ἀρτάβη) α 1 κρονιο || 2 κρονιο επωνυχ || 3 σακ
«Kronios fils d’ Eponychos, de la décanie9 de Kronios fils de Psentapho( ). Un sac, 1 artabe». Nous ignorons la nature du produit mesuré en artabes, même si ce ne peut être qu’ une denrée sèche: blé, orge, balle (ἄχυρον), pain? Nous ne savons pas ce qu’ on fait de ce sac. A-t-il été livré à Xèron par Kronios? Ou, au contraire, lui a-t-il été remis pour qu’ il l’ emporte ? Ou contenait-il une ration pour lui-même ou pour ses bêtes? On a pourtant l’ impression que la série des pittakia mentionnant des décanies est fondamen8 Ceux de Didymoi ont été publiés dans la série des documents divers relatifs aux décanies (O.Did. 121); les pittakia de Dios et de Xèron sont inédits. 9 Sur la résolution (δεκανίας), peut-être préférable à (δεκανός), voir O.Did., p. 66 sq.
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Fig. 2. O.Xer. inv. 348 (© A. Bülow-Jacobsen)
tale pour la compréhension de l’ organisation du ravitaillement et du transport, tant à l’ échelle du désert Oriental qu’ à l’ échelle locale de grands sites individuels comme Bérénice ou le Mons Claudianus. Je reconnais mon sentiment de frustration dans ces lignes écrites par Rodney Ast et Roger Bagnall à propos d’ une série de pittakia trouvés à Bérénice et relatifs au transport d’ eau, également organisé sur la base des décanies: «Given the prominence of ostraka from the water, amounting to more than 70 percent of the texts in this volume, one might expect extensive illumination about the water supply of Berenike. Any such expectations are disappointed. Not once does a receipt tell us where the water came from, on what date it was delivered, how long it took to transport it, or by whose orders it was transported. We are not told what the quotas incumbent on any transporter were».10 Tant qu’ un nouveau document n’ aura pas livré de clef de compréhension, je crains que l’ édition de ces petits billets ne permette pas de progresser au-delà d’ une impression générale, qui est la suivante: pour le transport à dos d’ âne ou de chameau dans le désert, l’ État a fait appel à la population indigène. Contrairement aux carriers du Mons Claudianus, artisans hyperqualifiés qu’ il avait fallu faire venir de lieux éloignés, les âniers et chameliers, du moins dans le cas du désert de Bérénice, étaient recrutés dans la région même du caput viae, Koptos. En effet leur anthroponymie, de Didymoi jusqu’ à Bérénice, est à la fois fortement vernaculaire et épichorique de Koptos. L’ organisation par décanies permettait sans doute de contrôler l’ exécution des tâches et de moduler la rémunération de ces transporteurs. Comme l’ institution du κιβαριάτης, je pense que celle des δεκανίαι trahit l’ intervention de l’ État, car ce terme grec, peu employé à l’ époque lagide, mais récurrent dans la documentation d’ époque impériale, pourrait bien être le calque sémantique de decuria, la décurie étant l’ unité de base dans l’ organisation des collegia civils et serviles du monde romain.
10 O.Ber.
III, p. 29.
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S’ il existe deux papyrus qui concernent le ravitaillement en grain des sites romains du désert en amont du processus de ravitaillement,11 les sources trouvées dans la vallée sont strictement muettes sur la fourniture de vin, qui a pourtant laissé les traces matérielles les plus visibles sur nos sites, sous la forme de milliers d’ amphores cassées, dont une notable quantité portait une inscription à l’ encre. Inscrits dans leur grande majorité sur des conteneurs à vin, ces tituli sont des traces directes du ravitaillement de la communauté résidant sur un site. Entre sites romains et sites ptolémaïques, les tituli vasculaires présentent des différences dont on aimerait connaître la raison: à Bi’r Samût et Abbad, les indications métrologiques, éventuellement précédées d’ une année régnale, sont fréquentes sur les tituli amphoriques en grec (et en démotique). En revanche, la présence d’ anthroponymes n’ est pas très courante. Dans les sites romains au contraire, les tituli picti comportent généralement l’ identité plus ou moins précise d’ un individu, et jamais, à de rarissimes exceptions, une notation métrologique. Cette différence a probablement un rapport avec la taille et avec l’ usage des amphores. À l’ époque romaine, il s’ agit surtout de l’ AE3 bitronconique de 6,50 litres. Les gourdes, qui remplaceront de plus en plus cette amphore, ont également une faible contenance. Ces conteneurs romains représentaient des rations individuelles. En revanche, les amphores communes trouvées dans les deux fortins du IIIe s. av. J.-C. que nous avons fouillés, Bi’r Samût et Abbad, sont beaucoup plus grandes. Jennifer Gates-Foster a établi l’ existence de deux modèles: le plus petit a une capacité de 42 litres, le plus grand de 60 litres (sans compter le col). Les indications de capacité inscrites sur ces grandes amphores ptolémaïques sont très variables et sont généralement très inférieures à la capacité totale, comme si elles n’ étaient pas entièrement remplies. Il paraît pourtant étrange que le vin ait pu être apporté sur place dans des amphores surdimensionnées et parfois à moitié vides. Je suis tentée de croire que les dipinti de Bi’r Samût ont été apposés sur place et résultaient d’ inventaires de stockage. Quand nous avons eu la chance de trouver des amphores complètes, elles se révélaient comporter un grand nombre de notations, surtout d’ ailleurs en démotique, qui ont dû être ajoutées au fil du temps. La grande contenance des amphores communes employées dans les stations du désert à l’ époque lagide reflète probablement une organisation collectiviste du ravitaillement en vin: les amphores amenées sur le site ne sont pas destinées à des individus. Cela n’ est peut-être pas sans rapport avec la rareté des lettres privées trouvées à Bi’r Samût, alors que, à l’ époque romaine, les lettres privées échangées entre praesidia voisins sont le genre documentaire le mieux représenté après les tituli. Dans le corpus de Bi’r Samût, les individus ne semblent pas avoir de personnalité ou de vie privée, alors que la vie quotidienne, personnelle, affective, et même amoureuse, des occupants des praesidia imprègne leurs lettres: menus soucis, déclarations d’ amitié, sollicitude inquiète, hostilité, jalousie … Cette ambiance petite-bourgeoise n’ est sûrement pas sans lien avec la présence de femmes dans les praesidia. À Bi’r Samût, en revanche, 11 SB
XIV 12169 (96p), P.Oxy. XLV 3243 (214/215p).
Les ostraca sont-ils solubles dans l’ histoire? 201
les figures féminines sont exceptionnelles: sur les 540 ostraca grecs, quatre seulement mentionnent des femmes.12 Bien que les tituli picti soient en prise directe avec l’ organisation du ravitaillement et de la distribution, leur édition pourra-t-elle faire progresser la connaissance du système? Je ne suis pas certaine que nous comprendrons jamais dans quels lieux et dans quelles circonstances ces amphores étaient commandées, remplies, inscrites. La seule piste qui me semble prometteuse serait de recouper les données des dipinti, qui sont surtout prosopographiques, avec les ἐντολαί et avec les comptes de vin. Mais il existe un cas encore plus frustrant: l’ ostracon qui aurait pu être un document important s’ il avait été en bon état. L’ exemple que j’ ai choisi est un brouillon de pétition fragmentaire trouvé au Mons Claudianus, O.Claud. inv. 6366+7149. On sait qu’ Aelius Aristide, dans son évocation du Porphyrites, a longtemps imposé l’ idée que la main-d’ œuvre employée dans les carrières impériales du désert Oriental était constituée de condamnés. Les ostraca du Mons Claudianus ont montré qu’ il n’ en était rien. On aurait dû s’ apercevoir depuis longtemps que l’ extraction du granit et la mise en forme des monolithes réclamaient au contraire des gens de métier, et les ἐντολαί ont révélé que ces artisans hautement qualifiés étaient plutôt bien traités. À leurs côtés, œuvrait la familia, groupe aussi nombreux, mais affecté à des tâches logistiques n’ exigeant pas un savoir-faire très poussé. D’ un autre côté, la condamnation aux travaux forcés dans les metalla est attestée en Égypte par quelques papyrus, mais on n’ en trouve pas la moindre trace dans les quelque neuf mille ostraca du Claudianus sinon, peut-être, cette pétition. O.Claud. inv. 6366+7149 FSE – VII r2 NW 5
18 × 15 cm
IIp (post 130)–déb. IIIp fig. 3
Les deux requérants cherchent à faire valoir un droit auquel leur qualité de citoyens d’ Antinoou polis leur permet de prétendre. C’ est apparemment de leur mère respective qu’ ils ont reçu la citoyenneté antinoïte. Il est désormais admis en effet que le privilège de l’ἐπιγαμία, c’ est-à-dire le droit d’ épouser une personne n’ ayant pas ce droit de cité tout en le transmettant aux enfants à naître, avait été conféré non seulement aux citoyens, mais aussi aux citoyennes d’ Antinoou polis.13 Ce droit heurte les 12 Dont une certaine Borka qui a, curieusement, une fonction qu’ on s’ attendrait plutôt à voir confiée à un homme: on l’ appelle ἡ χιλοφύλαξ, «la gardienne de fourrage». 13 H. Braunert, Griechische und römische Komponenten im Stadtrecht von Antinoopolis, JJP 14, 1962, 77–79; M. Zahrnt, Antinoopolis in Ägypten: Die hadrianische Gründung und ihre Privilegien in der neueren Forschung, ANRW II.10.1, 1988, 690–692; Fr. Sturm, Ha conferito Adriano uno statuto personale speciale agli Antinoiti, Iura 43, 1992, 86–88; O. Montevecchi, Adriano e la fondazione di Antinoopolis, in J.-M. Croisille (éd.), Neronia IV. Alejandro Magno, modelo de los emperadores romanos, 1990, 192 (= Montevecchi, Scripta Selecta, 1998, 208); Fr. A. J. Hoogendijk – P. van Minnen, Drei Kaiserbriefe Gordians III. an die Bürger von Antinoopolis, Tyche 2, 1987, 74.
202
Hélène Cuvigny
conceptions du droit grec classique, selon lequel les femmes ne peuvent transmettre la citoyenneté, alors que, selon le droit romain, l’ enfant issu d’ un couple mixte obtient le statut le moins avantageux, mais l’ enfant naturel suit le statut de sa mère: si elle est citoyenne romaine, il le sera aussi. Cela explique le nombre d’ἀπάτορες, enfants sans père officiel, dans les papyrus, ce qui permettait à des filles de vétérans, citoyennes romaines, de transmettre leur statut aux enfants qu’ elles avaient avec des non-citoyens. Les deux pétitionnaires ont une autre particularité: ils sont, justement, ἀπάτορες, puisqu’ ils n’ indiquent que des métronymes. L’ un, Petronas – à moins que ce ne soit une Petrona – a pour mère Iulia Maxima qui, si elle avait la citoyenneté romaine, ne l’ a pas transmise à sa progéniture; l’ autre, Maximus (coïncidence ou lien familial?), est fils de Mantinoè alias Chairèmonianè. Pourtant, l’ἐπιγαμία antinoïte ne devrait pas conduire à occulter une filiation paternelle, puisqu’ elle autorisait précisément les unions mixtes et la transmission de la citoyenneté antinoïte par la mère.14 Les requérants ont-ils simplement jugé inutile d’ indiquer leur filiation paternelle parce qu’ elle n’ avait pas d’ incidence sur leur droit de cité? Andrea Jördens me propose une autre hypothèse: les requérants seraient les esclaves de deux citoyennes antinoïtes, et ils auraient reçu une formation de carriers. Elle observe en effet que leurs noms – Petronas, Maximus – sont bien ternes pour des citoyens d’ Antinoou polis. On ignore si les privilèges des Antinoïtes pouvaient s’ étendre à leurs esclaves (à l’ instar des taux réduits de la λαογραφία dont bénéficiaient les esclaves des catégories privilégiées de la population indigène), mais peut-être nos deux pétitionnaires, considérant que «qui n’ ose rien n’ a rien», voulaient-ils du moins tenter leur chance.15 L’ affirmation ἐπεὶ ἡμεῖς Ἀντινοῖς (l. 9) paraît néanmoins hardie de la part d’ esclaves. Des affranchis, alors?16 On ignore si les affranchis des Antinoïtes, comme ceux des Romains, recevaient la citoyenneté. Si l’ on fait abstraction de la lecture, qui reste douteuse, du nom d’ un préfet d’ Égypte à la ligne 7, nous ne disposons pas pour ce document d’ indices de datation précis. L’ origo des requérants fournit un terminus post quem qui est, dans l’ absolu, la date de fondation d’ Antinoou polis (130p), mais il faut la repousser de quelques décennies: le nom Mantinoé suppose que cette mère est née après 130 et son fils – si fils il y a – a des chances d’ être lui-même un adulte. Le coin SE du village fortifié (= FSE) était enseveli sous des détritus très mélangés où les dates extrêmes livrées par les ostraca sont 137 et
14 P.Mich. VI 370 offre un cas indubitable d’ une femme ἀπάτωρ qui est citoyenne antinoïte par sa mère: Τασουχαρίῳ ἀπάτορι μη(τρὸς) Σαραπιάδος Ἀντινοείδι. 15 Je remercie A. Jördens pour cette hypothèse et pour sa relecture critique du manuscrit de cet article. 16 Mais on attendrait que la mention ἀπελεύθερος figure entre l’ idionyme et le nom de la patronne.
Les ostraca sont-ils solubles dans l’ histoire? 203
197.17 L’ ostracon daté le plus tardif du Mons Claudianus est une dédicace du règne de Sévère Alexandre (222–235p), trouvée au pied de la porte du village fortifié.18 Le destinataire, le centurion Callius Alexandros, n’ est pas autrement connu. À cette époque, il n’ y a plus de centurion en résidence au metallon, qui est désormais commandé par un curator praesidii / metalli. Les pétitionnaires ont dû préparer leur pétition en vue d’ une visite du centurion.19 La principale question que pose cet ostracon est la raison de la présence au Claudianus de ces deux Antinoïtes: étaient-ils des condamnés, des militaires, des ouvriers? On examinera ces possibilités dans le commentaire. L’ ostracon est incomplet à droite et en bas; il est impossible d’ évaluer l’ étendue des lacunes. L’ encre est délavée en de nombreux endroits; on ne peut décider si elle a été effacée chaque fois de façon intentionnelle ou non. Le texte présente en tout cas de nombreux repentirs (biffures, surcharges et ajouts dans les interlignes).
17 On ne peut se fier à la position des ostraca dans la stratigraphie du FSE, où du matériel antoninien a été déposé, lors d’ un grand nettoyage, au-dessus d’ une couche d’ abandon plus récente (J. Bingen, Quatrième campagne de fouille au Mons Claudianus. Rapport préliminaire, BIFAO 90, 1990, 68). 18 O.Claud. inv. 7363 (H. Cuvigny, Une dédicace à Zeus Hèlios Grand Sarapis honorant un desector sur un ostracon du Mons Claudianus, in Chr. Freu – S. Janniard – A. Ripoll [éds.], Libera curiositas. Mélanges d’ histoire romaine et d’ antiquité tardive offerts à Jean-Michel Carrié, 2016, 17–21). 19 Sur l’ implication des centurions dans la gouvernance du Mons Claudianus à partir du moment où, sous Antonin semble-t-il, le metallon est passé sous commandement d’ un curator, voir H. Cuvigny, Le système routier du désert Oriental égyptien sous le Haut-Empire à la lumière des ostraca trouvés en fouille, in J. France – J. Nelis-Clément (dir.), La statio. Archéologie d’ un lieu de pouvoir dans l’ empire romain, 2014, 253–255.
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Fig. 3. O.Claud. inv. 6366+7149 (© A. Bülow-Jacobsen)
π(αρὰ?) πε
Καλλίωι Ἀλεξάνδρῳ (ἑκατοντάρχῃ) ληγε[ῶνος
π(αρὰ) Πετρωνας Ἰουλίας Μαξίμας Σαβιν[
2a Ἀντινο[ίδος? -έως?
3a ⟦Ἀντινοε ⟧ [
4 [καὶ? Μ]αξίμου Μαντινόης τῆς καὶ Χαιρημονι[ανῆς τυρ ουϲ̣ β κύριε ἐπι [ ἀπὸ μετάλλου Ἀλαβαστρίνης οὐκ ἀλαβαστριναι[ 6a κ [
ἡγεμόνος του[ ] κατεπι εμαει[ 8 καὶ Κλαυτιανὰ ἔργα ὅπω[ς γ]ράψεις τῷ τῆς Ἀντινό[ου (πόλεως) νομάρχῃ
8a ανα δ ον κύριε [
ἡμεῖν τὰ τείμεια τοῦ σιτη[ρ]αισίου * ἐπεὶ ἡμεῖς Ἀντινοῖς [ κατὰ τὰς δ [ c. 15 ] [ ] ϋ [ – – – – – – – – – – – – – – – – – –
1 π/ || 2 αλεξανδρω || 3 π/ || 8 l. Κλαυδιανά, γ]ράψῃς || 9 l. τίμια, σιτηρεσίου ἡμεῖς: η ex υ corr. l. Ἀντινοεῖς.
Les ostraca sont-ils solubles dans l’ histoire? 205
«De la part de P … À Callius Alexandros, centurion de la légion […] De la part de Petronas (ou Petronia), fils (ou fille) de Iulia Maxima, citoyenne? d’ Antinoou, fille de Sabinus (ou – se rapportant à Petronas – de la tribu Sabina) [… et] de Maximus fils de Mantinoè appelée aussi Chairèmonianè […] …, seigneur, puisque? […] de la carrière d’ Alabastrinè et? pas des spécialistes? de l’ albâtre [… le] préfet Maecius? Laetus? … […] et les travaux claudianiens, afin que tu écrives [au nomarque d’ Antinoou polis de nous accorder/restituer] l’ honorable privilège de l’ allocation frumentaire … parce que nous [sommes/étant] des citoyens d’ Antinoou […] conformément aux constitutions […] …» 1 Après avoir commencé à écrire le nom des requérants, le scripteur est revenu sur son intention première de se dispenser du prescrit. Il arrive en effet que celui-ci soit omis dans les brouillons de pétitions (cf. BGU XI 2012, P.Mert. III 104, P.Oxy. VIII 1117, SB VI 9458, SB XVIII 13094), ainsi que dans des copies privées (CPR XV 8 et 9). 2 Καλλίωι Ἀλεξάνδρῳ: première attestation en Égypte du gentilice Callius. Le FSE a livré un autre centurion Alexandros, mais dans une couche éloignée et profonde, et dont le gentilice est Claudius si l’ on se fie au rapprochement entre O.Claud. II 385 et 386. ληγε[ῶνος: à cette époque, la seule légion de l’ exercitus Aegypti est la II Traiana Fortis, dont le nom n’ était d’ ailleurs pas nécessairement indiqué dans la lacune (cf. O.Xer. inv. 618, 8 ou encore les rapports d’ hydrophorie du Mons Claudianus adressés à Priscus, ἑκατοντάρχης ληγεῶνος); il pouvait aussi être réduit au numéral β. 2a Je ne sais si le requérant a voulu insérer Ἀντινοΐδος après le nom de sa mère ou souligner sa propre qualité d’Ἀντινοεύς, gentilé susceptible de se placer avant ou après l’ indication du phylétique et du démotique. 3 π(αρά) n’ aurait pas été abrégé dans une pétition originale. Πετρωνας: telle quelle, cette forme ne peut être un génitif; c’ est le nominatif du masculin Πετρωνᾶς, formé sur le gentilice Petronius avec le suffixe grec d’ hypocoristiques -ᾶς. Ni le féminin *Petrona, ni *Petronus n’ existent (la base EDCS en livre un seul exemple, C. Petronus C. f. Laetus, RIB III 3546, où l’ absence de iota est considérée par l’ éditeur comme une bévue). Il faut donc supposer une faute soit pour Πετρωνᾶς, soit pour Πετρωνας, mais la présence d’ une femme est statistiquement moins vraisemblable. Par ailleurs aurait-elle été citée en premier? Il est également peu probable qu’ une femme ait pu prétendre au σιτηρέσιον antinoïte (l. 9)? Cette institution est mal connue. Nous ne connaissons pas de femmes bénéficiaires des distributions frumentaires en Égypte, où le σιτηρέσιον d’ Oxyrhynchos est le mieux connu (aucune des demandes publiées dans les P.Oxy. XL n’ émane d’ une femme). Un seul document, ILS 9275, donne une femme comme bénéficiaire du frumentum publicum romain; Denis Van Berchem se demande, pour en rendre compte, si le privilège n’ était pas étendu aux veuves et aux orphelins (Les distributions de blé et d’ argent à la plèbe romaine sous l’ Empire, 1975, 43).
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Σαβιν[: il s’ agit soit du patronyme (Σαβίν[ου) de Iulia Maxima, soit du phylétique Σαβίνιος (Σαβιν[ίου τοῦ καὶ 7–10?]). En ce cas, la fin de ligne était occupée par un des démotiques correspondant à la tribu Sabina, peut-être aussi par le début du nom du second requérant, si celui-ci avait un nombre double ou un gentilice. 3a ⟦Ἀντινοε ⟧: peut-être ⟦Ἀντινοεδος⟧. 4 Μαντινόης: ce curieux anthroponyme combine le nom de Mantinée avec celui d’ Antinoos.20 Antinoos était originaire de la cité de Bithynion, dont une tradition légendaire rapportée par Pausanias faisait une colonie de Mantinée, cité d’ Arcadie (8, 9, 8). Cet auteur donne une vive idée de l’ importance du culte d’ Antinoos à Mantinée quelques décennies après la mort du jeune homme: temple, mystères, concours, portraits peints et sculptés, chapelle remarquable par sa décoration lithique dans le gymnase (j’ imagine volontiers que du porphyre d’ Égypte y a été employé). Sur la légende de la fondation de Bithynion par des Mantinéens, voir L. Robert, À travers l’ Asie Mineure, 1980, 132–146: à cette légende, il rattache le toponyme Μαντίν(ε)ιον présent dans plusieurs sources hagiographiques byzantines évoquant la région de Bithynion. Selon Robert, ce toponyme préexistait nécessairement à l’ antiquité tardive. Mettant en relation la florissante économie agricole, mais aussi forestière, du territoire de Bithynion, avec des monnaies locales représentant Antinoos avec les attributs de Pan et d’ Hermès protecteurs des troupeaux, Robert conclut (o. l., 134): «Antinoos n’ est pas un garçon de la ville ou de la plaine, mais il était apparemment originaire d’ un village dans les prairies ou les forêts et le nouveau dieu protège les troupeaux (…)». Robert va jusqu’ à postuler qu’ Antinoos était originaire de ce Mantineion (o. l., 138). Comme, à Antinoou polis, plusieurs des démotiques connus de la φυλὴ Ὀσιραντινοΐς, dont Antinoos divinisé était l’ éponyme, visent à présenter ce Bithynien comme un Arcadien en faisant référence à des villes d’ Arcadie (Παρρασιεύς, Κλειτοριεύς), Ulrich Wilcken a supputé l’ existence dans cette tribu d’ un démotique Μαντινεύς non encore attesté (P.Würz. 8, 9–10n.). L’ anthroponyme Μαντινόη est propre à l’ Égypte, où il figure dans trois autres documents, et même quatre si on inclut P.Oslo. III 129, 16, où la lecture de l’ anthroponyme Ἀντινόην, qui est sans parallèle en Égypte ou ailleurs, n’ est pas justifiée par un vacat d’ après une photo aimablement communiquée par Jens Mangerud, si bien qu’ il faut probablement restituer Μ]αντινόην. Remarquons qu’Ἀντινόη, contrepartie féminine du nom Ἀντίνοος, est attesté, mais seulement comme nom de figures mythologiques qui sont chaque fois liées à l’ Arcadie: selon une tradition locale, Mantinée aurait été fondée par le héros Mantineus, puis déplacée et refondée par Antinoè, fille de Céphée, dont Pausanias raconte avoir vu le tombeau dans cette cité (8, 8, 4; 9, 5); le Périégète évoque aussi, sur les marges de la chôra de Mantinée, les tombeaux des filles de Pelias, réfugiées en Arcadie après le meurtre de leur père et dont l’ une se serait appelée Antinoè (8, 11, 3). Enfin, une scholie aux Argonautiques fait d’ une Antinoè l’ épouse de Lykourgos, roi d’ Arcadie (Scholia in Apollonium Rhodium vetera, éd. Karl Wendel, 1935, A 164). 20 Je
remercie Paul Schubert de m’ avoir ramenée à cette idée que j’ avais trop vite écartée.
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Il y a des chances pour que le nom d’ Antinoos, qui n’ est pas fréquent, ait quelque rapport avec ces légendes. Était-ce un nom volontiers donné aux enfants à Bithynion? Ce ne semble pas avoir été le cas, non plus d’ ailleurs en Arcadie: l’ index des IK31, les inscriptions de Klaudiou polis (le nouveau nom de Bithynion à partir de Claude), ne comporte pas le moindre Antinoos. La seule concentration géographique significative de ce nom se situe en Épire: Pierre Cabanes suppose que Ἀντίνοος/Ἀντίνους est un nom molosse ou un épichôrique de Thesprôtie méridionale (L’ Épire de la mort de Pyrrhos à la conquête romaine, 1976, 554). Le nom du favori d’ Hadrien ne procèderait-il pas d’ une renomination érudite qui aurait été faite de son vivant et qui traduirait les fantasmes arcadiens de l’ empereur? La fin de la ligne 4 devrait contenir le phylétique et le démotique de Maximus, ou peut-être seulement sa qualité d’ Antinoïte. 5 Le scribe ne semble pas couper les mots en fin de ligne. Par conséquent, le début de la ligne 5 devrait comporter un mot entier, dont les deuxième et troisième lettres sont τυ ou πυ, la quatrième étant rho (lecture spontanée), phi ou omicron en surcharge. On attendrait volontiers à cet endroit le démotique de Maximus, mais les traces, sauf à supposer trop de fautes (Σεβα]|στίου ρακλείου), ne correspondent à aucun démotique (ou phylétique) antinoïte. Autre hypothèse peu satisfaisante: Ἰτυρέων (l. Ἰτουραίων), ce qui ferait des requérants des soldats d’ une cohorte d’ Ituréens. Mais ce serait à ma connaissance le seul cas où des militaires en service déclineraient avec autant de détail leur identité de citoyens d’ une cité grecque: dans le cas du légionnaire G. Iulius Saturninus, en P.Oxy. XXII 2349, la citoyenneté alexandrine a été occultée par le changement de nom, mais apparaît dans le rappel du nom antérieur à l’ enrôlement, Πτολεμαῖος Πτολεμαίου Φυλαξιθαλάσσιος ὁ καὶ Ἀλθεαιοὺς Διονυσίου τοῦ καὶ Θεοπόμπο[υ] (l. 2–6). Il est vrai que, contrairement à cet Alexandrin, nos requérants, à supposer qu’ ils soient des militaires, ont conservé leur nom pérégrin. Mais des soldats en service pouvaient-ils bénéficier de privilèges que leur citoyenneté leur garantissait dans la vie civile? Peut-être σοι devant κύριε. L’ epsilon de κύριε semble présenter une diérèse qu’ on attendrait sur celui de ἐπι. Mais le premier point peut être aussi bien l’ extrémité de la haste du rho de Χαιρημονι[ανῆς, et le second un séparateur comme devant ἐπεί à la ligne 9. κύριε est une incise dans le sôma de la pétition, dont le début est nécessairement situé avant ce vocatif. Ensuite, ἐπι [ pourrait être à comprendre comme ἐπεὶ [. 6 οὐκ: il est difficile d’ imaginer autre chose que καί devant οὐκ, mais les traces se prêtent mal à cette restitution. ἀλαβαστριναι[ ou ἀλαβαστριναρ[?: mais il n’ existe pas de dérivés *ἀλαβαστρίναιος ou *ἀλαβαστρινάριος. Ou encore ἀλαβάστρινα suivi peut-être de ἔ[ργα, comme on a Κλαυτιανὰ ἔργα à la ligne 8. LSJ, s. v. ἀλαβάστρινος, cite seulement P.Ryl. II 92, 1 (II–IIIp), qui est une liste d’ individus de statut incertain envoyés εἰς ἀλαβάστρινα, εἰς ἀντλίαν, εἰς ἅλας. La glose de LSJ est: «of alabaster, ἔργα», donnant l’ impression que ce dernier mot figure dans le papyrus, ce qui n’ est pas le cas. On ne peut donc invoquer P.Ryl. II 92 comme parallèle pour le syntagme ἀλαβάστρινα ἔργα. De plus, dans les
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deux occurrences de ἀλαβάστρινα, aux lignes 1 et 18 de ce papyrus, le iota est en lacune et Jean Gascou me fait remarquer que le document pouvait aussi bien avoir εἰς ἀλαβαστρῶνα. Les deux personnes envoyées aux salines (εἰς ἅλας) sont des femmes, donc probablement des condamnées, cf. Ulpien, in Dig. 48, 19, 8, 8: in ministerium metallicorum feminae in perpetuum uel ad tempus damnari solent. simili modo et in salinas, «il est d’ usage de condamner les femmes au service des mineurs à perpétuité ou pour un temps limité; (il en va) de même (quand elles sont condamnées) aux salines». Si l’ on pouvait être sûr que Πετρωνα est une femme, il serait probable que les requérants étaient des condamnés. 7 ἡγεμόνος: «par le gouverneur, sur ordre du gouverneur», ou encore «du temps du (ἐπί) du gouverneur» selon le passage en lacune.21 Les traces qui suivent, sans que ce soit la seule possibilité, pourraient être le nom du préfet: avec un cognomen en tus? En ce cas, je propose sous toutes réserves Μαικ[ί]ου Λαίτου (200–203p). Dès lors, Gascou propose de rendre compte de l’ aspect de la première lettre en considérant que le mu a été écrit en surcharge sur un kappa correspondant à l’ initiale du praenomen de Quintus Maecius Laetus, que le scripteur aurait renoncé à écrire; le haut de ce kappa aurait en outre été barré d’ un petit trait. κατεπι εμαει[: on pourrait aussi penser à πρᾶγμα ει[ ou πράγμασι [ (τε serait alors la particule). 8 ὅπω[ς γ]ράψεις: c’ est l’ objet de la demande des requérants: que le centurion écrive au nomarque. 9 σιτη[ρ]αισίου: si ma lecture est correcte, c’ est la troisième mention d’ une allocation frumentaire à Antinoou polis, les deux autres étant P.Mich. ΧΙΙ 629 (c. 166–169) et P.Oxy. XL 2941 (c. 154). Ce dernier texte est un hypomnèma adressé au nomarque d’ Antinoou polis par un citoyen qui a été désigné responsable d’ une distribution de pain en rapport avec le σιτηρέσιον. Jördens se demande si la formule ampoulée τὰ τίμια τοῦ σιτηρεσίου, qui est sans parallèle, a un sens particulier. 10 κατὰ τὰς δ [: la lettre qui suit est êta ou iota: διατάξεις est probable. Ce terme se réfère normalement aux constitutions impériales. On le trouve employé à propos de privilèges des Antinoïtes en W.Chr. 27, fragment d’ actes de la βουλή d’ Antinoou polis: οἱ νόμοι καὶ διατάξεις, ἡ διάταξις Πρόκλου (en ce cas, édit du préfet Valerius Proculus); dans la pétition W.Chr. 29 (196p) adressée à la βουλή d’ Antinoou polis, les deux requérants invoquent l’ exemption de liturgie hors de leur cité qui leur a été accordée κατὰ διάταξιν θεοῦ Ἁδριανοῦ. Plusieurs éléments rendent séduisante l’ hypothèse selon laquelle les deux pétitionnaires seraient des condamnés: la mention du metallon d’ Alabastrinè, sans doute les carrières de calcite au nord d’ Antinoou polis et celle de «travaux claudianiens» (καὶ Κλαυτιανὰ ἔργα) et surtout la mention du préfet d’ Égypte (ἡγεμόνος). On sait que, dans une province, seul le gouverneur est habilité à prononcer la condamnation ad 21 Cette
dernière possibilité m’ a été suggérée par Carl-Loris Raschel.
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metalla; c’ est lui aussi qui libère les condamnés au terme de leur peine, comme le montrent trois levées d’ écrou émanant du préfet d’ Égypte et conservées sur papyrus;22 deux d’ entre elles indiquent que le prisonnier libéré a purgé chaque fois une peine de cinq ans dans des carrières d’ albâtre.23 Remarquons que les deux libérés, Niger fils de Papirius et Petesouchos fils de Petesouchos, n’ ont pas été l’ objet d’ une damnatio ad metalla: cette peine, considérée comme la plus sévère après la peine de mort, était à vie; la leur relevait d’ une autre qualification juridique, la damnatio in opus publicum qui était, dans leur cas, pour une durée limitée (ad tempus).24 Des bribes que j’ ai pu arracher à la pétition des deux Antinoïtes émerge un scénario possible: les requérants, des condamnés, auront été, sur ordre du préfet, transférés des carrières d’ Alabastrinè au Claudianus. Comme il s’ agit d’ un brouillon, ils devaient être sur place. L’ avant-dernière ligne semble indiquer qu’ ils demandent que leur soit reconnu un privilège (ἡμῖν τὰ τίμια) en leur qualité de citoyens d’ Antinoou polis. Ce privilège pourrait être, si ma lecture est correcte, le σιτηρέσιον, la frumentatio, dont on aurait ici une nouvelle attestation pour la cité d’ Antinoou polis.25 S’ ils ont été condamnés ad tempus in opus publicum, ils ont dû en effet conserver leur citoyenneté.26 Admettons que les pétitionnaires soient des condamnés. Comment se fait-il que ce témoignage soit unique? La seule solution à laquelle je puisse penser est que, s’ il y avait bien des condamnés au Mons Claudianus, ils étaient versés dans la familia. Le cas présent pourrait d’ ailleurs expliquer la présence, parmi les reçus pour avances à la familia (O.Claud. III), de deux hommes dont la matricule est: numerus d’ Alabastrôn, arithmos du Claudianus.27 Peut-on même imaginer que la familia fût massivement constituée de condamnés, qui auraient été envoyés là de tout l’ Orient? Cette hypothèse expliquerait deux particularités anthroponymiques de cette catégorie: à côté des noms «serviles», on y rencontre des gentilices et des noms indigènes d’ Asie Mineure, en particulier ciliciens.28 22 H. Cuvigny,
Mons Claudianus. Ostraca Graeca et Latina III. Les reçus pour avances à la familia, 2000, 35, n. 119. 23 ChLA X 421 (139p): Petesouchos fils de Petesοuchos, carrières d’ albâtre non localisées; SB I 4639 (209p), Niger fils de Papirius, carrières d’ albâtre de l’ Arsinoïte. 24 Th. Mommsen, Römisches Strafrecht, 1899, 949 et n. 4; A. Jördens, Die Strafgerichtsbarkeit des praefectus Aegypti, in R. Haensch (éd.), Recht haben und Recht bekommen im Imperium Romanum. Das Gerichtswesen der römischen Kaiserzeit und seine dokumentarische Evidenz, 2016, 89–163, sp. 125 sq. 25 P.Mich. XII 629, 5–6 (166–169p): pétition à l’ épistratège d’ un citoyen d’ Antinoou qui se désigne, après la tribu et de dème, comme τῶν ἐκτὸς σειτηρεσίου ἀναγορευομένων («de ceux qui sont proclamés extérieurs aux distributions frumentaires»); P.Oxy. XL 2941–2942. 26 Th. Mommsen, Römisches Strafrecht, 1899, 953 (pour la citoyenneté romaine, mais on peut penser que la règle s’ appliquait aussi à la citoyenneté d’ une πόλις grecque). 27 O.Claud. III 528 et 587 (entre 145 et 149p). 28 Anthroponymie de la familia: O.Claud. III, p. 30–33. Le brigandage et la piraterie seraient-ils restés endémiques dans cette région à l’ époque impériale? C’ est ce que suggère Ph. De Souza, Piracy in the Graeco-Roman World, 1999, 207, bien qu’ on dispose seulement
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S’ ils ne sont pas des condamnés, que peuvent faire ces deux citoyens d’ Antinoou polis au Mons Claudianus et comment rendre compte de l’ intervention du préfet? J’ ai examiné dans le commentaire à la ligne 5 l’ hypothèse fragile qui en ferait des soldats. Ou seraient-ce simplement des σκληρουργοί qui, mécontents de la qualité du σῖτος mensuellement fourni par l’ empereur (qui était souvent avarié, d’ après les ἐντολαί), essaieraient d’ obtenir que leur blé civique leur soit envoyé sur place? Les lettres privées: l’ histoire à hauteur d’ homme Life’ s but a walking shadow, a poor player That struts and frets his hour upon the stage And then is heard no more. It is a tale Told by an idiot, full of sound and fury, Signifying nothing. Shakespeare (Macbeth, V 5)
Il nous est souvent arrivé d’ éprouver un frisson de plaisir en découvrant un bel ostracon fraîchement sorti de terre, avant que les mots δέσμη κραμβίων (botte de choux) ou κεφαλωτόν (poireau) ne nous sautent aux yeux, révélant qu’ il s’ agissait d’ un banal «ostracon légumier», notion rapidement adoptée dans notre jargon de chantier. Les ostraca légumiers ont une fâcheuse tendance à être plus nombreux et mieux conservés que les textes d’ intérêt administratif: à la fois parce que leurs auteurs étaient également plus nombreux, qu’ ils écrivaient systématiquement sur ce type de support et que la taille modeste de ces tessons réduisait leurs chances d’ être cassés. Les lettres privées en général sont, après les tituli sur conteneurs, le genre le mieux représenté dans les ostraca des praesidia, alors qu’ elles sont pratiquement absentes des corpus ptolémaïques de Bi’r Samût et d’ Abbad, ce qui n’ est pas sans lien avec les différences que j’ ai déjà relevées dans la teneur des dipinti. Ces lettres circulaient presque uniquement entre fortins immédiatement voisins, ce qui a pu être établi grâce à une formule de courtoisie, le proscynème devant le genius loci du praesidium d’ où l’ on écrit.29 Ce stéréotype épistolaire, absent pour une raison chronologique des ostraca d’ Umm Balad, nous a cruellement manqué pour comprendre les réseaux sociaux à l’ œuvre autour de ce dernier site. Il est probable que de la correspondance était échangée avec les familles restées dans la vallée, comme en témoigne la longue lettre P.Mich. III 203, écrite par le soldat Saturninus, stationné au camp de Pselchis en Basse-Nubie, à sa mère qui vivait à un millier de kilomètres d’ une source qui rapporte des troubles survenus en 52p (Tac. Ann. 12, 55): un brigand du nom de Troxobor avait fédéré des tribus sauvages de Cilicie et, depuis la montagne qu’ il contrôlait, descendait faire des razzias dans la plaine et le littoral, kidnappant des indigènes, mais surtout des marchands et des nauclères (Tacite ne le dit pas, mais c’ était évidemment pour les rançonner). 29 A. Bülow-Jacobsen, Toponyms and Proskynemata, in H. Cuvigny (éd.), La Route de Myos Hormos, 2003, 51–59.
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dans le gros bourg de Karanis au Fayoum. Mais nous ne savons rien de cette correspondance, qui devait être sur papyrus (dans les deux sens), et a donc été brûlée ou pieusement gardée. Les nécessités de la vie quotidienne dans les praesidia donnaient de fréquentes occasions d’ écrire de petits billets. Ces lettres concernent en général l’ envoi de provisions ou d’ objets: elles font office de bordereaux d’ envoi, d’ accusés de réception ou de bons de commandes. Les objets en question sont très souvent, comme on vient de voir, des bottes de légumes: les lettres ont révélé l’ existence d’ une économie maraîchère autour de certains puits, où l’ offre peinait à satisfaire la demande. Le caractère utilitaire de cette correspondance n’ empêche pas l’ observation de normes rédactionnelles qui ont un rôle social essentiel: entretenir son réseau de relations en cultivant la bienveillance de ses membres. Ces lettres du désert relèvent en effet d’ un genre étonnamment stable de l’ antiquité au XIXe s. qu’ on a appelé l’«épistolographie populaire» et qui réunissait habituellement deux fonctions: une menue affaire terre-à-terre, comme l’ envoi d’ une salade, qui déclenche l’ acte d’ écrire, et la consolidation des liens sociaux, à travers des formules de courtoisies très normées qui, loin de paraître banales aux récepteurs, entretiennent les bonnes relations.30 La lettre ne s’ adresse donc pas seulement au destinataire nommé dans le prescrit, mais vise un plus large cercle: c’ est pourquoi les vœux de bonne santé pour le destinataire qui la terminent s’ accompagnent très souvent de salutations destinées à ceux qui vivent avec lui, lesquelles émanent non seulement de l’ épistolier, mais aussi de l’ entourage de celui-ci. La lettre privée mettait en œuvre des rituels collectifs: écrite à plusieurs, ne serait-ce que parce que souvent l’ expéditeur ne savait pas écrire (voire ne savait pas le grec), elle était lue par plusieurs. Malgré leur caractère stéréotypé et peu informatif, l’ apport des lettres privées à la connaissance des postes avancés de l’ armée romaine n’ a pas été négligeable. Elles ont révélé la présence à l’ intérieur même des fortins d’ une proportion impossible à évaluer de non-militaires, y compris des femmes, qui vivaient en symbiose avec les soldats. Plusieurs de ces lettres, celles qui concernent la location des prostituées aux garnisons, m’ ont permis de mettre en lumière une organisation originale de la prostitution dans le réseau des praesidia: avec le commerce de légumes frais, la prostitution est en effet le sujet le plus récurrent. L’ armée y trouvait son compte, puisque c’ était bon pour le moral des garnisons isolées, et l’ État également, puisque la prostitution était frappée d’ un impôt, appelé la quintana.31 Je pense que cette population non militaire des fortins correspond à la catégorie socio-professionnelle de «vivandiers», même si, hormis 30 A. Bruneton-Governatori –
B. Moreux, Un modèle épistolaire populaire. Les lettres d’ émigrés béarnais, in M. de la Soudière – Cl. Voisenat (éds.), Par écrit. Ethnologie des écriture quotidiennes, 1997, 79–103. 31 H. Cuvigny, Quintana, la femme métamorphosée en taxe, in H. Cuvigny (éd.), La Route de Myos Hormos, 2e édition 2006, 689–693.
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le proxénétisme, les activités économiques de ce milieu ne se manifestent pas clairement. De plus, il n’ est pas toujours facile de connaître le statut des personnes figurant dans les lettres, précisément à cause de la symbiose entre militaires et civils. Les lettres privées ne mentionnent souvent que les idionymes, rarement les grades, les métiers ou les fonctions, qu’ on devine plus ou moins mal à travers de fragiles indices. Nous manquons cruellement de documents d’ état-civil pour une approche sociologique: les individus nommés dans les lettres du désert nous apparaissent hors-sol, sans racines et sans attaches géographiques. Du moins les liens qu’ ils entretiennent entre eux sont-ils visibles et même quantifiables. C’ est pourquoi j’ ai suggéré à Bérangère Redon de faire une analyse de réseau de ce milieu, qu’ elle publie dans le volume II des O.Krok. Redon a réalisé au cours de son étude une série de graphes commentés qui permettent de visualiser la coexistence de trois cercles principaux et l’ interaction entre leurs membres représentés sous forme de points dont la taille est proportionnelle à l’ intensité des relations qu’ ils entretiennent. Je reproduis l’ un de ces graphiques avec sa permission (fig. 4). L’ un de ces cercles de sociabilité a pour personnage central un certain Ischyras, qui est un des épistoliers les plus prolifiques dans le corpus de Krokodilô: nous avons trouvé trente-neuf lettres écrites de sa main anguleuse caractéristique. Il était basé au praesidium de Persou, aujourd’ hui disparu, qui était implanté à Bi’r Umm Fawâkhir. Ces lettres, qui parlent surtout d’ envoyer ou de recevoir des denrées ou de petites sommes d’ argent, sont dans l’ ensemble assez ennuyeuses. L’ une d’ entre elles, O.Krok. II 293, sort cependant du lot. Jean-Luc Fournet la publie, avec les autres lettres d’ Ischyras, dans le volume II des O.Krok., mais l’ interprétation de ce document difficile a été le fruit d’ une réflexion menée en commun. L’ ostracon a été trouvé en 1996 mais, jusqu’ en 2016, nous n’ y avions rien compris. Ischyras, dans le prescrit, salue deux destinataires, Didymè et Kapparis, mais s’ adresse ensuite seulement à la femme, Didymè. Pour la clarté du propos, il faut préciser que les vivandiers des praesidia entretiennent une curieuse sociabilité de couples. Souvent les lettres échangées dans ce milieu sont adressées par un couple à un autre couple. Ces couples épistoliers sont toujours des personnes d’ âge mûr (du moins pour un des membres): nous le savons parce qu’ on les appelle respectueusement père et mère dans les prescrits et les salutations. Ischyras lui-même avait pour compagne une certaine Zôsimè. Parmi les noms qui figurent sur le graphique de la fig. 4, Menandros et Gallonia étaient aussi en couple; quant à Philoklès, il formait apparemment un ménage à trois avec Sknips, une maîtresse-femme qui circulait dans les praesidia pour gérer les affaires, et la jeune Hègemonis, qu’ il gardait auprès de lui avec leur bébé. La principale source de profit de ces vivandiers semble avoir été la prostitution. Ainsi, Ischyras demande-t-il à Menandros de lui envoyer Maxima, parce que, dit-il, «on a besoin d’ elle ici». Cela signifie qu’ Ischyras a conclu un contrat pour louer Maxima à Persou. La sociabilité de couples s’ explique, à mon avis, parce que ces couples de proxénètes, établis dans des fortins différents, se rendaient mutuellement service en prospectant les possibilités de contrats et en chaperonnant, pour ainsi dire, les pros-
Fig. 4. Les personnages les plus actifs dans le réseau des vivandiers d’ après les ostraca de Krokodilô (© B. Redon)
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tituées les uns des autres: il fallait veiller à la docilité des filles, tout en les protégeant contre les mauvais traitements de la clientèle; ἐπίτροπος était le terme technique pour ces contrôleurs-protecteurs. Les prostituées appellent les proxénètes «père» et «mère». Prostituait-on ses propres filles dans ce milieu misérable? Ou ces «filles» sont-elles seulement des esclaves éduquées à considérer leurs exploiteurs comme des parents?32 Dans la lettre O.Krok. II 193, Menandros réconforte sa «fille» Gallônia, qui est en pension à Krokodilô chez Didymè et Kapparis, où elle a le moral en berne; il lui fait valoir que «Didymè est (ta) mère et Kapparis (ton) deuxième père». On observe que dans la lettre de Menandros, comme souvent, Didymè est nommée avant son compagnon. Mais revenons à O.Krok. II 293. Après le χαίρειν d’ usage, Ischyras attaque avec une formule aussi ambiguë en grec qu’ en français et le récit d’ une saynète qui semble tout droit sortie du Dialogue des courtisanes de Lucien:33 «Grand bien fasse à Maxima! Ayant vu ta décrépitude (σαπρία) en se baignant avec toi, elle a eu la nausée et, une fois sortie, elle a parlé de ta décrépitude à tout le monde». Notre première idée a longtemps été que Didymè avait une maladie de peau. Dans la littérature judaïque en grec, σαπρία désigne en effet la putréfaction de corps vivants, putréfaction envoyée par Dieu à Job, ou encore au roi Antiochos (2 Ma. 9, 9). Mais ce sens s’ accorde mal avec la suite de la lettre, qui va montrer que σαπρία est à prendre ici dans son acception figurée de vieillesse, d’ où la traduction «décrépitude». Ischyras poursuit: «Mais sache que Zosimè n’ est pas comme toi, et qu’ elle n’ a pas l’ habitude de quitter son homme». Zôsimè est la compagne d’ Ischyras, et celui-ci la donne en exemple de vertu, laissant entendre que Didymè, malgré sa décrépitude supposée, a des aventures extraconjugales. Après un passage que nous n’ avons pas pu déchiffrer, arrive une surprenante déclaration: μάμα εἶ λύκων καὶ ἀδελφὴ σιβύλλης καὶ σατῇ δοκῖς ὅτι τὸ νηωλώχιν. J’ ai proposé d’ interpréter le néologisme νεολόχιον comme «jeune mariée» en le rapprochant du terme homérique et poétique ἄλοχος, «compagne de lit, épouse». On comprendra dès lors ainsi cette phrase bancale: «tu es la mamie des loups et la sœur de la sibylle et tu te prends pour une jeune mariée?!». L’ allusion à la sibylle de Cumes, qui avait reçu le don de la vie, mais non de la jeunesse, éternelle, est assez claire. Mais comment expliquer la «mamie des loups»? N’ y aurait-il 32 Cette comédie est intemporelle. Je lis dans le beau et terrible témoignage de Germaine Aziz, Les Chambres closes. Histoire d’ une prostituée juive d’ Algérie, 2007, 129: «Chez Madame Nana on ne pratique pas l’ abattage, mais une autre forme de prostitution. On appartient au décor avec lequel on fait corps, auquel on est soudées, tout comme à la patronne qui est notre mère à toutes. Ne sommes-nous pas «ses filles»? Son petit œil d’ oiseau, du fond de son coussin de graisse, ne nous perd jamais de vue». En O.Xer. inv. 439, la prostituée Sarapias appelle ἄπας μου, «mon parrain», l’ἐπίτροπος que le proxénète absent a mandaté pour veiller à la bonne exécution du contrat. L’ usage des Lallnamen est fréquent entre proxénètes, prostituées et clientèle; cette tendance est sans doute en rapport avec l’ infantilisation des prostituées et les fantasmes régressifs des clients. 33 DMeretr. 11, 14: pour détacher le jeune Charmide d’ une hétaïre mature dont il est épris, la courtisane Tryphaïna lui en décrit le corps fatigué et ajoute perfidement: «tu n’ as qu’ à demander à ta mère, si elle s’ est jamais baignée avec elle!»
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pas un rapport avec un des masques de la comédie nouvelle énumérés par Pollux? Celui d’ un des trois types de vieille femme est appelé τὸ λυκαίνιον, «la louve». À cause du latin lupa («prostituée») et des noms tirés de λύκαινα volontiers dévolus dans la littérature aux femmes légères ou aux hétaïres, il est admis que la louve de Pollux est une prostituée âgée reconvertie dans le maquerellage, maigre, méchante et rapace.34 Si l’ on suit cette piste, Didymè ne serait pas seulement, dans les mots d’ Ischyras, une vieille louve de comédie, mais plus ancienne encore de deux générations: une grandmère louve! La lettre se termine sur une pointe féroce: «Sache que Kapparis, ton fils, m’ a écrit comment il te considérait comme sa mère». On chercherait en vain dans les O.Krok. un Kapparis junior qui aurait été le fils de Kapparis et Didymè. C’ est bien du compagnon de celle-ci qu’ il s’ agit. Avec cette remarque venimeuse, Ischyras suggère que Didymè est tellement plus âgée que Kapparis qu’ ils sont comme un fils et sa mère. Cette différence d’ âge pourrait expliquer l’ antéposition fréquente du nom de Didymè dans le prescrit des lettres adressées au couple. Ce texte n’ est pas, comme nous avions cru d’ abord, une lettre de consolation balourde adressée à une malheureuse rongée par un chancre ou un psoriasis et dont la peu charitable Maxima aurait fait des gorges chaudes: il est conçu pour blesser. Le comportement volage de Didymè, femme-cougar, mettait peut-être en péril des équilibres sociaux ou économiques dans le milieu des vivandiers. Nous en étions arrivés là, quand je suis tombée par hasard sur l’ épigramme 67 du livre XI de l’ Anthologie grecque, celui qui contient les épigrammes satiriques: Υ τετρηκόσι’ ἐστίν· ἔχεις δὲ σὺ τοὺς ἐνιαυτοὺς δὶς τόσσους, τρυφερὴ Λαῒ κορωνεκάβη, Σισύφου ὦ μάμμη καὶ Δευκαλίωνος ἀδελφή. βάπτε δὲ τὰς λευκὰς καὶ λέγε πᾶσι «τατᾶ». «‹Y›, c’ est quatre cents, mais toi, tu as deux fois plus d’ années, délicate Laïs, corneilleHécube, ô grand-mère de Sisyphe et sœur de Deucalion. Teins donc tes cheveux blancs, et après tu pourras appeler tous les hommes ‹Papa›». Le poète se moque précisément d’ une vieille femme qui joue les jeunettes et à laquelle il prête plaisamment huit cents ans. Avec ce parallèle, tout tombe en place. La parenté de la lettre d’ Ischyras avec les épigrammes scoptiques saute aux yeux: ce genre, apparu au Ier siècle a. C., était justement à la mode à l’ époque où écrivait Ischyras (fin du règne de Trajan ou premières années d’ Hadrien). Notre épistolier lui emprunte non seulement le thème de la vieille coquette ridicule, mais aussi les procédés: ambiguïté, ironie, exagérations surréalistes, allusions mythologiques grotesques, estocade finale.
34 O.
Navarre, Les masques et les rôles de la comédie nouvelle, REA 16, 1914, 27 sq.
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Avant que je ne tombe sur l’ épigramme de Myrinos, la lettre d’ Ischyras m’ avait fait penser à deux autres références littéraires. J’ ai déjà mentionné le Dialogue des courtisanes; le récit de la scène du bain rappelle aussi un épisode de la Vita Aesopi, roman populaire de l’ époque, probablement écrit en Égypte. Le philosophe Xanthos revient chez lui avec l’ esclave Ésope qu’ il vient d’ acheter. Se sentant d’ humeur badine, il décide de faire une farce à sa femme et de lui annoncer qu’ il ramène du marché un esclave d’ une grande beauté, alors qu’ Ésope est d’ une laideur repoussante. Arrivé à la maison, il demande à Ésope de l’ attendre à l’ extérieur, sous prétexte que sa femme, petite personne sensible et délicate, risque, si elle voit sa σαπρία, de réclamer sa dot et de prendre la fuite.35 Même si, dans le roman, la σαπρία dénote non pas la vieillesse, mais la laideur, le schéma comportemental et narratif est le même: découvrir visuellement la σαπρία de quelqu’ un suscite une réaction d’ extrême dégoût. Le rapprochement de la lettre d’ Ischyras avec ces deux œuvres n’ a cependant pas les mêmes implications que l’ écho qu’ elle fait à l’ épigramme: il ne témoigne pas de la culture d’ Ischyras, mais du réalisme anthropologique de Lucien et de l’ auteur de la Vita Aesopi. Jean Bingen aimait à dire que l’ épigraphie montre les hommes tels qu’ ils veulent qu’ on les voie, la papyrologie tels qu’ ils sont. Mais les hommes sont infiniment complexes. Il est difficile de se faire une image cohérente d’ Ischyras d’ après les traces qu’ il a laissées dans ses lettres et dans celles des autres: il extrait de la pierre occasionnellement avec une petite équipe, mais il manque d’ outils; sa compagne Zôsimè est la θρεπτή (esclave élevée à la maison et traitée comme une fille) du soldat Bellicus, qui était stationné à Krokodilô; il est le souteneur (ou l’ἐπίτροπος) de la prostituée Maxima; il écrit le grec couramment, d’ une main ferme et personnelle, mais avec beaucoup de fautes d’ orthographe. Pourtant, en relisant ses lettres, je me suis aperçue que, lorsqu’ il s’ agissait de vilipender des femmes, il faisait montre d’ un vocabulaire rare et recherché: à côté du néologisme τὸ νεολόχιον, j’ ai relevé le rare ἀπονύχισμα, «rognure d’ ongle», et les composés ἡ κεφαλοτόμος, «coupeuse de têtes», et ἡ σκατοφάγος, «mangeuse de merde». Ce tailleur de pierre occasionnel, au verbe violent et grossier, avait donc aussi une culture puisée on ne sait d’ où et qu’ il savait mobiliser avec sadisme. Je l’ imagine assez content de son épître et de l’ effet qu’ elle produirait. Nous avons vu que, dans les milieux populaires, l’ arrivée d’ une lettre donne lieu à un rituel: les proches se rassemblent, le lettré de la compagnie en fait une lecture publique, écoutée avec attention. Les auditeurs constatent avec approbation la présence des formules de politesse épistolaire et espèrent être mentionnés par leur nom dans les salutations finales. C’ est peu de dire que la lettre d’ Ischyras fait exploser tous ces codes. Elle se présente même comme un dispositif particulièrement malicieux. Il est probable que Didymè est analphabète. Et Ischyras sait que Kapparis l’ est également: nous avons en effet retrouvé deux lettres de Kapparis, et elles sont écrites par 35 ἵνα
G, 29).
μὴ ἐξαίφνης τὴν σαπρίαν σου ἰδοῦσα τὴν προῖκα ἀπαιτήσασα φύγῃ (Vita Aesopi, rec.
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des mains différentes, ce qui montre que le compagnon de Didymè devait demander à des connaissances d’ écrire à sa place.36 Si Kapparis avait su lire, sans doute se serait-il étranglé en arrivant à «ta décrépitude» et ne serait-il pas allé plus loin. Mais il y avait quelque chance pour que le lecteur inconnu poursuive la lecture à haute voix de cette lettre, sans doute en ânonnant car, entre la difficulté inhérente à la scriptio continua, les fautes d’ orthographe et les mots rares, ce ne devait pas être simple pour lui. On peut même imaginer que ce lecteur ne comprenait pas tout à fait ce qu’ il était en train de lire et que les auditeurs proposaient des interprétations. Entre les commentaires de l’ audience, perplexe, scandalisée ou goguenarde, et la fureur des deux victimes de cette humiliation publique, la lettre d’ Ischyras a peut-être provoqué un certain tumulte au fortin de Krokodilô. Ischyras est un gibier de choix pour le courant historique qu’ on appelle la micro-histoire, qui s’ intéresse aux stratégies des petites gens. En histoire ancienne, les sources écrites sont rares. Dans la première circulaire annonçant l’ organisation du colloque (Kon)Texte, Christof Schuler écrivait: «Wir erhoffen uns davon Impulse zur kritischen Reflexion unserer Arbeit und Anregungen für die künftige Entwicklung unseres Forschungsprogramms». À mes yeux, il conviendrait d’ investir, lorsqu’ il en est encore temps, dans l’ invention de nouveaux textes, en les cherchant là où ils sont. Ces sources sont également ardues: mal en point, fragmentaires, les textes tendent d’ innombrables pièges à qui s’ efforce de les établir et de les interpréter. On ne s’ improvise pas utilisateur de telles sources, qui ont besoin d’ être préparées par leurs éditeurs; ceux-ci, en commentant les textes qu’ ils établissent, font déjà une partie du travail de l’ historien. Abîmés, laconiques, allusifs, anecdotiques, bizarres, les ostraca tirés des poubelles du désert Oriental sont parfois décourageants, surtout si on les approche avec des questionnements historiques a priori. Mais l’ histoire ne se limite pas à l’ étude des structures socio-économiques ou à celle des institutions. Elle est devenue une discipline tellement polymorphe, qu’ on trouve généralement moyen d’ exploiter ces petits documents, si ingrats soient-ils, en admettant qu’ ils garderont toujours une part d’ ombre. C’ est tout l’ art du papyrologue que de savoir accommoder ces restes. CNRS – Institut de recherche et d’ histoire des textes 40 avenue d’ Iéna F–75116 Paris [email protected]
36 O.Krok.
II 160 (main de Philoklès) et 177.
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Studien zu den kaiserzeitlichen Grabinschriften aus Termessos (Pisidien): Zur Höhe der Grabbußen Zahlreiche Grabinschriften aus dem hellenistischen und kaiserzeitlichen Kleinasien enthalten rechtliche Bestimmungen zum Schutz der Gräber.1 Üblicherweise legt der Graberrichter den Kreis der zur Bestattung vorgesehenen Personen fest und untersagt anderen die Nutzung. Strafandrohungen sollen den vom Graberrichter verfügten Ge- und Verboten Nachdruck verleihen. In der römischen Kaiserzeit legen die Graberrichter bei Verletzung der von ihnen verfügten Bestimmungen üblicherweise Geldbußen fest, die meist an Heiligtümer, städtische Institutionen oder den kaiser lichen fiscus entrichtet werden sollen.2 Die Höhe der Bußbeträge reicht von wenigen Dieser Beitrag entstand im Rahmen des Projekts ‹Grabrecht und Grabschutz im griechischrömischen Südwestkleinasien› unter Finanzierung des Österreichischen Wissenschaftsfonds / Austrian Science Fund FWF, Projektnr. P26620. Für Kritik und wertvolle Hinweise danke ich E. Jakab, Th. Kruse, K. Praust, G. Thür und K. Wiedergut sowie den Herausgebern und anonymen Gutachtern des Chiron. Alle Zeitangaben, sofern nicht anders angegeben, verstehen sich nach unserer Zeit (n. Chr.). 1 Die Grabtexte mit ausgeprägt rechtsurkundlichem Charakter aus dem griechisch-römischen Kleinasien werden seit 2010 im Rahmen von FWF-Projekten am Institut für Kulturgeschichte der Antike der ÖAW unter Leitung von K. Harter-Uibopuu (bis 2014) bzw. Th. Kruse (seit 2014) erforscht (Projektnrn. P 22621; P 26620; Fortsetzung in Vorbereitung). Grundlegend sind die rechtlichen Elemente kleinasiatischer Grabinschriften behandelt bei Hirschfeld 1887; Treuber 1888; Keil 1908; Stemler 1909, bes. 27–72; und Creaghan 1951. 2 Zu den Geldbußen in den antiken Grabinschriften Kleinasiens s. bislang Hirschfeld 1887; Merkel 1892, bes. 102–109; Creaghan 1951, 96–119. Eine (unvollständige) tabellarische Zusammenstellung der Belege kleinasiatischer Grabbußen gab zuletzt Iluk 2013, 181–328. Geldbußen sind in den lykischen Grabtexten ab frühhellenistischer Zeit belegt, z. B. in TAM II 520 (Pinara) aus dem 3. Jh. v. Chr. (zur Datierung des Textes s. Benndorf – Niemann 1884, 56; Hirschfeld 1887, 106 f. und den Kommentar Benndorfs in TAM II S. 194; die von C reaghan 1951, 111 f. vorgebrachten Zweifel sind m. E. unangebracht). Weitere hellenistische Grabinschriften mit Geldbußen sind aus Zentrallykien bekannt, z. B. Schuler 2003, 178 f. Nr. 3 (= SEG 53, 1698); 184 f. Nr. 7 (= SEG 53, 1702; beide Phellos); Schuler 2006a, 405 f. Nr. 5 (= SEG 56, 1736); 406 Nr. 6 (= SEG 56, 1737); 415 f. Nr. 12 (= SEG 56, 1738); 418 f. Nr. 15 (= SEG 56, 1733); 421–423 Nr. 17 (= SEG 56, 1739); 431 f. Nr. 22 (= SEG 56, 1735; alle Istlada); Schuler 2006b, 153 f. Nr. 1 (= SEG 56, 1767); 154 f. Nr. 2 (= SEG 56, 1768; beide Tyinda); Schuler – Walser 2006, 168 f. Nr. 1 (= SEG 56, 1725); 170–172 Nr. 2 (= SEG 56, 1724; beide Trysa). Die
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hundert bis zu hunderttausenden Denaren. Im vorliegenden Beitrag soll anhand des Fallbeispiels von Termessos in Pisidien untersucht werden, welche Kriterien die Höhe der Grabbußen bestimmten.3 Aus den Nekropolen von Termessos sind bislang 816 Grabtexte bekannt, die sämtlich aus der römischen Kaiserzeit stammen.4 Aufgrund des ausgezeichneten Erhaltungszustandes der termessischen Nekropolen kann nahezu jeder dieser Texte einem in situ befindlichen Monument zugeordnet werden. Diese Materialbasis bietet die seltene Gelegenheit zu quantifizierenden Analysen, die den Hauptteil der vorliegenden Untersuchung bilden. 1) Die Grabbußen in Termessos Bei 684 termessischen Grabinschriften haben sich rechtliche Elemente erhalten.5 Diese Texte folgen meist einem einheitlichen Schema und bestehen aus zwei verschiedenen Abschnitten:6 Im ersten nennt der Graberrichter seinen Namen und gibt den Personenkreis an, für den er das Grab vorsieht. Im zweiten Abschnitt stellt er fest, dass niemand anderer das Grab öffnen und / oder einen Leichnam darin bestatten können wird. Dem Zuwiderhandelnden wird eine Geldbuße angedroht und deren Empfänger
Rolle von Heiligtümern als Strafempfänger von Grabbußen im hellenistischen und kaiserzeitlichen Lykien wurde von Schuler 2001/2 untersucht. 3 Für eine vergleichbare Untersuchung mit ähnlichem Ergebnis am Fallbeispiel der kaiserzeitlichen Hafensiedlung Olympos in Ostlykien s. demnächst Wiedergut, Olympos. Zuletzt diskutierte Iluk 2013, 73–98 die Frage anhand einer breiten, überregionalen Materialbasis und gelangte zur Überzeugung, dass die Errichtungskosten des Grabmonuments für die Höhe der Grabbußen eine wichtige Rolle spielten, s. ibid. 147. 4 Die termessischen Inschriften liegen im 1941 erschienenen dritten Band der Tituli Asiae Minoris (TAM III, Ed. R. Heberdey) vor sowie in den seit 1991 erscheinenden Epigraphischen Forschungen in Termessos und seinem Territorium (Termessos I; Termessos II; Termessos IIIa; Termessos IV; Ed. B. İplikçioğlu et al.). Die hier vorgelegte Untersuchung beschränkt sich auf die Texte aus den städtischen Nekropolen (E1–10 im Stadtplan TAM III S. 365 Taf. 1), während die Texte aus der termessischen Chora keine Berücksichtigung finden. 5 Insgesamt sind rund 3.000 rechtsurkundliche Grabtexte aus Kleinasien bekannt, wobei der Schwerpunkt der Verbreitung im südwestlichen Kleinasien liegt. In den Städten der Ägäisküste beträgt der Anteil rechtsurkundlicher Grabtexte an der Gesamtzahl der Grabinschriften meist 10–20 %, in Karien bis zu 50 % (Aphrodisias, Herakleia Salbake) und in Lykien regelmäßig 50–80 %; der termessische Wert von rund 84 % wird nur noch in Olympos mit rund 95 % übertroffen. 6 Zum typischen Aufbau der rechtsurkundlichen Grabinschriften Kleinasiens, mit einer eingehenden syntaktischen und semantischen Analyse ihrer wesentlichen Elemente, s. demnächst Praust – Wiedergut, Milet. Während im ersten Teil der Inschriften der Graberrichter als lebend und handlungsfähig vorausgesetzt wird, zielt der zweite Teil auf die Zeit nach seinem Tod ab.
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angegeben. Ein Beispiel für eine typische termessische Grabinschrift ist die Sarkophaginschrift des Aurelius Eutyches, Sohn des Glykon (TAM III 491):7 Αὐρ(ήλιος) Εὐτύχης Γλύκωνος τὴν σωματοθήκην ἑ[αυτ]ῶ κ[α]ὶ τῆ γυνεκὶ αὐτοῦ Αὐρ(ηλία) Πασαγάθη καὶ τῦς ἐξ αὑτῶν τέκνυς· ἑτέρω δὲ μηδενὶ ἐξὸν εἶναι ἐπιθάψε τινά, ἐπὶ ὁ πειράσας ἐκτίσει τῶ ἱερωτάτω 4 ταμείω 𝈂 πεντακισχείλια. «Aurelius Eutyches, Sohn des Glykon, (hat) den Sarkophag (errichtet) für sich selbst, für seine Gattin Aurelia Pasagathe und für die von ihnen (abstammenden) Kinder. Keinem anderen aber soll es möglich sein, jemanden dazuzubestatten; anderenfalls wird der Täter dem kaiserlichen fiscus 5.000 Denare zahlen.» Häufig kommen auch Flüche, Verweise auf zusätzliche Strafverfolgung wegen τυμβωρυχία (Grabschändung) oder ἀσέβεια (Frevel) sowie Angaben zur Eintreibung der Grabbußen vor.8 In 600 Inschriften, also etwa 88 % der rechtlich relevanten Grabtexte, werden bei Missachtung der Anordnungen des Graberrichters Geldbußen angedroht. Die Bußbeträge sind in der Regel in römischen Denaren angegeben, wobei die Währung meistens durch das Denarsymbol 𝈂 ausgedrückt wird (498 Fälle) und nur selten als δηνάρια ausgeschrieben erscheint (26 Fälle). In 30 Fällen wird die Strafsumme in (attischen) δραχμαί angegeben, deren Wert in der römischen Kaiserzeit dem der Denare entsprach.9 In vier metrischen Grabtexten wird die Buße in Minen oder Talenten an-
7 Der
Text ist an der Schauseite eines undekorierten Sarkophagkastens angebracht, der frei in der Nekropole westlich des Stadtzentrums steht (E6 im Plan TAM III S. 365 Taf. 1); die Buchstabenhöhe beträgt etwa 5 cm. Die Textwiedergabe folgt der Edition von R. Heberdey in TAM III, der auf eine Standardisierung sowie auf die Hinzufügung von iota subscripta verzichtet hat. Anhand des Aureliernamens des Graberrichters und seiner Gattin kann der Text in die Zeit nach der Constitutio Antoniniana 212 datiert werden (s. u. Abschnitt 2). 8 Flüche als Sanktion für die Übertretung von Anordnungen des Graberrichters sind bereits vielfach in den lykischen Grabinschriften klassischer Zeit belegt, und zwar sowohl in epichorischen Texten (gesammelt von Christiansen 2009, 46–48) als auch in griechischen, z. B. in Wörrle 2012, 412 Nr. 1; 413 Nr. 7; 422 Nr. 32 (alle Limyra) sowie in der lykisch-griechischen Bilingue TAM I 72 mit verbesserter Lesung durch Neumann – Zimmermann 2003, 187–192 (Kyaneai). Zur τυμβωρυχία in griechischen Grabinschriften s. grundlegend Gerner 1941, bes. 230–250, der mit Recht die Grabbußen von einem etwaigen (zusätzlichen) Verfahren wegen τυμβωρυχία trennt. Der Verweis auf ἀσέβεια erklärt sich durch den sakralen Charakter des Gräberwesens: In mehreren lykischen Grabinschriften wird dem Grabfrevler auch mit ἱεροσυλία gedroht, z. B. TAM II 221. 228. 247. 521. 9 Fest. s. v. talentum: «Atticum est sex milium denarium.» In zahlreichen kaiserzeitlichen Grabinschriften Kleinasiens ist explizit von attischen Drachmen die Rede, so z. B. in TAM II 330 (Xanthos); MAMA VIII 571 (Aphrodisias); I.Iznik 195 (Nikaia); TAM V 1, 665 (Daldis). Zur Austauschbarkeit von attischen Drachmen und römischen Denaren in den kaiserzeitlichen
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gegeben, was sich durch Rücksicht auf das Versmaß erklärt.10 In einem Text wird die Grabbuße mit 100 χρυσοῖ veranschlagt.11 Da der Text nicht genau datierbar ist und somit eine Umrechnung des Betrags in Denare nicht ohne weiteres möglich ist, findet er im Folgenden keine Berücksichtigung.12 Die Höhe der Bußen wird in den termessischen Grabtexten meist wie üblich im alphabetischen Zahlensystem ausgedrückt: 𝈂 ‹ΑΦ› steht etwa für 1500 Denare.13 Seltener werden die Zahlwörter ausgeschrieben, am häufigsten χ(ε)ίλια und μύρια.14 Vereinzelt kommen auch Kombinationen beider Schreibweisen vor.15 Die genaue Höhe der Bußbeträge hat sich bei 529 termessischen Grabinschriften erhalten.16 In der folgenden Tabelle sind die überlieferten Bußbeträge zusammengestellt, wobei bei den 62 Texten mit mehreren Empfängern die jeweiligen Bußbeträge addiert wurden. Betrag 300 500 1.000 1.200 1.500
Anzahl 1 35 197 1 60
Anteil 0 % 7 % 37 % 0 % 11 %
Inschriften Kleinasiens s. Robert 1962, 11–13; vgl. auch Wörrle 1988, 158 f. In den termessischen Grabtexten wird die Austauschbarkeit von Denaren und Drachmen auch daran deutlich, dass in fünf Fällen (TAM III 280. 282. 325. 772. 779) das Denarzeichen als Abkürzung für Drachmen steht, wie sich an der grammatikalischen Kongruenz der zugehörigen Zahlenangaben erkennen lässt, vgl. R. Heberdey in TAM III S. 355. 10 Somit entspricht «τάλαντον» in TAM III 499. 548 jeweils 6.000 Denaren, «διτάλαντον» in TAM III 798 entspricht 12.000 Denaren, und «μνᾶς δέκα» in TAM III 700 entsprechen 1.000 Denaren (1 Mine = 100 Drachmen). 11 TAM III 801 Z. 8. 12 Der Aureliername des Graberrichters macht eine Datierung nach 212 wahrscheinlich (s. u. Abschnitt 2). Zum schwankenden Wechselkurs zwischen Denaren und Aurei im 3. Jh. s. Bolin 1958, 248–287 und Haklai-Rotenberg 2011, 14–16 mit Anm. 79 zur diesbezüglichen Forschungsdiskussion. Im Falle einer Entstehung der Inschrift nach 309 wären mit den χρυσοῖ stattdessen (Aurei) Solidi gemeint. 13 Zum alphabetischen (oder auch ‹milesischen›) Zahlensystem s. zusammenfassend Guarducci 1967, 422–428. 14 So in TAM III 229. 234. 244. 249. 256. 269. 280. 302. 318. 325. 335. 345. 347. 372. 378. 382. 383. 408. 448. 480. 489. 490. 491. 527. 535. 551. 578. 623. 624. 627. 631. 633. 634. 640. 648. 672. 676. 685. 713. 714. 718. 725. 738. 746. 750. 772. 775. 777. 778. 796. 804. 815. 817. 823. 852. 858; Termessos IIIa 22. 30; Termessos IV 56. 67. 102. 124. 15 TAM III 223 Z. 5: «𝈂 μύρια δισχίλια φ’»; TAM III 844 Z. 3: «𝈂 δισχίλια φ’». 16 Berücksichtigung fanden nur eindeutig gelesene Belege, wobei in Zweifelsfällen auch die von R. Heberdey und A. Gaheis 1899 und 1902 erstellten Skizzenbücher im Archiv der Arbeitsgruppe Epigraphik des Instituts für Kulturgeschichte der Antike der ÖAW zu Rate gezogen wurden. Für die Erlaubnis zu deren Benutzung sei an dieser Stelle dem Arbeitsgruppenleiter Th. Corsten gedankt.
Studien zu den kaiserzeitlichen Grabinschriften aus Termessos (Pisidien) 223 Betrag 2.000 2.500 3.000 3.500 4.000 5.000 6.000 8.000 10.000 12.000 12.500 15.000 16.000 20.000 30.000 40.000 50.000 60.000 100.000 10.000.00017
Anzahl 58 47 33 6 7 30 4 4 24 1 1 5 2 4 4 1 1 1 1 1
Anteil 11 % 9 % 6 % 1 % 1 % 6 % 1 % 1 % 5 % 0 % 0 % 1 % 0 % 1 % 1 % 0 % 0 % 0 % 0 % 0 %
Die Höhe der termessischen Grabbußen reicht von 300 bis zu 10.000.000 Denaren, der statistische Median liegt bei 1.500 Denaren.18 Der mit Abstand am häufigsten belegte Betrag ist 1.000 Denare (37 % der Belege), es folgen 1.500 (11 %), 2.000 (11 %), 2.500 (9 %), 500 (7 %), 3.000 (6 %), 5.000 (6 %) und 10.000 Denare (5 %). Diese Beträge machen zusammen etwa 91 % der Belege aus und können somit als die in Termessos üblichen angesehen werden. Andere Beträge kommen nur selten vor und erklären sich häufig als Summe zweier üblicher Beträge.19 Das unten stehende Diagramm veranschaulicht diesen Befund, wobei die horizontale Achse (nicht skaliert) die Buß beträge und die vertikale Achse die Anzahl der entsprechenden Belege angibt:
17 TAM
III 733; zur Auflösung dieses abgekürzt angegebenen Bußbetrages s. u. im Abschnitt 2 c). 18 Das arithmetische Mittel ist nicht aussagekräftig, da keine symmetrische, sondern eine rechtsschiefe Verteilung vorliegt: Die Verteilungskurve ist links des Modus deutlich steiler als rechts davon. 19 Das gilt etwa für vier Belege von 3.500 Denaren, für alle sieben Belege von 4.000 Denaren, für jeweils zwei Belege von 6.000 und 8.000 Denaren sowie häufig für Belege von über 10.000 Denaren.
224
Helmut Lotz
2) Die ‹Inflationshypothese› Als Erklärung für die unterschiedlichen Höhen der Grabbußen wird häufig eine Rolle der Inflation bei deren Festsetzung angenommen.20 Besonders prägnant formuliert wurde dieser Gedanke von J. S. Creaghan: «During the inflation […] owners chose to increase the amount of denarii, thus compensating for the general rise in prices.
20 Zur Inflation im römischen Reich des 1.–3. Jh. s. grundlegend Wassink 1991, der die jährliche Inflationsrate bis 250 auf durchschnittlich 0,7 %, zwischen 250 und 293 auf durchschnittlich 3,65 % und zwischen 293 und 301 auf durchschnittlich 22,9 % schätzt (ibid. S. 465–469). Dem würde, ausgehend von der augusteischen Zeit, etwa eine Verdopplung der Preise bis 200, eine Verdreifachung bis 250 und eine Vervielfachung um den Faktor 70 bis 301 entsprechen. Neuere Forschungen legen allerdings nahe, dass der beschleunigte Kaufkraftverfall erst um einiges später einsetzte als von Wassink angenommen: Aus papyrologischen Quellen geht hervor, dass die Preise in Ägypten vom 1. bis in das späte 3. Jh. weitgehend stabil blieben, s. Rathbone 1996, 329–339 und Rathbone 1997, 190–216. Lediglich im späten 2. Jh. scheint sich ein Preissprung abzuzeichnen, der möglicherweise mit der Antoninischen Seuche in Zusammenhang steht. Zu tatsächlicher Inflation im Sinne eines beschleunigten Kaufkraftverfalls kam es aber offenbar erst im letzten Viertel des 3. Jh., wobei der Auslöser wohl die Währungsreform Aurelians 274 war, s. Haklai-Rotenberg 2011, bes. 11–30.
Studien zu den kaiserzeitlichen Grabinschriften aus Termessos (Pisidien) 225
Accordingly, those epitaphs with exceptionally high fines should be dated from the last part of the third century onwards.»21 In der epigraphischen Forschung wurde das vermeintliche Datierungskriterium bereitwillig aufgenommen: Bis heute werden hohe Bußbeträge häufig als Hinweis auf eine späte Datierung des Textes interpretiert.22 Dabei werden mittlerweile nicht nur außerordentlich hohe Bußbeträge, sondern bereits leicht überdurchschnittliche als Indiz für eine späte Datierung des Textes angesehen.23 Der Gedankengang dahinter kann als ‹Inflationshypothese› bezeichnet werden: Mit der fortschreitenden Geldentwertung mussten im Laufe der Kaiserzeit die Grabbußen sukzessive ansteigen, um ihre abschreckende Wirkung nicht zu verlieren. Die Inflationshypothese wurde bislang nicht systematisch überprüft, wofür nicht zuletzt Schwierigkeiten bei der Datierung der kleinasiatischen Grabtexte verantwortlich sein dürften: Fixe textinterne Datierungen, etwa unter einen Amtsträger oder in eine bestimmte Ära, sind in den kleinasiatischen Grabinschriften selten.24 Bei aufwendigeren Monumenten gibt zuweilen der Zeitstil des Dekors Anhaltspunkte. In den meisten Fällen aber muss der Epigraphiker auf das unsichere Kriterium der Paläographie zurückgreifen. Daher verwundert es kaum, dass in epigraphischen Publikationen 21 Creaghan 1951, 108. Ähnlich bereits Treuber 1888, 27: «… die wenigen Bußen, die über 20 000 Denare bis zu 4.000.000 hinausgehen, gehören Zeiten an, wo der Denar bedeutend an Wert gemindert war.» 22 Z. B. datiert Strubbe 1997 diverse Inschriften mit Grabbußen von über 10.000 Denaren in die Zeit ab dem späten 3. Jh., s. den Kommentar zu seinen Nrn. 93. 96. 116. 117. 145. Nigdelis 2016, 200 führt bei einem Sarkophag aus Thessaloniki die Grabbuße von 12.500 Denaren als Argument für eine Datierung in die erste Hälfte des 3. Jh. an. J. Reynolds, Ch. Roueché und G. Bodard datieren in IAph. 2007 ihre Nr. 11.65 aufgrund der darin erwähnten Grabbuße von 30.000 in das 4. Jh.; etwas vorsichtiger sind Reynolds – Roueché 2007, 151, die zwar auch bei besonders großen Summen von einer späten Datierung ausgehen, aber doch darauf hinweisen, dass auch die Größe des Grabes und der soziale Status der Familie eine Rolle gespielt haben könnten. Mit einer späten Datierung erklärt auch S. Șahin in I.Iznik II Bd. 2 S. 103a zu seiner Nr. 1331 die außergewöhnlich hohe Grabbuße von 300.000 Denaren: «Die hohen Strafsummen sind wohl im Zusammenhang mit der wirtschaftlichen Krise des 3. Jahrhunderts zu verstehen». Ähnlich kommentiert B. İplikçioğlu in Termessos IV S. 282 die Grabbuße seiner Nr. 200: «Die sehr hohe Summe der Strafabgabe, με (= 45.000 Denare) spiegelt den rapiden Geldverfall im 3. Jhdt. n. Chr.». Allerdings ist der Bußbetrag, geschrieben «ME», tatsächlich als 15.000 (μύρια + E) aufzulösen. 23 Z. B. führen Sağır – Uzunoğlu – Hançer 2011, S. 35 zu ihrer Inschrift Nr. 1 mit einer Grabbuße von nur 5.000 Denaren aus: «Date: Presumably from the late 2nd or early 3rd century A. D. from the style of lettering employed and the high penalty recorded in l. 9». Ähnlich will J. Reynolds den Text IAph. 2007, 13.156 mit einer Grabbuße von insgesamt 7.000 Denaren (3.500 + 3.500) aufgrund des angeblich hohen Bußbetrags in das mittlere oder späte 3. Jh. datieren, obwohl paleographische Kriterien und prosopographische Überlegungen für eine wesentlich frühere Datierung sprechen. 24 Eine Ausnahme ist Lydien, wo viele Grabinschriften eine Ärendatierungen aufweisen, vgl. Blanco Pérez 2016, bes. 271 f. Zu den lydischen Ären s. grundlegend Leschhorn 1993, 295–343.
226
Helmut Lotz
vage Datierungsangaben wie «kaiserzeitlich» oder «2.–3. Jh.» nicht die Ausnahme, sondern die Regel sind. Die skizzierten Schwierigkeiten gelten auch für Termessos. Lediglich drei termessische Grabtexte enthalten explizite Datierungsvermerke, wobei jeweils der amtierende (ἀρχι)πρόβουλος, der eponyme Jahresbeamte, im Zusammenhang mit der Archivierung der Bestimmungen des Graberrichters angeführt wird.25 Eine stilistische Datierung der termessischen Sarkophage ist aufgrund ihrer ausgeprägten Standardisierung weitgehend unmöglich. Nur bei wenigen Exemplaren mit aufwendigerem Reliefdekor sowie bei den reich ornamentierten Tempelgräbern lassen sich stilistische Kriterien zur Datierung heranziehen. Für das gesamte Material brauchbare Datierungskriterien ergeben sich allerdings aus onomastischen und genealogischen Überlegungen: An kaiserlichen Gentilnamen kommen in Termessos Claudii, Flavii, Ulpii, Aelii und Aurelii vor, bemerkenswerterweise in sehr unterschiedlicher Häufigkeit: Gentilnamen
Belege als Graberrichter
Claudii
42
Flavii
1
Ulpii
2
Aelii
1
Aurelii
456
Bereits in claudischer oder neronischer Zeit erhielten offenbar Angehörige der termessischen Elite das römische Bürgerrecht.26 In einigen Familien blieb der Claudiername über mehrere Generationen erhalten und wurde darüber hinaus auch an Freigelassene weitergegeben, was seine relative Häufigkeit in Termessos erklärt.27 Andere Gentilnamen kommen in Termessos äußerst selten vor: Lediglich jeweils ein Grab wurde von einer Flavia und einer Aelia errichtet, zwei Gräber von Ulpii. Im Zeitraum 25 TAM III 263. 590. 750; zu den termessischen ἀρχιπρόβουλοι s. grundlegend Heberdey 1929, 127–135. Da die genauen Amtszeiten der genannten ἀρχιπρόβουλοι aber unbekannt sind, gestatten diese Angaben nur eine ungefähre Einordnung der Texte. 26 Auch wenn allem Anschein nach die Namenswahl im römischen Reich nicht geregelt war, übernahmen Neubürger üblicherweise den Gentilnamen jenes Kaisers, dem sie das Bürgerrecht verdankten, s. Buraselis 2007, 95 f. mit weiterführender Literatur. 27 Der Claudiername kommt in drei Familien der termessischen Führungsschicht vor; zu den betreffenden Familien s. Heberdey 1929, 72–76 (‹Familie D›); 99–104 (‹Familie H›) und 113–116 (‹Familie M›). In den beiden zuletzt genannten Familien hält sich der Claudiername bis in die Zeit nach der Constitutio Antoniniana. Es lässt sich beobachten, dass Angehörige der städtischen Führungsschicht auch in den Grabinschriften in der Regel vor dem Claudiergentile das Praenomen Tiberius bzw. Tiberia führen, wohingegen ihre Freigelassenen ohne Praenomen erscheinen, s. z. B. TAM III 337. 662. 760.
Studien zu den kaiserzeitlichen Grabinschriften aus Termessos (Pisidien) 227
von 69 bis 161 erwarben Termessier also nur ausnahmsweise das römische Bürgerrecht.28 Es gibt keinen Hinweis darauf, dass Bürgerrechtsverleihungen an Termessier im folgenden halben Jahrhundert häufiger wurden: In den zahlreichen öffentlichen Inschriften kommen Aurelii nie gemeinsam mit Termessiern ohne römisches Bürgerrecht vor.29 Diese Beobachtungen zeigen, dass die termessischen Aurelii in der Regel ihr Bürgerrecht erst durch die Constitutio Antoniniana (im Folgenden kurz CA) erhalten haben.30 Termessische Grabinschriften, in denen der Graberrichter ein Aureliergentile führt, können folglich mit großer Wahrscheinlichkeit in die Zeit nach 212 datiert werden.31 Die termessischen Grabinschriften haben weniger memorialen als rechtlichen Charakter, wie ihre Formelhaftigkeit und Fokussierung auf rechtliche Anordnungen zeigen. Aufgrund seiner offiziellen Funktion tritt der Graberrichter in der Regel mit vollem Namen auf, während weitere zur Bestattung berechtigte Personen auch in anonymer Nennung (z. B. τῇ γυναικὶ αὐτοῦ καὶ τοῖς τέκνοις) oder mit verkürztem Namen erscheinen können.32 In weit über hundert Texten kommt es vor, dass der Graberrichter das Aureliergentile führt, nicht aber die von ihm zur Bestattung berechtigten Personen, während der umgekehrte Fall nur ausnahmsweise belegt ist.33 Für die 28 Sieht man von den bereits erwähnten Freigelassenen termessischer Claudierfamilien ab, so sind in den termessischen Inschriften insgesamt nur 18 Individuen mit kaiserlichen Gentilnamen dieses Zeitraumes belegt, nämlich 8 Flavii, 4 Ulpii und 6 Aelii, die zum Teil miteinander verwandt sind. Ihre Zahl ist verschwindend gering im Vergleich zu den etwa 120 Claudii und weit über 1.000 Aurelii. 29 Ausnahmen sind Erwähnungen von Personen der Vergangenheit, z. B. der Agongründer in späteren Siegerlisten. s. dazu ausführlich Heberdey 1929, 19–23, dessen Argumente auch im seither dazugekommenen Inschriftenmaterial Bestätigung finden. 30 Dieses Szenario ist in den ländlichen Regionen Kleinasiens die Regel, vgl. Blanco Pérez 2016, 279. Insgesamt sind in Kleinasien nur sehr wenige Aurelii vor der CA belegt, vgl. die Listen ibid. S. 283 f. Tab. I. II; zu möglichen termessischen Beispielen s. Heberdey 1929, 18 und B. İplikçioğlu in Termessos I S. 17 zu Nr. 7. Zur viel diskutierten Frage nach dem generellen Anteil römischer Bürger an der Bevölkerung des römischen Reiches vor der CA s. jetzt Lavan 2016, bes. 8‒36. Lavan zeigt mit einem neuen methodischen Zugang (Wahrscheinlichkeitsmodell mit Monte-Carlo-Simulation), dass ihr Anteil höchstwahrscheinlich nur 15‒33 % betrug; vgl. dazu auch die ausführliche Diskussion zur Wirkung der CA bei Buraselis 2007, 94‒120. 31 Ob die CA wie allgemein angenommen 212 oder aber erst 213 erlassen wurde, ist für die vorliegende Untersuchung unerheblich. Für eine ausführliche Diskussion der Datierungsfrage s. Wolff 1976, 13–24; vgl. auch Buraselis 2007, 1 f. Anm. 1; Barnes 2012, 51 f.; Van Minnen 2016, 211–213. 32 Diese Beobachtung machte bereits Heberdey 1929, 15–18 (mit ausführlicher Diskussion). Ausnahmen sind metrische Grabinschriften, in denen die Nennung des Gentilnamens des Graberrichters aus Rücksicht auf das Metrum unterblieb. 33 TAM III 233. 310. 400. 680. 767; Termessos I 7; Termessos IV 196. 204; keine Beachtung haben dabei jene Fälle gefunden, in denen der Graberrichter dem Sklavenstand angehört und deswegen kein Aureliergentile führt. In TAM III 310 wurde die betreffende Erlaubnis offensichtlich später nachgetragen, s. Heberdey 1929, 17 f. Für die übrigen sieben Inschriften bieten sich zwei Erklärungsmöglichkeiten an: Entweder hatten die erwähnten Aurelier ihr Bürgerrecht
228
Helmut Lotz
termessischen Grabinschriften kann also auch das Fehlen des Aureliergentiles im Namen des Graberrichters als Datierungskriterium herangezogen werden: Inschriften, in denen ein freier Graberrichter lediglich mit einem anatolischen oder griechischen Namen ohne römisches nomen gentile erscheint, können mit großer Wahrscheinlichkeit vor die CA 212 datiert werden. Die Gewohnheit der Termessier, in ihren Grabinschriften ihre Vorfahren über mehrere Generationen aufzuzählen, ermöglicht die Rekonstruktion der Stammbäume zahlreicher Familien und häufig auch eine ungefähre zeitliche Einordnung ihrer Mitglieder. R. Heberdey rekonstruierte auf Basis der epigraphischen Evidenz die Stammbäume von 17 termessischen Familien, die er mit den Buchstaben A–R bezeichnete.34 Die Stemmata umfassen bis zu neun Generationen, wobei Heberdey einen Generationsabstand von 30 Jahren annahm. Als Generation I definierte er diejenige, deren Akme mit der Zeitenwende zusammenfiel; in die Akme der Generation VIII fällt mithin die CA. Dieses chronologische Gerüst gestattete Heberdey vielfach eine absolute Fixierung seiner relativchronologischen Generationenfolgen. Die skizzierten Kriterien erlauben in Termessos eine Überprüfung der Inflations hypothese, die in drei voneinander unabhängigen Schritten durchgeführt werden soll: Anhand der nach 212 entstandenen Inschriften (a), anhand der vor 212 entstandenen Inschriften (b) und anhand genealogisch datierbarer Inschriften mit außergewöhnlich hohen Strafbeträgen (c). a) Grabbußen nach 212 Anhand des Aureliernamens des Graberrichters lassen sich in Termessos 362 der einschlägigen Texte in die Zeit nach der CA datieren, das sind rund 68 %. Der Inflations hypothese zufolge wäre zu erwarten, dass die Aureliergräber überdurchschnittlich hohe Bußbeträge aufweisen würden. Eine Gegenüberstellung der Bußbeträge nach der CA mit den übrigen Bußbeträgen bestätigt diese Erwartung allerdings nicht:
ausnahmsweise bereits vor der CA erhalten oder der Graberrichter hat auf die Angabe seines Aureliernamens verzichtet. Ersteres nehmen Heberdey 1929, 18 für TAM III 233. 400. 680. 767 und B. İplikçioğlu für Termessos I 7 an, zweiteres vermutet İplikçioğlu für Termessos IV 196. 204. Da sich die Frage im Einzelfall nicht entscheiden lässt, werden diese sieben Inschriften aus den folgenden Überlegungen ausgeklammert. 34 Zur Rekonstruktion der Stammbäume der führenden termessischen Familien über bis zu neun Generationen s. Heberdey 1929, 58–127.
Studien zu den kaiserzeitlichen Grabinschriften aus Termessos (Pisidien) 229 Betrag 300 500 1.000 1.200 1.500 2.000 2.500 3.000 3.500 4.000 5.000 6.000 8.000 10.000 12.000 12.500 15.000 16.000 20.000 30.000 40.000 50.000 60.000 100.000 10.000.000
nach 212 (n = 362) Anzahl Anteil 1 0 % 21 6 % 144 40 % 0 0 % 44 12 % 33 9 % 32 9 % 16 4 % 5 1 % 6 2 % 26 7 % 0 0 % 3 1 % 16 4 % 0 0 % 1 0 % 4 1 % 1 0 % 2 1 % 3 1 % 1 0 % 1 0 % 0 0 % 1 0 % 1 0 %
Rest (n = 167) Anzahl Anteil 0 0 % 14 8 % 53 32 % 1 0 % 16 10 % 25 15 % 15 9 % 17 10 % 1 1 % 1 1 % 4 2 % 4 2 % 1 1 % 8 5 % 1 1 % 0 0 % 1 1 % 1 1 % 2 1 % 1 1 % 0 0 % 0 0 % 1 1 % 0 0 % 0 0 %
Die Verteilung der Bußbeträge bei den Aureliergräbern gleicht jener der übrigen Gräber. Wie bei der Grundgesamtheit liegt der weitaus häufigste Betrag bei 1.000 Denaren und der statistische Median bei 1.500 Denaren. Auf den ersten Blick lassen sich keine deutlichen Unterschiede zwischen den Grabbußen der beiden Gruppen erkennen. Zur mathematischen Verifikation dieses Eindruckes ist angesichts der umfangreichen Materialbasis ein Chi-Quadrat-Test (nach Pearson) geeignet. Als Homogenitätstest überprüft er, ob ein Merkmal (im vorliegenden Fall die Bußhöhe) in zwei verschiedenen Stichproben (den nach 212 datierbaren Grabtexten und den übrigen) auf die gleiche Art verteilt ist oder nicht.35 Zu diesem Zweck werden die Bußbeträge in der untenstehenden Tabelle in vier Klassen zusammengefasst (‹klassifizierte Kontingenztafel›): 35 Alternativ könnte man den Test im vorliegenden Fall auch als Unabhängigkeitstest auffassen, der überprüft, ob die beiden Merkmale Zeitstellung und Bußhöhe statistisch unabhängig sind oder miteinander korrelieren.
230
Helmut Lotz Betrag bis 1.000 1.001–2.500 2.501–5.000 über 5.000
nach 212 166 109 53 34
Rest 67 57 23 20
Ein Chi-Quadrat-Test anhand dieser klassifizierten Kontingenztafel lässt keine signi fikanten Unterschiede zwischen den Grabbußen nach 212 und den restlichen Grabbußen erkennen.36 Eine gemäß der Inflationshypothese zu erwartende überdurchschnittliche Höhe der Bußbeträge lässt sich bei den Aureliergräbern somit auch mathematisch nicht nachweisen. Verhältnismäßig hohe Bußbeträge von über 5.000 Denaren kommen bei ihnen sogar mit rund 9 % etwas seltener vor als bei den rest lichen Gräbern mit rund 12 %. b) Grabbußen vor 212 In 110 der einschlägigen Texte, also rund 21 %, führt der freie Graberrichter keinen römischen Gentilnamen, was auf eine Entstehung vor der CA schließen lässt.37 Bei diesen vergleichsweise frühen Gräbern wären nach der Inflationshypothese unterdurchschnittlich hohe Bußbeträge zu erwarten: Sollten die Höhe der Grabbußen im Laufe der Kaiserzeit tatsächlich tendenziell angestiegen sein, müsste sie im 1. und 2. Jh. durchschnittlich geringer sein als im 3. Jh.38 Eine Gegenüberstellung zeigt jedoch auch hier, dass diese Annahme für Termessos nicht zutrifft:
36 Nullhypothese: Das Merkmal der Bußhöhe ist bei den vor 212 datierbaren Gräbern gleich verteilt wie bei den übrigen (bzw. die beiden Merkmale Bußhöhe und Zeitstellung sind von einander unabhängig). Alternativhypothese: Das Merkmal der Bußhöhe ist bei den vor 212 datierbaren Gräbern anders verteilt als bei den übrigen (bzw. die beiden Merkmale Bußhöhe und Zeitstellung sind voneinander abhängig). Ein zweiseitiger Chi-Quadrat-Test ergibt einen Signifikanzwert von 0,5221, sodass die Nullhypothese bei einem Konfidenzniveau von 95 % (d. h. mit 95 %iger Wahrscheinlichkeit) nicht zu verwerfen ist (zu verwerfen wäre die Nullhypothese bei einem Konfidenzniveau von 95 % nur bei einem Signifikanzwert < 0,05). 37 Ausgenommen sind metrische Inschriften sowie die problematischen Fälle, in denen Bestattungsberechtigte den Aureliernamen führen, nicht aber der Graberrichter, s. dazu oben in der Einleitung zu Abschnitt 2). 38 Diese logische Konsequenz wurde in der Forschung allerdings bislang nicht gezogen – möglicherweise weil bereits viele hellenistische Grabtexte Bußbeträge von 3.000 Drachmen (einem halben Talent) nennen, so z. B. in TAM II 526 (Pinara); Schuler 2006a, 425 Nr. 19 (= SEG 56, 1751); ibid. S. 406 Nr. 6 (= SEG 56, 1737); ibid. S. 418–420 Nr. 15 (= SEG 56, 1733; alle Istlada); Schuler 2006b, 154 Nr. 2 (= SEG 56, 1768; Tyinda); Schuler – Walser 2006, 168 Nr. 1 (= SEG 56, 1725; Trysa); Petersen – Luschan 1889, 57 Nr. 108a (Teimioussa). Bei TAM II 520 aus Pinara, einer der frühesten Grabinschriften mit einer Geldbuße, beträgt diese sogar 1 Talent (6.000 Drachmen), zur Datierung des Textes s. o. Anm. 2 mit weiterführender Literatur.
Studien zu den kaiserzeitlichen Grabinschriften aus Termessos (Pisidien) 231 Betrag 300 500 1.000 1.200 1.500 2.000 2.500 3.000 3.500 4.000 5.000 6.000 8.000 10.000 12.000 12.500 15.000 16.000 20.000 30.000 40.000 50.000 60.000 100.000 10.000.000
vor 212 (n = 110) Anzahl Anteil 0 0 % 10 9 % 35 32 % 1 1 % 6 5 % 16 15 % 11 10 % 16 15 % 1 1 % 0 0 % 3 3 % 3 3 % 1 1 % 5 5 % 0 0 % 0 0 % 0 0 % 1 1 % 1 1 % 0 0 % 0 0 % 0 0 % 0 0 % 0 0 % 0 0 %
Rest (n = 419) Anzahl Anteil 1 0 % 25 6 % 162 39 % 0 0 % 54 13 % 42 10 % 36 9 % 17 4 % 5 1 % 7 2 % 27 6 % 1 0 % 3 1 % 19 5 % 1 0 % 1 0 % 5 1 % 1 0 % 3 1 % 4 1 % 1 0 % 1 0 % 1 0 % 1 0 % 1 0 %
Auch bei den vor 212 errichteten Gräbern sind 1.000 Denare der häufigste Bußbetrag. Der statistische Median liegt mit 2.000 Denaren sogar über jenem der Grundgesamtheit mit 1.500 Denaren. Ein Chi-Quadrat-Test an der untenstehenden klassifizierten Kontingenztafel zeigt, dass die Unterschiede zwischen den Grabbußen vor 212 und den restlichen Grabbußen statistisch nicht signifikant sind.39
39 Nullhypothese:
Das Merkmal der Bußhöhe ist bei den vor 212 datierbaren Gräbern gleich verteilt wie bei den übrigen Gräbern. Alternativhypothese: Das Merkmal der Bußhöhe ist bei den vor 212 datierbaren Gräbern anders verteilt als bei den übrigen Gräbern. Ein zweiseitiger Chi-Quadrat-Test ergibt einen Signifikanzwert von 0,6297, sodass die Nullhypothese bei einem Konfidenzniveau von 95 % nicht zu verwerfen ist.
232
Helmut Lotz Betrag
vor 212
Rest
bis 1.000
45
188
1.001–2.500
34
132
2.501–5.000
20
56
über 5.000
11
43
Eine gemäß der Inflationshypothese zu erwartende unterdurchschnittliche Höhe der Bußbeträge bei den vor 212 errichteten Gräbern lässt sich also nicht nachweisen. Vielmehr kommen entgegen dem gemäß der Inflationshypothese Erwarteten verhältnismäßig niedrige Bußbeträge bis 1.500 Denare hier mit rund 47 % sogar seltener vor als bei den restlichen Gräbern mit rund 58 %. c) besonders hohe Bußbeträge in datierbaren Grabinschriften Der Inflationshypothese zufolge sollten Texte mit außergewöhnlich hohen Buß beträgen aus der Zeit ab dem späten 3. Jh. stammen: In der Tetrarchie kann zum ersten Mal in der römischen Kaiserzeit eine Hyperinflation nachgewiesen werden.40 Im Folgenden soll überprüft werden, ob die termessischen Grabinschriften mit besonders hohen Bußbeträgen tatsächlich aus dieser Zeit stammen. In Termessos sind insgesamt 39 Grabbußen von mindestens 10.000 Denaren belegt. Im Folgenden werden davon zunächst jene 12 Grabinschriften angeführt, deren Grab errichter aus einer der Familien stammen, für die R. Heberdey den Stammbaum rekonstruieren konnte. Anhand der Zugehörigkeit des Graberrichters zu einer bestimmten Generation lassen sich diese Texte ungefähr datieren. Beleg
Bußbetrag
Familie
Generation
Datierung ca.
V
1. H. 2. Jh.
VI
Mitte 2. Jh.
TAM III 322
10.000
J41
TAM III 537
10.000
H42
TAM III 331
10.000
K
VII
2. H. 2. Jh.
TAM III 549
10.000
M
VII
2. H. 2. Jh.
TAM III 585
20.000
B
VIII
Ende 2. / Anfang 3. Jh.43
40 Zur Hyperinflation unter Diokletian und ihrem währungspolitischen Hintergrund s. Wassink 1991, 486–492; für eine strukturelle Analyse des Zusammenbruches des römischen Wirtschaftswunders s. zuletzt Jongman 2017. 41 Die Graberrichterin Artemeis, Tochter des Oples, hat in die Familie J eingeheiratet, s. Heberdey 1929, 104 mit Stemma auf S. 106. 42 Die Graberrichterin Aelia Capitolina Kille hat in die Familie H eingeheiratet, s. Heberdey 1929, 101–103 mit Stemma. 43 Die Graberrichterin Mamastis, Tochter des Mamotasis, führt keinen Aureliernamen, was eine Datierung der Inschrift vor 212 nahelegt, zu den Argumenten dafür s. o.
Studien zu den kaiserzeitlichen Grabinschriften aus Termessos (Pisidien) 233 Beleg
Bußbetrag
Familie
Generation
Datierung ca.
TAM III 382
30.000
D44
VIII
1. H. 3. Jh.
TAM III 554
10.000
B
VIII
1. H. 3. Jh.
TAM III 646
15.000
H
VIII
1. H. 3. Jh.
TAM III 648
>10.000
A
VIII
1. H. 3. Jh.
TAM III 685
>10.000
D
VIII
1. H. 3. Jh.
TAM III 714
40.000
P45
VIII
1. H. 3. Jh.
TAM III 798
12.000
R
VIII
1. H. 3. Jh.
Es zeigt sich, dass keiner der Belege später als in die Mitte des 3. Jh. zu datieren ist, vier stammen sicher noch aus dem 2. Jh. Abgesehen von einer gleich zu behandelnden Ausnahme gibt es auch bei keinem der übrigen 27 Belege Anhaltspunkte für eine Datierung nach der Mitte des 3. Jh., und einer davon, TAM III 750, gehört sogar zu den ältesten termessischen Grabinschriften überhaupt: Er ist aufgrund des darin genannten eponymen Jahresbeamten in das mittlere 1. Jh. zu datieren, enthält aber dennoch eine Grabbuße von 10.000 Denaren.46 Explizit behandelt seien hier noch die beiden Texte mit den höchsten in Termessos belegten Grabbußen, TAM III 318 und TAM III 733. Im Fall der zweithöchsten Grabbuße, 100.000 Denare in TAM III 318, ist die Graberrichterin Aurelia Artemeis, Tochter des Thoas, auch aus einer weiteren Inschrift bekannt, in der sie als Kanephore der Artemis geehrt wird (TAM III 59). Diese Ehreninschrift ist datiert und um 205 anzusetzen, wozu auch passt, dass die Geehrte noch kein Aureliergentile führt.47 Artemeis, die ihre Kanephorie im Mädchenalter bekleidet haben muss, wurde wohl im letzten Jahrzehnt des 2. Jh. geboren.48 Die Errichtung ihres Grabes ist daher kaum nach der Mitte des 3. Jh. anzusetzen, möglicherweise kam es auch schon deutlich früher dazu.49 Inflation kann also auch in diesem Fall keine Rolle gespielt haben. Problematisch ist der Beleg für die höchste in Termessos belegte Grabbuße von 10 Millionen Denaren in TAM III 733. Die Umzeichnung in TAM, basierend auf einem eindeutigen Skizzenbucheintrag von A. Gaheis, zeigt die beiden Bußbeträge 44 Die
Graberrichterin Aurelia Ge, Tochter des Oples, hat in die Familie D eingeheiratet, s. Heberdey 1929, 74–76 mit Stemma. 45 Die Graberrichterin Aurelia Opletiane Perikleia hat in die Familie P eingeheiratet, s. Heberdey 1929, 121 f. mit Stemma. 46 Zur Datierung des Textes s. Heberdey 1929, 131. 47 Die Ehreninschrift ist unter den (ἀρχι)πρόβουλος Heliodotos, Sohn des Arteimas, datiert. Dieser erscheint in derselben Funktion auch in den Siegerinschriften TAM III 149 und 177, zur Identifikation s. Heberdey 1929, 130. Der Agon, auf den sich die beiden Texte beziehen, lässt sich um 205 (±4) datieren, s. ibid. S. 43–47. 48 Zur Person der Artemeis, Tochter des Thoas, s. Heberdey 1929, 81 f. 49 So auch Cormack 2004, 315, die das Grab um 220 ansetzt.
234
Helmut Lotz
an den kaiserlichen fiscus und das Heiligum des Zeus Solymeus jeweils abgekürzt als großes M mit einem zwischen den Schräghasten darüber gesetzten, deutlich kleineren Φ. Die bisherigen Editoren lösten diese Abkürzung als «μ(ύρια) φ» (10.500) auf, sodass sich als gesamte Grabbuße 21.000 Denare ergäben.50 Diese Lesung widerspricht allerdings klar der auch in Termessos stets befolgten Konvention, dass miteinander zu addierende Zahlzeichen nebeneinander stehen.51 Wenn hingegen ein kleineres Zahlzeichen über einem M für «μ(ύρια)» erscheint, ist damit stets ein Multiplikator gemeint.52 Da weder 10.500 noch 21.000 Denare in anderen termessischen Grab inschriften als Bußbeträge vorkommen, besteht m. E. auch kein Anlass zur Annahme, dass diese Beträge gemeint gewesen und lediglich entgegen der Konvention abgekürzt worden seien. Stattdessen sind die Abkürzungen der Konvention entsprechend als jeweils 500 mal 10.000, also 5 Millionen, aufzulösen, was eine astronomisch hohe Grabbuße von 10 Millionen Denaren ergibt.53 Auch ansonsten stellt dieser Text einen Sonderfall innerhalb des termessischen Corpus dar: Er behandelt die Zweitverwendung eines älteren Sarkophages und ist daher unkanonisch an der Schmalseite des Kastens angebracht. Die Längsseite des Kastens zeigt noch immer die ursprüngliche Grabinschrift TAM III 772. Diese wurde nur im äußerst rechten Bereich getilgt, da der Rest zum Zeitpunkt der Zweitverwendung offenbar bereits von einem daneben aufgestellten Sarkophag verdeckt war. Die ursprüngliche Inschrift besagt, dass Aurelia Soteris, Freigelassene des Priesters Aurelius Tiberius Oples, den Sarkophag für sich selbst und ihre Eltern errichtet hat.54 Aufgrund des Aureliernamens der Graberrichterin und ihres Patrons kann die Errichtung des Sarkophages nach 212 datiert werden.
50 Cousin 1899, 283 zu Nr. 64; R. Heberdey in TAM III S. 228 zu Nr. 733; dem folgt auch Iluk 2013, 304. 51 S. z. B. TAM III 592: «M’BΦ» für 12.500; weiters zahlreiche Belege für 1.500 und 2.500 Denare. 52 TAM III 239. 474. 477. 585 (jeweils 20.000); TAM III 239 (30.000). Besonders instruktiv sind Fälle, in denen μύρια (10.000) als M mit einem darüber gesetzten kleinen A abgekürzt wird (TAM III 226. 477). 53 Zum Zeitpunkt der Edition waren noch keine Grabbußen in dieser Höhe bekannt, was der Grund dafür sein dürfte, dass R. Heberdey diese Auflösung nicht erwogen hat. Eine Parallele liefert allerdings die Sarkophaginschrift TAM IV 258 aus Nikomedia in Bithynien, deren Grabbuße m. E. bislang ebenfalls falsch gelesen wurde: Sie setzt sich aus zwei Litren Gold an den kaiserlichen Fiscus sowie zwei Denarbeträgen an die Polis und an die Phyle Hiera zusammen. Der zweite Betrag ist wie in unserem termessischen Text als großes M mit einem darüber gesetzten kleinen A geschrieben, der erste als großes M mit einem darüber gesetzten kleinen Φ (s. das Photo in der Ed. pr. Şahin 1973, Taf. 6 Nr. 32). Entgegen der Annahme der bisherigen Editoren möchte ich auch bei diesem Text die über das M gesetzten Buchstaben entsprechend der Konvention als Multiplikatoren verstehen und die Beträge mithin als 10.000.000 an die Polis sowie 5.000.000 an die Phyle auflösen. Neben diesen beiden Texten nennt möglicherweise auch der problematische Beleg I.Perinthos 180 eine Grabbuße dieser Größenordnung, s. dazu u. Anm. 57 mit einer Auflistung der Belege für Grabbußen über 100.000 Denaren. 54 Zu Aurelius Tiberius Oples und seiner Familie s. Heberdey 1929, 72–76.
Studien zu den kaiserzeitlichen Grabinschriften aus Termessos (Pisidien) 235
Da der Patron der Graberrichterin im letzten Viertel des 2. Jh. geboren wurde,55 wird man die Errichtung aber kaum über die Mitte des 3. Jh. hinabrücken dürfen. In der sekundären Inschrift auf der Schmalseite tritt Aurelia Prapis so auf, als hätte sie ein völlig neues Grab errichtet («κατέστησα τὴν σωματο|θήκην ταύτην») und nennt als Nutzerkreis sich selbst, ihren verstorbenen Gatten Marcus Aurelius Leontios sowie ihre Kinder. Weder Prapis noch ihr Gatte waren in der ursprünglichen Inschrift zur Bestattung im Sarkophag vorgesehen, und eine familiäre Verbindung zu Aurelia Soteris ist nicht erkennbar. Die Ausmeißelung der sichtbaren Bereiche der ursprünglichen Inschrift weist vielmehr darauf hin, dass Prapis den älteren Sarkophag in Zweitnutzung übernahm. Wie viel Zeit zwischen Erst- und Zweitnutzung verging, lässt sich nicht entscheiden. Es erscheint aber durchaus möglich, dass Prapis den Sarkophag erst eine Weile nach dem Tod der offenbar kinderlosen Soteris übernahm. Eine Datierung der sekundären Inschrift mit der astronomischen Grabbuße von 10 Millionen Denaren in das späte 3. Jh. oder danach liegt also durchaus im Bereich des Möglichen. Im Fall einer Entstehung im 4. Jh. könnte die Inflation eine plausible Erklärung für die exzeptionelle Bußhöhe liefern. In der Osthälfte des römischen Reiches wurde der Denar als fiktive Recheneinheit weiterverwendet, die gegenüber dem Solidus rasant an Wert verlor: Im Jahr 324 war ein Solidus zwischen 3.500 und knapp 4.500 Denare wert, um die Jahrhundertmitte bereits mehrere Millionen Denare.56 Diese Inflation der Rechnungseinheit «Denar» könnte den Bußbetrag von 10 Millionen Denaren, der die in Termessos üblichen Grabbußen um den Faktor 1.000 bis 10.000 übertrifft, erklären. Selbst dann bliebe aber die Grabinschrift der Aurelia Prapis eine isolierte Ausnahme. Die übrigen 38 Belege für außerordentlich hohe Bußbeträge zwischen 10.000 und 100.000 Denaren in den termessischen Grabinschriften können nicht mit der Inflationshypothese erklärt werden.57 55 Die Datierung ergibt sich daraus, dass Varus, der jüngere Bruder des Oples, in TAM III 177 um 205 als Agonsieger in der ἀνδρῶν πάλη belegt ist. Hierzu passt auch, dass ein Freigelassener der beiden Brüder, Agathon, Sohn des Agathon, in der Grabinschrift TAM III 221 noch keinen Aureliernamen trägt, was für eine Datierung vor 212 spricht. 56 Diese Daten beruhen auf papyrologischer Evidenz aus Ägypten, s. Bagnall 1985, 61 f. mit einer Sammlung an datierten papyrologischen Belegen für Goldpreise im 4. Jh. (vgl. Segrè 1940–1941, bes. 249 f. 264 und Jones 1953, 308 f.). Zur allgemeinen Preisentwicklung im Ägypten des 4. Jh. s. Bagnall 1985, bes. 27–48; speziell zur Entwicklung des Wertverhältnisses zwischen Gold und Silber in diesem Zeitraum s. Bagnall 1989, 71 f. sowie Banaji 2007, 39–44. 57 Auch die Grabbuße von 100.000 Denaren in TAM II 77 aus Telmessos dürfte anders zu erklären sein, s. u. Anm. 101. Generell sind mir nur elf griechische Grabinschriften bekannt, in denen gesichert Grabbußen von mehr als 100.000 Denaren genannt werden: TAM IV 258 (Nikomedia, 15.000.000 Denare; zur Lesung s. o. Anm. 53); TAM III 733 (Termessos; 10.000.000); I.Parion 44 (4.000.000); I.Perinthos 182 (3.000.000); IG X 2, 1, 591 (Thessaloniki; 1.300.000); I.Prusias ad Olympum 200 (750.000); BCH 59, S. 151 Nr. 43 (Philippi; 500.000); SEG 56, 806 (Thessaloniki; 500.000); I.Perinthos 192 (350.000); IK Kios 77 (120.000); IG X 2, 1, 572 (Thessaloniki; 120.000). Dazu kommen vier weitere mögliche Belege, bei denen aber die Auflösung des Betrages problematisch ist: In SEG 45, 816, der Inschrift eines Sarkophages unbekannten Fundortes im Museum von Thessaloniki, dürfte «𝈂 μυρι φ’» wohl als «𝈂 μυρι(άδας) φ’» (= 5.000.000)
236
Helmut Lotz
Zusammenfassend ist festzuhalten, dass keine der drei Überprüfungen ein Ergebnis im Sinne der Inflationshypothese erbracht hat. Ausgehend vom chronologischen Fixpunkt der CA 212 lässt sich für Termessos zeigen, dass die Höhe der Grabbußen bei den späteren Gräbern nicht überdurchschnittlich und bei den früheren nicht unterdurchschnittlich ist. Über die Laufzeit der Nekropolen vom 1. bis in das 3. Jh. lässt sich statistisch kein Anstieg der Bußbeträge feststellen.58 Auch für die besonders hohen Bußbeträge trifft die Annahme einer Entstehungszeit ab dem späten 3. Jh. nicht zu: Grabbußen von 10.000 Denaren und mehr kommen bereits mehrfach in Inschriften des 1. und 2. Jh. vor. Fast alle ungefähr datierbaren Belege stammen aus der Zeit vor der Mitte des 3. Jh. Die Inflation kann daher als entscheidendes Kriterium für die Höhe der termessischen Grabbußen mit Gewissheit ausgeschlossen werden. 3) Die ‹Grabwertshypothese› Einen Zusammenhang zwischen dem Aufwand der Grabmonumente und den zugehörigen Grabbußen postulierte erstmals O. Treuber in seiner Behandlung der lykischen Gräber: «Um eine Verletzung der über die Verwendung des Grabes getroffenen Bestimmungen […] möglichst zu verhüten, wurde der Thäter […] mit der Bezahlung einer dem Wert des Grabes im ganzen entsprechenden Summe an irgend welche öffentliche Kasse bedroht.»59 aufzulösen sein, so auch Souris 1995, 74–76 (Ed. pr.). I.Iznik 1331 hat τρίσδεκα μυριάδας ohne Angabe der Währung, gemeint sind wohl τρεῖς δέκα μυριάδας (= 130.000) Denare. I.Iznik 559 hat «𝈂 MK» mit einem kleineren Y über dem M; S. Şahin löste in der Edition den Betrag als «𝈂 μυ(ριάδος) κ’» auf und übersetzte 20.000, was m. E. wenig wahrscheinlich ist. Auch die konventionsgemäße Addierung der beiden Zahlen zu μύρια καὶ εἴκοσι ist nicht plausibel, da dies auf den ganz unrunden Betrag von 10.020 führen würde. Am ehesten dürfte mit dem hinter das M gesetzten K tatsächlich der Multiplikator gemeint sein, der konventionsgemäß eigentlich über dem M stehen sollte, wobei allerdings dieser Platz bereits vom Y besetzt war. Demnach wäre der Beleg als «𝈂 μυ(ριάδας) εἴκοσι», also 200.000, aufzulösen. (Zu dieser Interpretation vgl. I.Iznik 1472, wo MA in Z. 10 wohl als «μ(υριάδα) μίαν» [= 10.000] und MAE mit kleinem Y über dem M in Z. 11 als «μυ(ριάδα) μίαν καὶ πεντακισχίλια» [= 15.000] aufzulösen ist.) Dasselbe Phänomen liegt möglicherweise auch in der christlichen Grabinschrift I.Perinthos 180 vor, wo die Grabbuße mit «𝈂 MΆΦ» mit einem kleineren Y über dem M angegeben ist. M. Sayar übersetzte dies in der Edition als 10.500; nach der kanonischen Schreibweise wäre der Betrag hingegen als 11.500 aufzulösen. Möglicherweise ist «ΆΦ» hier aber auch als Multiplikator aufzufassen und mithin 15.000.000 zu lesen (man beachte, dass aus Perinth noch ein weiterer christlicher Grabtext mit einer Grabbuße von mehr als einer Million Denaren bekannt ist, s. o.). Allein für diese insgesamt 15 Texte kommt die Inflationshypothese als Erklärungsmodell in Betracht, zumal sich für keinen eine Datierung vor dem Ende des 3. Jh. wahrscheinlich machen lässt (zur Datierung von SEG 56, 806 s. Nigdelis 2012, 157 f. [= SEG 62, 469]). 58 Ein ähnlicher Befund zeigt sich auch bei den kaiserzeitlichen Grabinschriften von Olympos in Ostlykien, s. demnächst Wiedergut, Olympos. 59 Treuber 1887, 128; zum selben Schluss gelangte zuletzt Iluk 2013, 88–94. 147. Auf eine mögliche Bedeutung der Grabgröße für die Höhe der Bußbeträge weisen auch Hirschfeld 1887, 137 sowie Reynolds – Roueché 2007, 151 hin.
Studien zu den kaiserzeitlichen Grabinschriften aus Termessos (Pisidien) 237
Im Folgenden wird dieser Gedanke als ‹Grabwertshypothese› bezeichnet. Ihre Überprüfung ist mit einem methodischen Problem konfrontiert: Anders als etwa die kaiserzeitlichen Grabinschriften Italiens oder Africas enthalten jene Kleinasiens keine Informationen über die Errichtungskosten der zugehörigen Monumente.60 In Termessos allerdings wird ihr Fehlen aber zumindest teilweise durch den außergewöhnlich guten Erhaltungszustand der Nekropolen kompensiert: Zu jedem erhaltenen Bußbetrag ist das betreffende Grabmonument bekannt. Die Nekropolen von Termessos erstrecken sich auf den das Stadtzentrum umgebenden Hängen sowie an den Einfallstraßen.61 Der weitaus häufigste Grabtyp im kaiserzeitlichen Termessos sind Sarkophage, deren sich über tausend Exemplare erhalten haben.62 Sie wurden fast ausschließlich aus lokalem Kalkstein gefertigt, der im Umfeld der Nekropolen gebrochen und bearbeitet wurde.63 An der Schauseite wurden ihre Kästen häufig mit einer tabula ansata zwischen zwei Rundschilden dekoriert.64 Ihre Deckel haben die Form eines Satteldaches und besitzen Eckakrotere. Aufgestellt waren die Sarkophage meist entlang von Wegen oder an den Hängen unter freiem Himmel, mitunter auf einem mehrstufigen Unterbau. Seltener wurden sie von einer nach vorne offenen aedicula mit Tonnengewölbe oder Giebeldach gerahmt.65 Von der Masse der termessischen Gräber setzen sich deutlich die monumentalen Tempelgräber der städtischen Elite ab.66 Die termessischen Tempelgräber stehen in 60 Auf
106.
dieses Problem wies bereits Hirschfeld 1887, 137 hin, vgl. auch Creaghan 1951,
61 Zu den Nekropolen von Termessos s. grundlegend E. Petersen in Lanckoroński 1892, 63–76 sowie Heberdey 1934, 772–775. Zu ausgewählten kaiserzeitlichen Grabmonumenten s. G. Niemann in Lanckoroński 1892, 107–120, Heberdey – Wilberg 1900 und Cormack 2004, 306–323. 62 In den termessischen Grabinschriften werden Sarkophage üblicherweise als σωματοθήκη (seltener verkürzt als θήκη) bezeichnet. Der Begriff begegnet in den kleinasiatischen Grabtexten außer in Termessos v. a. auch in Lykien, der Kibyratis und Kilikien, s. Kubińska 1968, 35–38, während in anderen Regionen der Sarkophag häufiger als ἀγγεῖον oder σορός bezeichnet wurde, s. ibid. 32–35. 40–46. 63 Überreste antiker Steinbruchtätigkeit lassen sich etwa im oberen (südlichen) Bereich der Südnekropole beim Grabmonument S7 sowie oberhalb der Grabmonumente S5, S2 und S1 beobachten, s. den Plan von A. Löber in TAM III S. 365 Taf. 1 (basierend auf F. Hauser in Lanckoroński 1892 Taf. 33). 64 Dieser Dekor ist typisch für die lokale kaiserzeitliche Sarkophagproduktion im solymischen Bergland, dem Grenzgebiet zwischen Ostlykien, Pisidien und Pamphylien, vgl. Kolb – Kupke 1989, 4. Gleichartige Sarkophage sind z. B. auch in den Nekropolen von Kelbessos, Kitanaura, Trebenna, Ariassos und Sia erhalten. 65 Ein Beispiel einer tonnengewölbten aedicula ist das Grabmal des Chryseros und seiner Gattin Armasta mit der Sarkophaginschrift TAM III 811 in der nördlichen Nekropole, s. die Zeichnung Heberdey – Wilberg 1900, 192 Fig. 67. Zwei einfache aediculae mit Giebeldach wurden von G. Niemann in Lanckoroński 1892, 106 f. mit Fig. 70. 72 besprochen. 66 Sie werden in den Grabinschriften üblicherweise ἡρῶον genannt. Für bauhistorische und epigraphische Untersuchungen zu ausgewählten termessischen Monumentalgräbern s. grundlegend Heberdey – Wilberg 1900. Zusammenfassend zu Tempelgräbern in den Nekropolen
238
Helmut Lotz
der Regel auf hohen Podien und weisen Elemente der zeitgenössischen Sakralarchitektur auf. Wie die kleineren aediculae, mit denen sie die offene Fassade gemeinsam haben, sollten sie einem oder mehreren Sarkophagen in ihrem Inneren einen prunkvollen architektonischen Rahmen geben. Bereits E. Petersen beobachtete in seinem Überblick über die termessischen Nekropolen zu den Grabbußen: «Diese steigen mit der Pracht der Gräber bis zu 20.000 Denaren…».67 Die Vermutung einer Korrelation zwischen Grabtyp und Bußbetrag bestätigt sich in einer quantifizierenden Analyse: Betrag
300 500 1.000 1.200 1.500 2.000 2.500 3.000 3.500 4.000 5.000 6.000 8.000 10.000 12.000 15.000 16.000 20.000 30.000 40.000 50.000 60.000 100.000 10.000.000
freistehender arkophag (n = 493) S Anzahl Anteil 1 0 % 34 7 % 192 39 % 1 0 % 58 12 % 55 11 % 44 9 % 30 6 % 6 1 % 6 1 % 28 6 % 2 0 % 2 0 % 21 4 % 1 0 % 4 1 % 1 0 % 2 0 % 2 0 % 0 0 % 1 0 % 1 0 % 0 0 % 1 0 %
Tempelgrab (n = 8) Anzahl 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 1 0 1 1 1 2 1 0 0 1 0
Anteil 0 % 0 % 0 % 0 % 0 % 0 % 0 % 0 % 0 % 0 % 0 % 0 % 0 % 13 % 0 % 13 % 0 % 13 % 25 % 13 % 0 % 0 % 13 % 0 %
An freistehenden Sarkophagen haben sich 493 Inschriften mit Bußbeträgen erhalten. Der mit Abstand häufigste Betrag sind 1.000 Denare, der Median liegt bei 1.500 Denavon Termessos s. auch den Katalog von Cormack 2004, 306–323. Zu den kaiserzeitlichen Tempelgräbern in Kleinasien allgemein s. ibid, bes. 51–61 und den bebilderten Katalog S. 161–332. 67 E. Petersen in Lanckoroński 1892, 63.
Studien zu den kaiserzeitlichen Grabinschriften aus Termessos (Pisidien) 239
ren. Über 92 % der Texte schreiben Bußbeträge zwischen 500 und 5.000 Denaren vor. Ein völlig anderes Bild zeigen die Grabinschriften an den acht einschlägigen Tempelgräbern.68 Kein Text sieht eine Buße von weniger als 10.000 Denaren vor, der Median liegt bei 25.000 Denaren. Auch bei drei weiteren Tempelgräbern, in deren Inschriften die Bußbeträge nicht vollständig erhalten sind, lagen die Grabbußen im selben Bereich: In TAM III 648 und 685 betrugen sie mehr als 10.000 Denare, in TAM III 586 mehr als 5.000 Denare.69 Es stellt sich die Frage, ob die hinsichtlich der Bußhöhen zu beobachtenden Unterschiede bei freistehenden Sarkophagen und Tempelgräbern statistisch signifikant sind. Eine Entscheidung ermöglicht angesichts der relativ geringen Anzahl von Tempelgräbern am besten ein zweiseitiger Exakter Fisher Test: Als Unabhängigkeitstest überprüft er an der folgenden klassifizierten Kontingenztafel, ob die beiden Merkmale Grabtyp und Bußhöhe voneinander statistisch unabhängig sind oder miteinander korrelieren.70 Betrag bis 5.000 über 5.000
freistehender Sarkophag 455 38
Tempelgrab 0 11
Der Test ergibt, dass die unterschiedliche Verteilung der Bußbeträge zwischen freistehenden Sarkophagen und Tempelgräbern hochsignifikant ist:71 In Termessos waren die Grabbußen bei Tempelgräbern ausnahmslos um ein Vielfaches höher als die üblichen Grabbußen bei freistehenden Sarkophagen. Auf den ersten Blick scheint sich also die Grabwertshypothese zu bestätigen: Die Errichtungskosten eines monumentalen Tempelgrabes, die wohl ein Vielfaches der Ausgaben für einen freistehenden Sarkophag betrugen, korrelieren mit außergewöhnlich hohen Grabbußen. Die durchwegs hohen Grabbußen an den termessischen Tempelgräbern fänden damit eine plausible Erklärung. 68 TAM
III 285. 318. 331. 382. 585. 623. 713. 714. III 648 Z. 12 f.: «[… δώ]σει τῶ ἱερωτάτω | [ταμείω δηνάρια δισ(?)]μύρια»; TAM III 685 Z. 5 f.: «… ἐκτε[ίσει τῶ ἱερῶ] | ταμείω δηνάρια [μ]ύρια καὶ τῶ δήμω τῶ | Τερμη[σ]σέων δη[νάρια μύρια(?)]». Bei TAM III 586 dürfte die Grabbuße wohl 10.000, gewiss jedoch mehr als 5.000 Denare betragen haben, da dem erhaltenen Teil ein weiterer Bußempfänger vorausging: Z. 8–9: «ὑποκεισθήσετα[ι — — — —] | καὶ τῶ φίσκω 𝈂 ͵ε». 70 Die Berechnung des Exakten Fisher Tests wird hier und im Folgenden nach Agresti 1992, 134 f. mit der Option b) für zweiseitige Tests vorgenommen. Nullhypothese: Die Merkmale Grabtyp und Bußhöhe sind stochastisch voneinander unabhängig (d. h. es besteht kein statistischer Zusammenhang zwischen Grabtyp und Bußhöhe). Alternativhypothese: Die Merkmale Grabtyp und Bußhöhe sind stochastisch voneinander abhängig (d. h. es besteht ein statistischer Zusammenhang zwischen Grabtyp und Bußhöhe). 71 Der Signifikanzwert ist < 0,0001, sodass die Nullhypothese mit mehr als 99 %iger Wahrscheinlichkeit zu verwerfen und die Alternativhypothese anzunehmen ist. 69 TAM
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Ein näherer Blick auf die Grabbußen in Inschriften freistehender Sarkophage weckt allerdings Zweifel an der Grabwertshypothese: Immerhin knapp 7 % der Bußen betragen 10.000 Denare oder mehr und liegen somit im Bereich der Grabbußen der ungleich aufwendigeren Tempelgräber. Bei der großen Standardisierung der termessischen Sarkophage kann ausgeschlossen werden, dass allein unterschiedliche Anschaffungskosten für die beträchtliche Streuung der Bußbeträge verantwortlich waren.72 Folglich kann hier der Wert des Grabmonuments nicht das maßgebliche Kriterium für die Höhe der Grabbußen gewesen sein. 4) Die ‹Statushypothese› Die termessischen Tempelgräber wurden ausschließlich von Mitgliedern der städtischen Elite errichtet, deren Karrieren sich häufig auch anhand von Ehreninschriften aus dem Stadtzentrum nachvollziehen lassen. Einen Zusammenhang zwischen dem sozialen Status des Grabherrn und der Höhe der Grabbuße postulierte O. Van Nijf: «[…] the families at the very top of the Termessian society, often buried in expensive heroa, […] appear to have felt justified in frequently setting a relatively steep fine. As so often, social status was given a monetary expression.»73 Die Annahme, dass der soziale Status des Graberrichters der ausschlaggebende Faktor für die Höhe der termessischen Grabbußen sei, wird im Folgenden als ‹Statushypothese› bezeichnet. Ihr zufolge wäre zu erwarten, dass die Gräber der sozialen Eliten mit hohen Bußbeträgen und jene von Angehörigen der niedrigen sozialen Schichten mit niedrigeren Bußbeträgen einhergehen. Eine Überprüfung der Statushypothese ist nur bedingt möglich, da nur selten Informationen zum sozialen Status der termessischen Graberrichter überliefert sind. Zwei Gruppen von Grabinschriften machen hier eine Ausnahme: Zum einen jene Texte, in denen sich die Errichter explizit als Sklaven zu erkennen geben; zum anderen die Texte von Grabherren, deren hoher sozialer Status entweder daraus hervorgeht, dass ihre politischen und religiösen Ämter in Ehreninschriften erwähnt werden oder sie sich anderweitig in Stammbäume von Familien der termessischen Führungsschicht einordnen lassen. Im Folgenden soll die Statushypothese an den Sklavengräbern (a) und an den Gräbern von Familien der termessischen Führungsschicht (b) überprüft werden. Bei mehreren Familien ist es zudem möglich, die Grabbußen von Sklaven und Freigelas-
72 Auch eine unterschiedliche Ausstattung der Sarkophage kann dafür nicht als Erklärung herangezogen werden, wie das häufige Vorkommen hoher Bußbeträge auch an einfachen Sarkophagen ohne jeglichen Reliefdekor zeigt, s. z. B. TAM III 226. 227. 229. 480. 489. 521. 535. 592. 703; Termessos IV 67. 73 Van Nijf 2010, 170. Eine Rolle des sozialen Status der Familie des Graberrichters bei der Bemessung der Grabbuße erwägen auch Reynolds – Roueché 2007, 151 für Aphrodisias.
Studien zu den kaiserzeitlichen Grabinschriften aus Termessos (Pisidien) 241
senen mit denen ihrer Herren bzw. Freilasser zu vergleichen und so die ersten beiden Ergebnisse zu überprüfen (c). a) Sklavengräber In 31 termessischen Grabtexten geben sich die Graberrichter als Sklaven zu erkennen.74 Mit rund 4 % ist der Anteil unfreier Graberrichter in Termessos im Vergleich zu anderen Regionen Kleinasiens auffällig hoch.75 Allerdings lässt sich nicht ohne Weiteres entscheiden, ob in Termessos Sklaven tatsächlich häufiger Gräber errichteten oder nur konsequenter ihren unfreien Status in den Grabinschriften festhielten.76 In jedem Fall ist zu konstatieren, dass in Termessos die Errichtung von Gräbern durch Sklaven ein durchaus üblicher Vorgang war.77 Dazu passt auch, dass in den termessischen Grabinschriften Sklaven in keinem einzigen Fall die Möglichkeit eingeräumt
74 Zu den Sklaven in den termessischen Grabinschriften s. Heberdey 1934, 761 f. In 24 Fällen bezeichnen sich Graberrichter als οἰκέται, und zwar stets mit zusätzlicher Angabe ihres Herrn im Genetiv (TAM III 276. 282. 338. 357. 429. 483. 490. 514. 518. 541. 577. 637. 663. 702. 743. 764. 769. 794. 815; Termessos I 20; Termessos II 15; Termessos IIIa 27; Termessos IV 108. 124). Dabei wird als männliche Form οἰκέτης (bzw. ὐκέτης) verwendet, als weibliche οἰκέτις (bzw. ὐκέτις; in TAM III 282 ὐκαίτισσα). Der Begriff οἰκέτης bezeichnet Sklaven unter dem Aspekt ihrer Zugehörigkeit zu einem Haushalt, zur Begriffsgeschichte s. Gschnitzer 1964, bes. 16–23. Gelegentlich wurden auch freie Haushaltsangehörige οἰκέται genannt, zu einschlägigen Belegen in kaiserzeitlichen Papyri Ägyptens s. Rathbone 1991, 106–116. Dass es sich bei den termessischen οἰκέται hingegen um Unfreie handelt, geht aus dem häufigen Zusatz hervor, die Graberrichtung sei mit Erlaubnis der Herren (ἐφέσει τῶν δεσποτῶν) erfolgt (so in TAM III 338. 637. 663. 764. 769; Termessos I 20; Termessos II 15; Termessos IIIa 27; Termessos IV 108). In fünf weiteren Texten erlaubt diese Angabe die Identifikation der Graberrichter als Sklaven, obwohl sie sich nicht explizit als solche bezeichnen (TAM III 269. 346. 636. 762. 811). In zwei Fällen bezeichnen sich die Graberrichterinnen als δούλη (TAM III 495; Termessos IV 31). 75 Ein ähnlich hoher Anteil von Sklavengräbern lässt sich nur im unweit gelegenen Olympos in Ostlykien nachweisen: Dort bezeichnen sich in neun Texten die Graberrichter als δοῦλοι (TAM II 967. 1005. 1019. 1020. 1026. 1032. 1044. 1150. 1156), das sind ebenfalls rund 4 % der 227 bislang bekannten olympenischen Grabinschriften; dazu kommt noch ein von einem ἱερόδουλος des Hephaistos errichtetes Grab (TAM II 1062). 76 Letzteres vermutet Ahrens 2017, 136. 144 mit Blick auf das Fehlen von Sklaven in den Grabtexten aus Hierapolis. Dieses Fehlen ist insofern bemerkenswert, als Ahrens u. a. anhand quantifizierender Überlegungen wahrscheinlich macht, dass in Hierapolis (wie in Termessos) auch Angehörige der Unterschicht Sarkophage errichteten. 77 In diesem Zusammenhang ist zu bedenken, dass Sklaven in der Regel im Laufe ihres Lebens freigelassen wurden: Wenn man zusätzlich zu den 31 Sklavengräbern auch die insgesamt 63 Freigelassenengräber berücksichtigt, beträgt der beachtliche Anteil unfrei geborener Grab errichter in Termessos rund 12 %. Ein Vergleich mit dem generellen Anteil von Sklaven an der termessischen Bevölkerung ist leider nicht möglich, da dafür keine Quellen zur Verfügung stehen. Auch für das römische Reich insgesamt divergieren die diesbezüglichen Schätzungen stark, s. den kritischen Forschungsüberblick bei Lo Cascio 2010, bes. 21–26.
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Helmut Lotz
wird, im Grab ihrer Herren mitbestattet zu werden.78 Den Inschriften ist kein Hinweis darauf zu entnehmen, dass die unfreien Graberrichter in Termessos zu einer besonders privilegierten Gruppe innerhalb der Sklavenschaft gehört hätten.79 Mithin ist anzunehmen, dass ihr sozialer Status im Vergleich mit der Gesamtbevölkerung unterdurchschnittlich war, sodass die rechtliche Kategorie ‹Sklave› im Rahmen der Überprüfung der Statushypothese auch als eine soziale aufgefasst werden darf.80 Bei 21 der termessischen Sklavengräber ist die zugehörige Grabbuße inschriftlich erhalten. Gemäß der Statushypothese wäre zu erwarten, dass die entsprechenden Bußbeträge tendenziell niedriger seien als bei den übrigen Gräbern. Die folgende Gegenüberstellung bestätigt diese Erwartung: Betrag 300 500 1.000 1.200 1.500 2.000 2.500 3.000 3.500 4.000 5.000 6.000
Sklaven (n = 21) Anzahl Anteil 0 0 % 4 19 % 12 57 % 0 0 % 1 5 % 1 5 % 3 14 % 0 0 % 0 0 % 0 0 % 0 0 % 0 0 %
Rest (n = 508) Anzahl Anteil 1 0 % 31 6 % 185 36 % 1 0 % 59 12 % 57 11 % 44 9 % 33 6 % 6 1 % 7 1 % 30 6 % 4 1 %
78 Die Mitbestattung von Sklaven in den Grabmonumenten ihrer Herren war z. B. im benachbarten Lykien üblich, wobei den Sklaven in der Regel ein Bestattungsplatz im Unterbau (ὑποσόριον) zugewiesen wurde, s. z. B. TAM II 217. 223 (Sidyma); TAM II 322 (Xanthos); TAM II 611 (Tlos); Petersen – Luschan 1889, 24 Nr. 28. 29 (Hoyran); Schuler 2006a 425–428 Nr. 19 (= SEG 56, 1751; Istlada); Schuler 2006b, 159–162 Nr. 7 (= SEG 56, 1771). In Termessos hingegen ist dieses Phänomen nur in zwei Ausnahmen belegt: In der Sarkophaginschrift TAM III 509 wird eine Freigelassene des Graberrichters unter den zur Bestattung vorgesehenen Personen genannt; in TAM III 356 räumt der Graberrichter in einer fragmentierten Passage (Z. 10–11) wohl seinen Freigelassenen die Möglichkeit ein, in seiner προγονική καύστρα bestattet zu werden (mit diesem Begriff dürfte eine Urne der Vorfahren des Grabherrn gemeint sein, s. Kubińska 1968, 66 f.). 79 So sind in Termessos weder kaiserliche Sklaven noch Sklaven mit höheren Verwaltungsaufgaben (z. B. πραγματευταί oder οἰκονόμοι) belegt. Die Sklavengräber in anderen Regionen wurden häufig von solchen privilegierten Sklaven errichtet: So waren z. B. die Graberrichter in I.Smyrna 225 und IGR IV 543 (Nakolea) kaiserliche Sklaven, in CIG 3104 (Teos) und IGR IV 921 (Kibyra) Sklaven aus den Familien hochrangiger römischer Amtsträger und in TAM II 59 (Telmessos) und TAM II 1020 (Olympos) πραγματευταί ihrer Herren. 80 Dabei soll freilich nicht impliziert werden, dass es innerhalb der termessischen Sklavenschaft keine Statusunterschiede gegeben hätte, vgl. u. Anm. 83.
Studien zu den kaiserzeitlichen Grabinschriften aus Termessos (Pisidien) 243 Betrag 8.000 10.000 12.000 12.500 15.000 16.000 20.000 30.000 40.000 50.000 60.000 100.000 10.000.000
Sklaven (n = 21) Anzahl Anteil 0 0 % 0 0 % 0 0 % 0 0 % 0 0 % 0 0 % 0 0 % 0 0 % 0 0 % 0 0 % 0 0 % 0 0 % 0 0 %
Rest (n = 508) Anzahl Anteil 4 1 % 24 5 % 1 0 % 1 0 % 5 1 % 2 0 % 4 1 % 4 1 % 1 0 % 1 0 % 1 0 % 1 0 % 1 0 %
Bei von Sklaven errichteten Gräbern liegen die Grabbußen in 16 von 21 Fällen, also in rund 76 %, im Bereich bis 1.000 Denaren. Bei den Gräbern Freier und Freigelassener entfallen hingegen nur knapp 44 % auf so niedrige Bußbeträge. Grabbußen von über 2.500 Denaren kommen bei Sklavengräbern überhaupt nicht vor. Bei den übrigen Gräbern machen sie hingegen rund ein Viertel der Belege aus. Dass diese Unterschiede trotz der relativ geringen Anzahl der Sklavengräber statistisch signifikant sind, zeigt erneut ein zweiseitiger Exakter Fisher Test an der folgenden klassifizierten Kontingenztafel:81 Betrag bis 1.000 über 1.000
Sklaven 16 5
Rest 217 291
Der Test ergibt, dass die unterschiedliche Verteilung der Bußbeträge zwischen Gräbern von Sklaven und den restlichen Gräbern hochsignifikant ist:82 Die Sklavengräber wurden, wie von der Statushypothese erwartet, mit unterdurchschnittlichen Buß beträgen geschützt.83 81 Nullhypothese: Die beiden Merkmale Sklave / Nichtsklave und Bußhöhe sind voneinander stochastisch unabhängig. Alternativhypothese: Die beiden Merkmale Sklave / Nichtsklave und Bußhöhe sind voneinander stochastisch abhängig. 82 Der Signifikanzwert ist 0,0030, sodass die Nullhypothese mit mehr als 99 %iger Wahrscheinlichkeit zu verwerfen und die Alternativhypothese anzunehmen ist. 83 Allerdings sind die von termessischen Sklaven festgesetzten Grabbußen weder ausnahmslos noch gleichmäßig unterdurchschnittlich: Die höchste Buße (2.500 Denare, 3 Belege) übertrifft die geringste (500 Denare, 4 Belege) immerhin um den Faktor 5, was nahelegt, dass der soziale Status auch innerhalb der termessischen Sklavenschaft variierte. Für eine beträchtliche
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Helmut Lotz
b) Familien der termessischen Führungsschicht Am anderen Ende der sozialen Hierarchie stand die städtische Elite, die sowohl im öffentlichen Raum als auch in den Nekropolen vielfältige archäologische und epigraphische Zeugnisse hinterlassen hat.84 Die 17 Familien, deren Stammbäume R. Heberdey rekonstruiert hat (Familien A–R), können als repräsentativ für die städtische Führungsschicht angesehen werden.85 Auf die genannten Familien entfallen mindestens 40 % der termessischen Ehreninschriften86 sowie mindestens 25 der etwa 50 namentlich bekannten (ἀρχι)πρόβουλοι, der eponymen Jahresbeamten87. Von den Grabinschriften mit erhaltenen oder teilweise erhaltenen Bußbeträgen lassen sich insgesamt 19 den Familien A–R zuweisen:88 Beleg
Familie
Grabtyp
Grabbuße
TAM III 719 TAM III 777 TAM III 315 TAM III 547 TAM III 778
B C R G C
Sarkophag Sarkophag Sarkophag Sarkophag Sarkophag
1.000 2.000 2.500 2.500 3.000
TAM III 613 TAM III 787
R K
Sarkophag Sarkophag in aedicula
5.000 8.000
Ämter des Grab errichters oder Bestattungs berechtigten – – – – Priestertum der Artemis – Priestertum der Dea Roma
Durchlässigkeit der termessischen Gesellschaft spricht übrigens auch, dass sich zwischen den Grabbußen Freigelassener (40 Belege) und Freigeborener in Termessos keine statistisch signifikanten Unterschiede nachweisen lassen. 84 Zur termessischen Führungsschicht und ihren Aktivitäten s. zuletzt Van Nijf 2011. 85 Freilich gehörten zur termessischen Führungsschicht auch weitere Familien, deren Stammbäume sich anhand der epigraphischen Evidenz nicht oder zumindest nicht so umfassend rekonstruieren lassen: z. B. lässt sich bislang für die bedeutende Familie des Zeuspriesters Tiberius Claudius Teimodoros keine Zugehörigkeit zu einer der beiden termessischen Claudierfamilien H oder M nachweisen, s. Heberdey 1929, 101. 104. 86 Von bislang 107 bekannten Ehreninschriften für termessische Bürger aus dem Stadtzentrum von Termessos gelten mindestens 43 diversen Mitgliedern der Familien A–R (unberücksichtigt bleiben Siegerinschriften). 87 Vgl. die Tabelle von R. Heberdey in TAM III S. 295. Zu den dort angeführten kommen noch folgende Personen: Marcus Aurelius Varus, Sohn des Tiberius (Termessos IV 25), der mit der Nr. 2 von Heberdeys Familie D identifiziert werden kann; Masas, Sohn des Apollonios (Termessos IV 28), der wohl Angehöriger der Familie J war, s. B. İplikçioğlu ibid. S. 97 mit Anm. 199; Tiberius Claudius Candidus (Termessos IV 182), der wohl zu einer der beiden termessischen Claudierfamilien H oder M gehörte, s. B. İplikçioğlu ibid. S. 261 mit Anm. 453. 88 Keine Beachtung fanden Gräber von Freigelassenen dieser Familien, ihren Ziehkindern, Ziehgeschwistern oder Zieheltern.
Studien zu den kaiserzeitlichen Grabinschriften aus Termessos (Pisidien) 245 TAM III 322 TAM III 331 TAM III 537 TAM III 549
J K H M
Tempelgrab Tempelgrab Sarkophag Sarkophag
10.000 10.000 10.000 10.000
TAM III 554 TAM III 798 TAM III 646 TAM III 585 TAM III 714 TAM III 586 TAM III 648
B R H B P A, B A, C, D
Sarkophag Sarkophag Sarkophag Tempelgrab Tempelgrab Tempelgrab Tempelgrab
10.000 12.000 15.000 20.000 40.000 >5.000 >10.000
TAM III 685
D
Tempelgrab
>10.000
– – – Proboulie, Priestertum der Eleuthera, Eirenarchie – Proboulie – – Proboulie, Agonothesie Kaiserpriestertum Proboulie, Kaiser priestertum, Priestertum der Artemis, Priestertum der Musen Proboulie, Priestertum der Musen, Priestertum des Zeus Solymeus, Gymnasiarchie
Die Gräber der führenden Familien weisen mehrheitlich außergewöhnlich hohe Grabbußen auf. Dabei ist bemerkenswert, dass Bußbeträge von mehr als 5.000 Denaren nicht nur bei monumentalen Tempelgräbern vorkommen, sondern häufig auch bei gewöhnlichen freistehenden Sarkophagen. Die folgende Tabelle vergleicht die freistehenden Sarkophage der Familien A–R mit den übrigen freistehenden Sarkophagen hinsichtlich der Grabbußen: Betrag bis 5.000 über 5.000
Familien A–R 6 5
Rest 449 33
Ein zweiseitiger Exakter Fisher Test zeigt, dass bei den Sarkophagen führender Familien der Anteil hoher Bußbeträge signifikant höher ist als bei den übrigen.89 Erklärungsbedürftig bleibt allerdings die große Varianz der Grabbußen innerhalb der städtischen Führungsschicht und sogar innerhalb derselben Familie. In diesem
89 Nullhypothese:
Die beiden Merkmale Zugehörigkeit zu den Familien A–R und Bußhöhe sind voneinander stochastisch unabhängig. Alternativhypothese: Die beiden Merkmale Zugehörigkeit zu den Familien A–R und Bußhöhe sind voneinander stochastisch abhängig. Der Signi fikanzwert ist 0,0007, sodass die Nullhypothese mit mehr als 99 %iger Wahrscheinlichkeit zu verwerfen und die Alternativhypothese anzunehmen ist.
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Zusammenhang ist ein Blick auf die Gräber der Familie R (TAM III 315. 613. 798) aufschlussreich:90 Beleg
Grabtyp
Grabbuße
Graberrichter
Datierung91
TAM III 315
Sarkophag
2.500
Anfang 3. Jh.
TAM III 613
Sarkophag
5.000
TAM III 798
Sarkophag
12.000
Aur. Artemeis, Tochter des Hermaios Moles, Sohn des Kendeas Konon, Sohn des Hermaios
Ämter des Graberrichters –
Mitte 2. Jh.
–
Anfang 3. Jh.
Proboulie
Es handelt sich um drei Sarkophage aus lokalem Kalkstein, die in der Südnekropole unter freiem Himmel aufgestellt wurden. Alle drei zeigen den für Termessos typischen Reliefdekor mit einer tabula ansata zwischen zwei Rundschilden, wobei bei TAM III 798 die Rundschilde zusätzlich von Lanzen gekreuzt werden. Das älteste der drei Gräber (TAM III 613) wurde von Moles, Sohn des Kendeas, für seinen wohl frühzeitig verstorbenen Sohn Kendeas errichtet und weist eine Grabbuße von 5.000 Denaren auf. Während über Moles selbst nichts Näheres bekannt ist, sind zwei weitere seiner Söhne als Agonsieger bzw. πρόβουλος belegt.92 Die Familie R dürfte also bereits zur Zeit des Moles im mittleren 2. Jh. zur städtischen Führungsschicht gehört haben. Auch ein Enkel des Moles, Aurelius Konon, siegte im Knabenalter in einem musischen Agon und bekleidete später die Proboulie. Er errichtete als Familiengrab den Sarkophag mit dem Grabepigramm TAM III 798, das eine Grabbuße von zwei Talenten, also 12.000 Denaren, vorsieht. Von seinen Halbgeschwistern Soteiros und Aurelia Artemeis haben sich indes keine Zeugnisse für öffentliches Hervortreten er90 B. İplikçioğlu schlug auch die Zuweisung der Grabinschrift Termessos IV 118 an die Familie R vor. Der Graberrichter Moles ließe sich anhand seines Vatersnamens Kendeas und seines Großvatersnamens Moles als bislang nicht belegter Sohn jenes Kendeas in den Stammbaum von R einfügen, den R. Heberdey als Nr. 4 führt, s. das Stemma in TAM III S. 311. Gegen diese Einordnung spricht allerdings, dass Kendeas offenbar kein eigenes Familiengrab errichtete, sondern im Sarkophag mit der Inschrift TAM III 613 bestattet wurde. Diesen hatte sein Vater für ihn allein errichtet, was für einen frühzeitigen Tod des Kendeas noch vor der Gründung einer eigenen Familie spricht. Da die Namen Moles und Kendeas in Termessos häufiger belegt sind, bleibt die Zuweisung von Termessos IV 118 zur Familie R unsicher. 91 Die Datierungen ergeben sich aus der Zuweisung von Moles, Sohn des Kendeas, an die Generation VI und seiner Enkel Konon und Aur. Artemeis an die Generation VIII durch R. Heberdey, s. das Stemma in Heberdey 1929, 126; zur Methode dieses Generationsmodelles s. ibid. S. 58. 92 Hermaios, Sohn des Moles, ist in TAM III 154 als Agonsieger belegt; Thoas, Sohn des Moles, in TAM III 145. 162 als πρόβουλος. Zu ihrer Position im Stammbaum der Familie R s. Heberdey 1929, 125 f.
Studien zu den kaiserzeitlichen Grabinschriften aus Termessos (Pisidien) 247
halten.93 Das Grab, das Artemeis für sich und ihre nächsten Angehörigen, darunter Soteiros, errichtete, nennt in seiner Inschrift TAM III 315 einen Bußbetrag von lediglich 2.500 Denaren. Dieser Befund legt die Hypothese nahe, dass die hohe Grabbuße in TAM III 798 mit der herausragenden öffentlichen Stellung des Graberrichters Konon zusammenhängen könnte. Ein Blick auf die übrigen Gräber der Familien A–R stützt diese Hypothese: Für die Errichter und Bestattungsberechtigten der sechs Gräber mit Bußbeträgen bis zu 5.000 Denaren sind keine hohen städtischen Ämter belegt.94 Hingegen wurden sieben der 13 Gräber mit Grabbußen von über 5.000 Denaren von πρόβουλοι, Kaiserpriestern und Priestern der Dea Roma oder für diese errichtet.95 Die folgende Tabelle listet alle Gräber von Inhabern dieser herausragenden städtischen Ämter mit erhaltenen Bußbeträgen auf. Beleg
Familie Ämter des Grab errichters
TAM III 285
–
TAM III 549 TAM III 586
M A, B
TAM III 648 A, C, D TAM III 685 TAM III 714 TAM III 787
D P K
TAM III 798
R
93 Dass
lich.
Ämter der Bestattungs berechtigten
Grabtyp
Grab buße
aedicula
16.000
Proboulie
Sarkophag Tempelgrab
10.000 > 5.000
Kaiserpriestertum, Proboulie Proboulie Proboulie
Tempelgrab
> 10.000
Tempelgrab Tempelgrab Sarkophag in aedicula Sarkophag
> 10.000 40.000 8.000
Kaiser priestertum Kaiser priestertum Kaiser priestertum Proboulie Priestertum der Dea Roma Proboulie
12.000
sie eine andere Mutter hatten als Konon, machte Heberdey 1929, 127 wahrschein-
94 Nur Teimokrates, der Graberrichter in TAM III 778, wird in TAM III 5 als Priester der Artemis und in TAM III 17 als Stifter eines Artemistempels genannt. Den Sarkophag mit der Inschrift TAM III 778 errichtete Teimokrates für sich, seine Gattin und seine Eltern; darüber hinaus kommt er auch als Errichter des Sarkophags seiner Söhne mit der Inschrift TAM III 777 in Frage, wobei die Errichtung beider Gräber relativ früh in seinem Leben anzusetzen sein dürfte: In TAM III 778 bleiben die Kinder des Teimokrates ungenannt, und die beiden Söhne aus TAM III 777 dürften noch vor dem Erwachsenenalter verstorben sein, vgl. Heberdey 1929, 69 f. Hingegen stiftete Teimokrates den Artemistempel offenbar erst am Ende seines Lebens, zumal die Durchführung seiner Errichtung (wohl testamentarisch) seiner Enkelin Aurelia Armasta zufiel. Es ist also damit zu rechnen, dass Teimokrates auch das Priesteramt der Artemis relativ spät und mithin erst nach der Errichtung der beiden Gräber antrat. 95 Zu den Priestertümern der Roma und des kaiserlichen Hauses s. grundlegend Heberdey 1929, 28–36, zu weiteren termessischen Kulten Heberdey 1934, 753–758.
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Helmut Lotz
In allen acht Fällen liegt die Grabbuße höher als 5.000 Denare, wobei sich kein Unterschied zwischen Tempelgräbern und Sarkophagen abzeichnet. Es lässt sich somit festhalten, dass die Gräber von Mitgliedern der termessischen Führungsschicht überwiegend und die Gräber von Inhabern der höchsten städtischen Ämter ausnahmslos durch außergewöhnlich hohe Grabbußen geschützt waren, wobei besonders darauf hinzuweisen ist, dass dies unabhängig vom jeweiligen Grabtyp der Fall ist.96 Die Erwartungen der Statushypothese bestätigen sich somit auch hier. c) Freigelassene und Sklaven der termessischen Führungsschicht In fünf Fällen lassen sich die Grabbußen von Angehörigen der termessischen Führungsschicht mit denen ihrer eigenen Freigelassenen und Sklaven vergleichen:
96 Bei neun der 38 Sarkophaginschriften mit Grabbußen von über 5.000 Denaren lässt sich ein hoher sozialer Status des Graberrichters wahrscheinlich machen: TAM III 537. 549. 554. 646. 798 wurden von Mitgliedern der Familien A–R errichtet; dies gilt möglicherweise auch für Termessos IV 102, s. den Kommentar von B. İplikçioğlu ibid. S. 173. Aurelia Neikiane Dibidoriane Armasta, die Errichterin von TAM III 277, gibt sich als Lykiarchin zu erkennen, zur Bedeutung der Wendung «ἀπὸ Λυκιαρχίας» als Rangtitel («aus der Lykiarchie her[kommend]») s. Reitzenstein 2011, 57–60 mit weiteren Belegen; zur Person der Aurelia Neikiane s. ibid. S. 229 f. Nr. 96. Zur kaiserzeitlichen Lykiarchie s. Behrwald 2000, 209–216 sowie Reitzenstein 2011, 51–61; zur gehobenen sozialen Stellung der Lykiarchen ibid. bes. 114–131. (Vgl. auch das Grab des Lykiarchen Marcus Aurelius Archepolis in Olympos [SEG 41, 1388] mit der weitaus höchsten dort belegten Grabbuße von 20.000 Denaren, s. demnächst Wiedergut, Olympos.) Valerius Pyrrhos, der Errichter von TAM III 744 nennt sich «ὁ κράτιστος». Mit diesem Begriff werden seit der frühen Kaiserzeit römische Ritter (und gelegentlich auch Senatoren) bezeichnet, und später ist «ὁ κράτιστος» die griechische Wiedergabe des wohl unter Marcus Aurelius eingeführten ritterlichen Rangtitels ‹vir egregius› (s. Hirschfeld 1901, 584–587; vgl. Pflaum 1970, 177–179). Valerius Pyrrhos gehörte mithin aller Wahrscheinlichkeit nach dem römischen Ritterstand an, wozu auch passt, dass der zweite für Termessos belegte Valerius in einer nach 212 datierbaren Proboulenliste (TAM III 118 Z. 7–8) explizit als ἱππεύς bezeichnet wird: «ἱερεῦς Οὐαλέριος Ζωΐλου [ὁ] | καὶ Ἀλεξανδρεὺς ἱππε[ύς]». Marcus Aurelius Theopompos, der Errichter von TAM III 521, war «ζωγράφος ἱερονείκης», ein Maler, der in einem nicht näher genannten musischen Agon gesiegt hatte; zu den Ehrungen und Privilegien von Agonsiegern in ihren Heimatstädten s. Pleket 2014, 57–61; Wallner 2014, 311–318 mit weiterführender Literatur. Den übrigen 29 Gräbern sind keine Informationen über den sozia len Status des Graberrichters zu entnehmen, doch ist es angesichts des bisher Festgestellten wahrscheinlich, dass auch sie zum Großteil Angehörigen der Oberschicht gehörten. Eine Ausnahme könnte in Termessos III 31 vorliegen, dessen Errichter Hermes, Sohn des Onesimos, als Freigelassener eine Grabbuße von 10.000 Denaren festlegte. Dieser Betrag liegt deutlich über der bei termessischen Freigelassenengräbern üblichen Bußhöhe (der statistische Median der insgesamt 40 Belege liegt bei 1.500 und der Modus bei 1.000 Denaren, und nur in zwei weiteren Fällen übersteigen die Bußbeträge 2.500 Denare; TAM III 236. 558 mit jeweils 5.000 Denaren). Ob Hermes einen exzeptionellen sozialen Aufstieg erlebt oder aber bei der Festsetzung seiner Grabbuße die soziale Konvention gebrochen hat, muss mangels weiterer Informationen offenbleiben.
Studien zu den kaiserzeitlichen Grabinschriften aus Termessos (Pisidien) 249 Graberrichter
Nutzerkreis
Aur. Ge, Tochter des Hermaios
Bruder, Eltern
30.000
TAM III 382
Aur. Ge, Tochter des Hermaios
Ziehkinder
3.000
TAM III 383
Aur. Doulos, Freigelassener der Ge97
Graberrichter, Gattin, Sohn
1.500
TAM III 421
Neophitos, Sklave der Ge
Graberrichter, Kinder
1.000
Termessos IV 124
Aur. Tiberii Oples und Varus
Eltern
> 10.000
TAM III 685
Aur. Tiberius Oples
Freigelassene
1.000
TAM III 682
Eikaris, Sohn des Eikaris, Freigelassener von Oples und Varus
Graberrichter, Kinder
1.000
TAM III 221
Aur. Soteris, Frei gelassene des Oples
Graberrichterin, Eltern
1.000
TAM III 772
Kardamos u. Artemidora, Sklaven von Oples und Varus
Graberrichter, Kinder
500
Termessos IV 108
Aur. Padamouriane Nanelis
Graberrichterin, Gatte, Tante, Tochter, Schwiegersohn
> 10.000
TAM III 648
Aur. Agorastos, ihr Freigelassener
Graberrichter, Tochter
1.000
TAM III 228
Aur. Artemonis, ihre Freigelassene
Graberrichterin, Gatte, Kinder, Enkel98
1.000
TAM III 358
[ — — — ], ihr Freigelassener99
Graberrichter, Gattin
2.500
TAM III 828
1
2
3
97 Da
Grabbuße
Beleg
in TAM III 421 Z. 2–4 sowohl die Gattin als auch der Sohn des Aurelius Doulos als οἰκέται der Aurelia Ge geführt werden, dürfte es sich bei dieser wohl auch um die nicht namentlich genannte Freilasserin des Doulos handeln, vgl. Heberdey 1929, 74. 98 Es ist unklar, ob die als Bestattungsberechtigte genannte Aurelia Pasagathe Enkelin oder Schwägerin der Graberrichterin ist. 99 Die Gattin des Graberrichters erscheint in Z. 1–2 als «ἀπελευ|[θέρ]α τῆς αὐτῆς Νανηλιδος». Daraus hat R. Heberdey (TAM III S. 253 f.) mit Recht geschlossen, dass Nanelis bereits im zerstörten Abschnitt davor als Freilasserin (allenfalls als Herrin) des Graberrichters genannt war.
250
4
5
Helmut Lotz Graberrichter
Nutzerkreis
Grabbuße
Beleg
Aur. Opletiane Perikleia
Graberrichterin, Gatte
40.000
TAM III 714
Aur. Syriarches, Sohn des Hermianos, ihr Freigelassener
Graberrichter
3.500
TAM III 765
Eukarpia, ihre Sklavin
Graberrichterin, Kinder
1.000
TAM III 483
Syriarches, Sohn des Hermaios, ihr Sklave
Graberrichter, Gattin, Sohn
500
TAM III 764
Tiberia Claudia Perikleia
Graberrichterin, Gatte Tiberius Claudius Teimodoros, Kinder
30.000
TAM III 713
Claudia Nenias, Freigelassene des Tiberius Claudius Teimodoros
Graberrichterin, Gatte
1.000
TAM III 662
Die Gegenüberstellung bestätigt die in a) und b) gewonnenen Ergebnisse: Bei den vier von Sklaven errichteten Gräbern liegen die Bußbeträge bei 500 oder 1.000 Denaren, bei den acht von Freigelassenen errichteten Gräbern zwischen 1.000 und 3.500 Denaren. Dabei lässt sich beobachten, dass innerhalb derselben Familie die Grabbußen von Sklavengräbern stets niedriger sind als die von Freigelassenengräbern. Hingegen zeigen die Gräber, die ihre Herren bzw. Freilasser für sich selbst und ihre nächsten Familienangehörigen errichteten, durchwegs Grabbußen von über 10.000 Denaren. Zwei Fälle legen nahe, dass nicht nur der soziale Status des Graberrichters, sondern auch jener der zur Bestattung vorgesehenen Personen maßgeblich für die Höhe der Grabbußen war: Aurelia Ge errichtete für ihre Eltern und ihren leiblichen Bruder ein Tempelgrab (TAM III 382) und für ihre Ziehkinder100 einen Sarkophag (TAM III 383). Während der Sarkophag ihrer Ziehkinder mit einer Grabbuße von 3.000 Denaren 100 Zu den θρεπτοί in den kaiserzeitlichen Inschriften Kleinasiens s. grundlegend Cameron 1939 und Nani 1943/4; für die Region Phrygien zuletzt Ricl 2005 und für Lydien Ricl 2006. Der Begriff θρεπτός bezeichnet eine Person, die von jemand anderem als ihren biologischen Eltern aufgezogen wurde, und ist somit eine soziale und keine rechtliche Kategorie. Häufig sind θρεπτοί als Sklaven identifizierbar, doch es gibt auch zahlreiche Belege, in denen ein freier rechtlicher Status wahrscheinlich ist. Zur Frage des rechtlichen Status von θρεπτοί s. Ricl 2006, bes. 297–306 (abweichend hingegen Kolb 2008, 371 f., der die θρεπτοί in lykischen Grabtexten sämtlich für Unfreie hält). Im Fall der beiden θρεπτοί in TAM III 383 ist für Aurelia Neike aufgrund ihres Namens ein freier Status anzunehmen, bei Helios könnte es sich indes um einen Sklaven handeln, so auch Heberdey 1929, 74. Dazu passt auch, dass zusätzlich nur den Eltern der Aurelia Neike die Möglichkeit eingeräumt wurde, in diesem Grab bestattet zu werden, während die Eltern des Helios keine Erwähnung finden.
Studien zu den kaiserzeitlichen Grabinschriften aus Termessos (Pisidien) 251
geschützt war, liegt der Bußbetrag beim Tempelgrab ihrer Eltern und ihres Bruders mit 30.000 Denaren zehn Mal so hoch. Ähnliches lässt sich bei ihrem Sohn Aurelius Tiberius Oples beobachten, der gemeinsam mit seinem Bruder für seine Eltern ein Tempelgrab (TAM III 685) und für zwei seiner Freigelassenen einen Sarkophag (TAM III 682) errichtete. Die Grabbuße am Grab für seine Freigelassenen beträgt 1.000 Denare, die am Grab für seine Eltern mehr als 10.000. In beiden Fällen manifestierte sich der unterschiedliche soziale Status innerhalb derselben Familie nicht nur im Grabtyp, sondern auch in der Höhe der Grabbuße.101 Zusammenfassend ist festzuhalten, dass alle drei Untersuchungen ein Ergebnis im Sinne der Statushypothese erbracht haben: Die sozialen Eliten schützten ihre Gräber generell mit deutlich überdurchschnittlichen Bußbeträgen. Dagegen zeigen die Gräber von Personen mit niedrigem sozialen Status wie z. B. Sklaven weitaus geringere Bußbeträge. In jenen Fällen, in denen Gräber sowohl von Sklaven bzw. Freigelassenen als auch von ihren Herren bzw. Freilassern bekannt sind, lässt sich die soziale Staffelung der Grabbußen auch innerhalb derselben Familie nachweisen. Insgesamt hat die vorangegangene Untersuchung gezeigt, dass der soziale Status des Grabherrn und der zur Bestattung vorgesehenen Personen nicht nur eines der Kriterien, sondern das zentrale Kriterium für die Festsetzung der Höhe der Bußbeträge war. 5) Interpretation und Ausblick Eine quantifizierende Untersuchung der Grabbußen in den termessischen Grab inschriften hat gezeigt, dass die Inflation keine Auswirkungen auf die Höhe der Bußbeträge hatte: Entgegen der Inflationshypothese kann ein tendenzielles Ansteigen der Grabbußen im Laufe der Zeit nicht festgestellt werden. Auch der materielle Wert des Grabmonuments erweist sich als nicht auschlaggebend für die Höhe der Bußbeträge: Die Grabbußen an einfachen, freistehenden Sarkophagen aus lokalem Kalkstein reichen von 300 bis 60.000 Denaren, ohne dass ein wesentlicher Wertunterschied plausibel wäre. Somit sind die durchgängig hohen Grabbußen bei den Tempelgräbern nicht mit dem Bautyp zu erklären: Der Grund lag nicht im ungewöhnlich hohen materiellen Aufwand, sondern in der Zugehörigkeit der Errichter zur gesellschaftlichen Elite der 101 Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang TAM II 77 aus Telmessos: Der fragmentarisch erhaltene Grabtext dürfte zu einem monumentalen Grabbau gehört haben, wie der Inschriftenträger, zwei massive Kalksteinquader, sowie die Erwähnung einer unteren Grabkammer («ὑποσόριον τοῦ ἡρῴου») zeigen. Die Grabbuße ist mit 100.000 Denaren außergewöhnlich hoch; widerrechtliche Bestattungen im ὑποσόριον werden hingegen ‹nur› mit einer Buße von 10.000 Denaren geahndet. In Lykien waren ὑποσόρια größerer Grabbauten häufig zur Bestattung von Ziehkindern (z. B. TAM II 247. 437. 604), Freigelassenen (z. B. TAM II 438. 454. 611) und Sklaven (z. B. TAM II 322. 438. 611) der Familie des Errichters vorgesehen, s. Kubińska 1968, 82–84 mit weiteren Belegen. Die Differenzierung der Bußbeträge um den Faktor 10 dürfte also auch in TAM II 77 Statusunterschiede innerhalb derselben Familie reflektieren.
252
Helmut Lotz
Stadt. Dazu passt, dass Angehörige der termessischen Führungsschicht für weniger aufwendige Grabmonumente ebenfalls außerordentlich hohe Grabbußen festsetzten. Auch am anderen Ende der gesellschaftlichen Hierarchie, bei den Gräbern von Sklaven, bestätigt sich die Statushypothese, und sogar innerhalb derselben Familie spiegeln sich soziale Unterschiede in der Höhe der Grabbußen. Insgesamt lässt sich für Termessos somit zeigen, dass sich die Graberrichter bei der Festsetzung der Bußen zum Schutz ihrer Gräber an ihrem eigenen sozialen Status orientierten. Es stellt sich die Frage, ob dieses Phänomen allein durch soziale Konvention hervorgerufen wurde oder darüber hinaus auch andere Mechanismen wirksam waren. Um diese Frage beantworten zu können, müssen drei generelle Feststellungen zu den Grabbußen im kaiserzeitlichen Kleinasien vorausgeschickt werden:102 1) Die Grabbußen waren keine leeren Drohungen, sondern konnten im Ernstfall im Rahmen der rechtlichen Institutionen des lokalen Gemeinwesens tatsächlich exekutiert werden. 2) Die Höhe der Grabbußen wurde vom Graberrichter individuell festgelegt. 3) Die Bestimmungen des Graberrichters und mithin auch die Androhung von Geldbußen bei deren Missachtung richteten sich in erster Linie gegen sein unmittelbares Umfeld, den erweiterten Familienkreis und die zukünftige Nachkommenschaft. Es ist in diesem Rahmen nicht möglich, diese drei Punkte einer ausführlichen Beweisführung zu unterziehen; dennoch seien im Folgenden zumindest einige Argumente angeführt: ad 1) Wenn Grabbußen im Ernstfall nicht exekutierbar gewesen wären, hätten sie rasch ihre bedrohliche Wirkung eingebüßt und wären durch andere Mittel ersetzt worden. Dass Graberrichter in Kleinasien ihren Bestimmungen von hellenistischer Zeit an bis in die Spätantike regelmäßig durch die Androhung von Grabbußen Nachdruck verliehen, beweist mithin per se ihre Wirksamkeit. Auch der häufige Zusatz, dass die Verfolgung der Angelegenheit und die Eintreibung der Bußbeträge (πρᾶξις) gegen Erhalt eines Anteils daran (παντὶ) τῷ βουλομένῷ («jedem, der will») möglich sein würde, zeigt, dass die Graberrichter die Exekution der Grabbußen als realistisch und durchführbar ansahen.103 Dass dies im Rahmen der rechtlichen Institutionen der jeweiligen Polis geschah, legt vereinzelt die Erwähnung städtischer Behörden in diesem Zusammenhang nahe.104 Dies wird ferner auch durch die gelegentliche Bezug102 Für
Überlegungen zur generellen Stoßrichtung kleinasiatischer Grabtexte aus ganz anderem Blickwinkel, aber mit ähnlichem Ergebnis s. demnächst Praust – Wiedergut, Milet. 103 Zur Rolle der Popularkläger in den kaiserzeitlichen Grabinschriften s. zusammenfassend Creaghan 1951, 116–118; im Bezug auf die ephesischen Grabtexte s. Harter-Uibopuu 2014, 175–177. 104 In drei kaiserzeitlichen Grabtexten aus Zentrallykien sind λογισταί, städtische Amtsträger aus dem Bereich der Finanzverwaltung, für die Entgegennahme der Anzeige (und wohl auch für die Eintreibung der Buße und die Auszahlung der Belohnung an den Kläger) zuständig:
Studien zu den kaiserzeitlichen Grabinschriften aus Termessos (Pisidien) 253
nahme auf städtische Normen im Hinblick auf zusätzliche Strafverfolgung105 sowie die häufige Einbindung städtischer Archive106 gestützt. ad 2) Dass die Höhe der Grabbußen individuell bestimmt wurde und nicht seitens der Stadt rechtlich normiert war, ergibt sich bereits aus der Diversität der Bußgeldhöhen an ein und demselben Ort:107 In Termessos sind, wie oben gezeigt wurde, 25 verschiedene Höhen von Grabbußen belegt. In einigen termessischen Grabtexten wird explizit gesagt, dass die Höhe der Grabbuße durch den Graberrichter festgesetzt wurde: Besonders deutlich geht dies aus der Sarkophaginschrift des Moles, Sohn des Kendeas (Termessos IV 118), hervor, die im Fall einer widerrechtlichen Bestattung vorsieht (Z. 4–7): «… εἰ | δὲ μή, ἔνοχος ἔστω τῷ ἐν τῇ | διαθήκῃ γεγραμμένῳ ἐπι|τειμίῳ 𝈂 ͵γ» («… anderenfalls soll er unterworfen sein der im Testament festgehaltenen Buße von 3.000 Denaren»).108 ad 3) Der in den termessischen Grabtexten weitaus am häufigsten unter Strafe gestellte Tatbestand ist die Durchführung einer nicht vom Grabherrn vorgesehenen Schuler 2003, 178 f. Nr. 3 (= SEG 53, 1698); ibid. S. 184 f. Nr. 7 (= SEG 53, 1702; beide Phellos); Diamantaras 1894, 326 Nr. 9 (Antiphellos). 105 In diesem Zusammenhang begegnen gelegentlich νόμοι τυμβωρυχίας, z. B. in TAM II 953 (Olympos) und TAM V 1142 (Thyateira); weitere Belege bei Stemler 1909, 64. Dazu kommt in Sidyma ein «τῆς ἀσεβείας νόμος» (TAM II 217. 246 und ergänzt in TAM II 218). 106 In zahlreichen Grabtexten wird die Mitwirkung städtischer Archive an Rechtsakten rund um die Grabgründung festgehalten. Anlässe sind beispielsweise der Kauf einer Grabstätte (z. B. Milet VI 2 Nr. 613 Z. 1: «τὸ ἡρῷον ἐπρίατο διὰ τῶν ἀρ[χείω]ν … ») oder die Erteilung von Berechtigungen (z. B. TAM II 353 [Xanthos] Z. 4–6: «καθὼς συνεχωρήθη | αὐτοῖς διὰ τῶν ἀρχεί|ων … »). In anderen Fällen bezieht sich die Mitwirkung der Archive auf die Gesamtheit der vom Graberrichter getroffenen Bestimmungen, z. B. in der ansonsten typischen termessischen Grabinschrift TAM III 750, die in Z. 8–11 mit der Feststellung endet: «ἡ δὲ σημείωσις αὕτη ἐγένετο καὶ | διὰ χρεοφυλακίου πρ(οβούλου) | Οπλεους τρὶς Πιλλακου Μανη|σου, μη(νὸς) Θεσμοφορίου ιδ’» («Diese Urkunde [σημείωσις] ist entstanden auch mittels des Archivs unter dem πρόβουλος Oples III., Nachfahr des Pillakoas, Sohn des Manesas»). Darüber hinaus wird in zahlreichen Grabtexten darauf verwiesen, dass einzelne Urkunden oder Gegenschriften der Inschrift in städtischen Archiven hinterlegt seien, z. B. IAph. 2007, 12.526 Z. 19: «τῆς ἐπιγραφῆς ταύτης ἀντίγραφον ἀπετέθη εἰς τὸ χρεωφυλάκιον ἐπὶ στεφανηφόρου τὸ β’ Ἀττάλου υἱοῦ Μενάνδρου μηνὸς δωδεκάτου» («Von dieser Inschrift wurde eine Zweitschrift abgelegt in das Archiv während der zweiten Stephanephorie des Attalos, des Sohnes des Menandros, im zwölften Monat»). Zu den Archivierungsvermerken in den kaiserzeitlichen Grabtexten Kleinasiens s. zusammenfassend Stemler 1909, 60–62 und Creaghan 1951, 118 f. sowie mit Bezug auf die milesischen Grabtexte Milets Harter-Uibopuu – Wiedergut 2014, 160–164; die Rolle des städtischen Archivwesens wird von K. Wiedergut in einem laufenden Disserta tionsprojekt untersucht. 107 Ähnlich auch Creaghan 1951, 115: «This irregularity of the amount is consistent with the personal, individual nature of a will […]». 108 In anderen termessischen Texten erscheint die Bußbestimmung als Teil der vom Graberrichter verfügten πρόρ(ρ)ησις (seiner Anordnungen, so z. B. in TAM III 418. 527. 539. 685. 713. 714; Termessos II 9) oder der vom Graberrichter erstellten σημείωσις (der betreffenden Urkunde, so z. B. TAM III 284. 590. 613. 750; Termessos IV 97. 106); zum Wesen der σημείωσις in Termessos s. Wörrle 1975, 269 f.
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Helmut Lotz
Bestattung. Dass jemand sich des Leichnams eines Angehörigen in einem fremden Grab entledigen wollte, ist als Szenario per se wenig wahrscheinlich. Zudem erforderte die Öffnung eines Sarkophagdeckels mit einem Gewicht von weit über einer Tonne erheblichen Aufwand, der kaum unbemerkt bleiben konnte. Selbst wenn der Bestattungsvorgang unbemerkt blieb, wäre später an einem fremden Grab die Durchführung des üblichen Totenkultes nicht möglich gewesen. Weitaus naheliegender ist hingegen die Vorstellung, dass Angehörige aus der Familie des Graberrichters, die nicht zur Bestattung vorgesehen waren, sich über dessen Bestimmungen hinwegsetzten. In Termessos sahen die Graberrichter üblicherweise sich selbst, ihre Ehegatten sowie ihre Kinder zur Bestattung vor, weitaus seltener weitere mit ihm verwandte oder verschwägerte Personen.109 Mehrfach lässt sich anhand von Nachträgen in den Grabinschriften nachweisen, dass der Graberrichter zu seinen Lebzeiten den Kreis der zur Bestattung vorgesehenen Personen erweiterte, wenn Angehörige nicht über ein eigenes Grab verfügten.110 Die Gefahr, dass solche Personen auch nach dem Tod des Graberrichters und gegen seinen erklärten Willen das Grab mitnutzen wollten, kann folglich als durchaus real angesehen werden.111 Hinzu kommt, dass die termes109 Im
Folgenden werden die Häufigkeiten angegeben, mit denen Angehörige des Grab errichters in den termessischen Grabinschriften erscheinen. Dabei bilden jene 714 Grabtexte die Materialbasis, in denen anhand der Textstruktur zweifelsfrei zwischen dem Graberrichter und dem von ihm zur Bestattung vorgesehenen Personenkreis unterschieden werden kann, dessen ungeachtet, ob rechtliche Elemente vorhanden sind oder nicht. Zu berücksichtigen ist ferner, dass in zahlreichen Fällen der jeweilige Verwandtschaftsgrad nicht angegeben wurde oder sich nicht erhalten hat, sodass die Angaben als Mindestwerte zu verstehen sind. In rund 83 % der Texte sieht sich der Graberrichter selbst zur Bestattung vor, in rund 60 % seinen Ehegatten und in rund 43 % seine Kinder. Als weitere Angehörige kommen in absteigender Häufigkeit vor (die Werte sind jeweils gerundet): Eltern (12 %), Schwiegerkinder (5 %), Geschwister (4 %), Enkel (3 %), Ziehkinder (3 %), Neffen und Nichten (2 %), Schwiegereltern (1 %); andere sind nur in Einzelfällen belegt. 110 Die meisten dieser Nachträge dürften durch den Graberrichter selbst oder doch zumindest mit seinem persönlichen Einverständnis erfolgt sein, explizit wird dies z. B. in TAM III 310 Z. 9–12 festgehalten: «ἀκολούθως δὲ οἷς ἐζημιώσατο, συνχωρεῖ κηδευθῆναι | ἐν τῆ προγεγραμμένη σωματοθήκη Πορφυρίωνα Ἀπελλοῦ | καὶ Ἀτταλίδα Μουσαίου, τὴν γυ(ναῖκα) αὐτοῦ, μόνους οἰ(κέτας) Αὐρ(ηλίας) Κιλλης | Μελησάνδρου» («Gemäß dem, was sie urkundlich festgeschrieben hat, erlaubt sie [die Graberrichterin], dass im zuvor genannten Sarkophag Porphyrion, Sohn des Apelles, und seine Frau Attalis, Tochter des Mousaios, Haussklaven der Aurelia Kille, bestattet werden, als Einzige»). Im Folgenden werden exemplarisch einige weitere Beispiele jeweils mit Angabe des Verwandtschaftsgrades der nachgetragenen Person zum Graberrichter angeführt: TAM III 238 (Neffe oder Vetter); Termessos IV 35 (Schwiegertochter); TAM III 339 (Schwiegersohn und zukünftige Enkel); TAM III 538 (zweite Gattin); TAM III 552 (zweite Gattin und Kinder aus der Verbindung). 111 In diesem Sinn ist auch der Zusatz in TAM III 418 Z. 3–4: «… καὶ οἷς ἂν ἐπισημανεῖται δι’ ἀρχείων· …» («… und für diejenigen, die ich mittels der Archive dazu eingetragen habe») zu verstehen. Der Graberrichter behielt sich zwar vor, den Kreis der Nutzungsberechtigten zu erweitern, doch sicherte er sich gegen nicht dokumentierte Ansprüche ab, indem er die Möglichkeit zur Grabnutzung an eine auf Amtsweg zustande gekommene Urkunde band. Auch in
Studien zu den kaiserzeitlichen Grabinschriften aus Termessos (Pisidien) 255
sischen Sarkophage nicht zur Nutzung ad perpetuum vorgesehen waren: In über hundert Texten stellt der Graberrichter explizit klar, dass es nach dem Tod der als nutzungsberechtigt angeführten Personen (μετὰ δὲ τὴν ἀποβίωσιν / τὴν ἀπόθεσιν αὐτῶν o. ä.) niemandem mehr möglich sein würde, eine Bestattung vorzunehmen.112 Von zukünftigen Generationen wurde mithin die Errichtung eigener Gräber erwartet, wie besonders prägnant aus dem Grabtext des Freigelassenen Aurelius Leukis (TAM III 576) hervorgeht: Er hat den Sarkophag für sich selbst und seine verstorbene Gattin Helene bereitgestellt, und setzt hinzu (Z. 2‒5): «ἐὰν δὲ Αρμαστα, ἡ θυ(γάτηρ), καὶ Ἀπο(λλώνιος), ὁ υἱός, μὴ δυνα[τοὶ ὦσιν] | ἑαυτοῖς καταστῆσαι ἕτερα ἀνγεῖα, τότε ἐξὸν εἶναι αὐτοὺς μόνους | ἐπιταφῆναι ἐ[ν] τῆ αὐ|τῆ σωματοθήκη» («Wenn aber Armasta, die Tochter, und Apollonios, der Sohn, nicht in der Lage sein werden, für sich selbst weitere Sarkophage aufzustellen, so soll es dann möglich sein, dass allein sie sich in diesem Sarkophag bestatten lassen»). Als mögliche widerrechtliche Grabnutzer kommen somit sowohl Personen aus dem erweiterten Familienumfeld als auch (und vielleicht in erster Linie) Nachfahren des Graberrichters in Frage, die er nicht dazu berechtigt hatte. Aus dieser Überlegung folgt unmittelbar eine Erklärung dafür, dass die städtischen Eliten in Termessos durchwegs überdurchschnittlich hohe Grabbußen festsetzten: Niedrige Bußbeträge hätten für Täter aus ihrem eigenen sozialen Umfeld keine abschreckende Wirkung gehabt. Weniger leicht lässt sich hingegen beantworten, warum nicht auch Angehörige der Unterschicht zwecks größerer Abschreckung zu außerordentlich hohen Bußbeträgen griffen. Neben der sozialen Konvention kommt hier möglicherweise auch ein prozessrechtlicher Aspekt ins Spiel: Bereits B. Keil und H. Stemler haben argumentiert, dass hinter den kleinasiatischen Grabbußen ἀγῶνες τιμητοί, schätzbare Gerichtsverfahren, standen.113 In solchen Verfahren entschied das Gericht nach einem Schuldspruch zwischen dem vom Kläger beantragten
Grabtexten aus anderen Regionen finden sich vergleichbare Bestimmungen, so z. B. in TAM II 602 aus Tlos, wo es in Z. 3–4 heißt: «καὶ ᾧ ἂν ἐν|γράφως συνχωρήσῃ» («und für denjenigen, dem ich es schriftlich erlauben werde»). 112 Streng genommen beschränkt diese Angabe die Wirksamkeit des Verbotes nicht vorgesehener Bestattungen auf die Zeit, nachdem der Sarkophag bereits den vorgesehenen Nutzerkreis aufgenommen hat. Davor konnten der Graberrichter zu Lebzeiten selbst und danach die verbliebenen Nutzungsberechtigten für die bestimmungsgemäße Verwendung des Grabes Sorge tragen. 113 Keil 1908, 572–576; Stemler 1909, 66; dem folgt auch Creaghan 1951, 115. Allerdings ist das entsprechende Verfahren entgegen der Annahme B. Keils von den fallweise kumulativ hinzutretenden wegen τυμβωρυχία, ἱεροσυλία und ἀσέβεια zu trennen, s. Gerner 1941, 243–247; Harter-Uibopuu – Wiedergut 2014, 158–160. Auch wird man kaum mit B. Keil annehmen, dem Bußempfänger sei die Rolle des Klägers in dem Verfahren zugekommen, zumal zahlreiche Texte mit Wendungen wie «ἐξουσίαν ἔχοντος παντὶ τῶ βουλομένω ἐκδικεῖν ἐπὶ τῶ ἡμίσει» («wobei es jedem, der will, möglich sein wird, [die Angelegenheit] rechtlich zur verfolgen für die Hälfte [der Buße]») explizit auf die Möglichkeit zur Popularklage hinweisen.
256
Helmut Lotz
Strafmaß (τίμημα) und dem Gegenvorschlag des Angeklagten (ἀντιτίμημα).114 Demnach wäre der vom Graberrichter festgesetzte Bußbetrag als jene Summe zu verstehen, die der Kläger in seinem τίμημα fordern sollte.115 Im Falle eines Vergehens gegen das Grab eines einfachen Bürgers hätte ein übertrieben hohes τίμημα wohl keine Chance auf Durchsetzung gehabt, sodass die Graberrichter im eigenen Interesse realistische, ihrem sozialen Prestige angemessene Bußbeträge festsetzten.116 Die termessischen Grabbußen sind mithin mittelbar ein Spiegel der gesellschaftlichen Realität der Stadt, indem sie die soziale Selbsteinschätzung der Graberrichter reflektieren. Abschließend soll noch die Frage kurz andiskutiert werden, inwieweit sich das termessische Ergebnis auch auf andere Städte des kaiserzeitlichen Kleinasien übertragen lässt. Zunächst ist festzuhalten, dass nur wenige Orte eine ausreichende Materialbasis für eine quantifizierende Analyse nach dem Muster der vorliegenden bieten.117 Für die ostlykische Hafenstadt Olympos, aus der immerhin rund 200 einschlägige Grabtexte vorliegen, konnte K. Wiedergut ebenfalls den sozialen Status der Graberrichter als das entscheidende Kriterium für die Höhe der Bußbeträge herausarbeiten.118 Generell zeichnet sich ab, dass die Inschriften an den monumentalen Grabbauten der städtischen Eliten auch in anderen Regionen Bußbeträge nennen, welche das lokal übliche Maß um ein Vielfaches übersteigen.119 Ähnlich wie in Termessos sind aber auch an114 Zu
den ἀγῶνες τιμητοί im klassischen Athen s. Harrison 1971, 80–82. bliebe allerdings, ob der vom Graberrichter festgesetzte Betrag für den Kläger bindend war. 116 Ähnliches würde übrigens wohl auch dann gelten, wenn es sich bei den entsprechenden Verfahren stattdessen um ἀγῶνες ἀτίμητοι gehandelt haben sollte (mit dem vom Graberrichter festgesetzten Bußbetrag als fixem Strafmaß): In diesem Fall hätte das Gericht bei übertriebenen Bußforderungen wohl keinen Schuldspruch gefällt. 117 Voraussetzungen für eine derartige Analyse sind 1) eine ausreichend große Anzahl erhaltener (und publizierter) einschlägiger Grabtexte sowie 2) ein guter Erhaltungszustand der Nekropolen, da die Ausstattung des Grabmonuments in der Regel der einzige Indikator für den sozialen Status des Graberrichters ist (vgl. Ahrens 2017) und textinterne Informationen dazu äußerst selten sind. Diese Kriterien erfüllen neben Termessos noch Olympos in Ostlykien, Hierapolis in Phrygien und Kyaneai mit Umland in Zentrallykien (der entsprechende Faszikel der TAM wird von Ch. Samitz vorbereitet), wo sich jeweils hunderte Grabtexte überwiegend noch in situ am zugehörigen Grabmonument befinden oder sich zumindest einem solchen zuweisen lassen. Aus Ephesos in Ionien und Aphrodisias in Karien liegen zwar ähnlich viele rechtsurkundliche Grabtexte vor, doch ist der Erhaltungszustand der Nekropolen bei weitem schlechter. 118 Wiedergut, Olympos. 119 Monumentale Tempelgräber mit hohen Grabbußen: SEG 41, 1388 (Olympos; 20.000 Denare); TAM II 1224 (Kitanaura; 12.500 Denare); IGR III 500 (Oinoanda; 10.000 Denare); Strubbe 1997, 264 Nr. 390 (Kanytella; 20.500 Denare); TAM II 211 (Sidyma; 10.000 Denare); TAM II 213 (Sidyma; 30.000 Denare). Von den Inschriften der von Cormack 2004, 161–332 im Katalog gelisteten kleinasiatischen Tempelgräber nennt keine eine Grabbuße von weniger als 10.000 Denaren; drei scheinbare Ausnahmen erweisen sich bei näherer Betrachtung als nicht stichhaltig: Der Grabtext TAM II 247 aus Perdikiai, dem Hafen von Pinara, mit einer Buße von nur 2.500 Denaren gehört zu einem Grabbau (Cormack 2004, 226 f.), der aufgrund seiner ge115 Unentschieden
Studien zu den kaiserzeitlichen Grabinschriften aus Termessos (Pisidien) 257
derswo außergewöhnlich hohe Bußbeträge nicht auf herausragende Grabmonumente beschränkt, sondern kommen auch bei weniger aufwendigen Gräbern vor.120 Es liegt nahe, dass wir es auch hier mit Angehörigen der Oberschicht zu tun haben, auch wenn sich dies mangels entsprechender Angaben in der Regel nicht direkt nachweisen lässt. Hingegen nennen die Grabinschriften von Sklaven durchgängig relativ bescheidene Grabbußen.121 Angesichts dieser vorläufigen Beobachtungen erscheint die Vermutung nicht zu gewagt, dass der soziale Status des Graberrichters und der zur Bestattung vorgesehenen Personen nicht nur in Termessos, sondern generell im kaiserzeitlichen Kleinasien das wichtigste Kriterium für die Höhe der Grabbußen war. Die Überprüfung dieser Hypothese bleibt einer zukünftigen systematischen Untersuchung des Materials vorbehalten. ÖAW – Institut für Kulturgeschichte der Antike Abteilung Documenta Antiqua Arbeitsgruppe Antike Rechtsgeschichte u. Papyrologie Hollandstraße 11–13 A–1020 Wien [email protected]
ringen Größe und relativ bescheidenen Ausstattung kaum als Monumentalgrab anzusprechen ist, vgl. die Skizze in TAM II S. 88. Die Inschrift I.Arykanda 106 mit einer Grabbuße von ebenfalls 2.500 Denaren steht auf einem im Inneren eines Tempelgrabes (Cormack 2004, 182–184) gefundenen Block und stammt allem Anschein nach aus einer sekundären Nutzung, so auch Cormack 2004, 184. In TAM II 438, der Inschrift eines Tempelgrabes in Patara (Cormack 2004, 256–260), ist die Höhe der Grabbuße ergänzt (nicht zur Kenntnis genommen von Cormack 2004, 130 mit Anm. 646), wobei die von E. Kalinka vorgeschlagenen 1.000 Denare mit Sicherheit zu niedrig veranschlagt sind. 120 So sind auch in Sarkophaginschriften sehr hohe Grabbußen belegt, ohne dass sich die Zugehörigkeit des Sarkophages zu einem besonders aufwendigen Grabbau nachweisen ließe, s. z. B. I.Perge 419 (10.000 Denare). 448 (15.000 Denare); I.Ephesos 2299B (25.000 Denare); TAM II 747 (Nisa; 10.000 Denare). 121 Die von Sklaven festgesetzten Grabbußen betragen in Olympos 300 Denare (TAM II 1019), 500 Denare (TAM II 1026. 1062), 750 Denare (TAM II 1005), 1.000 Denare (TAM II 1032. 1044. 1156) und 1.500 Denare (TAM II 967. 1150); in Teos 1.500 Denare (CIG 3104); in Antiphellos 1.500 Denare (CIG 4299) und in Telmessos 2.500 Denare (TAM II 59).
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Helmut Lotz
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EMILIO ROSAMILIA
From Magas to Glaukon. The Long Life of Glaukon of Aithalidai and the Chronology of Ptolemaic Re-Annexation of Cyrene (ca. 250 BCE) This contribution aims at two different purposes: discussing the events which took place in Cyrenaica between Magas’ death and the region’s re-annexation by the Ptolemies as well as their chronology and revising what we know about one of the most important men of this age, Glaukon son of Eteokles, an Athenian from the deme of Aithalidai and brother of the much more famous Chremonides. Although these two questions might seem unrelated at first, a new document from Cyrene calls for a joint examination of all available evidence while at the same time shedding new light on both topics. This article stems from my PhD thesis on the institutional and economic history of Cyrene from the fifth to the early second century BCE. Research on Glaukon’s life has been made possible my a one-year fellowship at the SAET laboratory (Scuola Normale Superiore) in the context of the Greek Envoys and Diplomacy project led by prof. Anna Magnetto. Preliminary results have been presented both at the Kommission für Alte Geschichte und Epigraphik in Munich in October 2016 and at the Scuola Normale Superiore in Pisa in December 2017. This paper’s writing in its final version has been made possible by the 2018 Italian Fellowship in Classical Studies at the American Academy in Rome as well as by constant access to the Arthur & Janet C. Ross library at the same institution. I am extremely grateful to C. Ampolo, D. Rousset, L. Criscuolo, N. Luraghi, C. Dobias-Lalou, A. Magnetto, D. Erdas, D. Amendola, and F. Morosi, with whom I have had many occasions of discussing this paper and other aspects of my thesis at length. I also thank the anonymous referees, whose many suggestions have made this paper better. Lastly, a special thanks to L. J. Brent, who accepted to revise and polish my ungainly English. Unless otherwise stated, all dates are BCE. Abbreviations: GVCyr: C. Dobias-Lalou, Greek Verse Inscriptions of Cyrenaica (2017). In collaboration with A. Bencivenni, with help from J. M. Reynolds – Ch. Roueché. Accessible online at: https://igcyr.unibo.it/ (last accessed: 27 May 2018). IGCyr: C. Dobias-Lalou, Inscriptions of Greek Cyrenaica (2017). In collaboration with A. Bencivenni – H. Berthelot, with help from S. Antolini – S. M. Marengo – E. Rosamilia. Accessible online at: https://igcyr.unibo.it/ (last accessed: 27 May 2018). SECir: G. Oliverio – G. Pugliese Carratelli – D. Morelli, Supplemento Epigrafico Cirenaico, ASAA 39–40 (1961–1962): 219–375. Trismegistos: http://www.trismegistos.org/ref/index.php (section People, pers. ID; last accessed: 08 May 2018).
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I. Ptolemaic Cyrenaica and Magas Unlike the majority of the Greek world, at the time of Alexander the Great’s death in 323, Greek-speaking Cyrenaica was not part of his empire. The cities in the region – first among which was Cyrene – had allied themselves with the Macedonian king when he was on his way to Ammon’ s oracle in the oasis of Siwah in 331.1 They had also greatly helped the Greek cities under Alexander’s control during the long famine which struck continental Greece and the Aegean islands in the early 320s,2 but that was the extent of their interactions. On the other hand, the situation in Cyrenaica was extremely unstable in 323. In 324, the Spartan Thibron killed his master Harpalos, the treasurer of Alexander who had fled from Babylon with most of the king’s treasure. Thibron then used most of the remaining gold to hire mercenaries and set sail for Cyrenaica in the hope of seizing the region and creating his own private dominion there.3 Although Thibron was unsuccessful in his plans, his presence in the region resulted in a state of prolonged warfare. After a few successes on both sides, Thibron was finally able to lay siege to Cyrene itself. The difficult situation inside Cyrene’s walls soon led to a civil conflict which saw the democrats prevail. As a consequence, many Cyrenaean aristocrats were exiled and some of them decided to ask for Ptolemy’s protection and intervention. Answering their plea, Ptolemy sent Ophellas to the region, who succeeded in defeating and capturing Thibron. As a result of Ophellas’ successful intervention, in 321 the whole region fell under the control of Ptolemy.4 However, Ptolemy’s grip over Cyrenaica was all but firm, since the Cyrenaeans rebelled at least twice over the next 20 years.5 Lastly, around 300,6 Ptolemy I sent his stepson Magas to Cyrene in order to put down a rebellion that had been troubling the region for about five years.
1 Diod.
Sic. 17, 49, 3; Curt. Ruf. 4, 7, 8; cf. also Laronde 1987a, 28 f. and 35 f. event is attested by a very famous inscription from Cyrene: IGCyr 010900 (SEG 9, 2; Rhodes – Osborne, GHI 96). On this document cf. e. g. Laronde 1987a, 30–34, and lastly Bresson 2011. 3 Information on Thibron’ s War is preserved by a few ancient sources, mainly: Diod. Sic. 18, 19–21; Arrian. Diad. frg. 1, 16–19 Roos; Iustin. 13, 6, 20. A few details on the later phases of the conflict are also present on the Parian Marble (Rotstein 2016, B 10–11; cf. also B 19). On the sources, their interpretation, and the conflict as a whole cf. Laronde 1987a, 41–84. 4 The most evident result of the Ptolemaic annexation is the diagramma of Ptolemy I of 321 (IGCyr 010800; SEG 9, 1; Bencivenni 2003, no. 5). On this document’s date cf. Laronde 1987a, 85–128; Criscuolo 2001. 5 A first rebellion took place in 313–312 (Diod. Sic. 20, 79), while a second one – which lasted five years, from 305 to 300 – was crushed by Magas’ intervention (Paus. 1, 6, 8, on which cf. Chamoux 1956, 20 f.). 6 As shown by Chamoux 1956, 20 f., the date is made certain by the relative chronology of Pausanias’ narrative, which places Magas’ arrival to Cyrene after the battle of Ipsus in 301. 2 The
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Magas, son of Ptolemy’s second wife Berenike and a lowborn Macedonian called Philippos, was to play a major role in the history of Cyrene.7 The remoteness of Cyrenaica called for a strong and fairly independent governor, a role which he held quite capably for about two decades.8 However, when Ptolemy II became king of Egypt, Magas rapidly found himself at odds with his half-brother. Between his brother’s accession in 282 and the beginning of the first Syrian War in 274,9 he struck an alliance with Antiochos I. Thanks to the support of the latter, he then proclaimed himself independent from Ptolemy II and crowned himself king of Cyrene.10 Magas’ new political alignment resulted in his dynastic marriage with a Seleucid princess: Apame, daughter of Antiochos I and Stratonike.11 In 274 he marched against Egypt in a joint effort with Antiochos I, but a revolt of the Marmaridae prevented him from reaching the Delta. However, since at that moment Ptolemy II was dealing with a rebellion of mercenaries, no actual fighting took place between Egypt and Cyrenaica. Sometime over the following years, Magas made peace with Ptolemy II and reached a compromise according to which his daughter would marry Ptolemy’s son. He then ruled undisturbed over the Greek cities of Cyrenaica as well as the local Libyan tribes12 for a few years and even instituted a cult for himself.13 However, the stability and relative prosperity which Cyrene achieved under Magas’ rule notwithstanding, the king’s death around the mid-third century led to a succession struggle. Only after a few years, the conflict came to an end thanks to the dynastic marriage between Berenike
7 The
most detailed study on Magas is still Chamoux 1956, with additions and corrections by Laronde 1987a, 359–365 and 379 f. (cf. also the earlier synthesis by Machu 1951, 47–50), while our main source on Magas’ life is Paus. 1, 6–7, who provides the only general narrative on Magas’ activities. 8 The only document from Cyrene mentioning Magas and likely dating from before his rebellion is an account of local magistrates – the damiergoi – which dates from the year when Magas son of Philippos was priest of Apollo (Fraser 1958, 104–108 no. 2; SEG 18, 743; IGCyr 063900, 3–4: τῶ Ἀπόλλω|[νος ἱαριτεύον]τος Μάγα Φιλίππω). An early date – ca. 290–280 – was initially proposed by Fraser 1958, 108, who noticed that in this text Magas is not called βασιλεύς, but his reasoning was found unconvincing by Laronde 1987a, 325. However, a re-examination of all Cyrenaean damiergoi accounts (Rosamilia, forthcoming) has recently confirmed that the document likely dates from 300–280. 9 Grainger 2010, 81 f., convincingly dates Magas’ rebellion between 276 and 274. 10 Chamoux 1956, 26 f.; Chamoux 1958, 574. For attestations of his title in Cyrenaica cf. infra the following notes; outside the region, he is called king both in a treaty with the Cretan Oreioi (I.Cret. II xvii 1; Bile 2005) and by the Mauryan king Ashoka (Major edicts, no. 13). 11 McAuley 2016. 12 Cf. GVCyr 022 (Chamoux 1958, 572–581; SEG 17, 817), a metrical dedication from Apollonia, ca. 275–260, where Magas’ kingdom is described as σκῆπτρά τε καὶ λαοὺς καὶ πτολίεθρα (line 4). 13 IGCyr 020000 (SEG 9, 112; cf. Chamoux 1958, 580), a dedication by a Nikobolos son of Iason [βασιλέ]ως Mάγα ἱαριτ[εύων] to the gods of the Agora. On Magas’ ruler cult cf. Marquaille 2003, 27 f.; Laronde 2007, 285 f.
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daughter of Magas and the future Ptolemy III, which in turn led to the Ptolemaic re-annexation of Cyrenaica. An up-to-now overlooked inscription sheds some light on this troubled period of Cyrene’s history, but – in order to understand the implications of the new document – we need to re-examine the other sources first. II. Cyrenaica, ca. 260–240 The most detailed narration of the events following Magas’ death can be found in Justin’s epitome of Pompeius Trogus’ Histories of Philip,14 even though scholars have pointed out that this version is very novelized and extremely biased against queen Apame’s figure and motives.15 The Roman historian tells us that Magas left only a daughter, Berenike, who was betrothed to Ptolemy II’s son. However, Magas’ widow16 was unhappy with the arrangement. She therefore sent an invitation to Demetrios the Fair,17 Antigonos Gonatas’ younger brother, offering him her late husband’s throne as well as her daughter’s hand. The Antigonid prince accepted and made haste to Cyrene. Unfortunately, not only did he prove an extremely arrogant man,18 but he preferred the dowager queen’s attentions to his bride’s. As a result, a few Cyrenaeans led by Berenike ambushed and killed him in Apame’s bedchamber. The queen however was saved by her daughter’s intervention. Berenike then went on to marry Ptolemy III and to bring Cyrenaica once again under Ptolemaic rule.19 Outside Justin, traces of Demetrios’ Libyan adventure survive only in a few sources which include a short mention in the Suida,20 an anecdote about Arkesilaos of Pitane in
Epit. 26, 3, 2–8; cf. also Pomp. Trog. Prol. 26: (…) frater Antigoni Demetrius occupato Cyrenis regno interiit (…). 15 Hölbl 2001, 45 f.; McAuley 2016, esp. 181–187. 16 Magas’ queen is called Apame by Paus. 1, 7, 3. Furthermore, Berenike is said to be the daughter of Magas and Apame in a marginal gloss to Callim. Aet. frg. 110, 45 Pfeiffer (P.Oxy. XX 2258, frg. C1 recto). However, Iust. Epit. 26, 3, 3 and 7, consistently calls Magas’ widow Arsinoe, possibly out of confusion with Arsinoe II Philadelphos. This might be due to the fact that after Ptolemy III’s accession, Berenike became known throughout the Ptolemaic empire as the king’s ἀδελφὴ καὶ γυνή (cf. Müller 2009, esp. 135 f.). Therefore, according to Ptolemaic court protocol, she was officially the adoptive daughter of Ptolemy II and Arsinoe II. 17 The surname recurs only in the Armenian version of Eusebius’ Chronicle (cf. infra note 22), but it is hinted at by Iust. Epit. 26, 3, 4, where his confidence in his own handsomeness (fiducia pulchritudinis) is mentioned. 18 Iust. Epit. 26, 3, 4: statim a principio superbus regiae familiae militibusque inpotens erat. On the importance of Demetrios’ haughtiness as a cause of his fall cf. McAuley 2016, 187 f. 19 Iust. Epit. 26, 3, 8: quo (scil. Demetrio) interfecto Beronice et stupra matris salua pietate ulta est et in matrimonio sortiendo iudicium patris secuta. On Berenike’s role in Demetrios’ demise cf. also the bonum facinus mentioned by Catull. 66, 25–29. 20 Suid. s. v. Δημήτριος (Δ 431): καὶ Λιβύης πάσης ἐκράτησεν (scil. Δημήτριος), Ὀφέλλα τοῦ Κυρηναίου δυνάστου πρὸς Ἀγαθοκλέους κατὰ Σικελίαν ἀναιρεθέντος δόλῳ. The passage from 14 Iust.
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Diogenes Laertius,21 and a very complex annotation in Eusebius’ Chronicle.22 According to Eusebius, Antigonos Gonatas was followed on the throne by his son Demetrios, ὃς καὶ πᾶσαν τὴν Λιβύην ἔλαβε, Κυρήνης τε ἐκράτησε. He then reigned for ten years and died – a detail which survives only in the Armenian version – in 259/258. Evidently, either Eusebius or his main source Porphyry confused Demetrios II – the successor of Antigonos Gonatas who ruled Macedonia for ten years, from 234 to 224 – with his homonymous uncle Demetrios the Fair, who was also the father of Antigonos Doson, Demetrios II’s cousin and successor.23 As a result, biographic data about the two kings got mixed, creating a non-existing king ruling over both Macedonia and Libya. Lastly, clues about a Ptolemaic military campaign in Cyrenaica prove that the region’s re-annexation was not as peaceful as Justin’s silences might lead us to think.24 To complicate matters, Ekdelos and Demophanes’ Cyrenaican expedition likely dates from this period too.25 According to Polybius,26 Ekdelos and Demophanes were born in Megalopolis but became exiles because they opposed a local tyrant, who has been identified with Aristodemos the Good.27 They lived in Athens with the philosopher Arkesilaos of Pitane and had a hand in the demise of both Aristodemos the Good of Megalopolis and Nikokles tyrant of Sicyon.28 Then, as Polybius tells us: «in addition to this, when the people of Cyrene sent for them they had championed their cause in a brilliant manner and preserved their liberty».29 What is the connection between these two narratives? At least since William W. Tarn scholars have tried to recognise the political motives behind these events. However, while Tarn suggested that we should interpret the events as the result of a clash between an «Egyptian» faction and the «nationalist» one,30 André Laronde was Ophellas to Demetrios shows that either Suida’s source omitted Magas’ reign entirely or any mention of it was lost in the lexicon’s compilation. 21 Diog. Laert. 4, 41: καὶ γὰρ καὶ Δημητρίου τοῦ πλεύσαντος εἰς Κυρήνην ἐπὶ πλέον (scil. Ἀρκεσίλαος) ἐρασθῆναι λέγεται, καὶ Κλεοχάρους τοῦ Μυρλεανοῦ. 22 Euseb. Chron. I 237–238 Schoene (Porphyry FGrHist 260 F 3. 13). 23 The same confusion occurs also in Suida (cf. supra note 20), whose relation with Eusebius is not clear. 24 Two arrowheads with a monogram interpreted as Βε(ρενίκης) have been found near Euhesperides (IGCyr 111200 and 111250; cf. also SEG 60, 1832). The fighting under the walls of Euhesperides was also depicted by Callim. Epigr. 37 Pfeiffer. According to Laronde 1987a, 382 and 395 f., this conflict was part of the Ptolemaic re-annexation of the region. 25 On their names’ problematic transmission cf. Walbank 1967, 223 f. 26 Polyb. 10, 22, 2–3. A similar description of their activities – almost a paraphrase – can be found in Plut. Philopoim. 1, 3–4. 27 Walbank 1967, 224; Will 1979, 218, 320, 322. 28 Will 1979, 319. 29 Polyb. 10, 22, 3: ἔτι δὲ Κυρηναίων αὐτοὺς μεταπεμψαμένων ἐπιφανῶς προύστησαν καὶ διεφύλαξαν αὐτοῖς τὴν ἐλευθερίαν. Translation by W. R. Paton, revised by F. W. Walbank and C. Habicht, 2011. Cf. also Plut. Philopoim. 1, 4: καὶ Κυραναίοις δεηθεῖσι, τεταραγμένων τῶν κατὰ τὴν πόλιν καὶ νοσούντων, πλεύσαντες εὐνομίαν ἔθεντο καὶ διεκόσμησαν ἄριστα τὴν πόλιν. 30 Tarn 1913, 321–324.
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able to propose a much more convincing reconstruction.31 According to him, after Magas’ death three different factions held sway in Cyrene. While the first one aimed at preserving the status quo and thus initially supported Apame and Demetrios, a strong man who could oppose the Ptolemies and guarantee the region’s autonomy, the second one was loyal to Magas and his daughter and thus its members found themselves aligned with Egypt’s interests. Lastly, a third faction sought the restoration of Cyrene’s former independence and self-rule and thus advocated to revert to the fourth-century republican (and oligarchic) constitution. As for the order of the events, one possible answer comes from the local coinage. Sometimes around the mid-third century, silver and especially bronze coins were minted in Cyrene which adopted the Ammon/Silphium type and the so-called «Rhodian» standard of ca. 3,60 g per drachma.32 These new coins had an unparalleled legend: ΚΟΙΝΟΝ, which should be understood as κοινὸν (scil. νόμισμα), «communal coinage (of the League)». Because Ammon/Silphium types had featured prominently in Cyrene’s coinage between the fall of the Battiad monarchy and the end of the fourth century, from the very beginning scholars established a connection between these coins and Ekdelos and Demophanes’ intervention in favour of Cyrene’s liberty.33 This position has been argued against by Laronde, who proposed a parallel between the League of the Nesiotai and this Cyrenaean Koinon.34 However, Laronde’s hypothesis is far from sound on a numismatic basis, as shown recently by Theodore V. Buttrey.35 Firstly, the preference for the very evocative Ammon/Silphium type seems hardly compatible with Ptolemaic overlordship (cf. Fig. 1). In addition, all ΚΟΙΝΟΝ issues lack the hole which is typical of contemporary Ptolemaic coinage. Lastly, the silver ΚΟΙΝΟΝ coinage adopts the «Rhodian» standard – which had not been used in Egypt after the second weight reduction of Ptolemaic coinage in 29436 – and even
31 Laronde 1987a, 379–382; this reconstruction is accepted by Hölbl 2001, 45 f. On the other hand – according to McAuley 2016, 185 f. – the main contrast among Cyrene’s population was still one between aristocrats and democrats, as it used to be during the fourth century (cf. Laronde 1987a, 249–252). This reconstruction seems to be at least partially based on the presence of populares alongside militares in Iust. Epit. 26, 3, 5. However, in that context populares would rather mean «civil population» than «democratic faction». More to the point, McAuley’s hypothesis remains unconvincing because we have no clue as to the degree of inclusiveness of Ekdelos and Demophanes’ reforms, which after all might have been quite oligarchic. 32 Robinson 1927, cxxxv; Mørkholm 1991, 102. 33 Robinson 1927, cxxxiv–xxxvii; Machu 1951, 50. 34 Laronde 1987a, 404–406; his conclusions are accepted by Hölbl 2001, 47; Cigaina – Vitale 2017, 93–96. 35 Buttrey 1997, 37–41. 36 Lorber 2005, esp. 56 f.; 2012a; 2012b, esp. 36. On silver coin standard relations between Cyrenaean and Ptolemaic coinage during the early third century cf. now Fischer-Bossert 2016, 58 f., with earlier bibliography.
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Fig. 1
bronze issues seem incompatible with Ptolemaic denominations.37 Therefore, the ΚΟΙΝΟΝ coinage was very likely minted in Cyrene while the city was free from Ptolemaic control. Since many of the bronze ΚΟΙΝΟΝ coins are minted by overstriking and some of them are overstruck at a later date, a succession of bronze coin series has easily been identified by numismatists (Fig. 2).38 1. Later Magas (Asolati 2011, nos 52–59). After a few issues with Apollo and Ammon as the main type on the obverse accompanied by a ΚΥΡΑ legend, Magas goes back to a Soter’s head obverse type and a ΠΤΟΛΕΜΑΙΟΥ ΒΑΣΙΛΕΩΣ legend, which were common on Cyrene’s coins at the beginning of the third century.39 On the other hand, these coins still have the ΜΑΓ monogram.40 Therefore, this series likely dates from the years between the two half-brothers’ reconciliation and Magas’ death.
37 Buttrey 1997, 40: «The bronze was a one-denomination issue whose weight standard had nothing to do with the Ptolemaic coinages of the preceding 50 years but replicated the standard of the fourth-century units of independent Cyrene.» More cautious on the bronze coinage Asolati 2011, 27 f. 38 Buttrey 1994, 138–143; 1997, 37–43; Asolati 2011, 26–28. A similar succession of coin series can be identified in the other main mint of the region – Euhesperides – although the ΚΟΙΝΟΝ series seems to have been minted only in Cyrene; cf. Buttrey 1994, 138–143; Asolati 2011, 40–42. 39 Asolati 2011, nos 43–51. 40 On this monogram and its connection with Magas cf. lastly Asolati 2011, 41 f.
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Fig. 2
2. «Ptolemy II» (Asolati 2011, no. 60). This new series introduces a Soter/Libya type which became canonical in Cyrenaean issues between Ptolemy III and Ptolemy V. While Magas’ monogram is not attested in this series, these coins also lack the central cavity which is typical of contemporary Alexandrian issues. Because of their strong relations with later Ptolemaic issues, they have sometimes been considered by numismatists as the only proof of a first Ptolemaic intervention in the region. 3. ΚΟΙΝΟΝ issues (Asolati 2011, no. 61), which have already been discussed above. 4. «Ptolemy III» (Asolati 2011, nos 62–70), which are the standard Ptolemaic issues after the region’s re-annexation. They are very similar to issues from the «Ptolemy II» period, but they also have the small central cavity which is a typical characteristic of Ptolemaic coinage. From this succession of coin series, an order of events can be reconstructed. However, two problems stand out. Firstly, either the «Ptolemy II» series corresponds to Demetrios the Fair’s coinage or this king did not rule long enough to establish his own coinage.41 Secondly, if the latter alternative is accepted, one might be tempted to deduce that between the death of Magas and the minting of the independent ΚΟΙΝΟΝ coinage Cyrenaica was ruled for a time by a pro-Ptolemaic government. However, the Soter/Libya type’s fortune attests to the eventual success of the faction which chose this symbol in the first place rather than proving the existence of an early Ptolemaic intervention in the region. It is therefore possible that this coinage corresponds rather 41 Walbank 1967, 224 thought that Ekdelos and Demophanes were called to Cyrene by Demetrios the Fair, with whom they shared a common friend, the philosopher Arkesilaos of Pitane (cf. supra note 21).
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to a transition phase when Berenike tried to hold the country together after the murder of Demetrios the Fair, only to see her power eroded by the local elite either just before or because of Ekdelos and Demophanes’ intervention.42 However, what are the absolute dates of these events? Unfortunately, only a few texts preserve explicit and potentially precise information on this subject. A clear terminus ante quem for Ptolemaic re-annexation is provided by the Adulis inscription, where Libya is mentioned among the possessions which Ptolemy III inherited from his father in 246.43 On the other hand, determining the date of Magas’ death is far more difficult. Two potentially explicit dates are preserved. According to a fragment from the 16th book of Agatharchides of Cnidus’ Events of Europe quoted by Athenaeus,44 Magas died of complications connected with his obesity and indolence, after having ruled Cyrenaica for fifty years (τὸν Κυρήνης βασιλεύσαντα ἔτη πεντήκοντα). If taken literally, this would mean that Magas died in 250. However, the figure is too round to avoid all suspicion. On the other hand, according to Eusebius’ Chronicle, a king of Libya named Demetrios died in 259/258. Since this piece of information is not compatible with what we know of Demetrios II, it likely pertains to Demetrios the Fair. This would mean that Magas died about ten years earlier than we deduced from Agatharchides’ testimony. While earlier scholars easily solved this problem by accepting that Magas had reached Cyrene in 308, since François Chamoux’ fundamental study on Magas this alternative is no longer available.45 As a result, Chamoux found himself forced to choose between two incompatible dates for Magas’ death: either 258 or 250. Considering Agatharchides more reliable than the problematic pieces of information provided by Eusebius, he unsurprisingly adopted the later date as extremely probable. While his choice has been upheld by both Laronde and Édouard Will,46 in recent years numismatists have grown increasingly dissatisfied with this option: not only is the four-year period between 250 and 246 too short to accommodate all the events which took place in Cyrenaica between Magas’ death and the Ptolemaic re-annexation, but the ΚΟΙΝΟΝ issues are extremely common,47 which implies that they were 42 For a similar hypothesis – even though limited to the ΚΟΙΝΟΝ coinage only – cf. McAuley 2015, 431. 43 Pfeiffer 2015, no. 11 (OGIS I 54): παραλαβὼν (scil. Ptolemy III) παρὰ τοῦ πατρὸς τὴν βασιλείαν Αἰγύπτου καὶ Λιβύης καὶ Συρίας καὶ Φοινίκης καὶ Κύπρου καὶ Λυκίας καὶ Καρίας καὶ τῶν Κυκλάδων νήσων κ. τ. λ. In this context, Libya is equivalent to Cyrenaica as shown for instance by the fact that the local governor was called Λιβυάρχης (Polyb. 15, 25, 12; on this title cf. Bagnall 1976, 33 f., and Laronde 1987a, 417 f.). 44 Agatharchides, FGrHist 86 F 7 (quoted by Athen. 12, 550b). 45 On the date of Magas’ arrival in Cyrenaica cf. supra notes 5–6. 46 Will 1979, 243–246; Laronde 1987a, 380 and 487. 47 Robinson 1927, cxxxvii; Buttrey 1997, 39 f. and 43; Asolati 2011, 40–42. However, no die study or estimation of total output is available for the Koinon period. For the earlier Magas silver coinage cf. however Fischer-Bossert 2016, 59.
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likely minted over a period of at least a few years. For this reason, Buttrey recently proposed to go back to a 258 date for Magas’ death.48 As a result, he was then left with a few years during which both the «Ptolemy II» coin series and the independent ΚΟΙΝΟΝ issues could have been minted before a Ptolemaic re-annexation of Cyren aica. At a closer look, Buttrey’s new hypothesis is quite compatible with all sources except Agatharchides, and in some cases it is even preferable. For instance, a possible clue about the time of Magas’ death is provided by Justin, whose narrative on the topic is introduced by the expression per idem tempus.49 Although Chamoux discarded this piece of information as too general to be useful,50 an alternative approach can come from consideration of the narrative structure of Pompeius Trogus’ 26th book. As we know from the very abridged prologue, in this book Trogus described the rebellion of Ptolemy of Ephesus51 – which dates from 259/258 and is omitted by Justin – just before Demetrios the Fair’s Cyrenaean adventure. Therefore, if the expression per idem tempus was already in Pompeius Trogus, a date around 260 for Magas’ death might then be more compatible with Trogus’ text. As for Ekdelos and Demophanes, the date of their intervention in Cyrenaean affairs depends on whether Polybius followed a chronological order when describing the events of their lives. If he did, then their arrival in Cyrenaica must be later than the death of Nikokles of Sicyon in 251.52 However, the expression which we find in Polybius – ἔτι δέ – is more compatible with an addition to a list than with a series of chro nologically ordered events. As a consequence, it might be useful to re-examine their life in more detail. Ekdelos and Demophanes were exiled from Megalopolis during the rule of Aristodemos and took refuge in Athens. However, since Aristodemos was likely in power for over twenty years (ca. 272–251) and was supported by Antigonos Gonatas,53 their exile must have been a long one. Since they were on good terms with Arkesilaos of Pitane, who became head of the Academy from the early 260s to 241, it is more than possible that they spent most of their exile in Athens. However, between 272 and 251, there is at least one period when their stay in Athens would have been extremely unsafe. As strong opponents of a regime which was supported by Antigonos Gonatas, it is unlikely that they were allowed to stay during the period of strict 48 Buttrey
1995, 138–143; 1997, 39–43; his conclusions are also accepted by Asolati 2011, 27. On Laronde’s alternative solution cf. supra the discussion about the local Koinon as a Ptolemaic-controlled league. 49 On this expression cf. Yardley 2003, 49. 50 Chamoux 1956, 22. This is due to the fact that Chamoux interpreted the expression per idem tempus as referring to all the events described in Trogus’ 26th book. 51 Pomp. Trog. Prol. 26: ut in Asia filius Ptolomaei regis socio Timarcho desciuerit a patre. On this event cf. also infra note 138. Ptolemy «the Son» is probably Ptolemy son of Lysimachos, who later became king of Telmessos in his own right; cf. lastly Huss 1998; 2001, 273. 52 Will 1979, 319. 53 Will 1979, 218, 320, 322.
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Antigonid control over Athens between the end of the Chremonidean War in 262 and Antigonos’ declaration of Athens’ independence in 254.54 Therefore, it is quite likely that their trip to Cyrenaica took place sometime between 258 and 251, after Demetrios the Fair’s death but a few years before the Ptolemaic re-annexation. At this point, our new source on Cyrenaican history during the mid-third century must be taken into account. III. A list of eponymous priests: Cyrene, ca. 260–250 The same year (1956) in which Chamoux’ fundamental article on king Magas was published, Gaspare Oliverio, the man who had been chief archaeologist and epigrapher in Cyrenaica for almost two decades before the Second World War, died in Locri.55 He left many unpublished documents, the burden of whose publication fell on Giovanni Pugliese Carratelli. Having at his disposal Oliverio’s excavation notebooks and thanks to a one-month stay in Cyrene with Donato Morelli, in 1963 Pugliese Carratelli published the Supplemento Epigrafico Cirenaico (SECir), a collection of more than 250 inscriptions found between the late 1920s and the late 1930s. Among these inscriptions, there was a fragment of a Hellenistic marble stele preserving part of a list of names (Fig. 3). According to Oliverio’s notes, the stone had been found in the Trajanic-Hadrianic baths in the Sanctuary of Apollo56 – where it had been reused as building material – likely in the late 1920s.57 While Oliverio had just transcribed the text, Pugliese Carratelli examined the stone in Cyrene and noticed that the names had been written over time by different letter-cutters. Consequently, he proposed that we consider the document as a list of either priests or civic magistrates. Although for a long time only catalogues of priests dating from the early Imperial period were known from the city,58 over the last twenty years new fragments of Hellenistic ones have been found in Cyrene.59 These findings have prompted 54 Tracy
2003b; cf. also Will 1979, 228 f.; Osborne 2012, 50–52. Oliverio’s life cf. Calloud 2013. For his importance for the Italian archaeological excavations in Cyrene during the first half of the 20th century cf. Goodchild 1976, 308–317 (a chapter which is eloquently titled Don Gaspare); Luni 2014b; Rosamilia 2014, 385 f. 56 SECir, 258: «trovato nelle Grandi Terme». On this building cf. Stucchi 1975, 211 f., 283– 285, and 347–349; Bonacasa – Ensoli 2000, 134. 57 Excavations in the area of the Roman Baths were virtually complete by 1930; cf. Inver nizzi 2014, esp. 182–195. 58 For the lists of eponymous priests cf. esp. Laronde 1987b; Marengo 1996. 59 List from the so-called sanctuary of Ammon: SECir 114 + Mohamed – Reynolds – Dobias-Lalou 2007, 30–34 no. 2 (SEG 57, 2011); IGCyr 109300; cf. Dobias-Lalou 2016, 247–249 and 258 no. 16. List from the propylee of the peripteral temple sanctuary in the Wadi Belgadir (so-called Apotropaion): Paci 2011, 259–265; SEG 61, 1557; IGCyr 115000 + one small unpublished fragment (cf. Rosamilia, forthcoming); cf. Dobias-Lalou 2016, 249 f. and 258 no. 17. 55 On
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Fig. 3
atherine Dobias-Lalou to re-examine all available evidence and – taking into C account the inscription’s findspot – she convincingly argued in favour of its identification as a fragmentary list of eponymous priests of Apollo.60 With the exception of a small fourth-century fragment,61 this document would therefore be the only one plausibly pertaining to an Hellenistic catalogue of Apollo’s eponymous priests from Cyrene.62 60 Dobias-Lalou
2016, 250 f. 16; IGCyr 094800; cf. now Dobias-Lalou 2016, 250 f. and 258 no. 18. Because of its dimensions, it is likely that this fragment belonged to an earlier stele. 62 Laronde 1987a, 103, 362, and 442; Reynolds 2011. In Cyrene, the priest of Apollo was considered as one of the most important civic officials. Generally selected from among the 61 SECir
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Description: fragment of a white marble stele, broken on all sides except on the right one; the names are written by different hands (for details cf. Dobias-Lalou in IGCyr). Measurements: h. 540, w. 490, th. 180; letters, 25–15 mm. Findspot: Cyrene, Apollo Sanctuary, reused in the Trajanic-Hadrianic baths. Conservation: Shahat Museum, epigraphic storeroom (no inv. no.); last seen by Dobias-Lalou in 2010 (cf. IGCyr). Editions: SECir 71; IGCyr 096700. See also: Stucchi 1975, 113 note 6; Masson 1976, 56; Laronde 1987a, 123 note 51, 190 and note 169; Dobias-Lalou 2010, 96–98 (SEG 60, 1828); Dobias-Lalou 2016, 250 f. and 258 no. 19. Photographs: SECir, 259 fig. 62 (cf. now Fig. 3); IGCyr 096700, fig. 1. ----------------- [- - -]Σ Εὐκλε[ῦς] [. . . .]σταφαν Ἰτάγ[ω] [. . .]ΩΠΟΣ Πολεμάρχω 4 [ Ἐλ]αιίτας Θευδώρω [Πολ]ύδωρος Πολιάνθευς [Ν]αύτας Εὐμηλίδα [ Ἰ]άσων Βιάνδρω 8 [Πό]σειδις Θευδώρω [Εὔ]τυχος Ἡρακλείτου [Γλαύ]κων Ἐτεοκλέους [ Ἐτεωνε?]ὺς Ἐτεωνέως 12 [ὁ δεῖνα] Νικάνορος [ὁ δεῖνα - - -]τοβούλου -----------------2 [Α]ρταφαν Masson 1976, 56, which is not compatible with the width of the lacuna. However, the priest’s name is certainly a Libyan one (cf. infra note 70). Ἰτάγ[ω] Dobias-Lalou 2010, 96–98; Ἰταί[ω] Pugliese Carratelli in SECir, comm. || 3 No compatible names are attested in Cyrenaica. Possible supplements include Αἴσωπος (cf. LGPN I–VB, s. v.: 26 attestations) and an unattested *Ἄσωπος, for which cf. the Theran Ἀσōπίδας (IG XII 3, 774, sixth or fifth century). Considering the width of the lacuna, the former possibility seems the most plausible. well-to-do, at least in 321 he was also chosen among the members of the gerousia being at least fifty years old (cf. IGCyr 010800; SEG 9, 1, 23–25: τοὺς δὲ | ἱαρῆας τοῦ Ἀπόλλωνος αἱρείσθων ἐκ τῶν γερόντων τῶμ μὴ ἱα[ριτ|ε]υωκότων, μὴ νεωτέρων πεντήκοντα ἐτῶν). Unsurprisingly, this prestigious office was also extremely expensive. For instance, Ptolemy VIII recalls that as an eponymous priest of Apollo in Cyrene, he would have had to offer an extravagant and extremely lavish banquet to previous holders of the same office at least once a year. Instead, he offered each one of them a phiale of solid silver, a gift whose cumulative cost equalled that of the banquet (Ptolem. VIII, FGrHist 234 F 9).
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|| 5 [Θε]ύδωρος Oliverio in SECir. However, the initial lacuna amounts to ca. three letters and the only compatible name attested in Cyrenaica is Πολύδωρος.63 This priest is possibly the same one who is mentioned in the account of the damiergoi IGCyr 013800 (SEG 9, 36 + SECir 104), frg. A, 1: [ἱαρε]ὺς ΠΟΛΥ[- - -]. || 6 [Ν]αύτας Oliverio in SECir; [Φι]λύτας Dobias-Lalou in IGCyr on the basis of IGCyr 013400 (SEG 9, 32), 1: [ἱαρεὺς] Φιλύ[τας(?) - - -]. However, that account of the damiergoi is likely a decade earlier at least (cf. Rosamilia, forthcoming). || 8 [Πό]σειδις Dobias-Lalou in IGCyr; [Πο]σεῖδις Pugliese Carratelli in SECir. || 10–11 These new supplements will be discussed infra in this same section. || 13 [Ἀρισ]τοβούλου Reynolds in LGPN I 66. However, the lacuna’s width is impossible to determine. In addition, this name is in κοινή (the Cyrenaean dialect equivalent would be [- - -]τοβώλω). Therefore, there are too many variables involved for narrowing down options to just one name.
Despite this document’s limited extent, there is an important detail which stands out: its dialectal facies. Both Pugliese Carratelli 64 and Dobias-Lalou 65 noticed that in this list epichoric Doric forms coexist with κοινή ones. Although both scholars considered this peculiarity as the result of the local dialect’s evolution in the Hellenistic period, a more interesting pattern can be identified. The first eight lines follow the local Doric dialect consistently: the o-stem genitive ending is always the expected -ω,66 while the a-stem genitive masculine ending is the -ᾱ deriving from /a:+o/ contraction.67 More interestingly, in these lines there are three instances of /e+o/ > /eu/ diphthongation, which occurs only in a few dialects, including Cyrenaean.68 On the other hand, from line 9 onwards the o-stem genitive ending is the Attic and κοινή one, -ου, which recurs twice, while the genitives in lines 10–11 both have a standard κοινή ending.69 The same division is even more apparent if one considers the names involved. Lines 1–8 include typical Cyrenaean names, such as Elaiitas, Theudoros, Iason, Eukles, Eumelidas, and even the very rare Biandros and Itagos. Furthermore, a Libyan name is very likely attested in line 2, which is not uncommon among members of the local elite.70 On the other hand, three of the names legible in lines 9–13 are not attested elsewhere in Cyrenaica before the first century CE, if ever.71
63 IGCyr 009100, 41: Ἐπήρατος Πολυδώρω (list of military officers, ca. 350–300; BMI IV 1053, II, 16; DGE3 235); IGCyr 084000, 90: Νίκαιος Πολυδώρω (list of military officers, ca. 330; SEG 46, 2198); IGCyr 065210, I, 114–115: Πολύδωρος Ἀστυκράτευς and Ἀνδροσθένης Πολυδώρω, probably father and son (list of contributors, ca. 280–270; SEG 20, 735b, I, 119–120). For these dates cf. Dobias-Lalou in IGCyr; Rosamilia, forthcoming. 64 Pugliese Carratelli in SECir, 259. 65 Dobias-Lalou 2016, 251. 66 Dobias-Lalou 2000, 31, 45, and 83. 67 Dobias-Lalou 2000, 50 and 87. 68 Dobias-Lalou 2000, 51 f. In one case (line 5), the contraction occurs in the genitive ending of an -es- stem; cf. Dobias-Lalou 2000, 90 f. 69 The Cyrenaean ending forms would have been Ἐτεοκλεῦς and Ἐτεωνεῦς; cf. DobiasLalou 2000, 51–53 and 91. 70 Masson 1976, esp. 55–58. 71 Cf. the discussion infra in this same section.
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The change is too radical and consistent to be interpreted as a casual event: if this inscription is a catalogue of eponymous priests, then for some years in a row the eponymous priests of Cyrene were not Cyrenaeans. While there can be little doubt as to the causes – namely Ptolemaic intervention – the document’s chronology is more evasive. Although Laronde dated this list to the second or first century because of the presence of κοινή endings,72 according to Dobias-Lalou the inscription dates rather from around 250–150. However, even Dobias-Lalou’s date is based on both a palaeographical and a linguistic basis, the latter being the main reason for a second-century date. If the document’s palaeographical characteristics are the only ones taken into account, a slightly earlier date around 260–220 becomes much more likely.73 A confirmation of this new date comes from prosopography. For instance, Iason son of Biandros is very likely the same individual mentioned in a 280–270 list of contributors from Cyrene.74 A few decades later, in this list we find him again as an old man who has now become one of the most important members of the community. More interestingly, thanks to the very rare name Elaiitas – which is not attested outside the region and recurs only in three other documents – we can now partially reconstruct the stemma of a family belonging to the upper echelon of the Cyrenaean elite. The name’s oldest occurrence comes from a long inscription written on a low bench along the upper terrace of the sanctuary of Apollo (Figs 4–5). According to the text, the bench was dedicated to Apollo by a certain Elaiitas the year he was the eponymous priest of Apollo.75 While Sandro Stucchi proposed that the Elaiitas son of Theudoros mentioned on our list and the Elaiitas setting up the bench on the sanctuary’s upper terrace were the same person,76 a closer examination allowed Laronde to date
72 Laronde 1987a, 190; the fourth-century date proposed in Laronde 1987a, 123 note 51, is likely an oversight of the author. 73 For instance, in many cases (and especially in the upper part) circular letters are still much smaller than regular ones, in some cases the pi’s upper bar is not apicated at all, and the sigma’s bars are never completely parallel to one another. On the other hand, the alpha’s bar is broken only in one case (line 5). Among the documents from Cyrenaica mentioning members of the Ptolemaic dynasty, the most similar lettering is found in the dedication of a statue of the Ptolemaic governor Pelops son of Pelops by the Cyrenaeans (Fraser 1958, 111 f. no. 4; SEG 18, 734; IGCyr 063300; cf. also Laronde 1987a, 417), which dates from ca. 240–220. 74 IGCyr 009300 (Smith – Porcher 1864, 113 no. 21; SGDI 4836), col. I, 6: [- - -] Βιάνδρω. The contributor’s name is lost, but the spacing of the letters is compatible with a short name such as Iason. However, the contributor might also be a brother of Iason’s. The document dates from around 280–270 (cf. lastly Dobias-Lalou in IGCyr). 75 Stucchi 1975, 113 note 6; Laronde 1987a, 184–190 (SEG 38, 1897); IGCyr 080500: Ἐ[λα]ιίτας [. . . . . .]Ω τῶι [Ἀπόλλω]νι ἱαρ[ι]τεύων ἀ[ν]έθηκ[ε]. The supplement [Θευδώρ]ω – proposed by Stucchi and then rejected by Laronde – seems now quite likely. On the bench of Elaiitas cf. also Ensoli 1996, 94–98 and 108; 1997; Bonacasa – Ensoli 2000, 127. 76 Stucchi 1975, 113 note 6.
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Fig. 4
Fig. 5
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Fig. 6
the inscription on the bench to ca. 340 on a palaeographical basis.77 However, recently Serena Ensoli conducted some excavations in the area between the Greek Propylaeum dedicated by Praxiadas son of Eukleidas78 and the bench of Elaiitas.79 On this basis, she was able to determine that the Hellenistic phase of the Greek Propylaeum was certainly older than the bench. Therefore, the Elaiitas who dedicated this bench likely lived about half a century before the Elaiitas son of Theudoros mentioned in our list. Therefore, our mid-third-century list likely preserves the name of the grandson (Elaiitas II) of the bench’s dedicant (Elaiitas I). While no independent occurrence of Theudoros – father of Elaiitas II and son of Elaiitas I – can be identified, an unnamed member of the same family seems to have held the priesthood of Apollo sometime in the early third century.80 In addition, the middle generation is also represented by a [- - -]chos son of Elaiitas, likely a brother of Theudoros, who set up a statue (Fig. 6) 77 Laronde 1987a, 190: «l’inscription (…) a tous les caractères du IVe siècle» and again «cette écriture monumentale me paraît assez proche de celle des métopes du Strategeion que je propose de dater vers 340». 78 IGCyr 098200 (SECir 129; Laronde 1987a, 106 f., 121, 190–192): Πραξιάδας Εὐ[κλείδα] | ἱαριτεύων ἀν[έθηκε]. On this building cf. also Stucchi 1975, 123 and 188; Ensoli 1996, 98–100 and 108; 1997; Bonacasa – Ensoli 2000, 128 f. Although Laronde dated the inscription to ca. 325, he was also well aware that the Propylaeum was likely more recent (Laronde 1987a, 190–192). However, the later date proposed by Ensoli – ca. 250–200 – is not compatible with the lettering of the inscription. A compromise date around 300 would take into account both the architectural remains and the inscribed dedication. 79 Ensoli 1996, 94–98 and 108; 1997. 80 IGCyr 127800: [- - -] Ἐλαιίτα Ι[- - - | - - - ἀ]νέθηκ[ε - - -], which might be plausibly read as [ὁ δεῖνα] Ἐλαιίτα ἱ[αριτεύων | vacat (or Ἀπόλλωνι) ἀ]νέθηκ[ε vacat]. The inscription likely
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Fig. 7
in the sanctuary of Apollo during the first half of the third century.81 Therefore, we are dealing with a family whose members were elected priests of Apollo on a regular basis for at least three generations in a row (Fig. 7). The same family is not attested after the mid-third century. On the other hand, if we focus on the lines 9–12, we might expect to find Ptolemaic officials and names coming from other areas of the Greek world. While the situation in line 9 is still not clear because of the relatively common names involved,82 lines 10–11 are extremely interesting. According to Dobias-Lalou one can read:
mentioned a son of Elaiitas I rather than Elaiitas II. However, it is impossible to tell whether it was Theudoros, [- - -]chos (cf. infra the following note), or a third son not attested otherwise. 81 SECir 186; IGCyr 102000: [. . . . . .]ΧΟΣ Ἐλαιίτα. A reading [- - -]ΚΟΣ is also possible, but the lacuna cannot accommodate more than the first few letters of the dedicator’s name. Rather than a label-like nominative (Ma 2013, 21–23), in this and in similar Cyrenaean cases we are rather dealing with a dedication formula: ὁ δεῖνα τῶ δεῖνα scil. ἀνέθηκε (on the verb’s omission cf. Dobias-Lalou 2000, 186). Of course, this does not imply that the dedicator and the subject might not coincide. 82 Eutychos: SECir 164a, 16 (ephebic graffito, 27 CE); SEG 9, 760, 3 (funerary monument, first or second century CE; for the reading cf. also Reynolds in LGPN I 186); for six other occurrences from the region, none earlier than the end of the first century, cf. LGPN I 186. On the other hand, the name Herakleitos is attested three times in Hellenistic Cyrene: IGCyr 101100 (SECir 175; dedication to Athena, fourth century); IGCyr 106300 (SECir 287; dedication, ca. 275); IGCyr 104000, 23 (SECir 242; SEG 32, 1604; ephebic dedication, ca. 125–100). Since our list and IGCyr 106300 are almost contemporary and in both documents the name’s genitive is Ἡρακλείτου, one cannot completely exclude that Eutychos son of Herakleitos was really a Cyrenaean. In this case, Glaukon son of Eteokles would become the first Ptolemaic official to be named priest of Apollo in Cyrene.
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10 [. . . . .]ΚΩΝ Ἐτεοκλέους 11 [. . . . . . .]ΥΣ Ἐτεωνέως Both Eteokles and Eteoneus are extremely rare names.83 Unsurprisingly, the latter name is attested in Ptolemaic Egypt and it recurs even among high officials and their families.84 For instance, a Hyperbassas son of Eteoneus was honoured by the Samians around 270–260.85 He was likely a high-ranking Ptolemaic official, since one of his two daughters – Iamneia – became kanephoros of Arsinoe Philadelphos in 24386 and the other – Myrsine – married Pelops son of Pelops, governor of Cyrene under Ptolemy III87 and later governor of Cyprus.88 However, the most striking occurrence is certainly an Eteoneus son of Eteoneus, mentioned in demotic texts as the eponymous priest of Alexander and the Ptolemies in both 212/211 and 211/210.89 While it would be tempting to identify the priest of 212/211–211/210 with our eponymous priest, it is unlikely that we are dealing here with the same individual. On the other hand, the prestige of the Cyrenaean eponymous priesthood, the chronology and the rarity of the name Eteoneus all make it extremely likely that we are dealing here with a brother of Hyperbassas. However, the Eteoneus son of Eteoneus who was the eponymous priest in Alexandria in 212/211–211/210 could hardly have come from an obscure family. If we suppose that the son of Eteoneus who was the eponymous priest in Cyrene around the mid-third century was also his father, all of a sudden his position becomes much clearer. He was a member of a well-known family, whose cousin was married with a man – Pelops son of Pelops – who in the same years had been entrusted with administering Cyprus as a Ptolemaic governor (cf. Fig. 8). The most surprising piece of information, however, comes from the name at line 10. If one looks for a son of Eteokles among high-ranking Ptolemaic officials, the name of the priest of Alexander and the Ptolemies in 255/254 – Glaukon son of Eteokles – stands out.90 This same Glaukon is none else than the famous Athenian politician 83 Respectively
22 and 9 attestations; cf. LGPN I–VB, s. vv. the Roman imperial period, there is only an occurrence outside Egypt. IG II2 9281 (cf. also SEG 28, 296): Κλεοφαντὶς | Σαώτō Μαντινική, | [ Ἐτ]εωνέως γυνή, | [Λ]αμιέως | μήτηρ (Athens, before 350); although one cannot know Eteoneus’ provenance, the son’s name, Lamieus, points to contacts with Northern Greece. On relevant people called Eteoneus in Egypt cf. Habicht in Herrmann 1960, 113. 85 IG XII 6, 344 (Herrmann 1960, 113 no. 16a): ὁ δῆμος ὁ Σαμίω[ν] | Ὑπερβάσσαντα Ἐτεω[νέως]. While Hallof in IG prefers a broader date around 300–250, Bagnall 1976, 84 f., convincingly dates this inscription to 270–260. 86 Clarysse – van der Veken 1983, 10 f. no. 47; cf. Trismegistos 14399. 87 Cf. supra note 73. 88 On this family cf. Habicht in Herrmann 1960, 113; Bagnall 1976, 84 f. 89 Clarysse – van der Veken 1983, 16 f. nos 79 f.; cf. PP III 5122; Trismegistos, no. 8071. 90 Clarysse – van der Veken 1983, n. 36 p. 8; cf. P.Cair.Zen. II 59182, recto, 1–3: [βασιλεύοντος Πτολεμαίου τοῦ Πτολεμαίου Σωτῆρος] (ἔτους) λα΄, ἐφ᾿ ἱερέως Γλαύκωνος τοῦ Ἐτεοκλέους Ἀλεξάνδρου καὶ θεῶν Ἀ[δελφῶν, | κανηφόρου Ἀρσινόης Φιλαδέλφου Βερενίκης 84 Before
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Fig. 8
from the deme of Aithalidai, brother of the Chremonides son of Eteokles after whom the Chremonidean War was named.91 While Glaukon’s name confirms that we are dealing with a mid-third century document, he was not the only non-Cyrenaean to have taken upon himself the burden of holding this priesthood. Therefore, we are dealing with the result of a political decision – probably the king’s – rather than with foreign volunteers. However, during the 260–220 period we know only of one major event which would have prompted drastic Ptolemaic interventions in the city’s life such as the appointment of many royal commissioners: the Ptolemaic re-annexation of Cyrenaica. A closer look at Glaukon’s biography might help determining the exact date of this event. IV. The long life of Glaukon: the Athenian years Glaukon was born into a very affluent Athenian family.92 He was the son of E teokles son of Chremonides, whose career included at least the prestigious and onerous office of agonothetes.93 Aside from his famous brother, he also had two sisters, one of whom
τῆς Νικάνορο]ς, μηνὸς Λώιου κδ΄, Αἰγυπτίων δὲ Μεσορὴ ιδ΄, ἐμ Φιλαδελφείαι τοῦ [Ἀρσινοίτου | νομοῦ] κ. τ. λ. (Philadelpheia, contract; October 4th, 255). 91 Will 1979, 219–233; Habicht 2006, 161–167; Huss 2001, 271–281; Osborne 2012, 46–50. The war likely started in 269/268 and ended with Athens’ capitulation sometime in spring 262. 92 PA 3019; PP III, n. 5071; PAA IV 276950, likely 276940 and 276945 too; LGPN II s. v., no. 12. On Glaukon’s life cf. also Piérart – Étienne 1975, esp. 56–58; Pouilloux 1975; H abicht 1976, 9; Humphreys 2007, 70–72; Paschidis 2008, 162–170 A55–56 and 510–513. 93 IG II2 3458. Eteokles’ agonothesia is mentioned on a monument which was dedicated by his two daughters. However, I can see no reason to accept the assumption of Humphreys 2007, 70, according to which Chremonides and Glaukon were not mentioned as co-dedicators because they were abroad.
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became priestess of Aglauros.94 Despite the fact that his brother Chremonides was likely the elder son,95 Glaukon’s career in Athens seems to have been far more successful.96 A central document about Glaukon’s Athenian career is a very fragmentary monument which commemorated his agonothesia during the archonship of Nikias.97 Although a few similar monuments are known from Athens,98 this inscribed tripod base is somewhat exceptional since the sides of the base are decorated with crowns commemorating the offices which Glaukon held in Athens as well as his successes in Athenian competitions. From the texts inside the crowns we learn that Glaukon was elected phylarch99 at least once and hoplite general at least twice.100 In addition, Glaukon won at least twice the ἀνθιππασία,101 once at the Athenian festival for the Olympian Zeus and once during the Great Panathenaia. Two additional offices or victories were likely mentioned in the two crowns near the rear of the base, which are now almost completely lost.102 Among these offices and victories, only a few are attested from other documents. From a very fragmentary list of Athenian officials, we learn that Glaukon was very likely hoplite general during the archonship of Nikias III of Otryne in 266/265,103 while no clue as to the date of his other hoplite generalship is available. In addition, a fragmentary Athenian decree honouring the hipparchs and phylarchs in charge during a single year mentions a [. . . . . .]Ν Αἰθαλίδης among the latter ones, who has been generally identified with Glaukon.104 Although this document’s heading is now
94 IG
II2 3458: Ἀγλαύρου ἱέρεα Φειδοστράτη | Ἐτεοκλέους Αἰθαλίδου θυγάτηρ. assumption is based on the fact that Chremonides shares his name with his paternal grandfather; cf. Pouilloux 1975, 377. 96 As a matter of fact, the only two Athenian documents mentioning Chremonides are a statue base reused in the Acropolis wall (SEG 25, 207; Moretti, ISE I 21) and the famous decree which he proposed in 269/268 about the perpetual alliance between Athens, Egypt, and Sparta (IG II3 1, 912; cf. also Osborne 2012, 163–165 decree II). For this reason, it has generally been accepted that – while Glaukon was seeking for allies among Greek cities – Chremonides spent many years abroad, securing Egypt’s support. 97 IG II3 4, 528, A, 1–2: ὁ δῆμος ἐ[χο]ρ[ήγ]ει, Νικίας ἦρχε. | ἀγωνοθέτ[ης Γλ]αύκω[ν Ἐ]τεοκλέους Αἰθαλίδης. 98 IG II3 4, 518–539. 99 On phylarchs cf. Osborne 2012, 99–101. 100 On the hoplite general (στρατηγὸς ἐπὶ τὰ ὅπλα) cf. Osborne 2012, 95–99. 101 Cf. Vanderpool 1974, esp. 311. 102 Cf. however Koehler in IG II 1291, comm.: «in corona quarta utriusque lateris aut nihil aut ὁ δῆμος simpliciter scriptum fuisse probabile est». 103 Meritt 1968, 284 f. no. 21 (SEG 25, 186); Habicht 2000–2003 (SEG 51, 144); Osborne 2015, 71 f. no. 1, esp. II, 5–6: [στρατηγὸς ἐπὶ τὰ ὅ]πλα | [Γλαύκων(?) Α]ἰθαλίδης. According to Osborne, the document is a list of officials who were involved in the Panathenaia. 104 IG II3 1, 949. On the supplement of Glaukon’s name at line 17, cf. Meritt 1968, 285 note 44. 95 The
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lost along with the name of the eponymous archon, the inscription is generally dated between 280 and 270. On the other hand, a proxeny decree on a bronze tablet from Orchomenos, Arcadia, honours three Athenian envoys including [Γλαύκ]ωνα Ἐτεοκλέους Αἰθαλίδη[ν].105 Since in this mission Glaukon was joined by two high-profile Athenian citizens – namely Kallippos of Eleusis and Aristeides of Lamptrai – their goal was plausibly much broader than just reaching a relatively small Arcadian polis. More likely, this diplomatic mission entailed talks with Athenian allies in the Peloponnese, that is the Achaian koinon and the Spartan king Areus III. As a consequence, Glaukon’s mission to the Peloponnese probably took place either just before the beginning of the Chremonidean War or in the early phases of the conflict. This diplomatic mission can therefore be dated to the years between 270 and 265. Considering its potential relevance, it is plausible that this diplomatic mission was mentioned inside one of the two lost olive crowns on the sides of the base erected by Glaukon to commemorate his agonothesia.106 Until very recently, this document’s date was highly disputed. Scholars disagreed as to whether Glaukon’s activity as agonothetes took place during the archonship of Nikias II (282/281) or Nikias III of Otryne (266/265).107 Only in 2015, Michael J. Osborne definitively solved the problem.108 Thanks to a thorough re-examination of all third-century inscriptions mentioning an agonothetes,109 Osborne proved that until the second century there was just one agonothetes per year who was in charge of all competitions. Therefore, since Phaidros of Sphettos’ agonothesia dates from the archonship of Nikias II in 282/281,110 Glaukon was almost certainly agonothetes in 266/265, during the archonship of Nikias III of Otryne. 105 Plassart –
Blum 1914, 451–454 no. 1 (Moretti, ISE I 53; Dubois, RDA, doc. O 3), 5. expected text would be the simple participle [πρεσβεύσαντα], maybe preceded by [ὁ δῆμος] if Glaukon and his colleagues had also been publicly honoured for their role in this diplomatic mission; cf. e. g. the honours for Cephis[odorus] of the Kerykes around 100, mentioned in IG II2 3218, 22–27: (inside a crown) ἡ βουλὴ | ὁ δῆμος | πρεσβεύσαν|τα πρὸς Λεύ|κιον Φούριον | Κρασσόπην; cf. lastly Habicht 2006, 313–315. 107 On the chronology of Athenian archons during the third century cf. Osborne 2009; Osborne 2012, 111–158; and the list at the end of the fourth volume of IG II3 1, 296–299. 108 Osborne 2015, 65–74. 109 In so doing, Osborne was also able to propose an alternative supplement for the inscription which attests that in 266/265 Glaukon was hoplite general, which allegedly mentioned an [ἀγωνοθέτης Παν]αθηναίων, Δ[ε]ινίας Ἐρχιεύς (SEG 51, 144, II, 3; cf. now Osborne 2015, 71 f. no. 1). Thanks to the newly published fragment of a stele preserving two Athenian decrees honouring the sitophylakes of 239/238 (Kritzas 2015; IG II3 1, 1023, I–II), Osborne was able to prove that many officials were involved in the Great Panathenaia. Among them, there was the otherwise unattested ταμίας τῶν Παναθηναίων (cf. now Kritzas 2015, 140–142; Osborne 2015, 70–74, esp. note 51), whose title is more than compatible with the lacuna in Deinias’ one. 110 IG II3 1, 985 (IG II2 682), 53–54: καὶ ἀγωνοθέτης χειροτονηθεὶς ὑπὸ τοῦ δήμου ἐπὶ Νικίο|υ ἄρχοντος κ. τ. λ. The attribution of Phaidros’ agonothesia to Nikias II (282/281) is made sure by the chronological order followed in the decree. According to the same decree (IG II3 1, 985, 106 The
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However, when were those texts inscribed on Glaukon’s tripod base? A few remarks on the crowns’ dating can be added. It is extremely unlikely that any text on the base was inscribed after Athens fell into Antigonid hands in early 262, while the use of aorist participles for both offices held by Glaukon in 266/265 implies that the monument was dedicated during the following year, if not later.111 For these reasons, offices held by Glaukon and recorded on the sides of this tripod base were likely inscribed during the last years which he spent in Athens (about 264–262). In addition, many scholars who accepted an earlier date for Glaukon’s agonothesia took for granted that the crowns on the sides had been inscribed at a later date by a different hand. While this view was sometimes taken to extremes,112 it was also accepted by Stephen V. Tracy in his studies on Attic letter-cutters.113 As a result, if Tracy’s observation about the fact that the crowns were not inscribed by the same letter-cutter as the front of this base is still considered valid, Glaukon’s list of offices might well date from the very last years of the Chremonidean War. Outside Athens, our sources on Glaukon are not as easy to interpret. Aside from the proxeny decree from Orchomenos already mentioned above and a problematic inscription from Rhodes which will be examined in the next section, all other inscriptions mentioning Glaukon outside of Attica are connected with sanctuaries. One of the oldest documents on Glaukon’s life is likely a decree of the Delphians honouring him and granting him proxeny as well as many other honours.114 It dates from the archonship of Erasippos,115 whose exact date is still to be determined. While Georges Daux dated Erasippos’ archonship between 290 and 280,116 the recent re-examination of Delphian amphictionic documents – now published in CID IV – brought forth 56–59), Phaidros’ son, Thymochares, was also elected agonothetes during the archonship of Euboulos (265/264). 111 IG II3 4, 528, C, VI–VII (respectively: ὁ δῆμος | ἀγωνοθετή|σαντα and στρατηγή|σαντα ἐπὶ | τῶν ὅπλων). It is also possible that the generalship mentioned in IG II3 4, 528, C, V, is the one dating from 266/265. Although a chronological order seems likely, it is impossible to determine in which order the left side should be read, whether from back to front or vice versa. In addition, the people’s mention inside the crown commemorating Glaukon’s agonothesia means that a decree was passed honouring him for this office, potentially adding a few more months between the end of Kallias III of Otryne’s archonship and the realisation of the inscriptions. 112 Kirchner in IG II2 3079, comm., states that he can identify four different phases on the stone. 113 Tracy 2003a, 80–98, esp. 86. According to him, the inscriptions inside the crowns on both sides were made by «the cutter of Agora I 3238 and 4169», a very popular letter-cutter who was also responsible for the inscription of the decree of Chremonides (cf. supra note 96). 114 Homolle 1899, 547–548 no. 35; FD III 2, 72 (Syll.3 395). 115 Cf. FD III 2, 72, 8–9: ἄρχοντος Ἐρασίππου, βουλευόντων Χαριξένου, Αἰακ[ί|δ]α, Μελισίωνος. FD III 3, 155–159 all date from this same semester, while FD III 4, 10 dates from the other semester of Erasippos’ archonship. 116 Daux 1943, 30 F28. For earlier bibliography and hypotheses on the date of Erasippos’ archonship, cf. Daux’s commentary.
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new discussions about Delphian chronology. As part of his preliminary study of that dossier, François Lefèvre proposed a new chronology for the archons of the third century. According to his analysis, the archonship of Erasippos can likely be dated to either 278/277 or 271/270.117 In his later contributions, because of constraints deriving from an alternative dating of Pleiston’s archonship (266/265 instead of 262/261),118 Lefèvre started considering the former date as more likely.119 However, no amphictyonic document dating from Erasippos’ archonship survives, therefore no strong argument in favour of either date has been put forth. While it would still be tempting to date Glaukon’s presence in Delphi to 271/270 – and thus interpret his presence in the Panhellenic sanctuary in the light of Athenian diplomatic efforts immediately preceding the Chremonidean War – the decree does not mention any official business on Glaukon’s part. On the contrary, there are good reasons, not taken into account by Lefèvre, to prefer an earlier chronology. Firstly, 278/277 is an extremely relevant year. Not only is it the first year after the Gauls’ failed attempt at pillaging the Delphic sanctuary, but it is also a Pythian year. Glaukon’s presence in Delphi would therefore be more easily explained because of both the games120 and the Athenian Pythais. More interestingly, a second clue in favour of the earlier chronology for Erasippos’ archonship comes from the study of the proxeny decree’s publication context. Glaukon’s decree was inscribed on the treasury of the Athenians, on the front of the pronaos’ right anta, along with many other proxeny decrees and official documents. The position of this decree is not casual and it should be re-examined together with the other texts inscribed on the same part of the building. As a matter of fact, Glaukon’s decree is likely one of the oldest on the right anta of the treasury,121 together with
117 Lefèvre
1995, esp. 171, 173 f., and 184 f. A third date (276/275) is considered extremely unlikely by the same scholar (Lefèvre 1995, 174). The same year, a 271/270 date for Erasippos’ archonship was proposed independently by Knoepfler 1995, 145 and 157. 118 During Pleiston’s archonship – which fell on a Pythian year – an Athenian hieromnemon, Euthydikos, was present in Delphi (cf. CID IV 38, 7–8). However, states annexed by Antigonos Gonatas generally lost their right to appoint hieromnemons and Athens fell into Antigonos’ hands at the end of the Chremonidean war. The conflict ended during the archonship in Athens of Antipatros, whose date has been moved back to 263/262 (instead of 262/261) by Dorandi 1991, 25–27 (cf. also Osborne 2009, 90). Therefore, either Athens was able to send one last hieromnemon before capitulating in early 262 and he was still in Delphi for the 262/261 Pythian games in the fall (cf. Knoepfler 1995, 159; Lefèvre in CID IV 26) or Pleiston’s archonship in Delphi dates from the earlier 266/265 Pythian games. 119 Lefèvre 1998, 182 f., which he reprinted with additional remarks in CID IV 26–28. 120 If Glaukon’s victory in Olympia discussed infra antedates his exile, it is also possible that he went to Delphi with his own team for the chariot race. 121 Cf. Colin in FD III 2, 90: «Ce texte est probablement le premier qui ait été gravé sur le Trésor».
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Fig. 9
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other documents inscribed either on the same block or on the one above. In particular, on the front of the anta we have122 (Fig. 9): – Sixth course, top (FD III 2, 74): proxeny decree for Kallias son of Kalliades, Athenian; archonship of Herakleidas, 274/273.123 – Sixth course, bottom (FD III 2, 79): proxeny decree for Aristoteles son of Lysimachides, Athenian; archonship of Nikarchos, between 228/287 and 223/222.124 – Fifth course, top (FD III 2, 72): Glaukon’s decree; archonship of Erasippos, either 278/277 or 271/270. – Fifth course, bottom (FD III 2, 20): decree honouring three envoys of the Attic Tetrapolis; archonship of Praxias in Delphi and Philon in Athens, 178.125 It is self-evident that in the case of both blocks the priority was given to the upper section. Therefore, the main problem is reduced to the relative chronology of FD III 2, 74 and 72. A possible solution to this question comes from examining the height of these inscriptions above the paved area in front of the building. According to available data, the first four courses of the treasury of the Athenians correspond to about 1,20 m, while both the fifth and the sixth courses are about 380 mm high.126 As a consequence, Glaukon’s decree is about 1,60 m from the ground, at the level of an average person’s eyes, while the text of FD III 2, 74 begins at slightly less than 2 m over the terrace’s paving. It would therefore seem more likely that Glaukon’s decree antedates FD III 2, 74, which is indirectly confirmed by the choice of the latter document’s letter-cutter to put more space between the lines, in order to make reading easier from below.127 As a result, since FD III 2 is securely dated to 274/273, Erasippos’ archonship very likely belongs to the early 270s, and probably dates from 278/277. Glaukon’s interest in sacred affairs when he was still in Athens is also apparent from a decree of the κοινὸν τῶν Ἑλλήνων from Plataea honouring him after his death around the mid-third century.128 Despite the late date of this document, it sheds much 122 FD
III 2, pl. XV. 1995, 184 f.; Lefèvre 1998, 182 f. 124 Lefèvre 1995, 194. However, Nikarchos cannot have been archon in 226/225 or 225/224. 125 Follet 1998, 244. 126 Audiat 1933, 11–18; cf. FD III 2, pl. XVI. 127 This conclusion is partially confirmed by a proxeny decree for Agatharchos son of Epikydes, Athenian, which is on the inner side of the anta, between the sixth and the fifth course. This document dates from the archonship of Aristion II (either 253/252 or 251/250; Lefèvre 1995, 186, 188, and 190) and never reaches as high as FD III 2, 74. A second decree is inscribed on the inner side of the anta, on the upper part of the sixth course (FD III 2, 80). This proxeny decree for Chaireas son of Athenodoros, Athenian, dates from the archonship of Kriton (which is known only from this text). This in turn has been attributed by Daux 1943, 31 F30, to the 315–280 period. However, there are no valid reasons to exclude for this text a much later date in the second half of the third century. 128 Étienne – Piérart 1975; cf. also Bencivenni 2017. Despite Étienne – Piérart 1975, esp. 56 and 58, the fact that this decree was passed after Glaukon’s death (Buraselis 1982; Paschidis 2008, esp. 165) is evident from the text. In particular, Glaukon’s presence at the 123 Lefèvre
From Magas to Glaukon 289
more light on Glaukon’s Athenian years than on his exile in Alexandria. After a general reference to his willingness to help the members of the κοινόν, both before and after the exile, a more precise list of his good deeds towards the local sanctuary of Zeus Eleutherios and Homonoia follows. In particular, he is said to have contributed to the adornment of the sanctuary with his offerings and to have provided revenues which allowed more lavish sacrifices and competitions for the future.129 Considering both the pan-Hellenic nature of this cult and the affinities between the decree honouring the recently deceased Glaukon and Chremonides’ earlier decree,130 Glaukon’s acts of euergetism and piety towards the sanctuary of Plataea date likely from the years immediately preceding the Chremonidean War, namely 275–268, and attest once again both his family’s affluence and to his involvement in the diplomatic efforts leading to the conflict. Lastly, a special problem is posed by a passage in Pausanias which tells us that Glaukon won a chariot race in Olympia and dedicated a monument there, fragments of which have survived.131 Although Luigi Moretti tentatively proposed 272 as the date of Glaukon’s Olympic victory,132 there are no clues in favour of an early date. On the contrary, it is also possible that his victory dates from the period of Glaukon’s exile in Egypt.133 V. The long life of Glaukon: Alexandria and the Ptolemies The fall of Athens into Antigonos Gonatas’ hands at the end of the Chremonidean War in spring 262 was a fundamental moment in Glaukon’s life. Because of their involvement in the war, both Glaukon and his brother Chremonides had to flee from the city Ptolemaic court is described as over (cf. esp. line 12: εἶχε; line 10: μετὰ ταῦτα instead of νῦν) and the decree is meant to show that the Koinon honours its supporters καὶ ζῶ|σιν καὶ μετηλλαχόσιν (lines 26–27). For this reason, the decree cannot be earlier than Glaukon’s presence in Cyrenaica around 250. About its relation with Ptolemy III’s dedication in Olympia dating from after 246 cf. infra the next section. 129 Étienne – Piérart 1975, lines 15–24. 130 Cf. Étienne – Piérart 1975, 73 f.; Müller 2009, 140–142. Both the fact that in Plataea men competed ἐπὶ | τοῖς ἀνδράσιν τοῖς ἀγαθοῖς καὶ ἀγω|νισαμένοις πρὸς τοὺς βαρβάρους | ὑπὲρ τῆς τῶν Ἑλλήνων ἐλευθερίας (lines 21–24) and the importance of ἡ τῶν Ἑλλήνων Ὁμόνοια, which was worshipped in this sanctuary, find parallels in Chremonides’ decree (cf. IG II3 1, 912, 18: ὑπὲρ τῆς κοινῆς τ[ῶν] Ἑλλήνων ἐλευθερίας, and 31–32: κοινῆς ὁμονοίας γενομ|ένης τοῖς Ἕλλησι). 131 Paus. 6, 16, 9; IvO 178. 132 Moretti, Olympionikai, no. 542. 133 Cf. Pouilloux 1975, 378; Étienne – Piérart 1975, 58. In favour of a lower date are both the fact that other members of the Ptolemaic court won in Olympia in the same period (e. g. Tlepolemos son of Artapates; cf. Criscuolo 2003, 319–329) and the fact that – according to Paus. 6, 16, 9 – his monument stood near a statue of a Ptolemy, possibly Ptolemy II (Criscuolo 2003, 318 and 321). On the other hand, the very simple inscription is perhaps more in line with Glaukon’s life as a private citizen in Athens before the exile.
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and became exiles. Despite their prominent role at the Ptolemaic court, information on their later years is not abundant. The main source on this topic is a passage of Teles’ diatribe On exile134: ἔνιοι δέ γε καὶ ϕρουροῦσι τὰς πόλεις παρὰ βασιλεῦσι, καὶ ἔθνη πιστεύονται, καὶ δωρεὰς μεγάλας καὶ συντάξεις λαμβάνουσι. (…) ‘Ιππομέδων ὁ Λακεδαιμόνιος ὁ νῦν ἐπὶ Θρᾴκης καθεσταμένος ὑπὸ Πτολεμαίου, Χρεμωνίδης καὶ Γλαύκων οἱ ’Αθηναῖοι οὐ πάρεδροι καὶ σύμβουλοι; ἵνα μὴ τὰ παλαιά σοι λέγω, ἀλλὰ τὰ καθ’ ἡμᾶς. καὶ τὸ τελευταῖον οὐκ ἐπὶ στόλου τηλικούτου ἐξαπεστάλη καὶ χρημάτων τοσοῦτον πιστευόμενος καὶ τὴν ἐξουσίαν ἔχων ὡς βούλοιτο χρῆσθαι; «In truth, some of them (i. e. the exiles) keep watch over the cities for the kings, are entrusted with foreign peoples, and receive great gifts as well as sources of revenue. (…) Hippomedon of Sparta, who has been appointed governor of Thrace by Ptolemy, and Glaukon and Chremonides, the Athenians, are they not companions and advisors (of kings)? That just to avoid ancient history and speaking of the here and now. And lastly, was he (Chremonides) not sent forth at the head of such a huge army and entrusted with so much wealth, together with the authority to use it as he wished?» Glaukon and Chremonides took refuge in Alexandria and became members of the Ptolemaic court, a piece of information which in Glaukon’s case is confirmed both by the decree from Plataea135 and a statue base from Olympia.136 In addition, according to Teles, in Alexandria Chremonides was entrusted with an impressive expeditionary force, likely the fleet with which he suffered a sudden defeat at the hands of Agathostratos of Rhodes in the waters near Ephesus around 258.137 In the same years, Glau134 Teles,
frg. III 23 Fuentes Gonzáles. supra the previous section; on Glaukon’s Ptolemaic allegiance cf. esp. Étienne – Piérart 1975, lines 10–11: (…) καὶ μετὰ ταῦτα τεταγμέ|νος παρὰ τῶι βασιλεῖ Πτολεμαίωι. 136 For the base’s text cf. the discussion infra in this same section. 137 Polyaen. 5, 18. On this battle cf. Momigliano – Fraser 1950, 113 and 115; Seibert 1976; Will 1979, 234–237; Berthold 1984, 89–92; Huss 2001, 283 f.; Wiemer 2002, 98–101; Badoud 2014, 116 f. According to the Lindian Chronicle, there was a moment when Rhodes was at war with Ptolemy II (I.Lindos 2, C 37, 97–102; FGrHist 532, C 37). Since no later conflicts between the Ptolemies and Rhodes are known, this naval battle must be comprised between Chremonides’ exile in 262 and Ptolemy II’s death in 246, while a very likely context is provided by the Second Syrian War (Berthold 1984, 89; Wiemer 2002, 98). While Ptolemy «the Son», governor of Ephesus, rebelled to his father as early as in 259/258 (Pomp. Trog. Prol. 26), during the same conflict Ephesus was also conquered by Antiochos I with Rhodian help (Frontin. Strat. 3, 9, 10). It is generally admitted that the Seleucid capture of Ephesus took place in the aftermath of Chremonides’ defeat or later in the conflict. However, an alternative reconstruction according to which Chremonides was besieging or blockading the already conquered city has also been proposed (Berthold 1984, 89–92), but seems far less convincing (cf. Wiemer 2002, 99 f.). Against this date cf. Treves 1955, 124–130, then Musso 1962, and lastly Sartori 1970, 135 Cf.
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kon apparently spent his time at court in Alexandria.138 As already stated, in 255/254 we find him holding the position of the eponymous priest of Alexander,139 one of the most prestigious offices in the Ptolemaic capital. In these same years, as we saw before, he was probably active in Cyrene, where he also became the eponymous priest of Apollo. As for the later developments of Glaukon’s life, there are two documents whose chronology is disputed and which are fundamental in determining the date of his death. An inscribed statue base was dedicated by Glaukon on the Rhodian acropolis:140 Γλαύκων Ἐτεοκλέου[ς] | Ἀθηναῖος πρόξενος | Ἀπόλλωνι Πυθίωι. Until very recently, this document was only marginally taken into account when discussing Glaukon’s life and was generally considered the result of an Athenian diplomatic mission to Rhodes before or during the Chremonidean War.141 However, in recent years Nathan Badoud proposed a very different date for the same document.142 According to him, the apicated letters and the pi upper stroke – which is wider than the span between the two vertical ones – are rather compatible with a date in the second half of the third century, and very likely not earlier than 230. As a consequence, this inscription would have been written about 20 years after the naval battle of Ephesus.143 Glaukon’s presence in Rhodes would then be part of a Ptolemaic effort towards the re-establishment of friendly relations between the island and the Ptolemies around 230. Although Badoud’s knowledge of Rhodian epigraphy and chronology cannot be discarded lightly, this hypothesis might not be as sound as it seems. As a matter of fact, this chronology is not compatible with the dating of Glaukon’s statue from Olympia, which was set up by a Ptolemaic king. Of the two blocks which originally formed the central part of the statue base, only four fragments pertaining to the right one now survive, which leads to some major problems about the identification of the members of the royal family involved (Fig. 10): 451–456, who argue that the naval battle of Ephesus took place around 242–240, during the Third Syrian War. 138 While it is entirely possible that Chremonides fell into disgrace with the king after his naval defeat near Ephesus, there is no ground to suspect that his brother suffered the same fate, pace Sartori 1970, 454 f. In addition, although Myron of Priene, FGrHist 106 F 6, mentions a disgrace (calamitatis ac luctus eius particeps eram) which befell Chremonides and the fact that he was kept from helping him by the «greater force of law» (magis uis legis), I am not sure that this extremely cryptic expression is Myron’s way of describing the king’s will. 139 Cf. supra note 90. 140 IG XII 1, 25; Badoud 2017, 40–42 no. 59; cf. also Badoud 2014, 117–119; 2015, 114 f. This Rhodian dedicatory text is strikingly similar to the statue base from Olympia which Glaukon dedicated after his victory at the Olympic Games: Διὶ Ὀ[λυμπίωι Γλα]ύκων | Ἐτεοκλέ[ους] Ἀθηναῖος (cf. supra note 131). 141 Piérart – Étienne 1975, 57; cf. also the more prudent Wiemer 2002, 98 note 7. 142 Badoud 2014, 117–119. 143 Cf. supra note 137.
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Fig. 10
Editions: Dittenberger 1879, 55 no. 231 (Hirschfeld 1882, 170–172); IvO 296; Syll.2 222; (Syll.3 462; Buraselis 1982, 153–156; SEG 32, 415; Criscuolo 2003, 320–322; SEG 54, 495). See also: Momigliano – Fraser 1950, 113 note 1; Piérart – Étienne 1975, 58; Pouilloux 1975, 378 f.; NIO, 424; Schmidt 1995, 60 note 4, 65, 405 f. cat. no. IV 2, 31; Bringmann 2000, 92 f.; Schmidt-Dounas 2004, 100; Müller 2009, 139–153. 4
[βασιλεὺς Πτολεμ]αῖος βασ[ιλέως] [Πτολεμαίου καὶ βα]σιλίσσης [- - - - - Γλαύκω]να Ἐτεοκλέους [Ἀθηναῖον ἀρετῆ]ς ἕνεκεν [καὶ εὐνοίας τῆς] πρὸς τὸν πατέρα [- -?- - καὶ - -?- - τὴν - -?- -] ἀδελφὴν [καὶ τὸν Ἀθηναίων?] τὸν δῆμον.
3 [Ἀρσινόης], so that the dedicator would be Ptolemy III, Hirschfeld 1882 (doubtfully), Dittenberger in IvO, in Syll.2, Kirchner in Syll.3, Buraselis 1982; [Βερενίκης], so that the dedicator would be Ptolemy II, Criscuolo 2003; no supplement in Dittenberger 1879. || 3–4 Supplement by Hirschfeld 1882. || 6 [καὶ Ἀρσινόην τὴν] ἀδελφήν Criscuolo 2003; [Πτολεμαῖον καὶ τὴν] ἀδελφήν Dittenberger in Syll.2; Kirchner in Syll.3; Buraselis 1982; [καὶ ἑαυτὸν? καὶ τὴν] ἀδελφήν Hirschfeld 1882; [- - - καὶ τὴν] ἀδελφήν Dittenberger in IvO; [καὶ τὴν] ἀδελφήν Dittenberger 1879. || 7 [καὶ τῶν Ἀθηναίων] τὸν δῆμον Buraselis 1982, Criscuolo 2003; alternatively [καὶ τῶν Ἠλείων] τὸν δῆμον Criscuolo 2003; [- - - καὶ] τὸν δῆμον Dittenberger in IvO, in Syll.2, Kirchner in Syll.3; [Βερενίκην καὶ] τὸν δῆμον Hirschfeld 1882; [καὶ] τὸν δῆμον Dittenberger 1879.
As it can be seen, the loss of the left part of the inscription has caused a few difficulties for the interpreters. Now, all scholars agree that the sister mentioned in line 6 is
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Arsinoe II Philadelphos,144 but finding a convincing supplement for the same line has proven a difficult task. A first attempt was made by Kostas Buraselis, who ventured a hardly acceptable πρὸς τὸν πατέρα [Πτολεμαῖον καὶ τὴν] ἀδελφήν. A few years later, an alternative and more convincing set of supplements was proposed by Lucia Criscuolo.145 After re-examining Karl Purgold’s drawing in the IvO, she proposed a much more adequate supplement for line 6: [καὶ Ἀρσινόην τὴν] ἀδελφήν. However, Arsinoe II was Ptolemy II’s sister, not Ptolemy III’s. Therefore, Criscuolo proposed a new supplement for line 3 too, which would make Ptolemy II the dedicator of the statue. As a consequence, one should postulate that Glaukon was already politically active before 282, so that Ptolemy II could mention Glaukon’s good deeds towards his father. However, while it is possible that a young Glaukon in 282 had already held some minor office in Athens, he was hardly an influential politician. The incompatibility might be solved by a new supplement: 4
[βασιλεὺς Πτολεμ]αῖος βασ[ιλέως] [Πτολεμαίου καὶ βα]σιλίσσης [Ἀρσινόης Γλαύκω]να Ἐτεοκλέους [Ἀθηναῖον ἀρετῆ]ς ἕνεκεν [καὶ εὐνοίας τῆς] πρὸς τὸν πατέρα [καὶ τὴν τοῦ πατρὸς] ἀδελφὴν [καὶ τὸν Ἀθηναίων?] τὸν δῆμον.
«[The king Ptole]my, the son of king [Ptolemy and] queen [Arsinoe], (set up this statue of) [Glauko]n son of Eteokles, [an Athenian], because of the latter’s [virtue and goodwill] towards his father, [his father’s] sister, and the people [of the Athenians(?)].» According to this new proposal, the dedicator is still Ptolemy III and the sister mentioned in the text is not his own sister but rather his aunt, who – according to Ptolemaic protocol – was also his divine mother. Since the introduction of endogamy in the Ptolemaic dynasty was still very recent and Arsinoe II was not Ptolemy III’s natural mother, in a pan-Hellenic sanctuary such as Olympia an alternative formulation would have served Ptolemy III better than a dynastic one. In addition, identifying Arsinoe II as Ptolemy II’s sister would have immediately recalled both her cultic title of θεὰ Φιλάδελφος and the couple’s joint cult as the θεοὶ Ἄδελφοι.146 144 Müller
2009, 139–153. For Glaukon’s good deeds towards Arsinoe II, cf. the latter’s mention in Chremonides’ decree of 269/268 (IG II3 912, 16–18): ὅ τε βασιλεὺς Πτολεμαῖος ἀκολούθως τεῖ τ|ῶν προγόνων καὶ τεῖ τῆς ἀδελφῆς προ[α]ιρέσει φανερός ἐστ|ιν σπουδάζων ὑπὲρ τῆς κοινῆς τ[ῶν] Ἑλλήνων ἐλευθερίας. 145 Criscuolo 2003, 320–322. 146 While no similar dedication is known, there is at least a case when a Ptolemaic prince found himself highlighting the relation between the relative whose statue he was setting up and another member of his family. On a base from Delos, a son of Ptolemy VIII Evergetes II honours
294
Emilio Rosamilia
If this new supplement is accepted, there can be no doubt that at the time of the statue’s dedication Glaukon’s collaboration with the new king was not worth mentioning. Of course, this might be due to the fact that Ptolemy III’s accession was still very recent. In this case, the statue would have likely been dedicated during the early years of Ptolemy III’s reign (ca. 246–240). However, an alternative hypothesis must be taken into account. If the statue was erected after Glaukon’s death, the lack of any reference to existing collaboration between him and the dedicator would take on a completely different meaning. Glaukon’s death would then have taken place almost in the same years of Ptolemy III’s accession,147 namely around 250–240. VI. Glaukon and Cyrenaica: some conclusions According to the available documents, it is now possible to reconstruct Glaukon’s political career in some detail, and try to determine when he was born by taking into account a set of plausible dates (Tab. 1): Glaukon’ s Life
Date
Glaukon’ s Age A
B
C
D
Birth (Hypothesis A)
320
0
–
–
–
Birth (Hypothesis B)
315
5
0
–
–
Birth (Hypothesis C)
310
10
5
0
–
Birth (Hypothesis D)
305
15
10
5
0
before 282
< 38
< 33
< 28
< 23
278/277
42
37
32
27
Phylarch
280–270
40–50
35–45
30–40
25–35
Athenian envoy in Arcadia
270–265
50–55
45–50
40–45
35–40
Beginning of the Chremonidean War
268/267
52
47
42
37
Beginning of political activity (according to Criscuolo 2003) G. named proxenos by the Delphians
his father’s new wife – Cleopatra III, who is also his own cousin and possibly half-sister – thus (ID 1530, 1–4): [βασιλεὺς Πτολε]μα[ῖος βασιλ]έ[ω]ς [Πτολεμαίου | Εὐ]εργέτου βασίλισσαν Κλεοπάτραν Εὐεργέτιν | [τ]ὴν τοῦ πατρὸς μὲν γυναῖκα, ἐμαυτοῦ δ[ὲ] | ἀνεψιάν, κ. τ. λ. On this prince’s possible identity cf. Criscuolo 2011, 138 f. 147 This might be indirectly confirmed by the fact that the Plataea decree sums up the later part of his career as τεταγμέ|νος παρὰ τῶι βασιλεῖ Πτολεμαίωι (Étienne – Piérart 1975, lines 10 f.). Although this expression is quite normal for a king’s advisor, there is no mention of him having collaborated with two different Ptolemies. Therefore, Glaukon might well have died before 246.
From Magas to Glaukon 295 Glaukon’ s Life
Date
Glaukon’ s Age A
Agonothetes Hoplite general for the second time (?)
B
C
D
266/265
54
49
44
39
early 262
58
53
48
43
Naval battle near Ephesus
after 259/258
> 61
> 56
> 51
> 46
G. eponymous priest in Alexandria
255/254
65
60
55
50
ca. 250
70
65
60
55
after 246
> 74
> 69
> 64
> 59
ca. 230
90
85
80
75
Capitulation of Athens and exile
G. eponymous priest in Cyrene Ptolemy III honours G. in Olympia G. named proxenos by the Rhodians (according to Badoud 2014)
Tab. 1. Events of Glaukon’s life and his possible age according to four possible birthdates.
Even at first sight, it becomes immediately apparent that a birthdate around 305 is totally incompatible with almost all the dates of Glaukon’s life. On the other hand, if Glaukon were born in 320, he would have been about seventy years old during his stay in Cyrene and would have been almost eighty by the time Ptolemy dedicated a statue of him in Olympia. More to the point, he would have been fifty even before the beginning of the Chremonidean War, which is certainly possible but very unlikely. As for the remaining two dates, they are both acceptable, so that one might now say that Glaukon was probably born between 315 and 310. However, in both cases he would have been at least eighty when he set up his dedication in Rhodes, which makes Badoud’s dating of this inscription hardly acceptable. On a broader scale, how do these conclusions affect the chronology of Ptolemaic re-annexation of Cyrenaica? If Glaukon truly died around 246–240 and was de facto not involved in politics after 246, his eponymous priesthood cannot in any case be later than 246 and a slightly earlier date might be preferable. Therefore, it is likely that the catalogue of priests which we have examined earlier corresponds exactly to the years of Ptolemaic re-annexation and that Glaukon was either the Ptolemaic general who conquered the region or the man sent by Ptolemy II to rule it in the aftermath of the reunification. For this reason, the Ptolemaic re-annexation of Cyrenaica likely also dates from ca. 250. If we accept Eusebius’ date of Demetrios the Fair’s demise in 259/258 and the numismatic evidence showing that Demetrios did not rule for many years, it is therefore possible to propose a new tentative chronology for the 250s in Cyrenaica which takes into account both the coin series issued during this period and the problems connected with Ekdelos and Demophanes’ activity in the region (Tab. 2):
296 Events in Cyrenaica Death of Magas Death of Demetrios the Fair First Soter / Libya coinage Reforms of Ekdelos and Demophanes ΚΟΙΝΟΝ coinage
Emilio Rosamilia Chamoux, Will, Laronde 250 after 250
Ptolemaic re-annexation Glaukon’s eponymous priesthood
Buttrey, Asolati
Rosamilia
before 258 258
ca. 260/259 259/258
–
ca. 258–250
ca. 258–255
248–246
ca. 250–246
mid-250s
248–246 (*) 246
ca. 250–246
ca. 255–250
246
ca. 250
–
–
ca. 250
Tab. 2. Cyrenaican events between the death of Magas and Ptolemaic re-annexation; comparison between the earlier hypotheses and the author’s. (*) According to Laronde 1987a, the ΚΟΙΝΟΝ issues date from after the Ptolemaic re-annexation.
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Emilio Rosamilia
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Figures Fig. 1: Cyrene, silver coinage with Ammon/Silphium types. Above: silver tetradrachm of the Attic standard dating from the mid-fifth century (cf. Robinson 1927, 10 no. 42), from Pecunem Online Auctions, Auction 33 – 5 July 2015 (https://www.numisbids.com/n. php?p=lot&sid=1151&lot=278). In this issue, the legend ΚΥΡΑ is still written using the epichoric alphabet. Below: mid-third-century ΚΟΙΝΟΝ silver didrachm of the «Rhodian» standard (cf. Robinson 1927, 68 no. 1), from Freeman & Sear, Manhattan Sale II, lot 78 – 4 January 2011 (https://www.acsearch.info/search.html?id=920097). Fig. 2: Mid-third-century-BCE Cyrenaean bronze coinage. (A) Later Magas issue: Soter/lightning; inscription ΠΤΟΛΕΜΑΙΟΥ ΒΑΣΙΛΕΩΣ; monogram ΜΑΓ; Asolati 2011, no. 54b. (B) «Ptolemy II» issue: Soter/Libya; inscription ΒΑΣΙΛΕΩΣ ΠΤΟΛΕΜΑΙΟΥ; Asolati 2011, no. 60. (C) Koinon issue: Ammon/Silphium; inscription ΚΟΙΝΟΝ; Asolati 2011, no. 61. (D) «Ptolemy III» issue, inscription ΒΑΣΙΛΕΩΣ ΠΤΟΛΕΜΑΙΟΥ; Asolati 2011, no. 62. © Italian Archaeological Mission to Cyrene – University of Urbino, courtesy of Michele Asolati. Fig. 3: Cyrene, Sanctuary of Apollo; list of eponymous priests of Apollo, ca. 260–250 BCE (IGCyr 096700, once SECir 71). Photograph from SECir, 259 fig. 62. Fig. 4: Cyrene, Sanctuary of Apollo. Upper terrace with the Greek Propylaeum in the forefront and the bench of Elaiitas I (IGCyr 080500, once SEG 38, 1897) behind it. © French Archaeological Mission to Cyrene, courtesy of Catherine Dobias-Lalou. Fig. 5: Cyrene, Sanctuary of Apollo, upper terrace; a detail of the the bench of Elaiitas I (IGCyr atherine 080500 = SEG 38, 1897). © French Archaeological Mission to Cyrene, courtesy of C Dobias-Lalou. Fig. 6: Cyrene, Sanctuary of Apollo, so-called Agora of the Gods; base of the statue dedicated by [- - -]chos son of Elaiitas I (IGCyr 102000, once SECir 186). © Italian Archaeological Mission to Cyrene – University of Urbino, photograph of the author. Fig. 7: Stemma of the family of Elaiitas II. A son of Elaiitas I likely held the priesthood of Apollo around 280–270 BCE (cf. IGCyr 127800). However, it is impossible to determine whether it was Theudoros II, [- - -]chos, or an otherwise unattested third son. Fig. 8: Stemma of the family of [Eteone?]us son of Eteoneus according to the hypothesis that he was a relative of both Hyperbassas son of Eteoneus, Ptolemaic official in the Aegean at the time of the Chremonidean war, and Eteoneus son of Eteoneus, the eponymous priest of Alexander and the deified Ptolemies in 212/211 and 211/210. Fig. 9: Delphi, Treasury of the Athenians; inscriptions on the front of the right anta, fifth and sixth courses. The proxeny decree for Glaukon (FD III 2, 72, 278/277 BCE) is inscribed on the upper half of the lower block. © École française d’ Athènes, photothèque. Fig. 10: Olympia; fragments pertaining to the base of a statue erected by Ptolemy III for Glaukon (IvO 296), 246 BCE or slightly later. The surviving fragments (in darker grey) and the new supplements. From a drawing by Purgold (in IvO 296).
PATRICK BAKER – GAÉTAN THÉRIAULT
Xanthos et la Lycie à la basse époque hellénistique: Nouvelle inscription honorifique xanthienne Parmi les nouveaux documents découverts grâce aux travaux de la Mission épigraphique canadienne de Xanthos, figure une inscription de basse époque hellénistique en l’ honneur d’ un évergète, Apollônidès, fils d’ Apollônidès. Il s’ agit d’ un texte de premier ordre, qui évoque des circonstances critiques dans lesquelles furent plongés les Xanthiens. Il concerne aussi, fait remarquable, les groupes juridiques xanthiens, la gestion des comptes publics et sacrés en période de crise et la distribution de grains. Le texte recèle enfin des formules et un vocabulaire verbeux et ampoulés, teintés d’ une rhétorique qui prend de plus en plus de place à partir justement de la basse époque hellénistique, comme le soutenait L. Robert.1 Le document doit être versé au dossier plutôt indigent de l’ histoire de Xanthos et de la confédération lycienne à cette époque, dont la trame nous échappe presque entièrement. Il paraît donc opportun de ne pas attendre la publication de notre corpus et d’ en fournir dès à présent une étude détaillée. La pierre a été mise au jour par l’ équipe archéologique de J. des Courtils, l’ été 2008, le long du cardo, dans la poursuite des travaux de dégagement de l’ ensemble dit de la «basilique civile», plus précisément parmi des débris reposant sur le cardo. Cet édifice constitue l’ angle sud-est de l’ intersection du cardo et du decumanus.2 Elle a été déposée, le jour même, avec un fragment jointif, le long du cardo. Il s’ agit d’ une base cylindrique à trois champs et moulure de base, en calcaire jaune qui présente de nombreuses fissures (fig. 1–2). Le fragment jointif, au bas à droite, porte quelques lettres de la fin des l. 20 et 23. Le lit d’ attente (fig. 3) présente une très mince surface de décharge à la périphérie, puis une zone démaigrie tenant lieu d’ anathyrose horizontale et la partie centrale dressée plus grossièrement, signe qu’ un autre bloc porteur de la moulure de couronnement y prenait place pour recevoir à son tour la statue; sur le lit de Nous remercions Christof Schuler dont les riches suggestions ont permis d’ améliorer une première version de cet article. Notre gratitude va également à Rudolf Haensch et à l’ évaluateur anonyme. Nous demeurons seuls responsables des propos. 1 REA,
1960, 325 s. (OMS II 841 s.); RPh 93, 1967, 11–14 (OMS V 351–354). L. Cavalier, La basilique civile de Xanthos: étude architecturale et proposition de restitution, in L. Cavalier et alii, Basiliques et agoras de Grèce et d’ Asie Mineure, 2012, 189–199. Dans ce même secteur avaient été localisées en surface d’ autres bases inscrites (2001-14 et 200135, inédites). 2 Cf.
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pose, une mortaise carrée. La pierre, d’ assez grande taille, est haute de 1,038 m et d’ un diamètre de 0,765 m. L’ inscription, complète, comporte 24 lignes bien conservées, aux marges irrégulières (fig. 4–5). Les l. 23–24 sont gravées sur le champ inférieur. Les lettres sont de basse époque hellénistique, avec légers apices. Dans l’ ensemble, la gravure est irrégulière et peu soignée; çà et là plusieurs vacat d’ inégale longueur distinguent la plupart des considérants. Les lettres des lignes 1 et 2 diffèrent à la fois par leur taille (entre 0,028 m et 0,042 m) et leur style. Elles sont accentuées d’ apices en doubles griffes, parfois très prononcés: alpha à barre brisée (G); barre médiane du epsilon de même longueur que les deux autres (N); thêta à barre courte et soulignée d’ apices (B); sigma à quatre branches; oméga en arche de pont (g). Les lettres des lignes 3 à 24 sont, pour leur part, de plus petite taille (0,013 m à 0,022 m) tout en présentant parfois des apices très discrets: alpha tantôt à barre brisée (B), tantôt à barre droite (L); barre médiane du epsilon plus courte (A); thêta à barre médiane rejoignant la circonférence du cercle (E); lettres circulaires plus petites; sigma à quatre branches; oméga en arche de pont (E) sauf un seul, l. 3, lunaire de petite taille (h). Nº 2009-1 Ξανθίων ὁ δῆμος ἐτείμησεν ἐπ᾿ εὐεργεσίᾳ Ἀπολλωνίδην Ἀπολλωνί δου τοῦ Θίβρωνος, ἀστ[ι]κόν, πολει4 τευόμενον δὲ καὶ ἐν ταῖς κατὰ Λυκίαν πόλεσι πάσαις, εἰκόνι χαλκῇ καὶ χρυσῷ στεφάνωι, ἱερατεύοντα διὰ βίου Διονύσου θεοπρεπῶς καὶ ὁσίως καὶ μεγαλο μερῶς καὶ ὑποστρατηγήσαντα Λυκίων τοῦ κοινοῦ 8 καὶ ἀναστραφέντα καθαρῶς καὶ μεισοπονήρως vacat καὶ πρυτανεύσαντα ἐν τοῖς ἀνανκαιοτάτοις καιροῖς καὶ προστάντα τῶν ἱερῶν καὶ δημοσίων καὶ πολυπλα σιάσαντα πάσας τὰς προσόδου!ς" καὶ συστησάμενον 12 λόγον σειτομετρικὸν vacat καὶ αἴτιον γεγονότα τοῦ σειτομετρεῖσθαι τούς τε πολείτας καὶ παροίκους καὶ μετοίκους, vacat εἰσενένκαντα δὲ καὶ διαγραφὰς καὶ ἐκπληρώσαντα 16 πᾶσαν πρόσοδον καὶ πάντα λόγον πολειτικόν τε καὶ ἱερὸν vacat καὶ λυκιαρχήσαντα ἐνιαυτὸν ἐφ᾿ ὁμονοίᾳ τοῦ ἔθνους καὶ ἀναστραφέντα καθαρῶς καὶ φιλαγάθως καὶ μεισοπονήρως 20 καὶ ἐ[ν] τῇ λοιπῇ πάσῃ πολειτείᾳ λέγοντα καὶ πράσσοντα τὰ ἄριστ[α] καὶ αὐθεντοῦντα ὑπὲρ τῆς πόλεως, vacat ἄνδρα ἀγαθὸν ὑπάρχοντα ἐν πᾶσιν vacat ἀρετῆς ἕνεκεν καὶ εὐνοίας καὶ εὐεργεσ[ί]ας τῆς 24 vacat εἰς τὸν δῆμον. 11 Omission du sigma final de προσόδους.
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Fig. 1: (2009-1) Pierre (ph. M. Rocheleau)
Fig. 2: (2009-1) Fragment jointif (ph. M. Rocheleau)
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Fig. 3: (2009-1) Lit d’ attente (ph. M. Rocheleau)
Fig. 4: (2009-1) Estampage (ph. M. Rocheleau)
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Fig. 5: (2009-1) Estampage des quelques lettres sur le fragment jointif présentant la fin des l. 20 et 23 (ph. M. Rocheleau)
«Le peuple des Xanthiens a honoré, pour sa bienfaisance, Apollônidès, fils d’ Apollônidès, petit-fils de Thibrôn, du dème de la ville, jouissant des droits de citoyen dans l’ ensemble des cités de Lycie, d’ une statue de bronze et d’ une couronne d’ or; prêtre à vie de Dionysos de façon digne des dieux, pure et magnifique, il a été hypostratège de la Confédération des Lyciens et s’ est comporté avec intégrité et en ennemi du mal; il a été prytane dans les circonstances les plus critiques, s’ est placé à la tête des fonds sacrés et publics, a multiplié tous les revenus, a constitué un compte destiné à la distribution de blé; il a été à l’ origine de la distribution de blé aux citoyens, aux πάροικοι et aux métèques; d’ autre part, il a également procédé à des prescriptions et renfloué l’ ensemble des revenus et des comptes politiques et sacrés; il occupa la fonction de lyciarque durant une année avec le souci de préserver la concorde au sein du peuple des Lyciens et s’ est comporté avec intégrité, avec l’ amour du bien et en ennemi du mal; et, dans l’ ensemble de ses autres activités politiques, il dit et agit au mieux, en toute autorité dans l’ intérêt de la cité, et se montre un homme de bien en toutes choses; pour sa valeur, son dévouement et sa bienfaisance envers le peuple». 2 Bien que rare, la formule ἐπ᾿ εὐεργεσίᾳ est attestée notamment à Iasos et à Pergame et ne pose pas de difficultés pour le sens.3 2–3 Sur le personnage, voir notre discussion, infra. – L’ἀστικός est un ressortissant de l’ un des trois dèmes xanthiens, celui de la ville.4 3 Iasos:
SEG 36, 982C, l. 6 (500–450 a. C.); Pergame: I.Pergamon II 256, l. 3 (basse époque hellénistique). 4 Cf. P. Baker – G. Thériault, REG 118, 2005, 353: l’ inscription funéraire pour Παυα fille d’Ερμακοτας à laquelle nous référions reste, à ce jour, inédite. Elle porte le nº d’ inv. 2003-65 et nous la datons de la basse époque hellénistique. Quelques membres de la famille y rendent
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3–5 La formule stéréotypée πολειτευόμενος δὲ καὶ ἐν ταῖς κατὰ Λυκίαν πόλεσι πάσαις apparaît dans plusieurs inscriptions de Lycie et figure régulièrement à Xanthos.5 Son interprétation suscite la controverse. A longtemps prévalu celle de J. A. O. Larsen, selon qui «the phrase cannot mean that the man so described was a citizen of all the cities in Lycia», mais plutôt «[a man who] performed public services in all cities in Lycia».6 L’ assertion reposait notamment sur l’ un des décrets en l’ honneur d’ Opramoas de Rhodiapolis, dans lequel l’ honorandus, déjà affublé de la formule usuelle, porte aussi plusieurs ethniques et est dit avoir reçu la citoyenneté dans maintes cités lyciennes.7 Devant cette apparente redondance, tout donne en fait à penser que la formule ne concerne pas la possession et l’ exercice des droits civiques et ne peut avoir, par conséquent, le sens d’ une citoyenneté dans toutes les cités de la Lycie. Fort d’ une telle conviction et reprenant l’ idée de l’ accomplissement de services publics, L. Moretti a montré que la formule concernait sans exception des magistrats fédéraux et conclu qu’ elle pouvait exprimer l’ exercice d’ une autorité gouvernementale: «esercisante azione di governo su tutte le città della Licia».8 Ces démonstrations n’ avaient toutefois pas paru probantes à A. Balland, qui reconnaissait la «nature confédérale» de la formule. Il revint plutôt à l’ idée de citoyenneté, dans laquelle il voyait en effet «une forme de politeia globale, indistincte, conférée par l’ ensemble des poleis réunies dans la communauté du koinon», se distinguant de «l’ octroi, par telle ou telle cité particulière – ou tel ou tel groupe de cités –, de la politeia qui fait du bénéficiaire le citoyen – virtuel – de la cité ou des cités en question et lui donne droit de porter l’ ethnique ou les ethniques correspondants». La traduction se lirait alors comme suit: «jouissant des droits de citoyen dans l’ ensemble des cités de Lycie».9 À ces discussions s’ ajoute maintenant celle de R. Behrwald, dont l’ interprétation s’ inspire de celle d’ A. Balland et propose prudemment d’ y voir l’ octroi des droits de citoyens par toutes les cités-membres de la Confédération, dans un système de reconnaissance fédérale.10 Plus récemment, et dans le même esprit, Chr. Kokkinia y a reconnu un titre honorifique, «that acknowledged recognition by all Lycian poleis and the award of citizenships in some, if not necessarily all, of those poleis».11 Il nous paraît aller de hommage les uns à leur mère, les autres à leur grand-mère. Deux des trois dèmes xanthiens y sont nommés, dont l’ un avec l’ appellation δῆμος. 5 TAM II 261a, l. 5–6; b, l. 2–4 (av. 43 p. C.); 288, l. 5–6 (ap. 148 p. C.); 292, l. 5–6? (Ier p. C.); FdX VII nº 65, l. 7–8 (IIe p. C.); nº 66, l. 7–9 (ap. 152 p. C.); nº 75, l. 3–5 (Ier a. C. – Ier p. C.); nº 81, l. 3–5 (fin Ier a. C. – déb. Ier p. C.); nº 91, l. 3–4 (ca. 170 p. C.); nº 92, l. 3–4 (ap. 185 p. C.). 6 SO 33, 1957, 7–12 (citation 11); cf. BE 1958, 79. 7 Chr. Kokkinia, Die Opramoas-Inschrift, 2000, VIII B, l. 2–6; IX F, l. 2–6; XVIII D, l. 6–8; XIX F, l. 8–10; XX D, l. 11–13; F, l. 7–9. 8 L. Moretti, Ricerche sulle Leghe greche [Peloponnesiaca, Beotica, Licia], 1962, 198. 9 A. Balland, FdX VII 177–180 (citations: 179 et 180). 10 R. Behrwald, Der lykische Bund, 2000, 225–228. 11 Chr. Kokkinia, Opramoas’ Citizenships: The Lycian politeuomenos-formula, in A. Heller – A.-V. Pont (éd.), Patrie d’ origine et patries électives: les citoyennetés multiples dans le monde grec d’ époque romaine, 2012, 327–340; voir déjà ead., op. cit. (n. 7), 235–238. Abonde
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soi que la formule recoupe une réalité confédérale et liée, jusqu’ à preuve du contraire, à une idée de citoyenneté. Si notre datation du nouveau texte xanthien s’ avère exacte, il s’ agirait de l’ une des plus anciennes attestations de la formule. 6–7 Premier témoignage du culte de Dionysos à Xanthos. En Lycie même, les attestations du culte sont assez courantes, principalement dans sa partie occidentale.12 On le rencontre notamment, à la période hellénistique, à Phellos et à Tlos;13 à l’ époque impériale à Sidyma, à Pinara, à Kadyanda, à Patara, à Trebenna et à Balboura.14 L’ attestation xanthienne s’ inscrit donc parmi les plus anciennes de Lycie et confirme la prééminence du culte dans sa partie occidentale. 7–8 Apollônidès a été hypostratège de la Confédération des Lyciens. Sauf erreur, il s’ agit de la première mention de cette fonction d’ officier, subordonné au stratège.15 L’ information permet d’ enrichir la liste des responsables militaires à la tête de la Confédération. On admet communément que ces fonctions en Lycie n’ apparaissent que dans la documentation de la période d’ indépendance – ou qui y renvoie – et constituaient à cette époque les plus hautes charges fédérales.16 À l’ instar d’ autres fédérations hellénistiques, le stratège lycien était donc secondé par un hypostratège. La fonction est en effet attestée au moins pour la Ligue achéenne et la Confédération des Magnètes.17 Le rapprochement avec la Confédération achéenne n’ étonne guère, car l’ on admet de façon générale que la proximité des deux constitutions suggère un emprunt de la part des Lyciens, tant pour la représentation proportionnelle au sein du συνέδριον que pour la structure de certaines institutions.18 Un exemple revient dans le même sens l’ étude de D. Reitzenstein, Elite und Mehrfachbürgerrechte im lykischen Bund, in A. Heller – A.-V. Pont (éd.), op. cit., 163 s. 12 Cf. P. Frei, ANRW II, 18, 3, 1990, 1783 s. 13 Phellos: Chr. Schuler, MDAI(I) 55, 2005, 251–254, nº 1 (IIe a. C.?); Tlos: TAM II 550, l. 5 (fin Ier a. C.); voir également Fr. Kolb, ZPE 22, 1976, 228–230. 14 Sidyma: TAM II 201; Pinara: TAM II 502; Kadyanda: A. Jacquemin – M.-J. Morant, Ktema 24, 1999, 287 s., nº 31, l. 5 (50–100 p. C.); Patara: H. von Aulock, Die Münzprägung des Gordian III und der Tranquillina in Lykien, 1974, 75, nº 244–247 (238–244 p. C.); Trebenna: ibid., 83, nº 330–331 (238–244 p. C.); Balboura: R. Heberdey – E. Kalinka, Reisen, 39, nº 54 (Ier–IIIe p. C.); cf. N. P. Milner, The Remaining Inscriptions from the Balboura Survey Project, in J. J. Coulton (éd.), The Balboura Survey and Settlement in Highland Southwest Anatolia, 2012, 93 s., nº 5. À Oinoanda coulait une source associée aux Nymphes et à Dionysos: N. P. Milner, AS 50, 2000, 141, l. 4: [πρὸ]ς πηγαῖς Νυμφῶν ἅμα καὶ Διονοίσου. 15 L’ hypohipparchie est déjà attestée par l’ inscription de Patara TAM II 420, l. 7. 16 Cf., en dernier lieu et avec toutes les références utiles, R. Behrwald, op. cit. (n. 10), 165– 167. Voir également P. Baker – G. Thériault, loc. cit. (n. 4), 356 s.; Chr. Schuler – Kl. Zimmermann, Chiron 42, 2012, 589 s. 17 Ligue achéenne: Polybe, 4, 59, 2; 5, 94, 1; 48, 18, 2; cf. J. A. O. Larsen, Greek Federal States, 1968, 220 s.; Confédération des Magnètes: IG IX 2, 1111, l. 7; 1112, l. 3. 18 Cf. sur ce point, en outre, les discussions de: G. A. Lehmann, ZPE 51, 1983, 245–247 et 250, avec n. 32 ; R. Behrwald, op. cit. (n. 10), 163–165; D. Knoepfler, JdS, 2013, 153; R. Behrwald, The Lykian League, in H. Beck – P. Funke (éd.), Federalism in Greek Antiquity, 2015, 409; A. Rizakis, The Achaian League, in ibid., 127.
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souvent, celui de la désignation des officiers chargés de commander les contingents fournis par chaque cité à l’ armée confédérale, les ἀποτέλειοι, connus exclusivement dans le décret d’ Araxa et au sein de la ligue achéenne.19 Le nouveau texte xanthien appuie donc lui aussi l’ idée du modèle achéen. – Le verbe ἀναστρέφομαι, sous la forme participiale, apparaît aussi à la l. 19; il est régulièrement accompagné d’ adverbes dépeignant le comportement de l’ honorandus. Ainsi, en Lycie, à Tlos, dans une inscription en l’ honneur d’ un bienfaiteur anonyme: καὶ κακοπαθῶς καὶ ἐπιτυχῶς | καὶ δικαίως ἀναστρεφόμενον.20 9 L’ expression bien connue ἐν τοῖς ἀνανκαιοτάτοις καιροῖς, qui témoigne d’ une période trouble, apparaît au moins une autre fois en Lycie, à Trysa, dans un décret daté des IIe–Ier siècles a. C., en l’ honneur du bienfaiteur Hègélochos, auquel la cité devait le remboursement d’ un prêt auprès de ses créanciers.21 10–12 À notre connaissance, la formule προϊστάναι τῶν ἱερῶν καὶ δημοσίων serait unique, bien que de sens évident. Nous la traduisons par «il s’ est placé à la tête des fonds sacrés et publics».22 – Le verbe πολυπλασιάζω apparaît rarement dans l’ épigraphie et ne semble attesté que dans une inscription d’ Alexandrie, datée du IIe p. C.: [πεπο]|λυπλασιασμένου τοῦ πλ[ήθους].23 – La formule συνιστάναι λόγον σειτομετρικόν trouve un proche parallèle en Lycie même, dans la liste des générosités du grand bienfaiteur Opramoas de Rhodiapolis: [σ]υστησάμενος | καὶ σειτομέτριον.24 D’ après M. Wörrle, le verbe συνιστάναι, dans ce dernier cas, pourrait avoir le sens de «exécuter, mener à bien» (durchführen) un σειτομέτριον, c’ est-à-dire apparemment «mener à bien une distribution de blé».25 Mais il a plutôt le sens commun de «constituer, instituer», c’ est-à-dire, dans ce cas précis, «constituer un fonds destiné à la distribution de grain», comme le pensait A. Balland,26 et comme en atteste le nouveau parallèle xanthien. – Λόγος a ici le sens banal de «compte».27 Y est accolé l’ adjectif 19 Araxa: G. E. Bean, JHS 68, 1948, 46–56 (SEG 18, 570), l. 39; Ligue achéenne: IG V 2, 293, l. 1; Polybe, 10, 23, 9; 16, 36, 3. 20 TAM II 582, l. 14–15 (av. 100 a. C.). 21 Texte révisé et commenté par Chr. Schuler – A.-V. Walser, Neue Inschriften aus Kyaneai und Umgebung VII: Die Gemeinde von Trysa, in Fr. Kolb (éd.), Lykische Studien VII, 2006, 173–183, n° 4, l. 1–3 (SEG 56, 1721) : [δια]φόρων ἀναποδότω[ν] ἐν τοῖς ἀνανκαιοτάτοις καιροῖς ἐπήνγελται· χρείαν τε ἐ[χο- - - | δια]φόρων πρὸς τὴν διευλ[ύτωσι]ν τῶν δανήων διὰ τὸ τοὺς χρήστας ἀπαιτεῖν τὰ χρέα εἰσ[ήνενκε | τῷ] δήμῳ τὰ διάφορα ἐπ . . [2–3] Ω ὅσω προηρεῖτο ὁ δῆμος. 22 Voir par ex. I.Mylasa 106, l. 5 pour des «travaux sacrés et publics supervisés par un épistate», ἐπιστάτης τῶν ἱερῶν καὶ δημοσίων ἔργων; cf. 107, l. 6. 23 SEG 34, 1532, l. 10–11. 24 Chr. Kokkinia, op. cit. (n. 7), XIX A, l. 7–8. 25 M. Wörrle, Stadt und Fest im kaiserzeitlichen Kleinasien, 1988, 127, n. 287. 26 FdX VII 216. 27 Cf. BE 1959, 43 [158]; R. Bogaert, Banques et banquiers dans les cités grecques, 1968, 56. Sur le λόγος en Lycie, voir les commentaires de Chr. Schuler, Chiron 36, 2006, 427 s. et de M. Wörrle, Chiron 37, 2007, 274 s.
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σειτομετρικός, attesté exclusivement dans quelques papyrus.28 Le λόγος σειτομετρικός a le sens de «compte destiné à la distribution de blé». 13–14 σειτομετροῦμαι est construit à l’ infinitif passif (σειτομετρεῖσθαι) avec sujets multiples à l’ accusatif (τοὺς πολείτας καὶ παροίκους καὶ μετοίκους); ainsi, Apollônidès «a été à l’ origine (αἴτιον γεγονότα)» de ce que (littéralement) «les citoyens, les πάροικοι et les μέτοικοι soient approvisionnés en blé». Le choix de ne pas reproduire la syntaxe du passif allège la traduction. 15 Le terme διαγραφή est le plus souvent associé à la pratique bancaire, aux paiements.29 Ainsi chez Polybe, 31, 27, 7: κελεύοντος αὐτοὺς κομίζεσθαι καὶ ποιοῦντος τὴν διαγραφὴν ἑκατέρῳ τῶν εἴκοσι καὶ πέντε ταλάντων.30 Il prend parfois aussi le sens d’«ordonnance», de «prescription», comme c’ est le cas dans les décrets contre les tyrans d’ Érésos,31 ou dans les règlements de vente de différentes prêtrises.32 Il peut aussi signifier un «édit», comme il ressort d’ une ordonnance de Germanicus découverte sur un papyrus égyptien.33 Le contexte dans lequel Apollônidès a produit ces διαγραφαί confirme qu’ il s’ agissait de prescriptions administratives. 15–17 La formule toute entière ἐκπληρώσαντα | πᾶσαν πρόσοδον καὶ πάντα λόγον πολειτικὸν τε καὶ | ἱερόν est dépourvue de parallèles. Le verbe ἐκπληρόω, fréquent dans les sources littéraires, a le sens commun de «remplir», «compléter», mais il n’ est, à notre connaissance, pas attesté dans l’ épigraphie. De très rares inscriptions, à Priène et à Kibyra, contiennent l’ adjectif masculin-féminin ἔκπληρος.34 N’ est guère plus attestée l’ expression πᾶσα πρόσοδος, qu’ on ne semble retrouver que dans un rescrit impérial découvert à Salamine de Chypre.35 Aucun parallèle exact non plus pour la formule complète λόγός πολειτικός τε καὶ ἱερός, qui ne pose cependant pas de difficulté, puisqu’ il s’ agit des «comptes publics et sacrés».36 28 P.Hib.
I 110, l. 14 (IIIe a. C.), P.Oxy IV 740, l. 23 (IIe–IIIe p. C.). notamment sur cette question R. Bogaert, op. cit. (n. 27), 57–59; P. Drewes, JJP 18, 1974, 95–155; plus récemment R. Martini, Perscriptio e diagraphè, MEP 9, 2006, 59–65. 30 Cf. R. Bogaert, op. cit. (n. 27), 57 s. 31 IG XII 2, 526a, l. 34–35: [ο]ἰ πρὸς Ἀλέξανδρον ἀποστάλεντες καὶ Ἀλέ|ξανδρος τὰν διαγράφαν ἀπέπεμψε; voir aussi d, l. 10, 13, 23, 25 et 32–33. 32 Cf. ainsi, concernant la prêtrise de différentes divinités, D. Bosnakis – K. Hallof, Chiron 35, 2005, 219–272; à propos de la prêtrise de la Mère Phrygienne, H.-U. Wiemer – D. Kah, EA 44, 2011, 1–54. Cf. de même Denys d’ Halicarnasse, Ant. rom., 3, 36, 4: οἵ τε νόμοι καὶ αἱ περὶ τῶν ἱερῶν διαγραφαί. 33 SB I 3924, l. 18–21: Καὶ ὑπὲρ τῶν ἀγγαρευ|ομένων δὲ πλοίων ἢ ζευγῶν | ἀποδίδοσθαι τοὺς μισθοὺς κατὰ | τὴν ἐμὴν διαγραφὴν κελεύω!ι". 34 Priène: ἔλαβεν δὲ κ[αὶ | τ]ὰς τῶν μαθημάτων ἀπο[δί]ξεις ἐκπλήρους … τὰς μὲν θυσίας ἐκπλήρους τοῖς τῆς πόλε|ως παραστήσας θεοῖς (I.Priene 114, XXXII, l. 20–21 et 25–26 [Ier a. C.]); Kibyra: διά τε τὰς τοῦ πατρὸς | εἰς τὸν δῆμον ἐκπλήρους φιλοτει|μίας (I.Kibyra 56, l. 4–6 [Ier a. C. – Ier p. C.]). 35 SEG 51, 1898 A, l. 5: ἡ πρόσ[οδος - - - | - - -] πᾶσαν πρόσοδον [IIe–IIIe p. C.]. 36 Sous cette forme, les comptes sacrés apparaissent dans quelques inscriptions de Thessalie et des Cyclades. Pydna: M. Hatzopoulos, Macedonian Institutions under the Kings, II, 1996, n° 55, l. 27–29: τὸ δὲ | ἐσόμενον ἀνάλωμα ἀνενεγκεῖν τοὺς τα|μίας ἐκ τοῦ ὑπαρχόντος ἱεροῦ 29 Voir
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19 Sur l’ emploi du verbe ἀναστρέφω, sous la forme participiale et accompagné d’ adverbes, se reporter, supra, au commentaire des l. 7–8. Au sujet d’ un magistrat, καθαρῶς est assez fréquent et signifie que celui-ci a rempli ses devoirs en toute honnêteté, sans succomber à la corruption; à cet égard, il est quelquefois associé à ἀδωροδοκήτως.37 Voir également la discussion en fin d’ article. 20–21 Ne semble connue qu’ en Lycie l’ expression ἐν τῇ λοιπῇ πάσῃ πολειτείᾳ, qui figure, avec quelques variantes, dans des inscriptions de Tlos et d’ Arykanda, respectivement datées de 42 a. C. (ou peu après) et des débuts de la période impériale.38 – La formule λέγων καὶ πράσσων est largement attestée, sauf en Lycie, où elle est apparemment unique. – Sur les occurrences et le sens du verbe αὐθεντέω, voir notre discusion, infra 328. 1. La datation D’ emblée, la gravure et l’ orthographe orientent vers le premier siècle a. C. voire le premier p. C. Une comparaison avec d’ autres textes xanthiens assez bien datés comme par exemple la dédicace du κοινόν lycien pour les Xanthiens à l’ époque des Guerres mithridatiques ou la base de statue contemporaine pour Ptolémaios fils d’ Apollodotos est assez convaincante.39 Certes, le nouveau texte ne présente pas la même qualité d’ exécution que ceux-ci et comporte des variations dans la gravure, mais il affiche des formes de lettres qui ne trompent guère: les apices en doubles griffes prononcées des lignes 1–2 et l’ oméga lunaire de la ligne 3 militent en faveur d’ une date similaire ou plus basse, et ce, en dépit de l’ emploi irrégulier de formes plus anciennes tel l’ alpha à barre horizontale fréquent dans la suite du texte. On notera toutefois le recours systématique à l’ hyperiotacisme -ει- (l. 1, 3, 8, 12–14, 16 et 19) et la rareté du iota adscrit qui n’ apparaît qu’ à la ligne 5 (στεφάνωι à la suite de χρυσῷ) et n’ est jamais employé
λόγου (200–166 a. C.); Itôn: AEph, 1927–1928, 119, col. B.1, l. 25: [- - - ] ἱεροὺς λόγο[υς? - - -] (142–140 a. C.); Andros: IG XII 5, 739, l. 10–12: Δειφαλέω δ’ Ἑρμᾶνος ἀπόκρυφα σύνβολα δέλτων | εὑρομένα γραφίδεσσι κατέξυσα, ταῖσι χάραξα | φρικαλέον μύσταις ἱερὸν λόγον. – Quant à lui, le λόγος πολειτικός est sans doute analogue au δημόσιος λόγος, qui connaît quelques attestations rares et sujettes à discussion: e. g. dans l’ édit de Tiberius Julius Alexander OGIS 669, l. 21 (68 p. C.), que G. Chalon, L’ Édit de Tiberius Julius Alexander, 1964, 35–39, traduisit par «compte public»; elle figure aussi, restituée, dans une inscription honorifique mutilée de Samos pour l’ Empereur Lucius Verus, IG XII 6, 1, 422, l. 15 (161–163 p. C.): ἐκ τοῦ | [δημοσίου λ]όγου (cf. P. Herrmann, MDAI[A] 75, 1960, 125, n° 26) et elle a également été restituée par F. Piejko, Historia 38, 1989, 401, dans une inscription de Pergame (I.Pergamon 157[2], frg. D.3, l. 8): [καθ’ ἕκαστον μῆνα εἰς τὸν δημόσιον λόγον τελ]έσματ[α - - -] (197–160/159 a. C.). 37 E. g. à Pinara, TAM II 508, l. 25 [Ier s. a. C.]. 38 Tlos: TAM II 583, l. 17–18: ἐν τῇ λοιπῇ τοῦ βίου πολει|τείᾳ; cf. 582, l. 13–14; Arykanda: I.Arykanda 36, l. 14: ἐν τῇ λοιπῇ πολειτείᾳ. 39 Cf. P. Baker – G. Thériault, loc. cit. (n. 4), 334 s. et 352 (SEG 55, 1502–1503).
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avec les formes féminines (lignes 2, 5, 18 et 20), ce qui orienterait davantage vers la fin du premier siècle a. C. ou le premier siècle p. C.40 Mais tel n’ est pas le cas comme nous le verrons. En effet, c’ est principalement sur une identification prosopographique que repose la datation. Dans une des deux listes de contributeurs à des travaux de restauration au sanctuaire du Létôon, datées par J. Bousquet «du milieu ou la seconde moitié du IIe siècle a. C.» figurent un Ἀπολλωνίδης Θίβρωνος et d’ autres membres de sa famille.41 Il est inutile de se pencher sur le premier anthroponyme, maintes fois attesté en Lycie et à Xanthos même (cf. LGPN VB). Θίβρων, à l’ inverse, n’ apparait en Lycie que deux fois à Kyaneai42 et une fois à Xanthos, précisément dans les deux listes de contributeurs où l’ on trouve Θίβρων Τιθωνοῦ et ses deux fils Ἀπολλωνίδης et [Τ]ιθωνός.43 Au total donc, trois attestations de Θίβρων pour l’ ensemble du pays lycien, dont un seul Xanthien. Devant ce maigre résultat, il fait peu de doute, voire aucun, qu’ Ἀπολλωνίδης Θίβρωνος connu au Létôon soit le père du nouvel Apollônidès, ce qui conduit au stemma suivant:
40 Cf., par exemple, l’ inscription honorifique pour un anonyme de Xanthos, P. Baker – G. Thériault, REG 122, 2009, 79, présentant tous les iotas souscrits et l’ hyperiotacisme systématique: terminus post quem 43 p. C. (SEG 59, 1575). 41 J. Bousquet – Ph. Gauthier, REG 107, 1994, 352, B, l. 31 (SEG 44, 1219); pour la datation, cf. 349 (citation) et 357 s. 42 M. Zimmermann, Neue Inschriften aus Kyaneai und Umgebung II, in Fr. Kolb (éd.), Lykische Studien I, 1993, 147–150, n° 9, l. 18; R. Behrwald et alii, Neue Inschriften aus Kyaneai und Umgebung IV, in Fr. Kolb (éd.), Lykische Studien IV, 1998, 193 s., n° 16, l. 6. 43 J. Bousquet – Ph. Gauthier, loc. cit. (n. 41), 349, l. 15 (Θίβρων Τιθωνοῦ); 352, l. 31 (Θίβρων Τιθωνοῦ et Ἀπολλωνίδης Θίβρωνος) et 32 ([Τ]ιθωνὸς Θίβρωνος).
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La datation du nouveau texte xanthien demande donc de tenir compte d’ un dossier sur lequel on a déjà passablement écrit sans toutefois parvenir à un consensus définitif, et qui inviterait peut-être à considérer une datation légèrement plus haute que celle suggérée par la gravure. Dans leur analyse des contextes respectifs de la «stèle des Kyténiens»44 (206/205 a. C.) et des deux listes de contributeurs du Létôon, J. Bousquet et Ph. Gauthier en arrivaient à l’ ultime conclusion quant à ces listes, celles-là même où figurent le père, l’ oncle et le grand-père d’ Apollônidès: «Nous devons donc être après 168/167, vers le milieu du siècle environ, cela dépend du temps qu’ il a fallu pour se décider aux réparations et à la dorure des statues divines»45 sans toutefois exclure que la mise en œuvre des travaux et le recours à la générosité des citoyens aient pu s’ inscrire dans la seconde moitié du IIe siècle, donc en principe sur la période de 150 à 100 a. C.46 Quant à la raison pour laquelle des travaux étaient requis au Létôon à ce moment, les deux savants, songeant aux événements tragiques connus par le décret d’ Araxa pour Orthagoras, évoquaient «des dommages causés par l’ insurrection suivie de massacres due à Lysanias et à Eudémos, qui ont essayé de s’ emparer de Xanthos et d’ y établir la tyrannie, avant de tenter le même coup à Tlos. On doit être dans les années 188–168, pendant lesquelles les Rhodiens n’ ont pas réussi à maintenir l’ ordre dans la Lycie et la Cibyratide».47 Cette hypothèse, pour intéressante qu’ elle est, demeure toutefois spéculative et entièrement suggérée par le rapprochement avec le fameux décret d’ Araxa, ce qui obligerait, en un sens, à en (re)considérer aussi la date controversée qui a déjà fait couler tant d’ encre, un débat auquel le nouveau texte ne contribue pas et qu’ il n’ est pas utile ici de répéter; à ce jour, on retiendra simplement que le décret d’ Araxa, longtemps daté des années 180, doit être postérieur à 167 a. C.48 En tout état de cause, il n’ est absolument pas assuré que les travaux commandés par les Xanthiens sur les statues cultuelles du Létôon et la souscription lancée à cet effet étaient liés aux événements dépeints dans les considérants du décret d’ Araxa. Un autre document, enfin, figure au dossier: la convention entre les Lyciens et Termessos près d’ Oinoanda datée de ca 160–150 a. C. par son éditeur et dans laquelle l’ un des représentants lyciens est le Xanthien Στράτων Εὐκλέους, apparaissant aussi dans la liste des contributeurs du Létôon; ce dernier élément n’ est pas anodin, car n’ invite-t-il 44 J. Bousquet,
REG 101, 1988, 15, l. 49–62. Cf. 44 s., pour les commentaires. Bousquet – Ph. Gauthier, loc. cit. (n. 41), 358. 46 Ibid., 349, on lit «du milieu ou la seconde moitié du IIe siècle a. C.». 47 Ibid., 357. 48 Récemment, D. Rousset, De Lycie en Cabalide, 2010, 133, a pris position et considéré «le décret comme postérieur à 167 av. J.-C.» (suivi par R. Behrwald, loc. cit. [n. 18], 406 et E. Lanciers, ZPE 204, 2017, 120), alors que les événements qu’ il relate «… peuvent pour certains s’ être placés dans la première moité du IIe s., et même avant 167 av. J.-C.». Mais là-dessus, les hypothèses varient: M. Zimmermann, Klio 75, 1993, 125–129, les datait en majorité avant 167, alors que M. Errington, Chiron 17, 1987, 114–118 et A. Bresson, Rhodes and Lycia in Hellenistic Times, in V. Gabrielsen et alii (éd.), Hellenistic Rhodes: Politics, Culture and Society, 1999, 113–116 et 130, n. 182, les plaçaient entièrement après 167. 45 J.
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pas à préférer la portion plus ancienne du créneau proposé par J. Bousquet et Ph. Gauthier?49 Cependant, comme on l’ a dit plus haut, le texte du Létôon pourrait en réalité dater de la limite inférieure de la période proposée par ses éditeurs et le donateur y figurer en tant que citoyen avancé en âge. En somme, tout demeure encore possible et rien n’ est définitivement réglé. Mais alors quelle incidence les éléments du dossier ont-ils sur la datation du nouveau texte xanthien? Le rapprochement proposé par J. Bousquet entre les événements troubles du IIe s. et les travaux entrepris, par la suite, au sanctuaire de Létô, en admettant que la mise en œuvre des réparations et de la dorure des statues divines ait pu nécessiter une ou deux décennies, voire trois, le temps aux Xanthiens de reconstituer leur fortune personnelle, si tant est que les contextes sont liés, suggère que la datation des souscriptions publiques et desdits travaux varie entre les années 180 et 167 ou entre 150 et, disons au plus, les années 130, selon que l’ on retienne la datation haute ou la datation basse du décret d’ Araxa célébrant entre autres l’ intervention salvatrice d’ Orthagoras à Xanthos. Que l’ on se place dans l’ un ou l’ autre cas, la riche carrière politique du Xanthien Ἀπολλωνίδης, le fils de l’Ἀπολλωνίδης Θίβρωνος connu dans l’ une des souscriptions, prendrait place au cours de la seconde moitié du IIe siècle, sur toute la période ou sur une partie seulement. Et rien n’ empêche, dans le cas de la datation basse, qu’ elle ait pu s’ étendre à la première moitié du Ier siècle, mais difficilement plus bas. Notons par ailleurs que la présence simultanée, dans les listes de souscription du Létôon, du père, de l’ oncle, et du grand-père d’ Apollônidès, et l’ absence de celui-ci suggèrent que le père et l’ oncle étaient peut-être encore jeunes à ce moment et qu’ Apollônidès lui-même, s’ il était né, était tout jeune. Partant, que l’ on retienne la datation haute ou la datation basse pour les souscriptions, il est clair que la carrière bien remplie d’ Apollônidès, fils et petit-fils des souscripteurs, a couvert une période assez longue débutant au cours de la deuxième moitié du IIe s. a. C. pour se poursuivre, jusqu’ au vote du décret, vraisemblablement dans la première moitié du Ier s. a. C. Loin d’ être démêlé par la réunion de tous les documents disponibles, l’ écheveau demeure fragile. Avec prudence, soulignons encore que les problèmes vécus par les Xanthiens et sous-entendus dans le décret rappellent ceux d’ autres cités lyciennes évoqués dans quelques rares textes malheureusement fort mal datés du IIe et du Ier siècle.50 Comme la suite du commentaire le mettra bien en lumière, l’ action d’ Apollônidès toucha au premier chef les finances publiques, mises à mal pour des raisons que l’ on ignore. Or, à Trysa, un décret en l’ honneur du bienfaiteur Hègélochos (IIe–Ier siècles a. C.) montre que la cité fut également plongée dans une période trouble (ἐν τοῖς ἀνανκαιοτάτοις καιροῖς), au cours de laquelle elle s’ était fortement endettée auprès de créanciers, réclamant désormais le remboursement. Elle se tira de ce mau-
49 D. Rousset, op. cit. (n. 48), 6, l. 11; J. Bousquet – Ph. Gauthier, loc. cit. (n. 41), 349, A, l. 20; 352, B, l. 33. 50 Cf. Chr. Schuler – A. V. Walser, loc. cit. (n. 21), 178 s.
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vais pas grâce aux générosités (εὐεργεσίαι) d’ Hègélochos.51 Plus à l’ est, à Simena, au début du Ier s. a.C, les dettes publiques avaient atteint une telle ampleur que les habitants durent recourir à une souscription publique. Une liste des créanciers, sans doute reliée à l’ affaire, montre, comme l’ a écrit L. Migeotte, que «la cité avait du mal à honorer ses dettes: elle obtint des souscripteurs – ou du moins d’ une partie d’ entre eux – une remise de la moitié des intérêts».52 À la même époque, une inscription honorifique de Pinara, fort mutilée, mentionne l’ octroi d’ importants prêts sans intérêts aux cités de Sidyma, de Balboura, de Kalynda et sans doute de Lydai. Parmi les générosités du bienfaiteur anonyme figurent également de nombreux dons en argent (ἀργυρικαὶ ἐπιδόσεις) aux cités de Tlos, de Pinara, de Kyaneai et de Telmessos.53 Comme d’ aucuns l’ ont noté, rien ne permet de supposer que tous ces cas relevaient d’ une crise économique commune, qui aurait frappé les cités lyciennes dans leur ensemble.54 Il s’ avère néanmoins que certaines cités de Lycie étaient à cette époque aux prises avec d’ importantes dettes et des créanciers aux abois, et que, insolvables, elles furent contraintes de recourir aux expédients d’ usage, au premier rang desquels la générosité de citoyens fortunés. La crise xanthienne et l’ action d’ Apollônidès s’ inscrivent dans ce contexte. 2. La crise xanthienne (l. 9–17) Les huit premières lignes du texte ne présentent rien de véritablement exceptionnel. Alors qu’ il exerçait διὰ βίου la prêtrise du dieu Dionysos, Apollônidès a joui «des droits de citoyen dans l’ ensemble des cités de Lycie», fut honoré d’ une «statue de bronze et d’ une couronne d’ or» et a même été hypostratège de la Confédération lycienne. Nul besoin de revenir sur les points notables qui ont déjà fait l’ objet de commentaires dans les notes critiques. Reste plutôt à aborder l’ une des questions de fond évoquées aux l. 9–17. Le passage concerne une crise relative à une situation économique difficile, durant laquelle l’ honorandus eut à gérer au mieux les finances publiques et sacrées et à procéder à une distribution de blé aux différents groupes juridiques de la cité. Les événements prirent naissance, ou furent résolus, alors qu’ Apollônidès exerçait la prytanie. Le texte parle de «circonstances les plus critiques» (καὶ πρυτανεύσαντα ἐν τοῖς ἀνανκαιοτάτοις καιροῖς [l. 9]), auxquelles est liée une série de mesures visant la gestion des finances publiques et sacrées et la distribution de blé aux habitants de la ville et de son territoire. Avant d’ aborder dans le détail la nature de ces mesures et le 51 Voir, ci-dessus, n. 20. Sur ces problèmes économiques, cf. L. Migeotte, L’ emprunt public
dans les cités grecques, 1984, 335 s., n° 109. 52 E. Petersen – F. von Luschan, Reisen, 50 s., n° 87 s. Cf. L. Migeotte, op. cit. (n. 51), 331–335, n° 107 s. (citation: 335); le premier texte est également repris dans id., Les souscriptions publiques dans les cités grecques, 1992, 264 s., n° 83. 53 TAM II 508, l. 19–21. Cf. L. Migeotte, op. cit. (n. 51), 336 s., n° 110. 54 Chr. Schuler – A.V. Walser, loc. cit. (n. 21), 179: «Ob diese Häufung zufällig ist oder ob allen diesen Fällen gemeinsame Ursachen zugrunde liegen, bleibt offen.»
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contexte dans lequel elles ont pris place, voyons brièvement en quoi elles peuvent nous renseigner sur la fonction du prytane xanthien à l’ époque hellénistique. a. La fonction de prytane Avec la mention des prytanes figurant dans la convention d’ isopolitie entre Xanthos et Myra (seconde moitié du IIe a. C.),55 le nouveau texte constitue l’ un des plus anciens témoignages de cette magistrature dans les cités de Lycie. La fonction y est mal connue à l’ époque hellénistique bien que l’ on sache tout de même qu’ en raison de son mode de sélection électoral fondé sur le prestige des candidats, elle se distinguait nettement de la prytanie athénienne.56 À Tlos, deux décrets, datés de ca 100 a. C., attestent du rôle de proposants des prytanes: πρυτάνεων γνώμη.57 Dans la convention entre Xanthiens et Myréens, ils sont chargés de répartir les nouveaux citoyens dans les tribus et les dèmes, tant à Xanthos qu’ à Myra (οἱ πρυτάνεις προσγραφέτωσαν αὐτοὺς εἰς φυλὴν καὶ δῆμον), une fonction qui n’ est pas inhabituelle et est attestée notamment à Milet et à Héraclée du Latmos.58 Voisines dans le texte, les mentions de la prytanie (l. 9) et du fait qu’ Apollônidès s’ est chargé de la gestion «des fonds sacrés et publics» et de la vérification «de l’ ensemble des revenus» de la cité (l. 10–11), peuvent-elles être rapprochées? D’ autre part, qu’ Apollônidès prytane ait constitué un «compte destiné à la distribution de blé» (l. 11–12) et joué un rôle pour que «les citoyens, les πάροικοι et les métèques soient approvisionnés» (l. 13–14) correspondait-il à des fonctions distinctes? Le texte ne permet assurément pas de trancher et nous ne saurions chercher à lui faire dire davantage, car 55 J. Bousquet –
Ph. Gauthier, loc. cit. (n. 41), 321, l. 21 et 30 (SEG 44, 1218). RE Suppl. XIII, 1973, 782, s. v. Prytanis. Des mentions de la nourriture au prytanée figurent dans quelques inscriptions hellénistiques, à Telmessos (TAM I 5, l. 4–5: [σ]ειτήσει | ἐν πρυτανείῳ [IIe a. C., d’ après la graphie]) et à Tlos (TAM II 582, l. 0–1: [σειτήσει] | ἐν πρυτανείωι [ante 100 a. C.]). Des inscriptions de Lydai et d’ Arykanda, visiblement de basse époque hellénistique d’ après la graphie, évoquent la charge de prytane: Lydai (TAM II 130, l. 5: πρυτανεύσαντα δίς); Arykanda (I.Arykanda 32, l. 8: πρυτα[νεύσαντα]). À Patara, une inscription récemment publiée et datée des IIe et Ier siècles a. C., fait état d’ un prytane du Conseil (A. Lepke – Chr. Schuler – Kl. Zimmermann, Chiron 45, 2015, 303, l. 3–4: πρ[υτανεύσαν|τα βο]υλῆς). Sur la fonction des prytanes xanthiens à l’ époque impériale, cf. FdX VII 247 s.; pour la Lycie en général, M. Wörrle, op. cit. (n. 25), 109–111. 57 TAM II 548a, l. 15 et 30; b, l. 14. 58 Milet I 3, 37d, l. 63–64: ἐπικληρωσάτωσαν δὲ | [αὐτοὺς οἱ πρ]υτάν[ει]ς καὶ ἐπὶ φυλάς, ἃς ἂν ὁ δῆμος ἀποδείξηι (223/222 a. C.); Milet I 3, 150, l. 53–57 (à propos des prytanes d’ Héraclée du Latmos): εἶναι δὲ καὶ Μιλησίων τοῖς βουλομένοις ἐν Ἡ|ρακλείαι πολιτεύεσθαι τὴν ἀπογραφὴν ποιησαμένοις πρὸς τοὺς ἐν Ἡρακλείᾳ πρυτάνεις ἐμ μη|νὶ Θεσμοφοριῶνι· ἀπογραφέσθωσαν δὲ καὶ οὗτοι καὶ ἧς ἂν ὦσιν φυλῆς· ὅσοις δ’ ἂν ὑπάρχωσιν | γυναῖκες καὶ τέκνα, ἀπογράφειν αὐτοὺς καὶ τὰ τούτων ὀνόματα, τοὺς δὲ πρυτάνεις ποιεῖσ|θαι αὐτῶν τὴν ἐπικλήρωσιν ὁμοίως ἐν τῶι αὐτῶι μηνί (180–161 a. C.). Cf. Fr. Gschnitzer, loc. cit. (n. 56), 782–784; H. Müller, Milesische Volksbeschlüsse. Eine Untersuchung zur Verfassungsgeschichte der Stadt Milet in helle nistischer Zeit, 1976, 32–35 et 38–39. 56 Cf. Fr. Gschnitzer,
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encore faudrait-il distinguer entre les responsabilités d’ usage et celles plus susceptibles de relever des mérites personnels du personnage. On se rappellera, à tout le moins, qu’ à Athènes, selon A. Raubitschek, la tâche de contrôler la citoyenneté des ayants droit aux distributions de blé était notamment dévolue aux prytanes.59 b. Gestion des finances publiques et sacrées Répondant aux préoccupations des Xanthiens sur l’ état de leurs finances publiques, Apollônidès, à la tête des fonds sacrés et publics, s’ imposa de lui-même grand argentier de la cité (καὶ προστάντα τῶν ἱερῶν καὶ δημοσίων [l. 10]). L’ une des premières mesures alors mises de l’ avant fut la multiplication de l’ ensemble des revenus (καὶ πολυπλα|σιάσαντα πάσας τὰς προσόδου(ς) [l. 10–11]). Le texte, comme cela est souvent le cas dans les inscriptions honorifiques, reste muet sur le fonctionnement de l’ administration financière de la cité. Rappelons toutefois que les Xanthiens, sollicités en 206/205 par les Kyténiens pour reconstruire leurs murailles détruites par un séisme, avaient fait valoir à leurs parents de la Doride, outre le fait que leurs finances étaient alors dans un état grave, que le trésor public était à sec et que les citoyens les plus riches étaient déjà suffisamment pressurés: «il n’[était] pas possible d’ imposer une nouvelle charge aux citoyens parce que l’ administration financière de la cité (οἰκονομία) [était] établie par décret pour une durée de neuf années».60 On aurait aimé en savoir davantage sur ce système, qui reposait sur des prévisions à long terme. Comme l’ écrivait L. Migeotte, celles-ci «étaient remarquables par leur amplitude, car elles incluaient non seulement la liste des dépenses courantes, comme dans la plupart des autres cas, mais aussi le détail des obligations fiscales des citoyens».61 On ne sait si un tel système a perduré jusqu’ à l’ époque d’ Apollônidès. Si tel était le cas et que la situation du moment contraignait les Xanthiens à procéder à des mesures extraordinaires, dont la teneur nous échappe de toutes façons, il resterait à savoir si Apollônidès y avait joué un rôle à titre de prytane ou à titre individuel. Car, dans le second cas, on ne pourrait qu’ imaginer qu’ Apollônidès a initié une réforme de l’ administration financière. La création d’ un fonds pour l’ approvisionnement sur lequel on se penche ci-dessous est, par ailleurs, le signe d’ une période de santé financière dans la Cité et la preuve, d’ une certaine manière, de sa pleine capacité d’ agir.
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60, 1956, 280. loc. cit. (n. 44), l. 53–55: ἐπιβαλεῖν τε τοῖς πολίταις | οὐδεμίαν ἔξεστιν ἐπιβολὴν διὰ τὴν γεγενημένην οἰ|κονομίαν μετὰ ψηφίσματος εἰς ἔτη ἐννέα. Cf. L. Migeotte, Les finances des cités grecques, 2014, 62 s. Sur le caractère rhétorique de la réponse xanthienne, cf. L. Pernot, La rhétorique dans l’ Antiquité, 2000, 109–111. 61 L. Migeotte, op. cit. (n. 60), 63. 60 J. Bousquet,
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La multiplication des revenus et la nécessaire vérification des dépenses qui en découlait n’ étaient en tout cas pas une mince tâche.62 Comme toutes les cités, Xanthos devait disposer de différentes sources de revenus: fermages et loyers divers, taxations, droits, fondations, redevances, amendes, confiscations, réquisitions, butins, etc., sans compter d’ éventuels fonds de réserve ou le recours à l’ emprunt. Quant aux dépenses, elles se limitaient certes à quelques domaines, mais n’ en étaient pas moins considérables et surtout récurrentes. L’ organisation de fêtes, de sacrifices et de concours imposait des frais importants, tout comme la construction et l’ entretien des sanctuaires ou des divers édifices publics. Ajoutons à cela les coûts administratifs (rémunération et allocations), les dépenses militaires,63 les tributs et diverses redevances imposées par les rois, puis par Rome ou, en Lycie, par le κοινόν.64 c. Le λόγος σειτομετρικός Il est bien connu que l’ approvisionnement en grain fut l’ une des grandes préoccupations des cités grecques et que nombre d’ entre elles, soucieuses de s’ affranchir des aléas du commerce privé, intervenaient dans ce domaine crucial. Pour certaines cités, la solution fut de réserver une part des fonds publics à l’ achat, au stockage et à la distribution de céréales en temps opportun.65 Ces fonds spécifiques, appelés σειτωνικά, étaient le plus souvent permanents et gérés par un ou des σιτῶναι, chargés d’ acheter le grain et de le revendre à prix préférentiel ou de le distribuer gracieusement. Le capital initial découlait généralement d’ une souscription publique66 ou de la générosité d’ un grand bienfaiteur.67 Dans le cas qui nous occupe, cependant, le fonds émanait de deniers publics, dont la saine gestion constituait l’εὐεργεσία d’ Apollônidès.
62 Ces questions ont fait l’ objet d’ une analyse minutieuse par L. Migeotte, op. cit. (n. 60), les revenus 121–357; les dépenses 359–422. 63 Cf. notamment L. Migeotte, Les dépenses militaires des cités grecques: essai de typologie, in J. Andreau et alii, Entretiens d’ archéologie et d’ histoire. Économie antique. La guerre dans les économies antiques, 2000, 145–176 (Choix d’ articles I, 261–294). 64 Selon Strabon, 14, 3, 3, la contribution des cités lyciennes était proportionnelle à leur taille et au nombre de votes qui leur était par conséquent attribué: τῶν δὲ πόλεων αἱ μέγισται μὲν τριῶν ψήφων ἐστὶν ἑκάστη κυρία, αἱ δὲ μέσαι δυεῖν, αἱ δ’ ἄλλαι μιᾶς· ἀνὰ λόγον δὲ καὶ τὰς εἰσφορὰς εἰσφέρουσι καὶ τὰς ἄλλας λειτουργίας. Cf. R. Behrwald, op. cit. (n. 10), 161 s. 65 Voir entre autres L. Migeotte, CCG 2, 1991, 19–41 (Choix d’ articles I, 305–329). 66 Ainsi à Samos: IG XII 6, 1, 172 (ca. 260 a. C.); L. Migeotte, op. cit. (n. 52), 185–191, n° 62; à Thespies: IG VII 1719 et 1744 (191–172 a. C.); L. Migeotte, ibid., 82–84, n° 29; à Iasos: I.Iasos 244 (milieu du IIe s. a. C.); L. Migeotte, ibid., 232–236, n° 74. Voir L. Migeotte, loc. cit. (n. 65), 24–29 et 35–37 (Choix d’articles I, 310–315 et 322–324). 67 Il suffit d’ évoquer l’ exemple du Coronéen Antigénidas: P. Roesch, Teiresias 7, 1977, Appendix epigraphica E. 77. 04, 3 s. Cf. L. Migeotte, Un fonds d’ achat de grain à Coronée, in J. M. Fossey (éd.), Boeotia Antika III. Papers in Boiotian History, Institutions and Epigraphy in Memoriam of Paul Roesch, 1993, 11–23 (Choix d’ articles I, 331–341).
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En Lycie, un σειτωνικόν est connu à Kibyra, dans une lettre impériale attribuable soit à Marc-Aurèle, à Commode ou à Caracalla.68 Ces fonds publics étaient également désignés par le terme σειτομέτριον. À Xanthos même, une inscriptions inédite, datée de la seconde moitié du Ier siècle p. C., concerne les générosités de la Xanthienne et Tloïenne Ptolémaïs, fille du premier grand-prêtre des Lyciens, qui a versé trois mille drachmes à la Gérousie εἰς δὲ τὸ σειτομέτριον.69 À Patara, au milieu du IIe siècle p. C., parmi les δωρεαί mentionnées dans la liste des générosités d’ un bienfaiteur anonyme, que l’ on identifie le plus souvent au célèbre Opramoas de Rhodiapolis,70 figure le versement de dix mille deniers à la caisse du σιτομέτριον.71 Le même bienfaiteur avait auparavant institué un fonds similaire à Korydalla ([σ]υστησάμενος καὶ σειτομέτριον), avec un don de soixante mille deniers.72 À Balboura, peut-être à la même époque, la cité put bénéficier des largesses, cette fois, d’ un esclave public, Ὀνήσιμος, duquel les Balbouréens avaient obtenu un versement annuel de trois cent-cinquante deux modii de blé εἰς τὸ σειτομέτριον.73 Toujours à l’ époque impériale, on trouve aussi la mention d’ un tel fonds à Arneai, où il fut l’ œuvre d’ un dénommé Amyntas, fils de Philippe.74 De même, l’ on peut sans doute présumer de l’ existence de fonds analogues là où sont attestés des σιτῶναι ou des σιτομέτραι. Il en est ainsi à Arsada, au début de la période 68 I.Kibyra 19, l. 12: ἦν δὲ εἰκός σε φροντίσαι καὶ τῶν σειτωνικ[ῶν χρημάτων(?)]. Cf. N. P. Milner, An Epigraphical Survey in the Kibyra-Olbasa Region Conducted by A. S. Hall, 1998, 23. 69 Inscription mentionnée par les auteurs, Anat. Ant. 11, 2003, 432 s. (nº inv. 2002-7). L’ attestation du premier grand-prêtre des Lyciens dans ce texte a été étudiée par D. Reitzenstein, Die lykischen Bundespriester. Repräsentation der kaizerzeitlichen Elite Lykiens, 2011, 170, nº 6.1. 70 FdX VII n° 67, l. 39–40: τοῖς δὲ λοιποῖς πολείται[ς κ]αὶ | μετοίκοις ἀνὰ (δραχμὰς) ι΄. Le texte ne révèle pas l’ identité de l’ auteur des dôreai, mais le rapprochement avec le célèbre évergète de Rhodiapolis semble manifeste. Contra cette identification, J. J. Coulton (JHS 107, 1987, 171–178, suivi par A. Farrington, The Roman Baths of Lycia: An Architectural Study, 1995, 68 s.), dont l’ étude n’ emporte pas la conviction. Cf., sur ce point, les propos prudents de Chr. Kokkinia, op. cit. (n. 7), 233–235. 71 FdX VII n° 67, l. 12–15: Παταρεῦσιν … εἰς δὲ σιτομέτριον μ(υριάδας) α΄. Rappelons que, concernant Xanthos, le même texte fait également état d’ une distribution de 10 modii de blé à chacun des Xanthiens. FdX VII n° 67, l. 23: Ξανθίοις δὲ πᾶσι καὶ σίτου ἑκάστωι ἀνὰ μο(δίους) ιʹ. Voir le commentaire de l’ éditeur, 215 n. 322. Sur la sitométrie à Patara, voir l’ étude récente de A. Lepke – Chr. Schuler – Kl. Zimmermann, loc. cit. (n. 56), 349 s. 72 Chr. Kokkinia, op. cit. (n. 7), XIX A, l. 5–9: τῇ δὲ Κορυδ[αλλ]έων πόλει, τῇ | πρὸς μητρὸς πατρίδι αὐτοῦ, [μεθ’] ἃς ἐτέ|λεσεν τρεῖς γυμνασιαρχία[ς σ]υστησάμενος | καὶ σειτομέτριον καὶ δοὺ[ς ἀργ]υρίου (δην.) ἑξά|κις μύρια. Cf. ibid., 186. Voir, supra, l’ apparat critique des l. 10–12. 73 J. J. Coulton et alii, AS 38, 1988, 134–139 (SEG 38, 1445): Βαλβουρέων | τὴν βουλὴν | καὶ τὸν δῆμον, | τοὺς ἑαυτοῦ | δεσπότας, | Ὀνήσιμος δη|μόσιος, [π]α[ρ’] | οἷς καὶ προσ|έθετο εἰς τὸ | σειτομέτρι|ον κατ’ ἔτος μο(δίους) τνβʹ. Cf. A. Weiss, Sklave der Stadt, 2004, 171 (233, nº 296). 74 TAM II 774, l. 7–11: Ἀμύνταν Φιλίππου Μυρ[έα] | . . ς τῆς Κυανειτῶν πόλεως καὶ προσθέντα [σειτο?|μέ]τριον καὶ ἣν ἐτέλεσεν πανήγυριν ὑπὲ[ρ τῆς] | Μυρέων πόλεως φιλοτείμως καὶ ἀξίως κ[αὶ τὸ] | σειτομέτριον.
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impériale, où le σειτώνης Symbras fils de Mnèsibios a acheté du blé pour la cité et fait don de sommes d’ argent non remboursables.75 Une inscription très fragmentaire de Telmessos fait aussi état d’ un σειτώνης.76 À Kadyanda, au IIe siècle p. C., est ainsi connu un inspecteur chargé de la distribution de blé, un σιτομέτρης du nom d’ Hypérènôr, fils de Kléoboulos.77 La même fonction est aussi attestée à Limyra, par une inscription datée des environs de 100 p. C. et concernant un dénommé Ermandyberis, fils d’ Ermandeimis.78 Toujours à Limyra, aux Ier et IIe siècles p. C., trois nouvelles inscriptions font état de distributions de céréales par des membres de l’ élite locale, dont une Limyréenne, Olympias, fille de Sôsiménès.79 On le voit, la Lycie de l’ époque impériale n’ a pas échappé au problème d’ approvisionnement en céréales.80 Quoique peu évocateurs, les documents conservés font état d’ institutions, de magistrats et de fonds spécifiques destinés à l’ achat et à la distribution, sans doute gratuite. Là comme ailleurs, le financement de ces opérations reposait bien souvent sur la générosité, en argent ou en nature, des plus riches citoyens. Il en alla certainement de même à la période hellénistique, mais la documentation fait défaut, d’ où l’ intérêt du nouveau texte où l’ on voit que les Xanthiens recoururent, en effet, par l’ intermédiaire d’ Apollônidès, à un expédient de la sorte en prévision de ces moments de crise toujours susceptibles de survenir. Le fonds ainsi nouvellement créé devait servir à l’ achat de céréales et à leur distribution, à prix réduit ou peut-être gratuite. Rappelons que la loi samienne pour la distribution de blé, vers 260 a. C., prévoyait la constitution d’ un fonds permanent, dont les intérêts devaient servir non seulement à l’ achat annuel du grain mais aussi à la distribution gratuite aux citoyens.81 Dans les faits, tous les détails de la constitution et des modalités de ce compte sitométrique xanthien nous échappent. Nous ignorons son importance et la manière dont la cité l’ alimentait. L’ initiative d’ Apollônidès s’ est limitée à sa création et non à son financement initial, du moins le texte n’ évoque aucune mise de fonds de la part du 75 TAM
II 539, l. 3–5: σει|τωνήσαντα τῇ πόλει καὶ ἀργύριον ἀναπόδοτον | δόντα. Cf. J. H. M. Strubbe, EA 10, 1987, 73, n° 64. 76 TAM II 26, l. 3: [- - -] σειτωνήσ[αντα? - - -]. Cf. J. H. M. Strubbe, loc. cit. (n. 75), 77, D. 77 TAM II 661, l. 19: σειτομετρήσαντα. 78 M. Wörrle, Ermandyberis von Limyra, ein prominenter Bürger aus der Chora, in Fr. Kolb (éd.), Chora und Polis, 2004, 291, l. 3–5 (SEG 54, 1406): ἱερατε[ύ]|σαντα τῶν Σεβαστῶν καὶ σειτ[ο]|μετρήσαντα … 79 M. Wörrle, Chiron 46, 2016, 429, l. 10–11: σειτομετρήσαντα λανπρῶς καὶ | ἐνδόξως; 434, l. 4: [σειτομετρήσαντα] λανπρῶς καὶ | ἐνδόξως; 440, l. 4–5: σειτομετρή[σασα] | φιλοτείμως καὶ φιλοδόξω[ς]. Voir commentaires, 431 s. 80 Voir la discussion de A. Balland, FdX VII 216, de M. Wörrle, op. cit. (n. 25), 127 s. et de J. H. M. Strubbe, EA 13, 1989, 114 s. 81 Voir IG XII 6, 1, 172. Cf. L. Migeotte, Distributions de grain à Samos à la période hellénistique: le «pain gratuit» pour tous?, in M. Geerard et alii (éd.), Opes Atticae: miscellanea philologica et historica Raymondo Bogaert et Hermanno Van Looy oblata, 1990, 297–308; id., op. cit. (n. 52), 185–191, n° 62. Sur la date du document, cf. S. V. Tracy, Chiron 20, 1990, 62 et 97–100.
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principal intéressé. On peut penser que le fonds était permanent, que le capital fut placé à intérêts, que ceux-ci seuls servirent à l’ achat de céréales et à leur distribution. Il est malheureusement difficile d’ en dire davantage. Quoi qu’ il en fût, fort de l’ instau ration de ce compte sitométrique, Apollônidès a été à l’ origine de la distribution de blé fondée, on y arrive, sur l’ appartenance aux groupes des citoyens, des πάροικοι et des μέτοικοι. d. Sitométrie, πάροικοι et μέτοικοι La question des catégories d’ habitants touchées par l’ opération de distribution (l. 13– 14) est d’ un grand intérêt. Le groupe des citoyens ne soulevant a priori aucune difficulté, seuls les deux autres retiennent ici notre attention. Les πάροικοι Le terme πάροικος n’ apparaissait jusqu’ à présent, sauf erreur, que quatre fois en Lycie.82 À Telmessos, il figure aux côtés des πολῖται, dans une inscription hellénistique datée de 240 a. C. en l’ honneur de Ptolémée dit «de Telmessos», fils aîné du roi Lysimaque et d’ Arsinoé II: citoyens et πάροικοι sont alors invités de concert à la tenue d’ un sacrifice annuel (συμπορεύεσθαι δὲ πάντας τοὺς π[ο|λ]ίτας καὶ τοὺς παροίκους ἐπὶ τὴν θυσίαν).83 Plus à l’ est, à Limyra, une lettre d’ un fonctionnaire royal au commandant de la cité, datée de ca 197–188 a. C., fait aussi état de sacrifices auxquels étaient tenus de participer les ἐνεκτημένοι de la χώρα avec les citoyens, les ξένοι et les πάροικοι vivant dans la cité.84 À Limyra toujours, une inscription honorifique pour la gymnasiarque des νέοι, Chrysô Artemous, datée du début de l’ époque impériale, évoque les bénéficiaires d’ une distribution d’ huile: τούς τε νέους καὶ γέ[ρον]τας καὶ τ[οὺς ἄλλους πολίτας πάντας καὶ πα]|ροίκους καὶ ξένους καὶ Ῥωμαίους.85 Enfin, à 82 Sur
les πάροικοι, cf. Ph. Gauthier, Métèques, Périèques et Paroikoi: bilan et points d’ interrogation, in R. Lonis (éd.), L’ Étranger dans le monde grec. Actes du colloque organisé par l’ Institut d’ Études Anciennes, Nancy, mai 1987, 1988, 23–46; l’ étude d’ ensemble de F. Papazoglou, Laoi et paroikoi. Recherches sur la structure de la société hellénistique, 1997; pour l’ Asie Mineure, J.-M. Bertrand, À propos des πάροικοι dans les cités d’ Asie Mineure, in P. Fröhlich – Chr. Müller (éd.), Citoyenneté et participation à la basse époque hellénistique. Actes de la table ronde des 22 et 23 mai 2004, Paris, 2005, 39–49, et les études plus récentes de L. Gagliardi, Dike 12–13, 2009–2010, 303–322, et de D. Kah, Paroikoi und Neubürger in Priene, in L.-M. Günther (éd.), Migration und Bürgerrecht in der hellenistischen Welt, 2012, 51–71. 83 TAM II 1, l. 28–29 (OGIS 55). Cf. F. Papazoglou, op. cit. (n. 82), 180 s., P10. Sur ce texte, voir notamment l’ étude de M. Domingo Gygax, Untersuchungen zu den lykischen Gemeinwesen in klassischer und hellenistischer Zeit, 2001, 143–199. 84 M. Wörrle, Chiron 41, 2011, 378, l. 13–15 (SEG 61, 1236): συντετάχαμεν δὲ καὶ τοῖς ἐνεκτη|[μένοις ἐν τῆι χώραι μετὰ τῶν πολιτῶν καὶ] ξένων καὶ παροίκων τῶν ἐν τῆι πόλει συντελεῖν τὰς | [θυσίας]. 85 M. Wörrle, loc. cit. (n. 79), 405 s. blocs II–III, l. 1–2.
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Oinoanda, dans le texte de la fondation de C. Iulius Démosthénès, daté de 124–125 p. C., l’ une des clauses prescrit que d’ une somme résiduelle de 1800 deniers, 1500 seraient versés aux bouleutes et aux σειτομετρούμενοι, et 300, avec les surplus éventuels, «aux citoyens qui ne font pas partie des σειτομετρούμενοι, aux affranchis et aux πάροικοι».86 Comme l’ a vu M. Wörrle, la lettre du fonctionnaire royal au commandant de Limyra écarte sans équivoque l’ idée que les πάροικοι lyciens étaient des habitants de la χώρα, issus de la population indigène et détenteurs de terres avec droits d’ exploitation, mais sans droits politiques.87 Dans le décret de Telmessos, toujours selon M. Wörrle, πάροικοι est un synonyme de μέτοικοι, tout comme dans la prescription de la fondation de C. Iulius Démosthénès.88 Ce point de vue s’ appuie principalement sur une inscription du Létôon énumérant la liste des générosités d’ un bienfaiteur anonyme, sans doute Opramoas de Rhodiapolis. Parmi les δωρεαί mentionnées, figure, aux lignes 36–40, une distribution d’ argent aux Xanthiens: dix drachmes furent ainsi versés τοῖς δὲ λοιποῖς πολείται[ς κ]αὶ | μετοίκοις ἀνὰ (δραχμὰς) ι΄ (l. 39–40).89 Le parallèle, il est vrai, donne l’ impression que, dans l’ ensemble des formules évoquées ci-dessus, les πολεῖται peuvent être suivis soit des πάροικοι, soit des μέτοικοι, comme si les deux termes désignaient la même catégorie d’ habitants.90 Cette conviction de l’ identité entre πάροικοι et μέτοικοι n’ est d’ ailleurs pas nouvelle91 et certaines inscriptions confirment dans les faits l’ équivalence entre les deux termes, comme ce semble bien 86 M. Wörrle, op. cit. (n. 25), 6, l. 26–27: καὶ τὰ | λοιπὰ (δηνάρια) τʹ καὶ ἐάν τι ἐκ τῶν θεμάτων προσγένηται μερίζεσθαι τοῖς ἔξωθεν τῶν σειτομετρουμένων πολείταις καὶ ἀπελευθέροις καὶ παροίκοις. Cf. F. Papazoglou, op. cit. (n. 82), 196 s., P20. 87 M. Wörrle, loc. cit. (n. 84), 399 et note 115. Cf. également Chr. Schuler, Ländliche Siedlungen und Gemeinden im hellenistischen und römischen Kleinasien, 1998, 213 et n. 95. L’ idée générale d’ une population rurale indigène, civile et sans droits se trouvait chez F. Papa zoglou, op. cit. (n. 82), 158; 245 s.; L. Gagliardi, loc. cit. (n. 82), 322; M. Domingo Gygax, Gerión 9, 1991, 118 s.; J.-M. Bertrand, loc. cit. (n. 82), principalement 39 (mais 49: «la situation des πάροικοι [a] pu n’ être pas homogène dans l’ ensemble des cités du monde anatolien hellénistique»). Voir également, à propos des πάροικοι de Rhamnonte, la discussion de R. Oetjen, Athen im dritten Jahrhundert v. Chr. Politik und Gesellschaft in den Garnisonsdemen auf der Grundlage der inschriftlichen Überlieferung, 2014, 76–92. 88 M. Wörrle, Chiron 8, 1978, 242; id., op. cit. (n. 25), 144, n. 382. À juste titre, F. Papa zoglou (op. cit., 196) (n. 82) remarquait «Le fait que dans le passage cité les paroikoi soient mentionnés après les affranchis rend bien improbable leur assimilation aux métèques». Dans l’ inscription honorifique de Limyra pour la gymnasiarque des νέοι, Chrysô Artemous, M. Wörrle, loc. cit. (n. 79), 406, traduit le terme πάροικοι par «Beiwohner», «résidents». 89 FdX VII n° 67, 211 et s. Sur l’ identité de l’ auteur des δωρεαί, cf. supra, n. 70. 90 Comme l’ écrivait F. Papazoglou, op. cit. (n. 82), 197, «Le parallèle en effet s’ impose, les métoikoi tenant ici la place des paroikoi dans l’ inscription d’ Oinoanda». 91 Ph. Gauthier, loc. cit. (n. 82), 24–26. En outre, M. Clerc, De la condition des étrangers domicilés dans les différentes cités grecques, 1898, 10: «Quant aux πάροικοι, ce sont les étrangers simplement domiciliés dans la cité: on trouve en plusieurs villes ce synonyme de μέτοικοι»; H. Schaefer, RE XVIII, 4, 1949, 1699 (s. v. Paroikoi).
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être le cas à Ilion au début du IIIe siècle a. C. et à Kymè au siècle suivant.92 Mais tel n’ est pas le cas ici, puisque le nouveau texte xanthien montre hors de tout doute l’ existence parallèle des deux statuts. Notons que, selon Ph. Gauthier, πάροικοι et μέτοικοι étaient dans la plupart des cas deux noms différents pour des groupes ayant un statut juridique plus ou moins comparable. À ce qu’ il semble, le modèle xanthien, voire lycien, tend plutôt vers cette interprétation. Avec toute la prudence requise en la matière et en excluant l’ idée d’ une population rurale, les πάροικοι, contrairement aux μέτοικοι, purent provenir de Xanthos même et émaner de différents groupes sociaux. Rappelons que le décret de Pergame consécutif aux décisions testamentaires d’ Attale III (133 a. C., ou peu après) stipulait, pour favoriser la cohésion sociale, que les descendants d’ affranchis, les dépendants du roi, leurs épouses et même les esclaves publics recevraient le statut de πάροικοι.93 À Éphèse, la loi sur l’ abolition des dettes de 85 a. C. prévoyait en outre que les esclaves publics qui accepteraient de prendre les armes deviendraient libres et πάροικοι.94 À titre d’ hypothèse, on pourrait alors songer, à Xanthos, aux affranchis, à leurs enfants et/ou à des enfants illégitimes de citoyens. Loin de signifier un nivellement du corps social, dans lequel culminaient toujours les citoyens de plein droit, ces exemples suggèrent plutôt une mobilité des statuts personnels et une hiérarchie dans laquelle, d’ ailleurs, les πάροικοι xanthiens, nommés immédiatement après les citoyens, jouissaient de toute évidence de droits et privilèges plus proches de ceux des citoyens que ce dont bénéficiaient les μέτοικοι. Reste l’ identification sûre de ces πάροικοι pour lesquels, force est d’ admettre, nous ne disposons d’ aucune information précise. Les μέτοικοι La discussion sur les métèques présente moins de difficulté. Ceux-ci étaient des étrangers domiciliés, des étrangers résidents, que ce fût d’ une façon pérenne ou non, un groupe, donc, susceptible de fluctuation et qui pouvait inclure les affranchis.95 Le terme est attesté en Lycie, à l’ époque hellénistique, à Hippokômè, dans une liste de souscripteurs pour la construction d’ un bain, datée des IIe–Ier siècles a. C., et, à la 92 I.Ilion 25, l. 57–59, et 32, l. 30–32 (début IIIe a. C.); I.Kyme 13, II, l. 46–47, et III, l. 72–75 (fin IIe a. C.). Voir Ph. Gauthier, loc. cit. (n. 82), 25 s., avec les explications de la n. 12. 93 OGIS 338, l. 20–26: εἰς δὲ τοὺς παροίκους μετατεθῆναι τοὺς ἐκ τ[ῶν] | ἐξελευθέρων καὶ βασιλικοὺς τούς τε ἐν ἡλικ!ί"α[ι] | καὶ τοὺς νεωτέρους, κατὰ τὰ αὐτὰ δὲ καὶ τὰς γυνα[ῖ]|κας πλὴν τῶν ἠγορασμένων ἐπὶ τοῦ Φιλαδέλφου | καὶ Φιλομήτορος βασιλέων καὶ τῶν ἀνειλημμένω[ν] | ἐκ τῶν οὐσιῶν τῶγ γεγενημένωμ βασιλικῶν, κατὰ τα[ὐ]|τὰ δὲ καὶ τοὺς δημοσίους. Cf. J.-M. Bertrand, loc. cit. (n. 82), 47 s. 94 Syll3 742, l. 47–48: τοὺς δὲ δημοσίους | ἐλευθέρους τε καὶ παροίκους, τοὺς ἀναλαβόντας τὰ ὅπλα. Voir J.-M. Bertrand, loc. cit. (n. 82), 48. A. V. Walser, Bauern und Zinsnehmer. Politik, Recht und Wirtschaft im frühhellenistischen Ephesos, 2008, 160 s. 95 Cf., en tout premier lieu, les définitions de D. Whitehead, The Ideology of the Athenian Metic, 1977, 6–10; également: Ph. Gauthier, loc. cit. (n. 82), passim; FdX VII 211, n. 284.
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même époque, à Patara, dans une inscription funéraire, puis vraisemblablement à Trysa et à Arykanda, dans des inscriptions fort mutilées, desquelles il y a peu à tirer.96 À Xanthos, leur présence est confirmée à la basse époque hellénistique par la mention de προστάται liés à deux résidents originaires de Laodicée du Lykos en Carie.97 Une inscription impériale du Létôon, on l’ a vu, fait état des μέτοικοι aux côtés des πολεῖται. Il s’ agit plus précisément d’ une distribution d’ argent (διανομή) distinguant, d’ une part, les bouleutes, les gérousiastes et les σειτομετρούμενοι ἄνδρες,98 qui ont reçu 25 deniers chacun99 et, d’ autre part, le «reste des citoyens» avec les métèques qui ont chacun reçu 10 drachmes.100 Le texte révèle donc l’ existence à cette époque d’ un groupe défini d’ ayants droit aux distributions de blé et le fait que les métèques en bénéficiaient sur un pied d’ égalité avec des citoyens; ceci nous ramène à l’ inédit xanthien. Généralement, on le sait, les distributions de blé excluaient les non-citoyens,101 comme il ressort notamment d’ exemples à Athènes.102 Force est de constater qu’ à 96 Hippokômè (TAM II 168a, l. 56–57): Μηνοφάνης Μηνοδώρου μέτοι|[κ]ος (δραχμὰς) ιε΄; l. 58–59: Διοσκουρίδης Μεγή|[νορ?]ος μέτοικος (δραχμὰς) κ΄; Patara (TAM II 432, l. 3–4): Ἐπαφρόδειτος | Εἰσιδώρου μέτοικος; Trysa (E. Petersen – F. von Luschan, op. cit. [n. 52], 11, n° 19i, l. 2): ΜΕΤΟΙΚΟΥΣ; Arykanda (I.Arykanda 71, l. 4): μετοικι[--]. 97 TAM II 283, l. 7–8: Ἑρμαΐσκος Ἀπολλωνίου Λαοδικεὺς | τὸν ἑαυτοῦ προστάτην; 389: Ἄνθουσα Ἀπολλωνίου | Λαοδίκισσα μετὰ προσ|στατῶν Κλέωνος καὶ | Σωσικλέους τῶν Κλέ|ωνος Διογένῃ Διογένου | Ἰοβατείῳ τῷ ἑατῆς ἀν[δ]ρὶ | ἥρωι. 98 C’ est-à-dire les «bénéficiaires des distributions de blé» ou les ayants droit, de toute évidence un groupe restreint de notables. Ce groupe, connu à Patara, à Tlos, à Oinoanda et à Boubon, est également attesté à Xanthos par un texte inédit, datable de la fin du IIe siècle p. C., en l’ honneur d’ un certain Μᾶρκος Αὐρήλιος Ἀθηναγόρας ὁ καὶ Κτησικλῆς, Xanthien, fils de Σέξτος Οὐηράνιος Πρεισκιανὸς Σωσικλῆς, tous deux inconnus, mais membres de la grande famille des Veranii. Le renseignement est tiré des lignes 20–21: σειτο|μετρουμένοις ἀνδ[ράσιν]. L’ état de mutilation de la pierre est tel dans cette section qu’ il faut malheureusement renoncer à tout contexte et à toute interprétation. Voir, provisoirement, P. Baker – G. Thériault, Anat. Ant. 10, 2002, 304. Les σειτομετρούμενοι ἄνδρες ont déjà fait couler beaucoup d’ encre: cf. A. Balland, FdX VII 211–221; M. Wörrle, op. cit. (n. 25), 123–131; P. Garnsey, Famine and Food Supply in the Graeco-Roman World, 1988, 262 s.; J. H. M. Strubbe, loc. cit. (n. 80), 114 s.; A. Lepke – Chr. Schuler – Kl. Zimmermann, loc. cit. (n. 56), 349 s. 99 Et non pas mille deniers comme l’ avait pensé A. Balland, FdX VII 211 s.: cf. M. Wörrle, op. cit. (n. 25), 128 s. 100 FdX VII n° 67, l. 36–40: ἔδωκεν | τῆι μὲν βουλῆι καὶ γερουσίαι [κ]αὶ τοῖς | σιτομετρουμένοις ἀνὰ χρ[υσο]ῦν α’ | τοῖς δὲ λοιποῖς πολείται[ς κ]αὶ μετοίκοις ἀνὰ (δραχμὰς) ι’. 101 Cf. H. Bolkestein, Wohltätigkeit und Armenpflege im vorchristlichen Altertum, 1939, 264 s.; L. Migeotte, Distributions de grain à Samos à la période hellénistique: le «pain gratuit» pour tous?, in M. Geerard (éd.), Mélanges offerts aux professeurs R. Bogaert et H. van Looy. Sacris erudiri. Jaarboek voor Godsdienstwetenschappen 31, 1989–1990, 305 (Choix d’ articles, I, 302). 102 Cf., sur cette question, J. Labarbe, La distribution de blé de 445–444 à Athènes et ses incidences démographiques, in H. J. Diesner et alii (éd.), Sozialökonomische Verhältnisse im alten Orient und im klassischen Altertum, Tagung der Sektion Alte Geschichte der Deutschen Historiker-Gesellschaft, 1961, 191–207; G. Nenci, Una ignorata revisione delle liste dei cittadini ateniesi nel 424–423 a. C., RFIC 92, 1964, 173–180.
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Xanthos, du moins à l’ époque d’ Apollônidès et sans doute dans le cadre exclusif d’ une telle distribution, πάροικοι et μέτοικοι constituaient des ayants droit, au même titre que les citoyens en bonne et due forme. Peut-on toutefois penser que la constitution d’ un fonds sitométrique par Apollônidès et la distribution de blé qui tenait compte des statuts favorisaient une catégorie au profit d’ une autre? En clair, les parts des πολεῖται, des πάροικοι et des μέτοικοι étaient-elles équivalentes? Le silence du texte impose pourtant d’ en rester à ces questions. e. Les διαγραφαί et le renflouement des revenus et des comptes publics et sacrés Aux lignes 15–17, le texte précise qu’ Apollônidès a, par le biais de διαγραφαί, renfloué l’ ensemble des revenus et, dans leur entier, les comptes politiques (publics) et sacrés. Le contexte dans lequel ces διαγραφαί ont été produites écarte vraisemblablement toute forme de listes ou de registres, acception pourtant assez usuelle du terme.103 Mais tel n’ est pas le cas ici. Ces lignes 15–17, d’ ailleurs délibérément insérées par le lapicide entre deux vacat pour en accentuer le caractère inséparable, forment en effet un tout indissociable. Ne pouvant donc être disjointes des dispositions suivantes relevant de la réorganisation et du redressement des revenus et des comptes publics et sacrés, ces διαγραφαί avaient nécessairement une connotation financière. Reste à voir de quelle nature exactement. Dans son acception la plus courante, la διαγραφή est liée à la pratique bancaire, aux paiements.104 Le terme peut avoir différentes significations. Dans les papyrus, il prend régulièrement le sens d’ ordre d’ encaissement exigé à un acheteur par le vendeur et adressé par ce dernier à la banque.105 Ailleurs, il peut avoir la valeur d’ une quittance bancaire, ainsi qu’ il apparaît dans les documents relatifs à Nikaréta de Thespies (223 a. C.), qui mit à la disposition des Orchoméniens des sommes considérables 103 En
effet, dans une loi hellénistique de Téos relative à l’ éducation des enfants – il est vrai très fragmentaire –, il a ce sens de «registre», CIG 3060, l. 19–20: οἱ ταμίαι οἱ ἐνεστη[κότες - - | - -] διαγραφὴν γράψαντες [- - - ]. Pour des registres militaires en Macédoine (ἐπὶ τὰς διαγραφάς), cf. SEG 49, 855, A, l. 23–24 et commentaires de P. O. Juhel, GRBS 51, 2011, 603. Le terme a visiblement la même acception (registre, liste) dans un fragment du poète comique athénien Diphilos, conservé par Athénée: Deipn., 8, 291–292: Οὐ γὰρ βαδίζω πρότερον ἂν μὴ δοκιμάσω τίς ἐσθ’ ὁ θύων ἢ πόθεν συνίσταται τὸ δεῖπνον ἢ κέκληκεν ἀνθρώπους τίνας. Ἔστιν δ’ ἁπάντων τῶν γενῶν μοι διαγραφή, εἰς ποῖα μισθοῦν ἢ φυλάττεσθαί με δεῖ. 104 Sur le lien entre la διαγραφή grecque et la perscriptio romaine, cf. J. Andreau, La vie financière dans le monde romain: les métiers de manieurs d’ argent (IVe siècle av. J.-C. – IIIe siècle ap. J.-C.), 1987, 573 s.; R. Martini, Perscriptio e diagraphè, MEP 9, 2006, 59–65. 105 Voir, entre autres, P. Drewes, loc. cit. (n. 29); R. Bogaert, op. cit. (n. 27), 57; R. S. Bag nall – R. Bogaert, AncSoc 6, 1975, 97 n. 35; R. Bogaert, AncSoc 29, 1998–1999, 49–145, notamment 55 s.; id., AncSoc 30, 2000, 135–269, avec notamment quelques exemples aux p. 203– 206; K. Geens, Financial Archives of Graeco-Roman Egypt, in K. Verboven et alii (éd.), Pistoi dia tèn technèn. Bankers, Loans and Archives in the Ancient World. Studies in Honour of Raymond Bogaert, 2008, 145 et 150.
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dont le remboursement fut notifié aux autorités concernées par διαγραφή.106 D’ après R. Bogaert, suivant sur ce point J. Hasebroek, le mot chez Polybe pourrait signifier «une notification de crédit» transmise par la banque au bénéficiaire d’ un paiement.107 Dans la loi d’ Éphèse sur l’ abolition des dettes de 85 a. C. (Syll3 742), le terme a manifestement le sens «d’ une forme de contrat de prêt, établi avec la collaboration de la banque».108 Il y est en outre mention de prêts maritimes, de billets, de gages, de différentes dettes hypothécaires et enfin de dettes relatives à des prêts (διαγραφαὶ καὶ ἐκχρήσεις) contractés, sans doute, par l’ intermédiaire d’ une banque.109 Mais l’ ensemble de ces significations convient peu à l’ action d’ Apollônidès. En quoi des notes justificatives ou attestations, émanant soit d’ un banquier, soit de son client, auraient pu permettre le redressement des finances xanthiennes? La solution est ailleurs. «S’ étant placé à la tête des fonds sacrés et publics» (l. 10), Apollônidès agit de façon à assurer une viabilité à long terme des finances publiques et sacrées, bienfait qui lui valut la reconnaissance de ses concitoyens. Or, διαγραφή prend aussi le sens d’«ordonnance», de «prescription», sans lien avec une institution bancaire, comme c’ est le cas dans les décrets contre les tyrans d’ Érésos,110 ou dans des règlements de vente de prêtrises.111 Dans ce dernier cas, la διαγραφή concerne les conditions et les spécifications prévues par la loi et auxquelles devaient se soumettre les acheteurs.112 À Kaunos, à l’ époque d’ Hadrien, elle se rapporte à la réglementation sur les tarifs douaniers et dut avoir une incidence sur les revenus que la cité espérait tirer de l’ ordonnance.113 C’ est en ce sens, nous semble-t-il, qu’ il faut chercher à comprendre l’ initiative d’ Apollônidès. Dans sa volonté de renflouer les finances de sa patrie, le Xanthien a rédigé plusieurs «prescriptions administratives» touchant différents domaines des finances publiques et destinées à assurer, par exemple, une perception plus efficace ou plus élevée des droits tarifaires et des redevances de toutes sortes (fermages, loyers divers, amendes, 106 IG VII 3172, face A, l. 138; C, l. 92. Cf. R. Bogaert, op. cit. (n. 27), 57; L. Migeotte, op. cit. (n. 51), 68 s. 107 Cf. J. Hasebroek, Hermes 55, 1920, 129; id., Klio 18, 1925, 377; R. Bogaert, op. cit. (n. 27), 57 s. 108 Cf. P. Drewes, loc. cit. (n. 29), 107 s.; R. Bogaert, op. cit. (n. 27), 58. 109 I.Ephesos 8, l. 48–52: προελθόντες δὲ εἰς τὸν δῆμον καὶ οἱ δεδανεικότες !κατὰ" τὰ συμβόλαια τά τε ναυτικὰ καὶ κατὰ χειρό|γραφα καὶ κατὰ παραθήκας καὶ ὑποθήκας καὶ ἐπιθήκας καὶ κατὰ ὠνὰς καὶ ὁμολογί|[α]ς καὶ διαγραφὰς καὶ ἐκχρήσεις πάντες ἀσμένως καὶ ἑκουσίως συνκαταθέμε|[νοι] τῶι δήμωι, ἀπέλυσαν τοὺς χρεοφιλέτας τῶν ὀφειλημάτων. À ce sujet, voir A. V. Walser, op. cit. (n. 94), 119. 110 IG XII 2, 526a, l. 34–35: [ο]ἰ πρὸς Ἀλέξανδρον ἀποστάλεντες καὶ Ἀλέ|ξανδρος τὰν διαγράφαν ἀπέπεμψε; voir aussi d, l. 10, 13, 23, 25 et 32–33. En dernier lieu, voir A. Bencivenni, Simblos 5, 2008, 198 s. 111 Cf. ainsi, concernant la prêtrise de différentes divinités, D. Bosnakis – K. Hallof, loc. cit. (n. 32), 219–272; à propos de la prêtrise de la Mère Phrygienne, H.-U. Wiemer – D. Kah, loc. cit. (n. 32), 1–54. Cf. de même Denys d’ Halicarnasse, Ant. rom., 3, 36, 4: οἵ τε νόμοι καὶ αἱ περὶ τῶν ἱερῶν διαγραφαί. 112 Cf. H.-U. Wiemer, Chiron 33, 2003, 268 s. 113 Chr. Marek, I.Kaunos 35 A, l. 8, avec commentaires, 191 s.
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etc.). N’ oublions pas qu’ Apollônidès a présenté ses prescriptions sous forme de propositions à l’ assemblée du peuple (εἰσενένκαντα δὲ καὶ διαγραφάς), car c’ est bien le sens d’εἰσφέρω,114 et qu’ il a également été honoré (l. 20) parce qu’ il avait «dit et agi» au meilleur des intérêts du peuple. L’ emploi de λέγοντα réfère de toute évidence à ses prises de parole, discours, propositions, devant ses concitoyens. En tout état de cause, le succès de l’ exercice dut reposer sur une réduction significative des dépenses récurrentes (fêtes, constructions, entretien, rémunérations, allocations, etc.) et certaines διαγραφαί durent par conséquent avoir une telle portée. Un fait demeure, ces διαγραφαί sont indissociables du redressement économique des finances xanthiennes. Que les concitoyens d’ Apollônidès aient jugé bon de les inscrire parmi ses bienfaits montre enfin l’ importance de leur rôle dans l’ assainissement des revenus et dépenses. 3. La lyciarchie (l. 18–19) Il reste à aborder la lyciarchie d’ Apollônidès, magistrature annuelle qu’ il occupa dans un souci de concorde – ὁμόνοια –, d’ harmonie au sein de la Confédération, que le texte évoque aux l. 18–19 en soulignant son comportement par une série d’ adverbes (καὶ ἀναστραφέντα καθαρῶς καὶ φιλαγάθως καὶ μεισοπονήρως). Notons au passage que le terme ὁμόνοια est peu attesté en Lycie et ne figure que dans quelques textes.115 Se pose d’ abord un problème de formulation. Après l’ accusatif ἐνιαυτόν, sans préposition, qui a une valeur temporelle, c’ est-à-dire celle de l’ année de la lyciarchie d’ Apollônidès, le sens de l’ énoncé ἐφ᾿ ὁμονοίᾳ intrigue quelque peu. La préposition ἐπί suivie du datif se traduit par «à» ou par «pour». Mais qu’ entendrait-on précisément par «année pour la concorde du peuple des Lyciens»? Car l’ emploi de ce terme n’ est pas sans faire penser à une situation qui aurait pu être critique et aurait nécessité des actions pour rétablir la concorde. Faut-il comprendre qu’ Apollônidès avait ramené l’ unité au sein de l’ organisation? En ce cas, une formule plus élaborée, telle 114 Sur εἰσφέρειν ψήφισμα, cf. les exemples rassemblés par L. Robert, Le sanctuaire de Sinuri, 1945, 32 s., avec les notes. 115 À Xanthos même, d’ abord dans le décret de basse époque hellénistique en l’ honneur du juge xanthien honoré par Angeira, en Pisidie orientale: J. Bousquet – Ph. Gauthier, REG 106, 1993, 12, l. 9 (εἰς ὁμόνοιαν ἀποκαθιστὰς τὸ πολίτευμα, SEG 43, 986) et dans une inscription fragmentaire d’ époque impériale publiée récemment: N. Tüner Önen, Cedrus 2, 2014, 314– 317 ([- - - Ξανθίων | τὴν πόλιν τὴν | τοῦ Λυκίων ἔθν|ους μ]ητρόπολιν | ἐπὶ τῇ διηνεκεῖ | ὁμονοίᾳ); puis dans la dédicace d’ une base de statue du peuple des Oinoandiens offerte par la cité de Tlos à l’ époque sévérienne: D. Rousset, op. cit. (n. 48), 153 (cf. 111–113), nº 7, l. 9 (Τλωέων τῆς λαμ|προτάτης πόλεως | μητροπόλεως τοῦ | Λυκίων ἔθνους ὁ δῆ|[μ]ος Οἰνοανδέων | τῆς λαμπροτάτης | πόλεως τὸν συνγε|νῆ δῆμον ἐπὶ τῆι διη|νεκεῖ ὁμονοίᾳ κτλ., SEG 57, 1668); on le retrouve enfin, toujours sous l’ Empire, à Tlos, aux Ier–IIe p. C.: TAM II 555 (Ξανθίων ἡ | πόλις ἡ τοῦ | Λυκίων | ἔθνους μητ[ρό]|πολις | Τλωέων τὸν | δῆμον τὸν | συνγενῆ ἐπὶ | τῇ διηνεκεῖ | ὁμονοίᾳ) et à Sidyma, sous le règne de Commode: TAM II 174, Da, l. 11–12 (ἐν παντὶ καιρῷ ἑνότη|τος καὶ ὁμονοίας).
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que ἐνιαυτὸν ἐφ᾿ οὗ εἰς τὴν ὁμόνοιαν ἀποκατέστησεν [ou κατέστησεν] τὸ ἔθνος, vel sim, aurait été plus claire.116 Doit-on plutôt y voir l’ année durant laquelle il aurait été spécialement choisi pour ramener la concorde au sein du peuple des Lyciens? Cette fois, la formulation aurait pu se lire comme suit: ἐνιαυτὸν ἐπὶ ἀποκαταστῆσαι [ou καταστῆσαι] εἰς τὴν ὁμόνοιαν τὸ ἔθνος, vel sim. Plus simplement, s’ agit-il ici de souligner le soin qu’ appliqua Apollônidès, durant toute la durée de son mandat, à maintenir la concorde, la bonne entente au sein de la Confédération? Toute déconcertante que soit la concision de la formule, qui ne permet pas de déterminer s’ il était spécialement mandaté ou non pour quelque affaire que ce soit, Apollônidès a de toute évidence été aux premières loges de l’ établissement, du rétablissement ou du maintien de la concorde au sein du κοινόν par le simple fait qu’ il était lyciarque. Nous traduisons l’ expression par la périphrase «il occupa la fonction de lyciarque durant une année avec le souci de préserver la concorde au sein du peuple des Lyciens». On se rappellera les conclusions de J. Bousquet et Ph. Gauthier selon lesquelles «la seconde moitié du IIe siècle a. C. a dû être pour la Lycie une période heureuse […] de calme, où l’ on [pouvait] s’ occuper d’ isopolitie avec Myra, organiser des Rhomaia, exploiter les montagnes revenues à la paix» et durant laquelle «les institutions paraissent stables, les fortunes reconstituées, les cultes florissants sous la protection de Rome».117 Il appert que cette période de prospérité et de calme demeurait sans doute précaire, fragile aux yeux de plusieurs. Nous ne savons que très peu de cette période, mais, à bien y réfléchir et compte tenu des troubles qui avaient tant occupé les cités lyciennes dans la première moitié du IIe siècle, rien n’ empêche de penser que celles-ci aient pu être divisées sur les mesures à prendre pour remédier à ces problèmes, d’ où la nécessité d’ œuvrer sans cesse en faveur de l’ὁμόνοια et d’ honorer un lyciarque qui s’ était efforcé de la préserver pendant son mandat. Selon notre datation, le texte constitue l’ un des deux plus anciens témoignages du titre de lyciarque. L’ autre document est une inscription honorifique de Patara, récemment publiée et datée par ses éditeurs des IIe–Ier s. a. C., dans laquelle sont retracés les hauts faits d’ un personnage honoré tantôt par ses concitoyens pour les charges exercées au sein du Conseil de la cité, tantôt par le κοινόν lycien «après avoir été lyciarque et hipparque des Lyciens, prêtre de Rome de la Confédération lycienne et stratège des Lyciens».118 Les éditeurs du décret n’ ont pas manqué de rappeler que, jusqu’ alors, les charges de stratège et de lyciarque n’ avaient jamais été mentionnées simultanément dans la documentation conservée, de sorte que depuis les travaux de 116 E. g., en Thessalie (IG IX 2, 1100a, l. 14): καὶ εἰς ὁμόνοιαν καταστ[ῆναι τὰς πόλεις]; à Kaunos (I.Kaunos 17, l. 11): τοὺς δὲ διαφερομένους τῶν πολιτῶν εἰς ὁμόνοιαν κατέστησαν. 117 J. Bousquet – Ph. Gauthier, loc. cit. (n. 41), 361. 118 A. Lepke – Chr. Schuler – Kl. Zimmermann, loc. cit. (n. 56), 301–307; l. 6–9: καὶ λυκιαρχήσαντα καὶ ἱππα[ρχήσαν|τα Λυκίων] τοῦ κοινοῦ καὶ ἱερατεύσαντα Ῥώμ[ης | Λυκίων τοῦ κοιν]οῦ καὶ στρατηγήσαντα Λυκίω[ν - - | ca. 5 καὶ] τι[μ]ηθέντα ὑπὸ τοῦ κοινοῦ τῶν Λυκίω[ν].
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J. A. O. Larsen sur cette question, on a supposé que, à l’ instar d’ autres organisations fédérales hellénistiques, le κοινόν lycien avait d’ abord été dirigé par un stratège, avant que la lyciarchie ou le titre de lyciarque soient plus tard introduits.119 Comme l’ ont bien vu les éditeurs du texte pataréen, l’ inscription de Patara ne résout pas entièrement la question, mais on peut de moins en moins exclure la possibilité que la Confédération ait été dirigée, dès ses débuts, par un lyciarque, comme le précisait Artémidôros d’ Éphèse, d’ après Strabon.120 Les aléas de la documentation expliquent peut-être ce peu d’ occurences de lyciarques hellénistiques.121 Quoi qu’ il en fût, le nouveau texte xanthien et sa datation invitent à la même conclusion: l’ hypostratégie d’ Apollônidès (l. 7) confirme la charge de stratège et l’ existence simultanée de la lyciarchie et de la stratégie au IIe s. a. C. 4. La fin du texte (l. 20–24) La fin du texte (l. 20–24) évoque surtout, à une exception près, des formules d’ usage. S’ en démarque toutefois cette mention de pleine autorité, de plein pouvoir dans l’ intérêt de la cité (αὐθεντοῦντα ὑπὲρ τῆς πόλεως [l. 21]). Le verbe αὐθεντέω ne paraît pas attesté dans les sources épigraphiques, où ne se rencontrent occasionnellement, dans des inscriptions d’ époque impériale, que les noms dérivés αὐθέντης et αὐθεντεία.122 Le sens d’αὐθέντης n’ est pas sans intérêt. Dans son acception la plus ancienne, le mot eut le sens exclusif de «meurtrier».123 La basse époque hellénistique le vit cependant évoluer: ainsi chez Polybe (22, 14, 2), l’αὐθέντης est désormais le «responsable, l’ auteur d’ une action», d’ où le sens de «maître», acception la plus courante à la période impériale.124 Considéré sous cet aspect, le sens d’αὐθεντέω, «avoir pleine autorité», ne soulève aucune difficulté dans le texte xanthien. Mais à savoir s’ il faut entendre l’ expression dans un sens technique, voire légal, ou bien purement moral comme peut le laisser entendre le style du texte, nous ne saurions dire. Quoi qu’ il en fût, Apollônidès jouissait d’ un ascendant important sur ses concitoyens.
119 J. A. O. Larsen, loc. cit. (n. 56), 251 s. Voir également Sh. Jameson, ANRW II, 7, 2, 1980,
835 s.; D. Reitzenstein, op. cit. (n. 69), 28. 120 A. Lepke – Chr. Schuler – Kl. Zimmermann, loc. cit. (n. 56), 307. Strabon, 14, 3, 3: ἐν δὲ τῷ συνεδρίῳ πρῶτον μὲν Λυκιάρχης αἱρεῖται, εἶτ’ ἄλλαι ἀρχαὶ αἱ τοῦ συστήματος. 121 A. Lepke – Chr. Schuler – Kl. Zimmermann, loc. cit. (n. 56), 307. 122 Αὐθέντης: e. g. H. Engelmann – D. Knibbe, EA 14, 1989, 10–31, l. 109 (12 a. C.) et 123 (5 p. C.) [SEG 39, 1180; Éphèse]; αὐθεντεία: IosPE I2, 405, l. 5 (époque impériale; Chersonnèse); SEG 18, 740, b.1, l. 7 (époque impériale; Cyrène). 123 Voir L. Gernet, Αὐθέντης, REG 22, 1909, 13–32. 124 Cf. A. Dihle, Αὐθέντης, Glotta 39, 1960, 77–83; D. Kovacs, GRBS 23, 1982, 36 s.; P. Chantraine, Dictionnaire étymologique de la langue grecque2, 1999, s. v. αὐθέντης.
Xanthos et la Lycie à la basse époque hellénistique 329
5. Le style Il paraît difficile de ne pas consacrer la dernière partie de ce commentaire au style de l’ inscription, ampoulé et redondant, un style auquel L. Robert avait consacré d’ excellentes pages s’ accordant ici avec la datation que nous proposons, et qui se manifeste en tout premier lieu par une profusion d’ adverbes, dont certains inusités. Ὁσίως et μεγαλομερῶς (l. 6–7) sont fréquents dans l’ épigraphie. À Xanthos, seul le premier est attesté, dans le décret du IIe a. C. en l’ honneur du juge xanthien honoré par Angeira, ville de Pisidie orientale.125 Dans le reste de la Lycie, on les rencontre principalement à la période impériale.126 Il en va autrement de θεοπρεπῶς, fréquent dans la littérature mais rarissime dans les sources épigraphiques où on ne le retrouve guère, sauf erreur, que dans deux inscriptions, l’ une du Péloponnèse, à Messène, l’ autre de Pisidie centrale, à Kremna.127 Les lignes 8 et 19 comportent καθαρῶς et μεισοπονήρως (μισοπονήρως), associés une fois (l. 19) à φιλαγάθως, «avec la haine du mal et l’ amour du bien». Le premier est pour ainsi dire peu diffusé à l’ échelle du monde grec; en Lycie, on le retrouve au moins à Pinara, à Tlos, à Arykanda et à Trysa, dans des textes de basse époque hellénistique ou du début de la période impériale.128 Quant aux deux autres, L. Robert en avait commenté l’ emploi dans un texte éphésien pour le gymnasiarque Diodôros (I.Ephesos 6 [IIe siècle a. C.]).129 De ce couple d’ adverbes, le second est fréquent à Xanthos même et en Lycie et à toutes les époques;130 mais le premier, absent dans la région, paraît exclusif à la basse époque hellénistique, du moins dans la documentation épigraphique.131 Une section du commentaire de L. Robert lui était consacrée. Il est à noter que, à l’ exception d’ὁσίως et de φιλαγάθως, connus dans le même texte xanthien du IIe siècle, aucun de ces adverbes n’ était jusqu’ à présent attesté à Xanthos. Au surplus, l’ inscription apporte quelques nouveautés, toutes commentées dans les notes critiques. À la l. 10, on l’ a vu, la formule προϊστάναι τῶν ἱερῶν καὶ δημοσίων 125 J. Bousquet –
Ph. Gauthier, loc. cit. (n. 115), 12, l. 8. e. g., à Tlos (TAM II 213, l. 3 [période impériale]), à Idebessos (TAM II 834, l. 6 [Ier–IIe p. C.]) et à Rhodiapolis (TAM II 914, l. 5 [période impériale]). Μεγαλομερῶς: ainsi à Tlos (TAM II 582, l. 12–13 [avant 100 a. C.]; 583, l. 11 [42 a. C. ou peu après]), à Kandyba (TAM II 751, l. 9 [début Ier p. C.]) et à Arykanda (I.Arykanda 35, l. 5; 36, l. 7–8; 61, l. 1–2 [début de la période impériale]). 127 Messène: IG V 1, 1390, l. 3 (92–91 a. C.); Kremna: I.Central Pisidia 31, l. 6 (ca. 1–50 p. C.). 128 Pinara: TAM II 508, l. 25 (début ou moitié du Ier a. C.); Tlos: TAM II 583, l. 4 (42 a. C. ou peu après); Arykanda: I.Arykanda 36, l. 5–6 (début de la période impériale); Trysa: texte cité supra, SEG 56, 1271 (basse époque hell.). 129 RPh 93, 1967, 12 s. (OMS V 352). 130 Xanthos: J. Bousquet – Ph. Gauthier, loc. cit. (n. 41), 12, l. 12 (IIe a. C.); Lycie: e. g., à Hippokômè (TAM II 168, l. 14–15 [IIe–Ier a. C.]) et à Lydai (TAM II 139, l. 5 [IIe p. C.]). 131 C’ est en tout cas ce qui ressort de tous les exemples, 20 au total, répertoriés dans la base de données épigraphiques du Packard Humanities Institute. E. g.: I.Mylasa 102, l. 13–14 (IIe–Ier a. C.); 118, l. 7–8 (époque hellénistique); G. Dagron – D. Feissel, Inscriptions de Cilicie, 1987, n° 70, l. 5 (IIe a. C.). 126 Ὁσίως:
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Patrick Baker – Gaétan Thériault
n’ offre aucun parallèle exact. À la ligne 12, l’ adjectif σειτομετρικός est un hapax. La formule ἐ[κ]πληρώσαντα | πᾶσαν πρόσοδον καὶ πάντα λόγον πολειτικὸν τε καὶ | ἱερόν est dépourvue de parallèles (l. 15–17), cependant que l’ énoncé ἐφ᾿ ὁμονοίᾳ (l. 18), de compréhension malaisée, intrigue quelque peu. Largement attestée ailleurs, la formule λέγων καὶ πράσσων (l. 20) paraît unique dans la région. Quant au verbe αὐθεντέω (l. 21), on n’ en connaît guère d’ autres attestations dans les sources épigraphiques. Nous l’ avons dit, cette phraséologie verbeuse, typique de la basse époque hellénistique, a maintes fois retenu l’ attention de M. Holleaux et, après lui, de L. Robert. En 1960, celui-ci écrivait à ce propos: «De plus en plus l’ évolution de la société enlève les affaires des cités à l’ action souveraine de l’ assemblée du peuple et de la démocratie et les met aux mains d’ une minorité, plus ou moins héréditaire, de notables, qui assurent de leur fortune bien des services essentiels de l’ État et reçoivent en retour des honneurs de plus en plus nombreux et éclatants. Cette nouvelle aristocratie des cités possède une éducation soignée, elle honore et cultive la παιδεία; la rhétorique prend de plus en plus de place dans la formation de la jeunesse et des élites; aussi le ‹secrétaire›, haut personnage qui rédige les décrets et les lettres, les écrit-il au goût rhétorique du jour. Cette évolution se poursuit sous l’ Empire».132 Quelques années plus tard, en 1967, à propos de l’ inscription d’ Éphèse en l’ honneur du gymnasiarque Diodôros, le savant poursuivait sa réflexion, multipliant les exemples et les parallèles.133 Ces observations s’ appliquent de toute évidence au nouveau texte xanthien. La carrière d’ Apollônidès n’ est pas vide de tout mérite, loin s’ en faut, mais le rédacteur du texte a eu le talent d’ auréoler ses hauts faits d’ un vocabulaire rhétorique, répétant là tel adverbe, usant de formules nouvelles, de mots rares, sans doute «au goût rhétorique du jour», comme l’ écrivait L. Robert. On ne pourra manquer d’ en rapprocher à plusieurs égards cette inscription de Tlos, datée d’ avant 100 a. C., en l’ honneur d’ un évergète anonyme, honoré pour avoir vaillamment (ἐπάνδρως) «combattu dans des guerres», s’ être illustré de différentes façons auprès de ses concitoyens et des Lyciens et avoir «sauvegardé les lois et la démocratie ancestrale». Le document se termine en évoquant et qualifiant sa prêtrise à vie de Zeus Sabazios et l’ ensemble de son action politique, en ces termes: «étant prêtre à vie de Sabazios πρὸ πόλεως, avec amour de l’ honneur (φιλοδόξως) et magnifiquement (μεγαλομερῶς), et s’ étant comporté, dans l’ ensemble de son action politique, avec persévérance (κακοπαθῶς), succès (ἐπιτυχῶς) et justice (δικαίως)».134 Comme nous l’ avons indiqué ailleurs, l’ adverbe ἐπάνδρως ou 132 L.
Robert, REA 1960, 325 s. (OMS II 841 s.). Robert, RPh 93, 1967, 11–14 (OMS V 351–354). 134 TAM II 582, l. 3–15: πολλὰ τῶν | συμφερόντων καὶ τὰ μέγιστα | [π]ρὸς δόξαν κατεργασμένον | [τ]ῶι δήμωι καὶ τῶι Λυκίων ἔθνει | [κ]αὶ ἐν τοῖς πολέμοις ἐπάνδρως | ἀγωνισάμενον καὶ ἀριστεύσαν|τα καὶ διατηρήσαντα τούς τε νό|μους καὶ τὴν πάτριον δημοκρατί|αν καὶ ἱερατεύοντα διὰ βίου πρὸ πό|λεως Σαβάζου φιλοδόξως καὶ με|γαλομερῶς καὶ ἐν πάσῃ τῆι πολει|τείᾳ καὶ κακοπαθῶς καὶ ἐπιτυχῶς | καὶ δικαίως ἀναστρεφόμενον. Sur le rapprochement possible entre ces hauts faits et les événements relatés dans le décret d’ Araxa à propos de la vaine tentative d’ Eudémos d’ établir la tyrannie à Tlos, cf. J. et L. Robert, BE 1950, 133 L.
Xanthos et la Lycie à la basse époque hellénistique 331
l’ adjectif apparenté semblent aussi être concentrés à la basse époque hellénistique.135 Quant aux autres, trois d’ entre eux sont usités, mais l’ inscription contient sans doute la seule attestation épigraphique de l’ adverbe κακοπαθῶς.136 On retrouve, tant à Tlos qu’ à Xanthos, une phraséologie morale et politique, une langue et un style qui témoignent d’ une profonde hellénisation de la Lycie au IIe siècle. Ces textes, comme tant d’ autres, relèvent d’ un souci rhétorique issu, pour reprendre à nouveau les mots de J. et L. Robert, «du style le plus courant des bureaux hellénistiques», prouvant, «par [ces] exemple[s] pris à [de] petite[s] ville[s] de Lycie, l’ unité et la diffusion universelle de la langue et du style administratifs et historiques développés à l’ époque hellénistique».137 Département des sciences historiques Université Laval Pavillon Charles-de-Koninck Local 5309 1030, av. des Sciences-Humaines, Québec (QC) Canada G1V 0A6 [email protected]
Université du Québec à Montréal Case postale 8888, Succursale Centre-Ville Montréal (QC) Canada H3C 3P8 [email protected]
183 (192 s.); L. Moretti, RFIC 78, 1950, 331; M. Zimmermann, loc. cit. (n. 48), 128 n. 99; D. Rousset, op. cit. (n. 48), 98, plus prudent. Sur cette datation ainsi revue vers le haut, voir P. Baker – G. Thériault, loc. cit. (n. 4), 338, n. 20. 135 Ibid., 337 s. 136 Il va de soi que le terme n’ a pas, dans ce contexte précis, le sens de «misérablement» ou de «malheureux»; cf. J. et L. Robert, BE 1955, 134. On signalera en outre que le décret d’ Araxa contient deux fois, dans son sens le plus commun cette fois, le substantif κακοπαθία, tout aussi exceptionnel en Lycie (SEG 18, 570, l. 11 et 23–24). 137 J. et L. Robert, BE 1950, 183 (186), à propos du décret d’ Araxa.
PATRICE HAMON
Tout l’ or et l’ argent de Téos: au sujet d’ une nouvelle édition des décrets sur les pirates et l’ emprunt pour la libération des otages Parmi les cités d’ Ionie, à l’ époque hellénistique, Téos se distingue par plusieurs traits originaux: son lien fort et durable avec sa colonie d’ Abdère, la mémoire du poète Anacréon, le temple de Dionysos édifié par Hermogène, l’ accueil en résidence offert à l’ association des Technites dionysiaques, et surtout une épigraphie riche, surprenante, à nulle autre pareille. Les découvertes fortuites à Sığacık et aux environs, puis les fouilles intermittentes depuis les années 1920, ont livré des inscriptions toutes plus dignes d’ intérêt les unes que les autres. Outre les antiques ‹imprécations des Téiens›, qui remontent au Ve s., mentionnons pour rappel les lettres d’ Antigone le Borgne relatives au projet de synœcisme entre Téos et sa voisine Lébédos; la convention de sympolitie avec la bourgade de Kyrbissos dans les hauteurs du Kızıldağ; les longs décrets honorant pour leurs bienfaits Antiochos III, son épouse Laodice et ses Amis; l’ ensemble de décrets de cités étrangères, crétoises pour la plupart, reconnaissant l’ asylie du sanctuaire de Dionysos; la fondation de Polythrous pour le financement du salaire des maîtres d’ école; etc.1 Associées les unes aux autres, ces inscriptions (et de Mes remerciements chaleureux s’ adressent à L. Meier (Heidelberg), qui m’ a transmis ses clichés de la pierre étudiée ci-après, ainsi qu’ à Chr. Schuler (Munich), qui a réexaminé les estampages et m’ a adressé un grand nombre de remarques et d’ objections constructives. J’ ai considérablement profité de mes échanges avec trois autres interlocuteurs: L. Migeotte (Québec), M. Wörrle (Munich) et D. Rousset (Paris). Ce dernier m’ a invité à présenter ce travail dans son séminaire de l’ EPHE. Ph. Kinns (Londres), qui est l’ auteur d’ une thèse inédite sur les monnayages d’ Ionie, a aimablement répondu à mes questions. Je suis seul responsable des hypothèses émises ci-après et des erreurs ou contradictions qu’ elles pourraient comporter. 1 La plupart de ces documents seront invoqués ci-après à titre de parallèle. 1) Teiorum Dirae (ca 470–450 a. C.): R. Meiggs – D. Lewis, A Selection of Greek Historical Inscriptions, 19882, 30 (également C. Vessella dans: Cl. Antonetti – St. De Vido [a cura di], Iscrizioni greche. Un’ antologia, 2017, Nr. 15), et P. Herrmann, Teos und Abdera im 5. Jahrhundert v. Chr., Chiron 11 (1981), 1–30 (SEG 31, 985; cf. SEG 41, 1001); 2) Lettres d’ Antigone (306–302 a. C.): C. B. Welles, Royal Correspondence in the Hellenistic Period, 1934, nos 3–4 (cf. A. Bencivenni, Progetti di riforme costituzionali, 2001, 169–201); 3) Convention Téos-Kyrbissos (IIIe s. a. C.): L. et J. Robert, Une inscription grecque de Téos en Ionie: l’ union de Téos et de Kyrbissos, JSav 1976, 153–235 (= OMS VII, 297–379; SEG 26, 1306); 4) Lettres et décrets pour Antiochos III (203 ou 197/6 a. C. [?]): P. Herrmann, Antiochos der Grosse und Teos, Anadolu
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Patrice Hamon
rares textes littéraires) laissent entrevoir le petit monde des Téiens: leur ville enceinte, avec ses tours et les gardiens aux portes;2 les deux ports, ouverts au Nord et au Sud; l’ agora, le bâtiment du Conseil, le théâtre et les autres monuments urbains; les dieux, Dionysos en tête, leurs sanctuaires et les prêtres et prêtresses vêtus de blanc; le ‹livre sacré› des fêtes, les chants et les danses des garçons et filles, les courses au flambeau, les banquets des symmories et des thiases;3 le pédotribe, le professeur de lettres, les élèves studieux lors des examens et les éphèbes en chlamyde; les jeunes mariées à la fontaine; les citoyens en garnison à la frontière du territoire, avec leurs chiens de garde; les magistrats de tout rang, timouques, stratèges et trésoriers, mais aussi les chorèges et les riches auteurs de fondations; le peuple laborieux des champs et des forêts, les récoltes de fruits, les bœufs de labour, les métiers de la laine, les porchers et les charbonniers, libres et esclaves.4 La dernière trouvaille épigraphique à avoir fait sensation est un dossier relatif à un raid de pirates, publié par S. Şahin en 1994,5 puis analysé par Ph. Gauthier et par d’ autres savants.6 Gravée sur une pierre complète en hauteur, longue de 102 lignes, cette pièce de choix avait tout pour exciter la curiosité des historiens et faire courir l’ imagination. Mais l’ inscription, trouvée en remploi à Seferihisar, effacée et même illisible dans sa partie supérieure et sur les côtés, posait des problèmes plus épineux les uns que les autres. On comprenait, d’ après plusieurs passages, que des πειραταί avaient débarqué sur le territoire téien, qu’ ils avaient fait des prisonniers et qu’ ils exigeaient 9 (1965), 29–159 (SEG 41, 1003–1005; J. Ma, Antiochos III and the Cities of Western Asia Minor, 1999, 308–321); 5) Décrets d’ asylie (ca 203 – ca 150 a. C.): K. J. Rigsby, Asylia: Territorial Inviolability in the Hellenistic World, 1996, 280–325; 6) Fondation de Polythrous (début [?] du IIe s. a. C.): Syll.3 578 (cf. L. Migeotte, Les finances des cités grecques, 2014, 187–190). Parmi les études les plus marquantes sur Téos, on signalera le chapitre de L. Robert, Études anatoliennes, 1937, 9–44. Sur les Technites à Téos, voir Br. Le Guen, Les associations de technites dionysiaques à l’ époque hellénistique I, 2001, 202–265, et J. Ma, A Horse from Teos, dans: P. Wilson (éd.), The Greek Theatre and Festivals. Documentary Studies, 2007, 215–245. 2 Énée le Tacticien, Poliorcétique, xviii, 13–19; F. G. Maier, Griechische Mauerinschriften I, 1959, 216–223, nos 62–68. 3 Th. Boulay, Les «groupes de référence» au sein du corps civique de Téos, dans: P. Fröhlich – P. Hamon (éd.), Groupes et associations dans les cités grecques, 2013, 251–275. 4 Sur les ressources du territoire téien, on se reportera aux pages suggestives de L. et J. Robert, JSav 1976, 175–188 (= OMS VII 319–332) rééditant et commentant l’ inscription SEG 2, 579 (fin du IVe s.). Le même texte est repris et commenté par Chr. Chandezon, L’ élevage en Grèce, 2003, 205–212, no 53. Sur le paysage téien, voir également J. Ma, o. c. (n. 1), 215–220. 5 S. Şahin, Piratenüberfall auf Teos. Volksbeschluss über die Finanzierung der Erpressungsgelder, EA 23 (1994), 1–36, avec des photographies d’ estampage de bonne qualité (pl. 1–3). 6 Ph. Gauthier, BE 1996, 353 (dont les suggestions, inspirées en partie d’ échanges avec L. Migeotte, ont été reprises pour la plupart par H. W. Pleket dans SEG 44, 949). Le texte a par ailleurs été traduit et brièvement commenté par S. Bussi, Attaco di pirati a Teos ellenistica, Studi Ellenistici XII (1999), 159–171, par R. Merkelbach, Der Überfall der Piraten auf Teos, EA 32 (2000), 101–114, et par J. Vélissaropoulos-Karakostas, Droit grec d’ Alexandre à Auguste (323 av. J.-C. – 14 ap. J.-C.): personnes – biens – justice, II, Meletemata 66, 2011, 430–433.
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une forte rançon pour les libérer. La communauté de Téos, ordonnée et prospère, était soudain aux abois. L’ Assemblée se réunit en urgence, par deux fois au moins (puisque la pierre porte deux décrets: I et II), et prit des décisions extraordinaires, mais difficiles à cerner. Pour obtenir la libération des otages, on décida de lever un emprunt par souscriptions, contre une promesse de remboursement et de versement d’ intérêts calculés au taux de 10 % (τόκων δεκάτων).7 Il semblerait par ailleurs que les habitants furent contraints de déclarer leur fortune mobilière et d’ en mettre tout ou partie à la disposition de la cité. Au bas de la pierre commence une liste (III), qui enregistre les sommes prêtées dans l’ urgence. Pour le reste, tout ou presque dans cette inscription insaisissable prêtait à discussion. La date elle-même était imprécise. S. Şahin avait proposé de la situer dans la seconde moitié, voire dans le dernier quart, du IIIe s. a. C., en établissant un rapport entre ce raid spectaculaire et les efforts déployés par Téos, vers la fin du siècle, pour obtenir la reconnaissance de l’ asylie du sanctuaire de Dionysos et de tout son territoire.8 Mais Téos réserve des surprises à qui sait attendre. Tout récemment, L. Meier a eu accès à l’ inscription, conservée dans le dépôt de fouille à Sığacık, et a procédé, avec la collaboration de Chr. Schuler, à une relecture patiente et fructueuse. Il vient d’ offrir, dans le dernier volume de Chiron, une réédition minutieuse, accompagnée d’ un commentaire riche et approfondi.9 Outre les progrès décisifs dans le déchiffrement, les apports de cette réédition sont fort nombreux. L’ un d’ eux concerne le support: la pierre n’ est pas une stèle indépendante à proprement parler, mais un orthostate étiré en hauteur (h. 162,5 cm; larg. 55,5 cm), comme le prouve l’ observation du lit d’ attente et des faces de joint. L’ inscription, dont on n’ a ni le début ni la fin, devait commencer sur une plaque adjacente à gauche et se prolonger sur une autre plaque à droite: l’ ensemble constituait un véritable monument – lieu de mémoire de l’ événement dramatique vécu par les Téiens. Beaucoup plus intéressants encore sont les éléments nouveaux sur la date du dossier. L. Meier a découvert que le décret I était gravé dans le style stoichèdon, ce qui, dans l’ épigraphie de l’ Asie Mineure, ne permet guère de descendre au-delà du premier tiers du IIIe s. Le décret II se rapproche quant à lui, à la fois par la paléographie et par le formulaire, d’ une autre inscription remarquable, jusqu’ ici datée de façon approximative du cours du IIIe s.: la convention par laquelle les Téiens absorbèrent la communauté de Kyrbissos et décidèrent d’ y poster une 7 Cette façon de combiner le recours à l’ emprunt et la souscription n’ est pas courant: voir la liste d’ exemples réunie par L. Migeotte, L’ emprunt public dans les cités grecques, 1984, 366– 369. Parmi eux, les emprunts forcés sont peu nombreux et plutôt caractéristiques des régimes autoritaires, en particulier des tyrannies. Comme l’ a bien montré le même L. Migeotte, Les souscriptions publiques dans les cités grecques, 1992, part. 346–348, la souscription par appel aux volontaires n’ est guère employée dans des situations de grande urgence, sauf à Athènes au IVe s., où elle peut du reste se combiner avec d’ autres décisions, telles que la levée d’ une εἰσφορά. 8 Voir K. J. Rigsby, o. c. (n. 1). La date a été acceptée par la plupart des commentateurs. 9 L. Meier, Der sogenannte Piratenüberfall auf Teos und die Diadochen: Eine Neuedition der Inschrift SEG 44, 949, Chiron 47 (2017), 115–188.
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garnison permanente de citoyens.10 Il faut donc remonter la date des décrets sur les pirates de plusieurs décennies. Or L. Meier a déchiffré en partie les considérants du décret II, jusqu’ ici impénétrables: ἐπ[ειδὴ - - - - πρ]ὸς βασιλέα [Δημή]τριον καὶ τοὺς σ[υμμάχους - - - κ]ατὰ τ[ὸ ψή]φ[ι]σμα τοῦ δήμο[υ τ]άλαντα ἀργυρίου Ἀλ[εξανδρείου (nombre)]. Cette lecture confirme que nous sommes à l’ époque des Diadoques, le roi en question ne pouvant être que Démétrios Poliorcète. Il aurait été alors soutenu par des alliés (si le complément σ[υμμάχους] est juste), dont les Téiens auraient fait partie. On sait que le Poliorcète mena, contre Lysimaque, une expédition en Ionie à l’ automne 302, puis une autre en 287/6 a. C.11 L. Meier se prononce pour la seconde date, tout en concédant que le rapport entre la présence du roi et le raid des pirates reste obscur. Les considérants sont d’ ailleurs si succincts qu’ il n’ est pas certain que les pirates y étaient mentionnés, sinon par allusion. Quoi qu’ il en soit, la somme exprimée en talents d’ argent est manifestement celle qu’ ils exigeaient pour rendre la liberté aux otages. Cherchant à rendre compte de la situation, L. Meier suggère que Téos, qui était soumise à Lysimaque, serait repassée du côté de Démétrios. Elle aurait alors subi des attaques de la part de son ancien maître, qui aurait eu recours à des pirates ou à des forces auxiliaires assimilées, du fait de leurs méthodes violentes, à des pirates. Il faut reconnaître que les éléments disponibles ne permettent de saisir ni le contexte, ni les événements, ni même le rôle respectif des acteurs: nous sommes réduits à élaborer des hypothèses. Le mémoire de L. Meier est d’ un très grand intérêt et constitue désormais le point de départ de toute étude. L’ auteur a généreusement accepté de me communiquer les photographies de détail qu’ il a prises, ce dont je lui sais gré. En outre, Chr. Schuler a bien voulu réexaminer à ma demande les estampages conservés à Munich, pour confirmer ou infirmer certaines de mes hypothèses. Sur cette base, je souhaiterais proposer ci-après quelques restitutions nouvelles et soumettre à la critique une interprétation de l’ opération financière mise en œuvre par les Téiens qui diverge en partie de celle offerte par L. Meier. Je suivrai pour ce faire l’ ordre des documents tels qu’ ils sont gravés sur la pierre: décret I, décret II et liste III. Les deux premiers, qui pourvoient à l’ emprunt public et à son mode de remboursement, m’ intéresseront principalement. Dans son commentaire, L. Meier éclaire chemin faisant une multitude d’ autres questions, relatives au contexte historique, aux institutions et aux cultes civiques, à l’ artisanat des bijoux et des textiles, au vocabulaire juridique, à la pratique du crédit, aux dénominations monétaires, etc., que je n’ aborderai qu’ en passant et pour lesquelles il reste indispensable de se reporter à son article.
10 Supra,
n. 1. en dernier lieu l’ exposé détaillé d’ A. V. Walser, Bauern und Zinsnehmer. Politik, Recht und Wirtschaft im frühhellenistischen Ephesos, 2008, 56–104, avec les références. La source principale est un passage très bref chez Plutarque, Vie de Démétrios, 46. 11 Voir
Tout l’ or et l’ argent de Téos 337
Le décret I (l. 1–18) Comme on l’ a dit, le texte devait commencer sur une plaque située à gauche, car la première clause conservée nous plonge in medias res, au beau milieu du dispositif. Outre le constat que l’ inscription est gravée stoichèdon, les gains de lecture sont considérables. À partir d’ une restitution quasiment certaine aux l. 7–8 ([τῆς σωτηρ|ίας τ]οῦ δήμο[υ]), L. Meier est en mesure de calculer que la grille du stoichèdon comptait 46 files.12 Les deux arêtes verticales sont épaufrées et plusieurs lettres ont disparu à gauche et à droite. Si le nombre de lettres par ligne est connu, la répartition exacte des lettres manquantes peut poser problème. L. Meier a estimé le nombre de files perdues de chaque côté d’ après la distance séparant la place théorique de l’ arête et la cassure: entre 3 et 5 lettres en moyenne à gauche, au moins 7 lettres à droite. Certains défauts de l’ épiderme viennent perturber la régularité du stoichèdon aux l. 8–9 et à la l. 14, créant à chaque fois un vacat et probablement un décalage d’ une lettre.13 Le texte nouveau, nettement amélioré par rapport à l’ editio princeps, est le suivant: - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - [. . . . . .]ΙΑΝΕ[. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .] [. . . . .]ΝΗΤΑΟΜΟΛ[. . . . . . . .]Ν[. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .] [. . . τὰ ὀ]φειλ[ό]μενα χρέα, τὸν ὑποκε[ίμενο]ν [πόρον . . . . . . . .] 4 [. . . . ε]ιν ἐξέστω τοῖς ἐνεστηκόσι τ[αμ]ίαι[ς·. . . . . . . . . . . .] [. . . . .]ΟΛΙΕ[. .]ΑΣΘΑΙ τοῖς ὑπ[ε]ρτείν[ο]υσι χ[ρή]μασ[ι . . . . . . .] [. . . δ]έηται· ἐπαινέσαι δὲ τῶν στρατηγῶν καὶ τῶν [τιμούχων] [. . . . . . . .] ἂν [δό]ξωσι φιλοτίμως ἐπ[ιμ]εμελῆσθαι [τῆς σωτηρ]8 [ίας τ]οῦ δήμο[υ] καὶ στεφανῶσαι ἕκαvστον αὐτῶν [. . . . . . . . . .] [καὶ] ἀνειπε[ῖν ἐν] τῶι θεάτρωι τοῖς v Διονυσίοις [τὸν αἰεὶ ἱ] [ερο]κήρυκα [v? ἅμα] ταῖς ἄλλαις ἀραῖς καθ᾿ ἕκαστον [ἔτος . . . .] [. . ἄ]ρχων μὴ Ε[. . .]Λ[.]ΙΗ δυνατὸς ὢν τὰ ἐψηφισμένα Τ[. . . . . . ἢ] 12 [ἄρχ]ων ἢ ἰδι[ώτης μὴ] αὐτὸς ποιοῖ τὰ τῆς ἀποδόσεως [. . . . . . .] [. ψη]φισμα[. . . . . . . .]ΧΛ[. .] ἡ πόλις ἐπὶ πρυτάνεως Με[. . . . . .] [ἵνα] πάντε[ς εἰδ]ῶσιν [ὅ]τι ὁ δῆμοvς ὁ Τηΐων ἐπίστατ[αι . . . . .] [. . . .]ΣΛ[. . . . . .]ΝΕ[. . ὑ]πὲρ τῶν χρεῶν ἢ τοῖς εἰσευπ[ορήσασι] 16 [. . . . .]ΚΛ[. . . ἀπ]οδιδ[ό]ναι τὰ δανεισθέντα καὶ μὴ Ο[. . . . . . .] [. . . . .]Σ[. . . . . . . σω]τηρ[ίας τ]οῦ δήμου τοῦ Τηΐων· εἰς [δὲ . . . . .] [. . . . .]ΑΙ[. . . . .] τὸ ἀνάλωμα δ[ο]ῦναι τ[ο]ὺς ταμίας. vac. 12 Voir
le très utile schéma procuré par L. Meier, o. c. (n. 9), 185. infra. L. Meier, o. c. (n. 9), 117, envisage la possibilité d’ une coupe par mot ou par syllabe à la fin de certaines lignes (perdues à droite), selon une pratique bien attestée chez les graveurs athéniens du IIIe s. Cela altérerait encore davantage le schéma régulier et condamnerait toute possibilité de restitution sur la base de 46 lettres par ligne. Je ne retiendrai pas cette hypothèse ci-après et j’ admets par conséquent la présence possible de lettres «veuves» en début de ligne (cf. St. V. Tracy, Athens and Macedon. Attic Letter-Cutters of 300 to 229 b.c., 2003, 3 s.). 13 Voir
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Le texte édité par S. Şahin pouvait laisser croire que ce premier décret avait pour principal objet d’ octroyer l’ éloge aux prêteurs (ainsi Ph. Gauthier). La relecture effectuée par L. Meier, en particulier aux l. 1–6, particulièrement difficiles à déchiffrer, montre qu’ il n’ en est rien. En fait, plusieurs décisions de nature variée furent prises les unes après les autres, mais toutes sont liées à une question centrale: l’ acquittement de dettes (l. 2: [τὰ ὀ]φειλ[ό]μενα χρέα; l. 12: τὰ τῆς ἀποδόσεως). Tout porte à croire qu’ il s’ agit des sommes empruntées à des citoyens téiens ou à des étrangers s’ engageant pour le bien de la cité (l. 15: τοῖς εἰσευπ[ορήσασι?]).14 D’ après les bribes de mots conservés à la l. 3, il semble qu’ une source de revenus publics ait été réservée dans ce but. L. Meier a judicieusement restitué τὸν ὑποκε[ίμενο]ν [πόρον]. Partant de cette proposition, on pourrait songer à une formule telle que πόροv (δὲ) ὑπάρχειν εἰς τὸ ἀποδοῦναι τὰ ὀφειλόμενα χρέα τὸν ὑποκείμενον (vel sim.).15 Dans cette hypothèse, le revenu «affecté» aurait déjà été défini plus haut dans le texte, si bien que la lacune à la charnière des l. 3–4 pourrait éventuellement contenir un complément tel que καθότι γέγραπται (qui correspondrait exactement aux 15 lettres requises) ou quelque expression de sens analogue. Vers la même époque (306–302 a. C.), la cité de Colophon paraît avoir réservé le tiers du produit annuel de certains revenus publics au remboursement de créances, apparemment liées au grand chantier d’ élargissement et de restauration des remparts.16 À ce revenu «affecté» les Téiens semblent avoir décidé d’ ajouter les excédents régulièrement produits par les finances publiques. En effet, à la l. 5, L. Meier a lu τοῖς ὑπ[ε]ρτείν[ο]υσι χ[ρή]μασ[ι]. Le verbe ὑπερτείνειν («dépasser») s’ emploie de façon concrète en architecture; ici, il aurait le sens métaphorique d’«être en excédent», pour lequel nous n’ avons, sauf erreur, aucun parallèle. Ne faut-il pas comprendre que, jusqu’ à l’ extinction de la dette, ces excédents seront en priorité – ou même exclusivement – consacrés au remboursement?17 Sur la photographie (fig. 1), je crois lire au début de la l. 4 les lettres ΜΗ (au lieu de ΙΝ), ce que l’ examen de l’ estampage ne 14 Il
est tentant de restituer, en I, l. 2, τὰ ὡμολ[ογημένα?] d’ après II, l. 23. la locution ὑποκείμενος πόρος (vel ὑποκείμενα χρήματα), qu’ il faut traduire par «source de revenus réservée» ou «affectée» (sc. à une dépense) plutôt que «donnée en hypothèque», voir les pages éclairantes de Ph. Gauthier, Nouvelles inscriptions de Sardes, II, 1989, 87–91. Comparer I.Ephesos 2001, l. 8 ([ὅπω]ς δ᾿ ἂν εἰς ταῦτα πόρος ὑπάρχηι κτλ. [301/0–298/7 ou 287/6]); I.Mylasa 864, l. 16–18 (πόροv δὲ ὑπάρχειν εἰς τὴν [ἀπό]δοσιν τοῦ δανείου τὸ ἐ[σ]όμε[νον] κτλ. [Olymos, IIe s.]). Dans les décrets d’ Iasos, à propos du financement ponctuel de la publication, on lit couramment la clause suivante: πόροv δὲ ὑπάρχειν εἰς ταῦτα τὸν ἐν τῆι ἐφόδωι γεγραμμένον vel sim. (voir R. Fabiani, I decreti onorari di Iasos, 2015, 116–118). 16 B. D. Meritt, Inscriptions of Colophon, AJPh 56 (1935), 372–377, no II (cf. L. Migeotte, o. c. [n. 7 (1984)], no 87; L. Meier, Die Finanzierung öffentlicher Bauten in der hellenistischen Polis, 2012, 369–374, no 53). Le document est si mutilé que son interpretation pose nombre de difficultés. 17 Dans sa seconde lettre aux Téiens, Antigone prévoit que le dédommagement du prix de leurs maisons aux Lébédiens sera payé en partie par une avance des plus riches citoyens et que, l’ année suivante, les revenus publics dans leur ensemble seront prioritairement consacrés à les 15 Sur
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Fig. 1: détail, début des l. 4–5 (cliché L. Meier)
contredit pas: [. . καὶ?] μὴ ἐξέστω. À la l. 5 se lit un verbe construit avec le datif, mutilé: on pourrait penser à χρῆσθαι ou à l’ un de ses composés, mais les traces de lettres se dérobent entièrement, sur la photographie comme sur l’ estampage. Le sens général de la phrase pourrait être: «[et?] qu’ il ne soit pas permis aux trésoriers en fonctions d’[utiliser? (vel sim.) dans un autre but? …] l’ argent en excédent». Il faudrait néanmoins rendre compte des lettres visibles au début de la l. 6 ([δ]έηται, où l’ E est certain sur l’ estampage). Faut-il comprendre, comme me le suggère Chr. Schuler, que les excédents sont consacrés au remboursement à condition qu’ aucune autre dépense impérieuse ne se présente?: e. g. [πλὴν? ἐάν του? δ]έηται (10 lettres); mais le sujet de [δ]έηται reste problématique. Étant donné les grandes difficultés de déchiffrement, ces propositions doivent impérativement être reçues avec prudence. Une clause honorifique commence bien à la l. 6. Mais ce sont les magistrats – et non les prêteurs – que l’ on prévoit d’ honorer, pour avoir assuré le salut du peuple téien. Bien qu’ il ait dégagé la construction de la phrase, L. Meier se montre prudent pour la restituer (uniquement dans l’ apparat): ἐπαινέσαι δὲ τῶν στρατηγῶν καὶ τῶν [τιμούχων | ὅντιν’] ἂν [δό]ξωσι φιλοτίμως ἐπ[ιμ]εμελῆσθαι [τῆς σωτηρ|ίας τ]οῦ δήμο[υ] καὶ στεφανῶσαι ἕκαvστον αὐτῶν. Le pronom relatif doit être au pluriel et le stoichèdon exige en outre un mot de huit lettres au début de la l. 7, si bien que j’ écrirais: [οὕστινας] ἂν [δό]ξωσι. Il faut comparer cette formule à celle qui se lit dans la convention Téos-Kyrbissos, à propos de la désignation d’ un citoyen à la fonction de phrourarque: κατάρξω φρούραρχον εἰς Κυρβισσὸν ὅστις μο[ι ἂν δόξηι] ἄριστα καὶ δικαιότατα ἐπιμελέσε[σ]θαι τῆς φυλακῆς τοῦ χωρί[ου] κτλ.18 Ph. Gauthier doutait qu’ il fût ensuite question des malédictions (ἀραῖς) et préférait corriger en !τιμ"αῖς. Mais L. Meier confirme la lecture ΑΡΑΙΣ, estimant à juste titre que le rédacteur passe ici à une nouvelle idée. Dans le texte tel qu’ il est édité, la syntaxe fait cependant problème. Il faut quelque part marquer la césure par une particule δέ. La proclamation au théâtre doit en fait se rapporter aux honneurs décernés aux stratèges et aux timouques, comme l’ indique du reste l’ infinitif aoriste ἀνειπεῖν, rembourser: τὴν δὲ κομιδὴν γενέσθαι τοῖς προεμπορίσασιν πρώτοις ἐκ τῶν προσόδω[ν τῆς πόλεως ἔτους δ]ιεστῶτος πασῶν συντασσομένων (RC 4, l. 10–11). 18 SEG 26, 1306, l. 12–14. La perspective est tournée vers le futur, et non comme ici vers le passé. Le verbe κατάρχειν a le sens de «faire commencer, inaugurer», mais il pourrait signifier ici «proposer un candidat», selon Fr. Sokolowski, On the Decree of Teos Concerning the Appointment of the φρούραρχος for Kyrbissos, ZPE 38 (1980), 103–106.
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qui convient à une proclamation ponctuelle. La seule possibilité, que m’ a suggérée J. Capelle, auditrice du séminaire de D. Rousset, me paraît être [τὸν δὲ στέφα|νον] ἀνειπε[ῖν]. La ligne en devient trop longue d’ une lettre (47 lettres).19 Mais ce dépassement peut s’ expliquer par le vacat situé presque au milieu de la ligne (ἕκαvστον): un accident à la surface de la pierre, non prévu lorsqu’ on prépara la grille du stoichèdon, a contraint le graveur à décaler toutes les lettres d’ une file vers la droite à partir de Σ. Un phénomène identique s’ observe à la ligne suivante (τοῖς v Διονυσίοις), affectée par le même défaut et donc décalée par un vacat: elle doit aussi compter 47 files au lieu de 46.20 Après les honneurs pour les bons magistrats viennent les malédictions pour les mauvais: ce sont en quelque sorte deux clauses en revers l’ une de l’ autre. J’ écrirais: [ἀρᾶσθαι21 δὲ | τὸν] κήρυκα22 [πρὸς] ταῖς ἄλλαις ἀραῖς καθ᾿ ἕκαστον [ἔτος ὥιτι|νι? ἄ]ρχων μὴ ἐ[κτε]λ[ο]ίη δυνατὸς ὢν τὰ ἐψηφισμένα τ[ῆι πόλει23 ἢ | ἄρχ]ων ἢ ἰδι[ώτης μὴ] αὐτὸς ποιοῖ κτλ., «que chaque année, outre les autres malédictions, le héraut maudisse celui qui, étant magistrat et dans la capacité d’ agir, ne met pas à exécution les décisions votées par la cité ou qui, magistrat ou particulier, ne fait pas lui-même etc.». Le mode potentiel appartient au formulaire des ‹Teiorum Dirae›, ces malédictions ancestrales prononcées dans les principales fêtes téiennes (et abdéritaines) depuis le Ve s. Nous savons qu’ elles restèrent vivaces à l’ époque hellénistique, au moins jusqu’ au IIe s., et que les Téiens ne cessèrent d’ y apporter des compléments au gré des crises 19 La place est fort courte à la fin de la l. 8: huit lettres (ou neuf si le vacat intempestif a perturbé le schéma initial du stoichèdon). D’ autres compléments tels que [τὸν δὲ κήρ|υκα] vel [καὶ τὸν κήρ|υκα] ἀνειπε[ῖν] combleraient exactement la lacune (huit lettres), mais l’ absence d’ objet est gênante. Il faut de même écarter [στεφάνωι | καὶ], car une précision sur la matière dont est faite la couronne est indispensable. On ne peut songer à la locution ἕως ἂν ζῶσι (neuf lettres), connue p. ex. à Abdère au milieu du IIe s. (IThrAeg E5, l. 30), car les infinitifs aoristes sont incompatibles avec une distinction éternelle. 20 Il faut supposer que le phénomène se reproduit à la l. 14, où l’ on observe également un vacat. M. J. Osborne, The Stoichedon Style in Theory and Practice, ZPE 10 (1973), 249–270, part. 264–267, a recensé ce cas parmi les causes d’ irrégularités dans les textes attiques gravés stoichèdon. 21 P. Chantraine, Dictionnaire étymologique de la langue grecque, I, 1968, 100 s., s. v. ἀρά. En prose, la forme verbale la plus fréquente est ἐπαρᾶσθαι; ἀρᾶσθαι est courant dans la poésie (Homère, Il. 13, 286; Eschyle, Sept contre Thèbes 633; Sophocle, Ajax 509; Euripide, Phéniciennes 67; etc.); οn le rencontre néanmoins dans la prose ionienne d’ Hérodote (1, 132, 2). On trouve à Téos les deux formes du substantif: ἀρά et ἐπαρή (ML 30 B, l. 30). Les Téiens n’ emploient pas, en revanche, l’ adjectif composé ἐπάρατος, qui est le plus répandu, mais ἀραῖος (SEG 26, 1306, l. 23; comparer IThrAeg E1, l. 4 [Abdère]). Un autre verbe tel que ἀναγγέλλειν (voir infra n. 25), nécessairement à l’ infinitif présent, serait plus long encore. 22 Le ἱεροκῆρυξ n’ est formellement attesté à Téos que par un document, le décret relatif aux Technites dionysiaques: Br. Le Guen, o. c. (n. 1), no 39, l. 3 (ca 210 a. C.). A-t-il toujours porté ce titre? À Abdère, au milieu du IIe s., le magistrat équivalent semble porter alternativement le titre de κῆρυξ et de ἱεροκῆρυξ: IThrAeg E5, l. 31; E7, l. 25; E8, l. 23; E9, l. 22. 23 Le complément τ[ῆι πόλει] est préférable à τ[ῶι δήμωι]: voir infra à propos de la l. 13.
Tout l’ or et l’ argent de Téos 341
politiques et du vote de nouveaux décrets.24 Or c’ est précisément le cas ici même: une nouvelle imprécation vient s’ ajouter (au moins tant que la dette n’ est pas remboursée) à celles qui existent déjà, ce qui justifie la restitution [πρὸς] au lieu de [ἅμα].25 Pour dire «exécuter», ἐπιτελεῖν26 serait plus satisfaisant qu’ἐκτελεῖν, mais ἐ[πιτε]λ[ο]ίη serait trop long d’ une lettre. Dans le règlement de la fondation scolaire de Polythrous, on trouve encore un autre composé de τελεῖν: ὅστις τὸ ἀργύριον (…) κινήσειεν (…) ἢ μὴ συντελοίη τὰ συντεταγμένα τῶι νόμωι κτλ.27 Ajoutons une remarque sur le formulaire de ces remarquables imprécations. Le texte le plus ancien des ‹Dirae› présente une formule ambiguë: οἵτινες τιμοχέοντες τὴν ἐπαρὴν μὴ ποιήσεαν ἐπὶ δυνάμει (…) ἐν τἠπαρῆι ἔχεσθαι.28 On trouve une variante dans le second texte, publié par P. Herrmann: ὅστις δὲ τιμοχέων ἢ ταμιεύων μὴ ’ναλέξεεν τὰ γεγραθμένα ἐν τῆι [σ]τήληι ἐπὶ μνήμηι καὶ δυνάμει κτλ.29 Le sens de ces formules a été débattu et les traductions divergent: «by the statue of Dynamis» (R. Meiggs et D. Lewis d’ après E. Schwyzer), «pour qu’ elle (sc. l’ imprécation) s’ applique» (H. van Effenterre et Fr. Ruzé). Mais le débat est désormais tranché, car ἐπὶ δυνάμει est certainement l’ équivalent exact de δυνατὸς ὤν, qu’ on lit ici à la l. 11. Il faut nécessairement comprendre: «alors qu’ il en a la capacité», comme l’ avait pressenti P. Herrmann.30 Les décisions que tout Téien, magistrat ou simple particulier, est sommé d’ appliquer furent prises sous le prytane Me[…]. Il convient de rétablir à cet endroit une expression banale, dont on trouve un autre exemple dans le décret suivant (II, l. 54), malheureusement mutilé: [- - -] τὰ ἐν τῶι ψηφίσματι. Le sujet ἡ πόλις doit commander un verbe tel que ψηφίζεσθαι;31 or j’ ai eu l’ impression de distinguer sur la photographie les lettres ΨΗΦΙΣΑΤ[.], très évanides (fig. 2); le contrôle sur l’ estampage ne confirme que les lettres ΣΑΤΟ. Sous réserve, on proposera quelque chose comme: τὰ τῆς ἀποδόσεως [τὰ ἐν? τῶ|ι ψη]φίσμα[τι ὃ ἐψηφί]σατο ἡ πόλις ἐπὶ πρυτάνεως 24 Cf. n. 1. Les deux inscriptions du Ve s. sont reprises et traduites par H. van Effenterre – Fr. Ruzé, Nomima I, 1994, no 104 s. Sur la continuité de cette pratique à Téos (et ailleurs) et sur le caractère accumulatif des ἀραί téiennes, voir W. Lambrinudakis – M. Wörrle, Chiron 13 (1983), 310 s. Au cours des siècles, il arriva aussi que certaines formules fussent retranchées de la liste des ἀραί : P. Herrmann, o. c. (n. 1), 23. 25 Comparer Syll.3 578, l. 60: ἀναγγελλέτωσαν δὲ οἱ ἑκάστοτε γινόμενοι τιμοῦχοι πρὸς τῆι ἀρᾶι, ὅστις κτλ. 26 Comparer, à Téos même, SEG 41, 1003 I, l. 29, et Syll.3 578, l. 59. Voir également L. Migeotte, o. c. (n. 7 [1992]), no 69, l. 27 (Colophon); SEG 33, 1039, l. 43, 66 et 92 (Kymè). 27 Syll.3 578, l. 60–64. 28 ML 30 B, l. 29–35. 29 SEG 31, 985 D, l. 11–19. 30 P. Herrmann, o. c. (n. 1), 11 s. et n. 29. L. Meier, o. c. (n. 9), 131, n. 23, rassemble par ailleurs de nombreux exemples de la locution δυνατὸς ὤν. La locution ἐπὶ μνήμηι καὶ δυνάμει est plus difficile à comprendre: peut-être pourrait-on traduire, sous réserve, «alors qu’ il en a le souvenir (sc. alors que la connaissance ne s’ en est pas perdue?) et la capacité». 31 Comparer la l. 11. Pour ψηφίζεσθαι, qui est topique, voir deux exemples à Téos: SEG 41, 1003 II, l. 69 (τὰς τιμὰς ψηφιζόμενοι); I.Mylasa 634, l. 2–3 ([ἐπειδὴ ψ]ηφισαμένου τοῦ δήμου μεταπέμψασθαι δικαστὴ[ν κτλ.]).
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Fig. 2: détail, début de la l. 13 (cliché L. Meier)
Με[- - -]. Il manque cependant encore une lettre au stoichèdon de la l. 12. Pour respecter parfaitement le nombre de 46 files, je suggère avec circonspection: [τὰ ἐν? τοῖ|ς ψη]φίσμα[σι? ἃ ἐψηφί]σατο ἡ πόλις ἐπὶ πρυτάνεως Με[- - -].32 Le nom de l’ éponyme a presque entièrement disparu à la fin de la l. 13: il comptait en principe huit lettres. Si l’ on se limite aux anthroponymes téiens d’ époque classique et hellénistique recensés dans le Lexicon of Greek Personal Names, plusieurs possibilités se présentent: Μεγάθυμος, Μεγαμήδης, Μεγακλῆς, Μελάνιππος, Μελέαγρος, Μενεκλῆς, Μενοίτιος, Μέντωρ, Μενεκράτης et Μενεσθεύς.33 Tous ont neuf lettres au génitif, sauf Μέντωρ, qui en a huit: Μέ[ντορος]. Or il se trouve qu’ une émission de dioboles d’ argent «épichorique», d’ étalon dit «rhodien», fut frappée à Téos vers 310–300 a. C. sous le contrôle d’ un monétaire dénommé Μέντωρ.34 Ce type de responsabilité échoit, dans les cités grecques, à des personnages en vue, qui revêtent souvent d’ autres magistratures. La prudence est de mise, mais je serais tenté d’ identifier le monétaire en question au prytane Μέ[ντωρ]. À la même époque (ca 320–310 a. C.) furent frappés des hémidrachmes d’ argent portant le nom du monétaire Σωκράτης:35 il pourrait bien être, comme l’ a suggéré L. Meier, le prytane éponyme qui date la liste III (l. 69) et vraisemblablement aussi le décret II. Si ces conjectures touchent juste, Μέντωρ et Σωκράτης auraient eu en parallèle des carrières civiques de premier plan. Suit une proposition circonstancielle de but, introduite par ἵνα vel ὅπως (l. 14–17). Elle pose à nouveau un problème syntaxique. L. Meier la qualifie de «formule hortative», mais on ne peut la rattacher à une formule de sanction ou de résolution (ἔδοξε vel δεδόχθαι τῆι βουλῆι καὶ τῶι δήμωι), ce qui est surprenant. Les bribes conservées ne permettent pas non plus, semble-t-il, de rétablir une phrase du type: «afin que tous sachent (…), que l’ on transcrive ce décret etc.». Par conséquent, il me semble que la proposition finale dépend en fait du verbe ἀρᾶσθαι: «que le héraut prononce des
32 Une formule telle que [κατὰ τ|ὰ ψη]φίσμα[τα ἃ ἐψηφί]σατο serait trop courte de deux lettres. 33 T. Corsten (éd.), LGPN V. A, 2010, s. v. Ph. Kinns me signale en outre que le nom Μένων, nouveau à Téos, est récemment apparu sur un bronze de la 1re moitié du IVe s. (ca 370–360). Il compte sept lettres au génitif. 34 H. Bloesch, Griechische Münzen in Winterthur I, 1987, Nr. 3204. Ph. Kinns indique dans le LGPN une date vers 320–310 a. C., mais il a bien voulu me faire savoir qu’ il serait aujourd’ hui enclin à la descendre vers 310–300 a. C., voire vers 304/3 a. C. (à la veille du synœcisme Téos-Lébédos). 35 SNG von Aulock 2262. Voir L. Meier, o. c. (n. 9), 167.
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imprécations (…), afin que tous sachent etc.».36 Le décret s’ achève ainsi par une sorte d’ amplification, résumant le sens général des décisions en deux ou trois points, que l’ on peut résumer en substance de la façon suivante: les Téiens savent se préoccuper avec soin et empressement de la question de leurs dettes ([ὑ]πὲρ τῶν χρεῶν);37 ils ont à cœur de rembourser à ceux qui contribuent (τοῖς εἰσευπ[οροῦσι]) les sommes prêtées ([ἀπ]οδιδ[ό]ναι τὰ δανεισθέντα);38 ils s’ emploient enfin à assurer par tous les moyens «le salut du Peuple des Téiens».39 La syntaxe exacte de cette phrase complexe reste à élucider. Les suggestions qui précèdent permettent de présenter le texte comme suit, avec les difficultés persistantes signalées plus haut: I [. . . . . .]ΙΑΝΕ[. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .] [. . . . .]ΝΗΤΑΟΜΟΛ[. . . . . . . .]Ν[. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .] [. . . τὰ ὀ]φειλ[ό]μενα χρέα τὸν ὑποκε[ίμενο]ν [. . . . . . . . . . . . .] 4 [. . καὶ?] μὴ ἐξέστω τοῖς ἐνεστηκόσι τ[α]μίαι[ς . . . . . . . . . . . .] [. . . . .]ΟΛΙΣ[. .]ΑΣΘΑΙ τοῖς ὑπ[ε]ρτείν[ο]υσι χ[ρή]μασ[ι . . . . . . .] [. . . δ]έηται· ἐπαινέσαι δὲ τῶν στρατηγῶν καὶ τῶν [τιμούχων] [οὕστινας] ἂν [δό]ξωσι φιλοτίμως ἐπ[ιμ]εμελῆσθαι [τῆς σωτηρ]- 8 [ίας τ]οῦ δήμο[υ] καὶ στεφανῶσαι ἕκαvστον αὐτῶν, [τὸν δὲ στέφα]- [νον] ἀνειπε[ῖν ἐν] τῶι θεάτρωι τοῖς v Διονυσίοις· [ἀρᾶσθαι δὲ] [τὸν] κήρυκα [πρὸς] ταῖς ἄλλαις ἀραῖς καθ᾿ ἕκαστον [ἔτος ὥιτι]- [νι? ἄ]ρχων μὴ ἐ[κτε]λ[ο]ίη δυνατὸς ὢν τὰ ἐψηφισμένα τ[ῆι πόλει? ἢ]
(46) (46) (47) (47) (46) (46)
36 Cela a pour conséquence de rendre inutile l’ insertion d’ une particule δέ à la charnière des l. 13 et 14. 37 Avant ὑπὲρ τῶν χρεῶν, je distingue sur la photographie les lettres ΝΙΑ[.], qui doivent appartenir à la fin d’ un substantif; Chr. Schuler me confirme qu’ on lit sur l’ estampage ΟΝΙΑ[.]. Le terme [φιλοπ]ονία[ν], «goût de l’ effort», emprunté au vocabulaire agonistique, serait surprenant, me semble-t-il, dans ce contexte; Chr. Schuler me suggère l’ alternative [κηδεμ]ονία[ν]. Les premières lettres lues par L. Meier à la l. 15 (ΣΛ, peut-être suivies d’ une haste verticale d’ après la photographie) appartiendraient-elles à [πᾶ]σαν? 38 Le présent d’ habitude εἰσευπ[οροῦσι] est préférable à l’ aoriste εἰσευπ[ορήσασι]. Chr. Schuler relève que la conjonction ἤ, au lieu de καί, pose problème, et me suggère de lire ἧ!ι" («Tatsächlich ist das H deutlich, es hat aber ziemlich deutlich von der Querhaste nach oben, und senkrecht zur Querhaste, einen dritten kurzen Strich»): ce pourrait être un pronom relatif dépendant du substantif [- - -]ονία[ν]. 39 À la l. 17, après le Σ noté par L. Meier, j’ ai l’ impression de distinguer sur la photographie une haste verticale d’ où semblent partir deux traits horizontaux en haut et en bas, soit un Ε. Cette impression n’ est pas confirmée par l’ estampage et devra être contrôlée sur la pierre. Le mouvement de la phrase pourrait être: καὶ μηθ[ὲν . . . . . |. . . . .]Σ ε[ἰς ? τὴν σω]τηρ[ίαν τ]οῦ δήμου τοῦ Τηΐων, avec un verbe perdu signifiant «négliger» (ἐλλείπειν, περιορᾶν vel sim.). La phrase ainsi restituée peut susciter le doute, car elle paraît tautologique: le «peuple des Téiens» assure la sauvegarde du «peuple des Téiens». On ne peut exclure une tournure toute différente, avec un verbe construit avec un autre cas ou un complément introduit par une autre préposition.
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12 [ἄρχ]ων ἢ ἰδι[ώτης μὴ] αὐτὸς ποιοῖ τὰ τῆς ἀποδόσεως [τὰ ἐν? τοῖ]- [ς ψη]φίσμα[σι? ἃ ἐψηφί]σατο ἡ πόλις ἐπὶ πρυτάνεως Μέ[ντορος?] [ἵνα] πάντε[ς εἰδ]ῶσιν [ὅ]τι ὁ δῆμοvς ὁ Τηΐων ἐπίστατ[αι . . . . . .] [. . . .]ΣΛΙ[. . . .]ονία[ν] ὑπὲρ τῶν χρεῶν ἢ? τοῖς εἰσευπ[οροῦσι(ν)] 16 [. . . . .]ΚΛ[. . . ἀπ]οδιδόναι τὰ δανεισθέντα καὶ μηθ[ὲν . . . . .] [. . . . .]Σ ε[ἰς? τὴν σω]τηρ[ίαν τ]οῦ δήμου τοῦ Τηΐων· εἰς [δὲ . . . . .] [. . . . .]ΑΓ[. . . .] Ι τὸ ἀνάλωμα δ[ο]ῦναι τ[ο]ὺς ταμίας.
(46) (46) (47) (46)
Le présent apparat critique ne signale, sauf exception, que les principales divergences avec l’ édition de L. Meier. Pour les lectures et les conjectures antérieures, on se reportera à l’ apparat précis élaboré par L. Meier, o. c., 121–124. – 1 peut-être [σωτηρ?]ίαν. || 2 peut-être τὰ ὡμολ[ογημένα?]. || 2–3 peut-être e. g. [πόροv ὑπάρχειν εἰς τὸ ἀποδοῦ|ναι? vel [- - · πόροv δὲ ὑπάρχειν | εἰς ? τὰ ὀ]φειλ[ό]μενα χρέα τὸν ὑποκε[ίμενο]ν [e. g. καθότι γέγραπται vel sim.]. || 3–4 [. . . . ε]ιν ἐξέστω, M(eier); des deux premières lettres, on distingue sur la phot. trois hastes (Ι Ι Ι): d’ où [καὶ] μὴ ἐξέστω τοῖς ἐνεστηκόσι τ[α]μίαι[ς e. g. εἰς ἄλλο τι?] vel sim. || 5 ΟΛΙΕ[. .]ΑΣΘΑΙ, M.; sur la phot., la 4e lettre paraît être un Σ: peut-être ΟΛΗΣ? || 5–6 [ἐὰν? του? δ]έηται vel sim. || 8 [τὸν δὲ στέφα|νον] ἀνειπε[ῖν], J. Capelle. || 10 [v ? ἅμα], M. || 11 τ[ῆι πόλει (cf. l. 13)] vel τ[ῶι δήμωι]. || 12 pour la forme ποιοῖ, comparer ML 30 A, l. 2. || 12–13 [. . . . .]ΧΛ[. .], M.; [ἐψηφί]σατο, lu par Sch(uler) sur l’ est.; Μέ[ντορος?] à titre d’ hypothèse. || 15 [. . . .]ΣΛ[. . . . . .] ΝΕ[. . ὑ]πὲρ, M.; ΝΙΑ[.] ὑπὲρ, legi; ΟΝΙΑ[.], Sch.; εἰσευπ[ορήσασι], M. || 16 μὴ Ο[- - -], M. || 17 Σ[. . . . . . σω]τηρ[ίας], M.; après le Σ, peut-être Ε d’ après la phot. (non confirmé par l’ est.), d’ où ε[ἰς? τὴν σω]τηρ[ίαν], sans certitude. || 18 [. . . . .]ΑΙ[. . . . .], M.; d’ après l’ est., la lettre qui suit Α pourrait être Γ et la haste précédant ΤΟ pourrait appartenir à un Ν: [τὴν ἀν]αγ[ραφὴ]ν?
«[(bribes de phrases); [et qu’ il y ait, comme source de revenus pour rembourser?] les créances dues, celle qui est réservée [(e. g. conformément à ce qui a été écrit plus haut) et?] qu’ il ne soit pas permis aux trésoriers en fonctions [de …] l’ argent en excédent […]. Que l’ on accorde l’ éloge à ceux des stratèges et des timouques dont on aura jugé qu’ ils ont pris soin avec empressement du salut du Peuple et que l’ on couronne chacun d’ eux; que l’ on proclame [la couronne] au théâtre lors des Dionysies. Que chaque année, outre les autres malédictions, le héraut [maudisse] celui qui, étant magistrat et dans la capacité d’ agir, ne met pas à exécution les décisions votées par [la cité] ou qui, magistrat ou particulier, ne fait pas de lui-même les (choses relatives au?) remboursement [qui figurent dans? le(s)] décret(s) qu’ a voté(s) la cité sous le prytane Me[ntôr?], afin que tous voient que le Peuple des Téiens sait [montrer? …] au sujet des dettes (et?) à ceux qui contribuent […] rembourser les sommes prêtées et ne rien [négliger? pour?] le salut du Peuple des Téiens. Que les trésoriers versent la dépense pour [la gravure? vel sim.].»
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Le décret II (l. 19–68) Le décret II couvre la partie médiane de la plaque. À la différence du précédent, le texte n’ est pas gravé dans le style stoichèdon. L. Meier relève que l’ écriture est très proche («sehr nah») de celle de la convention Téos-Kyrbissos.40 Les lignes devaient compter selon lui entre 60 et 66 lettres. Il convient probablement de préférer l’ estimation la plus basse (ca 60 lettres), car le graveur a dû ménager des marges latérales le long des arêtes verticales, afin de séparer visuellement les colonnes. La surface gravée a ici aussi disparu des deux côtés. Entre 35 et 50 lettres par ligne sont conservées au centre (la variation s’ expliquant par le parcours sinueux de l’ épaufrure), soit en moyenne 42 lettres. Il doit manquer en moyenne une dizaine de lettres à gauche et un peu plus d’ une dizaine à droite.41 Autrement dit, les lacunes situées à la charnière entre deux lignes (pour lesquelles il s’ agit de proposer des compléments) sont de ca 20 lettres. Ajoutons que le graveur a certainement respecté la coupe par syllabe et qu’ il a peut-être choisi çà et là de couper par mot, comme on l’ observe dans la convention Téos-Kyrbissos. Comme pour le décret I, L. Meier a fait considérablement progresser la lecture. S. Şahin avait en outre proposé des restitutions; L. Meier les reprend ou en avance de nouvelles. Le début se présente ainsi:
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[Τιμούχ]ων [κ]α[ὶ] στρ[ατηγῶν καὶ τῶν ἀνδρῶν τῶν συναπο]δεδειγμένων γνώμη· ἐπ[ειδὴ] [- - - - - -]Ε . . ΟΝ . ΕΙΣΦ[ - - - - - - - - - - πρ]ὸς βασιλέα [Δημή]τριον καὶ τοὺς σ[υμμά][χους? - - - - κ]ατὰ τ[ὸ ψή]φ[ι]σμα τοῦ δήμο[υ τ]άλαντα ἀργυρίου Ἀλ[εξανδρείου - - -] [- - - - -· ὑπὲρ τῆ]ς σ[ω]τηρίας κα[ὶ α]ὑτῶν καὶ τέκνων [καὶ] γυνα[ικ]ῶν καὶ τῶ[ν πάντων] [τῶν ἐν τῆι χώ]ραι· δ[ε]δόχθαι τῶι δήμωι· ὅπως συντελῶμεν τὰ ὡμολ[ογημένα διάφορα εἰσ][ενεγκεῖν τοὺς πολί]τας [π]άντας καὶ ἀξιοῦν δανείζειν τόκων δεκάτων το[ὺς βουλομένους] [πρὸς τὰ κοινὰ τὰ] ἐν τ[ῆι] πόλει καὶ ἔγγεια καὶ ναυτικὰ καὶ τὴν χώραν κα[ὶ τὰ ἐν τῆι χώραι] [εἰς τὴν ἀνακομιδ]ὴν [τῶ]ν ἐλευθέρων σωμάτων ἕως κομίσωνται αὐτὰ καὶ [ἀποδῶσιν] [τοῖς δανείσασι τὰ] ἀπ[ὸ] τῆς τιμήσεως γινόμενα κατὰ τὸ ψήφισμα· ἐὰν [δὲ ὁ δῆμος - - -] [- - - - - - - - - ὀφε]ίληι [τὰ] χρήματα τοῖς δανείσασι, τῶν δὲ δανεισθέν[των - - - - - - -] [καὶ μὴ - - - τί]μησ[ιν] μηδὲ εἰσφορὰ[ν] ἀπὸ τούτων τῶν χρημάτων·
Tous les décrets téiens connus émanent d’ une proposition commune des deux principaux collèges de magistrats, les timouques et les stratèges, à une seule exception.42 La restitution [τιμούχ]ων [κ]α[ὶ] στρ[ατηγῶν] est donc naturelle, mais ici encore les traces de lettres sont particulièrement difficiles à saisir sur la photographie (fig. 3), en particulier pour le mot στρ[ατηγῶν]. Mention est faite de personnes «désignées»: au lieu de [ἡιρη?]μένων (S. Şahin), on lit désormais [- - -]δεδειγμένων (L. Meier). Il 40 L. Meier,
o. c. (n. 9), 165, n. 238.
41 Dans son editio princeps, S. Şahin, o. c. (n. 5), estimait l’ étendue des lacunes pour les deux
décrets de la façon suivante: «5/13 (links) – 9/18 (rechts) Buchstaben». 42 Voir Ph. Gauthier, Trois exemples méconnus d’ intervenants dans des décrets de la basse époque hellénistique, dans: P. Fröhlich – Chr. Müller (éds), Citoyenneté et participation à la basse époque hellénistique, 2005, 80–85, à propos du décret pour Glaukos de Magnésie (I.Magnesia 97 [1re m. du IIe s.]).
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Fig. 3: détail, moitié gauche des l. 19–21 (cliché L. Meier)
est courant qu’ une commission spéciale soit mise en place pour parer à une situation grave ou à des circonstances exceptionnelles. Les Téiens eux-mêmes l’ avaient prévu pour apporter des corrections au projet de synœcisme avec Lébédos.43 En l’ occurrence, L. Meier restitue le composé [συναπο]δεδειγμένων, estimant que les collèges des timouques et des stratèges furent «élargis» («erweitert»), c’ est-à-dire qu’ on leur associa des membres désignés ad hoc, peut-être à titre temporaire, dans le but de donner plus de poids à leurs propositions. Sauf erreur, cette manière d’ ouvrir un collège existant à des membres extérieurs n’ est pas attestée.44 Il est plus simple, me semble-t-il, de supposer que ladite commission temporaire était distincte des deux collèges annuels. Elle pourrait être le principal auteur de la γνώμη et il est possible qu’ elle portait un titre, relatif au contenu de sa mission (e. g. οἱ ἐπὶ τοῦ δανείου? τῆς τιμήσεως? vel τῶι δανείωι? τῆι τιμήσει? ἀποδεδειγμένοι vel sim.45). En tout cas, le début de la ligne est dans un état si ruineux que la prudence est de mise: la procédure suivie lors de la rédaction du décret pourrait différer de celle que nous connaissons habituellement à Téos. Les considérants sont remarquablement brefs, comme si la situation était déjà connue de tous lors de la délibération, sans qu’ il fût besoin de la rappeler en détail. Et en effet, le décret qu’ on lit fut certainement précédé par un autre décret (au moins), auquel la locution «conformément au décret du Peuple» fait référence. Allusion est faite à une guerre «contre» ou à une alliance «envers» ([πρ]ός) le roi,46 ainsi qu’ à une somme d’ argent qui s’ élève à plusieurs talents et doit être la rançon.47 Les lacunes sont 43 RC 3, l. 101–103 (six membres, trois de chaque cité). Dans la seconde lettre d’ Antigone, une autre commission, élue dans l’ Assemblée et composée de Téiens appartenant à chaque tribu, doit faire le décompte des maisons disponibles pour accueillir les Lébédiens: RC 4, l. 17–18. On trouve un autre exemple à Téos même, mais très tardif, dans le règlement d’ une fondation confiée à un thiase: SEG 4, 598, l. 53–54. 44 Les exemples de συναποδείκνυμι invoqués par L. Meier, o. c. (n. 9), 133, n. 30, concernent un magistrat de plein droit, pris isolément et que l’ on distingue des «autres (sc. membres du même collège) désignés avec lui», ce qui est différent du cas présent. 45 Comparer A. Walser, o. c. (n. 11), 26, l. 15–16, et 263, ainsi que les autres exemples invoqués ibid., 249–252 (cité par L. Meier, o. c. [n. 9], 133). 46 Voir le schéma de L. Meier, o. c. (n. 9), 187, fig. 11. 47 Il ne manque que dix lettres environ après ΑΛ, si bien qu’ il faut couper autrement: [τ]άλαντα ἀργυρίου Ἀλ[εξανδρείου | (x) ὑπὲρ τῆ]ς σ[ω]τηρίας κτλ. La place paraît fort étroite, quelques lettres tout au plus, dans la lacune du début de la l. 22. Il paraît douteux que le nombre de talents ait été indiqué par le système de la numération alphabétique, puisque que les chiffres
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trop importantes pour proposer des restitutions, mais le sens général pourrait être, après un génitif absolu: «il (nous) est nécessaire de payer (vel de réunir) [x] talents d’ argent d’ Alexandre». Le réfléchi [α]ὑτῶν exige en principe que le sujet soit à la troisième personne du pluriel, ce qui crée une dissonance avec l’ emploi de la première personne à la ligne suivante (συντελῶμεν). Une proposition de but introduit ensuite le dispositif. Dans l’ editio princeps, on lisait: [- - - τοὺς πολί]τας [π]άντας καταξιοῦν («ordonner») δανείζειν τόκων δεκάτων κτλ. Sur cette base, S. Şahin avait formulé l’ hypothèse selon laquelle une contribution d’ urgence – qualifiée d’«emprunt» (δανείζειν) – aurait été imposée à toute la population, équivalant à 10 % de la fortune mobilière déclarée (autrement dit à une δεκάτη). Suivant une suggestion de L. Migeotte, Ph. Gauthier a amendé ce schéma en montrant que, à l’ évidence, il était question d’ organiser un emprunt public au sens propre, avec un taux d’ intérêt de 10 %, et que par ailleurs l’ ordre était donné à tous les Téiens de déclarer leurs biens mobiliers: «la déclaration et le dépôt des espèces monnayées, des objets précieux, des bijoux, etc., devaient permettre de régler aux pirates, après leur départ, le gros de la rançon et d’ obtenir ainsi la libération des otages (mais cette reconstruction reste très incertaine)». Le problème est en effet de comprendre comment s’ articulent l’ emprunt et la déclaration forcée. La cité exige-telle qu’ on mette à sa disposition tous les biens de valeur pour payer la rançon, tout en s’ engageant à rembourser plus tard les contributeurs comme s’ il s’ agissait d’ un emprunt à 10 %? L. Meier apporte ici un élément nouveau, en déchiffrant à la l. 24: καὶ ἀξιοῦν. Le dispositif est par conséquent formé d’ une série d’ infinitifs coordonnés par καί (deux, sinon trois). L’ une des décisions consiste à «demander» aux citoyens de participer à l’ emprunt, sur la base du volontariat (d’ où la restitution de L. Meier: το[ὺς βουλομένους]) et en échange de garanties (πρὸς + acc., restitué, qui aurait ici le sens de ἐπὶ + dat.).48 L’ emprunt n’ est donc pas forcé, comme on l’ a cru jusqu’ ici. Il est incitatif et sera en principe rentable pour les prêteurs: «Auch wenn nicht zu bestreiten ist, dass ein ausgeprägter Druck von außen und innen auf den Bürgern lastete, ist die Aufforderung, ein Darlehen zu einem Zinssatz zu 10 % zu gewähren, keine ‹Zwangs anleihe›».49 de la liste III sont écrits en toutes lettres. Il faut probablement restituer ἕξ, ἑπτά, ὀκτώ vel δέκα; les autres numéraux semblent trop longs. À titre de comparaison, rappelons qu’ Eumaridas de Kydônia avança vingt talents pour le rachat d’ Athéniens enlevés par des pirates en 229/8 a. C.: προεισήνεγκε χρήματα ἐκ τῶν ἰδίων εἰς τὰ εἴκοσι τάλαντα τὰ συνφωνηθέντα ὑπὲρ τῶν αἰχμαλώτων (A. Bielman, Retour à la liberté, 1992, no 31, avec le commentaire ibid., 122, et de façon plus générale 285–287 et 300 s.); la somme exigée résultait, comme à Téos et comme dans d’ autres exemples, d’ un «accord». 48 L. Meier, o. c. (n. 9), 138 et 145, n. 101, fonde sa restitution de πρὸς + acc. sur un exemple attesté à Mylasa (I.Mylasa 201, l. 9–11). Pourtant, c’ est la préposition ἐπὶ + dat. qui est est topique à propos de prêts garantis ou gagés «sur quelque chose»; ἐπὶ est du reste employé plus loin dans le texte, à la l. 42. 49 L. Meier, o. c. (n. 9), 136.
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Avant ἀξιοῦν, un premier infinitif est perdu, dont [τοὺς πολί]τας [π]άντας est l’ objet ou le sujet. Pour L. Meier, «[d]ies kann nur die allgemeine Vermögenssteuer (εἰσφορά) sein, deren Erhebung in Z. 35–44 geregelt wird und die in diesem Zusammenhang sogar auf alle ansässigen Nichtbürger ausgedehnt wurde (Z. 36 f. 44)». De cette hypothèse découle la restitution [εἰσενεγκεῖν τοὺς πολί]τας [π]άντας aux l. 23–24.50 Pour assurer le remboursement des prêts, on lèverait une contribution obligatoire sur toute la population civique. Le passage est ainsi traduit: «Damit wir die vereinbarten [Beträge] bezahlen können, sollen alle Bürger [eine außerordentliche Vermögensabgabe leisten,] und man soll [diejenigen, die wollen,] bitten, ein Darlehen zu einem Zinssatz von 10 % zu gewähren, [gegen die (Sicherheit der)51 öffentlichen Güter] in der Polis, sowohl zu Land und zur See, und des Landgebietes [und was in dem Landgebiet ist, zur Rückführung] der freien Personen, bis sie (= die Bürger von Teos) sie (= die Geiseln) zurückerhalten und [den Gläubigern zurückbezahlen,]52 was aufgrund der Schätzung eingeht gemäß Beschluss des Volkes.» Les étrangers résidents sont également concernés, comme cela est habituel pour une contribution exceptionnelle; d’ où vient la restitution d’ un passage situé plus loin, aux l. 37–38: ἀ[πογράψαι δὲ καὶ εἰσενεγκεῖν πάντες] καὶ πᾶσαι ὅσοι παρο[ικ]οῦσιν ἐν τῆι πόλει, «[Es sollen auch deklarieren und die Vermögenssteuer bezahlen alle Männer] und alle Frauen, die als Mitbewohner in der Stadt wohnen.» L’ idée est donc celle d’ une procédure de prélèvement obligatoire («Umlageverfahren»), visant à rembourser le prêt.53 Curieusement, les deux opérations seraient évoquées par les rédacteurs dans l’ ordre inverse de celui où elles doivent se tenir. Et un autre problème demeure. Si l’ emprunt et l’εἰσφορά sont combinés, le prêt ne produira presque aucun intérêt, puisque le remboursement sera quasiment immédiat. Si les deux opérations sont décalées dans le temps, entre le moment où l’ emprunt sera clos et le moment où l’εἰσφορά aura été levée, il ne produira 50 L’ emploi absolu de εἰσφέρειν vel εἰσενεγκεῖν est rare, mais non dépourvu d’ exemple. Le verbe a le plus souvent pour complément (τὴν) εἰσφοράν ou bien une somme déterminée. Dans la phrase telle qu’ elle est ici restituée par L. Meier, l’ objet est nécessairement τὰ ὡμολ[ογημένα διάφορα]: «afin que nous acquittions la somme convenue, que tous les citoyens la paient par contribution et que l’ on demande etc.». 51 La restitution et l’ interprétation prolongent une remarque faite par H. Pleket dans SEG 44, 949, ad loc.: «could it be that the city offers as security to the citizen-lenders all the possessions which she has on land and on sea (land and ships)?». On trouve une interprétation semblable chez J. Vélissaropoulos-Karakostas, o. c. (n. 6), 14 («en moyennant une hypothèque»), mais la traduction intégrale qu’ elle offre par ailleurs p. 432 s. ne retient pas cette hypothèse. 52 Pour L. Meier, le sujet commun des deux verbes κομίσωνται et [ἀποδῶσιν] serait «les citoyens», en l’ occurrence sous-entendu. Cette interprétation de κομίζεσθαι ne me semble pas convenir: voir infra. 53 Voir les remarques synthétiques de L. Meier, o. c. (n. 9), 141–143: «Der Steuersatz bzw. der zu leistende Beitrag pro Kopf ergab sich wohl, indem man die Summe der vollständigen Anleihe, wie sie in der Gläubigerliste dokumentiert werden sollte, mit der Zahl der steuerpflichtigen Einwohner und einem bestimmten Tilgungszeitraum ins Verhältnis setzte, nach dem die Verzinsung der Anleihe bemessen wurde.»
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que peu d’ intérêts, tout au plus pour une durée de quelques semaines ou de quelques mois. Je souhaiterais avancer une hypothèse en partie différente. Une chose est sûre: les Téiens lancent un appel à prêt et ils s’ apprêtent en outre à procéder à une τίμησις. Un passage de la l. 27 le prouve sans ambiguïté: [τὰ] ἀπ[ὸ] τῆς τιμήσεως γινόμενα. L’ article τῆς désigne une opération bien précise et vraisemblablement imminente. Elle pourrait avoir été décidée lors d’ une précédente assemblée. Il en est à nouveau question dans les dernières lignes du décret, pour fixer le moment où elle aura lieu (l. 64–65): τιμήσα[σ]θαι δὲ τοὺς πολίτας καὶ τοὺ[ς παροικοῦντας κτλ.]. Il s’ agit d’ une estimation générale de la fortune des particuliers, une procédure qui sert d’ ordinaire au prélèvement d’ une εἰσφορά. Il n’ y a aucun doute que les Téiens pratiquaient les εἰσφοραί en cas de nécessité, comme le prouve un passage à la l. 29 ([τί]μησ[ιν] μηδὲ εἰσφορά[ν]).54 Pour en fixer l’ assiette, ils devaient se fonder sur des déclarations individuelles, enregistrées dans les archives civiques. Une clause de la convention entre Téos et Kyrbissos exige que les candidats à la fonction de phrourarque aient un cens minimal de 4 talents de capital en terre et maison, libre d’ hypothèque: ἀποδείκνυσθαι δὲ καὶ φ[ρούραρχον] (…) [ὧι] ἐστι τίμημα γῆς καὶ οἰκίας ἐλεύθερον τεσσέρων ταλάν[των].55 En cas de levée d’ une εἰσφορά, un seuil d’ imposition était peut-être défini, à Téos comme à Athènes: ceux qui dépassaient le seuil étaient assujettis; les autres y échappaient. Mais l’ usage de cet expédient n’ étant sans doute pas régulier et les déclarations pouvaient, au bout de plusieurs années, ne plus correspondre à l’ état réel des fortunes privées. Cela justifiait que l’ on procédât, de temps à autre, à une réévaluation – entreprise certainement longue et complexe.56 La τίμησις dont il est ici question pourrait répondre à une telle situation: les registres ne sont plus à jour, ils n’ inspirent plus confiance, et il faudra les revoir – du moins quand les circonstances le permettront. On précise en effet à la toute fin du texte, en manière de codicille,57 que la τίμησις ne pourra se tenir qu’ après que les pirates seront partis (l. 64–65): τιμήσα[σ]θαι δὲ τοὺς πολίτας καὶ τοὺ[ς παροικοῦντας ἀφ᾿ ἧς ἂ]ν ἡμέρας οἱ πειραταὶ ἐκ τ[ῆ]ϛ πόλεως ἀπέλθωσιν. Dans l’ immédiat, l’ urgence consiste à réunir les fonds nécessaires 54 Sur
la procédure de l’εἰσφορά, voir les références invoquées par L. Meier, o. c. (n. 9), 141, n. 78 s. Sur la τίμησις à Athènes, voir également V. Gabrielsen, Φανερὰ and ἀφανὴς οὐσία in Classical Athens, C&M 37 (1986), 99–114. 55 SEG 26, 1306, l. 8–11, avec le bref commentaire de L. et J. Robert, JSav 1976, 196 s. (= OMS VII 340–341). Le passage est invoqué par L. Meier, o. c. (n. 9), 141. Comparer, à Samos vers 250 a. C., IG XII 6, 172, l. 41–42 et 46–47. Sur ce type d’ archives foncières, voir M. Faraguna, A proposito degli archivi nel mondo greco: terra e registrazioni fondiarie, Chiron 30 (2000), 65–115. 56 Dans son projet de synœcisme pour Téos et Lébédos, Antigone avait prévu qu’ une commission de τιμηταί, venue de l’ extérieur, aurait la charge d’ estimer la valeur des maisons abandonnées par les Lébédiens: RC 4, l. 14–15. 57 Cette façon d’ énoncer un point, puis d’ y revenir en précisant un détail, est caractéristique de la rédaction du texte. On l’ observe également à propos de la gravure de la liste des prêteurs, évoquée d’ abord aux l. 33–34, puis à nouveau, mais de façon plus détaillée, aux l. 65–68.
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et à verser la rançon. Une fois les otages libérés, le recensement des biens pourra commencer sans tarder. Le passage mutilé des l. 27–29 indique qu’ il existe un lien organique entre le remboursement des sommes prêtées et la future τίμησις. Mais quel lien exactement? La τίμησις sera-t-elle le préalable à une εἰσφορά visant à réunir les sommes prêtées, comme le pense L. Meier? C’ est une possibilité à envisager. Le taux d’ imposition n’ est pas précisé: sans doute ne sera-t-il calculé que lorsque le résultat de la réévaluation générale sera connu; et une fois le pourcentage adéquat appliqué, la cité se hâtera de reverser le produit de l’εἰσφορά aux prêteurs, afin que la créance s’ éteigne dans les meilleurs délais. Mais ne devrait-on pas lire, dans ce cas, (ἀποδοῦναι) τοῖς δανείσασι τὰ ἀπὸ τῆς εἰσφορᾶς γινόμενα κατὰ τὸ ψήφισμα? L’ expression τὰ ἀπὸ τῆς τιμήσεως γινόμενα pourrait certes désigner, de façon brachylogique, les sommes issues de l’ estimation et du prélèvement qui logiquement en découlera. Il me semble possible d’ envisager une hypothèse alternative, selon laquelle la τίμησις servirait, non à rembourser, mais à offrir aux prêteurs des garanties ou, plus précisément, des garanties supplémentaires au cas où les premières ne suffiraient pas.58 Pour assurer le remboursement, la cité compte vraisemblablement puiser, en premier lieu, dans les revenus publics: je serais tenté de croire que l’ une des sources «réservées» à cet effet est mentionnée dans le décret I (l. 13: [πόρον?] (…) τὸν ὑποκε[ίμενο]ν), même si le rapport exact entre I et II est incertain (cf. infra). Quoi qu’ il en soit, le présent décret II commence par évoquer les biens offerts en garantie aux prêteurs: biens fonciers (ἔγγεια) et biens maritimes (ναυτικά) situés dans la ville,59 ainsi que tout le territoire rural avec les biens qui s’ y trouvent. Comme me le rappelle L. Migeotte, cette expression composite peut désigner les biens communs (publics et sacrés) des Téiens ou bien englober à la fois les biens communs et les biens des particuliers. En l’ occurrence, il est vraisemblablement question des biens communs, avec les revenus qu’ ils produisent: si nécessaire, ils pourront être saisis par les créanciers.60 Cependant, tout cela représentait-il une garantie suffisante et crédible dans une cité ébranlée par la guerre et déjà endettée?61 La somme globale qu’ on demandait paraît avoir été impor58 Sur
ὑποτιθέναι (ou au passif ὑποκεῖσθαι) et en général sur le vocabulaire des sûretés, voir J. Vélissaropoulos-Karakostas, o. c. (n. 6), 141–189. 59 Sur la junctura ἔγγαια καὶ ναυτικὰ, voir Ph. Gauthier, Études sur des inscriptions d’ Amorgos, BCH 104 (1980), 197–220, part. 197–205. Les ναυτικά sont les «biens maritimes», à savoir les navires et leur cargaison. À Téos comme dans les autres cités où elle apparaît, la formule pourrait être directement issue du droit attique du IVe s. 60 Voir L. Migeotte, Engagement et saisie de biens publics dans les cités grecques, dans: Mélanges d’ études anciennes offerts à Maurice Lebel, 1980, 161–171 (= id., Économie et finances publiques des cités grecques, I, 2010, 49–59). Comparer le texte de Colophon mentionné supra n. 16: [ἐὰν δὲ μὴ ἀποδ]ῶσιν?, νεμοῦνται τὰ ὑποθήματα οἱ δανείσαντες μέχρι κομίσωνται πάντα τὰ [δανεισθέντα?] (l. 86–87). 61 Dans sa lettre aux Téiens, RC 3, l. 85–90, le roi Antigone laisse entendre que Téos et Lébédos étaient chacune endettées à la fin du IVe s.: voir le commentaire de L. Migeotte, o. c. (n. 7 [1984]), 278–282, no 86. Cet endettement public est confirmé, dans notre texte même, par
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tante. Il fallait convaincre les prêteurs de se dévouer pour les autres – et les convaincre rapidement, car le temps pressait. C’ est la raison pour laquelle on aurait cherché à compléter et à consolider le dispositif financier. L’ Assemblée aurait ainsi décidé d’ offrir en outre ([καί?]) en garantie les biens des particuliers, après une réévaluation de leur juste valeur. Dans cette hypothèse, la future τίμησις n’ aurait pas pour premier objectif de rembourser le prêt dans les mois suivants, mais de rassurer les prêteurs au moment où on les sollicitait. Si l’ on veut bien suivre ce raisonnement, il convient de restituer le début du dispositif de façon différente. Le premier verbe perdu est le plus incertain: il s’ agit peut-être de «réunir» le peuple en assemblée extraordinaire (συνάγειν vel συναγαγεῖν?),62 afin de lancer l’ appel au prêt par souscriptions, appuyé sur la double garantie décrite plus haut. Je proposerais: [συνάγειν? τοὺς πολί]τας [π]άντας καὶ ἀξιοῦν δανείζειν τόκων δεκάτων τὸ [διάφορον?63 e. g. ὑποθεμένους? τὰ] ἐν τ[ῆι] πόλει καὶ ἔγγεια καὶ ναυτικὰ καὶ τὴν χώραν κα[ὶ τὰ ἐν τῆι χώραι εἰς τὴν ἀνακομιδ]ὴν [τῶ]ν ἐλευθέρων σωμάτων ἕως κομίσωνται αὐτὰ, «que l’ on [réunisse ?] tous les citoyens et qu’ on (leur) demande de prêter [le montant ?] au taux de 10 % [en prenant comme garantie les biens] situés dans la ville, terrestres et maritimes, ainsi que le territoire et les [biens situés dans le territoire?], pour le retour des personnes libres». Je ne crois pas que ἕως κομίσωνται αὐτὰ signifie «bis sie (= die Bürger von Teos) sie (= die Geiseln) zurückerhalten», car on devrait lire, en ce cas, κομισώμεθα.64 Comme l’ avait vu R. Merkelbach, il est question du recouvrement de l’ argent par les prêteurs, comme souvent à propos d’ une prise de gage: «en prenant comme garantie (…) jusqu’ à ce qu’ ils les aient recouvrées (sc. les sommes prêtées)».65 Vient ensuite la seconde garantie. Je ne suis pas certain du la mention à la l. 39 d’ objets appartenant à la cité et donnés en gages à des créanciers, citoyens et étrangers (cf. infra). Sur l’ endettement d’ Éphèse à la même époque, voir A. V. Walser, o. c. (n. 11), 296–302. 62 Au premier abord, l’ aoriste ponctuel συναγαγεῖν peut sembler préférable au présent συνάγειν, mais la place est réduite et le deuxième infinitif, ἀξιοῦν, est au présent. L. Migeotte me fait en outre remarquer que les Téiens durent être convoqués à plusieurs reprises, vraisemblablement pendant trois jours de suite (cf. infra). Voir les exemples de συνάγειν ἐκκλησίαν (vel sim.) rassemblés par Ph. Gauthier, RPhil. 70 (1996), 38 s.; ajouter SEG 61, 1134, l. 7. Comparer IosPE I2 32, l. 119–122 (Olbia): συνελθὼν ὁ δῆμος διηγωνιακὼς καὶ τὸγ κίνδυνον τὸμ μέλλοντα καὶ τὰ δεινὰ πρὸ ὀφθαλμῶν ποιούμενος παρεκάλει πάντας τοὺς ἰσχύοντας βοηθῆσαι κτλ. 63 La demande s’ adresse à tous les citoyens (cf. infra). S’ il est vrai que seuls les volontaires répondront, sans qu’ on exerce sur eux de contrainte à proprement parler (cf. infra), cela n’ entraîne pas que les mots τοὺς βουλομένους soient nécessaires. Les deux premiers verbes à l’ infinitif me paraissent plutôt avoir un complément d’ objet commun, à savoir [τοὺς πολί]τας [π]άντας. 64 L. Meier, o. c. (n. 9), 137 et n. 52. L’ interprétation de J. Vélissaropoulos-Karakostas, o. c. (n. 6), 430, n’ est pas davantage recevable (ἕως κομίσωνται αὐτὰ καὶ [τὰ ὡμολογημένα χρέα], «jusqu’ à ce qu’ ils reçoivent les sommes convenues, rassemblées, conformément au décret»); la traduction ibid., 14, est différente. 65 Voir p. ex. L. Migeotte, o. c. (n. 7 [1984]), no 2, l. 12 et l. 16–17; no 86 [Téos], l. 118; no 87, l. 87. Voir R. Merkelbach, o. c. (n. 6), 105: «bis der Demos sie (die Anleihe) wieder zurückbezahlt».
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verbe à rétablir dans la lacune de la fin de la l. 26. Si les biens privés constituent une sûreté réelle au sens propre, que les créanciers pourront saisir, on songera à restituer: καὶ [ὑποκεῖσθαι (vel ὑποθεῖναι)66 αὐτοῖς (καὶ?) τὰ] ἀπ[ὸ] τῆς τιμήσεως γινόμενα κατὰ τὸ ψήφισμα, «et que [leur soient (en outre?) offertes en garantie] les (valeurs) résultant de l’ estimation, conformément au décret du Peuple». Mais il peut s’ agir d’ un autre verbe, de forme active ou passive, désignant les biens privés réévalués comme une source alternative de remboursement de la créance. Le verbe perdu, quel qu’ il soit, commande une proposition conditionnelle, à valeur concessive, qui éclaire le sens: ἐὰν [ - - - | - - -]Iληι [τὰ] χρήματα τοῖς δανείσασι. Comme L. Migeotte a bien voulu me le suggérer, il faut comprendre que les biens évalués lors de la τίμησις ne joueront leur rôle de garantie (ou de source de paiement) que dans le cas où la cité serait incapable de rembourser ses dettes par ses propres moyens, grâce aux revenus et aux biens communs. D’ après une suggestion de L. Migeotte, je rétablirais: ἐὰν [ἡ πόλις (vel ὁ δῆμος?) ἀπὸ τῶν ὑποτεθέντων (ou peut-être simplement, pour des raisons de place: ἀπὸ τῶν κοινῶν vel ἀπὸ τούτων) μὴ καταβά]ληι67 [τὰ] χρήματα τοῖς δανείσασι. «si [la cité (vel le Peuple), sur les biens communs (vel sur ces biens-là), ne] verse pas l’ argent aux prêteurs». On précise un dernier point dans une clause nouvelle, commençant par δέ (l. 28–29). Ph. Gauthier écrivait: «le sens d[oit] être: ‹sur les sommes prêtées (à la cité), nulle contribution (?), nulle eisphora ne peuvent être levées›». L. Meier a réussi à lire un mot de plus, [τί]μησ[ιν], après la lacune du début de la l. 29, ce qui confirme cette intuition, mais il hésite sur la construction exacte de la phrase.68 Les sommes qui seront prêtées ne peuvent pas, par définition, faire partie des biens offerts en garantie aux prêteurs. Il est par conséquent normal qu’ elles soient exclues de l’ opération de τίμησις qui en quelque sorte soutient l’ emprunt. Les sommes prêtées ne pourront pas non plus être taxées en cas d’εἰσφορά, au moins jusqu’ au remboursement du prêt. On peut ici hésiter entre deux interprétations possibles: le rédacteur parle d’ une εἰσφορά déjà décidée et imminente, visant le remboursement partiel ou total de la dette (ce dont j’ aurais tendance à douter), ou bien il évoque l’ éventualité d’ une εἰσφορά future, par exemple en cas – et seulement en cas – de défaillance de la cité ou pour quelque 66 Comparer B. D. Meritt, AJPh 56 (1935), 372–377, no II C, l. 33 (Colophon); L. Migeotte, o. c. (n. 7 [1984]), no 43, l. 16–17 (SEG 39, 702 [Olbia]); ibid., no 103, l. 9–17 (Halicarnasse). 67 S. Şahin avait transcrit ΛΗΙ; L. Meier pense voir une haste verticale avant le Λ (lui-même incertain): ΙΛΗΙ; mais je n’ en distingue pas la trace sur la photographie. Le verbe καταβάλλειν signifie «verser (une tranche)», mais aussi tout simplement «payer» ce qui est dû (voir Syll.3 578, l. 35 [Téos]; IG XII 6, 172, l. 79–85 [Samos]). L. Migeotte me suggère une autre restitution possible: [ἀποτε]λῆι (avec le sens d’«acquitter, payer»). Plus courants sont ἀποδιδόναι et ἐκτίνειν, mais aucun des deux ne convient ici. Sur les procédures et le vocabulaire du remboursement, voir L. Migeotte, o. c. (n. 7 [1984]), 393–400, et J. Vélissaropoulos-Karakostas, o. c. (n. 6), 421–454. 68 L. Meier, o. c. (n. 9), 138 s., n. 63.
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autre motif. On complétera ainsi: τῶν δὲ δανεισθέν[των χρημάτων | μὴ γενέσθαι69 τί]μησ[ιν] μηδὲ εἰσφορὰ[ν] ἀπὸ τούτων τῶν χρημάτων, «[que l’ on ne procède pas] à l’ estimation des [sommes] prêtées, ni n’ exige aucune contribution sur ces sommes». Le passage qui suit (l. 29–34) concerne l’ appel lancé aux prêteurs et vise à les encourager: (…)· ὅπως δ᾿ ἂν] [πάντες οἱ πολῖται] ταύ[τα]ς τὰς χρείας παράσχωνται, τοῖς δανείσ[ασι μὴ ἔλασσον (Zahl)] [μνᾶς ὑπάρχειν ἀ]τέλεια[ν] τὴν αὐτὴν καὶ τοῖς ἱερεῦσιν καὶ στεφανῶ[σαι αὐτοὺς θαλλοῦ] 32 [στεφάνωι τοῖς] Διονυσίοις ἅμα τοῖς εὐεργέταις τῆς πόλεως· τοῖς δὲ [δανείσασι μεχρὶ] [(Zahl) μνᾶς ὑπάρ]χειν θαλ[λ]οῦ στέφανον κατὰ τὰ αὐτά· ἀναγράψαι δὲ κ[αὶ τὸν ταμίαν] [εἰς στήλας πάντ]ας ὅσοι ἂν [. .]ς μνᾶς δανείσωσιν καὶ χρείας παράσχ[ωνται τῶι δήμωι]
La restitution [πάντες οἱ πολῖται] appartient à Ph. Gauthier, suivi par L. Meier. On pourrait préférer [πολιτῶν ὡς πλεῖστοι],70 car seule une minorité de gens aisés ou fortunés répondra effectivement à l’ appel, comme dans la plupart des souscriptions. Néanmoins, c’ est clairement à l’ ensemble de la communauté que le décret s’ adresse, ici tout comme à la l. 24 et plus loin à la l. 35. Le démonstratif ταύ[τα]ς est en revanche douteux, car la photographie montre nettement une haste verticale après l’ alpha. Il faut écrire de préférence: [ὅπως ἂν οὖν | οἱ πολῖται] πάν[τε]ς τὰς χρείας παράσχωνται, «et afin que tous les citoyens rendent service».71 Pour susciter les offres de prêts, c’ est-à-dire pour faire jouer le levier de l’ évergétisme et du patriotisme, la cité ne se contente pas d’ offrir des garanties sérieuses aux prêteurs. Comme l’ avait reconnu Ph. Gauthier, elle s’ engage à leur octroyer des privilèges, qui iront du plus ordinaire au plus prestigieux selon l’ importance du prêt consenti. L’ échelle des récompenses est présentée de façon décroissante. Si l’ on part du niveau le plus bas, un problème demeure non résolu depuis la première édition à la l. 34, à cause d’ une lacune aussi courte que «tantalisante» (Ph. Gauthier): [πάντ]ας ὅσοι ἂν [. .]ς μνᾶς δανείσωσιν. La place est trop étroite (deux lettres avant Σ) pour un nombre cardinal. Or une solution simple, mais inaperçue, se présente: [ἕω]ς μνᾶς. La préposition ἕως («jusqu’ à») est le plus souvent employée à propos d’ écarts spatiaux ou temporels, mais elle peut aussi convenir, tout comme ἄχρι et μέχρι, à une quantité, en particulier à une somme d’ argent. C’ est le sens qu’ il faut lui donner ici: «tous ceux qui 69 Le verbe γίγνεσθαι est usuel pour la levée d’ une εἰσφορά: e. g. IG II2 2492, l. 25 (Aixônè); 2496, l. 26, et 2498, l. 7–8 (Pirée); L. et J. Robert, Fouilles d’ Amyzon, 1983, no 28, l. 2; Milet I 3, 147, l. 5; etc. 70 Le complément τῶν πολιτῶν serait probablement un peu trop long (23 lettres à la charnière des l. 29 et 30). 71 Comparer e. g. Milet I 3, 138 (L. Migeotte, o. c. [n. 7 (1984)], no 96), l. 9–11: ὁ δῆμος ὁ Κνιδίωμ (…) παρακέκληκεν τοὺς βουλομένους τὴγ χρείαν παρέχεσθαι τῶι δήμωι τῶι Μιλησίων. Chr. Schuler m’ a suggéré de substituer à [ὅπως δὲ ἂν] la formule plus fréquente [ὅπως ἂν οὖν].
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prêteront jusqu’ à hauteur vel jusqu’ à concurrence d’ une mine».72 Il ne s’ agit donc pas d’ une somme-plancher, mais d’ un premier plafond. Tous les prêts inférieurs à ce montant seront acceptés, leurs auteurs ayant droit à une simple inscription sur la liste – celle-là même qu’ on lit plus bas, ordonnée de façon chronologique (III). Au-delà du seuil d’1 mine, on définit deux autres catégories. La première doit aller d’1 mine à autre seuil, peut-être fixé à 2 mines, sinon davantage (τοῖς δὲ [δανείσασι ὑπὲρ μνᾶν vel ἕως e. g. δύο? μνῶν]): elle donne droit à une couronne de feuillage. La troisième et dernière catégorie doit fixer, quant à elle, un plancher: τοῖς δανείσ[ασι ὑπὲρ e. g. δύο? μνᾶς vel μὴ ἔλασσον δύο? μνῶν]. Ces derniers prêteurs, les plus généreux de tous, se verront décerner un privilège identique à celui dont jouissent les prêtres à Téos: non la proédrie, comme on le croyait d’ après l’ editio princeps, mais l’ atélie, comme le révèle une lecture de L. Meier (l. 31: [ἀ]τέλεια[ν]); ils seront en outre couronnés lors des Dionysies «en compagnie des bienfaiteurs de la cité» (ἅμα τοῖς εὐεργέταις τῆς πόλεως).73 Les prêteurs des deux catégories supérieures seront certainement, eux aussi, inscrits sur la liste par le trésorier. Il faut donc peut-être, comme me le suggère Chr. Schuler, modifier le début de la l. 34: e. g. ἀναγράψαι δὲ τ[ὸν ταμίαν? | αὐτοὺς καὶ (vel τ[ούτους καὶ | τοὺς ἄλλους) πάντ]ας ὅσοι ἂν [ἕω]ς μνᾶς δανείσωσιν. Le reste du décret (l. 35–68) avait pour l’ essentiel été déchiffré par S. Şahin; L. Meier comble de façon suggestive plusieurs lacunes aux extrémités des lignes. La question demeure de savoir si cette section concerne les prêts ou bien l’ opération de τίμησις qui en est le pendant. On commencera par relire les l. 35–44: [ἀπογράψαι δὲ τοὺς π]ολίτας πά[ντ]ας καὶ ὅσοι κέκτηνται ποτήρια ἢ κοσμ[ήματα ἀργυ]36 [ρᾶ ἢ χρυσᾶ ἢ ἀρ]γύριον ἄσημ[ο]ν ἢ ἐπίσημον ἐν ἡμέραις τρισίν· καὶ ε[ἶναι? - - - - - - - - -] [- - - - - - - - ἑκάσ?]τωι καθάπερ καὶ [τοῖ]ς τὸ ἐπίσημον εἰσενέγκασιν· ἀ[πογράψαι δὲ καὶ εἰσ] [ενεγκεῖν πάντες] καὶ πᾶσαι ὅσοι παρο[ικ]οῦσιν ἐν τῆι πόλει κατὰ τὰ αὐτά· [εἰ δέ τινες] [τῶν πολιτῶν ἤ] τινες ἄλλοι ἔχουσιν [τῆ]ς πόλεως ἀργύριον ἢ χρύσ[ιον μὴ ἀπογεγραμμέ]40 [νον, ἔνδειξιν κα]τ᾿ αὐτοῦ εἶναι τῶι βουλομ[έ]νωι ὡς ἀδικοῦντ!ος"· ὅσοι δὲ [ἐνέχυρα παρέ] [λαβον ἀπογραψ]άτωσαν μὲν αὐτοὶ τὰ ἐνέχυρα, ἀπογραψάτωσα[ν δὲ καὶ τὰ ὀνόματα] [τῶν χρήστων καὶ ὅ]σον ὀφείλεται ἐπὶ τοῖς ἐνεχύρ[ο]ις αὐτ[ῶ]ν· τὸ δὲ ΠΛ[- - - - - - - -] [ἀπογραψάτωσαν] δὲ καὶ ὅσοι παρακαταθήκας ἔχουσιν ἀ[πό] τινων ἢ ἄλ[λ- - - - - - - -] 44 [- - - - · ἀπογραψ]άτωσαν δὲ καὶ ὅσοι παροικοῦσιν ἐν τῆι [πόλει] πάντες· κτλ.
72 Pour cet emploi de ἕως, voir p. ex. IThrAeg E8, l. 30–31 (Abdère); IG XII 6, 169, l. 26–27 (Samos); Milet I 3, 149, l. 41 (Milet); I.Ilion 63, b, l. 19 (Ilion). Le numéral μιᾶς n’ est pas nécessaire, comme le prouve un passage de Platon relatif à une catégorie de délits commis par des magistrats ruraux: Lois VI 762 a (τῶν δὲ ἄλλων ἀδικημάτων ὅ τι ἀδικῶσι τοὺς ἐν τῷ τόπῳ, τῶν μέχρι μνᾶς ἐν τοῖς κωμήταις καὶ τοῖς γείτοσιν ὑπεχέτωσαν ἑκόντες δίκας, τῶν δὲ μειζόνων κτλ.). – On relèvera qu’ une mine correspond au montant minimal habituellement exigé pour le rachat d’ un captif, même si ces prix peuvent en fait varier considérablement selon le statut et selon les circonstances: A. Bielman, o. c. (n. 47), 285. 73 Comparer le décret de Téos I.Magnesia 97 (cf. supra n. 42), l. 42–43: ὑπά[ρχειν δ᾿ αὐτῶ]ι καὶ ἀτέλειαν καθότι καὶ τοῖς ἄλλοις εὐερ[γέταις].
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Le passage décrit en grand détail une opération concernant, non des biens-fonds, mais des objets de prix en or et en argent. Selon le premier éditeur, S. Şahin, on enjoindrait à tous les citoyens de déclarer auprès des autorités civiques, sous la forme d’ un enregistrement écrit («schriftlich deklarieren»), la totalité des objets et du métal précieux en leur possession, dans le but de les taxer. Le verbe ἀπογράφειν apparaît ainsi en toutes lettres à la l. 41, à l’ impératif, à propos de gages détenus par des particuliers: 40 (…)· ὅσοι δὲ [ἐνέχυρα παρέλαβον] [ἀπό τινων ἀπογρα]ψάτωσαν μὲν αὐτοὶ τὰ ἐνέχυρα, ἀπο[γρ]αψάτωσα[ν δὲ πάντες καὶ πᾶσαι] [ὅσοι - - - - - - - - ὅ]σον ὀφείλεται ἐπὶ τοῖς ἐνεχύρ[οι]ς αὐ[τῶ]ν· τὸ δὲ πλει[- - - - - - - -]
L. Meier offre dans sa réédition une version plus complète des mêmes lignes: 40 (…)· ὅσοι δὲ [ἐνέχυρα παρέ] [λαβον ἀπογραψ]άτωσαν μὲν αὐτοὶ τὰ ἐνέχυρα, ἀπογραψάτωσα[ν δὲ καὶ τὰ ὀνόματα] [τῶν χρήστων καὶ ὅ]σον ὀφείλεται ἐπὶ τοῖς ἐνεχύρ[ο]ις αὐτ[ῶ]ν· τὸ δὲ ΠΛ[- - - - - - - -]
Il se trouve que ce passage a joué un rôle central dans l’ établissement du texte. S. Şahin d’ abord, et L. Meier après lui, se sont en effet inspirés de l’ impératif ἀπο[γρ]αψάτωσα[ν] pour combler plusieurs lacunes: [ἀπογράψαι δὲ τοὺς π]ολίτας πά[ντ]ας à la l. 35; ἀ[πογράψαι δὲ καὶ εἰσενεγκεῖν πάντες] καὶ πᾶσαι à la l. 37–38 (où l’ alpha initial est sûr); [εἰ δέ τινες τῶν πολιτῶν ἤ] τινες ἄλλοι ἔχουσιν [τῆ]ς πόλεως ἀργύριον ἢ χρύσ[ιον μὴ ἀπογεγραμμένον] à la l. 38–40; [ἀπογραψ]άτωσαν74 μὲν αὐτοὶ τὰ ἐνέχυρα à la l. 41; [ἀπογραψάτωσαν] δὲ καὶ ὅσοι παρακαταθήκας ἔχουσιν à la l. 43; [ἀπογραψ]άτωσαν δὲ καὶ ὅσοι παροικοῦσιν ἐν τῆι [πόλει] πάντες à la l. 44. Ainsi la «déclaration écrite» s’ est-elle imposée comme un fait, admis par tous les commentateurs, alors même que le verbe ἀπογράφειν n’ apparaît sûrement qu’ à une occasion – et non pas exactement à propos d’ un objet de valeur ou d’ une somme d’ argent, mais d’ une information adventice (le nom d’ un débiteur et le montant de la créance gagée sur un objet). À y regarder de près, ces restitutions sont fragiles. J’ en veux pour preuve une clause située à la fin du décret (l. 56–59). Elle prévoit le cas où un individu, après avoir juré, serait pris en flagrant délit de posséder un objet «interdit»: 56 [ἐὰν δέ τις] φωραθῆι κεκτημένος τι τῶν ἀπειρημέ[νων] καὶ [ὅτ]αν ἐνηνοχὼ[ς - - - - - -] [- - -]ΣΛΤΩΝ εἶν[α]ι καὶ εἶναι τῶν εὑρηθέντων τ[ὰ] μὲν ἡμίση τοῦ φήναν[τος, τὰ δὲ ἡμίση] [τῆς πόλεω]ς· ἐπιμέλεσθαι δὲ τῆς ἀφαιρέσεως κ[αὶ] τῆς πράσεως τῶν εὑρ[ηθέντων τοὺς τα] [μίας· κτλ.]
À la fin de la l. 56, S. Şahin n’ avait lu en son temps que [. . .]Ι ἐνηνοχ[ώς]. Il interprétait ἐνηνοχώς, participe parfait de φέρω, au sens d’«ayant présenté», soit comme une 74 On
relèvera ici un détail non négligeable. S. Şahin avait transcrit [ἀπογρα]ψάτωσαν, mais L. Meier n’ a distingué aucune trace de lettre avant A, d’ où sa transcription: [ἀπογραψ]άτωσαν.
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autre façon de dire «ayant déclaré». Il suggérait avec prudence de restituer: καί [τι μ]ὴ ἐνηνοχ[ὼς ἀφαιρεῖσ|θαι τού]των εἶναι κτλ., «wenn einer in Besitz einer der verbotenen Sachen erwischt wird und etwas noch [nicht] vorgeführt hat, [soll dies von ihm weggenommen werden]». L. Meier a vu deux lettres de plus, qui ne sont pas sans importance: [. .]ΑΝΕΝΗΝΟΧΩ[- - -]. Il transcrit καὶ [ὅτ]αν ἐνηνοχὼ[ς] et suit grosso modo l’ interprétation de S. Şahin: «Wenn jemand ertappt wird, dass er etwas von den Dingen besitzt, die verboten sind, und wenn er abliefernd (?) - - -». En fait, il faut reconnaître à cet endroit le verbe ἀναφέρειν. Il appartient au vocabulaire institutionnel téien, où il désigne ordinairement l’ action de «remettre» (e. g. un décret) ou de «faire un rapport» à une instance.75 Ici, à propos d’ objets, il doit avoir le sens de «remettre», «apporter», «livrer».76 Est donc coupable celui «qui possède une des choses interdites et n’ a pas remis (vel ne l’ a pas remise) […]»: [ἐὰν δέ τις] φωραθῆι κεκτημένος τι τῶν ἀπειρημέ[νων] καὶ μὴ77 ἀνενηνοχὼ[ς κτλ.]. La suite de la phrase nous échappe dans sa formulation exacte, mais le sens est clair: l’ objet incriminé sera saisi (cf. infra). Or cette conclusion est grosse de conséquences pour l’ intelligence du décret dans son entier. Le verbe mutilé ou disparu à cinq reprises, par lequel est décrite l’ opération qui nous intéresse, ne doit pas être ἀπογράφειν, mais ἀναφέρειν. Il apparaît dans les différentes clauses du décret sous la forme de l’ infinif aoriste ἀνενεγκεῖν et de l’ impératif ἀνενεγκάτωσαν, ainsi que du participe ἀνενηνοχώς.78 On doit en conclure qu’ il n’ est aucunement question de «déclarer par écrit» ou de «faire enregistrer» les objets de prix, mais – plus concrètement – de les «remettre» à la cité. Les trésoriers, ou la commission spéciale mentionnée au début, étaient vraisemblablement chargés de les recueillir. Si l’ on accepte les remarques qui précèdent, le reste du document peut se lire d’ un œil nouveau. Reprenons la lecture à partir de la l. 35. Tous les citoyens sont invités à apporter leurs objets d’ or et d’ argent: [ἀνενεγκεῖν δὲ τοὺς π]ολίτας πά[ντ]ας καὶ ὅσοι κέκτηνται ποτήρια ἢ κοσμ[ήματα χρυσᾶ ἢ ἀργυρᾶ ἢ ἀρ]γύριον ἄσημ[ο]ν ἢ ἐπίσημον ἐν ἡμέραις τρισίν, «que tous les citoyens et tous ceux qui détiennent des 75 I.Magnesia 97 (cf. supra n. 42), l. 7–11: ἀποδ[εῖξαι] πρεσβευτὰς δύο ἤδη οἵτινες ἀφικό[μενοι] εἰς Μαγνησίαν ἀνοίσουσι τῶι δήμωι [τῶν Μαγ]νήτων τὸ ψήφισμα καθότι τετίμηκε[ν ὁ δῆ]μος Γλαῦκον (IIe s.). On trouve ἀποφέρειν dans le même sens à Abdère: IThrAeg E7, l. 6. À Téos même, comparer la locution ἐπ’ ἀναφορὰν τὴν πρὸς τὸν δῆμον dans deux documents: Br. Le Guen, o. c. (n. 1), no 39, l. 9–11; Syll.3 578, l. 22–23. À propos de dépenses, un décret de la symmorie d’ Echinos, subdivision du corps civique téien, pour ses prostatai, dit ceci: οὐδεμίαν ἀνενέγκαντες τῶι κοινῶι δαπάνην, ἀλλ᾿ ἐκ τῶν ἰδίων πάντα χορηγήσαντες ἀφειδῶς εἰς τὰς θυσίας (CIG 3066, l. 10–12). 76 Chez les auteurs, à propos d’ objets, voir p. ex. Diodore 30, 21, 1; Plutarque, Moralia 176c. Le verbe s’ emploie à propos du dépôt de documents dans des archives (W. Lambrinudakis – M. Wörrle, Chiron 13 [1983], 341 s.) ou du dépôt d’ une somme d’ argent dans une caisse ou sur un compte (IG XII 4, 302, l. 55–56 [Cos]). 77 Chr. Schuler m’ indique que le réexamen de l’ estampage lui a permis de distinguer les lettres ΜΗ. 78 Voir infra n. 84.
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coupes ou des bijoux [d’ or ou d’ argent] ou de l’ argent non monnayé ou monnayé les [remettent] dans les trois jours». À l’ extrémité de la l. 36, S. Şahin lisait ΕΙΚ (d’ où sa restitution ἐν ἡμέραις τρισὶν καὶ εἴκ[οσι]); L. Meier transcrit quant à lui simplement καὶ ε[ἶναι - -] («sehr unklare Spuren von 1–2 Buchstaben nach E am Zeilenende»). Pourtant, la photographie de l’ estampage de S. Şahin aussi bien que celle de la pierre (fig. 4) laissent voir assez distinctement les lettres ΕΙΝ.79 C’ est donc bien la même phrase qui se poursuit, en apportant une précision capitale: καὶ εἶν[αι - - - - - ἑκάσ?]τωι καθάπερ καὶ [τοῖ]ς τὸ ἐπίσημον εἰσενέγκασιν. Quel sens donner ici à εἰσφέρειν? Certes, la locution εἰσφέρειν εἰσφοράν signifie, au sens technique, «apporter sa contribution à un prélèvement (obligatoire)». Mais le verbe εἰσφέρειν désigne également, au sens large, «verser, fournir, procurer» (en principe avec un complément d’ objet),80 tout comme εἰσευπορεῖν, qu’ on lit dans le décret I au sujet de sommes prêtées (τοῖς εἰσευπ[οροῦσι]).81 Il faut vraisemblablement préférer ici ce sens large de «contribuer» et comprendre que l’ on parle en fait des prêteurs. Il est vrai qu’ ailleurs dans le texte, on les désigne comme οἱ δανείσαντες, suivi ou non d’ un complément d’ objet (l. 27 [?], l. 28, l. 30, l. 32, l. 34, l. 66). Mais le prêt s’ apparente clairement à une souscription publique,82 si bien que les participants seront des «contributeurs», agissant à la fois par intérêt économique et par sens civique. En répondant à l’ appel, ils mettront à la disposition de la cité, d’ abord et avant tout, de l’ argent monnayé, que l’ on pourra facilement compter: c’ est pourquoi on les désigne comme οἱ τὸ ἐπίσημον εἰσενέγκαντες. Ils recevront des droits ou des privilèges, dont bénéficieront aussi (καθάπερ) ceux qui, quant à eux, «remettront» des objets de prix. Une seule explication possible se présente: les récompenses énumérées juste auparavant, aux l. 30–34, visant ceux qui prêteront du numéraire, sont élargies à tous ceux qui viendront déposer leurs objets de prix, en l’ espace de trois jours et à titre de prêt. Cette interprétation conduit à restituer: εἶν[αι τῶν ἀνενεγκάντων ἑκάσ?]τωι καθάπερ καὶ [τοῖ]ς τὸ ἐπίσημον εἰσενέγκασιν. Autrement dit, «remettre» (ἀναφέρειν) des objets de prix n’ a rien à voir avec la τίμησις: c’ est au contraire une autre manière de participer à l’ emprunt. La cité acceptera aussi bien les pièces frappées que les objets d’ or et d’ argent et elle récompensera les deux 79 Voir
déjà la remarque de Ph. Gauthier, o. c. (n. 6). La haste gauche et la barre oblique descendante du N sont seules conservées. 80 L. Migeotte, o. c. (n. 7 [1992]), no 18 (IG II2 835), l. 13, avec la n. 71, en fournit un bel exemple à Athènes, à propos d’ une souscription (ἐπίδοσις), qui fait appel à des volontaires. Voir également ibid., no 31, l. 3 (οἱ ἐνενέγκαντες [Élatée]); no 63, l. 2–3 (οἵδε ἐπηγγείλαντο καὶ εἰσήνεγκαν [Histiée]). 81 I, l. 15. La lecture, nouvelle, est due à L. Meier, qui rappelle à juste titre, o. c. (n. 9), 131 (renvoyant en particulier à Chr. Habicht, MDAI(A) 87 [1972], 202–204), le sens technique de εὐπορεῖν vel εἰσευπορεῖν: «procurer, mettre à la disposition, apporter sa contribution» (avec ou sans complément d’ objet), aussi bien à propos de prêts que de dons. 82 L. Migeotte, o. c. (n. 1), 324, parle d’ un «emprunt par souscriptions». À Téos même, au IIe s., on emploie εἰσφέρεσθαι à propos du financement généreux des dépenses des symmories par des προστάται: SEG 35, 1152, l. 12–13 (εἰσενεγκάμενοι τὴν εἰς ταῦτα δαπάνην πᾶσαν ἐκ τοῦ ἰδίου); CIG 3065, l. 20.
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Fig. 4: détail, fin de la l. 36 (cliché L. Meier)
catégories de prêteurs selon la même échelle. Or c’ est exactement ce que l’ on observe dans la liste III, où sont enregistrés les prêts (l. 69: [ὀφείλετα]ι τόκων δεκάτων (…) τοῖς δανείσα[σι]). Ils consistent en pièces de monnaie (internationale et locale), mais aussi en coupes et autres objets de métal précieux, dont le poids exact est indiqué.83 Contributions versées en numéraire et objets précieux «apportés» sont mêlés, car ils relèvent de la même catégorie: tous sont prêtés à la cité, contre la promesse d’ un remboursement et du versement d’ intérêts. Tout comme les citoyens, l’ ensemble des étrangers résidents, hommes et femmes, sont invités à faire un prêt à la cité en remettant leurs valeurs. Il faut restituer, aux l. 37–38: ἀ[νενεγκάτωσαν84 | δὲ καὶ πάντες] καὶ πᾶσαι ὅσοι παρο[ικ]οῦσιν ἐν τῆι πόλει κατὰ τὰ αὐτά. Outre les objets qu’ il possède en propre, chacun est incité à remettre les gages (ἐνέχυρα) qu’ il détient s’ il a consenti des prêts, que ce soit à la cité elle-même ([τῆ]ϛ πόλεως ἀργύριον ἢ χρυσ[ίον])85 ou à des particuliers, et il devra «inscrire» sur l’ objet gagé le nom de son débiteur, ainsi que la somme exactement due.86 Chacun 83 Bien que la situation soit différente, on pourrait comparer les méthodes de pesée des objets précieux connues par les inventaires de Didymes: cf. M.-Chr. Marcellesi, Milet des Hécatomnides à la domination romaine, Milesische Forschungen 3, 2004, 5–26. 84 À l’ extrémité de la l. 37, S. Şahin transcrivait ἀ . [- - -], tandis que L. Meier transcrit et complète ἀ[πογράψαι]. La photographie d’ estampage de Şahin montre bien une lettre triangulaire, suivie de ce qui semble bien être une haste oblique descendant vers la droite: sous réserve de vérification sur la pierre, je serais tenté d’ écrire ἀν[ενεγκάτωσαν]. 85 L. Meier, o. c. (n. 9), traduit avec réserve: «[Wenn aber einige von den Bürgern oder] einige aus der Stadt (?) Silber oder Gold haben, [das nicht deklariert wurde]» (cf. 144 et n. 98). Contra S. Şahin, o. c. (n. 5): «Silber oder Gold der Stadt». L. Migeotte et M. Wörrle ont tous deux attiré mon attention sur le fait que [τῆ]ς πόλεως ne peut qu’ être le complément de ἀργύριον ἢ χρυσ[ίον]. La bonne interprétation a été suggérée d’ un mot par S. Bussi, o. c. (n. 6), 169, n. 34: «verosimilmente la quota dei loro beni che deve essere data a credito». L. Migeotte, o. c. (n. 1), 328, cite plusieurs exemples d’ objets précieux engagés par une cité pour obtenir un prêt: ainsi des ἱερὰ ποτήρια d’ une valeur de 100 statères d’ or à Olbia (IosPE I2 32, l. 14–15 ; cf. L. Migeotte, o. c. [n. 7 (1984)], no 44). 86 Sur l’ endettement des particuliers à Téos et à Lébédos, source de litiges, voir RC 3, l. 24–43. La restitution ἀπογραψάτωσα[ν δὲ καὶ τὰ ὀνόματα τῶν χρήστων], convaincante, quoique peutêtre un peu longue, appartient à L. Meier, s’ inspirant de R. Merkelbach. On lit ensuite: [καὶ ὅ]σον ὀφείλεται ἐπὶ τοῖς ἐνεχύρ[ο]ις αὐτ[ῶ]ν· τὸ δὲ ΠΛΕ[- - -] (S. Şahin avait transcrit πλει[- - -]; Chr. Schuler me confirme que l’ on distingue la partie supérieure de l’ E). Une nouvelle phrase ne peut commencer à cet endroit, car [ἀνενεγκάτωσαν] δὲ se place juste après, dans la lacune à la charnière des l. 42 et 43. Les mots τὸ δὲ πλε[- - -] constituent donc la suite de la proposition relative aux gages, aux noms des créanciers et aux sommes dues; la restitution doit être extrêmement courte. Ne peut-on songer à τὸ δὲ πλε[ῖον μή]? Il s’ agirait d’ indiquer à chaque
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pourra de même remettre aux autorités les dépôts dont il a la garde (παρακαταθήκας). Et de fait, la liste III enregistre, outre le numéraire et les objets possédés, un nombre important de gages, avec les noms des débiteurs. Il s’ agit exclusivement, là encore, d’ objets en or ou en argent, dont il est facile de déterminer par pesée la valeur exacte. La clause de l. 38–40 introduit explicitement une contrainte. Elle vise ceux qui détiennent en gage des objets publics (parce qu’ ils sont créanciers de la cité) et qui chercheraient à les retenir. Or ces objets-là doivent obligatoirement être rendus, vu les circonstances: [εἰ δέ τινες τῶν πολιτῶν ἤ] τινες ἄλλοι ἔχουσιν [τῆ]ς πόλεως ἀργύριον ἢ χρυσ[ίον μὴ ἀπογεγραμμένον κτλ.]. Afin de respecter le parallélisme avec la clause de la l. 56, on pourrait écrire: [καὶ μὴ ἀναφέρουσιν (vel ἀνήνεγκαν?)]. Qui contrevient à cette obligation s’ expose à être dénoncé (et puni, bien que la peine ne soit pas précisée). L. Meier restitue justement: [ἔνδειξιν? κα]τ᾿ αὐτοῦ εἶναι τῶι βουλομένωι ὡς ἀδικοῦντ!ος" (ἀδικοῦντι, lapis); il a raison d’ expliquer le passage maladroit du pluriel au singulier par «ein stereotyper Gebrauch von rechtlichen Klauseln». Il s’ inspire en l’ occurrence d’ une clause analogue, située un peu plus bas (l. 50), qui envisage le cas où quelqu’ un se déroberait à l’ obligation de prêter serment: κατὰ δὲ ἐκείνο[υ] τῶι βουλομένω[ι ἔνδειξιν ἐξέστω]. Pour respecter l’ analogie entre les deux passages, on écrira de préférence: κατὰ δὲ ἐκείνο[υ] τῶι βουλομένω[ι ἔνδειξιν? εἶναι]87. L. Meier a par ailleurs relevé qu’ une clause comparable se lit dans la convention Téos-Kyrbissos: ἐὰν δέ τις μὴ ὀμόσηι, [.]Ο[. . . . | . . . . . κα]τ᾿ αὐτοῦ (?) τὸν δῆμον ὡς ἀδικοῦντος.88 Comme l’ avaient deviné L. et J. Robert, il faut restituer désormais en toute certitude: ἐὰν δέ τις μὴ ὀμόσηι, [ἔνδειξιν? | εἶναι κα]τ᾿ αὐτοῦ τὸν δῆμον ὡς ἀδικοῦντος.89 Le terme ἔνδειξις est-il néanmoins le bon? À dire vrai, il n’ est conservé dans aucun des trois passages invoqués. L. Meier justifie avec une explicite prudence la restitution [ἔνδειξιν (vel ἐνδεῖξαι)], plutôt que [φάσιν (vel φῆναι)], en comparant l’ emploi qui est fait de ces termes dans le droit attique: «dies geschieht unter der Annahme, dass in Teos wie in Athen die Popularklage aufgrund eines Zueignungsdelikts, wie sie in Z. 57 deutlich hervortritt, von der personenbezogenen Anzeige wegen der Verweigerung des im Beschluss festgelegten Eides begrifflich unterschieden wurde.»90 Autrement fois le montant exact de la créance, mais pas la différence entre celle-ci et la valeur du gage, qui la dépassait puisqu’ on y incluait le calcul des intérêts. Ce point mérite d’ être approfondi par les spécialistes du crédit. 87 Ici comme ailleurs dans le texte, εἶναι a le sens fort de ἐξεῖναι. 88 SEG 26, 1306, l. 7–8. L. et J. Robert, o. c. (n. 1), 196 (= OMS VII 340) traduisaient: «[qu’ une action soit intentée contre lui?] parce qu’ il commet ainsi un délit contre le peuple». Ils précisaient en note: «[l]e sens semblerait être: φάσιν (ex. gr.) εἶναι κατ᾿ αὐτοῦ». Fr. Sokolowski, o. c. (n. 18), 105, a suggéré de restituer, sans le secours d’ un parallèle exact: [ζημίαν ψη|φίσαι κα]τ᾿ αὐτοῦ τὸν δῆμον ὡς ἀδικοῦντος. 89 Il n’ y a là, pace L. Meier, aucune erreur du rédacteur ou du lapicide, mais une formulation légèrement différente, dans laquelle τὸν δῆμον est bien complément d’ objet du verbe ἀδικεῖν. Comparer I.Priene2 7, l. 34–35; IG XII 4, 91, l. 13–15 (ἐνθύμιον ἔστω (…) ὡς ἀδικεῦντι τὸν θεόν). 90 L. Meier, o. c. (n. 9), 150 s.
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dit, dénoncer celui qui refuse de prêter serment (l. 51: [ἐὰν δέ τις μὴ ὀμόσ]ηι) relève de la procédure de l’ἔνδειξις, tandis que prendre quelqu’ un en flagrant délit de posséder un objet interdit (l. 56–57: [ἐὰν δέ τις] φωραθῆι κεκτημένος τι) relève de la φάσις.91 Le raisonnement est solide. Si l’ on s’ y tient, il faut cependant écarter à la l. 40 [ἔνδειξιν] en faveur de [φάσιν], puisque c’ est bien d’ objets soustraits à l’ emprunt qu’ il est question.92 De fait, ce passage est analogue à celui des l. 56–57 (invoqué plus haut), qui emploie sans aucune ambiguïté le verbe φάναι: [ἐὰν δέ τις] φωραθῆι κεκτημένος τι τῶν ἀπειρημέ[νων] (…) εἶναι τῶν εὑρηθέντων τ[ὰ] μὲν ἡμίση τοῦ φήναν[τος, κτλ.] (cf. infra). En définitive, l’ existence à Téos de deux procédures distinctes n’ est pas prouvée et il serait peut-être plus simple de restituer partout [φάσιν]. À la l. 44 commence une clause différente, longue et détaillée, par laquelle est organisée une prestation de serment. Tous sans exception devront s’ y plier, citoyens et étrangers résidents, riches et pauvres. C’ est sans doute la section du texte la plus curieuse et la plus difficile à interpréter (l. 44–55): 44 (…)· [ὀμόσαι δὲ πάν] [τας πολίτας καὶ] πάντας ὅσοι παροικοῦσιν ἐν τῆι πόλει [ταύ]ρωι καὶ κρίω[ι καὶ κάπρωι] [- - - - - - - - - - -]ΤΕ μὴ κεκτήσεσθαι μηδὲ ποτήριον ἀρ[γυ]ροῦν μηδ[ὲ χρυσοῦν - - - - - -] [-(?) γραπτὰς ἐ]ν ὅπλοις μηδὲ εἱματισμὸν [γ]υναικεῖον πο[ρ]φύραν ἔ[χ]ον [- - - - - - - -] 48 [- - - καὶ σαμεῖα] μὴ πλατυτέρας εἰκοστοῦ μέρους δακτ[ύ]λου ἐκ πήχεο[ς - - - - - - - - -] [- - - - - - - - - - -]τος τάδε περὶ κεφαλὴν πλὴν χρυσο[κλύστ]ων· ὀμόσαι δὲ [πάντας τὸν νό] [μιμον ὅρκ]ον· ἐπιμεληθῆναι δὲ τοῦ ὅρκου τοὺς στ[ρατ]ηγοὺς καὶ τ[οὺς τιμούχους· ἐὰν δέ] [τις μὴ ὀμόσ]ηι κατὰ τὸ ψήφισμα ἐπιδημῶν ἀποτινέτ[ω] δραχμὰς πε[ντακοσίας? καὶ μὴ] 52 [ἐξέστω] δίκην ἔχειν κατὰ μηθενός· κατὰ δὲ ἐκείνο[υ] τῶι βουλομένω[ι ἐνδεῖξαι ἐξέστω]· [- - - -] αὐτοῖς εἶναι παραγενομένοις ἐν ἡμέραις ε[ἴκ]οσι ὀμόσαι καὶ ἐ[νέχεσθαι (?)] [κατὰ τὰ αὐ]τὰ ἐν τῶι ψηφίσματι· v τοὺς δὲ ὀμόσαντας [τὸ]ν ὅρκον ἀναγ[ράψαι οἱ στρατ] [ηγοὶ καὶ οἱ τ]ιμοῦχοι εἰς λευκώματα καὶ ἐκτιθέτωσαν ε[ἰς τ]ὴν ἀγο[ρ]ὰν ἐφορᾶ[ν πᾶσιν]· κτλ.
91 Pour un crime beaucoup plus grave, celui de fomenter un complot armé, on emploie dans la convention Téos-Kyrbissos le verbe δηλοῦν: ἂν [εἰδῶ τινα] ἐπιβουλεύοντα τῶι χωρίωι ἢ τῶι φρου[ρ]άρχωι, δηλώσω τῆ[ι πόλει] καὶ τῶι φρουράρχ[ω]ι (SEG 26, 1306, l. 49). À Abdère, pour un crime du même ordre, une inscription du début du IIIe s. emploie φάναι: [ὃς ἂν ἐπανάστασιν] ἐπιβουλεομέν[ην] ἐπὶ Ἄβδηρα κατείπηι καὶ φανῆι ἀληθ[ὴς οὖ]σα κτλ. (IThrAeg E2, l. 1–5). Sur les procédures de dénonciation, voir p. ex. A. Cassayre, La justice dans les cités grecques, 2010, 208–213. 92 Pour Athènes, voir en particulier D. M. MacDowell, The Athenian Procedure of Phasis, dans: M. Gagarin (éd.), Symposion 1990, 1991, 187–198 (= id., Studies on Greek Law, Oratory and Comedy, 2018, 159–170), et R. W. Wallace, Phainein in Athenian laws and legal procedures, dans: G. Thür – Fr. J. Fernández Nieto (éd.), Symposion 1999, 2003, 167–181. La procédure de la φάσις apparaît dans un règlement thasien du IVe s. qui traite vraisemblablement de fraude fiscale dans le port de commerce: J. Pouilloux, Recherches sur l’ histoire et les cultes de Thasos, I, 1954, no 150 (P. Hamon, Corpus des inscriptions de Thasos III, à paraître, no 7). On connaît depuis peu l’ existence d’ un φασικὸς νόμος à Priène au IIIe s.: D. Kah, Eine neue Brunneninschrift aus Priene, EA 45 (2012), 55–70, part. 60 s. (I.Priene2 377; SEG 62, 906).
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Téos devait avoir, vers le tournant du IIIe s., plusieurs milliers de citoyens, sans compter les étrangers résidents; la campagne elle-même semble avoir été densément peuplée.93 La cérémonie de serment collectif, obligatoire, placée sous la responsabilité des magistrats, n’ était donc pas une mince affaire à organiser. L. Meier a fait ici encore plusieurs lectures importantes. Comme dans la convention Téos-Kyrbissos, le serment est prêté sur une trittoia (l. 45): [ταύ]ρωι καὶ κρίω[ι καὶ κάπρωι].94 La formule se poursuit au début de la l. 46: [- - -]ΤΕ μὴ κεκτήσεσθαι, où l’ on peut vraisemblablement rétablir, d’ après une suggestion de L. Meier dans son apparat, l’ adverbe [μηδέπο]τε («jamais, en aucun cas»), qui semble pouvoir se combiner avec la particule de négation μή. Il convient à mon avis d’ accorder son plein sens à l’ infinitif futur κεκτήσεσθαι: citoyens et habitants doivent jurer de ne pas «chercher à acquérir» à l’ avenir certains types de biens. L’ engagement est vraisemblablement pris pour une période déterminée, qui n’ est pas explicitement définie: sans certitude, je serais tenté de croire qu’ il est contraignant aussi longtemps que le prêt ne sera pas remboursé.95 Les objets énumérés dans le serment diffèrent en partie de ceux qu’ on peut «remettre» à titre de prêt (l. 35–36): la liste comprend des pièces d’ orfèvrerie et des bijoux, mais aussi des vêtements et autres atours tissés96 ou plaqués d’ or – autant de pièces qui n’ auraient pu être prêtées, pour la simple raison qu’ on ne pouvait pas aussi facilement en estimer la valeur par une simple pesée. Le serment de ne pas acquérir de tels articles de luxe ne se rapporte donc pas directement au prêt, mais comment faut-il le comprendre? J’ avancerai avec prudence une explication possible: seuls quelques-uns vont prêter de l’ argent ou des objets d’ or et d’ argent, mais tous les Téiens, quels qu’ ils soient, devront jurer de ne pas faire des achats de luxe, car cela reviendrait à consacrer sa fortune à des futilités d’ ordre privé au lieu de l’ employer au bien public quand la cité en a le plus grand besoin. Si cette interprétation est la bonne, le serment viserait à faire peser sur les consciences une pression, à attiser à la fois l’ orgueil et la honte, 93 Le
décret invoqué supra (n. 4), concernant l’ intégration d’ une communauté rurale anonyme, donne l’ impression que la chôra téienne était densément occupée et activement exploitée. L. Migeotte, CCGG 2 (1991), 23 (= id., Économie et finances des cités grecques I, 2010, 309), a proposé avec circonspection d’ estimer la population civique entre 5000 et 7000 personnes, au moins à titre d’ hypothèse. 94 Sur ce rite solennel, voir p. ex. Fr. Blondé – A. Muller – D. Mulliez – Fr. Poplin, Un rituel d’ engagement à Thasos: archéologie et textes, Kernos 18 (2005), 476–479. 95 Contra L. Meier, o. c. (n. 9), 148 n. 122, qui comprend κεκτήσεσθαι au sens de «besitzen». 96 À la l. 48 sont évoqués des éléments dont la largeur ne doit pas excéder «le vingtième d’ un dactyle». La précision ἐκ πήχεος est, sauf erreur, dépourvue de parallèle et elle reste entièrement à expliquer: S. Bussi, o.c. (n. 6), 166 s., traduit «nel sistema del cubito», mais quel sens donner à ἐκ? et pourquoi cette précision? La question requerrait un examen approfondi (sur les différents systèmes coexistant au IVe s., voir p. ex. I. Dekoulakou–Sideris, A Metrological Relief from Salamis, AJA 94 [1990], 445–451, avec les références). Quoi qu’ il en soit, la mesure ici indiquée est infime, de l’ ordre de 1 mm. Il doit donc être question, non d’ une ceinture tissée d’ or (R. Merkelbach, suivi par L. Meier), mais de fils d’ or, comme le suggère S. Bussi, ibid.: on pourrait songer à restituer [κρόκας vel χρυσέας? κρόκας] μὴ πλατυτέρας κτλ.
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en rendant le luxe moralement inacceptable, au moins durant la crise.97 Tout comme dans la convention Téos-Kyrbissos, et avec la même intention de contrôle social, on décide en outre que les noms de ceux qui auront prêté serment seront publiés sur des tableaux blanchis dans l’ agora, «pour être vus par tous» (l. 55): ἐφορᾶ[ν πᾶσιν] (nouvelle lecture de L. Meier). Une amende très élevée menace quiconque ne prêterait pas serment alors qu’ il est sur place (l. 50–52): [ἐὰν δέ τις μὴ ὀμόσ]ηι κατὰ τὸ ψήφισμα ἐπιδημῶν ἀποτινέτ[ω] δραχμὰς πε[ντακοσίας (restitution convaincante de L. Meier)]. Ceux qui sont absents (l. 52–53) devront se soumettre à la prestation de serment dans les vingt jours qui suivront leur retour – éventuellement bien après que le prêt aura été clos et les prisonniers libérés. Pour désigner celui qui se trouve à l’ étranger, le grec dit le plus souvent ἀπόδημος. On devrait trouver [τοῖς δὲ ἀποδήμοις vel ἀποδημοῦσιν vel ἐγδήμοις], mais pour toutes ces restitutions, la place semble manquer. Il faut peutêtre songer à ἀπεῖναι, qui est plus court, quoique plus imprécis:98 [τοῖς δὲ ἀποῦσιν?] αὐτοῖς εἶναι παραγενομένοις ἐν ἡμέραις ε[ἴκ]οσι ὀμόσαι.99 La suite se dérobe et la restitution pose une difficulté. Il faudrait quelque chose comme: κατὰ τὰ γεγραμμένα100 vel προστεταγμένα101 (τὰ) ἐν τῶι ψηφίσματι (ou encore καθότι γέγραπται ἐν τῶι ψηφίσματι). La solution est à chercher dans un passage, malheureusement mutilé, du décret I (l. 12–13): καὶ ἐ[κτελέσαι? vel ἐ[πιτελέσαι? vel π[οιῆσαι? (ou les mêmes verbes à l’ impératif: ἐ[κτελεσάτωσαν] vel ἐ[πιτελεσάτωσαν] vel π[οιησάτωσαν]) e. g. τὰ προστε|ταγμένα] τὰ ἐν τῶ|ι ψηφίσματι (cf. supra). Un peu plus loin dans le texte (l. 60–62), on ordonne au héraut de prononcer des vœux pour ceux qui respecteront leur serment et de maudire ceux qui se parjureront: [εὔξασθαι (restitution de L. Meier) | δὲ τὸν ἱεροκήρυ]κα vel κήρυ]κα τοῖς Διονυσίοις καὶ τοῖς Θεσμοφορίοις τῶι ἐμμένοντι [τῶι ὅρκωι | e. g. εὖ εἶναι (vel ἄμεινον εἶναι?), τ]ὸν δὲ μὴ ἐξώλη εἶναι καὶ αὐτ[ὸ]ν καὶ γένος τὸ ἐκείνου. Il n’ est pas sans intérêt de relever que cette proclamation aura lieu, non seulement dans les Dionysies, mais aussi dans les Thesmophories, fête réservée en principe aux femmes de citoyens:102 le prêt d’ objets précieux et la promesse
97 Le
Pseudo-Aristote, Économique 2, 2, 19, rapporte que la cité d’ Éphèse, désireuse de reconstruire le temple d’ Artémis incendié par Hérostrate, vota une loi interdisant aux femmes de porter des bijoux d’ or et les contraignant toutes à prêter ceux qu’ elles possédaient (voir le commentaire de L. Migeotte, o. c. [n. 7 (1984)], no 88). Cette injonction me semble tout à fait différente de l’ engagement par serment demandé ici aux Téiens. 98 Comparer Platon, Lois 12, 954b: ἐὰν δὲ ἀποδημῶν οἰκίας δεσπότης τυγχάνῃ, (…)· ἐὰν δὲ πλείονα χρόνον ἀπῇ κτλ. 99 Comparer IPArk 17, l. 67 (Stymphale, à propos d’ une procédure judiciaire). Que signifie exactement αὐτοῖς?: «par eux-mêmes, de leur propre initiative»?; comparer I, l. 12. 100 Comparer Syll.3 578, l. 40, l. 50 et l. 65. 101 Ibid., l. 48–49. 102 La fête des Thesmophories est vraisemblablement connue à Téos par un autre document, plus tardif (IIe ou Ier s. ?): l’ épigramme SEG 2, 615 (R. Merkelbach – J. Stauber, Steinepigramme aus dem griechischen Osten I, 1998, 03/06/07) pour la jeune Stratonikè, épouse d’ Aris-
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de ne pas céder au luxe concernent aussi bien les Téiens que les Téiennes (quand bien même ces dernières n’ agiraient que par l’ entremise de leur kyrios). La clause des l. 56–60 a été analysée plus haut et corrigée sur un point (μὴ ἀνενηνοχώ[ς]). Elle s’ apparente à celle des l. 38–40, où celui qui ne remettrait pas des objets gagés par la cité est menacé de dénonciation (φάσις). On envisage ici le cas de celui qui serait convaincu de fraude après avoir prêté serment, c’ est-à-dire qui n’ aurait pas respecté l’ interdiction d’ acheter des articles de luxe. On précise quelle peine il encourra et comment celle-ci sera appliquée:103 56 [ἐὰν δέ τις] φωραθῆι κεκτημένος τι τῶν ἀπειρημέ[νων] καὶ μὴ ἀνενηνοχὼ[ς - - - - - -] [- - - -]ΣΛΤΩΝ εἶν[α]ι καὶ εἶναι τῶν εὑρηθέντων τ[ὰ] μὲν ἡμίση τοῦ φήναν[τος, τὰ δὲ ἡμίση] [τῆς πόλεω]ς· ἐπιμέλεσθαι δὲ τῆς ἀφαιρέσεως κ[αὶ] τῆς πράσεως τῶν εὑρ[ηθέντων τοὺς τα] [μίας· ἀποδίδ]οσθαι δὲ τοὺς κεκτημένους τὸν [εἱ]ματισμὸν τὸν ἀπειρημέν[ον τοῖς φή]60 [νασι ἐν ἡμέραις] τ[ρισ]ὶν καὶ εἶναι ἀτελεῖς καὶ ἐ[ξ]άγοντας καὶ αὐτοῦ πωλ[οῦντας· κτλ.]
Une difficulté apparaît aussitôt: si le serment porte bien sur les acquisitions futures, comment peut-on reprocher à quelqu’ un de ne pas avoir «remis», lors de l’ emprunt, un objet «interdit»? Il faut en conclure que le pronom indéfini τι n’ est pas le complément commun des deux participes κεκτημένος et ἀνενηνοχώς, contrairement aux apparences. La solution est de considérer que ἀνενηνοχώς est employé de façon absolue (cf. l. 37–38) ou bien qu’ il a un autre complément, qui a disparu dans la lacune de la fin de la l. 56. Je propose, avec toute la circonspection requise, de rétablir: [ἐὰν δέ τις] φωραθῆι κεκτημένος τι τῶν ἀπειρημέ[νων] καὶ μὴ ἀνενηνοχὼ[ς μηθέν, κτλ.], «si quelqu’ un est pris en flagrant délit de posséder l’ une des choses interdites et de ne [rien] avoir remis, etc.». Le cas envisagé est celui d’ un individu qui aurait très bien pu prêter une somme ou remettre un objet d’ or ou d’ argent lors de l’ emprunt d’ urgence, car il en avait les moyens, mais qui n’ a pas participé à l’ effort collectif et n’ a fait aucune contribution, par égoïsme ou par indifférence. Plus tard, après avoir prêté serment de n’ acquérir pour lui-même ou son épouse aucun article de luxe, il serait surpris en possession d’ un bijou ou d’ une parure nouvelle: il est alors susceptible d’ être dénoncé et puni.104 L’ objet du délit sera saisi et partagé entre le délateur et la cité. Le début de l’ apodose est très court et concerne la procédure à suivre: [- - | - - - - -]ΣΛΤΩΝ εἶν[α]ι κτλ. tônax, morte ἁγναῖς ἐν θαλίαις Δαμάτερος. Comparer les vœux prononcés par le gynéconome aux Thesmophories de Gambreion: Syll.3 1219, l. 17–25. 103 Sur cette clause, voir les remarques de L. Rubinstein, Reward and Deterrence in Classical and Hellenistic Enactments, in: D. F. Leão – G. Thür (éds), Symposion 2015, 2016, 419– 449, part. 430. 104 L. Migeotte a bien voulu me suggérer une autre interprétation. Selon lui, si l’ on cherche à empêcher les citoyens et résidents d’ acquérir des biens de luxe supplémentaires, c’ est peut-être dans le but de «geler les avoirs» dans la perspective de la τίμησις. On chercherait à éviter que certains ne tentent de sous-évaluer leur fortune en en dissimulant une partie grâce à l’ achat d’ objets de valeur. L’ objectif ultime serait de donner confiance dans la sincérité du résultat de la τίμησις,
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S’ agit-il encore de la dénonciation ou de la saisie? Ce point demeure obscur. Les objets incriminés seront partagés entre le délateur et la cité. Le verbe εὑρίσκειν a bien ici le sens de «découvrir par surprise», «débusquer» («auffinden», «ertappen», S. Şahin et L. Meier)105 et non celui, courant, de «produire une somme» (courant à propos d’ une vente ou d’ une mise en location): en effet, s’ il était question d’ une somme, on emploierait le singulier τὸ ἥμισυ106; ici on parle d’ objets dénombrables vendus aux enchères, pour lesquels convient le pluriel τὰ ἡμίση.107 Il semble qu’ il n’ y ait pas de vente immédiate de tout l’ ensemble, mais une simple saisie (ἀφαίρεσις). La moitié des objets échoit à la cité et cette partie-là est bien vendue (πρᾶσις) par les soins de magistrats (peut-être les εὔθυνοι, responsables de l’ exécution des peines, plutôt que les ταμίαι, qui ont pour rôle d’ encaisser ou de débourser des sommes108). L’ autre moitié échoit au délateur et l’ on opère semble-t-il une distinction selon la nature des objets (l. 59–60). Les vêtements de luxe, qui forment une catégorie particulière, seront cédés109 au délateur dans les trois jours par le fraudeur. Le nouveau propriétaire aura toute liberté de les conserver ou, s’ il le désire, de les mettre en vente et de les exporter, en bénéficiant dans ce cas d’ un privilège d’ exemption de taxes.110 qui est le socle de l’ emprunt. Serait condamnable celui qui, ayant acquis un tel article en dépit de son serment, ne l’ aura pas «remis, apporté» lors de l’ opération d’ estimation des fortunes particulières. À la l. 56, le verbe ἀναφέρειν ne se rapporterait pas à la remise d’ objets à titre de prêt, comme partout ailleurs, mais à la présentation et à l’ enregistrement des biens précieux lors de la τίμησις. Cette hypothèse mérite examen, mais je préfère l’ écarter, car il me semble préférable de donner à ἀναφέρειν le même sens technique d’ un bout à l’ autre du texte. 105 Comparer Platon, Lois 12, 954a: φωρᾶν δὲ ἂν ἐθέλῃ τις παρ᾿ ὁτῳοῦν, γυμνὸς ἢ χιτωνίσκον ἔχων ἄζωστος, προομόσας τοὺς νομίμους θεοὺς ἦ μὴν ἐλπίζειν εὑρήσειν, οὕτω φορᾶν. 106 C’ est le cas, à Téos même, dans les clauses pénales de la fondation de Polythrous: Syll.3 578, l. 56–58. Voir les deux premiers exemples invoqués par L. Meier, o. c. (n. 9), 153, n. 156 (Athènes), où il est question d’ attribuer au délateur τὸ ἥμισυ d’ une somme d’ argent monnayé, issue d’ une amende ou du produit d’ une vente. Pour d’ autres exemples, voir P. Fröhlich, Les cités grecques et le contrôle des magistrats, 2004, 297, n. 188. 107 C’ est le cas pour les biens composant la cargaison d’ un navire dans le troisième exemple donné par L. Meier, ibid.: IG II2 1128 (P. J. Rhodes – R. Osborne, Greek Historical Inscriptions, 404–323 b.c., no 40), l. 28–29 et 36–37 (Ioulis). Autres exemples: IG XI 2, 161, l. 48 et passim (Délos, travaux); IG XII 4, 304 B, l. 37 (Cos, offrandes périssables); etc. On emploie le pluriel à Téos même, à propos de maisons à répartir entre Téiens et Lébédiens: RC 3, l. 8; comparer Ph. Gauthier, Nouvelles inscriptions de Sardes, II, 1989, no 3, l. 8, et 98–100. 108 La restitution [τοὺς εὐθύνους] a été proposée par A. Cassayre, o. c. (n. 91), 401 s. Ces magistrats ne sont connus que par la fondation de Polythrous, au IIe s.: Syll.3 578, l. 59. On emploie là le mot πρᾶξις, et non ἀφαίρεσις, pour parler de la saisie exécutoire d’ une amende, à la suite d’ une condamnation en justice. La procédure est différente de celle, beaucoup plus expéditive, qui est décrite dans notre décret. Sur les εὔθυνοι téiens, qui tiennent le rôle de ceux qu’ on appelle ailleurs les πράκτορες, voir P. Fröhlich, o. c. (n. 106), 109–111. 109 On restituera [δίδ]οσθαι plutôt qu’[ἀποδίδ]οσθαι, qui signifie «rendre» ou «vendre», mais il peut s’ agir d’ un autre verbe. 110 L. Meier, o. c. (n. 9), 153 s., relève le passage maladroit du singulier au pluriel entre les l. 56–58 et les l. 59–60, par un phénomène dont on constate plusieurs cas dans le texte quand des
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Il convient de souligner un dernier point important. Une souscription ordinaire aurait suscité des promesses solennelles (ἐπαγγελίαι), suivies des versements proprement dits, ce qui aurait pu prendre beaucoup de temps.111 Or il fallait faire vite, car la situation était grave. C’ est pourquoi l’ Assemblée choisit d’ accélérer le processus, en limitant l’ opération à trois jours (l. 36): ce sont ceux de la liste III, à savoir le 30 Τρυγητήρ (l. 70), le 1er Ἀπατουριών (l. 97) et le 2 Ἀπατουριών (perdu).112 Mais l’ Assemblée ne chercha pas à user de la contrainte. On aura en effet remarqué que les clauses pénales ne portent que sur deux cas de fraude bien particuliers. Le premier délit (l. 38–40) est la rétention d’ objets appartenant à la cité et pris en gage à l’ occasion d’ un prêt: il y a bien, dans ce cas précis et dans ce cas seulement, une obligation. Le deuxième délit (l. 56–60), si du moins l’ interprétation proposée ci-dessus est exacte, consiste à acquérir un objet de luxe alors même qu’ on n’ a fait aucune contribution à l’ emprunt – ce que la liste III permettait aisément de contrôler. Une faute de ce genre ne pourra être constatée que plus tard, mais la clause incite les gens aisés à prêter en exerçant sur eux, non une contrainte, mais une pression indirecte. Nulle part le décret n’ interdit de conserver par devers soi ce que l’ on possède déjà, argent monnayé ou objets précieux. Aucune clause n’ oblige formellement les citoyens et résidents à mettre à la disposition tous leurs biens, sous peine de dénonciation, d’ amende ou de saisie. Du reste, la liste III prouve, par ses dimensions mêmes, que les Téiens ne participèrent pas à l’ emprunt en masse: ils ne furent que dix le premier jour, avec des prêts modestes pour les uns, très élevés pour d’ autres. La suite de l’ opération, pendant les deux jours restants, nous échappe en grande partie, mais les autres prêts pourraient n’ avoir pas été beaucoup plus nombreux ni beaucoup plus élevés (cf. infra).113 L. Meier a donc certainement raison de considérer qu’ il n’ est pas question d’ un emprunt forcé. À tous ses habitants, la cité demande (ἀξιοῦν) de se dévouer en prêtant leur numéraire ou leur objets précieux, chacun selon ce qu’ il possède, et elle multiplie les garanties pour les rassurer. Elle encourage cette démarche en faisant miroiter des récompenses et en suscitant l’ émulation par une échelle d’ honneurs. Elle impressionne et encadre les esprits par des mots et des gestes mobilisateurs, tel le serment collectif prononcé contre le luxe. Téos ne vit pas sous un tyran, mais en démocra-
formules juridiques toutes faites sont employées. En outre, dans la clause des l. 59–60, le sujet de [δίδ]οσθαι est τοὺς κεκτημένους, tandis que le sujet sous-entendu de εἶναι est τοὺς φήναντας: la syntaxe est maladroite, à moins que la restitution, proposée par R. Merkelbach, doive encore être revue. Il est possible qu’ il faille rétablir, sans que le sens en soit affecté: [δίδ?]οσθαι δὲ τοὺς κεκτημένους τὸν εἱματισμὸν τὸν ἀπειρημέν[ον τῶι φή|ναντι κτλ.]. 111 L. Migeotte, o. c. (n. 7 [1992]), 320–323. 112 G. Meyer, auditeur du séminaire de D. Rousset, a attiré mon attention sur ce point. 113 Par contraste, la souscription pour la reconstruction des murs de Colophon, presque contemporaine du décret téien, mobilisa près d’ un millier de citoyens, à la fois par des dons et par des prêts: L. Migeotte, o. c. (n. 7 [1992]), no 69, avec le commentaire (également L. Meier, o. c. [n. 16], no 52).
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tie: les décisions, même les plus dramatiques et les plus douloureuses, ne s’ imposent que si elles recueillent l’ assentiment de la majorité. Les hypothèses formulées plus haut doivent être examinées et critiquées. Unique en son genre, dépourvu de véritable parallèle, le décret II pose encore des problèmes, en particulier dans les passages des l. 42 et 56–57. Sans ignorer ces apories, que d’ autres sauront résoudre, je propose de présenter le texte de la façon suivante: II [Τιμούχ]ων καὶ στρ[ατηγῶν? . . . . . . . . . . . ἀπο]δεδειγμένων γνώμη· ἐπ[ειδὴ – ca 7–8 l. –] 20 [- - - - - -]Ε . . ΟΝ . ΕΙΣΦ[ - - - - - - - - - - πρ]ὸς βασιλέα [Δημή]τριον καὶ τοὺς σ[- - ca 10 l. - -] [- - - ca 10–12 l. - - - κ]ατὰ τ[ὸ] ψήφ[ι]σμα τοῦ δήμο[υ τ]άλαντα ἀργυρίου Ἀλ[εξανδρείου] [- - - ὑπὲρ τῆ]ς σ[ω]τηρίας κα[ὶ α]ὑτῶν καὶ τέκνων [καὶ] γυνα[ικ]ῶν καὶ τῶ[ν πάντων τῶν] [ἐν τῆι χώ]ραι· δ[ε]δόχθαι τῶι δήμωι· ὅπως συντελῶμεν τὰ ὡμολ[ογημένα, συνάγειν?] 24 [τοὺς πολί]τας [π]άντας καὶ ἀξιοῦν δανείζειν τόκων δεκάτων τὸ [διάφορον? ὑπο] [θεμένους? τὰ] ἐν τ[ῆι] πόλει καὶ ἔγγεια καὶ ναυτικὰ καὶ τὴν χώραν κα[ὶ τὰ ἐν τῆι χώραι? εἰς] [τὴν ἀνακομιδ]ὴν [τῶ]ν ἐλευθέρων σωμάτων ἕως κομίσωνται αὐτὰ καὶ [- - - - - - - - -] [αὐτοῖς (καὶ?) τὰ] ἀπ[ὸ] τῆς τιμήσεως γινόμενα κατὰ τὸ ψήφισμα ἐὰν [ἡ πόλις? ἀπὸ τῶν κοι]28 [νῶν? μὴ καταβά]ληι [τὰ] χρήματα τοῖς δανείσασι· τῶν δὲ δανεισθέν[των χρημάτων] [μὴ γενέσθαι? τί]μησ[ιν] μηδὲ εἰσφορὰ[ν] ἀπὸ τούτων τῶν χρημάτων· [ὅπως ἂν oὖν] [οἱ πολῖται] πάν[τε]ς τὰς χρείας παράσχωνται, τοῖς δανείσ[ασιν ὑπὲρ e. g. δύο μνᾶς?] [ὑπάρχειν ἀ]τέλεια[ν] τὴν αὐτὴν καὶ τοῖς ἱερεῦσιν καὶ στεφανῶ[σαι (αὐτοὺς?) θαλλοῦ] 32 [στεφάνωι τοῖς] Διονυσίοις ἅμα τοῖς εὐεργέταις τῆς πόλεως· τοῖς δὲ [δανείσασιν] [ὑπὲρ μνᾶν? ὑπάρ]χειν θαλ[λ]οῦ στέφανον κατὰ τὰ αὐτά· ἀναγράψαι δὲ τ[ούτους? καὶ] [τοὺς ἄλλους? πάντ]ας ὅσοι ἂν [ἕω]ς μνᾶς δανείσωσιν καὶ χρείας παράσχ[ωνται· ἀνενεγ] [κεῖν δὲ τοὺς π]ολίτας πά[ντ]ας καὶ ὅσοι κέκτηνται ποτήρια ἢ κοσμ[ήματα χρυσᾶ] 36 [ἢ ἀργυρᾶ ἢ ἀρ]γύριον ἄσημ[ο]ν ἢ ἐπίσημον ἐν ἡμέραις τρισὶν καὶ εἶν[αι τῶν ἀνενεγ] [κάντων ἑκάσ]τωι καθάπερ καὶ [τοῖ]ς τὸ ἐπίσημον εἰσενέγκασιν· ἀν[ενεγκάτωσαν] [δὲ καὶ πάντες] καὶ πᾶσαι ὅσοι παρο[ικ]οῦσιν ἐν τῆι πόλει κατὰ τὰ αὐτά· [εἰ δέ τινες] [τῶν πολιτῶν ἤ] τινες ἄλλοι ἔχουσιν [τῆ]ς πόλεως ἀργύριον ἢ χρυσ[ίον καὶ μὴ ἀναφέρου]40 [σιν, φάσιν? κα]τ᾿ αὐτοῦ εἶναι τῶι βουλομ[έ]νωι ὡς ἀδικοῦντ!ος"· ὅσοι δὲ [ἐνέχυρα ἔλα] [βον ἀνενεγκ]άτωσαν μὲν αὐτοὶ τὰ ἐνέχυρα, ἀπογραψάτωσα[ν δὲ καὶ τοὺς] [χρήστας καὶ ὅ]σον ὀφείλεται ἐπὶ τοῖς ἐνεχύρ[ο]ις αὐτ[ῶ]ν, τὸ δὲ πλε[ῖον μή?· ἀνε] [νεγκάτωσαν] δὲ καὶ ὅσοι παρακαταθήκας ἔχουσιν ἀ[πό] τινων ἢ ἄλ[λ- - - - - - - - - -] 44 [- -· ἀνενεγ]κάτωσαν δὲ καὶ ὅσοι παροικοῦσιν ἐν τῆι [πόλει] πάντες· [ὀμόσαι δὲ τοὺς] [πολίτας καὶ] πάντας ὅσοι παροικοῦσιν ἐν τῆι πόλει [ταύ]ρωι καὶ κρίω[ι καὶ κάπρωι] [μηδέπο]τε μὴ κεκτήσεσθαι μηδὲ ποτήριον ἀρ[γυ]ροῦν μηδ[ὲ χρυσοῦν μηδὲ - -] [- - - - - - - - ἐ?]ν ὅπλοις μηδὲ εἱματισμὸν [γ]υναικεῖον πο[ρ]φύραν ἔ[χ]ον[τα - - - - - - -] 48 [- - - κρόκας?] μὴ πλατυτέρας εἰκοστοῦ μέρους δακτ[ύ]λου ἐκ πήχεο[ς - - -? μηδὲ - - -] [- - - - - - - - - -]τος, τὰ δὲ? περὶ κεφαλὴν πλὴν χρυσο[κλύστ]ων· ὀμόσαι δὲ [πάντας τὸν] [νόμιμον ὅρκ]ον· ἐπιμεληθῆναι δὲ τοῦ ὅρκου τοὺς στ[ρατ]ηγοὺς καὶ τ[ιμούχους· ἐὰν δέ] [τις μὴ ὀμόσ]ηι κατὰ τὸ ψήφισμα ἐπιδημῶν ἀποτινέτ[ω] δραχμὰς πε[ντακοσίας? καὶ μὴ] 52 [ἐξέστω] δίκην ἔχειν κατὰ μηθενός· κατὰ δὲ ἐκείνο[υ] τῶι βουλομένω[ι φάσιν? εἶναι· τοῖς] [δὲ ἀποῦσιν?] αὐτοῖς εἶναι παραγενομένοις ἐν ἡμέραις ε[ἴκ]οσι ὀμόσαι καὶ Ε[- - - - - - - - -] [- - - - -] τὰ ἐν τῶι ψηφίσματι· v τοὺς δὲ ὀμόσαντας [τὸ]ν ὅρκον ἀναγ[ραψάτωσαν οἱ στρατη] [γοὶ καὶ (οἱ) τ]ιμοῦχοι εἰς λευκώματα καὶ ἐκτιθέτωσαν ε[ἰς τ]ὴν ἀγο[ρ]ὰν ἐφορᾶ[ν πᾶσιν]· 56 [ἐὰν δέ τις] φωραθῆι κεκτημένος τι τῶν ἀπειρημέ[νων] καὶ μὴ ἀνενηνοχὼ[ς μηθέν?, - - -] [- - - - - - -]ΣΛΤΩΝ εἶν[α]ι καὶ εἶναι τῶν εὑρηθέντων τ[ὰ] μὲν ἡμίση τοῦ φήναν[τος, τὰ δὲ ἡμίση] [τῆς πόλεω]ς· ἐπιμέλεσθαι δὲ τῆς ἀφαιρέσεως κ[αὶ] τῆς πράσεως τῶν εὑρ[ηθέντων τοὺς εὐ] [θύνους?· δίδ?]οσθαι δὲ τοὺς κεκτημένους τὸν [εἱ]ματισμὸν τὸν ἀπειρημ[ένον τοῖς φή]-
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Tout l’ or et l’ argent de Téos 367 [νασιν ἐν ἡμέραις] τρ[ισ]ὶν καὶ εἶναι ἀτελεῖς καὶ ἐ[ξ]άγοντας καὶ αὐτοῦ πωλ[οῦντας· εὔξασ][θαι δὲ τὸν κήρυ]κα τοῖς Διονυσίοις καὶ τοῖς Θεσμοφορίοις τῶι ἐμμένοντι [τῶι ὅρκωι] [ἄμεινον? εἶναι, τ]ὸν δὲ μὴ ἐξώλη εἶναι καὶ αὐτ[ὸ]ν καὶ γένος τὸ ἐκείνου· εἶ[ναι δὲ ταῦτα] [εἰς σωτηρία]ν καὶ αὑτῶν καὶ τέκνων κα[ὶ γ]υναικῶν καὶ τῆς πόλεως κ[αὶ τῆς χώρας] [- - - καὶ τῶν π]άν[τω]ν ἐν τῆι χώραι· τιμήσα[σ]θαι δὲ τοὺς πολίτας καὶ τοὺ[ς παροι][κοῦντας ἀφ᾿ ἧς ἂ]ν ἡμέρας οἱ πειραταὶ ἐκ τ[ῆ]ς πόλεως ἀπέλθωσιν· ἀναγ[ράψαι δὲ τὸ ψή][φισμα καὶ τὰ] ὀνόματα τῶν δανεισάν[τ]ων πατρόθεν καὶ τὸ πλῆθος τοῦ [ἀργυρίου? ὃ] [ἕκαστος ἐδά]νεισεν τὸν ταμίαν Κριτίαν εἰς στήλας λιθίνας καὶ ἀν[αθεῖναι παρὰ τῶι] [βωμῶι τοῦ Ἡρα]κ[λ]έους.
Mêmes remarques que pour l’ apparat critique du décret I. La répartition des lettres restituées à g. et à dr. reste conjecturale: celle que je propose se fonde sur l’ examen de la phot. et diffère légèrement de celle de L. Meier. – || 19 [Τιμούχ]ων [κ]α[ὶ] στρ[ατηγῶν καὶ τῶν ἀνδρῶν τῶν συναπο]δεδειγμένων, M(eier); καὶ, Sch(uler); sur la phot., j’ ai cru lire: [κ]α[ὶ]ΓΙ Ι[. . .] ΣΩΚ[- - -]. || 20 au début [- - -]Ε . . ΟΝ . ΕΙΣΦ, M.; [πρ]ὸς βασιλέα («gut zu lesen») [Δημή]τριον ([- ca 4,5 cm –]Τ Ι Ι Ο, «klar erkennbar»), M.; τοὺς σ[υμμά|χους], M.; après Σ, on distingue l’ extrémité de la branche g. d’ un Τ ou d’ un Υ: στ[ρατιώτας] et στ[ρατηγοὺς] seraient possibles. || 21–22 ἀργυρίου Ἀλ[εξανδρείου - - - | - - - - -· ὑπὲρ], M.; les lettres ΑΛ sont juste à l’ aplomb du dernier Σ de la l. 10; peut-être [δέκα?] au début de la l. 22. || 23–24 τὰ ὡμολ[ογημένα χρήματα vel διάφορα εἰσ|ενεγκεῖν], Μ.; [συνάγειν] vel [συναγαγεῖν?]. || 24 το[ὺς βουλομένους], M. (l’ O est sûr); peut-être τὸ [διάφορον vel ἀργύριον vel πλῆθος ?], incertain. || 25 [πρὸς τὰ κοινὰ], M. || 26–27 καὶ [ἀποδῶσιν | τοῖς δανείσασι], M.; καὶ [ὑποκεῖσθαι vel ὑποθεῖναι?] vel sim. || 27–28 ἐὰν [δὲ ὁ δῆμος - - - | - - - - - ὀφε]ίληι, M.; [ἀπὸ τῶν κοι|νῶν] vel [ἀπὸ τού|των?] spatii gratia; vel [ἀποτε]λῆι, Migeotte. || 29 [καὶ μὴ - - - τί]μησ[ιν], Μ.; [ὅπως δὲ], Gauthier; [ὅπως δὲ ἂν], Μ.; [ὅπως ἂν οὖν], Sch. || 29–30 [ὅπως δ᾿ ἂν | πάντες οἱ πολῖται] ταύ[τα]ς, M. || 30 [μὴ ἔλασσον (Zahl) | μνᾶς], M. || 31 στεφανῶ[σαι αὐτοὺς θαλλοῦ], M; peut-être στεφανω[θῆναι θαλλοῦ] spatii gratia. || 32–33 [μεχρὶ | (Zahl) μνᾶς], M.; [ὑπὲρ μνᾶν vel ἕως e. g. δύο μνῶν?]. || 33–34 κ[αὶ τὸν ταμίαν | εἰς στήλας], M.; τ[ούτους καὶ | τοὺς ἄλλους? πάντ]ας, Sch.; vel τ[ὸν ταμίαν? | αὐτοὺς καὶ πάντ]ας. || 34 [. .]ς μνᾶς δανείσωσιν καὶ χρείας παράσχ[ωνται τῶι δήμωι], M. || 35 [ἀπογράψαι], M. || 35–36 [ἀργυ|ρᾶ ἢ χρυσᾶ], M. || 36 καὶ ε[ἶναι - - -], M.; ΕΙΝ[- - -], legi. || 37–38 ἀ[πογράψαι καὶ εἰσ|ενεγκεῖν], M.; peut-être ΑΝ [- - -] d’ après la phot. · d’ estampage. || 39–40 ἢ χρυσ[ίον μὴ ἀπογεγραμμένον, ἔνδειξιν], M.; vel [μὴ ἀνενεγμένον?]. || 40–41 [παρέ|λαβον ἀπογραψ]άτωσαν, M. || 41–42 [καὶ τὰ ὀνόματα | τῶν χρήστων], M. || 42 πλει[- -], Ş(ahin); ΠΛ[- - -], M.; ΠΛΕ[- -], Sch. || 46 [- - -]ΤΕ, M., qui suggère avec prudence [οὐδέπο]τε vel [πο]τε. || 47 [- γραπτὰς (?) ἐ]ν ὅπλοις, M.; ἔ[χ]ον[- - -], M. || 48 [- - καὶ σαμεῖα], M.; peut-être [χρυσέας κρόκας?]. || 49 [διαδήμα]τος, Bussi; τὰ δὲ vel τάδε?. || 50 τ[οὺς τιμούχους], M. || 52 [ἐνδεῖξαι ἐξέστω vel ἔνδειξιν ἔστω], M.; [φάσιν vel ἔνδειξιν]. || 53 [- - -] αὐτοῖς, M.; καὶ ἐ[νέχεσθαι vel ἐμμένειν?], Μ.; peut-être ἐ[κτελέσαι? vel ἐ[πιτελέσαι? vel π[οιῆσαι?]. || 54 [κατὰ τὰ αὐ]τὰ, M.; ἀναγ[ράψαι], M. || 56 [ὅτ?]αν ἐνηνοχὼ[ς], M.; μὴ, lu sur l’ est. par Sch. || 57 [- - -]ΣΛΤΩΝ, M.; il faut pointer le Σ selon Sch. || 58–59 [τα|μίας], M.; [εὐ|θύνους], Cassayre. || 59 [ἀποδίδ]οσθαι, M.; ἀπειρημέν[ον], M. || 60 τ[ρισ]ὶν, M.; la boucle du Ρ est assez nette sur la phot. d’ est. || 60–61 [εὔξασθαι | δὲ τὸν ἱεροκήρυ]κα, Μ. || 62 [e. g. εὖ εἶναι], M. || 63 [εἰς τὴν σωτηρία]ν, M. d’ après la l. 22; l’ article τὴν n’ est pas indispensable dans une telle formule figée: comparer SEG 26, 1306, l. 51, et IThrAeg E5, l. 48–49 (Abdère). || 64 [τῆς Τηΐων καὶ τῶν π]άν[τω]ν, M. || 67 ἀν[αστῆσαι], M.; cf. SEG 26, 1306, l. 60, et Br. Le Guen, o. c., no 39, l. 22. || 67–68 [παρὰ τῶι | βωμῶι], M. (d’ après I.Iasos 608, l. 40); [παρὰ τὸν | βωμὸν] n’ est pas exclu: cf. Br. Le Guen, ibid., l. 22–23; SEG 36, 1152, l. 28–29.
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«Proposition des [timouques et des stratèges? … ceux] qui ont été désignés: attendu que […] envers (vel contre?) le roi [Démé]trios et ses […, nous? (vel les Téiens?) …] conformément au décret du Peuple [x] talents d’ argent d’ Alexandre pour leur salut et celui de leurs enfants, de leurs femmes et de tous ceux qui se trouvent sur le territoire; plaise au Peuple: afin que nous acquittions la (somme) convenue, que l’ on [réunisse?] tous les citoyens et qu’ on leur demande de prêter [cette somme?] au taux de 10 % [en prenant comme garantie] les biens situés dans la ville, terrestres et maritimes, ainsi que le territoire et les [biens situés dans le territoire?], pour le retour des personnes libres, et ce jusqu’ au moment où ils les recouvreront (sc. les sommes prêtées), et qu’[on leur offre (en outre?) en garantie vel leur verse (sc. à titre de remboursement)?] les (biens) résultant de l’ estimation conformément au décret, si [la cité (vel le Peuple)] n’ acquitte pas [sur les ressources publiques vel ces ressources-là?] l’ argent aux prêteurs. [Que l’ on ne procède pas] à l’ estimation des [sommes] prêtées, ni n’ exige aucune contribution obligatoire sur ces sommes. Afin que tous [les citoyens] rendent service, que ceux qui auront prêté [pas moins de vel au-delà de e. g. 2 mines] jouissent de la même exemption de taxes que les prêtres et qu’ on les couronne d’ une couronne [de feuillage?] lors des Dionysies en même temps que les bienfaiteurs de la cité; que ceux qui auront prêté [au-delà d’1 mine vel jusqu’ à e. g. 2? mines] aient une couronne de feuillage de la même façon; que [l’ on vel le trésorier?] fasse transcrire [leurs noms?, ainsi que les noms] de tous ceux (vel de tous [les autres]) qui auront prêté jusqu’ à hauteur d’1 mine et (ainsi) rendu service au Peuple. Que tous les citoyens et tous ceux qui détiennent des coupes ou des bijoux d’ or ou d’ argent ou de l’ argent non monnayé ou monnayé les [remettent] dans les trois jours et que chacun [de ceux qui les auront remis] ait les mêmes privilèges que ceux qui auront contribué par de l’ argent monnayé. [Que les remettent] également, de la même façon, tous ceux et toutes celles qui résident dans la cité. Si [certains des citoyens] ou certains autres détiennent de l’ argent ou de l’ or appartenant à la cité [et ne le remettent pas], que celui qui veut puisse le(s) dénoncer comme commettant un délit. Tous ceux qui ont obtenu des gages, qu’ ils [remettent] d’ eux-mêmes les gages et qu’ ils inscrivent aussi [leurs créanciers] et le montant de ce qui leur est dû contre ces gages et [pas davantage?]. Que tous ceux qui détiennent des dépôts de la part de tiers ou […] les [remettent] également. Que les [remettent] également (sc. les gages et les dépôts) tous ceux qui résident dans la cité. Que [les citoyens] et tous ceux qui résident dans la cité prêtent serment avec un taureau, un bélier et un verrat de n’ acquérir en aucun cas ni coupe d’ argent ou d’ or, ni […] sur boucliers (?), ni vêtement féminin orné de pourpre [… ou e. g. de fils (d’ or)?] plus larges que le vingtième d’ un dactyle de (?) coudée [… (?), ni …] à l’ extrémité, à l’ exception de ceux qui sont plaqués d’ or. Que tous prêtent le serment légal. Que les stratèges et les timouques se chargent du serment. Si quelqu’ un ne prête pas serment conformément au décret alors qu’ il est présent, qu’ il paie 5[00 drachmes] et n’ ait pas accès à la justice contre quiconque (sc. pour contester sa peine); que ce-
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lui qui le veut puisse le dénoncer. [Que ceux qui seront absents], une fois rentrés, prêtent d’ eux-mêmes serment dans les vingt jours et [qu’ ils fassent les choses vel se conforment aux prescriptions?] qui sont dans le (présent) décret. Que les stratèges et les timouques fassent transcrire (les noms de) ceux qui auront prêté serment sur des tableaux blanchis et les exposent sur l’ agora à la vue de tous. Si quelqu’ un est pris en flagrant délit de posséder quelque chose de ce qui est interdit et de ne [rien?] avoir remis […, (qu’ il y ait possibilité de le dénoncer?)] et que, des objets découverts, la moitié aille au dénonciateur et l’ autre moitié à la cité. Que les [contrôleurs?] se chargent de la saisie et de la vente des objets découverts. Que ceux qui possèdent le vêtement interdit le [cèdent?] dans les trois jours à [leurs dénonciateurs?] et que ces derniers soient exemptés de taxes s’ ils l’ exportent ou le vendent sur place. Que le héraut prononce des vœux lors des Dionysies et lors des Thesmophories afin que tout aille pour le mieux pour celui qui restera fidèle à son serment et que soit anéanti, lui-même et sa descendance, celui qui n’ y sera pas fidèle. Que ces (décisions) soient prises pour (= aient le rang de décisions visant) le salut d’ eux-mêmes, de leurs enfants, de leurs femmes, de la ville et du territoire [des Téiens?] et de tous ceux qui se trouvent sur le territoire. Que les citoyens et les résidents se soumettent à l’ estimation à partir du jour où les pirates auront quitté la cité. Que le trésorier Kritias fasse transcrire sur des stèles de marbre le présent décret, les noms de ceux qui ont prêté avec leur patronyme et la somme d’ argent que chacun a prêtée et qu’ il les fasse dresser [près de l’ autel] d’ Héraclès.» La liste III (l. 69–102) La plaque s’ achève par la liste des δανείσαντες, à propos de laquelle je renvoie à l’ analyse détaillée de L. Meier. Nous n’ en avons que le début, sur une hauteur de 33 lignes. Dix prêts furent enregistrés le premier jour,114 au moins trois autres le second, pour un total estimé par L. Meier à plus de 4 talents.115 Nous ignorons ce qu’ il en fut le troisième jour. Il est possible que le nombre de prêteurs ait été sensiblement le même pendant chacune des trois journées de souscription ou bien que peu à peu les Téiens se soient mobilisés pour leurs concitoyens prisonniers. Dans une hypothèse «basse», le nombre total de prêteurs pourrait ne pas dépasser la cinquantaine et la somme 114 L. Meier, o. c. (n. 9), 161 s. et 188 (tableau), en dénombre douze, en supposant que deux noms de prêteurs ont disparu, respectivement aux l. 79–80 et aux l. 90–91. Dans chaque cas, la lacune paraît excessivement étroite pour introduire un nom (avec patronyme) et une dénomination monétaire. On peut donc se demander s’ il ne faut pas plutôt restituer un montant en monnaies de bronze aux l. 79–80 ([χαλκοῦ δραχμὰς - - -]ήκοντα ἑπτά), qui appartiendrait au prêt de Menesthès f. de Theodas. Aux l. 90–91, un objet en argent pourrait se dissimuler (e. g. [ποτηρίων vel ἀργυρωμάτων (ὀλκὴν) Ἀλεξανδρείου δραχμὰς - - κοσ]ίας τεσσεράκοντα ἑπτά), appartenant au prêt de Polyarètos f. Lysimachidès. – Il faut vraisemblablement rétablir [ἐπιχωρίου δραχμὰς - κοντ]α, τρεῖς ὀβολούς à la fin de la l. 93 (prêt de Théophanès f. de Theodôros). 115 Voir le tableau synthétique procuré par L. Meier, o. c. (n. 9), 188.
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totale recueillie pourrait avoisiner les dix talents: il s’ agit là ni plus ni moins que de conjectures. Les sommes prêtées à la cité comprennent de l’ argent monnayé (en statères d’ or, en drachmes d’ Alexandre, en drachmes d’ argent local et en monnaies de bronze116), ainsi que des objets d’ or ou d’ argent pesés (en particulier des vases), qu’ ils soient possédés en propre ou détenus en gage (le nom du débiteur, e. g. ἐνεχύρου vel ἐνεχύρων παρὰ τοῦ δεῖνος, figurant avant ou après la description et le poids de l’ objet).117 Les prêteurs se déclarèrent les uns après les autres, pour des sommes fort variées, selon leurs moyens, peut-être aussi selon qu’ ils étaient plus ou moins liés aux otages et personnellement concernés par l’ entreprise de leur libération. Le premier jour de l’ enregistrement, 30 Τρυγητήρ, tous les prêts dépassèrent la mine, sauf erreur, et valurent à leurs auteurs une couronne, sinon une atélie et le rang de «bienfaiteur» (cf. l. 30–33). Le lendemain, 1er Ἀπατουριών, seul […] f. de […]dôros n’ atteignit pas ce niveau (l. 99–100: 66 drachmes d’ Alexandre); il dut se contenter de voir son nom gravé. Dans l’ ensemble, ces prêteurs étaient les plus riches parmi les Téiens. Ils disposaient de liquidités en abondance et pratiquaient couramment le crédit, comme par exemple Athénopolis f. d’ Athénopolis, qui avait quatre débiteurs (l. 81–88).118 Ils appartenaient vraisemblablement à ceux que le roi Antigone appelle, dans sa lettre aux Téiens, de peu antérieure au présent décret, les εὐποροῦντες,119 c’ est-à-dire l’ élite économique et sociale de la cité. Parmi les prêteurs, il n’ est pas sans intérêt de relever la présence d’ un couple de frères, Moschiôn et Theophamidès f. de Theophamidès (l. 74). Ils géraient apparemment leur fortune mobilière en commun (outre, qui sait?, des biens-fonds indivis).120 Un peu plus bas figure Polyarètos f. de Lysimachidès (l. 88). Plus loin encore, on lit: Ἀναξιβίωι Τηλ[- - (ca 6–8 l.?) - - | - - (ca 4–5 l.?) - - Λυσι]μαχίδου (l. 95–96). Il est probable qu’ il ne s’ agit pas de deux personnes différentes, associées dans un seul et même 116 Sur l’ argent «épichorique», c’ est-à-dire civique, qui coexiste dans la cité avec l’ argent «international», on renverra à M.-Chr. Marcellesi, Commerce, monnaies locales et monnaies communes dans les États hellénistiques, REG 113 (2000), 326–358. Au sujet des émissions téiennes du IVe s., voir Ph. Kinns, Ionia: the pattern of coinage during the last century of the Persian Empire, REA 91 (1989), 183–193, part. 187; id., NC 174 (2014), 11–13 (bronzes). Comme dans plusieurs cités d’ Ionie, ce monnayage local est frappé sur l’ étalon dit «rhodien», également qualifié de «chiote»: voir A. Meadows, The Chian Revolution: Changing Patterns of Hoarding in 4th-Century BC Western Asia Minor, dans: Th. Faucher – M.-Chr. Marcellesi – O. Picard (éds), Nomisma. La circulation monétaire dans le monde grec antique, BCH Suppl. 53, 2011, 273–295. 117 L. Meier, o. c. (n. 9), 162, est d’ avis que les débiteurs, dépourvus de patronymes (sauf un) et d’ ethniques, parmi lesquels on trouve une femme, sont tous des non-citoyens, ce qui me paraît discutable. 118 Sur le marché du crédit à Éphèse, à une époque sans doute voisine du dossier téien, voir A. V. Walser, o. c. (n. 11), 158–195. 119 RC 3 (également L. Migeotte, o. c. [n. 7 (1984)], no 86), l. 116. 120 L. Migeotte, o. c. (n. 7 [1992]), 370, a relevé plusieurs cas analogues dans les souscriptions.
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prêt;121 le prêt émane plutôt d’ un seul individu, dont la formule onomastique est plus longue que dans le reste de la liste. À une époque aussi haute, on ne saurait songer à un cas de papponymie. En revanche, il est possible, et même vraisemblable, qu’ on ait affaire à une adoption, quelle que soit la formule exacte employée à Téos: Ἀναξίβιος Τηλ[- - - -, φύ|σει? δὲ vel ὁ φύ|σει122 Λυσι]μαχίδου. La restitution [Λυσι]μαχίδου n’ est pas tout à fait sûre, car il existe d’ autres possibilités.123 Si néanmoins elle touche juste, cet exemple d’ adoption témoigne d’ une stratégie patrimoniale caractéristique des élites civiques grecques: Lysimachidès eut deux fils, Polyarètos et Anaxibios, lesquels auraient dû se partager la fortune de leur père; mais Anaxibios, peut-être le cadet, fut adopté par un certain Tèl[…] et il est possible qu’ il renonça à sa part d’ héritage, laissant Polyarètos recueillir tous les biens de l’οἶκος. Questions de chronologie Le problème le plus délicat reste de déterminer la chronologie relative des décisions prises par les Téiens. L. Meier est d’ avis que le décret II fut adopté en premier. Il justifie cette hypothèse de la façon suivante: «Die Perspektive dieser Urkunde ist auf die Zukunft gerichtet. Unter der Voraussetzung, dass in der Tat ein sachlicher Zusammenhang zwischen beiden Dokumenten besteht, vermittelt Beschluss I dagegen den Eindruck, dass diese Affäre in der Vergangenheit liegt und aufgearbeitet wird. (…) Beschluss I wäre in diesem Fall als jünger anzusehen als Beschluss II und die Gläubigerliste III, ohne dass der Abstand genau bestimmt werden kann.» Effectivement, quand un dossier se compose de plusieurs pièces, il peut arriver qu’ elles soient gravées dans un ordre aléatoire ou dans l’ ordre chronologique inverse (de la plus récente à la plus ancienne). Mais le cas du dossier téien est différent: comme le relève L. Meier, les pièces en furent gravées en plusieurs fois et par des lapicides différents. Si II était antérieur à I, il faudrait supposer que le trésorier Kritias n’ appliqua pas immédiatement les instructions qui lui avaient été fournies (l. 65–68): une fois les otages libérés, lui et ses collègues auraient décidé de graver le seul texte I (l. 17–18), comme s’ il récapitulait les décisions et mettait un point final à l’ épisode des pirates; puis, dans un second temps et par une sorte de remords, ils se seraient avisés de graver également le texte II (avec 121 Voir
la traduction de L. Meier, o. c. (n. 9), 127. A. Laumonier, BCH 46 (1922), 322, ont réuni des exemples des deux formules concurrentes qui existent à Téos: ὁ δεῖνα τοῦ δεῖνος ὁ ἐκ τοῦ δεῖνος (ajouter SEG 35, 1152, l. 3 et 32) et ὁ δεῖνα τοῦ δεῖνος ὁ φύσει vel φύσει δὲ τοῦ δεῖνος (ajouter SEG 4, 598, l. 51). Elles coexistent par ex. dans CIG II 3089, l. 9–15. On trouve dans le décret de Téos pour un juge mylasien I.Mylasa 634, l. 5 et 15–16, la formule ὁ δεῖνα τοῦ δεῖνος, κατὰ δὲ υἱοθεσίαν τοῦ δεῖνος, mais elle reproduit l’ usage onomastique propre aux Mylasiens (comparer I.Mylasa 632, 635 et 803). 123 P. ex. [Ἀνδρο]μαχίδου, [Ἀντι]μαχίδου, [Εὐρυ]μαχίδου, [Κλεο]μαχίδου, [Νικο]μαχίδου, etc. Contra L. Meier, o. c. (n. 9), 163, n. 230, qui relève que seul le nom Λυσιμαχίδης est connu en Asie Mineure. 122 R. Demangel –
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la liste afférente), bien que ce dernier n’ eût marqué qu’ une étape intermédiaire. Ce scénario manque à mon avis de vraisemblance. Si l’ on postule au contraire que les deux décrets conservés furent adoptés et gravés dans l’ ordre où ils se lisent sur la pierre, la difficulté est d’ apprécier le rapport exact qu’ ils entretiennent l’ un avec l’ autre. De toute évidence, ils ne constituent qu’ une partie du dossier, puisque nous savons qu’ une plaque de même hauteur a disparu à gauche. D’ après ce qui reste, il est clair qu’ un ou plusieurs décret(s) fu(ren)t pris sous le prytane Me[ntôr?] (l. 12–13): par convention, on pourrait les désigner par le nom de «décret(s) 0». Ils se rapportaient peut-être à un premier appel à prêt et au «remboursement» de celui-ci. Si le décret I fait mention des «décrets 0», c’ est qu’ il leur est postérieur et même qu’ il date d’ un prytane différent. L’ année civique doit avoir changé entre-temps. Le décret I fut donc pris dans les premiers mois de l’ année suivant Me[ntôr?]. L’ hypothèse la plus simple est de considérer que le successeur de Me[ntôr?] à la prytanie fut Sôkratès. L’ essentiel de ce décret I est certes perdu, mais on peut supposer qu’ il contenait des mesures complétant le(s) «décret(s) 0», peut-être dans le but de susciter d’ autres prêts: affectation de certaines sources de revenus au remboursement (?), honneurs aux magistrats méritants, ajout d’ une clause aux imprécations civiques. À cela s’ ajoutait peut-être, dans la partie initiale perdue, la décision de procéder à une τίμησις, car on observe que le décret II présente cette opération comme déjà prévue, «conformément au décret» (l. 27; cf. également l. 21). Le décret II fut adopté sous le prytane Sôkratès (l. 69), au mois Τρυγητήρ. Il me semble qu’ il prolonge en fait le décret I (plutôt qu’ il ne le précède), en cherchant à préciser un certain nombre de points qui n’ avaient pas été prévus ou qui n’ étaient pas suffisamment clairs dans les décisions antérieures: principe d’ une double garantie de remboursement, sur les biens publics et éventuellement sur les biens privés réévalués; mise en route de la τίμησις dès la libération des otages et le départ des pirates; institution de récompenses pour inciter les citoyens et les résidents à prêter aussi bien de l’ argent monnayé que des objets d’ or et d’ argent; obligation de remettre les objets gagés par la cité; prestation collective et obligatoire d’ un serment; affichage des noms des prêteurs près de l’ autel d’ Héraclès. Décret(s) 0
Me[ntôr?]
Cf. l. 12–13; l. 21?
Décret I
(Sôkratès?, mois x)
l. 1–18. Cf. l. 21?; l. 27?
Décret II
Sôkratès, Τρυγητήρ
l. 19–68
Liste III
Sôkratès, 30 Τρυγητήρ – 2 Ἀπατουριών
l. 69–102
Si l’ enchaînement ainsi reconstitué est exact, le décret I aurait été gravé par un lapicide encore adepte du stoichèdon; le décret II, adopté plus tard, ainsi que la liste qui suit, auraient été confiés à un autre ouvrier. Quoi qu’ il en soit, les événements s’ étalèrent
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sur une durée probablement assez longue, à la charnière de deux années civiques: quatre mois en tout, sinon davantage, entre le dernier mois (au plus tard) de l’ année de Me[ntôr?] et le mois Ἀπατουριών de l’ année de Sôkratès.124 Plusieurs délibérations successives furent nécessaires pour faire face aux circonstances. Il est possible que des difficultés imprévues ou de fortes résistances se soient fait jour, qu’ on ait constaté l’ inefficacité des premières mesures votées, et qu’ il ait fallu ajuster et compléter les décisions. Le contexte historique précis dans lequel s’ inscrit cet épisode est incertain et sans doute voué à le rester, à moins qu’ on ne découvre un jour à Sığacık la plaque de gauche perdue. Les considérants du décret II, gravement mutilés, font mention d’ un roi (l. 20) qui, d’ après les traces lues et vérifiées par L. Meier, doit être Démétrios. Dans l’ inscription elle-même, deux indices confirment, me semble-t-il, que nous sommes bien au tournant du IIIe s. Le premier, qui est aussi le plus fort, est le style stoichèdon employé dans le décret I: cet usage épigraphique était apparemment alors en voie de disparition à Téos, puisqu’ il n’ est déjà plus pratiqué dans le décret II, probablement gravé peu de temps après I. Le second indice, plus fragile, est l’ identification possible des magistrats Me[ntôr?] (si la restitution, qui s’ appuie sur le stoichèdon, est exacte) et Sôkratès: monétaires dans les années 320–300, ils pourraient être devenus prytanes entre la fin du IVe et les premières années du IIIe s. L. Meier rappelle dans son article que le Poliorcète et ses officiers furent engagés dans des épisodes militaires en Asie Mineure en 302, puis à nouveau en 287/6 a. C. Ces événements nous étaient connus par de simples bribes d’ information: nous découvrons que Téos y fut impliquée à un moment ou à un autre, sans qu’ il soit aisé de se prononcer sur la date exacte; le rôle des pirates dans cette affaire, assaillants et même occupants, reste en outre difficile à saisir.125 Quoi qu’ il en soit, le dossier s’ insère vraisemblablement entre deux autres documents téiens de premier plan. Le premier est l’ inscription relative au projet antigonide de synœcisme entre Téos et Lébédos, élaboré peu après 306 – un plan très ambitieux, qui aurait considérablement accru la cité s’ il avait été appliqué, mais qui fut probable-
124 Sur le calendrier téien, partiellement connu, voir L. Meier, o. c. (n. 9), 158, qui complète C. Trümpy, Untersuchungen zu den altgriechischen Monatsnamen und Monatsfolgen, 1997, 105 s. Le mois Ἀπατουριών occupe la quatrième ou la cinquième position. 125 Voir en général L. Meier, o. c. (n. 9), 167–172, qui privilégie la date de 287/6. Polyen, Stratagèmes 5, 19, rapporte qu’ Ainetos, officier de Démétrios basé à Éphèse, ravagea les cités voisines en recourant à de «nombreux pirates»: l’ épisode se place soit en 301–299, soit en 287/6, sans qu’ il soit possible de trancher (cf. A. V. Walser, o. c. [n. 11], 81–87). On peut aussi rappeler que la présence de troupes au service des Antigonides est attestée à Kocadömen Tepe, à l’ Est de Téos (Kyrbissos?: cf. infra), vraisemblablement à la toute fin du IVe s.: J. Ma, Autour des balles de fronde camiréennes, Chiron 40 (2010), 155–173, part. 165.
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ment abandonné en 302.126 Le second est la convention de sympolitie conclue entre Téos et la petite communauté de Kyrbissos, peut-être située aux confins orientaux du territoire téien – une fusion qui dut, quant à elle, être réalisée.127 On a rappelé plus haut que ce dernier texte, magistralement publié et commenté par L. et J. Robert, était jusqu’ ici daté du IIIe s., sans plus de précision. La paléographie, comparable à celle du décret II sur les pirates (comme le souligne L. Meier), ainsi que les multiples échos qu’ on rencontre dans le formulaire des deux textes, invitent à penser que la distance chronologique qui les sépare n’ est pas considérable. Il est même possible que l’ absorption de Kyrbissos, ainsi que l’ envoi désormais régulier d’ une garnison civique dans ce χωρίον frontalier, répondent à un besoin accru de sécurité chez les Téiens comme chez les Kyrbissiens. Peut-être faut-il en chercher l’ origine dans des épisodes dramatiques, comme celui dont l’ écho retentit dans les décrets sur les pirates et sur le grand emprunt de salut public pour la libération des otages. Université de Rouen (Normandie) Département d’ histoire 1, rue Thomas Becket 76821 Mont Saint-Aignan cedex France [email protected]
126 Voir supra n. 1 et, en dernier lieu, R. Boehm, City and Empire in the Age of the Successors, 2018, 96–102. 127 Voir supra n. 1. Voir également Th. Boulay, Arès dans la cité, 2014, 60–62. On a proposé d’ identifier Kyrbissos au site fortifié de Kocadömen Tepe, près de Beyler: H. Beden – F. Manucci, Une ville inconnue en Ionie, NCA 34 (2005), 107–117; E. Koparal, Teos and Kyrbissos, Olba 21 (2013), 45–70.
SOPHIA BÖNISCH-MEYER
Neue Inschriften aus Patara IV: Liktoren und ihr legatus Augusti. Eine bilingue Ehrung für L. Luscius Ocra und seine Familie Die Ausgrabungen in der lykischen Hafenstadt Patara, die seit Ende der 80er Jahre durch die Akdeniz Universität Antalya durchgeführt werden, haben viele epigraphische Neufunde ans Licht gebracht.1 Der vorzustellende Neufund, ein bilingues Ehrenmonument für den Statthalter L. Luscius Ocra, seine Frau und seinen Sohn, das von den fünf Liktoren des Statthalters gestiftet wurde, bietet neue Erkenntnisse zur Organisation der stadtrömischen Apparitorendekurien, zum Verhältnis des Statthalters zu seinen Liktoren, ihrer Repräsentation und nicht zuletzt zu Patara als Statthaltersitz der Provinz Lycia und anschließend der Doppelprovinz Lycia et Pamphylia.
An erster Stelle danke ich der Grabungsleiterin Havva İşkan wie auch ihrem Team sehr herzlich für die stets hervorragende Zusammenarbeit, die freundliche Aufnahme und die vielfältige Unterstützung der epigraphischen Arbeiten. Der türkischen Generaldirektion für Kulturgüter und Museen bin ich für die Erteilung der Arbeitsgenehmigungen zu Dank verpflichtet. Für zahlreiche Verbesserungsvorschläge und konstruktive Kritik danke ich insbesondere Christof Schuler, Rudolf Haensch und Michael Wörrle. Hilfreiche Anregungen und weiterführende Hinweise gaben ferner Andrew Lepke und Klaus Zimmermann (Münster) sowie die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der 61. Papyrologisch-epigraphischen Werkstatt des Instituts für Alte Geschichte und Altertumskunde, Papyrologie und Epigraphik der Universität Wien und der Abteilung Documenta Antiqua des Instituts für Kulturgeschichte der Antike der ÖAW am 22. 06. 2015 und des Workshops an der Kommission für Alte Geschichte und Epigraphik am 22. 09. 2016. Abkürzungen: EDR = Epigraphic Database Roma (http://www.edr-edr.it/default/index.php) EE = Ephemeris Epigraphica F.Xanthos VII = A. Balland, Fouilles de Xanthos VII. Inscriptions d’époque impériale du Létôon, 1981. Mommsen, Staatsrecht = Th. Mommsen, Römisches Staatsrecht, 31963 (ND). Patara II = S. Bönisch – A. Lepke, Neue Inschriften aus Patara II: Kaiserzeitliche Ehrenund Grabinschriften, Chiron 43, 2013, 496–515. 1 Vorliegender
begonnenen Reihe.
Beitrag ist die Fortsetzung der im Chiron 42, 2012, 43, 2013 und 45, 2015
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Sophia Bönisch-Meyer
1) Monument und Inschrift Die bilingue Inschrift befindet sich auf zwei aneinanderpassenden Kalksteinplatten, die zusammen ein Rechteck von ca. 1 × 2 m bilden und ursprünglich an der Basis eines größeren Ehrenmonuments mit Statuen des Statthalters und seiner Familie angebracht gewesen sein müssen. Sie wurden im Jahr 2012 in einem spätantiken WasserReservoir neben dem heutigen Grabungshaus gefunden, wo sie auf dem Fußboden liegend verbaut worden waren. Dort wurde in der Nähe auch ein überlebensgroßer, marmorner Tituskopf gefunden. Das gesamte Schriftfeld beider Platten, besonders die linke Seite, war mit Mörtel bedeckt, auf der linken Platte (I) lag eine Säule. Die starken, ungleichmäßigen Abriebspuren auf der Vorderseite an der rechten Kante der linken Platte deuten darauf hin, dass diese schon zuvor an anderer Stelle verwendet worden war, vielleicht als Schwellen- oder Treppenstein. Der jetzige Zustand der Schriftseite ist das Ergebnis einer Restaurierung, bei der durch die partielle Entfernung des Mörtels die Lesbarkeit der Inschrift verbessert werden konnte. Von den beiden Platten sind insgesamt acht Fragmente erhalten: vier aneinanderpassende Teile der fast vollständigen, linken Platte I (erhaltene Maße: H. 0,97, B. 95,5, T. 0,075 m) und drei aneinanderpassende Teile der oberen Hälfte der rechten Platte II (erhaltene Maße: H. 0,53, B. 0,98, T. 0,07 m) sowie ein 2016 gefundenes Fragment des ansonsten nicht erhaltenen unteren Teils von Platte II, das eindeutig dem griechischen Teil der Inschrift zugeordnet werden kann (erhaltene Maße: H. 0,37, B. 0,085, T. 0,06 m; unten originale Kante; Abstand zu Platte I nach vorgeschlagener Positionierung [s. app. crit.] an den Unterkanten: 34,5 cm). Die Außenkanten der beiden Platten sind weitgehend erhalten, sodass die ursprünglichen Maße des Schriftträgers und damit die Breite der Inschrift bekannt sind. Die Rückseiten sind glatt gearbeitet. Die Platten müssen dem gebauten Monument, d. h. der Basis für die drei Statuen, vorgeblendet gewesen sein; über ihre Befestigung lässt sich nichts genaueres sagen, da keine Reste davon erhalten sind. Das Layout der Inschrift ist sehr sorgfältig. Das Inschriftenfeld ist nur am unteren Rand durch einen glatten, leicht eingetieften Streifen begrenzt, der bis zur linken Kante von Platte I verläuft; von den übrigen Kanten wird der Text – soweit erhalten – durch einen schmalen Rand abgesetzt. Die obere Hälfte der beiden Platten Z. 1–9 trägt den lateinischen Text (A), die untere Z. 10–19 den griechischen (B); sie sind durch eine Leerzeile (H. ca. 3 cm) voneinander getrennt. Text A: In Z. 1–6 befindet sich in drei Kolumnen die Widmung im Dativ an die Geehrten, den Statthalter der Provinz Lycia et Pamphylia, L. Luscius Ocra (Col. I) auf Platte I, und seinen homonymen Sohn (Col. II) und seine Ehefrau (Col. III) auf Platte II. Die Widmung an den Statthalter Col. I ist 6 Zeilen lang, diejenigen an Sohn und Ehefrau nur 4 bzw. 2 Zeilen mit unbeschrifteten Zwischenräumen. In Z. 7–9 folgen über die gesamte Breite beider Platten die Angaben zu den Stiftern des Monuments in deutlich kleinerer Schrift (s. u.). Dieser neue Abschnitt wird auch durch eine leichte Ausrückung der Z. 7 nach links gekennzeichnet. Auf diese Weise ist auch die Widmung in Text B Z. 10–14 gestaltet;
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Col. II (vielleicht auch Col. III?) muss allerdings wegen des Textes von Col. I, der etwas über Platte I hinausreichte, ein kleines Stück weiter rechts als Col. II in A positioniert worden sein (s. Foto), was im schematischen Druckbild nicht berücksichtigt wurde. Der Abschnitt zu den Stiftern in B Z. 16–19 wurde insgesamt um einen Buchstaben nach links ausgerückt. Die Schrift ist ebenfalls sehr sorgfältig gearbeitet. Text A: Das Schriftbild entspricht italischem Standard, die Buchstaben der drei Kolumnen mit den Namen der Geehrten (Z. 1–6) sind gerade und breit ausgeführt, mit kräftigen Apices. In Z. 7–9 findet ein Schriftwechsel statt, die Buchstaben sind schlanker und runder. Korrespondierend dazu werden die Buchstaben nach unten hin kleiner und gedrängter (Bh. Z. 1–2: 4 cm, Z. 3–4: 3,5 cm, Z. 5–9: 3–2 cm; ZA 2 cm). Kleine Punkte fungieren als Worttrenner. Text B: Das Schriftbild des griechischen Textes ist einheitlicher, insgesamt etwas kleiner, mit regelmäßigen, breiten Buchstaben und deutlichen Apices. Die Buchstabenhöhe nimmt nach unten hin leicht ab (Bh. Z. 10–14: 2,3 cm, sonst 1,5–2 cm; ZA 1,5–2 cm). Abb. 1–2.
Abb. 1: Fundsituation
Sophia Bönisch-Meyer
Abb. 2
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apparent, quod. eos ex salario suo liberal[it]ẹr prosẹcutus [est, patrono III] decuriar(um) lictorum CCCLXX[ qui imper]atoribus et consul(ibus) et pra[et]orị[bus] et ceteris magistratibus apparent vac. curạm. agen[te C. Popillio Car?]p.imo lictore vac.
B 10 Λουκίῳ Λουσκίῳ Μάρκου υἱῷ Μαικία [Ὄκρᾳ, στρατηγῷ], [Λουκίῳ Λουσκίῳ] [Ἰουλίᾳ] ἐγλελεγμένῳ ἐν πατρικίοις ἀπὸ Α[ὐτοκ]ρά[τορος] [Λουκίου υἱῷ] Οὐεσπασιανοῦ Σεβαστοῦ καὶ Αὐτοκράτ[ορο]ς Τ[ίτου] [Μαικία] [Τιβερίου θυγατρί] Καίσαρος Σεβαστοῦ υἱοῦ τειμητῶν, [πρεσβ]ευ[τῇ] Ὄκ[ρᾳ] Αὐτοκρατόρων [ἀντ]ιστρατήγῳ ἐπα[ρ]χείας Λ[υκίας] 15 vac. καὶ. Παμφυλίας. vac. ῥαβδοῦχοι Ναῖος Κορνήλιος Φροῦκτος, Ὦλος Λουκρήτιο[ς Κάπρα, - ca.5? -] Τούκκιος Ἔ[φηβος, Γάϊος Ποπίλλιος Κάρπιμος?] Ναῖος Κορνήλιος Ποτεῖτος, οἱ ὑπηρετοῦντες αὐτῷ, [ἐκ τοῦ σαλ]αρίου μ[εγαλο- - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - -] πάτρωνι τριῶν ταγμάτων ῥαβδούχων τριακοσίων ἑβ[δομήκοντα ο]ἳ αὐτο[κράτορσιν καὶ ὑπάτοις καὶ στρατηγοῖς] καὶ τοῖς λοιποῖς ἡγεμόσιν ῥαβδουχοῦσιν,v δι’ ἐπιμε[λείας Καρπί?]μου ῥα[βδούχου].
[L(ucio) Luscio] M(arci) f(ilio) Maec(ia) Ocrae [L(ucio) Lus]cio Iuliaẹ [prae]t.ori, adlecto inter L(uci) f(ilio) vac. [p]ạt.ricios ab Imp(eratore) Vespasiano Maec(ia) Tịberi vac. f.(iliae) Aug(usto) et Imp(eratore) T(ito) Caesạre Aug(usti) fil(io) Ocrae vac. 5 censoribus, l.eg(ato) Imp(eratorum) p.r.o pr(aetore) provincị[ae] Lyciae et Pamp.hỵliaẹ lictores Cn. Cornelius Fructus, A. Lucretius Caprạ, [. Tucci]us Ephebus, C. Popillius Cạ[rpimus?], C.n. Cornelius Potitus, qui ei
A
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A: 7 1–2 Buchstaben für das abgekürzte Praenomen des Tuccius Ephebus. Das Cognomen des C. Popillius ist etwa 8 Buchstaben lang, von den zwei Anfangsbuchstaben sind Reste zu erkennen: ein C und wohl ein A, danach ist Platz für ca. 6 Buchstaben. || 8 Die aufgrund von B Z. 18 zwingend vorzunehmende Ergänzung patrono entspricht mit dem Zahlzeichen III genau der Länge der Lücke. Hinter CCCLXX ist vor der notwendigen Ergänzung zu [qui imper]atoribus noch Platz für maximal ein weiteres schmales Zahlzeichen (z. B. für die Ziffer V mit 375 als teilbar durch 3); wahrscheinlicher auch mit Blick auf den äquivalenten Text in B Z. 18 ist es aber, hier nur den im lateinischen Text obligatorischen Zwischenpunkt, der als Worttrenner fungiert, und damit die Zahl 370 anzunehmen (s. auch u. zu B Z. 18 und Abschnitt 2). || 9 Zwischen curam agente und dem Namensrest ist Platz für ca. 14 Buchstaben, so dass der volle Name des ausführenden Liktors problemlos in die Lücke passt. Sicher zu lesen ist -mo; davor sind noch die senkrechten Hasten zweier weiterer Buchstaben zu erkennen. || B: 16 Die Positionierung des nicht anpassenden Fragments beruht auf A Z. 7 mit den Namen der Stifter A. Lucretius Capra und Tuccius Ephebus, die in B Z. 16 ebenfalls genannt werden; da allerdings die Vornamen im lateinischen Text abgekürzt wiedergegeben, im griechischen Text aber ausgeschrieben werden und wir das Praenomen des Tuccius Ephebus nicht kennen, kann der Abstand des Fragments von der linken Platte I nicht sicher bestimmt werden: Geht man von einem Praenomen mit einer durchschnittlichen Länge von ca. 5 Buchstaben aus, beträgt der Abstand zwischen Fragment und Platte in dieser Zeile insgesamt ca. 11 Buchstaben (Abb. 3). || 17 Vor dem Wortrest ]ΑΡΙΟΥΜ[ ist Platz für ca. 9 Buchstaben, vorgeschlagen wird eine Formulierung mit [. . . . . . σαλ]αρίου (vgl. den Zeilenkommentar), wofür auch die Form der Bruchkante vor dem Alpha spricht. || 18 Die mindestens nötige Ergänzung ἑβ[δομήκοντα ο]ἵ für die Entsprechung von A Z. 8 CCCLXX [qui] benötigt 10 Buchstaben und würde genau in den Raum passen, der sich bei der vorgeschlagenen Positionierung des Fragments ergibt; dies bleibt zwar mit Unsicherheiten behaftet, da man auch ein längeres Praenomen des Tuccius Ephebus mit 6–8 Buchstaben und damit eine um ca. zwei Buchstaben unwesentlich größere Lücke annehmen könnte, doch scheint der Raum für die aufgrund der in A Z. 8 durchaus möglichen Ergänzungen zu CCCLXXI, CCCLXXII oder CCCLXXV für den entsprechenden griechischen Text ἑβ[δομήκοντα ἑνός/δυοῖν/πέντε ο]ἵ in jedem Fall nicht ausreichend (s. o. zu A Z. 8 und Abschnitt 2). || 19 Die Ergänzung δι’ ἐπιμε[λείας - - -]μου ließe abhängig von der Positionierung des Fragments noch Platz für weitere ca. 5–6 Buchstaben für den Beginn des Namens des ausführenden Liktors. Die Lücke für den Namen ist etwas kleiner als in A Z. 9 (s. o.), sodass hier offenbar nur das Cognomen des ausführenden Liktors stand.
Abb. 3
Neue Inschriften aus Patara IV 381
«Dem L. Luscius Ocra, Sohn des Marcus, aus der Tribus Maecia, Prätor, aufgenommen unter die Patrizier von Imperator Vespasianus Augustus und Imperator Titus Caesar, Sohn des Augustus, Censoren, dem legatus pro praetore der Imperatoren für die Provinz Lycia et Pamphylia, dem L. Luscius Ocra, Sohn des Lucius, aus der Tribus Maecia, (und) der Iulia, Tochter des Tiberius, (stifteten) die Liktoren Cn. Cornelius Fructus, A. Lucretius Capra, [.] Tuccius Ephebus, C. Popillius Ca[rpimus?] (und) Cn. Cornelius Potitus, die ihm dienen, (dieses Monument,) weil er sie aus seinem eigenen salarium großzügig beschenkt hat, dem Patron der drei Liktorendekurien mit 370(? Mitgliedern), die den Imperatoren und Konsuln und Prätoren und den übrigen Magistraten dienen. Für die Ausführung verantwortlich war der Liktor [Carpi?]mus.» 1–6 Der Geehrte L. Luscius Ocr(e)a ist bereits seit längerem als Statthalter der Doppelprovinz Lycia et Pamphylia in frühflavischer Zeit bekannt. Seine Statthalterschaft wurde im Zeitraum 73–76 angesetzt;2 die in diesem Zusammenhang bereits vorgeschlagene Datierung in die Jahre 74–76 lässt sich vor dem Hintergrund eines vor kurzem publizierten Zeugnisses aus Oinoanda nun noch wahrscheinlicher machen.3 Auch die Informationen zu Ocras früherer Laufbahn (Prätur, adlectio inter patricios) erscheinen bereits in einer für ihn errichteten Ehreninschrift aus Xanthos.4 Aufgrund
2 Vgl. PIR2 431 (nicht vor 73/74); W. Eck, Die Legaten von Lykien und Pamphylien unter Vespasian, ZPE 6, 1970, 72 f. u. 75 (ca. 74–76); ders., Senatoren von Vespasian bis Hadrian, 1970, 121 f. (74/75–75/76); ders., DNP 7 (1999) 514 s. v. Luscius [II 1] (73–75 oder 74–76); B. Kreiler, Die Statthalter Kleinasiens unter den Flaviern, 1975, 106 f. (ca. 73/74–74/75); F.Xanthos VII 131 (ca. 73–75); B. Thomasson, Laterculi praesidum I, 1984, 276 f. Nr. 7 (76); B. Remy, Les carrières sénatoriales dans les provinces romaines d’Anatolie au Haut-Empire, 1989, 288 f. Nr. 234 (74/75?–75/76?); B. İplikçİoğlu, Die Provinz Lycia unter Galba und die Gründung der Doppelprovinz Lycia et Pamphylia unter Vespasian, AAWW 143, 2008, 13 (74–76?), ebd. Anm. 47 eine Zusammenstellung der relevanten Inschriften; M. Adak – M. Wilson, Das Vespasiansmonument von Döşeme und die Gründung der Doppelprovinz Lycia et Pamphylia, Gephyra 9, 2012, 26 f. (74–76). Sicherer Terminus postquem ist der Beginn der Censur von Vespasian und Titus (spätestens) Mitte 73 n. Chr. (s. u.). Auch Ocras weitere Karriere unter den Flaviern verlief erfolgreich: Nach seiner Statthalterschaft wurde er, vielleicht bereits im Jahr 77, Suffektkonsul und schließlich um das Jahr 90/91 Prokonsul von Asia, vgl. Kreiler a. O. 53 f. 3 Die Bauinschrift aus Oinoanda bezeugt für das Jahr 73 noch den Statthalter Cn. Avidius Celer Rutilius Lupus Fiscil(l)ius Firmus, vgl. N. P. Milner, Building Roman Lycia: new inscriptions and monuments from the baths and peristyle buildings MI 1 and MI 2 at Oinoanda, AS 66, 2016, 95–99 Nr. 1, 107–110 zur Abfolge der Statthalterschaften in flavischer Zeit. Firmus war nach der bilinguen Inschrift des Straßenmonuments von Döşeme Boğazı aus dem Jahr 72 (AE 2012, 1703) auch erster Statthalter der Doppelprovinz (und Vorgänger von L. Luscius Ocra). 4 Vgl. Anm. 11. Zur Aufnahme Ocras unter die Patrizier im Zuge der Censur von Vespasian und Titus vgl. Eck, Senatoren (Anm. 2) 106–109, insb. 108 mit Anm. 96a; Balland in F.Xanthos VII 131 mit Anm. 93; H.-H. Pistor, Prinzeps und Patriziat in der Zeit von Augustus bis Commodus, 1965, 42–52.
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der dortigen Formulierung lassen sich die entsprechenden Stellen in A Z. 2 (wo ohnehin der Wortrest [prae]t.ori erhalten ist) und B Z. 10 ergänzen. Seine Frau Iulia (Severina) und sein homonymer Sohn werden ebenfalls bereits in einer großen Ehreninschrift aus dem pamphylischen Attaleia genannt (s. u.).5 Der Name der Ehefrau erscheint in der neuen Inschrift nur mit Nomen und Patronym, anders als in Attaleia, wo sie mit ihrem Nomen, Cognomen und Gamonym geführt wird. Hinzufügen lässt sich nun das Praenomen des Vaters der Iulia, Tiberius. Der Name des Vaters muss nicht Tiberius Iulius gelautet haben, da Töchter in der Kaiserzeit gelegentlich auch den Gentilnamen der Mutter führten, doch dürfte er das Cognomen Severus geführt haben.6 3–5 Die Bezeichnung von Titus als Imperator Titus Caesar Augusti filius entspricht nicht seiner offiziellen Nomenklatur, die seit der Einnahme von Jerusalem im Herbst 70 n. Chr. Titus Caesar Vespasianus Imperator lautete.7 Titus wurde nach seinem militärischen Erfolg und der darauf folgenden imperatorischen Akklamation Mitregent Vespasians, mit dem er seit 71 n. Chr. einige der Ehrungen, Machtbefugnisse und Kompetenzen teilte.8 Die Nennung des Censorenamts, das Titus zusammen mit Vespasian im Zeitraum spätestens Mitte 73 bis Ende 74 n. Chr. für 18 Monate ausübte,9 korrespondiert mit der Datierung der lykisch-pamphylischen Statthalterschaft Ocras in den Zeitraum 74–76 n. Chr. (s. o.). Das bedeutet allerdings nicht, dass die Ehreninschrift spätestens im Jahr 5 Iulia Severina: PIR2 702; F.Xanthos VII 132; W. Eck, RE Suppl. XIV, 1974, 212 Nr. 595a s. v. Iulia Sever[in]a. Der homonyme Sohn, der mit der neuen Inschrift aus Patara nun sicher belegt ist, wurde bereits aufgrund der Buchstabenreste des Ehrenmonuments aus Attaleia Col. III (SEG 6, 648, s. u. mit Anm. 24 f.) von Eck, Legaten (Anm. 2) 73 rekonstruiert. 6 Vgl. O. Salomies, Die Bedeutung der Onomastik für die Rekonstruktion von Genealogien, in: W. Eck – M. Heil (Hrsg.), Prosopographie des Römischen Kaiserreichs. Ertrag und Perspektiven, 2017, 113–115 zu Töchtern mit dem Gentilnamen der Mutter sowie 126 zu weiblichen Cognomina auf -ina, die von männlichen Cognomina auf -us abgeleitet werden und die Vorfahren väterlicherseits widerspiegeln. 7 Vgl. D. Kienast – W. Eck – M. Heil, Römische Kaisertabelle, 62017, 105 mit dem Hinweis auf gelegentlich abweichende Reihenfolgen der Namensbestandteile. Nach B. W. Jones, The Emperor Titus, 1984, 81 mit Anm. 20 ist der Imperator-Titel in Zusammenhang mit den Namensbestandteilen Titus Caesar Vespasianus an allen vier möglichen Positionen bezeugt, als praenomen Imperatoris scheint er aber nur außerhalb Roms aufzutreten, s. dazu auch O. Montevecchi, Tito alla luce dei papiri, in: B. Riposati (Hrsg.), Atti del Congresso internazionale di Studi Flaviani Bd. 2, 1983, 351 mit Anm. 24. 8 Titus führte seit 70 n. Chr. den Imperator-Titel; nach dem gemeinsamen Triumph im Juni 71 n. Chr. galten die imperatorischen Akklamationen Vespasian wie Titus gleichermaßen, und die tribunizische Amtsgewalt (ab dem 1. Juli 71), den Konsulat im Jahr 72 und das Censorenamt bekleideten sie gleichzeitig – einzig Augustus- und pater patriae-Titel sowie das Amt des Pontifex maximus blieben Vespasian vorbehalten, vgl. T. V. Buttrey, Documentary Evidence for the Chronology of the Flavian Titulature, 1980, 21 f.; Jones (s. vorige Anm.) 78–83. 9 Vgl. Buttrey (s. vorige Anm.) 23 u. Jones (Anm. 7) 82 f. (Amtsantritt vermutlich im April 73); Kienast – Eck – Heil (Anm. 7) 101 u. 105; J. Suolahti, The Roman Censors, 1963, 513–515; B. Levick, Vespasian, 1999, 171.
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74 gesetzt worden sein muss: Der Titel censor konnte auch später noch in Inschriften von Vespasian und Titus erscheinen; insbesondere die Militärdiplome aus den Jahren 76, 78 und 80 n. Chr. lassen erkennen, dass dieser Titel seit der Ausübung des Amtes dauerhaft in die offizielle Kaisertitulatur beider Kaiser integriert worden ist.10 5–6 Ocra wird nicht als legatus Augusti pro praetore, sondern als legatus Imperatorum pro praetore bzw. πρεσβευτὴς Αὐτοκρατόρων ἀντιστράτηγος (B Z. 13–14) bezeichnet. Eine direkte Parallele aus Lykien für diese Amtsbezeichnung Ocras findet sich in seiner Ehreninschrift von Boule und Demos von Xanthos aus dem Letoon.11 In ähnlicher Weise wird außerhalb Lykiens in der Bauinschrift des Stadttors von Nikaia, das von M. Plancius Varus, Prokonsul von Pontus et Bithynia, unter Vespasian eingeweiht wurde und dem flavischen Kaiserhaus und der Stadt gewidmet ist, auf Vespasian und Titus verwiesen: τῷ σεβαστῷ τῶν [α]ὐτοκρατόρων ο[ἴ]κωι.12 Auch die Formulierung in einer dem Titus in den Mund gelegten Rede in Josephus’ Bellum Judaicum, das im Zeitraum um 75–79 ins Griechische übertragen wurde, ist ein Hinweis darauf, dass die gängige gemeinsame Bezeichnung für die beiden Herrscher, von denen nur der eine den Augustus-Titel führte, αὐτοκράτορες/imperatores lautete.13 Andererseits wird derselbe Statthalter in Lycia et Pamphylia auch anders betitelt, zum einen in der Ehreninschrift für Ocra und seine Familie aus Attaleia, wo der Statthalter als legatus pro praetore des Imperator Vespasianus Caesar Augustus erscheint (zu dieser Inschrift s. u.),14 zum anderen in der Dedikationsinschrift einer Wasserleitung aus Balboura, die vom dortigen Demos initiiert wurde und in der Ocra als Ausführender als πρεσβευτὴς τῶν Σεβαστῶν καὶ ἀντιστράτηγος bezeichnet wird – obwohl Titus
10 Vgl. CIL II 3250, VI 31538 a–c, X 3829 u. 6812, XVI 21–23. Dass demgegenüber in einer mindestens ebenso großen Anzahl an Inschriften aus den Jahren nach 74 der Censortitel nicht genannt wird, lässt sich anhand der bei Buttrey (Anm. 8) 7 (Table 1) u. 19 f. (Table 2) aufgelisteten Inschriften leicht nachvollziehen. 11 F.Xanthos VII 129–132 Nr. 49: Λουκίῳ Λουσκίῳ Μάρκου υἱῷ Μαικία Ὄκρᾳ, στρατηγῷ ἐγλελεγ!λελγ"μένῳ ἐν πατρικίοις ἀπὸ Αὐτοκρατόρων Οὐεσπασιανοῦ Σεβαστοῦ καὶ Αὐτο κράτορος Τίτου Καίσαρ(ος) Σεβαστο[ῦ υἱο]ῦ τειμητῶν, πρεσβευτῇ αὐτο[κρατ]όρων ἀντι στρατήγου ἐπαρχείας [Λυκί]ας καὶ Παμφυλίας, σεμνῷ δικαιοδ[ότῃ, Ξ]ανθίων ἡ βουλὴ καὶ ὁ δῆμος. An anderer Stelle ist der Text nicht unproblematisch: ἀπὸ Αὐτοκρατόρων meint bereits Vespasian und Titus, wodurch der direkt darauf folgende, nochmals aufgeführte Αὐτοκράτωρ- Titel für Titus überflüssig ist. Man muss hier von einem Steinmetzfehler ausgehen, der Text müsste richtig ἀπὸ Αὐτοκράτορος Οὐεσπασιανοῦ Σεβαστοῦ καὶ Αὐτοκράτορος Τίτου lauten. Zu lateinischen Einflüssen im Formular vgl. die Hinweise Ballands ebd. 130 f. 12 IGR III 37 (Datierung: nicht vor 70/71 n. Chr., vgl. PIR2 P 443): Τῷ σεβαστῷ τῶν [α]ὐτοκρατόρων ο[ἴ]κωι καὶ [τῇ π]ρώ[τῃ τῆς ἐπαρχείας πόλε]ι Νεικαίᾳ Μ. Πλά[γκ]ιο[ς Οὐᾶρ]ος ἀν[θύπατος κ]αθιέρωσεν (. . .). 13 Bell. Iud. 6, 341: καὶ οὐκ ᾑδέσθητε ταράσσειν αὐτοκράτορας γεγενημένους οὓς καὶ στρατηγοὺς φιλανθρώπους ἐπειράσατε. Vgl. auch die um Mitte der 90er Jahre von Josephus verfasste Vita 359: ζώντων Οὐεσπασιανοῦ καὶ Τίτου τῶν αὐτοκρατόρων. 14 SEG 6, 648 Col. II: πρεσβευτοῦ ἀντιστρατήγου Αὐτοκράτορος Οὐεσπασιανοῦ Καίσαρος Σεβαστοῦ.
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zu diesem Zeitpunkt den Augustus-Titel noch nicht führte.15 Aber auch der Vergleich mit Inschriften anderer Statthalter kaiserlicher Provinzen aus dem relevanten Zeitraum hat ergeben, dass es keine Parallele für die Bezeichnung Ocras als legatus Imperatorum/πρεσβευτὴς Αὐτοκρατόρων in Patara und Xanthos gibt. Vielmehr nennen sich diese flavischen Statthalter selbst in ihren Inschriften der gängigen Praxis entsprechend legatus Augusti und beziehen sich damit nur auf Vespasian.16 Die alleinige Verbindung der einschlägigen Zeugnisse mit der lykisch-pamphylischen Statthalterschaft des Ocra und die Nahbeziehung der Liktoren zu ihrem Patron deuten darauf hin, dass es sich bei dem Ausdruck legatus Imperatorum/πρεσβευτὴς Αὐτοκρατόρων um eine offenbar von diesem bevorzugte, bewusst gewählte Formulierungsvariante handelte, die die Position des Titus neben Vespasian besonders herausstellen sollte. Sie impliziert, dass Ocra nicht nur von Vespasian, sondern auch von Titus mit der Leitung der Provinz betraut wurde. 7 Die Namen der Liktoren, die das Monument gestiftet haben, Cn. Cornelius Fructus, A. Lucretius Capra, Tuccius Ephebus (dessen Gentilnomen aus B Z. 16 zu ergänzen ist) und Cn. Cornelius Potitus, deuten ins Freigelassenenmilieu.17 Einer der Liktoren muss für die Umsetzung der Ehrung verantwortlich gewesen sein; da die Cognomina der anderen vier Liktoren nicht auf -mus enden, kommt an dieser Stelle nur C. Popillius in Frage. Die Kombination der Buchstabenreste in A Z. 7 und 9 und B
15 SEG 28, 1218 (vgl. IGR III 466): [Αὐτ]οκράτορι Καίσαρι Οὐεσπ!α"σιανῷ [Σεβ]αστῷ, ἀρχιερεῖ μεγίστῳ, δημα[ρχικῆ]ς ἐξουσίας τὸ v, αὐτοκράτορι !τ"ὸ v, πα[τρὶ] πατρίδος, ὑπάτῳ τὸ v, ἀποδεδε[ιγμ]ένῳ τὸ τειμητῇ, Τίτῳ Καίσαρι Οὐ[εσπ]ασιανῷ, αὐτοκράτορι τὸ vv, ἀ[ρχιερε]ῖ, δημαρχικῆς ἐξουσίας !τὸ v", ὑπάτῳ [τὸ v], ἀποδεδειγμένῳ τὸ τειμητῇ, [Καί]σαρι Σεβαστοῦ υἱῷ [[Δομιτιανῷ]], [ὑπ]άτῳ τὸ v, τ[ειμητῇ ?], Βαλβ!ο"υρέων [ὁ δῆ]μος τὸ ὑ[δ]ραγώ(γι)ον [Σεβ]ασ[τὸν κατ]εσκ[εύ]ασε[ν διὰ Λο]υκίου [Λο]υσκίο[υ Ὀκ]ρᾶ πρεσ[βευ]τοῦ τ[ῶ]ν [Σε]βαστῶν [καὶ] ἀντισ[τρατήγου] [καὶ] διὰ Πομ[πηίου Πλάντα ἐπιτρόπου]. 16 Vgl. exemplarisch die folgenden Belege auf der Grundlage von Eck, Senatoren (Anm. 2) 112–125 aus den Jahren 69–79: ILS 254, 261, 989, 2118, 3456, 8903, 8904; TAM II 131 f. u. 1188; AE 1907, 193 u. 1933, 205; CIL VIII 22190; IGR III 125 u. 690. Anders Balland in F.Xanthos VII 131 f., der zwar den Zusammenhang zwischen der Formulierung in den Inschriften des Ocra und den Machtbefugnissen des Titus herstellt, die gegensätzlichen Zeugnisse aber nicht beachtet: «(. . .) le pluriel αὐτοκρατόρων dans le titre porté par le gouverneur n’a rien que de très normal: Titus est associé à l’empire de son père et porte le prénom d’Imperator depuis sa salutation impériale de 70». 17 Drei der vier erhaltenen Cognomina der Liktoren sind auch als Sklaven- und Freigelassenennamen bezeugt, vgl. H. Solin, Die stadtrömischen Sklavennamen, 1996, I 162 f. (Fructus) u. 176 (Potitus), II 474 sowie ders., Die griechischen Personennamen in Rom II, 22003, 1018 (Ephebus); zur Verbreitung vgl. OPEL II 119 u. 153, III 157. Nach N. Purcell, The apparitores: A Study in Social Mobility, PBSR 51, 1983, 148, waren von den 41 epigraphisch bezeugten Liktoren, die eindeutig entweder als Freigelassene oder als Freigeborene benannt werden können, 32 liberti und nur 9 ingenui. Söhne von Liktoren konnten allerdings bis in den Ritterstand aufsteigen (wie z. B. C. Cornelius Persicus, Sohn eines Freigelassenen und späteren Liktors), vgl. z. B. CIL VI 1872 u. 1877.
Neue Inschriften aus Patara IV 385
Z. 19 führt zu keiner überzeugenden Lösung innerhalb der lateinischen Cognomina,18 sodass von einem griechischen Cognomen auszugehen ist; die erhaltenen Reste (s. app. crit.) legen Carpimus/Κάρπιμος nahe (Abb. 4–6).
Abb. 4a: A Z. 7 Detail
Abb. 4b: A Z. 7 Detail
Abb. 5: A Z. 9 Detail
Abb. 6: B Z. 19 Detail
8 prosequi = ‹to furnish (with gifts, etc., in recognition of merit, as a reward or sim.)›, s. OLD s. v. Hier ist eine großzügige Schenkung an die Liktoren von ihrem Patron gemeint, die dieser aus seinem salarium als legatus Augusti bestritt. Neben μεγαλοφρόνως wäre auch μεγαλομερῶς für liberaliter denkbar, vgl. LSJ s. v. mit dem Hinweis auf I.Sestos 1 Z. 68 (mit χρῆσθαί τινι = ‹sich gegen jemanden großzügig verhalten›). Exempli gratia wäre in B Z. 17 eine Ergänzung wie etwa [ἐκ τοῦ σαλ]αρίου μ[εγαλομερῶς κεχρημένῳ αὐτοῖς] möglich. Kein Platz ist für αὐτοῦ/ἰδίου o. ä. als Äquivalent zu suo, was inhaltlich aber durch den bestimmten Artikel abgedeckt wird. Vgl. Abschnitt 5.
Abb. 7: A Z. 8 Detail
8–9 Die Formulierung [qui imper]atoribus . . . apparent korrespondiert mit der Formulierung in Z. 5. Da an dieser Stelle sonst üblicherweise qui Caesari/Caesaribus apparent steht,19 wurde analog zur Statthaltertitulatur die Formulierung im Kontext der Erwähnung der Liktoren entsprechend angepasst. 18 Ein
zu den Buchstabenresten am Wortanfang passendes Cognomen auf -mus ist bei H. Solin – O. Salomies, Repertorium nominum gentilium et cognominum Latinorum, 1994 nicht verzeichnet. 19 Vgl. exemplarisch CIL VI 32294 u. 40529; G. Mancini, NSA 18, 1921, 70 Nr. 2 = C. Campedelli, L’amministrazione municipale delle strade romane in Italia, 2014, 133 f. Nr. 19–20. Eine Ausnahme stellt ILS 9037 aus Praeneste dar, eine Grabinschrift für den Liktor C. Attius Blastus, qui imp(eratoribus) et c(on)s(ulibus) et pr(aetoribus) apparuit. Sie wird von A. Rampichini in EDR156686 aufgrund sprachlich-onomastischer Kriterien in den Zeitraum ca. 50–150 n. Chr.
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Die Ergänzung [III] decuriar(um) lictorum ist durch das griechische Äquivalent in B Z. 18 vorgegeben und entspricht unserer Kenntnis von den stadtrömischen Dekurien der Liktoren (s. u.). Die Schreibweise mit Zahlzeichen als gängige Alternative zur ausgeschriebenen Variante ist in zahlreichen Liktoren-Inschriften belegt.20 Ehrenmonumente mit Statuen für Statthalter und ihre Verwandten sind gerade aus Lykien bekannt.21 Eine Parallele für den Neufund aus Patara ist das Ehrenmonument aus dem Letoon bei Xanthos für den lykisch-pamphylischen Statthalter L. Domitius Apollinaris und fünf seiner Familienangehörigen, darunter seine Frau und sein Sohn sowie angeheiratete Verwandte. Hier waren die jeweiligen Inschriften jeweils auf einzelnen Kalksteinblöcken angebracht, die einen gemeinsamen Sockel für die Statuen bildeten, wie dies auch bei der Statuengruppe für den Statthalter Sextus Appuleius und drei seiner Familienmitglieder aus Kyme der Fall ist.22 Die beiden Platten geben mit ihrer Gesamtbreite von 2 m nur wenige Hinweise auf die Gestaltung des Ehrenmonuments mit den Standbildern der drei Personen. Die drei Kolumnen mit den Widmungsinschriften sind ungleichmäßig über die Breite der Platte angeordnet: Die linke Platte I, auf der nur die Inschrift für den Statthalter steht, ist etwa 1 m breit, während Col. II und III mit den Inschriften für den Sohn und die Ehefrau nebeneinander auf Platte II stehen, die ebenfalls nur knapp 1 m breit ist. Auf welche Art die Familie dargestellt wurde, lässt sich nicht sicher sagen – wenn man aber davon ausgeht, dass die Widmungsinschriften die Positionen der Statuen widerspiegeln, stand der Sohn mittig zwischen seinen Eltern. Die ursprüngliche Basis für die drei Statuen dürfte aufgrund des Inschriftenlayouts mit den drei Kolumnen nicht wesentlich breiter als die beiden Platten gewesen sein. Die Parallele aus Xanthos datiert; es wäre zu überlegen, ob sie nicht ebenfalls dem zeitlichen Horizont 71–79 n. Chr. zugerechnet werden kann. Die Abkürzung IMP in Z. 4 wurde in den entsprechenden Editionen in AE 1907, 225 und EE 9, 735 nur auf einen einzelnen Kaiser bezogen: qui imp(eratori) et co(n)s(ulibus) et pr(aetoribus) apparuit; diese Alternative zum gängigen qui Caesari . . . apparent für einen einzelnen Kaiser ist aber, soweit ich sehe, sonst nirgendwo belegt. 20 Vgl. z. B. ILS 9037; AE 1978, 42 u. 2014, 228; CIL VI 435, 1833c, 1870a, 1873–1875, 1882, 32294–32296; X 6522; XIII 1813. 21 Vgl. D. Erkelenz, Optimo praesidi, 2003, 60. Ein besonders prominentes Beispiel ist sicherlich das Mettius-Modestus-Tor nördlich des Stadtzentrums von Patara, auf dessen Konsolen an beiden Schauseiten u. a. die Ehreninschriften für den Statthalter selbst, seine Ehefrau, seinen Vater und seinen Onkel angebracht sind (TAM II 421); vgl. S. Aktaş, Der Ehrenbogen für den Statthalter Mettius Modestus, in: H. İşkan et al. (Hrsg.), Patara. Lykiens Tor zur römischen Welt, 2016, 79–82; H. İşkan – S. Aktaş, Das sog. Mettius-Modestus-Tor von Patara als Wassermonument, in: G. Wiplinger – W. Letzner (Hrsg.), Wasserwesen zur Zeit des Frontinus, 2017, 331–340. 22 F.Xanthos VII Nr. 41–46 und I.Kyme 18. Zu diesem Typ Ehrenmonument für Statthalter und ihre Verwandten mit einem gemeinsamen großen Sockel, der besonders für den Osten des Römischen Reiches in republikanischer und früher Kaiserzeit bezeugt ist, vgl. Erkelenz (s. vorige Anm.) 102 f.
Neue Inschriften aus Patara IV 387
mit den Inschriftenblöcken als Basismonument für die Statuen der sechs Erwachsenen weist eine Gesamtbreite von 4,36 m auf, was mit gut 70 cm Raum für jede Statue ein ähnliches Raumverhältnis wie im Ehrenmonument für L. Luscius Ocra und seine Familie ergibt. Demgegenüber weist die Statuengruppe aus Kyme nach dem Rekonstruktionsvorschlag von Klaus Tuchelt eine Basisbreite von insgesamt 3,80 m auf, d. h. Raum von ca. 95 cm pro Statue.23 Ein auf den ersten Blick dem Neufund sehr ähnliches Ehrenmonument, ebenfalls für L. Luscius Ocra, seine Frau und seinen Sohn, stammt aus dem pamphylischen Attaleia, mit einer unvollständig erhaltenen Ehreninschrift in drei Kolumnen, die zu einer größeren Basis einer Statuengruppe gehörte und für die auf Basis des Neufunds und der Ehrung aus Xanthos folgende Ergänzungen in Col. I vorgeschlagen werden:24
[ὁ
δ
ῆ]
μ
[Λούκιον Λούσκιον Μάρκου υἱὸν] Μαικί[α]
ο
ς
ἐ
τ
[ε
ί
μ
η
σ
ε
ν]
Ἰουλίαν Σεβηρεῖναν, γυναῖ- Λο[ύκιον Λούσκιον Λουκίου υἱὸν, Μαικία]
[Ὄκραν, στρατηγὸν, ἐγλελεγμένον] ἐ[ν] πατρικί- κα Λουκίου Λουσκίου Ὄκρα Ὄκ[ραν – –] [οις ἀπὸ Αὐτοκράτορος Οὐεσπασιαν]οῦ Σεβασ- πρεσβευτοῦ ἀντιστρατή-
ΡΙΑ– –
5 [τοῦ καὶ Αὐτοκράτορος Τίτου Κ]αίσαρος Σεβασ- γου Αὐτοκράτορος Οὐεσ-
Α– –
[τοῦ υἱοῦ τειμητῶν, πρεσβευ]τὴν αὐτοκράτο-
πασιανοῦ Καίσαρος
Σ– –
[ρος ἀντιστράτηγον ἐπαρ]χείας Παμφυλίας
Σεβαστοῦ.
[καὶ Λυκίας?].
Quer über den drei Kolumnen verlaufend wird als Stifter dieses Monuments der Demos von Attaleia genannt. Der Aufbau des Textes ähnelt dem Formular in Patara, 23 K. Tuchelt, Frühe Denkmäler Roms in Kleinasien. Beiträge zur archäologischen Überlie-
ferung aus der Zeit der Republik und des Augustus Teil I: Roma und Promagistrate, 1979, 52–54 mit Abb. 6. Für eine Zusammenstellung von Ehrenmonumenten für Statthalter und ihre Familien aus dem Osten des Reiches s. die Belege bei W. Eck, CIL VI 1508 (IGUR 71) und die Gestaltung senatorischer Ehrenmonumente, Chiron 14, 1984, 207 mit Anm. 15 (= ders., Monument und Inschrift, 2010, 63); Erkelenz (Anm. 21) 57 f. mit Anm. 193 (ca. 50 Ehrenmonumente). 24 B. Pace, Nuovi Appunti su Adalia, ASAA 6–7, 1923–1924, 418 Nr. 116 mit Zeichnung (Maße und Art des Schriftträgers o. A.) = SEG 6, 648 = AE 1929, 27; zum Zeitpunkt des Rekonstruktionsvorschlags zu Col. I von Eck, Legaten (Anm. 2) 73 Anm. 37 (vgl. dazu Balland in F.Xanthos VII 130 Anm. 84) war die Inschrift F.Xanthos VII 129 f. Nr. 49 noch nicht bekannt. Nach Pace ist die Inschrift «quasi illeggibile», sodass auch Irrtümer in seiner Zeichnung wohl nicht auszuschließen sind. In Col. I ist das Ny in Z. 3 ἐ[ν] πατρικί|[οις] zu ergänzen, vor allem deshalb, weil sonst eine uncharakteristische Lücke im Text stünde (s. Paces Zeichnung). Die ungefähre Breite des Textes in Col. I ergibt sich in Z. 6–7, womit jede Zeile insgesamt ca. 34–36 Buchstaben aufweist. Schwierigkeiten bereitet vor allem Z. 4, da die gezeichneten Buchstabenreste ΠΟ nicht mit dem aufgrund der Parallelen zu postulierenden Text in Einklang gebracht werden können. Man ist versucht, ἀπὸ Σεβαστοῦ zu ergänzen, doch steht dies sonst direkt nach ἐν πατρικίοις. Ob die hier vorgeschlagene Lösung [ἀπὸ Αὐτοκράτορος Οὐεσπασιαν]οῦ Σεβασ|[τοῦ], die einen Fehler in der Zeichnung voraussetzt, das Richtige trifft, bleibt dementsprechend mit Unsicherheiten behaftet.
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und die bereits 1970 geäußerte Vermutung von Werner Eck, dass in Col. III der homonyme Sohn Ocras zu ergänzen ist,25 wird durch den Neufund aus Patara nun noch wahrscheinlicher. Und doch lassen sich mehrere Unterschiede feststellen. Das betrifft zum einen die Anordnung der Personen: Während Ocra in beiden Monumenten vom Betrachter aus links steht, sind in Attaleia die Positionen von Ehefrau und Sohn vertauscht, sodass Letzterer nicht wie in Patara mittig zwischen seinen Eltern steht. Zum anderen sind die Angaben zu Ehefrau und Sohn in Attaleia viel ausführlicher gestaltet: Die Ehefrau erscheint mit Gamonym, und auch in Col. III Z. 3–5 standen vermutlich nähere Angaben zum Vater. Ein weiterer, wichtiger Unterschied zwischen den beiden Monumenten besteht darin, dass es sich bei der Inschrift aus Attaleia um die Ehrung des Demos handelt, ohne Beteiligung römischer Institutionen oder Personen – das zeigt sich nicht nur in der fehlenden Zweisprachigkeit der Inschrift, sondern auch im griechischen Formular einer Statuenehrung im Akkusativ. Demgegenüber wurde in der neuen Inschrift aus Patara zuerst der lateinische Text mit der Widmung im Dativ entworfen und dann ins Griechische übertragen, was bei einer Ehrung der stadtrömischen Apparitoren für ihren Magistraten nicht überrascht. Auch die Reihenfolge des lateinischen Textes A und des griechischen Textes B sowie die unterschiedlichen Buchstabengrößen der beiden Textabschnitte zeigen die sprachlich-kulturellen Prioritäten der Stifter in Patara deutlich auf.26 Die Gestaltung als Bilingue mit einer wortgetreuen Übertragung des lateinischen Textes ins Griechische lässt aber darauf schließen, dass das Monument an einem Ort aufgestellt worden war, wo es von der griechischsprachigen Bevölkerung gesehen und gelesen werden sollte. Eine Aufstellung etwa im Kontext des statthalterlichen Quartiers, z. B. vor dem Eingangsbereich, in einem öffentlich zugänglichen Innenhof o. ä., scheint daher eine plausible Möglichkeit. 2) Die stadtrömischen Liktorendekurien: Organisation und Anzahl Liktoren gehörten als Apparitoren zu dem aus der Staatskasse finanzierten Personal, das den mit imperium ausgestatteten Magistraten für die Dauer ihrer Amtszeit zur Verfügung stand. Primäre Aufgabe der Liktoren war es, ihrem Magistraten in einer Reihe voranzuschreiten und ggf. den Weg für ihn freizumachen. Darüber hinaus aber kam ihnen durch die Fasces, die sie trugen, und durch ihre abhängig vom Rang des Amtsträgers, dem sie zugeteilt waren, unterschiedlich große Anzahl eine wichtige symbolische Rolle für dessen Repräsentation im öffentlichen Raum zu.27 Ein wesent25 Eck, 26 Zu
Legaten (Anm. 2) 73 mit der Ergänzung zu Col. III Z. 1–2. bilinguen Zeugnissen aus Lykien und Pamphylien vgl. Patara II 511 mit weiterer Li-
teratur. 27 Dazu grundlegend W. Kunkel, Staatsordnung und Staatspraxis der römischen Republik. Zweiter Abschnitt: Die Magistratur, 1995, 119–123. Zur Funktion der Liktoren in der Repräsentation magistratischer Gewalt s. A. Marshall, Symbols and Showmanship in Roman Public Life: The Fasces, Phoenix 38, 1984, 127–140; E. Staveley, The fasces and imperium maius, His-
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licher Aspekt, der die Beziehung zwischen einem Magistraten und seinen Liktoren während dessen gesamter Amtszeit prägte, war ihre kontinuierliche physische Nähe.28 Auch kaiserzeitlichen Provinzstatthaltern wurden als Imperiumsträgern und Repräsentanten der römischen Macht Liktoren zugebilligt, den Prokonsuln sechs, den legati Augusti fünf.29 Organisiert waren die Liktoren wie andere Apparitoren auch in drei stadtrömischen Dekurien.30 Unsere Kenntnis der genauen Funktionsweise dieser Apparitorendekurien ist beschränkt, da sie auf manchmal widersprüchlichen Angaben der literarischen Überlieferung besonders aus republikanischer Zeit, vor allem aber auf den in dieser Hinsicht naturgemäß knappen Formularen der zumeist kaiserzeitlichen Inschriften beruht. Die Zugehörigkeit zu einer Apparitorendekurie war aus mehreren Gründen attraktiv: War man einmal Mitglied, bezog man ein Gehalt aus der Staatskasse; bekannt sind dabei auch Sinekuren, Delegierung von Aufgaben an einen Stellvertreter und Kumulationen von Apparitoren-Posten.31 Ein Platz in einer der stadtrömischen Apparitorendekurien war daher durchaus begehrt, und gerade Liktoren versäumten es in der Regel nicht, in ihren Inschriften auf ihre Zugehörigkeit hinzuweisen.32 Die Überlieferung zum Aufnahmeverfahren in eine Dekurie ist widersprüchlich, da angehende Apparitoren offenbar sowohl von einem Magistraten direkt ausgewählt toria 12, 1963, 459 u. 469 f.; W. Nippel, Policing Rome, JRS 74, 1984, 22 f.; ders., Public Order in Ancient Rome, 1995, 14 f. mit dem Hinweis, dass sich ihre Bedeutung für die Repräsentation des Magistraten auch in ihrer Kleidung zeigte, die diejenige des Magistraten jeweils widerspiegelte; vgl. auch M. Horster, Living on Religion: Professionals and Personnel, in: J. Rüpke (Hrsg.), A Companion to Roman Religion, 2007, 334. 28 Zwischen dem lictor proximus und dem Magistraten bestand eine Art Tabuzone, in die – außer minderjährigen Söhnen des Magistraten – niemand treten durfte (Val. Max. 2, 2, 4); vgl. Nippel, Public Order (s. vorige Anm.) 14. Das Diktat der andauernden Begleitung des Magis traten durch seine Liktoren konnte in Ausnahmefällen wohl auch durchbrochen werden, wie das bei der spontanen nächtlichen Abreise des Konsuls C. Claudius Pulcher aus Rom im Jahr 177 v. Chr. offenbar der Fall war (Liv. 41, 10, 5) – ein Verhalten, das Livius als praeceps und inconsultus bezeichnet; vgl. dazu Staveley (s. vorige Anm.) 463 f. 29 Vgl. Mommsen, Staatsrecht I, 384–386; A. H. M. Jones, The Roman Civil Service (Clerical and Sub-Clerical Grades), JRS 39, 1949, 39 f. mit Anm. 20. 30 Zur Organisation vgl. Purcell (Anm. 17) 129–131. Ebenfalls in drei Dekurien organisiert waren z. B. die scribae der Quästoren sowie viatores und praecones, vgl. Jones (s. vorige Anm.) 39. 31 Gelegentlich hatten Magistrate offenbar größere Probleme, die ihnen zugeteilten Apparitoren dazu zu bewegen, die Dienste, für die sie bezahlt wurden, auch tatsächlich zu leisten, vgl. etwa Frontin. aq. 101; Plut. Cato minor 16. Zu Sinekuren und Ämterkumulation s. Mommsen, Staatsrecht I, 335; B. Cohen, Some neglected ordines: the apparitorial status-group, in: C. Nicolet (Hrsg.), Des ordres à Rome, 1984, 44 f.; Kunkel (Anm. 27) 111–114; Purcell (Anm. 17) 149. 32 Vgl. exemplarisch die Belege in Anm. 20. Zu den Hintergründen für die häufig belegten Hinweise auf die gesamte Körperschaft aller drei Dekurien innerhalb der Apparitoreninschriften vgl. Cohen (s. vorige Anm.) 48.
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werden als auch sich selbst einen Platz kaufen konnten, wobei in vielen Fällen die Patronage eines Senators eine wichtige Rolle gespielt haben dürfte.33 Nach Livius konnte ein Magistrat in republikanischer Zeit sich seinen scriba offensichtlich nicht nur selbst aussuchen, sondern diesem auch einen Platz in der Dekurie verschaffen: Demnach diente im frühen 2. Jh. v. Chr. L. Petillius dem Q. Petilius als scriba, und zwar sowohl während dessen Quästur als auch während der Prätur – ihr Klientelverhältnis wird explizit darauf zurückgeführt, dass Q. Petilius den L. Petillius während seiner Quästur als Schreiber angestellt und ihm einen Platz in der Dekurie verschafft hatte (et erat familiaris usus, quod scribam eum quaestor Q. Petilius in decuriam legerat).34 Es lassen sich durchaus Versuche fassen, die Vergabe von Dekurienplätzen für Apparitoren detailliert zu regeln: In der sullanischen lex de XX quaestoribus wird ausgeführt, dass die Konsuln für die Bestellung der viatores und praecones der Quästoren in die Dekurien zuständig waren, die zudem jeweils drei Jahre im Voraus erfolgte. Damit sollte offensichtlich die Bevorzugung angehender Apparitoren aufgrund von Klientelbeziehungen zu einzelnen Magistraten verhindert werden.35 Auch die Zuweisung der Apparitoren zum Dienst bei bestimmten Magistraten per Losverfahren sollte die persönliche Einflussnahme auf das Verfahren verhindern.36 Andererseits ist den Bemerkungen Ciceros zum Ritterstand des scriba des Verres zu entnehmen, dass dieser Verres diente, als er Legat, Prätor und Proprätor war, und daher offensichtlich nicht per Los bestimmt, sondern von Verres selbst ausgesucht worden war.37 Vielleicht konnten die Bestimmungen in der Praxis einfach umgangen werden, doch ist es auch vorstellbar, dass die scribae als besonders enge Mitarbeiter eines Magistraten zumindest bis in die Kaiserzeit – in der das Losverfahren auch für die scribae bezeugt ist – davon ausgenommen waren.38 Unklar war bislang die Anzahl der Personen in diesen Dekurien.39 Aufgrund der wachsenden Zahl der Magistrate vor allem am Übergang von der Republik zur frühen Kaiserzeit muss auch die Anzahl der Apparitoren ständig entsprechend angepasst worden sein. Dass man ihre Gesamtzahl nicht einfach berechnen kann, liegt zum ei33 Zur Rolle der Patronage bei der Aufnahme einzelner angehender Apparitoren in die Deku-
rien s. insb. Purcell (Anm. 17) 138–142 u. 152. Kauf eines Platzes in der Dekurie der scribae: Cic. Verr. 3, 184; vgl. auch Schol. ad Juv. 5, 3; Suet. Vita Hor. S. 466 (Loeb) (scriptum quaestorium comparavit). Vgl. Jones (Anm. 29) 38–41; Cohen (Anm. 31) 45 mit Anm. 104; Kunkel (Anm. 27) 113 mit Anm. 35. 34 Liv. 40, 29 zum Jahr 181 v. Chr. Vgl. Nippel, Public Order (Anm. 27) 32 f. 35 M. Crawford, Roman Statutes I, 1996, 293–300 Nr. 14 mit Kommentar zum Verfahren; dazu auch Kunkel (Anm. 27) 112. Vgl. Cohen (Anm. 31) 39. 36 In diesem Sinne bereits Kunkel (Anm. 27) 111 mit Anm. 27. 37 Verr. 3, 187. 38 Der Quästor Egnatius Marcellinus zog seinen scriba für den Dienst in der Provinz per Los: Plin. ep. 4, 12; vgl. Jones (Anm. 29) 39. 39 Zu diesem Problem in Hinblick auf die Gesamtzahl aller Apparitoren vgl. Cohen (Anm. 31) 33 f., der von vielleicht 4000 Personen insgesamt ausgeht.
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nen daran, dass sich die Anzahl der Magistrate mit einem Anrecht auf Liktoren immer wieder veränderte und wir nicht jede dieser Veränderungen im Detail kennen (s. u.), zum anderen aber auch an vereinzelten Zeugnissen, die nahelegen, dass u. U. weitere Personen Liktoren für sich beanspruchen konnten.40 Man muss daher davon ausgehen, dass immer mehr Liktoren zur Verfügung stehen mussten, als aktuell gebraucht wurden. In Text A Z. 8 wird hinter der Erwähnung der drei Dekurien die Zahl 370 genannt, ein singuläres Zeugnis innerhalb aller Apparitoreninschriften: [III] decuriarum lictorum CCCLXX[ (Abb. 8).
Abb. 8: A Z. 8 Detail
Im griechischen Text B Z. 18 ist dieselbe Stelle beschädigt (τριῶν ταγμάτων ῥαβδούχων τριακοσίων ἑβ[δομήκοντα - - -]), sodass die Angabe auch hier nur bis 370 zu lesen bzw. zu ergänzen ist (zu beiden Stellen s. app. crit.). Bei der Zahl muss es sich um die Gesamtzahl aller in den drei Dekurien erfassten Liktoren handeln. Um zu prüfen, ob diese Interpretation plausibel ist, hilft eine Auflistung des ungefähren Bedarfs an Liktoren unter Einbeziehung der 26 prätorischen und konsularen Statthalterschaften in frühvespasianischer Zeit. Mindestanzahl der Liktoren: Vespasian und Titus: je 12 (24) Konsuln: je 12 (24) Prätoren:41 je 2 bzw. 6 (36–108) Prokonsuln:42 je 6 (60) Legati Aug. pr. pr.:43 je 5 (80)
40 S. u.
sowie Abschnitt 4. Anzahl der Prätoren unterlag im Prinzipat einigen Schwankungen und ist daher mit Unsicherheiten behaftet; unter Augustus gab es zwischen 8 und 16 Prätoren, unter Claudius und wieder unter Hadrian 18, vgl. Mommsen, Staatsrecht II, 202 f. Ein Prätor in Rom führte 2 Liktoren mit sich, einer außerhalb des Pomeriums 6, s. Mommsen, Staatsrecht I, 384. In der Liste wird von 18 Prätoren ausgegangen, was im 1. Jh. der Maximalwert gewesen zu sein scheint, und – auch wenn natürlich nie alle Prätoren gleichzeitig innerhalb oder außerhalb Roms gewesen sind – von jeweils 2 bzw. 6 Liktoren, um den ungefähren Mindestbedarf anzuzeigen. Staveley (Anm. 27) 459 mit Anm. 5 geht hingegen davon aus, dass Prätoren dauerhaft, auch innerhalb Roms, 6 Fasces führten. 42 10 Statthalterschaften: Africa, Asia, Baetica, Creta-Cyrene, Cyprus, Macedonia, Narbonensis, Pontus-Bithynia, Sardinia, Sicilia; vgl. hier wie für die folgende Anm. Eck, Senatoren (Anm. 2) 112–123 zur Einteilung der Provinzen in frühvespasianischer Zeit. 43 16 Statthalterschaften: Aquitania, Belgica, Britannia, Cappadocia-Galatia, Cilicia, Dalmatia, Germania inf., Germania sup., Hispania cit., Iudaea, Lugdunensis, Lusitania, Lycia-Pamphylia, Moesia, Pannonia, Syria. 41 Die
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Es ergibt sich ein Mindestbedarf von 224 bis 296 Liktoren. Literarisch sind allerdings auch für weitere höhere senatorische Amtsträger jeweils zwei Liktoren belegt, wie die außerhalb der Stadt tätigen acht curatores viarum (16), den curator aquarum (2), die drei praefecti aerari militaris (6).44 Da sogar für die vergleichsweise rangniederen curatores viarum Liktoren bezeugt sind, stellt sich die Frage, ob nicht auch für die deutlich angeseheneren zivilen stadtrömischen Ämter – analog zum curator aquarum gerade für die drei curatores konsularen Ranges – ebenfalls Liktoren anzunehmen sind, wie dies im Fall des praefectus urbi von Katharina Wojciech bereits postuliert wurde: praefectus urbi:45 2? curator alvei Tiberis et riparum: 2? curatores aedium sacrarum et operum locorumque publicorum:46 je 2? (4) praefecti aerarii Saturni: je 2? (4)
Bezieht man diese praefecti und curatores mit ein, würde sich ein zusätzlicher Bedarf von ca. 36 Liktoren ergeben, d. h. insgesamt eine Summe von ca. 260 bis 332 Liktoren in den drei Dekurien. Es hätten daher noch mindestens 38 bis zu 110 Liktoren in den Dekurien zur Verfügung gestanden, die für Ausbildung, Vertretungen oder bei zusätzlichem Bedarf eingesetzt werden konnten: Auch Gesandtschaften des Senats, reisenden Senatoren sowie Mitgliedern der Kaiserfamilie wie z. B. Agrippina konnten ggf. Liktoren zugestanden werden, sodass man grundsätzlich jenseits der an Amtsträger gebundenen Apparitoren von einem Kontingent mit permanent verfügbarer Personalreserve ausgehen muss, auf das zu unterschiedlichen Gelegenheiten und Zwecken zurückgegriffen werden konnte.47 Insofern ist die Deutung der Zahl 370 als Gesamtkontingent der Liktoren durchaus plausibel. Eine gleichmäßige Verteilung der Liktoren auf die drei Dekurien und damit eine durch 3 teilbare Summe ist hingegen nicht zwingend vorauszusetzen. Vielmehr gibt es Hinweise, dass die Dekurien gemäß der Bedeutung der ihnen jeweils zugeord44 Vgl. Mommsen, Staatsrecht I, 388 f.; K. Wojciech, Die Stadtpräfektur im Prinzipat, 2010, 224 f. 45 Vgl. Wojciech (s. vorige Anm.) 225. 46 Anders A. Kolb, Die kaiserliche Bauverwaltung in der Stadt Rom, 1993, 121, die mit Frontin. aq. 100, 2 davon ausgeht, dass Liktoren ihre Tätigkeit nur außerhalb der Stadtgrenzen ausübten und daher den nur in der Hauptstadt tätigen curatores operum publicorum nicht zur Verfügung standen. 47 Vgl. Mommsen, Staatsrecht I, 386 f., s. außerdem Abschnitt 4 zum jungen Pedanius Fuscus Salinator und Agrippina mit einem bzw. zwei Liktoren. Die bei Mommsen a. a. O. geäußerte Vermutung, dass auch die in senatorischen Provinzen unter den Prokonsuln amtierenden Quästoren und Legaten (jeweils 2) Liktoren mit sich geführt haben, ist angesichts jedes fehlenden literarischen und epigraphischen Belegs wenig wahrscheinlich. Dass aufgrund der organisatorischen Struktur der Dekurien nicht alle Apparitoren gleichzeitig Dienst getan haben und man daher immer auch von einer größeren Anzahl nicht beschäftigter Mitglieder ausgehen muss, hat bereits Kunkel (Anm. 27) 112 f. betont.
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neten Magistrate organisiert waren. Eine Dekurie stellte z. B. offenbar nur die Liktoren für Magistrate konsularen Ranges48 – möglicherweise könnte demnach die erste Dekurie für die Kaiser, Konsuln und Amtsträger konsularen Ranges, die zweite z. B. für die Prätoren und die dritte für die nicht-konsularen Statthalter und sonstigen Magistrate zuständig gewesen sein. Man kann daher durchaus von einer ungleich großen Anzahl an Liktoren für jede der drei Dekurien ausgehen und ohne Weiteres auch eine nicht durch 3 teilbare Zahl wie 370 annehmen. Der Grund für die Nennung dieser Zahl in der Inschrift liegt vermutlich darin, dass L. Luscius Ocra Patron der drei stadtrömischen Liktorendekurien insgesamt war (s. u.) und die fünf ihn begleitenden Liktoren als Teil dieser Klientel die Größe dieser Gruppe und ihre Verbindung zu dem Senator besonders hervorheben wollten. Ebenso wie die Zahl der Amtsträger war auch die Zahl der Apparitoren Schwankungen unterworfen, sodass wir nur eine Momentaufnahme der Liktorendekurien in frühvespasianischer Zeit vorliegen haben. 3) L. Luscius Ocra als Patron der stadtrömischen Liktorendekurien Ein weiteres Detail, das nun durch den Neufund erstmals bekannt wird, ist die Tat sache, dass L. Luscius Ocra als Patron der drei stadtrömischen Liktorendekurien fungierte (B Z. 18: πάτρωνι τριῶν ταγμάτων ῥαβδούχων). Ein Zeugnis für ein Patronat über eine spezielle Gruppe von Apparitoren bietet die Inschrift eines Denkmals für den Konsular L. Neratius Priscus, das die aktiven und ehemaligen quästorischen Schreiber in seiner Heimatstadt Saepinum errichteten: L(ucio) Neratio L(uci) f(ilio) Vol(tinia) Prisco, praef(ecto) aer(arii) Sat(urni), co(n)suli, leg(ato) pr(o) pr(aetore) in prov(incia) Pannonia, scribae quaestori(i) et munere functi patrono.49 Bei der Stiftergruppe der scribae quaestorii handelt es sich nicht um die Stadtschreiber von Saepinum, sondern 48 Darauf
deutet zumindest die stadtrömische Grabinschrift CIL VI 1869 für den Liktor P. Aemilius Nicomedes hin: D(is) M(anibus) P(ublio) Aemilio P(ubli) f(ilio) Nicomedi patri incomparabili, decuriali decuriae lictor(iae) co(n)s(ularis) trium decuriar(um) Xprimo, item decur(iae) lictor(iae) popularis denuntiat(orum) Xprimo, item praecon(i) aedilium curul(ium) Xprimo. Aemilii Nicomedes et Nicomedes et Theofila fili(i) et heredes fecerunt. Dazu Purcell (Anm. 17) 152; vgl. auch CIL VI 1879. Ob die Liktoren in den drei Dekurien im Jahresturnus rotierten, wie dies durch das sullanische Gesetz de XX quaestoribus (Anm. 35) für die spätrepu blikanischen scribae und viatores bezeugt ist und in Analogie dazu von Kunkel (Anm. 27) 122 vermutet wird, ist ganz unsicher. 49 CIL IX 2454 = ILS 1033, vgl. J. P. Waltzing, Étude historique sur les corporations professionnelles chez des Romains I–IV, ND 1968, hier IV, 129 Nr. 23, aus der Rubrik «appariteurs des magistrats du peuple romain»; Purcell (Anm. 17) 135. Mehrere homonyme Konsulare haben die Identitätsfrage erschwert: Dieser L. Neratius Priscus war einer der praefecti aerarii Saturni 84–86, cos. suff. 87 und pannonischer Legat in den 90ern unter Domitian (vor der Teilung der Provinz in Ober- und Unterpannonien), vgl. PIR2 59; M. Corbier, L’ aerarium Saturni et l’aerarium militare. Administration et prosopographie sénatoriale, 1974, 101–109 Nr. 27; J. Fitz, Die Verwaltung Pannoniens in der Römerzeit I, 1993, 160 f. Nr. 63.
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um die Schreiber aus dem Kreis der stadtrömischen Apparitoren, die wie die Liktoren korporativ in drei Dekurien zusammengeschlossen waren.50 Da diese vor allem für das Aerarium zuständig waren,51 dem Neratius Priscus als Präfekt vorgestanden hatte, liegt es nahe, dass er in dieser Funktion das Patronat über diese bestimmte Gruppe von Apparitoren übernommen hatte. Ein weiterer Beleg für ein Patronat über Apparitorendekurien findet sich nur auf munizipaler Ebene. In seiner ursprünglich wohl in Portus Mitte des 2. Jh. aufgestellten Grabinschrift wird der decurio Cn. Sentius Felix aus Ostia52 als Patron diverser Korporationen genannt, darunter auch Patron der örtlichen Apparitorendekurien (patronus decuriae scribarum cerariorum et librariorum et lictorum et viatorum item praeconum).53 Der Beginn seiner Karriere wird in flavische Zeit oder etwas später datiert, wodurch dieses Beispiel auch zeitlich nicht allzu weit von der Ehrung der Liktoren für L. Luscius Ocra in Patara entfernt ist.54 Ein weiteres Zeugnis aus munizipalem Umfeld könnte ebenfalls in den Kontext eines Patronatsverhältnisses zwischen einem Magistraten und seinen Amtsdienern gehören, allerdings mit der Einschränkung, dass es sich hierbei – anders als im Fall des Ocra, der Patron aller Liktoren war – um ein individuelles Patronat eines Amtsträgers über ‹seine› Apparitoren handelte. M. Gavius Squillianus, Ritter und städtischer Beamter in Verona im 2. Jh., wurde von seinen apparitores und den ihm für seine Tätigkeit als quattuorvir iure dicundo zugewiesenen Gemeindesklaven (limocincti tribunalis eius) in einer auf einer großen Bronzetafel angebrachten Inschrift mit kurzer Auflis50 Ebenso
Corbier (s. vorige Anm.) 109. Dagegen wurden die munizipalen Schreiber entweder nur mit dem Begriff scribae oder oftmals mit Verweis auf die Munizipalmagistrate wie die Duoviri, denen sie zugeteilt waren, bezeichnet (scriba IIviralis). In den Leges Ursonensis und Irnitana ist immer nur vom scriba allgemein die Rede, scribae quaestorii werden nicht erwähnt, vgl. Crawford (Anm. 35) Nr. 25 LXII 12, 16, 22, 33, 37; LXXXI 14, 23. Vgl. Mommsen, Staatsrecht I, 354; W. Liebenam, Städteverwaltung im römischen Kaiserreiche, 1967, 278 f. mit einer Zusammenstellung der Inschriften 279 Anm. 5. 51 Daher oft mit dem Zusatz ab aerario, vgl. die Belege in ILS Index III 1, 434; dazu auch E. Kornemann, RE II A 1, 1921, s. v. scriba, 850; Mommsen, Staatsrecht I, 350 f. 52 CIL XIV 409 = ILS 6146, vgl. H. Thylander, Inscriptions du Port d’Ostie, 1952, 404–406 Nr. B 339. Zu den eher selten bezeugten «appariteurs municipaux» vgl. die kurze Liste bei Walt zing (Anm. 49) IV, 130 f. 53 Zu den diversen Vereinigungen, über die Sentius den Patronat innehatte, vgl. R. Meiggs, Roman Ostia, 1973, 334–336; M. Fora, Epigrafia anfiteatrale dell’Occidente romano, 1996, 77–79 Nr. 39. Zur Struktur ihrer Auflistung vgl. insb. M. Morcillo, La ventas por subasta en el mundo romano: la esfera privada, 2005, 144; M. Cébeillac-Gervasoni, Epigrafia latina. Ostia: cento iscrizioni in contesto, 2010, 276–279 Nr. 81. – Dekurien waren vermögensfähig und richteten Begräbnisse für ihre Mitglieder aus, vgl. Waltzing (Anm. 49) I, 55 Anm. 2 mit Belegen. Zur Organisation von Vereinigungen in Dekurien vgl. F. Ausbüttel, Untersuchungen zu den Vereinen im Westen des römischen Reiches, 1982, 35 u. 72 f.; Waltzing a. O. IV, 291–304. 54 Zur Familie und zur Chronologie der Laufbahn des Cn. Sentius Felix vgl. Meiggs (s. vorige Anm.) 200 f.; N. Tran, Les membres des associations romaines, 2006, 68–70; I. Manzini, I Lucilii Gamalae a Ostia, MEFRA 126, 2014, 55–68.
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tung seiner städtischen Ämter geehrt.55 Parallelen solcher Bronze- und Marmortafeln mit entsprechendem Formular (honori + Name des Geehrten im Genitiv) zeigen, dass solche Inschriftentafeln oft von liberti oder clientes (darunter auch collegia) der Geehrten stammten, sodass man eine Anbringung in den Privathäusern der Patrone vermuten kann.56 Auch wenn in der Inschrift eine Patronatsbeziehung zwischen den Stiftern und dem Geehrten nicht explizit genannt wird, ist es aufgrund der Parallelen im Hinblick auf Inschriftenformular und Schriftträger durchaus möglich, dass auch diese Ehrung vor dem Hintergrund eines Patronatsverhältnisses entstand.57 4) Liktoren als Stifter von Ehrenmonumenten In aller Regel handelt es sich bei den bisher bekannten Inschriften, in denen Liktoren aus den stadtrömischen Dekurien erwähnt werden, um Grabinschriften und um einige wenige Weihinschriften. Mit dem Neufund aus Patara liegt nun das erste Beispiel für eine Ehrung von Liktoren für ihren Magistraten in der Provinz vor. Liktoren sind als Stifter von Ehrenmonumenten bislang nur in Einzelfällen bezeugt. Dem Neufund aus Patara am nächsten kommt eine stadtrömische Statue, mit der ein Kaiser (Domitian oder Trajan?) aus unbekanntem Anlass von nicht namentlich genannten lictores
55 CIL V 3401 = ILS 6696: Honori M(arci) Gavi M(arci) f(ilii) Pob(lilia) Squilliani eq(uo) pub(lico), IIIIvir(o) i(ure) d(icundo), IIIIvir(o) a(edilicia) p(otestate), v(iro) b(ono), curatori Vicetinor(um), apparitores et limocincti tribunalis eius. Zu den limocincti des Squillianus vgl. A. Weiss, Sklave der Stadt, 2004, 31, 33 u. 36. 56 Zu ähnlichen Bronze- und Marmortafeln mit dem Formular der Ehrung honori + Name des Geehrten im Genitiv s. I. Tantillo, Memmius Vitrasius Orfitus: signo Honorius?, ZPE 190, 271–278, insbesondere 274 mit Anm. 27 f. zu den Schriftträgern und den clientes als Stiftern. 57 Demgegenüber handelt es sich bei der Stiftung des L. Fabius Eutychus, die auf zwei beinahe gleichlautenden Inschriften aus Ostia für seinen verstorbenen Sohn C. Domitius Fabius Hermogenes überliefert ist, um eine individuelle, von einem Patronat unabhängige Förderung lokaler Apparitorengruppen. Er spendete der Gemeinde 50.000 Sesterzen, von denen am Geburtstag des Verstorbenen jährlich 5 % an verschiedene Personengruppen ausgezahlt werden sollten, nämlich an die Dekurionen 5 Denare, an die decuriales scribae cerarii 37,5 Denare, an die librarii 12,5 Denare und an die lictores 25 Denare – wobei die letzteren drei Gruppen gerade diejenigen sind, denen Eutychus auch selbst angehört hatte. Seine Geldgeschenke an die Apparitoren richten sich daher an diejenigen Personengruppen, zu denen sich der Stifter aufgrund seines eigenen Werdegangs zugehörig fühlte, s. CIL XIV 353, Auszug Z. 14–18 zur Stiftung: ex quorum usuris quincunci[bus quod] annis XIII Kal(endas) Aug(ustas) die natali eius dec[urionibus si]ngulis (denarii) V dentur et decuri[alib(us) scribis ce]raris (denarii) XXXVII s(emis), libraris (denarii) [XII s(emis), item] li[ctor]ibus (denarii) [XXV] - - -; CIL XIV 4642, Auszug Z. 12–13 zum Stifter: L(ucius) Fabius Eutychus lictor curiatius scrib[a c]er[arius] et librarius q(uin)q(uennalis) collegi(um) fabr(orum) tignuar(ium) Ostiens(ium). Vgl. dazu Meiggs (Anm. 53) 181 u. 211; D. Rohde, Zwischen Individuum und Stadtgemeinde: Die Integration von Collegia in Hafenstädten, 2012, 172 f.
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geehrt wurde, bei denen es sich aber um die zwölf ihm zustehenden Liktoren handeln muss.58 Ein weniger eindeutiges Zeugnis in Hinblick auf die Beziehung zwischen Ehrendem und Geehrtem ist die bilingue Ehreninschrift auf einer Marmorbasis aus Ephesos, die der Liktor Flavius Bassus vermutlich für (Cn. P.) Pedanius Fuscus Salinator, Sohn des Cn. P. Pedanius Fuscus Salinator (cos. ord. 118) und Großneffe Hadrians, errichten ließ.59 Der junge Mann hatte laut Inschrift bis zu diesem Zeitpunkt lediglich das Amt eines der drei Münzmeister bekleidet, war aber trotz seines jugendlichen Alters bereits zum Pontifex bestellt worden. Eine Verbindung zu einem Amt in der Provinzhauptstadt Ephesos oder eine Verwandtschaft etwa zu einem asiatischen Prokonsul wird in der Inschrift nicht genannt und lässt sich auch anderweitig nicht plausibel machen.60 Edward Champlin hat deshalb vermutet, dass es sich bei dem Geehrten um den präsumptiven Nachfolger Hadrians bis zum Jahr 136 gehandelt hat, der vielleicht als Begleitung des Kaisers bei dessen Reise im Osten im Jahr 129 auch in Ephesos weilte.61 Als möglicher Nachfolger des Kaisers könnte ihm, auch ohne entsprechendes Amt, ein Liktor zugestanden worden sein, wie das beispielsweise auch für Agrippina aufgrund ihres Status als Kaisermutter belegt ist.62 Wenn der Liktor Flavius Bassus dem Fuscus aus diesem Grund zur Verfügung gestellt worden war, beruhte ihre Verbindung ähnlich wie im Fall der Statthalterehrung durch die fünf Liktoren in Patara und der Kaiserehrung durch die zwölf Liktoren in Rom auf einem ähnlichen Dienstverhältnis. Während unklar bleibt, aus welchem Grund ihm sein(?) Liktor in Ephesos eine Statue mit einer bilinguen Inschrift errichten ließ, ist dies ein weiteres Beispiel dafür, dass ein Liktor eine Statuenaufstellung für denjenigen, dem er zugeteilt worden war, initiierte.
58 CIL VI 4, 2, 31295a: Imp(eratori) Caesari [- - -] Aug(usto) Germa[nico - - -] tribunic(ia) pot[estate - - -] lictores [- - - c]uratoribu[s] Ti(berio) Claudio Aug(usti) l[ib(erto) - - -]. Zu den möglichen Ergänzungen in Z. 1 und 2 mit den Titulaturen Domitians und Trajans vgl. den app. crit. bei EDR112725. 59 D. Knibbe, Neue Inschriften aus Ephesos II, JÖAI 49 Beibl., 1968–1971, 32–34 mit Abb. 7 und den Ergänzungen von E. Champlin, Hadrian’s Heir, ZPE 21, 1976, 86–89 = AE 1977, 797. Zu Cn. P. Pedanius Fuscus Salinator s. PIR2 P 198; zu seiner Identifizierung mit der in der Inschrift genannten Person vgl. Champlin a. a. O. 60 Demgegenüber wurde im früheren Kommentar zu dieser Inschrift in AE 1972, 578 vermutet, Fuscus sei vielleicht ein Sohn des Prokonsuls von Asia gewesen und deshalb von einem der Liktoren geehrt worden. 61 Vgl. Champlin (Anm. 59) 87–89. S. auch R. A. Kearsley, Greeks and Romans in Imperial Asia. Mixed Language Inscriptions and Linguistic Evidence for Cultural Interaction until the End of AD III, 2011, 97 f. Nr. 125 mit einem entsprechenden Datierungsvorschlag in den Zeitraum 129–132 n. Chr., die in Fuscus ebenfalls einen privatus sieht und seine Begleitung durch einen Liktor – wohl nicht ganz korrekt (s. die folgende Anm.) – als einen «singular fact» bezeichnet. 62 Vgl. Tac. Ann. 13, 2: Decreti et a senatu duo lictores, flamonium Claudiale, simul Claudio censorium funus et mox consecratio.
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5) Die finanziellen Möglichkeiten der Liktoren Die Höhe des jährlichen Entgelts, das den Liktoren der stadtrömischen Dekurien aus der Staatskasse gezahlt wurde, ist nicht bekannt. Eine ungefähre Vorstellung lässt sich lediglich aus dem spätrepublikanischen Stadtgesetz der colonia Urso gewinnen, wo die Liktoren der dortigen Duoviri jährlich jeweils 600 Sesterzen bekamen, wobei das salarium der stadtrömischen Liktoren sicherlich höher gewesen ist.63 Aus senatorischer Perspektive war die Entlohnung – auch die für den scriba, der von allen Apparitoren noch das höchste Gehalt erhielt – eine parva merces,64 doch betrug beispielsweise der Jahressold eines Legionärs vor der domitianischen Reform 900 Sesterzen, was vielleicht gar nicht so weit vom Gehaltsniveau der Schreiber und Liktoren, der beiden ranghöchsten Apparitorengruppen, entfernt war. Doch mit dem jährlichen Gehalt waren die finanziellen Möglichkeiten der Apparitoren nicht ausgeschöpft; das galt in besonderem Maße für das Personal, das den Statthalter in seine Provinz begleitete, wo ein solcher Posten ebenso einflussreich wie einträglich sein konnte. Cicero ermahnt seinen Bruder, darauf zu achten, dass sein Personal, darunter gerade die Liktoren, ihre Stellung nicht für physischen und finanziellen Machtmissbrauch ausnutzen.65 Das galt nicht nur für von manchem Statthalter offenbar gebilligte Zusatzeinnahmen z. B. unter dem Deckmantel erfundener Sondergebühren und Abgaben für das Schreibpersonal.66 Drastischere Möglichkeiten, die Cicero als Beispiel für die von Liktoren eines Statthalters ausgeübte Korruption in 63 FIRA I2 21 § 62, 32–37 = Crawford (Anm. 35) 393–454 Nr. 25 (Lex coloniae Genetivae bzw. Ursonensis): eisque merces in eos singul(os), qui IIviris apparebunt, tanta esto, in scribas sing(ulos) (sestertium) (mille ducenti), in accensos sing(ulos) (sestertium) (septingenti), in lictores sing(ulos) (sestertium) (sescenti), in viatores sing(ulos) (sestertium) (quadrigenti), in librarios sing(ulos) (sestertium) (trecenti), in haruspices sing(ulos) (sestertium) (quingenti), praeconi (sestertium) (trecenti) («und der Lohn für sie, für jeden Einzelnen, die den Duoviri dienen werden, soll so viel sein: für jeden scriba 1200 Sesterzen, für jeden accensus 700 Sesterzen, für jeden lictor 600 Sesterzen, für jeden viator 400 Sesterzen, für jeden librarius 300 Sesterzen, für jeden haruspex 500 Sesterzen, für jeden praeco 300 Sesterzen»). In der Lex Irnitana (J. González, The Lex Irnitana: A New Copy of the Flavian Municipal Law, JRS 76, 1986, 147–243 [mit den Korrekturen bei M. Crawford, The Text of the Lex Irnitana, JRS 98, 2008, 182] = CILA II 4, 1201) aus dem späten 1. Jh. n. Chr. wird zu diesem Punkt lediglich festgehalten, dass es den Mitgliedern des Stadtrates oblag, über die angemessene Höhe des Gehalts der Apparitoren zu entscheiden, s. § 73: quantum cuiusque generis apparitoribus aeris apparitori dari oporteat, decuriones conscriptive constituunto. 64 Cic. Verr. 3, 182. Vgl. Kunkel (Anm. 27) 115, der die zusätzlichen Einkunftsmöglichkeiten durch private Erwerbstätigkeit bei gleichzeitiger Bestellung eines Stellvertreters hervorhebt. 65 Cic. ad Q. fr. 1, 1, 13. 66 Cic. Verr. 3, 181; vgl. dazu Jones (Anm. 29) 39. Zu Bestechungsgeldern und Sondergebühren für Mitglieder des Statthalterstabs vgl. auch die papyrologischen Belege bei R. Haensch, Capita provinciarum. Statthaltersitze und Provinzialverwaltung in der römischen Kaiserzeit, 1997, 215; ders., From Free to Fee? Judicial Fees and Other Litigation Costs during the High Empire and Late Antiquity, in: D. Kehoe – D. Ratzan – U. Yiftach (Hrsg.), Law and Trans action Costs in the Ancient Economy, 2015, insb. 265 f. zu Apparitoren.
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seinen Reden gegen Verres anführt, boten sich in republikanischer Zeit noch durch deren Zuständigkeit für Gefängnisaufsicht und Körperstrafen.67 Eine weitere Möglichkeit des finanziellen Zugewinns für Liktoren wird nun in der neuen Inschrift aus Patara explizit erwähnt: L. Luscius Ocra hat seine Liktoren aus eigenen Mitteln, d. h. aus seiner eigenen Vergütung, freigebig beschenkt (A Z. 8: quod eos ex salario suo liberaliter prosecutus est). Dieses explizite Zeugnis für Geldgeschenke eines Statthalters aus seinem salarium68 an seine Apparitoren ist singulär. Gleichzeitig deutet dieser Passus auch auf den Hintergrund für die Errichtung dieses recht großen Ehrenmonuments hin, da es naheliegt, dass ein Teil dieses Geldes von den Liktoren für dessen Finanzierung verwendet wurde. In einer Inschrift aus Hispalis (Baetica) wird als Preis eines Denkmals de salario suo für den Genius des Flusses Baetis, bestehend aus seinem Bildnis und einer 1,20 m hohen Marmorbasis mit Inschrift, ein Betrag von 62 Denaren erwähnt, d. h. mehr als 1/3 des Jahresgehalts eines Liktors der colonia Urso.69 Dion von Prusa veranschlagt dagegen als gängige Kosten für Ehrenmonumente städtischer Wohltäter in Rhodos – d. h. zeitlich und geographisch gar nicht so weit von der Ehrung in Patara entfernt – sogar Summen in Höhe von 500 bis 1000 Drachmen,70 was mit den Preisangaben für Kaiserstatuen aus Bronze in Nordafrika im 2. Jh. in Höhe von 500–1250 Denaren durchaus korrespondiert.71 Für die drei Standbilder und die entsprechend große Basis 67 Vgl. Cic. Verr. 5, 118–119 zu Bestechungsgeldern für Verres’ Liktor Sextus von Angehörigen von Gefangenen und Verurteilten für erleichterte Haftbedingungen und schmerzlose Hinrichtungen, dazu Jones (Anm. 29) 39. Zu solcherart Nebeneinkünften s. auch Kunkel (Anm. 27) 114. 68 Zu salarium als kaiserzeitlichem Begriff für Lohn vgl. Mommsen, Staatsrecht I, 334 Anm. 3 u. 354 Anm. 1. Wie hoch das salarium eines legatus Augusti ausfiel, ist nicht bekannt. Die jährliche Aufwandspauschale für den Prokonsul von Asia lag bei 1 Million Sesterzen (Cass. Dio 78, 22, 5), die eines kaiserlichen Legaten ist wegen seines im Vergleich geringeren Ranges niedriger anzusetzen; genaue Angaben sind allerdings nicht überliefert, vgl. die Übersicht bei H.-G. Pflaum, Les salaires des magistrats et fonctionnaires du Haut-Empire, in: Les «dévaluations» à Rome I, 1978, 311–313. 69 CIL II 1163 = CILA II 4, 1025 mit Abb. 605 (Marmorbasis: H. 1,20, B. 0,40, T. 0,37 m; 2. Jh.): Genium Baetis sig[num aere]um L(ucius) Iulius [- - -]s [vot]o susc[epto pro r(e) p(ublica) collegii pereg]rinorum de salario suo annuo ex |(denariis) LXII cum base(!) d(onum) d(edit) d(edicavit). Vgl. zu dieser Inschrift auch J. Rodríguez Cortés, Sociedad y religion clasica en la Betica romana, 1991, 57 Nr. 1. 70 Dion Chrys. 31, 59. Die Kosten für Statuen variierten sehr stark, naturgemäß abhängig von Material und Ausführung, vgl. die auf Grundlage literarisch überlieferter Summen für Statuen erstellte Liste bei W. Szaivert – R. Wolters, Löhne, Preise, Werte, 2005, 345 f., wobei insbesondere von Cicero, auf den ein Großteil dieser Angaben zurückgeht, offenbar vor allem unangemessen hohe oder zu niedrige Kaufpreise für künstlerisch bzw. materiell hochwertige Standbilder erwähnt werden. 71 Vgl. R. Duncan-Jones, The Economy of the Roman Empire, 1982, 96 Nr. 150 = CIL VIII 2362 (Thamugadi, für Antoninus Pius, 5000 Sesterzen), 98 Nr. 189 = CIL VIII 8319 (Cuicul, für L. Verus, 3000 Sesterzen), 98 Nr. 189 = CIL VIII 8318 u. 8328 (Cuicul, für M. Aurelius, 3000 Ses-
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in Patara dürften die Kosten nochmals deutlich höher gewesen sein, in jedem Fall aber den regulären Jahreslohn eines Liktors überstiegen und selbst für fünf Liktoren immer noch eine erhebliche Summe ausgemacht haben. Der Aufwand, den die Liktoren bei der Ehrung des Statthalters betrieben haben, vermittelt eine gewisse Vorstellung von der Höhe der zusätzlichen Mittel, die sie von diesem erhalten haben dürften. 6) Patara als Statthaltersitz Abgesehen von der Bedeutung der neuen Inschrift als bisher einzige und zudem recht eindrucksvolle Ehrung, die von Liktoren gemeinsam für ihren Dienstherrn in der Provinz gestiftet wurde, ist sie auch für die Frage nach der Provinzhauptstadt im Sinne des wichtigsten administrativen Zentrums relevant. Ein besonders bedeutender Faktor, der zur Herausbildung solcher administrativer Zentren führte, war der Statthaltersitz, d. h. das feste Standquartier des Statthalters, in dem dieser mit seiner Familie und Entourage permanent residierte, wenn er nicht im Rahmen der Konventsordnung durch seine Provinz reiste.72 Ein solches dauerhaftes und angemessen ausgestattetes Quartier, wie es beispielsweise in Aquincum oder Lambaesis auch archäologisch bezeugt ist, war für die Jahreszeiten, in denen Reisen zu beschwerlich waren, unabdingbar und auch aus logistischen Gründen für einen legatus Augusti in einer prätorischen Provinz mit seinem rund 150 Mann starken Stab inklusive Leibwache eine Notwendigkeit.73 Alles spricht dafür, dass Patara mit seiner hervorragenden Verkehrsanbindung zu Wasser und zu Land bereits bei Einrichtung der Einzelprovinz Lycia unter Claudius als Hauptstadt fungierte. Das neue Ehrenmonument für den Statthalter mit einer vollständigen Gruppe von Apparitoren als Stiftern, die geschlossen handelten, ist nun ein weiteres starkes Indiz dafür, dass Patara auch nach Einrichtung der Doppelprovinz Lycia et Pamphylia zumindest zunächst diese Funktion beibehielt – ob bzw. wann das pamphylische Perge diese Funktion übernahm, kann im Rahmen dieses Beitrags nicht untersucht werden.74 terzen). Zu Preisangaben in Inschriften von Kaiserstatuen vgl. J. Høyte, Roman Imperial Statue Bases from Augustus to Commodus, 2005, 52–56 mit einer Übersicht in Anm. 126 (wobei dort allerdings neben Bronzestatuen auch solche aus Marmor und Edelmetall sowie Kolossalstatuen aufgeführt sind); die Summen beginnen ab 2000 Sesterzen und erreichen je nach Ausführung Kosten von bis zu 38.000 Sesterzen (für zwei Standbilder), liegen für die meisten der dort aufgelisteten Kaiserstatuen aber im Bereich von etwa 3000 Sesterzen. 72 R. Haensch, Provinzhauptstädte im Imperium Romanum, in: Chr. Ronning (Hrsg.), Einblicke in die Antike. Orte – Praktiken – Strukturen, 2006, insb. 133–138: «Den festen Amtssitz eines Gouverneurs – der wichtigsten Instanz der römischen Herrschaft in einer Provinz – darf man aber mit einigem Recht als deren Hauptstadt bezeichnen; denn der Kern des heutigen Hauptstadtbegriffes besteht zweifellos darin, daß sich in der entsprechenden Stadt die zentralen politischen und administrativen Organe konzentrieren» (138). 73 Ebd. 135 f. 74 Diverse Indizien sprechen für eine solche Funktion Perges im 2. und 3. Jh. n. Chr., vgl. Haensch, Capita (Anm. 66) 42 u. 296 f.
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Die übrigen relevanten Zeugnisse aus Patara, bei denen es sich um Grabinschriften von teilweise besonders engen Mitarbeitern des Statthalters handelt, datieren – soweit bekannt – ins 1. Jh. bzw. bis in hadrianische Zeit:75 – TAM II 461: bilingue Grabinschrift für Marcia Egloge, Tochter von Paederos, a manu des Statthalters Sex. Marcius Priscus (neronisch-frühvespasianische Zeit) – Patara II 6 = SEG 63, 1364: bilingue Grabinschrift für C. Iulius Augustalis, scriba des Statthalters M. Flavius Aper (ca. 123–126), errichtet von seiner Ehefrau – noch unpubliziert: Grabinschrift für einen optio aus dem officium des Statthalters – TAM II 485: griechische Grabinschrift des Cn. Philopatros, beneficiarius des Statthalters
Abgesehen von dem beneficiarius sind in diesen Inschriften Personen genannt, die in unmittelbarer Nähe des Statthalters agierten. In diese Liste lässt sich der Neufund hervorragend einfügen und verleiht den Argumenten zugunsten Pataras als Statthaltersitz auch nach Einrichtung der Doppelprovinz zusätzliches Gewicht: Anders als bei Grabinschriften, die immer auch an einem Ort errichtet worden sein können, an dem ein Bediensteter des Statthalters auf dessen Reisen durch die Provinz plötzlich verstarb, handelt es sich bei dem Neufund um ein großes, sorgfältig konzipiertes Ehrenmonument. Die Liktoren, die den Statthalter immer begleiteten, die also eine Position größter physischer Nähe zu ihrem Dienstherrn innehatten, haben das Monument sicherlich an dem Ort errichtet, an dem Luscius Ocra und seine ebenfalls geehrten Familienmitglieder am stärksten präsent waren und wo die Wahrscheinlichkeit, dass der Statthalter und Patron dieses Zeugnis der Ergebenheit seiner Apparitoren bzw. Klienten ständig vor Augen hatte, am größten war. Kommission für Alte Geschichte und Epigraphik des Deutschen Archäologischen Instituts Amalienstr. 73b 80799 München [email protected] Abbildungsnachweis Abb. 1: Fundsituation im Wasser-Reservoir nach Entfernen der Säule; Foto: H. İŞkan. Abb. 2: Gesamtaufnahme beider Platten mit vorgeschlagener Positionierung des Fragments; Foto: S. Bönisch-Meyer Abb. 3: Vorgeschlagene Positionierung des Fragments rechts von Platte I; Foto: K. Zimmermann Abb. 4a und b: A Z. 7 Detail; Foto: K. Zimmermann Abb. 5: A Z. 9 Detail; Foto: K. Zimmermann Abb. 6: B Z. 19 Detail; Foto: K. Zimmermann Abb. 7: A Z. 8 Detail; Foto: K. Zimmermann Abb. 8: A Z. 8 Detail; Foto: K. Zimmermann 75 Zur
Bedeutung der Kumulation solcher Zeugnisse ebd. 140.
Zusammenfassungen – Abstracts – Résumés Charikleia Armoni – Andrea Jördens, Der König und die Rebellen. Vom Umgang der Ptolemäer mit strittigen Eigentumsfragen im Gefolge von Bürgerkriegen Zu Beginn des 2. Jh. v. Chr. erließ Ptolemaios V. Epiphanes zwei Amnestiegesetze, durch die er die langandauernden Auseinandersetzungen mit den ägyptischen Aufständischen zu beenden hoffte, die unter den einheimischen Pharaonen Haronnophris und Chaonnophris sogar in ein thebanisches Sonderreich gemündet waren. Das erste Dekret aus dem Frühjahr 196 v. Chr., das nach dem Etappensieg der ptolemäischen Streitkräfte über die unterägyptischen Rebellen erging, ist nicht überliefert; von dem zweiten, mit dem der zwanzigjährige Bürgerkrieg im Jahr 186 v. Chr. seinen endgültigen Abschluß fand, sind durch P.Köln VII 313 wenigstens einige Partien bekannt. Während dieser langen Zeit war es auf allen Seiten zu Besitzveränderungen gekommen, was auch in den Amnestiegesetzen entsprechende Bestimmungen erwarten ließ. Die diesbezüglichen Regelungen lassen sich nunmehr rekonstruieren, und zwar einerseits aus einem bislang mißverstandenen Passus des in der sog. Rosettana erhaltenen Priesterdekretes von Memphis, der offenbar den Amnestieerlaß von 196 v. Chr. wörtlich zitiert (I.Prose I 16, G 19 f.), andererseits aus Papyrusdokumenten der 180er Jahre, die sich auf die entsprechenden Partien des jüngeren Amnestiegesetzes beziehen. Danach wurde von Ptolemaios V. in beiden Fällen gleich entschieden, nämlich der Ist-Zustand im Moment der Verkündung des Amnestiegesetzes als maßgeblich anerkannt – vorausgesetzt, der Besitzer hatte rechtmäßig erworben und dies bereits aktenmäßig verbuchen lassen. Offenbar war ein solcher Schlußstrich unter alles Vorausgegangene unvermeidlich erschienen, um einen auf lange Sicht erfolgreichen Befriedungs- und Aussöhnungsprozeß einzuleiten. Da dies für alle Bürgerkriegsparteien gleichermaßen galt, sollte es unter Umständen allerdings auch den eigenen Parteigängern erhebliche Opfer abverlangen. Schlagwörter: Rosettana – Memphis-Dekret – Aufstand des Haronnophris und Chaonnophris – Amnestie –Konfiskation – Restitution – Besitz In the early 2nd century BCE, Ptolemy V Epiphanes implemented two amnesty laws that were intended to put an end to a longstanding conflict with Egyptian rebels that had even resulted in a Theban counter-kingdom under the indigenous pharaohs Haronnophris and Chaonnophris. The first decree, issued when Ptolemaic troops had gained the upper hand over the rebels for a time in 196 BCE, has not survived. Of the second, which finally put an end to this civil war after twenty years in 186 BCE, P.Köln VII 313 preserves at least a few sections. During this long period of conflict, property relations had changed in many cases on both sides, creating insecurities. As such, the amnesty laws must have contained references to this situation. The arrangement made can now be reconstructed from two sources: a previously misunderstood passage of the priestly decree from Memphis, the socalled Rosettana, that seems to quote the amnesty decree of 196 BCE verbatim (I.Prose I 16, G 19 f.), and papyrus documents from the 180s BCE that relate to the corresponding sections of the younger amnesty law. This evidence suggests that Ptolemy V’ s judgement was the same in both cases, in that the status quo at the time of the passing of the decree was respected, at least if the owner had purchased the property rightfully and filed the appropriate documentation. Apparently, acknowledging the status quo in this way seemed without alternative if reconciliation and long-term stability and
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Zusammenfassungen
peace were to be achieved. Since the ruling applied equally to all parties, however, it may also have cost people on Ptolemy’ s own side dearly. Keywords: Rosettana – Memphis decree – revolt of Haronnophris and Chaonnophris – amnesty –confiscation – restitution – property Au début du IIe s. av. J. C., Ptolémée V Épiphane a émis deux lois d’ amnistie par lesquelles il espérait mettre fin aux longs affrontements avec les insurgés égyptiens qui sous les pharaons indigènes Haronnophris et Chaonnophris avaient même conduit à l’ existence d’ un état indépendant thébain. Le premier décret, qui a été émis au printemps 196 av. J. C. après la victoire-étape des forces armées ptolémaïques sur les rebelles de Basse Égypte, n’ est pas conservé; du deuxième, avec lequel la guerre civile a trouvé sa fin définitive en 186 av. J. C. après vingt ans de conflit, sont conservés au moins certains passages dans P.Köln VII 313. Pendant cette longue période, des changements de propriété se sont produits des deux côtés, de manière que l’ on pouvait s’ attendre dans les lois d’ amnistie à des dispositions y relatives. Les règlements correspondants peuvent désormais être reconstruits, d’ abord par un passage – jusqu’ ici mal compris – d’ un décret d’ un prêtre de Memphis, conservé par la pierre de Rosette, qui, semble-t-il, cite mot à mot le décret d’ amnistie de 196 av. J. C. (I.Prose I 16, G 19 f.), puis par des papyrus des années 180, qui se réfèrent aux passages correspondants dans la plus récente loi d’ amnistie. D’ après ces documents, Ptolémée V a tranché de façon identique à deux reprises, à savoir que le status quo du moment de la proclamation de la loi d’ amnistie a été reconnu comme déterminant – sous condition que l’ acquisition ait été faite par le propriétaire de manière légale et qu’ elle soit déjà enregistrée et classée. Apparemment un tel point final a été inévitable afin de mettre en marche un procès de pacification et de réconciliation qui aboutisse à long terme. Étant donné que ceci valait au même titre pour tous les partis de la guerre civile, certains membres du parti de Ptolémée ont pu être amenés à faire des sacrifices considérables. Mots-clés: pierre de Rosette – décret de Memphis – rébellion de Haronnophris et de Chaonnophris – amnistie – confiscation – restitution – propriété
Patrick Baker – Gaétan Thériault, Xanthos et la Lycie à la basse époque hellénistique: Nouvelle inscription honorifique xanthienne Les fouilles de Xanthos ont conduit à la découverte, l’ été 2008, d’ une inscription honorifique en l’ honneur d’ un important bienfaiteur de la cité, Apollônidès, fils d’ Apollônidès. Le texte, verbeux et ampoulé, que l’ on date de la fin du IIe ou du début du Ier siècle a. C., évoque plusieurs hauts faits de sa carrière: l’ exercice de la prytanie dans des circonstances critiques, le redressement des finances publiques et sacrées par le biais de prescriptions (διαγραφαί), la constitution d’ un fonds sitométrique et l’ instauration d’ une distribution de blé fondée sur l’ appartenance aux groupes des citoyens, des πάροικοι et des métèques. L’ action d’ Apollônidès déborda aussi le cadre de sa patrie. L’ homme a été hypostratège de la Confédération des Lyciens, une fonction nouvellement attestée. Mais, surtout, alors qu’ il était lyciarque, il occupa la fonction durant une année avec le souci de préserver la concorde (ὁμόνοια) au sein du peuple des Lyciens. Le nouveau texte constitue un document de premier ordre pour l’ histoire de Xanthos et de la confédération lycienne à la basse époque hellénistique. Mots-clés: διαγραφή – évergétisme – ὁμόνοια – hypostratège – koinon – Lycie – métèque – πάροικος – prytane – sitométrie – Xanthos
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Die Ausgrabungen in Xanthos haben im Sommer 2008 zur Entdeckung einer Ehreninschrift für einen wichtigen Wohltäter der Stadt, Apollonides, Sohn des Apollonides, geführt. Der wortreiche und pompöse Text, der ans Ende des 2. oder Anfang des 1. Jh. v. Chr. datiert wird, erwähnt mehrere Großtaten seiner Laufbahn: die Ausübung der Prytanie unter widrigen Umständen, die Stabilisierung der öffentlichen und sakralen Finanzen durch Verordnungen (διαγραφαί), die Einrichtung eines Fonds für die Verteilung von Getreide, beruhend auf der Zugehörigkeit zu dem Kollektiv der Bürger, den πάροικοι und den Metöken. Das Engagement des Apollonides ist auch über die Grenzen seiner Heimat hinaus belegt. Er war Hypostrategos des Lykischen Bundes, ein neu belegtes Amt. Aber vor allem als Lykiarch war er ein Jahr lang bemüht, die Eintracht (ὁμόνοια) innerhalb des lykischen Volkes zu bewahren. Der neue Text stellt ein Dokument erster Güte für die Geschichte von Xanthos und des Lykischen Bundes in späthellenistischer Zeit dar. Schlagwörter: διαγραφή – Euergetismus – ὁμόνοια – Hypostrategos – Koinon – Lykien – Metöke – πάροικος – Prytane – Sitometrie – Xanthos In the summer of 2008, the excavations in Xanthos led to the discovery of an honorary inscription for an important benefactor of the city, Apollonides, son of Apollonides. The verbose and pompous text, which dates to the end of the 2nd or beginning of the 1st century BCE mentions several great deeds of his career: being prytanis under adverse circumstances, stabilizing the public and sacred finances by means of administrative orders (διαγραφαί), the establishment of a fund for public grain distribution, based on belonging to the collective of citizens, the πάροικοι and metics. Apollonides’ engagement is documented also by his activities outside the borders of his homeland. He was hypostrategos of the Lycian League, a newly attested office. But especially during his year-long tenure as lykiarch, he laboured to preserve harmony (ὁμόνοια) among the Lycian people. The new text is thus a first-rate document for the history of Xanthos and the Lycian League in the late Hellenistic period. Keywords: διαγραφή – euergetism – ὁμόνοια – hypostrategos – koinon – Lycia – metic – πάροικος – prytanis – sitometry – Xanthos
Amin Benaissa, Two Petitions Concerning Civic Magistracies by a Gymnasiarch and Son of a Veteran This article publishes two petitions to the prefect of Egypt by a gymnasiarch of Oxyrhynchus named Quintus Marinus Claudianus, the son of a veteran. They were written on the respective sides of the same papyrus. The front carries a draft petition concerning appointments to municipal magistracies. On the back was copied another petition concerning the financing of spectacles by magistrates for a local festival, together with the official response. These texts provide an interesting window on some of the challenges facing civic magistracies in the towns of Roman Egypt in the late second century CE and state authorities’ responses to them, as well as new evidence for related imperial constitutions. They also present us with the son of a veteran who held an unusually high status compared to most veterans and their descendants in Roman Egypt. An appendix considers the remote possibility that the second petition was addressed to the emperor Septimius Severus when he visited Egypt at the turn of the third century and revisits the chronology of his sojourn in the province. Keywords: Petitions – Prefect of Egypt – Veterans – Magistracies – Spectacles – Oxyrhynchus – Septimius Severus
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In diesem Aufsatz werden zwei Petitionen neu vorgelegt, die ein Gymnasiarch von Oxyrhynchos namens Quintus Marinus Claudianus, Sohn eines Veteranen, an den Präfekten von Ägypten richtete. Sie wurden auf den beiden Seiten eines Papyrus aufgezeichnet. Die Vorderseite trägt einen Petitionsentwurf, der sich um die Vergabe munizipaler Ämter dreht. Auf die Rückseite wurde zusammen mit der offiziellen Antwort eine weitere Petition kopiert, die sich mit der Finanzierung von Darbietungen durch Magistrate anlässlich eines lokalen Festes beschäftigt. Diese Texte erlauben einen interessanten Einblick in einige der Herausforderungen, denen sich städtische Magistrate im römischen Ägypten im späten 2. Jh. n. Chr. gegenübersahen und wie die staatlichen Stellen darauf reagierten. Darüber hinaus bieten sie neue Belege für sich auf diese Themen beziehende kaiserliche Erlasse. Sie zeigen uns auch einen Veteranensohn, der eine ungewöhnlich hohe Stellung erreicht hatte, verglichen mit anderen Veteranen und ihren Nachkommen im römischen Ägypten. Ein Appendix diskutiert die Möglichkeit, dass die zweite Petition an Kaiser Septimius Severus adressiert war, der Ägypten an der Wende zum 3. Jh. besucht hat, und untersucht die Chronologie seines Aufenthalts in der Provinz neu. Schlagwörter: Petitionen – Präfekt von Ägypten – Veteranen – Magistraturen – Spiele – Oxyrhynchos – Septimius Severus Dans cet article sont publiées deux pétitions que le gymnasiarque d’ Oxyrhnyche, Quintus Marinus Claudianus, fils d’ un vétéran, a adressées au préfet d’ Égypte. Elles ont été écrites sur les deux côtés d’ un même papyrus. Sur le recto est conservée une ébauche d’ une pétition concernant la distribution de magistratures municipales. Sur le verso, a été copiée une autre pétition concernant le financement de spectacles par des magistrats pour un festival local, accompagnée de sa réponse officielle. Ces textes jettent une lumière intéressante sur certains défis auxquels les magistratures civiques dans les villes de l’ Égypte romaine à la fin du IIe s. ap. J. C. avaient à faire face et les réponses y relatives des autorités de l’ État, tout en fournissant du nouveau matériel par rapport à des constitutions impériales relatives. Ils nous présentent également le fils d’ un vétéran qui avait un statut particulièrement élevé comparé à la plupart des vétérans et leurs descendants en Égypte romaine. En annexe, l’ auteur envisage la possibilité que la deuxième pétition ait été adressée à l’ empereur Septime Sévère lorsque celui-ci visita l’ Égypte au tournant du IIIe s.; la chronologie de son séjour dans la province y est également réévaluée. Mots-clés: pétitions – préfet d’ Égypte – vétérans – magistratures – spectacles – Oxyrhnyche – Septime Sévère
Sophia Bönisch-Meyer, Neue Inschriften aus Patara IV: Liktoren und ihr legatus Augusti. Eine bilingue Ehrung für L. Luscius Ocra und seine Familie Der Beitrag setzt die im Chiron 42, 2012 und 43, 2013 sowie 45, 2015 begonnene Reihe fort. Vorgelegt wird ein neues, bilingues Ehrenmonument für den Statthalter L. Luscius Ocra (74–76 n. Chr.), seine Frau Iulia Severina und seinen homonymen Sohn, das von den fünf Liktoren des Statthalters gestiftet wurde. Die Inschrift wirft mit der Nennung der Gesamtanzahl aller in den drei Liktoren-Dekurien erfassten Mitglieder neues Licht auf die korporative Organisation der stadtrömischen Apparitoren. Aus dem Text geht außerdem hervor, dass der Geehrte als Patron dieser drei Dekurien fungierte. Die Aufstellung des Ehrenmonuments für den Gouverneur und seine engste Familie in Patara sehr bald nach der administrativen Neuordnung der Region durch Vespasian ist zudem ein Indiz für die Funktion der Stadt als zentrales administratives Zentrum auch nach Einrichtung der Doppelprovinz Lycia et Pamphylia.
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Schlagwörter: Lycia – Lycia et Pamphylia – Patara – Statthalter – L. Luscius Ocra – Provinzhauptstadt – Liktoren – Dekurien – Patronage –Vespasian – Titus
The article continues the series begun in Chiron 42, 2012 and continued in 43, 2013 and 45, 2015, by publishing a new, bilingual honorary monument for the governor L. Luscius Ocra (74–76 CE), his wife Iulia Severina and his homonymous son, which was set up by the governor’ s five lictors. The inscription casts new light on the corporate organization of the apparitores of the city of Rome, since it records the total number of individuals registered in the three decuriae of lictors. The text also indicates that the honoree acted as patron of these three decuriae. The fact that the monument honouring the governor and his immediate family was set up at Patara soon after the administrative reorganization of the region by Vespasian further indicates that the city functioned as a central administrative centre even after the establishment of the double province of Lycia et Pamphylia. Keywords: Lycia – Lycia et Pamphylia – Patara – governor – L. Luscius Ocra – provincial capital – lictors – decuriae – patronage – Vespasian – Titus
La présente contribution est la suite de la série commencée dans Chiron 42, 2012 et continuée en 43, 2013 et 45, 2015. Il s’ agit de la publication d’ un nouveau monument honorifique bilingue pour le gouverneur L. Luscius Ocra (74–76 ap. J. C.), sa femme Iulia Severina et son fils homonyme, offert par les cinq licteurs du gouverneur. Par l’ évocation du nombre total de l’ ensemble des membres enregistrés dans les trois décuries de licteurs, l’ inscription jette une nouvelle lumière sur l’ organisation corporative des appariteurs romains. Le texte révèle aussi que l’ honoré a été le patron de ces trois décuries. L’ érection de ce monument honorifique à Patara pour le gouverneur et sa famille proche, intervenue très peu après la réorganisation administrative de la région par Vespasien, est aussi un indice envers le rôle de la ville en tant que centre administratif et ce même après la création de la double province Lycia et Pamphylia. Mots-clés: Lycia – Lycia et Pamphylia – Patara – gouverneur – L. Luscius Ocra – capitale de province – licteurs – décuries – patronage – Vespasien – Titus
Dimitris Bosnakis – Klaus Hallof, Alte und neue Inschriften aus Kos V Edition einer im Jahre 2009 zwischen der Stadt Kos und dem Asklepieion gefundenen opisthographen Stele, die auf der Vorderseite den Schluss des Sakralkalenders für den Kult der Göttin Rhea (Mitte des 3. Jh. v. Chr.), auf der Rückseite Opfervorschriften für eine unbekannte Gottheit (Anfang des 3. Jh. v. Chr.) enthält. – Edition eines neuen, aber nicht anpassenden Fragments zu IG XII 4, 289 mit Regelungen für das Asklepieion. Schlagwörter: Kos – Fasti sacri – Kultkalender – Rhea – Opfervorschriften – Asklepieion
Edition of an opistographic stele found in 2009 between the city of Kos and the Asklepieion. On the front, it bears the end of a sacred calendar for the cult of the goddess Rhea (mid 3rd century BCE), while the back lists regulations for the sacrifices made to an unknown deity (early 3rd century BCE).
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Additionally, an edition is presented of a new, but not joining fragment of IG XII 4, 289 containing regulations for the Asklepieion. Keywords: Kos – Fasti sacri – cult calendar – Rhea – sacrificial regulations – Asklepieion Édition d’ une stèle opistographe, trouvée en 2009 entre la ville de Kos et l’ Asklepieion. Elle porte sur le devant la fin d’ un calendrier sacral pour le culte de la déesse Rhéa (milieu du IIIe s. av. J. C.), sur le dos des règlements par rapport au sacrifice en l’ honneur d’ une divinité inconnue (début du IIIe s. av. J. C.). – Édition d’ un nouveau fragment non jointif de IG XII 4, 289 avec des règlements pour l’ Asklepieion. Mots-clés: Kos – Fasti sacri – calendrier de culte – Rhéa – règlements par rapport au sacrifice – Asklepieion
Dimitris Bosnakis – Klaus Hallof, Alte und neue Inschriften aus Kalymna Edition von acht zwischen 2005 und 2009 auf der Insel Kalymna gefundenen Inschriften mit Volksbeschlüssen aus dem 3. Jh. v. Chr., von denen vier die bereits bekannten Dekrete T.Cal. 19, 32, 41 und 57 ergänzen. Schlagwörter: Liste der aus Kalymna bekannten Proxenoi – Kalymna – Volksbeschlüsse – Proxeniedekrete Edition of eight inscriptions found on the island of Kalymna between 2005 and 2009. They bear popular decrees from the 3rd century BCE, four of which join with the previously known decrees T.Cal. 19, 32, 41 and 57. Keywords: List of known Proxenoi of Kalymna – Kalymna – popular decrees – proxeny decrees Édition de huit inscriptions trouvées entre 2005 et 2009 sur l’ île de Kalymnos. Elles contiennent des décrets du peuple datant du IIIe s. av. J. C., dont quatre complètent les décrets déjà connus T.Cal. 19, 32, 41 et 57. Mots-clés: liste des proxenoi connus de Kalymnos – Kalymnos – décrets du peuple – décrets de proxénie
Ari Bryen, Labeo’ s iniuria: violence and politics in the age of Augustus The transition from Republic to Principate has often been characterized as a process of quashing political violence by centralizing political power in the person of the emperor. This paper argues instead that the transition is marked by a new understanding of the relationship between violence and politics, a transition that might be characterized as a move from concern with vis to a new understanding of political violence based on the concept of iniuria. This new set of metaphors posed problems in particular
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for the jurist M. Antistius Labeo, whose writings reflect a concern with how to delimit the concept of iniuria, an old concept with newly politicized significance. Keywords: Political violence – iniuria – jurisprudence – Max Weber – Labeo – Roman Republic – Augustus – metaphor – maiestas Der Übergang von römischer Republik zum Prinzipat ist oft als Prozess der Beendigung politischer Gewalt durch die Zentralisierung politischer Macht in der Person des Prinzeps dargestellt worden. In diesem Aufsatz wird hingegen argumentiert, dass der Übergang durch ein neues Verständnis der Beziehung zwischen Gewalt und Politik geprägt war, ein Übergang, den man charakterisieren könnte als Entwicklung weg von einer Beschäftigung mit vis hin zu einem neuen Verständnis von politischer Gewalt auf Basis des iniuria-Konzepts. Dieser neue Satz an Metaphern stellte insbesondere den Juristen M. Antistius Labeo vor Probleme, dessen Schriften seine Beschäftigung mit der Frage zeigen, wie man das Konzept der iniuria begrenzen könne – ein altes Konzept mit einer neuen politischen Aufladung. Schlagwörter: Politische Gewalt – iniuria – Jurisprudenz – Max Weber – Labeo – römische Republik – Augustus – Metapher – maiestas Le passage de la République au Principat a souvent été présenté comme un procès de refoulement de la violence politique par la concentration du pouvoir politique dans la personne de l’ empereur. Cet article argumente cependant que ce passage ait été marqué par une nouvelle conception du rapport entre violence et politique, une transition que l’ on pourrait caractériser comme une prise de distance envers le recueillement sur vis vers une nouvelle compréhension de la violence politique sur base du concept d’ iniuria. Ce nouveau type de métaphores a posé problème, particulièrement pour le juriste M. Antistius Labeo, dont les écrits démontrent qu’ il réfléchissait sur une limitation du concept d’ iniuria – un vieux concept avec une signification récemment politisée. Mots-clés: violence politique – iniuria – jurisprudence – Max Weber – Labeo – République romaine – Auguste – métaphore – maiestas
Hélène Cuvigny, Les ostraca sont-ils solubles dans l’ histoire? Article-bilan sur l’ apport historique des ostraca trouvés lors les fouilles de l’IFAO dans les carrières et les fortins du désert oriental égyptien entre 1987 et 2018. Les difficultés que pose l’ exploitation de ce type de sources sont détaillées et illustrées par trois études de cas: la mise en série fonctionne mal quand les textes sont trop laconiques (les «dekania-tickets»); un ostracon qui aurait pu être passionnant s’ il avait été complet et mieux lisible (brouillon de pétition adressé par deux Antinoïtes au centurion en charge du Mons Claudianus); une lettre privée de Krokodilô montre comment une étude serrée du vocabulaire et le rapprochement avec la littérature contemporaine permettent d’ entrer dans la psychologie et les mœurs du monde interlope des vivandiers à la manière de la micro-histoire. Mots-clés: ravitaillement militaire – inscriptions amphoriques – damnatio ad metalla – citoyenneté et privilèges antinoïtes – σιτηρέσιον – Antinoos – Μαντινόη – prostitution – épistolographie populaire – culture populaire – épigrammes scoptiques
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Aufsatzbericht über den historischen Beitrag der Ostraka, die während der Grabungen des IFAO in den Steinbrüchen und Vorwerken der östlichen ägyptischen Wüste zwischen 1987 und 2018 gefunden wurden. Die Probleme, die die Auswertung dieser Quellengattung mit sich bringt, werden anhand von drei Fallstudien ausgeführt: Die serielle Reihenbildung funktioniert schlecht, wenn die Texte allzusehr lakonisch sind (die «Dekania-Tickets»); ein Ostrakon, das spannend hätte sein können, wenn es vollständig und besser lesbar wäre (Entwurf einer Petition, die von zwei Antinoiten an den für den Mons Claudianus zuständigen Centurio gerichtet ist); ein privater Brief von Krokodilô zeigt, wie eine tiefgreifende Studie des Vokabulars und die Zusammenführung mit der zeitgenössischen Literatur es erlauben, in die Psychologie und Sitten der verrufenen Welt der Marketender auf mikrohistorischer Ebene vorzudringen. Schlagwörter: Versorgung der Armee – Amphoreninschriften – damnatio ad metalla – Bürgerschaft und antinoitische Privilegien – σιτηρέσιον – Antinoos – Μαντινόη – Prostitution – Epistolographie des Volkes – Volkskultur – skoptische Epigramme Review article on the historical contribution of the ostraca found during the IFAO excavations in the quarries and forts of the eastern Egyptian desert between 1987 and 2018. The difficulties encountered in exploiting this type of source are detailed and illustrated by three case studies: seriation works poorly when the texts are too laconic (e. g. the «dekania-tickets»); an ostracon that could have been fascinating if it had been complete and better readable (draft petition sent by two Antinoites to the centurion in charge of Mons Claudianus); a private letter from Krokodilô shows how a close study of vocabulary and comparisons with contemporary literature allow one to enter into the psychology and morals of the seedy world of camp followers in the manner of micro-history. Keywords: Military supplies – amphora inscriptions– damnatio ad metalla – Antinoïte citizenship and privileges – σιτηρέσιον – Antinoos – Μαντινόη – prostitution – popular letter writing – popular culture – scoptic epigram
Anastasia Dreliossi-Herakleidou – Klaus Hallof, Eine neue Grenzziehungsurkunde aus Lepsia Edition einer im Jahre 2000 auf der Insel Lepsia gefundenen opisthographen Stele, die auf der Vorderseite den Beginn eines milesischen Volksbeschlusses (2. Hälfte des 2. Jh. v. Chr.) enthält, der die Übertragung einer bisher nur auf Holztafeln vorliegenden Grenzbeschreibung auf Stein verfügt. Im Zusammenhang mit der Abmarkung von sakralem Land sollen die vorhandenen Grenzsteine überprüft und mit dem Wort ὅρος beschriftet werden. Die Rückseite enthält einen Teil der als περιορισμός bezeichneten Urkunde im Wortlaut, zu der, wie sich nun herausstellt, auch die in Patmos befindliche Inschrift I.isol. miles. 33 gehört. Schlagwörter: Milesische Inseln – Patmos – Lepsia – Grenzziehungsurkunde – περιορισμός – ὅροι – Milet – Volksbeschluss Edition of an opistographic stele found on the island of Lepsia in the year 2000. The front of the stone bears the beginning of a Milesian popular decree (2nd half of the 2nd century BCE) to the effect that a boundary description so far recorded only on wooden tablets should be inscribed on stone. On occasion of the demarcation of sacred land, the existing boundary markers are to be reviewed and inscribed
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with the word ὅρος. The back gives part of the actual document, referred to as a περιορισμός, to which, as it now turns out, the inscription I.isol. miles. 33 from Patmos also belongs. Keywords: Milesian islands – Patmos – Lepsia – boundary demarcation decree – περιορισμός – ὅροι – Miletos – popular decree Édition d’ une stèle opistographe, trouvée en 2000 sur l’ île de Lepsia, qui porte sur le devant le début d’ un décret du peuple de Milet (deuxième moitié du IIe s. av. J. C.), qui ordonne de transposer sur pierre une description de frontière qui alors n’ a été fixée que sur des tablettes en bois. Suite à la démarcation des terres sacrées, les bornes existantes doivent être vérifiées et marquées par le mot ὅρος. Le verso comporte une partie d’ un acte, qualifié de περιορισμός, auquel appartient, tel qu’ il s’ avère maintenant, également l’ inscription I.isol. miles. 33 de Patmos. Mots-clés: îles milésiennes – Patmos – Lepsia – décret de démarcation de frontière – περιορισμός – ὅροι – Milet – décret populaire
Patrice Hamon, Tout l’ or et l’ argent de Téos: au sujet d’ une nouvelle édition des décrets sur les pirates et l’ emprunt pour la libération des otages La republication par L. Meier, Chiron 47, 2017, 115–188, du dossier SEG 44, 949, a fait progresser la compréhension d’ un épisode dramatique de l’ histoire de Téos: une prise d’ otages par des pirates, entraînant la levée d’ un emprunt public. Le présent article propose çà et là des restitutions différentes et formule des hypothèses nouvelles sur certains aspects de l’ opération: l’ emprunt est garanti sur les revenus publics et, en cas de défaut, sur les biens privés réévalués par τίμησις; les particuliers sont invités, en l’ espace de trois jours et contre des récompenses honorifiques, à prêter de l’ argent monnayé, mais aussi à remettre en guise de prêt les objets de valeur qu’ ils possèdent ou détiennent en gage. La chronologie interne du dossier laisse penser que la crise a duré plusieurs mois, sous deux prytanes successifs, probablement vers 300 a. C. Mots-clés: Téos – Ionie – Diadoques – décret – emprunt public Die Neuedition des Dossiers SEG 44, 949 durch L. Meier, Chiron 47, 2017, 115–188 hat das Verständnis einer dramatischen Episode der Geschichte von Teos vorangebracht: eine Geiselnahme durch Piraten, die die Durchführung einer öffentlichen Anleihe nach sich zog. Der vorliegende Beitrag schlägt teilweise abweichende Ergänzungen vor und bietet neue Hypothesen hinsichtlich einzelner Aspekte der Maßnahme: Die Anleihe wird mit den öffentlichen Einnahmen, andernfalls mit privaten Gütern, die durch τίμησις neu geschätzt werden, garantiert; Einzelpersonen sind aufgefordert, innerhalb von drei Tagen und gegen ehrenhafte Belohnungen Münzgeld zu entleihen, aber auch Wertgegenstände aus Eigenbesitz oder aus Pfandgeschäften zu hinterlegen. Die interne Chronologie des Dossiers lässt vermuten, dass die Krise mehrere Monate angedauert hat, unter zwei aufeinanderfolgenden Prytanen, höchstwahrscheinlich um 300 v. Chr. Schlagwörter: Teos – Ionien – Diadochen – Dekret – öffentliche Anleihe
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The new edition of the dossier SEG 44, 949 by L. Meier, Chiron 47, 2017, 115–188, has advanced our understanding of a dramatic episode in the history of Teos: a hostage-taking by pirates that resulted in a public loan being taken out. The present paper proposes a number of alternative supplementations and offers new hypotheses regarding certain aspects of this measure: the loan is guaranteed by public revenue, or by private assets in the case of default; the latter are to be revalued by τίμησις. Individuals are called upon to loan out coined money within three days and for honorable rewards, but also to deposit valuables they own themselves or hold as security. The internal chronology of the dossier suggests that the crisis persisted for several months under two successive prytanes, most probably around 300 BCE. Keywords: Teos – Ionia – diadochi – decree – public loan
Helmut Lotz, Studien zu den kaiserzeitlichen Grabinschriften aus Termessos (Pisidien): Zur Höhe der Grabbußen In tausenden kaiserzeitlichen Grabinschriften Kleinasiens setzten Graberrichter Geldbußen für den Fall fest, dass die von ihnen für ihr Grab getroffenen Bestimmungen missachtet würden. Die Höhe dieser Grabbußen reichte von einigen hundert bis zu mehreren zehntausend Denaren. Im vorliegenden Beitrag wird anhand der außergewöhnlich umfangreichen Materialbasis aus Termessos in Pisidien untersucht, welche Kriterien für die unterschiedliche Höhe der Bußbeträge ausschlaggebend waren. Eine quantifizierende Analyse von über 500 Belegen ergibt, dass ‒ anders als häufig angenommen ‒ Inflation keine Auswirkung auf die Höhe der termessischen Grabbußen hatte. Das maßgebliche Kriterium war vielmehr der soziale Status des Graberrichters und seiner Familie. So setzten Angehörige der städtischen Führungsschicht üblicherweise besonders hohe Grabbußen fest, Personen mit niedrigem sozialen Status wie z. B. Sklaven hingegen geringe. Schlagwörter: Grabinschriften – antike Rechtsgeschichte – Termessos – Geldbeträge – Geldbußen – Inflation – sozialer Status Thousands of funerary inscriptions from imperial Asia Minor mention fines to be paid by those who ignored the stipulations the tomb builder had made for the use of their tomb. The sums to be paid vary between a few hundred and several ten thousand denarii. This contribution uses the exceptionally substantial material from Termessos in Pisidia to study the reasons behind this wide range of fines. A quantifying analysis of more than 500 examples reveals that, contrary to what has often been assumed, inflation had no impact on the fines imposed at Termessos. The crucial criterion was the social status of the tomb builder and his family. Members of the urban elite tended to set particularly high fines, whereas people of lower social status, such as slaves, imposed low ones. Keywords: Funerary inscriptions – legal history – Termessos – sums of money – fines – inflation – social status En Asie mineure, dans des milliers d’ épitaphes d’ époque impériale des constructeurs de tombes ont fixé des amendes pour le cas où les dispositions prises par eux-mêmes quant à leurs tombes auraient été ignorées. Le montant de ces amendes s’ élève à quelques centaines jusqu’ à plusieurs dizaines de milliers de deniers. À l’ aide du matériel particulièrement vaste de Termessos en Pisidie, la présente contribution analyse les critères qui ont été déterminants pour la différente hauteur des montants. Une analyse quantificative de plus de 500 documents révèle que – contrairement à ce que l’ on a souvent pu admettre – l’ inflation n’ a pas eu d’ impact sur la hauteur des amendes de Termessos. Le critère déter-
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minant était plutôt le statut social du constructeur de la tombe et de sa famille. Ainsi, les membres de la couche dirigeante municipale ont fixé des amendes particulièrement fortes, tandis que les personnes avec un statut social inférieur, tel que les esclaves, ont fixé des amendes légères. Mots-clés: épitaphes – histoire juridique antique – Termessos – montants – amendes – inflation – statut social
Robert Parker, Greek Religion 1828–2017: the Contribution of Epigraphy This article illustrates the influence that the influx of epigraphic evidence has had on the study of Greek Religion in the period since the publication of the first full volume of Boeckh’s Corpus Inscriptionum Graecarum. Most leading scholars of Boeckh’s day were already alert to the importance of inscriptions, but had little to work with. Material gradually accrued during the 19th century, but on a really large scale only with the excavations of the 1880s and 1890s. The article then shifts from a chronological to a thematic focus, and picks out six areas where very little of what could be said in 2017 was available to say in 1828: regional religion (outside Athens); the religion of sub-groups within the polis; foreign cults; the religion of individual choice (incubation, oracular consultation, ‹gold leaves›); ritual; post-classical religion. It is pointed out that, though histories of the study of Greek religion tend to be written in terms of changing theories and paradigms, there is also a history in terms of the evidence available, and that, crucially, the latter affects the former. It is not just a matter of paradigms changing through constant re-analysis of a static evidence base: new evidence opens new perspectives and makes possible new paradigms. Keywords: A. Boeckh – F. G. Welcker – K. O. Müller – Greek Religion – Greek Epigraphy – History of Scholarship Dieser Aufsatz stellt den Einfluss dar, den die Zunahme an epigraphischem Material auf die Erforschung griechischer Religion gehabt hat, seit der erste vollständige Band von Boeckhs Corpus Inscriptionum Graecarum erschien. Schon zu Boeckhs Zeiten war den meisten führenden Wissenschaftlern die Bedeutung von Inschriften in hohem Maße bewusst, jedoch fehlte es an Material. Dies änderte sich erst im Laufe des 19. Jh., zunächst langsam und dann in besonderem Maße mit den Ausgrabungen der 1880er und 90er Jahre. Der Aufsatz wird anschließend von einer chronologischen zu einer thematischen Untersuchung und nimmt sechs Forschungsfelder genauer unter die Lupe, zu denen wenig von dem, das 2017 gesagt wird, bereits 1828 hätte gesagt werden können: Regionalreligion (außerhalb Athens); die Religion von Untergruppen innerhalb der Polis; ausländische Kulte; individuell gewählte Religion (Inkubation, Orakelanfragen, ‹Goldblättchen›); Ritual; nachklassische Religion. Es wird herausgearbeitet, dass, obgleich die Forschungsgeschichten zur griechischen Religion meist als Abfolgen sich verändernder Theorien und Paradigmen geschrieben werden, es zugleich eine Geschichte der verfügbaren Materialgrundlage gibt sowie besonders auch der Auswirkungen von Letzterer auf Erstere. Die Entwicklung der Forschung vollzieht sich demnach nicht nur durch sich auf Basis der ständigen Neuanalyse einer statischen Quellengrundlage verändernde Paradigmenwechsel. Vielmehr eröffnen auch neue Quellen neue Perspektiven und erlauben so zugleich neue Paradigmen. Schlagwörter: A. Boeckh – F. G. Welcker – K. O. Müller – Griechische Religion – Griechische Epigraphik – Forschungsgeschichte
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Cet article illustre l’ impact que l’ afflux des témoignages épigraphiques a eu sur l’ étude de la religion grecque depuis la publication du premier volume du Corpus Inscriptionum Graecarum de Boeckh. La plupart des principaux savants du temps de Boeckh ont déjà été conscients de l’ importance des inscriptions, mais leur base de travail était très réduite. Le matériel a augmenté tout au long du XIXe siècle, en faisant un saut considérable grâce aux fouilles des années 1880 et 1890. Par la suite, l’ article abandonne son approche chronologique en faveur d’ une approche thématique. Six domaines ont été choisis, pour lesquels très peu de ce qui a pu être affirmé en 2017 ait déjà été disponible en 1828: la religion régionale (hormis Athènes); la religion des sous-groupes de la polis; les cultes étrangers; la religion reposant sur le choix individuel (incubation, consultation d’ oracles, ‹feuillages d’ or›), les rituels; la religion post-classique. Il devient clair que, même si les histoires de l’ étude de la religion grecque ont tendance à être écrites selon des théories et des paradigmes changeants, il y a aussi une histoire qui s’ aligne sur les témoignages disponibles et que décidément, la dernière influence les premières. Ce n’ est pas seulement une question de changement de paradigmes suite à l’ analyse réitérée d’ une base statique de témoignages: le nouveau matériel ouvre de nouvelles perspectives et rend possible de nouveaux paradigmes. Mots-clés: A. Boeckh – F. G. Welcker – K. O. Müller – religion grecque – épigraphie grecque – historiographie
Emilio Rosamilia, From Magas to Glaukon. The Long Life of Glaukon of Aithalidai and the Chronology of Ptolemaic Re-Annexation of Cyrene (ca. 250 BCE) The death of king Magas around the mid-third century BCE left Cyrene in a state of civic turmoil. Various factions and people took control of the city before Ptolemy II re-annexed it near the end of his reign. Although both the sequence and the dating of these events are still debated, an inscription sheds new light on the history of mid-third-century Cyrene. A closer look at a fragmentary catalogue of eponymous priests of Apollo dating from the same period shows that a few names are compatible with Ptolemaic commissioners who seem to have held the priesthood for a few years in a row. Among them, one name stands out: [Glau]kon son of Eteokles. This Athenian statesman was the younger brother of the famous Chremonides of Aithalidai, after whom the Chremonidean war is named. Therefore, an analysis of all available sources on Glaukon’ s life provides new data on the chronology of events in mid-third-century Cyrenaica as well as Glaukon’ s presence in the region and death. Keywords: Cyrene – Magas – Cyrenaean Koinon – Ekdelos and Demophanes – Ptolemies – Ptolemaic empire – eponymous priests – Glaukon of Aithalidai – Chremonidean war – chronology – prosopography Der Tod von König Magas um die Mitte des 3. Jh. v. Chr. hinterließ Kyrene in einem Zustand innerer Unruhe. Verschiedene Gruppen und Einzelpersonen rangen um die Kontrolle der Stadt, bis Ptole maios II. sie schließlich gegen Ende seiner Herrschaftszeit erneut annektierte. Obgleich sowohl der Ablauf als auch die Datierung dieser Ereignisse noch umstritten sind, wirft nun eine Inschrift neues Licht auf die Geschichte Kyrenes in der Mitte des 3. Jh. Eine genauere Untersuchung eines fragmentarischen Katalogs eponymer Apollonpriester, der in diese Zeit datiert, zeigt, dass einige Namen zu ptolemäischen Kommissaren passen, die das Amt jeweils mehrere Jahre hintereinander ausübten. Darunter sticht einer besonders hervor: [Glau]kon, Sohn des Eteokles. Dieser Athener Politiker war der jüngere Bruder des berühmte Chremonides von Aithalidai, nach dem der Chremonideische Krieg benannt ist. Eine Analyse aller verfügbaren Quellen zum Leben des Glaukon liefert daher neue Informationen zur Chronologie der Ereignisse in Kyrene in der Mitte des 3. Jh. sowie zu Glaukons Wirken in der Region und zu seinem Tod.
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Schlagwörter: Kyrene – Magas – Kyrenisches Koinon – Ekdelos und Demophanes – Ptolemäer – Ptolemäerreich – eponyme Priester – Glaukon von Aithalidai – Chremonideischer Krieg – Chronologie – Prosopographie La mort du roi Magas vers la moitié du IIIe siècle av. J.-C. livra Cyrène à des troubles civiques. Plusieurs factions et personnes se rendirent maîtres de la ville avant que Ptolémée II la ré-annexât peu avant la fin de son règne. Bien que l’ ordre et la datation de ces événements soient encore débattus, une inscription jette une nouvelle lumière sur l’ histoire de Cyrène à la moitié du IIIe siècle. Un examen plus attentif d’ un catalogue fragmentaire de prêtres éponymes d’Apollon datant de la même période a démontré que certains noms sont compatibles avec des commissaires Lagides qui semblent avoir occupé la prêtrise pour quelques années d’ affilée. Entre eux, un nom se distingue : [Glau]kon fils d’Étéoklès. Cet homme politique athénien était le frère cadet du fameux Chrémonidès d’Aithalidai qui donna son nom à la guerre Chrémonidéenne. Par conséquent, un examen de toutes les sources disponibles sur la vie de Glaukon nous offre de nouvelles données à propos de la chronologie des événements qui eurent lieu en Cyrénaïque vers la moitié du IIIe siècle ainsi que sur la présence de Glaukon à Cyrène et sur sa mort. Mots-clés: Cyrène – Magas – koinon de Cyrène – Ecdélos et Démophanès – Ptolémées – empire ptolémaïque – prêtres éponymes – Glaukon d’Aithalidai – guerre Chrémonidéenne – chronologie – prosopographie
Winfried Schmitz, Lykurgs Gesetz über die Kinderzeugung und seine zweite und dritte Rhetra Die althistorische Forschung sieht den spartanischen Gesetzgeber Lykurg als legendäre, als mythische Person an. Seine als Rhetrai bezeichneten Gesetze können aber dann plausibel rekonstruiert und gedeutet werden, wenn man als historischen Kontext voraussetzt, dass die Spartaner zur militärischen Unterstützung im Messenischen Krieg Heloten freigelassen haben. Sie sollten Verbindungen mit den Witwen gefallener Spartaner eingehen, damit diese versorgt waren und durch die höhere Zahl der Geburten die Zahl der Spartiaten stieg. Die freigelassenen Heloten wurden in dem neu eroberten Land in Messenien angesiedelt. Verbote handwerklicher Tätigkeiten, des Reisens und des Besitzes von Gold und Silber sowie Anordnungen über die Anlage von Militärlagern und zur Durchführung von Feldzügen zielten darauf ab, die als ‹Wehrbauern› Angesiedelten im Land zu halten und dadurch die Herrschaft über Messenien militärisch zu sichern. In diesen historischen Kontext gestellt, erscheint die Deutung der lykurgischen Gesetze in Xenophons Verfassung der Lakedaimonier in einem neuen Licht. Schlagwörter: Sparta – Messenien – Lykurg – Gesetzgebung – Heloten – Freilassung – Xenophon Ancient historians generally consider the Spartan lawgiver Lycurgus a legendary, even mythical figure. However, his laws, known as rhetrai, can be plausibly reconstructed and interpreted if one assumes that they were created in a specific historical context, the Messenian War, which forced the Spartans to free helots to improve their military standing. These helots were to marry the widows of fallen Spartiates in order to provide for them and at the same time bolster the Spartan forces by increasing the birth rate. The freed helots were settled on the newly conquered land in Messenia. The prohibition of craftsmanship, of travel and the possession of gold and silver, as well as the provisions for the building of military camps and their participation in campaigns all aimed to tie these newly settled soldier peasants to the new land and to reinforce military control of Messenia. When considered in this historical context, the view of the Lycurgan laws given in Xenophon’ s Spartan Constitution thus appears in a new light.
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Keywords: Sparta – Messenia – Lycurgus – lawgiving – helots – manumission – Xenophon En histoire ancienne, le législateur spartiate Lycurgue est perçu comme une personne légendaire, voire mythologique. Mais ses lois désignées comme rhetrai peuvent être reconstruites et interprétées avec plausibilité, si l’ on admet comme contexte historique que les spartiates aient libéré des hilotes pour le soutien militaire dans la guerre de Messénie. Ceux-ci devaient commencer une relation avec les veuves de spartiates tués pendant le combat, afin de revenir aux besoins de celles-ci et pour que la croissance du nombre de naissances cause également une augmentation du nombre de spartiates. Les hilotes affranchis ont été installés sur les terres récemment acquises en Messénie. L’ interdiction d’ entreprendre des activités artisanales, de voyager et de posséder de l’ or et de l’ argent, ainsi que l’émission de règlements concernant la construction de camps et la réalisation de campagnes militaires ont visé à retenir des colons sur ces terres comme ‹paysans-soldats› et ainsi à consolider le pouvoir sur la Messénie sur le plan militaire. Dans ce contexte historique, l’ interprétation des lois lycurgiennes dans la Constitution des Lacédémoniens de Xénophon apparait sous une nouvelle lumière. Mots-clés: Sparte – Messénie – Lycurgue – législation – hilotes – affranchissement – Xénophon
Althistorische Dissertationen Fuad Alidoust Römische Perserbilder. Römerzeitliche Autoren zu den Teispiden-Achaimeniden, Arsakiden und Sāsāniden (2. Jh. v. Chr. – 4. Jh. n. Chr.) Diss. Hamburg 2018 Patrick Brimioulle Das Konzil von 536 Diss. Frankfurt 2018 (erscheint in: Roma aeterna, Franz Steiner Verlag) Dominik Delp Zwischen Ansässigkeit und Mobilität. Migrationstheoretische Perspektiven auf die sogenannte große Kolonisation der Griechen Diss. Tübingen 2017 Barbara Dimde Die Gladiatur in den römischen Provinzen Germania Superior und Inferior Diss. Hamburg 2018 Marie-Kathrin Drauschke Kαὶ στῆσαι ἐς τὸ ἱερὸν. Die Aufstellung zwischenstaatlicher Vereinbarungen in griechischen Heiligtümern Diss. Münster 2018 Nadezda Fichtner Der Althistoriker Michail Rostovtzeff: Wissenschaft und Politik im vorrevolutionären und bolschewistischen Russland (1890–1918) Diss. Kassel 2018 Kai-Torben Haase Herrschaft und Raum. Transformationsprozesse der nordafrikanischen Provinzen im 3. und 4. Jh. n. Chr. Diss. Münster 2018 Lars Hübner Dichtung und Gemeinschaft. Eine intentionale Geschichte der homerischen Epen Diss. Hamburg 2018 Stefan Hundsrucker Caritas in captivos? Der bischöfliche Gefangenenloskauf und die Caritas-Idee: Kirchliches Handeln im Imperium Romanum Diss. Passau 2017 (erscheint in: Saldenburg-Verlag) Heinz Jacobsmeier Die Gallier-Rede des Claudius aus dem Jahr 48 n. Chr. Historisch-philologische Untersuchungen und Kommentar zur tabula Claudiana aus Lyon Diss. Münster 2018
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Althistorische Dissertationen
Sema Karataş Zwischen Bitten und Bestechen. Ambitus in der politischen Kultur der römischen Republik – Der Fall des Cn. Plancius Diss. Köln 2017 Natascha Königs «Σπαρτιητέων τῷ κοινῷ». Die Bedeutung der sogenannten ἀγαθοεργοί und das Prinzip der Wohltat im Dienste des Staates für Sparta Diss. Berlin 2018 Andrew Lepke Festgehalten in Stein. Die Kommunikationspotentiale griechischer Freilassungsinschriften Diss. Münster 2017 Tabea Meurer Vergangenes verhandeln. Zum Zusammenhang von Vergangenheitsbezug, Selbstverortung und Elitenkonstitution in gallo-römischen und italischen senatorischen Diskursen der Spätantike Diss. Münster 2018 Daniel Pauling Ἀσφάλεια. Die Entwicklung der Sicherheitsvorstellungen und der Diskurs über die Sicherheit im archaischen und klassischen Griechenland Diss. Dresden 2018 Christopher Schliephake Sikander’ s Footsteps: Literature of Travel, Exploration, and the (Trans-)Cultural Memory of Alexander the Great along the North-West Frontier of British India Diss. Augsburg 2018 Till Stüber Der inkriminierte Bischof. Verratsvorwürfe und politische Prozesse gegen Bischöfe im westgotischen und fränkischen Gallien (466–614) Diss. Berlin und Strasbourg 2017 Simon Thijs «Obsidius imperatis». Formen und Anwendung von Geiselstellung in der Römischen Republik Diss. Kassel 2018 Thomas Ultsch Legio VII Claudia. Eine prosopographische Untersuchung zu den Offizieren in der Zeit von Augustus bis Leo Diss. Augsburg 2018 Marcel Wegener Bischof Gaudiosus, die heilige Restituta und die ecclesia Neapolitana. Zu den Zeugnissen vandalenzeitlicher Exilanten und dem kulturellen nordafrikanischen Einfluss in Neapel sowie zur Entwicklungsgeschichte der örtlichen Bischofskirche Diss. Münster 2018
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Michael Zerjadtke Dux. Ein vielgestaltiges Amt der gentilen Verbände in Spätantike und frühem Mittelalter im Spannungsfeld zwischen römischem Einfluss und eigener Entwicklung Diss. Hamburg 2018 Carsten Zimmermann Der vertraute Feind. Spartaner und Heloten Diss. Paderborn 2018 (erscheint in: Syssitia, Wellem-Verlag)
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