Briefe und Akten zur Kirchenpolitik Friedrichs des Weisen und Johanns...: Band 2: 1518-1522. Bearbeitet von Stefan Michel, Beate Kusche, Ulrike Ludwig, Konstantin Enge, Dagmar Blaha und Alexander Bartmuß unter Mitarbeit von Saskia Jähnigen und Steven Bickel 3374049613, 9783374049615

Die Kurfürsten Friedrich der Weise (1463-1525) und Johann der Beständige (1468-1532) waren Schlüsselgestalten der frühen

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Table of contents :
Frontmatter
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Titel
Impressum
Inhaltsverzeichnis
Vorwort der Herausgeber
Einleitung
Handschreiben und Kanzleischreiben
Editionsrichtlinien
Siglen der Archive und Bibliotheken
Abkürzungsverzeichnis
Quelleneditionen und Literatur
Quellenteil
Nachträge zu Band 1
Ergänzungen und Korrekturen zu Band 1
Backmatter
Register der Orte und Personen
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Briefe und Akten zur Kirchenpolitik Friedrichs des Weisen und Johanns...: Band 2: 1518-1522. Bearbeitet von Stefan Michel, Beate Kusche, Ulrike Ludwig, Konstantin Enge, Dagmar Blaha und Alexander Bartmuß unter Mitarbeit von Saskia Jähnigen und Steven Bickel
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BRIEFE UND AKTEN ZUR KIRCHENPOLITIK FRIEDRICHS DES WEISEN UND JOHANNS DES BESTÄNDIGEN 1513 BIS 1532 Band 2

BRIEFE UND AKTEN ZUR KIRCHENPOLITIK FRIEDRICHS DES WEISEN UND JOHANNS DES BESTÄNDIGEN 1513 BIS 1532 Reformation im Kontext frühneuzeitlicher Staatswerdung

Herausgegeben von Armin Kohnle und Manfred Rudersdorf

BRIEFE UND AKTEN ZUR KIRCHENPOLITIK FRIEDRICHS DES WEISEN UND JOHANNS DES BESTÄNDIGEN 1513 BIS 1532 Reformation im Kontext frühneuzeitlicher Staatswerdung Herausgegeben von Armin Kohnle und Manfred Rudersdorf

BAND 2 1518–1522 Bearbeitet von Stefan Michel, Beate Kusche, Ulrike Ludwig, Konstantin Enge, Dagmar Blaha und Alexander Bartmuß unter Mitarbeit von Saskia Jähnigen und Steven Bickel

EVANGELISCHE VERLAGSANSTALT Leipzig

Die Edition „Briefe und Akten zur Kirchenpolitik Friedrichs des Weisen und Johanns des Beständigen 1513 bis 1532. Reformation im Kontext frühneuzeitlicher Staatswerdung“ ist ein Forschungsvorhaben der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig und wird im Rahmen des Akademienprogramms von der Bundesrepublik Deutschland und dem Freistaat Sachsen gefördert. Das Akademienprogramm wird koordiniert von der Union der deutschen Akademien der Wissenschaften. Diese Publikation wird mitfinanziert durch Steuermittel auf der Grundlage des vom Sächsischen Landtag beschlossenen Haushalts.

Bibliographische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliographie; detaillierte bibliographische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar.

© 2022 by Evangelische Verlagsanstalt GmbH · Leipzig Printed in Germany Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Das Buch wurde auf alterungsbeständigem Papier gedruckt. Cover: Kai-Michael Gustmann, Leipzig Satz: M  artin Sievers, Radoslav Petkov (Trier Center for Digital Humanities) und Konstantin Enge (Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig) Druck und Binden: Hubert & Co., Göttingen ISBN 978-3-374-04961-5 // eISBN (PDF) 978-3-374-07173-9 www.eva-leipzig.de

Inhaltsverzeichnis Vorwort der Herausgeber

7

Einleitung

11

Handschreiben und Kanzleischreiben

31

Editionsrichtlinien

43

Siglen der Archive und Bibliotheken

47

Abkürzungsverzeichnis

49

Quelleneditionen und Literatur

53

Quellenteil

65

Nachträge zu Band 1

851

Ergänzungen und Korrekturen zu Band 1

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Register der Orte und Personen

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Vorwort der Herausgeber Nach vier Jahren Bearbeitungszeit kann Band 2 der Friedrich-und-Johann-Edition (BAKFJ) termingerecht der wissenschaftlichen Öffentlichkeit übergeben werden. Der Band, der an den 2017 erschienenen Band 1 (1513 bis 1517) anschließt, deckt den Zeitraum von 1518 bis 1522, mithin die frühen Jahre der evangelischen Bewegung im Ursprungsland der Reformation, ab. Damit wird nicht nur ein lange beklagtes Desiderat der Forschung erfüllt, sondern auch der hohe Stellenwert der Reformationsforschung in der bewährten Editionspraxis der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig unterstrichen. Es zeigt sich, wie nachhaltig in diesen Anfangsjahren der Reformation die administrative Durchdringung von kirchlicher Erneuerung, fürstlicher Mitgestaltung und territorialen Rahmenbedingungen auf das Transformationsgeschehen in Politik, Verwaltung und ständischer Gesellschaft des ernestinischen Territoriums eingewirkt hat. Insofern dürfen Vorgehensweise und Ablaufformen der Kirchenpolitik in Kursachsen eine paradigmatische Vorbildfunktion für andere evangelisch werdende Territorien im Reich und in Europa beanspruchen. Die Auswertung der Quellen für den genannten Zeitraum demonstriert erneut, wie einflussreich die enge Korrespondenz und damit der Verständigungswille zwischen den beiden Brüdern Kurfürst Friedrich dem Weisen und Herzog Johann dem Beständigen für Inhalt, Form und Umsetzung des Erneuerungsprozesses in der Inkubationsphase vor der Durchsetzung der institutionalisierten obrigkeitlichen Reformation waren. So vermag Band 2 beispielhaft zu zeigen, wie jenseits der großen reichspolitischen Bühnen in Worms (1521) und Nürnberg (1522) das Räderwerk der territorialen Kirchenpolitik, ausgehend von Hof, Kanzlei und Universität Wittenberg, raumgreifend auf die starke Einbindung der weltlichen Amtsträger in Stadt und Land Einfluss genommen hat. Anhand der Dokumente kann nachgewiesen werden, wie die Konfrontation zwischen geistlicher Gerichtsbarkeit und weltlichem Recht zur allmählichen Zurückdrängung der traditionellen Jurisdiktionsgewalt der Bischöfe in Meißen, Merseburg und Naumburg-Zeitz führte. Prägend für die stadtbürgerliche Szene im Gravitationszentrum Wittenberg waren die Auseinandersetzungen über die päpstliche Bulle Exsurge Domine, die Gegner und Verteidiger Luthers gleichermaßen auf den Plan riefen und zu zeitweise heftigen Unruhen unter den Studenten und städtischen Eliten im Kurstaat führten. Der Gegensatz zwischen der altgläubigen Kirchenpolitik im albertinischen Herzogtum Sachsen und der zwischen Gewährenlassen und reformerischem Impetus angesiedelten Politik der

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Vorwort der Herausgeber

ernestinischen Brüder im Kurfürstentum deutet die unversöhnlichen Differenzen der religionspolitischen Entwicklung im wettinischen Herrschaftsverband bereits an. Die nach der Zäsur von 1517 von Jahr zu Jahr dichter werdende Überlieferung der Quellen zwingt angesichts der Masse von Briefen, Dekreten und Relationen zu einer strengen Selektion und Bewertung, zu der sich Projektleitung und Bearbeiterteam aus Kapazitäts- und Rationalitätsgründen von Beginn an entscheiden mussten. So überwiegt die Präsentation der Quellen in Regestenform die Edition der Quellen im Wortlaut, die nur bei besonders relevanten Dokumenten und solchen, die neu entdeckt, bislang also unbekannt waren, zur Anwendung gelangte. Band 2 umfasst insgesamt 1102 Nummern und hat damit das drucktechnische Limit für den Bandumfang erreicht. In Abstimmung und mit ausdrücklicher Befürwortung der projektbegleitenden Kommission schließen die in Band 2 gebotenen Quellen mit dem Jahresende 1522. Die Bandeinteilung wird damit der Realität der Überlieferungsdichte angepasst, ohne dass die Erfüllung des Editionsziels innerhalb der Projektlaufzeit in Frage gestellt wird. Der räumliche Umzug der Projektgruppe in ein benachbartes Gebäude der Sächsischen Akademie hat im Pandemiejahr 2021 an der Unterstützung und weiteren optimalen Gewährleistung der Arbeitsbedingungen durch die Akademieleitung nichts geändert. Unser Dank gilt den Mitgliedern der projektbegleitenden Kommission mit ihrem Vorsitzenden Prof. Dr. Heiner Lück für anhaltende Unterstützung und zielführende Beratung. Ebenso sei den zahlreichen Archiven und Bibliotheken für zuvorkommende Hilfen gedankt – namentlich im Landesarchiv Thüringen / Hauptstaatsarchiv Weimar Frau Direktorin Dagmar Blaha und Herrn Referatsleiter Volker Graupner, im Sächsischen Hauptstaatsarchiv Dresden Herrn Referent Dr. Eckhart Leisering sowie im Landesarchiv Sachsen-Anhalt Herrn Archivoberrat Dr. Björn Schmalz. Stellvertretend für alle Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen in den genutzten Archiven sei Frau Susan Pleintinger, Leiterin des Stadtarchivs Altenburg, genannt, der für ihre unkonventionelle Kooperation während der Corona-Phase zu danken ist. Veränderungen gab es innerhalb der personellen Zusammensetzung der Projektgruppe. Der bisherige Arbeitsstellenleiter, Herr PD Dr. Stefan Michel, wechselte im August 2021 als Lehrbeauftragter für Kirchengeschichte an das Institut für Evangelische Theologie an der TU Dresden. Für seine jahrelange zuverlässige und umsichtige Arbeit als Organisator und Editor sei ihm an dieser Stelle herzlich gedankt. Herr Michel bleibt dem Projekt auch nach seinem Wechsel als Kooperationspartner weiter verbunden. An seiner Stelle hat Frau Dr. Beate Kusche die Position der Arbeitsstellenleiterin übernommen, wodurch die Kontinuität der Arbeit auf Dauer gewährleistet bleibt. Als wissenschaftliche Mitarbeiter amtieren weiterhin Frau Dr. Ulrike Ludwig und Herr Diplom-Theologe Konstantin Enge.

Vorwort der Herausgeber

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Neu hinzugekommen ist als wissenschaftlicher Mitarbeiter (auf einer halben Stelle) Herr Lucas Wölbing. Herr Diplom-Theologe Alexander Bartmuß bleibt als wissenschaftlich-technischer Mitarbeiter besonders zuständig für die digitale Erfassung und Bearbeitung des Quellenmaterials in Form einer Datenbank. Ihnen allen sei an dieser Stelle für ihren vorbildlichen Einsatz gedankt. Die Verlagerung aller Texte auf eine internetbasierte Plattform (FuD) ermöglicht es, die Edition sowohl in vorliegender Buchform wie auch im Internet zugänglich zu machen (bakfj.saw-leipzig.de). Für die kontinuierliche Zusammenarbeit ist dem Trier Center for Digital Humanities / Kompetenzzentrum für elektronische Erschließungs- und Publikationsverfahren in den Geisteswissenschaften besonders zu danken, namentlich Dr. Thomas Burch, Yvonne Rommelfanger, Radoslav Petkov und Martin Sievers. Unser Dank geht auch an den Grafiker Sascha Jaeck für die Erstellung der Klosterkarte. Ihren Anteil an der Realisierung des Bandes haben die wissenschaftlichen Hilfskräfte Steven Bickel, Saskia Jähnigen und Anne Herzig ebenso wie die studentischen Hilfskräfte Aileen Friedrich, Anna Katharina Lill, Julius Schilling, Marie Stühmeier, Lukas Haupt, Christine Milkau und Rahel Reichelt sowie Marion Bechtold-Mayer als wissenschaftliche Mitarbeiterin, die im Rahmen der akademischen Nachwuchsförderung zu unterschiedlichen Zeiten wertvolle Dienste zum Gelingen der Edition geleistet haben. Nicht zuletzt ist die vertrauensvolle Zusammenarbeit mit Herrn Michael Hübner in der Sächsischen Akademie sowie mit der Evangelischen Verlagsanstalt in Leipzig, namentlich mit Frau Dr. Annette Weidhas, anerkennend hervorzuheben. Bleibt den beiden Herausgebern abschließend nur der Hoffnung Ausdruck zu verleihen, dass die Fortsetzung der Friedrich-und-Johann-Edition der aktuellen reformationsgeschichtlichen Forschung in kirchen- und allgemeinhistorischer Perspektive neue Einsichten und Impulse verleihen möge. Leipzig, im Januar 2022 Armin Kohnle und Manfred Rudersdorf

Einleitung Der zweite Band der Edition „Briefe und Akten zur Kirchenpolitik Friedrichs des Weisen und Johanns des Beständigen 1513 bis 1532. Reformation im Kontext frühneuzeitlicher Staatswerdung“ (BAKFJ) umfasst die Jahre 1518 bis 1522. Dieser Zeitraum erfuhr seit dem 19. Jahrhundert ein gesteigertes Interesse in der reformationsgeschichtlichen Forschung, weil man die Entstehung und Verbreitung der Reformation in dieser Phase besonders gut beobachten kann. In diesen Jahren durchlief nicht nur Martin Luther eine tiefgreifende theologische Entwicklung, sondern auch sein Umfeld, das den Resonanzraum für die Ausbreitung seiner Gedanken bildete, veränderte sich. In diesem Prozess entwickelte sich Luther vom Kritiker kirchlicher Missstände zum Reformator. Band 2 bietet 1102 Quellen, von denen 584 bisher nicht oder nicht vollständig in einer Edition zugänglich waren. Die besonders intensiv betriebene Erforschung der Zeit zwischen Thesenanschlag 1517 und Wormser Reichstag 1521 hatte zur Folge, dass zunächst zahlreiche Einzeltexte, die seit dem ausgehenden 17. Jahrhundert ediert wurden, aufwändig ermittelt, zugeordnet und geprüft werden mussten. Umfangreiche Archivrecherchen konnten das Korpus bereits bekannter Quellen um zahlreiche unbekannte Texte beachtlich erweitern. Die damit geleistete Grundlagenforschung hat das Potential, neue Studien anzuregen, da die vorliegende Edition erstmals eine zusammenhängende Betrachtung des gesamten Quellenmaterials erlaubt. In den Anmerkungen finden sich darüber hinaus zahlreiche Hinweise auf zusätzliche Quellen. Der Fokus der vorliegenden Edition liegt nicht allein auf Martin Luther oder der Wittenberger Reformation, sondern auf der kursächsischen Kirchenpolitik insgesamt. Diese war nicht nur territorial ausgerichtet, sondern besaß durch die hohe Stellung Kursachsens im Reichsverband Bedeutung auch für das Alte Reich in seiner Gesamtheit. Zahlreiche Debatten, die vor 1518 begannen, liefen zunächst ungebrochen weiter. Dazu gehörten beispielsweise die wirtschaftliche Unterstützung von Klöstern bis 1520, die Beschaffung von Reliquien für das Wittenberger Heiltum,¹ die Frage der Heiligsprechung Bennos von Meißen,² die Regelung von konkreten Rechtsstreitigkeiten mit einer kirchlichen Institution oder die Zurückdrängung kirchlicher Gerichtsrechte. Natürlich befasste sich das ernestinische ¹ Nr. 733, Nr. 767, Nr. 899, Nr. 1042, Nr. 1122, Nr. 1218, Nr. 1423, Nr. 1578, Nr. 1753 und Nr. 1754. ² Nr. 720, Nr. 728, Nr. 737, Nr. 753, Nr. 754, Nr. 755, Nr. 830, Nr. 831, Nr. 921, Nr. 922, Nr. 972, Nr. 975, Nr. 976, Nr. 977, Nr. 983, Nr. 984 und Nr. 1127.

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Einleitung

Brüderpaar in seiner Kirchenpolitik auch mit aktuellen Themen, die nichts mit Luther oder der Ausbreitung seiner Lehren zu tun hatten. Unberücksichtigt blieben in dieser Edition Dokumente, die im Zusammenhang mit der Hildesheimer Stiftsfehde (1519–1523) stehen.³ Über den Konflikt zwischen dem Stift Hildesheim und den welfischen Fürstentümern Braunschweig-Wolfenbüttel und Calenberg und die diesbezüglichen Vorgänge waren die Ernestiner zwar informiert, haben sich aber im Rahmen ihrer Kirchenpolitik nicht daran beteiligt. Anhand der Quellen des vorliegenden Bandes erkennt man ab 1521 eine Verschiebung und Umgewichtung bisheriger Schwerpunkte und das Aufkommen neuer Akzente durch die fortschreitende Ausbreitung der reformatorischen Bewegung in Kursachsen. Zugleich wuchsen Anzahl und Überlieferungsdichte der Quellen im Vergleich zu den Vorjahren weiter an, weil die reformatorischen Gedanken Luthers Umgestaltungsprozesse anstießen, die rechtlich durch Kurfürst Friedrich und Herzog Johann sowie ihre Funktionseliten geklärt werden mussten. Dass es dabei zu Spannungen mit dem albertinischen Vetter, Herzog Georg von Sachsen, kommen musste, war nach 1519, als sich Georg gegen Luther entschied, unvermeidlich.⁴

1 Lutherschutzpolitik Friedrichs des Weisen Luther trat im Frühjahr 1518 in das Blickfeld der kursächsischen Kirchenpolitik, als seine Ablassthesen in Rom bekannt gemacht wurden und der unter Papst Leo X. angestrengte Ketzerprozess gegen ihn anlief.⁵ Nun war auch Kurfürst Friedrich gefordert, in irgendeiner Form Stellung zu Luther zu beziehen. Dies begann damit, dass er sich als Landesherr um Geleit für seinen Untertanen bemühte, damit dieser im April 1518 zum Generalkonvent der deutschen Reformkongregation der Augustinereremiten nach Heidelberg reisen konnte.⁶ In der Forschung wird die ³ Die entsprechenden Quellen aus dem Ernestinischen Gesamtarchiv in Weimar liegen ediert vor: Die Hildesheimer Stiftsfehde (1519–1523), bearb. von Wilhelm Roßmann und Richard Doebner. Hildesheim 1908. Vgl. Doebner, Richard: Die Hildesheimer Stiftsfehde (1519–1523). In: Studien zur Hildesheimischen Geschichte, hrsg. von Richard Doebner. Hildesheim 1902, S. 83–99; Täubrich, Rainer: Herzog Heinrich der Jüngere von Braunschweig-Wolfenbüttel (1489–1568). Leben und Politik bis zum Primogeniturvertrag von 1535 (Quellen und Forschungen zur braunschweigischen Geschichte 29). Braunschweig 1991, S. 40–76. ⁴ Vgl. dazu unten die Bemerkungen zur Korrespondenz zwischen Kurfürst Friedrich und Herzog Georg von Sachsen von Beate Kusche. ⁵ Nr. 675. Vgl. auch Dokumente zur Causa Lutheri (1517–1521). Teil 1: Das Gutachten des Prierias und weitere Schriften gegen Luthers Ablaßthesen (1517–1518), hrsg. von Peter Fabisch und Erwin Iserloh (Corpus Catholicorum 41). Münster 1988; sowie Dokumente zur Causa Lutheri (1517–1521). Teil 2: Vom Augsburger Reichstag 1518 bis zum Wormser Edikt 1521, hrsg. von Peter Fabisch und Erwin Iserloh (Corpus Catholicorum 42). Münster 1991. ⁶ Nr. 703; vgl. auch Nr. 705, Nr. 706 und Nr. 715.

Lutherschutzpolitik Friedrichs des Weisen

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nun einsetzende Politik Kurfürst Friedrichs als „Lutherschutzpolitik“ bezeichnet.⁷ Hierbei sind mehrere Phasen zu unterscheiden, in der Luthers Handlungen und die entsprechenden Reaktionen der papstkirchlichen Seite eine Rolle spielten. Die „Lutherschutzpolitik“ kam nicht nur gegenüber territorialen Nachbarn wie Herzog Georg von Sachsen zum Tragen, sondern gerade auch gegenüber der Kurie und den Gliedern des Alten Reichs. Im Folgenden seien einige Linien angedeutet. Nachdem Luther am 7. August 1518 die Zitation nach Rom erhalten hatte, schrieb er umgehend je einen Brief an Georg Spalatin und Kurfürst Friedrich, die sich gerade in Augsburg aufhielten.⁸ Luthers Wunsch war es, auf deutschem Boden verhört zu werden. Die nun herausgeforderte kursächsische Diplomatie⁹ erreichte tatsächlich ein Verhör Luthers in Augsburg durch Kardinal Thomas Cajetan.¹⁰ Diesen hatte Papst Leo X. als Legaten auf den in Augsburg abgehaltenen Reichstag geschickt, um für Unterstützung im Kampf gegen das Osmanische Reich zu werben.¹¹ Kurfürst Friedrich unterstützte Luther, indem er ihm Geleit¹² nach Augsburg gewährte sowie mit Cajetan Absprachen traf, sodass dieser den renitenten Mönch „väterlich“ verhören wollte.¹³ Vom 7. bis 20. Oktober hielt sich Luther in Augsburg auf, wo er am 12., 13. und 14. Oktober dreimal mit Cajetan zusammentraf. Die Erwartungen beider Theologen waren so unterschiedlich, dass durch das Zusammentreffen der laufende Ketzerprozess gegen Luther nicht beendet wurde. Cajetan sollte einen Widerruf Luthers erreichen, der wiederum darauf hoffte, seine Meinung verteidigen zu dürfen.¹⁴ Luther wurde in seinem Vorgehen von Johann Rühel und Philipp von Feilitzsch, zwei erfahrenen Verwaltungsjuristen aus dem Umfeld des kursächsischen Hofes, beraten.¹⁵ Parallel zu den Ereignissen des Jahres 1518 versuchte die Kurie bereits, auf Kurfürst Friedrich Einfluss zu nehmen, indem sie ihm die Verleihung der Goldenen Rose in Aussicht stellte.¹⁶ Als Überbringer agierte Karl von Miltitz,¹⁷ der auch endlich die von Kurfürst Friedrich seit Jahren gewünschten Ablassbullen für das ⁷ Borth, Wilhelm: Die Luthersache (Causa Lutheri) 1517–1524. Die Anfänge der Reformation als Frage von Politik und Recht (Historische Studien 414). Lübeck/Tübingen 1970, bes. S. 88–94; Kohnle, Armin: Reichstag und Reformation. Kaiserliche und ständische Religionspolitik von den Anfängen der Causa Lutheri bis zum Nürnberger Religionsfrieden (Quellen und Forschungen zur Reformationsgeschichte 72). Gütersloh 2001. ⁸ Nr. 752. ⁹ Nr. 757. ¹⁰ Nr. 760. ¹¹ Nr. 713. ¹² WA.Br 1, S. 200–202, Nr. 92. ¹³ Vgl. Nr. 772, Nr. 773, Nr. 779, Nr. 783, Nr. 784 und Nr. 796. ¹⁴ Vgl. Cajetan und Luther. Rekonstruktion einer Begegnung, hrsg. von Michael Basse und Marcel Nieden (Spätmittelalter, Humanismus, Reformation 124). Tübingen 2021. ¹⁵ Vgl. Nr. 779 Anm. 3. ¹⁶ Nr. 777. ¹⁷ Nr. 778.

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Einleitung

Allerheiligenstift in Wittenberg aus Rom mitbrachte.¹⁸ Allerdings zog sich die Übergabe des Ehrengeschenks fast ein Jahr hin.¹⁹ Miltitz versuchte zwischenzeitlich, eine Beilegung des Konflikts durch Verhandlungen mit Martin Luther zu erreichen.²⁰ In diesem Zusammenhang kam der Gedanke auf, dass Erzbischof Richard von Trier Luther nochmals verhören und über ihn richten könnte.²¹ Schließlich wurde die Goldene Rose am 24. September 1519 in Altenburg übergeben.²² Kurfürst Friedrich nahm sie jedoch nicht persönlich entgegen, was das Protokoll zweifelsfrei geboten hätte, sondern beauftragte seine Räte Fabian von Feilitzsch, Haubold von Einsiedel und Günther von Bünau damit.²³ In der reformationsgeschichtlichen Forschung erhielt der Vermittlungsversuch des Miltitz durch Paul Kalkoff die pejorative Bezeichnung „Miltitziade“.²⁴ Das hier erstmals vollständig zugängliche Material erlaubt den Schluss, dass Miltitz durch Kurfürst Friedrich zunächst durchaus ernst genommen wurde. Eine Beilegung des Konflikts durch Verhandlungen schien den Akteuren nicht aussichtslos zu sein. Nachdem Anfang Oktober 1520 die Bannandrohungsbulle „Exsurge Domine“ in Wittenberg angekommen war,²⁵ zerschlug sich die Hoffnung auf eine gütliche Beilegung des Konflikts vollends. Luther blieb nach geltendem Kirchenrecht nur der Weg des Widerrufs verbunden mit der Unterwerfung unter den Papst. Doch Luther reagierte anders, als es die Kurie von ihm erwartete: Er verfasste die Schrift „Von den neuen Eckischen Bullen und ihren Lügen“,²⁶ die seine Position rechtfertigen sollte, und verbrannte am 10. Dezember 1520 öffentlich die Bannandrohungsbulle zusammen mit weiteren Texten.²⁷ Nachdem Luther dem Papst mit diesem Akt seine Gefolgschaft aufgekündigt hatte, blieb nur eine Konsequenz: Als Gebannter musste er nach mittelalterlichem Ketzerrecht von Kaiser und Reich geächtet werden. Luther wurde aufgefordert, auf dem Reichstag in Worms zu erscheinen, wo er sich verantworten sollte.²⁸ Auch in dieser schwierigen Situation ließ ihn sein Landesherr nicht allein, sondern bemühte sich um die Aushandlung ¹⁸ BAKFJ 1, Nr. 368 und Nr. 369. ¹⁹ Nr. 874, Nr. 880, Nr. 904, Nr. 915, Nr. 926 und Nr. 931. ²⁰ Nr. 811, Nr. 812, Nr. 815, Nr. 819, Nr. 820, Nr. 821, Nr. 822, Nr. 823, Nr. 832, Nr. 848, Nr. 854, Nr. 856, Nr. 872, Nr. 880, Nr. 947, Nr. 951, Nr. 952 , Nr. 955, Nr. 957, Nr. 958, Nr. 988, Nr. 989, Nr. 990, Nr. 991, Nr. 992, Nr. 993, Nr. 1107, Nr. 1109, Nr. 1117, Nr. 1123, Nr. 1124, Nr. 1129 und Nr. 1130. ²¹ Nr. 903, Nr. 944, Nr. 960 u. ö. ²² Nr. 940, Nr. 941 und Nr. 942. ²³ Nr. 937. ²⁴ Kalkoff, Paul: Die Miltitziade. Eine kritische Nachlese zur Geschichte des Ablaßstreites. Leipzig 1911. ²⁵ Vgl. WA.Br 2, S. 193–196, Nr. 341. ²⁶ WA 6, S. 579–594. ²⁷ WA 7, S. 152–186. ²⁸ Vgl. Kaufmann, Thomas: „Hier stehe ich!“ Luther in Worms – Ereignis, mediale Inszenierung, Mythos. Stuttgart 2021.

Lutherschutzpolitik Friedrichs des Weisen

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entsprechender Modalitäten, wie beispielsweise das freie Geleit.²⁹ Welchen Anteil Kurfürst Friedrich oder Herzog Johann an Luthers fingierter Gefangennahme am 4. Mai 1521 nahe der Burg Altenstein und seiner anschließenden Unterbringung auf der Wartburg hatten, kann nicht durch schriftliche Quellen aus dem Umfeld der beiden Herzöge erhellt werden. Die vorbereitenden Absprachen dazu müssen mündlich ausgehandelt worden sein. Möglicherweise war die relativ große Entfernung zu Wittenberg ausschlaggebend für die Wahl der Wartburg. Luthers Wartburgaufenthalt dauerte bis zum 1. März 1522.³⁰ Die in den Diskussionen mit Cajetan, Miltitz, der Kurie oder Erzbischof Richard von Trier entwickelte kursächsische Position zum Fall Martin Luthers wurde fortan als Argumentationsmuster immer dann vorgetragen, wenn Kurfürst Friedrich zu seiner Haltung gefragt oder ihm sogar die Unterstützung eines Ketzers vorgeworfen wurde. Er könne demnach als weltlicher Fürst den theologischen Streit nicht beurteilen, in den er sich keinesfalls inhaltlich einmischen wolle. Deshalb nehme er sich der Sache Luthers nicht an. Vielmehr verlange er, dass Luther ein fairer Prozess gemacht würde, der ihm Gelegenheit biete, zu seinen Irrtümern Stellung zu beziehen. Dazu müssten diese Irrtümer aber zunächst benannt und begründet werden.³¹ Geschickt konnte Hans von der Planitz diese Argumentationsfigur vor dem Reichsregiment vortragen.³² Ob und welchen Anteil Herzog Johann an dieser Politik hatte, ist nicht zu bestimmen, da die Entwicklung der Argumentationslinien mündlich vor allem im Umfeld Kurfürst Friedrichs festgelegt wurden. Gleichwohl muss Johann gut informiert gewesen sein, da beispielsweise Philipp von Feilitzsch oder Hans von Berlepsch als Amtmänner von Weida und Wartburg in seinen Zuständigkeitsbereich gehörten. Auch zwischen den beiden Brüdern herrschte ein reger Austausch, wie ihre Briefe belegen, auf die die reformationsgeschichtliche Forschung schon Ende des 17. Jahrhunderts aufmerksam geworden ist. Offenbar war die Mitteilung Kurfürst Friedrichs an seinen Bruder Johann, dass Luther nach Wittenberg zurückgekehrt war, für Veit Ludwig von Seckendorff so wichtig, dass nur der Zettel des entsprechenden Briefes in die Handschriftensammlung nach Gotha gelangte.³³ Der Rest des Konzepts verblieb in den Akten des Ernestinischen Gesamtarchivs in Weimar. In der vorliegenden Edition wird dieses Schreiben nun erstmals vollständig verzeichnet. ²⁹ Nr. 1156, Nr. 1157, Nr. 1165, Nr. 1169, Nr. 1170, Nr. 1173, Nr. 1175, Nr. 1182, Nr. 1190, Nr. 1192, Nr. 1211, Nr. 1216, Nr. 1217, Nr. 1236, Nr. 1238 und Nr. 1243. ³⁰ Vgl. Luther im Exil. Wartburgalltag 1521, hrsg. von der Wartburg-Stiftung. Regensburg 2021. ³¹ Vgl. z. B. Nr. 783, Nr. 786, Nr. 823, Nr. 960, Nr. 1185 oder Nr. 1186. ³² Nr. 1486. ³³ Vgl. Nr. 1519. Der entsprechende Zettel des Konzepts befindet sich in der FB Gotha (Chart. A 338, fol. 191ar), vgl. Katalog der Reformationshandschriften. Aus der Sammlung der Herzog von Sachsen-Coburg und Gotha’schen Stiftung für Kunst und Wissenschaft. Teil 1, beschrieben von Daniel Gehrt (Die Handschriften der Forschungsbibliothek Gotha 2.1). Wiesbaden 2015, S. 621.

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Einleitung

2 Der Anteil der Funktionseliten an der kursächsischen Kirchenpolitik Eine solche Politik wäre nicht möglich gewesen, hätten Kurfürst Friedrich und Herzog Johann nicht auf eine effiziente und zuverlässige Verwaltung zurückgreifen können, in der erfahrene Funktionseliten dienten.³⁴ Deutlich erkennt man in den vorliegenden Quellen die Durchsetzung der Bestimmungen der Hofratsordnung von 1499.³⁵ Häufig wurden in Kursachsen Amtleute für eine gewisse Zeit an den Hof gezogen, um hier im Hofrat zu dienen. Zugleich sind beispielsweise um 1520 bei Fabian von Feilitzsch, Hans von der Planitz und Gregor Brück Spezialisierungen jenseits schriftlich fixierter Ordnungen feststellbar. Feilitzsch wirkte offenbar bis zu seinem Tod Anfang Dezember 1520 dauerhaft in Altenburg, wo er seinen Landesherrn vollständig vertrat. Hans von der Planitz wurde bewusst ins Reichsregiment geschickt,³⁶ weil er zu einer angemessenen diplomatischen Vertretung kursächsischer Interessen in der Lage war. Er verfügte durch seinen Dienst in Kursachsen über Erfahrungen, die er gerade auf Reichsebene einsetzen konnte. Früh lernte er Luther kennen und stand diesem offenbar schon bei der Leipziger Disputation im Juli 1519 mit juristischem Rat zur Seite.³⁷ Gezielt wurde der juristisch erfahrene Gregor Brück, der bereits zuvor in Wittenberg administrative Kenntnisse gesammelt hatte, Herzog Johann als Kanzler zur Seite gestellt.³⁸ Damit begann 1521 die Einflussnahme dieses herausragenden Verwaltungsjuristen auf die kursächsische Kirchenpolitik, die mit Modifikationen bis zu seinem Tod 1557 reichte. Neben diesen Funktionsträgern ist auf Georg Spalatin hinzuweisen, der in dieser Phase der Kirchenpolitik eine bedeutsame Scharnierfunktion einnahm. Er vermittelte zwischen dem Hof und Luther, der seine Anliegen wiederum über Spalatin an den Hof leitete, wo diese den Kurfürsten erreichten. Für die vorliegende Edition wurden jedoch nicht alle Briefe Luthers an Spalatin aufgenommen, sondern nur die Schreiben mit einem klaren Bezug zu kirchenpolitischen An³⁴ Vgl. Hesse, Christian: Amtsträger der Fürsten im spätmittelalterlichen Reich. Die Funktionseliten der lokalen Verwaltung in Bayern-Landshut, Hessen, Sachsen und Württemberg 1350–1515 (Schriftenreihe der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften 70). Göttingen 2005, S. 24f. ³⁵ BAKFJ 1, S. 55–61, Nr. 2. ³⁶ Nr. 1333. Zur Biographie vgl. Des kursächsischen Rathes Hans von der Planitz Berichte aus dem Reichsregiment in Nürnberg 1521–1523, hrsg. von Ernst Wülcker und Hans Virck (Schriften der königlich sächsischen Kommission für Geschichte 3). Leipzig 1899 (ND Hildesheim/New York 1979), S. XIX–LXXXIV. ³⁷ WA.Br 1, S. 474, S. 299–301. ³⁸ Vgl. LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. C 703, fol. 99r–100r+105v: Am 16. Juli 1521 teilte Kurfürst Friedrich Herzog Johann mit, dass Brück promovieren und dann als Kanzler nach Weimar kommen werde.

Der Anteil der Funktionseliten an der kursächsischen Kirchenpolitik

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liegen und zu Kurfürst Friedrich und Herzog Johann. Sonstige Schreiben, wie Wünsche Luthers um Unterstützung beispielsweise in Universitätsangelegenheiten, für die Spalatin ebenfalls Ansprechpartner war, konnten nicht berücksichtigt werden, sind aber über den Lutherbriefwechsel leicht zu greifen. Spalatin war zugleich sehr gut über die aus Rom eintreffenden Schreiben informiert und übersetzte die lateinischen Texte für Kurfürst Friedrich, sodass der Inhalt dieser Briefe entsprechend diskutiert und bedacht werden konnte. Oft formulierte Spalatin einen ersten Antwortentwurf, der dann ebenfalls bei Hof besprochen wurde. Auf diese Weise konnte Spalatin sowohl seine sprachliche als auch seine fachliche Kompetenz unter Beweis stellen. An seinem Beispiel kann eine weitere Spezialisierung unter den Hofämtern beobachtet werden: Spalatin war für die lateinische Korrespondenz zuständig.³⁹ Erstmals werden mit dieser Edition einige Übersetzungen Spalatins bereits bekannter lateinischer Quellen zugänglich gemacht.⁴⁰ Diese Fassungen waren, wie teilweise davon angefertigte Abschriften belegen, am kursächsischen Hof bekannt und haben dort eine Wirkung entfaltet. Doch damit ist die Tätigkeit Spalatins noch nicht vollständig erfasst: Da durch seine Hände fast alle wesentlichen Schreiben in der Luthersache gingen, nutzte er diese einmalige Situation, um seiner historischen Leidenschaft nachzugehen.⁴¹ Oft sind in den Quellen erste Versuche Spalatins zu erkennen, das Material durch kontextualisierende Vermerke für eine spätere geschichtliche Darstellung der Ereignisse vorzubereiten. Am deutlichsten erkennt man dies heute noch an der Akte, in der das Material zum Wormser Reichstag von 1521 gesammelt wurde. Sie befindet sich im Ernestinischen Gesamtarchiv Weimar unter der Signatur Reg. E 80. Es ist nachvollziehbar, dass Spalatin sämtliche Dokumente gesichtet und in die überlieferte Ordnung gebracht hat.⁴² Durch die Archivverzeichnung am Ende des 16. Jahrhunderts erhielt die Akte den Titel „Handlung mitt D. Martin Luther“, wodurch die Benutzer bereits im Findbuch zur Einsichtnahme angeregt wurden. Auf diese Weise wurde das Material bereits durch die Archivierung aus den umliegenden Quellen herausgehoben und so der Eindruck gefördert, dass das Verhör und die Verhandlung mit Luther die wichtigsten Ereignisse des Wormser Reichstags gewesen seien. Im Ernestinischen Gesamtarchiv sind auch in anderen Zusammenhängen vergleichbare Prozesse zu beobachten, die reformatorische Ereignisse besonders bündelten und überlieferten.⁴³ Schließlich trat Spalatin auch ³⁹ Vgl. z. B. Nr. 603a, Nr. 683 oder Nr. 1651. ⁴⁰ Z. B. Nr. 1048, Nr. 1073, Nr. 1081. ⁴¹ Vgl. Meckelnborg, Christina und Riecke, Anne-Beate: Georg Spalatins Chronik der Sachsen und Thüringer. Ein historiographisches Großprojekt der Frühen Neuzeit (Schriften des Thüringischen Hauptstaatsarchivs 4). Köln/Weimar/Wien 2011. ⁴² Vgl. die Vermerke auf Nr. 1157, Nr. 1185, Nr. 1186, Nr. 1189, Nr. 1191 und Nr. 1202. ⁴³ Vgl. Krentz, Natalie: Auf den Spuren der Erinnerung. Wie die „Wittenberger Bewegung“ zu einem Ereignis wurde. In: Zeitschrift für historische Forschung 36 (2009), S. 563–595, bes. S. 585–589.

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als vom Kurfürsten beauftragter Vermittler in kirchenpolitischen Fragen auf. So führte er 1522 die Verhandlungen mit Wenzeslaus Linck über dessen Anstellung als Prediger in Altenburg.⁴⁴ Aus den in diesem Band vorgelegten Quellen erhellt der Anteil kursächsischer Funktionseliten an der Kirchenpolitik Kurfürst Friedrichs und Herzog Johanns. Man sieht, dass Räte wie Fabian von Feilitzsch oder Gregor Brück im Rahmen ihres Auftrages weitgehend selbstständig handelten und damit laufende Prozesse entschieden vorantrieben. Kurfürst Friedrich hatte in dieser Phase vor allem zu Fabian von Feilitzsch offenbar fast unbegrenztes Vertrauen. Dass die kursächsischen Funktionseliten zum Teil sogar selbst von den reformatorischen Ereignissen und Gedanken beeinflusst wurden und ihren Dienst nicht ohne eine innere Beteiligung versahen, ist am Rande vereinzelt festzustellen. So schrieb Hieronymus Rudloff, der Sekretär Kurfürst Friedrichs, am 22. Februar 1522 an Hans von der Planitz über die reformatorischen Ereignisse in Wittenberg: „Dann ich merck, es ist nit menschlich werckt, unser her got legt selbs hant an, und die das nit versteen oder zu hertz geen will, acht ich, den sey ir hertz kald von der gnaden gots. Got sey uns allen genedig!“⁴⁵ Der steigende Anteil von Funktionseliten an der kursächsischen Kirchenpolitik unterstreicht die im Hinblick auf Zuständigkeiten und Bürokratisierung fortgeschrittene Professionalisierung von Verwaltungsabläufen, die für den Prozess frühmoderner Staatswerdung typisch ist. Ohne die zunehmend sachkundige Politikberatung durch Juristen und Theologen wären die „Lutherschutzpolitik“ und die Bewältigung der Folgeerscheinungen der Theologie Luthers nicht möglich gewesen. Da Abgaben an kirchliche Institutionen ab 1521/22 immer häufiger verweigert⁴⁶ und alte kirchliche Rechte angetastet wurden, musste darüber diskutiert werden, wie mit diesen Fällen umzugehen war. Hier haben Stellungnahmen und Gutachten ihren Platz, die zur Findung einer politischen Linie beitrugen, die juristisch abgesichert war. Diese Aufgabe hätten die herzoglichen Brüder nicht allein bewältigen können und waren demzufolge auf ihre Funktionseliten angewiesen. Zwar gehörten auch im Zeitraum von 1518 bis 1522 zahlreiche Reisen durch ihren Herrschaftsbereich, die sich beispielsweise am häufigen Wechsel der Aufenthaltsorte Friedrichs – Altenburg, Eilenburg, Wittenberg, Torgau, Allstedt oder Lochau – ablesen lassen, noch immer zur Regierungspraxis der ernestinischen Brüder. Daneben fand jedoch eine zunehmende Verstetigung der Verwaltung statt: In Weimar lag beispielsweise ein fester Bestand an Urkunden,⁴⁷ auf die bei Rückfragen zurückgegriffen werden konnte. Räte hielten sich konzentriert an ⁴⁴ Nr. 1648. ⁴⁵ Müller, Nikolaus: Die Wittenberger Bewegung 1521 und 1522. Die Vorgänge in und um Wittenberg während Luthers Wartburgaufenthalt. Leipzig ²1911, S. 209. ⁴⁶ Nr. 1240, Nr. 1671, Nr. 1745 u. ö. ⁴⁷ Vgl. Nr. 1016, Nr. 1705, Nr. 1727 u. ö.

Die Position Johanns des Beständigen

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zentralen Orten wie Eilenburg auf,⁴⁸ um von dort aus ihren Aufgaben nachzugehen. Die anwesenden Räte waren häufig zugleich die ortskundigen Amtleute, die gemäß der Hofratsordnung von 1499 auf bestimmte Zeit an den Hof gerufen wurden, um dort Verwaltungsaufgaben wahrzunehmen. Bezieht man die Rätekorrespondenzen in die Betrachtung der kursächsischen Kirchenpolitik ein, können zum Teil bisher verschlossene Diskussionen offengelegt werden. Trotzdem dürfen entsprechende Funde nicht über das hohe Maß an Mündlichkeit hinwegtäuschen, das die Rekonstruktion vieler Hintergründe und mancher Entscheidungsfindung unmöglich macht. Diese Art der Kommunikation beruhte auf einem planvollen Vorgehen, da zahlreiche Diskussionen im Hofrat oder die Meinungsbildung im Umfeld der beiden ernestinischen Brüder nicht öffentlich waren und auch nicht öffentlich gemacht werden sollten.

3 Die Position Johanns des Beständigen Zeitlebens pflegten die Brüder Friedrich und Johann ein gutes Verhältnis, das von einem regelmäßigen persönlichen und regierungsbezogenen Austausch geprägt war. Dabei unterstützte der jüngere den älteren, im Grunde seit Friedrich die Kurwürde 1486 übernommen hatte.⁴⁹ 1513 teilten sie die Verwaltung unter sich auf, so dass die institutionelle Einbindung Johanns in Regierung und Verwaltung Kursachsens deutlicher wurde.⁵⁰ In zahlreichen Abstimmungsprozessen über politische Tagesaufgaben ist Johanns Einflussnahme offensichtlich. Jedoch spielte der jüngere Bruder für die „Lutherschutzpolitik“ zunächst keine entscheidende Rolle. Erst ab Ende 1519 verdichten sich die Hinweise auf Johanns zunehmendes Interesse an Luther. So sollte beispielsweise Lucas Cranach ein Porträt des Wittenberger Theologen für den Herzog anfertigen.⁵¹ Offenbar las man auch am herzoglichen Hof in Weimar Schriften des Wittenberger Theologen.⁵² Luther widmete Johann 1520 sogar die für die reformatorische Ethik zentrale Schrift „Von den guten Werken“.⁵³ 1521 interessierte sich Johann besonders für das Wohlergehen Luthers in Worms.⁵⁴ Im Oktober 1522 predigte Luther sogar in Weimar viermal vor dem Herzog und entfaltete an dieser Stelle sein Obrigkeitsverständnis.⁵⁵ Diese ⁴⁸ Z. B. Nr. 1134, Nr. 1135, Nr. 1145, Nr. 1151, Nr. 1152 u. ö. ⁴⁹ Vgl. Michel, Stefan: Kurfürst Johann von Sachsen (1468–1532) und die von Wittenberg ausgehende Reformation. Neue Beobachtungen zur Fürstenreformation. In: Theologische Literaturzeitung 145 (2020), S. 493–508. ⁵⁰ Vgl. BAKFJ 1, S. 90–96, Nr. 38–41, S. 98f., Nr 45–48 und S. 113, Nr. 73. ⁵¹ Nr. 970. ⁵² Mentz, Georg: Johann Friedrich der Grossmütige 1503–1554, Bd. 1. Jena 1903, S. 95f. ⁵³ Nr. 1046. ⁵⁴ Nr. 1190 und Nr. 1227. ⁵⁵ Vgl. Müller, Ernst: Martin Luther und Weimar. Weimar 1983, S. 26; sowie Weimar und die Reformation. Luthers Obrigkeitslehre und ihre Wirkungen, hrsg. von Christopher Spehr, Michael Haspel und Wolfgang Holler. Leipzig 2016.

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Einleitung

Predigten mündeten schließlich in Luthers Schrift „Von weltlicher Obrigkeit“, die 1523 publiziert wurde.⁵⁶ In dem Maße, in dem das Interesse Johanns an Luther und seiner Theologie wuchs, nahm auch sein Engagement für dessen Anliegen zu. Gerade der von ihm regierte Landesteil wurde zu einem Raum, in dem sich reformatorische Vielfalt ausbreiten konnte. Thomas Müntzer, Jakob Strauß, Wolfgang Stein, Nikolaus Hausmann – sie alle wirkten im Einflussgebiet Johanns. Johann kannte diese Geistlichen oder war zumindest über sie informiert.⁵⁷ Am 7. Oktober 1521 starb Johanns zweite Ehefrau, Margarethe von Anhalt, nach kurzer Krankheit.⁵⁸ Sie wurde in der Stadtkirche St. Peter und Paul in Weimar begraben, wobei die Ausgestaltung von Begräbnisliturgie und Memoria noch ganz den Zeremonien des Spätmittelalters entsprach.⁵⁹ Über Margarethe von Anhalt ist wenig bekannt, jedoch unterstützte sie ihren Ehemann offenbar in dessen geistlichen Interessen.⁶⁰ Ihr Bruder, Wolfgang von Anhalt, gehörte zu den einflussreichen Räten am Hof Herzog Johanns.

4 Die reformatorische Bewegung in Kursachsen Zu den Folgeerscheinungen des Auftretens von Martin Luther gehörte die Verbreitung reformatorischer Gedanken, die zum Teil sogar über die Vorstellungen und Reformvorschläge Luthers hinausgingen. Sie wurden auf verschiedenen Kommunikationswegen weitergetragen, zu denen Flugschriften oder Predigten gehörten.⁶¹ Dadurch verbreitete sich die Wittenberger Reformation zum Teil unkontrolliert, und es entstand besonders in den Städten eine sowohl inhaltlich als auch hinsichtlich ihrer praktischen Ausdrucksformen vielfältige reformatorische Bewegung. Doch dies beschäftigte die kursächsische Kirchenpolitik nicht, solange es zu keinen konkreten Beschwerden kam. Im Zusammenhang mit der sich ausbreitenden Reformation konzentrierte sich die kursächsische Kirchenpolitik nach 1518 neben dem Schutz Luthers zunächst auf die Beteuerung, dass man keine Häresien fördern wolle. Besonders die Leipziger Disputation, die Johannes Eck vom 27. Juni bis zum 15. Juli 1519 mit Andreas Karl⁵⁶ WA 11, S. 229–281. ⁵⁷ Vgl. Nr. 1111, Nr. 1738 und Nr. 1426. Zu Jakob Strauß vgl. Bauer, Joachim: Die Bedeutung von Jakob Strauß in der frühen ernestinischen reformatorischen Bewegung. In: Jakob Strauß und der reformatorische Wucherstreit. Die soziale Dimension der Reformation und ihre Wirkungen, hrsg. von Joachim Bauer und Michael Haspel. Leipzig 2018, S. 64–107. ⁵⁸ Nr. 1350. ⁵⁹ Nr. 1338 und Nr. 1341. ⁶⁰ Nr. 967, Nr. 979 und Nr. 1007. ⁶¹ Bauer, Joachim und Michel, Stefan: Alternative Predigt? Beobachtungen zur kursächsischen Predigerlandschaft neben Luther, Karlstadt und Müntzer bis 1525 (Veröffentlichungen der Thomas-Müntzer-Gesellschaft 25). Mühlhausen 2018.

Die reformatorische Bewegung in Kursachsen

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stadt und Martin Luther führte, veranlasste Kurfürst Friedrich zu Zurückhaltung, obwohl ihn die Vorgänge offensichtlich interessierten.⁶² Gegenüber Johannes Eck antwortete er ausweichend und hob später hervor, dass Luther durch Eck zu seinen Aussagen verführt worden sei.⁶³ Denn nun kam durch Äußerungen Luthers, die die Legitimität und Autorität von Papst und Konzilien bestritten, eine neue Dynamik in die öffentliche Diskussion. Dies hatte beispielsweise zur Folge, dass Kurfürst Friedrich und Herzog Johann ab 1520 sehr genau registrierten, welche Schriften der Wittenberger Gelehrte in den Druck gab.⁶⁴ Sie gingen wahrscheinlich so vor, um nicht ständig von Luthers Alleingängen überrascht zu werden. Größte Aufregung verursachte die Veröffentlichung der Bannandrohungsbulle „Exsurge Domine“,⁶⁵ von der die Bischöfe Johann von Meißen und Adolf von Merseburg verlangten, dass sie in ihren Bistümern angeschlagen werden sollte.⁶⁶ Dies betraf auch kursächsische Städte wie Leisnig. Da sich eine Veröffentlichung dauerhaft nicht verhindern ließ, wurde die Bulle teilweise so angebracht, dass sie kaum Leser finden konnte.⁶⁷ Dies zeigt, dass sich Luthers Gedanken zu diesem Zeitpunkt bereits verbreitet hatten und dass er Unterstützer besaß. Dementsprechend lassen sich nicht nur in Wittenberg Neuerungen feststellen, die durch reformatorisches Gedankengut ausgelöst wurden. Die durch den Bergbau reiche und im Vergleich zu anderen urbanen Räumen Kursachsens große Stadt Zwickau kann als Beispiel für die Ausbildung einer frühen reformatorischen Bewegung angeführt werden.⁶⁸ Hier traten Thomas Müntzer⁶⁹ oder Nikolaus Hausmann⁷⁰ auf und bestimmten durch ihre Predigten die reformatorische Entwicklung. Dies führte unweigerlich zu Spannungen mit den ortsansässigen Franziskanern.⁷¹ Einen ersten Höhepunkt in der Verbreitung der reformatorischen Bewegung, die man in dieser Phase als Gemeindereformation verstehen kann, stellt die Zeit der Abwesenheit Luthers von Wittenberg, vor allem im Herbst 1521 und Frühjahr

⁶² Nr. 913. ⁶³ Nr. 912, Nr. 914, Nr. 925, Nr. 953 und Nr. 1085. ⁶⁴ Z. B. Nr. 837, Nr. 858, Nr. 939, Nr. 1026, Nr. 1046, Nr. 1068, Nr. 1107, Nr. 1110, Nr. 1129, Nr. 1159, Nr. 1181, Nr. 1201, Nr. 1202, Nr. 1325 oder Nr. 1377. ⁶⁵ Zur Verbreitung der Bulle in Kursachsen vgl. z. B. Nr. 1123, Nr. 1126, Nr. 1137 und Nr. 1184. ⁶⁶ Nr. 1204, Nr. 1205 und Nr. 1213. Vgl. ABKG 1, S. 153f., Nr. 190f. und S. 155, Nr. 193. ⁶⁷ Nr. 1222. ⁶⁸ Kahleyss, Julia: Die Bürger von Zwickau und ihre Kirche. Kirchliche Institutionen und städtische Frömmigkeit im späten Mittelalter (Schriften zur sächsischen Geschichte und Volkskunde 45). Leipzig 2013. ⁶⁹ Nr. 1111 und Nr. 1286. ⁷⁰ Nr. 1287 und Nr. 1314. ⁷¹ Nr. 1650.

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Einleitung

1522, dar.⁷² Eine erste Konsequenz aus den umlaufenden reformatorischen Meinungen zog der Propst von Kemberg, Bartholomäus Bernhardi, der im August 1521 Gertraude Pannier heiratete.⁷³ Dies stand ihm als Geistlichem nach kanonischem Recht nicht zu. Bernhardi war an der Universität bekannt und erhielt Unterstützung von Philipp Melanchthon und Andreas Karlstadt, die ihm halfen, eine Verteidigungsschrift aufzusetzen, die für Kardinal Albrecht von Mainz und Magdeburg bestimmt war. Den Aufforderungen des Kardinals, ihm bei der Verfolgung des Falls zu helfen, kam Friedrich nicht nach. Um seinen Standpunkt darzulegen, schickte er seinen erfahrenen Rat Hans von der Planitz nach Halle. Doch waren sowohl die Heirat Bernhardis als auch die darauf folgenden Diskussionen nur der Beginn einer Entwicklung, die in zunehmendem Maß auf die Ableitung praktischer Konsequenzen aus der Theologie Luthers hinwirkte. Innerhalb der Wittenberger Institutionen Universität, Allerheiligenstift, Augustinereremitenkloster und Stadtgemeinde wurde seit September 1521 heftig über den religiösen Weg der Gemeinde diskutiert. Luther hatte bereits vor seinem Wartburgaufenthalt zahlreiche der nun zu klärenden Felder in seinen Schriften behandelt. Dazu gehörten die Feier der Messe, die Sakramente, das Freiheitsverständnis oder das allgemeine Priestertum. Entsprechend griffen nun seine Weggefährten Gabriel Zwilling, Philipp Melanchthon und Andreas Karlstadt seine Gedanken auf und versuchten, sie in die Praxis zu überführen. Dies hatte die Veränderung der Messe zur Folge, bei der allmählich in allen Wittenberger Kirchen der Canon Missae abgestellt sowie die Anzahl der Messen verringert wurden.⁷⁴ Im Allerheiligenstift kam es sogar so weit, dass sich keine Priester mehr fanden, die die zahlreichen Messstiftungen übernehmen wollten.⁷⁵ Ihren Höhepunkt erreichte diese Entwicklung mit der Austeilung des Abendmahls unter beiderlei Gestalt durch Andreas Karlstadt am Weihnachtstag 1521.⁷⁶ Zudem kamen nach Weihnachten 1521 Nikolaus Storch, Thomas Drechsel und Markus Thomae nach Wittenberg, die Melanchthon mit ihren theologischen Überlegungen, die er als „prophetisch“ beschrieb, verwunderten. Beunruhigt schrieb er an Kurfürst Friedrich, weil er nicht wusste, wie er mit ihnen diskutieren sollte. Nur Luther könne beurteilen, was von ihren Reden zu halten sei.⁷⁷ Der Kurfürst musste Melanchthon raten, sich von diesen Leuten fernzuhalten, weil Luther zu diesem Zeitpunkt unmöglich nach Wittenberg zurückkehren könne. Später kam durch Luthers Umschreibung für diese drei Männer die Bezeichnung „Zwickauer Propheten“ auf, die suggeriert, dass sie eine Gemeinschaft bildeten. ⁷² Vgl. Müller: Wittenberger Bewegung (wie Anm. 45); sowie Krentz, Natalie: Ritualwandel und Deutungshoheit. Die frühe Reformation in der Residenzstadt Wittenberg 1500–1533 (Spätmittelalter, Humanismus, Reformation 74). Tübingen 2014, bes. S. 141–242. ⁷³ Nr. 1304, Nr. 1305, Nr. 1317 und Nr. 1321. ⁷⁴ Z. B. Nr. 1342, Nr. 1346, Nr. 1351, Nr. 1356, Nr. 1374, Nr. 1397, Nr. 1398, Nr. 1402 u. a. ⁷⁵ Nr. 1374. ⁷⁶ Nr. 1435. ⁷⁷ Nr. 1434 und Nr. 1440.

Die reformatorische Bewegung in Kursachsen

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Das Bild der „Zwickauer Propheten“ verfestigte sich zu einem Stereotyp der Reformationsgeschichte.⁷⁸ In Eilenburg sorgte wiederum Luthers ehemaliger Ordensbruder Gabriel Zwilling für Unruhe, indem er hier Ende Dezember 1521 wie zuvor im Augustinereremitenkloster Wittenberg gegen die Messe sowie die kanonischen Speisegebote predigte, zum Fastenbrechen einlud und am 1. Januar 1522 schließlich das Abendmahl unter beiderlei Gestalt austeilte. Kurfürstliche Funktionseliten nahmen daran teil, ohne dagegen einzuschreiten. Johann von Kanitz, Propst auf dem Petersberg und Patronatsherr für Eilenburg, teilte dies Kurfürst Friedrich heftig erregt mit.⁷⁹ Im Verlauf des Jahres wurden die Verhandlungen zwischen Kanitz und dem Rat zu Eilenburg auf Vermittlung kursächsischer Funktionseliten so weit vorangetrieben, dass Andreas Kauxdorf als evangelischer Prediger neben dem Pfarrer des Ortes angestellt werden durfte.⁸⁰ Verschiedene Gründe drängten Luther Anfang März 1522 dazu, die Wartburg zu verlassen. Er wollte mit Melanchthon und Spalatin seine Übersetzung des Neuen Testaments durchgehen. Zugleich forderten die Ereignisse in Wittenberg sein Einschreiten. Durch eine Reihe von Predigten, die ihn sogar bis nach Zwickau und Eilenburg führten,⁸¹ dämmte er die in der Forschung als „Wittenberger Bewegung“ bezeichneten reformatorischen Ausschreitungen, die besser als städtische Reformation oder als Gemeindereformation beschrieben werden sollten, ein. Ein Mandat des Reichsregiments vom 20. Januar 1522, das die weitere Ausbreitung der Reformation unterbinden sollte, verfehlte in Kursachsen sein Ziel.⁸² Der kurfürstlichen Verwaltung ist es ebenfalls nicht gelungen, die Wittenberger Gemeindereformation zu beruhigen. Einen Versuch, die bestehende Ordnung aufrechtzuerhalten und gegen reformatorische Neuerungen zu verteidigen, stellten die Visitationsreisen der Bischöfe Johann VII. von Meißen und Adolf von Merseburg dar.⁸³ Sie konnten sich dafür auf das Wormser Edikt Kaiser Karls V. berufen. Kurfürst Friedrich und Herzog Johann standen diesem Vorhaben nicht im Weg, sondern ordneten, wie bereits in anderen Kontexten, Funktionseliten ab, die die Bischöfe begleiten und sicher auch schützen sollten. Jedoch konnten die öffentlichen Predigten in Städten wie Herzberg, Colditz, Leisnig oder Schmiedeberg die sich ausbreitende Reformation nicht aufhalten. ⁷⁸ Kaufmann, Thomas: Thomas Müntzer, „Zwickauer Propheten“ und sächsische Radikale. Eine quellen- und traditionskritische Untersuchung zu einer komplexen Konstellation (Veröffentlichungen der Thomas-Müntzer-Gesellschaft 12). Mühlhausen 2010. ⁷⁹ Nr. 1445, Nr. 1450 und Nr. 1451. ⁸⁰ Nr. 1612, Nr. 1620, Nr. 1624, Nr. 1628, Nr. 1676, Nr. 1678, Nr. 1684 und Nr. 1685. ⁸¹ Nr. 1602. ⁸² Nr. 1457. ⁸³ Nr. 1476, Nr. 1480, Nr. 1484, Nr. 1485, Nr. 1533, Nr. 1534, Nr. 1535, Nr. 1540, Nr. 1541, Nr. 1542, Nr. 1546, Nr. 1554, Nr. 1555, Nr. 1560, Nr. 1561, Nr. 1563, Nr. 1564 und Nr. 1571.

Einleitung

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Die reformatorische Bewegung in Kursachsen

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Karte: Dipl.-Des. Sascha Jaeck, Saskia Jähnigen M.A.

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Einleitung

5 Die Klöster im Herrschaftsbereich der Ernestiner Besonderes Interesse Kurfürst Friedrichs und Herzog Johanns galt im Rahmen ihrer Kirchenpolitik den Klöstern und Stiften, die in ihrem Territorium lagen oder zu denen sie persönliche Beziehungen unterhielten.⁸⁴ Am Vorabend der Reformation erstreckte sich in ihrem Herrschaftsbereich eine Kloster- und Stiftslandschaft von bemerkenswerter Dichte und ordensspezifischer Diversität, die sich aus 80 Ordenshäusern, Kommenden und Stiften zusammensetzte (vgl. Karte).⁸⁵ Vor allem der thüringische Landesteil zeichnete sich dabei durch eine hohe Konzentration geistlicher Institutionen aus. Kollegiatstifte existierten in Wittenberg, Altenburg, Gotha und Eisenach. Unter den Klöstern waren insbesondere Niederlassungen der Mendikanten zahlreich vertreten. Franziskaner, Augustinereremiten und Dominikaner siedelten vorrangig in den größeren urbanen Zentren Kursachsens wie Eisenach, Altenburg, Zwickau oder Wittenberg und boten vielerorts ein alternatives Angebot zur regulären Pfarrseelsorge.⁸⁶ Über teils weitreichende Grundherrschaften verfügten hingegen die auf dem Land niedergelassenen Benediktiner und Zisterzienser,⁸⁷ deren Äbte sogar die ernestinischen Landtage ⁸⁴ Dieser Abschnitt entstand im Austausch mit Saskia Jähnigen. ⁸⁵ Zu den bis 1300 erfolgten Klostergründungen im Raum der heutigen Bundesländer Sachsen und Sachsen-Anhalt sowie des östlichen Thüringen vgl. Schlesinger, Walter: Kirchengeschichte Sachsens im Mittelalter, Bd. 2 (Mitteldeutsche Forschungen 27). Köln/Wien 2 1983, S. 165–350. Zu den hoch- und spätmittelalterlichen Klostergründungen in Thüringen vgl. Schulze, Hans K.: Die Kirche im Hoch- und Spätmittelalter. In: Geschichte Thüringens, Bd. 2.2: Hohes und spätes Mittelalter, hrsg. von Hans Patze und Walter Schlesinger (Mitteldeutsche Forschungen 48). Köln/Wien 1973, S. 77–99, 104–110; Herrmann, Rudolf: Thüringische Kirchengeschichte, Bd. 1. Jena 1937 (ND Waltrop 2000), S. 165–203, 242–256; zusammenfassend auch Bünz, Enno: Martin Luthers Orden in Neustadt an der Orla. Das Kloster der Augustiner-Eremiten und seine Mönche (Beiträge zur Geschichte und Stadtkultur 13). Jena 2007, S. 21–30; zu den Frauenklöstern vgl. Weigel, Petra: Klosterlandschaft – Frauenklosterlandschaft. Das Beispiel Thüringen. In: Landschaft(en). Begriffe, Formen, Implikationen, hrsg. von Franz J. Felten, Harald Müller und Heidrun Ochs (Geschichtliche Landeskunde 68). Stuttgart 2012, S. 279–350; eine Auflistung der thüringischen Klöster bietet Opfermann, Bernhard: Thüringische Klöster vor 1800. Eine Übersicht. Leipzig 1959; vgl. auch die mit Literaturverweisen versehene Liste bei Herrmann, Thüringische Kirchengeschichte 1, S. 299–314. ⁸⁶ Für die Niederlassungen der Franziskaner im thüringischen Raum vgl. Für Gott und die Welt. Franziskaner in Thüringen. Text- und Katalogband zur Ausstellung in den Mühlhäuser Museen vom 29. März bis 31. Oktober 2008, hrsg. von Thomas T. Müller, Bernd Schmies und Christian Loefke (Mühlhäuser Museen. Forschungen und Studien 1). Paderborn u. a. 2008. Zu den Niederlassungen der Augustinereremiten s. Kunzelmann, Adalbero: Geschichte der deutschen Augustiner-Eremiten, Bd. 5: Die sächsisch-thüringische Provinz und die sächsische Reformkongregation bis zum Untergang der beiden. Würzburg 1974. ⁸⁷ Für einzelne zisterziensische und benediktinische Niederlassungen auf dem Boden des ernestinischen Herrschaftsgebiets kann auf die entsprechenden Bände der Germania Benedictina zurückgegriffen werden, s. Die Mönchs- und Nonnenklöster der Zisterzienser in Hessen und Thüringen, hrsg. von Friedhelm Jürgensmeier und Regina E. Schwerdtfeger (Germania Benedictina Bd. IV/1 u. 2). St. Ottilien 2011; Die benediktinischen Mönchsklöster in Mecklenburg-

Die Klöster im Herrschaftsbereich der Ernestiner

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besuchten. Für die Niederlassungen der Benediktiner lässt sich noch für das späte 15. und frühe 16. Jahrhundert die Förderung von Reformen durch die Ernestiner nachvollziehen, die schließlich den Anschluss von Konventen an die Bursfelder Union begünstigte. Darunter war auch das Kloster Reinhardsbrunn im Thüringer Wald, das für die ernestinischen Landesherren aufgrund seiner Gründung durch die Landgrafen von Thüringen und als deren Grablege eine herausragende Bedeutung als Ort fürstlicher Memoria darstellte.⁸⁸ Noch 1493 war das Ordenshaus von Kurfürst Friedrich als Begräbnisstätte in Erwägung gezogen worden, sollte sich die angeregte Reform positiv entwickeln.⁸⁹ Zudem können 28 Frauenklöster benannt werden, als deren weltliche Herren die Ernestiner in Erscheinung traten.⁹⁰ Die Mehrheit dieser Konvente lebte unter der Benediktsregel. Waren zahlreiche Frauenklöster ab ca. 1200 als Zisterzen gegründet worden, ist eine Ordensinkorporation nur im Falle des Klosters Nimbschen gesichert sowie für das Katharinenkloster in Eisenach anzunehmen.⁹¹ Während im Fall des Eisenacher Klosters die Einhaltung der zisterziensischen Observanz noch 1522 durch das Mutterkloster Pforta überprüft wurde,⁹² changierten die Gewohnheiten anderer zisterziensischer Gründungen hingegen wiederholt und können aufgrund einer lückenhaften Überlieferung nicht durchgängig erfasst werden. Für einige Frauenklöster kann eine spätere Hinwendung zum Benediktinerorden nachvollzogen werden, die, wie im Falle des Klosters Oberweimar, im Zusammenhang mit den aus Kloster Bursfelde ausgehenden Reformimpulsen zu sehen ist.⁹³

⁸⁸ ⁸⁹ ⁹⁰

⁹¹

⁹² ⁹³

Vorpommern, Sachsen-Anhalt, Thüringen und Sachsen, hrsg. von Christof Römer und Monika Lücke (Germania Benedictina Bd. X/1 u. 2). St. Ottilien 2012. Winkel, Harald: Herrschaft und Memoria. Die Wettiner und ihre Hausklöster im Mittelalter (Schriften zur sächsischen Geschichte und Volkskunde 32). Leipzig 2010, S. 290. Vgl. BAKFJ 1, S. 52, Nr. 1. Die herrschaftspolitische Zugehörigkeit des Benediktinerinnenklosters Remse bildete bspw. wiederholt einen Streitpunkt, da gleichermaßen die sächsischen Kurfürsten als auch die Herren von Schönburg Ansprüche erhoben. Diese Ansprüche setzten die Ernestiner im Zuge der Einführung der Reformation jedoch schließlich kompromisslos durch, weshalb das Kloster auch auf der beigegebenen Karte erscheint. Köhler, Anne-Katrin: Geschichte des Klosters Nimbschen. Von der Gründung 1243 bis zu seinem Ende 1536/1542 (Arbeiten zur Kirchen- und Theologiegeschichte 7). Leipzig 2003, S. 31–36. Zur Problematik der Ordenszugehörigkeit von Frauenklöstern zwischen Saale und Neiße vgl. ebd., S. 137–177. Weiterführend dazu auch Felten, Franz J.: Zisterzienserinnen in Deutschland. Beobachtungen und Überlegungen zu Ausbreitung und Ordenszugehörigkeit. In: Unanimité et diversité cisterciennes. Filiations – Réseaux – Relectures du XIIe au XVIIe siècle. Actes du Quatrième Colloque International du C.E.R.C.O.R. Dijon, 23–25 Septembre 1998 (Traveaux et Recherches XII). Saint-Étienne 2000, S. 345–389. Nr. 1467, Nr. 1618. Frank, Barbara: Das Erfurter Peterskloster im 15. Jahrhundert. Studien zur Geschichte der Klosterreform und der Bursfelder Union (Veröffentlichungen des Max-Planck-Instituts für Geschichte 34/Studien zur Germania Sacra 11). Göttingen 1973, S. 334.

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Einleitung

In der von den Ernestinern zwischen 1518 und 1522 verfolgten Klosterpolitik lassen sich bereits eingeschlagene Wege weiterverfolgen, beispielsweise Begünstigungen zur Förderung begonnener Reformen zu gewähren⁹⁴ oder Pröpste und Vorsteher für Frauenklöster zu bestimmen.⁹⁵ Neue Schwerpunkte entstanden hingegen durch die Verbreitung von Martin Luthers theologischen Positionen. Sie wurden wohl zunächst in Luthers eigenem Orden, den Augustinereremiten,⁹⁶ weitergetragen, drangen aber zugleich durch Flugschriften oder mündliche Weitergabe rasch in andere Klöster vor. Indem Luther Frömmigkeitsformen der Papstkirche an der Heiligen Schrift prüfte, geriet beispielsweise die Heilsförderlichkeit der monastischen Lebensweise grundlegend in Frage. Diese Gedanken entfalteten seit dem Beginn der 1520er Jahre ihre Wirkung im Umfeld der Klöster und Stifte.⁹⁷ Bereits im Spätherbst 1521 verließen einzelne Mönche unter diesem Eindruck ihre Klöster. Ausgehend von den Niederlassungen der Augustinereremiten und Franziskaner in Wittenberg, deren vormalige Angehörige schon um den Jahreswechsel 1521/22 als reformatorische Prediger oder Handwerker in Erscheinung traten,⁹⁸ strahlte die Austrittsbewegung bald in weitere Landesteile aus. Zu Beginn des Jahres 1522 erhielten diese Entwicklungen durch den Wittenberger Kapitelbeschluss der Augustinereremiten vom 6. Januar, den Erlass von Terminierverboten durch lokale Stadträte sowie die Publikation von Luthers Schrift „De votis monasticis judicium“ im Februar weiteren Aufwind.⁹⁹ Klosteraustritte können in der Folge unter anderem für die Augustinereremitenklöster in Neustadt an der Orla, Grimma und Herzberg nachgewiesen werden.¹⁰⁰ Daneben mussten Friedrich und Johann von Sachsen auf Beschwerden einzelner Klöster reagieren, die sich auf die Verbreitung und Disputation reformatorischer Lehren,¹⁰¹ Störungen ihrer Zeremonien¹⁰² oder gar Angriffe auf Ordenspersonen und Klostergüter bezogen.¹⁰³ Das Wegbrechen von Einkommensquellen für die Konvente, aber auch der Wunsch einzelner Ordensmänner nach der Verwirklichung eines evan⁹⁴ ⁹⁵ ⁹⁶ ⁹⁷

Vgl. Nr. 1744. Vgl. Nr. 961, Nr. 964, Nr. 971, Nr. 980 und Nr. 985. Nr. 1379. Schilling, Johannes: Klöster und Mönche in der hessischen Reformation (Quellen und Forschungen zur Reformationsgeschichte 67). Gütersloh 1997, S. 128–143; Lohse, Bernhard: Mönchtum und Reformation. Luthers Auseinandersetzung mit dem Mönchsideal des Mittelalters (Forschungen zur Kirchen- und Dogmengeschichte 12). Göttingen 1963. ⁹⁸ Vgl. Nr. 1374, Predigtaktivitäten des Gabriel Zwilling in Eilenburg: Nr. 1445, Nr. 1448, Nr. 1450, Nr. 1454 und Nr. 1462. ⁹⁹ WA 8, S. 564–669. Bereits am 11. November 1521 teilte Luther sein Vorhaben Georg Spalatin mit, eine Schrift über die Mönchsgelübde zu verfassen (Nr. 1377). ¹⁰⁰ Nr. 1588 und Nr. 1591 sowie Nr. 1607 und Nr. 1750. ¹⁰¹ Vgl. Nr. 1735. ¹⁰² Vgl. Nr. 1340. ¹⁰³ Vgl. Nr. 1507, Nr. 1517, Nr. 1558 und Nr. 1704.

Die Klöster im Herrschaftsbereich der Ernestiner

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geliumsgemäßen Lebens außerhalb des Klosters, trugen zudem die Frage nach dem Umgang mit den Klostergütern an die weltliche Obrigkeit heran.¹⁰⁴ Am Rande sei auf einen kleinen Neufund¹⁰⁵ zu Luthers Briefwechsel hingewiesen: Am 22. November 1522 wandte sich Kurfürst Friedrich laut Kanzleivermerk an Martin Luther und den Konvent des Augustinereremitenklosters Wittenberg zur Klärung offener Finanzfragen. Diese Quelle erhellt ein wenig die wirtschaftliche Situation des in Auflösung begriffenen Klosters. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Leipziger Arbeitsstelle freuen sich, den 2. Band der Briefe und Akten zur Kirchenpolitik Friedrichs des Weisen und Johanns des Beständigen hiermit der Öffentlichkeit übergeben zu können, obwohl die Arbeiten daran zwei Jahre lang unter den schwierigen Bedingungen der Corona-Pandemie voranschreiten mussten. In dieser Perspektive liest man einige Quellen dieses Bandes mit einem anderen Blick, denn auch die Menschen des 16. Jahrhunderts litten unter Seuchen.¹⁰⁶ Mag ihr Einfluss auf die kursächsische Kirchenpolitik auch gering gewesen sein, erscheint das Leben der Menschen damals wie heute angesichts solch außergewöhnlicher Vorkommnisse dennoch in einem neuen Licht. Stefan Michel

¹⁰⁴ Vgl. Nr. 1607 und Nr. 1750. ¹⁰⁵ Nr. 1711. Stefan Michel ist dieser Neufund gelungen, der ihn zusammen mit Ulrike Ludwig für diesen Band ediert hat. ¹⁰⁶ Vgl. Nr. 674, Nr. 956, Nr. 990, Nr. 1146, Nr. 1174, Nr. 1177, Nr. 1231, Nr. 1382, Nr. 1384 und Nr. 1449.

Handschreiben und Kanzleischreiben Die Korrespondenz zwischen Kurfürst Friedrich und Herzog Georg von Sachsen Am 27. März 1520 schrieb Kurfürst Friedrich aus Lochau an Herzog Georg: „Ich habe eur lieb schreyben vernomen, auch eur lieb antwort in der nassauischen sachen auß der cantzley entpfangen und schreibe eur lieb darauf hiemit wider auß der cantzley, wie eur lieb vernemen werden.“¹ Friedrich bestätigte den Erhalt zweier Schreiben des Vetters – eines Hand- sowie eines Kanzleischreibens. Als Reaktion auf Letzteres kündigte er seine Antwort ebenfalls mittels eines Kanzleischreibens an. Über diese Auskunft hinaus war das Thema kein Gegenstand für eine weitere Erörterung. Vielmehr gab Friedrich in seinem Handschreiben eine ausführliche Rückmeldung zu Georgs Anliegen in dessen Handschreiben, sich mit Friedrich zwecks eines persönlichen Austausches nach Ostern zu treffen. Herzog Georg hatte die Dringlichkeit angeführt, über aktuelle Angelegenheiten zu berichten, die sowohl Kurfürst Friedrich als auch das gesamte Haus Sachsen betrafen. Mit Blick darauf kündigte Friedrich an, dass er Georg am letzten Osterfeiertag oder am Tag darauf einen Termin für eine Zusammenkunft mitteilen werde. Abschließend ging er noch auf Neuigkeiten ein und berichtete, dass er am heutigen Tag nach Wittenberg aufbrechen wolle, um dort die Osterzeit zu verbringen. Im Folgenden sollen einige quellenkritische Beobachtungen zu Hand- und Kanzleischreiben anhand der Kommunikation zwischen Kurfürst Friedrich und Herzog Georg vorgetragen werden. Beide Fürsten waren Landesherren innerhalb des Reichsverbandes. Ihre Herrschaftsgebiete waren nicht nur benachbart, sondern in vielfältiger Weise miteinander verschränkt. Ihre Väter waren Brüder und hatten anfänglich noch gemeinsam das Kurfürstentum Sachsen regiert und eine gemeinsame Politik betrieben. Die Korrespondenzen zwischen Friedrich und Georg zeugen von ihrer engen Verwandtschaft, der gemeinsamen wettinischen Tradition, den problembehafteten Folgen der Leipziger Teilung, aber auch von noch bestehenden gemeinsamen Hausinteressen. Die Forschungen der letzten ¹ SächsHStA Dresden, 10024 Geheimer Rat (Geheimes Archiv), Loc. 08498/01, fol. 28rv, ediert in: Langenn, Friedrich Albert von: Züge aus dem Familienleben der Herzogin Sidonie und ihrer fürstlichen Verwandten aus dem XV. und XVI. Jahrhundert (Mittheilungen des königlich sächsischen Alterthums-Vereins. Historischen Inhalts 1). Dresden 1852, S. 119f., Nr. 42.

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Handschreiben und Kanzleischreiben

Jahrzehnte zum Verhältnis der beiden Wettiner basierten vor allem auf vorhandenen Editionen aus albertinischer Sicht, wie der Ausgabe der „Akten und Briefe zur Kirchenpolitik Herzog Georgs“.² Darüber hinaus wurde mehrfach auf die Masse des noch unerschlossenen Quellenmaterials zum Thema verwiesen.³ Neuerdings bietet die Edition der „Briefe und Akten zur Kirchenpolitik Friedrichs des Weisen und Johanns des Beständigen“ zahlreiches neues Quellenmaterial vor allem aus der ernestinischen Überlieferung, speziell Schriftstücke, in denen sich kirchenpolitische Handlungen und Motive Friedrichs widerspiegeln. Projektbedingt handelt es sich um eine Auswahl aus der Gesamtkorrespondenz zwischen Friedrich und Georg zwischen 1513 und 1525. Im Zusammenhang mit der Recherche nach Schreiben, die kirchenpolitisch relevante Aussagen enthalten, war zu reflektieren, welche unterschiedlichen Themen die überlieferten Schriftstücke zum Inhalt haben. Über welche Angelegenheiten diskutierten Friedrich und Georg überhaupt miteinander und von wem gingen welche Initiativen aus? Welche Kommunikationswege und -möglichkeiten nutzten Friedrich und Georg für die Abstimmung verschiedener Themen? Welche Probleme sollten auf welchen Wegen und mit welchen Mitteln gelöst werden? Die systematische Analyse der überlieferten Schreiben bietet neue Erkenntnisse sowohl zum speziellen Thema des Verhältnisses der beiden Protagonisten als auch allgemein zu inhaltlichen und formalen Kriterien fürstlicher Korrespondenz zu Beginn des 16. Jahrhunderts.

1 Die Korrespondenzpartner Im Jahr 1485 teilten die Väter Friedrichs und Georgs, Kurfürst Ernst und Herzog Albrecht, aus familieninternen Gründen das wettinische Herrschaftsgebiet ² Akten und Briefe zur Kirchenpolitik Herzog Georgs von Sachsen. Bd. 1: 1517–1524, hrsg. von Felician Gess. Leipzig 1905 (ND Leipzig 1985); sowie ebd., Bd. 2: 1525–1527, hrsg. von Felician Gess. Leipzig 1917 (ND Leipzig 1985). ³ Vgl. Bünz, Enno: Nähe und Distanz: Friedrich der Weise und Herzog Georg von Sachsen (1486–1525). In: Kurfürst Friedrich der Weise von Sachsen. Politik, Kultur und Reformation, hrsg. von Armin Kohnle und Uwe Schirmer (Quellen und Forschungen zur sächsischen Geschichte 40). Leipzig 2015, S. 123–141. An neueren Beiträgen zum Verhältnis zwischen den beiden Wettinern vgl. des Weiteren Winter, Christian: Der Reformationskonflikt im Haus Sachsen. Herzog Georg als Gegenspieler der ernestinischen Reformationsfürsten. In: Die Reformation. Fürsten – Höfe – Räume, hrsg. von Armin Kohnle und Manfred Rudersdorf (Quellen und Forschungen zur sächsischen Geschichte 42). Leipzig 2017, S. 292–313; sowie Schirmer, Uwe: Zank und Streit seit Anbeginn: Das konfliktreiche Verhältnis zwischen dem ernestinischen Kurfürsten Friedrich III. und dem albertinischen Herzog Georg (1500–1508). In: Die Ernestiner. Politik, Kultur und gesellschaftlicher Wandel, hrsg. von Werner Greiling, Gerhard Müller, Uwe Schirmer, Helmut G. Walther (Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Thüringen. Kleine Reihe 50). Köln/Weimar/Wien 2016, S. 73–92. Einige Wertungen sind auf der Basis des in der Edition der „Briefe und Akten zur Kirchenpolitik Friedrichs des Weisen und Johanns des Beständigen“ neu erhobenen und präsentierten Quellenmaterials zu prüfen.

Die Korrespondenzpartner

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untereinander auf.⁴ Davon, dass sich diese Landesteilung letztlich als dauerhaft erweisen sollte, gingen die beiden Fürsten und ihre Räte zunächst nicht aus. Um eine spätere Wiedervereinigung zu erleichtern, sah der Teilungsvertrag gemeinsamen Besitz, gemeinsame Zuständigkeiten und Nutzungsrechte sowie Verzahnungen beider Territorien – des Kurfürstentums Sachsen und des Herzogtums Sachsen – vor. Ernst als der ältere Bruder hatte die sächsische Kurwürde inne und fungierte als Familienoberhaupt des wettinischen Gesamthauses. Nach seinem Tod 1486 trat sein 23-jähriger Sohn Friedrich als Kurfürst Friedrich III. von Sachsen die Nachfolge an. Fast 40 Jahre lang, bis 1525, währte die Regierungszeit dieses Wettiners ernestinischer Linie. Regierender Fürst des Herzogtums Sachsen blieb bis 1500 Friedrichs Onkel, Albrecht. Dieser weilte Ende des 15. Jahrhunderts häufig außerhalb Sachsens und übertrug bereits 1488 seinem damals 17-jährigen Sohn Georg die inneren Angelegenheiten, also die Regierungsgeschäfte im Herzogtum. Im Jahr 1500 folgte Georg seinem verstorbenen Vater in der Regentschaft, die er bis zu seinem Tod 1539 ausübte. Friedrich und Georg, die nur ein Altersabstand von acht Jahren trennte, regierten also zeitgleich fast vier Jahrzehnte lang. Mit Blick auf die Kommunikation zwischen den beiden wettinischen Fürsten ist als erstes Ergebnis zu konstatieren, dass es einen regen Austausch gab, sowohl mündlich als auch schriftlich unter Beachtung und Befolgung bestimmter struktureller und formaler Regeln. Der mündliche Austausch erfolgte im Rahmen von persönlichen Treffen der Fürsten, durch Gesandte, durch ihre Räte auf den regelmäßigen Rätetreffen und mittels Boten, die nicht selten zusätzlich zum überbrachten Brief auch eine mündliche Botschaft vorzutragen und die gegebene Antwort zu berichten hatten. In schriftlicher Form sind die Handschreiben und Kanzleischreiben zwischen den beiden Fürsten überliefert, Instruktionen für die jeweiligen Gesandtschaften und Räte sowie Berichte und Protokolle von deren Beratungen und Rätetreffen. Im engeren Kommunikationskreis spielte auf ernestinischer Seite der jüngere Bruder Friedrichs, Johann der Beständige, eine maßgebliche Rolle. Beide Brüder pflegten einen intensiven schriftlichen Austausch, der sich auch auf die Korrespondenz mit Herzog Georg auswirkte. Georg wandte sich mit seinen Anliegen auch an Johann, wohl wissend, dass sich die Brüder zeitnah verständigten. Häufig erhielt Georg von Friedrich die Auskunft, dass er in einer bestimmten Frage erst Johann informieren und sich mit ihm abstimmen müsse, bevor er eine Antwort geben könne. Schreiben des jeweils anderen wurden abgeschrieben und dem eigenen Schreiben zur Information des Empfängers als Beilage mitgegeben. Etliche in Abschrift überlieferte Schreiben, aber auch Konzepte, die Vorschläge für Antwortschreiben darstellten und untereinander ausgetauscht wurden, zeugen ⁴ Vgl. Blaschke, Karlheinz: Die wettinischen Länder von der Leipziger Teilung 1485 bis zum Naumburger Vertrag 1554 (Atlas zur Geschichte und Landeskunde von Sachsen C 3.1). Leipzig 2010.

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Handschreiben und Kanzleischreiben

von dieser Dreieckskommunikation. Das enge Verhältnis zwischen Friedrich und Johann war bedingt durch die gemeinsame Regierung. Trotz der 1513 vereinbarten Mutschierung blieb die politische Einheit Kursachsens bestehen. Zudem war absehbar, dass Johann seinem Bruder Friedrich, der unverheiratet und damit ohne legitime Erben geblieben war, im Kurfürstenamt nachfolgen würde. Auf albertinischer Seite waren die Verhältnisse anders gelagert. Georg hatte Söhne, die als Stellvertreter ihres Vaters bei dessen Abwesenheit in der Korrespondenz zwischen Georg und Friedrich eine zwischengeschaltete Rolle spielten. Seit Anfang der 1520er Jahre nahmen Johann der Jüngere und Friedrich der Jüngere Schreiben der Ernestiner entgegen, leiteten diese weiter, führten Verhandlungen, stimmten sich mit ihrem Vater ab und gaben schriftlich Antwort.⁵ Der Bruder Georgs, Heinrich, spielte in diesem Kommunikationsnetz keine greifbare Rolle. Er verfügte seit 1505 über ein eigenes Herrschaftsgebiet, Freiberg, und wurde von Georg nur punktuell für einzelne Sachfragen, die das Gesamtterritorium betrafen, zur Beratung hinzugezogen. So erscheint Heinrich beispielsweise in den Quellen, die sich um Bergwerksfragen drehen. Laut der Leipziger Teilung blieb die Nutzung der Bergwerke im gemeinsamen wettinischen Besitz, so dass es hier eine Verständigungsebene mit den Ernestinern gab.⁶ Gemeinsam agierten Friedrich, Johann, Georg und Heinrich auch als Vormünder des hessischen Landgrafen Philipp.⁷

2 Formale Aspekte der Korrespondenz Die meisten Stücke des Schriftverkehrs zwischen Kurfürst Friedrich und Herzog Georg befinden sich im Thüringischen Hauptstaatsarchiv Weimar⁸ und im Sächsi⁵ Dies belegen etliche in BAKFJ 2 aufgenommene Schreiben. Die Beteiligung Hz. Johanns d. J. von Sachsen als Ansprechpartner und Vertreter seines abwesenden Vaters ist bereits 1518 greifbar, vgl. Nr. 723, Nr. 725, Nr. 728. ⁶ Einige solcher Schreiben in Bergwerksangelegenheiten, die aber keine kirchenpolitisch relevanten Passagen enthalten, befinden sich im Bestand 10024 Geheimer Rat (Geheimes Archiv) im Sächsischen Hauptstaatsarchiv Dresden. Ein weiteres gemeinsames Thema waren Münzangelegenheiten, die den gesamten wettinischen Raum und alle Familienmitglieder betrafen, die untereinander abgestimmt wurden und entsprechende Schriftlichkeit produzierten. ⁷ Vgl. z. B. BAKFJ 1, Nr. 68, Nr. 91, Nr. 123. Auch in der Angelegenheit des Burggrafentums zu Magdeburg und des Salzgrafenamts zu Halle wurde Hz. Heinrich von Sachsen einbezogen, vgl. Nr. 1438, Nr. 1447. ⁸ Zur wettinischen, speziell ernestinischen Überlieferung und deren Aufbewahrungsorten vgl. den Überblicksbeitrag von Blaha, Dagmar: Wissen und Macht. Zur Genese und Funktion des Ernestinischen Gesamtarchivs in Weimar. In: Mens et Manus. Kunst und Wissenschaft an den Höfen der Ernestiner, hrsg. von Franziska Bomski, Hellmut Th. Seemann und Thorsten Valk. Göttingen 2016, S. 17–33 (Anfang des 16. Jahrhunderts: Briefgewölbe in Leipzig für Urkunden und Schriften beider Linien; Aufbewahrung von Schriftstücken der ernestinischen Linie in Weimar, Torgau und Wittenberg).

Formale Aspekte der Korrespondenz

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schen Hauptstaatsarchiv Dresden.⁹ Von einem Schreiben sind nicht selten sowohl das Konzept als auch die Ausfertigung oder eine zeitgenössische Abschrift überliefert. Die beiden Wettiner korrespondierten in frühneuhochdeutscher Sprache ohne fremdsprachige Einschübe. Die Schreiben, die Friedrich und Georg austauschten, gehören zum Typ der fürstlichen Standeskorrespondenz.¹⁰ Idealtypisch sind Kanzleischreiben und Handschreiben zu unterscheiden. Bei den Kanzleischreiben verwendete der das Schreiben ausstellende Fürst den Wir-Stil.¹¹ Die Schreiben wurden durch einen Kanzleischreiber in der Kanzlei ausgefertigt. Bei Friedrich findet sich rechts unten auf dem Blatt vielfach das Zeichen des Sekretärs beziehungsweise Kanzlers Hieronymus Rudloff. Allgemeine Merkmale der Kanzleischreiben sind die gesteigerte Förmlichkeit und die Höflichkeitsformulierungen, gut greifbar in den Eingangs- und Schlussformeln der Schreiben. Die im Fall Friedrichs und Georgs verwendete höfliche Anrede lautete in beide Richtungen: „Unnser fruntlich dinst und was wir liebs und guts vermogen allezceit zuvor. Hochgebornner furst, lieber vetter“.¹² ⁹ Im Sächsischen Hauptstaatsarchiv Dresden befindet sich eine Akte mit rund 90 behändigten Ausfertigungen von Handschreiben Friedrichs an Georg von den 1490er Jahren bis Anfang der 1520er Jahre, SächsHStA Dresden, 10024 Geheimer Rat (Geheimes Archiv), Loc. 08498/01. Etliche dieser Schreiben sind ediert in: Langenn: Herzogin Sidonie (wie Anm. 1). Darüber hinaus finden sich in etlichen Akten des Bestandes 10024 Geheimer Rat (Geheimes Archiv) zahlreiche weitere Stücke der Korrespondenz zwischen Friedrich und Georg. Weitere Schreiben befinden sich im Bestand SächsHStA Dresden, 10004 Kopiale, z. B. Nr. 125, Nr. 137. ¹⁰ „Unter fürstlicher Standeskorrespondenz verstehen wir (Mitteilungs-)Schreiben, die selbstständige Herrscher (bzw. Landesherren innerhalb des Reichsverbandes) untereinander austauschten.“ Hochedlinger, Michael: Aktenkunde. Urkunden- und Aktenlehre der Neuzeit. Wien/Köln/Weimar 2009, S. 173–176, Zitat S. 173. Im 16. Jahrhundert gab es mehrere Schriftstückarten, die mit „Brief“ bezeichnet wurden. Aus archivalisch-hilfswissenschaftlicher Sicht sind die Schriftstücke der Fürstenkorrespondenz zur Gattung der Akten oder Urkunden zu zählen und nicht zu den Briefen als einer quellenkundlichen Gattung, auch wenn es formale Übereinstimmungen gibt, vgl. ebd., S. 45f.; sowie Die archivalischen Quellen. Mit einer Einführung in die Historischen Hilfswissenschaften, hrsg. von Friedrich Beck und Eckart Henning. Köln/Weimar/Wien 4 2004, speziell S. 90, 111f. Zu fürstlichen Korrespondenzen in der Frühen Neuzeit vgl. zudem Meisner, Heinrich-Otto: Archivalienkunde vom 16. Jahrhundert bis 1918. Leipzig 1969, S. 130–136; sowie Klette-Mengel, Ingeborg: Fürsten und Fürstenbriefe. Zur Briefkultur im 16. Jahrhundert an geheimen und offiziellen preußisch-braunschweigischen Korrespondenzen (Studien zur Geschichte Preußens 38). Köln 1986. Allgemein zu „Brief“ vgl. die Beiträge aus verschiedenen Fachrichtungen in: Handbuch Brief. Von der Frühen Neuzeit bis zur Gegenwart, 2 Bde., hrsg. von Marie Isabel Matthews-Schlinzig, Jörg Schuster, Gesa Steinbrink und Jochen Strobel. Berlin/Boston 2020. ¹¹ Verwendung des Majestätsplurals, z. B. Hz. Georg an Kf. Friedrich: „Wier haben euer liebe vorschinner tzeit antzeigen lassen, das wier glaublichen bericht enpfangen [. . .]“ (BAKFJ 2, Nr. 972). ¹² Zitat: BAKFJ 1, Nr. 29 (Kanzleischreiben, Ausfertigung, Kf. Friedrich an Hz. Georg, 17. Juni 1513). Vgl. auch BAKFJ 2, Nr. 972 (Kanzleischreiben, Ausfertigung, Hz. Georg an Kf. Friedrich, 14. November 1519).

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Handschreiben und Kanzleischreiben

Die Handschreiben dagegen wurden im persönlich-vertraulicheren Ich-Stil verfasst.¹³ Sie sind formal deutlich reduzierter. Die Anrede lautete nur noch „Hochgeborner furst, fruntlicher liber vetter“¹⁴ – die Diensterbietung fehlt. Auch die Außenadresse wurde persönlicher und deutlich kürzer gefasst als bei den Kanzleischreiben. Der Anteil der Eigenhändigkeit des schreibenden Fürsten ist in den Handschreiben im Gegensatz zu den Kanzleischreiben im Allgemeinen sehr hoch. In einigen, vor allem älteren Definitionen werden daher Handschreiben gleichbedeutend mit eigenhändigen Schreiben gesehen, was neuere Darstellungen ausdrücklich ablehnen.¹⁵ Das konkrete Beispiel der Korrespondenz zwischen Friedrich und Georg zeigt, dass der Anteil der Eigenhändigkeit sehr unterschiedlich sein konnte. Eigenhändigkeit ist ein wichtiges Kriterium, spielt aber tatsächlich keine ausschlaggebende Rolle. Eindeutigere Kriterien für die Unterscheidung der Kanzleischreiben von den Handschreiben sind die Verwendung des Wir-Stils und der Grad an Förmlichkeit und stärkerem Zeremoniell. Nur ein Teil der Handschreiben von Friedrich an Georg ist von Friedrich komplett eigenhändig geschrieben worden. Beim Rest stammten die Texte eindeutig von einer anderen Schreiberhand – sie entstanden also mit Fremdbeteiligung. Möglicherweise hing dies mit den Krankheitsanfällen Friedrichs zusammen, aufgrund derer er nicht mit der eigenen Hand schreiben konnte. Bei allen untersuchten Handschreiben findet sich die persönliche Unterschrift Friedrichs in Form eines Monogramms.¹⁶ Die Handschreiben von Georg an Friedrich sind dagegen stets eigenhändig geschrieben und mit einer eigenhändigen Unterschrift in Form des Namenszuges versehen worden.¹⁷ Bei den meisten, aber nicht bei allen Handschreiben Friedrichs und Georgs findet sich unter der Adresse der Vermerk „zu eigenen Händen“. Sie waren also nur an den jeweils anderen Fürsten auszuhändigen und durch diesen zu öffnen. Im Gegensatz dazu gingen die Kanzleischreiben in die Kanzlei und wurden dort geöffnet, gelesen und weitergereicht. In der Kanzlei wurden dann auch die Antwortschreiben im Auftrag des Fürsten, der als Aussteller in unterschiedlichen Graden persönlich mitwirken oder gar keinen Anteil an Inhalt, Gestaltung und ¹³ Verwendung der 1. Person Singular: z. B. Kf. Friedrich an Hz. Georg: „e. l. schreyben habe ich vorleßen [. . .]“ (BAKFJ 1, Nr. 472). ¹⁴ Zitat: BAKFJ 1, Nr. 472 (Handschreiben, Ausfertigung, Kf. Friedrich an Hz. Georg, 22. Januar 1517). Vgl. auch BAKFJ 2, Nr. 828 (Handschreiben, Ausfertigung, Hz. Georg an Kf. Friedrich, 25. Januar 1519). ¹⁵ Schmid, Gerhard: Akten. In: Die archivalischen Quellen (wie Anm. 10), S. 74–90, speziell S. 90; Hochedlinger: Aktenkunde (wie Anm. 10), S. 175; sowie Meisner: Archivalienkunde (wie Anm. 10), S. 132. ¹⁶ Wie viel Eigenhändigkeit Friedrichs, vor allem in seinen letzten Lebensjahren, in seinen Monogrammen tatsächlich enthalten ist, wäre noch systematisch zu untersuchen. ¹⁷ Z. B. BAKFJ 2, Nr. 828 mit der Unterschrift „Jorg, herzog zcu Sachssen etc.“.

Inhaltliche Aspekte der Korrespondenz

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Ausführung haben konnte, erstellt. Mit Blick auf Kurfürst Friedrich konnte der Auftrag zur Ausstellung an die Kanzlei nicht nur durch den Fürsten selbst erfolgen, sondern auch durch dessen Hofräte.¹⁸ Laut der ernestinischen Hofratsordnung von 1499 durften die mindestens vier Räte des Hofrats alle Angelegenheiten, die das Kurfürstentum betrafen, ohne direkte Beteiligung des Fürsten verhandeln und entscheiden sowie in diesen Fällen durch die Kanzlei Schreiben unter dem Siegel und Namen Friedrichs ausstellen lassen. Die Schreiben sollten dann unter Anwesenheit des Kanzlers und eines Kanzleischreibers auf einer Ratssitzung durch die Räte kontrolliert und ver- bzw. besiegelt werden. Nur bei wichtigeren Angelegenheiten („großs und swere hendel“) sollten sie zuvor den Kurfürsten kontaktieren, ihm den Fall und ihre Meinung dazu vorbringen und die Entscheidung Friedrichs dazu abwarten.¹⁹ Die Hofräte hatten sich am kurfürstlichen Haupthof oder an einem passenden Ort im Land aufzuhalten. Weilte Friedrich nicht in Kursachsen konnten in zeitlich dringenden Fällen auch Schreiben, die über Routineangelegenheiten der inneren Landesverwaltung hinausgingen, von den Räten beantwortet werden unter ausdrücklichem Verweis darauf, dass sie in Vertretung des abwesenden Fürsten agierten oder dass die Rückkehr Friedrichs abzuwarten sei.²⁰ Der Hauptsitz der Kanzlei Kurfürst Friedrichs befand sich in Torgau. Zusätzlich wurden Nebensitze genutzt, wie in Wittenberg.²¹ Zudem wurde Friedrich auf seinen Reisen innerhalb Kursachsens und im Reich von Kanzleischreibern, mitunter auch vom amtierenden Kanzler selbst, begleitet, die Unterlagen der Kanzlei mitführten.²²

3 Inhaltliche Aspekte der Korrespondenz Der Schriftverkehr zwischen Friedrich und Georg bewegte sich gleichzeitig auf zwei getrennten Ebenen. Die Kanzleischreiben sind dem offiziellen Weg der Kanzleien zuzuordnen und die Handschreiben dem privaten Bereich der beiden Fürsten. Dies spiegelt sich auch im Inhalt wider. ¹⁸ Grundlegende Bestimmungen zur Kanzlei, der dort eingehenden und ausgehenden Schriftlichkeit sowie den Rechten und Pflichten der Räte, die den Hofrat bildeten, finden sich in der Hofratsordnung von 1499, BAKFJ 1, Nr. 2. ¹⁹ BAKFJ 1, Nr. 2 (Punkte 1 bis 8). ²⁰ Vgl. z. B. Nr. 1152, Nr. 1228. ²¹ Zur Entwicklung der kursächsischen Kanzlei und zu ihrem Personal vgl. Kettmann, Gerhard: Die kursächsische Kanzleisprache zwischen 1486 und 1546. Studien zum Aufbau und zur Entwicklung. Berlin 2 1969. Zu den Zentralorten sowie den wechselnden Aufenthaltsorten der Verwaltungsbehörden Hofrat und Kanzlei vgl. Schirmer, Uwe, Der kursächsisch-ernestinische Fürstenhof unter Friedrich dem Weisen (1486–1525). In: Kurfürst Friedrich der Weise (wie Anm. 3), S. 230–250. ²² Vgl. Lang, Thomas, Zwischen Reisen und Residieren. In: Kurfürst Friedrich der Weise (wie Anm. 3), S. 201–229, speziell S. 219f.

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Handschreiben und Kanzleischreiben

Die Kanzleischreiben transportierten allgemeinen Geschäftsverkehr und Verwaltungsangelegenheiten. Häufig wurde in diesen Schreiben nur ein Thema behandelt, das der Mitteilung, gemeinsamen Abstimmung und Entscheidung bedurfte. Überwiegend fanden diese Vereinbarungen durch Räteverhandlungen statt, die in den zwischen den beiden Fürsten ausgetauschten Schreiben thematisiert wurden. Im Vorfeld der Treffen ihrer Räte ging es um Termine und Orte der Treffen sowie um die Abstimmung der Themen, die besprochen werden sollten. Nach den Beratungen ihrer Räte stimmten sich die Fürsten über die weitere Vorgehensweise ab oder thematisierten nochmals einzelne Beschlüsse beziehungsweise noch offene Fragen.²³ Die Zahl der Kanzleischreiben, die kirchenpolitische Themen zwischen Friedrich und Georg behandelten, stieg ab 1517 signifikant an, einhergehend mit der allgemein dichter werdenden Überlieferung um 1520 und mit den neuen Fragen und Problemen im Zusammenhang mit Martin Luther. Das Thema „Luther“ wurde allerdings in den Kanzleischreiben zwischen den Ernestinern und Albertinern erst seit Beginn des Jahres 1523 das beherrschende Thema. Davor drehten sich die Kanzleischreiben um andere Inhalte wie zum Beispiel die Lieferung von Pflastersteinen aus dem Gebiet Georgs für den Bau der Allerheiligenstiftskirche in Wittenberg²⁴ oder ein Treffen zur Beratung, wie auf die Bedrohung durch die Türken zu reagieren sei.²⁵ Ein größeres Thema waren die Erfurter Angelegenheiten. So sollten die Räte Friedrichs und Georgs auf ihren Treffen eine gemeinsame Lösung in der Frage der geistlichen Gerichtsbarkeit und der Belastung ihrer Untertanen durch die Geistlichkeit zu Erfurt finden.²⁶ Zahlreiche Schreiben entstanden ab 1515 im Zusammenhang mit dem Thema Subsidium: Die Geistlichkeit in den wettinischen Gebieten Mainzer Diözese bat Friedrich, Johann und Georg wiederholt um Schutz vor verschiedenen Geldforderungen des neuen Erzbischofs Albrecht von Mainz – es gab mehrere Räteverhandlungen in der Sache, und die Wettiner setzten gemeinsame Schreiben an Albrecht auf.²⁷ Ein gemeinsames Handeln erforderten die Verteidigung und der Erhalt alter Privilegien und des Besitzstandes der Wettiner. So forderte Herzog Georg ausdrücklich von Friedrich Unterstützung und den Rat der kurfürstlichen Räte in Bezug auf Quedlinburg ein. ²³ In einem konkreten Fall 1516 beschwerten sich Friedrich und Johann bei Georg, dass ein neues Treffen ihrer Räte angesetzt werden muss, weil Georgs Räte bei der Verhandlung nicht über die nötige Instruktion verfügten. Georg entschuldigte sich in seinem Antwortschreiben dafür, dass die Verhandlung erfolglos verlief. Als Grund gab er eine Verspätung des Boten an (BAKFJ 1, Nr. 366, Nr. 371). ²⁴ BAKFJ 1, Nr. 29. ²⁵ BAKFJ 1, Nr. 433. ²⁶ BAKFJ 1, Nr. 361. Weitere Kanzleischreiben zwischen Friedrich und Georg zu verschiedenen Erfurter Angelegenheiten finden sich in: SächsHStA Dresden, 10024 Geheimer Rat (Geheimes Archiv), Loc. 09853/06. ²⁷ Vgl. u. a. BAKFJ 1, Nr. 287.

Inhaltliche Aspekte der Korrespondenz

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Obgleich 1517 nur Georg für das Stift Quedlinburg zuständig war, betonte er, dass die Wettiner gemeinsam reagieren müssten, damit die Ehre und die Rechte des Hauses Sachsen nicht geschmälert würden. Friedrich und Johann seien aufgrund der Leipziger Teilung von 1485 schuldig, ihm in dieser Angelegenheit zu helfen.²⁸ Mittels Räteverhandlungen und Kanzleischreiben wurde auch das Thema der gemeinsamen Abwehr fremden Ablasses verhandelt, in das ebenfalls Herzog Johann involviert wurde. Ohne Wissen und Zustimmung der drei Fürsten sollte in den wettinischen Herrschaftsgebieten kein päpstlicher Ablass mehr gestattet sein. Über Ausnahmen, wie zugunsten der Menschen und der Kirche von Brüx, verständigten sich Friedrich, Johann und Georg mittels Kanzleischreiben.²⁹ Mit Kanzleischreiben wandte sich Georg auch in Streit- und Gerichtsfällen, die ihre Untertanen und beide Territorien betrafen, an Friedrich.³⁰ Es ging in den Kanzleischreiben also überwiegend um Themen, die sich aus der Leipziger Teilung ergaben, aus der gemeinsamen wettinischen Tradition herrührten, beide wettinische Linien betrafen oder gemeinsam für alle wettinischen Herrschaftsgebiete und Zuständigkeiten geregelt werden sollten. Die Beteiligung und der Anteil der jeweiligen Räte an den Themen waren hoch und sind in den Korrespondenzen greifbar. Als treibende Kraft ist auf der Basis der überlieferten Schriftstücke Herzog Georg zu identifizieren. Die Inhalte der Handschreiben zwischen Friedrich und Georg weisen eine persönlichere Ebene, größere Vertrautheit und Vertraulichkeit auf. Es ist aber festzuhalten, dass auch diesem Kommunikationsweg nicht alles anvertraut wurde. Friedrich zog nicht selten die mündliche Erklärung ausdrücklich dem geschriebenen Wort vor. So antwortete er am 22. November 1517 auf ein Schreiben Georgs: „E. l. haben mir auch durch ir schreyben wol orsachen gegeben, e. l. darauff zcu antworthen, aber nach dem von solchen sachen meyns bedenkens baß zcu reden dan zcu schreyben, wyl ichs allßo byß wyl got zcu unßern zußamhen komen beruhen lassen und allsdan meynen guthen wan nicht vorhalden.“³¹ In Friedrichs Schreiben wurde oft ein Thema nur mit einem Schlagwort angerissen und dann auf die weiteren Gespräche dazu verwiesen. Auch die Frage der weiteren Geheimhaltung beschäftigte den Kurfürsten. So legte Friedrich am 31. Mai 1520 seinem Handschreiben an

²⁸ Vgl. BAKFJ 1, Nr. 482, Nr. 540. Friedrich antwortete in der Angelegenheit Georg auch mittels Kanzleischreiben, BAKFJ 1, Nr. 483, Nr. 497. Auch BAKFJ 2 enthält einige Kanzleischreiben zwischen Georg und Friedrich im Zusammenhang mit der quedlinburgischen Angelegenheit, u. a. Nr. 885, Nr. 962. ²⁹ BAKFJ 1, Nr. 505, Nr. 517. ³⁰ Vgl. u. a. Nr. 691, Nr. 843, Nr. 1077. ³¹ SächsHStA Dresden, 10024 Geheimer Rat (Geheimes Archiv), Loc. 08498/01, fol. 44r (BAKFJ 1, Nr. 640); baß = besser, wan = Meinung.

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Handschreiben und Kanzleischreiben

Georg einen Zettel mit neuen Nachrichten bei und bat Georg in seinem Schreiben, den Zettel nach dem Lesen zu zerreißen und nicht weiterzugeben.³² Die Handschreiben waren zumeist kurz, enthielten aber dennoch in der Regel mehrere Themen. Bei den vermischten Inhalten ging es um Jagden, um Turniere, aber auch um Austausch in politischen Belangen, um Informationen über Ereignisse und Entwicklungen in Europa und im Reich. Es ging um persönliche Gesundheits- und Krankheitsfragen sowie um allgemeine Gerüchte, um Hochzeiten und Todesfälle in fürstlichen Familien. Auch die eigene, die wettinische Gesamtfamilie erschien mehrfach in privaten Zusammenhängen. Häufig ließ Friedrich Grüße an die Frauen in Georgs Umgebung ausrichten – er freute sich, dass Barbara, Georgs Ehefrau, ein Marienbild gefiel,³³ und vermittelte Cranach als Maler für weitere Auftragsbilder an die Albertiner. Friedrich berichtete auch über Absprachen mit seinem Bruder Johann. Zudem ging es in den Handschreiben um die Vereinbarung von persönlichen Treffen, seltener um die Zusammenkünfte der Räte. Häufig berichtete Friedrich über seine Reisebewegungen und wann er gedachte, wo wie lange zu sein. Etliche Handschreiben zwischen Georg und Friedrich, die den Tod Kaiser Maximilians und die Nachfolgefrage thematisierten, fielen in das Jahr 1519.³⁴ Mit Blick auf die Themen ist festzustellen, dass es bis 1519 in den Handschreiben nur wenige Aussagen mit kirchenpolitischer Relevanz gab, zumeist fielen diese in den Bereich der persönlichen Frömmigkeit. Freude wurde über die guten Erträge aus den Bergwerken ausgedrückt, die von der Gnade Gottes zeugten, die er den Wettinern bereits vielfältig erzeigt habe. Für Friedrich war es ein wichtiges persönliches Anliegen, in allen Dingen den Glauben in Gott zu setzen und den göttlichen Geboten zu folgen, damit Gott ihn nicht verlässt und ihn nicht straft.³⁵ Um ein gemeinsames Ausschreiben gegen Gotteslästerung ging es im März 1513.³⁶ Eine Dopplung der Themen ist in Schreiben Georgs an Friedrich in der Angelegenheit der Heiligenerhebung Bischof Bennos von Meißen zu verzeichnen, die Georg sehr am Herzen lag. Im Jahr 1519 bat er Friedrich mehrfach mit Hand- und Kanzleischreiben um persönlichen Einsatz, speziell um Unterstützungsschreiben an den Papst und die Kurie im gemeinsamen Projekt – ein Landesheiliger sollte schließlich zur Förderung des Gottesdienstes und der Andacht des ganzen Volkes

³² Der entsprechende Zettel findet sich auch nicht mehr bei der überlieferten Ausfertigung, SächsHStA Dresden, 10024 Geheimer Rat (Geheimes Archiv), Loc. 08498/01, fol. 3rv+3/1v, ediert in: Langenn: Herzogin Sidonie (wie Anm. 1), S. 132, Nr. 58. ³³ BAKFJ 1, Nr. 640. ³⁴ Vgl. u. a. Nr. 828 mit Verweis auf etliche weitere Handschreiben in der Akte SächsHStA Dresden, 10024 Geheimer Rat (Geheimes Archiv), Loc. 10670/04; vgl. auch Nr. 898. ³⁵ Vgl. BAKFJ 1, Nr. 472; BAKFJ 2, Nr. 883. ³⁶ BAKFJ 1, Nr. 14.

Veränderung der Korrespondenz durch die Luthersache

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des Landes Sachsen dienen.³⁷ Die Antworten Friedrichs an Georg entsprachen dann der jeweils durch Georg genutzten Form des Schreibens.³⁸

4 Veränderung der Korrespondenz durch die Luthersache In der Korrespondenz zwischen den beiden Fürsten taucht nach bisherigem Untersuchungsstand der Name Martin Luther zum ersten Mal in einem Handschreiben Friedrichs an Georg Ende Dezember 1518 auf.³⁹ Der Kurfürst hatte gerade durch Karl von Miltitz eine päpstliche Botschaft sowie Informationen über Maßnahmen gegen Luther erhalten. Friedrich vermutete, dass ihm die Goldene Rose nicht gegeben wird, wenn er nicht Luther vertreibt und als Ketzer bezeichnet. Ein Jahr später, nach der Leipziger Disputation im Sommer, begannen im Dezember 1519⁴⁰ und verstärkt im Zeitraum zwischen Oktober 1521 bis April 1522 mehrere Serien von Handschreiben Georgs an Friedrich, in denen der Albertiner eindringlich und wiederholt vor Luther, dessen Schriften und den Folgen der Ketzerei warnte.⁴¹ Er listete Missstände auf, wollte die Verfasser von Büchern und Schmähschriften ermitteln lassen und drängte Friedrich zum Handeln sowie zu politischen Maßnahmen gegen Luther und dessen Anhänger. Georg appellierte an Fürstenpflicht und Familienehre. Sogar das Bergwerksargument tauchte in schriftlichen und mündlichen Botschaften Georgs an Friedrich wieder auf: Georg warnte, dass, wenn Friedrich nicht eingreife, er nicht nur sein eigenes Seelenheil gefährde, sondern auch das Wohl des Landes. Mit Frieden, Reichtum und Mehrung der Bergwerke habe Gott die Wettiner für ihren Kampf gegen die Hussiten belohnt, was nun gefährdet werde, da Häresie zu Gottes Ungnade führe. Friedrich antwortete auf die Schreiben Georgs ebenfalls mit Handschreiben.⁴² Er dankte für die Warnungen, verwies aber darauf, dass Luthers Meinung von vielen Gelehrten für christlich gehalten werde, und erklärte hinhaltend, dass er sich nie angemaßt habe, Luthers Lehre zu verantworten. Da Georg mit seinem Anliegen bei Friedrich nicht durchdrang, sandte er im November und Dezember 1521 Handschreiben an Herzog Johann mit der Warnung vor der Lehre Luthers und der dringenden Bitte, dass Johann den Kurfürsten, seinen Bruder, in dieser Sache auf dessen Untätigkeit hin anspricht. Auch Johann antwortete darauf mit ³⁷ ³⁸ ³⁹ ⁴⁰ ⁴¹

Vgl. Nr. 921 (Handschreiben), Nr. 972 (Kanzleischreiben), Nr. 983 (Kanzleischreiben). Vgl. Nr. 922 (Handschreiben), Nr. 975 (Kanzleischreiben), Nr. 984 (Kanzleischreiben). Nr. 806. Nr. 998. Die überlieferten Schreiben zwischen Georg und Friedrich, die seit 1519 bis 1525 Themen mit Bezug zu Luther und der reformatorischen Bewegung in Kursachsen beinhalten, werden in BAKFJ 2 und 3 geboten. ⁴² Z. B. Nr. 999.

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Handschreiben und Kanzleischreiben

Handschreiben und wiegelte ab.⁴³ Anfang 1522 wurde der Ton rauer und Friedrich antwortete energischer: Er verwahrte sich gegen die scharfen Antworten und Vorwürfe gegen ihn von Seiten Georgs.⁴⁴ Das Thema Luther tauchte bis zum 11. April 1522 ausschließlich in Handschreiben auf, das heißt bis kurz nach der Rückkehr Luthers von der Wartburg nach Wittenberg, worauf Herzog Georg in seinem letzten Handschreiben auch einging, um damit zu schließen, dass Gott nun die Angelegenheiten Friedrichs zum Besten richten möge. Georg wolle mit seinen langen, das heißt für Handschreiben ungewöhnlich umfangreichen Schriften, die vergeblich waren, Friedrich nicht belästigen und werde dies nicht mehr tun.⁴⁵ Nach dem 11. April 1522 konnte bislang kein Handschreiben mehr zwischen Georg und Friedrich ermittelt werden, weder mit kirchenpolitischen Bezügen noch ohne. Die schon länger greifbare und zunehmende Entfremdung zwischen Friedrich und Georg führte zu einer Zäsur, die sich in ihrer Korrespondenz niederschlug – und das nicht nur inhaltlich, sondern auch formal. In der Lutherfrage wurde nach Monaten des Schweigens ab Januar 1523 durch Georg eine neue Form des Schreibens benutzt, die bis dahin noch nie verwendet worden war.⁴⁶ Es handelte sich um ein Kanzleischreiben, das im Wir-Stil verfasst wurde und mit einer ausführlichen Anrede begann. Aus den früher gewechselten Handschreiben wurden einige Elemente übernommen, die in den älteren Kanzleischreiben so nicht enthalten waren, was zum Beispiel zur Dopplung der Unterschrift führte. Unter die Ausfertigung durch einen Kanzleischreiber setzte Georg noch eigenhändig seinen Namen. Neu war auch, dass die Kanzleischreiben zu eigenen Händen des Empfängers gingen. Die Antwort Friedrichs folgte dann dem formalen Vorbild des Schreibens von Georg.⁴⁷ Bis zum Tod Friedrichs am 5. Mai 1525 hielten beide Seiten an dieser Form des Austausches fest. Parallel zu dieser neuen Form wurde über die Zäsur des Jahres 1522 hinweg auch weiterhin die ursprüngliche Form der Kanzleischreiben verwendet – dann sogar ebenfalls für Themen, die Luther und die reformatorische Bewegung in Kursachsen betrafen.⁴⁸ Beate Kusche ⁴³ ⁴⁴ ⁴⁵ ⁴⁶

Nr. 1391, Nr. 1396, Nr. 1433. Nr. 1509. Nr. 1569. LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. N 33, fol. 17r–19r+22v (Kanzleischreiben neue Form, Ausfertigung, Hz. Georg an Kf. Friedrich, 17. Januar 1523). ⁴⁷ SächsHStA Dresden, 10024 Geheimer Rat (Geheimes Archiv), Loc. 10299/08, fol. 96r–97v (Kanzleischreiben neue Form, Ausfertigung, Kf. Friedrich an Hz. Georg, 21. Januar 1523). ⁴⁸ Vgl. u. a. Nr. 1401, Nr. 1409, Nr. 1612, Nr. 1617; LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. N 33, fol. 186rv (Kanzleischreiben alte Form, Abschrift, Hz. Georg an Kf. Friedrich, 1. Mai 1523); SächsHStA Dresden, 10024 Geheimer Rat (Geheimes Archiv), Loc. 10300/01, fol. 258rv (Kanzleischreiben alte Form, Ausfertigung, Kf. Friedrich an Hz. Georg, 28. April 1523).

Editionsrichtlinien 1 Grundsätzliches Die Edition bietet die Quellen zur Kirchenpolitik Friedrichs des Weisen und Johanns des Beständigen in chronologischer Reihenfolge. Wichtigstes Auswahlkriterium für die Aufnahme einer Quelle in diese Edition ist, dass daraus das Handeln Friedrichs und Johanns von Sachsen deutlich wird. Jedes Schriftstück wird durch einen Kopfteil, ein Regest und Angaben der Formalbeschreibung abgebildet. Danach kann eine Teiledition der kirchenpolitisch relevanten Abschnitte oder eine Volledition des Quellentextes folgen. Bei der Nennung „Kf. Friedrich von Sachsen“ und „Hz./Kf. Johann von Sachsen“ wird auf die Angabe der Bezeichnung „von Sachsen“ verzichtet.

2 Kopfteil Der Kopfteil enthält die laufende Nummer des Schriftstückes innerhalb der Edition, Ausstellungsort und -datum sowie den Aussteller und Empfänger des Stückes. Das Datum wird in die heute gebräuchliche Datierungsform übertragen und in der Reihenfolge Tag Monat Jahr angegeben. Zusätzlich wird die Tagesangabe nach der Quelle in moderner Schreibweise in Klammern geboten. Im Normalfall werden der Aussteller und der Empfänger genannt. Bei Schriftstücken ohne konkreten Empfänger oder Empfängerkreis folgt nach der Nennung des Ausstellers, durch einen Doppelpunkt getrennt, die Angabe des Quellentyps. Fehlen in der Quelle Angaben zu Ausstellungsort und -datum sowie Ausstellerund Empfängernamen werden diese durch die Bearbeiter nach Möglichkeit ergänzt und in eckigen Klammern geboten.

3 Regest Für jedes Schriftstück wird ein Regest geboten. Für die Inhaltsangabe wird die Quelle in Sinnabschnitte gegliedert, die sich nach Aufbau und Inhalt des betreffenden Schriftstückes richten und durchnummeriert werden. Die Nummern stehen in eckigen Klammern und dienen in der ggf. vorhandenen Voll- oder Teiledition, in der sie wiederholt werden, dem schnelleren Auffinden der im Regest bezeichneten

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Editionsrichtlinien

Sinnabschnitte. Der Schwerpunkt liegt auf den Passagen mit kirchenpolitischer Relevanz. Nicht die kursächsische Kirchenpolitik betreffende Themen werden im Regest möglichst knapp abgebildet und können, dem Aufbau der Quelle folgend, in einer Sinneinheit zusammengefasst sein. Alle Schriftstücke werden vollständig im Regest abgebildet, so dass die kirchenpolitisch relevanten Passagen auch in ihren Kontext eingeordnet werden können. Der Umfang eines Regests richtet sich danach, ob für das regestierte Schriftstück eine Volledition, eine Teiledition oder keine Edition erfolgt. Vor bzw. nach dem Regest wird durch „→ Nummer in der Edition“ auf Schriftstücke der Korrespondenz der entsprechenden Aussteller oder Empfänger verwiesen, die dem betreffenden Stück inhaltlich als Anfrage- oder Antwortschreiben vorausgehen oder nachfolgen. Zudem enthält das Regest Verweise „[Nr. Nummer in der Edition]“ auf Schriftstücke, auf die direkt Bezug genommen wird, sowie Verweise „[vgl. Nr. Nummer in der Edition]“ auf Schriftstücke, die inhaltlich weiterführend sind. Werden im Regest Wörter aus dem Quellentext wiedergegeben, so sind diese kursiv geschrieben. Durch den Bearbeiter vorgenommene inhaltlich-sachliche Ergänzungen stehen in eckigen Klammern.

4 Formalbeschreibung Die Formalbeschreibung bietet präzise Informationen zum Aufbewahrungsort (Einrichtung, Bestand, Akte, Blatt/Umfang), zur Überlieferungsform, zum Beschreibstoff, wenn es sich um Pergament handelt, sowie zum Vorhandensein und zur Anzahl der Siegel bei Urkunden. Die der Edition zugrundegelegte Fassung des Schriftstückes wird mit „A“ gekennzeichnet. Weitere ermittelte Überlieferungen werden einzeln mit fortlaufenden Großbuchstaben aufgeführt. Anschließend folgen gegebenenfalls vorhandene Editionen. Dabei wird in der Regel nur die aktuellste wissenschaftliche Edition angegeben. Eine weitere Edition kann angeführt werden, wenn sie ebenfalls wissenschaftlich eingeführt ist oder einen sonstigen Mehrwert (z. B. durch Faksimile oder Übersetzung) bietet. Hinzutreten können Hinweise zur Quellenkritik oder Datierung, wenn dies aufgrund der Beschaffenheit des jeweiligen Schriftstückes notwendig erscheint. Kanzlei- und Registraturvermerke werden in der Formalbeschreibung nur wiedergegeben, wenn sie für die Bewertung der Quelle notwendig sind.

Editionsgrundsätze

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5 Editionsgrundsätze 5.1 Allgemein Ausschlaggebend für die Darstellung der Quellentexte ist bei verschiedenen genetischen Stufen die letzte zu ermittelnde Fassung, d. h. die Edition wird auf der Grundlage der letzten Entstehungsstufe des Dokuments vorgenommen. Im Original übergeschriebene Textteile bzw. Einfügungen am Rand werden in den laufenden Text integriert; im Original gestrichene Worte werden nicht in den laufenden Text aufgenommen. Damit soll erreicht werden, dass der Text den Inhalt des Dokuments so wiedergibt, wie ihn sein/e Verfasser in der letztgültigen Form verstanden wissen wollte/n. Die Streichungen, Einfügungen und Korrekturen werden im textkritischen Apparat eines Schriftstückes nur dann kenntlich gemacht, wenn sie über die Korrektur von Schreibfehlern oder Formulierungen deutlich hinausgehen. Die Edition hat zwei Apparate: Der erste dient zu textkritischen Anmerkungen und wird mit hochgestellten Kleinbuchstaben gekennzeichnet. Der zweite ist ein Sachkommentar und wird numerisch gekennzeichnet und auf ein unbedingt notwendiges Maß zur Identifizierung von Personen, Orten, Ereignissen, Daten und Zitaten, zur Erklärung von Begriffen sowie für Verweise auf kontextbezogene Quellen beschränkt. Auslassungen in der Edition werden durch [. . .] gekennzeichnet. Versehen in der Vorlage werden an den entsprechenden Stellen mit [!] gekennzeichnet. Lücken im Text der Vorlage infolge von Schäden werden durch [---] gekennzeichnet, sofern der Buchstabenbestand nicht mit hoher Wahrscheinlichkeit erschlossen werden kann. Die erschlossenen Buchstaben werden in eckigen Klammern kursiv wiedergegeben. Auf Beschädigungen des Originals wird in der Formalbeschreibung hingewiesen. Große Fehlstellen werden im textkritischen Apparat gekennzeichnet. Unsichere Lesungen werden mit [?] gekennzeichnet.

5.2 Editionsregeln für deutsche Texte Groß- bzw. Kleinschreibung: Satzanfänge und Eigennamen werden groß geschrieben. Für Titel und Abkürzungen kann zugunsten der Deutlichkeit die Großschreibung verwendet werden. Im Übrigen gilt der Grundsatz der Kleinschreibung. Normalisierungen einzelner Buchstaben: Die Buchstaben „u“ und „i“ werden nur vokalisch gebraucht, dagegen die Buchstaben „v“, „w“ und „j“ nur konsonantisch. Für die Kombination „ij“ wird immer „ii“ genutzt. Übergeschriebene Vokale werden als Umlaute wiedergegeben. Doppelvokale werden beibehalten, ebenso „ß“, metathetisches „h“, „gk“ und „dt “. Für „sz“wird „ß“ genutzt. Sind die Verbindun-

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Editionsrichtlinien

gen „cz“ und „tz“ nicht eindeutig zu unterscheiden, wird für den betreffenden Text einheitlich „cz“ verwendet. Konsonantenverdopplungen werden im Fall des doppelten „n“ am Wortende nicht wiedergegeben. Die Getrennt- und Zusammenschreibung folgt der Vorlage, sofern diese eindeutig ist. Die Worttrennung am Zeilenumbruch und die Interpunktion orientieren sich zugunsten der leichteren Lesbarkeit und des Verständnisses des Textes am modernen Gebrauch. Fremdsprachige Einschübe bleiben unverändert. Abkürzungen, Ligaturen und Abbreviaturen werden bei Eindeutigkeit stillschweigend aufgelöst. Ausgenommen davon sind Abkürzungen von Währungen und Maßeinheiten (fl.; ßo; tlr. usw.) sowie von Herrschaftstiteln und standardisierten Anreden. Diese werden im Abkürzungsverzeichnis aufgelöst. „dz“ wird als „das“ bzw. „dass“, „wz“ als „was“ wiedergegeben. Offensichtliche Verschreibungen in der Vorlage werden stillschweigend korrigiert. Die im Quellentext ausgeschriebenen Zahlen sowie die arabischen und römischen Zahlzeichen werden vorlagengetreu übernommen (bei römischen Ziffern gilt die Regel der Großschreibung). Ordnungszahlen werden mit Punkt geschrieben. Folgende Ausnahme gilt: Bei Drucken folgen die Groß- bzw. Kleinschreibung sowie die Interpunktion der Vorlage.

5.3 Editionsregeln für lateinische Texte Die frühneuzeitliche Schreibweise wird in der Regel beibehalten. Grundsätzlich wird Kleinschreibung verwendet. Eigennamen und Satzanfänge werden hingegen groß geschrieben. Normalisierungen einzelner Buchstaben: Die Buchstaben „i“ und „u“ werden nur vokalisch, „j“ und „v“ nur konsonantisch wiedergegeben. „w“ ist ggf. in „vu“ (z. B. wird „wlt“ zu „vult“) bzw. „vu“ in „w“ aufzulösen. Sind „ci“ und „ti“ graphisch nicht zu unterscheiden, wird die Schreibweise der klassischen Philologie bevorzugt. Alle eindeutigen Kürzungen und Ligaturen werden stillschweigend aufgelöst. Die Übernahme von Siglen oder deren Bildung bleibt davon unberührt. e-caudata wird mit „ae“ bzw. „oe“ wiedergegeben. Für Zahlzeichen, Getrennt- und Zusammenschreibung und Interpunktion gelten die Regelungen für deutsche Texte.

Siglen der Archive und Bibliotheken AA Vaticano AB Augsburg AS Mantova AT-OeNB Wien

Archivio Apostolico Vaticano Archiv des Bistums Augsburg Archivio di Stato di Mantova Österreichische Nationalbibliothek Wien

BA Vaticana BayHStA München BibEvMin Erfurt BLHA Potsdam

Bibliotheca Apostolica Vaticana Bayerisches Hauptstaatsarchiv München Bibliothek des evangelischen Ministeriums Erfurt Brandenburgisches Landeshauptarchiv in Potsdam

DStA Brandenburg DStA Naumburg

Domstiftsarchiv Brandenburg Domstiftsarchiv Naumburg

FB Gotha

Forschungsbibliothek Gotha

HAB Wolfenbüttel

Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel

LASA Dessau LASA Magdeburg LASA Wernigerode LATh – HStA Weimar LATh – StA Altenburg LATh – StA Gotha LATh – StA Meiningen

Landesarchiv Sachsen-Anhalt Dessau Landesarchiv Sachsen-Anhalt Magdeburg Landesarchiv Sachsen-Anhalt Wernigerode Landesarchiv Thüringen – Hauptstaatsarchiv Weimar Landesarchiv Thüringen – Staatsarchiv Altenburg Landesarchiv Thüringen – Staatsarchiv Gotha Landesarchiv Thüringen – Staatsarchiv Meiningen

MLM New York

The Morgan Library and Museum New York

RatsA Görlitz RSB Zwickau

Ratsarchiv Görlitz Ratsschulbibliothek Zwickau

SächsHStA Dresden SB Berlin

Sächsisches Hauptstaatsarchiv Dresden Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz

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SLUB Dresden

Siglen der Archive und Bibliotheken

StA Coburg StA Florenz StA Nürnberg StadtA Altenburg StadtA Naumburg StadtA Nürnberg StadtA Zwickau

Sächsische Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden Staatsarchiv Coburg Archivio di Stato di Firenze Staatsarchiv Nürnberg Stadtarchiv Altenburg Stadtarchiv Naumburg Stadtarchiv Nürnberg Stadtarchiv Zwickau

ThULB Jena

Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena

UA Halle-Wittenberg

Universitätsarchiv Halle-Wittenberg

Abkürzungsverzeichnis albert. Apg

albertinisch Apostelgeschichte

Bacc. art. Bacc. jur. Bacc. theol. Bem. Bf., Bfe. bfl. Bgf. Bgm. Bl.

Baccalarius artium Baccalarius juris Baccalarius theologiae Bemerkung Bischof, Bischöfe bischöflich Burggraf Bürgermeister Blatt, Blätter

c. g., c. fl. g., chf. g., churf. g., curf. g. cf., chflich., churf., curf.

churfürstliche Gnaden

D., d. d. Ä. d. J. Dr. Dr. jur. Dr. med. Dr. theol. Dtn

Doctor (Doktor), domina, dominus der Ältere der Jüngere Doctor (Doktor) Doctor juris Doctor medicinae Doctor theologiae Deuteronomium (Das 5. Buch Mose)

e. e. c. f. g., e. c. fl. g., e. c. g., e. cf. g., e. chf. g., e. churf. g., e. curf. g., e. curfl. g. e. f. g. e. g.

euer euer churfürstliche Gnaden

churfürstlich, Churfürst

euer fürstliche Gnaden euer Gnaden

50

Abkürzungsverzeichnis

e. k. g., e. kf. g. e. l. Ebf., Ebfe. ebfl. Ehz. Ehzn. eigh. Eph ernest. Ex Ez

euer kurfürstliche Gnaden euer Lieb, euer Liebden Erzbischof, Erzbischöfe erzbischöflich Erzherzog Erzherzogin eigenhändig Epheserbrief ernestinisch Exodus (Das 2. Buch Mose) Das Buch Ezechiel (Hesekiel)

f. g., f. gn. fl. fol. Fs., Fsen. Fsn. fsl.

fürstlich Gnaden florenus (Gulden) folio (Blatt) Fürst, Fürsten Fürstin fürstlich

g., gn. gen. Gen Gf., Gfen. gfl. gnst., gst., gstr., gtr. gstn., gten., gtn. gr.

Gnaden, gnädiger, gnädigen genannt Genesis (Das 1. Buch Mose) Graf, Grafen gräflich gnädigster gnädigsten Groschen

Hey. hey., hl. Hz., Hze. hzl. Hzn.

Heyligkeit heilig Herzog, Herzöge herzoglich Herzogin

Jer Jes Joh

Das Buch Jeremia Das Buch Jesaja Johannesevangelium

k. f. g., kurf. g. kai. Mt., kay. Mt., key. Mat., key. Mt. Kard.

kurfürstliche Gnaden kaiserliche Majestät Kardinal

Abkürzungsverzeichnis

kay., key., ksl. Kf., Kfen. kfl. Kfn. Kg. kgl. Kgn. ko. Mayt. 2 Kön 1 Kor 2 Kor Ks.

kaiserlich Kurfürst, Kurfürsten kurfürstlich Kurfürstin König königlich Königin königliche Majestät Das 2. Buch der Könige 1. Korintherbrief 2. Korintherbrief Kaiser

Lgf., Lgfen. Lic. Lic. jur. Lic. theol. Lk

Landgraf, Landgrafen Licentiatus (Lizentiat) Licentiatus juris Licentiatus theologiae Lukasevangelium

m. g. h. Mag. Mag. art. Mal Mat., Matt., Mt. Mgf., Mgfen. Mgfn. mgr. Mk Mt

mein gnädiger Herr Magister Magister artium Das Buch Maleachi Majestät Markgraf, Markgrafen Markgräfin Magister Markusevangelium Matthäusevangelium

o. D.

ohne Datum

pag. 1 Petr Pfgf. Phil Ps

pagina (Seite) 1. Petrusbrief Pfalzgraf Philipperbrief Psalter (Die Psalmen)

r rö., röm. Röm

recto (Vorderseite) römisch Römerbrief

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52

Abkürzungsverzeichnis

s. S. S. 1 Sam s. g. Spr St.

sanctus, sanct, sankt San, Sancti, Santa Seite Das 1. Buch Samuel seine Gnaden, seiner Gnaden Das Buch der Sprichwörter (Die Sprüche Salomos) Sankt

2 Thess

2. Thessalonicherbrief

v Vizekg.

verso (Rückseite) Vizekönig

Weihbf.

Weihbischof

Quelleneditionen und Literatur Das Verzeichnis erfasst die Quelleneditionen und die Literatur, die im Quellenteil in Kurzform angegeben werden. abkg 1 Akten und Briefe zur Kirchenpolitik Herzog Georgs von Sachsen. Bd. 1: 1517–1524, hrsg. von Felician Gess. Leipzig 1905 (ND Leipzig 1985). aktenstücke zur wittenberger bewegung Aktenstücke zur Wittenberger Bewegung Anfang 1522, hrsg. von Hermann Barge. Leipzig 1912. album academiae vitebergensis 1 Album Academiae Vitebergensis. Ältere Reihe Bd. 1: 1502–1560, hrsg. von Carl Eduard Förstemann. Leipzig 1841 (ND Aalen 1976). allen 3 Opus epistolarum Des. Erasmi Roterodami. Bd. 3: 1517–1519, hrsg. von Percy Stafford Allen. Oxford 1913. alte einblattdrucke Alte Einblattdrucke, hrsg. von Otto Clemen (Kleine Texte für Vorlesungen und Übungen 86). Bonn 1911. aufzeichnungen zur geschichte der thüringischen ordensprovinz 1 Urkunden, Akten, Briefe und chronikalische Aufzeichnungen zur Geschichte der Thüringischen Ordensprovinz 1521–1600 (Obersächsische Provinz vom hl. Johannes dem Täufer). Heft 1, hrsg. von Gallus Haselbeck. Fulda 1925. aufzeichnungen zur geschichte der thüringischen ordensprovinz 3 Urkunden, Akten, Briefe und chronikalische Aufzeichnungen zur Geschichte der Thüringischen Ordensprovinz 1521–1600 (Obersächsische Provinz vom hl. Johannes dem Täufer). Heft 3, hrsg. von Gallus Haselbeck. Fulda 1932. awa 2 Luther, Martin: Operationes in psalmos. Teil 2 : Psalm 1 bis 10 (Vulgata), hrsg. und bearb. von Gerhard Hammer und Manfred Biersack (Archiv zur Weimarer Ausgabe der Werke Martin Luthers 2). Köln / Wien 1981. bakfj 1 Briefe und Akten zur Kirchenpolitik Friedrichs des Weisen und Johanns des Beständigen 1513 bis 1532. Reformation im Kontext frühneuzeitlicher Staatswerdung. Bd. 1: 1513–1517, hrsg. von Armin Kohnle und Manfred Rudersdorf, bearb. von Stefan Michel, Beate Kusche und Ulrike Ludwig. Leipzig 2017. balan: monumenta reformationis Balan, Petrus: Monumenta Reformationis Lutheranae ex tabulariis secretioribus S. Sedis 1521–1525. Regensburg 1884. barge: andreas bodenstein 2 Barge, Hermann: Andreas Bodenstein von Karlstadt. Bd. 2: Karlstadt als Vorkämpfer des laienchristlichen Puritanismus. Leipzig 1905.

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Quelleneditionen und Literatur

benzing: ulrich von hutten Benzing, Josef: Ulrich von Hutten und seine Drucker. Eine Bibliographie der Schriften Huttens im 16. Jahrhundert (Beiträge zum Buch- und Bibliothekswesen 6). Wiesbaden 1956. berbig: brief Berbig, Georg: Ein Brief des Ritters Hans Lantschad zu Steinach an Kurfürst Friedrich den Weisen. 1520. In: Archiv für Reformationsgeschichte 2 (1904/05), S. 391–395. berbig: spalatiniana 1907 Berbig, Georg: Spalatiniana. In: Theologische Studien und Kritiken 80 (1907), S. 513–534. berbig: spalatiniana 1908 Berbig, Georg: Spalatiniana. In: Theologische Studien und Kritiken 81 (1908), S. 27–61, 245–271. bistum brandenburg 2 Das Bistum Brandenburg. Teil 2, bearb. von Fritz Bünger und Gottfried Wentz (Germania Sacra. Erste Abteilung: Die Bistümer der Kirchenprovinz Magdeburg 3). Berlin 1941 (ND Berlin 1963). briefwechsel conradus mutianus 2 Der Briefwechsel des Conradus Mutianus. Bd. 2, hrsg. von Karl Gillert (Geschichtsquellen der Provinz Sachsen und angrenzender Gebiete 18.2). Halle 1890. briefwechsel justus jonas Der Briefwechsel des Justus Jonas. Bd. 1, bearb. von Gustav Kawerau (Geschichtsquellen der Provinz Sachsen und angrenzender Gebiete 17). Halle 1884. briefwechsel reuchlin 4 Johannes Reuchlin. Briefwechsel. Bd. 4: 1518–1522, bearb. von Matthias Dall’Asta und Gerald Dörner. Stuttgart-Bad Cannstatt 2013. brieger: depeschen Brieger, Theodor: Aleander und Luther 1521: die vervollständigten Aleander-Depeschen nebst Untersuchungen über den Wormser Reichstag. Gotha 1884. burkhardt: luthers briefwechsel Dr. Martin Luthers Briefwechsel, hrsg. von Carl August Hugo Burkhardt. Leipzig 1866. chronik der stadt belgern Chronik der Stadt Belgern und Umgegend, hrsg. von Carl Robert Bertram und Gustav Hermann Bertram. Belgern 1860. cican 1 Corpus Iuris Canonici editio Lipsiensis secunda. Teil 1: Decretum Magistri Gratiani, hrsg. von Emil Friedberg. Leipzig 1879 (ND Graz 1959). cican 2 Corpus Iuris Canonici editio Lipsiensis secunda. Teil 2: Decretalium Collectiones, hrsg. von Emil Friedberg. Leipzig 1879 (ND Graz 1959). clemen: wormser flugschrift Clemen, Otto: Eine Wormser Flugschrift vom 14. Mai 1521. In: Zeitschrift für Kirchengeschichte 20 (1900), S. 445–452. clemen: zwei liturgica Clemen, Otto: Zwei Liturgica aus der Zwickauer Ratsschulbibliothek. In: Beiträge zur Sächsischen Kirchengeschichte 18 (1905), S. 142–145. cr 1 Philippi Melanthonis opera quae supersunt omnia. Bd. 1, hrsg. von Karl Gottlieb Bretschneider (Corpus Reformatorum 1). Halle 1834.

Quelleneditionen und Literatur

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cyprian: nützliche urkunden 1 Cyprian, Ernst Salomon: Nützliche Uhrkunden zur Erläuterung der ersten Reformationsgeschichte. In: Wilhelm Ernst Tentzels [. . .] Historischer Bericht vom Anfang und ersten Fortgang der Reformation Lutheri, hrsg. von Ernst Salomon Cyprian. Leipzig 1718. cyprian: nützliche urkunden 2 Cyprian, Ernst Salomon: Der andere Theil nützlicher Uhrkunden zur Erläuterung der ersten Reformationsgeschichte. In: Der andere und letzte Theil zu Wilhelm Ernst Tentzels [. . .] Historischen Bericht vom Anfang und ersten Fortgang der Reformation Lutheri, hrsg. von Ernst Salomon Cyprian. Leipzig 1718. delius: urbanus von serralonga Delius, Walter: Urbanus von Serralonga und der Prozeß Luthers. In: Archiv für Reformationsgeschichte 52 (1961), S. 29–48. diplomataria et scriptores historiae germanicae 2 Diplomataria et scriptores historiae Germanicae medii aevi cum sigillis aeri incisis. Bd. 2, hrsg. von Christian Schöttgen und Georg Christoph Kreysig. Altenburg 1755. doctor martin ludders underricht Doctor Martin ludders Underricht an Kurfursten von Sachssen. disputation zu Leypszig belangent vnnd D. Eckius briue von der selbigen, hrsg. von Michael von Eck. Augsburg 1520 (VD16 L 6831). doelle: observanzbewegung Doelle, Ferdinand: Die Observanzbewegung in der sächsischen Franziskanerprovinz (Mittel- und Ostdeutschland) bis zum Generalkapitel von Parma 1529 (Reformationsgeschichtliche Studien und Texte 30/31). Münster 1918. doelle: reformationsgeschichtliches aus kursachsen Doelle, Ferdinand: Reformationsgeschichtliches aus Kursachsen. Vertreibung der Franziskaner aus Altenburg und Zwickau (Franziskanische Studien. Beiheft 15). Münster 1933. dokumente zur causa lutheri 1 Dokumente zur Causa Lutheri (1517–1521). Teil 1: Das Gutachten des Prierias und weitere Schriften gegen Luthers Ablaßthesen (1517–1518), hrsg. von Peter Fabisch und Erwin Iserloh (Corpus Catholicorum 41). Münster 1988. dokumente zur causa lutheri 2 Dokumente zur Causa Lutheri (1517–1521). Teil 2: Vom Augsburger Reichstag 1518 bis zum Wormser Edikt 1521, hrsg. von Peter Fabisch und Erwin Iserloh (Corpus Catholicorum 42). Münster 1991. droysen: verhandlungen des karl von miltitz Droysen, Johann Gustav: Zur Reformationsgeschichte. Die Verhandlungen des Karl von Miltitz 1520. In: Zeitschrift des Vereins für Thüringische Geschichte und Alterthumskunde 1 (1854), S. 170–177. eislebener lutherausgabe 1 Der Erste Theil Der Bücher / Schrifften / vnd Predigten des Ehrwirdigen Herrn / D. Martin Luthers deren viel weder in den Wittenbergischen noch Jhenischen Tomis zufinden / vnd doch von dem Tewern Man Gottes / zum teil zum Druck ausgangen / vnd sonst geschrieben vnd geprediget worden sind / jtzt nach ordenung der Jarzal / als vom M.D.XVI. bis in das M.D.XXIX. jar / dem Christlichen Leser zu allerley Lere vnd Trost / mit vleis zusamen getragen, hrsg. von Johann Aurifaber. Eisleben 1564 (VD16 L 3357).

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Quelleneditionen und Literatur

eko 1.1 Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts. Abteilung 1: Sachsen und Thüringen, nebst angrenzenden Gebieten. Erste Hälfte (Die Ordnungen Luthers. Die ernestinischen und albertinischen Gebiete), hrsg. von Emil Sehling. Leipzig 1902. erasmus briefe verdeutscht Erasmus von Rotterdam: Briefe. Verdeutscht von Walther Köhler, hrsg. von Walther Köhler (Sammlung Dieterich 2). Leipzig 1938. erbarmanschaft wettinischer lande Erbarmanschaft wettinischer Lande. Urkundliche Beiträge zur obersächsischen Landes- und Ortsgeschichte in Regesten vom 12. bis Mitte des 16. Jahrhunderts. Bd. 2: Die Mark Meißen, hrsg. von Richard Freiherr von Mansberg. Dresden 1904. ernestinische landtagsakten Ernestinische Landtagsakten. Bd. 1: Die Landtage von 1487–1532, bearb. von Carl August Hugo Burkhardt (Thüringische Geschichtsquellen. Neue Folge 5). Jena 1902. flugschriften der frühen reformationsbewegung Laube, Adolf: Flugschriften der frühen Reformationsbewegung (1518–1524). Bd. 1. Berlin 1983. fuldische frauenklöster Fuldische Frauenklöster in Thüringen. Regesten zur Geschichte der Klöster Allendorf, Kapellendorf und Zella / Rhön, bearb. von Johannes Mötsch (Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Thüringen. Große Reihe 5). Jena / München 1999. guasti: manoscritti Guasti, Cesare: I Manoscritti Torrigiani donati al R. Archivio centrale di Stato di Firenze. In: Archivio Storico Italiano. Terza Serie 26 (1877), S. 177–203. gümbel: degenhart von pfeffingen Gümbel, Albert: Der Kursächsische Kämmerer Degenhart von Pfeffingen, der Begleiter Dürers auf der „Marter der zehntausend Christen“ (Studien zur Deutschen Kunstgeschichte 238). Strassburg 1926. hasse: jakob seidlers ordnung Hasse, Hans-Peter: Jakob Seidlers Ordnung eines Gemeinen Kastens für Glashütte aus dem Jahre 1521. Zum Versuch einer reformatorischen Gemeindeordnung nach Wittenberger Vorbild im albertinischen Sachsen. In: Der Wahrheit Gottes verpflichtet. Theologische Beiträge aus dem Sprachenkonvikt Berlin für Rudolf Mau, hrsg. von Matthias Köckert. Berlin 1993, S. 76–97. heckel: manipulus Heckel, Johann Friedrich: Manipulus Primus Epistolarum Singularium, ab Heroibus Inclutis Ac Viris Illustribus, Celebribus Ac Claris ad Diversos diverso tempore scriptarum. Plauen 1695. hildesheimer stiftsfehde Die Hildesheimer Stiftsfehde (1519–1523), bearb. von Wilhelm Roßmann und Richard Doebner. Hildesheim 1908. israel: wittenberger universitätsarchiv Israel, Friedrich: Das Wittenberger Universitätsarchiv, seine Geschichte und seine Bestände. Nebst den Regesten der Urkunden des Allerheiligenstiftes und den Fundationsurkunden der Universität Wittenberg (Forschungen zur thüringisch-sächsischen Geschichte 4). Halle 1913.

Quelleneditionen und Literatur

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jenaer lutherausgabe dt. 1 Der erste Teil aller Bücher und Schrifften des theuren / seligen Mans Doct. Mart. Lutheri / vom XVII. jar an / bis auff das XXII. Jena 1555 (VD16 L 3323). jenaer lutherausgabe dt. 2 Der Ander Teil aller Buecher und Schrifften des theuren / seligen Mans Doct. Mart. Lutheri / vom XXII. Jar an / bis auff den Christlichen vnd seligen Abschied aus diesem Leben / des Hochlöblichen Herrn Fridrichen / Hertzogen und Churfuerst: zu Sachssen / im Meien des XXV. Jars. Jena 1555 (VD16 L 3324). jenaer lutherausgabe lat. i Tomus Primus Omnium Operum Reverendi Patris D. M[artini] L[utheri] quae vir Dei ab Anno XVII. usque ad Anni vicesimi aliquam partem, scripsit et edidit, quorum Catalogum in sine Tomi invennies. Jena 1556 (VD16 L 3422). jenaer lutherausgabe lat. ii Tomus Secundus Omnium Operum Reverendi Patris D. M[artini] L[utheri] quae vir Dei ab Anno XVII. usque ad Anni vicesimi aliquam partem, scripsit et edidit, quorum Catalogum in sine Tomi invennies. Jena 1557 (VD16 L 3424). jeremias: eilenburgische chronica Jeremias, Simon: Eilenburgische Chronica / Oder Beschreibung Der sehr alten Burg / Schlosses und Stadt Eilenburg / Nach dero Situation oder Lager / Benahmung / alten Einwohnern / Uhrsprung und Erbauung [...] Leipzig 1696. kalkoff: ablass Kalkoff, Paul: Ablass und Reliquienverehrung an der Schlosskirche zu Wittenberg unter Friedrich dem Weisen. Gotha 1907. kalkoff: depeschen Kalkoff, Paul: Die Depeschen des Nuntius Aleander vom Wormser Reichstage 1521. Halle ²1897. kalkoff: miltitziade Kalkoff, Paul: Die Miltitziade. Eine kritische Nachlese zur Geschichte des Ablaßstreites. Leipzig 1911. kalkoff: römischer prozess Kalkoff, Paul: Forschungen zu Luthers römischem Prozess (Bibliothek des Königlich Preußischen Historischen Instituts in Rom 2). Rom 1905. kalkoff: zu luthers römischem prozess Kalkoff, Paul: Zu Luthers römischem Prozess. In: Zeitschrift für Kirchengeschichte 25 (1904), S. 90–147, 273–290, 399–459, 503–603. kapp: kleine nachlese 1 Kapp, Johann Erhard: Kleine Nachlese einiger, größten Theils noch ungedruckter und sonderlich zur Erläuterung der Reformations-Geschichte nützlicher Urkunden. Teil 1. Leipzig 1727. kapp: kleine nachlese 2 Kapp, Johann Erhard: Kleine Nachlese einiger, größten Theils noch ungedruckten und sonderlich zur Erläuterung der ReformationsGeschichte nützlichen Urkunden. Teil 2. Leipzig 1727. kapp: kleine nachlese 3 Kapp, Johann Erhard: Kleine Nachlese einiger, größten Theils noch ungedruckten und sonderlich zur Erläuterung der ReformationsGeschichte nützlichen Urkunden. Teil 3. Leipzig 1730.

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Quelleneditionen und Literatur

kgk 1.2 Kritische Gesamtausgabe der Schriften und Briefe Andreas Bodensteins von Karlstadt. Bd. 1.2: 1518, hrsg. von Thomas Kaufmann (Quellen und Forschungen zur Reformationsgeschichte 90/2). Gütersloh 2017. kgk 2 Kritische Gesamtausgabe der Schriften und Briefe Andreas Bodensteins von Karlstadt. Bd. 2: Briefe und Schriften 1519, hrsg. von Thomas Kaufmann (Quellen und Forschungen zur Reformationsgeschichte 93). Gütersloh 2019. kgk 3 Kritische Gesamtausgabe der Schriften und Briefe Andreas Bodensteins von Karlstadt. Bd. 3: Briefe und Schriften 1520, hrsg. von Thomas Kaufmann (Quellen und Forschungen zur Reformationsgeschichte 95). Gütersloh 2020. kirn: friedrich der weise Kirn, Paul: Friedrich der Weise und die Kirche. Leipzig 1926 (ND Hildesheim 1972). köstlin: briefe vom kursächsischen hofe Köstlin, Julius: Briefe vom kursächsischen Hofe an A[nton] Tucher in Nürnberg aus den Jahren 1518–1523. In: Theologische Studien und Kritiken 55 (1882), S. 691–702. kolde: ältester bericht Kolde, Theodor: Ältester Bericht über die Zwickauer Propheten. In: Zeitschrift für Kirchengeschichte 5 (1882), S. 323–325. kolde: breve adrians Kolde, Theodor: Das zweite Breve Adrians an Friedrich den Weisen vom Jahre 1522. In: Kirchengeschichtliche Studien. Hermann Reuter zum 70. Geburtstag gewidmet, hrsg. von Theodor Brieger, Paul Tschackert und Theodor Kolde. Leipzig 1888, S. 202–227. kolde: deutsche augustiner-congregation Kolde, Theodor: Die deutsche Augustiner-Congregation und Johann von Staupitz. Ein Beitrag zur Ordens- und Reformationsgeschichte nach meistens ungedruckten Quellen. Gotha 1879. kolde: friedrich der weise Kolde, Theodor: Friedrich der Weise und die Anfänge der Reformation. Eine kirchenhistorische Skizze mit archivalischen Beilagen. Erlangen 1881. langenn: herzogin sidonie Langenn, Friedrich Albert von: Züge aus dem Familienleben der Herzogin Sidonie und ihrer fürstlichen Verwandten aus dem XV. und XVI. Jahrhundert (Mittheilungen des königlich sächsischen Alterthums-Vereins. Historischen Inhalts 1). Dresden 1852. liber decanorum facultatis theologicae Liber Decanorum Facultatis Theologicae Academiae Vitebergensis, hrsg. von Carl Eduard Förstemann. Leipzig 1838. löbe: mittheilungen Löbe, Julius: Mittheilungen über den Anfang und Fortgang der Reformation in Altenburg nach und in gleichzeitigen Acten, Briefen, Nachrichten. In: Mitteilungen der Geschichts- und Altertumsforschenden Gesellschaft des Osterlandes 6 (1866), S. 1–133, 469–527. löscher: reformations-acta Löscher, Valentin Ernst: Vollständige ReformationsActa und Documenta oder umständliche Vorstellung des Evangelischen ReformationsWercks, mit Einrückung der darzu dienlichen, theils noch nie gedruckten, Nachrichten, So daß dieses Werck zugleich vor Theologische Annales dienen kann. Leipzig 1720.

Quelleneditionen und Literatur

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luther, opera latina v Luther, Martin: Opera latina varii argumenti ad reformationis historiam imprimis pertinentia. Tomus V: Scripta a 1520 et 1521. Frankfurt am Main 1868. martin luther dokumente und Wirkens. Weimar 1983.

Martin Luther 1483–1546. Dokumente seines Lebens

mbw.t 1 Melanchthons Briefwechsel. Kritische und kommentierte Gesamtausgabe. Bd. T 1: Texte 1–254 (1514–1522), hrsg. von Heinz Scheible, bearb. von Richard Wetzel. Stuttgart-Bad Cannstatt 1991. mentz: johann friedrich 1 Johann Friedrich der Grossmütige 1503–1554. Teil 1: Johann Friedrich bis zu seinem Regierungsantritt 1503–1532, bearb. von Georg Mentz (Beiträge zur neueren Geschichte Thüringens 1.1). Jena 1903. müller: wittenberger bewegung Müller, Nikolaus: Die Wittenberger Bewegung 1521 und 1522. Die Vorgänge in und um Wittenberg während Luthers Wartburgaufenthalt. Leipzig ²1911. neues urkundenbuch zur kirchen-reformation Neues Urkundenbuch zur Geschichte der evangelischen Kirchen-Reformation. Bd. 1, hrsg. von Carl Eduard Förstemann. Hamburg 1842 (ND Hildesheim 1976). opusculum Contenta in hoc Opusculo. Axiomata Eras. Ro. pro causa Martini Lutheri. Friderichi Du: Sax: Electoris, datum Responsum legatis pon. Ro. Per Henricum priorem Gundensem scriptum. Oecolampadii iudicium. Viginti nobilium iuuenum Emsero indictum bellum. [Leipzig] [1521] (VD16 E 2055). pallas: allerheiligenstift Pallas, Karl: Urkunden, das Allerheiligenstift zu Wittenberg betreffend, 1522–1526. In: Archiv für Reformationsgeschichte 12 (1915), S. 1–46, 81–131. pallas: briefe und akten Pallas, Karl: Briefe und Akten zur Visitationsreise des Bischofs Johannes VII. von Meißen im Kurfürstentum Sachsen 1522. In: Archiv für Reformationsgeschichte 5 (1907/08), S. 217–312. pallas: reformationsversuch 1 Pallas, Karl: Der Reformationsversuch des Gabriel Didymus in Eilenburg und seine Folgen. 1522–1525. Neue urkundliche Nachrichten. In: Archiv für Reformationsgeschichte 9 (1911/12), S. 347–362. pallas: reformationsversuch 2 Pallas, Karl: Der Reformationsversuch des Gabriel Didymus in Eilenburg und seine Folgen. 1522–1525. Neue urkundliche Nachrichten. In: Archiv für Reformationsgeschichte 10 (1912/13), S. 51–69. pallas: versuche des bischofs adolf Pallas, Karl: Die Versuche des Bischofs Adolf von Merseburg, den kirchlichen Neuerungen innerhalb seiner Diözese entgegenzutreten, und das Verhalten des Kurfürsten Friedrichs d. W. und seines Bruders Herzogs Johann dazu. 1522–1525. In: Zeitschrift des Vereins für Kirchengeschichte der Provinz Sachsen 23 (1927), S. 1–54.

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Quelleneditionen und Literatur

petke: breve Petke, Wolfgang: Das Breve Leos X. an Georg Spalatin von 1518 über die Verleihung der Goldenen Rose an Friedrich den Weisen. In: Archiv für Kulturgeschichte 80 (1998), S. 67–104. pirckheimers briefwechsel 4 Willibald Pirckheimers Briefwechsel. Bd. 4, hrsg. von Helga Scheible. München 1997. redlich: cardinal albrecht Redlich, Paul: Cardinal Albrecht von Brandenburg und das Neue Stift zu Halle. 1520–1541. Mainz 1900. reformation in dokumenten Die Reformation in Dokumenten. Aus den Staatsarchiven Dresden und Weimar und aus dem Historischen Staatsarchiv Oranienbaum, hrsg. von Hans Eberhardt und Horst Schlechte. Weimar 1967. regesten domstiftsarchiv brandenburg 2 Regesten der Urkunden und Aufzeichnungen im Domstiftsarchiv Brandenburg. Teil 2: 1488–1519/1545, bearb. von Wolfgang Schößler (Veröffentlichungen des Brandenburgischen Landeshauptarchivs 54). Berlin 2009. reindell: wenzeslaus linck Reindell, Wilhelm: Doktor Wenzeslaus Linck aus Colditz 1483–1547. Bd. 1: Bis zur reformatorischen Thätigkeit in Altenburg. Marburg 1892. rta.jr 1 Deutsche Reichstagsakten unter Kaiser Karl V. Bd. 1, bearb. von August Kluckhohn (Deutsche Reichstagsakten. Jüngere Reihe 1). Gotha 1893. rta.jr 2 Deutsche Reichstagsakten unter Kaiser Karl V. Bd. 2, bearb. von Adolf Wrede (Deutsche Reichstagsakten. Jüngere Reihe 2). Gotha 1896 (ND Göttingen 1962). rta.jr 3 Deutsche Reichstagsakten unter Kaiser Karl V. Bd. 3, bearb. von Adolf Wrede (Deutsche Reichstagsakten. Jüngere Reihe 3). Gotha 1901 (ND Göttingen 1963). sammlung vermischter nachrichten 4 Sammlung vermischter Nachrichten zur Sächsischen Geschichte. Bd. 4. Chemnitz 1770. schilling: determinatio secunda Schilling, Johannes: Determinatio secunda almae facultatis Theologiae Parisiensis super Apologiam Philippi Melanchthonis pro Luthero scriptam. 1521. In: Lutheriana. Zum 500. Geburtstag Martin Luthers, hrsg. von Gerhard Hammer und Karl-Heinz zur Mühlen (Archiv zur Weimarer Ausgabe der Werke Martin Luthers 5). Köln / Wien 1984, S. 351–375. schneider: briefe burkards schenkens Schneider, Christian Wilhelm: Zehen Briefe Burkards Schenkens von Simau, Lektors der Theologie im Franziskanerkloster St. Nikolas zu Venedig, an den Kurfürsten zu Sachsen, Friederich III. und an Georg Spalatin [. . .] von d. J. 1516 bis 1524. In: Bibliothek der Kirchengeschichte 2 (1781), S. 1–90. schöppe: regesten und urkunden Schöppe, Karl: Regesten und Urkunden zur Geschichte Naumburgs im 16. Jahrhundert. In: Zeitschrift des Vereins für Thüringische Geschichte und Altertumskunde. Neue Folge 15 (1905), S. 335–354.

Quelleneditionen und Literatur

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schöttgen / kreysig: diplomatische nachlese 4 Schöttgen, Christian und Kreysig, Georg Christoph: Diplomatische und curieuse Nachlese der Historie von OberSachsen und angrentzenden Ländern. Bd. 4. Dresden / Leipzig 1731. schubert: vorgeschichte Schubert, Hans von: Die Vorgeschichte der Berufung Luthers auf den Reichstag zu Worms 1521. Heidelberg 1912. seckendorff: commentarius Seckendorff, Veit Ludwig von: Commentarius historicus et apologeticus de Lutheranismo. Leipzig ²1694. seidemann: beiträge zur reformationsgeschichte 1 Seidemann, Johann Karl: Die Reformationszeit in Sachsen von 1517 bis 1539. Mit Urkunden (Beiträge zur Reformationsgeschichte 1). Dresden 1846. seidemann: erläuterungen zur reformationsgeschichte Erläuterungen zur Reformationsgeschichte durch bisher unbekannte Urkunden, hrsg. von Johann Karl Seidemann. Dresden 1844. sommerfeldt: zu den briefen baumgarts Sommerfeldt, Gustav: Zu den Briefen Martin Baumgarts, 1522 bis 1544. In: Neues Archiv für sächsische Geschichte und Altertumskunde 41 (1920), S. 123–130. spengler: schriften 1 Lazarus Spengler: Schriften. Bd. 1: Schriften der Jahre 1509 bis Juni 1525, hrsg. von Berndt Hamm und Wolfgang Huber (Quellen und Forschungen zur Reformationsgeschichte 61). Gütersloh 1995. thma 3 Quellen zu Thomas Müntzer, bearb. von Wieland Held und Siegfried Hoyer (Thomas-Müntzer-Ausgabe. Kritische Gesamtausgabe 3). Leipzig 2004. trefftz: karlstadt und glitzsch Trefftz, Johannes: Mitteilungen. Karlstadt und Glitzsch. In: Archiv für Reformationsgeschichte 7/3 (1910), S. 348–350. ulmann: franz von sickingen Ulmann, Heinrich: Franz von Sickingen. Nach meistens ungedruckten Quellen. Leipzig 1872. ulrichs von hutten schriften 1 Ulrichs von Hutten Schriften. Bd. 1: Briefe von 1506 bis 1520, hrsg. von Eduard Böcking. Leipzig 1859. ulrichs von hutten schriften 2 Ulrichs von Hutten Schriften. Bd. 2: Briefe von 1521 bis 1725, hrsg. von Eduard Böcking. Leipzig 1859. unschuldige nachrichten 1715 Unschuldige Nachrichten von alten und neuen theologischen Sachen. Leipzig 1715. unschuldige nachrichten 1716 Unschuldige Nachrichten von alten und neuen theologischen Sachen. Leipzig 1716. urkundenbuch des klosters dobrilugk Urkundenbuch des Klosters Dobrilugk und seiner Besitzungen. Bd. 1: Textband, hrsg. von Rudolf Lehmann (Urkundenbuch zur Geschichte des Markgraftums Niederlausitz 5.1). Leipzig 1941.

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Quelleneditionen und Literatur

urkundenbuch des klosters pforte Urkundenbuch des Klosters Pforte. Bd. 2.2: 1501–1543, bearb. von Paul Boehme (Geschichtsquellen der Provinz Sachsen und angrenzender Gebiete 34.2). Halle 1915. urkundenbuch mansfeld Urkundenbuch der Klöster der Grafschaft Mansfeld, bearb. von Max Krühne (Geschichtsquellen der Provinz Sachsen und angrenzender Gebiete 20). Halle 1888. urkundenbuch stadt grimma Urkundenbuch der Stadt Grimma und des Klosters Nimbschen, hrsg. von Ludwig Schmidt (Codex diplomaticus Saxoniae regiae II/15). Leipzig 1895. urkundenbuch stadt jena 2 Urkundenbuch der Stadt Jena und ihrer geistlichen Anstalten. Bd. 2: 1406–1525, hrsg. von Ernst Devrient (Thüringische Geschichtsquellen. Neue Folge 3.2). Jena 1903. urkundenbuch stadt leipzig Urkundenbuch der Stadt Leipzig. Bd. 3, hrsg. von Joseph Förstemann (Codex diplomaticus Saxoniae regiae II/10). Leipzig 1894. urkundenbuch torgau 1902.

Urkundenbuch von Torgau, bearb. von Carl Knabe. Torgau

urkundenbuch universität wittenberg Urkundenbuch der Universität Wittenberg. Teil 1: 1502–1611, bearb. von Walter Friedensburg (Geschichtsquellen der Provinz Sachsen und des Freistaates Anhalt. Neue Reihe 3). Magdeburg 1926. veith: bibliotheca augustana Veith, Franciscus: Bibliotheca Augustana, complectens notitias varias de vita et scriptis eruditorum, quos augusta vindelica orbi literato vel dedit vel aluit, Alphabetum XII. Augsburg 1796. virck: nachtrag Virck, Hans: Nachtrag zu den Berichten des kursächsischen Rates Hans von der Planitz an das Reichsregiment. In: Zeitschrift für Kirchengeschichte 27 (1906), S. 203–205. w² 4 Dr. Martin Luthers Sämtliche Schriften. Bd. 4: Reformations-Schriften. Auslegung des Neuen Testaments (Fortsetzung.), hrsg. von Johann Georg Walch. St. Louis ²1892. w² 8 Dr. Martin Luthers Sämtliche Schriften. Bd. 8: Reformations-Schriften. Auslegung des Neuen Testaments (Fortsetzung.), hrsg. von Johann Georg Walch. St. Louis ²1892. w² 10 Dr. Martin Luthers Sämtliche Schriften. Bd. 10: Catechetische Schriften und Predigten, hrsg. von Johann Georg Walch. St. Louis ²1885. w² 11 Dr. Martin Luthers Sämtliche Schriften. Bd. 11: Der Kirchen-Postille Evangelien Theil, hrsg. von Johann Georg Walch. St. Louis ²1885. w² 15 Dr. Martin Luthers Sämtliche Schriften. Bd. 15: Reformations-Schriften. Erste Abtheilung. Zur Reformationshistorie gehörige Documente. A. Wider die Papisten. Aus den Jahren 1517 bis 1524, hrsg. von Johann Georg Walch. St. Louis ²1899. w² 18 Dr. Martin Luthers Sämtliche Schriften. Bd. 18: Reformations-Schriften. Streitigkeiten mit den Papisten, hrsg. von Johann Georg Walch. St. Louis ²1888.

Quelleneditionen und Literatur

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w² 21.1 Dr. Martin Luthers Sämtliche Schriften. Bd. 21.1: Dr. Luthers Briefe, hrsg. von Johann Georg Walch. St. Louis ²1903. wa 2 D. Martin Luthers Werke: Kritische Gesamtausgabe. Schriften. Bd. 2. Weimar 1884. wa 5 D. Martin Luthers Werke: Kritische Gesamtausgabe. Schriften. Bd. 5. Weimar 1892. wa 6 D. Martin Luthers Werke: Kritische Gesamtausgabe. Schriften. Bd. 6. Weimar 1888. wa 7 D. Martin Luthers Werke: Kritische Gesamtausgabe. Schriften. Bd. 7. Weimar 1897. wa 8 D. Martin Luthers Werke: Kritische Gesamtausgabe. Schriften. Bd. 8. Weimar 1889. wa 9 D. Martin Luthers Werke: Kritische Gesamtausgabe. Schriften. Bd. 9. Weimar 1893. wa 10/ii D. Martin Luthers Werke: Kritische Gesamtausgabe. Schriften. Bd. 10/II. Weimar 1907. wa 10/iii D. Martin Luthers Werke: Kritische Gesamtausgabe. Schriften. Bd. 10/III. Weimar 1905. wa.br 1 D. Martin Luthers Werke: Kritische Gesamtausgabe. Briefwechsel. Bd. 1: 1501–1520. Weimar 1930. wa.br 2 D. Martin Luthers Werke: Kritische Gesamtausgabe. Briefwechsel. Bd. 2: 1520–1522. Weimar 1931. wa.br 3 D. Martin Luthers Werke: Kritische Gesamtausgabe. Briefwechsel. Bd. 3: 1523–1525. Weimar 1933. wa.br 12 D. Martin Luthers Werke: Kritische Gesamtausgabe. Briefwechsel. Bd. 12: Nachträge. Weimar 1967. wa.br 13 D. Martin Luthers Werke: Kritische Gesamtausgabe. Briefwechsel. Bd. 13: Nachträge und Berichtigungen. Synoptische Tabelle. Weimar 1968. waltz: epistolae reformatorum Waltz, Otto: Epistolae Reformatorum. In: Zeitschrift für Kirchengeschichte 2 (1878), S. 117–188. westphal: korrespondenz Westphal, Sina: Die Korrespondenz zwischen Kurfürst Friedrich dem Weisen von Sachsen und der Reichsstadt Nürnberg. Analyse und Edition (Kieler Werkstücke. Reihe E: Beiträge zur Sozial- und Wirtschaftsgeschichte 10). Frankfurt am Main 2011. wittenberger lutherausgabe lat. i Tomus primus omnium operum reverendi domini Martini Lutheri, Doctoris Theologiae, continens scripta primi triennii ab eo tempore, quo primum controversia de Indulgentiis mota est, videlicet anno Christi MDXVII usque ad annum XX. Wittenberg 1545 (VD16 L 3413).

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Quelleneditionen und Literatur

wittenberger lutherausgabe lat. ii Tomus secundus omnium operum reverendi domini Martini Lutheri, Doctoris Theologiae, continens monumenta, quae de multis gravissimis controversiis ab anno XX usque ad XXVII annum edita sunt. Wittenberg 1546 (VD16 L 3414). wülcker / virck: planitz berichte Des kursächsischen Rathes Hans von der Planitz Berichte aus dem Reichsregiment in Nürnberg 1521–1523, hrsg. von Ernst Wülcker und Hans Virck (Schriften der königlich sächsischen Kommission für Geschichte 3). Leipzig 1899 (ND Hildesheim / New York 1979).

Quellenteil

Nr. 659

659 [Kf. Friedrich]: Stiftung

[erste Hälfte] 1518

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[erste Hälfte] 1518

[1] Die von [Kf. Friedrich] errichtete Stiftung von jeweils vier Messen am Mittwoch, Donnerstag, Sonnabend und Sonntag in der Allerheiligenstiftskirche zu Wittenberg soll durch vier neu zu bestellende Priester wie folgt gehalten werden: [2] Bestimmungen zur Durchführung der Messen und zu den Pflichten der Priester. [3] Bestimmungen zur Entlohnung der Priester mit jährlich je 15 Gulden und mit Präsenzgeldern. A LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. O 158, fol. 32r–35v (Reinschrift). B LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. O 222, fol. 2r–8v (Konzept, von Georg Spalatin). Bem. Zur Datierung vgl. Nr. 744.

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[1] Von den vier neuen priestern, auf den sontag, mitwoch, donerstag und sambstag in aller heyligen stiftkirchen alhie zcu Wittemberg zcugebrauchen, 1518. [2] Am sontag und donerstag lißet: Der erste auf sandt Mertens altar, der ander auf sandt Lorentzen altar, der dritte auf unßer lieben frauen altar, der vierde auf der heyligen drey konig altar. Am mitwoch lißet: Der erste auf sandt Mertins altar, der ander auf sandt Lorentzen altar, der dritte auf sandt Katheryn altar, der vierde auf sandt Sigmunds altar. Am sambstag lißet: Der erste auf sandt Katheryn altar, der ander auf sandt Sigmunds altar, der dritt auf sandt Annen altar, der vierde auf der heyligen aposteln altar. Die vier priester sollen alle suntag, so bald man frue nach den geczeytten unser lieben frauen das gesungen ambt von der heyligen dreyfaldickeyt anhebt, yn aller heyligen kirchen vorhanden seyn. Und wenn man das kyrieleyson untter der heyligen dreyfaldickeit ambt singet, soll der eyn priester außghen und seyn ambt der heyligen meß anheben zculeßen. Der ander priester soll außgeen, so bald man die epistel untter dem gesungen ambt von der heyligen dreyfaltikeyt anhebt. Der dritt priester soll unter dem evangelio des gesungen ambts von der heyligen dreyfaltickeyt außgeen. Der vierd priester soll untter der prefacion des gesungen ambts von der heyligen dreyfaltickeyt außgeen. Und wenn keyn groß fest auf den suntag zcur zceyt fellt, so sollen benante vier priester alle von der heyligen dreyfaltikeyt leßen und drey collecten nemen: Czum ersten de sancta trinitate, czum andern generalem pro omnibus fidelibus vivis et defunctis und die dritte de beatissima virgine. Wo aber auf den suntag der hochsten fest eyns kombt, sollen benante vier priester auch von dem fest leßen und abermals drey collecten nemen: Die erste de festo, die ander generalem pro omnibus fidelibus vivis et defunctis und die dritte von der heyligen dreyfaltikeyt. Alle mitwoch sollen die vier priester abermals vor dem anfang unser lieben frauen gesungen ambt in aller heyligen kirchen seyn und sich gleych wie am sontag mit dem außgeen halten: Der erst soll untter dem kyrieleison des gesungen ambts

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von unßer lieben frauen außgeen, der ander under der episteln, der dritte undter dem evangelio und der vierde undter der prefacion desselben gesungen ambts. Sie sollen auch alle vier von unßer lieben frauen, was man zcur zceyt heldet, leßen und drey collecten nemen: Die erste von unßer lieben frauen, die ander generalem pro omnibus fidelibus vivis et defunctis und die dritt de omnibus sanctis. So aber der hochsten fest eyns auf den mitwoch kem, sollen sie von dem fest leßen und drey collecten nemen: Die erste von dem feste, die ander generalem pro omnibus fidelibus vivis et defunctis und die dritte von unser lieben frauen. Alle donerstag sollen die vier priester abermals vor dem anfang des heyligen warleychnams messe in aller heyligen kirchen seyn und untter dem umbgang zcu dem ambt des heyligen warleychnams meß biß an die casel angeczogen, zcu nechst vor dem priester, der das ambt von dem heyligen warleychnam heldt, ye zcwen und zcwen miteynander mit brynnenden kertzen in iren henden geen. Und biß der ambthalder den segen vor dem anfang des heyligen warleychnams messe gibt vor des heyligen creutz altar knyen. Und nach dem segen miteynander in die sacristen geen. Und sich mit dem außgeen wie am sontag und mitwoch halten: Alßo das der erste untter dem kyrieleison außgee, der ander untter der episteln, der dritt untter dem evangelio und der vierd untter der prefacion. Sie sollen auch alle vier von dem heyligen warleychnam leßen und drey collecten nemen: Die erste von dem heyligen warleychnam, die ander generalem pro omnibus vivis et defunctis und die dritte de omnibus sanctis. So aber auf den donerstag der hochsten fest eyns fiel, ßo sollen sie von dem fest leßen und drey collecten nemen: Die erste de festo, die ander de corpore Christi und die dritt pro omnibus vivis et defunctis. Alle sambstag sollen die vier priester vor dem ende des gesungen ambts von unser lieben frauen in aller heyligen kirchen seyn und untter dem requiem, das die korknaben singen, und sunst untter dem monat gesungen requiem sich abermals mit irem außgeen wie am sontag, mitwoch und donnerstag teylen. Der erst soll außgheen untter dem kyrieleison, der ander untter der epistell, der dritt untter dem evangelium und der vierdt untter der prefacion. Sie sollen auch alle requiem leßen und drey collecten nemen: Die erste pro fundatoribus, die ander pro parentibus und die dritt pro omnibus fidelibus defunctis. Es sollen auch dieße vier priester zcur zceyt des eynigk werden, das ein wochen umb die andern eyner zcum ersten, andern, dritten oder viertten, unordnung und unfug zcuvormeyden, außgee. Weytter sollen die vier priester pflichtig seyn, an hernach vorczeychenten festen in aller heyligen kyrchen in der ersten und andern vesper bey dem umbgang und der homeß sein: Am heyligen christag, am heyligen ostertag, am fest der heyligthumb weysung, am heyligen pfingstag, an allen unßer lieben frauen festen, am fest aller lieben heyligen, am karfreytag, den osterabendt und vor der ostermetten

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bey den sechs besuchung des grabs¹, am fest der heyligen dreyfaltikeyt, am fest des heyligen warleychnams, am fest der kirchweyhung und an sandt Annentag. Benante vier priester sollen auch, so offt sie bey gedachten götlichen ambten und bey den procession der metten und vesper seynt, gleych den andern personen der kirchen korrock tragen. So aber das benant requiem wurd auf eyn freytag gesungen, wie dann geschiedt, wenn auf den sambstag oder sonabend eyn feyertag eynfelt, so sollen die vier priester ir vier messen am sambstag undter unser lieben frauen meß leßen, mit oben angeczeygter außteylung ym außgeen, und von dem fest leßen und drey collecten nemen: Die erste von fest, die ander pro omnibus fidelibus defunctis und die dritte de beatissima virgine. [3] Dafur sollen eyn itlicher priester funfftzehen gulden jerlichen haben, davon inen alle quatember yr geburender teyl gegeben werden. Weytter sollen sie auch die presentz von der besuchung des grabs haben. Und was man hinfur fur neue fest und memorien durch churfurstliche und furstliche darlegung wirt aufrichten, do sollen sie auch presentz von haben und darbey seyn.

660 2. Januar 1518 (Sonnabend nach Circumcisionis) Abt Johann und Konvent des Zisterzienserklosters Sittichenbach an Kf. Friedrich → Nr. 654 [1] Abt Johann und der Konvent des Zisterzienserklosters Sittichenbach bestätigen den Eingang eines Briefes [Nr. 654] von Kf. Friedrich. Darin forderte der Kf. vom Abt, den Untertanen des Klosters zu befehlen, gegenüber dem Schosser [Hans Zeiß] zu Allstedt Wiedergutmachung zu leisten und alles zu tun, um aus der Acht entlassen zu werden, damit der Schosser zu keinen weiteren Maßnahmen gegen die Leute des Klosters genötigt ist. [2] Der Abt gibt dagegen zu bedenken, dass der Schosser von Allstedt sowie einige Adlige und Älteste zugestehen, dass der Hirte von Mittelhausen im Gehölz des Klosters seine Herde zum Schaden des Klosters weiden ließ. Das Gehölz liegt in der Landwehr im Amt Allstedt, und das Dorf Mittelhausen darf sein Vieh darin weiden lassen, allerdings ohne die jungen Bäume des Klosters zu beschädigen. [3] Trotz mehrfacher Aufforderungen hat der Hirte mutwillig und mit Schaden seine Tiere im genannten Gehölz weiden lassen. Als er aber wieder über die Grenze in ihr Gehölz kam, ließ ihn der Abt festsetzen, um die Rechte klären zu lassen. [4] Das Waldstück liegt im Gebiet Hz. Georgs von Sachsen und steht unter der Gerichtsbarkeit des Klosters, wie die Begrenzung deutlich zeigt (vorreint unnd vorsteint). Deshalb können sie dem Schosser nicht gestatten, den Ort zu besichtigen. Abt und Konvent stimmen aber zu, dass Räte Kf. Friedrichs und Hz. Georgs das Gehölz inspizieren. Auf diese Weise sollen Eingriffe in ihre Rechte verhindert werden, die dem Kloster zum Nachteil gereichen. Die Beschlüsse der Räte wollen sie beachten. [5] Weil der Schosser [Hans Zeiß] dieses Entgegenkommen 659 ¹ Vgl. BAKFJ 1, Nr. 508.

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3. Januar 1518

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nicht berücksichtigt und über den Schultheißen die Acht verhängt hat, bitten sie den Kf. als einen grosmechtigen liebhaber der grechtigkeit, ihnen Glauben zu schenken und die Acht bis zu einer Besichtigung des Ortes aufzuheben. Ihre Klosteruntertanen sollen nicht unnötig beschwert werden. [6] Zettel: Abt und Konvent bitten den Kf., weiteren Klagen nicht zu glauben und auf ihre Bitte zu antworten. A Ed.

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Kk 1286, fol. 6r–8v, Zettel: 7rv (Ausfertigung). Urkundenbuch Mansfeld, S. 493, Nr. 218 (Regest).

661 Altenburg, 3. Januar 1518 (Sonntag nach des Heiligen Neuen Jahrstag) Kf. Friedrich an Amtmann [Hans von der Planitz] zu Grimma [1] Kf. Friedrich erinnert den Amtmann zu Grimma [Hans von der Planitz] an die Auseinandersetzung des Amts Grimma mit dem Benediktinerinnenkloster Geringswalde über die Obergerichtsbarkeit über das Dorf Zschannewitz. In dieser Sache sind zwar schon viele Schriften ausgetauscht worden, jedoch kam die Äbtissin [Katharina von Ulstetten] bisher der Auflage nicht nach, ihre Rechte vor dem Amtmann von Leisnig [Georg von Kitzscher] zu belegen. [2] Deshalb übte während der Abwesenheit von [Planitz] der Schosser zu Grimma [Friedrich Stumpfel] die Gerichtsrechte über Zschannewitz ordnungsgemäß aus. Da die Äbtissin nichts unternahm, griff die Frau von Schönburg¹ ein, später schrieb Ernst von Schönburg zu Glauchau und Waldenburg an Kf. Friedrich [Nr. 413], wie [Planitz] den übersendeten Unterlagen entnehmen kann. [3] Auf ein nochmaliges Schreiben Ernst von Schönburgs hat Kf. Friedrich geantwortet, dass die Äbtissin ihr Anliegen [Planitz] und anderen Verordneten vortragen und ihre Rechtsansprüche klären soll. Kf. Friedrich befiehlt [Planitz], die Äbtissin vorzuladen und in Anwesenheit von Ramsfelt von Staupitz, Gregor Groß und Melchior Thiel anzuhören. Die Ergebnisse der Anhörung soll [Planitz] mit den Rechtsansprüchen der Äbtissin sowie einem eigenen Bedenken, in dem er Vorschläge für das weitere Vorgehen unterbreitet, an den Kf. senden. A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Kk 491, fol. 4rv (Konzept).

662 Altenburg, 3. Januar 1518 (am Sonntag dem Achten des heiligen Apostels und Evangelisten Sankt Johannes) Konrad Gerhart, Johann von Haubitz und das Kapitel des Georgenstifts zu Altenburg: Quittung Dekan Konrad Gerhart, Senior und Scholaster Johann von Haubitz und das Kapitel des Georgenstifts zu Altenburg bestätigen, dass Hz. Johann am heutigen Tag 200 Gulden 661 ¹ Wahrscheinlich Anna von Schönburg, die Mutter des Ernst II. von Schönburg.

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Zinsgroschen für die Stiftung der Sieben Gezeiten vom Leiden und Sterben Christi und der Jungfrau Maria in ihrer Stiftskirche übergeben hat.¹ A

LATh – StA Altenburg, Landesregierung, 4251, fol. 71rv (Ausfertigung).

663 Papst Leo X. an Kf. Friedrich

Rom, 4. Januar 1518 (die IIII. Januarii 1517)

[1] Papst Leo X. teilt Kf. Friedrich mit, dass die Berichte vom Sieg der Türken über den [mamlukischen] Sultan von Ägypten [Tuman Bay], die er bisher als Gerüchte gedeutet hatte, nun durch schriftliche Nachrichten von verschiedenen Orten als wahr bestätigt wurden. Der Papst weiß nun, dass der Sultan nicht nur besiegt, sondern auch getötet wurde und dass dessen Gebiete unter türkische Oberhoheit gerieten. [2] Papst Leo X. mahnt eindringlich vor der Gefahr dieser Situation für die Christen, für die christlichen Herrscher und ihre Herrschaftsgebiete, zumal wenn die Türken Illyrien und Pannonien erobern oder mithilfe von Schiffen Italien angreifen. [3] Papst Leo X. fordert Kf. Friedrich auf, zur Verteidigung des Landes bereitzustehen. Friedrich soll, wenn er einen Vorschlag zur Verteidigung des christlichen Glaubens hat, diesen zügig zuerst dem Papst unterbreiten, damit der Papst den Vorschlag mit den anderen christlichen Fürsten besprechen kann. Zudem soll Kf. Friedrich bei Ks. Maximilian und anderen Personen seinen Einfluss nutzen, damit sie sich ebenfalls in der Angelegenheit engagieren. A LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. B 1584, fol. 11rv (Ausfertigung, Pergament, lateinisch). Bem. Datierung: Die päpstliche Kanzlei verwendete den Calculus Florentinus. Das Jahr 1518 ist sichergestellt durch die gleichzeitige Datierung nach dem 5. Pontifikatsjahr Papst Leos X.

664 Meißen, 6. Januar 1518 (am Tag der Heiligen Drei Könige) Johannes Hennig an Kf. Friedrich → Nr. 655 [1] Johannes Hennig, Dekan des Domstifts zu Meißen, hat das Schreiben des Kf. wegen des Rats der Stadt Liebenwerda erhalten [Nr. 655]. [2] Weil die kfl. Amtleute den Fall bereits verhandelt haben, hat er den Arrest gegen die Erben des [Heinrich] Bretzendorf aufgehoben. Er möchte nicht, dass sich jemand über seine Urteile beklagt. Die Gegenseite soll ihre Anliegen ebenfalls dem Kf. vortragen. A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Kk 845, fol. 2rv (Ausfertigung).

662 ¹ Am 14. Mai 1518 zahlte Georg Spalatin an Konrad Gerhart 60 Gulden für dieselbe Stiftung aus, die ihm Johann Riedesel im Auftrag Hz. Johanns übergeben hatte. Die gesiegelte Quittung befindet sich in: FB Gotha, Chart. A 378, fol. 83rv.

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7. Januar 1518

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665 Zwickau, 7. Januar 1518 (Donnerstag nach Trium regum) Kf. Friedrich und Hz. Johann: Verfügung [1] Kf. Friedrich und Hz. Johann erinnern an ihre Stiftung der Sieben Leiden Mariens für die Schlosskirche Torgau [vgl. Nr. 1]. [2] Sie verordnen für die Stiftung 350 Gulden jährlich aus den Einnahmen des Amts, des Geleits und der Stadt Torgau und bestimmen deren Verwendung. A Ed.

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LATh – HStA Weimar, Urkunden Staatsarchiv, 1518 Januar 7, unfol., 1 Bl. (Ausfertigung, Pergament, 2 Siegel). Urkundenbuch Torgau, S. 93, Nr. 230 (Regest mit Teiledition).

[1] Von gots gnaden wir Friderich, des Heyligen Romischen Reichs ertzmarsschalgk, churfurst etc. und Johans, gebrudere, herzogen zu Sachssen, lantgraven in Duringen und marggraven zu Meyssen bekennen fur uns und unser erben und thun kunt mit disem unserm brieve gein mennigklich. Nachdem wir aus verleyhong gotis des almechtigen uns miteinander vereinigt und eine stiftong in der kirchen auf unserm slosse zu Torgau auf ewig zeit aufzerichten, nemlich das allen tag dy gezeiten der hochgelobtn und allerkeuschten gebererin, der jungfrauen sand Marien, und etliche ambt der heyligen messen durch vier erliche priester, siebn chorschuler, under den einer custos sein sol, einen organisten und dreien knaben gesungen und gelesen werden sollen, inhalts und besagung einer sonderlichen stiftong, die wir derhalben aufgericht. [2] Damit abir nu dieselb unser stiftong unabbruchlich moige gehalten werden, so haben wir auf allen und ytzlichen unsern nutzongen, einkommen und jarrenten unsers ambts, gleyts und der stadt Torgau dreyhundert und funfzig reynische gulden, nemlich hundert funfzehen gulden von dem ambt, hundert zwenzig gulden vom gleyt und hundert funfzehen gulden von den jarrenten zu Torgau jerlich zu angezeigter unser stiftong verordent, dovon dan alle jar einem ydern priester dreyssig gulden, einem ytzlichen chorschuler zwenzig gulden, dem organisten funfundzwenzig gulden und einem knaben funfzehen reynisch gulden fur kost und loen sol gegeben werden. Und dy zwenzig gulden, so an solcher summa ubirbleiben, fur wachs, das man zu obberurten gezeiten und ambten verbrauchen wirdet, und zu ander notturft der kirchen verordent haben, das wir dan hiemit in kraft dyses briefs zu solcher stiftong verweisen und verordnen. Und bevelen daruf itzigen und zukonftigen unsern schossern, gleytzleuten und dem rate zu Torgau mit disem brieve ernstlich, das sy von allen und ytzlichen unsern nutzongen, einkommen und jarrenten dy obberurten dreyhundert und funfzig gulden reynisch ein yder seinen teyll wye angezeigt zu gnanter unser stiftong alle jar und eines ydern

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besondern halb uf sand Walpurgistag¹ und dy ander helffte auf sand Michelstag² geben und uberreichen und nu auf sand Walburgistag schirstkonftig mit der ersten tagzeit anfahen, des sol ir yder seins teyls in rechnong entnommen werden und geschiecht daran unser ernstliche meynong. Zu urkunde hat unser yder sein insiegell wissentlich an dysen brief hengen lassen.

666 Rom, 8. Januar 1518 (die VIII. Januarii 1517) Kardinalskollegium an Kf. Friedrich [1] Das Kardinalskollegium teilt Kf. Friedrich mit, dass Papst [Leo X.] durch zahlreiche Schreiben und Nachrichten davon überzeugt wurde, dass die Informationen vom Sieg des Sultans [des Osmanischen Reichs Selim I.] über den Sultan von Ägypten [Tuman Bay] wahr sind. Der Sultan von Ägypten wurde getötet und seine Gebiete unter türkische Herrschaft gestellt. [2] Die Kardinäle ermahnen in Anbetracht der großen Gefahr die christlichen Fürsten eindringlich, dass diese ihre Streitigkeiten beilegen und sich zur Verteidigung des Glaubens und christlicher Gebiete unter der Führung des Papstes zusammenfinden. Sie erbitten von Kf. Friedrich Ratschläge und fordern ihn auf, in der Angelegenheit tätig zu werden. Er soll an die christlichen Könige und Fürsten schreiben zugunsten eines heiligen und notwendigen Kreuzzuges (expeditio). A LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. B 1584, fol. 6rv+12rv (Ausfertigung, lateinisch). Bem. Zur Datierung vgl. Nr. 663.

667 [Altenburg], 9. Januar 1518 (Sonnabend nach Epiphanie domini) Dekan [Konrad Gerhart], Senior und Kapitel des Georgenstifts zu Altenburg an Hz. Johann Dekan [Konrad Gerhart], Senior und Kapitel des Georgenstifts zu Altenburg übersenden Hz. Johann auf dessen Wunsch die Bestätigung [Nr. 662] der hzl. Stiftung der Sieben Gezeiten vom Leiden und Sterben Christi und der Jungfrau Maria in ihrer Stiftskirche über 200 Gulden. Sie wollen den Hz. in ihren Andachten bedenken. A

LATh – StA Altenburg, Landesregierung, 4251, fol. 73rv (Ausfertigung).

665 ¹ 1. Mai. ² 29. September.

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13. Januar 1518

Nr. 668

668 Altenburg, 13. Januar 1518 (am XIII. Tag des Jenners) Dekan [Konrad Gerhart], Senior und Kapitel des Georgenstifts zu Altenburg an Kf. [Friedrich] [1] Dekan [Konrad Gerhart], Senior und Kapitel des Georgenstifts zu Altenburg erinnern Kf. [Friedrich] daran, dass er mit hohem finanziellen Aufwand und sonstiger Unterstützung zur Steigerung des gottesdienstlichen Lebens ihrer Kirche die Stiftung der Sieben Gezeiten vom Leiden und Sterben Christi und der Jungfrau Maria gefördert hat. [2] Mit allem, was der Stiftung dient, wollen sie sich an den Kf. wenden. Deshalb informieren sie ihn über die Auseinandersetzungen mit den Testamentsvollstreckern des verstorbenen Pfarrers von Bornshain, der 100 Gulden bei dem inzwischen auch verstorbenen Bf. [Johann III.] von Naumburg hinterlegt hat. Das Geld liegt ihrer Ansicht nach, die von Fabian von Feilitzsch bestätigt wird, noch dort. Da Kf. [Friedrich] ein gutes Verhältnis zu dem neuen Bf. [Philipp] von Naumburg hat, bitten ihn die Vertreter des Georgenstifts, sich bei [Philipp] bei Gelegenheit dafür einzusetzen, dass das Geld an ihr Stift für die erwähnte neue Stiftung ausgezahlt wird. Zur Begründung führen sie an, dass der Pfarrer von Bornshain ein Lehnsträger ihres Stifts war. [3] Weiterhin erinnern Dekan, Senior und Kapitel des Georgenstifts den Kf. an die Stiftung einer hölzernen Annenkapelle im kfl. Wald vor etwa zwei Jahren durch einen kfl. Förster. Darin wurde auf der Grundlage einer Bestätigung des Bf. von Naumburg bisher Messe gelesen. Sie schlagen nun vor, diese Kapelle zu der neuen Stiftung in ihrer Stiftskirche zu ziehen. Möglicherweise kann dadurch Wachs gekauft oder ein weiterer Priester unterhalten werden. [4] Sie bitten Kf. [Friedrich], mit dem Bf. von Naumburg über diese Kapelle zu verhandeln, deren Stiftungsvermögen in ihre neue Stiftung eingegliedert werden könnte, weil die Kapelle auf kfl. Grund und Boden steht und die Eingliederung keine Probleme nach sich zieht. Sie vertrauen darauf, dass so die Stiftung wächst und dem ganzen Bistum zugute kommt. Im Gegenzug bieten sie an, sich um die Baulast und die Gottesdienste der Kapelle zu kümmern, wenn sie auch weiterhin von den Menschen besucht wird. Es ist zu befürchten, dass diese Kapelle sonst wieder zugrunde geht. Sie danken dem Kf. für seine Unterstützung und unterstellen sich seiner weiteren Fürsorge. Sie hoffen, dass der Kf. sich zugunsten der neuen Stiftung beim Bf. durchsetzt. A

LATh – StA Altenburg, Landesregierung, 4251, fol. 74r–75v (Abschrift).

669 Saint-Mihiel, 13. Januar 1518 (octavo die Epiphanie) Joachim von Maltzan an Kf. Friedrich [1] Joachim von Maltzan erinnert Kf. Friedrich an dessen Bitte um Übersendung von Reliquien, die Friedrich durch Vermittlung des Kanzlers [Antoine Duprat] an Kg. [Franz I.] von Frankreich richtete [Nr. 543]. Der Kg. versprach, Friedrich die Reliquien mit einem Gesandten zu schicken [Nr. 643]. [2] Der französische Kg. hat nun einige Reliquien, unter anderem je eine Partikel des hl. Martin und der hl. Maria Magdalena, in goldene Reliquiare fassen lassen und Maltzan beauftragt, diese an Friedrich als Geschenk zu übergeben.

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Maltzan hofft, am 9. oder 10. Februar in Erfurt einzutreffen, und bittet Kf. Friedrich, ihm dann einen Treffpunkt für die Übergabe mitzuteilen. [3] Maltzan unterrichtet Friedrich über die Pläne des Hz. von Lüneburg [Heinrich der Mittlere von Braunschweig-Lüneburg] zur Verheiratung seines Sohnes Hz. Otto mit einer Angehörigen des französischen Königshauses sowie für die Versorgung seines anderen Sohnes Hz. Ernst mit einem Dienst am französischen Hof. [4] Zettel: Maltzan betont, dass niemand denken soll, er sei aus anderen Gründen als den genannten vom französischen Kg. geschickt worden, auch wenn er hofft, Angelegenheiten verhandeln zu können, mit denen Friedrich zufrieden sein wird.¹ → 679 A Ed.

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. C 366, fol. 34r–36v, Zettel: 35r (Ausfertigung, eigh., zu eigenen Händen). RTA.JR 1, S. 49 Anm. 1, S. 50 Anm. 2 (Regest mit Teiledition).

670 Torgau, 15. Januar 1518 (Freitag nach Sancti Erhardi) Kf. Friedrich an Johannes Hennig [1] Kf. Friedrich teilt Johannes Hennig, Dekan des Domstifts zu Meißen, mit, dass sich die Bürger zu Torgau Peter Reppisch und Ewald Hesler wegen einer geistlichen beschwerung durch den Offizial des Domstifts [Georg von Rotschitz] an ihn gewandt haben, wie aus beiliegendem Bittschreiben zu ersehen ist. [2] Kf. Friedrich kennt die Ursachen für die vermeintliche Beschwerung nicht. Deshalb weist er auch im Namen seines Bruders, Hz. Johann, den Dekan an, den Offizial zu veranlassen, die Beschwerung fallenzulassen. Sollte diese jedoch rechtmäßig sein, soll Hennig dies dem Kf. belegen. A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Kk 843, fol. 1rv (Konzept).

671 Wittenberg, 2. Februar 1518 (am Tag Purificationis Marie virginis) [Kf. Friedrich] an Bf. [Hieronymus] von Brandenburg [1] [Kf. Friedrich] informiert Bf. [Hieronymus] von Brandenburg über ein Schreiben des Amtmanns zu Belzig Georg von Zschaderitz. Dieser teilte dem [Kf.] mit, dass sich die Vorsteher der Annenkirche in Kuhlowitz wegen des Banns beschwert haben. Die Beschwerdeschrift liegt bei. Ebenso wandte sich auch Hans von Ziesar wegen der Beschwerungen durch den Bf. und seinen Vikar an den [Kf.] und bat um Unterstützung. 669 ¹ In einem undatierten Schreiben Joachims von Maltzan an Kf. Friedrich [zwischen 13. und 22. Februar 1518] teilte Maltzan mit, dass er einige Dinge bereits mit Fabian von Feilitzsch besprochen hat. Wenn jedoch ein persönliches Treffen mit Friedrich zustande gekommen wäre, hätte der Kf. gemerkt, dass Maltzan nicht ohne Grund vom französischen Kg. geschickt wurde. Maltzan hoffte auf weitere Verhandlungen mit dem Kf. (LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. C 366, fol. 37r, Ausfertigung, teilweise ediert in: RTA.JR 1, S. 50 Anm. 5).

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6. Februar 1518

Nr. 672

[2] Bf. [Hieronymus] weiß von den Verhandlungen ihrer beiderseitigen Räte wegen dieser Angelegenheit in Belzig. Da sich die Räte nicht gütlich einigen konnten, wurde vereinbart, ein Gerichtsurteil einzuholen, an dessen Weisungen sich Hans von Ziesar und die Vorsteher halten sollen. [Kf. Friedrich] ging davon aus, dass weder Hans von Ziesar noch die Vorsteher der Annenkirche in Kuhlowitz vom Bf. oder seinem Vikar weiter mit dem Bann belegt werden. [3] [Kf. Friedrich] bittet daher, den Bann zu lösen. Geschieht das nicht, so ist der [Kf.] gezwungen, seinen Untertanen auf anderen Wegen zu ihrem Recht zu verhelfen.¹ → 672 A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. B 1103, fol. 14rv (Konzept).

672 Ziesar, 6. Februar 1518 (Sonnabend Dorothee virginis) Bf. Hieronymus von Brandenburg an Kf. Friedrich → 671 [1] Bf. Hieronymus von Brandenburg hat das Schreiben [Nr. 671] Kf. Friedrichs wegen Hans von Ziesar am 4. Februar empfangen. Dem Schreiben des Kf. waren etliche Beschwerdezettel der Kirchväter von Kuhlowitz beigelegt. [2] Der Bf. ist unverschuldet in den Streit geraten und hat dies dem Kf. und seinen Räten mehrfach schriftlich und mündlich mitgeteilt in der Hoffnung, damit nicht das Missfallen oder die Ungnade des Kf. zu erregen. [3] Bf. Hieronymus und seinem Stift entstehen immer mehr Probleme aus diesem Streit mit den kfl. Untertanen, die sie bisher mit Rücksicht auf den Kf. ertragen haben. Daher bittet Bf. Hieronymus, dass der Kf. einen Tag bestimmt, an dem er den Bf. persönlich in dieser Sache anhört. → 674 A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. B 1103, fol. 15rv (Ausfertigung).

673 Bosau, 10. Februar 1518 (Mittwoch Scholastice) Abt [Jodokus Scharf] und Konvent des Benediktinerklosters Bosau an Kf. Friedrich [1] Abt [Jodokus Scharf] und der Konvent des Benediktinerklosters Bosau teilen Kf. Friedrich mit, dass Bf. [Philipp] von Freising und Naumburg sie auf ihr Bittschreiben hin aufgefordert hat, sich erneut mit ihren Anliegen an den Kf. zu wenden, wenn dieser in Altenburg ist.¹ [2] Sie bitten den Kf. nochmals, ihnen das Holz, das ihnen aufgrund einer Stiftung von Friedrichs Vorfahren zusteht, zur Erhaltung ihres Klosterhofs in dem 671 ¹ Die Auseinandersetzungen dauerten bereits Jahre an, vgl. BAKFJ 1. 673 ¹ Der Akte liegt eine Notiz aus der kfl. Kanzlei vom 26. Januar 1518 bei, die den Inhalt eines Schreibens an Bf. [Philipp] von Freising und Naumburg zusammenfasst (vgl. LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Kk 87, fol. 7r, Konzept, und fol. 8r, Abschrift).

Nr. 674

12. Februar 1518

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Dorf Roda zukommen zu lassen. [3] Im Hinblick auf die Angelegenheit des Caspar von Zschieren zu Ehrenberg und des Georg von der Gabelentz bitten sie den Kf., einen Termin für eine Anhörung anzusetzen.² Sie unterstellen sich seinem Schutz. A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Kk 87, fol. 6rv (Ausfertigung).

674 Altenburg, 12. Februar 1518 (Freitag nach Apollonie) Kf. Friedrich an Bf. [Hieronymus] von Brandenburg → 672 [1] Kf. Friedrich hat die Antwort [Nr. 672] von Bf. [Hieronymus] von Brandenburg auf sein Schreiben [Nr. 671], verbunden mit der Bitte um eine persönliche Anhörung, empfangen. [2] Der Kf. hatte den Bf. auf ein Treffen ihrer beider Räte in Belzig und die dort gefassten Beschlüsse hingewiesen, die Friedrich für gerecht hält. Bf. [Hieronymus] soll selbst überlegen, was angemessen ist und entsprechend handeln, so dass sich die Untertanen des Kf. nicht weiter über unrechtmäßige Beschwerungen durch den Bf. beklagen müssen. [3] Wegen der momentan grassierenden Seuchen und verschiedener Verpflichtungen kann Kf. Friedrich keinen Verhandlungstag ansetzen. Will der Bf. ihm etwas mitteilen, soll er es schriftlich (in schrifften zu unsern handen) machen. Der Kf. wird ihm nach Gelegenheit antworten. A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. B 1103, fol. 16r–17v (Konzept).

675 [Wittenberg], 15. Februar 1518 (quinta decima Februarii) Martin Luther an Georg Spalatin [1] Martin Luther bittet Georg Spalatin, dem Kf. seinen Dank für das Wildbret zu übermitteln, das Kf. [Friedrich] den neuen Magistern [der Universität Wittenberg] übersandte. [2] Luther antwortet auf zwei Fragen Spalatins,¹ zum einen nach der Absicht (intentio), die jemand haben sollte, der opfert oder gute Werke vollbringt, zum anderen nach der Wirkung des Ablasses. Luther hebt demgegenüber die Bedeutung der Almosen hervor. 673 ² Am 20. März 1518 schrieb Fabian von Feilitzsch an Kf. Friedrich, dass der Abt des Benediktinerklosters Bosau in der Streitsache mit Caspar von Zschieren und Dietrich von Breitenbach am heutigen Tag vorgeladen wurde. Während der Abt und Breitenbach erschienen, blieb Zschieren ohne triftige Gründe fern. Daher wurde die Angelegenheit nun an den Amtmann [Sebastian von Kötteritzsch zu Altenburg] übergeben (LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Gg 980b, fol. 8r–11v). 675 ¹ Georg Spalatin hatte dieselben Fragen auch an Andreas Karlstadt gerichtet. In seiner Antwort vom 5. Februar 1518 verwies dieser u. a. auf seinen Augustinkommentar, für dessen Drucklegung er eine Unterstützung von Kf. Friedrich in Höhe von 30 Gulden erbat (KGK 1.2, S. 737–742, Nr. 69).

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16. Februar 1518

Nr. 676

[3] Luther teilt Spalatin mit, dass seine Gegner behaupten, er handele im Auftrag Kf. [Friedrichs] und sei von ihm zu Missgunst gegenüber Ebf. [Albrecht] von Magdeburg angestiftet worden. Er bedauert sehr, dass der Kf. seinetwegen in Verdacht gerät und er Anlass zu Unfrieden zwischen den beiden Fürsten bietet. [4] Luther ist einverstanden, dass der Kf. ihn zu einer Disputation oder einem Prozess schickt, wenn ihm Geleit gewährt wird.² [Friedrich] soll nicht in Luthers Angelegenheiten hineingezogen werden. Luther bezieht sich auf Johannes Reuchlin,³ der belangt wurde, während Luther nicht beachtet wird, weil seine Gegner erkennen, dass sie ihn nicht überwinden können. A Ed.

LASA Dessau, Z 8, Nr. 9, fol. 1rv (Ausfertigung, eigh., lateinisch). WA.Br 1, S. 144–147, Nr. 59 (Volltext); W² 15, Sp. 2381–2385, Nr. 4 (Volltext, Übersetzung).

676 Nürnberg, 16. Februar 1518 (Eritag nach Valentini) Ältere Herren des Rats der Stadt Nürnberg an Kf. Friedrich [1] Die Älteren Herren des Rats der Stadt Nürnberg¹ teilen Kf. Friedrich mit, dass ihnen die Kinder und die Verwandten ihres verstorbenen Ratsschreibers Georg Spengler von einem Befehl Papst [Leos X.] an den Provinzial [Hermann Rabe] der Dominikanerprovinz Saxonia berichtet haben. Der Papst wies den Provinzial an, die Tochter des Ratsschreibers, Martha Spengler, die vor etlichen Jahren in das Dominikanerinnenkloster Weida geschickt wurde, in das Dominikanerinnenkloster Engelthal zu versetzen [vgl. Nr. 656 und Nr. 658]. [2] Obwohl [Hermann Rabe] dem Papst zum Gehorsam verpflichtet ist, hat er bisher den Befehl nicht befolgt, unter Bezug auf Kf. Friedrich als Landesfürsten und Schutzherrn des Klosters Weida. Daher hat Martha Spengler die Älteren Herren um ein Unterstützungsschreiben an Kf. Friedrich gebeten. [3] Die Älteren Herren sind Martha Spengler wohlgesonnen. Außerdem halten sie es für wichtig, in das Kloster Engelthal, in dem die Durchsetzung der Reform problematisch verläuft, eine fromme Person, die aus einer Nürnberger Familie stammt und in die sie daher besonderes Vertrauen legen, zu

675 ² Ähnliche Aussagen finden sich in Martin Luthers Brief an Georg Spalatin vom 22. Februar 1518. Luther betonte hier, dass ihm das Gerücht, Kf. [Friedrich] habe seine Thesen veranlasst, nichts ausmacht und er nur Angst hat, dass zwischen den Fürsten Feindschaft entsteht. Er befürchtete ein Vorgehen des Kf. [Joachim] von Brandenburg. Außerdem antwortete Luther auf die Frage Spalatins zum Nutzen der Dialektik für die Theologen, den er strikt verneinte und die Dialektik in der Theologie sogar als schädlich bezeichnete (WA.Br 1, S. 149–151, Nr. 61, lateinisch, übersetzt in: W² 15, Sp. 2399–2402, Nr. 10, beide mit Auflösung der Datierung „die S. Petro Sacro“ mit 22. Februar, dieser Datierung wird hier gefolgt). ³ Zum Streit Johannes Reuchlins mit dem Dominikanerorden vgl. BAKFJ 1, Nr. 89, Nr. 93 und Nr. 154. 676 ¹ Die sieben Älteren Herren bildeten einen Ausschuss innerhalb des Nürnberger Stadtrats und stellten die eigentliche Exekutive dar.

Nr. 677

16. Februar 1518

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schicken. Daher bitten sie Kf. Friedrich, die Versetzung zu bewilligen und den Provinzial nicht an der Ausübung seines Befehls zu hindern. A Ed.

StA Nürnberg, Reichsstadt Nürnberg, Ratskanzlei, Briefbücher Nr. 77, fol. 212rv (Abschrift). Westphal: Korrespondenz, S. 483f., Nr. 303 (Volltext).

677 Nürnberg, 16. Februar 1518 (Eritag nach Valentini) Anton Tucher an Kf. Friedrich [1] Anton Tucher hat das Schreiben Kf. Friedrichs wegen der Hinterlegung der 120 Gulden für das Reichskammergericht erhalten und etliche an Johann Renner gerichtete Briefe an den ksl. Hof weitergeleitet. Er hat die 120 Gulden für Friedrich besorgt und hinterlegt, der Kf. kann eine Quittung bekommen. [2] Tucher unterstützt die Bitte [Nr. 676] der Älteren Herren des Rats der Stadt Nürnberg, die sie an den Kf. wegen der Nonne Martha Spengler gerichtet haben. Er setzt sich für die Familie der Nonne ein, weil ihr Vater [Georg Spengler] jahrelang Ratsschreiber in Nürnberg war und Tucher mit ihnen verwandtschaftlich verbunden ist. Die Familie hofft, dass die Vermittlung Tuchers bei Kf. Friedrich erfolgreich ist und Martha Spengler entsprechend dem Befehl Papst [Leos X.] versetzt wird. [3] Tucher bittet, dass der Kf. sich gnädig gegenüber ihm und der Familie Spengler erzeigt. Der Provinzial [Hermann Rabe] der Dominikanerprovinz Saxonia kann Martha Spengler durch eine andere reformierte Nonne ersetzen und so die Belastung durch ihren Weggang gering halten. A Ed.

StA Nürnberg, Reichsstadt Nürnberg, Ratskanzlei, Briefbücher Nr. 77, fol. 212v–213r (Abschrift). Westphal: Korrespondenz, S. 484f., Nr. 304 (Volltext).

678 Augsburg, 20. Februar 1518 (am zwanzigsten Tag des Monats Februar) Ks. Maximilian an Kf. Friedrich [1] Ks. Maximilian informiert Kf. Friedrich als seinen Rat und Statthalter darüber, dass er Philipp, Bf. von Freising und Administrator des Bistums Naumburg, die Regalien, Lehen und weltlichen Güter (weltligkeit) des Stifts Naumburg schriftlich verliehen hat. [2] Der Ks. beauftragt Kf. Friedrich, an seiner Stelle den Lehnseid von Bf. Philipp bis zum 18. April einzuholen. Der Bf. soll dem Ks. und dem Reich Treue und Gehorsam schwören sowie dasjenige leisten, wozu er als geistlicher Reichsfürst dem römischen Kaiser als seinem Lehnsherrn verpflichtet ist. Friedrich soll berichten, ob der Eid abgelegt wurde oder nicht. A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. B 1005, fol. 22rv (Abschrift).

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22. Februar 1518

Nr. 679

679 Altenburg, 22. Februar 1518 (Montag nach Invocavit) Kf. Friedrich an Joachim von Maltzan → 669 [1] Kf. Friedrich erinnert Joachim von Maltzan an dessen Brief [Nr. 669], in dem Maltzan ihm mitteilte, dass er von Kg. [Franz I.] von Frankreich beauftragt wurde, Friedrich etliche Reliquien zu überbringen. Friedrich entsandte daraufhin Fabian von Feilitzsch, der Maltzan die Meinung Friedrichs zur Überbringung der Reliquien mitteilte. [2] Dem Bericht Feilitzschs hat Friedrich entnommen, dass Maltzan persönlich den Kf. aufsuchen will. Friedrich fordert Maltzan daher auf, am 4. März zunächst von seinem Aufenthaltsort Berlin nach Jüterbog und am Folgetag nach Schweinitz zu reisen, von wo aus der Kf. ihn zu sich holen wird.¹ A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. C 366, fol. 42r (Konzept).

680 22. Februar 1518 (Montag Cathedra Petri) Martin Leubel an Kf. Friedrich und Hz. Johann [1] Martin Leubel, Bürger zu Leipzig, erinnert Kf. Friedrich und Hz. Johann an seine bisherigen Wohltaten, die der Stadt Jena zugute gekommen sind. Entsprechend wollte er auch die Kirche St. Michael durch den Bau einer steinernen Empore für die Nonnen des Zisterzienserinnenklosters fördern. Bisher verrichten die Nonnen ihre Stundengebete und Gottesdienste auf einem hölzernen Chor, der jedoch nicht feuersicher ist und den Kirchenraum verstellt, wie Kf. Friedrich und Hz. Johann selbst gesehen haben. Mit Kenntnis und Empfehlung des Schossers [Sebastian Wöllner], des Rats der Stadt Jena und anderer Sachverständiger sowie auf Bitten und mit Einverständnis der Nonnen hat Leubel zu seiner Seelen Seligkeit den Steinmetzmeister Hieronymus aus Jena mit dem Bau beauftragt. Dafür hat er ihm bereits eine Anzahlung geleistet. [2] Als Leubel heute auf eigene Kosten von Leipzig nach Jena in der Erwartung gekommen ist, dass die Steine für das Gewölbe seiner Forderung entsprechend fertig zugehauen sind und der Bau vorbereitet ist, damit bei besserem Wetter umso schneller weitergearbeitet werden kann, hat er festgestellt, dass der Steinmetz die Arbeit sehr nachlässig angeht und unter anderem im Verzug mit dem Behauen der Steine ist. [3] Wenn dieser Bau dem Kf. und dem Hz. nicht entgegen ist, bittet Leubel sie, dass sie in Jena befehlen, den Bau schleunigst fortzusetzen und was dafür nötig ist zu unternehmen. Was Leubel tun kann, will er gern erfüllen.

679 ¹ Der Akte liegt eine Notiz des Fabian von Feilitzsch vom 13. Februar 1518 bei, in der er vermerkte, dass Joachim von Maltzan die Nachricht Kf. Friedrichs in Berlin abwarten will, um sich nach deren Erhalt an den angegebenen Ort zum Kf. zu begeben und die Aufträge des Kg. [Franz I.] von Frankreich auszuführen (LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. C 366, fol. 41r, Konzept). Am 26. Februar bestätigte Joachim von Maltzan Ort und Tag des Treffens mit Kf. Friedrich (ebd., fol. 43rv, Ausfertigung).

Nr. 681

24. Februar 1518

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A LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Kk 701, fol. 1rv+3v (Ausfertigung). Ed. Urkundenbuch Stadt Jena 2, S. 459f., Nr. 1208 (Volltext). Bem. Das Schreiben wurde durch Degenhart Pfeffinger, den Leubel darum gebeten hatte, an Kf. Friedrich und Hz. Johann weitergeleitet (vgl. LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Kk 701, fol. 2rv).

681 Wittenberg, 24. Februar 1518 (am Tag Matthie apostoli) Propst Henning [Göde], Dekan [Lorenz Schlamau] und Kapitel des Allerheiligenstifts zu Wittenberg an Kf. Friedrich [1] Propst, Dekan und Kapitel des Allerheiligenstifts zu Wittenberg haben das Schreiben Kf. Friedrichs vom 9. Februar mit beigelegten Abschriften von Briefen Hz. Georgs von Sachsen erhalten. Inhalt der Schreiben Hz. Georgs war ein Schuldbrief des Kard. Melchior [von Meckau], Bf. von Brixen, den er beim Allerheiligenstift zu treuen Händen hinterlegte. [2] Nach dem Tod des Kard. [1509] wandte sich dessen Erbe Helfrich von Meckau an den Kf. und teilte ihm mit, dass er seinen Verwandten Heinrich von Könneritz bevollmächtigt hat, den Schuldbrief zurückzuholen. Der Kf. wies daraufhin die Stiftsherren an, den Brief gegen Quittung an Könneritz zu übergeben. [3] Die Stiftsherren befürchteten jedoch Unkosten, da Kard. Melchior Testamentsvollstrecker in Rom hatte und im Allgemeinen die Päpste an den hinterlassenen Gütern der Kardinäle interessiert sind. Da die Stiftsherren zudem das Mandat des Helfrich von Meckau als nicht rechtskräftig ansahen, teilten sie nach einigen Auseinandersetzungen Heinrich von Könneritz mit, dass sie den Schuldbrief an den Kf. senden wollen, was durch ihren Propst Henning [Göde] umgesetzt wurde. Sie verwiesen Könneritz an die kfl. Kanzlei, dieser reiste nach dem 18. Januar 1512 aus Wittenberg ab. Über den weiteren Verbleib des Schuldbriefs wissen die Stiftsherren nichts. Wegen des Baus der Präpositur zu Meißen liegen jedoch Briefe des Helfrich von Meckau und des Heinrich von Könneritz in der Angelegenheit bei ihnen. [4] Zettel: Die Stiftsherren schicken Kf. Friedrich Abschriften der noch bei ihnen befindlichen Schreiben.¹ A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Kk 1381, fol. 1r–2v, Zettel: 5r (Ausfertigung).

681 ¹ Der Akte liegen Abschriften von folgenden vier Schriftstücken bei: Ein undatierter Brief [um 18. Januar 1512] des Heinrich von Könneritz an Kf. Friedrich, in dem er aus seiner Sicht den Vorgang um die von den Stiftsherren verweigerte Herausgabe des Schuldbriefes schilderte und den Kf. um Unterstützung bat (LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Kk 1381, fol. 3rv); ein Schreiben Kf. Friedrichs an die Stiftsherren des Allerheiligenstifts vom 19. Januar 1512 mit der Aufforderung, Könneritz den Schuldbrief auszuhändigen (ebd., fol. 4r); ein Brief Helfrich von Meckaus an die Stiftsherren vom 21. Januar 1513, in dem er seine Aufforderung um Übergabe der Urkunde an Könneritz bekräftigte und dessen Bevollmächtigung bestätigte (ebd., fol. 4rv); eine Abschrift der Vollmacht, datiert auf den 15. Oktober 1509, die Helfrich von Meckau für Heinrich von Könneritz ausstellte und in der er ihn als seinen Prokurator einsetzte (ebd., fol. 4v+6rv).

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26. Februar 1518

Nr. 682

682 Wittenberg, 26. Februar 1518 (Freitag nach Invocavit) Rektor [Balthasar Fabricius], Magister und Doktoren der Universität Wittenberg an Kf. Friedrich [1] Rektor, Magister und Doktoren der Universität Wittenberg erinnern Kf. Friedrich an ihr Recht, einen Vikar für die Pfarrkirche Orlamünde zu nominieren und dem Kf. als Patron zu präsentieren. Dieses Recht wurde ihnen vom Kf. verliehen und durch eine päpstliche Bulle¹ bestätigt. [2] Die Vikarie ist nach der Resignation des bisherigen Besitzers Wolfgang Geißendorfer vakant. Daher haben die Universitätsmitglieder einhellig Konrad Glitzsch als neuen Vikar ausgewählt, der gelehrt ist und geeignet, Gemeinde und Kirche vorzustehen. [3] Sie hoffen, dass dem Kf. als Stifter Glitzsch genehm ist und bitten ihn, Glitzsch dem Offizial [Heinrich Bosse] des Marienstifts zu Erfurt entsprechend der Bulle als Vikar zu präsentieren und dafür zu sorgen, dass er ordnungsgemäß in das Amt eingesetzt wird. A Ed.

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. O 408, fol. 1rv (Ausfertigung). Barge: Andreas Bodenstein 2, S. 568f., Nr. 17a (Volltext).

683 Torgau, 27. Februar 1518 (die penultima Februarii) Kf. Friedrich an Mgf. Francesco II. von Mantua → Nr. 645 [1] Kf. Friedrich freut sich über den Brief [Nr. 645] des Mgf. Francesco II. von Mantua vom 4. Dezember 1517 aus Mantua, den er gestern erhielt. [2] Die Bitte Kf. Friedrichs um Reliquien [Nr. 603a] sollte nicht dazu führen, Mantua zu berauben oder einen ganzen Körper eines Heiligen zu erhalten, sondern betraf einige Partikel. Diese sollen in der Allerheiligenstiftskirche in Wittenberg dem Wohl aller Christen und der dauerhaften Erinnerung an die Verbundenheit der Dynastien Mantua und Sachsen dienen. [3] Bereits viele Päpste, Ks. Maximilian, einige Kardinäle, der König von Ungarn und Könige von Frankreich sowie viele andere christliche Fürsten und Adlige beschenkten Kf. Friedrich und seine Vorfahren mit Reliquien. [4] Kf. Friedrich dankt Mgf. Francesco II. von Mantua für die Verhandlungen mit seinem Bruder Kard. [Sigismondo Gonzaga] und die Zustimmung, Kf. Friedrich einige Reliquien zu schicken. [5] Kf. Friedrich bittet nochmals um Partikel, die über die Leute der Fugger in Rom zu ihm gelangen können. A

AS Mantova, Archivio Gonzaga, b. 514, fol. 322r–323v (Ausfertigung, lateinisch, von Georg Spalatin).

[1] Salutem plurimam. Literis vestrae pietatis, princeps illustris et consanguinee charissime, ad nos Mantuae IIII. decembris anni superioris MDXVII datis et a 682 ¹ Bulle des Papstes Julius II. vom 20. Juni 1507 zur Inkorporation der Allerheiligenstiftskirche in die Universität Wittenberg (UA Halle-Wittenberg, Rep. 1, U 47, Ausfertigung, ediert in: Israel: Wittenberger Universitätsarchiv, S. 66–68, Nr. 83, Regest).

Nr. 684

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27. Februar 1518

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nobis heri acceptis nihil nobis inpraesentiarum est iucundius utpote plenis vestri erga nos studii et amoris. [2] Caeterum nihil minus vel voluimus vel petivimus, quam ut pietas vestra civitatem suam venerabilibus divorum reliquiis propter nos nudaret vel ut integrum alicuius sancti corpus nobis muneri mitteret. Sed ut particulas saltem aliquas venerabilium reliquiarum nobis benevole impertiret ex suo principatu, quem non dubitamus hoc piarum et sacrarum opum genere esse florentissimum. Haec igitur petitionis nostrae meta fuit, ut consequeremur a vestra pietate aliquas sacrarum reliquiarum particulas, quae in ecclesiam omnium sanctorum civitatis et arcis nostrae electoralis Vuittenbergae collocatae, non minus communi christianorum saluti, quam perpetuae propinquitatis nostrae memoriae, quae inter illustres domus mantuanam et saxonicam multis abhinc temporibus est insignis et praecip[ua] prodessent. [3] Ita enim al[iqu]ot pontif[ici]s maximi, ita serenissimus et invictissimus dominus Maximilianus romanorum imperator Augustus, dominus noster clementissimus, ita nonnulli reverendissimorum sanctae romanae ecclesiae cardinalium, ita rex Daciae, ita aliquot reges Gallorum, ita alii multi principes et optimates christiani, non minus maiores et parentes nostros quam nos reliquiis venerabilibus donaverunt. [4] Quapropter gratias pietati vestrae habemus, quod non solum nobis pientissime responderit, sed etiam benevolentissime cum reverendissimo in Christo, illustri principe, sanctae romanae ecclesiae cardinale, fratre suo germano, consanguineo nostro amantissime egerit, ut consenserit pro sua beneficentia vel praecipua nobis aliquas mittere reliquias. [5] Quod ergo reliquum est, rogamus vehementer, ut venerabiles reliquias non integras, sed particulas aliquot earum e suo principatu quantulascumque nobiscum pie et benevole comunicet et nonnullas particulas reliquiarum a fratre suo germano domino cardinale consanguineo nostro charissimo impetratas [acceptasque] Fuggariorum ministris et factoribus Romae degentibus transmittat ex urbe ad nos mittendas. Hoc enim erit nobis omnium gratissimum et mansurum in aede divorum omnium quicquid pietas vestra miserit reliquiarum veluti perpetuum monumentum eius, quae inter utrumque nostrum intercedit et amiciciae et cognationis coniunctissimae. Valeat pietas vestra una cum suis omnibus et optime et diutissime.

684 Torgau, 27. Februar 1518 (die penultima Februarii) [Kf. Friedrich] an Kard. [Sigismondo Gonzaga] von Mantua [1] [Kf. Friedrich] bezieht sich gegenüber Kard. [Sigismondo Gonzaga] von Mantua auf das Schreiben [Nr. 645] des Mgf. Francesco II. von Mantua, in welchem der Mgf. ankündigte,

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27. Februar 1518

Nr. 685

dass der Kard. dem [Kf.] Reliquien einiger Heiliger zuschickt. [2] [Kf. Friedrich] bedankt sich sehr und betont die enge Verbindung zwischen ihren beiden Dynastien.¹ A Ed.

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. O 214, fol. 14r+16v (Konzept, lateinisch, von Georg Spalatin). Berbig: Spalatiniana 1907, S. 523, Nr. VIIa (Volltext).

685 Torgau, 27. Februar 1518 (Samstag nach Invocavit) Kf. Friedrich an [Hermann] Rabe [1] Kf. Friedrich übersendet [Hermann] Rabe die Unterstützungsschreiben [Nr. 676 und Nr. 677] des Rats der Stadt Nürnberg und Anton Tuchers für die Nonne Martha Spengler des Dominikanerinnenklosters Weida. [2] Der Kf. hat dem Rat geschrieben, dass er nähere Erkundigungen einholen und dann antworten will. Friedrich fordert Rabe auf, ihm mitzuteilen, wie in der Angelegenheit weiter zu verfahren ist und was er dem Rat zu Nürnberg erwidern soll. A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Kk 1454, fol. 5rv (Konzept).

686 Lochau, 6. März 1518 (Samstag nach Reminiscere) Rat Kf. [Friedrichs]: Protokoll [1] Der kfl. Rat berichtet, dass Kf. [Friedrich] die Anfragen Joachim von Maltzans, die dieser nach der Übergabe der Reliquien des Kg. [Franz I.] von Frankreich am 5. März an den Kf. richtete, vernommen hat. [Friedrich] befahl daraufhin, Maltzan Folgendes mitzuteilen: Kf. [Friedrich] verweist auf sein gutes Verhältnis zu den Vorfahren von [Franz I.], Kg. Karl VIII. von Frankreich und Kg. Ludwig XII. von Frankreich, obwohl er auch mit ihnen nicht persönlich bekannt war. Dies gilt auch für seine Beziehungen zu Kg. [Franz I.], wie [Friedrich] aus dessen bisheriger freundlicher Haltung, den Schreiben und der Schenkung der Reliquien bemerkt hat. [2] Kf. [Friedrich] zweifelt daher nicht, dass der französische Kg., wenn er die Bedingungen für die Wahl eines römischen Königs bedenkt, sein Anliegen, welches dem Kf. zum Nachteil auferlegt wird, zurückzieht. In anderen Belangen will [Friedrich] dem französischen Kg. gern entgegenkommen.

684 ¹ Am 19. April 1518 stellte Donatus de Pretis ein Kredenzschreiben, das an Kf. Friedrich gerichtet war, für Gabriele de Naghen [Meghen?], Nuntius des Kard. Sigismondo von Mantua, aus (LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. C 489, fol 1rv). Der Nuntius war als Überbringer (latore) [der Reliquie?] und als Gesandter in verschiedenen Angelegenheiten zu Kf. Friedrich geschickt worden.

Nr. 687

A B

Ed.

6. März 1518

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LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. C 366, fol. 44rv (Konzept). LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. C 366, fol. 45r–47v (Konzept, mit Abweichungen zu Überlieferung A. Die Fassung Überlieferung B ging wohl nicht aus, sie enthält neben einigen anderslautenden Formulierungen einen detaillierteren Abschnitt zur Königswahl, den die Überlieferung A nicht aufweist.). RTA.JR 1, S. 51f. Anm. 3 (Regest mit Teiledition).

687 [Bosau], 6. März 1518 (Sonnabend nach Reminiscere) Abt [Jodokus Scharf] und Konvent des Benediktinerklosters Bosau an Hz. Johann [1] Abt [Jodokus Scharf] und Konvent des Benediktinerklosters Bosau berichten Hz. Johann von ihrer an ihn und Kf. Friedrich wiederholt gerichteten Bitte [vgl. Nr. 673], ihnen das durch ein ksl. Privileg zugesagte Holz aus dem Kammerforst zur Unterhaltung ihres Klosterhofs in dem Dorf Roda zu geben. Das Privileg liegt in Abschrift bei.¹ [2] In dieser Angelegenheit schrieben sie bereits an Bf. [Philipp] von Freising und Naumburg und baten ihn, sich für ihr Kloster bei Kf. Friedrich und Hz. Johann zu verwenden, weil deren Vorfahren zu den Mitstiftern und Patronen gehören. Jedoch erhielten sie bisher keine abschließende Antwort. Der Bf. wollte sich erst mit dem Hz. besprechen. [3] In Anbetracht, dass Hz. Johanns Vorfahren ihr Kloster mitgegründet haben, bitten ihn Abt und Konvent des Klosters Bosau, sich bei Kf. Friedrich für ihr Anliegen zu verwenden. A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Kk 87, fol. 3rv (Ausfertigung).

688 [Altenburg], 7. März 1518 (Sonntag Oculi) Dekan [Konrad Gerhart], Senior und Kapitel des Georgenstifts zu Altenburg an Kf. [Friedrich] [1] Dekan [Konrad Gerhart], Senior und Kapitel des Georgenstifts zu Altenburg teilen Kf. [Friedrich] mit, dass Nikolaus Stange, der bisher die Kapelle St. Michael in Gerstenberg bei Altenburg als Lehn innehatte, gestorben ist. Nach dem Erlöschen des Geschlechts von Knau zu Treben und Haselbach hat Kf. [Friedrich] das Recht, diese Stelle zu besetzen. [2] Da Johann Stumpf im Georgenstift die geringste Vikarie besitzt, von der er sich kaum erhalten kann, hat er das Kapitel gebeten, sich bei Kf. [Friedrich] für ihn zu verwenden. Dekan, Senior und Kapitel bitten Kf. [Friedrich] zur Förderung des Stifts und Aufbesserung der betreffenden Vikarie, Stumpf das angezeigte Lehn zu übertragen. A

LATh – StA Altenburg, Landesregierung, 4251, fol. 76rv (Abschrift).

687 ¹ Urkunde Kg. Friedrichs II. (später Ks.) aus dem Jahr 1215 (LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Kk 87, fol. 2r).

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11. März 1518

Nr. 689

689 Auma, 11. März 1518 (Donnerstag nach Sonntag Oculi) Rat und Gemeinde zu Auma an Hz. Johann [1] Rat und Gemeinde zu Auma teilen Hz. Johann mit, dass ihr neuer Pfarrer Alexius Crosner das Stadtkind Jakob Molle als Frühmesser in Auma eingesetzt hat. Dies erfolgte auf hzl. Befehl nach der Nomination Molles durch Rat und Gemeinde. [2] Sie verweisen auf eine frühere Auseinandersetzung zwischen ihnen und ihrem kürzlich verstorbenen Pfarrer Johann Wetzstein, der eigenmächtig, ohne Rat und Gemeinde einzubinden, die Frühmesse verlieh, so an den Priester Johann Töpfer.¹ Daher steht die Einsetzung Molles unter der Bedingung und dem Vorbehalt, dass Crosner durch Rat und Gemeinde unterstützt und für alle Nachteile, die ihm und seiner Pfarrei dadurch entstehen, entschädigt wird. Crosner soll sowohl gegenüber seinen prelaten als auch gegen Angriffe Töpfers geschützt werden. Zudem sollen Rat und Gemeinde die Frühmesse zunächst auf ihre Kosten konfirmieren lassen, bevor Molle die Präsentation zugestellt wird. [3] Sie versprechen gegenüber Hz. Johann, diese Bedingungen einzuhalten. A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Ll 20, fol. 1r–2v (Ausfertigung).

690 Zwickau, 12. März 1518 (Freitag nach dem Sonntag Oculi) Hz. Johann an Kf. Friedrich [1] Hz. Johann wurde vom Abt [Jodokus Scharf] und dem Konvent des Benediktinerklosters Bosau mit beiliegendem Bittschreiben [Nr. 687] gebeten, sich bei Kf. Friedrich dafür zu verwenden, ihnen aus dem Kammerforst zustehendes Holz reichen zu lassen. [2] Obwohl Hz. Johann davon ausgeht, dass Kf. Friedrich auch ohne seine Fürsprache in dem Fall angemessen entscheiden wird, möchte Johann der Bitte des Klosters entsprechen und reicht das Bittgesuch hiermit weiter. Die Entscheidung Kf. Friedrichs will er mittragen. A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Kk 87, fol. 4rv (Ausfertigung).

691 17. März 1518 (Mittwoch nach Letare) [Hz. Georg von Sachsen] an Kf. Friedrich [1] [Hz. Georg von Sachsen] berichtet Kf. Friedrich über ein Schreiben Johanns, Abt des Zisterzienserklosters Sittichenbach, an ihn, in dem der Abt sich über den Schosser [Hans Zeiß] zu Allstedt beklagt. Der Schosser beschwert ihn und seine Leute, indem er über den Schultheißen und einige Leute des Klosters die Acht verhängt hat. Näheres kann 689 ¹ Vgl. zu den Hintergründen den Schiedsspruch BAKFJ 1, Nr. 35.

Nr. 692

19. März 1518

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Friedrich aus beiliegendem Schreiben entnehmen.¹ [2] Da der Abt angeboten hat, in dieser Sache eine Anhörung zu besuchen, um sich weisen zu lassen, bittet [Hz. Georg], dass Kf. Friedrich dem Schosser befiehlt, die Leute des Abts aus der Acht zu entlassen und nicht weiter zu bedrängen. Wenn Kf. Friedrich Ort und Zeit für eine Untersuchung und Anhörung ansetzt, wird [Hz. Georg] seine Räte dazu schicken. A Ed.

SächsHStA Dresden, 10004 Kopiale, 128, fol. 104v (Konzept). Urkundenbuch Mansfeld, S. 493, Nr. VII. 219 (Regest).

692 Wittenberg, 19. März 1518 (Freitag nach Letare) Sebastian Küchenmeister an Kf. Friedrich [1] Sebastian Küchenmeister berichtet Kf. Friedrich, dass ihm ein Verwandter in Bautzen ohne sein Wissen den Predigtstuhl in Bautzen besorgt hat. Ohne Erlaubnis Kf. Friedrichs will er die Stelle jedoch nicht annehmen. [2] Um seinen Verwandten, der es freundlich mit ihm meint, nicht zu verärgern, bittet Küchenmeister den Kf. um sein Einverständnis, ein Jahr lang nach Bautzen zu gehen. [3] Für seine Lektion [an der Universität Wittenberg] will er von seiner eigenen Besoldung eine Vertretung bestellen, außerdem wird er auf sein Präsenzgeld [am Allerheiligenstift] in diesem Jahr verzichten. Was darüber hinaus zu regeln ist, will er mit allem Fleiß vornehmen, so dass der Kf. keinen Mangel feststellen wird. Küchenmeister bittet um die Erlaubnis Kf. Friedrichs. Im Gegenzug will er für ihn beten und ihm treu dienen. A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Kk 1380, fol. 1r–2v (Ausfertigung).

693 Innsbruck, 22. März 1518 (Montag nach Judica) Degenhart Pfeffinger an Georg Spalatin [1] Degenhart Pfeffinger berichtet Georg Spalatin über seine Ankunft in Innsbruck¹ und über seine Unterredung mit Ks. [Maximilian]. Er erzählte dem Ks. viel von den Stiftungen Kf. Friedrichs, von den Gebäuden, von der Universität [Wittenberg] und der Bibliothek. Aufgrund der Nachfragen nimmt Pfeffinger an, dass dies auf das Interesse und Wohlwollen des Ks. stieß. Zudem erhielt er vom Ks. die Zusage, dass er dem Kf. drei Bücher² schickt. [2] Pfeffinger teilt Spalatin mit, dass er im Umfeld des Ks. geschickte 691 ¹ Zum Vorgang vgl. Nr. 660. 693 ¹ Pfeffinger spendete auf seinen Reisen mehrfach Geld für Kirchenbauten und gab Almosen an Arme und Geistliche in seinem Namen und im Namen Kf. Friedrichs (vgl. LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Aa 3013, Reiseabrechnungen Pfeffingers 1516 bis 1518). ² Bei den geschenkten drei wertvollen Büchern wird es sich um folgende Chorbücher handeln: ThULB Jena, Chorbuch 4, Chorbuch 7 und Chorbuch 9.

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24. März 1518

Nr. 694

Leute traf, die ihnen in ihren Angelegenheiten dienlich sein werden. [3] Um die Sache der alten Bücher und der Chronik will Pfeffinger sich weiter bemühen. [4] In vielen Orten auf seiner Reise und in Innsbruck wurde über Martin [Luthers] Publikationen geredet. A B Ed.

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. O 476, fol. 1rv (Ausfertigung, eigh., zu eigenen Händen). FB Gotha, Chart. A 1289 I, fol. 44rv (Abschrift). Urkundenbuch Universität Wittenberg, S. 87, Nr. 66 (Volltext, nach Überlieferung A); Berbig: Spalatiniana 1907, S. 517f., Nr. III (Volltext, nach Überlieferung B).

694 Hz. Johann: Bedenken

Zwickau, 24. März 1518 (Mittwoch nach Judica)

[1] Hz. Johann teilt Fabian von Feilitzsch auf Anfrage Kf. Friedrichs zu folgenden Punkten seine Meinung mit: [2] Schreiben an Kf. Joachim [von Brandenburg] und Konrad Rabil. [3] Otto Schenk [von Landsberg]. [4] Ebf. [Albrecht] von Mainz soll auf seine Anfrage wegen Erfurt geantwortet werden. [5] Hz. Johann folgt der Meinung Kf. Friedrichs, was mit dem Hochmeister [Albrecht] des Deutschen Ordens verhandelt werden soll. [6] Wenn mit Vertretern aus Erfurt über andere Themen verhandelt wird, will Hz. Johann mit ihnen auch über den Abt [Benedikt] des Zisterzienserklosters Zinna reden lassen. [7] Wein aus Königsberg. [8] Kammergericht. [9] Verzeichnung der Rechnungen durch Burkhard Hund. [10] Auseinandersetzung mit dem Geleitsmann zu Leipzig. [11] Erlangte Acht in den Fuldaer Angelegenheiten. [12] Auseinandersetzung um Gerstungen. [13] Hz. Johann hat Kf. Friedrichs Meinung zu den Vikarien in Zeitz, die Propstei [des Georgenstifts] zu Altenburg betreffend, gehört. Wenn Johann darüber Neuigkeiten erlangt, wird er sie seinem Bruder mitteilen. [14] Zwei neue Pferde. [15] Treffen der ernestinischen und albertinischen Räte in Wurzen. [16] Münzangelegenheiten. [17] Hz. Johann stimmt Kf. Friedrich zu, Hz. Georg von Sachsen mitzuteilen, dass über den Ablass zu Brüx mit den albertinischen Räten in Zeitz verhandelt werden soll. [18] Haus für Lucas [Cranach] in Gotha. [19] Verschreibung über 1600 Gulden für Gf. Balthasar [von Barby-Mühlingen]. [20] Rätetreffen auf dem Schneeberg am 11. April in den Schönburgischen Angelegenheiten und am 14. April in Zeitz in Münzangelegenheiten. [21] Böhmische Lehen. A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. A 217, fol. 56r–59v (Ausfertigung).

Wittenberg, 25. März 1518 (Donnerstag Annunciationis Marie virginis gloriosissime) Kf. Friedrich an Bf. [Hieronymus] von Brandenburg 695

[1] Kf. Friedrich teilt Bf. [Hieronymus] von Brandenburg mit, dass er ihm bereits zum dritten Mal in der Sache des Hans von Ziesar und der Leute von Kuhlowitz geschrieben

Nr. 696

25. März 1518

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hat. Obwohl der Bf. den Leuten von Kuhlowitz versprach, dass er an den Kf. schreiben wird, erhielt Kf. Friedrich bisher kein Schreiben von Bf. [Hieronymus], und die Leute sind weiterhin mit dem Bann belegt. [2] Die [Vorsteher der Annenkirche] in Kuhlowitz schrieben daher erneut an Kf. Friedrich, wie der Bf. beiliegender Abschrift entnehmen kann.¹ Da sich die Leute von Kuhlowitz dem Rechtsspruch unterordnen wollen, verlangt der Kf., dass sie nicht weiter beschwert werden. [3] Kf. Friedrich bittet daher Bf. [Hieronymus], Schiedsrichter zu ernennen, die die Sache gemäß dem Wunsch der Leute von Kuhlowitz beurteilen. Geht der Bf. nicht auf die Bitte des Kf. ein, wird dieser weitere Beschwerungen der Gemeinde durch den Bf. nicht dulden. → 698 A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. B 1103, fol. 23rv (Konzept).

696 Ziesar, 25. März 1518 (Donnerstag am Tag Annunciationis Marie virginis) Bf. Hieronymus von Brandenburg an Kf. Friedrich [1] Bf. Hieronymus von Brandenburg hat das Schreiben Kf. Friedrichs wegen der Beschwerde der Anna von Ziesar erhalten. Da ein persönliches Treffen des Bf. mit dem Kf. zurzeit nicht möglich ist, will der Bf. den Sachverhalt hiermit nochmals erläutern, obwohl er das bereits mehrfach schriftlich getan hat: [2] Hans von Ziesar, seine Frau Anna und die Kirchväter haben sich aus schlechten Beweggründen heraus bei Kf. Friedrich über ihn beschwert und die Wahrheit verschwiegen. Ziesar und seine Frau nehmen seit etlichen Jahren das in der Kirche zu Kuhlowitz anfallende Opfer an sich und geben es aus. Über Jahre war dort kein Pfarrer angestellt. Lediglich ein Mönch ist wegen des Opfers von Zeit zu Zeit zum Lesen der Messe herangezogen worden. Dadurch wird der Bf. aller seiner Ansprüche und seines Anteils am Opfer beraubt. [3] Hans von Ziesar appellierte wegen des Streits an Ebf. Ernst von Magdeburg und schickte anschließend eine Supplikation an Ebf. [Albrecht] von Magdeburg. In dieser beschuldigte er Bf. Hieronymus und seinen Vikar, gewaltsam in die Kirche zu Lübnitz eingedrungen zu sein, wo sie angeblich die Taufe ausgießen, das Sakrament entfernen und das Chrisam (Salböl) verbrennen ließen. Als der Bf. die Supplikation Hans von Ziesar vor seinen und den kfl. Räten vorhalten ließ, gab dieser zu, dass der Inhalt nicht der Wahrheit entspricht, der Schreiber übertrieben hat und dass derartige Äußerungen einem Lehnsmann gegenüber seinem Lehnsherrn nicht zustehen. Auf die Appellation hin verwies bereits Ebf. Ernst die Sache an seine Räte. Hans von Ziesar leistete gegenüber den Räten einen Eid, sich an die Absprachen zu halten, blieb jedoch weiter ungehorsam. [4] Daher ist die Sache erneut an Bf. Hieronymus gelangt, der den Ungehorsam rechtlich verfolgen soll. Der Bf. hat alle Beweise ordentlich angeführt und kann dies auch nochmals tun. Hans von Ziesar und seine Frau klagen mutwillig und grundlos gegen ihn. Bf. Hieronymus will Hans von Ziesar nicht schaden. 695 ¹ Die Vorsteher der Annenkirche in Kuhlowitz beschwerten sich in dem Schreiben erneut bei Kf. Friedrich über den Bann, den Bf. Hieronymus über sie verhängte. Dabei wiesen sie besonders auf die Forderung des Bf. nach dem dritten Pfennig vom Opfer in der Annenkirche in Kuhlowitz hin. Diese sei nicht einmal mit der nötigsten liturgischen Ausstattung versehen (LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. B 1103, fol. 22rv, Abschrift, undatiert).

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27. März 1518

Nr. 697

Dieser soll sich nicht in geistliche Dinge einmischen. Der Bf. befürchtet, dass Ziesar die Strafe Gottes erhält. Seine Tat ist so offensichtlich, dass der Bf. nicht anders handeln kann als er es bisher getan hat. [5] Wegen der Kirchväter zu Kuhlowitz hat Bf. Hieronymus mehrfach dem Kf. geschrieben, dass ihm der dritte Pfennig zusteht. Obwohl ihm dieser seit Jahren nicht gezahlt wurde, unternahm der Bf. nichts dagegen, bis der kfl. Hauptmann [zu Belzig] Reinhard Groß zusammen mit Heinrich Laurentius, der jetzt Kommissar in Stendal ist, eine Einigung erzielte. Vor etlichen Wochen kamen der jetzige kfl. Hauptmann zu Belzig [Georg von Zschaderitz] sowie der dortige Schosser [Johann Hübner] und Richter zu Bf. Hieronymus. Der Schosser bestätigte von sich aus, dass eine Einigung ausgehandelt wurde, für die es Zeugen gibt. Die Angelegenheit ist daher entschieden. [6] Der Bf. bittet Kf. Friedrich zu beachten, dass der Bf. die Pflicht hat, wegen des Opfers zu handeln. Hans von Ziesar und die Kirchväter sind ungehorsam und daher rechtmäßig mit dem Bann belegt. Der Kf. soll sie zum Gehorsam ermahnen, dann will der Bf. mehr tun als er von Rechts wegen müsste. Relaxationen und Aufschübe gewährte er mehr als genug. → 701 A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. B 1103, fol. 24r–27v (Ausfertigung, zu eigenen Händen).

697 Zwickau, 27. März 1518 (Sonnabend nach dem Sonntag Judica) Hz. Johann an Kf. Friedrich [1] Hz. Johann bedankt sich bei Kf. Friedrich für die übersandten Schreiben des Kg. [Ludwig II.] von Ungarn und Böhmen sowie des Rates der Stadt Brüx. [2] Fabian von Feilitzsch hat Hz. Johann über die Meinung Kf. Friedrichs zum Gesuch des Rates der Stadt Brüx unterrichtet. Johann stimmt dem zu und hat den Gesandten aus Brüx keine andere Antwort gegeben, weil er gemerkt hat, dass sie sich mit ihrem Anliegen auch an Hz. Georg von Sachsen und Hz. Heinrich von Sachsen gewandt haben. Hz. Johann ist der Meinung, dass sich ihre Räte mit den albertinischen Räten nach dem 11. April auf ihrem Rätetreffen in Zeitz abstimmen und eine gemeinsame Antwort verfassen sollen [Nr. 710]. Darüber hat er Hz. Georg und Hz. Heinrich informiert und bittet, dass Kf. Friedrich seinen Vertreter bei diesem Treffen entsprechend unterrichtet. So will Johann es auch mit seinem Vertreter halten. [3] Er übersendet eine Abschrift einer Antwort Lgf. Philipps [von Hessen] wegen eines Treffens. Johann bittet Friedrich, Philipp von Feilitzsch zu diesem Treffen zu schicken. Er selbst wird Hans von Berlepsch oder Hans Metzsch dahin verordnen. A B

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. A 217, fol. 65rv (Ausfertigung). LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. A 217, fol. 66r–67v (Konzept).

698 Ziesar, 27. März 1518 (Sonnabend nach Annunciationis Marie virginis) Bf. Hieronymus von Brandenburg an Kf. Friedrich → 695 [1] Bf. Hieronymus von Brandenburg bestätigt den Empfang des Briefs [Nr. 695] Kf. Friedrichs mit der Forderung, in der Angelegenheit der Kirchväter von Kuhlowitz

Nr. 699

27. März 1518

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Schiedsrichter auszuwählen. Der Bf. schrieb dem Kf. vor Kurzem, dass dieser Streit bereits entschieden ist. Unparteiische Rechtsverständige haben ihm mitgeteilt, dass er in diesem Fall nicht verpflichtet ist, in Schiedsrichter einzuwilligen. Der Bf. ist verärgert, dass jemand absichtlich Streit zwischen ihm und den kfl. Untertanen stiften will. [2] Bf. Hieronymus ist bereit, den Streit durch Ebf. [Albrecht] von Magdeburg entscheiden zu lassen oder bis zum 24. Juni bei einer juristischen Fakultät ein Gutachten einzuholen. Ergibt sich daraus, dass Bf. Hieronymus Schiedsrichter ernennen muss, so will er das unverzüglich tun. Kf. Friedrich soll dem Bf. schriftlich mitteilen, welches rechtliche Mittel er für das beste hält. [3] Sobald das geschehen ist, will Bf. Hieronymus denen von Kuhlowitz bis zum genannten Datum oder darüber hinaus Aufschub des Banns gewähren. Bf. Hieronymus handelt nicht aus Vorsatz, sondern weil er durch seinen Eid gegenüber Gott und der Kirche dazu verpflichtet ist. Der Bf. hofft, dass Kf. Friedrich erkennt, dass auch er wie seine Vorfahren verpflichtet ist, den Bf. und seine Kirche in ihren Rechten zu bewahren und Schaden von ihnen fernzuhalten. [4] Wegen der Lehen, die der Vater Kf. Friedrichs und seine Vorfahren empfangen haben, bittet der Bf. als Verwalter dieser Lehen, dass Kf. Friedrich sich ihm gegenüber gnädig erzeigt. Dies versprach Kf. Friedrich schon vor etlichen Jahren schriftlich. Die alten Reverse ließ der Bf. dem kfl. Rat Wilhelm von Petzschwitz zeigen und händigte ihm Abschriften aus. Der damalige bfl. Hauptmann und Wilhelm von Petzschwitz erinnerten Kf. Friedrich im Auftrag des Bf. mehrfach an diese Vereinbarung. Wäre der Bf. gesund, hätte er gern alles mit dem Kf. persönlich besprochen und ihm die entsprechenden Dokumente vorgelegt. → 701 A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. B 1103, fol. 28rv (Ausfertigung, zu eigenen Händen).

699 Buch, 27. März 1518 (Sonnabend nach Judica) Abt Antonius [Dietz] des Zisterzienserklosters Buch an Kf. Friedrich [1] Abt Antonius des Zisterzienserklosters Buch erinnert Kf. Friedrich an seine Klagen über die Leute von Leisnig. Zum Gefallen des Kf., aber zum Nachteil und Schaden der alten Rechte und Freiheiten seines Klosters, hatte er in einen Rezess mit [dem Rat und der Gemeinde] Leisnig eingewilligt [Nr. 345]. [2] Der Abt beklagt, dass die Leute von Leisnig festgestellt haben, dass sie trotz Vergehen aus einem Vergleich Nutzen ziehen können und nun wohl hoffen, dem Kloster und dessen Untertanen weitere Rechte zu entziehen. So überfielen sie am Fastnachtsonntag (14. Februar) früh das Dorf Kieselbach, während die Menschen die Messe besuchten. Über Kieselbach stehen dem Kloster die Obergerichtsbarkeit und die Herrschaft zu. Den Männern aus Kieselbach wurde ein Viertel¹ ihres Biers geraubt, das sie nach alter Gewohnheit in der Fastenzeit trinken wollten. Zudem wurde der Keller eines Dorfbewohners aufgebrochen und ein weiteres Viertel Bier entwendet. [3] Abt Antonius wendet sich mit seiner Klage an Kf. Friedrich anstatt an Gott, der der oberste Richter ist. Der Abt bittet den Kf., ihm als kfl. Schutzverwandten

699 ¹ Hohlmaß, variierte in den einzelnen Orten zwischen 20 und 50 Litern.

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29. März 1518

Nr. 700

und Landsassen gegenüber den Leuten aus Leisnig zügig zu seinem Recht zu verhelfen. [4] Er will für den Kf. beten und bittet um Antwort. → 709 A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Kk 131a, fol. 35rv (Ausfertigung).

700 Augsburg, 29. März 1518 (am XXVIIII. Martii) Jakob Fugger an Kf. Friedrich [1] Jakob Fugger teilt Kf. Friedrich mit, dass ihm der Sohn und die Verwandtschaft des Georg Spengler aus Nürnberg von ihrer Verwandten Martha Spengler berichtet haben. Diese lebte viele Jahre lang im Dominikanerinnenkloster zum Heiligen Grab bei Bamberg, wo sie auch ihre Profess ablegte. Vor einiger Zeit [1513] wurde sie mit anderen Nonnen in das Dominikanerinnenkloster [Weida] im Herrschaftsgebiet Kf. Friedrichs geschickt, um dieses zu reformieren. Dort hält sie sich bis heute auf. [2] Da Martha Spengler nun in einem fortgeschrittenen Alter ist, schwach und die Hilfe ihrer Brüder benötigt, hat die Familie bei Papst [Leo X.] einen Befehl an die Ordensoberen erwirkt, die Nonne vom Kloster [Weida] in das Dominikanerinnenkloster Engelthal in der Nähe von Nürnberg zu versetzen. Dort kann sie von ihrer Familie besser besucht und unterstützt werden. Dem Kf. ist dies bekannt. Nun hat die Familie sich an Jakob Fugger gewandt und um Vermittlung bei Kf. Friedrich gebeten, damit der päpstliche Befehl auch umgesetzt wird. [3] Da ihm einige der Brüder Martha Spenglers treu gedient haben, will Jakob Fugger das Anliegen der Familie gern unterstützen. Er bittet daher Kf. Friedrich, für die Versetzung der Nonne nach Engelthal zu sorgen. Fugger erhielt die Nachricht, dass der Kf. zögert, die Versetzung zu bewilligen, da er befürchtet, die Verwandten der anderen Nonnen könnten dem Beispiel Spenglers folgen. Diese haben Fugger jedoch glaubhaft versichert, dass sie nicht vorhaben, die begonnenen Reformen zu stören oder einen ähnlichen Befehl in Rom zu erlangen. Daher ist Jakob Fugger zuversichtlich, dass sich Kf. Friedrich gnädig erzeigt. A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Kk 1454, fol. 6r–7v (Ausfertigung).

701 Wittenberg, 30. März 1518 (Dienstag nach dem heiligen Palmsonntag) Kf. Friedrich an Bf. Hieronymus von Brandenburg [1] Kf. Friedrich bestätigt den Empfang zweier Briefe [Nr. 696 und Nr. 698] von Bf. Hieronymus von Brandenburg in der Angelegenheit des Hans von Ziesar und der Leute von Kuhlowitz. [2] Kf. Friedrich ist damit einverstanden, dass Bf. Hieronymus bis zum 24. Juni ein Gutachten einer juristischen Fakultät, wozu er wegen der Ernennung von Schiedsrichtern verpflichtet ist, einholt. In der Zwischenzeit soll der Bann über Ziesar und die Leute von Kuhlowitz ausgesetzt werden. [3] Bei ungerechtfertigtem Ungehorsam und anderen unangemessenen Handlungen will der Kf. seine Untertanen nicht schützen, jedoch ist er nicht bereit, sie in berechtigten Fällen ohne richterlichen Entscheid zu lassen. A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. B 1103, fol. 29rv (Konzept).

Nr. 702

1. April 1518

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702 Wittenberg, 1. April 1518 (am heiligen Gründonnerstag) Kf. Friedrich an Bf. [Hieronymus] von Brandenburg [1] Kf. Friedrich teilt Bf. [Hieronymus] von Brandenburg mit, dass er dessen Antwortschreiben [Nr. 696], den Fall des Hans von Ziesar betreffend, dessen Frau [Anna] zeigen ließ, weil Hans von Ziesar abwesend war. [Anna] von Ziesar antwortete darauf dem Kf. mit beiliegender Schrift. [2] Da deren Antwort und die Darlegungen des Bf. [Hieronymus] Unterschiede aufweisen, sollen die Räte des Kf. und die von Bf. [Hieronymus] an einem Tag und einem Ort, die vom Bf. zu bestimmen sind, zu einer Anhörung zusammenkommen. Zeigt sich, dass Hans von Ziesar zu Unrecht gehandelt hat, will es der Kf. nicht dulden. Andernfalls soll der Bf. sein Handeln abstellen. Kf. Friedrich bittet, dass der Bann bis zur Anhörung ausgesetzt wird. A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. B 1103, fol. 30rv (Konzept).

703 Martin Luther an Georg Spalatin

[Wittenberg], [4. April 1518]

[1] Martin Luther teilt Georg Spalatin mit, dass er, wie dieser empfahl, an Kf. [Friedrich] geschrieben hat. [2] Den beiliegenden Brief¹ soll Spalatin schnellstmöglich an den Kf. weiterleiten. Falls Spalatin eine Antwort bekommt, bittet Luther, sie ihm zu übermitteln. Am kommenden Freitag reist Luther ab. A LASA Dessau, Z 8, Nr. 13, fol. 1rv (Ausfertigung, eigh., lateinisch). Ed. WA.Br 1, S. 165, Nr. 71 (Volltext); W² 21.1, Sp. 95f., Nr. 70 (Volltext, Übersetzung). Bem. Die Bemerkung „Sexta feria futura exibo“ bezeichnet wohl den Tag der Abreise (9. April 1518) Luthers nach Heidelberg. Daraus ergibt sich als Ausstellungsdatum der 4. April 1518 (vgl. WA.Br 1, S. 165, Nr. 71).

704 Leisnig, 6. April 1518 (Dienstag in Osterfeiertagen) Georg von Kitzscher an Kf. Friedrich [1] Georg von Kitzscher, Amtmann zu Leisnig, erhielt das Schreiben Kf. Friedrichs an ihn und an den Rat der Stadt Leisnig mit dem Befehl, über den Einfall in Kieselbach am letzten Fastnachtsonntag (14. Februar) zu berichten [vgl. Nr. 707]. [2] Kitzscher erklärt, dass er vom Rat im Namen der Gemeinde Leisnig um Hilfe und Unterstützung bei dem Einfall ersucht wurde. Er antwortete aber, dass das Dorf dem Abt des Zisterzienserklosters Buch 703 ¹ Der Brief, der nicht überliefert ist, enthielt wohl die Bitte um Geleit. Luther teilte bereits am 21. März 1518 Johannes Lang mit, dass Kf. Friedrich ihn und Karlstadt in Schutz nehmen will (WA.Br 1, S. 154–156, Nr. 64).

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9. April 1518

Nr. 705

gehört und dessen Herrschaft untersteht. Daher kann er als Amtmann in dem Dorf nichts befehlen und nicht handeln. Wenn der Rat aber etwas unternehmen will, lässt er dies auf eigene Verantwortung zu. Auf das Bitten des Rates hin hat Kitzscher ihm den Amtsdiener nicht verweigern wollen. A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Kk 131a, fol. 40rv (Ausfertigung).

705 Wittenberg, 9. April 1518 (Freitag in der heiligen Osterwoche) Kf. Friedrich an Johann von Staupitz [1] Kf. Friedrich teilt Johann von Staupitz [Generalvikar der observanten Augustinereremiten] mit, dass Martin Luther zum Kapitel in Heidelberg reist, [2] und bittet, für eine zügige Rückkehr Luthers an die Universität [Wittenberg] zu sorgen. A Ed.

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. O 366, fol. 1rv (Konzept). Kolde: Deutsche Augustiner-Congregation, S. 314 Anm. 1 (Volltext); Burkhardt: Luthers Briefwechsel, S. 9f. (Teiledition).

706 Wittenberg, 9. April 1518 (Freitag in der heiligen Osterwoche) Kf. Friedrich an Kastner [Konrad Bader] zu Coburg Kf. Friedrich befiehlt dem Kastner zu Coburg, Martin Luther auf seiner Reise nach Heidelberg sowie bei dessen Rückkehr nach Bedarf zu unterstützen.¹ A

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LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. O 366, fol. 2rv (Konzept).

Lieber getreuer. Wir geben dir zuerkennen, daß geinwertiger doctor Martinus Luder, augustinerordens, willens ist, sich uf erfordern seiner obersten zu einem capittel gein Hedelberg zufugen. Wann wir dann geneigt, ine zu furdern, domit er solche seine reyse desto statlicher ausrichten moge, so ist unser begere, du wollest ime in seinem austziehen und in seiner widerfarth uf sein ansuchen, in dem darumb er an dich gelangen werdt, furderlich und beholffen sein, domit er 706 ¹ Die Ausfertigung des kfl. Briefes nahm Luther zur Übergabe an den Kastner mit (vgl. WA.Br 1, S. 166f., Nr. 72, Martin Luther an Georg Spalatin, 15. April 1518). Kf. Friedrich stellte im Zusammenhang mit der Reise Luthers nach Heidelberg zum dort tagenden Kapitel der Augustinereremiten mehrere solche Empfehlungs-, Schutz- und Unterstützungsschreiben aus, so z. B. an Johann von Staupitz [Nr. 705], an den Bf. Lorenz von Würzburg und an dessen Hofmeister Sigmund von Thüngen (erwähnt in einem Brief Luthers an Georg Spalatin vom 19. April 1518, WA.Br 1, S. 168f., Nr. 73) sowie an den Pfgf. Wolfgang [vgl. Nr. 715].

Nr. 707

[vor 10. April 1518]

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desto statlicher durch und furuber komen moge, und das nit anders halden. In dem tustu unnser meynung.

707 Der Rat zu Leisnig an Kf. Friedrich

[Leisnig], [vor 10. April 1518]

[1] Der Rat der Stadt Leisnig erhielt das Schreiben Kf. Friedrichs an den Amtmann zu Leisnig [Georg von Kitzscher] und an ihn [vgl. Nr. 704]. Daraus entnehmen die Ratsherren die Klagen des Abts [Antonius Dietz] des Zisterzienserklosters Buch über sie und über das Unrecht, das sie begangen haben sollen, indem sie nach Kieselbach gezogen sind und zwei Viertel Bier gewaltsam entwendet haben [vgl. Nr. 699]. [2] Die Angelegenheit verhält sich laut Stadtrat aber wie folgt: Die Leute von Leisnig haben mit großer Anstrengung und mit Kosten von Kf. Friedrich und Hz. Johann einen Rezess [Nr. 345] zwischen dem Abt des Zisterzienserklosters Buch und ihnen erlangt, wofür sie sich bedanken. Den Schiedsspruch sollten beide Parteien einhalten. Nun bemerkten sie, dass der Abt und seine Leute gegen Bestimmungen des Vertrages über den Bierverkauf verstießen, und haben dies dem Amtmann [Georg von Kitzscher] anstelle des Kf. gemeldet. Die Untersuchung des Amtmanns auf ihre Klage hin blieb ergebnislos, weil sie den Verstoß nicht nachweisen konnten und die Leute des Abts nichts zugaben. Die Leute von Leisnig müssen warten, bis die andere Seite einen Verstoß gegen den Rezess nicht leugnen kann. [3] Nun kauften Männer des Dorfes Kieselbach zwei Viertel Bier in Waldheim, obwohl sie es laut Rezess in Leisnig hätten kaufen müssen. Daher haben der Rat und die Gemeinde Leisnig mit Bewilligung des Amtmannes die zwei Viertel Bier als Beweis sichergestellt. Sie hoffen, dass sie damit kein Unrecht begangen haben und dass auch die anderen Verstöße nicht mehr geleugnet werden können. [4] Die Leute von Leisnig hoffen auf die Unterstützung (schutz und schirm) durch Kf. Friedrich und Hz. Johann als oberste Rechtsinstanz im Land gegen den Abt, der mit seinem Anhang über viel Macht verfügt. Rat und Gemeinde zu Leisnig bitten Kf. Friedrich auch zu bedenken, dass sie in den letzten Jahren hohe Kosten hatten, die mit dem Abt und dem Kloster, der Schule, einem Altar und dem Rezess zusammenhingen. Das Geld von über 500 Gulden hätten sie besser in die Stadtmauer oder in die Ausbesserung der Wege investiert. → 708 A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Kk 131a, fol. 38r–39v (Ausfertigung).

708 Wittenberg, 10. April 1518 (Sonnabend in der heiligen Osterwoche) Kf. Friedrich an den Rat zu Leisnig → 707 [1] Kf. Friedrich teilt dem Rat der Stadt Leisnig mit, dass er den vom Rat geforderten Bericht [Nr. 707] über die Auseinandersetzung mit dem Abt [Antonius Dietz] des Zisterzienserklosters Buch erhalten hat. [2] Da diese Angelegenheit nicht durch einen Schriftwechsel gelöst werden kann, teilte Kf. Friedrich dem Abt mit [Nr. 709], dass er den

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10. April 1518

Nr. 709

Vorgang wieder in Erinnerung rufen soll, wenn Friedrich in Altenburg sein wird. Beide Parteien werden dann zur weiteren Verhandlung einberufen. A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Kk 131a, fol. 36r (Konzept).

709 Wittenberg, 10. April 1518 (Sonnabend in der heiligen Osterwochen) Kf. Friedrich an Abt [Antonius Dietz] des Zisterzienserklosters Buch → 699 [1] Kf. Friedrich erinnert den Abt des Zisterzienserklosters Buch daran, dass er ihm auf seinen Brief [Nr. 699] mit der Klage über die Leute von Leisnig und dem beigelegten Zettel mit der Beschwerde über die Leute von Belgern schrieb, dass er sich erkundigt und ihm dann antwortet. [2] Der Streifall mit Leisnig kann nicht schriftlich geklärt werden, weil die [Ratsherren] zu Leisnig erklärten [Nr. 707], dass durch den Abt und seine Leute gegen den Schiedsspruch [Nr. 345] verstoßen wird. Kf. Friedrich befiehlt, dass, wenn er sich in Altenburg aufhält, der Abt ihn an den Fall erinnert. Dann wird Friedrich beide Parteien zur weiteren Verhandlung vorladen. [3] Im Streitfall mit Belgern befiehlt Kf. Friedrich auch im Namen Hz. Johanns, dass der Abt am 24. April vor den fsl. Räten in Torgau zur Anhörung erscheint [vgl. Nr. 734]. → 727 A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Kk 131a, fol. 37rv (Konzept).

710 Zeitz, 15. April 1518 (Donnerstag nach Quasimodogeniti) Friedrich von Thun, Haubold von Einsiedel, Philipp von Feilitzsch sowie Hans von Werthern, Cäsar Pflugk und Dietrich von Werthern: Protokoll [1] Am 15. April trafen sich die Räte Kf. Friedrichs und Hz. Johanns, Friedrich von Thun, Haubold von Einsiedel und Philipp von Feilitzsch, einerseits und die Räte Hz. Georgs von Sachsen, Hans von Werthern, Cäsar Pflugk und Dietrich von Werthern, andererseits in Zeitz und besprachen folgende Punkte: [2] Münzangelegenheiten. [3] Erfurter Angelegenheiten. [4] Otto Schenk [von Landsberg], Notel an die Stände Böhmens. [5] Goldmünze. [6] Ansetzung eines Tages wegen der Bannmeile um Schneeberg. [7] Irrungen im Amt Düben. [8] Gehölz bei Landgrafenroda. [9] Böhmische Lehen. [10] Fehde des Hektor von Mörle, genannt Böhm. [11] Verweigerung des Ablasses für den Kirchenbau zu Brüx. [12] Dem Bf. von Köln [Hermann von Wied] soll wegen einer Auseinandersetzung zwischen Haubold von Einsiedel und dem Freigrafen zu Volkmarsen geschrieben werden. [13] Auseinandersetzung zwischen Abt [Michael] des Benediktinerklosters Bürgel und dem Pfarrer zu Tettau. A B

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. A 217, fol. 79r–85r, ediert wird fol. 84r und 85r (Ausfertigung). LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. A 217, fol. 92r–97r (Konzept).

Nr. 711

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24. April 1518

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[11] Auff die gnad zu Brux: Ist durch die rethe bedacht, das solche gnad durch unser gst. und g. hern allenthalben zuzelassen nit sein solt. Aber nachdem sich die von Brux alwege gegen dem haus zu Sachssen dinstlich und gutwillig gehalten hetten, solt ynen zwey ader drey hundert gulden zu irer wideraufrichtung und besserung von unsern gst. und g. hern bederseits geraicht werden, domit gute nachtbarschaft vermarckt. Item durch hertzog Georgen rethen ist der beschedigung halben, so seiner gnaden underthan unnd verwanten in der chron Behmen begegent, furwendung bescheen. Darauff dy rethe ein nottel haben stellen lassen, wy den behemischn steten darauff zuschreiben sein solt, wie hieneben auch befunden. [13] Item der gebrechn halben zwischn dem apt zu Burgeln unnd dem pfarrer zu Tettau haben dy rethe uff bevelh unsers g. hern, hertzog Johannsen, bey dem bischoven zu Freysingen und Naumburgk etc.¹ ansuchung gethan etc. Darauff der bischoff der sachn anstandt, biß unser gst. und g. hern ire rethe wider zu Czeitz haben werden, geben. Alsdann sol dem apt auch doselbst auff solche zceit zuerscheinen beschriben werden, so will alsdann der bischoff mit den rethen in der sach handlung leyden etc. Solchs ist dem apt von rethen schriftlich angezceigt worden, des wissen zehaben. Zwickau, 24. April 1518 (Sonnabend nach dem Sonntag Misericordias domini) Hz. Johann an Kf. Friedrich 711

[1] Hz. Johann teilt Kf. Friedrich mit, dass am heutigen Tag Günther von Bünau zu Teuchern als Gesandter des Bf. von Samland [Günther von Bünau] bei ihm erschienen ist. Nachdem sich der Bf. [1516] aus seinem Bistum, das er unter den Schutz des Hochmeisters des Deutschen Ordens [Albrecht von Brandenburg] stellte, zurückgezogen hatte, büßte er in weltlichen und geistlichen Angelegenheiten seinen Einfluss ein. Deshalb bat der Bf. von Samland [die Hze. Georg und Heinrich von Sachsen], Kf. Friedrich und Hz. Johann um Rat und Unterstützung für eine Gesandtschaft an den Hochmeister, um diesen zu veranlassen, die Probleme zu beheben. [2] Hz. Johann hat Günther von Bünau zu Teuchern gesagt, dass er sich erst mit Kf. Friedrich abstimmen will, um ihm dann abschließend zu antworten. [3] Da Günther von Bünau zu Teuchern mitgeteilt hat, dass [die Hze. Georg und Heinrich] aus Freundschaft zum Bf. von Samland einen gemeinsamen Gesandten zum Hochmeister schicken wollen, bittet Hz. Johann seinen Bruder um seine Meinung. Die albertinischen Hze. beabsichtigen eine Abstimmung des Vorgehens beim nächsten Rätetreffen in Leipzig. [4] Hz. Johann schlägt Kf. Friedrich vor, auch in ihrem Namen einen Gesandten zum Hochmeister zu schicken, um das Vorhaben des Bf. von Samland zu fördern. Jedoch bleibt Kf. Friedrich die Entscheidung überlassen, und er kann auch gern dem Gesandten des Bf. in ihrer beider Namen eine Antwort geben. A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. A 217, fol. 107r–108v (Konzept).

710 ¹ Bf. Philipp von Freising, Administrator des Bistums Naumburg.

98

27. April 1518

Nr. 712

712 Zwickau, 27. April 1518 (Dienstag nach dem Sonntag Jubilate) Hz. Johann: Bedenken [1] Hz. Johann äußert auf Anfrage Kf. Friedrichs, die Fabian von Feilitzsch überbracht hat, seine Meinung zu folgenden Punkten: [2] Antwort auf ein Schreiben Lgf. Philipps von Hessen in Abstimmung mit den albertinischen Hze. [3] Auseinandersetzung zwischen Mgf. Joachim von Brandenburg und Konrad Rabil. [4] Otto Schenk [von Landsberg]. [5] Böhmische Lehen. [6] Antworten an Hz. [Friedrich II.] von Liegnitz, Dietrich Rabil und Georg von Brandenstein. [7] Gesandtschaft zum Bf. von Samland [Günther von Bünau]. [8] Rätetreffen in Wurzen, Silber aus Geyer und Schreiben des Rats zu Erfurt. A B

5

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. A 217, fol. 116r–119v, ediert wird fol. 118v (Ausfertigung). LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. A 217, fol. 120r–123r (Konzept).

[7] Auff das ansuchen, so der bischoff von Samlant bey e. l. und unns gethan: Ist unnser bedencken, das e. l. und uns die schickung aus mancherley bedencken nit solt zu unterlassen sein, und sehen fur gut an, das zu solchm Hanns Roder gebraucht werde. Wo er sich aber darzu nit gebrauchn lassen wolte, alsdann mit Oswalden von Dobenneck ader Apeln von Tettau in solchm zuhandeln.

713 Papst Leo X. an Kf. Friedrich

Rom, 27. April 1518 (die XXVII. Aprilis)

[1] Papst Leo X. teilt Kf. Friedrich mit, dass Kard. Thomas [Cajetan] auf seinen Befehl hin zu Ks. [Maximilian] geschickt wurde wegen der großen Gefahr, die durch die Türken für den christlichen Glauben ausgeht. Zu verhandeln ist ein gemeinsames Vorgehen des Ks., der Fürsten und aller Christen. [2] Der Papst bittet Kf. Friedrich, dem Kardinallegaten in denjenigen Angelegenheiten Glauben zu schenken, die dieser Kf. Friedrich in päpstlichem Namen verkündet. LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. B 1584, fol. 16rv (Ausfertigung, Pergament, lateinisch, Adressat: Kf. Friedrich). Ed. Kalkoff: Römischer Prozess, S. 122f. (Volltext, ohne Adressat). Bem. Das Schreiben wurde mehrfach ausgestellt und an verschiedene Empfänger adressiert. A

714 Leipzig, 1. Mai 1518 (Sonnabend nach Jubilate) Fabian von Feilitzsch, Friedrich von Thun und Haubold von Einsiedel sowie Hans von Werthern, Cäsar Pflugk zu Eythra und Johann Kochel: Protokoll [1] Die Räte Kf. Friedrichs und Hz. Johanns, Fabian von Feilitzsch, Friedrich von Thun und Haubold von Einsiedel, sowie die Räte Hz. Georgs von Sachsen, Hans von Werthern, Cäsar

Nr. 715

1. Mai 1518

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Pflugk und Johann Kochel, besprachen in Leipzig folgende Punkte: [2] Münzangelegenheiten. [3] Anfrage des Rats der Stadt Mühlhausen. [4] Otto Schenk [von Landsberg]. [5] Böhmische Angelegenheiten. [6] Erfurter Angelegenheiten. [7] Unterstützung für [Günther von Bünau], Bf. von Samland, gegen den Hochmeister des Deutschen Ordens [Albrecht von Brandenburg]. [8] Hessische Angelegenheiten. [9] Bergwerksangelegenheiten. [10] Richter auf dem Schneeberg. [11] Bergwerksangelegenheiten. [12] Streit zwischen den Herrschaften Schönburg und Weida. A B

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. A 217, fol. 125r–131v, ediert wird fol. 128rv (Ausfertigung). LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. A 217, fol. 133r–138v (Konzept).

[7] Bischoff zu Samland: Auff angezceigten tag sal der bischoff von Samlant auch zu Numbergk¹ erscheynnen ader sein geschickte aldo haben, uff das man sich einer instruction, was werbung an hohemeister zu Preussen seint halben bescheen solle, vereinigen moge.

715 Heidelberg, 1. Mai 1518 (auf Philippi und Jacobi) Pfgf. Wolfgang bei Rhein an Kf. Friedrich [1] Pfgf. Wolfgang erhielt den Brief Kf. Friedrichs mit der Bitte, Martin Luther, Mitglied des Augustinereremitenordens und Lehrkraft (leser) an der Universität Wittenberg, nach Möglichkeit und Kräften zu unterstützen, wenn sich dieser an ihn wendet. [2] Da Wolfgang ebenfalls ein Mitglied der Universität Wittenberg ist,¹ hätte er den Wunsch des Kf. gern erfüllt, allerdings bat Luther um nichts. Das erfährt der Kf. sicherlich auch von Luther selbst.² [3] In Heidelberg disputierte Luther so geschickt, dass er der Universität Wittenberg große Anerkennung eingebracht hat und von vielen Gelehrten sehr gelobt wurde. A Ed.

FB Gotha, Chart. A 337, fol. 2rv (Ausfertigung, beschädigt mit Textverlust). W² 15, Sp. 423–425, Nr. 141 (Volltext).

714 ¹ Naumburg. 715 ¹ Pfgf. Wolfgang wurde an der Universität Wittenberg im Wintersemester 1514/15 immatrikuliert. Im Sommersemester 1515 amtierte er als Rektor (vgl. Album Academiae Vitebergensis 1, S. 53, 56). ² Nachdem Martin Luther am 15. Mai wieder in Wittenberg eingetroffen war, schrieb er am 18. Mai 1518 an Georg Spalatin und berichtete ausführlich u. a. über seine Rückreise und seinen Aufenthalt in Heidelberg, speziell über die Aufnahme durch den Pfgf. Wolfgang, die positive Reaktion auf das kfl. Empfehlungsschreiben und die Disputation (WA.Br 1, S. 172–175, Nr. 75, lateinisch, übersetzt in: W² 15, Sp. 2392–2394, Nr. 7).

100

2. Mai 1518

716 Kf. Friedrich: Lehnbrief

Nr. 716

Altenburg, 2. Mai 1518 (Sonntag Cantate)

Kf. Friedrich beurkundet für sich und seinen Bruder, Hz. Johann, ihre Erben und Nachkommen die Belehnung der Äbtissin Anna von Miltitz und des Konvents des Zisterzienserinnenklosters Sitzenroda mit einem Schock jährlicher Zinsen im Dorf Taura, welche Hugold von Schleinitz zu Reichenbach dem Kloster erblich verkauft [vgl. Nr. 635] und dem Kf. und Hz. als Lehnsherren aufgelassen hat. A

SächsHStA Dresden, 10001 Ältere Urkunden, Nr. 10199, unfol., 1 Bl. (Ausfertigung, Pergament, 1 Siegel).

717 Zwickau, 5. Mai 1518 (Mittwoch nach dem Sonntag Cantate) Hz. Johann an Kf. Friedrich [1] Hz. Johann teilt Kf. Friedrich seine Meinung zu der Bitte Günthers von Bünau zu Teuchern mit, die er an sie beide sowie an [Hz. Georg] und [Hz. Heinrich von Sachsen] wegen einer Unterstützung des Bf. von Samland [Günther von Bünau] gerichtet hat [vgl. Nr. 711]. Hz. Johann hat Hans Röder aus Böhlen zu sich kommen lassen und mit ihm gesprochen. Röder ist einverstanden, sich als Gesandter zum Hochmeister [Albrecht] des Deutschen Ordens schicken zu lassen. [2] Hz. Johann hat Günther von Bünau zu Teuchern bereits darüber informiert. Bünau soll Röder den Abreisetermin sowie einen Treffpunkt für die Reise mitteilen. [3] Außerdem soll Bünau eine Abschrift der Instruktion, was mit [Albrecht] besprochen werden soll, übersenden, damit Kf. Friedrich und Hz. Johann über ihre Instruktion beraten können. A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. A 217, fol. 132rv (Ausfertigung).

718 Naumburg, 9. Mai 1518 (Sonntag Vocem jocunditatis) Henning [Göde], [Valentin Jungermann], Adolar Huttener, Hans Koch und [Matthias] Schwengfeld an Wolf von Weißenbach, Fabian von Feilitzsch und Hans von Werthern [1] Die Gesandten der Stadt Erfurt Doktor Henning [Göde], Doktor [Valentin Jungermann aus] Zerbst, Adolar Huttener, Hans Koch und [Matthias] Schwengfeld unterbreiten Wolf von Weißenbach und Fabian von Feilitzsch als den Gesandten Kf. Friedrichs und Hz. Johanns sowie Hans von Werthern als Gesandtem Hz. Georgs von Sachsen ihre Anliegen: [2] Aufruhr in Erfurt, Schuldangelegenheiten und Bitte an die Fürsten um Schutz und Schirm. [3] Münzangelegenheiten. [4] Streitigkeiten mit Hermann Bock und mit Leuten aus der Ortschaft Großmühlhausen [Großmölsen] im Amt Weimar. [5] Ohne die

Nr. 719

11. Mai 1518

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beiden Doktoren bringen die Gesandten aus Erfurt noch folgende drei Punkte vor und bitten um fürstlichen Rat in den Angelegenheiten: [6] Verhalten im Fall der Acht, die über Asmus Butler und Fackentischer verhängt wurde. [7] Zitation von Erfurter Untertanen durch den Pfarrer zu Sumern [Niederzimmern?], Wolf Pattinger, nach Würzburg vor den Dekan Mehyer des Burkardsstifts zu Würzburg. [8] Der letzte Punkt betrifft die Erfurter Geistlichkeit und die weltlichen Güter, die die Geistlichen von den Laien erwerben.¹ A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. G 261, fol. 16r–19v (Reinschrift).

719 Wittenberg, 11. Mai 1518 (Dienstag nach Vocem jocunditatis) Hans von Ziesar an Kf. Friedrich [1] Hans von Ziesar erinnert Kf. Friedrich daran, dass er sich bereits mehrfach an ihn wandte, weil er seit fünf Jahren von Bf. [Hieronymus] von Brandenburg und dessen Vikaren mit dem Bann beschwert wird. Auch nach den Beilegungsversuchen durch die kfl. Räte Propst [Henning Göde], Dekan [Lorenz Schlamau] und Schosser [Anton Niemegk] zu Wittenberg bei den Verhandlungen in Belzig [am 23. Mai 1515, vgl. Nr. 237] sowie der jüngsten Anhörung in Ziesar am 8. Mai 1518¹ unter dem Vorsitz der kfl. Räte Christian Beyer und Anton Niemegk und anderer hielt sich der Bf. nicht an die Entscheidungen. Er erhielt den Bann aufrecht, obwohl Hans von Ziesar jedes Mal erklärte, sich an die gefassten Beschlüsse halten zu wollen. [2] Die Anhörung in Ziesar verlief ungünstig, da der Bf. darauf bestand, dass in dem Rezess klar und deutlich ausgeführt wird, dass Hans von Ziesar dem Bf. den dritten Pfennig vom Opfer der Kirche zu Kuhlowitz und von anderen Vorrechten jährlich zu geben hat, gemäß der alten Gewohnheit des Domstifts zu Brandenburg. Dies widerspricht der vorherigen Forderung des Bf., in die 718 ¹ Die ernestinischen und albertinischen Räte besprachen auf ihrem Treffen in Altenburg, das vom 12. bis 14. Juni 1518 stattfand, das Anliegen der Erfurter Gesandten und beschlossen weitere Maßnahmen [Nr. 731]. In diesem Zusammenhang setzten die Räte ein Schreiben an den Rat der Stadt Erfurt auf, in welchem sie sich entschuldigten, dass die Antwort und der erbetene Rat des Kf. und der Hze. aufgrund anderer Geschäfte noch nicht erfolgen konnten. Die Erfurter sollten zur Vermeidung weiterer Verzögerungen auf Befehl der Fürsten zum 11. Juli 1518 Gesandte nach Naumburg schicken, um sich am 12. Juli mit den fsl. Räten in den vorgebrachten Punkten und in anderen geheimen Sachen zu besprechen (LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. G 261, fol. 20r–21v, Konzept, Altenburg, 14. Juni 1518). Am 16. Juni bestätigte der Rat der Stadt Erfurt das angesetzte Treffen (ebd., fol. 23rv, Ausfertigung; ebd., fol. 22rv, Abschrift). 719 ¹ Im Protokoll der Anhörung kamen alle bisher gemachten Anschuldigungen zur Sprache sowie die Weigerung des Bf., auf die Vorschläge der Räte zur Lösung des Konflikts einzugehen (LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. B 1103, fol. 31r–34v). Eine Notel (LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. B 1103, fol. 51r–52v) der kfl. Räte Christian Beyer und Anton Niemegk vom 8. Mai 1518 wiederholte im Wesentlichen die Beschlüsse, die bereits 1515 gefasst wurden [Nr. 237]. Vgl. zu den Hintergründen außerdem Nr. 343 und Nr. 696.

102

13. Mai 1518

Nr. 720

Ziesar einwilligte, Bevollmächtigte einzusetzen, die das Opfer in der Kirche zu Kuhlowitz einnehmen. Ziesar hat von sich aus und auf Forderung des Bf. angeboten, sich aus den Angelegenheiten des Opfers und der Einkünfte der Pfarrkirche gänzlich zurückzuziehen [vgl. Nr. 237]. Er beschwert sich bei Kf. Friedrich, dass er dem Bf. trotzdem den dritten Pfennig geben soll. Auch die kfl. Räte konnten keinen Grund finden, warum Hans von Ziesar dem Bf. den dritten Pfennig zu zahlen habe, obwohl er doch mit den Einnahmen der Kirche zu Kuhlowitz gar nichts zu tun haben soll und will, und sahen dies als eine unzulässige Neuerung der ursprünglichen Praxis an, die der Bf. auf andere Kirchen im Kurfürstentum, die im Bistum Brandenburg liegen, ausdehnen kann. [3] Da die Angelegenheit nicht geklärt werden konnte, baten die kfl. Gesandten den Bf., den Bann über Hans von Ziesar auszusetzen, bis sie dem Kf. Bericht erstattet haben und dieser ihnen geantwortet hat. Der Bf. ging darauf nicht ein und hält den Bann weiter aufrecht. Daran kann der Kf. erkennen, welche Absichten der Bf. gegen Hans von Ziesar verfolgt. [4] Da sich Hans von Ziesar auf den Verhandlungstagen zu Belzig und Ziesar bereit erklärt hat, alle Beschlüsse der kfl. Räte ohne Widerspruch zu akzeptieren, Bf. [Hieronymus] jedoch die Angelegenheit verzögert, wie die kfl. Räte es dem Kf. auch schreiben, bittet Hans von Ziesar den Kf., dafür zu sorgen, dass der Bf. den Bann aufhebt. Weigert sich der Bf. weiterhin und wird Hans von Ziesar zur Gegenwehr veranlasst, ersucht er Kf. Friedrich dafür um Verständnis.² Er bittet den Kf. um eine schriftliche Antwort. A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. B 1103, fol. 35r–36v (Ausfertigung).

720 Meißen, 13. Mai 1518 (am Tag der Himmelfahrt unseres Herrn) Propst [Ernst von Schleinitz], Dekan [Johannes Hennig] und Kapitel des Domstifts zu Meißen an Kf. Friedrich [1] Propst, Dekan und Kapitel des Domstifts zu Meißen informieren Kf. Friedrich, dass sie Nikolaus von Heinitz, Propst [des Petersstifts] zu Bautzen, beauftragt haben, ihm einige Botschaften zu übermitteln, die die Heiligenerhebung Bf. Bennos [von Meißen] betreffen. [2] Sie bitten den Kf., Heinitz anzuhören, ihm zu glauben und das Vorhaben zu fördern. A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. B 1032, fol. 37rv (Ausfertigung).

721 Hz. Johann an Kf. Friedrich

Zwickau, 16. Mai 1518 (Sonntag Exaudi)

[1] Hz. Johann teilt Kf. Friedrich auf seine Bitte vom Vortag mit, dass er Friedrich von Thun oder Wolf von Weißenbach nicht am 19. Mai nach Zeitz schicken kann, um an einer 719 ² In ähnlicher Weise wie in diesem Schreiben äußerte sich Hans von Ziesar in einem undatierten Schreiben an Kf. Friedrich, welches kurz nach der Anhörung in Ziesar entstanden sein muss. Hans von Ziesar bat Kf. Friedrich, bei Kf. Joachim von Brandenburg zu erwirken, dass dieser den Bf. von Brandenburg dazu bringt, den Bann aufzuheben (LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. B 1103, fol. 37r–39v, Zettel: 38rv).

Nr. 722

16. Mai 1518

103

Verhandlung zwischen dem Administrator [Philipp] des Bistums Naumburg und dem Rat der Stadt Naumburg teilzunehmen [vgl. Nr. 729], weil er sie zur Klärung von Bergwerksangelegenheiten braucht. Er bittet um Friedrichs Verständnis. [2] Kf. Friedrich hat dem Rat der Stadt Borna den Zehnten Pfennig von Walpurgis (1. Mai) bis Michaelis (29. September) erlassen, um dadurch den Bau ihres neuen Rathauses zu fördern. Dem stimmt Hz. Johann zu. [3] Kf. Friedrich schrieb auf Ansuchen der Familie Knebel wegen des Schossers zu Allstedt [Hans Zeiß]. Hz. Johann weiß auch nicht mehr, als dass ein Interdikt verhängt wurde [vgl. Nr. 374]. Er will nach Unterlagen in dieser Sache suchen lassen, die Kf. Friedrich übersandt werden sollen. A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. A 217, fol. 139rv (Ausfertigung).

722 Altenburg, 16. Mai 1518 (Sonntag Exaudi) Kf. Friedrich an Dekan [Johannes Hennig] des Domstifts zu Meißen [1] Kf. Friedrich informiert den Dekan [Johannes Hennig] des Domstifts zu Meißen über ein Schreiben des Schossers zu Torgau, Leonhard Koppe. Koppe berichtete über den Offizial zu Meißen, Georg von Rotschitz, der entgegen altem Herkommen und Gewohnheit einen neuen Stadtschreiber in Dommitzsch einsetzen möchte und den Rat der Stadt mit gaistlicher beschwerung bedrängt und vorlädt. Einzelheiten sind aus dem beiliegenden Schreiben des Schossers zu entnehmen. [2] Kf. Friedrich ist dagegen, dass geistliche Gerichte gegen seine Untertanen in Fällen tätig werden, in denen sie nicht zuständig sind. Deshalb wünscht er, dass der Dekan seinen Offizial anweist, dieses Vorgehen einzustellen und juristisch angemessen zu handeln. Sollte jemand etwas gegen den derzeitigen Stadtschreiber einzuwenden haben, den der Rat im Einvernehmen mit der Gemeinde eingesetzt hat, so wird Kf. Friedrich sich der Sache annehmen, wenn sie ihm angezeigt wird. A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Kk 846, fol. 1rv (Konzept).

723 Altenburg, 17. Mai 1518 (Montag nach Exaudi) [Kf. Friedrich] an Hz. Johann d. J. von Sachsen [1] [Kf. Friedrich] hat Hz. Johann d. J. von Sachsen vor zwei Tagen geschrieben und ihm ein Rätetreffen im Streit Abt [Johanns] des Zisterzienserklosters Sittichenbach mit dem Amt Allstedt sowie zum Fall derer von Geusau und Friedrichs von Witzleben am Donnerstag, 27. Mai, zugesagt [vgl. Nr. 725]. [2] [Kf. Friedrich] muss ihm nun jedoch mitteilen, dass er zurzeit keinen Rat zu einem solchen Treffen schicken kann. Deshalb muss das Treffen ausfallen, was Hz. Johann d. J. den Beteiligten mitteilen soll. Ein neuer Termin kann gefunden werden, wenn die Räte zur nächsten Sitzung des Hofgerichts in Altenburg sein werden. [3] Dem Schosser zu Allstedt [Hans Zeiß] wurde befohlen,

104

18. Mai 1518

Nr. 724

bis zu einer Klärung die Leute des Abts von Sittichenbach nicht länger mit der Acht zu verfolgen. A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. A 217, fol. 143rv (Konzept).

724 Altenburg, 18. Mai 1518 (Dienstag nach Exaudi) Kf. Friedrich an Christian Beyer und Schosser [Anton Niemegk] zu Wittenberg [1] Kf. Friedrich hat den Bericht Christian Beyers und [Anton Niemegks]¹ über die Anhörung im Streitfall zwischen Hans von Ziesar und Bf. [Hieronymus] von Brandenburg sowie einen Brief Ziesars an den Kf. empfangen [vgl. Nr. 719]. [2] Der Kf. hätte erwartet, dass der Bf. sich anders verhält. Wenn Christian Beyer zum nächsten Oberhofgericht in Altenburg sein wird, soll das weitere Vorgehen in dieser Sache durch ihn und andere kfl. Räte besprochen werden. Sollte sich Hans von Ziesar demnächst in dieser Sache bei ihnen melden, so ist ihm der Befehl des Kf. mitzuteilen. A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. B 1103, fol. 13r (Konzept).

725 20. Mai 1518 (Donnerstag nach Exaudi) [Hz. Johann d. J. von Sachsen] an Kf. Friedrich [1] [Hz. Johann d. J. von Sachsen] teilt Kf. Friedrich mit, dass er dessen Schreiben [vom 15. Mai, vgl. Nr. 723] mit dem Bericht des Schossers von Allstedt [Hans Zeiß] wegen Friedrich von Witzleben und derer von Geusau erhalten hat. [2] Er will den Räten seines Vaters [Hz. Georg von Sachsen] befehlen, diese Angelegenheit, wenn sie den Streit zwischen dem Abt [Johann] des Zisterzienserklosters Sittichenbach und dem Amt Allstedt sowie den Streit um das Holz und die Jagd am 27. Mai verhandeln, mit zu besprechen. A

SächsHStA Dresden, 10004 Kopiale, 128, fol. 112v (Abschrift).

726 Utrecht, 22. Mai 1518 (die XXII. mensis Maii) Dekan [Hermann von Lochorst] und Kapitel des Salvatorstifts zu Utrecht an Kf. Friedrich [1] Dekan und Kapitel des Salvatorstifts zu Utrecht teilen Kf. Friedrich mit, dass der inzwischen gestorbene Bf. Friedrich IV. von Utrecht ihnen die Bitte des Kf. um eine 724 ¹ Vgl. LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. B 1103, fol. 31r–34r, 51r–52v.

Nr. 727

29. Mai 1518

105

Reliquie des hl. Friedrich¹ übermittelte. [2] Sie entnahmen daraufhin den rechten Arm des hl. Friedrich aus dessen Grab und wollen Kf. Friedrich eine Partikel davon zusenden. Sie hoffen, dass der Kf. dafür eine Reliquie des hl. Willibrord oder des hl. Bonifatius schickt, die Bfe. und Apostel Utrechts waren. [3] Dekan und Kapitel streben diesen Tausch an, da der Rat und die Gemeinde der Stadt Utrecht sonst mit der Weggabe der Reliquie des hl. Friedrich nicht einverstanden sind. Eine Partikel des hl. Bonifatius kann Kf. Friedrich sicher bei Abt [Hartmann] von Fulda erlangen. Die Echtheit der eingetauschten Partikel soll bezeugt werden. Im Gegenzug wollen Dekan und Kapitel die Reliquie des hl. Friedrich überreichen. [4] Kf. Friedrich soll überlegen, welche Reliquie er im Tausch übergibt. Sie soll den Verdiensten des hl. Friedrich angemessen sein. → 733 A Ed.

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. O 214, fol. 15rv (Ausfertigung, lateinisch). Kalkoff: Ablass, S. 110, Nr. 12a (Regest).

727 Buch, 29. Mai 1518 (Sonnabend in Pfingstheiligen) Abt Antonius [Dietz] des Zisterzienserklosters Buch an Kf. Friedrich → 709 [1] Abt Antonius des Zisterzienserklosters Buch erinnert Kf. Friedrich an seine Klage [Nr. 699] über den gewaltsamen Einfall der Leute von Leisnig in sein Herrschaftsgebiet und über den Raub von Eigentum der Untertanen des Klosters. [2] Der Abt sollte den Kf. an den Fall erinnern, wenn sich Friedrich wieder in Altenburg aufhält [Nr. 709]. [3] Abt Antonius bittet um die gerichtliche Entscheidung in den Auseinandersetzungen mit den Leuten von Leisnig und von Belgern sowie darum, dass das Kloster seine alten Rechte behält. Als Gegenleistung werden er und der Konvent für den Kf. beten. A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Kk 131a, fol. 41rv (Ausfertigung).

728 Zwickau, 1. Juni 1518 (Dienstag nach der heiligen Dreifaltigkeit Tag) Hz. Johann an Kf. Friedrich [1] Hz. Johann teilt Kf. Friedrich mit, dass er am letzten Sonntag (30. Mai) durch Wolf von Weißenbach unter anderem über ein Verzeichnis der Anliegen, die die Räte des Ebf. [Albrecht] von Mainz und Magdeburg in Leipzig vorgetragen haben, informiert wurde. Zudem berichtete Weißenbach über das Vorhaben Kf. Friedrichs, an Hz. Johann d. J. von Sachsen in der Zeit der Abwesenheit seines Vaters Hz. Georg von Sachsen zu schreiben. Weißenbach hat auch aufgezeigt, welche Briefe zugunsten der Förderung der Heiligenerhebung des Bf. Benno ausgehen sollen und wie Friedrich an den Rat der Stadt Erfurt schreiben möchte. [2] Hz. Johann stellte das Schreiben an Hz. Johann d. J. von Sachsen über Münzangelegenheiten und Erfurter Belange in ihrer beider Namen aus. Den 726 ¹ Friedrich von Blankenheim, 1393–1423 Bf. von Utrecht.

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4. Juni 1518

Nr. 729

Brief an den Rat zu Erfurt ließ er im Namen Kf. Friedrichs, in seinem und im Namen Hz. Georgs von Sachsen ausfertigen. [3] Ratschlag in der Angelegenheit des Bf. Benno [von Meißen] [vgl. Nr. 732]. [4] Zettel: Entschuldigung für die zeitliche Verzögerung der Antwort. [5] Zettel: Bitte um Übersendung einer Gerichtsurkunde (achtbriefe) zur Überprüfung ihrer Richtigkeit und zur Veröffentlichung. A B

5

10

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. A 218, fol. 3r–5r, 2 Zettel: 4r und 5r, ediert wird fol. 3r (Ausfertigung). LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. A 218, fol. 1r–2v (Konzept).

[3] So lassen wir uns dy schrifften bischoff Benno belangend, bevorab eur lieb bedencken im gewalt, weil darinne angezcaigt, das sich eur lieb des darlegens¹ halben verpflichten solten, welchs uns er Wolff² angezcaigt, gefallen. Darumb zweyfeln wir nit, eur lieb werde bedenken, was eur lieb desselbn artickels halb an beschwerung zuwilligen, damit es nit ein ansehen haben mocht, als ob in mangel eur lieb furderung das gut werck nit furgangk erraichet, wie dan an zweivel eur lieb wol bedencken werden, wie der selb artickel zustellen, das es eur lieb bequemlich, dan wir konnen achten, das sich in solche verpflichtung, des darlegens zubegeben, beschwern, es were dan, das eur lieb gnugsam versicherung hette, das es eur lieb zu keinem nachteil raichet.

729 [Naumburg], 4. Juni 1518 (Freitag nach des heiligen Warleichnamstag) Der Rat zu Naumburg an Kf. Friedrich [1] Der Rat der Stadt Naumburg bedankt sich bei Kf. Friedrich dafür, dass der Kf. am 19. Mai einen Verhandlungstag im Streit zwischen dem Stadtrat und dem Bf. Philipp von Freising, Administrator des Bistums Naumburg, angesetzt hatte. [2] Die vom Kf. geschickten Räte hörten beide Seiten an und verfassten einige Artikel zur Beilegung der Probleme. [3] Die Ratsmitglieder und andere Beteiligte auf städtischer Seite haben den Schied gelesen und den Inhalt für gut befunden. Sie haben nur einen kleinen, aber für sie nötigen Zusatz in die Textfassung eingefügt, die sie zurückschicken. Sie bitten den Kf., den Zusatz zu bewilligen. Wenn der Bf. Änderungen oder Neuerungen vorbringt, soll darüber informiert werden. A

StadtA Naumburg, Kop. 1516–1520, fol. 171v–172r (Abschrift).

728 ¹ Kosten. ² Wolf von Weißenbach.

Nr. 730

10. Juni 1518

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730 Antwerpen, 10. Juni 1518 (die X. Junii) Ehzn. Margarethe von Österreich an Kf. Friedrich [1] Ehzn. Margarethe hat die Briefe Kf. Friedrichs, die er durch den Kantor [Petrus] Alamire überbringen ließ, empfangen. Gern entspricht sie der Bitte des Kf., Reliquien zu schicken, die noch nicht in Gold oder Silber gefasst sind. Überbringer der Reliquien samt den dazugehörigen Beglaubigungsschreiben wird [Petrus] Alamire sein. [2] Kf. Friedrich soll bedenken, ob er in einer größeren Sache zum Wohl des Ks. [Maximilian I.] behilflich sein kann. A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. O 214, fol. 18rv (Ausfertigung, lateinisch).

731 Altenburg, 14. Juni 1518 (Montag nach octava Corporis Christi) Wolf von Weißenbach, Fabian von Feilitzsch, Nikolaus von Heinitz, Cäsar Pflugk zu Eythra und Seifried von Lüttichau: Beschlüsse und Empfehlungen [1] Wolf von Weißenbach und Fabian von Feilitzsch als Räte Kf. Friedrichs und Hz. Johanns sowie Nikolaus von Heinitz, Cäsar Pflugk und Seifried von Lüttichau als Räte Hz. Georgs von Sachsen äußern ihre Meinung, wie dem Rat der Stadt Erfurt auf sein Ansuchen, welches die Erfurter Gesandten in Naumburg vorbrachten [Nr. 718], sowie auf ein Schreiben des Rats im Fall Asmus Butler geantwortet werden soll: [2] Schuldangelegenheiten und Gewährung von Schutz durch die Fürsten. [3] Münzangelegenheiten. [4] Streitfälle Hermann Bock und mit den Leuten aus Mühlhausen [Großmölsen] im Amt Weimar. [5] Veröffentlichung der Achtverhängung über Asmus Butler und Fackentischer. [6] Anordnungen an Hermann [von Pack] im Fall des Pfarrers [Wolf Pattinger] zu Somer [Niederzimmern?]. [7] Zur Klärung des Punktes über die Erfurter Geistlichkeit und die städtische Steuer sollen die Erfurter Gesandten am 11. Juli in Naumburg für eine eigene Verhandlung eintreffen [vgl. Anm. zu Nr. 718]. [8] Festlegungen weiterer Verhandlungen in den Streitigkeiten zwischen dem Amt Allstedt und dem Abt [Johann] des Zisterzienserklosters Sittichenbach sowie in weiteren Punkten. LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. G 261, fol. 55r–59v, ediert wird fol. 56v–57v (Reinschrift). LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. G 261, fol. 60r–65v (Reinschrift). LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. A 218, fol. 10r–24v (Reinschrift, datiert auf den 12. Juni 1518). D SächsHStA Dresden, 10024 Geheimer Rat (Geheimes Archiv), Loc. 08374/09, fol. 173r–176v (Reinschrift, datiert auf den 12. Juni 1518). Bem. Die ernestinischen und albertinischen Räte trafen sich am 12. Juni 1518 in Altenburg zu Verhandlungen, die sich über die folgenden zwei Tage erstreckten. Die Überlieferung C bietet das Protokoll des gesamten Treffens in Altenburg. Die Überlieferungen A, B und D umfassen als „Ratslagk, wie dem rath zu Erffurdt uff ir ansuchen [. . .] soll zu antwort geben werden“ nur diejenigen Teile, die die Erfurter Angelegenheiten betreffen. Diese wurden am 14. Juni verhandelt. A B C

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Nr. 732

[6] Den pfarrer zu Somer betreffendt: Ist Herman Back geschrieben, den priester von seinem vornemen abzuweyßen unnd was fur antwort einkombt, dieselb nicht zuverhalden. [7] Uff den artickel, dy gaistligkait unnd geschos belangenndt: Das dy von Erffurdt auff sontag nach Kiliani schirsten zu der Naumburgk einzukomen solten beschaiden werden laut der copey hiebei. Unnd von idem teyl unnser gnedigst und gnedigen hern rethe, der einer doctor sey, geschickt werden unnd uff obvermelte artickel ine unnser gnedigst unnd gnedigen hern bedencken anzaigen lassen. Dieselben solten sich auch mit den geschickten des rats von Erffurdt underreden, was in dießer sachen des geschoß halben zuthun und furzunemen sein solte. Item dy geschickten unnser gst. und g. hern solten darauff abgefertigt werden, sich an den geschickten des rats zu Erffurdt zuerkhunden, ob ine gefellig, das unnser gst. unnd g. hern zu der gaistligkait in Erffurdt schicken unnd denselben ire beschwerung anzaigten, ab ine zuerlernen, ob sie gutlich handlung in den dingen leiden mochten mit verwarnung, wu sie es nicht tetten, was ine nachteil daraus erwachssen mocht. 732 Meißen, 15. Juni 1518 (am Tag der heiligen Märtyrer Viti und Modesti) Dekan [Johannes Hennig], Senior und Kapitel des Domstifts zu Meißen an Kf. Friedrich [1] Dekan, Senior und Kapitel des Domstifts zu Meißen erinnern Kf. Friedrich daran, dass sie Nikolaus von Heinitz, Propst zu Bautzen, Domherr zu Meißen und Altenburg, beauftragt hatten, dem Kf. einige Botschaften vorzutragen, welche die Heiligenerhebung Bf. Bennos [von Meißen] betreffen [Nr. 720]. Der Kf. wollte eine schriftliche Antwort geben, nachdem er mit seinem Bruder, Hz. Johann, darüber gesprochen hat. [2] Durch kfl. Räte wurden Heinitz in Altenburg einige Probleme in Bezug auf ihre Bitte angezeigt, speziell die Klausel, dass der Kf. verpflichtet ist, das Geld zu begleichen, welches die Prokuratoren ausgeben. Zudem sollte eine zuverlässige Auskunft eingeholt werden, dass Benno ein im Land Sachsen geborener Graf war. Als Beleg schicken Dekan, Senior und Kapitel zwei legenden, eine in lateinischer und die andere in deutscher Sprache, mit. [3] Sie bitten den Kf., zur Förderung des Prozesses an das Kardinalskollegium zu schreiben und in seinem Namen eine Vollmacht für ihre Prokuratoren auszustellen, so wie es früher schon geschehen ist.¹ Die genannten Problemstellen kann der Kf. nach 732 ¹ Konzepte und Abschriften einiger solcher älterer Schreiben finden sich in der Akte LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. B 1032. Vgl. u. a. die Ernennungsurkunde für die Prokuratoren vom 25. Juni 1516 (BAKFJ 1, Nr. 403); zudem das Bittschreiben Kf. Friedrichs an Papst Julius II. in LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. B 1032, fol. 77r, 78r (Abschriften, undatiert); sowie das Bittschreiben Kf. Friedrichs an das Kardinalskollegium, welches wahrscheinlich im Zuge der zweiten Anhörung 1515 verfasst wurde, ebd., fol. 74rv, 79rv (Abschriften, undatiert). Auffällig sind die Übereinstimmungen größerer Textpassagen im Vergleich der älteren Schriftstücke an den Papst und an die Kardinäle mit den Bittschreiben des Jahres 1518 [Nr. 754 und Nr. 755], erstere wurden wohl 1518 als Vorlage genutzt.

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seinem Wunsch ändern oder weglassen. [4] Belohnung erhält der Kf. durch Fürsprache des seligen Bf. Benno. → 737 A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. B 1032, fol. 38rv (Ausfertigung).

733 Altenburg, 17. Juni 1518 (die XVII. mensis Junii) Kf. Friedrich an das Kapitel des Salvatorstifts zu Utrecht → 726 [1] Kf. Friedrich dankt dem Kapitel des Salvatorstifts zu Utrecht für sein Schreiben [Nr. 726], das es aufgrund der Vermittlung Bf. Friedrichs IV. von Utrecht an ihn sandte. Er ist dankbar für die Bereitschaft des Kapitels, den rechten Arm des hl. Friedrich an ihn zu schicken, wenn der Kf. im Gegenzug eine Reliquie des hl. Bonifatius übergibt. [2] Der Kf. berichtet, dass er in seiner neu erbauten Allerheiligenstiftskirche in Wittenberg eine bedeutende Reliquiensammlung hat. Für diese Sammlung erhielt er Geschenke von verschiedenen Päpsten, dem Ks. und anderen christlichen Herrschern, so dass sie auf mehr als 17000 Partikel angewachsen ist. [3] Gern möchte Kf. Friedrich das Heiltum mit Reliquien des hl. Friedrich vermehren, wegen dessen Berühmtheit und da er sein Namensvetter ist. Er bittet daher das Kapitel um den rechten Arm des hl. Friedrich sowie um die Aufzeichnung der Heiligenlegende auf seine Kosten. [4] Kf. Friedrich ist gern bereit, Partikel vom hl. Bonifatius und vom hl. Willibrord an das Kapitel zu übergeben, beachtliche Stücke kann er im Moment aber weder versprechen noch schicken. Er weist auf die Bedeutung des hl. Bonifatius und des hl. Willibrord für Utrecht und des hl. Friedrich für Kursachsen und Wittenberg hin. Für beide Seiten ist der Tausch von Nutzen. Die Reliquie wird künftig in Wittenberg in Ehren gehalten. A B Ed.

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. O 214, fol. 23r–24r (Abschrift, lateinisch, von Georg Spalatin). LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. O 214, fol. 19r–20v (Konzept, lateinisch, von Georg Spalatin). Kalkoff: Ablass, S. 110f., Nr. 12b (Regest).

734 Buch, 17. Juni 1518 (Donnerstag nach Viti martyris) Abt Antonius [Dietz] des Zisterzienserklosters Buch an Kf. Friedrich [1] Abt Antonius des Zisterzienserklosters Buch erinnert Kf. Friedrich an sein Schreiben über die Leute von Belgern, die ihm als Abt und der Kirche in Buch als Erbherrn Treue und Gehorsam gelobt haben. Über den Inhalt der Eide und Gelübde muss er nicht berichten, weil der Kf. darüber informiert ist. [2] Am 24. April fand in Torgau auf Bitten des Abts eine Verhandlung mit Gesandten aus Belgern statt. Da der Abt verhindert war, schickte er Vertreter, die ihm berichteten, dass die Gesandten aus Belgern sich übermütig gegen ihn geäußert haben. Obwohl sie wissen, dass er ein Priester und Geistlicher ist und wer

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Nr. 735

die zuständigen Richter sind, haben sie ihn wiederholt verklagt. Er und seine Vorgänger haben seit über hundert Jahren das Recht inne, den Rat in Belgern zu bestätigen. Als er den aktuellen Rat ebenso bestätigen wollte, haben einige Leute aus Belgern dagegen argumentiert, eine Mehrheit gefunden und sich widersetzt. Durch diese rechtliche Neuerung haben sie sich und ihre Familien der Ehre beraubt. [3] Der Abt bittet Kf. Friedrich als seinen und seines Klosters Schutzherrn, ihn und sein Kloster gegen diese Untertanen in Schutz und Schirm zu nehmen und dem Mutwillen Einhalt zu gebieten. Er soll einen Tag zur Anhörung in dieser Sache ansetzen. Sollte er dieser Bitte nicht nachkommen können, so wünscht der Abt Unterstützung, um den Fall vor seine Ordensleitung zu bringen. Er bittet abschließend um Antwort. A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Kk 131a, fol. 42r–43v (Ausfertigung).

735 Altenburg, 18. Juni 1518 (Freitag nach Sankt Veitstag) Kf. Friedrich: Schiedsspruch [1] Kf. Friedrich schlichtet Streitigkeiten zwischen Bf. Philipp von Freising, Administrator des Bistums Naumburg, einerseits und dem Rat der Stadt Naumburg andererseits. Die meisten Streitpunkte entstanden durch den Vertrag, den Kf. Friedrich zwischen Bf. Johann von Naumburg und dem Stadtrat [am 18. Juli 1514] geschlossen hatte [Nr. 160]. Durch die kfl. Räte fanden Anhörungen in der Sache statt. Folgende Punkte konnten gütlich beigelegt werden: [2] Im Fall des Magisters Johann Schmidt wurde die Gehorsamspflicht Naumburger Bürger gegenüber dem Stadtrat diskutiert. Wie im letzten Schiedsspruch festgelegt, soll den Bürgern weiterhin das Recht zustehen, Berufung beim Bf. von Naumburg einzulegen. [3] In Reaktion auf Beschwerden des Bf. wird festgelegt, dass diejenigen Punkte des letzten Schiedsspruches gelten, die das Strafgeld (wette) betreffen. [4] Im Streit zwischen dem Rat und Bf. Johann um die Erbgerichtsbarkeit auf einigen Häusern wurde [am 15. November 1514] eine Regelung getroffen [Nr. 160 Anm. 1]. Nun sind Bestimmungen über die Erbgerichtsbarkeit und die Zuständigkeiten unter Bf. Philipp nötig. [5] Regelung gerichtlicher Zuständigkeiten und Rechte in Bezug auf die städtische Waage. [6] Die Einbestellung eines Henkers erfolgt nach altem Brauch. [7] Regelung der Anstellung und Entlohnung von Gerichtsknechten. [8] Der Rat darf ohne Einbeziehen des Richters keinen, der gegen die Pflicht zum Gehorsam gegenüber dem Stadtrat gehandelt hat, belangen bzw. diesen gefangen nehmen. [9] Bestrafung einer Person, die ein Vergehen gegen ein Gerichtsgebäude verübt. [10] Weiteres Vorgehen im Fall des Kuleich. [11] Regelung der Pflichten eines Bürgers, in dessen Haus sich ein Übeltäter aufhält. [12] Regelung des Verbots von Spiel auf den Märkten. [13] Nach altem Brauch sollen die Jakobsbrüder und andere Bettler mit Erlaubnis des Richters in Naumburg betteln dürfen. Der Richter soll aber diejenigen, die des Betrugs verdächtig sind oder Schaden verursachen, nicht zum Betteln zulassen. [14] Weitere Regelungen über Zuständigkeiten und Abläufe städtischer Gerichtsbarkeit. [15] Bf. Philipp bat Kf. Friedrich, dafür zu sorgen, dass der Rat zu Naumburg nicht mehr gegen die Verträge verstößt, nicht gegen ihn und seine Amtsnachfolger vorgeht und an der Obrigkeit sowie den Gerichten des Bf.

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und des Domstifts zu Naumburg keinen Anstoß nimmt. Der jetzige Schiedsspruch ändert nichts an den Inhalten der Verträge, an den Bräuchen und Gewohnheiten des Bf. und der Stadt Naumburg, die in der Urkunde nicht thematisiert werden. [16] Die Urkunde ist zweifach ausgestellt und beiden Parteien übergeben worden. A B C Ed.

StadtA Naumburg, MS 40, fol. 128r–140r (Abschrift). SächsHStA Dresden, 10004 Kopiale, 1329, fol. 53v–56r (Abschrift, Pergament). DStA Naumburg, Kop. 3, fol. 51v–54r (Abschrift). Schöttgen / Kreysig: Diplomatische Nachlese 4, S. 635–645, Nr. IV.2 (Volltext).

736 Zeitz, 18. Juni 1518 (Freitag nach S. Viti) Bf. Philipp von Freising und Naumburg an Hz. Johann [1] Philipp, Bf. von Freising und Administrator des Bistums Naumburg, erhielt das erneute Schreiben Hz. Johanns wegen der Streitsache zwischen Bartholomäus Polner, Pfarrverweser zu Oelsnitz, und Magister Arnold.¹ Johann schrieb auf Veranlassung Polners. [2] Da es sich um einen geistlichen Prozess handelt, hätte sich Polner als Geistlicher nicht an den Hz. wenden dürfen. Bf. Philipp holte bei seinen Gerichtshaltern nähere Informationen ein und teilt Hz. Johann mit, dass der Prozess von seinem Vorgänger [Johann III.] nicht beendet, sondern lediglich ausgesetzt wurde. Die Gründe hierfür kennt er nicht. [3] Bf. Philipp stimmte auf Bitten Hz. Johanns einem Aufschub des Prozesses zu, wie Johann beiliegender Abschrift entnehmen kann. Philipp hat daraufhin erwartet, dass Bartholomäus Polner, wenn ihm der Rechtsweg zu beschwerlich ist, sich der Vereinbarung fügt, damit es nicht nötig ist, weiter zu prozessieren. Da dies unterblieb, müssen die geistlichen Richter auf Ersuchen der Gegenpartei ihr Amt ausüben. [4] Bf. Philipp bittet Hz. Johann, dem bfl. Kommissar nichts vorzuwerfen, dann wird er merken, dass dieser unparteiisch ist.² A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. B 988, fol. 1rv (Ausfertigung, zu eigenen Händen).

736 ¹ Zu den näheren Hintergründen der Auseinandersetzung vgl. Nr. 849. ² Am 12. Juli 1518 reagierte Bf. Philipp auf ein Schreiben Hz. Johanns, in dem Johann ihm mitgeteilt hatte, dass er Polner und die Familie von Starschedel am 28. Juli nach Zwickau bestellt hat. Johann hatte den Bf. aufgefordert, diesen Tag ebenfalls zu beschicken und Magister Arnold oder seinem Prokurator den Termin bekanntzugeben. Bf. Philipp teilte Hz. Johann mit, dass er den Advokaten Arnolds über die hzl. Vorladung unterrichtet hat, dieser sagte eine Teilnahme zu. Bf. Philipp wollte gleichfalls seine Gesandten nach Zwickau senden (LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. B 988, fol. 2rv). Am 22. Juli wandte sich Bf. Philipp nochmals an Hz. Johann, bestätigte den Erhalt eines Briefes samt beigelegter Abschrift von Johann und teilte mit, dass er der Bitte Johanns entsprechen will (ebd., fol. 3rv).

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Nr. 737

737 Altenburg, 19. Juni 1518 (Sonnabend nach Sancti Viti) Kf. Friedrich an Dekan [Johannes Hennig], Senior und Kapitel des Domstifts zu Meißen → 732 [1] Kf. Friedrich bestätigt dem Dekan, Senior und Kapitel des Domstifts zu Meißen den Empfang ihres erneuten Schreibens [Nr. 732] in der Angelegenheit des Bf. Benno [von Meißen] samt der zwei mitgeschickten Legenden. Er ist sich sicher, dass Nikolaus von Heinitz ihnen berichtete, was er auf ihr vorher erfolgtes Ansuchen [Nr. 720] geantwortet hat. [2] Friedrich hätte gern die erbetenen Unterstützungsschreiben ausfertigen lassen, dies konnte in der Eile aber nicht erfolgen, da ihr Brief erst spät in der Nacht bei ihm eintraf und er heute früh zu seiner Reise [nach Augsburg] zum Reichstag aufbricht. [3] Sie sollen aber ihren Gesandten in der Sache befehlen, Friedrich in Augsburg anzusprechen, weil diese sicherlich ihren Weg nach Rom über Augsburg nehmen werden. Den Gesandten ist schriftlich mitzugeben, an wen Friedrich die Empfehlungsschreiben richten soll, die er dann ausstellen wird. A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. B 1032, fol. 39rv (Konzept).

738 Weida, 27. Juni 1518 (Sonntag nach Sankt Achacientag) Kf. Friedrich und Hz. Johann an Abt [Thomas Hebenstreit] des Benediktinerklosters Naumburg [1] Kf. Friedrich und Hz. Johann wenden sich an Abt [Thomas Hebenstreit] des Benediktinerklosters Naumburg, da ihnen von dem Vorhaben des Abts, eine Hofstatt an Christoph von Taubenheim zu verkaufen, berichtet wurde. Diese ist Eigentum des Klosters und liegt in der Stadt Naumburg. Friedrich und Johann können als Landesfürsten und Schutzherren des Klosters diesen Verkauf nicht gestatten. [2] Sie weisen den Abt an, ihnen mitzuteilen, wie hoch er die Verkaufssumme veranschlagt und ob er von seinen Ordensoberen eine Einwilligung für das Geschäft erhalten hat. Zudem soll er sich mit dem Verkauf noch zurückhalten, da Kf. Friedrich und Hz. Johann die Hofstatt vielleicht selbst erwerben wollen.¹ A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Kk 1010, fol. 2r (Abschrift).

738 ¹ Am 16. August 1518 wandte sich der Rat der Stadt Naumburg an Fabian von Feilitzsch und erinnerte ihn an Unterredungen wegen der wüsten Hofstatt Thainburg, die Christoph von Taubenheim, Amtmann zu Freyburg, von Abt [Thomas Hebenstreit] erhalten hat und bebauen will. Kf. [Friedrich] und Hz. Johann wollten das Geschäft abwenden. Vor Kurzem hatte Taubenheim die Hofstatt dem Administrator [Philipp] des Bistums Naumburg zum Kauf angeboten und plante zudem, falls der Administrator ablehnt, sie Hz. Johann d. J. von Sachsen anzubieten. Dies geschah zum Nachteil des Stadtrats. Die Räte des Administrators [Philipp] hatten daraufhin den Rat zu Naumburg gefragt, ob er die Hofstatt kaufen will. Der Stadtrat erbat die Meinung Feilitzschs (LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Kk 1010, fol. 6r–7v, Abschrift). Feilitzsch antwortete am 18. August und verwies darauf, dass Hz. Johann dem Abt schreiben wollte. Zudem kündigte er eine Unterredung mit dem Rat an (ebd., fol. 3rv, Konzept).

Nr. 739

[zweite Hälfte 1518]

739 Martin Luther an Kf. Friedrich

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[Wittenberg], [zweite Hälfte 1518]

[1] Martin Luther erinnert Kf. Friedrich an die vor einem Jahr durch [Bernhard von] Hirschfeld übermittelte Zusage, ihm ein neues Ordensgewand zu geben. [2] Luther bittet den Kf., wenn Degenhart Pfeffinger beauftragt wird, diese Zusage einzulösen, darauf zu achten, dass es nicht bei Worten bleibt. [3] Der Prior [Johannes Lang] des Augustinereremitenklosters Erfurt hat Luther berichtet, dass er von dem kfl. Beichtvater [Jakob Vogt] erfahren hat, dass Kf. Friedrich über [Johann von] Staupitz wegen einiger Briefe verärgert ist. Da dies Luther nicht lieb ist, hat er mit Staupitz gesprochen, als dieser in Torgau war. Staupitz kann sich nicht erklären, wie er den Kf. erzürnt haben soll. Deshalb bittet Luther den Kf., seine Gunst Staupitz wieder zuzuwenden. [4] Luther bittet Kf. Friedrich, die Steuer nicht zu erhöhen, da die letzte Steuererhöhung bereits dem guten Ruf des Kf. geschadet hat. Luther verfügt zwar nicht über Friedrichs Weitsicht, verweist aber auf Gottes Willen. LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. N 86, fol. 1rv (Ausfertigung, eigh., zu eigenen Händen). Martin Luther Dokumente, S. 62, 334f., Nr. 35 (Volltext, zeitliche Einordnung: „Ende 1518“); WA.Br 1, S. 119f., Nr. 51 (Volltext, zeitliche Einordnung: „[c. 6. November 1517]“). Bem. Zur Datierung: Die zeitliche Einordnung des undatierten Stückes in WA.Br 1 wird in WA.Br 13, S. 11 mit Verweis auf die Tranksteuer auf „Sommer 1518“ korrigiert.

A Ed.

740 Paderborn, 7. Juli 1518 (am siebenten Tag des Monats Julii) Johann Tulemann an [Georg Spalatin] [1] Johann Tulemann erinnert [Georg Spalatin] daran, dass vor mehr als zwei Jahren Bf. Friedrich IV. von Utrecht auf Veranlassung Kf. Friedrichs eine Bitte um Reliquien des hl. Friedrich an Dekan [Hermann von Lochorst] und Kapitel des Salvatorstifts zu Utrecht richtete. [2] Dekan und Kapitel öffneten daraufhin den beiden Fürsten zuliebe unter Zeugen das Grab des Heiligen, entnahmen seinen rechten Arm und legten ihn in den Chor an einen angemessenen Ort in der Nähe des Sakraments. Dem Grab entströmte ein wohlriechender Duft. [3] Als Rat und Gemeinde Utrechts von dem Vorhaben erfuhren, baten die Stadtoberen das Kapitel, die Reliquie nicht wegzugeben, da Friedrich ein Landesheiliger ist. Der Dekan antwortete im Namen des Kapitels, dass die Reliquie solange in der Stiftskirche bleiben soll, bis Kf. Friedrich im Gegenzug eine Partikel des hl. Bonifatius oder des hl. Willibrord schickt. Bis heute wurde der Tausch nicht vollzogen. Bf. Friedrich IV. gab in der Zwischenzeit das Bistum ab und starb. [4] Johann Tulemann, ältester Stiftsherr des Salvatorstifts, verweist auf sein Studium an der Universität Leipzig und seine Dienste als Vikar bei dem Bruder Kf. Friedrichs, Ebf. [Ernst] von Magdeburg. Er ist daher dem Haus Sachsen besonders zugeneigt und regte bei seinem Kapitel die Umsetzung des Tauschs und ein Schreiben [Nr. 726] des Kapitels an den Kf. an. Tulemann wollte persönlich zum Kf. reisen, musste jedoch krankheitsbedingt in Paderborn bleiben, wo er auf die Rückkehr des Überbringers dieses Briefes wartet. [5] Nach Ansicht Tulemanns ist es leicht für Kf. Friedrich, von Abt [Hartmann] von Fulda eine Reliquie des

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8. Juli 1518

Nr. 741

hl. Bonifatius zu erlangen, der zuerst Bf. von Utrecht und dann von Mainz war, bevor er im Bistum Utrecht das Martyrium erlitt. Dann wird der Kf. den Arm des hl. Friedrich bekommen. [6] [Spalatin] soll Tulemann berichten, welche Meinung Kf. Friedrich zu diesem Vorschlag hat, damit er Dekan und Kapitel des Salvatorstifts informieren kann. Wenn nicht bald gehandelt wird, legen die Stiftsherren möglicherweise die Reliquie in das Grab zurück, bei dem zwei ewige Lichter brennen. Tulemann betont, dass seine Angaben der Wahrheit entsprechen, da er selbst vor Ort war. Er bittet [Spalatin], den Kf. zu benachrichtigen, und verweist auf das Schreiben des Kapitels in der Angelegenheit. [7] Zettel: Bei Bauarbeiten im Chor des Salvatorstifts stieß man vor Kurzem auf das Grab Bf. Friedrichs III.¹, der vor mehr als 100 Jahren starb. In dem Grab wurden keine Gebeine mehr gefunden, während die des hl. Friedrich, der vor mehr als 700 Jahren starb, unversehrt waren. Tulemann bittet, dem Überbringer des Briefes ein Trankgeld auszuhändigen. A

Ed.

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. O 214, fol. 25r–27v (Übersetzung, von Georg Spalatin, Kanzleivermerk von Georg Spalatin: „Des eldisten tumhern zu Eutricht verteutschte schrifft an meynes gnedigsten herren dess churfursten zu Sachssen etc. hertzog Fridrichs caplan etc. 1518.“). Kalkoff: Ablass, S. 111f., Nr. 12c (Teiledition).

741 Altenburg, 8. Juli 1518 (Donnerstag Sankt Kilianstag) Fabian von Feilitzsch an Kf. Friedrich [1] Fabian von Feilitzsch hat das Schreiben Kf. Friedrichs erhalten. Er hat gern vernommen, dass [Bf. Lorenz] von Würzburg der Bitte des Kf. um Hilfe zugestimmt hat, da diese, sofern es zu Tätlichkeiten kommt, nützlich ist. Feilitzsch hat seit der Abreise Friedrichs [zum Reichstag] nichts Neues von Hz. Johann über den Verlauf der kriegerischen Handlungen gehört. [2] Reichstag [in Augsburg]. [3] Treffen mit denen von Obernitz in Zwickau sowie andere Versammlungen und Rätetreffen. [4] Ausschreiben [Hz. Johanns] gegen Mordbrennerei und Sachbeschädigung. [5] Rechnung des Amtsverwesers [Johann Moller] zu Eilenburg. [6] Verschiedene Aufgaben Feilitzschs und Bestellung von Stellvertretern, insbesondere Bauangelegenheiten in Wittenberg, Torgau, Lochau, Grimma und Altenburg betreffend. [7] Verkauf von Ochsen. [8] Bergwerksangelegenheiten. [9] Der Dekan [des Allerheiligenstifts] zu Wittenberg [Lorenz Schlamau] hat Feilitzsch über den Tod des Pfarrers zu Trebitz informiert und sich wegen dessen Kaplan, Levin Starck, an ihn gewandt. Dies kann der Kf. beiliegendem Schreiben entnehmen. Wenn der Kf. ihm mitteilt, was mit dem Lehn geschehen soll, will Feilitzsch sich danach richten. [10] Übersenden eines Verzeichnisses von Ausgaben für das kfl. Hoflager. [11] Briefe Kf. [Joachims] von Brandenburg und dessen Reise zum Reichstag mit geplantem Aufenthalt in Wittenberg. [12] Der Schosser zu Wittenberg [Anton Niemegk] hat Feilitzsch den Tod des Pfarrers zu Trebitz angezeigt und ihn über die Beschaffenheit der Pfarrei in Kenntnis gesetzt. Weiterhin hat er ihn über eine Seuche in Trebitz informiert. Auch 740 ¹ Friedrich von Blankenheim, 1393–1423 Bf. von Utrecht.

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in Halle soll es einen Seuchenausbruch gegeben haben. Feilitzsch bittet Kf. Friedrich nochmals, ihm seine Meinung zur Pfarrei in Trebitz mitzuteilen. → 745 A B

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Gg 980b, fol. 32r–36v (Ausfertigung). LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Gg 980b, fol. 20r–25v (Konzept).

742 Naumburg, 12. Juli 1518 (Montag nach Kiliani) Hans von der Planitz, Christian Beyer, Hans von Werthern und Johann Lindemann: Bericht [1] Hans von der Planitz und Christian Beyer als Räte Kf. Friedrichs und Hz. Johanns sowie Hans von Werthern und Johann Lindemann als Räte Hz. Georgs von Sachsen berichten von ihrer Verhandlung mit den Gesandten des Rats der Stadt Erfurt Adelar Ziegler, Hans Koch und Matthias Schwengfeld über die am 9. Mai vorgebrachten Punkte [Nr. 718]. Die ernestinischen und albertinischen Räte antworteten den Erfurtern entsprechend den fsl. Befehlen und den zuvor gefassten Beschlüssen [Nr. 731]. Die Erfurter Gesandten nahmen die Antworten mit Dank auf und wollen sie an den Stadtrat weiterleiten. [2] Eine Ausnahme stellen die Punkte dar, welche die Geistlichkeit betreffen. Die fsl. Räte erbaten mehr Informationen. Die Erfurter Gesandten berichteten über geistliche Beschwerungen und erbaten Rat und Hilfe. Daraufhin unterbreiteten die fsl. Räte einen Vorschlag, der dem fsl. Auftrag und den Vorabsprachen entsprach und den die Erfurter bedingt annahmen. [3] Die fsl. Räte und Erfurter Gesandten verhandelten über den Punkt, der den Bann betrifft. Da der Bann sowohl über Erfurter Gebiet als auch über Thüringer Gebiet, das den Fürsten untersteht, verhängt wurde, entschieden sie, dass ein Verhandlungstag zwischen den wettinischen Fürsten und Ebf. [Albrecht] von Mainz angesetzt wird. A LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. G 261, fol. 27r–30v, ediert wird fol. 27r–28v (Reinschrift). B LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. G 261, fol. 24r–26v (Reinschrift). Bem. Diesen Bericht legte Fabian von Feilitzsch seinem Schreiben [Nr. 751] an Kf. Friedrich vom 2. August 1518 bei (als Beilage J).

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[2] Sunder allein dy artickel der gaistligkait halben haben dy rethe begert, das sy dieselben gebrechen, davon der merer teil der rethe, dazumalh vorhanden, kein wissen getragen, nochmals wolten erzelen, als sy dan gethan, mit einfurung, wy sie unnd ire underthan mit gaistlicher beschwerung des fhars von der gaistligkait teglich fast und hart bedrangt wurden. Undertheniglich umb rath, hilff unnd schirm gebeten, wy sie derselben beschwerung entladen werden mochten, dan daraus inen und den irn grosser unverwindtlicher verderb entstunde. Darauff dy rethe nach gehabter underredung inen furgeslagen, wie es inen bevelh gegeben unnd zuvorn beratslagt, welchs sy auch zugefallen angenhomen, allein darneben ir bedencken angezeigt, sy befharten, wu dy gaistlichen von unnsern gst. und gn. hern dermassen ersucht, sy wurden gegen dem rath ein misfallen

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tragen, warumb sie sich nicht zuvorn freuntlichen mit inen zu gutlichem handel derwegen eingelassen hetten. Derhalben sy bedacht, zuvor mit inen in der sune¹ zubevleissigen unnd zuversuchen, ob sie sich mit inen deß geschoß und der guther, so sy zu inen gebracht hetten zollen, mochten vereinigen. Wu aber dy guthe entstundt, wolten sy den grund der sachen unnd wes sie sich aus der underhandlung belerten, worauff sy die gaistlichen irn schein unnd behelff zusetzen bedechtig, irn churf. und f. gn. uff schirst zuerkennen geben unnd das alsdan dy schickung wy obvormeld geschee unnd widerfhur. [3] Des bannes halben. Wiewol dy rethe unnd dy geschickten gegeneinander vil underreden gehabt, so haben sie doch letzlich darauff entslossen, dieweil dy bansbeschwerung nit allein in der von Erffurt gepiet, sunder auch in unnser gst. unnd gn. hern oberkaiten und gerichten des orts im lannd zu Doringen uberschwencklich, auch in weltlichen sachen nicht grossen nachteil der underthanen wider diselben von den gaistlichen furgenomen und geubt wurdt, wie dan solchs offentlich am tage, das unnser gst. und gn. hern mit dem ertzbischoff von Mentz notturfftiglich davon handelten, mit freuntlicher bith, mit den gaistlichen richtern zuverfugen, kein proceß in weltlichen sachen ausgeen zulassen, es wer dan sach, das zuvor von den weltlichen richter in unnser gst. und gn. hern furstenthumb rechts gewegert, als unnsers bedenckens billich geschiet. Unnd wu ditz durch ir churf. und f. gn. in derselben oberkait unnd gerichten dohin gearbeyt unnd erlangt, alsdan hetten dy von Erffurdt wider dy unmessig banßbeschwerung inen und irn armen leuten uber ir gleich erbietten und der gaistligkait begegendt, als der statlicher unnd leichter dergleichen furzunemen, abschaffung zu bietten, ein eingang und zuerleget. Den ane das besorgen sich dy von Erffurdt, dy gaistligkait werdt sich uff unser gst. unnd gn. hern auch irs schreibens unnd abforderung von irm vernemen nit weyßen lassen. Hirauff haben dy rethe fur gut angesehen, auch den geschickten solchs vermeld, das dißer furslagk auff gefallen unser gn. hern unnsern gnst. und gn. hern hertzog Friderichen, churfursten, unnd hertzog Jorgen hinaus uff den reichstagk zum schirsten gefertigt wirdt.

743 Zwickau, 14. Juli 1518 (Mittwoch nach Margarete) Hz. Johann an Siegler [Johann Sömmering] zu Erfurt [1] Hz. Johann informiert den Siegler [Johann Sömmering] zu Erfurt, dass Stefan Laue, Propst des Zisterzienserinnenklosters Jena, auf seinen fsl. Befehl hin bei ihm erschienen ist. Laue brachte einen Brief und eine Vorladung mit, die vom Propst des Moritzstifts zu Naumburg [Niethard Langenberg] geschickt wurden und Laue erreichten, als er 742 ¹ Versöhnung.

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gerade zu Hz. Johann aufbrechen wollte. Die Schriftstücke liegen bei. [2] Aus den Schreiben geht hervor, dass die Vorladung Laues durch den Naumburger Propst erfolgte, weil er gegenüber dem Siegler gehorsam war. [3] Daher wünscht Hz. Johann auch im Namen seines Bruders [Kf. Friedrich] vom Siegler, dass er die Angelegenheit klärt und Laue nicht mit einer Zitation bedrängt wird. Wenn der Fall schlecht verläuft, hat der Siegler zu bedenken, dass künftig andere Personen davor zurückschrecken könnten, seine Anweisungen zu befolgen. A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. G 142, fol. 177rv (Konzept).

744 [Wittenberg], 17. Juli 1518 (Sonnabend nach Divisionis apostolorum) Fabian von Feilitzsch: Bericht [1] Fabian von Feilitzsch berichtet [Kf. Friedrich] über seine Verhandlungen mit dem Kapitel des Allerheiligenstifts zu Wittenberg und dem Rat der Stadt Wittenberg. Die Stiftsherren gaben auf die vorgelegten Artikel folgende Antworten: Die fünf neu berufenen Magister versehen ihre Lektionen zumeist zufriedenstellend, bis auf den Lektor für Hebräisch. [2] Die Stiftsherren schlagen vor, dass die vier neuen Priester für drei Jahre angenommen werden, wenn sie daneben studieren wollen. Da die Priester laut der kfl. Festlegung [Nr. 659] zu bestimmten Zeiten ihren Chordienst zu versehen haben, sollen sie eigene Chorröcke erhalten, die sie bei ihrem Ausscheiden an ihre Nachfolger verkaufen. [3] Die vier Ministranten wurden durch den Dekan des Großen Chors [Lorenz Schlamau] und [den Dekan des Kleinen Chors, Christoph] Blanck, angenommen, ihre Besoldungen wurden verzeichnet. [4] Hinsichtlich der schriftlichen Verpflichtung (versicherung), die Kf. [Friedrich] vom Kapitel über die Einkünfte der Kirche verlangte, erbitten die Stiftsherren eine Abschrift der bisherigen Urkunde vom Kf., nach der sie sich richten können. Der Prokurator hat ein Verzeichnis über die Einkünfte und Ausgaben der Kirche übergeben. Die Almosen aus den Opferbehältnissen werden für die Kirche ausgegeben, die Altaropfer teilen die Geistlichen, denen sie zustehen, untereinander. Die Brotspenden bei den wöchentlichen Vigilien werden ordentlicher als zuvor gehandhabt. [5] Die Präbende Johann Rachals soll nach Ansicht der Stiftsherren durch zusätzliche Lehen aufgebessert werden. Kf. [Friedrich] soll hierfür eine päpstliche Bestätigung einholen, da der Bf. von Brandenburg, der auch bisher keinen Einfluss auf die Angelegenheiten der Kirche hatte, auch hierbei nicht hinzugezogen werden soll. [6] Der Organist erhält aus dem Amt jährlich 10 Gulden, die der Kf. auf 20 Gulden erhöhen will. Die Stiftsherren hoffen, dass der Kf. bei seinem Vorhaben bleibt, dann wäre der Organist ausreichend versorgt. Aus ihrer Kirchenfabrik, die kein kontinuierliches Einkommen hat, können sie den Organisten nicht bezahlen. Aus dieser können sie kaum die nötigsten Dinge für die Kirche bestreiten, wie Öl, Wachs und den Erhalt der goldenen und seidenen Ornate. Auch Gesang- und Messbücher, Reisen der Kanoniker und andere Ausgaben, die zur Kirchenfabrik gehören, sind vonnöten. [7] Die Verschreibung für die Finanzierung des jährlichen Begängnisses für Ebf. [Ernst] von Magdeburg [vgl. Nr. 637] wurde noch nicht besiegelt, erst dann kann es kontinuierlich durchgeführt werden. Für das Begängnis am

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kommenden 3. August wurde dem Geleitsmann [Gregor Burger] zu Wittenberg befohlen, 10 Gulden auszulegen. [8] Die Stiftsherren zeigen Probleme mit der Finanzierung der Stiftung der Kreuzabnahme und Grablegung Christi [vgl. Nr. 508] an. Diese sollen nach der Rückkehr Kf. [Friedrichs] und Georg Spalatins geklärt werden. [9] Feilitzsch führte außerdem Verhandlungen mit dem Rat zu Wittenberg über Gelder, die die Stiftskirche betreffen, sowie über Steuern und städtische Rechnungen. Entsprechende Verzeichnisse sollen an den [kfl.] Hof geschickt werden. A LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Gg 980b, fol. 122r–127v (Konzept). Bem. Die Verhandlungen fanden am 16. und 17. Juli statt. Wohl am 16. Juli verhandelte Feilitzsch mit dem Kapitel des Allerheiligenstifts, am 17. Juli nachweislich mit dem Rat. Fabian von Feilitzsch legte den Bericht seinem Schreiben [Nr. 751] an Kf. Friedrich vom 2. August 1518 bei (als Beilage C).

745 Augsburg, 19. Juli 1518 (Montag nach Sankt Alexientag) Kf. Friedrich an Fabian von Feilitzsch → 741 [1] Kf. Friedrich hat das Schreiben des Fabian von Feilitzsch [Nr. 741] am 18. Juli erhalten und antwortet in den folgenden Punkten: Treffen mit denen von Obernitz. [2] Ausschreiben gegen Mordbrennerei. [3] Rechnung des Amtsverwesers [Johann Moller] zu Eilenburg. [4] Anweisungen zu den Bauvorhaben in Wittenberg, Lochau, Torgau, Grimma und Altenburg. [5] Verkauf von Ochsen. [6] Fabian von Feilitzsch soll Erkundigungen über die Einkünfte der Pfarrei in Trebitz einholen und dem Kf. darüber Bericht erstatten, dann wird Friedrich ihm seine Ansichten über die Verleihung der Pfarrei mitteilen. Feilitzsch soll dem Schosser zu Wittenberg [Anton Niemegk] befehlen, die Pfarrei vorläufig mit einem Priester zu bestellen, damit der Gottesdienst und die Sakramente keinen Abbruch erleiden. [7] Rücksendung des Verzeichnisses über die Ausgaben [für das kfl. Hoflager] in Altenburg. [8] Abreise Kf. [Joachims] von Brandenburg aus Wittenberg. [9] Seuchenausbruch in Trebitz, Vorkehrungen gegen ein weiteres Ausbreiten. [10] Zettel: Kf. Friedrich sendet Schriftstücke zurück und äußert sich zu den Ausgaben [für das Hoflager] in Altenburg. A B

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Gg 980b, fol. 37r–38v+42v (Ausfertigung, zu eigenen Händen). LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Gg 980b, fol. 39r–41r, Zettel: 41r (Abschrift).

746 Zwickau, 21. Juli 1518 (Mittwoch vigilia Sancte Marie Magdalene) Hz. Johann an Kf. Friedrich [1] Hz. Johann berichtet Kf. Friedrich, dass Hans von der Planitz und Christian Beyer am 10. Juli zu dem Treffen mit den Räten Hz. Georgs von Sachsen in Zeitz gewesen

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sind, weil Hz. Johann die Räte Wolf von Weißenbach und Fabian von Feilitzsch wegen der Auseinandersetzung mit denen von Obernitz nicht entbehren konnte. [2] Die Räte haben sich von den Vertretern der Stadt Erfurt, die um Hilfe baten, über ihre Klagen gegen die Geistlichkeit unterrichten lassen [vgl. Nr. 742]. Demnach werden sie durch die Geistlichkeit täglich mit dem Bann bedrängt. [3] Darauf antworteten die Räte, wie ihnen aufgetragen worden war. Die Vertreter der Stadt Erfurt wollten allerdings zunächst versuchen, sich gütlich mit der Geistlichkeit zu einigen. Die Räte haben daraufhin gemeint, dass sie dies Hz. [Johann d. J. von Sachsen] und Hz. Johann berichten werden, die diese Information an Kf. Friedrich und Hz. Georg weitergeben werden. [4] Weil auch die ernestinischen und albertinischen Untertanen von der Geistlichkeit zu Erfurt in weltlichen Angelegenheiten mit geistlichen Auflagen beschwert werden, schlagen die Räte vor, dass sich Kf. Friedrich und Hz. Georg mit [Ebf. Albrecht] von Mainz deshalb besprechen. Über diesen Weg wäre es einfacher, etwas gegen die Geistlichkeit zu Erfurt zu erreichen. Hz. Johann bittet Kf. Friedrich, sich mit Hz. Georg über das weitere Vorgehen in dieser Sache zu verständigen, damit den Erfurtern in ihrer aller Namen geantwortet werden kann. A

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LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. A 218, fol. 66rv (Ausfertigung).

[1] Bruderliche lieb mit ganntzen treuen allzceit zuvor. Hochgebornner furst, lieber bruder unnd gefatter, wir geben euer lieb freundtlicher meynung zuerkennen, das auff die unterredung, so hievor von euer lieb, unnsers vettern hertzog Jorgen unnd unnser rethe bescheen, wie den von Erffurdt auff ir gethan antragen antwurt zugeben, von euer lieb unnd unnsertwegen Johan von der Plaunitz ritter unnd Cristian Beyer, baide doctor, weil der von Obernitz tagk eben eingefallen, davon wir Wolffen von Weyssembach ritter unnd Fabian von Feiltzsch nit haben entberen wollen, am vergangen Sambstag nach sant Kilian tagk neben unnsers vettern rethen zu Zceitz einkumen. [2] Als ist den geschickten von Erffurdt nach anzceige der vorigen gestelten nottel antwurt gegeben, sundern allein den artickel der geistligkait halben haben die rethe begert, das die geschickten denselben, weyl der merer teil der rethe so dazumal davon nit wissen trugen, von neuem erzcelen wolten, welchs sie dan gethan, mit einfurung, wie sie unnd ire unterthan mit geistlicher beschwerung des bannes von der geistligkait teglich fast unnd hart bedranget wurden, undertheniglich umb radt, hilff unnd steuer gebeten, wie sie derselben beschwerung entladen werden mochten, dan darauß ynen unnd den rethen der stadt grosser unverwintlicher verderb entstunde. [3] Darauff dy rethe geantwurt, wie sie bevelh hetten, ynen beraten zusein, welchs sie sich hochlich bedanckt. Aber yr bedenncken darneben angezcaigt, sie befahrten, wo die gaistligkait von euer lieb, unserm vettern unnd unns dermassen wie fur gut angesehen ersucht, sie wurden gegen dem radt ein unwillen tragen, warumb sie sich zuvor nicht selbs freundtlich mit inen zu guitlichem handel derhalb eingelassen hetten. Darumb sie bedacht, zuvor in der gute mit inen zutagleisten

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unnd zuvorsuchen, ob sie sich mit inen des geschos unnd der guter halben, so sie zu ynen bracht hetten, mochten verainigen, wo aber die gute entstunde, wollen sie den grundt der sach unnd wes sie sich auß der unterhandelung belernten unns alle berichten. Als haben sich die rethe vernemen lassen, sie wolten es unnsern vettern, hertzog Jorgen sun, unnd unns berichten, an zcweyfel, das wir baide es an euer lieb unnd unnsern vettern hertzog Jorgen auch gelangen lassen wurden. [4] Nachdem dan von den rethen baiderseits fur gut angesehen, weil unnser allerseits unterthanen von den gaistlichen zu Erffurdt auch vilfaltig in sachen fur weltlich gericht gehorig mit gaistlicher beschwerung furnemen, das nit unbequem sein solt, das euer lieb unnd unnser vetter von unnser allerseits wegen mit unnserm oheim von Menntz etc. deshalb unterrede hetten, ob bey seiner lieb erlangt werden mocht, das solch beschwerung bey den unnsern abgestelt wurde. Als dan hetten wir volgendt dester bequemern zutrit, von der von Erffurdt wegen die geistligkait daselbst ersuchen zelassen. Wo nu unnserm vettern, hertzog Jorgen, als wir nit zcweifeln, deshalb bericht zukomen wirdet, bitten wir freundtlich, euer lieb wolle sich mit seiner lieb verainen, was darin furzunemen bequemlich, ob dy von Erffurdt weither ansuchen wurden, das yn von unnser aller wegen stadthafft antwurt widerfarn werden muge, sein wir willig umb euer lieb bruderlich unnd freundtlich zuvordinen. 747 Fulda, 21. Juli 1518 (Mittwoch nach Divisionis apostolorum) Philipp Schenk zu Schweinsberg an Hz. Johann [1] Philipp Schenk berichtet Hz. Johann, dass er vor wenigen Tagen im Benediktinerinnenkloster Allendorf war, um mit Wissen des alten Propstes, Johann Löher, die Stelle des Propstes einzunehmen und den Gehorsam der Äbtissin [Elisabeth Neidhart] und des Konvents einzufordern. Er hofft, dieses Amt nicht nur zum Gefallen Gottes, sondern auch Hz. Johanns zu bekleiden. [2] Schenk bittet Hz. Johann, dass er im Namen Kf. Friedrichs und in seinem Namen ihn und das Kloster in Schutz und Schirm nimmt. Hz. Johann soll dies auch den Amtleuten in Salzungen [Heinrich von Herda], Eisenach [Hans von Berlepsch] und Berka schriftlich befehlen. Der Bote dieses Schreibens soll diese Befehle mitbringen. [3] Schenk bittet um gnädige Antwort. A Ed.

LATh – StA Meiningen, Kloster Allendorf/Urkunden, Nr. 473, fol. 15rv (Ausfertigung). Fuldische Frauenklöster, S. 205, Nr. A 481 (Regest).

748 Torgau, 25. Juli 1518 (Sonntag Sankt Jacobstag) Fabian von Feilitzsch: Bericht [1] Fabian von Feilitzsch berichtet [Kf. Friedrich], dass er am heutigen Tag von Versäumnissen beim Gottesdienst in der Schlosskapelle zu Torgau erfahren hat, die entstanden

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sind, weil keine Aufsichtsperson vor Ort ist. Zudem gibt es Auseinandersetzungen zwischen den Geistlichen. [2] Feilitzsch hat zur Behebung der Missstände die folgenden Anweisungen erlassen: Der Pfarrer zu Torgau [Thomas Moller] soll dafür sorgen, dass der Gottesdienst ordnungsgemäß durchgeführt und Streit verhindert wird. Da der Pfarrer die Umsetzung nicht ständig überprüfen kann, hat der Amtsschreiber den Befehl erhalten, die Gottesdienste zu beaufsichtigen. Wenn der Amtsschreiber Nachlässigkeiten oder Versäumnisse feststellt, soll er diese dem Pfarrer melden, der die Strafen auferlegt. [3] Der Pfarrer, der Schosser [Leonhard Koppe] und der Amtsschreiber sollen einen Verhandlungstag ansetzen, an dem sie die Geistlichen verhören und im Fall von Übertretungen ermahnen, um die Eintracht wieder herzustellen. Wenn ihren Vorschlägen nicht Folge geleistet wird, sollen sie, sofern es sich um einen choralesen handelt, diesen entlassen. Handelt es sich um einen Priester, sind dessen Ungehorsam dem Kf. oder seinen Räten zu melden und weitere Befehle abzuwarten. [4] Kein Geistlicher darf ohne Erlaubnis des Pfarrers seinen Verpflichtungen im Gottesdienst fernbleiben. In begründeten Fällen kann der Pfarrer seine Einwilligung geben, der Gottesdienst darf jedoch unter der Abwesenheit nicht leiden. [5] Der Schosser soll das Quatember- und Kostgeld pünktlich zahlen. A LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Gg 980b, fol. 44r–47v (Reinschrift). Bem. Fabian von Feilitzsch legte diesen Bericht seinem Schreiben [Nr. 751] vom 2. August 1518 an Kf. Friedrich bei (als Beilage F).

749 Augsburg, 1. August 1518 (Sankt Peterstag Kettenfeier) Kf. Friedrich an Fabian von Feilitzsch [1] Kf. Friedrich berichtet Fabian von Feilitzsch, dass Ebf. [Albrecht] von Mainz zum Kardinal ernannt wurde, und klagt über die vielen Kurienangehörigen in Augsburg. [Auf dem Reichstag] sind 18 Fürsten anwesend, Friedrich hofft auf einen guten Ausgang. [2] Feilitzsch soll auf die kfl. Bauvorhaben achtgeben. A

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LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Gg 980b, fol. 50rv (Ausfertigung, eigh., zu eigenen Händen).

[1] Liber Fabian, wir haben euch etliche malhe geschriben, wollen uns versehen, syhe seyn euch nuhe zcu komen. Und lasen euch vor neuhe zceitungen wyssen, das der bischoff von Mayntz heute alhye zu aynem cardynal gemacht worden ist und seyn nuhe III cardinal alhye und ain bebstliche botschafft und wir glauben, gantz Rome sey vor der thure, got wolle alle sachen zu genadt schicken. Es seyn bei den XVIII fursthen, gaystlichen und wertlichen, nuhe alhye, got wolle, das wir was guthes machen, es gehet langksam von stad. [2] Wellet ihe fleis haben, das unser beuhe wol von stad gehen, dan es werhe ihe nuhe zceidt. Wir wellen got vertrauen, wir bleyben nuhe nicht lange alhye. Weld ihe allenthalben guther hauswirdt seyn, alls wir izt zcu euch versehen, dor an erczaigedt izt geffalhens in genadt zcu beschulden.

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1. August 1518

Nr. 750

750 [Naumburg], 1. August 1518 (Sonntag den Tag Petri ad vincula) Der Rat zu Naumburg an Kf. Friedrich [1] Der Rat der Stadt Naumburg berichtet Kf. Friedrich, dass, wie der Kf. sicher schon gehört hat, beim letzten großen Feuer [Oktober 1517] die Stadtpfarrkirche St. Wenzel stark beschädigt wurde. Dies betrifft das mit hohen Kosten errichtete Gebäude und die Inneneinrichtung, wie Altäre, Glocken, mehrere Messgewänder und Kelche. [2] Der Rat will die Kirche wieder aufbauen, neu ausstatten und den Gottesdienst fördern. Dazu reichen aber die finanziellen Mittel der Kirche und der Einwohner der Stadt Naumburg, die aufgrund des Feuers zum größten Teil verarmt sind, nicht aus. [3] Da sie die Unterstützung fremder Leute benötigen, haben die Ratsmitglieder gedacht, bei Papst [Leo X.] eine Indulgenz für den Bau der Kirche zu erbitten. Für ihr Vorhaben erhielten sie Rat von Freunden und Nachrichten aus Rom, zudem benötigen sie Unterstützungsschreiben namhafter Personen, wie von [Philipp, Administrator des Bistums] Naumburg, und von Kf. Friedrich. [4] Sie bitten Kf. Friedrich, zugunsten ihrer Kirche und zur Mehrung des Gottesdienstes an den Papst und an andere Personen, die für die Ausstellung der Indulgenz wichtig sind, zu schreiben. Als Vorlage für die Schreiben wollen sie Kf. Friedrich einen Entwurf (notel) schicken. Als Gegenleistung beten sie für ein langes Leben und eine glückselige Herrschaft des Kf. A

StadtA Naumburg, Kop. 1516–1520, fol. 186v–187r (Abschrift).

751 Altenburg, 2. August 1518 (Montag nach Sancti Petri ad vincula) Fabian von Feilitzsch an Kf. Friedrich [1] Fabian von Feilitzsch erstattet Kf. Friedrich, der Feilitzsch vor seiner Abreise [zum Reichstag in Augsburg] Aufgaben gestellt hatte,¹ Bericht zu folgenden Punkten: [2] Treffen mit denen von Obernitz und Verhandlungen in Münzangelegenheiten. [3] Verhandlungen mit den Räten Hz. Georgs von Sachsen über Fischgewässer. [4] Verhandlungen mit dem Kapitel des Allerheiligenstifts, dem Dekan [Christoph Blanck] des Kleinen Chors und dem Rat zu Wittenberg. [5] Rechnungslegungen von Amt- und Geleitsmännern sowie von Schossern. [6] Regelungen wegen Missständen bei den Gottesdiensten und Stundengebeten in der Schlosskapelle zu Torgau sowie aufgrund von Streitigkeiten zwischen den dort tätigen Geistlichen. [7] Verhandlungen wegen des Leibguts der Katharina Scheff. [8] Besichtigung des kfl. Gartens und Bauvorhaben in Torgau. [9] Über 751 ¹ Der Akte liegt ein Schriftstück mit Aufgaben bei, die Fabian von Feilitzsch während der Abwesenheit des Kf. erledigen sollte. Die Punkte werden in dem Schreiben vom 2. August 1518 und in anderen Schreiben Feilitzschs an den Kf. in dieser Akte wiederholt thematisiert. Als Aufgaben werden z. B. die Gegenstände der Verhandlung mit den Stiftsherren des Allerheiligenstifts und dem Rat zu Wittenberg, die Klärung der Frage des Leibguts der Katharina Scheff, die Überprüfungen der kfl. Bauvorhaben und die Amtsrechnungen erwähnt. Vor einer jeden Aufgabe steht ein Kreuz, möglicherweise als Zeichen, dass sie erledigt wurde (LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Gg 980b, fol. 129r–132r).

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weitere Angelegenheiten soll später berichtet werden. [10] Antwort an den [Stadtrat] zu Erfurt auf dem Treffen in Naumburg am 12. Juli. [11] Böhmische Angelegenheiten. [12] Otto Schenk [von Landsberg]. [13] Hinterlassene Lehensgüter. [14] Bauvorhaben in Wittenberg, Lochau, Torgau, Grimma und Altenburg. [15] Amtsrechnungen. [16] Ausgaben für Gebäude. A B

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LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Gg 980b, fol. 68r–73v, ediert wird fol. 68v–69r, 70v, 71v (Ausfertigung). LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Gg 980b, fol. 61r–67r (Konzept).

[4] Unndt weil dieser handel auff den dornstag zu Dieben² sein entschafft erraicht, bin ich denselben tag³ noch gein Wittenbergk gezogen unndt vornemlich darumb, weil marggraff Joachim⁴ zuvor geschrieben, das sein gnad uff den sonnabendt darnach daselbs einkhomen wolt, domit seiner gnad des orts gut außrichtung beschee unndt das es sonnst allenthalben recht zuging. Weil aber der marggraff am freitag darnach seiner zukhunfft halben abkhundung gethan, hab ich den tag unndt sonnabendt⁵ darnach etlicher artigkel halben, so in der vertzaichnus begriffen, mit den herren des capittels, dem dechant des klainen kors unndt dem rath daselbs zu Wittenbergk gehandelt, wie dan hirneben mit C⁶ verztaichent. [6] Weyl auch die tag uber, als ich zu Torgau gewest, an mich gelangt, wie die priester undt chorales uffm schloß daselbs bey dem dinst gots unndt den horas unfleyssig, auch sonst nit aynig miteynander sein sollen, hab ich derhalben mit inen geredt unndt ain vertzaichnus unndt ordenung gemacht, wie es biß uff euer khurfurstlich gnaden zukhunfft gehalten werden soll. Dieselb vertzaichnus ist auch hirneben mit F⁷ gezaichent. [7] Ich hab auch zur Lochau unndt volgendt zu Torgau mit Hansen Falcken zu Tristwitz von wegen der alten Scheffin, welcher gestalt sie gegen abtretung irs leibguts mit einem jerlichen zinß zuvergenugen sein mocht, gehandelt.⁸ Undt was er der frauen halben darauff zu antwurt geben, finden euer kurfurstlich gnad hirbey mit G vertzaichent. [10] Was den von Erffurdt auff ir hievor gethanes ansuchen uff jungstem tag zur Naumburgk montag nach Kiliani fur antwurt geben, werden euer khurfurstlich gnaden auß der vertzaichnus hirneben mit J⁹ vernhemen.

751 ² ³ ⁴ ⁵ ⁶ ⁷ ⁸ ⁹

Düben. 15. Juli. Kf. Joachim von Brandenburg. 16. und 17. Juli. Beilage C: Nr. 744. Beilage F: Nr. 748. Vgl. Nr. 775 und Nr. 797. Beilage J: Nr. 742.

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8. August 1518

Nr. 752

752 Wittenberg, 8. August 1518 (die Sancti Cyriaci) Martin Luther an Georg Spalatin [1] Martin Luther wendet sich an Georg Spalatin, weil er seine Hilfe benötigt. Spalatin soll bei Kf. [Friedrich] und [Degenhardt] Pfeffinger erwirken, dass Kf. [Friedrich] und Ks. [Maximilian I.] sich bei Papst [Leo X.] für die Verhandlung der Sache Luthers auf deutschem Boden einsetzen. [2] Luther schrieb deswegen auch an den Kf. und hätte selbst an Pfeffinger geschrieben, aber die Sache eilt. In der Zitation, die Spalatin lesen wird, wurde Luther nur eine knappe Frist gesetzt. [3] Spalatin soll dafür sorgen, dass er für Luther schnell Rat und Hilfe beim Kf. erlangt und Luther oder besser Johann von Staupitz mitteilen, was er erreichen konnte. Staupitz hält sich in Salzburg auf und will am 15. August in Nürnberg sein. Spalatin soll sich wegen Luther nicht sorgen. [4] Luther wird nun auf die wilde (sylvestro) Schrift des Silvester [Prierias]¹ antworten und Spalatin dann den Text zuschicken. Prierias ist, wie Spalatin aus der Zitation ersehen kann, zugleich Luthers Widersacher und Richter. A Ed.

LASA Dessau, Z 8, Nr. 18, fol. 1rv (Ausfertigung, eigh., lateinisch). WA.Br 1, S. 188f., Nr. 85 (Volltext); W² 15, Sp. 430–432, Nr. 147 (Volltext, Übersetzung).

753 Kf. Friedrich: Ernennungsurkunde

[vor 9. August] 1518

[1] Kf. Friedrich teilt allen, die diese Urkunde lesen, mit, dass er vom Vorhaben des Papstes Leo X. erfahren hat, in Kürze drei Verstorbene aufgrund der Heiligkeit ihres Lebens nach Gewohnheit der Kirche zu kanonisieren. [2] Da Kf. Friedrich wünscht, dass Bf. Benno von Meißen, dessen Heiligenerhebung er in Rom schon seit etlichen Jahren anregt, als vierter dazukommt, ernennt er für die Verhandlungen mit dem Papst und der Kardinalsversammlung als seine Prokuratoren Gf. Alberto von Carpi, Wilhelm von Enckenvoirt und Johann von Maltitz, Domherr zu Meißen und derzeit wohnhaft in Rom. [3] Friedrich erteilt den drei in gutem Ruf stehenden Männern die Vollmacht und den Auftrag, als seine Stellvertreter darum zu bitten, dass Bf. Benno wegen seiner Verdienste zu Lebzeiten und der Wunderzeichen, die sie belegen können, kanonisiert wird. Über die Heiligsprechung soll vom Papst eine Urkunde erbeten werden. [4] Für den Fall, dass das bereits an die Prokuratoren übersandte Geld nicht ausreicht, verspricht Friedrich, alle üblichen und ordentlich anfallenden Kosten zu übernehmen. A LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. B 1032, fol. 71rv (Abschrift, lateinisch). B LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. B 1032, fol. 40r–42v (Übersetzung, von Georg Spalatin). Bem. Zur Datierung vgl. Nr. 755.

752 ¹ Silvester Mazzolinis (gen. Prierias), „Dialogus de potestate papae“ (1518), ediert in: Dokumente zur Causa Lutheri 1, S. 33–107.

Nr. 754

[vor 9. August] 1518

754 Kf. Friedrich an Papst Leo X.

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[vor 9. August] 1518

[1] Kf. Friedrich verweist gegenüber Papst Leo X. auf die Wunderzeichen Bf. Bennos von Meißen, die dieser zu Lebzeiten und nach seinem Tod vollbracht hat. Friedrich glaubt, dass dies durch die jüngste, speziell eingesetzte Kommission beim Heiligen Stuhl verdeutlicht wurde. [2] Da allezeit das Haus Sachsen den Papst auf das Höchste ehrte und der Papst dem Haus Sachsen Ehre und Gunst erwies und Benno, wie Friedrich berichtet wurde, ein geborener Graf zu Sachsen gewesen ist [vgl. Nr. 732], bittet Kf. Friedrich um die Heiligsprechung Bennos ohne weitere Verzögerung. Benno soll zusammen mit den anderen, die zur Kanonisation vorgesehen sind, in den Katalog der Heiligen geschrieben werden, zur Förderung des Gottesdienstes und der Andacht des Volkes in seinem Land. LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. B 1032, fol. 71v–72r (Abschrift, lateinisch). SächsHStA Dresden, 10024 Geheimer Rat (Geheimes Archiv), Loc. 08994/08, fol. 69r (Abschrift, lateinisch). C LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. B 1032, fol. 43rv (Übersetzung, von Georg Spalatin). Bem. Zur Datierung vgl. Nr. 755.

A B

755 Kf. Friedrich an das Kardinalskollegium

[vor 9. August] 1518

[1] Kf. Friedrich rühmt den Kardinälen gegenüber Bf. Benno von Meißen, der für würdig gehalten wird, zum Heiligen erhoben zu werden. Die zu Lebzeiten und nach dem Tod Bennos gegebenen Wunderzeichen, die stetig mehr werden, sind durch die jüngste Kommission berichtet und sicherlich auch den Kardinälen bekannt gemacht worden. [2] Die Hze. zu Sachsen halten sich zur heiligen römischen Kirche. Kf. Friedrichs Vater, Kf. Ernst von Sachsen, und dessen Bruder Hz. Albrecht wählten ihr Grab im Meißner Dom. Dort ruht auch Benno, den beide verehrten. Benno war von Geburt ein sächsischer Graf. [3] Aus den angeführten Gründen und damit die Kirche zu Meißen eyn schildt unsers glaubens wider der Behem [der Böhmen] anhafftends gifft¹ erhält, bittet Kf. Friedrich um die Kanonisation Bennos. LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. B 1032, fol. 72rv (Abschrift, lateinisch). SächsHStA Dresden, 10024 Geheimer Rat (Geheimes Archiv), Loc. 08994/08, fol. 69rv (Abschrift, lateinisch). C LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. B 1032, fol. 44r–45r (Übersetzung, von Georg Spalatin). Bem. Zur Datierung: Im Mai und Juni 1518 wurde über die Formulierung der Empfehlungsschreiben, die das Domstift zu Meißen zur Förderung des Vorhabens der Heiligsprechung Bf. Bennos von Meißen von Kf. Friedrich erbeten hatte, diskutiert. Dies erfolgte wohl bereits auf der Grundlage von Konzepten. Am 19. Juni 1518 waren die gewünschten Schreiben durch Friedrich noch nicht ausgestellt [vgl. Nr. 737]. Am 9. August 1518 wurde laut einem Eintrag in den Konsistorialakten ein vom Juli 1518 stammendes Schreiben (bzw. mehrere Schreiben) Kf. Friedrichs im Konsistorium in Rom verlesen, in dem der Kf. die Kanonisation Bennos empfahl (ediert in: Kalkoff: Römischer Prozess, S. 53).

A B

755 ¹ Zitiert nach Überlieferung C, fol. 45r.

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9. August 1518

Nr. 756

[1] Reverendissimi in Christo patres et domini. Domini nostri colendissimi post humilem commendacionem venerabilis pater Benno quondam decimus in ordine Misnensis ecclesiae episcopus tam relligione, pietate et sanctimonia fuit, ut unius expressa virtutum et mirifica signa probuerit et vita functus per multa secula miraculis enituerit atque in dies magis enitescit prout ex novissima speciali commissione ad partes facta et indubie coram relata pateat clarissimae usque adeo ut omnium hominum opinione immo ferventissimo desiderio de sanctitate sua promeritus habeatur dignissimus, qui inter sanctos una cum aliis canonisandis merito referatur. [2] Cum igitur saxoniae duces apostolice sedis observantissimi, inter quos genitor noster dominus Ernestus princeps elector recolande memoriae una cum Alberto germano suo in ecclesiam Misnensem, ubi praefati reverendi patris Bennonis episcopi ossa ex comitibus Saxoniae procreata in tumba quadam honorifice translata conquiescunt sepulturam elegerunt, atque non modicam devocionem ad praefatum divum patrem, dum venerent, tanquam conterraneum habuissent. [3] Non possumus nos supplices et humiles vestras reverendissimas paternitates non instantissimas exorare, quatenus una cum aliis, ut certa ad nos fama prioribus diebus evolantis pervenit, sanctorum cathalogo ascribatur. Quem dicta Misnensem ecclesiam sit habitura tanquam fidei nostram clipeum contra boemorum, qui est finitima contagionem. Quod eo libentius vestras reverendissimas paternitates facere speramus quo maiorem mercedem ab altissimo sunt recepturae. Quod etiam singulari gratitudine et obsequentissima voluntate curabimus compensare felicissimae valeant vestrae reverendissimae paternitates, quibus nos sinceriter commendamus.

756 Dresden, 9. August 1518 (Montag nach Donati) [Hz. Johann d. J. von Sachsen] an Hz. Johann [1] [Hz. Johann d. J. von Sachsen] teilt Hz. Johann mit, dass ihm von den Richtern und Schöppen zu Schneeberg ein Fall gemeldet wurde. Sie haben ihm das Gerichtsurteil Ulrich Fickels sowie das Geständnis der Köchin des Pfarrers [zu Schneeberg Wolfgang Krauß], die mit einem Knaben in Schneeberg inhaftiert ist, zugesandt. Daraus geht hervor, dass der Pfarrer eine Abtreibung vorgenommen haben soll. [2] Hz. Johann, der sicher auch über den Fall informiert wurde, soll [Hz. Johann d. J.] seine Ansicht dazu mitteilen, damit sie gemeinsam vorgehen können und das Verbrechen nicht ungestraft bleibt. A Ed.

SächsHStA Dresden, 10004 Kopiale, 128, fol. 140rv (Konzept). ABKG 1, S. 43, Nr. 54 (Volltext).

Nr. 757

[ca. Mitte August] 1518

757 Georg Spalatin an Johann Renner

127

[ca. Mitte August] 1518

[1] Georg Spalatin bezieht sich gegenüber Johann Renner auf ein Gespräch, das er im Auftrag Kf. Friedrichs heute mit ihm geführt hat. Sie haben vereinbart, dass Renner sich bei Ks. [Maximilian I.] für Martin Luther einsetzt und sich um ein Schreiben des Ks. an Papst [Leo X.] bemüht, damit der Papst die Vorladung Luthers [nach Rom] fallen lässt. [2] Außerdem soll der Ks. einen päpstlichen Befehl erwirken, Luther von Bf. [Lorenz] von Würzburg, Bf. [Philipp] von Freising und einer unverdächtigen Universität verhören zu lassen. Luther akzeptiert alle deutschen Universitäten als Richter, mit Ausnahme der Universitäten in Erfurt, Leipzig und Frankfurt an der Oder, die sich verdächtig gemacht haben. Es ist Luther nicht möglich, persönlich in Rom zu erscheinen. [3] Kf. Friedrich wird Johann Renner gegenüber dankbar sein. Ed.

W² 15, Sp. 550, Nr. 183 (Volltext); Jenaer Lutherausgabe dt. 1, fol. 135r (Volltext).

758 Zwickau, 17. August 1518 (Dienstag nach Assumptionis Marie) Räte Kf. Friedrichs und Hz. Johanns: Vereinbarung [1] Die ernestinischen Räte hörten die Parteien im Streitfall zwischen den Herren von Wildenfels und dem Prämonstratenserkloster Mildenfurth an und vereinbarten folgende Punkte: [2] Die Herren von Wildenfels sollen in ihren Gerichtsbüchern und an anderen Stellen Erkundigungen über ihren bisherigen Gebrauch des Erbgerichts in denjenigen Dörfern einziehen, in denen sie die hohe Gerichtsbarkeit haben.¹ Dann sollen sie einen neuen Verhandlungstag veranlassen, dessen Ergebnis sie zu akzeptieren haben. [3] Der Vogt des Klosters, den die Herren von Wildenfels verhafteten, soll nicht gemahnt werden. [4] Die Herren von Wildenfels wollen sich informieren, was Hz. Johann zum Thema Gehölz angeordnet hat. A

LATh – HStA Weimar, EGA, Kop. A 15, fol. 176v (Abschrift).

Zwickau, 21. August 1518 (Samstag nach unserer lieben Frauen Himmelfahrtstag) Hz. Johann an Fabian von Feilitzsch 759

[1] Hz. Johann hat das Schreiben des Fabian von Feilitzsch erhalten, in dem dieser ihm von dem geplanten Verkauf eines Hauses durch den Abt [Thomas Hebenstreit] des Benediktinerklosters Naumburg berichtet hat. Johann ist einverstanden, dass Feilitzsch 758 ¹ Der Streit über die Erbgerichte dauerte schon seit den 1490er Jahren an, vgl. LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Kk 873.

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23. August 1518

Nr. 760

auf seinem Rückweg von Allstedt mit dem Abt verhandelt [vgl. Nr. 761], und schickt ihm einen Kredenzbrief, der für ihn und Haubold von Einsiedel ausgestellt ist.¹ [2] Feilitzsch soll dem Abt die folgende Botschaft übermitteln: Kf. Friedrich und Hz. Johann haben erfahren, dass der Abt sich angemaßt hat, eine klostereigene Hofstatt in Naumburg an Christoph von Taubenheim erblich zu verkaufen. Friedrich und Johann haben dem Abt laut beiliegender Abschrift [Nr. 738] geschrieben, jedoch keine Antwort erhalten. Daher soll Feilitzsch ihm nochmals den Inhalt des Schreibens nahelegen. [3] Hz. Johann stimmt Verhandlungen von Feilitzsch mit dem Rat [der Stadt Naumburg] zu, sofern Feilitzsch solche für nötig erachtet, um zu verhindern, dass sich jemand ohne Wissen des Hz. die Hofstatt aneignet. A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Kk 1010, fol. 8rv (Ausfertigung).

760 Papst Leo X. an Kf. Friedrich

Rom, 23. August 1518 (die XXIII. Augusti)

[1] Papst Leo X. erinnert Kf. Friedrich an die Verdienste seiner Familie, dessen hervorragender Vertreter er ist, um die christliche Religion. Daher kann er nicht glauben, dass Friedrich es zulassen wird, dass sich jemand gegen die Religion auflehnt. [2] Nun muss Leo X. aber hören, dass der Augustinereremit Martin Luther, ein Sohn der Bosheit (iniquitatis filium), seine Gelübde vergessen hat. Luther, der sich auf den Schutz des Kf. beruft, will sich von keiner Autorität zurechtweisen lassen. Deshalb schreibt Leo X. an Kf. Friedrich, damit dieser das Ansehen seiner Familie bewahrt und kein Verdacht über eine Schuld des Kf. aufkommt. [3] Weil Papst Leo durch viele Gelehrte und durch [Silvester Prierias] (Magistri sacri Palatii nostri) Luthers ketzerische Ansichten kennt, hat er befohlen, ihn vorzuladen. Er hat seinen Legaten Thomas [Cajetan] damit beauftragt.¹ [4] Weil es Aufgabe des Heiligen Stuhls ist, über den katholischen Glauben zu wachen, ermahnt der Papst den Kf., ihm Luther zu überstellen, wie es der Legat anzeigen wird. Dadurch wird Friedrich ein heilsames Werk tun, so dass weder die Zeitgenossen noch die 759 ¹ Diese Kredenz erbat Fabian von Feilitzsch am 19. August 1518 von [Hz. Johann], um, sofern der [Hz.] einverstanden ist, persönlich mit dem Abt [Thomas Hebenstreit] und dem Stadtrat von Naumburg zu verhandeln. Er ersuchte den [Hz.], ihm seine Meinung in der Angelegenheit mitzuteilen, und betonte, dass das Vorhaben Taubenheims verhindert werden muss. Die Verhandlungen wollte er in Naumburg auf seinem Weg zu einem am 26. August geplanten Treffen [vgl. Nr. 762] mit den Räten Hz. Georgs von Sachsen führen. Dieses Rätetreffen war u. a. wegen des Streits zwischen dem Amt Allstedt und dem Abt [Johann] zu Sittichenbach geplant (LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Kk 1010, fol. 4v–5v, Konzept, die Empfängerangabe „an bischoff zu Naumburgk“ ist offensichtlich ein Versehen des Schreibers). 760 ¹ Gemeint ist das Breve Papst Leos X. „Postquam ad aures“ an Thomas Cajetan vom 23. August 1518, mit dem der Prozess gegen Luther eröffnet wurde (vgl. Dokumente zur Causa Lutheri 2, S. 62–66, und WA 2, S. 23–25).

Nr. 761

25. August 1518

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Nachwelt sagen können, er habe die Ketzerei gefördert. [5] Luther wird nach dem Verhör entweder, wenn er unschuldig ist, zurückgeschickt oder es wird, wenn er einer Schuld überführt wird, das Gewissen des Kf. vom Irrtum befreit werden. Der Papst versichert, dass er sein Hirtenamt wahrnimmt und einem Unschuldigen weder eine ungerechtfertigte Strafe auferlegt noch sich einer Buße verschließt. AA Vaticano, Brev. Leonis X. Armar. XXXXIV. tom. 5, fol. 155rv (Konzept, lateinisch, mit Korrekturen von Pietro Bembo). Ed. Dokumente zur Causa Lutheri 2, S. 44–50, Nr. 18 (Volltext); Jenaer Lutherausgabe lat. I, fol. 203v–204r (Volltext); W² 15, Sp. 547–549, Nr. 179 (Volltext, Übersetzung). Bem. Die Ausfertigung der Urkunde ist nicht erhalten, daher wird dem obigen Regest die Jenaer Lutherausgabe lat. I zugrunde gelegt, die aufgrund der Abweichungen vom Konzept auf die Ausfertigung zurückzugehen scheint.

A

761 Naumburg, 25. August 1518 (Mittwoch nach Bartholomei) Fabian von Feilitzsch: Protokoll [1] Fabian von Feilitzsch hat gemeinsam mit Haubold von Einsiedel nach ihrer Ankunft in Naumburg am 25. August den Abt [Thomas Hebenstreit] des Benediktinerklosters Naumburg in das Haus des [Donatus] Groß vorgeladen, ihm den Kredenzbrief [Nr. 759 Anm. 1] Hz. Johanns übergeben und die folgende Botschaft übermittelt: Der Abt hat bisher auf das Schreiben [Nr. 738] Kf. [Friedrichs] und Hz. Johanns wegen der Vergabe einer Hofstatt in Naumburg an Christoph von Taubenheim nicht geantwortet. Hz. Johann hat in Abwesenheit Kf. [Friedrichs] daher Einsiedel und Feilitzsch befohlen, die Antwort des Abts persönlich entgegenzunehmen. Erst danach sollen sie ihm die Anweisungen des Hz. mitteilen. [2] Der Abt hat daraufhin angegeben, kein Schreiben erhalten zu haben. Er hätte sonst nicht unterlassen zu antworten, um beim Kf. und Hz. nicht in Ungnade zu fallen. Der Abt bittet um Entschuldigung. [3] Einsiedel und Feilitzsch haben daraufhin dem Abt den Inhalt des Schreibens dargelegt und nach den näheren Umständen der Vergabe der Hofstatt an Taubenheim gefragt sowie, ob er dafür die Genehmigung seiner Ordensoberen eingeholt hat. Der Abt antwortete, dass er Taubenheim auf dessen Bitte die Hofstatt ohne Gegenleistung als Mannlehn verlieh, um sie zu bebauen. Sollte Taubenheim keine männlichen Erben haben, soll die Hofstatt wieder an das Kloster zurückfallen. Taubenheim darf die Hofstatt nicht verkaufen. Zur Bekräftigung des Rechtsgeschäfts wurden Dokumente ausgetauscht. Die Ordensoberen waren darüber nicht informiert. Abt [Thomas Hebenstreit] hat nun erfahren, dass Taubenheim die Hofstatt dem Abt [Peter Kemnitz] des Zisterzienserklosters Pforta und anderen Personen zum Kauf angeboten hat und sie, falls dies fehlschlägt, an Hz. Georg von Sachsen geben will. [Hebenstreit] ist damit nicht einverstanden und hat die Hofstatt von Taubenheim zurückgefordert, bisher ohne Ergebnis. [4] Haubold von Einsiedel und Fabian von Feilitzsch haben daraufhin den Abt aufgefordert, die Hofstatt mit Nachdruck von Taubenheim zurückzufordern. Zukünftig soll der Abt die Hofstatt nicht ohne Einwilligung Kf. [Friedrichs] und Hz. Johanns verleihen. Sollte er darum gebeten werden, soll er sich auf den Kf. und den Hz. berufen, die ihm verboten haben, die Hofstatt dem Kloster zu entziehen, und seine Gehorsamspflicht

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26. August 1518

Nr. 762

gegenüber dem Kf. und dem Hz. angeben. Der Abt versprach, diese Forderungen einzuhalten. [5] Darüber hinaus haben Einsiedel und Feilitzsch dem Stadtrat zu Naumburg befohlen, eine Bebauung der Hofstatt zu verbieten und zu verhindern, dass Baumaterial für einen solchen Bau in die Stadt gebracht wird. Falls sich jemand mit einer entsprechenden Bitte an den Rat wendet, soll er sich auf den Befehl Kf. [Friedrichs] und Hz. Johanns berufen. A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Kk 1010, fol. 9r–11v (Konzept).

[Allstedt], 26. August 1518 (Donnerstag nach Sankt Bartholomäus Tag, des heiligen Apostels) Haubold von Einsiedel, Fabian von Feilitzsch, Hans von Werthern und Hermann von Pack: Schiedsspruch 762

[1] Am heutigen Tag haben die Räte Kf. Friedrichs, Haubold von Einsiedel und Fabian von Feilitzsch, sowie die Räte Hz. Georgs von Sachsen, Hans von Werthern und Hermann von Pack, Amtmann von Sachsenburg und Sangerhausen, in der Auseinandersetzung zwischen dem Amt Allstedt und dem Abt [Johann] des Zisterzienserklosters Sittichenbach wegen Trift, Jagd, Gerichten und Herrschaft über ein Waldstück [vgl. Nr. 660] den Ort des Streits besichtigt. Da keine Streitpartei ihre Rechte abschließend belegen konnte, haben die genannten Räte folgenden Vorschlag in der Hoffnung eingebracht, dass ihm Kf. Friedrich und Hz. Georg zustimmen werden: [2] Kf. Friedrich soll einen Kommissar in das Amt Allstedt schicken, dem das Amt seine beanspruchten Rechte durch Urkunden oder Zeugen belegen soll, um sie entsprechend aufzuzeichnen. Die Aufzeichnungen soll der Kommissar zusammen mit einem Termin, an dem die Zeugen angehört werden, dem Abt des Klosters schicken. Daraufhin kann der Abt seine Fragen stellen oder einen eigenen Notar zu der Anhörung senden. [3] Ebenso soll Hz. Georg von Sachsen einen Kommissar in das Zisterzienserkloster Sittichenbach schicken, dem der Abt die Rechte des Klosters durch Urkunden oder Zeugen nachweist. Die Aufzeichnungen darüber sind der Gegenseite in diesem Streit zuzusenden, die ebenfalls einen Notar hinzuziehen oder Zeugen benennen kann. [4] Nach Abschluss der Aufnahme der Rechte übermitteln die Kommissare ihren jeweiligen Landesherren ihre versiegelten Aufzeichnungen. Die eingebrachten Unterlagen übergeben Kf. Friedrich und Hz. Georg von Sachsen ihren Räten, die sie bei einem gemeinsamen Treffen begutachten und den Streitparteien Abschriften geben sollen. Sollte es Einsprüche einer Seite gegen die Zeugnisse der anderen Seite geben, so sollen die Räte einen Termin für eine Anhörung vereinbaren. Über das abschließende Ergebnis der Untersuchung sollen sich Kf. Friedrich und Hz. Georg verständigen. [5] Sollte dieses Verfahren zu keinem Ergebnis führen, müssen die Unterlagen an auswärtige Rechtsgutachter geschickt werden, die eine Entscheidung treffen sollen. [6] Dieser Vorschlag zur Klärung des Streits wird Kf. Friedrich und Hz. Georg unterbreitet, die, wenn sie ihm zustimmen, im Zeitraum von einem Monat ihre Kommissare einsetzen sollen. Vor diesen sind dann innerhalb von sechs Wochen und drei Tagen die Belege für die jeweiligen Ansprüche einzubringen. Wenn sich eine Streitpartei nicht an dieses Verfahren

Nr. 763

26. August 1518

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hält, wird dies so gewertet, als ob sie von ihren Ansprüchen zurücktritt. Daraufhin gelten nur die Belege der anderen Streitpartei. Der Schosser zu Allstedt [Hans Zeiß] soll bis zu einer neuen kfl. Anweisung die Acht aussetzen. Bis zu einer abschließenden Entscheidung gelten die jeweiligen Rechte. A

SächsHStA Dresden, 10004 Kopiale, 64, fol. 264r–266v (Abschrift).

763 Dresden, 26. August 1518 (Donnerstag nach Bartholomei apostoli) [Hz. Johann d. J. von Sachsen] an Hz. Johann [1] [Hz. Johann d. J. von Sachsen] erinnert Hz. Johann daran, dass er ihm wegen des Schneeberger Pfarrers [Wolfgang Krauß] und dessen Köchin geschrieben hat [Nr. 756]. Er war der Meinung, dass er in diesem Fall aufgrund der in der [Leipziger] Teilung getroffenen Absprachen nicht allein als Stellvertreter seines Vaters [Hz. Georg von Sachsen] entscheiden kann. [2] Aus der Antwort entnimmt [Hz. Johann d. J.], dass Hz. Johann in diesem Fall wie auch in einem Streitfall um ein geistliches Lehn zwischen denen von Starschedel und den Kirchvätern zu Schneeberg allein gehandelt hat, was nicht dem Teilungsvertrag entspricht. [3] Auch wenn [Hz. Johann d. J.] nicht glaubt, dass Hz. Johann damit einen Vorteil sucht, bittet er, ihm die Gründe für dieses Vorgehen zu nennen, damit er sie seinem Vater nach dessen Rückkehr mitteilen kann. A Ed.

SächsHStA Dresden, 10004 Kopiale, 128, fol. 144v (Konzept). ABKG 1, S. 43, Nr. 55 (Volltext, fehlerhaft datiert auf den 30. August).

764 Wittenberg, 28. August 1518 (Sabbato octave Assumptionis d. Marie) Martin Luther an Georg Spalatin [1] Martin Luther teilt Georg Spalatin mit, dass er immer noch auf die Rückkehr des Boten, den er zu Kf. Friedrich geschickt hat, wartet. Über Kard. [Thomas] Cajetan hat er gehört, dass dieser den Ks. und die Fsen. feindlich gegen ihn stimmen will. Luther fürchtet sich jedoch nicht, da er alles, was er hat und was seine Gegner anfechten, von Gott erhalten hat. [2] Luther sieht keinen Weg, den für ihn vorgesehenen Kirchenstrafen zu entrinnen, wenn ihm Kf. Friedrich nicht hilft. Allerdings möchte er nicht, dass der Kf. seinetwegen in irgendeinen Verdacht gerät.¹ [3] Von Freunden wird Luther geraten, Kf. Friedrich um einen Geleitsbrief zu bitten. Wenn ihm der Kf. diesen Brief verweigert, hätte Luther eine Entschuldigung, um nicht in Rom erscheinen zu müssen. Luther bittet 764 ¹ Diesen Wunsch wiederholte Luther in einem Brief an Spalatin vom 2. September 1518 nochmals. Luther bat in diesem Brief, dass Spalatin mit Kf. Friedrich über die Reform der Universität Wittenberg redet. Er teilte weiterhin seine Meinung zur Erhebung der Türkensteuer mit und berichtete, dass die Vorlesungen Melanchthons gut besucht werden (WA.Br 1, S. 195–197, Nr. 90, lateinisch, übersetzt in: W² 15, Sp. 2397–2399, Nr. 9).

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[vor 6. September 1518]

Nr. 765

deshalb Spalatin, den Kf. rasch in seinem Namen um ein Schreiben zu ersuchen, aus dem hervorgeht, dass er ihm kein Geleit gewährt. [4] Luther schickt seine „Resolutiones disputationum de indulgentiarum virtute“ und wird bald auch seine Responsio auf den „Dialogus de potestate papae“ des Silvester Prierias schicken. [5] Nachschrift: Spalatin soll auf Rat der Freunde Luthers darauf achten, dass das Schreiben Kf. Friedrichs vor den Abend des 23. August datiert wird.² LASA Dessau, Z 8, Nr. 19, fol. 1rv (Ausfertigung, eigh., lateinisch). WA.Br 1, S. 189–191, Nr. 87 (Volltext); W² 15, Sp. 432–434, Nr. 148 (Volltext, Übersetzung, mit fehlerhafter Datierung auf den 21. August 1518). Bem. Als Datierung wird der 28. August und nicht der 21. August gewählt, weil sonst die Bitte Luthers nach der Vordatierung des Geleitsbriefes vor den 23. August nur schwer zu erklären wäre. A Ed.

765 [Augsburg], [vor 6. September 1518] [Hz. Georg von Sachsen] an Kf. [Friedrich] [1] [Hz. Georg von Sachsen] erinnert Kf. [Friedrich] an ihren gemeinsamen Beschluss, nicht in die Bestimmung der Ordnung des Reichskammergerichts und in die Überlegung des Ständeausschusses einzuwilligen, die den geistlichen Bann betreffen. [2] Widerspruchseinlegung beim Reichskammergericht. [3] Finanzierung des Reichskammergerichts. [4] [Hz. Georg] missfällt, dass es in Bezug auf die geistlichen Gerichte laut dem Ständeausschuss beim alten Gebrauch bleiben soll. Er hält es für nötig, in die Reichsordnung aufzunehmen, dass die geistlichen Gerichte in geistlichen Angelegenheiten und die weltlichen Gerichte in weltlichen Dingen anzurufen sind. Zudem ist zu klären, was geistliche und was weltliche Angelegenheiten sind. [5] Münzangelegenheit. [6] [Hz. Georg] akzeptiert die Verhandlungsergebnisse über das Verbot üppiger Kleidung, übermäßigen Essens und Trinkens sowie von Gotteslästerung und Spiel. Das Verbot ist einzuhalten, wobei die Fürsten eine Vorbildfunktion einzunehmen haben. [7] [Hz. Georg] möchte in nichts einwilligen, es sei denn, dass die hzl. Prälaten und Grafen in seiner hulf bleiben, so wie es vom Ks. zugesagt wurde. [8] Türkenzug. SächsHStA Dresden, 10024 Geheimer Rat (Geheimes Archiv), Loc. 10181/07, fol. 5r–6v (Abschrift, Kanzleivermerk: „Artickel der reychshandlung, wie die mein g. h. dem churfursten von Sachssen etc. hat uberantworten lassen.“). Ed. ABKG 1, S. 44, Nr. 56 (Teiledition). Bem. Hz. Georg reiste am 6. September 1518 aus Augsburg ab. Für die weiteren Reichstagsverhandlungen bevollmächtigte er am 5. September Kf. Friedrich bzw., wenn der Kf. auch vor Ende des Reichstages abreisen muss, dessen Beauftragten, für ihn als sein Vertreter zu handeln (vgl. SächsHStA Dresden, 10024 Geheimer Rat [Geheimes Archiv], Loc. 10181/07, fol. 261r–262r, Konzept). A

764 ² Spalatin teilte Luther am 5. September 1518 als Antwort auf diesen Brief mit, dass Kf. Friedrich das Geleit nicht verweigern wird, wie es Luther vorschlug. Außerdem sprach Kf. Friedrich mit Kard. Thomas Cajetan (WA.Br 1, S. 200–202, Nr. 92).

Nr. 766

7. September 1518

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766 [Salzburg], 7. September 1518 (7. Septembris) Johann von Staupitz an Georg Spalatin [1] Johann von Staupitz antwortet Georg Spalatin auf dessen Schreiben, in dem dieser von Martin Luther berichtete. [2] Staupitz findet in der schwierigen Situation Trost in der Zuneigung Spalatins, zumal es Gottes Wille ist, demjenigen zu helfen, dem Unrecht in einer Situation geschieht, in der Gewalt über Recht geht.¹ Es müssen Rechtsmittel ergriffen und der Beistand der Heiligen gesucht werden, mehr um die Wahrheit zu erhalten, als um das eigene Leben zu retten. Wenn es anders nicht möglich ist, muss man, um Gott zu dienen, für die Wahrheit leiden und sterben. [3] Staupitz fordert Spalatin auf, mit ihm zusammen als condiscipulus Christi, sectator evangelicae veritatis dafür zu beten, dass sie durch Jesus Christus erleuchtet werden und die gefundene Wahrheit standhaft verkünden. [4] Spalatin soll in diesem Sinne Kf. [Friedrich] ermahnen, wegen der Verleumdungen sowie des Angriffs [Papst Leos X.] (rugitum Leonis) nicht erschrocken zu sein und in der Sache nicht nachzulassen. Gott wird [Friedrich] schützen, wenn er sich für die Wahrheit einsetzt.² Der Fürst soll dafür sorgen, dass es einen sicheren Ort gibt, an dem ein entschlossener Mann ohne Furcht frei reden kann. [5] Staupitz kennt das gewaltsame Vorgehen der römischen Kirche gegen diejenigen, die sich gegen den Missstand des Ablasshandels äußern und die Wahrheit lehren, aus eigener Anschauung. [6] Staupitz erkennt den Eifer Spalatins und die bisherigen Schutzmaßnahmen Kf. [Friedrichs] an und bittet, dass sie sich weiterhin so verhalten. Ed.

Jenaer Lutherausgabe lat. I, fol. 384v–385r (Volltext, lateinisch); W² 15, Sp. 551f., Nr. 185 (Volltext, Übersetzung).

767 Georg Spalatin an Veit Bild

[Augsburg], [10. oder 11. September 1518]

[1] Georg Spalatin teilt Veit Bild mit, dass er bei dessen Abt [Johannes IV. des Benediktinerklosters Augsburg] erreichen konnte, dass dieser [Kf. Friedrich] einige Reliquien aus dem Klosterschatz überlässt. Beabsichtigt der Abt, dem Kf. viele und verschiedene Reliquien zu überlassen, so kann er aus der Menge nur die besten und herausragendsten schicken. [2] Er bittet, dass Bild dieser Sache, sofern es ihm möglich ist, höchste Aufmerksamkeit einräumt und Spalatin durch den Überbringer dieses Schreibens berichtet, was er erreichen konnte. A AB Augsburg, Hs 81 (3), pag. 33 (Abschrift, lateinisch). Ed. Veith: Bibliotheca Augustana, S. 130f., Nr. 6 (Volltext). Bem. Zur Datierung: In der überlieferten Briefsammlung des Veit Bild, Mönch im Benediktinerkloster St. Ulrich in Augsburg, befindet sich der undatierte Brief zwischen Briefen vom 10. und 11. September 1518. 766 ¹ Staupitz zitiert Pred 5, 8f. ² Staupitz zitiert Ps 91, 11–13.

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26. September 1518

Nr. 768

768 [Naumburg], 26. September 1518 (Sonntag nach Mauritii) Der Rat zu Naumburg an Kf. Friedrich und Hz. Johann [1] Der Rat der Stadt Naumburg erklärt Kf. Friedrich und Hz. Johann, dass die Stadt Naumburg, die unter dem Schutz der beiden Fürsten steht, seit etwa 200 Jahren vom jeweils regierenden Bf. eine Bestätigungsurkunde (verschreibung) ihrer Privilegien, Gerechtigkeiten, Freiheiten und Gewohnheiten erhalten hat, wie die mitgeschickte Abschrift belegt. Im Zusammenhang mit der Urkundenübergabe erfolgte stets die Huldigung des neuen Bf. durch die Bürger und Einwohner von Naumburg. [2] Als jetzt Bf. Philipp von Freising, Administrator des Bistums Naumburg, die Huldigung von den Bürgern zu Naumburg als seinen Untertanen begehrte, erbat der Stadtrat die Bestätigung. Auf die Zusage der Räte Philipps, dass der Stadtrat diese erhält, wurde die Huldigung geleistet. Die Urkunde hat der Stadtrat trotz mehrfacher Nachfrage aber noch nicht erhalten. Vielmehr wurden von ihm schriftliche Nachweise gefordert, die er in Bezug auf die Privilegien der Stadt vorlegte. Es ist ihm aber nicht möglich, alles nachzuweisen, weil vieles auf Brauch und Gewohnheit, also ungeschriebenem Recht, beruht. [3] Damit die alten Rechte und Freiheiten der Stadt Naumburg nicht geschmälert werden und kein Rechtsstreit mit dem Kapitel zu Naumburg entsteht, bittet der Stadtrat Kf. Friedrich und Hz. Johann, an Bf. Philipp zu schreiben und ihn zu bitten, der Stadt die Bestätigung so auszustellen, wie es bisher erfolgte.¹ Als Gegenleistung wollen die Stadträte für ein langes Leben des Kf. und des Hz. beten. A

StadtA Naumburg, Kop. 1516–1520, fol. 198v–199r (Abschrift).

769 Weimar, 1. Oktober 1518 (Freitag nach Sankt Michaelistag) Hz. Johann an Bf. Johann VII. von Meißen [1] Hz. Johann bezieht sich gegenüber Johann [von Schleinitz], dem erwählten und durch Papst [Leo X.] bestätigten Bf. von Meißen, auf dessen Einladung zur Inthronisation (chronung). [2] Hz. Johann kann nicht persönlich erscheinen, schickt aber einen Rat als Stellvertreter. A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. B 1012, fol. 4rv (Konzept).

[1] Unser freuntlich dinst zuvor. Erwirdiger in godt, besunder lieber freundt. Nachdem unns e. l. negst durch yr werbend botschaft e. l. erwelung zu dem ambt bischöfelicher wirdikeit vermeldet und haben bitten lassen, weil dy confirmacion 768 ¹ Am 27. September 1518 schrieb der Rat der Stadt Naumburg erneut an Kf. Friedrich und Hz. Johann und teilte mit, dass in der Zwischenzeit die durch den Administrator des Bistums Naumburg, Bf. Philipp, nach altem Vorbild ausgestellte Bestätigungsurkunde bei ihm eingetroffen sei. Dadurch sei das von den Fürsten erbetene Bittschreiben an Philipp nicht mehr nötig (StadtA Naumburg, Kop. 1516–1520, fol. 200r).

Nr. 770

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6. Oktober 1518

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bey bebstlicher heilikeit erlangt, das wir e. l. zu disen yrn ehrn mit aigner person einreiten und bey dem löblichen werck yrer chronung erscheinen wolten. Nu haben wir dazcumal gute naigung zu solchem gehabt, wie wir dann e. l. geschickten unter anderm, als sie ungezcweifelt derselben bericht gethan, vermeldet, wern auch solchs noch zu thun willens. [2] Es sein aber dy sachen mitler zceit dermassen fürgefallen, das wir unns auß diser gegent ytziger zceit unnd leuft halben nit wenden unnd e. l. aigner person halben willfarig erscheinen mügen. Wir haben aber einen unnser rethe verordent, bey e. l. an unser stadt zu yrer chronung und einreyten zu sein, derselben e. l. wir von dem almechtigen zum anfang auch im mittel biß zu beslies und end yrer regirung gluck und heyl wunschen, dann wir e. l. mit freuntschaft und freuntlicher erzaigung gar genaiget sint.

770 Lochau, 6. Oktober 1518 (Mittwoch post Francisci) Kf. Friedrich an Georg Spalatin [1] Kf. Friedrich berichtet Georg Spalatin, dass er soeben etliche Briefe erhalten hat, die aus Augsburg kommen. Die Schreiben sind an Spalatin gerichtet, einige auch an Friedrich. Da die Briefe Martin [Luther] (unsern Martinum) betreffen, will der Kf. sie Spalatin nicht vorenthalten und schickt sie ihm zu, falls Spalatin sich Notizen zu deren Inhalt machen will. Sofern die Berichte aus Augsburg stimmen, ist Kf. Friedrich zuversichtlich, dass es um die Sache [Luthers] gut steht. [2] [Degenhart] Pfeffinger spendet in seinem Schreiben Trost. [3] Kf. Friedrich fordert Spalatin auf, die Briefe zunächst bei sich zu behalten und ihm persönlich wieder zu übergeben. A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. N 157, fol. 1rv (Ausfertigung, eigh., zu eigenen Händen).

771 Torgau, 11. Oktober 1518 (Montag nach Dionysii) Kf. Friedrich an Präzeptor [Wolfgang Reißenbusch] [1] Kf. Friedrich erklärt dem Präzeptor [zu Lichtenberg Wolfgang Reißenbusch] als seinem Rat, dass der erwählte Bf. von Meißen [Johann von Schleinitz] ihn gebeten hat, am 17. Oktober nach Meißen zur Inthronisation (kronung und consecration) zu kommen. [2] Kf. Friedrich möchte an seiner Stelle den Präzeptor schicken und bittet ihn, bereits am 16. Oktober in Meißen einzutreffen. Für seine Tätigkeit in Meißen wird der Kf. dem Präzeptor eine Instruktion zusenden. A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. B 1012, fol. 5rv (Konzept).

136

14. Oktober 1518

Nr. 772

772 Augsburg, 14. Oktober 1518 (die Sancti Calixti) Martin Luther an Georg Spalatin [1] Martin Luther teilt Georg Spalatin mit, dass er ungern direkt an Kf. Friedrich schreibt. Spalatin soll sein Schreiben entgegennehmen und an den Kf. weiterreichen.¹ [2] Der päpstliche Legat [Kard. Thomas Cajetan] verhandelt nun schon den vierten Tag mit Luther.² Er verspricht zwar, auf den Kf. Rücksicht zu nehmen, agiert aber doch mit Gewalt. Er wollte nicht mit Luther disputieren, sondern seinen Widerruf erzwingen. [Cajetan] argumentierte mit der Extravagante Papst Clemens VI. „Unigenitus“, wonach die Verdienste Christi der Schatz des Ablasses seien. Luther durfte sich durch die Vermittlung verschiedener Personen schriftlich dazu äußern. Sein Schreiben übergab er in Anwesenheit Philipps von Feilitzsch, des Gesandten Kf. Friedrichs. Jedoch verwarf [Cajetan] Luthers Schreiben und verlangte lautstark seinen Widerruf. In der Argumentation bezog sich [Cajetan] auf Thomas [von Aquin]. [3] Schließlich entgegnete Luther energisch, dass er widerriefe, wenn die Extravagante diese Lehre tatsächlich belege. Als [Cajetan] angestrengt nachlas, fand er, dass Christus durch sein Leiden einen Schatz erworben hat. Damit war Luthers Argumentation bewiesen, dass es ein Unterschied ist, einen Schatz zu erwerben und einen Schatz zu haben. [Cajetan] wollte nun zu anderen Themen übergehen. Luther ging dann bald fort, und der Legat wollte ihn nur noch sehen, wenn er widerruft. [4] Nach dem Mittagessen verhandelte [Cajetan] mit dem Generalvikar [Johann von] Staupitz in der Hoffnung, auf diese Weise den Fall zu klären. Noch ist nichts entschieden. A Ed.

LASA Dessau, Z 8, Nr. 23, fol. 1rv (Ausfertigung, eigh., zu eigenen Händen, lateinisch). WA.Br 1, S. 213–215, Nr. 99 (Volltext); W² 15, Sp. 2416–2418, Nr. 17 (Volltext, Übersetzung).

773 Augsburg, 15. Oktober 1518 (15. Tag Octobris) Johann von Staupitz an Kf. Friedrich [1] Johann von Staupitz berichtet Kf. Friedrich, dass der Legat [Thomas Cajetan] so handelt, wie es in Rom üblich ist, indem er freundlich, aber inhaltsleer redet. Er verfolgt ausschließlich das Ziel, dass [Luther] widerruft, ohne auf dessen Angebot einer Disputation einzugehen, und tritt als Richter auf. Jedoch hat [Luther] ihm schriftlich geantwortet,¹ 772 ¹ Luther schrieb bald nach diesem Brief nochmals an Spalatin. Dieser sollte darauf achten, dass der Kf. Luthers Bericht erhält und auch zur Kenntnis nimmt. Außerdem sollte Spalatin in Erfahrung bringen, ob Kf. Friedrich zugunsten von Luther an den Papst schreiben würde (WA.Br 1, S. 218f., Nr. 102, lateinisch, übersetzt in: W² 15, Sp. 2418–2420, Nr. 18). ² Luther hatte Spalatin bereits am 10. Oktober 1518 u. a. mitgeteilt, dass er in Augsburg angekommen ist und dass die Goldene Rose vom Papst geschickt wurde (WA.Br 1, S. 208–212, Nr. 97, lateinisch, übersetzt in: W² 15, Sp. 2412–2416, Nr. 16). 773 ¹ Cajetan gestand Luther am 13. Oktober 1518, dem zweiten Tag des Verhörs, zu, sich schriftlich über die Bulle „Unigenitus“ Papst Clemens VI. von 1343 und die Glaubensgewissheit bei der Rechtfertigung und dem Sakramentsempfang verantworten zu dürfen. Luther übergab seine Ausarbeitung am 14. Oktober (vgl. WA 2, S. 9–16).

Nr. 774

17. Oktober 1518

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so dass der Kardinal in die Enge getrieben nach einem Ausweg sucht, den Unschuldigen zu vertilgen und ihn zum Widerruf zu bewegen. Gebetswunsch. [2] Von [Cajetan] hat Staupitz gehört, dass ein Brief des General[priors] [Ägidius von Viterbo] gegen [Luther] im Lande ist. [Konrad] Peutinger sagt, der Brief ist auch gegen Staupitz gerichtet. Er soll mit [Luther] gefangen genommen werden. [3] Schließlich rät Staupitz, dass [Luther] eine Appellation einreichen soll.² Seine Feinde sind nun seine Richter geworden. A Ed.

BibEvMin Erfurt, Msc. 78, unfol., 1 Bl. (Ausfertigung, zu eigenen Händen). Kolde: Deutsche Augustiner-Congregation, S. 443f., Nr. 16 (Volltext).

774 Torgau, 17. Oktober 1518 (Sonntag nach Galli) Kf. Friedrich an Anton Tucher [1] Kf. Friedrich erhielt das Schreiben Anton Tuchers sowie die mitgeschickten Briefe des Philipp von Feilitzsch. Friedrich ist zufrieden, dass Tucher die Schreiben mit einem eigenen Boten geschickt hat. [2] Tucher teilte dem Kf. unter anderem mit, dass [Christoph] Scheurl sich auf einer Versammlung in Aschaffenburg aufhielt, als Martin Luther am 5. Oktober auf seinem Weg nach Augsburg durch Nürnberg reiste. Friedrich bedauert dies, da er Scheurl gern als Beistand für Luther [in Augsburg] gesehen hätte.¹ [3] Kf. Friedrich hat gehört, dass Franz von Sickingen mit seinen Leuten abgezogen ist. A B Ed.

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Aa 2300, fol. 31rv (Konzept). StadtA Nürnberg, E 29 IV, Nr. 730, unfol., 1 Bl. (Abschrift, aus dem 19. Jahrhundert). Westphal: Korrespondenz, S. 488f., Nr. 308 (Volltext, nach Überlieferung A).

775 Altenburg, 20. Oktober 1518 (Mittwoch nach Galli) Kf. Friedrich an die Priesterschaft zu Herzberg [1] Kf. Friedrich teilt der Priesterschaft zu Herzberg mit, dass sich die Witwe Katharina Scheff erneut bei ihm beschwert hat, da sie und ihre armen leut, die zu ihrem Leibgut gehören, von der Priesterschaft veranlasst, mit dem Bann belegt wurden. Hans von Minckwitz, der in der Angelegenheit beauftragt wurde, berichtete Kf. Friedrich, dass der Leibgedingebrief der Witwe eher ausgestellt wurde als die Kaufverschreibung der Priesterschaft. Die Priesterschaft handelt daher unrechtmäßig. [2] Kf. Friedrich fordert 773 ² Luther wählte diesen Rechtsweg am 16. Oktober 1518 (vgl. WA 2, S. 28–33). 774 ¹ Am 27. September 1518 schrieb Kf. Friedrich an Anton Tucher und bat ihn, sich bei dem Rat der Stadt Nürnberg dafür zu verwenden, dass Christoph Scheurl mit Martin Luther nach Augsburg reisen darf, um ihn im Verhör vor Kard. Thomas [Cajetan] zu unterstützen. Gleichzeitig schickte Friedrich einen Brief an Scheurl (vgl. Köstlin: Briefe vom kursächsischen Hofe, S. 692, Teiledition).

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23. Oktober 1518

Nr. 776

die Priesterschaft auf, von ihrem Vorhaben abzulassen und die Witwe und ihre Leute nicht länger zu behelligen, damit er nicht verursacht wird, sie zu schützen. A LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Kk 675, fol. 2rv (Konzept). Bem. Als Empfänger steht in dem Konzept: „An dy korhern und briesterschafft zu Hertzberg“.

[Liebenwerda], 23. Oktober 1518 (Sonnabend nach der elftausend Jungfrauentag) Georg von Holda und Hans Gora an Kf. Friedrich

776

[1] Amtmann Georg von Holda und Schosser Hans Gora zu Liebenwerda berichten Kf. Friedrich, dass vor wenigen Tagen im Dorf Nauwalde ein Mann erschlagen wurde. Der Täter wurde dem Benediktinerinnenkloster Riesa überstellt. Nachdem Holda und Gora davon erfahren hatten, zog der Schosser mit einigen Leuten nach Nauwalde, um den Täter nach Liebenwerda zu überführen. Der Vogt des Klosters Riesa war bereits da und bat, die Sache ruhen zu lassen, weil sein Kloster über die Gerichtsbarkeit verfügt, was durch entsprechende Urkunden nachgewiesen werden kann. [2] Holda und Gora trafen sich daraufhin gestern mit dem Propst des Klosters [Jakob von Haubitz], der eine lateinische Urkunde zum Nachweis der Rechte vorlegte. Da sich Amtmann und Schosser über die Rechte unsicher sind, bewegten sie den Propst dazu, ihnen die Urkunde zu übergeben, die sie hiermit an Kf. Friedrich übersenden.¹ Wenn dem Kf. diese Urkunde als Beleg nicht ausreicht, soll der Täter, der dem Klostervogt übergeben wurde, wieder nach Nauwalde überstellt werden. Holda und Gora meinen, dass die oberste Gerichtsbarkeit im Amt Liebenwerda dem Kf. zusteht, wie eine Befragung ergab, die sie ebenfalls mitschicken.² [3] Kf. Friedrich soll die Urkunde mit seiner Antwort zurückschicken. A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. B 1702, fol. 6rv+8rv (Ausfertigung).

777 Civitavecchia, 24. Oktober 1518 (die XXIIII. Octobris) Papst Leo X. an Kf. Friedrich [1] Papst Leo X. teilt Kf. Friedrich mit, dass er die Goldene Rose am 14. März 1518 nach alter Gewohnheit geweiht hat. Sie wird einmal jährlich einem christlichen Fürsten verliehen. Kf. Friedrich erhält sie, weil er und seine Vorfahren sich um den Heiligen Stuhl verdient gemacht haben. [2] Diese Gabe konnte noch nicht an Kf. Friedrich übergeben werden, 776 ¹ Der Akte liegt eine Übersetzung der Urkunde aus dem Jahr 1395 von Georg Spalatin bei (LATh – HStA Weimar, Reg. B 1702, fol. 2r–5v). ² Dem Brief liegen Notizen bei, die das Ergebnis der Untersuchungen von Georg von Holda und Hans Gora u. a. zur Frage der Gerichtsbarkeit zum Inhalt haben. Die Ältesten der Dörfer Kröbeln und Kosilenzien sagten aus, dass der Kf. die Gerichtsbarkeit innehat, wie auch ein alter Gerichtsfall belegt (LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. B 1702, fol. 7rv).

Nr. 778

24. Oktober 1518

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weil der Überbringer den Kf. nicht in einem angemessenen Rahmen angetroffen hat. [3] Obwohl Leo X. auch andere Diener hat, sendet er seinen Kammerherrn und Adligen Karl von Miltitz¹ nun zu Kf. Friedrich. [4] Kf. Friedrich soll sich an der Gabe erfreuen und sich gegenüber Gott und dem Heiligen Stuhl dankbar erweisen. Bisher wurde die Rose nur einem sächsischen Hz. verliehen, und zwar [1480] Friedrichs Vater, Kf. Ernst von Sachsen, durch Papst Sixtus IV. [5] Als Beweis seiner Wertschätzung verleiht Papst Leo X. die Rose an Kf. Friedrich. Sie symbolisiert die Freude über die Erlösung durch Jesus Christus. [6] Erfüllt vom göttlichen Duft der Rose soll Kf. Friedrich die Mitteilungen des Karl von Miltitz, die auch in einem weiteren Breve enthalten sind [Nr. 778], hören und sich zu Herzen nehmen. A B C D E Ed.

LATh – StA Gotha, Geheimes Archiv, QQ I (Mond), Nr. 65, unfol., 1 Bl. (Ausfertigung, Pergament, lateinisch). FB Gotha, Chart. A 338, fol. 5r–6v (Abschrift, lateinisch). FB Gotha, Chart. A 338, fol. 10r–11v (Abschrift, lateinisch). FB Gotha, Chart. A 338, fol. 74r–77v (Übersetzung, von Georg Spalatin). LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. N 12, fol. 1r–4r (Übersetzung, von Georg Spalatin). Cyprian: Nützliche Urkunden 2, S. 62–66 (Volltext, lateinisch); W² 15, Sp. 741–743, Nr. 311 (Volltext, deutsch, nach Cyprian); Cyprian: Nützliche Urkunden 2, S. 66–70 (Volltext, deutsch, nach Überlieferung D).

778 Civitavecchia, 24. Oktober 1518 (die XXIIII. Octobris) Papst Leo X. an Kf. Friedrich [1] Papst Leo X. teilt Kf. Friedrich mit, dass er die Goldene Rose am 14. März 1518 geweiht hat. Sie soll Friedrich durch Karl von Miltitz übergeben werden. [2] Miltitz wird den Kf. über den geplanten Kreuzzug gegen die Türken informieren sowie darüber, was der Papst gegen Martin Luther unternehmen will. [3] Der Papst ist über das Vordringen der Türken besorgt, die die Christenheit bedrängen. Er wünscht, dass sich Kf. Friedrich, wie auch andere Fürsten, am Kampf gegen die Türken beteiligt. Karl von Miltitz wird auch darüber mehr berichten, so dass Kf. Friedrich erkennen kann, dass er dadurch Gott einen Dienst erweist. [4] Angesichts dieses Kampfes bedrückt den Papst das Wüten des Satans, das sich im Wirken Martin Luthers zeigt, der unter Friedrichs Herrschaft gegen den Heiligen Stuhl predigt und das Volk verführt. Dies hat nicht nur den Anschein von Ketzerei, sondern muss schwer bestraft werden. Das alles ist Friedrich bekannt, daher 777 ¹ Karl von Miltitz teilte bereits am 10. September 1518 Georg Spalatin mit, dass er sowohl die Goldene Rose als auch die Ablassbullen für das Allerheiligenstift zu Wittenberg (BAKFJ 1, Nr. 368 und Nr. 369) mit nach Kursachsen bringen wird (FB Gotha, Chart. A 336, fol. 1r, ediert in: Cyprian: Nützliche Urkunden 2, S. 53f.). Die Beauftragung durch Papst Leo X. für Karl von Miltitz vom 15. Oktober 1518 ist ebenfalls überliefert. Demnach sollte Miltitz die Goldene Rose sowie die Ablassbullen nur dann an Kf. Friedrich übergeben, wenn der Legat Thomas [Cajetan], Kard. Sancti Sixti, ihn dazu auffordert (FB Gotha, Chart. A 338, fol. 3rv, ediert in: Cyprian: Nützliche Urkunden 2, S. 56–58; FB Gotha, Chart. A 338, fol. 63r–64v, Übersetzung, von Georg Spalatin, ediert in: Cyprian: Nützliche Urkunden 2, S. 58–60).

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25. Oktober 1518

Nr. 779

will der Papst nicht näher darauf eingehen. Dadurch beschmutzt Luther den guten Ruf Kf. Friedrichs und seines Hauses, und Friedrichs Gewissen wird beschwert. Der Papst hat Karl von Miltiz befohlen, genauere Erkundigungen einzuholen und Maßnahmen einzuleiten. [5] Papst Leo bittet Kf. Friedrich, Karl von Miltitz gnädig zu empfangen, ihn in der Ausübung seines Befehls zu unterstützen und seinen Bericht so anzuhören, als wenn ihn der Papst persönlich erstattet.¹ A B C D Ed.

LATh – StA Gotha, Geheimes Archiv, QQ I (Mond), Nr. 64, unfol., 1 Bl. (Ausfertigung, Pergament, lateinisch, das Datum wurde ausradiert). FB Gotha, Chart. A 338, fol. 7r–9v (Abschrift, lateinisch). FB Gotha, Chart. A 338, fol. 65r–69v (Übersetzung, von Georg Spalatin). FB Gotha, Chart. A 338, fol. 70r–73v (Übersetzung, von Georg Spalatin). Cyprian: Nützliche Urkunden 2, S. 71–75 (Volltext, lateinisch); W² 15, Sp. 669–672, Nr. 250 (Volltext, deutsch, nach Cyprian); Cyprian: Nützliche Urkunden 2, S. 75–80 (Volltext, deutsch, nach Überlieferung D).

779 Augsburg, 25. Oktober 1518 (XXV. die Octobris) Kard. Thomas Cajetan an Kf. Friedrich [1] Kard. Thomas Cajetan berichtet Kf. Friedrich, dass Martin Luther [zum Verhör nach Augsburg] mit einem Schreiben des Kf. gekommen ist. Auf Bitten Luthers wurde diesem durch Förderung Kf. Friedrichs und mit Wissen des Kard. von den ksl. Räten freies Geleit zugesichert. Allerdings wünschte Cajetan nicht, dass sein Name mit dem Geleit in Verbindung gebracht wird, zumal er sich wunderte, da ein Geleitsbrief das fehlende Vertrauen 778 ¹ Am selben Tag wurden Breven an Georg Spalatin (Universität Göttingen, Diplomatischer Apparat, 359a, ediert in: Petke: Breve, S. 103f.; FB Gotha, Chart. A 338, fol. 78r–80v, Übersetzung von Georg Spalatin, ediert in: W² 15, Sp. 674–676, Nr. 253), an Degenhart Pfeffinger (LATh – StA Gotha, Geheimes Archiv, QQ I [Mond], Nr. 68, ediert in: Cyprian: Nützliche Urkunden 2, S. 82–84, übersetzt in: W² 15, Sp. 672f., Nr. 251), an Donatus Groß (LATh – StA Gotha, Geheimes Archiv, QQ I [Mond], Nr. 67, ediert in: Cyprian: Nützliche Urkunden 2, S. 91–93; FB Gotha, Chart. A 338, fol. 85r–86r, Übersetzung von Georg Spalatin, ediert in: W² 15, Sp. 677f., Nr. 255), den Wittenberger Stadtrat (LATh – StA Gotha, Geheimes Archiv, QQ I [Mond], Nr. 66, ediert in: Cyprian: Nützliche Urkunden 2, S. 98–103; FB Gotha, Chart. A 338, fol. 82rv, Übersetzung von Georg Spalatin, ediert in: W² 15, Sp. 678f., Nr. 256) und an Hz. Georg von Sachsen (ABKG 1, S. 45f., Nr. 58) ausgefertigt. Darin wurde die Übersendung der Goldenen Rose durch Karl von Miltitz angekündigt. Die Adressaten wurden aufgefordert, die Bekämpfung der Lehren Martin Luthers zu unterstützen. Zur Förderung dieses Anliegens schrieb Kard. Giulio de Medici am 11. Oktober 1518 ein Empfehlungsschreiben für Karl von Miltitz an Degenhart Pfeffinger (FB Gotha, Chart. A 336, fol. 2rv, ediert in: Cyprian: Nützliche Urkunden 2, S. 84f., übersetzt in: W² 15, Sp. 673f., Nr. 252) und am 20. Oktober 1518 ein solches Schreiben an Georg Spalatin (Dokumente zur Causa Lutheri 2, S. 228–231; Übersetzung von Georg Spalatin: FB Gotha, Chart. A 338, fol. 81rv, ediert in: Cyprian: Nützliche Urkunden 2, S. 89f.). Außerdem erhielt Miltitz am 1. Oktober 1518 von Papst Leo X. das Recht, zwei Personen vom Makel ihrer Geburt zu dispensieren, so dass er nicht mehr öffentlich erwähnt werden musste. Sie konnten damit Benefizien erwerben (Kalkoff: Römischer Prozess, S. 180–184, Nr. 2).

Nr. 779

25. Oktober 1518

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des Kf. in seine Person zum Ausdruck bringt. [2] Luther erschien [am 12. Oktober] vor Cajetan und entschuldigte sich wegen des Gesuchs nach freiem Geleit, das er aus Furcht vor Anfeindungen erbeten hatte. Er kam, um die Position Cajetans zu hören und sich ihr anzuschließen. Cajetan teilte Luther daraufhin väterlich mit, dass er auf Grundlage der Heiligen Schrift und des Kirchenrechts verhört wird, um den Fall nach Vorgabe Papst Leos X. beizulegen. Zudem ermahnte Cajetan ihn, dass seine Disputationen und Sermone, vor allem seine Ablasslehre, der apostolischen Lehre entgegen sind. Cajetan legte Luther die Extravagante Papst Clemens VI. vor.¹ Darüber hinaus informierte er ihn durch andere Belege, dass seine Lehre der Heiligen Schrift und der Lehre der Kirche zuwider ist. Luther erbat sich einen Tag Bedenkzeit. Unter Ermahnungen entließ ihn Cajetan. [3] Am nächsten Tag [13. Oktober] erschien Luther in Begleitung des Generalvikars der deutschen Observanten-Kongregation der Augustinereremiten [Johann von Staupitz] und anderer Personen. Statt eines Widerrufs, den Cajetan erwartete, protestierte Luther in Gegenwart eines Notars.² Cajetan widersprach sehr freundlich diesem Vorgehen, weil sich Luther auf einen solchen Prozess nicht einlassen sollte. Darauf wünschte Luther, sich schriftlich verantworten zu dürfen. Cajetan antwortete Luther, dass er nicht mit ihm streiten will. Aus Gefallen gegenüber Kf. Friedrich hörte er ihn nur an, um ihn zu ermahnen, zu belehren und mit Papst Leo X. zu versöhnen. Auf nochmaliges Bitten Luthers gestand ihm Cajetan zu, sich schriftlich äußern zu dürfen. Allerdings sei dies nicht im juristischen Sinne gemeint. [4] Als Luther [am 14. Oktober] wiederkam,³ überreichte er Cajetan ein langes Schriftstück,⁴ in dem er die Geltung der Extravagante bestritt und den Papst angriff. Er führte darin zahlreiche biblische Belege zur Sakramentenlehre an, die nicht zusammen passten und die er offenbar nicht verstanden hatte. Cajetan wies die Einwände zurück und ermahnte Luther im Hinblick auf dessen Seelenheil, keine neue Lehre einzuführen. [5] Kurz darauf kam der Generalvikar [Johann von Staupitz], der mit Cajetan in Gegenwart von Urbanus [de Serralonga] und eines Magisters der Theologie des Augustinereremitenordens [Wenzeslaus Linck], einem Anhänger Luthers, mehrere Stunden darüber verhandelte, wie der Fall ohne Schaden für den Heiligen Stuhl oder Luther beigelegt werden kann. Obwohl Cajetan eine Lösung für möglich hielt, reiste der Generalvikar ohne Abschied [am 17. Oktober] ab. Luther verließ mit seinem Anhang ebenfalls [am 20. Oktober] die Stadt.⁵ Cajetan, der sich betrogen fühlt, erhielt noch ein Schreiben Luthers, in dem dieser vorgab, um Gnade zu bitten, aber nicht widerrief.⁶ [6] Cajetan bekennt gegenüber dem Kf., dass er über dieses Vorgehen nicht nur verwundert, sondern auch erschrocken ist, weil er nicht weiß, auf welchen Beistand Luther noch hofft. Zusammenfassend hält Cajetan fest, dass sich Luthers Thesen und Schriften gegen die Lehre der Kirche richten. Weiterhin bittet Cajetan den Kf. im Hinblick auf dessen 779 ¹ Die Bulle „Unigenitus Dei filius“ von 1343. ² Vgl. WA 2, S. 8, Z. 27–S. 9, Z. 10. ³ Er wurde von den kfl. Räten Johann Rühel und Philipp von Feilitzsch begleitet, vgl. den Bericht Rühels (Wittenberger Lutherausgabe lat. I, fol. 207v–208r, lateinisch, übersetzt in: W² 15, Sp. 569–571). ⁴ Vgl. WA 2, S. 9–16. ⁵ Luther teilte Spalatin am 31. Oktober 1518 mit, dass er wieder in Wittenberg angekommen ist (WA.Br 1, S. 224–226, Nr. 105, lateinisch, übersetzt in: W² 15, Sp. 2408–2410, Nr. 14). ⁶ Es handelt sich um den Brief an Thomas Cajetan vom 18. Oktober 1518 (WA.Br 1, S. 222–224, Nr. 104, Dokumente zur Causa Lutheri 2, S. 114–116).

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14. November 1518

Nr. 780

Ehre und Gewissen eindringlich, Luther entweder nach Rom zu schicken oder des Landes zu verweisen. Schließlich erinnert Cajetan daran, dass der Fall nicht lange aufgeschoben werden kann, da die Angelegenheit in Rom verfolgt wird. Cajetan hat Papst [Leo X.] geschrieben. [7] Cajetan ermahnt den Kf., sich nicht von Leuten betrügen zu lassen, die vorgeben, Luthers Lehre enthalte nichts Böses. Kf. Friedrich soll weder seiner noch der Ehre seiner Vorfahren einen Schaden zufügen. Der Kard. erinnert an [Mt 7,16a]. → 796 ThULB Jena, Ms. Bos. q. 25a, fol. 168v–171r (Abschrift, lateinisch). SLUB Dresden, Mscr.Dresd.C.351, fol. 12r–14r (Abschrift, lateinisch). FB Gotha, Chart. B 16, S. 736–741 (Abschrift, lateinisch). FB Gotha, Chart. B 20, fol. 7r–8v (Abschrift, lateinisch). StA Florenz, Corrispondenze e trattati – Germania, Imperatore Massimiliano – Ellettori, unfol., 2 Bl. (Abschrift, lateinisch). Ed. Dokumente zur Causa Lutheri 2, S. 126–131, Nr. 25 (Volltext, nach der Wittenberger Lutherausgabe lat. I [1545]); WA.Br 1, S. 232–235 (Volltext, nach Überlieferung E); Guasti: Manoscritti, S. 192–194 (Volltext, nach Überlieferung E); Wittenberger Lutherausgabe lat. I, fol. 219v–220v (Volltext, nach Überlieferung A); W² 15, Sp. 634–637, Nr. 237 (Volltext, Übersetzung). Bem. Die Ausfertigung des Schreibens, die Kf. Friedrich am 19. November erreichte, ist nicht mehr erhalten. Kf. Friedrich ließ eine Abschrift für Luther anfertigen, die ebenfalls nicht überliefert ist. Die frühesten Abschriften, die aus dem Wittenberger Kontext stammen, sind die Überlieferungen A und B. Von Cajetans Konzept gibt es eine Abschrift, die für Ks. Maximilian angefertigt wurde, diesen aber nicht mehr erreichte (Überlieferung E). A B C D E

780 Colditz, 14. November 1518 (Sonntag nach Martini) Balthasar Kunat an Kf. Friedrich [1] Balthasar Kunat, Schosser zu Colditz, reagiert auf die Aufforderung Kf. Friedrichs, ihn über die Vergehen des Priesters [Paul Eckhart] zu informieren. Kunat teilt mit, dass er keinen genauen Bericht erteilen kann, da er seinem Prokurator [Gregor] Brück alle Unterlagen übergeben hat. Brück war aufgrund eines kfl. Schreibens an [Georg] Pusch und auf Rat [Johannes] Hennigs durch ein päpstliches Breve Kunat zugeteilt worden. Da Brück die Unterlagen noch bei sich hat, berichtet Kunat das Folgende aus seiner Erinnerung: [2] Der Priester [Paul Eckhart], dessen Pfarrei dem Marienstift zu Freiberg inkorporiert ist, hat von Beginn an gemeinsam mit zwei seiner Brüder Willkür und Gewalttaten an den Einwohnern von Lausick begangen. Nach seiner letzten Tat, die er an Stefan Rigel beging, kam [Eckhart] nicht mehr nach Lausick zurück. Am 8. Dezember 1515 hielt sich wegen eines Ablasses der Sohn des Stefan Rigel, Kilian, in Steinbach im Amt Borna auf. Auf seinem Rückweg nach Lausick wurde Kilian Rigel von [Eckhart] überfallen und starb an den Folgen. Die Tat ereignete sich in der Obrigkeit des Amts [Colditz]. Der Priester flüchtete und hielt sich eine Zeit lang im Spital in Grimma auf. [3] Der Bruder des Getöteten beklagte sich bei dem Kf., woraufhin Kunat den Befehl erhielt, die Tat Bf. [Adolf] von Merseburg anzuzeigen. Der Bf. inhaftierte [Eckhart] solange, bis dieser mit Erlaubnis Kf. Friedrichs in die folgenden Bedingungen einwilligte: [Eckhart] sollte dem Bruder des Opfers acht Schock zahlen. Außerdem verpflichtete er sich durch Eid,

Nr. 781

15. November 1518

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Begängnisse, Vigilien und Seelmessen zu bestellen, eine Romfahrt zu unternehmen, das Bistum Merseburg und das Kurfürstentum für immer zu meiden und nichts gegen die von kfl. Seite in seinen Fall involvierten Personen zu unternehmen. [Paul Eckhart] hielt sich jedoch nicht an seine eidlichen Verpflichtungen, sondern ging nach Rom und verfasste unwahre Schriftstücke zum Schaden Kf. Friedrichs. A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Aaa 124, fol. 2rv (Ausfertigung, Anfang des Briefs fehlt).

781 Naumburg, 15. November 1518 (Montag nach Martini) Friedrich von Thun, Hans von der Planitz, Hans von Werthern und Cäsar Pflugk zu Eythra: Protokoll [1] Die Räte Kf. Friedrichs und Hz. Johanns, Friedrich von Thun und Hans von der Planitz, haben sich mit den Räten Hz. Georgs von Sachsen, Hans von Werthern und Cäsar Pflugk, in Naumburg getroffen und über folgende Punkte geredet: [2] Gemeinsames Vorgehen der Bundesgenossen gegen Franz von Sickingen. [3] Streit Lgf. Philipps von Hessen mit seinen Landständen. [4] Wenn der Abschied des Reichstags von Augsburg bei Hz. Georg eingetroffen ist, sollen sich die jeweiligen wettinischen Landstände getrennt in Jena und Weißenfels versammeln. Aufgrund der geringen Entfernung wären auch gemeinsame Beratungen möglich. [5] Kf. Friedrich stimmt dem Vorschlag [Nr. 762] zur Beilegung der Auseinandersetzung zwischen dem Amt Allstedt und dem Abt [Johann] des Zisterzienserklosters Sittichenbach zu, den die gemeinsame Kommission vorgelegt hat. Wenn Hz. Georg ebenfalls zustimmt, soll er dies dem Kf. mitteilen, damit die Kommission ernestinischer und albertinischer Räte ihre Arbeit abschließen kann. [6] Vermeidung von Streitigkeiten in Holzangelegenheiten. [7] Verhandlung über die Auseinandersetzung zwischen denen von Geusau und Friedrich von Witzleben. [8] Münzangelegenheiten. [9] Türkenhilfe. A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. A 219, fol. 48r–49r (Ausfertigung).

782 Grünhain, 17. November 1518 (Mittwoch nach Martini) Abt Gregor [Küttner] des Zisterzienserklosters Grünhain an Kf. Friedrich [1] Abt Gregor des Zisterzienserklosters Grünhain sendet eine Klageschrift der Leute aus Schlettau¹ an Kf. Friedrich. Darin beschweren sie sich über einen neuen Zoll, den 782 ¹ Der Akte liegt eine Abschrift des Briefes des Bgm., des Rats und der Gemeinde zu Schlettau an den Abt [Gregor Küttner] des Zisterzienserklosters Grünhain vom 11. November 1518 bei (LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Kk 584, fol. 3r). Darin teilten sie mit, dass die Vitzthume von Neuschönburg einen neuen Zoll zwischen Chodau und Preßnitz aufgerichtet haben. Da diese Neuerung den Handel Schlettaus mit Böhmen beeinträchtigt, baten sie um Unterstützung.

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die Vitzthume von Neuschönburg verlangen. [2] Da dieses unbegründete Vorgehen nicht nur die Klosteruntertanen von Schlettau, sondern auch von Grünhain, Zwönitz und anderen Orten sowie die kfl. Untertanen in Buchholz und Schneeberg beeinträchtigt, bittet der Abt den Kf., seine und die Untertanen des Kf. von dieser Beschwerung zu befreien. [3] Der Abt hat ergebnislos versucht, sich mit den Vitzthumen zu verständigen. Deshalb soll Kf. Friedrich die Regenten von Böhmen bitten, diesen Zoll solange wieder abzuschaffen, bis der Fall rechtlich geklärt ist. Der Abt stellt dies ins Ermessen des Kf. und hofft, dass der Kf., dessen Schutz und Schirm er untersteht, ihn und die Seinen vor unrechtmäßiger Bedrängnis bewahrt. → 785 A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Kk 584, fol. 4rv (Ausfertigung).

783 Grimma, 19. November 1518 (Freitag St. Elisabethtag) Kf. Friedrich an Degenhart Pfeffinger [1] Kf. Friedrich erinnert Degenhart Pfeffinger daran, dass er mit Kard. [Thomas Cajetan] vereinbart hat, Martin Luther nach Augsburg zum Verhör [durch Cajetan] zu schicken. [2] Luther erschien in Augsburg und bot an, sich gern belehren zu lassen, wenn ihm Irrtümer nachgewiesen werden. Es wurde jedoch ausschließlich Luthers Widerruf verlangt, woraufhin Luther appellierte. Da [Cajetan] ihn nicht mehr empfangen wollte, reiste Luther ab. [3] Kf. Friedrich erhielt vor Kurzem von Kard. [Cajetan] einen Brief [Nr. 779], in dem der Kard. ihn unter Anrufung von Ehre und Gewissen ermahnte, Luther entweder nach Rom zu schicken oder des Landes zu verweisen. [Cajetan] drohte mit einem Verfahren in Rom, womit Friedrich aber nicht rechnet, da Luthers Appellation bisher nicht beantwortet wurde. [4] Friedrich erinnert Pfeffinger daran, dass er ihn bereits mehrfach zu Ks. [Maximilian I.] und Johann Renner in der Angelegenheit sandte. Renner versprach, dass der Ks. nach Rom schreibt. Da Kf. Friedrich den Stand nicht kennt, bittet er Pfeffinger, den Ks. daran zu erinnern, damit die Sache beigelegt oder durch eine unverdächtige Partei im Reich entschieden wird. Luther ist bereit zu widerrufen, wenn er widerlegt wird. Pfeffinger soll außerdem Johann Renner, [Nikolaus] Ziegler und andere Personen an ihr Versprechen zur Vermittlung beim Ks. erinnern [vgl. Nr. 757]. [5] Pfeffinger soll Friedrich über den Fortgang der Angelegenheit informieren. Ed.

W² 15, Sp. 665–667, Nr. 247 (Volltext); Jenaer Lutherausgabe dt. 1, fol. 134r–135r (Volltext).

784 Wittenberg, 19. November 1518 (19. Novembris) Martin Luther an Kf. Friedrich [1] Martin Luther teilt Kf. Friedrich mit, dass er auf Wunsch des Kf. durch Georg Spalatin einen Brief erhielt, dem das Schreiben [Nr. 779] Kard. Thomas Cajetans an Kf. Friedrich

Nr. 784

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beilag. Dieses Schreiben gibt Luther die Gelegenheit, seine Sicht darzulegen, die Kf. Friedrich gnädig anhören möge: [2] Luther bestätigt die Mitteilung Cajetans, dass er für seinen Aufenthalt in Augsburg freies Geleit wünschte. Dies tat er auf Anraten seiner Freunde. Nur Urbanus [de Serralonga] riet davon ab. Luther wollte sich durch das Geleit absichern. Kf. Friedrich hätte kein mangelndes Vertrauen vorgeworfen werden dürfen, weil er sehr wohl auf das Wort des Legaten vertraute, wie Spalatin an Luther schrieb.¹ [3] Luther bestätigt auch die weitere Darstellung Cajetans, dass er in Augsburg [am 12. Oktober] vor dem Legaten erschien und sich für die Anforderung eines Geleitsbriefes entschuldigte. Hochgestellte Personen hatten Luther davor gewarnt, Wittenberg zu verlassen. Weiterhin bat Luther den Legaten um Belehrung über seine Irrtümer. Cajetan sprach väterlich mit Luther und legte ihm folgende Punkte im Auftrag Papst [Leos X.] vor: Luther sollte seine Irrtümer widerrufen und versprechen, sie zukünftig zu meiden, wie er auch alles meiden sollte, was die Kirche in Unruhe führt. [4] Luther wünschte zum ersten Punkt, darüber belehrt zu werden, worin seine Irrtümer bestehen. Allerdings forderte Cajetan wiederholt Luthers Widerruf. Cajetan argumentierte nicht, wie zugesagt, mit der Heiligen Schrift und dem Kirchenrecht, sondern mit scholastischen Lehrmeinungen. Luther skizziert gegenüber Kf. Friedrich kurz seinen Standpunkt zum Ablass, von dem er nicht abweichen wird. Cajetan bewegte dieser Punkt auch, so dass er mit der Extravagante Clemens VI. [„Unigenitus Dei filius“] argumentierte, was Luther als Argument nicht anerkennen wollte. Cajetan verstand Luther offenbar falsch. Deshalb erläutert Luther sein Verständnis der Extravagante, wobei er die Heilige Schrift höher ansieht als die Worte von Menschen. [5] Schließlich bat Luther am ersten Tag Cajetan noch, sich schriftlich verantworten zu dürfen. Cajetan trat als Vertreter des Papstes auf und verlangte, dass dessen Worte zu gelten haben und sogar über den Konzilien und der Heiligen Schrift stehen. Die Kf. Friedrich zugesagte väterliche Güte des Verhörs bestand darin, entweder Gewalt zu erleiden oder zu widerrufen. Zu einer Disputation war Cajetan nicht bereit. [6] Am zweiten Tag [13. Oktober] wurde Luther von Johann von Staupitz begleitet. Vier ksl. Räte waren auch anwesend. Luther brachte einen Notar mit, der seine Protestation aufzeichnen sollte, dass er nichts gegen die römische Lehre sagt und bereit ist, sich belehren zu lassen, wenn ihm seine Irrtümer durch den Papst und die Universitäten Basel, Freiburg, Löwen und Paris angezeigt werden.² Cajetan wies dieses Verfahren zurück und bestand auf Luthers Widerruf. Er wollte ihn Kf. Friedrich zuliebe väterlich anhören. Daraufhin bat Generalvikar Johann von Staupitz, dass sich Luther schriftlich verantworten darf. [7] Am dritten Tag [14. Oktober] übergab Luther an Cajetan seine Antwort,³ die der Legat als unnütze Worte abtat. Da eine weitere Auseinandersetzung über die Interpretation biblischer Belege und der Extravagante kein Ergebnis brachte, entließ Cajetan Luther. [8] Am Freitag [15. Oktober] wurde Johann von Staupitz zu Cajetan gerufen, um mit dem Legaten über Luthers Widerruf zu verhandeln. Luther wandte sich am Sonntag [17. Oktober] nochmals schriftlich an den Legaten.⁴ Da der Legat nicht antwortete und Luther sich fürchtete, übersandte er ihm noch eine Appellation an 784 ¹ Spalatins Brief an Luther vom 5. September 1518 (WA.Br 1, S. 200–202, Nr. 92, lateinisch, übersetzt in: W² 21.1, Sp. 110–112). ² Vgl. WA 2, S. 8, Z. 27–S. 9, Z. 10. ³ Vgl. WA 2, S. 9–16. ⁴ WA.Br 1, S. 220–222, Nr. 103 (lateinisch), übersetzt in: W² 15, Sp. 589–592, Nr. 209.

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Papst [Leo X.]⁵ und verließ am Mittwoch [20. Oktober] Augsburg. [9] Luther versteht Cajetans Vorgehensweise nicht, da dieser selbst zugesteht, dass Luthers Äußerungen Disputationsthesen entnommen sind. Wegen der Disputationen wurde Luther nach Augsburg zitiert und nicht wegen seiner Sermone. [10] Luther setzt sich mit den in Augsburg aufgekommenen Vorwürfen gegen seine Sermone auseinander. Lieber hätte Luther auf einen Brief des Silvester Prierias geantwortet. [11] Luther bedauert, dass Kf. Friedrich in die Rolle des Pilatus gedrängt wird, dem auch keine konkreten Klagen gegen Jesus vorgelegt wurden. Luther trägt dem Kf. seinen Standpunkt vor, dass er nicht vor dem Legaten hätte erscheinen müssen, weil er die Kirche um eine Entscheidung über seine Thesen ersucht hatte. Bis auf seinen Widerruf hat Luther das Verfahren erfüllt. [12] Der Legat oder der Papst sollen Luthers Irrtümer schriftlich aufzeigen. Wenn Luther widerlegt wird und dann nicht widerruft, soll Kf. Friedrich der erste sein, der ihn verfolgt, und er will aus der Universität verstoßen werden. [13] Wenn Luther keiner Belehrung für würdig erachtet wird, soll Kf. Friedrich den Legaten bitten, ihm die Irrtümer aufzuzeigen, um Luther dann belehren zu können. Wenn auch Kf. Friedrich keine Irrtümer benannt werden, könnten sie dem Ks. oder einem Ebf. mitgeteilt werden. Luther kann angesichts der Verweigerung einer Disputation oder einer Antwort nur Hinterlist vermuten. [14] Luther bittet Kf. Friedrich eindringlich, seinen Gegnern nicht zu glauben und ihn nicht nach Rom zu schicken. Luther würde dort nur umgebracht werden. [15] Luther bedauert unter anderem, dass Cajetan in seinem Schreiben Kf. Friedrich vorwirft, Luther würde sich hinter seinem Landesherrn verstecken. Das stimmt nicht, da Luther die zuständigen Bfe., Ebf. [Albrecht] von Magdeburg⁶ und Bf. Hieronymus von Brandenburg, schriftlich über die Disputationsthesen informierte. Luther würde nicht nach Rom gehen, aber Kf. Friedrichs Territorium verlassen, um den Kf. nicht in Gefahr zu bringen.⁷ SLUB Dresden, Mscr.Dresd.C.351, fol. 15v–25v (Abschrift, lateinisch). ThULB Jena, Ms. Bos. q. 25a, fol. 173r–185r (Abschrift, lateinisch). Dokumente zur Causa Lutheri 2, S. 202–215, Nr. 10.12 (Volltext); WA.Br 1, S. 232–251, Nr. 110 (Volltext, gibt die Entstehungszeit des Schreibens mit „21(?) November 1518“ an); Wittenberger Lutherausgabe lat. I, fol. 221v–226v (Volltext); W² 15, Sp. 637–654, Nr. 238 (Volltext, Übersetzung). Bem. Kf. Friedrich erhielt am 19. November 1518 ein Schreiben Kard. Thomas Cajetans [Nr. 779], das er in einer Abschrift an Luther sandte, damit dieser darauf mit dem vorliegenden Schreiben reagieren konnte. Die Entstehungszeit des vorliegenden Schreibens ist also nach dem 19. November und vor dem 8. Dezember anzusetzen, da Kf. Friedrich am 8. Dezember Cajetan antwortete [Nr. 796]. A B Ed.

784 ⁵ Vgl. WA 2, S. 27–33. ⁶ WA.Br 1, S. 108–115, Nr. 48 (lateinisch), übersetzt in: W² 15, Sp. 390–393, Nr. 114. ⁷ Luther wandte sich am 2. Dezember 1518 erneut mit einem Schreiben an Spalatin, in dem er nochmals auf seine Situation und seinen möglichen Weggang aus Wittenberg zu sprechen kam. Es kursierten Gerüchte über die Haltung Kf. Friedrichs und der Universität zu ihm. Luther riet, dass Kf. Friedrich sich darauf beruft, eine Laie zu sein und nicht entsprechend urteilen zu können, wenn er zu Luther Stellung beziehen soll (WA.Br 1, S. 260–262, Nr. 116, lateinisch, übersetzt in: W² 15, Sp. 687–689, Nr. 270).

Nr. 785

20. November 1518

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785 Altenburg, 20. November 1518 (Samstag nach Sankt Elisabethentag) [Kf. Friedrich] an Abt [Gregor Küttner] des Zisterzienserklosters Grünhain → 782 [1] [Kf. Friedrich] antwortet dem Abt [Gregor Küttner] des Zisterzienserklosters Grünhain auf sein Schreiben [Nr. 782] wegen der armen Leute von Schlettau und deren Klagen. [2] Weil er vermutet, dass sich der Abt mit einem ähnlichen Schreiben an Hz. Johann gewandt hat, will er sich erst mit diesem und dann mit Hz. Georg von Sachsen, dessen Untertanen auch betroffen sind, verständigen. A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Kk 584, fol. 2r (Konzept).

786 Wittenberg, 23. November 1518 (nono kalendis Decembris) Rektor [Bartholomäus Bernhardi], Magister und Doktoren der Universität Wittenberg an Kf. Friedrich [1] Die Mitglieder der Universität Wittenberg berichten Kf. Friedrich, dass Martin Luther sie über das Schreiben [Nr. 779] des päpstlichen Legaten, Kard. Thomas Cajetan, an den Kf. unterrichtet hat, in welchem dem Kf. geraten wird, Luther entweder nach Rom zu senden oder ihn des Landes zu verweisen. Zur Begründung wurde auf Luthers Schriften und Disputationen verwiesen. Luther bat darum, dass ihm seine Irrtümer anhand der Heiligen Schrift und der Kirchenväter schriftlich angezeigt werden. [2] Luther zeigte weiterhin an, dass er [in Augsburg] seine Lehre und Schriften widerrufen sollte, ohne dass ihm die Gründe dafür angezeigt wurden. [3] Luther bat daher die Universität, sich bei Kf. Friedrich dafür einzusetzen, dass der Kf. an Cajetan oder an Papst [Leo X.] schreibt und bittet, die Irrtümer Luthers diesem schriftlich mitzuteilen. Die Argumentation soll auf biblischer Grundlage erfolgen. Wenn er auf diese Weise eines Irrtums überführt wird, ist er zum Widerruf bereit. Dieses Verfahren ist in der christlichen Kirche üblich. [4] Die Universitätsmitglieder wollen Luthers Bitte entsprechen. Dennoch gefällt ihnen Kf. Friedrichs Papsttreue. Sollte Luther eines Irrtums überführt werden, wollen sie ihn als erste preisgeben, weil sie das Urteil der römischen Kirche achten. [5] Die Mitglieder der Universität Wittenberg bitten Kf. Friedrich, der die Universität erhält, dem Papst Luthers Bitte anzuzeigen, so dass die Wahrheit offengelegt wird. Luther hofft, dadurch aus der Finsternis ins Licht geführt zu werden. Er befürchtet, dass sich missgünstige Menschen im Namen der Kirche ein Urteil anmaßen, was der Papst, wenn er es wüsste, abwenden würde.¹ 786 ¹ Luther erinnerte am 25. November 1518 Georg Spalatin daran, das Schreiben der Universität und seinen Brief [Nr. 784] dem Kf. vorzulegen. Um sich abzusichern, wird er nun seine „Acta Augustana“ herausgeben (WA.Br 1, S. 253f., Nr. 112, lateinisch, übersetzt in: W² 15, Sp. 2427, Nr. 22). Trotz Verbots Spalatins gab Luther die „Acta Augustana“ heraus, vgl. Luthers Briefe an Spalatin vom 9. Dezember (WA.Br 1, S. 263f., Nr. 118, lateinisch, übersetzt in: W² 15, Sp. 2433–2435, Nr. 26) und vom 20. Dezember (WA.Br 1, S. 280f., Nr. 124, lateinisch, übersetzt in: W² 15, Sp. 2432f., Nr. 25).

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A B Ed.

24. November 1518

Nr. 787

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. O 157b, fol. 446r–448v (Abschrift, lateinisch, für Georg Spalatin mit Bemerkungen von seiner Hand). SB Berlin, Ms. Germ. fol. 715, fol. 9rv (Konzept, lateinisch, von Martin Luther). WA.Br 12, S. 16–19, Nr. 4215 (Volltext, nach Überlieferung B); W² 15, Sp. 683–685, Nr. 263 (Volltext, Übersetzung).

787 Altenburg, 24. November 1518 (Mittwoch vigilia Sancte Katharine) Kf. Friedrich an Dekan [Johannes Hennig] des Domstifts zu Meißen [1] Kf. Friedrich teilt [Johannes Hennig], Dekan des Domstifts zu Meißen, mit, dass ihn seine Räte über das Antwortschreiben [Hennigs] auf ihren Brief wegen der Auseinandersetzung zwischen dem Rat der Stadt Dommitzsch und Gregor Fabri informiert haben.¹ Daraus erfuhr der Kf. die angeblichen Ursachen, warum [Hennig] und sein Kommissar Georg Rentzsch gegen den Rat einen Prozess angestrengt haben. [2] Kf. Friedrich wurde berichtet, dass der Rat der Stadt Dommitzsch das ausstehende Geld für Fabri nach einer Verhandlung mit den Schossern zu Torgau und Lochau, [Leonhard Koppe] und [Matthes Wolf], zahlen wollte. Da Fabri es aber nicht einforderte, haben sie es bei dem Amtmann von Schweinitz [Johann Blumberg] hinterlegt. Fabri soll aus diesem Amt stammen. [3] Der Kommissar hätte daher keinen Prozess anstrengen dürfen, weil weder [Hennig] noch der Kommissar in dieser Sache zuständig sind. Vielmehr betreibt [Hennig] den Prozess aus Eigennutz. Deshalb fordert Kf. Friedrich, dass der Bann gegen den Rat der Stadt Dommitzsch aufgehoben wird, weil er dieses Vorgehen nicht länger duldet. Andernfalls ist er verursacht, seine Untertanen gegen solche ungebührlichen Maßnahmen anders zu schützen. → 792 A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Kk 844, fol. 2rv (Konzept).

788 Grimma, 26. November 1518 (Freitag nach Katharine virginis) Kf. Friedrich: Schiedsspruch [1] Kf. Friedrich schlichtet auch im Namen Hz. Johanns einen Streit zwischen Abt Antonius [Dietz] des Zisterzienserklosters Buch einerseits und dem Rat und der Gemeinde 787 ¹ Am 19. November 1518 antwortete Johannes Hennig den Räten Kf. Friedrichs auf ihr Schreiben, in dem sie ihn darüber informiert hatten, dass sich der Rat der Stadt Dommitzsch mit Gregor Fabri vertragen hat (LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Kk 844, fol. 1rv+4v). Durch ihr Schreiben erfuhr Hennig, dass das hinterstellige Geld für Fabri bei [Johann Blumberg], dem Amtmann von Schweinitz, hinterlegt ist. Hennig hatte sich trotzdem für Fabri eingesetzt und den Stadtrat zu Dommitzsch gebannt, weil ihm Fabri mitgeteilt hatte, dass trotz einer Schlichtung durch die Schosser von Torgau und Lochau, [Leonhard Koppe] und [Matthes Wolf], nicht alle Schulden beglichen wurden. Hennig strengte einen Prozess nicht wegen des Geldes, sondern wegen der Rechte Fabris an. Hennig bat darum, den Rat der Stadt Dommitzsch anzuweisen, das ausstehende Geld an Fabri zu zahlen, sonst könne sein Kommissar [Georg Rentzsch] den Stadtrat nicht absolvieren.

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zu Belgern sowie Matthes Tilmann, Bürger zu Belgern, andererseits. Auf kfl. Befehl verhörte Hans von der Planitz als Amtmann zu Grimma gemeinsam mit Siegmund Groß zu Altenhain und Melchior Thiel, Bürger zu Grimma, beide Streitparteien in Grimma und erzielte folgende gütliche Einigung: [2] Zunächst wurden fünf Artikel verhandelt und angenommen, die auf kfl. Befehl hin Georg von Holda, Amtmann zu Liebenwerda, und Georg von Hohendorf zu Schmerkendorf vorgeschlagen hatten. [3] 1. Artikel: Die dem Kloster Buch inkorporierte Gemeinde zu Belgern beanspruchte sieben Häuser und Höfe für sich, welche das Kloster an sich gezogen und nicht gepflegt habe. Abt Antonius gab an, dass die Höfe dem Kloster unmittelbar gehören, da man sie einem von Köckeritz abgekauft hat, was durch einen Kaufbrief bewiesen werden kann. Die Gemeinde Belgern wird fortan keinen Anspruch auf die Höfe mehr erheben. [4] 2. Artikel: Die Erlaubnis zum Bierbrauen, welche der Abt einigen Häusern gegen altes Herkommen erteilt hat, wird widerrufen. [5] 3. Artikel: Der Bader zu Belgern darf jährlich ein Halbes¹ Bier brauen, dieses jedoch nicht verkaufen, sondern nur für sich, seine Kranken und sein Gesinde gebrauchen. [6] 4. Artikel: Die freien Häuser zu Belgern sollen ihr Braurecht behalten, das Bier darf aber nicht verkauft werden. [7] 5. Artikel: Auf die fünf Groschen, welche der Abt von jedem im Weinkeller ausgeschenkten Fass beansprucht, verzichtet er ebenso wie auf die jährlich vom Salzmarkt dem Kloster zu reichenden zwei Stücke Salz. Durch Verordnete des Klosters soll geprüft werden, dass diese hinfälligen Abgaben künftig zum gemeinen Nutzen verwendet werden. [8] Ferner beschwerte sich die Gemeinde Belgern, dass in der Pfarrei viel Bier gebraut und zum Schaden der Gemeinde verkauft und ausgeschenkt wird. Der Pfarrer soll weiterhin Bier brauen dürfen, darf dieses jedoch nicht verkaufen. Auch soll in der Pfarrei kein Bier mehr ausgeschenkt werden, außer für den Vogt zu Belgern, den Schäfer, Winzer und Förster des Klosters sowie bedeutende Prälaten und Herren, die nach Belgern kommen. [9] Die von Belgern beschwerten sich, dass in der Schäferei etwa 1800 Schafe gehalten und dadurch die Felder geschädigt werden. Der Abt und das Kloster sollen nicht mehr als 1000 Schafe halten und darauf achten, die Felder nicht zu schädigen. Sollte von einem Schäfer, der auf einem Feld hütet, durch die von Belgern etwas gepfändet werden, so soll der Abt den Schäfer bestrafen und ihm befehlen, den angerichteten Schaden binnen 14 Tagen wiedergutzumachen. [10] Von einem Acker, Ganser genannt, und einem Stück des Stadtgrabens stehen dem Abt jährlich ein Schock Zinsen zu. Die von Belgern gaben an, dass ihnen von dem Acker jährlich 14 Groschen Geschoss zustehen, die sie lange Zeit nicht erhalten haben. Dem Abt sollen Acker und Stadtgraben sowie das Schock weiterhin zustehen, wobei jährlich die 14 Groschen abgezogen werden sollen, so dass die Stadt dem Abt nur 46 Groschen zu reichen hat. [11] Die von Belgern beschwerten sich, dass der Abt auf den Garten des Schulmeisters und andere Flecken in der Vorstadt Häuser bauen ließ oder dies noch vorhat. Der Abt soll die Häuser bauen dürfen, wobei aber im gleichen Maß wie bei anderen Vorstädtern das Geschoss gezahlt werden muss. [12] Der Wasserlauf zur Mühle soll nicht, wie vom Vogt zu Belgern geplant, umgeleitet werden, ohne dass Rücksprache mit dem Müller gehalten wurde. Dem Müller soll das Wasser nicht entzogen werden, wenn er es für seine Arbeit benötigt. Andernfalls soll es der Müller dem Vogt nicht vorenthalten. [13] Der Abt beanspruchte aufgrund fsl. Befreiung eine Anlage von denjenigen, die in Belgern über ein Grundstück an der Elbe verfügen. Da diese aber auch für die von der 788 ¹ Maßeinheit.

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Elbe angerichteten Schäden aufkommen müssen, soll ihnen die Anlage erlassen werden. [14] Bei der Ratswahl soll der Abt jedes Mal zwei personen zu rathsfreunden und die Gemeinde einen Bürgermeister und einen rathsfreunde vorschlagen, die dann vom Abt als Erbherrn zu bestätigen sind. [15] Tilmanns Bierschuld. Ed. Chronik der Stadt Belgern, S. 158–160, Nr. 26 (Volltext). Bem. Die Urkunde wurde doppelt ausgefertigt, jede Streitpartei erhielt ein Exemplar. Der Schiedsvertrag wurde im Namen Kf. Friedrichs durch den Amtmann zu Grimma Hans von der Planitz am 26. November 1518 verhandelt, ausgefertigt und gesiegelt. Am Sonntag Invocavit [13. März] 1519 wurde er auf Bitten derer von Belgern durch Kf. Friedrich in Altenburg bestätigt und gesiegelt.

789 Weimar, 26. November 1518 (Freitag nach Sankt Katharinatag) Kf. Friedrich und Hz. Johann an Propst [Ernst von Schleinitz], Dekan [Johannes Hennig] und Kapitel des Domstifts zu Meißen [1] Kf. Friedrich und Hz. Johann erklären dem Propst, Dekan und Kapitel des Domstifts zu Meißen, dass sich laut den Bestimmungen des Reichsabschiedes vom Augsburger Reichstag die Kurfürsten, Fürsten und andere Obrigkeiten mit einigen Anliegen und Bitten an ihre Untertanen wenden sollen. Zudem müssen der Kf. und der Hz. auch in eigenen Angelegenheiten mit ihren Untertanen verhandeln. [2] Obwohl Kf. Friedrich und Hz. Johann aufgrund der jetzigen Seuche (sterbenden leufft) ihre Untertanen verschonen wollten, fordern sie doch aus den genannten Gründen und aus Gehorsam gegenüber Ks. [Maximilian] die Mitglieder des Domstifts zu Meißen auf, einen oder zwei aus ihrer Mitte am 11. Dezember nach Jena [zum Landtag] zu schicken. Dort werden diese alles vernehmen. → 800 A B Ed.

SächsHStA Dresden, 10024 Geheimer Rat (Geheimes Archiv), Loc. 09441/01, fol. 6rv (Ausfertigung). SächsHStA Dresden, 10024 Geheimer Rat (Geheimes Archiv), Loc. 09441/01, fol. 9rv (Abschrift). Ernestinische Landtagsakten, S. 127, Nr. 224 (Regest).

790 [Altenburg], [vor 28. November 1518] Barbara Reiche und der Konvent des Magdalenerinnenklosters Altenburg an Kf. Friedrich [1] Priorin Barbara Reiche und Konvent des Magdalenerinnenklosters Altenburg teilen Kf. Friedrich mit, dass Hedwig, die Tochter des verstorbenen Bruders von Wolf Friese, in den Magdalenerinnenorden eingetreten ist und diesem Gehorsam gelobt hat. Dadurch ist ihr gesamtes väterliches und mütterliches Erbe dem Kloster zugefallen. [2] Die Güter

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werden jedoch von Wolf Friese, welcher der Vormund Hedwigs war, genutzt. Deswegen hat das Kloster auf Vorschlag des Rats der Stadt Altenburg bereits mehrfach mit Friese verhandelt, ohne dass eine Lösung gefunden wurde. Stattdessen verzögerte sich die Sache zum Schaden des Klosters. [3] Damit die Sache zügig beendet wird und das Kloster ohne weiteren Aufschub erhält, was ihm zusteht, bitten Priorin und Konvent Kf. Friedrich darum, dem Amtmann zu Altenburg Sebastian von Kötteritzsch und dem Stadtrat zu befehlen, dass sie die Sache verhandeln und entscheiden. [4] Priorin und Konvent wollen für den Kf. täglich beten. A StadtA Altenburg, Ratsarchiv, XII.d.Nr.18, fol. 9rv (Ausfertigung). Bem. Zur Datierung vgl. Nr. 791.

791 Altenburg, 28. November 1518 (Sonntag nach Katharinentag) Kf. Friedrich an den Rat zu Altenburg [1] Kf. Friedrich schickt dem Rat der Stadt Altenburg beiliegend eine Beschwerde [Nr. 790] der Priorin [Barbara Reiche] und des Konvents des Magdalenerinnenklosters Altenburg wegen etlicher Güter, die Wolf Friese innehaben soll. [2] Da Kf. Friedrich nicht weiß, wie es sich mit dieser Angelegenheit verhält, bittet er den Rat, die Parteien vorzuladen und zu verhören. [3] Wenn der Rat befindet, dass Friese dem Kloster etwas schuldig ist, soll der Rat dafür sorgen, dass Friese die Ansprüche des Klosters befriedigt. Wenn es sich aber anders verhält, erbittet Kf. Friedrich einen Bericht, damit er auf weitere Gesuche des Klosters reagieren kann. A

StadtA Altenburg, Ratsarchiv, XII.d.Nr.18, fol. 8rv (Ausfertigung).

792 Meißen, 28. November 1518 (Sonntag nach Katharine) Johannes Hennig an Kf. Friedrich → 787 [1] Johannes Hennig, Dekan des Domstifts zu Meißen, hat den Brief [Nr. 787] Kf. Friedrichs wegen der Auseinandersetzung zwischen dem Rat der Stadt Dommitzsch und Gregor Fabri erhalten. [2] Er ist grundsätzlich bereit, den Bann über den Rat aufzuheben. Da sich aber Fabri beklagt hat, dass der Rat sich nicht an den durch die Schosser von Torgau und Lochau, [Leonhard Koppe] und [Matthes Wolf], aufgerichteten Schied hält und dass ihm noch nicht Genüge getan wurde, möchte ihm Hennig diese juristische Hilfe nicht versagen. [3] Hennig bittet deshalb den Kf., nicht zu denken, dass er diese Sache aus Eigennutz betreibt oder sich einmischen möchte. Die beiden Schosser sollten wissen, dass Fabri in Jessen anzutreffen ist. [4] Erst wenn Fabri zufriedengestellt ist, wird der Kommissar [Georg Rentzsch] den Rat absolvieren. A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Kk 844, fol. 3rv (Ausfertigung).

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30. November 1518

Nr. 793

793 [Lauterberg], 30. November 1518 (am Tag Andree) Johann von Kanitz an Kf. Friedrich [1] Johann von Kanitz, Propst des Petersstifts auf dem Lauterberg bei Halle, teilt Kf. Friedrich mit, dass der verstorbene Nikel Lange d. J. sich bei ihm vor mehr als zehn Jahren 60 rheinische Gulden für zwei Pferde lieh. Obwohl Kanitz einen Schuldschein besaß, erhielt er das Geld von Lange nicht zurück. Kanitz wandte sich an Kf. Friedrich, da Lange zu dieser Zeit kfl. Untertan war. Friedrich befahl daraufhin dem Hauptmann zu Storkow Konrad Rabil, dessen Amtssasse Lange war, dem Propst zu seinem Geld zu verhelfen. Rabil veranschlagte die Schulden, die Schäden eingerechnet, auf mehr als 80 Gulden und sprach dem Propst eine Entschädigung aus den Gütern Langes zu. [2] Nikel Lange eignete sich jedoch die Güter, die weit entfernt vom Petersstift liegen, gewaltsam wieder an. In der Zwischenzeit trat der Kf. die Herrschaften Storkow und Beeskow [an die Herren von Bieberstein] ab. Der Propst wandte sich daraufhin an Joachim von Bieberstein, der ihm Hilfe zusagte. Diese verzögerte sich jedoch so lange, bis Bieberstein die Herrschaften an Bf. [Dietrich] von Lebus verkaufte. [3] Johann von Kanitz bittet Kf. Friedrich nun um ein Unterstützungsschreiben an Bf. [Dietrich] von Lebus, damit dieser befiehlt, dass Kanitz das ihm geschuldete Geld sowie die angefallenen Kosten erhält. Für eine Reise nach Storkow ist Kanitz der Weg zu weit. Er bittet, dass der Kf. sein Anliegen gnädig aufnimmt. A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Kk 1126, fol. 1rv+7v (Ausfertigung).

Stolpen, 4. Dezember 1518 (Sonnabend am Tag Barbare, der heiligen Jungfrau) Bf. Johann VII. von Meißen an Kf. Friedrich und Hz. Johann 794

Bf. Johann von Meißen bestätigt Kf. Friedrich und Hz. Johann, dass er gemäß ihrer schriftlichen Aufforderung einen bfl. Gesandten nach Jena [zum Landtag] schickt, der am 11. Dezember eintrifft. A Ed.

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. B 1033, fol. 2rv (Ausfertigung). Ernestinische Landtagsakten, S. 128, Nr. 227 (Regest).

795 [Altenburg], 5. Dezember 1518 (Sonntag nach Barbare virginis) Dekan [Konrad Gerhart], Senior [Johann von Haubitz] und Kapitel des Georgenstifts zu Altenburg an Kf. Friedrich [1] Dekan, Senior und Kapitel des Georgenstifts zu Altenburg informieren Kf. Friedrich darüber, dass Jakob Kellner auf seine Vikarie St. Anna freiwillig verzichtet hat. Der Kf.

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stimmte bereits zu, diese Vikarie zur Ausstattung der Organistenstelle zu verwenden, für die die Stiftsherren einen Kandidaten benennen dürfen. [2] Sie nominieren daher mit dieser Urkunde Caspar Licht. Der Kf. kann ihn nun dem Prälaten¹ präsentieren. A

LATh – StA Altenburg, Landesregierung, 4251, fol. 77rv (Ausfertigung).

796 Altenburg, 8. Dezember 1518 (die octava Decembris) Kf. Friedrich an Kard. Thomas Cajetan → 779 [1] Kf. Friedrich bestätigt Kard. Thomas Cajetan den Eingang seines Schreibens [Nr. 779] vom 25. Oktober, Martin Luther betreffend, das Friedrich am 19. November erhalten hat. [2] Luther ist, wie mit Cajetan besprochen, in Augsburg erschienen. Kf. Friedrich hat erwartet, dass Luther nach dem Verhör entlassen und nicht zum Widerruf genötigt wird. Bisher wurde Kf. Friedrich noch von keinem Gelehrten bewiesen, dass Luthers Lehre ketzerisch ist. Viele Anfeindungen scheinen auf Privatsachen oder die Furcht vor Gewinnverlusten zurückzugehen. [3] Wenn Kf. Friedrich nachgewiesen würde, dass Luther unchristlich lehrt, will er sich so verhalten, dass er nicht weiter ermahnt werden muss, wie es einem christlichen Fürsten gebührt. [4] Kf. Friedrich hat nicht erwartet, eine solche Drohung zu erhalten, dass Rom den Fall verfolgt und Luther entweder nach Rom ausgeliefert oder außer Landes gewiesen werden soll, ohne dass er der Ketzerei überführt wurde. Dies wäre zum Nachteil der Universität Wittenberg. Kf. Friedrich hat Luther über Cajetans Brief informiert und schickt Luthers Stellungnahme [Nr. 784] mit. [5] Da Luther anbietet, auf Urteile anderer Universitäten zu hören oder über seine Thesen zu disputieren, sollte ihm dies gewährt werden. Andernfalls sollten ihm wenigstens seine Irrtümer schriftlich mitgeteilt werden. Kf. Friedrich bittet darum, auch ihm die Irrtümer Luthers mitzuteilen, um zu erfahren, warum dieser für einen Ketzer gehalten wird. Kf. Friedrich kann Luther nicht als Ketzer ansehen, solange er nicht als solcher überführt wurde. Er möchte auch nicht vom Papst für ungehorsam gehalten werden.¹ A B C D E F G

ThULB Jena, Ms. Bos. q. 25a, fol. 171v–172v (Abschrift, lateinisch). FB Gotha, Chart. B 16, S. 741-744 (Abschrift, lateinisch). SLUB Dresden, Mscr.Dresd.C.351, fol. 14r–15r (Abschrift, lateinisch). LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. O 30, fol. 2rv (Übersetzung). FB Gotha, Chart. B 20, fol. 8v–9v (Abschrift, lateinisch). StA Florenz, Corrispondenze e trattati – Germania, Imperatore Massimiliano – Elettori, unfol., 2 Bl. (Abschrift, lateinisch). Exemplum literarum Illustrissimi Saxoniae Ducis Friderici, ad Reverendissimum in Christo patrem et dominum, dominum Thomam TT. Sancti Sixti Cardinalem ac Legatum Apostolicum. Basel 1518 (VD16 ZV 30773), 2 Bl. (Druck, lateinisch).

795 ¹ Möglicherweise ist damit der Offizial des Bf. von Naumburg gemeint. 796 ¹ Luther kannte das Schreiben Kf. Friedrichs an Cajetan, wie aus seinem Brief an Spalatin vom 20. Dezember 1518 hervorgeht (WA.Br 1, S. 280f., Nr. 124). Damit war er der Sorge enthoben, dass ihn Kf. Friedrich nicht unterstützen könnte (vgl. WA.Br 1, S. 218f., Nr. 102).

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Dokumente zur Causa Lutheri 2, S. 131–135, Nr. 10.9 (Volltext, lateinisch); WA.Br 1, S. 250f., Nr. 110 Beilage (Volltext, lateinisch, datiert auf den 7. Dezember 1518); Guasti: Manoscritti, S. 194f. (Volltext, lateinisch); W² 15, Sp. 654–656, Nr. 241 (Volltext, Übersetzung). Bem. Die Datierung folgt der handschriftlichen Überlieferung A bis E. Nur die Überlieferung F ist auf den 18. Dezember datiert. Der Baseler Druck (Überlieferung G) ist hingegen auf den 7. Dezember datiert.

Ed.

797 Altenburg, 8. Dezember 1518 (an unserer lieben Frauentag Conceptionis) Kf. Friedrich an die [Priesterschaft] zu Herzberg [1] Kf. Friedrich erinnert die [Priesterschaft] zu Herzberg an seine Schreiben [vgl. Nr. 775] und die Verhandlungen durch den von ihm beauftragten Amtmann zu Liebenwerda Hans von Minckwitz im Fall der armen Witwe Katharina Scheff. Friedrich war davon ausgegangen, dass die [Priesterschaft] von ihrer Forderung ablässt und die Witwe nicht weiter behelligt. [2] Katharina Scheff hat sich nun jedoch erneut an den Kf. gewandt, wie [die Priesterschaft] beiliegendem Schreiben entnehmen kann. Den Angaben der Witwe zufolge wurde bei der Verhandlung des Falls vor dem geistlichen Richter zu Stolpen vereinbart, dass die beiden Streitparteien am 7. Dezember in Altenburg vor dem Kf. erscheinen, um dessen Weisung entgegenzunehmen. Katharina Scheff schickte einen Vertreter, die [Priesterschaft] blieb der Verhandlung jedoch fern. Dieser Ungehorsam missfällt dem Kf. [3] Kf. Friedrich befiehlt der [Priesterschaft], Katharina Scheff in der Angelegenheit nicht länger zu bedrängen und den Bann aufzuheben, da ihre Bewilligungsverschreibung älter ist als der Kauf- und Gunstbrief der [Priesterschaft]. Sollte sie dem nicht nachkommen, wird Kf. Friedrich dafür sorgen, dass die Angelegenheit durch die geistlichen Richter zugunsten der Katharina Scheff geklärt und der Bann aufgehoben wird. A LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Kk 675, fol. 3rv (Konzept). Bem. Im Konzept steht als Empfänger des Briefes: „An die chorherren zu Hertzberg“.

Wittenberg, 9. Dezember 1518 (Donnerstag nach Conceptionis beate Marie virginis) Magister und Doktoren der Universität Wittenberg an Kf. Friedrich 798

[1] Magister und Doktoren der Universität Wittenberg erinnern Kf. Friedrich an seine Verordnung und an die darüber erlangte päpstliche Bulle¹, laut der sie für die Propstei in Kemberg, wenn diese erledigt ist, einen Vikar nominieren dürfen. Den Nominierten haben sie dem Kf. als Patron zu präsentieren. [2] Da der bisherige Vikar Simon Ziegelheim gestorben ist, haben die Universitätsmitglieder Bartholomäus Bernhardi aus 798 ¹ Bulle von Papst Julius II. vom 20. Juni 1507 zur Inkorporation der Allerheiligenstiftskirche in die Universität Wittenberg (UA Halle-Wittenberg, Rep. 1, U 47, ediert in: Israel: Wittenberger Universitätsarchiv, S. 66–68, Nr. 83, Regest).

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Feldkirch ausgewählt.² Bernhardi ist zurzeit ihr Rektor. Sie loben seine Gelehrsamkeit und seinen Lebenswandel und heben hervor, dass er der Gemeinde und der Kirche von Nutzen ist. Sie erwarten, dass dem Kf. ihre Wahl zusagt. [3] Sie bitten Kf. Friedrich, der Nomination zuzustimmen, Bernhardi dem Offizial zu Magdeburg [Johannes Welmerstorf] entsprechend der päpstlichen Bulle als Vikar in Kemberg zu präsentieren und dafür zu sorgen, dass er ordnungsgemäß eingesetzt wird. A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Kk 736, fol. 1rv (Ausfertigung).

Altenburg, 10. Dezember 1518 (Freitag nach unserer lieben Frauentag Conceptionis) Kf. Friedrich: Stiftungsbestätigung 799

[1] Kf. Friedrich erklärt, dass ihm der Prior [Wolfgang von Zeschau]¹ und der Konvent des Augustinereremitenklosters Grimma eine Urkunde des Mgf. Wilhelm von Meißen über eine Stiftung in der Schlosskapelle Grimma vom 23. Dezember 1400 vorgetragen haben. [2] Trotz der Veränderung des Standortes des gestifteten Altars durch Kf. Friedrich sollen die Stiftung und deren Finanzierung unverändert bestehen bleiben. [3] Zeugen sind Fabian von Feilitzsch, Hans von der Planitz und Hieronymus Rudloff. A B

Ed.

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SächsHStA Dresden, 10001 Ältere Urkunden, Nr. 10229, unfol., 1 Bl. (Ausfertigung, Pergament, 1 Siegel). SächsHStA Dresden, 10080 Lehnhof Dresden, A 11, fol. 152v–153v (Abschrift, mit Datumsangabe: Donnerstag Sankt Katharinen, der heiligen Jungfrauen, Tag [25. November 1518]). Urkundenbuch Stadt Grimma, S. 150, Nr. 232 (Regest).

[1] Von gots gnaden wir Friderich, hertzog zu Sachssen, des Heyligen Romischen Reichs ertzmarschalh unnd churfurst, lanndgraf in Doringen unnd marggraf zu Meyssen. Nachdem dy wirdigen unnd gaistlichen unnser lieben andechtigen prior unnd convent sannd Augustins ordenns zu Grym uns ainen pergamenten brive furgetragen, der in namen weylend des hochgebornnen fursten marggraf Wilhelms zu Meyssen etc., unsers alden vaters seliger unnd loblicher gedechtnus, ausgangen, welcher an seinem datum heldet zu Grym nach gottes geburt tausent jar darnach im vierhundersten jhar am donnerstag vor dem heyligen Cristagk, darinnen der obgemelt unnser alder vater zu underhaldung der meß, so sein lieb in 798 ² Andreas Karlstadt informierte Georg Spalatin darüber bereits am 6. Dezember 1518 (KGK 1.2, S. 1015–1018, Nr. 98). 799 ¹ Wolfgang von Zeschau ist für das Jahr 1518 als Prior des Augustinereremitenklosters Grimma belegt (vgl. WA.Br 1, S. 226f., Nr. 106). Möglicherweise ist er identisch mit dem 1513 nachgewiesenen Prior des Augustinereremitenklosters Herzberg (vgl. BAKFJ 1, Nr. 8).

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der capellen auf unnserm slos zu Grym in der ere des heiligen sannd Mauricius und seiner geselschafft der zehend tausent ritter unnd der eylff tausent junckfrauen auf dem obersten altar uff dem pfeyler in berurter capellen uff ewigkait gestifft unnd auffgericht, das dy obbestimbten bruder unnd ir nachkomen seiner lieb unnd derselben gemahel alle vier wochen in yrm closter mit vigilien unnd selmessen ewiglich begehen sollen, an und auf unnser stat Grym jharrenten zehen gute schock uff zwu tagzeitten im jhar volgen zulassen verweist unnd verschrieben, alles nach laut unnd inhalt derselben seiner lieb besigelten verschreybung derhalben aufgericht. [2] Weyl wir dan denselben altar verandert und hinab in dy kirchen auff dy lincken hannd an dy mauer haben setzen lassen, so haben wir den brudern berurts augustiner closters, domit kunftig irrung, so aus verruckung und veranderung des altars furfallen mochten, abgewend werden, diesen unnsern brive den zu einem scheyn und anzaig der veranderung gegeben unnd wollen, das dy stifftung nach laut und inhalt unsers eldern vater marggraf Wilhelms seligen verschreybung unabbruchlich sol gehalden unnd volzogen werden. Bevelhen auch von wegen des hochgebornnen fursten, unnsers lieben bruders, hertzog Johansen zu Sachssen etc. und unser dem itzigen und kunfftigen burgermeister und rath unser stat zu Grym dem gedachten prior, convent und irn nachkomen egemelts closters dy berurten zehen schock nach besagung der alden verschreybung jerlich zuentrichten, des sy zu jeder zeit sollen entnomen werden, unnd geschiet daran unser meynung. [3] Hirbey sind gewest unnd gezeugen unsere rethe und liebe getreuen Fabian von Feilitzsch, Hans von der Plaunitz, ritter, doctor, ambtman zu Grym, Hieronimus Rudlauf, unser secretari, und ander mer der unsern gnugglaubwirdiger. Zu urkundt mit unserm hiran gehangnem insigel wissentlich besigelt. Meißen, 10. Dezember 1518 (Freitag nach Conceptionis Marie virgine gloriossime) Dekan [Johannes Hennig] und Kapitel des Domstifts zu Meißen an Kf. Friedrich und Hz. Johann 800

→ 789 [1] Dekan und Kapitel des Domstifts zu Meißen bestätigen Kf. Friedrich und Hz. Johann den Empfang ihres Schreibens [Nr. 789] mit der Aufforderung, ein oder zwei Gesandte zum angesetzten Landtag zu schicken, die am 11. Dezember in Jena eintreffen und dort den Abschied des Augsburger Reichstags hören sollen.¹ [2] Sie erinnern Kf. Friedrich und Hz. Johann daran, wie es mit der Vorladung des Meißner Kapitels 800 ¹ Nach Empfang der Aufforderung Kf. Friedrichs und Hz. Johanns, am Landtag in Jena teilzunehmen, schrieben der Dekan und das Kapitel des Domstifts zu Meißen an Hz. Georg von Sachsen und baten diesen um Rat, wie sie antworten sollen (SächsHStA Dresden, 10024 Geheimer Rat [Geheimes Archiv], Loc. 09441/01, fol. 8rv, 2. Dezember 1518). Hz. Georg

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seit der Landesteilung [von 1485] gehandhabt wird und in welchem Landesteil das Kapitel auf Landtagen erscheint. Auch auf eine frühere Aufforderung des Kf. und Hz. zur Teilnahme an einem Landtag in Jena hatten sie entsprechend geantwortet. [3] Sie bitten Kf. Friedrich und Hz. Johann, es beim alten Herkommen und Gebrauch zu belassen und wegen ihres Fernbleibens, für das sie sich entschuldigen, nicht verärgert zu sein. Die wichtigen Teile des Reichsabschieds haben sie bereits durch Hz. Georg von Sachsen erfahren. Sie beten für Kf. Friedrich und Hz. Johann. A B Ed.

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. B 1033, fol. 3rv (Ausfertigung, Kanzleivermerk: „non placet“). SächsHStA Dresden, 10024 Geheimer Rat (Geheimes Archiv), Loc. 09441/01, fol. 4rv (Konzept). Ernestinische Landtagsakten, S. 129, Nr. 231 (Regest mit Teiledition).

801 [vor 11. Dezember 1518] Kf. Friedrich, Hz. Johann und Hz. Georg von Sachsen an den [Rat] zu Erfurt [1] Kf. Friedrich, Hz. Johann und Hz. Georg von Sachsen reagieren auf die schriftliche Beschwerde des [Rates] der Stadt Erfurt über einige Streitpunkte mit der Erfurter Geistlichkeit. Da die Fürsten um ihre Meinung und um Ratschläge in der Angelegenheit gebeten wurden, wollen sie ihren Räten befehlen, am Abend des 21. Dezember in Naumburg einzutreffen, um am folgenden Tag mit den Erfurter Gesandten zu sprechen. [2] Der [Rat] zu Erfurt soll seine Gesandten entsprechend instruieren.¹ A

SächsHStA Dresden, 10024 Geheimer Rat (Geheimes Archiv), Loc. 08374/09, fol. 172r+172hv (Konzept).

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verbot daraufhin dem Dekan, Senior und Kapitel des Domstifts zu Meißen die Teilnahme am Landtag: „Unnd wollen, das yr solchen landtag nicht besuchen noch darauff schicken sollet. Wir lassen uns auch gefallen, das yr yren liebden auff volgende meynung antwurt gebet, nemlich, das wir des, das yr auff disen landtag erfordert, in kunde kommen, derhalben wir euch denselben zubesuchen vorbotten etc. [. . .]“ (ebd., fol. 5rv, 6. Dezember 1518).

801 ¹ Am 11. Dezember 1518 bestätigte der Rat der Stadt Erfurt den Verhandlungstermin (LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. G 261, fol. 33rv, Ausfertigung). Kf. Friedrich und Hz. Johann teilten am 13. Dezember 1518 Hz. Georg von Sachsen die Antwort des Erfurter Rates mit. Friedrich und Johann forderten Georg auf, auch seine Räte zum Treffen nach Naumburg zu schicken, und verwiesen auf die Vereinbarungen, die die ernestinischen und albertinischen Räte in der Angelegenheit vor Kurzem in Leipzig getroffen hatten (ebd., fol. 34rv, Konzept).

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802 [Jena], 16. Dezember 1518 (Donnerstag nach Sankt Lucientag) Prälaten und Ritter zu Thüringen, Meißen und Vogtland an Kf. [Friedrich] und Hz. [Johann] [1] Die Prälaten und die Ritterschaft in Thüringen, Meißen und Vogtland tragen dem Kf. und dem Hz. auf dem Landtag zu Jena die folgenden Beschwerdeartikel vor und bitten um Klärung der benannten Angelegenheiten: [2] Ordnung der Hohen Gerichte und der Erbgerichte. [3] Irrungen in Bezug auf Erbfälle. [4] Ordnung des Oberhofgerichts. [5] Ordnung der peinlichen Gerichte. [6] Gerichtshoheit auf den Landstraßen. [7] Beschwerde über die Belegung mit dem Bann durch Geistliche sowie die Ladung vor geistliche Gerichte, besonders in Ehesachen. [8] Gebrechen in den Ämtern. [9] Lehensfragen. [10] Sachsenspiegel. [11] Beschwerden über die Städte. [12] Allgemeine Artikel zu verschiedenen Problemen und Gebrechen, unter anderem zu Maßen und Gewichten, Kleider- und Schmuckvorschriften. [13] Landfrieden. [14] Belastungen der Prälaten durch Abgaben und Dienste für Klöster und Höfe gegen altes Herkommen. A B C Ed.

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LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Q 17, fol. 58r–73v, ediert wird fol. 63r–64r (Abschrift). LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Q 17, fol. 122r–138r (Abschrift). LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Q 17, fol. 142r–158r (Abschrift). Ernestinische Landtagsakten, S. 132–134, Nr. 238 (Teiledition).

[7] Die geistliche bannebeschwerung betreffend. Euer churfurstlich unnd furstlich gnaden tragen auch sonnder zweivel in gedenngken, welcher gestalt hievor unwillen auß den stennden clageweiß an euer churf. unnd furstlich gnaden gelannget, der beschwerung halben, so von den geistlichen wider sie unnd ire arme leuth, mannen unnd weyblich bild mit bann unnd unerlicher beruchtigung furgenomen, allein irer begirigen nutz davon zuerfullen, die armen also von dem iren zudringen. Wiewol euer churf. unnd furstlich gnaden dieses hievor gevleissiget abzuwennden, so wirdet es doch von den geistlichen nit angesehen, sonnder furth unnd furth mit bannsbeschwerung umb gelth, schuld unnd anderm zu werntlichem gerichtszwang gehorende verfaren. Die unschuldigen, raynen weyber unnd jungkfrauen, desgleichen die mannspersonen auch offtmals mit unzuchtiger ubung beruchtigt, darauß nit allein inen, sonndern auch iren kindern unnd freunden vercleynung irer eren entsteht, des doch die geistlichen billich mehr dann die weltlichen nach dem ebenbild Cristi verhuten unnd verschonen solten. Derwegen an euer churfurstlich unnd furstlich gnaden unnser unndterthenigs bitten, euer churfurstlich unnd furstlich gnaden wollen nochmals gnedigs unnd ernstlichs einsehen haben, damit diese beschwerung von den geistlichen abgewanndt unnd nymands, der sonsten seinen ordenlichen richter habe, umb gelds willen an vorgeende genugsame ersuchung mit dem bann beschwere, auch kein weibs oder mannsbild an claren unnd waren schein mit beruchtigung irer eren beladen, auff das hierauß nit widerwillen oder verdrießlich vornemen gegen den geistlichen geursacht. Item zugedencken, ob yemands umb

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unerlicher beruchtigung furgeladen unnd sich des geburlicher weiß außfhuren wurde, das die unkost unnd außgegeben expenns, darein er durch die geistlichen dermassen gefhurt, wider gegeben unnd erstattet wurde.

803 22. Dezember 1518 (Mittwoch nach Thome) Friedrich von Thun, Wolf von Weißenbach, Christian Beyer, Hans von Werthern und Johann Lindemann: Bericht [1] Friedrich von Thun, Wolf von Weißenbach und Christian Beyer als Räte Kf. Friedrichs und Hz. Johanns¹, Hans von Werthern und Johann Lindemann als Räte Hz. Georgs von Sachsen sowie Philipp Drachstedt, Adolar Huttener, Magister Mayer, Hans Koch und N. Gundram als Gesandte des Rats der Stadt Erfurt trafen am 21. Dezember in Naumburg ein. Die Verhandlungen fanden am folgenden Tag statt. Die Erfurter Gesandten berichteten über folgende Punkte: [2] Den letzten Vereinbarungen entsprechend [vgl. Nr. 742], wandte sich [der Erfurter Rat] an die beiden Kapitel des Marienstifts und des Severistifts zu Erfurt wegen der Güter, für die städtische Abgaben zu leisten sind, die aber durch Geistliche gekauft werden. Mit der Reaktion der Kapitel ist der Rat unzufrieden. [3] Bannbeschwerung. [4] Straftaten des Asmus Butler. [5] Probleme beim Waidkauf, Mälzen und Brauen sowie Ausschank in Erfurt und Umgebung, die dem Handel schaden. [6] Die ernestinischen und albertinischen Räte berieten über die vorgebrachten Punkte und erteilten den Erfurter Gesandten folgende Antworten: [7] Im Fall der durch Geistliche gekauften Güter und der Frage der Steuerpflicht wollen sich die Fürsten um eine gütliche Einigung bemühen. [8] Im Fall der Bannbeschwerung wollen die Fürsten an Ebf. [Albrecht] von Mainz schreiben. [9] Maßnahmen gegen Asmus Butler. [10] Klärung der Rechte der Händler, Brauer und Mälzer. [11] Die fsl. Räte raten, den Bericht der Erfurter laut Beschluss [vgl. Punkt 7] zuerst an Hz. Johann nach Weimar zu schicken, der ihn an Kf. Friedrich weiterleitet. Kf. Friedrich soll ihn dann an Hz. Georg von Sachsen schicken. Dadurch können sich die Fürsten zügig verständigen, einen Verhandlungstag ansetzen und mit ihren Räten beschicken. Auf der Grundlage des Berichts soll von den fsl. Räten ein Gutachten erstellt werden, das dann den fsl. Räten für ihre Verhandlungen in Erfurt zwischen dem Rat der Stadt und der Geistlichkeit dienen soll. A B C

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. G 261, fol. 47r–51v, ediert wird fol. 47r–48r, 49r–50r (Reinschrift). LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. G 261, fol. 39r–42v (Reinschrift, undatiert, im Vergleich zu Überlieferung A handelt es sich bei diesem Bericht um eine leicht gekürzte Fassung). SächsHStA Dresden, 10024 Geheimer Rat (Geheimes Archiv), Loc. 08374/09, fol. 177r–182v (Reinschrift, bei diesem Bericht handelt es sich um die Fassung wie Überlieferung B, allerdings weichen die Schreibweisen voneinander ab).

803 ¹ Friedrich von Thun, Hauptmann zu Weimar, Wolf von Weißenbach, Amtmann zu Zwickau, und Dr. Christian Beyer schickten den Bericht (Überlieferung A) über die Verhandlungen in Naumburg zusammen mit einem Begleitschreiben am 22. Dezember 1518 an Kf. Friedrich (LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. G 261, fol. 52rv, Ausfertigung).

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[2] Erstlich ist von den geschickten von Erffurdt furwendung bescheen, wie sie die dem negstem abschiede nach in aller freuntlickeith bey den beyden capitteln zu unnser lieben frauen unnd sanndt Severi in sunderheit ansuchung gethan hetten, als wehren etzlich vil guter, darauf der rhat den geschos, fron unnd volg gehabt hetten, durch die geistlichen entzogen, also das solchs zu merglichem schaden, ermerung unnd nachteil des rats thet reichen, in hoffnung, sie wurden sich mit steuer und hilff zu ablegung irer merglichen schuldt willig ertzeigt haben. Die weil aber solchs allennthalben entstanden unnd unfruchtbar erschynnen, wie dann ir antwort mit schrifften einbracht, vormagk ausserhalb des, das sich die capittell zu sambt uff des rats anderweyth ansuchung bewilligt von den gutern, so sie inwendig viertzig jhar inne gehabt, ye von einem gulden ein pfennig zuverschossen, doch das mit verwilligung des ertzbischoffs zu Meintz geschee etc.² Dieweil ynen dann diese antwort beswerlich unnd sie fur billich achten, das die geistlichen die guter mit iren burden verrechten, weren sie verursacht, unnser gst. unnd g. h. anzuruffen umb hilff, rhat und beystandt unnd einsehung zuhaben, damit sie derselben hinterstelligen geschoss unnd annders widerstatung bekomen und hinfurder solchs mocht vorkomen werden, mith nachvolgendem anhang unnd vermeldung, das ir grundt darauff ruhet, das die gaistlichen die entzogen guter, welche allweg schospar sindt gewesen, mit den alden burden dragen musten, darumb sie gedechten, sich zu denselben gutern zuhalten und hirauf unnser gnedigst unnd g. h. schutz unnd schirm angeruffen. [3] Zcum andern wurden ir unterthanen neben unser gnst. unnd g. h. vorwandten mit geistlicher beswerung ubermessig bedranget, das dann auch nicht ein wenig zu irer grossen beswerung thet raichen. [7] Anfenglich, das hochgedachter unnser gst. unnd g. h. ynen zugnaden den beiden capitteln unnser lieben frauen unnd sanndt Sever itzlichem in sunderheith schreiben wolten, wie ir churf. unnd f. g. in erpharung kummen, das der rhat zu Erffurdt unnd sie unnter ynen etzlich irrung und gebrechen solten haben etc. Dieweil dann ir churf. unnd f. gnaden ynen von beden teiln mit gnaden gneigt, wehren sie zuhinlegung irer gebrechen willens, zwischen ynen gutlich zuhanndeln 803 ² Vgl. dazu LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. G 261, fol. 43r–44v („Antwort: So die bede capittel zu unser lieben frauen und sant Sever dem rhat zu Erffurdt schrifftlich ubergeben.“), Reinschrift, undatiert; ebd., fol. 45r–46v, Abschrift, undatiert (mit Kanzleivermerk 1518). Der Rat der Stadt Erfurt hatte bei beiden Kapiteln einzeln angefragt, ob sie, aufgrund der schlechten Finanzlage und der Schulden der Stadt, aus ihrem Stiftseinkommen Unterstützungszahlungen leisten können. Der Rat betonte, dass die Lage alle Einwohner der Stadt betrifft, so auch die Geistlichen. Trotz zögerlicher Zusage leisteten die Kapitel keine finanzielle Hilfe, so dass der Rat nochmals anfragte. Die gemeinsame Antwort beider Kapitel beinhaltete den Verweis auf ihre bereits geleisteten Unterstützungen und Steuerzahlungen, an deren Bewilligung vor etlichen Jahren der Ebf. von Mainz beteiligt war. Sie haben demnach bereits genug Hilfe geleistet und baten darum, dass der Rat zu Erfurt die Geistlichkeit bei ihren alten Rechten und Freiheiten belässt.

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mit ansetzung ains tags, unnd begern, wolten uff denselben hanndels zugewarten.³ Im falh aber, das die guth entstundt und nichts fruchtbars gehandelt, alsdann solten die von Erffurdt etzliche rechtverstendige unnd ander, den sy diese sach vertraueten, nach endung des tags neben unnser gst. unnd g. h. gelarten unnd andern rethenn, die sich mitler zeith darauff beratslagen sollen, mit eynander nidersetzen, welche sich uff den grundt der sach allenthalben, wes ein rhat fug haben, unnd nach vermug der recht wider sie erhalten mochte, dadurch sie nicht in nachteil gefhurdt, unnd unnser gst. unnd g. h. verweislich wehr, vereynigen, als dann werden sich unser gst. unnd g. h. weiter uff sulchs unverweislich ertzeigen. Wie aber unns waserlei gestalt mit der gaistlickeit uff den ersten artickell sal gehanndelt werden, sal der rhat ire beswerung und der gantzen sach clar unnterricht unnd worauf sie meynen, das die werbung gegen dem capittel ergehe sol, sovil es sunderlichen die entzogen schospar guter betrifft, unsern gst. unnd g. h. uffs schirst kein Weymar zu schicken, doch alles uff verannderung und besserung irer churf. unnd f. gn., wes den von Erffurd zu guth unnd gedeyen dinstlich sein magk. [8] Auff den artickell, den bann belangendt, ist von rethen bedacht unnd fur guth angesehen, das unnser gst. und g. herrn dem ertzbischoff von Meintz derhalben schrifftlich ersuchten mit vermeldung, wie sich irer churf. unnd f. g. underthanen der unmessigen bansbeswerung, damit sie wider die alte vereynigung unnd vertrag von den officialn bedranget, beclagt hetten mit freuntlicher bith, das sein churf. unnd f. g. etzliche reth wolten an ein gelegen ordt furderlich verordnen. Dahin ir churf. unnd f. g. die irn auch schicken wolten von der neuerung unnd beswerung des geistlichen proces nach notturfft zehanndeln etc.⁴ Die geschickten 803 ³ Diesem Ergebnis entsprechend, wurde ein Brief aufgesetzt, der von [Kf. Friedrich, Hz. Johann und Hz. Georg von Sachsen] an die beiden Kapitel in Erfurt gerichtet war. Die Fürsten gaben an, dass sie über die Probleme und Streitigkeiten zwischen den Kapiteln und dem Rat und der Gemeinde der Stadt Erfurt unterrichtet wurden. Da sie beiden Parteien zugeneigt sind, boten die Fürsten an zu vermitteln. Sie planten, ihre Räte zu einem noch zu vereinbarenden Verhandlungstermin zu schicken mit dem Ziel, den Streit gütlich beizulegen, damit wieder Einigkeit in der Stadt Erfurt herrscht (SächsHStA Dresden, 10024 Geheimer Rat [Geheimes Archiv], Loc. 08374/09, fol. 183v, Konzept, undatiert; LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. G 261, fol. 37r, Konzept, undatiert). ⁴ Diesem Ergebnis entsprechend, wurde ein Brief aufgesetzt, der von Kf. Friedrich, Hz. Johann und Hz. Georg von Sachsen an Kard. Albrecht gerichtet war und in dem die drei Wettiner Albrecht um die Vereinbarung eines Termins und Verhandlungsorts baten. Als Grund gaben sie an, dass sie von ihren Untertanen schon viele Klagen erhielten, dass diese in weltlichen Angelegenheiten vielfach mit geistlichen Bannbeschwerungen bedrängt wurden. Die Fürsten schrieben in diesen Fällen bereits oft den geistlichen Richtern und Offizialen zu Erfurt mit der Forderung, dass die Prozesse gegen ihre Untertanen, die unverhältnismäßig und unrechtmäßig sind, unterbleiben sollen. Diese Prozesse stellen für die Fürsten und ihre Untertanen eine große Last dar, was Kard. Albrecht sicherlich nicht gefällt. Sie bezweifelten auch nicht, dass diese Vorgänge außerhalb der Anordnung und des Wissens Kard. Albrechts geschehen. Zur Vermeidung weiteren Streites schlugen sie

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22. Dezember 1518

Nr. 804

des rats von Erffurdt haben auch unsern gst. unnd g. h. anheim gestalt, ob es bequemlich ader guth, sie die von Erffurdt zu der hanndlung zuziehen, wiewol sie lieber sehen, das ir verschonett etc.

804 Wittenberg, 22. Dezember 1518 (Mittwoch nach Thome apostoli) Rektor [Bartholomäus Bernhardi], Magister und Doktoren der Universität Wittenberg an Kf. Friedrich [1] Rektor, Magister und Doktoren der Universität Wittenberg erinnern Kf. Friedrich an seine Verordnung, nach der sie für die Pfarrkirche zu Wiederau einen Vikar nominieren und dem Kf. als Patron präsentieren dürfen, wenn die Stelle frei ist. Dieses Recht wurde durch eine päpstliche Bulle bestätigt. [2] Da das Pfarrlehn zurzeit nach der Resignation des bisherigen Inhabers Wolfgang Gruntzsch vakant ist, haben Rektor, Magister und Doktoren das Universitätsmitglied Simon Krüger, Priester des Bistums Meißen, gewählt, der gelehrt ist, einen guten Lebenswandel vorweist und genügend geeignet ist, Gemeinde und Kirche vorzustehen. Sie gehen davon aus, dass ihre Wahl dem Kf. zusagt. [3] Sie bitten Kf. Friedrich, ihre Nomination anzunehmen und Simon Krüger dem Offizial zu Lübben [Christian Hornir] entsprechend der päpstlichen Bulle zu präsentieren sowie anzuordnen, dass Krüger ordnungsgemäß in das Amt eingesetzt wird. → 809 A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. O 193, fol. 1rv (Ausfertigung).

805 Weimar, 28. Dezember 1518 (Dienstag der unschuldigen Kindleintag 1519) Hz. Johann an Kf. Friedrich [1] Hz. Johann teilt Kf. Friedrich auf sein Erinnerungsschreiben hin mit, dass er aus unterschiedlichen Ursachen sein Bedenken zum Einbringen des zehnten Pfennigs noch nicht schicken konnte. [2] Wegen des Gnadengeldes zum Brückenbau in Torgau konnte sich Hz. Johann noch nicht erkundigen. Er kann sich erst, wenn er von seiner Reise zurückgekommen ist, darum kümmern. [3] Münzangelegenheiten, die auf dem Rätetreffen in Leipzig besprochen werden sollen. [4] Wegen des Streits um das Gehölz und andere Angelegenheiten im Amt Allstedt hat Hz. Johann vernommen [vgl. Nr. 762], dass die Räte [Hz. Georgs von Sachsen] keine Ausnahmen dulden. Er wird seine Meinung Kf. Friedrich mitteilen, wenn er von seiner Reise zurück ist. [5] Schickt Briefe des [Anarg?] von Wildenfels mit. A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. A 219, fol. 163rv (Ausfertigung).

803

vor, dass sich ihre Räte zu Verhandlungen treffen (SächsHStA Dresden, 10024 Geheimer Rat [Geheimes Archiv], Loc. 08374/09, fol. 183r, Konzept, undatiert; LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. G 261, fol. 36rv, Konzept, undatiert; ebd., fol. 38r, Abschrift, undatiert).

Nr. 806

29. Dezember 1518

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806 Altenburg, 29. Dezember 1518 (Mittwoch nach dem Christtage 1518) Kf. Friedrich an Hz. Georg von Sachsen [1] Kf. Friedrich informiert, wie er es in Grimma zugesagt hatte, Hz. Georg von Sachsen über Neuigkeiten, die er von Degenhart Pfeffinger gehört hat. Pfeffinger war am 27. Dezember bei Kf. Friedrich und berichtete unter anderem über den guten Gesundheitszustand Ks. [Maximilians], der sich im Schloss Sachsenburg bei Linz aufhielt, und dass der Ks. bald ins Reich kommen will. [2] Nachrichten Pfeffingers aus Augsburg. [3] Kf. Friedrich teilt Hz. Georg mit, dass Karl von Miltitz bei ihm ist¹ und die Nachricht über die Unzufriedenheit Papst [Leos X.] mit Martin Luther und vom Vorhaben des Prozesses gegen Luther überbrachte. Deshalb vermutet Kf. Friedrich, dass ihm die Goldene Rose nicht gegeben wird, wenn er den Mönch nicht vertreibt und nicht äußert, dass dieser ein Ketzer ist. A Ed.

SächsHStA Dresden, 10024 Geheimer Rat (Geheimes Archiv), Loc. 08498/01, fol. 79r–80r, Zettel: 80r (Ausfertigung, eigh.). ABKG 1, S. 51f., Nr. 64 (Teiledition); Langenn: Herzogin Sidonie, S. 114, Nr. 36 (Volltext, Langenn datiert den Brief gemäß Weihnachtsstil auf den 30. Dezember 1517, inhaltlich ist der Brief aber Ende des Jahres 1518 einzuordnen).

807 [Wittenberg], [um 1519] Guardian Veit [Gericke] und der Konvent des Franziskanerklosters Wittenberg an Kf. [Friedrich] [1] Guardian Veit [Gericke] und der Konvent des Franziskanerklosters Wittenberg erinnern Kf. [Friedrich] daran, dass er ihrem Kloster jährlich eine Zulage an Malz zum Brauen gibt. In diesem Jahr haben sie, da der Kf. nicht im Land war, den Schosser [Anton Niemegk zu Wittenberg] um das Malz gebeten, der es ihnen bis zur Rückkehr Kf. [Friedrichs] lieh. Nun bitten Guardian und Konvent den Kf., ihnen die Rückgabe des Malzes zu erlassen. [2] Außerdem haben sie von dem Schosser für Bauarbeiten an ihrer neuen Bibliothek 1000 alte Steine geliehen, die seit dem Beginn des Schlossbaus und damit mehr als 26 Jahre in der Erde lagen. Auch hier ersuchen sie den Kf., diese dem Kloster zu schenken. [3] Guardian und Konvent klagen, dass sie hohe Einbußen bei den Almosen haben, so dass sie befürchten, in Zukunft nicht mehr wie bisher 30 Brüder, sondern maximal 20 Brüder unterhalten zu können. Dies hat einen Grund im Terminieren auswärtiger Bettelmönche. Sofern ausschließlich Mönche aus dem Kurfürstentum betteln, ist ihr Unterhalt nicht gefährdet. Da jedoch Bettelmönche aus Halle, Leipzig, Magdeburg, Brandenburg und Dahme ins Land kommen und ebenfalls Almosen sammeln, wird die Belastung für das Volk zu groß. [4] Das Problem lässt sich durch eine Reform (reformacion) lösen, nach der jeder Fürst seine Mönche von den ihm unterworfenen Städten und Dörfern versorgen 806 ¹ Am 26. Dezember 1518 kam Miltitz in Gera an und reiste nach Altenburg weiter, vgl. sein Schreiben an Georg Spalatin (FB Gotha, Chart. A 336, fol. 3rv, ediert in: Cyprian: Nützliche Urkunden 2, S. 104–106).

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1. Januar 1519

Nr. 808

lässt. Dies wäre zum Guten für die kfl. armen Untertanen und auch für die Klöster. Sie stellen die Entscheidung in das Ermessen des Kf. A LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Kk 1415, fol. 1r–2v (Ausfertigung). Ed. Doelle: Observanzbewegung, S. 258f., Nr. 19 (Volltext). Bem. Zur Datierung vgl. Bistum Brandenburg 2, S. 389.

808 Altenburg, 1. Januar 1519 (am Heiligen Neujahrstag) Kf. Friedrich an Hz. Johann [1] Kf. Friedrich erhielt das Antwortschreiben Hz. Johanns mit Informationen, wie die bewilligte Steuer des Zehnten einzubringen ist. [2] Wegen des Buttergelds für den Brückenbau zu Torgau soll Hz. Johann Erkundigungen einholen und die Ergebnisse Kf. Friedrich mitteilen. [3] Verhandlungen in Leipzig über Münzangelegenheiten. [4] Wegen des Gehölzes und anderer Streitfragen [mit Abt Johann des Zisterzienserklosters Sittichenbach] im Amt Allstedt erwartet Kf. Friedrich die Meinung Hz. Johanns nach dessen Rückkehr. → 813 A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. A 220, fol. 18r (Konzept).

809 Altenburg, 1. Januar 1519 (Samstag des Heiligen Neuen Jahrstag) [Kf. Friedrich] an die Universität Wittenberg → 804 [1] [Kf. Friedrich] hat das Schreiben [Nr. 804] der Universitätsmitglieder erhalten, in dem sie ihn gebeten haben, den von ihnen nominierten Simon Krüger auf das Pfarrlehn zu Wiederau zu präsentieren. Dieses ist nach dem Verzicht Wolfgang Gruntzschs frei. [2] [Friedrich] weist darauf hin, dass die Pfarrei in die Allerheiligenstiftskirche zu Wittenberg inkorporiert werden sollte. Ihm ist jedoch der Stand der Inkorporation unbekannt. [Friedrich] fordert daher nähere Informationen von den Universitätsmitgliedern, dann will er wegen der Präsentation entscheiden. → 816 A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. O 193, fol. 2r (Konzept).

810 2. Januar 1519 (Sonntag nach Circumcisionis domini) Kf. Friedrich und Hz. Johann: Ausschreiben [1] Kf. Friedrich und Hz. Johann erinnern daran, dass die Landstände des Kurfürstentums auf dem Landtag zu Jena, der am 13. Dezember 1518 abgehalten wurde, bewilligt hatten,

Nr. 811

[5. oder 6. Januar 1519]

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noch weitere vier Jahre von allen Getränken den Zehnten zu geben, beginnend mit 1519. Da es in den letzten vier Jahren Probleme und Unregelmäßigkeiten bei der Tranksteuer gab, ordnen Kf. Friedrich und Hz. Johann an, wie es künftig mit der Zahlung und dem Einsammeln des Zehnten gehalten werden soll: [2] Regelungen zur Zahlung der Tranksteuer unter Berücksichtigung des Brauens, Lagerns, Schenkens oder selber Trinkens, der Einfuhr oder des Verkaufs von Getränk, insbesondere Bier, Wein und Branntwein, sowie zu den Pflichten der Amtmänner, Stadträte und Stadtschreiber. [3] Regelung für die Geistlichen. [4] Die eingenommene Steuer soll ohne weitere Aufforderung drei Mal im Jahr an die kfl. Beauftragten in Altenburg abgegeben werden, am Sonntag Misericordias domini (2. Sonntag nach Ostern), am Tag Mauritii (22. September) und am unschuldigen Kindleintag (28. Dezember).¹ Über alles soll ordentlich Rechnung geführt werden. A

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LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Qq A 12, fol. 1rv (Druck, mit handschriftlichen Ergänzungen, Empfänger: Städte).

[3] und wiewol den geistlichen verbothen / kein getrenck in oder auss Irn heusern zuverkauffen / So werden wir doch bericht / das solchs von etlichen ubergangen / wu nu solchs bey euch auch beschee / so wollet mit vleis daran sein / das inen solchs nicht gestatet / wu es aber nit underlassen Als dan den zehenden / laut dieser unser ordnung von ynen auch einbrengen

811 Martin Luther an Kf. [Friedrich]

[Altenburg], [5. oder 6. Januar 1519]

[1] Martin Luther bedauert, dass Kf. [Friedrich] zu sehr in seine Auseinandersetzung hineingezogen wird. [2] Karl von Miltitz kam gestern auf die Kränkungen zu sprechen, die Luther der römischen Kirche angetan hat, für die er Wiedergutmachung leisten will. [3] Kf. [Friedrich] kann zwischen folgenden Möglichkeiten wählen: Entweder verfolgt Luther die Sache nicht weiter, wenn die Gegenseite ebenfalls schweigt. Diese Variante 810 ¹ Für die Angaben der genauen Termine und des Abgabeortes wurde im Druck eine Lücke gelassen, in der handschriftliche Ergänzungen erfolgten. Ebenfalls vom 2. Januar 1519 datiert ein handschriftlich überliefertes Schreiben Kf. Friedrichs und Hz. Johanns an Sebastian von Kötteritzsch, Amtmann zu Altenburg. Laut Kanzleivermerk wurde die „ordenunge des zcehnden“, u. a. mit der Information, was den Städten befohlen wurde, am 28. Januar 1519 dem Altenburger Amtmann schriftlich mitgeteilt. Die Fürsten ordneten u. a. an, dass Kötteritzsch das Geld einzunehmen und drei Mal im Jahr dem fsl. Kammerschreiber zu Altenburg zu überreichen hatte, speziell am Freitag nach dem Sonntag Misericordias domini, am Sonnabend nach Michaelis (Sonnabend nach dem 29. September) und zwei Tage vor dem Neujahrstag (zwei Tage vor dem 1. Januar) (StadtA Altenburg XIV.10.Nr. 9, fol. 11r–12v, Abschrift). Kf. Friedrich und Hz. Johann adressierten ihre Anordnungen neben den Städten und Amtmännern auch an etliche Adlige, die den Zehnten von ihren Untertanen einzubringen hatten (vgl. LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Qq A 11, fol. 2r–4r, Zettel: 4r, Konzept).

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[5. oder 6. Januar 1519]

Nr. 812

gefällt Luther am besten. Oder Luther schreibt an Papst [Leo X.] und entschuldigt sich für seinen Eifer.¹ Er wollte der Kirche nicht schaden, sondern sie vor frevelhafter Predigt und ihren Folgen beschützen. Drittens kann Luther eine Schrift² ausgehen lassen, durch die er die Leser ermahnt, der römischen Kirche gehorsam zu sein, und ihnen erklärt, dass seine Schriften nicht gegen die Kirche gerichtet waren. Er ist auch bereit, seinen übereilten Eifer einzugestehen. Es würde reichen, den Unterschied zwischen Ablass und guten Werken zu kennen. [4] Fabian von Feilitzsch brachte den Vorschlag [Georg] Spalatins ein, die Sache dem [postulierten] Ebf. [Matthäus] von Salzburg zur Beurteilung zu übergeben. Einen Beschluss, der von unverdächtigen Leuten herbeigeführt wird, soll Luther akzeptieren oder dagegen appellieren, so dass die Angelegenheit vor ein Gericht geht. Da der Papst aber einen Richter nicht anerkennen wird, kann Luther das Urteil des Papstes auch nicht anerkennen. [5] Miltitz hält diese Maßnahmen noch nicht für genug, fordert jedoch keinen Widerruf und wird weiter darüber nachdenken. Wenn der Kf. Vorschläge hat, soll er sie Luther unterbreiten, der sie gern umsetzen wird. Einen Widerruf lehnt Luther ab. FB Gotha, Chart. A 379, fol. 2r–3v (Ausfertigung, eigh., Kanzleivermerk von Georg Spalatin: „Etlich vorwendung doctor Martinus, was er zu seiner entschuldigung gegen bebstlichen heylichkeit zuthun geneigt wer.“). Ed. WA.Br 1, S. 289–291, Nr. 128 (Volltext). Bem. Die Datierung ergibt sich aus dem Treffen Luthers mit Karl von Miltitz, das am 5./6. Januar 1519 in Altenburg stattfand (vgl. WA.Br 1, S. 289). Da Luther auf das Treffen zurückblickt, entstand das Schreiben am 5. oder 6. Januar. Kf. Friedrich hielt sich zeitgleich in Altenburg auf, so dass er das Schreiben Luthers unmittelbar wohl durch Spalatin erhielt. A

812 Martin Luther an Kf. Friedrich

[Altenburg], [5. oder 6. Januar 1519]

[1] Martin Luther berichtet Kf. Friedrich über die Einigung mit Karl von Miltitz. Erstens soll sowohl Luther als auch der Gegenseite verboten werden, weiter öffentlich über die Sache zu handeln. [2] Zweitens will Miltitz bei Gelegenheit an Papst [Leo X.] schreiben, um zu erreichen, dass einem gelehrten Bischof die Sache übertragen wird, der die irrigen und zu widerrufenden Artikel Luther benennt. Luther ist zu einem Widerruf bereit, wenn ihm sein Irrtum gezeigt wird.¹ 811 ¹ Tatsächlich schrieb Luther umgehend an Papst Leo X. (WA.Br 1, S. 291–293, Nr. 129). Allerdings ging der Brief nicht aus, sondern wurde durch einen Druck verbreitet. ² Ende Februar 1519 erschien Luthers „Unterricht auf etlich Artikel, die ihm von seinen Abgönnern aufgelegt und zugemessen werden“ (WA 2, S. 66–73). 812 ¹ Das Schreiben endet ohne Gruß. Woher die Jenaer Lutherausgabe diesen Text genommen hat, ist ungewiss. Luthers weitere Berichte über das Treffen mit Miltitz belegen, dass sich die beiden Männer auf die Ebfe. von Salzburg oder Trier, Matthäus Lang von Wellenburg und Richard von Greiffenklau (Luther an Johannes Sylvius Egranus am 2. Februar 1519, WA.Br 1, S. 313f., Nr. 140), bzw. auf diese beiden Ebfe. und den Bf. Philipp von Freising (Luther an Johann von Staupitz am 20. Februar 1519, WA.Br 1, S. 343–345, Nr. 152) als Richter verständigt haben.

Nr. 813

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Ed. WA.Br 1, S. 293f., Nr. 130 (Volltext); Jenaer Lutherausgabe dt. 1, fol. 143v (Volltext). Bem. Zur Datierung vgl. Nr. 811.

813 Weimar, 6. Januar 1519 (Donnerstag der Heiligen Drei Königetag) Hz. Johann an Kf. Friedrich → 808 [1] Hz. Johann erinnert Kf. Friedrich daran, dass er vor seiner Abreise wegen des Zehnten, des Buttergelds, der Verhandlungen zu Leipzig und der Streitfälle im Amt Allstedt an Friedrich geschrieben sowie weitere Schreiben zu diesen Fragen angekündigt hatte. Nach seiner Rückkehr am 4. Januar hat er etliche Schreiben Kf. Friedrichs und seiner eigenen Räte vorgefunden, in denen es ebenfalls um die genannten Themen ging und die er nun beantwortet. Nur wegen Schneeberg hat er bisher keinen Bericht erhalten. [2] Ergebnisse der Erkundigungen wegen des Buttergelds. [3] Verhandlungen in Leipzig über Münzangelegenheiten. [4] Streitfragen mit Abt [Johann] des Zisterzienserklosters Sittichenbach im Amt Allstedt. [5] Schriftwechsel mit Gf. Bernhard von Eberstein, dem Verweser des Reichskammergerichts. [6] Aufnahme des heimkehrenden Gf. Berthold von Henneberg in den Ämtern Zwickau und Plauen. [7] Antwort an die Hauptleute des Regiments zu Böhmen wegen derer von Bieberstein und Jobsts von Reitzenstein. [8] Gesandtschaft an Lgf. Philipp von Hessen. → 818 A

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LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. A 220, fol. 12r–15v, ediert wird fol. 12v+13r (Ausfertigung).

[2] Aber des buttergelds halbn haben wir uns erkundet und ubersennden eur lieb hiemit copien, wie hiedann auß im vergangen sechzcehennden jhar der proces gehalten und dy außschreiben bescheen, auch abschrift des berichts, den dy commissarien als der techant zu Gotha und er Friderich Bock, vicari zur Naumburgk, darinne furgewendet und als wir nit anders wissen eur lieb dazumal auch uberschickt sey.¹ Wo nu eur lieb bedecht, das es mit dem proces solcher gestalt widerumb zehalten oder ein bequemers furzunemen werden mocht, das stellen wir in eur lieb bedencken. Was auch derselben gefallen wirdet, wollen wir gern mit yr ainig sein. Aber eur lieb thun wir zu freuntlicher erinnerung anzceigen, das der techant zum reiten ungeschickt worden, wusten auch in dieser gegendt nymandt schicklichs, eur lieb unnd unns sunderlich verwant, der sich allein mit leidlicher bekostung zu solchem gebrauchen lassen mocht. Bitten wir freuntlich, eur lieb wolle bedencken, ob einer ufm stift Aldenburg oder sunst sein mocht, der darinne zugebrauchen, des wollen wir auch gern mit yr ainig sein. Eur lieb finden auch im verzcaichnus, wie etlich schosser gelt auß den kasten genomen und nit angezcaigt, wohin es gewandt. Des unnd anders, das in der verzcaichnus mangelt und hinderstellig, wollen wir uns erkunden und wie es befunden werdt, sal eur lieb unverhalten bleiben. 813 ¹ Zum Einsammeln des Buttergelds 1516, zu den Ausschreiben und zum Bericht der beiden Beauftragten Gerhard Marschall, Dekan des Marienstifts zu Gotha, und Friedrich Pock, Vikar zu Naumburg, vgl. BAKFJ 1, Nr. 395 mit Anm. 1.

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6. Januar 1519

Nr. 814

[4] In sachen das ambt Alstedt, den abt von Sittichenbach, auch das neulandt und ander gehultz belangend, in der abrede zur Naumburg begriffen, halten wir es dafur, es solte unserm vettern² nit abslegig sein, wo berurter abrede nachgegangen, weil das neulant sunderlich in der verzcaichnus benent worden. Darumb halten wir es dafur, es were nit unbequem, das unserm vettern davon erinnerung beschee, das sein lieb in dem nach berurter abrede gemeß uff dem kunftigen tag zu Zceytz volzcyhung thun lassen wolte.³ 814 Wurzen, 6. Januar 1519 (am Tag Epiphanie domini) Bf. Johann VII. von Meißen an Kf. Friedrich, Hz. Johann und Hz. Georg von Sachsen [1] Bf. Johann von Meißen erinnert Kf. Friedrich, Hz. Johann und Hz. Georg von Sachsen daran, dass er sie vor Kurzem über eine Geldforderung Ks. [Maximilians I.] informiert hat. Der Ks. schrieb dem Bf. kurz nach dessen Amtsantritt, dass er eine finanzielle Hilfe zugunsten der Stadt Worms in der Auseinandersetzung mit Franz von Sickingen entrichten soll, so wie es etliche Stände im Reich bewilligt hatten. Der Bf. bat daraufhin die Fürsten, die Pflicht des Meißner Stifts zusammen mit ihrer Unterstützungsleistung an den Ks. abzugelten. [2] Nun erhielt der Bf. am 3. Januar erneut eine Forderung des Ks., das Geld zu zahlen, durch den ksl. Gesandten (diener) Christoph Zott, der ksl. Mandate mitbrachte.¹ [3] Bf. Johann hat erfahren, dass sein verstorbener Amtsvorgänger, Bf. Johann VI. von Meißen, auf dem Tag zu Leipzig nichts bewilligt hat, wie andere Stände des Bezirkes (gezirkes) auch. Zudem wurde eine Bezahlung für vier Berittene und zwei Fußknechte erbeten, obwohl die bisherigen Ks. nicht mehr als zwei Berittene und vier Fußknechte dem Stift Meißen als Dienst auferlegten. [4] Bf. Johann bittet Kf. Friedrich, Hz. Johann und Hz. Georg um Rat, wie er sich verhalten soll, da Christoph Zott bald wieder bei ihm sein wird, um die Antwort an den Ks. einzuholen. A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. B 1005, fol. 27rv (Abschrift).

815 Kf. Friedrich an Papst [Leo X.]

[zwischen 6. und 11. Januar 1519]

[1] Kf. Friedrich berichtet Papst [Leo X.], dass der päpstliche Legat, Kard. Thomas [Cajetan] von S. Sixti, auf dem Reichstag zu Augsburg im vergangenen Sommer Auskünfte 813 ² Hz. Georg von Sachsen. ³ Zu den bereits länger andauernden Streitigkeiten vgl. Nr. 762. 814 ¹ Bf. Johann von Meißen legte seinem Schreiben Abschriften der ksl. Mandate bei. Dabei handelte es sich um zwei Schriftstücke, die vom 20. November 1518 datierten, an die geistlichen und weltlichen Reichsfürsten gerichtet waren und den Verweis auf die Bewilligung der Hilfe sowie die Beauftragung von Christoph Zott, in der Angelegenheit zu verhandeln, enthielten (LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. B 1005, fol. 28rv, 29r).

Nr. 816

7. Januar 1519

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zur Zitation Martin Luthers gegeben hat. [2] In einer Unterredung schlug Kf. Friedrich dem Legaten vor, dass dieser den Papst bittet, Luthers Fall an die Deudsch Nation zu überstellen.¹ Dies lehnte [Cajetan] ab. Stattdessen wünschte er, dass Luther selbst zu ihm kommt, und sagte zu, mit ihm veterlich zu reden. Kf. Friedrich sorgte dafür, dass dies eingehalten wurde. [3] Allerdings hielt sich, wie Kf. Friedrich hörte [vgl. Nr. 772 und Nr. 773], [Cajetan] nicht daran, sondern versuchte ausschließlich, Luther zum Widerruf zu bewegen. Da [Cajetan] sich weigerte, Luther nochmals anzuhören, solange dieser nicht widerrufen hat, traute sich Luther wiederum nicht mehr, den Legaten aufzusuchen. [4] [Cajetan] unterrichtete Kf. Friedrich in einem Schreiben [Nr. 779] über diese Vorgänge, woraufhin ihm der Kf. eine Stellungnahme Luthers [Nr. 784] übersandte [Nr. 796]. Kf. Friedrich übersendet auf Bitten des Karl von Miltitz entsprechende Abschriften. [Cajetan] hat noch nicht auf Friedrichs Schreiben geantwortet. [5] Kf. Friedrich beschloss, sich nicht weiter dieser Sache zu widmen, um nicht in den Verdacht zu geraten, gegen den Papst eingestellt zu sein, wie er Luther bereits mitgeteilt hat. Dennoch stimmte er dem Vorschlag des [Karl von] Miltitz, päpstlicher nuncius und camerer, zu, dass dieser ein Gespräch mit Luther führt, um die Sache zu klären. Darüber wird Miltitz dem Papst berichten [vgl. Nr. 812]. [6] Kf. Friedrich bittet den Papst, gnädig auf den Fall zu schauen, um ihn beizulegen. Luther wird sich gehorsam gegenüber dem Papst zeigen. Andernfalls droht ihm auch die Strafe des Kf. Von den Motiven sowie dem Ansehen Luthers kann Miltitz berichten. Ed. W² 15, Sp. 710–712, Nr. 286 (Volltext); Jenaer Lutherausgabe dt. 1, fol. 140v–141r (Volltext). Bem. Zur Datierung: Das Schreiben muss nach den Verhandlungen zwischen Martin Luther und Karl von Miltitz entstanden sein, die am 5./6. Januar in Altenburg stattfanden [vgl. Nr. 811]. Am 11. Januar teilte Kf. Friedrich in einem Brief [Nr. 819] Karl von Miltitz mit, dass er sein Schreiben an den Papst nicht ausgehen lassen will.

816 Wittenberg, 7. Januar 1519 (Freitag nach Epiphanie) Rektor [Bartholomäus Bernhardi], Magister und Doktoren der Universität Wittenberg an Kf. Friedrich → 809 [1] Rektor [Bartholomäus Bernhardi], Magister und Doktoren der Universität Wittenberg antworten Kf. Friedrich auf seine Anfrage [Nr. 809] nach dem Einkommen des Pfarrlehns zu Wiederau. Das Lehn ist in das [Allerheiligenstift zu Wittenberg] inkorporiert und hatte vor ungefähr zehn Jahren, als Wolfgang Gruntzsch es in Besitz nahm, Einkünfte in Höhe von zehn Gulden jährlich. Die Gelder wurden Sebastian Küchenmeister, zu dessen Präbende das Pfarrlehn gehört, für seine Lektionen an der Artistenfakultät gegeben und sind bis heute seine einzige Besoldung. [2] Rektor, Magister und Doktoren haben gehört,

815 ¹ Am Hof wurde offenbar intensiv über dieses Schreiben an Papst Leo X. diskutiert, wie ein undatiertes Rätegutachten belegt, das vor diesem Brief entstanden sein muss (Jenaer Lutherausgabe dt. 1, fol. 140r; W² 15, Sp. 709f., Nr. 285). Der Punkt, die Luthersache an die Deutsche Nation zu überstellen, fehlt in dem Rätegutachten.

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10. Januar 1519

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dass Küchenmeister sich wegen seines niedrigen Einkommens beim Kf. beschwert hat. Sie bitten den Kf., ihre Informationen gnädig aufzunehmen. A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. O 247, fol. 2rv (Ausfertigung).

817 Rochlitz, 10. Januar 1519 (Montag nach der Heiligen Drei Königetag) Hz. Georg von Sachsen an Kf. Friedrich [1] Hz. Georg von Sachsen schickt Kf. Friedrich beiliegend die Abschrift eines Briefs [Nr. 814] Bf. [Johanns VII.] von Meißen mit den dazugehörigen Schreiben Ks. [Maximilians I.] zu. Der Bf. adressierte seinen Brief an Kf. Friedrich, Hz. Johann und Hz. Georg. Georg öffnete den Brief, da er ihn als ersten erreichte. [2] Hz. Georg bittet Kf. Friedrich um seine Meinung. In der Angelegenheit will er sich mit dem Kf. so einigen, dass dasjenige vorgenommen wird, was ihnen, dem Bf. und dem Stift nutzt. A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. B 1005, fol. 30rv (Ausfertigung).

818 Torgau, 11. Januar 1519 (Dienstag nach dem Obersten) Kf. Friedrich an Hz. Johann → 813 [1] Kf. Friedrich teilt Hz. Johann mit, dass er in Lochau dessen Schreiben [Nr. 813] wegen des Zehnten und anderer Punkte erhalten hat. [2] Weiteres Vorgehen zum Einsammeln des Buttergelds. [3] Verhandlungen in Zeitz wegen des Amts Allstedt. [4] Schreiben des Gf. Bernhard von Eberstein. [5] Antwort an die Hauptleute des Regiments zu Böhmen wegen derer von Bieberstein und [Jobsts von] Reitzenstein. [6] Gesandtschaft an Lgf. Philipp [von Hessen]. [7] Schreiben des Franz von Sickingen und des Schultheißen [Johann Oswald] zu Eisenach wegen der Türkensteuer. [8] Straßenangelegenheiten. [9] Einbringung des Zehnten. → 824 A

5

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. A 220, fol. 22r–23v, ediert wird fol. 22r (Konzept).

[2] Die vertzeichnus des puttergelds wellen wir ubersehn und wissen eur lieb nymantz antzutzeigen, der zu aufhebung desselben zu gebrauchen sein solt. Versehen uns, es sol wol einer zufinden sein, so ime nachgedacht, der sich on sondern unkost darzu geprauchen lest. Es solt auch unsers bedenckens nit un not sein, das in die ambt geschriben und bevolhen wurdt, das die pfarrer unnd prediger daz folck uf dem predigstul zu dem einlegen vermanten, und wu e. l. das gefellig, so wollen wir uf e. l. antzeige solchs in den ampten hie niden auch verfugen.

Nr. 819

11. Januar 1519

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819 Lochau, 11. Januar 1519 (die XI. mensis Januarii) Kf. Friedrich an Karl von Miltitz [1] Kf. Friedrich teilt Karl von Miltitz mit, dass er bereit wäre, Papst Leo X. in der Angelegenheit Martin Luthers zu schreiben. [2] Thomas [Cajetan] wandte sich an Kf. Friedrich wegen Martin Luther [Nr. 779], worauf Kf. Friedrich mit einer Stellungnahme Luthers [Nr. 784] reagierte [Nr. 796]. Abschriften liegen bei. Kf. Friedrich wartet auf eine Antwort [Cajetans], mit der Auseinandersetzung um Luther hat er nichts zu tun. [3] Kf. Friedrich wird die Sache nicht weiter beachten, um nicht in den Verdacht zu geraten, sie zu fördern. Deshalb wird er doch nicht an den Papst schreiben. [4] Miltitz wird den Papst sicher über den Fortgang der Sache informieren. FB Gotha, Chart. A 338, fol. 14r–15v (Konzept, lateinisch, Kanzleivermerk von Georg Spalatin: „An her Karl von Miltitz in sachen doctoris Martini. 1519.“). Ed. W² 15, Sp. 713–715, Nr. 288 (Volltext, deutsch); Jenaer Lutherausgabe dt. 1, fol. 142r (Volltext, deutsch). Bem. Die Ausfertigung des Briefes ist nicht erhalten. Die älteste Überlieferung des deutschen Textes stellt die Jenaer Lutherausgabe dt. 1 dar. Überliefert wurde aber das lateinische Konzept von Georg Spalatin, das hier erstmals ediert wird.

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[1] Salutem. Quoniam vobis fuit visum reverende nobis dilecte devote, ut in caussa doctoris Martini Luther sanctissimo domino nostro Leoni Xmo pontifico maximo scriberemus, propensi essemus id ipsum facere. [2] Sed pensamus, quum sanctitatis pontificiae legatus, dominus et amicus noster, dominus Thomas cardinalis S. Sixti literas pergraves post abitionem ex Augusta ad nos dederit, super actis cum doctore Martino, cui etiam una cum transmissione responsionis doctoris Martini respondimus, nullo tamen hactenus accepto responso a domino legato, quarum literarum exempla sive copias vobis ad petitionem vestram in presentiorum transmittimus, ex quibus intelligetis nos hac causa exemisse. Id quod etiam doctori Martino dicendum curavimus, quamvis et antea nobis cum hac causa nihil fuerit commune. Nisi quod ad petitionem domini legati promovimus, ut doctor Martinus ad ipsum Augustam concederet, sicut etiam nunc ad requisitionem vestram fecimus, constituimus enim quoad eius fieri poterit expertes cause huius esse. [3] Nam inviti penitus vellemus esse in hac vel presumptione vel suspitione sicut fortasse apud sanctam sedem apostolicam insimulati sumus, ut videremur hoc promovere, quod sanctae ecclesiae catholicae possit esse incommodo. Itaque in hac causa etiam sedi apostolicae omisimus scribere. [4] Neque dubitamus vos quomodo causam inveneritis quid in ea investigaveritis, quid cognoveritis una cum cause huius circumstantiis atque adeo etiam qua sit circumfusa solicitudine et discrimine et quid doctor Martinus sese facturum obtulerit sicut nobis dixistis omnia ad amussim pontifici maximo significaturos, ut sanctissimus dominus noster veluti pius et benignus pater possit hanc causam officiose introspicere. Hoc non vos celare noluimus, praeterea

172

25

[zwischen 11. und 19. Januar 1519]

Nr. 820

petimus, ut nos pontifici suum tanquam filium obedientem commendetis. In quo nobis rem gratam facietis gratia compensandam.

820 [Karl von Miltitz] an Kf. [Friedrich]

[zwischen 11. und 19. Januar 1519]

[0] [Karl von Miltitz] unterbreitet Kf. [Friedrich] auf dessen Wunsch hin Vorschläge, was in der Auseinandersetzung zwischen dem päpstlichen Stuhl und Martin Luther getan werden kann: [1] Erstens soll sich Luther der Lehre der römischen Kirche unterordnen. [2] Zweitens, sollte Luther dem nicht nachkommen, kann Kf. [Friedrich] ihm das Predigen verbieten. [3] Drittens kann [Miltitz] mit Luther verhandeln oder ein Schiedsrichter, den Luther anerkennt, hört den Fall an. [4] Viertens gibt [Miltitz] Kf. [Friedrich] zu bedenken, ob er Luther mit dessen Anhang langfristig zu schützen wagt, weil sich die römische Kirche bisher immer durchgesetzt hat. Er erinnert an das fehlgeschlagene Konzil [von Pisa].¹ [5] Fünftens darf Luther nicht sagen, dass er nicht zweifeln darf oder man ihn nicht anhören will, weil der Heilige Stuhl eine neue Dekretale [über den Ablass] herausgegeben hat,² die [Miltitz] in Abschrift übersendet. [6] [Miltitz] empfiehlt sich als ein treuer Diener des Kf. FB Gotha, Chart. A 338, fol. 97rv (Abschrift). W² 15, Sp. 693–695, Nr. 277 (Volltext, nach Cyprian); Cyprian: Nützliche Urkunden 2, S. 134–137, Nr. 23 (Volltext). Bem. Zur Datierung: Der Brief muss aufgrund des Inhalts nach Nr. 819 und vor dem Schreiben Luthers an Spalatin vom 19. Januar (WA.Br 1, S. 309, Nr. 137) entstanden sein. A Ed.

821 [Georg Spalatin] an Kf. [Friedrich]

[zwischen 11. und 19. Januar 1519]

[1] [Georg Spalatin] rät Kf. [Friedrich] dazu, wenn Verhandlungen mit Martin [Luther] stattfinden, zunächst bei [Karl] von Miltitz in Erfahrung zu bringen, wie weit der Widerruf Martin [Luthers] gegenüber dem Papst [Leo X.] gehen soll. Ein entsprechender Widerruf soll dann schriftlich festgehalten werden. Es kann sein, dass Miltitz einen umfangreicheren Widerruf fordert als der Legat [Thomas Cajetan], der nur gegen die Aussage protestierte, dass das Verdienst Christi der ganze Ablass ist. [2] Da die Lehre über dieses Verdienst in der neuen Ablassdekretale¹ der Meinung [Luthers] nicht gänzlich entgegensteht, 820 ¹ Dieses Konzil fand 1511/12 gegen den Willen Papst Julius II. statt, der es nicht anerkannte und 1512 das fünfte Laterankonzil einberief. ² Es handelt sich um die Dekretale „Cum postquam“ vom 9. November 1518 (vgl. Dokumente zur Causa Lutheri 2, S. 185–202). 821 ¹ „Cum postquam“ vom 9. November 1518.

Nr. 822

12. Januar 1519

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soll eine Widerrufsformel für weitere Verhandlungen mit Miltitz ausgehandelt werden. [3] Es ist auch möglich, dass, selbst wenn Miltitz mit dem Widerruf zufrieden ist, dieser dem Legaten [Cajetan] oder anderen nicht ausreicht. [4] Falls möglich, ist es [Luther] angenehm, wenn seinem Vorschlag folgend die Universitäten Freiburg, Löwen, Basel und Paris den Fall begutachten. Oder Papst [Leo X.] versammelt Gelehrte aus Italien, Frankreich und Deutschland, um die Sache anzuhören und beizulegen. [5] Falls [Luther] auf Grundlage des ersten Punktes im Gutachten des Miltitz [Nr. 820] widerruft, muss er wissen, welche Lehrpunkte davon betroffen sind. [6] Die zweite Forderung des Miltitz geht zu weit. [7] Den dritten Vorschlag des Miltitz, dass fremde Richter einbezogen werden, kann [Spalatin] nicht beurteilen. [8] Der vierte Vorschlag ist eine Warnung vor dem Papst. So hat Petrus nie gehandelt. [9] Hinsichtlich des fünften Punktes will [Luther] die neue Dekretale prüfen, wie und ob er sich danach richtet. FB Gotha, Chart. A 337, fol. 13r–14v (Ausfertigung, eigh., zu eigenen Händen). W² 15, Sp. 695f., Nr. 278 (Volltext); Cyprian: Nützliche Urkunden 2, S. 137–139, Nr. 24 (Volltext). Bem. Zur Datierung: Der Brief muss aufgrund des Inhalts nach Nr. 819 und vor dem Schreiben Luthers an Spalatin vom 19. Januar (WA.Br 1, S. 309, Nr. 137) entstanden sein. A Ed.

822 Torgau, 12. Januar 1519 (Mittwoch nach Erhardi) Kf. Friedrich an Fabian von Feilitzsch [1] Kf. Friedrich geht davon aus, dass Fabian von Feilitzsch über die kürzlich in Altenburg von Karl von Miltitz vorgetragene Bitte, an Papst [Leo X.] in der Luthersache zu schreiben, informiert ist. Er hat inzwischen darüber nachgedacht und wird dem Papst nicht schreiben. Das hat er Miltitz bereits mitgeteilt [Nr. 819], wie aus beiliegender Abschrift des Briefes zu ersehen ist. [2] Der päpstliche Legat [Thomas Cajetan] schrieb an Kf. Friedrich in drohendem Ton [Nr. 779], obwohl der Kf. mit Luthers Fall nichts zu tun hat, sondern nur auf Luthers Begehren das Augsburger Verhör vermittelt hat [vgl. Nr. 752]. Wenn der Kf. jetzt an den Papst schreibt, könnte man meinen, ihm sei viel an der Sache Luthers gelegen. Dies hätte ein Interdikt zur Folge, wodurch der Vorschlag von Miltitz [vgl. Nr. 812], auf den Luther einging, nicht weiter verfolgt wird. [3] Kf. Friedrich geht davon aus, dass Miltitz dem Papst berichten wird, um die Sache zu einem guten Ende zu führen. Kf. Friedrich will eine Schlichtung fördern, wenn sie der Papst zulässt. [4] Feilitzsch soll über weitere Verhandlungen mit Miltitz berichten. Ed.

W² 15, Sp. 712f., Nr. 287 (Volltext); Jenaer Lutherausgabe dt. 1, fol. 141v (Volltext).

823 [Wittenberg], [zwischen 13. und 19. Januar 1519] Martin Luther an Kf. Friedrich [0] Martin Luther teilt Kf. Friedrich seine Meinung zu den Artikeln [des Karl von Miltitz] [Nr. 820] zur Beilegung der Auseinandersetzung um den Ablass mit, die ihm der Kf.

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18. Januar 1519

Nr. 824

übersandt hatte: [1] Erstens, da Luther die römische Kirche ehren möchte, ist er zum Widerruf derjenigen Sätze bereit, in denen er eines Irrtums überführt wird. [2] Zweitens ist Luther nicht nur damit einverstanden, nicht mehr zu predigen, sondern will sogar, dass ihm das Predigen verboten wird, weil er weder Lust noch Liebe dazu hat. Zudem gewinnt er dadurch weder Vorteil noch Ehre. Allerdings ist er in diesem Punkt Gottes Auftrag unterworfen. [3] Drittens wünscht sich Luther einen unabhängigen Richter und schlägt Ebf. [Richard] von Trier, Ebf. [Matthäus] von Salzburg oder Bf. Philipp von Freising und Naumburg vor.¹ [4] Viertens war Luther über den Verweis auf das Konzil [von Pisa] sehr erregt. Die feste Überzeugung, dass die Kirche die schändlichen Predigten, auf die er mit seinen Thesen über den Ablass hingewiesen hat, und die Verführung durch den Ablass nicht dulden würde, hat ihn jedoch wieder gestärkt. Auch [Kirchenvater] Athanasius wurde verfolgt, ohne dass die Wahrheit dadurch unterdrückt werden konnte. [5] Fünftens wundert sich Luther über die neue Ablassdekretale², weil sie nichts Neues bietet, hingegen das Alte unverständlich wiedergibt, die Belegstellen, auf die sich Luther bezog, nicht widerruft und schließlich nicht auf die Heilige Schrift oder einen Ausspruch der Kirchenväter gegründet ist. Weil Luther dadurch nicht belehrt wird, kann er die Ablassdekretale nicht als Lehre der Kirche anerkennen. Jedoch will er sie auch nicht verwerfen. [6] Da man in dieser Zeit die Heilige Schrift und die Kirchenväter wieder mehr achtet und nach Gründen fragt, würde Luthers Widerruf der Kirche nicht zur Ehre gereichen. Luther wird widerrufen, wenn ihm seine Irrtümer nachgewiesen werden. Ed. WA.Br 1, S. 305–309, Nr. 136 (Volltext); Jenaer Lutherausgabe dt. 1, fol. 481v–482r (Volltext). Bem. Die Datierung ergibt sich aus der Annahme, dass der Brief vor Luthers Schreiben an Georg Spalatin vom 19. Januar 1519 (WA.Br 1, S. 309, Nr. 137) entstanden ist. Da Luther erst am 13. Januar von der Dekretale „Cum postquam“ erfuhr (WA.Br 1, S. 300, Z. 18), muss seine Stellungnahme dazu nach dem 13. Januar 1519 entstanden sein. Der Aufbau des Schreibens folgt dem Schreiben [Nr. 820] des Karl von Miltitz an Kf. Friedrich, das Luther vorgelegen hat.

824 Weimar, 18. Januar 1519 (Dienstag nach Sankt [Antonientag]) Hz. Johann an Kf. Friedrich → 818 [1] Hz. Johann schreibt an Kf. Friedrich wegen des Ausschreibens zur Einbringung der Türkenhilfe. [2] Eingabe der fränkischen Ritterschaft. [3] Verhandlungen mit Hans und Georg von Obernitz. [4] Zettel: Hz. Johann hat das Schreiben [Nr. 818] Kf. Friedrichs erhalten, welches in den meisten Punkten keiner gesonderten Antwort bedarf. Nur in zwei Angelegenheiten äußert Johann seine Meinung: [5] Antwort an die Hauptleute des Regiments zu Böhmen wegen derer von Bieberstein und [Jobsts von] Reitzenstein. [6] Hz. Johann ist mit Kf. Friedrichs Vorschlag einverstanden, wegen des

823 ¹ Diese drei Bischöfe benannte Luther auch gegenüber Georg Spalatin am 19. Januar 1519, WA.Br 1, S. 309, Nr. 137. ² „Cum postquam“ vom 9. November 1518.

Nr. 825

20. Januar 1519

175

Buttergelds in die Ämter zu schreiben, und wird das wie Friedrich für seinen Landesteil (hieoben) verfügen.¹ A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. A 220, fol. 38rv+40r, Zettel: 40r (Ausfertigung).

825 Meißen, 20. Januar 1519 (Donnerstag Sancti Sebastiani und Fabianitag) Simon Funck an Kf. Friedrich [1] Simon Funck erinnert Kf. Friedrich an seine Auseinandersetzung mit dem Propst [Henning Göde] und dem Kapitel des Allerheiligenstifts zu Wittenberg wegen der im Fürstentum Anhalt gelegenen Dörfer Griebo und Wörpen, die Funck seines Wissens nach dem Tod Elisabeths, der Witwe Hans Brambalgs, erblich zugefallen sind. Nachdem ihn Propst und Kapitel des Allerheiligenstifts vor den Fürsten von Anhalt verklagt hatten [vgl. Nr. 279], wurde die Auseinandersetzung bei Kf. Friedrich durch einen Vergleich (compromiß) auf der Grundlage von drei Festlegungen (setze) der Parteien geschlichtet.¹ Ein Urteil wurde durch den Propst und das Kapitel bisher grundlos hinausgezögert. Dadurch werden Funck seine Rechte weiter vorenthalten, weshalb er sich bereits beim Kf. beschwert hat. [2] Von Kf. Friedrich hat er die Antwort erhalten, dass dieser ihn nicht daran hindern würde, sein Recht bei Hz. Georg von Sachsen oder an einem anderen Ort zu suchen. Funck entgegnet, dass dies nicht möglich ist, weil die Dörfer nicht im Territorium Hz. Georgs liegen, die Sache bereits bei Kf. Friedrich rechtlich anhängig ist, Hz. Georg sich der Sache ohnehin nicht annehmen wird und die Gegenpartei dies auch nicht akzeptieren würde. [3] Da Funck kursächsischer Untertan und Kaplan ist, hofft er, der Kf. wird ihn ebenso wie seine anderen Untertanen anhören. Er hatte und hat nicht vor, das Kurfürstentum zu verlassen, sondern war lediglich aufgrund der Abneigung des Propstes und verschiedener Angelegenheiten einige Zeit abwesend. [4] Funck bittet Kf. Friedrich anzuordnen, dass das Urteil gesprochen und der Gegenpartei nicht länger gestattet wird, ihm zu schaden. Da ihn die kfl. Räte mit seiner Klage zunächst nach Anhalt verwiesen hatten, sind ihm bereits hohe Unkosten entstanden. Funck willigte in den Vergleich ein, damit diese Unkosten nicht umsonst waren. Deshalb bittet er den Kf. als Liebhaber der Gerechtigkeit und unverdächtigen gnädigen Richter nochmals, ihn nicht rechtlos zu lassen. Funck will im Gegenzug fleißig für den Kf. beten und ihm treu dienen. A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Kk 1374, fol. 64rv+66rv (Ausfertigung).

824 ¹ In seinem Antwortschreiben vom 23. Januar 1519 ging Kf. Friedrich auf die von Hz. Johann benannten Punkte ein und bestätigte, dass er wegen des Buttergelds in die Ämter schreiben lässt (LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. A 220, fol. 63r–64v, Ausfertigung). 825 ¹ Vgl. Nr. 428, Nr. 518, Nr. 527 und Nr. 530.

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22. Januar 1519

Nr. 826

826 Lochau, 22. Januar 1519 (Sonnabend Sankt Vincentii) Kf. Friedrich an das Kapitel des Allerheiligenstifts zu Wittenberg [1] Kf. Friedrich erkundigt sich beim Kapitel des Allerheiligenstifts zu Wittenberg, ob sein Befehl, ein Brevier zu erstellen, umgesetzt wurde. Dieses sollte durch den Vikar und Oculus¹ Urban [Rauch] angefertigt werden und der Information darüber dienen, was verteilt über das Jahr gesungen wird und wie die Stiftsmitglieder die Zeremonien durchzuführen haben. [2] Wenn das Brevier fertig ist, sollen die Stiftsherren es dem Kf. zur Prüfung übersenden. Sollte es noch nicht erstellt worden sein, sollen sie dies nachholen, damit die gottesdienstliche Ordnung eingehalten wird. A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. O 175, fol. 1rv (Konzept).

827 Halle, 24. Januar 1519 (Montag nach Sebastiani) Kard. Albrecht an Kf. Friedrich [1] Kard. Albrecht teilt Kf. Friedrich mit, dass er seinen Brief heute empfangen hat und am morgigen Dienstag gegen Abend in Eilenburg bei Kf. Friedrich eintreffen wird. [2] Zettel: Albrecht bittet Friedrich darum, nicht zu vergessen, ihm die Zeremonien der Allerheiligenstiftskirche zu Wittenberg zusammen mit der Fundation sowie dem muster des Grabes für Karfreitag [vgl. Nr. 508] zuzuschicken. Zudem wünscht Albrecht, dass der Kf. es [Hans von] Dolzig erlaubt, die bilden für Albrecht nach dessen Vorgaben bei dem kfl. Goldschmied [Christian Döring?] in Wittenberg anfertigen zu lassen. A Ed.

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. B 523, fol. 5r–6r, Zettel: 6r (Ausfertigung, eigh., zu eigenen Händen). RTA.JR 1, S. 156 Anm. 4 (Teiledition, Hauptstück); Redlich: Cardinal Albrecht, S. 8 Anm. 1 (Volltext, Zettel).

828 [Dresden], 25. Januar 1519 (Dienstag Conversionis Pauli) Hz. Georg von Sachsen an Kf. Friedrich [1] Hz. Georg von Sachsen teilt Kf. Friedrich mit, dass er dessen Schreiben erhalten und daraus vom Tod Ks. [Maximilians I.] erfahren hat. Hz. Georg ist über diese Nachricht betrübt, besonders da aus dem Schreiben Kf. Friedrichs nicht hervorgeht, ob der Ks. vor seinem Tod die Sakramente empfangen konnte. [2] Hz. Georg erinnert daran, dass er

826 ¹ Ein Vikar, der als Vertreter von Propst und Dekan beim Chordienst eingesetzt wurde.

Nr. 829

31. Januar 1519

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ein Schreiben [Nikolaus] Zieglers erhalten hat, und erneuert sein Angebot, Kf. Friedrich zu besuchen, um über verschiedene Punkte zu reden.¹ A Ed.

SächsHStA Dresden, 10024 Geheimer Rat (Geheimes Archiv), Loc. 10670/04, fol. 10rv (Ausfertigung, eigh., zu eigenen Händen). RTA.JR 1, S. 155 Anm. 3 (Regest).

829 Altenburg, 31. Januar 1519 (Montag nach Sankt Paulustag Bekehrung) Kf. Friedrich an Wolfgang Kesinger [1] Kf. Friedrich teilt Wolfgang Kesinger mit, dass er dessen kürzlich in Torgau vorgebrachten Bericht¹ über den Tod Ks. [Maximilians I.] mit Trauer vernommen hat. Er will zugunsten des Verstorbenen durch seine Geistlichen gute Werke tun lassen. [2] Mit diesem Brief übersendet Kf. Friedrich ein Antwortschreiben² an Nikolaus Ziegler, welches Kesinger diesem übergeben soll. A B Ed.

SächsHStA Dresden, 10024 Geheimer Rat (Geheimes Archiv), Loc. 10670/04, fol. 124rv (Konzept). SächsHStA Dresden, 10024 Geheimer Rat (Geheimes Archiv), Loc. 10670/06, fol. 97r (Abschrift). RTA.JR 1, S. 161 Anm. 1 (Regest mit Teiledition).

828 ¹ In der Akte befinden sich weitere zwischen Kf. Friedrich und Hz. Georg von Sachsen gewechselte Handschreiben, welche den Tod Ks. Maximilians, die Wahl von dessen Nachfolger sowie die geplante Zusammenkunft der beiden Fürsten betreffen. So teilte etwa Hz. Georg am 28. Januar 1519 Kf. Friedrich mit, dass er weiterhin eine persönliche Unterredung wünscht, diese aber aufgrund anderer Verpflichtungen derzeit nicht ermöglichen kann. Zudem äußerte er sein Unverständnis darüber, dass die Fürsten die Nachricht [vom Tod Ks. Maximilians] mit großer Verzögerung erhielten (SächsHStA Dresden, 10024 Geheimer Rat [Geheimes Archiv], Loc. 10670/04, fol. 13rv, Ausfertigung, eigh., zu eigenen Händen, ediert in: RTA.JR 1, S. 155f., Nr. 9). 829 ¹ Wolfgang Kesinger war im Auftrag Kg. Karls von Spanien und einiger ksl. Räte mit einer werbung zu Kf. Friedrich gereist. Kesinger nahm Bezug auf ein Schreiben Nikolaus Zieglers [vom 17. Januar 1519] an den Kf. und berichtete vom Tod Ks. [Maximilians I.] sowie von dessen letzter Bitte an Kf. Friedrich, die darin bestand, gut für die ksl. Enkel, Kg. Karl und Hz. Ferdinand, sowie für Land und Leute des Ks. zu sorgen. Zudem kündigte Kesinger eine bisher aufgrund der Trauer unterbliebene Botschaft der ksl. Räte an, die Kf. Friedrich den letzten Willen [Maximilians] sowie weitere Punkte anzeigen wollten, die sich aus dem Tod des Ks. ergaben (SächsHStA Dresden, 10024 Geheimer Rat [Geheimes Archiv], Loc. 10670/06, fol. 95v–96v, Abschrift, ediert in: RTA.JR 1, S. 160f., Nr. 13). ² Das Schreiben Kf. Friedrichs an Nikolaus Ziegler datiert wie das vorliegende Schreiben an Wolfgang Kesinger vom 31. Januar 1519 und enthält ähnlich lautende Formulierungen zum Tod des Ks. und dem geplanten Gedenken durch die Geistlichkeit (SächsHStA Dresden, 10024 Geheimer Rat [Geheimes Archiv], Loc. 10670/04, fol. 125rv, Konzept; SächsHStA Dresden, 10024 Geheimer Rat [Geheimes Archiv], Loc. 10670/06, fol. 95r, Abschrift, ediert in: RTA.JR 1, S. 161 Anm. 1).

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2. Februar 1519

Nr. 830

830 Waldheim, 2. Februar 1519 (am Tag Purificationis Marie) Nikolaus von Heinitz an Kf. Friedrich [1] Nikolaus von Heinitz erklärt Kf. Friedrich, dass er im Auftrag des Kapitels des Domstifts zu Meißen zu ihm unterwegs war, aber in Waldheim aufgrund eines Schwächeanfalls nicht weiterreisen konnte. Die Botschaft des Kapitels erfährt Friedrich aus diesem Schreiben. [2] Nikolaus von Heinitz und das Kapitel zu Meißen bitten Kf. Friedrich, zugunsten der Heiligenerhebung Bf. Bennos an Papst [Leo X.] und an etliche Kardinäle zu schreiben. Die Erhebung soll laut einer Schrift aus Rom in Kürze geschehen. Für die Umsetzung werden jedoch noch Unterstützungsschreiben Friedrichs benötigt. Heinitz schickt Vorlagen für die Schreiben mit.¹ [3] Zudem ist es nötig, geistliche und weltliche Gesandte in der Angelegenheit nach Rom zu schicken. Die Meißner Domherren dachten an Hans von Minckwitz als einen der weltlichen Gesandten, wenn Kf. Friedrich einverstanden ist. Sie bitten Kf. Friedrich, Minckwitz die Erlaubnis zur Reise zu erteilen. [4] Die Domherren wollen als Gegenleistung beten. Heinitz entschuldigt sich, dass er die Botschaft nicht persönlich Kf. Friedrich vortragen konnte. → 831 A Ed.

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. B 1032, fol. 51rv (Ausfertigung). ABKG 1, S. 66f., Nr. 83 (Regest mit Teiledition).

Altenburg, 2. Februar 1519 (Mittwoch unserer lieben Frauentag Purificationis) [Kf. Friedrich] an [Nikolaus von] Heinitz

831

→ 830 [1] [Kf. Friedrich] bestätigt [Nikolaus von] Heinitz den Empfang seines Schreibens [Nr. 830]. [2] [Kf. Friedrich] würde die Bitte des Kapitels des Domstifts zu Meißen und des [Nikolaus von] Heinitz um Unterstützungsschreiben an Papst [Leo X.] und an einige Kardinäle in der Angelegenheit Bf. Bennos von Meißen zwar gern erfüllen, kann ihr aber nicht stattgeben, weil er aus etlichen Beweggründen eine Zeit lang darauf verzichtet, dem Papst zu schreiben. [3] Auch die Bitte des Kapitels, Hans von Minckwitz betreffend,

830 ¹ Bei den mitgeschickten Vorlagen für die von Kf. Friedrich auszustellenden Unterstützungsbriefe handelte es sich offensichtlich um folgende Schriftstücke: Schreiben Kf. Friedrichs an Papst [Leo X.] mit der Bitte, die Angelegenheit der Heiligsprechung Bf. Bennos von Meißen zu einem erfolgreichen Ende zu bringen, Lochau, 20. Januar 1519 (LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. B 1032, fol. 46rv, Reinschrift, lateinisch); Schreiben Kf. Friedrichs an das Kardinalskollegium, ut supra [Lochau, 20. Januar 1519] (ebd., fol. 47rv, Reinschrift, lateinisch); Schreiben Kf. Friedrichs an Kard. [Giulio] de Medici, ut supra [Lochau, 20. Januar 1519] (ebd., fol. 47v–48r, Reinschrift, lateinisch); Schreiben Kf. Friedrichs an Kard. S. Crucis [Antonio Maria Ciocchi del Monte], ut supra [Lochau, 20. Januar 1519] (ebd., fol. 48rv, Reinschrift, lateinisch); Schreiben Kf. Friedrichs an Kard. quatuor Coronatorum [Lorenzo Pucci], ut supra [Lochau, 20. Januar 1519] (ebd., fol. 49r, Reinschrift, lateinisch).

Nr. 832

5. Februar 1519

179

kann [Kf. Friedrich] nicht bewilligen, weil er Minckwitz zu seinem Rat und Amtmann [von Liebenwerda] bestellt hat und nicht auf ihn verzichten kann. A Ed.

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. B 1032, fol. 52r–53v (Konzept). ABKG 1, S. 67, Nr. 84 (Regest mit Teiledition).

832 Karl von Miltitz an Kf. Friedrich

Augsburg, 5. Februar 1519 (die Agathe)

[1] Karl von Miltitz teilt Kf. Friedrich mit, dass er alles, was ihm der Kf. auftrug [vgl. Nr. 819], an Papst [Leo X.] schrieb.¹ Miltitz geht davon aus, dass dies dem Papst genügen wird. [2] Weiterhin sagt Miltitz zu, alle Punkte, die ihm Fabian von Feilitzsch im Namen des Kf. übermittelt hat, mit dem Papst zu klären. Miltitz weiß, dass der Papst die Bitte des Kf. nicht abschlagen wird. [3] Kf. Friedrich soll dafür sorgen, dass sich Martin Luther bis zur Rückkehr von Miltitz so verhält, wie es die beiden verabredet haben [vgl. Nr. 812]. Dann kann Miltitz die Sache auch zu einem guten Ende bringen.² [4] Miltitz übersendet einen Brief des ksl. Rats [Gregor] Lamparter. → 848 A Ed.

FB Gotha, Chart. A 337, fol. 9rv (Ausfertigung). W² 15, Sp. 718f., Nr. 294 (Volltext, nach Cyprian); Cyprian: Nützliche Urkunden 1, S. 832f. (Volltext).

833 Würzburg, 7. Februar 1519 (Montag nach Dorothee) Kapitel des Domstifts zu Würzburg an Kf. Friedrich und Hz. Johann [1] Das Kapitel des Domstifts zu Würzburg gibt Kf. Friedrich und Hz. Johann bekannt, dass Bf. Lorenz von Würzburg am gestrigen Sonntag (6. Februar) in der Nacht gestorben ist, nachdem er die heiligen Sakramente empfangen hat. [2] Das Kapitel teilt den Todesfall mit, weil Friedrich und Johann sicher mitleiden und es zwischen ihnen und dem Bf. einen freundtlichen unnd genaigten willen gab. Daher bittet das Kapitel die Fürsten, mit guten Werken für das Seelenheil des Bf. zu sorgen und das Stift mit Hilfe und Rat zu unterstützen, wenn Bedarf besteht. Das Stift und der zukünftige Bf. werden sich erkenntlich zeigen. [3] Da in der jetzigen Zeit das Kapitel darauf achten muss, dass ihm und dem Stift nichts 832 ¹ Am 29. März 1519 schrieb Papst Leo X. an Martin Luther, weil er von Karl von Miltitz erfahren hatte, dass Luther einlenken will. Der Papst nahm die Entschuldigung an und forderte ihn auf, seinen Widerruf in Rom zu leisten (WA.Br 1, S. 363–365, Nr. 164). Luther erreichte das Schreiben wohl erst im Mai 1519. ² Tatsächlich verhandelte Miltitz auch mit Johann Tetzel und tauschte sich auch mit dem Provinzial der Dominikaner [Hermann Rabe] aus, wie er am 22. Januar 1519 Degenhart Pfeffinger mitteilte (FB Gotha, Chart. A 337, fol. 4rv, Ausfertigung, ediert in: W² 15, Sp. 716f., Nr. 290, Volltext).

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7. Februar 1519

Nr. 834

zum Nachteil geschieht, bittet das Kapitel noch einmal darum, dass Kf. Friedrich und Hz. Johann in ihrem Gebiet rüsten lassen, entsprechend dem Bündnis (freuntliche eynung)¹ zwischen ihnen und dem verstorbenen Bf. sowie dem Kapitel. Ein Aufgebot zu Pferd und zu Fuß mit Bewaffnung soll bereitstehen für den Fall, dass es benötigt wird. Bf. Lorenz vertraute auf die Unterstützung durch den Kf. und den Hz., wenn jemand ihn und das Stift bedrängen sollte. Dieses Vertrauen teilte und teilt noch immer auch das Kapitel, das die Fürsten um schriftliche Antwort bittet, die dem Boten des Briefs mitzugeben ist. → 839 A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. A 220, fol. 106rv (Abschrift).

834 Schleusingen, 7. Februar 1519 (Montag nach Dorothee) Kard. Albrecht an Kf. Friedrich [1] Kard. Albrecht informiert Kf. Friedrich, dass er bei seiner Ankunft in Schleusingen erfuhr, dass Bf. [Lorenz] von Würzburg letzten Freitag [4. Februar, vgl. Nr. 833] gestorben sein soll. Zudem gibt es Gerüchte, dass [Ebf. Hermann] von Köln ebenfalls tot ist, was Albrecht aber noch nicht glaubt. Wenn es aber wahr ist, wird er es bald erfahren und Friedrich mitteilen. [2] Albrecht erhielt ein Schreiben des Kg. [Franz I.] von Frankreich mit der Ankündigung einer frz. Gesandtschaft. A Ed.

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. B 523, fol. 8r+13v (Ausfertigung, eigh., zu eigenen Händen). RTA.JR 1, S. 198, Nr. 32 (Regest mit Teiledition).

835 Kf. Friedrich: Ausschreiben

8. Februar 1519 (Dienstag nach Dorothee)

[1] Kf. Friedrich teilt den geistlichen und weltlichen Ständen seines Kurfürstentums mit, dass kürzlich Ks. Maximilian I. gestorben ist. [2] Da der Ks. das Oberhaupt der Christenheit war und Kf. Friedrich verwandtschaftlich nahe stand, ordnet Friedrich Trauerfeierlichkeiten für ihn an. [3] Die Adressaten sollen selbst bei den Messen anwesend sein und mithilfe verschiedener Regelungen in ihren Herrschaften und Klöstern für ein würdiges Gedächtnis des gestorbenen Ks. sorgen. [4] Zettel: Kf. Friedrich befiehlt den Ständen, sich aufgrund der unsicheren Zeiten gerüstet zu halten.

833 ¹ Zum Bündnis zwischen Kf. Friedrich, Hz. Johann, Bf. Lorenz von Würzburg und dem Kapitel des Domstifts zu Würzburg vgl. LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. B 728.

Nr. 835

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B Ed.

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8. Februar 1519

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SächsHStA Dresden, 10024 Geheimer Rat (Geheimes Archiv), Loc. 10670/06, fol. 3r–4r, Zettel: 4r (Abschrift, Angabe zum Empfängerkreis: „Nachlaut angetzeigter copien ist allen stenden, geistlichen und weltlichen, in unnser gnedigst unnd gnedigen herrn furstenthumen gesessen, geschrieben worden.“). RSB Zwickau, XVI. IX. 13, unfol., 1 Bl. (Abschrift, ohne Zettel, adressiert an den Rat der Stadt Zwickau). Clemen: Zwei Liturgica, S. 70f., Nr. 1 (Volltext, nach Überlieferung B); RTA.JR 1, S. 206, Nr. 40 (Regest mit Teiledition, nach Überlieferung A).

[1] Lieben getreuen, wir geben euch mit betrubtem gemut zuerkennen, das unns in kurtzen tagen der totliche abschied weylend des allerdurchleuchtigsten grosmechtigisten fursten unnd hern, hern Maximilian, romischen kaysers etc., unnsers allergnedigisten herrn, seliger unnd loblicher gedechtnus, verkundet ist, der sele der ewig unnd gutige got geruch gnedig und barmhertzig zu sein. [2] Wan er dan das oberst weltlich haubt in der cristenheyt auch unnser naher gesipter freundt gewest, so wil unns geburen, seiner mit nachthuung guther werck zugedencken unnd seiner selen heyl zufurdern. Derhalben ist an euch unser begern, ir wollet bey euch von stundt verfugen, das er mit allen glocken belaut unnd volgend in der pfarr umb vesper zeit das ambt der vigilien bey auffgerichten parzeichen unnd daneben brennenden kertzen in beywesen aller prister, so bey euch sein, gehalden und den andern tag darnach das sele ambt und darauff ein ambt von unnser lieben frauen eerlichn gesungen werdt unnd under dem sele ambt offentlich exhortacion und vermanung gegen dem volck beschee, den ewigen got getreulich fur die sele zubitten. [3] Wollet auch bey solchen ambten in aignen personen erscheinen unnd zu opffer gehen¹ unnd solchs alles ordenlichen und mit vleis des gleichen in den klostern bey euch bestellen, wie sich dan zu eins solchen hern begengknus geburt, unnd in vier wochen nach dato ditz brives offentliche tentze, pfeiffen, paucken unnd ander leichtfertigkait zuuben abschaffen und verpieten. Wollet auch in pfarren und clostern bey euch bestellen, in den predigten das volck zuerinnern, fur die sele zubitten, auch das volck zuermanen, den ewigen got vleyssig zubitten, dem heiligen reich widerumb ein haubt und hern zugeben, der also regir, das got davon gelobt unnd gemeiner cristenheit trost und hayl daraus entstehe, unnd das dy gaistlichen in iren ambten unnd gebethen solchs auch thun. In dem geschiet unnser ernstlich meynung.

835 ¹ An der Kommunion teilnehmen.

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12. Februar 1519

Nr. 836

836 [Erfurt], 12. Februar 1519 (Sonnabend nach Scholastice) Dekan [Jakob Doliatoris] und Kapitel des Severistifts zu Erfurt an Kf. Friedrich, Hz. Johann [und Hz. Georg von Sachsen] [1] Dekan [Jakob Doliatoris] und Kapitel des Severistifts zu Erfurt bestätigen Kf. Friedrich, Hz. Johann [und Hz. Georg von Sachsen] den Empfang ihres Briefs am 9. Februar. Aus dem Schreiben haben sie vernommen, dass die Fürsten von einigen Streitigkeiten und Problemen zwischen dem Rat und der Gemeinde der Stadt Erfurt einerseits und ihnen andererseits erfahren haben und daher verhandeln wollen mit dem Ziel, eine freundliche Verständigung zu erreichen. Die Fürsten planen, ihre Räte am 20. Februar nach Erfurt zu schicken. [2] Dekan und Kapitel wissen von keinem derzeitigen Streit oder Problem zwischen dem Rat und der Gemeinde zu Erfurt und ihnen, der es notwendig machen würde, von Räten des Kf. und der Hze. angehört zu werden. Die Räte müssen nicht bemüht werden. [3] Dekan und Kapitel danken den Fürsten für ihre Zuneigung und Absicht. Sie wollen für die Fürsten zu Gott beten. A LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. A 220, fol. 107rv (Abschrift). Bem. Das Schreiben des Dekans und Kapitels des Severistifts zu Erfurt war neben Kf. Friedrich und Hz. Johann auch an Hz. Georg von Sachsen gerichtet, vgl. Nr. 838. Die Ausfertigung des Schreibens weist wahrscheinlich alle drei Fürsten als Adressaten auf. In der Abschrift (Überlieferung A) werden als Adressaten aber nur Kf. Friedrich und Hz. Johann aufgeführt. Zum gemeinsamen Vorgehen der drei Fürsten in der Angelegenheit vgl. Nr. 803, bes. Anm. 3.

837 [Wittenberg], 12. Februar 1519 (XII. Februarii) Martin Luther an Georg Spalatin [1] Martin Luther übersendet Georg Spalatin die gewünschte Auslegung einer Stelle des Johannesevangeliums für Kf. Friedrich.¹ Zur Auslegung hat Luther Chrysostomus und Augustinus hinzugezogen, wobei er der Meinung des Augustinus gefolgt ist. [2] Nach Ostern (24. April) wird Luther mit [Johannes] Eck in Leipzig disputieren. Luther arbeitet an der Auslegung des Vaterunsers², die er erneut herausgeben will. Er wird an Johann Wacker schreiben und bedauert, dass [Johann] Tetzel in große Not gekommen ist, da dieser sich mittlerweile gebessert hat. [3] Nachschrift: Luther ist in Wittenberg mit Bf. [Hieronymus] von Brandenburg zusammengetroffen. Dieser hat ihn wegen seiner Handlungen zur Rede gestellt und freundlich ermahnt. A Ed.

ThULB Jena, Ms. Bos. q. 25b, fol. 267v–268r (Abschrift, lateinisch). WA.Br 1, S. 326–331, Nr. 145 (Volltext); W² 15, Sp. 2390f., Nr. 6 (Volltext, Übersetzung).

837 ¹ Es handelte sich um eine Auslegung von Joh 6,37–40. Sie endete mit der Aufforderung an Spalatin, über den Text weiter nachzudenken, und der Bitte Luthers, dass Spalatin ihn Kf. Friedrich empfiehlt (WA.Br 1, S. 327–331, Nr. 145, lateinisch, übersetzt in: W² 8, Sp. 258–265). ² Vgl. WA 6, S. 9–19.

Nr. 838

13. Februar 1519

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838 Weimar, 13. Februar 1519 (Sonntag nach Scholastice virginis) Hz. Johann an Kf. Friedrich [1] Hz. Johann berichtet Kf. Friedrich, dass er vom Kapitel des Domstifts zu Würzburg ein Schreiben [Nr. 833] erhielt, welches ein Würzburger Bote brachte und das die Nachricht vom Tod des Bf. Lorenz von Würzburg enthält. Da das Schreiben auch an Friedrich adressiert ist, schickt Johann eine Abschrift mit. In Reaktion auf die Bitten des Kapitels hat Johann bereits eine Antwort gegeben, eine Abschrift seines Schreibens [Nr. 839] legt Johann ebenfalls bei. [2] Hz. Johann empfing zudem ein Schreiben von Ottheinrich [Pfgf. bei Rhein], das er auch weiterleitet.¹ In Reaktion auf das Schreiben fügte Johann den Aufrufen zur Heerfolge (aufgebot) in den Ämtern Voigtsberg, Plauen, Zwickau, Weida und Arnshaugk, die bereits gedruckt, aber noch nicht ausgegangen waren, einen Zusatz bei. [3] Hz. Johann bittet Kf. Friedrich, ihm seine Meinung mitzuteilen, ob Johann in den erwähnten Angelegenheiten noch etwas tun soll. [4] Zettel: Hz. Johann erinnert Kf. Friedrich an den Beschluss ihrer Räte und der Räte Hz. Georgs von Sachsen vor Kurzem in Zeitz, dass die drei Fürsten an den Rat der Stadt Erfurt schreiben und ihm den 20. Februar als Verhandlungstag mit den fsl. Räten in den Angelegenheiten, die die Geistlichkeit betreffen, nennen. Dies sollte auch den beiden Kapiteln des Marienstifts und des Severistifts zu Erfurt mitgeteilt werden, entsprechend der Verhandlung in Naumburg. Alle Schreiben wurden ausgestellt. Heute allerdings empfing Hz. Johann vom Kapitel des Severistifts ein Schreiben [Nr. 836], das an Kf. Friedrich, Hz. Johann und Hz. Georg von Sachsen gerichtet ist, mit einer Absage des Termins. Eine Abschrift schickt Johann mit. Dem Kapitel des Severistifts gab Johann bereits die Antwort, dass er die Absage nicht erwartet hätte, da der Tag angesetzt wurde, um weitere Auseinandersetzungen zu verhindern und den guten Willen zu erhalten. Wenn Kf. Friedrich dem Kapitel ebenfalls antworten will, soll er dies tun und alles Hz. Georg mitteilen. Zudem weist Hz. Johann darauf hin, dass er den Rat zu Erfurt gefragt hat, ob er nach der Absage des Severistifts den Verhandlungstag nur mit dem Marienstift wahrnehmen will. Die Antwort wird Johann an Friedrich weiterleiten. [5] Königswahl. → 840 A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. A 220, fol. 112r–113v, Zettel: 112r (Ausfertigung).

839 Weimar, 13. Februar 1519 (Sonntag nach Scholastice virginis) Hz. Johann an das Kapitel des Domstifts zu Würzburg → 833 [1] Hz. Johann empfing das Schreiben [Nr. 833] des Kapitels des Domstifts zu Würzburg mit der Nachricht, dass Bf. Lorenz von Würzburg gestorben ist. [2] Johann 838 ¹ Vom 4. Februar 1519 datiert ein in Amberg ausgestellter Brief Ottheinrichs, Pfgf. bei Rhein und Hz. von Bayern, an Kf. Friedrich und Hz. Johann, in dem Ottheinrich von einer ihm zugetragenen Warnung berichtete, dass sich die aus Böhmen und anderen Gebieten stammenden Gegner Kf. Ludwigs von der Pfalz, dessen Bruders Friedrich sowie Ottheinrichs zusammenschließen. Ein Überfall könnte bevorstehen. Ottheinrich bat Kf. Friedrich und Hz. Johann um Unterstützung und um Aufruf zur Heerfolge im Kurfürstentum Sachsen. Die kfl. Untertanen sollten für den Notfall gerüstet sein (LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. A 220, fol. 109rv, Abschrift).

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Nr. 839

hat das Schreiben, das auch an Kf. Friedrich gerichtet war und eine Bitte um Beistand enthält, an seinen Bruder weitergeleitet [vgl. Nr. 838]. [3] Hz. Johann informiert das Kapitel über seine Abstimmung mit Friedrich, im Kurfürstentum [Sachsen] zur Heerfolge (aufgebodt) aufzurufen. Sie werden, wenn es nötig ist, ihrem Bündnis entsprechend das Kapitel unterstützen.¹ A

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LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. A 220, fol. 108rv (Konzept).

[1] Unnsern gunstigen grus zuvor. Erwirdigen unnd wirdigen, lieben besundern, als ir dem hochgebornnen fursten herrn Friderichen, hertzogen zu Sachssen, churfursten etc., unnserm lieben brudern unnd unns geschrieben mit anzcaige, wie der hochwirdig in godt unnser besunder lieber her unnd freundt, her Lorenz, weylandt bischoff zu Wurtzburg unnd hertzog in Francken, durch schickung des almechtigen suntags negst verschynnen zu nacht mit den heyligen sacramenten cristenlich verwart todes verschiden unnd mit hoher andacht und vernunfft sein endt von disser welt beschlossen hadt, haben wir, als wir alher in unser hofhaltung kommen, empfangen unnd fernners innhalts sambt euer bit horen lesen. Unnd haben gedachts unnsers hern unnd freundts totlichen abgang nit gern vernomen, godt der almechtig geruch seiner selen gnedig unnd barmhertzig zusein, wollen auch desselben sell als unnsers lieben freundts mit guten wercken nachzethun gedencken. [2] Als ir aber fernner gebeten, euch unnd den stifft in gnedigen bevelh zuhaben, auch das unnser lieber bruder und wir in betrachtung der freundtlichen aynung, dieweil die leufft schwinde, in unnserm furstenthumb und landen allenthalben auffgebodt zethun etc., und nachdem solch euer schreyben an unsern brudern mit heldet, haben wir dasselb als baldt an sein lieb auch gelangen lassen unnd sunder zcweyfel, sein lieb werden auch unsers hern unnd freundes sele mit begehung guter werck nichts wenigers dan wir bedencken. [3] Daneben wollen wir euch auch gnediger meynung nit verhalten, das wir unns in betrachtung der selzamen leufft mit unserm brudern allenthalb in seiner lieb und unserm furstenthumb aufgebodt zethun hievor verainiget haben, welche brieff verfertigt unnd ab gotwil morgen des tagks ausgehen sollen. Unnd wo von ymandes euch oder dem stifft widerwertigs zuerzcaigen unterstanden unnd unser lieber bruder unnd wir derhalben angesucht werden, wollen wir uns als dan mit

839 ¹ Am 2. Mai 1519 bat der neue Bf. von Würzburg, Konrad, Kf. Friedrich und Hz. Johann um Hilfe und Beistand mit 100 Reitern, die am 17. Mai in Haßfurt eintreffen und dort versorgt werden sollen, um dann nach Würzburg zu reiten, wo sie gebraucht werden. Der Bf. befürchtete Übergriffe von Abziehenden aus dem Württembergischen Krieg (LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. A 221, fol. 90rv, Ausfertigung). Am 5. Mai leitete Hz. Johann das Schreiben des Bf. von Würzburg an Kf. Friedrich weiter und befürwortete das Hilfegesuch (ebd., fol. 91rv, Ausfertigung). Kf. Friedrich antwortete Hz. Johann am 9. Mai zustimmend. Die 100 Reiter sollen gestellt werden. Die Anzahl kann aber nicht so schnell erreicht werden. Für den 26. Mai ist eine Rüstung geplant (ebd., fol. 94rv, Konzept).

Nr. 840

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radt und hilff dem verwantnus nach unverweislich halten. Solchs haben wir euch gnediger meynung nit verhalten wollen, dan euch zu gnaden sindt wir genaigt. 840 Lochau, 16. Februar 1519 (Mittwoch nach Valentini) [Kf. Friedrich] an [Hz. Johann] → 838 [1] [Kf. Friedrich] erhielt den Brief [Nr. 838] [Hz. Johanns] mit den Abschriften anderer Schreiben und den Antworten [Johanns]. [2] Tod des Bf. [Lorenz] von Würzburg. [3] [Kf. Friedrich] ist mit den Antworten, die [Hz. Johann] dem Kapitel des Domstifts zu Würzburg [Nr. 839] sowie Ottheinrich [Pfgf. bei Rhein] gegeben hat, einverstanden. [4] [Kf. Friedrich] hat Hz. Georg von Sachsen in der Angelegenheit der Kapitel zu Erfurt geschrieben. [5] [Königswahl:] [Friedrich] bedankt sich für die Abschriften des Vertrags mit dem König von Böhmen. A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. A 220, fol. 114r (Konzept).

[2] [. . .] und unsers frunds seligen abgang mit beswertem gemut vernomen, der ewig got geruch der selen genedig und barmhertzig zu sein. Wir wellen der auch mit nachthuung guter werck nit vergessen. 841 Torgau, 16. Februar 1519 (Mittwoch nach Valentini) Kf. Friedrich an Hz. Georg von Sachsen [1] Kf. Friedrich berichtet Hz. Georg von Sachsen von Neuigkeiten, die er erfahren hat, so von Ottheinrich [Pfgf. bei Rhein] [vgl. Nr. 838]. [2] Bf. [Lorenz] von Würzburg ist gestorben. Kf. Friedrich bittet Hz. Georg, etwas Gutes für das Seelenheil des Verstorbenen zu tun, da dieser ain guther sachsse gewessen sei. Friedrich hofft, dass Gott ihnen einen guten [Amtsnachfolger] gibt. [3] Die Bitte Georgs um Geld kann Friedrich noch nicht erfüllen. [4] [Der Rat der Stadt] Erfurt wollte [Ebf. Albrecht] von Mainz in Arnstadt ansprechen und ihm ein Geschenk (vererunge) geben, dieser hat die Erfurter aber nicht anhören wollen. Die Geistlichen werden an ihrer Praxis der Gerichtsbarkeit in Erfurt nichts ändern. A Ed.

SächsHStA Dresden, 10024 Geheimer Rat (Geheimes Archiv), Loc. 08498/01, fol. 92rv (Ausfertigung, eigh.). Langenn: Herzogin Sidonie, S. 118, Nr. 41 (Volltext).

842 Wittenberg, 17. Februar 1519 (Donnerstag nach Valentini) Nikolaus Rode an Kf. Friedrich [1] Nikolaus Rode erinnert Kf. Friedrich daran, dass dieser ihm vor einiger Zeit das zweite geistliche Lehn (eyn geistlich lehn der anderen messen Corporis Christi) in der

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17. Februar 1519

Nr. 842

Fronleichnamskapelle neben der Pfarrkirche St. Marien zu Wittenberg verliehen hat. Rode bedankt sich dafür und will für den Kf. und seine Vorfahren, die Stifter des Lehns waren, beten. [2] In der Fundation ordneten die kfl. Vorfahren dem Lehn das jetzt wüste Dorf Schmalbeck zu mit allem, was dazugehört, sowie mit der Ober- und Niedergerichtsbarkeit. In der Dorfmark hatte nach Kenntnis Rodes früher die Familie Muntzer etliche Hufen Land inne, zurzeit gehören diese dem Schosser zu Wittenberg Anton Niemegk. Dem Besitzer des Lehns wurden dafür im Gegenzug jährlich zwei Gulden entrichtet. Auf welcher Rechtsgrundlage dies beruhte, ist Rode nicht bekannt. [3] Als Anton Niemegk vor etlichen Wochen Ansprüche hinsichtlich des Lehns erhob, verlangte Rode nähere Auskünfte. Niemegk übergab ihm daraufhin eine schlechte Abschrift eines Lehnbriefs, der besagte, dass Rodes Vorgänger [Martin Eyche] dem Schosser und seinen leiblichen Erben vier freie Gerichtshufen in der wüsten Dorfmark mit einem Acker, mit Gehölzen, Wiesenwachs, Wasserläufen sowie der Trift einer Schäferei mit allen Freiheiten und Gerechtigkeiten geliehen habe in der Weise, wie sie vorher die Familie Muntzer innehatte. Diese hätte Niemegk das Land erblich verkauft.¹ Andere Dokumente konnte Niemegk bisher nicht vorweisen. Niemegk will Rode zwingen, seinen Aussagen und der Abschrift Glauben zu schenken, indem er die zwei Gulden zurückbehält. Drei Mitglieder der Familie Muntzer bestätigten, dass sie Hufen innehatten, wussten aber nichts von Schäfereien, Triften oder Wasserläufen. Auch aus den Registern gehen lediglich zwei Hufen und eine Breite hervor. Rode vermutet, dass der Schosser plant, dem ohnehin gering dotierten Lehn die Einkünfte aus der Dorfmark zu entziehen. [4] Nikolaus Rode teilt dies dem Kf. als seinem und des Lehns Patron mit und bittet Kf. Friedrich, das Lehn und ihn zu schützen und zu veranlassen, dass der Schosser seine Rechtsansprüche belegt und die Gebühr an Rode zahlt. Rode seinerseits will den Anweisungen des Kf., wie er sich Niemegk gegenüber verhalten soll, gern folgen.² A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. O 173, fol. 1rv+7v (Ausfertigung).

842 ¹ In der Akte befindet sich die Abschrift des Lehnbriefes vom 22. September 1511. In diesem bekannte Martin Eyche, Besitzer des zweiten Lehns in der Fronleichnamskapelle zu Wittenberg, dass er Anton Niemegk und seinen Erben vier freie Gerichtshufen in der wüsten Mark Schmalbeck verliehen hat. Diese hatten zuvor fünf Brüder der Familie Muntzer aus Wittenberg inne, die sie Anton Niemegk verkauften. Eyche übertrug Niemegk die Güter und deren Nutzung mit allen Freiheiten und Gerechtigkeiten mit diesem Lehnbrief. Niemegk und seine Erben sollten im Gegenzug dem Besitzer des Lehns jährlich zwei Gulden Zinsen zahlen, so wie es die Familien Weinmann und Muntzer zuvor getan hatten. Als Zeugen waren anwesend Christoph Scheurl, Johann Geißen und Valentin Zahn (LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. O 173, fol. 2rv). ² Aus einem Schreiben Nikolaus Rodes an Georg Spalatin vom 14. April 1519 geht hervor, dass Spalatin auf Anweisung des Kf. genauere Erkundigungen von Rode einholte. Rode ging in dem Brief davon aus, dass Spalatin den Kf. über das Ergebnis informiert hat. Er bat Spalatin, ihm mitzuteilen, ob Kf. Friedrich den Schosser zum Beweis seiner Ansprüche auffordern will oder wie Rode sich in der Angelegenheit verhalten soll. In der Zwischenzeit erfuhr Rode, dass der vorherige Besitzer des Lehns kein Recht hatte, dessen Güter, Einkünfte oder Gerechtsame zu entfremden ohne Zustimmung des Patrons und des Bischofs und ohne die dazu nötigen Förmlichkeiten. Daher sei die Veräußerung ungültig. Rode bat Spalatin um Vermittlung bei Kf. Friedrich (LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. O 173, fol. 3rv, Ausfertigung). Aus Notizen Spalatins gehen die Auskünfte hervor, die ihm Rode in der

Nr. 843

25. Februar 1519

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843 Dresden, 25. Februar 1519 (Freitag nach Matthie apostoli) Hz. Georg von Sachsen an Kf. Friedrich [1] Hz. Georg von Sachsen teilt Kf. Friedrich mit, dass vor Kurzem Zeit ein Mann, Kunz genannt, in Annaberg einigen Gewerken Silber raubte und mit dem Silber in Buchholz aufgegriffen und verurteilt wurde. Eine Rückgabe des geraubten Silbers erfolgte aber nicht. [2] Da das Silber der Annenkirche [in Annaberg] zugewiesen war, ließ Hz. Georg mit dem kfl. Bergvogt zu Buchholz [Matthes Pusch] und den kfl. Räten, die sich in Annaberg aufhielten, in der Angelegenheit verhandeln. Georg bat, dass das Silber der Annenkirche übergeben wird, und stimmte aus freundlichem Willen zu, dass zwei Drittel der Annenkirche und ein Drittel der Kirche in Buchholz gegeben werden, obwohl niemand in Buchholz ein Anrecht auf das Silber hat. Der Bergvogt aber wollte ohne Einwilligung Kf. Friedrichs dem nicht zustimmen. [3] Hz. Georg bittet daher Kf. Friedrich, dem Bergvogt zu befehlen, das Angebot Georgs anzunehmen. A B

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. T 647, fol. 16rv (Ausfertigung). SächsHStA Dresden, 10004 Kopiale, 125, fol. 166r (Konzept).

844 Weimar, 26. Februar 1519 (Sonnabend nach Sankt Matthiastag) Hz. Johann an Kf. Friedrich [1] Hz. Johann schickt Kf. Friedrich Informationen und Abschriften von Schreiben zu verschiedenen Angelegenheiten mit der Bitte um Friedrichs Meinung: [2] Verhandlungen in Handelsangelegenheiten, speziell Weinzoll, mit dem Rat der Stadt Nürnberg und Mgf. Kasimir [von Brandenburg-Ansbach]. [3] Johann übersendet Unterlagen zu Verhandlungen des Friedrich von Thun, des Wolf von Weißenbach und der Räte Hz. Georgs von Sachsen mit den Geistlichen sowie dem Rat der Stadt Erfurt [vgl. Nr. 838]. Da die Verhandlungen zu keinem endgültigen Ergebnis führten, empfiehlt Hz. Johann, dass Kf. Friedrich, Hz. Johann und Hz. Georg erneut einige ihrer Räte nach Erfurt senden, die sich um einen Abschluss der Angelegenheit bemühen sollen. [4] Probleme des Rates der Stadt Erfurt wegen des Waidhandels. [5] Bitte Lgf. Philipps [von Hessen] um Entsendung von 50 Pferden. [6] Zettel: Hz. Johann erhielt nach der Verhandlung mit den fsl. Räten ein Schreiben vom Kapitel des Marienstifts zu Erfurt, das an Kf. Friedrich, Hz. Johann und Hz. Georg gerichtet ist. Johann schickt eine Abschrift an Friedrich mit der Bitte, das Schreiben auch an Georg zu senden. Dies wird Johann dem Rat der Stadt Erfurt mitteilen. → 846 A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. A 220, fol. 133r–134v, Zettel: 133r (Ausfertigung).

842

Angelegenheit gab. Neben den bereits in seinem Brief geäußerten Punkten erhob Rode den Vorwurf, dass die in dem Lehnbrief genannten Zeugen nicht persönlich bei dem Verkauf anwesend waren und dass sein Vorgänger Martin Eyche aus Alters- und Krankheitsgründen nicht für das Rechtsgeschäft geeignet war. Rode bat darum, dass der Kf. das Lehn laut der Fundation ungeschmälert in seinen Rechten belässt, was nicht möglich ist, wenn er dem Schosser die Güter zu Schmalbeck verleiht (ebd., fol. 4rv, Konzept).

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26. Februar 1519

Nr. 845

845 [Eisenach], 26. Februar 1519 (Sonnabend nach Matthie apostoli) Berthold Salomon, Johann König, Theodorus Scholl, Konrad Stitz und Thomas Nyrer an Hz. Johann [1] Die Kanoniker Berthold Salomon, Johann König und Theodorus Scholl sowie die Vikare Konrad Stitz und Thomas Nyrer des Marienstifts zu Eisenach erinnern Hz. Johann daran, dass sie sich vor einiger Zeit wegen verschiedener Gebrechen zwischen ihnen und dem Dekan ihres Stifts mit seinen Anhängern an ihn gewandt haben. Hz. Johann hatte daraufhin befohlen, die Streitfälle gemäß einem alten fsl. Urteil (laudum) vor dem Kapitel des Marienstifts zu Erfurt zu verhandeln. [2] Zu diesem Zweck sind die Eisenacher Kanoniker und Vikare teils persönlich, teils mit Vollmacht der anderen zu einem auf den 14. Januar festgesetzten Verhandlungstag nach Erfurt gezogen. Ihr Dekan hat sie nicht begleitet, wird den Entscheidungen aber wohl keinen Widerstand entgegenbringen. [3] Allerdings ist der Sänger des Marienstifts zu Eisenach, Johann Schlothauer, der am meisten Kosten und Schaden verursacht hat, entgegen seiner Zusage und dem fsl. Befehl nicht mit nach Erfurt, sondern nach Mainz gezogen. Dort hat Schlothauer sich acht Wochen aufgehalten und von den geistlichen Richtern ein Mandat erhalten, das unter Androhung einer Strafe von 200 Gulden verbietet, auf dem Tag zu Erfurt etwas gegen ihn zu unternehmen. Von diesem Vorgehen, das der Eisenacher Stiftskirche schadet und das fsl. Urteil untergräbt, hat Schlothauer sich auch durch die Räte Hz. Johanns, die in Eisenach mit ihm verhandelt haben, nicht abbringen lassen. [4] Die Kanoniker und Vikare bitten deshalb Hz. Johann als Landesfürsten sowie als Stifter und Patron ihrer Kirche um Hilfe und Beistand, um die gerichtliche Unterstellung unter das Kapitel des Marienstifts in Erfurt nach altem Herkommen zu erhalten. A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Kk 358, fol. 1rv (Ausfertigung).

846 Altenburg, 1. März 1519 (Dienstag nach Sankt Matthiastag) Kf. Friedrich an Hz. Johann → 844 [1] Kf. Friedrich erhielt den Brief [Nr. 844] Hz. Johanns mit den beigelegten Abschriften und teilt in den verschiedenen Angelegenheiten seine Meinung mit: [2] Schreiben an Mgf. Kasimir [von Brandenburg-Ansbach] wegen der Verhandlungen in der Sache, die den Mgf. und den Rat der Stadt Nürnberg betrifft. [3] In der Angelegenheit der Geistlichkeit und des Rats der Stadt Erfurt stimmt Kf. Friedrich der Empfehlung Hz. Johanns zu, erneut, wenn die Artikel übersendet sind, einige Räte nach Erfurt zu schicken. [4] Kf. Friedrich hat das Schreiben in der Schneeberger Angelegenheit, das Hz. Johann ihm sandte, an Hz. Georg von Sachsen weitergeleitet. Zudem bestätigt Kf. Friedrich den Vorschlag Hz. Johanns, über die Angelegenheiten der [hessischen] Regenten und des Waidhandels im Hofgericht verhandeln zu lassen. [5] Zu Lgf. Philipp [von Hessen] soll ein Gesandter geschickt werden. A B

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. A 221, fol. 7r–8v (Ausfertigung). LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. A 220, fol. 138r–139v (Konzept).

Nr. 847

847 Papst Leo X. an Kf. Friedrich

2. März 1519

189

Rom, 2. März 1519 (die II. Martii)

[1] Papst Leo X. teilt Kf. Friedrich mit, dass er nach seiner Trauer über den Tod Ks. Maximilians Trost in der Hoffnung gefunden hat, dass dem Ks. als Belohnung für sein gottgefälliges Leben die Seligkeit zusteht. [2] Kf. Friedrich soll zum Heil des Gestorbenen gute Werke tun und sich um die Wahl eines ebenbürtigen Nachfolgers bemühen. Obwohl Friedrich dessen nicht bedarf, erfordern es Amt und Person des Papstes, dem Kf. dazu Ratschläge zu geben, da es angesichts der bedrohlichen Zeiten und der Feinde der Christenheit mehr denn je darauf ankommt, dass die Kfen. eine gute Wahl treffen. [3] Der neue Ks. muss über die Macht und das Ansehen verfügen, um Feinde abzuschrecken und ihnen Widerstand zu leisten. Der Kf. soll deshalb seine Stimme demjenigen Kandidaten mit den Eigenschaften und der Herkunft geben, die diesen am besten dazu befähigen. Der neue Ks. soll außerdem dem christlichen Glauben und dem Papst geneigt sein, unter den christlichen Ländern Frieden halten und zum Kampf gegen die Ungläubigen bereit sein. [4] Der Papst wird es als Wohltat Friedrichs annehmen, wenn dieser sich darum bemüht, dass ein Ks. gewählt wird, der diesen hohen Ansprüchen gerecht wird oder zumindest nahe kommt.¹ → 863

847 ¹ Ebenfalls am 2. März 1519 stellte Papst Leo X. eine Vollmacht für Roberto Latino Orsini, Ebf. von Reggio Calabria, zu Verhandlungen mit Kf. Friedrich aus (SächsHStA Dresden, 10024 Geheimer Rat [Geheimes Archiv], Loc. 10670/02, fol. 157rv, Ausfertigung, lateinisch, Pergament; ebd., fol. 214rv, Übersetzung von Georg Spalatin, ediert in: RTA.JR 1, S. 334 Anm. 1). Orsini überbrachte zwar nicht selbst das vorliegende Breve (vgl. RTA.JR 1, S. 334, Anm. 1 u. 2), führte aber in der Folgezeit weitere Verhandlungen mit Kf. Friedrich in der Wahlfrage. So schrieb Orsini etwa am 15. April 1519 von Koblenz aus an die Kfen. und erneuerte die Aufforderung des Papstes, aufgrund der drohenden Gefahr durch die Türken einen geeigneten Kandidaten zum Ks. zu wählen. Im Namen des Papstes sprach sich Orsini gegen eine Wahl Kg. [Karls] von Spanien aus, dem als Kg. von Neapel aufgrund bestehender Verträge dieses Amt nicht zukomme (SächsHStA Dresden, 10024 Geheimer Rat [Geheimes Archiv], Loc. 10670/02, fol. 159r–161v, Ausfertigung, lateinisch; ebd. fol. 214v–218v, Übersetzung von Georg Spalatin, ediert in: RTA.JR 1, S. 557–559, Nr. 224). Papst Leo X. bekräftigte seine Ermahnungen in einem weiteren Breve am 19. April 1519 und forderte die Kfen. auf, mit Orsini weiter zu verhandeln (SächsHStA Dresden, 10024 Geheimer Rat [Geheimes Archiv], Loc. 10670/02, fol. 158rv, Ausfertigung, lateinisch, Pergament; ebd., fol. 205r–206v, Übersetzung von Georg Spalatin, ediert in: RTA.JR 1, S. 571f., Nr. 233). Das Breve vom 19. April 1519 wurde dem Kf. von Orsini, der zuvor mehrfach versucht hatte, Friedrich persönlich anzutreffen, erst am 7. Juni 1519 zusammen mit einem Schreiben, in dem Orsini die Wahl des Kg. [Franz I.] von Frankreich empfahl, zugesandt (SächsHStA Dresden, 10024 Geheimer Rat [Geheimes Archiv], Loc. 10670/02, fol. 163r–165v, Ausfertigung, lateinisch; ebd., fol. 207r–210v, Übersetzung von Georg Spalatin, ediert in: RTA.JR 1, S. 756–759, Nr. 327). Diese Empfehlung ließ Orsini durch eine Werbung Karls von Miltitz bei Kf. Friedrich am 21. Juni 1519 bekräftigen (SächsHStA Dresden, 10024 Geheimer Rat [Geheimes Archiv], Loc. 10670/02, fol. 177r–179v, Ausfertigung, ediert in: RTA.JR 1, S. 822–824, Nr. 364). Weitere zwischen dem Papst, seinen Gesandten und Kf. Friedrich gewechselte Schreiben finden sich in den Akten SächsHStA Dresden, 10024 Geheimer Rat (Geheimes Archiv), Loc. 10670/02 und Loc. 10670/06, ediert in: RTA.JR 1.

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4. März 1519

Nr. 848

SächsHStA Dresden, 10024 Geheimer Rat (Geheimes Archiv), Loc. 10670/02, fol. 156rv (Ausfertigung, Pergament, lateinisch). B SächsHStA Dresden, 10024 Geheimer Rat (Geheimes Archiv), Loc. 10670/02, fol. 201r–204v (Reinschrift, Übersetzung). C SächsHStA Dresden, 10024 Geheimer Rat (Geheimes Archiv), Loc. 10670/02, fol. 190r–193v (Konzept, für Überlieferung B, von Georg Spalatin). D SächsHStA Dresden, 10024 Geheimer Rat (Geheimes Archiv), Loc. 10670/06, fol. 56r–59v (Abschrift, nach Überlieferung B). Ed. RTA.JR 1, S. 333f., Nr. 115 (Regest mit Teiledition, nach Überlieferung A). Bem. Gleichlautende Breven ergingen an alle Kfen. des Reichs. Bereits am 10. Februar 1519 hatte Papst Leo X. sich mit einem Breve, welches bis auf den Schluss mit dem vorliegenden übereinstimmte, an die Kfen. gewandt. Da dieses die Adressaten nicht erreichte, wurde die vorliegende Fassung ausgestellt (vgl. RTA.JR 1, S. 223 Anm. 1 u. S. 395f., Nr. 141). A

848 Altenburg, 4. März 1519 (am vierten Tag Marcii) Kf. Friedrich an Karl von Miltitz → 832 [1] Kf. Friedrich bestätigt Karl von Miltitz den Eingang seines Schreibens [Nr. 832], in dem dieser davon berichtete, dass er nach Rom geschrieben hat. Kf. Friedrich vertraut auf die Förderung der Sache durch Miltitz. [2] Mit Blick auf die Bitte des Miltitz, dass Kf. Friedrich, bis Miltitz zurückgekehrt ist, Luther zum Abwarten veranlasst, wünscht Friedrich, dass Luther keine Ursache für ein Handeln gegeben wird. Miltitz soll daher bei den Gegnern Luthers dafür sorgen, dass sie bis auf Weiteres nicht gegen diesen vorgehen. Dann wird sich Luther still verhalten, bis Miltitz nach Kursachsen zurückkehrt. → 856 A Ed.

FB Gotha, Chart. A 338, fol. 96rv (Abschrift). W² 15, Sp. 719f., Nr. 295 (Volltext); Cyprian: Nützliche Urkunden 1, S. 391f., Nr. 6 (Volltext).

849 Weimar, 5. März 1519 (Samstag nach Sankt Kunegundentag) Hz. Johann an Kf. Friedrich [1] Hz. Johann erhielt das Schreiben Kf. Friedrichs wegen des geistlichen Lehns auf dem Schneeberg, dessen Verleihung sich die Familie von Starschedel anmaßt. [2] Die von Starschedel haben einen Vermittlungsvorschlag der hzl. Räte abgelehnt und lassen durch ihren Kandidaten für das Lehn [Magister Arnold] Prozesse am geistlichen Gericht zu Zeitz führen [vgl. Nr. 736]. [3] Hz. Johann hat deshalb durch Henning [Göde], Wolfgang Reinbott und [Johann von der] Sachsen eine Instruktion für [Simon] Pistoris d. J. ausstellen lassen, um den Kandidaten Friedrichs und Johanns [Bartholomäus Polner] zu stärken und ihre fsl. Rechte zu wahren. Pistoris wurde zugelassen und hat einem anderen die Vertretung in dem schwebenden Verfahren übertragen. [4] Den Schneebergern will Johann schreiben lassen, dass sie sich bei dem Kandidaten Friedrichs und Johanns,

Nr. 850

5. März 1519

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dem Pfarrverweser zu Oelsnitz [Bartholomäus Polner], nach dem Stand des Verfahrens erkundigen sollen. Johann will dies selbst auch tun und Friedrich wieder berichten. [5] Zettel: Hz. Johann hat den Schneebergern auch angezeigt, was mit ihnen vor dem Leipziger Hofgericht verhandelt werden soll. → 851 A

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LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. A 221, fol. 20r–21v, Zettel: 20r (Ausfertigung).

[1] Bruderliche lieb mit ganntzen treuen allzceit zuvor. Hochgebornner furst, lieber bruder und gefatter, als unns euer lieb itzt des geistlichen lehens halben uffm Schnebergk, desselben verleihung sich die von Starsedel anmassen, geschrieben mit zuschickung ainer schrifft, damit die vom Schneberg an euer lieb gelangt, haben wir alles innhalts vernumen [2] und wern wol genaigt, euer lieb anzuzcaigen, was die rethe zu den furgeschlagnen mitteln bewegt. So ist derselben rethe itzt kayner umb unns, aber euer lieb wollen wir freundtlicher meynung nit verhalten, das die von Starschedel solch mittel abgeschlagen unnd durch den jhenen, welchen sie presentirt, an unterlaß vor dem geistlichen gericht zu Zceitz procedirn lassen. [3] Dorauff wir bewegt worden, von euer lieb unnd unnsertwegen den jungen Pistoris mit ainem gewalt auch einer instruction, durch yn, doctor Henning, probst, doctor Wolffgang Reinbodt unnd Sachssa gestelt, ghein Zceitz gefertigt, euer lieb unnd unnserm presentaten zu sterck unnd zu erhaltung unnser selbst gerechtigkait die noturfft furzuwenden, aldo er zugelassen unnd einen andern an sein stadt substituirt, do die sach rechtlich hafftet. [4] Wir wollen aber den vom Schneberg schreyben lassen, sich an dem pfarverweser zu Olsnitz, den euer lieb unnd wir auff das lehen presentirt haben, wie es sich itzt mit der rechtfertigung halte, zuerkunden, wie wir dan fur unns selbst auch nit unterlassen wollen unnd euer lieb solchs berichten. Derselben euer lieb bruderlich unnd freuntlich dinst zuerzcaigen, sein wir allzceit willig.

850 [Wittenberg], 5. März 1519 (Sonnabend nach Kunegunde) Johann Rachal an Kf. Friedrich [1] Johann Rachal [Stiftsherr des Allerheiligenstifts zu Wittenberg] klagt gegenüber Kf. Friedrich über Missstände am Allerheiligenstift, vor allem bei den Präsenzgeldern, und darüber, dass niemand über die Vorgehensweise Bescheid weiß, bis auf den Prokurator, der aber keine Auskunft gibt. Rachal befürchtet, da der Kf. demnächst das Land verlässt und er selbst krank und schwach ist, dass die Allerheiligenstiftskirche und ihre Personen unüberwindbaren Schaden erleiden, wenn er nicht mehr dazu kommt, Kf. Friedrich zu informieren. [2] Johann Rachal hat Erkundigungen eingeholt, da die anderen Stiftsherren mit ihren Studien und Vorlesungen zu beschäftigt sind, und ist der Ansicht, dass es nötig ist, etwas zu unternehmen. Rachal hat [Georg] Spalatin schriftlich und

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Nr. 851

mündlich über die Probleme unterrichtet, da er den Kf. nicht behelligen wollte. Spalatin sollte den Kf. mündlich informieren und darum bitten, dass Rachal seinerseits sein Anliegen mündlich vortragen darf. Rachal wartet jedoch noch immer auf Antwort, was ihn sehr betrübt. [3] Obwohl Johann Rachal der Älteste in der Allerheiligenstiftskirche ist, nimmt das Kapitel von ihm keinen Rat an. Da niemand offen die Wahrheit sagen will, muss Rachal dies nun tun, da er der Kirche Treue geschworen hat. Rachal bittet Kf. Friedrich, sich gnädig zu erzeigen. A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. O 205, fol. 1rv (Ausfertigung).

851 Kf. Friedrich an Hz. Johann

Altenburg, 9. März 1519 (Aschermittwoch)

→ 849 [1] Kf. Friedrich antwortet Hz. Johann auf sieben seiner Briefe [u. a. Nr. 849]. [2] Entsendung des Hans Metzsch zu Lgf. Philipp von Hessen. [3] Schreiben an Mgf. Kasimir von Brandenburg-Ansbach und den Rat der Stadt Nürnberg. [4] Streifall mit der Familie von Starschedel wegen eines geistlichen Lehns auf dem Schneeberg. [5] Schreiben an Hz. Georg von Sachsen wegen eines Gefangenen in Oelsnitz. [6] Bitte derer von Coburg um Erlass der Tranksteuer (ungelt). [7] Juristisches Vorgehen gegen Mörder im Vogtland. [8] Vorgehen der Räte im Fall des Jobst von Reitzenstein und im Fall des Schenk Christoph [Langenmantel?]. [9] Schreiben [Heinrichs d. Ä.] von Gera wegen der Streitigkeiten zwischen den Reußen zu Plauen und kfl. Untertanen im Amt Arnshaugk. A B

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LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. A 221, fol. 30r–31v, ediert wird fol. 30rv (Ausfertigung). LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. A 221, fol. 26r–28v (Konzept).

[4] In sachen das gaistlich lehen uffm Schneberg belangennde, haben wir euer lieb anzaig, was hievor derhalben in handlung furgewest sein soll unnd was euer lieb den vom Schneberg itzo derwegen haben schreyben lassen, vernomen unnd wollen euer lieb nit verhalden, das wir bericht wordn, wiewol hievor in zeit des negst verstorben bischoffs zur Naumburgk¹ seligen durch magister Arnoltn unnd dy von Storschedel dy rechtfertigung zu Czeitz gegen magister Polner², dem pfarverweser zu Olsnitz, ye zu zeiten furzunemen understanden worden, hat inen doch dieselbig, nachdem es unnser aigne sach, nit wollen gestat werden. Aber wy dem, wen dy bericht von demselben pfarverweßer zu Olsnitz einkombt, hat man sich alsdan in dem der notturft unnd gelegenheit nach weytter zu richten.

851 ¹ Bf. Johann III. von Naumburg. ² Bartholomäus Polner.

Nr. 852

11. März 1519

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852 Erfurt, 11. März 1519 (Freitag post Cinerum) Kapitel des Marienstifts zu Erfurt an Hz. Johann [1] Das Kapitel des Marienstifts zu Erfurt erinnert Hz. Johann an die Verhandlungen am 21. und 22. Februar wegen der Streitigkeiten zwischen dem Rat der Stadt Erfurt und dem Kapitel, an denen die Räte Kf. Friedrichs, Hz. Johanns und Hz. Georgs von Sachsen als Vermittler teilnahmen. Die fsl. Räte schlugen vor, dass beide Parteien ihre Klagepunkte aufschreiben und nach Weimar schicken. Auf dieser Grundlage soll weiterverhandelt werden. Dem Vorschlag folgend, listet das Kapitel Folgendes auf: [2] Ein Streitpunkt mit dem Rat der Stadt Erfurt betrifft das Dorf Großrudestedt, das schon lange zum Eigentum des Kapitels zählt, und das dort befindliche Fronbackhaus. Von den Einkünften finanziert das Kapitel unter anderem Jahrgedächtnisse für die Vorfahren Kf. Friedrichs, Hz. Johanns und Hz. Georgs und Teile des Gottesdienstes, der auch den Fürsten zugute kommt. Das Kapitel verkaufte das Dorf an den Rat zu Erfurt, laut der Verkaufsurkunde mit dem Recht auf Wiederkauf. Dieses Recht will das Kapitel nun wahrnehmen, hat dies dem Rat angezeigt und bereits die Kaufsumme zum Rathaus geschickt. Da der Rat sich weigerte, das Geld anzunehmen, hinterlegte das Kapitel das Geld beim Kapitel des Severistifts zu Erfurt und bat den Rat, es anzunehmen, die Quittung darüber auszustellen, die Urkunden dem Marienstift auszuhändigen und die Männer des Dorfes mit ihren Verpflichtungen wieder an das Marienstift zu verweisen. Der Rat verweigert dies aber aus unbekanntem Grund. [3] Ein weiterer Streitpunkt betrifft das Dorf Gispersleben, welches das Erfurter Marienstift vom Stift St. Viktor vor Mainz gekauft hat. Obwohl zwei Drittel der Gerichtsstrafen dem Marienstift zustehen, verstößt der Erfurter Rat gegen die gerichtlichen Zuständigkeiten, indem er die Männer des Dorfes nur zu seinem Gericht zieht, verhören lässt und Bußgelder allein einnimmt. Außerdem werden der vom Kapitel bestellte Richter und Gerichtsknecht bei der Ausübung ihrer Ämter behindert. [4] Der dritte Streitpunkt betrifft die 60 Gulden jährlicher Zinsen vom Dorf Udestedt, die das Kapitel mit Einverständnis des Rates kaufte. Der Rat behindert das Kapitel beim Einbringen ausstehender Zahlungen. Da der Rat auch in anderen Fällen so handelt, verringert sich das Einkommen des Stifts. Gegen berechtigte geistliche Forderungen des Stifts und verhängte Strafen, wie den Bann, geht der Rat unrechtmäßig vor und bedrängt Geistliche. Dadurch entsteht großer Schaden. [5] Der Rat verletzt alte Rechte und Freiheiten, die der Müller und der Bäcker des Marienstifts mit ihrem Gesinde innehaben, und wendet sogar Gewalt an. [6] Das Kapitel bittet Kf. Friedrich, Hz. Johann und Hz. Georg, den Rat der Stadt Erfurt zu veranlassen, von den Beschwerungen des Marienstifts Abstand zu nehmen und sich wieder nach den göttlichen Geboten, nach geistlichem und weltlichem Recht zu richten. [7] Wenn dem Kapitel die schriftlichen Beschwerdepunkte des Rates übergeben werden, will es darauf reagieren und darlegen, dass es keine Güter besitzt, auf die der Rat eine Steuer erheben kann. [8] Soeben erfuhr das Kapitel, dass der Rat zu Erfurt gestern Nachmittag etliche Bewaffnete in das Dorf Großrudestedt geschickt hat. Aus Angst vor Gewalt flüchteten Dorfbewohner zum Teil auf den Kirchhof, in die Kirche und auf den Turm, zum anderen Teil in das Dorf Kleinrudestedt, das Hz. Johann untersteht. Die Leute des Rates verfolgten sie aber und nahmen Verhaftungen vor. Von dieser unrechtmäßigen Tat und von weiteren Übergriffen kann sich Hz. Johann von seinen Leuten in Kleinrudestedt und anderen Zeugen berichten lassen. Die Belagerung des Kirchhofs und der Kirche in Großrudestedt soll noch andauern. Die Übergriffe des

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12. März 1519

Nr. 853

Rates erfolgen in einer Zeit, in der sich die Streitsache bei Hz. Johann in Schlichtungsverhandlung befindet. Das Kapitel bittet Hz. Johann um Schutz und um Hilfe für die gefangenen und belagerten Leute. A

B

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. G 297, fol. 3r–6v+10rv (Ausfertigung, Adresse: „Dem durchleuchtigen hochgebornen fursten und hern, hern Johansen herczogen zcu Sachsen, lantgraven in Doringen und marggrafen zcu Meyssen, an stat auch und im nhamen unser gnedigsten und gnedigen hern herczog Friderichs churfursten etc. und hern Georgen seyner f. g. bruder und vettern etc. nach vermogen des verlaß irer churfurstlich und f. g. rethe, so jungst zcu Erffurt gewest.“). LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. A 220, fol. 142r–147v (Abschrift).

853 Altenburg, 12. März 1519 (am XII. Tag Marcii) [Kf. Friedrich] an Urbanus [de Serralonga] [1] [Kf. Friedrich] bestätigt Urbanus [de Serralonga] den Empfang seines Schreibens aus Innsbruck. Über den Tod Ks. [Maximilians I.] war [Friedrich] bereits unterrichtet. [2] [Friedrich] bedankt sich für die Reliquien, die er auf Veranlassung des Mgf. [Guglielmo IX.] von Montferrat erhalten hat. Da der Mgf. gestorben ist [Oktober 1518], soll Urbanus der Witwe [Anna] und dem Sohn [Bonifacio] des Mgf. den Dank [Friedrichs] ausrichten und anbieten, ihnen die Schuld zu begleichen. [3] Als Neuigkeit berichtet [Friedrich], dass er [in der Angelegenheit Martin Luthers] an Kard. [Thomas Cajetan] geschrieben [Nr. 796] und die Supplikation mitgeschickt hat, aber noch keine Antwort erhielt. [Friedrich] bittet Urbanus, ihn auch über Neuigkeiten zu informieren. → 1012 A

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SächsHStA Dresden, 10024 Geheimer Rat (Geheimes Archiv), Loc. 10670/04, fol. 74rv (Konzept).

[1] Got walds. Unsern gruß zuvor. Lieber besonder, wir haben eur schreybn, so ir uns von Insprug auß getan, empfangen und solchs von euch zugefalln vernomen. Wie wol wir key. Mt. seligen und loblichen gedechtnus todlichn abschidts, der uns zuvor auch angetzeigt und verkund wurden, mit beswerten und betrubten gemut gehort, der ewig got geruch, der seln genedig und barmhertzig zusein. [2] Wir habn auch das uberschickt erwirdig heilthumb von wegen weylannd unsers ohemen, des marggraven von Montforat seligen gedechtnuß, zu freuntlichem dannck empfangen und eurt halbn genediglich vermarckt. Und weyl der selbe unser ohem seligen mit todt abganngen, dem der barmhertzig got genedig sein wol, so wellet von solcher schanckung unnd vererung wegen, domit wir nit undanckpar vermarckt, seiner lieb gelassn witwen und son, unserm freuntlichn liebn muhem und ohem, in unserm namen gepurlichen danck sagen, wie ir zutun wist, mit erbietung, weyl unser oheim seliger mit tod verschiden, dass wir solchs an deß selbn stat umb yre liebden freuntlich vergleichn und beschulden wolten.

Nr. 854

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13. März 1519

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[3] Wir wern auch wol geneigt, euch waz von zeitungen antzutzeigen, so seyt ir doch in kurtz selbs in disen lannden gewest, derhalbn euch nit verborgen, waz die zceytung und leuft sein, und daz wir dem cardinal mit uberschicken derselben suplicacion geschrieben,ᵃ aber darauf biß uff heutigen tag nit antwordt empfangen.¹ Begern an euch genediglich, was weyter zeitung an euch gelangt,ᵇ ir wellet uns die, so vil sich tzymen wil, auch mitteyln. Das alles haben wir euch in eyl nit verhalten welln, dan euch zu gnaden sind wir geneigt.

854 Wittenberg, 13. März 1519 (Sonntag Invocavit) Martin Luther an Kf. Friedrich [1] Martin Luther teilt Kf. Friedrich mit, dass ihm der kfl. Kaplan [Georg] Spalatin ein Schreiben [Nr. 820] des päpstlichen Kommissars Karl von Miltitz zuschickte. Dieses Schreiben bot die von Miltitz verfassten Punkte, wonach Luther in seinem Fall Ruhe bewahren sollte, wie sie es in Altenburg vereinbart hatten [vgl. Nr. 832]. [2] Luther wollte alles tun, um die Angelegenheit zu beenden. Er hielt sich an die Vereinbarung und antwortete nicht auf die Replik des Sylvester Prierias,¹ obwohl es dazu Anlass gegeben hätte. Auch gegenüber anderen Angriffen schwieg Luther, obwohl er sich lediglich dazu verpflichtet hatte, wenn auch seine Gegner schweigen. [3] Da Luther nun aber von Johannes Eck angegriffen wird, der dadurch zugleich den Ruf der ganzen Universität Wittenberg beschädigt, kann er nicht länger schweigen.² [4] Luther bittet Kf. Friedrich, 853 ᵃ Die ursprüngliche Fassung des Konzeptes lautete: „[. . .] waz die zceytung und leuft sein, aber eins welln wir euch nit verhalten, dass in kurtz nach doctor Martinus Luther heymkunft von Augspurg derselb doctor uff die handlung, so er mit dem cardinal zu Augspurg gehabt, an uns supliciret und daz wir dem cardinal mit uberschicken derselben suplicacion geschrieben“. Diese Fassung wurde verändert in: „[. . .] waz die zceytung und leuft sein, aber eins welln wir euch nit verhalten, dass in kurtz nach doctor Martinus Luther heymkunft von Augspurg uff die handlung, so er [Cajetan] mit dem d[octor] zu Augspurg gehabt, an uns geschrieben. Dieselbe schrift wurd d[octor] Martinus zugeschickt, der wider doraf geschrieben, als der sich der sachn hat erslaen welln, das wir dem cardinalh auch ubersend und dabey geschrieben, wie ir hirbey vernemen werdt, aber biß her nit antwordt von ime erlangt.“ Diese letzte Fassung (ab „aber eins welln wir [. . .]“) wurde mehrfach durchgestrichen. ᵇ Danach Einschub am Rand, der wieder gestrichen wurde: „und yn potschaft zu uns habn werdt“. 853 ¹ Vgl. zu den in den gestrichenen Textpassagen des Konzeptes erwähnten Korrespondenzen Nr. 779, Nr. 784 und Nr. 796. 854 ¹ Die Replik, die Luther erst Ende Dezember erhielt, entstand wohl in der zweiten Novemberhälfte 1518 (vgl. WA.Br 1, S. 259f., Nr. 115 sowie WA 2, S. 48f). ² Luther bezieht sich auf die von Eck im Dezember 1518 verfassten zwölf Thesen über Buße, Ablass, den Schatz der Kirche und das Fegefeuer, vgl. den Brief Luthers an Eck vom 7. Januar 1519 (WA.Br 1, S. 295–297, Nr. 132).

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nach 13. März 1519

Nr. 855

mit ihm nachsichtig zu sein, weil sein Gewissen diese falschen Angriffe nicht ertragen kann. A B Ed. Bem.

FB Gotha, Chart. A 379, fol. 5r–6v (Ausfertigung). FB Gotha, Chart. A 338, fol. 95rv (Abschrift). WA.Br 1, S. 357f., Nr. 160 (Volltext). Luther unterrichtete Georg Spalatin am 13. März 1519 darüber, dass er den vorliegenden Brief an Kf. Friedrich geschrieben und Johannes Eck nur kurz geantwortet hat (vgl. WA.Br 1, S. 360, Z. 46–51).

855 Leipzig, nach 13. März 1519 (nach Invocavit) Wolf von Weißenbach, Hans von der Planitz, Christian [Beyer], Nikolaus von Heinitz, Cäsar Pflugk zu Eythra, Seifried von Lüttichau: Protokoll [1] Wolf von Weißenbach, Hans von der Planitz und Christian [Beyer] als Räte Kf. Friedrichs und Hz. Johanns sowie Nikolaus von Heinitz, Cäsar Pflugk und Seifried von Lüttichau als Räte Hz. Georgs von Sachsen haben auf Befehl der Fürsten im Hofgericht zu Leipzig folgende Punkte beraten und Beschlüsse gefasst: [2] Antwort an die Gesandten der Stadt Erfurt wegen des Waidhandels. [3] Bergwerke der Herren von Schönburg. [4] Münzangelegenheiten. [5] Versorgung von Söldnern. [6] Münzangelegenheit. [7] Schutz der Erfurter vor Gewalt. [8] Antwortschreiben an Mgf. Kasimir [von BrandenburgAnsbach] und Schreiben wegen Lgf. Philipp von Hessen. [9] Das Marienstift zu Erfurt hat seine Schrift mit den Problemen zwischen dem Stift und dem Rat der Stadt Erfurt an die Fürsten geschickt [Nr. 852], das Severistift zu Erfurt will auch ein entsprechendes Schreiben senden. Diese Schreiben der beiden Kapitel sind dem Rat zu Erfurt weiterzuleiten. Wenn die Beschwerdeschrift des Rates zu Erfurt eintrifft, ist diese wiederum an das Kapitel zu geben mit dem Hinweis, dass, wenn Teile anzufechten sind, dies vor den fsl. Räten zu erfolgen hat, die für die weiteren Verhandlungen nach Erfurt gesandt werden. [10] Kammergericht. A B

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. A 220, fol. 163r–166v (Reinschrift). SächsHStA Dresden, 10024 Geheimer Rat (Geheimes Archiv), Loc. 10158/02, fol. 21r–24v (Reinschrift).

856 Augsburg, 20. März [1519] (XX. Tag Martii) Karl von Miltitz an Kf. Friedrich → 848 [1] Karl von Miltitz hat das Schreiben Kf. Friedrichs vom 5. März [Nr. 848] bekommen, aus dem er erfuhr, dass Kf. Friedrich seine beiden Vorgängerschreiben [vielleicht Nr. 820 und Nr. 832] erhalten hat. [2] Miltitz konnte Kf. Friedrich längere Zeit nicht schreiben, weil er zum einen krank war und zum anderen aus Rom keine Nachricht

Nr. 857

23. März 1519

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erhalten hat, da Papst [Leo X.] ebenfalls krank war. Dem Legaten [Thomas Cajetan] hat Miltitz jedoch geschrieben. Er wollte ihn in Linz treffen, erkrankte aber auf seiner Reise in Landshut. Nun ist der Legat nach Frankfurt weitergereist. [3] Miltitz will heute ebenfalls nach Frankfurt aufbrechen, wo er sich mit [Cajetan] treffen soll, wie ihm dieser mitteilte. Er möchte den Fall Luthers gern beilegen. Außerdem hofft er, in Frankfurt Briefe des Papstes vorzufinden, wie in der Handlung mit [Luther] verfahren werden soll. Er wird umgehend Kf. Friedrich berichten, was er mit dem Legaten besprochen hat. [4] Miltitz hat [Degenhart] Pfeffinger über Neuigkeiten informiert, die dieser Kf. Friedrich weiterleiten wird. Miltitz wird über Ulm reisen, um die Wahrheit über den Krieg [gegen Hz. Ulrich von Württemberg] zu erfahren. FB Gotha, Chart. A 337, fol. 25rv (Ausfertigung). W² 15, Sp. 772f., Nr. 335 (Volltext, nach Cyprian); Cyprian: Nützliche Urkunden 1, S. 431–433, Nr. 19 (Volltext). Bem. Der Brief, der nur die Angabe des Tages enthält, ist aufgrund seines Inhalts in das Jahr 1519 zu datieren.

A Ed.

857 Altenburg, 23. März 1519 (am dreiundzwanzigsten Tag des Martii) Kf. Friedrich an Kg. Karl von Spanien [1] Kf. Friedrich teilt Kg. Karl von Spanien mit, dass er dessen Schreiben [vom 6. Februar]¹ wegen des Tods Ks. Maximilians I. erhalten hat und Mitleid wegen der Trauer Karls empfindet. Der Tod des Ks. bedeutet auch für Kf. Friedrich sowie für das ganze Reich einen schmerzlichen Verlust. [2] Der Kf. bittet Kg. Karl, seine Trauer abzulegen, da der Tod des Ks. dem Gesetz der Natur entspricht und Maximilian ein ehrbares Leben führte und vor seinem Tod die Sakramente empfing. Friedrich wünscht, dass Gott der Seele des Ks. gnädig sei, und will dazu selbst durch das Tun guter Werke beitragen. [3] Im Hinblick auf die anstehende Königswahl hat Kf. Friedrich seine Meinung Gf. Hoyer von Mansfeld mitgeteilt, den die ksl. Räte und der kgl. Orator Maximilian de Berghes deswegen zu ihm gesandt hatten. Gf. Hoyer wird Friedrichs Antwort dem Kg. mitteilen, der sie freundlich aufnehmen soll.² 857 ¹ SächsHStA Dresden, 10024 Geheimer Rat (Geheimes Archiv), Loc. 10670/04, fol. 93r–94v, Ausfertigung, lateinisch; ebd., fol. 118r–119r, Übersetzung von Georg Spalatin, ediert in: RTA.JR 1, S. 197f., Nr. 31. ² Kf. Friedrich hatte auf die von Gf. Hoyer von Mansfeld vorgebrachte Werbung am 21. März 1519 geantwortet, dass er aus Liebe und Treue zum gestorbenen Ks. Maximilian auch dessen Nachkommen dienen will, zugleich bestand der Kf. aber auf der durch die Goldene Bulle garantierten freien Wahl des Kg. durch die Kfen. (SächsHStA Dresden, 10024 Geheimer Rat [Geheimes Archiv], Loc. 10670/04, fol. 208v–211v, Übersetzung von Georg Spalatin, ediert in: RTA.JR 1, S. 464–466, Nr. 173). Weiteres Quellenmaterial zum Thema der Königswahl ist in RTA.JR 1 enthalten, so etwa eine neuerliche Instruktion der Kommissare Kg. Karls in Augsburg vom 23. März 1519 für Gf. Hoyer von Mansfeld und Christoph Langenmantel, die Kf. Friedrich dazu bewegen sollten, bei der anstehenden Königswahl für Kg. Karl zu stimmen (SächsHStA Dresden, 10024 Geheimer Rat [Geheimes Archiv], Loc. 10670/04, fol. 111r–113v, Abschrift, ediert in: RTA.JR 1, S. 477–480, Nr. 180).

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B

C Ed.

27. März 1519

Nr. 858

SächsHStA Dresden, 10024 Geheimer Rat (Geheimes Archiv), Loc. 10670/04, fol. 115r–116v (Reinschrift, es handelt sich offensichtlich um eine von Georg Spalatin angefertigte deutsche Übersetzung der lateinischen Ausfertigung). SächsHStA Dresden, 10024 Geheimer Rat (Geheimes Archiv), Loc. 10670/04, fol. 75rv (Konzept, deutsch, wohl eine Vorstufe zur lateinischen Ausfertigung, Abweichungen im Wortlaut gegenüber Überlieferung A). SächsHStA Dresden, 10024 Geheimer Rat (Geheimes Archiv), Loc. 10670/06, fol. 102r–103v (Abschrift, nach Überlieferung A). RTA.JR 1, S. 475f., Nr. 178 (Regest mit Teiledition, nach Überlieferung A).

858 Wittenberg, 27. März 1519 (sexto calendas Aprilis) Martin Luther an Kf. Friedrich [1] Martin Luther widmet seine Psalmenauslegungen Kf. Friedrich und diskutiert verschiedene Gründe für eine Widmung, auch wenn diese auf ihn nicht zutreffen. [2] Obwohl sich Luther nicht vor seinen Gegnern fürchtet, würde er lieber schweigen. Aber er erfüllt nur Gottes Willen. Luther zweifelt, dass er durch seine Widmung den guten Ruf Kf. Friedrichs noch mehr steigern kann, weil Friedrich sich bisher bereits um die Wissenschaften in vorbildlicher Weise sehr verdient gemacht hat. Dies kann man am Blühen der Wissenschaften in Wittenberg sehen. Die geistlichen Fürsten sollten diesem Beispiel folgen. [3] Kf. Friedrich bezahlte Luthers Promotionskosten. Luther jedoch, seit er sich in den Streit um den Ablass begeben hat, bereitet dem Fürsten nur Ärger, was im ganzen Land bekannt ist. Trotzdem blieb Kf. Friedrich ihm gegenüber gütig. [4] Luther wird im Namen Papst Leos X. von Leuten verfolgt, die auf ihren eigenen Gewinn bedacht sind. Gebetswunsch für Kf. Friedrich. [5] Luther widmet seine Psalmenauslegungen Kf. Friedrich, weil er von dessen Liebe zur Heiligen Schrift gehört hat. Davon wurde Luther bereits von Johann von Staupitz berichtet. Kf. Friedrichs Hochschätzung der Heiligen Schrift ist vorbildlich für Theologen. So entstand in Luther die Zuneigung zu Kf. Friedrich und die Abneigung gegen die scholastische Theologie. [6] Luther bittet Kf. Friedrich, diese Widmung anzunehmen. Luther liest bereits zum zweiten Mal in Wittenberg über den Psalter. Die Auslegungen der Kirchenväter helfen für das Verständnis oft nicht weiter, weil sie vom Wortsinn der Schrift weit entfernt sind. Es gibt keine vollständige Auslegung. Vor allem dient der Psalter dem Lob Gottes. A Ed.

Martin Luther: Operationes. F. Martini L. in Psalmos, Wittenberg 1519–1521 (VD16 L 5538), fol. [Titel]v–aiiiv (Druck, lateinisch). AWA 2, S. 3–15 (Volltext); WA 5, S. 19–23 (Volltext); W² 4, Sp. 206–215 (Volltext, Übersetzung).

859 Kf. Friedrich an Hz. Johann

Altenburg, 27. März 1519 (Sonntag Oculi)

[1] Kf. Friedrich erinnert Hz. Johann daran, dass die Mönche des Benediktinerklosters Bosau bei Zeitz bereits mehrfach ihr Recht auf wöchentlich zwei Fuder Brennholz für

Nr. 860

30. März 1519

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ihren Klosterhof Roda eingefordert haben, über das sie eine ksl. und fsl. Verschreibung besitzen [vgl. Nr. 544 und Nr. 560]. [2] Wie Johann es vorgeschlagen hatte, ließ Friedrich die veter des Klosters zu sich kommen, um mit ihnen zu verhandeln. Da es sich dabei um ein guttig werck handelt, hat er ihnen gestattet, sich mit ihrem eigenen Fuhrwerk jährlich 15 Fuder Holz aus dem Kammerforst Kf. Friedrichs und Hz. Johanns zu holen, womit sie sich zufriedengegeben haben. [3] Friedrich bittet Johann darum, ihm seine Meinung zu dieser Entscheidung mitzuteilen, damit den Mönchen ein endgültiger Bescheid gegeben werden kann. A B

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Kk 87, fol. 10rv (Ausfertigung). LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Kk 87, fol. 9rv (Konzept).

860 Altenburg, 30. März 1519 (Mittwoch nach Oculi) Kf. Friedrich an Hieronymus Schurff [1] Kf. Friedrich informiert Hieronymus Schurff über zwei Briefe, die der Amtmann von Belzig, Georg von Zschaderitz, vor wenigen Tagen an ihn geschickt hat. Aus den beiliegenden Briefen kann Schurff entnehmen, dass Bf. [Hieronymus] von Brandenburg, seine geistlichen Richter und seine Offiziale die Amtsverwandten des Amts Belzig mit ungerechtfertigten Beschwerungen überziehen. [2] Kf. Friedrich befiehlt Schurff, nach Belzig zu reisen und sich mit Zschaderitz zu treffen. Schurff soll sich bei dem Amtmann nach den Beschwerungen durch Bf. [Hieronymus], dessen Richter und Offiziale erkundigen und alles gemeinsam mit ihm aufzeichnen. Anschließend sollen sich beide zu Bf. [Hieronymus] begeben und diesem den beigelegten Kredenzbrief aushändigen. Nachdem die Grüße des Kf. übermittelt wurden, sind dem Bf. die aufgezeichneten Beschwerungen anzuzeigen. Der Bf. möge auf seine Richter und Offiziale einwirken, damit die Beschwerungen abgestellt werden. Erfolgt das nicht, ist Kf. Friedrich gezwungen, seinerseits für deren Unterlassung zu sorgen. [3] Wegen der Beschwerungen der gotshaußleutz zu Kuhlowitz hat Kf. Friedrich vor einem Jahr an Bf. [Hieronymus] geschrieben [Nr. 695] und angeboten, Schiedsrichter (arbitros juris) einzusetzen. Der Bf. wollte bis zum 24. Juni 1518 den Rat von Gelehrten einholen und dann seine Meinung mitteilen [vgl. Nr. 698]. Das ist bisher nicht geschehen. Die Leute von Kuhlowitz werden weiterhin von dem Offizial und den Richtern des Bf. bedrängt und mit Beschwerungen belegt. Schurff soll dafür sorgen, dass Bf. [Hieronymus] seine Meinung in dieser Sache mitteilt und bis dahin alle Beschwerungen der Leute von Kuhlowitz unterbindet. [4] Schurff soll dem Kf. schreiben, was Bf. [Hieronymus] geantwortet hat, und die zugeschickten Schreiben des Amtmanns von Belzig, Georg von Zschaderitz, zurückschicken. A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. B 1103, fol. 56r–58v (Konzept).

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30. März 1519

Nr. 861

861 [Bitterfeld], 30. März 1519 (Mittwoch nach dem Sonntag Oculi) Fabian von Bresen an Kf. Friedrich [1] Fabian von Bresen, Amtmann zu Bitterfeld, teilt Kf. Friedrich mit, dass er dessen Schreiben wegen des Pfarrers von Mockrehna, der nach Söllichau wechseln (permutirn) möchte, erhalten hat. [2] Er übersendet den vom Kf. angeforderten Bericht über die Pfarrei Söllichau und die kürzlich dorthin eingepfarrten Dörfer.¹ [3] Der derzeitige Pfarrer von Söllichau ist aufgrund seines Alters nicht mehr in der Lage, die Pfarrei hinreichend zu versorgen, und konnte in seiner Schwäche schon mehrfach die Messe nicht ordnungsgemäß abhalten. Daher wünschen die Leute von Söllichau eine Neubesetzung der Stelle mit einem frommen Geistlichen. A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Ll 747, fol. 1rv (Ausfertigung).

862 Altenburg, 5. April 1519 (Dienstag nach Letare) Kf. Friedrich an Dekan [Nikolaus von Brösigke], Senior und Kapitel des Domstifts zu Brandenburg [1] Kf. Friedrich erinnert Dekan, Senior und Kapitel des Domstifts zu Brandenburg an ihr Schreiben, betreffend die Klage derer von Oppen, Lehnsträger des Domstifts, über den Amtmann zu Belzig [Georg von Zschaderitz], der von den Leuten aus Fredersdorf den Bierzehnten fordert. Dem Schreiben lagen Abschriften bei, wie das Dorf in den Besitz des Domstifts gekommen ist. [2] Kf. Friedrich erfuhr, dass Fredersdorf zu seinem Kurfürstentum gehört und seiner Herrschaft im Amt Belzig untersteht. [3] Die geistlichen und weltlichen Stände im Kurfürstentum bewilligten die Zahlung des Zehnten für vier Jahre. [4] Deshalb hatte Kf. Friedrich keinen Widerstand erwartet und dem Amtmann zu Belzig befohlen, den Zehnten bei den Einwohnern des Dorfes Fredersdorf in gleicher Weise wie bei den anderen Untertanen seines Fürstentums einzuziehen. [5] Über weitere vom Domkapitel berichtete Übergriffe des Amtmanns will sich Kf. Friedrich informieren. A Ed.

DStA Brandenburg, Domkapitel, 1510/1446, fol. 79rv (Ausfertigung). Regesten Domstiftsarchiv Brandenburg 2, S. 137, Nr. 701 (Regest).

[1] Unnsern grus zuvor. Wirdigen unnd erbarn lieben besundern, als ir unns vorschiner zeit schrifftlichen zuerkennen geben, das euch dy von Oppen, euer kirchen belehenten, von wegen irer armen leuth zu Fresdorff angesucht, mit 861 ¹ Aus dem beiliegenden Bericht geht hervor, dass die Pfarrei Tornau mit den eingepfarrten Dörfern Durchwehna und Schwemsal sich wegen geringer Einkünfte keinen eigenen Pfarrer leisten kann. Deshalb hat Albrecht von Breitungen, damals Amtmann von Düben, mit Zustimmung (nachlaßung) des Bf. [Johann VI.] von Meißen die Dörfer der Pfarrei Söllichau zugeordnet. Die Abgaben der genannten Dörfer werden in dem Bericht einzeln aufgeführt (LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Ll 747, fol. 2rv, Reinschrift).

Nr. 863

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vermeldung, wie sie von unnserm itzigen ambtman zu Beltitz des bier zehenden halben, denselben von berurten iren und euer kirchen armen leuthen doselbs zu Fresdorff einzufordern unnd gleich unnsern underthanen zugeben, mercklich bedrangt unnd angefochten werden, haben wir sambt der zugeschickten copien, wy das bemelt dorff an euer kirchen komen, unnd euer angehafften bit weiters inhalts horen lesen. [2] Unnd derhalben, wy es mit solchem dorff gewannd in unnserm ambt Beltitz erkundung gehabt, darauf wir dan aus der underricht befunden, das dasselb dorff Fresdorff ane mittel in unnserm churfurstenthumb zu Sachssen unnd also in unnser furstlichen oberkait unnsers ambts Beltitz begriffen unnd gelegen ist, welchs auch durch nymantz mit gutem grund verneynt oder widersprochen werden mag. [3] Dieweil nu durch die stende desselbigen unnsers furstenthumbs, geistlich und weltlich, unns von irn leuthen den zehenden pfennyng vom getrencke vier jhar lang zugeben bewilligt, welche doch sunderlich dy gaistlichen zum teil ungezweivelt mit so hoher befreihung und mher dan dy von Freßdorff begabet und begnadet sein mugen, aber dergleichen widersetzigkait nicht gebrauchen, sunder wiewol sy solche hilff geben und entrichten, wirdet inen doch dardurch an irn zinßen, einkomen und befreyhung kein nachteil oder verletzung zugefugt. [4] Demnach hetten wir unns dieses unngehorsams unnd widersetzigkait bey unnsern underthanen, den von Oppen, welche auch dy gaistlich befreyhung diß falles nicht begreiffen mag, gar nicht versehen. Darumb haben wir unnserm ambtman zu Beltitz bevolhen, dy wege furzunemen, dadurch solcher zehennd vom getrenck bey den inwonern des dorffs Fresdorff, wy bey andern unnsern verwandten und underthanen in unserm furstenthumb begriffen, domit auch unnser furstlich oberkait erhalden bleyb, einzubringen. [5] Wo aber unnser ambtmann sunst ander euer kirchen leuthen wider billigkait zu beschwern understund, wy ir in euerm schreyben davon thut melden, horten wir nicht gerne unnd so wir des verstendigt wurden, welcher gestalt unnd wu das von ime beschee, wolten wir dy einsehung furwenden, domit er von unbillichem furnemen abgeweist. Das haben wir euch auff solch euer schreiben nit verhalden wollen.

863 Altenburg, 6. April 1519 (die sexta Aprilis) Kf. [Friedrich] an Papst [Leo X.] → 847 [1] Kf. [Friedrich] teilt Papst [Leo X.] mit, dass er dessen Schreiben [Nr. 847] erhalten hat, in welchem der Papst den Tod Ks. Maximilians I. anzeigte. Der Kf. empfindet Trauer und will zugunsten Maximilians gute Werke tun. [2] Kf. [Friedrich] bedankt sich für die Ratschläge des Papstes zur anstehenden Wahl eines neuen Kg. und künftigen Ks. [3] Aufgrund ihrer hohen Bedeutung muss die Wahl unter Anrufung Gottes durch die Kfen. sorgfältig getroffen werden. Kf. [Friedrich] will die Ratschläge Papst [Leos]

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14. April 1519

Nr. 864

bedenken und hofft, mit Gottes Hilfe in der freien Wahl eine Entscheidung zu treffen, die zur Ehre Gottes und zum Wohl der Christenheit dient. A B C Ed.

SächsHStA Dresden, 10024 Geheimer Rat (Geheimes Archiv), Loc. 10670/02, fol. 186r–187v (Konzept, lateinisch, von Georg Spalatin). SächsHStA Dresden, 10024 Geheimer Rat (Geheimes Archiv), Loc. 10670/02, fol. 199r–200v (Konzept, deutsch). SächsHStA Dresden, 10024 Geheimer Rat (Geheimes Archiv), Loc. 10670/06, fol. 60r–61r (Abschrift, deutsch). RTA.JR 1, S. 525, Nr. 201 (Regest mit Teiledition, nach Überlieferung A).

864 Antwerpen, 14. April 1519 (18. calendas Maias) Erasmus von Rotterdam an Kf. Friedrich [1] Erasmus von Rotterdam teilt Kf. Friedrich mit, dass er ihm als Förderer der Wissenschaften seine Ausgabe antiker Kaiserbiographien¹ gewidmet hat. [2] Die kürzlich erschienenen Schriften Martin Luthers und die Angriffe Kard. [Thomas] Cajetans haben den Feinden der Wissenschaft Gelegenheit gegeben, Luther als Ketzer und Antichrist zu verunglimpfen. Dabei werden Luther auch seine Kenntnis der drei Sprachen [Latein, Griechisch und Hebräisch], seine Beredsamkeit und sein Interesse an den schönen Wissenschaften vorgeworfen. [3] Da er Luther nicht persönlich kennt, kann Erasmus nicht in den Verdacht geraten, diesen als Freund zu begünstigen. Luthers Schriften kann Erasmus nicht beurteilen, weil er sie nur teilweise kennt. Aber diejenigen, die Luther kennen, schätzen ihn, deshalb verurteilt Erasmus die, welche ihn verunglimpfen, ohne etwas von Luther zu kennen. [4] Obwohl Luther sich mit seinen Thesen einem öffentlichen Urteil unterworfen hat, haben seine Gegner ihn weder belehrt noch widerlegt, sondern bezeichnen ihn grundlos als Ketzer. Doch nicht jeder Irrtum ist Ketzerei und nicht alles ist ketzerisch, das jemandem nicht gefällt. Erasmus beklagt, dass einigen theologischen Lehrern vorbehaltlos gefolgt wird, während andere verurteilt werden, wodurch ein freier und gerechter Meinungsaustausch verhindert wird. [5] Wer ein Christi würdiges Leben führt, sollte nicht vorschnell als Ketzer bezeichnet werden. Statt zu belehren, richten Luthers Gegner Zerstörung an und stellen neue Gesetze auf, die es ihnen ermöglichen, jeden als Ketzer zu verurteilen, der ihnen nicht passt. [6] Dies alles schreibt Erasmus deshalb so freimütig, weil ihn die Luthersache nicht persönlich angeht. Da der Kf. die Aufgabe hat, die christliche Religion zu schützen, darf er nicht zulassen, dass unter seiner Herrschaft ein Unschuldiger der Gottlosigkeit preisgegeben wird. Dies will auch Papst Leo X. nicht. Wie man in Rom über Luther denkt, weiß Erasmus nicht, aber in seinem Umfeld werden Luthers Bücher von den Besten fleißig gelesen.² → 884

864 ¹ Ex Recognitione Des. Erasmi Roterodami [. . .], Basel 1518 (VD16 E 3645). ² Der Brief gelangte bald nach seiner Ankunft auch Luther zur Kenntnis, der in einem Schreiben an Spalatin am 22. Mai 1519 u. a. mitteilte, dass ihm die Aussagen des Erasmus gefallen hätten, obwohl er sich für unwürdig hielt, von einem so großen Mann gelobt zu werden (WA.Br 1, S. 404f., Nr. 179, lateinisch, übersetzt in: W² 21.1, Sp. 170f., Nr. 181).

Nr. 865

A Ed.

[zwischen 24. April und 3. Dezember 1519]

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LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. N 156, fol. 3r–5v (Ausfertigung, lateinisch). Martin Luther Dokumente, S. 79, 337f., Nr. 45 (Teiledition); Allen 3, S. 527–532, Nr. 939 (Volltext); Erasmus Briefe Verdeutscht, S. 230–234, Nr. 141 (Volltext, Übersetzung); W² 18, Sp. 1588–1595, Nr. 64 (Volltext, Übersetzung).

865 [zwischen 24. April und 3. Dezember 1519] [Kf. Friedrich] an Hans von der Planitz und Christoph Groß [1] Instruktion [Kf. Friedrichs] für seine Räte Hans von der Planitz und Christoph Groß, die den Reformatoren¹ der Juristenfakultät der Universität Wittenberg die folgenden Punkte vortragen sollen: [2] Die Räte sollen auf den Aufwand verweisen, mit dem der [Kf.] die Universität und besonders die Juristenfakultät errichtet hat und unterhält, sowie den Ruhm der Universität hervorheben. [3] Der [Kf.] erfuhr von Versäumnissen in der Lehre. Die Reformatoren sollen diejenigen Lehrer, die unfleißig lesen, namentlich anzeigen. [4] Standort für den Neubau des Kollegs [der Juristen]. [5] Übersendung von Abschriften der Universitätsprivilegien. [6] Bestellung der Lektion von Henning [Göde]. [7] Statuten des Kapitels [des Allerheiligenstifts zu Wittenberg]. [8] Anfertigung eines Breviers durch Urban [Rauch] [vgl. Nr. 826]. [9] Privilegien der Universität hinsichtlich des Zehnten und Bierbrauens. [10] Die [kfl.] Räte sollen die von den Reformatoren angezeigten säumigen Lehrer der Universität vor sich laden und ermahnen. A LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. O 318, fol. 18r–22v, ediert wird fol. 20rv (Konzept). Ed. Urkundenbuch Universität Wittenberg, S. 91–93, Nr. 74 (Regest mit Teiledition). Bem. Die Datierung des Schreibens ergibt sich aus der Erwähnung, dass wegen des Neubaus des Kollegs in der Osterwoche [nach 24. April 1519] eine Besichtigung vorgenommen wurde. Das nächste Schreiben, in dem die Universität sich auf den hier vorgeschlagenen Standort für das neue Kolleg bezieht, datiert vom 3. Dezember 1519 (vgl. Urkundenbuch Universität Wittenberg, S. 93, Nr. 75).

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[7] Capitl statuta: Dem capitl sol angezaigt werden, sie heten uns jungst anzaigen lassen, das sie dy statuta aufgericht und dy personen der kirchen dieselben coram notario zuhalten gewilligt und das auch ob denselben vleissig gehalten wurd etc., des trugen wir guts gefalln. Und ob sie uns wol hivor copien derselben zugestelt, solln sie uns doch noch aine durch ainen notarium auscultirt und underschriben furderlich zuschiken, dan wir wolten aine bei der hand haben und dy ander beilegen. [8] Her Urban: Mit hern Urban sol gered werden, wo er den breviarum nit gemacht, das er es nachmals furderlich thu, damit der in der kirchen angehangen werd. Und wen derselbig fertig, sol er uns solchs vermelden. 865 ¹ Die Reformatoren bildeten an der Universität Wittenberg seit 1508 ein vom Kf. bestelltes universitäres Gremium, das u. a. Ordnungs- und Aufsichtsbefugnisse hatte sowie für die Reform der Universitätsstatuten zuständig war. Es gab vier Reformatoren, neben dem Rektor gehörten drei weitere Professoren der Universität dem Gremium an.

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[vor 27. April 1519]

866 [Kf. Friedrich] und [Hz. Johann] an ihre Räte

Nr. 866

[vor 27. April 1519]

[0] Instruktion [Kf. Friedrichs] und [Hz. Johanns] für ihre Räte, die ab dem 27. April in Zeitz mit den Räten Hz. Georgs von Sachsen über die folgenden Punkte verhandeln sollen:¹ [1] Bitte des Hauptmanns zu Annaberg [Albrecht von Schreibersdorf], fremdes Silber ankaufen und vermünzen zu dürfen. [2] Bitte des Heinrich von Maltitz um Befreiung wegen eines Bergwerks. [3] Erneuerung der Schutzherrschaft über Mühlhausen. [4] Musterung der Adligen und deren Rüstung. [5] Antwort an die dänischen Gesandten auf die Bitte des Kg. [Christian II.] von Dänemark um Unterstützung mit Soldaten. [6] Auseinandersetzung um die Herrschaft Dohna. [7] Verhandlungen mit den Herren von Schönburg über Gebietsansprüche und Beteiligung am Bergwerk. [8] Verhandlungen mit den Leuten aus Weida und den Herren von Schönburg. [9] In dem Streit um die Vogteirechte über Quedlinburg sollen entsprechend dem Protokoll des Treffens in Merseburg² Bf. [Adolf] von Merseburg und Mgf. Kasimir von Brandenburg-Ansbach für die Verhandlungen eingesetzt werden. Die Rechte Kf. Friedrichs an der Vogtei sollen davon unberührt bleiben.³ [10] Das Gesuch Mgf. Kasimirs von Brandenburg-Ansbach um Unterstützung mit 50 Pferden soll abgelehnt werden. [11] Münzangelegenheiten. [12] Reaktion auf die Bitte Lgf. Philipps von Hessen um Unterstützung mit Reitern und Fußtruppen in der Fehde mit Franz von Sickingen. [13] Vergehen des Sebastian von Selmenitz. [14] Gehölz und Neuland im Amt Allstedt. [15] Appellation eines Bürgers zu Naumburg. 866 ¹ Die Räte trafen am 27. April 1519 in Zeitz ein, am 28. April fanden die Verhandlungen statt. Von Seiten Kf. Friedrichs und Hz. Johanns nahmen Wolf von Weißenbach und Hans von Dolzig teil, Hz. Georg von Sachsen wurde vertreten durch Hans von Werthern und Cäsar Pflugk zu Eythra. In dem Protokoll über die Verhandlungen wurden die Punkte 6 und 9 der Instruktion (Herrschaft Dohna und Vogtei über Quedlinburg) in einem Artikel zusammengefasst. Probleme bereitete die Formulierung, dass die wettinischen Fürsten in diesen Angelegenheiten als fur ainen man stehen sollten (vgl. das Räteprotokoll LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. A 221, fol. 68r–76v, Reinschrift, zu Dohna und Quedlinburg fol. 74rv). Zur albertinischen Seite der Verhandlungen vgl. SächsHStA Dresden, 10024 Geheimer Rat (Geheimes Archiv), Loc. 04489/05, bes. fol. 14r–19v (Instruktion Hz. Georgs für seine Räte, Reinschrift) sowie das Protokoll der albertinischen Räte und verschiedene Aufzeichnungen über die Verhandlungen ebd., bes. fol. 27r, Reinschrift, und fol. 35r, Abschrift (zu Quedlinburg). ² Bei einem Treffen der Räte [Kf. Friedrichs] und Hz. Georgs von Sachsen am 8. Februar 1519 in Altenburg, bei dem auch beide Fürsten persönlich anwesend waren, war das Rätetreffen in Merseburg für den 20. März 1519 vereinbart worden (vgl. LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. A 220, fol. 101r–102v, Reinschrift). An diesem Tag trafen die Räte in Merseburg ein, die Verhandlungen fanden am 21. März statt, am 22. März berichtete Cäsar Pflugk an Hz. Georg über das Treffen (SächsHStA Dresden, 10024 Geheimer Rat [Geheimes Archiv], Loc. 04489/05, fol. 29r–31v, Konzept). Neben den ernestinischen und albertinischen Räten nahmen, der Altenburger Vereinbarung entsprechend, auch Räte Ebf. [Albrechts] von Magdeburg teil. ³ Vgl. zu den Hintergründen des Streits um die Vogtei über Quedlinburg verschiedene Schreiben in BAKFJ 1, v. a. Nr. 558.

Nr. 867

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[zwischen 28. April und 5. Juli 1519]

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LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. A 221, fol. 77r–87v, ediert wird fol. 82v–83r (Reinschrift).

[9] Quedlenburgisch sach: Wissen mein gnedigist unnd gnedig herrn nit anzufechten, das der hanndel auff den bischoff von Merseburgk unnd marggraf Casemirus, wie jungst zu Merseburgk in vertzeichnus bracht, solt gestellt werden. Es sind auch ir curf. und f. g. wol geneigt, sich in dem von irem vedtern nit zusetzen, doch ob hertzog Friderich als curfursten zu Sachssen an der vogtey zu Quedlenburg auß billigkeit oder recht etwas zusteen solt, wolten ir curf. und f. g. mit solchem nichts begeben haben, were auch irer gnaden notturfft, das ir gnaden des von meinem gnedigen herrn hertzog Jorgen einen scheyn und bekenntnus hetten, damit iren curf. und f. g. in kunfftigen zeitten auß dieser freuntlichen zusetzung an irer gerechtigkeit, sovil in der zustendig, nit schaden oder nachteyl erwuchsse.

867 [zwischen 28. April und 5. Juli 1519] Räte Kf. Friedrichs und [Hz. Johanns]: Bedenken [1] Die folgenden Artikel wurden unter dem Vorbehalt der Zustimmung durch Kf. Friedrich und [Hz. Johann] durch die ernestinischen Räte verfasst und sollen in Altenburg verhandelt werden. [2] In der quedlinburgischen Angelegenheit fällt es Kf. Friedrich und [Hz. Johann] schwer, einen Rat zu geben. Sie wollen jedoch nicht, dass die Vogtei über Quedlinburg dem Haus Sachsen wieder entzogen wird, und sind daher bereit, zur Unterstützung Hz. Georgs von Sachsen ihre Räte zu entsenden, die gemeinsam mit den albertinischen Räten über Maßnahmen zur Klärung der Angelegenheit beraten sollen. Auf seine rechtmäßigen Ansprüche an der Vogtei verzichtet Kf. Friedrich dadurch jedoch nicht. [3] Vereinbarung eines Treffens mit den Räten Hz. Georgs am 5. Juli in Naumburg in Münzangelegenheiten. [4] Vorbereitung des gerichtlichen Vorgehens wegen der Lehen der Gfen. und Herren im Kurfürstentum. [5] Bergwerk in Schleiz. [6] Belehnung Schneebergs. [7] Ludwig von Boyneburg und die hessischen Regenten. A LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. A 222, fol. 44r–45v, ediert wird fol. 44rv (Reinschrift). Bem. Zur Datierung vgl. Nr. 866 Anm. 1.

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[2] Quedlburgisch sach: Der quedlburgischen sachen halben ist bedacht, dieweil hertzog Jorgen zugeschrieben, das seiner gnaden rethen im hofgericht unnser gtn. und g. hern gemute sal angezceigt werden, das ynen zu sagen sein solt, mein gnediger her hertzog Jorg het hivor gehort, das unsern gtn. und g. hern fast beswerlich were, dieweil yr chflich. und f. g. der quedlburgischen sachen halben, wie es damit gelegen unnd was yrer chflich. und f. g. vater und vetter loblicher gedechtnus verursacht het, derhalben mit dem stift Halberstadt in zcwitracht zubegeben, etwas darinnen zuraten. Dieweil aber yrer chflich. und f. gnaden

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29. April 1519

Nr. 868

gemute und meynung nit were, das dy vogtey zu Quedlburg, nachdem dieselbig mit swerer muhe und uncost zcum hauß zu Sachssen bracht, das die oder etwas annders widerumb davon entzogen werden solte, so wollen yr chflich. und f. gnaden unserm g. hern hertzog Georgen zu freuntlicher erzcaigung etliche rethe neben seiner gnaden rethen verordnen, dy den hanndel nach notturft solten besichtigen unnd bewegen, was darin gut zethun sein solt. Darinnen wollen yr chflich. und f. gnaden sein gnad mit beystandt, radt und hilff in dem, des sein g. fug und recht hat, nit verlassen. Aber nachdem unnser g. her hertzog Jorg wissens truge, das unnser gtr. her hertzog Friderich, churfurst etc., der vogtey halben zu Quedlburg in anforderung gestanden unnd noch steht, so wollen sein chflich. g. derselbigen anforderung durch diß erbieten und antwurt nit begeben haben.

868 [Altenburg], 29. April 1519 (Freitag in der heiligen Osterwoche) Dekan [Konrad Gerhart], Senior [Johann von Haubitz] und Kapitel des Georgenstifts zu Altenburg an Kf. Friedrich und Hz. Johann [1] Dekan [Konrad Gerhart], Senior [Johann von Haubitz] und Kapitel des Georgenstifts zu Altenburg erinnern Kf. Friedrich und Hz. Johann daran, dass sie das Nominationsrecht für die in ihrer Kirche neu gestiftete Vikarie für Stundengebete und Lobgesänge zur Erinnerung an das Leiden Christi und das Mitleiden der Jungfrau Maria innehaben, und nominieren den aus dem Bistum Naumburg stammenden Priester Blasius Lange. [2] Die Stiftsherren bitten die Fürsten, Lange die Vikarie zu übertragen und ihn den Prälaten des Georgenstifts zu präsentieren. A

LATh – StA Altenburg, Landesregierung, 4251, fol. 80rv (Ausfertigung).

869 Wurzen, 30. April 1519 (Sonnabend nach Marci) Dekan, Senior und Kapitel des Marienstifts zu Wurzen an Kf. Friedrich [1] Dekan, Senior und Kapitel des Marienstifts zu Wurzen erinnern Kf. Friedrich daran, dass sie ihm neulich durch einen Gesandten von einem großen Schaden an ihrer Kirche berichten ließen. Auf ihre Bitte um Hilfe hin hatte Kf. Friedrich sie aufgefordert, sich nach der heyligen zceyt (Ostern) wieder an ihn zu wenden. [2] Da sie nicht in der Lage sind, den entstandenen Schaden zu beheben und das Gewölbe durch ein notdürftiges Dach zu sichern, erneuern sie ihre Bitte um Unterstützung mit gnediger hulff und steuer. [3] Gott und Maria als Patronin des Stifts werden den Kf. für seine Hilfe belohnen, während die Stiftsherren für seine Gesundheit und sein Glück beten. Zudem wollen sie Friedrich nach seinem Tod in die Anniversarien für seine Vorfahren, die zu feiern sie verpflichtet sind, aufnehmen. A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Kk 1505a, fol. 1rv (Ausfertigung).

Nr. 870

1.–7. Mai 1519

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Schneeberg und Buchholz im Erzgebirge, 1.–7. Mai 1519 (Sonntag Quasimodogeniti bis Sonnabend nach Quasimodogeniti) Wolf von Weißenbach, Hans von Dolzig, Albrecht von Schreibersdorf und Wolf von Schönberg: Protokoll 870

[1] Die Räte Kf. Friedrichs und Hz. Johanns, Wolf von Weißenbach und Hans von Dolzig, einerseits und die Räte Hz. Georgs von Sachsen, Albrecht von Schreibersdorf und Wolf von Schönberg, andererseits besprachen in Schneeberg folgende Punkte: [2] Zehntrechnung von Freiberg. [3] Zehntrechnung, Silberkauf, Freiheiten und Anstellung eines Bergmeisters in Bezug auf Geyer. [4] Zehntrechnung vom Schneeberg, Hüttenkost und Silberverkauf. [5] Zehntrechnung von Altenberg. [6] Regelungen, die die Zehntner und Bergmeister betreffen. [7] Wochengeldrechnung, Schuldangelegenheiten. [8] Regelungen in Bezug auf Hüttenkost, Pflichten des Bergmeisters, Neuanstellung von Geschworenen, Hüttenreiter und andere Angelegenheiten, wie die Erstellung einer Feuerordnung [für Schneeberg]. Speziell soll bei den Maßnahmen gegen das Legen von Feuer und den unvorsichtigen Umgang mit Feuer auf die Jakobsbrüder, andere Pilger und Bettler achtgegeben werden. [9] Der Richter und die Schöppen vom Schneeberg trugen vor, dass zwei Brücken [über die Mulde], gelegen an der Silberstraße [Richtung Zwickau] sowie an der Eisenfurt Richtung Lößnitz, baufällig sind und dass geplant wird, diese durch steinerne Brücken zu ersetzen. Dafür erbaten Richter und Schöppen Steuer und Wochengeld von den Zechen. Die fsl. Räte antworteten ihnen, dass gerade begonnen wurde, einen schweren unnd dapffern bau an der kirchen [Pfarrkirche St. Wolfgang in Schneeberg] zu verwirklichen, der bis zur Vollendung viel kosten wird. Zudem sei der Ertrag aus den Bergwerken zu gering, um neben anderen Ausgaben den Bau steinerner Brücken zu finanzieren. Daher schlugen die Räte den Schneebergern vor, dass der Werkmeister, der vorstendig berumbt und wegen des Kirchenbaus gerade greifbar ist, zusammen mit den Räten die Brücken besichtigt und sie berät, wie und mit welchen Kosten die steinernen Brücken zu errichten sind. Der Ratschlag soll an [Kf. Friedrich, Hz. Johann und Hz. Georg von Sachsen] geschickt werden, die ihre Räte mit weiteren Gesprächen in der Sache beauftragen werden. [10] Der Richter und die Schöppen vom Schneeberg berichteten, dass ein nach Schneeberg gekommener Bakkalar etliche Knaben an sich gezogen hat, um diese zu unterrichten. Da dies der allgemeinen Schule, dem Schulmeister und dessen Lehrern sowie dem Gottesdienst schadet, baten sie die Räte, dies zu unterbinden. Die Räte untersuchten die Angelegenheit und befragten den Münzmeister, der den Bakkalar ursprünglich für seine Söhne einstellte und für den Unterricht ein Haus mietete. Die Räte entschieden, dass dem Bakkalar erlaubt wird, höchstens sechs Knaben einschließlich der Söhne des Münzmeisters zu unterrichten. [11] Der Richter und die Schöppen vom Schneeberg trugen den Fall des Nikel Heideler vor, der wegen Gotteslästerung und anderer Vergehen verhaftet wurde, und baten um Rat. [12] Behandlung weiterer Gerichts-, Streit- und Schuldfälle sowie verschiedener Münzund Bergwerksangelegenheiten. Die Straf- und Bußgelder in den Fällen der Schichtmeister Calix Fischer und Michael Wintzberger sollen laut Beschluss der fsl. Räte zum Kirchenbau gegeben werden. [13] Nach ihrem Wechsel von Schneeberg nach Buchholz besprachen Wolf von Weißenbach, Hans von Dolzig, Albrecht von Schreibersdorf und Wolf von Schönberg folgende Punkte: [14] Zehntrechnung von Annaberg und Münzangelegenheiten. [15] Im Fall des den Gewerken in Annaberg entwendeten Silbers wird nach Überlegungen

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1.–7. Mai 1519

Nr. 870

der Räte, die Hälfte des Silbers der Kirche [St. Anna] in Annaberg und die andere Hälfte der Kirche [St. Katharinen] in Buchholz zukommen zu lassen, letztlich die Entscheidung getroffen, nur der Kirche in Buchholz die Hälfte zu geben. Die andere Hälfte soll hinterlegt und denen von Annaberg erst nach einem finanziellen Ausgleich für den Rückkauf des Silbers und für die Gerichtskosten ausgehändigt werden. [16] Befolgung der Bergwerksordnung und Zehntrechnung von Buchholz. [17] Verhandlung von Fällen, die der Richter und die Schöppen von Buchholz den Räten vorbrachten. LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. T 86, fol. 27r–61v, ediert wird fol. 38v–39r, 56v–57r (Reinschrift, Kanzleivermerk: „Bergkhandelungk, uffn Schnebergk unnd im Buchholtz, Quasimodogeniti, anno 1519“). B LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. T 86, fol. 4r–26v (Konzept, Vorlage für Überlieferung A). C SächsHStA Dresden, 10024 Geheimer Rat (Geheimes Archiv), Loc. 04489/04, fol. 192r–211r (Reinschrift, im Vergleich mit Überlieferung A fehlen einige Punkte, insbesondere bei den Verhandlungen in Buchholz, zudem stimmen in Überlieferung C die Punkte in Bezug auf die Schneeberger Verhandlungen weitgehend mit Überlieferung B vor der Erweiterung des Konzeptes überein). Bem. Die Räte trafen im Laufe des 1. Mai (Sonntag Quasimodogeniti) 1519 und am 2. Mai [laut Überlieferung C] in Schneeberg ein. Die Verhandlungen in Schneeberg fanden vom Montag, 2. Mai, bis Mittwoch, 4. Mai, statt. Am Freitag nach Quasimodogeniti, 6. Mai, wechselten die Räte nach Buchholz, wo sie am Abend eintrafen und am folgenden Sonnabend, 7. Mai, die ihnen vorgetragenen Anliegen verhandelten. Das Protokoll ist undatiert. A

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[11] Item, nachdem einer, Nickel Heideler gnant, in osterfeyern negst vergangen got gelestert unnd sunst gefrevelt haben soll unnd darumb auch in bedacht voriger furstlicher ausgangen mandaten¹ derhalben zugefengknus bracht unnd doch nicht umb erledigung bitten thet, sunder ein leichtfertiger trutziger gesell, von deswegen sein freund auch nichts darbey thun wolten, haben richter unnd schepffen gebethen, sy zuverstendigen, wes sie sich darinnen zehalden. Darauf inen vermeld, dieweil es alßo wy angezeigt gelegen, solten sie daran sein, domit solcher gefangen verwardt enthalten. Wurdt er sich dan umb burgen bewerben lassen oder sich dieselben sunst finden wurden, alsdan ine auff gnugsam verburgung auskomen lassen der gestalt, das er zuvorderst gegen allerseitz unnser gst. unnd gn. hern derselben underthanen unnd verwandten, auch denen vom Schneberg, darzu dy seiner gefengknus ursach gewesen wheren, nichts tetlichs furnemen, sundern an gleich und recht benugig sein wolle. Wo er aber zu solchem nicht burgen erlangen oder ausbrengen mocht, so sollen sie yne aus dem gefengknus uf seinen elenden ayde komen lassen, doch das er bey demselben schwer und glob, dem wy gemelt zugeleben und solchs zuhalten. [15] Item, nachdem verschiner weyl ain silber brenner, Clemen gnant, im Buchholtz umb des willen, das er etliche silber entpfremdet, mit dem strang gericht, vermeinen dy von sannd Annabergk, das inen solch silber zugestelt werden solltt. In dem ist abschid geben, dieweil das silber uff sannd Annabergk abgetzogen unnd die 870 ¹ Vgl. die landesherrlichen Ordnungen gegen unnützes Schwören und Gotteslästerung sowie Zutrinken aus dem Jahr 1513 (BAKFJ 1, Nr. 33, mit Anm. 1).

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gewercken, den es unvertrauet, nit sunderlich gefordert, auch solch silber uber wald in Behemen² under den juden verkaufft unnd des orths der gebrauch, das dy juden gefreiet, da sie nichts durffen widergeben, unnd her Steffan Slick³ auß underthenigkait als unnser gst. unnd g. hern diner sich erkant unnd irn f. gn. zu ehren nachgelassen, das das silber zu handen bracht, auch das dem berkvoyt bevolhen, dy von sannd Annabergk bey sich zufordern, dy peinliche forderung neben ime von wegen meins gn. hern hertzog Jorgen⁴ etc. zuthun unnd das recht zu gleich zuvervolgen. Derhalbn der berckvoyt inen einen rechtlichen tag angesetzt. Dieweil sie aber nichts darbey haben thun wollen, hat er, der berckvoyt, es darfur gehalden, solche silber solle unnsern gst. unnd gn. hern, denen dy gericht zugestenndig, zugehoren. Darumb durch dy rethe bewogen, das diselben silber zu gleich geteilt, der kirchen uff sannd Annabergk halb unnd dy ander helfft der kirchen im Buchholtz zugestelt werden solt etc. So aber itzunt richter unnd schopffen im Buchholtz anregung gethan, ist dem berckvoyt bevelh gescheen, solchs uffs gleichst zuteiln unnd dy aine helfft der kirchen im Buchholtz zuvolgen lassen unnd dy ander helfft hinderlegen, so lanng es dy von sannd Annabergk fordern, inen alsdan solche helfft zukomen zelassen, doch das sy zuvor erlegen das geld, so dem juden wider fur das silber geben unnd was uff dy gerichte gegangen ist. 871 [Naumburg], 2. Mai 1519 (Montag nach Quasimodogeniti) Dekan [Günther von Bünau zu Schkölen], Senior und Kapitel des Domstifts zu Naumburg an Hz. Johann [1] Dekan [Günther von Bünau], Senior und Kapitel des Domstifts zu Naumburg übersenden Hz. Johann einen Brief des Vorstehers der Naumburger Dompropstei [Bernhard Hanfstengel].¹ [2] Wegen der drei Dörfer Utenbach, Cauerwitz und Seiselitz wurde vor einiger Zeit mit den hzl. Räten Friedrich von Thun, Wolf von Weißenbach und Johann 870 ² Böhmen. ³ Wohl Gf. Stefan Schlick zu Bassano, böhmischer Adliger, Bergwerkseigentümer und Bergbauförderer. ⁴ Hz. Georg von Sachsen. 871 ¹ Bernhard Hanfstengel, Vorsteher der Dompropstei zu Naumburg, berichtete am 1. Mai 1519 an Dekan [Günther von Bünau], Senior und Kapitel des Domstifts zu Naumburg, dass sich der Schosser [Bernhard Walde] zu Eisenberg kürzlich angemaßt habe, in den drei der Dompropstei und dem Stift zugehörigen Dörfern Utenbach, Cauerwitz und Seiselitz einen Schultheißen einzusetzen, wodurch diese zum Amt Eisenberg geschlagen werden. Darüber hinaus hat [Walde] den Richter und den Gerichtsschreiber sowie die Schöffen und Gerichtsknechte gefangen genommen und sich das Gerichtsbuch für die dem Stift zugehörigen Dörfer im Amt Weißenfels angeeignet. Deshalb bat Hanfstengel die Stiftsherren darum, [Walde] Einhalt zu gebieten, weil sonst ein großer Schaden für das Kapitel entsteht (LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Kk 959, Bl. 2rv, Ausfertigung).

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3. Mai 1519

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Reinbott in Weida und Weimar verhandelt. Dabei haben die Gesandten des Domstifts dargelegt, dass die Dörfer mit allen Gerechtigkeiten, einschließlich der Ober- und Niedergerichtsbarkeit, von einem früheren Bf. von Naumburg an die Dompröpste übertragen wurden. [3] Da die beteiligten Räte sich daran sicher noch erinnern, werden sie erkennen, dass sich der Schosser [Bernhard Walde] zu Eisenberg mit seinem Vorgehen, das ohne hzl. Befehl erfolgte, einen schweren Eingriff gegen ihre Kirche angemaßt hat. [4] Die Stiftsherren bitten Hz. Johann deshalb, dass er dem Schosser befiehlt, die ohne ordentlichen Grund aus den Dörfern Verhafteten freizulassen, das Gerichtsbuch an die Dompropstei zurückzugeben und sich weiterer Übergriffe zu enthalten. [5] Wenn es der Hz. für notwendig hält, können sie weiteren Bericht in dieser Sache erstatten. A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Kk 959, fol. 1rv (Ausfertigung).

872 Koblenz, 3. Mai 1519 (in die Sancte Crucis) Karl von Miltitz an Kf. Friedrich [1] Karl von Miltitz berichtet Kf. Friedrich, dass er heute in Koblenz mit dem Legaten [Thomas Cajetan] zusammengetroffen ist, der sich nach Kf. Friedrich erkundigte und über Martin Luther sprach. [2] Obwohl Kard. [Ercole] Rangoni an Miltitz schrieb, dass Kard. [Cajetan] drei Briefe von Miltitz in der Sache Luthers an Papst [Leo X.] übergab, der sie an die Kardinäle [Lorenzo Pucci] und [Pietro Accolti] weiterleitete, um ein von Miltitz gewünschtes Breve auszustellen, haben weder der Legat noch Miltitz entsprechende Antwort erhalten. [3] [Cajetan] stimmte dem Plan zu, Ebf. [Richard] von Trier zum Richter neben ihm in der Luthersache zu bestimmen. Dies soll Miltitz dem Kf. mitteilen. Außerdem will sich [Cajetan] nach dem Urteil des Ebf. von Trier richten. Miltitz meint, dass dem Legaten die Angelegenheit nicht mehr so wichtig ist. [4] [Cajetan] trug Miltitz auf, an Luther zu schreiben und diesem mitzuteilen, dass er gegenüber [Cajetan] keinen Widerruf leisten muss. Luther wünschte, dass der Ebf. von Trier zu seinem Richter bestellt wird.¹ [5] Wäre der Ebf. von Trier in Koblenz gewesen, so hätte Miltitz mit ihm gleich alle Fragen klären können.² Er soll aber erst in vier Tagen in Koblenz eintreffen. Kf. Friedrich soll mitteilen, was mit dem Ebf. zu besprechen ist. Miltitz sagt zu, dass Luther nichts geschieht. [6] [Cajetan] hat Miltitz über sein Schreiben [Nr. 874] an Kf. Friedrich unterrichtet. [7] Wenn Kf. Friedrich Einwände gegen diese Vorschläge hat, muss die Antwort aus Rom abgewartet werden, die bald eintreffen soll. Miltitz will Kf. Friedrich eine Abschrift des Briefes aus Rom schicken. [8] Zettel: Miltitz rät Kf. Friedrich, an den Ebf. von Trier zu schreiben, dass dieser alleiniger Richter in der Luthersache ist, wobei Kard. [Cajetan] den Beschlüssen des Ebf. zustimmen muss. Wenn Luther von Kard. 872 ¹ Am 3. Mai 1519 schrieb Miltitz auch an Martin Luther (WA.Br 1, S. 374f., Nr. 169) und Georg Spalatin (WA.Br 1, S. 376f., Nr. 169 Beilage). Am 17. Mai 1519 antwortete Luther dem Nuntius Karl von Miltitz und teilte ihm mit, dass er nicht nach Koblenz kommt (WA.Br 1, S. 401–403, Nr. 178). ² Bereits am 6. Februar 1519 und nochmals am 2. April 1519 schrieb Ebf. Richard von Trier an Miltitz, weil sich dieser im Fall Martin Luthers an ihn gewandt hatte (W² 15, Sp. 722f. und Sp. 723f.).

Nr. 873

5. Mai 1519

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[Cajetan] gerichtet wird, könnte sich der Kard. aufgrund seines Temperaments in den Worten vergreifen. Wenn Kf. Friedrich dem Rat des Miltitz folgt, kann der Fall friedlich beigelegt werden. Ed.

WA.Br 1, S. 377–379 (Volltext); Heckel: Manipulus, S. 39–44 (Volltext).

873 Altenburg, 5. Mai 1519 (Donnerstag nach Quasimodogeniti) Kf. Friedrich an Hz. Johann [1] Kf. Friedrich wendet sich an Hz. Johann wegen der Verhandlungen der ernestinischen Räte mit den Räten Hz. Georgs von Sachsen in Zeitz [vgl. Nr. 866]. [2] Friedrich zweifelt nicht, dass Johann inzwischen von Friedrich von Thun einen Bericht über das Treffen erhalten hat und darüber informiert ist, dass es bei zwei Punkten Probleme gab, und zwar hinsichtlich der Vogtei über Quedlinburg und der Ansprüche derer von Dohna auf die Herrschaft Dohna. Cäsar Pflugk übergab zwar ein von ihm verfasstes Verzeichnis, wie künftig die Verfahrensweise in solchen und ähnlichen Fällen sein soll, Friedrich ist jedoch der Meinung, dass Hz. Johann und er dieses nicht annehmen sollten. [3] Nach einer Unterredung mit Hz. Georg auf der Reise von Zeitz nach Altenburg hat Kf. Friedrich ein Bedenken in der Angelegenheit verfasst und sendet es Johann zu mit der Bitte, es sich anzusehen und Georg in ihrer beider Namen eine Antwort zu geben. [4] Wenn Hz. Johann mit dem Bedenken einverstanden ist und auch Hz. Georg es annimmt, bittet Kf. Friedrich seinen Bruder zu erkunden, welche Gfen., Herren und Edelleute in ihren thüringischen Landesteilen Lehen von Hz. Georg erhalten haben. Außerdem soll Johann feststellen, woran es ihm und Friedrich durch die Erbteilung¹ mangelt. Johann soll ihm darüber ein Verzeichnis zuschicken, Friedrich will dann weitere Maßnahmen einleiten. A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. A 221, fol. 92rv (Ausfertigung).

874 Kard. Thomas Cajetan an Kf. Friedrich

Koblenz, 5. Mai 1519 (V. Maii)

[1] Kard. Thomas Cajetan teilt Kf. Friedrich mit, dass er Karl von Miltitz zu ihm schickte, damit dieser ihm die Goldene Rose übergibt.¹ Daraus kann Kf. Friedrich erkennen, wie sehr Papst [Leo X.] und er ihn achten. [2] Dieses Geschenk erhalten nur die hervorragendsten 873 ¹ Leipziger Teilung von 1485. 874 ¹ Offenbar gab Thomas Cajetan für diesen Anlass Karl von Miltitz genaue Anweisungen (FB Gotha, Chart. A 338, fol. 3v–4r, Abschrift, ediert in: Cyprian: Nützliche Urkunden 2, S. 115f.; FB Gotha, Chart. A 338, fol. 87r–88v, Übersetzung von Georg Spalatin, ediert in: Cyprian: Nützliche Urkunden 2, S. 116–118). Demnach sollte Miltitz unter anderem dafür sorgen, dass Kf. Friedrich kurz vor dem Wahltag in Frankfurt mit Cajetan zusammentrifft.

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6. Mai 1519

Nr. 875

Fürsten, die sich um die römische Kirche verdient gemacht haben. Nun fehlt nur noch, dass Kf. Friedrich seinen Vorfahren weiterhin nacheifert und die Kirche schützt, um den gleichen Ruhm wie seine Vorfahren zu erlangen. → 904 A B Ed.

FB Gotha, Chart. A 336, fol. 5r–6v (Ausfertigung, eigh., lateinisch, mit Vermerk von Georg Spalatin: „Cardinalis S. Sixti legatus ordinis predicatorum. 1519.“). SächsHStA Dresden, 10024 Geheimer Rat (Geheimes Archiv), Loc. 10670/02, fol. 218v–219v (Übersetzung, von Georg Spalatin). Seckendorff: Commentarius, S. 62 (Volltext, lateinisch); W² 15, Sp. 729f., Nr. 303 (Volltext, Übersetzung); RTA.JR 1, S. 756f. Anm. 4 (Regest mit Teiledition, nach Überlieferung B).

875 Lichtenberg, 6. Mai 1519 (Freitag am Tag Johannis ante portam latinam) Präzeptor [Wolfgang Reißenbusch] des Antoniterklosters Lichtenberg an Kf. Friedrich [1] Der Präzeptor [Wolfgang Reißenbusch] des Antoniterklosters Lichtenberg übersendet Kf. Friedrich die Abschrift eines Briefes des Bf. [Johann VII.] von Meißen.¹ [2] Weil sich [Reißenbusch] in dieser Angelegenheit nach seinem Landesherrn richten will, bittet er um Anweisungen, was er tun und antworten soll. [3] [Reißenbusch] weiß, dass er das Wohlwollen des Bf. und anderer Geistlicher benötigt, möchte aber keine Veränderung einführen, die den Interessen des Kf. oder dessen Landschaft entgegensteht. [4] Der Präzeptor will dem Vorhaben des Bf. eigentlich nicht widerstreben und hofft auf eine Verhaltensregel von Kf. Friedrich als seinem Landes- und Schutzherrn. → 881 A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Kk 847, fol. 2rv (Ausfertigung).

876 Saint-Germain-en-Laye, 8. Mai 1519 (die VIII. Maii) Baudouin de Champagne an [Kf. Friedrich] [1] Baudouin de Champagne teilt [Kf. Friedrich] mit, dass er gestern zu Kg. [Franz I. von Frankreich] zurückgekehrt ist und diesem von der freundlichen Aufnahme, die ihm durch den [Kf.] zuteil wurde, sowie von ihren Unterredungen und der Zuneigung [Friedrichs] zum französischen Königshaus berichtet hat.¹ [Franz] hat seine Dankbarkeit gegenüber [Friedrich] bekundet. [2] Baudouin de Champagne zählt vier Töchter des Kg. [Johann III.] von Navarra auf und hebt ihre Schönheit und Frömmigkeit sowie die Höhe ihrer Mitgift hervor. [Friedrich] soll ihm die Ansicht seines Bruders [Hz. Johann] 875 ¹ In dem Schreiben vom 25. April 1519 teilte Bf. Johann von Meißen dem Präzeptor Wolfgang Reißenbusch mit, dass er nach erlangter päpstlicher Bestätigung Peter Kaufmann, der den Brief überbrachte, mit primarien zu geistlichen lehen im Antoniterkloster Lichtenberg ausgestattet hat. Der Bf. verlangte, dass Reißenbusch diese Entscheidung akzeptiert (LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Kk 874, fol. 1r, Abschrift). 876 ¹ Baudouin de Champagne war am 21. März 1519 vom französischen Kg. bevollmächtigt worden, Verhandlungen mit dem Kf. von Sachsen zu führen (RTA.JR 1, S. 464, Nr. 172 mit Anm. 2).

Nr. 876

8. Mai 1519

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mitteilen. [3] Der zweite Sohn des Kg. [Franz], der kräftig und gesund ist, wird in fünf Tagen auf den Namen Heinrich getauft. Sein Taufpate (patronus) ist Kg. [Heinrich VIII.] von England, vertreten durch einen Gesandten. [4] Baudouin de Champagne berichtet, dass er [Luise von Savoyen], der Mutter des Kg. [Franz], die Grüße und Empfehlungen [Kf. Friedrichs] ausgerichtet hat. Darüber hinaus teilte er ihr mit, dass [Friedrich] ihr einige Gemälde seines besten Künstlers [Lucas Cranach d. Ä.] schicken wird. [Luise], die die Gemälde gern besitzen möchte, ist dafür sehr dankbar und will im Gegenzug bedeutende Reliquien übersenden. Sie bittet daher den [Kf.] mitzuteilen, Reliquien welcher Heiligen er bereits besitzt, damit sie solche schicken kann, die [Friedrich] bisher noch nicht hat. [5] Baudouin de Champagne bietet dem [Kf.] seine Dienste an und will für ein langes Leben [Friedrichs] beten. [6] [Johann] von Tavannes und Johann von Surye sind vor Kurzem mit Gottes Hilfe gut zurückgekehrt.² → 899 A B Ed.

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. D 66, fol. 3rv (Abschrift, lateinisch). LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. D 66, fol. 4r–5v (Übersetzung, von Georg Spalatin). RTA.JR 1, S. 665–667, Nr. 278 (Volltext, nach Überlieferung A).

876 ² Tavannes und Surye waren als Gesandte von Kg. [Franz I.] von Frankreich zu Kf. Friedrich geschickt worden, um von dem Kf. die Unterstützung für die Wahl des französischen Kg. zum römisch-deutschen Kg. zu erlangen. Am [24. Februar] 1519 wurden die Gesandten instruiert, die folgenden Punkte Kf. Friedrich im Geheimen vorzutragen: Sie sollten eindringlich auf die Gefahr, die der Christenheit durch das Vordringen der Türken droht, und auf die bisherigen Aktivitäten des französischen Kg. gegen diese Gefahr hinweisen, wie z. B. die Zusage von [Franz], den Aufruf Papst [Leos X.] zu einem Kreuzzug gegen die Türken [vgl. Nr. 666 und Nr. 778] mit bewaffneten Truppen zu unterstützen. Die Gesandten sollten hervorheben, dass [Franz] nicht aus Ehrgeiz oder Geldgier nach dem Reich trachtet, sondern nur, um die Bedrohung durch die Türken besser abwehren zu können. Aus diesem Grund will der Kg. Freundschaft mit den Kfen. schließen, unter denen Friedrich einer der vornehmsten ist. Nach dem Vortragen dieser Punkte sollten die Gesandten dem Kf. sechs Artikel darlegen, die dafür sprechen, [Franz] zum römisch-deutschen Kg. zu wählen. Friedrich möge diese Argumente bedenken, wie u. a. die Bedeutung eines starken Ks. für die Abwehr der Türken. Wenn der Kf. diese Dinge erwägt, kann er leicht ermessen, dass für die Rettung der Christenheit eine Person wie Kg. [Franz] von Frankreich benötigt wird. Der Kg. hat bereits mehrere Kfen. auf seiner Seite. Die Gesandten sollten abschließend die Verbindungen Frankreichs zum Reich herleiten sowie das Wohlwollen von [Franz] gegenüber Friedrich betonen, das sich auch an Heiratsverbindungen zeigen könnte. Falls Friedrich zustimmt, den Kg. von Frankreich zu unterstützen, sollten die Gesandten weitere Verhandlungen führen (SächsHStA Dresden, 10024 Geheimer Rat [Geheimes Archiv], Loc. 10670/04, fol. 133v–143v, Instruktion, Übersetzung von Georg Spalatin, ediert in: RTA.JR 1, S. 288–294, Nr. 93; eine Abschrift der Übersetzung ist überliefert in: SächsHStA Dresden, 10024 Geheimer Rat [Geheimes Archiv], Loc. 10670/06, fol. 24r–34r; vgl. zudem das Begleitschreiben zu der Instruktion von Kg. [Franz] an Kf. Friedrich vom 24. Februar [1519]: ebd., fol. 24rv, Abschrift). Zur Frage der Wahl des römisch-deutschen Kg. vgl. auch Nr. 847 und Nr. 857 sowie die Wahlakten in: SächsHStA Dresden, 10024 Geheimer Rat (Geheimes Archiv), Loc. 10670/02 bis Loc. 10670/06 und etliche edierte Schreiben in den Reichstagsakten (RTA.JR 1). Hier ist auch die abschlägige Antwort Kf. Friedrichs hinsichtlich der Bitte von [Franz] um Unterstützung bei der Wahl zum römisch-deutschen Kg. überliefert. Friedrich erteilte die Antwort am 24. März 1519 unter Bezug auf die Goldene Bulle, die eine freie Wahl fordert (RTA.JR 1, S. 486f., Nr. 183).

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9. Mai 1519

Nr. 877

877 Torgau, 9. Mai 1519 (Montag nach Misericordias domini) Kf. Friedrich: Ausschreiben [1] Kf. Friedrich erlässt als Reichsvikar für die Gebiete des sächsischen Rechts ein allgemeines Ausschreiben. [2] Sicherlich haben alle vor einiger Zeit erfahren, dass Ks. Maximilian gestorben ist und Kf. Friedrich, dem Reichsrecht entsprechend, die Verwaltung und die Sorge für die Gebiete des sächsischen Rechts im Heiligen Römischen Reich übernommen hat. Friedrich wollte dies schon länger öffentlich verkünden, hatte aber noch auf eine Zusammenkunft und Besprechung aller Kfen. zugunsten eines stattlicheren Ausschreibens gewartet. Da ein solches Treffen nicht zustande kam, will er nun das Ausschreiben nicht unterlassen. [3] Weil die Wahl eines römischen Kg. und zukünftigen Ks. in Kürze vorgenommen werden soll und zur Vermeidung von Aufruhr und Unruhe im Reich, fordert Friedrich die Adressaten auf, selbst und durch ihre Geistlichkeit Fürbitte zu leisten und Gott um Verleihung eines ihm gefälligen und dem Reich tröstlichen Hauptes zu bitten.¹ [4] Aufruf, den Frieden für die Zeit des Vikariats zu wahren und Streitsachen und Probleme an Friedrich zur Anhörung und Verhandlung zu melden. [5] Aufruf zur Rüstung für den Notfall, damit Frieden und Recht im Reich aufrechterhalten werden können, bis das Reich wieder über ein Oberhaupt verfügt.² A B C D

E Ed.

LATh – StA Gotha, Geheimes Archiv, KK 2 Vol. I, fol. 128r (Druck). SächsHStA Dresden, 10024 Geheimer Rat (Geheimes Archiv), Loc. 10670/02, unfol., 1 Bl. (Ausfertigung, Empfänger des Schreibens war Bf. Adolf von Merseburg). SächsHStA Dresden, 10024 Geheimer Rat (Geheimes Archiv), Loc. 10670/04, fol. 230r–233r (Konzept, Kanzleivermerk: „dise copie sol gedruckt werden“). StadtA Nürnberg, E 29 IV, Nr. 638, unfol., 1 Bl. (Druck, Kf. Friedrich sandte dieses Ausschreiben am 19. Mai 1519 zusammen mit einem weiteren Mandat vom 15. Mai 1519 an Anton Tucher zu dessen eigenen Händen). SächsHStA Dresden, 10024 Geheimer Rat (Geheimes Archiv), Loc. 10670/06, fol. 7v–9v (Abschrift). Westphal: Korrespondenz, S. 506f. (Volltext, nach Überlieferung D); Hildesheimer Stiftsfehde, S. 119 (Regest, nach einer Abschrift des an Bf. Johann von Hildesheim gesandten Exemplars); RTA.JR 1, S. 675, Nr. 281 (Regest mit Teiledition).

877 ¹ Im Rahmen des Austauschs zwischen Kf. Friedrich und Hz. Georg von Sachsen über das Thema der Königswahl hatte Georg Ende April 1519 sein Missfallen darüber zum Ausdruck gebracht, dass in den schriftlichen Äußerungen der Kfen. zur Nachfolgefrage der Bezug auf Gott, mit dessen Hilfe die Wahl abzuhalten sei, fehlt. Friedrich pflichtete Georg bei und erinnerte daran, dass er ihm schon früher seine Meinung mitgeteilt hatte, dass ein Deutscher, der einträchtig und mit der Gnade Gottes gewählt wird, am besten ist. Wenn ein guter Kg. gewählt werden soll, muss es mit Gottes Hilfe geschehen (RTA.JR 1, S. 604–606, Nr. 254, mit Anm. 1f., Briefe vom 25. und 26. April 1519). ² Von einigen Fürsten sind Antwortschreiben überliefert, in denen Friedrich der Empfang des Ausschreibens bestätigt und das Befolgen der Anordnungen versprochen wird, u. a. von Hz. Georg von Sachsen, Hz. Heinrich von Sachsen, Hz. Bogislaw von Pommern und Hz. Heinrich von Mecklenburg (mehrere Schreiben in: SächsHStA Dresden, 10024 Geheimer Rat [Geheimes Archiv], Loc. 10670/06; ebd., Loc. 10670/09, fol. 67rv).

Nr. 878

10. Mai 1519

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878 Ehrenbreitstein, 10. Mai 1519 (Dienstag nach Misericordias domini) Ebf. Richard von Trier an Kf. Friedrich [1] Ebf. Richard von Trier teilt Kf. Friedrich mit, dass sich der päpstliche Legat Kard. Thomas [Cajetan] von S. Sixti mit ihm über den Fall Martin Luthers und dessen Ablassthesen ausgetauscht hat. Der Kard. stimmt zu, dass der Ebf. diesen Fall anhören wird. Dies bestätigte ihm heute auch der Nuntius Karl von Miltitz. [2] Ebf. Richard möchte den Streit im Interesse des Papstes und der Kirche beenden, um eine Ausweitung zu verhüten. [3] Der Ebf. bittet Kf. Friedrich, Luther zu ihm zu schicken.¹ Er ist bereit, die Sache anzuhören und zu schlichten. Deshalb will Ebf. Richard an Luther schreiben, um ihm ein freies Geleit zuzusagen. Luther kann so lange es ihm gefällt im Kurfürstentum Trier bleiben. [4] Kf. Friedrich soll diesen Plan als ein liebhaber des friddens und zur Ehre Papst [Leos X.] und der Augustinereremiten sowie auch zugunsten Luthers unterstützen. → 903 A Ed.

FB Gotha, Chart. A 337, fol. 3rv (Ausfertigung). W² 15, Sp. 735f., Nr. 306 (Volltext, nach Cyprian); Cyprian: Nützliche Urkunden 1, S. 398–400 (Volltext).

879 Wittenberg, 10. Mai 1519 (Dienstag nach Misericordias domini) Simon Funck an Kf. Friedrich [1] Simon Funck erinnert Kf. Friedrich an die Bittschreiben, die er in der Angelegenheit des Streits mit dem Propst [Henning Göde] und dem Kapitel des Allerheiligenstifts zu Wittenberg an den Kf. richtete.¹ Da er bisher keine endgültige Antwort erhielt, bittet er den Kf. nochmals, seinen Bitten nachzukommen und anzuordnen, dass entsprechend 878 ¹ Martin Luther teilte am 17. Mai 1519 Karl von Miltitz mit, dass er nicht nach Koblenz reist. Die Leipziger Disputation steht bevor, die den Streit vor einem akademischen Gremium entscheiden wird (WA.Br 1, S. 401–403, Nr. 178). 879 ¹ Diese Auseinandersetzung dauerte seit dem Jahr 1515 an, vgl. zu den Hintergründen und dem Verlauf BAKFJ 1, Nr. 279, Nr. 428, Nr. 438, Nr. 518, Nr. 521, Nr. 527 und Nr. 530. Am 3. März 1518 wandte sich Simon Funck an Degenhart Pfeffinger und klagte über die hohen Kosten, die ihm durch die Auseinandersetzung entstanden, und die bisherigen Verzögerungen zu seinem Nachteil. Er bat Pfeffinger um Vermittlung bei Kf. [Friedrich]. Weiterhin berichtete Funck über die Angelegenheit der Lehen, die der Pfarrer [Thomas Moller] zu Torgau an ihn übergeben hatte, und die geplante gütliche Einigung mit Johann Kremer auf einem Verhandlungstag in Merseburg am 12. März 1518. Die Verhandlung wurde auf Wunsch Kf. [Friedrichs] durch Bf. [Adolf] von Merseburg angesetzt. Da Funck gemeinsam mit dem Pfarrer eine Vorladung erhielt, sollte Pfeffinger den Kf. um ein Unterstützungsschreiben an den Bf. von Merseburg ersuchen, damit die Beschwerung fallen gelassen wird. Funck wollte sich auch selbst an den Kf. wenden (LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Kk 1374, fol. 57r–58r; zu dem Pfarrer [Thomas Moller] und den Ansprüchen Johann Kremers vgl. auch BAKFJ 1, Nr. 522 und Nr. 523).

216

11. Mai 1519

Nr. 880

dem Vergleich (compromiß), der drei Festlegungen (setze) beinhaltet und in den das Kapitel eingewilligt hat, ein Urteil gesprochen wird. [2] Funck will nun ohne weitere Verzögerungen zu seinem Recht kommen. Die Gegenpartei soll ihm nicht länger schaden dürfen. Er verweist darauf, dass ihm bereits große Unkosten entstanden sind, da er durch die kfl. Räte an die Fürsten von Anhalt verwiesen wurde. Funck willigte im Vertrauen auf den Kf. als einem unparteiischen Richter in den Schiedsspruch ein, damit die hohen Kosten nicht umsonst waren. [3] Simon Funck ersucht Kf. Friedrich, sich gnädig zu erzeigen und ihm zu seinem Recht zu verhelfen. Im Gegenzug will er für Friedrich beten. Funck bittet den Kf. um eine schriftliche Antwort. A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Kk 1374, fol. 59rv (Ausfertigung).

880 Koblenz, 11. Mai 1519 (Mittwoch nach Misericordias domini) Karl von Miltitz an Kf. Friedrich [1] Karl von Miltitz schrieb Kf. Friedrich bereits am 3. Mai [Nr. 872] aus Koblenz und teilte die Meinung des Legaten [Thomas Cajetan] mit, wie mit Martin Luther verhandelt werden soll. [2] Fünf Tage später (8. Mai) traf Ebf. [Richard] von Trier in Koblenz ein, zu dem Miltitz sofort gegangen ist, um mit ihm über den Fall Luthers zu sprechen. Der Ebf. ist bereit, Kf. Friedrich zu helfen und die Sache Luthers zu klären. Der Ebf. von Trier hat angeboten, die Angelegenheit mit Kf. Friedrich zu besprechen. [3] Miltitz schlägt daher entgegen seinem letzten Rat vor, dass Luther in Wittenberg bleibt, bis Miltitz wieder dorthin kommt. Er glaubt, dass der Fall zur Zufriedenheit des Kf. geklärt werden kann. [4] Aus Rom hat Miltitz durch einen Brief Anweisung erhalten, sich rasch zu Kf. Friedrich zu begeben, um ihm die Goldene Rose mit allen Bullen zu übergeben sowie andere Dinge zu verhandeln. Allerdings weiß Miltitz zurzeit nicht, wie er das erledigen soll, da die Rose und die Bullen in Augsburg durch die Fugger aufbewahrt werden. Er schlägt vor, den Fuggern zu schreiben, dass sie die Rose an einen Ort senden, den ihnen der Kf. nennt. Miltitz wird auch dorthin kommen, um den Auftrag des Papstes [Leo X.] an ihn zu erfüllen. [5] Miltitz will heute nach Mainz fahren und dann weiter zu Kf. Friedrich reisen. Damit Miltitz seine Aufgaben rasch erledigen kann, sendet er einen Boten mit diesem Schreiben. A Ed.

FB Gotha, Chart. A 337, fol. 5r–6v (Ausfertigung). W² 15, Sp. 737f., Nr. 308 (Volltext, nach Cyprian); Cyprian: Nützliche Urkunden 1, S. 402–405 (Volltext).

881 Torgau, 12. Mai 1519 (Donnerstag nach Misericordias domini) Kf. Friedrich an Präzeptor [Wolfgang Reißenbusch] des Antoniterklosters Lichtenberg → 875 [1] Kf. Friedrich erhielt den Brief [Nr. 875] des Präzeptors [Wolfgang Reißenbusch] des Antoniterklosters Lichtenberg wegen der Primarien, die Bf. [Johann VII.]

Nr. 882

12. Mai 1519

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von Meißen vergeben hat. [2] Da der Kf. nicht weiß, wie vorher in einem solchen Fall entschieden wurde, soll der Präzeptor dem Bf. antworten, dass er dessen Entscheidung akzeptiert, aber zuversichtlich ist, dass der Bf. ihm nichts auferlegt, das dem alten Herkommen und den Verpflichtungen des Präzeptors widerspricht. A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Kk 847, fol. 3r (Konzept).

882 Grünhain, 12. Mai 1519 (Donnerstag nach Misericordias domini) Abt Gregor [Küttner] des Zisterzienserklosters Grünhain an Hz. Johann [1] Abt Gregor des Zisterzienserklosters Grünhain berichtet Hz. Johann, dass er in Oberlungwitz etliche hausbesesne leuthe hat. Vier davon besitzen wüste Güter, welche oberscharn genannt werden und nahe Hohenstein liegen. Diese Güter, die den Leuten von Hans Pippo zu Lehen gegeben wurden, haben kürzlich die Herren von Schönburg übernommen. [2] Obwohl die Leute die Güter von ihren Eltern sowie von Fürsten übertragen bekommen haben und viele Jahre bewirtschafteten und besaßen, zeigte Ernst von Schönburg den derzeitigen Besitzern an, dass die Güter nur noch seinen Leuten von Hohenstein zukommen sollen und er diese im Fall der Erledigung der Lehen keinesfalls wieder an Untertanen des Klosters geben wird. [3] Zwei der Klosteruntertanen haben deshalb ihre Güter schon verkaufen müssen, die anderen beiden, die ebenfalls Klostergüter zu Lehen haben, möchten diese gern behalten. Dem einen hat Ernst von Schönburg aufgetragen, drei Häuser und einen Steinbruch, dem anderen, etliche Schächte auf den Gütern zu errichten, was zum Schaden des Abts und der Leute sei, weil sie ihren Zins wie üblich zahlen müssen und keine Entschädigung erwarten können. [4] Abt Gregor beabsichtigt, sich gegenüber acht schönburgischen Untertanen, die wüste Güter vom Kloster zu Lehen haben, in gleicher Weise zu verhalten, will dies aber nur mit Wissen und Billigung Hz. Johanns tun und bittet deshalb um dessen Antwort. Ihm geht es um die Rechte des Klosters, die er mit Hilfe und Rat des Hz. bewahren möchte. [5] Der Abt hofft, dass seine Anfrage dem Hz. nicht missfällt und will mit seinem Konvent für Johann beten. A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Kk 611, fol. 1r–2v (Ausfertigung).

883 14. Mai 1519 (Samstag nach Misericordias domini) Kf. Friedrich an Hz. Georg von Sachsen [1] Kf. Friedrich antwortet Hz. Georg, dass er dessen Brief erhalten hat, als er nach Grimma aufbrechen wollte. Friedrich hat den Brief noch nicht gelesen, will dies aber auf dem Weg tun und wenn nötig bald aus Grimma antworten. [2] [Hans von] Dolzig war gerade bei Georg und hat ihm Friedrichs Meinung mitgeteilt. Friedrich ist dem Frieden zugeneigt,

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14. Mai 1519

Nr. 884

wenn er ihn erreichen kann, hat aber vielleicht nicht das Glück dazu. [3] Strafe Gottes. [4] Georg möge berücksichtigen, dass Friedrich in großer Eile geschrieben hat. A Ed.

SächsHStA Dresden, 10024 Geheimer Rat (Geheimes Archiv), Loc. 08498/01, fol. 24rv (Ausfertigung, eigh.). Langenn: Herzogin Sidonie, S. 127, Nr. 49 (Volltext, mit Fehlstelle).

[3] Gott sthrafft mich, umb das ich nicht das thue, ßo ich byllichen thuen ßold, lebe auch ffylleicht meher der welld und den leuthen dan seynen gebothen.

884 Grimma, 14. Mai 1519 (pridie idus Maias) Kf. Friedrich an Erasmus von Rotterdam → 864 [1] Kf. Friedrich dankte Erasmus von Rotterdam bereits in dem Brief, den er Justus Jonas mitgegeben hatte, für die Widmung der Ausgabe antiker Kaiserbiographien. Trotzdem hält es Friedrich für nötig, noch auf den Brief [Nr. 864] des Erasmus vom 14. April zu antworten. [2] Friedrich ist erfreut, dass Luther von den Gelehrten nicht verdammt wird und seine Arbeiten dort von den besten Leuten gelesen werden. Auch in seinem Fürstentum und anderen Ländern wird Luther geschätzt. [3] Der kfl. Gerechtigkeitssinn lässt es nicht zu, dass jemand bestraft wird, der eigentlich eine Belohnung verdient hätte. Deshalb wird Kf. Friedrich nicht gestatten, dass ein Unschuldiger denen übergeben wird, die nur ihren Eigennutz suchen. [4] Er wird weiterhin den Wissenschaften und Studien sowie deren Lehrern und Studierenden seine Gunst erweisen. Ed.

Allen 3, S. 577f., Nr. 963 (Volltext, lateinisch); Wittenberger Lutherausgabe lat. I, fol. 237rv (Volltext, lateinisch); W² 18, Sp. 1594–1597, Nr. 65 (Volltext, Übersetzung).

885 Leipzig, 15. Mai 1519 (Sonntag Jubilate) Hz. Georg von Sachsen an Kf. Friedrich und Hz. Johann [1] Hz. Georg hat das Schreiben Kf. Friedrichs und Hz. Johanns in der Angelegenheit der Vogtei über Quedlinburg und der Herrschaft Dohna mit dem beigelegten Bedenken, wie diese und ähnliche Fälle zukünftig zwischen ihnen gehandhabt werden sollen, erhalten. [2] Georg ist mit den Vorschlägen einverstanden und stimmt zu, Bf. [Adolf] von Merseburg und Mgf. Kasimir von Brandenburg-Ansbach in der quedlinburgischen Sache als Vermittler einzusetzen. [3] Hz. Georg hat einen Brief an die Räte Kard. [Albrechts], Ebf.

Nr. 886

[um 15. Mai 1519]

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zu Magdeburg und Mainz, entwerfen lassen,¹ und bittet Kf. Friedrich und Hz. Johann, diesen zu prüfen. Wenn sie mit dem Schreiben einverstanden sind, sollen sie ihn siegeln und an Georg zurücksenden, der ihn dann seinerseits siegeln und an die Räte des Kard. weiterleiten will. [4] Zettel: Friedrich und Johann können den Entwurf des Briefes ändern lassen, wenn sie Mängel daran finden. → 889 A B

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. A 221, fol. 97r–98r, Zettel: 98r (Ausfertigung). LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. A 221, fol. 100rv (Abschrift).

886 Martin Luther an Kf. Friedrich

[Wittenberg], [um 15. Mai 1519]

[1] Martin Luther bittet Kf. Friedrich um die Genehmigung für den Bau eines Gemachs auß der mauren auff den graben, da er vom Wittenberger Rat auf eine entsprechende Anfrage keine Antwort erhalten hat. [2] Luther bittet Friedrich außerdem um den Kauf einer schwarzen und einer weißen Kutte auf dem Leipziger Jahrmarkt. [3] Die schwarze Kutte ist ihm der Kf. schuldig, um die weiße bittet er. Der Kf. hatte ihm bereits vor zwei oder drei Jahren eine Kutte zugesagt, die er bisher nicht bekommen hat. [Kämmerer Degenhart] Pfeffinger hat sich zwar willig gezeigt, doch hat sich aufgrund seiner Sparsamkeit die Sache so lange verzögert, dass Luther sich schließlich selbst eine Kutte beschaffen musste, so dass die vom Kf. zugesagte noch aussteht. [4] Wenn der psalter¹ eine schwarze Kutte verdient habe, möchte er für den apostel² eine weiße haben. [5] Luther bittet darum, nicht wieder Pfeffinger mit der Anschaffung zu beauftragen. A FB Gotha, Chart. A 398, fol. 143r (Abschrift). Ed. WA.Br 1, S. 386f., Nr. 173 (Volltext). Bem. Die nicht überlieferte Ausfertigung des Schreibens erhielt der Kf. laut einem Vermerk auf der Abschrift zu eigenen Händen. Zur Datierung: Der Brief muss nach der Widmungsvorrede [Nr. 858] von Luthers „Operationes in psalmos“ für Kf. Friedrich vom 27. März 1519 und vor dem Tod Degenhart Pfeffingers am 3. Juli 1519 verfasst worden sein. Bei dem erwähnten Leipziger Jahrmarkt dürfte es sich somit um die Messe zu Jubilate (15. Mai 1519) handeln.

885 ¹ Der Entwurf liegt der Akte bei (LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. A 221, fol. 99rv). Das Schreiben war an Gf. Botho von Stollberg und andere Räte Kard. [Albrechts] gerichtet. Die Einsetzung von Bf. [Adolf] von Merseburg und Mgf. Kasimir von Brandenburg-Ansbach als Schiedsrichter (schiedßfursten) in der Quedlinburger Angelegenheit wurde in dem Schreiben bestätigt und die Räte Kard. [Albrechts] um die Einholung der Meinung des Kard. gebeten. Sollte auch der Kard. einwilligen, war geplant, ein gemeinsames Schreiben an die Schiedsrichter aufzusetzen. 886 ¹ „Operationes in psalmos“, 1519-1521 (WA 5). ² „In epistolam Pauli ad Galatas M. Lutheri commentarius“, 1519 (WA 2, S. 436–618).

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16. Mai 1519

Nr. 887

887 Altenburg, 16. Mai 1519 (die XVI. Maii) Kf. Friedrich an Bf. Philipp von Utrecht [1] Kf. Friedrich erinnert Bf. Philipp von Utrecht daran, dass er bereits zwei Schreiben geschickt hat, um die Unterstützung seines Anliegens bei dem Kapitel des Salvatorstifts zu Utrecht zu erbitten [vgl. Nr. 726, Nr. 733 und Nr. 740]. Kf. Friedrich möchte gern eine Reliquie vom rechten Arm des hl. Friedrich aus dem Salvatorstift für das Allerheiligenstift zu Wittenberg erlangen. [2] Auch wenn der Kf. bisher keine Antwort erhalten hat, hofft er dennoch, dass es weiterhin Bemühungen um die Reliquie gibt. Friedrich weiß, dass der Bf. sich bereits bei dem Kapitel des Stifts sowie bei dem Rat der Stadt Utrecht für seine Bitte verwendet hat, wofür er ihm dankt. [3] Der Kf. erneuert seine Bitte um Vermittlung bei dem Kapitel und dem Rat zu Utrecht, damit er die Reliquien des hl. Friedrich erhält. Im Gegenzug wird er Reliquien der Heiligen Bonifatius und Willibrord übersenden. A Ed.

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. O 214, fol. 31rv (Ausfertigung, lateinisch, von Georg Spalatin). Kalkoff: Ablass, S. 112, Nr. 12d (Regest).

888 Wittenberg, 16. Mai 1519 (Montag nach Jubilate) Simon Funck an Kf. Friedrich [1] Simon Funck erinnert Kf. Friedrich daran, dass dieser ihn am Beginn der Auseinandersetzung [mit dem Kapitel des Allerheiligenstifts zu Wittenberg] an die Fürsten von Anhalt verwiesen hat, da die Güter, die er geerbt hat, in deren Territorium liegen. Funck gelang die Übernahme der Güter, die jedoch gegen seinen Willen wieder freigegeben wurden. Durch einen Vergleich gelangte die Angelegenheit daraufhin an den Kf. zurück, und Funck und die Gegenpartei brachten Festlegungen ein. Ein Urteilsspruch wurde bislang von der Gegenpartei widerrechtlich verhindert [vgl. Nr. 825 und Nr. 879]. [2] Funcks Klage soll nun durch den Kf. abgewiesen worden sein, woran er sich halten muss. Funck erbittet von Kf. Friedrich ein Zeugnis (offentliche kuntschafft) über diese Abweisung, damit er ohne Ausflüchte der Gegenpartei andernorts sein Recht erlangen kann. Sonst muss er, wie dem Kf. bewusst ist, rechtlos bleiben. [3] Simon Funck bittet Kf. Friedrich, offiziell die Abweisung und den Rezess, den er vom Kf. erlangt hat, zu bestätigen, damit er die Sache rechtlich weiter verfolgen und ein abschließendes Urteil erlangen kann. Er weist auf seine Dienste für den Kf. hin und will für ihn beten. → 890 A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Kk 1374, fol. 60rv (Ausfertigung).

Nr. 889

17. Mai 1519

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889 Altenburg, 17. Mai 1519 (Dienstag nach Jubilate) Kf. Friedrich an Hz. Georg von Sachsen → 885 [1] Kf. Friedrich hat das Antwortschreiben [Nr. 885] Hz. Georgs von Sachsen, das an ihn und seinen Bruder Hz. Johann gerichtet war, mit dem beigelegten Entwurf eines Briefes an die Räte Kard. [Albrechts] erhalten.¹ [2] Da die Angelegenheit der Vogtei über Quedlinburg auch seinen Bruder betrifft, will Friedrich diesen zunächst informieren und sich mit ihm abstimmen. Das Ergebnis wird er Hz. Georg mitteilen. A B

SächsHStA Dresden, 10024 Geheimer Rat (Geheimes Archiv), Loc. 08659/01, fol. 520rv (Ausfertigung). LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. A 221, fol. 103r (Konzept).

890 Altenburg, 19. Mai 1519 (Donnerstag nach Jubilate) Kf. Friedrich an [Simon Funck] → 888 [1] Kf. Friedrich hat das Schreiben [Nr. 888] von [Simon Funck] wegen dessen Streits mit dem Kapitel [des Allerheiligenstifts] zu Wittenberg, der durch einen Vergleich an den Kf. gelangte, erhalten. [2] Kf. Friedrich stimmt dem Vorhaben [Funcks] zu, einen anderen Richter zu suchen. Der Bitte um Übergabe der Abweisung [der Klage Funcks] und des Rezesses wird der Kf. jedoch zu diesem Zeitpunkt nicht nachkommen. Sollte [Funck] aber einen Gerichtsprozess anstreben und den Kf. um die bisherigen Akten in dem Streit ersuchen, so will Friedrich diese nicht verweigern. A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Kk 1374, fol. 61r (Abschrift).

891 Altenburg, 19. Mai 1519 (Donnerstag nach Jubilate) Kf. Friedrich an Schosser [Arnold von Falkenstein] zu Coburg [1] Kf. Friedrich teilt dem Schosser zu Coburg mit, dass der Priester Paul Eckhart vor längerer Zeit im Amt Colditz einen kursächsischen Untertanen getötet hat. Bf. [Adolf] von Merseburg als zuständiger Richter inhaftierte Eckhart, nach geleisteter Urfehde wurde er jedoch aus dem Gefängnis entlassen. Eckhart wandte sich daraufhin nach Rom und belangte entgegen seiner Urfehde den Schosser [Balthasar Kunat] zu Colditz und andere 889 ¹ In einem anderen Schreiben wandte sich am selben Tag Kf. Friedrich an Hz. Georg von Sachsen mit Bezug auf die Verhandlungen in Zeitz wegen der quedlinburgischen Angelegenheit, der Herrschaft Dohna und der Lehen, die im Territorium des jeweils anderen Fürsten liegen. Friedrich berichtete, dass Hz. Johann einverstanden ist, dass sich die Fürsten gegenseitig Verzeichnisse über die Außenstände der Lehen zuschicken (SächsHStA Dresden, 10024, Geheimer Rat [Geheimes Archiv], Loc. 08659/01, fol. 523rv, Ausfertigung; LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. A 221, fol. 102rv, Konzept).

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19. Mai 1519

Nr. 892

Personen des Amts mit geistlichen Prozessen, die hohe Gerichtskosten verursachten. [2] Auf seiner Reise zum Reichstag in Augsburg traf Kf. Friedrich im letzten Sommer den Priester in Coburg an und befahl seine Überstellung an Bf. [Lorenz] von Würzburg, wo er bis heute im Gefängnis ist. [3] Kf. Friedrich wurde bereits mehrfach von den Brüdern des Paul Eckhart gebeten, ihn aus dem Gefängnis zu entlassen, zuletzt von dem Überbringer dieses Briefes Hans Eckhart, Bürger zu Coburg.¹ Friedrich ist bereit, Gnade zu zeigen unter der Bedingung, dass [Hz. Johann], er selbst sowie seine Leute von Paul Eckhart keine weiteren Unannehmlichkeiten befürchten müssen. [4] Kf. Friedrich befiehlt dem Schosser auch im Namen [Hz. Johanns], dass er einen Termin festsetzt, zu dem er Hans Eckhart, seine Brüder und andere Verwandte zu sich bestellt. Sie sollen für Paul Eckhart bürgen für den Fall, dass er ein weiteres Mal seine Urfehde, die er in Merseburg geschworen hat und in Würzburg noch leisten soll, nicht einhält und der Kf. oder seine Leute durch ihn Schaden oder Unkosten erleiden. Der Schosser soll Bf. [Konrad] von Würzburg über diese Verpflichtung informieren, der daraufhin den Priester nach geleisteter Urfehde freilassen soll. Ebenso wünscht Friedrich, dass der Schosser dem Bf. für sein Entgegenkommen dankt. Kf. Friedrich will benachrichtigt werden, ob die Angelegenheit auf diesem Weg erledigt werden konnte. A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Aaa 124, fol. 3r–4v (Konzept).

892 [Erfurt], 19. Mai 1519 (Donnerstag nach dem Sonntag Jubilate) Dekan [Jakob Doliatoris] und Kapitel des Severistifts zu Erfurt an Kf. Friedrich und Hz. Johann [1] Dekan [Jakob Doliatoris] und Kapitel des Severistifts zu Erfurt bestätigen Kf. Friedrich und Hz. Johann, dass sie deren Schreiben mit der Aufforderung, Geharnischte sowie einen Reisewagen und andere Feldausrüstung bereitzuhalten, erhalten haben. [2] Sie weisen darauf hin, dass sie gegenüber Kf. Friedrich nicht verpflichtet sind, einen Wagen und Pferde zu stellen, und bitten daher um Entschuldigung, dass sie dieser Aufforderung nicht nachkommen. [3] Sie wollen für die Fürsten beten und diesen willig dienen. A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. G 304, fol. 41rv (Ausfertigung).

893 Weimar, 20. Mai 1519 (Freitag nach dem Sonntag Jubilate) Hz. Johann an Kf. Friedrich [1] Hz. Johann berichtet Kf. Friedrich vom Streit zwischen dem Marienstift zu Erfurt und dem Rat der Stadt Erfurt wegen des Dorfes Großrudestedt, das ihre Vorfahren einst 891 ¹ Am 2. November 1518 hatte sich Hans Eckhart, Bruder des Paul Eckhart, an Kf. Friedrich gewandt und ihn zum wiederholten Mal, auch im Namen seiner anderen Brüder, gebeten, Paul aus der Haft in Würzburg zu entlassen (LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Aaa 124, fol. 1rv).

Nr. 893

20. Mai 1519

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dem Stift vermacht hatten. [2] Das Kapitel des Marienstifts verkaufte das Dorf dem Erfurter Rat und wollte nun von seinem Wiederkaufsrecht Gebrauch machen, was der Rat ablehnte. In der Folge kam es zu Übergriffen von Seiten des Rates mit Verhaftung von Männern aus dem Dorf Großrudestedt. Bisherige Schlichtungsversuche Hz. Johanns waren nicht erfolgreich. [3] Hz. Johann will Erkundigungen über Vorfälle im Amt Wachsenburg einholen. A B

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LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. G 297, fol. 33rv (Ausfertigung). LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. G 297, fol. 34rv (Konzept).

[1] Bruderliche lieb mit gantzen treuen altzeit zuvor. Hochgeborner furst, lieber bruder unnd gefatter, wir geben eur lieb freuntlicher maynung zuerkennen, das sich ein irrung zwischen unnser lieben frauen stiftkirchen unnd dem rat zu Erffurt erhoben, das dorff Grossen Ridelstadt betreffendt, welchs weylandt eur lieb unnd unser voreltern seliger gedechtnus derselben kirchen in einem testament geaigent nach laut der verschreibung und bestetungen, davon wir eur lieb hiemit copien ubersenden.¹ [2] Solch dorff etwan das capittell dem radt umb ein summa geldes auff einen widerkauff eingethan und nu umb dieselb summa wider an sich zubringen willens, das ynen der radt nit gestaten will. Darumb sy das kauffgelt bey dem capittell zu sannt Sever² hinderlegt, unnd als dy menner des in erfarung komen, haben sy dem radt keinen gehorsam leisten wollen. Darauß ervolgt, das der radt dy menner gefangen, einsteils gemartert, auch furgehabt, peinlich zustraffen, werden auch einsteils noch gefenngklich enthalten. Derselben menner einen sy in eur lieb unnd unnser oberkait angenomen unnd gein Erffurt gefhurt, welchen sy aber volgennd auff eur lieb unnd unnsers haubtmans³ schreiben unnd anhalten hirher haben antwurten mussen, do er noch gefenncklich enthalten wirdet. Unnd nachdem dem rath zwen rechttagk angesetzt, der sy keinen besucht, gedencken wir, yn außkomen zelassen. Unnd wiewol wir dem radt haben schreiben unnd mit ynen handeln lassen, dy gefangen zu burgen hannden zugeben und dem capittell der ablosung zugestaten, auch auff yr uberschickte verzcaichnus furslege, wie eur lieb das allenthalben hiebey finden werden, gethan, so haben wir es doch bißanher nit weiter bringen mugen, dan das unns dy von Erffurt yr bedenncken durch ein schreiben vermeldet, wie eur lieb auß der copien auch vernemen werdt, davon wir dem capittel haben vermeldung thun lassen, welche uns darauff geantwurt, auch

893 ¹ In der Akte LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. G 297 finden sich Abschriften mehrerer Schriftstücke aus dem 14. und 15. Jahrhundert zum Dorf Großrudestedt: Kauf des Dorfes durch den Dekan und das Kapitel des Marienstifts zu Erfurt 1322 (fol. 66r–67r); Kaufbrief des Rates zu Erfurt über Großrudestedt von 1452 (fol. 64r–65v, sowie 75r–76r); Übertragungs-, Bestätigungs- und Schutzbriefe der Rechtsgeschäfte und -verhältnisse durch verschiedene Mgfen. von Meißen und Hze. von Sachsen (fol. 67v–74v+76v). ² Severistift zu Erfurt. ³ Friedrich von Thun zu Weißenberg, Hauptmann zu Weimar.

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20. Mai 1519

Nr. 893

nach laut der copey.⁴ Wir wollen aber darinne weiter handlung furnemen, ob wir dy sach gutlich beylegen und das capittell zur ablosung komen mochte. Wie es auch furder furfallen wirdt, sal eur lieb unvermeldet bleiben. [3] Dan sich dy von Erffurt in eur lieb unnd unserm ambt Wachssenburg auch understanden, den 893 ⁴ Zum Streit zwischen dem Marienstift und dem Rat zu Erfurt wegen des Wiederkaufs des Dorfes Großrudestedt sowie zum Vorfall der Verhaftung einiger Männer des Dorfes am 10. März 1519 vgl. Nr. 852. Etliche Schreiben zwischen dem Marienstift, dem Rat zu Erfurt und Hz. Johann sowie fsl. Räten, die vom 14. März bis 15. Mai datieren, behandeln die Vorfälle und den Umgang mit den Gefangenen. Wenige Tage nach dem Überfall beauftragte Hz. Johann seine Räte Ulrich vom Ende und Johann Reinbott, dem Rat zu Erfurt mitzuteilen, dass das Dorf Großrudestedt unter besonderem Schutz Kf. [Friedrichs] und Hz. Johanns steht und als Eigentum dem Marienstift zusteht. Der Rat sollte die Gefangenen freilassen oder Bürgen übergeben. Auch mit Blick auf andere Streitpunkte mit dem Marienstift wurde der Rat zu Erfurt zur Einhaltung des Friedens und der Einigkeit in Erfurt aufgefordert (LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. G 297, fol. 20r–21v, undatiertes Konzept). Am 14. März schrieb der Rat zu Erfurt an Friedrich von Thun, dass die Ereignisse ganz anders waren als dargestellt und der Rat Gesandte zu den Verhandlungen Kf. Friedrichs und Hz. Johanns schicken will, die glaubhaft berichten werden (ebd., fol. 8rv, Ausfertigung). In einem undatierten Schreiben wurde Hz. [Johann] um Anweisung im Fall eines geflohenen und wieder gefassten Gefangenen gebeten (ebd., fol. 7r, Abschrift). Am 18. März wandte sich das Marienstift zu Erfurt an Hz. Johann mit der Bitte, sich um die Freilassung der Gefangenen sowie um die Beendigung der Belagerung des Dorfes Kleinrudestedt zu bemühen, damit die Männer wieder ihrer Arbeit nachgehen und künftig ihre Zinsen zahlen können (ebd., fol. 9rv, Ausfertigung). Am 21. März bat der Rat zu Erfurt Hz. Johann um einen Termin, damit seine Gesandten sich mündlich zu den Geschehnissen in Großrudestedt äußern können (ebd., fol. 11rv, Ausfertigung). Vom 28. März datiert wiederum ein Schreiben des Marienstifts an Hz. Johann mit der Bitte um Unterstützung und mit einer nochmaligen Darlegung der Ereignisse und Standpunkte (ebd., fol. 12r–13v, Ausfertigung). Am 1. Mai erkundigte sich das Marienstift bei Hz. Johann wegen eines Tages, den der Hz. angesetzt haben soll, um den Fall der Männer zu verhandeln, die sich nach Kleinrudestedt in den Zuständigkeitsbereich Hz. Johanns geflüchtet hatten (ebd., fol. 14rv, Ausfertigung). Am 4. Mai fand ein Treffen zwischen Räten Hz. Johanns und Gesandten des Erfurter Rates in Weimar statt, auf dem u. a. der Rat zu Erfurt erneut aufgefordert wurde, die Gefangenen an Bürgen zu übergeben. Außerdem sollte eine Anhörung anberaumt werden (ebd., fol. 15r–19v, Konzept). Wie ausdrücklich bereits vor dem Treffen in Weimar vom Rat zu Erfurt gefordert, übergab dieser Hz. Johann eine Niederschrift der Artikel wegen der Gefangenen und anderer Angelegenheiten. Der Erfurter Rat betonte, dass die Männer ihren Eid gegenüber dem Rat gebrochen und ihre Gehorsamspflicht verletzt haben, daher zu Recht in Gefangenschaft sind und in die Zuständigkeit des Rates fallen. Wenn aber durch Hz. Johann die Angelegenheit verhört wird, will der Rat zu Erfurt sich weisen lassen (ebd., fol. 22r–24v, Abschrift). Am 11. Mai schrieb der Rat zu Erfurt an Hz. Johann, dass er in Reaktion auf Hz. Johanns Briefe und auf dessen Wunsch, den die fsl. Räte beim Treffen den Erfurter Gesandten mitgeteilt hatten, die gefangenen Männer aus Großrudestedt freilässt und dem Kapitel des Marienstifts das Dorf wieder verkauft. Vorher aber will der Rat zu Erfurt als Entschädigung 1000 Gulden vom Marienstift haben (ebd., fol. 25r–26v, Abschrift). Am 15. Mai schließlich wandte sich das Kapitel des Marienstifts an Hz. Johann und nahm Stellung gegen die Forderung des Rates zu Erfurt nach 1000 Gulden Entschädigung. Die Männer des Dorfes seien nicht eidbrüchig. Durch die Übergriffe des Rates sei dem Marienstift schon ein Schaden in Höhe von 2000 Gulden entstanden (ebd., fol. 27r–29v, Abschrift, weitere Abschrift ebd., fol. 30r–32v).

Nr. 894

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21. Mai 1519

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ambtman⁵ an des ambts gerechtigkeit zubedranngen, darinne wir uns erkunden wollen, und was darinne weiter furfallen wirdt, sal eur lieb unverhalten bleiben. Das wolten wir eur lieb freuntlicher maynung anzuzceigen nit underlassen, der wir bruderlich unnd freuntlich zudinen altzeit willig sein.

894 Weimar, 21. Mai 1519 (Sonnabend nach dem Sonntag Jubilate) Hz. Johann an Kf. Friedrich [1] Hz. Johann hat den Brief Kf. Friedrichs erhalten, mit dem dieser ihm einige zwischen Friedrich und Hz. Georg von Sachsen gewechselte Schreiben in den Angelegenheiten der Vogtei über Quedlinburg, der Herrschaft Dohna und der Lehen in dem jeweils anderen Herrschaftsgebiet zugeschickt hat [vgl. Nr. 889]. [2] Korrespondenzen wegen der Lehen. [3] Hz. Georg sandte Kf. Friedrich einen Entwurf für ein gemeinsames Schreiben der wettinischen Fürsten an die Räte [Kard. Albrechts] in der quedlinburgischen Sache zu [vgl. Nr. 885]. Johann will sich mit Friedrich darüber auf ihrer nächsten Zusammenkunft absprechen. A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. A 221, fol. 2rv (Ausfertigung).

895 Naumburg, 22. Mai 1519 (Sonntag Cantate) Dekan [Günther von Bünau zu Schkölen], Senior und Kapitel des Domstifts zu Naumburg an Kf. Friedrich und Hz. Johann [1] Dekan, Senior und Kapitel des Domstifts zu Naumburg wenden sich an Kf. Friedrich und Hz. Johann, weil sie vor Kurzem ein Schreiben erhielten, das im Namen der Fürsten ausgestellt wurde. Die Fürsten forderten sie auf, Untertanen des Stifts anzuweisen sich vorzubereiten, damit sie auf weitere Anforderung mit Bewaffnung zu anderen ins Feldlager geschickt werden können. Zusätzlich sollte das Kapitel dem Kf. und Hz. ein Verzeichnis senden, wie viele Untertanen es zum Krieg schickt. [2] Dekan, Senior und Kapitel weisen darauf hin, dass sie mit ihren Untertanen dem Stift Naumburg unterstehen und bereits von dem Statthalter [Eberhard vom Thor] und den Räten des Bf. Philipp von Freising, Administrator des Bistums Naumburg, aufgefordert wurden, in Bereitschaft zu stehen und Folge zu leisten. [3] Sie vermuten, dass das fsl. Schreiben ohne Befehl Kf. Friedrichs und Hz. Johanns aus einem Irrtum heraus an sie geschickt wurde, und bitten daher Friedrich und Johann, nicht verärgert zu sein, dass sie ihre Anordnungen nicht befolgen. Zudem bitten sie Friedrich und Johann, ihre Kanzleien anzuweisen, künftig das Naumburger Kapitel mit derartigen Forderungen nicht zu beschweren. A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. B 996, fol. 1rv (Ausfertigung).

893 ⁵ Gangolf von Witzleben, Amtmann zu Wachsenburg.

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23. Mai 1519

Nr. 896

896 Erfurt, 23. Mai 1519 (Montag nach Cantate) Senior und Kapitel des Marienstifts zu Erfurt an Kf. Friedrich und Hz. Johann [1] Senior und Kapitel des Marienstifts zu Erfurt bestätigen Kf. Friedrich und Hz. Johann den Empfang ihres Schreibens, in dem die Fürsten sie aufforderten, ein Verzeichnis derjenigen ihrer Untertanen (unntersassen) und Hausbesitzer zu übersenden, die Heerfolge schuldig sind. [2] Sie teilen mit, dass weder sie noch ihre Kirche ein Dorf oder Untertanen im Kurfürstentum Sachsen besitzen. [3] Eine Ausnahme bildet das Dorf Großrudestedt, das ihnen von der Stadt Erfurt gewaltsam und widerrechtlich vorenthalten wird, weswegen sie bereits zuvor bei den Fürsten Klage eingereicht hatten [vgl. Nr. 852 und Nr. 893]. [4] Noch immer sind einige der Männer gefangen, und denjenigen, die nach Kleinrudestedt fliehen konnten, wird die Rückkehr verweigert. [5] Deshalb können Senior und Kapitel der Aufforderung Kf. Friedrichs und Hz. Johanns nicht nachkommen, sondern bitten noch einmal darum, dass sich die Fürsten als ihre Schutzherren bei denen von Erfurt dafür einsetzen, dass die Gefangenen freigelassen werden, die Flüchtigen zurückkehren können und das Stift das Dorf zurückerhält. [6] Dann sind sie bereit, den Fürsten in allem, was ihnen gebührt und sich geziemt, Gehorsam zu leisten. Sie wollen für die Fürsten beten. A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. G 304, fol. 42r–43v (Ausfertigung).

897 26. Mai 1519 (Donnerstag nach Cantate) Hz. Georg von Sachsen an Kf. Friedrich [1] Hz. Georg von Sachsen erhielt das Schreiben Kf. Friedrichs, in dem dieser mitteilte, dass er nach Frankfurt reisen will. Georg wünscht eine glückliche Reise und göttliche Erleuchtung für die Wahl [eines neuen Königs]. [2] Gerüchte über den Tod Pfgf. [Ludwigs bei Rhein]. [3] Mitteilung [Sigismunds] von Sichau über einen Geistlichen zu Wittenberg. [4] Georg will seiner Frau [Hzn. Barbara] von Friedrichs Reiseplänen berichten, damit sie für eine gute Rückkehr des Kf. betet. → 898 A

SächsHStA Dresden, 10024 Geheimer Rat (Geheimes Archiv), Loc. 10670/04, fol. 9rv (Ausfertigung, eigh., zu eigenen Händen).

[3] Der von Siche hat mir gsaget, wy eß eynem pfaffen zcu Wittenberg mit dem marggraffen¹ gegangen, dor umb will ich dor von zcu schreiben enthalten, was dy Bhemen dor von reden.

897 ¹ Vermutlich Mgf. Albrecht von Brandenburg-Ansbach, Hochmeister des Deutschen Ordens, dem Sigismund von Sichau als Rat diente.

Nr. 898

28. Mai 1519

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898 Weimar, 28. Mai 1519 (Samstag nach Cantate) Kf. Friedrich an Hz. Georg von Sachsen → 897 [1] Kf. Friedrich antwortet Hz. Georg von Sachsen, dass er dessen Brief [Nr. 897] erhalten hat, und bedankt sich für Georgs gute Wünsche für seine Reise [nach Frankfurt zur Königswahl]. Die Kfen. bedürfen der Erleuchtung ihrer Herzen und ihres Verstandes durch Gott. [2] Über das Gerücht hinaus, dass der Pfgf. [Ludwig bei Rhein] gestorben sein soll, hat Friedrich auch keine weiteren Informationen, hofft aber, dass es nicht wahr ist. [3] Reaktion Friedrichs auf den von Hz. Georg erwähnten Bericht [Sigismunds] von Sichau über einen Geistlichen zu Wittenberg. [4] Friedrich bedankt sich, dass Georg seiner Frau [Barbara] die Botschaft übermittelt. A

SächsHStA Dresden, 10024 Geheimer Rat (Geheimes Archiv), Loc. 10670/04, fol. 6r (Konzept).

[3] Und weyl e. l. vom Sichau bericht empfangen, wie es mit dem pfaffen zu Wittenberg zugangen, so wil ich e. l. auch nit weyter davon schreyben, dann datz, daß gewiß ist, das der pfaff zu Wittenberg hat hynweg gemust.

899 Weimar, 28. Mai 1519 (die XXVIII. mensis Maii) [Kf. Friedrich] an Baudouin de Champagne → 876 [1] [Kf. Friedrich] hat das Schreiben [Nr. 876] des Baudouin de Champagne erhalten und bedankt sich für dessen außerordentliches Entgegenkommen und die Übermittlung verschiedener Angelegenheiten. [2] [Kf. Friedrich] konnte sich noch nicht mit seinem Bruder [Hz. Johann] wegen der Töchter des Kg. [Johann III.] von Navarra besprechen, will dies jedoch nachholen und Baudouin de Champagne dann die Meinung seines Bruders mitteilen. [3] [Friedrich] freut sich über die Geburt des Sohnes [Heinrich] des Kg. [Franz I. von Frankreich] und darüber, dass dieser gesund ist. [4] Ebenso ist der [Kf.] erfreut, dass der Mutter von Kg. [Franz], [Luise von Savoyen], sein Vorhaben gefällt, ihr etliche Gemälde seines Malers [Lucas Cranach d. Ä.] zu schicken. Er verspricht, die Gemälde, sobald er sie erhalten hat, an Baudouin de Champagne zu übersenden, damit dieser sie an [Luise von Savoyen] weiterleiten kann. An ihrem Angebot, ihm dafür einige Reliquien zu schicken, die er noch nicht besitzt, findet [Friedrich] großen Gefallen. Seine Liebe zu Reliquien belegt das Heiltum im Allerheiligenstift zu Wittenberg. Der [Kf.] bedauert, dass Baudouin de Champagne auf seiner Durchreise das Wittenberger Heiltum nicht gesehen hat. Er wird jede Reliquie, die [Luise] schickt, mit Ehrerbietung und Dank annehmen, am meisten begehrt er jedoch Reliquien von französischen Heiligen.

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28. Mai 1519

Nr. 900

[5] [Kf. Friedrich] hat mit großer Freude vernommen, dass [Johann] von Tavannes und Johann von Surye gut zurückgekehrt sind. A B C Ed.

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. D 66, fol. 6r–7v (Konzept, lateinisch, von Georg Spalatin). LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. O 214, fol. 32r–33v (Konzept, deutsch, von Georg Spalatin, Kanzleivermerk: „Die meynung an die fremdbe botschafft zuschreiben.“). FB Gotha, Chart. A 1289 I, fol. 80r–81r (Abschrift, deutsch). RTA.JR 1, S. 667 Anm. 2 (Regest mit Teiledition, nach Überlieferung A); Berbig: Spalatiniana 1907, S. 529–531, Nr. XI (Volltext, nach Überlieferung C).

900 Weimar, 28. Mai 1519 (Sonnabend nach dem Sonntag Cantate) Hz. Johann: Gunstbrief [1] Hz. Johann bewilligt in Kf. Friedrichs und seinem Namen auf Bitten Heinrichs vom Stein d. Ä., dass dieser dem Prior [Erhard Luppold] und dem Konvent des Augustinereremitenklosters Neustadt an der Orla und deren Nachfolgern eineinhalb Gulden jährlicher Zinsen für ein Flurstück in Oberoppurg für dreißig Gulden auf Wiederkauf verkauft hat. Beide Parteien haben darüber einen Vertrag aufgerichtet. [2] Bis zum Wiederkauf nach drei Jahren können die Zinsen von Prior und Konvent eingenommen und genutzt werden. [3] Sollte Stein nach drei Jahren nicht in der Lage sein, die Summe abzulösen, behalten sich Hz. Johann, Kf. Friedrich, ihre Erben oder wem sie die Rechte daran sonst verleihen vor, diese Summe abzulösen, wobei die Ritterdienste Steins davon unberührt bleiben. A

LATh – HStA Weimar, Historische Schriften und Drucke, F 547a, fol. 55rv (Abschrift).

901 Weimar, 29. Mai 1519 (Sonntag Vocem jocunditatis) Kf. Friedrich an den Rat zu Erfurt [1] Kf. Friedrich gibt dem Rat der Stadt Erfurt zu erkennen, dass der Senior und das Kapitel des Marienstifts zu Erfurt ihm wegen des Streits zwischen Stadt und Stift geschrieben haben. [2] Hz. Johann berichtete ihm bereits [Nr. 893], dass er in seinem und in Friedrichs Namen in der Streitsache schon viel unternommen hat und speziell wünschte, dass die Gefangenen zu burgen handen überstellt werden. Der Rat zu Erfurt reagierte darauf mit der Forderung, dass die gefangenen Männer der Stadt Erfurt auf Lebenszeit abschwören sollen, was ihnen sehr beschwerlich ist. Auch auf ihre Kinder kann sich das negativ auswirken. [3] Deshalb fordert Kf. Friedrich in seinem und in Hz. Johanns Namen, dass der Rat zu Erfurt die Gefangenen zu burgen auskumen lässt und bedenkt, dass die Männer unschuldig in diese Lage gekommen sind. Hz. Johann wird sich weiter darum bemühen, die Streitsache gütlich beizulegen. A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. G 297, fol. 35r+36v (Konzept).

Nr. 902

29. Mai 1519

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902 Weimar, 29. Mai 1519 (Sonntag Vocem jocunditatis) Kf. Friedrich an Senior und Kapitel des Marienstifts zu Erfurt [1] Kf. Friedrich erhielt das Schreiben des Seniors und Kapitels des Marienstifts zu Erfurt mit ihren Beschwerden über den Rat der Stadt Erfurt wegen des Dorfes Großrudestedt und dessen Einwohnern [vgl. Nr. 893 und Nr. 896]. [2] Kf. Friedrich hat in der Angelegenheit jetzt dem Rat zu Erfurt schreiben lassen [Nr. 901] und hofft, dass die Gefangenen an Bürgen überstellt werden. Die Angelegenheit wird durch Hz. Johann weiter betrieben. A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. G 297, fol. 35v (Konzept).

903 Heldburg, 2. Juni 1519 (Donnerstag Ascensionis domini) Kf. Friedrich an Ebf. Richard von Trier → 878 [1] Kf. Friedrich hat das Schreiben [Nr. 878] Ebf. Richards von Trier erhalten, in dem dieser mitteilte, dass sich Kard. [Thomas Cajetan] von S. Sixti und Karl von Miltitz wegen Martin Luther an den Ebf. gewandt haben. [2] Kf. Friedrich befindet sich bereits auf dem Weg [zum Wahltag] nach Frankfurt, wo er Ebf. Richard treffen und sich mit ihm wegen der Forderung, Luther nach Ehrenbreitstein zu schicken, besprechen will. Daher hat er Luther das Schreiben bisher nicht übermittelt. A Ed.

FB Gotha, Chart. A 338, fol. 98rv (Konzept). W² 15, Sp. 736f., Nr. 307 (Volltext, nach Cyprian); Cyprian: Nützliche Urkunden 1, S. 401 (Volltext).

904 Würzburg, 8. Juni 1519 (die octava Junii) [Kf. Friedrich] an Kard. Thomas Cajetan → 874 [1] [Kf. Friedrich] erhielt das Schreiben [Nr. 874] Kard. Thomas Cajetans vom 5. Mai 1519 am 28. Mai. Darin teilte Cajetan mit, dass Karl von Miltitz zu [Kf. Friedrich] zurückgesandt wurde, um ihm die Goldene Rose zu überreichen. [2] Da [Kf. Friedrich] dem Papst [Leo X.] nie einen Grund geboten hat, schlecht von ihm zu denken, stellt er sein Wohlwollen ihm gegenüber nicht in Frage, obwohl auf beiden Seiten Misstrauen gesät wurde. [3] Auch wenn Miltitz bereits vor vielen Tagen das Eintreffen der Goldenen Rose angekündigt hat, hält [Kf. Friedrich] sie noch nicht in den Händen. [4] Die Hinweise Cajetans auf die notwendige Treue [Kf. Friedrichs] zur Kirche in der Nachfolge seiner Vorfahren hofft der [Kf.] mit Gottes Hilfe zu erfüllen. A B

Ed.

FB Gotha, Chart. A 338, fol. 17r–18v (Konzept, lateinisch, von Georg Spalatin). FB Gotha, Chart. A 338, fol. 89r–90v (Reinschrift, deutsch, mit leichten Abweichungen zum lateinischen Text, Kanzleivermerk von Georg Spalatin: „An den legaten sant Sixts cardinal. 1519. Von der rosen.“). Cyprian: Nützliche Urkunden 2, S. 109–111, Nr. 15 (Volltext, nach Überlieferung A); W² 15, Sp. 739–741, Nr. 309 (Volltext, nach Cyprian, Übersetzung); RTA.JR 1, S. 757 Anm. 4 (Regest).

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8. Juni 1519

Nr. 905

[1] Salutem plurimam. Literas pietatis vestrae, reverende in Christo pater, singularis et domine et amice, die V. Maii apud confluentiam datas, die eiusdem mensis XXVIII accepimus, notificantes nobis a pietate vestra, dominum Carolum de Miltitz rhomani pontificis Leonis X mi sanctissimi domini nostri nuncium, nobis devotum et singulariter dilectum ad nos statim remissum, ad reddendum nobis sacrum aureae rosae donum.ᵃ Neque eligi potuisse principem, cui summa omnia magis cuperet. [2] Non dubitamus sanctitatem pontificiam nobis paterna adfectam pietate, ut cui inviti causam daremus, secus de nobis sentiendi, quam de eo, qui invicem perpetuae eius in nos benevolentiae studio simul et amore respondeat. Quamvis non defuerint, qui tale quidpiam conarentur, ut apud sanctissimum dominum nostrum, ita apud nos, nobis vertere crimini, quantumlibet nihil minus cogitantibus. [3] Ad haec quamvis dominus Carolus de Miltitz multis ab hinc diebus nobis auream rosam dixerit a pontifice maximo, pro paterna sua pietate et liberalitate, etsi immeritis, transmissam muneri et honori, nondum tamen hactenus in manus nostras pervenit. Quam autem ob causam, et quo impediente repraesentatio rosae aureae sit tracta, nescimus. [4] Quod vero pietas vestra in suis literis addit, superesse ut in progenitorum et maiorum nostrorum vestigiis insistentes, qui de summis pontificibus et de universa Christi religione egregie meriti sint, romanam orthodoxam ecclesiam colamus, amplexemur et viriliter tueamur, uti faciamus. Hoc enim efficientes, non minorem laudem et gloriam ab ea consecuturos, quam nostri hactenus maiores fuerint adsecuti. Speramus deum omnipotentem nobis id gratiae daturum, ut in omnibus rebus honestis et licitis filium erga pontificiam sanctitatem, et ecclesiam catholicam obedientem agamus, et hoc officii genere in maiorum nostrorum vestigiis maneamus. Sicut in vestris literis nos hactenus fecisse commemoratis, et deo adiutore in posterum quoque perpetuo facere constituimus. Quapropter quum id officii nos ut christianum Sacri Romani Imperii principem electorem deceat, nihil vel laudis vel gloriae popularis cupimus et expectamus. Quod pietatem vestram, ut cui gratificari sumus parati, latere noluimus.

905 Weimar, 8. Juni 1519 (Mittwoch nach dem Sonntag Exaudi) Hz. Johann an den Rat zu Erfurt [1] Hz. Johann weist den Rat der Stadt Erfurt darauf hin, dass seine zahlreichen Bitten, die gefangenen Männer aus Großrudestedt an Bürgen zu übergeben, bisher wenig erfolgreich waren. [2] Obwohl vor Kurzem auch Kf. Friedrich an den Erfurter Rat in dieser Sache mit 904 ᵃ Danach gestrichen: „id quod nobis vestra pietas prae ceteris faveat principibus“. Stattdessen am Rand eingefügt: „Neque [. . .] cuperet“.

Nr. 906

22. Juni 1519

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demselben Anliegen in seinem und Hz. Johanns Namen geschrieben hat [Nr. 901], wandte sich nun das Kapitel [des Marienstifts zu Erfurt] an Hz. Johann mit der Beschwerde, dass bisher nichts geschehen ist. [3] Da Hz. Johann nicht weiß, ob der Rat zu Erfurt bereits Kf. Friedrich geantwortet hat und wie er sich in der Angelegenheit verhalten will, wünscht Hz. Johann nochmals umgehend in seinem und Kf. Friedrichs Namen eine Rückmeldung vom Erfurter Rat. Johann geht davon aus, dass der Rat die Bitte der Fürsten nicht abschlägt.¹ A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. G 297, fol. 37rv+38v (Konzept).

906 Altenburg, 22. Juni 1519 (Mittwoch nach Trinitatis) Fabian von Feilitzsch an Hz. Johann [1] Fabian von Feilitzsch antwortet auf ein Schreiben Hz. Johanns, in dem dieser ihn aufforderte, einige Artikel mit den Räten Hz. Georgs von Sachsen im Hofgericht in Altenburg zu verhandeln. Weiterhin sollte er einige Punkte, die ausschließlich Kf. [Friedrich] und Hz. Johann betreffen, mit den [ernestinischen] Räten besprechen. Feilitzsch beriet sich mit den albertinischen Räten [Simon] Pistoris [d. J.] und [Nikolaus von] Heinitz und teilt die Ergebnisse im Folgenden mit. [2] Grenzstreitigkeiten in der Gegend um Schneeberg. [3] Schreiben an Lgf. Philipp [von Hessen] wegen der Rechnung der [hessischen] Regenten oder vorherige Verhandlung mit den Regenten. [4] Instruktion für die Gesandten zu den Verhandlungen in Bamberg wegen einer Einung gegen Böhmen. [5] Aufzeichnung (notel), was den Gfen. und Städten am 25. Juni in Naumburg vorgetragen werden soll. [6] Grenzstreitigkeiten mit Brandenburg in den Ämtern Plauen und Hof. [7] Beratung von Fragen, die Hz. Johann zugeschickt hat. [8] Zum Subsidium konnte kein endgültiger Beschluss gefasst werden, da nähere Informationen fehlten. A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. A 221, fol. 128r–133v, ediert wird fol. 132v (Konzept).

[8] Das subsidium belangend ist ein meynung gestelt, was darinne zuthun sein solt, welches doch nach gelegenheit der sachen zu abwendung des handels nit 905 ¹ Der Rat zu Erfurt antwortete Hz. Johann am 10. Juni 1519, dass er die gefangenen Männer bereits vor dem Eintreffen des Schreibens Hz. Johanns an Bürgen übergeben hat. Der Rat bat, dass er wegen des Streits mit dem Marienstift zu Erfurt bei Hz. Johann nicht in Ungnade fällt (LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. G 297, fol. 39rv, Ausfertigung). Nachdem sich der Senior und das Kapitel des Marienstifts zu Erfurt erneut an Hz. Johann mit einer Beschwerdeschrift gewandt hatten und Hz. Johann dies dem Rat zu Erfurt anzeigte, schrieb der Rat am 25. Juni an Hz. Johann und bot an, dass auch für die beiden Männer, die nach Kleinrudestedt geflohen waren, eine Lösung gefunden werden kann (ebd., fol. 40rv, Ausfertigung). Am 28. Juni wandte sich das Marienstift wiederum an Hz. Johann mit der Bitte, die Männer aus Großrudestedt, die sich im Dorf Kleinrudestedt in Kursachsen aufhalten, zu unterstützen, damit sie wieder zurückkommen können (ebd., fol. 41rv, Ausfertigung).

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1. Juli 1519

Nr. 907

fast zutreglich, wie dan e. f. g. hirbey mit E gezeichent zuvernemen haben.¹ Man het wol gern etwas mehr bey der sachen gethan, nach dem aber der proceß, wie die briesterschafft durch den ertzbischoff zu Meintz² umb das subsidium angelangt, auch was sie an e. f. g. supplicirt, nit hieher komen, doctor Groß³ auch nit erschyenen und sunst niemands alhie der gelegenheit dieser sachen, wie es domit gewand, wissen truge und gruntlichen underricht zu thun gewust, so hat man nichts bestendigliches, darauff ein grund zusetzen, begreiffen oder stellen mugen. Wir sind aber der zuvorsicht, e. f. g. werden sich nach inhalt dieser gestelten vertzaichnus mit unnserm gnedigen hern hertzog Jorgen⁴, was ferner darin zuthun von noten und gut sein wil, wol zuvereinigen haben.

907 Altenburg, 1. Juli 1519 (Freitag nach Sankt Peter und Paulstag) Räte Kf. Friedrichs an den Offizial zu Wurzen [1] Die Räte Kf. Friedrichs teilen dem Offizial zu Wurzen mit, dass sie in Abwesenheit Kf. Friedrichs ein Schreiben des Amtsverwesers [Johann Moller] und des Rats der Stadt Eilenburg erhielten, in dem diese den Offizial beschuldigten, ungebührliche Handlungen gegen kfl. Untertanen und die Stadt Eilenburg vorgenommen zu haben. Der Offizial weiß, dass ein solches Verhalten dem Kf. missfallen würde. [2] Anstelle des Kf. fordern die Räte den Offizial auf, solche Beschwerungen der Leute jetzt und in Zukunft zu unterlassen und Bann und Exkommunikation von ihnen zu nehmen oder einen Tag anzusetzen, an dem sie losgesprochen werden. Dafür sollen die beschuldigten Leute einen kfl. beistant erhalten.¹ Falls sich wirklich jemand eines Verbrechens schuldig gemacht hat, soll derjenige vermahnt oder verurteilt werden. [3] Sollte sich aber zeigen, dass die Leute unschuldig sind und mutwillig gegen sie vorgegangen wurde, wird sich ein Weg finden, sie zu entschädigen und vor weiteren Beschwerungen durch den Offizial zu schützen. [4] Die kfl. Räte sind sicher, dass der Offizial es nicht so weit kommen lassen wird. A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Kk 1506, fol. 1r (Konzept).

906 ¹ Zu den Punkten [2], [3], [4], [5] und [8] werden gesonderte Vereinbarungen, Gutachten und Aufzeichnungen (bezeichnet mit A bis E) erwähnt, die Feilitzsch als Beilage mitschickte, die jedoch in der Akte nicht enthalten sind. ² Kard. Albrecht, Ebf. von Mainz. ³ Donatus Groß. ⁴ Hz. Georg von Sachsen. 907 ¹ Die kfl. Räte sandten am selben Tag eine Abschrift des Schreibens an den Amtsverweser [Johann Moller] und den Rat zu Eilenburg mit der Aufforderung, ihnen mitzuteilen, wenn der Offizial einen Verhandlungstag ansetzt, damit sie einen Beistand schicken können (LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Kk 1506, fol. 2rv, Konzept).

Nr. 908

8. Juli 1519

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908 [Tenneberg], 8. Juli 1519 (Freitag Sankt Kilianstag) Dietzmann Goldacker an Hz. Johann [1] Dietzmann Goldacker, Amtmann zu Tenneberg, erhielt das Schreiben Hz. Johanns mit dem Befehl, sich zu erkundigen, weshalb sich der Pfarrer von Uelleben über Kurt von Lissen beklagt hat. [2] Deshalb hat Goldacker den Pfarrer und Kurt von Lissen für den 7. Juli schriftlich einbestellt. Lissen ist allerdings nicht zu Hause gewesen, und seine Frau hat sich geweigert, den Brief mit dem Termin anzunehmen, und hat den Boten sowie Goldacker beschimpft. Daher hat er den Boten wieder zu Lissen geschickt mit der Anweisung, den Brief an dessen Tor zu stecken. [3] Der Pfarrer erschien zum festgesetzten Termin, Lissen blieb fern. Darüber hat sich der Pfarrer beschwert und darum gebeten, dies Hz. Johann zu berichten, da er die Drohungen Lissens nicht mehr ertragen will. [4] Goldacker hat den Pfarrer befragt, ob sich Lissen auch gegenüber seinen Vorgängern so verhielt, was dieser bejahte. Lissen habe einen von ihnen sogar geschlagen, als Goldacker noch nicht im Amt war. [5] Der Pfarrer will erst nach Uelleben zurückkehren, wenn die von Lissen drohende Gefahr abgewendet ist und eine Entschädigung erfolgt, damit der Gottesdienst nicht verhindert wird.¹ A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Ll 826, fol. 3rv (Ausfertigung).

Nordhausen, 9. Juli 1519 (Sonnabend octava Visitationis Marie virginis gloriosissime) Ältester und Kapitel des Kreuzstifts zu Nordhausen an Hz. Johann

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[1] Ältester und Kapitel des Kreuzstifts zu Nordhausen bestätigen den Empfang der Antwort Hz. Johanns betreffs derer von Sprötau samt der beigelegten Erklärung des Schossers [Andreas Gräfenthal] zu Weimar. [2] Weil sich die Sachen ganz anders verhalten als dem Hz. berichtet wurde, bitten die Stiftsherren um eine Anhörung im Beisein derer von Sprötau. [3] Als Gegenleistung wollen sie beten. A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Kk 1066, fol. 1rv (Ausfertigung).

910 Königsberg in Franken, 11. Juli 1519 (am XI. Tag des Monats Julii) [Kf. Friedrich] an Äbtissin [Ursula] des Benediktinerinnenklosters Frauenchiemsee [1] [Kf. Friedrich] berichtet Äbtissin [Ursula, geb. Maria Pfeffinger] des Benediktinerinnenklosters Frauenchiemsee vom Tod ihres Bruders Degenhart Pfeffinger am 3. Juli in 908 ¹ Die Räte [Hz. Johanns] zu Weimar teilten Dietzmann Goldacker in einem Schreiben vom 2. September 1519 mit, dass sie eine Schrift Kurt von Lissens erhalten haben. Sie übersandten Goldacker die Entscheidung in dieser Streitsache, welche der Amtmann Lissen eröffnen sollte, um den Fall abzuschließen (LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Ll 826, fol. 2r, Abschrift).

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11. Juli 1519

Nr. 910

Frankfurt am Main und bittet sie, Degenharts mithilfe guter Werke zu gedenken, wie [Friedrich] selbst es auch tun will.¹ [2] Hans Herzheimer [Cousin Degenhart und Maria Pfeffingers] hat dem [Kf.] mitgeteilt, dass die Äbtissin ihm Reliquien der hl. Christina übersandt und im Gegenzug um ein silbernes Christinenreliquiar zur Aufbewahrung der im Kloster verbliebenen Reliquien gebeten hat. Das dazu benötigte Silber soll sich in Degenhart Pfeffingers Lade befinden. [3] Pfeffinger hat [Kf. Friedrich], [Hz. Johann] und andere zu Testamentsvollstreckern für seine Hinterlassenschaften in Kursachsen ernannt. Die Lade und das Testament² hat [Friedrich] bei sich, will alles allerdings erst öffnen, wenn er wieder bei seinem Bruder ist. [4] Zettel: [Kf. Friedrich] sagt der Äbtissin Anfertigung und Zusendung des Christinenreliquiars zu und übersendet etliche Gegenstände aus dem Nachlass Degenhart Pfeffingers. → 932 A

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LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Gg 2215, fol. 85r–87r, Zettel: 85r (Konzept).

[1] Unsern gruß zuvor. Erwirdige und geistliche liebe besondre, wir geben euch genediger meynung, wie wol mit etwas beswerung, zuerkennen, daz nach dem willen gots dieser unser gelibter diener Degenhart Pfeffinger, eur bruder seliger gedechtnus, am sontag nach unser lieben frauen tag visitacionis zu Franckfurth am Meyn sein leben uf disem jarmertalh nach versehung der heiligen sacrament cristlich und vernunftiglich beslossen, des sele der ewig got geruch genedig und barmhertzig zusein. Weyl wir dann wissen, das euch derselb eur bruder geliebt gewest, so wellet euch sollchen falh nit besweren lassen, sondern dem willen gots und wirckung der natur, weyl einem yden menschen ein malh zusterben aufgesetzt, stat geben und der selen mit nachthuung guter werck gedencken, deß gleichen wir auch thun wellen. [2] Unß hat auch Hans Hertzheymer angetzeigt, daz ir uns etlich heilthumb von sand Cristina zugeschickt und dabey vermeldt, das wir euch mit einem silbern bildnus sand Cristina versehen solten, darinnen ir das heilthumb, so ir nach von der benanthen heiligen junckfrauen het, enthalten mocht, dabey auch berurt, das ine eur bruder, seliger, bericht haben solt, das in einer laden etlich silber zu dem selben bildnuß sein solt etc. [3] Weyl dann der gedacht eur bruder unsern lieben bruder, uns und ander zu dem, das er in disem land verlassen, zu testamentarii verordent, so haben wir die laden, deß 910 ¹ Aus einer Rechnung des kfl. Kämmerers [Bernhard von] Hirschfeld vom 4. Juli 1519 geht hervor, dass dieser im Auftrag Kf. Friedrichs das Begräbnis Degenhart Pfeffingers und die Feier des Dreißigsten im Franziskanerkloster Frankfurt am Main sowie Vigilien und Seelenmessen im Franziskanerkloster und im Bartholomäusstift zu Frankfurt am Main finanzierte (LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Gg 2215, fol. 158rv, Abschrift, ediert in: Gümbel: Degenhart von Pfeffingen, S. 64f., Nr. 17). ² Das Testament Degenhart Pfeffingers wurde am 2. Juli 1519 in Frankfurt am Main ausgestellt. Zu Testamentsvollstreckern für seine Habe und Güter in Kursachsen bestimmte Pfeffinger Kf. Friedrich, Hz. Johann, Friedrich von Thun und Georg Spalatin (LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Gg 2215, fol. 24r–32v, Abschrift, ediert in: Gümbel: Degenhart von Pfeffingen, S. 57–64, Nr. 16). Ein früheres Testament Pfeffingers vom 25. August 1517 findet sich in: LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Gg 2215, fol. 34r–36r, Abschrift.

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16. Juli [1519]

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gleichen sein verordent letzten willen, den wir bey uns haben, hinder den andern nit eroffnen wellen. So wir aber mit gots hilf zu unserm bruder komen werden, wellen wir solchs alles wie sich geburth eroffnen und aufthuen lassen und wie wir es allenthalben befinden werden, wellen wir euch genediger meynung auch nit uneroffent lassen. Das haben wir euch nit verhalten wellen, dann euch zu gnaden sind wir geneigt. [4] Nach dem auch eur bruder, seliger, bey zeit seins lebens an uns gelanget, deßgleichen Hans Hertzheymer an uns gewarben und ytzo geschriben, euch mit einem silbern bild sand Cristinen zuvorsehen, als wir verordnen, das solchs sol gefertigt unnd euch zugeschickt werden. Wir ubersenden euch auch ytzo hiemit einen swartzen pater noster³, der etlich vergult creutzleyn hat, ein cleyn gulden ketleyn und ein gulden ketleyn mit einer trynitet, die eur bruder, seliger, an dem hals unnd die ring, so er an den fingern getragen, und weren bedacht gewest, weyl wir wissen, das eur bruder die bildnuß der allerheiligsten drivaldigkeit fast geliebt, der auch ein fast groß schon bildnus zu Wittenberg ist, darinnen das hochwirdig sacrament unsers hern fronleichnams enthalten wirdt, daz ketleyn mit der trinitet an daz selb bildnus hengen unnd eurs brudern wapen doran machen zu lassen. Weyl [aber] Hertzheymer geschriben, das ir desselben begert, [so] haben wir nit underlassen wellen, euch das zu [uber]schicken. Deß gleichen schicken wir euch eurs brudern sigel und petzschaft ring, das wir uf Hertzheymers schreiben haben zuslaen lassen, wie ir das alles hiebey in einem sechtlein finden werdet. Das wolten wir euch gnediger meynung nit vorhalten.

911 16. Juli [1519] (Sonnabend nach Margarete) Bernhard [Walde] an Räte Hz. Johanns [1] Bernhard [Walde], Schosser zu Eisenberg, übersendet den Räten Hz. Johanns die von ihnen befohlene Aufzeichnung (notel) über Geleitsangelegenheiten mit der Bitte, sie zu prüfen, damit er sie ins Amtsbuch übertragen kann. [2] [Walde] teilt außerdem mit, dass die Geistlichen, insbesondere die aus Naumburg, seine Amtssassen in weltlichen Angelegenheiten beschweren. Er will keine Prozesse an sich ziehen, sondern verhindern, dass die Leute übervorteilt und geschädigt werden. Daher hat er dem [bfl.] Offizial [zu Naumburg] geschrieben und unter Berufung auf die fsl. Reformen mitgeteilt, dass niemand in weltlichen Angelegenheiten von der geistlichen Gerichtsbarkeit belangt werden soll.¹ [Walde] bittet um den Ratschlag der hzl. Räte, wie er sich gegenüber dem 910 ³ Gebetskette. 911 ¹ Vgl. zum Zurückdrängen der geistlichen Gerichtsbarkeit durch die wettinischen Fürsten, Kf. Friedrich, Hz. Johann und Hz. Georg von Sachsen, verschiedene Schreiben in BAKFJ 1, u. a. aus dem Jahr 1516: Nr. 358, Nr. 360, Nr. 361, Nr. 364, Nr. 404 und Nr. 410.

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Offizial verhalten soll. [3] Als Beispiel führt der Schosser den Fall eines des Ehebruchs verdächtigten Bauern aus Rauschwitz an. [Walde] untersuchte den Fall, befand den Mann für unschuldig und ließ das Verfahren ruhen. Die beteiligte Magd wurde entlassen. Die Angelegenheit wurde dem Offizial vorgebracht, der nicht nur den Mann, sondern vier Dörfer in dem Kirchspiel mit dem Bann belegte. [Walde] erlangte zwar mit viel Mühe, dass der Mann relaxiert wurde, der Offizial ist jedoch der Ansicht, dass die Gerichtsbarkeit in diesem Fall ihm obliegt, und bestreitet das Vorrecht des Schossers. Der Schosser wandte sich an den Statthalter [Eberhard vom Thor] und die Räte [des Administrators Philipp von Naumburg] in Zeitz und erhielt eine differenzierte Antwort. [4] Weiterhin führt [Walde] den Fall eines Bauern aus Köckenitzsch an, der einem Mann aus Rochlitz oder Mücheln die Ehefrau entzog. Die Frau stahl zudem ihrem Ehemann 150 Gulden. Der Ehemann stellte den Täter im Amt [Eisenberg] und einigte sich mit ihm, dass er ihm 15 alte Schock [Groschen] schenkt und im Gegenzug Frau und Geld zurückbekommt. Als [Walde] dies erfuhr, wollte er den Bauern bestrafen. Der Offizial jedoch beansprucht die Bestrafung für sich. [Walde] ist unsicher, ob er dem Offizial nachgeben soll, und führt einen vergleichbaren Fall aus Weimar an, in dem er gegenüber dem alten Tunger das Vorrecht hatte und Siegler und Offizial sich nicht einmischten. Er bittet die hzl. Räte, ihm in der Angelegenheit zu raten. Der Schosser will dem Offizial nicht vorgreifen, hat jedoch keine andere Information, als dass er in dem Fall von Amts wegen urteilen darf. [Walde] gibt zu bedenken, dass es in Zukunft Probleme geben könnte, wenn einmal nachgegeben wird. [5] [Walde] entschuldigt sich für die Länge seines Schreibens und bittet um schriftliche Antwort. A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. A 222, fol. 12r–13v (Ausfertigung).

912 Johannes Eck an Kf. Friedrich

Leipzig, 22. Juli 1519 (XXII. Julii)

[1] Johannes Eck bittet Kf. Friedrich, nicht verärgert zu sein, dass er sich mit den Wittenberger Doktoren [Andreas Karlstadt und Martin Luther] auf die [Leipziger] Disputation eingelassen hat. Er wollte weder dem Kf. noch dessen Universität Wittenberg schaden, konnte aber zugunsten der Wahrheit des Glaubens die Angriffe Karlstadts nicht unbeantwortet lassen. [2] Eck tut es leid um Martin Luther, der sein Talent daran verschwendet, Irrtümer zu veröffentlichen, und seine Auslegung der Heiligen Schrift für besser hält als die aller Kirchenväter. Dass Luther viele der vom Konstanzer Konzil verdammten Artikel des Johannes Hus und der Böhmen für christlich hält und den Primat des Papstes leugnet, kann Eck nicht verstehen. [3] Eck hat die Disputation nur um der Wahrheit willen geführt und dafür weder vom Papst noch von anderen Geld erhalten. Im Gegenteil musste er auf eigene Kosten handeln. Dennoch hat er angeboten, mit Luther für weitere Disputationen auch nach Köln, Löwen oder Paris zu ziehen, obwohl er erwartet hatte, dass die Universität Leipzig das Urteil über die Disputation fällen würde, nachdem diese als Austragungsort gewählt wurde und dem Fs. [Hz. Georg von Sachsen] die Entscheidung über die Richter oblag. [4] Eck will mit seinem Bericht Luther nicht verunglimpfen,

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sondern sich bei Kf. Friedrich entschuldigen und ihn daran erinnern, was er dem christlichen Glauben, Land und Leuten schuldig ist. Dies wollte Eck schon vorher tun, weshalb er sechs Mal bei der kfl. Hofhaltung in Augsburg vorgesprochen hat, ohne allerdings zum Kf. vorgelassen zu werden. [5] Die kfl. Doktoren sind mit der Drohung abgereist, viel zu schreiben, obwohl es üblich ist abzuwarten, bis die beauftragten Universitäten ihr Urteil abgeben. Nicht die Schriften an sich stören Eck, aber deren Leichtfertigkeit und Schmachworte, welche sicher auch dem Kf. missfallen. Theologen sollen in ihren Schriften die Wahrheit suchen und nicht wie hipenbuben die Leute schmähen. [6] Nachdem Eck die von Luther [als Richter] vorgeschlagenen Universitäten [Paris und Erfurt] akzeptiert hat, will Luther nun noch die Juristen, Mediziner und Artisten einbeziehen, um durch die Menge anstatt durch Sachverstand eine Entscheidung zu seinen Gunsten zu erwirken. Dabei hatte Luther unlängst selbst den alten und berühmten Theologen Silvester [Prierias] für zu wenig geschickt gehalten, um seine Theologie verstehen zu können. [7] Der Kf. soll Ecks langes Schreiben nicht ungnädig aufnehmen und ihn entschuldigen. Er will nicht leichtfertig handeln, obwohl er unschwer eigene Schriften in der Art herausgeben könnte wie diejenigen, mit denen Karlstadt ihn angegriffen hat. Eck will sich gegenüber dem Kf. gehorsam verhalten und sich zurechtweisen lassen, falls er Fehler begangen hat. [8] Nachschrift: In der Disputation über das Papsttum war Eck auf die Argumente Luthers gut vorbereitet, da ähnliche Irrtümer bereits lange zuvor von anderen gelehrt wurden. Luther aber habe vermutet, dass kfl. Untertanen Eck eine neu gedruckte Schrift Luthers zugespielt hätten. Gegenüber Cäsar Pflugk wurde Peter Burckhard dessen zu Unrecht beschuldigt. Eck weist den Vorwurf zurück, kann sich aber leicht denken, was in dieser Schrift stand, und empfiehlt dem Kf. daher, sie zu verbrennen. → 914 Doctor Martin ludders Underricht an Kurfursten von Sachssen. disputation zu Leypszig belangent vnnd D. Eckius briue von der selbigen. [Augsburg 1520] (VD16 L 6831), fol. Aiir–Aivr (Druck). Ed. KGK 2, S. 415f., 422–427, Nr. 132 Beilage (Volltext); WA.Br 1, S. 459–462, Nr. 192 Beilage (Volltext). Bem. Der Brief wurde zum ersten Mal im Jahr 1520 in der Druckschrift „Doctor Martin ludders Underricht“ im Rahmen eines Berichts von der Leipziger Disputation, den Michael Eck, ein Vetter des Johannes Eck, für Johann von Schwarzenberg anfertigte, veröffentlicht. Eine handschriftliche Überlieferung des Briefes ist nicht vorhanden. A

913 Leipzig, 23. Juli 1519 (Sonnabend nach Marie Magdalene) Simon Pistoris d. Ä. an Kf. Friedrich [1] Simon Pistoris d. Ä. berichtet Kf. Friedrich auf dessen Befehl hin von der [Leipziger] Disputation. Sein Sohn [Simon Pistoris d. J.] teilte ihm mit, dass Martin Luther aufgrund seiner Gelehrsamkeit [Johannes] Eck trotz dessen rhetorischer Fähigkeiten überlegen war. [2] Luther und Eck waren sich über die Sünde und den Ablass sowie in anderen Fragen einig, nicht aber über die päpstliche Gewalt, wobei viele Leipziger Theologen Ecks Meinung teilten. Luthers Behauptung, dass Johannes Hus in einigen Artikeln recht

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hatte und doch verdammt wurde, sorgte für große Aufregung und Streit. Die angerufenen Universitäten Paris und Erfurt werden in dieser Sache wohl nicht entscheiden, sondern ein Konzil. [3] Einbecker Bier. [4] Seuche. A

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LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. N 1, fol. 1rv (Ausfertigung).

[1] Durchlauchstigister hochgeborner kurfurst, genedigister her, also mir eur kurf. g. befehuel hat, der disputation halben czu erfragen, hab ich gerstern, da ich komen byn, nach meinem son dem ordinarius gesanth, der dar bey allenthalben gewest, gefraget hab und sagt, das doctor Martinus der gelerteste und gekuntte¹ doctor da gewest ist, auch seyn patro und materia wol erdrungt² und ist der halben den doctor er Ekio uber legen, des gleichgen starsindtegen³ Eckiio auch wol erkundet. Sunder der Eckius habe sein grosses gut forbrengen und mit vill worten und auch alle ir argument, dy sy im haben vorgeleget, repetyrt und bedechtigklich gesaget und hat also sein grosse memoria und ausspruchgen dar dorch fast gelabet. Und solch repetiren und wyder czu sagen der kegen teyl argument ist doctor Martino nicht alwege czu gefallen, ader das gemeyne geruchte von yderman und den meysten teyl fellet doctor Martino czu. [2] Sy seyn auch eynss mitteinander worden in vill puncten und articul, also de poenitentia und de indulgentiis und in merer stuckn und gesaget, das eyner von dem ander mocht verstanden hab, wy mans gemeynt hat. Sunder de potestate pape seyn sy gantz czweyspeldigte und in dem fallen vill unser theologi dem Eckiio czu. Es hat auch doctor Martinus gesaget, wii der Iohannes Hus in etlichgen stucke nicht unrecht gehalden hat und were also doch verdemmitt worden. Das habe di andoren hoch angezogen und also in grosser czang komen und stehet also das meyste. Dormitt ist nach beslossen, sunder auff dy czwehe universitet beruffen, also Paris und Erfforth, aber man meynt, das sy dar ober nicht werden erkennen, sunder auff conssilium beruffen. [3] Das Eybeckis byrs halben sal euer kurf. g. wissen, das es wol vorhanden ist, und wann eur k. f. g. sulchs begerrende, ist des beste man haben kan, sul eur g. czugeschickt und gegeben werden. Dy taxa und ires maß sol man darczu schreyben. Das hab ich demuttigich eur k. f. yczt czuerkene geben. [4] Des sterbens halben weis man nicht an dy rote wehe. Wy sich aber halden wyrt, wil ich balde inne werden.

913 ¹ Kundigste. ² Durchdrungen. ³ Starrsinnigen.

Nr. 914

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914 Altenburg, 24. Juli 1519 (Sonntag nach Maria Magdalena) Kf. Friedrich an Johannes Eck → 912 [1] Kf. Friedrich antwortet auf Johannes Ecks Schreiben [Nr. 912] wegen der Wittenberger Doktoren und der Leipziger Disputation. Zuvor hatte Eck ihm in dieser Sache nichts geschrieben und auch von den Doktoren [Andreas Karlstadt und Martin Luther] hat der Kf. noch keinen Bericht von der Disputation erhalten.¹ Ecks Schreiben hat er deshalb an die Doktoren weitergegeben, die dem Kf. daraufhin antworten und berichten sollen. [2] Der Kf. wird Eck in dieser Sache wieder schreiben, falls es nötig ist. A

Ed.

Doctor Martin ludders Underricht an Kurfursten von Sachssen. disputation zu Leypszig belangent vnnd D. Eckius briue von der selbigen. [Augsburg 1520] (VD16 L 6831), fol. Aivr (Druck). KGK 2, S. 416, 428, Nr. 132 Beilage (Volltext); WA.Br 1, S. 463, Nr. 192 Beilage (Volltext).

915 Altenburg, 25. Juli 1519 (Sankt Jacobstag, des heiligen Apostels) Kf. Friedrich an [Ebf. Albrecht] von Mainz [1] Kf. Friedrich teilt [Ebf. Albrecht] von Mainz seine Verwunderung darüber mit, dass dieser ihn nicht über den Ausgang des Reichstags [in Frankfurt] und das nächste Treffen am 11. November in Nürnberg informiert hat. [2] Kf. Friedrich bittet um Auskünfte, was auf dem Reichstag noch besprochen wurde. Er hörte von einem Reichsregiment, das auf ksl. Kosten errichtet werden soll. [3] Nachschrift: Karl von Miltitz ist noch nicht zu Kf. Friedrich gekommen, so dass er [Albrecht] nichts über die Goldene Rose berichten kann. Sobald Miltitz zu Kf. Friedrich kommen wird, will er [Albrecht] informieren. → 919 A Ed.

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. C 689, fol. 80rv (Abschrift). Hildesheimer Stiftsfehde, S. 308 (Regest mit Teiledition).

916 Wittenberg, 27. Juli 1519 (XXVII. mensis Julias) Matthäus Hitzschold an Kf. Friedrich [1] Matthäus Hitzschold, Mönch aus dem Benediktinerkloster Bosau, dankt Kf. Friedrich dafür, dass er aufgrund kfl. Unterstützungsleistungen (stipendiis) an der Universität Wittenberg studieren darf. [2] Als Kf. Friedrich [vom Wahltag in Frankfurt am Main] 914 ¹ Martin Luther hatte seinen Bericht von der Leipziger Disputation am 20. Juli 1519 an Georg Spalatin übersandt (WA.Br 1, S. 420–431, Nr. 187, lateinisch, übersetzt in: W² 15, Sp. 1162–1170, Nr. 381).

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28. Juli 1519

Nr. 917

zurückkehrte, hörte Hitzschold vom Tod seines Förderers, des kfl. Kämmerers Degenhardt Pfeffinger [vgl. Nr. 910]. Pfeffinger hatte ihm vor seinem Tod den Befehl übergeben, der Leipziger Disputation beizuwohnen und einen vollständigen Bericht an den Kf. zu übersenden. Hitzschold hat allerdings von den Verhandlungen nur wenig aufgezeichnet. [3] Obwohl die Leipziger nicht wollen, dass die Disputation veröffentlicht wird, kursieren entsprechende Darstellungen und Meinungsäußerungen. Daher will auch Hitzschold sich nicht zurückhalten und mit dem vorliegenden Brief sein Urteil abgeben. [4] Wenn Eck gewusst hätte, wie sehr die Studien in Deutschland blühen, hätte er sich in diesem Jahr nicht auf die Disputation eingelassen. Eck möchte wegen seines Gedächtnisses bewundert werden, ob bei ihm aber auch das Verständnis der heiligen Schriften vorhanden ist, will Hitzschold nicht entscheiden. Während der Disputation trat Eck schreierisch und anmaßend auf und verleumdete seine Gegner. [5] Eck bezeichnete Martin [Luther] als Ketzer und beschuldigte ihn gegenüber Hz. Barnim von Pommern, Rektor der Universität Wittenberg, der Lüge und Feindseligkeit. Gegen Andreas Karlstadt erhob er den Vorwurf, dass dieser ihn beleidigt hätte. [6] Zwar stimmte Eck in der Lehre vom freien Willen mit Karlstadt überein, unterschied aber, dass die Versöhnung allein aus Gnade ganz (totum) aber nicht gänzlich (totaliter) Gottes Werk sei. Hitzschold lehnt diese Unterscheidung ab, die auch von Karlstadt maßvoll zurückgewiesen wurde. [7] Eck flüchtete sich in die Lehre von Männern wie dem hl. Gregor und versuchte, obwohl [Luther] ihn seiner Fehler überführte, mit allen Mitteln seine Gegner zu überwinden. Er zitierte teilweise die Aussprüche der Heiligen falsch und empörte sich darüber, dass die Wittenberger Doktoren Bücher vorliegen hatten, aus denen sie ihn überführten. Dabei soll doch die Disputation nicht allein dazu dienen, den Notaren auswendig gelernte Aussagen der Autoritäten zu diktieren. [8] Eck selbst zitierte stets von einem Blatt und müsste dankbar sein, dass die Studien an Universitäten wie derjenigen Kf. Friedrichs, an der öffentlich und unentgeltlich die drei Sprachen Hebräisch, Griechisch und Latein gelehrt werden, blühen. [9] Von geheimen Botschaftern, die möglicherweise aus dem Umfeld der Leipziger stammen, werden hässliche Gerüchte gestreut und die Anhänger Martin [Luthers] und Ecks gegeneinander aufgebracht. Bei Gott gibt es aber kein Ansehen der Person, und [Luther] selbst missbilligt Sektiererei, für welche im letzten Gericht ein hartes Urteil zu erwarten ist. [10] Jeder, der eine Mitschrift der Disputation liest, wird die Wahrheit klar erkennen, weshalb Hitzschold auch nicht zu heftig tadeln will. Auch Kf. Friedrich wird beim Lesen erkennen können, wie sehr sich [Luther] um die richtige Auslegung der heiligen Schriften bemüht hat. [11] Hitzschold bittet Kf. Friedrich, ihm weiterhin gnädig zu sein, und will das durch Gebete und Gehorsam verdienen. A

Matthäus Hitzschold: Epistola de Lipsica disputatione, Wittenberg 1519 (Druck, lateinisch, VD16 ZV 17396).

917 Grimma, 28. Juli 1519 (Donnerstag nach Sankt Annatag) Kf. Friedrich an Fabian von Feilitzsch [1] Kf. Friedrich erinnert seinen Rat Fabian von Feilitzsch daran, dass der Kf. dem Apotheker zu Altenburg 100 Gulden zur Einrichtung der Apotheke für ein Jahr geliehen hat.

Nr. 918

31. Juli 1519

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[2] Hieronymus [Rudloff] hat den Kf. darauf hingewiesen, dass der Kf. dem Apotheker auf dessen Bitte hin die Summe für ein weiteres Jahr überlassen hat. Da der Apotheker das Geld nicht zurückzahlen konnte, soll er jährlich fünf Gulden Zinsen an einen vom Kf. zu bestimmenden Empfänger zahlen und mit Bewilligung des Rats der Stadt [Altenburg] eine Verschreibung auf die Apotheke tätigen. [3] Da eine entsprechende Urkunde noch nicht vorliegt, soll Feilitzsch diese mit dem Apotheker aushandeln. Die Zinspflicht soll zum kommenden Michaelistag (29. September) beginnen, und es soll jeweils die Hälfte der jährlichen Zahlung zum Walpurgis- (1. Mai) und zum Michaelistag entrichtet werden. Die erste Zahlung wird zum 1. Mai 1520 fällig. [4] Die Verschreibung soll Feilitzsch dem Dekan [Konrad Gerhart] und Kapitel des Georgenstifts zu Altenburg zustellen und von diesen eine schriftliche Versicherung erwirken, dass die Zinsen für Kerzen auff die kron der neuen stifftung verwendet werden. A B

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Gg 980c, fol. 51rv (Ausfertigung). LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Gg 980c, fol. 27rv (Konzept, Abweichungen im Wortlaut gegenüber Überlieferung A).

918 Wittenberg, 31. Juli 1519 (Sonntag nach Anne) Andreas Karlstadt an Kf. Friedrich [1] Andreas Karlstadt teilt Kf. Friedrich mit, dass er die Beleidigungen, die Johannes Eck in seinem Schreiben [Nr. 912] an den Kf. gegen ihn vorbrachte, zur Kenntnis genommen hat. Karlstadt möchte mit einem rhuemer und schreier wie Eck nicht weiter disputieren. Eck hat ihn bei der [Leipziger] Disputation nicht übertroffen, sondern musste Karlstadt sowohl öffentlich als auch im privaten Gespräch recht geben. In seinen Predigten hat Eck allerdings anderes gelehrt als an der Universität. [2] Karlstadt hat aus den Büchern, die Eck gegen ihn angeführt hat, dessen Irrtümer nachgewiesen und wird deshalb von ihm und anderen verachtet und geschmäht. Eck hat ketzerische Bücher verwendet und mit einem vermeintlichen Zitat des Kirchenvaters Hieronymus argumentiert, welches er auf Nachfrage Karlstadts nicht nachweisen konnte. [3] Nachdem Karlstadt das Zitat bei eigenen Recherchen nicht fand, hat er seinen Notar¹ und zwei Zeugen zu Eck gesandt, der diesen die Belegstelle zeigen sollte. Eck hat darauf nicht geantwortet, weshalb Karlstadt ihn zurecht als falsarium bezeichnen kann. [4] Karlstadt hat sich mit diesem Schreiben in aller Eile gegen die Vorwürfe Ecks verteidigen wollen und ist froh über die wohlbehaltene Rückkehr Kf. Friedrichs [vom Wahltag in Frankfurt]. [5] Nachschrift: Karlstadt will dem Kf. gemeinsam mit Martin [Luther] in Kürze antworten und bittet um Entschuldigung, dass dies noch nicht geschehen ist, da er sich mit [Luther] bisher nicht absprechen konnte. Ed.

KGK 2, S. 415–422, Nr. 132 (Volltext); WA.Br 1, S. 463–465, Nr. 192 Beilage (Volltext); Jenaer Lutherausgabe dt. 1, fol. 149r (Volltext).

918 ¹ Vermutlich Johannes Agricola, der auch Martin Luther während der Leipziger Disputation als Schreiber diente (vgl. WA.Br 1, S. 464 Anm. 7).

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3. August 1519

Nr. 919

919 Aschaffenburg, 3. August 1519 (am Tag Inventionis Stephani) Kard. Albrecht an Kf. Friedrich → 915 [1] Kard. Albrecht informiert Kf. Friedrich, dass er heute dessen Brief [Nr. 915] erhalten hat. Darauf teilt er ihm mit, dass der Reichstagsabschied so verfasst wurde, wie ihn Kf. Friedrich kennt. [2] Es kamen aber [kgl.] Kommissare nach Aschaffenburg und berichteten, dass sie für [Karl V.] einen Entwurf aufsetzten, wie er den Reichstag ausschreiben soll. Ihrer Meinung nach haben die Kfen. den Reichstag zu schnell verlassen. [3] Zettel: Karl von Miltitz wird Kf. Friedrich die Meinung Kard. Albrechts zur Goldenen Rose mitteilen. [4] Nachrichten vom Schwäbischen Bund über Rüstungen [Hz. Ulrichs] von Württemberg; Gerüchte, die für die Christenheit erschreckend sind. A

SächsHStA Dresden, 10024 Geheimer Rat (Geheimes Archiv), Loc. 10670/04, fol. 271r–272r+275v, Zettel: 271rv (Ausfertigung, zu eigenen Händen).

920 Torgau, 5. August 1519 (Freitag nach Vincula sancti Petri) [Räte Kf. Friedrichs und Hz. Johanns]: Bericht [1] Die [ernestinischen Räte] haben Hermann von Hoff, Hauptmann zu Erfurt, als Gesandtem des Rates der Stadt Erfurt¹ auf seine am 5. August vorgebrachten Anliegen wie folgt geantwortet: [2] Bemühung um Aussöhnung der Stadt Erfurt mit Ebf. [Albrecht] von Mainz. [3] Verhandlungen im Fall der Ablöse des Dorfes Großrudestedt durch das Marienstift zu Erfurt. [4] Stand des Schieds, der durch fsl. Kommissare zwischen Gf. Ludwig von Gleichen und dem Rat zu Erfurt errichtet werden soll. [5] Wenn Hz. Johann wieder nach Weimar kommt, will er sich, nach Erinnerung durch den Rat zu Erfurt, um die Finanzangelegenheit zwischen dem Rat zu Erfurt und dem Kapitel [des Marienstifts] zu Gotha, eine Hauptsumme von 200 Gulden betreffend, kümmern. A B

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LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. G 261, fol. 69r–70v, ediert wird fol. 69rv (Reinschrift). LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. G 261, fol. 68rv (Konzept).

[2] Erstlich, unnsern gnedigsten hern von Meincz belangende, der ungnad halben, die sein churf. g. gegen den von Erffurd tragen soll, das sich unser gst. und g. hern den von Erffurd zu gnaden darein slaen solten, domit sie widerumb gnad bey dem erczbischoff erlangen mochten etc. Ist zu antwort gefallen, das unnser gst. und g. hern inen zu gnaden gneigt, weyl aber der erczbischoff iczunt nit hie oben, sunder zu Meincz, und doch wie vormutlich in kurcz herauff in das stifft Magdeburg komen werdt, mogen sie alsdan bey irn churf. und f. gn. forder derhalben anregung thun, wollen sich ir churf. und f. gn., sovil irn churf. und f. gn. 920 ¹ Am 29. Juli 1519 stellte der Rat zu Erfurt ein an Kf. Friedrich und Hz. Johann gerichtetes Kredenzschreiben für seinen Gesandten Hermann von Hoff aus (LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. G 261, fol. 67rv, Ausfertigung).

Nr. 921

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9. August 1519

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tulich, inen zu gnaden geburlich erczaigen.² [3] Das dorff Grossen Rudigßdorff belangend, welchs das capittel zu Erffurd zu unnser lieben frauen vom rath ablosen will etc. Ist ym gesagt, weyl unnser g. her herczog Johanns in handlung steet zwischen den gaistlichen und dem rath zu Erffurdt, wan sein f. gn. widerumb gegen Weymar komen, anregen, wollen sein f. g. in dieser sachen auch alsdan neben der andern handlung vornemen.

921 Dresden, 9. August 1519 (Abend Laurentii) Hz. Georg von Sachsen an Kf. Friedrich [1] Hz. Georg von Sachsen bietet Kf. Friedrich mit Blick auf dessen Krankheit Unterstützung durch einen Arzt oder durch etwas anderes an, das der Gesundheit dient und das Friedrich sich wünscht. [2] Hz. Georg wollte mit Kf. Friedrich kürzlich etwas bereden, vergaß aber die Unterredung und teilt nun Folgendes mit: [Jakob] Gertewitz berichtete Georg, dass Kf. Friedrich bei Papst [Leo X.] ein hohes Ansehen genießt. Zudem schrieb Georg mehrmals an den Papst, um die Heiligenerhebung Bf. Bennos von Meißen zu fördern, und wurde immer vom Papst gefragt, warum Friedrich nicht auch schreibt. [3] Da das Vorhaben der Heiligenerhebung fast zum Abschluss gebracht worden ist und nur noch Erinnerungen an den Papst nötig sind, bittet Georg zur Seligkeit und Ehre des Meißner Landes um Unterstützungsschreiben Friedrichs, denn dem Papst liegt viel an Friedrichs Schriften. [4] Hz. Georg hofft, dass er auch von Kg. [Karl V.] demnächst in der Sache ein Unterstützungsschreiben erhält und mit den kfl. und kgl. Schreiben die Heiligsprechung unproblematisch ist. Georg hofft, dass Kf. Friedrich dadurch einen ge-

920 ² Am 23. August 1519 wandte sich der Rat zu Erfurt an Kf. Friedrich und erinnerte ihn an die Unterredung mit seinem Gesandten und Hauptmann Hermann von Hoff, der dem Rat die fsl. Antworten überbrachte. Aus dem Bericht entnahm der Rat, dass er es Kf. Friedrich melden soll, wenn Ebf. [Albrecht] von Mainz wieder ins Land [Erzbistum Magdeburg] kommt. Derzeit ist [Albrecht] auf dem Weg (LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. G 261, fol. 71rv, Ausfertigung). Dasselbe schrieb der Rat zu Erfurt am 24. August auch Hz. Johann (ebd., fol. 74rv, Ausfertigung). Kf. Friedrich antwortete dem Rat zu Erfurt am 31. August, dass Kard. [Albrecht] am vergangenen Sonnabend (27. August) in Halle eintraf (ebd., fol. 72r, Konzept). Am 11. Dezember 1519 wurde auf einem weiteren Treffen zwischen Hermann von Hoff als Gesandter des Erfurter Rates und den fsl. Räten in Lochau das Problem der immer noch nicht erfolgten Aussöhnung zwischen Erfurt und Kard. Albrecht thematisiert. Hermann von Hoff bat darum, dass [Kf. Friedrich] einen Weg findet, damit die Erfurter bei Albrecht wieder in Gnaden kommen, sie würden auch alles tun, zu dem sie dem Ebf. von Mainz und seinem Stift aus altem Herkommen verpflichtet sind. Wenn die unerträgliche Beschwerung weiter besteht, trägt der Rat Sorge, dass in der Stadtgemeinde von Neuem ein Aufruhr entsteht, mit schlimmeren Folgen als beim ersten, „dan die von Erffurt stundn gegen der geistlikait doselbs, wie man zum tail wust, in boser geduld“ (LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. G 261, fol. 77r–80v, Zitat: 78v, Konzept).

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10. August 1519

Nr. 922

waltigen Fürsprecher vor Gott haben wird, der für Friedrichs Gesundheit und glückliche Herrschaft bitten kann. → 922 A Ed.

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. B 1032, fol. 54rv (Ausfertigung, eigh.). ABKG 1, S. 96f., Nr. 129 (Volltext).

922 Torgau, 10. August 1519 (Mittwoch Sankt Lorenztag) Kf. Friedrich an Hz. Georg von Sachsen → 921 [1] Kf. Friedrich bestätigt Hz. Georg von Sachsen den Empfang seines Briefs [Nr. 921] und bedankt sich für das wohlgemeinte Angebot. [2] Dass [Jakob] Gertewitz berichtete, Friedrich sei bei Papst [Leo X.] angesehen, erfuhr Friedrich gern, auch wenn er nichts gesondert vom Papst weiß. Friedrich konnte nicht immer den Wünschen des Papstes nachkommen. [3] Kf. Friedrich wundert sich über die Nachricht des Gertewitz, denn er hatte ihm einen Brief und eine Anordnung mit nach Rom gegeben, was er für ihn beim Papst ausrichten soll. Sowohl vom Papst als auch von Gertewitz hat Friedrich keine Antwort erhalten. Wenn Kf. Friedrichs Schreiben beim Papst tatsächlich in einem so hohen Ansehen stehen würde, wie es Gertewitz angibt, wäre Friedrich nicht ohne Antwort geblieben. [4] Trotzdem ist Kf. Friedrich immer bereit gewesen, die Ehre Bf. Bennos zu fördern, und wenn Hz. Georg bei Kg. [Karl V.] ein Unterstützungsschreiben erlangt, will auch Friedrich gern schreiben. Denn wenn der Kg., der Macht hat, schreibt, so werden auch ihre Bitten eher erhört. [5] Hessische Angelegenheiten. A Ed.

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. B 1032, fol. 55rv (Abschrift). ABKG 1, S. 97, Nr. 130 (Regest mit Teiledition).

923 Aschaffenburg, 12. August 1519 (Freitag nach Laurentii) Kard. Albrecht an Kf. Friedrich [1] Kard. Albrecht informiert Kf. Friedrich mit Bezug auf den Abschied zu Frankfurt, dass er am 18. August aus Aschaffenburg aufbrechen und nach Fulda und Eisenach kommen will. Friedrich kann einen Tag für ein Treffen ansetzen und ihm mitteilen. [2] Albrecht lädt Friedrich zur Prozession, die am 11. September stattfindet, und zum Besuch des Heiltums nach Halle ein. [3] Zettel: Albrecht erklärt, dass er, wie er in seinem Schreiben wegen des Bündnisses (bundt) angekündigt hat, den Domdekan von Mainz [Lorenz Truchseß von Pommersfelden] nicht mitbringen kann, da Albrecht ihm in seiner Abwesenheit die Aufsicht über Land und Leute übertragen hat. Friedrich soll darüber nicht verärgert sein. Wenn nötig, wird der Domdekan zu einem Treffen kommen, das Friedrich ihm nennt. → 926 A

SächsHStA Dresden, 10024 Geheimer Rat (Geheimes Archiv), Loc. 10670/04, fol. 276r–277v, Zettel: 276rv, ediert wird fol. 277r (Ausfertigung, eigh., zu eigenen Händen).

Nr. 924

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[vor 15. August 1519]

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[2] Die weyl mir dan e. l. auch vertrostung gethan, uf die procession, so jerlich zu Hall gehaltten wirdt am sontag nach nativitatis Marie, mich als iren armen freundt alda in e. l. eigen hauß zubesuchen, so woldt ich e. l. uf das allerfreunthlichste gebetten haben, sich zu demutigen und uf die negste procession sulchs verstrecken, wen wer weyß, wen ich mher uf die czeyt als so eben kundt da sein. Wy wol es ein groß unvornunfft von mir ist, e. l. also zu bemuhen und su zubitten an die endt, da ir nicht sulche außrichtung gescheen mag, als e. l. geburet und zustehet, aber das freuntlich vertrauen und zunaygung, so ich zu e. l. habe, dergleychen, das ich weyß, das derselbien e. l. mit gots dinst und heiligtumb wol ist, auch das sy auß angeborner furstlicher tugent sich mit boser wirtten und herbergen leyden kunnen, macht mich also behertziget, das zu thun. Darumb so bit ich noch, e. l. wollen sich demutigen und das hochwirdige heyligtumb besuchen und sich am freitag nach nativitatis Marie uf den abent zu Hal fugen und mit irem angebornen armen freundt sich leyden, selbs her und wirdt sein, das wil ich uf das aller freuntlichste wider umb e. l. verdienen. Wie wol ich mich keines abslags vermut, so bit ich doch entlich zu verlessig antwort.

924 [Wittenberg], [vor 15. August 1519] Konvent des Franziskanerklosters Wittenberg an Kf. Friedrich [1] Der Konvent des Franziskanerklosters Wittenberg erinnert Kf. Friedrich daran, dass [1517 in Rom] der Generalminister [Cristoforo Numai] eingesetzt wurde, dem alle Franziskaner entsprechend der Ordensregel gehorsam sein müssen, wie dem Kf. vom Generalkapitel zu Lyon¹ mitgeteilt wurde. [Numai] entsandte den Kommissar [Gerhard Zöthelm], der in der Franziskanerprovinz Saxonia den Lebenswandel und die Einhaltung der Ordensregel sowohl bei den Franziskanern vom heiligen Kreuz als auch bei ihnen, den Franziskanern vom heiligen Johannes Baptist, überprüfen sollte. [Zöthelm] beauftragte den Konvent des Franziskanerklosters Wittenberg, ein Provinzialkapitel vor dem 15. August [1519] in der Kustodie Magdeburg abzuhalten, um über die Einigkeit zu verhandeln. [2] Da Kf. Friedrich in Wittenberg eine Universität errichtet und mit gelehrten, sprachbegabten Lehrern der Heiligen Schrift ausgestattet hat, bittet der Konvent, das Provinzialkapitel in Wittenberg durchführen zu dürfen. Der Kf., der stets die Einigkeit des Ordens wünschte, soll das Kapitel als Patron schützen und für Almosen für den Unterhalt der Brüder sorgen. Der Konvent will im Gegenzug Gott und den hl. Franziskus für eine glückliche (lang ßellige) Regierung Kf. Friedrichs bitten. Sollte jedoch aufgrund einer Seuche die Universität an einen anderen Ort verlegt werden, soll auch das Provinzialkapitel andernorts innerhalb der Kustodie stattfinden. Dann sollen die 924 ¹ Das Generalkapitel in Lyon fand am 11. Juli 1518 statt. In Lyon wurde 1518 die Provinz Saxonia neu eingeteilt in die Provincia Saxonia sanctae Crucis (Observanten) und die Provincia Saxonia sancti Joannis Baptistae (Martinianer).

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erbetenen Almosen an diesen Ort gereicht werden.² [3] Weiterhin bittet der Konvent des Franziskanerklosters Wittenberg den Kf. um Fürbittschreiben an Ritter und Adlige, damit diese dringend benötigte Lebensmittel, wie Gerste, Weizen, Korn, Fleisch, Butter und Käse, spenden. Der Konvent hofft auf die Hilfe Kf. Friedrichs als dem hochsten patron und lybhaber ihres Ordens. [4] Der Konvent der Franziskaner zu Wittenberg will sich dem Kf. gegenüber in seinen Gottesdiensten erkenntlich zeigen. Gott wird den Kf. für diese Wohltat und Unterstützung belohnen. [5] Nachschrift: Um Einigkeit zu erzielen, will der Konvent dem Kf. nicht vorenthalten, dass ihm durch den Generalminister laut der Ordensregel auferlegt wurde, keinen Besitz zu haben. Sie empfangen jedoch ein jährliches Almosen an Getreide aus den drei Dörfern Elster, Lobbese und Straach, die im Herrschaftsbereich Kf. Friedrichs liegen. Der Konvent bittet daher Kf. Friedrich, das Korn künftig zu nehmen und ihm dafür eine Unterstützung für den Bau des Beichthauses und der Bibliothek zu zahlen, der in der kommenden Fastenzeit geplant ist. Sie bitten um eine gnädige Antwort durch den Schosser [Anton Niemegk zu Wittenberg], der die beste Kenntnis über die Dörfer und die Bauern hat.³ A Ed.

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Kk 1414, fol. 1r–2v (Reinschrift). Doelle: Observanzbewegung, S. 262–265, Nr. 22 (Volltext).

925 Wittenberg, 18. August 1519 (am Tag Agapiti) Andreas Karlstadt und Martin Luther an Kf. Friedrich [1] Andreas Karlstadt und Martin Luther kommen dem Befehl Kf. Friedrichs nach, eine Antwort auf das Schreiben [Nr. 912] des Johannes Eck vorzulegen. Auf die von Eck in öffentlichen Drucken vorgebrachten Irrtümer und Lügen haben sie ihrerseits bereits mit einer gedruckten Erklärung reagiert.¹ [2] Sie übersenden Kf. Friedrich nun eine 924 ² Das Provinzialkapitel fand Anfang Oktober 1519 in Wittenberg statt. Im Rahmen des Kapitels wurde am 3. und 4. Oktober eine Zirkulardisputation unter Beteiligung von Vertretern der Wittenberger Universität, wie Philipp Melanchthon, Nicasius Clay, Johann Dölsch, Martin Luther und Andreas Karlstadt, durchgeführt. Vgl. KGK 2, S. 501–513, mit einer Edition des Protokolls dieser Disputation; sowie den Brief Luthers an Johann von Staupitz vom 3. Oktober 1519 in: WA.Br 1, S. 513–517, Nr. 202. ³ Vom 6. März 1520 datiert ein Verzichtsbrief des Guardians Veit Gericke und des Konvents des Franziskanerklosters Wittenberg, mit dem sie Kf. Friedrich 57 Scheffel Korn aus den genannten Dörfern für eine Summe von 100 Gulden überließen (SächsHStA Dresden, 10001 Ältere Urkunden, Nr. 10271). 925 ¹ Dabei handelt es sich um den offenen Brief Luthers an Spalatin von Anfang August 1519 (WA.Br 1, S. 435–458, Nr. 191), der als Vorrede zu Luthers Schrift „Resolutiones Lutherianae super propositionibus suis Lipsiae disputatis“ (WA 2, S. 388–435) gedruckt wurde. Anfang August 1519 bat Martin Luther Spalatin um die Rücksendung des zuvor übergebenen Exemplars der Leipziger Disputation, welches Luther wohl zur Vorbereitung seiner Antwort an Eck benötigte (WA.Br 1, S. 434f., Nr. 190, lateinisch, übersetzt in: W² 21.1, Sp. 180f., Nr. 198).

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deutsche Antwort auf den Brief Ecks an den Kf. und stellen es diesem frei, sie an Eck weiterzugeben.² Sie wären froh, wenn Eck die Antwort zugeht. [3] Aus den Schriften Ecks, die sie von Nürnberg, Augsburg und anderen Orten erreichen, erkennen sie, dass Eck es sich vorgenommen hat, die Wittenberger Theologen zu verunglimpfen.³ A Ed.

FB Gotha, Chart. A 379, fol. 7rv (Ausfertigung, von Martin Luther). KGK 2, S. 457–460, Nr. 135 (Volltext); WA.Br 1, S. 501f., Nr. 193 (Volltext).

Torgau, 21. August 1519 (Sonntag nach unser Assumptionis Marie virginis gloriosissime) Kf. Friedrich an Ebf. [Albrecht] von Mainz 926

→ 923 [1] Kf. Friedrich bestätigt Ebf. [Albrecht] von Mainz den Empfang zweier seiner Briefe. Friedrich ist erfreut, dass sich [Albrecht] an den Abschied zu Frankfurt erinnert. [2] Reaktion auf den ersten Brief zu Verhandlungen zwischen den Kurfürsten; zur derzeitigen Gefahr des Aufruhrs und der Hoffnung Friedrichs auf Frieden und Einigkeit; zu weiteren Neuigkeiten, die die ganze Christenheit und das Heilige Römische Reich betreffen und zu denen Friedrich nähere schriftliche Informationen erbittet, wenn dies möglich ist.¹ [3] Friedrich bedankt sich für den zweiten Brief des Ebf. und für die Einladung 925 ² Das Antwortschreiben Karlstadts und Luthers, welches ebenfalls vom 18. August 1519 datiert, ist nur aus Druckschriften bekannt. Zum ersten Mal erschien es 1520 unter der Überschrift „Doctor Martinus Luther und doctor Carlestat antwort auff doctor Johan Ecken schreyben an mein gnedigisten herren Hertzog Fryderichen zu Sachssen Churfürsten etc.“ in der Schrift des Michael Eck: Doctor Martin ludders Underricht, fol. Aivv–Civr [vgl. Nr. 912], ediert in: WA.Br 1, S. 458f., 465–478, Nr. 192, sowie KGK 2, S. 431–456, Nr. 134. ³ In einem ebenfalls auf den 18. August 1519 datierten Brief an Georg Spalatin kündigte Martin Luther die Übersendung des Antwortschreibens für Johannes Eck an Kf. Friedrich an. Er berichtete, dass der vicarius [Johann von Staupitz] ihn darüber im Zweifel ließ, ob der Kf. eine solche Antwort oder eine lateinische Druckschrift wünscht, und verfolgte daher beide Wege. Luther stellte es dem Kf. und Spalatin frei, an dem Antwortschreiben Veränderungen vorzunehmen, bevor sie es an Eck schicken. Das Schreiben Ecks [Nr. 912] hat Luther unter seinen Papieren gesucht, aber bisher nicht gefunden. Dass Eck den Wittenbergern schaden will, zeigt sich unter anderem darin, dass er lügenhafte Artikel der Franziskaner zu Jüterbog an Bf. [Hieronymus] von Brandenburg weitergeleitet hat, die dieser nun gegen Luther verwendet (WA.Br 1, S. 502–504, Nr. 194, lateinisch, übersetzt in: W² 15, Sp. 2487–2489, Nr. 54). 926 ¹ Am 27. August 1519 reagierte Kard. Albrecht auf das Schreiben Kf. Friedrichs. Albrecht teilte Friedrich mit, dass der Schreiber in dem [ersten] Brief des Kard. einen Fehler gemacht hat hinsichtlich der Artikel zum kgl. Eid, über den in Frankfurt verhandelt wurde. Die Artikel, die Kf. Friedrich besitzt, seien nicht korrekt verfasst. Albrecht bat daher Friedrich, einen Gesandten mit den Artikeln zu ihm zu schicken, damit ein Abgleich erfolgen kann. Dann wollte er Friedrich die Artikel wieder zusenden (LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. B 521, fol. 2rv, Ausfertigung). Friedrich schickte [Anfang September] seinen Rat Gf. Philipp von Solms in dieser und anderen Angelegenheiten zu Kard. Albrecht [vgl. Nr. 930 und Nr. 931].

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nach Halle [Nr. 923]. Friedrich wird [Albrecht] berichten, was er mit Karl von Miltitz wegen der Goldenen Rose verhandelt hat. Nach Halle würde Friedrich gern kommen, um mit [Albrecht] zu reden und um das Heiltum und die Prozession zu sehen, entschuldigt sich aber aus gesundheitlichen Gründen. [4] Kf. Friedrich wird sich mit dem Angebot des Domdekans von Mainz [Lorenz Truchseß von Pommersfelden], der diesmal nicht mit [Albrecht] kommen konnte, beschäftigen, wenn es ihm wieder besser geht. A

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SächsHStA Dresden, 10024 Geheimer Rat (Geheimes Archiv), Loc. 10670/04, fol. 273r–274v, ediert wird fol. 274r (Konzept).

[3] Als mir aber e. l. in dem andern brief zuerkennen geben, dass sich e. l. uf den freuntlichen abeschidt, so wir zu Franckfurth genomen, uf dornstag nach assumpcionis zu Asschaffenburg erhaben, den nesten uf Fulda und Eysenach herein zutziehen und dem, wie wir uns underred, folge zutun, mich auch gebeten, zu e. l. gein Halle zu komen etc., solchs alles habe ich gar freuntlich von e. l. vermarckt, des ich mich gegen e. l. hochlich bedancke. Habe auch nye zcweivel an e. l. gehabt, dass e. l. an dem, so wir uns underredt, mangel wurdt sein lassen, des verhoffens, alle liebe heiligen werden darumb bey got dem almechtigen vleisige furbitter fur e. l. seyn. Und wann ich erfare, dass e. l. gein Halle komen, so wil ich e. l. zuerkennen geben, was ich mit er Karlh von Miltitz der roßen halben gehandelt, und ich wolt nymantz lieber dann e. l. dabey haben. Ich were auch gantz willig, zu eur lieb zukomen, mich freuntlich mit derselben zu underreden und zu forderst das hochwirdig heilthumb und loblich procession zu sehen. So wil ich doch e. l. freuntlicher meynung nit verhalten, dass ich nach dem willen gots drey wochen und noch dermasen mit swacheit beladen, dass ich nye auß dem beth komen, dan wo man mich hyngehaben unnd tragen hat, weiß auch nit, wie es got der almechtig furder mit mir schicken wil. Darumb ich besorg, dass ich mich swerlich in diser zeit, wo es sich schon mit mir bessert, des ich noch wenig befinde, erholen mocht, dass ich uf die zeit wandern kont. Darumb bit ich e. l. ufs aller freuntlichst, e. l. wellen mich in dem uf ditzmalh auß der nod freuntlich entschuldigt haben, deßgleichen, dass ich e. l. nit mit aigener hant schreibe, dann ich byn in dem rechten arm so beswert, dass ichs nit thun kann. 927 [Kf. Friedrich]: Stiftung

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[1] Die von [Kf. Friedrich] errichtete Stiftung der Betrachtung des heilsamen Leidens Christi in der Allerheiligenstiftskirche zu Wittenberg¹ soll durch zwei Priester und acht 927 ¹ Für die „kunfftig stifftung des heilwertigen betrachtens des seligen und bittern leydens [. . .] Christi“ hatten der Beichtvater Kf. Friedrichs, Jakob Vogt, und Georg Spalatin 1519 einen Vorschlag (bedenken) zur liturgischen Ausgestaltung verfasst. In 29 Punkten führten sie aus, was bei der Stiftung beachtet werden sollte (LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. O 222, fol. 69r–73v). In den Korrespondenzen zwischen Martin Luther und Georg Spalatin

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Chorsänger jeden Donnerstag, Freitag und Sonnabend wie folgt gehalten werden: [2] Bestimmungen zur Durchführung am Donnerstag. [3] Bestimmungen zur Durchführung am Freitag. [4] Bestimmungen zur Durchführung am Sonnabend. [5] Ausnahmeregelungen zu Hochfesten und Anordnungen weiterer Pflichten der zwei Priester und acht Chorsänger, die von den beiden Dekanen des Großen und Kleinen Chors der Stiftskirche sowie vom Schosser und Geleitsmann zu Wittenberg ein- und abzusetzen sind. [6] Als Entlohnung erhalten die Priester jährlich je 12 Gulden und die Chorsänger je 10 Gulden.² A

B C D E

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LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. O 158, fol. 36r–49r (Reinschrift, unter dem Titel: „Vorzeychnus und ordnung, wie es mit der stifftung der betrachtung des heylwertigen leydens unsers lieben hern und seligmachers in aller heyligen kirchen zcu Wittembergk alle donerstag, freytag und sonabend gehalten soll werden, 1519“). LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. O 222, fol. 9r–28r (Abschrift). LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. O 222, fol. 43r–58v (Konzept). LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. O 222, fol. 35r–42v (Konzept, nur Teile des Textes). LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. O 222, fol. 29r–34v (Konzept, nur Teile des Textes).

im August 1519 wurde die beabsichtigte kfl. Stiftung thematisiert. Wahrscheinlich hatte Spalatin seinen und Vogts Vorschlag an Luther geschickt. Spalatin fragte Luther nach seiner Meinung, wie das Leiden Christi betrachtet werden soll. Luther äußerte sich in drei Briefen zur Stiftung, übte Kritik und unterbreitete eigene Vorschläge ([1. Drittel August 1519]: LASA Dessau, Z 8, Nr. 46, fol. 1rv, Ausfertigung, lateinisch, ediert in: WA.Br 1, S. 434f., Nr. 190, übersetzt in: W² 21.1, Sp. 180f., Nr. 198; 18. August 1519: LASA Dessau, Z 8, Nr. 47, fol. 1rv, Ausfertigung, lateinisch, ediert in: WA.Br 1, S. 502–504, Nr. 194, übersetzt in: W² 15, Sp. 2487–2489, Nr. 54; sowie 20. August 1519: LASA Dessau, Z 8, Nr. 48, fol. 1rv, Ausfertigung, lateinisch, ediert in: WA.Br 1, S. 504f., Nr. 195, übersetzt in: W² 21.1, Sp. 182f., Nr. 202). Aus den Briefen Luthers vom 18. und 20. August 1519 wurden diejenigen Abschnitte, welche die Stiftung betrafen, durch Spalatin ins Deutsche übersetzt und als „Doctor Martinus bedencken, die stifftung des bedenckens des bittern leydens des herren belangend. 1519“ zusammengestellt (LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. O 222, fol. 64r–67v). Der von Luther gewünschte Gesang „Patris sapientia“ sowie die von Luther angemahnten Pausen für die Akteure finden sich in den Stiftungsbestimmungen (Konzepte und Reinschrift) wieder. ² Im Zusammenhang mit der Umsetzung der neuen Stiftung in der Praxis waren einige Punkte zu klären, wie die Öffnung der Schlosskirche in der Nacht, der erhöhte Bedarf an Wachs, Besoldungsfragen oder die neue Anstellung von zwei Priestern und acht Chorsängern, die durch die beiden Dekane des Großen und Kleinen Chors bis zum 14. September (Kreuzerhöhung) 1519 vorzunehmen war (LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. O 200, fol. 54r–57v). Die Priester und Chorsänger wurden bevorzugt aus dem Personenkreis der Wittenberger Universitätsangehörigen gewonnen. Namensverzeichnisse der zwei Priester und acht Chorsänger aus den Jahren 1519 und 1520 finden sich in: ebd., Reg. O 204, fol. 9r (Namensverzeichnis 1519, Priester: Stefan Müller aus Braunfels, Balthasar Arnold aus Görlitz, Chorsänger: Matthäus am Ende aus Allendorf in Hessen, Christoph Lau aus Eisleben, Nikolaus Hayn aus Eisfeld, Georg Gropner aus Frauenstein, Ambrosius Endres aus Casel bei Cottbus, Jodocus Dhomas aus Schleiz, Matthias Philipp aus Kirchberg, Gregor Steinbot aus Wormditt in Preußen) sowie ebd., fol. 12r (in der Abrechnung zum Quartal Reminiscere 1520 werden aufgeführt: als Priester Martin Müller, Balthasar Arnold und als Chorsänger Nikolaus [Hayn aus] Eisfeld, Gregor Worm, Ambrosius von Schlick, Konrad (Kunz) Schirner, Gregor aus Preußen, Gregor aus Escheberg, Merten Paul, Cyriacus [Viern aus] Hildburghausen). Für die zehn Personen der neuen Stiftung gab es 1519 schriftliche Kurzfassungen ihrer Aufgaben (ebd., Reg. O 222, fol. 59r–68v).

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[1] Die stifftung der heylwertigen betrachtung des seligen leydens unsers lieben hern und seligmachers soll von den zcweyen priestern und acht choraleßen, darczu vorordent, alle donerstag, freytag und sonabend wochenlich in aller lieben heyligen stifftkirchen zcu Wittenberg hernachfolgender gestalt gehalten werden: [2] Donerstag: Alle donerstag uber jar umb vier hor nach mittag so bald auf die complet im grossen khor aller lieben heyligen kirchen zcu Wittenberg sollen die zcwen priester und acht chorales, zcu dieser stifftung der betrachtung des bittern leydens Christi, unsers lieben hern und seligmachers, vorordent, die metten von dem heyligen abentessen oder grunen donerstag anheben und allenthalben mit dreyen nocturn und neun lection, als an benantem grunen donerstag ublich, halten, und die ersten sieben lection sollen von den choraleßen und die zcwu leczte lection von den zcweyen priestern gelesen und die verß in den responsen und die versickel von den koralesen wie in dem grossen khor gehalten werden. Berurte metten soll auch gleych wie die metten am heyligen grunen donerstag mit der collecten Respice quesumus etc. beschlossen werden. So bald die metten mit berurter collecten beschlossen ist, soll von den personen der stifftung der gesangk Patris sapientia,³ so weyt er die metten belangt, gesungen werden, darauf soll der priester, so die metten gesungen, mit geburender stym den verß Proprio filio suo non pepercit deus⁴ leßen und nach antworttung beder kore mit der volgenden collecten beschliessen: Omnipotens sempiterne deus, da nobis quesumus dominice passionis sacramenta ita peragere, ut indulgenciam peccatorum consequi mereamur. Per eundem Christum dominum nostrum. Amen. Czustund soll berurter priester mit mittelmessiger stym leßen den verß Christus factus est pro nobis obediens usque ad mortem⁵ und nach antworttung beder kore den psalter anheben und den ersten verß zcusambt den choraleßen seyns kors außlesn. Darauf die person des andern kors den andern verß leßen sollen, gleych mit dem accent und thon, wie man den psalter am heyligen karfreytag und osterabendt vor dem grab pflegt zculeßen, und mit solchem accent sol der gancz psalter von der metten am donerstag an biß auf den volgenden sonabend vor der vesper und complet dießer stifftung außgelesen werden. Bede priester dieser stifftung sollen zcusambt allen koralesen, darczu vorordent, bey der metten am donerstag und freytag an von vier hora biß zcu sechs hora auf den abendt dießer stifftung wartten. Und ob sich benante metten zcu sechs hora oder eyn wenig daruber vorcziehen, sollen nichts dester mynder bede priester zcusambt allen choralesen dießer stifftung bey der ganczen metten und biß der psalter angefangen in guter ordnung bleyben. 927 ³ Reimgebet aus dem frühen 14. Jahrhundert. ⁴ Röm 8,32. ⁵ Phil 2,8f.

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Domit nu die person dieser stifftung dieselben dester leychter und williger vorbringen mogen, sollen die zcwen priester und vier chorales, wenn es sechs hora auf den abend am donerstag und freytag geslagen, und nemlich von eynem itlichen khor zcwen chorales heym geen, yr ruh oder ergeczlikeyt zcusuchen und haben, alßo das auf eynem itlichen khor zcwen chorales bleyben und den psalter angefangener und angeczeygter ordnung ye ein verß umb den andern biß zcu sieben hora leßen. Wenn es sieben geslagen, so sollen die vier chorales, so nach sechs hora abgetreten, widerkomen und die andere vier chorales erledigen und den psalter, wo es domit bliben, biß zcu acht hora erfolgen. Bald umb acht hora in der nacht sollen die vier chorales, so umb sieben abgetreten, wider antreten und die andern vier ledig machen und den psalter biß zcu eylff hora ordenlich leßen. Nach eylff hor in der nacht am donerstag sollen die vier chorales, so nach achten abgetreten, widerkomen und den psalter biß zcu zcwey hora gegen dem morgen leßen. Und berurter rechnung nach hetten ye vier chorales von acht biß zcu zcwey hor in der nacht des psalters drey stunde zcuwartten und denselben ordenlich helffen mit angeczeygter außteylung zculeßen. Wenn aber die perßon dieser stifftung von wegen der menig oder grosse der gotlichen ambt in aller heyligen kirchen vorursacht wurden, umb eyn hor ir prim, tercz und sext zusingen, alßo hetten ye vier chorales von acht biß zcu eyn hor in der nacht dritthalb stund berurter ordnung bey dem psalter zcubleyben etc. Szo man aber zcu drey hor in der nacht zcu der prim dießer stifftung leutten wurd, hetten ye vier chorales von acht biß zcu drey hor vierdhalb stunde den psalter zcu leßen. [3] Freytag: Umb drey, zcwey oder ein hora in der nacht, darnach es die nodturfft erfordert, alle freytag, wenn der custer leutt, sollen die zcwen prister zcusambt den vier choraleßen, ßo umb eylff hor abgetreten, widerkomen und also alle perßonen, zcu dieser stifftung vorordent, ir prim, tercz und sext in massen wie hernach folget singen. Szo bald die prim, tercz und sext angefangen mit dem Deus in adiutorium meum intende,⁶ soll der eyne choralis eyn antiphen auß den laudibus des heyligen abentessens⁷ intonirn, darauf eyn ander die psalm derselben gezceytten⁸ anfahen und alßo mit seynem geburenden thon und accent volczogen werden.

927 ⁶ Ps 69,2. ⁷ Antiphon zum Gründonnerstag: Phil 2,8f. ⁸ Ps 69–77.

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Auch sollen zcu eyner yeden benanten zceyt, auch zcu der non und complet drey verß von dem hymnus Rex christe factor omnium⁹ gehalden werden, alßo nemlich: Czu der prym: Der erst, ander und leczt. Czu der tercz: Der erst, dritt und leczt. Czu der sext: Der erst, vierd und leczt. Czu der non der erst, funfft und leczt verß. Und zcu der complet widerumb der erst, ander und letzt verß. Czu der prim soll auch das responß Christe fili dei vivi, qui passus es pro nobis, on das Gloria patri gehalten werden mitsambt dem Kirieleyson Christeleison etc., auch dem Pater noster, Ave Maria und Credo, und den versickeln Proprio filio suo und Christus factus est pro nobis obediens und volgender collecten: Respice quesumus etc. und dem Benedicamus domino. Darauf und auf eyn itliche zceyt eyn stuck von benamtem gesang Patris sapientia zcusambt gedachtem versickel und collect volgen soll. Das responß in der tercz soll seyn Insurrexerunt in me testes iniqui¹⁰ mit seyner antwurt. In der sext soll das responß Diviserunt sibi vestimenta mea¹¹ seyn. Das responß in der non soll seyn Ne perdas cum impiis deus animam meam¹² mit seyner antwurt. Zcuvor aber und ehr mergedachte priester und chorales berurte geczeytten prim, tercz und sext anfahen, sollen sie den psalm, daran sie begriffen, ordenlich volcziehen und außleßen und mit dem verß Proprio filio suo etc. und volgender collecten: Respice quesumus domine etc. beschliessen. Und gedachte collect soll zcusambt dem capittel von dem priester, der desselbigen tags die messe singt, gelesen werden. Auch auf eynem itlichen kor soll ein choralis, darczu vorordent, achtung auf den psalm haben, do bey es bliben, domit keyn irthumb und unordnung eynfall. Solche ordnung mit der beschliessung der psalm soll am tag wie in der nacht gehalden werden. Untter merbenanten geczeytten dieser stifftung als der prim, tercz und sext, wenn der custer leutet, sollen die priester und chorales auf unser lieben frauen kor zusamen komen, also das sie zcustund nach der sext dießer stifftung die metten von unser lieben frauen anheben und halten. Von drey oder zcu weyln von zcwey oder aber untter weyln von vier horen biß zcu neun hor vor mittag am freytag haben die perßon dieser stifftung raum, yrer ruhe und nodturfft zcuwartten. 927 ⁹ ¹⁰ ¹¹ ¹²

Hymnus, Papst Gregor I. zugeschrieben. Ps 26,12. Ps 21,19. Ps 25,9.

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Alle freytag sollen die ambt im grossen khor also gehalten werden, das die hoemeß zcusambt der non umb neun oder ungeverlich eyn wenig vor oder nach neun hor eygentlich beslossen sey, und wenn der custer untter der non im grossen khor zcu der non dießer neuen stifftung leutt, sollen die zcwen priester und acht chorales dießer stifftung in aller heyligen kirchen wider zcusamen komen und so bald nach der non im grossen khor der eyn priester dieser stifftung, der zcur zceyt wochener ist, die non anfahen und der ander priester, soll dieselben wochen die geleßene messen heldet, das capittel und die collecten leßen. Und endtlich sollen die person dieser stifftung die non mit dem gesang Hora nona dominus Jesus expiravit¹³ zusambt der collecten Respice quesumus beschliessen. In des under der non soll der priester, der das gesungen ambt der meß desselben tags heldet, sich bereytten und ancziehen, also das er zcustund nach der non dieser stifftung die meß von dem allerheyligsten leyden Christi Jesu unsers lieben hern und seligmachers zcusingen angefangen werd. Allenthalben mit dem introit der collecten, secret, complend, episteln, gradual, offertorium und postcomun, wie mans mit der mesß vom dinstag in der heyligen karwochen im stifft czu Wurtzburg pflegt zcusingen.¹⁴ Und der priester, so das gesungen ambt der mesß heldet, soll den ersten freytag den passion unsers lieben hern und seligmachers secundum sanctum Matheum, den andern secundum sanctum Marcum, den dritten secundum sanctum Lucam, und der vierten secundum sanctum Johannem singen, wie man den passion pflegt in der heyligen marter wochen zusingen. Untter solchem gesungen ambt von dem bittern leyden unsers lieben hern und seligmachers soll der ander priester, wen der passion angefangen ist, außgeen und an gemeynen freytagen, auf die keyn fest gefelt, eyn requiem oder selmesß mit dreyen collecten, als nemlich die ersten fur die stiffter, die andern fur die woltheter und die dritte fur alle glaubige, leßen. Wen aber fest oder feyer auf den freytag oder sonabend gefallen, so soll der leßend priester seyn mesß von demselben fest mit dreyen collecten halten, und die erst collecten soll seyn von dem fest, die andere ein general fur alle christglaubige lebendige und vorstorbene und die dritt von allen lieben heyligen. So bald das gesungen ambt der mesß von dem leyden unßers lieben hern und seligmachers am freytag beschlossen ist, soll der priester, so die geleßen mesß gehalten hat, den verß Christus factus est pro nobis etc. mit lautter stym leßen und, wenn ym die chorales auf beden koren geantwurt, den psalm, an dem es in der nacht vor der prim dieser stifftung bliben, anfahen und mitsambt den choraleßen seyns kors leßen.

927 ¹³ Abschnitt aus dem Stundenlied „Patris sapientia“. ¹⁴ Vgl. BAKFJ 1, Nr. 646.

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Und nach dem sich zcuvormuten, das am freytag gemeyniglich halb auf eylfen das gesungen ambt von dem allerheyligsten leyden Christi, unsers hern und seligmachers, auß seyn wirdt, derhalben sollen nach außgang desselben die zcwen priester und vier chorales ir ergeczung zcuhaben ein stund abtretten und zcu zcwelff hora berurte vier chorales wider komen und die andere vier chorales erledigen. Umb zcwelff hora am freytag sollen die vier chorales, so nach der gesungen meß vom bittern leyden unsers lieben hern und seligmachers weg gangen, nach erledigung der andern vier chorales den psalter biß zcu eyn hor leßen. Bald nach eyn hor oder aber wenn der custos zcu Wittenberg nach gelegenheyt der zceyt und ambt leutt, sollen die zcwen priester und vier chorales, ßo um zcwelff hor abgetreten, widerkomen und, wenn sie alle zcusamen komen, den psalm, daran sie leßen, mit berurtem verß Proprio filio suo etc. und der collecten Respice quesumus etc. beschliessen. Darnach so bald sollen sie ir vesper und complet von dießer stifftung halten. Die vesper am freytag soll mit dem eingang Deus in adiutorium meum intende angefangen und mit den psalmen und antiphen wie am grunen donerstag zcusambt eynem capittel dem ganczen hymnus Rex Christe factor omnium und dem responß Ingressus Pilatus¹⁵ gehalten werden. Bald nach der vesper sollen die perßon dieser stifftung ir complet auch halten mit dem Deus in adiutorium, mit eyner antiffen auf die psalm, mit eynem capittel und mit eyner antiffen auf das Nunc dimittis,¹⁶ und bede antiffen in der complet sollen auß den laudibus vom heyligen abentessen oder grunen donerstag genomen werden. Berurte vesper und complet dießer neuen stifftung sollen auch alßo beschlossen werden, das zcustunde darauf am freytag die vigilg auf unser lieben frauen kor, oder aber, ßo es eyn heyliger abent wer, die vesper desselben kors volge. Nach der complet dießer stifftung haben die priester und chorales, darzcu vorordent, abermals yr rue biß zcu vier hor auf den abend. So bald der custer zcu der metten dießer stifftung am freytag leutt, umb vier hor, sollen die zcwen priester und acht chorales dießer stifftung widerumb in allerheyligen stifftkirchen komen und, ßo bald die vesper und complet im grossen kor vorbracht, ir metten von dem heyligen khar oder guten freitag anfahen und halten und alle darbey seyn. Nach derselben metten am freytag sollen sie den psalter, wo er vor der vesper gelassen, wider anheben und geburender ordnung leßen.

927 ¹⁵ Mt 27,11.23. ¹⁶ Lk 2,29–32.

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Und eben wie sich die chorales ob dem psalter am donerstag mit der abwechßlung und außteylung der stund und perßon gehalten, alßo sollen sie es am freytag in der nacht domit auch halten. Eyn wochen umb die andern sollen die zcwen priester die collecten, messen und anders, so ynen geburt, anheben, singen, leßen und halten, domit allenthalben gleichmessige abwechßlung gehalten und keyn teyl oder khor beschwert werd. Dermassen soll die abwechßlung der chorales auch alßo bescheen, das keyn khor beschwert werd, alßo nemlich, das die vier chorales, so am donerstag nach der metten umb sechs hor vom psalter abgetreten, am freytag nach der metten bleyben, und die am freytag nach zcwelf hor in der nacht gegen dem morgen und biß nach der sext dieser stifftung bleyben, am sonabend nach zcwelf hor am tag abtreten, und die am freytag nach der gesungen mesß dießer stifftung weg gangen, am sonabend des psalters nach mittag, biß sie von yren gesellen umb eylf hor erledigt werden, wartten sollen. [4] Sonnabendt: Alle sonabendt in der nacht umb zcwey oder aber, so es die nodturfft erheyscht, ehr und zceytlicher, wenn man leutt, sollen die zcwen priester zcusambt den vier choraleßen, ßo umb zcwelff oder aber halb zcu zcwelff hor abgetreten, in aller heyligen kirchen zcu yren gesellen widerumb komen, und ynen den psalm, darinnen sie dieselben befinden, helffen ordenlich außleßen und mit merangeczeygten verß und collecten beschliessen, auch zcustund yr prym, tercz und sext mit den antiffen auß den laudibus vom heyligen charfreytag halten, also das so bald nach yrer sext die perßon auf unser lieben frauen khor ir metten anheben. Die responß zcu der prim, tercz, sext und non sollen am sonabend gleych wie am freytag genomen und gebraucht werden. Wenn die perßon dieser stifftung yr sext gesungen haben, ßo seynt sie abermals wie am freytag biß zcu neun hor vor mittag und auf die non im grossen kor frey und mogen in dess irer rue und lahr wartten. So bald man am sonabend die non im grossen khor singt, soll der custos zcu der non dießer stifftung leutten, und darauf sollen bede priester und acht chorales, darzcu vorordent, wider in aller heyligen kirchen komen und nach außgang der non im grossen khor ir non halten. Untter solcher non am sonabend soll der priester, ßo desselben tags das gesungen ambt der mesß dieser stifftung singen soll, sich bereytten und anthun. Welcher priester am freytag und sonabend die messen lyßet, der soll das capittel und collecten in der non leßen, domit der ander priester des gesungen ambts dester baß und ordenlicher außwarten moge. Die gesungen messe alle sonabend dieser stifftung soll seyn von dem betrubten mitleyden der gebenedeyten muter gottes, der reynen junckfrauen Marie, auch mit dreyen collecten, von welchen die erst soll seyn von benantem mitleyden,

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die ander von allen christglaubigen lebendigen und todten und die dritte vom heyligen desselbigen tags oder aber, ßo darauf keyn heylig gefiel, von allen lieben heyligen. Untter demselben gesungen ambt der mesß von unser lieben frauen mitleyden soll der ander priester wie am freytag eyn requiem oder seelmeß oder aber, ßo eyn fest auf denselben sonabend fiel, von demselben fest mit den collecten, wie oben vom freytag vormeldet, leßen etc. Und nachdem fast umb zcehen hora am sonabend die perßon dießer stifftung mit irer gesungenen mesß fertig werden seyn, soll der priester, so die geleßen mesß gehalten, von stund auf die gesungen mesß den verß Christus factus est etc. anfahen und auf beder khor antwurt den psalm, darbey es in der nacht vor der prim blyben, anheben und zcusambt den choraleßen seyns kors leßen, darauf die chorales des andern kors sollen antwurtten und die zcwen priester und vier chorales biß zcu eylff hor heymgeen. Wenn es eylfe geschlagen, sollen berurte vier chorales widerkomen und die andere vier chorales biß auf zcwelf hor ledigen. Von zcwelf hor sollen die vier chorales, die umb zcwelff wider angetreten, des psalters mit ordenlicher leßung, biß man zcu der vesper dießer stifftung leutt, am sonnabend außwartten. So bald am sonabend nach mittag der custer zu der vesper dießer stifftung leutt, sollen bede priester und die vier chorales, ßo umb zcwelff hor wegk gangen, zcu den andern vier choraleßen widerkomen, sollen sie den psalter sembtlich mit guter ordnung mit eynem Vater unser, Ave Maria, und volgend dem verß Proprio filio suo und der collecten Respice quesumus domine etc. zusambt eyner collecten general fur alle glaubige lebendige und todten alle knyend beschliessen. Wann die perßon dießer stifftung den psalter beschlossen, sollen sie zustund yr vesper wie den freytag halten, alleyn das sie des sonabends zcu der vesper das responß Tenebre facte sunt¹⁷ nemen. Czu der complet am sonnabend sollen sie auf die psalm und Nunc dimittis zcwu antiffen auß den laudibus vom heyligen charfreytag gebrauchen und sich sunst mit dem hymno und andern wie in der complet am freytag bescheen ordenlich halten. Zcu stund nach dieser complet soll die vesper auf unser lieben frauen khor angefangen und gehalten werden. Aber in der heyligen fasten soll man alle freytag und sonnabend die non und gelesen und gesungen mesß dießer stifftung bald nach der metten im grossen khor halten, also das von stund nach benanten messen die prim und andere zceytten zusambt unser lieben frauen gesungen mesß auf irem kor angefangen werd, und

927 ¹⁷ Fünftes Responsorium für die Matutin des Karfreitags.

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das die perßon, zcu dießer stifftung vorordent, so bald nach der vesper im grossen kor in der fasten widerumb an den psalter treten. Die gesungen messen dießer stifftung sollen auf dem hohen, und die geleßene auf dem neuen altar untter der allerheyligsten dreyfaltickeyt kron in aller heyligen kor gehalden werden. Der psalter soll auch der massen geleßen werden, das er eygentlich benante zcwu nacht und zcwen tag wochenlich wie berurt gar außgeleßen werd, und ob man mit dem psalter am sonnabend vor der vesper zceyttlich fertig wurd, sollen die perßon dieser stifftung etliche responß von dem heylwertigen leyden unsers lieben hern und seligmachers singen und dieselben mit eyner collecten darczu dienstlich beschliessen. [5] Dieße stifftung soll auch keynen freytag oder sonabend uber jar, es gefiel dann der grosten fest eyns darauf, abgeen, und nemlich soll dieße stifftung an hernach vorczeychen festen untterlassen werden: An dem heyligen christag.¹⁸ Am tag der beschneydung des hern.¹⁹ Am tag der heyligen drey konige.²⁰ Am tag aller lieben heyligen.²¹ An unser lieben frauen festen: purificacionis,²² annunctiacionis²³ und assumpcionis.²⁴ Der gleychen am heyligen grunen donnerstag, karfreytag und osterabendt. Und am donnerstag, freytag und sonnabendt in der heyligen osterwochen, zusambt der wochen des achten des heyligen christags. Dagegen die priester und chorales dießer stifftung an berurten festen sollen bey der ersten vesper hohmeß und umbgang, auch bey dem umbgang am heyligen ostertag, kirchweyhung, warleychnamstag,²⁵ der heyligtumb weysung²⁶ und besuchung des grabs,²⁷ am grunen donnerstag, charfreytag, osterabendt und bey der erhebung des hochwirdigen sacraments in der heyligen osternacht seyn. Auch sollen die zcwen priester an benanten festen yn aller heyligen kirchen mesß leßen und zcusambt den choraleßen vorbunden seyn, wenn sie von der dechant eynem erfordert werden, das hochwirdig heyligtumb auf und ab zcutragen und 927 ¹⁸ ¹⁹ ²⁰ ²¹ ²² ²³ ²⁴ ²⁵ ²⁶ ²⁷

25. Dezember. 1. Januar. 6. Januar. 1. November. 2. Februar. 25. März. 15. August. Donnerstag nach Trinitatis. Vgl. BAKFJ 1, Nr. 368. Vgl. BAKFJ 1, Nr. 508.

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one korrock in vilberurte kirchen und darauß unter den gotlichen ambten und dießer stifftung nymmer zcu geen. Wo aber aller heyligen fest auf eyn donnerstag, freytag oder sonabend gefellt, soll dieße stifftung desselben tags alßo fallen, das die metten und andere geczeytten zcusambt dem gesungen ambt der messen nachbleybe und dagegen die priester vom feste yr messen bede leßen, auch zcusambt den choraleßen bey der ersten vesper und umbgang im grossen kor seyn. Die perßon dießer stifftung sollen auch zwischen den geczeytten so vil raums halten, das der priester, so die wochen zcur zceyt vorwaltet, eyn Pater noster und Ave Maria gesprochen hat. Sie sollen sich mit dem steen, siczen, entplossung und bedeckung der haubt, knyepygen und andern cerimonien den andern perßonen aller gotes heyligen kirchen ordenlich vorgleychen. Diese stifftung soll auch dermassen gehalden werden, das am donnerstag nach der complet im grossen khor biß auf den sonnabend czu der vesper auf unser lieben frauen khor wochenlich uber jhar an untterlaß gesungen und geleßen und keyn stillschweygen gehalten werd. Und merberurte zcwen priester und acht chorales dießer stifftung sollen von den hern dechanten des grossen und unßer lieben frauen khors aller lieben heyligen und dem schosser und gleytzman zcu Wittemberg zcur zceyt angenomen und, wo sie sich ungeburlich hielten und nicht bessern wolten, entsetzt werden. Wo auch der perßonen dießer stifftung eyne abtrachten wurd, soll die solchs yr vornemen beden benanten dechanten, schossern und gleytzman zcu Wittemberg eyn monat zcuvor anczeygen. [6] Fur obberurte muhe und arbeyt sollen benante zween priester eyn yeder zcwelff gulden und die acht chorales eyn yeder zcehen gulden zcu jarlon haben, die ynen zcu vier maln im jar, alßo nemlich ein yede quatember eynem yedem priester drey gulden und eynem yeden choralis drithalb gulden, gegeben sollen werden.

928 Erfurt, 1. September 1519 (am Tag Egidii) Pröpste, Dekane und Geistlichkeit zu Thüringen an Kf. Friedrich, Hz. Johann und Hz. Georg von Sachsen [1] Pröpste, Dekane und Geistlichkeit zu Thüringen teilen Kf. Friedrich, Hz. Johann und Hz. Georg von Sachsen mit, dass Kard. Albrecht, Kf. und Ebf. von Mainz und Magdeburg sowie Administrator des Bistums Halberstadt, von ihnen ein Subsidium (subsidium charitativum unnd procurationum) verlangt. [2] Sie sind zwar bereit, dieses als gehorsame

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Untertanen Albrechts zu zahlen, mussten jedoch bereits vor Kurzem beschwerliche Subsidienzahlungen an Albrecht leisten, die noch nicht völlig beglichen sind.¹ Da sie darüber hinaus zurzeit mit anderen hohen Kosten belastet sind, schrieben sie Albrecht und baten ihn um Erlass des Subsidiums, was dieser ablehnte. Auch das Angebot der Geistlichkeit, die Hälfte des Subsidiums als Geschenk anlässlich der Verleihung des Kardinalstitels an Albrecht zu zahlen, schlug dieser aus. [3] Da die Geistlichen das Subsidium nicht zahlen können, bitten sie Kf. Friedrich, Hz. Johann und Hz. Georg als ihre Landes- und Schutzherren um ein Fürbittschreiben an Kard. Albrecht, damit dieser ihnen das Subsidium ganz oder zur Hälfte erlässt. A B

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. B 522, fol. 2r–3v (Ausfertigung). SächsHStA Dresden, 10024 Geheimer Rat (Geheimes Archiv), Loc. 08954/21, fol. 51rv+53rv (Abschrift).

Torgau, 10. September 1519 (Samstag nach unser lieben Frauen Tag Nativitatis) Kf. Friedrich an Hz. Georg von Sachsen

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[1] Kf. Friedrich erinnert Hz. Georg von Sachsen an die Auseinandersetzungen zwischen dem Amtmann zu Liebenwerda und dem Propst des Benediktinerinnenklosters Riesa [Jakob von Haubitz] über die Gerichtsbarkeit im Dorf Nauwalde [vgl. Nr. 776].¹ [2] Zur Beilegung des Streits soll Hz. Georg Termin und Ort bestimmen, zu dem Kf. Friedrich den Amtmann [Hans von Minckwitz] schicken wird. Kf. Friedrich geht davon aus, dass Hz. Georg das unrechtmäßige Handeln des Propstes erkennen wird. A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. B 1702, fol. 24rv (Konzept).

928 ¹ Zu den letzten Subsidienforderungen des Ebf. Albrecht von Mainz und den Reaktionen von Kf. Friedrich, Hz. Johann und Hz. Georg von Sachsen in den Jahren 1515 und 1516 vgl. BAKFJ 1. 929 ¹ Der Akte liegen mehrere Schreiben bei, aus denen der Verlauf der Auseinandersetzung erhellt wird: Zunächst verhandelte der neue Amtmann von Liebenwerda, Hans von Minckwitz, mit Propst Jakob von Haubitz ergebnislos über ein Treffen zur Beilegung der Auseinandersetzung (LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. B 1702, fol. 9r–13v). Nachdem Minckwitz Vertreter des Dorfes Nauwalde nach Liebenwerda vorgeladen hatte, protestierte die Äbtissin des Benediktinerinnenklosters, Katharina von Honsberg, dagegen zunächst gegenüber dem Amtmann (ebd., fol. 14r–16v). Die Äbtissin wendete sich im Juni 1519 an Hz. Georg von Sachsen, der durch seine Räte (ebd., fol. 17r–18v) und über Fabian von Feilitzsch (ebd., fol. 19r–23v) einen vorläufigen Aufschub erwirkte. Fabian von Feilitzsch teilte dieses Ergebnis Minckwitz im Juni 1519 mit (ebd., fol. 26r–27v).

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[vor 11. September 1519]

930 Kf. Friedrich: Instruktion

Nr. 930

[vor 11. September 1519]

[1] Kf. Friedrich weist seinen Rat Gf. Philipp von Solms an, was er dem Kard. und Ebf. von Mainz und Magdeburg [Albrecht] an seiner Stelle mitteilen soll: [2] Begrüßung und Erkundigung nach der Gesundheit [Albrechts]. [3] Briefwechsel wegen der zu prüfenden Niederschrift des Artikels zum kgl. Eid, den alle Kfen. in Frankfurt besprochen hatten. [4] Friedrich entschuldigt sich, dass er vorerst nicht nach Halle kommen kann, um das Heiltum und die Prozession [am 11. September] zu sehen [vgl. Nr. 926], weil er immer noch krank ist. Wenn Friedrich wieder reisen kann, wird er sich nach Wittenberg begeben und [Albrecht] wegen eines Treffens schreiben. [5] Austausch über die Unruhe im Reich, Aufruhr und Krieg in Württemberg. [6] Ein Schreiben Kg. [Karls V.] an Kf. Friedrich, das vor drei Tagen eintraf, soll [Albrecht] zur Information in Abschrift übergeben werden. [7] Kf. Friedrich beauftragt Gf. Philipp von Solms zudem, neue Informationen über [kgl.] Kommissare zu sammeln und darauf zu dringen, dass der Kg. ohne Wissen der Reichsstände oder zumindest der Kfen. keinen Reichstag ausschreiben darf. [8] [Goldene] Rose. → 931 A

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LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. B 521, fol. 3r–6r, ediert wird fol. 4v–5r, 6r (Reinschrift).

[4] Fur das ander hat mir mein g. herr bevolhn, eurn chf. g. anzuzaign, das sein chf. g. gantz willig were, zu eurn chf. g. zukomen unnd das wirdig heiligthum und etlich procession zusehn. So sein doch sein chf. g. nochmals dermassen mit schwachait beladen, das sein g. nit weiter kombt, dan man ine tregt, das nu in dy funfft wochn also geweret hat. Darumb bit sein chf. g. gar vleissig, e. g. welln sein g. aus der notturfft entschuldigt haben unnd solichs nit unfruntlich vermerkn, dan wo es sein g. seins leibshalbn het thun mogen, so woltn sein g. in kainen weg aussenblibn sein. Wan aber got der almechtig gnad verleihn werd, das sein g. widerumb wandrn konnen, so wil sein chf. g. sich gein Wittenberg fugen und eurn chf. g. schreiben und bitten, zu seinen gnaden dahin zukomen. Derhalbn ist seiner g. fruntlich bitt, e. chf. g. wolln alsdan uf seiner gnaden schreiben nit abschlahen, zu seinen gnaden zukomen und reformirn helffn. So wil sein gnad dan mit eurn gnadn gein Hall ziehen, nit allain umb ergetzligkait willen, sonndrn auch aus der ursachn, weil e. chf. g. seinen gnaden vertrostung getan, seinen gnadn etlich wirdigs heiligthumbs mitzutailen dasselbig zuholen. [8] Nota der rosen halbn.¹

930 ¹ Danach bricht die Reinschrift ab.

Nr. 931

[vor 11. September] 1519

931 Gf. Philipp von Solms: Bericht

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[vor 11. September] 1519

→ 930 [1] Gf. Philipp von Solms berichtet Kf. Friedrich von seiner Unterredung mit dem Kard. und Ebf. von Mainz und Magdeburg [Albrecht]. [2] Antwort [Albrechts] zu dem Punkt, der den Eid des Kg. betrifft. [3] Reaktion [Albrechts] auf die Entschuldigung Friedrichs, dass er zurzeit aus gesundheitlichen Gründen nicht nach Halle kommen kann. Wenn es Friedrich wieder besser geht und er ihn nach Wittenberg einlädt, will [Albrecht] kommen. Gemeinsam können sie dann nach Halle reisen, um das Heiltum zu besichtigen. [4] Austausch über die Unruhe im Reich, Aufruhr und Krieg sowie über die Verantwortung der Kfen. [5] Dank [Albrechts] für die Abschrift des kgl. Schreibens. [6] Informationen [Albrechts] über kgl. Kommissare und das Vorhaben Kg. [Karls V.], einen Reichstag einzuberufen. [7] Auf die Nachfrage [Albrechts] zur Bedingung, die an die Übergabe der [Goldenen] Rose an Kf. Friedrich durch Karl von Miltitz im Auftrag Papst [Leos X.] geknüpft ist, gab Gf. Philipp von Solms keine Antwort, weil er diesbezüglich keine Anweisung Friedrichs hatte. [8] Zusätzliche Informationen über neue Bündniskonstellationen in Europa. A

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20

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. B 521, fol. 7r–10v, ediert wird fol. 8rv, 10r (Ausfertigung).

[3] Auf den anndern artigkl, der entschuldigung halbn, das mein g. herr seiner chf. g. schwachhait halbn diser zeit zu meinem gtn. hern dem ertzbischof etc. nit hat komen mogn, des ist hochgenanter mein g. herr von Mentz etc. hohlich erschroken, treget auch derselbn meins gtn. herrn schwachhait treulichs und fruntlichs mitleiden unnd ist zugot dem almechtigen der hofnung, seiner chf. g. zugestanndn schwachait sol sich in kurtz zu besserung schiken. Unnd so das beschiet, als sein g. der trostlichn zuversicht ist, und mein g. herr sein chf. g. gein Wittnberg erfordern werdn, wo es dan seinen chf. g. mit ichte moglich, wollen sein gnad nit aussen bleyben, wo auch meins gtn. herrn gelegenhait sein wurd, furder mit seinen chf. g. gein Hall zuraisen und das hochwirdig heiligthum zubesehen, des wer sein g. hochlich erfreuet und was sein chf. g. meinem gtn. herrn als dan des orts fur heiligthum mittailen sold, wolt sein chf. g. sich fruntlich und willig erzaigen. [7] Der bebstlichn rosen halben ist meinem gtn. hern von Mentz etc. vermeld wordn, meinen gtn. hern gelang an, als solt er Karl von Miltitz dieselb rosen von bebstlicher heiligkait wegn meinem g. hrn mit ainer condicion uberantwurtn wellen, des doch sein chf. g. etwas beschwert etc. und solcher gstalt anzunemen nit gemeint wer. Hirauf hat mein g. herr von Mentz etc. mit vleis gefragt, was doch dieselb condicion sey und wen her Karl bey meinem gtn. hrrn gewest, weil aber graf Philips des nit bevelh gehabt, hat er dem ertzbischof derhalbn kainen beschaid zugebn gewust.

262

11. September 1519

Nr. 932

932 Frauenchiemsee, 11. September 1519 (am aindleften Tag des Herbstmonats) Äbtissin Ursula des Benediktinerinnenklosters Frauenchiemsee an Kf. Friedrich → 910 [1] Äbtissin Ursula [geb. Maria Pfeffinger] des Benediktinerinnenklosters Frauenchiemsee bedankt sich bei Kf. Friedrich für sein Schreiben [Nr. 910] und die versiegelte Schatulle [mit den Hinterlassenschaften ihres verstorbenen Bruders Degenhart Pfeffinger], die sie mit vermischter freid empfangen hat. [2] Sie hofft, [Degenhart] lebt nun bei Gott und im Gedächtnis Kf. Friedrichs, den Gott für seine guten Taten, Gnaden und Gaben entlohnen möge. Diese hat er ihrem Bruder zu Lebzeiten und nach dessen Tod auch ihr und ihrem Kloster erwiesen, wofür sie und der Konvent ihm ewig dankbar sind. [3] Der Ermahnung des Kf., den letzten Willen ihres Bruders zu erfüllen, will sie gern nachkommen. Sie hat aber mit den Gütern ihres Bruders nichts mehr zu tun, bis auf diejenigen, die ihr und ihrem Kloster durch einen Vertrag übertragen wurden, welcher ihren Vettern Johann von Dachsberg und Hans Herzheimer zugestellt wurde. [4] Im Hinblick auf das Begräbnis hält sie es nicht für sinnvoll, den Leichnam solange nach dem Tod noch weit zu transportieren. Trotzdem soll beratschlagt werden, ob [Degenhart] in Salmanskirchen¹ begraben werden kann. [5] Äbtissin Ursula will in Abstimmung mit dem Konvent für den Kf., ihren Bruder und für sich selbst ein ewiges Gedächtnis im Kloster Frauenchiemsee einrichten, da sie die letzte der Pfeffingers ist. [6] Die Äbtissin hat keinen Trost mehr auf Erden und bittet den Kf., sie und ihr Kloster weiterhin zu schützen. Im Gegenzug will sie mit ihrem Konvent für Kf. Friedrich beten. A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Gg 2215, fol. 83rv (Ausfertigung).

933 Torgau, 12. September 1519 (die XII. Septembris) Kf. Friedrich an Johannes Aesticampianus [1] Kf. Friedrich hat das Schreiben des Johannes Aesticampianus erhalten, in dem dieser ihn um die geistliche Stelle (sacerdotium) zu Altenburg bat, die nach dem Tod von Erhard [Berger] vakant ist. Friedrich lässt Aesticampianus die Präsentationsurkunde zustellen. [2] Der Kf., der Aesticampianus wohlgesonnen ist, hofft, dass dieser durch die schriftlichen Nachrichten Spalatins über die sacris nostris zu treuen Diensten veranlasst wird. A B Ed.

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. O 305, fol. 3rv (Konzept, lateinisch, von Georg Spalatin). FB Gotha, Chart. A 1289 I, fol. 89r (Abschrift, lateinisch). Berbig: Spalatiniana 1907, S. 531, Nr. XII (Volltext, nach Überlieferung B).

932 ¹ Salmanskirchen war der Stammsitz der Familie Pfeffinger. Degenhart Pfeffinger verfügte in seinem Testament, dort begraben zu werden. Sein Leichnam wurde jedoch zunächst in Frankfurt am Main beigesetzt, wo er gestorben war [vgl. Nr. 910].

Nr. 934

13. September 1519

263

934 [Lauterberg], 13. September 1519 (Dienstag in vigilia Sancte Crucis) Johann von Kanitz an Kf. [Friedrich] [1] Johann von Kanitz, Propst des Petersstifts auf dem Lauterberg, erinnert Kf. [Friedrich] an die Unterstützung, die der Kf. ihm im Streit mit Nikel Lange d. J. durch seinen Amtmann Konrad Rabil zuteil werden ließ, als [Friedrich] noch die Herrschaft über Storkow und Beeskow innehatte [vgl. Nr. 793]. Rabil veranlasste, dass die Bewohner eines der Dörfer des Nikel Lange d. J., Neuendorf genannt, diesem so lange keine Zinsen mehr geben sollen, bis Lange seine Schulden bei Kanitz beglichen hat. Die Summe, die Lange zurückzahlen muss, beläuft sich auf insgesamt 80 Gulden. [2] Nikel Lange d. J. jedoch brachte die Güter noch vor Ablauf eines Jahres und während der Amtszeit Rabils gewaltsam wieder an sich und zahlte Kanitz nichts zurück. Nach dem Übergang der Herrschaften Storkow und Beeskow an Joachim von Bieberstein wandte sich Kanitz mehrmals an diesen und legte auch Unterstützungsschreiben Kf. [Friedrichs] bei. Seine Bemühungen blieben aber erfolglos. [3] Durch diesen ungebührlichen Verzug konnte Nikel Lange d. J. die Güter seinem Bruder Nikel Lange d. Ä. übertragen. Auch dieser zahlte die Schulden nicht an Kanitz zurück. Johann von Kanitz entstanden bei seinen Bemühungen, zu seinem Recht zu kommen, seit der Übertragung der Güter an ihn durch Konrad Rabil bereits zusätzliche Unkosten in Höhe von mehr als 40 Gulden. [4] Johann von Kanitz und Nikel Lange d. Ä. erschienen zur Klärung der Angelegenheit vor Bf. Dietrich von Lebus zum Verhör, bei dem Lange d. Ä. bekannte, dass er die Güter von seinem Bruder gekauft hat. Von dem Erlös wurden die Schulden des jüngeren Lange beglichen. Kanitz beschwerte sich bei den bfl. Räten, die das Verhör durchführten, dass dieser Kauf hinter seinem Rücken in der Zeit geschah, als sein Streitfall vor dem Herrn von Bieberstein rechtlich anhängig war. Obwohl Kanitz seine Ansprüche beweisen konnte, ging Lange d. Ä. auf nichts ein. Auch bei den Räten, die das Verhör führten, konnte Kanitz nichts erreichen. [5] Johann von Kanitz bittet Kf. [Friedrich], da der kfl. Amtmann ihm zu den Gütern verholfen und Kanitz dafür Gelder in die kfl. Amtskammer gegeben hat, um Schutz und um ein Unterstützungsschreiben an Bf. Dietrich von Lebus. Der Bf. soll dafür sorgen, dass Kanitz diejenigen Einkünfte bekommt, die Nikel Lange d. Ä., nachdem er die Güter von seinem Bruder Nikel Lange d. J. erworben hat, aus diesen eingenommen hat. Falls Bf. Dietrich und Nikel Lange d. Ä. dem nicht nachkommen, schlägt Kanitz vor, dass [Friedrich] bei dem Bf. erreicht, dass die Güter in Beschlag (kommer und rechtliche bestechunghe) genommen werden. Kanitz bittet den Kf., sich seinem Stift gegenüber in der Angelegenheit gnädig zu erzeigen. Er und seine styfftes gebruder wollen für den Kf. beten. A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Kk 1126, fol. 3r–4r (Abschrift).

935 Torgau, 14. September 1519 (Mittwoch des heiligen Kreuztag Exaltationis) Kf. Friedrich an Hz. Johann [1] Kf. Friedrich erinnert Hz. Johann daran, dass Karl von Miltitz um ein Dienstgeld nachgesucht hat. Mit ihm wurde besprochen, dass er für drei Jahre als Diener bestallt

264

15. September 1519

Nr. 936

wird, wofür er von Kf. Friedrich und Hz. Johann je 50 Gulden jährlich erhält. [2] Wenn Hz. Johann damit einverstanden ist, soll er Fabian von Feilitzsch darüber informieren, der Militz verpflichten wird. A Ed.

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Rr S. 1–316, Nr. 1183, fol. 3rv (Ausfertigung). Kalkoff: Miltitziade, S. 81f., Nr. 1 (Regest mit Teiledition).

Altenburg, 15. September 1519 (Donnerstag nach Exaltationis Sancte Crucis) Räte Kf. Friedrichs an Bf. Dietrich von Lebus 936

[1] Die Räte Kf. Friedrichs wenden sich an Bf. Dietrich von Lebus und teilen ihm mit, dass sie in Abwesenheit des Kf. die beiliegende Supplikation [Nr. 934] von Johann von Kanitz, Propst des Petersstifts auf dem Lauterberg, erhalten und anstelle Kf. Friedrichs gelesen haben. [2] Sie wollen im Namen des Kf. die Bitte des Propstes nicht abschlagen, da sie seinem Schreiben entnommen haben, dass dieser durch [den Amtmann] Konrad Rabil auf Befehl Kf. Friedrichs und Hz. Johanns, als die beiden Fsen. die Herrschaft über Beeskow und Storkow pflegeweys innehatten, Unterstützung in seinem Streitfall mit Nikel Lange d. J. wegen ausstehender Schulden erhielt. [3] Da die Ansprüche des Propstes berechtigt sind, fordern die Räte den Bf. auf, Kanitz zu helfen. Kf. Friedrich wird Bf. Dietrich dafür dankbar sein. A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Kk 1126, fol. 4v (Abschrift).

937 Torgau, 16. September 1519 (am sechzehnten Tag des Monats Septembris) Kf. Friedrich: Vollmacht für Fabian von Feilitzsch, Haubold von Einsiedel und Günther von Bünau [1] Kf. Friedrich teilt jedem, der dieses Schreiben liest, mit, dass ihn Papst Leo X. mit der Goldenen Rose, die am 14. März 1518 geweiht wurde, ausgezeichnet hat. Die Rose wird durch den Nuntius Karl von Miltitz überbracht. [2] Obwohl Kf. Friedrich die Goldene Rose gern, wie es sich gebührt, persönlich in Empfang nehmen würde, ist er verhindert,¹ wie er dem Nuntius mitgeteilt hat. Deshalb übertrug er diese Aufgabe seinen Räten Fabian von Feilitzsch, Haubold von Einsiedel und Günther von Bünau. [3] Sie haben Vollmacht, das Ehrengeschenk des Hauptes der Christenheit im Namen des Kf. mit angemessener Ehrerbietung anzunehmen. Der Nuntius soll dem Papst den Dank Kf. Friedrichs ausrichten. Ed.

W² 15, Sp. 745–747, Nr. 313 (Volltext); Kapp: Kleine Nachlese 3, S. 236–239, Nr. 24 (Volltext).

937 ¹ Kf. Friedrich litt in diesen Wochen besonders stark unter der Gicht.

Nr. 938

21. September 1519

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938 Lochau, 21. September 1519 (Mittwoch Sankt Mattheitag) Kf. Friedrich an Fabian von Feilitzsch [1] Kf. Friedrich bestätigt Fabian von Feilitzsch den Eingang seines Schreibens. Er selbst ist immer noch krank. [2] Verzeichnis des Quatembergeldes. [3] Kf. Friedrich hat gehört, dass Feilitzsch [aus Torgau] mit der Sänfte nach Altenburg zurückgekehrt ist. [4] Zettel: Ein Marienbild von Lucas [Cranach]. A

5

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Gg 980c, fol. 56r–58r, Zettel: 58r, ediert wird fol. 58r (Ausfertigung, zu eigenen Händen).

[4] Schlet der maler hat unns zuerkennen geben, wie er Hannsen Schlurgken am jungstn, eher er von Aldnburg herab gezogn, ain Maria bild uf ainem tefelen, welchs Lucas maler gemacht, zuverwaren undergebn hab. Wan wir dan dasselbig Maria bild gern haben woltn, darumb ist unser gnedigs begern, du wellest unns dasselb sambt dem futer, das darzu gehort, bey Alban dem boten herab schikn. Auch das tefelen irgent mit ainem groben thuch uberziehn lassen, domit es underwegn am tragn, ob irgent ain boß wetter zufiel, dester weniger schaden empfahe.

939 Martin Luther an Kf. Friedrich

[Wittenberg], [vor 22. September 1519]

[1] Martin Luther widmet dem kranken Kf. Friedrich seine Schrift von den vierzehn Nothelfern, da Christus allen Menschen geboten hat, den Kranken und Gefangenen beizustehen und ihnen in ihrer Not zu helfen. Dabei verweist Luther auf Jes 43[,24] und [Mt 25,41–43]. [2] Zusammen mit allen Untertanen des Kf. und mit dem gesamten Heiligen Römischen Reich ist es, gemäß [Gen 2,20], [Mt 25,40] und [2 Kön 5,1], Luthers christliche Pflicht, mit Kf. Friedrich zu leiden. Luther legt dar, dass er und die Untertanen des Kf. es schuldig sind, mit diesem als ihrem Oberhaupt mitzuleiden. Außerdem sind sie ihm dienstpflichtig und müssen ihm Dankbarkeit zeigen sowie für den Kf. beten. [3] Georg Spalatin überzeugte Luther, für den Kf. eine Auslegung eines Teils der Heiligen Schrift anzufertigen und sie diesem zu widmen. Deshalb hat Luther nun diese Schrift für Friedrich verfasst und in Anlehnung an die vierzehn Nothelfer in vierzehn Kapitel unterteilt. Die Schrift gliedert sich in zwei Hauptteile. Der erste Teil umfasst sieben Betrachtungen der Beschwernisse und Widrigkeiten, der zweite Teil sieben Betrachtungen der guten Dinge. Luther bittet Kf. Friedrich, sein Werk gnädig anzunehmen. A Ed.

Martin Luther: Tessaradecas Consolatoria pro laborantibus et oneratis [. . .]. Wittenberg 1536 (VD16 L 6739), fol. Aiir–[Aiv]r (Druck, lateinisch). WA 6, S. 104–106 (Volltext, lateinisch); W² 10, Sp. 1816–1819 (Volltext, Übersetzung).

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24. September 1519

Nr. 940

Bem. Zur Datierung: Luther übersandte Spalatin das fertige Manuskript mit der Widmungsvorrede am 22. September 1519 zur Übersetzung (LASA Dessau, Z 8, Nr. 49, fol. 1rv, Ausfertigung, lateinisch, ediert in: WA.Br 1, S. 508f., Nr. 198, übersetzt in: W² 21.1, Sp. 184f., Nr. 207). Der Druck sowohl der deutschen als auch der lateinischen Ausgabe war aber erst im Februar 1520 abgeschlossen. Die lateinische Widmungsvorrede erschien erstmals in der Ausgabe von 1536 (VD16 L 6739).

940 Altenburg, 24. September 1519 (Sonnabend nach Sancti Mauritii) Fabian von Feilitzsch an Kf. Friedrich [1] Fabian von Feilitzsch bestätigt Kf. Friedrich den Eingang verschiedener Schriften des Kf. [2] Erkundigungen wegen eines Verzeichnisses über 400 Gulden, die nach Wittenberg geschickt werden sollen, unter anderem bei Hieronymus [Rudloff]. [3] Austausch mit den Räten Hz. Johanns. Brief Hz. Georgs von Sachsen in der lüneburgischen Sache. [4] Bestallung von Christoph Groß. [5] Vorladung für Heinrich von Leipzig. [6] Fortgang der Bauten in Altenburg und Colditz. [7] Karl von Miltitz. [8] Schweinemast. [9] Bier aus Einbeck. [10] Colditzer Leinwand. [11] Zwei Eichen für [Georg] Spalatin. [12] 50 Gulden aus einem Testament für die Kirche Unser Lieben Frauen [in Torgau]. [13] Bestrafung des Christoph von Horbeck wegen eines Vergehens an einem Bürger aus Borna. → 942 LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Gg 980c, fol. 60r–63v, ediert wird fol. 61v, 62v–63r (Ausfertigung).

A

5

10

[7] Auff heut ist er Gunter von Bunau¹ und der amptmann alhie² kegen Czeytz geritten, doselbst er Karlh von Miltitz anzunemen unnd hieher zubrengen. Wan der kompt, will ich e. churf. g. bevelh nach, doctor Martinus³ unnd die verzaichnus, doven e. churf. g. schryfft tut melden, belangende, mit ime underreden und hanndeln. Was dan allenthalben sein abschidt alhie sein wirdt, das wilh ich e. churf. g. zum forderlichsten unterteniglichen zuerkennen geben.⁴ [12] Die hundert gulden, so zu Knauten testament gehoren, belangen, habe ich hivor durch Hannsen Veyel⁵ mit den kirchvettern handeln lassen, anzuzeygen, wartzu sie die funffzig gulden, so zu unnser lieben frauen kirchen beschieden, gebrauchen wolten. Der hat mir underricht getan, das sie dieselbige funfftzig gulden zu euer stifftung, die angefangen, aber nit gar vorbracht, anwenden welten, 940 ¹ ² ³ ⁴

Günther von Bünau zu Teuchern († 1523). Sebastian von Kötteritzsch. Martin Luther. Eine kursächsische Delegation bestehend aus Günther von Bünau, Sebastian von Kötteritzsch, Fabian von Feilitzsch, Nikel Wenigel und dem Kanzleischreiber Albrecht sowie neun Landsknechten nahm Karl von Miltitz in Zeitz in Empfang und geleitete ihn nach Altenburg (vgl. LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Aa 3016, fol. 1r–2v, Reinschrift). ⁵ Hans Feyl.

Nr. 941

15

26. September 1519

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wie dan gnannter Feyl e. churf. g. woll zuberichten hat. Aber sunst haben sie mir vermeldung getan, wo es e. churf. g. zulassen, welten sie dieselbige funfftzig gulden zu dem pau des kirchthormbs gebrauchen, wie auch aus einer verzaichnus, so der rath uber geben, neben andern artickeln befunden werdt. Das nue e. churf. g. undter den beiden furschlegen [---] lasen gefallen will ader ein ander meynung vergut ansehen, das haben euer churf. g. wol zuverfugen.

941 Altenburg, 26. September 1519 (Montag nach Matthei apostoli) Karl von Miltitz an Kf. Friedrich [1] Karl von Miltitz erinnert Kf. Friedrich an seinen Brief, den er vor Kurzem aus Halle schrieb wegen der Ablassbulle, die Ebf. [Albrecht] von Mainz in Halle eingeführt hat. [2] Am vergangenen Sonnabend (24. September) kam Miltitz mit der Goldenen Rose in Altenburg an, die er mit den Bullen den kfl. Kommissaren [vgl. Nr. 937] übergab und das Jubeljahr verkündigte. [3] Am Montag (26. September) übergab Fabian von Feilitzsch an Miltitz die Bestallung als Diener für drei Jahre sowie 200 Gulden als Dank dafür, dass er als päpstlicher Gesandter die Goldene Rose und die Ablassbullen¹ gebracht hat. Miltitz bedankt sich dafür. [4] Miltitz erinnert daran, dass er vor fast vier Jahren die Ablassbullen von Papst [Leo X.] erlangt hat. Auch trug ihm noch der inzwischen verstorbene [Degenhart] Pfeffinger im Namen Kf. Friedrichs auf, die Goldene Rose zu verschaffen, wofür Miltitz fast drei Jahre brauchte. Dabei sind sehr viele Unkosten entstanden. Dass durch den Legaten [Thomas Cajetan] eine Verzögerung in der Übergabe eingetreten ist,² soll Kf. Friedrich nicht Miltitz anlasten. Miltitz sollte auch auf Wunsch des Kf. dem Sekretär des Gf. von Nassau³ und dem Dekan Eberhard zu Diensten sein. Da Miltitz die 200 Gulden bereits für seine Ausgaben in Kursachsen braucht, weiß er nicht, mit welchem Geld er nach Rom zurückreisen soll. Er bittet Kf. Friedrich, den er als besten Dienstherrn ansieht, um weitere 200 Gulden für seine Mühen. [5] Fabian von Feilitzsch berichtete Miltitz, dass Kf. Friedrich Äußerungen über Luthers Exkommunikation und das weitere Vorgehen gegen ihn gehört hat, die Miltitz fallen gelassen haben soll.⁴ Miltitz versichert, dies nicht ernst gemeint zu haben. Vielmehr weiß der Kf., wie Miltitz mit Luther in Altenburg verhandelt hat [vgl. Nr. 811 und Nr. 812], an den damals getroffenen Zusagen hält er fest. Miltitz bittet Kf. Friedrich, Luther nach Liebenwerda zu schicken, damit sie sich einigen können. Er wird dann den Ebf. [Richard] von Trier über die Ergebnisse informieren, so dass die Sache ohne Nachteil für Luther beigelegt werden kann. 941 ¹ BAKFJ 1, Nr. 368 und Nr. 369. ² Papst Leo X. hatte durch seine Instruktion Miltitz aufgetragen, die Rose erst auf Anweisung Cajetans an Kf. Friedrich zu übergeben (FB Gotha, Chart. A 338, fol. 3rv, ediert in: Cyprian: Nützliche Urkunden 2, S. 56–58; FB Gotha, Chart. A 338, fol. 63r–64v, Übersetzung von Georg Spalatin, ediert in: Cyprian: Nützliche Urkunden 2, S. 58–60). ³ Wilhelm oder Heinrich von Nassau. ⁴ So soll Miltitz in Dresden gesagt haben, dass er Luther in der Hand hat, vgl. den Brief Luthers an Johannes Lang vom 3. September 1519 (WA.Br 1, S. 506, Z. 22–24).

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28. September 1519

Nr. 942

Miltitz bittet darum, ihn vier Tage vor dem Termin in Liebenwerda zu informieren, um rechtzeitig anreisen zu können.⁵ A Ed.

FB Gotha, Chart. A 337, fol. 10r–12v (Ausfertigung). W² 15, Sp. 746–749, Nr. 315 (Volltext, nach Cyprian); Cyprian: Nützliche Urkunden 1, S. 414–419, Nr. 13 (Volltext).

942 Lochau, 28. September 1519 (Mittwoch Sankt Michaelisabend) Kf. Friedrich an Fabian von Feilitzsch → 940 [1] Kf. Friedrich hat das Schreiben [Nr. 940] des Fabian von Feilitzsch erhalten. [2] Bericht von Hieronymus [Rudloff] wegen eines Verzeichnisses über 400 Gulden für eine Stiftung in Wittenberg. [3] Schreiben Hz. Georgs von Sachsen in der lüneburgischen Sache. [4] Bestallung von Christoph Groß. [5] Vorladung des Heinrich von Leipzig. [6] Bauten in Altenburg und Colditz. [7] Karl von Miltitz. [8] Schweinemast. [9] Bier aus Einbeck. [10] Leinwand aus Colditz. [11] Zwei Eichen für [Georg] Spalatin. [12] 50 Gulden für die Kirche Unser Lieben Frauen in Torgau. [13] Bestrafung des Christoph von Horbeck. A

5

10

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Gg 980c, fol. 67v–70v, ediert wird fol. 69v, 70v (Konzept).

[7] Wir habn auch gern gehort, das er Gunther von Bunau¹ und der ambtmann zu Aldenburg² an vergangem sonnabent³ gein Zeitz geriten, ern Karln von Miltitz anzunemen, und was der abschid mit im sein wirdete, des wirdestu uns nachfolget wol zuberichten wissen. [12] Dan von wegen der hundert gulden halben, so zu Knautn seligen testament gehorn, hetten wir uns versehn, dy kirchvetter unser liebn fraun kirchn zu Torgau wurdn mit dir aigentlich verlassn haben, worzu dy L fl., so Knaut zu unser liebn frauen kirchn testirt, soltn gebraucht werden. Dan wir wyssen wol, das er ains tails solch gelt zu dem pau an ainem kirchnthorm und dy andrn zu ainer memorien zugebrauchn furgehabt. Aber wie dem, welln wir uns des an inen erkunden lassn und dan das gelt dorzu verordnen.

941 ⁵ Am gleichen Tag übersandte Miltitz dem Kf. seinen Brief an Luther mit dem Vorschlag, sich mit ihm an einem noch festzulegenden Tag in Liebenwerda zu treffen. Kf. Friedrich sollte den Brief an Luther weiterleiten (WA.Br 1, S. 510f., Nr. 199). 942 ¹ Günther von Bünau. ² Sebastian von Kötteritzsch. ³ 24. September 1519.

Nr. 943

29. September 1519

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943 Lochau, 29. September 1519 (Sankt Michaelistag) Kf. Friedrich an [Georg] Spalatin [1] Kf. Friedrich hat das Schreiben [Georg] Spalatins erhalten und ist erfreut, dass sich Martin [Luther] und [Andreas] Karlstadt für die Geschenke des Kf. bedanken. [2] Beherbergung von Personen und deren Bitte um Spannbetten. [3] Hinsichtlich der neuen Stiftung [vgl. Nr. 927] teilt Kf. Friedrich Folgendes mit: Er will eine Glocke nach Wittenberg schicken lassen und ist einverstanden, dass in der Zwischenzeit die kleine Glocke für die neue Stiftung genutzt wird. Der Leinenstoff für die Chorröcke ist bestellt, aber noch nicht eingetroffen. Friedrich will ihn, sobald er gekommen ist, schicken. Er erwartet, dass die Einrichtung der Stiftung fleißig und ordentlich erfolgt, um den späteren Ablauf problemlos zu gestalten. [4] Der Kf. hat gern gehört, dass [Johann Dölsch] auf die Seite Martin Luthers getreten ist. Hieronymus [Rudloff] hat Friedrich beim Vorlesen des Briefs berichtet, dass [Dölsch] um eine andere Lektion gebeten hat. Friedrich stimmt zu und betraut Spalatin mit der Umsetzung. [5] Bewerber um den neuen Dienst. [6] Notwendigkeit eines Druckers. A B Ed.

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. O 368, fol. 3rv+7v (Ausfertigung, zu eigenen Händen). FB Gotha, Chart. A 1289 I, fol. 90rv (Abschrift). Urkundenbuch Universität Wittenberg, S. 90f., Nr. 73 (Regest mit Teiledition, nach Überlieferung A); Berbig: Spalatiniana 1907, S. 532f., Nr. XIII (Volltext, nach Überlieferung B, mit Lesefehlern).

944 Lochau, 30. September 1519 (Freitag Sankt Hieronymustag) Kf. Friedrich an Georg Spalatin [1] Kf. Friedrich berichtet Georg Spalatin, dass er heute den beiliegenden Brief von Karl von Miltitz erhielt, der an Martin [Luther] gerichtet ist.¹ Spalatin soll den Brief an [Luther] weitergeben. [2] Kf. Friedrich teilt zudem mit, dass Miltitz auch ihm geschrieben [Nr. 941] und vorgeschlagen hat, mit [Luther] in Liebenwerda zu verhandeln. Wenn [Luther] und Spalatin keine Einwände dagegen haben, soll dem Vorschlag des Miltitz entsprochen werden. [Luther] soll Miltitz schreiben, wann das Treffen stattfinden kann. Der Brief soll an Kf. Friedrich geschickt werden, der ihn an Miltitz weiterleiten wird. [3] Spalatin weiß auch, dass Miltitz zu Ebf. [Richard] von Trier reisen wollte und dafür um einen Brief des Kf. an den Ebf. gebeten hat. Doch in Altenburg meinte Miltitz, erst mit [Luther] verhandeln zu wollen und dann den Brief an den Ebf. mit einem Boten zu schicken, was Friedrich nicht erwartet hat. Daher will Kf. Friedrich den Brief von Miltitz zurückfordern. Kf. Friedrich denkt, dass nach dem Gespräch zwischen Miltitz und [Luther] die Angelegenheit [Luthers] vielleicht anders steht, als in dem Brief dargelegt. A Ed.

FB Gotha, Chart. A 337, fol. 15r–16v (Ausfertigung). W² 15, Sp. 750f., Nr. 318 (Volltext, nach Cyprian); Cyprian: Nützliche Urkunden 2, S. 129f., Nr. 20 (Volltext).

944 ¹ WA.Br 1, S. 510f., Nr. 199.

270

30. September 1519

Nr. 945

945 Weimar, 30. September 1519 (Freitag nach Sankt Michaelistag) Hz. Johann: Verschreibung [1] Hz. Johann verschreibt zur Förderung des Seelenheils Kf. Friedrichs, seines eigenen und seiner Erben sowie in Anbetracht des guten Lebens der Franziskanertertiarinnen in Weimar und damit diese und ihre Nachfolgerinnen noch fleißiger für seinen Bruder, seine Vorfahren sowie für ihn und seine Erben beten, den Schwestern und ihren Nachfolgerinnen zwei Hufen Land und drei Höfe in Großbrembach mit den üblichen Zinsen und eine halbe Hufe in Kleinbrembach. Diese Güter kauften die Schwestern seinem Sekretär Johann Weida ab, der sie von Hz. Johann zu Lehen hatte. [2] Die Schwestern sollen das Land und die Höfe mit den Zinsen auf ewige Zeiten nutzen, genießen und gebrauchen, ohne dass Hz. Johann auf Steuer, Heerfolge und landesherrliche Gerichtsbarkeit verzichtet. Jährlich am Martinstag (11. November) haben die Franziskanertertiarinnen eine gemästete Gans in das Amt Weimar zu reichen. [3] Der Hauptmann zu Weimar Friedrich von Thun oder in dessen Abwesenheit der Schosser zu Weimar [Andreas Gräfenthal] sowie deren Nachfolger sollen die Rechte der Schwestern an den verliehenen Gütern schützen. [4] Zeugen sind unter anderem Friedrich von Thun, Hofmarschall Nikel vom Ende und der Amtmann zu Gotha Burkhard Hund. A

LATh – HStA Weimar, Urkunden Staatsarchiv, 1519 September 30, fol. 1r–2v (Konzept).

946 Lochau, 1. Oktober 1519 (Sonnabend nach Michaelis) Kf. Friedrich an Fabian von Feilitzsch [1] Kf. Friedrich unterrichtet Fabian von Feilitzsch über seinen Gesundheitszustand. Die rechte Hand ist nicht einsatzfähig, und er hofft auf Besserung. [2] Die Bestellung der Ämter muss bis zum 19. November warten. [3] Besuch des Marktes in Leipzig durch Feilitzsch und [Hans von] Taubenheim. [4] Kf. Friedrich ließ in Herzberg Schweine kaufen. [5] Abschied des Karl von Miltitz. [6] Gesinde. [7] Treffen Feilitzschs mit [Hz. Johann]. [8] Weinlieferung. [9] Ausgaben für den Schneider durch [Bernhard von] Hirschfeld unter anderem für die Reise des kfl. Gefolges [zum Reichstag] nach Frankfurt am Main. [10] Zettel: Jagd auf Wildschweine. [11] Kauf von Schweinen in Herzberg. A Ed.

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Gg 980c, fol. 73r–75v, ediert wird fol. 73v–74r (Ausfertigung, zu eigenen Händen). Droysen: Verhandlungen des Karl von Miltitz, S. 173, Nr. 1 (Teiledition).

[5] Das her Karl von Miltitz seinen abschidt nit gern genomen, das welln wir wol glauben, dan er ist an den orten gern, da man im gutlich tut und wol aufwart. So haben wir auch aus der zugeschiktn zetl vernomen, was auf dy einfurung der rosen an parem gelt zu auslosung der zerung in den herbergen bezalt worden

Nr. 947

5

1. Oktober 1519

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ist und das du er Karls muter¹ und schwestern auch hast auslosen lassen, ist unns nit entgegn.² Dan wo das maiste bleibt, geht das weniger auch wol mit. Das du aber anzaigst, das er Karl ain gepundt brif hinder sich gelassen, die du unns uberschikest etc., dasselb gepund brif ist unns nit worden, haben allain ainen brif von ern Karln von Miltitz uberkomen und ainen an doctor Martinus.³

947 Wittenberg, 1. Oktober 1519 (Sonnabend nach Michaelis) Martin Luther an Kf. Friedrich [1] Martin Luther teilt Kf. Friedrich mit, dass Karl von Miltitz ihn aufgefordert hat [vgl. Nr. 944], einen Tag zu benennen, an dem sich beide in Liebenwerda treffen können,¹ wie Friedrich aus dem beigelegten Schreiben des Miltitz entnehmen kann.² [2] Luther wollte dies nicht hinter dem Rücken des Kf. unternehmen. Er hat Miltitz den 9. Oktober genannt. Eher ist es ihm nicht möglich. [3] Luther denkt nicht, dass bei dem Treffen Gefahr zu befürchten ist. [4] Er bittet Kf. Friedrich, seinen Brief mit einem kfl. Begleitschreiben an Miltitz zu senden. A Ed.

FB Gotha, Chart. A 379, fol. 8rv (Ausfertigung, eigh.). WA.Br 1, S. 512, Nr. 201 (Volltext).

948 Altenburg, 3. Oktober 1519 (Montag nach Sankt Michaelistag) Kf. Friedrich: Schiedsspruch [1] Kf. Friedrich schlichtet auch im Namen Hz. Johanns die Streitigkeiten, die sich seit der Errichtung des Vertrags [Nr. 788] durch den Amtmann zu Grimma Hans von der Planitz zwischen Abt Antonius [Dietz] des Zisterzienserklosters Buch einerseits und dem Rat und der Gemeinde zu Belgern andererseits ergeben haben. Auf Bitten des Abts fand heute in Altenburg ein Verhör beider Streitparteien durch kfl. Räte statt. In folgenden Punkten kam es dabei zu einer gütlichen Einigung: [2] Bernhard Fritzsche hatte einen 946 ¹ Wahrscheinlich die Stiefmutter Karls, Gertrud von Staupitz, dritte Ehefrau des Vaters von Karl von Miltitz, Siegmund. ² Die Rechnung ist erhalten in: LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Aa 3015, fol. 58r–60v. Demnach wurde Karl von Miltitz von seinem älteren Bruder Bernhard von Miltitz sowie seiner Stiefmutter begleitet. Die Gruppe bestand insgesamt aus 21 Personen. ³ Gemeint sind die beiden Briefe des Miltitz vom 26. September 1519 an Kf. Friedrich [Nr. 941] und Martin Luther (WA.Br 1, S. 510f., Nr. 199). 947 ¹ Luther informierte am 3. Oktober 1519 auch Johann von Staupitz über das geplante Treffen in Liebenwerda (vgl. WA.Br 1, S. 513–517, Nr. 202). ² Es handelt sich um den Brief vom 26. September 1519 (WA.Br 1, S. 510f., Nr. 199).

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Nr. 948

Schlüssel des gemeinen Geldkastens zu Belgern in Verwahrung, den er auf Befehl des Abts nicht weitergeben durfte. Nachdem Fritzsche sich weigerte, dem Rat auf dessen Aufforderung hin den Schlüssel zu übergeben, wurde er aus dem Rat entfernt und beleidigt, worüber sich der Abt und Fritzsche beschwerten. Fritzsche soll unter der Bedingung wieder in den Ratsstand versetzt werden, dass er die Geheimnisse des Rats und der Stadt seiner Eidespflicht entsprechend bewahrt. [3] Da sowohl der Abt als auch der Rat meinen, den Fronboten anstellen und entlassen zu können, wird vereinbart, dass beide Parteien es mit dem jetzigen Boten versuchen sollen. Sollte dieser seinen Pflichten nicht nachkommen, soll er entlassen und von beiden Parteien ein neuer Fronbote verpflichtet werden. [4] Der Abt beschwerte sich, dass der Rat den Zaun eines Bürgers eingerissen hat. Der Rat begründete dies damit, dass durch den Zaun ein öffentlicher Weg blockiert wurde. Der Abt soll die Stelle besichtigen. Wenn der Weg zum Nutzen der Gemeinde benötigt wird, soll er nicht verzäunt werden. [5] Der Abt beschwerte sich, dass die von Belgern im Donner, welches seiner Gerichtsbarkeit untersteht, einer Frau ihren Mantel entrissen und diesen als Pfand behalten und nicht wieder herausgegeben haben. Der Rat gab hingegen an, die Frau an einem Ort gepfändet zu haben, wo sie unberechtigt gehütet hat. Das Pfand soll diesmal zurückgegeben und noch einmal verboten werden, Vieh ohne Wissen des Rats zu der entsprechenden Stelle zu treiben. Sollte im Fall einer erneuten Zuwiderhandlung wieder etwas gepfändet werden, ist das Pfand zu Gericht zu geben und die Pfändung zu verhandeln. [6] Der Abt beschwerte sich, dass der Rat einen Mann, welchen der Befehlshaber des Abts in Belgern inhaftiert hat, entlassen hat. Der Rat gab an, dass der Bürger zu Belgern wegen einer Geldschuld eingesperrt wurde. Es soll für diesmal dabei bleiben, in Zukunft darf der Rat aber niemandem aus der Haft entlassen. Es soll aber möglich sein, sich durch Güter, Pfand, Geld oder Bürgen davon zu entledigen. [7] Der Abt beschwerte sich, dass Andreas Sittich und andere, die den Abt unterstützt hätten, von der Gemeinde zu Belgern ausgeschlossen wurden. Dies bestreitet der Rat. Die Männer sollen weiterhin zur Gemeinde gehören und ihre Pflichten gegenüber dieser erfüllen. Wenn sie geschmäht werden, sollen sie am Stadtgericht zu Belgern ihr Recht suchen. [8] Forderungen gegenüber Andreas Sittich und den anderen sollen ebenfalls vor dem Stadtgericht verhandelt werden. Nachforschungen der Schöffen sollen von den Parteien finanziert werden, damit niemand beschwert wird und jeder zu seinem Recht kommt. Den Beteiligten steht eine Berufung ebenso frei wie eine gütliche Einigung. [9] Der Rat beschwerte sich, dass der Abt Bürger aus Belgern in das Kloster vorlud, was aufgrund des weiten Wegs Schaden, Unkosten und Versäumnisse verursacht. Der Abt soll die Bürger künftig auf das Rathaus zu Belgern vorladen lassen, sofern keine gravierende Übertretung oder Ursache vorliegt. [10] Das in Belgern häufig gesungene Lied, in welchem der Abt, Frauen, Jungfrauen und andere Personen geschmäht werden, soll durch den Rat verboten werden. Wer das Lied singt oder in seinem Haus duldet, soll dem Abt einen Schock Groschen als Buße zahlen oder am Leib gestraft werden. [11] Der Abt zeigte an, dass Matthes Koller, Bürger zu Belgern, den Richter um Hilfe ersucht hat, nachdem er in seinem Haus überwältigt wurde. Obwohl der Richter andere anrief, dem Gericht beizustehen, erschien niemand. Künftig soll jeder einer solchen Aufforderung des Richters, des Fronboten oder des Wirts, in dessen Haus sich der Vorfall ereignete, Folge leisten, um Aufruhr und Schaden zu verhindern. [12] Die Rechnung des Andreas Sittich und des Matthes Tilmann soll nochmals gehört werden. [13] Der Abt will den Ungehorsam derer von Belgern nicht weiter verfolgen, in Zuversicht, dass diese sich ihm

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gegenüber künftig gehorsam und gerecht verhalten werden. Andernfalls soll dem Abt eine gebührliche Bestrafung vorbehalten sein. [14] Mit diesem Schied sollen alle Irrtümer und Gebrechen zwischen den Parteien beigelegt sein und bleiben. Die von Belgern sollen sich dem Abt gegenüber als ihrem erbherrn gehorsam und gutwillig zeigen, andernfalls hat der Abt die Befugnis und das Recht, sie gebührlich zu bestrafen. Der Abt soll die von Belgern bei ihrem alten Herkommen, Gebrauch und Gerechtigkeit ungehindert lassen. Ed. Diplomataria et scriptores historiae Germanicae 2, S. 322–324, Nr. 289 (Volltext). Bem. Die Urkunde wurde doppelt ausgefertigt, jede Streitpartei erhielt ein Exemplar.

949 Dresden, 6. Oktober 1519 (Donnerstag nach Francisci) Hz. Georg von Sachsen an Hz. Johann [1] Hz. Georg von Sachsen hat das Schreiben Hz. Johanns erhalten, in dem dieser ihm von der Bitte [Nr. 928] der Geistlichkeit zu Thüringen berichtete, ein gemeinsames Fürbittschreiben der sächsischen Fsen. an Kard. [Albrecht] wegen dessen Subsidienforderung zu senden. Johann fertigte einen Entwurf (notel) an und bat Georg um seine Meinung. [2] Hz. Georg ist mit dem Entwurf des Schreibens [Nr. 950] einverstanden. A Ed.

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. A 223, fol. 3rv (Ausfertigung). ABKG 1, S. LXXXVIf. Anm. 2 (Regest).

950 [nach 6. Oktober 1519] Kf. Friedrich, Hz. Johann und Hz. Georg von Sachsen an Ebf. [Albrecht] von Magdeburg [1] Kf. Friedrich, Hz. Johann und Hz. Georg von Sachsen übersenden Ebf. [Albrecht] die Bitte [Nr. 928] der Geistlichkeit zu Thüringen. [2] Mit Hinweis auf die bereits vor Kurzem durch die Geistlichen gezahlten Subsidiengelder, auf das alte Herkommen sowie auf mögliche Nachteile für ihre Fürstentümer bitten sie Ebf. [Albrecht], mit dem Angebot der Geistlichkeit, die Hälfte eines üblichen Subsidiums zu zahlen, zufrieden zu sein. → 1041 SächsHStA Dresden, 10024 Geheimer Rat (Geheimes Archiv), Loc. 08954/21, fol. 52r (Abschrift). Bem. Zur Datierung vgl. Nr. 949.

A

[1] Lieber oheim, es haben uns die erwirdigen, wirdigen und hochgelarten, unsere lieben, andechtigen prelaten, capittel und ander unnser gaistlikeit unnsers furstenthumbs in Dhoringen angesucht und gebeten, kegen e. l. sie in yrn obligen

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zuverbitten, wie e. l. aus beylegter yrer schrifft zuvernemen haben. [2] Weil dan obgedacht unnser clerisey und gaistlickeit ir mercklich unvermogen und beswerung anzceigen thun, auch hievor neulich von e. l. umb gewonlich subsidium angesucht, darinnen sie sich untertenigk, willig und geburlich erzcaigt, dieweil wir dan auch sunst bericht, das dermassen bey e. l. verfarn nicht herkomen, unser underthan mit solchen vilfaltigen subsidium zubelegen, ynen auch solchs an yrn merglichen verterb und schaden nicht zuerstrecken, zu dem, das es unns an unsern furstenthumen nicht kleinen nachteil brengen wurde, derhalben ist an e. l. unser freuntlich bith, dieselb velle obgedachte unser gaistlickeit und verwandten uber ir vermugen mit solchen beswerungen nit beladen, sundern sie bey dem bleiben lassen, wie bey euer lieb verfarn herkomen und an yrn underthenigem erbieten als dy helffte eins gewonlichen subsidiums, welchs sie zu einer vererung und aus keiner pflicht e. l. zethun erbuttigk, gesettigt sein, sie diser unser furbith bey e. l. genossen empfinden lassen. Das sindt wir umb e. l. altzeit freuntlich zuverdienen gnaigt.

951 Mühlberg, 10. Oktober 1519 (Montag nach Dionysii) Karl von Miltitz an Kf. Friedrich [1] Karl von Miltitz berichtet Kf. Friedrich, dass er vor Kurzem [am 26. September 1519] mit Fabian von Feilitzsch in Altenburg über Martin [Luther] sprach. Miltitz hat Kf. Friedrich bereits geschrieben [Nr. 941], dass er persönlich mit [Luther] in Liebenwerda verhandeln wollte. [2] Gestern (9. Oktober) fand dieses Treffen statt. [Luther] ist einverstanden, gemeinsam mit Miltitz zu [Ebf. Richard] von Trier zu reisen, um seinen Irrtum abzulegen. [3] Miltitz schrieb dies bereits dem [Ebf.], wobei er das Schreiben Kf. Friedrichs mit übersandte [vgl. Nr. 944]. Wenn er eine Antwort erhält, wird er sie Kf. Friedrich mitteilen. → 952 A Ed.

FB Gotha, Chart. A 337, fol. 17rv (Ausfertigung, Kanzleivermerk von Georg Spalatin: „Her Karol von Miltitz von der unterhandlung mit doctor Martinus zu Liebenwerd. 1519“). WA.Br 1, S. 525f., Nr. 204 Beilage 1 (Volltext).

952 Lochau, 12. Oktober 1519 (Mittwoch nach Sankt Dionysientag) [Kf. Friedrich] an Karl von Miltitz → 951 [1] [Kf. Friedrich] bestätigt Karl von Miltitz den Eingang seines Schreibens [Nr. 951] mit der Zusammenfassung der Verhandlungen des Miltitz mit Martin [Luther] [in Liebenwerda]. Miltitz meinte darin, dass [Luther] damit einverstanden ist, gemeinsam mit Miltitz zu [Ebf. Richard] von Trier zu reisen. [2] [Kf. Friedrich] teilt Miltitz mit, dass

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er auch von [Luther] über das Gespräch unterrichtet wurde.¹ [Luther] hat demnach Miltitz auf dessen Nachfrage bereits geantwortet, dass er [Ebf. Richard] von Trier auch weiterhin als Richter anerkennt. [Luther] schilderte zudem, dass Miltitz sagte, dass er damit den päpstlichen Auftrag erfüllt hat und wieder nach Rom reisen kann. Vor dem nochmaligen Gespräch mit [Luther] hätte er dies nicht gewollt. Damit weicht der Bericht [Luthers] von dem des Miltitz ab. [3] [Kf. Friedrich] hätte nicht erwartet, dass Miltitz dem [Ebf.] von Trier das Schreiben [Friedrichs] zuschickt. [Kf. Friedrich] forderte den Brief zurück [vgl. Nr. 944], da er ihn selbst mit einem Boten übersenden wollte. [Kf. Friedrich] schrieb dem [Ebf.] unter Bezug auf ihre Absprachen in Frankfurt am Main, dass er [Luther] zum nächsten Reichstag mitbringen oder schicken will. → 955 A Ed.

FB Gotha, Chart. A 338, fol. 99rv (Konzept, Kanzleivermerk von Georg Spalatin: „Auf die handlung zu Liebenwerd mit doctor Martinus. 1519“). WA.Br 1, S. 526f., Nr. 204 Beilage 2 (Volltext).

953 Lochau, 12. Oktober 1519 (am 12. Tag des Monats Octobris) Kf. Friedrich an Johannes Eck Kf. Friedrich schickt Johannes Eck, wie er es in seinem letzten Schreiben [Nr. 914] angekündigt hat, die Antwort Martin Luthers und Andreas Karlstadts [vgl. Nr. 925], die diese angefertigt haben, nachdem der Kf. ihnen das Schreiben [Nr. 912] Ecks wegen der Leipziger Disputation weitergegeben hatte. Da er bislang verhindert war, konnte er das schon länger vorliegende Schreiben Luthers und Karlstadts nicht eher an Eck schicken.¹ A

Ed.

Doctor Martin ludders Underricht an Kurfursten von Sachssen. disputation zu Leypszig belangent vnnd D. Eckius briue von der selbigen. [Augsburg 1520] (VD16 L 6831), fol. Aivv (Druck). WA.Br 1, S. 478, Nr. 192 Beilage (Volltext).

952 ¹ Vgl. den Brief Martin Luthers an Georg Spalatin vom 9. oder 10. Oktober 1519 (WA.Br 1, S. 524f., Nr. 204). 953 ¹ Johannes Eck schickte Kf. Friedrich am 8. November 1519 eine umfangreiche Entgegnung auf das Schreiben Luthers und Karlstadts, in der er auf die Vorwürfe der Wittenberger Theologen und die jeweiligen Streitfragen einging. Auch für dieses Schreiben Ecks hat sich das Original nicht erhalten, so dass die älteste bekannte Fassung in der Druckschrift Doctor Martin ludders Underricht, fol. CIVr–GIv zu finden ist, wo das Schreiben unter der Überschrift „Doctor Eckius ablainen des falschen irsalige schreiben D. ludders und Carlestat An meinen genedigisten herrn hertzog Fryderich Churfursten etc. darin er anzayg wie sy di warhait gespart haben manigfaltig und offenbarlich etc.“ abgedruckt ist (ediert in: WA.Br 1, S. 479–501).

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13. Oktober 1519

Nr. 954

954 Lochau, 13. Oktober 1519 (Donnerstag nach Dionysii) Kf. Friedrich an Fabian von Feilitzsch [1] Kf. Friedrich sendet Fabian von Feilitzsch ein Schreiben von Balthasar, dem cappellendiner. Kf. Friedrich ist damit einverstanden, dass Balthasar entsprechend dem Bescheid Feilitzschs das durch den Tod von Erhard Burger in Torgau erledigte Lehn erhält vor dem Hintergrund, dass Balthasar sich mit Johann Stumpf einigt und für diesen auf seine Vikarie in Altenburg verzichtet. [2] [Georg Spalatin], unser hofprediger, hat eingewilligt, sein Lehn in Colditz aufzugeben und dafür ein Lehn in Torgau anzunehmen. Er wird seine Präsentation über das Lehn in Colditz zurückgeben. A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Gg 980c, fol. 80rv (Konzept).

955 Dresden, 14. Oktober 1519 (Freitag nach Dionysii) Karl von Miltitz an Kf. Friedrich → 952 [1] Karl von Miltitz erhielt heute das Schreiben [Nr. 952] Kf. Friedrichs über die Verhandlungen zwischen ihm und Martin [Luther] in Liebenwerda. Kf. Friedrich wies darauf hin, dass sich der Bericht des Miltitz nicht mit dem [Luthers] deckt. [2] Miltitz erklärt die abweichenden Darstellungen damit, dass sich [Luther] geirrt haben muss. Wahr ist, dass er [Luther] gefragt hat, ob er noch zu seinem in Altenburg gegebenen Wort steht, Ebf. [Richard] von Trier als Richter anzuerkennen. Dies hat [Luther] bejaht, weil er die Belastung durch seinen Fall hinter sich lassen wollte. Dass Miltitz aber zu [Luther] gesagt haben soll, er hätte durch dieses Gespräch dem päpstlichen Befehl Genüge getan und könne nun wieder nach Rom reisen, stimmt nicht. In Wirklichkeit sagte er, dass er seinen Auftrag erfüllt hat, wenn er [Luther] zum Ebf. von Trier gebracht hat. Dann wird Miltitz wieder nach Rom zurückkehren. Wenn es [Luther] anders verstanden hat, kann Miltitz es nicht ändern. [3] Kf. Friedrich wunderte sich, dass Milititz den Brief Kf. Friedrichs an Ebf. [Richard] von Trier, der Miltitz durch Fabian von Feilitzsch in Altenburg übergeben wurde, abgeschickt hat. Miltitz wusste aber nicht, dass der Kf. diesen Brief lieber mit einem eigenen Boten an den Ebf. schicken wollte. Seit Miltitz Altenburg verlassen hat, erhielt er keinen Brief Kf. Friedrichs, bis auf den, den er dem Kf. mit diesem Schreiben übersendet. Darin steht, dass er den Brief Kf. Friedrichs nicht an den Ebf. von Trier schicken soll, bis er mit [Luther] gesprochen hat. Deshalb hat er den Brief am vergangenen Montag (10. Oktober 1519) aus Mühlberg nach Salza an Sittich von Berlepsch geschickt, der ihn nach Koblenz weiterleiten sollte. In Mühlberg war kein Bote zu finden, dem er trauen konnte, dass er nach Koblenz läuft. [4] Miltitz bittet Kf. Friedrich um Entschuldigung, weil er durch sein Vorgehen nicht gegen den Kf. handeln wollte. → 958 A Ed.

FB Gotha, Chart. A 337, fol. 18r–19v (Ausfertigung, Kanzleivermerk von Georg Spalatin: „Her Karls ander schrifft nach der unterred zu Liebenwerd. 1519“). WA.Br 1, S. 527f., Nr. 204 Beilage 3 (Volltext).

Nr. 956

14. Oktober 1519

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956 14. Oktober 1519 (Freitag nach Dionysii) [Johann von Kanitz] an Kf. [Friedrich] [1] [Johann von Kanitz, Propst des Petersstifts auf dem Lauterberg] erfuhr, dass Kf. [Friedrich] wegen der grassierenden Epidemie eine Zeit lang keine Streitfälle anhört und dies stattdessen seinen Räten in Altenburg befohlen hat. Daher erreichte seine Klage [Nr. 934] über Nikel Lange aus Münchehofe die kfl. Räte, die anstelle des Kf. ein Unterstützungsschreiben [Nr. 936] für [Kanitz] an Bf. [Dietrich] von Lebus ausfertigten. Abschriften der Briefe legt [Kanitz] bei.¹ [2] Als der Gesandte (annewaldth und geschygkter) des [Johann von Kanitz] das Schreiben der kfl. Räte an den Hof und die Kanzlei Bf. [Dietrichs] von Lebus übergab, informierte der bfl. Sekretär den Gesandten über einen Brief Nikel Langes [d. Ä.], in dem Lange seine Meinung zu der Angelegenheit darlegte und den Bf. um ein Urteil bat. Der Gesandte antwortete, dass es [Kanitz] zu beschwerlich ist, sich mit Lange vor dem Bf. von Lebus in einen Rechtsstreit zu begeben, und bat um Antwort auf die Schrift der kfl. Räte. [3] Bf. [Dietrich] sandte daraufhin mit einem Begleitbrief das Schreiben Langes verschlossen den kfl. Räten zu und verursachte [Kanitz] damit weitere Verzögerungen und Unkosten. [Johann von Kanitz] hat seine Rechte ausreichend schriftlich belegt und bietet an, diese auch durch Zeugen zu beweisen. Mit dem älteren Lange einen Rechtsstreit um die Güter auszufechten, die dieser ihm widerrechtlich entwendet hat, ist ihm und seinem Kloster unmöglich. [4] [Johann von Kanitz] bittet daher Kf. [Friedrich], den Brief Bf. [Dietrichs] von Lebus an die kfl. Räte zur Kenntnis zu nehmen und ihn in seinen Rechten zu schützen. [Kanitz] legt eine Supplikation [Nr. 934?] an den Kf. bei, in der er vorschlägt, auf welchem Weg er sein Recht erlangen kann. Falls der Kf. diesen Weg ablehnt, will [Kanitz] der kfl. Anweisung folgen. Er bittet Kf. [Friedrich], seinem Kloster zu helfen, die ausstehenden Schulden zu erlangen. Er und seine styfftes gebruder wollen für den Kf. beten.² A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Kk 1126, fol. 5rv (Abschrift).

957 Wittenberg, 15. Oktober 1519 (vigilia Sankt Galli) Martin Luther an Kf. Friedrich [1] Martin Luther berichtet Kf. Friedrich, dass er von einem Brief [Nr. 951] des Karl von Miltitz an den Kf. erfahren hat, in dem Miltitz schrieb, Luther werde mit ihm zusammen 956 ¹ Zu den Hintergründen des Falls vgl. Nr. 793. ² Am 24. Oktober 1519 wandte sich Kanitz von Neuem an die Statthalter und Räte Kf. Friedrichs (LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Kk 1126, fol. 2rv+6v, Ausfertigung). Er bezog sich erneut auf den vorhergehenden Schriftwechsel zwischen ihm, den kfl. Statthaltern und Räten und dem Bf. von Lebus und berichtete nochmals von dem Verhör vor den dazu verordneten Geistlichen (kyrch prelaten), zu dem er und Nikel Lange [d. Ä.] durch den Bf. gerufen wurden. Kanitz beteuerte, dass er in dem Verhör seine Ansprüche an den Gütern beweisen konnte, und bat abermals die Räte um Unterstützung in seinem Streit mit Nikel Lange. Die Abschrift seiner Supplikation an den Kf. vom 14. Oktober legte er bei.

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17. Oktober 1519

Nr. 958

zu Ebf. [Richard] von Trier reisen. [2] Luther wundert sich darüber, weil er von Miltitz nur gefragt wurde, ob er den Ebf. von Trier weiterhin als Richter anerkennt, wie sie es in Altenburg besprochen haben [Nr. 812]. Dies bejahte Luther und erinnerte daran, dass Kf. Friedrich mit dem Ebf. in Frankfurt am Main gesprochen hat. Daran hält sich Luther, wie Prior [Konrad Helt] bezeugen kann.¹ Luther dachte nie daran, bereits vor dem Reichstag nach Trier zu reisen.² Miltitz sagte, dass damit seine Mission erfüllt ist und er nach Rom reisen wird. [3] Luther ist weiterhin bereit, auf Kf. Friedrichs Rat hin zum Reichstag zu reisen und dort seinen Auftrag zu erfüllen. Luther kann nun nicht mehr versprechen, über diese Anfeindungen zu schweigen. Damit weiß Kf. Friedrich, was in Liebenwerda besprochen wurde. A Ed.

FB Gotha, Chart. A 379, fol. 6rv (Ausfertigung, eigh., Kanzleivermerk von Georg Spalatin: „Doctor Martinus Luther bericht von der unterred mit her Karl zu Liebenwerd. 1519“). WA.Br 1, S. 535f., Nr. 208 (Volltext).

958 Lochau, 17. Oktober 1519 (Montag nach Sankt Gallustag) Kf. Friedrich an Karl von Miltitz → 955 [1] Kf. Friedrich bestätigt Karl von Miltitz den Eingang seines Schreibens [Nr. 955]. Friedrich stellt klar, dass seine Aussagen [vgl. Nr. 952] über das Gespräch zwischen Miltitz und [Luther] aus einem Bericht [Luthers] stammen. Eine Abschrift des Schreibens des Miltitz sandte Friedrich auch an [Luther], der daraufhin seinen Standpunkt darlegte [Nr. 957], wie aus beiliegender Abschrift zu ersehen ist.¹ [2] Kf. Friedrich erinnert sich daran, dass er Miltitz wegen des Briefes an Ebf. [Richard] von Trier geschrieben und darum gebeten hat, den Brief an ihn zurückzuschicken. Es hätte Kf. Friedrich besser gefallen, wenn der Brief nicht hin und her geschickt worden wäre.

957 ¹ Konrad Helt war demnach bei der Unterredung in Liebenwerda dabei. ² Bereits am 13. Oktober 1519 protestierte Luther in einem Brief an Georg Spalatin gegen die Darstellung des Karl von Miltitz (WA.Br 1, S. 528–531, Nr. 205, lateinisch, übersetzt in: W² 15, Sp. 2454–2458, Nr. 37). 958 ¹ Luther hatte zu diesem Zeitpunkt [um den 16. Oktober 1519] gegenüber Georg Spalatin dafür votiert, Karl von Miltitz nicht zu antworten, und bestand auf seinem bisher dargelegten Standpunkt in der Angelegenheit. In diesem Schreiben bezog sich Luther zudem auf ein Anliegen [Kf. Friedrichs], das Spalatin ihm vorgebracht hatte. Mehrfach und dringend war Luther gebeten worden, Priestern und Ordensleuten eine Hilfe an die Hand zu geben, wie sie die reine Theologie Christi im Volk verbreiten und die Irrtümer beseitigen können. Dies wäre eigentlich Aufgabe der Päpste. Luther befürchtete allerdings, dass er keine Zeit hat, die Aufgabe zu erfüllen, ohne Einschränkungen bei den Vorlesungen oder Predigten vorzunehmen. Er versprach jedoch, es zu versuchen, und bat Spalatin, ihn [Kf. Friedrich] zu empfehlen (WA.Br 1, S. 538f., Nr. 211, lateinisch, übersetzt in: W² 15, Sp. 2478–2481, Nr. 48).

Nr. 959

A

Ed.

20. Oktober 1519

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FB Gotha, Chart. A 338, fol. 100rv (Konzept, Kanzleivermerk von Georg Spalatin: „Begriff der andern schrifft meins gnedigsten hern an her Karl nach der unterred zu Liebenwerd. 1519“). WA.Br 1, S. 536, Nr. 208 Beilage (Volltext).

959 Erfurt, 20. Oktober 1519 (Donnerstag nach Galli) Abt Johann [Hottenbach] des Benediktinerklosters Erfurt an Hz. Johann [1] Abt Johann des Benediktinerklosters St. Peter zu Erfurt erhielt ein weiteres Schreiben Hz. Johanns mit der Aufforderung, den Prozess gegen die Täter wegen der Behandlung, die ihm und einem seiner Konventualen in Ichtershausen nach dem Tod des Propstes des Zisterzienserinnenklosters Ichtershausen, Simon Erhart, widerfuhr, zu beenden. [2] Abt Johann erklärt mit Blick auf die Vorwürfe, er wolle zu Ichtershausen weltliche Angelegenheiten und die damit verbundene Verwaltung übernehmen, dass er und sein Mitbruder nach Aufforderung der domina und zum Guten des Klosters Ichtershausen gehandelt haben. Um die Vorwürfe aufzuklären und nicht um Druck auszuüben sowie um sich selbst und seinen Mitbruder Konrad von der Schuld freizusprechen, hat Abt Johann diesen Mitbruder nach schriftlicher Aufforderung durch Räte Hz. Johanns nach [Ichtershausen] geschickt. Daraufhin stieß ihm und seinem Mitbruder die Schmach gewalttätiger oberfahrung von dem Schultheißen und dem Schreiber durch eine unrechtmäßige Verhaftung zu. Die Haft erfolgte unter schlechten Bedingungen bis zur Entlassung durch den Schosser [Fabian Lebe] von Gotha. Diese Schmach und Übergriffe sind die Gründe Abt Johanns für den Rechtsprozess gegen die Täter. [3] Abt Johann bittet deshalb den Hz., ihn nicht in Ungnade fallen zu lassen. Er ist bereit, einen künftigen Termin um zwei Monate zu verschieben. In dieser Zeit kann der Hz. einen Tag zum Verhör und zur Wahrheitsfindung für ihn und seinen Mitbruder sowie für ihre Gegner ansetzen. Sollten die Untersuchungen etwas anderes ergeben, als der Abt geschrieben hat, lässt er sich durch Hz. Johann weisen. Andernfalls hofft der Abt, dass seine Gegner durch den Hz. angewiesen werden, Wiedergutmachung zu leisten, oder, dass ihm die Fortsetzung des Prozesses erlaubt wird. [4] Abt und Konvent wollen für Hz. Johann beten. A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. G 300, fol. 42r–43v (Ausfertigung).

960 Lochau, 25. Oktober 1519 (Dienstag nach der heiligen XIM Jungfrauentag) Kf. Friedrich an [Ebf. Richard] von Trier [1] Kf. Friedrich informiert [Ebf. Richard] von Trier darüber, dass Karl von Miltitz zu ihm reisen wollte. Miltitz sollte einen Brief Kf. Friedrichs für den [Ebf.] mitnehmen. Da Miltitz aber seine Pläne änderte, forderte Kf. Friedrich den Brief zurück und übersendet ihn dem [Ebf.] mit diesem Schreiben. [2] Kf. Friedrich bittet [Ebf. Richard], für den armen monch [Martin Luther] einzutreten. [Luther] hat angeboten, sich auf einem Reichstag

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28. Oktober 1519

Nr. 961

einem Verhör zu stellen und auch über seine Irrtümer unterweisen zu lassen. [3] Miltitz behauptet, dass er Befehl hat, neben [Ebf. Richard] zu handeln. Kf. Friedrich meint aber, dass ausschließlich der [Ebf.] bevollmächtigt wurde. A Ed.

FB Gotha, Chart. A 338, fol. 103rv (Konzept). W² 15, Sp. 759–761, Nr. 327 (Volltext, nach Cyprian); Cyprian: Nützliche Urkunden 2, S. 151f. (Volltext).

Weimar, 28. Oktober 1519 (Freitag Simonis und Jude, der heiligen Zwölfboten) Hz. Johann an Kf. Friedrich 961

[1] Hz. Johann berichtet Kf. Friedrich über die Verhandlungen mit Hans von Sternberg, die darauf abzielen, dass dieser weiterhin das Amt des Pflegers zu Coburg verwaltet, bis eine Einigung über die Neubesetzung der Stelle erfolgt. [2] Gewährung der Landeshuld gegenüber Siegmund Geißler und anderen, die gegen Hektor [von Mörle] und diejenigen vorgehen wollen, die Kf. Friedrich und Hz. Johann schaden. [3] Nachfolge des gestorbenen Propstes [Simon Erhart] des Zisterzienserinnenklosters Ichtershausen sowie des ebenfalls gestorbenen Vorstehers des Augustinerinnenklosters Lausnitz. → 964 A B

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LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. A 223, fol. 17r–18v+23r, ediert wird fol. 18rv (Ausfertigung). LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. A 223, fol. 16rv (Konzept).

[3] Eur lieb wollen wir nit verhalten, das der probst zu Ichterßhausen vor etlichen tagen todes abgangen. Und nachdem wir vernomen, das solchs closters sachen irre stunden, ist unns einer, Heinrich Spitznaß gnant, fur einen guten haußwirdt berumbt, den wir dohin zuversuchen verordent, die verwaltung des closters ein jharlang zuhaben. So ist der vorsteher zur Laußnitz auch vor wenig tagen verschieden unnd als wir bericht, dem closter nit ubel vorgestannden, wollen wir bedencken haben, wer demselben closter nutzlich dohin zuverordnen, unnd eur lieb davon vermeldung thun, ob eur lieb auch gefellig, das es mit yme auf ein jhar versucht werde. Derselben eur lieb bruderlich unnd freuntlich zudinen sein wir alzeit willig.

962 Annaberg, 29. Oktober 1519 (Sonnabend nach Simonis et Jude) Hz. Georg von Sachsen an Kf. Friedrich und Hz. Johann [1] Hz. Georg von Sachsen erinnert Kf. Friedrich und Hz. Johann an die Vereinbarung, welche die Räte Kard. Albrechts, seine Räte und die Räte Friedrichs und Johanns vor

Nr. 963

30. Oktober 1519

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einiger Zeit in Merseburg getroffen haben [vgl. Nr. 866]. Es wurde beschlossen, in der Auseinandersetzung um [die Vogteirechte zu] Quedlinburg Mgf. Kasimir von BrandenburgAnsbach und Bf. [Adolf] von Merseburg als Schiedsrichter einzusetzen, um eine gütliche Einigung herbeizuführen. Die Bitte an Mgf. Kasimir und Bf. [Adolf], als Schiedsrichter (compromissarii) tätig zu werden, unterblieb jedoch bisher, da die Fsen. aufgrund des Todes Ks. [Maximilians] viele andere Aufgaben hatten. [2] Hz. Georg hält es zur Vermeidung weiterer Streitigkeiten für wichtig, die Auseinandersetzungen um Quedlinburg gütlich beizulegen. Er hat daher ein Schreiben an Kard. Albrecht in seinem Namen und im Namen Kf. Friedrichs und Hz. Johanns erstellen lassen, das er mit einer Abschrift diesem Brief beilegt.¹ Wenn Friedrich und Johann mit dem Schreiben an den Kard. einverstanden sind, sollen sie es ihrerseits siegeln, damit es an Albrecht weitergeleitet werden kann. → 965 A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. A 341, fol. 39rv (Ausfertigung).

Altenburg, 30. Oktober 1519 (Sonntag nach Sankt Simon und Judas, der Apostel, Tag) Räte Kf. [Friedrichs] an Abt Petrus [Kemnitz] des Zisterzienserklosters Pforta 963

Die Räte Kf. [Friedrichs] teilen Abt Petrus des Zisterzienserklosters Pforta mit, dass sie eine Supplikationsschrift einiger Adliger aus der freuntschafft des Zisterzienserinnenklosters Nimbschen erhalten und in Abwesenheit des Kf. geöffnet haben. Diese übersenden sie nun dem Abt als Visitator, damit er die darin genannten Probleme klärt. A

SächsHStA Dresden, 10024 Geheimer Rat (Geheimes Archiv), Loc. 08959/21, fol. 15rv (Konzept).

964 Lochau, 2. November 1519 (Mittwoch Allerseelentag) Kf. Friedrich an Hz. Johann → 961 [1] Kf. Friedrich antwortet Hz. Johann auf sein Schreiben [Nr. 961] und stimmt der Anstellung des Hans von Sternberg [als Pfleger zu Coburg] für ein weiteres halbes 962 ¹ Das Schreiben Kf. Friedrichs, Hz. Johanns und Hz. Georgs von Sachsen an Kard. Albrecht datiert vom 29. Oktober 1519 und ist in zweifacher Ausfertigung überliefert (LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. A 223, fol. 25rv, Reinschrift; ebd., Reg. A 341, fol. 40rv, Abschrift). Die wettinischen Fsen. baten Kard. Albrecht unter Bezug auf die Vereinbarung von Merseburg, die bisher aufgrund des Todes Ks. [Maximilians] nicht umgesetzt wurde, um eine Absprache, wann Mgf. Kasimir von Brandenburg-Ansbach und Bf. Adolf von Merseburg gebeten werden sollen, das Schiedsrichteramt wahrzunehmen, und welche Wünsche Kard. Albrecht in der Angelegenheit hat.

282

2. November 1519

Nr. 965

oder ganzes Jahr zu. [2] Angelegenheit des [Siegmund] Geißler. [3] Nachfolge des Propstes [Simon Erhart] des Zisterzienserinnenklosters Ichtershausen sowie des Vorstehers des Augustinerinnenklosters Lausnitz. [4] Gerichtsverfahren um ein Haus in Gotha. [5] Reaktion auf ein an Kard. [Albrecht] gerichtetes Schreiben in der quedlinburgischen Sache, welches Hz. Georg von Sachsen an Kf. Friedrich geschickt hat [vgl. Nr. 962]. Es soll besiegelt werden. A

5

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. A 223, fol. 26r–27r, ediert wird fol. 26rv (Abschrift).

[3] Unnd weil e. l. antzeigen, das der probst zu Ichterßhausen vorstorben unnd des closters sachen irre stehen, so werden e. l. ungetzweyfelt durch einen andern probst die furwendung thun lassen, domit des closters sachen zu besserung bracht werden, des wir mit e. l. gerne wollen einig sein. Wu wir auch jemants dartzu schigklich wusten, wolten wir e. l. auch gerne angetzeigt haben. Unnd nachdem dan e. l. vormelden, das der vorstorben vorsteher zu Lausitz dem closter wol furgestanden unnd e. l. wissen, das solch closter vor in unrat gewest, so werden e. l. ungetzweyfelt wiederumb ainen redlichen vorsteher dahin verordnen, domit das closter nit wider in unrat komme.

965 Lochau, 2. November 1519 (Mittwoch Allerseelentag) Kf. Friedrich an Hz. Georg von Sachsen → 962 [1] Kf. Friedrich hat das Schreiben [Nr. 962] Hz. Georgs von Sachsen in den Quedlinburger und Schneeberger Angelegenheiten erhalten. [2] Kf. Friedrich hätte gern der Bitte Georgs entsprochen und das mitgeschickte Schreiben an Kard. [Albrecht], Quedlinburg betreffend, besiegelt. Aufgrund seiner Krankheit, von der er noch nicht wieder völlig genesen ist, und da er wegen eines Seuchenausbruchs zurzeit in Lochau bleiben muss, wo er nur wenig Personal um sich hat und ihm auch keine Unterlagen über den Fall vorliegen, hat er jedoch keine Kenntnis über den derzeitigen Stand. Friedrich verspricht, sich unter anderem bei seinem Bruder [Hz. Johann] zu erkundigen und danach Hz. Georg seine Meinung mitzuteilen. Er entschuldigt sich für den Verzug. [3] In Bezug auf Schneeberg schlug Friedrich bereits in seinem vorhergehenden Schreiben an Georg ein Rätetreffen vor. A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. A 223, fol. 28rv (Abschrift).

966 Hohenleina, 3. November 1519 (Donnerstag nach Allergottsheiligentag) Asmus Hoffmann: Revers Asmus Hoffmann, Pfarrer zu Hohenleina, bekennt, dass er für das Pfarrlehn, welches ihm nach dem Tod des Antonius König von Kf. Friedrich verliehen wurde, an die vom Kf. zu

Nr. 967

[vor 9. November 1519]

283

benennenden Orte ab 1520 jährlich am Martinstag (11. November) 12 Gulden Pension geben wird. A

LATh – HStA Weimar, EGA, Urkunde 4023, fol. 1rv (Ausfertigung).

967 Kf. Friedrich an Hz. Johann

[vor 9. November 1519]

[1] Kf. Friedrich erhielt das Schreiben Hz. Johanns und seiner Gemahlin [Hzn. Margarethe von Sachsen], in dem sie ihn darum baten, dem Pfarrer zu Elsterberg [Heinrich d. J. von Bünau], Sohn des Hofmeisters der Hzn., Heinrich d. Ä. von Bünau, die Präbende des im Sterben liegenden Antonius Naumann [am Georgenstift] zu Altenburg nach dessen Tod zu verleihen. [2] Friedrich würde dieser Bitte gern nachkommen, kann aber keine endgültige Antwort geben, da weder er noch Hz. Johann bisher die Vergabe eines Lehns zugesagt haben, dessen Besitzer noch lebt. [3] Wenn Friedrich wieder nach Altenburg kommt, will er Johann seine weiteren Überlegungen in dieser Sache mitteilen. A LATh – StA Altenburg, Landesregierung, 4251, fol. 69r (Konzept). Bem. Zur Datierung: Es ist belegt, dass Antonius Naumann vor dem 9. November 1519 starb [vgl. Nr. 968].

968 [Altenburg], 9. November 1519 (Mittwoch nach Leonhardi) Propst [Johann von Kitzscher], Dekan [Konrad Gerhart], Senior und Kapitel des Georgenstifts zu Altenburg an Kf. Friedrich [1] Propst, Dekan, Senior und Kapitel des Georgenstifts zu Altenburg erinnern Kf. Friedrich daran, dass der verstorbene Stiftsherr Antonius Naumann zwei Lehen für ihre Kirche gestiftet hat. Als Besitzer des einen Lehns wurde Nikolaus Schmidt bestimmt, der nach Naumanns Tod die Stundengebete (gezceitten) in der neuen Kapelle singen sollte. Der Besitzer des anderen Lehns, Naumanns Neffe Nikolaus Titzka, sollte drei Messen in der Stiftskirche durch Nikolaus Schmidt ausrichten lassen. Im Falle des Todes von Titzka und Schmidt sollte jeder künftige Besitzer der Lehen zum Singen der Stundengebete verpflichtet sein. [2] Auf Anregung Titzkas weigert sich Schmidt jedoch, die Gebete zu singen, und hindert auch andere Personen daran. Deshalb sah sich der Propst genötigt, beide durch Bannandrohung zu zwingen, den letzten Willen Naumanns zu erfüllen. [3] Titzka hat den Dekan angesprochen und begehrt, sein Lehn mit demjenigen des Georg von Schönberg zu tauschen. Deshalb hat der Dekan den Fall auf einer Versammlung des Kapitels (capittelgeneral) thematisiert. Auch Titzka hat an das Kapitel geschrieben und um Bestätigung seines Vorhabens gebeten. [4] Darauf ist ihm geantwortet worden: Wenn er sein Lehn behalten möchte, so wird dies einschließlich der Verpflichtungen aus dem Testament Naumanns bestätigt. Sollte der Tausch vorgenommen werden, soll

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10. November 1519

Nr. 969

dies nicht zur Vernachlässigung des letzten Willens Naumanns führen, sondern sichergestellt werden, dass nach dem Tod Schönbergs dessen Nachfolger die Stundengebete singt. [5] Auf diese freundliche Antwort hat Titzka einen groben Brief mit Drohworten geschrieben, der entsprechend beantwortet wurde. [6] Als Titzka daraufhin mit dem Propst verhandeln wollte, hat dieser ihn an die zuvor gegebene Antwort erinnert und vor das Kapitel beschieden. [7] Dort ist nach vielen Diskussionen Folgendes bewilligt worden: Falls Georg von Schönberg vor Titzka stirbt und die Mutter Schönbergs Titzka das Lehn wieder verleiht, soll er die Hälfte der Erträge davon erhalten. Die andere Hälfte der Erträge soll für die Stundengebete verwendet werden. Das hat ihm der Propst in Form einer Notel übergeben und angeboten, diese zu ändern, sofern sie nicht dem letzten Willen Naumanns entspricht. Damit ist Titzka zunächst gegangen mit der Aussage, dass sein Onkel die Lehen für eine neue Kapelle gestiftet hätte, die aber in absehbarer Zeit nicht gebaut würde. Er wird die Sache überdenken und dann seinen Entschluss mitteilen. [8] Im gleichen Zug hat er Nikolaus Schmidt befohlen, dem Dekan mitzuteilen, dass er die drei Messen nun in [der Pfarrkirche] St. Bartholomäi [zu Altenburg] ausrichten lassen wird, wie er es schon zuvor angedroht hatte. [9] Im Georgenstift wird nun befürchtet, dass Titzka das Testament in Rom auf der Grundlage unwahrer Behauptungen ändern lassen und die Lehen dem Stift entziehen wird. [10] Die Stiftsherren bitten Kf. Friedrich um Unterstützung bei der Durchsetzung des letzten Willens Naumanns und um eine Anweisung (vorschrift) an den Statthalter [Eberhard vom Thor, des Administrators Philipp von Naumburg] zu Zeitz und andere Räte, damit diese Titzka von seinem Vorhaben abhalten. A

LATh – StA Altenburg, Landesregierung, 4251, fol. 81r–83r, Zettel: 83r (Ausfertigung).

969 [Altenburg], 10. November 1519 (Donnerstag nach Leonhardi) Dekan [Konrad Gerhart], Senior und Kapitel des Georgenstifts zu Altenburg an Kf. Friedrich [1] Dekan, Senior und Kapitel des Georgenstifts zu Altenburg wenden sich an Kf. Friedrich, da er sie schon mehrmals aufgefordert hat, sich um das Haus der Propstei zu kümmern, damit es während der Abwesenheit des Propstes [Johann von Kitzscher] nicht verfällt. [2] Sie haben deswegen dem Propst bereits mehrfach geschrieben, der sich daraufhin bereit erklärte, das Haus zu erhalten, wenn ihm der Kf. das dazu benötigte Holz reicht, wie es der Kaufbrief vorsieht. Dies hat [Kitzscher] vor einigen Jahren auch den kfl. Räten versichert [vgl. Nr. 71]. [3] Da der Propst zurzeit persönlich anwesend ist, haben sie ihn angesprochen und gebeten, das verfallene Haus wieder zu errichten. Nach vielen Entschuldigungen und Ausflüchten will er nun das Haus in der nächsten Fastenzeit bauen, sofern ihm der Kf. das Holz zur Verfügung stellt. [4] Sie hoffen, dass der Kf. ihm das Holz zugesteht, wie er es auch gegenüber anderen Untertanen tut und wie es der zu dem Haus gehörenden Verschreibung der Vorfahren des Kf. entspricht. Der Kf. würde mit seiner Hilfe dazu beitragen, dass ein Prälat eine Behausung bekommt und der Kirche kein Nachteil entsteht. [5] Der Propst hat zudem angeboten, anstatt für sein Seelenheil

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ein Testament zu errichten, ein weiteres Haus zwischen der Propstei und dem Kornhaus neu zu bauen, wenn der Kf. das Holz dafür zur Verfügung stellt. In diesem Haus könnten die Priester der neuen Stiftung wohnen, was diesen entgegenkommt, da sie sehr früh aufstehen und die Ersten in der Kirche sein müssen. [6] Wenn der Kf. einverstanden ist, soll er dem Geleitsmann [zu Altenburg Nikel Wenigel] befehlen, das Holz im Dezember fällen zu lassen, damit der Propst es nach dem Winter bearbeiten lassen und für den Bau verwenden kann. Ein weiterer Verzug ist zu vermeiden, damit das Haus nicht länger in seinem Zustand bleibt. Es wird wohl so bald kein neuer Propst kommen, der dieses Vorhaben verwirklichen kann. [7] Im Gegenzug wollen sie mit ihren Gebeten für den Kf. große Belohnungen Gottes und der Heiligen verdienen. A

LATh – StA Altenburg, Landesregierung, 4251, fol. 84r–85v (Ausfertigung).

970 Weimar, 12. November 1519 (Samstag nach Martini) Hz. Johann an Kf. Friedrich [1] Hz. Johann bedankt sich für das Schreiben Kf. Friedrichs. [2] Er ist mit einem gemeinsamen Rätetreffen in der Angelegenheit seines Sohnes [Hz. Johann Friedrich von Sachsen] einverstanden. Wenn Friedrich dies wünscht, kann Johann auch persönlich zu ihm kommen. [3] Hz. Johann leitet Briefe von Nikolaus Ziegler und [Hz. Heinrich dem Mittleren] von Braunschweig-Lüneburg weiter. [4] Johann berichtet über ein Treffen mit Lgf. Philipp [von Hessen] in Gotha und dessen unzureichende Truppenstärke. Johann war von der geringen Körpergröße Philipps überrascht. [5] Hz. Johann übersendet Kf. Friedrich zwei Rosenkränze und bittet seinen Bruder, diese von dem Drechsler Georg Poltz auf seine Kosten fertigstellen zu lassen. [6] Friedrich soll Lucas [Cranach d. Ä.] bitten, für Johann Bilder von Martin [Luther] und anderen Personen zu malen, auch wenn er diese nicht gleichsetzen will. [7] Johann hat abweichende Nachrichten darüber erhalten, wie viele Pferde Lgf. [Philipp von Hessen] an Hz. Heinrich den Mittleren von Braunschweig-Lüneburg geschickt hat. A Ed.

5

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. C 692, fol. 41r–42v, ediert wird fol. 41v–42r (Ausfertigung, eigh., zu eigenen Händen). Hildesheimer Stiftsfehde, S. 448f. (Volltext).

[5] E. l. schicke ich alhyr mit II pater noster, die sindt eichen mispel, yst der halben mein freuntliche bit an e. l., e. l. wolle sie Jorgen Poltzen dreher lassen aus machen. Was ich auch der von geben sol, wyll ym auch gern thun. [6] E. l. wollen auch beye meister Lucas anhaltten, das ich doctor Marthinum mochtte gemaldtt uber komen unnd Hanssen naren, wollen myr e. l. Konczen Koller Krellen und die andere geschelfschaff auch mallen lassen. Wyl ich freuntlichen umb e. l. vordienen, wie wol ich unbillich den fromen doctorem Martinum zcu den leutte in meynnem schreiben nit gleichen wyll, alleyn das der zcufall so geben hat.

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12. November 1519

Nr. 971

971 Weimar, 12. November 1519 (Sonnabend nach Sankt Martinstag) Hz. Johann an [Bernhard Walde] [1] Hz. Johann teilt dem [Schosser zu Eisenberg Bernhard Walde] mit, dass er auch im Namen seines Bruders [Kf. Friedrich] nach dem Tod des Hans von Pöllnitz, Vorsteher des Augustinerinnenklosters Lausnitz, zum neuen Amtsinhaber Ernfried vom Ende bestimmt hat. Ende hat sich verpflichtet, dem Kloster getreulich vorzustehen, die Jahrrechnung regelmäßig vorzulegen und das Kloster so zu verwalten, wie es sein Vorgänger getan hat. [2] Der Hz. fordert [Walde] auch im Namen [Kf. Friedrichs] auf, die Priorin und den Konvent des Klosters darüber zu informieren und in ihrem Beisein Ernfried vom Ende in sein Amt einzuweisen sowie ihm alles zu übergeben, was im Klosterinventar von seinem Vorgänger verzeichnet wurde und was möglicherweise hinzugekommen ist. Falls etwas fehlt, soll darüber ein Verzeichnis angefertigt und dem Hz. zugesandt werden. [3] Die Ehefrau und der Bruder des Hans von Pöllnitz sollen bleiben und darüber informiert werden, dass der Hz. weiterhin die Rechnung hören will. → 985 A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Aa 1146–1158, fol. 22v (Abschrift).

972 Dresden, 14. November 1519 (Montag nach Briccii) Hz. Georg von Sachsen an Kf. Friedrich [1] Hz. Georg von Sachsen erinnert Kf. Friedrich an seine Mitteilung [Nr. 921], dass es dem Vorhaben der Heiligenerhebung Bf. Bennos [von Meißen] dient, wenn Kf. Friedrich an den Papst und das Kardinalskollegium schreibt. Friedrich erteilte eine Zusage [Nr. 922] unter der Bedingung, dass Georg Unterstützungsschreiben von Kg. [Karl V.] in der Angelegenheit erhält. [2] Da Georg nun die entsprechenden Schreiben, die er in Abschriften beilegt, vom röm. Kg. erlangt hat, bittet er Friedrich um dessen furschriffte an Papst [Leo X.] und das Kardinalskollegium. Die Schreiben soll Friedrich an Georg schicken. → 975 A B C Ed.

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. B 1032, fol. 57rv (Ausfertigung). SächsHStA Dresden, 10024 Geheimer Rat (Geheimes Archiv), Loc. 08994/08, fol. 47r (Abschrift, undatiert). SächsHStA Dresden, 10024 Geheimer Rat (Geheimes Archiv), Loc. 08994/08, fol. 22r (Konzept, undatiert, Text unvollständig). ABKG 1, S. 103, Nr. 138 (Regest mit Teiledition); Seidemann: Erläuterungen zur Reformationsgeschichte, S. 90f. (Volltext, fehlerhaft datiert).

973 Zeitz, 19. November 1519 (am Tag Elisabeth) Testamentsvollstrecker Günthers von Bünau an Kf. Friedrich [1] Die Testamentsvollstrecker Günthers von Bünau, Propst zu Zeitz, teilen Kf. Friedrich mit, dass Günther von Bünau am 30. Oktober gestorben ist und sie ihn, wie im Testament

Nr. 974

[vor 21. November 1519]

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gewünscht, bestattet haben. [2] Weil aber Kf. Friedrich im Testament an erster Stelle der verordneten Testamentsvollstrecker steht und als handhaber des Testaments genannt wird, zeigen sie ihm dies an und bitten ihn, das Vertrauen Günthers von Bünau in ihn zu beherzigen und Schutz zu gewähren, sollte das Testament angefochten werden. [3] Was der Verstorbene dem Kf. vermacht hat, wollen sie ihm binnen vier Wochen zukommen lassen in der Hoffnung, der Kf. werde Bünaus guten Willen anerkennen, es annehmen und sich gnädig zeigen. → 982 A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Kk 1535, fol. 2rv (Ausfertigung).

974 [Wittenberg], [vor 21. November 1519] Walpurga Landmann an Kf. [Friedrich] [1] Walpurga Landmann, die Witwe Urban Landmanns, teilt Kf. [Friedrich] mit, dass sie mehrfach bei Propst [Henning Göde], Dekan [Lorenz Schlamau], Senior und Kapitel des Allerheiligenstifts zu Wittenberg darum ersucht hat, es ihr zu ermöglichen, ihr Haus zu verkaufen.¹ Sie erhielt zur Antwort, dass sie ihr Haus vor dem Stadtgericht [zu Wittenberg] dem Allerheiligenstift überschrieben hat² und es nun nicht zurückfordern kann. [2] Dagegen führt Landmann an, dass die Stiftsherren als Geistliche aufgrund des Evangeliums die Pflicht haben, aus ihrem seckell den Armen und Bedürftigen zu helfen. Sie will die Überschreibung als widerruflichen Vertrag verstanden wissen und keinen Nachteil erleiden. Das Kapitel hat Landmann zwar jährlich den Zinsertrag für das Haus zugesichert, doch reicht dieser nicht, um ihre Schulden von mehr als vierzig Gulden zu tilgen und zugleich ihren Lebensunterhalt zu bestreiten. [3] Walpurga Landmann bittet 974 ¹ In einem Brief an Georg Spalatin vom 19. November 1519 berichtete Martin Luther, dass er bereits in dieser Sache mit dem Allerheiligenstift verhandelt hat, aber keine Einigung erzielen konnte. Er bezweifelte, dass es sich um eine donationem inter vivos handelt, wie das Allerheiligenstift behauptet (WA.Br 1, S. 555f., Nr. 219, lateinisch, übersetzt in: W² 15, Sp. 203f., Nr. 237). Am 8. Dezember 1519 wandte sich Martin Luther erneut an Georg Spalatin und bat ihn, Spalatin möge ihn benachrichtigen, wenn er etwas über die Angelegenheit der Witwe [Walpurga Landmann] erfährt. Luther befürchtete, sich den Hass (odium) der Stiftsherren zuzuziehen, und führte einen weiteren Fall an, in dem die Stiftsherren Dinge, die ihnen zur Aufbewahrung übergeben wurden, nicht zurückgaben, so dass die betreffende Person an Hunger gestorben sein soll (WA.Br 1, S. 570f., Nr. 227, lateinisch, übersetzt in: W² 21.1, Sp. 209f., Nr. 243). Am 25. Dezember 1519 teilte Luther Spalatin mit, dass er mit ihm persönlich über [Walpurga] Landmann sprechen möchte (WA.Br 1, S. 600, Nr. 234, lateinisch, übersetzt in: W² 21.1, Sp. 218f., Nr. 249). In einem weiteren Schreiben vom 31. Dezember 1519 an Spalatin berichtete Luther, dass er das Haus der Witwe Landmann in Augenschein genommen hat. Er konnte sehen, dass die Stiftsherren nicht umsonst beunruhigt sind (WA.Br 1, S. 604–606, Nr. 236, lateinisch, übersetzt in: W² 21.1, Sp. 219f., Nr. 250). ² Laut der Abschrift eines Eintrages aus dem Wittenberger Stadtbuch vom 21. November 1504 hatte die Witwe Walpurga Landmann Haus und Hof sowie alle ihre bewegliche und unbewegliche Habe nach ihrem Tod dem Allerheiligenstift zum Gebrauch übereignet (LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Kk 1382, fol. 2r).

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21. November 1519

Nr. 975

daher Kf. [Friedrich], bei dem Kapitel zu verfügen, dass ihr gestattet wird, das Haus zu verkaufen. A LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Kk 1382, fol. 1r+11rv (Abschrift). Bem. Zur Datierung vgl. Nr. 978.

Lochau, 21. November 1519 (Montag unserer lieben Frauentag Presentationis) Kf. Friedrich an Hz. Georg von Sachsen 975

→ 972 [1] Kf. Friedrich empfing den Brief [Nr. 972] Hz. Georgs von Sachsen mit den beigelegten Abschriften der Unterstützungsschreiben Kg. [Karls V.] zugunsten der Heiligenerhebung Bf. Bennos [von Meißen] und der Bitte Georgs an Friedrich, nun auch Unterstützungsschreiben an Papst [Leo X.] und an das Kardinalskollegium zur Förderung des Vorhabens auszustellen. [2] Friedrich hatte bereits früher Georg mitgeteilt, dass er gern bereit ist, die ere Bf. Bennos zu fördern, und dass er schreiben will, wenn Georg die Unterstützungsschreiben vom Kg., der gewalt hat, erlangt, da so ihre Bitten eher erhört werden [Nr. 922]. Dementsprechend schickt Friedrich hiermit Georg seine Unterstützungsschreiben [Nr. 976 und Nr. 977] zu. A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. B 1032, fol. 50r (Konzept).

976 Lochau, 21. November 1519 (XXI. Novembris) Kf. Friedrich an Papst [Leo X.] [1] Kf. Friedrich bezieht sich gegenüber Papst [Leo X.] auf die Empfehlung Kg. Karls V. zugunsten der Heiligenerhebung Bf. Bennos von Meißen. Diese offenbart, dass die Angelegenheit bekannter und würdiger ist, als es Friedrichs Empfehlung zeigen und vorantreiben könnte. [2] An das Unterstützungsschreiben des Kg. an den Papst anknüpfend, bittet auch Kf. Friedrich darum, dass Benno so schnell wie möglich in die Liste der Heiligen aufgenommen wird. A B

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. B 1032, fol. 58rv (Abschrift, lateinisch, von Georg Spalatin). LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. B 1032, fol. 60rv (Konzept, lateinisch, von Georg Spalatin).

977 Lochau, 21. November 1519 (XXI. Novembris) Kf. Friedrich an Kardinalskollegium [1] Kf. Friedrich bittet die Kardinäle, bei Papst Leo X. dafür zu sorgen, dass Bf. Benno [von Meißen] in die Zahl der Heiligen aufgenommen wird. [2] Kf. Friedrich ist davon

Nr. 978

21. November 1519

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überzeugt, dass durch das Empfehlungsschreiben Kg. Karls V. an den Papst die Heiligenerhebung leichter zu erreichen sein wird, als wenn nur er und die Kardinäle sich weiter dafür einsetzen. A B

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. B 1032, fol. 59rv (Abschrift, lateinisch, von Georg Spalatin). LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. B 1032, fol. 61rv (Konzept, lateinisch, von Georg Spalatin).

Lochau, 21. November 1519 (Montag unserer lieben Frauentag Presentationis) Kf. Friedrich an das Kapitel [des Allerheiligenstifts] zu Wittenberg 978

[1] Kf. Friedrich informiert das Kapitel [des Allerheiligenstifts] zu Wittenberg über ein beiliegendes Bittschreiben [vgl. Nr. 974] der Witwe [Walpurga Landmann]. Sofern die Angaben der Witwe stimmen, kann das Kapitel daraus entnehmen, dass sie zu ihrem Schaden ihren Besitz nicht zum Lebensunterhalt nutzen kann und durch die von ihr bestellten Seelenmessen (begengnus) Mangel leidet. [2] Daher fordert Kf. Friedrich das Kapitel auf, die Sache zu überdenken. Da die Frau [ihre Stiftung] widerrufen hat, soll sie nicht weiter bedrängt werden, da das sowohl Gott als auch der Welt nicht gefällt und daraus Scheu bei anderen [Stiftern] und Verfall der Kirche entstehen. → 981 A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Kk 1382, fol. 3rv (Konzept).

979 Weimar, 25. November 1519 (Sankt Katharinatag) Hz. Johann an Kf. Friedrich [1] Hz. Johann hat das Schreiben Kf. Friedrichs erhalten und bedankt sich für die Auskunft über die Verhandlungen zu Zerbst. [2] Er leitet Ratschläge seiner Frau [Hzn. Margarethe von Sachsen] zur Gestaltung der Rosenkränze weiter und erinnert an seine Bitte um ein Gemälde von Lucas [Cranach d. Ä.] [vgl. Nr. 970]. [3] Johann reagiert in verschiedenen Angelegenheiten auf den Brief Friedrichs: neue Nachrichten von [Hz. Heinrich dem Mittleren] von Braunschweig-Lüneburg, Entsendung von Räten nach Zeitz, Korrespondenzen mit Lgf. [Philipp von Hessen] und Nikolaus Ziegler. A

5

SächsHStA Dresden, 10024 Geheimer Rat (Geheimes Archiv), Loc. 10670/04, fol. 14rv (Ausfertigung, eigh., zu eigenen Händen).

[2] Der pater noster steynen halben wollen e. l. lassen also, wie das muster yst, aus machen und mein freuntliche gemahel meyndt, die schiede stein stunden gancz woll, wan sie silbern und vorguldt wheren, aber nistz disto wheniger sal solchs zcu e. l. gefallen stehen, ab e. l. die kräntzlein wyl von den eychen mispeln lassen aus drehen. E. l. die werden whol anhaltten beye meister Lucas des gemeldes halben.

290

25. November 1519

980 Johann Reinbott an Hz. Johann

Nr. 980

25. November 1519 (am Tag Katharine)

[1] Johann Reinbott, Amtmann zu Leuchtenburg, teilt Hz. Johann mit, dass er dem hzl. Befehl entsprechend nach dem Tod des Propstes [Petrus Schmidt] des Zisterzienserinnenklosters Roda den vorrath des Klosters inventarisiert hat. Das Verzeichnis legt er bei.¹ [2] Über das Getreide und den Inhalt der Stube des Propstes kann er keine Angaben machen, weil die Testamentsvollstrecker und die domina die entsprechenden Räume verschlossen und der Prior [Johann Eckenfelder] des Dominikanerklosters Jena die Schlüssel sowie das vermeintliche Testament mitgenommen haben soll. Aus diesem Grund wollte sich Reinbott nicht ohne gesonderten hzl. Befehl Zugang verschaffen, zumal ihn die domina bat, damit bis zur Ankunft eines neuen Propstes oder Vorstehers zu warten. [3] Ein solcher wird dringend benötigt, da es dem Kloster mehr schadet als nutzt, wenn es länger bei dem vorgefundenen Zustand bleibt. A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Aa 1146–1158, fol. 40rv (Ausfertigung).

981 Wittenberg, 27. November 1519 (des ersten Sonntags in dem Advent) Propst [Henning Göde], Dekan [Lorenz Schlamau] und Senior des Allerheiligenstifts zu Wittenberg an Kf. Friedrich → 978 [1] Propst [Henning Göde], Dekan [Lorenz Schlamau] und Senior des Allerheiligenstifts zu Wittenberg antworten Kf. Friedrich auf sein Schreiben [Nr. 978], in welchem der Kf. von der Klage der Walpurga Landmann berichtete. Landmann teilte dem Kf. mit, dass sie mit dem Kapitel einen widerruflichen Vertrag abgeschlossen hat, in dem sie dem Kapitel ihr Haus nach ihrem Tod überlässt, wenn dieses ihr dafür einen Jahrtag hält. Nachdem sie aber in finanzielle Not geraten war, wollte sie den Vertrag mit dem Ziel, ihr Haus für sich und ihre freuntschafft zu verkaufen, widerrufen, was das Kapitel aber ablehnte. Das Kapitel zweifelt sowohl die Klage als auch die Armut der Frau an. [2] Propst, Dekan und Senior legen dem Kf. ihre Ansicht zu dem Fall dar. Landmann ersuchte das Kapitel zur Zeit des Propstes [Hermann Kaiser], des Propstes [Friedrich von] Kitzscher und auch des Propstes [Johann] Mugenhofer, ihre Häuser in den Besitz der Kirche zu nehmen, ihr aber lebenslange Nutzungsrechte zu gewähren. Das Kapitel entsprach diesen Bitten vorerst nicht. Erst nachdem der Priester Martin Zulsdorf, bei dem Landmann als dienerin angestellt war, sich für sie einsetzte, willigte das Kapitel ein, die Häuser in Besitz zu nehmen und Landmann ein lebenslanges Nutzungsrecht zuzusprechen. Dies geschah unter der Bedingung, dass Walpurga Landmann die Häuser unwiderruflich übergibt und, wie sie selbst wollte, die Übergabe von einem weltlichen Gericht und Schöffen vollzogen wird. Das Kapitel wurde durch einen Kirchvorsteher und einen Kanoniker vertreten. [3] Dies ist so vor Richter und Schöffen als unwiderrufliche donatio inter vivos geschehen und im Stadtbuch [von Wittenberg] verzeichnet worden. Daher hat Landmann keine Möglichkeit, die donacion zu widerrufen und das zurückzufordern, was Gott gegeben 980 ¹ Das Verzeichnis vom 21. November 1519 findet sich in: LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Aa 1146–1158, fol. 33r-39v.

Nr. 982

29. November 1519

291

wurde, wie der Kf. besser als die Stiftsherren weiß. Propst, Dekan und Senior können sich diesbezüglich nicht über die Rechte des Papstes hinwegsetzen. [4] Das Kapitel wehrt sich auch gegen die Aussage Landmanns, sie sei arm. Sie hat neben dem, was ihr verstorbener Mann [Urban Landmann] ihr vererbt hat, auch jährliche Einkünfte von 12 bis 14 Gulden durch ihre Häuser. A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Kk 1382, fol. 4r–5v (Ausfertigung).

982 [Lochau], 29. November 1519 (Dienstag vigilia Andree) Kf. Friedrich an die Testamentsvollstrecker Günthers von Bünau → 973 [1] Kf. Friedrich erhielt das Schreiben [Nr. 973] der Testamentsvollstrecker Günthers von Bünau, in dem sie ihn über den Tod und die Bestattung Bünaus informierten und ihm mitteilten, dass sie ohne sein Wissen nichts unternehmen wollen, da er an erster Stelle der Testamentsvollstrecker steht und als handhaber des Testaments genannt wird. [2] Der Kf. ist Günther von Bünau zu dessen Lebzeiten verbunden gewesen und will ihm deshalb auch im Tod etwas Gutes tun. [3] Da ihm aber keine Abschrift des Testaments zugeschickt wurde und Kf. Friedrich auch den Inhalt nicht kennt, sollen die anderen Testamentsvollstrecker ermessen, was er tun kann. Kf. Friedrich bittet sie, sich in der Angelegenheit zu seinem Rat Fabian von Feilitzsch nach Altenburg zu begeben und ihn, soweit nötig, zu unterrichten.¹ Von ihm werden sie dann die Meinung des Kf. erfahren. A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Kk 1535, fol. 3rv (Konzept).

982 ¹ Kf. Friedrich schrieb noch am selben Tag (29. November 1519) an Fabian von Feilitzsch und informierte ihn über das Schreiben der Testamentsvollstrecker des verstorbenen Zeitzer Propstes Günther von Bünau und über seine den Testamentsvollstreckern gegebene Antwort. Kf. Friedrich bat Feilitzsch, die Testamentsvollstrecker anzuhören, ihm über das Gespräch zu berichten und ihm seine Meinung mitzuteilen (LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Kk 1535, fol. 4r–5v, Ausfertigung; ebd., fol. 1rv+6v, Konzept). Am 15. Dezember 1519 antwortete Fabian von Feilitzsch in mehreren Angelegenheiten Kf. Friedrich, unter denen sich auch der Fall des verstorbenen Günther von Bünau, Dekan des Domstifts zu Naumburg, befand. Feilitzsch berichtete, dass die Testamentsvollstrecker, namentlich Günther von Bünau zu Teuchern, Günther von Bünau zu Meyhen und der Priester Wolfgang heute bei ihm waren. Der Priester trug die Artikel des lateinischen Testaments in deutscher Sprache vor. Kf. Friedrich wurde zum obersten Testamentsvollstrecker verordnet und sollte für den Fall, dass das Testament oder die Testamentsvollstrecker angefochten werden, Schutz und Schirm bieten. Da dies aber zurzeit nicht nötig ist, vereinbarte Fabian von Feilitzsch mit den Testamentsvollstreckern, dass sie sich wieder an Kf. Friedrich wenden, wenn sie seine Unterstützung benötigen. Der Verstorbene vermachte dem Kf. einen Ring, den die Testamentsvollstrecker Fabian von Feilitzsch zuschicken wollen (LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Gg 980c, fol. 124r–127v, Ausfertigung). Am 20. Dezember 1519 verfasste Kf. Friedrich sein Antwortschreiben an Fabian von Feilitzsch und erbat eine Abschrift des Testaments, um aus dem Inhalt zu ersehen, was er tun soll (ebd., fol. 141r–142v, Konzept). Auf das Anliegen Kf. Friedrichs reagierte Feilitzsch am 23. Dezember 1519 und betonte, dass er dafür sorgen will, dass das Testament dem Kf. wenig Mühe bereitet. Sollte der Kf. aber eine Abschrift benötigen, werden ihm diese die Testamentsvollstrecker sicherlich zusenden (ebd., fol. 143r–146v, Ausfertigung).

292

29. November 1519

Nr. 983

983 Dresden, 29. November 1519 (Dienstag nach Katharine virginis) Hz. Georg von Sachsen an Kf. Friedrich [1] Hz. Georg von Sachsen beklagt sich bei Kf. Friedrich, dass er trotz seiner Bitte [Nr. 972] um Unterstützungsschreiben Friedrichs an Papst [Leo X.] und an das Kardinalskollegium in der Angelegenheit Bf. Bennos [von Meißen] diese noch nicht erhalten hat. [2] Georg bittet Friedrich, die entsprechenden Schreiben auszustellen und ihm zuzuschicken. → 984 A Ed.

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. A 223, fol. 52rv (Ausfertigung). ABKG 1, S. 104, Nr. 140 (Regest mit Teiledition).

984 Lochau, 30. November 1519 (Mittwoch Sancti Andree) Kf. Friedrich an Hz. Georg von Sachsen → 983 [1] Kf. Friedrich erfuhr aus dem Schreiben [Nr. 983] Hz. Georgs von Sachsen, dass Georg die Unterstützungsschreiben Friedrichs an Papst [Leo X.] und an das Kardinalskollegium in der Angelegenheit Bf. Bennos [von Meißen] noch nicht erhalten hat. [2] Friedrich hatte in Reaktion auf Georgs vorherigen Brief [Nr. 972] die entsprechenden Schreiben bereits ausgestellt [Nr. 976 und Nr. 977] und dem Boten übergeben, der Georgs Brief brachte. [3] Auf Nachfrage berichtete der Bote, dass er die Briefe Hz. Georgs von einem aus dem Geschlecht von Schleinitz erhielt, mit dem er vereinbarte, dass er in Torgau in der Herberge des Georg Schneider nachfragt, wo er sich weiter hinwenden soll. Daraufhin wurde dem Boten aufgetragen, die Schreiben Kf. Friedrichs gewiss zu Hz. Georg zu bringen. A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. A 223, fol. 58rv (Konzept).

985 [Eisenberg], 2. Dezember 1519 (Freitag nach Sankt Andreastag) Bernhard Walde an Hz. Johann → 971 [1] Bernhard Walde, Schosser zu Eisenberg, teilt Hz. Johann mit, dass er den Befehl [Nr. 971] des Hz. befolgt und Ernfried vom Ende als neuen Vorsteher des Augustinerinnenklosters Lausnitz eingeführt hat. Zudem hat er ihm alles übergeben, was im Klosterinventar verzeichnet ist, welches er Hz. Johann anbei übersendet.¹ [2] Walde ließ weitere Abschriften des Inventars für den Konvent, für den neuen Vorsteher und für 985 ¹ Das Verzeichnis vom 21. November 1519 findet sich in: LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Aa 1146–1158, fol. 23r–31r. Vgl. auch die Erklärung Waldes zur Einsetzung des neuen Vorstehers auf fsl. Befehl, ebd., fol. 22r.

Nr. 986

3. Dezember 1519

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das Amt Eisenberg anfertigen, wie es auch bei [dem vorherigen Klostervorsteher] Hans von Pöllnitz gemacht wurde. A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Aa 1146–1158, fol. 21rv (Ausfertigung).

986 Lochau, 3. Dezember 1519 (Sonnabend Sankt Barbara Abend) [Kf. Friedrich] an [Fabian von Feilitzsch] [1] [Kf. Friedrich] hat das Schreiben des [Fabian von Feilitzsch] erhalten und antwortet auf folgende Punkte: [2] Testament des Degenhart Pfeffinger. [3] Kostgeld für die Sänger der Hofkapelle zu Torgau. [4] Verzeichnis über Gelder. [5] Verhandlungen in Jüterbog durch Wolf von Weißenbach und Friedrich von Thun. [6] Schneider. [7] Goldene Rose. [8] Schlechter Gesundheitszustand [des Feilitzsch]. A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Gg 980c, fol. 96r–97v, ediert wird fol. 97r (Konzept).

[7] Den schlusl zu der rosen habn wir auch empfangen.

987 Wittenberg, 3. Dezember 1519 (Sonnabend nach Andree apostoli) Rektor [Wolfgang Stähelin], Magister und Doktoren der Universität Wittenberg an Kf. Friedrich [1] Rektor, Magister und Doktoren der Universität Wittenberg erinnern Kf. Friedrich an seine Verordnung und die darüber erlangte päpstliche Bulle¹, nach der sie für die Pfarrkirche in Schmiedeberg einen Vikar auswählen und nominieren dürfen, wenn die Stelle erledigt ist. Ihren Kandidaten sollen sie dann dem Kf. als Patron präsentieren. [2] Da vor einiger Zeit der Vikar Johann Golp gestorben ist, haben die Universitätsmitglieder Nicasius Heynack, genannt Clay, aus Herzberg als seinen Nachfolger ausgewählt,² dessen Gelehrsamkeit und Lebenswandel sowie Nutzen für Gemeinde und Kirche sie hervorheben. Sie erwarten, dass dem Kf. ihre Wahl zusagt. [3] Rektor, Magister und Doktoren bitten daher Kf. Friedrich, den von ihnen nominierten Nicasius Clay anzunehmen, ihn dem Offizial des Dekanats zu Meißen als Vikar der Pfarrkirche zu Schmiedeberg laut der päpstlichen Bulle zu präsentieren und für seine ordnungsgemäße Einsetzung zu sorgen. A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. O 409, fol. 1rv (Ausfertigung).

987 ¹ Bulle von Papst Julius II. vom 20. Juni 1507 zur Inkorporation der Allerheiligenstiftskirche in die Universität Wittenberg (UA Halle-Wittenberg, Rep. 1, U 47, Ausfertigung, ediert in: Israel: Wittenberger Universitätsarchiv, S. 66–68, Nr. 83, Regest). ² Andreas Karlstadt hatte sich bereits 1518 dafür eingesetzt, dass Clay eine Pfründe erhält (KGK 1.2, S. 747–750, Nr. 72f. und S. 1015–1018, Nr. 98).

294

8. Dezember 1519

Nr. 988

988 Torgau, 8. Dezember 1519 (die beate Marie virginis) Karl von Miltitz an Kf. Friedrich [1] Karl von Miltitz benachrichtigt Kf. Friedrich, dass er auf dem Weg nach Lochau war, um mit Friedrich unter anderem über Martin [Luther] zu reden. Die Gewissen der Menschen werden durch diese Sache von Tag zu Tag mehr belastet. Papst [Leo X.] hat Kf. Friedrich schon ermahnt, dafür zu sorgen, dass dieser Irrtum beseitigt wird, weil in Friedrichs Land dieses Problem angefangen hat. [2] Aus Rom wurde Miltitz vor Kurzem geschrieben, dass der Papst verwundert ist, weil die Sache noch nicht beigelegt ist, die Miltitz nun beenden soll. Miltitz befürchtet, dass sich viele Bischöfe beim Papst beschwert haben, weil [Luther] die Menschen durch seine Schriften und Predigten verführt. Der Papst wird sich als heubt der kristlichen kirchen dagegen wehren und könnte die Angelegenheit anderen Personen befehlen, die vielleicht energischer gegen [Luther] vorgehen als bisher. [3] Sollte der Papst bei weiterem Verzug einer Lösung Miltitz durch einen anderen Unterhändler ablösen, gewährt dieser [Luther] nicht die Möglichkeiten, die ihm Miltitz eingeräumt hat. Für Kursachsen drohen dann Interdikte und andere geistliche Maßnahmen. [4] Miltitz traf unterwegs Georg Spalatin und Hieronymus Rudloff, die ihn mit nach Torgau nahmen. Rudloff riet, zunächst Kf. Friedrich zu schreiben, was Miltitz mit ihm verhandeln möchte. Miltitz will nur das mit Kf. Friedrich besprechen, was er in diesem Brief in Bezug auf [Luther] mitteilt. Miltitz hofft, im Gespräch mit Kf. Friedrich die Eintracht wieder herzustellen. [5] Wenn [Luther] dem Befehl des Kf. folgt, ist der päpstliche Auftrag des Miltitz erledigt und er kann wieder nach Rom zurückkehren. Zuvor will Miltitz aber dem Befehl Kf. Friedrichs gemäß zu ihm kommen. Er versichert Kf. Friedrich, ihm treu dienen zu wollen. A Ed.

FB Gotha, Chart. A 337, fol. 7r–8v (Ausfertigung, Kanzleivermerk von Georg Spalatin: „Her Karl von Miltitz auß Torgau, die conceptionis anno domini XVc XIX.“). W² 15, Sp. 760–762, Nr. 328 (Volltext, nach Cyprian); Cyprian: Nützliche Urkunden 1, S. 408–411, Nr. 12 (Volltext).

989 [zwischen 8. und 11. Dezember] 1519 [Georg Spalatin und andere Räte Kf. Friedrichs]: Ratschlag [1] [Georg Spalatin und andere kfl. Räte] raten Kf. [Friedrich], auf das Schreiben [Nr. 988] des Karl von Miltitz mündlich oder schriftlich so zu antworten: Erstens soll Miltitz daran erinnert werden, dass Kf. [Friedrich] nichts mit dem Fall Martin [Luthers] zu tun hat. [Luther] hat sogar angeboten, das Kurfürstentum Sachsen zu verlassen [vgl. Nr. 784]. Um den Fall nicht an anderen Orten noch auszuweiten und schwieriger werden zu lassen, blieb [Luther] auf Bitten des Miltitz in Kursachsen. Sonst hätte Kf. [Friedrich], der gegenüber Papst [Leo X.] gehorsam ist, [Luther] nicht geduldet. Kf. [Friedrich] hat sich keine Verfehlung zuschulden kommen lassen. [2] Zweitens ist Kf. [Friedrich] nicht für die Ausweitung von [Luthers] Fall verantwortlich. Er hat keinen Einfluss auf die Angelegenheit, Lehre und Meinung [Luthers]. Es gibt viele Gelehrte und andere

Nr. 990

[zwischen 8. und 11. Dezember 1519]

295

Personen, die die Lehre [Luthers] fur eyn rechte gegrundte meynung halten. Wenn der Irrtum [Luthers] erwiesen ist, wird Kf. [Friedrich] damit einverstanden sein, den Fall zu beenden. [3] Drittens sollte [Ebf. Richard] von Trier eine Klärung des Falls auf dem nächsten Reichstag herbeiführen. Kf. [Friedrich] trägt keine Schuld an der Verzögerung. [4] Viertens haben viele Bischöfe wegen [Luther] nach Rom geschrieben. Sie sollen schreiben, was sie wollen. Die Sache wäre aber nicht so problematisch geworden, wenn sie sich zurückgehalten hätten. [5] Fünftens hofft Kf. [Friedrich], dass sein Land mit dem Interdikt oder anderen geistlichen Strafen verschont bleibt, weil er dem Papst zu solchen Maßnahmen keinen Grund lieferte. [6] Sechstens soll Kf. [Friedrich] den Papst bitten, ihm anzuzeigen, was er [Luther] befehlen soll, um den vom Papst gestellten Forderungen gerecht zu werden. FB Gotha, Chart. A 338, fol. 101r–102v (Ausfertigung, Kanzleivermerk von Georg Spalatin: „Was man her Karl von Miltitz widerschreiben mocht. 1519“). W² 15, Sp. 762f., Nr. 329 (Volltext, nach Cyprian); Cyprian: Nützliche Urkunden 1, S. 411–414 Ed. (Volltext). Bem. Der Ratschlag muss nach dem 8. und vor dem 11. Dezember 1519 entstanden sein. Am 8. Dezember schrieb Karl von Miltitz an Kf. Friedrich, worauf der Ratschlag entstand. Am 11. Dezember fand in Torgau ein Gespräch der kfl. Räte mit Miltitz statt [Nr. 992]. Das vorliegende Gutachten diente zur Vorbereitung auf dieses Treffen. Spalatin schreibt im Namen mehrerer kfl. Räte, die allerdings nicht namentlich genannt werden. A

990 [zwischen 8. und 11. Dezember 1519] [Georg Spalatin und andere Räte Kf. Friedrichs]: Ratschlag [1] [Georg Spalatin und andere kfl. Räte] sollen im Auftrag Kf. [Friedrichs] die folgenden Punkte mit Karl von Miltitz verhandeln: [2] Der Eingang seines letzten Schreibens [Nr. 988] an den Kf. soll bestätigt werden. Weil Kf. [Friedrich] wegen einer Epidemie und seiner Krankheit nach Lochau gereist ist und keine Verhandlungen führen will, wurden die [Räte] zu dem Gespräch entsandt. [3] Miltitz soll gefragt werden, ob er die Sache weiter verfolgen will. Zudem soll ihm mitgeteilt werden, dass sein letztes Schreiben an den Kf. seinem bisherigen Handeln entgegensteht. Da Miltitz jedoch kursächsischer Untertan ist und Kf. [Friedrich] bereits dem Vater von Miltitz gnädig gesonnen war, ist er auch Miltitz selbst mit Gnaden geneigt. [4] Miltitz erinnert sich sicher an das Schreiben [Nr. 796] Kf. [Friedrichs] an Kard. [Thomas Cajetan] von S. Sixti aus dem letzten Jahr, in dem er mitteilte, dass er nichts mit der Sache [Luthers] zu tun hat. [Luther] hatte damals angeboten, das Kurfürstentum Sachsen zu verlassen. [5] Kf. [Friedrich] hat dies Miltitz bei ihrem Treffen in Altenburg [am 29. Dezember 1518] berichtet, weil er ein treuer Anhänger des Papstes ist. [6] Miltitz bat Kf. [Friedrich] darum, [Luther] weiterhin in seinem Kurfürstentum zu dulden, damit die Sache an einem anderen Ort nicht noch schlimmer wird. Außerdem bat Miltitz um eine Unterredung mit [Luther]. Als diese zustande kam, stimmte [Luther] zu, [Ebf. Richard] von Trier als Richter anzuerkennen. [7] Miltitz wollte danach zu Kard. [Cajetan] reisen, ohne dessen Zustimmung er nichts entscheiden konnte. Ihm wollte er die Absprache mit [Luther] vorlegen. So verzog sich

296

[vor 11. Dezember] 1519

Nr. 991

die Lösung der Sache in die Zeit zwischen Ostern (24. April) und Pfingsten (12. Juni). [Am 3. Mai 1519] wünschte Miltitz [Nr. 872], dass [Luther] nach Koblenz kommt, um den Fall durch [Ebf. Richard] von Trier, Kard. [Cajetan] und ihn anzuhören. Kurz danach schrieb Miltitz [Nr. 880] aber, [Luther] sollte auf keinen Fall nach Koblenz kommen. Miltitz wollte in wenigen Tagen selbst zu Kf. [Friedrich] reisen und ihm persönlich berichten. [8] Ungefähr am 3. Juni 1519 kam Miltitz zu Kf. [Friedrich] nach Weimar und überbrachte unter anderem einen Brief [Nr. 878] [Ebf. Richards] von Trier. Darin teilte [Ebf. Richard] mit, dass Miltitz und Kard. [Cajetan] ihn gebeten haben, die Sache [Luthers] anzuhören und beizulegen. [9] Da die Sache am Wahltag in Frankfurt [im Juni] nicht geklärt werden konnte, verblieben [Ebf. Richard] von Trier und Kf. [Friedrich] so, dass [Luther] auf dem nächsten Reichstag, der um den 11. November herum stattfinden sollte, vom [Ebf.] angehört wird. Bislang kam es noch nicht zur Umsetzung dieses Vorhabens, und es wurde auch kein neuer Termin angesetzt. [10] Ohne Zweifel ist [Luther] weiterhin bereit, einer Vorladung des [Ebf.] Folge zu leisten. Mehreren Richtern kann [Luther] nicht folgen. [11] Da Kf. [Friedrich] mit der Sache [Luthers] nichts zu tun hat, trifft allein Miltitz die Schuld, dass bislang keine Lösung erzielt wurde. Um sich gegen Angriffe zu wehren, musste [Luther] verschiedene Schriften ausgehen lassen, um seine Ehre zu retten. [12] Weil Kf. [Friedrich] an diesem Zustand nicht schuld ist, soll sein Territorium vom Interdikt oder anderen geistlichen Strafen verschont bleiben. Kf. [Friedrich] hat als christlicher Fürst zu solchen Maßnahmen keinen Anlass geboten. [13] Da Miltitz meinte, dass er nach Rom zurückkehren wird, wenn [Luther] den Anweisungen Kf. [Friedrichs] folgt, bittet Kf. [Friedrich] darum, ihm anzuzeigen, was er [Luther] befehlen soll, um dem päpstlichen Befehl gerecht zu werden. Kf. [Friedrich] will den Papst ehren. [14] Die Räte sollen von Miltitz in Erfahrung bringen, welche Bfe. sich nach Rom gewandt haben, welche Befehle Miltitz aus Rom jüngst empfing sowie was er über das Interdikt weiß. FB Gotha, Chart. A 338, fol. 110r–113v (Konzept, von Georg Spalatin, Korrekturen von Schreiberhand, Kanzleivermerk von Georg Spalatin: „Her Karl von Miltitz.“). Ed. W² 15, Sp. 764–766, Nr. 330 (Volltext, mit Lesefehlern, nach Cyprian); Cyprian: Nützliche Urkunden 2, S. 142–148, Nr. 26 (Volltext, mit Lesefehlern). Bem. Das Schreiben entstand nach dem Ratschlag [Nr. 989], weil es die dort in Stichpunkten geäußerten Gedanken in die Form einer Instruktion für ein Treffen mit Karl von Miltitz überführt. Beide Texte dienten zur Vorbereitung auf das Gespräch der Räte Kf. Friedrichs mit Miltitz am 11. Dezember 1519 in Torgau. Spalatin schreibt im Namen mehrerer kfl. Räte, die allerdings nicht genannt werden. A

991 [vor 11. Dezember] 1519 [Georg Spalatin und andere Räte Kf. Friedrichs]: Notizen [0] [Georg Spalatin und andere Räte Kf. Friedrichs] schlagen verschiedene Punkte vor, die mit Karl von Miltitz in der Angelegenheit Martin [Luthers] besprochen werden sollen: [1] Vermeidung von Provokationen gegen [Luther] und Handlung des Miltitz. [2] Geleit aus Trier für [Luther]. [3] Schonung [Kf. Friedrichs]. [4] Fragen nach Befehl für Miltitz von Papst [Leo X.]. [5] Verfahrensfragen. [6] [Luther] handelt so, um seine

Nr. 991

[vor 11. Dezember] 1519

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Ehre zu verteidigen. [7] Abwarten, bis die Vorladung durch den [Ebf. von] Trier eintrifft. [8] Nächste Schritte. FB Gotha, Chart. A 338, fol. 106rv+108v (Reinschrift, Kanzleivermerk von Georg Spalatin: „Etlich artickel, mit her Karl von Miltitz doctor Martinus sachen halben zu Torgau zureden, den dritten sontag im advent anno domini 1519.“). B FB Gotha, Chart. A 338, fol. 107rv (Konzept). Ed. Cyprian: Nützliche Urkunden 2, S. 148f., Nr. 27 (Volltext). Bem. Die Notizen entstanden zur Vorbereitung auf das Gespräch der Räte Kf. Friedrichs mit Miltitz am 11. Dezember 1519 [vgl. Nr. 992] in Torgau. Spalatin schreibt im Namen mehrerer kfl. Räte, die allerdings nicht genannt werden.

A

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[1] Der gestalt und unserm gnedigsten hern zu entgegen mit diser sachen belude werd, sich darauf furen lassen. Das still sol gehalten werden und doctor Martinus nit ursach geben werden zuschreiben. Gein Rom geschriben haben, seiner allein verschont auß diser handlung. Das her Karl die sach treibt und lest sich verhetzen. Wu die sach dise gestalt hett billich verwarnt hett lassen weg komen, dann solt ein beschwerung darauß erfolgen, so kom es auß seinem verursachen. [2] Nota zu fragen, wo das gleit bliben sey, dovon Tryer geschriben hat. [3] Wann doctor Martinus nit welt verschont werden, so solt doch meins gnedigsten hern verschont werden. [4] Nota zufragen, was her Karl von bevelh von Tryer oder bebstlicher Hey. hab. [5] Wenn doctor Martinus unerfordert kome, wurd in Tryer in disen leufften nit gern horen. Was die wege weren, die antzutzeigen, welcher gestalt auß der sachen zukomen seyn. Gern helffen, das doctor Martinus seinem verwilligen nach zu verhore kom. Doch das er gesichert werd. Warumb er nit abschafft, daz Emser,¹ die zu Jutterbeck² und andere mer nit schreiben und doctori Martino nit ursach geben. Die disputation zu Leyptzig. [6] Was doctor Martinus thut, das geschicht zu rettung seiner eren, dartzu er gedrungen werd. Dann mein gnedigster her hab im befoln, das er zu nichten ursach geben oder imantz zu wider willen bewegen und nichts beschwerlichs soll fornemen. [7] Nichts furzunemen, bis das Tryer in der sach furbeschied thut. Was dann befunden, dabey bleib es im namen gottes und wissen sich sein gnad in dess sein nit zuentslaen. 991 ¹ Hieronymus Emser. ² Gemeint sind die Franziskaner zu Jüterbog.

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11. Dezember 1519

Nr. 992

[8] Ein boten bey Tryer. Nota Tryers brief. Gnad, ere und guts ertzeigt. Die furstellen, so in diser sach gehandelt.

992 Torgau, 11. Dezember 1519 (Sonntag nach Nicolai) [Georg Spalatin] an [Kf. Friedrich] [0] [Georg Spalatin] berichtet [Kf. Friedrich] über das Treffen in der Angelegenheit Martin [Luthers] mit Karl von Miltitz am 11. Dezember 1519 in Torgau: [1] Martin [Luther] will nach wie vor einer Vorladung Folge leisten. [2] Handlungen gegen [Luther]. [3] [Ebf. Richard] von Trier wird die Sache behandeln.¹ Drohung mit dem Bann. A

B C Ed.

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FB Gotha, Chart. A 338, fol. 109rv (Reinschrift, Kanzleivermerk von Georg Spalatin: „Was mit her Karl von Miltitz doctor Martinus halben sontags nach Nicolai zu Torgau anno domini 1519 ist gehandelt worden.“). FB Gotha, Chart. A 338, fol. 108v (Konzept). FB Gotha, Chart. A 1289 I, fol. 97r (Abschrift). Berbig: Spalatiniana 1907, S. 533, Nr. XIV (Volltext, nach Überlieferung C, mit Lesefehlern); Cyprian: Nützliche Urkunden 2, S. 150 (Volltext, nach Überlieferung A).

[1] Doctor Martinus hat sich erboten und noch, wenn er bescheiden werd, gehorsamlich zuhalten. Er treybs allein, villeicht andern leuten zugefallen. [2] Doctor Martinus werd sich hoch beschweren, weil die sach vor dem commissari hangt. Das also soll wider in gehandelt werden. [3] Die sach steet bey Tryer als bey dem commissarien. Und er soll drauen mit bann und ander beschwerung, meynt je mein gnedigster her, es geschicht unbillich. Und sein c. g. haben umb euch nit verdient. So werd sich doctor Martinus das hoch beclagen. Villeicht find man fromme leut, den es mit im leydt sein werd.

992 ¹ Wiederholt bekannte sich Luther in den folgenden Tagen zu der im Januar 1519 in Altenburg erzielten Verabredung, dass Ebf. Richard von Trier seinen Fall anhören und schlichten soll. So schrieb er um Mitte Dezember 1519 an Georg Spalatin, dass er sich nach dem Befehl Kf. Friedrichs richten will (WA.Br 1, S. 571f., Nr. 228). Mit diesem Schreiben schickte er einen Brief Johannes Ecks an Kf. Friedrich zurück. – Luther teilte am 18. Dezember 1519 Spalatin mit, dass in Wittenberg das Gerücht umgeht, Karl von Miltitz sei in der Stadt gewesen (WA.Br 1, S. 594–596, Nr. 231). Seinem Ordensbruder Johannes Lang berichtete Luther am 18. Dezember 1519, dass er vielleicht mit Miltitz zum Verhör nach Trier geht (WA.Br 1, S. 596–598, Nr. 232).

Nr. 993

11. Dezember 1519

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Altenburg, 11. Dezember 1519 (Sonntag nach unserer lieben Frauentag Conceptionis) Fabian von Feilitzsch an Kf. Friedrich 993

[1] Fabian von Feilitzsch unterrichtet Kf. Friedrich über Angelegenheiten der Landstände. [2] Bausachen. [3] Herrschaft Mühlberg. [4] Karl von Miltitz. [5] Amtsrechnung aus Wittenberg. [6] Übersendung eines Verzeichnisses über Speisungen am Hof. [7] Weiterleitung von Briefen an Hz. Johann. [8] Silbervorräte. [9] Verzeichnis über Bargeld. [10] Schreiben Kf. Friedrichs wegen des verstorbenen Anton von Oberndorf und Regelung von dessen Nachlass. [11] Rechtsstreit der Familie vom Ende zu Kayna. A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Gg 980c, fol. 108r–113v (Ausfertigung).

[4] So hat her Karlh von Miltitz mir auch geschrieben unnd mir ist solcher brieff heut zukomen, den euern churf. gnaden ich hiemit ubersennde. Will mich aber versehen, er werde numals seinem antzeigen nach bey euern churf. gnaden selbs gewest sein unnd alle sachen wol außgericht haben.

994 [Altenburg], 20. Dezember 1519 (Dienstag vigilia Sancti Thome apostoli) Propst [Johann von Kitzscher], Dekan [Konrad Gerhart], Senior und Kapitel des Georgenstifts zu Altenburg an Kf. Friedrich [1] Propst, Dekan, Senior und Kapitel des Georgenstifts zu Altenburg bedanken sich bei Kf. Friedrich für die Bewilligung einer Vikarie für einen Organisten [vgl. Nr. 795]. Wie der Kf. weiß, hat der erste Organist diese Vikarie durch Tausch ungeschickt an einen anderen gelangen lassen, der nicht Orgel spielen kann, die Vikarie aber wohl zeitlebens behalten wird. [2] Da der Vikar Sebastian todkrank ist, bitten die Stiftsherren den Kf., nach Sebastians Tod dessen Vikarie an Caspar Licht, den jetzigen Inhaber der Organistenvikarie, zu übertragen, damit seine Stelle wieder mit jemandem besetzt werden kann, der das Orgelspiel beherrscht. [3] Der Kf. soll entscheiden, ob er es so halten oder Sebastians Vikarie an den jetzigen [ersten] Organisten Fabian Pack übertragen will, der sehr fähig ist, das Stift aber ohne eine ordentliche Stelle bald verlassen wird. → 995 A

LATh – StA Altenburg, Landesregierung, 4251, fol. 86rv (Ausfertigung).

995 Lochau, 23. Dezember 1519 (Freitag nach Sankt Thomas, des Apostels, Tag) [Kf. Friedrich] an das Kapitel [des Georgenstifts zu Altenburg] → 994 [1] [Kf. Friedrich] antwortet auf das Schreiben [Nr. 994] des Kapitels, in dem dieses ihm mitteilte, dass der Vikar Sebastian krank ist. Da die Mitglieder des Kapitels

300

23. Dezember 1519

Nr. 996

befürchten, dass der Vikar nicht wieder gesund wird, haben sie darum gebeten, eine Veränderung mit seiner Stelle vornehmen zu dürfen. [2] Den gelehrten Stiftsherren sollte bekannt sein, dass es sich nicht gehört, zu Lebzeiten des Besitzers eines geistlichen Lehns einer anderen Person dafür eine Zusage zu geben. Falls der Vikar stirbt, will der [Kf.] wegen der Verleihung der Vikarie angemessen handeln. A LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. O 176, fol. 1rv (Konzept). Bem. Laut der Adresszeile des Konzepts sollte das Schreiben an das Kapitel [des Allerheiligenstifts] zu Wittenberg gesandt werden. Aufgrund der eindeutigen Bezüge zu Nr. 994 muss es aber an das Kapitel des Georgenstifts zu Altenburg gerichtet gewesen sein.

996 Wittenberg, 23. Dezember 1519 (Freitag nach Thome apostoli) Simon Funck an Kf. Friedrich [1] Simon Funck teilt Kf. Friedrich mit, dass Jakob [Vogt] und [Georg] Spalatin ihm den Wunsch des Kf. übermittelt haben, Funck möge eine Testamentsstiftung zugunsten des Allerheiligenstifts zu Wittenberg errichten. Funck erklärt, dass er ohnehin eine solche Stiftung plant und auch bereits für die Kirche gespendet hat. Nun ist er jedoch alt, und sein Einkommen ist nicht mehr so hoch wie zuvor. Daher ist es möglich, dass er, sofern er noch eine Weile lebt, seine Ersparnisse selbst ausgeben (anwerden) wird. Funck zweifelt nicht, dass [Vogt] und Spalatin den Kf. darüber unterrichtet haben. [2] Simon Funck verweist auf den schwebenden Streit zwischen dem Kapitel des Allerheiligenstifts zu Wittenberg und ihm, über den der Kf. gut unterrichtet ist.¹ Wenn diese Auseinandersetzung beendet wird und Funck dasjenige, was ihm zusteht, erhält, so will er in seinem Testament das kfl. Stift bedenken. Funk legt zum Beweis seiner Ansprüche die Abschrift einer Verschreibung bei. Bisher wurde die Angelegenheit verzögert, was Funck hohe Kosten verursacht hat. Der Propst [des Allerheiligenstifts, Henning Göde,] zu Wittenberg hat Funck mitteilen lassen, dass das Kapitel die Akten an eine unparteiische Institution (unvordechtlechen orth) schicken will, wenn Funck dafür sorgt, dass [Ludwig] Hornich, der die Witwe [Elisabeth Brambalg] von Funcks Verwandtem Hans Brambalg gehabt, das Kapitel entschädigt. [3] Funck gelingt es jedoch nicht, dies bei Hornich zu erwirken. Er ist der Ansicht, dass es besser ist, wenn das Kapitel sich mit seinen Ansprüchen selbst an Hornich wendet. Für das Kapitel bestand die Möglichkeit, von Hans Brambalg etwas anderes zu erlangen. Das Kapitel wollte jedoch die Güter haben. [4] Funck bittet den Kf. anzuordnen, dass der Streit geschlichtet oder auf dem Rechtsweg durch einen Urteilsspruch (sententz) entschieden wird, und der Gegenpartei nicht zu gestatten, ihm weiterhin zu schaden. Er hofft, dass es für ihn von Nutzen ist, dass er für den Kf. ein williger cappellan war und immer sein will. Simon Funck ersucht Kf. Friedrich außerdem um ein Unterstützungsschreiben an Fs. [Wolfgang] von Anhalt, damit die Zinsen und

996 ¹ Vgl. u. a. Nr. 825, Nr. 879, Nr. 888 und Nr. 890 mit Hinweisen zu weiteren Quellen.

Nr. 997

24. Dezember 1519

301

Gerechtigkeiten, die Funck in den Dörfern Griebo und Wörpen innehat, bis zu einer Entscheidung hinterlegt werden.² A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Kk 1374, fol. 62rv+68v (Ausfertigung).

997 Hummelshain, 24. Dezember 1519 (am Christabend) Hz. Johann an [Hz. Johann Friedrich von Sachsen] [1] Hz. Johann erinnert seinen Sohn [Hz. Johann Friedrich von Sachsen] an seinen Brief, in dem er ihn aufforderte, am 25. Dezember zum Abendmahl (heyligen sacrament) zu gehen. [Johann Friedrich] hat auch bisher am Abendmahl teilgenommen und ist es Gott schuldig, dies nun, da er älter und verständiger ist, nicht zu unterlassen. [2] Veit [Warbeck] ist ebenfalls der Ansicht, dass [Johann Friedrich] gegenüber Gott einen guten Willen zeigen und zum Abendmahl gehen oder es begehren soll. [3] Johann belehrt als Vater seinen Sohn, dass kein Mensch würdig sei, das Abendmahl zu empfangen. Wer dies denkt, täuscht sich selbst. Wenn [Johann Friedrich] das Abendmahl nicht in gotlicher liebe einnehmen kann, soll er es besser unterlassen. Johann bittet seinen Sohn, für ihn zu beten, er will dies ebenfalls tun. A Ed.

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. N 806, fol. 1rv (Ausfertigung, eigh.). Mentz: Johann Friedrich 1, S. 96f., Nr. 2 (Volltext).

998 Dresden, 27. Dezember 1519 (am Tag Johannis in den Feiertagen 1520) Hz. Georg von Sachsen an Kf. Friedrich [1] Hz. Georg von Sachsen teilt Kf. Friedrich mit, dass er am 24. Dezember ein gedrucktes Büchlein mit einem von Martin Luther verfassten Sermon über den Fronleichnam Christi¹ erhalten hat. Hz. Georg und andere Gelehrte sehen die Schrift als hussitisch (pregisch) an. Sie bringt viel Ketzerei und Ärgernis mit sich, vor allem, da sie in deutscher Sprache vorliegt und daher unter dem einfachen Volk Verbreitung finden wird. [2] Hz. Georg weiß, dass Friedrich nicht will, dass durch Fremde ihr heiliger Glaube geschwächt wird, umso weniger will Friedrich dies wohl von Personen aus seinem Kurfürstentum. Insbesondere weil Martin Luther ein sehr berühmter Mann der Universität Wittenberg ist, wird es dem Kf. und seinem Land üble Nachrede bringen, wenn dort etwas entsteht, das dem christlichen Glauben entgegen ist und die böhmischen Ketzer stärkt. Viele sehen das 996 ² Am 5. Januar 1520 wandte sich Simon Funck erneut an Kf. Friedrich. Dieses Schreiben stimmt inhaltlich und in großen Teilen auch im Wortlaut mit dem vom 23. Dezember 1519 überein (LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Kk 1374, fol. 63rv+67v, Ausfertigung). 998 ¹ Luthers Schrift „Ein Sermon von dem hochwürdigen Sakrament des heiligen wahren Leichnams Christi und von den Brüderschaften“, 1519 (WA 2, S. 738–758).

302

29. Dezember 1519

Nr. 999

Bild der beiden Monstranzen [auf dem Titelblatt] sowie die Schrift selbst als Hilfe für diejenigen an, die das Abendmahl in beiderlei Gestalt empfangen. Auch viele andere Artikel [des Sermons] werden als unchristlich beurteilt. [3] Hz. Georg hat glaubhaft erfahren, dass der Pfarrer [Gallus Cahera] aus Leitmeritz mit zwei Bürgern der Stadt bei Luther war. Auch sonst schicken die ertzketzer häufig Gesandte zu Luther. In Böhmen soll es nun über 6000 Personen mehr geben, die das Abendmahl in beiderlei Gestalt empfangen, als in der Zeit vor Luthers Predigten. [4] Hz. Georg äußert große Besorgnis darüber, dass Luther seinen Sermon weiterhin drucken lassen könnte. Dies hätte einen kaum wiedergutzumachenden Schaden für das Kurfürstentum und das Herzogtum Sachsen zur Folge. Friedrich ist der Ansicht, Luther sei Doktor in Wittenberg, eigentlich ist er aber Bf. oder heresyarcha in Prag. Georg möchte das in seinen und Friedrichs letzten Tagen nicht erleben. [5] Hz. Georg zweifelt nicht, dass Kf. Friedrich als der älteste christliche Kf. diese Dinge versteht, sein gut gemeintes Schreiben positiv aufnimmt und Maßnahmen anordnet, damit der Christenheit kein Schaden entsteht. Darum bittet er Friedrich. → 999 A B Ed.

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. N 32, fol. 2r–3v (Ausfertigung, eigh., zu eigenen Händen). SächsHStA Dresden, 10024 Geheimer Rat (Geheimes Archiv), Loc. 10300/02, fol. 58rv (Abschrift). ABKG 1, S. 110f., Nr. 146 (Volltext).

Lochau, 29. Dezember 1519 (Donnerstag nach der heiligen unschuldigen Kindlein Tag 1520) Kf. Friedrich an Hz. Georg von Sachsen 999

→ 998 [1] Kf. Friedrich hat das Schreiben [Nr. 998] Hz. Georgs von Sachsen erhalten, in dem dieser ihm von seiner Ansicht über das gedruckte Büchlein Martin Luthers mit dessen Sermon von dem Sakrament des Fronleichnams Christi berichtete. Kf. Friedrich würde es nicht wagen, Luthers Predigten und Disputationen zu verteidigen. Er will die Sache gänzlich meiden. Dies hat er auch Kard. [Thomas Cajetan], Legat Papst [Leos X.], sowie dem päpstlichen Nuntius Karl von Miltitz schriftlich und mündlich angezeigt. [2] Friedrich kann zwar das Büchlein Luthers nicht beurteilen, hat aber gehört, dass die Lehre Luthers von vielen Gelehrten und kundigen Personen für christlich gehalten wird. Luther hat zudem angeboten, sich von päpstlichen Kommissaren belehren zu lassen. Daher können Friedrich keine Vorwürfe gemacht werden. Friedrich täte es leid, wenn in den Ländern seines Bruders [Hz. Johann], in denen Hz. Georgs, in seinen eigenen Ländern oder an anderen Orten Glaubensirrtümer entstehen, noch viel mehr, wenn dies durch ihn befördert würde. [3] Kf. Friedrich bittet Hz. Georg um sein Verständnis, er hat seine ehrliche Meinung geäußert.¹ A Ed.

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. N 32, fol. 6rv+11v (Konzept). ABKG 1, S. 112f., Nr. 148 (Volltext).

999 ¹ In der ursprünglichen Fassung des Konzepts verwies Kf. Friedrich an dieser Stelle auf seine Universität [Wittenberg] und seine eigene Gelehrsamkeit.

Nr. 1000

29. Dezember 1519

303

1000 Grünhain, 29. Dezember 1519 (Donnerstag nach Innocentum 1520) Abt Gregor [Küttner] des Zisterzienserklosters Grünhain an Kf. Friedrich [1] Abt Gregor des Zisterzienserklosters Grünhain teilt Kf. Friedrich mit, dass er kürzlich an Hz. Johann geschrieben und diesem mitgeteilt hat, dass Georg, Wolf und Hans Vitzthum von Neuschönburg eine neue Zollstelle bei Kaaden auf böhmischem Gebiet eingerichtet haben.¹ Dies schädigt nicht nur die Klosteruntertanen in Böhmen, sondern alle kfl. Untertanen, besonders in Grenznähe. [2] Hz. Johann hat ihm geantwortet, dass er seine Räte beauftragen will, sich darüber mit den Räten Hz. Georgs von Sachsen zu beraten, was wohl auch geschah. [3] In Böhmen ist es üblich, dass jemand, der sich eine Gerechtigkeit länger als drei Jahre und 16 Wochen anmaßt, ohne dass jemand Einspruch erhebt, einen Anspruch auf diese erwirbt. Damit diese Frist nicht verstreicht, sah sich der Abt gezwungen, die Vitzthume vor dem Landgericht (landrechten) zu Prag zu verklagen. [4] Nachdem er die Vorladung nach Prag sowie freies Geleit erhielt, brach der Abt nach Böhmen auf und rastete am 27. September in seinem Klosterhof in Wistritz. Am Abend kamen Georg und Wolf Vitzthum mit einem Knecht dorthin und forderten den Abt nach draußen. Dieser schickte seinen Hofmeister, einen Kaplan und einen Diener zu ihnen, um sie ins Haus einzuladen. Daraufhin wurden diese von den Vitzthumen tätlich angegriffen. [5] Als der Abt sie deshalb vor dem Landgericht zu Prag verklagte, gaben die Vitzthume an, sie hätten nicht gewusst, dass er mit königlichem Geleit auf der Reise nach Prag gewesen sei. Da sie trotz dieser beschönigenden Worte gegen das Gebot verstoßen haben, keinem anderen zu schaden (freveln), forderte der Abt das Landgericht auf, die Vitzthume zu veranlassen, ihm und seinen Leuten Wiedergutmachung zu leisten. [6] Auf die Antwort hat er 19 Tage warten müssen, wodurch hohe Unkosten entstanden. Schließlich erhielt er zur Antwort, dass die Vitzthume ihr Unrecht eingeräumt und sich zur gerichtlichen Klärung bereit erklärt haben. Die schriftliche Antwort, welche die Vitzthume dem Landgericht zugestellt haben, wurde dem Abt übergeben. Dass er auf den Rechtsweg verwiesen wird, obwohl der Fall offen zutage liegt, erscheint dem Abt ungerecht. [7] Deshalb bittet er Kf. Friedrich, vom Regiment [zu Böhmen] oder den Landrichtern Entschädigung für den Frevel zu fordern, den die Vitzthume ihm und den Seinen angetan haben. Außerdem soll er die Vitzthume ermahnen, sich künftig solcher Übergriffe zu enthalten. Im Gegenzug will der Abt mit seinem Konvent für den Kf. beten. A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Kk 584, fol. 5r–6v (Ausfertigung).

Lochau, 30. Dezember 1519 (Freitag nach der heiligen unschuldigen Kindleintag 1520) [Kf. Friedrich] an Fabian von Feilitzsch 1001

[1] [Kf. Friedrich] teilt Fabian von Feilitzsch mit, dass das Kapitel [des Georgenstifts] zu Altenburg ihn gebeten hat [Nr. 994], die Vikarie des Sebastian nach dessen Tod Magister Caspar [Licht] oder dem Organisten [Fabian Pack] zu geben. [2] Weil Sebastian noch 1000 ¹ Vgl. auch Nr. 782.

304

[1520]

Nr. 1002

lebte, konnte die Vikarie noch nicht vergeben werden. [3] Nun ist Sebastian gestorben und seine Vikarie wird [Licht] verliehen. Die bisherige Vikarie [Lichts] soll [Pack] erhalten. [4] In diesem Sinne schrieb [Kf. Friedrich] an das Kapitel. Feilitzsch soll nun die nötigen rechtlichen Schritte vollziehen. A

5

10

15

20

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Gg 980c, fol. 148rv (Konzept, Korrektur der Jahresangabe von 1519 in 1520).

[1] Gots walds. Von gots gnaden. Lieber getreuer und rat, uns hat das capittel zu Aldenburg hievor geschrieben und gebeten, wu er Sebastian seliger sein leben beslissen wurd, das wir desselben vicarei magister Caspar oder dem organisten leyhen wolten, domit der organist auch versehen unnd von der kirchen darlegen nit enthalten werden dorfft etc. [2] Weyl dann er Sebastian dazumalh nach am leben gewest, haben wir ine wider geschrieben, das sis alß die gelerten wusten, das sich nit geburt, bey leben des besittzers ymantz vertrostung zutun. So aber unser hergot uber er Sebastian gepieten wurd, wolten wir uns in dem wol gepurlich zuhalten wissen. [3] Weyl dann nu der falh nach dem willen gots bescheen, so haben wir bey uns beslossen, die vicary, so er Sebastian seliger verledigt, magister Casparn zu leyhen, und daz magister Caspar die vicarei, so er ytzo besitzt, dagegen resignir und die selb dem organisten zu leyhen also, das die selb vicari stets ein organist besitze, wie dann unser bruder¹ und wir die vormals darzu gegeben und verordent. [4] Derhalben wir dann dem capittel hie bey schreiben, wie du ab inligender copien vernemen wurdest. Und ist dorauf unser beger, du wollest von magister Caspar sein vicarei uf nemen und dir die an unser stat resigniren lassen und ime dann die ander, so er Sebastian seliger verledigt, dagegen leyhen unnd hern Fabian dem organisten die ander vicari, so er Caspar resigniren wird, auch leyhen und yr yedem ein praesentacion daruber geben, die wir dir hiemit uberschicken, und dem capittel antzeigen, das sie die selb vicarei furder bey der orgel lassen und in dem nit verandrung machen, wie ytzo bescheen. In dem geschicht uns zugefallen. Dir zu gnaden sind wir geneigt. 1002 Heinrich Kusfelt an Kf. [Friedrich]

[1520]

Heinrich Kusfelt¹ bittet Kf. [Friedrich], ihn mit auf die an Kg. [Karl V.] gehende [Liste] der kfl. Nominationen für die Ersten Bitten zu setzen. 1001 ¹ Hz. Johann. 1002 ¹ In der Briefunterschrift wird die enge Beziehung Kusfelts zu Georg Spalatin hervorgehoben, bei dem er wohnte bzw. angestellt war: „Heinrich Kusfelt bey magister Spalatino“.

Nr. 1003

1520

305

SächsHStA Dresden, 10024 Geheimer Rat (Geheimes Archiv), Loc. 08917/08, fol. 17rv (Abschrift). Bem. Zur Datierung vgl. Nr. 1158 Anm. 1. A

5

Durchlauchtigster hochgeborner churfurst, gnedigster her, e. c. g. bitt ich umb gottes willen und aufs untertenigst, mich als ein armen gesellen und dem in disem preussischen kryeg mein hinderstellig armut zusampt aller meiner anhoffnung darvon gar verhert ist auch in die primarias preces auff e. c. g. nomination gegen ko. Mayt. gnediglich zusetzen, bewilligen und verschaffen und die ewig belonung von gott nemen, dafür ich die tzeit meins lebens und im geistlichen stand, dartzu ich mit gottes gnaden wol geneigt bin, e. c. g. getreuer vorbitter gegen gott sein will und mich gotlicher hulff alletzeit als ein untertenigen gehorsamen und danckparn diener ertzeigen.

1003 Gf. Thomas von Rieneck an Kf. [Friedrich]

1520

[1] Gf. Thomas von Rieneck, Kustos [des Domstifts] zu Mainz, erinnert Kf. [Friedrich] daran, dass sein inzwischen verstorbener Bruder Gf. Reinhard von Rieneck bei der Krönung Kg. Maximilians die primarias preces regales durch Kf. [Friedrich] für ihn erworben hat. [2] Daher bittet Gf. Thomas den Kf., ihm gnädig zu sein und dieses zusammen mit seiner dem Kf. vorgetragenen Bitte zur Zeit der erfolgten Königswahl [Karls V.] in Frankfurt¹ und der ihm damals erteilten Antwort zu bedenken. [3] Kf. [Friedrich] soll Gf. Thomas jetzt mit zu den Personen auf die Vorschlagsliste (cettel oder rottel) für die Ersten Bitten setzen, damit er mithilfe des Kf. durch den neu erwählten Kg. eine [Stiftsherrenstelle] in Konstanz, Speyer, Würzburg, Frankfurt oder Aschaffenburg erhält. A

SächsHStA Dresden, 10024 Geheimer Rat (Geheimes Archiv), Loc. 08917/08, fol. 19r+19/1v (Abschrift).

1004 Lochau, 1. Januar 1520 (Sonntag des Heiligen Neuen Jahrstag) Kf. Friedrich an Propst [Henning Göde], Dekan [Lorenz Schlamau], Senior und Kapitel des Allerheiligenstifts zu Wittenberg [1] Kf. Friedrich berichtet Propst [Henning Göde], Dekan [Lorenz Schlamau], Senior und Kapitel des Allerheiligenstifts zu Wittenberg, dass die Witwe [Walpurga] Landmann ihn erneut mit beiliegender Supplikation wegen ihres Hauses angesucht hat. [2] Friedrich hat den Stiftsherren bereits seine Meinung in der Angelegenheit mitgeteilt [Nr. 978] und 1003 ¹ Die Königswahl fand am 28. Juni 1519 in Frankfurt am Main statt.

306

7. Januar 1520

Nr. 1005

fordert sie nochmals auf, die Angelegenheit zu klären. [Walpurga] Landmann soll keinen Grund haben, sich zu beklagen, sie sei zur Bestellung eines Jahrgedächtnisses gedrängt worden und würde darum Not und Armut erleiden. Dies wird dem Kapitel bei anderen große Nachteile und üble Nachrede bringen. Die Angelegenheit kann nicht rechtlich ausgetragen werden, wie das Kapitel ermessen kann. → 1010 A B

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Kk 1382, fol. 6rv (Konzept). LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Kk 1382, fol. 7rv (Konzept).

1005 Pforta, 7. Januar 1520 (Sonnabend nach Epiphanie) Abt Petrus [Kemnitz] des Zisterzienserklosters Pforta an Kf. Friedrich [1] Abt Petrus des Zisterzienserklosters Pforta bezieht sich gegenüber Kf. Friedrich darauf, dass sich etliche aus dem Adel und der freuntschafft des Zisterzienserinnenklosters Nimbschen beim Kf. über den Abt beschwert haben [vgl. Nr. 963], weil er mit Zustimmung des dortigen Konvents eine weltliche Jungfrau in das Kloster Nimbschen aufnehmen ließ. Der Abt hält die Vorwürfe für unrechtmäßig und bittet Kf. Friedrich, darauf antworten zu dürfen. [2] Abt Petrus bittet darum, ihm einen commissarien zu schicken, entweder den Amtmann zu Grimma Fabian von Feilitzsch oder einen anderen, der ihn anhört und dem Kf. berichtet, damit dieser erkennt, dass dem Abt Unrecht getan wird. A Ed.

SächsHStA Dresden, 10024 Geheimer Rat (Geheimes Archiv), Loc. 08959/21, fol. 16rv (Ausfertigung). Urkundenbuch des Klosters Pforte, S. 445, Nr. 601 (Regest); Urkundenbuch Stadt Grimma, S. 332f., Nr. 469 (Teiledition).

1006 Zerbst, 14. Januar 1520 (Samstag nach Sankt Erhardstag) Kf. Friedrich und Hz. Johann an das Landgericht des Königreichs Böhmen [1] Kf. Friedrich und Hz. Johann übersenden den Regimentsherren, Räten und Beisitzern des Landgerichts (landrechten) des Königreichs Böhmen die Abschrift einer Beschwerde [Nr. 1000] des Abts [Gregor Küttner]¹ des Zisterzienserklosters Grünhain. [2] Die Fürsten halten die Vorfälle, sofern sie sich wie geschildert zugetragen haben, für schwerwiegend und fordern die Mitglieder des Landgerichts auf, den Sachverhalt zu untersuchen, zu verhandeln und Gerechtigkeit walten zu lassen. A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Kk 584, fol. 7r (Konzept).

1006 ¹ In der Quelle irrtümlich mit dem Namen Anton genannt.

Nr. 1007

17. Januar 1520

307

1007 Weimar, 17. Januar 1520 (am Tag Sancti Antonii) Hz. Johann an Kf. Friedrich [1] Hz. Johann erhielt das Schreiben Kf. Friedrichs und bedankt sich für die uberschickung der fursten, die gerade in Zerbst sind, sowie für die von Friedrich an Johann geschickten Tafeln [Lucas Cranachs d. Ä.?] und den Druck. [2] Johann schickt Friedrich ein Schreiben an ihre Schwester¹ mit der Bitte um Weiterleitung. [3] Johann richtet Friedrich den Dank seiner Frau [Hzn. Margarethe von Sachsen] für die geschickten Tafeln aus. [4] Johann berichtet vom Stechen zwischen Thomel und Hans Narr, der eine Flasche Wein gewann. [5] Zettel: Hz. Johann bedankt sich für die Informationen über den von Hieronymus Brunner [Gesandter Kg. Karls V.] geplanten Reiseweg zu Kard. [Albrecht], Kf. Friedrich, Hz. Georg von Sachsen und Hz. Johann. A Ed.

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. C 699, fol. 16r–17v, Zettel: 16r (Ausfertigung, eigh., zu eigenen Händen). Hildesheimer Stiftsfehde, S. 488 (Regest mit Teiledition).

1008 Leipzig, 19. Januar 1520 (am Abend Sebastiani) Karl von Miltitz an Kf. Friedrich [1] Karl von Miltitz teilt Kf. Friedrich mit, dass er gestern bei [Bf. Adolf] von Merseburg war. Sie haben über ein Schreiben Kf. Friedrichs an den [Bf.] geredet. [2] Miltitz hat Neuigkeiten erfahren. Dazu gehört der Grund, warum [Bf. Adolf] an Kf. Friedrich geschrieben hat.¹ Es gibt zu viel zu berichten und einem Schreiben ist nicht zu getrauen, so dass Miltitz dem Kf. alles erzählen wird, wenn er wieder zu ihm kommt. [3] Miltitz konnte den Provinzial [der Dominikaner in Sachsen, Hermann Rabe] nicht in Halle oder Leipzig treffen. Deshalb will er ihm bis ins Kloster Cronschwitz folgen, um von dort aus nach Zerbst zu Kf. Friedrich zu reisen. A Ed.

FB Gotha, Chart. A 337, fol. 20rv (Ausfertigung). W² 15, Sp. 768f., Nr. 332 (Volltext, nach Cyprian); Cyprian: Nützliche Urkunden 2, S. 153f. (Volltext).

1009 [Altenburg], 22. Januar 1520 (Sonntag nach Sankte Fabiani und Sebastiani) Fabian von Feilitzsch an Kf. Friedrich [1] Fabian von Feilitzsch berichtet Kf. Friedrich über ein Gesuch des Hans von Berlepsch in Finanzangelegenheiten. [2] Mitteilung über Finanzen durch Hans von Taubenheim. 1007 ¹ Hz. Johann und Kf. Friedrich hatten zwei Schwestern: Margarethe von Sachsen, Hzn. von Braunschweig-Lüneburg, und Christine von Sachsen, Kgn. von Dänemark. 1008 ¹ Offenbar hatte Bf. Adolf von Merseburg negative Meinungen über Luther gehört, vgl. den Brief Luthers an den Bf. vom 4. Februar 1520 (WA.Br 2, S. 24–27, Nr. 247).

308

25. Januar 1520

Nr. 1010

[3] Ein Gesuch des Karl von Miltitz. [4] Bernhard [von Hirschfeld] legte seine Rechnung vor. [5] Sorge um die Gesundheit Kf. Friedrichs und Bericht über Hochwasser. A

5

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Gg 980d, fol. 23r–24v, ediert wird fol. 23rv (Ausfertigung).

[3] Gnedigister her, e. c. fl. g. ubersend ich auch hy bey, was her Karell von Miltitz mir der Vc tuckaten halben, so im bey den Vocken¹ ab Mohten² daran beczalt, sollen entricht werden, geschriben, und was ich im zu antbortt geben hab. Dy weill dan vormutlichen, daß das genanter von Miltitz weter der halben an mich gelangen wult, so ist an euer c. fl. g. mein undertenige bitt, e. c. fl. g. wollen mich gnediglichen vorstendigen, was ich im weitter zu antbortt geben soll, do mit oder derhalben e. c. fl. g. nicht dorff ersuchen, welches er doch, wo im von mir nicht [---]ig antbortt begegentt, seiner glegenheitt nach kaum underlasen wird. 1010 Wittenberg, 25. Januar 1520 (am Tag Conversionis Pauli) Propst [Henning Göde], Dekan [Lorenz Schlamau], Senior und Kapitel des Allerheiligenstifts zu Wittenberg an Kf. Friedrich → 1004 [1] Propst [Henning Göde], Dekan [Lorenz Schlamau], Senior und Kapitel des Allerheiligenstifts zu Wittenberg haben das Schreiben [Nr. 1004] Kf. Friedrichs wegen [Walpurga] Landmann, ihres Hauses und ihrer angeblichen Armut mit der beigelegten Supplikation Landmanns erhalten. [2] Die Stiftsherren bitten den Kf., den von ihnen vorgetragenen wahren Stand der Dinge anzuhören und den Behauptungen der Witwe Landmann keinen Glauben zu schenken. Sie haben Landmann keine Antwort gegeben, da sie nicht an das Kapitel geschrieben und von diesem auch keine Antwort erbeten hat, sondern von Kf. Friedrich. Dem Kf. haben die Stiftsherren ausreichend geantwortet. Mit den Häusern verhält es sich so, wie sie es Kf. Friedrich bereits geschrieben haben [Nr. 978]. Landmann hat bei dem Priester [Martin] Zulsdorf gedient und während dieser Tätigkeit die Häuser an sich gebracht. Aus Furcht, dass ihr die Erben Zulsdorfs die Häuser wegnehmen könnten, hat sie diese im Jahr 1502 dem Allerheiligenstift vor einem Notar mit einer sweren burden geben. Dann befürchtete sie, auch das könnte von den Zulsdorfern angefochten werden, und überschrieb 1504 aus freien Stücken, ohne Zusatz oder Kondition, in Wittenberg vor dem Sitzenden Rat ihr Haus und Hof dem Allerheiligenstift, unther den lebendigen und nicht in testamentarischer Weise erst nach ihrem Tod, wie sie angibt. Die Nutzungsrechte blieben ihr vorbehalten. Sie und Zulsdorf baten mehrfach das Kapitel, die Verschreibung anzunehmen, was dieses auch tat. Die Stiftsherren legen eine wahrhaftige Abschrift des Rechtsgeschäfts aus dem Stadtbuch bei. [3] Es liegt nicht in der Macht des Kapitels, das, was Gott und allen Heiligen gegeben worden ist, wieder in weltliche Hände zu geben. Sie glauben auch nicht, dass Landmann, die im Testament ihres Mannes [Urban Landmann] bedacht worden ist, so kurz nach dessen Tod in Armut 1009 ¹ Fuggern. ² Matthie (24. Februar)?

Nr. 1011

25. Januar 1520

309

gefallen ist, zumal sie selbst angegeben hat, einen jährlichen Ertrag von 14 alten Schock aus der Bewirtschaftung ihrer Häuser zu haben. Die Stiftsherren haben ihr auch eine lebenslange jährliche Zahlung von 12 alten Schock für ihre Häuser angeboten, worauf sie aber von Landmann keine Antwort erhielten. [4] Darum bitten Propst [Henning Göde], Dekan [Lorenz Schlamau], Senior und Kapitel des Allerheiligenstifts zu Wittenberg Kf. Friedrich, sie nicht in Ungnade fallen zu lassen und zu bedenken, was daraus entsteht, wenn das, was vor langer Zeit der Kirche überschrieben wurde, zurückgegeben werden muss. A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Kk 1382, fol. 8r–9v (Ausfertigung).

1011 Erfurt, 25. Januar 1520 (Mittwoch nach Vincentii) Senior und Kapitel des Marienstifts zu Erfurt an Hz. Johann [1] Senior und Kapitel des Marienstifts zu Erfurt erinnern Hz. Johann an die vor Kurzem in Weimar durch seine Räte erfolgte Vermittlung im Streit zwischen ihnen und dem Rat der Stadt Erfurt in der Angelegenheit des Dorfes Großrudestedt und der Männer des Dorfes. Dem Vorschlag der hzl. Räte folgend, wurde der Streit eine Zeit lang ausgesetzt, in der Senior und Kapitel ihre Stellungnahme verfassten und diese mit einer Bittschrift an Kf. Friedrich als ihren Schutzfürsten schickten. Sie hofften, dass Kf. Friedrich sich in der Sache an Hz. Johann wendet. [2] Nun bemerkten sie aber, dass Kf. Friedrich mit anderen Angelegenheiten beschäftigt ist und sich ihr Anliegen zu ihrem Nachteil verzögert. Daher schicken sie an Hz. Johann beiliegend ebenfalls ihre Stellungnahme und ihr Bittschreiben. Ein Aufschub der Sache bedeutet für sie, für ihre Kirche und für die Leute täglich Schaden. Die Ausübung des Gottesdienstes wird verhindert, sie haben unnötige Ausgaben und finanzielle Verluste. Sie bitten Hz. Johann, schnell zu reagieren, da auch erzählt wird, dass der Rat zu Erfurt in Großrudestedt ein Landgericht halten und Geschoss fordern will. Dies werden Senior und Kapitel nicht dulden. Sie bitten Hz. Johann um Hilfe, Schutz und Schirm in der Angelegenheit, damit sie bald zu ihrem Recht kommen. Als Gegenleistung wollen sie für Hz. Johann beten.¹ [3] Senior und Kapitel erinnern Hz. Johann an das Schreiben [Nr. 928], welches sie in ihrem und im Namen der gesamten Geistlichkeit zu Thüringen ausstellten und das die Bitte enthielt, dass Hz. Johann zusammen mit Kf. Friedrich und Hz. Georg von Sachsen an [Ebf. Albrecht] von Mainz schreibt und ihn bittet, dieses Mal von ihnen [nur] ein halbes Subsidium zu nehmen. Eine Antwort haben sie von den fsl. Räten mehrfach erbeten, aber noch nicht erhalten. Da sie und die anderen Geistlichen einem Bann und anderen Strafen zuvorkommen wollen, bitten Senior und Kapitel des Marienstifts zu Erfurt Hz. Johann, die Angelegenheit zu klären und ihnen eine 1011 ¹ Vom 22. Januar 1520 datiert ein Schreiben, ausgestellt von 45 beklagten Männern des Dorfes Großrudestedt an Hz. Johann, in dem sie ihn ebenfalls dringend baten, das schwebende Verfahren im Streit zwischen dem Kapitel und dem Rat der Stadt Erfurt durch eine Weisung zu beenden, nach der sich jeder zu richten hat. Durch die unklare Situation entstehe Unruhe und für sie viel Schaden an Leib und Gut (LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. G 297, fol. 43r–44v, Ausfertigung).

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25. Januar 1520

Nr. 1012

Rückmeldung zu geben, wie sie sich verhalten sollen. Wenn dies nicht erfolgt, müssen sie von ihrer Appellation zurücktreten und das Subsidium in der von [Ebf. Albrecht] geforderten Höhe zahlen. A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. G 297, fol. 45r–47v (Ausfertigung).

1012 Casale Monferrato, 25. Januar 1520 (25. Januarii) Urbanus de Serralonga an Kf. Friedrich → 853 [1] Urbanus de Serralonga berichtet Kf. Friedrich, dass er dessen Brief [Nr. 853], der durch die Fugger ausgehändigt wurde, vor einigen Monaten erhalten hat. Vor nicht einmal 15 Tagen war Urbanus bei Mgfn. [Anna] von Montferrat, der er den Inhalt des kfl. Schreibens ausrichtete. Die Mgfn. dankt Kf. Friedrich und vertraut auf die Unterstützung, die der Kf. ihr und ihren Kindern angeboten hat. [2] Urbanus freut sich, dass der kleine Behälter (capsa) mit den Reliquien gut in den Händen Friedrichs angekommen ist. [3] Urbanus konnte aufgrund seiner schweren Krankheit Friedrich keine sicheren Nachrichten über Ereignisse und Neuigkeiten geben. Er berichtet nun über Gesandte verschiedener Fürsten, über die Flotte des römischen Kg. [Karl V.] und über Kriegsleute. A Ed.

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. N 5, fol. 5r+10v (Ausfertigung, lateinisch). Delius: Urbanus von Serralonga, S. 46 Beilage II (Volltext).

1013 Dobrilugk, 30. Januar 1520 (Montag nach Sankt Paulustag Bekehrung) Abt Balthasar [Koswick] des Zisterzienserklosters Dobrilugk an Kf. Friedrich [1] Abt Balthasar des Zisterzienserklosters Dobrilugk bestätigt Kf. Friedrich den Eingang seines Schreibens samt der beigelegten Bittschrift, die Matthes Heinlein und seine Anhänger betrifft. [2] Er teilt dem Kf. dazu mit, dass er und seine Untertanen in Kirchhain in der Bittschrift zu Unrecht beklagt werden, da die angesprochene Sache bereits durch den Amtmann zu Liebenwerda Matthes Löser entschieden wurde. Aus dem damals aufgerichteten Rezess¹ wird der Kf. ermessen können, ob das Vorbringen Heinleins und seiner Anhänger gerechtfertigt ist. [3] Der Abt bittet Kf. Friedrich daher, Matthes Heinlein und seine Anhänger zu veranlassen, den Abt und die Klosteruntertanen nicht weiter in 1013 ¹ In der Akte befindet sich die entsprechende Niederschrift des Amtmanns zu Liebenwerda Matthes Löser vom 11. Oktober 1515. Darin wurde festgestellt, dass die Streitigkeiten zwischen dem Handwerk der Schuster zu Kirchhain und dem Schuster Matthes Heinlein beigelegt wurden und beide Parteien dem Schiedsspruch zugestimmt haben. Wer die Vereinbarung übertritt, sollte zehn Gulden Strafe zahlen, die Kirchhainer Schuster an das Amt Liebenwerda, Matthes Heinlein dem Abt des Zisterzienserklosters Dobrilugk (LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Kk 288, fol. 1rv).

Nr. 1014

31. Januar 1520

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dieser bereits entschiedenen Angelegenheit zu belästigen. [4] Abt und Konvent wollen für eine lange Regierung des Kf. beten. A Ed.

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Kk 288, fol. 2rv (Ausfertigung). Urkundenbuch des Klosters Dobrilugk, S. 347, Nr. 544 (Teiledition).

1014 [Wittenberg], 31. Januar 1520 (pridie calendas Februarii) Martin Luther an Georg Spalatin [1] Martin Luther teilt Georg Spalatin mit, dass er heute oder morgen die Briefe an die genannten Bfe. übergeben will.¹ [2] Luther empfiehlt Kf. [Friedrich] durch Spalatin, die vakante Pfarrstelle in Lochau mit Jakob Gropp zu besetzen.² Gropp ist dafür geeignet, obwohl ihm der Titel eines Magister artium fehlt. Diesen hat er aufgrund der anfallenden Kosten nicht erlangt, was aber im nächsten Jahr leicht nachgeholt werden kann, wenn er durch die Einkünfte der Pfarrstelle etwas dicker (pinguior) geworden ist. A Ed.

LASA Dessau, Z 8, Nr. 69, fol. 1rv (Ausfertigung, eigh., lateinisch). WA.Br 2, S. 23f., Nr. 246 (Volltext); W² 21.1, Sp. 225f., Nr. 256 (Volltext, Übersetzung).

Lochau, 4. Februar 1520 (Sonnabend nach unserer lieben Frauentag Lichtmess) Kf. Friedrich an Henning [Göde], Wolfgang [Stähelin], Hieronymus [Schurff] und Christian [Beyer] 1015

[1] Kf. Friedrich schickt den Wittenberger Doktoren Henning [Göde], Wolfgang [Stähelin], Hieronymus [Schurff] und Christian [Beyer] ein Schreiben des Rats der Stadt Prettin. Der Stadtrat beklagte sich über Bf. [Johann VII.] von Meißen, der durch sein vormeinte primarias preces sich anmaßt, ein geistliches Lehn, von dem der Stadtrat das Verleihungsrecht hat, dem Stadtrat vorzuenthalten. [2] Kf. Friedrich hält dieses Eindringen des Bf. von Meißen für unangemessen und unrechtmäßig und bittet die vier [Juristen] um ein Bedenken, wie und mit welcher rechtmäßigen Begründung dem Bf. von Meißen geantwortet werden soll. → 1017 A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. B 1073, fol. 2rv (Konzept).

1014 ¹ Gemeint sind die schließlich am 4. Februar 1520 ausgestellten Briefe Luthers an Bf. Adolf von Merseburg und Ebf. Albrecht von Mainz (WA.Br 2, S. 24–29, Nr. 247f., Volltexte, übersetzt in: W² 15, Sp. 1382–1385, Nr. 429 und Sp. 1388–1391, Nr. 431). ² Bereits am 18. Januar 1520 hatte Luther in einem Schreiben an Spalatin einen namentlich nicht genannten Geistlichen für die Besetzung der Pfarrstelle in Lochau empfohlen (WA.Br 1, S. 612–614, Nr. 240, Volltext, übersetzt in: W² 21.1, Sp. 223f., Nr. 254).

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7. Februar 1520

Nr. 1016

1016 Weimar, 7. Februar 1520 (Dienstag nach Sankt Dorotheentag) Hz. Johann an Johann Reinbott [1] Hz. Johann übersendet dem Amtmann auf der Leuchtenburg Johann Reinbott ein Schreiben Kf. Friedrichs. Darin teilt der Kf. mit, dass der Kurtisan¹ Johannes Coci, Vikar des Severistifts zu Erfurt, den ordnungsgemäß präsentierten und investierten Pfarrer von Heilingen [Bonifatius von Roda] wegen der Pfarrstelle angreift. [2] Hz. Johann übersendet Reinbott, da dieser sich gerade in Erfurt aufhält, ein Beglaubigungsschreiben für die Kapitel des Marienstifts und des Severistifts zu Erfurt sowie den Rat der Stadt Erfurt und befiehlt dem Amtmann, bei den Kapiteln vorzusprechen. [3] Dort soll er in Hz. Johanns und Kf. Friedrichs Namen mitteilen, dass man in der kursächsischen Kanzlei ein Schriftstück Herzog Wilhelms III. von Sachsen gefunden hat, in dem dieser von dem Kapitel und der Stadt Erfurt verlangte, die Kurtisanen von ihren unbegründeten Vorhaben abzubringen, da er sonst gezwungen ist, den Kapiteln Schutz und Schirm zu entziehen. [4] Da auch Hz. Johann und Kf. Friedrich das Vorgehen der Kurtisane missfällt, soll Reinbott den Kapiteln auftragen, Coci zurechtzuweisen, ihn von seinem Vorhaben abzubringen und anzuordnen, dass er den Pfarrer in Ruhe lässt, sowie auch künftig keine derartigen Übergriffe zu gestatten. Sollten sie dies nicht tun, werden der Hz. und der Kf. sich ebenso verhalten, wie es ihr Vorfahre Wilhelm angedroht hat. Es wäre ihnen allerdings lieber, wenn es nicht soweit kommt. [5] Den Erfurter Rat soll Reinbott soweit nötig über die Angelegenheit informieren und auffordern, in dieser Sache zu helfen und Coci, wenn er von seinem Vorhaben nicht absieht, den Schutz zu entziehen, damit solche Angriffe der Kurtisane vom Fürstentum und der Stadt abgewendet werden. Sollte der Stadtrat die Fürsten in einem solchen Fall um Hilfe ersuchen, sind sie ihrerseits zur Unterstützung bereit. [6] Zettel: Hz. Johann erbittet von Reinbott eine Aufzeichnung der Antworten der beiden Kapitel und des Rats. Diese soll zusammen mit dem Brief des Kf., der zurückerbeten wird, an Hz. Johann geschickt werden. A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. G 304, fol. 44r–45v, Zettel: 45r (Ausfertigung).

1017 [Wittenberg], 7. Februar 1520 (Dienstag nach Sancte Dorothee virginis) Henning Göde und Wolfgang Stähelin an Kf. Friedrich → 1015 [1] Henning Göde und Wolfgang Stähelin erhielten das Schreiben [Nr. 1015] Kf. Friedrichs mit der beiliegenden Beschwerdeschrift des Rats der Stadt Prettin über Bf. [Johann VII.] von Meißen in Abwesenheit der beiden anderen Doktoren [Hieronymus Schurff und Christian Beyer]. Der Kf. bat um Rat, was dem Bf. in der Angelegenheit geschrieben werden soll. [2] Henning Göde und Wolfgang Stähelin kamen zu dem Ergebnis, dass das Vorhaben des Bf. von Meißen keine rechtliche Grundlage besitzt und als Neuerung abgelehnt werden kann. A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. B 1073, fol. 3rv (Ausfertigung).

1016 ¹ Päpstlicher Günstling; Geistlicher, der sich vom römischen Hof eine Pfründe verschafft.

Nr. 1018

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9. Februar 1520

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[2] [Wir] befinnden nicht, das gemelter bischove solchs seins vornehmens zuforderst in geistlichen lehen von der weltlichen hand und patron zu lehen rurend in recht gegrundt sey, welche wertliche patron dess und dergleychen och von babstlichen heylikeit vertrag haben, dormitt dy layen nicht vorursacht, geistliche lehen zu stifften sich zu entthalden, so kan och der bischove solchs aus vermeinter alder gwonheyt ader verjharung nicht muten, nach dem solchen in e. f. g. furstenthum ein naurung vormals unerhort, dyweyl es och der bischove primarias preces nennet und aus beth haben will, kan sich solchs aus darbung des titels und guts glaubes gstallt und form einer gerechtickeyt ader dinstbarkeyt nicht verjharen, wolten wir e. c. f. g. sich aus verzalten sachen gegen dem bischove solchs abzustellen wissen zu halden undterteniglich nicht verhalden, den selben e. c. f. g. uns hiermit bevohlende. 1018 Lochau, 9. Februar 1520 (Donnerstag Apollonie) Kf. Friedrich an [Nikolaus von] Amsdorf und Henning [Göde] [1] Kf. Friedrich leitet [Nikolaus von] Amsdorf und Henning [Göde] ein Schreiben des Studenten Clemens Voit wegen einer Pfarrei weiter, die Voit vom Zisterzienserinnenkloster Zerbst verliehen wurde und die ihm Peter Stolpe streitig macht. [2] Friedrich will Voit und dem Kloster gerecht werden. [3] Amsdorf und [Göde] sollen Voit und Stolpe, die Angehörige der Universität Wittenberg sind, anhören und den Fall zugunsten des Klosters schlichten. A

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LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. O 257, fol. 1rv (Konzept).

[1] Unnsern grus zuvor. Erwirdigen, wirdigen, hochgelartn, liebn, andechtigen rate und getreue, unns hat ainer, Clement Voit gnant, der sich in unserm studium zu Wittenberg enthaltn sol, mit ainer schrift angesucht, dorynnen tut er anzaigen, welcher gestalt im von ainem, Peter Stolpen gnant, an ainer pfarr, die im von der ebtissin¹ und sambnung des junkfrauen closters zu Zerbst gelihn und in unserm ambt Beltitz gelegen sein sol, verh[in]drung zufuge etc., wie ir dan doraus weiter vernemen werd. [2] Weil wir dan vermerken, das dieselbig pfarr invorzeiten von weilent hertzog Rudolfen zu Sachssen etc., unsrm vorfarn seligs und loblichs gedechtnus, dem bestimbten closter aus sondrlicher andacht eingeleibt sol worden sein, seind wir dester gneigter, das dem armen junkfrauen closter, auch gemeltem Voit zu yedes rechten und der billikait zuhandhaben. [3] Aber wie dem, weil beide part zu Wittenberg und uns als glidmas unser universitet verwant, begern wir, ir wellet sie fur euch beschaidn, ains yden gerechtikait berurts lehens halben horen und dan die einsehung furwenden, damit dem closter an irer collacion kain 1018 ¹ Wohl Margarethe Lobbes, als Äbtissin erwähnt zwischen 1504 und 1532.

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11. Februar 1520

Nr. 1019

beschwerung ader geferlich eingang begegen und sie baide nach eurm zimlichm ermessn in ander weg gutlich entschaiden. Doran tut ir uns zugfalln.

1019 Lochau, 11. Februar 1520 (Sonnabend nach Scholastice) Kf. Friedrich an die Dekane [Lorenz Schlamau und Christoph Blanck des Allerheiligenstifts] zu Wittenberg, den Schosser [zu Wittenberg Gregor Burger] und Anton Niemegk [1] Kf. Friedrich sendet den Dekanen [Lorenz Schlamau und Christoph Blanck], dem Schosser [Gregor Burger] sowie Anton Niemegk einen Brief der Priester des Kleinen Chors Unser Lieben Frauen [des Allerheiligenstifts] zu Wittenberg wegen der Wohnungen in dem neuen Haus¹ zu. [2] Die Priester teilten in ihrem Schreiben mit, dass der kfl. Sekretär [Hieronymus Rudloff] ihnen in dem Haus freie Wohnung versprach. [Rudloff] weist diese Aussage von sich und beruft sich auf den Dekan [Christoph Blanck] des Kleinen Chors und auf den Schosser² als Zeugen. Auch Kf. Friedrich hat keinen entsprechenden Befehl erlassen. Ohne Zweifel werden auch die Statuten, auf die sich die Priester berufen, hierzu nichts aussagen. Der Kf. ist der Ansicht, dass zwar vorrangig die Priester und andere Personen des Kleinen Chors in dem neuen Haus wohnen sollen, dass diese jedoch ebenso wie alle anderen einen jährlichen Zins für den baulichen Erhalt des Hauses zu entrichten haben. [3] Kf. Friedrich befiehlt den beiden Dekanen, dem Schosser und Anton Niemegk, ihm Informationen zu der Angelegenheit zukommen zu lassen und mitzuteilen, aus welchen Gründen die Priester des Kleinen Chors sich weigern, die Zinsen für das Haus wie alle anderen zu zahlen. → 1030 A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Kk 1385, fol. 2rv (Konzept).

1020 [Wittenberg], [zwischen 11. und 28. Februar 1520] Priester des Kleinen Chors Unser Lieben Frauen des Allerheiligenstifts zu Wittenberg an Kf. Friedrich [1] Die Priester des Kleinen Chors teilen Kf. Friedrich mit, dass die Dekane [am Allerheiligenstift zu Wittenberg] Lorenz Schlamau und Christoph Blanck, der Schosser Gregor Burger sowie Anton Niemegk sie über das Schreiben [Nr. 1019] des Kf. wegen des neuen Hauses informiert haben [vgl. Nr. 1030]. Der Kf. hat ihnen darin befohlen anzuzeigen, aus welchen Gründen sie sich weigern, Zinsen für dieses Haus zu zahlen, wie es die Priester des Großen Chors tun. [2] Die Priester des Kleinen Chors teilen als erste Begründung 1019 ¹ Vgl. BAKFJ 1, Nr. 465. ² 1520 erfolgte ein Wechsel im Amt des Schossers in Wittenberg. Auf den bisherigen Schosser Anton Niemegk folgte Gregor Burger. Möglicherweise ist hier als Zeuge noch Anton Niemegk gemeint.

Nr. 1021

12. Februar 1520

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mit, dass ihnen früher das Opfer aus der von ihnen gesungenen Sankt-Annen-Messe zukam. Das Opfer wurde abgeschafft, die Messe müssen sie jedoch noch immer, nun ohne Entschädigung, singen. Als sie sich darüber beschwerten, versprach ihnen der kfl. Sekretär Hieronymus [Rudloff], dass sie zinsfrei in dem neuen Haus wohnen können. Zweitens haben die Priester des Kleinen Chors mehr Messen zu versehen als die des Großen Chors. Sie erhalten zudem für die Durchführung der Schläfermesse, wenn die Reihe an sie kommt, keine Gegenleistung. Drittens müssen sie an vielen Tagen zu den Zeiten aufstehen, an denen die neue Stiftung von dem Leiden Christi gesungen wird [vgl. Nr. 927], was sie sehr belastet. [3] Die Priester des Kleinen Chors bitten daher Kf. Friedrich, die von ihnen angezeigten Gründe anzuerkennen und sie von der Zinszahlung zu befreien. Im Gegenzug wollen sie für ihn beten. A LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Kk 1385, fol. 1rv+6v (Ausfertigung). Bem. Zur Datierung vgl. Nr. 1019 und Nr. 1030.

1021 Lochau, 12. Februar 1520 (Sonntag nach Scholastice virginis) Kf. Friedrich an Bf. [Johann VII.] von Meißen [1] Kf. Friedrich gibt Bf. [Johann] von Meißen zu erkennen, dass der Rat der Stadt Prettin sich an ihn gewandt hat [vgl. Nr. 1015]. Der Rat beklagte sich über das Vorhaben des Bf., durch sein Recht der Ersten Bitten die [Besetzung] des geistlichen Lehns der Stadt durch den Rat zu verhindern, was dem Patronatsrecht des Rats schadet. Der Stadtrat bat Kf. Friedrich um Prüfung, damit die Stadt davon verschont bleibt. [2] Da das Vorhaben des Bf. eine Neuerung darstellt und nach kfl. Beurteilung keinen Rechtsgrund hat [vgl. Nr. 1017], bittet Kf. Friedrich den Bf. darum, sich darynnen selbs [zu] weysen, damit die kfl. Untertanen in der Angelegenheit nicht gegen das Recht beschwert werden oder Ursache zu weiteren Klagen haben. → 1022 A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. B 1073, fol. 4rv (Konzept).

1022 Stolpen, 15. Februar 1520 (Mittwoch nach Valentini) Bf. Johann VII. von Meißen an Kf. Friedrich → 1021 [1] Bf. Johann von Meißen erfuhr aus dem Schreiben [Nr. 1021] Kf. Friedrichs von der Klage des Rats der Stadt Prettin. [2] Bf. Johann erklärt Kf. Friedrich die auf Gewohnheitsrecht beruhende Vergabe geistlicher Stellen im Rahmen der Ersten [Bitten]. → 1025 A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. B 1073, fol. 5rv (Ausfertigung).

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16. Februar 1520

Nr. 1023

[1] Durchlauchtiger hochgeborner furst, unsere gancz wyllige dinste sint euern furstlichen genaden zcuvoran bereyt. Das der rath czu Brettin uber uns hat e. f. g. beschwerunge anczeigen lassen, als soltten wir die durch unsere primarien an iren geistlichen lehenen hinderen, welches in auch an irem ius patronatus nachteiligk seyn wolte, haben wir aus e. f. g. schrifften verstanden. [2] Fugen e. f. g. wissen, das wir in unserem ersten eyngange unsers amptes nach ubunge und alter gewonheit unserer vorfarnen, wer uns umb primarien uff den, dye unserem geistlichen gerichts czwange czugethan, angesucht czuerhaltten, dy selbtige altherkomende gerechtigkeit den selbtigen dy haben geben lassen, under welichen uff dye von Brettin wie uff andere e. f. g. stete uns und dem stiffte Meissen in der geistligheit vorwanth auch primarien ausgebethen sint, wie das sulichs andere e. f. g. stette und underthan gut wissen haben, sich auch kegen den, so dye primarien haben, wilferigk erczeiget, haben suliches nymandts czu nachteil, dan alleine uns czu confirmiren, unseren vorfarenden byschoven gethan in vorhoffnung, das wir in dissem vhal den von Brettin nicht solthen ursachen gegeben haben, sich des bey e. f. g. uber uns czubeclagen, dan wir bey in wie bey andern aus angeczeigthem grunde disse anmutunge haben thuen lassen, dan unser gemuthe nicht ist, genediger furst und herre, den wenigisten e. f. g. underthan und vorwanthen mit neukeit adder anderem zcubeschweren, daraus ursachen der clagen herflissen mochten. Gancz fleissig bittende, e. f. g. wolthen dissen unsern underricht im besten vormercken, dan womitte wir e. f. g. als unserem g. h. willige dinste wusten czuerczeigen, seint wir czuthuen gancz begirigk.

1023 Altenburg, 16. Februar 1520 (Donnerstag nach Sankt Valentinstag) Fabian von Feilitzsch an Kf. Friedrich [1] Fabian von Feilitzsch erinnert Kf. Friedrich an den für den 8. Februar in Altenburg angesetzten Tag wegen der Beschwerde des Abts [Antonius Dietz] des Zisterzienserklosters Buch über den Rat der Stadt Belgern. Da die Absage des Stadtrats erst am 7. Februar in Altenburg eintraf, konnte der Abt darüber nicht rechtzeitig informiert werden. [2] Als die Gesandten des Abts ankamen, hat ihnen Feilitzsch die Schreiben des Kf. und des Rats zu Belgern übergeben mit der Bemerkung, wenn es sich so verhält, wie darin geschildert, sollten sie dem Abt einschärfen, sich und die von Belgern mit weiteren Mühen und Unkosten zu verschonen. [3] Gestern traf ein erneutes Schreiben des Abts an den Kf. ein, welches Feilitzsch mitschickt. Darin trägt der Abt erneut Beschwerden gegen die von Belgern vor und bittet den Kf. um Hilfe. [4] Feilitzsch würde den Kf. mit dieser Angelegenheit nicht weiter belästigen und einen weiteren Tag zur Anhörung und Verhandlung ansetzen. Da er aber aus dem Schreiben derer von Belgern entnimmt, dass sie nicht gewillt sind, weiter in dieser Angelegenheit zu verhandeln, will er es unterlassen. [5] Obwohl Feilitzsch überzeugt ist, dass der Kf. gerecht entscheiden wird, will er ihm einen Vorschlag zum Umgang mit diesem Fall unterbreiten. Damit sich der Abt nicht

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beklagen kann und die von Belgern sich nicht mit dem Hinweis auf zu hohe Unkosten aus der Verantwortung ziehen können, schlägt Feilitzsch dem Kf. vor, einen Tag in Belgern oder Torgau anzusetzen und jemanden dazu zu verordnen, der beide Parteien mit Hinweis auf die aufgerichteten Rezesse [Nr. 788 und Nr. 948] verträgt und sie auffordert, es dabei zu belassen. Wenn ein Punkt der Erklärung bedarf, soll diese vom Kf. oder von den Räten abgegeben werden, die den Rezess aufgerichtet haben. [6] Neue Vorfälle, die bisher nicht verhandelt wurden, sollen gerecht beigelegt werden. Wenn eine Partei sich ungerecht verhält, soll dieser das Missfallen des Kf. angezeigt werden. [7] Zettel: Der Rat zu Belgern beschwerte sich unter anderem darüber, dass Leute des Abts auf der Pfarrei zu Belgern Bier beispielsweise an den kfl. Geleitsmann zu Borna [Michael von der Straßen] verkauft haben. Wie der Abt in beiliegendem Brief mitteilt, war das Bier für das kfl. Hoflager bestimmt. Als der Geleitsmann das Bier an Feilitzsch übersandte, hielt dieser es irrtümlich für Wurzener Bier. Wo das andere Bier hingekommen ist, weiß Feilitzsch nicht, womöglich nach Weimar. A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Kk 134, fol. 4r–8v, Zettel: 7r (Ausfertigung).

1024 Weimar, 18. Februar 1520 (Samstag nach Juliani) Hz. Johann an Kf. Friedrich [1] Hz. Johann bedankt sich bei Kf. Friedrich dafür, dass dieser ihm ein Buch Martin [Luthers] zugeschickt hat. [2] Außerdem übersendet er neue Briefe des Hieronymus Brunner und sein Bedenken zu den jüngsten Verhandlungen in Zeitz. A Ed.

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. N 17, fol. 1rv (Ausfertigung, eigh., zu eigenen Händen). Kolde: Friedrich der Weise, S. 42, Nr. 3 (Volltext, datiert auf den 14. Januar 1520).

1025 Torgau, 18. Februar 1520 (Samstag nach Sankt Valentinstag) Kf. Friedrich an Bf. [Johann VII.] von Meißen → 1022 [1] Kf. Friedrich erhielt das Schreiben [Nr. 1022] Bf. [Johanns] von Meißen im Fall der bfl. Ersten Bitten und der Klage des [Rats der Stadt] Prettin. [2] Der Bf. soll die Beschwerung als unrechtmäßig erkennen und beenden oder eine Verhandlung über die Angelegenheit erbitten. → 1028 A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. B 1073, fol. 6rv (Konzept).

[1] Got walds. Unser freuntlich dinst zuvor. Erwirdiger in got, besonder lieber freundt, wir haben e. l. antwort uf nast unser schreiben, das wir euch uf der von Pretyn ansuchen getan, der primarien preces halben, so ir vermeynt, an yrn

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Nr. 1026

geistlichen lehen zuhaben etc., alles inhalts vernommen. [2] Weil ir euch dann in dem uf altherkomen zcihet und wir uns solchs herkomens nit erinnern mogen und bericht werden, das solchs auch im rechten nit sol gegrund, dorumb bitten wir, e. l. wellen sich nochmals selbs der billickeit hirinnen weysen, domit die von Pretyn und ander der unßern disfals wider billickeit nit beswert. Wu ir aber von notten achten werdet, das weyter das davon zu handeln sein solt, so wellen wir die unßern ine zu den euren schicken mit bevelh, sich der billickeit nach dovon zu underreden, das haben wir e. l. nit verhalten wellen, der wir zu freuntschafft geneigt sein.

1026 Scharfenberg, 19. Februar 1520 (Fastnachtssonntag) Karl von Miltitz an Kf. Friedrich [1] Karl von Miltitz benachrichtigt Kf. Friedrich über sein Vorhaben, bald nach Rom zurückzureisen. Kf. Friedrich und dessen Bruder [Hz. Johann] bestallten Militz für drei Jahre als Diener und Rat mit einer jährlichen Zahlung von 100 Gulden [vgl. Nr. 935], wofür Miltitz beiden dankbar ist. [2] Nun bittet Miltitz den Kf., ihm das Dienstgeld auf Lebenszeit zu verschreiben. Er kann sich niemanden denken, dem er lieber dienen möchte, als Kf. Friedrich und seinem Bruder. [3] Er hofft, dass er den beiden Fürsten keinen Grund gibt, Missfallen an seinen Diensten zu haben. Bereits seine Vorfahren haben [Kf. Ernst von Sachsen] und Kf. Friedrich gedient. [4] Miltitz bittet um eine gnädige Antwort. [5] Zettel: Miltitz übersendet einen Stein aus der Nähe von Stolpen. Kf. Friedrich kann Steine in verschiedenen Größen bekommen. [6] Am 16. Februar konnte Miltitz mit Bf. [Johann VII.] von Meißen in Stolpen unter anderem über Martin [Luther] sprechen. Nach dem Abendessen kam der Sekretär [Ebf. Albrechts] von Mainz, [Michael] Reysch, aus Pirna und brachte [Luthers] „Antwort [auf die Zettel, so unter des Offizials zu Stolpen Siegel ist ausgegangen]“ mit.¹ Bf. [Johann] las die Schrift sofort. Der Offizial [Christoph von Petzschwitz] fluchte, und je mehr er fluchte, umso mehr musste Miltitz lachen. Der Bf. war unzufrieden. Was Bf. [Johann] dagegen in Absprache mit Hz. Georg von Sachsen unternehmen will, wird Miltitz dem Kf. mündlich berichten. [7] Miltitz erhielt das Büchlein [Luthers] von Bf. [Johann] und übergab es am 17. Februar an Hz. Georg, der es las. Über die Diskussion des Buches schriftlich zu berichten wäre zu lang. Miltitz wird dies mündlich nachholen. Er wird wohl auf Wunsch Hz. Georgs bis zum 21. Februar in Dresden bleiben, zumal sein Bruder [Sigismund] vor 21 Tagen gestorben ist. [8] Miltitz wird mündlichen Bericht erstatten und bittet um gnädige Antwort. Seine Mutter² wird für Kf. Friedrich beten. → 1027 A Ed.

FB Gotha, Chart. A 337, fol. 21r–23v, Zettel: 22rv (Ausfertigung). W² 15, Sp. 769–771, Nr. 333 (Volltext, nach Cyprian); Cyprian: Nützliche Urkunden 1, S. 427–431, Nr. 18 (Volltext).

1026 ¹ WA 6, S. 135–141. ² Wohl die Stiefmutter Gertrud von Staupitz.

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21. Februar 1520

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1027 Torgau, 21. Februar 1520 (Dienstag nach Estomihi) Kf. Friedrich an [Karl von Miltitz] → 1026 [1] Kf. Friedrich vernahm den Inhalt des Schreibens [Nr. 1026] des [Karl von Miltitz] mit der Bitte nach einem lebenslangen Dienstgeld. Er will dies [Hz. Johann] mitteilen und dann antworten. [2] Dank für Nachrichten. [3] Kf. Friedrich teilt [Miltitz] Nachrichten mit. [4] Zettel: Der geschickte Stein ist angekommen. A Ed.

FB Gotha, Chart. A 338, fol. 116rv (Konzept). W² 15, Sp. 771f., Nr. 334 (Volltext, nach Cyprian); Cyprian: Nützliche Urkunden 2, S. 155f. (Volltext).

1028 Stolpen, 22. Februar 1520 (Mittwoch Cinerum) Bf. Johann VII. von Meißen an Kf. Friedrich → 1025 [1] Bf. Johann von Meißen erhielt das Schreiben [Nr. 1025] Kf. Friedrichs, das den Fall Prettin betrifft. [2] Bf. Johann erinnert Kf. Friedrich an seine Erklärung [Nr. 1022] zur Gewohnheit bei seinen Amtsvorgängern und dem Domstift zu Meißen. Diese haben die primarias nominaciones an die Städte, die im Bistum Meißen liegen, gegeben. Von den Städten in der Ober- und Niederlausitz sowie von den Städten Hz. Georgs von Sachsen und Hz. Heinrichs von Sachsen wurde dies auch jetzt unter Bf. Johann gutwillig aufgenommen. Daher ging Bf. Johann davon aus, dass die Stadt Prettin darin ebenfalls keine Beschwerung sieht. [3] Da sich die Stadt Prettin aber beschwerte, will Bf. Johann sie aus Gefälligkeit gegenüber Kf. Friedrich für seine Person verschonen. A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. B 1073, fol. 7rv (Ausfertigung).

1029 Lochau, 23. Februar 1520 (am XXIII. Tag Februarii) Kf. Friedrich an Valentin von Teutleben [1] Kf. Friedrich teilt Valentin von Teutleben mit, dass er mehrfach von Wolfgang Reißenbusch, Präzeptor des Antoniterklosters Lichtenberg, über das Angebot Teutlebens informiert wurde, dem Kf. in Rom und anderweitig zu dienen. Teutleben zeigte seinen Eifer bereits bei vielen Gelegenheiten. Der Kf. ist über das Angebot erfreut. [2] Kf. Friedrich benötigt für verschiedene Angelegenheiten einen Gesandten in Rom, und ihm ist berichtet worden, dass Teutleben demnächst wieder nach Rom reist. Wenn Teutleben nach wie vor dem Kf. dienen will und plant, sich eine Weile in Rom aufzuhalten, soll er Kf. Fried-

320

28. Februar 1520

Nr. 1030

rich seine Vorstellungen von seiner jährlichen Besoldung mitteilen.¹ [3] Kf. Friedrich beauftragt Valentin von Teutleben mit der beiliegenden Instruktion, eine Angelegenheit der Präzeptorei Lichtenberg bei Papst [Leo X.] durchzusetzen. Wenn Teutleben die Unterschrift erhalten hat, soll er dem Kf. Abschriften der Supplik und Minute übersenden. Wenn er keine Gelegenheit hat, die Sache vor den Papst zu bringen, soll er Instruktion und Supplik vorerst bei sich behalten und später tätig werden. Teutleben soll den Kf. schriftlich über den Stand der Dinge informieren. → 1073 A B Ed.

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. N 9, fol. 1r–2v (Abschrift). LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Kk 779, fol. 9r–10v (Konzept). Kalkoff: Zu Luthers römischem Prozess, S. 599, Nr. 5.3 (Teiledition).

1030 [Wittenberg], 28. Februar 1520 (Dienstag nach Invocavit) Lorenz Schlamau und Christoph Blanck an Kf. Friedrich → 1019 [1] Lorenz Schlamau, Dekan des Großen Chors, und Christoph Blanck, Dekan des Kleinen Chors des Allerheiligenstifts zu Wittenberg, teilen Kf. Friedrich mit, dass sie als Reaktion auf sein Schreiben [Nr. 1019], in dem er um nähere Informationen zu der von den Priestern des Kleinen Chors verweigerten Zinszahlung für die Wohnungen im neuen Haus bat, die Priester vorgeladen und den Brief des Kf. verlesen haben. Die Priester baten daraufhin, die Gründe für ihre vermeintliche Zinsbefreiung selbst schriftlich dem Kf. mitteilen zu dürfen. [2] Schlamau und Blanck wollten ihnen diese Bitte nicht verweigern und senden das Schreiben [Nr. 1020] der Priester, das diese selbst zu verantworten haben, mit. Schlamau und Blanck bitten den Kf., ihr Schreiben gnädig aufzunehmen, und entschuldigen sich für die verzögerte Antwort. Die Verzögerung kam zustande, weil Anton Niemegk nicht anwesend war und der neue Schosser [Gregor Burger] keine ausreichenden Kenntnisse über die Angelegenheit hat. → 1034 A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Kk 1385, fol. 5rv (Ausfertigung).

Wittenberg, 28. Februar 1520 (Dienstag nach Invocavit in der heiligen Fasten) Lorenz Schlamau an Kf. Friedrich

1031

[1] Der Dekan [des Großen Chors des Allerheiligenstifts] zu Wittenberg Lorenz Schlamau unterrichtet Kf. Friedrich über die Beschwerden der Geistlichen des Großen Chors. 1029 ¹ Aus einem Kanzleivermerk auf diesem Schreiben geht hervor, dass Valentin von Teutleben mitgeteilt werden soll, dass ihm als Entlohnung anfangs 20 fl. geschickt werden (LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. N 9, fol. 2r). Am 24. Februar 1520 wurde in einer Kanzleinotiz festgehalten, dass Wolfgang Hofman aus Nürnberg schriftlich beauftragt wurde, Briefe über die Fugger nach Rom weiterzuleiten und 20 fl. für Teutleben hineinzulegen. Der Kf. wollte Hofman die Kosten erstatten (LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Kk 779, fol. 11r).

Nr. 1032

1. März 1520

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[2] Diese trugen Schlamau vor, dass die Priester des Kleinen Chors die besten Zimmer in dem neuen Haus haben, die Geistlichen des Großen Chors dagegen die schlechtesten. Dies gilt besonders für vier kleine, nicht verschließbare Kammern unter dem Dach, in denen ihre Bücher und Gerätschaften nur schlecht vor Regen und Schnee geschützt sind. Trotzdem wird von ihnen so viel Zins wie von den anderen Priestern gefordert, obwohl ihnen früher durch den Kf. freie Wohnung eingeräumt wurde und sie durch schwere Arbeit mit täglichem Singen und Lesen der Messen mehr als andere belastet sind. [3] Lorenz Schlamau bittet Kf. Friedrich, den Zins zu senken. Die Priester des Großen Chors und auch Schlamau selbst werden im Gegenzug für den Kf. beten und ihm zu Diensten sein. Zudem bittet Schlamau um Entschuldigung, dass sich seine Antwort aufgrund der Abwesenheit Anton Niemegks verzögert hat. → 1034 A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Kk 1385, fol. 3rv (Ausfertigung).

1032 Venedig, 1. März 1520 (die 1. Marcii) Burkhard Schenk von Siemau an Georg Spalatin [1] Burkhard Schenk von Siemau entschuldigt sich bei Georg Spalatin für die Verzögerung¹ und erklärt die Umstände. [2] Die Reliqienbeschaffung für Kf. Friedrich gestaltet sich schwierig. Der Kf. erbat [aus Venedig] vor allem Reliquien der hl. Helena, der hl. Lucia und des hl. Rochus. Von diesem Wunsch und den Taten Kf. Friedrichs erzählte Schenk vor Kurzem Francesco Contarini, dem neuen Gesandten (orator) Venedigs an Kg. [Karl V.]. Schenk zeigte ihm auch die Briefe Spalatins und Kf. Friedrichs zur Angelegenheit der Reliquienerwerbung für die Wittenberger Allerheiligenstiftskirche. Contarini reagierte wohlwollend. Der Kf. oder Spalatin können sich in der Reliquiensache schriftlich an ihn wenden. [3] Druck hebräischer und griechischer Bücher. [4] Grüße an [Degenhart] Pfeffinger², [Bernhard von] Hirschfeld, [Hans] Schott und [Hans] von Dolzig. A Ed.

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. O 217, fol. 7rv (Ausfertigung, lateinisch). Schneider: Briefe Burkards Schenkens, S. 31–34, Nr. 4 (Volltext).

1032 ¹ Bereits 1516 war Burkhard Schenk u. a. mit Reliquien- und Büchererwerb für Kf. Friedrich beauftragt (vgl. BAKFJ 1, Nr. 439). Die Umsetzung seiner Aufträge erwies sich als schwierig und langwierig. Über den Stand berichtete Burkhard Schenk 1518 an Georg Spalatin in drei Briefen aus Venedig. Im August 1518 kündigte Schenk an, Partikel einiger Heiliger sowie des Heiligen Kreuzes zu schicken (Brief vom 9. Januar 1518: LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. O 217, fol. 4rv, ediert in: Schneider: Briefe Burkards Schenkens, S. 22–24, Nr. 2; Brief vom 10. Juli 1518: FB Gotha, Chart. B, 187, fol. 245rv, ediert in: Heckel: Manipulus, S. 27–30, Nr. 11; Brief vom 3. August 1518: LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. O 217, fol. 5rv, ediert in: Schneider: Briefe Burkards Schenkens, S. 24–30, Nr. 3). ² Degenhart Pfeffinger war bereits im Juli 1519 gestorben.

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3. März 1520

Nr. 1033

1033 Altenburg, 3. März 1520 (Sonnabend nach Invocavit) Propst [Johann von Kitzscher], Dekan [Konrad Gerhart] und Kapitel des Georgenstifts zu Altenburg an Kf. Friedrich [1] Propst, Dekan und Kapitel des Georgenstifts zu Altenburg erinnern Kf. Friedrich daran, dass sie ihn über seine Räte vor zwei Jahren baten, ihnen ein klein raum für ihre neue Choralei zur Verfügung zu stellen. Dies wurde kurz darauf durch den damaligen Kämmerer Degenhart Pfeffinger zugesagt. Dafür bedanken sie sich noch einmal. [2] Sie teilen dem Kf. mit, dass sie um den 18. März oder wenn es das Wetter erlaubt mit dem Bau beginnen wollen, der mit Gottes Hilfe auch zur Zier des kfl. Schlosses gereichen wird. [3] Sie bitten deshalb den Kf. um einen Befehl, dass dieser Raum bereitgestellt und der Bau gestattet wird. [4] Im Gegenzug wollen sie für den Kf. beten und ihm untertänig und willig dienen. A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Kk 21, fol. 2rv (Ausfertigung).

1034 Lochau, 7. März 1520 (Mittwoch nach Reminiscere) Kf. Friedrich an die Dekane [Lorenz Schlamau und Christoph Blanck des Allerheiligenstifts] zu Wittenberg und den Schosser [Gregor Burger] zu Wittenberg [1] Kf. Friedrich wendet sich an [Lorenz Schlamau], [Christoph Blanck] und [Gregor Burger] und teilt mit, dass er die Schreiben der beiden Dekane [Nr. 1030 und Nr. 1031] wegen der Beschwerden der Priester des Großen und Kleinen Chors [des Allerheiligenstifts zu Wittenberg] über die Zinszahlungen für ihre Wohnungen im neuen Haus erhalten hat. Der Kf. will bei seiner bereits gegebenen Antwort [Nr. 1019] bleiben. [2] Das Geld, das die Priester als Miete (haus zins) zahlen, dient ausschließlich dem Erhalt des Gebäudes, das der Kf. mit hohen Kosten als Wohnung für die Priester und ihre Nachfolger erbaut hat. Die Zahlungen kommen also ihnen selbst und ihren Nachfolgern zugute. Es wäre besser gewesen, wenn die Dekane Kf. Friedrich über seine bereits erteilte Antwort hinaus mit weiteren Bitten verschont hätten. Der Kf. weiß, welche Bürden die Priester des Großen Chors im Vergleich zu denen des Kleinen Chors tragen. Er kann jedoch dem Schreiben der Priester des Großen Chors nicht entnehmen, dass sie sich über die Zahlungen für die obersten Zimmer, in denen sie ihre Bücher nicht trocken aufbewahren können, beschweren. Lediglich Lorenz Schlamau vermeldet dies [Nr. 1031]. [3] Ist es jedoch der Fall, dass einige mit ihren Wohnungen im Vorteil sind, sollen die Zinszahlungen für die schlechten Wohnungen herabgesetzt werden. Eine Befreiung von den Zahlungen lehnt der Kf. ab. Wer sich darüber beschwert und sich eine bessere Unterkunft suchen will, soll nicht aufgehalten werden. Die Empfänger sollen sich nach diesen Anweisungen richten. A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Kk 1385, fol. 4rv (Konzept).

Nr. 1035

9. März 1520

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1035 Lochau, 9. März 1520 (Freitag nach Reminiscere) Kf. Friedrich an Fabian von Feilitzsch [1] Kf. Friedrich überschickt Fabian von Feilitzsch das Schreiben [Nr. 1033], in welchem Propst [Johann von Kitzscher], Dekan [Konrad Gerhart] und Kapitel des Georgenstifts zu Altenburg mitteilen, dass sie eine Choralei auf dem Schloss zu Altenburg bauen wollen und dass ihnen [Degenhart] Pfeffinger einen Raum dafür zugesagt hat. [2] Kf. Friedrich trägt Feilitzsch auf, sich zu erkundigen und ihm zu berichten, wie der Bau aussehen und ob der Kf. dem Bauvorhaben zustimmen soll, damit er dem Kapitel entsprechend antworten kann. A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Kk 21, fol. 1rv (Ausfertigung).

1036 [Erfurt], 9. März 1520 (Freitag nach Reminiscere) Der Rat zu Erfurt an Hz. Johann [1] Der Rat der Stadt Erfurt erhielt das Schreiben Hz. Johanns mit der beigelegten Bittschrift des Seniors und Kapitels des Marienstifts zu Erfurt [vgl. Nr. 1011]. Er hätte nicht vermutet, dass das Kapitel so mutwillig und unnötig klagt. [2] Der Rat hätte mehr Grund zu klagen als das Kapitel. Er selbst hat sich im Gegensatz zum Kapitel an die Vereinbarungen zum Stillstand in der Auseinandersetzung (anstand) gehalten, zumal ihm nicht bekannt ist, dass es ihm laut den Vereinbarungen verboten ist, Heimbürgen zu wählen oder bestätigen zu lassen. In Reaktion auf das Schreiben des Kapitels an Hz. Johann wird der Rat Gesandte zu ihm schicken, die ihm berichten werden. Wenn das Kapitel die Verunglimpfung nicht unterlässt, wird der Stadtrat dies in Erfurt öffentlich machen. Er hofft, dass es nicht dazu kommen muss. [3] Der Rat bittet Hz. Johann anzuerkennen, dass er ungehindert vom Marienstift Rechte am Dorf Großrudestedt und an dessen Männern hat und Frondienst einfordern darf. A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. G 297, fol. 48rv (Ausfertigung).

1037 [Erfurt], 10. März 1520 (Sonnabend nach Reminiscere) Dekan [Jakob Doliatoris] und Kapitel des Severistifts zu Erfurt an Kf. Friedrich und Hz. Johann [1] Dekan und Kapitel des Severistifts zu Erfurt teilen Kf. Friedrich und Hz. Johann mit, dass der Amtmann auf der Leuchtenburg Johann Reinbott, ausgestattet mit einem fsl. Beglaubigungsschreiben, bei ihnen war, um im Namen des Kf. und des Hz. mit ihnen zu verhandeln [vgl. Nr. 1016]. [2] Reinbott teilte ihnen mit, dass ihr Vikar Johannes Coci den Pfarrer zu Heilingen Bonifatius von Roda mit romischen brieffen angreift und belästigt.

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[nach 10. März 1520]

Nr. 1038

Reinbott zeigte weiter an, dass die Pfarrei Orlamünde, zu der Heilingen gehört, der fsl. Universität Wittenberg inkorporiert wurde, worüber päpstliche Urkunden vorliegen. Dass Kf. Friedrich und Hz. Johann ein Vorgehen wie das Cocis nicht dulden, hätten sie im Fall des Günther Gerstenberg gezeigt, der schließlich in Coburg inhaftiert wurde. Dekan und Kapitel sollten Coci deshalb veranlassen, von seinem Vorhaben abzustehen und Bonifatius von Roda in Ruhe zu lassen, damit die Fürsten das Severistift weiter unter ihrem gnädigen Schutz behalten. [3] Das Kapitel hat daher Johannes Coci vorgeladen und ihn über das von Reinbott vorgebrachte Anliegen informiert. Für den Fall, dass Cocis Vorgehen unrechtmäßig ist, haben sie ihm befohlen, es zu unterlassen, damit sie nicht bei den Fürsten in Ungnade fallen. [4] Daraufhin hat sich Coci Bedenkzeit erbeten und schließlich mit dem beiliegenden Schreiben reagiert.¹ [5] Dekan und Kapitel zweifeln nicht, dass Kf. Friedrich und Hz. Johann alles unternehmen werden, um sowohl die fsl. Rechte wie auch diejenigen Cocis zu erhalten, und wollen ihnen dienen und für sie beten. A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. G 304, fol. 48r–49v (Ausfertigung).

1038 [Hz. Johann] an [Kf. Friedrich]

[nach 10. März 1520]

[1] [Hz. Johann] übersendet [Kf. Friedrich] ein Schreiben [Nr. 1037] des Kapitels des Severistifts zu Erfurt, welches damit auf die jüngst im Namen [Hz. Johanns] und [Kf. Friedrichs] getane Werbung [Johann] Reinbotts wegen der Pfarrei Heilingen bei Orlamünde reagierte. [2] [Hz. Johann] hätte gern seine Meinung zu dieser Angelegenheit mitgeteilt, kann dies aber nicht tun, da er sich nicht genau an den Inhalt der päpstlichen Bulle zur Begnadung der Universität Wittenberg erinnert, wofür er um Entschuldigung bittet. A LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. G 304, fol. 51v (Ausfertigung). B LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. A 224, fol. 10r (Konzept). Bem. Bei dem Schriftstück handelt es sich wohl um einen Zettel zum Brief Hz. Johanns an Kf. Friedrich [Nr. 1043]. Die Überlieferung A befindet sich aufgeklebt auf der Rückseite des Gutachtens [Nr. 1039] zu diesem Fall.

1037 ¹ Am 7. März 1520 schrieb Johannes Coci an Dekan [Jakob Doliatoris] und Kapitel des Severistifts zu Erfurt und verteidigte sein Vorgehen. Die Pfarrei Heilingen sei ungefähr um den 15. Mai 1518 durch den Tod des Inhabers Johannes Vyhes vakant geworden, der, wie auch seine Vorgänger, vom Pfarrer zu Orlamünde präsentiert und vom Offizial der Propstei des Marienstifts zu Erfurt instituiert worden war. Da die Stelle in einem Papstmonat (in mensi apostolico) vakant geworden war, hatte Coci sich in Rom darum bemüht, sie verliehen zu bekommen, und seine Ansprüche seitdem auch Bonifatius von Roda mitgeteilt. Coci erklärte sich bereit, seine Ansprüche dem Kapitel des Severistifts vorzutragen, was auch Bonifatius von Roda tun soll, damit das Kapitel eine Entscheidung treffen kann, die dann von beiden Streitparteien akzeptiert werden soll. Falls das Kapitel nicht in der Lage ist, eine solche Entscheidung zu treffen, soll es Coci in dem weiteren Rechtsstreit unterstützen (LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. G 304, fol. 46r–47v).

Nr. 1039

[nach 10. März 1520]

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1039 [Wittenberg], [nach 10. März 1520] [Kapitel des Allerheiligenstifts zu Wittenberg] an Kf. [Friedrich] [1] [Das Kapitel des Allerheiligenstifts zu Wittenberg] bestätigt Kf. [Friedrich], dass es das übersandte Schreiben [Nr. 1038] Hz. Johanns mit dem beiliegenden Schreiben [Nr. 1037] des Kapitels des Severistifts zu Erfurt samt der Verantwortung Johannes Cocis im Streitfall um die Vergabe der Pfarrei Heilingen bei Orlamünde erhalten hat. Wie vom Kf. gewünscht, teilt es seine Meinung dazu mit. [2] [Die Stiftsherren] wissen nichts anderes zu berichten, als dass der Kf. löblicherweise die Universität Wittenberg mit päpstlicher und kaiserlicher Bestätigung aufgerichtet hat und dass der Universität zur Versorgung ihrer Mitglieder die Pfarrei Orlamünde und die zugehörigen Lehen durch den Papst inkorporiert wurden. [3] Auf die Lehen, deren Präsentationsrechte bei der Pfarrei Orlamünde liegen, haben die Kurtisane zu Erfurt und anderswo ein Auge geworfen. Diese bemühen sich darum, die Lehen zu erwerben, wenn diese in Papstmonaten vakant werden. Um zu gewährleisten, dass die zuständigen Seelsorger vor Ort residieren, hat der Kf. verordnet, dass [die Stiftsherren] geeignete Personen aus der Universität für diese Stellen nominieren. [4] Als die Pfarrei Heilingen vakant wurde, haben sie daher den Magister Bonifatius von Roda genannt, den der Kf. daraufhin präsentierte und instituieren ließ. [5] Nun tritt Johannes Coci auf, der in Rom Koch und Diener gewesen sein soll und über dessen Eignung zur Seelsorge sie nichts wissen, und behauptet, er habe die in einem Papstmonat erledigte Pfarrei in Rom übertragen bekommen. Dabei verschweigt er, dass der Kf. als patronus laicus bereits Bonifatius von Roda präsentiert hatte. [6] Bisher haben sich die Päpste nicht in die Besetzung von Stellen eingemischt, die laikalen Patronen unterstanden. Auch das Kapitel des Severistifts weiß, dass Lehen, die vom Kf. verliehen werden, nicht in Rom erworben werden können. Das Stift hat auch kein Recht, über die kfl. Präsentationen zu befinden oder diejenigen zu unterstützen, die diese anfechten. [7] Dem Kapitel des Severistifts und dem Rat der Stadt Erfurt soll deshalb geschrieben werden, dass sie niemanden bei sich dulden sollen, der gegen den Schutz und Schirm des Kf. handelt. Andernfalls ist damit zu rechnen, dass die Kurtisane alle Präsentationen des Kf. anfechten, die Lehen in Rom erwerben und die Priester so sehr belästigen, dass diese davonlaufen. A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. G 304, fol. 50r–51r (Reinschrift).

1040 Erfurt, 14. März 1520 (Mittwoch nach Oculi) Senior und Kapitel des Marienstifts zu Erfurt an Hz. Johann [1] Senior und Kapitel des Marienstifts zu Erfurt bitten Hz. Johann, wegen ihres erneuten Schreibens in derselben Angelegenheit nicht über sie verärgert zu sein. Sie wenden sich mit großem Vertrauen an Kf. Friedrich und Hz. Johann als hochberumbte liebhaber der geistlichen und gerechtigkeit sowie als ihre Schutzherren. [2] Noch immer besteht der Streit zwischen ihnen und dem Rat der Stadt Erfurt um das Dorf Großrudestedt, obwohl Kf. Friedrich, Hz. Johann und Hz. Georg von Sachsen involviert wurden und

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16. März 1520

Nr. 1041

sie von den Fürsten schnelle Hilfe erhofften. Es ist nun schon ein Jahr her seit dem unrechtmäßigen und gewaltsamen Überfall des Erfurter Rats auf das dem Stift gehörende Dorf und dessen Bewohner [vgl. Nr. 852]. Durch fsl. Räte sind die Vorgänge mehrfach untersucht worden und der Rat zu Erfurt bestätigte, dass das Stiftskapitel das Recht zum Wiederkauf des Dorfes Großrudestedt besitzt, dass die Ablösesumme bereits angeboten und nach Ablehnung durch den Rat beim Kapitel des Severistifts zu Erfurt hinterlegt wurde und dass der Stadrat dem Marienstift das Dorf wieder zurückgeben muss. Des Weiteren erklärte der Rat aber, dass die Stadt das Dorf nicht zurückgeben kann wegen der erlebten Entbehrungen. [3] Obwohl die Untersuchungen zeigten, dass die Forderungen des Marienstifts zu Recht bestehen, erhielt es das Dorf nicht zurück. Den Vorschlag, dass das Dorf noch eine Zeit lang im Besitz der Stadt verbleibt, lehnte das Stift ab. Da die Männer des Dorfes sich nicht einig sind, befürchten Senior und Kapitel, dass aus der Situation, wenn sie nicht bald geklärt wird, Aufruhr entsteht, wie sie Hz. Johann schon geschrieben haben [vgl. Nr. 1011]. Der schwebende Zustand bringt großen Schaden, sogar ein neuer Überfall auf das Dorf wird befürchtet. [4] Senior und Kapitel bitten Hz. Johann, dies alles zu beherzigen und ihnen zu ihrem Recht zu verhelfen. Zumindest soll den Männern des Dorfes bis zur Entscheidung der Angelegenheit ausreichend Schutz vor den Erfurtern gewährt werden, damit die Männer ihrer Arbeit nachgehen können und das Kapitel den Gottesdienst durchführen kann. A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. G 297, fol. 49r–50v (Ausfertigung).

1041 Halle, 16. März 1520 (Freitag nach dem Sonntag Oculi) Kard. Albrecht an Kf. Friedrich, Hz. Johann und Hz. Georg von Sachsen → 950 [1] Kard. Albrecht hat den Vorschlag [Nr. 950] Kf. Friedrichs, Hz. Johanns und Hz. Georgs von Sachsen wegen des Subsidiums, das Albrecht von der Geistlichkeit zu Thüringen fordert, erhalten. Die wettinischen Fsen. erinnerten zudem an die Räteverhandlungen in Zeitz. [2] Kard. Albrecht weist darauf hin, dass das Subsidium mit Einwilligung des Domkapitels zu Mainz und aus rechtmäßigen Gründen beschlossen wurde und sich bisher keine anderen Geistlichen, die dem Stift Mainz unterstehen, geweigert haben, es zu zahlen. Albrecht ist daher zuversichtlich, dass die sächsischen Hze. ihn an seinem rechtmäßigen Vorhaben nicht hindern und auch keine Hinderungen zulassen. [3] Kard. Albrecht bittet Kf. Friedrich, Hz. Johann und Hz. Georg, die Angelegenheit nach Recht und Billigkeit zu bedenken. A Ed.

SächsHStA Dresden, 10024 Geheimer Rat (Geheimes Archiv), Loc. 08954/21, fol. 50rv+54v (Abschrift). ABKG 1, S. LXXXVII Anm. 1 (Teiledition).

Nr. 1042

1042 Bekanntmachung

18. März 1520

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Wittenberg, 18. März 1520 (Sonntag Letare)

[1] Es wird öffentlich bekannt gemacht, dass Papst Leo X. den großen Ablass der Heiltumsweisung in der Allerheiligenstiftskirche zu Wittenberg wie folgt vermehrt und erhöht hat¹: [2] Erstens soll das Heiltum jährlich sieben Mal nach der Ordnung und Einteilung des jeweils regierenden Kf. von Sachsen gewiesen werden. [3] Zweitens sollen alle Christen, die an einem der sieben Tage oder aber am Montag nach Misericordias domini bei der Heiltumsweisung anwesend sind oder an einem von den Tagen von der ersten Vesper bis zum Sonnenuntergang die Allerheiligenstiftskirche mit Andacht besuchen und ihr Almosen geben, von jedem Stück des Heiltums, zurzeit 18855 Stück, einen Ablass von 100 Jahren² und 100 Quadragenen verdienen. [4] Drittens mögen alle Christen, die wegen Krankheit, Geschäften, Alter oder anderen Gründen nicht zur Weisung des Heiltums nach Wittenberg kommen können, aber ihr Almosen in die Kirche schicken, diesen Ablass verdienen. [5] Viertens gilt diese päpstliche Gnade ewig und ist unwiderruflich. Durch keine andere Papsturkunde kann sie aufgehoben werden. [6] Wer nun will, kann zum Sonntag Misericordias domini (22. April 1520) oder nach der ersten Vesper oder am folgenden Montag in der Allerheiligenstiftskirche zu Wittenberg erscheinen und sich der Fürbitte aller Heiligen anbefehlen. A B Ed.

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. O 220, fol. 2r (Druck, weitere fünf Exemplare dieses Drucks befinden sich ebd., fol. 3r–7r). LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Q 126a, fol. 2r (Druck). Kalkoff: Ablass, S. 107f., Nr. 9 (Volltext).

1043 Weimar, 19. März 1520 (Montag nach dem Sonntag Letare) Hz. Johann an Kf. Friedrich [1] Hz. Johann teilt Kf. Friedrich mit, dass er in ihrer beider Namen Friedrich von Thun und Wolf von Weißenbach am 16. März zum Treffen mit den Räten Hz. Georgs von Sachsen nach Naumburg geschickt hat. [2] Zu einem Treffen in Erfurt wurden ebenfalls diese beiden Räte sowie Hans von Berlepsch und Hans Metzsch geschickt. Einen Gelehrten konnte Hz. Johann nicht entsenden. [3] Dienstgeld für Karl von Miltitz. [4] Antwortschreiben an den Kg. [Christian II.] von Dänemark wegen 300 Landsknechten. → 1045 A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. A 224, fol. 12rv (Ausfertigung).

1042 ¹ Diese öffentliche Bekanntmachung unter der Überschrift „Verkundung des grossen aplas der weysung des hochwirdigen heiligthumbs in aller heiligen stifftkirchen zu Wittenberg“ stellt eine Zusammenfassung der wichtigsten Punkte der Bulle „Illius, qui pro“ des Papstes Leo X., datiert vom 31. März 1516 (BAKFJ 1, Nr. 368), dar, die im September 1519 im Zusammenhang mit der Übergabe der Goldenen Rose durch Karl von Miltitz an die kfl. Gesandten ausgehändigt wurde [vgl. Nr. 941]. ² Die Angabe von 100 Jahren wurde bei allen Drucken (Überlieferungen A und B) handschriftlich am Rand ergänzt.

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19. März 1520

Nr. 1044

[3] Als unns auch euer lieb itzt er Carols von Miltitz halben geschrieben, welcher gestalt derselb euer lieb dinstgelds halben durch sein schreiben¹ angelangt, im dasselb sein lebenlangk zuverschreiben und wes er sich dargegen erboten etc., haben wir von euer lieb freuntlich vernumen und halten es darfur, es solte er Carln zuantwurten sein, wo er in zceit seiner bestellung euer lieb und unsern sachen treulich auswarten und euer lieb und uns ehr ausgangk der dreyer jhar weiter ersuchen wirdt,² wolten sich euer lieb alsdann mit uns verainigen und mit gnediger antwurt vernemen lassen. 1044 Kf. Friedrich an Anton Tucher

Lochau, 19. März 1520 (am XIX. Tag Marci)

[1] Kf. Friedrich erhielt den Bericht Anton Tuchers über seine Verhandlungen mit Hieronymus Brunner, Gesandter Kg. [Karls V.], wegen der Stadtsteuer. Kf. Friedrich hat bereits früher an Tucher geschrieben, dass er nichts tun will, was zum Nachteil für den Rat und die Stadt Nürnberg ist. [2] Friedrich schickt ein silbernes Reliquiar (bild) sowie etliche Briefe mit und bittet Tucher, das Reliquiar und einige der Briefe in das Benediktinerinnenkloster Frauenchiemsee [vgl. Nr. 910] und die anderen Briefe nach Augsburg durch Boten bringen zu lassen. Tucher soll dafür sorgen, dass das Reliquiar sorgfältig aufbewahrt wird.¹ [3] Der Kf. sendet neue Nachrichten mit² und bittet Tucher, ihm seinerseits Neuigkeiten mitzuteilen. 1043 ¹ Nr. 1026. ² Dass Miltitz sein Dienstgeld ordnungsgemäß erhielt, belegen zwei Quittungen aus den Jahren 1521 und 1522 (LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Rr S. 1–316, Nr. 1183, fol. 1r–2v, teilweise ediert in: Kalkoff: Miltitziade, S. 82, Nr. 2 und 3). 1044 ¹ Am 1. April 1520 bedankte sich Äbtissin Ursula des Benediktinerinnenklosters Frauenchiemsee bei Anton Tucher für die Übermittlung des silbrein sand Christina bilde, damit unser genedigister her hertzog Fridrich zu Sachssn curfurst etc. unnser gotzhaus und uns genediglich begabt und geschickt. Das Reliquiar wurde von Kf. Friedrich aus Lochau mit einem Boten bis Nürnberg geschickt und von dort auf Wunsch der Äbtissin durch Vermittlung Tuchers von einem weiteren Boten nach Frauenchiemsee gebracht. Dort kam es am 31. März an (StadtA Nürnberg, E 29 IV, Nr. 1042, unfol., 2 Bl., Ausfertigung, ediert in: Westphal: Korrespondenz, S. 529f. Anm. 2289, Nr. 353, Volltext). Am 13. April 1520 antwortete Kf. Friedrich auf einen Brief Anton Tuchers vom 31. März und zeigte sich erfreut über die Weiterleitung des silbernen Reliquiars nach Frauenchiemsee und der Briefe an Nikolaus Ziegler (StadtA Nürnberg, E 29 IV, Nr. 654, unfol., 1 Bl., Ausfertigung, zu eigenen Händen, ediert in: Westphal: Korrespondenz, S. 532f., Nr. 356, Volltext). Am 22. April 1520 schrieb Kf. Friedrich nochmals an Anton Tucher und dankte diesem für sein Schreiben vom 7. April, dem ein Brief der Äbtissin Ursula beilag (StadtA Nürnberg, E 29 IV, Nr. 655, unfol., 2 Bl., Ausfertigung, ediert in: Westphal: Korrespondenz, S. 533, Nr. 357, Volltext). ² Der Akte liegen undatierte Abschriften (zedula) bei, die Nachrichten über Kriegshandlungen zwischen Polen und dem Deutschordensstaat Preußen sowie zwischen Schweden und Dänemark enthalten (StadtA Nürnberg, E 29 IV, Nr. 652, unfol., 2 Bl., ediert in: Westphal: Korrespondenz, Nr. 353, S. 530f., Volltext).

Nr. 1045

A Ed.

22. März 1520

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StadtA Nürnberg, E 29 IV, Nr. 652, unfol., 1 Bl. (Ausfertigung). Westphal: Korrespondenz, S. 529–531, Nr. 353 (Volltext).

1045 Lochau, 22. März 1520 (Donnerstag nach Letare) [Kf. Friedrich] an Hz. Johann → 1043 [1] [Kf. Friedrich] hat das Schreiben [Nr. 1043] Hz. Johanns erhalten. Friedrich von Thun und Wolf von Weißenbach wurden demnach am 16. März zum Treffen mit den Räten Hz. Georgs von Sachsen nach Naumburg geschickt. Einen Bericht der kfl. Räte über das Treffen sandte Hz. Johann ebenfalls mit. [2] Thun und Weißenbach wurden zusammen mit Hans von Berlepsch und Hans Metzsch von Hz. Johann zum Treffen in Erfurt geschickt. [Kf. Friedrich] ist einverstanden, dass kein Gelehrter dabei war. [3] [Kf. Friedrich] teilte Karl von Miltitz mit [Nr. 1027], dass er sein Gesuch [um Dienstgeld] [Nr. 1026] an Hz. Johann geschickt hat. Die Meinung Hz. Johanns will [Kf. Friedrich] Miltitz übermitteln. A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. A 224, fol. 15rv (Konzept).

1046 Wittenberg, 29. März 1520 (am XXIX. Tag Martii) Martin Luther an Hz. Johann [1] Martin Luther widmet Hz. Johann seine Schrift „Von den guten Werken“.¹ Schon längst hätte er Hz. Johann ein Buch gewidmet, jedoch erschienen ihm seine Werke zu gering. Nun wurde aber von Kf. Friedrich, dem Bruder Hz. Johanns, die Widmung [Nr. 939] eines Büchleins positiv aufgenommen, so dass sich Luther ermutigt fühlt, auch dem Hz. ein Buch zu widmen. Diese Schrift ist viel nötiger als manche seiner Predigten oder anderen Bücher, weil sie die sehr wichtige Frage der guten Werke behandelt. [2] Luther möchte nur ein kleines Büchlein vorlegen, das vor allem die Laien verstehen. Er wird oft wegen seiner kleinen Schriften angegriffen, jedoch dient er damit der Gemeinde. Wer diese Schriften nicht mag, kann andere lesen. [3] Luther hörte, dass Hz. Johann solche deutschen Bücher liest und auch weiter über den Glauben unterrichtet werden möchte. Deshalb bittet Luther den Hz., diese Widmung anzunehmen. Diesmal hat er nur über die Übung des Glaubens durch die guten Werke gehandelt. Er plant aber, ebenfalls über das Glaubensbekenntnis zu schreiben, wie es täglich gebetet werden soll. A Ed.

Martin Luther: Von den guten werckenn. Wittenberg 1520 (VD16 L 7140), fol. [Ai]v–Aiiv (Druck). WA 6, S. 202–204 (Volltext).

1046 ¹ WA 6, S. 196–276.

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29. März 1520

Nr. 1047

1047 [Lauterberg], 29. März 1520 (Donnerstag nach Judica) Johann von Kanitz an Kf. Friedrich [1] Johann von Kanitz, Propst des Petersstifts auf dem Lauterberg bei Halle, informiert Kf. Friedrich darüber, dass einem Mitglied der Familie von Weltwitz zu Uebigau, Martin von Weltwitz, der dem Konvent des Petersstifts angehört, das Erbe seines Vaters und seines kürzlich verstorbenen Bruders Christoph von seinen Brüdern vorenthalten wird. Martin von Weltwitz wurde auf Bitten seiner Familie in den Konvent aufgenommen. [2] Kanitz bittet Kf. Friedrich um Hilfe, um für sein Kloster das zustehende Erbteil zu erlangen. Am besten sollte dafür ein Verhandlungstag angesetzt werden. A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Kk 1127, fol. 1rv (Ausfertigung).

1048 Kard. Raffaele [Riario] an Kf. Friedrich

Rom, 3. April 1520 (III. Aprilis)

[1] Kard. Raffaele [Riario] teilt Kf. Friedrich mit, dass er ihm und dem Haus Sachsen stets wohlgesonnen war. Er hält es für seine Pflicht, dem Kf. in einer Angelegenheit zu schreiben, die die Christenheit im Allgemeinen und den Kf. im Besonderen betrifft. [2] Wie der Kf. bestimmt weiß, hat Martin Luther den Papst [Leo X.] und die Kurie hart angegriffen und dabei den wahrhaften Weg des Glaubens verlassen. [Riario] bedauert dies, da er von den großen Fähigkeiten Luthers gehört hat, der nun der Kirche, die bereits viele Feinde hat, von innen heraus schadet. [3] Der Kard. fordert deshalb Kf. Friedrich auf, Luther zu einem Widerruf und einer Rückkehr auf den rechten Weg zu bewegen, was dem Kf. ewiges Heil und den guten Willen des Papstes und des römischen Hofes einbringen wird. [4] Kard. [Riario] kündigt Kf. Friedrich an, dass ihm der Prokurator [Valentin von Teutleben] des [Ebf. Albrecht] von Mainz auf Bitte [Riarios] ausführlicher in dieser Angelegenheit schreiben wird [Nr. 1073]. → 1084 A B Ed. Bem.

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LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. N 10, fol. 1r–2v (Ausfertigung, lateinisch). LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. N 10, fol. 3r–7v (Übersetzung, von Georg Spalatin). Kalkoff: Zu Luthers römischem Prozess, S. 587–591, Nr. 1 (Volltext, nach Überlieferung A). Da die Übersetzung Georg Spalatins noch nicht ediert vorliegt, während sich der Wortlaut des lateinischen Schreibens bei Kalkoff finden lässt, wird die deutsche Fassung Spalatins (Überlieferung B) im Volltext wiedergegeben.

[1] Des cardinals sancti Georgii¹ verteutschter brief an mein gnedigsten hern, den churfursten zu Sachssen etc., hertzogen Fridrich. Durchlauchtigster und furtrefflichster herr, als bruder, als ich dise tag bey mir zu mermaln gedacht, mit waß lieb, mit was neygung des gemuts eur durchlauchtigste herrschafft und das hochrumlich und großtetig haus zu Sachssen ich alletzeit 1048 ¹ San Giorgio in Velabro in Rom.

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gemeint. Und als ich in meinem gedechtnus verneueth, wie groß die frummickeit und redlickeit, wie mercklich die grosse des gemuts eur furtrefflickeit ist, wie grosß in gemeynen und sonderlichen sachen und handlung ir pracht erscheynt, auch wie grosse emsickeit, wie merckliche grosse der wolmeynung, wie grosse ererbietung nicht allein eure voreldern, sondern auch eur furtrefflickeit alletzeit der heyligen romischen kyrchen und den bebsten, die selben zur zceit regirenden, beweist, hab ichs nicht fur unfruchtbar, jha fur mein gebur gehalten, nicht weniger von wegen unser freuntschafft, sondern auch der gemeynen sorgfeldickeit und dem ampt eynes frummen cardinals zustendig gehalten, an sie von den sachen zuschreiben, die nicht mer den gemeinen nutz der cristen dann eur furtrefflickeit glorien und ewig lob belangen. Hab auch nicht gescheueth, das mein brief fur unzceitig oder aber ungenem geacht wurd, weil er an den fursten gestellt wirt, der von im selbst der glorien und eren uffs begirigst und dem cristlichen glauben so geneigt ist, das es nicht in zweifel mag gestelt werden, er werd von im selbst alles das thun, das er vermercke, die zcirheit, ere, den frid und eynickeit des glaubens belangen. [2] Ich glaub, eur durchlauchtigsten herrschafft sey unverborgen, mit was bittrickeit des gemuts, mit was verachtung, mit was frecheit der wort Martinus Luther wider den babst und gantzen romischen hof entzundt ist, welcher, wiewol er mag geacht werden, annfencklich durch cristlich gemut und meinung bewegt sein. Dennoch ist er durch den lust und willen weyter zuverfaren verfurt, mit der zceit also verfurt und betrogen, das er von dem warhafften weg des glaubens und der warheit, in welchem sich die lernung und handlung der frummen theologen und heilig schriffter uben sollen, sich weyt begeben und nun abgeirrt hat, und so ser, das clerlich erscheynt, das er nicht aus lieb des gotlichen lobs und diensts oder von ampts wegen der cristlichen lieb, sondern entwer aus lust zu getzenck oder aus ergeitz, sein kunst zubeweisen, oder aber aus begir eyner eyteln ere verfurt und erwegt sey, und das solchs einem so grossem gemut widerfert und begegneth, sollen und mugen wir uns nicht so ser verwundern als betruben, dann es sey entwer die art der menschlichen gebrechlickeit, die von irselbst zcum fall und verderben beraytt ist, oder aber die arglistickeit und vorkerlickeit des gemeynen feyndts der selen, der umb uns schreyend alletzeit sucht, was er rauben muge und wen er verschlinde.² Begibt sich fast leichtlich, das etliche unter der gestalt der gerechtickeit, etliche unter der gestalt der gotsforcht, etliche unter dem scheyn der geistlickeit, aber untzelliche in hoffnung und aus begird falscher und eyteler eren betrogen werden und fallen, wann dieselben verachten den gemeynen, nyddern und demutigen weg und faren die vil zu hohe strassen und fallen folgend in die brynnende und gluende gegenheyt. Und ist auch keyn wunder, dann wie geschriben steet, der herr will derselben weg nicht wissen, die den eynigen und rechten steyg verlassen und umbschweif und eyngerissen 1048 ² Nach 1 Petr 5,8.

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verderbte wege wandern, wann zu dem eynigem hern muß man eyn eynigen weg in Christo halten, dann Salomon sagt, es seint wege, welche die menschen fur recht halten und in irem end ist traurickeit, leyd und schmertzen,³ welchs warlich ser zubeforchten ist, das es nicht disem Martino widerfare. Dann was mag von dem glid verhofft werden, das von dem gantzen corper oder leib gescheyden und abgesundert wirt, anders, dann das es entwer unseliglich verdorre oder aber schendtlich verfaule?⁴ Was mag von dem menschen, der von dem haubt trytt, der den gemeynen steyg verlest und die zerissene wege geeth, glaubt oder auch gehofft werden anders, dann das er und die mit im unvorsichtiglich wandern in die gruben fallen?⁵ Ich kenne den mann⁶ nicht, aber dennoch sagen sie, er sey mit grossem verstandt begnadt, mit sonderlicher lar und kunst getzirt und mit vil scherpff und manchfeltiger wissenschafft der schrifften furtrefflich. Was ist aber das fur ein unselickeit, fur ein elend, fur ein unfall und ungluck, das er sovil gaben des gemuts, sovil furtrefflicher hochrumlicher tugent, domit er furnem ist oder domit inen der groß und allmechtig gott zu seinem nutz und zu der andern lernung, heil und selickeit getzirt hat, sich nicht allein nicht schemt zu beflecken, sondern auch zu gemeinem verderben zuwenden und anzulegen? Eben also were es zu wenig, das man von allen ortern feyndt hett, von welchen die heilig romisch kyrch verlegt, umbringt und angefochten wirt, er mitten in der schoß der kyrchen geborn und ertzogen, erregt und ernert, dann auch innerlich brende. [3] Darumb erinner ich eur furtrefflickeit, die mit weissheit, frummckeit, ansehen und gewalt unter allen andern teutschen fursten furtrefflich ist, sie welle sich bemuhen, disen man von so grossem irrthumb zu widerruffen und uff den gemeinen weg der selickeit widerumb bringen. Und das eur furtrefflickeyt nicht welle gestaten, sovil ir muglich (sie wirt aber sovil vermugen als sie will und ir gefellt), das diser eyniger in der hochrumlichen nation, die im cristlichen glauben furnem ist, befunden werd, der den acker des hern und des hern weinberg mit dornern und dornhecken erfulle. Und wiewol der herr des weynbergs diß selbst nicht leiden wirt, so sollen doch die andern, seine erbauer und getreue und vleissige ackermenner, desselben sorgfeldickeit nicht unterlassen oder verlassen.⁷ Ist wahr, es wirt gehandelt von eyner sach, die uns alle in gemeyn angeeth, weil sie aber stercker und vermuglicher ist, dann das sie sich vor eynes eynigen menschen sect und anhang oder aber abfall forchten soll, mussen wir, von wegen bruderlicher lieb gegeneinander verphlicht, nicht so ser gewar nemen, was er dem weinberg fur schaden zuwenden mag, als was er fur nachteyl im und seiner sel thun mag. Der glaub hat ein grossen beschutzer, ein grossen rachnemer, wann er ist gebaueth auf 1048 ³ ⁴ ⁵ ⁶ ⁷

Nach Spr 14,12. Anspielung auf 1 Kor 12. Anspielung auf Spr 28,10. Martin Luther. Anspielung auf Mt 21,33–41.

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ein vesten fels, als nemlich von dem, durch welches erregung David, ein cleyner und werloser knab, mit eynem eynigen steyn und mit eynem eynigen steyn wurff den grossen und starcken Goliam, mit erschrecklichem harnasch bewapent und mit scheulichem heerfolck umbringt, erlegt und die gantz wagenburk der unglaubigen oder frembgebornen zorstort, zodrennt und in die flucht getriben hat.⁸ Von dem, sag ich, wirt der glaub geschutzt und errett, durch welches erregung Moyses die enden des ungestumen meers mit dem schlag eyner eynigen ruten sein folck uber das meer gefurt und in des in treuge und dorre felder gewandelt hat.⁹ Derhalben bedarff nicht so ser unser sach der beschutzer und handthaber als sich zu bemuhen ist, das der vertunig son nicht lenger von dem beywesen seines vattern irrig zciehe,¹⁰ uff das nicht das verlassen schaff in der wustnung gelassen, sondern uff des hirten achsseln widerumb zu der scheferey getragen werd.¹¹ Derwegen erman ich eur furtrefflickeyt abermals, das sie wolle den irrigen menschen erinnern und, das er von diser seinen meynung ablasse, ermanen, jha sich auch bevleissen, das von den andern fursten dergleichen auch bescheeh, domit allein eur furtrefflickeit ein sonderlich grosse gnad und gutwillickeit bey dem babst und dem gantzen romischen hof erlangen wirt und die glorien und ewickeit des geruchts zu wegen bringen, der gleichen grossere unter den leuten wider erlangt noch begert mag werden. Dann welche sorg, welcher vleis, welcher erlicher gedanck mag von eur durchlauchtigsten herrschafft angenommen werden, dann umb den glauben? Dess eur vorfordern und voreldern (dero namen und lobliche hochrumliche geschichten zu weytleufftig were zuertzelen) nicht allein die aller getreuiste und aller vleissigste ererbieter alletzeit gewesen seint, sondern auch denselben zumern schier untzellichs kryege in Europen und Asien auf sich genommen und uffs rumlichst außgefurt und voltzogen haben. [4] Weil aber die lieb zu dem glauben und mein sonderlich gutwillickeit gegen eur furtrefflickeit mich weyter gefurt haben dann ich entwer im anfang mir furgenommen oder aber ich von noten sein erkenne, bevor gegen dem, der selbst die notturft der sach erkennt und zu der glorien des warhafftigen lobs mutig und regig ist, will ich uffhoren zureden und mich von den andern sachen referirn und zciehen, uff des durchlauchtigsten und ernwirdigsten hern von Meintz anwalden, ein frummen und vleissgen man, der sich erboten hat, von diser gantzen sach vleissig und eigentlich zuschreiben, dann er ist ein man mit gutem verstand und grosser tetickeit und schicklickeit getzirt. Und weil ich mit im zu vil maln bin zu rede kommen von den tugenten eurs durchlauchtigsten hern vattern¹², seligen gedechtnusß, und von der grossen und alden freuntschafft, kuntschafft 1048 ⁸ ⁹ ¹⁰ ¹¹ ¹²

Vgl. 1 Sam 17. Vgl. Ex 14. Vgl. Lk 15,11–32. Vgl. Lk 15,3–7. Kf. Ernst von Sachsen.

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und gutwillickeit, so ich mit im gehabt, hab ich inen gebeten, das er von meyner wegen von disem allen in die lenge wolt schreiben. Und weil ich nicht zweifel, er werd es wol und treulich thun, bitt ich eur durchlauchtigste herrschafft, im volckommen glauben zugeben und es dafur halten, das ich von hertzen und gemut so gar der ir sey, das ichs mer sein nicht muge, welche selig sey.

1049 Zeitz, 3. April 1520 (Dienstag nach Palmarum) Statthalter [Eberhard vom Thor] und Räte Bf. Philipps von Freising und Naumburg an Kf. Friedrich [1] Statthalter [Eberhard vom Thor] und Räte zu Zeitz wenden sich an Kf. Friedrich, weil dieser den befehl Philipps, Bf. von Freising und Administrator von Naumburg, in schriftlicher Form wünscht, nachdem ihm der befehl durch den Kanzler [Heinrich Schmiedeberg] bekannt gemacht wurde. [2] Sie erfüllen im Folgenden den Wunsch des Kf. und richten zunächst auf Befehl Philipps dessen Grüße und guten Wünsche aus. [3] Der Administrator und das Stift Naumburg besitzen das Recht, in Fällen, in denen die Strafverfolgung sowohl den weltlichen als auch geistlichen Gerichten zusteht, einen Ehebrecher, der mit Jungfrauen oder Witwen geschlafen hat, zu bessern (emendieren), ohne Rücksicht darauf, ob ihm bereits von einem weltlichen Gericht eine Strafe auferlegt wurde. Zudem beweist das sächsische Landrecht, dass die von den Herren von Gera in solchen Fällen vorgenommene Besserung kein ordentliches Gericht darstellt. Es besteht ein Unterschied zwischen Strafen und Bessern. Durch Missbrauch der weltlichen Gerichte sollte den geistlichen Gerichten ihre Gerechtigkeit nicht entzogen oder unterdrückt werden. [4] Die Bischöfe haben das Recht, dafür zu sorgen, dass die nach dem Tod eines Geistlichen hinterlassenen Güter so angelegt werden, dass sie dessen Seelenheil dienen, vor allem, wenn der Geistliche ohne Testament stirbt. Deshalb nahmen Philipp und seine Amtsvorgänger die Güter zu sich und verfuhren nach bestem Wissen, so wie es auch der Papst, andere Erzbischöfe und Bischöfe handhaben. Laut einem Artikel der Synodalstatuten für das Erzbistum Magdeburg, zu dem das Stift Naumburg gehört, ist es der weltlichen Seite bei Strafe verboten, geistliche Güter ohne Bewilligung durch die geistliche Obrigkeit in Verwahrung zu nehmen, diese zu ordnen oder damit etwas zu tun zu haben. Geistliche Güter sind in solchen Fällen alle Güter, die die Geistlichen haben, es sei denn, es wird anderes bewiesen. Gegen diese Punkte verstoßen Heinrich d. Ä. und Heinrich d. J., Herren von Gera, Schleiz und Lobenstein, mit ihren Eingriffen und ihrem Handeln. Das Argument der Verjährung gilt nicht. Bf. Philipp von Freising und Naumburg darf nicht zulassen, dass dem Stift Naumburg etwas entzogen wird. [5] Statthalter und Räte Bf. Philipps bitten Kf. Friedrich, vaterliche vorwendung zu tun, damit der Herrschaft von Gera solche unbegründeten Eingriffe in die Gerechtigkeit des Stifts nicht gestattet werden. Wenn die Herren von Gera vorbringen, in einigen Punkten über Rechte zu verfügen, ist Bf. Philipp nicht dagegen, wenn die Herren von Gera dies mit Recht und nicht mit Gewalt an zuständigen Stellen bekräftigen. [6] Bf. Philipp befahl den Nonnenklöstern in seinem Stift Naumburg, dem Kf. ihren uberflus zu melden. Die Klöster verdanken ihre gute Entwicklung auch weltlichem Zutun, weshalb die Praxis eingeführt wurde, dass

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parallel beide Obrigkeiten ein einsehen auf die Klöster haben und nach einträchtiger Einwilligung Pröpste und Vorsteher eingesetzt werden. Da es mit Blick auf die Vorsteher einige Probleme gibt, bittet Philipp, dass Kf. Friedrich dafür sorgt, dass die Klöster nicht durch die Einsetzung von Vorstehern der geistlichen Obrigkeit entzogen werden, unter die sie gehören. [7] Während der Statthalter und die Räte dieses Schreiben verfassen, erfahren sie von folgenden Vorgängen: Heinrich d. J., Herr von Gera und Schleiz, hat durch seinen Amtmann [zu Schleiz], Siegmund von Kospoth, und andere Beauftragte Getreide und Fleisch gewaltsam entwenden lassen. Die Lebensmittel gehören zu den Hinterlassenschaften eines Priesters, der ohne Testament zu Zeulenroda verstorben ist. Sie unterliegen geistlicher Gerichtsbarkeit und sollten bis zur Klärung des Falls, an der Hz. Johann beteiligt wurde, in einer mit Schlössern des Bf. und der Herren von Gera verschlossenen Kammer lagern. Statthalter und Räte bitten Kf. Friedrich als den Schutzherrn des Stifts um Rechtsunterstützung gegen die Täter und um Schutz. A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. B 840, fol. 19r–22v (Abschrift).

1050 Hz. Johann an Kf. Friedrich

Weimar, 7. April 1520 (am Osterabend)

[1] Hz. Johann entschuldigt sich bei Kf. Friedrich, dass er ihm jetzt und nicht wie angekündigt nach der heyligen zceit sowie nicht in aller Form schreibt. Er will aber gleich die vielen Schreiben Friedrichs beantworten: [2] Gutachten der Räte zur Senkung der Schulden. [3] Vorweissung der zukünftigen Gemahlin [Hz. Johann Friedrichs von Sachsen].¹ [4] Wegen des Buttergelds hat Johann bei Burkhard Hund angefragt und von diesem die Antwort erhalten, dass er es an Fabian von Feilitzsch übergeben hat. [5] Verhandlungen zwischen Wolf von Weißenbach und Fabian von Feilitzsch in Altenburg. [6] Rückzahlung der Hz. Johann durch Kf. Friedrich geliehenen Annenberger². [7] Gesandtschaft Kgn. [Christines] von Dänemark. [8] Konflikt der Hze. von Mecklenburg. [9] Gutachten zu den Räteverhandlungen in Erfurt. [10] Vorbereitung der Verhandlungen mit Lgf. [Philipp von Hessen] in Nordhausen. [11] Briefwechsel mit Mainz, Brandenburg und Braunschweig. [12] Armbrust. [13] Frage der persönlichen Anwesenheit Hz. Johanns bei den anstehenden Verhandlungen in Zerbst am 13. Mai. [14] Krankheit seines Schwagers. [15] Entschuldigung für Verwechslung kfl. Amtsträger. [16] Kfl. Zettel über zu Prag geschehene zceichen unnd warnung. [17] Entlassung des Knaben Karius vom Hof Hz. Johanns. → 1055 A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. A 224, fol. 31r–33v (Ausfertigung, eigh., zu eigenen Händen).

1050 ¹ Der Absatz bezieht sich auf die geplante Verheiratung Hz. Johann Friedrichs von Sachsen mit Katharina, der Schwester Kg. Karls V., die letztlich scheiterte. ² Münze, auch Schreckenberger Groschen genannt.

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7. April 1520

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1051 Wittenberg, 7. April 1520 (am Osterabend) Kf. Friedrich an Günther von Staupitz [1] Kf. Friedrich erinnert Günther von Staupitz daran, dass er wegen des Streits um eine Hufe zwischen dem Augustinereremitenkloster Wittenberg und Staupitz Unterhändler (commissarien) verordnet hat. [2] Nun erfuhr der Kf., dass Staupitz auf dieser Hufe Eichen, die sich als Bauholz eignen, als Brennholz schlagen lässt. [3] Staupitz soll dies bis zur Verhandlung in dieser Sache unterlassen, unbeschadet seiner bestehenden Rechte. A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Kk 1431, fol. 1rv (Konzept).

1052 Wittenberg, 10. April 1520 (Dienstag in den heiligen Osterfeiertagen) Kf. Friedrich an Hz. Johann [1] Kf. Friedrich teilt Hz. Johann mit, dass Statthalter [Eberhard vom Thor] und Räte Bf. [Philipps] von Freising und Naumburg zu Zeitz an ihn geschrieben haben. Darin beschweren sie sich über Eingriffe, die dem Bf. durch die Herren von Gera zugefügt wurden. Kf. Friedrich leitet Hz. Johann dieses Schreiben [Nr. 1049] in Abschrift weiter. [2] Weil Kf. Friedrich nicht weiß, wie es um diese Sache steht, bittet er Hz. Johann, sich darum zu kümmern. Dieser soll Kf. Friedrich für den Fall berichten, dass Statthalter und Räte ihn nochmals danach fragen, um dann antworten zu können. A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. B 840, fol. 24rv (Abschrift).

1053 Weida, 10. April 1520 (Dienstag nach Pascha) Margaretha von Hutten und Konvent des Dominikanerinnenklosters Weida an Kf. Friedrich [1] Priorin Margaretha von Hutten und der gesamte Konvent des Dominikanerinnenklosters Weida bitten Kf. Friedrich erneut wegen ihrer Mitschwester Barbara Kertzsch, die von den bei Gößnitz liegenden Gütern ihres verstorbenen Vaters jährlich fünf Gulden zu ihrem Unterhalt erhalten hat. [2] Kf. Friedrich hat nach dem Tod von Barbaras Bruder Jörg Kertzsch mit diesen Gütern Albrecht von Lindenau belehnt, der sich nicht verpflichtet fühlt, das Geld für Barbara Kertzsch zu zahlen. Auf den darüber von den Dominikanerinnen angefertigen Bericht hin haben die kfl. Räte ihre Vermittlung angeboten und gesagt, dass es ungerecht und unchristlich ist, eine unversorgte Tochter der väterlichen Güter und Zuwendungen zu berauben. [3] Die Priorin und ihr Konvent bitten deshalb den Kf., ihnen den 15. Teil der 1500 Gulden, die Albrecht von Lindenau für den Verkauf der Güter erzielt hat, zur Festigung der reformacion des Klosters und für ein gutes geistliches Leben zuzusprechen. [4] Die Nonnen trauern um den verstorbenen Degenhart Pfeffinger, der

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sie als ihr Förderer nie vergessen hat und den auch sie nie vergessen werden, war er doch ihr Fürsprecher beim Kf. [5] Jetzt bleibt ihnen nur noch der schriftliche Weg, um Bitten an den Kf. zu richten. Sie bitten den Kf. um ein Almosen zum Erhalt ihrer Gebäude und weil sie von den Testamentsvollstreckern des kürzlich gestorbenen Pfarrers von Gera zwei Pferde für 22 Gulden kaufen wollen. Außerdem haben sie eine Wiese für 28 Gulden gekauft. All das dient der Versorgung und dem langfristigen Erhalt der reformacion des Klosters. [6] Der Kf. soll ihre Bitte nicht unwillig aufnehmen, denn sie geschieht in großem Vertrauen darauf, dass der Kf. ihnen Hilfe und Trost gewährt. [7] Die Nonnen werden für ein langes Leben des Kf. beten und schicken außerdem ein kleines teffelein mit etlichen Verzierungen und Reliquien zur Zierde des Gottesdienstes und zur Ehrerbietung gegenüber den Heiligen. Wenn der Kf. mehr in dieser Art haben möchte, werden sie ihm dies anfertigen. [8] Sie befehlen den seligen Stand und ein langes Leben des Kf. dem Herz Jesu und der Jungfrau Maria an und wollen für den Kf. beten. A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Kk 1456, fol. 1rv+3rv (Ausfertigung, zu eigenen Händen, Kanzleivermerk: „Dem schencken furzuhalten“. Albrecht von Lindenau war zu dieser Zeit Hofschenk in Lochau).

1054 Schneeberg, 16. April 1520 (Montag nach dem Sonntag Quasimodogeniti) Wolf von Weißenbach, Albrecht von Schreibersdorf und Heinrich von Schönberg: Bericht [1] Wolf von Weißenbach, Amtmann zu Zwickau, als Gesandter Kf. Friedrichs und Hz. Johanns sowie Albrecht von Schreibersdorf, Amtmann zu Annaberg, und Heinrich von Schönberg als Gesandte Hz. Georgs von Sachsen trafen sich in Schneeberg und behandelten folgende Punkte: [2] Zehntrechnungen der Zehntner zu Altenberg, Geyer, Freiberg und Schneeberg. [3] Weißenbach, Schreibersdorf und Schönberg besprachen die Schreiben Hz. Johanns und Hz. Georgs im Streitfall zwischen den Herren von Schönburg und Abt [Gregor Küttner] des Zisterzienserklosters Grünhain. Danach wollten die fsl. Räte den umstrittenen Acker besichtigen, um den es in der Appellation an den Weimarer Hof geht. Zudem wollten sie auch die andere Sache, wegen der der Abt die Herren von Schönburg vor dem Hofgericht belangen will, gütlich klären. Allerdings zeigte sich bei der Untersuchung der Unterlagen im Fall des strittigen Ackers in einem Brief Hz. Johanns, dass der jüngere Herr von Weida [Heinrich XXIV.] zur Besichtigung vorgeladen wurde. Auf diesen Herrn von Weida erstreckte sich aber die Instruktion Hz. Georgs an seine Räte nicht. Ohne Befehl Georgs wollten sie in der Sache nicht verhandeln. [4] Bergwerksangelegenheiten, Fleischbänke und Badestuben auf dem Schneeberg. [5] Gerichtsbarkeit. [6] Der Pfarrer von Buchholz beschwerte sich persönlich bei Wolf von Weißenbach, dass der Pfarrer von Schlettau von ihm das Restaurum haben will [vgl. Nr. 581]. Der Pfarrer von Buchholz ist der Meinung, dass er zur Zahlung nicht verpflichtet ist, und bat um

338

17. April 1520

Nr. 1055

Prüfung. Wolf von Weißenbach antwortete, dass er in der Angelegenheit keinen Auftrag von Kf. Friedrich und Hz. Johann hat. A B C

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. T 87, fol. 23r–44v (Ausfertigung, stark beschädigt mit Textverlust). SächsHStA Dresden, 10024 Geheimer Rat (Geheimes Archiv), Loc. 04489/06, fol. 40r–56v (Reinschrift, mit Abweichungen zu Überlieferung A). SächsHStA Dresden, 10024 Geheimer Rat (Geheimes Archiv), Loc. 04489/06, fol. 33r–37v (Konzept, unvollständiger Text).

1055 Lochau, 17. April 1520 (Dienstag nach Quasimodogeniti) Kf. Friedrich an Hz. Johann → 1050 [1] Kf. Friedrich entschuldigt sich bei Hz. Johann, dass er dessen Schreiben [Nr. 1050] bisher nicht ausführlicher beantworten konnte, da Hz. Georg von Sachsen für mehrere Tage bei Friedrich war, um mit ihm wegen fhyl seltzamer hendel zu beraten, worüber Friedrich bei Gelegenheit Johann persönlich berichten will. [2] Hz. Johann muss sich wegen seines unförmlichen Schreibens nicht entschuldigen, da Friedrich selbst oft in dieser Weise schreibt. [3] Gutachten der Räte zur Senkung der Schulden. [4] Verweyssung [der zukünftigen Gemahlin Hz. Johann Friedrichs von Sachsen] und Verhandlungen zwischen Wolf von Weißenbach und Fabian von Feilitzsch. [5] Buttergeld. [6] Annenberger. [7] Dänische Gesandtschaft. [8] Konflikt der Hze. von Mecklenburg. [9] In mehreren Punkten wird Hz. Johann Antwort aus der kfl. Kanzlei erhalten. [10] Armbrust. [11] Tag zu Zerbst. [12] Knabe Karius. A

5

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. C 700, fol. 21r–22v, ediert wird fol. 21v (Ausfertigung, eigh., zu eigenen Händen).

[5] Des puter gelds halben wyl ich Fabian gerne schreyben, das sich Burckard Hundt gegen e. l. vornemen lest, das er solchs, als fihl im werden, nue iber antword. Ich acht aber, Fabian werde solchs nicht gesthen, dan Fabian mir in kortz geschriben, das er umb solch puter geld Burckard Hund auch Friderichen¹ und er Wolffen² geschriben, doch mocht ich wol irren. Was mir von Fabian zcu antword wird, wyl ich e. l. wyliger auch nicht verhalden.³ 1055 ¹ Friedrich von Thun. ² Wolf von Weißenbach. ³ Fabian von Feilitzsch berichtete am 20. April 1520 an Kf. Friedrich u. a., dass er kein Buttergeld von Burkhard Hund erhalten hat. Deshalb hat Feilitzsch nun selbst an Hund geschrieben, um zu erfahren, wie es sich damit verhält. Über Hunds Antwort wollte Feilitzsch dem Kf. berichten (LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. D 62 II, fol. 75r–77v, Ausfertigung). Hz. Johann teilte Kf. Friedrich am 22. April 1520 u. a. mit, dass auch er sich wegen des Buttergelds erneut bei Burkhard Hund erkundigen wollte (LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. C 700, fol. 25r–27v, Ausfertigung, eigh., zu eigenen Händen, teilweise ediert in: Hildesheimer Stiftsfehde, S. 545).

Nr. 1056

18. April 1520

339

1056 Buch, 18. April 1520 (Mittwoch nach Quasimodogeniti) Abt Antonius [Dietz] des Zisterzienserklosters Buch an Kf. Friedrich [1] Abt Antonius des Zisterzienserklosters Buch teilt Kf. Friedrich mit, dass Hans von Dolzig auf Befehl des Kf. dem Abt durch dessen Gesandte auf dem letzten Tag zu Torgau den Auftrag erteilte, die Fähre bei Belgern instand zu setzen, was er gern tun will. [2] Da die Fähre vollkommen beschädigt und kein Schiff vorhanden ist, bittet der Abt, ihm das Schiff aus Torgau zu leihen, bis das neue Schiff zur Verfügung steht, welches bis zum 24. Juni fertiggestellt sein soll. → 1060 A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Kk 151, fol. 1rv (Ausfertigung).

1057 [Lichtenberg], 18. April 1520 (Mittwoch nach Quasimodogeniti) Präzeptor [Wolfgang Reißenbusch] des Antoniterklosters Lichtenberg an Kf. Friedrich [1] Der Präzeptor des Antoniterklosters Lichtenberg teilt Kf. Friedrich mit, dass die Kirche des Klosters nun mit großen Darlehen und Unkosten errichtet, verglast und bedacht wurde. Aufgrund des schlechten Untergrundes ist das Gebäude allerdings gefährdet. [2] Um die Kirche dennoch nutzen zu können, schlagen der Präzeptor und seine Mitbrüder vor, den Boden mit Brettern zu belegen und diese dann mit Stein- oder anderer Farbe zu streichen. [3] Der Kf., ohne dessen Zustimmung sie nicht handeln wollen, soll über diesen Vorschlag entscheiden und gegebenenfalls einen anderen Vorschlag oder Rat mitteilen. [4] Sie bitten den Kf. um eine gnädige Antwort und wollen für ihn beten. A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Kk 779, fol. 12r–13v (Ausfertigung).

1058 20. April 1520 (Freitag nach Quasimodogeniti) Heinrich Schmiedeberg an Kf. Friedrich [1] Heinrich Schmiedeberg, Kanzler [des Bistums Naumburg], berichtet Kf. Friedrich, dass er nicht weiß, warum Heinrich d. J. von Gera und Schleiz und dessen Amtmann [Siegmund von Kospoth] mit ihren Leuten ihm gegenüber Missgunst hegen, wie aus den beiliegenden Schriften zu ersehen ist.¹ Ohne Schutz kann er sich nicht länger gegen den Herrn von Gera wehren. [2] Wie in anderen Fällen auch ist es Schmiedeberg recht, dass 1058 ¹ Der Akte liegt ein Konvolut von Abschriften bei (LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. B 844, fol. 1r–4v), das über die Entwendung von Gut aus dem Nachlass des verstorbenen Pfarrers von Zeulenroda durch den Amtmann von Schleiz [Siegmund von Kospoth] Auskunft geben sollte [vgl. Nr. 1049].

340

20. April 1520

Nr. 1059

Kf. Friedrich ihm Weisungen erteilt. Deshalb bittet er den Kf., ihn zu schützen und für ihn ein Schreiben an den Herrn von Gera aufzusetzen, das er diesem schicken will. A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. B 844, fol. 5rv (Ausfertigung).

1059 [Zeitz], 20. April 1520 (Freitag nach dem Sonntag Quasimodogeniti) Statthalter [Eberhard vom Thor] und Räte Bf. [Philipps] von Freising und Naumburg an Kf. Friedrich [1] Statthalter [Eberhard vom Thor] und Räte Bf. [Philipps] von Freising und Naumburg zu Zeitz übersenden Kf. Friedrich Abschriften von Briefen, die sie in der Auseinandersetzung mit Heinrich d. J. von Gera und Schleiz ausgetauscht haben.¹ [2] Weil Statthalter und Räte große Sorge wegen dieser Auseinandersetzung haben, bitten sie um den Schutz Kf. Friedrichs und seines Bruders Hz. Johann. A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. B 844, fol. 6rv (Ausfertigung).

1060 Lochau, 22. April 1520 (Sonntag Misericordias domini) Kf. Friedrich an Abt [Antonius Dietz] des Zisterzienserklosters Buch → 1056 [1] Kf. Friedrich bestätigt dem Abt des Zisterzienserklosters Buch den Empfang seines Schreibens [Nr. 1056] wegen der Fähre zu Belgern, deren schlechter Zustand dem Kf. und seinem Bruder Hz. Johann missfällt. [2] Deshalb erwarten die Fürsten, dass die Fähre so schnell wie möglich wieder in Gang gesetzt und instand gehalten wird, damit sie keine Ursache haben, die daraus entstehenden Nachteile dem Abt anzulasten. [3] Weil in Torgau am Schloss und an der Brücke gebaut wird, ist das dortige Schiff unentbehrlich. Es kann auch kein anderes zur Verfügung gestellt werden. A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Kk 151, fol. 2r (Konzept).

1059 ¹ Der Akte liegen folgende Abschriften bei: Statthalter und Räte an [Heinrich] d. J. von Gera und Schleiz, Zeitz, 3. April 1520 (LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. B 844, fol. 1rv); Kommissar zu Zeitz an den Komtur [des Deutschen Ordens] und den Pfarrer zu Schleiz [Heinrich von Watzdorf], Zeitz, 3. April 1520 (ebd., fol. 1v–2r); Notizen über Auseinandersetzungen mit dem Boten des Statthalters am 5. April 1520 (ebd., fol. 2rv); Statthalter und Räte an [Heinrich] d. J. von Gera und Schleiz, o. D. (ebd., fol. 2v–3r); Heinrich d. J. von Gera und Schleiz an Statthalter und Räte, 10. April 1520 (ebd., fol. 3rv); Statthalter und Räte an [Heinrich] d. J. von Gera und Schleiz, o. D. (ebd., fol. 4rv). Demnach ließ Heinrich d. J. durch den Amtmann zu Schleiz, Siegmund von Kospoth, aus dem verschlossenen Nachlass des verstorbenen Pfarrers zu Zeulenroda das Getreide entwenden [vgl. Nr. 1049]. Statthalter und Räte verhängten über Kospoth und seinen anhange den Bann, um die entwendeten Güter wieder in ihren Besitz zu bekommen. Den Bann sollte der Pfarrer zu Schleiz vollziehen und durfte ihnen demnach zu Ostern kein Abendmahl reichen. Heinrich berief sich hingegen entschuldigend auf alte Rechte.

Nr. 1061

23. April 1520

1061 Hermann Rabe an Kf. Friedrich

341

Leipzig, 23. April 1520 (am Tag Georgii)

[1] Hermann Rabe, Provinzial der Dominikanerprovinz Saxonia, beklagt sich bei Kf. Friedrich darüber, dass etliche Dominikanermönche aus der Saxonia und aus anderen Ordensprovinzen ungehorsam, ohne Befehl im Kurfürstentum Sachsen sowie in anderen Territorien umherziehen, betteln, predigen und Messe halten und sich dabei ungebührlich verhalten, womit sie anderen Klöstern schaden. [2] Rabe bittet den Kf., dem Überbringer dieses Briefs schriftliche Befehle an die Amtleute, Bürgermeister und Richter des Kurfürstentums zu übergeben. Diese sollen, wenn sie dazu aufgefordert werden, die Gesandten Rabes dabei unterstützen, die ungehorsamen Mönche zum Gehorsam zu bringen und sie an Rabe oder an seine Vikare und Priore zu übergeben. → 1063 A Ed.

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Kk 750, fol. 1rv+4rv (Ausfertigung). Urkundenbuch Stadt Leipzig, S. 208f., Nr. 296 (Regest mit Teiledition).

1062 Weida, 29. April 1520 (Sonntag Jubilate) Margaretha von Hutten und Konvent des Dominikanerinnenklosters Weida an Kf. Friedrich [1] Priorin Margaretha von Hutten und der gesamte Konvent des Dominikanerinnenklosters Weida bedanken sich bei Kf. Friedrich für die 20 Gulden, die sie am 20. April durch ihren Beichtvater erhielten. Gott wird Friedrich für dieses und für andere Almosen, die sie vom Kf. empfangen haben, entlohnen. [2] Priorin und Konvent berichten, dass eine vor dem Geraer Tor der Stadt Weida gelegene Mühle verkauft werden soll, die einst dem Kloster gehörte. Von ihren Vorgängerinnen wurde die Mühle wohl wegen Armut verkauft unter der Bedingung, dass dem Kloster künftig ein Vorkaufsrecht zusteht. Nun wollen sie als die ersten reformierten Nonnen zugunsten der künftigen Erhaltung des Reformwerkes (reformacion), das nicht aus Armutsgründen heraus zugrunde gehen soll, die Klostergüter für das Kloster zurückgewinnen. Dies können sie sich zurzeit nicht leisten, aber der Kf. kann sie dabei unterstützen, indem er Albrecht von Lindenau auffordert, sich gutwillig gegenüber dem Kloster zu verhalten. Vor dem Hintergrund von Finanzgeschäften, in welche die Nonne Barbara Kertzsch des Klosters Weida, Albrecht von Lindenau, ihr Beichtvater und Wolf von Schönberg involviert sind [vgl. Nr. 1053], bitten Priorin und Konvent den Kf., ihnen Geld für den Kauf der Mühle zu leihen, welches er von Albrecht von Lindenau wieder einnehmen kann. [3] Priorin und Konvent schicken Kf. Friedrich etliche Reliquien von Heiligen an eyngemacht in dißer form als in dißer leynbatt [Leinwand] angehefft ist. [Georg] Spalatin wurde durch ihren Beichtvater informiert. A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Kk 1458, fol. 1r–2v (Ausfertigung, zu eigenen Händen).

342

30. April 1520

Nr. 1063

1063 Lochau, 30. April 1520 (Montag nach Jubilate) Kf. Friedrich an Hermann Rabe → 1061 [1] Kf. Friedrich bestätigt Hermann Rabe, Provinzial der Dominikanerprovinz Saxonia, den Empfang seines Schreibens [Nr. 1061], in dem Rabe darum gebeten hat, Befehle an die Amtleute, Bürgermeister und Richter des Kurfürstentums Sachsen auszustellen, damit diese das Vorgehen der Gesandten Rabes gegen ungehorsame Mönche unterstützen. [2] Kf. Friedrich ist für sich und seinen Bruder Hz. Johann bereit, dieses Vorhaben zu unterstützen. Allerdings geht aus dem Schreiben Rabes nicht hervor, wer die ungehorsamen Brüder sind und an welchen Orten des Kurfürstentums sie sich aufhalten. Daher bittet Kf. Friedrich, dass Rabe ihm mitteilt, um welche Mönche es sich handelt, was sie getan haben und wo sie sich aufhalten. Dann wird er Rabe wieder antworten. A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Kk 750, fol. 2r–3v (Konzept).

1064 [Erfurt], 1. Mai 1520 (Dienstag Walpurgis) Der Rat zu Erfurt an Kf. Friedrich und Hz. Johann [1] Der Rat der Stadt Erfurt wendet sich an Kf. Friedrich und Hz. Johann, weil fsl. Räte bei ihm in Erfurt im Haus zum Roten Löwen waren und ihm aufgrund von Klagen des Kapitels des Marienstifts zu Erfurt [vgl. Nr. 1011 und Nr. 1040] vorwarfen, dass er sich nicht an die Vereinbarung (gutlichen anstand) zwischen dem Stift und dem Stadtrat im Fall der Männer des Dorfes Großrudestedt hält. Die Männer des Dorfes würden sich wegen des Verhaltens des Rats nicht sicher fühlen. [2] Der Rat zu Erfurt hat solche Vorhaltungen, die allein auf grundlosen Vorwürfen feindseliger Männer beruhen, nicht erwartet. Er hielt die Vereinbarung bisher immer ein. Die feindseligen Männer aber verstießen gegen ihre Eide und Pflichten und wandten sich mutwillig gegen den Rat und andere friedlich gesinnte Männer von Großrudestedt. So nahmen kürzlich die widerwertigen zcenckischen Männer gegen den Pfarrer und ohne dessen Willen einen Kirchendiener an und sagten ihm den Dienst zu. Als der Kirchendiener geholt werden sollte, verteidigten ihn die widerspenstigen Männer, die sich bewaffnet hatten und sogar gegen einen Amtsträger, den obern Heimbürgen, mit Gewalt vorgingen. [3] Der Rat bittet Kf. Friedrich und Hz. Johann, dies alles zu bedenken, ihm gewogen zu bleiben und Einsehen zu haben, dass der Rat gegen die widerspenstigen Männer vorgehen und sie bestrafen muss. Aus dem Verhalten dieser Männer entsteht Zwietracht, die zu Blutvergießen führen kann. Der Rat erbittet von Kf. Friedrich und Hz. Johann eine Antwort. [4] Zettel: Am 2. Mai trägt der Rat zu Erfurt Kf. Friedrich und Hz. Johann zusätzlich vor, dass, obwohl die Fürsten angeordnet hatten, Frieden zu halten, und auch die Geistlichen des Marienstifts darum gebeten hatten, die Übergriffe erfolgten und sogar am 1. Mai die widerspenstigen Bauern von Großrudestedt die friedsamen in ihren Häusern überfallen haben und sie bedrohten.

Nr. 1065

7. Mai 1520

343

Daher bittet der Rat nochmals die beiden Fürsten um ein Eingreifen, damit Mord und Blutvergießen verhindert werden.¹ A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. G 297, fol. 51r–52r, Zettel: 52r (Ausfertigung).

1065 Wittenberg, 7. Mai 1520 (Montag Inventionis Crucis) Martin Luther an Kf. Friedrich [1] Martin Luther bestätigt Kf. Friedrich den Empfang seines Schreibens, in dem der Kf. seine Absicht mitteilte, dass er eine Pfarrhufe zu einem gleichen ewigen Zins verleihen will, um Streit zu vermeiden. [2] Luther verwundert es, dass Günther von Staupitz diese Hufe dem Kf. immer wieder als Ursache für Streitigkeiten angibt, obwohl Staupitz viele andere besitzt, die unstrittig sind. Es ist in dieser Sache bereits drei Mal verhandelt worden, wobei es immer schlimmer wurde. Hätte Luther es nicht selbst erlebt, würde er denken, es geht um den Streit an sich und nicht um den Nachteil der Pfarrei. [3] Luther kann in dieser Sache nicht allein und ohne Beteiligung des Konvents [des Augustinereremitenklosters Wittenberg] handeln und dankt dem Kf. deshalb, dass er die entsprechenden Briefe dem Konvent zurückgegeben hat. [4] Der Pfarrer und der Konvent sind nicht bereit, Günther von Staupitz die Hufe zu überlassen, wie aus dem beigelegten Schreiben hervorgeht. Dabei wollen sie sich von den Angriffen Günthers von Staupitz nicht einschüchtern lassen. [5] Luther und der Konvent bitten Kf. Friedrich, in der Sache zum Besten zu handeln oder sie noch eine Weile zu verzögern. Ed.

WA.Br 2, S. 102, Nr. 286 (Volltext); Eislebener Lutherausgabe 1, fol. 16v (Volltext).

1066 Wurzen, 7. Mai 1520 (Montag nach Cantate) Johannes Heyntz an Kf. Friedrich [1] Johannes Heyntz, Offizial zu Wurzen, hat das Schreiben Kf. Friedrichs gelesen, wie auch das vom Kf. mitgeschickte Schreiben des Heinrich von Leipzig, Amtmann zu Düben. In diesem beklagte sich der Amtmann darüber, dass die Offiziale und besonders Heyntz die kfl. Untertanen mutwillig behandeln und zu Unrecht mit dem Interdikt strafen, wie es jüngst zu Düben geschehen sei. Der Kf. befahl Heyntz daraufhin, das Interdikt aufzuheben 1064 ¹ Am 15. Juli 1520 wandte sich der Rat der Stadt Erfurt erneut an Hz. Johann und erinnerte ihn an seine Klage, dass die widerspenstigen Männer des Dorfes Großrudestedt täglich die friedsamen Männer mit mutwilligen Dingen belasten. Obwohl Hz. Johann anordnete, Frieden zu halten, wird dies von den widerspenstigen Männern verachtet. Jetzt schlugen sie einen so, dass er schwer verwundet wurde. Um weiterem Schaden vorzubeugen, belagerte der Rat die Täter. Der Rat bat Hz. Johann, ihn deswegen nicht in Ungnade fallen zu lassen und anderslautenden Berichten nicht zu glauben (LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. G 297, fol. 53rv, Ausfertigung).

344

8. Mai 1520

Nr. 1067

und die Gebrechen sowie die Rechte des Offizials und des Kapitels [des Marienstifts zu Wurzen] darzulegen. [2] In Düben waren mehrere Personen durch Heinrich von Leipzig des Ehebruchs überführt worden, so etwa ein Schäfer, der beim Begehen der Tat gestellt wurde. Heyntz hat den Schäfer daraufhin vor das geistliche Gericht geladen, dem dieser aber auf Befehl des Heinrich von Leipzig fernblieb. Infolge dieses Ungehorsams sah sich Heyntz veranlasst, als letztes Rechtsmittel das Interdikt über den Schäfer zu verhängen, welches er nun auf Wunsch des Kf. wieder aufgehoben hat. Heinrich von Leipzig hat den Schäfer selbst mit einer Geldbuße und Haft bestraft und dadurch seine Missachtung der geistlichen Gerichte offenbart. [3] Heyntz bittet den Kf. darum, ihn sowie seinen Propst und das Kapitel bei ihren Rechten zu belassen. Falls Kf. Friedrich mit ihren Rechten oder dem vorliegenden Schreiben nicht einverstanden ist, soll er sie durch seine Räte oder in eigener Person anhören und entscheiden, wer im Unrecht ist. Andernfalls bittet Heyntz den Kf. darum, den Amtmann zu Düben anzuweisen, dass er dem Schäfer befiehlt, sich unter die geistliche Gerichtsbarkeit zu stellen und dort Absolution zu erlangen. A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Kk 1507, fol. 2r–3v (Ausfertigung).

1067 Dobrilugk, 8. Mai 1520 (Dienstag nach Cantate) Abt Balthasar [Koswick] des Zisterzienserklosters Dobrilugk an Kf. Friedrich [1] Abt Balthasar des Zisterzienserklosters Dobrilugk teilt Kf. Friedrich mit, dass er dessen Schreiben wegen Matthes Heinlein, seiner Frau und seiner freuntschafft erhielt. [2] Abt Balthasar weist erneut darauf hin, dass die Angelegenheit bereits vom Amtmann zu Liebenwerda Matthes Löser und dem Abt entschieden und darüber ein Rezess aufgerichtet wurde [vgl. Nr. 1013]. [3] Abt Balthasar übersendet eine Abschrift dieses Rezesses, aus welcher der Kf. erkennen wird, mit welchem Mutwillen Heinlein und seine Anhänger gegen den Abt und seine Leute vorgehen, die sie sogar auf öffentlichen Märkten beschimpfen. [4] Deshalb bittet der Abt darum, der Bittschrift Heinleins und seiner Anhänger keinen Glauben zu schenken, sondern den Rezess zu berücksichtigen. Was der Kf. oder seine Räte für richtig befinden werden, will der Abt akzeptieren. Er ist zuversichtlich, dass sich der Kf. gegen Heinlein und seine Anhänger so verhalten wird, dass der Abt und seine Leute in Zukunft unbehelligt bleiben. [5] Im Gegenzug wollen Abt und Konvent für ein langes Leben und eine glückliche Regierung des Kf. beten. → 1069 A Ed.

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Kk 288, fol. 3rv (Ausfertigung). Urkundenbuch des Klosters Dobrilugk, S. 348, Nr. 545 (Regest mit Teiledition).

Nr. 1068

8. Mai 1520

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1068 Lochau, 8. Mai 1520 (Dienstag, des achten Tags im Mai) Georg Spalatin an Hz. Johann [1] Georg Spalatin widmet Hz. Johann seine deutsche Übersetzung des lateinischen Buchs Martin Luthers über die Beichte.¹ Spalatin tut das aus Dankbarkeit für die von Hz. Johann bisher empfangenen Wohltaten und weil er weiß, dass der Hz. das göttliche Wort nicht nur gern hört, sondern auch mit Fleiß liest. [2] Er bittet Hz. Johann, das überschickte Exemplar anzunehmen, das göttliche Wort und das heilige Evangelium sowie diejenigen, die dieses verkündigen, zu schützen sowie Martin Luther und ihm ein gnädiger Herr zu sein. [3] Hz. Johann wird in dem Buch gute und heilsame Unterweisung von dem Sakrament der Buße und der Beichte finden. A

Martin Luther: Ein heylsams Buchlein [. . .] von der Beicht gemacht, durch Georgium Spalatinum geteutscht. Wittenberg 1520 (VD16 L 4242), fol. [Ai]v (Druck).

1069 Lochau, 10. Mai 1520 (Donnerstag nach Cantate) Kf. Friedrich an Abt [Balthasar Koswick] des Zisterzienserklosters Dobrilugk → 1067 [1] Kf. Friedrich teilt dem Abt des Zisterzienserklosters Dobrilugk mit, dass er dessen Schreiben [Nr. 1067] wegen Matthes Heinlein und seiner Anhänger samt der Abschrift des in dieser Sache aufgerichteten Rezesses erhalten hat. [2] Da Heinlein mehrfach äußerte, der Rezess wäre ohne sein Wissen und seine Einwilligung zustande gekommen, will der Kf. zunächst bei Matthes Löser Erkundigungen einholen. [3] Sollte sich herausstellen, dass der Rezess mit Wissen und Einwilligung der Partei Heinleins zustande kam, will der Kf. anweisen, dass Heinlein und seine Anhänger sich an die Regelung halten und den Abt und seine Leute in dieser Angelegenheit nicht mehr belästigen sollen. A Ed.

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Kk 288, fol. 4rv (Konzept). Urkundenbuch des Klosters Dobrilugk, S. 348, Nr. 546 (Regest mit Teilediton).

1070 Lochau, 12. Mai 1520 (Sonnabend nach Cantate) Kf. Friedrich an Amtmann [Heinrich von Leipzig] zu Düben [1] Kf. Friedrich übersendet dem Amtmann zu Düben eine Abschrift des Antwortschreibens [Nr. 1066], welches der Offizial [Johannes Heyntz] zu Wurzen an den Kf. wegen des Interdikts zu Düben geschickt hat. [2] Kf. Friedrich meint, dass gemäß der Schilderung 1068 ¹ Martin Luther: „Confitendi ratio“, erschienen im März 1520 (WA 6, S. 154–169).

346

12. Mai 1520

Nr. 1071

des Offizials die geistlichen Gerichte zu Recht für den Fall des ehebrüchigen Schäfers zuständig sind, erbittet aber zunächst von dem Amtmann weitere Auskünfte. A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Kk 1507, fol. 1r (Konzept).

1071 [Wittenberg], 12. Mai 1520 (Sonnabend nach Cantate) Propst [Henning Göde] und Dekan [Lorenz Schlamau] des Allerheiligenstifts zu Wittenberg an Kf. Friedrich [1] [Henning Göde] und [Lorenz Schlamau] berichten Kf. Friedrich, dass der kfl. Sekretär Hieronymus Rudloff ihnen im Auftrag des Kf. ein Erinnerungsschreiben vorgelegt hat, das die fünf Stiftsherren, die sich canonici ducales nennen,¹ an den Kf. wegen des Opfers im Allerheiligenstift richteten. Rudloff befahl ihnen, das Schreiben an die Inhaber der alten Pfründen weiterzuleiten und sie anzuweisen, das Opfer diesen fünf neuen Kanonikern zu reichen oder es der Kirche zur Erhaltung der Beleuchtung oder anderer Dinge zukommen zu lassen. Der kfl. Sekretär nannte ihnen hierfür die Gründe, die auch in einer kfl. Notel verzeichnet sind. [2] [Göde] und [Schlamau] haben diese Befehle den alten Kanonikern überbracht, die nicht bereit sind zu akzeptieren, dass allein die neuen Kanoniker den Titel ducales canonici führen, da sie sich ebenfalls als ducales canonici und kfl. Kapläne ansehen und ebenso wie die fünf neuen Kanoniker vom Kf. belehnt wurden. [Göde] und [Schlamau] erhielten von den Inhabern der alten Pfründen die beiliegende Antwort.² [3] [Henning 1071 ¹ Aus einem Verzeichnis, bezeichnet als her Johann Ragals antzeigung, das die Namen der Inhaber der Kanonikate am Allerheiligenstift, aufgeteilt nach Zeiträumen, enthält, gehen auch die Namen der aktuellen Stiftsherren hervor. Inhaber der fünf neuen herzoglichen Kanonikate waren zu diesem Zeitpunkt [Nikolaus von] Amsdorf, Sebastian [Küchenmeister], Johann Rachal, mgr. Feltkirch [Johann Dölsch] und mgr. Staffelstein [Georg Elner]. Weiterhin geht es in dem Verzeichnis um die Besoldungen der Stiftsherren, die Präsenzgelder und den früheren Gebrauch bei der Verteilung des Opfers (LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Kk 1384, fol. 7r–8v, teilweise ediert in: Kirn: Friedrich der Weise, S. 181, Nr. 5). ² Am 11. Mai 1520 schrieben die Inhaber der alten Pfründen am Allerheiligenstift zu Wittenberg, der Archidiakon [Andreas Karlstadt], der Kantor [Ulrich von Dienstedt], der Kustos [Petrus Lupinus], der Scholaster [Matthäus Beskau] und der Syndicus [Otto Beckmann], an den Propst [Henning Göde] und den Dekan [Lorenz Schlamau] des Allerheiligenstifts und legten ausführlich ihre Meinung in der Angelegenheit dar. Sie reagierten damit auf das Schreiben der fünf Inhaber der neuen Pfründen an den Kf., das der Propst und der Dekan ihnen vorgetragen hatten. Diese neuen Kanoniker hätten dem Kf. geschrieben, dass sie nichts einzuwenden haben, wenn die alten Kanoniker das Opfer alleine erhalten, sofern sie im Gegenzug nicht mehr für diese ministrieren und [deren Messen] mit vorbereiten müssen. Der Propst und der Dekan teilten den alten Kanonikern darüber hinaus die Meinung des Kf. in der Angelegenheit mit, welcher der Ansicht ist, dass die neuen Kanoniker, wenn sie Ministrantendienste für die alten leisten, auch einen Anteil an dem Opfer haben sollen bzw. dass dieses zum Nutzen der Kirche Verwendung finden soll. Die Inhaber der alten Pfründen bedauerten, dass die neuen Kanoniker das Problem hinter ihrem Rücken vor den Kf. gebracht und sich nicht zuerst an sie gewandt haben, zumal

Nr. 1072

16. Mai 1520

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Göde] und [Lorenz Schlamau] bitten Kf. Friedrich, dies alles gnädig aufzunehmen, damit die alten Kanoniker und sie selbst in ihren Rechten geschützt werden. → 1072 A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Kk 1384, fol. 1rv (Ausfertigung).

1072 Lochau, 16. Mai 1520 (Mittwoch nach Vocem jocunditatis) Kf. Friedrich an Propst [Henning Göde] und Dekan [Lorenz Schlamau des Allerheiligenstifts] zu Wittenberg → 1071 [1] Kf. Friedrich hat das Schreiben [Nr. 1071] von [Henning Göde] und [Lorenz Schlamau] mit der beigelegten Schrift der Inhaber der alten Pfründen am Allerheiligenstift erhalten. [2] Der Kf. äußert seinen Unmut über die Uneinigkeit zwischen den Stiftsherren, die eigentlich durch den Propst und den Dekan verhindert werden müsste. Den Vorschlag der alten Kanoniker, den Streit durch auswärtige Institutionen klären zu lassen, lehnt er ab. [3] Kf. Friedrich will weitere Auseinandersetzungen vermeiden und gibt die Anweisung, dass bis auf weiteren Befehl niemand etwas von dem Opfergeld erhalten soll. A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Kk 1384, fol. 5r–6v (Abschrift).

[1] Von gots gnaden Friderich etc. Unnsern grus zuvor. Erwirdigen, hochgelartten, lieben andechtigen unnd rethe, als ir unns itzt auff das vorhalten, welchs wir euch jungst durch unnsern secretarien Jheronimus Rudlauff¹ in sachen das opfer 1071

es sich um eine rein geistliche Angelegenheit handelt. Im Folgenden führten sie Gründe für die Unrechtmäßigkeit der Forderung an und verwiesen auf die Statuten. So hätten sie zusätzliche Belastungen durch die Stadtpfarrei und müssten Kapläne unterhalten, die ihrerseits den neuen Kanonikern ministrieren. Die alten Kanoniker zählten weitere Vorteile auf, welche die Inhaber der neuen Pfründen, die [an der Universität Wittenberg] nur in den nideren kunsten und nicht an den höheren Fakultäten lesen, aus ihren Stellen haben, wie die freie Ausstattung der neuen Präbenden mit Zinsen, während die Dörfer, aus denen die Einkünfte der alten Pfründen stammen, Heerfahrten leisten und Landsteuer zahlen müssen. Auch müssen die Inhaber der alten Pfründen im Gegensatz zu den neuen Kanonikern die Landtage besuchen. Die alten Kanoniker betonten abschließend, dass sie die meisten Opfer in Wachs oder Geld ohnehin nicht für sich nehmen, sondern zum Nutzen der Kirche verwenden, was die neuen Kanoniker nicht tun, so dass die Einkünfte der Kirche sinken. Die Inhaber der alten Pfründen baten daher [Henning Göde] und [Lorenz Schlamau], sich bei Kf. [Friedrich] dafür einzusetzen, dass sie das Opfer auch weiterhin erhalten, damit sie für ihren Unterhalt sorgen und Bücher für ihre Lektionen kaufen können. Wenn etwas übrigbleibt, werden sie in ihren Testamenten die Kirche bedenken. Auf einem beiliegenden Zettel boten die alten Stiftsherren an, wenn die neuen Kanoniker auf ihrem Standpunkt beharren, die Angelegenheit durch die kfl. Seite in Altenburg oder durch unverdächtige Universitäten klären zu lassen (LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Kk 1384, fol. 2r–4v, Zettel: 3r, Ausfertigung).

1072 ¹ Hieronymus Rudloff.

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belangend auff ansuchen der funff thumbherren gnediger meynung haben thun lassen, wiederumb geschrieben und darneben ein schrifft, domit die alten canonici, als sie von euch gnent werden, an euch gelangt, uberschigkt, haben wir horen leßen. [2] Unnd zweyveln nit, ir und die andern alle wissen, mit was gnaden wir unnsern stifft unnd desselben zugehorigen personen bißanher gemeint und was wir allenthalben biß auff diesen tag, wiewol sonder ruhm zureden, darbey gethan. Hetten unns auch versehen, es solt durch denselben unnsern gnedigen vleis unnd willen nit allein der dinst gottes in merung gewachssen, sondern auch zwischen den personen der kirchen frid unnd eynigkait erhalten worden sein, dartzu euch auch euer verstandt unnd gewissen billich weyßen solden. Unnd weyl ir beide prelaten der kirchen seyet, soltt euch wol geburen, solch und dergleichen uneynigkait zufurkhomen und dieselbig wie geburlich zustillen, dan einichen geitz darinnen zu suchen. Wir vermercken aber, das ir euch dem handel etwas entgegen und zufellig macht, unnd wo es alßo von euch gemeint, trugen wir des kein gefallen unnd sonderlich, das die alten canonici, als sie sich nennen, dieße sache aller erst auff andere capittel, den doch ir weßen, herkhomen unnd gelegenheit diß handels gantz unbekhant unnd alßo weitleufftige rechtssuchung zuerkennen, erbieten, auch die wort ducales canonicos in disputation zuerregen sunder bestendige verursachung anmassen. [3] Aber wie dem wollen wir euch unnßer gemut hirin weiter zuerkennen geben und ist unnßer ernstlich begern, ir wollet darob sein, domit ainmutiger geliebter wille under euch erhalten unnd nit zu weiter unrichtiger wesenhait erwachsse unnd das alles opffer mitler zeit, wie vormals auch bescheen, zusamen gelegt unnd biß auff weitern beschaid niemans nichts davon gegeben werd. Daran geschiet unnßer meynung.

1073 Rom, 20. Mai 1520 (die XX. mensis Maii) Valentin von Teutleben an Kf. Friedrich → 1029 [1] Valentin von Teutleben erhielt den Brief [Nr. 1029] Kf. Friedrichs mit der Instruktion wegen der Präzeptorei Lichtenberg und berichtet, was er in der Angelegenheit bereits unternommen hat. Er will dafür sorgen, dass dem Wunsch des Kf. entsprochen wird, und ihm die Unterlagen zuschicken. [2] Sollte Kf. Friedrich Schwierigkeiten mit seinen Anliegen bei Papst [Leo X.] haben, so liegt dies an Martin Luthers Verhalten gegenüber dem Papst, der römischen Kirche und dem Kardinalskollegium. Zudem besteht das Gerücht, dass Luther von Kf. Friedrich geschützt wird. Teutleben verweist auf ein Schreiben [Nr. 1048] des Kard. [Raffaele Riario] an den Kf., das er in dessen Auftrag mitsendet. Die Irrtümer Luthers, über die bereits viel verhandelt wurde, darf der Kf. nicht dulden. Der Brief Kard. [Riarios] gibt in der Sache nähere Auskunft. [3] Teutleben antwortet auf die Bitte Kf. Friedrichs, in seine Dienste zu treten. → 1085

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LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. N 9, fol. 3rv+9v (Ausfertigung, lateinisch, beschädigt mit Textverlust). B LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. N 9, fol. 4r–6v (Übersetzung, von Georg Spalatin, beschädigt mit Textverlust). Ed. Kalkoff: Zu Luthers römischem Prozess, S. 591–593, Nr. 2 (Volltext). Bem. Da die Übersetzung Georg Spalatins noch nicht ediert vorliegt, während sich der Wortlaut des lateinischen Schreibens bei Kalkoff finden lässt, wird im Folgenden die deutsche Fassung Spalatins (Überlieferung B) im Volltext wiedergegeben. A

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[1] Die verteutscht schrifft doctor Valentyns Tettleben an mein gnedigsten hern, den churfursten zu Sachssen, hertzogen Fridrich etc. Durchlauchtigster furst und gnedigster herr, die demutigste untergebung zuvor. Neulich hat eur durchlauchtigsten und furtrefflichsten herrschafft brief und instruction, der sachen der preceptorey zu Lichtenberg, in vortzeiten auch durch mich gehandelt, der romisch banckyrer¹ mir zu handen gestelt. Und uff das ichs dester leichter und baß nach e. c. g. gefallen mocht außrichten, hab ich der rechtverstendigen rat gefolgeth und es nicht als gantz neu und das erstlich solt angefangen werden, sondern als nun des merern teyls verbracht und voltzogen furgenummen zuhandeln, dann ich hab die supplication, unter e. c. g. namen an disen itzigen babst² hievor bescheen, und die zceit durch sein Hey. gnediglich zugelassen, wiewol von seyner Hey. datarien³ behalten, mit grosser arbeyt gesicht und gefunden, domit es nicht dafur gehalten wurd, e. c. g. sucht ein neue gnad zureformirn verordenth.⁴ Ich hett auch beraytt alle ding dem erwirdigsten mann Hieronymus Venson⁵, hispanier abbre[via]tor, untergeben, der am fordern tag vo[n de]n Romern uf dem Capitolio erstochen, die außrichtung lancksamer gemacht h[et]t. Ich hab in der bebstlichen cammern [ge]funden alle privilegien des ordens sant Antonien⁶ und des hauß zu Vienn⁷, durch den itzigen babst bestetigt, welcher summa uffs kurtzt außgetzogen ich dem erwirdigen vatter, hern preceptor zu Lichtenberg⁸, itzo schicke. Ich hett gehofft, weytere instruction und unterricht von des abts zu Vienn spolium oder raub aus denselben privilegien briefen zuerlangen, wiewol ich in denselben briefen gar keyn vermeldung dovon finde. Ich weiß auch nicht genugsam, ob berurte gewalt, die preceptoreyen zuspoliirn, den ebten zu Vienn aus eynem statut oder gewonheyt verlihen sey, doch will ich 1073 ¹ ² ³ ⁴ ⁵ ⁶ ⁷ ⁸

Faktorei der Fugger in Rom. Papst Leo X. Datarium, päpstliche Pfründekammer. Vgl. die Einsetzung Wolfgang Reißenbuschs als Präzeptor in Lichtenberg im Jahr 1515 (BAKFJ 1, Nr. 281 und Nr. 282). Abbreviator Hieronymus Venson. Antoniterorden. Mutterkloster des Antoniterordens Saint-Antoine in Saint-Antoine-l’Abbaye im Erzbistum Vienne. Präzeptor Wolfgang Reißenbusch des Antoniterklosters Lichtenberg.

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vleis haben, das e. c. g. in disem ufs eigentlichst willfarung bescheeh. Und nach erlangter signatur und unterzeichnung der reformation⁹ will ich derselben copien zusampt der minuten¹⁰ e. c. g. ubersenden. [2] Wenn e. c. g. in diser und andern iren sachen bey bebstlicher Hey. beschwerung wirt haben, wirt es erwachssen aus doctor Martinus Luthers, der weisß nicht waß fur neuickeit wider bebstliche Hey. und den heyligen bebstlichen stul und romisch kyrchen erregt soll haben, frecheyt und unerung gegen den cardineln, welchen doctor Martinus, wie das gerucht antzeigt, e. c. g. soll halten und in besondern gnaden haben. Ich kan nicht leichtlich schreiben, wie vil derselbig doctor Martinus dem babst zuthun gemacht hat, dorumb, das er von den gemeinsten dingen und durch die cristlich kyrchen mit aller gebrauch und bewilligung zugelassen und bestetigt, von dem babstumb, von dem ablas, bann und endtlich von den sacramenten der beicht und des hochwirdigsten fronleichnams nicht erwirdiglich genug und nach erforderung der eren so grosser ding vil frechlich geredt und nicht on verdacht der ketzerey solche artickel in zweifel [g]estelt hat. Von welchen sachen, als in verschyner zceit bey dem ernwirdigsten hern cardinal sant Georgen¹¹ gedacht wart, hat er als e. c. g. und irem furstlichen haus zu Sachssen von wegen der alden freuntschafft mit e. c. g. vatt[ern]¹², hochrumlichs gedechtnuß, in vortzeiten zu Rom ang[efa]ngen, uffs gunstigst und geneygtist nicht on mysßfallen des gemuts mit mir gehandelt und begert, seyner [erwi]rd schrifft, die er derselben sachen halben an e. c. g. thun wolt, die ich auch hiemit e. c. g. schicke, bestellen wolt, ir zubehendigen. Es ist in vil consistorien von des genandten brudern Martini position, wenung und neuerung und seinen buchern, auch den irthumben dero, so es mit im halten, gehandelt worden, wie dieselben irthumb gerichtlich zuverwerffen und verdammen weren. Dann man hat es dafur geacht, es mocht dem ferner durch inen angesteckt on ergernusß und ferlickeit der selen in ander wege nicht bequemer begegent werden. Demnach ich von wegen meyner untertenigen wolmeinung e. c. g. hiemit unterteniglich wil erinnert haben, in diser sachen ires hochrumlichsten und cristlichsten haus uffs hochst gewar zunemen und nicht gestaten durch Martinum, wenn er anhube, andere dann cristliche meinung zuhaben, als man sagt, ungeert und beruchtigt werden, oder aber euer c. g. wie sie von etlichen in Rom beschuldigt wirt, die maln der ungotpforcht und ungute auflegen. Den Martinum und seine opinion und wenung lob ich noch verdamm ich, bin sie auch zuversteen nicht ser sorgfeldig gewest. Doch wirt e. c. g. geczimen, sich in diser sachen ein solchen fursten zu ertzeigen, das sie nicht geacht werd, durch ir verhelung ursach geben haben eynes irthumbs in der cristenheit, von welcher sachen ich mich referir und zteuch auf des erwirdigsten hern cardinals brief, dorvon merer vermeldung 1073 ⁹ ¹⁰ ¹¹ ¹²

Bitte um Änderung einer bereits genehmigten Supplik. Konzept einer Urkunde. Kard. Raffaele Riario von San Giorgio in Velabro in Rom. Kf. Ernst von Sachsen.

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thuend. [3] Auch mein arbeyt und dienst, des e. c. g. in iren eigen und den iren sachen begert, wolt ich e. c. g. von mir selbst anbieten, wenn ich nicht dem hochwirdigsten und durchlauchtigsten hern cardinal von Meintz¹³, von dem ich im vergangen jar gin Rom geschickt bin und durch des besoldung ich mich erhalt, bewandt were. Dennoch will ich, soviel mir getzimen wirt und e. c. g. sachen sich miteinander leiden werden, mich mit allem vleis also ertzeigen, das e. c. g. an mir nicht mangel haben soll. Welcher e. c. g. ich mich aufs demutigst befil, die sich ufs seligst gehab.

1074 Altenburg, 24. Mai 1520 (Donnerstag nach Exaudi) Conrad Rupsch an Kf. Friedrich [1] Conrad Rupsch, [kursächsischer Hofkapellmeister], teilt Kf. Friedrich mit, dass sich in seiner Torgauer Unterkunft zwei wittenburgische bucher befinden, in denen alles Notwendige über den Gesang geschrieben ist. [2] Gangolf [Pistoris?] in Wittenberg soll nun, möglicherweise auf kfl. Befehl, vorhaben, diese Bücher erneut zu schreiben, was einen unnötigen Aufwand bedeutet. [3] Da Rupsch nicht weiß, ob Kf. Friedrich Kenntnis von den in Torgau befindlichen Büchern hat, weist er auf diese hin und erwartet weitere Befehle des Kf. A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Ii 98, fol. 1rv (Ausfertigung).

1075 Wittenberg, 2. Juni 1520 (Sonnabend im Pfingsten) Rektor [Peter Burckhard], Magister und Doktoren der Universität Wittenberg an Kf. Friedrich [1] Rektor, Magister und Doktoren der Universität Wittenberg berichten Kf. Friedrich, dass durch den Tod des [Johannes] Aesticampianus dessen Kanonikat und Präbende [am Georgenstift] zu Altenburg frei geworden ist. Der Kf. ist Patron und Lehnsherr dieser Pfründe. [2] Da Kf. Friedrich für diejenigen Universitätsmitglieder besonders sorgen will, die sich in Lebenswandel und Lehre auszeichnen, bitten Rektor, Magister und Doktoren den Kf., die geistliche Stelle Balthasar [Fabricius] aus Vacha zu verleihen, damit dieser zum stande komme und dem Kf. sowie vor allem Gott treu dienen kann. Sie loben das ehrbare Verhalten und den Fleiß des [Fabricius], der seit deren Gründung der Universität Wittenberg angehört. Sie und auch [Fabricius] werden für den Kf. beten und bitten um eine gnädige Antwort. A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Kk 9, fol. 1rv (Ausfertigung).

1073 ¹³ Kard. Albrecht, Ebf. von Mainz.

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1076 Wittenberg, 9. Juni 1520 (Samstag nach Corpus Christi) Rektor [Peter Burckhard], Magister und Doktoren der Universität Wittenberg an Kf. Friedrich [1] Rektor, Magister und Doktoren der Universität Wittenberg bedanken sich bei Kf. Friedrich, dass er auf ihre Bitte [Nr. 1075] hin [Balthasar Fabricius] aus Vacha für die Präbende [am Georgenstift] zu Altenburg, die seit dem Tod des [Johannes] Aesticampianus vakant ist, präsentiert hat. Da [Fabricius] jedoch befürchtet, dass er wegen einer schweren Erkrankung die Präbende nur wenig nutzen kann, hat er sie dem Kf. wieder zurückgegeben. [2] Rektor, Magister und Doktoren bitten daher Kf. Friedrich, die Präbende Simon [Stein] aus Penig zu übertragen, der an der Universität Wittenberg vor vielen Jahren die Grade eines Magisters, Lizentiaten und Doktors [der Medizin] erwarb sowie das Rektorenamt innehatte und immer einen guten Lebenswandel aufwies. A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. O 502, fol. 1rv (Ausfertigung).

1077 Dresden, 10. Juni 1520 (Sonntag nach Corporis Christi) Hz. Georg von Sachsen an Kf. Friedrich und Hz. Johann [1] Hz. Georg von Sachsen erhielt den Brief Kf. Friedrichs und Hz. Johanns mit dem beigelegten Schreiben der Brüder von Saalhausen, das an Friedrich, Johann und Georg gerichtet war. Die Brüder baten darum, dass sie einem fsl. Gericht ihren Fall vortragen dürfen, nachdem sie von Bf. [Johann VII.] von Meißen wegen ihrer Güter und des Kaufgeschäfts mit dem Domstift vorgeladen wurden. Kf. Friedrich und Hz. Johann schlugen daraufhin Hz. Georg vor, in der Sache abzuwarten und ihren Räten zu befehlen, sich am Ende des jetzigen Oberhofgerichts zu verständigen. [2] Hz. Georg berichtet, dass der Bf. von Meißen sich bereits an ihn als geordente[n] richter derer von Saalhausen gewandt und um Akzeptanz einer gerichtlichen Vorladung gebeten hat. Hz. Georg entsprach dieser Bitte, weil er das Verfahren für rechtmäßig hielt. [3] Hz. Georg wird seinen Räten befehlen, mit den Räten Kf. Friedrichs und Hz. Johanns über die Klage zu reden. A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. B 1074, fol. 2rv (Ausfertigung).

1078 Altenburg, 26. Juni 1520 (Dienstag nach Johannis baptiste) Conrad Rupsch an Kf. Friedrich [1] Conrad Rupsch berichtet Kf. Friedrich über den Zustand der Kantorei. Er sorgt sich, dass die Knaben in den Stimmbruch geraten, und er ist bereit, drei Knaben im Auftrag des Kf. zu entsenden, wofür er um das notwendige Geld bittet. [2] Der Tenor Balthasar soll wegen seiner Unfähigkeit entlassen werden. [3] Rupsch hat den Wunsch des Kf.

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vernommen, dass unter den Tenören ein Priester sein soll. Da der Kf. über wenige Tenöre verfügt, wäre es nötig, einen oder drei neue anzustellen. [4] Die zwei neuen Bässe sind ebenfalls ungeschickt und müssten viel üben. Da es aber auch an Altisten mangelt, ist dies nicht möglich. [5] Den Knaben fehlt es an der notwendigen Kleidung. Rupsch bittet den Kf., diese kaufen zu lassen. [6] Von dem Diener der Wittenberger Doktoren Wolfgang [Stähelin] und Christian [Beyer] hat Rupsch erfahren, dass es in Wittenberg einen guten Altisten in der Kantorei geben soll. Er bittet den Kf., deshalb an Paul Knod zu schreiben, der sich nach dem Altisten erkundigen und diesen nach Altenburg schicken soll. [7] Falls der Kf. die Kantorei mit auf den nächsten Reichstag nehmen will, ist es nötig, dass die Mitglieder zusammenkommen und üben. A

LATh – StA Altenburg, Landesregierung, 4251, fol. 88r–89v (Ausfertigung).

1079 Lochau, 30. Juni 1520 (postridie sanctorum apostolorum Petri et Pauli) Kf. Friedrich an Konrad Mutian [1] Kf. Friedrich entspricht der Bitte Konrad Mutians und genehmigt den Weggang Friedrich Hallers aus der Parochie Crossen. Der Kf. präsentiert für die vakante Stelle Jakob Sperber, der vom Kapitel des Allerheiligenstifts zu Wittenberg nominiert wurde. [2] Kf. Friedrich lässt Mutian wissen, dass ihm wegen der Präsentation schon reichlich gedankt wurde. Die Gebete und Bitten des Mutian für das Heilige Römische Reich nimmt Friedrich dankend an. Ed.

Briefwechsel Conradus Mutianus 2, S. 264, Nr. 592 (Volltext, lateinisch).

1080 Wittenberg, 2. Juli 1520 (Montag Visitationis Marie virginis) Kf. Friedrich an Dekan [Nikolaus von Brösigke], Senior und Kapitel des Domstifts zu Brandenburg [1] Kf. Friedrich berichtet Dekan [Nikolaus von Brösigke], Senior und Kapitel des Domstifts zu Brandenburg über ein Schreiben von Matthes von Noppen. Darin teilte Noppen dem Kf. mit, dass zwischen ihm und dem Domstift zu Brandenburg Unstimmigkeiten über den Kauf einer Mühle zu Fredersdorf bestehen. Noppen bat Kf. Friedrich, den Fall zu prüfen, weil das Dorf und die Mühle in seinem Kurfürstentum liegen. Noppen ist bereit, sich durch den Kf. oder dessen Räte weisen zu lassen, wenn er unrecht gehandelt hat. [2] Weil das Dorf und die Mühle im Kurfürstentum [Sachsen] liegen, bittet Kf. Friedrich das Domstift, am 29. August Vertreter nach Wittenberg zu senden, um den Fall durch die kfl. Räte anhören und klären zu lassen. A Ed.

DStA Brandenburg, Domkapitel, 7636/4788, fol. 23rv (Ausfertigung). Regesten Domstiftsarchiv Brandenburg 2, S. 143f., Nr. 705 (Regest).

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Nr. 1081

1081 Casale Monferrato, 3. Juli 1520 (3. Julii) Urbanus de Serralonga an Kf. Friedrich [1] Urbanus de Serralonga berichtete Kf. Friedrich schriftlich von der Verleumdung des Kf. in Rom. [2] Den Grund für die Verleumdungen sieht Urbanus in der Haltung Martin Luthers, der immer heftiger gegen den Heiligen Stuhl vorgeht. Das Versprechen Kf. Friedrichs, dass er Luther aus Kursachsen vertreiben will, wenn dieser bei seiner Meinung bleibt, hat Urbanus an vielen Stellen dargelegt. Jetzt¹ ist in Rom eine Bulle [„Exsurge Domine“] gegen Luther ausgestellt worden, die ihm eine bestimmte Frist einräumt, seinen Irrtum zu erkennen. Urbanus bittet Kf. Friedrich, wegen Luther sein hohes Ansehen nicht zu beschädigen. [3] Zur Verhinderung der Folgen bittet Urbanus den Kf., dafür zu sorgen, dass Luther seinen Irrtum erkennt. Wenn er dies nicht tut, soll Kf. Friedrich dafür sorgen, dass Luther nicht nur aus Kursachsen vertrieben, sondern gesteinigt wird. Damit erfüllt Kf. Friedrich seine in Augsburg [1518] gegebene Zusage. [4] [Mgfn. Anna von Montferrat], ihr Sohn [Bonifacio] und ihre Töchter sind bei sehr guter Gesundheit und vertrauen sich der Unterstützung Kf. Friedrichs bei Kg. [Karl V.] an. [5] Neuigkeiten. FB Gotha, Chart. A 366, fol. 10r–11v (Ausfertigung, lateinisch). LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. N 5, fol. 6r–8v (Übersetzung, von Georg Spalatin). Cyprian: Nützliche Urkunden 2, S. 168–172 (Volltext, nach Überlieferung A); W² 15, Sp. 558–560, Nr. 195 (Volltext, Übersetzung nach Cyprian). Bem. Georg Spalatin schickte seine Übersetzung des Briefes nach dem 20. November 1520 an Kf. Friedrich [vgl. Nr. 1154]. Da diese Übersetzung noch nicht ediert vorliegt, während sich der Wortlaut des lateinischen Schreibens bei Cyprian finden lässt, wird die deutsche Fassung Spalatins (Überlieferung B) im Volltext wiedergegeben. A B Ed.

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[1] Durchlauchtigster hochgeborner churfurst, gnedigster herr, nach unterteniger demutiger und phlichtiger untergebung e. c. g. hab ich in vergangen tagen geschriben, das zu Rom ein gemein geschrey gewest ist, das der auditor oder verhorer der bebstlichen cammern² etlich der ungelimpflich declaration oder erleutterung wider dieselben e. c. g., also were sie ein warhafftiger feyndt des cristlichen namen, solt gemacht haben. Darob ich fast ser erschrocken, das mir auch wee thut und mich wunder nympt, das so schalckhafftigste meynung dem babst³ und benantem auditor angezceigt seint. So doch dem durchlauchtigsten haus zu Sachssen der gleichen auflegung nye haben zugemessen worden. [2] Ich zweifel ser, das alle berurte zuweissung und vil ergere sich erhoben von wegen des wirdigen vattern Martinus Luther doctors, der nit allein nicht die vergangene uberfarung bussen wellen, sondern mit stetem verharren verfert von dem bosen in das erger wider den heiligen bebstlichen stul. Ich weisß wol, das im unverborgen ist, das es beschwerlich ist, wider den stachel zutreten. Und das ist noch erger, das 1081 ¹ 15. Juni 1520. ² Wahrscheinlich Pietro Accolti. ³ Papst Leo X.

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er gemeinem geschrey nach solchs alles thue mit gunst e. c. g., welche beherczigen soll der beschlieslichen abrede gegen mir zumermaln gescheen, das so benanter Luther in solcher seiner bosen meinung verharreth, das so dann e. c. g. inen nicht allein nit wolte halte und leiden, sondern von iren gnaden gute und furstentumben genczlichen vertreben, und ich hab ein solch cristlich und heilig bedencken an vil enden angezceigt. Und als ich hor, so ist zu Rom an eynem follen bebstlichen consistorien oder gericht wider gedachten Luther ein bull beschlossen und gestelt, doch hochster gutickeit und gnaden gebrauchend. Als ich hor, ist in berurter bullen begriffen, das, so er inwendig einer zceit sein irthumb will erkennen, wider zu bebstlicher gnad genommen soll werden. Derhalben nach vleissiger betrachtung aller sachen und bevor bescheener erbietung dem erwirdigsten cardinal sant Sixten⁴, die zceit bey key. Mayt. loblicher gedechtnuß zu Augspurg legaten, und mir, bitt ich uffs demutigst, uff das aus sonderlichen gnaden e. c. g. aller cristlichster namen fast bekant, und ir so gute gutige und lobliche getete und geschicht, durch e. c. g. bescheen, nicht unterdruckt werden und ser unerlich were, das die nachreder und lugener wider die gebur, gerechtickeit und billickeit sich rumen solten in iren bosen wercken, sollen sie außgetilgt werden aus dem buch der lebendigen und neben den gerechten nicht geschriben werden. Und bruder Luther soll nicht sein ein ursach einer so grossen unere, itzo ist vil dings geredt und geschriben, als ich nicht zweifel gantz falsch, wider e. c. g. eren, gelimpff und guten leumbd. Darumb stee auf herr⁵, dann es ist ein zceit zu schweigen und ein zceit zureden, die so unrechte unterricht geben haben, sollen in die ewige vermaledeyung geben werden, und der Martinus soll nit lenger in seiner bosen meinung bleiben, und wenn man also thut, so wert es alles außgetilgt und ab sein. [3] Demnach alles das zuvorhuten, das darauß erwachssen mocht, bitt ich unterteniglich, e. c. g. welle darob sein, das doctor Martinus sich erkenne, so vil und grosse irthumb geubt, und das er welle sein ein frumer und getreuer son des hey. bebstlichen stuls. Und wenn doctor Martinus solchs abschlegt, das er nyrgent in e. c. g. landen enthalden werd, ja das er sodann nit allein vertriben, sondern auch mit steynen zu todt erworffen werd, domit daraus uberal das geschrey erwachsse, das e. c. g. solche leuth nicht welle beschutzen und handthaben, sondern ir zusage, zu Augspurg bescheen, erfullen. Das wirt mir lieber sein, dann wenn mir zcehen tausent reinisch gulden geschenckt werden. [4] Mein gnedige frau ist mitsampt irem son und iren tochtern in fast gutem gesundt und befeln sich allezeit in e. c. g. gnedige furderung zu irer gelegenheit bey key. Mayt. [5] In disen landen ist nichts von neuen zceitung dann allein von dern bundtnusß des konygs zu Franckreich⁶ mit dem konyg zu Engellandt⁷. Derhalben allenthalben auf beiden 1081 ⁴ ⁵ ⁶ ⁷

Kard. Thomas Cajetan. Ps 9,20 (Anspielung auf die Bannandrohungsbulle). Kg. Franz I. von Frankreich. Kg. Heinrich VIII. von England.

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seiten grosse rustung geschiedt. Man sagt von einer grossen schiffung und artelareyen der turcken, das dieselb obfaren soll, man weisß aber nit wohin. Die cristen seint uberal in sorgen, doch ist zcum teil ein gerucht, das im aufgang in des soldans⁸ landen sich erhoben haben ungehorsam und emporung wider die turcken und das ein neuer soldan geseczt sey. Das alle cristliche kryege in dieselbe land geen. Man sagt, das der herczog zu Sophoy⁹ soll des konygs von Portugall¹⁰ tochter eyne nemen. In disen landen ist allenthalben guter frid, und iczo will ich nicht mer schreiben, dann unterteniglich bitten, e. c. g. wollen, so ich ir zugefallen etwas thun mag, mir irem gar ermsten diener gebieten. So sie das thun werden, werden sie mein person mit meinem geringen vermugen uffs untertenigst berayth nach allem irem gefallen befinden, also werd ich glauben, das e. c. g. mein gnediglich gedenck, domit ich e. c. g. mich uffs untertenigst befel.

1082 Papst Leo X. an Kf. Friedrich

Rom, 8. Juli 1520 (die VIII. Julii)

[1] Papst Leo X. ermahnt Kf. Friedrich, dass eine Person, die etwas gegen das heilige Gesetz und die Schriften begeht, aus der Kirche verbannt werden muss, zumal, wenn Starrsinn und Trotz hinzukommen. Von Anfang an rief der Papst Gott und Kf. Friedrich als Zeugen seiner Erkenntnis über Martin Luther auf, der den Heiligen Stuhl hasst und so weit geht, dass er die Fundamente des wahren Glaubens erschüttert, die guten Sitten und die Seelen verdirbt sowie die Ordnung des christlichen Staates umwirft. Luthers Frevel wurde viel zu lang gestattet. Der Papst hofft aber, dass dies aus der Hoffnung zugelassen wurde, dass Luther bereut und das Ansehen Kf. Friedrichs nicht beschädigt wird. Öffentliche Gerüchte besagen, dass Luther dem Kf. lieb und willkommen ist und sich Luther über Gebühr auf den Schutz des Kf. verlässt. [2] Papst Leo X. erinnert Kf. Friedrich an seine Tugend, an das Vorbild seiner Vorfahren, die für den christlichen Glauben und den Heiligen Stuhl eintraten, sowie an sein Versprechen gegenüber dem päpstlichen Gesandten Kard. Thomas [Cajetan] von S. Sixti, dass er Luther nicht mehr begünstigt, wenn dieser durch den Apostolischen Stuhl verworfen wird. [3] Der Papst hätte gewünscht, dass sich Luther mit ihm aussöhnt, so war Kf. Friedrich Zeuge mehrfacher väterlicher Ermahnungen, Drohungen und Versprechungen. Nachdem aber alle Versuche fehlschlugen, sich der Teufel durch Luther im ganzen Reich behauptete und die Befürchtung aufkam, dass das eine kranke Schaf viele ansteckt, wurde nun zu einer heftigeren Arznei gegriffen. Nach Zusammenkunft und Beratung der Kardinäle im Konzil mit etlichen Gelehrten wurde eine päpstliche Bulle [„Exsurge Domine“] ausgestellt. [4] Papst Leo X. ordnet an, dass ein Exemplar der Bulle Kf. Friedrich überbracht wird, und fordert Kf. Friedrich auf, sein Wohlwollen Luther zu entziehen, wenn dieser die Gelegenheit zur Buße ausschlägt. Die Bulle des Papstes soll öffentlich angeschlagen und seine Anordnungen umgesetzt werden, 1081 ⁸ Sultan Selim I. ⁹ Hz. Karl III. von Savoyen. ¹⁰ Kg. Manuel I. von Portugal.

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da es sich dabei um jene Verwerfung Luthers und seiner Irrungen durch den Apostolischen Stuhl handelt, auf die Kf. Friedrich laut seiner Auskunft gewartet hat. [5] Die Irrtümer Luthers hätte Kf. Friedrich durch seine Klugheit bereits bemerken können: Luther strebt danach, die längst verurteilte Ketzerei der Waldenser, Hussiten und Böhmen zu erneuern, schlägt sich auf die Seite der Türken und will seiner eigenen Meinung unter Berufung auf Augustin mehr Glauben schenken als den Schriften der heiligen Lehrer, Konzilien und Päpste. Nachdem nun noch die Erklärung des Heiligen Stuhls hinzukommt, soll Kf. Friedrich dem Papst die Treue erweisen und sein Versprechen einlösen, um damit auch die Gerüchte gegen ihn zu zerstreuen und seine Tugend und sein öffentliches Ansehen zu behalten. Papst Leo X. erbittet dies nicht nur von Kf. Friedrich, sondern er fordert es im Namen Gottes und aufgrund der Tugend des Gehorsams. AA Vaticano, Arm. LXIV, 17, fol. 66r–67r (Abschrift, lateinisch). Dokumente zur Causa Lutheri 2, S. 434–437, Nr. 43 (Volltext, lateinisch); Balan: Monumenta Reformationis, S. 1–3, Nr. 1 (Volltext, lateinisch). Bem. Diese Bulle „Credere volumus“ wurde offenbar durch Hieronymus Aleander zu den Verhandlungen mit Kf. Friedrich nach Köln mitgenommen und diesem wohl auch übergeben oder zumindest vorgelegt [vgl. Nr. 1142]. Vom selben Tag, 8. Juli 1520, existiert eine weitere Bulle Leos X. an Kf. Friedrich [„Quod ad nos“, Nr. 1083], die über Johannes Eck an Hz. Johann gelangte [vgl. Nr. 1126].

A Ed.

1083 Papst Leo X. an Kf. Friedrich

Rom, 8. Juli 1520 (die VIII. Julii)

[1] Papst Leo X. hat vernommen, dass Kf. Friedrich aufgrund seiner Klugheit und seines christlichen Glaubens sowie entsprechend dem Vorbild seiner Vorfahren, die ein gutes Verhältnis zum Heiligen Stuhl pflegten, gegen das Vorhaben Martin Luthers war und ihm auch keine Hilfe gewährt oder Gunst bewiesen hat. Der Papst vermerkt dies mit Gefallen. Es sei weise, Luther nicht zu folgen, der die alten Ketzereien wiedererweckt und öffentlich Anhänger sucht. Luther legt die Heilige Schrift falsch aus, verdirbt Beichte und Buße und schlägt sich auf die Seite der Türken. Aus Hochmut äußerte und schrieb er öffentlich, dass er nur seiner eigenen Meinung Glauben schenken will und nicht den Schriften der heiligen Lehrer, den Dekreten, Konzilsbeschlüssen und Anordnungen der Päpste. Dieser Ketzer schadet Kf. Friedrich und der deutschen Nation. Aufgrund seiner Gottesfurcht willigte Kf. Friedrich in den Irrtum nicht ein, sondern widerstand ihm, wie viele Leute dem Papst und anderen mitteilten. [2] Da Papst Leo in der Hoffnung, dass Luther zur Bußfertigkeit kommt, fast zu lange Geduld hatte, soll nun energischer vorgegangen werden. Nach Zusammenkunft und Beratung des Konzils [der Kardinäle] und anderer erfahrener Männer stellte Papst Leo X. eine Bulle [„Exsurge Domine“] aus, von der in Rom Kopien angefertigt werden. Eine davon hat der Papst an Kf. Friedrich geschickt, damit er die Irrtümer erfährt. Luther soll ermahnt werden und Gelegenheit zur Buße erhalten. [3] Papst Leo X. fordert Kf. Friedrich auf, dass er, wenn Luther nach Ablauf der in der Bulle festgesetzten Frist noch auf seiner Meinung beharren sollte, ihn als verurteilten Ketzer gefangen nimmt und bis zur päpstlichen Reaktion in Haft hält.

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Dieses Vorgehen wird Kf. Friedrich die Anerkennung bei Gott und den Menschen sichern, weil er geholfen hat, die Ketzerei zu vernichten. FB Gotha, Chart. A 338, fol. 22r–23v (Abschrift, lateinisch). FB Gotha, Chart. A 338, fol. 117r–119v (Übersetzung, von Georg Spalatin). Wittenberger Lutherausgabe lat. II, fol. 51rv (Volltext, lateinisch); W² 15, Sp. 1405–1408, Nr. 439 (Volltext, Übersetzung). Bem. Diese Bulle „Quod ad nos“ gelangte durch Johannes Eck an Hz. Johann [vgl. Nr. 1126]. Vom selben Tag, 8. Juli 1520, existiert eine weitere Bulle Leos X. an Kf. Friedrich („Credere volumus“, Nr. 1082), die in den Unterlagen des Hieronymus Aleander überliefert wurde und daher offenbar durch Aleander zu den Verhandlungen mit Kf. Friedrich nach Köln mitgenommen wurde [vgl. Nr. 1142]. Da die Übersetzung Georg Spalatins noch nicht ediert vorliegt, wird Überlieferung B im Volltext wiedergegeben. A B Ed.

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[1] Geliebter son. Die selickeit und bebstlich benedeyung. Das an uns durch ser dapferer leut antzeigung gereicht hat, das deiner adelheit irer furtrefflichen clugheit und andacht gegen dem allerhochsten gott und seinen cristlichen glauben auch dem adel ires gemuts, geslecht und irer vorfordern nach, die alletzeit ein sonderlichen guten willen gegen gemeiner cristenheit und disen heiligen stul gehabt, das furnemen der sone der ungerechtickeit Martinus Luthers entgegen und wider gewest, im auch nye wider hulff noch gunst beweiseth habe, ist uns wunder annem¹ und gefellig gewest, und also das es unser meynung, so wir von deiner furnemen tugent gehabt, ser gemert hat. Wir wissen auch bey uns nicht zubeschliessen, ob es mit merer weissheit oder aber gotfforcht von dir bescheen sey. Wann das ist ein sonderliche weissheit gewest, das sie sich enthalden hat des unsinnigen menschen, der sich der sachen untersteeth, die sich in keyn weg seinem stand, der do der demut ist, geburen, durch ergeitz die alden ketzerey der Weldner², der Hussen³, der Behem⁴, so von der gantzen cristlichen kirchen verdammeth seint, erwecketh, die gunst und anhang des folcks offentlich sucht, ursachen zusundigen, den slechten gemuten mit seinen verkerten auslegung der schrifft gibt, das meyl[ig] bandt der reynickeit und unschuld, die beicht und die reu des hertzen mit uncristlichen worten umbkert, der den turcken zulegt, der die peyn der ketzer beweynt, der entlich die hochsten ding mit den nidersten vermengt und mischeth. Und als einer nicht von Christo, sondern vom sathanas geschicketh und abgefertigt, in so grossen homut und unsynnickeit erwachssen ist, das er hat durffen offentlich sagen und schreiben, das er wider den schrifften der heiligen lerer noch den decreten und aussatzung der gemeinen concilien, noch der bebste gesetzen, sondern allein im selbst und seinen meinung und opinion glauben geben welle, dess sich waklich nye keyn ketzer unterwunden hat. Derhalben 1083 ¹ ² ³ ⁴

Angenehm. Waldenser. Hussiten. Böhmen.

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hat dein adelheyt dises pestilentze sehen, todtlichen und vergifften menschen gemeinschafft uffs allerweislichst verachtet, welcher, wie du zu achten hast, ein male und vercleynerung eurm alleredlistem haus, und die allergrost schandtmal teutsch nation zufugt, warlich disß ist folle gotfforcht gewest ist, das du wider in keynen so grosser irthumb bewilligt hast, sondern inen vil mer widerstanden hast, und du nye jemants ursach geben hast, von den alden, langwirigen und nu ob sovil hundert jaren unterhaltenen ordnung durch den heiligen geist des heiligen gemeinen cristlichen glaubens abzufallen. Welchs wir von dir angehort und, wie wir gesagt, durch viler antzeigung erfaren, nicht allein uns, sondern vilen ser grossen und dapfern leuten mitgeteylt, und dein adelheit mit wirdigem lob preysend in dem hern gott dancksagung gethun haben, das er hat wellen des boshafftigen und ubeltetigen menschen furnemen auch dise rigel furschieben. [2] Welchen als auch wir fast lang verduldeth hetten, diser meinung, das wir begerten, das er wider zu der busfertickeyt kome, als wider unser senfftmutickeit noch erinnerung geschafft und erregt und zubesorgen gewest, das nicht ein kranck schaf ein teyl des herren schafsstals verderbeth und anbruchig macheth, seint wir aus notturfft zu den hefftigen artzneyen kommen, demnach wir nach zusammenforderung des heiligen conciliums unserer wirdigen bruder und anderer in den heiligen rechten und aller gotlichen schrifft der allererfarensten menner. Nach vleissiger bedenckung und betrachtung der sachen haben wir endtlich mit vorgeung des heiligen geists, der in der massen sachen disen heiligen stul nye gelassen hat, ein decret gemacht mit bebstlichen buchstaben beschriben und mit eyner pleyenern bullen getzirt, in welchem schier aus untzellichen irthumben diser menschen irthumben sie nach einer ordnung haben befeln zuschreiben, deren etlich gantz ketzerisch seint, und den rechten glauben verkeren, etliche durch nachlass und auflosung der bande des gehorsams, der messickeit und demut bey den slechten gemuten, die leut zu aller ergernusß und ubeltath bewegen. Dann die er durch die gallen des unrechten hasß bewegt wider disen heiligen stul außgespeyeth hat, soll gottes und nicht unser urteyl seyn, welcher schrifft copeyen in unser wirdigen stat gedruckt wir deiner adelheit zugeschickt haben, uff das sie nach erfarung der irthumben des dieners des sathanas inen, erstlich wie in demselben schreiben bebstlicher gute nach geschriben, erinnern und ermanen wolte, nach hinlegung des geists der hoffart und des ungehorsams zu der gesundtheit und weisheit widerkommen und gottes und unser gute und senfftmutickeit mit offenbarer verlangnung der uncristlichen irthumb erfaren. [3] So er aber in der unsynnickeit verharreth nach außgang des termyns oder frist in demselben brief begriffen, dein adelheit inen als ein declarirten und vorurteilten ketzer, sovil in irem gewalt und vermogen ist, sorg und vleis furwende und hab zufaen, und also gefangen bis auf unser anregen und ansuchen zuverwaren. Daran dein adelheyt dem scheinbarn anfang irer tugent ein ser gleichen ausgang und

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endtschafft geben wirt, auch nicht ein geringe schandtmal von der scheinbarckeit des geslechts und der nation weisen und treiben, und disß hoh lob und preyß bey gott und den menschen verdienen wirt, das durch das zuthun und gotfforcht deiner adelheyt der aufgeend brandt der verkerten ketzerey von dem scheyn und glantz des rechten cristlichen glaubens und dem hauffen der glaubigen abgewendeth und gelescht sey.

1084 Lochau, 10. Juli 1520 (die X. mensis Julii) Kf. Friedrich an Kard. Raffaele [Riario] → 1048 [1] Kf. Friedrich teilt Kard. [Riario] mit, dass er dessen Schreiben [Nr. 1048] vom 3. April am 6. Juli¹ erhalten hat. Der Kf. vernahm wohlwollend, dass [Riario] noch an den Vater Friedrichs, Kf. Ernst von Sachsen, denkt. Kf. Friedrich ist dem Kard. wohlgesonnen. [2] Kf. Friedrich hat nicht gern gehört, dass [Riario] Beschwernisse widerfahren sind. [3] Kf. Friedrich vernahm die Aussagen Kard. [Riarios] über Martin Luther aus dem Brief des Kard. und entgegnet darauf, dass er stets der Kirche gehorsam ist und niemals die Schriften oder Predigten Luthers verteidigt hat, wie er auch Kard. [Thomas Cajetan] von S. Sixti und dem päpstlichen Nuntius Karl von Miltitz schriftlich und mündlich berichtete.² [4] Luther hat angeboten, wenn er freies Geleit erhält, vor unparteiischen Richtern seine Lehre zu verteidigen und sich weisen zu lassen, wenn er aus der Heiligen Schrift eines Besseren belehrt wird. Kf. Friedrich hat gehört, dass als Kommissar sein Freund (amicus meus), der Ebf. [Richard] von Trier, bestellt wurde. Er zweifelt nicht, dass sich Luther auf dessen Erfordern gehorsam zeigt. [5] Aus diesen Gründen kann niemand Kf. Friedrich in dieser Angelegenheit beschuldigen. Friedrich würde es sehr bedauern, wenn zu seiner Zeit Glaubensirrtümer verbreitet werden, umso mehr, wenn er selbst daran beteiligt wäre. Kard. [Riario] soll den Brief Kf. Friedrichs freundlich aufnehmen. A B

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. N 10, fol. 8r–9v (Konzept, lateinisch, von Georg Spalatin, Orts- und Datumsangabe: Lochau, 10. Juli 1520). LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. N 10, fol. 10r–11v (Konzept, deutsch, von Kanzleischreiber, Orts- und Datumsangabe: Lochau, 15. Juli 1520, Kanzleivermerk von Georg Spalatin: „die teutsch meinung der antwort uff des cardinals sancti Georgii von doctor Martinus wegen etc. 1520“).

1084 ¹ Nach Überlieferung A. Überlieferung B gibt hingegen den 7. Juli an, Kalkoff fälschlich den 1. Juli. Martin Luther teilte am 9. Juli 1520 Georg Spalatin mit, dass er die Briefe von Kard. Riario und von Valentin von Teutleben [Nr. 1073] gelesen hat, und reagierte darauf (WA.Br 2, S. 134–136, Nr. 309, lateinisch, W² 15, Sp. 1408–1411, Nr. 440, Übersetzung). Die Anregungen Luthers flossen in die kfl. Antwortschreiben an Riario und an Teutleben [Nr. 1085] ein. ² Vgl. Nr. 796, Nr. 819 und Nr. 904.

Nr. 1085

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Kalkoff: Zu Luthers römischem Prozess, S. 593f., Nr. 3 (Volltext, nach Überlieferung A); Kalkoff: Zu Luthers römischem Prozess, S. 456 Anm. 1, 594 (Teiledition, nach Überlieferung B); Wittenberger Lutherausgabe lat. I, fol. 227v–228r (Volltext, lateinisch, mit falscher Orts- und Datumsangabe: Augsburg, 5. August 1518, anderer Wortlaut als Überlieferung A und B); Jenaer Lutherausgabe dt. 1, fol. 132rv (Volltext, deutsch, mit falscher Orts- und Datumsangabe: Augsburg, 5. August 1518, anderer Wortlaut als Überlieferung A und B); W² 15, Sp. 440f., Nr. 155 (Volltext, deutsch, Orts- und Datumsangabe: Lochau, 10. Juli 1520, nach Wittenberger und Jenaer Lutherausgabe). Bem. Zur Datierung: Kurz nach Eintreffen des Schreibens [Nr. 1048] Kard. [Riarios] an Kf. Friedrich am 6. bzw. 7. Juli wurden am 10. Juli ein Antwortschreiben durch Georg Spalatin in lateinischer Sprache aufgesetzt sowie am 15. Juli eine deutsche Fassung angefertigt. Eine Ausfertigung des Schreibens liegt nicht vor. Laut WA.Br 2, S. 136 Anm. 1 datiert die endgültige Fassung des Antwortschreibens Kf. Friedrichs an [Riario] vom 5. August 1520. Ed.

1085 Kf. Friedrich an Valentin von Teutleben

Lochau, 10. Juli 1520 (die X. Julii)

→ 1073 [1] Kf. Friedrich hat den Brief [Nr. 1073] Valentins von Teutleben am 6. Juli¹ erhalten und ist erfreut über dessen Bemühungen und Erfolg in der Angelegenheit der Präzeptorei Lichtenberg. Teutleben soll auch weiterhin sein Bestes geben, damit die Sache zu einem guten Abschluss gebracht wird. [2] Die Darstellung Teutlebens, dass Kf. Friedrich mit seinen Anliegen bei Papst [Leo X.] Schwierigkeiten hat wegen Martin Luthers Verhalten gegenüber dem Papst, der römischen Kirche und dem Kardinalskollegium, weist der Kf. zurück, wie auch das Gerücht, Friedrich würde Luther schützen. Kf. Friedrich hat Luthers Schriften und Predigten noch nie verteidigt und kann darüber auch nicht urteilen. [3] Kf. Friedrich weist darauf hin, dass die Lehren Luthers von vielen Gelehrten für christlich erachtet und anerkannt werden. Er stellt es Luther frei, seine Lehre selbst zu verteidigen, zumal dieser angeboten hat, sich vor einem päpstlichen Kommissar gegen Zusicherung von Geleit zu verantworten und zu widerrufen, sofern er eines Irrtums überführt wird [vgl. Nr. 812]. [4] Luther wollte sogar aus Kursachsen wegziehen, was durch Karl von Miltitz verhindert wurde [vgl. Nr. 989 und Nr. 990]. Miltitz war besorgt, dass Luther andernorts noch offener schreibt als in Kursachsen, wo er Rücksicht auf den Kf. und die Universität [Wittenberg] nehmen muss. Kf. Friedrich ist sich sicher, damit jeden Verdacht gegen seine Person zu entkräften. Es würde ihn sehr bekümmern, wenn unter seiner Regierung Irrtümer verbreitet werden, wie er auch an Kard. [Raffaele Riario] von San Giorgio geschrieben hat [Nr. 1084]. [5] Viele Leute sind der Ansicht, dass Luther gegen seinen Willen in die Disputationen über das Papsttum hineingezogen und vor allem von [Johannes] Eck provoziert wurde. Es ist zu befürchten, dass die Sache Luthers sich noch ausweitet und Aufruhr verursacht wird, wenn Luthers 1085 ¹ Nach Überlieferung A. Überlieferung B gibt hingegen den 7. Juli an. Martin Luther teilte am 9. Juli 1520 Georg Spalatin mit, dass er die Briefe von Valentin von Teutleben und von Kard. Riario [Nr. 1048] gelesen hat, und reagierte darauf (WA.Br 2, S. 134–136, Nr. 309, lateinisch, W² 15, Sp. 1408–1411, Nr. 440, Übersetzung). Die Anregungen Luthers flossen in die kfl. Antwortschreiben an Teutleben und an Riario [Nr. 1084] ein.

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Lösungsvorschlag abgelehnt und er ohne Beweise gebannt wird. Die Lehren Luthers sind bereits zu weit verbreitet. LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. N 9, fol. 7r–8v (Konzept, lateinisch, von Georg Spalatin, Orts- und Datumsangabe: Lochau, 10. Juli 1520). B LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. N 9, fol. 10r–11v (Konzept, deutsch, von Kanzleischreiber, Orts- und Datumsangabe: Lochau, 13. Juli 1520, Textverlust aufgrund leichter Beschädigung des Papiers, Kanzleivermerk von Georg Spalatin: „die teutsch meinung der antwort an doctor Valenten von Tetleben in und doctor Martinus sach. 1520“). Ed. Kalkoff: Zu Luthers römischem Prozess, S. 508f., 594–596, Nr. 4 (Volltext, nach Überlieferung A); Kalkoff: Zu Luthers römischem Prozess, S. 596 (Teiledition, nach Überlieferung B); Wittenberger Lutherausgabe lat. II, fol. 50rv (Volltext, lateinisch, mit falscher Orts- und Datumsangabe: Torgau, 1. April 1520, inhaltliche Unterschiede sowie anderer Wortlaut im Vergleich zu Überlieferung A und B); Jenaer Lutherausgabe dt. 1, fol. 226v–228r (Volltext, deutsch, mit falscher Orts- und Datumsangabe: Torgau, 1. April 1520, inhaltliche Unterschiede sowie anderer Wortlaut im Vergleich zu Überlieferung A und B); W² 15, Sp. 1401–1405, Nr. 438 (Volltext, deutsch, erschlossene Orts- und Datumsangabe: Torgau, 1. September 1520, nach Wittenberger und Jenaer Lutherausgabe). Bem. Kurz nach Eintreffen des Schreibens Valentins von Teutleben an Kf. Friedrich vom 20. Mai am 6. bzw. 7. Juli wurden ein Antwortschreiben am 10. Juli durch Georg Spalatin in lateinischer Sprache aufgesetzt sowie am 13. Juli eine deutsche Fassung angefertigt. Im ersten Abschnitt des Antwortschreibens wird auf das Eintreffen des Briefes Teutlebens und seine Bemühungen um die Präzeptorei Lichtenberg eingegangen. Beide Konzepte finden sich in Edition bei Kalkoff. Die Lutherausgaben des 16. Jahrhunderts bieten das Antwortschreiben Kf. Friedrichs an Teutleben in lateinischer und deutscher Sprache ohne den ersten Abschnitt zur Präzeptorei, mit einem anderen Wortlaut und der inhaltlichen Ergänzung, dass Luthers „Protestatio“/„Erbieten“ bereits im Druck ausgegangen ist. Nach Walch und WA 6, S. 474–483 erschien der Druck Ende August 1520. Daher lehnt Walch, der den kfl. Brief an Teutleben auf der Grundlage der Lutherausgaben in deutscher Sprache bietet, die Datierung auf den 1. April 1520 ab, vermutet einen Lesefehler und datiert das Stück auf den 1. September. Eine alternative zeitliche Einordnung bietet dagegen WA.Br 2, S. 136 Anm. 1 mit der Datierung auf den 1. August 1520. Eine Ausfertigung des Antwortschreibens Kf. Friedrichs an Teutleben liegt zwar nicht vor, dafür, dass es aber tatsächlich abgeschickt wurde, spricht wohl die Reaktion Spalatins auf den nächsten eintreffenden Brief Teutlebens vom 20. November 1520. Spalatin übersetzte den Brief für Kf. Friedrich und schickte ihm die Übersetzung mit dem ausdrücklichen Hinweis zu, dass Teutleben nur die Präzeptorei Lichtenberg thematisiert und nicht auch Luther: „Er [Teutleben] schreibt nit eyn eynigs wortlein von doctor Martinus sachen.“ [Nr. 1154 mit Anm. 1]. A

1086 Coburg, 11. Juli 1520 (Mittwoch nach Sankt Kilianstag) Hz. Johann an Hz. Georg von Sachsen [1] Hz. Johann wendet sich an Hz. Georg von Sachsen wegen der Verhandlungen in Weißensee in der Angelegenheit des Subsidiums,¹ über deren Inhalt Hz. Georg sicherlich 1086 ¹ Einem undatierten Schriftstück [vor 13. April 1520], wohl eine Protokollnotiz der [ernestinischen Räte], ist zu entnehmen, dass sich Dekan, Kapitel und Vikare des Marienstifts zu

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informiert ist.² Johann hat veranlasst, dass die beschlossene Appellation rasch ausgefertigt und nach Rom geschickt wird, um eine Inhibition (Verbot) zu erlangen. [2] Diese Inhibition, die täglich erwartet wird, ist noch nicht eingetroffen. Hz. Johann ist daher in Sorge, dass die Geistlichkeit aufgrund der fast abgelaufenen Frist sich gezwungen sieht, das Subsidium zu zahlen. [3] Er bittet Hz. Georg, seine Geistlichkeit anzuweisen, die Inhibition abzuwarten. Johann hat den Geistlichen seines Territoriums ebenfalls 1086

Eisenach über Aufwendungen für Reisen beklagten, die sie auf Aufforderung Kf. Friedrichs und Hz. Johanns wegen der Subsidienforderungen der Ebfe. [Jakob, Uriel und Albrecht] von Mainz in den letzten Jahren unternehmen mussten. Die Stiftsherren gaben zu bedenken, dass sie eine große Summe Geld vorstreckten, da sie der Meinung waren, dass auch die anderen Geistlichen in Eisenach und Umgebung an den Zahlungen beteiligt werden, was jedoch nicht geschah. Sie baten daher die [Räte], auf ihrem Treffen in Weißensee zu beraten, wie sie die ausgelegte Summe von den anderen Geistlichen zurückerhalten können. Weiterhin notierten die [Räte] Beschwerden von Dekan, Kapitel und Vikaren des Marienstifts über Kosten, Kostenverteilungen und weitere Probleme wegen des fsl. Befehls, dass die Geistlichen im Amt Eisenach Vertreter zum Treffen nach Weißensee senden sollen (LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Kk 352, fol. 1rv). ² Von den Verhandlungen in Weißensee sind von albertinischer Seite aus einige Schreiben überliefert. Am 2. April 1520 wandte sich Hz. Georg von Sachsen an Geistliche seines Territoriums. Er informierte sie über das gemeinsam mit Kf. Friedrich und Hz. Johann am 13. April geplante Rätetreffen in Weißensee und forderte sie auf, daran teilzunehmen. Weiterhin geht aus dem Konzept, das offenbar als Vorlage für mehrere Schreiben an verschiedene Empfänger diente, hervor, dass Donatus Groß und Dietrich von Witzleben als Räte in Weißensee teilnehmen sollten (SächsHStA Dresden, 10024 Geheimer Rat [Geheimes Archiv], Loc. 08954/21, fol. 70r). In einem undatierten Schreiben informierte Hz. Georg den Rat [Donatus Groß], dass er als gemeinsamer Gesandter Hz. Georgs, Kf. Friedrichs und Hz. Johanns zu den Verhandlungen geschickt wird (ebd., fol. 71r, Konzept). Am 18. April 1520 berichtete Donatus Groß dem albertinischen Hz. über die Verhandlungen in Weißensee. Neben ihm und Dietrich von Witzleben trafen am 13. April von Seiten der Geistlichkeit Abt [Petrus] des Zisterzienserklosters Pforta, der Abt des Benediktinerklosters Goseck, Abt [Johann] des Zisterzienserklosters Sittichenbach, Abt [Johannes] des Zisterzienserklosters Volkenroda sowie die Gesandten der Kapitel des [Stephansstifts] zu Salza, des [Stifts St. Justus und Clemens] zu Bibra und des [Kreuzstifts] zu Nordhausen ein. Da der ernestinische Rat Johann von der Sachsen zusammen mit Geistlichen kursächsischer Gebiete erst für den 14. April eine Vorladung erhalten hatte, musste die Beratung um einen Tag verschoben werden. Der Abt zu Goseck, dessen Kloster nicht zum Bistum Mainz gehört und der auch keine Lehen in diesem Bistum hat, sondern nur aus Gehorsam auf das Ausschreiben hin erschienen war, wurde vor den Besprechungen wieder nach Hause geschickt (ebd., fol. 73rv, Ausfertigung). Groß legte eine Abschrift eines Bedenkens bei, aus dem neben einer Darlegung der Meinung der Geistlichkeit die in Weißensee gefassten Beschlüsse mit detaillierten juristischen Begründungen hervorgehen, wie die im Schreiben vom 11. Juli 1520 von Hz. Johann erwähnte inhibicion. Diese sollte erlangt werden, damit Ebf. [Albrecht] von Mainz daran gehindert wird, ein Rechtsverfahren einzuleiten (procediren). Diese Beschlüsse verhandelten die Räte geheim und unterrichteten die Geistlichen nicht, da sie diese verdächtigten, die Ergebnisse weiterzutragen. Es wurde vorgeschlagen, dass die wettinischen Fürsten sich einschalten und nähere Erkundigungen durch Henning [Göde] einholen lassen (ebd., fol. 74r–75v, Abschrift). Ebenso befindet sich in der Akte ein Konzept eines Bedenkens, in dem ebenfalls zum Einholen einer inhibition in Rom geraten wird (ebd., fol. 72rv, Konzept).

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[zwischen 15. Juli und 6. August 1520]

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eine entsprechende Anweisung erteilt, damit die nachteilige einfurung verhindert wird. → 1094 A Ed.

SächsHStA Dresden, 10024 Geheimer Rat (Geheimes Archiv), Loc. 08954/21, fol. 56rv (Ausfertigung). ABKG 1, S. LXXXVIIf. Anm. 2 (Teiledition).

1087 Hz. Johann an den Rat zu Erfurt

[zwischen 15. Juli und 6. August 1520]

[1] Hz. Johann bestätigt dem Rat der Stadt Erfurt den Erhalt seines Schreibens [vom 15. Juli 1520, Nr. 1064 Anm. 1] mit dem Bericht vom Übergriff der Männer des Dorfes Großrudestedt auf die Männer des Dorfes, die dem Rat treu sind. Der Rat zu Erfurt erklärte, dass er wegen des Übergriffs diejenigen Männer belagerte, die dem Kapitel des Marienstifts zu Erfurt treu und gegen die ratstreuen Männer sind. Der Rat bat Hz. Johann, anderslautenden Berichten keinen Glauben zu schenken. [2] Bevor der Brief des Stadtrats eintraf, war bereits ein Gesandter des Kapitels bei Hz. Johann, der die Angelegenheit klarer berichtete als sie in dem Schreiben des Rats ausgeführt wird. Ein Mann habe einen anderen wegen einer Beleidigung mit einem Rechen verletzt. Der Vorfall stellt keinen Grund für den Rat dar, gegen die anderen Männer, die nicht beteiligt waren, vorzugehen. [3] Der Rat zu Erfurt soll in Anbetracht des Falls die Position des Kapitels überdenken sowie auch die Neigung Hz. Johanns und [Kf. Friedrichs], deren Vorfahren das Marienstift mit dem Dorf Großrudestedt ausgestattet hatten, was auch bestätigt wurde. Hinzu kommt dasjenige, was Hz. Johann und sein Bruder zwischen beiden Parteien vereinbarten. Da Hz. Johann und [Kf. Friedrich] weiteren Nachteil und Schaden verhindern sowie Einigkeit beim Zusammenleben und das gute Gedeihen fördern wollen, bitten sie den Rat zu Erfurt, gegenüber dem Täter keine Gewalt, sondern Recht zu üben. Die nicht beteiligten Männer sollen unbehelligt bleiben oder zumindest Bürgen übergeben werden, damit sie ihrer Arbeit zum Zweck des Nahrungserwerbs nachgehen können. Dann wollen Hz. Johann und [Kf. Friedrich] die Angelegenheit untersuchen und so klären lassen, dass keiner mehr Ursache zur Klage hat.¹ A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. G 297, fol. 54r–55v (Konzept).

1087 ¹ Am 6. August 1520 antwortete der Rat der Stadt Erfurt auf das Schreiben Hz. Johanns. Mit Blick auf den Bericht des Kapitels bat er Hz. Johann, sich die Darstellung des Stadtrats von den hzl. Räten, die sich in Jena zu Verhandlungen mit den Gesandten des Erfurter Rats trafen, berichten zu lassen. Der Stadtrat bat Hz. Johann, ihm Glauben zu schenken, dass er zu Recht gegen den Täter und andere abtrünnige Männer zu Großrudestedt vorgeht, und darum, dass Hz. Johann dem Stadtrat als sein Landesfürst, Schutz- und Lehnsherr gewogen bleibt (LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. G 297, fol. 56rv, Ausfertigung).

Nr. 1088

1088 Papst Leo X. an Kf. Friedrich

17. Juli 1520

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Rom, 17. Juli 1520 (die XVII. Julii)

[1] Papst Leo X. teilt Kf. Friedrich mit, dass er Hieronymus Aleander und Johannes Eck zu Kf. Friedrich und anderen Fürsten und Prälaten des Reichs gesandt hat. Die Gesandten sollen mithilfe der Fürsten die Ketzerei Martin Luthers bekämpfen, welche der Papst verdammt hat, obwohl das nicht notwendig gewesen wäre, da sie sich offen gegen den katholischen Glauben richtet. Martin Luther als Urheber soll zur Buße gebracht oder aber angemessen bestraft werden, wie es auch die zuvor übersandte Bulle [„Exsurge Domine“] vorsieht. [2] Wenn der Kf. den eigenen Nutzen dem Gemeinwohl unterordnet und bei der Reinigung des Glaubens hilft, wird dies seinen Ruhm mehren und seiner Familie zu größerem Ansehen verhelfen. Der Kf. soll deshalb Aleander und Eck oder einen der beiden wohlwollend anhören und mit aller Kraft und Mühe bei der Ausrottung der Ketzerei unterstützen. A Ed.

LATh – StA Gotha, Geheimes Archiv, QQ 1 (Mond) 70, unfol., 1 Bl. (Ausfertigung, Pergament, lateinisch). Cyprian: Nützliche Urkunden 2, S. 173–175 (Volltext); W² 15, Sp. 1610f., Nr. 482 (Volltext, Übersetzung, nach Cyprian).

1089 17. Juli 1520 (Dienstag nach Margarete) Fabian von Feilitzsch an Kf. Friedrich [1] Fabian von Feilitzsch teilt Kf. Friedrich mit, dass Georg Metzsch ihn schriftlich um Unterstützung in folgender Sache gebeten hat: Mit Empfehlungsschreiben ausgestattet, ersucht sein Sohn, Konrad Metzsch, den Kf., dass er eine Stelle von den kfl. begnadungen prima preceß erhält, die im Zusammenhang mit der Krönung Kg. [Karls V.] stehen. [2] Obwohl Fabian von Feilitzsch nicht weiß, wie der Stand dieser Sache ist, will er doch Georg Metzsch sein Anliegen nicht abschlagen und bittet daher Kf. Friedrich, wenn möglich, Konrad Metzsch eine gnädige Antwort auf sein Ansuchen zu geben. A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Gg 1874, unfol., 1 Bl. (Ausfertigung).

1090 Halle, 18. Juli 1520 (Mittwoch nach Divisionis apostolorum) Kard. Albrecht an Kf. Friedrich und Hz. Johann [1] Kard. Albrecht teilt Kf. Friedrich und Hz. Johann mit, dass er in wenigen Tagen aus Halle aufbrechen und in das Erzstift Mainz ziehen will. [2] Albrecht ist vermutlich länger abwesend. Daher bittet er Friedrich und Johann, dass er ihnen für die Zeit seiner Abwesenheit die Stifte Magdeburg und Halberstadt anvertrauen kann. Friedrich und

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21. Juli 1520

Nr. 1091

Johann sollen Land und Leuten in ihren Anliegen Beistand leisten und freundliche Nachbarschaft erzeigen. → 1092 A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Cc 14, fol. 1rv (Ausfertigung).

1091 Wittenberg, 21. Juli 1520 (Sonnabend nach Alexii) Christoph Blanck an Kf. Friedrich [1] Christoph Blanck, Dekan des Kleinen Chors des Allerheiligenstifts zu Wittenberg, erinnert Kf. Friedrich an seine bereits mehrmals vorgetragenen Klagen über Johann und Georg Löser zu Trebitz, die Willkür mit den armen Leuten in Schnellin, den Dienstund Zinsleuten des Kleinen Chors, treiben. [2] Der Kf. hatte Gregor Burger, Schosser zu Wittenberg, befohlen, Johann und Georg Löser sowie die Leute aus Schnellin zu verhören und ihren Streit beizulegen. Burger lud die Parteien vor, die jedoch keine Folge leisteten. Wie Blanck glaubhaft berichtet wurde, verkündeten Johann und Georg Löser öffentlich, dass sie alle Briefe des Schossers zerreißen und missachten würden. Außerdem hätten sie den Leuten aus Schnellin unter Androhung der Vertreibung von ihren Gütern verboten, der Vorladung Folge zu leisten und zu klagen. Die Löser handeln entgegen ihrer Verschreibung [vgl. Nr. 487] und zum Nachteil des Kleinen Chors. Christoph Blanck glaubte anfangs Anton Niemegk und einem Gunstbrief der kfl. Kanzlei, dass die Löser vertrauenswürdig sind. Blanck vertraute darauf, dass Niemegk in diesen Dingen Erfahrung hat, zumal er dem Kf. eidlich verpflichtet ist, nur zum Besten der kfl. Stiftung zu handeln. Nun erfuhr Blanck, dass Johann und Georg Löser keiner Obrigkeit gehorsam sein wollen, den Befehl des Kf., die kfl. Komissare sowie die geistliche Gerichtsbarkeit verachten, die armen Leute tyrannisieren und planen, das Dorf Schnellin zum Nachteil des Kleinen Chors und anderer zu verwüsten. [3] Er bittet daher Kf. Friedrich, gegen den Mutwillen von Johann und Georg Löser vorzugehen und dafür zu sorgen, dass diese die Leute zu Schnellin nicht weiter beschweren. Er fürchtet sonst nicht wiedergutzumachenden Schaden für den Kleinen Chor. Blanck bittet um Entschuldigung für sein häufiges Schreiben in der Angelegenheit. A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. O 256, fol. 1r–2v (Ausfertigung).

1092 Hz. Johann an Kard. [Albrecht]

[Coburg], [22. oder 23. Juli 1520]

→ 1090 [1] Hz. Johann bestätigt Kard. [Albrecht] den Empfang seines Briefes [Nr. 1090] an Kf. Friedrich und an ihn, den er als erster Empfänger geöffnet hat. Johann wird den Brief mit der Information [Albrechts] über seine Abwesenheit und der Bitte, seine Stifte Magdeburg und Halberstadt in Schutz zu nehmen, unverzüglich an seinen Bruder weiterleiten. Johann zweifelt nicht daran, dass, wenn der Statthalter [Albrechts] das Anliegen

Nr. 1093

23. Juli 1520

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Friedrich vorbringt, dieser genauso [zustimmend] reagiert wie Johann. [2] Hz. Johann erhielt ein zweites Schreiben Kard. [Albrechts] mit der Information, dass [Albrecht] am 30. Juli in Eisenach übernachten möchte, und der Bitte, ihn am selben Tag an der Grenze zwischen Eisenach und Salza [Langensalza] in Empfang nehmen zu lassen. Hz. Johann hat, der Bitte folgend, Geleit angeordnet, auch wenn aufgrund der Kürze der Zeit Fragen offenblieben. A LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Cc 14, fol. 2rv (Abschrift). Bem. Zur Datierung: Hz. Johann erhielt das Schreiben Kard. [Albrechts] am 22. Juli. Eine Abschrift seines Antwortschreibens an Kard. [Albrecht] schickte Hz. Johann am 23. Juli an Kf. Friedrich [vgl. Nr. 1093].

1093 Coburg, 23. Juli 1520 (Montag nach Sankt Maria Magdalenatag) Hz. Johann an Kf. Friedrich [1] Hz. Johann berichtet Kf. Friedrich, dass er gestern zwei Briefe Kard. [Albrechts], Ebf. von Mainz und Magdeburg, erhielt. Das erste Schreiben [Nr. 1090], das Johann in Abschrift beilegt, ist an sie beide adressiert und informiert darüber, dass [Albrecht] in wenigen Tagen nach Mainz aufbricht. Für die Zeit der Abwesenheit möchte [Albrecht] ihnen seine Stifte Magdeburg und Halberstadt, Land und Leute, anbefehlen. [2] Das zweite Schreiben ist nur an Johann gerichtet und enthält die Bitte [Albrechts] um Geleit durch das Kurfürstentum Sachsen ab der Grenze zwischen Eisenach und Salza [Langensalza]. Johann hat das Geleit bereits angeordnet und [Albrecht] geantwortet [Nr. 1092], wie Friedrich der mitgeschickten Abschrift entnehmen kann. [3] Johann hofft, dass Friedrich nicht darüber verärgert ist, dass er dem Kard. schon geantwortet hat. Da [Albrecht] in wenigen Tagen aufbrechen möchte, befürchtete Johann, dass er es als Unfreundlichkeit auffassen könnte, wenn er als Reaktion auf seine Schreiben keine Antwort, sondern nur die Aussage erhält, dass sich Johann zunächst mit Friedrich verständigt und ihm dann antwortet. A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Cc 14, fol. 3rv (Ausfertigung).

1094 Dresden, 23. Juli 1520 (Montag nach Marie Magdalene) [Hz. Georg von Sachsen] an Hz. Johann → 1086 [1] [Hz. Georg von Sachsen] hat das Schreiben [Nr. 1086] Hz. Johanns in der Angelegenheit des Subsidiums erhalten. Hz. Johann teilte ihm darin mit, dass er eine Appellation nach Rom geschickt hat, um eine Inhibition (Verbot) zu erlangen. Dieses Verbot ist noch nicht eingetroffen, daher befürchtete Johann, dass die Geistlichkeit sich gezwungen sieht, das Subsidium zu zahlen, und bat [Georg], den Geistlichen seines Territoriums zu befehlen, vor einer Zahlung die Inhibition abzuwarten. [2] Wenn [Hz. Georg] die Verhandlungen ihrer gemeinsamen Räte mit der Geistlichkeit in Weißensee [im April, vgl. Nr. 1086 Anm. 2] betrachtet, ist er der Meinung, dass die Geistlichen keine große Lust haben [sich zu widersetzen] und dass die Forderung des [Ebf. Albrecht] von Mainz

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28. Juli 1520

Nr. 1095

begründet ist. Anders wäre es, wenn die alte Gewohnheit, von der die Rede ist, bewiesen werden kann. Hierüber weiß Henning [Göde] Bescheid, bei dem man sich erkundigen soll. [3] Da [Hz. Georg] nicht weiß, wie es um das Gewohnheitsrecht steht und ob die Forderung des [Ebf.] von Mainz berechtigt und die Weigerung der Geistlichen unberechtigt ist, hat er Bedenken, gegenüber dem [Ebf.] so hart auf ihren Ansprüchen zu bestehen. [Hz. Georg] zweifelt nicht, dass Hz. Johann die Angelegenheit gut durchdacht hat, dennoch wollte er ihm seine Meinung mitteilen. [Georg] will sich über das weitere Vorgehen mit Johann verständigen. A Ed.

SächsHStA Dresden, 10024 Geheimer Rat (Geheimes Archiv), Loc. 08954/21, fol. 57rv (Konzept). ABKG 1, S. LXXXVIII Anm. 2 (Teiledition).

1095 [Naumburg], 28. Juli 1520 (Sonnabend nach Sankt Jakobstag) Der Rat zu Naumburg an Kf. Friedrich und Hz. Johann [1] Der Rat der Stadt Naumburg schickt Kf. Friedrich und Hz. Johann das Beschwerdeschreiben des Niethard Langenberg, Propst des Moritzstifts zu Naumburg. Der Propst brachte vor, dass er das Recht zur schafftrifft auf den Äckern und Gütern des Rats und der Bürger der Stadt Naumburg innehat und dass der Rat sich in dieser Sache mit einer frevelhaften oder gewaltsamen Tat gegen ihn und das Stift gewandt hatte. [2] Aus weiteren beiliegenden Schreiben zum Fall des Schaftriebs geht hervor, wie dieser nach der Klage des Propstes von den Räten Kf. Friedrichs und Hz. Johanns behandelt und welcher Kompromiss erzielt worden ist. Laut Urteil wurde dem Propst das Recht zum Schaftrieb aberkannt. [3] Der Rat zu Naumburg ersucht Kf. Friedrich und Hz. Johann, dass sie den Propst und seinen Konvent anweisen, den Schaftrieb einzustellen. Der Rat bittet um fsl. Schutz, damit dasjenige, das er auf rechtlichem Wege erreicht hat, beachtet wird, dann will er dem Propst und seinem Konvent willfährig sein. A

StadtA Naumburg, Kop. 1516–1520, fol. 354rv (Konzept).

1096 [Gerbstedt], 30. Juli 1520 (Montag nach Sankt Pantaleonis) Äbtissin [Margaretha von Königsfeld] und Konvent des Benediktinerinnenklosters Gerbstedt an Kf. Friedrich [1] Äbtissin und Konvent des Benediktinerinnenklosters Gerbstedt beklagen sich bei Kf. Friedrich, der ein Nachkomme der Stifter ihres Klosters ist, über die Gfen. von Mansfeld, die ihnen entgegen ihrer Fundation, Privilegien und Verschreibungen Beschwerungen auferlegen, welche die reformation und letztlich die Existenz des Klosters bedrohen. Sie übersenden dem Kf. Abschriften der Fundation und der Verschreibungen und zeigen nachfolgend ihre Beschwerden an. [2] Die Gfen. wollen ihnen einen Propst aufzwingen und verlangen Rechenschaft von ihnen, beides steht aber nur dem Bf. von Halberstadt zu. Der Propst soll im gfl. Auftrag von ihnen fordern, Heerwagen zu stellen und allerlei Fuhren zu verrichten, wovon sie aufgrund ihrer Privilegien befreit sind. Zudem maßen

Nr. 1097

3. August 1520

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sich die Gfen. Rechte über die Klosteruntertanen an, verwüsten die Äcker und Wälder und entziehen ihnen Flöße und Fähren über die Saale. Außerdem werden unwahre Gerüchte über das Kloster verbreitet sowie Rat und Beistand verwehrt. [3] Auf einem Verhandlungstag in Halberstadt haben die Nonnen dagegen geklagt und gebeten, die Einsetzung des Propstes und die Rechenschaftslegung auszusetzen und die Angelegenheit vor Kard. [Albrecht], Ebf. von Magdeburg und Mainz [und Administrator des Bistums Halberstadt], zu verhandeln. [4] Das diesbezügliche Schreiben Kf. Friedrichs an die Gfen. von Mansfeld blieb unbeantwortet und die Nonnen müssen nun dulden, dass ein armer Adliger [Hans von Roßbach] in ihrem Klosterhof eingesetzt wird, der ihnen nicht mit Rat und Nutzen beisteht, sondern sie nur schmäht. [5] Da die Nonnen des Klosters Fundation und Privilegien der Vorfahren Kf. Friedrichs behalten möchten, bitten sie den Kf., dass er sich bei Kard. [Albrecht] für sie einsetzt, sie in Schutz nimmt und den Gfen. von Mansfeld schreibt, dass diese sich mit dem zufriedengeben sollen, was die Nonnen pflichtgemäß leisten. [6] Außerdem bitten sie Kf. Friedrich, dass dieser Wolfgang Stähelin und Hieronymus [Schurff] als advocaten verordnet, die sich der Sache der Nonnen annehmen und ihnen Hilfe und Beistand leisten sollen. Der Kf. soll sich durch Gerüchte nicht zur Ungnade gegen das Kloster bewegen lassen. [7] Sollte der Kf. einen umfassenden Bericht benötigen und die besiegelte Fundation und Verschreibungen sehen wollen, werden sie ihm dies zukommen lassen. [8] Die Nonnen bitten um Antwort und wollen für den Kf. beten. → 1097 A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Kk 535, fol. 7rv (Ausfertigung).

1097 Lochau, 3. August 1520 (Freitag nach Vincula Sancti Petri) Kf. Friedrich an Äbtissin [Margaretha von Königsfeld] und Konvent des Benediktinerinnenklosters Gerbstedt → 1096 [1] Kf. Friedrich teilt Äbtissin und Konvent des Benediktinerinnenklosters Gerbstedt mit, dass er deren Brief [Nr. 1096], in dem sie sich über die Gfen. von Mansfeld beklagten, samt der Abschriften der Fundation und Privilegien des Klosters erhielt. [2] Kf. Friedrich hat dem Gesandten des Klosters seinen Bescheid in dieser Sache mitgeteilt, wie er ihnen berichten wird.¹ A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Kk 535, fol. 8rv (Konzept).

1097 ¹ Punkt [2] ist im Konzept nachträglich am Rand eingefügt. Der Gesandte sollte der Äbtissin Bericht erstatten und sie offenbar auffordern, Kf. Friedrich schriftlich mitzuteilen, ob sie in dem Fall weitere Verhandlungen möchte [vgl. Nr. 1098 Kanzleivermerk]. Gestrichen wurde dafür im Konzept ein längerer Abschnitt der ursprünglichen Reaktion Kf. Friedrichs auf das Anliegen der Nonnen: Kf. Friedrich zeigte sich bereit, im Sinne der Nonnen an Ebf. [Albrecht] von Mainz zu schreiben, hielt dies aber für wenig aussichtsreich, da [Albrecht] aus Magdeburg nach Mainz gezogen ist. Der Kf. wollte aber an Gf. Ernst von Mansfeld schreiben [Nr. 1098], diesem die Beschwerden der Nonnen anzeigen und ihn zur Ansetzung eines Verhandlungstags in dieser Angelegenheit auffordern. Zu diesem Tag wollte der Kf. selbst einen Gesandten schicken, der die Interessen des Klosters vertreten sollte. Den Nonnen wollte der Kf. mitteilen, was Gf. Ernst auf sein Schreiben hin antwortet.

370

3. August 1520

Nr. 1098

1098 Lochau, 3. August 1520 (Freitag nach Vincula Sancti Petri) Kf. Friedrich an Gf. Ernst von Mansfeld [1] Kf. Friedrich teilt Gf. Ernst von Mansfeld mit, dass sich Äbtissin [Margaretha von Königsfeld] und Konvent des Benediktinerinnenklosters Gerbstedt in einem Schreiben [Nr. 1096] bei ihm beklagt haben, weil sich die Nonnen durch die Gfen. von Mansfeld in ihren Rechten beeinträchtigt fühlen, etwa durch die Einsetzung eines Propstes sowie die Forderung von Rechenschaft und Wagendiensten gegenüber den Gfen. [2] Weil das Kloster von den Vorfahren Kf. Friedrichs Privilegien besitzt, die es gegen derartige Beschwerungen schützen, fordert er Gf. Ernst auf, einen Ort und einen Termin festzulegen, wo diese Angelegenheit verhandelt werden kann, damit einerseits das Kloster nicht entgegen den Privilegien und dem alten Herkommen beschwert wird und andererseits kein Abbruch an den Rechten der Gfen. geschieht. LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Kk 535, fol. 9r–10v (Konzept, Kanzleivermerk auf fol. 10v: „Ist nit ausgangen. Dy ebtissin sol weiter schreiben, ob ir leidlich, das hirynnen sol hanndlung sol furgenomen werden.“). Bem. Das Schreiben ist laut Kanzleivermerk nicht ausgefertigt worden. A

1099 Bamberg, 7. August 1520 (Dienstag Afre) Andreas Fuchs und Kapitel des Domstifts zu Bamberg an Kf. Friedrich [1] Dekan Andreas Fuchs und Kapitel des Domstifts zu Bamberg berichten Kf. Friedrich, dass sie Johann Dölsch als ihren Domprediger berufen haben. Der Amtsantritt soll zum 2. Februar 1521 erfolgen. [2] Dölsch hat ihnen nun mitgeteilt, dass er durch Kf. Friedrich ebenfalls belehnt worden ist, und zwar mit einem Kanonikat [am Allerheiligenstift] zu Wittenberg. Johann Dölsch hat den Dekan und das Kapitel zu Bamberg daher gebeten, sich bei dem Kf. dafür einzusetzen, dass er die Pfründe in Wittenberg für ein Jahr nach seinem Weggang behalten darf. Er will in diesem Jahr für die Bestellung der Pfründe sowie der dazugehörigen Lektur sorgen, als wäre er persönlich anwesend. [3] Dekan und Kapitel bitten Kf. Friedrich, dieser Bitte stattzugeben. A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Ll 863, fol. 1rv (Ausfertigung).

1100 Lochau, 11. August 1520 (Sonnabend nach Laurentii) Kf. Friedrich an das Kapitel [des Allerheiligenstifts] zu Wittenberg [1] Kf. Friedrich erhielt erneut eine Supplikation der [Walpurga] Landmann¹ wegen des Allerheiligenstifts zu Wittenberg, die er dem Kapitel mitsendet. [2] Kf. Friedrich 1100 ¹ Diese Supplikation schickte Martin Luther am 10. August 1520 an Georg Spalatin mit dem Hinweis, dass die Sache ein Ende nehmen wird, wenn Kf. Friedrich die Bittschrift annimmt (WA.Br 2, S. 165, Nr. 325, lateinisch, W² 21.1, Sp. 290f., Nr. 321, Übersetzung).

Nr. 1101

11. August 1520

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hat dem Kapitel in dieser Sache mehrmals geschrieben und mit ihm verhandeln lassen [Nr. 978 und Nr. 1004].² Landmann ist jedoch noch nicht zufriedengestellt. Daher wünscht Kf. Friedrich, dass sich das Kapitel der Angelegenheit erneut annimmt.³ A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Kk 1382, fol. 10rv (Konzept).

1101 Lochau, 11. August 1520 (Sonnabend nach Sankt Lorenztag) [Kf. Friedrich] an Abt Balthasar [Koswick] des Zisterzienserklosters Dobrilugk [1] [Kf. Friedrich] teilt Abt Balthasar des Zisterzienserklosters Dobrilugk mit, dass er dessen Schreiben wegen Bastian Krüger erhalten und es auch Krüger selbst zur Kenntnis gebracht hat. [2] Krüger hat daraufhin ein Schreiben an den [Kf.] gerichtet, welches [Friedrich] dem Abt anbei übersendet. Da Krüger eingewilligt hat, sich als Zeuge vernehmen zu lassen, soll der Abt für ordentliches Geleit, Verhör und Weiteres sorgen, damit der Fall rasch abgeschlossen und Krüger nicht über Gebühr beschwert wird. A Ed.

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Kk 288, fol. 5rv (Konzept). Urkundenbuch des Klosters Dobrilugk, S. 348, Nr. 547 (Regest mit Teiledition).

1102 Lochau, 13. August 1520 (Montag nach Sankt Lorenzentag) Kf. Friedrich an Hz. Johann [1] Kf. Friedrich bestätigt den Empfang eines Schreibens Hz. Johanns und teilt mit, dass [Hieronymus] Brunner nun zu Kg. [Karl V.] abgereist ist. Brunner war letztlich damit 1100 ² Bereits am 5. Februar 1520 schickte Martin Luther eine Bittschrift der Walpurga Landmann an Georg Spalatin. Luther schrieb, dass er sich bei den Stiftsherren vergeblich für Landmann verwandt hat, und betonte, dass ein Eingreifen des Kf. nötig ist, damit die Witwe nicht zur Bettlerin wird (WA.Br 2, S. 30–32, Nr. 249, lateinisch, W² 21.1, Sp. 226–228, Übersetzung). Am 18. Februar 1520 informierte Luther Spalatin, dass [Walpurga] Landmann nie einen Vormund hatte und das Haus aus freien Stücken dem Allerheiligenstift gab. Auch verhandelte Luther viel mit dem Propst [Henning Göde], der aber darauf beharrt, dass dasjenige, was Gott gegeben wurde, nicht zurückgegeben werden kann (WA.Br 2, S. 46f., Nr. 256, lateinisch, W² 21.1, Sp. 230–233, Nr. 264, Übersetzung). Wieder wandte sich Luther am 1. Mai 1520 wegen Walpurga Landmann an Spalatin (WA.Br 2, S. 95–97, Nr. 283, lateinisch, W² 21.1, Sp. 256f., Nr. 287, Übersetzung). ³ Der Streit wurde nicht zu einem einvernehmlichen Ende gebracht. Luther wandte sich deshalb am 23. August 1520 erneut an Spalatin und teilte ihm mit, dass seine Fürbitte offenbar nicht geholfen hat, da [Walpurga] Landmann außer Schmähungen keine Antwort [des Kapitels des Allerheiligenstifts zu Wittenberg] erhalten hat (WA.Br 2, S. 169f., Nr. 329, lateinisch, W² 15, Sp. 2493f., Nr. 57, Übersetzung).

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[vor 16. August 1520]

Nr. 1103

einverstanden, Hz. Johann diesmal nicht zu besuchen. [2] Das von Johann Erbetene kann Friedrich erst in Auftrag geben, wenn er wieder in Torgau ist. [3] Martin [Luthers] Bücher. [4] Friedrich kann die Tücher für Johann nicht abmalen lassen, will sie ihm aber zuschicken, wenn Johann wieder nach Weimar kommt. [5] Ochsen. [6] Dank für das Angebot Johanns wegen des Basthels¹. [7] Jagd. [8] Wetter. [9] Friedrich bekräftigt seine letzte Äußerung zur Erbhuldigung, die er auch [Hz. Georg von Sachsen] mitgeteilt hat. [10] Gemälde Lucas [Cranachs d. Ä.]. [11] Friedrich will morgen nach Wittenberg ziehen und seinen orlaub von allen liben heylligen nemen. A Ed.

5

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. N 17, fol. 2r–3v, ediert wird fol. 2r (Ausfertigung, eigh., zu eigenen Händen). Neues Urkundenbuch zur Kirchen-Reformation, S. 1f., Nr. 1 (Volltext).

[3] Doctor Martinus buchlein schicke ich e. l., ßo ffil ich der itzunder neuhe habe, er macht itz wider ayns, ßo bald das fertigk, wyl ich e. l., ab got wyl, auch schicken. Er had keynen passum drucken lassen. Ich besorge, syhe werden mir den münich vertreyben, dan syhe wellen in, alls man saget, bannen und alle, dye ime anhengick seyn. Got fuge eß zcum besthen. 1103 [Altenburg], [vor 16. August 1520] Propst [Johann von Kitzscher], Dekan [Konrad Gerhart], Senior und Kapitel des Georgenstifts zu Altenburg an Kf. Friedrich [1] Propst, Dekan, Senior und Kapitel des Georgenstifts zu Altenburg berichten Kf. Friedrich, dass sie die Botschaft vernommen haben, die ihnen Fabian von Feilitzsch im Namen des Kf. vorgebracht hat. Ebenso haben sie das Beschwerdeschreiben ihres mitbruders Veit Warbeck an den Kf. zur Kenntnis genommen. [2] Sie sind verwundert über die grundlosen Beschwerden Warbecks, der ebenso wie sie geschworen hat, Statuten, Satzungen und Gewohnheiten ihrer Kirche einzuhalten, und wollen den Kf. über die tatsächlichen Hintergründe der Angelegenheit informieren. So ist es seit der Stiftung der Kirche üblich, dass jeder nicht anwesende Stiftsherr und Vikar verpflichtet ist, einen Kaplan mit einer jährlichen Besoldung von fünf Schock und zwei Pfund Wachs zu unterhalten. Vielleicht wollten die kfl. Vorfahren als Stifter damit bewirken, dass die Anzahl der Geistlichen am Stift gleich bleibt und die Gottesdienste ordentlich gehalten werden. Die Stifter beurkundeten zudem, dass die beiden jüngsten Stiftsherren den Ministranten (chorlesern) jährlich zwei Schock geben müssen, was immer befolgt wurde. Daher wurde Veit Warbeck keine andere Last als den anderen auferlegt. Die Verpflichtung Warbecks aber, zum Jahrgedächtnis des Johann Beschwitz einen Schock und zum Fest Johannes ante portam latinam [6. Mai] 40 Groschen zu geben, hängt mit der Stiftung seiner Präbende zusammen. Für die meisten geistlichen Stellen wurden durch die Stifter oder deren Nachfolger (besserer) solche Zahlungen bestimmt, dies können die Stiftsherren nicht ändern, da sie die Einhaltung geschworen haben. [3] Falls Kf. Friedrich als Patron und Herr der Kirche Veit 1102 ¹ Gemeint ist wahrscheinlich Sebastian, der uneheliche Sohn Friedrichs.

Nr. 1103

[vor 16. August 1520]

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Warbeck entgegen dem alten Herkommen etwas nachlassen will, sind die Stiftsherren nicht dagegen. Sie bitten jedoch, dass sie selbst damit verschont werden, da sie es anders geschworen haben. Damit der Kf. erkennt, dass sie weder Warbeck noch jemand anderen geschädigt haben, übersenden sie die alten und neuen Statuten ihrer Kirche. Diese sollen zu nichts anderem als zur Ehre Gottes und zum Nutzen und Gedeihen der Kirche dienen. Falls Friedrich jedoch in den Statuten etwas missfällt, soll er es bereinigen. Die Stiftsherren handeln nicht eigennützig, sondern haben ihre Statuten nach der Kirche zu Meißen ausgerichtet, da es der päpstlich bestätigte Wille der Stifter war, die Georgenstiftskirche nach deren ebenbildt und gleichnis aufzurichten. Aus Berichten etlicher Domherren zu Meißen haben die Stiftsherren zu Altenburg entnommen, dass Kf. [Ernst von Sachsen] und [Hz. Albrecht von Sachsen] sowie Hz. Georg von Sachsen in Angelegenheiten der Kirche keinerlei Einwände erhoben oder Hindernisse in den Weg gelegt haben. Gleichwohl bitten sie Kf. Friedrich, ihnen anzuzeigen, welche Artikel ihrer Statuten sie einhalten sollen und welche nicht. Sie wollen dieser Weisung nachkommen. Zudem ersuchen sie den Kf., diejenigen Statuten, die er gutheißt, zu konfirmieren. [4] Propst, Dekan, Senior und Kapitel listen einige Punkte auf, die zur Klärung der neuen Statuten dienen sollen. Der erste Punkt betrifft die Nomination des Scholasters und Kantors. Es wird vorgeschlagen, da in diese Ämter in der Regel Personen gewählt werden, die bereits seit langer Zeit im Stift sind, die Kandidaten dem Amtmann oder Geleitsmann zu Altenburg zu nominieren und von diesem auch präsentieren zu lassen. Dadurch sollen mühevolle Reisen und Unkosten vermieden werden. Der letzte Scholaster, Johann von Haubitz, wurde entgegen dieser Regelung noch dem Kf. nominiert und auch von diesem präsentiert. Der zweite Punkt betrifft die Präbende Albrecht von Meckaus, die nach dessen Tod der Propstei zugeschlagen wurde. Dies geschah, weil die Propstei ein sehr geringes Einkommen hat, von dem ein Prälat ohne zusätzliche Lehen seinen Lebensunterhalt nicht bestreiten kann. Da mit dem Amt des Propstes tägliche Lasten und hohe Unkosten verbunden sind und durch diese Regelung Armut vermieden wird, halten die Stiftsherren die Neuerung zur besserung der Propstei für gut. Dem Kf. wird dadurch nichts entzogen, da er als Patron das Recht hat, die Propstei zu verleihen. Weiterhin teilen die Stiftsherren mit, dass sie die kappen gekauft haben, da die Kirche nur wenige Kleinodien besitzt. Der nächste Punkt behandelt die Kirchenfabrik. Die Stiftsherren rechtfertigen die Regelung, dass im zweiten Jahr eines neuen Stiftsherrn die Hälfte der Erträge [aus seiner Pfründe] sowie im ersten Jahr, in dem der Stiftsherr in Altenburg residiert, die Hälfte seiner Präsenzgelder in die Kirchenfabrik gehen sollen. Die Vorschrift wurde erlassen, da die Kirche nach Abzug der Ausgaben nur geringe Einnahmen in Höhe von 15 oder 20 Gulden jährlich hat. Die Stiftsherren bieten an, dem Kf. die Rechnungen der letzten zehn oder zwölf Jahre zuzuschicken, aus denen die finanziellen Probleme hervorgehen. Niemand ist bereit, der Kirche etwas ohne Gegenleistung, wie das Durchführen von Gedächtnisfeiern, zu geben. Bitten um Spenden sind zwecklos, da sie keine Testamentsstiftungen, Opfer oder Almosen vom Volk erwarten können. Daher müssen sie sich selber helfen, um ihre Kirche zu unterhalten. Propst, Dekan, Senior und Kapitel stellen es bei allen Punkten in das Ermessen des Kf., wie in Zukunft vorzugehen ist. A LATh – StA Altenburg, Landesregierung, 4251, fol. 91r–93v (Ausfertigung). Bem. Zur Datierung vgl. Nr. 1105.

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1104 Kf. Friedrich: Instruktion

[vor 16. August 1520]

Nr. 1104

[vor 16. August 1520]

[1] Kf. Friedrichs instruiert Fabian von Feilitzsch, welche Antwort er dem Kapitel des [Georgenstifts] zu Altenburg auf dessen Schreiben [Nr. 1103] in der Angelegenheit Veit Warbecks geben soll. [2] Feilitzsch wird beauftragt, das Missfallen Kf. Friedrichs über die Entscheidung des Kapitels, Warbeck keine Ermäßigungen zu gewähren, und über die Neuerungen in den Statuten zu übermitteln. [3] Kf. Friedrich zeigt Verständnis für die Beschwerde Warbecks, der sich an den Kf. als seinen Landesfürsten und Patron gewandt hat, und lässt das Kapitel ermahnen. A LATh – StA Altenburg, Landesregierung, 4251, fol. 94r–95v (Konzept). Bem. Zur Datierung vgl. Nr. 1105.

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[1] Von gots gnaden Fridrich etc. Was unnser rat und lieber getreuer Fabian von Feilitzsch an das capitl zu Aldnburg auf die negst ire schriftliche antwurt, so sie unserm gtn. hern auf gemelts Fabian von Feilitzsch antragn in sachn magister Veitn belangend gegeben, weiter werben sol. [2] Erstlich sol er inen unsern credentzbrif uberantwurtn und unsern gnedign grus sagen etc. unnd volgent vermeldn, wir hetten ir jungst schreiben neben iren uberschiktn statuten, magister Veitn Worbek, iren mitchorbruder, belangend, vernomen und uns ye vorsehen, sie wurden gemeltem magister Veitn mit gutem fug etwas nachlassen haben, in ansehung, das er, als wir bericht, fast das aller geringste canonicat am corpus und einkomen haben sol. Zu dem, das dy berurtn statuten in kurtzvergangn jaren an unsers liebn bruders hertzog Johansn etc. und unser als der patronen wissen und bewilligung merklich erhohet und also das ainem armen geselln solch gottes gab zuerraichn fast schwer. Und das auch dieselbn statuta an menschliche satzungn unzellig geringer und weniger dan gotliche ordnung und gesez seind, derhalbn die auch unsers ermessens billiche messigung zulassn solten. Und der merer tail aus ynen hettn solche beschwerung nie getragn. So wer es auch wider das vermogen der altn statuta, das ain yeder canonik uber das er dy helfft alles einkomens in dem andern jar dem gebeude der kirchn solt volgen lassen und dy helfft der presentz in dem erstn jar der residentz nebn andern purdn darzugeben sol. [3] Und weil magister Veit jerlichs etlich gulden zubussen must, konten wir ine nit verdenken, das er in dem bey uns als dem landsfurstn und patron suchung getan, hielten es auch an zweivel dorfur, das solchs allain aus seiner hohen notturft und inen zu kainer beschwerung oder verunglimpfung irer personen bescheen wer. Mit dem anhang, wir konten leiden, das sie sich dermassen in die sach schikten, das mer gottes ere, gemeiner nutz und armer geselln furdrung, wie ungezweivelt dem almechtigen am angenemstn, dan anders vermarkt wurd etc. Das hetten wir inen zu erynnerung auf ir negst gegebene antwurt nit verhalten wollen.

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[Altenburg], 16. August 1520 (Donnerstag nach Assumptionis Marie virgine gloriosissime) Propst [Johann von Kitzscher], Dekan [Konrad Gerhart], Senior und Kapitel des Georgenstifts zu Altenburg an Kf. Friedrich 1105

[1] Propst, Dekan, Senior und Kapitel des Georgenstifts zu Altenburg haben die Antwort [vgl. Nr. 1104] Kf. Friedrichs auf ihr Schreiben [Nr. 1103], die ihnen Fabian von Feilitzsch im Namen des Kf. übermittelte, erhalten und die Kritik Friedrichs an ihrem Verhalten gegenüber Veit [Warbeck] und ihren eigenmächtigen Änderungen an den Statuten vernommen. [2] Propst, Dekan, Senior und Kapitel rechtfertigen sich, dass die Statuten mit Bewilligung aller damaligen Stiftsherren sowie zum Besten der Kirche beschlossen wurden. Wenn ihnen bewusst gewesen wäre, dass die Statuten dem Kf. missfallen, hätten sie sich anders verhalten. Sie hoffen noch auf die kfl. Zustimmung. [3] Die Stiftsherren betonen, dass sie alle zu bestimmten Zahlungen verpflichtet sind, daher kann Veit [Warbeck] nicht verschont werden. Sie erklären sich bereit, die Statuten zu verwerfen, wenn der Kf. dies wünscht, hoffen dann aber auf eine andere Entscheidung zugunsten der Kirche. Aufgrund der schlechten finanziellen Lage des Georgenstifts werden die in den Statuten festgelegten Einnahmen benötigt. [4] Die Stiftsherren bitten den Kf. um Nachsicht und wollen für ihn beten. [5] Zettel: Verweis auf vergleichbare Regelungen in den kürzlich erlassenen Statuten des Domstifts zu Meißen. A

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LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Ii 97, fol. 1r–3r, Zettel: 3r (Ausfertigung).

[1] Durchlauchtigister, hochgeborner furst und herre, eur churfurstlichen gnaden sind unsere gebete, untertenige und gehorsame dinste mit vleiß zuvor. Gnedigister herre, der gestrenge ernvehste Fabian von Feyltzsch¹, heubtman etc., unser bsunder gunstiger freundt, hat anstat eur churf. g. uns uff jungst unser schreiben anttwort gegeben, welche wir disser meynunge vormerckt, eur churf. g. hetten sich vorsehen, wir wurden magistro Vito² ettwas nachgelassen haben, yn ansehunge, das er fast der geringsten prebenden eine hette und das die statuta yn kurtzen jaren ane eur churf. g. und der selben bruder herzcog Johansen, unserm gnedigen herren, wissen und bewillen mercklich erhohet, also das armen gesellen solche gotes gabe zuerreichen schwer, so hette auch der mehrdeteylh under uns die beschwerung nye getragen, auch were eß widder vormogen der alde statuta, die helfte der presentz, des gleichen die helfte der zcinß des andern jare zuentperen und der fabrica folgen zulassen, mit entlichem beschlies, das eur churf. g. konde leiden, das der sach der maß nochgegangen, das gotis ere, gemeiner nutz, armen gesellen forderung mehr dan anders gesucht. [2] Dorauff bitten wir eur churf. g. untertenig wissen, das die statuta durch gemeine bewilligung aller herren, die

1105 ¹ Fabian von Feilitzsch. ² Veit Warbeck.

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dazumalh gelebt, als des alden techants³, er Hammelburgen⁴, doctor Mogenhofers⁵, er Sebastian Heynichns⁶ und anderer, aller guttiger gedechtnis, der kirchen zu eren, nutz und gutt beschlossen und uffgericht, wie sie sich dan solchs zuthuen erynnert, bey iren besten gewissen und pflichten der kirchen schuldig, der gantzen hoffnung und zuvorsicht, eß solt nymands beschwerlich fallen, auch eur churf. g. und der selben bruder alß patronen nicht entkegen sein, die weil nymands anders ehre und gedey den allein gotis und der kirchen gesucht. Hetten wir aber sollen wissen, das eß eur churf. g. vordrißlich und nicht gefellig, wir hetten uns unzweiflich enthaltten, aber ye irem wenigsten yn untertenigkeit bestetigung gesucht, der zuvorsicht, wie wir auch nach hoffen, wo eur churf. g. clerlich gemerckt, das nymands dan gotis ehre und der kirchen nutz gesucht, die ane das ane schweren falh nicht kan erhalten werden, eur churf. g. wurde sich gnediglich erzceigt, wie wir zu gote und der selbigen auch nach hoffen, yn betrachtung, das ym falh der kirchen nymands mehr dan eur churf. g. gelegen, das auch gemeiner nutz, wie eur churf. g. selber anzceigen, mehr den eins ader wenig menschen anzusehen. [3] So hat er Hugkwitz⁷, der senior, IX jar die burde der zwey ß.⁸, so den jungsten zugeben geburet, getragen, der gleichen wir andern alle, wie ein ydern der glucksfalh an der zceit troffen, hat mussen erstlich ein zceit von dem seinen zubussen, geringheit halben der prebenden. Der dechant hat beschwer beider neue statut erstlich tragen, dem doctor Heynitz⁹ seiner absentz halben yn einem, magister Alexius Kolditz¹⁰ yn beiden nachgefolget. Wie nu ane vorletzung der selben, auch der vorstorbenen, die sie vor gutt ansehen, magister Vits konnen vorschont werden, konnen wir yn unser einfald nicht finden, eß were denne, das wir eur churf. g. gemut clar vormercken, das die selbigen ufgerichte statut alß patron der kirchen nicht leiden wolten, alß den wollen wir das unsere kegen gothe und der kirchen getan und sie zustund ane alle außzcoge tilgen und abthuen, der gantzen unzweifellichen hoffnung, eur churf. g. werde auß milder angeborner gutte und hoher vornunft gnediglich besynnen, wie der kirchen anderer gestalt zuhelffen und kunftiger falh zubewaren, dorumb wir auch yn aller demut und untertenigkeit ufs vleissigste wollen gebeten haben. Dan wie eur churf. g. wir jungst eigentlich angezceigt, gantz ein klein gelt der custodien uber jerlichs außgeben bleibt, die weil alle widderkeufliche zcinse, welche bißher ader forder angelegt, auff fester der heilgen, begencknisse der vorstorbenen, spenden und andere almosen der armenleut sein und werden vorordent, dan nymant gibt 1105 ³ ⁴ ⁵ ⁶ ⁷ ⁸ ⁹ ¹⁰

Gregor Boschwitz, Dekan des Georgenstifts von 1501 bis 1516. Johann Hamelburg. Johann Mugenhofer. Sebastian Heynichen. Johann von Haubitz. Schock. Nikolaus von Heinitz. Alexius Crosner.

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das seine so schlechts zum stifte, das er nicht wolde, was sunderlichs hievor yme nachgeschehe, welcher halben von den selbigen der kirchen zu iren noten kein hulff zuwarthen, man wolde sie dan mit fallung hirvon geordenter gotlicher dinste widder den letzsten willen irer geber anders wohin wenden, welchs uns dan gantz schwer und furchten ser vorkerlich zuthun. So uns sunst auch ungesparts vleis die selbigen durch unendliche zcaler, auch unvorhofte der zcinßvorwanten unfelhe, zum teilh jerlichn aussebleiben und vormyndert werden, wie wir uns dan itzunder neben den hinderstelligen zcinsen tausent gulden heubtsumma befaren bey dem bisschofe von Resenberg¹¹, das wir auch mit unkosten das jenige, welchs hirauff gestift, erhalten. Wo nu solche yngenge, die die statut brengen, solten abgetan ader vorsperret werden, wusten wir der kirchen kein rath, so was zubauen, zukeuffen, wie sich dan alle jar ettwas ernotiget ader sunst der kirchen unkoste auß begeblichen ehr ader unfelhen entstunden. [4] Bittend ufs untertenigste, solch von eur churf. g. hoher und ferner wan uns zubetrachten, dem wir die arme kirche neben uns trostlicher zuvorsicht als zu irem und unserm christlichn und gnedigsten patron wollen allezceit bevolhen haben und hirmit bevelhn mit unterteniger erbittung, solchs kegen gothe yn unsern gebeten und den selbigen eur churf. g. in stetem gehorsam als willige capellan allzceit widder zuverschulden. [5] Auch, gnedigister herre, eur churfurstlichn gnaden wollen wir nicht bergen, das zu Meißen das capittel yn kurtz statut uffgericht, das yn ewig alle tage mit beschwer der personen von der presentien zu der fabrica ein teilh volgen muß. Des gleichen die jungsten etliche burden tragen und von irem einkomen abbruch leiden mussen, wie eur churf. g. derhalben von doctor Heynitz bericht mag werden.

1106 Wittenberg, 18. August 1520 (Sonnabend nach Assumptionis Marie) Propst [Henning Göde], Dekan [Lorenz Schlamau], Senior und Kapitel des Allerheiligenstifts zu Wittenberg an Kf. Friedrich [1] Propst, Dekan, Senior und Kapitel des Allerheiligenstifts zu Wittenberg wenden sich an Kf. Friedrich, der sie aufforderte, fehlende kfl. Gunstbriefe zu besorgen. Es handelte sich um Bestätigungen für die von den Stiftsherren wiederkäuflich auf kfl. Lehnsgütern angelegten Gelder des Stifts, die sie von den Zinsleuten erbitten sollten. [2] Die Stiftsherren ließen daraufhin durch den Subkonservator der Universität [Wittenberg] Matthäus Beskau, Scholaster des Allerheiligenstifts, die adligen Zinsleute Erich Falk zu Bleddin, Johann Löser zu Pretzsch, Günther von Holda zu Gernewitz, Nikel List zu Reuden und andere mahnen, ihnen in einer festgelegten Frist die kfl. Gunstbriefe zu schicken. Bei Nichtbefolgung drohten sie mit dem Bann. [3] Nun sind die Stiftsherren gewarnt worden, dass etliche Reiter im Kurfürstentum unterwegs sind. Einer von ihnen hatte vor, 1105 ¹¹ Möglicherweise Philipp von Rosenberg, Bf. von Speyer von 1504 bis 1513.

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Matthäus Beskau auf seinem Weg zu beleidigen und anzugreifen, was die Bürger [Philipp] Reichenbach und Andreas Barbierer bezeugen können. Wenn der Kf. befiehlt, die Zeugen vom Rat [der Stadt Wittenberg] verhören zu lassen, können sie den Täter benennen, damit die Stiftsherren und Beskau vor ihm und anderen sicher sind. [4] Außerdem bitten sie den Kf., den genannten Adligen, die den Bann verachten, zu befehlen, ihnen die Gunstbriefe auf eigene Kosten zuzusenden. A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. O 255, fol. 1r–2v (Ausfertigung).

1107 Halle, 19. August 1520 (Sonntag nach Rochi) Karl von Miltitz an Kf. Friedrich [1] Karl von Miltitz weiß, dass Kf. Friedrich unangemessenes Vorgehen schon immer abgelehnt hat, zumal daraus nur Schande erwächst. [Luther] hat zum Schaden der heiligen römischen Kirche gehandelt und erregt weiter Ärgernis, indem er heftig und zornig gegen den Papst und den Stuhl zu Rom schreibt. Dies bekümmert Miltitz sehr. Das neueste Buch [Luthers]¹ könnte den Heiligen Stuhl so in Verruf bringen, dass es seiner Würde erheblich schadet. [2] Deshalb bittet Miltitz im Namen Papst [Leos X.] den Kf., einzugreifen und das Erscheinen des Buches zu verhindern. Miltitz zweifelt nicht, mithilfe Kf. Friedrichs [Luther] aus seinem Irrtum herausführen zu können. [3] Miltitz möchte zum Kapitel [der Augustinereremiten am 28. August] nach Eisleben reisen, um dort [Johann von Staupitz] und die anderen Brüder zu bewegen, dass sie auf [Luther] einwirken, andere Schriften zu verfassen.² Doch zuerst muss Kf. Friedrich darauf hinwirken. [4] Nach dem Kapitel will Miltitz zu Kf. Friedrich kommen und über das erzielte Ergebnis berichten. Miltitz hofft, dass er die Sache [Luthers] zu einem guten Ende führen kann. → 1109 A Ed.

FB Gotha, Chart. A 337, fol. 26r–27v (Ausfertigung). W² 15, Sp. 774f., Nr. 336 (Volltext, nach Cyprian); Cyprian: Nützliche Urkunden 1, S. 433–436, Nr. 20 (Volltext).

1108 Altenburg, 21. August 1520 (Dienstag nach unserer lieben Frauentag) Fabian von Feilitzsch an Kf. Friedrich [1] Fabian von Feilitzsch hat das Schreiben Kf. Friedrichs sowie die Instruktion [Nr. 1104] für seine Verhandlungen mit dem Kapitel des Georgenstifts zu Altenburg in der Angelegenheit des Veit Warbeck erhalten und die Botschaft des Kf. dem Propst [Johann von 1107 ¹ Gemeint ist „An den christlichen Adel deutscher Nation von des christlichen Standes Besserung“ (WA 6, S. 381–469). ² Karl von Miltitz teilte Martin Luther am 29. August 1520 mit, dass er zu dem Kapitel der Augustinereremiten nach Eisleben reiste, um dort mit den Vertretern des Ordens zu sprechen. Er bat Luther, auf die Ordensoberen zu hören. Außerdem wollte er selbst ebenfalls mit Luther sprechen (WA.Br 2, S. 171f., Nr. 331).

Nr. 1109

23. August 1520

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Kitzscher], dem Dekan [Konrad Gerhart] und den anderen Mitgliedern des Kapitels übermittelt. [2] Die Stiftsherren händigten Fabian von Feilitzsch daraufhin eine schriftliche Antwort [Nr. 1105] an Kf. Friedrich aus und baten ihn, diese weiterzuleiten. Feilitzsch sendet das Antwortschreiben mit. A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Ii 97, fol. 4rv (Ausfertigung).

1109 Lochau, 23. August 1520 (Donnerstag Sankt Bartholomäusabend) Kf. Friedrich an [Karl von Miltitz] → 1107 [1] Kf. Friedrich erhielt das Schreiben [Nr. 1107] des [Karl von Miltitz] in der Angelegenheit Martin Luthers. [2] Der Kf. hat keine genaueren Informationen zu der Angelegenheit. Er hat lediglich gehört, dass Luther ein buchlein¹ veröffentlicht hat. [3] Wäre der Brief des [Miltitz] eher eingetroffen, hätte Kf. Friedrich noch etwas gegen das Buch Luthers unternehmen können. A Ed.

FB Gotha, Chart. A 338, fol. 120rv (Konzept, mit Korrekturen von Georg Spalatin). W² 15, Sp. 775f., Nr. 337 (Volltext, nach Cyprian); Cyprian: Nützliche Urkunden 1, S. 436f. (Volltext).

1110 Lochau, 25. August 1520 (Samstag nach Bartholomei) Kf. Friedrich an Hz. Johann [1] Kf. Friedrich schickt Hz. Johann ein neues Buch Martin [Luthers]¹. [2] Nachschrift: Friedrich will am 27. August nach Altenburg reisen und dort bis zum 3. September bleiben. Johann soll Friedrich mitteilen, wo er ihn besuchen will. A Ed.

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LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. N 17, fol. 6rv, ediert wird fol. 6r (Ausfertigung, eigh.). Neues Urkundenbuch zur Kirchen-Reformation, S. 2, Nr. 2 (Volltext).

[1] Hochgeborner furst, fruntlicher liber bruder und gefather, e. l. schicke ich alhye eyn buchlein, hadt doctor Martinus itzunder gemacht, dorinn e. l. ffyl selczams dynges fynden werden. Der almechtig got gebe, das eß gudt werde, dan warlichen eß komen dynge an tagk, dye ffyll leuthen verborgen, der almechtig got verleyhe unß armen sundern, das wir da von gebesserdt und nicht geringert werden, ßulchs 1109 ¹ Gemeint ist „An den christlichen Adel deutscher Nation von des christlichen Standes Besserung“. 1110 ¹ Wohl „An den christlichen Adel deutscher Nation von des christlichen Standes Besserung“ (WA 6, S. 381–469).

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25. August 1520

Nr. 1111

habe ich e. l. zcu schicken nicht verhalden wellen, dye weylle e. l. begerdt haben, was doctor Martinus mache, e. l. zcu schicken, dan e. l. in alwege fruntlichen zcu dynen, bin ich wyllig.

1111 [Zwickau], 25. August 1520 (Sonnabend nach Bartholomei) Wolf von Weißenbach an Hz. Johann [1] Wolf von Weißenbach informiert Hz. Johann, dass er gemeinsam mit Konrad Metzsch den Prediger der Pfarrkirche St. Marien [Thomas Müntzer] und den Konvent des Franziskanerklosters Zwickau zu sich befohlen hat, um sie anzuhören und die Unstimmigkeiten zwischen ihnen zu klären. Nachdem Konrad Metzsch abgereist war, ließ Weißenbach dem Rat der Stadt Zwickau durch den Schosser [Wolfgang Böhm] mitteilen, dass er bei dem Pfarrverweser [Wolfgang Zeuner] und dem Prediger [Thomas Müntzer] dafür sorgen soll, dass [Müntzer] nicht mehr gegen die Franziskaner predigt oder sie anderweitig beschimpft. [2] Mit derartigen geschwinden Reden schafft man keine Verbesserung der Zustände, sondern ergerung. Auch wird es dem Hz. als Landesherrn missfallen und bei den Geistlichen Ärger verursachen. [3] Hz. Johann soll entscheiden, wie in dieser Sache vorzugehen ist. In Hz. Johanns Namen ist dem Rat zu Zwickau befohlen worden, alles Nötige zu unternehmen, damit der Streit nicht weiter eskaliert. [4] Hz. Johanns Befehle in der Angelegenheit des Nikel vom Ende zu Mannichswalde und seiner armen Leute wegen Streitigkeiten über Lehn- und Frongeld. [5] Korrespondenzen zwischen Weißenbach, Hz. Johann und Kf. Friedrich wegen des Bergvogts zu Buchholz, der Gemeinde und anderen Personen sowie Verhandlungen in Naumburg und Buchholz, Peter Mönch betreffend; Aufruhr in Buchholz; Angriffe der Berggesellen auf den Bergvogt. [6] Zettel: Termin für ein Treffen in Naumburg. A Ed.

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Kk 1564, fol. 2r–6v, Zettel: 4rv (Ausfertigung). ThMA 3, S. 66f., Nr. 24 (Teiledition); Doelle: Reformationsgeschichtliches aus Kursachsen, S. 222f., Nr. 2 (Teiledition); Aufzeichnungen zur Geschichte der Thüringischen Ordensprovinz 3, S. 299f. (Teiledition).

1112 Lübben, 31. August 1520 (Freitag nach Decollatio Sancti Johannis) Heinrich Tunkel von Bernitzko an Kf. Friedrich [1] Heinrich Tunkel von Bernitzko, Landvogt der Niederlausitz, teilt Kf. Friedrich mit, dass ihn Abt Antonius [Dietz] des Zisterzienserklosters Buch um eine Fürschrift an den Kf. gebeten hat, da die von Belgern sich dem Abt widersetzen. [2] Tunkel bittet den Kf. deshalb, dem Abt zu helfen und den Bürgern von Belgern Gehorsam zu befehlen. → 1113 A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Kk 134, fol. 9rv (Ausfertigung).

Nr. 1113

3. September 1520

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1113 Altenburg, 3. September 1520 (Montag nach Sankt Egidientag) Räte Kf. Friedrichs an Landvogt [Heinrich Tunkel von Bernitzko] → 1112 [1] Die Räte Kf. Friedrichs zu Altenburg teilen [Heinrich Tunkel von Bernitzko], Landvogt [der Niederlausitz], mit, dass sie dessen Brief [Nr. 1112], welchen er auf Bitten des Abts Antonius [Dietz] des Zisterzienserklosters Buch wegen derer von Belgern geschrieben hat, in Abwesenheit des Kf. erhalten, geöffnet und gelesen haben. [2] Die Räte sind der Meinung, dass sich der Kf. auf die darin geäußerte Bitte gnädig erzeigt hätte. Da sie aber von der Angelegenheit keine Kenntnis haben, wollen sie sich zunächst darüber informieren, was sie in Abwesenheit des Kf. tun können, damit keine Seite Grund hat, sich zu beklagen. A B

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Kk 134, fol. 10rv (Abschrift). LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Kk 134, fol. 11rv (Konzept).

1114 Weida, 4. September 1520 (Dienstag nach Egidii) Margaretha von Hutten und Konvent des Dominikanerinnenklosters Weida an Kf. Friedrich [1] [Priorin] Margaretha von Hutten und der ganze Konvent des Dominikanerinnenklosters Weida wenden sich an Kf. Friedrich, weil sie erfahren haben, dass er jetzt aus [Kursachsen] weggehen und in die Ferne reisen wird. Da sie im Land außer dem Kf. keinen anderen Vater und Trost haben, sind sie darüber betrübt und wollen für ihn und seine glückliche Rückkehr beten. [2] Sie schicken Kf. Friedrich durch ihren Beichtvater ein Register (reigisster) in einem Kästchen und bitten Friedrich, dies in Gnaden anzunehmen. [3] Obwohl sie jetzt Friedrich wohl nicht um ein Almosen als Abschied bitten dürfen, da sie schon in der letzten Osterzeit erhört worden sind, unterstellen sie dies der kfl. Barmherzigkeit. Gott weiß, dass sie ohne das kfl. Almosen großen Mangel hätten erleiden müssen, und wird die Gabe entlohnen. A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Kk 1457, fol. 1rv (Ausfertigung, zu eigenen Händen).

1115 [Gotha], 4. September 1520 (Dienstag nach Egidii) Johann Weyner an Kf. Friedrich und Hz. Johann [1] Johann Weyner, Prediger an der Stiftskirche zu Gotha, erinnert Kf. Friedrich und Hz. Johann daran, dass sie ihn dem Offizial [Heinrich Bosse?] zu Erfurt auf die Vikarie St. Andreas im Marienstift zu Gotha präsentiert haben. Der Offizial stellte jedoch als zuständiger Richter [finanzielle?] Forderungen an Weyner, daher kam die Investitur nicht zustande. [2] Weyner braucht in dieser Situation den Schutz Kf. Friedrichs und

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4. September 1520

Nr. 1116

Hz. Johanns, die dadurch zugleich ihre oberkeyt verteidigen. Er bittet die Fsen., ihn bei dem Lehn zu belassen und seine Ansprüche zu verteidigen und zu schützen. A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Ll 288, fol. 1rv (Ausfertigung).

1116 Belgern, 4. September 1520 (Dienstag nach Egidii) Wolfgang Reißenbusch und Hans von der Planitz: Vereinbarung [1] Wolfgang Reißenbusch und Hans von der Planitz haben sich auf Befehl Kf. Friedrichs nach Belgern begeben und dort Abt Antonius [Dietz] des Zisterzienserklosters Buch angezeigt, was Kf. Friedrich wegen der Bestätigung des neu gewählten Rats der Stadt Belgern angeordnet hat. [2] Daraufhin hat der Abt, obwohl er gute Gründe für eine Verlegung oder Nichtzulassung der Wahl zu haben meinte, die Wahl dem Kf. zuliebe bestätigt, allerdings unbeschadet der Rechte des Abts, alter Gewohnheit und des bestehenden Vertrags [Nr. 788 Punkt 14]. Somit bleiben der Bgm. Calixtus [Bernhardt], der Hauptmann Nikel Heim und die Ratsfreunde Georg Schröter, genannt Mötsch, und Hans Diehle für das laufende Jahr im Amt. [3] Nach Ende der Amtszeit am 26. Dezember 1520 soll der Rat zu Belgern seiner Pflicht und seinem Eid entsprechend ein Ratsmitglied oder den Hauptmann zum Bürgermeister wählen. [4] Den neuen Hauptmann und die Ratsfreunde soll der Rat nach eigenem Gutdünken auswählen, diese sind durch den Abt zu bestätigen. Falls der Abt triftige Gründe hat, einige der genannten Personen nicht anzuerkennen, soll der Rat stattdessen andere vorschlagen, die der Abt bestätigen soll, damit die Zahl von fünf Ratspersonen gewährleistet bleibt. [5] Die von Belgern sollen dem Abt dafür einen Stör, drei Gulden und ein Fass Bier reichen, wie es vor dem gegenwärtigen Streit Herkommen war. [6] Denen von Belgern wurde zudem angezeigt, dass sie ohne Wissen und Willen des Abts keine Statuten aufrichten sollen. Wenn sie meinen, dass es zum Nutzen der Gemeinde nötig ist, Regelungen zu treffen, sollen sie den Abt hinzuziehen, der ihren Vorschlag prüfen und, wenn er nützlich ist, bestätigen wird. [7] Die von Belgern sollen dem Abt Gehorsam leisten. Dazu gehört auch, den geschlossenen Vertrag [Nr. 948] einzuhalten und die vier dort Genannten nicht aus der Gemeinde auszuschließen. [8] Der Abt und die von Belgern haben diese Regelungen angenommen und verpflichten sich, sie einzuhalten.¹ A LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Kk 134, fol. 12r–13v (Abschrift, von Hans von der Planitz). Bem. Die Urkunde wurde doppelt ausgefertigt, jede Streitpartei erhielt ein Exemplar. 1116 ¹ Am 5. September 1520 übersandten Reißenbusch und Planitz die Vereinbarung an Kf. Friedrich. In ihrem Begleitschreiben teilten sie dem Kf. mit, dass sie in seinem Auftrag mit dem Abt und denen von Belgern wegen der Bestätigung des Rats verhandelt und die Bestätigung durch die Gemeinde sowie durch den Abt erlangt haben, auch wenn die Gemeinde etliche Artikel beschwerlich fand. Darüber hinaus haben sie auf Bitten der Parteien weitere Streitfragen entschieden, damit der Kf. künftig unbehelligt bleibt und die Parteien in Einigkeit leben können (LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Kk 134, fol. 14rv, Ausfertigung, von Hans von der Planitz).

Nr. 1117

10. September 1520

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Gotha, 10. September 1520 (Montag nach unserer lieben Frauentag Nativitatis) Kf. Friedrich an Fabian von Feilitzsch 1117

[1] Kf. Friedrich teilt Fabian von Feilitzsch mit, dass Karl von Miltitz in seinem Schreiben über das Treffen in Eisleben mit [Johann von] Staupitz und anderen Ältesten [des Augustinereremitenordens] berichtet hat, dass Staupitz und die Ältesten nach Wittenberg reisen wollen, um mit Martin [Luther] zu sprechen. Wenn diese nichts ausrichten, möchte Miltitz nochmals mit [Luther] reden, scheut sich jedoch, nach Wittenberg zu reisen.¹ Miltitz bat daher Kf. Friedrich um Vermittlung bei Feilitzsch, der [Luther] dazu bringen soll, Miltitz ein oder zwei Meilen aus Wittenberg entgegenzukommen. [2] Obwohl Kf. Friedrich nicht weiß, was die Ältesten oder Miltitz mit [Luther] besprechen wollen, meint er, dass man Miltitz, der bald wieder nach Rom reisen wird, diesen Wunsch nicht verweigern darf. Feilitzsch soll [Luther] schreiben, dass er sich, wenn es ihm nicht zu beschwerlich ist, in Lichtenberg oder einem anderen Ort in der Nähe von Wittenberg einfindet, um Miltitz anzuhören. [Luther] soll über die Gespräche mit den Ältesten oder Miltitz berichten. [3] Miltitz hat wegen 513 Dukaten nachgefragt, die er noch zu bekommen hat [vgl. Nr. 1009]. Da Feilitzsch mit Miltitz diese Dinge abgesprochen hat, fordert Kf. Friedrich ihn auf, den Inhalt der Absprachen mitzuteilen, um die Bezahlung gegebenenfalls anzuordnen. → 1124 A Ed.

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Gg 980f, fol. 29rv (Konzept). Droysen: Verhandlungen des Karl von Miltitz, S. 173f., Nr. 2 (Volltext).

1118 Georg Spalatin an Konrad Mutian

Eisenach, [11. September 1520]

[1] Georg Spalatin berichtet Konrad Mutian, dass Kf. Friedrich sich gestern sehr wohlwollend über Mutian äußerte. Der Kf. nahm den an ihn gerichteten Brief Mutians zur Kenntnis und stimmte gern dem von Spalatin vorgetragenen Ersuchen Mutians um Berücksichtigung bei den Ersten Bitten [vgl. Nr. 1158 Anm. 1] zu. Der Kf. will Mutian, den er für gelehrt und fromm hält, eine Pfründe über Ks. [Karl V.] verschaffen, die ein jährliches Einkommen von 200 bis 300 Gulden hat. Georg Spalatin will dafür sorgen, dass den frommen Priestern nichts durch Unruhestifter geschieht. [2] Spalatin kündigt an, dass er für Mutian Empfehlungsschreiben des Kf. an den Stadtrat oder die Kirche in Erfurt erlangen will und fordert Mutian im Gegenzug auf, dem Kf. das Gewünschte zu schicken sowie dafür zu sorgen, dass die Nonnen des Zisterzienserinnenklosters Ichtershausen 1117 ¹ Martin Luther teilte Georg Spalatin am 11. September 1520 u. a. mit, dass [Johann von] Staupitz und Wenzeslaus [Linck] bei ihm waren, um ihn über das Kapitel der Augustinereremiten in Eisleben und die Anliegen des Karl von Miltitz zu informieren. Luther war bereit, an den Papst zu schreiben. Spalatin sollte darauf achten, dass bestimmte Leute keinen Zugang zu Kf. Friedrich haben, die schlecht über Luther sprechen (WA.Br 2, S. 184–186, Nr. 337, lateinisch, W² 15, Sp. 2405–2407, Nr. 13, Übersetzung).

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11. September 1520

Nr. 1119

ihr Buch zurückerhalten. [3] Hieronymus Rudloff gefiel das gestrige Gespräch. Alle am Hof sind Konrad Mutian geneigt, [Bernhard von] Hirschfeld und Sebastian [Schade] lassen ihn grüßen. Mutian soll dem Kf. schreiben. Briefwechsel Conradus Mutianus 2, S. 294f., Nr. 618 (Volltext, lateinisch, mit Datumsangabe "MDXXIII Idibus Septembris", die fehlerhaft aufgelöst wird mit 13. September 1523). Bem. Zur Datierung: Da der im Brief erwähnte Hieronymus Rudloff bereits am 1. September 1523 starb, kann die Datumsauflösung in der Edition nicht stimmen. Wahrscheinlich ist die Datumsangabe zu lesen als MDXX III Idibus Septembris (3. Iden des September 1520, also 11. September 1520). Dies passt zeitlich zu den Vorgängen um die Ersten Bitten (primarias preces) in den Jahren 1520 und 1521 [vgl. Nr. 1158]. Ed.

1119 Ebernburg, 11. September 1520 (tertia idus Septembris) Ulrich von Hutten an Kf. Friedrich [1] Ulrich von Hutten erklärt Kf. Friedrich seine Erkenntnis, dass man sich gegen die römische Tyrannis stellen muss. Es gibt Bestrebungen, Hutten gefangen zu nehmen und nach Rom zu überstellen. [2] Hutten verweist auf die gegen Martin Luther jetzt¹ ausgestellte Bulle [„Exsurge Domine“] und warnt vor Papst Leo X., der nur vorgibt, es gut zu meinen, aber grausam ist. [3] Die Schuld Huttens und Luthers besteht nur darin, dass sie die evangelische Lehre wieder aufgedeckt haben und die Dienstbarkeit Deutschlands, dem Freiheit zusteht, gegenüber Rom nicht gestatten. Dies missfällt dem Papst und schadet der römischen [Kurie], aber es gefällt Christus und nutzt dem Reich. [4] Hutten verweist auf Übergriffe durch Rom und Missstände in der christlichen Kirche. Der Stuhl zu Rom maßt sich ein Vorrecht an, obwohl er nur nach weltlicher Herrschaft trachtet, die ihm nicht zusteht. Doch diese Herrschaft wird vergehen. Hutten fordert die Menschen, vor allem die Fürsten und speziell Kf. Friedrich, zum Widerstand und zur Unterstützung von Luther und ihm auf. Als Vorbilder dienen Ereignisse der Geschichte. [5] Hutten verweist darauf, dass das Vorhaben nicht ohne Töten und Blutvergießen durchzuführen ist. Die Gewalt ist aber gerechtfertigt. [6] Hutten kritisiert den Geldfluss aus dem Reich nach Rom und die dortige Nutzung des Geldes, besonders durch Leo X. [7] Hutten begründet seine Vorschläge zur künftigen Stellung des Kaisers, Papstes und der Geistlichen sowie zum Umgang mit den Mönchen. Hoc in libello haec continentur. Ulrichi de Hutten, Equitis Germani, ad Carolum Imperatorem [. . .] & Friderichum Saxonum Ducem, Principes Electores, aliaque ad alios Epistolae. [Straßburg 1520] (VD16 H 6237), fol. civ–eir (Druck, lateinisch). B In dißem Buchlin findet man Hern Ulrichs von Hutten [. . .] klagschrifft an Keyserliche maiestat. [. . .] Ermanung an Hertzog Friderich Churfürst zu Sachßen, zu vorfechtung gemeyner freyheit wider die Romanisten [. . .]. [Straßburg 1520] (VD16 H 6239), fol. eiiir–giiir (Druck). Ed. Ulrichs von Hutten Schriften 1, S. 383–399, Nr. 189 und 190 (Volltext, lateinisch und deutsch). Bem. Der Brief Ulrichs von Hutten an Kf. Friedrich ist mehrfach 1520 in lateinischer Sprache und 1520–1522 in deutscher Sprache gedruckt und sowohl in Sammelbänden als auch als Einzelschrift veröffentlicht worden (vgl. Benzing: Ulrich von Hutten, S. 80–84). A

1119 ¹ 15. Juni 1520.

Nr. 1120

17. September 1520

385

1120 Altenburg, 17. September 1520 (Montag Sankt Lambertentag) Kf. Friedrich: Vergleich [1] Kf. Friedrich gibt allgemein bekannt, dass er und sein Bruder Hz. Johann die ihnen schon mehrfach vorgebrachten Streitigkeiten zwischen dem Amt Altenburg, Abt Gregor [Küttner] des Zisterzienserklosters Grünhain, der Priorin [Barbara Reiche] und dem Konvent des Magdalenerinnenklosters Altenburg sowie der Gemeinde zu Mockern auf der einen Seite und dem Komtur der Deutschordenskommende zu Altenburg auf der anderen Seite wegen eines Mühlenbaus zu Mockern durch eine rechtliche Klärung beenden wollten. Zu diesem Zweck beauftragten sie ihre Räte Haubold von Einsiedel, Hans von der Planitz als Amtmann zu Grimma sowie Michael von der Straßen als Geleitsmann zu Borna, an einem festgesetzten Tag den Ort des geplanten Mühlenbaus zu besichtigen und eine gütliche Einigung zwischen den Streitparteien zu erzielen. [2] Die fsl. Räte und die Gesandten der beiden Parteien trafen sich heute und einigten sich in den strittigen Punkten wie Wassertiefe, Fischereirechte, Brücke und Schadenersatz bei Beschädigungen. [3] Jede Streitpartei erhielt ein Exemplar der zweifach ausgefertigten Urkunde. A B Ed.

StadtA Altenburg, Urkunden, Nr. 212, unfol., 1 Bl. (Ausfertigung, Pergament, 1 Siegel). SächsHStA Dresden, 10001 Ältere Urkunden, Nr. 10286, unfol., 1 Bl. (Ausfertigung, Pergament, 1 Siegel). Diplomataria et scriptores historiae Germanicae 2, S. 559, Nr. 70 (Volltext).

1121 19. September 1520 (Mittwoch nach Exaltationis Sancte Crucis) Hans von Taubenheim: Anordnung [1] Hans von Taubenheim bezieht sich auf die durch Kf. Friedrich errichtete Stiftung der am Freitag der Karwoche zu begehenden Erinnerung an das Leiden Christi [beim Kleinen Chor] in der Allerheiligenstiftskirche zu Wittenberg. Damit die Stiftungsbestimmungen dauerhaft beachtet werden, sah Kf. Friedrich vor, den ausführenden Personen jetzt und künftig eine Entlohnung von 28 Gulden¹ pro Quatember sowie zwei Gulden für Wachs aus der Stadt Torgau und aus dem Amt Seyda zu geben. [2] Nachdem Kf. Friedrich die Reise nach Aachen zur Krönung [Karls V.] angetreten hat, weist nun Hans von Taubenheim, entsprechend dem Auftrag Kf. Friedrichs für die Zeit seiner Abwesenheit, die Zinszahlungen an. Dies erfolgt unter dem Vorbehalt, dass, sollte die Anordnung Mängel aufweisen, Kf. Friedrich künftig noch Veränderungen vornimmt. [3] Die Urkunde ist dreifach ausgestellt und je ein Exemplar Christoph Blanck, Dekan des Kleinen Chors des Allerheiligenstifts zu Wittenberg und Verwalter der Stiftung, dem Rat zu Torgau und dem Amt Seyda übergeben worden. Kf. Friedrich wird die Anordnung durch Briefe künftig noch bestätigen. A Ed.

UA Halle-Wittenberg, Rep. 1, U 87, unfol., 2 Bl. (Abschrift). Israel: Wittenberger Universitätsarchiv, S. 91, Nr. 130 (Regest).

1121 ¹ Hans von Taubenheim gibt die Höhe der vorgesehenen Geldsumme an mit „achtundzcwentzig gulden yh einundzcwentzig groschen vor ein gulden gerechnt nemlich sechsundzcwentzig gulden“.

386

21. September 1520

Nr. 1122

1122 Frankfurt am Main, 21. September 1520 (am XXI. Tag September) Kf. Friedrich an Gf. Heinrich von Nassau [1] Kf. Friedrich erhielt den Brief Gf. Heinrichs von Nassau, den dieser [Hieronymus] Brunner mitgegeben hatte. Der Aufforderung Kg. [Karls V.], zu seiner Krönung zu kommen, kam Kf. Friedrich nach und traf auf seiner Reise vor Kurzem in [Frankfurt am Main] ein. Wäre er wegen Krankheit oder aus anderen Gründen verhindert gewesen und hätte seine Zusage des Erscheinens nicht erfüllen können, hätte Kf. Friedrich dies Kg. [Karl V.] mitgeteilt. [2] Heiltum. [3] Zettel: Kf. Friedrich entschuldigt sich für die ausstehende Beantwortung des vorhergehenden Schreibens Gf. Heinrichs von Nassau. Da die Angelegenheit nicht nur Friedrich betrifft, schrieb er zunächst an seinen vetter. A

SächsHStA Dresden, 10024 Geheimer Rat (Geheimes Archiv), Loc. 10670/09, fol. 73rv, Zettel: 76r (Konzept).

[2] Deß heilthumbs halben bedancke ich mich eur gehabten muhe gar freuntlich und wil verhoffen, ir wold sand Fridrichs¹ heilthumb mit euch brengen. 1123 Leipzig, 3. Oktober 1520 (Mittwoch nach Michaelis) Karl von Miltitz an Kf. Friedrich [1] Karl von Miltitz erinnert Kf. Friedrich an den Brief, den dieser ihm bei ihrem Treffen in Gotha [wohl am 11. September 1520] für Fabian von Feilitzsch mitgegeben hat. Miltitz reiste von Gotha nach Erfurt weiter und schickte den Brief mit einem eigenen Begleitschreiben an Feilitzsch. Dann erkrankte er für sieben Tage und blieb in Erfurt. [2] In dieser Zeit besuchte ihn der neue Generalvikar der Augustinereremiten Wenzeslaus [Linck]. In ihrem Gespräch stellte sich heraus, dass Miltitz einen Brief von [Johann von] Staupitz nicht erhalten hat, der für sein Gespräch mit Kf. Friedrich wichtig gewesen wäre, damit der Kf. [Luthers] Absicht und die Mühe der [zu dem Gespräch in Eisleben] geschickten Vertreter des Augustinereremitenordens versteht. [Linck] unterrichtete Miltitz nun über das Gespräch [in Eisleben] und teilte mit, dass [Luther] sich gehorsam zeigte und an Papst [Leo X.] schreiben wird. Danach ritt Miltitz nach Altenburg, wo er den Brief von Staupitz und ein Schreiben von [Luther] an [Georg] Spalatin¹ vorfand. Miltitz reiste von dort aus nach Eisleben, um [Linck] zu bitten, ihn zu einem Gespräch mit [Luther] zu begleiten. Da er [Linck] nicht antraf, reiste er nach Leipzig weiter, wo er [Johannes] Eck traf, mit dem er sich unterredete. [3] Eck stellte seine Befehle dar, wie er [Luther] belehren will. Am 21. September publizierte Eck die päpstliche Bulle [„Exsurge Domine“] in Meißen, am 25. September in Merseburg und am 29. September in Brandenburg. Eck übergab Miltitz eine beglaubigte Kopie der Bulle, die er mit diesem Brief an Kf. Friedrich weiterleitet. Eck prahlte sehr, weil Hz. Georg [von Sachsen] an den Rat der Stadt 1122 ¹ Bf. Friedrich I. von Utrecht (Hl.). 1123 ¹ Möglicherweise WA.Br 2, S. 184–186, Nr. 337 (vom 11. September 1520).

Nr. 1123

3. Oktober 1520

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[Leipzig] schrieb, der ihm einen goldenen Kelch mit Gold gefüllt schenken sollte. Noch am 29. September wurden an zehn Orten [Spottgedichte] gegen Eck aufgehängt. Ein Exemplar übersendet Miltitz. Eck floh in das Dominikanerkloster Leipzig.² Gegenüber Cäsar Pflugk klagte Eck, dass er sich in der Stadt nicht zeigen darf. Auf Anweisung Pflugks ließ der Rektor der Universität [Petrus Mosellanus] ein Mandat gegen diese Störungen ausgehen, von dem Miltitz ebenfalls ein Exemplar übersendet. Doch das Mandat hat nicht geholfen. Es wurde ein Spottlied auf Eck gedichtet, das in der Stadt gesungen wird. Eck ist sehr traurig, zumal er Drohbriefe ins Kloster geschickt bekommt. Es sind über 50 Studenten aus Wittenberg da, die Eck verspotten. Eck selber schrieb ein Büchlein³, das Miltitz in vier Exemplaren übersendet. Von [Augustin von Alveldts] Schrift gegen [Luther]⁴ kann Miltitz nur den ersten Bogen mitschicken. [4] Miltitz möchte heute zu Fabian von Feilitzsch reiten. Dieser soll [Luther] bitten, nach Lichtenberg oder Eilenburg zu kommen, damit Miltitz nochmals mit ihm reden kann. Miltitz will wissen, ob [Luther] noch zu seinen Zusagen steht. Er wird die Wahrheit über die Bulle [„Exsurge Domine“] sagen, die vor einer Frist von 120⁵ Tagen nicht in Kraft tritt. [5] Miltitz sagte Eck, dass dieser die Bulle unrechtmäßig publiziert, weil sich die Angelegenheit in einer friedlichen Verhandlung befindet. [6] Miltitz hatte gehofft, dass [Wolfgang] Hofman ihm das Geld, das Miltitz für Kf. Friedrich ausgegeben hat, auf der Leipziger Messe erstattet. Da Miltitz den Kf. in Gotha über seine Situation unterrichtete, hofft er, dass ihm das Geld noch angewiesen wird. Ohne das Geld kann Miltitz nicht nach Rom reisen. Er muss noch Geschenke für seine Beschützer in Rom kaufen, zumal ihm Eck wegen [Luther] gedroht hat. [7] Weiterhin bittet Miltitz den Kf., dass dieser an Papst [Leo X.] schreibt, damit Miltitz nicht ohne ein Schreiben Kf. Friedrichs vor dem Papst erscheint in Anbetracht, dass auch [Luther] an den Papst schreibt. Miltitz bittet, dass Kf. Friedrich den jungen Kardinälen zwei oder drei goldene und ebenso viele silberne Münzen schenkt, da sie bisher auf Seiten des Kf. standen. Miltitz bittet ebenfalls um eine Münze Kf. Friedrichs, da ihm seine gestohlen wurde. Ebenso bittet Miltitz um sein Dienstgeld. A Ed.

FB Gotha, Chart. A 337, fol. 28r–30v (Ausfertigung). W² 15, Sp. 777–781, Nr. 340 (Volltext, nach Cyprian); Cyprian: Nützliche Urkunden 1, S. 438–443 (Volltext).

1123 ² Darüber informierte Martin Luther am 3. Oktober 1520 auch Georg Spalatin (WA.Br 2, S. 190–193, Nr. 340). Im selben Brief kam Luther nochmals auf das Gespräch mit den Oberen der Augustinereremiten und den Wunsch des Miltitz, dass Luther an den Papst schreibt, zu sprechen. ³ Des heiligen Concilii tzu Costentz / der heylgen Christenheit / und hochloeblichen keyßers Sigmunds / und auch des Teutzschen Adels entschueldigung / das in bruder Martin Luder / mit unwarheit / auffgelegt / Sie haben Joannem Huß / und Hieronymum von Prag wider Babstlich Christlich / Keyserlich geleidt und eydt vorbrandt, Leipzig 1520 (VD16 E 379). ⁴ Tractatus de communione sub utraque specie quantum ad laicos [. . .], Leipzig 1520 (VD16 A 2107). ⁵ Cyprian: Nützliche Urkunden 1, S. 441 gibt hier irrig 21 Tage an.

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3. Oktober 1520

Nr. 1124

1124 Altenburg, 3. Oktober 1520 (Mittwoch nach Michaelis) Fabian von Feilitzsch an Kf. [Friedrich] → 1117 [1] Fabian von Feilitzsch teilt Kf. [Friedrich] mit, dass er und die zum Hofgericht versammelten Räte Haubold von Einsiedel und Hans von der Planitz sich mit den Räten Hz. Georgs von Sachsen, Nikolaus von Heinitz und Cäsar Pflugk, auftragsgemäß auf eine Antwort an Gf. Wilhelm von Nassau geeinigt haben. [2] Geplante Verhandlungen in Erfurt mit den Gesandten Lgf. [Philipps von Hessen]. [3] 200 Pferde für den Hochmeister des Deutschen Ordens [Mgf. Albrecht von Brandenburg] von Mgf. Kasimir [von Brandenburg] sowie Truppendurchzüge. [4] Berghandlung. [5] Verhandlungen des Karl von Miltitz mit Martin [Luther]. [6] Geldforderungen des Karl von Miltitz [vgl. Nr. 1009]. [7] [Johannes] Eck verbreitet in Leipzig die Bulle [„Exsurge Domine“]. → 1130 A Ed.

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LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Gg 980f, fol. 34r–37v, ediert wird fol. 36v–37v (Konzept). Droysen: Verhandlungen des Karl von Miltitz, S. 175f., Nr. 3 (Teiledition).

[5] Euer churf. gnaden haben mir auch nagst von Gotha auß auff antzaig herr Karlh von Miltitz geschrieben, wu doctor Staupitz¹ unnd anndere veter bey doctor Martinus der sachen halben, davon er sich dann mit inen zu Eyßleben unndterredt, nichts entlichs ausrichten wurden, so wolt er selbs gern bey doctor Martinus sein, allein trug er scheuh gegen Wittenberg zu ziehen etc. Darumb euer churf. gnaden begertt, das ich solchs doctor Martinus anzeigen unnd bey im synnen solt, wo es in nit sonder beschwerlich, das er sich irgent gegen Lichtenberg oder an ein ander ort nahen umb Wittenberg zu her Karln fugen und horen wolt, was er mit im reden und hanndeln wurd etc. Als will ich euern churf. gnaden nit bergen, das gedachter her Karlh vorgestern alhie bey mir gewest ist unnd vermerckt, sovil an ime, das er doctor Martinus gern gegen Eylberg² haben und daselbs mit ime reden wolt, mich auch darauff gebeten, das ich ime derhalben solt schreiben, doch wolt er mir antzeigen, wann doctor Martinus dahin kommen solt. Wu mir nu von ime solche antzeig geschicht, will ich doctor Martinus schreiben. Ob er aber dahin gegen Eylberg kommen werd, mag ich nit wissen, doch was mir von ime darauff zu antwurt begegent, soll euer churf. gnaden unverhalten bleyben. [6] Aber von wegen der funffhundert unnd dreytzehen ducaten, darumb her Karlh bey euern curf. gnaden auch ansuchung gethan,³ ubersennde ich euern curf. gnaden hiemit der verschreibung copei, so ich vor einem jar von euer churf. 1124 ¹ Johann von Staupitz. ² Eilenburg. ³ Bereits am 8. September 1520 hatte Fabian von Feilitzsch an Kf. Friedrich geschrieben (LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Gg 980f, fol. 27r): „Mich hat wunder, wy er Carell von Miltitz in e. cfl. g. futer zedeln kumptt. Halte darfur, er hab sunst nicht sicher wisen, hin ab und vort aus deuczen landen zu kumen.“ Damit spielte Feilitzsch darauf an, dass Miltitz seine Reise nach Rom nicht finanzieren konnte.

Nr. 1125

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[Oktober 1520]

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gnaden wegen mit her Karlhn aufgericht. Darauß werden euer curf. gnaden vernemmen, wie es umb solche ducaten gewanth ist. Weitter waiß euern curf. gnaden ich davon keinen bericht zuthun. [7] Es ist auch doctor Eck von Rom wider in diese lannd kommen, welcher vom babst⁴ wider doctor Martinus grosse bullen hat bracht, wie unnd was gegen demselben soll gehanndelt und furgenommen werden. Er hat auch am negsten sontag zu Leyptzgk wollen predigen. Ehe er aber auff den predigstul kommen, sein wol an zcehen oder zwelff ennden uber in angeslagen worden, darumb er sein predigen hat ansteen lassen. Wie nu die bullen lauten, auch was das anslaen gewest, bericht mich Hanns von Taubenheym. Er habe solchs magister Spalatin⁵ zugeschigkt, der wirdet euern curf. gnaden solchs unverhalten nit lassen. 1125 [Georg Spalatin] an [Kf. Friedrich]

[Oktober 1520]

[1] [Georg Spalatin] teilt [Kf. Friedrich] mit, dass Hz. Georg von Sachsen, als die Bulle [„Exsurge Domine“] eintraf, an den [Rat] zu Leipzig geschrieben haben soll, um [Johannes] Eck das Anschlagen der Bulle zu verbieten. [2] Hz. Georg hoffte, dass Bf. [Adolf] von Merseburg und Bf. [Johann] von Meißen sich um die Verbreitung kümmern, damit Georg sich nicht selbst mit ungelimpff belädt. Weil aber Hz. Georg nicht den Anfang machte, die Bulle zu verbreiten, haben es die Bfe. auch unterlassen. Also hat der Hz. entgegen seinen Ansichten und seinem Willen die Verbreitung verhindert. Daraus sieht man, wie Gott in dieser Sache wirkt und es anders zugeht, als es die Menschen anstreben. LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. N 160, fol. 6r (Ausfertigung). FB Gotha, Chart. A 1289 I, fol. 112r (Abschrift). Berbig: Spalatiniana 1908, S. 30, Nr. XVIII (Volltext, nach Überlieferung B); Waltz: Epistolae Reformatorum, S. 119f., Nr. 2 (Volltext, nach Überlieferung A, datiert auf Anfang November 1520). Bem. Bei dieser Quelle handelt es sich wohl um einen Zettel, der einem Brief Spalatins an Kf. Friedrich beilag. Von dem Versuch Johannes Ecks, die Bulle „Exsurge Domine“ in Leipzig zu verbreiten, berichtet Fabian von Feilitzsch Anfang Oktober 1520 [Nr. 1124]. Kurz danach ist vermutlich das Schreiben [Spalatins] entstanden. Überlieferung B bietet die Mitteilung auf einer Seite mit dem Stück Nr. 1208, welches dort auf August 1520 datiert wird. Infolgedessen bietet auch Berbig beide Stücke gemeinsam unter dieser Datumsangabe. A B Ed.

1126 Johannes Eck an Hz. Johann

[Coburg], 6. Oktober 1520 (VI. Octobris)

[1] Johannes Eck berichtet Hz. Johann, dass Papst [Leo X.] durch römische Gelehrte im Kardinalskollegium die Lehre Martin Luthers vortragen ließ mit dem Ergebnis, dass 1124 ⁴ Papst Leo X. ⁵ Georg Spalatin.

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8. Oktober 1520

Nr. 1127

einige Artikel bereits durch Konzile verdammt wurden. In vielen Artikeln irrt Luther oder verführt die Leute. [2] Deshalb hat der Papst eine Bulle [„Exsurge Domine“] ausgehen lassen, von der Eck mit diesem Schreiben eine glaubwirdige copey übersendet. Eck hat sie im päpstlichen Auftrag bereits in Meißen, Merseburg und Brandenburg publiziert. Die entsprechenden Bfe. haben sich bereit erklärt, der Bulle zu folgen. [3] Damit Luther und seine Anhänger sich nicht hinter Kf. [Friedrich] und Hz. Johann verstecken und länger die Leute verführen sowie zugunsten des christlichen Glaubens und der Einigkeit, schrieb Papst [Leo X.] dem Kf. und auch Hz. Johann eine ermanung und bat darin um Unterstützung, wie Hz. Johann aus dem beiliegenden Brief [Nr. 1083] entnehmen kann. [4] Eck hätte das päpstliche Schreiben dem Hz. gern selbst übergeben. Als er nach Coburg kam, war Hz. Johann aber weggeritten. Eck selbst verfügte nicht über Pferde, Knechte und angemessene Kleidung und konnte sich daher nicht zu Hz. Johann begeben. Er will aber in Bamberg bei Weihbf. [Andreas Henlein] warten, falls Hz. Johann noch Fragen hat. Wenn Eck schriftlich benachrichtigt wird, will er entsprechend entscheiden. Eck bittet um gnädige Aufnahme dieses Schreibens, weil er für den Glauben handelt. A Ed.

FB Gotha, Chart. A 337, fol. 31rv (Ausfertigung). W² 15, Sp. 1575f., Nr. 459 (Volltext).

1127 Dresden, 8. Oktober 1520 (den VIII. Tag Octobris) Hz. Georg von Sachsen an Kf. Friedrich [1] Hz. Georg von Sachsen erinnert Kf. Friedrich daran, dass er ihm vor einiger Zeit in Briefen berichtete, mit wie viel Mühe, Fleiß und Arbeit sein Vater, Hz. Albrecht von Sachsen, und nach dessen Tod er selbst das Vorhaben der Heiligenerhebung Bf. Bennos von Meißen viele Jahre lang bei den Päpsten und dem Kardinalskollegium betrieben haben. [2] Auch der mittlerweile verstorbene Ks. Maximilian unterstützte die Angelegenheit. Da dies aber nicht zum Ziel führte, bat Hz. Georg neben anderen Kfen. auch Kf. Friedrich um Unterstützungsschreiben an den Papst und das Kardinalskollegium. Hz. Georg bedankt sich für die ausgegangenen Schreiben Kf. Friedrichs [Nr. 976 und Nr. 977]. Diese und andere Schreiben, wie vom jetzigen Kg. [Karl V.], haben das Vorhaben auf einen guten Weg gebracht. [3] Damit die Sache beendet wird, bittet nun Hz. Georg nochmals um Unterstützungsschreiben an Papst [Leo X.] und das Kardinalskollegium sowie um Entlastung der Meißner Kirche, die in der Sache schon viele Unkosten getragen hat, von der Gebühr (taxa). [4] Hz. Georg bittet Kf. Friedrich, die Unterstützungsschreiben an seinen Sekretär Erasmus Vischer zu schicken. LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. B 1032, fol. 68rv (Ausfertigung). SächsHStA Dresden, 10024 Geheimer Rat (Geheimes Archiv), Loc. 08994/08, fol. 13rv (Konzept). Bem. Das Konzept (Überlieferung B) diente als Vorlage für Schreiben an Kf. [Albrecht] von Mainz und Kf. [Friedrich] von Sachsen. A B

Nr. 1128

11. Oktober 1520

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1128 Wittenberg, 11. Oktober 1520 (Donnerstag nach Dionysii) Peter Burckhard an Hz. Johann [1] Der Rektor der Universität Wittenberg, Peter Burckhard, erinnert Hz. Johann an die Disputation von Johannes Eck mit Martin [Luther] und Andreas Karlstadt im Sommer des vergangenen Jahres in Leipzig. Da Eck durch die Disputation nicht beruhigt werden konnte, hat er nun an den Rektor der Universität Wittenberg geschrieben,¹ als wäre er päpstlicher Nuntius (bote und bevehlhaber). Eck übersandte dem Rektor einige copien päpstlicher Schreiben,² die er [Luther] und der Universität verkünden soll. Burckhard schickt diese Schreiben mit diesem Boten an Hz. Johann. Eck setzte in die Kopien weitere Personen ein, die in den päpstlichen Schreiben nicht enthalten sind.³ [2] Hz. Johann weiß, dass man ohne die Vorlage eines Kredenzbriefes einem päpstlichen, ksl. oder fsl. Boten nicht trauen darf. Eck hat ein solches Schreiben nicht vorgelegt. Weil Eck gegen die hinzugefügten Personen voreingenommen ist, kann er von der Universität als päpstlicher Bote nicht anerkannt werden. Burckhard hat von Ecks Vollmacht, andere Personen gleichfalls mit zu verfolgen, noch nichts gehört. [3] Deshalb hat Burckhard die angesprochenen Personen der Universität nicht über das Schreiben Ecks und die päpstlichen Schreiben informiert. Er nimmt an, dass diese Schreiben der Universität schaden sollen. Burckhard möchte sie zunächst Kf. Friedrich übergeben und hat deshalb an ihn geschrieben. [4] Da Kf. Friedrich gerade bei Kg. [Karl V.] ist, hofft Burckhard, dass der Kf. ein Empfehlungsschreiben des Kg., anderer Kfen. oder geistlichen und weltlichen Fsen. an den Papst zugunsten der Universität erlangen kann. Der Papst soll Eck den Fall entziehen und ihn anderen, unverdächtigen Leuten übertragen. [5] Burckhard bittet Hz. Johann, sein Anliegen bei Kf. Friedrich zu unterstützen. Eck kann kein päpstlicher Bote gegenüber der Universität Wittenberg, gegen die er negativ eingestellt ist, sein. A Ed.

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. O 357, fol. 1r–2v (Ausfertigung). Urkundenbuch Universität Wittenberg, S. 107, Nr. 95 (Regest); Schubert: Vorgeschichte, S. 19–21 (Volltext).

1129 Eilenburg, 14. Oktober 1520 (Sonntag nach Maximiliani) Karl von Miltitz an Kf. Friedrich [1] Karl von Miltitz schrieb Kf. Friedrich vor Kurzem [Nr. 1123], dass er persönlich mit Martin [Luther] reden möchte, wie es nun am 12. Oktober in Lichtenberg geschehen

1128 ¹ Eine Abschrift des Schreibens Ecks vom 3. Oktober 1520 sowie der übersandte Druck der Bulle sind erhalten in: LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. N 13, fol. 11r–12v und 1r–10v. ² Darunter auch die Bulle „Exsurge Domine“. ³ Eck hatte folgende Personen mit in die Bulle eingetragen: Andreas Bodenstein, Johann Dölsch, Bernhard Adelmann von Adelmannsfelden, Johannes Sylvius Egranus, Willibald Pirckheimer und Lazarus Spengler.

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14. Oktober 1520

Nr. 1129

ist.¹ Miltitz ist davon überzeugt, dass die Sache mit Gottes Hilfe zu einem guten Ende geführt werden kann, obwohl der Teufel durch eifrige Leute dagegen arbeitet. [2] Auch wenn Schriften und Bullen gegen [Luther] ausgehen, ist dieser bereit, an Papst [Leo X.] auf Latein und Deutsch zu schreiben. Er möchte ihm sogar ein Buch widmen, das er mit einer entsprechenden Vorrede (epistel) versieht.² Darin will er darlegen, wie diese Auseinandersetzung entstanden und so weit gekommen ist, damit der Papst ein Einsehen hat und Kf. Friedrich nicht länger verdächtigt. [Luther] will sich dem Papst unterwerfen. Der Text soll in zwölf Tagen erscheinen und auf den 6. September zurückdatiert sein. Damit wäre die Schrift zehn Tage nach dem [Ordenskapitel] in Eisleben und auf Ersuchen der [Oberen des Augustinereremitenordens] entstanden. Keiner könnte dann sagen, [Johannes] Eck hätte durch die Bulle [„Exsurge Domine“] [Luther] zu diesem Schreiben bewegt. Die Bulle wurde erst am 21. September publiziert. Die Schrift entstand aber 15 Tage früher, als man die Bulle noch nicht kannte. [Luther] wird darin auch auf die Leipziger Disputation und das Bemühen [Bf. Adolfs] von Merseburg in dieser Sache zu sprechen kommen und den Papst loben. Ferner ist [Luther] bereit, in der Sache zu schweigen und nicht auf die Angriffe [Augustins von Alveldt] zu antworten. [Luther] hat darüber [Georg] Spalatin teilweise informiert. Miltitz sendet diesen Brief anbei mit.³ [3] Miltitz bittet Kf. Friedrich, an Papst [Leo X.] zu schreiben. Der Kf. soll sich für die Goldene Rose und die Bullen⁴ bedanken sowie dem Papst mitteilen, dass [Luther] längst Frieden gemacht hätte, wenn es ihm und der Gegenseite von den Obersten oder Richtern verboten worden wäre zu streiten. Auch hätte [Luther] schon längst dem Papst geschrieben, wenn er von jemandem, der Macht hat, darum ersucht worden wäre. [4] Miltitz meint, auf diese Weise Eck entgegentreten zu können. Papst [Leo X.] wird sich freuen, einen Grund zu haben, den Bann und die Bulle einzuschränken. Diese Bulle wäre vielleicht nicht ausgegangen, wenn der Papst früher von [Luthers] Unterwerfung gewusst hätte. Ehe die Frist von 120 Tagen vorbei ist, will Miltitz für ein Breve sorgen, das die Bulle aufhebt. [5] Miltitz rät zu einem Geschenk für Kard. [Thomas Cajetan] von S. Sixti. Mit dessen Unterstützung soll die Sache beendet werden. [Luther] verachtet die Bulle, von der nicht nur er, sondern auch [Andreas Bodenstein] von Karlstadt, Johann Dölsch aus Feldkirch, [Johannes Sylvius] Egranus, Bernhard Adelmann von [Adelmannsfelden], 1129 ¹ Vom 13. Oktober 1520 datiert ein Schreiben Wolfgang Reißenbuschs an Fabian von Feilitzsch, das mit dem vorliegenden Brief des Miltitz an Kf. Friedrich übersandt wurde. Darin berichtete Reißenbusch über die äußeren Umstände des Gesprächs zwischen Luther und Miltitz in Lichtenberg. Luther wurde beispielsweise von Philipp Melanchthon, einem Augustinereremiten, einem Adligen und vier Landsknechten begleitet (FB Gotha, Chart. A 337, fol. 32r–33v, ediert in: Cyprian: Nützliche Urkunden 1, S. 444–447). Zur weiteren Korrespondenz zwischen Feilitzsch und Reißenbusch in der Angelegenheit Luthers vom 19. und 23. Oktober 1520 vgl. LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. N 180, fol. 2rv, 1rv+5v. ² Gemeint ist Luthers Schrift „Von der Freiheit eines Christenmenschen“. Die Widmungsvorrede ist ediert in: WA 7, S. 1–11 (deutsch) und S. 39–49 (lateinisch). ³ Gemeint ist wohl der Brief vom 12. Oktober 1520 (WA.Br 2, S. 196f., Nr. 342, lateinisch, übersetzt in: W² 15, Sp. 2463f., Nr. 41). Luther unterrichtete bereits am 11. Oktober Spalatin darüber, dass die Bannandrohungsbulle angekommen ist und in Leipzig und anderen Orten durch [Johannes] Eck verbreitet wird. Er wollte nach Lichtenberg zu dem verabredeten Treffen mit Karl [von Miltitz] reisen (WA.Br 2, S. 193–196, Nr. 341). ⁴ Gemeint sind die Ablassbullen für das Allerheiligenstift in Wittenberg: BAKFJ 1, Nr. 368 und 369.

Nr. 1130

15. Oktober 1520

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Domherr zu Augsburg, Willibald Pirckheimer und [Lazarus] Spengler, [Stadtschreiber] zu Nürnberg, betroffen sind, weil Eck ihre Namen in Meißen mit in die Bulle eingetragen hat. [6] Miltitz bittet Kf. Friedrich zusammenfassend um Zusendung des Briefes [Luthers] an den Papst. Miltitz will nach Rom zurückreisen, um die Sache zu klären. Sollte die Bulle in Kraft treten, entsteht daraus sicher ein groß cißma. Kf. Friedrich soll den Fuggern befehlen, Miltitz das Geld zu geben, das er für Friedrich ausgelegt hat. Ohne das Geld kann er die Reise nach Rom nicht bestreiten. [7] Eck ist aus Leipzig geflohen. Die Stadtknechte von Leipzig reiten mit der Bulle durchs Land. [8] Den jungen Kardinälen soll Kf. Friedrich eine Münze mit seinem Antlitz schicken, wie Miltitz bereits schrieb [Nr. 1123]. A Ed.

FB Gotha, Chart. A 337, fol. 34r–35v (Ausfertigung). W² 15, Sp. 796–799, Nr. 348 (Volltext, nach Cyprian); Cyprian: Nützliche Urkunden 1, S. 449–454 (Volltext).

1130 Köln, 15. Oktober 1520 (Montag nach Sankt Calixtentag) Kf. Friedrich an Fabian von Feilitzsch → 1124 [1] Kf. Friedrich hat das Schreiben [Nr. 1124] Fabians von Feilitzsch vom 3. Oktober erhalten. Den erwähnten Brief an Gf. Wilhelm von Nassau leitete er weiter. [2] Verhandlungen in der Angelegenheit Lgf. [Philipps] von Hessen. [3] Durchzug von Truppen. [4] Bergwerksangelegenheiten. [5] Antwort auf das Schreiben [Nr. 1123] Karls von Miltitz. [6] Geld für Karl von Miltitz. [7] Unterdrückung der Lehre Martin [Luthers] durch [Johannes] Eck. [8] Kf. Friedrich bittet um Neuigkeiten aus der Heimat. → 1146 A Ed.

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10

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Gg 980f, fol. 42r–44v, Zettel: 43r (Ausfertigung, zu eigenen Händen). Droysen: Verhandlungen des Karl von Miltitz, S. 176, Nr. 4 (Teiledition).

[5] Uff das schreiben, so wir dir nast von Gotha aus uff er Carlh von Miltitz ansuchen gethan, belangend doctor Martinus¹, haben wir auch vernomen unnd achten an noth, das Martinus er Carlh weitt nachziehe, besunder weil die bullen ausgangen sind, die man alhie auch druckt und sich ein ider domit tregt. So ist die rede alhie auch, das man zu Lofen², Luttich³ und andern enden Martinus bucher sol verprand haben, das er Carlhs antzeig, dy er unns gethan, das kein bull ausgehen soll, nicht gemeß, und wu er bey dich kombt, so wollest ime solchs vermelden mit antzaig, das wir daran nicht gefallen haben. [6] Aber der funffhundert und dreyzehen ducaten halben etc. haben wir mit Wolff Hoffman⁴ gered, ob etwas daran entricht und betzalt sey, wie die verschreibung 1130 ¹ ² ³ ⁴

Martin Luther. Löwen. Lüttich. Wolfgang Hofman.

394

15

19. Oktober 1520

Nr. 1131

vermag, das sich darumb erkund werden soll. Darauff hat er angetzeigt, das er sich in den buchern darumb erkunden will und, wie er es finden werd, uns solchs aigentlich zuerkennen geben. So das beschiet, was dan befunden, das wir er Carlh hinderstellig zuentrichten sein, das wollen wir verfugen. [7] Doctor Ecken halben glauben wir wol, was er unnd ander furwenden mogen, das doctor Martinus schreiben und lare nidergedruckt werde, das sie es nit underlassen. Unnser hergot werdts aber wol zu seinem lobe schicken.

1131 Köln, 19. Oktober 1520 (Freitag nach Sankt Lucas) Kf. Friedrich an Hz. Johann [1] Kf. Friedrich teilt seinem Bruder mit, dass er dessen Schreiben erhalten hat. [2] Über den Truppendurchzug wurde Kf. Friedrich auch durch Fabian von Feilitzsch informiert [Nr. 1124]. [3] Kf. Friedrich erhielt die Briefe Karls von Miltitz. Miltitz möchte noch viel Geld für die Goldene Rose. [4] Kf. Friedrich freut sich, dass Hz. Johann so viele Fische gefangen hat. Er selbst hatte nicht solches Glück. [5] Verhandlungen mit der Familie von Beichlingen. [6] Kf. Friedrich bedauert, dass in Leipzig gegen Martin [Luther] gehandelt wird. [Hz. Georg von Sachsen] und die [Universität] sind gegen [Luther] eingestellt. [7] Krönung [Karls V.]. A Ed.

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. N 17, fol. 7rv (Ausfertigung, eigh., zu eigenen Händen). Neues Urkundenbuch zur Kirchen-Reformation, S. 2f., Nr. 3 (Volltext).

1132 Coburg, 19. Oktober 1520 (Freitag nach Sankt Lucastag) Hz. Johann an Kf. Friedrich [1] Hz. Johann teilt Kf. Friedrich mit, dass ein Schreiben [Nr. 1128] des Rektors der Universität Wittenberg [Peter Burckhard] wegen Martin Luther eingetroffen ist, das er Kf. Friedrich weiterleitet. [2] Da die Universität in dieser Sache bereits an Kf. Friedrich geschrieben hat, möchte Hz. Johann ihn über das Schreiben des Rektors informieren. Obwohl Hz. Johann weiß, dass Kf. Friedrich alles abwenden möchte, wodurch Eck der Universität schaden könnte, bittet er Kf. Friedrich, sich der Universität und Luthers anzunehmen. [3] Da die Kanzlei Hz. Johanns aus Eile keine Abschrift des Schreibens des Rektors anfertigen konnte, bittet Hz. Johann seinen Bruder, ihm den Brief oder eine Abschrift davon zurückzuschicken. A Ed.

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. O 357, fol. 3r–4v, Zettel: 3r (Ausfertigung). Urkundenbuch Universität Wittenberg, S. 107, Nr. 95 Anm. 1 (Teiledition); Schubert: Vorgeschichte, S. 21f. (Volltext).

Nr. 1133

20. Oktober 1520

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1133 [Zeitz], 20. Oktober 1520 (Samstag nach Sankt Luce) Statthalter [Eberhard vom Thor] und Räte [Bf. Philipps von Freising und Naumburg] an Statthalter und Räte Kf. Friedrichs [1] Der Statthalter und die Räte [Philipps, Bf. von Freising und Administrator des Bistums Naumburg,] zu Zeitz teilen den Statthaltern und Räten Kf. Friedrichs zu Eilenburg mit, dass ihnen eine päpstliche Bulle [„Exsurge Domine“] sowie eine Schrift [Johannes] Ecks¹ zugegangen sind, welche sie in Abschriften übersenden. [2] Die Schreiben wurden in fast listiger weise durch den Leipziger Ratsdiener Nikel Wilde an den Zeitzer Bürger Thomas Förster übergeben, der sie dem Bgm. zu Zeitz Schmidt überreichen sollte, damit dieser sie an die zuständigen Stellen verteilt. Der bfl. Notar erhielt die Schreiben, als Förster diese an der gassen dem Bgm. übergeben wollte, und reichte sie, da der bfl. Kanzler [Heinrich Schmiedeberg] abwesend war, an den Verwalter des consistorii Caspar Thann weiter. Dieser öffnete und verlas sie in Anwesenheit des Notars und befand, dass er ohne den Kanzler in dieser Sache nichts unternehmen kann, weshalb er die Schreiben an den bfl. Statthalter übergab, der dadurch erstmals von der Angelegenheit erfuhr. Aus diesem Vorgehen erkennen sie, dass Eck nicht bereit ist, persönlich zu ihnen zu kommen und sein Anliegen vorzubringen. [3] Da die Gefahr besteht, dass Aufruhr aus dem heftigen (schwinden) Vorgehen Papst [Leos X.] und Ecks entsteht, wollen der Statthalter und die Räte zu Zeitz in dieser Sache weder zu viel noch zu wenig unternehmen. Da Kf. Friedrich, an den [Bf. Philipp] sie während seiner Abwesenheit gewiesen hat, außer Landes ist, bitten sie dessen Statthalter und Räte, ihnen zu raten, was sie in dieser Angelegenheit tun sollen. → 1134 A Ed.

FB Gotha, Chart. A 337, fol. 36r–38v (Ausfertigung). W² 15, Sp. 1581f., Nr. 463 (Volltext, nach Cyprian); Cyprian: Nützliche Urkunden 1, S. 459–462, Nr. 25 (Volltext).

1134 Eilenburg, 22. Oktober 1520 (Montag nach der elftausend Jungfrauentag) Räte Kf. [Friedrichs] an Statthalter [Eberhard vom Thor] und Räte [Bf. Philipps von Freising und Naumburg] → 1133 [1] Die kfl. Räte zu Eilenburg haben das Schreiben [Nr. 1133] des Statthalters und der Räte [Philipps, Bf. von Freising und Administrator des Bistums Naumburg,] zu Zeitz mit den beigelegten Abschriften der päpstlichen Bulle [„Exsurge Domine“] und des Schreibens [Johannes] Ecks sowie den Ausführungen darüber, wie diese Schreiben nach Zeitz gelangten, erhalten. [2] Die kfl. Räte wären der Bitte um einen Ratschlag gern nachgekommen, sehen sich als ungelarte aufgrund der Tragweite der Angelegenheit aber 1133 ¹ Schreiben des Johannes Eck an den bfl. Offizial [Heinrich Schmiedeberg] vom 1. Oktober 1520 mit der Aufforderung, die päpstliche Bulle im Bistum Naumburg zu veröffentlichen und umzusetzen. Eck berief sich dabei auf seinen päpstlichen Auftrag (FB Gotha, Chart. A 338, fol. 24rv, Abschrift, lateinisch, ediert in: Cyprian: Nützliche Urkunden 2, S. 178–180, übersetzt in: W² 15, Sp. 1579f., Nr. 462).

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22. Oktober 1520

Nr. 1135

dazu nicht in der Lage. Sie haben die Schreiben daher an die gelehrten Räte Kf. [Friedrichs] in Wittenberg weitergeleitet [vgl. Nr. 1135], die mit der Angelegenheit Martin [Luthers] besser vertraut sind. Sobald deren Ratschlag eintrifft, werden sie ihn an den Statthalter und die Räte zu Zeitz schicken. A Ed.

FB Gotha, Chart. A 338, fol. 123rv (Konzept). W² 15, Sp. 1582, Nr. 464 (Volltext, nach Cyprian); Cyprian: Nützliche Urkunden 1, S. 462–464, Nr. 26 (Volltext).

1135 Eilenburg, 22. Oktober 1520 (Montag nach der XIM Jungfrauentag) Räte Kf. Friedrichs an die Universität Wittenberg [1] Die kfl. Räte [zu Eilenburg] teilen der Universität Wittenberg mit, dass sie in Abwesenheit Kf. Friedrichs um Rat gebeten wurden [Nr. 1133]. Da es sich um schwerwiegende Sachen handelt, sehen die Räte sich als layen unnd ungelarte außerstande, diesen zu erteilen. [2] Um Schaden und Nachteile für Kf. Friedrich und seinen Bruder Hz. Johann sowie deren Land und Leute zu verhindern, wollen die Räte die Angelegenheit vor die Universität Wittenberg bringen. Die Universitätsmitglieder sollen am 26. Oktober um acht Uhr früh im Collegium [Fridericianum] in Wittenberg erscheinen, wo sie von den Räten informiert werden. Dann sollen sie ihr Gutachten abgeben. → 1139 A Ed.

FB Gotha, Chart. A 338, fol. 125rv (Konzept, stark beschädigt mit Textverlust). W² 15, Sp. 1583, Nr. 465 (Volltext, nach Cyprian); Cyprian: Nützliche Urkunden 1, Sp. 464–466, Nr. 27 (Volltext).

1136 Köln, 22. Oktober 1520 (Montag nach Ursule) Veit Warbeck an Hz. Johann Friedrich von Sachsen [1] Veit Warbeck teilt Hz. Johann Friedrich mit, dass er dessen Schreiben vom 13. Oktober am 21. Oktober erhalten und mit Freude vernommen hat, wie sich Johann Friedrich für Martin Luther, der zu Unrecht angegriffen wird, einsetzt. Warbeck hofft, dass Gott die Seinen nicht verlässt, auch wenn es in diesen Zeiten gelegentlich den Anschein hat. [2] Es befremdet Warbeck, dass [Johannes] Eck so keck war, Johann Friedrich die Bulle [„Exsurge Domine“] zuzustellen. Der Hz. soll bedenken, welcher Schaden Martin Luther und der Universität Wittenberg davon droht, und als teutscher furst diejenigen schützen, die Trost von ihm erwarten. Es wäre nicht gut, wenn die Universitätsmitglieder wegziehen. [3] Hz. Johann Friedrich soll selbst an Martin Luther schreiben, dafür wird Gott ihn belohnen. [4] Aus der Abschrift, welche Johann Friedrich für Kf. [Friedrich] mitgeschickt hat, vernahm Warbeck mit Freude, dass Johann Friedrich den Gelehrten Wohlwollen und Schutz zukommen lässt. Auch der Kf. ist erfreut darüber und wird Johann Friedrich sicherlich noch antworten. [5] Da Kf. [Friedrich] erkrankt ist, blieb er in Köln

Nr. 1137

23. Oktober 1520

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und schickte Gesandte zur Krönung Kg. [Karls V.] nach Aachen, die morgen stattfinden soll. Die Krönung nach Köln zu verlegen war nicht möglich, da die Aachener dies mit einer Geldzahlung verhindert haben. Auch Ebf. [Hermann] von Köln soll nicht gewollt haben, dass die Krönung in Köln stattfindet. Bald nach der Krönung soll der Kg. aber dorthin kommen. [6] Kg. [Karl] hat heute angeboten, Kf. [Friedrich] seinen Arzt zu schicken, was dieser aber ablehnte. [7] Warbeck hätte Hz. Johann Friedrich gern einen Druck der deutschen Übersetzung der Bulle geschickt, aber [Georg] Spalatin kann die Kölner Drucker nicht dazu bewegen, diese zu drucken, da einige Drucker darüber besorgt sind, dass Luther ihnen dies nicht vergisst. Die Gelehrten aber wollen nicht, dass die Bulle in deutscher Sprache verbreitet wird, denn sie sind besorgt, dass die Leute verstehen, wie die Sache behandelt wird. Sobald ein deutscher Druck vorhanden ist, will Warbeck diesen schicken. A Ed.

FB Gotha, Chart. A 337, fol. 41r–42v (Ausfertigung, eigh., beschädigt mit Textverlust). W² 15, Sp. 1573–1575, Nr. 458 (Volltext, nach Cyprian); Cyprian: Nützliche Urkunden 1, S. 454–459, Nr. 24 (Volltext).

Wittenberg, 23. Oktober 1520 (Dienstag nach der elftausend Jungfrauentag) Wolfgang Stähelin, Hieronymus Schurff und Christian Beyer an Hz. Johann 1137

[1] Wolfgang Stähelin, Hieronymus Schurff und Christian Beyer bestätigen Hz. Johann den Eingang seines Schreibens, mit dem er das Breve [Nr. 1083] Papst [Leos X.] und die Martin Luther betreffende Bulle [„Exsurge Domine“] übersandte. Die Universität [Wittenberg] erhielt ebenfalls ein Exemplar der Bulle, worüber Hz. Johann und sein Bruder Kf. [Friedrich] bereits informiert wurden. Die Universität erstellte ein Bedenken [Nr. 1128], das sie ebenfalls den Fsen. schickte und das inzwischen angekommen sein müsste. [2] Auf das Schreiben des Papstes an Hz. Johann, in dem er innerhalb der Widerrufsfrist zur Gefangennahme und Auslieferung Luthers angehalten wird, muss nach Ablauf der Widerrufsfrist noch eine päpstliche Deklaration gegen Luther ausgehen. Da diese nicht so bald erscheinen wird, meinen Stähelin, Schurff und Beyer, dass die Sache durch Gespräche Kf. [Friedrichs], Hz. Johanns und andere geklärt werden kann. Das päpstliche Schreiben muss noch nicht beantwortet werden. A Ed.

FB Gotha, Chart. A 338, fol. 128r–129v (Abschrift). Urkundenbuch Universität Wittenberg, S. 107, Nr. 96 (Regest); W² 15, Sp. 1577f., Nr. 460 (Volltext, nach Cyprian); Cyprian: Nützliche Urkunden 1, S. 476–478 (Volltext).

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25. Oktober 1520

Nr. 1138

1138 25. Oktober 1520 (Donnerstag nach dem elftausend Jungfrauentag) Hans Landschad von Steinach an Kf. Friedrich [1] Der Ritter Hans Landschad teilt Kf. Friedrich mit, dass er Martin Luthers Schrift, die sich an die Stände des Reichs richtet,¹ gelesen hat. Landschad teilt Luthers Meinung, dass der christlichen Kirche durch ihre Amtsträger vielfach geschadet wird und dem weltlichen Schwert die Aufgabe zukommt, Glauben, Kirche und gemeinen Nutzen durch Beendigung der Missstände zu schützen. [2] Landschad kennt Kf. Friedrich als Beschützer des christlichen Glaubens, der göttlichen Gerechtigkeit und des gemeinen Nutzens. Als solchen ermahnt Landschad ihn, sich angesichts der anstehenden Reichsversammlung vor Augen zu führen, dass Gott nicht ohne Grund einen seiner Untertanen dazu auserwählt hat, die Missstände offenzulegen. Friedrich soll daher die Stände des Reichs bitten und ermahnen, Mittel und Wege zu suchen, um Gottes Lob, Ehre und Gerechtigkeit sowie den gemeinen Nutzen für die gesamte Christenheit zu mehren und die Missstände abzustellen. A Ed.

LATh – StA Altenburg, Schönbergische Sammlung, Nr. 23, fol. 207rv (Abschrift). Berbig: Brief, S. 394f. (Volltext).

1139 Wittenberg, 26. Oktober 1520 (Freitag nach Crispini und Crispiniani) Rektor [Gf. Christoph Schlick zu Bassano], Magister und Doktoren der Universität Wittenberg an Räte und Statthalter Kf. [Friedrichs] → 1135 [1] Rektor, Magister und Doktoren der Universität Wittenberg teilen den Räten und Statthaltern Kf. [Friedrichs] zu Eilenburg mit, dass sie am heutigen Tag durch die im Auftrag der kfl. Räte handelnden Doktoren Wolfgang Stähelin, Hieronymus Schurff und Christian Beyer darüber informiert wurden, was sich [Johannes] Eck mittels des Leipziger Ratsdieners Nikel Wilde bei dem Offizial zu Zeitz [Heinrich Schmiedeberg] hinsichtlich der päpstlichen Bulle [„Exsurge Domine“] gegen Martin Luther herausgenommen hat [vgl. Nr. 1133]. Zudem vernahmen Rektor, Magister und Doktoren die Aufforderung der kfl. Statthalter und Räte an sie um Rat in der Angelegenheit vor dem Hintergrund der Bitte des bfl. Statthalters [Eberhard vom Thor und der Räte] zu Zeitz [vgl. Nr. 1135]. Auch den Inhalt des Schreibens von Eck und der päpstlichen Bulle nahmen sie zur Kenntnis. Nach einer Beratung kamen sie einstimmig zu folgender Meinung: [2] Sollte das Vorhaben Ecks unverzüglich durchgeführt werden, schadet dies Land und Leuten der sächsischen Fsen. und es droht Aufruhr. Daher ist es notwendig, dass die Fsen. zu einer einheitlichen Meinung kommen (fur ein man stehn) und sich falls nötig auch mit den Landständen (gemeyner landtschafft) beraten. Sollte keine Einigkeit unter den Fsen. erreicht werden, sind auch bei den Untertanen Einigkeit und Frieden nicht möglich. Rektor, Magister und Doktoren halten eine solche Einigung für möglich, falls Eck einen Befehl von Papst [Leo X.] hat, weil Luther anbot, seine Sache vor unverdächtige Richter zu bringen, um sich aus der Heiligen Schrift weisen zu lassen, und beim Papst einen Aufschub erbat. 1138 ¹ „An den christlichen Adel deutscher Nation von des christlichen Standes Besserung“ (WA 6, S. 381–469).

Nr. 1140

30. Oktober 1520

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Das bei einem Verhör im Reich erzielte Ergebnis soll einträchtig von allen Seiten akzeptiert werden. [3] Rektor, Magister und Doktoren stimmen mit der Meinung des bfl. Statthalters [und der Räte] zu Zeitz überein, dass Eck in Bezug auf die Veröffentlichung der Bulle nicht den offiziellen Rechtsweg einschlug, weil er dem Offizial [Heinrich Schmiedeberg] zu Zeitz keine Vollmacht vorlegte. Auch setzte Eck dem Offizial keine Frist. Die Universitätsmitglieder raten daher dem Offizial, sich unter Bezugnahme auf die Abwesenheit Kf. [Friedrichs] schnellstmöglich an [Philipp], Administrator des Bistums Naumburg, zu wenden und dessen Meinung einzuholen. Dies ist auch im Interesse der kfl. Statthalter. [4] Rektor, Magister und Doktoren gehen davon aus, dass auf der zurzeit stattfindenden Versammlung Ks. [Karls V.] und der Kfen. des Reichs¹ auch Gesandte Papst [Leos X.] anwesend sind. Deshalb soll die Sache dort verhandelt und weiter entschieden oder auf anderem Weg vor den Papst gebracht werden. Es ist üblich, in solch wichtigen Angelegenheiten, die den christlichen Glauben betreffen, die gesicherte Meinung des Papstes oder Ks. dazu abzuwarten. [5] Rektor, Magister und Doktoren teilen dies den kfl. Räten und Statthaltern mit, damit sie dem bfl. Statthalter [und den Räten] zu Zeitz eine korrekte Antwort geben können. A Ed.

FB Gotha, Chart. A 337, fol. 39r–40v (Ausfertigung). Urkundenbuch Universität Wittenberg, S. 107f., Nr. 97 (Regest); W² 15, Sp. 1584–1586, Nr. 466 (Volltext, nach Cyprian); Cyprian: Nützliche Urkunden 1, S. 466–470, Nr. 28 (Volltext).

1140 Wittenberg, 30. Oktober 1520 (Dienstag nach Simonis und Jude) Martin Luther an Hz. Johann Friedrich von Sachsen [1] Martin Luther teilt Hz. Johann Friedrich mit, dass er dessen Schreiben erhalten und daraus mit Dank und Freude vernommen hat, welche Gunst und Gnade der Hz. ihm entgegenbringt und welche Zuneigung der Hz. zur göttlichen Wahrheit hat. Dass Johann Friedrich sich für Luthers Sache einsetzt und deshalb auch an Kf. Friedrich schreibt [vgl. Nr. 1136], lässt Luther hoffen, dass Gott durch Johann Friedrich dem Evangelium beistehen wird. [2] Luther war wegen der Bulle [„Exsurge Domine“] nicht überrascht und hat sich vorgenommen, weiter zu predigen, Vorlesungen zu halten und zu schreiben. Allerdings befürchtet er, dass ihn die Leipziger mithilfe Hz. Georgs von Sachsen und Bf. [Adolfs] von Merseburg aus Wittenberg vertreiben wollen. Damit wollen sie nicht zuerst Luther, sondern vor allem der fsl. Universität Wittenberg schaden, wie sie es schon lange vorhaben. [3] Luther will abwarten, wie sich die Sache entwickelt, und befiehlt sich und die christliche Wahrheit Hz. Johann Friedrich an. → 1171 A Ed.

MLM New York, MA 376.24, unfol., 1 Bl. (Ausfertigung). WA.Br 2, S. 204–206, Nr. 347 (Volltext).

1139 ¹ Anlässlich der Krönung Karls V. zum Ks.

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31. Oktober 1520

Nr. 1141

1141 Köln, 31. Oktober 1520 (Mittwoch aller Heiligen Abend) Kf. Friedrich an Hz. Johann [1] Kf. Friedrich berichtet Hz. Johann, dass Ks. [Karl V.] die Kurfürsten aufgefordert hatte, heute mit ihm zusammen um 8 Uhr in das Domstift zu Köln zu ziehen. Da die Unterkunft des Ks. aber weit entfernt gelegen und Kf. Friedrich nicht gut zu Fuß ist, erlaubte ihm der Ks., bereits im Dom zu warten. [2] Kf. Friedrich zog heute um 7 Uhr mit seinem Gefolge in den Dom und wartete. Als der Ks. um 10 Uhr kam, ging er ihm zusammen mit Bf. [Johann¹] von Hildesheim und dem kfl. swager von Launburgk², die im Dom bei Kf. Friedrich waren, bis zur Kirchentür entgegen. Von dort trug Kf. Friedrich das Schwert bis zu den [Gebeinen der] Heiligen drei Könige, vor denen der Ks. niederkniete, und in den Chor, wo der Ks. eine Messe hörte und das Abendmahl (opfer) empfing. Danach gingen der Ks. und die Kurfürsten in die Sakristei und beschlossen dort, dass der künftige Reichstag in Worms auf den Heiligen Dreikönigstag (6. Januar 1521) ausgeschrieben werden soll.³ Zudem wurde beschlossen, dass die Kurfürsten morgen um 14 Uhr in der ksl. Unterkunft sein sollen. Danach trug Kf. Friedrich das Schwert wieder bis an die Kirchentür und erhielt die Erlaubnis des Ks., in seine Unterkunft zurückzukehren. [3] Kf. Friedrich will am 5. oder spätestens am 6. November aus Köln aufbrechen. [4] Zettel: Hessische Angelegenheiten. A B Ed.

SächsHStA Dresden, 10004 Kopiale, 46, fol. 93r–95v, Zettel: 94r (Ausfertigung, zu eigenen Händen). SächsHStA Dresden, 10024 Geheimer Rat (Geheimes Archiv), Loc. 10670/09, fol. 106rv (Konzept). RTA.JR 2, S. 136, Nr. 1G (Regest mit Teiledition); Langenn: Herzogin Sidonie, S. 133f., Nr. 60 (Volltext, falsch datiert auf den 10. November 1520).

1142 [Räte Kf. Friedrichs]: Bericht

Köln, [4. und 6. November 1520]

[1] Die päpstlichen Gesandten Marinus Caracciolo und Hieronymus Aleander übergaben am 4. November an Kf. Friedrich am Rande eines Gottesdienstes im Franziskanerkloster Köln mehrere Schreiben¹ Papst [Leos X.] in Anwesenheit Bf. [Bernhards] von Trient 1141 ¹ Hz. Johann von Sachsen-Lauenburg. ² Wohl Hz. Bernhard von Sachsen-Lauenburg, Dompropst in Köln. ³ Zur Haltung und zu den Aktivitäten Kf. Friedrichs und anderer Reichsfürsten im Vorfeld und während der Ausschreibung und Eröffnung des Reichstages zu Worms vgl. RTA.JR 2. 1142 ¹ Während in der lateinischen Überlieferung nur ein Breve erwähnt wird (Opusculum, fol. Aiiv), heißt es in der deutschen Fassung, dass briffe übergeben wurden. Neben den Fakultäten und der Bulle „Exsurge Domine“ dürfte es sich auch um ein Schreiben Papst Leos X. an Kf. Friedrich vom 8. Juli 1520 gehandelt haben. Da die Rede Aleanders (s. folgende Anm.) mit dem Breve „Credere volumus“ [Nr. 1082] in weiten Teilen inhaltlich übereinstimmt, ist zu vermuten, dass dieses Breve und nicht „Quod ad nos“ [Nr. 1083] an Kf. Friedrich übergeben oder ihm zumindest vorgelesen wurde.

Nr. 1142

[4. und 6. November 1520]

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und Bf. [Pietros] von Triest. [2] Caracciolo und Aleander baten Kf. Friedrich, dafür zu sorgen, dass die Bulle [„Exsurge Domine“] vollzogen, die Bücher Luthers verbrannt und Luther gefangen genommen oder dem Papst überstellt wird.² [3] Nach einer Bedenkzeit ließ Kf. Friedrich durch seine Räte den päpstlichen Gesandten am 6. November ebenfalls in Gegenwart des Bf. von Trient auf Latein antworten,³ dass er in den Bahnen seiner Vorfahren wandeln will. Kf. Friedrich protestierte gegen das Vorgehen Johannes Ecks, der während Kf. Friedrichs Abwesenheit in Kursachsen begann, die Bulle [„Exsurge Domine“] zu verkünden, in die er zudem weitere Personen eintrug. Kf. Friedrich ist über dieses Vorgehen verärgert, weil ihm und Hz. Johann zugesagt worden war, davon verschont zu werden. Diese Maßnahme könnte dazu geführt haben, dass sich inzwischen weitere Gelehrte oder Ungelehrte der Appellation Luthers angeschlossen haben. Kf. Friedrich hatte nie etwas mit der Sache Luthers zu tun. Luthers Predigten und Schriften gegen den Papst hat er nicht gebilligt. Vor zwei Jahren sollte Kard. [Thomas Cajetan] die Sache beilegen, dem Kf. Friedrich zustimmte. Zudem wurde Ebf. [Richard] von Trier als päpstlicher Kommissar bestellt, dem Luther gehorchen wollte. Luther hat sich mehrfach bereit erklärt, entsprechenden Anweisungen Folge zu leisten. Von seinen Gegnern wurde Luther angestachelt, weitere Schriften zu verfassen. [4] Bislang wurde Kf. Friedrich weder von Ks. [Karl V.] noch von anderen Personen mitgeteilt, dass Luthers Schriften widerlegt sind, was ihre Verbrennung rechtfertigen würde. Wenn Kf. Friedrich von einer Widerlegung erfährt, will er alles tun, was ihm als christlichem Fürsten gebührt. Kf. Friedrich bat deshalb Caracciolo und Aleander, dass Luther vor gelehrten, frommen und unvoreingenommenen Richtern an einem ungefährlichen Ort angehört wird. Seine Bücher sollten ohne dieses Verhör nicht verbrannt werden. [5] Nach einer kurzen Beratung antworteten Caracciolo und Aleander, mit welchem Fleiß Papst [Leo X.] versuchte, Luther von seinem Weg abzubringen. Eck hatte kein Recht, weitere Personen in die Bulle zu setzen. Der Papst ist in dieser Sache alleiniger Richter. Caracciolo und Aleander gebührt deshalb nicht, vom päpstlichen Befehl abzuweichen. Sie wollen den in der Bulle [„Exsurge Domine“] vorgesehenen Weg weiter gehen und Luthers Bücher verbrennen. A B C D E

F

FB Gotha, Chart. A 338, fol. 36r–44v (Reinschrift, lateinisch). StadtA Nürnberg, E 29 IV, Nr. 662, unfol., 2 Bl. (Reinschrift, deutsch, ohne die Antwort an die päpstlichen Nuntien). FB Gotha, Chart. B 16, pag. 383–385 (Abschrift, von Valentin Beyer aus dem Jahr 1549, lateinisch). AT-OeNB Wien, Ms. 8867, fol. 1r–8r (Abschrift, lateinisch, Abschrift aus dem 16. Jahrhundert des Drucks „Opusculo“). Wie die Bebstlich geschickte botschafft yre werbung gethan haben an [. . .] hertzog Friderich tzu Sachssen Kurfurst [. . .] unnd seyner kurfurstlichen gnaden Antwort den geschickten legaten als klerlich hernach volgt. [Leipzig] 1520 (VD16 W 2600) (Druck, deutsch). Wie die Bapstliche geschickte botschafft ire werbung gethan haben An [. . .] Hertzog Fridrich zu Sachssen Churfurst [. . .] und seiner Curfurstlichen gnaden Antwort dem geschicktten

1142 ² Die Inhalte stimmen mit der in den „Acta Wormaciensia“ überlieferten Ansprache Hieronymus Aleanders an Kf. Friedrich vom 4. November 1520 weitgehend überein (AA Vaticano, Arm. LXIV, 17, fol. 68rv, ediert in: Balan: Monumenta Reformationis, S. 69f., Nr. 30). ³ Als Vorarbeit für diese Antwort können die „Axiomata“ angesehen werden, die Erasmus von Rotterdam für Kf. Friedrich aufsetzte (Opusculum, fol. Aiirv).

402

5. November 1520

Nr. 1143

Legaten Als klärlich hernach volget. Augsburg 1521 (VD16 W 2601) (Druck, deutsch, aus dem Jahr 1521, in Augsburg erschienen im selben Jahr noch zwei weitere Drucke der Schrift [VD16 W 2602 und VD16 W 2603]). Contenta in hoc Opusculo. Axiomata Eras. Ro. pro causa Martini Lutheri. Friderichi Du: Sax: G Electoris, datum Responsum legatis pon. Ro. Per Henricum priorem Gundensem scriptum [. . .]. [Leipzig 1521] (VD16 E 2055), fol. Aiiv–Br (Druck, lateinisch, aus dem Jahr 1521). Ed. Luther, Opera latina V, S. 243–248 (Volltext, lateinisch, nach Überlieferung G); Wittenberger Lutherausgabe lat. II, fol. 121v–123v (Volltext, lateinisch); Westphal: Korrespondenz, S. 540f. (Volltext, deutsch, nach Überlieferung B); Pirckheimers Briefwechsel 4, S. 368f. (Volltext, deutsch, nach Überlieferung B); RTA.JR 2, S. 462–466, Nr. 60 (Regest). Bem. Der Charakter der vorliegenden Quelle entspricht einem Bericht, der offenbar im Umfeld Kf. Friedrichs nach den Verhandlungen am 4. und 6. November 1520 mit Marinus Caracciolo und Hieronymus Aleander angefertigt wurde. Kf. Friedrich verschickte diesen Bericht in einer deutschen Fassung an Anton Tucher [Nr. 1147] (Überlieferung B) und wohl auch an Peter Burckhard [Nr. 1153]. In den Papieren Georg Spalatins wurde eine lateinische Fassung überliefert (Überlieferung A). Bedeutsamer für die Verbreitung war die lateinische Druckfassung aus dem Jahr 1521 (Überlieferung G). Der deutsche Druck des Berichts (Überlieferung E) bietet am Schluss einen Brief vermutlich eines Mitarbeiters der Verwaltung Hz. Johanns in Coburg (J. v. W.) an einen namentlich nicht genannten „Amptmann zu N.“. Aus dem Brief geht hervor, dass J. v. W. den Bericht über die Vorgänge in Köln übersandte. Möglicherweise gelangte er so auch zum Druck.

1143 [Wittenberg], 5. November 1520 (Montag nach aller Heiligen Tag) Der Rat zu Wittenberg an Fabian von Feilitzsch und andere Räte und Statthalter Kf. [Friedrichs] [1] Der Rat der Stadt Wittenberg berichtet Fabian von Feilitzsch und anderen Räten und Statthaltern Kf. [Friedrichs], dass Martin [Luther] befürchtet, trotz seiner erfolgten Appellation an das künftige Konzil gebannt zu werden. Deshalb wandte sich [Luther] an den Rat mit dem Wunsch, dass dieser seine Appellation unterstützt (adheriren). [2] Da es sich um eine große und wichtige Angelegenheit handelt, wollte der Rat ohne Beteiligung des Kf. oder wenigstens der kfl. Räte und Statthalter nicht zusagen und nahm sich Bedenkzeit. [3] Der Stadtrat bittet Fabian von Feilitzsch und die anderen Räte, ihm bald eine schriftliche Antwort zu geben, wie er sich in der Angelegenheit verhalten soll, damit er [Luther] unverzüglich antworten kann.¹

1143 ¹ Die Räte Kf. Friedrichs wandten sich daraufhin an die vier Wittenberger Doktoren Henning [Göde], Wolfgang [Stähelin], Hieronymus [Schurff] und Christian [Beyer] und informierten diese über das Anliegen des Rats der Stadt Wittenberg, dessen Schreiben sie beilegten. Das Schreiben des Stadtrats hatte die Räte während der Abwesenheit des Kf. erreicht, in dessen Namen sie die vier Juristen nun baten, ihnen ihre Meinung mitzuteilen, was dem Stadtrat geantwortet werden soll, da es sich um eine wichtige Angelegenheit handelt und sie als Laien nit gnugsamen verstand haben. Die Antwort an den Stadtrat sollte derart sein, dass er sich so weit wie möglich vor Beschwerung schützt und sich doch in der Angelegenheit nicht unehrenhaft verhält (Cyprian: Nützliche Urkunden 2, S. 186f., Nr. 41, Volltext).

Nr. 1144

A Ed.

5. November 1520

403

FB Gotha, Chart. A 337, fol. 44rv (Ausfertigung). W² 15, Sp. 1608, Nr. 479 (Volltext, nach Cyprian); Cyprian: Nützliche Urkunden 1, S. 473–475, Nr. 31 (Volltext).

1144 [Zeitz], 5. November 1520 (Montag nach aller Gotts Heiligentag) Statthalter [Eberhard vom Thor] und Räte [Bf. Philipps] von Freising und Naumburg an Statthalter und Räte Kf. [Friedrichs] [1] Der Statthalter und die Räte [Bf. Philipps] von Freising, Administrator des Bistums Naumburg, zu Zeitz teilen den Statthaltern und Räten Kf. [Friedrichs] zu Eilenburg mit, dass sie das infolge ihrer Anfrage [Nr. 1133] durch die Universität Wittenberg erstellte Gutachten [Nr. 1139], welches ihnen die kfl. Räte zu Eilenburg zugesandt hatten, erhalten haben. [2] Die kfl. Räte hatten darum gebeten, am 12. November den bfl. Kanzler Heinrich Schmiedeberg nach Eilenburg zu schicken, damit ihm dort Weiteres mitgeteilt werden kann. Dies ist nicht möglich, da Schmiedeberg heute gestorben ist. [3] Statthalter und Räte zu Zeitz bitten die kfl. Statthalter und Räte noch einmal darum, ihren Rat mitzuteilen, damit sie sich richtig verhalten können und keine für das Stift Naumburg schädlichen Neuerungen einführen. → 1145 A Ed.

FB Gotha, Chart. A 337, fol. 43rv (Ausfertigung). W² 15, Sp. 1586f., Nr. 467 (Volltext, nach Cyprian); Cyprian: Nützliche Urkunden 1, S. 471f., Nr. 29 (Volltext).

1145 [Eilenburg], [zwischen 5. und 15. November 1520] [Räte Kf. Friedrichs] an [Statthalter Eberhard vom Thor und Räte Bf. Philipps von Freising und Naumburg] → 1144 [1] Die [kfl. Räte zu Eilenburg] haben das Schreiben [Nr. 1144] des [bfl. Statthalters und der Räte zu Zeitz] erhalten, welches die Mitteilung vom Tod des bfl. Kanzlers Heinrich Schmiedeberg sowie die erneute Bitte um Rat wegen [der Veröffentlichung] der von [Johannes] Eck überbrachten Bulle [„Exsurge Domine“] enthielt. Den Tod Schmiedebergs bedauern sie, den erbetenen Rat teilen sie im Folgenden mit. [2] Erstens: Da sich das Begleitschreiben [Nr. 1133 Anm. 1] zu der Bulle nur an Schmiedeberg als zu der Zeit amtierenden Offizial des Bf., nicht aber an mögliche Amtsnachfolger richtete, sind die darin enthaltenen Anweisungen nun für nichtig zu achten. [3] Zweitens: Die Bulle wurde weder in gebührender Form übergeben noch ist eine glaubwürdige Vollmacht für das Handeln Ecks vorhanden. [4] Drittens: Da Martin [Luther] gegen die Bulle appelliert haben soll, handelt es sich um ein schwebendes Verfahren. [5] Die [kfl. Räte] halten es deshalb für besser abzuwarten, wie sich die Sache entwickelt und wie sich andere Bischöfe verhalten, denen die Bulle vielleicht auf andere Weise übergeben

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6. November 1520

Nr. 1146

wurde. Vor allem sollen der [Statthalter und die Räte zu Zeitz] Bf. [Philipp] von Freising, Administrator des Bistums Naumburg, davon berichten und seinen Anweisungen folgen. FB Gotha, Chart. A 338, fol. 132r–133r (Konzept). W² 15, Sp. 1588–1590, Nr. 470 (Volltext, nach Cyprian); Cyprian: Nützliche Urkunden 2, S. 181–184, Nr. 39 (Volltext). Bem. Zur Datierung vgl. Nr. 1144 und Nr. 1151. A Ed.

1146 Eilenburg, 6. November 1520 (Dienstag Sankt Lienhartstag) Fabian von Feilitzsch an Kf. Friedrich → 1130 [1] Fabian von Feilitzsch bestätigt den Eingang von zwei Schreiben [u. a. Nr. 1130] Kf. Friedrichs, die er innerhalb von vierzehn Tagen in Köln erhielt. [2] Epidemie und Auswirkungen auf den Reiseweg Kf. Friedrichs. [3] Vorbereitungen für den kfl. Besuch in Allstedt. [4] Weinlieferung. [5] Geschäfte im Auftrag Kf. Friedrichs durch [Hans von] Taubenheim. [6] Besuch des Karl von Miltitz bei Feilitzsch. [7] Listiges Vorgehen [Johannes] Ecks. [8] Truppendurchzug. [9] Schreiben Hz. Johanns an Feilitzsch und Haubold [von Einsiedel] wegen eines Treffens mit den Räten Hz. Georgs [von Sachsen]. [10] Zettel: Versendung von 1000 Gulden nach Eisenach. A B Ed.

5

10

15

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Gg 980f, fol. 56r–60v, Zettel: 59r, ediert wird fol. 57v–58r (Ausfertigung). LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Gg 980f, fol. 65r–68v (Konzept). Droysen: Verhandlungen des Karl von Miltitz, S. 176f., Nr. 5 (Teiledition).

[6] Euern churfurstlichen gnaden gebe ich auch unndterthenigklich zuerkennen, das negst verschinen dinstags¹ herr Karlh von Miltitz alhie bey er Hugolt von Einsiedel unnd mir ist gewest. Dem hab ich euer curf. gnaden bevelh von wegen der bullen, so wider doctor Martinen² außgegangen, unnd was fur ungefallens euer curf. gnaden darinnen tragen angetzeigt. Wiewol er mir darauff gesagt, er were nagst bey doctor Martinus gewest unnd sich mit ime allerley unndterredt unnd ine dahin vermecht, das er dem babst geschrieben, wie er dann auch ein buchlein alhie geweyst hat, das alle sachen zwischen inen vertragen sein solten, so halt ich doch wenig davon. [7] Doctor Ecken halben: Wiewol hievor die sag gewest ist, das er bey nacht fluchtig auß Leyptzigk gewichen sey, so bin ich doch durch einen glaubhafften bericht, wie er heymlich unnd verborgen in diesen lannden hyrumb enthalten werden soll. Daraus mogen euer churf. gnaden wol abnemen, mit was behennder lystigkeit unnd vorteylhafftigkeit umbgegangen werdt, die universitet zu Wittenbergk nyder zu drugken unnd zuvertylgen. 1146 ¹ 30. Oktober 1520. ² Martin Luther.

Nr. 1147

9. November 1520

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1147 Koblenz, 9. November 1520 (am IX. Tage Novembris) Kf. Friedrich an Anton Tucher [1] Kf. Friedrich berichtet Anton Tucher, dass er in Köln von den Gesandten des Rats der Stadt Nürnberg wegen der Bulle [„Exsurge Domine“], die [Johannes] Eck und einige Leute aus Nürnberg verbreiten, um seinen Rat gebeten wurde. Kf. Friedrich antwortete ihnen, wie ihm damals angenehm war, weil zuvor ein solches Anliegen noch nicht an ihn herangetragen worden war. [2] Am vergangenen Sonntag (4. November) wurde Kf. Friedrich durch die päpstlichen Gesandten [Marinus Caracciolo und Hieronymus Aleander] im Franziskanerkloster Köln wegen [Martin] Luther angesprochen. Wie den Gesandten geantwortet wurde, kann Tucher dem beigelegten Schreiben entnehmen [Nr. 1142 Überlieferung B]. A Ed.

StadtA Nürnberg, E 29 IV, Nr. 662, unfol., 1 Bl. (Ausfertigung, zu eigenen Händen). Westphal: Korrespondenz, S. 539f., Nr. 364 (Volltext); Pirckheimers Briefwechsel 4, S. 373 (Volltext).

1148 Coburg, 12. November 1520 (Montag nach Sankt Martinstag) Hz. Johann an Heinrich Heiligenstadt und die Priesterschaft zu Weimar [1] Hz. Johann hat das Schreiben des Erzpriesters Heinrich Heiligenstadt und der Priesterschaft zu Weimar in der Angelegenheit des Subsidiums und das beigelegte Mandat erhalten. Johann teilt mit, dass die Inhibition [vgl. Nr. 1086] ungefähr vor 14 Tagen dem Siegler [Johann Sömmering] und anderen Subkollektoren in Erfurt übermittelt wurde. Darüber hinaus wurde eine weitere Appellation eingelegt, damit keine Mandate mehr gegen den Erzpriester und die Priesterschaft erlassen werden. [2] Falls Erzpriester und Priesterschaft weiterhin Probleme haben, sollen sie sich an den hzl. Rat und Amtmann zu Leuchtenburg Johann Reinbott, der sich zurzeit in Erfurt aufhält, mit der Bitte um Unterstützung wenden. Hz. Johann hat Reinbott einen entsprechenden Befehl erteilt. A

LATh – HStA Weimar, Historische Schriften und Drucke, F 570a, fol. 88v (Abschrift).

1149 Eilenburg, 13. November 1520 (Dienstag nach Martini) Conrad Rupsch an Hz. Johann [1] Conrad Rupsch, [Pfarrer zu Kahla], teilt Hz. Johann mit, dass er ein Schreiben¹ des Rats und der Gemeinde zu Kahla erhielt, die sich über den Frühmessner [Heinrich Hartsch] beschweren, weil dieser nachlässig ist und etliche Frühmessen ausfallen lässt. [2] Auf ein 1149 ¹ Am 9. November 1520 schrieben Rat und Gemeinde zu Kahla in dieser Sache an Conrad Rupsch, Pfarrer zu Kahla (LATh – HStA Weimar, EGA, Reg Ll 451, fol. 4rv, Ausfertigung).

406

14. November 1520

Nr. 1150

vorheriges Schreiben derer von Kahla hin hatte ihnen Rupsch geraten, dem Frühmessner kein Geld mehr zu bezahlen. Dieser hat sie mit geistlicher beschwerung dazu gezwungen, ihm das Geld zu reichen, und belastet sie seitdem durch den Ausfall von Frühmessen und andere Dinge. Daher rührt die jetzige Klage, die Rupsch dem Hz. mitschickt. [3] Deshalb bittet Rupsch den Hz., dem Amtmann [auf der Leuchtenburg Johann] Reinbott zu befehlen, mit dem Frühmessner zu verhandeln und ihn aufzufordern, die Frühmesse zu halten und auch sonst jegliche Beschwerung derer von Kahla zu unterlassen. Sollte der Frühmessner dieser Aufforderung nicht nachkommen, soll ihm das Geld des Rats zu Kahla vorenthalten werden.² A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Ll 451, fol. 2rv+5rv (Ausfertigung).

1150 Casale Monferrato, 14. November 1520 (14. Novembris) Urbanus de Serralonga an Kf. Friedrich [1] Urbanus de Serralonga wendet sich an Kf. Friedrich wegen der Schreiben (litterae) Martin Luthers, die sich gegen Papst [Leo X.] und das Kardinalskollegium richten. Diese Angelegenheit könnte sich ausweiten, daher soll Kf. Friedrich darauf achten, dass daraus nichts Schlechtes für seine Ehre und Würde und die des kursächsischen Hauses entsteht. [2] Urbanus legte Giovanni Gonzaga, der mit Guglielmo Malaspina einen Auftrag Mgf. Federicos von Mantua¹ zu erledigen hatte, einige Sermone von Luther vor und informierte ihn über dessen Rechtsfall. Er zweifelt nicht, dass Gonzaga dem Kf. persönlich schreiben wird, damit dieser sich von Luther abwendet. Kf. Friedrich soll sorgsam die Folgen bedenken, wenn er Luther weiterhin gegenüber dem Papst und dem Apostolischen Stuhl schützt. [3] Urbanus de Serralonga richtet Grüße der Mgfn. [Anna] von Montferrat und ihrer Kinder aus und bietet seine weiteren Dienste an. A LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. N 5, fol. 9rv (Ausfertigung, lateinisch). Ed. Delius: Urbanus von Serralonga, S. 47, Nr. III (Volltext). Bem. Von diesem Schreiben sandte Georg Spalatin offenbar nach dem 20. November 1520 eine Übersetzung an Kf. Friedrich [vgl. Nr. 1154 Anm. 1].

1149 ² Am 16. November 1520 wandte sich der Rat zu Kahla an Johann Reinbott und teilte mit, dass die Vorwürfe, welche Heinrich Hartsch gegen ihn vorbringt, unbewiesen und nicht zutreffend wären. Er bat Reinbott um eine Entscheidung und erklärte sich bereit, dieser Folge zu leisten (LATh – HStA Weimar, EGA, Reg Ll 451, fol. 3rv, Ausfertigung). Am 22. November 1520 schrieben die Räte Kf. [Friedrichs] und Hz. [Johanns] zu Coburg in Abwesenheit der Fürsten an Johann Reinbott in dieser Angelegenheit. Reinbott sollte den Rat zu Kahla und den Frühmessner einbestellen und anhören und in dem Streitfall so entscheiden, dass kein Abbruch an den göttlichen Ämtern geschieht (ebd., fol. 1rv+6rv, Ausfertigung). 1150 ¹ Aus der Familie Gonzaga.

Nr. 1151

15. November 1520

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1151 [Eilenburg], 15. November 1520 (Donnerstag nach Sankt Martinstag) Räte Kf. [Friedrichs] an Statthalter [Eberhard vom Thor] und Räte [Bf. Philipps von Freising und Naumburg] [1] Die Räte Kf. [Friedrichs] haben das neuerliche Antwortschreiben des Statthalters und der Räte [Bf. Philipps von Freising, Administrator des Bistums Naumburg,] zu Zeitz wegen [Johannes] Eck und der päpstlichen Bulle [„Exsurge Domine“] gegen Martin [Luther] erhalten. [2] Sie wissen, dass [Luther] gegen die Bulle appellierte und vorhat, dagegen weiter zu schreiben, aber nicht, wie dies geschehen soll. Da der Gesandte des bfl. Statthalters und der bfl. Räte ohnehin nach Wittenberg ziehen will, geben sie ihm ein Schreiben [Nr. 1152] für Philipp Melanchthon mit, der über [Luthers] Fall am besten informiert ist. Von Melanchthon soll der Gesandte über die getane Appellation und die weiteren Absichten Luthers in der Sache Bericht erhalten, um diesen dem Statthalter und den Räten zu Zeitz weiterzugeben. A Ed.

FB Gotha, Chart. A 338, fol. 134rv (Konzept). W² 15, Sp. 1587, Nr. 468 (Volltext, nach Cyprian); Cyprian: Nützliche Urkunden 1, S. 472f., Nr. 30 (Volltext).

1152 [Eilenburg], [15. November 1520] Räte Kf. Friedrichs an Philipp Melanchthon [1] Die kfl. Räte [zu Eilenburg] teilen Philipp Melanchthon mit, dass ihnen die Räte Bf. [Philipps] von Freising, Administrator des Bistums Naumburg, zu Zeitz wegen der päpstlichen Bulle [„Exsurge Domine“] und des Vorgehens [Johannes] Ecks geschrieben und darum gebeten haben, ihrem Gesandten einen Druck oder eine Abschrift der Appellation Martin Luthers gegen die Bulle mitzugeben.¹ [2] Da die kfl. Räte wenig über die Appellation und über die weiteren Absichten Luthers in der Sache wissen, haben sie dem bfl. Statthalter [Eberhard vom Thor] und den bfl. Räten geschrieben [Nr. 1151], dass sie deren Gesandten mit einem Brief an Melanchthon nach Wittenberg schicken, der über die Angelegenheit besser informiert ist. [3] Anstelle des abwesenden Kf. Friedrich tragen die Räte daher Melanchthon auf, dem Gesandten alles, was er über die Angelegenheit weiß, mitzuteilen, damit dieser den bfl. Statthalter und die bfl. Räte zu Zeitz informieren kann. FB Gotha, Chart. A 338, fol. 135rv (Konzept, Datumsangabe: datum ut supra). MBW.T 1, S. 234f., Nr. 110 (Volltext, mit ungesicherter Datierung auf den 8. November 1520); W² 15, Sp. 1587f., Nr. 468 (Volltext, nach Cyprian); CR 1, Sp. 269–271, Nr. 93 (Volltext); Cyprian: Nützliche Urkunden 2, S. 184–186, Nr. 40 (Volltext). Bem. Zur Datierung vgl. Nr. 1151.

A Ed.

1152 ¹ Martin Luthers Appellation wurde am 17. November 1520 in lateinischer („Appellatio D. Martini Lutheri ad Concilium a Leone X. denuo repetita et innovata“, WA 7, S. 74–82) und deutscher Sprache („D. Martin Luthers Appellation oder Berufung an ein christlich frei Concilium von dem Papst Leo und seinem unrechten Frevel verneuert und repetirt“, WA 7, S. 83–90) im Druck veröffentlicht.

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18. November 1520

Nr. 1153

1153 Homberg an der Efze, 18. November 1520 (am 18. Tag Novembris) Kf. Friedrich an Peter Burckhard [1] Kf. Friedrich bestätigt den Eingang eines Schreibens von Peter Burckhard, das er vor Kurzem in Köln erhielt [vgl. Nr. 1128 und Nr. 1132]. Darin unterrichtete ihn Burckhard über die Schreiben [Johannes] Ecks [an die Universität Wittenberg] in Sachen Martin Luthers. [2] Bisher wurde Kf. Friedrich darüber nicht informiert. Allerdings verhandelten Marinus Caracciolo und Hieronymus Aleander vor Friedrichs Abreise aus Köln mit ihm über ein päpstliches Schreiben¹ in der Sache Luthers. Über diese Verhandlung wird Burckhard aus der beiliegenden Abschrift in Kenntnis gesetzt.² Kf. Friedrich will Burckhard über weitere Nachrichten informieren. [3] Kf. Friedrich kann in dieser Angelegenheit gerade nichts Weiteres schreiben. A

Ed.

Contenta in hoc Opusculo. Axiomata Eras. Ro. pro causa Martini Lutheri. Friderichi Du: Sax: Electoris, datum Responsum legatis pon. Ro. Per Henricum priorem Gundensem scriptum [. . .]. [Leipzig 1521] (VD16 E 2055), fol. Biv–Biir (Druck). Urkundenbuch Universität Wittenberg, S. 108, Nr. 98 (Regest); W² 15, Sp. 1573, Nr. 457 (Volltext).

1154 Rom, 20. November 1520 (am XX. Tag des Novembers) Valentin von Teutleben an Kf. [Friedrich] [1] Valentin von Teutleben teilt Kf. [Friedrich] mit, dass er dessen Instruktion [vgl. Nr. 1029] in der Angelegenheit der Präzeptorei Lichtenberg befolgte und die Reformation der alten Supplik im August durch Papst [Leo X.] genehmigen ließ [vgl. Nr. 1073]. Die Übergabe der Minute durch den Abbreviator verzögerte sich, Teutleben sendet sie nun samt den Abschriften der alten und der geänderten Supplik mit diesem Schreiben dem Kf. zu. Die Hauptsupplik wurde dem Datar noch nicht überschickt, da die Zahlung (composition) bisher nicht entrichtet wurde. [2] Kf. [Friedrich] soll die Minute prüfen. Falls Änderungen daran vorgenommen wurden, will Teutleben dafür sorgen, dass vor der Bezahlung alles in Ordnung gebracht wird. Die Abfindung beträgt 600 Dukaten, die Ausstellung der Bulle wird 300 Dukaten oder mehr kosten. Teutleben bittet daher den Kf., durch Vermittlung der Fugger 1000 Dukaten in Gold zu besorgen und ihm anzuvertrauen. Er verspricht, nichts unnötig auszugeben und was an Geld übrig bleibt zurückzugeben. Nach Ausstellung der Bulle will Teutleben diese dem Kf. über die Fugger mitsamt seiner Rechnung zustellen lassen. [3] Valentin von Teutleben hebt hervor, dass Kf. [Friedrich] ein ser loblichs werck vollbringt, das dem Antoniterkloster Lichtenberg zu einem dauerhaften Bestand und der Universität Wittenberg zur bleibenden Zierde dienen wird. Teutleben war sehr betrübt, dass die Angelegenheit in den letzten Jahren zum Nachteil 1153 ¹ Möglicherweise handelte es sich dabei um das Breve Papst Leos X. „Credere volumus“ [Nr. 1082]. ² Damit ist wohl der Bericht über das Zusammentreffen mit den beiden Nuntien gemeint [Nr. 1142], mit dem zusammen der vorliegende Brief auch überliefert wurde.

Nr. 1155

26. November 1520

409

des Klosters und der Universität nicht geklärt wurde. In der letzten Instruktion wurde der Passus weggelassen, dass, wenn der für die Präzeptorei nominierte und präsentierte Kandidat nicht innerhalb von sechs Monaten vom päpstlichen Stuhl die verbriefte Verleihung (provision) erlangt, seine Ernennung nichtig ist. Diese Klausel muss nun wieder aufgenommen werden, damit der päpstlichen Kammer und ihren Amtleuten kein Verlust entsteht. [4] Zettel: Da es notwendig für die Erlangung des Privilegs ist, dass auch der Präzeptor zu Lichtenberg und sein Konvent einwilligen, sendet Teutleben eine Abschrift einer Vollmacht mit. Diese soll durch einen Anwalt ausgefertigt werden, um das Privileg zu erlangen. Für das weitere Vorgehen soll ein Ersuchen an einen römischen Notar gehen.¹ A Ed.

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. N 9, fol. 12r–14r, Zettel: 14r (Übersetzung, von Georg Spalatin). Kalkoff: Zu Luthers römischem Prozess, S. 599–601, Nr. 5.4 (Volltext).

1155 Coburg, 26. November 1520 (Montag nach Sankt Katharinentag) Hz. Johann an die Erzpriester [Mainzer Diözese in Kursachsen] [1] Hz. Johann teilt den Erzpriestern mit, dass er sich mit seinem Bruder Kf. Friedrich geeinigt hat, am 6. Dezember ein Rätetreffen in Erfurt durchzuführen, um über das Subsidium zu verhandeln. [2] Hz. Johann fordert, auch im Namen Kf. Friedrichs, die Erzpriester auf, persönlich an dem Treffen teilzunehmen und zwei oder drei der ihnen unterstellten Priester, die dafür geeignet sind, mitzubringen, um von den ernestinischen Räten die Meinung Kf. Friedrichs und Hz. Johanns in der Angelegenheit zu erfahren. A LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. G 142, fol. 178rv (Konzept). Bem. Als Empfänger des Konzepts steht unter dem Text „den ertzpriestern“. Das Konzept diente somit vermutlich als Vorlage für ein Schreiben, das an alle Erzpriester [Mainzer Diözese] in den Gebieten Hz. Johanns und Kf. Friedrichs gesendet werden sollte. 1154 ¹ Georg Spalatin schickte seine Übersetzung dieses Briefes (Überlieferung A) und seiner Beilagen mit einem undatierten Begleitschreiben an Kf. Friedrich. In diesem Begleitschreiben teilte er dem Kf. mit, dass die von ihm übersetzten Schreiben aus Rom alle von Teutleben stammen und ausschließlich die Präzeptorei Lichtenberg zum Inhalt haben. Daher schlug Spalatin vor, die Briefe dem Präzeptor [Wolfgang Reißenbusch] zuzusenden, der Kf. soll sich jedoch eine Überarbeitung (verbesserung) vorbehalten. Spalatin betonte, dass Teutleben nichts über Martin [Luther] schreibt [vgl. Nr. 1085]. Zusätzlich sandte Spalatin dem Kf. die Übersetzungen zweier Briefe des Urbanus de Serralonga [Nr. 1081 und Nr. 1150] sowie ein lateinisches Schriftstück von [Ulrich] von Hutten zu, das dieser an den Kf. richtete und eigenhändig verfasste [Nr. 1119]. Spalatin klagte, dass die Briefe des Urbanus boß martinisch seien und hob hervor, dass Hutten Vertrauen und Hoffnung in Kf. Friedrich setzt. Spalatin berichtete darüber hinaus, dass er drei Briefe von Hutten und zwei von [Luther] erhalten hat. Über die Briefe [Luthers] wollte er den Kf. noch näher informieren (LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. N 9, fol. 15rv, ediert in: Kalkoff: Zu Luthers römischem Prozess, S. 601, Nr. 5.4, Volltext).

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27. November 1520

Nr. 1156

1156 Oppenheim, 27. November 1520 (die XXVII. mensis Novembris) Guillaume de Croÿ und Gf. Heinrich von Nassau an Kf. Friedrich [1] Guillaume de Croÿ und Gf. Heinrich von Nassau erhielten das Schreiben Kf. Friedrichs in der Angelegenheit Martin Luthers. Sie trugen das kfl. Anliegen dem Ks. vor. [2] Ks. [Karl V.] traf daraufhin einen Beschluss, den Kf. Friedrich ausführlich durch ein ksl. Schreiben [Nr. 1157] erfahren wird. [3] Guillaume de Croÿ und Gf. Heinrich von Nassau befürworten, dass Luther von Kf. Friedrich zum Reichstag nach Worms mitgebracht wird. Dort wird die Angelegenheit durch gute Mittel beendet, wofür sie sich beim Ks. einsetzen wollen. [4] Neuigkeiten. → 1163 A B C Ed.

FB Gotha, Chart. A 336, fol. 12rv (Ausfertigung, lateinisch). FB Gotha, Chart. A 338, fol. 136r–137v (Übersetzung, von Georg Spalatin, beschädigt mit Textverlust). FB Gotha, Chart. A 338, fol. 138r–139v (Übersetzung, von Georg Spalatin, beschädigt mit Textverlust). RTA.JR 2, S. 466f. Anm. 2 (Teiledition, lateinisch); Cyprian: Nützliche Urkunden 2, S. 190f., Nr. XLII (Volltext, lateinisch); W² 15, Sp. 1694f., Nr. 518 (Volltext, deutsch, nach Cyprian); Cyprian: Nützliche Urkunden 2, S. 191–193, Nr. XLIII (Volltext, deutsch, nach Überlieferung C).

1157 Oppenheim, 28. November 1520 (XXVIII. Tag Novembris) Ks. Karl V. an Kf. Friedrich [1] Ks. Karl V. teilt Kf. Friedrich mit, dass er mehrfach von Papst [Leo X.] aufgefordert wurde, zur Verhinderung weiteren Schadens die Bücher Martin Luthers im Heiligen Römischen Reich verbrennen zu lassen, was in seinen niederburgundischen Erblanden auch schon erfolgte. [2] Nun erfuhr Ks. Karl V. durch Guillaume de Croÿ und Gf. Heinrich von Nassau, ksl. Statthalter in Holland, vom Wunsch Kf. Friedrichs an den Ks., dass er ohne vorhergehendes Verhör Luthers nichts gegen diesen unternehmen soll. Obwohl Ks. Karl die Sache, aus der viel Verderben und Streit hervorgehen kann, gern beenden will, bittet er nun Kf. Friedrich, Luther auf den kommenden Reichstag nach Worms mitzubringen. Dort soll Luther von gelehrten Personen ausreichend verhört werden. Ihm soll kein Unrecht geschehen. [3] Im Gegenzug fordert Ks. Karl V. zur Verhinderung weiteren Unheils Kf. Friedrich dazu auf, bei Luther zu erwirken, dass er sich in der Zwischenzeit in keiner Weise gegen den Papst oder den Heiligen Stuhl in Rom äußert. → 1169 A B Ed.

FB Gotha, Chart. A 337, fol. 45rv (Ausfertigung, beschädigt mit Textverlust). LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. E 80, fol. 2r–3v (Abschrift, von Georg Spalatin). RTA.JR 2, S. 466–468, Nr. 61 (Volltext).

Nr. 1158

2. Dezember 1520

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1158 Wittenberg, 2. Dezember 1520 (des ersten Sonntags in dem Advent) Nikolaus von Amsdorf, Otto Beckmann, Johann Volmar, Michael Gruber, Leonhard Schrot und Konrad Withard an Kf. Friedrich [1] Nikolaus von Amsdorf, Otto Beckmann, Johann Volmar, Michael Gruber, Leonhard Schrot und Konrad Withard bitten Kf. Friedrich, dass er für sie auch [wie für andere Personen] bei Ks. [Karl V.] [ihre Berücksichtigung] bei den Ersten Bitten (primarien) erwirkt.¹ [2] Sie führen an, dass sie alle an der kfl. Universität Wittenberg studiert haben 1158 ¹ Als neu gewähltem und gekröntem König des Heiligen Römischen Reiches kam Karl V. laut Herkommen das Recht der Ersten Bitten auf geistliche Stellen zu [vgl. Nr. 1373]. Für eine bestimmte Anzahl von Pfründen durften, auch nach altem Rechtsgebrauch, die Kurfürsten und Fürsten dem neuen König Vorschläge unterbreiten. Vor diesem Hintergrund ergingen bereits seit 1519, dem Jahr der Königswahl Karls V., und vor allem im Laufe des Jahres 1520 etliche Schreiben an Kf. Friedrich mit der Bitte um Berücksichtigung auf der kfl. Vorschlagsliste für eine solche Stelle an einem Kapitel, Stift oder in einem Kloster [vgl. u. a. Nr. 1002, Nr. 1003, Nr. 1089]. Da Georg Spalatin mit der Zusammenstellung der Namensliste beauftragt war, erhielt auch er einige solcher Schreiben mit der Bitte um Berücksichtigung und Unterstützung des Anliegens beim Kf. (vgl. SächsHStA Dresden, 10024 Geheimer Rat [Geheimes Archiv], Loc. 08917/08). Bereits am 28. April 1519 äußerte Andreas Karlstadt gegenüber Spalatin den Wunsch, auf dem Weg der Ersten Bitten eine Pfründe zu erlangen, und am 8. Mai 1520 erklärte er in einem Brief an Spalatin sein Einverständnis, dass er mit Spalatin auf die Liste (matricula vel rotula) für die Ersten Bitten aufgenommen wird (KGK 2, S. 151–153, Nr. 116; KGK 3, S. 207f., Nr. 158). Mehrere Listen, Zettel und Notizen von Georg Spalatin aus den Jahren 1520 und 1521 sind überliefert, die Vorschläge von Bewerbern und möglichen zu besetzenden Stellen enthalten und das Nachdenken widerspiegeln (vgl. SächsHStA Dresden, 10024 Geheimer Rat [Geheimes Archiv], Loc. 08917/08). Im Jahr 1520 schickte Spalatin z. B. an Kf. Friedrich ein „vertzeichnuss der vierundzweinztig person, die mein gnedigster herr der churfurst zu Sachssen etc., so es seiner c. g. gefellig, nominirn mocht“. Im Begleitschreiben erklärte Spalatin dem Kf., dass er 24 Personen aufgestellt hat, weil ihm glaubhaft berichtet wurde, dass der [Ebf. Albrecht] von Mainz so viele nominieren will. In dem Verzeichnis stehen folgende Personen: Gf. Christoph von Mansfeld; Eberhard Senfft; Dr. [Andreas] Karlstadt; Peter von Aufseß; Georg von Thun; Erasmus Rudloff; Joachim von Weißenbach; Julius Pflugk, der Sohn des Cäsar [Pflugk] (oder stattdessen Heinrich von der Planitz, der Sohn des Rudolf [von der Planitz], ein fast frumer junger mensch); Eberhardt von Feilitzsch; Johann von Ebleben; Georg von der Planitz; Georg Spalatin; ein Sohn des Gf. Adam von Beichlingen; Gf. Thomas von Rieneck; Heinrich von Bünau zu Teuchern; Johann Schrenck; Heinrich Schmiedeberg, Kanzler zu Zeitz; Lizentiat Otto Beckmann; Magister Veit Warbeck; Doktor Muth [Konrad Mutian]; ein Sohn Günthers von Bünau [zu Breitenhain, Günther]; Konrad Metzsch; Georg von Pappenheim [d. J.]; und Heinrich [Kusfelt] (des Spalatinus Heinrich) (ebd., fol. 9r–9/2v, 16rv). Auf weiteren Namenslisten von 1520 und 1521 stehen z. T. andere Namen. So enthält ein aus dem Jahr 1520 stammendes Verzeichnis der von Kf. Friedrich dem Kg. Karl V. für die Ersten Bitten Nominierten folgende Personen: Gf. Ernst von Mansfeld; Gf. Thomas von Rieneck; Gf. Christoph von Gleichen; Gf. Johann von Beichlingen; Peter von Aufseß; Eberhard Senfft; Joachim von Weißenbach; Johann von Ebleben; Georg von Thun; Georg von der Planitz; Wolfgang von Waldenfels; Erasmus Rudloff; Gf. Friedrich von Beichlingen; Georg von Pappenheim; Konrad Mutian; Andreas Bodenstein [Karlstadt]; Heinrich von Lindenau; Johann Schrenck; Heinrich von der Planitz; Heinrich von Bünau zu Teuchern; Veit Warbeck;

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3. Dezember 1520

Nr. 1159

und noch studieren, zum Teil [mit Stellen] unversorgt sind und ihr großes Vertrauen in Friedrich als christlichen, milden und guten Kurfürsten setzen. Sie sind bereit, nach ihren Möglichkeiten, der ksl. Kanzlei die geburliche vorgleichung als Gegenleistung zu tun. Sie bitten Kf. Friedrich um Antwort. A

SächsHStA Dresden, 10024 Geheimer Rat (Geheimes Archiv), Loc. 08917/08, fol. 43rv (Ausfertigung, mit Kanzleivermerk von Georg Spalatin: „Etlicher licentiaten, magistern und bacaularien zu Wittenberg supplication umb die keyserliche primarien preces. 1520.“).

1159 [Wittenberg], 3. Dezember 1520 (Montag nach Sankt Andree apostoli) [Georg] Spalatin an Kf. Friedrich [1] [Georg] Spalatin berichtet Kf. Friedrich, dass er in Wittenberg alles geordnet vorgefunden hat. [2] Spalatin erfuhr in der Schosserei, dass etliche [studierende] priester von Bf. [Konrad] von Würzburg, Hz. Georg von Sachsen und vielleicht auch von [Bf. Adolf] von Merseburg aus Wittenberg zurückberufen wurden [vgl. Nr. 1160]. Die meisten [Studenten] sollen jedoch geblieben sein. [Johann Dölsch] aus Feldkirch ist ebenfalls standhafter als von vielen behauptet. Ein Domherr aus Breslau ist weggezogen, Spalatin rechnet aber damit, dass er zurückkehrt, da es ihm in Wittenberg gut ergangen ist. Spalatin unterrichtete den kfl. Beichtvater [Jakob Vogt] über die Ansicht Kf. Friedrichs, die Spalatin durch Heckelbach übermittelt wurde. Bei dieser Gelegenheit teilte ihm Otto [Beckmann] mit, dass auch die [Geistlichen] aus Halberstadt und etlicher anderer Kirchen ihre Leute zurückholen, daher hätten bereits ungefähr 150 Studenten Wittenberg verlassen. Viele meinen jedoch, die Zahl sei nicht so hoch. Hinsichtlich der Universität ist alles in Ordnung. [3] Martin [Luther] ist guter Dinge und bedankt sich für die kfl. zuentbietung. [Luther] ist der Ansicht, dass die cleynmutickeit aus der Furchtsamkeit vieler pfaffen herrührt. [Luther] und andere waren mit dem jüngsten Schreiben der Universität an den Kf. nicht einverstanden. [Luther], der anbietet, künftig nachsichtiger (glimpflicher) zu schreiben, ist unerschrocken und hat bereits mit seiner neuen Schrift¹, in der er die Artikel der Bulle verwirft, sowie mit der Auslegung des „Magnificat“², die er [Hz. Johann Friedrich von 1158

Günther von Bünau zu Breitenhain d. J.; Konrad Metzsch; sowie Heinrich Kusfelt. Darüber hinaus: Christoph Langenmantel; Johann Jung; Georg Jung; sowie Georg Spalatin (ebd., fol. 26r–29r). Nicht nur bei den Personen, sondern auch hinsichtlich der vorgeschlagenen kirchlichen Stellen gab es mehrfache Überarbeitungen. Die Besetzungsvorschläge reichten von den Bischofsstühlen zu Meißen, Merseburg, Naumburg und Bamberg über die Kapitel zu Meißen, Merseburg, Zeitz, Erfurt, Bautzen, Wurzen, Konstanz, Augsburg, Bamberg, Würzburg und Münster bis hin zu Abtsstellen, wie im Kloster Altzella oder Saalfeld. Vom 4. November 1521 datiert schließlich allerdings ein Schreiben Ks. Karls V. an Kf. Friedrich mit genauer Vorgabe der in Frage kommenden zwölf Stellen, für die der Kf. Vorschläge unterbreiten darf [Nr. 1373].

1159 ¹ „Assertio omnium articulorum M. Lutheri per bullam Leonis X. novissimam damnatorum“, erschienen Ende Dezember 1520 oder Anfang Januar 1521 (WA 7, S. 91–151). ² „Das Magnificat verdeutschet und ausgelegt“, erschienen 1521 (WA 7, S. 538–604).

Nr. 1160

[zwischen 3. und 7. Dezember 1520]

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Sachsen] widmen will, begonnen. [4] Der genaue Aufenthaltsort des Bf. [Hieronymus] von Brandenburg in Kursachsen ist in Wittenberg unbekannt. Propst [Georg Mascov] des Petersstifts zu Leitzkau hat [Luther] geschrieben, dass er eher auf seine Propstei verzichtet, als die Bulle im Auftrag von [Bf. Hieronymus] von Brandenburg zu vollziehen. [5] [Luther] will die Bulle und die päpstlichen Dekretalen verbrennen, wenn in Leipzig seine Bücher verbrannt werden. Er wird sie wohl öffentlich auf der Kanzel verbrennen, wenn diejenigen, die ihm missgünstig gesonnen sind, sich nicht zurückhalten. [Luther] dachte weiter über das päpstliche Regiment nach, wozu es ein neues Bild³ gibt, das Spalatin dem Kf. mitbringen will. Spalatin fand ungefähr 30 tröstliche und christliche Briefe bei [Luther] vor, die bedeutende Absender aus verschiedenen Ländern an ihn sandten. [6] [Georg] Spalatin will Kf. Friedrich bei ihrem morgigen Treffen weiter informieren. Er bittet den Kf., sein Schreiben gnädig aufzunehmen. A B Ed.

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. N 158, fol. 1r–2v (Ausfertigung). FB Gotha, Chart. A 1289 I, fol. 122r–123r (Abschrift). Urkundenbuch Universität Wittenberg, S. 108, Nr. 99 (Regest, nach Überlieferung B); Berbig: Spalatiniana 1908, S. 30–32, Nr. XIX (Volltext, nach Überlieferung B, übernimmt die dort vermerkte fehlerhafte Datierung auf den 1. Dezember 1520); Waltz: Epistolae Reformatorum, S. 121f., Nr. 4 (Volltext, nach Überlieferung B).

1160 [Wittenberg], [zwischen 3. und 7. Dezember 1520] [Georg] Spalatin an Kf. [Friedrich] [1] [Georg] Spalatin berichtet Kf. [Friedrich], dass er in Wittenberg weniger cleynmutickeit vorgefunden hat als befürchtet. Martin [Luther] kennt den Grund für das Schreiben der Universität [Wittenberg] an Kf. [Friedrich] nicht, es wäre ihm jedoch lieber gewesen, es wäre unterblieben. Andere, die Spalatin darauf ansprach, stellten die Lage besser dar als sie aus dem Brief hervorging. Spalatin erfuhr, dass der Anlass für das Schreiben der Weggang etlicher [studierender] priester war [vgl. Nr. 1159], obwohl Philipp [Melanchthon] ihm versicherte, dass deren Anzahl gering ist und viele bereits zurückgekehrt sind. Andere hingegen sind der Meinung, dass 150 [Studenten] weggezogen sind. Spalatin hat jedoch gehört, dass täglich neue Studenten ankommen. So waren gestern fünf- bis sechshundert Hörer bei Melanchthon und 400 bei Luther, unter ihnen viele tüchtige Leute wie der jetzige Rektor [Gf. Christoph von Schlick] und der neue Kanoniker am [Georgenstift] zu Altenburg Simon Stein, der Theologie studiert. [2] Martin [Luther], [Andreas] Karlstadt, der Propst [Henning Göde] und der Dekan [Lorenz Schlamau des Allerheiligenstifts zu Wittenberg] richten Kf. Friedrich Grüße aus. [Göde] ist bereit, einen Brief, den er dem Kf. gab, neuerlich zu besiegeln. Friedrich soll nur darauf achten, dass er die Bezahlung aus Erfurt erhält. Von der Bulle [„Exsurge Domine“] hält [Göde] nichts. Er will trotz entsprechender Aufforderung nicht nach Erfurt gehen, sondern in Wittenberg bleiben, damit ihm nicht nachgesagt werden kann, er sei aus Furcht weggegangen. [3] Spalatin gefallen die neuen Bildnisse im Chor [der Allerheiligenstiftskirche] zu Wittenberg sehr 1159 ³ Möglicherweise eine Vorarbeit zum „Passional Christi und Antichristi“, das im Frühjahr 1521 erschien (WA 9, S. 677–715).

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10. Dezember 1520

Nr. 1161

gut. [4] Die Pfarrkirche und das Kloster [der Augustinereremiten in Wittenberg] werden zu klein für die Predigten Martin [Luthers]. Sein Prior [Konrad Helt] befürchtet, dass das Volk ihm irgendwann das Haus eindrückt. [5] [Luther] gefällt es noch immer in Wittenberg. Es gibt viele fleißige Studenten. Er hofft, Gott wird sein Werk fortführen und vor menschlicher Bosheit retten. LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. O 368, fol. 9r–10v (Ausfertigung). Urkundenbuch Universität Wittenberg, S. 109f., Nr. 100 (Volltext); Berbig: Spalatiniana 1908, S. 34f., Nr. XXI (Volltext). Bem. Die Datierung des undatierten Schriftstücks folgt der Einordnung im Urkundenbuch Universität Wittenberg. A Ed.

1161 Wittenberg, 10. Dezember 1520 (X. Decembris) Martin Luther an Georg Spalatin [1] Martin Luther teilt Georg Spalatin mit, dass am 10. Dezember um neun Uhr in Wittenberg vor dem östlichen Tor [Elstertor] bei der Heilig-Kreuz-Kapelle alle Bücher des Papstes (omnes libri Papae) verbrannt worden sind: „Decretum“, „Decretales“, „Sextus“, „Clementinae“, „Extravagantes“¹ sowie die neue Bulle Papst Leos X. [„Exsurge Domine“]. Zudem wurden die „Summa angelica“, Schriften [Johannes] Ecks, [Hieronymus] Emsers sowie anderer Autoren verbrannt. [2] Spalatin hatte ihn gebeten, sich für den Prediger in Eilenburg [Georg Kunzelt] einzusetzen. [Kunzelt] bat Luther, über Spalatin zu erwirken, dass Kf. Friedrich für seine Beurlaubung sorgt. Dieser Bitte kommt Luther mit diesem Schreiben nach. A Ed.

ThULB Jena, Ms. Bos. q. 25b, fol. 310rv (Abschrift, lateinisch). WA.Br 2, S. 234f., Nr. 361 (Volltext); W² 21.1, Sp. 324f., Nr. 356 (Volltext, Übersetzung).

1162 [Wachau], [zwischen 10. und 16. Dezember 1520] Gregor Krohe an Kf. Friedrich [1] Gregor Krohe beklagt sich bei Kf. Friedrich, weil ihn der Vogt des Abts [Antonius Dietz] des Zisterzienserklosters Buch beschuldigt, der Abt hätte ihn drei Jahre zuvor dazu verurteilt, seine Güter in Wachau zu verkaufen und wegzuziehen. Davon ist Krohe nichts bekannt und er hofft, dass er es weder verschuldet noch verdient hat. [2] Der Vogt hat ihm bei einer Strafe von vier Schock Groschen befohlen, am 10. Dezember am Torhaus des Klosters Buch zu erscheinen. Wenn Krohe sich dort nicht mit dem Vogt einigen würde, sollte er ins Gefängnis kommen, wofür Richter und Schöppen zu Wachau bereits Anweisungen erhalten haben. [3] Da Krohe durch den Vogt bereits Beschwerungen erlebt hat und weitere befürchtete, ist er nicht zu dem Termin erschienen. 1161 ¹ Teile des Corpus Iuris Canonici.

Nr. 1163

14. Dezember 1520

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[4] Damit Krohe nicht weiter unschuldig verfolgt wird, bittet er den Kf. als Landesfürsten, Kommissare zu verordnen, etwa den Amtmann von Grimma [Hans von der Planitz] oder den von Leisnig [Georg von Kitzscher]. Diese sollen in der Sache Verhöre und Verhandlungen vornehmen, bei denen sich, wie Krohe hofft, seine Unschuld zeigen wird. [5] Krohe bittet zudem um kfl. Geleit, um bis zu einer Entscheidung unbelastet und frei zu bleiben. A LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Kk 152, fol. 1rv (Ausfertigung). Bem. Zur Datierung vgl. Nr. 1164.

1163 Allstedt, 14. Dezember 1520 (die XIIII. Decembris) [Kf. Friedrich] an Guillaume de Croÿ und Gf. Heinrich von Nassau → 1156 [1] [Kf. Friedrich] empfing das Antwortschreiben [Nr. 1156] Guillaumes de Croÿ und Gf. Heinrichs von Nassau in der Angelegenheit Martin Luthers. [Kf. Friedrich] ist erfreut zu erfahren, dass sie die Sache Ks. [Karl V.] vorgetragen haben. [2] [Kf. Friedrich] erhielt das von ihnen angekündigte Schreiben des Ks. nicht, so kann er auch nicht darauf reagieren. [3] [Kf. Friedrich] bittet Guillaume de Croÿ und Gf. Heinrich von Nassau, sich der Sache Luthers so anzunehmen, dass gegen Luther wegen seiner „Protestatio et Oblatio“¹ nicht gewaltsam vorgegangen wird. [Kf. Friedrich] erfuhr, dass nach seiner Abreise aus Köln Bücher Luthers in Köln, Mainz und an anderen Orten verbrannt worden sind, obwohl einerseits Luther schon oft protestiert hat und auch jetzt protestiert sowie alles tun will, was er mit Gott und ohne Nachteil der christlichen Ehre tun kann. Zudem bat andererseits [Kf. Friedrich], Luther weder ungehört zu verdammen noch seine Bücher zu verbrennen. Wenn nun Luther in Reaktion [auf das Bücherverbrennen] Gleiches getan hat, hofft [Kf. Friedrich], dass der Ks. darüber hinwegsieht. [4] Mitteilung von Neuigkeiten. → 1173 A B Ed.

FB Gotha, Chart. A 338, fol. 45rv (Konzept, lateinisch, von Georg Spalatin, beschädigt mit Textverlust). FB Gotha, Chart. A 338, fol. 140rv (Konzept, deutsch, beschädigt mit Textverlust, mit Kanzleivermerk von Georg Spalatin). RTA.JR 2, S. 467 Anm. (Teiledition, lateinisch); Cyprian: Nützliche Urkunden 2, S. 193–195, Nr. XLIV (Volltext, nach Überlieferung A); Schubert: Vorgeschichte, S. 28f. (Volltext, nach Überlieferung B); W² 15, Sp. 1696f., Nr. 519 (Volltext, Übersetzung, nach Cyprian).

1164 Allstedt, 16. Dezember 1520 (Sonntag nach Lucie) Kf. Friedrich an Haubold von Einsiedel [1] Kf. Friedrich übersendet Haubold von Einsiedel die Supplikation [Nr. 1162] des Gregor Krohe wegen der Beschwerungen, die diesem durch den Vogt des Abts [Antonius Dietz] 1163 ¹ WA 6, S. 480f. (deutsch), 482f. (lateinisch).

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17. Dezember 1520

Nr. 1165

des Zisterzienserklosters Buch zugefügt werden. [2] Einsiedel soll Erkundigungen in dieser Sache einholen und Kommissare zur Untersuchung und Klärung der Angelegenheit verordnen.¹ A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Kk 152, fol. 2rv (Ausfertigung).

1165 Worms, 17. Dezember 1520 (am siebzehnten Tag des Monats Decembris) Ks. Karl V. an Kf. Friedrich [1] Ks. Karl V. erinnert Kf. Friedrich an sein Schreiben [Nr. 1157] unter anderem mit der Aufforderung, Martin Luther zum Reichstag nach Worms mitzubringen. [2] Da Ks. Karl nun aber erfuhr, dass Luther durch Papst [Leo X.] gebannt wurde und sich der Bann auf alle Orte erstreckt, an denen sich Luther aufhält, und auf alle Personen, die mit ihm handeln oder wandeln, ist er darüber besorgt, dass Unruhe entsteht und es dem Heiligen Römischen Reich sowie den Reichsständen zum Schaden ausgelegt wird, wenn Luther mit Kf. Friedrich nach Worms kommt. [3] Ks. Karl fordert Kf. Friedrich daher auf, dafür zu sorgen, dass Luther alles, was er gegen den Papst, den Heiligen Stuhl zu Rom und gegen Konzilsbeschlüsse geschrieben hat, jetzt vor seinem Aufbruch widerruft und sich dem Papst und dem Heiligen Stuhl unterwirft. Dann kann Friedrich ihn mitnehmen, aber nicht bis nach Worms, sondern bis nach Frankfurt am Main. Dort oder in dessen Umgebung soll Luther auf weitere Anordnungen warten. [4] Wenn sich Luther aber weigert, soll Kf. Friedrich ihn [in Wittenberg] zurücklassen, bis Ks. Karl mit Kf. Friedrich persönlich über die Angelegenheit gesprochen hat. → 1175 A Ed.

FB Gotha, Chart. A 337, fol. 46rv (Ausfertigung, beschädigt mit Textverlust). W² 15, Sp. 1702f., Nr. 523 (Volltext, nach Cyprian); RTA.JR 2, S. 468–470, Nr. 62 (Teiledition); Cyprian: Nützliche Urkunden 1, S. 489–491 (Volltext).

1164 ¹ [Haubold von Einsiedel] und weitere kfl. Räte forderten aus Eilenburg am 22. Dezember 1520 Abt [Antonius] auf, die Beschwerungen Krohes durch den Vogt zu unterbinden, falls diese zu Unrecht geschehen. Andernfalls sollte der Abt Krohe bis zur Verhandlung freies Geleit gewähren und seine Sicht schildern (LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Kk 152, fol. 3rv+8v). Am 9. Januar 1521 wandte sich Krohe an die kfl. Räte und bat um Geleit, da der Abt dieses nicht gewähren wollte und ihn nur aufforderte, am Torhaus des Klosters zu erscheinen. Krohe bat darum, dem Amtmann zu Leisnig [Georg von Kitzscher] oder einem anderen zu befehlen, ihn, den Abt oder andere, die meinen, dass Krohe ihnen etwas schulde, zu verhören, damit die Sache gerecht entschieden werden kann (ebd., fol. 4rv+7v). Am 11. Januar 1521 stellten die kfl. Räte einen bis zum 17. Februar 1521 gültigen Geleitsbrief für Krohe aus (ebd., fol. 9r–10r). Am gleichen Tag teilten die Räte dem Abt ihr Befremden darüber mit, dass er ihre Anweisungen nicht befolgte. Sie forderten ihn auf, am 5. Februar 1521 einen Gesandten und den Vogt zur Verhandlung nach Eilenburg zu schicken, zu der Krohe ebenfalls vorgeladen sei (ebd., fol. 5r–6v). Ebenfalls am 11. Januar 1521 schilderte der Abt seine Sichtweise: Krohe stiftete immer wieder Unfrieden in Wachau, deshalb hat der Abt ihm befohlen, innerhalb eines halben Jahres seine Güter zu verkaufen und die Gegend zu verlassen. Dem ist Krohe nicht nachgekommen, stattdessen hat er weiterhin den Frieden in der Gemeinde gestört. Ob der Vogt zu Unrecht gehandelt hat, sollen nun die kfl. Räte entscheiden (ebd., fol. 11r–12v).

Nr. 1166

18. Dezember 1520

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Allstedt, 18. Dezember 1520 (Dienstag nach Sankt Lucien, der Jungfrauen, Tag ) Kf. Friedrich: Bewilligung 1166

[1] Kf. Friedrich bewilligt auf Bitten der Priorin [Katharina von der Gabelentz] und des Konvents des Augustinerinnenklosters Brehna weiterhin den Erlass des Dienstes mit einem bespannten Wagen (geschirre). Dies wurde ursprünglich von Friedrichs Vater Kf. Ernst gewährt, der damit die auf seinen Wunsch begonnene reformacion des Klosters fördern wollte. Da Friedrich dies ebenfalls tun will, erneuert er kraft dieser Urkunde den Erlass. [2] Im Kriegsfall sollen die Nonnen die entsprechenden Dienste aber leisten. [3] Als Zeugen waren unter anderem Georg Spalatin, Stiftsherr zu Altenburg, und Hieronymus Rudloff, kfl. Sekretär, anwesend. A B

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Kk 181, fol. 3rv (Abschrift). LATh – HStA Weimar, EGA, Kop. B 8, fol. 48v–49r (Abschrift).

1167 Allstedt, 19. Dezember 1520 (die XIX. Decembris) Kf. Friedrich: Präsentationsurkunde [1] Kf. Friedrich präsentiert Bf. Hieronymus von Brandenburg oder dessen Offizial [Johann Hasse] den Priester Wolfgang Geißendorfer aus der Diözese Würzburg für das Lehn des Jakobsaltars in der Pfarrkirche zu Wittenberg, worüber Kf. Friedrich das Präsentationsrecht besitzt. Der bisherige Inhaber Eberhard Hagen resignierte das Lehn. [2] Kf. Friedrich bittet um die Investitur Geißendorfers in das Lehn, wobei diesem alle entsprechenden Rechte verliehen werden sollen.¹ A

LATh – HStA Weimar, EGA, Urkunde 4484, unfol., 1 Bl. (Abschrift, lateinisch, von Georg Spalatin).

1168 Allstedt, 19. Dezember 1520 (die XIX. Decembris) Kf. Friedrich: Präsentationsurkunde [1] Kf. Friedrich präsentiert dem Dekan des Domstifts zu Meißen [Johannes Hennig] oder seinem Offizial [Erasmus Günther] den Priester Wolfgang Geißendorfer aus der Diözese Würzburg für das Lehn des Annenaltars in der Schlosskirche (sacello arcis) zu Liebenwerda, worüber Kf. Friedrich das Präsentationsrecht besitzt. Der bisherige Inhaber Eberhard Hagen, Priester aus der Diözese Bamberg, resignierte das Lehn. [2] Kf. Friedrich bittet 1167 ¹ Am 7. April 1521 stellte der Offizial Johann Hasse eine entsprechende Investitururkunde für Geißendorfer aus (LATh – HStA Weimar, EGA, Urkunde 4485).

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20. Dezember 1520

Nr. 1169

um die Investitur Geißendorfers in das Lehn, wobei diesem alle entsprechenden Rechte verliehen werden sollen.¹ A

LATh – HStA Weimar, EGA, Urkunde 4530, unfol., 1 Bl. (Abschrift, lateinisch, von Georg Spalatin).

1169 Allstedt, 20. Dezember 1520 (20. Tag Decembris) Kf. [Friedrich] an Ks. Karl V. → 1157 [1] Kf. [Friedrich] empfing das Schreiben [Nr. 1157] Ks. Karls V. vom 28. November in der Angelegenheit Martin Luthers, worauf er folgende Antwort gibt: [2] Kf. [Friedrich] hat sich nie angemaßt, Luthers Schriften oder Predigten zu vertreten oder zu verantworten, dies obliegt Luther, wie Kf. [Friedrich] schon mehrfach Papst [Leo X.] und anderen päpstlichen Beauftragten geschrieben und erklärt hat. [3] Kf. [Friedrichs] Bitte an [Guillaume de Croÿ] und [Gf. Heinrich] von Nassau, den Ks. zu bitten, nichts gegen Luther zu unternehmen ohne vorherige Anhörung Luthers [vgl. Nr. 1163], resultierte lediglich aus dem Grund der Wahrheitsfindung. Luther hat mehrfach angeboten, sich vor unparteiischen Richtern verhören zu lassen, wenn er ausreichend Schutz erhält, und sich weisen zu lassen, wenn er mit der Heiligen Schrift überwunden wird, wie er auch öffentlich in seinem gedruckten Erbieten¹ ausgeführt hat.² [4] Kf. [Friedrich] hoffte, dass die Gegner [Luthers] Ruhe und Anstand bewahren, da päpstliche Gesandte Kf. [Friedrich] einen Vorschlag in der Angelegenheit in Aussicht stellten, auf den der Kf. reagieren sollte. Nun aber erfuhr [Friedrich], dass nach seiner Abreise vom Ks. [aus Köln] Luthers Bücher unverhort und mit der heyligen schrifft unuberwunden in Köln, Mainz und an anderen Orten verbrannt wurden. Kf. [Friedrich] hätte dies nicht erwartet, sondern vielmehr gehofft, dass, wenn schon nicht auf Luther, dann zumindest auf ihn Rücksicht genommen wird. [5] Vor dem Hintergrund der Geschehnisse und weil Kf. [Friedrich] aus dem ksl. Schreiben nicht herauslas, dass das Bücherverbrennen durch den Ks. zugelassen wurde, sowie der Möglichkeit, dass Luther in der Zwischenzeit auch etwas unternommen hat, fällt es Kf. [Friedrich] schwer, Luther auf den Reichstag mitzubringen. [6] Kf. [Friedrich] bittet daher Ks. Karl V., ihn mit dem Befehl zu verschonen, Luther nach Worms mitzubringen, und nicht über ihn verärgert zu sein. Sollte der Ks. erfahren, dass Kf. [Friedrich] in dieser Angelegenheit anders als in diesem Brief berichtet oder gegen den christlichen Glauben handeln sollte, bittet [Friedrich] den Ks., dem nicht zu glauben. 1168 ¹ Am 16. April 1521 stellte Offizial Erasmus Günther in Meißen eine entsprechende Vokationsurkunde für Geißendorfer aus (LATh – HStA Weimar, EGA, Urkunde 4531). 1169 ¹ „Erbieten/Oblatio sive protestatio“, 1520 (WA 6, S. 480–483). ² In einem undatierten gedenckzheddel für Kf. Friedrich hatte Georg Spalatin sechs kurze Punkte zur Angelegenheit Luthers aufgelistet. Er kommt zum Schluss, dass Luther seinen Gegnern überlegen wäre, wenn es zu einem ordentlichen Verhör vor unparteiischen Richtern kommt. Dazu gehört auch, dass Luther sicheres Geleit gewährt wird (LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. N 160, fol. 11rv, Ausfertigung, ediert in: Berbig: Spalatiniana 1908, S. 33, Nr. XX, Volltext, datiert auf [Ende 1520]).

Nr. 1170

20. Dezember 1520

419

Kf. [Friedrich] will mit Gottes Hilfe dasjenige fördern, das der Stärkung und Mehrung des christlichen Glaubens dient. A B Ed.

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. O 30, fol. 7r–8v (Konzept). FB Gotha, Chart. A 340, fol. 14r–16r (Abschrift). W² 15, Sp. 1698–1700, Nr. 521 (Volltext, nach Cyprian); RTA.JR 2, S. 470–473, Nr. 63 (Teiledition); Cyprian: Nützliche Urkunden 1, S. 484–488 (Volltext, nach Überlieferung B).

1170 Allstedt, 20. Dezember 1520 (XX. Decembris) Kf. Friedrich an [Guillaume de Croÿ] de Chièvres und Gf. Heinrich von Nassau [1] Kf. Friedrich erinnert [Guillaume de Croÿ] und Gf. Heinrich von Nassau an seine Antwort [Nr. 1163] auf ihr Schreiben [Nr. 1156], dass er keinen Brief von Ks. [Karl V.] erhalten hat. Nun aber empfing Kf. Friedrich ein ksl. Schreiben vom 28. November [Nr. 1157], dessen Inhalt [Guillaume de Croÿ] und Gf. Heinrich von Nassau sicher kennen. [2] Kf. Friedrich richtet ein Antwortschreiben [Nr. 1169] an den Ks. und teilt dessen Inhalt [Guillaume de Croÿ] und Gf. Heinrich von Nassau mit. Er dankt ihnen, dass sie seine frühere Bitte in der Angelegenheit Martin Luthers dem Ks. vorbrachten. Jetzt bittet er sie, in Anbetracht seiner Ausführungen, Luther besser nicht nach Worms zum Reichstag mitzubringen, ihn beim Ks. zu entschuldigen, damit dieser darüber nicht verärgert ist. A B C D Ed.

FB Gotha, Chart. A 338, fol. 46r–47v (Konzept, lateinisch, von Georg Spalatin, beschädigt mit Textverlust). FB Gotha, Chart. A 338, fol. 141r–142v (Abschrift, deutsch, von Georg Spalatin, beschädigt mit Textverlust). FB Gotha, Chart. A 340, fol. 12r–13v (Abschrift, deutsch). LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. O 30, fol. 9r–10v (Konzept, deutsch). Cyprian: Nützliche Urkunden 2, S. 195–199, Nr. XLV (Volltext, nach Überlieferung A); W² 15, Sp. 1700–1702, Nr. 522 (Volltext, nach Überlieferung C).

1171 Coburg, 20. Dezember 1520 (an Sankt Thomas Abend) Hz. Johann Friedrich von Sachsen an Martin Luther → 1140 [1] Hz. Johann Friedrich teilt Martin Luther mit, dass er dessen Antwortschreiben [Nr. 1140] auf seinen Brief erhalten hat und bedankt sich dafür, dass Luther sich durch die päpstliche Bulle [„Exsurge Domine“] nicht vom Predigen und Schreiben abschrecken lässt. Der Hz. will Luther und die christliche Wahrheit schützen. [2] Auf das Schreiben Hz. Johann Friedrichs hin hat ihm sein vetter und vater [Kf. Friedrich] geantwortet und mitgeteilt, dass er sich der Sache Luthers annehmen will. Ed.

WA.Br 2, S. 237f., Nr. 363 (Volltext).

420

21. Dezember 1520

Nr. 1172

1172 Coburg, 21. Dezember 1520 (an Sankt Thometag) Hz. Johann Friedrich von Sachsen an Georg Spalatin [1] Hz. Johann Friedrich teilt Georg Spalatin mit, dass er dessen Schreiben erhielt, und bedankt sich für das Buch, welches Spalatin ihm gewidmet hat.¹ [2] Hz. Johann Friedrich hat seinem Vater [Hz. Johann] angezeigt, dass Spalatin ihm gern der buchleyn exemplar zugeschickt hätte, was dieser gnädig aufnahm. [3] Johann Friedrich will Spalatins Bitte nachkommen und ubir dem evangelio fest halten. A B Ed.

FB Gotha, Chart. A 378, fol. 3rv (Ausfertigung, eigh., zu eigenen Händen). FB Gotha, Chart. A 1289 I, fol. 124r (Abschrift). Berbig: Spalatiniana 1908, S. 35f., Nr. XXII (Volltext, nach Überlieferung B); Mentz: Johann Friedrich 1, S. 97, Nr. 3 (Volltext, nach Überlieferung A).

1173 Worms, 24. Dezember 1520 (die XXIIII. Decembris) Guillaume de Croÿ an Kf. Friedrich → 1163 [1] Guillaume de Croÿ erhielt das an ihn und Gf. [Heinrich] von Nassau gerichtete Schreiben [Nr. 1163] Kf. Friedrichs vom 14. Dezember. Guillaume de Croÿ zweifelt nicht daran, dass Kf. Friedrich das Schreiben [Nr. 1157] Ks. Karls V. erhalten hat sowie auch das Schreiben [Nr. 1165] des Ks. mit der Aufforderung, [Martin] Luther nicht mitzunehmen, wenn nicht bestimmte Bedingungen erfüllt sind. [2] Neuigkeiten. [3] Guillaume de Croÿ will die baldige persönliche Verhandlung des Ks. mit Kf. Friedrich auf dem Reichstag [in Worms] befördern. A Ed.

AT-OeNB Wien, Cod. 8701 Han, fol. 1rv (Abschrift, lateinisch). RTA.JR 2, S. 467f. Anm. (Teiledition).

Eisenach, 27. Dezember 1520 (Donnerstag nach dem Heiligen Christtag 1521) Kf. Friedrich an Anton Tucher 1174

[1] Kf. Friedrich reagiert auf einen Brief Anton Tuchers, der lange Zeit nicht geschrieben hatte. [Bernhard von] Hirschfeld hat dem Kf. jedoch berichtet, dass eine Epidemie der Grund dafür war. [2] Rückzahlung von Schulden, die der Kf. bei Tucher hat. [3] Kf. Friedrich hat gern gehört, dass die Antwort, die er den päpstlichen Nuntien (bevelhaber), [Marinus Caracciolo] und [Hieronymus Aleander], hinsichtlich Martin [Luthers] 1172 ¹ Die Widmungsvorrede zu Georg Spalatins „Eyn fast guts und sittlichs büchlein Plutarchi von der underscheyde des freundts und schmeychlers, allen fürsten, herren, regirern dienstlich, tütsch“ (VD16 P 3720) datiert aus Lochau vom 15. Juli 1520.

Nr. 1175

28. Dezember 1520

421

erteilen ließ [vgl. Nr. 1142 und Nr. 1147], den Älteren Herren des Rats der Stadt Nürnberg gefällt. Der Kf. will sich zudem mit Hz. Wilhelm von Bayern in der Angelegenheit besprechen, was er ohnehin plante. Tucher weiß sicher, wie derzeit über [Luther] geredet wird. A Ed.

StadtA Nürnberg, E 29 IV, Nr. 663, unfol., 1 Bl. (Ausfertigung). Westphal: Korrespondenz, S. 541f., Nr. 365 (Volltext).

1175 Spangenberg, 28. Dezember 1520 (am XXVIII. Tag Decembris) Kf. Friedrich an Ks. Karl V. → 1165 [1] Kf. Friedrich erhielt gestern das Schreiben [Nr. 1165] Ks. Karls V. vom 17. Dezember. Das darin enthaltene Anliegen des Ks. erreichte Kf. Friedrich nicht mehr zu Hause, da er sich, entsprechend ksl. Aufforderung, bereits auf dem Weg nach Worms befindet. [2] Kf. Friedrich erläuterte Ks. Karl in einem früheren Schreiben [Nr. 1169] seine Vorbehalte, [Martin] Luther auf den Reichstag nach Worms mitzubringen. Er hofft, dass dieses Schreiben den Ks. inzwischen erreicht und der Ks. die kfl. Auskünfte gnädig aufgenommen hat, zumal Ks. Karl in seinem Schreiben vom 17. Dezember Kf. Friedrich auftrug, Luther zu Hause zu lassen, und mit ihm mündlich über die Angelegenheit verhandeln will. A B Ed.

FB Gotha, Chart. A 338, fol. 144r–145v (Konzept, beschädigt mit Textverlust). FB Gotha, Chart. A 338, fol. 143rv (Konzept, beschädigt mit Textverlust). W² 15, Sp. 1704f., Nr. 524 (Volltext, nach Cyprian); RTA.JR 2, S. 473–475, Nr. 64 (Teiledition); Cyprian: Nützliche Urkunden 1, S. 491–493 (Volltext, nach Überlieferung A).

1176 [Veilsdorf], 31. Dezember 1520 (Montag Sylvestri 1521) Abt Johannes [Zollner] und Konvent des Benediktinerklosters Veilsdorf an Hz. Johann Abt Johannes und der Konvent des Benediktinerklosters Veilsdorf bitten Hz. Johann um 30 grobe holtzer vom Fronberg oder vom Heyberg oberhalb von Eisfeld, aus denen man Dielen schneiden kann, um damit ihre neue Kirche zu täfeln. Im Gegenzug wollen sie für den Hz. beten. A

FB Gotha, Chart. A 396, fol. 22rv (Ausfertigung).

1177 1. Januar 1521 (an des Heiligen Neuen Jahrstage) Präzeptor [Wolfgang Reißenbusch] an Kf. Friedrich [1] Der Präzeptor [des Antoniterklosters Lichtenberg Wolfgang Reißenbusch] informiert Kf. Friedrich über einen Brief [Valentins von] Teutleben aus Rom, den er gestern erhalten

422

[zwischen 1. und 16. Januar] 1521

Nr. 1178

hat. Teutleben berichtete darin über sein Schreiben [Nr. 1154] an Kf. Friedrich in der Angelegenheit der Präzeptorei zu Lichtenberg. Teutleben forderte [Reißenbusch] auf, seinen an [Reißenbusch] gerichteten Brief an Kf. Friedrich zu schicken. Dieser Aufforderung kommt [Reißenbusch] hiermit nach. [2] [Reißenbusch] hofft, dass Kf. Friedrich eine gnädige und gebührende Antwort an Teutleben schickt, den er für fromm und redlich hält. Kf. Friedrich soll den übersendeten Entwurf (minute) und die dazugehörigen Schriftstücke prüfen lassen, falls vor der Ausfertigung (expedition) der Bulle noch Änderungen vorgenommen werden müssen. [Reißenbusch] zieht aus dieser befreihung keinerlei Gewinn, will aber, wenn es gewünscht ist, gern etwas dafür zahlen. Ihm ging es ausschließlich um die Ehre des Kf. und des Hauses Sachsen. Die Bulle wird dem Kf. Ruhm bringen. [3] Epidemie. → 1183 A Ed.

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Kk 780, fol. 2rv+5v (Ausfertigung, eigh.). Kalkoff: Zu Luthers römischem Prozess, S. 601, Nr. 5.5a (Regest).

1178 [Georg] Spalatin an [Kf. Friedrich]

[zwischen 1. und 16. Januar] 1521

[1] [Georg] Spalatin teilt [Kf. Friedrich] seine Meinung in der Angelegenheit der Präzeptorei zu Lichtenberg mit. Der Brief [Nr. 1154] [Valentins von] Teutleben soll samt der Minute und den anderen Schriftstücken aus Rom an den Präzeptor des Antoniterklosters Lichtenberg [Wolfgang Reißenbusch] geschickt werden. [Reißenbusch] soll die Unterlagen prüfen und dem Kf. sein Bedenken dazu schicken. [2] Die Minute hält Spalatin bereits für so gut, dass sie ausgefertigt werden kann. Geklärt werden muss nur noch die Finanzierung der Bulle und wie das Geld nach Rom gelangt. [3] Spalatin befürwortet zwar grundsätzlich, dass die Nomination und Präsentation für die Präzeptorei auf diese Weise geklärt wurden, kritisiert aber, dass die Deutschen die Stiftung ihrer Vorfahren so teuer in Rom erkaufen müssen. Da dies aber zurzeit nicht geändert werden kann, muss man sich fügen. [4] [Reißenbusch] soll außerdem angeben, welche Summe die Universität [Wittenberg] und er selbst als Präzeptor dazugeben wollen, da zuvor besprochen wurde, dass außer dem Kurfürsten auch diese beiden Parteien Geld beisteuern werden. A LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Kk 780, fol. 4rv (Konzept, eigh.). Ed. Kalkoff: Zu Luthers römischem Prozess, S. 602, Nr. 5.5c (Volltext). Bem. Zur Datierung: Das Schreiben ist nach dem Brief [Nr. 1177] [Reißenbuschs] an Kf. Friedrich vom 1. Januar 1521 und vor der Antwort [Nr. 1183] Kf. Friedrichs an [Reißenbusch] vom 16. Januar zu datieren, da der hier gemachte Vorschlag Spalatins in die Antwort des Kf. einfloss.

1179 [Ingolstadt], 3. Januar 1521 (des dritten Tags Januarii) Johannes Reuchlin an Kf. Friedrich [1] Johannes Reuchlin nimmt gegenüber Kf. Friedrich Bezug auf den Kummer, welchen ihm die Dominikaner und Theologen in Köln seit neun Jahren bereiten und über den der

Nr. 1180

8. Januar 1521

423

Kf. bereits informiert ist [vgl. Nr. 93 und Nr. 154]. [2] Nun wurde mithilfe des Franz von Sickingen ein vertraglicher Ausgleich erreicht, welchen die Dominikaner auf einem Kapitel in Frankfurt am Main angenommen, geschworen und besiegelt haben. [3] Infolgedessen wurde dem Prior des Dominikanerklosters Köln, Jacobus van Hoogstraten, das Amt eines Inquisitors entzogen und ihm geboten, nicht weiter gegen Reuchlin vorzugehen. Hoogstraten hat sich daran nicht gehalten und in Abwesenheit der Prokuratoren Reuchlins während einer eigentlich gerichtsfreien Zeit in Rom ein Urteil erlangt, welches die Einigung sowie ein vorher in Speyer gefälltes Urteil und ein Gutachten für Ks. [Karl V.] annulliert und Reuchlins Buch¹ verbietet. [4] Obwohl als Ursache nur angeführt wurde, dass das Buch ärgerlich und judenfreundlich, nicht aber dass es häretisch sei, hätten die Dominikaner es in Köln verbrannt, wenn Reuchlin nicht gegen das Urteil appelliert hätte. Jetzt wurde ihnen unter Androhung des Banns und einer Geldstrafe verboten, gegen Reuchlin vorzugehen. [5] Da Reuchlin seinen Gegnern nicht traut, hat er eine Supplikation an den Ks. verfasst und diese Franz von Sickingen zugeschickt. Reuchlin bittet Kf. Friedrich um Unterstützung, damit der Ks. in dieser Sache Stillschweigen befiehlt oder die Parteien von seinen Räten verhören lässt, um eine rechtskräftige Entscheidung herbeizuführen. [6] Da Reuchlin kein Geistlicher ist und ihm nun nicht mehr Ketzerei, sondern Ärgernis und Judenfreundschaft vorgeworfen werden, gehört der Fall nicht in die geistliche, sondern in die weltliche Gerichtsbarkeit. Hoogstraten und seine Anhänger müssen gemäß der Anordnung des Apostels Petrus² das ksl. Urteil in dieser Angelegenheit akzeptieren. [7] Reuchlin bittet den Kf., dafür zu sorgen, dass die Gewalt des Ks. nicht geschmälert und Reuchlin zu seinem Frieden verholfen wird.³ Ed.

Briefwechsel Reuchlin 4, S. 368–374, Nr. 394 (Volltext, nach Ulmann); Ulmann: Franz von Sickingen, S. 406–408, Nr. 5 (Volltext).

1180 Lichtenberg, 8. Januar 1521 (Dienstag nach Trium regum) Kf. Friedrich an Abt [Antonius Dietz] des Zisterzienserklosters Buch [1] Kf. Friedrich übersendet dem Abt des Zisterzienserklosters Buch Artikel, mit denen sich der Rat der Stadt Belgern beim Kf. über den Abt beschwert hat. [2] Der erste Artikel betrifft die vom Abt verwaltete Pfarrei zu Belgern. Kf. Friedrich fordert den Abt auf, dem Wunsch des Rates zu entsprechen und einen Prediger einzusetzen, der das Evangelium predigt und Gottes Wort lehrt. [3] Der Abt soll die Bestätigung des neuen Bürgermeisters nicht länger verweigern. [4] Falls der Abt diese oder andere Angelegenheiten wegen des derzeitigen Seuchenausbruchs aufschieben will, soll er sich danach gegenüber denen von Belgern angemessen verhalten. Andernfalls wird Kf. Friedrich einschreiten. A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Kk 134, fol. 15rv (Konzept).

1179 ¹ Gemeint ist Johannes Reuchlins „Augenspiegel“, Tübingen 1511 (VD16 R 1306). ² 1 Petr 2,13f. ³ Am 19. Januar 1521 bedankte sich Franz von Sickingen in einem Brief an Kf. Friedrich für ein Schreiben des Kf., in dem dieser angeboten hatte, sich bei Ks. [Karl V.] für Reuchlin einzusetzen. Sickingen bat den Kf., ihm seine Fürschrift zu schicken, damit er sie weiterleiten kann (Ulmann: Franz von Sickingen, S. 406, Nr. 4).

424

14. Januar 1521

Nr. 1181

1181 Wittenberg, 14. Januar 1521 (Montag nach Octavas Trium regum) Hans von Taubenheim an Haubold von Einsiedel und Günther von Bünau [1] Hans von Taubenheim antwortet den kfl. Räten Haubold von Einsiedel und Günther von Bünau auf ihr Schreiben, dass er das Geleit für Hz. Albrecht von Mecklenburg und Mgf. [Joachim von Brandenburg] anordnen wird. [2] Der Schosser zu Wittenberg [Gregor Burger] hat gehört, dass Bf. [Hieronymus] von Brandenburg, wenn er mit Mgf. [Joachim von Brandenburg] nach Wittenberg kommt, die Bulle [„Exsurge Domine“] gegen Martin [Luther] anschlagen und verkünden lassen will. Darauf hat Taubenheim mit dem Bgm. [Anton Niemegk] zu Wittenberg verabredet, dass dieser zum einen zur Abwendung von Gefahr einige Bürger auf das Rathaus bestellt und die Wache verstärkt. Zum anderen soll der Bgm. Leute aussenden, um diejenigen, die die Bulle anschlagen wollen, zum Abwarten zu veranlassen. [3] Es soll mit dem Bf. von Brandenburg verhandelt werden, die Exekution der Bulle auszusetzen, damit in Abwesenheit Kf. [Friedrichs], der sich auf dem Reichstag in Worms aufhält, kein Aufruhr erregt wird. Wenn der Kf. wieder in seinem Land ist, wird er sich angemessen wie ein christlicher Fürst verhalten. Selbst wenn der Bf. von Brandenburg nicht abwarten möchte, soll ihm die Exekution der Bulle nicht gestattet werden. Es ist zurückhaltend vorzugehen. Die Weigerung geschieht, um Aufruhr zu vermeiden. [4] Taubenheim bittet die kfl. Räte, ihm ihre Meinung mitzuteilen. In Wittenberg gibt es niemanden, der ihm raten kann. Henning [Göde] ist krank. [5] Taubenheim übersendet das neue Büchlein [Luthers] gegen [Hieronymus] Emser.¹ A Ed.

FB Gotha, Chart. A 337, fol. 47rv (Ausfertigung, zu eigenen Händen). W² 15, Sp. 1578f., Nr. 461 (Volltext, nach Cyprian); Cyprian: Nützliche Urkunden 1, S. 517–519 (Volltext).

1182 Worms, 16. Januar 1521 (Mittwoch in vigilia Sancti Antonii) Kf. Friedrich an Hz. Johann [1] Kf. Friedrich bedankt sich bei Hz. Johann für dessen Schreiben¹. Er hat gern gehört, dass die Bücher Hz. Johann und [Hz. Johann Friedrich von Sachsen] gefallen haben. [2] Kf. Friedrich fordert Hz. Johann auf, [Hz. Johann Friedrich] zu sagen, dass täglich diskutiert wird, ob man über Martin [Luther] Bann und Acht verhängen soll. Die Kardinäle (dye mit den rothen huttlein) und die Römer mit ihrem Anhang sind dafür. Viele sprechen sich aber auch für [Luther] aus. Gebetswunsch. [3] Über die Unterkunft für Hz. Johann hat Kf. Friedrich bereits berichtet.² Eine Herberge und Verpflegung sind 1181 ¹ „An den Bock zu Leipzig“ (WA 7, S. 259–265). 1182 ¹ LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. E 79, fol. 13r–14v, Hz. Johann an Kf. Friedrich, 12. Januar 1521. ² Das Schreiben Kf. Friedrichs an Hz. Johann vom 12. Januar 1521 ist überliefert in: LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. E 78, fol. 19r–20v, ediert in: Neues Urkundenbuch zur KirchenReformation, S. 5, Nr. 7.

Nr. 1183

16. Januar 1521

425

in Worms nur schwer zu erhalten. [4] Hz. Johann soll auf seiner Reise Orte mit einem Seuchenausbruch meiden. Wenn er über Heidelberg reist, soll er Pfgf. [Ludwig] informieren. [5] Turnierfragen. [6] Antwort an [Gf. Heinrich] von Nassau. Dank für Neujahrswünsche. [7] Lgf. [Philipp] von Hessen ist heute mit 600 Pferden in Worms angekommen. [8] Jülichsche Sache. [Hz. Georg von Sachsen] verhält sich freundlich gegenüber Kf. Friedrich. [9] Äpfel für Hz. Johann. [10] Kf. Friedrich würde gern mehr schreiben. Allerdings warten alle noch auf das Eintreffen weiterer Fürsten. → 1190 A

Ed.

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. E 78, fol. 21r–22v (Ausfertigung, eigh., zu eigenen Händen, Eingangsvermerk von Hz. Johann: „Einkomen am tage Vincentii [22. Januar] zcu Koburg XXI“). Neues Urkundenbuch zur Kirchen-Reformation, S. 5f., Nr. 8 (Volltext).

1183 Worms, 16. Januar 1521 (am XVI. Tag Januari) Kf. Friedrich an Präzeptor [Wolfgang Reißenbusch] → 1177 [1] Kf. Friedrich erhielt das Schreiben [Nr. 1177] des Präzeptors [des Antoniterklosters Lichtenberg Wolfgang Reißenbusch] mit dem beigelegten Brief [Valentins von] Teutleben. Der Kf. stimmt der Ansicht [Reißenbuschs] zu, dass es notwendig ist, die Minute vor der Ausfertigung zu prüfen, da viel Geld dafür ausgegeben wird. [2] Kf. Friedrich schickt daher die Minute an [Reißenbusch] und fordert ihn auf, diese zu begutachten und seine Meinung zu der Minute und deren Finanzierung schriftlich mitzuteilen, damit der Kf. eine entsprechende Antwort an Teutleben geben kann. A Ed.

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Kk 780, fol. 3rv (Konzept). Kalkoff: Zu Luthers römischem Prozess, S. 601, Nr. 5.5b (Regest).

1184 [Georg Spalatin] an Kf. [Friedrich]

[nach 19. Januar 1521]

[1] [Georg Spalatin] informiert Kf. [Friedrich] über verschiedene Neuigkeiten aus Wittenberg, die vor allem Martin [Luther] betreffen. Demnach wurde [Luther] von Kf. Joachim [von Brandenburg], Hz. Albrecht von Mecklenburg und anderen Fürsten bei deren Reise durch Wittenberg angesprochen.¹ [2] Übergabe von Geld an [Luther] durch [Hans von] Taubenheim und Verwendung der Summe. [3] [Luther] will Kf. [Friedrich] schreiben. [4] [Luther] über Ks. [Karl V.]. [5] [Luther] antwortet nicht auf die Angriffe [Thomas] Murners. [6] [Luther] schreibt, dass auch [Bf. Johann von] Meißen und [Bf. Adolf von] Merseburg die Bulle [„Exsurge Domine“] umsetzen wollen. Darüber ging auch das Gerücht um, als Bf. [Hieronymus] mit Mgf. [Joachim von Brandenburg] in Wittenberg war [vgl. Nr. 1181]. [7] [Luther] schrieb an [Ulrich von] Hutten, dass er nicht dafür ist, für 1184 ¹ Diese Begegnung fand wohl nach dem 14. Januar 1521 statt [vgl. Nr. 1181].

426

[Ende Januar/Anfang Februar] 1521

Nr. 1185

das Evangelium mit Gewalt zu kämpfen. Das Wort Gottes überwindet die Welt und sogar den Antichrist, es hat sich durchgesetzt und wird sich durchsetzen. [8] Am 19. Januar gab es ein heftiges Gewitter in Wittenberg.² A B Ed.

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. N 160, fol. 9r–10r (Ausfertigung, eigh.). FB Gotha, Chart. A 1289 I, fol. 131rv (Abschrift). Berbig: Spalatiniana 1908, S. 36f., Nr. XXIII (Volltext, nach Überlieferung B); Waltz: Epistolae Reformatorum, S. 123f., Nr. 5 (Volltext, nach Überlieferung B).

1185 [Gregor Brück] an Kf. [Friedrich]

[Ende Januar/Anfang Februar] 1521

[1] [Gregor Brück] berichtet Kf. [Friedrich], wie [Jean Glapion], der Beichtvater Ks. [Karls V.], auf die Mitteilung des Kf. reagiert hat: [Glapion] hat sich über einige Schriften Martin Luthers sehr gefreut, weil er darin Gedanken fand, die der Kirche nutzen werden, die aber bisher niemand so ausgedrückt hat. [2] Aber über das Buch „De captivitate Babylonica“¹ war [Glapion] sehr erschrocken, weil es nicht zu den anderen Schriften Luthers passte. Wahrscheinlich ließ sich Luther dazu durch die Bulle [„Exsurge Domine“] im Zorn verleiten. Allerdings kann auch diese Wunde geheilt werden. [Brück] hat die von [Glapion] als irrig bezeichneten Artikel aufgeschrieben und einige Bemerkungen [Glapions] dazu festgehalten.² [3] [Brück] fragte [Glapion] nach der Begründung für die Verwerfung der Sätze Luthers, worauf dieser antwortete, dass Gott seine Kirche unmöglich so lange irren ließ. Viele Worte Luthers sind unnütz, deshalb sollte man besser den bisherigen Brauch der Kirche beibehalten. [4] [Glapion] bot an, zu Kf. [Friedrich] zu kommen, um ihm in Anwesenheit eines Dolmetschers und [Brücks] die Irrtümer Luthers zu erklären. [Brück] wehrte ab, weil Kf. [Friedrich] durch andere Aufgaben verhindert ist. Außerdem hat sich Kf. [Friedrich], wie aus der Mitteilung hervorging, der Sache 1184 ² Spalatin referiert zum Teil aus dem Brief Martin Luthers vom 16. Januar 1521 an ihn (WA.Br 2, S. 248–250, Nr. 368). 1185 ¹ WA 6, S. 484–573. ² Die Artikel sind überliefert in: LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. E 80, fol. 51r–55v, lateinisch, ediert in: Neues Urkundenbuch zur Kirchen-Reformation, S. 37–40, Nr. 6. Eine Übersetzung von Georg Spalatin findet sich in: LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. E 80, fol. 56r–63v, ediert in: Neues Urkundenbuch zur Kirchen-Reformation, S. 40–44, Nr. 7. Auch Hieronymus Aleander erstellte aus Luthers Schriften „De Captivitate Babylonica“ und „Assertio omnium articulorum“ eine Liste mit Artikeln, die Luther widerrufen sollte (LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. E 80, fol. 64r–67v, lateinisch, mit dem Vermerk von Georg Spalatin: „Die lateynisch artickel, so doctor Martinus Luther solt revociren oder widerruffen. 1521.“, ediert in: Neues Urkundenbuch zur Kirchen-Reformation, S. 44f., Nr. 8; LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. E 80, fol. 68r–72v, deutsch, Übersetzung mit Korrekturen von Georg Spalatin, ediert in: Neues Urkundenbuch zur Kirchen-Reformation, S. 46f., Nr. 9). Am 19. März 1521 teilte Luther Spalatin, der ihm diese Liste offenbar geschickt hatte, mit, dass er diese Sätze nicht widerrufen wird (WA.Br 2, S. 288–290, Nr. 389; vgl. WA 7, S. 605–613).

Nr. 1186

[Ende Januar/Anfang Februar] 1521

427

Luthers nicht angenommen. [Brück] forderte [Glapion] auf, die Mittel anzuzeigen, mit denen die Sache Luthers beigelegt werden kann, zumal [Glapion] anbot, diese Mittel auch [Gf. Heinrich] von Nassau vorzuschlagen. [5] [Glapion] unterstrich daraufhin den Willen Ks. [Karls V.], Luther mit der cristenlichen kirchen zu versöhnen. Da Luther die „Babylonica“ im Zorn verfasst hat, soll er beteuern, dass er darin nicht von der Deutung der römischen Kirche abweicht. [Glapion] wünschte erneut, mit Kf. [Friedrich] persönlich zu reden. Wenn dies nicht möglich ist, soll Kf. [Friedrich] nochmals [Brück] oder einen anderen Gesandten zu [Glapion] schicken, der die Antwort Kf. [Friedrichs] auf den Vorschlag [Glapions] überbringt. Wenn Luther diesen Vorschlag annimmt, hätte er viele Verbündete, die seinen sonstigen Schriften zustimmen. [Brück] wies nochmals darauf hin, dass Kf. [Friedrich] die Sache Luthers nicht unterstützt, dass er jedoch trotzdem den Wunsch [Glapions] dem Kf. übermitteln will. Schließlich verabschiedete sich [Glapion] mit einem Gebetswunsch für den Kf. LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. E 80, fol. 11r–13v (Ausfertigung, eigh., zwei Vermerke von Georg Spalatin: „Was zu Coln, Wormbs und folgend in doctor Martinus sachen ergangen ist.“, „Was der beichtvater etc. zu Wormbs angetzeigt und fur mittel furgeslagen. 1521.“). Ed. RTA.JR 2, S. 477–480, Nr. 66 [1] (Volltext); Neues Urkundenbuch zur Kirchen-Reformation, S. 36f., Nr. 5 (Volltext). Bem. Ende Januar/Anfang Februar 1521 trafen sich Gregor Brück und Jean Glapion, Franziskaner und Beichtvater Ks. Karls V., zu vier Gesprächen, über die Brück seinem Landesherrn, Kf. Friedrich, stets berichtete [vgl. neben dem vorliegenden Bericht Nr. 1186, Nr. 1189 und Nr. 1191]. Kf. Friedrich trug ihm dann jeweils auf, was er Glapion antworten sollte. Die Gespräche müssen vor dem 15. Februar 1521 stattgefunden haben, weil an diesem Tag Ks. Karl V. den ersten Entwurf eines Mandats gegen Luther (RTA.JR 2, S. 507–513, Nr. 68) den Ständen vorlegte. Die Möglichkeit einer Anhörung Luthers schien damit aussichtslos zu sein. Die Gespräche begannen wohl nach dem 21. Januar 1521. Dieser Termin wird in Nr. 1189 erwähnt.

A

1186 [Gregor Brück] an Kf. [Friedrich]

[Ende Januar/Anfang Februar] 1521

[1] [Gregor Brück] informiert Kf. [Friedrich] über die Antwort [Jean Glapions], die dieser auf eine Nachricht Kf. [Friedrichs] gab: Kf. [Friedrich] hätte sich nicht bei [Glapion] entschuldigen müssen. Trotzdem hätte [Glapion] lieber persönlich mit Kf. [Friedrich] gesprochen. [2] Bis zur Lektüre von Luthers „De captivitate Babylonica“¹ meinte [Glapion], dass Luther um das Heil der Seelen besorgt und auf eine Reform (reformacion) der Kirche, in der es viele Missbräuche gibt, bedacht ist. Deshalb wurde er auch von vielen Gelehrten gelobt. Doch nun ist zu erkennen, dass Luther seiner bisherigen Meinung, aus der Nutzen für die Christenheit hätte entstehen können, zuwiderhandelt. Deshalb ist sein ursprüngliches Ziel nicht mehr zu erreichen. Im Geheimen muss nun über eine Lösung gesprochen werden, ohne darüber öffentlich zu disputieren. [Glapion] bittet deshalb Kf. [Friedrich], einen Unterhändler zu benennen. [3] [Brück] wies erneut darauf hin, dass 1186 ¹ WA 6, S. 484–573.

428

[nach 21. Januar 1521]

Nr. 1187

Kf. [Friedrich] nichts mit der Sache Luthers zu tun hat. Da der Kf. nicht erwartet hätte, dass jetzt jemand in dieser Angelegenheit an ihn herantritt, hat er gerade keine kundigen Räte an seiner Seite. Zudem würde er auch von Luther keinen Auftrag annehmen, in dessen Sache zu handeln. [4] [Glapion] entgegnete, dass es ihm genügt, wenn [Brück], von Kf. [Friedrich] mit entsprechenden Vollmachten ausgestattet, zu Verhandlungen geschickt wird. Die Sache soll im Geheimen geklärt werden. Ks. [Karl V.] wird auch Vertreter schicken. Zu der Aussage, dass sich Kf. [Friedrich] der Sache Luthers nicht annimmt, schwieg [Glapion]. [Glapion] beteuerte, dass er der Christenheit und Luther zugute so handelt. Jedoch hat Luther durch sein Buch „De captivitate Babylonica“ eine Lösung schwierig gemacht. [5] [Brück] wiederholte seinen Standpunkt und wollte gehen, doch [Glapion] hielt ihn auf. Auf die Frage, wie Luther zu helfen ist, entgegnete [Glapion], dass Luther entweder „De captivitate Babylonica“ widerrufen muss und sagen soll, dass er das Buch im Zorn und gereizt durch seine Gegner sowie durch die Bulle [„Exsurge Domine“] verfasst hat, oder, dass er das Buch gänzlich verleugnen soll. [Brück] bemerkte dazu, dass Luther dadurch das Problem noch nicht gelöst hätte, weil durch die Bulle frühere Schriften verdammt wurden. [6] [Glapion] beteuerte, dass der Widerruf oder die Verleugnung der „Babylonica“ reichen würden, weil der Papst so Luthers Gehorsam sehen kann. Luther bekäme so die Möglichkeit, nochmals angehört zu werden. Die Sache muss dann in deuczsche landt an verständige und unparteiische Gelehrte übergeben werden. Luther soll dennoch das Land und den Schutz Kf. [Friedrichs] nicht verlassen. Auch [Glapion] wünscht eine Reform der Kirche. Der Kf. soll deshalb einen Vertreter zu Verhandlungen schicken. Es sollten keine Ketzereien eingeführt werden. Die Bibel ist ein Buch, das man unterschiedlich auslegen kann, wofür [Glapion] Beispiele anführte. Schließlich erinnerte [Glapion] daran, dass Luther die guten Ansätze nicht zunichtemachen soll. Wenn der Ks. zum Kampf gegen Luther aufruft, kann er sich nirgends verstecken. Daraufhin ging [Brück]. LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. E 80, fol. 14r–19v (Ausfertigung, eigh., Vermerk von Georg Spalatin: „Die ander handlung mit dem beichtvatter etc. in doctor Martinus sachen und sein bedencken darauf. 1521.“). Ed. RTA.JR 2, S. 480–483, Nr. 66 [2] (Volltext); Neues Urkundenbuch zur Kirchen-Reformation, S. 48–50, Nr. 10 (Volltext). Bem. Zur Datierung vgl. Nr. 1185. A

1187 [Georg] Spalatin an Kf. [Friedrich]

[Worms], [nach 21. Januar 1521]

[1] [Georg] Spalatin berichtet Kf. [Friedrich], was ihm einige gute freund aus Wittenberg geschrieben haben: [2] Martin [Luther] bat Spalatin vor dem Hintergrund des Todes des Propstes [Henning Göde], des Weggangs Wolfgang [Stähelins]¹ und des Gerüchts, dass auch [Matthäus Beskau] von seiner Lektion befreit wird, Johann Schwertfeger darin zu unterstützen, dass er die Lektion [Stähelins] in weltlichem Recht [an der Universität 1187 ¹ Mit dem Ausscheiden der beiden Juristen waren zwei Lehrstühle an der juristischen Fakultät der Universität Wittenberg frei geworden.

Nr. 1188

22. Januar 1521

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Wittenberg] bekommt. Auch Philipp [Melanchthon] hält Schwertfeger für geeignet.² Die Stelle wäre für Schwertfeger gut und vielleicht würde dann aus einem Kleriker ein Laie werden. [3] [Nikolaus von] Amsdorf berichtete Spalatin vom Tod des Propstes und vom Schreiben der Universität [Wittenberg] an Kf. [Friedrich] mit der Bitte, dass der Kf. der Universität für die Nomination eines Nachfolgers eine Person benennt. Amsdorf hatte gehofft, dass Wolfgang [Stähelin] die juristische Lektion [Gödes] übernimmt, [Stähelin] wurde jedoch von Hz. Heinrich von Sachsen als Kanzler angestellt. So gibt es an der Universität zurzeit keinen geeigneten Juristen als Nachfolger. Wenn die Lehrstelle an der Juristenfakultät auf einem anderen Weg besetzt wird, könnte der Kf. als Propst auch eine Person aus einer anderen Fakultät vorschlagen. [4] [Andreas] Karlstadt bat Spalatin um Unterstützung, dass der Kf. ihm von den hinterlassenen geistlichen Lehen des gestorbenen Propstes eines überträgt. Von den Einkünften würde Karlstadt einen Schreiber finanzieren, den er dringend benötigt. [5] Zettel: Spalatin empfiehlt Kf. [Friedrich] den Lizentiaten beider Rechte Justus Jonas, Stiftsherr des Severistifts zu Erfurt. Diesen jungen gelehrten Priester kennt auch der kfl. Beichtvater [Jakob Vogt]. Wenn Jonas die juristische Lektur [Gödes] übernehmen würde, wäre dies zum Vorteil des Kf. und der Universität. Allerdings ist Jonas in [der Universität] Erfurt zur Theologie gewechselt. Spalatin schlägt als Möglichkeit vor, dass Justus Jonas mit Erlaubnis des Kf. [an der Universität Wittenberg] an der theologischen Fakultät lehrt und die juristische Lektion durch eine andere Person bekleiden lässt, die er aus seinen Einkünften aus der Propstei bezahlt. LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. O 368, fol. 4r–6r, Zettel: 6r (Ausfertigung, eigh.). FB Gotha, Chart. A 1289 I, fol. 132r–133v (Abschrift). Berbig: Spalatiniana 1908, S. 37, Nr. XXIV (Teiledition, nach Überlieferung B); Briefwechsel Justus Jonas, S. 48f., Nr. 45 (Teiledition, nach Überlieferung A). Bem. Zur Datierung: Am 21. Januar 1521 war Henning Göde, Propst des Allerheiligenstifts zu Wittenberg, gestorben. Der Brief Amsdorfs an Spalatin, dessen Inhalt Spalatin dem Kf. berichtet, datiert vom Todestag. Auch der Brief Martin Luthers an Spalatin, dessen Inhalt Spalatin dem Kf. berichtet, datiert vom 21. Januar 1521 (WA.Br 2, S. 251f., Nr. 369).

A B Ed.

1188 Wittenberg, 22. Januar 1521 (Vicesima secunda Ianuarii) Martin Luther an Georg Spalatin [1] Martin Luther teilt Georg Spalatin mit, dass er ihm kurz hintereinander zwei Briefe geschickt hat und nicht weiß, ob Spalatin sie schon erhalten hat.¹ [2] Luther fordert Spalatin auf, mit Blick auf den neu zu wählenden Propst [des Allerheiligenstifts zu

1187 ² Vgl. auch den Brief Philipp Melanchthons an Georg Spalatin vom 24. Januar 1521 (MBW.T 1, S. 245f., Nr. 119). 1188 ¹ Damit könnten die beiden Briefe vom 16. Januar 1521 (WA.Br 2, S. 248–250, Nr. 368) und vom 21. Januar 1521 (WA.Br 2, S. 251f., Nr. 369) gemeint sein.

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[Ende Januar/Anfang Februar] 1521

Nr. 1189

Wittenberg] bei Kf. [Friedrich] zu erreichen, dass dieser [Andreas] Karlstadt benennt [vgl. Nr. 1187].² Das Archidiakonat Karlstadts sollte dann [Nikolaus von] Amsdorf übernehmen, damit er besser besoldet wird. [3] Alles Weitere erfährt Spalatin aus den anderen beiden Briefen Luthers. A Ed.

LASA Dessau, Z 8, Nr. 113, fol. 1rv (Ausfertigung, lateinisch). WA.Br 2, S. 252, Nr. 370 (Volltext); W² 21.1, Sp. 328f., Nr. 365 (Volltext, Übersetzung).

1189 [Gregor Brück] an Kf. [Friedrich]

[Ende Januar/Anfang Februar] 1521

[1] [Gregor Brück] berichtet Kf. [Friedrich] über seine Verhandlungen mit dem Beichtvater Ks. [Karls V.], [Jean Glapion]: Dieser kannte die Verhandlungen mit Kard. [Thomas] Cajetan in Augsburg und mit Karl von Miltitz aus dem Sendbrief [Martin] Luthers an Papst [Leo X.]¹, der vor der Schrift „De libertate christiana“² steht. Was [Bf. Bernhard] von Trient mit Kf. [Friedrich] in Köln wegen der päpstlichen Gesandten Marinus [Caracciolo] und [Hieronymus] Aleander besprochen hat [Nr. 1142], wusste [Glapion] nicht. Dass [Caracciolo] und Aleander Bücher Luthers verbrannt haben, fand er nicht gut. [2] [Glapion] äußerte sich über die von ihm übergebenen Artikel³ und die Irrtümer Luthers. Luther muss seine Position [in „De captivitate Babylonica“] mit Belegen aus der Heiligen Schrift befestigen. Hätte Luther lediglich die Missbräuche in der Kirche hinsichtlich der Sakramentenlehre verurteilt, wäre er gelobt worden. [Glapion] kannte nicht alle Aussagen in Luthers vorherigen Schriften, zum Beispiel zum Priestertum aller Getauften, zu der Freiheit der Christenmenschen oder zu den geistlichen Orden. Allerdings könnten diese Gedanken, wie [Glapion] bereits zu [Gf. Heinrich] von Nassau und [Brück] gesagt hat, leicht so gedeutet werden, wie es in Luthers Schrift „De libertate Christiana“ anklingt. Zudem muss Luther bessere Belege vorbringen.⁴ Bisher sieht [Glapion] besonders im Hinblick auf die Sakramentenlehre keine ausreichend überzeugenden Belege. Luther könnte sich dabei auf [Duns] Scotus oder Bernhard [von Clairvaux] beziehen. [Glapion] 1188 ² In seinem Brief vom 29. Januar 1521 an Georg Spalatin entkräftete Martin Luther seine Empfehlung Karlstadts für das Amt des Propstes bereits wieder (WA.Br 2, S. 255–257, Nr. 372). 1189 ¹ WA 7, S. 1–11 (deutsch) und S. 39–49 (lateinisch). ² WA 7, S. 49–73 (lateinisch) und S. 12–38 (deutsch, „Von der Freiheit eines Christenmenschen“). ³ Vermutlich meint Brück die Artikel, die in LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. E 80, fol. 51r–55v und fol. 56r–63v überliefert sind [vgl. Nr. 1185]. ⁴ Wie gegen Luther vorgegangen werden sollte, wurde offenbar breit diskutiert. Davon zeugt u. a. ein Vorschlag Johannes Fabers, Prior des Dominikanerklosters Augsburg, der lateinisch (LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. N 15, fol. 1r–3r, ediert in: RTA.JR 2, S. 484 Anm. 2) und deutsch (LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. E 80, fol. 104r–107v, ediert in: Neues Urkundenbuch zur Kirchen-Reformation, S. 66f., Nr. 23) durch Georg Spalatin überliefert wurde. Spalatin fertigte die Übersetzung „Meinem gnedigsten hern, dem churfursten zu Sachssen etc.“ an. Auch Faber trat für eine Untersuchung der Schriften Luthers durch Gelehrte ein.

Nr. 1190

23. Januar 1521

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ist überzeugt, dass Luther vor aller Welt gelobt worden wäre, wenn er die Missbräuche in der Kirche, wie im Umgang mit den Sakramenten, verurteilt hätte. [3] [Brück] wandte dagegen ein, dass er [Glapions] Ausführungen, warum Luther geirrt hat, nicht behalten kann, weil er kein Theologe ist. Kf. [Friedrich] wünsche vielmehr, dass diese Ausführungen schriftlich vorgelegt werden, um sie Luther vorzuhalten. [4] [Glapion] wollte aber keine weitere Schrift verfassen, weil dadurch nur das Volk zusätzlich verwirrt wird. Vor Kurzem erschien erst ein Buch von einem Dominikaner mit Namen Ambrosius,⁵ das Papst [Leo X.] an Ks. [Karl V.] schickte. [Glapion] möchte die Sache lieber im Stillen beilegen. Dass er jüngst den Widerruf von „De captivitate Babylonica“ verlangte [vgl. Nr. 1185], geschah aus Wohlmeinen. [5] Gegenüber [Gf. Heinrich] von Nassau hatte [Glapion] bereits seinen Vorschlag geäußert, um eine Reform der Kirche doch noch zu ermöglichen. Aus Sicht des Papstes hat Luther kein Recht, gegen diesen zu schreiben. Luther widerspricht jedoch dieser Ansicht. Deshalb sollten unparteiische Leute den Fall entscheiden, die über einen untadeligen Ruf verfügten. Eine solche mündliche Verhandlung führt eher zu einem Ergebnis als der Austausch von Streitschriften. Beide Seiten sollen sich solange ruhig verhalten. In vielen Punkten würde Luther bei diesem Verfahren sicher recht gegeben werden. [6] [Glapion] bat deshalb [Brück], Kf. [Friedrich] diesen Vorschlag vorzutragen. Wenn Kf. [Friedrich] einverstanden ist, soll [Brück] noch heute oder morgen früh [Glapion] darüber informieren. Dann will [Glapion] mit [Guillaume de Croÿ], Herr von Chièvres, sowie Ks. [Karl V.] sprechen. Den Ks. hat er schon entsprechend ermahnt, sich gegen die kirchlichen Missbräuche zu wenden. Ks. [Karl V.] hat bisher nicht den Bitten, die Bücher Luthers zu verbrennen, nachgegeben. Der Ks. wird das löbliche Handeln Kf. [Friedrichs] bei der Wahl nicht vergessen. Man wird noch sehen, wie sich der Ks. an der Reform beteiligen wird. Schließlich riet [Glapion], Luther nicht nach Rom zu schicken, sondern im Kurfürstentum Sachsen zu lassen. LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. E 80, fol. 20r–25v (Ausfertigung, eigh., zwei Vermerke von Georg Spalatin: „Handlung mit des kaysers beichtvater Glapion zu Wormbs“, „Die ander antwort key. mayt. beichtvatters in doctor Martinus Luthern sachen etc. 1521.“). Ed. RTA.JR 2, S. 483–490, Nr. 66 [3] (Volltext); Neues Urkundenbuch zur Kirchen-Reformation, S. 50–52, Nr. 10 (Volltext). Bem. Zur Datierung vgl. Nr. 1185.

A

1190 Coburg, 23. Januar 1521 (Mittwoch nach Vincentii) Hz. Johann an Kf. Friedrich → 1182 [1] Hz. Johann erhielt gestern das Schreiben [Nr. 1182] Kf. Friedrichs aus Worms vom 16. Januar. Er bedankt sich bei Kf. Friedrich für die neuen Nachrichten. Die Antwort Hz. Johanns auf das Schreiben Kf. Friedrichs vom 12. Januar¹ wegen der Herberge in Worms hat Kf. Friedrich wahrscheinlich nicht erhalten. [2] Hz. Johann schickte 1189 ⁵ Gemeint ist: Ambrosius Catharinus Politus: Apologia pro veritate Catholicae et apostolicae fidei ac doctrinae adversus impia ac valde pestifera Martini Lutheri dogmata (1520), hrsg. von Josef Schweizer und August Franzen (Corpus Catholicorum 27). Münster 1956. 1190 ¹ LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. E 78, fol. 19r–20v, ediert in: Neues Urkundenbuch zur Kirchen-Reformation, S. 5, Nr. 7.

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[Ende Januar/Anfang Februar] 1521

Nr. 1191

Lebensmittel nach Worms und traf Reisevorbereitungen aufgrund der Hinweise seines Bruders.² Schlechtes Wetter. [3] Hz. Johann hört sehr ungern, dass Martin [Luther] verfolgt werden soll. Johann vertraut auf Gott, der [Luther] nicht verlassen wird. Viele redliche Leute stehen [Luther] bei. Hz. Johann meint, dass [Luther] auf dem rechten Weg ist. [4] Reiter Lgf. [Philipps von Hessen]. [5] Vorbereitungen für das Turnier in Worms. [6] Hz. Johann freut sich über das gute Verhältnis zwischen Kf. Friedrich und [Hz. Georg von Sachsen]. [7] Hz. Johann reist wahrscheinlich nicht über Heidelberg. [8] Äpfel. [9] Jülichsche Sache. → 1195 A Ed.

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. N 17, fol. 8r–9v (Ausfertigung, eigh., zu eigenen Händen). Kolde: Friedrich der Weise, S. 42–44, Nr. IV (Volltext).

1191 [Gregor Brück] an Kf. [Friedrich]

[Ende Januar/Anfang Februar] 1521

[1] [Gregor Brück] berichtet Kf. [Friedrich] über seine Verhandlung mit dem ksl. Beichtvater [Jean Glapion]. [Brück] erinnerte [Glapion] zunächst an ihre letzte Begegnung, nach der [Brück] den Kf. bitten sollte, den von [Glapion] vorgeschlagenen Weg [einer Beilegung der Sache Martin Luthers] Ks. [Karl V.] vorzutragen [vgl. Nr. 1189]. [Brück] richtete [Glapion] aus, dass Kf. [Friedrich] bereits mit dem Ks. über eine Vorladung Luthers zu einem Verhör gesprochen hat, damit die Wahrheit an den Tag kommt. Sonst nahm sich Kf. [Friedrich] der Sache Luthers nicht an, weil dies Luthers Angelegenheit ist. Deshalb kann sich Kf. [Friedrich] beim Ks. nicht für Luther verwenden, weil man dem Kf. sonst gefallen unterstellt. Der Kf. will durch sein Eingreifen Luther nicht noch weitere Sorgen bereiten. Sollte [Glapion] jedoch erreichen, dass sein Vorschlag Luther angetragen wird, will Kf. [Friedrich] diese Maßnahme unterstützen, jedoch nur, wenn Luthers Schriften nicht weiter verbrannt werden. [2] [Glapion] antwortete darauf fassungslos, dass er aus eigenem Antrieb so gehandelt hat, damit die edlen Anliegen Luthers nicht untergehen. [Glapion] kennt niemanden, der die Sache besser fördern kann als Kf. [Friedrich]. Luther soll weiterhin im Kurfürstentum Sachsen bleiben. Kf. [Friedrich] braucht sich nicht nach den Menschen zu richten, sondern soll daran denken, dass er Gott ein Werk tut. [3] [Brück] erwiderte, dass er befürchtet, wenn man alle Bücher Luthers bei einer neutralen Person deponiert und der Ks. wieder nach Spanien zieht, dass sie aufgrund eines päpstlichen Befehls auf einmal verbrannt werden.¹ Darum muss sich der Ks. kümmern, weil Hieronymus Aleander in Köln² ein solches Vorgehen angekündigt hat. [4] [Glapion] nahm nicht an, dass es so weit kommen wird, da der Papst sicher nicht gegen die Maßnahmen des Ks. handeln wird. Der Ks. könnte dagegen einen 1190 ² Hz. Johann traf am 8. Februar 1521 in Worms ein und reiste am 23. Februar wieder ab. 1191 ¹ Damit spielt Brück möglicherweise auf das im Entstehen begriffene Sequestrationsmandat Ks. Karls V. an, das aber erst am 10. März 1521 veröffentlicht wurde (RTA.JR 2, S. 529–533, Nr. 75). ² Gemeint ist wohl die Besprechung mit Kf. Friedrich am 4. und 6. November 1520 [Nr. 1142].

Nr. 1192

25. Januar 1521

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Befehl erlassen, die Bücher Luthers verschlossen zu halten. Diese Idee gefiel auch den ksl. Räten.³ [5] Durch schriftlichen Austausch lässt sich das Problem nach [Glapions] Meinung nicht lösen, sondern nur durch ein Verhör Luthers durch verständige Personen. Dem Ks. wurde von Papst [Leo X.] ein Buch zugeschickt, das von einem Dominikaner mit Namen Ambrosius gegen Luther verfasst wurde.⁴ [6] [Glapion] wollte wissen, wie viele Tage man bis Wittenberg reist. [Brück] meinte, dass Kf. [Friedrich] für die Reise fast drei Wochen gebraucht hat, worauf [Glapion] entgegnete, dass man besser einen Boten zu Luther schickt. Dazu konnte [Brück] nichts sagen, weil er keinen Auftrag hatte. Daraufhin verabschiedete sich [Brück]. LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. E 80, fol. 26r–29v (Ausfertigung, eigh., zwei Vermerke von Georg Spalatin: „Der letzt abschyd mit dem beichtvatter 1521“, „Handlung mit des kaysers beichtvatter Glapion zu Wormbs“). B LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. N 14, fol. 1r–4v (Konzept). Ed. RTA.JR 2, S. 490–494, Nr. 66 [4] (Volltext, nach Überlieferung B); Neues Urkundenbuch zur Kirchen-Reformation, S. 52–54, Nr. 11 (Volltext, nach Überlieferung A). Bem. Das vorliegende Gedächtnisprotokoll Gregor Brücks ist in zwei Fassungen überliefert. Überlieferung A lag wohl Kf. Friedrich vor, da sie einen Vermerk Georg Spalatins trägt. Überlieferung B fertigte Brück vielleicht unmittelbar nach seinem Gespräch mit Jean Glapion an. Die Formulierungen dieser Fassung sind etwas freier und nicht so geordnet wie in Überlieferung A. Zur Datierung vgl. Nr. 1185.

A

1192 Wittenberg, 25. Januar 1521 (am Tag Conversionis Sancti Pauli) Martin Luther an Kf. Friedrich [1] Martin Luther teilt Kf. Friedrich mit, dass er die Meinung Ks. [Karls V.] in seiner Sache, die der Kf. ihm übermittelte, vernommen hat. Luther ist dankbar, dass sich der Ks. der Sache annimmt, die nicht nur Luther, sondern die deutsche Nation und die ganze Christenheit betrifft. [2] Luther schickt nochmals sein „Erbieten“.¹ Er ist bereit, alles zu tun oder zu lassen, was mit gutem Gewissen möglich ist, um auf der Grundlage der Heiligen Schrift eine Unterweisung zu erlangen. [3] Luther bittet Kf. Friedrich, sich beim Ks. für ihn zu verwenden, damit ihm freies Geleit gewährt wird. Seine Sache soll frommen, gelehrten und unverdächtigen Männern geistlichen und weltlichen Standes übergeben werden, um ein Urteil über seine Lehre zu fällen. Der Ks. als ain weltlich haubt der heilign cristnhait soll dafür sorgen, dass die Päpstlichen bis dahin mit dem Verbrennen seiner Bücher und ihren Nachstellungen aufhören, da Luther sonst zu Gegenmaßnahmen genötigt ist. [4] Luther ist bei freiem Geleit bereit, auf dem Reichstag in Worms zu 1191 ³ An dieser Stelle enthält die Überlieferung B einen weiteren Einwurf Brücks, mit dem dieser an Luthers Appellation an ein Konzil erinnerte und wissen wollte, ob Luther sein Predigen und Lehren einstellen muss (LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. N 14, fol. 4r, ediert in: RTA.JR 2, S. 493). ⁴ Vgl. Nr. 1189 Anm. 5. 1192 ¹ „Erbieten/Oblatio sive protestatio“ (WA 6, S. 480–483).

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25. Januar 1521

Nr. 1193

erscheinen, um sich vor unverdächtigen Richtern zu verantworten.² Bisher handelte er nicht zugunsten seiner Ehre, sondern wurde von seinem Gewissen getrieben zur Seligkeit der Christenheit, um Missbräuche und Aberglauben abzustellen. [5] Luther bittet Kf. Friedrich, gemeinsam mit Ks. [Karl V.] auf die Christenheit zu achten. A Ed.

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. E 80, fol. 9r–10v (Abschrift). WA.Br 2, S. 253–255, Nr. 371 (Volltext); RTA.JR 2, S. 476f., Nr. 65 (Regest mit Teiledition).

1193 Wittenberg, 25. Januar 1521 (Conversionis Sancti Pauli) Rektor [Gf. Christoph Schlick zu Bassano], Magister und Doktoren der Universität Wittenberg an Kf. Friedrich [1] Rektor, Magister und Doktoren der Universität Wittenberg zeigen Kf. Friedrich an, dass sich Johannes [Reuber aus] Bockenheim an sie gewandt hat, weil durch den Tod des Propstes Henning Göde ein Kanonikat [am Allerheiligenstift zu Wittenberg] frei geworden ist. Da Kf. Friedrich der Patron ist, wenden sie sich an ihn. [2] Entsprechend der Bitte des Lic. jur. [Reuber], der schon länger an der Universität Wittenberg wirkt und einen guten Lebenswandel hat, bitten sie den Kf. darum, [Reuber] das Kanonikat zu verleihen. Als Gegenleistung wollen sie für den Kf. beten und ihm dienen. A

LATh – StA Altenburg, Landesregierung, 4251, fol. 97rv (Ausfertigung, beschädigt mit Textverlust).

1194 Wittenberg, 28. Januar 1521 (Montag nach Conversionis Sancti Pauli) Senior und Kapitel des Allerheiligenstifts zu Wittenberg an Kf. Friedrich [1] Senior und Kapitel des Allerheiligenstifts zu Wittenberg schicken beiliegend Kf. Friedrich ein Schreiben ihres Dekans Lorenz Schlamau, welches das Haus der Propstei betrifft. Schlamau hatte sie um die Weiterleitung gebeten.¹ [2] Senior und Kapitel bitten den Kf., die Angelegenheit zu prüfen und gütlich zu regeln, damit zwischen dem zukünftigen Propst und dem jetzigen Dekan kein Streit entsteht. → 1215 A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Kk 1387, fol. 2rv (Ausfertigung).

1192 ² Dazu hatte sich Luther bereits am 29. Dezember 1520 gegenüber Spalatin bereit erklärt (WA.Br 2, S. 241–244, Nr. 365). 1194 ¹ Das Schreiben des Lorenz Schlamau, Dekan des Allerheiligenstifts zu Wittenberg, an Senior und Kapitel datiert vom 27. Januar 1521. Schlamau bat um das Haus, das der verstorbene Propst [Henning Göde] sein Leben lang bewohnte und das rechtlich dem Allerheiligenstift gehörte. Dabei bezog Schlamau seine Bitte um Inbesitznahme des Hauses nicht nur auf sich, sondern auch auf seine Nachfolger, da der jeweils amtierende Dekan aufgrund seiner Pflichten in der Nähe der Kirche wohnen sollte. Die Entscheidung sollte dem Kf. obliegen, damit kein Streit entsteht (LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Kk 1387, fol. 1rv).

Nr. 1195

30. Januar 1521

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1195 Worms, 30. Januar 1521 (Mittwoch nach Conversionis Pauli) Kf. Friedrich an Hz. Johann → 1190 [1] Kf. Friedrich bestätigt Hz. Johann den Eingang seines Schreibens [Nr. 1190]. [2] Lebensmittel für Hz. Johann werden nach Worms geschickt. [3] Kf. Friedrich vertraut Gott, dass in der Sache Martin [Luthers] die Wahrheit an den Tag kommen wird. Die Kardinäle und ihr Anhang sind gegen [Luther] eingestellt. [Ebf. Albrecht von] Mainz benimmt sich unfreundlich gegenüber Kf. Friedrich. [4] Vorbereitungen für das Turnier. [5] Verhältnis zu [Hz. Georg von Sachsen]. [6] Reiseweg Hz. Johanns nach Worms. [7] Hinweise Lgf. [Philipps von Hessen] für Hz. Johann zur Überquerung des Rheins. A Ed.

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. E 78, fol. 27r–28v (Ausfertigung, eigh., zu eigenen Händen). Neues Urkundenbuch zur Kirchen-Reformation, S. 8, Nr. 12 (Volltext).

1196 Buch, 4. Februar 1521 (Montag nach Purificationis Sancte Marie virginis) Abt Antonius [Dietz] des Zisterzienserklosters Buch an Statthalter und Räte Kf. [Friedrichs] [1] Abt Antonius des Zisterzienserklosters Buch beklagt sich bei den kfl. Statthaltern und Räten zu Eilenburg darüber, dass die beiden Rezesse [Nr. 788 und Nr. 948], welche zum einen durch Hans von der Planitz und zum anderen durch Fabian von Feilitzsch, Hans von der Planitz und andere kfl. Räte im Auftrag Kf. Friedrichs zwischen dem Abt und dem Rat und der Gemeinde zu Belgern aufgerichtet wurden, durch die von Belgern nicht eingehalten werden. [2] Dem Kf. zuliebe hat Abt Antonius dafür bisher keine Strafen verhängt. Trotzdem haben sich die von Belgern seit dem letzten Tag, der dort am 1. September 1520 stattfand, dem Abt oft widersetzt und ein unerhafftiges verbintnus¹ gegen ihn geschlossen. [3] Im Einzelnen führt der Abt folgende Vergehen an: Der neue Bürgermeister von Belgern hat die Rechnungslegung seines Amtsvorgängers nicht wie vereinbart vor dem Abt oder einem Abgesandten des Klosters entgegengenommen. [4] Die von Belgern haben die gemeinsame Annahme eines neuen Fronboten verhindert, nachdem der Vogt den alten wegen wiederholten Ungehorsams beurlaubt hatte. [5] Außerdem enthalten sie dem Kloster die diesem zustehenden Wegepfennige vor, da ihnen der Schosser [Georg Kelheim] zu Torgau befohlen habe, von diesem Geld die Steinwege auszubessern. [6] Diesen Beispielen ist zu entnehmen, wie sehr die von Belgern den Abt und das Kloster täglich beschweren, indem sie sich auf alte Gewohnheiten oder auf den Landesfürsten berufen. Abt Antonius bittet die kfl. Statthalter und Räte, denen von Belgern die Einhaltung der Rezesse zu befehlen und ihm zu raten, wie er es mit der Bestrafung halten soll. A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Kk 134, fol. 17r–19v (Ausfertigung).

1196 ¹ Kommentar von anderer Hand am linken Rand: coniuratio.

436

5. Februar 1521

Nr. 1197

1197 5. Februar 1521 (Dienstag nach unserer lieben Frauentag Purificationis) Räte Kf. Friedrichs an den Rat zu Belgern [1] Die kfl. Räte übersenden dem Rat der Stadt Belgern das Schreiben [Nr. 1196] des Abts [Antonius Dietz] des Zisterzienserklosters Buch, in dem dieser sich darüber beklagt, dass die von Belgern die von kfl. Räten aufgerichteten Rezesse [Nr. 788 und Nr. 948] nicht einhalten. [2] Falls die Schilderungen des Abts zutreffen, fordern die Räte den Rat der Stadt Belgern auf, sich an die Vereinbarungen zu halten, um nicht das Missfallen Kf. Friedrichs zu erregen. [3] Wenn der Stadtrat der Darstellung des Abts widersprechen will, soll er dies schriftlich tun und das Schreiben des Abts gemeinsam mit seiner Schrift an die kfl. Räte zurückschicken. → 1198 A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Kk 134, fol. 20rv (Konzept).

1198 Belgern, 7. Februar 1521 (Donnerstag nach Dorothee) Der Rat zu Belgern an Räte Kf. Friedrichs → 1197 [1] Der Rat der Stadt Belgern teilt den kfl. Räten zu Eilenburg mit, dass er deren Schreiben [Nr. 1197] samt der beiliegenden Klageschrift [Nr. 1196] des Abts Antonius [Dietz] des Zisterzienserklosters Buch erhielt. Warum die Einwohner von Belgern darin beschuldigt werden, ein unehrenhaftes Bündnis gegen den Abt geschlossen zu haben, kann sich der Rat nicht erklären. [2] Zu den konkreten Vorwürfen nimmt der Rat von Belgern wie folgt Stellung: Der durch Hans von der Planitz aufgerichtete Schied [Nr. 788] bestimmt, dass nach der Neuwahl eines Rates der alte jeweils am Donnerstag nach dem 6. Januar in Gegenwart des Abts oder seiner Gesandten und der Hauptleute der Gemeinde Rechnung legen soll. Die Verwalter des Abts verweigerten aber mehrfach die Teilnahme an Rechnungslegungen, so dass diese in deren Abwesenheit geschahen. Als der Vogt des Klosters daraufhin Gehorsam von denen von Belgern forderte, verwiesen der alte und der neue Bgm. zu Belgern auf den Rezess, womit sich der Vogt zufriedengab. [3] Der Fronbote hat vom Richter mehrfach das ihm zustehende Geld nicht erhalten und sich darüber beschwert. Da sich der Richter darüber beim Vogt, der den Fronboten ohnehin nicht mag, beklagte, forderte dieser die Annahme eines neuen Boten. Der Bürgermeister verwies daraufhin auf die Kündigungsfrist von einem Vierteljahr. [4] Der alte Schosser [Leonhard Koppe] zu Torgau hat die von Belgern, als sie den zu Altenburg aufgerichteten Rezess [Nr. 948] abholten, befragt, wer für den Bau der verfallenen Wege zuständig ist. Daraufhin teilten sie ihm mit, dass sie von alters her dazu den Wegepfennig eingenommen haben, was die Register belegen. Dies haben sie auch dem neuen Schosser [Georg Kelheim] mitgeteilt, der daraufhin anordnete, dass der Wegepfennig zunächst auf dem Rathaus hinterlegt werden soll, bis die Sache durch den Kf. entschieden wird. Der Rat zu Belgern hat den Vogt darüber unterrichtet und gebeten, die Witwe des alten Geleitsmannes unbeschwert zu lassen. Da auch der Schosser den Vogt angewiesen hat, sich wegen des Wegepfennigs bis zu einer kfl. Entscheidung zufriedenzugeben, kann ihnen nicht

Nr. 1199

11. Februar 1521

437

vorgeworfen werden, gegen den Schied gehandelt zu haben. Da die Wege in einem sehr schlechten Zustand sind, ist eine kfl. Entscheidung in dieser Sache dringend notwendig. A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Kk 134, fol. 21r–25v (Ausfertigung).

1199 Eilenburg, 11. Februar 1521 (Montag nach dem Sonntag Estomihi) Räte Kf. Friedrichs an Propst [Johann von Kanitz] des Petersstifts auf dem Lauterberg [1] Die kfl. Räte teilen dem Propst des Petersstifts auf dem Lauterberg mit, dass sie in Abwesenheit Kf. Friedrichs ein Schreiben Heinrichs von Weltwitz zu Uebigau wegen der Auseinandersetzungen zwischen dem Propst und denen von Weltwitz [vgl. Nr. 1047] erhalten haben, welches sie anbei übersenden. [2] Der Kf. hatte Hans von Minckwitz mit der Klärung der Angelegenheit beauftragt, der nun aber ebenfalls abwesend ist. Sie bitten deshalb den Propst, nicht vor das Hofgericht zu Wittenberg zu ziehen, sondern auf die Rückkehr des Hans von Minckwitz zu warten, der sich der Sache dann sicher annehmen wird. [3] Sollten die Angaben Heinrichs von Weltwitz unzutreffend sein, soll der Propst eine schriftliche Darstellung gemeinsam mit dem Brief Heinrichs von Weltwitz zurückschicken, damit die Räte diesem entsprechend antworten können. A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Kk 1127, fol. 2rv (Konzept).

1200 Worms, 12. Februar 1521 (die XII. Februarii) Kf. Friedrich an Konrad Mutian [1] Kf. Friedrich erinnert Konrad Mutian an seine ihm mehrfach vorgebrachten Bitten nach dem Tod Henning Gödes, des Propstes des Allerheiligenstifts zu Wittenberg, und an die Möglichkeiten für Mutian, die sich daraus ergeben. Kf. Friedrich bittet Mutian erneut, Nachfolger Gödes in der Propstei zu werden. Von vielen Personen wurde Mutian dem Kf. empfohlen und der Kf. würde ihn sehr gern auf der Stelle haben. [2] Wenn allerdings Mutian nicht nach Sachsen [Wittenberg] kommen möchte, um an einem anderen Ort seine Ruhe zu haben, bittet Kf. Friedrich ihn zumindest darum, dass er einen für das Stift und für die Universität Wittenberg nützlichen Nachfolger für das Amt des Wittenberger Propstes benennt. [3] Kf. Friedrich wünscht von Mutian ein Urteil über Justus Jonas aus Nordhausen, weil dieser dem Kf. von einigen Personen empfohlen wurde [vgl. Nr. 1187]. Mutian soll Jonas heimlich zu sich rufen und im Gespräch herausfinden, ob Jonas die Stelle des verstorbenen Propstes haben und die ordentliche Lektion im kanonischen Recht an der Universität Wittenberg halten möchte. Eine Empfehlung durch Mutian, die Kf. Friedrich sehr schätzt, würde Jonas sehr nutzen. Daher soll Mutian in der Sache

438

[vor 13. Februar] 1521

Nr. 1201

pflichtgemäß, klug und vertraulich vorgehen und dem Kf. schnell antworten wegen anderer Kandidaten. → 1209 A Ed.

FB Gotha, Chart. A 379, fol. 42r–43v (Ausfertigung, lateinisch, von Georg Spalatin). Briefwechsel Conradus Mutianus 2, S. 276f., Nr. 601 (Volltext).

1201 Kf. Friedrich an Anton Tucher

Worms, [vor 13. Februar] 1521

[1] Kf. Friedrich würde Anton Tucher über den Reichstag berichten, geht jedoch davon aus, dass Tucher bereits mit Nachrichten versorgt wird.¹ [2] Der Kf. übersendet Tucher, den er für einen guten Lutherer hält, ein Buch Luthers zu der Bulle [„Exsurge Domine“].² A StadtA Nürnberg, E 29 IV, Nr. 666, unfol., 1 Bl. (Ausfertigung, zu eigenen Händen). Ed. Westphal: Korrespondenz, S. 548, Nr. 371 (Volltext). Bem. Die Datierung ergibt sich aus dem Eingangsvermerk vom 13. Februar 1521.

1202 [Gregor Brück]: Bericht

13. Februar 1521 (Aschermittwoch)

[1] [Gregor Brück] berichtet [Kf. Friedrich] über die Übergabe eines Breves [Papst Leos X.] an Ks. [Karl V.]¹ durch Hieronymus Aleander. [Ebf. Albrecht] von Mainz und Abt [Hartmann II. des Benediktinerklosters] Fulda sollten das Breve auch lesen. [2] Danach hielt Aleander eine Rede,² in der er Ks. [Karl V.] über den drohenden Aufruhr und die Gefahr aufklärte, die aus den Gedanken Martin Luthers, wie aus den hussitischen Irrlehren vor ihm, entstehen könnten. Deshalb soll die Lehre Luthers ausgelöscht werden. [3] Dazu appellierte Aleander an den Ks. als Schutzherrn der Kirche sowie an die Kfen., Fsen. und Stände des Reichs, denen Luther ebenfalls schadet. [4] Aleander informierte den Ks., die 1201 ¹ Bernhard von Hirschfeld unterrichtete Anton Tucher am 27. April 1521, dass Martin Luther in Worms war (Westphal: Korrespondenz, S. 550f., Nr. 375). ² Wahrscheinlich handelte es sich dabei um Luthers „Assertio omnium articulorum M. Lutheri per bullam Leonis X. novissimam damnatorum“ (WA 7, S. 91–151), die im Dezember 1520 oder Januar 1521 erschien. Es könnte sich aber auch schon um die deutsche Übersetzung der Schrift, die den Titel „Grund und Ursach aller Artikel D. Martin Luthers, so durch römische Bulle unrechtlich verdammt sind“ (WA 7, S. 299–457) trug, gehandelt haben. 1202 ¹ Eine Abschrift des Breves vom 18. Januar 1521 befindet sich in: LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. E 80, fol. 5r–8v, ediert in: Neues Urkundenbuch zur Kirchen-Reformation, S. 27–29, Nr. 1. ² Aleander gab von seiner Rede auch eine eigene Darstellung, ediert in: Brieger: Depeschen, S. 61–63, Nr. 8; Kalkoff: Depeschen, S. 85–87, Nr. 8.

Nr. 1203

25. Februar 1521

439

Kfen. und Fsen. über die Entstehung der neuen Ketzerei, die sich immer weiter ausbreitet und von Papst [Leo X.] letztlich verdammt wurde. [5] Aleander wurde in Antwerpen [im Herbst 1520] vorgeworfen, dass die päpstliche Bulle [„Exsurge Domine“] gefälscht ist, weswegen er nun Originale vorwies. [6] Aleander bat Kf. [Friedrich] in Köln [Anfang November 1520] um eine Audienz, die ihm zunächst nicht gewährt wurde [vgl. Nr. 1142]. In Gegenwart der Bfe. [Bernhard] von Trient und [Pietro] von Triest erhielt Aleander dann eine unbefriedigende Antwort auf seine Bitte. Deshalb bestand er auf der Exekution der Bulle, wie es in Köln durch die Verbrennung von Luthers Büchern geschah. [7] Es kursieren weiterhin Gerüchte und Lügen über die Gültigkeit der Bulle.³ [8] Aleander bot Beispiele für Luthers Irrtümer vor allem aus den Schriften „Assertio [omnium articulorum]“⁴, „De libertate christiana“⁵ und „De captivitate Babylonica“⁶. [9] Trotzdem gibt es Leute, die die Lehre Luthers für gut begründet halten. Luthers Gedanken stehen aber nicht im Einklang mit der Lehre der Kirchenväter. Verteidigungsversuche Luthers durch andere Personen sind ebenfalls nicht zutreffend. Mit Ketzern darf man nicht disputieren. [10] Aleander wies deshalb darauf hin, dass der Ks. nicht das Recht hat, Entscheidungen in Glaubensfragen zu treffen. Aleander forderte den Ks., die Kfen. und Fsen. auf, Luthers Bücher zu verbrennen und durch ein Edikt das Erscheinen und die Verbreitung weiterer Bücher zu verbieten. [11] Schließlich wehrte sich Aleander gegen das Gerücht, dass er ein Jude ist. A

Ed.

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. E 80, fol. 30r–42v (Ausfertigung, von Gregor Brück, mit Vermerk von Georg Spalatin: „Was der Aleander am Ascher mitwoch auf disem reichstag hie zu Wormbs vor kay. Mayt., den churfursten und fursten des Reichs wider doctor Martinus Luther geredt hat. 1521.“). RTA.JR 2, S. 494–507, Nr. VII / 67 (Volltext); Neues Urkundenbuch zur Kirchen-Reformation, S. 30–35, Nr. 4 (Volltext).

1203 Buch, 25. Februar 1521 (Montag nach Matthie apostoli) Abt Antonius [Dietz] des Zisterzienserklosters Buch an Räte Kf. [Friedrichs] [1] Abt Antonius des Zisterzienserklosters Buch teilt den kfl. Räten mit, dass er das Schreiben [Nr. 1198] derer von Belgern, welches ihm die Räte übersandt hatten, gelesen hat. Die von Belgern berufen sich immer dann auf eine Entscheidung des Landesfürsten, wenn sie gemäß der Rezesse [Nr. 788 und Nr. 948] eigentlich zum Gehorsam verpflichtet sind. [2] Der Abt bittet die Räte deshalb, eine Anhörung anzusetzen, da er gern mit denen von Belgern Frieden haben möchte, wofür diese aber Gehorsam leisten müssen. [3] Hans von der Planitz weiß, was der Abt in den letzten vier Jahren an Schmähungen, 1202 ³ Hier erwähnte Aleander auch Luthers Schrift „Warum des Papstes und seiner Jünger Bücher von D. Martin Luther verbrannt sind“ (WA 7, S. 152–186). ⁴ WA 7, S. 91–151. ⁵ WA 7, S. 39–73. ⁶ WA 6, S. 484–573.

440

26. Februar 1521

Nr. 1204

Unfug und Ungehorsam erfahren hat. Der Abt bittet die Räte, die von Belgern zum Gehorsam zu bringen. A LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Kk 134, fol. 27rv (Ausfertigung). Bem. Auf der Rückseite des Schreibens wurde dessen Kurzbetreff notiert: „Abt zum Buch bitt umb furbeschied gegen den von Bellgern“; darunter der Vollziehungsvermerk „fiat“.

1204 Leisnig, 26. Februar 1521 (Dienstag nach Reminiscere) Bgm. und Rat zu Leisnig an Haubold von Einsiedel und andere Räte Kf. [Friedrichs] [1] Bgm. und Rat der Stadt Leisnig teilen dem kfl. Statthalter Haubold von Einsiedel und den anderen heimgelassenen Räten mit, dass Bf. [Johann VII.] von Meißen dem Leisniger Pfarrer eine päpstliche Bulle [„Exsurge Domine“] gegen Martin Luther zugeschickt hat,¹ damit er sie öffentlich anschlägt.² [2] Auf Rat des Amtmanns [Georg von Kitzscher] zu Leisnig wenden sie sich an Einsiedel und die Räte, da sie befürchten, dass durch die Bulle Streit entsteht. [3] In Abwesenheit Kf. [Friedrichs] bitten sie Einsiedel und die Räte um einen Rat, wie sie sich verhalten sollen.³ A Ed.

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. N 24, fol. 2rv (Ausfertigung). Wülcker / Virck: Planitz Berichte, S. 593, Nr. 1 Anm. (Regest mit Teiledition).

1205 Eilenburg, 27. Februar 1521 (Mittwoch nach Reminiscere) Hans von der Planitz an Amtmann [Georg von Kitzscher] zu Leisnig [1] Hans von der Planitz, Amtmann zu Grimma, teilt dem Amtmann zu Leisnig mit, dass die Räte Kf. [Friedrichs] zu Eilenburg ein Schreiben [Nr. 1204] des Rats der Stadt Leisnig 1204 ¹ Ein entsprechendes Mandat Bf. Johanns VII. von Meißen erging aus Stolpen am 7. Januar 1521. Der Plakatdruck enthielt den vollständigen Text der Bannandrohungsbulle „Exsurge Domine“ sowie die bfl. Aufforderung zur Veröffentlichung. Ein Exemplar dieses Drucks ist erhalten im RatsA Görlitz, Selecta, Nr. 19. ² Dietrich von Techwitz, bfl. Kanzler und Dekan des Marienstifts zu Wurzen, teilte Haubold von Einsiedel am 29. Januar 1521 mit, dass er in dessen Namen Bf. Johann VII. von Meißen ersucht hatte, nicht weiter gegen Martin [Luther] vorzugehen. Der Bf. antwortete, dass er die Maßnahmen aufgrund seiner Verpflichtungen lediglich bis zur ersten Fastenwoche (17.–23. Februar 1521) aussetzen kann (LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. N 24, fol. 18rv, Ausfertigung). ³ Die kfl. Räte zu Eilenburg antworteten dem Rat zu Leisnig am 27. Februar 1521, dass die Leisniger in dieser und anderen Angelegenheiten ihren Amtmann [Georg von Kitzscher] um weiteren Rat und Anweisungen ersuchen sollten (LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. N 24, fol. 3r, Konzept).

Nr. 1206

28. Februar 1521

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erhielten. Darin baten die Leisniger um Rat, da ihrem Pfarrer von Bf. Johann VII. von Meißen die Veröffentlichung der Bulle [„Exsurge Domine“] gegen Martin Luther befohlen wurde. In ihrer Antwort verwiesen die kfl. Räte die Leisniger an [Kitzscher]. [2] Planitz hat [Kitzscher] in einem früheren Gespräch mitgeteilt, was er in seinem Amt gegen die Aufforderung zur Veröffentlichung der Bulle vornehmen will, und fordert [Kitzscher] auf, seinem Beispiel zu folgen. So sollen die Gesandten des Bf. und andere gebeten werden, eine Veröffentlichung der Bulle während der Abwesenheit Kf. [Friedrichs] zu unterlassen, damit es nicht zu Streit kommt. [3] Der Amtmann und der Rat zu Leisnig sollen die Veröffentlichung der Bulle verhindern und den Pfarrer auffordern, diese bis zur Rückkehr Kf. [Friedrichs] zu unterlassen. Das soll damit begründet werden, dass sonst Zwietracht zu befürchten ist und dass Luthers Lehre noch nicht offiziell verworfen wurde. [4] Dem Pfarrer soll klar gemacht werden, dass er selbst dafür verantwortlich ist, wenn ihm infolge der Veröffentlichung der Bulle etwas zustößt. Er darf über die Anweisungen des Amtmanns und des Rats dem Bf. berichten. [5] Falls der Pfarrer die Bulle dennoch aushängt, sollen Amtmann und Rat in geheim jemanden beauftragen, der sie wieder abreißt. [6] Nachschrift: Planitz schlägt vor, dass die Leisniger die Kirche verlassen sollen, wenn der Pfarrer die Bulle dort verliest. A Ed.

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. N 24, fol. 4r–6v (Abschrift). Wülcker / Virck: Planitz Berichte, S. 593–595, Nr. 1* (Volltext).

1206 Worms, 28. Februar 1521 (Donnerstag nach dem Sonntag Reminiscere) Kf. Friedrich: Mandat [1] Kf. Friedrich erlässt ein Mandat an alle Pfleger, Amtleute, Schosser, Geleitsleute, Stadträte, Gemeinden und andere, denen es vorgezeigt wird. [2] Die Präzeptoren der Antoniterklöster in Lichtenberg [Wolfgang Reißenbusch] und Grünberg [Heinrich Koch von Breitenau] beklagten sich über Verletzungen des Privilegs der Antoniter, ihre Schweine mit Schellen an den Ohren laufen zu lassen. [3] Kf. Friedrich befiehlt daher auch im Namen seines Bruders Hz. Johann, Missbräuche zulasten der Antoniter nicht zu gestatten. A Ed.

5

StadtA Zwickau, A*A, III 25, Nr. 13, unfol. (Druck). Alte Einblattdrucke, S. 15–18 (Volltext).

[1] VOn gots gnaden wir Friderich Hertzog zu Sachssen / des heyligen Roemischen reichs Ertzmarschalh und Churfurst / Landtgraff in Doeringen und Marggrave zu Meyssen. Entpieten allen und yglichen unsern Pflegern / Amptleuten Schossern Gleytsleuthen Rethen der Stete / gemeinden / und andern den unsern / so dieser brieff furkumbt und gezeyget wirdet / unser gnad. [2] Lieben getreuen / Uns haben die Erwirdigen unser liebe Andechtige die Maister / der heuser / sand Anthoni orden zu Liechtenberg in Sachssen / und Grunberg in Hessen / gelegen / anbrengen lassen / wie die Stacionari / und botschafften / des heyligen Geystes¹ / 1206 ¹ Hospitalorden zum Heiligen Geist.

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28. Februar 1521

Nr. 1207

und sand Valenteins² / ein neuigkeyt / die vor nicht gewest / furnemen sollen / Schweyn / so yne gegeben werden / schellen in die oren zuhengen / und damit lauffen lassen / gleych sand Anthonius orden Schweynen des dach derselb orden / von der Oberhand gnugsam Privilegirt sey / das solchs sand Anthoni orden zu nachteyl und schaden / durch nymantz furgenomen werden ader geschehen soll / Unns darauff undertheniglich gebethen / berurt furnemen sand Anthoni orden zu schaden bey den unnsern nicht zugestatten. [3] Wan wir dan nicht gerne wolten / das sand Anthonius orden / der in unsern landen lange jhar herkomen / mit der ader einiger ander neuigkeyt / wieder Privilegia / beschwert werden solt / Darumb ist von wegen / des hochgebornen Fursten / unsers lieben Brudern Hertzog Johansen zu Sachssen etc. und unser / an euch alle unser begere / hiemit ernstlich bevelhend / Ob solch beschwerung / von des heyligen Geysts / und sand Valentin botschafften sand Anthoni orden zu nachteyl bey euch furgenomen unnd understanden wurdt / yr wollet ynen solchs nicht zulassen nach gestaten / Sunder sand Anthonius orden in dem / bey seynen / altherkomen Privilegien und gerechtigkeyten / unverkurtzt und unverhyndert zubleyben / behalten und handhaben / Daran thut yr unser meynung / zu urkund haben wir unser insigel / an diesen brieff hengen lassen.

1207 Graz, 28. Februar 1521 (den letzten Tag Februarii) Siegmund von Dietrichstein an Kf. Friedrich [1] Siegmund von Dietrichstein teilt Kf. Friedrich mit, dass er von [Hieronymus von Endorf] ein Schreiben erhalten hat, von dem er hiermit eine Abschrift¹ übersendet. Das Schreiben kann vielleicht Ks. [Karl V.] in diesen schwebenden, schweren Angelegenheiten von Nutzen sein, weshalb Dietrichstein eine weitere Abschrift einem ksl. Kämmerer zuschickt. [2] Da Kf. Friedrich unter den Kfen. der älteste ist, ihm vielleicht sogar selbst damit gedient ist und er Dietrichstein gegenüber immer gnädig war, erhält der Kf. die Abschrift. A Ed.

FB Gotha, Chart. A 337, fol. 48rv (Ausfertigung). W² 15, Sp. 1598, Nr. 474 (Volltext, nach Cyprian); Cyprian: Nützliche Urkunden 1, S. 520f. (Volltext).

1206 ² St. Valentin. 1207 ¹ Die Abschrift des Schreibens vom 11. Januar 1521 ist erhalten in: FB Gotha, Chart A. 338, fol. 149r–155r, ediert in: W² 15, Sp. 1592–1597, Nr. 473. Das Schreiben hatte die Bulle „Exsurge Domine“ und die Ablehnung von deren Verkündigung zum Inhalt.

Nr. 1208

[Ende Februar/Anfang März 1521]

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1208 [Worms], [Ende Februar/Anfang März 1521] Georg Spalatin an Kf. [Friedrich] Georg Spalatin berichtet Kf. [Friedrich] über Gerüchte, die er von einem guten Freund gehört hat, dass Martin [Luthers] Bücher in Merseburg verbrannt wurden. Sie sollten auch in Leipzig verbrannt werden, dies unterblieb jedoch. LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. N 160, fol. 7rv (Ausfertigung). FB Gotha, Chart. A 1289 I, fol. 112r (Abschrift, fehlerhaft datiert auf August 1520). Berbig: Spalatiniana 1908, S. 29f., Nr. XVIII (Volltext, nach Überlieferung B, übernimmt die dort vermerkte fehlerhafte Datierung); Waltz: Epistolae Reformatorum, S. 119, Nr. 1 (Volltext, nach Überlieferung B, fehlerhaft datiert auf das Jahr 1520). Bem. Zu der Verbrennung von Luthers Büchern durch Bf. Adolf von Merseburg in Merseburg am 1. Februar 1521 und den Versuchen der Verbrennung in Leipzig vgl. ABKG 1, S. 153f., Nr. 190f. und ABKG 1, S. 155, Nr. 193 sowie BAKFJ, Nr. 1213. Da Spalatin mit etwas Verzögerung davon erfuhr, ist das vorliegende Schreiben wohl Ende Februar oder vielleicht sogar erst Anfang März 1521 entstanden. A B Ed.

1209 [Gotha], 1. März 1521 (ad Kalendas Martias) Konrad Mutian an Kf. Friedrich → 1200 [1] Konrad Mutian teilt Kf. Friedrich hocherfreut mit, dass er [Justus] Jonas als Nachfolger des Henning [Göde] gewonnen hat. Jonas ist sowohl rechtskundig als auch in der Theologie belesen. Als Gelehrter und Prediger ist er erfolgreich und hat sehr viele Zuhörer. Er kennt [Johann von] Staupitz. Zudem studierte er längere Zeit in Wittenberg, liebt diese Stadt und würde seine Stelle in Erfurt gegen die Stelle am Wittenberger Allerheiligenstift tauschen. Für die kfl. Unterstützung würde sich Jonas schnell erkenntlich zeigen. Er wäre eine Zierde des Stifts und der Universität. Er würde eine Zugkraft auf die Menschen ausüben wie ein anderer [Martin] Luther. [2] Mutian dachte noch über Erasmus [von Rotterdam] nach, empfiehlt Kf. Friedrich nun aber [Justus] Jonas als geeigneteren Kandidaten für die Stelle. Mutian selbst schlägt das Stellenangebot aus und will in Thüringen [Gotha] neben [Helius Eobanus] Hessus zufrieden alt werden. A Ed.

LATh – StA Meiningen, GHA, Sektion IV, Nr. 110, fol. 23r–24v (Abschrift, lateinisch, von Georg Spalatin). Briefwechsel Conradus Mutianus 2, S. 278f., Nr. 603 (Volltext).

1210 [Belgern], 1. März 1521 (Freitag nach Reminiscere) Der Rat zu Belgern an Räte Kf. Friedrichs [1] Der Rat der Stadt Belgern schreibt den kfl. Räten wegen des Verhandlungstags zur Aufrichtung eines neuen Rezesses zwischen ihm und Abt Antonius [Dietz des Zisterzienserklosters Buch] [vgl. Nr. 1203], den die Räte für den 11. März in Eilenburg angesetzt

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[zwischen 2. und 11. März 1521]

Nr. 1211

haben. [2] Da das Verfahren gegen Andreas Sittich und Matthes Tilmann bisher nicht wie vorgesehen vor dem Stadtgericht entschieden werden konnte [vgl. Nr. 948], bittet der Rat, es auf dem Verhandlungstag mit zu verhandeln und diesen auf den 7. März oder auf die Zeit nach Ostern zu verschieben.¹ A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Kk 134, fol. 28rv+35v (Ausfertigung).

1211 Räte Kf. [Friedrichs]: Gutachten

[zwischen 2. und 11. März 1521]

[1] Die Räte Kf. [Friedrichs] empfehlen Kf. [Friedrich], auf die Frage Ks. [Karls V.] wegen der Zitation [Martin] Luthers wie folgt zu antworten: [2] Kf. [Friedrich] soll darauf eingehen, dass ihm ein Zettel¹ übergeben wurde mit dem Inhalt, auf Beschluss des Ks., der Kfen., Fsen. und Stände Luther nach [Worms] kommen zu lassen. Der Ks. wird einen Geleitsbrief ausstellen, will aber die Zitation nicht übernehmen. Daher soll Kf. [Friedrich] Luther nach [Worms] zitieren und ihm einen Geleitsbrief für sein Territorium ausstellen. Zudem soll der Kf. jemanden bestimmen, der den ksl. Boten und Luther nach [Worms] begleitet. [3] Kf. [Friedrich] ist bereit, dem Ks. zu gehorchen. Der Ks. hat jedoch Bedenken, Luther nach [Worms] zu zitieren, und Kf. [Friedrich] vertritt weder die Sache Luthers noch stimmt er ihr zu, sondern hat sie in Luthers Verantwortung gelassen, wie der Kf. mehrfach geschrieben hat. Kf. [Friedrich] will, dass die Wahrheit ans Licht kommt. Er kann jedoch Luther nicht allein nach [Worms] zitieren, da er üble Nachrede fürchtet, wenn Luther unterwegs etwas zustößt. Deshalb bittet er Ks. [Karl V.], ihm diesen Auftrag zu erlassen. Im Falle einer Zitation durch den Ks. oder die Kfen., Fsen. und Stände soll Luther in den Gebieten Friedrichs und seines Bruders [Hz. Johann] Geleit gestellt werden. FB Gotha, Chart. A 338, fol. 147r–148v (Konzept). W² 15, Sp. 1785f., Nr. 542 (Volltext, nach Cyprian); RTA.JR 2, S. 527–529, Nr. 74 [2] (Volltext); Cyprian: Nützliche Urkunden 1, S. 500–502, Nr. 37 (Volltext). Bem. Nachdem Ks. Karl V. am 2. März 1521 dem Begehren der Stände zugestimmt hatte, Luther zu einem Verhör nach Worms kommen zu lassen (vgl. RTA.JR 2, S. 518–520, Nr. 71), stellte er am 6. März den Geleitsbrief für Luther aus (WA.Br 2, S. 278–281, Nr. 383 Beilage). Eine Zitation wollte Kf. Friedrich jedoch nicht ausstellen, wie die vorliegende Quelle zeigt. Da Kf. Friedrich erst am 11. März einen Geleitsbrief [Nr. 1217] ausstellte, muss die Diskussion über die Zitation zwischen dem 2. und dem 11. März stattgefunden haben. A Ed.

1210 ¹ Die kfl. Räte antworteten dem Rat zu Belgern am 2. März 1521 und lehnten die Bitte um Verschiebung des Verhandlungstags ab. Wenn der Rat wegen [Andreas Sittich und Matthes Tilmann] etwas vorbringen will, soll er das tun (LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Kk 134, fol. 29r, Konzept). 1211 ¹ Bei dem erwähnten Zettel könnte es sich um das folgende Schriftstück handeln: LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. E 80, fol. 92rv, Ausfertigung; FB Gotha, Chart. A 338, fol. 146rv, Abschrift, ediert in: RTA.JR 2, S. 528f., Nr. 74 [2]. Der Inhalt des Zettels wird in vorliegendem Gutachten vollständig wiedergegeben.

Nr. 1212

1212 Martin Luther an Kf. Friedrich

3. März 1521

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3. März 1521 (tertia Marcii)

[1] Martin Luther widmet Kf. Friedrich seine „Adventspostille“ und entschuldigt sich, dass er dem Wunsch des Kf. zur Abfassung der Postille bisher nicht nachgekommen ist. Kf. Friedrich hatte Luther geraten, sich von Streitigkeiten fernzuhalten, um neben dem Psalter¹ auch die Evangelien und Episteln auszulegen. Dies nutzt Seelsorgern und Gemeinden mehr als der Streit. [2] Bisher hat sich Luther durch die Auseinandersetzung, die zu nichts geführt hat, von seinen Studien abhalten lassen. Allerdings gehört auch die Bekämpfung falscher Lehren zu den Aufgaben eines Geistlichen, wie biblische Beispiele und der hl. Hieronymus zeigen. So folgte Luther mitten in der Auseinandersetzung dem Wunsch Kf. Friedrichs nach einer Auslegung der Evangelien und Episteln. [3] Allerdings befürchtet Luther, dass sein Werk als unzureichend empfunden wird, weil es angesichts der Bedeutung des Evangeliums zu gering ist. Luther hat für einfache Leute verständlich geschrieben und alle menschlichen Zusätze weggelassen. A Ed.

Martin Luther: Enarrationes epistolarum et evangeliorum, quas postillas vocant. Wittenberg 1521 (VD16 L 4548), fol. Aiir–[Aiv]r (Druck, lateinisch). WA.Br 2, S. 274, Nr. 380 (Regest); WA 7, S. 463–465 (Volltext); W² 11, Sp. XXX–XXXV (Volltext, Übersetzung).

1213 Borna, 3. März 1521 (Sonntag Oculi) Michael von der Straßen an Kf. Friedrich [1] Michael von der Straßen berichtet Kf. Friedrich, dass er den über Hans von Taubenheim übermittelten kfl. Befehl ausgeführt hat, einige Erzproben mit näheren Angaben über den Fundort und den zu erwartenden Ertrag an Kf. Friedrich nach Worms zu schicken. [2] Weiterhin schickt von der Straßen ein Verzeichnis über Erträge aus den Bergwerken in Annaberg und berichtet über Neuigkeiten in Bergwerksangelegenheiten aus Schneeberg, Annaberg und Buchholz. [3] Bf. [Johann VII.] von Meißen und Bf. [Adolf] von Merseburg wollen die Bulle [„Exsurge Domine“] gegen Martin [Luther] vollziehen. A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. T 28, fol. 10rv+16v, ediert wird fol. 10v (Ausfertigung).

[3] Neu zceittunge habe ich alhie im lande nichts besonders gehort, wider das der bischoff zcu Meissen und der zcu Merßburg wider doctor Martinum die bulle stathlich exequiren. Als hat sich mein gn. her zcu Merßburg understanden, das sein f. g. in euer churf. gnaden ampt¹, ßo mir befolen, die bulle auch wollen 1212 ¹ Gemeint sind die ebenfalls Kf. Friedrich gewidmeten [Nr. 858] „Operationes in Psalmos“, in denen Luther nur bis Ps 22 gelangte (WA 5). 1213 ¹ Amt Borna.

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5. März 1521

Nr. 1214

exequiren. Als hab ich das biß anher, dieweil eur churf. gnaden nicht im lande ist, erwerth und uffgehalden, wie ich dan euer churf. gnaden secretario Iheronimo Rudolffe² underricht und copie der briffe, waß ich darynne gehandelt, zugeschicktt, welchs ich alles euren churf. gnaden auß undertheniger pflicht nicht habe wyssen zcuvorhalden. 1214 Düben, 5. März 1521 (Dienstag nach Oculi) Heinrich von Leipzig an Räte Kf. Friedrichs [1] Heinrich von Leipzig, Amtmann zu Düben, beklagt sich bei den kfl. Räten über den Pfarrer von Söllichau. Als Leipzig, dem kfl. Befehl folgend, am 24. Februar anwesend war, um die Kirchenrechnung anzuhören, trat der Pfarrer auf die Kanzel und beleidigte ihn. Der Pfarrer behauptete, der Kf. habe dem Amtmann nichts zu befehlen, was die Geistlichkeit betrifft, und Leipzig könne die Rechnung der Verurteilten im Stock und am Galgen hören, aber nicht die der Kirchen. [2] Um Aufruhr zu vermeiden, hat Heinrich von Leipzig während der Abwesenheit des Kf. zahlreiche Briefe, die ihm zugingen und die gegen Martin Luther gerichtet waren, nicht veröffentlicht und nicht an die Kirchentüren angeschlagen. Auch dafür hat der Pfarrer ihn von der Kanzel heftig beleidigt und zudem Luther einen lauten Buben (bufe) und Ketzer genannt. [3] Auch als der Amtmann am 3. März in Tornau die Rechnung anhören wollte, hat sich der Pfarrer eingemischt, indem er den Kirchenvorstehern (gotzsleuthen) verbot, Rechnung zu legen, und ihnen die Schlüssel wegnahm, so dass sie weder an ihre Register noch an ihre Vorräte kommen konnten. Auch die Schmähworte gegen Leipzig hat er wiederholt. [4] Hans Winkelbauer, der den Amtmann begleitet hat, wird das bezeugen. Heinrich von Leipzig bittet den Kf. um Instruktionen, wie er sich gegenüber dem Pfarrer verhalten soll, um die Ordnung im Land und seine Ehre zu erhalten. A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Ii 101, fol. 2r–3v (Abschrift).

1215 Worms, 6. März 1521 (Mittwoch nach Oculi) Kf. Friedrich an Senior und Kapitel des Allerheiligenstifts zu Wittenberg → 1194 [1] Kf. Friedrich erhielt den Brief [Nr. 1194] des Seniors und Kapitels des Allerheiligenstifts zu Wittenberg, den sie ihm auf Bitten ihres Dekans Lorenz Schlamau in der Angelegenheit des Hauses der Propstei geschrieben hatten. [2] Da der Dekan ein Haus gebaut hat, dachte Kf. Friedrich, dass nun Propst und Dekan über genug Häuser verfügen und beide zufrieden sind. Zudem wurde das fragliche Haus schon lange als Gebäude der Propstei genutzt. [3] Kf. Friedrich bittet darum, die Angelegenheit ruhen zu lassen, bis er wieder nach Hause zurückgekehrt ist. A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Kk 1387, fol. 3rv (Konzept).

1213 ² Hieronymus Rudloff.

Nr. 1216

11. März 1521

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1216 Worms, 11. März 1521 (am XI. Tag Marcii) Kf. [Friedrich] an Martin Luther [1] Kf. [Friedrich] informiert Martin Luther über den Wunsch Ks. [Karls V.], dass der Kf. für Luther einen Geleitsbrief ausstellt. Anbei schickt er ihm diesen Brief [Nr. 1217], der an seinen Bruder [Hz. Johann], die kursächsischen Amtleute, Städte und Untertanen, die im ernestinischen Einflussgebiet das Geleit sicherstellen sollen, gerichtet ist. [2] Ks. [Karl V.] schickt ebenfalls einen Geleitsbrief.¹ A Ed.

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. E 80, fol. 95rv (Konzept). WA.Br 2, S. 285f., Nr. 387 (Volltext); RTA.JR 2, S. 533, Nr. 76 (Volltext).

1217 Worms, 11. März 1521 (am XI. Tag des Monats Marcii) Kf. Friedrich: Geleitsbrief [1] Kf. Friedrich gibt bekannt, dass Ks. Karl V. den Augustinereremiten Martin Luther auf den Reichstag in Worms vorgeladen¹ und Kf. Friedrich aufgefordert hat, Luther freies Geleit in seinem und im Zuständigkeitsbereich seines Bruders Hz. Johann zu gewähren. Kraft dieses Briefes gewährt Kf. Friedrich auch im Namen Hz. Johanns Luther und seinen Begleitern das Geleit. [2] Die kursächsischen Amtleute, Schosser, Geleitsleute, Schultheißen, Kastner, Bürgermeister, Stadträte und andere werden aufgefordert, Luther und seinen Begleitern das freie Geleit zu gewährleisten, damit sie ohne Beschwerung reisen können. A Ed.

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. E 80, fol. 96r–97v (Konzept). WA.Br 2, S. 286f., Nr. 387 Beilage (Volltext).

1218 Mecheln, 11. März 1521 (auf den XI. Tag in Marcio) Konrad Hoß an Kf. Friedrich [1] Konrad Hoß, ein alter Diener und Sekretär des verstorbenen Bf. Friedrich IV. von Utrecht, erinnert Kf. Friedrich daran, dass er zur Zeit der Königswahl in Frankfurt [1519] dem Kf. ein Buch, die Chronik des Stifts von Utrecht und des Landes von Holland, zusammen mit einer Legende des hl. Bf. Friedrich von Utrecht und anderen Sachen mitgebracht hat. Hoß hatte von Bf. Friedrich IV. von Utrecht zu dessen Lebzeiten sowie an dessen Totenbett die Aufgabe erhalten, dem Kf. diese Dinge zu übergeben sowie eine mündliche Botschaft auszurichten. [2] Hoß wollte Kf. Friedrich in Frankfurt persönlich sprechen, 1216 ¹ Der Geleitsbrief Ks. Karls V. vom 6. März 1521 ist ediert in: WA.Br 2, S. 280f., Nr. 383 Beilage. 1217 ¹ Die Zitation ist ediert in: RTA.JR 2, S. 526f., Nr. 73; WA.Br 2, S. 278–280, Nr. 383.

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[nach 11. März 1521]

Nr. 1219

aber der Kf. verwies ihn an seinen Kaplan [Georg Spalatin]. Für den Fall, dass das Treffen aufgrund anderer Geschäfte nicht in Frankfurt stattfinden könnte, sollte Hoß ihnen nach Aschaffenburg folgen. Dort erhielt Hoß von [Spalatin] als Geschenk fünf Gulden, die er annahm. Aber er hätte erwartet, dass der kfl. Auftrag anders lautete, da er auf seiner Reise und beim Warten auf den Kf. mehr als 30 Goldgulden verbrauchte. [3] Hoß kann zudem beweisen, dass er im Zusammenhang mit der Bitte Kf. Friedrichs an den Bf. Friedrich IV. von Utrecht um eine Reliquie auf Befehl des Bf. in der Heiltumsangelegenheit viel Arbeit hatte. Mit Fleiß wirkte Hoß auf das Kapitel des Altmünsters [Salvatorstift] zu Utrecht und auf einzelne Personen ein und veranlasste die Öffnung des Grabes des hl. [Friedrich] [vgl. Nr. 726]. Zur Förderung dieser Sache schenkte Hoß mehreren Personen aus seinem eigenen Beutel viel Geld, wie dem Vetter des Dekans [Hermann von Lochorst] des Stifts, Giesbert von Lochorst, den er auch noch in seinem Haus verköstigte. Letztlich kostete Hoß die Angelegenheit 50 Gulden. [4] Da Kf. Friedrich seinen ganzen Willen mit dem genannten Heiltum bekommen hat, hofft Hoß, dass der Kf. nicht will, dass ihm die Sache schadet. Hoß bittet daher den Kf., dass er ihn nach seinem Gutdünken wenigstens für seine Auslagen entschädigt, und bittet um Antwort. A Ed.

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. O 214, fol. 34rv (Ausfertigung). Kalkoff: Ablass, S. 112f., Nr. 12e (Regest).

1219 Georg Spalatin an Kf. [Friedrich]

[nach 11. März 1521]

[1] Georg Spalatin schickt beiliegend Kf. [Friedrich] den Brief [Nr. 1218] des Mannes aus Utrecht [Konrad Hoß], den er auch gelesen hat. [2] Spalatin erinnert sich daran, dass [Hoß] nach Frankfurt eine Chronik der Bfe. zu Utrecht, eine Schrift über das Leben des hl. Friedrich und eine rolle zu den Herren von Holland für den Kf. mitgebracht hat. Und obwohl [Hoß] damals mitteilte, dass er zu [Lebzeiten] Bf. Friedrichs IV. von Utrecht und danach viel Mühe, Arbeit und Kosten hatte, die Reliquie des hl. Friedrich zu erlangen und die genannte Chronik zu schreiben, wurde er doch in Aschaffenburg mit fünf Gulden abgefertigt, vielleicht aufgrund anderer, größerer Verpflichtungen des Kf. [3] [Hoß] ist ein feiner grauer Mann, der die Sache wohl gefördert hat und damals von Spalatin mit Beschwerung fortgegangen ist. Möglicherweise lag die Schuld bei Spalatin. A Ed.

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. O 214, fol. 35rv (Ausfertigung, von Georg Spalatin). Kalkoff: Ablass, S. 113, Nr. 12f. (Regest).

1220 Worms, 12. März 1521 (am XII. Tag Marcii) Kf. [Friedrich] an [Haubold von] Einsiedel und [Hans von] Taubenheim [1] Kf. [Friedrich] informiert seine Räte [Haubold von] Einsiedel und [Hans von] Taubenheim über die Zitation Martin Luthers nach Worms durch Ks. [Karl V.], die der

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Reichsherold Caspar Sturm überbringt. Für Luther wurden Geleite des Ks. [vgl. Nr. 1216 Anm. 1] und Kf. [Friedrichs] [Nr. 1217] ausgestellt. [2] Kf. [Friedrich] fordert seine Räte auf, den Herold vor Übergriffen zu schützen, ihm gegebenenfalls Leute zur Seite zu stellen und zu veranlassen, dass seine Auslagen übernommen werden. A Ed.

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. E 80, fol. 99r (Konzept). Neues Urkundenbuch zur Kirchen-Reformation, S. 64, Nr. 21 (Volltext).

1221 Worms, 12. März 1521 (am XII. Tag Marcii) [Kf. Friedrich] an den Schosser [Gregor Burger] und den Rat zu Wittenberg [1] [Kf. Friedrich] informiert den Schosser [Gregor Burger] und den Rat der Stadt Wittenberg über die Zitation Martin Luthers nach Worms durch Ks. [Karl V.], die der Reichsherold Caspar Sturm überbringt. Für Luther wurden Geleite des Ks. [vgl. Nr. 1216 Anm. 1] und [Kf. Friedrichs] [Nr. 1217] ausgestellt. [2] [Kf. Friedrich] fordert den Schosser und den Stadtrat auf, den Herold vor Übergriffen zu schützen und ihm gegebenenfalls Leute zur Seite zu stellen. Der Schosser soll die Auslagen des Herolds übernehmen. A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. E 80, fol. 98rv (Konzept).

1222 [Lichtenberg], 12. März 1521 (Dienstag nach Letare) Präzeptor [Wolfgang Reißenbusch] an Kf. Friedrich [1] Präzeptor [Wolfgang Reißenbusch] berichtet Kf. Friedrich, dass auf Befehl Bf. [Johanns VII.] von Meißen in Torgau, Dommitzsch sowie in umliegenden Städten und Dörfern in diesen Tagen, vor allem am 10. März, die Bulle [„Exsurge Domine“] Papst [Leos X.] gegen Martin [Luther] öffentlich bekannt gemacht wurde. [Reißenbusch] erfuhr, dass dies auch in Prettin erfolgte, und schickte seinen Prokurator, um die Vorgänge zu erfragen, mit dem Ergebnis, dass der Erzpriester die Bulle auf Befehl des Bf. von Meißen angeschlagen hatte. [2] [Reißenbusch] berichtet zudem Kf. Friedrich, dass noch am 10. März der Erzpriester auch zu ihm kam mit dem Anliegen, eine Abschrift der Bulle an der Kirchentür [des Antoniterklosters Lichtenberg] anzuschlagen. [Reißenbusch] erklärt, warum und wie er das Anliegen erfüllte. A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. N 180, fol. 3r–4v (Ausfertigung, leicht beschädigt mit Textverlust).

[1] Durchlauchtigster hochgeborner churfurst. Mein gebethe gegn got und gantz gehorsame dienst sind e. k. g. mit sondrem vleisse zcuvorn bereitt. Gnedigster her,

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Nr. 1222

wie wol ich nit zcweivel, das es e. k. g. anderweg gnugsam zcugeschrieben, idoch aus cristlichen mitlaiden waiss e. k. g. ich nit zcubergen, das diese tage bey uns und sonderlich sontags Letare aus bevelh meins g. h. des bischoffs von Meissen zcu Torgau, Domatzsch und andern umbliegenden stetten und dorffern die bebstliche bulle widder doctorn Martinum verkundigt und offentlich angeschlagen.¹ Und als ich desselben tags unter der hoemesse durch mein hoffgesinde verstendigt, wie dergleichen zcu Prettin auch begunst, hab ich von stund meinen procurator hinein zcu dem pfarner mit bewegtn gemuth geschigkt und inen fragen lassen, wie er sich dises ane meinen bewust underwinden torfte. Darauff er mir diese antwort zcuentboten, das er dieser geschicht keinen sonderlichen bewust truge, ime auch derwegen kein bevelh zcugekommen. Besonder das nechtn spat, wie er gehoret, dem ertzpriester von dem bischoffe zcu Meissen ein gebot, wes er sich halten sold, zugeschigkt, der auch dorauff solche bullen angeschlagen und volgend denunciret haben solte. Welchs er hette billich also gescheen mussen lassen mit bit, inen in diesen gonstiglich entschuldigt zu haben. Wo es aber an inen gelanget wurden were, wold er sich der gebur wol zcuhalten gewust haben. [2] Gnedigster her, am selbigen tag nach mittag, als dises alles bescheen, ist ungeverlich umb vesper tzeit obgedachter ertzpriester, ein from simpel man, zcu mir kommen und nach vorgehender hocher entschuldigung vormeldet und schrifft getzaiget, wie er in sonderhait bevelh erlanget, ein copien der bulln, wie er zcu Prettin exequiret, an die kirchen alhir zcuschlaen und ein ander mir ader dem prediger alhie zcubehenden. Welches ich mit meinen brudern in ein bedacht genommen und entlich befunden, nachdem diese suchung ader mutung bey uns nit vorgeblichen gescheen mag und berait ein so vilfeltige execution im lande ergangen, domit wir alle je nit vermargkt, als welten wir dis furnemen frevenlich hindern, haben wir vilgemelten erzpriester diese antwort gegeben: Weil er in dem bevelh hette, mochte er sich desselben halten und haben ime vergunst, solche copien hinten an die kirchthur, dohin nymants kombt, antzuschlaen. Dan diese sterben leuffte der kirchhoff und gemelte kirchthur alweg verschlossen zcugehalten und dohin in III ader VI wochen nymants kombt. Nach solcher anschlaung bin ich bericht, das die copei nit II stunde gestanden, sie auch nymats frembds gesehen und entlich durch den großen ungestumen winth, so desselben tags erwegt gewesen, hinden gefuret und abgeriessen sein sold. Weil dan, gnedigster her, unter zcween argen ains zcu erwelen und wir gar nichts dorczu gethan und allein aus forcht diesem spiel haben mussen zcusehen, sind wir unterdeniger hoffnung, das uns derhalb nichts ungeburlichs moge zcugemessen werden, wiewol ich diss sage, des es mer treulichen laid ist und doch nit wenden moge. Was aber ferner daraus erwachsen wolle, ist got bekant, der es nach seiner glorien und besserung gemainer cristenhait zcuschigken geruhe. In summa, ich 1222 ¹ Zum entsprechenden Publikationsmandat vgl. Nr. 1204 Anm. 1.

Nr. 1223

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22. März 1521

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bin umb ubelisten darein und hoch bekumert. Mag mich auch wol vorsehen, das [---] nit widder mich ursach gewynne, scio quid loquor. Weil es aber nit anderst sein will, muss ichs dem almechtigen got gantz ergeben und habes e. k. g. schuldig pflicht nit verhalten wollen, mit erbitung meiner pflichten und ungesparten dinst und vermogen.

1223 Buch, 22. März 1521 (Freitag nach Judica) Abt Antonius [Dietz] des Zisterzienserklosters Buch an Räte Kf. [Friedrichs] [1] Abt Antonius des Zisterzienserklosters Buch bestätigt den Empfang des Schreibens der kfl. Räte zu Eilenburg, in dem diese mitteilten, dass das Kloster verpflichtet ist, für den Bau der Wege zu sorgen, wenn es die [Wege]pfennige einnimmt [vgl. Nr. 1196 und Nr. 1198]. [2] Dem Kloster wird damit etwas entzogen, was ihm schon einige Zeit zusteht. Würde so etwas den Räten geschehen, wären sie auch verärgert. [3] Abt Antonius bittet darum, mit der Entscheidung und dem entsprechenden Befehl an den Geleitsmann zu Belgern zu warten, bis Kf. [Friedrich] zurückkehrt und eine Entscheidung trifft. Sollte er dem Kloster die [Wege]pfennige aberkennen, will der Abt sich zufriedengeben. Er bittet um Antwort. A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Kk 134, fol. 30rv (Ausfertigung).

1224 Worms, 25. März 1521 (am Tag Annunciationis Marie) Kf. Friedrich an Hz. Johann [1] Kf. Friedrich bedankt sich bei Hz. Johann für einen Brief und hofft, dass sein Bruder seinen Brief mit Informationen zum Turnier inzwischen erhalten hat. [2] Kf. Friedrich ist erfreut, dass Hz. Johann sich um die Präsentation [Jodocus Mörlins] auf die Pfarrei zu Westhausen gekümmert hat.¹ [3] Wetter. [4] Kleidung und Kosten des Reichstags für Kf. Friedrich. [5] Verhandlungen [wegen des ksl. Lehns] für Hz. Johann und [Hz. Johann Friedrich von Sachsen]. [6] Acht gegen Hektor [von Mörle, genannt] Böhm. [7] Kauf eines Pferdes. [8] Reichstag und sein Vorankommen. [9] Übergabe eines Briefes an Hz. Heinrich von Mecklenburg. [10] Vorgehen des Fiskals von Würzburg. [11] Lüneburgische und jülichsche Sache. [12] Kosten des Reichstags für Kf. Friedrich und Hz. Johann. [13] Grüße. [14] Martin [Luther] wurde nach Worms bestellt. Kf. Friedrich weiß jedoch nicht, ob er erscheinen wird. Die Verhandlungen gehen langsam voran. 1224 ¹ Vgl. WA.Br 2, S. 256 Anm. 1. Martin Luther hatte bereits am 29. Januar 1521 und erneut am 3. Februar Georg Spalatin um Unterstützung für Jodocus Mörlin gebeten, der für die Pfarrei zu Westhausen ernannt worden war (WA.Br 2, S. 255–257, Nr. 372; WA.Br 2, S. 259–262, Nr. 375). Kf. Friedrich und Hz. Johann stand das Präsentationsrecht für die der Universität Wittenberg inkorporierte Pfarrstelle Westhausen zu.

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[zwischen April und Juni 1521]

Nr. 1225

[15] Zettel: Da die Anliegen Kf. Friedrichs und Hz. Johanns nur langsam verhandelt werden und die Räte trotzdem viel verzehren, rät Kf. Friedrich, dass Hz. Johann seinen Sohn, Hz. Johann Friedrich, zu bestimmten Aufgaben hinzuzieht. → 1227 A

Ed.

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. E 78, fol. 37r–40v, Zettel: 39r (Ausfertigung, eigh., zu eigenen Händen, Eingangsvermerk von Hz. Johann: „Einkomen am dornstag in der karwochen [28. März] zcu Koburg anno XXI.“). RTA.JR 2, S. 833f., Nr. 172 (Regest); Neues Urkundenbuch zur Kirchen-Reformation, S. 12f., Nr. 20 (Volltext, anderer Zettel ediert).

1225 [Georg] Spalatin an Kf. [Friedrich]

[zwischen April und Juni 1521]

[1] [Georg] Spalatin teilt Kf. [Friedrich] mit, dass das buchlen, das er von Hz. Georg von Sachsen erhalten hat, lediglich ein Druck der Bulle [„Exsurge Domine“] ist, die er schon von [Johannes] Eck bekommen hat. [2] Am Beginn des Büchleins steht das Mandat Bf. [Gabriels] von Eichstätt, dessen Übersetzung Spalatin anbei übersendet. Spalatin meint, dass der Bf. zum Handeln gedrängt wurde. Er glaubt nicht an den Erfolg des Mandats, da er zahlreiche Briefe in diesem Winter aus seiner Heimat, die dem Bistum Eichstätt zugehörig ist, erhalten hat, die darüber nichts berichteten. Sein Bruder Stephan [Burkhardt] schrieb, dass der ganze Rat der Stadt [Spalt] für Martin [Luther] ist. [Burkhardt] möchte ständig neue Bücher Luthers haben. [3] Der Prior [Johannes Faber] des Dominikanerklosters Augsburg berichtete, dass das mandat Ks. Karls V. gegen Luther verbreitet wird. LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. N 160, fol. 1rv (Ausfertigung). FB Gotha, Chart. A 1289 I, fol. 113r (Abschrift). Berbig: Spalatiniana 1908, S. 28f., Nr. XVII (Volltext, nach Überlieferung B, in den August 1520 datiert); Waltz: Epistolae Reformatorum, S. 120, Nr. 3 (Volltext, nach Überlieferung A, in das Jahr 1520 datiert). Bem. Das Schreiben entstand zwischen April und Juni 1521. Dafür spricht, dass der erwähnte Ingolstädter Druck der Bulle „Exsurge Domine“ mit dem Mandat Bf. Gabriels von Eichstätt vom 24. Oktober 1520 frühestens Ende Oktober 1520 publiziert wurde (VD16 K 273). Zudem erwähnt Spalatin Briefe aus seiner Heimat, die er disen winter erhalten hat, d. h. er schaut auf den Winter 1520/21 zurück. Unklar ist, welches mandat Ks. Karls V. in Punkt [3] gemeint ist. Es kommen das Sequestrationsmandat zur Verbrennung von Luthers Büchern vom 10. März 1521 oder das Ende Mai 1521 erlassene Wormser Edikt in Frage. A B Ed.

1226 [Georg] Spalatin an Kf. [Friedrich]

[Worms], [1. Hälfte April 1521]

[1] [Georg] Spalatin informiert Kf. [Friedrich] über eine geheime Mitteilung, dass der ksl. Beichtvater [Jean Glapion] gegen Martin [Luther] eingestellt sein soll. So sei [Glapion] darüber erschrocken, dass sich [Luther] auf dem Weg nach [Worms] befindet.

Nr. 1227

4. April 1521

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Der Beichtvater war gestern bei Hz. Georg [von Sachsen], von dem er zwei vergoldete Silberkannen erhalten hat. [2] Spalatin schickt die Übersetzung einer Prophezeiung aus dem Lateinischen. LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. N 160, fol. 8rv (Ausfertigung, eigh.). FB Gotha, Chart. A 1289 I, fol. 148r (Abschrift). Berbig: Spalatiniana 1908, S. 40f., Nr. XXVIII (Volltext, nach Überlieferung B); RTA.JR 2, S. 540 Anm. 1 (Teiledition, nach Überlieferung A); Waltz: Epistolae Reformatorum, S. 127f., Nr. 9 (Volltext, nach Überlieferung A). Bem. Dieses Schreiben muss vor dem 16. April 1521 entstanden sein, weil Martin Luther an diesem Tag in Worms einzog [vgl. Nr. 1236]. Von Wittenberg war er am 2. April 1521 aufgebrochen.

A B Ed.

1227 Coburg, 4. April 1521 (Donnerstag in der heiligen Ostern) Hz. Johann an Kf. Friedrich → 1224 [1] Hz. Johann bestätigt Kf. Friedrich den Eingang seines Briefes [Nr. 1224], den er am 27. März erhielt, und bedankt sich, dass Friedrich sich um seine Anliegen kümmern will. [2] Wetter; Wacholderdrosseln als Speise zu Ostern; Zuschicken von Fellen. [3] Turnierfragen. [4] Lucas [Cranach] berichtet über Seuchenausbrüche in Lochau, Wittenberg und Torgau. [Cranach] hat drei Bilder zu Kf. Friedrich nach Worms geschickt, von denen eines für Hz. Johann bestimmt ist, das dessen Maler gemalt hat. Hz. Johann bittet Kf. Friedrich, ihm diese Tafel zuzusenden. [5] Schreiben der Räte Kf. Friedrichs aus Eilenburg an die Räte Hz. Johanns in Saalfeld. Verhandlungen Burkhard Hunds mit den Räten Kf. Friedrichs. [6] Kleidung. [7] Hz. Johann hat gehört, dass Ks. [Karl V.] einen Herold zu Martin [Luther] geschickt hat. [8] Weiterhin hat Hz. Johann gehört, dass ein Dominikaner in Leipzig einen Studenten nach der Beichte nicht absolviert hat, solange dieser ihm nicht versprach, die Bücher [Luthers] zur Verbrennung abzugeben. Daraufhin hat der Student den Mönch aus dem Beichtstuhl geworfen und geschlagen. [9] Leupold von Hermannsgrün berichtete Hz. Johann vor zwei Tagen, dass Mandate in Worms angeschlagen wurden, die Bücher [Luthers] abzuliefern. Außerdem soll [Luther] Geleit gewährt worden sein. [10] Hz. Johann bittet Kf. Friedrich, den fromen man Martinum [Luther] zu schützen sowie die anderen Fürsten im Namen Hz. Johanns zu bitten, [Luther] zu unterstützen. [11] Aufruhr in Böhmen und in der Lausitz. [12] Fiskal [von Würzburg] und Entlassung der Köchin durch die Geistlichen im Bistum Würzburg. [13] Kauf eines Pferdes. [14] Empfehlung Hz. Johanns und [Hz. Johann Friedrichs] an den Ks. → 1231 A Ed.

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. N 17, fol. 10r–11v (Ausfertigung, eigh.). Martin Luther Dokumente, S. 94, 341, Nr. 57 (Teiledition); RTA.JR 2, S. 871 Anm. 2 (Regest mit Teiledition); Kolde: Friedrich der Weise, S. 44–47, Nr. V (Volltext).

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4. April 1521

Nr. 1228

1228 [Eilenburg], 4. April 1521 (Donnerstag in der heiligen Osterwoche) Räte Kf. Friedrichs an Bf. [Adolf] von Merseburg [1] Die Räte Kf. Friedrichs schreiben an Bf. [Adolf] von Merseburg und bemängeln, dass der Bf. in Abwesenheit Kf. Friedrichs den Pfarrern im Kurfürstentum befohlen hat, die Bulle [„Exsurge Domine“] gegen Martin Luther öffentlich in ihren Kirchen anzuschlagen und zu verkündigen sowie die Bücher Luthers zu verbrennen. [2] Zudem haben die Räte gehört, dass die Offiziale des Bf. mit rechtlichen Maßnahmen, wie dem Bann, gegen diejenigen vorgegangen sind, die dem Befehl nicht nachkommen wollten. [3] Da die Bücher Luthers nicht ordentlich verdammt sind und Ks. [Karl V.] in der Sache handelt, hätte der Bf. bis zu einer endgültigen Entscheidung warten müssen.¹ Die Räte bitten Bf. [Adolf], in der Angelegenheit abzuwarten, bis Kf. Friedrich zurück ist. → 1229 A LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. N 24, fol. 10r–12v (Konzept). B LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. N 24, fol. 7r–9v (Abschrift). Bem. Das Konzept diente als Grundlage für ein ähnliches Schreiben an Bf. Johann VII. von Meißen.

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[1] Hochwurdiger in gott vatter, hochgebornner furst. E. f. g. sein unnser unverdrossen willig dinst zuvor an bereyt. Gnediger furst unnd her, abwessens des durchleuchtigsten hochgebornen fursten und hern, hern Friderichs, hertzogen zu Sachssen unnd churfursten etc., unsers gstn. hern, ist unns angelangt, wie das e. f. g. hivor den pfarrnern, so in seiner churf. g. furstenthumb belehent, etzliche gedruckte briff unnd vermeinte bebstliche bulla soldt haben uberantwortten lassen mit bevelh, dieselbigen wider doctor Martinum Lutther, seine leer, schrifft unnd anhenger offenntlichen in yren kirchen anzuschlaen unnd zuverkundigen.² Daneben auch gebotten, des itzt gnanten doctor Martini Lutters gemachte bucher in yren kirchspiln von den leutten zuversameln und zuverbrennen. Zum teil dem auch also nach geganngen wurden sein, welchs wir unns abwessens hochgedachts unnsers gstn. hern, des churfursten zu Sachssen etc., sunderlich, weil die zeit, in vermeinter bul bestimbt, langst voruber und ytzunt allein uff die heilig zeit vorgewant, bey e. f. g. in keinen wegk vorsehen, sunder mehr geachtet, e. f. g. solden solchs, weyll sein churf. g. ausserhalbe landes und also hinder sein churf. g. nicht vorgenommen ader uffs wenigst an unns gelangen lassen haben, domit mancherley beschwerung, die sich hirauß wie zu besorgen erfolgen, nachpleiben mochten. [2] Aber uber das alles werden wir von etzlichen hochgedachts 1228 ¹ Die Argumentation erinnert an das Votum des Hans von der Planitz vom 27. Februar 1521 [Nr. 1205]. ² Ein entsprechendes Mandat Bf. Adolfs von Merseburg erging aus Merseburg am 11. Januar 1521. Der Plakatdruck enthielt den vollständigen Text der Bannandrohungsbulle „Exsurge Domine“ sowie die bfl. Aufforderung zur Veröffentlichung. Ein Exemplar dieses Drucks ist erhalten im SächsHStA Dresden, 10024 Geheimer Rat (Geheimes Archiv), Nr. 0001. Zu dem Mandat Bf. Johanns VII. von Meißen, das bis auf die Angaben zu Aussteller, Ausstellungsort und -datum identisch mit dem Mandat des Merseburger Bf. ist, vgl. Nr. 1204 Anm 1.

Nr. 1229

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6. April 1521

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unnsers gstn. hern unterthanen bericht, wie e. f. g. officialen die jenigen, so demselbigen geboten nicht volkomenlichen gelebett, mit bannes beschwerung und andern penen zustraffen vorgenommen, des gleichn, welche die bucher doctor Martinus nicht haben von sich raichen wollen, in disser heiligen vorgangen zeitt zu absolvirn vorbott gescheen, das wir vor unser person vor gantz unbequem ansehen unnd achten. [3] Nachdem dieselbigen bucher rechtlicher weiß, wie sich eygennt unnd geburt, nicht verdammet noch zum feuer vorurteilt, die sach auch durch key. Mt. in handlung vorgenommen, darumb es unsers ermessens domit billich biß zu endung solt still gestannden worden sein. Aber wie dem allem, so ist an e. f. g. vor unnser person unser dinstlichs und hochvleissigs bitten, e. f. g. wellen mit der sachen biß auf zukunfft unsers gstn. hern, des churfursten zu Sachssen etc., stiller stehen, den officialen auch ernstlichen gebieten, darynnen weitter nicht zu verfarn oder zu procedirn und die leut in unsers gstn. hern furstenthumb geistlich und weltlich diser sachen halben unbeschwert zulassen, auf das auffrur unnd anders, wie vor augen und zu befharn, dadurch nicht erreget, sunder vorhutet werde. Der dinstlich zuversicht, e. f. g. werden sich hirynne der pilligkeit nach solchs wie gebeten zuverfugen gutwilligk erzeigen. Das wellen wir fur unser person umb e. f. g. zuverdinen unverdrossen willig sein. Bitten des e. g. beschrieben antwurtt, darnach wir uns weitter der notturfft nach zurichten.

1229 Merseburg, 6. April 1521 (Sonnabend in der Osterwoche) Bf. Adolf von Merseburg an Räte Kf. Friedrichs → 1228 [1] Bf. Adolf von Merseburg erhielt das Schreiben [Nr. 1228] der Räte Kf. Friedrichs, das sie in Abwesenheit Kf. Friedrichs verfassten. Die Räte hörten, dass Bf. Adolf den Pfarrern seines Bistums Urkunden und päpstliche Bullen zur Verkündigung übergeben hat. Auch sollten Bücher eingesammelt und verbrannt werden. Dies wollen die Räte Kf. Friedrichs nicht dulden, weil die in der Bulle angegebene Frist verstrichen ist. Zudem zeigten die Räte das Vorgehen der Offiziale an. [2] Bf. Adolf antwortet darauf, dass er durch Papst [Leo X.] mit Bullen unter Erinnerung an seine Eide und Pflichten ersucht wurde, entsprechend zu verfahren. Ihm wurden Bann und Absetzung angedroht. Deshalb ließ Bf. Adolf mit juristischem Rat und in Abstimmung mit Bf. Johann VII. von Meißen nach zweimal 60 Tagen zunächst in seiner Domkirche die Bulle [„Exsurge Domine“] verkünden. Auf Bitten Hz. Friedrichs d. J. von Sachsen und dessen Räten sowie Bf. Johanns wartete er mit der Verkündigung der Bulle in seinem Bistum bis zum Sonntag Invocavit (17. Februar). Er handelte im Gehorsam gegenüber dem Papst und wusste nicht, dass durch die Behandlung des Problems durch Ks. [Karl V.] die Verkündigung der Bulle verzögert wird. Wegen der Gefahr für die Seelen und der angedrohten Strafe konnte er nicht länger warten. Da die Sache geistliche Fragen betrifft und vom Papst ausging, fragte Bf. Adolf niemanden sonst. Er ging davon aus, dass Kf. Friedrich, die Räte und andere dieses pflichtschuldige und gehorsame Vorgehen nicht nachtragen. [3] Wegen

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6. April 1521

Nr. 1230

des angezeigten Vorgehens der Offiziale will sich Bf. Adolf erkundigen, weil die Namen der Offiziale nicht mitgeteilt wurden. A B

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. N 24, fol. 13rv+19v (Ausfertigung). LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. N 24, fol. 16r–17v (Abschrift).

1230 Mügeln, 6. April 1521 (Sonnabend in der heiligen Osterwoche) Bf. Johann VII. von Meißen an Räte Kf. Friedrichs [1] Bf. Johann von Meißen bestätigt den Eingang des Schreibens [vgl. Nr. 1228 Bem.] der Räte Kf. Friedrichs. Darin teilten die Räte mit, dass sie nicht erwartet hätten, dass Bf. Johann in Abwesenheit Kf. Friedrichs das päpstliche Mandat [„Exsurge Domine“] gegen Martin Luther, seine Lehre, Schriften und Anhänger verkünden lässt. Zudem erfuhren die Räte Kf. Friedrichs, dass die Offiziale des Bf. diejenigen, die dem päpstlichen Mandat nicht nachkamen, mit Bann und anderen Strafen belegt haben. Denjenigen, die die Bücher Luthers nicht abgeben wollten, soll die Absolution verweigert worden sein. Die Räte Kf. Friedrichs baten darum, diese Maßnahmen bis zur Rückkehr Kf. Friedrichs einzustellen, da Ks. [Karl V.] die Sache verhandelt. [2] Bf. Johann teilt den Räten Kf. Friedrichs daraufhin mit, dass er unter Androhung schwerer Strafen von Papst [Leo X.] ersucht wurde, das päpstliche Mandat in seinem Bistum zu verkünden, die Bücher Luthers einsammeln und verbrennen zu lassen. Bf. Johann war durch seinen Gehorsam zu diesem Vorgehen verpflichtet. Eine Absolution behielt sich der Papst vor. Ohne ausdrücklichen päpstlichen Befehl kann Bf. Johann in diesem Fall nicht ruhen oder etwas tun, das dem päpstlichen Mandat zuwider wäre. [3] Bf. Johann bittet um Entschuldigung, weil er nicht anders handeln kann. A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. N 24, fol. 14r–15v (Abschrift).

1231 Worms, 8. April 1521 (Montag nach Quasimodogeniti) Kf. Friedrich an Hz. Johann → 1227 [1] Kf. Friedrich las das Schreiben [Nr. 1227] Hz. Johanns. [2] Schleppende Verhandlungen in Worms. [3] Kaltes Wetter, Wacholderdrosseln und Turnier. [4] Kf. Friedrich sendet das tefflein, welches der Maler Johanns angefertigt und Lucas [Cranach] nach Worms geschickt hat, an Hz. Johann. [5] Verlauf der Epidemie. [6] Hofgericht. [7] Schulden sollen durch Burkhard Hund mit den Räten Kf. Friedrichs geklärt werden. [8] Kleidung. [9] Kf. Friedrich hatte von der Vorladung Martin [Luthers] durch Ks. [Karl V.]¹ bereits berichtet. Ob [Luther] dieser Folge leistet, weiß Kf. Friedrich

1231 ¹ Ks. Karl V. zitierte Luther am 6. März 1521 nach Worms (WA.Br 2, S. 278–281, Nr. 383).

Nr. 1232

9. April 1521

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nicht.² Es sind Mandate gegen [Luther] angeschlagen worden.³ Die Bischöfe und Kardinäle sind gegen [Luther] eingestellt. Man hört von seltsamen Dingen, die in der Beichte geschehen sein sollen. Kf. Friedrich ist bereit, [Luther] Gutes zu tun. [10] Kauf eines Pferdes. [11] Allgemeiner Aufruhr. [12] Kf. Friedrich hofft, dass er Johann weitere Nachrichten persönlich überbringen kann. A

Ed.

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. E 78, fol. 42r–43v (Ausfertigung, eigh., zu eigenen Händen, Eingangsvermerk von Hz. Johann: „Einkomen am mantag nach Misericordias domini [15. April] zcu Koburg.“). RTA.JR 2, S. 844, Nr. 184 (Regest mit Teiledition); Neues Urkundenbuch zur KirchenReformation, S. 14, Nr. 22 (Volltext).

1232 Worms, 9. April 1521 (Dienstag nach Quasimodogeniti) Kf. Friedrich an Hz. Johann [1] Kf. Friedrich teilt Hz. Johann mit, dass er den Inhalt des Schreibens der Beisitzer des Hofgerichts vernommen hat, und nimmt dazu Stellung. [2] Zettel: Kf. Friedrich schickt Hz. Johann vier Schriften, die in Worms auf dem Markt angeboten wurden. Dabei handelt es sich um das Babilonica gefengnus¹, den Karsthans², ein Buch von Simon Hesse³ und eine Schrift von Ulrich von Hutten⁴. A

Ed.

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. D 62 III, fol. 110r–111v, Zettel: 110r (Ausfertigung, zu eigenen Händen, Eingangsvermerk von Hz. Johann: „Einkomen am mantag nach Misericordias domini [15. April] zcu Koburg XXI jar.“). Clemen: Wormser Flugschrift, S. 446 Anm. 1 (Teiledition); RTA.JR 2, S. 844 Anm. 3 (Regest).

1231 ² Offenbar gab es noch Anfang April 1521 im Umfeld Kf. Friedrichs Diskussionen darüber, ob Luther nach Worms kommen sollte. So ist ein Schreiben Gregor Brücks an Georg Spalatin erhalten, in dem Brück Argumente gegen und für ein Auftreten Luthers in Worms angesichts des ksl. Geleits gegenüberstellte. Schließlich kam er zu dem Ergebnis, dass er keinen Rat geben kann (LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. E 80, fol. 100r–103v, ediert in: RTA.JR 2, S. 534–537, Nr. 77). ³ Dabei handelte es sich um das Sequestrationsmandat Ks. Karls V. vom 10. März 1521. Da Papst [Leo X.] Luthers Lehre verdammte und sich der Reichstag gegen Neuerungen aussprach, wurde Luther zum Widerruf aufgefordert. Seine Bücher waren zunächst auszuliefern und von der Obrigkeit in Verwahrung zu nehmen. Sie durften nicht mehr gedruckt, gekauft oder verkauft werden (RTA.JR 2, S. 529–533, Nr. 75). 1232 ¹ Wahrscheinlich eine deutsche Übersetzung der Schrift Martin Luthers „De captivitate Babylonica“. ² Karsthans, Worms 1521 (VD16 K 130). ³ Urbanus Rhegius verfasste unter dem Pseudonym Symon Hessus die Schrift „Argument disses biechleins [. . .] zeygt an Doctori Martino Luther vrsach / warumb die Luttherische bücher von den Coloniensern vnd Louaniensern verbrent worden [. . .]“ (VD16 R 1749–1752). ⁴ Wohl Ulrich von Hutten: Hienachvolgt ain anzaigung wie alwegen sich die Roemischen Bischoff oder Baepst gegen den Teütschen kaisern gehalten haben [. . .], Worms 1521 (VD16 H 6272).

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[9. oder 10. April 1521]

1233 [Georg] Spalatin an Kf. [Friedrich]

Nr. 1233

[Worms], [9. oder 10. April 1521]

[1] [Georg] Spalatin unterrichtet Kf. [Friedrich], dass ihm heute ein Drucker aus Straßburg [Johann Schott?] ein Schriftstück von Ulrich von Hutten zeigte, das dieser auf der Ebernburg verfasste. Demnach sollte der Drucker Spalatin grüßen und ihm sagen, dass Hutten eine botschafft an und zu doctor Martinus Luther plant. Spalatin hofft, darüber noch mehr zu erfahren. Der Drucker sprach auch über Huttens Standpunkt [in der Luthersache] und dass dieser dem ksl. Beichtvater [Jean Glapion] nicht traut. [2] Gestern [wohl 8. April] kam die ksl. Gesandtschaft von der Ebernburg zurück. [3] [Simon] Pistoris [d. J.] erinnert an seine Fürbitte wegen der preces [primariae]. Spalatin hat gehört, dass man sich deswegen am besten an den Großkanzler [Mercurino di Gattinara] wendet. [4] Spalatin bittet Kf. [Friedrich], mit Bf. [Reinhard] von Worms wegen der Bibliothek zu sprechen. LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. N 159, fol. 3rv (Ausfertigung, eigh., zu eigenen Händen). FB Gotha, Chart. A 1289 I, fol. 146r (Abschrift). Berbig: Spalatiniana 1908, S. 39, Nr. XXVI (Volltext, nach Überlieferung B); RTA.JR 2, S. 539 Anm. 1 (Teiledition, nach Überlieferung A); Waltz: Epistolae Reformatorum, S. 125, Nr. 7 (Volltext, nach Überlieferung A). Bem. Die Datierung des Briefes ergibt sich aus der erwähnten ksl. Gesandtschaft. Nach dem 5. April 1521 waren Paul von Armerstorff und Jean Glapion auf die Ebernburg zu Ulrich von Hutten gereist, um über die Position Huttens in der Luthersache zu sprechen (vgl. RTA.JR 2, S. 538 Anm.). Wenn sie am 6. und 7. April mit Hutten verhandelt haben, könnten sie am 8. April zurück in Worms gewesen sein. A B Ed.

1234 [Georg] Spalatin an Kf. [Friedrich]

[Worms], [nach 9. April 1521]

[1] [Georg] Spalatin informiert Kf. [Friedrich] über den Inhalt eines Briefes von Ulrich von Hutten vom 9. April. Hutten teilte darin einige Details seiner Besprechung mit Paul von Armerstorff und dem [ksl.] Beichtvater [Jean Glapion] mit. Dabei ging es vor allem um Huttens Schreiben an Ks. [Karl V.]¹ und die Auseinandersetzung mit dem päpstlichen Legaten [Hieronymus Aleander]. [2] Hutten und Franz [von Sickingen] wollen [Martin] Luther auf die [Ebernburg] einladen. [3] Hutten schrieb nochmals an den Ks.² [4] Spalatin berichtet darüber hinaus, dass [Glapion] auf der Ebernburg Dinge sagte, die er auch zu [Gregor] Brück gesprochen hat. Weitere Nachrichten. [5] Kf. [Friedrich] soll [Glapion] und Spalatin mitteilen, welche Antwort sie auf eine Anfrage Andreas Karlstadts [wegen des Archidiakonats in Wittenberg] geben sollen.³ [6] Konrad Mutian hat Kf. [Friedrich] gebeten, die Nonnen des Zisterzienserinnenklosters zum 1234 ¹ Ulrichs von Hutten Schriften 2, S. 38–46, Nr. 234 (27. März 1521). ² Ulrichs von Hutten Schriften 2, S. 47–50, Nr. 236 (8. April 1521). ³ Vgl. Waltz: Epistolae Reformatorum, S. 128–130, Nr. 10.

Nr. 1235

12. April 1521

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Heiligen Kreuz in Gotha gegen die cortisan zu schützen. Spalatin wünscht, dass die Amtleute auf solche Personen achten. A B Ed.

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. N 159, fol. 1r–2v (Ausfertigung, eigh., zu eigenen Händen). FB Gotha, Chart. A 1289 I, fol. 146v–147v (Abschrift). Berbig: Spalatiniana 1908, S. 41f., Nr. XXIX (Volltext, nach Überlieferung B); RTA.JR 2, S. 537–540, Nr. 78 (Regest mit Teiledition, nach Überlieferung A); Waltz: Epistolae Reformatorum, S. 126f., Nr. 8 (Volltext, nach Überlieferung A).

1235 Belgern, 12. April 1521 (Freitag nach dem Sonntag Quasimodogeniti) Rat und Gemeinde zu Belgern an Kf. Friedrich [1] Rat und Gemeinde der Stadt Belgern erinnern Kf. Friedrich daran, dass sie sich schon oft wegen der ungerechten Behandlung durch ihren Erbherrn [Abt Antonius Dietz des Zisterzienserklosters Buch] an ihn gewandt haben. Auch die Schlichtungsversuche der kfl. Räte und die von beiden Parteien angenommenen Rezesse [Nr. 788 und Nr. 948] haben daran nichts geändert. [2] Nun hat ihr Erbherr Rat und Gemeinde aufgefordert, am 17. Mai vor dem Torhaus in Buch zu erscheinen, um dort vor Gericht angeklagt zu werden. Am Rathaus wurde sogar schon ein Ladebrief für eine dritte Klage am 22. Juni angeschlagen. [3] Folgende Ursachen werden dafür angeführt: Die von Belgern haben einen Ziegelstreicher und seinen Gesellen verhaftet, weil dieser trotz mehrfacher Warnungen versucht hat, die Gemeinde zu übervorteilen. Die Hauptleute haben im Auftrag derer von Belgern den Vogt und den Richter aufgefordert, die Gefangenen der Obrigkeit zu übergeben und nach Torgau zu überführen. Der Richter hat sich aber gegen die Gemeinde gestellt und selbst Gericht gehalten. [4] Bernhard Fritz hat die Viehtrift der Gemeinde abgeerntet und später den von der Gemeinde errichteten Zaun eingerissen, um ein weiteres Mal Gras zu mähen. Dafür ist er von der Gemeinde bestraft worden. Daraufhin hat ihr Erbherr sie vor Gericht geladen. Die zweimalige schriftliche Schilderung der Belgerner in dieser und anderen Sachen ließ der Erbherr unbeantwortet. [5] Der Versuch von Rat und Gemeinde zu Belgern, die unterschiedlichen Auffassungen zu den Festlegungen des Rezesses [Nr. 788] bezüglich einer Anlage durch zwei vom Abt bestimmte Adlige und zwei von der Gemeinde zu verhandeln und notfalls durch einen Obmann entscheiden zu lassen, ist fehlgeschlagen, weil ihr Erbherr der Meinung ist, er müsste der Gemeinde nichts zugestehen. [6] Da im Rezess [Nr. 948] festgelegt ist, dass die von Belgern bei ihren überkommenen Gerechtigkeiten bleiben dürfen und sie diese auch behalten wollen, bitten sie Kf. Friedrich um Schutz. Sie verpflichten sich, dass sie und ihre Nachkommen die Festlegungen der Rezesse einhalten. Sie können aber die Belastungen, die sie in den vergangenen vier Jahre erlebten, nicht länger ertragen, sondern müssen, wenn keine Abhilfe geschieht, Haus und Hof verlassen. A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Kk 134, fol. 31r–32v (Abschrift).

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16. April 1521

Nr. 1236

1236 Worms, 16. April 1521 (Dienstag nach Misericordias Domini) Veit Warbeck an Hz. Johann [1] Veit Warbeck unterrichtet Hz. Johann über die Ankunft Martin [Luthers] mit drei Begleitern, nämlich einem Ordensbruder [Johann Petzensteiner], Nikolaus von Amsdorf und einem Edelmann aus Pommern [Peter] Swawe auf einem Wagen am heutigen Tag in Worms. Vor dem Wagen ritten der Reichsherold [Caspar Sturm] mit seinem Diener, hinter dem Wagen [Justus] Jonas aus Nordhausen und sein Diener. [2] Bernhard von Hirschfeld, Hans Schott und Albrecht von Lindenau ritten [Luther] mit sechs Pferden sowie Dienern anderer Fürsten entgegen. Um zehn Uhr zog [Luther] in der Stadt ein. 2000 Menschen begleiteten ihn zu seiner Herberge, die er sich mit Friedrich von Thun, Philipp von Feilitzsch und Ulrich von Pappenheim teilt. [3] Warbeck hat gehört, dass [Luther] auf seiner Reise viele Ehrenbezeugungen in Kursachsen zuteilwurden. In Erfurt, Gotha und Eisenach predigte er. In Erfurt wurde er zwei Meilen vor der Stadt empfangen.¹ In Leipzig stieß er auf wenig Interesse. [4] Warbeck wird Hz. Johann über die weiteren Ereignisse berichten.² Die romanisten haben keinen Gefallen an [Luthers] Erscheinen. Wäre er nicht gekommen, hätten sie weiter gegen ihn vorgehen können. A Ed.

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. E 79, fol. 27rv (Ausfertigung, eigh., zu eigenen Händen). Martin Luther Dokumente, S. 95, 341f., Nr. 58 (Volltext); RTA.JR 2, S. 850f., Nr. 190 (Volltext); Neues Urkundenbuch zur Kirchen-Reformation, S. 68, Nr. 25 (Volltext).

1237 Lissabon, 21. April 1521 (XI. kalendas Maii) Kg. Manuel I. von Portugal an Kf. [Friedrich] [1] Kg. Manuel I. von Portugal berichtet Kf. [Friedrich] über die vielen Schriften, die ihn mit der Nachricht erreicht haben, dass Martin Luther ein Feind des christlichen Glaubens ist. Luther betrügt viele Menschen mit seinen Predigten und Büchern. [2] Deshalb schrieb Kg. Manuel an Ks. [Karl V.], um ihn an seine Aufgaben als Herrscher zu erinnern, die heilige römische Kirche und den christlichen Glauben zu schützen und gegen Ketzer zu verteidigen. Dies ist die vornehmste Aufgabe aller Fürsten. Ks. [Karl V.] soll an die Deutsche Nation denken, die stets ein Vorbild an Gottesfurcht war. Die Ketzerei darf nicht weiter um sich greifen. [3] Weil Kg. Manuel weiß, dass Kf. [Friedrich] großes Ansehen genießt und eine christliche Herrschaft führt, bittet er ihn, die Kirche in dieser Gefahr zu schützen. Das Toben und Wüten gegen die heiligen Konzile, die Kirchenväter und den Verstand so vieler Männer darf nicht ungestraft bleiben. Die Eintracht in der 1236 ¹ Über die Reise berichtete Luther am 7. April 1521 an Philipp Melanchthon (WA.Br 2, S. 296f., Nr. 395; MBW.T 1, S. 275f., Nr. 136) und am [14. April] an Georg Spalatin (WA.Br 2, S. 298f., Nr. 396). ² Bereits am 17. März 1521 hatte Warbeck dem Hz., neben einer Mitteilung, dass [Georg] Spalatin ihm Bücher für den Hz. übersendet hat, berichtet, wie in Schlettstadt Bilder Luthers und Ulrichs von Hutten geschmäht wurden (LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. E 79, fol. 26rv).

Nr. 1238

23. April 1521

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Kirche muss bewahrt werden. Kg. Manuel hofft, dass Kf. [Friedrich] dabei hilft, diese Gefahr abzuwenden. [4] Weil Kg. Manuel nicht alles schreiben kann, schickt er seinen Diener Laurentius Carceres zu Ks. [Karl V.] und zu Kf. [Friedrich]. A B Ed.

FB Gotha, Chart. A 379, unfol., 1 Bl. (Ausfertigung, lateinisch). FB Gotha, Chart. A 338, fol. 156r–159v (Übersetzung, von Georg Spalatin). Cyprian: Nützliche Urkunden 2, S. 213–217 (Volltext, lateinisch); Cyprian: Nützliche Urkunden 2, S. 217–222 (Volltext, nach Überlieferung B).

1238 Kf. Friedrich an Hz. Johann

Worms, 23. April 1521 (Sankt Georgentag)

[1] Kf. Friedrich erhielt den Brief Hz. Johanns und freut sich, dass seinem Bruder die Bücher gefallen haben [vgl. Nr. 1232]. Er hofft, dass Johann inzwischen das Bild erhalten hat. [2] Angelegenheiten ihrer Schwestern, Kgn. [Christine] von Dänemark und [Hzn. Margarethe] von Braunschweig-Lüneburg. [3] Die Angelegenheiten Johanns am [ksl.] Hof werden langsam behandelt. [4] Seuchenausbruch. [5] Hofgericht. [6] Finanzangelegenheiten wurden durch Burkhard Hund geregelt. [7] Kf. Friedrich würde Martin [Luther] gern zu seinem Recht verhelfen. [Luther] wird sehr zugesetzt und man will ihn vertreiben. Wer ihm etwas Gutes tun will, wird für einen Ketzer gehalten. Gott wird Gerechtigkeit schaffen. Über den Fortgang wird Kf. Friedrich seinem Bruder berichten. [8] Kauf eines Pferdes. [9] Lüneburgische und braunschweigische Sache. [10] Kf. Friedrich hofft, gesund nach Hause zu kommen. In Zukunft wird er sich überlegen, ob er wieder an den [ksl.] Hof reist. A Ed.

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. E 78, fol. 44r–45v (Ausfertigung, eigh., zu eigenen Händen). RTA.JR 2, S. 870f., Nr. 199 (Regest mit Teiledition); Neues Urkundenbuch zur KirchenReformation, S. 15, Nr. 23 (Volltext).

1239 Eilenburg, 23. April 1521 (Dienstag nach Jubilate) Hans von Taubenheim an Kf. Friedrich [1] Hans von Taubenheim unterrichtet Kf. Friedrich über Finanzangelegenheiten. [2] Am 9. April ist der Schosser zu Lochau [Matthes Wolf] gestorben. [3] Sichere Aufbewahrung von Getreide. [4] Bergwerksangelegenheiten. [5] Bauarbeiten am Schloss Altenburg. [6] Klärung offener Finanzfragen. [7] Bier aus Torgau und Belgern für Kf. Friedrich; Verlauf eines Krankheitsausbruchs. [8] Kf. Friedrich weiß, dass Martin [Luther] von Ks. [Karl V.] unter Zusicherung von Geleit nach Worms zitiert wurde, um Fragen zu seiner Lehre zu beantworten. Daraufhin trat [Luther] die Reise an. Allerdings werden durch einen ksl. Boten in den Städten Mandate angeschlagen.¹ Das Volk wird 1239 ¹ Gemeint ist wohl das Sequestrationsmandat Ks. Karls V. vom 10. März 1521 (RTA.JR 2, S. 529–533, Nr. 75).

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[vor 24. April 1521]

Nr. 1240

durch das Mandat, das dem Geleit zuwider ist, verwirrt. Das Mandat verlangt, dass sich [Luther] zu den Artikeln, die durch die Bulle [„Exsurge Domine“] verdammt wurden, bekennt und sie widerruft. Gottes Wort ist mehr zu glauben als menschlichen Gesetzen. Gebetswunsch. [9] Krieg in Preußen. [10] Bauarbeiten in Lochau. [11] Übergriff von Bauern. [12] Übergabe von 500 Gulden an Gesandte des Pfgf. Ludwig. A Ed.

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Aa 2241, fol. 8r–10v+Adresse vor fol. 8r (Ausfertigung, zu eigenen Händen). Müller: Wittenberger Bewegung, S. 410f. Anm. 6 (Teiledition).

1240 [Naundorf], [vor 24. April 1521] Bartholomäus Ronneberg an Räte [Kf. Friedrichs] [1] Bartholomäus Ronneberg aus Naundorf beklagt sich bei den [kfl.] Räten über den Pfarrer von Hohenprießnitz, weil dieser ihn wegen angeblich ausstehender Zinsen mehrfach vor das geistliche Gericht in Delitzsch und in Halle laden ließ. [2] Nach dem Tod seines Vaters hat Ronneberg dessen nachgelassene Güter in Mutschlena übernommen, mit denen er etwa fünf Jahre belehnt war und von denen dem Stift Wurzen Zinsen zustanden. Darüber hinaus wollte der Pfarrer von Hohenprießnitz ebenfalls jährlich ein altes Schock Zins haben, die Ronneberg ihm aber verweigert hat, weil er von der Zahlungspflicht keine Kenntnis und der Pfarrer keine Nachweise darüber hatte. [3] Auch der Kommissar in Delitzsch, vor den der Pfarrer ihn geladen hatte, hat dessen Ansinnen abgewiesen, ebenso wie der Amtsverweser und Geleitsmann [Johann Moller] [zu Eilenburg]. [4] Um dem Pfarrer zu entgehen, ist Ronneberg vor vier Jahren nach Naundorf im Kurfürstentum gezogen. Dennoch greift ihn der Pfarrer weiter an und lässt ihn grundlos mal nach Delitzsch, mal nach Halle zitieren. Nun, nachdem die Auseinandersetzung bereits sieben Jahre andauert, will der Pfarrer einen Zeugen gefunden haben, der bestätigt, dass der Vater von Ronneberg dem Pfarrer von Hohenprießnitz ein altes Schock Groschen gezinst hat. [5] Dies könnte sich auf die Mutschlener Wiesen bei Gruna beziehen, für die die Besitzer, unter denen auch der Vater von Ronneberg gewesen sein könnte, ein altes Schock gezinst haben. Bartholomäus Ronneberg ist aber mit der Wiese nie belehnt worden und hat sie nicht genutzt, weshalb er auch nicht zinspflichtig ist. [6] Ronneberg bittet um Schutz vor der Ladung vor den Offizial nach Halle und um ein Schreiben an den Pfarrer von Hohenprießnitz, in dem diesem untersagt wird, Ronneberg weiter durch geistliche Gerichte zu belangen. A LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Ll 622, fol. 4r–5v (Abschrift). Bem. Zur Datierung vgl. Nr. 1241.

1241 [Eilenburg], 24. April 1521 (Mittwoch nach Jubilate) Räte Kf. Friedrichs an Joseph Tentzer [1] Die kfl. Räte übersenden dem Offizial zu Wurzen Joseph Tentzer ein Schreiben [Nr. 1240] des Bartholomäus Ronneberg aus Naundorf, der von Tentzer infolge der

Nr. 1242

2. Mai 1521

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Beschwerden des Pfarrers von Hohenprießnitz mit geistlichen Prozessen bedrängt wird. [2] Sie missbilligen, dass ein kfl. Untertan vor ein geistliches Gericht gefordert wird, zumal der Pfarrer keine Beweise für die Rechtmäßigkeit seiner Ansprüche hat. [3] Wenn der Pfarrer Klagen hat, soll ihn Tentzer ins Amt [Eilenburg] oder an die kfl. Räte verweisen, um Gerechtigkeit zu erlangen und zukünftig unnötigen Streit zu vermeiden. A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Ll 622, fol. 3rv (Konzept).

1242 2. Mai 1521 (Donnerstag nach dem Sonntag Cantate) Räte Kf. Friedrichs an Räte des Ebf. [Albrecht] von Magdeburg [1] Die Räte Kf. Friedrichs teilen den magdeburgischen Räten mit, dass sich in Abwesenheit Kf. Friedrichs dessen Untertan Bartholomäus Ronneberg bei ihnen über den Pfarrer von Hohenprießnitz beklagt hat [Nr. 1240], der ihn wegen angeblich ausstehender Zinsen verfolgt und deshalb auch eine Ladung Ronnebergs vor den Offizial zu Halle erwirkte. [2] Die Räte Kf. Friedrichs haben daraufhin dem Offizial geschrieben¹ und ihn aufgefordert, Ronneberg zukünftig nicht mehr mit geistlichen Prozessen zu belasten und den Pfarrer mit seinen Klagen an das Amt Eilenburg oder an die kfl. Räte zu verweisen. [3] Die kfl. Räte waren der Ansicht, der Offizial würde dem nachkommen, aber nun hat Ronneberg für den 4. Mai wieder eine Ladung vor den Offizial erhalten. [4] Da das Schreiben der Räte an den Offizial unbeantwortet blieb und dieser entgegen ihrer Forderung handelt, bitten sie nun in Abwesenheit und anstelle Kf. Friedrichs die ebfl. Räte, den Offizial zu veranlassen, den Pfarrer von Hohenprießnitz mit seiner Klage an das Amt oder die kfl. Räte zu verweisen, und sichern ihnen zu, dem Pfarrer zu seinem Recht zu verhelfen. Sie bitten um Antwort. A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Ll 622, fol. 1r–2v (Konzept).

1243 Worms, 3. Mai 1521 (Freitag nach Philippi und Jacobi) Veit Warbeck an Hz. Johann [1] Veit Warbeck bestätigt Hz. Johann den Eingang seines jüngsten Schreibens. Darin hatte Hz. Johann mitgeteilt, dass er die französischen Bücher von Kf. [Friedrich] erhalten hat. [2] Gern würde Warbeck wieder zu Hz. Johann reisen. [3] Warbeck schickt Hz. Johann eine Abschrift der Rede [Hieronymus] Aleanders, die dieser lateinisch vor Ks. [Karl V.] über den Fall Martin [Luthers] gehalten hat.¹ Warbeck entschuldigt sich für 1242 ¹ Das einzige bekannte Schreiben [Nr. 1241] der kfl. Räte in dieser Angelegenheit richtete sich an den Offizial zu Wurzen Joseph Tentzer. 1243 ¹ Wahrscheinlich handelt es sich um eine Abschrift des Berichts Gregor Brücks über diese Rede vom 13. Februar 1521 [Nr. 1202].

464

4. und 5. Mai 1521

Nr. 1244

seine schlechte Handschrift. [4] Weiterhin schickt Warbeck Aufzeichnungen über das Auftreten [Luthers] vor dem Reichstag.² Gebetswunsch. A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. E 79, fol. 28rv (Ausfertigung, eigh., zu eigenen Händen).

Worms, 4. und 5. Mai 1521 (Samstag nach des heiligen Kreuzestag und Sonntag Vocem jocunditatis) Kf. Friedrich an Hz. Johann 1244

[1] Kf. Friedrich erhielt das Schreiben Hz. Johanns. Er teilt seinem Bruder mit, dass über die Schulden verhandelt werden wird. [2] Martin [Luther] will man verfolgen.¹ Dagegen kann man nichts tun. Die Sache steht bei Gott. Wenn Kf. Friedrich zu Hz. Johann kommt, will er ihm mehr davon berichten. Nicht nur Hannas und Kaiphas sind gegen [Luther], sondern auch Pilatus und Herodes.² [3] Kf. Friedrich freut sich, dass Hz. Johann das Bild gefällt. [4] Turnierzeug für [Hz. Johann Friedrich von Sachsen]. [5] Kf. Friedrich sendet Briefe vom Schneeberg zurück. Gebetswunsch. [6] Kf. Friedrich bedankt sich für Leder für Hosen. [7] Kf. Friedrich schickt einen Brief Friedrichs von Thun zurück. [8] Rückreise. [9] Ableben des Veit von Obernitz. [10] Fritz, der Narr, hat einen schönen Brief geschrieben, den Kf. Friedrich nicht vorlesen lassen darf, weil darin so viel über Martin [Luther] und die Kardinäle (rotten huttlein) steht. [11] Die Verhandlungen des Reichstags gehen langsam voran. [12] Zettel: Braunschweigische Sache. [13] Neue Nachrichten, übermittelt von Gf. Heinrich von Nassau. LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. E 78, fol. 46r–48r, Zettel: 48r (Ausfertigung, eigh., zu eigenen Händen). Ed. Neues Urkundenbuch zur Kirchen-Reformation, S. 15f., Nr. 24 (Volltext). Bem. Kf. Friedrich schrieb zunächst den Brief und fügte einen Tag später noch den Zettel hinzu, den er gesondert datierte. A

1243 ² Über das Auftreten Luthers kursierten mehrere Berichte (vgl. v. a. RTA.JR 2, S. 569–586, Nr. 80). 1244 ¹ Vier undatierte Zettel belegen, dass Georg Spalatin seinem Landesherrn über die Gerüchte zu ksl. Mandaten gegen Luther berichtete (LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. N 160, fol. 2r–5r, ediert in: Berbig: Spalatiniana 1908, S. 39f., Nr. XXVII). Die Datierung von Berbig („16.–21. April 1521“) ist wohl unzutreffend, da die Diskussionen vom Februar bis zum Mai 1521 erfolgten. Der Inhalt der Zettel ist so vage, dass es sich sowohl um das Achtmandat vom 8. Mai (RTA.JR 2, S. 640–659, Nr. 92) als auch um das Mandat gegen die Schriften Luthers vom 10. März (RTA.JR 2, S. 529–533, Nr. 75) handeln kann. ² Kf. Friedrich spielt durch diesen biblischen Vergleich darauf an, dass sich kirchliche Vertreter und weltliche Obrigkeit in der Verfolgung Luthers einig waren, wie auch Jesus von den geistlichen und weltlichen Instanzen seiner Zeit verfolgt wurde. Kaiphas und Hannas waren zur Zeit Jesu Hohepriester (vgl. Lk 3,2; Joh 18,13 und 24; Apg 4,6). Herodes Antipas herrschte über Galiläa, Pontius Pilatus war römischer Statthalter in Judäa.

Nr. 1245

16. Mai 1521

465

1245 Worms, 16. Mai 1521 (Donnerstag nach Exaudi) Kf. Friedrich an Hz. Johann [1] Kf. Friedrich gratuliert Hz. Johann zur Geburt seines Sohnes [Hz. Johann Ernst von Sachsen] und wünscht diesem sowie der Mutter [Hzn. Margarethe von Anhalt] Gottes Segen. [2] Kf. Friedrich hörte in Worms Gerüchte, dass Martin [Luther] gefangen genommen wurde. Über die diesbezüglichen Reden wird er seinem Bruder persönlich berichten. [3] Kf. Friedrich klagt über seinen Gesundheitszustand. A Ed.

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. E 78, fol. 49rv (Ausfertigung, eigh., zu eigenen Händen). Neues Urkundenbuch zur Kirchen-Reformation, S. 16f., Nr. 25 (Volltext).

1246 Worms, 21. Mai 1521 (Dienstag nach Pfingsten) Kf. Friedrich an Hz. Johann [1] Kf. Friedrich erhielt das Schreiben Hz. Johanns. Er freut sich, dass sein Bruder seine Briefe und die Bücher, die er ihm geschickt hat, erhalten hat und sie ihm gefallen. [2] Kf. Friedrich klagt über seinen Gesundheitszustand. [3] Er plant seine Heimreise über Heidelberg und Coburg. [4] Krankheit Ks. [Karls V.] und [Guillaumes de Croÿ] von Chièvres. [5] In Worms wird sehr viel über die Gefangenschaft Martin [Luthers] gesprochen. Papst [Leo X.] schickt neue Bannbriefe, und in Worms beschäftigt man sich mit vorschnellen (schwinden) Mandaten. [6] Heirat des Hermann von Hoff und Abreise des Ks. [7] Nachschrift: Kf. Friedrich übersendet zwei medizinische Bücher. → 1248 A Ed.

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. E 78, fol. 50r–51v (Ausfertigung, eigh., zu eigenen Händen). RTA.JR 2, S. 924f., Nr. 231 (Regest); Neues Urkundenbuch zur Kirchen-Reformation, S. 17, Nr. 26 (Volltext).

1247 Lauda, 28. Mai 1521 (am XXVIII. Tag Mai) [Kf. Friedrich] an Johann Hannart [1] [Kf. Friedrich] teilt Johann Hannart mit, dass er dessen Schreiben, das durch Paul von Armerstorff überbracht wurde, erhalten hat. Er bedauert die Erkrankung Hannarts. [2] Armerstorff überbrachte ebenfalls einen Kredenzbrief Ks. [Karls V.]¹, der mit der Rückreise [Friedrichs] wegen seiner Krankheit einverstanden ist. Der Ks. konnte wegen anderer Geschäfte nicht mit [Friedrich] persönlich reden. [3] Die Begleichung der Schulden bei [Kf. Friedrich] wird bis September 1522 verschoben. [4] [Kf. Friedrich] versichert, dem Ks. gehorsam zu sein, sofern ihn dessen Befehle erreichen. Er will sich 1247 ¹ LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. E 78, fol. 67rv, ediert in: Neues Urkundenbuch zur Kirchen-Reformation, S. 78f., Nr. 31.

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29. Mai 1521

Nr. 1248

wegen der Begleichung der Schulden gedulden. [5] [Kf. Friedrich] erinnert an die Anfrage seiner Räte bei dem Ks. wegen Papst [Leo X.], die aus dem beiliegenden Schreiben hervorgeht. Armerstorff wies darauf hin, dass sich [Kf. Friedrich] als christlicher Fürst zeigen soll. Alles Weitere sollte in einer Aussprache zwischen [Kf. Friedrich] und Ks. [Karl V.] geklärt werden. Da diese Aussprache nicht stattgefunden hat, kennt [Kf. Friedrich] die Haltung des Ks. nicht. [Kf. Friedrich] bittet Hannart, um eine Antwort bei Ks. [Karl V.] nachzusuchen. [6] Armerstorff teilte [Kf. Friedrich] mit, dass [Guillaume de Croÿ] von Chièvres noch lebt. Hannart soll ihn grüßen. A Ed.

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. E 78, fol. 68r–70v (Konzept). RTA.JR 2, S. 950–952, Nr. 246 (Regest mit Teiledition); Neues Urkundenbuch zur KirchenReformation, S. 79f., Nr. 32 (Volltext).

1248 Coburg, 29. Mai 1521 (am Abend Corporis Christi) Hz. Johann an Kf. Friedrich → 1246 [1] Hz. Johann erhielt das Schreiben [Nr. 1246] Kf. Friedrichs. Er bedauert die Krankheit Ks. [Karls V.] sowie den schlechten Gesundheitszustand Kf. Friedrichs. [2] Hz. Johann bedankt sich für die medizinischen Bücher. [3] Hz. Johann kann nichts über den Aufenthaltsort Martin [Luthers] berichten. Gestern hörte er, [Luther] soll nicht weit von Frankreich in einem Schloss Franz von Sickingens sein. [4] Hz. Johann berichtet über die Kapelle im Schloss zu Weimar, die sehr schön geworden ist und in der eine gute Orgel steht. Bisher konnte er die Kapelle noch nicht besichtigen. Er erhielt nur von dem Organisten Georg [Petzsch], der die Orgel gespielt hat, einen Bericht. [5] [Guillaume de Croÿ] von Chièvres soll gestorben sein. Es gibt Gerüchte über weitere Todesfälle, so sollen der oberste Leibarzt und der Beichtvater [Jean Glapion] von Ks. [Karl V.] sowie der profoss gestorben sein. [6] Turnierausrüstung [Hz. Johann Friedrichs von Sachsen]. [7] Hz. Johann freut sich, dass Kf. Friedrich zu ihm kommen will. [8] Nachrichten über Georg von Eberstein in Würzburg. → 1249 A Ed.

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. N 17, fol. 12r–13v (Ausfertigung, eigh., zu eigenen Händen). Kolde: Friedrich der Weise, S. 47f., Nr. VI (Volltext).

1249 Gerolzhofen, 31. Mai 1521 (Freitag nach Corporis Christi) Kf. Friedrich an Hz. Johann → 1248 [1] Kf. Friedrich wurde das Schreiben [Nr. 1248] Hz. Johanns sofort nach seiner Ankunft in Gerolzhofen übergeben. Der Gesundheitszustand Ks. [Karls V.] hat sich gebessert. [2] Kf. Friedrich ist noch krank. [3] Kf. Friedrich hat keine sicheren Nachrichten über Martin [Luther]. [Hz. Georg von Sachsen] könnte aber viel darüber berichten,

Nr. 1250

15. Juni 1521

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weil er sich überall danach erkundigt, sicher nicht zum Vorteil von [Luther]. Wenn Kf. Friedrich zu Hz. Johann kommt, wird er ihm einiges dazu mitteilen. [4] Kf. Friedrich freut sich, dass Kirche und Orgel in Weimar fertig sind. [5] Vom Tod [Guillaumes de Croÿ] von Chièvres weiß Kf. Friedrich nichts. Der Leibarzt Ks. [Karls V.] starb vor etlichen Wochen, der Beichtvater [Jean Glapion] lebte allerdings noch, als Kf. Friedrich in Worms war. Über den profess weiß Kf. Friedrich nichts, denkt aber, dass dieser noch lebt. [6] Turnierausrüstung [Hz. Johann Friedrichs von Sachsen]. Berthold von Henneberg will [Hz. Johann Friedrich] ein Pferd schicken. [7] Am Sonntag [2. Juni] wird Kf. Friedrich bei Hz. Johann ankommen. Er möchte in der Stadt übernachten, weil er getragen werden muss. [8] Gerüchte über Aufruhr. [9] Kf. Friedrich erwartet Nachrichten aus Worms über den Aufbruch Ks. [Karls V.] und der anderen Kfen. A Ed.

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. N 17, fol. 14rv+17v (Ausfertigung, eigh., zu eigenen Händen, Eingangsvermerk: „Coborgk am sonnabent nach Trinitatis [1. Juni] 1521“). Neues Urkundenbuch zur Kirchen-Reformation, S. 18f., Nr. 29 (Volltext).

1250 Eilenburg, 15. Juni 1521 (die XV. Junii, martyrio Sancti Viti sacro) Kf. Friedrich: Präsentationsurkunde [1] Kf. Friedrich präsentiert Günther von Bünau zu Elsterberg dem Dekan [Konrad Gerhart], dem Senior und dem ganzen Kapitel des Georgenstifts zu Altenburg für die durch den Tod des Johann von Kitzscher frei gewordene Präbende, über die Hz. Johann und Kf. Friedrich das Präsentationsrecht innehaben. [2] Kf. Friedrich bittet um die Investitur Bünaus in Präbende und Kanonikat, wobei diesem alle entsprechenden Rechte verliehen werden sollen. A

LATh – HStA Weimar, EGA, Urkunde 4053, unfol., 1 Bl. (Abschrift, lateinisch, von Georg Spalatin).

1251 Eilenburg, 15. Juni 1521 (Sonnabend martyris Viti) Kf. Friedrich an Günther von Bünau [1] Kf. Friedrich teilt Günther von Bünau, Domherr zu Merseburg, mit, dass er ihm die Präbende [im Georgenstift] zu Altenburg nach dem Tod des [Johann] von Kitzscher um Gottes Willen und aus Gnade verleihen will. Der Vater Günthers von Bünau hatte den Kf. vor Kurzem in Naumburg darum gebeten. [2] Die Präsentationsurkunde [Nr. 1250] wird mitgeschickt. → 1254 A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Kk 858, fol. 1rv (Konzept).

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15. Juni 1521

Nr. 1252

1252 Eilenburg, 15. Juni 1521 (Samstag Sancti Viti) Kf. Friedrich an die Universität Wittenberg [1] Kf. Friedrich erhielt das Schreiben der Universität Wittenberg mit ihrer Nomination des Lic. theol. Johann Dölsch aus Feldkirch als Nachfolger in der Kustodie und Präbende des verstorbenen Petrus Lupinus. [2] Kf. Friedrich schätzt Dölsch für die Stelle zwar als geeignet ein, bittet aber abzuwarten, bis er in Kürze persönlich in Wittenberg ist oder einen seiner Räte schickt. Dann wird der Universität in dieser und in anderen Angelegenheiten die Meinung des Kf. mitgeteilt. A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. O 177, fol. 1r (Konzept).

1253 [Eilenburg], 15. Juni 1521 (Sonnabend Sancti Viti) [Kf. Friedrich] an Abt [Antonius Dietz] des Zisterzienserklosters Buch [1] [Kf. Friedrich] übersendet dem Abt des Zisterzienserklosters Buch ein Schreiben des Rats und der Gemeinde zu Belgern [Nr. 1235], in dem diese sich darüber beklagen, dass sich der Abt nicht an die Festlegungen der Rezesse [Nr. 788 und Nr. 948] hält und ihnen so Mühe und zusätzliche Aufwendungen verursacht. Das missfällt [Kf. Friedrich] und seinem Bruder [Hz. Johann]. [2] [Kf. Friedrich] fordert den Abt deshalb auch im Namen seines Bruders auf, zu den Vorwürfen Stellung zu nehmen und die von Belgern bis zur Klärung der Angelegenheit nicht mehr mit Forderungen und Gerichtsladungen zu belasten. [3] Falls nötig, wird der [Kf.] dann eine Anhörung vornehmen und eine Entscheidung der Streitfälle herbeiführen. A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Kk 134, fol. 16r (Konzept).

1254 Merseburg, 17. Juni 1521 (Montag nach Viti) Günther von Bünau an Kf. Friedrich → 1251 [1] Günther von Bünau, Stiftsherr zu Altenburg, empfing das Schreiben [Nr. 1251] Kf. Friedrichs über die Verleihung der durch den Tod [Johanns] von Kitzscher frei gewordenen Präbende im [Georgenstift] zu Altenburg an ihn sowie die beigelegte kfl. Präsentationsurkunde [Nr. 1250]. [2] Günther von Bünau bedankt sich dafür demütig und will in seiner Dankbarkeit künftig für Kf. Friedrich beten und ihm dienen. A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Kk 858, fol. 2rv (Ausfertigung).

Nr. 1255

19. Juni 1521

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1255 Erfurt, 19. Juni 1521 (Mittwoch Sankt Gervasii und Protasii) Justus Jonas an Kf. [Friedrich] [1] Justus Jonas teilt Kf. [Friedrich] mit, dass er die Stelle des Propstes [am Allerheiligenstift zu Wittenberg], die ihm vom Kf. verliehen wurde, in Besitz genommen hat. Deshalb will er nach Wittenberg kommen, sobald ihm der Kf. ein Zeichen gibt. [2] Jonas dankt Kf. [Friedrich] und rühmt ihn als einen weisen, gerechten und gnädigen Fürsten. [3] Jonas schrieb [Georg] Spalatin über die Warnungen von Gelehrten und über seine eigene ablehnende Meinung in Bezug auf die Lektion im kanonischen Recht, dessen Bedeutung abnimmt. Dagegen steht der Ruf Wittenbergs als Ausgangsort der Wahrheit Gottes. Jonas fordert den Kf. auf, dafür zu sorgen, dass die evangelische Sache weiter betrieben wird.¹ Gebetswunsch. → 1263 A

B Ed.

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. O 321, fol. 2r–3v (Reinschrift, Bemerkung von Georg Spalatin: „Die verteutscht schrifft an mein gnedigsten hern, den churfursten zu Sachssen etc., her Jodocus Jonas auß Erffordt.“). FB Gotha, Chart. A 1289 I, fol. 152rv (Abschrift). Briefwechsel Justus Jonas, S. 62f., Nr. 54 (Volltext, nach Überlieferung B).

1256 Erfurt, 20. Juni 1521 (Donnerstag nach Viti) Matthias Meyer an Kf. Friedrich [1] Matthias Meyer wendet sich an Kf. Friedrich, weil ihm Friedrich von Thun, Hauptmann zu Weimar, ein kfl. Schreiben zur Kenntnis gegeben hat, aus dessen Anfang hervorgeht, dass der Kf. sich nicht erinnern kann, Meyer die Verleihung der Propstei [des Georgenstifts] zu Altenburg zugesagt zu haben. [2] Meyer wandte sich an Friedrich von Thun nicht in der Absicht, den Kf. an eine Zusage zu erinnern, sondern nur an dessen frühere Aussage, dass Meyer zunächst eine Präbende [in Altenburg] annehmen und Kf. Friedrich sowie [Hz. Johann] mit seinen Diensten unterstützen soll, damit dann künftig vielleicht die Propstei folgt. Auf diese Aussage verließ sich Meyer und wandte sich nun an Friedrich von Thun, ihn beim Kf. zu empfehlen, weil Meyer jetzt zur Wahl steht und der Fall also eingetreten ist. [3] Meyer bedankt sich, dass Kf. Friedrich für ihn, obwohl es von Meyer unvordient ist, beim Kapitel [des Georgenstifts] zu Altenburg bitten will, unter der Bedingung, dass Meyer in Altenburg residiert und dem Kf. dienstbar sein 1255 ¹ Das Amt des Propstes am Allerheiligenstift war verknüpft mit dem Lehrstuhl für kanonisches Recht an der juristischen Fakultät der Universität Wittenberg. Justus Jonas lehnte es aber ab, die Dekretalenvorlesung zu halten. Schon einen Tag nach Jonas’ Amtsantritt als Propst am 6. Juni 1521 forderte Philipp Melanchthon in einem Brief Georg Spalatin auf, dafür zu sorgen, dass Jonas von der Lehrverpflichtung im kanonischen Recht entbunden und stattdessen Jonas’ Wunsch entsprochen wird, an der theologischen Fakultät zu lehren, damit er in Wittenberg gehalten werden kann (MBW.T 1, S. 293–295, Nr. 143, 7. Juni 1521). Bereits Ende Januar/Anfang Februar 1521 hatte Spalatin im Zusammenhang mit seinem Vorschlag, Jonas als neuen Propst einzusetzen, dem Kf. einen entsprechenden Lösungsvorschlag für das Problem unterbreitet [Nr. 1187].

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21. Juni 1521

Nr. 1257

will. Dem möchte Meyer nachkommen, weiß aber zu wenig über die Residenzpflicht des Altenburger Propstes, so dass er die Residenz nicht gleich zusagen kann. [4] Meyer bittet Kf. Friedrich dennoch um Unterstützung für ihn beim Kapitel zu Altenburg, damit er die Propstei erlangt. Dann will Meyer versuchen, den derzeitigen Grund für seine Abwesenheit abzustellen und bis zu seiner Anwesenheit die Propstei ohne Schaden für die Kirche zu bestellen. Sollte dies nicht funktionieren, will Meyer die Propstei wieder dem Kf. unterstellen für die Anstellung einer anderen Person. [5] Meyer will zum Wahltag am 26. Juni zwar [nach Altenburg] kommen, bezweifelt aber, dass es möglich ist, da Kf. Friedrich sicher weiß, dass Meyer gerade in Erfurt schwere und nicht aufzuschiebende Verhandlungen zwischen dem Rat der Stadt und den Geistlichen führt. Sollte Meyer verhindert sein, will er seine Stimme und Vollmacht dem Dekan [Konrad Gerhart des Georgenstifts] zu Altenburg schicken. → 1259 A

LATh – StA Altenburg, Landesregierung, 4251, fol. 102r–103v (Ausfertigung).

1257 Schmiedeberg, 21. Juni 1521 (Freitag nach Viti) Nicasius Clay an Kf. Friedrich [1] Nicasius Clay, Pfarrer zu Schmiedeberg, teilt Kf. Friedrich mit, dass ihn der Offizial [Jakob Lose] zu Stolpen am 23. März im Namen des Bf. [Johann VII.] von Meißen aufgefordert hat, die gegen Martin [Luther] ausgegangene päpstliche Bulle [„Exsurge Domine“] am 25. März zu verlesen und auszuhängen.¹ [2] Clay bat den Stadtrat zu Schmiedeberg um Rat und Hilfe, welcher die Bitte an die kfl. Räte zu Eilenburg weitergab. Da Haubold von Einsiedel antwortete, dass ein solches Vorgehen sicher nicht im Interesse des Bf. liegt, und aus Gewissensgründen unterließ Clay die Veröffentlichung. [3] Nun wurde Clay ohne Anklage und Möglichkeit der Verteidigung vom Offizial vorgeladen und mit Haft bedroht. [4] Der Bruder des Bf. von Meißen [Wolf von Schleinitz?] soll in der Kreuzwoche bei Burkhard von Globig in Trebitz gelagert haben, um Clay zu entführen. Globig äußerte diese und weitere Drohungen auch gegenüber Schmiedeberger Bürgern. [5] Clay bittet Kf. Friedrich um Hilfe und Rat. A

5

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. N 23, fol. 2rv+6v (Ausfertigung).

[1] Durchleuchtigster hochgeborner churfurst, gnedigster herr, e. chf. g. ßeint mein untertainige, demutige dinst und gebeth allzceit zuvor berait. Gnedigster her, ich bin am negst vorgangen unßer lieben frauen tage² den palmen obenth³ vom official zum Stolpen mit ernstlichen meins gd. hern bischoffs von Meyßen geboth ersucht, die bullen, ßo widder den wirdigen und hochgelarten doctorn Martinum ins babsts⁴ namen außgangen, zu vorkundigen und anzuschlagen. [2] Daruber 1257 ¹ ² ³ ⁴

Zum entsprechenden Publikationsmandat vgl. Nr. 1204 Anm. 1. 25. März. 23. März. Papst Leo X.

Nr. 1258

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ich dan den radt zu Schmidbergk umb radt und hulff angeregt und ßie sich in sulcher sach zugeringe und nicht genugßamen vorstendig erkant, haben ßie meinem beger und bitt beheglich sulchs e. chf. g. redt ken Eylenburgk geschrieben und anthworth von den ernvetesten Hugolt von Einßydel, die selbige zceit allein kegenwertig, erlanget, es were nicht angesehen, als solts m. gd. hern von Meyßen willen und meinunge ßein und vornemen, yn sulcher heyligen zceit zwischen dem gemeinen volck sulchens vorzunemen, darumb ichs auch unterlasßen, dan das mandat und bullen mich ßere widder mein gewisßen zuthun treybet. Aber goth, mein her, mich vill ßerre widder ßein schryfft, worth und gebot, auch mein eygen gewisßen nicht zuthun, vorpflicht und gebeut. [3] Mithler zceit bin ich vom official zum Stolpen citireth wurden, hab aber kein ander anclage und anthworth erlangt, dan ich ßulde in eigen person erscheinen und wil kein behelff der rechten nicht stat geben, bßondern ßich horen, ich ßol kein stundt ßicher ßein, biß das ich gefencklich gesatzt und nach ßeinen willen gehandelt. [4] Ich hab auch mitler zceit von gewisßen personen vornummen und gehorth, es solte m. gd. hern, des bischoffs von Meyßen, bruder zu Trebatz bey Burchardt von Globagk in der creutzwoche⁵ gelegen ßeyn, und ßo ich auß der stadt zu dorffe mit den creutzen gegangen were, mich hat wollen mit gewalt wegk furen, das ouch Borcharth von Globagk kegenwertig etzlicher burger von Schmidbergk außgesagt und weither auß sonderlichen neidt und haß vormeldeth, er wolle radt und tath dorzugeben und helffen, das ich gefangen wurde, und andere drau worth laßen außgehen. [5] Das ich dan e. chf. g. untertainiglich clage und bith, e. chf. g. wolle beherztigen, das auß sulchem ein mercklich groß nachteil gotlicher lere, auch ßonst unter gemeinem volck groß irrung und auffrur erwachsen mochte, das ich auch teglichen mesßhalten, predigen und ander burden der kirchen neben eim capellan unterwurffen bin, mein offertoria, zcinß und renthen ierlich geringer werden, das ich, ßo ich wegkgefurth, mein pfarampt durch ein andern zubestellen nicht vormack. Ist derhalben an e. chf. g. mein demutiges vleyßiges vlehen und bitten, e. chf. g. auß cristlicher liebe wolle mir armen prister gnediglichen zuhulff und radt kommen. In gantzem vorhoffen und trauen, e. chf. g. vormagk und kan sulchen ßachen und ubel wol rathen und helfen. Das wil ich allzceit umb e. chf. g. langleben und seliges regiment bey goth vleyßig vorbitten und in stetlichem gehorsam vernemen. 1258 Wittenberg, 24. Juni 1521 (Montag Sancti Johannis baptiste) Kf. Friedrich an das Kapitel des Georgenstifts zu Altenburg [1] Kf. Friedrich gibt dem Kapitel des Georgenstifts zu Altenburg zu erkennen, dass er von der in wenigen Tagen stattfindenden Wahl eines [neuen] Propstes im Stift erfahren hat. 1257 ⁵ 5. bis 11. Mai.

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Er hält die Wahl einer Person für nötig, die der Kirche in ihren Anliegen und Aufgaben dienlich und nützlich ist. Eine solche Person ist ihr Mitbruder und Kanoniker Matthias Meyer. [2] Kf. Friedrich bittet die Stiftsherren, wenn sie Meyer für die Propstei als nützlich und geeignet erachten, ihn anderen [Kandidaten] vorzuziehen und zu wählen. → 1264 A

LATh – StA Altenburg, Landesregierung, 4251, fol. 105r (Konzept).

1259 Wittenberg, 24. Juni 1521 (Montag Sancti Johannis baptiste) Kf. Friedrich an Matthias Meyer → 1256 [1] Kf. Friedrich erhielt das Schreiben [Nr. 1256] Matthias Meyers, Domherr zu Hildesheim und Stiftsherr zu Altenburg, am heutigen Abend zwischen sieben und acht Uhr. [2] Obwohl die Wahl eines Propstes laut Statuten dem Kapitel obliegt und dem Kf. glaubhaft berichtet wurde, dass die Stiftsherren [des Georgenstifts zu Altenburg] keinen wählen, der die Propstei nicht persönlich besorgt, hat Kf. Friedrich den Stiftsherren dennoch geschrieben [Nr. 1258] in der Hoffnung, Meyer damit zu unterstützen. A LATh – StA Altenburg, Landesregierung, 4251, fol. 104v (Konzept). Bem. Eine durchgestrichene Konzeptversion des Antwortschreibens Kf. Friedrichs an Matthias Meyer findet sich in: LATh – StA Altenburg, Landesregierung, 4251, fol. 104r. Kf. Friedrich verweist hier darauf, dass er aus dem Schreiben Meyers erfuhr, dass dieser, wenn er Propst wird, die Stelle nicht persönlich ausfüllen will, obwohl die Statuten der Kirche die Residenzpflicht eines Propstes vorsehen. Daher hat Meyer zu bedenken, mit welchem Recht Kf. Friedrich ihn unterstützen soll. Schon bevor Meyers Schreiben den Kf. erreichte, war Kf. Friedrich bereit gewesen, ihn zu unterstützen.

1260 24. Juni 1521 (Montag Sankt Johannis, des heiligen Täufers, Tag) [Georg Spalatin] an [Kf. Friedrich] [0] [Georg Spalatin] berichtet [Kf. Friedrich] über ein Gespräch mit Andreas Karlstadt: [1] Karlstadt bekannte, dass er Kg. [Christian II.] von Dänemark zusagte, ihm ein Jahr lang mit Lesen und Predigen sowie mit seinem Rat zwei Tage pro Woche zu dienen. Dies habe er nicht aus Zwang getan, sondern weil er nicht ohne diese Zusage aus Dänemark weggehen wollte. [2] Karlstadt ist aber besorgt darüber, sich nach Dänemark zu begeben, da er dort nichts gegen den Papst schreiben und veröffentlichen soll ohne vorherige Kontrolle durch den König. Zudem besteht für ihn dort eine persönliche Gefahr durch den päpstlichen Bann und die kaiserliche Acht. [3] Den Befürchtungen Karlstadts wurden seine Zusage und die mögliche Verärgerung des dänischen Kg. über den [Kf. von Sachsen als Karlstadts Landesherrn] entgegengesetzt. Der Punkt, dass Karlstadt nichts ohne Wissen des dänischen Kg. gegen den Papst schreiben soll, dient nicht der Verhinderung,

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sondern seinem Schutz. Auch die Sorge um Bann und Acht ist unberechtigt, da der Kg. dem Papst nicht zugeneigt ist und auch die Umsetzung der kaiserlichen Acht in seinem Königreich nicht gestattet. [4] Karlstadt will, bevor er sich nach Dänemark begibt, die ihm vorgelegten Argumente überdenken. Mit Gottes Hilfe will er zu einem Entschluss kommen, der [Kf. Friedrich] nicht schadet.¹ A Ed.

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. O 320, fol. 2rv (Konzept, von Georg Spalatin). Waltz: Epistolae Reformatorum, S. 128 Anm. 2, Nr. 10 (Volltext).

1261 [Wittenberg], 24. Juni 1521 (am Tag Johannis, des Täufers des Herrn) Thomas Nauenhayn an Kf. [Friedrich] [1] Thomas Nauenhayn berichtet Kf. [Friedrich] von dem Mandat¹ Bf. Johanns VII. von Meißen zur Veröffentlichung der päpstlichen Bulle [„Exsurge Domine“] gegen Martin Luther. [2] Das Mandat erhielt Nauenhayn als mithpfarrer zu Wurzen durch den dortigen Offizial am 22. März. Er unterließ die Veröffentlichung, da er an den folgenden zwei Sonntagen nicht predigte und es für ausreichend hielt, dass die Bulle im Dom [St. Marien zu Wurzen] verkündet wird. [3] Die verworfenen Artikel Luthers hält Nauenhayn für schriftgemäß. Er wollte dem Volk lieber Gottes Wort als menschliche Gebote vortragen. [4] Deshalb wurde er vor den Bf. gefordert, um diesem die Gründe für seine Verweigerung zu nennen. Nachdem er das getan hatte, wurde er aus dem Kurfürstentum weggeführt und inhaftiert, bis er aus gesundheitlichen Gründen um Freilassung bat. Da er keine besseren Gründe für sein Verhalten nennen konnte, forderte der Bf. ihn auf, die in seinem Besitz befindlichen Lutherschriften zu zerschneiden und sich an einem beliebigen Ort, außer 1260 ¹ In einem undatierten Schreiben Andreas Karlstadts, das er offenbar an Georg Spalatin adressierte, ging Karlstadt auf seinen möglichen Dänemarkaufenthalt ein. Sollte er seine Stelle als Archidakon an der Allerheiligenstiftskirche zu Wittenberg behalten und sein Haus verkaufen dürfen, wollte er zum Gefallen Kf. Friedrichs nach Dänemark gehen und dort nicht länger als ein Jahr bleiben. Daran knüpfte er aber einige Bedingungen, wie die Klärung der Besetzung seiner Stelle an der Universität Wittenberg mit einem Vertreter sowie die Klärung von Geld- und Ausstattungsfragen zu seinen Gunsten. Vor allem aber forderte Karlstadt einen Schutzbrief Kf. Friedrichs, der ihn als seinen Gesandten ausweist. Zudem sollte von Kg. [Christian II.] von Dänemark für Karlstadt eine schriftliche Zusage erlangt werden, dass der Kg. ihn beim biblischen Recht bleiben lassen will und ihm freies Geleit und eine sichere Rückkehr nach Wittenberg zusichert für den Fall, dass gegen Karlstadt persönlich Bann oder Acht ergeht und der Kg. ihm gegenüber verärgert ist. Karlstadt verwies abschließend darauf, dass er in Dänemark lesen, disputieren und wöchentlich zwei Tage an Beratungen und Gerichtsverhandlungen teilnehmen muss. Die Bedingung, dass er gegen den Papst ohne vorherige Kontrolle durch den dänischen Kg. nichts schreiben und veröffentlichen darf, kann er in Disputationen nicht einhalten. Von dieser Gefahr wollte Karlstadt enthoben sein (LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. O 320, fol. 1rv+3v, ediert in: Waltz: Epistolae Reformatorum, S. 128–130, Nr. 10). 1261 ¹ Vom 7. Januar 1521, vgl. Nr. 1204 Anm. 1.

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in Wittenberg, die Absolution erteilen zu lassen und diese dem Bf. vorzulegen. [5] Als Nauenhayn den bfl. Kanzler fragte, wo er sich absolvieren lassen könnte, wurde er an [Johannes] Eck verwiesen. Diesen darum zu bitten, konnte Nauenhayn aber mit seinem Gewissen und dem Evangelium nicht vereinbaren. [6] Da er auf kfl. Unterstützung hofft und Dinge lernen will, mit denen er der Gemeinde zukünftig nützlich sein kann, begab sich Nauenhayn an die Universität [Wittenberg].² [7] Nauenhayn bittet den Kf. um seinen Rat und um Schutz vor dem Bf. A

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LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. N 23, fol. 3rv (Abschrift, beschädigt mit Textverlust).

[1] Durchlauchtigster hochgeborner furst unnd gnediger herre, euern churfursthlichen unnd fursthlichen gnaden mein gepeth zcu goth mit underthenigen, willigem gehorßam alleczeith bereyt unnd fuge hyr mit e. c. unnd f. g. wisßen, nach dem von bebsthlicher heylikeyt³ zcur zceith uber schrifft unnd pucher des hochwirdigen unnd gelarten doctoris Martini Luthers außgangen ist eyn bulle abber mandat mit vorsiglunghe des erwirdigen in goth vaters unnd hern, ern Johan von Sleyntz, bischoff zcu Meysßen, der masßen, wy e. c. unnd f. g. fuglicher weys ßunder tzweyffel, dan ich armer prister e. c. und f. g. mag vortragen. [2] Welche mir dan auch zcur zceith als eynem mithpfarrer zcu Wurczen freitag nach Judica⁴ durch pothschafft des officials aldo zcugefertigt unnd bfehell gethan, ich sulde dy wol uberleßen unnd darnach vorkundigen unnd anslagen, welchs ich danne nicht vorfertigt habe, angesehen, das ich tzwene sontage nicht gepredigeth, auch das seyner gnaden volck nicht ungelimpff dar auß enstunde, gedacht es were genugk, das es uffm thum als yn der ubersten pfarkirchen vorkundigt were [3] und weytter mich nicht wisßen zcu bewaren, dweyl dy artickel, in der bullen vordampt, durch den wirdigen vater Martinum auß grund der schrifft nach meynem duncken und viler wol vorbloth gedacht, pesßer zcu seyn nur ungelimpff zcu hobben bey menschen, den in den zcorn gotts zcufallen. Dweyl aber dy zeith vil muhe hat eyn pfarrer mit seynem volcke, ist mir auch ernsthlich eyngebildeth, das mirs vordinsthlicher were, den selbigen meynen vortrauthen gottes worth vorczutragen, dan sy in menschen gepotten zcu vorhyndern und gedacht dem neuen pfarrer mir nach komende dy uberanthwirthen. [4] Ist in mithler zceit seyne gnaden zcukunfft erschynen, mich vorgeforderth, ursach yr furzcutragen, war umb ich sulcher bullen nicht genug gethan. Hab ich seyner gnaden dy oben berurte ursachen angeczeigt, welchs seyne gnade als vor ungenugsame ursachen von eynem grauhobtigen manne angesehen unnd mich auß e. c. und f. g. furstenthum gefencklichen in eyn ander furstenthum gefureth unnd IIII wochen [---] tage behalten, pyss ich 1261 ² Thomas Nauenhayn wurde an der Universität Wittenberg im Sommersemester 1521 immatrikuliert (Album Academiae Vitebergensis 1, S. 106). ³ Papst Leo X. ⁴ 22. März.

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kranckheyt halben an seyne gnade suppl[iciert] [---] auch furkomen an mich gesunnen, ßo ich nach ursachen, dy pesßer ge[---] anczegten, dan gemelte suldt ich vortragen. Szo ich dan keyne ander geha[bt], hat mich seyne gnade von im abgefertigt und dy pucher doctoris Martini, welche ich mit grosßer muhe uberkomen unnd mit vleyß durchleßen, IIII behalten eyngebunden, welche er myr gepoth zcu sneyden und gesagt, ich solle mich lasßen absolviren, wo ich wolte, außgeslosßen zcu Wittenbergk, unnd seyner g. brenge dy absolucion, als deme wolt er mich gerne vor eynen prister annhemen. [5] Hab ich weytter seyner g. cantzler angesunnen, wolt mir anczeygen, wo ich mochte absolviret werden, dy weyl seyn g. sagt, ich were irregularis. Hat er mich zcum Eckio geweyst, welchs ich nicht gesinth pyn, dan ich grosßer beswerunghe meyner gewisßen dar auß gewertig pyn unnd der absolucion von ime nach irregulariteth seyner gnaden nicht geloben geb, weyl sy im evangelio nicht grundt hat. [6] Der maßen hab ich mich nun auß zcuvorsicht e. c. und f. g. in dysße universitet gewanth, do ich hoch vormercke myr nutzlich furder, ßo mich goth darzcu erfordern wurdt, dem volke nutzlich zcu seyn, welchs ich doch swerlich, ßo ich meynen pristerstandt nicht solt geprauchen, kundt vorstracken. [7] Der halben, weyl dyß in e. c. unnd f. g. furstentumb in abweßen gescheen, hab ichs nicht konnen e. c. und f. g. vorhalten, ßundr geb das e. c. und f. g. in demuth zcu erkennen. Alles was ich geliden hab umb der warheyt willen, hab ich gerne unnd willig geliden, gedenck auch, das nicht zcu rechen, vortraue, goth wirth myr das wol belonen. Ist der halben meyn pitten an e. c. und f. gnade, dy weyl yr gerumpt seyt eyn williger vatter der elende, e. c. unnd f. g. wolde hyrinne myr rettig seyn unnd gnediglichen vorschaffen, wy e. c. und f. g. vormagk, das ich mochte in der sachen vor dem bischoffe frey unnd sicher seyn, meynes ampts halben hy aber in seynen bischthum, wo mich goth hyn fordert, ßo ich von hynnen abscheyden mochte, wil ich kegen goth in meynem gepeth vor dynen unnd goth den almechtigen vor e. c. unnd f. g. langleben und selig regiment vleyssig pitten.

1262 [Georg Spalatin] an [Kf. Friedrich]

[Wittenberg], [nach 24. Juni 1521]

[0] [Georg Spalatin] berichtet [Kf. Friedrich] über die Auskünfte der Universität Wittenberg zu einigen Punkten:¹ [1] Besoldung einzelner Lehrkräfte. [2] Klagen über die Apotheke. [3] Wenn Andreas Karlstadt dem Kg. [Christian II.] von Dänemark eine Zusage erteilte ohne Beteiligung [Kf. Friedrichs], können die Universitätsmitglieder ihm 1262 ¹ Spalatin verhandelte mit der Universität Ende Juni 1521 über Stellen- und Besoldungsfragen von Lehrkräften an der Universität, so auch über das Anliegen [vgl. Nr. 1260 Anm. 1] des Andreas Karlstadt in Bezug auf die Bestellung seiner Lektion (Urkundenbuch Universität Wittenberg, S. 114f., Nr. 106).

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gemäß den Statuten nichts anderes bewilligen, als dass sein Amt durch eine mit Karlstadt vergleichbare Lehrkraft verwaltet wird. Auch können sie ihm nichts kaufen. Was das Haus Karlstadts betrifft, steht die Sache im Ermessen des [Kf.]. Ansonsten hält die Universität es für das Beste, dass Karlstadt seine Zusage erfüllt [vgl. Nr. 1260]. [4] Die Universität beklagt sich über die Stürmung einiger Priesterhäuser in etlichen Nächten. Sie bittet darum, dass solcher und weiterer Unfug unterbunden wird. [5] Besetzung von Reformatorenstellen.² A Ed.

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. O 315, fol. 13rv (Konzept, von Georg Spalatin). Urkundenbuch Universität Wittenberg, S. 115f., Nr. 107 (Volltext).

1263 Wittenberg, 27. Juni 1521 (Donnerstag nach Sancti Johannis baptiste) Kf. Friedrich an Justus Jonas → 1255 [1] Kf. Friedrich empfing den Brief [Nr. 1255] des Justus Jonas, Propst des Allerheiligenstifts zu Wittenberg, und ließ darauf in der Angelegenheit [der Lehrverpflichtung des Propstes] Verhandlungen mit der Universität Wittenberg führen.¹ [2] Da das Problem der Besetzung der Lektion im kanonischen Recht nicht in Abwesenheit des Justus Jonas geklärt werden kann, fordert Kf. Friedrich ihn auf, sofort nach Wittenberg zu kommen. Wenn Jonas eingetroffen ist, wird Kf. Friedrich dafür sorgen, dass weiterverhandelt und die Sache geklärt wird.² 1262 ² Zu den Reformatoren vgl. Nr. 865 Anm. 1. 1263 ¹ Vgl. LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. O 321, fol. 10r–11v, 12r–13v, ediert in: Briefwechsel Justus Jonas, S. 63–65, Nr. 55f. Jonas hatte Kf. Friedrich nicht nur geschrieben, sondern ihm auch mündlich mitteilen lassen, dass er nicht wieder von der Theologie zur Jurisprudenz wechseln will. Er bat darum, den Doktorgrad an der theologischen Fakultät erwerben und Theologie lehren zu dürfen. Dagegen stand laut Ordnung die Pflicht des Propstes, die Dekretalenvorlesung zu halten. Kf. Friedrich bat vor diesem Hintergrund um die Meinung der Universitätsmitglieder. Als eine mögliche Lösung wurde vorgeschlagen, Jonas zu erlauben, dass er den theologischen Doktorgrad erwirbt, in der Theologie liest und zeitweise predigt. Für das Halten der juristischen Vorlesung sollte er einen anderen Gelehrten von seinen Einkünften aus der Propstei bezahlen. Dies sollte so lange gelten, bis Jonas mit einer Präbende für einen Theologen versehen und auf die Stelle des Propstes ein anderer gesetzt werden kann. Die Verhandlungen sollten die Räte Kf. Friedrichs führen. In diesen Zusammenhang lässt sich wohl ein undatierter Brief Georg Spalatins an Hans von Dolzig einordnen. Spalatin schlug darin vor, weil Jonas nicht den Doktorgrad an der juristischen Fakultät erwerben und dort auch nicht lehren will, Ulrich von Dienstedt auf die Propstei zu setzen und Jonas die Kantorei am Allerheiligenstift zu geben (ThULB Jena, Ms. App., 2, Nr. XC, ediert in: Briefwechsel Justus Jonas, S. 69f., Nr. 63). ² Justus Jonas antwortete dem Kf., dass er dessen Brief in Erfurt erhielt, schmeichelte dem Kf. und bat ihn, für die in Aussicht gestellten Verhandlungen, wenn er persönlich in Wittenberg ist, Leute zu beauftragen (LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. O 321, fol. 1rv+5v, Reinschrift, undatiert, Vermerk von Georg Spalatin: „Des probsts zu Wittenberg verteutschte schrifft“, ediert in: Briefwechsel Justus Jonas, S. 66, Nr. 58).

Nr. 1264

A B Ed.

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LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. O 321, fol. 4rv (Konzept). FB Gotha, Chart. A 1289 I, fol. 163r (Abschrift). Briefwechsel Justus Jonas, S. 65f., Nr. 57 (Volltext, nach Überlieferung B).

1264 Altenburg, 27. Juni 1521 (Donnerstag nach Johannis baptiste) Dekan [Konrad Gerhart], Senior und Kapitel des Georgenstifts zu Altenburg an Kf. Friedrich → 1258 [1] Dekan, Senior und Kapitel des Georgenstifts zu Altenburg erhielten heute zur Mittagszeit das Schreiben [Nr. 1258] Kf. Friedrichs vom 24. Juni wegen der bevorstehenden Wahl eines Propstes im kfl. Stift und der Empfehlung des Stiftsherrn Matthias Meyer für diese Stelle. [2] Dekan, Senior und Kapitel erklären Kf. Friedrich, dass sie nach dem Tod des Propstes Johann von Kitzscher unverzüglich den 26. Juni als Wahltag eines neuen Propstes angesetzt hatten, der kfl. Stiftskirche zugute sowie entsprechend dem Kirchenrecht und ihren Privilegien. Diesen Wahltag hatten sie 14 Tage vorher allen, auch den abwesenden Stiftsherren sowie weiteren Berechtigten, mitgeteilt und sie zur Wahl aufgefordert. Etliche Personen erschienen dann zur Wahl persönlich, andere schickten ihre Prokuratoren oder entschuldigten ihr Fernbleiben. Noch ehe der kfl. Brief also eintraf, wählten sie ordnungsgemäß Albrecht von Meckau einträchtig zum neuen Propst. Dieser willigte ein und nahm die Propstei bis zur kfl. Präsentation und der dann folgenden Konfirmation an. Die Wahl ist daher rechtskräftig. [3] Dekan, Senior und Kapitel hoffen, dass Kf. Friedrich trotz der Aufforderung, die er ihnen zuschickte, die erfolgte Wahl als ihr Herr und Patron ratifiziert. Sie wollen für den Kf. beten. → 1266 A

LATh – StA Altenburg, Landesregierung, 4251, fol. 106r–107v (Ausfertigung).

1265 Wittenberg, 29. Juni 1521 (Sonnabend Petri und Pauli apostolorum) Kf. Friedrich an Bf. Johann VII. von Meißen [1] Kf. Friedrich teilt Bf. Johann von Meißen mit, dass sich der Pfarrer [Nicasius Clay] zu Schmiedeberg schriftlich bei ihm beklagt hat [Nr. 1257], dass ihn der Offizial [Jakob Lose] zu Stolpen ohne Angabe triftiger Gründe vorgeladen hat. Als [Clay] zwei Schmiedeberger Bürgern auftrug, in seinem Namen die Gründe für die Vorladung sowie einen Verhandlungstermin und sicheres Geleit von dem Offizial zu erlangen, wurde das verweigert und dem Pfarrer mit Gefängnishaft gedroht. [2] Das Verhalten des Offizials verärgert Kf. Friedrich, besonders wenn seine Untertanen im Kurfürstentum gefangen genommen und in andere Zuständigkeiten gebracht werden.¹ [3] Kf. Friedrich bittet Bf. Johann, den Offizial von einem solchen Vorgehen gegen [Clay] und andere kfl. Untertanen abzuhalten. Andernfalls muss der Kf. zum Schutz seiner Leute eingreifen. → 1269 A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. N 23, fol. 4rv (Konzept).

1265 ¹ In dem gestrichenen Absatz wird als Beispiel für diese Praxis der Fall des Thomas Nauenhayn angeführt [vgl. Nr. 1261].

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Nr. 1266

[1] Unnser fruntlich dinst zuvor. Erwirdiger ingot, besonnder lieber frund, unns hat ain armer briester, der pfarrer zu Schmidberg, mit clagschrifften ersucht und angelangt, wie das er durch e. l. official zum Stulpen mercklich beschwert, sonnderlich der gestalt, das er ine daselbst hin personlich zukomen citirt und doch kaine der ursachn, darumb er zu recht personlich zuerscheinen schuldig gewest, in der citacion angezaigt sey worden. Wiewol er aber nichts dest weniger zwayen unnsern burgern daselbs zu Schmidberg wonhafftig bevolhen, von dem official soliche ursachen von seint wegn anzuhoren und zubitten, tag zu seiner anntwurt mit sambt ainem sichern glait zugeben, das sey ynen aber gewegert wordn unnd sol sich darzu solicher ader dergleichen bedraulichn wort haben vernemen lassen, das gemelter pfarrer daselbst zu Schmidberg nit solt sicher sein, er wolt ine gleich etzlichen anndern zu gefengknus bringen etc., [2] welchs unns von eurm official, wo es sich dermassen hielde, nit wenig beschwert und befrembd, in sonnderhait, das er sich anmassen wil, die unnsern in unserm furstenthum zufahen unnd villeicht daraus in ain ander oberkait zufhuren lassenᵃ. [3] Darumb ist unnser fruntlich bit, e. l. wellen gedachtn official dahin halten, das er sich solicher und dergleichen furnemens unbillichen beschwerung und bedroung wider gemelten ader andereᵇ unnsers furstenthumbs enthalte, dan wo es anders geschee und wir deshalben durch dy unsern weiter angelangt wurden, wusten wir dieselbn mit geburlichm schutz zu handhabung unser oberkait, wie ir zuermessen, nicht zuverlassen, wurden auch verursacht, uns gegn dem official, der uns mit aiden und pflichtn verwant, dermassn zuerzaign, damit unser misfallen vermarkt, wellen unns aber gentzlich versehen, ir werdet darob sein, damit dy unsern wider dy billigkait nit beschwert werdn. Das sind wir umb e. l. zu dem, das es billich beschiet, zubeschuldn fruntlich gneigt.

1266 Wittenberg, 1. Juli 1521 (vigilia Visitationis Marie) Kf. Friedrich an das Kapitel des Georgenstifts zu Altenburg → 1264 [1] Kf. Friedrich empfing das Antwortschreiben [Nr. 1264] des Kapitels des Georgenstifts zu Altenburg auf seinen Brief [Nr. 1258], der die Propstwahl betraf und den er aus den darin genannten Ursachen schrieb. Nun erfuhr Kf. Friedrich, dass das Kapitel vor Empfang seines Briefes nach alter Ordnung und Recht die Wahl am 26. Juni 1265 ᵃ Danach gestrichen: „in massen kurtz hivor mit ainem briester, Thomas Neuenhain, der dazumal zu Wurtzen vicepfarrer gewest, wie an unns gelanngt, auch ergangen sein sol und von Wurtzn aus unnserm furstnthum, da doch ir sonnder zweivel auch genugsam behaltnus habt, in ain ander oberkait sol gefurt sein wordn, des wir unns von euch zugescheen ader zugestatten, wo es also wer, auch gar nit versehn hetten“. ᵇ Danach gestrichen: „briester“.

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durchgeführt und Albrecht von Meckau einträchtig zum neuen Propst gewählt hat. [2] Kf. Friedrich gönnt Albrecht von Meckau die Propstei. Da er aber nicht weiß, wie in einem solchen Fall eines [neuen] Propstes die Ratifizierung und Konfirmation zu erfolgen hat und er seine Kanzlei zurzeit nicht bei sich hat, bittet Kf. Friedrich die Stiftsherren, ihm dies zu berichten. Dann will er ihnen gebührend antworten. → 1270 A

LATh – StA Altenburg, Landesregierung, 4251, fol. 108r (Konzept).

1267 Dresden, 1. Juli 1521 (Montag nach Petri und Pauli apostolorum) Hz. Georg von Sachsen an Kf. Friedrich [1] Hz. Georg von Sachsen informiert Kf. Friedrich, dass ihm jetzt nach seiner Rückkehr vom Reichstag [in Worms] über einen Streitfall berichtet wurde: [2] Der kfl. Amtmann zu Düben, Heinrich von Leipzig, ließ einen Mann im Dorf Schirmenitz gefangen setzen wegen einiger eventuell frevelhafter Taten. Das Dorf befindet sich in der Zuständigkeit des Kapitels des Domstifts zu Meißen und liegt im hzl. Amt Meißen. Da Heinrich von Leipzig den vom Gerichtshalter [des Kapitels]¹ angesetzten Verhandlungstermin nicht wahrnahm und Schirmenitz als Gefängnisort ungünstig erschien, überstellte der Gerichtshalter den Gefangenen nach Meißen. Daraufhin fiel Heinrich von Leipzig mit Gewalt in Schirmenitz ein und nahm den Richter [zu Schirmenitz nach Torgau] mit. Obwohl die Söhne Hz. Georgs [Hz. Johann d. J. und Hz. Friedrich d. J. von Sachsen] an die Statthalter Kf. Friedrichs zu Eilenburg in der Angelegenheit schrieben² und anboten, den Streitfall in Meißen mit allen Beteiligten rechtlich zu klären, konnte nur die Freilassung des Richters, aber nicht die Klärung des Falls erreicht werden. [3] Hz. Georg fordert Kf. Friedrich auf, den Fall und das unrechte Vorgehen Heinrichs von Leipzig zu überdenken und seinem Amtmann zu befehlen, sich nach Meißen zu wenden, wenn er gegen den von Schirmenitz nach Meißen überstellten Gefangenen rechtlich vorgehen will. Andernfalls sollte der Gefangene entlassen werden. Hz. Georg möchte aber mit der Entlassung warten, bis die Angelegenheit Kf. Friedrich vorgelegt wurde. → 1279 A B C

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. B 1034, fol. 25rv (Ausfertigung). SächsHStA Dresden, 10004 Kopiale, 135, fol. 61r–62v (Konzept). SächsHStA Dresden, 10024 Geheimer Rat (Geheimes Archiv), Loc. 07191/08, fol. 10rv (Abschrift).

1267 ¹ Peter Rudolf, Verweser des weltlichen Gerichts des Kapitels des Domstifts zu Meißen, in den Schriftstücken auch als Richter oder Anwalt des Kapitels zu Meißen bezeichnet (LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. B 1034). ² In der Akte befindet sich eine Reihe von Briefen der beiden Herzöge an die kfl. Räte in Eilenburg: LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. B 1034, fol. 2rv+8v (Ausfertigung, vom 6. Mai 1521), fol. 12r–13v (Ausfertigung, vom 14. Mai 1521), fol. 16rv+21v (Ausfertigung, vom 20. Mai 1521) und fol. 23r–24v (Ausfertigung, vom 30. Mai 1521).

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1268 Heidelberg, 3. Juli 1521 (Mittwoch nach Visitationis Marie) Kf. Ludwig V. von der Pfalz an Kf. [Friedrich] [1] Kf. Ludwig von der Pfalz antwortet Kf. [Friedrich] auf dessen Bitte, ihm den Reichstagsabschied von Worms zuzuschicken sowie weitere Fragen zu beantworten. Er schickt ihm den Druck des Abschieds¹ erst jetzt, weil er ihn so spät erhielt. Über die mündlichen Absprachen wird ihn Kf. Ludwig demnächst informieren. [2] Ksl. Entscheidung in der braunschweigischen Sache. [3] Kf. Ludwig kann nicht genau sagen, welche Bücher [Martin] Luthers in Worms verbrannt wurden. Er sah das Feuer und einen Prediger dabeistehen. Er kann aber darüber, über eine Genehmigung durch die Stände sowie die Beteiligung der Geistlichen keine weiteren Auskünfte geben. [4] Kf. Ludwig schickt eine Abschrift des Schreibens Kg. [Heinrichs VIII.] von England.² [5] Schreiben der Kfen. an Kg. [Franz I.] von Frankreich.³ [6] Weiterleitung eines Briefes Kf. [Friedrichs]. A Ed.

BayHStA München, Kasten blau, 103/3d, fol. 50r–51r (Konzept, zu eigenen Händen). RTA.JR 2, S. 953f., Nr. 249 (Regest mit Teiledition).

Stolpen, 3. Juli 1521 (Mittwoch nach Visitationis Marie virginis gloriosissime) Bf. Johann VII. von Meißen an Kf. Friedrich 1269

→ 1265 [1] Bf. Johann von Meißen bestätigt Kf. Friedrich, dass er dessen Schreiben [Nr. 1265] wegen des Pfarrers [Nicasius Clay] zu Schmiedeberg erhalten, gelesen und auch seinem Offizial Jakob Lose, Pfarrer zu Oschatz, vorgelegt hat. [2] Lose berichtete daraufhin, dass ihn mehrfach Gerüchte über das Fehlverhalten des Pfarrers erreicht hatten. Obwohl [Clay] informiert wurde, dass man die Gebrechen mit ihm gemeinsam verhandeln will und ihm dabei keine Gefahr droht, ist er der Aufforderung, vor dem bfl. Gericht zu erscheinen, nicht nachgekommen. [3] Der Bf. ist verpflichtet, Nachforschungen anzustellen und Strafen zu verhängen, wenn sich Priester ungebührlich verhalten. Wenn [Clay] von Bf. Johann selbst vorgeladen werden will, wird er das tun. [4] Bf. Johann möchte nicht, dass sein Offizial Personen aus dem Kurfürstentum gefangen nimmt und wegführt, es sei denn, es gibt dafür hinreichende Gründe. Kf. Friedrich weiß um die bfl. Rechte und wird gebeten, diese zu schützen. → 1285 A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. N 23, fol. 7rv (Ausfertigung).

1268 ¹ Dieser erschien bei Johann Schöffer in Mainz (VD16 R 758), ediert in: RTA.JR 2, S. 729–743, Nr. 101. Ein Exemplar ist überliefert in: LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. E 83. ² Kg. Heinrich VIII. von England rief in einem Schreiben an Kf. Ludwig V. von der Pfalz vom 20. Mai 1521 zur Verbrennung von Luthers Schriften auf (FB Gotha, Chart. A 338, fol. 166r–169v, Übersetzung von Georg Spalatin, ediert in: Cyprian: Nützliche Urkunden 2, S. 230–234, Nr. 52, lateinisch in: Kapp: Kleine Nachlese 1, S. 458–460, Nr. 12). Im Umfeld Kf. Friedrichs kannte man auch das Schreiben Kg. Heinrichs VIII. an Ks. Karl V. vom 20. Mai 1521 (FB Gotha, Chart. A 338, fol. 160r–165r, Übersetzung von Georg Spalatin, ediert in: Cyprian: Nützliche Urkunden 2, S. 226–230, Nr. 51). ³ Ein Entwurf des Schreibens vom Mai 1521 ist ediert in: RTA.JR 2, S. 385f., Nr. 41.

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1270 [Altenburg], 3. Juli 1521 (Mittwoch nach Visitationis Marie) Dekan [Konrad Gerhart], Senior und Kapitel des Georgenstifts zu Altenburg an Kf. Friedrich → 1266 [1] Dekan, Senior und Kapitel des Georgenstifts zu Altenburg erhielten die Aufforderung [Nr. 1266] Kf. Friedrichs, ihm zu berichten, wie bisher die Konfirmation eines Propstes vollzogen wurde. [2] Das Kapitel nominierte den erwählten Propst dem Kf., der diesen dann dem Abt des Benediktinerklosters Pegau als päpstlichem Kommissar in dieser Angelegenheit präsentierte. Der Abt konfirmierte schließlich den Propst. [3] Der nun erwählte Propst wird dies, wenn er bei Kf. Friedrich um die Präsentation bittet, weiter ausführen. → 1275 A

LATh – StA Altenburg, Landesregierung, 4251, fol. 109rv (Ausfertigung).

1271 Lochau, 5. Juli 1521 (Freitag nach Visitationis Marie virginis) Kf. Friedrich: Gunstbrief [1] Kf. Friedrich bewilligt für sich und seinen Bruder Hz. Johann den Verkauf von 15 Gulden jährlicher Zinsen auf 300 Gulden Hauptsumme aus dem Gut Kanewitz auf Wiederkauf in den nächstfolgenden drei Jahren durch die Brüder Hans, Georg und Nikel von Minckwitz an Äbtissin und Konvent des Zisterzienserinnenklosters Mühlberg. [2] Sollten die von Minckwitz oder ihre Erben die Zinsen innerhalb der Frist nicht zurückkaufen, behalten sich Kf. Friedrich und Hz. Johann für sich und ihre Erben das Vorkaufsrecht daran vor. Außerdem bleiben alle Ritterdienste und Rechte, die Kf. Friedrich und Hz. Johann an dem Gut haben, von dem Verkauf unberührt. A

SächsHStA Dresden, 10001 Ältere Urkunden, Nr. 10333, unfol., 1 Bl. (Ausfertigung, 1 Siegel).

1272 Lichtenberg, 5. Juli 1521 (Freitag nach Visitationis Marie) Wolfgang Reißenbusch an Kf. Friedrich [1] Wolfgang Reißenbusch, Präzeptor [des Antoniterklosters] Lichtenberg, erklärt Kf. Friedrich, dass er vom Vorwerk Döhlen bei Rosenfeld jährliche Zinsen in Höhe von 15 alten Schock für ein geistliches Lehn entrichten muss. Da der Ertrag des Vorwerks allerdings stark gesunken ist, schrieb Reißenbusch an Bf. Johann VII. von Meißen mit der Bitte um Ermäßigung der Zahlungshöhe. Seine Bittschrift an den Bf. und dessen Antwort gibt Reißenbusch im Folgenden im Wortlaut wieder, damit sich Kf. Friedrich über den Fall informieren kann. [2] Reißenbusch berichtete in seiner Supplikation dem Bf. von Meißen, dass ein Priester in Dresden, Jakob Kuhn, mit dem Fronleichnamsaltar (altar corporis christi) in Herzberg belehnt ist. Den Altar hatte Hz. Wenzel von Sachsen im

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Nr. 1273

Jahr 1377 gestiftet und finanziell ausgestattet. Laut Stiftungsbrief sind vom Dorf Döhlen 15 alte Schock zu zahlen. Der Verpflichtung kamen Präzeptor Reißenbusch und seine Amtsvorgänger bisher immer nach, obwohl es bereits seit über 40 Jahren in Döhlen weder ein Dorf noch eine Kirche gibt, sondern nur ein Vorwerk. Die dazugehörigen Äcker werden zunehmend von der Elbe überflutet. Da der Ertrag immer mehr sinkt, ist die Zinszahlung beschwerlich. Reißenbusch schlug Bf. Johann als oberstem Lehnsherrn vor, dass auch eine Besichtigung vor Ort erfolgen kann. Dann wollte Reißenbusch der Entscheidung des Bf. in der Angelegenheit Folge leisten. [3] Am 19. April antwortete Bf. Johann, dass die Besichtigung des Vorwerks und der Äcker durch den Besitzer des Altars, Jakob Kuhn, und durch den Patron des Altars erfolgen soll. Wenn Reißenbusch ihm anzeigt, wer der Lehnsherr oder Patron des Lehns ist, und wenn Bf. Johann wieder in Stolpen weilt, wird er Kuhn und dem Patron die Besichtigung und weitere Verhandlungen in der Sache anordnen. Wenn eine Verzögerung eintritt, soll Reißenbusch den Bf. an den Fall erinnern. [4] Am 27. April schrieb Reißenbusch dem Bf., dass laut seinen Nachforschungen der Kf. von Sachsen Patron und Kollator des Altars ist. [5] Reißenbusch hofft, dass Kf. Friedrich als Patron in die Verringerung der Zinszahlung durch den Bf. von Meißen einwilligt. Er bittet den Kf. um ein Unterstützungsschreiben in der Angelegenheit an den Bf. [6] Nachschrift: Reißenbusch weist den Kf. darauf hin, dass inzwischen die Gegend, wo einst das Dorf und die Kirche Döhlen standen, von der Elbe überflutet wurde und nun alles ertränkt ist. → 1276 A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Kk 781, fol. 2r–5v (Ausfertigung).

1273 Lochau, 6. Juli 1521 (Sonnabend nach Sankt Ulrichstag) Kf. Friedrich an Haubold von Einsiedel [1] Kf. Friedrich erinnert seinen Rat Haubold von Einsiedel an den langen Bericht, den Abt [Antonius Dietz] des Zisterzienserklosters Buch schickte, nachdem ihm der Kf. die Klageschrift [Nr. 1235] des Rats und der Gemeinde zu Belgern übersandt hatte [Nr. 1253], sowie an die darauf vom Kf. aus Wittenberg abgeschickte Antwort an den Abt. Der Kf. war davon ausgegangen, dass damit bis zu einer weiteren Entscheidung Ruhe einkehrt. [2] Nun erreichte den Kf. ein neuerliches Schreiben des Abts, welches der Kf. mitschickt und in dem der Abt ihn angreift und ihm Wortbrüchigkeit vorwirft. Der Kf. wie auch die Räte hatten in dieser Angelegenheit keine andere Absicht, als Frieden und Einigkeit herzustellen. [3] Einsiedel und die anderen kfl. Räte sollen sich beraten und dem Abt eine Antwort geben. Die Schriftstücke zu diesem Fall sollen sie an Kf. Friedrich zurückschicken. [4] Zettel: Kf. Friedrich übersendet außerdem ein Schreiben des Leonhard Zehender, Domherr und Kantor des Georgenstifts zu Altenburg, der anzeigt, dass der verstorbene Albrecht von Draschwitz dem Stift einen Zins auf Wiederkauf verkauft hat, den er zuvor seiner Frau als Leibgut verschrieben hatte. Kf. Friedrich hält es für gut, den Geleitsmann [Hans von Minckwitz] zu beauftragen, in dieser Sache Nachforschungen anzustellen und gegebenenfalls der Witwe zu ihrem Recht zu verhelfen. Die Räte sollen auch darüber beraten und einen Boten entsprechend abfertigen. A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Kk 134, fol. 33r–34v, Zettel: 34r (Konzept).

Nr. 1274

6. Juli 1521

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1274 Lochau, 6. Juli 1521 (Sonnabend nach Udalrici) Kf. Friedrich an Haubold von Einsiedel [1] Kf. Friedrich erinnert Haubold von Einsiedel an den Fall des Pfarrers [Nicasius Clay] zu Schmiedeberg, der von dem Offizial [Jakob Lose] des Bf. [Johann VII.] von Meißen beschwert wird, und übersendet Einsiedel das jüngste Schreiben [Nr. 1269] des Bf., das vorausgegangene Schreiben [Nr. 1265] des Kf., den Brief [Nr. 1257] des Pfarrers sowie die Supplikation [Nr. 1261] eines weiteren Priesters [Thomas Nauenhayn]. [2] Da Einsiedel weiß, aus welchen Gründen Kf. Friedrich in seinem Brief an den Bf. von der päpstlichen Bulle [„Exsurge Domine“], von der das Handeln des Offizials herrührt, keine Erwähnung (anzaigung) machen wollte, soll er mit den anderen kfl. Räten beraten, ob dem Bf. in dieser Sache erneut geschrieben oder [Clay] geraten werden soll, sich mit bfl. Geleit zum Offizial zu begeben. [3] Den Ratschlag soll Einsiedel gemeinsam mit den übersandten Schriftstücken an den Kf. zurückschicken. → 1281 A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. N 23, fol. 8rv (Ausfertigung).

1275 Lochau, 6. Juli 1521 (Samstag nach Sankt Ulrichstag) [Kf. Friedrich] an Dekan [Konrad Gerhart], Senior und Kapitel des Georgenstifts zu Altenburg → 1270 [1] [Kf. Friedrich] erhielt den Bericht [Nr. 1270] des Dekans, Seniors und Kapitels des Georgenstifts zu Altenburg. Daraus erfuhr [Kf. Friedrich], dass das Kapitel den erwählten Propst ihm gegenüber nominiert, den er dann dem Abt zu Pegau als päpstlichem Kommissar präsentiert, der schließlich den Propst konfirmiert. [2] Weil sich der Abt des Benediktinerklosters Pegau in einem anderen Fürstentum befindet, wünscht [Kf. Friedrich] vom Dekan, Senior und Kapitel des Georgenstifts zu Altenburg zu erfahren, wie das Recht zur Konfirmation an den Abt zu Pegau gekommen ist, damit er sich auf die Bitte des erwählten Propstes hin mit der Präsentation danach richten kann. A

LATh – StA Altenburg, Landesregierung, 4251, fol. 110r (Konzept).

1276 Lochau, 7. Juli 1521 (Sonntag nach Sankt Ulrichstag) Kf. Friedrich an Präzeptor [Wolfgang Reißenbusch] → 1272 [1] Kf. Friedrich empfing das Schreiben [Nr. 1272] des Präzeptors [Wolfgang Reißenbusch des Antoniterklosters] Lichtenberg wegen des Vorwerks Döhlen, mit dem sich der Präzeptor an Bf. [Johann VII.] von Meißen gewandt hatte. [2] Da der Stand der Angelegenheit so ist, dass der Bf. dem Präzeptor antworten will, soll die Bitte [Reißenbuschs] an Kf. Friedrich um eine Unterstützungsschrift nicht weiterverfolgt werden,

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7. Juli 1521

Nr. 1277

bis [Reißenbusch] wieder zum Kf. kommt. Dann will Kf. Friedrich dem Präzeptor seine Meinung in dieser Angelegenheit mitteilen. A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Kk 781, fol. 6rv (Konzept).

1277 [Lauterberg], 7. Juli 1521 (Sonntag nach Visitationis Marie) Johann von Kanitz an Kf. Friedrich [1] Johann von Kanitz, Propst des Petersstifts auf dem Lauterberg, teilt Kf. Friedrich mit, dass er dessen Schreiben samt der beigelegten Bittschrift erhalten hat. [2] Der Kf. weiß, dass die von Weltwitz den Propst durch das Verschweigen der Wahrheit beschweren und Hans von Minckwitz sie gebeten hat, sich nichts unrechtmäßig anzueignen [vgl. Nr. 1047 und Nr. 1199]. Kanitz hat auch an die kfl. Räte nach Eilenburg geschrieben und eine gütliche Einigung angeboten. Das haben die von Weltwitz abgelehnt und eine Klärung durch das Hofgericht gefordert. [3] Kanitz teilt mit, dass er zum angesetzten Tag vor dem Hofgericht erscheinen und dessen Entscheidung folgen wird. A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Kk 1127, fol. 3rv (Ausfertigung).

1278 Hz. Johann: Privileg

Coburg, 8. Juli 1521 (Montag Sankt Kilianstag)

[1] Hz. Johann überprüfte auf Bitten des Bgm. und Rates der Stadt Coburg die Stiftung einer ohne Erben verstorbenen Frau, Tochter des Hans König und Ehefrau des Hans Fuchszagel. Laut ihrem letzten Willen sollten 800 Gulden der Pfarrkirche St. Moritz zu Coburg zugunsten der Unterhaltung eines Predigers zugewiesen werden. Das Geld wurde dagegen für die Errichtung eines Lehns in der Schlosskapelle Coburg verwendet. Bgm. und Rat baten, dass ihnen das Patronat des Lehns, das Kf. Friedrich und Hz. Johann zusteht, übertragen wird. [2] Dieser Bitte entsprechen Hz. Johann und Kf. Friedrich. Sie treffen Regelungen zur Besetzung der Stelle mit einem gelehrten Prediger und zur Durchführung der mit dem Lehn verbundenen Messen. A B

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LATh – HStA Weimar, EGA, Urkunde 3832, unfol., 1 Bl. (Ausfertigung, Pergament, 1 Siegel). LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Mm 116, fol. 1r–2v (Konzept).

[1] Von gotes genaden wir Johanns, hertzog zu Sachssen, lanndtgraf in Duringen unnd marggraf zu Meissen. Als unns unser lieben getreuen burgermeister und rhat unnser stadt Coburg furbracht, wie in verganngner zeit Hanns Konig, die zeit burger zu Coburg, ain tochter mit redelicher narung nach sich gelassen, die volgenndt ainen, Hanns Fuchszagel genandt, zu der ehe genomen, welche ir in der

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ehebetheidigung¹ achthundert gulden, die sie in zeit irs lebens nach irm gefallen zubeschaiden, vorbehalten, und so dieselb verstorben und nit erben gelassen, hett sie vor irm absterben, wiewol bedechtiglich, williglich unnd aus gutem vorsatz, auch zu trost und hail irer selen selickeit, angetzeigter vorbehaltung nach gemelte achthundert gulden zu der predicatur in sanndt Moritzen pfarkirchen zu Coburg testirdt unnd beschaiden, damit ein gelerter unnd tuchtiger prediger dem gemeinen folck zu cristlicher unterweisung unnd gutem erlangt unnd erhalten werden mocht. Unnd wiewol solch geldt durch irn hauswirdt Hannsen Fuchszagel zuvolbringung unnd zuvolstreckung irs letzten willen ausgericht und dargewandt, solle doch damit umbgangn unnd gebaret worden, das damit ir der stiffterin letzter will nit volbracht, sundern ain lehen in der capellen auf unserm slos Coburg in der ehre der mutter gotes aufgerichtet sein. Weil nu ane das ain prediger mit geringer versoldung versehen und dermassen, das ein ansehelicher gelerter man zu seinem enthaldt daran nit begnugig sein mag, haben unns darumb burgermeister unnd rhat obgedacht gebeten, sie und das gemeyne folck hirinnen gnediglich zubedenckn und yne dem rhate das patronat gedachts lehens, das unnserm lieben brudern und uns zustendig unnd auffm slos fur berurte achthundert gulden gestifftet, aus gnaden zukommen zelassen. [2] Wann wir unns nu der sachen notturfftiglich erkundet und befunden haben, das die achthunderdt gulden nit zu dem gaistlichen lehen, sundern durch die frau zu der predicatur, wie uns der rhat angetzeigt, beschieden, und furder ir letzter will volbracht und gehalten werdt, wir auch bestimbtem rhat umb irer getrauen und willigen dinst willen mit besundern gnaden gneigt, haben wir derhalben ir bit angesehen und daneben bedacht, was guts unnd besserung dem gemeynen folck durch cristlich und gut unnterweisung ains richtigen unnd verstendigen predigers kommen unnd erschiessen mag. Bekennen wir demnach fur den hochgebornnen fursten hern Friderichen, hertzogen zu Sachssen, churfursten etc., unsern lieben brudern, uns, unnser baider erben unnd nachkomen und thun kundt allermeniglich, das wir von gedachts unnsers lieben brudern unnd unnsertwegen das patronat unnd leihung angetzeigts lehens dem rhat zu Coburg unnd allen iren nachkomen von unnser furstlichn gewaldt und macht ewiglich zuhaben gegeben, geeigendt unnd vertziehen haben. Geben, aigen unnd vertzeihen unns des, wie gemelt, hirmit gegenwertiglich in unnd mit crafft diss brives, sovil wir unnsers lieben brudern und unnsernhalb zethun haben also, das der rhat zu Coburg unnd ire nachkommen solch lehen nach totlichem abgang des itzigen besitzers, er Baltazar Thurschmids, so fern sie das von demselben in anndere wege nit ehr zu sich bringen unnd erlangen mugen, einen prediger, welcher gelerdt, verstenndig unnd gemeinem folck cristlich unnd wol vorsteen mag, leyhen unnd darinnen wieder gifft², gabe, freundtschaft oder 1278 ¹ Eheverabredung. ² Geschenk.

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vheindtschafft ansehen sollen. Es sollen auch der rhat unnd alle ire nachkomen allwege fug unnd macht haben, wo ain prediger zurzeit aufgenomen, der dem gemeynen folck nicht nutzlich oder der predicatur nicht vor sein kondt oder aber das er dieselb ainem anndern verlassen, aufgeben oder bestellen woldt, sie desfals von ime zunemen und mit ainem andern frommen, verstendigen man, mit welchem zuforderst das folck versorgt, zuversehen. Wo es aber annders erging, wellen wir unns hirmit fur unns, unser erben unnd nachkomen vorbehalten haben, darynnen enderung unnd geburlich einsehen furzuwendn, damit ye das gemeine folck verwardt. Zu dem sollen auch die messen, so sich wochennlich bestimbts lehenns halben auffm slos Coburg nach lauth der confirmacion, welcher messen zwu sindt, zuhalten geburn, durch den rhadt unnd ire nachkomen vleissiglich besteldt unnd ane abbruch gehalten werden, wie unns dann der rhat derhalben fur sich und ire nachkomen, das solchs alles, wie obstedt, vest unabgenglich unnd unverbruchlich gehalten, ainen revers zugesteldt und ubergeben haben, alles treulich und angeverdet. Hirbey sindt gewest unnd getzeugen unser rethe und lieben getreuen Wolf von Weissennbach ritter des Hailigen Romischen Reichs erbritter ambtman zu Zwickau, Hanns von Sternberg ritter zu Calenberg, Johan von der Sachssa doctor und ander der unsern gnug glaubwirdiger. Zuurkundt mit unserm hirangehangnem insigel wissenntlich besigeldt.

1279 Lochau, 12. Juli 1521 (Freitag nach Sankt Kilian) Kf. Friedrich an Hz. Georg von Sachsen → 1267 [1] Kf. Friedrich erhielt das Schreiben [Nr. 1267] Hz. Georgs von Sachsen in der Angelegenheit des Mannes, der auf Veranlassung von Heinrich von Leipzig, Amtmann zu Düben, im Dorf Schirmenitz gefangen genommen wurde. [2] Kf. Friedrich, der von seinen Räten bereits über den Fall und den damit zusammenhängenden Briefwechsel¹ unterrichtet wurde, schlägt Hz. Georg vor, dass ihre Räte auf dem wegen Otto Schenk [von Landsberg] angesetzten Treffen in Wurzen am 23. Juli auch darüber verhandeln sollen. SächsHStA Dresden, 10024 Geheimer Rat (Geheimes Archiv), Loc. 07191/08, fol. 15rv (Ausfertigung). B LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. B 1034, fol. 26rv (Konzept). Bem. Laut Kanzleivermerk (Überlieferung A) wurde [Nikolaus] von Heinitz am 15. Juli 1521 beauftragt, in der Angelegenheit mit den Räten Kf. Friedrichs am 23. Juli zu verhandeln. A

1279 ¹ Vgl. zu den Korrespondenzen in der Angelegenheit zwischen dem Kapitel des Domstifts zu Meißen, Hz. Johann d. J. und Hz. Friedrich d. J. von Sachsen, den Räten Kf. Friedrichs zu Eilenburg sowie Heinrich von Leipzig und anderen Beteiligten seit Mai 1521 die Schreiben in den Akten LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. B 1034 und SächsHStA Dresden, 10024 Geheimer Rat (Geheimes Archiv), Loc. 07191/08.

Nr. 1280

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1280 Wittenberg, 12. Juli 1521 (am Abend Margarethe virginis) Vizerektor [Tilemann Platner], Magister und Doktoren der Universität Wittenberg an Kf. Friedrich [1] Vizerektor, Magister und Doktoren der Universität Wittenberg teilen Kf. Friedrich mit, dass sich Philipp Seidler, Bergmeister in Glashütte, mit dem beiliegenden Schreiben an sie gewandt hat. Seidler teilte ihnen mit, dass sein Bruder Jakob Seidler, Pfarrer in Glashütte, von Bf. [Johann VII.] von Meißen bereits seit etlichen Wochen gefangen gehalten wird. Trotz fsl. Fürbittschreiben konnte Philipp Seidler es bisher nicht erreichen, dass sein Bruder in die Hand von Bürgen übergeben wird. Die Gründe für die Inhaftierung kann der Kf. den beigelegten Artikeln entnehmen.¹ [2] Vizerektor, Magister und Doktoren sind der Meinung, dass die in den Artikeln festgehaltenen Vorwürfe unberechtigt sind. Sie wollen Jakob Seidler, der Mitglied ihrer Universität ist, gern helfen, befürchten jedoch, dass der Bf. von Meißen ein Schreiben der Universitätsmitglieder, denen gegenüber er negativ eingestellt ist, zurzeit nicht gut aufnimmt, sondern dass es ihn zu weiterem Zorn reizen würde. [3] Die Universitätsmitglieder bitten daher den Kf. um ein Fürbittschreiben an Bf. [Johann] von Meißen. Sie schlagen vor, dass Jakob Seidler an Bürgen übergeben werden soll, damit er Gelegenheit hat, seine Unschuld zu beweisen, unter der Auflage, sich wieder zu stellen, wenn dies scheitert.² A Ed.

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. O 410, fol. 2rv (Ausfertigung). Hasse: Jakob Seidlers Ordnung, S. 94f., Nr. 2 (Volltext, mit fehlerhafter Datierung auf den 13. Juli 1521).

1280 ¹ In der Akte befindet sich das Schreiben Philipp Seidlers an die Universität Wittenberg vom 7. Juli 1521 (LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. O 410, fol. 1rv, Ausfertigung, ediert in: Hasse: Jakob Seidlers Ordnung, S. 92f., Nr. 1). Daraus geht hervor, dass Jakob Seidler am 17. Mai 1521 durch Bf. [Johann] von Meißen inhaftiert worden war. Fürbittschreiben, die Philipp Seidler u. a. von [Hz. Johann d. J. von Sachsen], [Hz. Friedrich d. J. von Sachsen] und Hz. Heinrich von Sachsen erlangte, blieben ergebnislos. Der Bf. übergab Jakob Seidler schriftliche Anklagepunkte, auf die sich dieser, durch Eid verpflichtet, verantworten sollte. Mit der Antwort war der Bf. aber nicht zufrieden. Mit der Begründung, dass sein Bruder Mitglied der Universität Wittenberg ist, wandte sich Philipp Seidler an die Universität. Er bat um Hilfe und Rat, wie sein Bruder auf die mitgeschickten Anklagepunkte antworten soll, und betonte, dass die Vorwürfe alle unwahr sind. Eine Abschrift der 52 lateinischen Anklagepunkte mit teilweise deutschen Einschüben liegt bei (LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. O 410, fol. 3r–4v, teilweise ediert in den Anmerkungen bei Hasse: Jakob Seidlers Ordnung, S. 81–86). Jakob Seidler wurde u. a. vorgeworfen, eine Ehe eingegangen zu sein und Ansichten Luthers zu verbreiten. Zudem versuchte er, in Glashütte einen Gemeinen Kasten einzuführen (eine Abschrift der Kastenordnung befindet sich in: LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. O 410, fol. 4v–5r, ediert in: Hasse: Jakob Seidlers Ordnung, S. 95–97, Nr. 3). ² Zu den Hintergründen der Inhaftierung Seidlers und dem weiteren Verlauf sowie zu seinem weiteren Lebensweg vgl. die Quellen in: ABKG 1, S. 171f., Nr. 212; S. 174, Nr. 215; S. 199f., Nr. 246; S. 217–226, Nr. 267; S. 235, Nr. 274; S. 581–583, Nr. 579; S. 593–596, Nr. 588–591; S. 596–599, Nr. 593; S. 726, Nr. 715.

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1281 Eilenburg, 14. Juli 1521 (Sonntag nach Sancti Kiliani) Haubold von Einsiedel an Kf. Friedrich → 1274 [1] Haubold von Einsiedel bestätigt Kf. Friedrich, dass er dessen Schreiben [Nr. 1274] in der Angelegenheit des Pfarrers [Nicasius Clay] zu Schmiedeberg, der durch den Offizial [Jakob Lose] des Bf. [Johann VII.] von Meißen beschwert wird, samt der diesen Fall betreffenden Schreiben erhalten und gelesen hat. [2] Einsiedel hat die Schriftstücke den in Eilenburg anwesenden Räten vorgelegt und sich mit ihnen in dieser Sache beraten. Sie empfehlen ein neuerliches Schreiben an den Bf. Auch wenn der Kf. dazu selbstständig in der Lage ist, haben sie seinem Befehl nach ein Gutachten darüber, was dem Bf. geschrieben werden soll, erarbeitet, welches Einsiedel mitsendet.¹ A B

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. N 23, fol. 9rv+14rv (Ausfertigung). LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. N 23, fol. 15rv (Konzept).

1282 [Erfurt], 15. Juli 1521 (Montag am Tag Divisionis apostolorum) Der Rat zu Erfurt an Kf. Friedrich, Hz. Johann und Hz. Georg von Sachsen [1] Der Rat der Stadt Erfurt teilt Kf. Friedrich, Hz. Johann und Hz. Georg von Sachsen mit, dass Kanoniker und Vikare des Marien- und des Severistifts zu Erfurt zum Rathaus gekommen sind und um Schutz und Hilfe gebeten haben, nachdem es zwischen ihnen und etlichen Studenten vor einiger Zeit Auseinandersetzungen gegeben hatte, in deren Folge Schäden entstanden sind. Außerdem haben die Kleriker um einen Termin für Verhandlungen gebeten. [2] Der Rat hat ihnen die in Abschrift beiliegenden Artikel¹ 1281 ¹ In ihrem Gutachten empfahlen die Räte, den Bf. aufzufordern, dafür zu sorgen, dass der Offizial dem Pfarrer die Gründe für seine Vorladung offenlegt. Sofern die Vorladung gerechtfertigt ist, würde der Kf. den Pfarrer anweisen, vor dem Offizial zu erscheinen. Außerdem sollte in dem Schreiben die Aufforderung erneuert werden, den Offizial davon abzuhalten, kfl. Untertanen im Kurfürstentum festzunehmen und außer Landes zu bringen (LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. N 23, fol. 10r–11v, undatiert). Eine zweite Fassung des Gutachtens ist mit der ersten nahezu identisch bis auf die am Rand eingefügte Aussage, dass der Kf. sich als christlicher Fürst gemäß der göttlichen Gebote verhalten will (ebd., fol. 12r–13r, undatiert). Am 21. Juli 1521 teilten Hieronymus Schurff, Christian Beyer und Gregor Heintz [aus Brück] dem Kf. mit, dass sie über die Schriftstücke zu dem Fall und über das Gutachten beraten sowie den Pfarrer zu Schmiedeberg heute (21. Juli) verhört haben und dem Kf. ihren Ratschlag, was dem Bf. geantwortet werden soll, übersenden (ebd., fol. 20rv). 1282 ¹ Es handelt sich um eine Auflistung von Punkten mit Forderungen des Stadtrats gegenüber den beiden Kapiteln, die u. a. die durch die Geistlichen vorzunehmende Auflistung ihrer Güter innerhalb und außerhalb der Stadt betreffen; den Umgang mit weltlichen Gütern; Steuerfragen; Geld- und Handelsangelegenheiten; vom Rat über die Kapitel verhängte Verbote, wie das des Brauens, des Einlagerns fremden Bieres oder Weins und des Verkaufs eigenen Weins. Zudem forderte der Rat den Verzicht auf geistliche Forderungen gegenüber Bürgern oder Untertanen des Stadtrats und Verweis dieser Angelegenheiten an den Stadt-

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vorgehalten, die sie angenommen haben. [3] Der Rat bittet die Fürsten, Behauptungen nicht zu glauben, wonach die Auseinandersetzungen mit Wissen des Rates erfolgt seien, sondern seine Darstellung zur Kenntnis zu nehmen. Er ist der Ansicht, dass er mit seinen Anliegen in seinen Artikeln unter Berücksichtigung der Beschwerden und Schulden nichts Ungebührliches von den beiden Kapiteln verlangt. [4] Der Rat bittet die Fürsten als seine Landes-, Schutz- und Lehnsherren um Hilfe und Rat. → 1283 LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. G 297, fol. 60rv (Ausfertigung). SächsHStA Dresden, 10024 Geheimer Rat (Geheimes Archiv), Loc. 09853/06, fol. 38r–39v (Abschrift). Bem. Das Schreiben erreichte zuerst Kf. Friedrich, der seinen Bruder Hz. Johann darüber informierte. Am 19. Juli übersandte Kf. Friedrich eine Abschrift des Schreibens (Überlieferung B) sowie eine Abschrift seiner Antwort [Nr. 1283] mit einem kurzen Begleitschreiben an Hz. Georg (SächsHStA Dresden, 10024 Geheimer Rat [Geheimes Archiv], Loc. 09853/06, fol. 36rv, Ausfertigung; LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. G 297, fol. 61r, Konzept). A B

1283 Lochau, 19. Juli 1521 (Freitag nach Divisionis apostolorum) Kf. Friedrich an den Rat zu Erfurt → 1282 Kf. Friedrich teilt dem Rat der Stadt Erfurt mit, dass er dessen Schreiben [Nr. 1282] wegen der Kanoniker und Vikare des Marien- und des Severistifts zu Erfurt erhalten hat und es berücksichtigen wird, wenn jemand wegen dieser ihm bisher unbekannten Angelegenheit an ihn herantritt. A

SächsHStA Dresden, 10024 Geheimer Rat (Geheimes Archiv), Loc. 09853/06, fol. 40r (Abschrift).

1284 Lochau, 25. Juli 1521 (Donnerstag Sancti Jacobi) Kf. Friedrich an die Universität Wittenberg [1] Kf. Friedrich erinnert die Wittenberger Universitätsmitglieder daran, dass vor Kurzem in seiner Anwesenheit in Wittenberg einige Lektionen an der Universität, die längere Zeit vakant waren, wiederbesetzt wurden. Die Entscheidung über die Lektion [im kanonischen Recht] aber, die der Propst des Allerheiligenstifts zu Wittenberg zu halten hat, wurde aufgrund einiger Bedenken bis zur Ankunft des [Justus Jonas in Wittenberg] verschoben, da die Angelegenheit mit dem neuen Propst verhandelt werden muss [vgl. Nr. 1263]. [2] Da nun der erwählte und bestätigte Propst [Justus Jonas] in wenigen Tagen nach Wittenberg kommt, fordert Kf. Friedrich die Universität auf, dass die entsprechenden

1282

vogt oder das Landgericht (SächsHStA Dresden, 10024 Geheimer Rat [Geheimes Archiv], Loc. 09853/06, fol. 41r–42v).

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Nr. 1285

Verhandlungen¹ geführt werden. Die Angelegenheit soll in der Weise geklärt werden, dass, wenn [Jonas] die Lektion nicht selber halten möchte, er einen anderen [Juristen] die Lektion halten lässt, den die Universität für geeignet hält. Weder dem Allerheiligenstift noch der Universität Wittenberg soll ein Nachteil entstehen. LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. O 321, fol. 6rv (Konzept). FB Gotha, Chart. A 1289 I, fol. 177r (Abschrift). Briefwechsel Justus Jonas, S. 68, Nr. 60 (Volltext, nach Überlieferung B, mit fehlerhafter Datierung auf den 31. Juli 1521). Bem. Vom selben Tag datiert ein weiteres Konzept des Kf. in derselben Angelegenheit an die Universität Wittenberg, das aber laut Kanzleivermerk „nit ausgangen“ ist (LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. O 321, fol. 9rv, Konzept; FB Gotha, Chart. A, Nr. 1289 I, fol. 178rv, Abschrift). A B Ed.

1285 Lochau, 28. Juli 1521 (Sonntag nach Sancti Jacobi apostoli) Kf. [Friedrich] an Bf. [Johann VII.] von Meißen → 1269 [1] Kf. [Friedrich] erhielt das Schreiben [Nr. 1269] Bf. [Johanns] von Meißen im Streitfall zwischen dem Pfarrer [Nicasius Clay] zu Schmiedeberg und dem bfl. Offizial [Jakob Lose]. [2] Da der Bf. selbst zugibt, dass der Offizial keinen Grund hatte, [Clay] persönlich vorzuladen, hat dieser sich nicht falsch verhalten, als er zwei Schmiedeberger Bürger an seiner Stelle schickte. Diese hätte man anhören oder ihnen die Ursachen für die Vorladung mitteilen sollen. Wenn [Lose] den Pfarrer weiter vorladen will, soll er die Gründe dafür anzeigen. Wenn diese gerechtfertigt sind, soll [Clay] mit bfl. Geleit vor dem Offizial erscheinen. [3] Kf. [Friedrich] fordert den Bf. noch einmal auf, dem Offizial zu verbieten, Personen aus Kf. [Friedrichs] und Hz. Johanns Fürstentum ohne Wissen der Fürsten oder ihrer Amtleute gefangen zu nehmen und außer Landes zu bringen. [4] Zettel: Kf. [Friedrich] schrieb in seinem vorherigen Brief [Nr. 1265], dass der Offizial ihm mit Eiden und Pflichten verbunden ist, weil er glaubte, dass dieses Amt noch [Christoph von] Petzschwitz, auf den das zutraf, innehat. A LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. N 23, fol. 31r–34r, Zettel: 32r (Konzept). Bem. Das vorliegende Konzept beruht im Wesentlichen auf den von Haubold von Einsiedel und anderen kfl. Räten gemachten Vorschlägen für ein solches Schreiben [vgl. Nr. 1281 Anm. 1]. 1284 ¹ Von Georg Spalatin erhielt Hans von Dolzig Anweisungen für die Verhandlungen (LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. O 321, fol. 14rv, Ausfertigung, undatiert, ediert in: Briefwechsel Justus Jonas, S. 68f., Nr. 61). Auch mit Justus Jonas stand Spalatin in engem Austausch mit dem Ziel, die Besetzung der juristischen Lektion, die Besoldung des anderen Gelehrten und das theologische Lehrangebot des Jonas zu klären (Briefwechsel Justus Jonas, S. 69, Nr. 62, datiert vom 31. Juli 1521). Zur Verhandlung zwischen der Universität, Justus Jonas und den kfl. Räten sind einige Stellungnahmen überliefert (vgl. LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. O 321, fol. 16r–18v, ediert in: Briefwechsel Justus Jonas, S. 70–72, Nr. 64; sowie LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. O 321, fol. 7r–8v, ediert in: Briefwechsel Justus Jonas, S. 72–74, Nr. 65).

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[1] Unnser fruntlich dinst zuvor. Erwirdiger ingot, besonder lieber frund, jungst ist uns von e. l. auf das schreiben, so wir dierselbn zuvor, in sachn den pfarer zu Schmidberg belangent, getan, schriftliche antwurt zu komen, welche an irem datum held Stolpen, mitwoch nach unser liebn frauntag vistationis, darynn angezaigt wirdet, wie ir dosselbig unser schreibn eurm official furgehalten und von im darauf bericht empfangen, als solt von gemeltm pfarer zu Schmidberg manigfaltige ubertretung und gerucht vor ine komen, auch von demselbn pfarer vil unfugs und ungehorsams gelaistet sein sol, das er in doch nit personlich vorzuladen verursacht. Und obwol derselbig pfarer volgenden verstendigt, das solch gebrechn mit andern dan im selbst nit fuglich zuhandeln, auch das er oder andere bey euch sich kains unrechtens zubefaren ader zuversehn, so war er doch aussenbleibn und bisanher uf euer gerichts citacion geburlichn gehorsam nit gelaistet etc. Wie nu dieselb eur schrifft und antwurt, die wir in irem wordt lassen, weiter melden tut etc., habn wir horen lesen. [2] Und nachdem ir in solchem eurm schreibn auf bescheen des officials bericht selbs bekennen tut, das der official den pfarrer personlich vorzuladen nit ursach gehabt, auch durch e. l. ader den official nit verneint wirdet, das der briester zwen unser burger von Schmidberg, an seiner stat zuerscheinen, abgevertigt und verordent hat, so konnen wir bei uns nit ermessen, mit was fug dem armen briester durch euch ader den official mag aufgelegt werdn, als solt er auf euer gerichts citacion geburlichn gehorsam nit gelaistet haben. Und die zwen geschiktn weren unsers bedenkens bescheener ladung nach billich gehort ader inen zum wenigsten dy ursachn, derhalbn der pfarer citirt, angezaigt worden. Aber wie dem, wo der official den pfarer weiter unangefochten zulassen nit vermeint, bitten wir, e. l. wolln mit im verfugen, das dem briester dy ursachn, worumb er citirt, in der citacion angezaigt werden. So dan doraus befundn, das dieselbn des vermogens, das der pfarrer personlich und nit durch seinen anwaldn derwegen zuerscheinen verpflicht, wolln wir ine alsdan weisen, das er auf euer sicher glait vor dem official vorkomen und sein notturfft wider desselbn officials vermeinte beschuldigung darthun sol, in zuversicht, e. l. werdn sich in dem wie geburlich erzaigen. [3] Unnd als ir im beschließ euers schreibens vermelden thut, das ir nit gern woltet, das yemand der geistlichen irer jurißdiction zugethan, wo es nit großslich oder mergklich verursacht wurde, durch euern official in unnserm furstenthumb solten gefangen unnd daraus gefhurt werden etc. Weyl ir dan auß vorigem unnserm schreiben vermargkt, das unns solch vornemen von dem official, der sich anmassen will, den pfarrer oder anndere unnsers furstenthumbs unnd in unnsern lannden unnd furstlichen obrigkeitten seins gefallens zufahen unnd in anndere oberkeit zufuren, beswerlich unnd unleidlich, zu dem, das es hievor dermassen nit herkomen, yemands in unnsers lieben bruders herczog Johansen etc. und unser furstenthumb lannden unnd gebietten zufahen unnd an seiner lieb unnd unnser oder unnser ambtleut

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wissen unnd willen darauß fhuren zulassen. Die recht auch, darauff ir euch in dem fal zubehelffen vermeint, unns an unnsern furstlichen regalien unnd oberkeitten unnsers verhoffens nichts benemen mogen. Stellen wir in kainen zweivel, ir werdet nochmals mit euerm official in betrachtung obvermelter ursachen unnd unnsers erbietens verschaffen, sich des hinfurder nit zu undtersteen noch die unnsern der gestalt wider billigkeit zubeschweren lassen. Das wolten wir e. l., der wir mit freuntschafft geneigt, nit verhalten. [4] Das wir in negster unser schrift des officials seiner aid und pflichten etwas gedacht, ist aus dem bescheen, das wir nit anders gewust, dan doctor Betzschicz, welcher unns mit lehen und aidspflichtn verwandt, sey noch official, und habn von disem official als pfarrer zu Oschatz nichts gewust. Das wolten wir e. l. auch nit unangezaigt lassen. 1286 Zeitz, 4. August 1521 (Sonntag nach ad vincula Sancti Petri) Statthalter [Eberhard vom Thor] und Räte [Bf. Philipps] von Freising und Naumburg an Kf. Friedrich [1] Der Statthalter und die Räte [Bf. Philipps] von Freising und Naumburg in Zeitz bedanken sich bei Kf. Friedrich für seine tröstliche Antwort auf ihr Schreiben wegen Aufruhrs in Naumburg, Zeitz und anderen Orten im Stiftsgebiet. [2] Statthalter und Räte berichten über die Ansprüche Georg Keyls, die dieser wegen seiner Schwester in der Angelegenheit des inzwischen verstorbenen Johann von Kitzscher gegenüber dem Domkapitel zu Naumburg erhebt, mit Androhung einer Fehde. Kitzscher hatte zu seinen Lebzeiten die Vorwürfe abgestritten und rechtliche Klärung angeboten. Statthalter und Räte bitten für Verhandlungen in der Angelegenheit in Jena am 19. August um Unterstützung durch Räte Kf. Friedrichs neben den Räten Hz. Johanns. [3] In Abwesenheit Kf. Friedrichs nahm der Rat der Stadt Zwickau den Prediger Thomas [Müntzer] an der Kirche St. Katharinen an. Er verbreitet unchristliche Lehren und verführt das Volk zu Irrtum. Als sich [Müntzer] vor dem geistlichen Richter verantworten sollte, verteidigten ihn Rat und Gemeinde. Um Aufruhr zu vermeiden, haben Statthalter und Räte nichts unternommen. Inzwischen setzte der Rat den Prediger ab, weil er den Frieden störte. Daher hofften Statthalter und Räte auf Besserung. [4] Nun nahm der Rat aber Nikolaus Hausmann als neuen Pfarrer an, der in die Fußstapfen [Müntzers] tritt. Er maßt sich in Ehesachen Rechte an, die dem [Bf.] von Naumburg zustehen. Der [bfl.] Vikar [Nikolaus Tilemann] schrieb wegen verschiedener Artikel an Hausmann. Die Antwort Hausmanns, aus der sein Übermut und die Versuche, sich zu rechtfertigen, zu entnehmen sind, legen Räte und Statthalter in Abschrift bei.¹ Hausmann hat kein geistliches Recht studiert und kennt sich auch nicht in den kirchlichen Vorgehensweisen aus, zudem hält er das Volk an, vor Gericht nicht zu schwören, und er entzieht dem [Bf.] von Naumburg die ihm zustehenden Rechte. Da 1286 ¹ In der Akte liegt die Übersetzung Georg Spalatins eines Briefes von Nikolaus Hausmann an Nikolaus Tilemann vom 31. Juli 1521 (LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. B 845–847, fol. 4r–7r).

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Statthalter und Räte nicht dulden können, dass [Bf. Philipp] Rechte entzogen werden, bitten sie Kf. Friedrich, ihnen sein Bedenken und Rat mitzuteilen, wie diese Missstände künftig abgestellt werden können. → 1288 LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. B 845–847, fol. 8r–9v+12v (Ausfertigung). ThMA 3, S. 99f., Nr. 55 (Teiledition); Kirn: Friedrich der Weise, S. 181f., Nr. 6a (Regest mit Teiledition). Bem. Am 5. August 1521 schrieben Statthalter und Räte [Bf. Philipps] von Freising und Naumburg einen ähnlichen Brief an Hz. Johann [Nr. 1287]. A Ed.

1287 Zeitz, 5. August 1521 (Montag nach ad vincula Sancti Petri) Statthalter [Eberhard vom Thor] und Räte [Bf. Philipps] von Freising und Naumburg an Hz. Johann [1] Der Statthalter und die Räte [Bf. Philipps] von Freising und Naumburg in Zeitz bedauern, dass sie Hz. Johann in Abwesenheit ihres [Bf.] mehrfach wegen aktueller Angelegenheiten um Rat fragen mussten. [2] Statthalter und Räte berichten über die Ansprüche Georg Keyls, die dieser wegen seiner Schwester in der Angelegenheit des inzwischen verstorbenen Johann von Kitzscher gegenüber dem Domkapitel zu Naumburg erhebt, mit Androhung einer Fehde. Kitzscher hatte zu seinen Lebzeiten die Vorwürfe abgestritten und rechtliche Klärung angeboten. Statthalter und Räte bitten für Verhandlungen in der Angelegenheit in Jena am 19. August um Unterstützung durch Räte Hz. Johanns. [3] In Abwesenheit Hz. Johanns nahm der Rat der Stadt Zwickau den Prediger Thomas [Müntzer] an der Kirche St. Katharinen an. Er verbreitet unchristliche Lehren und verführt das Volk zu Irrtum. Als sich [Müntzer] vor dem geistlichen Richter verantworten sollte, verteidigten ihn Rat und Gemeinde. Um Aufruhr zu vermeiden, haben Statthalter und Räte nichts unternommen. Inzwischen setzte der Rat den Prediger ab, weil er den Frieden störte. Daher hofften Statthalter und Räte auf Besserung. [4] Nun nahm der Rat aber Nikolaus Hausmann als neuen Pfarrer an, der in die Fußstapfen [Müntzers] tritt. Er maßt sich in Ehesachen Rechte an, die dem [Bf.] von Naumburg zustehen. Der [bfl.] Vikar [Nikolaus Tilemann] schrieb wegen verschiedener Artikel an Hausmann. Die Antwort Hausmanns legen Statthalter und Räte in Abschrift bei, aus der sein Übermut und die Versuche, sich zu rechtfertigen, zu entnehmen sind. Hausmann hat kein geistliches Recht studiert und kennt sich auch nicht in den kirchlichen Vorgehensweisen aus, zudem hält er das Volk an, vor Gericht nicht zu schwören, und er entzieht dem [Bf.] von Naumburg die ihm zustehenden Rechte. Da Statthalter und Räte nicht dulden können, dass [Bf. Philipp] Rechte entzogen werden, bitten sie Hz. Johann, ihnen sein Bedenken und Rat mitzuteilen, wie diese Missstände künftig abgestellt werden können. [5] Statthalter und Räte teilen ferner mit, dass der Schosser zu Eisenberg [Bernhard Walde] den Pfarrer von Bobeck (Bobolts) im Auftrag Hz. Johanns bestraft hat, weil er einen Mann aus seinem Amt verwundet haben soll. Da es sich aber um eine geweihte Person handelt, fällt der Fall unter geistliche Gerichtsbarkeit. Statthalter und Räte bitten deshalb Hz. Johann, seinen Befehl an den Schosser zurückzunehmen, so dass der Priester vor einem geistlichen Gericht

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bestraft werden kann. Auch soll die Strafe gegen die Leute von Altendorf ausgesetzt werden, die sich deswegen an Statthalter und Räte gewandt haben. A LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Kk 1537, fol. 1r–2v+4r–5v (Ausfertigung). Bem. Bereits am 4. August 1521 schrieben Statthalter und Räte [Bf. Philipps] von Freising und Naumburg einen ähnlichen Brief [Nr. 1286] an Kf. Friedrich. Ein Kanzleivermerk (LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Kk 1537, fol. 3r) hält fest: „In diser sach ist dem pfarer, schosser und rat zu Zwickau umb bericht geschrieben worden in beider unser gten. und g. hern namen.“.

1288 Lochau, 8. August 1521 (Donnerstag nach Sankt Donati) Kf. Friedrich an Statthalter [Eberhard vom Thor] und Räte [Bf. Philipps von Freising und Naumburg] → 1286 [1] Kf. Friedrich bestätigt dem Statthalter und den Räten [Bf. Philipps von Freising und Naumburg] in Zeitz den Eingang ihres Schreibens [Nr. 1286] wegen Georg Keyls Forderung gegen das Domkapitel zu Naumburg und wegen Nikolaus Hausmann, Pfarrer in Zwickau. [2] Statthalter und Räte erwähnten, dass sie auch an Hz. Johann geschrieben haben mit der Bitte, Räte zu einer Verhandlung wegen Keyl am 19. August nach Jena zu schicken. Da Kf. Friedrich bald mit seinem Bruder zusammentreffen wird, will er sich mit ihm besprechen und auf die anderen Punkte durch die Räte, die nach Jena geschickt werden, antworten lassen [vgl. Nr. 1292]. A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. B 845–847, fol. 10r (Konzept).

1289 Lochau, 9. August 1521 (Freitag nach Sankt Donatstag) Kf. Friedrich an Kard. Albrecht [1] Kf. Friedrich erinnert Kard. Albrecht daran, dass sein magdeburgischer Kanzler Lorenz Zoch vor Kurzem bei ihm war, und führt aus, was ihm Zoch im Auftrag Albrechts über Angriffe auf Geistliche in den Gebieten des Erzbistums [Magdeburg] vorgetragen hat. Albrecht bat den Kf. um Rat und darum, im Kurfürstentum dafür zu sorgen, dass die Unruhen unterdrückt und Rechte und Besitzungen der Geistlichen geschützt werden. Zudem trug Zoch den Fall des Propstes zu Kemberg [Bartholomäus Bernhardi] vor.¹ [2] Kf. Friedrich gab Zoch zu erkennen, dass er mit einem eigenen Gesandten Kard. Albrecht antworten will. Da Kf. Friedrich aber Zoch in anderen Punkten der Unterredung seine Meinung mitteilte und darauf noch keine Rückmeldung Albrechts erhalten hat, gibt er nun, um weitere Verzögerung zu vermeiden, seine Antwort zur Angelegenheit des Aufruhrs und der Empörung zwischen Geistlichen und Weltlichen. [3] Im Fall der 1289 ¹ Bernhardi hatte im Mai 1521 Gertraude Pannier aus Kemberg geheiratet (vgl. WA.Br 2, S. 346–352, Nr. 413, Luther an Melanchthon vom 26. Mai 1521).

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Eheschließung des Propstes zu Kemberg wandte sich Kf. Friedrich vor dem Hintergrund der Vorwürfe und des Anliegens Kard. Albrechts an den Propst und erbat von diesem eine Erklärung, die in Abschrift² mitgeschickt wird. → 1304 A

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LASA Magdeburg, A 1, Nr. 492, fol. 4r–7v (Ausfertigung).

[1] Unnser freuntlich dinst unnd was wir liebs unnd guts vermugen alletzeit zuvor. Erwirdigster in got vater, hochgeborner furst, lieber herr ohem unnd bruder, nachdem euer lieb am jungsten iren magdburgischen cantzler doctor Laurentzen Zoch alhie bey unns gehabt, welcher von wegen euer lieb auff ein credentzbrieff an uns geworben: Euer lieb zweyvelten nit, unns were unverborgen, was beschwerlicher auffrur und entporung hin und wieder an vil orten in euer lieb ertzbisthumb und provyntzien gegen gemeyner briesterschafft unnd clerißey erhaben und furgenomen mit anschlaen vieler schmehe, schand unnd drau brieff, in welchen die priesterschafft und gemein clerißey auch etwan sonderliche person beschwerlich geschympfft, geschmehet unnd bedrauet. Auch daruber gewaltige handt an ire person, hab unnd gutter wieder alle christliche ordnung, lieb unnd gebot angelegt wurden. Auch sonst manichfeltiger weyß von leichtfertigen personen unnd dem gemeynen hauffen verechtlich gehalten und beschwert, darauß ein beschwerlicher unnd unchristlicher ungehorsam, verachtung der gotlichen gebot unnd verdrugkung christlicher ordnung unnd gottes dinst erfolget, auch furder ervolgen wurde, unnd dartzu ein gantze zurugkung alles christlichs gehorsams, lieb unnd fridens, wo diesem mutwilligen boßen furnemen nit verkomen wurde. Und dabey angezaigt, wiewol euer lieb in keinen zweyvel stelten, das solch mutwillich unchristlich furnemen wieder gebot unnd verbot gotlicher unnd weltlicher recht, wieder christlich gehorsam unnd gemeynen friden von vil leichtfertigen leuthen mit vergessenhait irer selen seligkait gehandelt, unns als eynem loblichen churfursten gar nit gefallen wurde, mit ferrer antzaig, das euer lieb auß zustehender gebur derßelben euer lieb ampts als eins ertzbischoffs unnd primaten nit underlassen mochten, unnß ansuchen zulassen. Darauff gebeten, euer lieb unnßern rath freuntlicher meynung anzuzeigen und mitzutailen und das wir in unserm furstenthumb und gebiet darob sein unndt verfugen wolten, das die beschwerlich auffrur unnd unchristlich entporung gedempfft unnd furkomen, die clerisey bey iren privilegien, hab, guttern unnd gerechtigkaiten gehandhabt unnd geschutzt wurden unnd das lob gottes also nit verdrugken zulassen. Unnd darbey des pfarrers oder probsts halben zu Kemberg durch gemelten euer lieb cantzler auch geworben worden, wie dan euer lieb solchs alles ungezweyvelt wol wissent unnd solch werbung weiter gelaut hat etc., haben wir vernomen. 1289 ² Dabei handelt es sich um die öffentliche Verteidigungsschrift Bernhardis (CR 1, Sp. 421–440, Nr. 120), von der Melanchthon erstmals Ende Juli an Georg Spalatin berichtete (MBW.T 1, S. 315f., Nr. 153).

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[2] Darauff wir dan euer lieb cantzler under anderm angezaigt, das wir euer lieb darauff bey eigner botschafft antwurt geben wolten. Nachdem aber derßelbe cantzler darneben auch in andern sachen an unns geworben, derhalben wir ime unnßer bedengken etlicher maß angezaigt unnd er mit uns in denselben sachen den abschied genommen, das euer lieb unns darauff iren willen furderlich wurden vermelden, des wir bißher also gewart. Weyl sichs aber damyt vertzeucht, so haben wir mit unnßer antwurt euer lieb lenger nit auffhalten wollen unnd geben derselben freuntlicher meynung zuerkennen. Das nit an, wir haben hievor gehort, das etwan hin unnd fur auffrur unnd entborung under den gaistlichen unnd weltlichen entstehen unnd doch der ursachen desselben nit genug bericht worden. Wo aber die wider die gebot, lieb unnd ordnung gottes, wie euer lieb antzaigen, were hocherschregklich unnd unß nit lieb, zweyveln aber nit, euer lieb als ein ertzbischoff unnd vorgehester prelat in der gaistligkait werde auff bequem mittel unnd weg gedacht haben, wie die verhinderlichen ubel zuerhaltung der gebot gottes, aynigkait der hailigen christlichen kirchen unnd gemeynes frides zuverkomen sein sollen. Wir weren auch wol gneigt, euer lieb in dem freuntlich wilfharung zuertzaigen. Auch euer lieb unßer gemut zuvermelden unnd mitzutaylen, so haben wir unns doch unnd sonderlich, weyl wir nit wissen, welcher gestalt die auffrur unnd entporung furgenomen werden, das sie wieder die gebot gottes, aynigkait der hailigen christlichen kirchen unnd gemeinen friden sein, oder warumb sonst solch furnemen verursacht wirdet, nit entschliessen mogen, dan got lob von unsern gaistlichen biß anher dergleichen nichts an unns gelangt, welchs der ewig got furder auch gnediglich verhutten wolle. Wo aber etwas mit frevel unnd gewald dergestalt understanden unnd an unß gelangen wurde, darinne wollen wir unnß vermittelst gotlicher hilff sovil muglich als ein christlicher furst halten unnd dermassen ertzaigen, daraus unnser ungefallen vermargkt werden soll. Dan wir verhoffen je, der ewig got werd unns gnad verleyhen, das wir in zeit unnßers lebens, das so zu sterckung unnd merung der hailigen cristlichen kirchen, des lob gottes unnd zu gemeynem friden raichen magk, sovil an unnß treulich furdern und unnßer leben alß ein christlicher furst beschliessen mogen. [3] Aber belangendt den pfarrer oder probst zu Kembergk: Das sich der understanden und im hab ein weyb verelichen lassen, das dießer zeit wider sein aigen eyd, gelubd unnd zusag, darein er sich in annemung pristerlichs stands bedechtiglich verpflicht, unnd also ein offentlicher unchristlicher ungehorsam, mutwillig unnd frevelh furnemen sey, das euer lieb auß ertzbischofflichem ampt zuzesehen und nit zustraffen nit gebure. Weil aber euer lieb an zuthun unnd bewilligen unser zu solcher straff nit wol komen moge in ansehung, das sich der pfarrer in unßern weltlichen gerichten enthelt, darauff gebeten, das wir denselben pfarrer annemen und euer lieb antwurtten lassen wolten, euer lieb sich nit anders dan nach ordnung der recht unnd mit

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geburlicher straff unverweyßlich gegen im halten etc. Darauff geben wir euer lieb zuerkennen, das wir hievor bericht worden, das der probst zu Kembergk ime sal ein jungkfrau habe elichen lassen. Wir haben aber nit aigentlich gewust, wie es sich damit gehalden. Weil aber euer lieb unnß solchs auch angezaigt unnd darauff ansuchung gethan, so haben wir dem probst solch euer lieb antzaige unnd ansuchen zuerkennen geben unnd sein antwurt darauff begert, die er unns mit erbieten laut inligender copien gethan. Unnd mogen bey unns nit achten, was uber solch erbieten uns der wetlichen gericht halben euer lieb begern nach zuthun geburen wol. Das haben wir euer lieb nit vorhalten wollen, der wir freuntlich dinst zuertzaigen gantz willig sein.

1290 Karl von Miltitz an Kf. Friedrich

Portitz, 10. August 1521 (die Laurentii)

[1] Karl von Miltitz erinnert Kf. Friedrich an seinen Abschied aus Wittenberg, bei dem er den Befehl des Kf. erhielt, diesem Neuigkeiten aus Rom zu schicken, sobald Miltitz sie erhält. Miltitz informiert deshalb Kf. Friedrich, dass er Briefe aus Rom erhalten hat, in denen Papst [Leo X.] ihm schreiben ließ. Diese Briefe hat er dem Hersfelt¹ geschickt, um sie dem Kf. zu zeigen. Daraus ist zu vernehmen, dass die Sache Martin [Luthers] beim Papst nicht so schlecht steht, wie manche meinen. [2] Miltitz schilderte Papst [Leo X.] den Hergang des Falls, vor allem wie treu Kf. Friedrich auf die Verhandlungen zwischen Miltitz und [Luther] geachtet hat. Da dies dem Papst sicher gefallen hat, hofft Miltitz, wieder mehr Belange Kf. Friedrichs bei ihm ausrichten zu können. Nun weiß der Papst, dass ihm über Kf. Friedrich nicht die Wahrheit gesagt wurde. [3] Miltitz bittet deshalb Kf. Friedrich, an den Papst oder Kard. [Lorenzo] Campeggio (Compero) zu schreiben, mit dem Friedrich bereits Briefe gewechselt hat. [4] Miltitz erinnert nochmals an die Zusage Kf. Friedrichs und seines Bruders [Hz. Johann], die ihm in Gotha gegeben wurde. Ihm wurde gesagt, dass er weiterhin nachsuchen soll. Am 7. August war Miltitz bei Hz. Johann, der ihn an Kf. Friedrich verwies. Miltitz bittet Kf. Friedrich um gnädige Hilfe. → 1299 A Ed.

FB Gotha, Chart. A 337, fol. 51r–52v (Ausfertigung). W² 15, Sp. 798–801, Nr. 349 (Volltext, nach Cyprian); Cyprian: Nützliche Urkunden 1, S. 522–525 (Volltext).

1291 Lochau, 12. August 1521 (Montag nach Sankt Lorenzentag) Kf. Friedrich an Bf. [Johann VII.] von Meißen [1] Kf. Friedrich berichtet Bf. [Johann VII.] von Meißen, dass ihn Dietrich von Stauchwitz über seine wiederholte Bitte an den Bf. um ein Indult für die Pfarrkiche zu Schlieben 1290 ¹ Möglicherweise ist Bernhard von Hirschfeld gemeint.

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informiert hat. Demnach wünschte Stauchwitz, dass donnerstags das sacrament umhergetragen wird. Für dieses Indult sollte er 20 Gulden bezahlen, worüber Stauchwitz sich beschwerte. Obwohl er 12 Gulden geben wollte, konnte er das Indult nicht erlangen. [2] Die Bitte des Dietrich von Stauchwitz um ein Unterstützungsschreiben konnte Kf. Friedrich nicht verweigern. Kf. Friedrich zweifelt nicht, dass der Bf. das gute Werk nicht wegen des Geldes scheitern lässt. → 1337 A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. B 1074, fol. 4rv (Konzept).

1292 Lochau, 13. August 1521 (Dienstag nach Laurentii) Kf. Friedrich und Hz. Johann an Statthalter [Eberhard vom Thor] und Räte [Bf. Philipps von Freising und Naumburg] [1] Kf. Friedrich und Hz. Johann erinnern an die Schreiben [Nr. 1286 und Nr. 1287], die Statthalter und Räte [Bf. Philipps von Freising und Naumburg] zu Zeitz an sie wegen Georg Keyl, des Pfarrers [Nikolaus Hausmann] zu Zwickau und des Schossers [Bernhard Walde] zu Eisenberg gerichtet haben. Da Vinzenz von Schleinitz und [Donatus] Groß im Auftrag des Domkapitels zu Naumburg bei Hz. Johann waren und wegen Georg Keyl um Hilfe nachsuchten, haben Kf. Friedrich und Hz. Johann ihnen mündlich geantwortet [vgl. Nr. 1288]. [2] Über den Fall des Zwickauer Pfarrers sind sie nicht informiert. Sie wollen sich aber bei Pfarrer [Hausmann], Schosser [Wolfgang Böhm] und dem Rat der Stadt Zwickau erkundigen. [3] Kf. Friedrich und Hz. Johann wollen den Schosser zu Eisenberg anhören. Sie werden sich dann wieder bei dem Statthalter und den Räten melden. [4] Sie übersenden ihre Antwort [Nr. 1294] auf das gesonderte Schreiben Bf. [Philipps] von Freising, die Statthalter und Räte an ihren Herrn weiterleiten sollen. A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. B 845–847, fol. 11r (Konzept).

1293 Lochau, 13. August 1521 (Dienstag nach Laurentii) Kf. Friedrich und Hz. Johann an Nikolaus Hausmann [1] Kf. Friedrich und Hz. Johann informieren Nikolaus Hausmann, Pfarrer zu Zwickau, über eine Beschwerde [Nr. 1286 und Nr. 1287] des Statthalters [Eberhard vom Thor] und der Räte des Bf. [Philipp] von Freising, wie er aus beiliegender Abschrift entnehmen kann. [2] Sie sind über Hausmanns Verhalten nicht unterrichtet. Obwohl sie davon ausgehen, dass er nichts Ungebührliches vorgenommen hat, wünschen sie einen Bericht, damit sie dem Statthalter und den Räten antworten können. → 1314 A Ed.

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. B 845–847, fol. 13rv (Konzept). Kirn: Friedrich der Weise, S. 182f., Nr. 6b (Regest mit Teiledition).

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1294 Lochau, 13. August 1521 (Dienstag nach Laurentii) Kf. Friedrich und Hz. Johann an Bf. [Philipp] von Freising [1] Kf. Friedrich und Hz. Johann erinnern Bf. [Philipp] von Freising an die zwei Schreiben, die sie von dem bfl. Statthalter [Eberhard vom Thor] und den bfl. Räten aus Zeitz wegen einer Frau erhalten haben, die in Zwickau aus ihrem Haus heraus das Evangelium und Wort Gottes gepredigt haben soll. [2] Da sie darüber nicht informiert sind, wollen sie sich erkundigen und dann wieder bei Bf. [Philipp] melden. A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. B 845–847, fol. 14r (Konzept).

1295 Lochau, 13. August 1521 (Dienstag nach Laurentii) Kf. Friedrich und Hz. Johann an Pfarrer [Nikolaus Hausmann], Schosser [Wolfgang Böhm] und Rat zu Zwickau [1] Kf. Friedrich und Hz. Johann übersenden Pfarrer [Nikolaus Hausmann], Schosser [Wolfgang Böhm] und dem Rat der Stadt Zwickau eine Abschrift eines Briefes des Bf. [Philipp] von Freising, Administrator zu Naumburg, wegen einer Frau in Zwickau, die aus ihrem Haus heraus öffentlich gepredigt haben soll [vgl. Nr. 1294]. [2] Da sie darüber nicht unterrichtet sind, wünschen sie einen Bericht über den Vorfall zu erhalten, damit sie Bf. [Philipp] angemessen antworten können. → 1315 A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. B 845–847, fol. 15r (Konzept).

1296 Ks. Karl V. an Kf. Friedrich

Brügge, 14. August 1521 (am XIIII. Tag Augusti)

[1] Ks. Karl V. berichtet Kf. Friedrich, dass sich Kg. Ludwig von Ungarn und Böhmen mit einem dringenden Hilfegesuch an Ks. Karl wandte, weil Sultan [Süleyman I.] mit einer großen Streitmacht Ungarn, Kroatien und Siebenbürgen angegriffen und bereits etliche Schlösser und Städte erobert hat sowie den Rest bedroht. Kg. Ludwig kann allein keinen Widerstand leisten. Ks. Karl würde die Hilfe gern gewähren, führt aber zurzeit selbst Krieg, den Kg. [Franz I.] von Frankreich ihm aufgezwungen hat, und verfügt auch sonst nicht über ausreichende Kräfte. [2] Deshalb und weil die Angelegenheit zügig geklärt werden muss, bittet Ks. Karl um einen schriftlichen, durch einen kfl. Boten überbrachten Rat Kf. Friedrichs, was er als Ks. gegen den Überfall der Türken zur Rettung der Christenheit unternehmen soll. → 1364 A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. B 1589, fol. 14rv (Ausfertigung).

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15. August 1521

Nr. 1297

1297 Weimar, 15. August 1521 (die Assumptionis virginis gloriose Marie) Andreas Grone, die Diffinitoren und das Kapitel der Franziskanerprovinz [Saxonia] an Kf. Friedrich [1] Andreas Grone, die Diffinitoren und das in Weimar tagende Kapitel der Franziskanerprovinz [Saxonia] wenden sich an Kf. Friedrich, weil ihm sicher nicht verborgen blieb, welche Gefahr für die Seelen, Entzweiung in der Kirche und welcher Aufruhr aus der Ketzerei [Martin] Luthers erwächst, die er durch seine Schriften verbreitet. Dieser Gefahr soll durch den Kf. entgegengewirkt werden. [2] Auf dem Generalkapitel in Carpi zu Pfingsten 1521 (19. Mai) empfing der Orden einen Befehl von Papst Leo X., der lutherischen Lehre zu widerstehen und sie mit geistlichen Waffen wie dem Wort und der Heiligen Schrift zu bekämpfen. [3] Da Grone und seine Mitbrüder wissen, dass Kf. Friedrich die Ehre und den Dienst Gottes mehrt sowie die Einheit der Kirche fördert, und sie den päpstlichen Auftrag im Vertrauen auf Kf. Friedrich umsetzen wollen, damit sich das Gift in den Herzen der Gläubigen nicht weiter ausbreiten kann, fordern sie ihn auf, als ein Hirte auf die Bisse des Wolfes zu achten. Weiterhin bitten sie Kf. Friedrich, ihnen schriftlich mitzuteilen, wie er sie in ihrem täglichen Kampf gegen die Irrtümer unterstützen kann. Gebetswunsch. → 1298 A B C D Ed.

FB Gotha, Chart. A 336, fol. 13rv (Ausfertigung, lateinisch). LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. O 157b, fol. 436r–438v (Abschrift, lateinisch, von Schreiberhand mit Ergänzungen von Georg Spalatin). FB Gotha, Chart. A 338, fol. 169r–172v (Übersetzung, von Georg Spalatin). FB Gotha, Chart. A 338, fol. 174r–176v (Abschrift, von Überlieferung C). Kapp: Kleine Nachlese 2, S. 470–474, Nr. XVII (Volltext, nach Überlieferung B); Cyprian: Nützliche Urkunden 2, S. 234–237, Nr. 53 (Volltext, nach Überlieferung A); W² 18, Sp. 1418–1421, Nr. 57 (Volltext, deutsch, nach Cyprian); Cyprian: Nützliche Urkunden 1, S. 367–371 (Volltext, nach Überlieferung C).

1298 [nach 15. August 1521] [Kf. Friedrich] an das [Kapitel der Franziskanerprovinz Saxonia in Weimar] → 1297 [1] [Kf. Friedrich] grüßt das [Kapitel der Franziskanerprovinz Saxonia in Weimar]. [Kf. Friedrich] hat sich um die Ehre Christi stets bemüht. [2] Weil die Franziskaner den [Kf.] durch ihr Schreiben [Nr. 1297] um Hilfe gegen Martin Luther gebeten haben, versichert er ihnen, alles zum Nutzen und zur Ruhe der Kirche aufzuwenden. Eiferer duldet [Kf. Friedrich] aus Sorge um das christliche Volk nicht. Er hält sich von Parteilichkeit fern und steht allen bei, die das Evangelium beschützen. A B C

FB Gotha, Chart. A 379, fol. 30rv (Konzept, lateinisch, von Philipp Melanchthon). FB Gotha, Chart. A 338, fol. 179rv (Konzept, deutsch). FB Gotha, Chart. A 338, fol. 178rv+180r (Abschrift, deutsch).

Nr. 1298

[nach 15. August 1521]

501

MBW.T 1, S. 332–334, Nr. 160 (Volltext, nach Überlieferung A); Cyprian: Nützliche Urkunden 1, S. 371f. (Volltext, nach Überlieferung A); W² 18, Sp. 1422f., Nr. 58 (Volltext, Übersetzung); Cyprian: Nützliche Urkunden 2, S. 238–240, Nr. 54 (Volltext, nach Überlieferung C). Bem. Zur Datierung vgl. Nr. 1297. Im Folgenden wird die deutsche Fassung (Überlieferung B) ediert. Ed.

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[1] Goth verleihe, das unser lieber herr Jesus Christus unns also gnedicklich mitt seynem geist erleuchte als wir nichts emsigers ye begert, dan das gemeinem fride unnd einickeit der christlichen kirchen unnd dy rechten glorien des evangelii zcufordern uffs hochst von jdem vleis geben wurde. Wir haben ye von gnaden gots des bisanher unns gevlissen, das ye kein mangel irgent erscheinen mocht unsers regiments, so vill dy erhe Christi, christlich volk unnd kirchen unsers furstentumbs hett antroffen, unnd wolten ungern, das einig auffrur, entporung ader ketzerey, dy wir in einige wege hetten vorkumen mugen, bey unsern zceiten sich erheben solten. [2] Der halb, nach dem ir unns umb rath unnd beistand wider doctorem Martinum schrifftlich suppliciret, haben wir euch gnediger meynung nitt wollen bergen, das wir alles, was warhafftig unnd stracks zcu erhaltung, vorschub unnd forderung christlichs frids unnd des gotlichn worts gereichen mag, nach unserm hochsten vermugen zcu fordern gentzlich geneigt unnd ungeczweifelt alle dy jenigen, so den selbigen christlichen frid unnd heilige kirchen, dy dan ufs gotlich wortt gegrundt, mitt irer gleisnerey unnd ertichter liebe, unvorsichticklich ader vorsetzig betruben, gleich wy dy selbigen von Christo unnd in der schrifft vor anathema unnd verbannet gehalten, also sollen so auch bey unns unnd in unserm gemuthe bennisch unnd vor unchristlich gehalten seyn. Es ist offenbar unnd ligt am tage, in was manigfaltigen schweren leufften der kirchen unnd des glaubens sachen iczo bey unser zeit stehen, der wegen wil unns geburen, des vleyssigk zcubewegen unnd zcubehertzigen, auß was geist ader eingebung eur emsig anregung geschehe, unnd ist euch der gleichen eur sorge unnd zelus¹ so weit weniger strecken, dan euch ye eur geistlicher gewalt zcu erbeuung unnd besserung der heiligen kirchen unnd christlichn vorsamlung unnd nitt zcu schaden ader zcurutung der selbigen von got gegeben.² Der halb ir auch billich vleissig vorhutet, das dy selibigen nitt durch vergeslich unbedachtlich mitt uneinigkeit unnd zcurtrenung betrubt werde, das auch nitt der geist gots mitt einiger gewalt durch stormisch underdruckung unnd dempffung des gotl[ichen] worts beleidiget unnd erloschet werde, so vill aber unns als christlichen churfursten zu disser sachen zcu thun geburen wirdt, seint wir geneigt, alle bose auffrur unnd entporung, so vill muglich, zcuvorkomen unnd allen den jenigen, so dy evangelischen warheit worhafftig predigen unnd verteidigen mitt rath unnd hulffe als eins christlichen churfursten pflicht erheischt mitt rath unnd hilff gnedicklich beiczustehen. 1298 ¹ Verlangen. ² Anspielung auf 2 Kor 13,10.

502

17. August 1521

Nr. 1299

1299 Herzberg, 17. August 1521 (Sonnabend nach der Himmelfahrt Marie) Kf. Friedrich und Hz. Johann an Karl von Miltitz → 1290 [1] Kf. Friedrich und Hz. Johann haben das Schreiben [Nr. 1290] des Karl von Miltitz wegen des ausstehenden Dienstgeldes und anderer Angelegenheiten erhalten und erinnern an ihre bereits gegebene Antwort. [2] Weil sie jedoch nicht wissen, was Hieronymus [Rudloff] damals zu Miltitz gesagt hat, wollen sie sich deswegen erkundigen. A

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FB Gotha, Chart. A 338, fol. 189rv (Abschrift).

[1] Von gots gnaden Friderich churfurst unnd Johans gebruder etc. Unnsern grus zuvor. Erwirdiger, lieber, andechtiger, wir haben euer schreyben belangend das dinstgelt, derhalben ir hievor zu Gotta unnd Naumburgk bey uns ansuchung gethan etc.,¹ mit weyterm inhalt vernomen. Unnd weyl ir euch dazumalh zu Gotta unnßers erinnerns habt vernemen lasßen, das ir euch so bald wiederumb gegen Roma zubegeben gedechtet, wissen wir nit anders, dan wir haben euch antzaigen lassen, wen ir gein Roma kemet unnd euch in unnßern dinst, wie ir euch dan erboten, wurd gebrauchen lassen unnd nach endung der dreyer jhar des versprochen dinstgelds bey unns weiter ansuchen wurdet, das wir uns alßdan gegen euch mit gnediger antwurt wolten vernemen lassen. [2] Weyl ir euch aber in dem falh auff unsern secretarium, den Jheronimus, etlichermaß beruffen thut, was er euch zu Gotta auff unnßer hertzog Friderichs bevelh sol gesagt haben, unnd derselb unßer secretarius itzt alhie nit bey unns ist, wollen wir unns auff sein zukhunfft derhalben an ime erkhunden unnd euch alßdan, wo es von noten, weyter antwurt geben. Das alles haben wir euch gnediger meynung nit verhalten wollen. Dan euch zu gnaden sind wir gneigt. 1300 Wittenberg, 18. August 1521 (Sonntag nach Assumptionis Marie virginis) Propst [Justus Jonas], Dekan [Lorenz Schlamau], Senior und Kapitel des Allerheiligenstifts zu Wittenberg an Kf. Friedrich [1] Propst, Dekan, Senior und Kapitel des Allerheiligenstifts zu Wittenberg berichten Kf. Friedrich, dass ihr Vikar Levin Starck ihnen angezeigt hat, dass etliche seiner Zinsleute aus den Dörfern Bergwitz, Dorna und Klitzschena Zinsen schuldig geblieben sind. Auch der Schosser [Gregor Burger] hat ihm nicht geholfen. [2] Sie bitten deshalb den Kf., dass er den Schosser anweist, den säumigen Zinsleuten schleunige Zahlung zu befehlen, weil der Priester sonst nichts hat, wovon er leben kann. A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Kk 1386, fol. 1rv (Ausfertigung, beschädigt mit Textverlust).

1299 ¹ Vgl. u. a. Nr. 1117 und Nr. 1123.

Nr. 1301

20. August 1521

503

Zeitz, 20. August 1521 (Dienstag nach Assumptionis virginis gloriosissime) Senior [Nikolaus Tilemann] und Kapitel des Stifts St. Peter und Paul zu Zeitz an Kf. Friedrich 1301

[1] Senior und Kapitel des Stifts St. Peter und Paul zu Zeitz berichten Kf. Friedrich, dass ihr verstorbener Dekan Volrad von Etzdorf sie noch kurz vor seinem Tod zu sich gebeten hatte. Bei dieser Kapitelszusammenkunft erklärte Etzdorf ihnen betrübt, dass er ohne ihr Wissen und ihre Zustimmung beim Papst den Zeitzer Stiftsherrn Basilius Wilde als seinen Koadjutor und Nachfolger eingesetzt hat, worüber ein noch nicht beglaubigtes Schreiben gegeben wurde. Da im Stift der Dekan durch das Kapitel gewählt wird und auch bei den Vorgängern Etzdorfs die Übertragung des Dekanats nicht ohne Zustimmung des Kapitels erfolgte, bat Etzdorf sie, ihm seine Handlung, an die sie nicht gebunden sind, zu verzeihen, was sie auch getan haben. Nach dem Tod Etzdorfs haben sie daher für den 29. August alle berechtigen Personen eingeladen, einen neuen Dekan zu wählen, zumal das Dekanat in ihren ordenlichen monden¹ frei geworden ist. [2] Nun hat sich aber die fruntschafft des verstorbenen Dekans Etzdorf an den Statthalter [Eberhard vom Thor] und die Räte [Bf. Philipps] von Freising und Naumburg gewandt, und das Kapitel wurde schriftlich aufgefordert, Basilius Wilde ohne Behinderung zum Dekanat kommen zu lassen. [3] Senior und Kapitel des Stifts verweisen auf die fehlende Rechtsgrundlage Wildes, der keinen schein erlangt hat. Ihnen steht das Recht der freien Wahl zu. [4] Sie bitten Kf. Friedrich, dem [Bf. Philipp] während seiner Abwesenheit das Stift zu Zeitz anvertraut hat, um Schirm und Schutz. Zugunsten der Gerechtigkeit und um sie zu unterstützen, soll Kf. Friedrich den Statthalter und die Räte [Bf. Philipps] auffordern, das Stift ungehindert bei der freien Wahl bleiben zu lassen. Damit bleiben Frieden und Einigkeit in ihrer Kirche erhalten, verhindert werden dagegen Unkosten, Mühen und Verstimmung unter den Stiftspersonen. → 1302 A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Kk 1536, fol. 1rv+5rv (Ausfertigung).

1302 Lochau, 23. August 1521 (Freitag vigilia Sancti Bartholomei) Kf. Friedrich an das Kapitel des Stifts St. Peter und Paul zu Zeitz → 1301 [1] Kf. Friedrich erhielt das Schreiben [Nr. 1301] des Kapitels zu Zeitz, [Basilius] Wilde und die Dekanatswahl betreffend. [2] Kf. Friedrich entspricht der Bitte des Kapitels und schreibt an den Statthalter [Eberhard vom Thor] und die Räte [Philipps, Administrator zu Naumburg] zu Zeitz [Nr. 1303]. → 1318 A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Kk 1536, fol. 3r (Konzept).

1301 ¹ Etzdorf war im August gestorben, es handelte sich also nicht um einen Papstmonat (ungerade Monate des Jahres), in dem der Papst hätte Rechte anmelden können.

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23. August 1521

Nr. 1303

[1] Unnsern grus zuvor. Wirdign und erbarn liebn andechtigen, nach dem ir uns itzt geschriebn mit anzaig, welcher gestalt ir durch doctor Wildn und desselbn frundschaft an der wal ains dechants zuverhindern understanden werd etc., habn wir weiters inhalts sambt euer bit vernomen. [2] Unnd wie wol wir nit wissen, wie es umb dise sach gelegen, thun wir dornnacht den stathalter und reten zu Zeitz, euer bit nach, hirbei schreiben, weil dy ubergab des verstorbenß dechant¹, eurm anzaigen nach, ordenlicher weis nit bescheen, doctor Wild auch derselbn ubergab der alt coadiuterey kainen bestendigen schein erlangt habn solt etc., das sie dorob sein solt und dy einsehung furwenden sollen, damit ir doruber an eur ordenlichn walh nit vorhindert oder von imants unbillich weis beschwert werdet, das woltn wir euch gnediger meynung nit verhalten.

1303 Lochau, 23. August 1521 (Freitag vigilia Sancti Bartholomei) Kf. Friedrich an Statthalter [Eberhard vom Thor] und Räte [Bf. Philipps von Freising und Naumburg] [1] Kf. Friedrich sendet dem Statthalter und den Räten zu Zeitz eine Abschrift des Schreibens [Nr. 1301] des Seniors [Nikolaus Tilemann] und des Kapitels des Stifts St. Peter und Paul zu Zeitz zu. [2] Kf. Friedrich fordert auch im Namen Hz. Johanns eine ungehinderte Wahl eines [neuen] Dekans durch das Kapitel. A

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LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Kk 1536, fol. 4r (Konzept).

[1] Unnsern grus zuvor. Liebn getreuen, uns ist itzt von den wirdigen und erbarn unsern liebn andechtigen eldest und capitel der stift kirchn zu Zeitz ain schrifft zukomen, belangend dy dechaney bei inen, davon wir euch hirinligent copie ubersenden. Daraus werdet ir beschwerung und bit vernemen. [2] Weil dan das capitl anczeig, als solt dy ubergab des verstorbn dechants¹ ordenlicher weis nit bescheen sein und das doctor Wild² des, wie sich in dem fal aigent und geburt, kaynen bestendigen scheyn solt erlangt haben, begern wir von wegen unsers lieben bruders herzog Johansen etc. und unser, ir wollet dorob sein und dy einsehung furwenden, damit das capitl an irer ordenlichn wall nit verhindert oder von ymants unbillicher weis beschwert werdn. Daran tut ir uns zugfallen.

1302 ¹ Volrad von Etzdorf. 1303 ¹ Volrad von Etzdorf. ² Basilius Wilde.

Nr. 1304

23. August 1521

505

1304 Halle, 23. August 1521 (am Abend Sankt Bartholomei) Kard. Albrecht an Kf. Friedrich → 1289 [1] Kard. Albrecht, Ebf. von Magdeburg und Mainz, bestätigt den Empfang des Schreibens [Nr. 1289] Kf. Friedrichs mit seiner Antwort auf die mündliche Botschaft des magdeburgischen Kanzlers [Lorenz Zoch]. Albrecht bedankt sich für das Angebot Friedrichs, sich als christlicher Fürst zu verhalten, wenn im Zusammenhang mit der hin und wieder vorkommenden Unruhe zwischen Geistlichen und Weltlichen ein frevelhafter oder gewaltsamer Übergriff auf die Geistlichkeit erfolgt und vor den Kf. gelangt. [2] Dass Kf. Friedrich in der Angelegenheit des Propstes [Bartholomäus Bernhardi] zu Kemberg auf das Ansuchen Albrechts hin nicht weiß, was durch weltliche Gerichte über die vorgelegte Erklärung des Pfarrers hinaus erfolgen soll, bezweifelt Albrecht. Der Propst bekennt in seinem Erklärungsschreiben öffentlich seine Eheschließung, was gegen das Kirchenrecht und seine eigenen Gelübde verstößt. Die Gehorsamspflicht wird verletzt, und es darf nicht jedem erlaubt sein, die Ordnungen der Kirche anzuzweifeln und die Heilige Schrift nach seinem Gutdünken auszulegen. Daraus würden Zerstörung der christlichen Ordnung, Unfrieden und Uneinigkeit, Aufruhr und Irrtum erwachsen. Eine Diskussion mit dem Propst ist aufgrund seines Ungehorsams und seines unchristlichen Verhaltens unnötig, außer man will ihm Zugeständnisse machen. [3] Wenn Kf. Friedrich jedoch die Entschuldigung [Bernhardis] genügt und er meint, dem Ansuchen Kard. Albrechts auf Auslieferung [Bernhardis] nicht nachkommen zu müssen, soll Kf. Friedrich die Angelegenheit auf sein Gewissen nehmen. Albrecht hat in dieser Sache genug unternommen. [4] Kurfürsteneinung. A B Ed.

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. B 528, fol. 6r–7v+15v (Ausfertigung, zu eigenen Händen). LASA Magdeburg, A 1, 492, fol. 8r–9v+11v (Abschrift). Wülcker / Virck: Planitz Berichte, S. 595–598, Nr. 2* (Volltext).

1305 Wittenberg, [nach 23. August] 1521 Bartholomäus Bernhardi an Kf. Friedrich [1] Bartholomäus Bernhardi teilt Kf. Friedrich mit, dass er nicht versteht, warum Kard. [Albrecht] seine Verteidigungsschrift¹ für unzulänglich hält, da sie noch nicht widerlegt ist. [2] Bernhardi hat keinen Eid gebrochen, weil Ehelosigkeit nicht, ohne in Sünde zu geraten, versprochen werden kann, wie auch biblische Belege zeigen. [3] Mit guten Argumenten aus dem Wort Gottes hat Bernhardi seinen Standpunkt mit reinem Gewissen dargelegt, ohne überwunden worden zu sein. [4] Jeder sieht, dass Bernhardi päpstliche und ksl. Ordnung nicht umwerfen kann. Ihm ist seine Seligkeit wichtiger als die Einhaltung von Ordnungen, die Menschen erlassen haben. [5] Dass wegen dieser Sache Ärger entsteht, ist nicht zu ändern. Auch Christus hat mit seiner Botschaft Ärger erregt. [6] Wer den ehelosen Stand gestiftet hat, kann Bernhardi nicht sagen. Der Apostel Paulus nennt 1305 ¹ CR 1, Sp. 421–440, Nr. 120.

506

24. August 1521

Nr. 1306

diejenigen Lügner, welche die Ehe verbieten wollen. [7] Bernhardi bittet Kf. Friedrich, sich seiner Sache anzunehmen. Wülcker / Virck: Planitz Berichte, S. 595f., Nr. 2* Anm. 1 (Teiledition, lateinisch); CR 1, Sp. 440–442, Nr. 121 (Volltext, lateinisch); Jenaer Lutherausgabe lat. II, fol. 464v–465r (Volltext, lateinisch); W² 15, Sp. 1973–1975, Nr. 630 (Volltext, Übersetzung). Bem. Zur Datierung: Am 23. August 1521 wandte sich Kard. Albrecht erneut an Kf. Friedrich in der Angelegenheit der Eheschließung Bartholomäus Bernhardis [Nr. 1304]. Vermutlich forderte Kf. Friedrich nach Eintreffen des Schreibens Bernhardi auf, dazu Stellung zu nehmen. Ed.

1306 Brügge, 24. August 1521 (am XXIIII. Tag Augusti) Ks. Karl V. an Kf. Friedrich und Hz. Johann [1] Ks. Karl V. erinnert Kf. Friedrich und Hz. Johann an sein Schreiben [Nr. 1296] wegen des Angriffs Sultan [Süleymans I.] auf die Gebiete Kg. [Ludwigs] von Ungarn und Böhmen, vor allem auf die Städte Griechisch Weißenburg [Belgrad] und Ofen. Weil das türkische Heer weiter erfolgreich vordringt und Kg. [Ludwig] dies allein nicht verhindern kann, wies Ks. Karl ihm jetzt so viel Unterstützung zu, wie ihm derzeit vor dem Hintergrund seines Krieges mit Kg. [Franz I.] von Frankreich möglich ist. [2] Da die Angelegenheit auch Kf. Friedrich und Hz. Johann betrifft, ermahnt Ks. Karl die beiden Fsen. dem Kg. von Ungarn schnell und so viel wie möglich Hilfe zu senden mit Leuten oder Geld, zum Lob Gottes, zur Erhaltung des christlichen Glaubens sowie für ihr eigenes Land und ihre Leute. → 1364 A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. B 1589, fol. 15rv (Ausfertigung).

1307 Wurzen, 26. August 1521 (Montag nach Sancti Bartholomei apostoli) Bf. Johann VII. von Meißen an Kf. Friedrich [1] Bf. Johann von Meißen teilt Kf. Friedrich mit, dass er seine Räte nicht wie in seinem letzten Schreiben¹ angekündigt zum Kf. schicken konnte, um über den Fall des Pfarrers [Nicasius Clay] zu Schmiedeberg zu berichten, da es in Stolpen zu einem Seuchenausbruch gekommen ist. [2] Darum berichtet er schriftlich, dass sich [Clay] mehrfach unpriesterlich verhalten hat und dafür auch schon zuvor bestraft wurde, ohne dass eine Besserung eintrat, weshalb man ihn vor das bfl. Gericht forderte. [3] Solche Vorladungen von Personen, die der bfl. Jurisdiktion unterstehen, erfolgen nach altem Herkommen 1307 ¹ Bf. Johann VII. von Meißen hatte am 31. Juli 1521 in seiner Antwort auf das vorherige Schreiben [Nr. 1285] Kf. Friedrichs in diesem Fall mitgeteilt, dass er seinen Standpunkt nicht schriftlich darstellen kann, sondern in dieser und anderen Angelegenheiten seine Räte zu Kf. Friedrich schicken will (LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. N 23, fol. 30rv, Ausfertigung).

Nr. 1308

28. August 1521

507

ohne Angabe von Gründen, um die Ehre der Betreffenden nicht zu beschädigen, zumal die Vorladungen häufig veröffentlicht werden und dadurch weitere Streitigkeiten und Verbrechen verursacht werden könnten. Bf. Johann bittet Kf. Friedrich, an diesem Rechtsbrauch keinen Anstoß zu nehmen. [4] Wenn der Pfarrer nicht persönlich erscheinen kann sowie in Fällen, wo ihm das von Rechts wegen zusteht, ist der Bf. bereit, die entsprechenden Artikel [Clays] Anwalt schriftlich zu übergeben. Für den Fall, dass [Clay] und andere sich ungehorsam gegenüber den bfl. Gerichten verhalten, bittet Bf. Johann den Kf. um seine Unterstützung. → 1331 A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. N 23, fol. 35rv (Ausfertigung).

1308 Lochau, 28. August 1521 (Mittwoch nach Bartholomei) Kf. Friedrich an Haubold von Einsiedel [1] Kf. Friedrich teilt Haubold von Einsiedel mit, dass Bf. [Johann VII.] von Meißen nicht, wie in einem vorherigen Schreiben [Nr. 1307 Anm. 1] angekündigt, seine Räte zum Kf. geschickt, sondern nun eine schriftliche Antwort [Nr. 1307] auf das letzte kfl. Schreiben [Nr. 1285] im Fall des Pfarrers [Nicasius Clay] von Schmiedeberg erteilt hat, welche der Kf. anbei übersendet. [2] Da die Antwort des Bf. nicht ausreichend und klar ist, will der Kf. den Bf. erneut zu einer Stellungnahme auffordern. Einsiedel soll mit den anderen kfl. Räten über das jüngste bfl. und weitere in diesem Fall gewechselte Schreiben beraten und dem Kf. vortragen, was dem Bf. geschrieben werden soll.¹ A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. N 23, fol. 40rv (Ausfertigung).

1309 Freystadt, 31. August 1521 (Sonnabend nach Enthauptung Johannis) Hans von Rechenberg an Kf. Friedrich [1] Hans von Rechenberg schreibt an Kf. Friedrich, weil er erfuhr, dass Ks. [Karl V.] ein Edikt gegen Martin Luther und dessen Anhänger ausgehen ließ, dessen öffentlichen 1308 ¹ In ihrem Gutachten sprachen sich die Räte dafür aus, dem Bf. nicht erneut in dieser Sache zu schreiben, da dieser sich auf geltendes Recht berief. Die Räte hatten in Erfahrung gebracht, dass die bisher nicht genannte Ursache der Verfolgung [Clays] dessen Zusammenleben mit einer verdechtig person war. Da dies in den Zuständigkeitsbereich des Bf. fiel, sollte der Kf. stillhalten, solange [Clay] nicht mit weiteren Vorladungen oder Prozessen belegt würde, die den kfl. Interessen entgegenstanden. Dem Pfarrer sollte das jüngste Schreiben des Bf. vorgehalten und mitgeteilt werden, dass er nicht mit kfl. Schutz rechnen kann, wenn er sich unrechtmäßig verhält. Für den Fall, dass der Kf. dem Bf. dennoch eine Antwort schicken wollte, sollte er sich darauf berufen, dass die Angabe der Ursachen, aus denen [Clay] vor den Bf. oder den Offizial [Jakob Lose] geladen wurde, zu allgemein gehalten waren und der Kf. nichts Weiteres über den Fall wusste und deshalb nichts unternehmen konnte. Der Bf. sollte aufgefordert werden, in dem Prozess nichts Ungebührliches oder Unrechtmäßiges vorzunehmen (LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. N 23, fol. 17r–18v, undatiert).

508

4. September 1521

Nr. 1310

Druck auch Kf. Joachim von Brandenburg in seinem Territorium verbreitet. Das Edikt, in dem erschreckende Drohungen gegen die Anhänger Luthers stehen, soll mit Zustimmung der Reichsstände ausgegangen sein. [2] Rechenberg bittet Kf. Friedrich, ihm Näheres mitzuteilen. Er hat sich vorgenommen, sich an den einmütigen Beschluss der Stände zu halten. Er hofft, von Kf. Friedrich zu erfahren, wie er sich verhalten soll. [3] Zunächst wollte Rechenberg nicht an Kf. Friedrich schreiben. Doch Kf. Joachim schickte ein Exemplar des in Frankfurt gedruckten Edikts an Hz. Karl von Münsterberg und Oels, Gf. von Glatz, der von Rechenberg wissen wollte, ob Kf. Friedrich und die anderen Stände dem zugestimmt haben. Rechenberg bittet um entsprechende Mitteilung und legt Nachrichten aus Ungarn bei. → 1312 A Ed.

FB Gotha, Chart. A 337, fol. 53r–54v (Ausfertigung). W² 15, Sp. 1909–1911, Nr. 587 (Volltext, nach Cyprian); Cyprian: Nützliche Urkunden 2, S. 252–255, Nr. 56 (Volltext).

1310 Eisenach, 4. September 1521 (Mittwoch nach Egidii) Hz. Johann: Schiedsspruch [1] Hz. Johann schlichtet auch im Namen Kf. Friedrichs die Streitigkeiten zwischen Abt Heinrich [Huthen] und dem Konvent des Benediktinerklosters Reinhardsbrunn einerseits sowie dem Heimbürgen und der Gemeinde zu Friedrichroda andererseits. Nachdem sich beide Seiten bei Hz. Johann beklagt hatten, hat er sie nach Eisenach vorgeladen, wo seine Räte sie am heutigen Tag verhörten und in folgenden Punkten eine gütliche Einigung herbeiführten: [2] Die von Friedrichroda sind künftig dem Abt als ihrem Erbherrn gehorsam und enthalten sich aller Versammlungen und Verschwörungen gegen ihn, den Konvent und das Kloster. [3] Bei Schäden an öffentlichen Gebäuden sollen die von Friedrichroda mit dem Schultheißen des Abts verhandeln. Bei Streitigkeiten sollen sie sich zuerst an den Abt und erst wenn das erfolglos bleibt an den Landesfürsten wenden. [4] Die von Friedrichroda und andere Untertanen des Abts sollen in der Kirche, auf der Straße und in Schankhäusern keine Waffen tragen. Eine Ausnahme gilt für diejenigen, die über Land und durch den Wald gehen und deshalb die Waffen zu ihrem Schutz brauchen. [5] Der Abt und das Kloster erhalten weiterhin die Hälfte vom Ertrag des Schankhauses, dafür beteiligen sie sich neben denen von Friedrichroda zur Hälfte an dessen Instandhaltung. [6] Die Schenke von Eyerßrode¹ bleibt erhalten, die auf dem Johannisberg wird geschlossen. Die von Friedrichroda sollen sich des Schenkens außerhalb des Schankhauses enthalten. [7] Die von Friedrichroda und die Klosteruntertanen sollen sich wie von alters her am 24. Juni jedes Jahres gerüstet nach Altenbergen begeben. [8] In Fällen, die der Erb- oder peinlichen Gerichtsbarkeit unterliegen, sollen die von Friedrichroda fremde Täter dem Abt oder seinen Dienern übergeben, damit der Abt und die Geschädigten Schadenersatz (abtragk) erlangen. [9] Bei Auseinandersetzungen zwischen den Einwohnern hat der Abt das Recht, Gehorsam und Schadenersatz zu fordern. Wenn der gefangen genommene Täter diesen nicht leisten kann, ist er gegen Bürgschaft zu 1310 ¹ Wahrscheinlich Ernstroda, das zum Besitz des Klosters Reinhardsbrunn gehörte.

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entlassen. Peinliche Vergehen sind vor Gericht zu verhandeln, bei denen der Heimbürge von Friedrichroda, wenn es notwendig ist, als Zeuge auftreten soll. [10] Die von Friedrichroda sollen sich des Ententreibens an der Bleichstelle und an den Forellenteichen des Klosters enthalten. [11] Damit sind die Streitigkeiten beigelegt, keiner soll dem anderen etwas nachtragen. Sollte sich aber einer, insbesondere ein Einwohner von Friedrichroda, diesen Festlegungen widersetzen, wird der Landesfürst ihn bestrafen, unabhängig von der Bestrafung durch den Abt, die diesem vorbehalten bleibt. [12] In Anwesenheit der verordneten hzl. Räte Friedrich von Thun, Burkhard Hund, Hans von Berlepsch und Hans Metzsch haben die Abgesandten von Friedrichroda für sich und die Gemeinde gelobt, diese Festlegungen einzuhalten. A

LATh – StA Gotha, Geheimes Archiv, QQ I g, Nr. 642, unfol., 1 Bl. (Ausfertigung, Pergament, 1 Siegel).

1311 Wittenberg, 4. September 1521 (Mittwoch nach Egidii) Propst [Justus Jonas], Dekan [Lorenz Schlamau], Senior und Kapitel des Allerheiligenstifts zu Wittenberg an Kf. Friedrich [1] Propst, Dekan, Senior und Kapitel des Allerheiligenstifts zu Wittenberg teilen Kf. Friedrich mit, dass sich Georg von Holda, Amtmann [zu Schlieben], und Georg Hesse, Schosser zu Schlieben, schriftlich an sie gewandt haben mit der Auskunft, dass sich Sophia, die Witwe Georg Falks, beim Kf. über die Stiftsherren wegen einiger vermeintlicher Gebrechen beklagt hat. Holda und Hesse wurden daraufhin vom Kf. zu Kommissaren ernannt, um eine gütliche Einigung zwischen den Stiftsherren und der Witwe zu erzielen. Laut Vorladung findet die Verhandlung am 16. September in Herzberg statt. [2] Propst, Dekan, Senior und Kapitel teilen Kf. Friedrich mit, dass sie mit der Witwe nichts zu tun haben. Vor zwei oder zweieinhalb Jahren verkaufte Georg Falk mit Bewilligung des Kf. an sie zehn rheinische Gulden jährlicher Zinsen auf Wiederkauf von seinen Lehngütern. Die von den Zinsleuten an sie zu zahlenden Gelder sind laut kfl. Anordnung für die Kapläne und Chorschüler bestimmt. [3] Falk entrichtete den Zins im ersten Jahr pünktlich. Nachdem dann aber die Zahlung ausblieb, gingen sie gegen ihn mit bebstlicher furderung vor. Kurz danach wurde Falk getötet, was ihnen leidtut. Die Stiftsherren wandten sich daraufhin mit ihrer Forderung an die beiden Richter zu Dreben und Wormerswald, was aus ihrer Sicht rechtmäßig ist und die Witwe nicht bedrängt. [4] Propst, Dekan, Senior und Kapitel bitten Kf. Friedrich um Absage des Verhandlungstages. Einen so fernen Verhandlungsort aufzusuchen, bedeutet für sie Aufwand und Kosten zum Nachteil der Stiftskirche und der Universität Wittenberg. Wenn die Witwe etwas gegen sie vorzubringen hat, soll sie dies aufschreiben. Aus der Antwort der Stiftsherren kann der Kf. dann entnehmen, ob sie unrechtmäßig gehandelt haben. Sie wollen für den Kf. beten und erbitten eine gnädige Antwort. A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. O 262, fol. 10r–11v (Ausfertigung).

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1312 Lochau, 5. September 1521 (Donnerstag nach Egidii) Kf. Friedrich an Hans von Rechenberg → 1309 [1] Kf. Friedrich erhielt das Schreiben [Nr. 1309] Hans von Rechenbergs. Besonders bedankt er sich für die aktuellen Nachrichten. [2] Auf die Bitte Rechenbergs, ihn über die ksl. commission und die einmütige Zustimmung aller Reichsstände zu dem Edikt Ks. [Karls V.] [gegen Martin Luther] zu informieren, teilt Kf. Friedrich mit, dass er wegen seiner Erkrankung eher aus Worms abgereist ist. A Ed.

FB Gotha, Chart. A 338, fol. 190rv (Konzept). W² 15, Sp. 1911, Nr. 588 (Volltext, nach Cyprian); Cyprian: Nützliche Urkunden 2, S. 255f., Nr. 57 (Volltext).

1313 Eisenach, 6. September 1521 (Freitag nach Egidii) Kapitel des Marienstifts zu Eisenach an [Räte Hz. Johanns] Das Kapitel des Marienstifts zu Eisenach bezieht sich auf die Mitteilung der [hzl. Räte], dass [Hz. Johann] etliche Kollationen der Präbenden in der fsl. Stiftskirche haben will. Es bittet um Aufschub bis zur Rückkehr des Dekans, da dieser im Moment nicht anwesend ist und es nicht ohne ihn eine endgültige Antwort geben kann. A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Mm 160, fol. 1r (Ausfertigung).

[Zwickau], 7. September 1521 (Sonnabend unserer lieben Frauen Geburt Feierabend) Nikolaus Hausmann an Kf. Friedrich und Hz. Johann 1314

→ 1293 [1] Nikolaus Hausmann, Pfarrer zu Zwickau, gibt Kf. Friedrich und Hz. Johann den von ihnen gewünschten Bericht zur Aufklärung der von Statthalter [Eberhard vom Thor] und den Räten Bf. [Philipps] von Freising und Naumburg gegen ihn erhobenen Vorwürfe wegen Eingriffe in Ehesachen und seines Verhaltens, das an Thomas [Müntzer] erinnern soll [vgl. Nr. 1286, Nr. 1287]. [2] Hausmann gesteht ein, dass er öffentlich auf der Kanzel das gemeine Volk in Ehefragen gemahnt hat, wie es ihm als Seelsorger zusteht. [3] Es ist besser, wenn Hausmann in Ehefällen schlichtet, als wenn junge Frauen und Männer langwierig vor Gericht geladen werden. Hausmann ist in Ungnade gefallen, weil er Martin Luther und seine Schriften nicht verdammen will. [4] Visitationen durch Räte des Bf. von Naumburg würden in dieser Situation helfen. Dazu könnte man auch eine Synode einberufen. Nur geeignete Leute sollen Pfarrer oder Mönche werden. [5] Bf. [Philipp] müsste mitgeteilt werden, dass auf dem Schneeberg seit zwölf Jahren keine Firmung mehr stattfand. [6] Hausmann erläutert in Ehefragen, welches er zuvor mit

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dem Stadtrat abgesprochen hat. [7] Statthalter und Räte des Bf. von Naumburg warfen Hausmann vor, vom Schwören vor Gerichten abgeraten zu haben. Hausmann gibt dies zu, weil Menschen in unklaren Fällen oft zum Schwören gedrängt werden. [8] Hausmanns Verhältnis zu Thomas [Müntzer]. [9] Hausmann ist als ordentlicher Seelsorger berufen. Vom geistlichen Recht versteht er nur, dass es sich dabei um Menschensatzungen handelt, die zu Ehre und Geld führen sollen. Die Ehre Gottes und die Besserung des christlichen Volkes erreicht man so nicht. [10] Hausmann hofft, dass er damit ausreichend auf die Anfrage der Räte Bf. [Philipps] geantwortet und seine Ehre verteidigt hat. Er hat nichts Ungebührliches getan und bittet um den Schutz durch Kf. Friedrich und Hz. Johann. A Ed.

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LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. B 845–847, fol. 16r–20v (Abschrift). Kirn: Friedrich der Weise, S. 183–187, Nr. 6c (Regest mit Teiledition).

[1] Durchlauchtigster und durchlauchte hochgeborne curfurst, furst und herren, euren curfurstlichen und furstlichen gnaden seynd mein undertenige gehorßame dienst alles vleis zuvor bereit. Gnedigste und gnedige herren, ich hab aus christlicher libe und pflicht meins beschwerlichen ampts den selen sorge in euer churfurstlichen und furstliche stadt Czwickau, das mir mit ernstlichen worten ist bevolen worden durch gotts gnade im besten vorgenommen, das arme volck in eelichen fellen zuentheben und gemeinnutzige ordenunge doch neben und mit vorwilligunge eins erbarn rats und gantzer gemein, e. curf. und f. g. gehorsame underthane helfen aufzurichten, werde aber deßhalben schwerlich angegeben (wie dan die eingelegte supplication e. curf. und f. g. mir gnedigliche zugeschickt) als ein ungehorßamer und vorfurischer, der in die fustaffen magistri Thome¹, etwan prediger gewest, trethen solle. Derwegen e. curf. und f. g. von des hochwirdigsten und durchlauchten bischoffs, fursten und hern zu Freisingen unnd Naumburgk, meines g. h. stadhelder unnd rethen umb gnediges bedencken und radt, auch was ferner hyrinne furzunemen wer, inen mitzuteylen durch clage weiß in schriften ersucht, under welchen stucken eins sunderlich gemeldet ist worden, ehestifftunge belangende, als solt ich nicht macht haben aus evangelischen rechten, wie ein herr von Christi wegen, des die schaff eigen sein, ich armer unwirdiger diener solch sachen anruren der seelen an ladunge und rechtliche ordenunge frevntlich zuvorhoren und in fride ane gezenck beizulegen und zuvoreinigen. Szo dan e. curf. und f. g. aus sonderlicher angeborner gutte und aus gotlich gerechtickeit nicht mit einiger anthwort sich haben begeben, wolden hinder des beclagten entschuldigungen haben, e. curf. und f. g. im besten mir unvordinten aus gnaden gnediglich zugeschriben, underrichtunge zu thun bevolen, wes ich ungeburlichs solt vorgenommen haben, das sich zu nachteil und ungehorßamen m. g. h. oberkeitte und gepitte erstrecket, bit derhalben e. curf. und f. g. mit demutigem underthenigem hochem vleis, mein entschuldigunge und gedrunthe vornemen gnediglichen noch der lenge anzuhoren, darin nicht verdiß tragen. 1314 ¹ Thomas Müntzer.

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[2] Gnedichst und gnedige herren, ich bin gestendig, wes ich beschuldiget worden bin von m. g. h. rethen, dan auf der cantzel und nicht heimlich ist es durch mich selbst umb warnunge des gemeinen volcks außgeruffen, vorhoff hab recht unnd cristlich gethan. Wer kann doch solch irtumb und schaden ungestraft lassen? Ist mir das aller groste und edelste aufsehen in der selen sorg empfolen, nemlich das gotlich wort zuvorkundigen und die heiligen sacrament zu reichen, warumb solt ich nicht macht haben, in einem ehelichen vorlubnuß zuerkennen, was billich were? Do ich zu einem pfarrer nicht schicklich gewest were und so gar ungelart, solt ich ungefodert und von prelaten uneingeweist bliben sein. Goth weiß im himel und ein erbar radt zcu Czwickau mit waser beschwerunge ich dises pfarlehen (aurum generet) angenomen habe. Mein erbiten ist allezeit gewest und noch, auch da ich zu Eisenbergk² und Aldenbergk³ gewest bin, mich zuvorhoren lassen, ob ich tuglich darzu were, zuvor in diser ferlichen tzeidt. Es hat mir aber des halben nymandt keinen einhalt getan. So es dan der ewige goth also gefuget hat und mus sorg tragen, geburt mir an allen orthen uffsehunge und nachforsunge tzu haben, fride und einigkeit zu machen, tzanck und scheden zuvorhutten, von wan kumet aber grosser unwillen, vortreb und nachrede, wan so imand ins recht aber vor gericht gedrist⁴, dan es ist ein gemein sprichwort, das recht schendt, aber es sünet nicht gt. und g. h. warumb ich vorursacht worden bin, sol e. f. g. unvorborgen bleiben. [3] Wan die armen jungkfrauen und gesellen, aber wes stands sie sein, geladen werden aber beruffen sich uffs recht, so ist ein solcher langer vorzug (wie dan itzunder bey uns ein fal vorhanden ist), das wol inß vierde jhar ein eesach, uber welche, mit laub zu reden, die pauern im kretzschmer erkennen mochten, vortzogen wirt, mit waser unkost und langwerigem schaden, haben e. f. g. in hocher vornunfft wol zu bedenken. Es kumpt auch mercklicher unwillen, haß und bewegunge des gemutes darauß, also das die parth schwerlich, tzu weilen nymermher kegen eynander vorgessen. Auch die armen gefoderthen personen, weib aber man, junckfrauen etc. durch solch ladung uberlandt zu weilen von ampts wegen und sonst werden schwerlich und schmelich beruchtiget, das sie es kegen iren eldern unnd ehelichen mennern selden verwinden. Billicher werß, das ein itzliche that aldo verhort und gestrafft wurde, do es vorwurckt were. Vor zeyten, do der heilig marterer und bischof Ciprianus⁵ lebt, hildt er die kirchen alßo, und wer noch ser bequem dißer gebrauch. Sindt aber die geistlichen recht uffkummen sein (welcher titel zu sanct Hieronimi, Ambrosii und Augustini⁶ getzeitn nicht waren, do die kirche gantz wol gestanden 1314 ² ³ ⁴ ⁵ ⁶

Eisenberg. Altenburg. Gezogen. Cyprian von Karthago. Die Kirchenväter Hieronymus, Ambrosius von Mailand und Augustinus von Hippo.

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ist), mussen wir des heiligen evangelii irrigk gehen und aus unwissenheit des gotlichen worts und naturlichen rechtens, was du wilt, das dir geschee, das thu eynem andern auch⁷, sein wir durch straf gotes in tzanck kumen. Und ßo wir gern gleich hyrauß weren und gedechten fridlich zu leben, werden wir wider billigkeit tzum rechten gedrungen. Das sal itzunder nicht gestraft werden. Zu besorgen ists, Christus wer es nicht lenger gedulden. Idoch laß ichs beruen, dan wol gelerth vorhanden sein, die unrecht straffen werden, es bleib in sein wirden. Het es aber nicht gelt in die kuchen bracht, untzweifelich wer uber solchen geistlichen regeln so kreftig nicht gehalden worden. Nu den officialibus begint das jherliche einkomen entzogen tzu werden, schreien sie uber gewalt und heißen die prediger ungehorßame und vorfurer, allein deßhalben das von irem rechten nicht also vil wil gehalden, wie vortzeiten, do wir in finsterniß lagen und zu Babilonia gefangen.⁸ Wir seint aber (got sey in ewigkeit lob) durch erleuchtunge des cristenlich und bestendigen doctoris Martini Luthers auß dem licht gefurt, furchten uns nicht mher so groß vor menschen lere. Wan ich aber mein gleich hulf, Martinum mit der bebstlichen bullen vordamen, schürten im feuer, vorbrennethen sein bucher, ßo wer wir frumme prediger unnd gehorsame diner. So wirs nicht thun wollen, erlangen wir ungnade. [4] Durchlauchtigster und durchlauster fursten, gnedigste herren, wan ja meins gnedigsten h. des bischoffs tzu Neunburgk⁹ rethe in seiner gnaden abwesen wolten vleissig auffsehen haben, so weren wol notiger sachen tzu fordern, doran sein f. g. mehr angelegen wher dan disen kintlichen geschefften. Wan wirt die pristerschaft ersucht¹⁰, uff monchcloster gesehen, von in erforderth und sonderliche dorffpfarrer, wie sie allenthalben mit falscher lere umbß geitz willen das elende volck schinden, die wol¹¹ nemen und sie vorseumen. Was sag ich von irem unpristerlichen leben, got sey es im himel geclagt. Wan helt man synodum, wie vor zeiten gescheen ist, wie ich bericht worden bin, saget gemeiniglich die pristerschaft, es sehen die officiales gern, das die pfarrer nicht darzu kumen, so hats sein straff, das ein itzlicher außbleibend drey aber vier gr. ungeverlich geben muß. Solch gelt bringt nutzung und fulleth den beuthel, bleibt die pristerschaft wie vor ungeordent. Ubeltat wirt umbs gelts willen gestraft, welchs die geistlichen recht vorbiten, de penis, die sundt aber wirt teglich vorhangen. Ach gnedigste und gnedige hern, es ist alles umbs einkomens willen erdacht, und goth wenig tzu eren, sunder zu vorterb armer leuth angefangen. Wan wirt mit vleis aufgesehen in der weihung, das nicht so ungelerthe pfaffen und munch zugelassen wurden, 1314 ⁷ ⁸ ⁹ ¹⁰ ¹¹

Sogenannte goldene Regel. Anspielung auf Martin Luthers Schrift „Von der Babylonischen Gefangenschaft“. Naumburg. Visitiert. Wolle.

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die titulos provisionis¹² ubersicht man vleissig, prister bleiben unverhort, und ob sie gleich verhort werden, so sein die fragen tzu weilen gantz unschicklich, tzu solchem stande unnotigk. Also wirts landt vol unwissenheitt, und ist gereith¹³ darzu komen, das die leien mer vom evangelio wissen zu sagen dan die gesalbten prister. Warumb tragen die rethe meinem g. h. dem bischove solch gebrechen nicht auch vor, uffs das geendert wurde? [5] Es ist noch ein stuck, wil ich nicht vorschweigen. G. f. und h., vortzeiten was ein eilenden sach, die kinder zu firmen. So ists offenbar, wie ich uffm Schneberg gehort habe, das in XII jaren doselbst die firmung sey angestanden. Zu vormuten ist, das wenig daran muß gelegen sein aber villeicht nicht notig diser gestalt nach, die warheit zu sagen, es bringt nicht nutzung. Diß solden sein hochwirdigsten und f. g. angezeigt werden, dan groß ergernuß aus kumet und vorseumnuß. Mein sachen seint nit wert, das bischoflicher wirden mit solt bekumert werden. O wolt goth, das mein antwort sold personlich und muntlich antragen werden, wolt mich mit hilf gotes verantwort und entschuldigen, das e. f. g. beiderseits nicht solden ungefallen haben. [6] Wil denoch nichts minder scheinbarlich dargeben, wie es von mir uff der cantzel geredt ist. Wan imands irrig wer in vorlobnuß der ehe, solt mich erstlich besuchen, umb radt biten. Wue ich neben andern wirdigen hern auß der pristerschaft, mir zugegeben, nicht zu entscheiden vermochten, solden die parth an die stadthelder aber officialen m. g. h. geweist werden, aldo zu orthern¹⁴. Ein solcher fal hat sich begeben in der pfar zu Czwickau, sintmals ich unwirdig regirt habe, in beiweißen des gestrengen hern Rudolff von der Plaunitz ritter¹⁵, etwan e. curf. und f. g. amptman tzu Cwigkau und auch aus der pristerschaft und radtsvorwanthen. Wue aber imands anhengigk dem rechten worden wer und schuldig, den gerichtsheltern abtrag zu thun, solde der oberkeit gehorsam halten, der massen in schultsachen solt auch vorgenumen werden, uff das nymands vorbandt wurde, wie vorzeiten leider wider ordenunge der recht gescheen ist. Diß und anders mer habe ich zuvor mit einem radt vleissig beschlossen, domit einigkeit und gehorsam zu machen, welcher e. f. g. radt, so mir noth thun wirt, clerlich gezeugnuß geben, wie von mir gehandelt, ist gemeiner stadt zu cristlicher ere forderung doneben. [7] Die stadthelder meins g. h. haben auch in ir supplication gemeldeth, wie ich solde vorboten haben zu erhaltunge der warheit von gericht nicht zu schweren. Bins nicht in abrede, der maß die officiales zuweilen laden arme personen von 1314 ¹² ¹³ ¹⁴ ¹⁵

Rechtliche Voraussetzung für die Übertragung eines Amts. Schon. Untersuchen. Rudolf von der Planitz, 1495–1513 Amtmann zu Zwickau.

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ampts wegen, so understehen sich dan richter und kleger zu sein, ausum¹⁶ gerucht, wan sie es uff die geladen nicht erweisen mugen, werden die bloden menschen gedrungen tzu sagen beim geschworen eid, ob sie der that schuldig sein, darumb sie geladen worden. Ist das rechtlich procediert? Der teufel glaub es. Solt solch mißbrauch und tyranisch bestrickunge nicht ernstlich widerumb gestraft werden und vorhindert, wer sund und schande. Underrichtunge der leuthe sagen mir solche mher, wolt got, das nicht war where! [8] Czeigen ferner an, wie ich auch solt gleich mir zur schmacheit in magistri Thome fustapfen getreten sein. Daruf geburt auch ein kurz underricht. Gnedigst und gnedige fursten und hern! Thomas ist mir erstlich (do der edele her doctor Martinus Luther begundt an tag zu kummen, welchs gerücht und lere mich gegen Wittenbergk vor vier jaren gezogen hat), bekanth worden und mein tag nie von im wan ein predig zu Wittenburg gehort habe. Was er unzimlichs aber unchristlichs solle vorgenummen haben und geprediget, das zu nachteil dem hochwirdigen in got vater, dem hern bischoff zu Numbergk ader seinen stadtheldern solde gereichet haben, ist mir zum teil noch nicht ganz wissen. Was gehen mich Thome geschefft an? Untzweiflich m. g. h. rethe zu Czeitz, die weils bey mir nicht gescheen, ampts halben wol gewust haben, wes sie kegen im vornemen solten aufrur zu vorhuten. [9] Darzu mich mein gewissen an disem standt drungen haben anzufahen, das wirt mir Christus wol helfen außfuren, dan die sach ist sein, im zu eren und lob wirt diß furnemen angegeben, doch zu besserung seines volcks, das langzeit in bestrickung der vermeynthen geistlichen rechte genotiget gelegen ist. Frembde sachen gedenck ich nicht zu verantworten, noch nichts, was mir unbekant ist, zu entschuldigen. Wer unrecht ist, leidet billich sein straff, wil nimant vordammen, so bleib ich unvordampt. Ist aber boser same geseet (der sich itzunder bey uns ereugett) in die hertzen der menschen, der wirt zu bequemer zeit mit gotes hilff wol außgerodet werden. Ich bin darumb und ander prister und gelerth neben mir zu Czwickau angenomen, das wachen und aufsehen uns sal enpfolen sein, den reissenden wolffen zu widerstehen. Was wir durch unser vleissig sorgfeldigkeit nicht vormochten, solten billich m. g. h. stadhelder und rethe ergetzen. Doch von Thome fustapfen wil ich gruntlich underricht werden, wie es gemeint worden ist. Mitler zeyt, gst. und g. f. und h., ob ich nun gleich das geistlich recht nie gelernet habe, durchlauchtigste gnedigste und gnedige hern, nach geubet und gantz starblindt dorine wer, geht mir wenig zu hertzen. Dan offentlich ist, das alleine menschliche satzung dorinne begriffen sint. Es wer mir itzunder auch gantz schmelich, die weil ich gotes wort leider gantz unwirdig furen sal, das ich ein canonist solt genant werden. Es wirt wol finden, was geistlich recht ist. Wolt nichts frolichers in meinem leben wunschen dan den rechten gotlichen christlichem vorstandt des heilgen Christi evangelii. Das ist warlich geistlich 1314 ¹⁶ Wagnis.

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recht. In dem solten alle prister gantz wol untherricht sein, alle bischoff und prelaten selbs predigen aber, wue sie gar nicht darzu geschickt, ander leuth darzu halden und bestellen. Also sagen die canones, wan man recht die augen wolt aufthun. Es ist itzunder biß her gar ein lange zeit vorschinen schir schande worden, gotes worth zu vorkundigen. Derhalben sie auch die canonisten von den theologis abgesundert haben, gleich als solten sie einander nicht zugehoren. Mochte etwas daran sein, besundern die hochste ere werden, des geistlichen recht regulas außzubreiten. Darumb hat man nu hoch tittel und stende erfunden und gemacht, das bischoffe, probste, dechant und thumhern mussen allein doctores und licentiati sein decretorum. Wer dises stands nicht ist und hat sein tzeit in diser kunst nicht zubracht, der selb ist unschicklich an eine prelatur aber dumerey (also werden genant die pfrunden) gefordert zu werden. Solch affenspil bringen die reissende wolff, curtisan gnant, in e. furstlichen g. landt. Wan sie aber solten das wenigste in der kirchen dem volck vorsagen, tzu besorgen ist, es worden ir sere gespottet werden. Idoch hab ich etwas in iren buchern gelesen und erfaren, das sie das meiste und beste selbst nicht halden nach uben, sunderlich was zu gotlicher ere und umb besserung willen gemeines christlichen volcks, prister und leyen gar treulich wolgemeint worden ist und gesatzt. Was aber gelt kan bringen und dinet, prebenden und lehen zu erlangen, arme leuth zu schinden, sachen zu vorzihen lassen, kunnen sie auffn negeln aussen¹⁷. Durchlauchtigister und durchlauchter gnedigster unnd gnedige hern, es ist uff diß mal genug meins bedenckens zu einer kleinen underrichtung e. f. g. gethan uff gemelte eingeschlossen supplication geantwort. Dan ich zu rettunge meiner pristerlichen ehr diß vorgewandt hab, das ich in warheit nichts anders weiß. Habs niemands zu vorkleinigunge angezeigt, eincherley gestalt vorachtunge der prelaten anzufahen, sundern mein notturft hats also nach gestalt der sachen gefodert. [10] Wil domit meinem gnedigsten hern, seiner bischoflichen hochwirdigkeit zu Numberg seins gerugien gebrauchs mit eigener thurst, eher es erkant solte werden, nicht entsitz haben. Do neben auch in zuvorsicht, gentzlich zu seinen hochwirdigsten gnaden trostlichen in aller demuth untherdeniglichen mich vorsehen, sein g. werd auch mich unwirdigen prister und diener gotes nicht lassen mit gwalt ubereileth werden und mein entpholen pfarlehen auch in seinen wirden lassen bleiben. Dan ich nichts ungeburlichs, das nicht zur ere gotis solt gereichen ader gemeinem nutz, wil anfahen und angefangen haben. Nu erbieten in zimlichen gehorsam in dem, was wider den christlichen glauben und die liebe meins nechsten nicht ist unvormeidlich gantz willigk in demuth kegen sein bischoflichen und furstlichen gnaden allezeit erfunden zu werden. Do mit wil 1314 ¹⁷ Zeigen sie ihre Krallen.

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ich mich in eure churfurstlich und furstlich gnaden schutz und entschuldigung in underthenigem gehorsam entpfolen haben in ganzem vortrauen, e. churf. und f. gnaden werden an mir nicht gewalt lassen gescheen, viel mher in guter christlicher ordenunge aufzurichten gnediglichen e. churf. und f. stadt mit solchem ungeburlichem tzwanck lassen beschwert werden. Das bin ich schuldig umb e. f. g. mit allem, was auß gnaden gotes durch mich kan gewirkt sunderlich vor ein gnadenreich fridlich regiment, auch langweriges gesundes leben kegen got dem almechtigen nach seinem gefallen zu vorbiten unnd mit meinen untherdenigen gehorsamen dinsten mith vleis tzuvordinen. Euer churfurstlich unnd furstlich g. seindt goth alwegen zu gnaden entpfolen.

1315 Zwickau, 9. September 1521 (Montag nach Nativitatis Marie) Wolfgang Böhm und der Rat zu Zwickau an Kf. Friedrich und Hz. Johann → 1295 [1] Schosser Wolfgang Böhm und der Rat der Stadt Zwickau erhielten das Schreiben [Nr. 1295] Kf. Friedrichs und Hz. Johanns vom 13. August mit beiliegender Abschrift eines Briefs von [Bf. Philipp von] Freising und Naumburg wegen einer Frau, die in Zwickau öffentlich gepredigt haben soll. [2] Auf Wunsch Kf. Friedrichs und Hz. Johanns teilen Schosser und Rat zu Zwickau mit, dass eine junge Frau kurz vor Pfingsten anfing, wunderliche Dinge zu erzählen. Sie berichtete von einer Vision und benahm sich auch bei dem Verhör auf dem Rathaus seltsam. [3] Als zu Himmelfahrt Christi (9. Mai) die Predigt in der Kirche St. Katharinen ausfiel, forderte der Pöbel der Stadt die Frau auf zu predigen. Als der Rat davon hörte, unterband er diesen Mutwillen. Leichtfertige Leute verbreiteten aber das Gerücht, dass in Zwickau die Frauen predigen. [4] Schosser und Rat bitten Kf. Friedrich und Hz. Johann, diesen Bericht gnädig anzunehmen sowie sie bei [Bf. Philipp von] Freising und Naumburg zu entschuldigen. A

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LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. B 845–847, fol. 22r–24v (Ausfertigung).

[1] Durlauchtigister und durchlauchtiger hochgeborn churfurst, furste und herren, euren churf. und furstlichen gnaden unsere untherthenige gehorsame und gantz willige dinste hochsten vormogens und vleyses bevor. Gnedigister und gnediger herren, eure churf. und furstlicher g. schreyben sambt eyn vorbbarter copeyen ayner schryfft des hochwirdigen in got durchlauchten hochgebornen fursten, unsers gnedigen herren von Freysingen und Nunburg etc. von aynem weybsbilde meldende, welchs bey uns in der stadt nytt uß krangkhayt adder unvornufft bsunder wol besynnet beschaydenlich und fursetziglichen uß yrem hauße bey uns offentlich an dy gassen etc. das heilige ewangelium solte geprediget und dem volke das wortt gottis vorkundiget, des datum heldet dinstags nach sanct Lorentzentag etc. haben wir dyßer tage untherteniglichen entpfangen und vornohmen. [2] Dyweyl nu eur churf. und furstliche g. begern, gelegenhayt

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dyses handels von uns unterricht zu werden, irkennen wir uns schuldig, seyndt auch berayt und willig, eure churf. und f. g. doumb zuberichten, sovil wir zuthuen wissen. Gnedigister und gnediger herren, es ist gescheen kurtz fur pfingsten nachst vorschynnen, das ayn weybsbylte, der jhar etwas jungk, des leybs und der gestalt auch nytt ungeschickt, uß ayner melancoleye (wie wir nach nytt anders wissen adder glauben konnen) und anheblicher zufelliger krangkayt yres haubts der vornufft etzwas vorruckt etc. angefangen, wunderliche ding von or zureden ab solte sie ayn gesichte gesehen haben, dovon sie gegen yren nachparinen geredet und in deme seltzame rede gefurdt etc. Solchs haben dy leute forder aynis dem andrem von dem weybe angesaget und seynt dy weyber (bevor yre nachparinne) mehr wy sie pflegen uß torhayt, dan uß witze abe und zugegangen und haben dem weybe yrer torhayt zugehoret etc. Do nu solchs an uns, den radt, gelanget, haben wir bestellet, das weyb fur uns fordern lasen, dy also gefordert bald uff der stundt und andere zwey weyber mit yr kommen, hat ayn klayn kindlein an yrem arme getragen, auch das gesicht und geberde an yr gehabt, do uß aynem jdem zuvormercken, das sie nytt bey ir selbst gewest. Euren churf. und furstlichen gnaden aber in deme weytterm scheyn etc. anzutzaigen, hat sie sich mit dem kinde bald nydergesetzt und angefangen zureden, unter andrem dyese und dergleichen wortte: Lieben herren, was begert ir, do umb ir nach mir geschickt, dy leute sagen, ich sey töricht und sie thuen mir recht, dan meyn hymmellischer vater wil es also mit mir haben. Er ist gerecht, ich aber byn ayn arme sunderin. Er kan mir nyt unrecht thuen etc. Hiermitte unbefraget ertzelende, wy es or von yrer sunden wegen zugestanden und es solte also gescheen seyn, das sie in yrem hauße gantz alleyne gewest in der kuchen sytzende und sich mit der ußlegunge des gebets, des heiligen vaterunsers bekommernde, do were ir ayn solche forcht und erschrecknus zukommen, das sie nahend in vertzweyffelunge gefallen und so große anfechtunge gehabt, als ab sie sich ytzo mit allen yren wercken dem boßen feynde hette begeben sollen und wollen. Do were ayn so großer und erschrecklicher donerschlagk kommen, der hette yr in zittern und erbidmen yres leybes or hertze uß dem leybe gantz hynwegk zu pulver geschlagen. Nach deme were es kommen und hette or den kopff zwusche bayde hende genommen, sie hyn hinter in yren hoff gefhuret. Do hette sie uff und yren hymmelischen vater fur or stehend gesehen, der hette sie ernstlich angeredt, wo umb sie seyner hette vorlaukenen¹ und yre wercke dem teuffel ubirgeben wollen. Seyne arm ußstreckende zu or gesaget: Schaue, was habe ich in meynen henden. Do uff sie geantwortt: O vater, ich sehe meyne sunde. Dornach geweyst seyne seyten und fuße etc. aber fragende: Was habe ich aldo? Hette sie abermals und alle wege geantwortt: O Vater, es seynt meyne sunde. Wie sie vileicht zuvor von den predingern in der kirchen sunder zweyffell als ayn from, andechtig mensche mit begyrde gehort gehabt, und zum taylle behalten. Domitte 1315 ¹ Verleugnet.

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angehoben und sich yrer sunden offentlich fur uns beclagen wollen, wohe or nytt were eyngeredt wurden. Sie hat auch also sytzend und redende yre frauliche bruste ußgetzogen, dem kinde seyne nahrunge gegeben, welchs sie one das als eyn fromes zuchtiges weyb in unser, der personen des radts, aller gegenwartt fur schame nytt wurde gethan haben, uß deme, gnedigister und gnediger herren, ayn jder vornufftgebrauchender mensche jhe bey yme zuermessen haben solte, ab solchs von dem weybe uß gesondthayt und rechter wytze gestheen sey. Domitte aber wollen wir nytt richten, was got ubir sie möge vorhenget haben. Als wir der radt nu solchs an dem weybe vormerckt, haben wir or sagen und sie vormahnen lasen, sie wolte yr selbst und yres kyndes vorschonen, nyt vil reden, dan wir vormerckten an yr, das se gebrechlich wehre, do neben den andern baiden weyben, der ayns yr styff mutter gewest, bevohlen, yrem des weybs manne zusagen, wy wir yme nochvolgend selbst auch bevohlen, yrer wol wahr zunehmen, uff das sie nytt in aynen weyttern irthumb kommen mochte etc. [3] Kurtz nach dyser tzeit am tage der hymmelfart Christi, unsers herren, hat es sich begeben, nachdeme dy predinget mit aynem religiosen² in sanct Catharin kirchen dys tags bestellet gewesen, ist derselbe ussenblyben, das dy predinget do zumaln gefallen. So nu ayn gemayne sage von dem weybe gewest, als ab sie wunderliche dinge von sich reden solte, hat der loße pofell von tuchknappen, kemmerinnen und andrem leichtfertigen volcke nach der maltzeit sich unterstanden und, wie hirnachmals an uns gelanget, ymmer ayner zu dem andrem kommen uß muttwillen anreytzende und sagende, wir haben heute kayne predinget gehoret (so sie doch one das predinger in der pfarkirchen, der gleichen bey den brudern im closter³ gehabt), do umb wollen wir gehen und auch horen, was das weyb sagen werde etc. So sie nu gehordt adder in kunde kommen, das das weyb in aynem hause bey yrer mutter gewest, seynt sie desselben tags ymmer ayne rotte nach der andern fur das haus kommen, haben das weyb sehen und horen wollen, ayns tayls sich unterstanden, mit macht in das haus zudringen etc., also das dy armen leute das haus, in dem das weyb gewest, obin und unten haben sperren und das weyb in ayn bsundern gemach vorschliessen mussen. Do nu solchs an uns, den radt, gelanget, haben wir uff der stundt zwene unsere radtsfreunde und mit ynen die dyner des gerichts geschickt, dem pofell wider solch mutwillig furnehmen zusteuren, wie dan gescheen, dan so balde der poffell dy geschickten gesehen, haben sie sich ayner dohyn der ander dorthyn vorlauffendt, uß gedrehet, uß deme auch und sunder zweiffel ettwo von leichtfertigen, losen leuten das geruchte hyn und wider im lande ußgeflogen, als ab die weyber bey uns predingen solten und wy dies weyb uß yrem hause dem volcke uff dy gassen solte gepredinget haben, welchs doch im grunde der warheyt anders, dan wie angetzeiget, nytt gescheen. Wir wissen 1315 ² Ein Franziskaner hätte predigen sollen, vgl. Nr. 1556. ³ Im Franziskanerkloster.

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auch (ob got will) als fromme christglaubige leute, das wir solchs nytt gestatten solten. Do ist auch nuhmals dyß weyb, wie wir anders nytt wissen, widerumb (got lob) gantz stille, zuchtig und vernufftig wurden. [4] Eur churfurstlich und furstlich gnaden hiruff in demutt unthertheniglichen bietende, wollen diesen unterricht, welcher zu clarer antzaigunge der gelegenhayt dyses handels, wie eur churf. und f. g. an uns begeret haben, also nach der lenge gestellet, in gnaden von uns vormercken und uns, den radt, wider die beschwerunge, so uns und den unsern euer churf. und f. g. untherthanen der wegen unerfintlich ufgeleget, gnediglichen entschuldiget haben. Hyemitte auch gegen hochgedachtem unserm gnedigem herren von Freysingen und Nunburg gnediglichen entschuldigen. Umb vilgemelt eur churf. und furstliche gnaden wollen wir solchs in unterthanigkayt lebys und guten und in allem schuldigem und willigem gehorsam zuvordynen allertzeit ufs hochste gevlissen und unvordrossen erfunden werden.

1316 Torgau, 9. September 1521 (Montag nach Nativitatis Marie) Conrad Rupsch an Kf. Friedrich [1] Conrad Rupsch, [Hofkapellmeister], bittet Kf. Friedrich um Erlaubnis, heimziehen zu dürfen. [In Kahla] will er seine Angelegenheiten mit dem Frühmessner [Heinrich Hartsch] klären [vgl. Nr. 1149] und weitere Geschäfte erledigen. [2] Rupsch fragt an, wohin er Gesellen und Knaben der Hofkapelle schicken soll, wenn es in Eilenburg zu einem Seuchenausbruch kommt. [3] Er bittet um Anweisung des Quatembergeldes für die Gesellen. [4] Da der Kf. die Hofkapelle derzeit nicht benötigt, würde Rupsch gern einen Knaben und fünf andere heimschicken. [5] Der Bassist möchte nach Straßburg auf sein Lehn ziehen. Rupsch befürchtet, dass er nicht wiederkommt, und fragt an, wie er sich in dieser und den anderen Angelegenheiten verhalten soll. [6] Nachschrift: Rupsch übersendet einen Brief¹ des Knabenresumptors [Johann Memminger] aus Eilenburg, der mitteilt, dass einer der Knaben erkrankt ist und deshalb von den anderen abgesondert werden muss. Rupsch bittet auch dafür um eine kfl. Handlungsanweisung. A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Ll 796, fol. 1rv+9rv (Ausfertigung).

1317 Kf. Friedrich an Hans von der Planitz

[vor 11. September 1521]

[1] Kf. Friedrich instruiert Hans von der Planitz, was er Ebf. [Albrecht] von Mainz und Magdeburg ausrichten soll: [2] In der Angelegenheit des Propstes [Bartholomäus Bernhardi] zu Kemberg antwortete Kf. Friedrich dem Ebf. schriftlich [Nr. 1289] auf den 1316 ¹ LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Ll 796, fol. 2rv.

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mündlichen Vortrag seines magdeburgischen Kanzlers [Lorenz Zoch]. Da Kf. Friedrich der Antwort [Nr. 1304] des Ebf. entnahm, dass [Albrecht] lieber einen kfl. Gesandten gehabt hätte, wird nun Hans von der Planitz geschickt, um Kf. Friedrichs Haltung und Meinung in der Sache zu erklären: Kf. Friedrich überlässt die Verantwortung der Eheschließung dem Propst zu Kemberg. Da der Propst aber anbot, sich ohne zu flüchten einem Prozess zu stellen und um Schutz des Kf. bat, sah Kf. Friedrich nicht, was er auf das Anliegen des Ebf. hin auf Seiten der weltlichen Gerichtsbarkeit über dieses Erbieten des Propstes hinaus tun sollte. Eine Entscheidung über die Erklärung des Propstes hat Kf. Friedrich damit aber nicht gefällt. Friedrich wollte dem Ebf. nicht vermitteln, dass der Propst mit seinem Anhang eine Veränderung der alten kirchlichen Gesetze und Gebräuche einführen darf oder dass dies im Ermessen und Verantwortungsbereich des Kf. liegt. Die Angelegenheit obliegt selbstverständlich dem Ebf. Es liegt nicht im Interesse des Kf., mit dem Ebf. in dieser Sache oder in vergleichbaren Angelegenheiten eine Disputation oder einen umfangreicheren Schriftwechsel zu führen. [3] Kurfürsteneinung. → 1320 A LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. B 528, fol. 9r–14r (Konzept). Ed. Wülcker / Virck: Planitz Berichte, S. 598–600, Nr. 3* (Volltext). Bem. Zur Datierung: Hans von der Planitz traf am Vormittag des 11. September 1521 in Halle ein, um entsprechend der kfl. Instruktion die Unterredung mit Kard. Albrecht zu führen [vgl. Nr. 1320].

1318 [Zeitz], 12. September 1521 (Donnerstag nach Nativitatis Marie) Senior [Nikolaus Tilemann] und Kapitel des Stifts St. Peter und Paul zu Zeitz an Kf. Friedrich → 1302 [1] Senior und Kapitel des Stifts St. Peter und Paul zu Zeitz erhielten das Schreiben [Nr. 1302] Kf. Friedrichs mit dem beigelegten Brief [Nr. 1303] des Kf. an den Statthalter [Eberhard vom Thor] und die Räte [Philipps, Administrator zu Naumburg], den der Kf. auf ihre Bitte hin zu ihrer Unterstützung in der Angelegenheit des Koadjutors des Dekans geschrieben hat. [2] Obwohl [Basilius] Wilde keinen bestendigen schein darüber vorlegte, dass ihm der verstorbene Dekan Volrad von Etzdorf das Dekanat übertragen hatte, haben die Stiftsherren die Wahl eines neuen Dekans um einen Monat verschoben. Sollte Wilde aber nicht innerhalb dieser Frist eine schriftliche Bescheinigung vorlegen, wollen sie die Wahl durchführen. A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Kk 1536, fol. 2rv (Ausfertigung).

1319 [Jessen], [vor 15. September 1521] Kapläne unserer lieben Frauen Gezeiten [der Pfarrkirche St. Nikolai] zu Jessen an [Kf. Friedrich] [1] Die Kapläne, die zum Singen der Messen verordnet sind, erinnern [Kf. Friedrich] an die durch den [Kf.] zusammen mit Nikel von Carlowitz errichtete ewige Stiftung der Sieben

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[vor 15. September 1521]

Nr. 1319

Gezeiten unser lieben Frauen mit täglich zu singenden Messen in der Pfarrkirche zu Jessen. Sie verweisen auf die Fundation und Konfirmation der Stiftung. [2] Die Kapläne wollen ihre Verpflichtungen gern erfüllen, haben aber Probleme, auf fremden Altären die Messen zu singen, wodurch sogar Messen künftig entfallen könnten. Daher bitten sie [Kf. Friedrich] um Inkorporation des Altars des Heiligen Kreuzes in der Pfarrkirche zu Jessen, damit sie dauerhaft für ihre Andacht über einen Altar verfügen. [3] Den Lohn dafür wird [Kf. Friedrich] von Gott sowie der Gottesmutter erhalten. A LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Mm 310, unfol., 2 Bl. (Abschrift). Bem. Zur Datierung vgl. Nr. 1322 und Nr. 1327.

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[1] Durchluchter hochgebornner furste, genedigester herre, unnser innigen gebethe unde undertenige willige dinste sindt euern furstlichen gnaden nach unserm vermogen allezceit voran bereith. Genedigester herre, als dhan euer furstliche gnade dem almechtigen gothe unnd seiner lieben mutter Marien zcu lobe, ehre unnd wirdigkeyt mit Nickel Karlewitz, zeliger gedechtnis, unnser lieben frauen seben gezceitten, mit messen alle tage zcu ewigen zceitten hyr zum Jessen yn der pfarkirchen zu syngen, gestifft unnd vorordent unnd yn itzlichen wochen sechs messen unns unde unser nhakommenden inkrafft der ffundacion unnd confirmacion, daruber gemacht, zu haltende uffgeleyt hath. [2] Wie wol wir nach unnserm gantzen vormogen dem also nachzukommen unnd zu irfullen gedengken, ist unns dennoch swerlich, uff fromde unnd unvordente altar die messen zu syngende, dhan wir zukunfftig daran mochten vorhindert werden, das villeichte die messen darumb zcu zceitten fallen mochten, das wir nicht gernne vornemhen. Unnde nachdem eyn altar des heiligen cruces, in der gnantten pfarkirchen gelegen, unnd alleyne mit eyner messen yn der wochen beswert, des vorlyhunnge unnd ius presentandi euern furstlichen gnaden ouch zustet, ist unser demutige unnde fleissige bethe, euer furstliche gnade wolle zuforderunge der angefangen lobelicher andacht solchen altar sanct crucis zcu die gnantte ampt voreygenen, uniren, inlyben unnd ewiglichen incorporiren lassen, uff das wir unnd unser nachkommen eynen gewissen altar gehaben, unnde vorordentten sechs messen mit der andern eyne, die bereit daruff gmacht ist, zcu gerechter zceit halten mochten, unnde die angehoben ampt dester zeytliger iren vorgangk ane allerley hynderrunge gewynnen moghen. [3] Euer furstliche gnade, gothe dem almechtigen zcu ere unnd seyner gebendeitten mutter Marien zcu sonnderlichem lobe unnd wirdigkeit unns hyr an genediglichen willen irzceigen, wirt der almechtige got mit seiner mutter ane zcweiffel euer furstlichen gnaden ewighen lohen dar vor geben. Das wolle wir ouch mit unnsern inniglichen gebethen gegen sie unnde sust mit underthenigem willigen dinsten umb gemelte euer furstliche gnade allezceit nach unserm vormogen zuvordynnende befunden werden.

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1320 Grimma, 15. September 1521 (Sonntag nach Exaltationis Sancte Crucis) Hans von der Planitz an Kf. Friedrich → 1317 [1] Hans von der Planitz berichtet Kf. Friedrich, dass er auf dessen Befehl hin am letzten Mittwoch (11. September) gegen zehn Uhr in Halle eintraf und sich bei Kard. [Albrecht] ankündigte. Dieser ließ sich aber aufgrund anderer Geschäfte für den Tag entschuldigen. [2] Am nächsten Tag fand die Audienz bei Kard. [Albrecht] im Schloss [Moritzburg] in Anwesenheit seiner Räte statt, namentlich des Dompropstes von Brandenburg Busso von Alvensleben, des Hauptmanns [Hans von Pack], des Kanzlers [Lorenz Zoch] und des [Erhard] Milde. Hans von der Planitz trug die Botschaft Kf. Friedrichs entsprechend der Instruktion [Nr. 1317] vor. Daraufhin ließ Kard. [Albrecht] seine Antwort Planitz durch den Kanzler [Zoch] mitteilen, die Planitz aus der Erinnerung niederschrieb und als Beilage [Nr. 1321] mitschickt. Die von Planitz vorgebrachte Bitte, ihm für Kf. Friedrich die Antwort [Albrechts] schriftlich zu übergeben, wurde abgeschlagen. Die durch Planitz angefertigte Niederschrift bestätigten [Erhard] Milde und [Lorenz Zoch] als richtig. [3] Planitz übersendet Kf. Friedrich einen Brief Kard. [Albrechts] mit einer Abschrift der Kurfürsteneinung. [4] Neuigkeiten in Bezug auf die Braunschweig-Hildesheimer Fehde und zum Tod des Hans von Werthern. [5] Planitz wurde von einem Brief aus Rom erzählt, in welchem der Sohn des Hofschusters zu Leipzig seinem Vater von einer im Sommer stattgefundenen Verbrennungsaktion eines Luther darstellenden Holzbildes und vieler Bücher in Rom durch den Papst berichtete. Da der geschnitzte Mönch beim ersten Mal nicht mitverbrannte, wurde ein zweites Mal Holz aufgeschichtet und angezündet. Aufgrund des großen Andranges konnte der Sohn das Ergebnis nicht sehen. [6] In Halle traf jetzt ein Bote aus Rom ein, der Kard. [Albrecht] viele Briefe mitbringen sollte, aber unterwegs beraubt wurde. Er erzählte vielen Leuten auch von der Verbrennungsaktion. Planitz konnte ihn leider nicht sprechen. [7] Nachdem die Antwort des Kard. auf die kfl. Botschaft Planitz schon mitgeteilt worden war, sprach Kard. [Albrecht] noch einmal mit Planitz und versicherte ihm seine Freundschaft zu Kf. Friedrich. Aus diesem Grund missfällt [Albrecht] das Verhalten des Propstes [Bartholomäus Bernhardi] zu Kemberg, da dadurch dem Kf. Nachteile entstehen könnten. A Ed.

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. B 528, fol. 16r–17v (Ausfertigung, eigh.). Wülcker / Virck: Planitz Berichte, S. 600–602, Nr. 4* (Volltext).

1321 Hans von der Planitz an Kf. Friedrich

[15. September 1521]

[1] Hans von der Planitz berichtet Kf. Friedrich, dass er die kfl. Botschaft [Nr. 1317] an Kard. Albrecht vorgetragen hat. Im Auftrag und in Anwesenheit Albrechts erteilte dessen Kanzler [Lorenz Zoch] folgende Antwort: [2] Dank und Grüße. [3] Kard. Albrecht, Ebf. von Magdeburg und Mainz, erinnert Kf. Friedrich an seine schriftlichen und durch Gesandte mündlich vorgebrachten Darlegungen zu den Übergriffen auf Geistliche. Im Gebiet des Kf. würden zum Teil Geistliche verfolgt und viele leichtfertige Menschen würden sich unterstehen, in Schenken und an ähnlichen Orten über das Evangelium zu reden

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und dieses auszulegen, wodurch viel Schlechtes eingeführt wird und der Ungehorsam zunimmt. [4] So verstößt auch der Propst [Bartholomäus Bernhardi] zu Kemberg mit seiner Eheschließung offen gegen die kirchliche Ordnung. Dies kann Albrecht als Ebf. nicht dulden. Er wollte sich aber auf seine Funktion als geistlicher Richter beschränken. Da er dies nicht ohne Mitwirkung Kf. Friedrichs tun konnte, wandte er sich an den Kf. als christlichen Fürsten mit der Bitte um Überstellung des Propstes, erhielt aber von Friedrich nur ein Antwortschreiben [Nr. 1289] mit beiliegender Verteidigungsschrift¹ [Bernhardis]. Daraufhin schrieb Kard. Albrecht erneut an Kf. Friedrich [Nr. 1304]. Albrecht warnt Friedrich nochmals davor, die öffentliche Handlung [Bernhardis] zu rechtfertigen. Dies könnte so ausgelegt werden, als zweifelte Friedrich an der kirchlichen Ordnung in der Angelegenheit. Der Fall muss aber durch Kard. Albrecht juristisch verfolgt werden. Darüber aber, dass Kf. Friedrich schriftlich und nicht mündlich durch einen Boten Albrecht antwortete, ist Albrecht nicht verärgert. Auf einige Punkte seiner Werbung erhielt Planitz keine Antwort, so darauf, dass Kf. Friedrich keine Entscheidung über die Entschuldigung und das Erbieten [Bernhardis] gefällt hat. [5] Kurfürsteneinung. A LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. B 528, fol. 18r–20r+23v (Ausfertigung, eigh.). Ed. Wülcker / Virck: Planitz Berichte, S. 603–606, Nr. 4* Beilage (Volltext). Bem. Zur Datierung: Das Schriftstück ist mit der Datumsangabe „actum ut in littera“ versehen. Das Bezugsschreiben, dem das Schriftstück beilag, datiert vom 15. September 1521 [Nr. 1320]. Die Aufzeichnung enthält die Antwort Kard. Albrechts auf die durch Planitz am 12. September 1521 in Halle dem Kard. vorgetragene Botschaft Kf. Friedrichs.

1322 15. September 1521 (Sonntag nach Exaltationis Crucis) Kunz Pfeilschmidt an Kf. Friedrich [1] Kunz Pfeilschmidt erhielt die Aufforderung Kf. Friedrichs, ihm über das Frühmesslehn zu Schweinitz und das Altarlehn zu Jessen, über die jeweiligen Einkommen sowie die Verpflichtungen des Priesters zu berichten. [2] Pfeilschmidt teilt mit, dass der Frühmesser zu Schweinitz an Einkommen ungefähr vier Schock Geld, 36 Scheffel Korn, 32 Scheffel Hafer und vier Hühner hat sowie vom Altar des Heiligen Kreuzes zu Jessen ein Schock und 18 Groschen Geld von der Stiftung sowie 14 Hühner. Hinzu kommen 50 Groschen, die etliche Personen vor einigen Jahren testamentarisch für den Altar vermacht haben. Allerdings wurde Pfeilschmidt berichtet, dass der Altar zu Jessen nicht zur Frühmesse in Schweinitz gehört, sondern durch den früheren Amtmann [zu Schweinitz] Heinrich Löser dazu verordnet wurde. Der Frühmesser ist verpflichtet, wöchentlich vier Messen zu halten. Zudem ist eine Messe für das Altarlehn in Jessen zu lesen. A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Mm 309, unfol., 1 Bl. (Ausfertigung).

1321 ¹ CR 1, Sp. 421–440, Nr. 120.

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1323 Lochau, 16. September 1521 (Montag nach Crucis Exaltationis) Kf. Friedrich an Bf. [Johann VII.] von Meißen Kf. Friedrich schickt Bf. [Johann] von Meißen einen Beschwerdebrief der Brüder Hans und Sebastian von Kötteritzsch zu Sitten über den Pfarrer im Dorf Börtewitz im Amt Leisnig wegen Vernachlässigung des geistlichen Amtes zu und bittet um Klärung. A

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LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. B 1074, fol. 5rv (Konzept).

Unnser fruntlicher dinst zuvor. Erwirdiger in got, besonder lieber frundt, unns haben unsre lieben getreuen Hans und Bastian von Kotritzsch gebruder zcu Siten itzt geschriben und angezaigt, aus was vermeinter ursachn der pfarrer im dorf Bartwitz, in unsers liebn bruders hertzog Johannsen und unserm ambt Leißnek gelegen, die pfarlichn recht daselbs fallen lesset, wie e. l. inligend vernemen werden. Unnd weil uns nit zweivelt, ir werd bey euch selbs ermessen, das dis, wo es sich also heldet, ein uncristlich und unbillich furnemen, bitten wir fruntlich, e. l. wolln dorein sehn, domit es von dem pfarrer abgestalt, die gotlichen ambt der messen nit nachbleiben, auch das arm ainfeltig volk an raichn der heiligen sacrament und sonste nit verseumbt werden. Das sind wir zu dem, das es billich beschiet, umb e. l. zubeschulden fruntlich gneigt.

1324 [Erfurt], 17. September 1521 (Dienstag nach Crucis Exaltationis) Prior [Conrad] und Konvent des Kartäuserklosters Erfurt an Hz. Johann [1] Prior und Konvent des Kartäuserklosters Erfurt erhielten das Schreiben Hz. Johanns mit der beigelegten Supplikation des Heimbürgen und der Gemeinde zu Ringleben, die sich darüber beschweren, dass das Kloster sie mit Neuerungen belastet. [2] Das Dorf wurde dem Kloster mit allen Zugehörungen, Rechten, Freiheiten sowie der Hoch- und Niedergerichtsbarkeit von den Vorfahren Hz. Johanns verkauft. Gegen das Kartäuserkloster als Erbherrn haben sich die Einwohner des Dorfes nie aufgelehnt, auch wurden keine Neuerungen eingeführt. Deshalb sind Prior und Konvent über die nun vorgebrachten Beschwerden verwundert. [3] Prior und Konvent versichern dem Hz., dass kein Dorf in der Gegend mit weniger Abgaben und sonstigen Bürden beladen ist als Ringleben. Sie sind der Meinung, dass sie Fron- und andere Dienste mit dem gleichen Recht fordern wie andere Obrigkeiten im Reich und im Fürstentum Hz. Johanns. Es liegt ihnen fern, die Bewohner übermäßig zu belasten, das können sie auch gegenüber Gott nicht verantworten. [4] Sie bitten den Hz. deshalb, den Einwohnern von Ringleben Gehorsam gegenüber dem Kloster zu befehlen. Sollten diese weiterhin meinen, dass sie durch das Kloster übermäßig belastet werden, sind die Kartäuser zu einer Untersuchung bereit, weil sie zuversichtlich sind, dass sich dabei herausstellen wird, dass die Klagen unangemessen sind und sich die

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von Ringleben gegen das Kloster widerrechtlich verbündet haben. [5] Die Kartäuser wollen für ein langes Leben und eine gute Regierung Hz. Johanns beten. A

LASA Wernigerode, A 37b I, II, XVIII, Nr. 3, fol. 24rv+28rv (Ausfertigung).

1325 [Wartburg], 17. September 1521 (die Lamberti) Martin Luther an Georg Spalatin [1] Martin Luther teilt Georg Spalatin mit, dass Hz. Johann, als er auf der [Wartburg] war,¹ durch [Hans von Berlepsch] um eine Auslegung des Gleichnisses von den zehn Aussätzigen [Lk 17,14] gebeten hat, weil ihm die Franziskaner [in Weimar] gesagt haben, dass diese Stelle ein Beleg für die Beichte ist. Hz. Johann will ihnen die Auslegung entgegenhalten, die Luthers Buch von der Beichte², das sich im Druck befindet, zuvorkommen und den Hz. beeinflussen wollen. Luther schickt Spalatin die gewünschte Auslegung, um sie von einem seiner vielen Schreiber abschreiben zu lassen, damit Luthers Handschrift unentdeckt bleibt. Danach erbittet Luther das Manuskript zurück. [2] Luther glaubte nicht, dass jemand aus dieser Bibelstelle einen Beweis für die Beichte ziehen würde. Daher hat er die Stelle nun in seiner Auslegung ausführlich behandelt. Sollte Spalatin der Meinung sein, dass die Auslegung gedruckt werden soll, darf er das veranlassen und die Schrift Haubold von Einsiedel oder einem anderen, außer Hz. Johann, widmen.³ Die Auslegung soll Luthers Sermon von der Beichte unterstützen und den Deutschen einen Vorgeschmack auf seine Postille geben. Die Ergänzungen Philipp [Melanchthons] zu dem Sermon hätte Luther gern aufgenommen, aber er versteht sie noch nicht. Sollte Spalatin gegen eine Drucklegung sein, soll er die Vorrede vernichten, die Auslegung Hz. Johann geben und das Manuskript an Luther zurückschicken. [3] Über die [„Determinatio secunda almae facultatis Theologiae Parisiensis“].⁴ A Ed.

LASA Dessau, Z 8, Nr. 131, fol. 1rv (Ausfertigung, eigh., zu eigenen Händen, lateinisch). WA.Br 2, S. 391f., Nr. 431 (Volltext); W² 21.1, Sp. 360–362, Nr. 428 (Volltext, Übersetzung).

1325 ¹ Luther teilte am 9. September 1521 Georg Spalatin mit, dass Hz. Johann endlich durch [Hans von Berlepsch] von seinem Aufenthaltsort erfahren hat (WA.Br 2, S. 387–390, Nr. 429, übersetzt in: W² 15, Sp. 2535–2538, Nr. 76). ² „Von der Beicht, ob die der Bapst macht habe zu gepieten“ (WA 8, S. 129–204). ³ Tatsächlich erschien die Auslegung in Wittenberg bei Melchior Lotter mit einer Widmung für Haubold von Einsiedel sowie für Hans von Dolzig und Bernhard von Hirschfeld („Evangelium von den zehn Aussätzigen“, WA 8, S. 336–397). ⁴ Vgl. „Ein Urtheil der Theologen zu Paris über die Lehre Doctor Luthers. Ein Gegen-Urtheil Doctor Luthers. Schutzrede Philipp Melanchthons wider dasselbe Parisische Urtheil für D. Luther“ (WA 8, S. 255–312).

Nr. 1326

21. September 1521

527

1326 Trebsen, 21. September 1521 (Sonnabend am Tag Matthei apostoli) Hans von Minckwitz an Kf. Friedrich [1] Hans von Minckwitz erinnert Kf. Friedrich an die Auseinandersetzungen zwischen dem Amt Liebenwerda und dem Propst des Benediktinerinnenklosters Riesa [Jakob von Haubitz] über Gerichtsrechte im Dorf Nauwalde, die bereits unter dem Amtmann Georg von Holda begannen [vgl. Nr. 776 und Nr. 929]. Dieser Streit gelangte durch eine alte Verschreibung an Kf. Friedrich, mit welcher der Propst seine sich angemaßten Rechte bei dem Kf. erlangen wollte. Minckwitz hielt sich, seit er Amtmann im Amt Liebenwerda wurde, an den daraufhin ergangenen kfl. Befehl. In Abwesenheit Kf. Friedrichs schrieb damals Hz. Georg von Sachsen an Fabian von Feilitzsch [vgl. Nr. 929 Anm. 1]. Aufgrund des Schreibens, das Feilitzsch danach an Minckwitz sandte, hat Minckwitz in der Sache nichts mehr unternommen, auch über den Propst erfuhr er nichts Gegenteiliges. Abschriften der Schreiben liegen bei.¹ [2] Minckwitz weiß nicht, ob Hz. Georg seiner Zusage gegenüber Kf. Friedrich nachgekommen ist. Als Minckwitz von Kf. Friedrich zu den albertinischen Räten [Nikolaus von] Heinitz und Heinrich von Schleinitz zu Saathain nach Mühlberg zu einem Rätetreffen geschickt wurde, sollte er auch über diesen Fall sprechen. Heinitz hat daraufhin den Propst angehört und seine Urkunde geprüft. Heinitz und Schleinitz sagten, dass ihnen die Verschreibung des Propstes ebenfalls nicht gefällt. Sie wollten den Bericht von Minckwitz und die Angaben des Propstes Hz. Georg vorlegen, der sich sicher zugunsten Kf. Friedrichs äußern würde. Darüber hat damals Minckwitz den Kf. durch einen schriftlichen Bericht informiert. [3] Vor Kurzem wurde Minckwitz von Haubold von Einsiedel nach diesem Rechtsstreit gefragt. Deshalb schreibt Minckwitz nun an Kf. Friedrich mit der Bitte, mit ihm wegen der unterbliebenen Klärung Nachsicht zu haben. Bisher hat Minckwitz sich nach dem Befehl von Fabian von Feilitzsch gerichtet, den dieser im Namen des Kf. gegeben hatte. Nun will er den neuen Anweisungen Kf. Friedrichs folgen. → 1330 A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. B 1702, fol. 33r–34v (Ausfertigung, eigh.).

1327 Jessen, 21. September 1521 (Sonnabend am Tag Sankt Matthäustag) Wolf Metzsch an Kf. Friedrich [1] Wolf Metzsch, Geleitsmann zu Torgau, erhielt von Kf. Friedrich den Auftrag, sich hinsichtlich etlicher Lehen in Jessen zu erkundigen, dem er nachgekommen ist. [2] Metzsch berichtet, dass die Stiftung der Sieben Gezeiten der Mutter Gottes Maria in der Pfarrkirche zu Jessen von Nikel von Carlowitz mit Bewilligung Kf. Friedrichs errichtet wurde. Wird das Lehn frei, steht dem Rat der Stadt Jessen das Recht zur erneuten Verleihung zu, nicht dem Kf. [3] Das Lehn des Altars des Heiligen Kreuzes aber, das zurzeit erledigt ist, kann der Kf. dem anderen inkorporieren. Der Bf. muss allerdings die Investitur vornehmen. Kf. Friedrich ist collator des Altars. Dieser Altar verfügt über einen Zins von einem 1326 ¹ Der Akte liegen mehrere Abschriften bei, die in diesem Zusammenhang ausgetauscht wurden (LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. B 1702, v. a. fol. 26r–32v).

528

22. September 1521

Nr. 1328

Schock, 18 Groschen und 14 Hühnern im Dorf Premsendorf sowie über weiteren Zins aus testamentarisch vermachtem Geld, das in Gärten und Grundstücken angelegt wurde. [4] Metzsch schickt beiliegend dem Kf. die ihm übermittelte Supplikation [Nr. 1319] wieder zurück. A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Mm 309, unfol., 2 Bl. (Ausfertigung).

1328 Lochau, 22. September 1521 (Sonntag Sancti Mauritii) Kf. Friedrich und Hz. Johann an Bf. [Philipp] von Freising [1] Kf. Friedrich und Hz. Johann erinnern Bf. [Philipp] von Freising an seine Anfrage wegen einer Frau in Zwickau, die aus ihrem Haus heraus gepredigt haben soll. Sie konnten sie bisher nicht beantworten, weil sie erst Erkundigungen einholen mussten [vgl. Nr. 1294]. [2] Anbei schicken Kf. Friedrich und Hz. Johann eine Abschrift des Berichts [Nr. 1315] des Schossers [Wolfgang Böhm] und des Rats der Stadt Zwickau über das genannte Ereignis. A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. B 845–847, fol. 21rv (Konzept).

1329 22. September 1521 (Sonntag Mauritii) Kf. Friedrich und Hz. Johann an Statthalter [Eberhard vom Thor] und Räte [Bf. Philipps von Freising und Naumburg] zu Zeitz [1] Kf. Friedrich und Hz. Johann erinnern an die Anfrage [Nr. 1286 und Nr. 1287] des Statthalters und der Räte [Bf. Philipps von Freising] zu Zeitz wegen des Pfarrers zu Zwickau [Nikolaus Hausmann], die sie bisher nicht beantworten konnten, weil sie erst Erkundigungen einholen mussten [vgl. Nr. 1292]. [2] Anbei schicken Kf. Friedrich und Hz. Johann eine Abschrift der Antwort [Nr. 1314] [Hausmanns]. [3] Kf. Friedrich und Hz. Johann bitten, ihr Schreiben [Nr. 1328] an Bf. [Philipp] von Freising an diesen weiterzuleiten. A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. B 845–847, fol. 25r (Konzept).

1330 Lochau, 22. September 1521 (Sonntag Mauritii) Kf. Friedrich an Hans von Minckwitz → 1326 [1] Kf. Friedrich erhielt das Schreiben [Nr. 1326] des Hans von Minckwitz wegen der Auseinandersetzung [über die Gerichtsrechte] in Nauwalde zwischen dem

Nr. 1331

24. September 1521

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Amt Liebenwerda und dem Benediktinerinnenkloster Riesa sowie alle dazugehörigen Abschriften. Kf. Friedrich kann sich an diesen Fall nicht erinnern. Als Amtmann hätte Minckwitz den Fall weiter vorantreiben müssen. [2] Kf. Friedrich beauftragt Minckwitz, Erkundigungen über den Pranger (stok), den Minckwitz zu Beginn des Streits ausheben ließ, und den Stand der Auseinandersetzung einzuholen, vor allem, ob der Propst [Jakob von Haubitz] inzwischen etwas unternommen hat, um seine vermeintlichen Rechte zu bekräftigen. Minckwitz soll entsprechend berichten, damit Kf. Friedrich in dieser Sache entscheiden kann. → 1357 A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. B 1702, fol. 35rv (Konzept).

1331 Lochau, 24. September 1521 (Dienstag nach Mauritii) Kf. Friedrich an Bf. [Johann VII.] von Meißen → 1307 [1] Kf. Friedrich erhielt das Schreiben [Nr. 1307] Bf. [Johanns] von Meißen im Fall des Pfarrers [Nicasius Clay] zu Schmiedeberg. [2] Aus den Aussagen des Bf. und seines Offizials [Jakob Lose] konnte der Kf. nicht erkennen, dass der Pfarrer sich ungehorsam verhalten hat. Wenn es sich anders verhält, ist er mit einer Bestrafung [Clays] einverstanden. Das ungebührliche Vorgehen aber, welches der Offizial eine Zeit lang betrieb, akzeptieren Kf. Friedrich und sein Bruder [Hz. Johann] nicht. [3] Kf. Friedrich will [Clay] oder andere Priester nicht in ihrem Ungehorsam oder sündhaften Leben bestärken. A

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LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. N 23, fol. 41rv (Konzept).

[1] Unnser freuntlich dinst zuvor. Erwirdiger in got, besonder lieber freund, als e. l. unns am negsten auff das schreyben, so wir euch zuvor des pfarrers halben zu Schmydberg gethan, widerumb geschrieben, mit anczaig, auß was ursach ir die euern irem vorigen zuschreyben nach nit zu unns geschigkt, haben wir mit weiterm inhalt, wie sich der handel gemelts pfarrers halten sol etc., horen leßen. [2] Unnd weil ir in euer vorigen schrifft auff des officials gescheen bericht selbs bekant, das der official den pfarrer personlich vorzuladen nit ursach gehabt unnd doch nit verneint worden, das der priester zwen unnßer burger von Schmydbergk an seiner stad zuerscheinen abgefertigt und verordent hat, so haben wir bey unns nit ermessen mogen, mit was fug dem pfarrer durch e. l. oder iren official hat mogen auffgelegt werden, als solt er auff euer gerichts citacion geburlichen gehorßam nit gelaist haben. Wo er aber etwas ungeburlichs handelt, ist uns nit entgegn, das derwegn ordenliche straff gegn im furgenomen werd. Das es aber mit der gestalt und mit solcher unschikligkait, wie ain zeit her durch eurn official furzunemen understanden, bescheen sol, ist unsrem liebn bruder und uns nit leidlich etc. [3] Dan ir sollet es genczlich darfur halten, das wir nit gemeint,

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25. September 1521

Nr. 1332

diesen ader andere priester zu irem ungehorsam oder merung ires sundlichen und unpristerlichen lebens zuhandhaben, oder sie darinn zustergken. Das wolten wir e. l., der wir mit freundschafft gneigt sein, nit verhalten.

1332 Lochau, 25. September 1521 (Mittwoch nach Mauritii) [Kf. Friedrich] an Christian [Beyer], [Gregor] Brück und [Johann] Schwertfeger [1] [Kf. Friedrich] teilt Christian [Beyer], [Gregor] Brück und [Johann] Schwertfeger mit, dass sich die Priorin [Katharina von der Gabelentz] und der Konvent des Augustinerinnenklosters Brehna bei ihm beklagt haben, dass Georg von Schönfeld und seine Leute zu Seelhausen sie mit Viehhüten, Jagen und anderem belasten, wie dem beiliegenden Schreiben zu entnehmen ist. [2] Die Amtleute haben in dieser Angelegenheit mehrfach Verhandlungen geführt und auch die Pfändung [von Vieh] veranlasst, welches nun missbräuchlich außer Landes geführt wurde. Genaueres wird der Überbringer des Briefs berichten. [3] [Kf. Friedrich] befiehlt [Beyer], Brück und Schwertfeger zu beraten, was in dieser Sache zu unternehmen ist, damit dem Kurfürstentum kein Verlust entsteht und die Gerechtigkeiten des Klosters gewahrt werden. Das Ergebnis sollen sie dem Kf. ausführlich mitteilen und auch dem Klostervogt anzeigen. → 1334 A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Kk 180, fol. 2rv (Konzept).

1333 Grimma, 26. September 1521 (Donnerstag nach Mauritii) Hans von der Planitz an Kf. Friedrich [1] Hans von der Planitz erfüllte den Befehl Kf. Friedrichs, Dietrich von Techwitz im Namen des Kf. zum Rat anzunehmen. Zur weiteren Erledigung des kfl. Befehls, sich [in das Reichsregiment] nach Nürnberg zu begeben,¹ muss mit Techwitz noch der Zeitpunkt der Abreise geklärt werden. [2] Planitz hat in Leipzig gehört, dass in Nürnberg eine Krankheit grassiert. Wenn Regiment und Kammergericht aus diesem Grund verlegt werden, bittet er um Anweisung, wie er sich verhalten soll. [3] Urfehde Gregor Tischers [aus Grimma]. [4] Am 23. September erfuhr Planitz in Leipzig durch die Räte Mgf. Joachims [von Brandenburg], [Wolfgang] Kettwig und Joachim von Arnim, von einer militärischen Intrige Papst [Leos X.] gegen Ks. [Karl V.]. [5] [Heinrich Stromer, genannt] Auerbach erzählte von einer Abordnung des Domkapitels zu Magdeburg an Kard. [Albrecht] während des letzten Ablasses in Halle, die davon berichtete, dass zehn oder zwölf Türen der Domherren an der Stadtmauer auf Anweisung des Rats der Stadt 1333 ¹ Kf. Friedrich gab Planitz diesen Befehl am 18. September 1521 (LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. E 85, fol. 4rv, ediert in: Wülcker / Virck: Planitz Berichte, S. 1, Nr. 2).

Nr. 1334

28. September 1521

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Magdeburg zugemauert wurden. Die Antwort des Kard. kennt Planitz nicht. [6] Zettel: Ratseid Dietrichs von Techwitz. A Ed.

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. E 85, fol. 5r–7r, Zettel: 7r (Ausfertigung, eigh., zu eigenen Händen). Wülcker / Virck: Planitz Berichte, S. 2–4, Nr. 3 (Volltext).

1334 28. September 1521 (Sonnabend nach Mauritii) Christian Beyer und Johann Schwertfeger an Kf. Friedrich → 1332 [1] Christian Beyer und Johann Schwertfeger erhielten die Aufforderung [Nr. 1332] Kf. Friedrichs und prüften daraufhin die mitgeschickte Klageschrift der Nonnen sowie einen weiterführenden Bericht des Vogts des Augustinerinnenklosters Brehna wegen der Gemeinde Seelhausen, die sich eine Trift auf Klostergebiet angemaßt und das Vieh, das daraufhin vom Kloster als Pfand genommen wurde, mit Gewalt zurückgeholt hat. [2] Beyer und Schwertfeger empfehlen, das Strafverfahren (rechtung peinlicher weyße) gegen die Einwohner von Seelhausen und besonders gegen diejenigen, die das gepfändete Vieh mit Gewalt zurückgeholt haben, durch den Vogt weiterführen zu lassen und sie entsprechend den Festlegungen der kgl. Landfriedensordnung und des landesüblichen Rechts zu strafen. Die Klage soll nur den gewaltsamen Übergriff betreffen. [3] Eine Zivilklage (burckliche claeg) wegen der angemaßten Trift sollte vom Kloster nicht weiterverfolgt werden, weil die Gegenseite behaupten wird, dass die Trift mit Zustimmung des Klosters erfolgte. Wenn die von Seelhausen wieder Vieh über klostereigenes Gebiet treiben wollen, soll das Kloster es ihnen untersagen und das Vieh pfänden. So sind die von Seelhausen genötigt zu beweisen, dass sie das Triftrecht dort besitzen. Auf Bitten des Vogts wurde das auch dem Amtmann zu Bitterfeld [Fabian von Bresen] mitgeteilt. [4] Hinsichtlich der Beschwerde des Klosters wegen der Jagd durch die von Schönfeld auf Klostergebiet soll sich der Bitterfelder Amtmann bei den Alten erkundigen, ob die von Schönfeld mit Wissen und Dulden des Klosters schon immer dort gejagt haben, oder ob die früheren Amtleute dort allein die Jagdrechte hatten. Vom Bericht des Amtmanns hängt die weitere Behandlung dieser Frage ab. Allerdings kann das Kloster denen von Schönfeld natürlich das Betreten des klostereigenen Holzes versagen. A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Kk 180, fol. 3r–4v (Ausfertigung).

1335 Lochau, 30. September 1521 (Montag nach Sankt Michaelstag) Kf. Friedrich an Bf. [Philipp] von Freising und Naumburg [1] Kf. Friedrich erhielt vier Briefe Bf. [Philipps] von Freising und Naumburg. Der erste Brief betraf den Fall einer Frau in Zwickau, die öffentlich aus dem Fenster gepredigt hatte. Dazu sandte Kf. Friedrich bereits einen Bericht an den Statthalter [Eberhard vom

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4. Oktober 1521

Nr. 1336

Thor] und die Räte in Zeitz, den sie an Bf. [Philipp] weiterleiten sollten [Nr. 1328]. [2] Der zweite Brief betraf die Einigung Bf. [Philipps] mit Heinrich und Friedrich von Schönberg.¹ [3] Wegen der Lehnspflicht, die Bf. [Philipp] gegenüber Kf. Friedrich wegen des Bistums Naumburg hat, will Kf. Friedrich an Ks. [Karl V.] schreiben [vgl. Nr. 1376 Anm. 2]. [4] Kf. Friedrich bedauert, dass der bfl. Statthalter und die bfl. Räte den Leuten von Schmölln mit geistlichem Gericht drohten, weil sie ihre Zinsen nicht entrichtet haben.² Die geringe Summe wurde bisher nach einer Absprache mit Bf. [Johann III.] von Naumburg zu festgesetzten Terminen durch die kfl. Kammer entrichtet. → 1376 A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. B 845–847, fol. 26r–27v (Konzept).

1336 Schellenberg, 4. Oktober 1521 (Freitag nach Remigii) Hz. Georg von Sachsen an Kf. Friedrich [1] Hz. Georg von Sachsen erinnert Kf. Friedrich daran, dass er ihm bereits zuvor von seinen Nachforschungen wegen einiger Bücher berichtet hat. Bisher haben diese nichts zu Tage gebracht außer ein Schreiben, welches der Pfarrer [Jakob Seidler] zu Glashütte aus Wittenberg erhielt.¹ Dieses übersendet Georg dem Kf. mit der Bitte, in Wittenberg anhand der Handschrift den Schreiber zu ermitteln und von diesem weitere Erkundigungen über die Bücher einzuziehen. Die Ergebnisse und das Schreiben soll der Kf. an Georg zurückschicken. [2] Ergebnisse der Erkundigungen Hz. Georgs über das Vorgehen Kg. [Franz I.] von Frankreich. → 1339 A Ed.

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. C 707, fol. 12r–13v (Ausfertigung, eigh., zu eigenen Händen). Hildesheimer Stiftsfehde, S. 851f. (Teiledition, bietet Punkt [2]).

1337 Wurzen, 4. Oktober 1521 (am Tag Sancti Francisci) Bf. Johann VII. von Meißen an Kf. Friedrich → 1291 [1] Bf. Johann VII. von Meißen teilt Kf. Friedrich mit, dass er dessen Schreiben [Nr. 1291] zur Unterstützung des Anliegens von Dietrich von Stauchwitz erhalten hat. Demnach wünschte Stauchwitz ein Indult, dass der Fronleichnam Christi donnerstags in der Pfarrei Schlieben umhergetragen wird, konnte dafür aber nur 12 statt der geforderten 20 Gulden zahlen, weswegen sein Anliegen abgelehnt wurde. Kf. Friedrich hoffte, dass das 1335 ¹ Bf. Philipp bat Kf. Friedrich am 16. September 1521, einen Termin zur Beilegung von Lehnsstreitigkeiten im Dorf Zweitschen anzusetzen, den er mit seinen Räten beschicken will (LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. B 845–847, fol. 28rv). ² Vgl. BAKFJ 1, Nr. 292. 1336 ¹ Zum Fall des Jakob Seidler vgl. Nr. 1280.

Nr. 1338

7. Oktober 1521

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gute Werk nicht am Geld scheitert. [2] Bf. Johann weiß nichts von dem Anliegen des Dietrich von Stauchwitz. Der Bf. kann nicht sagen, ob sich Stauchwitz ohne sein Wissen an den für solche Angelegenheiten zuständigen Offizial [Erasmus Günther] gewendet hat, der sicher nicht mehr als üblich für das Indult veranschlagte. Sollte der Offizial mehr gefordert haben, will das Bf. Johann nicht zulassen. A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. B 1074, fol. 6rv (Ausfertigung).

1338 Weimar, 7. Oktober 1521 (Montag nach Sankt Franciscentag) Hz. Johann an Kf. Friedrich [1] Hz. Johann informiert Kf. Friedrich über den Tod seiner Frau Hzn. Margarethe von Sachsen am heutigen Abend. [2] Er bittet seinen Bruder, für das kirchliche Gedenken zu sorgen. A

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LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. D 210, fol. 1rv (Ausfertigung).

[1] Bruderliche lieb, mit gantzen treuen altzeit zuvor. Hochgebornner furst, lieber bruder und gefatter, wir geben euer lieb mit betrubtem gemuet zuerkennen, das nach gotlicher schickung weylant dy hochgeborne furstin, unser freuntliche liebe gemahel, frau Margaretha, geborne furstin von Anhalt, hertzogyn zu Sachssen etc., nach naturlichem gesetz und lauff, dem ein ydes lebends geschopff underworffen, den letzten tag ihres lebens, doch als ein cristliche furstin mit verwarung der heyligen sacrament, durch totlichn abgang in disem jamertalh auf heint montag zwischen sechs und siben uhr auf den abendt beschlossen und geendet hat. Der almechtige ewige got geruche yrer sele gnedig und barmhertzig zu sein. [2] Weil wir dann gar nit zweifeln, euer lieb werde solchs nit gern vernemen, und wir wissen, das sie euer lieb am leben auch geliebet, bitten wir mit bruderlichm und freuntlichm vleis, euer lieb wolle bey allen irer und unser gaistlikeit, ambten und steten doselbs verfugen, gedachte unser lieben gemahel seligen irer sele zu trost mit nachthuung guter werck erlich begehen lassen, wie euer lieb es alles zubestellen wissen, als sich das nach cristlicher ordnung geburt. Das wolln wir um eur lieb bruderlich und freuntlich zuverdienen gantz gnaigt sein.

1339 Lochau, 7. Oktober 1521 (Montag nach Sankt Franziskentag) Kf. Friedrich an Hz. Georg von Sachsen → 1336 [1] Kf. Friedrich antwortet Hz. Georg von Sachsen auf sein Schreiben [Nr. 1336] und teilt mit, dass er wegen der Bücher noch nichts in Erfahrung bringen konnte. Er

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7. Oktober 1521

Nr. 1340

will sich nach dem Schreiber des Briefes an den Pfarrer [Jakob Seidler] zu Glashütte erkundigen. Wenn die Nachforschungen des Kf. erfolgreich sind, will er den Brief und eines der Bücher an Hz. Georg schicken. [2] Informationen über Kg. [Franz I.] von Frankreich. A Ed.

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. C 707, fol. 36rv (Konzept). Hildesheimer Stiftsfehde, S. 859 (Teiledition, bietet Punkt [2]).

1340 7. Oktober 1521 (Montag nach Francisci) Präzeptor [Wolfgang Reißenbusch] an Kf. Friedrich [1] Präzeptor [Wolfgang Reißenbusch des Antoniterklosters Lichtenberg] berichtet Kf. Friedrich, dass er am Sonnabend (5. Oktober) nach alter Gewohnheit seinen Boten mit dem heiligthum¹ in Wittenberg hatte. Als aber die Leute (diener) des Präzeptors am Abend, auch nach alter Gewohnheit, die Schellen in der Stadt schlugen, erfuhren sie viel Unfug. Schließlich wurden Steine und Kot nach ihnen geworfen, einiges traf sogar. [2] Da dieser Hohn und Frevel [den Antonitern] schuldlos in Wittenberg begegnen, weiß [Reißenbusch] keinen anderen als Kf. Friedrich, dem er dies klagen kann. Die Rechnung will [Reißenbusch] Gott überlassen, der es zum Besten fügen wird. [3] Da [Reißenbusch] nicht daran zweifelt, dass die Übeltäter ihn persönlich angreifen wollen, und da Christus durch sein Vorbild lehrt, denjenigen, die einem Böses wollen, aus dem Weg zu gehen, bittet er Kf. Friedrich, ihn nicht mehr nach Wittenberg einzubestellen. [Reißenbusch] will den Übeltätern auf diese Weise entfliehen. [4] [Reißenbusch] bittet Kf. Friedrich, nicht über sein Anliegen verärgert zu sein und ihn sowie [die Antoniter aus Lichtenberg] zu schützen. [Reißenbusch] kann keine Gegenleistung bieten, weil er dafür nicht beten kann. A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Kk 781, fol. 7rv (Ausfertigung).

1341 Weimar, 8. Oktober 1521 (Dienstag nach Sankt Franziskentag) Hz. Johann an Arnold von Falkenstein und den Rat zu Coburg Hz. Johann teilt Arnold von Falkenstein, Schosser zu Coburg, und dem Rat der Stadt Coburg mit, dass seine Frau Hzn. Margarethe von Sachsen gestorben ist, und befiehlt, in den Pfarrkirchen und Klöstern des Amts und der Stadt [Coburg] Seelenmessen für sie abhalten zu lassen. A

StA Coburg, LA, A 300, fol. 1rv (Ausfertigung).

1340 ¹ Reliquie des hl. Antonius.

Nr. 1342

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8. Oktober 1521

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Lieben getreuen, wir geben euch mit betrubtem gemut zuerkennen, das weylant dy hochgeborne furstin, unser freuntliche liebe gemahel, frau Margaretha, geborne furstin von Anhalt, hertzogin zu Sachssen, landtgrefin in Dhoringen und marggrefin zu Meissen, seligen, nach schickung des almechtigen gots den letzten tag ires lebens, doch als ein cristliche furstin mit verwarung der heyligen sacrament, durch totlichen abgang in disem jamertalh beslossen und geendet hat. Der ewige got geruch yrer sele gnedig und barmhertzig zu sein. So sie uns dann in zeit irs lebens geliebt gewest, wil uns auß gehabter vermahelter und naturlichn pflicht geburn, yrer sele heil und trost mit nachthuung guter werck zugedencken. Demnach begern wir, ir wellent bey euch in ambt und stadt bey der geistlikeit in pfarkirchen und clostern bestellen, dy gnante unser liebe gemahel, seligen, yrer sele zu seligkeit mit leutenden glocken, vigilien und selemessen, auch dabei gedackter bare und bornenden kertzn erlich begehen und begencknus halden, dartzu under den gesungen selemessen ein offentliche vermanung gegen dem volg thun lassen, den almechtigen got fur ire sele inniglich zubitten, wie sich das alles nach cristlicher ordnung zethun geburt. Daran geschiet unser meynung. 1342 Wittenberg, 8. Oktober 1521 (Dienstag nach Francisci) Gregor Brück an Kf. Friedrich [1] Gregor Brück leitet Kf. Friedrich ein Schreiben Fsn. [Margarethes] von Anhalt weiter und bittet um Anweisung, was er antworten soll. [2] Gregor Brück bezweifelt nicht, dass Kf. Friedrich bereits erfahren hat, wie sich die Studenten in Wittenberg am vergangenen Sonnabend (5. Oktober) und Sonntag (6. Oktober) gegenüber dem Antoniterboten verhalten haben. Als dieser am Sonnabend umherreiten und klingeln ließ, so wie es bisher der Brauch ist, folgten die Studenten und warfen ab der Herberge des [Valentin] Eberhart mit Kot, der vor dem Kolleg¹ auch mit Steinen gemischt war. Am Sonntag störten die Studenten die Predigt des Antoniters so, dass er sie kürzen musste. Am Nachmittag verhinderten die Studenten durch das Umstoßen des Kübels, dass der Antoniter Wasser vor der Herberge weiht. Zudem klebten die Studenten einige spöttische Texte an die Kirche, von denen Brück dem Kf. einen Text mitschickt. [3] Brück berichtet weiterhin, dass am Sonntagnachmittag der Augustinereremit Gabriel [Zwilling] öffentlich vor vielen Leuten mit scharfen Worten gegen das Amt der Messe predigte. [Zwilling] kündigte an, keine Messe mehr zu halten, und forderte das Volk auf, keine Messe in der bisherigen Form mehr anzuhören. [4] Brück hörte, dass die Studenten vorhaben, die Fahnen, wenn diese vor der Kirche am Tag Allerheiligen (1. November) aufgesteckt werden, mit Kot zu bewerfen und zu verbrennen. [5] Brück berichtet, dass Kard. [Albrecht] von Halle nach Hildesheim aufbrach, um Frieden zu schließen. [6] Bitte Ks. [Karls V.] an Kard. [Albrecht] um Knechte. A Ed.

SächsHStA Dresden, 10001 Ältere Urkunden, Nr. 10349, unfol., 2 Bl. (Ausfertigung, eigh.). Müller: Wittenberger Bewegung, S. 19–21, Nr. 5 (Teiledition, bietet die Punkte [2] bis [6]).

1342 ¹ Collegium Fridericianum.

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9. Oktober 1521

Nr. 1343

1343 [Wittenberg], 9. Oktober 1521 (Mittwoch Dionysii) Christoph Blanck und Lorenz Schlamau an Kf. Friedrich [1] Christoph Blanck, [Dekan des Kleinen Chors], und Lorenz Schlamau, Dekan des Großen Chors der Allerheiligenstiftskirche [zu Wittenberg], erinnern Kf. Friedrich daran, dass sie von ihm beauftragt wurden, die Priester und Chorschüler für die neue kfl. Stiftung des Leidens unsers lieben Herrn [Nr. 927] in der Allerheiligenstiftskirche anzustellen. [2] Da die Gewinnung von Priestern Probleme bereitet, bitten sie Kf. Friedrich, ihnen mitzuteilen, wie sie sich verhalten sollen. → 1347 A

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LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. O 222, fol. 75rv (Ausfertigung).

[1] Durchleuchtigister hochgeborner churfurst, gnedigister herr, unser unwirdig gebet kegen goth, dem almechtigen, underthenige vorpflichte unnd schuldige dinste alle zeit zuvor. Gnedigster churfurst unnd her, nach dem das euer churf. gnad., prister unnd chorschuler des nauen styffts des leydens unßers liben herrn in e. c. g. styfftkyrche aller liben hilgen auffgericht in stadt e. c. g. ahnzunhemen, unns bevolen, [2] bitten wyr e. c. g. undertheniglich wyssen, das wyr die prister schwerlich sulch ampt zuhalten in der universitet¹ oberkomen mogen, wy wol wyr in gnanter universitet hin unnd her fleyssiche erforschunge dar umb ghehabet. Der halben gereit zu seelampt gefallen seint unnd noch nicht einen andern prister, der sulch ampt halden muchte, konen oberkomen. Der halben bit wyr e. c. g. demotiglich, die selbige e. c. g. wolde unns, wy wyr unns dar inne halten sollen, gnedichlich zu erkennen geben, wollen wyr unns fleyssich, ßo vil unns moglich, dar inne beweysen, dann e. c. gnade underthenige unnd ghehorsam dinste zcu leysten unnd den almechtigen got vor e. c. g. zcu bitten, unns vormogens, erkennen wyr unns schuldig unnd pflichtig.

1344 Leipzig, 9. Oktober 1521 (am Tag Dionysii) Prior [Johann Oertel] und Älteste des Dominikanerklosters Leipzig an Kf. Friedrich [1] Prior und Älteste des Dominikanerklosters St. Paul zu Leipzig wenden sich an Kf. Friedrich, weil sich ihr Mitbruder und Überbringer dieses Briefs Johann Beichling, Terminierer zu Torgau, über Ärgernisse, Freveltaten und Gewalt, die ihm unverschuldet im Terminierhaus angetan wurden, beschwerte. Das Gebäude der Terminei in Torgau wurde dem Orden und Kloster in Leipzig von den Vorfahren Kf. Friedrichs übereignet und [von Abgaben] befreit. Bislang wurde das Haus von Kf. Friedrich in seinen Freiheiten stets geschützt. Es ist zu befürchten, wenn der Kf. nicht dagegen vorgeht, dass es zu weiteren 1343 ¹ Universität Wittenberg.

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[nach 9. Oktober 1521]

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Übergriffen kommt. [2] Prior und Älteste bitten daher Kf. Friedrich, Beichling anzuhören, damit er seine Unschuld beweisen kann, und zu veranlassen, dass die Terminierer in ihrem Haus künftig vor solchen Freveln geschützt sind. Sie haben sich dem Kf., seinen Vorfahren und den Einwohnern der Stadt Torgau gegenüber stets verhalten, wie es frommen Kaplänen gebührt, und erwarten daher den Schutz Kf. Friedrichs. Sie bitten den Kf., seine Antwort Beichling mitzugeben. Im Gegenzug wollen sie für Kf. Friedrich und seinen Bruder [Hz. Johann] beten. A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Kk 749, fol. 1rv+6v (Ausfertigung).

1345 Johann Beichling an Kf. Friedrich

[nach 9. Oktober 1521]

[1] Der Dominikanermönch Johann Beichling, [Terminierer zu Torgau], berichtet Kf. Friedrich, dass ihn der kfl. Kanzler Hieronymus [Rudloff] aufgrund der Supplikation [Nr. 1344] seines Konvents an den Kf. über die Auseinandersetzungen in Torgau befragte. [2] Johann Beichling unterrichtete [Rudloff] über die Freveltaten, die Gewalt, den Schaden, Hohn, Spott und die Schmach, die ihm in Torgau unschuldig in den Pfingstfeiertagen (zwischen 21. und 23. Mai) durch Michael von Ulm und dessen Anhang und nochmals am 15. August angetan wurden, damit [Rudloff] es dem Kf. weiterleitet.¹ Beichling hofft, dass sich der Kf. seine Angaben zu Herzen nimmt. [3] Kf. Friedrich bat Beichling um Geduld bis zu seiner Antwort.² Beichling befürchtet jedoch weitere Gefahren, wenn der Kf. ihm nicht hilft, damit Beichling auch zukünftig Gott zum Lob und zur Ehre Mariens sowie zum Seelenheil der Einwohner Torgaus frei und ohne Furcht und Behinderungen predigen und Messe halten sowie die Almosen christlicher Menschen zum Erhalt seines Ordens einsammeln kann. So wurde es bereits seit Langem unter Kf. Friedrich und unter 1345 ¹ In der Akte befindet sich ein weiteres, ebenfalls undatiertes Schreiben Johann Beichlings an Kf. Friedrich, in dem Beichling ausführlich die Übergriffe schilderte. Am 21. Mai 1521 drang Michael von Ulm aus Torgau bewaffnet mit seinem Anhang nachts in das Terminierhaus auf dem Kirchhof ein, griff die Mutter Beichlings, Agatha, und eine weitere Person, die ihr zu Hilfe kommen wollte, an und drohte, dass er das Haus anzündet, wenn er den Mönch, also Johann Beichling, nicht findet. Am 22. Mai lief ein verkleideter Zimmermann, der vor dem Bäckertor wohnt, durch die Gassen der Stadt und auch vor das Terminierhaus, verspottete Beichling und drohte, ihn aus der Stadt zu jagen. Am selben Tag zogen Michael von Ulm, Georg Schneider d. J., ein Chorschüler mit Namen Heinz aus dem Schloss und andere mit einem Ratsdiener namens Andres durch die Stadt, der als Geistlicher verkleidet war. Er sollte Beichling darstellen, den sie wie einen Übeltäter vor die Schuldkammer zogen. Auch randalierten sie wieder am Terminierhaus, weswegen Beichling nach dem Stadtrichter schickte. Dieser versprach ihm, durch Androhung einer Geldbuße für Ruhe zu sorgen. Dies half aber nichts, denn am 23. Mai versuchten die Täter erneut, nachts in das Terminierhaus einzudringen. Diese Vorgänge, die Beichling auch dem kfl. Kanzler [Hieronymus Rudloff] mündlich anzeigte, sind den Einwohnern Torgaus bekannt. Zudem wurden am 15. August 1521 drei Fenster des Terminierhauses eingeschlagen. Johann Beichling bat Kf. Friedrich um Schutz (LATh – HStA Weimar, EGA, Reg, Kk 749, fol. 13r–15v, Ausfertigung). ² Die Angelegenheit war noch im Dezember 1521 ungeklärt, vgl. Nr. 1400 und Nr. 1422.

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seinen Vorfahren von seinem Orden gehalten. [4] Johann Beichling bittet Kf. Friedrich, dass dieser Brauch beibehalten wird und der Kf. ihn schützt. Christus wird den Kf. dafür entlohnen. Beichling will zeitlebens für Kf. Friedrich und seine Vorfahren beten und bittet um eine tröstliche schriftliche Antwort. A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Kk 749, fol. 16rv (Ausfertigung).

1346 Lochau, 10. Oktober 1521 (Donnerstag nach Sankt Dionysientag) Kf. Friedrich: Instruktion [1] Kf. Friedrich beauftragt Gregor Brück, den Mitgliedern der Universität und des Kapitels des Allerheiligenstifts zu Wittenberg Folgendes auszurichten: [2] Der Kf. hat erfahren, dass die Augustinereremiten das Messehalten vernachlässigen, weiß jedoch nicht, ob dies stimmt, da Universität und Kapitel ihn nicht darüber unterrichtet haben. [3] Kf. Friedrich will stets den christlichen Glauben fördern und sich niemals anders als ein christlicher Fürst verhalten. Daher hat er auch die Universität und das Allerheiligenstift errichtet, damit dort viele gelehrte Leute erzogen und unterhalten werden, was auch unverkennbar so ist. [4] Kf. Friedrich befiehlt, dass die Mitglieder der Universität und des Kapitels, da sie etwas davon verstehen, gegen unziemliche Vorhaben vorgehen sollen, damit keine Beschwerungen entstehen. Gregor Brück soll Universität und Kapitel dazu anhalten, die Dinge zu bedenken, damit sie auf einen guten Weg gebracht und Zwiespalt, Aufruhr und andere Beschwernisse verhindert werden.¹ A Ed.

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. O 225, fol. 5rv+10v (Ausfertigung). Müller: Wittenberger Bewegung, S. 26f., Nr. 8 (Volltext); CR 1, Sp. 459, Nr. 138 (Volltext).

1347 Lochau, 10. Oktober 1521 (Donnerstag nach Sankt Dionysientag) Kf. Friedrich an Dekan [Christoph Blanck des Kleinen Chors] und Dekan [Lorenz Schlamau des Großen Chors des Allerheiligenstifts] zu Wittenberg → 1343 [1] Kf. Friedrich erhielt das Schreiben [Nr. 1343] der beiden Dekane [des Allerheiligenstifts] zu Wittenberg über ihre Probleme, Priester und Chorschüler für die kfl. Stiftung des Leidens Christi zu gewinnen. [2] Kf. Friedrich fordert von den beiden Dekanen mehr Einsatz zugunsten des unverminderten Erhalts seiner Stiftung. A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. O 222, fol. 76r (Konzept).

1346 ¹ Am selben Tag (10. Oktober 1521) setzte Kf. Friedrich die Universität [und das Kapitel des Allerheiligenstifts] zu Wittenberg von dem Auftrag Gregor Brücks in Kenntnis. Sie sollten diesen anhören und ihm Glauben schenken (Müller: Wittenberger Bewegung, S. 27, Nr. 9, nach einem Regest im UA Halle-Wittenberg).

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[1] Got wald. Von gots gnaden Fridrich. Unsern gruß zuvor, erwirdigen hochgelarten lieben andechtigen, nach dem ir uns ytzo geschriben, dass ir die prister und chorschuler unser stiftung des leidens unsers herrn Jhesu Cristi anhzunemen beswerlich bekomen mogen, der halben bereyt vil ampt gefallen sein sollen, und och nit einen prister, der solch ampt halde, bekomen mogt, haben wir vernomen. [2] Und nach dem dann hievor wist, dass hievor vil prister gebeten und hoen vleiß darnach gestanden, sie darzu zugebrauchen, weyl dann ytzo mer prister, alß wir bericht werden, dann die selbe zeit zu Wittenberg sein, so achten wir, dass nit genung vleiß zu dem bestellen beschee. Derhalben ist unser begere, ir wellet guten vleiß furwenden, damit der stifftung nit abbruch beschee und on vermynnerung gehalten werde, wie unser verordnung inhelt und vermag. Daran tut ir uns zugefallen.

1348 Wittenberg, 10. Oktober 1521 (Donnerstag nach Dionysii) Propst [Justus Jonas], Dekan [Lorenz Schlamau] und Kapitel des Allerheiligenstifts zu Wittenberg an Kf. Friedrich [1] Propst, Dekan und Kapitel des Allerheiligenstifts zu Wittenberg erinnern Kf. Friedrich an die Auseinandersetzungen wegen einer Viehweide zwischen denen von Melzwig, die dem Stift unterstehen, einerseits und den Bauern von Wartenburg, den Untertanen Siegmund Lists, andererseits. Der Streitfall, der dem Stift schadet, wurde von beiden Seiten bereits der kfl. Kanzlei zur Bearbeitung übergeben. Die Stiftsherren bitten den Kf. um ein abschließendes und für alle Seiten verbindliches Urteil. [2] Die Stiftsherren berieten über die Durchführung des anstehenden Allerheiligenfestes (1. November) und den damit verbundenen Ablass. Diejenigen, die sich in der Heiligen Schrift und in der Sache auskennen, befürworten, das Fest wie bisher abzuhalten mit aller herlikeit, singen, lessen und allen ampten. Auch Beichtväter sollen bestellt werden. Allerdings soll das Fest ohne päpstliche Zeichen durchgeführt werden, also ohne päpstliche Bullen umherzutragen, ohne weiße Stäbe und Fahnen sowie ohne Ablass zu verkünden. Die Entscheidung darüber obliegt dem Kf. → 1353 A Ed.

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. O 260, fol. 1rv (Ausfertigung). Müller: Wittenberger Bewegung, S. 24–26, Nr. 7 (Volltext).

1349 Magdeburg, 10. Oktober 1521 (Donnerstag nach Dionysii) Prior [Bonifatius Bodenstein] und Konvent des Dominikanerklosters Magdeburg an Kf. Friedrich [1] Prior und Konvent des Dominikanerklosters St. Paul zu Magdeburg erinnern Kf. Friedrich an die Gründung der Wittenberger Terminei ihres Konvents auf Wunsch der Stadt

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Wittenberg vor 200 Jahren und an die Vorteile, welche die Terminei der Stadt brachte. [2] Nun will der Rat der Stadt sie zwingen, ihr Terminierhaus einem Bürger zu verkaufen, außerdem gibt es Übergriffe auf die Terminei. Der Rat brachte als Begründung vor, dass die Terminierer keine städtischen Abgaben entrichten, auch die Augustinereremiten ihre Terminei aufgeben und zudem ihre Dienste nicht mehr benötigt werden. [3] Prior und Konvent bitten Kf. Friedrich um Hilfe, damit sie ihre Terminei behalten können. A

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LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Kk 866, fol. 1r–2v (Ausfertigung).

[1] Durchlautigester hochgeborner churfurst, euern churfurstlichen gnaden sint unsere innig gepeth in tieffer demuth mitt gantzen willen zuvoran bereyt. Gnedigester herre, es sint unser vorfharn, die armhe brueder prediger ordens deß convents sanct Pawuli der althen stadt Magdeburgk, ungefherlich vor zwenhunderth jharn von den von Wittenbergk umb zwene brueder, die irer mitt predigen, messen und beichthoren unnd sonderlich in sterblichen nothen mitt guthen trost unnd ermanungen sorg hetten, begrust, unnd haben ihnen ein terminien doselbst bedechtlich auffgethon, von dannen byß an diesse zeit freywillig eingereumbt. Die alßo alweg mitt zwene brueder unsers convents bestalt, geruglich unnd ane alle vorhinderung, den von Wittenbergk nicht alleyn unbeswerlich, sonder auch zur annehmigen guthen dang unnd gefallen versorgt. Darzu wir, alß e. cf. g. ein freyes hochberumbte studium¹ doselbst auffgericht, das abgebranthe terminien hauß mitt swerhen kosten, gunst unnd wiesßenn eynes erbaren raths zu zyrung der stadt erbauten, das wir alßo hintfur zu nottrufft angezeigts terminien und fhur ettliche studirende personen zugebrauchen bedacht. [2] Alß sint unns neulicher weyll von eynem erbaren rathe zu Wittenbergk schriffte zukomen unnd werden vorwerneth, gdachts unser haus innerhalb einer angetzeigten tzeit einem burger zuvorkauffen, das auff unser nicht vorvolgung ein rath doch dem, ßo am meisten darfhur bieten wurd, in seine gewher zulassen besonnen. Man hat auch offentlych unnd bsonder von hauß zu hauß allen burgern unß die hulfflichen hennd zureichen ernstlich vorbothen. Was hiruber mitt sturmen, puchen unnd dergleichen dem terminario in seinem sterblichen lager bein nechtlicher weill manchmall in verdriesß geschehen, ist nicht heymlich, uns aber jegen unseren guthen willen unnd treuer wolmeynung, domitt die unser den inwoneren ungescheut aller fharligkeyt unnd noth dag unnd nacht zu poth unnd dienst in bereithschafft gesessen, zuerfharen gantz schwere. Nhu dan wol drey ursache von rath fhurgewandt, der eyne irhe schos sampt andren burgerliche purden betreffen, die ander, das auch die augustiner ihre terminien hauß vorlassen, die dritte aber, daß sie unser nichtmehr bedorffen, clar von dem rathe angetzeigt. Dye eine wir mitt erbittung des geschos, die ander aber, das die augustiner zu irer nottrufft eyn gans kloster haben, abgeleynt mitt bitt, diesser unguethe gen 1349 ¹ Universität Wittenberg.

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unß nicht zugebrauchen, wir mugen aber deß keyn stadt finden. [3] Ruffen derhalben zu e. cf. g. als eynen hochberumbten sonderen liebhaber der orden, aller geistligkeit unnd gerechtigkeit, die unnd ire vorfharen hochloblichs gdechtnus der unseren in allen gnaden alweg gepflogen, wolle diesen standt der sachen gnedlich zu gemerke fhuren unnd bedencken, die weil wir in der zeit der noth lieb gewehsen unnd unns in guther unnd bosser gelegenheit mitt iren underthanen geletten, worumb wir itzundt ßo schnedenlich vorworffen solten werden, hyrbey betrachten die gleichmessigkeyt unnd recht, daß wir an obgdachten gebrauch von ßo langer zeit erkomen. Dieweil wir dhan mitt dem schoß erbutig unnd die freyheit anderer personlichen purden an obgedachtem haus durch die allerlengste zeit in rechten hergebracht unnd ersessen, szo bitten wir armhe brueder, e. cf. g. wollen den von Wittenbergk in gnaden ßo vhil undersagen, das sie iren fhurgenomen ernst jegen unß miltern unnd uns angetzeigts hausßes insampt der anderen gerechtigkeit ane hinderung wollen gebrauchen lon. Hoffen wir, die unsere sich beim ihne alweg unstrefflich gehalthen, es sullen ihnen auch die nachkomende ane beschwerung sein, uff das e. cf. g. hochschetzlich guthe unserm orden durch ein selig studium in pesserung komen muge. Das wollen wyr umb e. cf. g. seligs regiment zuverpitten mitt unsterbliche dang ane unterlaß geflisset sein.

1350 Lochau, 11. Oktober 1521 (Freitag nach Dionysii) Kf. Friedrich an Hz. Johann [1] Kf. Friedrich erhielt das Schreiben Hz. Johanns vom 4. Oktober spät in der Nacht. [2] Braunschweigische Sache. [3] Bevor [Gregor] Brück zu Hz. Johann reisen wird, will Kf. Friedrich mit ihm reden. Kf. Friedrich hofft, dass Brück Hz. Johann dienen kann. [4] Nachrichten über [Hzn. Margarethe] von Braunschweig-Lüneburg und eine ihrer Töchter. [5] Krankheit Hzn. Margarethes von Sachsen. [6] Über einen Rechtsstreit. [7] Zettel: Übersendung von zwei Büchern. A

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LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. A 225, fol. 95r–95ar, Zettel: 95ar, ediert werden fol. 95rv und 95ar (Ausfertigung, eigh., zu eigenen Händen, Eingangsvermerk von Hz. Johann: „Einkomen am sontagk nach Dionysii [13. Oktober] zcu Wymar XXI.“).

[5] Und alls e. l. im beschluß e. l. schreyben mir vor melden e. l. gemahel schwacheit halben etc., nuhe wais der almechtig got, das ich jhe der hoffnung gewest, dye weylle e. l. mir nyhe keyn vormeldung da vor gethan, ire libe schwacheit werhe gar nicht ferlicher, aber meyn hochste und fleysigiste bruderlich bitt ist an e. l., dye wellen dyse sachen dem almechtigen got gancz ergeben und euch keyn beschwerung mit bekumernis zcu fugen, seyn gotliche barmherczigkaid werd es warlichen wol recht machen, so wyl ichs auch wider fruntlichen wyl got umb e. l.

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vordynen. Meyn frunlich bitt ist auch an e. l., dye wollen mir ferderlichen wider schreyben. [7] E. l. schicke ich hye bei II buchlein, das eyn wellen e. l. meynen jungen vettern¹ geben, darinnen werden e. l. befinden, das wir allain in got unser hoffnung seczhen sollen. Warlichen ist kayn bestendige hoffnung und vortrauen, dan allain in got, in den sollen und wellen wir hoffen. Er wais alle ding zcum besthen zcu vororden, darumb solen wir ihe nicht weiter seynen wyllen mit ichte streben etc.

1351 Wittenberg, 11. Oktober 1521 (Freitag nach Dionysii) Gregor Brück an Kf. Friedrich [1] Gregor Brück berichtet Kf. Friedrich, dass er dessen Botschaft wegen der Augustinereremiten laut der Instruktion [Nr. 1346] den Mitgliedern der Universität [Wittenberg] und des Kapitels [des Allerheiligenstifts zu Wittenberg] vorgetragen hat. Sie informierten Brück, dass der Augustinereremit Gabriel [Zwilling] Folgendes gepredigt haben soll: [2] Erstens, dass das Altarsakrament allein zum Gedächtnis Christi eingesetzt wurde und daher nicht angebetet werden soll. Zweitens soll von allen Gläubigen, die der Messe beiwohnen, das Sakrament sub utraque specie empfangen werden. Drittens sollen die Mönche nicht mehr zum täglichen Messehalten von ihrem Prior [Konrad Helt] gezwungen werden, denn wenn jeder Mönch die Messe selbst hält, vollzieht er auch das Sakrament allein, was gegen das Evangelium ist. Daher will [Zwilling] samt seinen Anhängern das Messehalten künftig höchstens drei Mönchen anvertrauen, von denen die übrigen das Abendmahl unter beiderlei Gestalt mit empfangen sollen. [3] Da dies in Wittenberg bekannt wurde, haben die Theologen [der Universität]¹, der Propst [des Allerheiligenstifts, Justus Jonas], [Andreas] Karlstadt, [Johann Dölsch] aus Feldkirch und Philipp [Melanchthon] am 8. Oktober mit den Augustinereremiten verhandelt, die angaben, dass sie aufgrund des Verbots ihres Priors bisher keine solche Messe gehalten haben. Die Mitglieder der Universität und des Kapitels kamen fast alle zu dem Schluss, dass sie das Vorhaben der Mönche ablehnen. Deren Meinung steht zwar dem Evangelium nicht entgegen, jedoch lässt sich aus der Heiligen Schrift nicht beweisen, dass das Sakrament nicht angebetet werden soll. Das Messehalten in der bisherigen Form ist nicht sündhaft. [4] Es wurde daraufhin ein Ausschuss gebildet, der am 12. Oktober um sieben Uhr zu den Augustinereremiten gehen soll. Diesem gehören der Vizerektor [Tilemann Platner], der Propst [Justus Jonas], [Andreas] Karlstadt, [Johann Dölsch], [Nikolaus von] Amsdorf, Hieronymus [Schurff], Christian [Beyer] und Philipp [Melanchthon] an. Der Ausschuss will von [Zwilling] den Inhalt seiner Predigt sowie seine und die Gründe seiner Anhänger erkunden. Zu den Anhängern gehört, wie Brück erfahren hat, der gesamte Konvent. Außerdem will der Ausschuss erreichen, dass so lange keine Neuerungen hinsichtlich 1350 ¹ Hz. Johann Friedrich und Hz. Johann Ernst von Sachsen. 1351 ¹ Eine ordentliche theologische Professur hatten im Sommersemester 1521 inne: Petrus Fontinus, Martin Luther, Andreas Karlstadt, Johann Dölsch, Justus Jonas und Simon Heintz.

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des Messehaltens eingeführt werden, bis der Konvent entweder vom Generalvikar [des Augustinereremitenordens Wenzeslaus Linck] Weisung erhält oder die Angelegenheit an der Universität beraten wurde. Wollen die Augustinereremiten sich nicht weisen lassen, sollen sie ein eigenes Gutachten erstellen und dem Kf. senden. [5] Gregor Brück hat die Dinge so wahrgenommen und will dafür sorgen, dass dem Kf. aus der Angelegenheit kein Nachteil (unglimpff ) entsteht. Auch der Wittenberger Stadtrat ist in der Sache fleißig. Wenn die Mönche keine Messen halten, werden sie es bald in Küche und Keller zu spüren bekommen. [6] Brück will der Fsn. [Margarethe] von Anhalt im Auftrag Kf. Friedrichs schreiben. → 1352 A Ed.

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. O 225, fol. 16r–18v (Ausfertigung, eigh.). Müller: Wittenberger Bewegung, S. 28–30, Nr. 10 (Volltext); CR 1, Sp. 459–461, Nr. 139 (Volltext).

1352 Lochau, 12. Oktober 1521 (Samstag nach Sankt Dionysientag) Kf. Friedrich an [Gregor] Brück → 1351 [1] Kf. Friedrich teilt [Gregor] Brück mit, dass er dessen Bericht [Nr. 1351] von der Überbringung der kfl. Botschaft [Nr. 1346] an die Universität und das Kapitel zu Wittenberg wegen des Vorhabens der Augustinereremiten erhalten hat. Brück soll dafür sorgen, dass nichts Unziemliches, aus dem Beschwerungen folgen können, unternommen wird. [2] Wörlitzer Angelegenheit, Antwort an Fsn. [Margarethe] von Anhalt. [3] Terminfragen. A Ed.

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. O 225, fol. 19r (Konzept). Müller: Wittenberger Bewegung, S. 31, Nr. 12 (Volltext).

1353 Lochau, 12. Oktober 1521 (Sonnabend nach Sancti Dionysii) Kf. Friedrich an das Kapitel des Allerheiligenstifts zu Wittenberg → 1348 [1] Kf. Friedrich erhielt das Schreiben [Nr. 1348] des Kapitels des Allerheiligenstifts zu Wittenberg. Im Streit zwischen dem Kapitel und dem Ritter Siegmund List werden demnächst, so wie es üblich ist, beide Parteien vorgeladen und die weiteren nötigen Schritte unternommen. [2] In der Angelegenheit der Durchführung des anstehenden Allerheiligenfestes akzeptiert Kf. Friedrich den Vorschlag des Kapitels, da die Stiftsherren die Angelegenheit unter sich beraten haben. [3] Kf. Friedrich entspricht der Bitte des Kapitels, [dem Rat der Stadt] Erfurt zu schreiben wegen der Zinsen von Sömmerda, die Henning [Göde] der Wittenberger Stiftskirche testamentarisch vermachte. A Ed.

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. O 260, fol. 2r (Konzept). Müller: Wittenberger Bewegung, S. 30f., Nr. 11 (Volltext).

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1354 [Wittenberg], 17. Oktober 1521 (Donnerstag nach Galli) Der Rat zu Wittenberg an Kf. Friedrich [1] Der Rat der Stadt Wittenberg teilt Kf. Friedrich mit, dass er dessen Brief mit der beigelegten Supplikation [Nr. 1349] der Mönche des Dominikanerklosters Magdeburg erhalten hat. [2] Der Stadtrat lehnt die Beschwerden der Dominikaner als unbegründet und unwahr ab und legt seine eigene Sicht dar. Die Terminierer haben zum Schaden der Stadt und ihrer Bürger sowie der Universität Wittenberg gewirkt und sich und ihr Kloster bereichert. [3] Der letzte Terminierer kündigte aus schlechtem Gewissen bei dem Stadtpfarrer [Simon Heintz] die Terminei, die von den Dominikanern nicht wieder neu besetzt wurde. In Wittenberg gibt es aber genügend Geistliche, die Terminierer werden nicht benötigt. [4] Der Rat der Stadt Wittenberg bittet Kf. Friedrich, den Missstand des Terminierens abzuschaffen, besonders von auswärtigen Mönchen, da die Stadt viele eigene Arme zu versorgen hat, und zu veranlassen, dass die Dominikaner ihre Terminei einem Bürger verkaufen. A

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LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Kk 866, fol. 3r–4v (Ausfertigung).

[1] Durchlauchtigster hochgeborner furst, gnedigster herre, euer churffurstlichen gnaden seint unßer willige untterthenige gehorßame dinst allzeitt zuvoran. Gnedigster churffurst unnd herre, e. cf. g. schreiben sambt der vether von Magdeburg prediger ordens supplication unns ubirsanthtt haben wir alles inhaltts in vleis geleßen. Hiryn untter anderm irstlichen antzeigen, wie ir vorfaren, die arme bruder prediger ordens des convents sancte Pauli der altten stadt Magdeburgk, ungeverlichen vor zcwayhundertt jharn von uns von Wittenberg umb zcwene bruder, die iren mit predigen, mesßen unnd beichthoren unnd sunderlichen in sterblichen notthen mit gutthem trost unnd ermanung sorge hetten, begrust unnd haben ien ein termineyen daselbst bedechtlich auffthan, von danne biß an die zceitt freywillig eingereumeth etc. [2] Hieruff bitten wir e. cf. g. in vleis wisßen, daß wir von der selbtigen einreumung, inmasßen wie sie vormelden, keinen bewust tragen. War ist es, daß wir sie eintzeitlangk bein unns gedultt unnd gelitten. Waß sie aber vortrostung than bein dem armen hauffen, hat meher ir convent hirvor es zuachtten nutz, fromen unnd ir gedeuttett armthumb dann gemeine stad unnd derselben einwoner enthpfangen. Gott wolt fort unns vor irem trost behutthen. Hiernoch zceigen sie an, wie sie mitt schweren kosten mitt unßer gunst unnd wisßen zu zcirunge der stadt ein nauhes hauß zu angetzeigther termination unnd vor etlich studenten, die in e. cf. g. auffgerichttem studio solten studieren, erbauhett etc. Hierauff thun wir e. cf. g. dießen berichtt, daß sie ein gantz unordentlich haus mit eynem vorsitz unnd vormauer, daß haus auch den andern heußern der burgern nicht schneher rechtt¹ unnd nicht an sunderlichen misstandtt wieder unßer verbott vihel schuhe zureck getzogen. 1354 ¹ Im Sinne von schnurgerade.

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Vormuthen unns, daß dieselbigen armen bruder uber der burger zu Wittenberg darstrecken unnd listigen abzcugk wenig ader gantz nichts dortzu gegeben haben. Wollen in wirden blieben lasßen, wie treulich iren ablaß ireß ordens vorkundigtt, in lecztten notthen die burger unnd burgerin ien zcinntz, gedey unnd zunhemen vhil testamentt vermainett, ien zu sunderlichem geniß zuschaffen machen und zubestellen. Halten es hiervor, daß sie meher dem gemeynem hauffen abzcogen unnd in frembde landtt gefurth, dann unßer pfarrer unnd alle andere geistlickeitt kontthen unnd mochtten wolerleiden, daß e. cf. g. berichtt wurden, wie die unnd andere frembde außlendische terminarien e. cf. g. arme leuthe auff dem lande unnd in stetten an irer nharungen beschweren unnd ir gutt unnd habe mitt iren listigen reden enthfrembden. Wisßenn auch nichtt, daß bißanher die selbigen getrauhen troster der reichen meher dan der armen fratres als studentten bein unns gehabtt han. Eyner hatt sich bein unns, wiewol in kortzer zceitt gewittertt unnd littentiatus der heiligen schrifft² wurden unnd einen wirglichen eyd gott unnd seinen heiligen than, daß ehr in keiner andern universitetth dann allein zu Wittenberg docter werden wolltt, seines eydes gancz vorgesßen, hirvon sich durch bebstlich hayligkeitt³ legaten lasßen absolviren unnd e. cf. g. loblich universiteth zu nachteyl unnd in contempten in eyner andern universitetth doctor worden. Wisßen auch nichtt, daß sie unns unnd dem gemeynen hauffen, besundern e. cf. g. hoche schul, yhe mitt trauhen gemaynett. Haben auch alzeitt nichtt wenigk sich bevlisßen, auffroher jegen der universiteten zuerwecken, die perßonen derselbigen zuschmehen unnd iren schrifften wider zusein. Tragen keyne wissenschafft, daß bein nechtlicher zceitt ier terminaren haus, wie sie vorgeben, mitt stormen angegangen, es ist unns auch bißanher keine klage nihe vorkommen. Daß sie aber sich ires erlichen lebens unnd weßens ruemen, zceigen an ire heimliche turen, auß unnd eingenge an den selbigen hauße, daß sie etlich jhar nihe verschossett, vilweniger eyniche burgerliche burde getragen haben, ist auch ir leben unnd weßen niemants bein unns verhaltten, lasßen es in wirden faren. Daß sie furder ireß gehabthen vleisses rumen kan sein, haben doch nicht schaden enthpfangen. Mugenn frey sagen, daß sie etlich tausend golden durch testament unnd andere beredung der reichen unnd auch der armen in ire kloster zcogen. [3] Dann der jungst terminarius hat sich offentlichen lassen horen, daß ir bethlen unnd ander vornhemen ßo groß unnd schwinde gewest sey unnd ist, weher im treulich leid, daß ehr den armen hauffen ßo hochlich mitt seinem bethlen beschwertt unnd beschedigtt, muste derhalben vhil beichtte thun. Derselbige terminarius hatt bey unßern pfarherr die gedachtt termination abkundigtt unnd haben hierauff die 1354 ² Gemeint ist möglicherweise Johann Heinrich, Dominikanermönch aus Magdeburg, immatrikuliert in Wittenberg im Wintersemester 1515/16 und Lic. theol. im März 1517 (vgl. Album Academiae Vitebergensis 1, S. 59; Liber Decanorum Facultatis Theologicae, S. 20). ³ Papst Leo X.

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[zwischen 17. und 29. Oktober 1521]

Nr. 1355

selbigen vether im jungsten advent vorschienen fasten unnd ostern⁴ keynen terminarien bestaltt, unns auch, wiewol sunder grund, vor bemgische⁵ und abgsundertte christen unns zumerglichen iniurien gehaltthen. Dieweil dan ein ider almuß stehett bein dem, der es gebetth, kann hiermitt keine verjarunge eingefurtt werden. Wisßen auch nuhe zurzceitt dasselbige almuß besser anzulegen, haben auch meher dan zcuvil clerisey bein unns (alzo, daß wir irer furth an nichts bedurffen). [4] Derwegen e. cf. g. in untterthenigen vleis bitten, e. cf. g. wollen auß genaden die grosse beschwerung, die nichtt alleine e. cf. g. untterthanen in stethen, sunder auch uff dem lande durch die termination auffgelegtt, gnediglichen behertzigen unnd abschaffen unnd bsundern die außlendische, dieweil wir ane daß meher dann zcuvil ander armes volgk zuernheren haben unnd mitt den vhilgemeltten vethern abschaffen, daß daß meher angezceigthe hauß einem burger vorkaufft, wollen sie aber bein unns studiern, mugen sie sich in der universiteth heußer, wie ander religioßen thun, geben, auff ir gelth sich enthhaltten, als dann wollen wir sie gerne bein unns wisßen, gonst unnd geneigthen willen ertzeigen. Welchs wir zu unttericht der sachen euern churffurstlichen gnaden im besten geben zurkennen, dan e. cf. g. mit unßern willigen gehorßamen dinsten zudienen erkennen wir unns alezeitt schuldigk.

1355 Kf. Friedrich an Ks. [Karl V.]

[zwischen 17. und 29. Oktober 1521]

[1] Kf. Friedrich teilt Ks. [Karl V.] mit, dass er beide ksl. Schreiben [Nr. 1296 und Nr. 1306] am 17. Oktober erhielt. [2] Kf. Friedrich hörte ungern, dass Kg. Ludwig von Ungarn und Böhmen durch den türkischen Angriff leidet, und wäre bereit gewesen, dem Ks. einen Ratschlag zu geben. Nachdem aber die Angelegenheit nicht nur das Reich, sondern die gesamte Christenheit betrifft, hält Kf. Friedrich seinen alleinigen Rat für zu gering und verweist auf das Regiment zu Nürnberg, wohin er auch selbst Gesandte geschickt hat. Die dortige Entscheidung, was die Reichsstände zur Rettung des heiligen Glaubens und zum Widerstand gegen die Türken unternehmen sollen, will Kf. Friedrich beachten. A LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. B 1589, fol. 16r–17r (Reinschrift). B LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. B 1589, fol. 18r–19r (Konzept). Bem. Der Kanzleivermerk zu dem undatierten Schreiben lautet: „Copie, wie an kay. Mt. uff der selben schreiben solt zuschreiben sein des türgken halben“ (ebd., fol. 19v). Offenbar schickte Kf. Friedrich diesen Entwurf seines Antwortschreibens an Hz. Johann mit der Bitte um dessen Meinung, der statt dieser Antwort eine andere vorschlug, die dann dem Ks. geschickt wurde [Nr. 1364].

1354 ⁴ Zwischen 13. Februar (Aschermittwoch) und 31. März (Ostersonntag) 1521. ⁵ Gemeint sind die böhmischen Hussiten.

Nr. 1356

20. Oktober 1521

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1356 Wittenberg, 20. Oktober 1521 (Sonntag nach Luce Evangeliste) Justus Jonas, Johann Dölsch, Andreas Karlstadt, Tilemann Platner, Hieronymus Schurff, Nikolaus von Amsdorf und Philipp Melanchthon an Kf. Friedrich [1] Justus Jonas, Johann Dölsch, Andreas Karlstadt, Tilemann Platner, Hieronymus Schurff, Nikolaus von Amsdorf und Philipp Melanchthon¹ berichten Kf. Friedrich, dass sie auf seinen Befehl [vgl. Nr. 1346] hin die Augustinereremiten angehört haben. Sie entnahmen deren mündlicher und schriftlicher Antwort, welche sie mitschicken, dass sie aus den folgenden drei Gründen das Messehalten unterlassen: [2] Erstens wollen sie den eingerissenen Missbrauch der Messe, vor allem das Messopfer, abschaffen und die Messe wieder so halten, wie sie Christus und die Apostel eingesetzt haben. Zweitens wenden sie sich gegen die Privatmessen und drittens dagegen, das Altarsakrament nur unter einer Gestalt zu reichen. [3] Die Ausschussmitglieder teilen Kf. Friedrich ihre Meinung zu den Ansichten der Augustinereremiten mit. Sie weisen darauf hin, dass der Missbrauch der Messe eine der schwersten Sünden ist. Die Ablehnung des Messopfers bestätigen sie. Infolge des Opfergedankens ist eine Vielzahl an Messen für jeweils nur eine Person gestiftet worden. Dies führt zu Verringerung des Glaubens sowie zu Geldgier oder Verdruss bei den Priestern, was sich auf den Nutzen des Gebets negativ auswirkt. Außerdem werden dadurch Totenmessen und ähnliche Betrügereien befördert. Die Ausschussmitglieder fordern daher Kf. Friedrich als christlichen Fürsten, unter dem das Evangelium wieder zutage getreten ist, und unter Verweis auf sein Seelenheil auf, den Missbrauch der Messe in seinen Kirchen abzuschaffen und den rechten Gebrauch der Messe, wie sie Christus und die Apostel gehalten haben, wieder einzuführen. Die Privatmessen können jedoch noch eine Zeit lang gehalten werden. Dem Abendmahl unter beiderlei Gestalt stimmen sie zu. Dem Evangelium ist zu folgen, nicht den von Menschen gemachten Ordnungen. [4] Die Ausschussmitglieder bitten Kf. Friedrich als christlichen Fürsten, den Missbrauch der Messen in seinem Land schnell abzuschaffen, ohne Rücksicht auf weltliche schande ader unere, weil man ihn für einen Böhmen oder Ketzer halten könnte. Alle, die für das Wort Gottes einstehen, müssen derlei Hohn, Schmach und Schande ertragen. Das Evangelium soll in Kursachsen nicht umsonst wieder zutage getreten sein. Die Augustinereremiten ihrerseits sollen die Privatmessen dulden, ihren Neuerungen bei der Messe kann hingegen nicht widersprochen werden. Der Kf. möge dies gnädig aufnehmen. [5] Zettel: Gabriel [Zwilling] streitet ab, dass er gegen die Anbetung des Sakraments gepredigt hat [vgl. Nr. 1351]. → 1363 LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. O 225, fol. 20r–24v, Zettel: 23r (Ausfertigung). LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. O 225, fol. 25r–31r+32v (Abschrift, datiert auf den 22. Oktober 1521, ohne Zettel, leichte Abweichungen im Wortlaut gegenüber Überlieferung A). Ed. MBW.T 1, S. 360–370, Nr. 174 (Volltext); Müller: Wittenberger Bewegung, S. 35–41, Nr. 16 (Volltext). Bem. Die Unterschrift Johann Dölschs wurde nachträglich eingefügt [vgl. Nr. 1414 mit Anm. 1]. A B

1356 ¹ Die Genannten bildeten einen Ausschuss, der eingesetzt worden war, um die Auseinandersetzungen um die Messe im Augustinereremitenkloster Wittenberg zu untersuchen [vgl. Nr. 1351].

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20. Oktober 1521

Nr. 1357

1357 Trebsen, 20. Oktober 1521 (Sonntag nach Sankt Gallentage) Hans von Minckwitz an Kf. Friedrich → 1330 [1] Hans von Minckwitz antwortet Kf. Friedrich auf dessen Bitte [Nr. 1330] um einen Bericht und Übersendung von Abschriften zu dem Streit um die Gerichtsrechte in Nauwalde¹ sowie den Schulden des Siegmund List, weil Kf. Friedrich mitteilen wollte, wie sich Minckwitz verhalten soll. [2] Minckwitz hat den Pranger (stogk) in Nauwalde ausheben lassen, weil ihm bei seiner Bestallung zum Amtmann von Liebenwerda durch die inzwischen verstorbenen Fabian von Feilitzsch und Degenhart Pfeffinger in Altenburg befohlen wurde, dem Propst keine Gerichtsrechte im Ort zuzugestehen, die er sich auf Grundlage einer zweifelhaften Urkunde anmaßt. Minckwitz übersendet hiermit eine Abschrift dieser Urkunde. Durch einen Eintrag im Amtsbuch und durch Befragung der Amtssassen wurde bestätigt, dass alle Amtleute den stogk in Nauwalde bekämpften sowie die Gerichte des Propstes oder Klostervogts nicht dulden wollten. Der Propst hielt inzwischen auch kein Gericht. [3] Minckwitz schickt Kf. Friedrich eine Abschrift des Schuldbriefes von Siegmund List.² → 1369 A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. B 1702, fol. 40rv (Ausfertigung, zu eigenen Händen).

1358 21. Oktober 1521 (Montag der Elftausend Jungfrauen) Georg List an Kf. Friedrich [1] Georg List, Pfarrer zu Gräfenhainichen, erinnert Kf. Friedrich daran, dass sein Vetter Siegmund List, der inzwischen gestorben ist, den Kf. in seinem Namen um Erlaubnis gebeten hat, seine Pfarrstelle einem anderen Priester gegen eine jährliche Pension zu übertragen. Daraufhin hat der Kf. ihn aufgefordert, einen geeigneten Priester zu benennen. [2] Johannes Thann, mitpfarrer zu Mücheln, ist bereit, die Stelle gegen eine einmalige Zahlung von 20 Gulden und dann jährlich 20 Gulden und 20 Scheffel Korn zu übernehmen. [3] Georg List wäre es aber lieber, wenn sein Sohn die Stelle erhält, der dazu fähig ist und seinen Vater dadurch mitversorgen könnte. Andernfalls bittet List den Kf. um eine entsprechende Pension. [4] Da Siegmund List gestorben ist, hat das unmündige Kind von Georg Lists ebenfalls totem Bruder Nikel keinen Vormund mehr. Da nun Georg die Vormundschaft übernimmt, bittet er den Kf., ihm und dem Kind die Lehen zu verleihen 1357 ¹ Offenbar holte Minckwitz, wie von Kf. Friedrich gefordert, zunächst Erkundigungen über den aktuellen Stand der Auseinandersetzung ein. So teilte ihm am 13. Oktober 1521 der Schosser zu Liebenwerda [Hans Gora] mit, dass die Unterlagen über diesen Streit bei dem Amtmann, also bei Minckwitz, liegen müssen. Die Leute aus Nauwalde waren sehr bedrückt, weil lange keine Gerichte mehr gehalten wurden (LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. B 1702, fol. 25rv). ² Kf. Friedrich ließ Minckwitz am 21. Oktober 1521 mitteilen, dass er sich nicht daran erinnern kann, Abschriften über den Streit mit dem Kloster Riesa angefordert zu haben. Über die Schuldsache sollte Minckwitz mit der Witwe und den Erben des verstorbenen Siegmund List verhandeln (LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. B 1702, fol. 41rv, Konzept).

Nr. 1359

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und die Witwe Siegmunds aufzufordern, ihm gegenüber Rechenschaft über das Kind abzulegen. → 1359 A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Ll 394, fol. 1rv+5rv (Ausfertigung).

1359 Lochau, 24. Oktober 1521 (Donnerstag nach der XIM Jungfrauentag) Kf. Friedrich an den Pfarrer [Georg List] zu Gräfenhainichen → 1358 [1] Kf. Friedrich antwortet dem Pfarrer [Georg List] zu Gräfenhainichen auf sein Schreiben [Nr. 1358] und teilt mit, dass er der darin geäußerten Bitte nicht stattgibt. Da die Pfarrstelle einen Ertrag (reßervato) von jährlich 20 Gulden erbringt, kann [List] davon selbst einen Priester bezahlen, der sie verwaltet. [List] soll dafür sorgen, dass den Gottesdiensten kein Abbruch geschieht. [2] Wegen der Vormundschaft für das Kind [des Nikel List] soll [Georg List] in vier Wochen oder nach Ende des derzeitigen Seuchenausbruchs wieder schreiben. A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Ll 394, fol. 2r (Konzept).

1360 Gräfenhainichen, 24. Oktober 1521 (Donnerstag nach Severini) Fabian von Bresen an Kf. Friedrich [1] Der Amtmann von Gräfenhainichen [und Bitterfeld] Fabian von Bresen teilt Kf. Friedrich das Ergebnis seiner Erkundigungen hinsichtlich der Jagdrechte derer von Schönfeld im Wald des Augustinerinnenklosters Brehna mit [vgl. Nr. 1334]. [2] Viele berichten, dass die von Schönfeld schon immer im Klosterwald gejagt haben. [3] Der alte Geleitsmann zu Bitterfeld hat Bresen berichtet, dass der ehemalige Amtmann Erich Rabil denen von Schönfeld das Jagen dort verbieten wollte, wenn sie nicht beweisen könnten, dass sie dazu berechtigt sind. Daraufhin haben diese entgegnet, sie hätten das Jagdrecht von Kf. Friedrich erhalten, und haben entsprechende Briefe vorgezeigt. [4] Wenn aber Kf. Friedrich im Bitterfelder Gebiet jagen will, dürfen die von Schönfeld in den Wochen davor nicht jagen, woran sie sich während Bresens Amtszeit stets gehalten haben. A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Kk 180, fol. 6rv (Ausfertigung).

1361 Lochau, 25. Oktober 1521 (Freitag Sankt Crispini und Crispinianentag) [Kf. Friedrich] an Christian [Beyer] [1] [Kf. Friedrich] berichtet Christian [Beyer], dass er wegen der Vorhaben der Augustinereremiten in Wittenberg von Propst [Justus Jonas], [Johann Dölsch] aus Feldkirch,

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[25. Oktober 1521]

Nr. 1362

[Andreas] Karlstadt, Tilemann Platner, Hieronymus [Schurff], [Nikolaus von] Amsdorf und Philipp [Melanchthon] ein Schreiben [Nr. 1356] erhielt. [2] [Beyer] soll ihnen laut der beiliegenden Instruktion [Nr. 1362] im Namen des [Kf.] antworten und dafür sorgen, dass sie die Angelegenheit gut durchdenken, damit Beschwerungen vermieden werden. Dann soll er dem [Kf.] Bericht erstatten. A Ed.

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. O 225, fol. 34r (Konzept). Müller: Wittenberger Bewegung, S. 49, Nr. 19 (Volltext); CR 1, Sp. 470, Nr. 144 (Volltext).

1362 Kf. [Friedrich]: Instruktion

[Lochau], [25. Oktober 1521]

[1] Kf. [Friedrich] beauftragt Christian Beyer, im kfl. Namen den Mitgliedern des Ausschusses, dem Propst [Justus Jonas], Johann Dölsch, Andreas Karlstadt, Tilemann Platner, Hieronymus Schurff, Nikolaus von Amsdorf und Philipp Melanchthon, Folgendes vorzutragen: [2] Beyer soll den Inhalt der kfl. Botschaft [Nr. 1346], die Gregor Brück den Mitgliedern der Universität und des Kapitels [des Allerheiligenstifts] zu Wittenberg vorgetragen hat, sowie der Schreiben Gregor Brücks [Nr. 1351] und des Ausschusses [Nr. 1356] an den Kf. rekapitulieren.¹ [3] Kf. [Friedrich] hat Christian Beyer als Reaktion auf diese Korrespondenzen befohlen, den Ausschussmitgliedern anzuzeigen, dass der Kf. alles, was dem göttlichen Wort zur Ehre und dem christlichen Glauben zur Stärke gereicht, befördern und sich so verhalten will, wie es einem christlichen Fürsten gebürt. [4] Der Kf. fordert die Ausschussmitglieder auf, die Angelegenheit, welche die gesamte Christenheit betrifft, nicht zu übereilen. Wenn diese Veränderung [im Messehalten] im Evangelium begründet ist, so wird sie mit der Zeit mehr Anhänger gewinnen und die Veränderung dadurch beständiger sein und mit weniger Beschwernissen vorgenommen werden können. Kf. [Friedrich] möchte nicht beurteilen, wann der bisherige Brauch des Messehaltens, der bereits seit mehreren hundert Jahren durchgeführt wird, begann und wann der alte Brauch der Apostel endete. Der Kf. gibt zu bedenken, dass die Kirchen und Klöster in der Regel für das Halten von Messen gestiftet wurden und daraus ihre Einkünfte beziehen. Werden die Messen nicht mehr durchgeführt, entstehen daraus viele Probleme. [5] Kf. [Friedrich] befiehlt, da die Angelegenheit vor ihn als einen theologischen Laien gebracht wurde, dass die Ausschussmitglieder gemeinsam mit den übrigen Mitgliedern der Universität und des Kapitels [des Allerheiligenstifts] zu Wittenberg dafür verantwortlich sind, dass nichts unternommen wird, aus dem Zwiespalt, Aufruhr und Beschwerungen folgen. Sie sollen stattdessen Wege finden, damit die Angelegenheit

1362 ¹ Nikolaus Müller rekonstruiert ein weiteres Schreiben Gregor Brücks an Kf. Friedrich, das am 12. oder 13. Oktober 1521 entstanden sein muss und die Mitteilung zum Inhalt hatte, dass der Ausschuss mit den Augustinereremiten verhandelte und ein schriftliches Bedenken innerhalb von zwei Tagen erbat (Müller: Wittenberger Bewegung, S. 32, Nr. 13).

Nr. 1363

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der heiligen christlichen Kirche zum Guten gereicht und Aufruhr und Beschwerung verhindert werden.² LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. O 225, fol. 6r–9v (Ausfertigung). MBW.T 1, S. 375–380, Nr. 177 (Volltext); Müller: Wittenberger Bewegung, S. 50–53, Nr. 20 (Volltext). Bem. Zur Datierung vgl. Nr. 1361. A Ed.

1363 Lochau, 25. Oktober 1521 (Freitag Sankt Crispini und Crispinianentag) [Kf. Friedrich] an Propst [Justus Jonas], Johann Dölsch, Andreas Karlstadt, Tilemann Platner, Hieronymus Schurff, Nikolaus von Amsdorf und Philipp Melanchthon → 1356 [1] [Kf. Friedrich] hat das Schreiben [Nr. 1356] von [Justus Jonas], Johann Dölsch, Andreas Karlstadt, Tilemann Platner, Hieronymus Schurff, Nikolaus von Amsdorf und Philipp Melanchthon in der Angelegenheit der Wittenberger Augustinereremiten erhalten und Christian Beyer angewiesen [Nr. 1361 und Nr. 1362], ihnen die Meinung [Kf. Friedrichs] dazu mitzuteilen. [2] [Kf. Friedrich] befiehlt daher den Empfängern, Beyer anzuhören und Glauben zu schenken. A Ed.

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. O 225, fol. 33rv (Konzept). MBW.T 1, S. 380f., Nr. 178 (Volltext); Müller: Wittenberger Bewegung, S. 54, Nr. 21 (Volltext).

1364 Lochau, 29. Oktober 1521 (am XXIX. Tag Octobris) Kf. Friedrich und Hz. Johann an Ks. [Karl V.] [1] Kf. Friedrich und Hz. Johann teilen Ks. [Karl V.] mit, dass Kf. Friedrich dessen zwei Schreiben [Nr. 1296 und Nr. 1306] erst am 17. Oktober erhielt. Sie wurden ihm durch einen Leipziger Diener der Fugger zugeschickt. Daraufhin leitete Kf. Friedrich die ksl. Schreiben an seinen Bruder Hz. Johann weiter. [2] Kf. Friedrich und Hz. Johann hörten ungern, dass Kg. [Ludwig] von Ungarn und Böhmen durch den türkischen Angriff leidet, und wären bereit gewesen, dem Ks. ihren Rat mitzuteilen. Allerdings handelt es sich um eine schwere und große Sache für die Christenheit, und der Ks. selbst schreibt, dass 1362 ² In der Akte befindet sich ein Konzept eines Schreibens von Kf. Friedrich an die Mitglieder des Ausschusses [Justus Jonas, Johann Dölsch, Andreas Karlstadt, Tilemann Platner, Hieronymus Schurff, Nikolaus von Amsdorf und Philipp Melanchthon] als Reaktion auf deren Schreiben [Nr. 1356]. Das Konzept ist von Georg Spalatin, der letzte Teil wurde von Hieronymus Rudloff abgeändert. Es stimmt, abgesehen von den Anpassungen an die Briefform, inhaltlich und wörtlich mit der Instruktion vom [25. Oktober] für Christian Beyer überein, wurde jedoch vermutlich nicht ausgefertigt, sondern durch den mündlichen Vortrag Beyers ersetzt (LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. O 225, fol. 35r–39r).

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29. Oktober 1521

Nr. 1365

sein Vermögen gegen eine solche Macht viel zu klein ist. Daher fällt es Kf. Friedrich und Hz. Johann schwer zu raten, was zu unternehmen ist. Zudem soll der Ks. bedenken, was im Vermögen Kf. Friedrichs und Hz. Johanns liegt. Sie sind aber für den Ks. sowie zur Stärkung des christlichen Glaubens und zur Unterstützung Kg. [Ludwigs] dazu bereit, dasjenige zu leisten, was sie neben anderen [Reichs]ständen zum Widerstand tun können. [3] Kf. Friedrich und Hz. Johann entschuldigen sich für die Verzögerung ihrer Antwort an den Ks. Diese kam zustande, weil der Kf. die ksl. Schreiben zunächst allein empfing und sich die Absprache mit Hz. Johann verzögerte, weil dessen Ehefrau [Margarethe] gestorben ist. Sie bitten um gnädige Aufnahme ihrer Antwort beim Ks. A LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. B 1589, fol. 23r–24v (Reinschrift). B LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. B 1589, fol. 25r–26v (Konzept). Bem. Der Kanzleivermerk zu dieser Fassung des Antwortschreibens Kf. Friedrichs und Hz. Johanns an Ks. Karl lautet: „Copie, wie kayserlicher Mt. geschrieben ist des turgken halben“ (ebd., fol. 24v) [vgl. Nr. 1355].

1365 Lochau, 29. Oktober 1521 (Dienstag nach Sankt Simon und Judentag) Kf. Friedrich an Hz. Georg von Sachsen [1] Kf. Friedrich teilt Hz. Georg von Sachsen mit, dass er den Verfasser des Briefs an den Pfarrer [Jakob Seidler] zu Glashütte nicht ermitteln konnte, da viele Studenten die Stadt Wittenberg wegen des derzeitigen Seuchenausbruchs verlassen haben. Daher schickt Friedrich den Brief, wie von Hz. Georg gewünscht, beiliegend zurück. Auch von den Büchern konnte er keines bekommen [vgl. Nr. 1336 und Nr. 1339]. [2] Kriege gegen die Franzosen und die Türken. [3] Kf. Ludwig von der Pfalz unterstützt Ks. [Karl V.] mit Reisigen für einen Raubzug (reuberßdienst). → 1371 A B Ed.

SächsHStA Dresden, 10024 Geheimer Rat (Geheimes Archiv), Loc. 08498/01, fol. 51rv (Ausfertigung, zu eigenen Händen). LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. C 707, fol. 134rv (Konzept). ABKG 1, S. 199f., Nr. 246 (Regest mit Teiledition).

1366 Lochau, 29. Oktober 1521 (Dienstag nach Simonis und Jude) Kf. Friedrich an den Statthalter [Eberhard vom Thor] Bf. [Philipps] von Freising [und Naumburg] und den Rat zu Naumburg [1] Kf. Friedrich teilt dem bfl. Statthalter zu Zeitz und dem Rat der Stadt Naumburg mit, dass sich der Naumburger Bürger Andres Rauch wegen eines Streits zwischen ihm und den Vikaren des Domstifts zu Naumburg mit etlichen Schreiben an den Kf. gewandt hat. Die Schreiben liegen bei. [2] Da Rauch sich bereit erklärt hat, den Fall rechtlich auszutragen, fordert der Kf. auch im Namen Hz. Johanns den Statthalter und den Stadtrat

Nr. 1367

30. Oktober 1521

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auf, Rauch Geleit zu gewähren und seine narung zu lassen, damit die Sache entschieden werden kann. A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. B 845–847, fol. 29rv (Konzept).

1367 Wittenberg, 30. Oktober 1521 (Mittwoch nach Simonis et Jude) Christian Beyer an Kf. Friedrich [1] Christian Beyer berichtet Kf. Friedrich, dass er den kfl. Befehl [Nr. 1361 und Nr. 1362] befolgt und am 26. Oktober den Mitgliedern des Ausschusses die kfl. Botschaft überbracht hat. [2] Die Ausschussmitglieder nahmen daraufhin eine Bedenkzeit. Sie haben bislang, obwohl Beyer inzwischen einige Ausschussmitglieder darauf ansprach, keinen einhelligen Beschluss gefasst. Auch wandten sie sich bisher nicht an die Universität und das Kapitel [des Allerheiligenstifts zu Wittenberg]. [3] Beyer wird Kf. Friedrich über die Antwort des Ausschusses unterrichten. A Ed.

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. O 225, fol. 47rv (Ausfertigung). Müller: Wittenberger Bewegung, S. 54f., Nr. 22 (Volltext); CR 1, Sp. 474, Nr. 146 (Volltext).

1368 Wittenberg, 30. Oktober [1521] (Mittwoch nach Simonis et Jude) Konrad Helt an Kf. Friedrich [1] Konrad Helt, Prior des Augustinereremitenklosters Wittenberg, beklagt sich bei Kf. Friedrich über die Zwietracht, die vor einigen Wochen unter den Mönchen hinsichtlich der Messe entstanden ist. Die Mehrzahl seiner Mitbrüder weigert sich, die Messe wie bisher zu halten, und will einmal in der Woche oder häufiger eine Messe mit einer Predigt und der Austeilung des Altarsakraments unter beiderlei Gestalt durchführen. Andere Messen sollen nicht mehr gehalten werden. [2] Er und andere Brüder wollten jedoch hinter dem Rücken Kf. Friedrichs und ohne Bewilligung der Ordensoberen keine Neuerungen einführen. Daher finden bis zu deren Reaktion keine Messen mehr statt. Helt kann es vor dem Kf. und der Stadtgemeinde eher verantworten, die alten Messen nicht mehr zu halten als die neuen zuzulassen, die beim Kf. ungedulth und beim gemeinen Volk ergernus hervorrufen und vielleicht sogar der Landschaft und dem gesamten Orden schaden. Er bittet Kf. Friedrich, das Einstellen der Messen nicht ungnädig aufzunehmen. [3] Die Mehrheit derjenigen Brüder, die die Neuerung einführen wollen, sind niderlender und, bis auf zwei, lediglich Gäste im Kloster. Sie wurden zum Studium nach Wittenberg geschickt und übten diese Vermessenheit ohne die Einwilligung Helts und ohne Erlaubnis der Ordensoberen aus. Helt bittet den Kf., dies weder dem Orden noch dem Kloster in Wittenberg anzulasten. [4] Konrad Helt sandte auf eigene Kosten einen Boten zum

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1. November 1521

Nr. 1369

Generalvikar [des Augustinereremitenordens Wenzeslaus Linck], um ihn zu informieren. Helt weiß, dass [Linck] diese Entwicklungen nicht gutheißt. → 1372 A Ed.

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. O 223, fol. 2r–3v (Ausfertigung). Müller: Wittenberger Bewegung, S. 55–57, Nr. 23 (Volltext); CR 1, Sp. 475f., Nr. 147 (Volltext).

1369 Lochau, 1. November 1521 (Freitag Allerheiligentag) Kf. Friedrich an [Hans] von Minckwitz → 1357 [1] Kf. Friedrich teilt [Hans] von Minckwitz mit, dass er dessen Bericht [Nr. 1357] über den Streit um die Gerichtsrechte im Dorf Nauwalde zwischen dem Amt Liebenwerda und dem Benediktinerinnenkloster Riesa erhalten hat. [2] Weil Kf. Friedrich befürchtet, dass ihm und dem Amt Nachteile wegen der ungeklärten Lage entstehen könnten, befiehlt er Minckwitz, die Gerichte in Nauwalde zu halten. A LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. B 1702, fol. 42rv (Abschrift). B LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. B 1702, fol. 44rv (Abschrift). Bem. Am 4. November schrieb Haubold von Einsiedel an Hans von Minckwitz und schickte ihm eine Abschrift von Kf. Friedrichs Schreiben (Überlieferung B).

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[1] Lieber getreuer unnd rath, als du unns kurtzlich hievor uff unnser schreyben bericht gethan hast, wie es dieser zeit mit der irrigen sachen der gericht halben zu Neuenwald zwischen unnserm ambt Libenwerd unnd dem closter zu Risau gelegen, haben wir vernommen. [2] Weil dan dieser handel unnd irthumb etwas lanng gestanden, besorgen wir, das unns unnd unnserm ambt, wo die sache dermassen lenger unausgetragen anstehen sol, nachtail unnd beschwerung daraus erfolgen wurd. So waistu auch, das der anstand dieser sache durch Fabian von Feylitzsch seligen nit anders gewilligt, dan das unnser vetter hertzog Jorg¹ seinen rethen, so die in andern sachen zu unnsern rethen komen wurden, an weiter erinnern hirvon zuunderreden bevelen sol, welchs auch nit bescheen. Solten wir dan bey seiner lieb derhalben anregen unnd uns zu kleger machen, wer unns auch nachtailig. Darumb begern wir, du wollest dich der obergericht in benantem dorff Neuenwald als unnser ambtman von unnsert wegen halten, unnd ob imants darinnen verhandelt oder nach verhandeln werd, denselben mit straff furnemen, domit die sache wieder zu handlung komme unnd unns zu nachtail nit lenger dermaßen anhangen bleybe. Daran thustu unnser meynung.² 1369 ¹ Hz. Georg von Sachsen. ² Hans von Minckwitz teilte daraufhin Kf. Friedrich am 29. November 1521 mit, dass er dem Schosser [Hans Gora] aufgetragen hat, die Gerichte in Nauwalde zu halten (LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. B 1702, fol. 47r–48v, Ausfertigung). Kf. Friedrich schärfte in seiner Antwort Minckwitz am 30. November 1521 ein, auf die Gerichtsrechte in Nauwalde zu achten (ebd., fol. 49rv).

Nr. 1370

1. November 1521

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1370 [Nürnberg], 1. November 1521 (Freitag am Tag Allerheiligen 1520) Hans von der Planitz an Kf. Friedrich [1] Hans von der Planitz bestätigt den Eingang eines Schreibens Kf. Friedrichs¹ an Dietrich von Techwitz und ihn und teilt mit, dass sie sich danach richten wollen. Planitz und Techwitz freuten sich über den Brief des Kf., weil es Gerüchte gab, dass Kf. Friedrich schwer krank oder sogar gestorben sei. [2] Planitz übermittelte Ebf. [Richard] von Trier die Meinung Kf. Friedrichs. Der Ebf. lässt ausrichten, dass er sich über Friedrichs Gesundheitszustand freut, weil man Kf. Friedrich im Reich braucht. Ebf. [Richard] berichtete über den Brief, der im Namen der Kfen. an Kg. [Franz I.] von Frankreich [vgl. Nr. 1268] wegen des Konflikts mit Ks. [Karl V.] geschickt werden soll, über die Versuche einer Friedensvermittlung sowie den Stand der Kriegshandlungen. [3] Rangstreit im Reichsregiment mit den ksl. Gesandten Georg von Eltz und Balthasar von Waldkirch, Verteilung der Sitze. [4] Bestelltes Rennzeug. [5] Zettel: Dietrich von Techwitz hat Hans von der Planitz vertraulich berichtet, dass Hz. Georg von Sachsen in Rom das Recht erwerben will, die Präbenden [im Marienstift] zu Wurzen in den Papstmonaten zu verleihen. Damit würde Hz. Georg einen Fuß in das Stift setzen. Dies wurde Techwitz von Wolf von Schleinitz berichtet. Techwitz hat aber bei seinem Abschied aus Wurzen dem Kapitel [des Marienstifts] angeordnet, dass es in seiner Abwesenheit ohne seine Zustimmung keine Neuerungen bewilligt. Techwitz, der denkt, dass Hz. Georg das Stift zu Wurzen an sich bringen will, bat Planitz, nicht darüber zu sprechen, weil er Nachteile für sich befürchtet. Planitz möchte aber Kf. Friedrich über die Angelegenheit informieren, da dies zum Schaden Friedrichs wäre. Bf. [Johann VII. von Meißen] befördert wohl ebenfalls, dass die Stiftsgüter unter den Einfluss Hz. Georgs kommen. Hz. Georg soll zudem die Güter, die er vom Stift zu Meißen als Lehen hat, seinem Bruder Hz. Heinrich von Sachsen verliehen haben, während Kf. Friedrich und [Hz. Johann] nichts bekamen. LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. E 85, fol. 28r–33v, Zettel 33rv (Ausfertigung, eigh., zu eigenen Händen). Ed. Wülcker / Virck: Planitz Berichte, S. 21–27, Nr. 11 (Volltext). Bem. Hans von der Planitz datierte den Brief versehentlich in das Jahr 1520.

A

1371 Schellenberg, 2. November 1521 (am Tag Allerseelen) Hz. Georg von Sachsen an Kf. Friedrich → 1365 [1] Hz. Georg von Sachsen bedankt sich bei Kf. Friedrich für dessen Schreiben [Nr. 1365] und die Mühe, die sich der Kf. mit den darin erwähnten Nachforschungen gemacht hat. [2] Es ist ein neues Gedicht unter dem Namen der [Theologen der Universität] Paris erschienen,¹ in dem auch Georg und Friedrich verunglimpft werden. Georg 1370 ¹ Es handelte sich um den Brief vom 26. Oktober 1521 (LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. E 85, fol. 24r–25v, ediert in: Wülcker / Virck: Planitz Berichte, S. 19f., Nr. 9). 1371 ¹ Es handelte sich um die „Determinatio secunda almae facultatis Theologiae Parisienis super Apologiam Philippi Melanchthonis pro Luthero scriptam“ (VD16 D 655, ediert in Schilling: Determinatio secunda).

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3. November 1521

Nr. 1372

übersendet davon einen Druck, den der Wittenberger Buchdrucker Stöckel² hergestellt haben soll. Bei diesem könnte man sich nach denjenigen erkundigen, welche die Schrift unter fremden Namen ausgehen ließen, und sie bestrafen, um andere von ähnlichen Taten abzuschrecken. [3] Neuigkeiten über verschiedene Kriegshandlungen. → 1378 A B Ed.

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. C 707, fol. 136rv (Ausfertigung, eigh., zu eigenen Händen). SächsHStA Dresden, 10024 Geheimer Rat (Geheimes Archiv), Loc. 10299/07, fol. 18rv (Konzept, eigh.). Hildesheimer Stiftsfehde, S. 882f. (Regest); ABKG 1, S. 200f., Nr. 247 (Regest mit Teiledition); Seidemann: Beiträge zur Reformationsgeschichte 1, S. 179, Nr. II.1 (Volltext).

1372 Lochau, 3. November 1521 (Sonntag nach Allerheiligentag) Kf. Friedrich an Prior [Konrad Helt] des Augustinereremitenklosters Wittenberg → 1368 [1] Kf. Friedrich hat das Schreiben [Nr. 1368] des Priors [Konrad Helt] erhalten und ungern vernommen, dass zwischen ihm und seinen Mitbrüdern Zwietracht hinsichtlich der Messe entstanden ist. [2] Der Kf. erhielt davon bereits Mitteilung und befahl daraufhin der Universität und dem Kapitel [des Allerheiligenstifts zu Wittenberg], die Angelegenheit zu klären [vgl. Nr. 1346, Nr. 1361 und Nr. 1362]. [3] Kf. Friedrich erwartet, dass der Generalvikar [Wenzeslaus Linck] dafür sorgt, dass Wege gefunden werden, damit die Angelegenheit der Kirche zum Guten gereicht und Aufruhr und Beschwerung verhindert werden. → 1379 A Ed.

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. O 223, fol. 6r (Konzept). Müller: Wittenberger Bewegung, S. 57, Nr. 24 (Volltext).

1373 Audenar, 4. November 1521 (am vierten Tage Novembris) Ks. Karl V. an Kf. Friedrich Ks. Karl V. schickt Kf. Friedrich im Zusammenhang mit seinem Recht der Ersten Bitten beiliegend eine Übersicht, für welche geistlichen Stellen der Kf. Kandidaten für die Besetzung vorschlagen und der ksl. Kanzlei melden darf. SächsHStA Dresden, 10024 Geheimer Rat (Geheimes Archiv), Loc. 08917/08, fol. 1rv (Ausfertigung). Bem. Zur Datierung: Das Jahr 1521 ist gesichert durch die ergänzende Datierungsangabe „Unnsers reichs des romischen im dritten jaren.“. A

1371 ² Tatsächlich erschien der Druck bei dem Wittenberger Buchdrucker Johann RhauGrunenberg. Wolfgang Stöckel wirkte zu dieser Zeit als Buchdrucker nicht in Wittenberg, sondern in Leipzig [vgl. auch Nr. 1378 und Nr. 1380].

Nr. 1374

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4. November 1521

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Hochgeborner lieber ohaim und churfurst. Als unns nach loblichem gebrauch, altem herkomen und gerechtigkait desgleichen ainem yeglichen romischen kaiser und kenig gepurt, in seiner erwellung und cronung primarias preces auff gaistliche lehennschafft allennthalben im heiligen romischen reich zugeben und genedigklichen auszutaillen, demselben nach haben wir solich preces den churfursten, fursten, auch deiner liebe zwolffe ordinarie verordent, wie dan dein liebe dieselben aus hirinn gelegter zettel¹ vernemen wurdet. Und dein liebe mage darauff solich preces regales in unnser canntzley wie sich geburt vervolgen, die personen, auff die du obgemelte collationes stellen wurdest, benennen und anzaigen lassen, wolten wir deiner liebe fruntlicher und genediger maynung nit verhalten.

1374 Wittenberg, 4. November 1521 (Montag nach Omnium Sanctorum) Lorenz Schlamau, Ulrich von Dienstedt, Matthäus Beskau, Otto Beckmann, Sebastian Küchenmeister, Georg Elner und Johann Volmar an Kf. Friedrich [1] Lorenz Schlamau, Ulrich von Dienstedt, Matthäus Beskau, Otto Beckmann, Sebastian Küchenmeister, Georg Elner und Johann Volmar, [Stiftsherren am Allerheiligenstift zu Wittenberg], erinnern Kf. Friedrich an die Botschaft [Nr. 1346], die ihnen Gregor Brück im Auftrag des Kf. hinsichtlich der Neuerungen bei der Messe, welche die Wittenberger Augustinereremiten vorgenommen haben, überbracht hat. [2] Da dies auch Auswirkungen auf die Allerheiligenstiftskirche haben wird, die [Stiftsherren] laut ihren Statuten jedoch keine Neuerungen ohne Einwilligung des Kf. einführen dürfen, teilen sie ihm ihren Kenntnisstand in der Angelegenheit mit. Die bisherigen Korrespondenzen [Nr. 1356 und Nr. 1363] zwischen dem Ausschuss und Kf. Friedrich in der Angelegenheit kennen sie nicht. [3] Die Augustinereremiten beharren auf der Einstellung der Messe. Diejenigen Mönche, welche die Messe lesen wollen, werden von den anderen davon abgehalten. Ihr Prediger, Bruder Gabriel [Zwilling], predigte öffentlich gegen die Messe und gegen die Anbetung des Sakraments. Er ermuntert die Mönche zum Klosteraustritt. [4] Der Propst [des Allerheiligenstifts Justus Jonas] rief in einer öffentlichen Predigt dazu auf, die Stiftungen und Seelmessen, da sie unnütz und Gotteslästerung seien, abzuschaffen, was dazu führte, dass etliche bereits ihre Jahrtage an der Allerheiligenstiftskirche widerrufen haben und an anderen Kirchen halten lassen. Auch der Zettel mit dem Aufruf, 1373 ¹ Das mitgeschickte Verzeichnis wies folgende zwölf Stellen aus, für die Kf. Friedrich geeignete Personen vorschlagen durfte: Ebf. von Magdeburg, Bf. von Halberstadt, Dekan und Kapitel zu Meißen, Bf. von Meißen, Bf. von Merseburg, Dekan und Kapitel des Domstifts zu Merseburg, Abt von St. Sixti [Kollegiatstift] in Merseburg, Bf. von Naumburg, Kapitel des Moritzstifts zu Naumburg, Abt des Benediktinerklosters St. Petri Merseburg, Abt des Benediktinerklosters Chemnitz Meißner Diözese, [Kollegiatstift] Wurzen Meißner Diözese (SächsHStA Dresden, 10024 Geheimer Rat [Geheimes Archiv], Loc. 08917/08, fol. 2r, lateinisch).

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5. November 1521

Nr. 1375

für den Kf. zu beten, wurde zerschnitten. Wenn die Aussagen des Propstes stimmen, dann wäre die bisherige Stiftungspraxis ein Irrtum der Gelehrten und Konzilien, und die Stifter wären verführt worden. Falls tatsächlich Änderungen notwendig sind, meinen Schlamau, Dienstedt, Beskau, Beckmann, Küchenmeister, Elner und Volmar, dass diese nicht zu abrupt vorgenommen werden dürfen. [5] Sie sind bereit, ihr Priesteramt, für das sie vom Kf. ein Einkommen erhalten, auszuüben. Andere Angehörige des Stifts, die ihre Ämter nicht versehen, nehmen trotzdem entgegen den Statuten Präsenzgelder ein. Es ist zu befürchten, dass die Vikare und Kapläne diesem Beispiel folgen. Der Dekan [Lorenz Schlamau] klagt, dass er für die neue kfl. Stiftung [Nr. 927] keine Priester findet. [6] Augustinermönche, ein Priester sowie ein Kaplan in der Pfarrkirche teilten das Abendmahl unter beiderlei Gestalt aus. Um Schaden vom Stift und dem Haus Sachsen abzuwenden, soll es bis zu einer Entscheidung bei der Austeilung unter einer Gestalt bleiben. [7] Gabriel [Zwilling] schmähte auf dem Predigtstuhl die geistlichen Orden und redete schändlich über die Messe und die Priester. Er lobte, dass der Propst [Justus Jonas] einen Mönch davon abhielt, die Messe nach altem Brauch zu halten. [8] [Justus Jonas] predigte am 31. Oktober und 1. November gegen den Ablass, entgegen dem Wunsch Kf. Friedrichs, den Ablass nicht zu erwähnen. Außerdem verwarf er nochmals die Vigilien und Seelmessen. Schlamau, Dienstedt, Beskau, Beckmann, Küchenmeister, Elner und Volmar wollen den bisherigen Brauch aber beibehalten. [9] [Justus Jonas] übermittelte ihnen die Bitte des Stadtrats, Philipp [Melanchthon] die Predigerstelle in der Pfarrkirche zu übertragen. Sowohl der Propst als auch sie lehnen es ab, diese durch das Kapitel zu besetzende Stelle einem Laien zu übertragen. Außerdem begehrte der Rat, dass die Bruderschaften in der Pfarrkirche aufgelöst werden, was ebenso abgelehnt wird. Der Vorschlag, die Vikarie des Urban [Rauch] für Bedürftige umzuwidmen, soll nicht umgesetzt werden, da es sich um eine kfl. Stiftung handelt. [10] Schlamau, Dienstedt, Beskau, Beckmann, Küchenmeister, Elner und Volmar bitten Kf. Friedrich, diese Handlungen zu unterbinden und ihren Bericht gnädig anzunehmen. → 1375 A Ed.

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. O 225, fol. 49r–53v (Ausfertigung). Müller: Wittenberger Bewegung, S. 58–66, Nr. 25 (Volltext); Barge: Andreas Bodenstein 2, S. 545–549, Nr. 9 (Volltext).

1375 Lochau, 5. November 1521 (Dienstag nach Allerheiligentag) [Kf. Friedrich] an Dekan [Lorenz Schlamau], [Ulrich von Dienstedt], [Matthäus Beskau], [Otto Beckmann], [Sebastian Küchenmeister], [Georg Elner] und [Johann Volmar] → 1374 [1] Kf. [Friedrich] hat das Schreiben [Nr. 1374] des Dekans und anderer [Stiftsherren am Allerheiligenstift] zu Wittenberg wegen der Augustinereremiten erhalten. Die [Stiftsherren] sollen in der Angelegenheit die bisherigen kfl. Befehle und Korrespondenzen bedenken [vgl. Nr. 1346, Nr. 1356 und Nr. 1361]. [2] Kf. [Friedrich] wartet

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noch auf eine Antwort von Universität und Kapitel. Wenn diese eintrifft, will er den [Stiftsherren] antworten. A Ed.

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. O 225, fol. 55r (Konzept). Müller: Wittenberger Bewegung, S. 66f., Nr. 26 (Volltext).

1376 Freising, 8. November 1521 (Freitag nach Leonhardi) Bf. Philipp von Freising und Naumburg an Kf. Friedrich → 1335 [1] Bf. Philipp von Freising, Administrator des Bistums Naumburg, erhielt die Antwort [Nr. 1335] Kf. Friedrichs auf vier Briefe Bf. Philipps. Die Angelegenheit der Zinsen aus Schmölln soll nach Kf. Friedrichs Vorschlag geregelt werden. [2] Bf. Philipp wird gegen die Frau, die in Zwickau gepredigt haben soll, nichts weiter unternehmen. [3] Zur Beilegung des Streits mit den Herren von Schönburg wegen eines Lehns zu Zweitschen wiederholt Bf. Philipp seine Bitte, einen Verhandlungstag zwischen dem Bf. und den Herren von Schönburg anzusetzen, wenn dies nötig sein sollte. [4] Bf. Philipp sollte auf ksl. Befehl hin gegenüber dem Kf. den Eid wegen der Regalien über das Bistum Naumburg leisten.¹ Ks. [Karl V.] erlaubte dem Bf. jedoch, den Eid durch einen Prokurator leisten zu dürfen. Deshalb wird Bf. Philipp seinen Statthalter zu Zeitz, Eberhard vom Thor, mit Befehl zu Kf. Friedrich senden, den Eid abzulegen. Der Bf. schickt Kf. Friedrich die Abschrift des Briefes, den der Kf. an Ks. [Karl V.] in der Angelegenheit sandte, wieder zurück.² A

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LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. B 851, fol. 16rv (Ausfertigung).

[1] Unnser fruntlich dinst und was wir allzeit liebs und guts vermogen zuvor. Hochgebornner furst, fruntlicher lieber herr und vatter, wir haben eur lieb widerschreiben auf unnser vor zuegeschickht vier brief, unns jetzt gethan, und in vier articul gestellt seins innhallts horn lesen. Unnd nemblich des zinß zu Smellen halben vermercken wir daraus, das eur lieb der hanndlung, so unnsere rhette zu Czeytz³ gegen denselben von Smellen mit geistlichem gerichtzszwanng geubet ab inen, ainungnedigs gefallen mit hoher beswarung haben etc., das unnserm gemuet nit ain khlain anfechtung ist zuhorn, wiewol die selben unnsere rhette nit annderst, 1376 ¹ Dieser Lösung gingen einige Verhandlungen voraus, weil der Befehl Ks. Karls V. erst erlangt werden musste. Zudem verzögerte sich die Eidesleistung durch einen Seuchenausbruch (vgl. LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. B 851, fol. 4r–13v). Der ksl. Befehl wurde am 29. September 1521 ausgestellt (ebd., fol. 14rv). ² [Kf. Friedrich] an Ks. [Karl V.], Lochau, 30. September 1521 (LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. B 851, fol. 15rv, Abschrift). [Kf. Friedrich] bat in diesem Schreiben den Ks. um Entschuldigung, dass sich die Eidesleistung Bf. [Philipps] wegen eines Seuchenausbruchs verzögert, weswegen [Philipp] noch nicht zu [Kf. Friedrich] reisen konnte. ³ Zeitz.

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8. November 1521

Nr. 1376

dann nach vermog der verschreibung gehanndellt. Wir seien auch durch dise geubte hanndlung nit in abfal oder vergessung khomen, das wir von gott zuvor und eur lieb zu disem bisthumb gefurdert sind, wellen auch dess der zeit unnser tage nymmer vergessen, sonnder allain aus schulldigen unnsern phlichten haben wir in dem die nottdurrft unnsers stifts, domit auch durch eur lieb noch menigelich nit bedacht wurde, als wolten wir aus ublem zuesehen oder lessigkhait (uber so gut vorschreibungen) dem stift, was begeben, zuhanndln furgenomen. Jedoch, so sind wir je nit genaigt unns in dem allerwenigissen, unnd war unns vasst layd, gegen euer lieb kains wegs zu irren oder unfruntschaft zumachen, aber vil mer geliebter eur lieb allezeit fruntlichen willen und dinst zuerzaigen und darinne beharrig erfunden zewerden. Damit auch eur lieb denselben fruntlichen willen scheinlichen bei unns spure, so mogen wir leyden, das eur lieb ain malstat ires gefallens furnemen, dahin der berurt zinß jerlichen erlegt werde. Den wellen wir eur liebe zu fruntlichem gefallen (alslanng wir des orts und stifts Numburg administrator sein) daselbs heben laßen und empfahen, der fruntlichen zuversicht eur lieb werde unnsern stift auch genedigelich bedenncken, domit der deß nit nachtail gewynne. Darauf ist an eur lieb unnser gar fruntlichisst und fruntlich bitte, die wellen solcher ermelldter hanndlung halben gegen unns nit unfruntschaft noch auch gegen unnsern rhettn zu Czeytz kain myßfallen tragen, sonnder allain die sachen aus angezaigten ursachen geschehen zusein, fruntlicher und genediger maynung, als unnser fruntlich und trostlich hochvertrauen zu eur lieb stet, bedenngken. [2] Zum anndern des weibshalben, so zu Czwigkhau das evangelium gepredigt haben solte etc. Soverr die sachen anndermassen, nit dann wie die unns zuegeschickht bericht⁴ lautt, gehanndellt unnd erganngen ist, so wellen wir dißmals auch nit merers daraus machen. [3] Ferrner von wegen des leehen rechtn gegen den von Schonburg, das gut Czweitschn betreffennd, ist unnser vorig schreiben an eur lieb dermassn gstanndn, das eur lieb unnser fruntlichen bitt nach als fursichselbs zwischen unnser und derselben von Schonburg ainen gutlichen tag zu hinlegung des irrthungs furnemen wolten, dann unnser gemuet nit gestanndn, das unnser schreiben den von Schonburg zuegeschickht werden solte. Bitten derhalben eur lieb nochmals gar fruntlichen, sy wellen dasselb unnser erst schreiben zuersehen verfuegen und desselben innhalts nach, wo es gesein mag, noch ainen gutlichen tag aus ir lieb selbs furnemen. Wo aber das (an zueschigkhung unnsers schreibens den von Schonburg) eur lieb gelegennhait nit sein wolte, so ist abermals unnser fruntlich bitt, eur lieb wellen die sach gar stecken lassen. [4] Der leehenns unnd aidsphlicht, so wir aus bevelh khaiserlicher maiestat unnsers allergenedigsstn herrn der regalia unnsers stifts Numburgg halben eur lieb thun sollen etc., haben wir von irer maiestat ainen anndern bevelh an eur lieb 1376 ⁴ Nr. 1315.

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erlanngt, dermassen, das wir dieselben durch unnsern anwalld unnd procuratorn eur liebe thun mogen, welchen bevelhe wir unnserm stathallter zu Czeitz, rath unnd lieben getreuen Eberhardtn Thorer ubersenndet haben mit bevelhe, das eur lieb zu behenndigen unnd derselben in unnserm namen die aydspflicht zuthun. Deßhalben an eur liebe unnser fruntlich bitt, sy wellen aitlich phlicht in unnsers namen von im also genedigkhlichen annemen. Wir ubersennden auch eur liebe iren brief an hochgedachte khayserliche maiestat von unnsernwegen außganngen hiemit wider mit fruntlicher bedanngkhung des fruntlichen willens, domit unns eur liebe genaigt unnd willfaren sind, unns darauf gegen den selbn fruntlichn erbiedtennd, wamit wir eur liebe, der wir unns als unnserm fruntlichen lieben herrn unnd vattern bevelhen wellen, haben hinvorderumben fruntlichen gedienen khunndten, des waren wir nach hochstem unnserm vermogen allzeit ganntzs begirig.

1377 [Wartburg], 11. November 1521 (die Sancti Martini) Martin Luther an Georg Spalatin [1] Martin Luther erhielt den Brief Georg Spalatins, über den er sehr verärgert ist, weil [Kf. Friedrich] nicht dulden will, dass Luther gegen [Ebf. Albrecht von] Mainz schreibt. [2] Luther wirft Spalatin vor, dass er den öffentlichen Frieden höher schätzt als den Frieden Gottes. Luther hält seine Schrift für notwendig und schickt sie hiermit an Spalatin,¹ der sie Philipp [Melanchthon] geben soll, ohne etwas dagegen zu unternehmen. [3] Spalatin hätte sich nicht von der üblen Nachrede gegenüber Luther und seinen Anhängern beeindrucken lassen sollen. Den schlechten Empfang der Antoniter [in Wittenberg] durch die Jugend [vgl. Nr. 1340 und Nr. 1342] missbilligt Luther, allerdings geschehen an anderen Orten auch Dinge, die nicht gutzuheißen sind. [4] Das Evangelium geht nicht unter, wenn sich einige schlecht betragen. [5] Luther schickt Spalatin das Buch zu, in dem er die Abschaffung der Messe bestätigt.² Eine Trostschrift für [Kf. Friedrich] kann er nicht verfassen. Spalatin soll [Kf. Friedrich] stattdessen die „Tessaradecas“³ zu lesen geben oder ihn auf das Evangelium verweisen. [6] Luther will über die Mönchsgelübde⁴ schreiben. A Ed.

LASA Dessau, Z 8, Nr. 134, fol. 1rv (Ausfertigung, eigh., lateinisch). WA.Br 2, S. 402–404, Nr. 438 (Volltext); W² 15, Sp. 2548–2550, Nr. 80 (Volltext, Übersetzung).

1377 ¹ Luthers Schrift „Wider den Abgott zu Halle“ ist nie erschienen. ² Es handelte sich um das Manuskript zu „De abroganda missa privata Martini Lutheri sententia“ (WA 8, S. 398–476). ³ „Tessaradecas consolatoria pro laborantibus et oneratis“ (WA 6, S. 99–134). ⁴ Diese Schrift „De votis monasticis Martini Lutheri iudicium“ stellte Luther noch am Ende des Jahres 1521 fertig (WA 8, S. 564–669).

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13. November 1521

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1378 Lochau, 13. November 1521 (Mittwoch Sankt Bricciustag) Kf. Friedrich an Hz. Georg von Sachsen → 1371 [1] Kf. Friedrich bestätigt den Erhalt des Schreibens [Nr. 1371] Hz. Georgs und bekräftigt seine Bereitschaft, diesen bei seinen Nachforschungen zu unterstützen. [2] Das vermeintliche Pariser Gedicht [„Determinatio secunda“] kannte der Kf. noch nicht. Einen Drucker namens [Stöckel] gibt es in Wittenberg nicht. [3] Dass Friedrich und Georg in der Schrift verunglimpft werden, hat der Kf. ungern gehört. Einem Schreiben, zu dem sich niemand mit eigenem Namen bekennt, will er aber nicht viel Bedeutung beimessen. Für seinen Teil befiehlt Friedrich die Angelegenheit Gott an. [4] Neuigkeiten über verschiedene Kriegshandlungen und die Krankheit Kg. [Ludwigs II.] von Ungarn und Böhmen. → 1380 A B Ed.

SächsHStA Dresden, 10024 Geheimer Rat (Geheimes Archiv), Loc. 10299/07, fol. 19rv+22rv (Ausfertigung, zu eigenen Händen). LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. C 707, fol. 149rv (Konzept). ABKG 1, S. 206, Nr. 256 (Regest mit Teiledition); Seidemann: Beiträge zur Reformationsgeschichte 1, S. 180f., Nr. II.2 (Volltext).

1379 Wittenberg, 13. November [1521] (Mittwoch nach Martini) Konrad Helt an Kf. Friedrich → 1372 [1] Konrad Helt, Prior des Augustinereremitenklosters Wittenberg, teilt Kf. Friedrich mit, dass sich die Probleme wegen des Messehaltens verschlimmert haben. Seit der Antwort [Nr. 1372] Kf. Friedrichs an Helt hat niemand Einspruch dagegen erhoben. Helt weiß daher nicht, ob die Befehle des Kf. befolgt wurden. [2] Es wurden, besonders in der Kirche des Augustinereremitenklosters, Predigten gehalten, die Schmach für die geistlichen Orden sowie Schrecken, Ärger und Aufruhr im Volk zur Folge haben. So wurde gepredigt, dass im Kloster niemand die Gebote Gottes einhält und die Gelübde der Geistlichen, wie Keuschheit, Armut und Gehorsam, wider das Evangelium sind. Es wurde dazu aufgerufen, die Mönche zu verspotten, damit sie zum Klosteraustritt veranlasst werden, oder sie mit Gewalt aus dem Kloster zu vertreiben und die Klostergebäude zu zerstören. Helt bezweifelt, dass solche Aussagen im Evangelium begründet sind. Die Predigten verursachen Aufruhr und Schaden. [3] Helt beklagt, dass durch diese milden Predigten fast alle seiner Mitbrüder verführt wurden und 13 von ihnen gegen ihren Eid und ohne Erlaubnis der Ordensoberen das Kloster verlassen haben. Sie halten sich in der Stadt unter den Bürgern oder Studenten auf und hetzen gegen die noch im Kloster lebenden Mönche. [4] Konrad Helt bittet daher Kf. Friedrich um Schutz. Der Kf. soll dafür sorgen, dass der Rat der Stadt Wittenberg die entlaufenen Brüder in das Kloster zurückschickt oder aus der Stadt verweist, besonders den Bruder [Johann Gerlender], der Tischler ist, heiraten will und vom Rat das Bürgerrecht begehrte und erhielt. [5] Helt betont die Wahrheit seiner Aussagen. Er bittet Kf. Friedrich, der Universität nichts von seiner Klage zu berichten, damit ihm daraus keine Gefahr erwächst. Helt klagt, dass er

Nr. 1380

[nach 13. November 1521]

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nicht auf die Straße gehen kann, da die lose roth wütend auf ihn ist, weil er die Kommunion sub utraque specie nicht erlaubt hat. A Ed.

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. O 223, fol. 4r–5v (Ausfertigung). Müller: Wittenberger Bewegung, S. 67–69, Nr. 28 (Volltext, fehlerhaft datiert auf den 12. November); CR 1, Sp. 483–485, Nr. 151 (Volltext, fehlerhaft datiert auf den 12. November).

1380 [Schellenberg], [nach 13. November 1521] [Hz. Georg von Sachsen] an [Kf. Friedrich] → 1378 [1] [Hz. Georg von Sachsen] bedankt sich für das Schreiben [Nr. 1378] [Kf. Friedrichs] und die darin enthaltenen Neuigkeiten. [2] In Bezug auf den Buchdrucker hat [Georg] sich geirrt. Er meinte nicht Stöckel, sondern den Wittenberger Drucker Johann [Rhau-]Grunenberg, der die Schrift [„Determinatio secunda“] verkauft und wohl auch gedruckt hat. Dieser wird wissen, wer ihm die Schrift zum Drucken gegeben hat. [3] Es ist bei solchen Schmähschriften leider üblich, dass sich die Urheber einer Schrift, die als böse beurteilt wird, verbergen, während Autoren, die gelobt werden, leicht zu finden sind. [Georg] liegt für seine Person wenig daran, aber er kann nicht ruhen, wenn andere in strafwürdiger Weise beleidigt werden. [4] Dass Leute hinter ihrem Rücken durch Schriften angegriffen und verhöhnt werden, hat es zur Zeit der Vorfahren [Hz. Georgs] nicht gegeben. Nun trifft dies auch Geistliche, wie der jüngste Angriff auf den Boten der Antoniter zeigt [vgl. Nr. 1340 und Nr. 1342]. Bald werden selbst Gott und die Heiligen angegriffen werden. [5] Das Auslaufen der Mönche und Nonnen schadet den Orden. Die Geistlichen nehmen sich Ehefrauen und werden bald Erben zeugen, die sich mit den Laien um den Besitz [der Gemeinden] streiten werden. All das schadet der Kirche und wird von Gott gerächt werden. [6] Aus diesen schwerwiegenden Gründen und nicht aus persönlichen Interessen rührt [Georgs] großes Engagement. Er bittet den [Kf.], seine Gründe zur Kenntnis zu nehmen und ihn soweit möglich zu unterstützen. [7] [Hz. Georg] bittet den [Kf.] noch einmal, ihm bei der Suche nach den Urhebern der gegen ihn gerichteten Bücher behilflich zu sein. A Ed.

SächsHStA Dresden, 10024 Geheimer Rat (Geheimes Archiv), Loc. 10299/07, fol. 44r–45r (Konzept, eigh.). ABKG 1, S. 206–208, Nr. 257 (Regest mit Teiledition); Seidemann: Beiträge zur Reformationsgeschichte 1, S. 181f., Nr. II.3 (Volltext).

1381 Wittenberg, 14. November 1521 (Donnerstag nach Briccii) Lorenz Schlamau an Kf. Friedrich [1] Lorenz Schlamau, Dekan des Allerheiligenstifts zu Wittenberg, berichtet Kf. Friedrich, dass er nach dem Tod des Vikars Urban [Rauch] in die freie Stelle im Stift den Magister

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[nach 15. November 1521]

Nr. 1382

[Georg Mohr], derzeit Schulmeister in Wittenberg, einsetzte. Dabei befolgte er den Befehl des Propstes [Justus Jonas], des Archidiakons [Andreas] Karlstadt und anderer Stiftsherren, die den Vikar erwählen dürfen. Für den Schulmeister bat auch der Rat der Stadt Wittenberg. [Mohr] leistete den Stiftsherren einen Eid, gehorsam zu sein, das Statutengeld zu zahlen und die Statuten des Stifts zu befolgen. [2] Schlamau erfuhr nun aber, dass einige Personen des Stifts vorhaben, vom Kf. Freiheiten zu erwerben. Wenn dies geschieht, schadet es dem Lob und der Ehre Gottes sowie der Kirche, für die der Kf. doch so viel gegeben hat. Zudem wird die Zahl der Stiftspersonen verringert und auch die Einkünfte der Vikare werden gegen den Stifterwillen verändert. [3] Daher bittet Schlamau den Kf., dass er dieses Vorhaben ablehnt, wenn es ihm vorgebracht wird, da es gegen die christliche Ordnung verstößt. Schlamau will für den Kf. beten. [4] Zettel: Schlamau berichtet Kf. Friedrich, dass die Kapläne des Kleinen Chors bereits einige Wochen keine Messen mehr gelesen haben. In der Angelegenheit führte Schlamau schon Unterredungen mit [dem Dekan des Kleinen Chors Christoph] Blanck und einigen Kaplänen, ohne dass sich etwas verändert hat. Schlamau [als Dekan des Großen Chors] ist nicht befugt, sie zu zwingen. Daher bittet er den Kf. um Anweisung, wie er sich verhalten soll. A Ed.

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Kk 1388, fol. 1r–2v, Zettel: 1rv (Ausfertigung). Müller: Wittenberger Bewegung, S. 214–216, Nr. 103 (Volltext).

1382 [Rosenfeld], [nach 15. November 1521] Pfarrer [Benedikt Stain] zu Rosenfeld an Kf. [Friedrich] [1] Der Pfarrer zu Rosenfeld erinnert Kf. [Friedrich] daran, dass er diesen gebeten hat, den Bau des zu seinem gering dotierten kfl. Pfarrlehn gehörenden Pfarrhauses mit Holz zu unterstützen. [2] Da ihm der Kf. brieflich geantwortet hat,¹ dass er wieder schreiben soll, wenn die Epidemie vorüber ist, erneuert er nun seine Bitte. [3] Der Pfarrer will im Gegenzug für den Kf. beten. A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Ii 100, fol. 2rv (Abschrift).

1383 [Ringleben], 18. November 1521 (Montag nach Sankt Martinustag) Heimbürge und Gemeinde Ringleben an Kf. Friedrich und Hz. Johann [1] Der Heimbürge und die Gemeinde des Dorfs Ringleben bitten Kf. Friedrich und Hz. Johann nochmals um die Ansetzung eines Tages zur Untersuchung und Entscheidung der Rechte des Kartäuserklosters Erfurt in Ringleben. Sie haben sich bereits zweimal bei den Fsen. über die im Widerspruch zum althergebrachten Gebrauch stehenden Belastungen und Neuerungen durch das Kloster beklagt [vgl. Nr. 1324]. Die Antwort, die 1382 ¹ Am 15. November 1521 (LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Ii 100, fol. 3rv, Ausfertigung).

Nr. 1384

18. November 1521

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sie damals durch die Räte in Abwesenheit der Fsen. erhielten, legen sie in Abschrift bei. [2] Sie wollen den Fsen. gehorsam sein sowie für sie beten und bitten um Antwort. A

LASA Wernigerode, A 37b I, II, XVIII, Nr. 3, fol. 26r–27v (Ausfertigung).

1384 Wittenberg, 18. November 1521 (Montag des achten Martini) Justus Jonas an Kf. Friedrich [1] Justus Jonas, Propst des Allerheiligenstifts zu Wittenberg, bittet Kf. Friedrich um die Erteilung einer Abwesenheitserlaubnis für drei oder vier Monate. Vor dem Hintergrund der derzeitigen Epidemie in Wittenberg und der Überlegungen, die Universität zur Sicherheit an einen anderen Ort zu verlegen, möchte sich Jonas in eigenen Angelegenheiten nach Nordhausen begeben. [2] Sobald möglich, will Jonas wieder nach Wittenberg zurückkehren und seine Pflichten, wie Lesen, Disputieren und Predigen, an der Universität und im Stift fleißig erfüllen. Für den Kf. will Jonas beten. → 1385 A Ed.

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Kk 1389, fol. 1rv (Ausfertigung). Müller: Wittenberger Bewegung, S. 216f., Nr. 104 (Volltext).

Lochau, 20. November 1521 (Mittwoch vigilia Presentationis Marie virginis) Kf. Friedrich an Propst [Justus Jonas] 1385

→ 1384 [1] Kf. Friedrich erhielt das Schreiben [Nr. 1384] des Propstes [des Allerheiligenstifts zu Wittenberg Justus Jonas] mit der Bitte um Beurlaubung aufgrund des Seuchenausbruchs und eigener Geschäfte. [2] Kf. Friedrich erinnert [Jonas] an die Anwesenheitspflicht eines Propstes am Stift gemäß den Statuten. Zudem erhielt Kf. Friedrich auf seine Botschaft, die Christian [Beyer] dem Kapitel vortrug [vgl. Nr. 1367], noch keine Antwort. Friedrich befürchtet, dass das Kapitel in Abwesenheit des Propstes sich zu keiner Antwort entschließen kann. [3] Sollte aber die Antwort dem Kf. zugeschickt werden und das Sterben in Wittenberg zunehmen, ist er dazu bereit, [Jonas] eine angemessene Zeit zu beurlauben. A Ed.

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Kk 1389, fol. 2r (Konzept). Müller: Wittenberger Bewegung, S. 217, Nr. 105 (Volltext).

1386 Lochau, 20. November 1521 (Mittwoch vigilia Presentationis Marie) Kf. Friedrich an das Kapitel des Allerheiligenstifts zu Wittenberg [1] Kf. Friedrich erhielt das Schreiben des Kapitels des Allerheiligenstifts zu Wittenberg wegen des Hauses des gestorbenen [Vikars des Stifts] Urban Rauch. [2] Da Kf. Friedrich

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20. November 1521

Nr. 1387

nichts darüber weiß, schreibt er an den Schosser [Gregor Burger] und den Rat der Stadt Wittenberg mit der Bitte um Information. Wenn er diese erhalten hat, will er dem Kapitel Weiteres mitteilen.¹ A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Kk 1395, fol. 2rv (Konzept).

1387 Weimar, 20. November 1521 (Mittwoch vigilia Presentationis Marie) Hz. Johann an Prior [Conrad] des Kartäuserklosters Erfurt [1] Hz. Johann berichtet dem Prior des Kartäuserklosters Erfurt, dass er zum wiederholten Mal ein Schreiben [Nr. 1383] von der Gemeinde Ringleben erhalten hat, in dem sie sich über unangemessene Belastungen und Neuerungen von Seiten des Klosters beklagt und den Hz. um Schutz bittet. [2] Johann erinnert an seine bisherigen Schreiben in der Angelegenheit, die unberücksichtigt blieben, und äußert sein Missfallen darüber. Er fordert den Prior nochmals auf, die Gemeinde Ringleben nicht zu bedrängen in Dingen, zu denen sie nicht verpflichtet ist, sondern sie bei altem Herkommen und Gebrauch zu lassen. [3] Falls nötig, wird der Hz. beide Parteien zu einer Anhörung vorladen.¹ A

LASA Wernigerode, A 37b I, II, XVIII, Nr. 3, fol. 29rv (Ausfertigung).

1388 Gräfenhainichen, 23. November 1521 (Sonnabend nach Elisabeth) Fabian von Bresen an Kf. Friedrich [1] Der Amtmann von Bitterfeld [und Gräfenhainichen] Fabian von Bresen berichtet Kf. Friedrich, dass er auftragsgemäß Georg von Schönfeld aufgesucht hat, um Abschriften 1386 ¹ Am 22. Februar 1522 teilten Propst [Justus Jonas], Dekan [Lorenz Schlamau], Senior und Kapitel des Allerheiligenstifts zu Wittenberg Haubold von Einsiedel mit, dass sie vom Schosser zu Wittenberg über den Beschluss Einsiedels und der anderen kfl. Räte im Streit zwischen dem Kapitel und Ilgen Rauch um das Haus des verstorbenen Urban Rauch informiert wurden. Die Räte entschieden, dass Ilgen Rauch das Haus einem Bürger verkaufen darf, der die bürgerlichen Steuern zahlt. Die Stiftsherren protestierten in ihrem Schreiben dagegen, da dadurch ihre Rechte geschmälert würden, und sie vermuteten, dass nicht alle Unterlagen zum Fall gesichtet wurden, da sonst ein anderes Urteil gefällt worden wäre. Sie erklärten, dass das Haus Eigentum der Kirche ist. Urban Rauch besaß es nie erblich. Der Rat erhielt von dem Haus den gewöhnlichen Schoss, wie er auch für andere Priesterhäuser gegeben wird. Daher baten die Stiftsherren Haubold von Einsiedel, den Rätebeschluss zu widerrufen, den Kf. über die Sachlage zu informieren und ihnen zu ihren Rechten zu verhelfen (LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Kk 1395, fol. 1rv+3rv, Ausfertigung). 1387 ¹ Am 6. Januar 1522 sandte Hz. Johann eine Vorladung an Prior [Conrad] für eine Verhandlung der Angelegenheit vor ihm oder seinen Räten. Der Prior sollte am 4. Februar früh in Weimar erscheinen (LASA Wernigerode, A 37b I, II, XVIII, Nr. 3, fol. 30rv). Auf Bitte des Priors verlegte Hz. Johann den Termin auf den 15. Februar (ebd., fol. 31rv, Schreiben Hz. Johanns vom 29. Januar 1522).

Nr. 1389

23. November 1521

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der Lehnsbriefe über dessen Jagdrecht im Wald des Augustinerinnenklosters Brehna zu erhalten [vgl. Nr. 1334 und Nr. 1360]. Schönfeld will die Abschriften aber dem Kf. persönlich übergeben. [2] Bericht über Feuerschäden. → 1390 A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Kk 180, fol. 7rv (Ausfertigung).

1389 23. November 1521 (Sonnabend nach Cecilie) Georg von Schönfeld an Kf. Friedrich [1] Georg von Schönfeld beklagt sich bei Kf. Friedrich darüber, dass seine Leute aus dem Dorf Seelhausen vom Augustinerinnenkloster Brehna wegen einer Viehtrift angegriffen werden, die sie und ihre Vorfahren bisher ungehindert in einem Gehölz, Goitzsche genannt, innegehabt und zur Versorgung ihres Viehs gebraucht haben. [2] Obwohl neben der Mühle Zeckeritz durch das Kloster ein neuer Viehhof errichtet wurde, ist ausreichend Weide für alle vorhanden. Trotzdem belastet das Kloster seine Leute mit Pfändungen und handelt dabei so schnell, dass es seinen Leuten nicht möglich ist, ihr überkommenes Weiderecht zu erhalten. Wenn die Dorfbewohner, die ausschließlich von der Viehzucht leben, auf die Trift verzichten müssen, wird das Dorf wüst fallen, was dem Kloster weder nutzt noch schadet. [3] Da das Dorf ein Lehn von Herzog Georg von Sachsen ist, welches die Vorfahren Georgs von Schönfeld auf dem Gut Löbnitz bisher ohne Widerspruch des Klosters genutzt haben, belastet ihn die Auseinandersetzung. [4] Schönfeld bittet deshalb Kf. Friedrich als seinen Landesherrn um Unterstützung und schlägt vor, die Angelegenheit durch zwei Kommissare, etwa Konrad Rabil zu Taucha und den Amtmann zu Düben [Heinrich von Leipzig], untersuchen und verhandeln zu lassen. Nach dem Ergebnis will Schönfeld sich richten. [5] Um weiteren Schaden von seinen Leuten und sich abzuwenden, bittet Schönfeld darum, diese Verhandlung noch vor dem nächsten Gerichtstag durchzuführen oder die Priorin [Katharina von der Gabelentz] anzuweisen, dass sie seine Leute bis zur Entscheidung in Ruhe lassen soll. → 1392 A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Kk 180, fol. 8r–9v (Ausfertigung).

1390 Lochau, 25. November 1521 (Montag Katharina) Kf. Friedrich an Amtmann [Fabian von Bresen] zu Gräfenhainichen → 1388 [1] Kf. Friedrich teilt dem Amtmann [Fabian von Bresen] zu Gräfenhainichen [und Bitterfeld] mit, dass er dessen Schreiben [Nr. 1388] wegen der Lehnsbriefe über das Jagdrecht derer von Schönfeld im Wald des Augustinerinnenklosters Brehna erhalten hat. [2] Weil die von Schönfeld sich geweigert haben, Abschriften der Lehnsbriefe an [Bresen] zu übergeben, und sie diese dem Kf. bisher auch nicht zugeschickt haben, soll der Amtmann ihnen die Jagd in dem Wald bis auf Weiteres verbieten. A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Kk 180, fol. 10r (Konzept).

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26. November 1521

Nr. 1391

1391 [Schellenberg], 26. November 1521 (Dienstag nach Katharine) Hz. Georg von Sachsen an Hz. Johann [1] Hz. Georg von Sachsen wendet sich an Hz. Johann aus Vertrauen, das er schon von Jugend an ihm gegenüber hat. Er wünscht, dass es seinem Vetter und den Seinen stets gut geht. Deshalb erinnert er nun an Dinge, die diesen zum Schaden gereichen können, nämlich den Irrtum, die Gotteslästerung und Lästerung der Heiligen, die Zerstörung des Gottesdienstes, die Auflösung der geistlichen Zucht und den Missbrauch der christlichen Bräuche, welche die Lehre Martin Luthers heraufbeschworen haben. Solcherart Lehren und ihre Folgen wurden von ihren Eltern, aber auch von ihnen selbst als ketzerisch angesehen. Ihre Vorfahren haben sich mit ihrem Leib und Gut sowie ihrem Blut gegen solche Missbräuche in der christlichen Kirche eingesetzt. [2] Hz. Georg bedauert, dass nun in Wittenberg und an der dortigen Universität, wie er gehört hat, jeder, der will, das Abendmahl unter beiderlei Gestalt nimmt, wie es die Ketzer in Böhmen machen. Das Heiltum des St. Antonius und seine Botschaft wurden verschmäht und lästerlich behandelt, indem man die Antoniter beworfen sowie das Weihwasser verschüttet hat [vgl. Nr. 1340 und Nr. 1342]. Man sagt, die Augustinereremiten würden auf eine neue Weise die Messe halten sowie ihre Tracht ablegen, das Kloster verlassen und sogar heiraten. [3] Hz. Georg hörte auch, dass Kf. [Friedrich] mit den Augustinereremiten aus Entsetzen über ihr Verhalten verhandeln ließ. Dabei wollten die Theologen und Anhänger Luthers in ihrer Antwort [Nr. 1356] den Kf. zu dem Irrtum von [John] Wyclif und Johannes Hus verführen, der vor hundert Jahren bereits in der christlichen Kirche verdammt wurde, wie Hz. Johann aus beiliegender Abschrift entnehmen kann. [Andreas] Karlstadt gab vor Kurzem einen Druck¹ heraus, dass Mönche und Nonnen entgegen ihrem Gelübde die Klöster verlassen sollen. Der Propst zu Kemberg [Bartholomäus Bernhardi] soll geheiratet haben. Andere Priester lassen ihre Tonsur verwachsen, weil sie noch vor Fastnacht heiraten wollen. In Zwickau soll man einen Priester [Wolf Musler], der das heilige Sakrament umhertrug, mit Steinen beworfen haben. Es soll auch Menschen geben, die keinen Glauben haben. Die Wahrheit dieser Gerüchte kann Hz. Johann besser als Hz. Georg ergründen. [4] Wenn dies stimmt, dann ist es offenbar, dass diese Ereignisse aus der Lehre Luthers und seiner Anhänger resultieren und sich weiter ausbreiten werden, wenn man nichts dagegen unternimmt. Hz. Georg bedauert, dass diese Irrungen in der heubt stad des landes zu Sachsen [Wittenberg] stattfinden. Viele werden sagen, dass die Fürsten von Sachsen dies zugelassen haben. Die Untertanen Hz. Georgs haben sich bisher aus Scheu vor ihm den neuen Lehren nicht angeschlossen. Hz. Georg ist besorgt, dass man die Obrigkeiten, die nicht gegen diese Ketzer vorgehen, auch für Ketzer hält, wie es Kg. Georg [Podiebrad] von Böhmen ergangen ist. [5] Weil Hz. Georg weiß, dass Hz. Johann stets der christlichen Kirche gegenüber gehorsam war, und nicht zweifelt, dass Johann genug von diesen Ereignissen hat sowie dass Johann die Beweggründe nicht kennt, aus denen sein Bruder Kf. [Friedrich] dies in Wittenberg duldet, musste er ihm schreiben. Hz. Georg wollte dadurch Hz. Johann daran erinnern, dem Kf. darüber zu berichten. Vielleicht kann Johann herausfinden, was Kf. [Friedrich] dazu bewegte. Es wäre gut, wenn öffentlich bekannt würde, dass der Kf. nicht durch [Luther] oder dessen Anhänger in Gefahr ist, dem böhmischen Irrtum anzuhängen. [6] Hz. Georg bietet an, 1391 ¹ Super coelibatu, monachatu et viduitate axiomata [. . .], Wittenberg 1521 (VD16 B 6125).

Nr. 1392

27. November 1521

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gemeinsam mit Hz. Johann mit Kf. [Friedrich] zu reden, wobei er befürchtet, dass der Kf. dies nicht als zu seinem Besten ansehen wird. Hz. Johann soll darüber befinden, da es in dieser Sache um die Ehre Gottes und die Seligkeit geht, zumal sie drei im letzten Viertel ihres Lebens stehen, wie es ihr Haupt und ihre Bärte bezeugen. Hz. Johann möge das Schreiben freundlich aufnehmen. → 1396 A B C Ed.

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. N 32, fol. 4r–5v (Abschrift). LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. N 32, fol. 59r–61v (Abschrift). SächsHStA Dresden, 10024 Geheimer Rat (Geheimes Archiv), Loc. 10299/07, fol. 68r–70r (Konzept, eigh., datiert auf den 21. November 1521). ABKG 1, S. 208–211, Nr. 259 (Volltext, nach Überlieferung C).

1392 Lochau, 27. November 1521 (Mittwoch nach Katharina) Kf. Friedrich an Georg von Schönfeld → 1389 [1] Kf. Friedrich erhielt das Schreiben [Nr. 1389] Georgs von Schönfeld in der Angelegenheit der zwischen den Einwohnern des Dorfes Seelhausen und dem Augustinerinnenkloster Brehna strittigen Viehtrift. [2] Da Kf. Friedrich aus dem Schreiben Schönfelds entnimmt, dass das Kloster in der Angelegenheit den Rechtsweg schon beschritten hat, steht es Kf. Friedrich nicht zu, dies zu unterbinden. A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Kk 180, fol. 11r (Konzept).

1393 Leipzig, 27. November 1521 (Mittwoch nach Katharine) Prior [Johann Oertel] und Älteste des Dominikanerklosters Leipzig an Kf. Friedrich [1] Prior und Älteste des Dominikanerklosters Leipzig beklagen sich bei Kf. Friedrich über einen gewaltsamen Überfall, der am 5. November auf ihr Haus in Eilenburg verübt wurde. [2] Als der Prior in Begleitung des Terminierers und eines anderen Ältesten zwei Tage später nach Eilenburg kam, um die Angelegenheit zu untersuchen und mit dem Rat und dem Amtsverweser [Johann Moller] über den Schutz der Brüder zu beraten, wurden sie ebenfalls bedroht und konnten kein Schutzversprechen erlangen. [3] Prior und Älteste erinnern den Kf. an die Unterstützung des Dominikanerordens durch seine Vorfahren und daran, dass in ihrer Kapelle seine Mutter [Kfn. Elisabeth von Sachsen] begraben liegt. Deshalb bitten sie den Kf. um seinen Schutz und entsprechende Befehle an seine Untertanen. [4] Sie bitten in dieser Angelegenheit und wegen ihres früheren Klagebriefs [Nr. 1344] betreffs des Hauses in Torgau um Antwort. → 1400 A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Kk 749, fol. 2rv+5rv (Ausfertigung, zu eigenen Händen).

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27. November 1521

Nr. 1393

[1] Durchlauchtigster, hochgeborner gnedigster furst und herre, euern churfurstlichen gnaden ist unser andechtigs gebethe und was wir gegen got zuthun guts vormogen in demuth allzceit zuvoran bereit. Gnedigster churfurst und herre, wir arme brudere thun euer churfurstlichen gnaden clagende zu wissen, das etliche leuthe dinstags nach Omnium sanctorum umb mittenacht unsere behausunge zu Illenburgk freventlich von dem kirchoffe haben auffgestossen und mit mortlichen wheren die tysche, bencke, kasten, sydeln etc. zuhauen, offen und fenstere zustossen, die thuren gewaltiglichen auffgehauen und andere vil unfugs darin geubet, mit trauelichen worten widder den terminer, also das der junger bruder und priester in abwesen des terminers auß forchten zu einem fenster ist in einem wullen hembde hinaus gefallen und uff die pfarr gelauffen und aldo vollendt uber die nacht gebliben. [2] Und als unser wirdiger vater prior dornstags darnach mit dem terminer und einem andern vater ghen Illenburg ist kommen, in meynunge, der sachen sich weitter zuerkunden und mit dem erbarn rathe und dem amptsvorweßer zu unterreden und den brudern schutze zuerlangen, ist er aldo in einer offenbarlichen herbrige solchs frevels und thuns nicht vortragen geweßt, sondern sein von obgemelten mit mortlichen wheren gesucht und wo die vorsichtigheyt des erbarn N. Gentzschen, in des behausunge sie zur herberge waren, hette gethan, mochten alle villeicht vorletzet sein worden. Sie haben auch keinen schutze den bruderen mit vorsicherunge bei dem amptsvorweßer und den rathmeistern mogen erlangen, ßondern gesagt, wo wir imants das almuße zubitten wurden schicken und inen etwas widderfure und wurden das bei inen rechtlich ersuchen und misßhandler anzceigen, wolten sie inen rechts helffen etc. [3] Gnedigster churfurst und herre, die weil wir arme brudere, als bettel ordens zu predigen etc. gestifft und von euer churfurstlichen gnaden vorfharen und elderen und dem hauße zu Sachsen alßo auffgenommen und mit behausunge in euer churfurstlichen gnaden landen, das heilige almoße zu bewaren, lauts hireingeschlosßner copien¹ vorsehen sein, wollen wir uns in keinen weg vorsehen, das solche gewalt und frevell, widder got und alle rechte geubet, eurn churfurstlichen gnaden gefallen tragen. Bitten dorauff in demutigem vleisse lauterlich umb gotes willen, euer churfurstliche gnaden wolden bedencken großmechtige gunste und gnaden euer churfurstlichn gnaden vorfharen, ßo sie zu uns als iren ßonderlichen capellan haben getragen, und das derselben euer churfurstlichen gnadn fraue mutter, seliger gedechtniß, bey uns und unsern brudern ist begraben, derhalben uns in euer churfurstlichn gnaden schutze und beschirmunge nhemen, den euren in steten und lande ernstlich gebiethen aus oberkheit, das sie unsere bruder zufriden und ungehindert das heilige almoße, ane welches wir uns warlich nicht erneren mogen, lassen bitten nach des 1393 ¹ Urkunde Kf. Friedrichs II. von Sachsen, Altenburg 19. Juni 1459, LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Kk 749, fol. 3r.

Nr. 1394

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1. Dezember 1521

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ordens weiße, noth und gewonheit. [4] Bitten des und vormals ubergesanther brieffe und anclagen an euer churfurstlichen gnaden von wegen des haußs zu Thorgau etc. gnedige schrifftliche antworth, den lon von got gewarten. Szo wollen wir es auch uber gotliche belonunge mit teglicher vorbitthe willig und gerne zuvordinen geflissen sein.

1394 Weimar, 1. Dezember 1521 (Sonntag nach Sankt Andreastag) Hz. Johann an Kf. Friedrich [1] Hz. Johann teilt Kf. Friedrich in verschiedenen Punkten, die Kf. Friedrich durch seinen Sekretär Hieronymus [Rudloff] über Vermittlung des hzl. Kanzlers [Gregor Brück] ihm vorlegen ließ, seine Meinung mit: [2] Verhandlungen mit Ebf. [Albrecht] von Magdeburg in der Angelegenheit des Salzgrafenamtes [zu Halle] und Burggrafentums zu Magdeburg. [3] Geleits- und Gerichtsfälle. [4] Auf die Anregung Hz. Johanns hin, das Ausschreiben gegen missbräuchliches Fluchen im Namen Friedrichs und Johanns zu erneuern, verwies Kf. Friedrich auf ein Ausschreiben gegen Fluchen sowie [Gotteslästerung und Zutrinken], welches sie zusammen mit Hz. Georg von Sachsen erlassen hatten [vgl. Nr. 30 bis Nr. 33]. Daher möchte Friedrich, dass Hz. Georg zugunsten einer gemeinsamen Erneuerung angefragt wird. Johann will dies übernehmen. [5] Weitere Abstimmungen Hz. Johanns mit Kf. Friedrich in den Angelegenheiten der Eichsfelder, zweier Briefe der Erfurter an Ks. [Karl V.], eines Briefes der Regenten zu Hessen und des Wolf von Gräfendorf. → 1403 A

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SächsHStA Dresden, 10024 Geheimer Rat (Geheimes Archiv), Loc. 09650/03, unfol., 4 Bl. (Ausfertigung).

[4] Als wir e. l. auch ferner daneben geschrieben, nachdem etwo hievor ein ausschreiben der misbreuchlicher fluch halben, doher sich vil ubels verursacht, gescheen, welchs wir, so das in e. l. gefallen were, in irem unnd unnserm namen widerumb zuernauen, domit darob gehalten wurde, bedacht weren, haben unns e. l. durch den cantzler anzcaigen lassen, das sich e. l. noch wol zuerinnern wusten, dises unnd etzlicher andern artickel halben hievor ein ausschreiben gescheen. Nachdem das aber in unnser aller, e. l., unserm unnd unnsers vettern hertzog Jorgen, namen hievor ergangen, sehen e. l. fur gut an, das sein lieb dasselb sambt e. l. und uns zuvernauen angesucht. Sollich e. l. bedencken, das diß an unnsern vettern gelangt werde, gefelt unns unnd wollen an seine lieb, unns irer meynung unnd willens hirinnen zuverstendigen, von e. l. unnd unnsertwegen schreiben unnd wo es seiner lieb gefellig, geschee ein gemein ausschreiben. Wo aber nit, als wir uns nit versehen wollen, must in die stete unnd ampt derhalb geschrieben werden, wie unns dan e. l., des wir unns freuntlich bedancken, haben anzcaigen lassen.

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2. Dezember 1521

Nr. 1395

1395 [Allendorf], 2. Dezember 1521 (Montag post Andreae) Äbtissin Elisabeth [Neidhart] und Konvent des Benediktinerinnenklosters Allendorf an Hz. Johann [1] Äbtissin Elisabeth und Konvent des Benediktinerinnenklosters Allendorf teilen Hz. Johann mit, dass im Benediktinerkloster Fulda ein neuer Abt eingesetzt wurde.¹ Nun erwarten die Nonnen, dass dieser von ihnen Gehorsam fordern wird. Hz. Johann kann sich sicher noch an die Auseinandersetzungen um den Gehorsam ihres ehemaligen Propstes [Johann Löher] erinnern.² [2] Da die Nonnen außerdem erwarten, dass sie zur Rechnungslegung aufgefordert werden, bitten sie Hz. Johann, dazu einen Amtmann oder Diener zu entsenden, der verhindert, dass dem Konvent etwas entwendet wird. Hz. Johann soll ihnen einen Rat geben, wie sie sich verhalten sollen. Danach werden sie sich richten. Sie wollen für Hz. Johann beten und bitten um Antwort. A Ed.

LATh – StA Meiningen, Kloster Allendorf/Urkunden, Nr. 476, fol. 17rv (Ausfertigung, zu eigenen Händen). Fuldische Frauenklöster, S. 205, Nr. A 482 (Regest).

1396 Weimar, 3. Dezember 1521 (Dienstag nach Andree) Hz. Johann an Hz. Georg von Sachsen → 1391 [1] Hz. Johann erhielt das warnende Schreiben [Nr. 1391] Hz. Georgs von Sachsen über die Vorgänge in Wittenberg und in [Kf. Friedrichs] und seinem Territorium sowie die Abschrift eines Schreibens [Nr. 1356], das die Universität Wittenberg in der Angelegenheit an [Kf. Friedrich] geschrieben haben soll. [2] Hz. Johann hat vieles über die Vorgänge in Wittenberg gehört, aber darüber noch keinen sicheren Bericht empfangen. Für ihn als Laien sind die Vorgänge zu schwer verständlich. Aus dem Schreiben der Universität liest Hz. Johann heraus, dass sich sein Bruder um die Sache kümmert und die Universität um eine Stellungnahme gebeten hat, um als christlicher Fürst angemessen handeln zu können. [3] Dass Hz. Georg in seinem Brief schreibt, dass in Zwickau ein Priester beim Herumtragen des hochwürdigen Sakraments mit Steinen beworfen wurde sowie Rotten in der Stadt sind, die keinen Glauben haben, erschreckt Hz. Johann. Er wundert sich, dass er darüber nicht unterrichtet wurde, will sich aber erkundigen und Hz. Georg zeigen, dass er als christlicher Fürst handelt. [4] Hz. Johann wird die Meinung Hz. Georgs seinem Bruder mitteilen und sich dann wieder an Georg wenden. A B C Ed.

SächsHStA Dresden, 10024 Geheimer Rat (Geheimes Archiv), Loc. 10299/07, fol. 12rv+16rv (Ausfertigung, eigh., zu eigenen Händen). LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. N 32, fol. 61v–62r (Abschrift). LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. O 356, fol. 1r–2v (Abschrift). ABKG 1, S. 216f., Nr. 266 (Regest mit Teiledition).

1395 ¹ Gemeint ist Gf. Johann III. von Henneberg-Schleusingen, der im September 1521 zum Koadjutor in Fulda eingesetzt wurde. ² Vgl. zu diesen Auseinandersetzungen BAKFJ 1.

Nr. 1397

3. Dezember 1521

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1397 [Wittenberg], 3. Dezember 1521 (Dienstag nach Andree) Der Rat zu Wittenberg an Kf. Friedrich [1] Der Rat der Stadt Wittenberg informiert Kf. Friedrich darüber, dass am heutigen Morgen etliche bewaffnete Universitätsangehörige sowie Bürger der Stadt (layn von den mitburgern) die Priester in der Pfarrkirche am Abhalten der Messe gehindert haben. Die Priester wurden von den Altären vertrieben und die Messbücher weggetragen. Ganz früh im Dunkeln wurden diejenigen Priester, die das Marienoffizium sangen, mit Steinen beworfen, die Messe wurde abgebrochen. [2] Der Stadtrat führte sofort Untersuchungen durch und will diejenigen Beteiligten, die ihm unterstehen, bestrafen. Auch der Rektor [Johann Eisermann] und die anderen herren der Universität boten auf Ersuchen des Rats an, die Täter zu bestrafen und gemeinsam mit dem Rat weiteren Aufruhr zu verhüten. Der Rat vermutet, dass viele beteiligt sind, die nicht seiner Obrigkeit unterstehen. [3] Der Rat zu Wittenberg bittet den Kf. um Unterstützung. Er selbst will die Angelegenheit weiter beobachten. [4] Zettel: Dem Rat wurde berichtet, dass viele Bürger sich den Aufrührern anschließen wollen. Wenn der Rat glaubwürdige Informationen hat, will er diese dem Kf. mitteilen. → 1399 A Ed.

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. O 224, fol. 2r–3v, Zettel: 2r (Ausfertigung). Martin Luther Dokumente, S. 105, 343f., Nr. 65 (Volltext); Reformation in Dokumenten, S. 34f., Nr. 12 (Volltext); Müller: Wittenberger Bewegung, S. 73f., Nr. 32 (Volltext); CR 1, Sp. 487f., Nr. 155 (Volltext, ohne Zettel).

1398 Lochau, 4. Dezember 1521 (Mittwoch Sancte Barbare virginis) Kf. Friedrich an Christian [Beyer] [1] Kf. Friedrich informiert Christian [Beyer] über die Störungen der Messen in der Pfarrkirche [zu Wittenberg], von denen dem Kf. berichtet wurde [Nr. 1397]. [2] Da diese Tätlichkeiten für Kf. Friedrich untragbar sind und [Beyer] bereits im Namen des Kf. mit der Universität und dem Kapitel [des Allerheiligenstifts zu Wittenberg] wegen der Messen verhandelt hat,¹ soll [Beyer] der Universität und dem Kapitel im kfl. Auftrag kraft des Kredenzbriefs² Folgendes übermitteln: [3] [Beyer] soll Universität und Kapitel daran erinnern, dass sie sich auf seine vorhergehende Botschaft nun schnell auf eine einvernehmliche Antwort zu einigen haben. Außerdem sollen sie darauf achten, dass kein weiterer Irrtum oder Aufruhr entsteht, sondern dass dasjenige, was der Ehre Gottes und dem christlichen Glauben dient, aufrechterhalten wird. Diejenigen der Beteiligten, die 1398 ¹ Vgl. den kfl. Befehl [Nr. 1361] und die Instruktion [Nr. 1362] für Christian Beyer wegen der Messen im Augustinereremitenkloster Wittenberg vom 25. Oktober 1521. Ende November 1521 erfolgte eine weitere Werbung Christian Beyers im Auftrag Kf. Friedrichs an Universität und Kapitel des Allerheiligenstifts zu Wittenberg, über deren Inhalt nichts Weiteres bekannt ist (vgl. Müller: Wittenberger Bewegung, S. 71, Nr. 30, nach einem Regest im UA Halle-Wittenberg). ² Vgl. Müller: Wittenberger Bewegung, S. 77, Nr. 35, nach einem Regest im UA HalleWittenberg.

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4. Dezember 1521

Nr. 1399

unter ihrer Obrigkeit stehen, sollen sie bestrafen und dafür sorgen, dass solche Taten in Zukunft unterbleiben. [4] Über die Reaktionen soll Christian [Beyer] dem Kf. berichten. → 1404 A Ed.

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. O 224, fol. 5r–6v (Konzept). Müller: Wittenberger Bewegung, S. 75f., Nr. 34 (Volltext).

1399 Lochau, 4. Dezember 1521 (Mittwoch Sankt Barbaratag) Kf. Friedrich an den Rat zu Wittenberg → 1397 [1] Kf. Friedrich hat den Bericht [Nr. 1397] des Rats der Stadt Wittenberg über die Störungen der althergebrachten Messen in der Pfarrkirche erhalten. Er hat dies ungern vernommen. [2] Der Kf. fordert den Rat auf, sein angezeigtes Vorhaben umzusetzen und diejenigen Täter, die seiner Obrigkeit unterstehen, zu bestrafen sowie weiteren Aufruhr möglichst zu verhindern. Kf. Friedrich schrieb auch an die Universität und das Kapitel [des Allerheiligenstifts zu Wittenberg] in der Erwartung, dass diese gebührend reagieren [vgl. Nr. 1398 mit Anm. 1]. A Ed.

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. O 224, fol. 4r (Konzept). Müller: Wittenberger Bewegung, S. 74f., Nr. 33 (Volltext).

1400 Lochau, 4. Dezember 1521 (Mittwoch Sancte Barbare virginis) Kf. Friedrich an Prior [Johann Oertel] und Älteste des Dominikanerklosters Leipzig → 1393 [1] Kf. Friedrich bestätigt den Empfang des Schreibens [Nr. 1393], welches ihm Prior und Älteste des Dominikanerklosters Leipzig samt der Abschrift einer Verschreibung Kf. Friedrichs II. von Sachsen zugeschickt hatten. [2] Kf. Friedrich wird in Eilenburg Erkundigungen über die Sache einholen und ihnen dann Antwort geben. Was die Klärung der Vorkommnisse in Torgau angeht, bleibt es bei dem zuvor erteilten Bescheid, dass diese erst erfolgen kann, wenn der dortige Seuchenausbruch vorüber ist. [3] Der Kf. bittet um beglaubigte Abschriften der Verschreibungen, die es den Dominikanern gestatten, in den Städten des Kurfürstentums Terminierhäuser zu unterhalten. → 1422 A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Kk 749, fol. 4rv (Konzept).

1401 Schellenberg, 5. Dezember 1521 (Donnerstag nach Barbare virginis) [Hz. Georg von Sachsen] an Kf. [Friedrich] [1] [Hz. Georg von Sachsen] übersendet Kf. [Friedrich] Schriften von Georg von Schönfeld, Hans von Pack und Georg von Bendorf mit Informationen über die Ergebnisse

Nr. 1402

5. Dezember 1521

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der Verhandlungen zwischen Georg von Schönfeld und seinen Leuten von Seelhausen einerseits und dem Augustinerinnenkloster Brehna andererseits wegen einer Viehtrift [vgl. Nr. 1389], die durch Kommissare geführt wurden. [2] Georg von Schönfeld hat im Namen seiner Leute angeboten, eine in gütlicher Verhandlung getroffene Entscheidung zu akzeptieren oder die Gebrechen mit dem Kloster in rechtlicher Weise auszutragen. [3] Der Amtmann [zu Bitterfeld und Gräfenhainichen Fabian von Bresen] soll behauptet haben, dass ihm vom Kf. befohlen wurde, gegen die Leute von Seelhausen mit Gewalt vorzugehen. [4] [Hz. Georg] glaubt nicht, dass der Kf. das Angebot Schönfelds unangemessen findet oder vorhat, jemanden gegen Recht und Gesetz mit Gewalt zu beschweren. Deshalb bittet er den Kf., noch einmal jemanden abzuordnen, der die Sache mit untersucht und hilft, so schnell wie möglich eine gütliche Einigung oder eine rechtliche Entscheidung herbeizuführen. [5] [Hz. Georg] zweifelt zudem nicht daran, dass der Kf. seinem Amtmann verbieten wird, Gewalt gegen die Untertanen [Georgs] auszuüben. Stattdessen wird der Kf. freundlich handeln, wie es [Georg] seinerseits auch tun will. → 1409 A

SächsHStA Dresden, 10004 Kopiale, 135, fol. 95rv (Konzept).

1402 [Wittenberg], 5. Dezember 1521 (Donnerstag nach Barbare) Der Rat zu Wittenberg an Kf. Friedrich [1] Der Rat der Stadt Wittenberg erinnert Kf. Friedrich an sein letztes Schreiben [Nr. 1397], in dem er den Kf. über die Störungen der Messe in der Pfarrkirche durch Studenten und Bürger der Stadt unterrichtete. [2] Der Rat informiert den Kf. nun darüber, dass am 4. Dezember etliche Studenten etwas an die Tür der Kirche des Wittenberger Franziskanerklosters schrieben, dessen Inhalt er auf einem beigelegten Zettel mitteilt. Anschließend versammelten sich 14 Studenten, die den Franziskanermönchen unbekannt waren, und verspotteten und beschimpften die Mönche. Deshalb wurde an diesem Tag nur im Chor eine Messe gehalten. [3] Am selben Tag wurden die veter des Klosters vor einer nächtlichen Stürmung durch die Studenten gewarnt und baten den Rat um Schutz, der daraufhin das Kloster durch die Stadtwache beschützen ließ und die Stürmung verhindern konnte. Die Mönche sind jedoch weiterhin in ständiger Gefahr. [4] Der Rat der Stadt Wittenberg teilt dies Kf. Friedrich auch auf Bitte der Franziskaner mit. Er ist zuversichtlich, dass der Kf. weiteren Aufruhr von der Stadt und ihren Geistlichen abwenden wird. Im Gegenzug werden diese für den Kf. beten. → 1407 A Ed.

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. O 224, fol. 7rv (Ausfertigung). Müller: Wittenberger Bewegung, S. 77f., Nr. 36 (Volltext); CR 1, Sp. 489f., Nr. 156 (Volltext).

1403 Lochau, 6. Dezember 1521 (Freitag Sankt Nikolaustag) Kf. Friedrich an Hz. Johann → 1394 [1] Kf. Friedrich bedankt sich für das Schreiben [Nr. 1394] Hz. Johanns und dessen Meinungsäußerungen in verschiedenen Angelegenheiten, auf die Friedrich weiter

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6. Dezember 1521

Nr. 1404

eingeht: [2] Kf. Friedrich schrieb an [Hz. Georg von Sachsen] wegen des Burggrafentums zu Magdeburg und der Einweisung des Salzgrafen zu Halle und bat um Rat in dieser Verhandlungssache mit [Ebf. Albrecht] von Mainz und Magdeburg. Das Antwortschreiben [Georgs] schickt Friedrich in Abschrift mit. [3] Geleits- und Gerichtsfälle. [4] Schreiben an [Hz. Georg von Sachsen] wegen des Ausschreibens gegen [unnützes] Schwören [und Gotteslästerung]. [5] Kf. Friedrich legt einen Brief [Hz. Georgs] bei, in dem dieser auf ein Schreiben Kf. Friedrichs und Hz. Johanns wegen etlicher Punkte, die die Räte in Naumburg verhandelt hatten, antwortet. [6] Weitere Abstimmungen betreffend die Briefe der Erfurter an Ks. [Karl V.] und der Regenten zu Hessen sowie die Angelegenheit des Wolf von Gräfendorf. A

5

SächsHStA Dresden, 10024 Geheimer Rat (Geheimes Archiv), Loc. 09650/03, unfol., 2 Bl. (Konzept).

[4] Das e. l. an unsern vettern von wegen des ausschreybens, so swerens halben bescheen sol, schreyben wil, lassen wir uns gefallen, und wollen des auch gerne mit einig sein, doch bedencken wir nach, wie wir e. l. hievor haben antzeigen lassen, das solchs erstlich und fur allen dingen zu hone nit gestat und verhangen werde.

1404 [Wittenberg], 6. Dezember 1521 (am Tag Nicolai) Christian Beyer an Kf. Friedrich → 1398 [1] Christian Beyer informiert Kf. Friedrich darüber, dass er das Begehren [Nr. 1398] des Kf. wegen des jüngsten Aufruhrs vor die Vertreter der Universität und des Kapitels [des Allerheiligenstifts zu Wittenberg] gebracht hat. Beyer hat Universität und Kapitel aufgefordert, sich auf sein vorhergehendes Anliegen (werwung), das er ihnen vor acht Tagen übermittelte [vgl. Nr. 1398 mit Anm. 1], nun auf eine Antwort zu einigen. Außerdem sollen sie dafür sorgen, dass weitere Irrungen verhindert und die Täter bestraft werden. [2] Universität und Kapitel antworteten Beyer, dass sie Kf. Friedrich mit ihrer Antwort wegen des Missbrauchs der Messe nicht hinhalten wollten, sie können sich jedoch nicht auf eine einstimmige Antwort einigen, da der Ausschuss auf seiner Meinung [vgl. Nr. 1356] beharrt und die anderen bei der bisherigen Praxis bleiben wollen. Diejenigen, die nicht mit der Meinung des Ausschusses übereinstimmen, sollten ihre Ansichten und Gründe schriftlich vor den Kf. bringen. [3] Hinsichtlich des Aufruhrs teilten Universität und Kapitel mit, dass sie die Täter in Arrest genommen haben und sie bestrafen sowie dafür sorgen wollen, dass solche Handlungen in Zukunft unterbleiben. Urheber seien aufrührerische Studenten aus Erfurt gewesen, die sich nicht den universitären Privilegien gemäß verhalten. Es wäre besser, sie würden der weltlichen handth unterstellt. → 1406 A Ed.

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. O 225, fol. 56rv (Ausfertigung). Müller: Wittenberger Bewegung, S. 78f., Nr. 37 (Volltext); CR 1, Sp. 490f., Nr. 157 (Volltext).

Nr. 1405

[zwischen 6. und 12. Dezember 1521]

1405 [Georg] Spalatin an Kf. [Friedrich]

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[zwischen 6. und 12. Dezember 1521]

[1] [Georg] Spalatin unterrichtet Kf. [Friedrich] über ein Schreiben des Rektors der Universität Wittenberg [Johann Eisermann], in dem dieser Spalatin mitteilte, dass man von der Universität keine einträchtige Antwort hinsichtlich der Messe erwarten kann, da sich die Universitätsmitglieder uneinig sind. Die meisten kennen sich in der Heiligen Schrift nicht genügend aus und wollen daher die Sache den Theologen und vor allem dem Ausschuss überlassen. [2] Das Kapitel [des Allerheiligenstifts zu Wittenberg] wird ein gesondertes Gutachten an Kf. [Friedrich] senden. Es konnte zu keiner übereinstimmenden Ansicht gelangen. [3] Diejenigen aber, die dem Ausschuss beipflichten, meinen, dass die Missbräuche nicht übereilt, sondern mit der Zeit und ohne Aufruhr abgeschafft werden sollten. [4] Der Rektor ist der Ansicht, dass die Angelegenheit frühzeitig geahndet werden muss, und bietet an, für die Verhinderung weiteren Aufruhrs zu sorgen. A LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. O 225, fol. 82rv (Ausfertigung). Ed. Müller: Wittenberger Bewegung, S. 81f., Nr. 41 (Volltext); CR 1, Sp. 485, Nr. 152 (Volltext). Bem. Zur Datierung: Am 6. Dezember 1521 berichtete Christian Beyer dem Kf. [Nr. 1404], dass noch keine Antwort von Universität und Kapitel hinsichtlich der Messe vorliegt. Am 12. Dezember wandten sich die Universitätsmitglieder selbst an Kf. Friedrich [Nr. 1411] und teilten ihm mit, dass sie sich mit dem Kapitel nicht auf eine einstimmige Antwort einigen können. Zwischen diesen beiden Schreiben ist der vorliegende Brief zeitlich einzuordnen.

1406 [Kf. Friedrich] an [Christian Beyer]

[nach 6. Dezember 1521]

→ 1404 [1] [Kf. Friedrich] teilt [Christian Beyer] mit, dass er dessen Schreiben [Nr. 1404] erhalten hat, in dem [Beyer] ihn über die Reaktion des Kapitels [des Allerheiligenstifts] und der Universität [Wittenberg] auf die im Namen des [Kf.] vorgebrachte Botschaft (werbung) informierte. [2] Da Kapitel und Universität angegeben haben, [Friedrich] mit einer Antwort nicht länger hinhalten zu wollen, erwartet der [Kf.], dass sie dem Folge leisten. [Beyer] soll im Rahmen seiner Möglichkeiten dabei helfen, weiteren Aufruhr und Beschwerungen zu verhindern. A Ed.

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. O 225, fol. 48rv (Konzept). Müller: Wittenberger Bewegung, S. 80, Nr. 39 (Volltext).

Lochau, 7. Dezember 1521 (Sonnabend unserer lieben Frauenabend Conceptionis) Kf. Friedrich an den Rat zu Wittenberg 1407

→ 1402 [1] Kf. Friedrich hat das Schreiben [Nr. 1402] des Rats der Stadt Wittenberg wegen der beleidigenden Bemerkungen der Studenten mit dem beigelegten Zettel, der an

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[zwischen 7. und 21. Dezember 1521]

Nr. 1408

die Kirchentür des Franziskanerklosters geschlagen wurde, erhalten. [2] Der Rat zeigte zuvor in einem Schreiben [Nr. 1397] an, dass er diejenigen Täter, die seiner Obrigkeit unterstehen, bestrafen will, was auch der Rektor der Universität Wittenberg [Johann Eisermann] hinsichtlich der Studenten anbot. [3] Kf. Friedrich befiehlt daher, dass der Rat zu Wittenberg den Zettel, den Friedrich wieder zurückschickt, dem Rektor vorhält. Der Text ist [der Universität] zweifellos bekannt, andernfalls lassen sich leicht Ermittlungen dazu anstellen. Der Wittenberger Rat soll den Rektor veranlassen, solche mutwilligen Vorhaben zu unterbinden. Auch der Rat selbst soll darauf achten, dass kein weiterer Aufruhr oder Ärger (unlust) entsteht. A Ed.

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. O 224, fol. 8r (Konzept). Müller: Wittenberger Bewegung, S. 80, Nr. 38 (Volltext).

1408 [Altenburg], [zwischen 7. und 21. Dezember 1521] Der [Rat zu Altenburg] an Kf. [Friedrich] [1] Der [Rat der Stadt Altenburg] leitet Kf. [Friedrich] die Klagen der Gemeinde zu Altenburg weiter, die diese einstimmig vor den [Rat] brachte. Die Gemeinde beschwerte sich über die stacionarien sancti Anthonii, sancti Valentini und des Heilgengeist bothen, die sie jährlich mit ihren Reliquien besuchen, sowie über die Termineien des Dominikanerklosters Leipzig und des Augustinereremitenklosters Grimma. Sie empfinden diese als großen Nachteil für die Stadt, da die Stationierer viel Geld von den Armen nehmen und diese mit ihren Schweinen bedrängen sowie die Terminierer nicht nur in der Stadt, sondern auch auf dem Land Lebensmittel sammeln, die sonst auf dem Markt verkauft werden könnten. Die Mönche benötigen die Almosen nicht, und in der Stadt gibt es ohnehin viele überflüssige Geistliche. Die Stadt muss aber ihren eigenen Hausarmen und Bettlern helfen. Die Gemeinde bat daher den [Rat], dafür zu sorgen, dass die Stationierer nicht mehr in die Stadt kommen sowie die Terminierer ihre Häuser räumen und nicht mehr betteln. [2] Der [Rat] ist der Ansicht, dass er die beiden von der Gemeinde genannten Beschwerdepunkte nicht ohne Beteiligung Kf. [Friedrichs] beilegen kann, da die Stationierer und Terminierer vom Kf. zugelassen wurden. Er teilt dem Kf. mit, dass am 4. Dezember nachts Aufruhr vor der Terminei der Leipziger Dominikaner entstand sowie am 7. Dezember die Boten [des Hospitalordens] zum Heiligen Geist auf dem Markt mit Steinen beworfen wurden. Außerdem wurden Heiligenbilder vor dem Franziskanerkloster beschädigt, gestohlen oder durch Schmähbilder ersetzt. Die Urheber konnte der [Rat] bisher nicht ermitteln. [3] Der [Rat zu Altenburg] bittet Kf. [Friedrich], ihm schriftlich mitzuteilen, wie er der Gemeinde antworten soll, um weiteren Aufruhr und Streitigkeiten zu verhindern, sowie wie er sich weiterhin zu verhalten hat. A StadtA Altenburg, Ratsarchiv, XII.d.Nr.I, fol. 24v–25r (Konzept). Bem. Zur Datierung vgl. Nr. 1430.

Nr. 1409

10. Dezember 1521

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Lochau, 10. Dezember 1521 (Dienstag nach unserer lieben Frauentag Conceptionis) Kf. Friedrich an Hz. Georg von Sachsen 1409

→ 1401 [1] Kf. Friedrich teilt Hz. Georg von Sachsen mit, dass er dessen Schreiben [Nr. 1401] samt Beilagen wegen der Auseinandersetzungen zwischen Georg von Schönfeld und dessen Leuten aus Seelhausen einerseits und dem Augustinerinnenkloster Brehna andererseits [wegen einer Viehtrift] erhalten hat. [2] Da er über den derzeitigen Stand der Verhandlungen nicht informiert ist, wird er sich erkundigen und dann antworten [vgl. Nr. 1410]. A B

SächsHStA Dresden, 10024 Geheimer Rat (Geheimes Archiv), Loc. 08384/01, fol. 1rv (Ausfertigung). LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Kk 180, fol. 12r (Konzept).

1410 Lochau, 10. Dezember 1521 (Dienstag nach Conceptionis Marie virginis) Kf. Friedrich an Amtmann [Fabian von Bresen] zu Bitterfeld [1] Kf. Friedrich überschickt dem Amtmann [Fabian von Bresen] zu Bitterfeld ein Schreiben [Nr. 1401] Hz. Georgs von Sachsen wegen der Gebrechen zwischen Georg von Schönfeld und seinen Leuten zu Seelhausen einerseits und dem Augustinerinnenkloster Brehna andererseits. [2] Weil der Kf. den aktuellen Stand in dieser Angelegenheit nicht kennt, fordert er den Amtmann auf, ihm einen schriftlichen Bericht anzufertigen, der so vorsichtig formuliert ist, dass er Hz. Georg übergeben werden kann. Falls nötig, soll sich [Bresen] an den Rat zu Brehna und Christian [Beyer] wenden, die über die Sache Bescheid wissen. Mit dem Bericht soll der Amtmann auch das Schreiben Hz. Georgs zurückschicken. → 1436 A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Kk 180, fol. 13r (Konzept).

Wittenberg, 12. Dezember 1521 (Donnerstag nach Conceptionis beate Marie virginis) Rektor [Johann Eisermann], Magister und Doktoren der Universität Wittenberg an Kf. Friedrich 1411

[1] Rektor, Magister und Doktoren der Universität Wittenberg berichten Kf. Friedrich, dass sie seinen Befehl hinsichtlich der Messe, der ihnen wiederholt von Christian Beyer vorgebracht wurde [vgl. Nr. 1398], befolgt und sich im Senat (vorsammelter gemeyn) beraten haben. [2] Sie können sich nicht auf eine einstimmige Antwort einigen. Die

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12. Dezember 1521

Nr. 1411

Mitglieder des Ausschusses haben ihre Auffassung dargelegt, der sich andere angeschlossen haben, wie der Kf. den Unterschriften entnehmen kann.¹ Einige der Stiftsherren [des Allerheiligenstifts zu Wittenberg] sind anderer Meinung und wollen diese demnächst schriftlich dem Kf. übermitteln [Nr. 1418 Anm. 1]. Die übrigen Universitätsmitglieder, einige Angehörige der medizinischen Fakultät und der Artistenfakultät, geben an, von der Angelegenheit nichts zu verstehen. Liegt jedoch Missbrauch bei der Messe vor, wollen sie, dass dieser abgeschafft wird. [3] Rektor, Magister und Doktoren bitten Kf. Friedrich, ihre Nachricht gnädig aufzunehmen. Eine einträchtigere Antwort können sie zurzeit nicht geben. A Ed.

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. O 225, fol. 57rv (Ausfertigung). Müller: Wittenberger Bewegung, S. 82–84, Nr. 42 (Volltext); CR 1, Sp. 93f., Nr. 160 (Volltext).

1411 ¹ Das Ausschussgutachten, das vor dem 7. Dezember verfasst wurde, lag dem Schreiben bei (LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. O 225, fol. 11r–15v, Ausfertigung, ediert in: MBW.T 1, S. 390–398, Nr. 185, Volltext). Es weist die Unterschriften des Rektors der Universität Johann [Eisermann], von Andreas Karlstadt, Hieronymus Schurff, Stephan Wild, Augustin Schurff, Philipp Melanchthon, Nikolaus von Amsdorf und Johannes [Reuber] auf. Von diesen Unterzeichnern gehörten Karlstadt, Hieronymus Schurff, Melanchthon und Amsdorf dem Ausschuss an. Das Gutachten hat folgenden Inhalt: Nach einer Wiederholung der kfl. Ansichten und Befehle in der Angelegenheit, die von Christan [Beyer] vorgetragen worden waren [vgl. Nr. 1362], reagierten die Unterzeichner darauf wie folgt: Die Abschaffung der beiden gröbsten Missbräuche in der Messe wird befürwortet, und zwar das Halten aus Eigennutz und das Halten aus Zwang aufgrund einer Stiftung. Die hohen priester sind durch Eigennutz und menschliche Ordnungen verblendet und verstehen den wahren Brauch der Messe, wie er im Evangelium steht, nicht. Die Stifte und Klöster wurden ursprünglich nicht für das ständige Messehalten und die Stundengebete ohne besserung für Kirche und Gemeinde gegründet, sondern zur Unterweisung der Jugend in der Heiligen Schrift und im christlichen Glauben. Sie waren zu Zeiten des heiligen Augustinus bis zur Zeit des heiligen Bernhard Schulen, und die Kirchengüter wurden verordnet als Entlohnung für die Prediger und Lektoren und zum Unterhalt der Schüler und armen Leute. Die später, vor vier- oder fünfhundert Jahren, gegründeten Stifte und Klöster wurden dann ausschließlich für das Messehalten und Singen gegründet. Sie sollen abgeschafft werden, da in ihnen das Messehalten aus Zwang geschieht. Dies gilt auch für die Messen, die als gute Werke und für das Seelenheil des Stifters fundiert wurden. Den Stiftern entsteht daraus kein Nachteil, da sie betrogen wurden. Diese Seelmessen gibt es erst seit jüngerer Zeit, sie haben keine Grundlagen in alten Fundationen und sind Sünde und Gotteslästerung. Die Austeilung des Altarsakraments unter beiderlei Gestalt hat ebenfalls ihre Grundlage im frühen Christentum und wird bis heute in Griechenland und in den orientalischen Kirchen beibehalten. Selbst in Mailand hat sich die alte Form der Messe so weit erhalten, dass die Unterschiede zu den Neuerungen, welche die römischen Päpste eingeführt haben, klar erkennbar sind. Die Messe soll daher wieder in der Form, wie sie die Apostel eingesetzt haben, gefeiert werden. Für daraus erwachsende Beschwerungen und Zwietracht weisen die Unterzeichner die Verantwortung von sich, dies sei Schuld ihrer Gegner. Auch Christus und die Apostel verursachten durch ihre Predigten Tumult und Aufruhr.

Nr. 1412

12. Dezember 1521

581

[Wittenberg], 12. Dezember 1521 (Donnerstag nach Conceptionis Marie virginis gloriosissime) Der Rat zu Wittenberg an Kf. Friedrich 1412

[1] Der Rat der Stadt Wittenberg erinnert Kf. Friedrich an seine Nachrichten über die Störungen (irthum) in der Pfarrkirche durch Gelehrte und Bürger sowie über das Verhalten etlicher Bürger, aus dem schlimmerer Aufruhr hätte entstehen können [vgl. Nr. 1397 und Nr. 1402].¹ [2] Um weitere Unruhen zu vermeiden und um diejenigen, die den irthum in der Kirche und im Volk verursacht haben, zu bestrafen, bittet der Rat den Kf. um Unterstützung (schutz und hanthabunge). Der Kf. soll die Amtmänner von Belzig [Christoph Groß] und Gräfenhainichen [Fabian von Bresen] nach Wittenberg senden, um in der Angelegenheit Verhöre durchzuführen und die Täter zu bestrafen. Der Rat ist besorgt, dass sich die Täter gegen ihn auflehnen könnten. A Ed.

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. O 224, fol. 9rv+16rv (Ausfertigung). Müller: Wittenberger Bewegung, S. 96f., Nr. 46 (Volltext, bei Punkt [2] fehlt ein Teilsatz).

1413 [Wittenberg], 13. Dezember 1521 (Freitag nach Conceptionis Marie) Christian Beyer an Kf. Friedrich [1] Christian Beyer teilt Kf. Friedrich mit, dass er dem Ausschuss zu Wittenberg entsprechend der kfl. Instruktion [Nr. 1362] die Meinung des Kf. zu den von den Augustinereremiten [hinsichtlich des Messehaltens] vorgebrachten Begründungen [vgl. Nr. 1356] dargelegt hat. Beyer forderte die Ausschussmitglieder auf, gemeinsam mit den anderen Mitgliedern der Universität und des Kapitels [des Allerheiligenstifts] für die Vermeidung von Zwiespalt und Aufruhr zu sorgen. Sie sollten Wege finden, damit die Angelegenheit der Kirche zum Guten gereicht. [2] Die Mitglieder des Ausschusses erbaten daraufhin eine Bedenkzeit, die ihnen Beyer aufgrund der Bedeutung der Sache gewährte. Zudem forderte er sie auf, die Universitätsmitglieder einzubeziehen. Daraufhin erteilten ihm die Ausschussmitglieder nach Beratungen untereinander und mit der Universität die folgende Antwort und baten Kf. Friedrich, sie gnädig anzuhören und die Angelegenheit zu bedenken:¹ Sie befürworteten die Abschaffung der beiden gröbsten Missbräuche bei der Messe, über die sie den 1412 ¹ Nikolaus Müller nimmt an, dass der Rat der Stadt Wittenberg zwischen dem 7. und dem 12. Dezember 1521 ein weiteres Schreiben an Kf. Friedrich sandte, auf das er sich hier bezieht. In diesem Brief ging der Rat vermutlich auf die geplante Bestrafung der seiner Obrigkeit unterstehenden Täter ein, die durch einige Bürger verhindert wurde (vgl. Müller: Wittenberger Bewegung, S. 81, Nr. 40). 1413 ¹ Auf den folgenden Seiten wiederholt Beyer fast wörtlich den Inhalt des Gutachtens [vgl. Nr. 1411 Anm. 1], das die Universitätsmitglieder am 12. Dezember 1521 an Kf. Friedrich sandten. Beyer gibt das Gutachten in indirekter Rede wieder. Zudem nennt er abweichend zum eigentlichen Gutachten die Namen der Ausschussmitglieder als Unterzeichner, und zwar des Propstes [Justus Jonas], des Dekans der theologischen Fakultät [Johann Dölsch], von [Andreas] Karlstadt, Hieronymus [Schurff], Philipp Melanchthon und [Nikolaus] von Amsdorf.

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13. Dezember 1521

Nr. 1414

Kf. bereits informiert hatten [Nr. 1356], und zwar das Halten aus Eigennutz und aus Zwang aufgrund einer Stiftung. Der jetzige Brauch des Messehaltens ist eine neue Entwicklung, er ist Sünde und Gotteslästerung. Der Brauch des frühen Christentums soll wieder eingeführt werden, auch hinsichtlich der Austeilung des Altarsakraments unter beiderlei Gestalt. [3] Diese Meinung des Ausschusses wurde zusammen mit der kfl. Ansicht im Beisein Beyers der Universität und dem Kapitel [des Allerheiligenstifts] vorgehalten und besprochen. [4] Der Dekan [des Allerheiligenstifts Lorenz Schlamau] gab zu bedenken, dass der jetzige Gebrauch der Messe kein Irrtum ist. Jeder kann frei wählen, ob er Priester werden will, dann jedoch muss er seine Amtsverpflichtungen erfüllen. Da keine Änderung durch den Papst oder ein Konzil vorgenommen wurde, will Schlamau sich nicht weisen lassen. Es sei unnötig, vor der Messe zu predigen, auch wenn dies in den Anfängen der Kirche üblich war, da der christliche Glaube jetzt weiter verbreitet ist als damals. [Matthäus Beskau] aus Torgau, Ulrich von [Dienstedt], Sebastian Küchenmeister und der Mathematiker [Johann Volmar] waren der Ansicht, dass diese bedeutende Sache von anderen Universitäten beratschlagt werden muss. Etlichen der Anwesenden gefiel das Gutachten des Ausschusses, da niemand den groben Missbrauch der Messe gutheißen kann. Sie schlugen vor, die Begründungen im Druck zu veröffentlichen. Andere hingegen gaben an, von der Angelegenheit nichts zu verstehen und daher nichts beschließen zu können. [5] Daraufhin wurde festgelegt, dass die Ausschussmitglieder die Sache, die ihnen als Theologen anbefohlen wurde, nochmals begutachten. Die Mitglieder der Universität und des Kapitels sollen dann das Bedenken des Ausschusses in dessen Abwesenheit weiter beraten. Damit soll Ärgernis verhindert werden. Als jedoch der Vizerektor Universität und Kapitel für diese Beratung zusammenrufen wollte, erschienen außer ihm nur vier Personen. Die Abwesenden ließen ausrichten, dass sie sich für zu gering erachten, um die Kirche zu reformieren. Daher gab es keine beschlussfähige Mehrheit. [6] Diese Informationen erhielt Beyer aufgrund der vorgebrachten kfl. Botschaft und wollte sie Kf. Friedrich nicht vorenthalten. A Ed.

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. O 225, fol. 61r–70v (Ausfertigung, eigh., zu eigenen Händen, die Datumsangabe wurde von Purificationis Marie in Conceptionis Marie verändert). Müller: Wittenberger Bewegung, S. 85–90, 97–100, Nr. 43 und 47 (Volltext); CR 1, Sp. 500–502, Nr. 162 (Teiledition).

1414 [Wittenberg], 13. Dezember 1521 (am Tag Lucie virginis) Johann [Dölsch] an Kf. Friedrich [1] Johann [Dölsch], Kustos [am Allerheiligenstift] zu Wittenberg, warnt Kf. Friedrich vor der Entstehung von Uneinigkeit und Zwietracht an der Universität [Wittenberg] hinsichtlich der Auffassungen zur Abschaffung der Messe und der Austeilung des Sakraments an die Laien. [Dölsch] legt ein eigenes Gutachten (zcedel) in der Angelegenheit bei.¹ Er ist dem Kf. gegenüber verpflichtet, seine Meinung anzuzeigen. [2] Zugunsten 1414 ¹ In dem Gutachten [Johann Dölschs] für Kf. [Friedrich] über die Messe äußerte sich [Dölsch] differenziert, jedoch grundsätzlich kritisch gegenüber den Reformbestrebungen. Er legte ausführlich seine Ansichten über die Privatmesse, über Predigten während der Messe, die Austeilung des Altarsakraments unter beiderlei Gestalt, den Opfergedanken und die Seelämter dar (LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. O 225, fol. 73r–76v, Ausfertigung, ediert

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des Kf. und der Universität soll diese wichtige Sache nicht übereilt werden, sondern es ist ratsam, zuerst die Ansicht Martin [Luthers] und anderer dazu abzuwarten, wie man es bereits in anderen Sachen, den Ablass und das Papsttum betreffend, getan hat. Dies dient der Vermeidung von Aufruhr. Wenn der Kf., nach dem Ratschlag der Universitäten und des Ausschusses, eine gemein reformation beginnt, wird das zu noch mehr Feindseligkeit im Volk gegenüber der Geistlichkeit führen. Eine Reform sollte mit unwichtigeren, aus der Heiligen Schrift leichter zu belegenden Dingen beginnen als mit der Verhinderung der Privatmesse. [3] Johann [Dölsch] findet in der Heiligen Schrift keine Hinweise dafür, dass Testamente und Stiftungen aufgelöst und Priester und Mönche angegriffen werden sollen. Zurzeit herrscht allein gegenüber der Geistlichkeit Verbitterung, so dass ein Eingreifen Kf. Friedrichs dringend nötig ist. [Dölsch] betet um Geduld und hofft auf die Gnade Gottes. [4] Johann [Dölsch] warnt Kf. Friedrich vor den Folgen für die Fürsten und Herren. Schon jetzt wird gesagt, dass man deren Willen nicht befolgen muss und alle Christenmenschen gleich sind. Er bittet den Kf., seinen Bericht gnädig aufzunehmen. A Ed.

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. O 225, fol. 71r–72v (Ausfertigung). Müller: Wittenberger Bewegung, S. 100–102, Nr. 48 (Volltext).

1415 Eilenburg, 13. Dezember 1521 (Freitag Lucie virginis) Johann Moller und der Rat zu Eilenburg an Kf. Friedrich [1] Johann Moller, Amtsverweser, und der Rat der Stadt Eilenburg haben den Befehl Kf. Friedrichs mit der beigelegten Beschwerdeschrift [Nr. 1393] der Dominikanermönche zu Leipzig wegen der Übergriffe auf deren Terminei in Eilenburg erhalten [vgl. Nr. 1400]. Sie erteilen dem kfl. Befehl entsprechend hiermit folgenden Bericht über die Ursachen und genaueren Umstände: [2] Beschimpfungen der Anhänger Martin Luthers durch den Terminierer der Leipziger Dominikaner mit anschließendem Vorfall in der Herberge, Einbrüche in die Terminei mit Beschädigungen und angebliche Bedrohung von Dominikanermönchen. [3] Moller und der Stadtrat berichten dem Kf. weiterhin, dass der Leipziger Konvent der Dominikaner ein reich ausgestattetes Terminierhaus in Eilenburg 1414

in: Müller: Wittenberger Bewegung, S. 102–106, Nr. 49, Volltext). Auch wenn Johann Dölsch selbst Mitglied des Ausschusses war, wich er in einigen Punkten von dessen Auffassungen ab, wie sie z. B. im Gemeinschaftsgutachten [Nr. 1356] geäußert wurden. Bei den nicht eigenhändigen Unterschriften unter diesem Gutachten wurde der Name Dölschs nachträglich ergänzt. Auch in einem weiteren Gutachten Dölschs, entstanden nach dem 20. Oktober 1521, das dem am 13. Dezember 1521 an den Kf. gesendeten gleicht, relativierte er einige Ansichten der Ausschussmitglieder. Er befürwortete zwar grundsätzlich im Einklang mit ihnen die Abschaffung von Missbräuchen bei der Messe, vor allem den Zwang zum Messehalten. Die Austeilung des Altarsakraments unter beiderlei Gestalt hielt er allerdings für unnötig. Auch den Nutzen der Seelmessen bejahte Dölsch. Die Messe an sich sei zwar, in Übereinstimmung mit dem Ausschuss, kein Opfer, die Kollekte hingegen schon (LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. O 225, fol. 83r–88r, Übersetzung, von Georg Spalatin, ediert in: Müller: Wittenberger Bewegung, S. 42–46, Nr. 17).

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von den Almosen der armen Leute errichtet hat. Die Leute werden durch die Terminierer ausgebeutet und bestohlen. [4] Moller und der Stadtrat bitten den Kf. darum anzuordnen, dass alle Terminierer in ihre Klöster zurückkehren, damit sie von den Lasten und der Beraubung erlöst werden. A

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LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Kk 749, fol. 7r–9v (Ausfertigung).

[1] Durchlauchtigster hochgeborner churfurst und herr, euern churfurstlichen gnaden seindt unsere vorpflichte und gantswillige dienste in allem gehorsam zuvoran bereydt. Gnedigster herr, nach dem sich die munche prediger ordens zu Leypzigk von wegen eins frevels, so alhie an yrer terminey geubt sein sol, mit einer schrifft gegen e. cf. g. beclaget, haben darauff uns e. cf. g. mith eingeschlosnen irer supplication bevehl gethan, e. cf. g. ursach und gelegenheydt disses widerwillens zu underrichten, welchs wir alles underteniglich vorlesen. Und geben e. cf. g., so vil uns dovon bewust, dissen bericht zuerkennen. [2] Also, das des gemelthen closters terminarius bey uns nue vast lenger den ein gants jar und sunderlich nehstvorschynenen an aller selen tag¹ auff der cancel und sunst die jenigen, so in des hochberumbten doctoris Martini Luthers ausgegangnen buechern und schrifften lesen und anhengig sein, mit grospuchenden worthen offentlich ketzer und buben geschulden, under andern worten sagende, dieweyl man beatum Thomam² und ander mehr lerer nicht wolt zulassen, so wolt er wol sagen, das das heylige evangelium auch falsch were etc. Daruber, als wir von etlichen bericht worden, ist er an sulchem nicht begnugig gewest, sundern die hochlobliche und christlich berumbte universitet Wittenbergk eine ketzer schule und alle ire glidmas buben und vorfurer des volgs geschulden. Sulche seine unnutze lesterwort mugen etlichen zu gemuthe gereicht haben. Darnach hat es sich begeben, das auff montag nach aller gottis heyligen tage³ zu nacht in einer wirtschafft, darzu etliche frömde leuthe von andern orthern erfordert gewest, bemelthem terminer seine pforthe mit zymmerhalts vorlegt ist worden, von weme aber sulchs geschehen, ist uns unwislich. Dinstags⁴ frue hat derselb terminer uns, dem rathe, sulchs zubesichtigung und rechts daruber zugleysten angezeygt, welchs wir ime, so ferne er irgenth einen theter anzuzeygen wuste, wie wol ime datzumal nicht eins pfennigs wirdigk schaden geschehen, was zusagten, gerne thuen wolthen und inen befragt, wer der thether sein mochte. Hat er gesagt, eyh nymants anders den die trungkene Martinische buben. Er kundt aber nymants nahmhafftigk machen und ist also denselben tag mith ungestumen dauworthen gegen Leypzigk ins closter gefahrn, sagend, sulchs seynen ubersten zu klagen, mit anhangender bit, 1415 ¹ ² ³ ⁴

2. November 1521. Thomas von Aquin. Nacht vom 4. zum 5. November 1521. 5. November 1521.

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das holts fur seiner thure bis auff seiner veter zukunfft legen zulassen, welchs der arm man, der des orts ein nau haus uffgehauen, vom bau nicht kundt gerathen und also wyder hinweg genommen. Dinstags und mitwochs zu nacht ist die terminey durchlauffen und inen mag etlicher schade zum theyl, nicht alles irem anclagen nach, zugefugt sein worden. Wiewol wir des durch besichtigunge keinen grundt, alleine, was wir von horen sagen bericht haben, und ist vormutlich, das der terminar disses ergangen schadens mit seinen obbemelthen pochenden worthen, so er auff der cancel und sunst vilmals geubt, ein anfang und ursach selbst gewest. Wie sie aber weyther anzeygen, als ire prior neben andern nach geschehenem schaden gegen Eylburgk kommen, solten sie solchs frevels nicht vortrag gehabt, sundern mit mortlichen weren in der herberge gesucht sein worden, welchs uns, das es also ergangen, unbewust. Aber, als wir bericht, mag einer, der uns unbekandt, in ire herbrige under licht komen sein und bey des wirts knecht gefraget, ab die bruder do wern, welchs ime der knecht, villeicht unwissenheydt halben, nicht hat konnen berichten. Ist er also nach der stuben thure gangen, dieselbie auffgezogen, hynnein gesehen und wyder sich selbst geredt und gesagt, ja, sie sein da vorhanden, es wirt guth werden. Darauff hat er die thure wyder zugethan und ist von stundan hinwegk gegangen. Balth ernachmals ist der wirt sampt einem andern burger an der hausthure gestanden, ist einer zu inen kommen und umb herbrige gebethen, sagende, er were von Belgern und wuste keine herbrige zubekommen, hat innen der wirt nicht einlassen wollen, sundern die uberthure auch zugeschlaen. Szo baldt ist aber einer daer gekommen und haben angeklopft, man hat inen aber die thuern nicht geoffnet. Also ist des abents kein unfugk ferner ergangen, auch kein schade geschehen etc. Das wyr innen aber schrifftliche vorsicherung und schuts geben solthen und zusaghen, haben wir bis her und noch nicht wissen zuthun, sundern uns in deme, wie ire klagezedel mitbringet, gegen inen erbotten und horen lassen etc. Sulchs alles haben wir e. cf. g. nach der leng nicht wissen zuvorhalthen. [3] Gnedigster herre, e. cf. g. geben wir zu weyter underricht, das bemelts convent alhier zu Eylburg ein termineyhaus von der arme leuthe almusen uffgericht und mit eingebeuden also vorwart haben, das sichs ein edelman und mehrer dorynne zusitzen nicht wegern dorffte, darauff haben sie einen terminer und das mehrteyl zwene uber jar sitzen, haben ein knecht mit zweyen guthen pferden und wagen, betteln und schaben die arme leuthe, das sie ane underlas gnugk zu closter zufuern haben, welchs einkommen schwerlich alles erzelt mag werden, und wehre zu zeythen vil nöthiger, sie geben den jenigen, von den sie es bitten, nehmen also ir bluth und schweys ane alle barmherzigkeydt hinwegk und mussen tegelicher schatzung von inen gewertig sein. Seindt domit noch nicht besetiget, sundern, wen sie zu krangken leuthen gehn, uberreden sie dieselbien mit sussen

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schmeichworthen, inen testament zumachen, daruber, wue sie gelth wissen, nehmen sie es dieplich hinwegk, als von dissen terminer, das es also beschehen ist, menniglich wol weys. [4] Sulcher schatzung und grosser beschwerunge halben, so dem armen hauffen bis her von inen ufferlegt ist worden, rueffen wyr von gemeinheydt wegen zu e. cf. g. in aller underthenigkeydt mit vleys bittende, e. cf. g. wollen gnediglich vorschaffen, das offtbemelthe munche und terminarien allesampt zu closter, darein sie sich vorheyschen und geschworn haben, getryben ader erforderth, auff das wir sulcher untreglicher burden und plagkerey entleddigt und von irem unsethigen und boddenlosen geyts, welchen nymandt erfullen kann, mogen erlöset werden. Das wollen wir zusampt gemeinem armut umb e. cf. g. unsers wenigen vormugens in allem underthenigem gehorsam zuvordienen gants willig befunden werden.

1416 [Nürnberg], 13. Dezember 1521 (am Freitag Lucie, 13. Decembris) Der Rat zu Nürnberg an Kf. Friedrich [1] Der Rat der Stadt Nürnberg übersendet Kf. Friedrich eine Übersicht über Neuigkeiten aus Schreiben, welche bis zum heutigen Tag eingetroffen sind. [2] Dazu gehört auch, dass dem Kard. [Matthäus] von Salzburg, der sich derzeit in Nürnberg aufhält, schriftlich mitgeteilt wurde, dass Papst [Leo X.] am 2. Dezember gestorben ist.¹ A Ed.

StA Nürnberg, Reichsstadt Nürnberg, Ratskanzlei, Briefbücher Nr. 83, fol. 48v (Abschrift). Westphal: Korrespondenz, S. 562, Nr. 388 (Volltext).

1417 [zwischen 13. und 19. Dezember 1521] Jakob Vogt und [Georg] Spalatin an Kf. [Friedrich] [1] Jakob Vogt und [Georg] Spalatin teilen Kf. [Friedrich] mit, dass sie am heutigen Nachmittag gemeinsam mit Haubold von Einsiedel den Bericht [Nr. 1413] Christian [Beyers] wegen der Messe gelesen und diskutiert haben. Sie schlossen sich der Meinung Einsiedels an, die wie folgt lautet: [2] Der Kf. soll Christian [Beyer] schreiben, dass der Ausschuss sowie die anderen Mitglieder der Universität und des Kapitels [des Allerheiligenstifts zu Wittenberg] erneut zusammentreten sollen, um das Bedenken des Ausschusses zu beraten. Aufgrund der geringen Anzahl der Teilnehmer bei der letzten Zusammenkunft gab es keine Beschlussfähigkeit. [3] Christian [Beyer] soll eine Einigung zwischen Ausschuss, Universität und Kapitel herbeiführen, damit dem Kf. eine einhellige Antwort übermittelt werden kann. Die Angelegenheit soll in Ruhe zum Besten der christlichen Kirche geklärt und Zwiespalt, Aufruhr und Beschwerungen sollen verhütet werden. [4] Zusätzlich 1416 ¹ Tatsächlich starb Papst Leo X. am 1. Dezember 1521.

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zu einer solchen Instruktion [Nr. 1427] sollen entweder Haubold von Einsiedel oder Jakob Vogt und [Georg] Spalatin an Christian [Beyer] schreiben, dass er für den Fall, dass Ausschuss, Universität und Kapitel sich nicht einigen können, selbst Vorschläge machen soll. Insbesondere könnte [Beyer] vorschlagen, dass die Ausschussmitglieder ein Ausschreiben auf Latein und Deutsch an alle Christen ausgehen lassen, in dem sie die Missbräuche beim Messehalten anzeigen und Vorschläge machen, wie diese abgeschafft werden können. In der Zwischenzeit sollen keine Neuerungen eingeführt werden. LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. O 225, fol. 80r–81v (Ausfertigung, von Georg Spalatin). Müller: Wittenberger Bewegung, S. 121–123, Nr. 55 (Volltext); CR 1, Sp. 508–510, Nr. 167 (Volltext). Bem. Zur Datierung vgl. Nr. 1413 und Nr. 1427. A Ed.

1418 Wittenberg, 14. Dezember 1521 (Sonnabend nach Lucie) Lorenz Schlamau, Matthäus Beskau, Otto Beckmann, Sebastian Küchenmeister, Georg Elner, Johann Rachal und Johann Volmar an Kf. Friedrich [1] Dekan Lorenz Schlamau [des Allerheiligenstifts] zu Wittenberg, Scholaster Matthäus Beskau, Otto Beckmann, Sebastian Küchenmeister, Georg Elner, Johann Rachal und Johann Volmar erinnern Kf. Friedrich daran, dass der Ausschuss auf den kfl. Befehl hin, den Christian Beyer mehrfach dem Kapitel [des Allerheiligenstifts] und der Universität Wittenberg vorgetragen hat, ein Gutachten erstellte [vgl. Nr. 1411 mit Anm. 1 und Nr. 1413]. Dieses Gutachten wurde in der Versammlung der Mitglieder des Kapitels und der Universität gelesen. Schlamau, Beskau, Beckmann, Küchenmeister, Elner, Rachal und Volmar konnten damals aufgrund der Bedeutung und Tragweite der Angelegenheit für die Christenheit ihre Meinung dazu nicht äußern. [2] Am 7. Dezember wurde das Gutachten allen Beteiligten zum nochmaligen Lesen ausgehändigt, Schlamau, Beskau, Beckmann, Küchenmeister, Elner, Rachal und Volmar können ihm nicht zustimmen. Ihre Beweggründe haben sie schriftlich zusammengefasst und bitten den Kf., diese zur Kenntnis zu nehmen.¹ Zudem bitten sie um Entschuldigung für ihre verzögerte Antwort. 1418 ¹ Dieses Gegengutachten lag dem Schreiben bei (LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. O 225, fol. 91r–96v, Ausfertigung, ediert in: Müller: Wittenberger Bewegung, S. 107–115, Nr. 51, Volltext). Schlamau, Beskau, Beckmann, Küchenmeister, Elner, Rachal und Volmar bezogen sich, wie es auch im Ausschussgutachten der Fall war, auf die von Christian Beyer im Namen des Kf. vorgetragenen kfl. Ansichten in der Angelegenheit. Sie gaben grundsätzlich zu bedenken, dass Konzilsbeschlüsse nicht ohne Anweisung der obersten verändert werden dürfen. Der Obrigkeit sei unbedingt Folge zu leisten. Die Wittenberger sind zu wenige, um diesen langen Gebrauch und die Ordnung der Kirche zu ändern. Es ist zu befürchten, dass einige in der Angelegenheit übereilt vorgingen, zumal keine anderen Universitäten beratend hinzugezogen wurden. Den Konzilsbeschlüssen ist zu glauben. In der Folge gingen Schlamau, Beskau, Beckmann, Küchenmeister, Elner, Rachal und Volmar auf einzelne Punkte des Ausschussgutachtens ein und verwarfen diese. So sei die Entlohnung der Priester für das Messehalten aus Altarstiftungen nicht abzulehnen, Predigten bei der Messe hielten sie für nicht unbedingt nötig. Gehorsam und Ordnung seien grundlegend für den Erhalt einer

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Der Kf. möge ihnen seinen Schutz zukommen lassen und für ein sicheres Abhalten der Messen in der Pfarrkirche und in den Klöstern bis zum Abschluss der Angelegenheit sorgen. [3] Sie sind zuversichtlich, dass Kf. Friedrich weiß, was zu unternehmen ist, damit Zwiespalt und Aufruhr in der Christenheit vermieden werden. Sie befehlen sich und die Sache Gott und dem Kf. an. A Ed.

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. O 225, fol. 77rv (Ausfertigung). Müller: Wittenberger Bewegung, S. 106f., Nr. 50 (Volltext); CR 1, Sp. 503, Nr. 163 (Volltext).

1419 Wittenberg, 14. Dezember 1521 (Sonnabend nach Lucie) Christoph Blanck an Kf. Friedrich [1] Christoph Blanck, [Dekan des Kleinen Chors des Allerheiligenstifts zu Wittenberg], bittet Kf. Friedrich um eine Anweisung, wie er sich im Fall einer umstrittenen Zahlung von Botenlohn verhalten soll. [2] Zudem bittet Blanck den Kf. um Unterstützung, damit Hans von Kanitz zu Treben die säumigen sechs Gulden jährlicher Zinsen zahlt. Auf eine Mahnung Blancks hat Kanitz nicht reagiert. Blanck will als Gegenleistung für den Kf. beten und ihm dienen. [3] Blanck berichtet dem Kf., dass ihm der Schosser zu Wittenberg Gregor Burger das Korn vorenthält, das benötigt wird für die Spende an die Armen zum nächsten Quatember laut der kfl. Stiftung. Als Ursache verwies Burger darauf, dass mit Beteiligung des Hans von Taubenheim an Blanck bereits 50 Scheffel Korn für die Präsenzbrote der Kirchenpersonen gingen. Mehr soll nicht gegeben werden. Blanck bittet Kf. Friedrich, den Schosser anzuweisen, das Korn zu überreichen, damit die Spende an die Armen nicht unterbleibt. A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. O 258, fol. 1r–2v (Ausfertigung).

1420 Kf. Friedrich: Instruktion

Lochau, 15. Dezember 1521 (Sonntag nach Lucie)

[1] Kf. Friedrich beauftragt den Amtmann zu Belzig Christoph Groß, den Amtmann zu Bitterfeld Fabian von Bresen und den Schosser zu Wittenberg [Gregor Burger], dem 1418

Stiftung. Das Singen in Klöstern und Stiften, die vornehmlich dafür fundiert wurden, um Gott zu dienen und zu loben, verteidigten sie, ebenso wie den Nutzen der Seelmessen. Die Austeilung des Sakraments unter beiderlei Gestalt für den Laien hielten Schlamau, Beskau, Beckmann, Küchenmeister, Elner, Rachal und Volmar unter Bezug auf die Beschlüsse der Konzilien von Konstanz [1414–1418] und Basel [1431–1449], die Bibel und andere Schriften der Kirchenlehrer für unnötig. Zusätzlich zu diesem Gemeinschaftsgutachten verfasste Otto Beckmann, [Syndicus des Allerheiligenstifts], noch ein gesondertes Gegengutachten, das ursprünglich nicht für den Kf., sondern für die Ausschussmitglieder bestimmt war. Beckmann lehnte ebenfalls die Argumente des Ausschusses ab (ebd., Reg. O 225, fol. 97r–100v, ediert in: Müller: Wittenberger Bewegung, S. 91–96, Nr. 44, Volltext).

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Rat und der Stadtgemeinde Wittenbergs Folgendes vorzutragen: [2] Nach Übergabe des Kredenzbriefes sollen sie mitteilen, dass Kf. Friedrich über die Gewalttaten und den Frevel, den bewaffnete Studenten und Bürger am 3. Dezember in der Pfarrkirche begingen, informiert wurde. Da dies eine strafbare Handlung war und es zweifellos keinem von ihnen gefallen würde, in seinem Haus derartig überfallen zu werden, wäre diese Tat auch in der Kirche besser unterblieben. [3] Kf. Friedrich wurde berichtet [Nr. 1397], dass auf Ersuchen des Rats zu Wittenberg der Rektor [Johann Eisermann] und die anderen Mitglieder (herrn) der Universität anboten, diejenigen Täter, die der universitären Gerichtsbarkeit unterstehen, zu bestrafen. Auch der Rat hatte dies für die seiner Obrigkeit unterstellten Täter vor, wurde jedoch durch etliche Bürger daran gehindert, was der Kf. nicht gern hörte [vgl. Nr. 1412 mit Anm. 1]. [4] Daher befiehlt Kf. Friedrich ernstlich unter Androhung von Strafe, dass der Rat zu Wittenberg die an der mutwilligen Handlung in der Kirche beteiligten Bürger bestraft und die städtische Gemeinde sich künftig zurückhält. [5] Sollte die Gemeinde dagegen einwenden, dass nicht alle Bürger mit der Tat in der Kirche einverstanden oder an der Verhinderung der Bestrafung beteiligt waren, sondern dass sie nur ihre Bedürfnisse und Beschwerden anzeigten, sollen die Amtmänner und der Schosser antworten, dass sie ihre Probleme dem Kf., der in der Nähe war, hätten vorbringen müssen. Sie handelten dem Stadtrat zuwider verschwörerisch und verhielten sich nicht ihren Eiden und Pflichten und dem kfl. Willen entsprechend. In Zukunft sollen sie sich gehorsam verhalten und keine Ursache für eine Bestrafung geben. Sollte jemand Beschwerden gegen den Rat oder anderweitig haben und diese vor den Kf. bringen, will dieser dem nachgehen. [6] Christoph Groß, Fabian von Bresen und [Gregor Burger] sollen dafür sorgen, dass weiterer Aufruhr verhindert wird, und die Instruktion sowie einen Bericht an den Kf. zurückschicken. [7] Zettel: Falls Christoph Groß nicht nach Wittenberg kommen kann, soll Hieronymus [Schurff] oder Christian [Beyer] seine Stelle einnehmen.¹ A Ed.

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. O 224, fol. 11r–15v, Zettel: 14r (Ausfertigung). Müller: Wittenberger Bewegung, S. 117–119, Nr. 53 (Volltext); CR 1, Sp. 504f., Nr. 164 (Volltext, ohne Zettel).

Lochau, 15. Dezember 1521 (Sonntag nach Sankt Lucietag, der heiligen Jungfrau) Kf. Friedrich an Hz. Johann 1421

[1] Kf. Friedrich beantwortet ein Schreiben Hz. Johanns wegen des Briefs [Nr. 1391] Hz. Georgs [von Sachsen], den Johann an Friedrich übersandt hatte. [2] Dass Hz. Georg wegen der Ausbreitung der Lehre Martin Luthers in Wittenberg und Zwickau verärgert ist und diejenigen Fürsten, die dagegen nichts unternehmen, für Ketzer gleich Kg. Georg 1420 ¹ Der ebenfalls auf den 15. Dezember 1521 datierte kfl. Befehl an Christoph Groß, Fabian von Bresen und Gregor Burger zum Vollzug der Instruktion befindet sich in: LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. O 224, fol. 10rv, Ausfertigung, ediert bei: Müller: Wittenberger Bewegung, S. 116f., Nr. 52.

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[Podiebrad] von Böhmen hält, hat Kf. Friedrich ungern vernommen. [3] Wenn Hz. Georg ihm gemeinsam mit Hz. Johann oder allein mitteilt, wodurch er Anlass für derartige Vorwürfe gibt, wird Kf. Friedrich eine Antwort geben, an der man erkennt, dass er sich christlich verhält. A LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. N 32, fol. 55r–56v (Abschrift). B LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. N 32, fol. 62v–63v (Abschrift). Bem. Beide Abschriften datieren das Schreiben auf das Jahr 1522. Aus dem inhaltlichen Zusammenhang ergibt sich aber unzweifelhaft, dass es in das Jahr 1521 gehört [vgl. Nr. 1431].

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[1] Lieber bruder und gefatter, ich hab e. l. schreiben mit uberschikung ains brifs, den mein vetter hertzog Georg e. l. mit aigner hanndt aus sonderlichem vertrauen, wie angezaigt, geschriben, empfangn unnd vorlesen und bedank mich solicher zuschikung gegen e. l. gantz fruntlich. [2] Und weil dan darynnen under anderm vormeld werdt, was aus doctor Martinus Luthers lere zu Witnberg, des gleichn zu Zwickau erfolgen sol, aus dem, das es geduldt und nit dawider gehandelt, so braitet sichs ymer weyter, welchs sein lieb bey ir ain mercklich bekomernus, das diser irsal in der haubtstat des lands zu Sachssen, davon wir unnser meyst ere und wirde auch namen haben, erwachssn sol, vil woltn sagn und gedenkn, das solichs durch verhengknus der fursten von Sachssen gescheen musse, aus ursachn, die sein lieb bey ir abnemen kann, unnd das daraus erfolgen wurd, das man die, so solchs verhingen, so wol vor ketzer hielde unndt tailhafftig alles arges, so geschiet, als man etwan konig Jorgen zu Behemen, meins vettern hertzog Jorgn grosvattern, gehaltn hab etc. Welchs alles mir zuhoren fast beschwerlich. [3] Dan wiewol ich mich gegn got als ain sunder erkenn, so hoff ich doch, das ich nymants vorursacht, mir solchs aufzulegen. Nachdem aber mein vetter under anderm in seinem schreibn auch vermeldet, das sein lieb nit hab underlassen mogn, e. l. fruntlich zuschreibn, desselbn zuerynnern, ob e. l. bedacht, mir was bericht davon zutun unnd das sein lieb auch unbeschwert neben eur lieb mit mir davon zuhandeln etc., so wil ich e. l. fruntlicher meynung nit bergen, das mir nit entkegn, das mir e. l. wolden sembtlich ader mein vetter sonderlich anzaige thun, was ich hanndel ader verhenge, dardurch mir mocht zugemessen werden, das man mich so wol vor ain ketzer halt und tailhafftig alles argen, so geschiet, als man etwan konig Jorgen zu Behem, meins vetern grosvattern, gehaltn hab. Darauf wil ich mich obgotwil dermassn vernemen lassen, das e. l. befinden sol, das mein will, gemut unnd meynung nit ist, mich anders, dan ainem cristnlichn menschn zusteht, zuhaltn, in der hofnung, der ewig got sol mir gnad verleihen, als ich bit, in solichem fursatz mein leben zubeschliessen. Das hab ich e. l. fruntlicher meynung nit verhaltn wellen, dan e. l. fruntlich und bruderlich dinst zuerzaign, bin ich willig.

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1422 Leipzig, 16. Dezember 1521 (Montag nach Lucie) Prior [Johann Oertel] und Älteste des Dominikanerklosters Leipzig an Kf. Friedrich → 1400 [1] Prior und Älteste des Dominikanerklosters Leipzig erinnern Kf. Friedrich an ihre Klagen wegen der Gewalt gegen Dominikaner in den kfl. Städten Torgau und Eilenburg. In ihren Schreiben [Nr. 1344 und Nr. 1393] baten sie den Kf. um Schutz, Rat und Verteidigung. Kf. Friedrich wollte über die Vorfälle Erkundigungen einziehen und ihnen dann antworten. Daraufhin sandten sie dem Kf. die Abschrift eines Schutzbriefes kfl. Vorfahren¹ zu und baten ihn darum, ihnen ebenfalls Schutz zu gewähren, war doch Kf. Friedrich bisher zusammen mit seinem Bruder [Hz. Johann] und Vater [Kf. Ernst] dem Dominikanerorden und speziell dem Kloster in Leipzig zugeneigt, zumal sich das Grab seiner Mutter [Elisabeth] dort befindet. [2] Nun bitten Prior und Älteste des Dominikanerklosters Leipzig nochmals nachdrücklich um den Schutz Kf. Friedrichs vor gewalttätigen und verwerflichen Überfällen in den Städten und auf dem Land des Kf. Die Dominikaner haben solche Übergriffe nicht verdient aufgrund ihrer Verdienste, wie Predigten und Gottesdiensten, gegenüber Kf. Friedrich und seinen Vorfahren sowie auch gegenüber den Städten mit Terminierhäusern, die sie und ihre Vorgänger beschickt haben. Aus der zugeschickten Abschrift des alten Schutzbriefes kann Kf. Friedrich erkennen, dass die Terminierhäuser mit Gunst und Einwilligung seiner Vorfahren versehen sind. [3] Da Kf. Friedrich weitere solche Privilegien von seinen Vorfahren wünscht, schicken Prior und Älteste beiliegend einige Abschriften solcher Briefe, die die genannten Terminierhäuser betreffen, aus der Zeit vor der [Leipziger] Teilung. Sie bitten Kf. Friedrich nochmals um die Erneuerung und Bestätigung der Privilegien und um seinen Schutz, damit sie in Ruhe Gott dienen und das Heil der Seelen suchen können. Als Gegenleistung wollen sie für Kf. Friedrich und [Hz. Johann] sowie die jungen Fürsten beten. Prior und Älteste erbitten von Kf. Friedrich eine gnädige Antwort. A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Kk 749, fol. 10r–11v (Ausfertigung, zu eigenen Händen).

1423 Georg Spalatin an Kf. [Friedrich]

[kurz vor oder am 18. Dezember] 1521

[1] Georg Spalatin berichtet Kf. [Friedrich], dass ihm drei lateinische Briefe übergeben wurden, die von Burkhard Schenk und Jakob Vergerius stammen und Reliquien betreffen. [2] Das erste Schreiben Schenks an Spalatin datiert vom 5. April und enthält die Mitteilung, dass der Franziskaner Jakob Vergerius zusammen mit seinem Bruder Aurelius Vergerius und anderen Vertrauten monatelang fleißig Reliquien besorgt hat, die dem Kf. gebracht werden sollen. Schenk bittet Spalatin um Unterstützung bei der Übergabe der Reliquien, die in beiliegenden Verzeichnissen aufgelistet sind, an den Kf. durch Aurelius Vergerius und bei der Übernahme der Kosten. Zudem berichtet Schenk über die Veröffentlichung der 1422 ¹ In der Akte befindet sich eine Abschrift einer Urkunde von Kf. Friedrich II. von Sachsen von 1459 (LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Kk 749, fol. 3r).

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päpstlichen Bannbulle [„In coena domini“¹] gegen Martin [Luther] in Venedig. [3] Das zweite Schreiben Schenks an Spalatin datiert vom 29. Oktober. Es enthält den Bericht über den missglückten Versuch des Aurelius Vergerius, dem Kf. die Reliquien zu bringen, und die Übertragung des Auftrags an Petrus Paulus Vergerius. Schenk bittet, diesen bei einem künftigen Studium an der Universität Wittenberg zu unterstützen. [4] Das dritte Schreiben stammt von Jakob Vergerius und datiert vom 13. November. Vergerius erklärt Spalatin, dass er zusammen mit Petrus Paulus Vergerius und Jakob Exalmayer dem Kf. die Reliquien bringen wollte. Wegen Erkrankung mussten Jakob Vergerius und Petrus Paulus Vergerius die Reise abbrechen. Jakob Exalmayer von Augsburg soll nun allein die Reliquien überbringen. [5] Spalatin teilt Kf. [Friedrich] dies mit, damit dieser sich überlegt, ob er Spalatin oder einen anderen anweist, die Reliquien und andere Sachen von dem Augsburger Mönch anzunehmen. A LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. O 217, fol. 23r–26v (Konzept, eigh.). Bem. Zur Datierung: Die Konzepte der Antwortbriefe auf die Spalatin übergebenen Schreiben datieren vom 18. Dezember, ausgestellt wurden sie am 20. Dezember [Nr. 1428 und Nr. 1429]. Am 19. Dezember erfolgte in Lochau die Übergabe der Reliquienstücke durch Exalmayer an Spalatin (LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. O 217, fol. 27rv+30v). Die drei an Spalatin gerichteten Schreiben und die Reliquien erreichten Spalatin zeitgleich [vgl. Nr. 1429].

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[1] Gnedigster herr, e. c. g. bitt ich unterteniglich zu wissen, das mir heut vormittags in her Haugolden von Einsideln² stuben drey lateynische brief durch Cleuslen boten geantwort seind, mit antzeige, das sie ein parfusser von Augsburg³ im uberreicht hab und das sie aus Venedig kummen seind. Die zwen brief schreibt her Burckart Schenck, den dritten bruder Jacof Vergerius ein, wol von Justinopolis⁴, der e. c. g. das heiltumb, dovon der Schenck schreibt, hat bringen sollen. [2] Das erst schreiben pater Burckhardts Schenck heldeth zu Venedig am funfften tag des aprils.⁵ Darinn er antzeigt, das bruder Jacob Vergerius von Justinopel, ein parfuser, mit seinem grossen vleis und durch hulff seines brudern Aurelius Vergerius und seiner freunde etlich vil monath mit vil sorgen, darlegung und ferlickeit auch seines lebens etlich heiltumb zu wegen gebracht hab, derhalben er auch selbs in Dalmatien getzogen sey etc.⁶ Und das hab er alles e. c. g. zu untertenigem 1423 ¹ Diese Bulle wurde jeweils in erweiterter Form jährlich am Gründonnerstag oder Ostermontag verlesen. Darin befand sich ein Ketzerkatalog, in den Luther zu Ostern 1521 erstmals aufgenommen wurde. ² Haubold von Einsiedel. ³ Bei diesem Franziskanermönch aus Augsburg handelte es sich um Jakob Exalmayer. ⁴ Koper (Capo d’ Istria). ⁵ Burkhard Schenk an Georg Spalatin, Venedig, 5. April 1521, LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. O 217, fol. 11rv (Ausfertigung, lateinisch), ediert in Schneider: Briefe Burkards Schenkens, S. 44–47, Nr. 6. ⁶ Burkhard Schenk berichtete Georg Spalatin bereits in einem Brief, den er aus Venedig am 19. September 1520 an Spalatin schickte, dass er eine neue Person für die Aufgabe gewinnen konnte, für Kf. Friedrich und dessen Allerheiligenstiftskirche zu Wittenberg Reliquien aus Dalmatien zu beschaffen, und welche neuen Erwerbsstrategien durch den Mönch verfolgt werden (LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. O 217, fol. 8rv [Ausfertigung, lateinisch], ediert

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gefallen furgenommen und vorbracht. Dann er Burckhard Schenck hab von e. c. g. zu vilmaln unterteniglich zum besten gedacht. Als aber derselb Jacof Vergerius die beschwerung des wegs bedacht, hab er sein bruder Aurelius Vergerius, ein hochgelarten mann, vermocht, der auch die sach am meisten außgericht, das heiltumb anzunemen und e. c. g. zubringen und inen darauf bede gebeten, im an e. c. g. schrifft zugeben. Derhalben der Burckhart Schenck bitt, vleis zuhaben, das e. c. g. benanter man das heiltumb zu handen stellen moge, und wo ich vermerck, das e. c. g. daran gnedigs gefallen gescheen sey, zuhelffen, das berurter Aurelius e. c. g. vererung erlangeth, zusampt dem kosten, so darauf gangen, dovon der berurt Aurelius wissens hett. Dann er hett ein copey aus seynes brudern Jacofen handtschrifft genommen, wie er das auf sein Burckharden Schencken glauben und namen entnommen und aufgeborgt hett. Was es aber fur heiltumb sey, werd ich auß inligenden zcedeln⁷ vernemen, wie aber solch heiltumb erlangt sey, wisß mich Aurelius Vergerius weiter zuberichten.⁸ Eins schreibe er mir mit schmertzen, das am ostermontag⁹ der patriarch zu Venedig¹⁰ aus des babsts¹¹ befelh hab durch alle prediger doctor Martinus zusampt allen seinen anhengigen und die sein bucher lesen in bann thun lassen, was stands und wesens die seind. Doch hett die herrschaft von Venedig weislich gehandelt, das sie solch mandat nicht ehr hette lassen außgeen, biß das folck gebeicht hett. Burchard Schenck bitt endtlich, wenn die darlegung entricht wirt und e. c. g. den zweien Vergeriis ein vererung thun welle, das solchs durch die banck¹² gescheeh, und das ich im dess vermeldung thu, domit die glaubiger mogen beczalt werden. 1423 ⁷



⁹ ¹⁰ ¹¹ ¹²

in: Schneider: Briefe Burkards Schenkens, S. 35–41, Nr. 5; dazu die Beilage LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. O 217, fol. 10rv, ediert in: Schneider: Briefe Burkards Schenkens, S. 42f.). Dem Brief Schenks vom 5. April 1521 lagen zwei Heiltumsverzeichnisse bei (LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. O 217, fol. 12rv, 13rv+20v, ediert in: Schneider: Briefe Burkards Schenkens, S. 47–49, 49–52 mit Angabe der Orte und Kirchen, aus denen die Reliquien stammten). Am 5. Mai 1521 schrieb Schenk erneut an Spalatin in der Angelegenheit der Reliquienbeschaffung und -übermittlung durch Jacob Vergerius und seinen Bruder Aurelius Vergerius unter Bezugnahme auf seinen letzten Brief mit der Übersicht über die Reliquienstücke (HAB Wolfenbüttel, 86.10 Extravagantes, fol. 7rv [Ausfertigung, lateinisch]). Am 29. August 1521 schrieb Schenk wiederum aus Venedig an Spalatin und nahm dabei Bezug auf seinen Brief an Spalatin vom April 1521. Schenk erklärte, warum die Reliquien noch nicht, wie angekündigt, durch Aurelius Vergerius dem Kf. übermittelt wurden, berichtete über eine weitere Reliquie (Kreuzespartikel), die er Georg Sturz aus Annaberg für den Kf. mitgab, berührte die Kostenfrage und erzählte verschiedene Neuigkeiten (LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. O 217, fol. 14rv [Ausfertigung, lateinisch], ediert in: Schneider: Briefe Burkards Schenkens, S. 52–59, Nr. 7). Von diesem Brief fertigte Spalatin eine deutsche Übersetzung an (LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. O 217, fol. 15r–19v). 1. April 1521. Antonio Contarini, Patriarch von Venedig. Papst Leo X. Die Bank der Fugger.

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[3] Der ander brief her Burckhard Schencks ist geben zu Venedig am neunundzweintzigsten tag des octobers.¹³ In welchem er mir schreibt, das sich Aurelius Vergerius, des pater Jacoben Vergerius bruder, auf den weg begeben hab, e. c. g. das heiltumb zubringen. Als er aber kaumeth vier tagreise kummen, sey in eyn hart fiber ankommen. Aber sey dennoch als ein junger man bis gin Wien in Osterreich verruckt, und alß er vermerckt hab, das im die reyße zu schwer wolt werden, sey er widerumb zuruck geczogen. Doch hab der benant Aurelius sein reyse nicht vergeblich gethun, dann er hab durch mittel des bischofen zu Tryest¹⁴ so vil zu wegen gebracht, das sein bruder Jacof Vergerius ein bischoff soll werden. Darnach hab berurter Jacof Vergerius sein bruder Petrus Paulus aus dem studio zu Padua erfordert, e. c. g. das heiltumb zubringen und folgend sein studium und lernung zu Wittenberg zucompliren und voltziehen. Mit anhengiger bitt, das man vleis haben wolle, das die darlegung entricht und bescheener vleis in gnaden bedacht werd. Dann Jacof Vergerius hab sich lassen horen, das heiltumb schick er e. c. g. allein in ir capellen, wann aller heyligen kirchen gedenck er baß zuversehen. Der Schenck bitt auch, darob zusein, das benanter Petrus Paulus Vergerius moge in e. c. g. universiteth stat finden zulesen, zuleben und zuzunemen. Und befilt sich e. c. g. unterteniglich. [4] Dess dritten briefs von brudern Jacof Vergerius datum heldeth am mitwoch Brictii¹⁵ und schreibt mir dise meynung, das er sey willens gewest, zusampt seinem bruder Petrus Paulus und brudern Jacob Exalmayer von Augsburg e. c. g. das heiltumb zubringen. Als sey sein brudern Petrus Paulus ein fiber angestossen, derhalb er sich im winter nicht hab weiter wollen begeben zureysen und sey also zu Padua bliben. Do nu er bis gin Inspruck kummen, sey er an seinen gantzen leib auch so kranck worden, das er auch nicht ferrer hab durffen noch mogen reysen. Darumb hab er obenbenanten bruder Jacof von Augsburg abgefertigt, das heyltumb zuantworten und ihn zuentschuldigen. Und bitt mich letzlich, das heyltumb von im anzunemen und e. c. g. zubehendigen, auch ihn e. c. g. meines vermogens zubefelen. [5] Das hab e. c. g. ich unterteniger meinung lenger nicht wollen verhalten. Ob e. c. g. bedencken wolt, mir oder einem andern zubefeln lassen, das heiltumb und anders von dem munchen von Augsburg anczunemen.¹⁶ 1423 ¹³ Burkhard Schenk an Georg Spalatin, Venedig, 29. Oktober 1521, LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. O 217, fol. 21rv (Ausfertigung, lateinisch), ediert in: Schneider: Briefe Burkards Schenkens, S. 60–63, Nr. 8. ¹⁴ Bf. von Triest, Pietro Bonomo. ¹⁵ Jakob Vergerius an Georg Spalatin, Innsbruck, 13. November 1521, LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. O 217, fol. 22rv (Ausfertigung, lateinisch), ediert in: Schneider: Briefe Burkards Schenkens, S. 64f., Nr. 9. ¹⁶ Kf. Friedrich beauftragte offensichtlich daraufhin Georg Spalatin mit der Annahme der Reliquien, die der Augsburger Franziskaner Jakob Exalmayer für Kf. Friedrich mitgebracht

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1424 Belzig, 18. Dezember 1521 (Mittwoch nach Lucie) Christoph Groß, Fabian von Bresen und Gregor Burger an Kf. Friedrich [1] Christoph Groß, Fabian von Bresen und Gregor Burger berichten Kf. Friedrich, dass sie dem Rat und der Stadtgemeinde zu Wittenberg im Wittenberger Schloss den kfl. Befehl entsprechend der Instruktion [Nr. 1420] übermittelt haben. [2] Der Rat zu Wittenberg ließ daraufhin Kf. Friedrich seinen Dank für die Aussendung [der Amtleute] ausrichten und übergab einen Zettel, auf dem die Namen derjenigen standen, die neben den Studenten den Aufruhr in der Pfarrkirche verübten. Außerdem wurden die Namen der Viertelsmeister und anderer Mitbürger angegeben, die dafür verantwortlich waren, dass etliche aus der Gemeinde ungestüm vor den Rat drangen und Artikel übergaben. Diese waren der Ansicht, dass der Rat die Aufrührer nicht bestrafen soll. [3] Groß, Bresen und Burger ließen daraufhin die Bürger zurück in ihre Häuser gehen, bis auf diejenigen, die auf dem Zettel standen. Diese beorderten sie in die Kanzlei, um ihnen vor dem Stadtrat nochmals ihre Verfehlungen vorzuhalten. Der kfl. Befehl wurde gegenüber dem Rat erneuert. Diejenigen Personen, die entgegen ihren Eiden und Pflichten die Verschwörung (conspiracion) und Versammlung verursachten, sollen gesondert verhört und bestraft werden. Die Taten in der Kirche wurden von jungen, mutwilligen und unverständigen Anhängern Luthers (martinianern) verübt. [4] Groß, Bresen und Burger hoffen, dass das ernstliche Vorgehen des Kf. Respekt hervorruft und solche Taten in Zukunft verhindert. Sie berichteten dies laut ihrem Befehl. A Ed.

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. O 224, fol. 17rv+22rv (Ausfertigung, von Christoph Groß). Müller: Wittenberger Bewegung, S. 119–121, Nr. 54 (Volltext); CR 1, Sp. 506f., Nr. 165 (Volltext).

1425 Rom, 18. Dezember 1521 (die XVIII. Decembris) Valentin von Teutleben an Kf. Friedrich [1] Valentin von Teutleben erinnert Kf. Friedrich daran, dass sich die Propstei des Marienstifts zu Gotha seit Menschengedenken in den Händen von Günstlingen der römischen Kurie befindet, die diese nicht ordentlich verwalten. [2] Teutleben, der in Kursachsen geboren wurde, ist es im vergangenen Sommer gelungen, die Propstei von einem solchen Kurtisan zu erlangen. Da er selbst noch durch Geschäfte in Rom gebunden ist, hat er die entsprechenden Urkunden seinem Vater Andreas von Teutleben und anderen Beauftragten (procuratores) übersandt, die dafür sorgen sollten, dass ihm die Propstei übergeben wird. [3] Das Kapitel wollte diesen die Propstei aber nicht ohne die Zustimmung Kf. Friedrichs übergeben. Die Beauftragten baten daraufhin Hz. Johann um Unterstützung. [4] Da Teutleben nicht weiß, ob Hz. Johann ihm in dieser Sache helfen kann und will, bittet er Kf. Friedrich, dem er stets treu und fleißig gedient hat, ihn zu 1423

hatte und Spalatin in Lochau übergab. Das Übergabeprotokoll datiert vom 19. Dezember 1521 (LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. O 217, fol. 27rv+30v, Reinschrift, sowie ebd., fol. 28r–29v, Konzept).

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unterstützen, damit er seinen Besitz erlangt. Außerdem bittet er den Kf., dafür zu sorgen, dass man ihm die Zahlung von 100 Gulden an das Kapitel, die bei der Übernahme der Propstei fällig wird, erlässt. [5] Am 2. Dezember ist Papst Leo X. kurz nach dem Erfolg der Eroberung Mailands von den Franzosen plötzlich verstorben.¹ Inzwischen wurden die Trauerzüge abgehalten, und am heutigen Tag sollte das Konklave zusammentreten. Da der französische Kardinal von Hippo Regius, Bruder des Regenten von Savoyen,² in Pavia von ksl. Soldaten gefangen genommen wurde, verschob man das Konklave. [6] Gestern sorgte die Nachricht von der Eroberung Tournais bei den Anhängern Ks. [Karls V.] für Jubel. A LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. N 9, fol. 16r–17v (Ausfertigung, lateinisch). Bem. Georg Spalatin fertigte für Kf. Friedrich eine zusammenfassende deutsche Übertragung der Bitte Teutlebens um kfl. Hilfe zur Erlangung der Gothaer Propstei (Punkte [1] bis [4]) an, in welcher er ergänzte, dass auch der Präzeptor [Wolfgang Reißenbusch] des Antoniterklosters Lichtenberg das Anliegen Teutlebens unterstützt (LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Kk 504, fol. 1r–2r). Auf einem anderen Blatt fasste Spalatin die weiteren Nachrichten (Punkte [5] bis [6]) aus Teutlebens Brief zusammen (ebd., fol. 3r).

1426 [Zwickau], 18. Dezember 1521 (Mittwoch nach Lucie) Nikolaus Hausmann, Johann Zeidler, Wolfgang Zeuner, Balthasar Türschmied, Laurentius Zeuner, Jakob Brunwalder, Gregor Stalick und Wolf Meinhart an [Hz. Johann] [1] Der Pfarrer Nikolaus Hausmann, die Prediger Johann Zeidler und Wolfgang Zeuner, die Magister Balthasar Türschmied und Laurentius Zeuner sowie die Bürger Jakob Brunwalder, Gregor Stalick und Wolf Meinhart, alle stadkinder zu Zwickau, teilen [Hz. Johann] mit, dass sie eine unchristliche und ketzerische Vereinigung entdeckt haben. [2] 16 Personen, darunter zwei Frauen, wurden deshalb [am 16. Dezember] durch die Priesterschaft in Gegenwart des Stadtrats öffentlich verhört. Dabei erfuhren sie seltsame und unchristliche Dinge, so zweifelten einige, ob der Glaube der Paten bei der Taufe eines Kindes hilfreich ist. Einige meinten sogar, ohne Taufe selig werden zu können. Weiterhin würde die Heilige Schrift zur Lehre der Menschen unwirksam sein. Vielmehr müsste der Mensch durch den Heiligen Geist gelehrt werden. Wenn Gott durch die Schrift lehren wollte, hätte er eine Bibel vom Himmel gesandt. Außerdem soll man für die Toten keine Fürbitte halten. [3] Hausmann und die anderen Absender befürchten, dass Zwickau in einen unchristlichen und pickardischen¹ Ruf geraten könnte, der auch [Hz. Johann] schadet. Bgm. [Hermann Mühlpfort] und einige Stadträte bemühen sich, die Sache auszurotten. Allerdings werden die Ketzer von einem Teil der Stadträte unterstützt. In der Stadt wird 1425 ¹ Tatsächlich starb Papst Leo X. am 1. Dezember 1521. ² Gemeint ist möglicherweise Kard. Louis de Bourbon-Vendôme, dessen Familie sich in den Italienischen Kriegen, auch in Savoyen, auf französischer Seite engagierte. 1426 ¹ Pejorative Bezeichnung für die Böhmischen Brüder.

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ein Schandlied auf die Geistlichkeit gesungen. Die Häuser der Geistlichen werden nachts beworfen und die Geistlichen gelästert. Bereits vor einem halben Jahr versuchte der damalige Bgm., die Sache einzudämmen, wurde aber nicht unterstützt. Der jetzige Bgm. [Mühlpfort] greift mit Gefängnisstrafen und Verhaftungen durch. [4] Hausmann und die anderen Absender bitten [Hz. Johann] als ihren Landesherrn um Unterstützung, damit kein Aufruhr in Zwickau oder eine Entzweiung des Stadtrats entsteht. Zudem bitten sie um Schutz für den Bgm. und die Geistlichen vor den ketzerischen Personen. A Ed.

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. N 16, fol. 1r–2v (Abschrift). Reformation in Dokumenten, S. 36f., Nr. 13 (Teiledition); Kolde: Ältester Bericht, S. 323–325 (Volltext, Adressat Kf. Friedrich falsch).

Lochau, 19. Dezember 1521 (Donnerstag nach Sankt Lucien der Jungfrauentag)

1427 Kf. Friedrich: Instruktion

[1] Kf. Friedrich beauftragt Christian Beyer, der Universität und dem Kapitel [des Allerheiligenstifts zu Wittenberg] Folgendes vorzubringen: [2] Nach Übermittlung des Grußes Kf. Friedrichs soll Beyer die Mitglieder der Universität und des Kapitels daran erinnern, dass er sich bereits mehrfach im kfl. Namen wegen des Haltens der Messe an sie gewandt hat [vgl. Nr. 1362 und Nr. 1398]. [3] Die Antworten des Rektors [Johann Eisermann], der Mitglieder des Ausschusses sowie von Personen, die zum Teil mit dem Ausschuss übereinstimmen [Nr. 1411 mit Anm. 1], außerdem von Mitgliedern des Kapitels und anderen [Nr. 1414 mit Anm. 1 und Nr. 1418 mit Anm. 1] hat der Kf. erhalten. Er entnahm daraus, dass keine Einigkeit herrscht. Kf. Friedrich hatte gehofft, dass die Beteiligten die Bedeutung der Angelegenheit, welche die gesamte Christenheit angeht, berücksichtigen und sich seiner Forderung entsprechend um eine gemeinsame, einträchtige und endgültige Antwort bemühen. Da dies nicht erfolgte, muss Kf. Friedrich nun eingreifen. [4] Obwohl es der Wille Kf. Friedrichs ist, alles, was der Ehre Gottes und der Stärkung des christlichen Glaubens dient, zu fördern, will er nicht, dass etwas vorgenommen wird, aus dem Beschwernisse, Zwiespalt oder Ärger erwachsen. Wenn schon in einer kleinen Gruppe keine Einigkeit erzielt wird, ist zu befürchten, dass unter vielen Menschen, selbst wenn diese der ewangelischen warheit anhengig sind, erst recht verschiedenste Meinungen entstehen. [5] Daher soll Christian Beyer im Namen des Kf. fordern, dass die Mitglieder der Universität und des Kapitels hinsichtlich der Messe keine Neuerungen einführen oder gestatten, sondern beim alten Gebrauch bleiben, bis die Angelegenheit von anderen ausführlich geprüft wurde. Auch sollen sie die Angelegenheit weiter bedenken und darüber disputieren, schreiben, lesen und predigen. Dabei sollen sie maßvoll vorgehen, damit nur die Ehre Christi gesucht wird und ihnen kein tadelnswertes Verhalten nachgesagt werden kann. Kf. Friedrich zweifelt nicht, dass die Mitglieder der Universität und des Kapitels gehorsam sind. Christian Beyer soll dem Kf. ihre Antwort übermitteln. A Ed.

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. O 225, fol. 78r–79v (Konzept). Müller: Wittenberger Bewegung, S. 123–125, Nr. 56 (Volltext); CR 1, Sp. 507f., Nr. 166 (Volltext).

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1428 20. Dezember 1521 (in vigilia Sancti Thome) [Georg Spalatin] an Jakob Vergerius [1] [Georg Spalatin] antwortet Jakob Vergerius [auf dessen Brief vom 13. November 1521] [vgl. Nr. 1423 Punkt 4] und spendet ihm Trost, dass er nicht selbst das Vorhaben erfüllen konnte, die Reliquien Kf. Friedrich zu überbringen. In vielen Gegenden gibt es Krankheitswellen. Daher war es richtig von Vergerius, dem Mönch Jakob Exalmayer aus Augsburg die Aufgabe zu übertragen und diesen zu schicken. [2] Exalmayer erfüllte seine Pflicht und übergab die mitgegebenen Dinge [Briefe und Reliquien, vgl. Nr. 1423], die der Kf. sehr freundlich aufnahm. Kf. Friedrich bedankt sich für die Gaben bei Jakob Vergerius und dessen Brüdern Aurelius und Petrus Paulus sowie bei Burkhard Schenk, der den Kf. an die Bemühungen des Vergerius erinnern wird. [3] Kf. Friedrich steht bei Vergerius noch in Schuld. Aber Vergerius, der seinen guten Willen bewiesen hat, steht nicht mehr in der Schuld des Kf. Der Kf. möchte nicht, dass sich Vergerius weiter um die Reliquien bemüht oder zulässt, dass andere dies tun. A LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. O 217, fol. 31rv (Konzept, eigh., lateinisch). Bem. Zur Datierung: Das Konzept wurde ursprünglich datiert auf die 15. Kalenden des Januar 1521 (18. Dezember 1521) (ebd., fol. 31v). Auf der Vorderseite des Konzepts finden sich nachträgliche Bemerkungen zum Empfänger des Schreibens und zur Ausfertigung am 20. Dezember 1521 (ebd., fol. 31r).

1429 [Georg Spalatin] an Burkhard Schenk von Siemau

[20. Dezember] 1521

[1] [Georg Spalatin] verkündet Burkhard Schenk, dass er endlich die Reliquien erhalten hat zusammen mit den beiden Briefen Schenks aus Venedig vom 5. April und 29. Oktober sowie einem Brief des Jakob Vergerius aus Innsbruck vom 13. November [vgl. Nr. 1423]. [2] Der Franziskaner Jakob Exalmayer aus Augsburg übergab die Reliquien, die Kf. Friedrich freundlich angenommen hat. [3] Da eine Übersicht über die Ausgaben fehlte, konnte bezüglich der Kostenbegleichung noch nichts unternommen werden. [4] [Spalatin] vermutet, dass die ebenfalls bereits erworbene Kreuzesreliquie [vgl. Nr. 1032 Anm. 1], die auf anderem Wege [durch Georg Sturz] überbracht werden sollte [vgl. Nr. 1423 Anm. 8], wegen der Gefahren, wie Krankheitsausbrüchen, noch nicht eingetroffen ist. Er bittet Schenk, dass in dieser Angelegenheit jemand entsandt wird oder Schenk eine schriftliche Nachricht schickt. [5] [Spalatin] dankt für das Geleistete, möchte aber nicht, dass sich Burkhard Schenk oder andere Personen, [wie Jakob Vergerius und seine Brüder], weiter mit dem Reliquiensammeln belasten angesichts der tödlichen Gefahren, denen sie sich aussetzen. Der Kf. sei ihnen gewogen. [6] [Spalatin] bittet Schenk, ihm ein griechisches Messbuch in gedruckter Form oder auch in Handschrift zu schicken. Er soll es zunächst nach Nürnberg zu Christoph Scheurl oder dem Faktor der Fugger Wolfgang Hofman zur Weiterleitung senden. [7] [Spalatin] richtet Grüße aus von Jakob Vergerius, Bernhard von Hirschfeld, Hans Schott und Hans von Dolzig. → 1526

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21. Dezember 1521

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A LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. O 217, fol. 32rv (Konzept, eigh., lateinisch). Bem. Bemerkungen zur Datierung und zu den Empfängern der beiden Antwortschreiben Spalatins an Schenk und Vergerius finden sich auf dem Konzept des Briefes an Jakob Vergerius [Nr. 1428].

1430 Lochau, 21. Dezember 1521 (Sonnabend Sankt Thomastag) Kf. Friedrich an Jan von Wernsdorf [1] Kf. Friedrich berichtet Jan von Wernsdorf, dass er ein Schreiben [Nr. 1408] des Rats der Stadt Altenburg erhalten hat, in dem der Rat übermittelte, was ihm die Bürger und Einwohner Altenburgs über Beschwerungen durch die Termineien des Antoniterordens und andere geistliche Niederlassungen berichteten. Der Stadtrat bat Kf. Friedrich um eine Anordnung, wie er sich in der Angelegenheit verhalten soll. Das Schreiben des Rats liegt bei. [2] Kf. Friedrich befiehlt daher, auch im Namen seines Bruders Hz. Johann, dass Wernsdorf dem Stadtrat das Missfallen des Kf. über die Duldung der Übergriffe auf geistliche Einrichtungen übermittelt. Der Stadtrat darf solchen Frevel und Mutwillen künftig nicht mehr zulassen. [3] Wenn der Stadtrat die Niederlassungen der Terminierer und anderer Geistlicher nicht mehr dulden will, soll er mit ihnen gütlich verhandeln. Es steht jedem frei, Almosen zu geben oder nicht. Wenn die Terminierer keine Almosen mehr bekommen, werden sie vielleicht von sich aus wegziehen. [4] Wernsdorf soll einen Bericht über die weitere Entwicklung schicken und das Schreiben des Stadtrats zurücksenden. A Ed.

StadtA Altenburg, Ratsarchiv, XII.p.Nr.31, fol. 1rv (Ausfertigung). Doelle: Reformationsgeschichtliches aus Kursachsen, S. 224f., Nr. 3 (Volltext).

1431 Gregor Brück an Hz. Johann

[nach 22. Dezember 1521]

[1] Gregor Brück berichtet Hz. Johann, dass er am 22. Dezember in Saalfeld gegenüber Hz. Georg von Sachsen die von Hz. Johann befohlene Werbung in folgender Weise vorgebracht hat: [2] Brück erinnerte Hz. Georg daran, dass dieser wegen der Vorgänge in Wittenberg, Zwickau und an anderen Orten im Herrschaftsgebiet Hz. Johanns und Kf. Friedrichs an Johann geschrieben [Nr. 1391] und diesen gebeten hat, davon auch Friedrich zu berichten. [3] Dies hat Johann getan und von Friedrich am 18. Dezember einen Brief [Nr. 1421] mit der Antwort erhalten, dass Johann und Georg oder Georg allein Friedrich mitteilen sollen, aus welchen Gründen man ihn für einen Ketzer wie Kg. Georg [Podiebrad von Böhmen] halten könnte. Da Friedrich und Johann bemüht sind, sich so zu verhalten, wie es christlichen Fürsten gebührt, sind derartige Vorwürfe unangemessen. Hz. Georg soll entscheiden, wie mit Kf. Friedrich gesprochen werden soll. [4] Hz. Georg hat [auf dem Reichstag] in Worms bestimmt bemerkt, dass sich Friedrich nicht für

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[nach 22. Dezember 1521]

Nr. 1431

Martin Luther eingesetzt, sondern diesen seiner eigenen Verantwortung überlassen hat. Kf. Friedrich kann nichts dafür, wenn Mönche aus dem vom Kf. gestifteten Kloster [der Augustinereremiten zu Wittenberg] auslaufen. So etwas kam auch früher schon vor, und es ist besser, wenn die Mönche freiwillig gehen, als wenn sie, wie in Böhmen, mit Gewalt vertrieben werden. Hz. Johann und Kf. Friedrich können nicht mit weltlicher Gewalt dagegen vorgehen, wenn jemand das Sakrament unter beiderlei Gestalt nehmen will, da Christus es im Evangelium so eingesetzt und kein Konzil oder Papst es verboten hat. Als man in Böhmen mit Gewalt gegen diesen Gebrauch vorging, hat er sich nur umso mehr ausgebreitet. [5] Auf den Vortrag Brücks hin hat Hz. Georg folgende Antwort gegeben: Weil Georg gehört hat, dass in Wittenberg vieles erlaubt und nichts dagegen getan wird, hat er an Hz. Johann geschrieben und diesen gebeten, auch Kf. Friedrich davon zu berichten. Wegen solcher Vorgänge wird allen sächsischen Fürsten vorgeworfen, sie wären beteiligt oder würden aus Furcht vor ihren Untertanen nicht dagegen vorgehen. Georg zweifelt nicht, dass sich Johann und Friedrich als christliche Fürsten erzeigen wollen, meint aber, man muss in dieser Sache jetzt handeln, damit den Untertanen nicht zuviel erlaubt wird. [6] Die Vorfahren Hz. Johanns und Kf. Friedrichs haben hart gegen die Ketzerei, das Sakrament unter beiderlei Gestalt zu nehmen, gekämpft. Das Konstanzer Konzil hat diese Praxis für ketzerisch gehalten und auch Martin Luther meint, dass die Laien nicht unter beiderlei Gestalt kommunizieren sollen, bevor ein Konzil dies erlaubt hat. Da dies nie geschehen ist, will Hz. Georg in seinen Ländern dagegen vorgehen und hat dies auch seinen daheim gelassenen Söhnen [Hz. Johann d. J. und Hz. Friedrich d. J. von Sachsen] befohlen. [7] Etliche, die vom Studium in Wittenberg in das albertinische Herzogtum zurückgekehrt sind, wollten unter beiderlei Gestalt kommunizieren, was unterbunden wurde. Der leichtfertige [Andreas] Karlstadt hat mit dieser Praxis begonnen, worin ihm der junge [Philipp] Melanchthon wohl gefolgt ist. Wenn sie es in Hz. Georgs Ländern versuchen, soll sie der Teufel holen. [8] Kg. Georg von Böhmen ist nur deshalb für einen Ketzer gehalten worden, weil er das Abendmahl unter beiderlei Gestalt zuließ. Dies war in Böhmen aufgekommen, weil Kg. Johann von Böhmen eine Hzn. von Bayern geheiratet hatte, deren Beichtvater [John] Wyclif war.¹ [9] Hz. Georg hat auch erfahren, dass in Wittenberg Priester mit Gewalt daran gehindert wurden, die Messe zu halten. Auch das ist Karlstadt zuzuschreiben, der die Messe wie die Apostel halten will. Hz. Georg will gern aus der Schrift gezeigt bekommen, wie die Apostel Messe hielten. Die Täter sollte man köpfen oder ertränken, Kf. Friedrich wird sie sicher bestrafen. [10] In Döbeln wollte der böse Pfarrer [Jakob Seidler] von Glashütte, der sich die Tonsur verwachsen lässt und einen langen Bart trägt, in der Pfarrkirche predigen. Als es ihm der Döbelner Pfarrer verbot, ist er mit einer Gruppe (rotten) auf das Rathaus gezogen und hat dort gepredigt. [11] Wegen solcher Vorfälle hat Hz. Georg an Hz. Johann geschrieben, damit dieser entscheidet, ob es gut wäre, sich darüber mit Kf. Friedrich zu beraten. Wenn Hz. Georg nicht außer Landes wäre, würde er an einer solchen Beratung gern teilnehmen. Georg meint, dass Johann und Friedrich selbst zu guten Entscheidungen kommen können, weiß aber nicht, ob ihnen vielleicht ein Teil der Wahrheit verschwiegen wird, wie er aufgrund der jüngst von Karlstadt, Melanchthon und anderen an Kf. Friedrich gesandten Schrift [Nr. 1356] vermutet. [12] Georg hat seinen Söhnen befohlen, Kf. Friedrich und 1431 ¹ Hz. Georg verwechselt hier möglicherweise Kg. Johann (1296–1346) mit Kg. Wenzel IV. (1361–1419) von Böhmen, der mit Sophie von Bayern (1376–1425) verheiratet war. Diese hatte Jan Hus als Beichtvater. John Wyclif (um 1330–1384) war nie in Böhmen.

Nr. 1432

[zwischen 23. und 25. Dezember 1521]

601

Hz. Johann Beistand zu leisten, wenn diese sich wegen dieser oder anderer Sachen an sie wenden, und hofft, dass die ernestinischen Fürsten sich im Gegenzug ebenso verhalten. [13] Nach dieser und anderen Reden hat Brück sich bereit erklärt, Hz. Johann entsprechend zu berichten, und ist abgereist. A Ed.

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. N 32, fol. 43r–49v (Ausfertigung, eigh.). ABKG 1, S. 232–235, Nr. 274 (Regest mit Teiledition); Barge: Andreas Bodenstein 2, S. 561f., Nr. 14 (Teiledition).

1432 [Lochau oder Eilenburg], [zwischen 23. und 25. Dezember 1521] Räte [Kf. Friedrichs] an Christian [Beyer] [1] Die [kfl.] Räte teilen Christian [Beyer] mit, dass sie von der Predigt erfahren haben, die [Andreas] Karlstadt am 22. Dezember in der Kirche des Allerheiligenstifts zu Wittenberg hielt und in der er ankündigte, beim Gottesdienst am 1. Januar 1522 nach einer kurzen Predigt das Abendmahl unter beiderlei Gestalt auszuteilen. Dabei will er nur die Einsetzungsworte sprechen, die Handzeichen (schirymslege) aber auslassen und keine liturgischen Gewänder tragen. [2] Die Räte sind damit nicht einverstanden, da die Universität [Wittenberg] sich zur Frage der Messe noch nicht abschließend geäußert hat und sie befürchten, dass ein solches Vorgehen als Mutwillen ausgelegt wird und zu Beschwerung und Aufruhr führt. [3] Christian [Beyer] soll Karlstadt dazu bewegen, die Messe nach altem Gebrauch zu halten, bis eine Entscheidung von anderer Stelle vorliegt. LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. O 225, fol. 58rv (Konzept). Müller: Wittenberger Bewegung, S. 125f., Nr. 57 (Volltext); CR 1, Sp. 512f., Nr. 169 (Volltext, datiert auf den 26. Dezember). Bem. Zur Datierung: Karlstadt teilte bereits am 25. Dezember in Wittenberg das Abendmahl unter beiderlei Gestalt aus (vgl. Müller: Wittenberger Bewegung, S. 126–128, Nr. 58).

A Ed.

1433 Coburg, 26. Dezember 1521 (am Tag Stephani 1522) Hz. Georg von Sachsen an Hz. Johann [1] Hz. Georg von Sachsen nimmt gegenüber Hz. Johann Bezug auf die von Gregor Brück im Auftrag Johanns, der sich zuvor mit Kf. Friedrich ausgetauscht hatte, in Saalfeld getane Werbung [vgl. Nr. 1431] und benennt einige der dabei thematisierten Punkte: Störung der Messen, Auslaufen der Mönche aus dem Kloster [der Augustinereremiten] zu Wittenberg und Kommunion unter beiderlei Gestalt. [2] Brück war auch auf die in Hz. Georgs letztem Schreiben [Nr. 1391] an Johann enthaltene Äußerung, Kf. Friedrich könnte wegen dieser Vorgänge wie der als Ketzer beschimpfte Kg. Georg [Podiebrad von Böhmen] angesehen werden, eingegangen, welche der Kf. zurückwies, da er sich Martin [Luthers] Sache nie angenommen und sich immer wie ein christlicher Fürst verhalten hat. Hz. Georg

602

26. Dezember 1521

Nr. 1433

konnte in Saalfeld nur eine eilige Antwort geben und teilt nun seine weiteren Überlegungen mit. [3] Hz. Georg bezweifelt nicht, dass Kf. Friedrich vernünftig und christlich handeln wird, und hat gehört, dass der Kf. bereits damit beginnt, gegen diejenigen, welche die Messen stören, vorzugehen. Sicher wird Friedrich auch diejenigen bestrafen, die mit ihrer Lehre dazu angestiftet haben. [4] Gegenüber den entlaufenen Mönchen soll man sich so verhalten, dass sie sich ins Kloster zurücksehnen, was Friedrich gewiss tun wird. [5] Dass Kf. Friedrich die Kommunion unter beiderlei Gestalt zulässt, geschieht vielleicht eher deshalb, weil der Kf. über Georgs Behauptung, man könnte Friedrich mit Kg. Georg vergleichen, verärgert ist und weniger, weil der Kf. es gut heißt. Friedrich kann leicht ermessen, welcher Schaden daraus entstehen kann. [6] In Böhmen ist aus einem kleinen Funken ein großes Feuer entstanden, nachdem zunächst [John] Wyclif als Beichtvater einer böhmischen Kgn.¹ gewirkt und sich gegen die christliche Kirche und den Papst gewandt hat. Infolgedessen wurden Geistliche geschmäht und Kirchengüter enteignet, so dass es bald nur noch arme und unfähige Priester gab. Daraus resultierte eine Verachtung der Gottesdienste, und bald dachte sich jeder seinen eigenen Glauben aus. Zur Strafe leben die Böhmen heute ohne jedes Gesetz und Recht. Durch Martin [Luther] wird nun plötzlich ein Großteil der böhmischen Lehren wieder aufgegriffen. Deshalb hat Hz. Georg den Vergleich zu Kg. Georg gezogen, was ihm inzwischen leidtut. [7] Hz. Johann weiß um die Verwandtschaft ihrer beiden Väter [Kf. Ernst und Hz. Albrecht von Sachsen] zu Kg. Georg. Gewiss wären sie Kg. Georg nachgefolgt, wenn dies möglich gewesen wäre, ohne das eigene Seelenheil zu gefährden. Stattdessen wendeten sie die Ausbreitung der falschen Lehre ab und versuchten, Kg. Georg davon abzubringen, was durch seinen Tod verhindert wurde. [8] Dafür wurden die Länder [Kf. Ernsts und Hz. Albrechts] mit Frieden, Reichtum und ertragreichen Bergwerken gesegnet. Durch die genannten Vorgänge werden Frieden, Reichtum und Seligkeit der Fürsten nun gefährdet. Hz. Johann soll berücksichtigen, dass seit dem Aufkommen von [Luthers] Lehre die Einnahmen aus den Bergwerken nicht zugenommen haben. Auch die Tugenden und das, was zum Seelenheil dient, nehmen ab, wenn Mönche und Nonnen durch Predigten eher aus dem Kloster heraus als in dieses hineingebracht werden. Der Friede ist gefährdet, da es wegen [Luther] in jedem Haus Streit gibt. [9] Hz. Johann darf denen nicht glauben, die behaupten, in dieser Zeit sei das Evangelium wieder bekannt geworden, denn sie schmeicheln sich damit selbst. Hz. Georg erinnert sich, dass man auch vor 40 Jahren das Evangelium gepredigt hat und es damals um den Glauben besser stand als heute. Georg hofft, dass die Böswilligen sich nicht durchsetzen, die alle von dem der Kirche schuldigen Gehorsam abbringen wollen. Gott wird diejenigen davor behüten, die es wollen. [10] In der Kirche sind viele gute Dinge erhalten, die weder im Evangelium noch im Kirchenrecht vorkommen, die sich aber durch langen Gebrauch bewährt haben. Diese dürfen nicht leichtfertig aufgrund eines untauglichen Menschen, sondern nur durch allgemeine Erkenntnis der christlichen Kirchen geändert werden. [11] Hz. Georg hat dies alles vorgebracht, damit Hz. Johann ihn entschuldigt und die Entschuldigung auch an Kf. Friedrich weitergibt. Georg schrieb aus Mitleid und zur Warnung und bittet Hz. Johann, sich als christlicher Fürst zu erzeigen. Falls Georg die Werbung Brücks falsch verstanden hat, soll ihm Johann dies mitteilen, damit er eine bessere Antwort geben kann.² 1433 ¹ Vgl. dazu Nr. 1431 Anm. 1. ² Am 29. Dezember 1521 antwortete Hz. Johann auf dieses Schreiben und bedankte sich dafür sowie für das Anhören und Beantworten der Werbung Gregor Brücks. Hz. Johann

Nr. 1434

A B C Ed.

27. Dezember 1521

603

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. N 32, fol. 39r–42v (Ausfertigung, eigh., zu eigenen Händen). SächsHStA Dresden, 10024 Geheimer Rat (Geheimes Archiv), Loc. 10299/07, fol. 58r–61r (Konzept, eigh.). LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. N 32, fol. 63v–67v (Abschrift). ABKG 1, S. 237–240, Nr. 276 (Volltext).

1434 [Wittenberg], 27. Dezember 1521 (die Johannis Evangeliste) Philipp Melanchthon an Kf. Friedrich [1] Philipp Melanchthon schreibt an Kf. Friedrich, weil die Ereignisse das Eingreifen des Kf. erfordern. [2] Melanchthon erinnert an die Auseinandersetzungen um das Wort Gottes in Zwickau [vgl. Nr. 1426]. Einige Personen wurden in das Gefängnis geworfen, weil sie Neuerungen aufbrachten. Nun sind drei dieser Unruhestifter nach Wittenberg gekommen, von denen zwei ungelehrte Tuchmacher [Nikolaus Storch und Thomas Drechsel] sind, während der dritte [Markus Thomae] gebildet ist. Melanchthon hat ihre wunderlichen Reden, in denen sie von Visionen und ihrem prophetischen Auftrag berichteten, gehört. Dadurch wurde er sehr beunruhigt. [3] Melanchthon will sie nicht verachten, da in ihnen offenbar Geister wirken, was aber nur Martin [Luther] beurteilen kann. Deshalb ist es notwendig, da das Evangelium und der Frieden der Kirche in Gefahr sind, dass diese Leute mit [Luther] sprechen, zumal sie sich auf ihn berufen. Melanchthon schärft die Bedeutung dieses Ereignisses ein. SLUB Dresden, Mscr.Dresd.C.352, fol. 61v–62v (Abschrift, lateinisch). LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. N 173, fol. 2r–3v (Übersetzung, von Georg Spalatin). MBW.T 1, S. 415–417, Nr. 192 (Volltext, nach Überlieferung A); Müller: Wittenberger Bewegung, S. 129f., Nr. 59 (Volltext, lateinisch); W² 15, Sp. 1976f., Nr. 634 (Volltext, Übersetzung). Bem. Melanchthon schickte diesen Brief zusammen mit einem Begleitschreiben an Georg Spalatin, in dem er die Bedeutung einer Prüfung der „Zwickauer Propheten“ durch Martin Luther unterstrich (LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. N 173, fol. 3v–4v, Übersetzung von Georg Spalatin, MBW.T 1, S. 417f., Nr. 193). Am selben Tag schrieb auch Nikolaus von Amsdorf an Spalatin und wies auf den Brief Melanchthons hin. Spalatin sollte den Brief an Kf. Friedrich möglichst selbst übergeben. Der Jüngste Tag steht wahrscheinlich bevor (LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. N 173, fol. 4v–5r, Übersetzung von Georg Spalatin, ediert in: Müller: Wittenberger Bewegung, S. 138). Alle drei Briefe erhielt Spalatin am 29. Dezember 1521 und übergab den Brief Melanchthons am 30. Dezember Kf. Friedrich. Dieser ließ Melanchthon und Amsdorf am 31. Dezember mitteilen, dass sie sich am 1. Januar 1522 in Prettin einfinden sollen (LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. N 173, fol. 5v, ediert in: Müller: Wittenberger Bewegung, S. 138). A B Ed.

1433

teilte mit, dass er es für unnötig hält, Hz. Georg mit dieser Angelegenheit weitere Mühe zu bereiten. Sollte ein gemeinsames Handeln oder eine weitere Mitteilung notwendig sein, wollte Johann es daran nicht mangeln lassen (SächsHStA Dresden, 10024 Geheimer Rat [Geheimes Archiv], Loc. 10299/07, fol. 23rv+26rv, Ausfertigung, eigh., zu eigenen Händen; LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. N 32, fol. 50rv, Zettel: unfol., Konzept; ebd., fol. 67v–68v, Abschrift; ediert in: ABKG 1, S. 240f., Nr. 277).

604

29. Dezember 1521

Nr. 1435

1435 Wittenberg, 29. Dezember 1521 (Sonntag in Weihnachten 1522) Dekan [Lorenz Schlamau], Kustos [Johann Dölsch], Scholaster [Matthäus Beskau] und andere Mitglieder des Kapitels des Allerheiligenstifts zu Wittenberg an Kf. Friedrich [1] Dekan, Kustos, Scholaster und andere Mitglieder des Kapitels des Allerheiligenstifts, die nicht der Meinung des Ausschusses zustimmen, teilen Kf. Friedrich mit, dass Christian Beyer dem Kapitel und der Universität Wittenberg die Ansicht Kf. Friedrichs übermittelt hat [vgl. Nr. 1427]. Da sich Kapitel und Universität nicht auf eine einstimmige Antwort hinsichtlich des Messehaltens einigen konnten, verlangte der Kf., dass ungebräuchliche Neuerungen (einfuhrung) bei der Messe unterbleiben sollen. Der alte Gebrauch soll beibehalten werden, bis die Angelegenheit ausreichend geprüft worden ist. [2] Dem zuwider haben Prediger in der Allerheiligenstiftskirche, der Pfarrkirche und in den beiden Klöstern [der Franziskaner und Augustinereremiten] das Volk gegen die Priesterschaft aufgehetzt und versucht, Uneinigkeit und Zwiespalt zu erregen. Andreas Karlstadt beging am 25. Dezember als Erster eine Übertretung und rief in seiner Predigt die Gemeinde zum Abendmahl ohne vorhergehende Beichte auf. Auch meinte er, es sei nicht nötig, nüchtern zum Sakrament zu gehen, nur ein starker Glaube zähle. Danach hielt er eine Messe gegen den alten Brauch, die er als evangelisch bezeichnete, und reichte der Gemeinde das Abendmahl unter beiderlei Gestalt, wobei ein großer Andrang herrschte und es zum Missbrauch des Sakraments kam. Viele aus der Gemeinde nahmen das Sakrament ohne vorherige Beichte oder nicht nüchtern ein, nahmen den Kelch selbst in ihre Hände und tranken daraus. Auch wurde die Hostie zweimal fallen gelassen, und ein Priester und Karlstadt hoben sie wieder auf. Die Stiftsherren wissen nicht, ob Karlstadts Vorgehen christlich ist, und wünschten, es wäre lieber in der Pfarrkirche geschehen. Sie konnten es nicht verhindern, da das gemeine Volk Karlstadt beipflichtet, und befürchten eine Wiederholung am 1. Januar 1522, wenn Karlstadt die Messe [in der Allerheiligenstiftskirche] hält. [3] Am 26. Dezember ging Karlstadt öffentlich eine Ehe [mit Anna von Mochau] ein,¹ auch dies ist gegen den Brauch und rechtswidrig. Es liegt im Ermessen des Kf., ob dies geduldet wird oder nicht. [4] Die Stiftsherren teilen weiterhin mit, dass es in der Christnacht [vom 24. zum 25. Dezember] zu Ausschreitungen und Störungen in der Pfarrkirche, auf dem Kirchhof und in der Allerheiligenstiftskirche kam. [5] Die Stiftsherren berichten dies dem Kf. aus Gehorsam und da ihre Statuten und ihr Gewissen sie dazu verpflichten. Sie bitten den Kf., ihnen gegenüber nicht ungnädig zu sein, wenn sie ihn über weiteren Aufruhr nicht mehr informieren, da sie nicht den Zorn des hauffens gegen sich erregen und sich damit in Gefahr begeben wollen. Kf. Friedrich möge sie bei der Ausübung ihrer geistlichen Ämter, in der Kirche und in ihren Häusern schützen. A Ed.

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. O 225, fol. 89r–90v (Ausfertigung). Müller: Wittenberger Bewegung, S. 131–134, Nr. 61 (Volltext); Barge: Andreas Bodenstein 2, S. 558f., Nr. 12 (Volltext).

1435 ¹ Es handelte sich um die Verlobung. Zur Hochzeit vgl. Nr. 1444.

Nr. 1436

29. Dezember 1521

1436

605

Gräfenhainichen, 29. Dezember 1521 (Sonntag [nach] aller Kindertag 1522)

Fabian von Bresen an Kf. Friedrich → 1410 [1] Fabian von Bresen teilt Kf. Friedrich mit, dass er dessen Schreiben [Nr. 1410] mit dem Befehl, dem Kf. über den aktuellen Stand der Auseinandersetzung zwischen Georg von Schönfeld und seinen Leuten zu Seelhausen einerseits und dem Augustinerinnenkloster Brehna andererseits zu berichten, erhalten hat. Daraufhin erstattet er den folgenden Bericht. [2] Das Gehölz Goitzsche ist Eigentum des Klosters, und laut dem Vorsteher und dem Vogt des Klosters verfügt dort niemand, schon gar nicht die von Seelhausen, über Weide- und Triftrechte. Deshalb haben sie das Vieh gepfändet, als die von Seelhausen es dort trieben. Diese haben es dann wieder ausgelöst (ausgeborget). Da die Trift noch nie geduldet wurde, kann sich Georg von Schönfeld dort auch keine Trift für seine Untertanen aus Seelhausen anmaßen. [3] Georgs Bruder Hans von Schönfeld hat sich so etwas niemals erlaubt, sondern den Vorsteher gebeten, ihn und seine Leute im Holz Pretaw treiben zu lassen mit dem Angebot, Gleiches dem Kloster auf ihren Wiesen zu gestatten. Dies wurde ihm aber in Gegenwart von Georg von Schönfeld abgeschlagen. [4] Nach dem Tod des Hans von Schönfeld hat seine Witwe bei der Priorin [Katharina von der Gabelentz] wiederum um die Triftrechte nachgesucht, die ihr nicht eingeräumt wurden, weil das Kloster die Weide selbst brauchte. Deshalb mussten sich die von Seelhausen der Trift enthalten, wenn sie die Pfändung ihres Viehs vermeiden wollten. [5] Da sie sich die Trift trotzdem angemaßt und besonders durch die Abweidung der jungen Schösslinge (summerlatthenn) dem Kloster Schaden zugefügt haben, haben die Förster zu Recht das gesamte Vieh gepfändet. [6] Als sie kürzlich das Vieh aus dem Holz in den Klosterhof getrieben haben, ist einem Holzförster ein Bauer mit einem Spieß nachgelaufen und hat ihn mit dem Tod bedroht. Die anderen aus Seelhausen haben das Vieh aus kfl. Gebiet in das einer anderen Obrigkeit [Hz. Georg von Sachsen] gewaltsam fortgetrieben, auf das Klostergesinde mit Büchsen geschossen und es mit Totschlag bedroht. Die Behauptung Georgs von Schönfeld, es sei niemand bei dem Vieh gewesen, trifft also nicht zu, vielmehr sollte das Vieh dem Bereich der Rechtsprechung des Kf. und des Klostervorstehers entzogen werden. [7] Der Förster ist dagegen nicht gewaltsam vorgegangen, weil es dem Vogt oder Hofmeister gebührt, ein solches Vergehen an das Klostergericht zu verweisen, in dessen Zuständigkeitsgebiet es sich ereignete. In der Verhandlung, zu der die andere Partei mit Zitation geladen wird, wird Recht gesprochen und eine Strafe verhängt. Schönfeld kann den Prozess also nicht nach eigenem Gutdünken gestalten, das steht dem Richter zu. [8] Dass die von Seelhausen unbefugt gehandelt haben, geht aus dem Schreiben Schönfelds selbst hervor, der anführt, dass schon früher Vieh derer von Seelhausen gepfändet wurde. Dass vier ihrer Rinder abhandengekommen sind, bestätigt der Vogt nicht. [9] Wenn seine Leute von Seelhausen sich eine neue Trift anmaßen, wäre es zuerst an Georg von Schönfeld gewesen, diese dem Grundherrn, der die Weide selbst braucht, einzuräumen und nicht zu versuchen, sich diese anzueignen. Die von Seelhausen müssen sich also dieser Weide enthalten und eine andere auf dem Gebiet derer von Schönfeld benutzen. [10] Eine Untersuchung ist nach Bresens Meinung nicht notwendig, weil das Holz unbestreitbar dem Kloster gehört und im Kurfürstentum liegt, auch die Grenze ist unstrittig. Auch die von Schönfelds Leuten verlangte Markierung

606

30. Dezember 1521

Nr. 1437

der Triftwege ist nicht notwendig, weil ihnen keine Trift zugestanden wird. Außerdem hat Georg von Schönfeld keinen Grund, sich über das Kloster zu beklagen, weil der Vogt den Rechtsweg eingehalten hat. [11] Weder der Vogt noch Bresen erinnern sich an ein Angebot Georgs von Schönfeld, über das dieser Hz. Georg sowie dem Amtmann [Georg von Bendorf] zu Delitzsch und Hans von Pack berichtet hat. Auch haben weder er noch der Vogt denen von Seelhausen eine Verjährung oder die Rechtmäßigkeit ihrer Ansprüche angedeutet. [12] Bresen hat nicht behauptet, der Kf. hätte ihm befohlen, mit Gewalt vorzugehen. Er hat lediglich auf den Vorwurf [Bendorfs], er wolle denen von Seelhausen ihr Recht mit Gewalt nehmen, geantwortet, dass ihm das in diesem Fall auch zustehen würde. Auf einen kfl. Befehl hat er sich dabei nicht berufen. Zudem wollte er nie Gewalt gegenüber den Untertanen Hz. Georgs anwenden. Alles, was Bresen bisher getan und veranlasst hat, war rechtens. [13] Aus Bresens Sicht sind die Augustinerinnen im Recht, deshalb wollte er ihnen seinen Beistand nicht verwehren. A

SächsHStA Dresden, 10024 Geheimer Rat (Geheimes Archiv), Loc. 08384/01, fol. 7r–10v (Ausfertigung).

1437 Eilenburg, 30. Dezember 1521 (Montag nach Innocentum puerorum 1522) Johann Moller und der Rat zu Eilenburg an Kf. Friedrich [1] Johann Moller und der Rat der Stadt Eilenburg wenden sich an Kf. Friedrich, weil dieser sie um Auskunft darüber bat, was der Terminierer des Leipziger Dominikanerklosters in Eilenburg unter dem Vorwand, Almosen zu sammeln, vom Verkauf von Butter, Käse, Eiern, Bier und anderen Dingen eingenommen hat. [2] Sie schicken eine Auflistung mit, aus der Kf. Friedrich die gewünschten Informationen, soweit Moller und der Rat darüber Bescheid wissen, entnehmen kann.¹ A Ed.

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Kk 751, fol. 1rv (Ausfertigung). Urkundenbuch Stadt Leipzig, S. 211, Nr. 300 (Regest).

1437 ¹ Dem Schreiben liegt eine Liste mit folgender Überschrift bei: „Der terminer zu Eylburgk, prediger ordens von Leyptzgk, hat sich nachvolgender stugken, szo er in schein des almosen von den armen leuthen erlanget, zuvorkeuffen understanden“ (LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Kk 751, fol. 2rv, ediert in: Urkundenbuch Stadt Leipzig, S. 211, Nr. 300). Aufgezählt werden im Folgenden Käse und Eier, die der Terminierer für Geld verkaufte; Flachs, für den er im Gegenzug Steine bekam; Bier, für das er Geld erhielt oder es gegen anderes Bier tauschte; Erbsen, die er einem Bäcker als Backlohn gab; sowie Rübensamen und Korn, die er in Scheffeln und Fudern verkaufte. Der Terminierer fuhr stets mit zwei Pferden, einem Wagen und einem Knecht auf dem Land umher. Die Almosen brachte er zuerst in seine Terminei in Eilenburg, später dann in das Kloster nach Leipzig. Wenn die Stationen beendet waren, unternahm der Terminierer auch bezahlte Fuhren.

Nr. 1438

31. Dezember 1521

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1438 Weimar, 31. Dezember 1521 (Dienstag nach dem heiligen Christtag 1522) Hz. Johann an Hz. Johann d. J. von Sachsen und Hz. Friedrich d. J. von Sachsen [1] Hz. Johann berichtet Hz. Johann d. J. von Sachsen und Hz. Friedrich d. J. von Sachsen, dass Kf. Friedrich ihm vor Kurzem erneut in der Angelegenheit des Burggrafentums zu Magdeburg und Salzgrafenamts zu Halle geschrieben und mitgeteilt hat, was Kard. Albrecht, Ebf. zu Magdeburg, in der Sache dem Kf. übermittelte [vgl. Nr. 1394]. [2] Vor diesem Hintergrund streben [Kf. Friedrich und] Hz. Johann ein Treffen der ernestinischen und albertinischen Räte zugunsten einer Verständigung und eines Ratschlages zum weiteren Vorgehen an. Darüber ließ Hz. Johann [durch seine Räte]¹ mit [Hz. Georg von Sachsen], der sich auf seiner Reise nach Nürnberg befand², jetzt in Saalfeld verhandeln. [Hz. Georg] stimmte zu und wollte seinen Söhnen, Hz. Johann d. J. und Hz. Friedrich d. J., schreiben, die auch Hz. Heinrich von Sachsen informieren sollten. Hz. Johann schlägt nun Naumburg als Ort der Zusammenkunft vor. Die Räte sollen am Abend des 21. Januar 1522 dort eintreffen. [3] Hz. Johann ließ in Saalfeld mit [Hz. Georg] auch über die Erneuerung des Ausschreibens gegen missbräuchliches Fluchen und Gotteslästerung verhandeln, die Hz. Johann für notwendig und gut erachtet. [Hz. Georg] stimmte zu, seinen Söhnen wegen der Ansetzung eines Rätetreffens in dieser Angelegenheit zu schreiben.³ Hz. Johann bittet Hz. Johann d. J. und Hz. Friedrich d. J., ihren Räten, die zur Besprechung des Burggrafentums kommen, zugleich Vollmachten zur Erstellung des neuen Ausschreibens zu geben, um Kosten zu sparen und die Sache voranzutreiben. → 1447 A

SächsHStA Dresden, 10024 Geheimer Rat (Geheimes Archiv), Loc. 09650/02, fol. 26rv (Ausfertigung).

1438 ¹ Der Kanzler Hz. Johanns, Gregor Brück, sandte Hz. Johann [zwischen dem 23. und 25. Dezember 1521] einen Bericht über seine Besprechung mit Hz. Georg am 22. Dezember 1521 in Saalfeld [Nr. 1431]. Die Angelegenheiten des Burggrafentums und des neuen Ausschreibens wurden in diesem Bericht nicht thematisiert. ² Vgl. zum Reiseweg Hz. Georgs nach Nürnberg durch das Gebiet Hz. Johanns und der Frage des Geleits ABKG 1, Nr. 274, S. 232 Anm. 3 (Brief Hz. Georgs an Hz. Johann, 1. Dezember 1521). ³ Aus Coburg schrieb Hz. Georg an seine Söhne Johann und Friedrich am 25. Dezember 1521 und berichtete von seiner Unterredung mit den Räten Hz. Johanns in Saalfeld über ein gemeinsames Rätetreffen zugunsten der Erneuerung des gemeinsamen Ausschreibens gegen Gotteslästerung [aus dem Jahr 1513, vgl. BAKFJ 1, Nr. 30 bis Nr. 33]. Hz. Johann wünschte die Erneuerung, da die Ordnung in seinen und Hz. Georgs Gebieten nicht eingehalten wird. Hz. Georg stimmte einem Rätetreffen in der Angelegenheit zu und listete auf, welche Irrtümer und Missbräuche in der Kirche und im christlichen Glauben er in letzter Zeit in Sachsen mit Sorge feststellte. Darüber und wie dagegen vorzugehen ist, sollen die Räte beratschlagen (ABKG 1, Nr. 275, S. 235–237).

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31. Dezember 1521

Nr. 1439

1439 Lochau, 31. Dezember 1521 (am heiligen Neuen Jahrsabend 1522) [Kf. Friedrich] an Propst [Magnus von Anhalt], Dekan [Eustachius von Leisnig] und Kapitel des Domstifts zu Magdeburg [1] [Kf. Friedrich] teilt Propst, Dekan und Kapitel des Domstifts zu Magdeburg mit, dass sich Rektor [Johann Eisermann], Magister und Doktoren der Universität Wittenberg auf Bitte des Andreas Kauxdorf an ihn gewandt haben. Das Schreiben der Universität und die Supplikation Kauxdorfs liegen bei. [2] Kf. Friedrich bittet die Domherren, dafür zu sorgen, dass Kauxdorf dasjenige erlangt, wozu das Kapitel ihm gegenüber verpflichtet ist. A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. O 507, fol. 1rv (Konzept).

1440 Prettin, 1. und 2. Januar 1522 (Tag der Beschneidung des Herrn und Donnerstag den achten Sankt Stephans) Georg Spalatin: Bericht [1] Georg Spalatin berichtet Kf. [Friedrich] über das Gespräch, das Haubold von Einsiedel und er im Auftrag des Kf. mit Philipp Melanchthon und Nikolaus von Amsdorf in Prettin über die Zwickauer Propheten geführt haben. Einsiedel und Spalatin übermittelten Melanchthon und Amsdorf am 1. Januar die folgende Meinung Kf. [Friedrichs]: Sie erinnerten Melanchthon und Amsdorf an ihre Schreiben [Nr. 1434], die sie an Kf. [Friedrich] und Spalatin wegen drei Männern, die aus Zwickau nach Wittenberg kamen und sich Propheten und Apostel nannten, schickten. Obwohl Kf. [Friedrich] diese Sache nicht beurteilen konnte und auch keine Gelehrten bei sich hatte, die diesen Fall begutachten konnten, forderte er Melanchthon und Amsdorf zu sich, um zu erfahren, was sie dazu bewegte, ihm so ergreifend zu schreiben. Einsiedel und Spalatin forderten Melanchthon und Amsdorf auf, ihre Beweggründe anhand ihrer Schreiben schriftlich darzulegen. [2] Melanchthon und Amsdorf erteilten daraufhin mündlich und schriftlich Bericht. Melanchthon schilderte, dass am 27. Dezember 1521 Nikolaus Storch mit zwei Begleitern zu ihm nach Wittenberg kam. Sie sprachen über die Vorgänge in Zwickau, die Kindertaufe und den Glauben, wofür sie sich auf Martin [Luther] beriefen. Besonders unterhielt sich Melanchthon mit Markus Thomae, der von göttlichen Offenbarungen berichtete, die er und Storch hatten. Für Melanchthon erschien dieser Bericht auf der Heiligen Schrift und dem Glauben gegründet. Thomae kannte er von einer Disputation, die er vor einem halben Jahr mit ihm geführt hatte. Da diese Vorgänge in Zwickau nicht durch Gewalt beendet werden könnten, meinte Melanchthon, dass ein Gutachten [Luthers] eingeholt werden soll. Er befürchtete einen Angriff des Teufels. Außerdem hielt er es für nötig, über die Kindertaufe zu sprechen, über die schon Augustinus disputierte. Diese Fragen musste Melanchthon seinem Landesherrn als christlichem Kf. und eynigem schutzer ecclesie vorlegen. [3] Amsdorf berichtete Folgendes: Weil die Zwickauer vorgeben, mit Gott zu sprechen, und sich auf die Heilige Schrift berufen, sah sich Amsdorf genötigt, dies dem Kf. mitzuteilen, damit es nicht auch in Wittenberg zu Aufruhr kommt. Man muss diese Leute nicht mit Gewalt, sondern mit der Heiligen Schrift bekämpfen. Amsdorf wollte nicht mit ihnen sprechen, weil er in der Heiligen Schrift noch ein Schüler ist. [4] Einsiedel und Spalatin gaben am 2. Januar Melanchthon und Amsdorf folgende Antwort: Kf. [Friedrich] ließ Melanchthon und Amsdorf zu sich kommen, um mehr über ihre Beweggründe zu erfahren, an ihn zu schreiben. Aus ihren schriftlichen Stellungnahmen kann Kf.

Nr. 1440

1. und 2. Januar 1522

609

[Friedrich] dies nicht erkennen. Er befürchtet, dass sie die Sache auf ihn abschieben wollen. Er ist aber ein unerfahrener Laie und weiß nicht, was gegen diese Leute vorgenommen werden soll. Kf. [Friedrich] überlässt die Entscheidung Melanchthon und Amsdorf, wie und durch wen die Männer durch die Heilige Schrift und Vernunft überwunden werden. Disputationen mit diesen Leuten hält Kf. [Friedrich] für vergeblich. Er erinnert an die Folgen der Leipziger Disputation, nach der die Wittenberger überall als Ketzer bezeichnet werden. Eine Auseinandersetzung mit diesen Leuten verursacht nur neue Probleme. Über die Kindertaufe sollen sie nicht disputieren, zumal Augustinus, der in Wittenberg geehrt wird, schon darüber gehandelt hat. Kf. [Friedrich] weiß, dass Gott auch durch Fischer und einfache Leute handeln kann. Er kann aber nicht beurteilen, ob diese Leute dazugehören. Er befürchtet, dass sie auch in Wittenberg Aufruhr verursachen, da sie zu den Aufrührern aus Zwickau gehören, über die Kf. [Friedrich] durch seinen Bruder [Hz. Johann] und seinen Vetter [Hz. Georg von Sachsen] informiert wurde [vgl. Nr. 1391 Punkt 3]. Demnach haben sie in Zwickau gelehrt, dass der Glaube der Paten für die Taufe der Kinder nicht ausreiche. Auch könne man ohne den Glauben selig werden. Die Heilige Schrift reiche nicht zur Lehre der Menschen aus, sondern der Heilige Geist sei wichtig. Für die Toten solle nicht gebetet werden. So geriet Zwickau in den Ruf des Hussitismus. Wenn sich also herumspricht, dass diese aufrührerischen Leute in Wittenberg sind, können sie mit Recht durch die Obrigkeiten verfolgt werden. Den Vorschlag Melanchthons und Amsdorfs, dass [Luther] die Männer verhört und beurteilt, kann Kf. [Friedrich] nicht billigen. Kf. [Friedrich] hat bisher gegenüber Ks. [Karl V.] und dem Heiligen Römischen Reich [Luther] nur deshalb verteidigt, weil er noch nicht überwunden wurde. Kf. [Friedrich] will keine unangenehmen Folgen für [Luther], wenn dieser wieder nach Wittenberg kommt. Kf. [Friedrich] muss dem Ks. gehorsam sein. Die Leute aus Zwickau wurden bisher verschont. Melanchthon und Amsdorf sollen sich von ihnen fernhalten. [5] Dankend antwortete Melanchthon darauf, dass ihm der Ratschlag Kf. [Friedrichs] gefällt. Über die Kindertaufe zu handeln, ist nicht nötig. Keinesfalls wollten Melanchthon und Amsdorf die Sache dem Kf. aufladen. Sie wollten lediglich Aufruhr in Wittenberg zuvorkommen. Melanchthon versteht, dass Kf. [Friedrich] [Luther] nicht hinzuziehen möchte.¹ Melanchthon und Amsdorf wandten sich an den Kf., damit sie später nicht durch Richter wegen Unterlassung belangt werden. Melanchthon will sich von diesen Leuten fernhalten. LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. N 173, fol. 5v–15r (Ausfertigung, eigh.). MBW.T 1, S. 426–433, Nr. 201–204 (Teiledition, bietet die Melanchthon betreffenden Teile, die Punkte [1], [2], [4] und [5]); Müller: Wittenberger Bewegung, S. 138–145, Nr. 64 (Volltext). Bem. Spalatin stellte für Kf. Friedrich alle Schreiben einschließlich dieses Berichts über die Zwickauer Propheten zusammen, wobei er die drei lateinischen Briefe an Kf. Friedrich und an ihn selbst [vgl. Nr. 1434] für den Kf. übersetzte. Das Konvolut (LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. N 173) betitelte er wie folgt: „Vertzeichnuss, was magister Philippus Melanchthon an mein gnedigsten hern den churfursten zu Sachssen etc. und licentiat Amsdorff von den dreyen mennern von Zwickau, die sich propheten und aposteln, von gott zupredigen außgeschickt, nennen, geschriben und was mein gnedigster herr etc. darauf mit ihnen, dem Melanchthon und Amsdorff, hat handeln lassen. 1522“. A Ed.

1440 ¹ Trotzdem kam es zum Austausch zwischen Melanchthon und Luther sowie Spalatin und Luther über die Zwickauer Propheten (vgl. WA.Br 2, S. 424–428, Nr. 450, MBW.T 1, S. 433–439, Nr. 205, Luther an Melanchthon, 13. Januar 1522; und WA.Br 2, S. 443f., Nr. 452, Luther an Spalatin, 17. Januar 1522).

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2. Januar 1522

Nr. 1441

Lichtenberg, 2. Januar 1522 (Donnerstag nach dem Heiligen Neuen Jahrstag)

1441 Kf. Friedrich an Hz. Johann

[1] Kf. Friedrich erhielt das Schreiben Hz. Johanns mit dem Bericht über die Verhandlung mit Hz. Georg von Sachsen in Saalfeld [vgl. Nr. 1431] sowie über weitere Angelegenheiten, wie die Korrespondenzen in der jülichschen Sache, in Münzangelegenheiten und in der Eichsfelder Sache sowie wegen Lgf. Philipp von Hessen und den hessischen Regenten. [2] In der Angelegenheit des Burggrafentums zu Magdeburg und Salzgrafenamts zu Halle stimmt Kf. Friedrich dafür, Räte zu Verhandlungen am 21. Januar nach Naumburg zu schicken [vgl. Nr. 1438]. Über die zu verhandelnden Dinge will sich Friedrich mit Johann noch weiter verständigen. [3] Appellation an das Kammergericht wegen des Subsidiums. [4] Ausschreiben gegen [unnützes] Schwören [und Gotteslästerung]. [5] Bitte des Hans Schott wegen einer Verschreibung. [6] Weitere Erkundigungen im Fall des Ortes Meerane. A

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SächsHStA Dresden, 10024 Geheimer Rat (Geheimes Archiv), Loc. 09650/04, unfol., 3 Bl. (Ausfertigung).

[3] Das aber euer lieb der appellacion halbn an das camergericht unserm bedencken, das wir euer lieb derhalben durch den cantzler¹ haben anzaigen lassen, weil es unnserm vettern² gefellig, gneigt nachzugehn unnd in sachen, das subsidium belangent, bey doctor Grossen³ unnd andern, so vor darynnen gehandelt, erkundung haben wil, wie wir dem cantzler angezaigt, haben wir auch gehort, unnd so wir diser zeit etwas bessers darynnen bedacht, wolten wir euer lieb auch nit verhalten haben. [4] Unnd lassen uns gefallen, das euer lieb den reten, so sie zu unnsers vetern hertzog Georgen reten schicken wirdet, bevelhe, sich ains ausschreibens schwerenshalbn zuvereynign unnd wie solichs fur gut angesehen werdt, wellen wir gern mit aynig sein.

1442 Nürnberg, 2. Januar 1522 (am anderen Tag Januarii) Hans von der Planitz an Kf. Friedrich [1] Hans von der Planitz berichtet Kf. Friedrich über die Anwesenheit Hz. Georgs [von Sachsen] und Bf. [Georgs III.] von Bamberg heute im Reichsregiment. [2] Der Bf. von Bamberg übermittelte Nachrichten über eine Himmelserscheinung in Kärnten. [3] Hz. Georg lud gestern Dietrich von Techwitz, Joachim Marschall [von Pappenheim] und Planitz zu sich. Dabei teilte er Planitz seine Sicht über die Lage in seinem Land mit. 1441 ¹ Gregor Brück. ² Hz. Georg von Sachsen. ³ Donatus Groß.

Nr. 1443

4. Januar 1522

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Hz. Georg ist der Meinung, dass ohne sein Einschreiten alle ketzerisch werden und das Abendmahl nach böhmischer Weise unter beiderlei Gestalt empfangen würden. Er will mit Gewalt dagegen vorgehen. Den Priester aus Glashütte [Jakob Seidler], der bereits zu Stolpen gefangen gehalten wurde [vgl. Nr. 1280], ließ er in Döbeln erneut inhaftieren [vgl. Nr. 1431 Punkt 10]. Gleiches gilt für 13 Bürger, die gefangen genommen wurden. Wenn sie entlassen werden, will Hz. Georg 13 weitere Bürger einsperren und so lange damit fortfahren, bis alle Anhänger des Pfarrers bestraft wurden. Damit will er der Ausbreitung der Ketzerei in seinem Land wehren. Nur in Annaberg kann er nichts unternehmen, weil Buchholz sehr nah liegt. Hz. Georg möchte sich im Reichsregiment für ein Vorgehen gegen die Ketzerei einsetzen. Ebenso will er für den Widerstand gegen die Türken werben. Hz. Georg missfällt es, wenn jemand etwas Gutes über Martin [Luther] sagt. Planitz wird sich die Anregungen Hz. Georgs im Reichsregiment anhören und Kf. Friedrich darüber berichten. [4] Nach dem Essen sprach Hz. Georg nochmals über Martin [Luthers] Lehre, der die guten Werke verbiete, weil sie nicht zur Seligkeit führten. Hz. Georg hielt diese Position [Luthers] für falsch. Planitz argumentierte dagegen, so wie er die Sache verstanden hatte. Das erregte Hz. Georg sehr, so dass Planitz ein anderes Thema anschlug. Planitz will im Reichsregiment, wenn über diese Fragen gesprochen wird, seine Meinung frei äußern, weil dort alle Meinungen gleich behandelt werden. [5] In Antwerpen ließ Ks. [Karl V.] den Prior [Jakob Probst] des Augustinereremitenklosters, der evangelisch predigte, gefangen nehmen und gegen den Protest der Gemeinde nach Brüssel bringen. [6] Auseinandersetzung zwischen dem Bistum Würzburg und Georg Raminger. [7] Zettel: Gefolge Hz. Georgs [von Sachsen]. Antwort Kaspar Nützels und Anton Tuchers auf einen Brief Kf. Friedrichs. A Ed.

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. E 88, fol. 1r–3r, Zettel: 3r (Ausfertigung, eigh., zu eigenen Händen). Wülcker / Virck: Planitz Berichte, S. 58–62, Nr. 27 (Volltext).

Lichtenberg, 4. Januar 1522 (Sonnabend nach dem Heiligen Neuen Jahrstag) Kf. Friedrich an Hz. Johann d. J. und Hz. Friedrich d. J. von Sachsen 1443

[1] Kf. Friedrich informiert Hz. Johann d. J. und Hz. Friedrich d. J. von Sachsen über den Empfang des Schreibens [Nr. 1401] Hz. Georgs von Sachsen im Streitfall zwischen Georg von Schönfelds Leuten zu Seelhausen und dem Augustinerinnenkloster Brehna wegen einer Viehtrift. Dem Schreiben lagen etliche Briefe bei, die Georg von Schönfeld, Hans von Pack und Georg von Bendorf in der Angelegenheit an Hz. Georg geschickt hatten. [2] Kf. Friedrich teilte Hz. Georg mit [Nr. 1409], dass ihm die Sache nicht bekannt ist und er daher Erkundigungen einziehen will. [3] Kf. Friedrich sendet Hz. Johann d. J. und Hz. Friedrich d. J. beiliegend den Bericht [Nr. 1436] des Amtmanns zu Bitterfeld Fabian von Bresen, den er in der Sache in Auftrag gegeben hatte. A

SächsHStA Dresden, 10024 Geheimer Rat (Geheimes Archiv), Loc. 08384/01, fol. 11rv (Ausfertigung).

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6. Januar 1522

Nr. 1444

1444 Wittenberg, 6. Januar 1522 (Montag Epiphanie) Andreas Karlstadt an Kf. Friedrich [1] Andreas Karlstadt erläutert Kf. Friedrich, dass er der Heiligen Schrift die Nützlichkeit des Ehestandes entnimmt. Gott fordert seine Priester auf, zu heiraten und im ehelichen Stand zu leben. [2] Daher verlobte sich Karlstadt mit Anna von Mochau. Die Hochzeit soll am Abend des 19. Januar beginnen und am 20. Januar in Anwesenheit der Förderer, Gönner und Freunde Karlstadts vollzogen werden. [3] Karlstadt bittet Kf. Friedrich, sich in dieser Sache gnädig zu erzeigen.¹ A Ed.

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. N 621, fol. 1rv (Abschrift). Müller: Wittenberger Bewegung, S. 146f., Nr. 66 (Volltext); CR 1, Sp. 538f., Nr. 184 (Volltext).

1445 [Lauterberg], 6. Januar 1522 (am Tag Trium regum) Johann von Kanitz an Kf. Friedrich [1] Johann von Kanitz, Propst des Petersstifts auf dem Lauterberg, informiert Kf. Friedrich, dass seit dem 25. Dezember 1521 der ehemalige Augustinereremit Gabriel [Zwilling] aus Wittenberg mehrfach in Eilenburg predigte und am 1. Januar 1522 das Abendmahl in beiderlei Gestalt austeilte. Infolge seiner Predigten, in denen er die Geistlichkeit angriff, werden der Pfarrer [Heinrich Kranach] und andere Priester daran gehindert, Messe zu halten, und es herrscht Zwietracht im Volk. [2] Kanitz zeigt dies Kf. Friedrich an, weil die Einwohner von Eilenburg dem Kf. unterstehen und die Eilenburger Kirche dem Petersstift inkorporiert ist. Kanitz bittet Kf. Friedrich um Schutz und einen Befehl an die von Eilenburg, den Pfarrer und seine Priester in Frieden zu lassen und ihre Gottesdienste nicht zu stören. Wenn der Kf. selbst etwas gegen die bisherigen Gottesdienste einzuwenden hat, soll er dies Kanitz mitteilen. Den Anweisungen Kf. Friedrichs will Kanitz folgen. → 1448 A

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LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. G 300, fol. 45r–46v (Ausfertigung).

[1] Durchlauchtigister, hochgeborner furste, gnedigister herre, nach erbittunge meiner inniger gebeth und gantzen unthertenigen dinsten bithe ich e. kf. g. wyßen, das am jungst vorschynnen cristhage¹ eyn augustiner von Wittenberg, magister Gabriel genandt, welcher den orden abgelegeth und im weltlichem kleidere widder angethan, in der pffarkirche zu Eylborgk² gepredigeth, das im der pffarherr da selbesth durch bitte des amptzvorwesserß³ das mal vorgunth. 1444 ¹ Vgl. Nr. 1435 Punkt 3. 1445 ¹ 25. Dezember 1521. ² Pfarrkirche St. Nikolai zu Eilenburg. ³ Johann Moller.

Nr. 1446

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7. Januar 1522

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Nachfolgende sandt Steffans, sandt Johannes tage und sontagk darnach⁴ ane das pffarers willen gepredigeth dyßer gestalt, das die pffaffen alle betriger der leuthe vil jhar gewest, dan bethen, fasten, beichten und andere gottes dinste were nichts dan eytel buberey, die bebste, cardinel, bischove, pffaffen, monchen und nunen hettenß erdacht umb des geytzes willen und das arme folgk in sulchen irthum durch seyne lere vorfurdt. Alßo, das er sihe auch am nauen jarßtage⁵ in der kirchen uff berge vor dem schloße⁶ undther beyder gestalt gecommunicyrdt hadt und yn das yn ire eygene, eynem itzlichem in seyne handt, das broth gegeben, desgleichen den kelch. Etzliche haben gar vast leichtvertikeith darmithe begangen. Lest von seynem predigen nicht abe. Der pffarherr und andere prister wirdt mith ulberdrauen gedrungen, nicht forder in seyner kirchen messe zu halthen. Ist eyne solche zcwitracht unther dem folcke, das es gothe erbarme etc. [2] Die weyle danne angezceygethe eynwoner zu Eylborgk e. kf. g. zustehen und die selbigen hinder e. kf. g. an alle decret, mandat und cristliche ordenunge sulchs sich untherstanden und angezceygethe kirche dem closter zum Petersberge mith der ersten fundacion incorporyth und yngeleybeth, derhalben mir sulches e. kf. g. zcuvorhalden nicht geboren wil, szo ist an e. kf. g. meyn demutiges gehorßams bitten, e. kf. g. wollen unß in gnedigen schutz nemen, mit den von Eylborgk ernstlich vorschaffen laßen, den pffarherrn, alle dye seynen und seyne habbe in friden zustellen, in und seyne prister ingotlichen alt herkomen loblichen dinsten nicht hyndern adder perturbiren laßen, wye im dan öffentlich unnd heymlich gedraueth wirth. Wuhe abber angezceigether gottesdinst, wyhe byßher gehalten, e. kf. g. (als ich nicht vorhoffe) entkegen, e. kf. g. wolthen mir sulches gnediglich eroffen, das ßal nach e. kf. g. wyllen gehorßamlich bestalt werden, dan was durch e. kf. g. decernyrth, reformyrth und erkandt, das geborth mir mit untherthenigem gehorßam zu volfolgen. 1446 Lichtenberg, 7. Januar 1522 (Dienstag nach Trium regum) Kf. Friedrich an den Rat zu Prettin, Schosser [Kunz Pfeilschmidt] zu Schweinitz, Jägermeister [Ludwig Goldacker] und Schosser [Friedrich Stumpfel] zu Grimma [1] Kf. Friedrich informiert den Rat der Stadt Prettin, den Schosser zu Schweinitz, den Jägermeister und den Schosser zu Grimma, dass Wolfgang Reißenbusch, Präzeptor [des Antoniterklosters] Lichtenberg, sich an den Kf. wegen befürchteter Übergriffe auf die Antoniter wandte und um Schutz vor unrechter Gewalt bat [Nr. 1340]. [2] Da der Kf. nicht will, dass seine Untertanen unrechtmäßig belangt werden, weist er den Stadtrat, 1445 ⁴ 26., 27. und 29. Dezember 1521. ⁵ 1. Januar 1522. ⁶ Marienkirche zu Eilenburg.

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7. Januar 1522

Nr. 1447

die Schosser und den Jägermeister an, wenn der Präzeptor oder die Antoniter ihnen solche Taten anzeigen, dagegen im kfl. Auftrag vorzugehen und sie zu schützen und zu verteidigen. A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Kk 781, fol. 8rv (Konzept).

1447 Schellenberg, 7. Januar 1522 (Dienstag nach der Heiligen Drei Königetag) Hz. Johann d. J. und Hz. Friedrich d. J. von Sachsen an Hz. Johann → 1438 [1] Hz. Johann d. J. und Hz. Friedrich d. J. von Sachsen bestätigen Hz. Johann den Eingang seines Schreibens [Nr. 1438] mit den Abschriften von Briefen Kard. [Albrechts], Ebf. von Mainz und Magdeburg. [2] Sie haben sich bereits mit Hz. Heinrich von Sachsen über das Salzgrafenamt zu Halle verständigt und ihren gemeinsamen Ratschlag an Kf. Friedrich geschickt. Sollte dies nicht ausreichen, stimmten sie zu, dass Kf. Friedrich Ort und Zeit für ein Rätetreffen bestimmt. [3] Weil Hz. Johann d. J. und Hz. Friedrich d. J. von Hz. Heinrich bisher keine Antwort erhielten, bitten sie Hz. Johann, wegen ihres Abwartens nicht verärgert zu sein, weil sie auch noch auf die Antwort Kf. Friedrichs warteten. Sie haben nun die Räte [Hz. Georgs von Sachsen] angewiesen, am Abend des 21. Januar in Naumburg zu sein. Sie wollen diesen Termin auch Kf. Friedrich mitteilen, damit er seine Räte dorthin schicken kann. Am 22. Januar sollen alle Räte über die Irrtümer und den Missbrauch des christlichen Glaubens sowie über Gotteslästerung und andere Angelegenheiten verhandeln.¹ A B C

SächsHStA Dresden, 10024 Geheimer Rat (Geheimes Archiv), Loc. 09650/02, fol. 31r–32v (Konzept). SächsHStA Dresden, 10024 Geheimer Rat (Geheimes Archiv), Loc. 09650/04, unfol., 3 Bl. (Abschrift). SächsHStA Dresden, 10004 Kopiale, 137, fol. 219rv (Abschrift).

1448 Lichtenberg, 8. Januar 1522 (Mittwoch nach der Heiligen Drei Königetag) Kf. Friedrich an Propst [Johann von Kanitz] des Petersstifts auf dem Lauterberg → 1445 [1] Kf. Friedrich erhielt das Schreiben [Nr. 1445] des Propstes des Petersstifts auf dem Lauterberg wegen der Predigten Gabriel [Zwillings]. Kf. Friedrich hat bisher 1447 ¹ Ebenfalls am 7. Januar 1522 schrieben Hz. Johann d. J. und Hz. Friedrich d. J. von Sachsen an ihren Vater Hz. Georg von Sachsen und berichteten über ihre Korrespondenzen mit Hz. Johann und Kf. Friedrich sowie Hz. Heinrich von Sachsen, u. a. zur Angelegenheit des Salzgrafenamtes zu Halle und zum anstehenden Rätetreffen in Naumburg am 21./22. Januar, auf dem über das neue Ausschreiben wegen Gotteslästerung und andere Punkte laut den Verhandlungen und dem Abschied zu Saalfeld beraten werden soll (SächsHStA Dresden, 10024 Geheimer Rat [Geheimes Archiv], Loc. 09649/01, fol. 161r–163v, Ausfertigung; ABKG 1, S. 244f., Nr. 281).

Nr. 1449

10. Januar 1522

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von diesen Vorfällen nichts gehört und missbilligt es, wenn [Zwilling] gegen Gottes Gebote gehandelt hat. [2] Kf. Friedrich wird seinen Räten in Eilenburg befehlen, nähere Erkundigungen einzuholen. A

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LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. G 300, fol. 48r (Konzept).

[1] Von gots gnaden Fridrich etc. Unnsern grus zuvor. Wirdiger lieber andechtiger, nachdem ir unns iczt geschriben mit anzaig, wes sich magister Gabriel augustinerordens an dem heiligen cristag und volgende tag¹ in der pfarkirchen zu Eilnburg² mit predigen und anderm understanden sol, haben wir alles inhalts horen lesen und vorhin von diser sach nichts gehort. Wo auch durch denselbn monch mit predigen ader anderm wider dy ere und gottes gebot ichtes furgenomen, trugen wir kain gefallen. [2] Aber wie dem, wolln wir unsern retten zu Eilnburg bevelhn, sich diser ding allenthalben zuerkunden, die euch auch alsdan uf euer weiter anregen antwurt geben sollen. Das woltn wir euch nit verhalten. 1449 Weimar, 10. Januar 1522 (Freitag nach Erhardi) Gregor Brück an Kf. Friedrich [1] Gregor Brück bedankt sich bei Kf. Friedrich für dessen Brief. Er hörte ungern, dass Friedrich seinen Reiseweg wegen der Epidemie ändern musste. [2] Lüneburgische Sache. [3] Hz. [Johann] dachte über die mündliche Reaktion Kf. Friedrichs auf den Brief [Nr. 1391] Hz. Georgs von Sachsen nach. In seinem späteren Brief [Nr. 1433] an Hz. [Johann] gab Hz. Georg seine Meinung dann zustumlet und ganz anders als zuvor wieder, wie Kf. Friedrich dem Schreiben entnehmen kann. Brück sagte [bei den Verhandlungen in Saalfeld am 22. Dezember 1521] nichts anderes, als in den schriftlichen Aufzeichnungen steht [vgl. Nr. 1431]. Die nicht der Form entsprechende Antwort Hz. Georgs entstand vielleicht aufgrund seines aufgeregten Gemüts, der es deshalb auch nicht unterlassen wollte, an Hz. [Johann] zu schreiben. Brück äußerte nicht gegenüber Hz. Georg, dass der Kf. wegen der Vorgänge in der Pfarrkirche zu Wittenberg, die ihm missfallen, ein Schreiben verfasst haben soll. In der nachreden allerdings äußerte Brück diese Vermutung, da er von Hz. Georg provoziert wurde. Hz. Georg hätte gern mit Hz. [Johann] und Kf. Friedrich persönlich verhandelt, wenn er nicht außer Landes reisen würde. [4] Hz. [Johann] ist nicht erfreut über die Schreiben Hz. Georgs. Hz. Georg äußerte mehrfach gegenüber Brück, dass die Angelegenheiten Kf. Friedrichs auch ihn betreffen. Zudem gab es in Zwickau und Jena ebenfalls einige Vorfälle, so hat der Prediger in Jena¹ an den Weihnachtsfeiertagen das Sakrament unter beiderlei Gestalt gereicht. Brück bat Hz. Georg 1448 ¹ 25. und 26. Dezember 1521. ² Pfarrkirche St. Nikolai zu Eilenburg. 1449 ¹ Ob es sich bei diesem um Martin Reinhart handelt, ist fraglich.

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11. Januar 1522

Nr. 1450

um seinen Rat für Kf. Friedrich, der jedoch um Geduld bis zum nächsten Treffen bat, wenn beide ihre Räte bei sich haben. Brück bittet um Entschuldigung für seine Torheit. [5] Wenn Kf. Friedrich die Ansichten Hz. Georgs gründlich erfahren will, kann dies am besten auf dem Rätetreffen in Naumburg geschehen, auf dem die Missbräuche und Irrtümer im Glauben verhandelt werden sollen [vgl. Nr. 1447]. Hz. [Johann] befürchtet allerdings, dass die albertinischen Räte diese Sache in den Vordergrund stellen werden und keine Einigung erfolgen wird, da Brück hörte, dass Hz. Georg rigoros mit Hinrichtungen vorgehen will. Die Angelegenheit könnte Kf. Friedrich und Hz. [Johann] anschließend weiter vorgeworfen werden. Als Alternative schlägt Brück vor, dass die ernestinischen Räte lediglich anhören, was die albertinischen Räte vorbringen, da die Missbräuche in dem Schreiben Hz. Georgs nicht aufgelistet sind. Brück mahnte Hz. Georg, dass es gut sei, sich mit Kf. Friedrich persönlich zu treffen, der antwortete, dass er deswegen an den Kf. geschrieben hat. Brück denkt, dass Georg einem Treffen nicht abgeneigt ist. [6] Lauenburgische Sache. [7] Gregor Brück bittet um Entschuldigung für sein langes Schreiben. A Ed.

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. N 32, fol. 8r–10v (Ausfertigung, eigh., zu eigenen Händen). ABKG 1, S. 245f., Nr. 282 (Regest mit Teiledition).

1450 [Eilenburg], 11. Januar 1522 (Sonnabend nach Epiphanie domini) Der Rat zu Eilenburg an Kf. Friedrich [1] Der Rat der Stadt Eilenburg teilt Kf. Friedrich mit, dass in Eilenburg wie in anderen Städten auch Zwietracht wegen der neuen Predigtweise entstanden ist. [2] Bei ihnen hielt sich ein Prediger [Gabriel Zwilling] von der berühmten Universität Wittenberg vom 25. Dezember 1521 bis zum 6. Januar 1522 auf, der verkündigte, alle bisherigen Messen niederzuwerfen und evangelische Messen nach der Einsetzung Christi einzuführen. Zünfte, Bruderschaften und Innungen hielt er für nichtig. Die bisherigen Bräuche, wie Kerzen anzünden, Beten, Fasten, Heiligentage und sonstige gute Werke, sollen nicht mehr gehalten werden. Es sei der christlichen Freiheit entgegen, sich an päpstliche oder bfl. Speisevorschriften zu halten, weil sie von Menschen erdacht wurden. Messen, Vespern, Metten und andere Gesänge tat er von der Kanzel herab als unbedeutend ab. Am 1. Januar reichte er dem Volk das Abendmahl unter beiderlei Gestalt und gab es in ihre Hände. Daraus entstand nun Zwietracht. In den umliegenden Orten und Städten werden die Menschen aus Eilenburg für Ketzer und Ungläubige gehalten. [3] Der Stadtrat schildert im Auftrag der Gemeinde Kf. Friedrich die Situation und bittet um dessen Rat. A B Ed.

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. N 47, fol. 1rv+4v (Ausfertigung). LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. G 300, fol. 49rv (Abschrift). Martin Luther Dokumente, S. 129, 348f., Nr. 87 (Teiledition); Pallas: Reformationsversuch 1, S. 359f., Nr. 1 (Volltext).

Nr. 1451

13. Januar 1522

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[Lauterberg], 13. Januar 1522 (Montag am Achten der Heiligen Drei Könige) Johann von Kanitz an Kf. Friedrich 1451

[1] Johann von Kanitz, Propst des Petersstifts auf dem Lauterberg bei Halle, berichtet Kf. Friedrich, dass es in der letzten Nacht auf die Pfarrei zu Eilenburg, die seinem Kloster untersteht, einen Überfall gab. Dabei wurden die Türen zerstört, Fenster, Öfen und andere Dinge herausgerissen sowie Geschirr und Eigentum gestohlen. Ein Priester, der ein Mitbruder des Kanitz ist, wurde hart geschlagen. Dies dauerte so lange, bis Vertreter des Rates der Stadt Eilenburg sowie der Amtsverweser [Johann Moller] hinzukamen, die Täter vertrieben und einige davon gefangen nahmen.¹ [2] Kanitz bittet Kf. Friedrich, der die christliche Gerechtigkeit liebt, erneut [vgl. Nr. 1445], die Geistlichkeit in Eilenburg zu schützen. Kf. Friedrich soll veranlassen, dass die Übeltäter, die den christlichen Frieden gestört haben, dem Kloster den angerichteten Schaden mit entsprechendem Ersatz erstatten. Der Amtsverweser und der Stadtrat samt der Gemeinde sollen aufgefordert werden, den Pfarrer, seinen Kaplan und die anderen Geistlichen zu schützen. Kanitz wird mit seinen Mitbrüdern für Kf. Friedrich beten.² → 1453 A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. G 300, fol. 47rv (Ausfertigung).

1452 Allstedt, 14. Januar 1522 (Dienstag nach Erhardi) Kf. Friedrich an Haubold von Einsiedel [1] Kf. Friedrich erinnert Haubold von Einsiedel daran, dass er das Schreiben [Nr. 1445] [Johanns von Kanitz], Propst des Petersstifts auf dem Lauterberg, an Kf. Friedrich und die Antwort [Nr. 1448] des Kf. an den Propst kennt. Ebenso ist Einsiedel über die diesbezüglichen Befehle Kf. Friedrichs unterrichtet. [2] Inzwischen traf ein Schreiben [Nr. 1450] des Rates der Stadt Eilenburg ein, das einen ähnlichen Inhalt hat, wie Einsiedel aus der beiliegenden Abschrift entnehmen kann. [3] Da Kf. Friedrich nicht weiß, was Einsiedel in der Zwischenzeit in dieser Sache unternommen hat, teilte er dem Boten des Rates der Stadt Eilenburg mit, dass der Stadtrat sich wegen einer Antwort an Einsiedel wenden soll. Kf. Friedrich wollte keine Antwort geben, die der Handlung durch Einsiedel entgegensteht. Einsiedel soll, wenn er möchte, entweder direkt dem Stadtrat antworten oder diesem sagen, dass er erst Kf. Friedrich unterrichten muss, bevor er dem Stadtrat antworten kann. A B Ed.

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. G 300, fol. 50rv (Ausfertigung). LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. N 47, fol. 2rv (Konzept). Pallas: Reformationsversuch 1, S. 361f., Nr. 3 (Volltext).

1451 ¹ In der Akte LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Ii 106, fol. 3rv ist die Rechnung für die Verköstigung von 13 Gefangenen überliefert, die zwölf Wochen lang festgehalten wurden. ² Am selben Tag bedankte sich Johann von Kanitz beim Rat der Stadt Eilenburg für die Unterstützung gegen die Übergriffe auf die Pfarrei. Zugleich bat er um weiteren Beistand (LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Ii 106, fol. 2r, ediert in: Pallas: Reformationsversuch 1, S. 360f., Nr. 2).

618

15. Januar 1522

Nr. 1453

1453 Allstedt, 15. Januar 1522 (Mittwoch nach Felicis in pincis) Kf. Friedrich an Propst [Johann von Kanitz] des Petersstifts auf dem Lauterberg → 1451 [1] Kf. Friedrich erhielt das Schreiben [Nr. 1451] [Johanns von Kanitz], Propst des Petersstifts auf dem Lauterberg, mit der Nachricht über die Pfarrei Eilenburg. Den Bericht hörte Kf. Friedrich ungern. [2] Kf. Friedrich hatte [Kanitz] mitgeteilt [Nr. 1448], dass er seinen Räten in Eilenburg entsprechende Befehle geben will, was auch geschah. Das jüngste Schreiben [Johanns von Kanitz] übersandte Kf. Friedrich ebenfalls seinen Räten.¹ Bei ihnen soll [Kanitz] um Antwort nachsuchen. Kf. Friedrich missbilligt, dass seine Untertanen angegriffen werden. A Ed.

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. N 47, fol. 3rv (Konzept). Pallas: Reformationsversuch 1, S. 362, Nr. 4 (Volltext).

1454 Nürnberg, 16. Januar 1522 (am 16. Tag Januarii) Hans von der Planitz an Kf. Friedrich [1] Hans von der Planitz teilt Kf. Friedrich mit, dass Ks. [Karl V.] mit dem Siegel [des Reichsregiments] einverstanden ist. [2] Man hört, dass der Ks. nach Spanien reisen will. Ehz. Ferdinand [von Österreich] drängt zur Bekämpfung der Türken. [3] Am 14. Januar teilte Hz. Georg von Sachsen dem Reichsregiment mit, dass sich im Land Meißen Ketzerei ausbreitet. Die Mönche verlassen ihre Klöster, verweigern den Gehorsam, nehmen Frauen und tragen weltliche Kleidung, ohne dafür bestraft zu werden. Auch Priester handeln so. Obendrein haben in Eilenburg zu Neujahr über 200 Menschen, unter denen sich auch Hans von Taubenheim und der Geleitsmann [Johann Moller] befanden, das Abendmahl unter beiderlei Gestalt empfangen. Ein ausgelaufener Mönch [Gabriel Zwilling], der das Abendmahl in Deutsch und ohne Messgewänder feierte, soll sie verführt haben. Er benutze keinen Kelch, sondern zwei vergoldete Becher und gab den Leuten das Sakrament in die Hand. Die Becher hat er nachgefüllt, wenn sie leer waren. Er predigte, dass man vor dem Sakramentsempfang nicht beichten muss und man etwas essen darf. Dringlich bat Hz. Georg darum, die Sache abzustellen. [4] Heute wurde viel darüber geredet. Dabei meinte Planitz, dass ihm diese Vorgänge auch missfallen, er aber keine Ketzerei erkennen kann, da die Mönchsorden erst spät aufkamen, Priester über viele hundert Jahre hinweg verheiratet waren und auch lange unter beiderlei Gestalt kommuniziert wurde. Der Papst und vielleicht auch Konzilien haben das später anders geordnet und können diese Ordnung auch wieder aufheben. Es handelt sich daher bei diesen Vorgängen nicht um Ketzerei, sondern um Ungehorsam. Hz. Georg und Planitz diskutierten nun darüber, bis der Hz. vor Zorn sehr erregt war. Hz. Georg bedauerte Planitz, weil er sein Landsmann ist. Planitz schwieg daraufhin. Dem Anliegen Hz. Georgs wurde mit wenig 1453 ¹ Kf. Friedrich übersandte das Schreiben [Nr. 1451] Johanns von Kanitz am 16. Januar seinem Rat Haubold von Einsiedel [nach Eilenburg], der den Fall regeln sollte, um Aufruhr zu vermeiden (LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. G 300, fol. 51rv, Ausfertigung).

Nr. 1455

17. Januar 1522

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Nachdruck stattgegeben. Die Fürsten werden eine Schrift des Reichsregiments wegen dieser unpassenden Vorgänge erhalten, nach der sie sich richten sollen.¹ A Ed.

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. E 88, fol. 9r–10v (Ausfertigung, eigh., zu eigenen Händen). Aktenstücke zur Wittenberger Bewegung, S. 1–3, Nr. 1 (Teiledition); Wülcker / Virck: Planitz Berichte, S. 67–69, Nr. 29 (Volltext).

1455 Allstedt, 17. Januar 1522 (Freitag Sankt Antoniustag) Kf. Friedrich an Hz. Johann [1] Kf. Friedrich erhielt heute das Schreiben Hz. Johanns vom 10. Januar und will über die Äußerung Johanns nachdenken, so wie auch Johann sich eine Meinung über die Supplikation der Leute von Meerane bilden soll, die Friedrich ihm beiliegend in Abschrift mitschickt. [2] Zudem entnahm Kf. Friedrich dem Schreiben Hz. Johanns, dass das Treffen der ernestinischen und albertinischen Räte in Naumburg wegen des Burggrafentums zu Magdeburg und Salzgrafenamts zu Halle stattfinden wird [vgl. Nr. 1447]. Kf. Friedrich begrüßt die Beratung dieser Angelegenheit und die Erstellung eines Entwurfs eines Ausschreibens gegen Fluchen [und Gotteslästerung]. Sollten aber andere Sachen durch [Hz. Johann d. J. und Hz. Friedrich d. J. von Sachsen] eingebracht werden, sind diese abzulehnen, weil sie nicht im Abschied enthalten sind, den die ernestinischen Räte mit Hz. Georg von Sachsen in Saalfeld erzielten [vgl. Nr. 1438]. [3] Wegen des Rätetreffens haben auch Hz. Heinrich, [Hz. Johann d. J. und Hz. Friedrich d. J.] von Sachsen an Kf. Friedrich geschrieben. Eine Abschrift seiner Antwort schickt Friedrich an Johann mit und entschuldigt sich für die zeitliche Verzögerung, die aufgrund seiner Reisen zustande kam. A

SächsHStA Dresden, 10024 Geheimer Rat (Geheimes Archiv), Loc. 09650/04, unfol., 2 Bl. (Konzept).

1456 Allstedt, 19. Januar 1522 (Sonntag nach Sankt Antonientag) Kf. Friedrich an Hz. Johann d. J. und Hz. Friedrich d. J. von Sachsen [1] Kf. Friedrich erhielt das Schreiben der Hze. Johann d. J. und Friedrich d. J. von Sachsen im Streitfall zwischen dem Augustinerinnenkloster Brehna und Georg von Schönfeld wegen einer Viehtrift. [2] Angaben zum Sachverhalt werden sie wohl dem letzten Schreiben [Nr. 1443] des Kf. und dem Bericht [Nr. 1436] des Bitterfelder Amtmanns [Fabian von Bresen] entnommen haben. Das vom Kloster gepfändete [Vieh] wurde laut 1454 ¹ Kf. Friedrich bedankte sich am 3. Februar 1522 bei Planitz für dessen Briefe vom 16. und 21. Januar [Nr. 1458]. Ihm war inzwischen das angekündigte Schreiben [Nr. 1457] des Reichsregiments zugekommen, auf das er angemessen antworten wollte (LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. E. 88, fol. 19rv, ediert in: Wülcker / Virck: Planitz Berichte, S. 77f., Nr. 33).

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20. Januar 1522

Nr. 1457

dem Bericht des Amtmanns dem Kloster gewaltsam wieder abgenommen und aus dem Kurfürstentum geführt, was Georg von Schönfeld eingestand. Das Kloster übt sein Recht aus, was aus Sicht Kf. Friedrichs angemessen ist, dan wer recht gebraucht, thut nit unrecht. [3] In der Gerichtssache wird Georg von Schönfeld selbst wissen, was zu tun ist. Der Kf. sieht sich aufgrund der Sachlage nicht veranlasst, in der Angelegenheit einen Befehl zu erlassen, was ihm die Hze. nicht unfreundlich auslegen sollen. A B

SächsHStA Dresden, 10024 Geheimer Rat (Geheimes Archiv), Loc. 08384/01, fol. 6rv (Ausfertigung). LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. A 226, fol. 37rv (Konzept).

1457 Nürnberg, 20. Januar 1522 (am zwanzigsten Tag Januarii) Der ksl. Statthalter Pfgf. Friedrich II. bei Rhein und andere verordnete Räte des Reichsregiments: Mandat [1] Pfgf. Friedrich und andere verordnete Räte des Reichsregiments haben erfahren, dass neuerdings etliche Priester gegen die hergebrachte Ordnung und den Brauch der christlichen Kirche handeln, indem sie ohne die liturgischen Gewänder zelebrieren, Änderungen an den Zeremonien vornehmen und deutsch singen. [2] Das Abendmahl reichen sie ohne die notwendige Vorbereitung durch Beichte und Buße auch denjenigen, die nicht nüchtern kommen. Zudem geben sie den Laien das Blut Christi, teils verwenden sie dazu nicht einmal einen Kelch. Sogar an Kinder teilen sie das Sakrament aus. [3] Etliche Personen haben Priester behindert, welche die Messe nach altem Brauch halten wollten. Mönche und Nonnen werden dazu gedrängt, die Klöster zu verlassen und in den weltlichen Stand zu treten. Einige dieser entlaufenen Ordenspersonen und andere Geistliche sollen Ehen eingegangen sein. [4] Der rasche Einbruch solcher Neuerungen verursacht unter den Christen Irritationen und Unglaube. Gerade in Fragen, die das Seelenheil betreffen, sollte nicht vorschnell und leichtfertig gegen die kirchliche Ordnung gehandelt werden. [5] Damit sich diese schädlichen Neuerungen nicht etablieren, halten der Statthalter und die Regimentsräte es für notwendig, dass die adressierten Fürsten dagegen vorgehen. Dies ist leicht möglich, da sich die Missstände noch nicht allzu weit ausgebreitet haben. [6] Statthalter und Räte bitten die Fürsten daher, solche Neuerungen bei hoher Strafe zu verbieten und durch geschickte Prediger von der Kanzel davor warnen zu lassen, gegen den kirchlichen Brauch zu handeln, bevor eine allgemeine Versammlung der Reichsstände oder ein Konzil darüber entschieden hat. Diejenigen, die bereits Neuerungen eingeführt haben, sollen zurechtgewiesen und gegebenenfalls bestraft werden. Die Adressaten tun damit ein christliches Werk, das Gott belohnen wird. A B C

SächsHStA Dresden, 10024 Geheimer Rat (Geheimes Archiv), Loc. 10299/08, fol. 47rv+48/2rv (Ausfertigung, Exemplar Hz. Georgs von Sachsen). LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. N 25, fol. 5rv+7r (Abschrift, nach dem Exemplar Bf. Johanns VII. von Meißen). LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. N 25, fol. 9r–11v (Abschrift, nach Überlieferung B).

Nr. 1458

21. Januar 1522

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ABKG 1, S. 250–252, Nr. 288 (Volltext, nach Überlieferung A); Sammlung vermischter Nachrichten 4, S. 298–302, Nr. III (Volltext, nach dem Exemplar Bf. Johanns VII. von Meißen); Jenaer Lutherausgabe dt. 2, fol. 177r–178v (Volltext, nach dem Inserat in einem Mandat Bf. Philipps von Freising vom 24. Februar 1522). Bem. Das Mandat erging an Kf. Friedrich, Kf. Joachim von Brandenburg, Hz. Georg von Sachsen, Bf. Johann VII. von Meißen, Bf. Adolf von Merseburg sowie Bf. Philipp von Freising, Administrator des Bistums Naumburg, möglicherweise auch an weitere Fürsten (vgl. RTA.JR 3, S. 21–23). Kf. Friedrich erhielt durch Bf. Johann VII. von Meißen zudem eine Abschrift von dessen Exemplar (Überlieferung B, vgl. Nr. 1471). Ed.

1458 Nürnberg, 21. Januar 1522 (am XXI. Tage Januarii) Hans von der Planitz an Kf. Friedrich [1] Hans von der Planitz unterrichtet Kf. Friedrich über aktuelle Nachrichten, wie die Wahl Papst Hadrians VI. und den Tod Kg. [Manuels I.] von Portugal. [2] Friedensverhandlungen zwischen Ks. [Karl V.] und Kg. [Franz I.] von Frankreich. [3] Vor wenigen Tagen kam Christoph von Stentzsch, Sohn Bernhards von Stentzsch, auf seiner Reise nach Italien durch Nürnberg. Er teilte Dietrich von Techwitz mit, dass [Georg] Pusch von Bf. [Johann VII. von Meißen] oder Hz. [Georg von Sachsen] heimlich nach Rom geschickt wurde. Planitz und Techwitz vermuten, dass es um die das Marienstift Wurzen betreffenden Dinge geht, die sie Kf. Friedrich bereits mitgeteilt haben [vgl. Nr. 1370]. [4] Weitere Nachrichten und Gerüchte. A Ed.

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. E 88, fol. 11r–12v (Ausfertigung, eigh., zu eigenen Händen). Wülcker / Virck: Planitz Berichte, S. 69f., Nr. 30 (Volltext).

1459 [Kf. Friedrich] und [Hz. Johann]: Instruktion

[vor 22. Januar 1522]

[1] [Kf. Friedrich] und [Hz. Johann] weisen an, was ihre Räte in Naumburg am 22. Januar in folgenden Punkten verhandeln sollen: [2] Schönburgische Bergwerke. [3] Gotteslästerung und Fluchen. [4] Subsidium. [5] Eichsfelder Angelegenheit. [6] Münzangelegenheit. [7] Burggrafentum zu Magdeburg und Salzgrafenamt. [8] Missbräuche im Glauben. [9] Bergwerksangelegenheiten. [10] Unterredung mit dem Rat der Stadt Naumburg wegen eines Pferdes. [11] Münzangelegenheiten. A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. A 226, fol. 25r–28r, ediert wird fol. 25v und 27v (Konzept).

[3] Gotslesterung unnd fluchen belangendt: Sollen sich die rethe eins ausschreibens unnd notel vereinigen unnd dergestalt, damit darob gehalten werde.

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22. Januar 1522

Nr. 1460

[4] Das subsidium betreffendt: Soll die copei des mentzischen mandats¹ den herczog Jorgischen² gezaigt werden, angesehn, das das nit weniger irer f. g.³ pfaffheit dan meiner gt. unnd g. hern⁴, ob man sich mit dem landtgraffen⁵ betagen will. Ader aber, dieweil seiner pfafhait halben das mandat vorkundigt unnd etzlicher maß sein crafft erraicht, ab man sich sunst mit inen eins weges voreinigen wolt, unnd sunderlich, das doctor Groß⁶, ßo von der vorigen sachen wissen hadt, darzu gezogen werde. [8] Des misbreuch halben des glaubens.⁷

1460 Naumburg, 22. Januar 1522 (Mittwoch nach Sankt Agnestag) Friedrich von Thun, Johann von der Sachsen, Hans von Werthern, Cäsar Pflugk zu Eythra, Dietrich von Witzleben, Andreas Pflugk zu Knauthain, Günther von Bünau zu Breitenhain: Protokoll [1] Die Räte Hz. Johanns, Friedrich von Thun und Johann von der Sachsen, und die Räte Hz. Georgs von Sachsen, Hans von Werthern, Cäsar Pflugk zu Eythra, Dietrich von Witzleben und Andreas Pflugk zu Knauthain, sowie der Rat Hz. Heinrichs von Sachsen, Günther von Bünau zu Breitenhain, trafen am 21. Januar in Naumburg ein. Am 22. Januar verhandelten sie folgende Punkte¹: [2] Salzgrafenamt zu Halle und Burggrafentum zu Magdeburg. [3] Eichsfelder Angelegenheit. [4] Schönburgische Angelegenheit. 1459 ¹ ² ³ ⁴ ⁵ ⁶ ⁷

Mandat Kard. Albrechts, Ebf. von Mainz. Räte Hz. Georgs von Sachsen. Hz. Georg von Sachsen. Kf. Friedrich und Hz. Johann. Lgf. Philipp von Hessen. Donatus Groß. Weitere Ausführungen zu diesem Punkt enthält die schriftliche Instruktion nicht. Zum Vorgehen in dieser Sache wurde offensichtlich der Vorschlag Gregor Brücks [Nr. 1449 Punkt 5] umgesetzt [vgl. Nr. 1460 Punkt 7].

1460 ¹ Das Protokoll der albertinischen Räte weist im Vergleich mit dem Protokoll der Weimarer Überlieferung einige Unterschiede auf, die über sprachliche Abweichungen hinaus auch die Reihenfolge und Vollständigkeit der Verhandlungspunkte sowie inhaltliche Angaben zu einzelnen Verhandlungspunkten betreffen (SächsHStA Dresden, 10024 Geheimer Rat [Geheimes Archiv], Loc. 09649/01, fol. 155r–160r, Reinschrift, ebd., Loc. 09650/02, fol. 48r–55v, Reinschrift, teilweise ediert in: ABKG 1, S. 252f., Nr. 289). Nach der Einleitung in das Protokoll mit der Information, dass Friedrich von Thun und Johann von der Sachsen als Räte Hz. Johanns, Hans von Werthern, Cäsar Pflugk, Dietrich von Witzleben und Andreas Pflugk als Räte Hz. Johanns d. J. und Hz. Friedrichs d. J. von Sachsen sowie Günther von Bünau als Rat Hz. Heinrichs von Sachsen in Naumburg miteinander verhandelten, folgen die Punkte Salzgrafenamt zu Halle, braunschweigisch-lüneburgische Streitigkeiten, Eichsfelder Angelegenheit, schönburgische Angelegenheit, Gotteslästerung, Münzangelegenheit und Erfurter Angelegenheiten.

Nr. 1460

22. Januar 1522

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[5] Schreiben an Ks. [Karl V.] wegen der braunschweigisch-lüneburgischen Streitigkeiten. [6] Münzangelegenheit. [7] Ketzerei. [8] Subsidium. [9] Münzangelegenheit. A B

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LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. A 226, fol. 31r–36v (Reinschrift). LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. A 226, fol. 19r–24v (Konzept).

[7] Ketzerey: Anzuzcaigen, was uncristlicher handlung in der fursten von Sachssen landen entstedt, gehandelt unnd gebraucht wirt. Item das die monche irer profession, aide unnd glubde vergessen, aus den clostern geen, yren habit ablegen und im lande gelieden werden. Item das dieselbigen unnd ander wider die aussatzung der heyligen messen predigen unnd dieselb verfolgen. Item das sie das volck durch ire predigen raiczen, anhalten unnd bewegen, das sie under beder gestalt communiciren und das sacrament empfahen unnd nicht beichten durffen. Item das die pfaffen eeliche weiber nehmen. Item essen am freytag fleisch und vil ander uncristlicher werck, nemlich, das sie die gemalten heyligen zerhauen, die Anthonier, des heiligen geistes botschafften, mit steinen werffen. So solchs alles zuvor geubt, hadt man dieselben vor ketzer geschulten. Darauff haben herczog Johannsen rethe gewilliget, solchs an irn hern zebringen.² [8] Subsidium: Das subsidium belangendt, ist fur gut angesehen, das allerseits unser gst. unnd gnedig hern dem lantgrafen³ zuschreiben hetten, etzliche seiner f. g. gelerte rethe, der sachen verstendig, auch etzliche von der geistligkait seins furstenthumbs, die der andern aller volmacht hetten, auff II tagk zu Erffurdt zuerscheinen. Desgleichen unser gst. und g. hern ire rethe und von geistlichen auch verorden wolten, von den sachen noturfftiglich zuratschlagen unnd zuentschlissen, wie sie solcher beschwerung sich aufhalten mochten. Auch eine anlag unter inen zemachen, damit solche sachen destergerincklicher ausgefurt werden mochten. Doctor Donatus Gros hadt gesagt, es sey vor ein instruction in dergleichen sache gemacht, die werd man in der cantzley haben, 1460 ² Dieser Verhandlungspunkt lautet im albertinischen Verhandlungsprotokoll (SächsHStA Dresden, 10024 Geheimer Rat [Geheimes Archiv], Loc. 09649/01, fol. 159r): „Lesterung gotes belangende: Als man von der lesterunge gottes und andern uncristlichen hendel zcu reden wurden, ist von hertzog Johansen reten begert, ihn anzcuzceigen, was die selbten uncristlichen hendeln weren. Unde wie wol ihn die selbtigen uffinwar und kunth, dennoch haben hertzog Georgen rete in die selbtigen wie hir folget angezceichet: Item das die monche widder ire profession, eide und gelubde aus den clostern gehen, iren habit abthuen und ihm lande geliden werden. Item das die selbten und andere wider die aussatzung der heiligen messen predigen und die selbt vorfolgen. Item das sie das volck durch ire predigen raitzen, anhalden und bewegen, das sie under beider gestalt communiciren und das sacrament enphaen und nicht beichten dorffen. Item essen am freitag fleisch und vil ander uncristlicher wergk, nemlich, das sie die gemhalten heiligen zcuhauen, die Anthoniren des heiligen geists bothschafft mit steinen werffen. Item das die pfaffen eliche weyber nehmen. So sulchs alles zcuvor geubet, hadt man die selbten vor ketzer geschulden. Daruff haben hertzogk Hansen rete bewilligt, sulchs an iren fursten zcu gelangen lassen.“ ³ Lgf. Philipp von Hessen.

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25. Januar 1522

Nr. 1461

wo aber die nicht vorhanden, wist er sich dernoch wol zuerinnern, und gefal ime wol, das sich die lande zusamen schlaen, dan man het sich des subsidiumbs mit recht wol auffzehalten. 1461 Ks. Karl V. an Kf. Friedrich

Brüssel, 25. Januar 1522 (am XXV. Tag Januarii)

[1] Ks. Karl V. bezweifelt nicht, dass Kf. Friedrich von der Wahl des neuen Papstes [Hadrian VI.] bereits unterrichtet wurde und er diese Nachricht erfreut aufnahm. Dennoch möchte Ks. Karl dem Kf. seine eigene Freude darüber mitteilen, zumal jetzt sowohl der Kaiser als auch der Papst als Oberhäupter und Lichter der Welt aus der deutschen Nation stammen. [2] Ks. Karl war betrübt über den plötzlichen Tod Papst Leos X. [am 1. Dezember 1521], der sein Verbündeter war. Seinen Wunsch nach einem geeigneten Nachfolger hat Gott nun mit der einhelligen Wahl [Hadrians] durch das Kardinalskollegium erfüllt. [3] Ks. Karl fordert Kf. Friedrich als Glied der christlichen Kirche und des Heiligen Reiches auf, Gott dafür zu danken. Es ist jetzt die richtige Zeit, das bessere Wohlergehen der Christenheit und des Reiches zu erlangen. Ks. Karl hofft, dass sich in Kürze das Wort Gottes erfüllt, dass ein Hirte und ein Stall und die Menge der Völker zu Gott bekehrt werden.¹ A Ed.

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. E 87, fol. 3r–4v (Ausfertigung). Hildesheimer Stiftsfehde, S. 905f. (Regest mit Teiledition).

1462 Nürnberg, 28. Januar 1522 (28. Tag Januarii) Hans von der Planitz an Kf. Friedrich [1] Hans von der Planitz bestätigt den Eingang eines Briefes Kf. Friedrichs vom 17. Januar. Verhandlungen im Reichsregiment und ausstehende Gutachten Hz. Georgs [von Sachsen] und Bf. [Georgs III.] von Bamberg. [2] Unterhalt des Reichsregiments. [3] Ausschreibung des Landfriedens. [4] Planitz hat Kf. Friedrich bereits mitgeteilt, dass dieser am 2. März im Reichsregiment sein soll. Kf. Friedrich wird auch ein Schreiben [Nr. 1457] erhalten wegen des Abendmahls unter beiderlei Gestalt, dem Austreten der Mönche aus ihren Klöstern und der Verheiratung von Priestern [vgl. Nr. 1454]. Planitz hofft, dass sein Brief vor dem des Reichsregiments bei Kf. Friedrich eintrifft. Über die unschickliche Form der Abendmahlsfeier wird hier viel diskutiert. Hz. Georg zeigte Planitz ein Schreiben, in dem darüber berichtet wurde, dass man das Sakrament den Leuten in die Hand gegeben hat, die unwürdig damit umgingen.¹ Gabriel [Zwilling] soll auf dem Schloss in Eilenburg 1461 ¹ Anspielung auf Jer 31,10. 1462 ¹ Es könnte sich um die drei Augenzeugenberichte handeln, die der Kanzler des Bf. von Meißen, Georg von Rotschitz, erhalten und die dieser abschriftlich an Hz. Georg von Sachsen weitergeleitet hatte. Sie sind ediert in: Seidemann: Erläuterungen zur Reformationsgeschichte, S. 36–41.

Nr. 1463

[vor 1. Februar 1522]

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gepredigt haben, dass die Buße nicht notwendig ist, weil dem Menschen die Sünden vergeben werden, sobald er sie begangen hat. Christus ist das Lamm der Welt und andere Dinge soll er gesagt haben. Die Kunde über die Vorgänge hat sich rasch verbreitet, weil Hz. Georg den Bericht vielen Menschen zeigt. Hz. Georg lehnte diese Vorgänge ab. Er sagte, dass der Ertrag der Bergwerke gesunken ist, seit Luther seine Predigt begonnen hat und keiner ihm verbietet, so zu lehren und zu schreiben. Planitz widersprach Hz. Georg erneut, da er wissen muss, wie es auf dem Schneeberg und in Annaberg gehalten wird. An allen Orten wäre eine bessere Ordnung notwendig. Die Schuld dafür kann man nicht Luther geben. Hz. Georg weiß auch, dass Luther [Anfang Dezember 1521] mit drei Pferden sowie in weltlicher Kleidung und mit verwachsener Tonsur und Bart in Wittenberg war. Darüber spricht Hz. Georg, wie auch Bf. [Georg III.] von Bamberg, häufig. [5] Ankunft weiterer Vertreter beim Reichsregiment. [6] Vorgehen des Reichsregiments gegen Bf. [Konrad II.] von Würzburg wegen Georg Raminger. [7] Hofgesinde Hz. Georgs [von Sachsen] und Stechzeug. [8] Aktuelle Nachrichten aus Ungarn, der Schweiz und Frankreich. [9] Nachschrift: Stechzeug. A Ed.

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. E 88, fol. 13r–16v (Ausfertigung, eigh., zu eigenen Händen). Wülcker / Virck: Planitz Berichte, S. 71–75, Nr. 31 (Volltext).

1463 [Leisnig], [vor 1. Februar 1522] Georg von Kitzscher und Bgm., Rat und Gemeinde zu Leisnig an Kf. [Friedrich] [1] Der Amtmann Georg von Kitzscher sowie Bgm., Rat und Gemeinde zu Leisnig teilen Kf. [Friedrich], der ihnen wegen des in der Pfarrei geschehenen Frevels einen Befehl erteilt hatte, Folgendes mit: [2] Ihr Pfarrer hat, wie dies bei ihnen schon lange üblich ist, einen Prediger angestellt, der die Gemeinde grob anredete, wohl um sie zu zwingen, mehr Geld für Zeremonien zu geben. [3] Die Gemeinde bat den Rat, über dieses nicht zeitgemäße Verhalten mit dem Pfarrer zu sprechen. Der Pfarrer antwortete, dass Sünde gestraft werden muss. Der Rat verwies auf das Evangelium und die Lehre der Propheten und Apostel. [4] Der Prediger wandte sich danach in seinen Predigten gegen den Pfarrer sowie gegen die Mönche. [5] Daraufhin stürmten einige Personen die Pfarrei. Eine Verfolgung durch den Rat blieb erfolglos, er will aber zukünftig dafür sorgen, dass so etwas unterbleibt. [6] Der Zorn der Gemeinde geht auf Anmaßungen von Rechten durch die Mönche [des Zisterzienserklosters Buch] zurück. [7] Amtmann, Bgm., Rat und Gemeinde bitten Kf. [Friedrich] darum, sie mit einem weltgeistlichen Pfarrer zu versehen, der das Evangelium predigen kann. Sie überschicken außerdem eine Schrift mit weiteren Gebrechen zwischen ihnen und dem Pfarrer. A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Ll 532, fol. 1r–2r (Abschrift).

[1] Durchlauchtigster, hochgebornner furst und hern, euhern churfurstlichen gnaden seinth unser underthenige, willige dinst allezceith zuvor etc. Auff e. ch. f. g.

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[vor 1. Februar 1522]

Nr. 1463

bevelh, dem ampthman unnd uns gethan, den frevel unnsers pfarres belanghende, fugen wir e. ch. f. g. underthenigklich wissen dieße meynung. [2] Es hath unnser pfar einen prediger gehabt, der die leuthe groplich uff dem predistul vorhont. Als es eine langhe zceith bey uns ist gewoneth gewest, das er und ander pfar haben ire prediger auffs volgk zu predigen geweyst, do mit sie villeycht gemeynth, das volgk zu zwinghen, yn dester mher zu opffern, begengknis, vigilien, messen, bruderschafften zu bestellen. [3] So aber die zceith solchs nymmer leyden wil, ist die gemeine vorm rathe erschynnen, in gebethen, das es der rath mit dem pfar reden wolde, welches geschen, hath der pfar geanthworth, man muste dennoch sunde straffen. Hir auff im der rath gesagt, wue man seunde mith dem heyligen ewangelio adder der heyligen propheten und apostel lere straffen wurde, do widder wurde sich kein vorstendiger seczen. [4] Do nue der prediger gemargkt, das er der gemeyne ungonst und des rats durch solch leychtfertige predigen erlangt, villeycht keynen adder geringhen lon vom pfar hir umb entpfanhen, hat sich die sache wunderlich umb gebarth, das der selbige so lesterlich hefftigk dingk auff dem pfarher und bettel monnich gepredigeth, das solchs zu langhe zu schreyben were. Under andern wortten gesagt, es zcymme eynem monniche nicht, eyne pfar zu regiren, man solle eyne hesels speycze nhemen und an underlas die monniche ins closter schmeyssen. [5] Hir auff sich villeycht lose gesellen auff zwue nacht voreynth und im die pfar gestormeth, hynder unserm wissen und willen, das goth weyß unnd wir worlich keynen gefallen hir ynne haben, wie wol wir ein mal mith gerichte nach gevolgt, haben sie sich behengdigklich vorstohelen, den es bey der nacht gewest, wollen es aber hyn forder mith mogelichen vleys in thorm und sonst vorwaren, das es forder keyne noth sol haben, der gemeyn der halben solchen auffrur bey leybe und guth verbothen. [6] Das aber die gemeyne so grymm und zcornigk auff die monnich seyn, sol e. ch. f. g. nicht gros wundern. Es ist nicht vil uber funffzcen jaren, das dye monnich mith der stadt an spynnen umb die schul, altario, kirchnerey zuvorleyhen, hat dis mal der rath mith der gemeyne uber funffhundert gulden vorlediget, das man alles, so es vonnothen, aus den statregister beweyßen mochte, des sye keynen grundt aber fug hatten. Ob solchs die gemeyne nicht smherczen solth, bitten wir des e. ch. f. g. zu beherczigen. Besurgen, das swerlich die gemeyne mith den monnichen in guthe eynigkeyt komme, so sye solchen vorlust gedencken und die warheyth an tagk kometh, was ir heyliges leben gewirgkt. [7] Der halben e. ch. f. g. bith der ampthman, der rath und gancze gemeyne mith hochem vleyß underthenigklich unnd demuttigklich, e. ch. f. g. wollen uns mith eynem wertlichem pfar, der do selbst das ewangelium predigen kan, genegdigklich vorsehen laßen. Das wert der ewige, guttige goth e. ch. f. g. ungezweyffelich hochlich belohenen. Andere redeliche gebrechen, die der rath und gemeyne widder unnser pfar haben mith ein

Nr. 1464

1. Februar 1522

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gelegther schrifft neben dyeßer entschuldigung.¹ E. ch. f. g. bitten wir, die selbige in gnaden anzunhemen mith erbitung, e. ch. f. g. allezceit mith leybe und guth underthenigklich zuvordienen etc.²

1464 Nürnberg, 1. Februar 1522 (am ersten Tag Februarii) Hans von der Planitz an Kf. Friedrich [1] Hans von der Planitz erhielt einen Brief Kf. Friedrichs vom 24. Januar. Die Briefe an Ks. [Karl V.] hat Planitz weitergeleitet. [2] Nachrichten über Reisen Ks. [Karls V.] und Ereignisse in Mailand. [3] Stechzeug. [4] Herberge der Fürsten in Nürnberg. [5] Anton Tucher teilte Planitz heute verschiedene Nachrichten zum Auszug der Schweizer aus Mailand und einer Gesandtschaft Kg. [Franz I.] von Frankreich zu den Schweizern mit. [6] Über die kirchlichen Veränderungen in Kursachsen wird weiterhin diskutiert. Hz. Georg [von Sachsen] sorgt dafür, dass das Interesse daran nicht nachlässt. A Ed.

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. E 88, fol. 17r–18v (Ausfertigung, eigh., zu eigenen Händen). Wülcker / Virck: Planitz Berichte, S. 75–77, Nr. 32 (Volltext).

1463 ¹ Die beiliegende Schrift enthält vier Beschwerdeartikel. Zum ersten ist die Pfarrei durch den Kf. ausreichend ausgestattet, um einen Pfarrer, einen Prediger und einen Kaplan zu unterhalten, weshalb kein Grund besteht, weiteres Geld von den armen Leuten zu erlangen. Zum zweiten ist der Pfarrer ein Mietling, der jährlich 14 silberne Schock an das Zisterzienserkloster Buch bezahlen muss. Deshalb bleibt zu wenig Geld für den Prediger und Kaplan, weshalb diese die Gemeinde zu weiteren Zahlungen veranlassen wollen. Dies ist nicht nötig, wenn kein Geld nach Buch gegeben werden muss, wo die Mönche ohnehin reicher sind als die Menschen in Leisnig. Drittens hat ein als Pfarrer tätiger Mönch namens Doktor Mose gegenüber dem alten Schosser Niklas Nerche geäußert, dass man den Leuten das Geld entziehen muss. Damals beschwerten sich viele Bürger über die verlangten Zinszahlungen. Die Leisniger wollen die Zinsen zahlen, wenn diese durch Lehnsbriefe festgesetzt sind, vermuten aber, dass viele durch das Kloster hinterlistig erlangt wurden. Zum vierten hat der Pfarrer eine neue Bruderschaft gegründet, die der Kirche viel Geld entzieht, das zum Erhalt der Brücke benötigt wird. Die Mitglieder sollten sich beim Messopfer durch ein brennendes Licht identifizieren, wodurch andere, auch alte Bürgermeister und Ratsherren, die der Bruderschaft nicht angehörten, bloßgestellt und schließlich in der Predigt verhöhnt wurden (LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Ll 532, fol. 3r–4v, Abschrift). ² Am 1. Februar 1522 antwortete Kf. Friedrich dem Amtmann Georg von Kitzscher und dem Rat zu Leisnig und bestätigte den Eingang ihres Schreibens, welches er berücksichtigen wollte, falls sich der Abt [Antonius Dietz] des Zisterzienserklosters Buch oder der Pfarrer zu Leisnig in dieser Angelegenheit wieder an ihn wenden sollten (LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Ll 532, fol. 5rv, Konzept).

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2. Februar 1522

Nr. 1465

1465 Nürnberg, 2. Februar 1522 (am Tag Purificationis Marie) Hz. Georg von Sachsen an Kf. Friedrich [1] Hz. Georg von Sachsen erhielt am 1. Februar das Schreiben¹ Kf. Friedrichs aus Weimar vom 24. Januar, in dem dieser sich nach gegen ihn gerichteten Bestrebungen (practiken) erkundigte. [2] Hz. Georg weiß davon nichts. Allerdings berichten sächsische Händler und andere von Missbräuchen gegen Gott, die Heiligen, die Kirche und die kirchlichen Gesetze in den kfl. Städten Wittenberg, Eilenburg, Schmiedeberg und Lochau. Anstifter sollen der noch in Eilenburg befindliche Gabriel [Zwilling], [Andreas] Karlstadt sowie Philipp Melanchthon sein.² [3] Sie verhalten sich noch schlimmer als die Böhmen, die man zu Recht Schismatiker nennt. Viele reagieren mit Bedauern und Unverständnis darauf, dass Kf. Friedrich so etwas in seinem Land duldet. Dem Kf. kann daraus kein Ruhm, sondern nur Ärger entstehen, was Georg nicht wünscht. Was man Hz. Georgs Großvater, dem böhmischen Kg. Georg [von Podiebrad], nicht verziehen hat, wird man kaum bei Kf. Friedrich dulden. [4] Hz. Georg bittet Kf. Friedrich, als christlicher Fürst des Reichs aufzutreten und gegen die ausgelaufenen Mönche und abtrünnigen Geistlichen vorzugehen, solange nicht ein allgemeines Konzil über die Änderung der kirchlichen Zeremonien entschieden hat. Dadurch wird er sich Ansehen und Lob vor Gott und den Menschen erwerben. → 1509 A B C D Ed.

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. N 32, fol. 13r–14v (Ausfertigung, eigh., zu eigenen Händen). SächsHStA Dresden, 10024 Geheimer Rat (Geheimes Archiv), Loc. 10299/07, fol. 14r–15v (Konzept, eigh.). LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. N 32, fol. 15r–16r (Abschrift). LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. N 32, fol. 68v–70v (Abschrift). ABKG 1, S. 260–262, Nr. 293 (Volltext); Seidemann: Beiträge zur Reformationsgeschichte 1, S. 183–185, Nr. 5 (Volltext, nach Überlieferung B).

1466 [Haubold von Einsiedel]: Notiz

[2. Februar 1522]

[1] [Haubold von Einsiedel] gibt den Inhalt seines Briefes, den er am 2. Februar an [Kf. Friedrich] schrieb, im Folgenden wieder: [2] [Einsiedel] übermittelte dem [Kf.] das Schreiben¹ Christian [Beyers] wegen der Messordnung in Wittenberg. [3] Die unge1465 ¹ SächsHStA Dresden, 10024 Geheimer Rat (Geheimes Archiv), Loc. 10299/07, fol. 56rv (Ausfertigung), ediert in: ABKG 1, S. 258, Nr. 291. ² Hans von der Planitz hatte Kf. Friedrich bereits am 28. Januar 1522 berichtet [Nr. 1462], dass Hz. Georg Nachrichten über die Vorgänge in Wittenberg und Eilenburg erhalten hat. 1466 ¹ Christian Beyer teilte am 25. Januar 1522 Haubold von Einsiedel mit, auf welche Punkte sich Universität und Rat zu Wittenberg wegen des Messehaltens in der Pfarrkirche, der Versorgung der Armen in der Stadt aus einem Gemeinen Beutel und des Abnehmens der Heiligenbilder in der Pfarrkirche geeinigt haben (LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. O 225, fol. 101rv, Abschrift, ediert in: Müller: Wittenberger Bewegung, S. 174f., Nr. 75).

Nr. 1467

3. Februar 1522

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stümen Predigten [Andreas] Karlstadts und Gabriel [Zwillings] veranlassten [Einsiedel], [Beyer] zu sich zu bitten. Sie einigten sich darauf, wie der Rat [der Stadt Wittenberg] vorzugehen hat. Den Entwurf eines entsprechenden Schreibens schickte [Einsiedel] dem [Kf.]. Außerdem sandte er dem [Kf.] einen Bericht von Christian [Beyer] in derselben Angelegenheit. [4] [Einsiedel] zeigte [Kf. Friedrich] an, dass im Augustinereremitenkloster Wittenberg nicht mehr als fünf oder sechs Mönche sind. [5] Ebenso teilte er mit, dass die Verhandlungen (der sunlich tag) zwischen dem Propst [Johann von Kanitz des Petersstifts auf dem Lauterberg] und den Gefangenen ergebnislos blieben,² daher soll am 5. Februar der peinliche tag stattfinden [vgl. Nr. 1451]. [6] Erstellung von Urteilen durch Doktoren [der Universität Wittenberg]. [7] In der Angelegenheit des Mannes, der vom Diener des Propstes geschlagen wurde, gab der Propst eine ausschweifende Antwort. Nähere Erkundigungen sind daher nötig, die dann dem [Kf.] mitgeteilt werden sollen. [8] Lehnsbriefe. [9] Antwort an die Leute aus Meerane. A Ed.

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. O 225, fol. 1rv (Reinschrift, eigh.). Pallas: Reformationsversuch 2, S. 57f., Nr. 6 (Teiledition, bietet die Punkte [5] bis [9]); Aktenstücke zur Wittenberger Bewegung, S. 8f., Nr. 4 (Teiledition, bietet die Punkte [1] bis [4], nach Müller); Müller: Wittenberger Bewegung, S. 177, Nr. 80 (Teiledition, bietet die Punkte [1] bis [4]).

1467 3. Februar 1522 (Montag nach Purificationis) Räte [Kf. Friedrichs] und Hz. Johanns: Abschied [1] Die Räte [Kf. Friedrichs] und Hz. Johanns verhörten am 3. Februar einerseits den Abt [Petrus Kemnitz] des Zisterzienserklosters Pforta und andererseits den Amtmann zur Wartburg Hans von Berlepsch, den [Schultheißen zu Eisenach] Johann Oswald sowie den Vorsteher des Zisterzienserinnenklosters Eisenach Peter [Lauterbach] wegen angemaßter Rechte des Abts, das Kloster Eisenach zu visitieren, und weiterer Irrungen.¹ [2] Auf Befehl [Kf. Friedrichs] und Hz. Johanns ist beiden Streitparteien mitgeteilt worden, dass ihnen von Hz. Johann eine Entscheidung übermittelt wird, sobald die derzeit abwesenden Räte, die bisher mit der Sache befasst waren, zurück am Hof Hz. Johanns sind [vgl. Nr. 1618]. A Ed.

LATh – HStA Weimar, EGA, Kop. A 3, fol. 3r (Abschrift). Urkundenbuch des Klosters Pforte, S. 450, Nr. 611 (Regest mit Teiledition).

1466 ² Am Rand ergänzte Haubold von Einsiedel die Namen Wolf Bendorf, Wolf Pack und Hans Kanitz. 1467 ¹ Vgl. zu den Streitigkeiten ein weiteres, undatiertes Schreiben des Abts in: Urkundenbuch des Klosters Pforte, S. 449f., Nr. 610.

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[vor 7. Februar 1522]

1468 Hz. Johann: Ausschreiben

Nr. 1468

[vor 7. Februar 1522]

[1] Hz. Johann erinnert an die Ordnung gegen unnützes Schwören und Gotteslästerung, die [im Jahr 1513] durch Kf. Friedrich, Hz. Georg von Sachsen und ihn erlassen wurde. Deren Bestimmungen werden aber nicht befolgt, und die Verstöße nehmen im Kurfürstentum Sachsen stark zu. [2] Da als regierenden Fürsten Kf. Friedrich und Hz. Johann die christliche Pflicht obliegt, zur Abwendung göttlicher Strafe darauf zu achten, dass in ihren Gebieten die Gebote Gottes gehalten werden, erneuern sie die alte Ordnung. [3] Bestimmungen der erneuerten Ordnung. [4] Hz. Johann befiehlt die Strafverfolgung bei Verstößen. A LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. A 226, fol. 42r–43v (Konzept). Bem. Zur zeitlichen und inhaltlichen Einordnung des undatierten Konzepts vgl. Nr. 1470.

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[1] Johans etc. Lieben getreuen, wiewol die hochgeporne fursten her Fridrich, curfurst etc., und her Gorg, hertzogen zu Sachssen, landtgraven in Doringen und marggraven zu Meichssen, unser lieber bruder, vetter, unnd wir etwo hivor an alle stende irer lieb und unser furstenthumb ein gemein ausschreiben¹ gethan, welchs under anderm die misbreuchliche schwur und goteslesterunge belangendt, und ernstlich bei hoer und schwerer peen dasselb zuvermeiden auch darob zuhalten geboten, so befinden wir doch, das uber solchem gepot mit ernstlicher straff, wie euch zu dem mal bevolhen, nit gehalten, unnd derhalb in unsers lieben brudern und unserm furstenthumb und landen (welchs unser bruder und wir nit mit geringer beschwerunge gehort) das gotliche gepot, das der mensch bei seinem gotlichen namen nit unnutzlich schwern sol, mit groser leichtfertigkeit ubergangen wirdet und der misbrauch mit fluchen und schweren mergklich uberhandt nympt, welchs nit wenig eurs ungehorsams halben darfleust, darumb uns mit straff desselbigen euers ungehorsams wider euch zuhandeln nit unpillich gepurdt. [2] Aber wie dem, dieweil unserm brudern und uns aus cristlicher pflicht als regirenden fursten gezimbt, in unsern furstenthumb unnd landen vleissig achtunge zu geben, domit die gotlichen gepot nit in verachtunge gesatzt werden, in betrachtung, das durch verachtunge und ubertretunge derselbigen sich mancherlei straff aus gotlicher gerechtigkeit und verhengknus in vil orttern der cristenheit ereuget, darumb erneuen und anthen² wir dasselb ausschreiben, gesetz und ordnunge, so unser bruder und wir uns mit obgedachtem unserm vettern hivor vorainiget unnd haben ausgehen lasen. [3] Als nemlich, ob imandts, was wirden, standes ader wesens der ader die weren, mit der ubertrettunge warhafftiglich

1468 ¹ BAKFJ 1, Nr. 33. ² Anden: etwas wieder aufgreifen.

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befunden wurde, der ader die eiltel ader laster wordt zu verachtung gottes etc.³ [4] Ernstlich gepiettend, wie wir dan in unsern furstlichen hoffe treulich und unverbruchlich zuhalten auch gepoten, ir wollet darob sein und vleissig auffsehen auch kundtschafft darauf legen, domit die ubertretter des gotlichen gepodts und berurter ordnunge nach eins itzlichen verdinst lauts derselbigen ordnung ernstlich gestrafft und nymants darin verschont werde. Szo ir euch aber hirinnen nachlessig und seummig, wie hivor beschen, wurdet finden lasen, wollen wir die straff gegen euch vornemen, daraus unser ungnade und misfallen umb solche ubertretunge befinden werden. Darnach habt ir euch zurichten und thut daran unser ernste meynung.

1469 [Hz. Johann]: Ausschreiben

[vor 7. Februar 1522]

[Hz. Johann] bestimmt, dass künftig nach Inkrafttreten der neuen Ordnung gegen Gotteslästerung in Bezug auf das Vergehen der Lästerung Gottes, Marias und der Heiligen Geldstrafen gelten sollen, wie diese zu verteilen sind und wie die Ordnung bekanntzumachen ist. A LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. A 226, fol. 39rv+41r (Konzept). Bem. Bei diesem Entwurf handelt es sich um einen Vorschlag Friedrichs von Thun, der als Kernbestandteil des neuen Ausschreibens gegen Gotteslästerung dienen sollte, vgl. Nr. 1468 und Nr. 1470.

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Ob hinfurder nach ausgang diß unsers geordenten gesetzes unnd gebots, von was wirden, standts ader wesens der ader die wheren, manlichs ader weiplichs geschlechts, als weit unser furstentumb und landt mit der ubertrettung warhaftiglich befunden wurde, der oder die eytel ader lasterwort zuvorachtung gots freventlich unnd offentlich gebrauchen, alßo das der oder die got selbst lesterung ader unere zulegen oder seiner almechtigkait mißbietung oder vormynnerung thuet, ader got dem almechtigen, seiner mutter Marien unnd seinen heiligen fluchet, als ob got ein ding nit vormochte ader nicht gerecht where, ader der mutter gottes solchs mit irem kinde zulegeth, ader die lieben heiligen vorachtet, ader bey der marter ader wunden gottes seiner craft, macht unnd der gleichen frevenlich schwert, so dan solche gots lesterung widder got geschehen, sollen unnd wollen wir, das der ader dieselbigen umb ein lotige mark silbers sollen gestraft werden und der oberigkait, welche die obergericht unnd derselbigen gerichtszwenge des orts haben, do solche freveliche mießbietung 1468 ³ An dieser Stelle sollte offenbar der Teil eingefügt werden, den Friedrich von Thun für das neue Ausschreiben vorgeschlagen hatte [Nr. 1469].

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Nr. 1470

geschiedt, die helfte, die ander helfte zu gottes ehre, als an kirchen zierung, brücken, wege und stege, wo hin es von denselbigen gerichts heldern fur noturftig unnd bequemlichen anzulegen geacht wirt, uberantwort unnd vorfugt werden. Wen aber solchs am guth zugeben nit vormag, sol der ubertretter am leibe nach gelegenhait der mißhandlung gestraft und sal bey der oberigkait angesehen werden, ob einiche person in solchen gots lesterungen mannichfeldich befunden, auch ob die person hoch ader nieder unnd wie schwerlichen und hoch gots lesterung und beschwerung unnd aus was ursachen die geschehen, und darnach die sachen der uberfarung an der person ader an ir selbst gestalt where. Darnach sol die straf dester grosser ader kleiner furgenommen werden. Haben solche unser ordnung unnd gesetz an unsern furstlichen höffen treulich und unverbrochlich zuhalten geboten unnd daruber ernstlich zuhalten vorschaft, domit unser untherthanen hohes unnd niedern standes dester eher vorstendigt und bewegt werden, dieselbig got zu lob stet unnd vhest unvorbruchenlich zuhalten. Sollen unsere freunt, die bischove, solchs auf den festen predigstuln und cantzeln in allen steten, flecken und dorffern durch ire gaistligkait als weit unser furstentumb offentlichen vorkundigen lassen mit cristlicher unterweisung, wie groß diese ubertrettung bey got dem almechtigen angesehen.

1470 Hz. Johann an Kf. Friedrich

Weimar, 7. Februar 1522 (Freitag nach Blasii)

[1] Hz. Johann erinnert Kf. Friedrich an dessen Ratschlag, mit Friedrich von Thun über ein neues Ausschreiben gegen Fluchen und Gotteslästerung zu reden, weil auf dem Treffen ihrer Räte mit den albertinischen Räten in Naumburg [vgl. Nr. 1460] keine Einigung erzielt werden konnte, aber der Missbrauch täglich zunimmt. Der Entwurf eines neuen Ausschreibens sollte an Kf. Friedrich geschickt werden. [2] Hz. Johann hat nun mit Friedrich von Thun darüber geredet und dessen Vorschlag und Rat eingeholt. Hz. Johann bittet Kf. Friedrich um seine Meinung. → 1473 A

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LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. A 226, fol. 38rv (Ausfertigung).

[1] Bruderliche lieb mit ganntzen treuen allzceit zuvor. Hochgebornner furst, lieber bruder unnd gefatter. Nachdem wir euer lieb negst anzceig gethan unnd derselben bedencken gebeten, dieweyl unnsers vettern hertzog Jorgen rethe¹ jungst auff gehaltenem tage zur Naumburg sich mit euer lieb unnd unnsern rethen fluchens unnd gotslesterung halb allein nit haben eins ausschreybens verainigen wollen, wie der sachen zethun sein mocht, domit es dannoch in ansehung, wie solcher misbrauch teglich ye mehr unnd mehr uberhandt nymbt, nit verbleib, als haben 1470 ¹ Räte Hz. Georgs von Sachsen.

Nr. 1471

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uns e. l. dorauff angezcaigt, das wir mit Friderichen Thun, ritter, so der widerumb zu unns an hoff kem, reden, unnd wie er vermeint, ein ausschreyben zethun sein solt, das des eine notel gestelt unnd wir e. l. zuschicken solten etc. [2] So wollen wir e. l. nit verhalten, das wir mit gedachtem Friderichen Thun davon geredt unnd ime furgehalten, unns anzuzcaigen, wie er vermeindt, dasselbig ausschreiben vorzunehmen sein solt. Dorauff hadt er solche meynung, wie e. l. ab inligender noteln² befinden werden, angegeben unnd darneben sein bedencken vermelt, dieweil man das mit den hertzog Jorgischen nit het einig werden mugen, so lies er im e. l. bedencken, welchs uns, dieselb hievor durch den cantzler³ haben anzcaigen lassen, gefallen, das sollich ausschreiben in e. l. und unnser stedt unnd ampter geschee unnd die notel auff die vorige ordnung⁴ , der sich unnser vetter mit e. l. unnd uns hievor vereiniget, gestelt unnd im selbigen ausschreyben dermassen erhelt werde.⁵ Bitten derhalben freuntlich, e. l. wolle unns ir bedencken dorauff weither zuerkennen geben, dan wie es e. l. vor gut ansehen werden, das wollen wir mit e. l. einig sein unnd demselbigen also nachgehen. 1471 Stolpen, 7. Februar 1522 (Freitag nach Dorothee) Bf. Johann VII. von Meißen an Kf. Friedrich [1] Bf. Johann von Meißen schickt Kf. Friedrich die Abschrift eines Mandats [Nr. 1457] Pfgf. Friedrichs II. bei Rhein und anderer Verordneter des Reichsregiments vom 20. Januar, das ihm am 2. Februar in Stolpen übergeben wurde. Bf. Johann will als reichs vorwandter dem Mandat Folge leisten und gegen diejenigen unter seiner geistlichen Gerichtsbarkeit, insbesondere die Geistlichen, vorgehen, die der christlichen Kirche zuwiderhandeln und das Volk verführen, wozu er auch ohne die Erinnerung des Reichsregiments aufgrund seines bfl. Amts verpflichtet wäre. [2] Da ihm dies ohne die Hilfe der weltlichen Obrigkeit nicht gelingen kann, zeigt der Bf. dem Kf. einige Missbräuche an. So teilt der Pfarrer [Franz Günther] zu Lochau das Abendmahl unter beiderlei Gestalt aus, der Pfarrer [Nicasius Clay] zu Schmiedeberg hat seine Köchin geheiratet und übt sein Amt aus, obwohl er gebannt wurde, und der Pfarrer zu Düben fordert die bemischen auf, in seine Kirche zu kommen, und hält in ihrer Gegenwart Gottesdienst. Dies alles kann dem Kf. nicht gefallen. [3] Bf. Johann plant, in der Fastenzeit (zwischen 5. März und 16. April) Prediger auszusenden, die das Wort Gottes und die Ordnung und Vorschriften der Kirche verkünden sowie die Menschen zu christlichem Gehorsam ermahnen. Auch soll das Mandat des Reichsregiments bekannt gemacht werden. [4] Bf. Johann bittet Kf. Friedrich, dafür zu sorgen, dass die Prediger und auch der Bf. selbst im Kurfürstentum, in dem viel Aufruhr und Widerwille gegen die Geistlichkeit herrscht, ungehindert ihre Ämter 1470 ² ³ ⁴ ⁵

Nr. 1469. Gregor Brück. BAKFJ 1, Nr. 33. Den entsprechenden Vorschlag [Nr. 1468] schickte Hz. Johann wohl zusammen mit seinem Schreiben auch gleich an Kf. Friedrich zur Prüfung.

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8. Februar 1522

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ausüben können. Auch soll der Kf. ihnen helfen, wenn sie gegen die Ungehorsamen mit Predigten und Ermahnungen nichts ausrichten können. Insbesondere soll der Kf. die genannten drei Pfarrer, wenn sie der Vorladung durch den Bf. nicht Folge leisten, überantworten. [5] Zettel: Der Bf. erhielt eine Nachricht, dass in Herzberg ein Apostat ohne bfl. Erlaubnis in der Pfarrkirche predigt und das Volk verführt. Er bittet Kf. Friedrich, den Abtrünnigen des Orts zu verweisen und dem Bf. zu überstellen. → 1490 A B Ed.

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. N 25, fol. 2rv, Zettel: 6r (Ausfertigung, zu eigenen Händen). LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. N 25, fol. 3r–4v (Abschrift). Aktenstücke zur Wittenberger Bewegung, S. 19–21, Nr. 11 (Volltext, nach Pallas); Pallas: Briefe und Akten, S. 241–243, Nr. 2 (Volltext, nach Überlieferung A).

1472 Nürnberg, 8. Februar 1522 (am achten Tag Februarii) Hans von der Planitz an Kf. Friedrich [1] Hans von der Planitz erhielt gestern das Schreiben¹ Kf. Friedrichs vom 3. Februar. Das beigelegte Schreiben reichte er an das Reichsregiment weiter. Es wäre gut, wenn Kf. Friedrich zu den Verhandlungen des Reichsregiments hinzukommen könnte. Sollte sein Gesundheitszustand ein Erscheinen verhindern, so wäre Hz. Johann willkommen.² [2] Planitz bittet Kf. Friedrich nachdrücklich, nach Nürnberg zu kommen. Kf. Friedrich weiß, dass die anderen Kurfürsten ungeschickt sind. Ks. [Karl V.] wird bald nach Spanien ziehen. Statthalter soll Ehz. Ferdinand von Österreich werden, der aufgrund seiner schlechten Deutschkenntnisse ksl. Räte heranziehen wird, die das Reichsregiment auflösen werden. [3] Demnächst wird über das Vorgehen gegen Martin [Luther] [vgl. Nr. 1462] sowie die Unterhaltung des Reichsregiments und des Kammergerichts verhandelt. [4] Planitz hat dem Boten, der Kf. Friedrich das Schreiben des Reichsregiments überbrachte, keinen weiteren Brief mitgegeben, weil er Kf. Friedrich bereits zuvor über die Einladung an die sechs Kurfürsten und zwölf Fürsten informiert hatte, deren Anwesenheit beim Reichsregiment notwendig ist. [5] Gerüchte über den Krieg der Türken und Perser gegen die Christen. [6] Trotz Planitz Mitteilung über die Angelegenheiten und Belastungen Kf. Friedrichs wurde im Reichsregiment beschlossen, den Kf. durch ein Schreiben nach Nürnberg einzuladen. [7] Planitz vermisst die Produktivität im Reichsregiment. Hz. Georg [von Sachsen] strengt sich sehr an, während Bf. [Georg III.] von Bamberg Geschichten erzählt. [8] Mitteilung Bf. [Georgs] von Bamberg zu einem

1472 ¹ LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. E 88, fol. 19rv, ediert in: Wülcker / Virck: Planitz Berichte, S. 77f., Nr. 33. ² Am 8. Februar 1522 bekräftigten Pfgf. Friedrich II. bei Rhein, Kf. Ludwig V. von der Pfalz, Bf. Georg III. von Bamberg und Hz. Georg von Sachsen in einem Schreiben an Kf. Friedrich, dass seine Anwesenheit im Reichsregiment notwendig ist. Im Fall der Verhinderung sollte Kf. Friedrich seinen Bruder Hz. Johann zum 1. März nach Nürnberg schicken (LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. E 88, fol. 25r–26v).

Nr. 1473

9. Februar 1522

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Lehn in Mühlberg, für das sich auch Hz. Georg [von Sachsen] interessiert.³ [9] Bestellte Herbergen anderer Fürsten. → 1489 A Ed.

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. E 88, fol. 22r–24v (Ausfertigung, eigh., zu eigenen Händen). Wülcker / Virck: Planitz Berichte, S. 79–82, Nr. 35 (Volltext).

1473 Allstedt, 9. Februar 1522 (Sonntag Sankt Apolloniustag) Kf. Friedrich an Hz. Johann → 1470 [1] Kf. Friedrich beantwortet das Schreiben [Nr. 1470] Hz. Johanns mit den Vorschlägen zum neuen Ausschreiben gegen Fluchen, [unnützes] Schwören und [Gotteslästerung] und begründet seine Meinung, mit einem solchen Ausschreiben noch abzuwarten. [2] In der Angelegenheit Siegmunds von Gleichen wird Friedrich von Thun mehr berichten können. A

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LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. A 226, fol. 45r–46r, ediert wird fol. 45r (Konzept).

[1] Gots walds. Lieber bruder und gefatter, wir haben e. l. schreyben und bedencken, wie ein ausschreyben fluchens und swerens halben bescheen soll etc., vernomen und wern wol geneigt, e. l. unser bedencken in dem statlich anzutzeigen, dann wir wissen wol, das mit sweren und fluchen vil mißbrauchs geschicht und got dadurch erzcurnet und zu straff ursach geben werd. Darumb es ungetzweivelt nit boeß sein solt, das selb zuverbieten und darob zuhalten, domit es vermiden blieb. Weyl aber e. l. wissen, das sonst vil aufrur in unsern landen ytzo verhanden, uns auch vom regement zu Nurnberg geschriben¹, wie e. l. wissen, so bedencken wir, solt nu deß artickels halben allein außgeschriben werden, das unsers vettern rete² an die andern artickel nit haben mit einig sein wellen, so mocht es zu mancherley bedencken gereichen. Derhalben solt unsers achtens nach etwas lenger domit 1472 ³ Vgl. LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. B 664. Die Schreiben in dieser Lehnsstreitigkeit finden sich in: LATh – StA Altenburg, Schönbergische Sammlung, Nr. 75, fol. 6rv (Bf. Georg III. von Bamberg an Kf. Friedrich, Nürnberg, 17. Januar 1522, Ausfertigung, zu eigenen Händen), fol. 20r–21v (Kf. Friedrich an Bf. Georg III. von Bamberg, Allstedt, 5. Februar 1522, Konzept), fol. 22r–23v (Kf. Friedrich an Bf. Georg III. von Bamberg, Allstedt, 5. Februar 1522, Konzept), fol. 25rv (Bf. Georg III. von Bamberg an Kf. Friedrich, Nürnberg, 25. Februar 1522, Ausfertigung, zu eigenen Händen), fol. 27rv (Kf. Friedrich an Bf. Weigand von Bamberg, Nürnberg, 26. August 1522, Reinschrift), fol. 30r–32r (Kf. Friedrich: Instruktion für Cunz Gotzmann, Amtmann zu Königsberg, für eine Werbung an den Bf. von Bamberg, [1522]). 1473 ¹ Nr. 1457. ² Räte Hz. Georgs von Sachsen. Kf. Friedrich nimmt hier Bezug auf die Verhandlungen und Ergebnisse rund um das am 21./22. Januar 1522 in Naumburg stattgefundene Treffen der ernestinischen und albertinischen Räte zum Thema Gotteslästerung und Ketzerei.

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Nr. 1474

zcuvertziehen sein, ob villeicht fur gut angesehen wurd, der andern artickel halben auch außzuschreiben, und biß man sehe, wu die sachn hynauß wolten. Das wellen wir e. l. fruntlicher meynung zuerinnerung angetzeigt haben, wu aber e. l. bedencken werden, das solch außschreiben ditzmalhs nit zu unterlassen sein solt, so wellen wir des mit e. l. auch einig sein.

1474 [Erfurt], 10. Februar 1522 (in die Scholastice virginis) Abt Johann [Hottenbach] des Benediktinerklosters Erfurt an Hz. Johann [1] Abt Johann des Benediktinerklosters St. Peter zu Erfurt erklärt Hz. Johann, dass er im Streitfall zwischen Hans Stormer, Bürger zu Teichel, und dem Kloster als Vertreter seines Klosters auf eine Vorladung hin am 5. Februar¹ vor den hzl. Räten in Weimar zur Verhandlung erschien. Der Abt zweifelt nicht, dass die Räte Hz. Johann davon unterrichteten, dass er die Rechte des Klosters ausreichend vorbrachte. Die Räte gestatteten mehrere Wege und Mittel zur Beilegung des Streits und trugen dem Abt auf, diese umzusetzen. Stormer allerdings verweigerte sich, weswegen Abt Johann die Sache zur rechtlichen Klärung Hz. Johann anträgt. [2] Abt Johann bittet Hz. Johann, ihm und seinem Kloster als gnädiger Landesfürst Schutz und Schirm zu gewähren, wenn sich Stormer in der Angelegenheit nochmals über die hzl. Räte an Hz. Johann wendet. [3] Bitte um Antwort. A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. G 302, fol. 1rv (Ausfertigung).

1475 Allstedt, 12. Februar 1522 (Mittwoch nach Scholastice virginis) Kf. Friedrich an Hz. Johann [1] Kf. Friedrich unterrichtet Hz. Johann darüber, dass er heute von Bf. [Johann VII.] von Meißen Schriftstücke [Nr. 1471] erhalten hat, die ihm durch den bfl. Türknecht übergeben wurden. Abschriften der Schriftstücke sendet Kf. Friedrich beiliegend an Hz. Johann. 1474 ¹ Vor dem 5. Februar 1522 wandte sich Hans Stormer schriftlich an Hz. Johann und bat ihn, den angesetzten Verhandlungstag zu verschieben. Der Tag war durch Hz. Johann auf Bitten Gf. Günthers von Schwarzburg und nach einer Beschwerdeschrift Stormers über Abt Johann [Hottenbach] und den Konvent des Benediktinerklosters Erfurt festgesetzt worden. Die Mönche hatten von seinem mittlerweile verstorbenen Vater, Hans Stormer [d. Ä.], 520 Gulden zu treuen Händen empfangen, als Hans Stormer noch unmündig war. Den Hauptteil dieser Gelder enthielten sie ihm nun ebenso vor, wie auch andere Zinseinkünfte aus Watzdorf im Gebiet Blankenburg, die ihm als Erbe urkundlich zustanden. Da aber Vorgespräche mit Gesandten des Abtes Hans Stormer gezeigt hatten, dass die Mönche Ausnahmen gelten lassen wollten und ihm nur 15 Malter Korn boten, benötigte er für die Verhandlungen zunächst Beistand und Rat, um keinen Nachteil zu erleiden, und bat daher um die Ansetzung eines neuen Verhandlungstages (LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. G 302, fol. 6rv, undatiert).

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Kf. Friedrich ließ dem Bf. mitteilen, dass er ihm mit aigner botschafft antworten wird. [2] Es ist nötig, dem Bf. eine gründliche und gute Antwort zu erteilen. Daher bittet Kf. Friedrich Hz. Johann um seine Meinung, wie dem Bf. geantwortet werden kann. Friedrich hatte vor, Johann sein eigenes Bedenken in der Angelegenheit mitzuteilen, wird jedoch von seiner Schwachheit daran gehindert. Auch hat er keine Räte bei sich. [3] Kf. Friedrich plant, seinen Räten die Schriftstücke des Bf. zu übermitteln, damit diese ihre Ratschläge dazu erteilen können, die Friedrich dann an Johann weiterleiten wird. → 1485 A B Ed.

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. N 25, fol. 14rv (Ausfertigung). LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. N 25, fol. 13rv (Konzept). Aktenstücke zur Wittenberger Bewegung, S. 23f., Nr. 13 (Volltext, nach Pallas); Pallas: Briefe und Akten, S. 243f., Nr. 3 (Volltext).

1476 Allstedt, 12. Februar 1522 (Mittwoch nach Scholastice) Kf. Friedrich an [Gregor] Brück [1] Kf. Friedrich teilt [Gregor] Brück mit, dass er von Bf. [Johann VII.] von Meißen Schreiben [Nr. 1471] erhalten hat, von denen er Hz. Johann Abschriften schickt mit der Bitte um dessen Meinung [Nr. 1475]. Kf. Friedrich bezweifelt nicht, dass diese Angelegenheit Brück als Kanzler [Hz. Johanns] angetragen wird. [2] Der Bf. kündigte an, sein Bischofsamt auszuüben, Prediger auszusenden und selbst zu predigen, um das Wort Gottes und die Ordnungen und Vorschriften der Kirche zu verkündigen. Zudem bat er um die Hilfe des Kf., falls es ihm nicht gelingt, durch Predigten und Ermahnungen die Ungehorsamen von ihrem Irrtum abzubringen, insbesondere die drei Pfarrer, die er vor sich geladen hat. Die Antwort an den Bf. ist gut zu überlegen. Es darf nicht der Eindruck entstehen, dass die drei Pfarrer sich in ihrem Ungehorsam auf Kf. Friedrich verlassen, wenn sie der bfl. Vorladung nicht nachkommen. [3] Kf. Friedrich fordert [Gregor] Brück auf, für sich und gemeinsam mit den anderen Räten die Angelegenheit zu erwägen. Friedrich möchte die Meinung seines Bruders dazu hören. Er hatte vor, Hz. Johann seine eigenen Ansichten mitzuteilen, war jedoch in der Kürze der Zeit und wegen seiner Schwachheit dazu nicht in der Lage. A Ed.

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. N 25, fol. 22r–23v (Konzept). Pallas: Briefe und Akten, S. 244f., Nr. 4 (Volltext).

1477 Allstedt, 12. Februar 1522 (Mittwoch nach Scholastica) Kf. Friedrich an Haubold von Einsiedel [1] Kf. Friedrich kündigt an, dass er Haubold von Einsiedel Abschriften der Schreiben [Nr. 1471] zusendet, die er von Bf. [Johann VII.] von Meißen erhalten hat, und fordert ihn

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auf, über eine Antwort an den Bf. nachzudenken [vgl. Nr. 1480]. Kf. Friedrich befürchtet, dass man ihm schaden will. Er hofft auf Gott, dass der rastlose [Hz. Georg von Sachsen] gute Absichten hat. [2] Kf. Friedrich will zurückreisen, hat jedoch noch Beschwerden mit seinem Fuß. A Ed.

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. N 25, fol. 12rv (Ausfertigung, eigh.). Aktenstücke zur Wittenberger Bewegung, S. 24f., Nr. 14 (Volltext, nach Pallas); Pallas: Briefe und Akten, S. 245, Nr. 5 (Volltext).

1478 [zwischen 12. und 19. Februar 1522] [Kf. Friedrich] an [Bf. Johann VII. von Meißen] [1] [Kf. Friedrich] erinnert [Bf. Johann von Meißen] an dessen Schreiben [Nr. 1471] und rekapituliert den Inhalt. [2] [Kf. Friedrich] begrüßt, dass der [Bf.] sein Amt ausübt und gegen Missstände vorgeht. [3] [Kf. Friedrich] will den [Bf.] und seine Prediger unterstützen. Die Bitte des [Bf.] um die Hilfe des [Kf.] in der Angelegenheit der drei Pfarrer wäre nicht nötig gewesen. A LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. N 23, fol. 25r–28v (Konzept). Bem. Das Konzept von Schreiberhand weist ausführliche eigenhändige Korrekturen [Gregor Brücks] auf. Es stellt eine Reaktion der Räte Hz. Johanns auf die Aufforderung [Nr. 1476 und Nr. 1477] Kf. Friedrichs dar, ihm ihre Meinung zur Antwort an Bf. Johann VII. von Meißen mitzuteilen. Am 19. Februar sandte Hz. Johann an seinen Bruder den Entwurf eines möglichen Antwortschreibens an den Bf. [vgl. Nr. 1485]. Bei der übermittelten Notel handelte es sich wahrscheinlich um eine nicht überlieferte Reinschrift dieses Konzepts (Überlieferung A). Die letztlich an den Bf. am 22. Februar ausgegangene Antwort [Nr. 1490] Kf. Friedrichs folgte einem anderen Bedenken [Nr. 1481] kfl. Räte, da der Vorschlag Hz. Johanns erst nach dem 22. Februar Kf. Friedrich erreichte [vgl. Nr. 1492].

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[1] Erwirdiger in got, lieber freundt, auf e. l. schreiben, am datum zu N. unnd unns am tag N. zu N. zukomen, haben wir euch nagst pei eurm poten schrifftlich vormeldet, das wir euch bei aigner potschafft andtwort geben wolten. Demnach unnd als ir in bemeltem schreiben angezaigt habt, wie euch die hochgepornnen fursten her Fridrich, pfalczgrave bey Rein¹ etc., romischer kaiserlicher Mat.² stadthalter, curfursten und fursten und andere vorordente regimendts rethe im reich, yczo zu Nurnbergk vorsammelt, geschrieben³ und ane solche erinnerunge euch von wegen eurs bischofflichen ampts des schuldig erkennen thet, den, ßo eurn gaistlichen gerichts zwangk zugehorigk, welche sich solcher hendel der heiligen cristlichen kirchen entgegen unnd zu sunderlicher vorfurunge des gemeinen einfeltigen volcks auffzurichten unterstunden, widerstandt zu thun, 1478 ¹ Pfgf. Friedrich II. bei Rhein. ² Ks. Karl V. ³ Mandat des Reichsregiments zu Nürnberg [Nr. 1457].

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und sunderlich drei pfarrer, als zur Lochau, Smidbergk unnd Dieben⁴ benandt, auch was ir derhalb auff die angezeigt zeyt der heiligen fasten⁵ und andern zcu thun willens mit pit, wir wolten in unserm furstenthumb, dieweil sich yczundt vil auffrur, widerwille, vordrieß und beschedigung sich wider die gaistligkeit ereugen het, durch unser gnedigs zuthun vorschaffen, das dieselben prediger und eur geschickten auch eur person, wie ir das zuthun bedacht, solche gutige und gotliche wergk unverhindert und ane scheuen uben mugen und das wir euch wider die ungehorsamen gnedigen beistandt, hulff und radt gelaisten wolten. Besundern wider die obgemelten drei pfarrer, welche, so sie als ungehorsamen aussenpleiben wurden, das sie euch als dan durch unser gnedig bevelh in eurm gehorsam moghen geandtwort werden etc. [2] Darauff wollen wir e. l. nit verhalten, das wir nit ungerne vernomen, das ir furhabt und bedacht seit, eur ampt zugebrauchen. Dan wiewol sich allerley neuigkeitten yczo begeben, davon unser oheimen, freundt und besondern keiserlicher Mat. stathalter, curfursten, fursten und andere des reichs rethe in irem schreiben meldunge gethan, szo hat unns doch als einem weltlichem fursten die selbigen hendell, wie ir wist und vorstehet, dieweil es gaistliche sachen sein, sollen zurichten ader darinnen furzunehmen nit gepuren noch zustehen sollen. Hetten auch vorlangst gern gesehen unnd wol leiden mugen, das den schedlichen misbreuchen, szo wieder die gotliche gepodt und sunderlich mit unzimlichem schweren und gottes lesterungen uberal mergklich uberhanndt genomen, auch das den geistlichen, denselbigen gotlichen und andern saczungen entkegen, zugestehen, weiber und concubinen bei sich zuhaben, mit ernsten durch die jhenigen, den solchs zustehendig, beiegent were. Es ist aber bisher wenig darzu gethan, sundern pisweillen umb geldes willen vorstadt worden. Darumb lasen wir uns wolgefallen, das ir wider solche oben angeczeigte und ander unzimlich misbreuch, ßo furgenomen und den gotlichen geboetten entkegen und sundlich sein, eur ampt gebraucht unnd durch euch selbst, als euch dan zustehet und vorlangst zuuben zugestanden hett, auch tugentliche prediger in eurm stifft, do das unser und ander furstenthumbe begreifft, und dieselben misbreuche, gotslesterungen und andere geubt werden, das wordt gottes sampt andern cristlichen saczungen vorkundigen unnd das volck vermanen lassen, sich uncristlicher misbreuch zuenthalten. [3] Und wiewoll unsers vorsehens eur vorfarn und eur stifft auch derselbigen gaistligkeit von den unsern ader durch unser furstenthumbe nit vil und keinen schaden hivor empfangen, aber nichts dester weniger wollen wir mit den unsern vorfugen und beschaffen lassen, domit ir und dieselb prediger die guthe und gotliche werck, ßo ir furhabt, ihe auch unverhindert und ane scheuen solt uben mugen. Aber dieweil es so fern nit geraicht, das imandts befunden, der sich durch gotliche vormanunge und 1478 ⁴ Pfarrer [Franz Günther] zu Lochau, Pfarrer [Nicasius Clay] zu Schmiedeberg und der Pfarrer zu Düben. ⁵ Fastenzeit zwischen 5. März und 16. April 1522.

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predigen von irthumb nit wolt abweißen lasen, auch wieder die drei pfarner von e. l. noch rechtliche proceß nit furgenomen ader das jhenige, ßo euch in dem falle, wo sie in unpillichem ungehorsam befunden, ambts halben zustundig gescheen ader ergangen, dan wiewol wir uns gemeinen wissens, das wir etlicher beswerde halben, der sich der pfarner zu Smidebergk uber e. l. ern official zcu Stolpen⁶ jegen uns beclagt an euch hievor geschrieben,⁷ szo hadt sich doch befunden, das er im nit der etwan vorkurczung gethan, dorumb derhalb were an nodt gewest, uns noch zurzeit umb hulff, beistandt, radt ader umb vorfugunge, euch dieselb drei pfarrer in eurm gehorsam uff angeczeigten falle zuandtworten, anzulangen. Dan in dem.⁸

1479 [Haubold von Einsiedel]: Instruktion

[vor 13. Februar 1522]

[1] [Haubold von Einsiedel] informiert [Christian Beyer und andere Räte Kf. Friedrichs] über einige Punkte, die [bei den Verhandlungen in Eilenburg am 13. Februar] den Vertretern der Universität und des Kapitels [des Allerheiligenstifts] zu Wittenberg vorgebracht werden sollen: [2] Den Vertretern der Universität und des Kapitels soll vermeldet werden, dass sie aufgrund eines kfl. Befehls¹, den Kf. [Friedrich] an Haubold [von Einsiedel] sandte, vorgeladen wurden, um über die Angelegenheit, in der sich einige Stiftsherren an den Kf. wandten [Nr. 1418], zu verhandeln.² Der Befehl Kf. [Friedrichs] und das Schreiben der Stiftsherren sind zu verlesen. [3] Danach soll den Vertretern der Universität und des Kapitels mitgeteilt werden, dass ihre Uneinigkeit, die in ihrem Schreiben [Nr. 1411] zum Ausdruck kam, nicht gut aufgenommen wird, wie sie sich selbst denken können. Sie hätten sich längst in diesen wichtigen Punkten einigen müssen. Die Meinung des Kf. war stets, dass sie keine Neuerungen vornehmen, sondern durch Disputationen, Schriften und Predigten erst andere von ihren Ansichten überzeugen sollen [vgl. Nr. 1427]. Nun sind diese Änderungen im ganzen Reich bekannt, und es wird schlecht über Wittenberg geredet. Die Neuerungen sind derart, dass man auch bei der alten Form hätte bleiben können. [4] Die Bilder müssen nicht sofort beseitigt werden. Den Plan, die Bilder abzunehmen, hätte man nicht öffentlich mit Angabe des Tages bekannt geben sollen. Damit wurde 1478 ⁶ Jakob Lose, Offizial zu Stolpen. ⁷ Vgl. Nr. 1257, Nr. 1265, Nr. 1285 und Nr. 1331. ⁸ Hier bricht das Konzept ab. 1479 ¹ Zum Inhalt dieses verlorenen Schreibens vom 6. Februar 1522 vgl. Aktenstücke zur Wittenberger Bewegung, S. 17f., Nr. 10; Müller: Wittenberger Bewegung, S. 184, Nr. 86. ² Müller datiert die Supplikation der Stiftsherren und das Schreiben Johann Dölschs (vgl. oben Punkt [4]) auf Ende Januar oder Anfang Februar 1522 und sieht beide als verloren an (vgl. Müller: Wittenberger Bewegung, S. 176, Nr. 78). Offenbar wurden in Eilenburg jedoch noch die Schreiben vom 13. und 14. Dezember 1521 verhandelt, denen ausführliche Gutachten beilagen und auf die bisher keine landesherrliche Reaktion erfolgt war.

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nur das Volk zum Aufruhr gereizt. [Haubold von Einsiedel und die kfl. Räte] können nicht beurteilen, ob ein Verbrennen der Bilder in der Bibel begründet ist. Dies überlassen sie den Disputationen der Vertreter von Universität und Stift. Auch [Johann Dölsch] aus Feldkirch schickte seine Meinung [Nr. 1414] in der Angelegenheit an Kf. [Friedrich]. Das Schreiben übergeben die [kfl. Räte] den Vertretern von Universität und Kapitel zur Beurteilung. Die nicht so wichtigen Dinge hätten nicht so übereilt werden müssen. Die [kfl. Räte] heben die Verantwortung der Prediger hervor. [5] Die [kfl. Räte] bitten [Andreas] Karlstadt, der von den Stiftsherren als Urheber der Neuerungen angezeigt wurde, sich zu mäßigen, damit Zwiespalt und Aufruhr und damit Schande und Spott für alle verhindert werden. [6] Die Artikel zum Betteln der Mönche und zu den Bruderschaften sollen die Vertreter der Universität und des Kapitels untereinander besprechen, eine gottgefällige Lösung finden und diese begründen. [7] Die [kfl. Räte] verlangen außerdem eine Begründung für die Neuerungen beim Messehalten. Es ist nicht schicklich, sich von der Kanzel herab namentlich zu beschimpfen. [8] Die [kfl. Räte] schlagen für die Verhandlungen Folgendes vor: Die Vertreter des Kapitels sollen von denen der Universität abgesondert werden. Vorher ist Philipp [Melanchthon] nach seiner Meinung zu fragen. Ziel ist eine Einigung oder zumindest eine ausreichende Begründung für die Einführung oder Ablehnung der Neuerungen. Es soll ordentlich und christlich mit dem Sakrament umgegangen werden, die Bilder sollen bis zu einem weiteren Gutachten in der Kirche bleiben, Nützliches in der Messe ist nicht abzuschaffen und niemand darf zum Messehalten gezwungen oder daran gehindert werden. Es wäre gut, wenn Karlstadt nicht mehr predigt. Die Vertreter von Kapitel und Universität sollen sich so einigen, dass die [kfl. Räte] nicht mehr zu viel unnötige Arbeit haben. Nur geeignete Personen sollen die Messen halten und das Sakrament reichen. LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. O 225, fol. 42r–45v (Konzept). Aktenstücke zur Wittenberger Bewegung, S. 25–30, Nr. 15 (Volltext, nach Müller); Müller: Wittenberger Bewegung, S. 190–193, Nr. 92 (Volltext); CR 1, Sp. 549–552, Nr. 195 (Volltext, datiert auf [8. Februar 1522]). Bem. Die Instruktion wurde auf kfl. Befehl hin für die Verhandlungen in Eilenburg erstellt, die am 13. Februar 1522 zwischen Haubold von Einsiedel, Christian Beyer, weiteren kfl. Räten und Vertretern der Universität sowie des Kapitels zu Wittenberg stattfanden [vgl. Nr. 1482 Punkt 5].

A Ed.

1480 Allstedt, 13. Februar 1522 (Donnerstag nach Scholastice) Kf. Friedrich an Haubold von Einsiedel [1] Kf. Friedrich schickt Haubold von Einsiedel beiliegend Abschriften der Schreiben [Nr. 1471], die er von Bf. [Johann VII.] von Meißen erhalten hat. [2] Der Bf. teilte Kf. Friedrich mit, dass er sein Bischofsamt ausüben, durch Prediger das Wort Gottes und die Ordnung der Kirche verkünden lassen und selbst predigen will. Zudem bat er um die Hilfe des Kf., wenn es ihm nicht gelingt, die Ungehorsamen, besonders die drei vorgeladenen Pfarrer, von ihrem Irrtum abzubringen. Auch in dem Mandat [Nr. 1457] des Reichsregiments wird angezeigt, dass der Bf. dies in seinem eigenen Fürstentum anordnen

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Nr. 1481

soll. Kf. Friedrich weiß nichts von diesem Fürstentum und will es dem Bf. auch nicht zugestehen. [3] Daher müssen diese Punkte gut durchdacht werden. Besonders ist zu beachten, dass es nicht den Anschein erweckt, dass die drei vorgeladenen Pfarrer sich in ihrem Ungehorsam auf Kf. Friedrich berufen, wenn sie nicht erscheinen. [4] Kf. Friedrich geht davon aus, dass Haubold von Einsiedel zurzeit wegen der Erstellung von Urteilen Räte um sich hat. Er soll mit ihnen verhandeln, welche Antwort dem Bf. von Meißen zu geben ist und ob das bfl. Schreiben den drei Pfarrern vorgehalten und ihre Antwort eingeholt werden soll. Einsiedel soll dem Kf. das Ergebnis mitteilen, da dieser dem Bf. versprochen hat, ihm bey eigner botschafft zu antworten. A Ed.

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. N 25, fol. 24rv+36v (Ausfertigung). Pallas: Briefe und Akten, S. 245f., Nr. 6 (Volltext).

1481 Räte Kf. [Friedrichs]: Bedenken

[zwischen 13. und 16. Februar 1522]

[1] Die kfl. Räte teilen Kf. [Friedrich] ihre Meinung mit, welche Antwort er Bf. [Johann VII.] von Meißen auf dessen Schreiben [Nr. 1471] geben soll, sofern dem Kf. ihr Bedenken gefällt.¹ [2] Nach einer Bezugnahme auf das Mandat [Nr. 1457] des Reichsregiments und auf das bfl. Schreiben soll Kf. [Friedrich] dem Bf. Folgendes mitteilen: Kf. [Friedrich] hat gern vernommen, dass Bf. [Johann] persönlich und durch andere Prediger gegen diejenigen vorgehen will, die der christlichen Kirche und dem Wort Gottes zuwiderhandeln. Der Kf. will alles fördern, was der Ehre Gottes, der Mehrung des göttlichen Worts, der Stärkung des christlichen Glaubens und dem Seelenheil dient, wie es sich für einen christlichen Fürsten ziemt. Auch will er jeglichen Aufruhr verhüten. Dies können der Bf. und andere von dem Kf. erwarten. [3] Kf. [Friedrich] will dem Bf. und seinen Predigern sicheres Geleit im Kurfürstentum gewähren, auch wenn er denkt, dass sie dieses nicht benötigen. [4] Die von dem Bf. genannten Pfarrer werden der bfl. Vorladung Folge leisten.²

1481 ¹ Das Bedenken lag einem Brief Haubolds von Einsiedel an Kf. Friedrich vom 16. Februar 1522 bei. In seinem Brief berichtete Einsiedel weiterhin, dass der Abt [Simon Blick] des Benediktinerklosters Pegau einen Verhandlungstag mit dem Geleitsmann [Michael von der Straßen] zu Borna und dem Rat der Stadt Borna abgesagt hat. Einsiedel wollte ohne Einbeziehung des Kf. keinen neuen Termin benennen (LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. N 25, fol. 26rv, ediert in: Pallas: Briefe und Akten, S. 247f., Nr. 7a). Am 18. Februar 1522 teilte Kf. Friedrich dem Geleitsmann und dem Stadtrat mit, dass er seinen Räten befohlen hat, einen neuen Verhandlungstag anzusetzen (LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Kk 1205, fol. 1rv). ² Punkt [4] weicht in Überlieferung B inhaltlich von Überlieferung A ab. Laut Überlieferung B wollte Kf. [Friedrich] sich zunächst bei den drei Pfarrern sowie dem Prediger zu Herzberg nach den näheren Umständen erkundigen. Diese sollten nach Wittenberg oder an einen anderen Ort einberufen werden, um ihnen das bfl. Schreiben vorzuhalten und ihre Antwort darauf zu hören. Erst dann sollte eine Antwort an den Bf. erfolgen.

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LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. N 25, fol. 16rv (Reinschrift, nach Überlieferung C nach Überarbeitung). B LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. N 25, fol. 15rv (Reinschrift, nach Überlieferung C vor Überarbeitung, Punkt [3] fehlt). C LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. N 25, fol. 17r–18v (Konzept, mit Überarbeitungen). Ed. Pallas: Briefe und Akten, S. 246f., Nr. 7 (Volltext, nach Überlieferung B mit Angabe der Abweichungen zu Überlieferung A und C). Bem. Zur Datierung: Am 13. Februar beauftragte Kf. Friedrich [Nr. 1480] seine Räte mit der Erstellung eines Bedenkens. Dieses wurde dem Kf. am 16. Februar geschickt, wie aus Notizen Haubolds von Einsiedel zum Inhalt eines Briefes, den er am 16. Februar an Kf. [Friedrich] sandte, hervorgeht. Das Bedenken lag diesem Brief bei (LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. N 25, fol. 26rv, ediert in: Pallas: Briefe und Akten, S. 247f., Nr. 7a). Seinem Antwortschreiben [Nr. 1490] an Bf. Johann vom 22. Februar legte Kf. Friedrich inhaltlich und teils wörtlich die Überlieferung A zugrunde. A

1482 Eilenburg, 14. Februar 1522 (Freitag nach Sankt Scholasticatag) Haubold von Einsiedel an Kf. Friedrich [1] Haubold von Einsiedel erinnert Kf. Friedrich an dessen Schreiben vom 6. Februar [vgl. Nr. 1479 mit Anm. 1], in dem der Kf. ihm unter anderem auftrug, dass entsprechend der Einigung [vgl. Nr. 1466 Punkt 3] zwischen Einsiedel und Christian [Beyer] vom Rat der Stadt Wittenberg Verhandlungen wegen der Predigten [Andreas] Karlstadts und Gabriel [Zwillings] geführt werden sollen. Wenn der Rat keine Verhandlungen führt, soll die Aufforderung, mit dem Vorhaben abzuwarten, erwogen werden.¹ [2] Einsiedel teilt daraufhin Kf. Friedrich mit, dass Christian [Beyer] ihm berichtete, dass bei den Verhandlungen des Stadtrats mit dem Kapitel [des Allerheiligenstifts] nur darüber diskutiert wurde, einer Erregung des gemein pofell und Aufruhr zuvorzukommen. Die Stiftsherren waren sich so uneinig, dass sie sich fast geprügelt hätten. [3] Kf. Friedrich wünschte zudem einen Befehl für den Schosser [Gregor Burger] und den Rat der Stadt Wittenberg, ein Inventar der Zinsen, Kleinodien und anderen Vorräte im Augustinereremitenkloster Wittenberg anzufertigen. Von Christian [Beyer] erfuhr Einsiedel, dass der Stadtrat die Inventur in diesem und auch im Franziskanerkloster vorgenommen hat. Einsiedel erteilte bisher keinen entsprechenden Befehl an den Schosser, da der Stadtrat den Mönchen das 1482 ¹ Nochmals am 8. Februar 1522 führten Haubold von Einsiedel und Christian [Beyer] in Eilenburg eine Unterredung wegen der Predigten [Andreas] Karlstadts und Gabriel [Zwillings], durch welche die Gemeinde angestiftet würde, unter Missachtung der Obrigkeit Neuerungen vorzunehmen. Sie sahen es für gut an, dass der Wittenberger Stadtrat mit dem Kapitel des [Allerheiligenstifts] verhandelt, welches die Pfarrer [in der Stadtpfarrkirche] einsetzt und seiner Aufsichtspflicht nachkommen soll. Der Stadtrat soll nur diese Pfarrer zulassen. Aufruhr ist zu verhindern. Die Stiftsherren sollen sich so verhalten, dass die Gemeinde sie als gute Hirten erkennt. Außerdem sollen Gespräche mit den Mönchen in den Wittenberger Klöstern geführt werden, insbesondere sollen die Augustinereremiten keine fremden Prediger mehr zulassen (vgl. LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. O 225, fol. 102rv, ediert in: Müller: Wittenberger Bewegung, S. 186f., Nr. 89).

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Betteln in der Stadt verboten hat, worüber Einsiedel sich zuvor bei [Beyer] näher erkundigen wollte. Der Befehl soll aber noch erteilt werden. [4] Einsiedel schrieb [Andreas] Karlstadt und Philipp Melanchthon, damit die aufrührerischen Predigten unterbleiben. Seine Schreiben und ihre Antworten legt er bei.² [5] Kf. Friedrich schickte Einsiedel die Supplikation der Stiftsherren [Nr. 1418] und [Johann Dölschs] aus Feldkirch [Nr. 1414] und befahl ihm, einige Räte, Christian [Beyer] sowie andere Personen, die er in der Angelegenheit für wichtig erachtet, nach Eilenburg zu Verhandlungen zu berufen. Einsiedel bestellte daher den Rektor [Johann Eisermann], den Propst [Justus Jonas], [Andreas] Karlstadt, Philipp Melanchthon, [Nikolaus von] Amsdorf, zwei Mitglieder des Stiftskapitels sowie [Johann Dölsch] nach Eilenburg. Diese kamen am Abend des 12. Februar an, am 13. Februar fanden die Verhandlungen statt.³ Dabei fand Einsiedel heraus, dass, obwohl Kf. Friedrich einen Befehl [Nr. 1427] erteilte, keine Neuerungen vorzunehmen, bis eine Prüfung durch andere Universitäten erfolgt ist, durch die Predigten Karlstadts und [Zwillings] Aufruhr verursacht wurde. Karlstadt bestritt dies nicht. Da die Messe inzwischen zum Teil unschicklich und in vielerlei Gestalt gehalten wird, einigten sich Universität und Stadtrat, bei dem alten Gebrauch zu bleiben. Die Neuerungen sind aber bereits so tief eingerissen, dass sie zur Vermeidung weiteren Schadens doch eine Änderung vornehmen mussten. Einsiedel hofft, dass es bei der inzwischen vereinbarten und übergebenen Messordnung⁴ bleibt, da Karlstadt zusagte, solche Predigten nicht mehr zu 1482 ² LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. O 225, fol. 117rv, 119rv, ediert in: Müller: Wittenberger Bewegung, S. 177f., Nr. 81 (Haubold von Einsiedel an [Andreas] Karlstadt, Eilenburg, 3. Februar 1522, Abschriften); LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. O 225, fol. 118rv, 119v–120v+124v, ediert in: Müller: Wittenberger Bewegung, S. 178–180, Nr. 82 (Haubold von Einsiedel an Philipp Melanchthon, Eilenburg, 3. Februar 1522, Abschriften); LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. O 225, fol. 105rv, ediert in: Müller: Wittenberger Bewegung, S. 180f., Nr. 83 (Andreas Karlstadt an Haubold von Einsiedel, Wittenberg, 4. Februar 1522, Ausfertigung); LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. O 225, fol. 104rv, ediert in: MBW.T 1, S. 443f., Nr. 209, Müller: Wittenberger Bewegung, S. 181f., Nr. 84 (Philipp Melanchthon an Haubold von Einsiedel, Wittenberg, 5. Februar [1522], Ausfertigung). ³ Hans von Dolzig fertigte Notizen zu den Antworten der Vertreter von Stift und Universität während der Verhandlungen an (LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. O 225, fol. 39v–41v, ediert in: Müller: Wittenberger Bewegung, S. 197–200, Nr. 94). Dolzig lehnte die Antwort der Universität ab, dass die neue Ordnung nötig war, um unschigkligkeitt zuvorzukommen. Die Probleme seien durch die Predigten und die Änderungen bei der Messe durch Karlstadt erst verursacht worden. Bevor man Änderungen vornimmt, hätte erst eine Ordnung mit Wissen und Befehl [des Kf.] erstellt werden müssen. Es folgen knappe Stichpunkte zu den verhandelten Punkten und Antworten mit folgendem Inhalt: über die Messordnung soll weiter verhandelt werden; die Stiftsherren klagten über die Prediger; es wurde gegen den Missbrauch beim Messehalten gepredigt; Karlstadt, die Augustinereremiten sowie der Pfarrer [Simon Heintz] teilten das Sakrament unter beiderlei Gestalt aus; die meisten Universitätsmitglieder stimmten der neuen Messordnung und dem Entfernen der Bilder zu, die Bilder sollen durch die Obrigkeit entfernt werden, was im Ermessen des Kf. liegt; eine Schuld an dem Aufruhr wird abgelehnt; die Messgewänder sollen beibehalten werden; die Gelder der Bruderschaften und geistlichen Lehen sollen für die Armen verwendet werden; Bettelorden sollen verboten werden; Präsenzpflichten; Wegziehen von Studenten; Karlstadt wollte mit seinen Predigten Aufruhr zuvorkommen. ⁴ Messordnung (Wittenbergische ordnung) für die Stadtpfarrkirche zu Wittenberg (LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. O 224, fol. 23r–24v, Abschrift, ediert in: Müller: Wittenberger

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halten und [Zwilling] vielleicht aus Wittenberg weggegangen ist. Amsdorf, der zurzeit in der Stadtpfarrkirche predigt, bot an, die Gemeinde entsprechend zu unterweisen. Auch die Bilder in der Kirche sollen nur durch die weltliche Obrigkeit entfernt werden. Die Messordnung sowie die Antwort der Universitätsmitglieder⁵ auf die Supplikation der Stiftsherren und [Dölschs] kann Kf. Friedrich den beiliegenden Abschriften entnehmen. [6] In der Angelegenheit der Gefangenen in Eilenburg verwiesen die Gerichtshalter eine Bitte der Gefangenen an den Schöffenstuhl zu Leipzig, da der Propst [Johann von Kanitz] des Petersstifts auf dem Lauterberg den angesetzten peinlichen Gerichtstag nicht besuchte [vgl. Nr. 1466]. Der Schöffenstuhl legte fest, dass der Propst zugelassen werden soll, ein neuer Gerichtstag wird festgelegt. [7] Erstellung von Urteilen. [8] In dem Streit zwischen dem Abt [Antonius Dietz] des Klosters Buch und der Gemeinde zu Belgern [vgl. Nr. 1253] wurde eine Vereinbarung getroffen. Beide Parteien legten ungefähr 50 Artikel vor, einige davon machen eine Besichtigung notwendig. Die Besichtigung sollen der Präzeptor [Wolfgang Reißenbusch] und Hans von Minckwitz vornehmen. Dann soll ein Schiedsspruch ergehen. [9] Lehnsbriefe. [10] Unterbringung des Hofgesindes in Herzberg. [11] Bestellung Benedikt Paulis als Prokurator am Hofgericht. [12] Urteil in der Angelegenheit des Günther von Zaschwitz. → 1484 A B Ed.

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LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. O 225, fol. 106r–110v+116v (Ausfertigung). LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. O 225, fol. 112r–115v (Konzept). Pallas: Reformationsversuch 2, S. 58–60, Nr. 7 (Teiledition, bietet die Punkte [6] bis [12], nach Überlieferung A); Aktenstücke zur Wittenberger Bewegung, S. 41–44, Nr. 19 (Teiledition, bietet die Punkte [1] bis [5], nach Müller); Müller: Wittenberger Bewegung, S. 203–206, Nr. 97 (Teiledition, bietet die Punkte [1] bis [5], nach Überlieferung A); CR 1, Sp. 556–558, Nr. 199 (Teiledition, bietet die Punkte [1] bis [5], nach Überlieferung A).

Bewegung, S. 202f., Nr. 96; LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. O 224, fol. 25r–26v, Konzept, die letzten beiden Abschnitte fehlen, ediert in: Müller: Wittenberger Bewegung, S. 201f., Nr. 95). Vgl. auch die Notizen Philipp Melanchthons über die Messe, das Abendmahl unter beiderlei Gestalt und die Bilder (LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. O 225, fol. 103rv, ediert in: Müller: Wittenberger Bewegung, S. 183, Nr. 85). ⁵ LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. O 225, fol. 59r–60v („antwurt der von der universitet zu Wittenberg uff des capittels unnd Feldkirchens ubergeben suplication“, Abschrift). Die Universitätsmitglieder rechtfertigten hierin ihre Beschlüsse hinsichtlich der Neuerungen beim Messehalten, des Abnehmens der Bilder und der Verwendung von Einkünften der Bruderschaften und aus geistlichen Lehen für die Armen. Den Vorwurf des Kapitels, die Universität würde die Gemeinde und Studenten gegen das Kapitel aufbringen, weisen sie von sich. Ein Konzept der Antwort befindet sich ebd., Reg. O 224, fol. 18rv, ediert in: Müller: Wittenberger Bewegung, S. 193–196, Nr. 93.1. Dieses Konzept, geschrieben von Nikolaus von Amsdorf und ergänzt von Philipp Melanchthon, enthält im zweiten Teil „des raths zu Wittenbergk antwort unnd erklerung uff die vorhaltung wegen abschaffung der meß, der bilde, bettelorden etc.“ (LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. O 224, fol. 19r–21v, ediert in: Müller: Wittenberger Bewegung, S. 196f., Nr. 93.2).

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1483 Weimar, 15. Februar 1522 (Sonnabend nach Apollonie) Hz. Johann: Schiedsspruch [1] Hz. Johann gibt auch im Namen Kf. Friedrichs bekannt, dass er im Streitfall zwischen Prior Conrad und dem Konvent des Kartäuserklosters Erfurt einerseits und der Gemeinde zu Ringleben im Amt Weimar andererseits beide Parteien heute nach Weimar vorgeladen hatte [vgl. Nr. 1387]. Der Streit wurde durch die hzl. Räte wie folgt gütlich beigelegt: [2] Regelung der Frondienste für das Kloster. [3] Bestimmungen zur Beteiligung der Gemeinde an Gerichtskosten. [4] Gehorsamspflicht der Gemeinde gegenüber Prior und Konvent sowie Verbot von Verschwörungen gegen das Kloster. [5] In anderen Angelegenheiten, wie Feldschäden, dienen andere Dörfer der Umgebung als Vorbild. In weiteren Betreffen sollen die Einwohner zu Ringleben zunächst von Prior und Konvent einen Bescheid erhalten. Konfliktfälle können dem Landesherrn vorgebracht werden. [6] Der Vereinbarung stimmten Prior Conrad als Vertreter des Klosters sowie für die Gemeinde Ringleben Kurt, Jakob, Kasper und Klaus Hildebrandt sowie Hans Hesse, Klaus Simon, Burkhart Brotkorb, Till Aschenbach und Martin Schneider zu. Als hzl. Räte waren anwesend Friedrich von Thun, Ulrich vom Ende, Johann Reinbott, Johann von der Sachsen und Gregor Brück. A B C

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LASA Magdeburg, U 15, X, Nr. 238, unfol., 2 Bl. (Abschrift). LATh – HStA Weimar, EGA, Kop. A 6, fol. 15v–17r (Abschrift). LATh – HStA Weimar, EGA, Kop. A 3, fol. 12v–13r (Abschrift).

[1] Von gots gnaden wir Johans, hertzog zcu Sachssen, landtgraff in Doringen unnd marggraff zcu Meyssen, bekennen fur den hochgebornen fursten, hern Friderichen, hertzogen zcu Sachssen, des heiligen romischen reychs ertzmarschalcken und churfursten etc., unsern lieben brudern und uns, nach dem sich vorschiener zceit zcwischen dem erwirdigen, unserm lieben andechtigen Conraten, prioren des cartheuser closters zcu Erffurdt, und von wegen seins convents an aynem und der gemayn zcu Ringleuben, in unserm ampt Weymar gelegen, anderteils, irrunge und zcweispeldt begeben, derhalben die berurte menner an unns als den landesfursten claghafft worden, als haben wir sie auff heut dato fur unns gegen Weymar bescheiden und durch unser rethe von allen tayllen noch notorfft vorhoren unnd entlich sie auff ir payderseits bewilligunge wie folget in der gut vortragen lassen. [2] Und alßo erstlich, noch dem sich die berurte menner beclagt, wie sie mit fronen hoher, dan sie zcuthun schuldig ader vor alters gethan, bedrangt unnd beschweth werden, ist abgeredt, das ein ider haußbesesser einwoner zcu Ringleuben dem prior und seinem closter jherlichen aylff tag und nit mher zcu fronen vorpflicht sein, und sal dieselb fron, wie noch folget, geleistet werden. Nemlich die jhenigen, so pferdt haben und huffener sein, sollen dem closter jherlichen vier tag gegen Erffurdt auff des closters kost, wie vor alters unnd nit weitter, dienen, graß, weydich und anders nach des closters bequemligkeit furen, auch folle und gutte fuder laden. Die hintersideler aber und die nit pferde haben sollen auch vier

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tage jherlichen mit der handt inmassen wie die huffener auff des closters kost pys gegen Erffurdt, nach des priors adir der seinen antzeigunge unnd weitter nit, und dorzcu ein ider der selbichen einwoner sieben tage im dorff adir flur zcu Ringleuben, als nemlich die pherdt haben mit den pferden, die hintersidler aber mit der handt, zcufronen schuldig sein. [3] Aber der gericht halben, als sich die menner beclagt, das sie dem prior und closter gelt vor die kosten, so uff die bestellung der selbigen gerichten gingen, geben musten, des sie beschwerdt, ist abegeredt und durch den priorn nachgelassen, das die menner zcu den vier gerichten, so man die hoghe gerichten nennet, und einem itlichen sunderlich funff schillinge in sampt vor die kosten unnd mhr nith zcugeben vorhofft sein sollen. Wurde aber die notturfft erfordern, uber gedachte vier hoghe gerichten mher gerichten zcuhalten lassen, do sollen die menner nichts zcu zcugeben noch zcu geben vorpflicht adir vorpunden sein. [4] Unnd dieweilh sich der prior widderumb beclagt, wie die menner sich unterstunden, vorpuntnyß und unpillich samblunge im und seinem closter zcu wider zcumachen, unnd so er mit ainem adir mhern zcuhandeln het, thetten sich der adir dieselbigen als pald an die gemayn zciehen, dadurch im sein gehorsam zerrut und in vorachtunge gestelt wurde, haben wir den mennern untersagen lassen, das sie dem prior und closter als irem erbhern unterthenigen gehorsam laysten und ertzaigen, auch hinfurder aller und iglicher unpillicher samblunge, pundtnis, conspiration und der gemain zcusammen forderung wider dem prior und convent adir der selbigen gerechtigkeit zcu nachteyll enthalten sollen. [5] Was aber die gemain als felt scheden und der gleichen bruch halben belangen ist, davon mugen sie, wie in andern umbliegenden unsern dorffern gehalten wirdet, woll handeln, sunst was daruber die einwoner zcu Ringleuben einem adir mher sunderlich betrifft, darumb soll der adir dieselbigen von dem prior als erbhern ader den jhenigen, so der dartzu vorordent, ane hintergangk beschiedts gewarthen und sich des bys an unns als dem lantdesfursten, so imandes widder die pilligkeit beschwerdt wurde, halten. Dargegen wiell und soll sie der prior widerumb zcur pilligkait gleich und recht schutzen und vortheidingen. [6] Unnd haben solchs alles nemlich obgenanter prior vor sich und von wegen seins closters und Curdt, Jacoff, Casper und Claus Hilbrandt, Hans Hesse, Claus Simon, Burgkartt Brotkorpt, Toll Aschenbach unnd Mertin Schneitter, alle geschickten der gemain zcu Ringleuben, vor sich unnd von wegen der selbigen gemain stehedt, vhest und unvorbruchlich zcu halten bewilliget, angelobt und zcugesagt. Darbey sein gewest unsere rethe und lieben getreuen Friderich von Thun, hauptman zcu Weymar, Ulrich vom Ende zcum Arnshaugk, bayde rittere, Johan Reinbot zcu Leuchtenburgk, amptleute, Johan von der Sachssen und Gregorius Brugk, doctores und cantzler. Zcu urkundt mit unserm hirangehangnem insiegill wyssentlich besigelt.

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1484 Lochau, 17. Februar 1522 (Montag nach Sankt Valentinstag) Kf. Friedrich an Haubold [von Einsiedel] → 1482 [1] Kf. Friedrich nahm das Schreiben [Nr. 1482] Haubolds [von Einsiedel] über die Verhandlungen mit Mitgliedern der Universität und des Kapitels [des Allerheiligenstifts] zu Wittenberg zur Kenntnis. Er ist nicht erfreut über den entstandenen Streit. [2] Da der Rat [der Stadt Wittenberg] bereits eine Inventur in den Klöstern vorgenommen hat, muss kein Befehl mehr an den Schosser [zu Wittenberg Gregor Burger] ergehen. [3] Die Prediger hätten sich mäßigen sollen, damit kein Aufruhr oder andere Probleme verursacht werden. [4] Hinsichtlich der Ergebnisse der Verhandlungen [Einsiedels] mit dem Propst [Justus Jonas] und anderen [am 13. Februar in Eilenburg] hätte Kf. Friedrich erwartet, dass Universität und Stiftskapitel seinem Befehl, bei dem alten Gebrauch zu bleiben, bis andere Universitäten über das Messehalten beraten haben, Folge leisten. Mit der neuen Messordnung haben sie sich zu viel herausgenommen. Kf. Friedrich hörte dies mit beswertem gemuet. [5] [Einsiedel] weiß, dass dem Kf. geraten wurde, sich nicht zu weit auf diese Dinge einzulassen. Daher hofft Friedrich, dass sich [Einsiedel] und die anderen Räte gegenüber den Mitgliedern der Universität und des Kapitels in der Weise geäußert haben, dass nicht der Anschein entsteht, Kf. Friedrich hätte in die Artikel [zur neuen Messordnung] eingewilligt. [Einsiedel], der das Anliegen kennt, mit dem sich Reichsregiment und Bischöfe an Kf. Friedrich wandten [Nr. 1457 und Nr. 1471], soll bedenken, welche Folgen für den Kf. daraus entstehen. [6] [Einsiedel] soll Kf. Friedrich wegen des Verhandlungstages zwischen dem Propst [Johann von Kanitz des Petersstifts auf dem Lauterberg] und den Gefangenen [zu Eilenburg] weiter informieren [vgl. Nr. 1451]. [7] Erstellung von Urteilen, Schreiben Lgf. Philipps [von Hessen]. [8] Urteil im Streit zwischen dem Amt Düben und [Günther von] Zaschwitz. A Ed.

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. O 225, fol. 133r–134r (Konzept). Pallas: Reformationsversuch 2, S. 60f., Nr. 8 (Teiledition, bietet die Punkte [6] bis [8]); Aktenstücke zur Wittenberger Bewegung, S. 44–46, Nr. 20 (Teiledition, bietet die Punkte [1] bis [5], nach Müller); Müller: Wittenberger Bewegung, S. 206–208, Nr. 99 (Teiledition, bietet die Punkte [1] bis [5]); CR 1, Sp. 558f., Nr. 200 (Teiledition, bietet die Punkte [1] bis [5]).

1485 Weimar, 19. Februar 1522 (Mittwoch nach Sankt Valentinstag) Hz. Johann an Kf. Friedrich → 1475 [1] Hz. Johann erinnert Kf. Friedrich an seinen Brief [Nr. 1475], den Friedrich wegen des Schreibens [Nr. 1471] Bf. [Johanns VII.] von Meißen mit der Bitte um Rat an Johann schickte. [2] Hz. Johann sendet nach Rücksprache mit seinen Räten eine Notel [Nr. 1478] mit, wie dem Bf. geantwortet werden kann. [3] Hz. Johann legt Abschriften weiterer Schriftstücke in unterschiedlichen Angelegenheiten bei. → 1492 A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. A 226, fol. 61rv (Ausfertigung).

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[1] Bruderliche lieb mit ganczen treuen alczeit zuvor. Hochgepornner furst, lieber bruder unnd gefatter, nagst haben unns eur lieb von Alstedtt¹ aus zuerkennen gegeben, was der bischoff von Meissen an euer lieb gelanngt, darauf eur lieb gepeten, dieweil der sachen gelegenheit erfordert, dem bischoff hieruff stadtlich anndtwort zugeben, das wir die dinge allenthalben bewegen unnd bedenncken wolten, wie darauff andtwordt zugeben sein sall. [2] Als haben wir der sachen, sovil irer gelegenhait nach in unserm vermugen gewest, nachgedacht, auch etlichen rethen der selbigen mit vleis nachzutrachten bevolhen, unnd eine nottel, wie e. l. ab inliegennder schrifft befinden werden, zustellen bevolhen, die wir eur lieb hirmit weitter zubewegen zuschicken, mit freuntlicher pit, euer liebden wollen des verzuges in ansehunge der hendel, domit wir und die rethe itzt in den vorbeschaiden beladen sein, nit misfallen tragen. Hetten wir auch ichtes mehr ader pessers, das zuerhaltunge e. l. unnd unsers glimpfs auff solch des von Meissen schreiben unnd ansuchen dinstlich sein wolt, bedencken mugen, sult euer lieb nit unangezeigt plieben sein.

1486 Nürnberg, 19. Februar 1522 (am 19. Tag Februarii) Hans von der Planitz an Kf. Friedrich [1] Hans von der Planitz empfing zwei Schreiben Kf. Friedrichs vom 10. Februar und ein Schreiben vom 17. Februar. [2] Bericht über Mandate gegen Kf. [Joachim I.] von Brandenburg und Hz. [Bogislaw X.] von Pommern. [3] Ks. [Karl V.] hat zur Hildesheimer Angelegenheit noch keine Entscheidung getroffen. [4] Unterhaltung des Reichsregiments und des Kammergerichts. Kampf gegen die Türken. Schwäbischer Bund. [5] Die Schrift [Nr. 1457], die Kf. Friedrich wegen des Messehaltens, Reichung der Sakramente und anderer Dinge bekommen hat, geht auf die Initiative Hz. Georgs von Sachsen zurück. Wenn man nicht eingegriffen hätte, wäre das Schreiben schärfer ausgefallen. Hz. Georg und Bf. [Georg III.] von Bamberg wollten die Vorgänge im Kurfürstentum Sachsen sogar dem Ks. anzeigen. Dies hätte zur Zerrüttung des Reichsregiments führen können. Wenn die sechs Kurfürsten und zwölf Fürsten zusammenkommen, soll darüber geredet werden. [6] Planitz hält die Priesterehe für gut. [7] Würde man sich um andere Probleme so kümmern wie um die Luthersache, würde das Reichsregiment rasch seine Arbeit erledigt haben. Man sagt, dass das Ordenskapitel der Augustinereremiten in Wittenberg im Namen vieler böser Geister gehalten wurde. Nichts wird geachtet, was diese Mönche oder [Martin] Luther vollbringen. Kf. Ludwig [von der Pfalz] und Pfgf. Friedrich II. wurden so lange beeinflusst, bis sie gegen Luther eingestellt waren. Aber es gibt auch Widerstand dagegen, so dass viele Sachen verhindert werden konnten. [8] Kf. Friedrich kann im Hinblick auf das Verlassen der Klöster durch Mönche darauf verweisen, dass sie Obere haben, die dies verantworten müssen. Die Mönche sind auch ohne Zutun Kf. Friedrichs in das Kloster eingetreten. Lieber wäre es ihm, wenn sie im Kloster blieben. Er drängt sie 1485 ¹ Allstedt.

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nicht zum Austritt. Das sind geistliche Personen, die einer anderen Jurisdiktion unterstehen. Im Hinblick auf die Reichung der Sakramente kann Kf. Friedrich auf die Position von Gelehrten verweisen, dass dies nicht dem Glauben entgegensteht oder der Seligkeit schadet. Da Kf. Friedrich ein Laie ist, will er die Sache den Gelehrten überlassen. Bisher sei nicht mit gut begründeten Argumenten, sondern allein zur Durchsetzung des eigenen Willens dagegen vorgegangen worden. So handelt auch Hz. Georg [von Sachsen], der sagt, dass er mit Gewalt einschreiten wird. [9] Planitz übermittelt ungern Briefe an den Kf. mit den Boten des Reichsregiments oder des Kammergerichts. Er will aber alle Wünsche Kf. Friedrichs erfüllen. [10] Das Schreiben [Nr. 1457] an Kf. Friedrich wurde nicht mit dem Regimentssiegel, sondern den Siegeln Kf. Ludwigs [von der Pfalz] und Pfgf. Friedrichs II. besiegelt, weil es nicht im Namen Ks. [Karls V.] ausging. [11] Wie bereits mitgeteilt [Nr. 1472], hält es Planitz für sinnvoll, dass Kf. Friedrich persönlich im Reichsregiment erscheint. [12] Es gibt andere Gründe als die Lehre Luthers für den Rückgang der Erträge aus den Bergwerken, wie Hz. Georg behauptet [vgl. Nr. 1462]. [13] Details zum Fall Georg Ramingers aus Würzburg. [14] Über die Artikel, die Geistlichen betreffend, [die Gravamina], wurde gesprochen. [15] Nachrichten über einen Gefangenen [Bartholomäus Rem] in Worms. → 1501 A Ed.

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. E 88, fol. 31r–36v (Ausfertigung, eigh., zu eigenen Händen). Wülcker / Virck: Planitz Berichte, S. 86–92, Nr. 39 (Volltext).

1487 Merseburg, 20. Februar 1522 (Donnerstag nach Valentini) Bf. Adolf von Merseburg an Kf. Friedrich [1] Bf. Adolf von Merseburg berichtet Kf. Friedrich, dass er ein Schreiben [Nr. 1457] des Reichsregiments erhalten hat, in dem ihm Missbräuche und Änderungen beim Messehalten und bei der Austeilung des Sakraments sowie das Verlassen der Klöster und Eheschließungen von Ordensleuten und Priestern angezeigt wurden. [2] Da dies nicht geduldet werden darf, hat das Reichsregiment von Bf. Adolf verlangt, die Missbräuche in seinem Herrschaftsbereich zu verhindern und wenn nötig zu bestrafen. Der Bf. soll seine Untertanen ermahnen, mit Neuerungen bis zu einem künftigen Konzil zu warten. [3] Bf. Adolf will zur Ehre Gottes und aus Gehorsam gegenüber Ks. [Karl V.] und dem Reichsregiment diesem christlichen Ansinnen nachkommen. Dies ist ihm jedoch ohne Beteiligung Kf. Friedrichs nicht möglich, da sich sein geistlicher Herrschaftsbereich in das Kurfürstentum hinein erstreckt. Bf. Adolf bittet daher Kf. Friedrich, ihm mitzuteilen, ob er in seinem Kurfürstentum das Mandat des Reichsregiments selbst durchsetzen will, damit der Bf. gegenüber dem Reichsregiment entschuldigt ist. Wenn Kf. Friedrich dies ablehnt, weil es die Priester und Geistlichkeit betrifft und daher eine Aufgabe Bf. Adolfs ist, bittet der Bf. um ein Ausschreiben des Kf. an diejenigen kursächsischen Amtleute

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und Untertanen, die unter der bfl. Obrigkeit stehen, damit diese dem Gebotsbrief¹ des Bf. Folge leisten. → 1505 A Ed.

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. N 28a, fol. 2rv (Ausfertigung). Pallas: Versuche des Bischofs Adolf, S. 8f. (Volltext).

1488 [Eisenberg], 21. Februar 1522 (Freitag nach Valentini) Fabian Horlmann an Hz. Johann [1] Fabian Horlmann, Propst des Zisterzienserinnenklosters Eisenberg, nimmt Hz. Johann gegenüber Stellung zum Vorwurf derer von Eisenberg, dass er zu ihrem Schaden einem Bauerngesellen namens Schmidt eine Frau vorenthält. Sie verschweigen einen Teil der Wahrheit. Horlmann hatte die Frau gehen lassen und zu den ihren geschickt. Sie ist aber, wie aus einem Schreiben des Vaters und des Bruders der Frau hervorgeht, in der Zeit seiner Abwesenheit wieder zurückgekehrt. Daraufhin wurde sie durch die von Eisenberg wiederum vertrieben und ging zu ihrem Vater, bei dem sie sich noch immer aufhält. [2] Horlmann bittet Hz. Johann zu berücksichtigen, dass gegen ihn zu Unrecht ein Unwille besteht, und dafür zu sorgen, dass diese Angelegenheit und andere Probleme, die das Kloster betreffen, zusammen mit der Rechnungslegung angehört werden. Horlmann will für Hz. Johann beten. A

LATh – StA Altenburg, Landesregierung, 4209, fol. 64rv (Ausfertigung).

1489 Lochau, 22. Februar 1522 (XXII. Tag Febuarii) Kf. Friedrich an Hans von der Planitz → 1472 [1] Kf. Friedrich bestätigt Hans von der Planitz den Empfang seiner drei Schreiben.¹ Die Rückerstattung von 1000 Gulden durch Pfgf. Friedrich II. soll über Wolfgang Hofman erfolgen. [2] Auseinandersetzung zwischen Braunschweig und Hildesheim. 1487 ¹ Bf. Adolf von Merseburg wandte sich in einem schriftlichen Befehl an seine Geistlichkeit und teilte das Mandat des Reichsregiments im Wortlaut mit. Der Bf. befahl den Geistlichen, darauf zu achten, dass die vom Reichsregiment angezeigten Missbräuche nicht auftreten bzw., wenn sie solche feststellen, diese zunächst gütlich zu beseitigen. Sollten ihre Ermahnungen nichts bringen, sollten sie sich an weltliche Obrigkeiten oder an den Bf. wenden (LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. N 28a, fol. 3r–4v sowie fol. 13r–16v, undatierte Abschriften, ediert in: Neues Urkundenbuch zur Kirchen-Reformation, S. 84, Nr. 1 Beilage). Bf. Adolf sandte Kf. Friedrich eine Abschrift seines Gebotsbriefes am 13. März 1522 zu [vgl. Nr. 1516]. 1489 ¹ Vom 7. Februar 1522 (Wülcker / Virck: Planitz Berichte, S. 78f., Nr. 34), 8. Februar 1522 [Nr. 1472] und 12. Februar 1522 (Wülcker / Virck: Planitz Berichte, S. 84, Nr. 37).

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[3] Kf. Friedrich will nicht bei den Verhandlungen wegen Martin [Luther] anwesend sein, weil dabei nichts herauskommen wird, wie man in Worms bereits gesehen hat. [4] Dass Ehz. Ferdinand von Österreich während der Abwesenheit Ks. [Karls V.] Statthalter wird, soll Planitz anfechten. [5] Unterhaltung des Reichsregiments und des Kammergerichts. Berichterstattung durch Planitz. Tätigkeit des Reichsregiments. [6] Schreiben Bf. [Georgs III.] von Bamberg wegen des Lehns zu Mühlberg [vgl. Nr. 1472]. [7] Herbergen der Fürsten in Nürnberg. [8] Befremden Kf. Friedrichs über die Ansetzung des Beginns des Reichstags auf den 23. März. Hilfe für Ungarn. [9] Dank für Nachrichten. → 1499 A B Ed.

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. E 88, fol. 37r–39v (Ausfertigung, zu eigenen Händen, Beginn des Schreibens fehlt). LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. E 88, fol. 40r–42v (Konzept). Wülcker / Virck: Planitz Berichte, S. 94–97, Nr. 42 (Volltext).

1490 Lochau, 22. Februar 1522 (Samstag Sankt Peterstag cathedra) Kf. Friedrich an Bf. Johann VII. von Meißen → 1471 [1] Kf. Friedrich erinnert Bf. Johann von Meißen an dessen Schreiben [Nr. 1471] mit der beigelegten Abschrift des Mandats [Nr. 1457] des Reichsregiments. Der Bf. teilte mit, dass er dem Mandat Folge leisten und gegen die Missstände bei denjenigen vorgehen will, die seinem geistlichen Gerichtszwang unterstehen, insbesondere bei der Geistlichkeit. Als Beispiele nannte er die Verfehlungen der Pfarrer zu Lochau, Schmiedeberg und Düben, die er vorladen will. Der Bf. berichtete, dass er Prediger aussenden will, die das Wort Gottes und die Vorschriften der Kirche verkünden. Bf. Johann bat um eine Anordnung Kf. Friedrichs, dass der Bf. und seine Prediger bei der Ausübung ihres Amts im Kurfürstentum nicht behindert werden. [2] Kf. Friedrich hörte gern, dass der Bf. gegen diejenigen vorgehen will, die der christlichen Kirche und dem Wort Gottes zuwiderhandeln. [3] Der Kf. will alles fördern, was der Ehre Gottes, der Ausbreitung des göttlichen Worts, der Stärkung des christlichen Glaubens und dem Seelenheil dient, wie es sich für einen Christen ziemt. Auch will er jeglichen Aufruhr verhüten, soweit ihm das möglich ist. Dies können der Bf. und andere von dem Kf. erwarten. [4] Obwohl der Kf. meint, dass der Bf. und seine Prediger für die Verkündigung des Wortes Gottes keine Sicherheiten (versicherung) benötigen, will er doch, auch im Namen seines Bruders [Hz. Johann], der Bitte des Bf. stattgeben und die erbetene versicherung für diejenigen Gegenden des Kurfürstentums erteilen, in denen die Predigten erfolgen, da der Bf. nichts als die Ehre Gottes und die Nächstenliebe sucht. [5] Kf. Friedrich stimmt ebenfalls zu, dass Bf. Johann die drei Pfarrer vor sich ruft. Er geht davon aus, dass sich der Bf. den Pfarrern gegenüber korrekt verhält. [6] Wenn der Bf. mitteilt, was Kf. Friedrich in diesen Angelegenheiten tun kann, will der Kf. angemessen handeln.¹ → 1493 A Ed.

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. N 25, fol. 20r–21v (Konzept). Aktenstücke zur Wittenberger Bewegung, S. 47f., Nr. 21 (Teiledition, nach Pallas); Pallas: Briefe und Akten, S. 248f., Nr. 8 (Volltext).

1490 ¹ Dieser Antwort Kf. Friedrichs an Bf. Johann lag inhaltlich und teils wörtlich das Bedenken seiner Räte [Nr. 1481 Überlieferung A] zugrunde.

Nr. 1491

1491 Hz. Johann an Kf. Friedrich

23. Februar 1522

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Weimar, 23. Februar 1522 (am Abend Matthei)

[1] Hz. Johann erhielt das Schreiben Kf. Friedrichs, aus dem er mit Freude erfuhr, dass sich die Sache des Kf. zum Guten gewandt hat. [2] Hz. Johann entschuldigt sich, dass er nicht auf das Schreiben Kf. Friedrichs wegen der Geldfrage geantwortet hat. [3] Er bedankt sich bei Kf. Friedrich für die Nachricht, wie sich der Pfarrer von Lochau [Franz Günther] hält. [4] Klärung weiterer Angelegenheiten, wie Zusendung einer Waffe und das Salzgrafenamt zu Halle betreffend. A

SächsHStA Dresden, 10024 Geheimer Rat (Geheimes Archiv), Loc. 09650/04, unfol., 1 Bl. (Ausfertigung, eigh., zu eigenen Händen).

1492 Lochau, 24. Februar 1522 (Montag Sankt Matthiastag) Kf. Friedrich an Hz. Johann → 1485 [1] Kf. Friedrich erhielt das Schreiben [Nr. 1485] Hz. Johanns wegen einiger Angelegenheiten. Der erste Punkt betraf die Mitteilung Hz. Johanns, wie Kf. Friedrich sein Antwortschreiben an Bf. [Johann VII.] von Meißen gestalten kann, wofür sich Kf. Friedrich bedankt. Allerdings schickte Kf. Friedrich bereits vor dem Eintreffen des Schreibens Hz. Johanns dem Bf. eine Antwort [Nr. 1490] entsprechend der beiliegenden Abschrift. Kf. Friedrich bittet Hz. Johann, darüber nicht verärgert zu sein. Er wollte mit der Antwort nicht länger warten, da der Bf. von Meißen mitgeteilt hatte, dass er zur Fastenzeit (ab 5. März) selbst predigen und Prediger ausschicken will, und sich der Vorschlag Hz. Johanns für ein Antwortschreiben verzögerte. Diesen Vorschlag hätte Kf. Friedrich zwar gern vor der Antwort gehabt, aber die Fastenzeit näherte sich und Friedrich wollte nicht länger warten, damit der Bf. sich nicht in der Sache wegen Kf. Friedrich entschuldigen kann. [2] Kf. Friedrich teilt seine Meinung in Bergwerksangelegenheiten und wegen Hektor von Mörle mit. A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. A 226, fol. 82r–83v (Konzept).

1493 Stolpen, 24. Februar 1522 (am Tag Sancti Matthie apostoli) Bf. Johann VII. von Meißen an Kf. Friedrich → 1490 [1] Bf. Johann von Meißen hat das Antwortschreiben [Nr. 1490] Kf. Friedrichs mit Dank und großer Freude empfangen. Der Bf. will alles dafür tun, dass die ihm anbefohlenen schefflein gegenüber der Kirche gehorsam sind. [2] Wenn ihm dabei Widerstand von den Ungehorsamen entgegengebracht wird, hofft er auf den Beistand, Schutz und Rat des Kf. als dem Schutzherrn seines Stifts. Er bittet Kf. Friedrich, Gefahren abzuwenden. [3] Zettel: Wie in seinem vorhergehenden Schreiben [Nr. 1471] angekündigt, hat

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[um 24. Februar 1522]

Nr. 1494

Bf. Johann die Pfarrer zu Lochau [Franz Günther], Schmiedeberg [Nicasius Clay] und Düben vor sich rufen lassen, um sie von ihren Irrtümern abzubringen. Diese blieben jedoch der Vorladung fern. Bf. Johann bittet daher Kf. Friedrich um eine Anweisung an seine Amtleute in den genannten Orten, dass die ungehorsamen Priester samt dem Apostaten zu Herzberg, der ohne bfl. Erlaubnis und unchristlich predigt, in den Gewahrsam des Bf. überanwortet werden. Der Bf. will sie von ihrem Irrtum abbringen und Schlimmerem zuvorkommen. A Ed.

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. N 25, fol. 27r–28v, Zettel: 27r (Ausfertigung). Aktenstücke zur Wittenberger Bewegung, S. 48 Anm. 4 (Teiledition, nach Pallas); Pallas: Briefe und Akten, S. 250, Nr. 9 (Volltext).

1494 Martin Luther an Kf. Friedrich

[Wartburg], [um 24. Februar 1522]

[1] Martin Luther beglückwünscht Kf. Friedrich, anstelle einer förmlichen Anrede, zum neuen heyligthum in Wittenberg [der Wittenberger Bewegung]. Der Kf. warb viele Jahre lang in allen Ländern um Reliquien, nun erhörte Gott seine Bitte und sandte ihm ein Kreuz. Kf. Friedrich soll es gern annehmen, weil nicht nur Hannas und Kaiphas, sondern auch Judas dazugehören.¹ [2] Kf. Friedrich soll sich nun weise verhalten und keine Furcht haben. Es handelt sich erst um den Anfang. Doch wird die Sache so wie Ostern ausgehen, als Christus nach drei Tagen auferstand. 2 Kor 6[,5] muss sich an ihnen erfüllen. [3] Luther entschuldigt sich für sein eiliges Schreiben und kündigt seine baldige Rückkehr [nach Wittenberg] an. Der Kf. soll sich seiner nicht annehmen. A LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. N 140, fol. 1rv (Ausfertigung, eigh., zu eigenen Händen). Ed. Martin Luther Dokumente, S. 107, 344, Nr. 67 (Volltext); WA.Br 2, S. 448f., Nr. 454 (Volltext). Bem. Zur Datierung: Das Schreiben muss kurz vor der Instruktion [Nr. 1496] Kf. Friedrichs an Johann Oswald entstanden sein.

1495 Wittenberg, 25. Februar 1522 (Dienstag nach Sankt Matthias) Gregor Burger an Kf. Friedrich [1] Gregor Burger, Schosser zu Wittenberg, übersendet Kf. Friedrich auf Befehl Haubolds von Einsiedel ein Verzeichnis¹ der Einkünfte des Augustinereremitenklosters Wittenberg, das die Mönche selbst erstellt haben. Zudem erstellte der Rat der Stadt Wittenberg ein 1494 ¹ Luther spielt auf den Papst sowie Andreas Karlstadt an. 1495 ¹ Das Verzeichnis enthält die Einnahmen und Ausgaben des Klosters. Diesen vorangestellt ist ein „untterricht der augustiner von dem abgethanen bettel“, in dem der Diakon und Konvent des Augustinereremitenklosters Wittenberg auf Befehl der kfl. Räte zu Eilenburg

Nr. 1496

[um 26. Februar 1522]

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Inventar beider Klöster [vgl. Nr. 1482]. [2] Ausgaben für den Knaben Vollrath und Bitte um Rückerstattung.² [3] Burger bittet den Kf. um seine Entlassung aus dem Schosseramt. A Ed.

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Kk 1434, fol. 1rv (Ausfertigung). Müller: Wittenberger Bewegung, S. 218, Nr. 106 (Teiledition).

1496 Kf. Friedrich an Johann Oswald

[um 26. Februar 1522]

[1] Kf. Friedrich befiehlt Johann Oswald mit dieser Instruktion, [Martin] Luther folgende Punkte auszurichten: Kf. Friedrich hat den Brief [Nr. 1494] Luthers erhalten. [2] Luther weiß, dass Kf. Friedrich bisher nicht in die Vorgänge in Wittenberg eingegriffen hat. Allerdings besteht eine große Uneinigkeit im Allerheiligenstift und an der Universität, besonders über die Frage des Messehaltens. Viele Studenten verlassen deshalb Wittenberg. Fürsten ziehen ihre Landeskinder ab. [3] Da Kf. Friedrich ratlos ist und Luther ihn darauf verweist, dass er klug handeln soll, bittet er Luther, ihm zu sagen, wie er handeln soll. Kf. Friedrich will nichts unternehmen, das dem Wort Gottes entgegensteht oder Aufruhr verursacht. [4] Durch das Reichsregiment wurde Kf. Friedrich aufgefordert [Nr. 1457], keine Neuerungen des Glaubens aufkommen zu lassen. [5] Einige Bischöfe, wie Bf. [Johann VII.] von Meißen, wollen nun selbst in den Unruhegebieten predigen oder predigen lassen. Bf. [Johann] hat sich in einem Brief [Nr. 1471] auf das Schreiben des Reichsregiments bezogen und will kraft seines bfl. Amtes durch Prediger das Wort Gottes und die Ordnung der Kirche verkündigen lassen, die Menschen zu Einigkeit und christlichem Gehorsam ermahnen, ihnen den Befehl des Reichsregiments bekannt machen und sie von ihren Irrtümern abbringen. Würden solche Predigten die Dinge zum Guten wenden, würde dies Kf. Friedrich gefallen. [6] Kf. Friedrich hat am Ende von Luthers Brief nicht verstanden, ob Luther bald nach Wittenberg zurückkehren will. Kf. Friedrich rät Luther von diesem Schritt ab, weil es ihm nicht gut bekommen könnte, sich wieder öffentlich zu zeigen. Wenn man erfährt, dass Luther wieder in Wittenberg ist, Ks. [Karl V.] und Papst [Hadrian VI.] weiter gegen ihn vorgehen und auch Kf. Friedrich dazu bringen, dass er gegen Luther vorgehen muss, würde dies Kf. Friedrich sehr belasten, weil Luther noch nicht überwunden ist. Luther weiß, dass sich Kf. Friedrich bisher nie seiner Sache angenommen hat, außer, dass er bei Ks. [Karl V.] um ein gnädiges Verhör Luthers gebeten 1495

sowie auf Aufforderung des Schossers [Gregor Burger] zu Wittenberg ihre Auffassung zur Abschaffung des Bettelns und Terminierens darlegten. Da das Betteln von Gott verboten und überdies die Bürger vor allem in der Gegend um Wittenberg arm seien, könnten die Mönche das Terminieren und Betteln nicht mehr mit ihrem Gewissen vereinbaren. Auf einer Versammlung am 6. Januar 1522 in Wittenberg legten ihre obersten zudem fest, dass kein Mönch mehr betteln darf, sondern von den Einkünften des Klosters zu leben hat. Reichten diese nicht aus, sollten die Mönche sich entweder mit Predigen oder von ihrer Hände Arbeit ernähren. Dem wollte der Wittenberger Konvent nachkommen (LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Kk 1434, fol. 6r–7r, ediert in: Müller: Wittenberger Bewegung, Nr. 106, S. 218–222). ² Vgl. die dem Brief beigelegte Auflistung LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Kk 1434, fol. 5r.

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28. Februar 1522

Nr. 1497

hat. Kf. Friedrich möchte sich nicht weiter in die Sache einlassen, wozu ihn Luther in seinem Brief gleichfalls ermuntert. Kf. Friedrich befürchtet keine guten Folgen für sein Land und seine Leute. [7] Kf. Friedrich wüsste gern, ob die Sache von Gott ist. Wenn dies der Fall ist, will er auch das Kreuz gern tragen. In Wittenberg geht es aber so durcheinander, dass man darüber irre wird. Der Kf. wünscht nicht, dass andere Leute zu Schaden kommen. [8] Um den 30. März soll ein Reichstag stattfinden, auf dem man auch über die Luthersache sprechen wird. Es ist also besser, wenn Luther stillhält und eine Denkschrift für den Reichstag verfasst. Gott wird dafür sorgen, dass sich die Lage verändert. Der Kf. will aber nicht, dass Gottes Wille verhindert wird und stellt die Dinge Luther anheim. A LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. N 140, fol. 2r–5v (Konzept). Ed. WA.Br 2, S. 449–453 (Volltext); CR 1, Sp. 559–563, Nr. 201 (Volltext). Bem. Zur Datierung: Die kurz zuvor entstandene Instruktion wurde Luther wohl am 28. Februar zur Kenntnis gegeben, woraufhin er am 1. März nach Wittenberg aufbrach [vgl. Nr. 1502].

1497 Weimar, 28. Februar 1522 (Freitag nach Sankt Matthiastag) Hz. Johann an Kf. Friedrich [1] Hz. Johann erhielt das Schreiben Kf. Friedrichs mit den Informationen zu den Korrespondenzen zwischen dem Reichsregiment, Kf. Friedrich und Hans von der Planitz. [2] Hz. Johann erinnert Kf. Friedrich daran, dass Friedrich ihm ein Schreiben [Nr. 1425] [Valentins von] Teutleben wegen der Propstei [des Marienstifts] zu Gotha weitergeleitet hat. In der Angelegenheit will Hz. Johann an das Kapitel zu Gotha schreiben entsprechend der mitgeschickten Konzeptabschrift [Nr. 1498]. Hz. Johann erklärt Kf. Friedrich seine Meinung zur Antwort an Teutleben, der an die Residenzpflicht erinnert werden sollte. [3] Beauftragung von Doktoren der Juristenfakultät der Universität Wittenberg, einen Ratschlag im Streit wegen Gerichts- und Obrigkeitsrechten über einige Orte zu verfassen. A

5

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. A 226, fol. 84rv (Ausfertigung).

[1] Bruderliche lieb mit ganntzen treuen allzceit zuvor. Hochgebornner furst, lieber bruder unnd gefatter. Euer lieb schreyben, in dem unns dieselben zuerkennen geben, was das regiment abermals an e. l. gelanngt unnd unnsernthalben Hansen vom der Plaunitzan¹ unnser oheymen hertzog Friderichen², stathalter, unnd pfaltzgraff Ludwigen³, churfursten, unter anderm zuwerben bevolhen, haben wir alles innhalts gelesen, unnd thun unns kegen e. l. solcher unnsernthalben gehabten muhe unnd furwendung, die von e. l. im allerbesten bedacht, freuntlich bedancken. Dan es unns furwar gantz ungelegen sein wolt, so wir unns itzo ausserhalben landes begeben solten, unnd wo d[as] regiment ichtes derhalb an 1497 ¹ Hans von der Planitz. ² Pfgf. Friedrich II. ³ Kf. Ludwig von der Pfalz.

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unns selbst gelangen wurde, wollen wir unns als dann e. l. meynung nach mit geburlicher antwurt vernemen lassen. [2] Als unns aber euer lieb in einem andern brieff, doctor Teutleben halben, auff sein schrifftlich bitten, so er an e. l. von Rhom gethan unnd euer lieb unns zugeschickt, von wegen der probsteyen zu Gotha geschrieben mit bit, e. l. zuerkennen zugeben, was hirinnen zuthun sein solt, damit sich e. l. gegen gemeltem von Tutleben mit antwurt muge vernehmen lassen, dorauff wollen wir e. l. nit verhalten, das wir dem capittel zu Gotha derhalb nach laut eingelegter noteln schreyben, unnd was den rethen⁴ zu Erffurdt von yren geschickten widerumb zu antwurt gefallen wirt, wollen wir e. l. furderlich anzcaigen, domit e. l. gedachtem doctor gnedige antwurt geben muge. Aber wo der doctor lange zu Rhom beharren wolt, were zubesorgen, das dieselb probstey wie zuvor in der curthisanen gewalt widerumb komen mocht, dan wir werden bericht, das der babst durch die regeln seiner cantzleyen alle lehen der jhenigen, so an seinem hoff versterben, zuverleihen wil haben unnd eine lange zceit also gebraucht sey worden, das e. l. unnd unns beschwerlich wer. Darumb, wo es e. l. bedechten, solt gut sein, das er der residentz erinnert wurde. 1498 Weimar, 28. Februar 1522 (Freitag nach Sankt Matthiastag) Hz. Johann an Dekan [Gerhard Marschall] und Kapitel des Marienstifts zu Gotha [1] Hz. Johann erinnert Dekan und Kapitel des Marienstifts zu Gotha an ihre Beratungen, die zum Ziel hatten, dass kirchliche Stellen nicht mehr wie bisher unter Verletzung der Rechte der Fsen. und des Kapitels an päpstliche Günstlinge vergeben werden. [2] Valentin von Teutleben erlangte nun die Propstei des Marienstifts zu Gotha und bat in einem Schreiben [Nr. 1425] an Kf. Friedrich um die Präsentation auf die Stelle. Kf. Friedrich und Hz. Johann bitten Dekan und Kapitel um Zustimmung und Unterstützung bei der Übertragung der Propstei an Teutleben. [3] Dekan und Kapitel sollen den fsl. Räten am 12. März in Erfurt ihre Antwort mitteilen. A

5

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. A 226, fol. 87r–88r (Abschrift).

[1] Unnsern grus zuvor. Erwirdigen, wirdigen und erbarn lieben andechtigen. Wyr wissen uns nach woll zuerinnern, das wir zur tzeitt mit euch haben handeln und reden lassen, wege furzunehmen, damit dye pfrunden und lehen in einer kirchen von den korthisanen furbas, wie bisanher bescheen, nicht mochten untertzogen und wyr und yr der ordentlichen gerechtickaytt entsatzt werden. [2] Wiewol nuen der hochgelarte unser lieber getreuer Valentinus von Tauteleyben, doctor, dye probstey in berurter kirchen wider etzliche corthisanen zu Rom erhalten, 1497 ⁴ Räte Kf. Friedrichs und Hz. Johanns, vgl. Nr. 1498 Punkt 3.

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so gelangett unns doch an, das er gewilt wehr, uns zu untertenigen eren und gefallen, sich solcher romischen gerechtickaytt zuvertzeihen, so er durch unser presentacion und ander ordentliche wege dartzu komen mochtt, und hatt itzt bey dem hochgebornen fursten hern Friderichen, hertzogen zu Sachssen, churfurst, unsern freuntlichen lieben brudern, untertenig ansuchen gethan. Weyl dan dyeselben probsteyen etzlich viel jhar durch dye corthisanen dermasen untergehalten, das dye schier von aynem uff den andern geerbett, und wyr und yr ordentlicher gerechtickaytt in langer weyl nit haben gebrauchen konnen, domit nuen dyeselbigen widerumb ordentlicher weys mugen vorlihenn werden, so ist von hochgedachts unsers lieben brudern und unserntwegen unser begehr, yr wollet euer halben nit manngel sein lassen, noch unnotdorfftiger hinderung furwenden, auffdas gedachter von Teutelayben zu berurter probsteyen in massen wie obstedt komen, und wir und yr dye ordentliche verleyhung widerumb erlangen mugen. [3] Und wollet euch hirauff kegen unsern rethen, so wir auff mitwoch nach Invocavit schirstkunfftig zu Erffurtt ander geschefftt halben haben werden, durch etzliche euer zuschicken unabschlegiger antwortt vernehmen lassen. Daran thut yr unsers lieben brudern und uns besondern gefallenns.

1499 Nürnberg, 28. Februar 1522 (am XXVIII. Tag Februarii) Hans von der Planitz an Kf. Friedrich → 1489 [1] Hans von der Planitz empfing die Schreiben Kf. Friedrichs vom 19. und 22. Februar [Nr. 1489]. Planitz übergab das Schreiben an Kf. [Ludwig V. von der Pfalz] und den Statthalter Pfgf. Friedrich II., die bedauern, dass Kf. Friedrich nicht nach Nürnberg kommen kann. Sie bedanken sich für Kf. Friedrichs Stellungnahme zur Türkenhilfe. [2] Rückerstattung von 1000 Gulden durch Pfgf. Friedrich II. [3] Stellungnahme Ks. [Karls V.] in der Auseinandersetzung zwischen Braunschweig und Hildesheim. [4] Die Verhandlungen über die Sache Martin [Luthers] waren so unangenehm [vgl. Nr. 1486], dass andere Fragen dahinter zurückstanden. Deshalb wurden die Beratungen zur Verhinderung einer Spaltung zurückgestellt, bis die sechs Kurfürsten und zwölf Fürsten im Reichsregiment anwesend sein werden. Manche wollen das Problem mit Gewalt lösen. Planitz hofft, dass es dazu nicht kommt. Es gibt Gerüchte, dass Erasmus von Rotterdam gegen [Luther] geschrieben hat. Genaueres konnte Planitz nicht erfahren. [Johannes] Reuchlin soll ebenfalls gegen [Luther] schreiben wollen. [5] Mögliche Statthalterschaft Ehz. Ferdinands [von Österreich]. [6] Unterhaltung des Reichsregiments und des Kammergerichts. [7] Tätigkeit des Reichsregiments. [8] Empfang einer Abschrift des Schreibens Kf. Friedrichs an Bf. [Georg III.] von Bamberg. [9] Fürsten, die zum Reichsregiment kommen wollen. [10] Die von Ks. [Karl V.] bewilligten Gelder für den Romzug sollen zur Bekämpfung der Türken in Ungarn verwendet werden. [11] Verschiedene Nachrichten. A Ed.

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. E 88, fol. 47r–51v (Ausfertigung, eigh., zu eigenen Händen). Wülcker / Virck: Planitz Berichte, S. 97–102, Nr. 43 (Volltext).

Nr. 1500

[nach 1. März 1522]

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1500 [Lochau], [nach 1. März 1522] [Kf. Friedrich] an [Pfgf. Friedrich II. bei Rhein] und [Kf. Ludwig V. von der Pfalz] [1] [Kf. Friedrich] erhielt das Schreiben¹ [Pfgf. Friedrichs bei Rhein] und [Kf. Ludwigs von der Pfalz]. Er bedankt sich für ihre Wünsche zur Besserung seines Gesundheitszustandes. Wäre es [Friedrich] möglich, würde er in Nürnberg erscheinen, um in den Angelegenheiten des Reichs und der Christenheit zu raten. [2] [Kf. Friedrich] versichert, sofern Beschlüsse zugute der Christenheit gefasst werden, auf diese gebührend zu antworten, wenn sie an ihn gelangen. Er hat sich nie anders verhalten. Bald werden sie mehr darüber erfahren. Sollte sich sein Gesundheitszustand bessern, will er nach Nürnberg reisen. A Ed.

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. E 88, fol. 58r–59r (Konzept). Wülcker / Virck: Planitz Berichte, S. 105f., Nr. 46 (Volltext).

1501 Lochau, 3. März 1522 (am dritten Tag Marci) Kf. Friedrich an Hans von der Planitz → 1486 [1] Kf. Friedrich erhielt das Schreiben [Nr. 1486] des Hans von der Planitz vom 19. Februar. [2] Das Mandat [des Reichsregiments] an Hz. [Bogislaw X.] von Pommern befremdete Friedrich, er befürwortet jedoch, dass so Frieden im Reich erhalten wird. [3] Braunschweigische und Hildesheimer Sache. [4] Unterhaltung des Reichsregiments und Kammergerichts. [5] Das Mandat [Nr. 1457] des Reichsregiments, das an Kf. Friedrich geschickt wurde. [6] Selbst wenn Friedrichs Gesundheit eine Reise zuließe, denkt er, dass er im Reichsregiment in Nürnberg kaum etwas ausrichten würde. [7] Über die in Worms eingebrachten Artikel gegen die Geistlichen [Gravamina] soll verhandelt werden. Planitz soll eine Abschrift erhalten. [8] [Georg] Raminger und der Gefangene zu Worms. A B Ed.

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. E 88, fol. 56r–57v, ediert wird fol. 56r–57r (Ausfertigung, zu eigenen Händen). LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. E 88, fol. 54r–55r (Konzept). Wülcker / Virck: Planitz Berichte, S. 103–105, Nr. 45 (Volltext, nach Überlieferung A).

[5] Belangend die schrifft, so unns das regiment gethan, von wegen meßhalten unnd anders etc., auff solchs haben wir noch nit anntwurtt geben. Ist auß dem 1500 ¹ Pfgf. Friedrich bei Rhein, Statthalter des Reichsregiments, und Kf. Ludwig von der Pfalz schrieben Kf. Friedrich am 1. März 1522. Sie teilten ihm mit, dass sie ihn wegen seines Gesundheitszustandes entschuldigen, obwohl man ihn aufgrund seiner Erfahrungen bei den Verhandlungen in Nürnberg vermisst. Zugleich hofften sie darauf, dass Kf. Friedrich die in Nürnberg getroffenen Beschlüsse umsetzt (LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. E 88, fol. 52rv, Ausfertigung, ebd., fol. 53rv, Abschrift, ediert in: Wülcker / Virck: Planitz Berichte, S. 102f., Nr. 44).

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5. März 1522

Nr. 1502

verplieben, das der both, wie er verlassen, nit wider zu unns kommen, mogen auch wol achten, das vil gesucht werde, das villeicht unns zu nachteil unnd zuentgegen, das wir also mussen bescheen lassen. Unnser herr gott werdts aber ungetzweivelt wol zum besten schigken. Unnd das statlich von der sach geredt wurd von leuthen, die es wol meynten unnd verstunden, solt unnsers ermessens nutz unnd gut sein. Unnd mogen wol glauben, wu man sich aller hanndlungen als Lutters¹ sachen entgegen zusein vleissigte, das vil außgericht wurd, dann wir haben noch nit gehort, das vom regiment etwas sonnderlichs außgericht oder gehanndelt worden were. Das die monich auß den clostern lauffen, pfaffen weyber nemen unnd raichung halben der sacrament, in dem haben wir dein bedengken auch gehort. Unnd solchs mag von unns, wie du antzeigst, unnsers verhoffens leichtlich veranntwurtt werden, dann wir haben mit diesen dingen nit zuthun, sein des als ein leyhe auch nit verstenndigt, sonnder steet den prelaten unnd obern der geistligkeit zu. So wollen wir dir auch nit verhalten, das unns unnser vedter, hertzog Jorg², yetzo in kurtz derhalben geschrieben,³ unnd in demselben schreiben etwas beschwerlich angetzogen. Darauff wollen wir seiner lieb in kurtz anntwurt geben unnd dir dann der abschrifft schigken, darauß du unnser bedengken in dem vernemen wirdest.

1502 Martin Luther an Kf. Friedrich

Borna, 5. März 1522 (Aschermittwoch)

[1] Martin Luther erhielt die Nachricht [vgl. Nr. 1496] Kf. Friedrichs am 28. Februar abends, als er sich auf seine Reise am 1. März vorbereitete. Luther weiß, dass es Kf. Friedrich gut mit ihm meint. Auch Luther meint es gut. [2] Luther entnimmt Friedrichs Antwort, dass er durch Luthers Mahnung [Nr. 1494], weise zu sein, bewegt war. Hoffentlich hat Kf. Friedrich ihn richtig verstanden, da Luther nie etwas an Kf. Friedrich als Fürst und Obrigkeit auszusetzen hatte. Luther wollte den Kf. trösten angesichts der Vorgänge in Wittenberg. Friedrich soll sich die Vorgänge, über die auch Luther bestürzt war, nicht zu Herzen nehmen. Diese Mahnungen beziehen sich nicht auf Luthers Angelegenheit. [3] Zu seinem Fall kann Luther sagen, dass er das Evangelium nicht von Menschen, sondern vom Himmel empfangen hat. Er ist ein Knecht und Evangelist und stimmt aus Demut gern einem Verhör zu. Allerdings kam er seinen Gegnern, die wie Teufel auftreten, nicht aus Verzagtheit, sondern dem Kf. zuliebe schon zu sehr entgegen. [4] Hz. Georg [von Sachsen] bekämpft das Evangelium mehr als ein Teufel. Doch das Evangelium macht mutig, sogar diesem Herrn zu widerstehen. Wenn die Sache in Leipzig so stünde wie in Wittenberg, würde Luther sich auch dort einsetzen, ungeachtet des Zorns Hz. Georgs. Luther hat schon oft für die Erleuchtung Hz. Georgs gebetet und will damit fortfahren. 1501 ¹ Martin Luther. ² Hz. Georg von Sachsen. ³ Nr. 1465.

Nr. 1503

6. März 1522

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Kf. Friedrich soll ebenfalls dafür beten. [5] Luther schreibt Kf. Friedrich, damit dieser weiß, dass Luther in einem viel größeren Schutz nach Wittenberg kommt als dem des Kf. Luther wünscht keinen Schutz durch Kf. Friedrich, vielmehr kann er ihn schützen. Gott wirkt hier allein ohne menschliches Zutun. Das muss geglaubt werden. Kf. Friedrich soll nichts unternehmen, weil Gott kein menschliches Sorgen leiden will. Daran soll Kf. Friedrich glauben oder, wenn er es nicht glauben kann, sich auf den Glauben Luthers verlassen. Für das, was Luther geschieht, trägt Kf. Friedrich keine Verantwortung. Er soll sich als Kf. an die Reichsordnung halten. Wer anders handelt, bricht die Ordnung Gottes. [6] Kf. Friedrich muss erkennen, dass er Luther nicht schützen kann, sondern ihn als gehorsame Obrigkeit vielleicht sogar verfolgen muss. Kf. Friedrich gefährdet dadurch seinen Leib und seine Seele nicht. Luther musste dies Kf. Friedrich mitteilen, damit er nicht betrübt ist, wenn er von der Ankunft Luthers [in Wittenberg] hört. Er wünscht dem Kf. einen starken Glauben. Ed.

WA.Br 2, S. 453–457, Nr. 455 (Volltext); Jenaer Lutherausgabe dt. 2, fol. 56v–58v (Volltext).

1503 Wittenberg, 6. März 1522 (Donnerstag nach Cinerum) Propst [Justus Jonas], Dekan [Lorenz Schlamau] und Kapitel des Allerheiligenstifts zu Wittenberg an Kf. Friedrich [1] Propst, Dekan und Kapitel des Allerheiligenstifts zu Wittenberg zeigen Kf. Friedrich an, dass der Prokurator des Stifts die Zinsen, Präsenzgelder und andere Einkommen der Kirche nicht mehr einmahnen kann, da der Bann, mit dem er die Zahlung bisher erzwingen konnte, nicht mehr geachtet wird. [2] Sie bitten daher den Kf., an seine Amtleute einen Befehl ergehen zu lassen, damit die Zinsleute, Adlige und Nichtadlige der jeweiligen Ämter, auf Ansuchen des Prokurators zur Zahlung gezwungen werden können. Die [kfl.] Stiftung soll dadurch erhalten bleiben und die Entlohnung der Kirchenpersonen sichergestellt werden. A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. O 262, fol. 1rv (Ausfertigung).

1504 Lochau, 7. März 1522 (Freitag nach Cinerum) Kf. Friedrich an Hieronymus Schurff [1] Kf. Friedrich schickt Hieronymus Schurff den Brief [Nr. 1502] Martin [Luthers] [vom 5. März], in dem dieser ankündigt, wieder nach Wittenberg zu kommen. [Luther] hätte sich noch etwas verborgen halten sollen, weil die Sache gerade gefährlich ist. Es könnte noch schwieriger werden, wenn man erfährt, dass [Luther] wieder in Wittenberg ist, vor allem, da viele Leute einen Grund suchen, Friedrich zu schaden. [2] Weil nun aber [Luther] in Wittenberg ist, übersendet Kf. Friedrich beiliegend einen Kredenzbrief an [Luther] und wünscht, dass Schurff mit diesem redet und verhandelt. [Luther] soll einen

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7. März 1522

Nr. 1505

Brief an Kf. Friedrich aufsetzen, in dem er seine Gründe darlegt, warum er entgegen Kf. Friedrichs Willen wieder nach Wittenberg gekommen ist. Er soll auch schreiben, dass er dadurch niemanden beschweren will. Der Brief muss so beschaffen sein, dass ihn Kf. Friedrich an andere Herren verschicken kann. [3] Kf. Friedrich will Aufruhr vermeiden. Dabei soll Schurff helfen. Schurff soll nicht nur den Brief von [Luther] verlangen, den Kf. Friedrich vorzeigen kann, sondern ihn auch ermahnen, nicht in der Allerheiligenstiftskirche zu predigen. [4] Schurff soll den beigelegten Brief [Nr. 1502] [Luthers] sowie den Kredenzbrief an [Luther] mit einer Mitteilung über den Gesprächsverlauf an Kf. Friedrich zurückschicken. Die Sache soll geheim bleiben. → 1510 Ed.

WA.Br 2, S. 457–459 (Volltext); Jenaer Lutherausgabe dt. 2, fol. 58v–59r (Volltext).

1505 Lochau, 7. März 1522 (Freitag nach Cinerum) Kf. Friedrich an Bf. Adolf von Merseburg → 1487 [1] Kf. Friedrich erhielt das Schreiben [Nr. 1487] Bf. Adolfs von Merseburg vom 20. Februar wegen der Umsetzung des Mandats [Nr. 1457] des Reichsregiments vor zwei Tagen. Der Bf. bat Kf. Friedrich, ihm mitzuteilen, ob der Kf. selbst in seinem Fürstentum das Mandat umsetzen will. Andernfalls ersuchte er Friedrich um ein Ausschreiben an die kfl. Amtleute und Untertanen im Gebiet des Bistums Merseburg, dem Gebotsbrief Bf. Adolfs in der Angelegenheit gehorsam zu sein. [2] Kf. Friedrich und [Hz. Johann] wollten und wollen alles fördern, was der Ehre Gottes, der Verbreitung seines Worts, der Stärkung des christlichen Glaubens und dem Seelenheil dient. Auch gegenüber Ks. [Karl V.] sind sie stets gehorsam. Kf. Friedrich stimmt daher zu, dass Bf. Adolf dem Mandat des Reichsregiments nachkommt, da es die Priester und die Geistlichkeit betrifft. Der Kf. schickt Abschriften seiner Korrespondenz [Nr. 1471, Nr. 1490 und Nr. 1493] mit Bf. [Johann VII.] von Meißen in der Angelegenheit des Mandats des Reichsregiments mit. [3] Kf. Friedrich kann dem Schreiben Bf. Adolfs nichts Genaueres zur Veröffentlichung und Umsetzung des bfl. Gebotsbriefes entnehmen und denkt auch nicht, dass das Reichsregiment dem Bf. befohlen hat, deswegen bei Kf. Friedrich anzusuchen, sondern dem Bf. selbst Handlungsanweisungen gegeben hat. Daher soll Bf. Adolf überlegen, in welcher Form das Ausschreiben Kf. Friedrichs und [Hz. Johanns] ihm mit dem Boten überbracht werden soll. Wenn Kf. Friedrich dies erfährt mit der Angabe, in welchen Gebieten des Kurfürstentums Bf. Adolf tätig werden will, werden er und [Hz. Johann] ihn mit entsprechenden Schreiben unterstützen, da der Bf. die Ehre Gottes und die Nächstenliebe sucht. → 1516 A Ed.

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. N 28a, fol. 5rv (Konzept). Sammlung vermischter Nachrichten 4, S. 293–295, Nr. I (Volltext).

Nr. 1506

7. März 1522

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1506 Wittenberg, 7. März 1522 (Freitag ante Invocavit) Martin Luther an Kf. Friedrich [1] Martin Luther wägte es gut ab, dass es für Kf. Friedrich schwierig sein wird, wenn Luther gegen den kfl. Willen und dessen Erlaubnis nach Wittenberg zurückkehrt. Dadurch könnte Kf. Friedrich und seinem Land Gefahr entstehen wie auch Luther selbst, der durch päpstliche und ksl. Gewalt verbannt und verdammt ist. Was sollte Luther aber tun? Er wurde zu diesem Schritt, den er im Namen Jesu Christi tat, durch Gott gezwungen. [2] Luther möchte Kf. Friedrich über seine Gründe unterrichten. Keinesfalls will er die Autorität der Obrigkeit, weder die Ks. [Karls V.] noch die Kf. Friedrichs oder anderer Obrigkeiten, missachten. Zuerst wurde Luther von der Kirche zu Wittenberg wieder hierher zurückgerufen. Da Luther die Reformen begonnen hat, muss er nun als ein Diener der Kirche, der von Gott berufen wurde, dazu stehen. [3] Zudem musste Luther zurückkehren, weil sich in der Zwischenzeit der Satan der Herde bemächtigt hat. Alle Welt nimmt diese Entwicklung zu Recht wahr. Deshalb muss Luther dagegen einschreiten. Auf weltliche Gnade oder Ungnade kann er keine Rücksicht nehmen, weil Gott ihm diese Gemeinde anbefohlen hat. Mit seinen Briefen konnte Luther nichts ausrichten, er muss persönlich handeln. [4] Schließlich fürchtet sich Luther vor einem Aufruhr im Reich, durch den Gott die deutsche Nation strafen wird. Das Evangelium wird im Volk gern aufgenommen, aber fleischlich verstanden. Der Aufruhr wird durch die angefacht, welche die Empörung eigentlich stillen sollten. Nachdem die geistliche Tyrannei geschwächt wurde, muss nun auch die weltliche Gewalt dem Evangelium weichen. Luther will mit seinen Freunden versuchen, das Urteil Gottes abzuwenden, und beruft sich dafür auf Ez [13,5 und 22,30]. Auch wenn es Luthers Feinden lächerlich erscheint, muss er so handeln, weil es im Himmel andere Dinge gibt als [beim Reichsregiment] in Nürnberg beschlossen wurden. Luther hat noch weitere Gründe für seine Rückkehr nach Wittenberg, die aber angesichts des bedrohten Evangeliums nicht ins Gewicht fallen. [5] Luther bittet Kf. Friedrich um Nachsicht für seine Rückkehr nach Wittenberg ohne Bewilligung des Kf., weil er Christus als Herrn seiner Seele hat, der ihn gesandt hat. Kf. Friedrich ist nur sein Herr im Hinblick auf weltliches Gut und den Leib. Christus wird Luther vor seinen Feinden schützen. Es geschieht Gottes Wille. [6] Zettel: Wenn Kf. Friedrich die Form dieses Briefes nicht gefällt, soll er selbst eine vorgeben und sie ihm zuschicken. Luther würde es auch nicht stören, wenn sein letzter Brief [Nr. 1502] an Kf. Friedrich öffentlich würde. Er handelt so, dass alles öffentlich werden kann. Bisher dachte er, dass der Aufruhr nur die Geistlichkeit betrifft, und befürchtete nichts. Doch nun sorgt er sich, dass auch die Herrschaft davon betroffen ist. Der Untergang kommt aber erst nach der Verfolgung und Vernichtung des Evangeliums. Ed. WA.Br 2, S. 459–462, Nr. 456 (Volltext); Jenaer Lutherausgabe dt. 2, fol. 59v–61r (Volltext). Bem. Möglicherweise datierte Luther den Brief auf den 7. März vor. Sein Gespräch mit Hieronymus Schurff, bei dem er vom Wunsch [Nr. 1504] Kf. Friedrichs nach einer schriftlichen Begründung, warum Luther entgegen Friedrichs Willen nach Wittenberg zurückkehrte, erfuhr, fand wahrscheinlich erst am 8. März statt [vgl. Nr. 1510].

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7. März 1522

Nr. 1507

1507 [Zwickau], 7. März 1522 (Freitag nach dem Sonntag Estomihi) Der Rat zu Zwickau an Hz. [Johann] [1] Der Rat der Stadt Zwickau erinnert Hz. [Johann] daran, dass ihn die beiden Bgm. [Hermann Mühlpfort und Laurentius Bärensprung] über das Vorgehen der Mönche des Zisterzienserklosters Grünhain in ihrem Hof in Zwickau unterrichtet haben sowie über die Befürchtung, dass daraus in der Gemeinde Empörung gegenüber den Mönchen entstehen könnte. Einigen Bürgern und Einwohnern, die sich die Sache des von den Mönchen gefangen gehaltenen Mannes zu Herzen nahmen, wurde bereits untersagt, etwas zu unternehmen. Da der Fall bei Hz. [Johann] liegt, bittet der Rat, die Bedürfnisse der Stadt zu berücksichtigen. [2] Gestern erfolgte nun ein Überfall auf den Klosterhof. Einige Ratsherren verhinderten weitere Zerstörungen. [3] Der Angriff geschah ohne Wissen und gegen den Willen des Rates, und es war ihm nicht möglich, diesen mit Gewalt aufzuhalten. Der Rat bittet Hz. [Johann], sich im Fall einer Klage nicht gegen den Rat zu wenden, sondern die Sache aus fürstlicher Gnade und Güte zum Guten zu wenden. A

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StadtA Zwickau, IIIx, 5/9, fol. 2rv (Konzept).

[1] Durchlauchtiger hochgeborner furst und herre, euren f. gnaden unsre untherthenige, gehorsame, gantz willige und verpflichte dinste allertzeit hochsten vermögens und vleyses bevor. Gnediger furst und herre, nach deme wyr vergangener dyeser tage euren furstlichen gnaden durch bayde unsre geschickten burgermaistere unter andrem der monchen vom Grunhayn handelung und furnehmen in yrem hoffe bey uns in der stadt haben antzaigen und zuerkennen geben laßen, auch wy zubesorgen, wohe nichts do bey gethan, das dy gantze gemeynde, nach deme an uns gelangette, wider dy selbig mönche zu uffror, entporung und widerwillen möchte beweget werden, und wy woll wyr nytt gemeynt, dyweyll etzlichen eurer f. g. burgern und eynwohnern, denen (wy sie sich haben hören lasen) des armen mannes sache (welcher von den monchen in yrem gefengknus, wy er geclaget, verterbet) hochlich zu hertzen gegangen, jungst treulich untersagett wurden, sy solten sich kayner wege aynigen furnehmens unterstehen. Dyweyll doch dy sache nuhmals an e. f. g. gewachsen, aldo sunder tzweyffell des armen mannes notturfft wurde gehandelt und bedacht werden, so wolten wir unsert halben, dy gericht belangent etc., auch nytt vergessen, euren f. g. antzaigunge zuthun und do uff zu unsrer und gemeyner stadt notturfft wyder dy gedachten monche etc. unthertheniglich zu bytten etc. [2] Ist doch ubir das gestern dornstags fast gegen dem abendt und alles in ayner nuh gescheen, das sich der gemayne pöfell in aynen merglichen großen hauffen und zulauffe in obberurten hoffe vorsammelt haben, aldo nytt alleyne dy stöcke, do inne der arm man verterbet wurde, gantz hirußgerissen, dy selben hynferre uffn margkt getragen und zu stucken gehauen, sunder auch in dem hoffe fenster, öfen, kisten, kasten, tisch, bengk, bette und alles das zuhauen, zurissen und zurschlagen, was

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sy do innen funden. Wy woll wir glaublich horen und bericht werden, der abt¹ solle sich solchen eynfals hyvor besorget und ungeverlich fur drey wochen den besten haußradt etc. hinwegk gefurdt adder geflehget und weyter nichts mher aldo gelasen haben, dan was zur teglichen haushaltung hatt sollen gebraucht werden. Und ist uffm falle gestanden, wohe nytt durch etzliche personen des radts, dy von stund an, als sie den zulauff gesehen, mytt eynkommen und dem pöfell, so vil ynen möglich gewest, untersaget und dofur gewehret, vorkommen were, sie solten sich weytter unterstanden und nach deme vermutlich das von jungk und alt ubir tausent menschen aldo versammelt gewest, den selben hoff zu grundt adder jhe den mehrern tayll eyngerissen haben. [3] Dyweyll nu solchs, und gott wisse, wider unsern des radts wissen und willen ergangen und gescheen und unß nytt moglich gewest, angetzeigtem schnellem und unversehenem eynfallen myt gewalt zu widerstehen, so haben wir doch nytt unterlasen, sunder das euren f. g. hymite zuerkennen geben wöllen. Dy selb e. f. g. unthertheniglich bietende, ab derwegen clag an e. f. g. gelangen wurde, e. f. g. wollen sich byß uff unser weytter entschuldigen zu ungnade derhalben nyt bewegen laßen, sunder gescheene handelunge uß furstlicher gnade und guthe zum besten helffen wenden etc. Umb vilgemelt e. f. g. wollen wir solchs in unterthenigkeit leibs und gutten hochsten vermögens gevlissen und gantz willig verdynen. 1508 Zeitz, 8. März 1522 (Samstag nach dem Aschertage) Statthalter [Eberhard vom Thor] und Räte Bf. [Philipps] von Freising und Naumburg an Hz. Johann [1] Statthalter [Eberhard vom Thor] und Räte Bf. [Philipps] von Freising und Naumburg antworten auf ein Schreiben Hz. Johanns. Hz. Johann hatte ihnen einen Brief Leupolds von Hermannsgrün und Hans von der Planitz sowie des Rats und der Gemeinde Auerbach weitergeleitet, in dem sie sich über Johann Gülden äußern. [2] Der Vorgang stellt sich anders dar als Hz. Johann bisher berichtet wurde. Gülden hat in seiner Predigt unter anderem Neuerungen gegen die Ordnung der Kirche vorgetragen und verbreitet, die zu Uneinigkeit und Aufruhr führen können. Zudem hat er wahrscheinlich an keiner Universität studiert, so dass er gar nicht in der Lage ist, die Heilige Schrift anders als die Konzilien auszulegen. Beigefügte Artikel belegen dies.¹ [3] Statthalter und Räte haben Gülden mehrmals vorgeladen, um ihn zu verhören und ihn von seinem eigensinnigen 1507 ¹ Gregor Küttner, Abt des Zisterzienserklosters Grünhain. 1508 ¹ Der Akte liegt ein Verzeichnis der Predigtgedanken Güldens bei, das Johannes Hecht erstellte (LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Kk 1538, fol. 3r–6r). Demnach sprach sich Gülden in seinen Predigten in Auerbach und im Filial Rodewisch gegen das Fasten, das Stundengebet und die winckelmesse aus. Die kirchlichen Feste habe sich der Teufel ausgedacht. Die Predigten der Priester seien erlogen.

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Vorhaben abzubringen. Als dies nichts brachte, haben sie ihm, da der Bf. nicht dulden kann, dass Gülden weiter im Bistum predigt, den Zugang zur Kirche verboten, damit das Volk durch seine irrige Lehre nicht weiter verführt wird. Er hat dennoch öffentlich gepredigt und ging mit Schmähschriften gegen den Statthalter und die Räte vor. Dies war unnötig, weil ihm der Rechtsweg offenstand. [4] Damit Hz. Johann den Statthalter und die Räte nicht falsch beurteilt, legen sie eine Relaxation für Gülden bei.² Gülden erhält so die Gelegenheit, seinen guten Willen zu zeigen. Sollte die Sache verhandelt oder verhört werden müssen, haben Statthalter und Räte keine Scheu davor und wollen sich weisen lassen. A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Kk 1538, fol. 1rv+7v (Ausfertigung, Kanzleivermerk: „Sol er Johan Gulden zugesandt werden.“).

1509 Lochau, 9. März 1522 (Sonntag Invocavit) Kf. Friedrich an Hz. Georg von Sachsen → 1465 [1] Kf. Friedrich erhielt das Schreiben [Nr. 1465] Hz. Georgs am 24. Februar. [2] Kf. Friedrich wollte mit seiner Nachfrage zu gegen ihn gerichteten Bestrebungen (prackticken) Hz. Georg weder zu Aussagen auffordern, die diesem nicht zustehen, noch sein Misstrauen ausdrücken. [3] Den Gerüchten, die Händler und andere in die Welt setzen, ist nicht zu trauen. Kf. Friedrich will keinen Anlass zu übler Nachrede und Beschwerdeschriften geben. Er will nichts zulassen, das der Ehre Gottes, der guten Ordnung und dem Heil der Christenheit widerspricht. [4] Wenn Gabriel [Zwilling], [Andreas] Karlstadt und Philipp [Melanchthon] etwas unternehmen, was ihnen nicht zusteht, finden sie keine Zustimmung bei Kf. Friedrich, der es in ihre eigene Verantwortung stellt. Er will nicht zulassen, dass etwas Unchristliches unternommen wird. [5] Auf das Schreiben [Nr. 1391] hin, welches Hz. Georg vor seiner Abreise nach Nürnberg an [Hz. Johann] richtete, hat sich Kf. Friedrich schon bereit erklärt, mit [Hz. Johann] und Hz. Georg oder mit Hz. Georg allein darüber zu verhandeln, aus welchen Gründen man Kf. Friedrich für einen Ketzer wie den böhmischen Kg. Georg [Podiebrad] halten könnte [vgl. Nr. 1421]. Wie Hz. Georg daraufhin bei den Verhandlungen in Saalfeld durch den Gesandten [Gregor Brück] seines Bruders [Hz. Johann] erfahren hat, will sich Kf. Friedrich als guter Christenmensch verhalten [vgl. Nr. 1431]. [6] Kf. Friedrich hätte deshalb erwartet, dass Hz. Georg ihn aus christlicher Liebe und aufgrund ihrer Verwandtschaft gegen Vorwürfe, die von Händlern oder anderen vorgebracht werden, angesichts seines Angebots rechtfertigt. Bisher hat er nicht gehört, dass ihn jemand für einen Ketzer wie Kg. Georg hält. [7] Bf. [Johann VII.] von Meißen hat Kf. Friedrich in einem Schreiben [Nr. 1471] mitgeteilt, dass er das Mandat [Nr. 1457] des Reichsregiments erhielt und daraufhin Prediger aussenden will. Dieses Schreiben, seine Antwort [Nr. 1490] darauf und ein erneutes Schreiben [Nr. 1493] des Bf. übersendet Kf. Friedrich in Abschriften. Auch daraus wird Hz. Georg erkennen, dass Kf. Friedrich nichts unternimmt, das der Ehre Gottes oder dem 1508 ² LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Kk 1538, fol. 2rv.

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Heil der Menschen schadet. [8] Kf. Friedrich hätte nicht damit gerechnet, auf seine ursprüngliche Anfrage eine solche Antwort von Hz. Georg zu erhalten. → 1532 A B C Ed.

SächsHStA Dresden, 10024 Geheimer Rat (Geheimes Archiv), Loc. 10299/07, fol. 52r–54v (Ausfertigung, zu eigenen Händen). LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. N 32, fol. 19r–22r (Konzept). LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. N 32, fol. 70v–73v (Abschrift). ABKG 1, S. 285–287, Nr. 314 (Regest mit Teiledition); Seidemann: Beiträge zur Reformationsgeschichte 1, S. 185–187, Nr. 6 (Volltext).

1510 Wittenberg, 9. März 1522 (Sonntag Invocavit) Hieronymus Schurff an Kf. Friedrich → 1504 [1] Hieronymus Schurff teilt Kf. Friedrich mit, dass er dessen Befehl [Nr. 1504] Martin Luther, zu diser zit / warhafftigem apostel und euangelisten Christi, vorgehalten hat. [2] Darauf verfasste Luther einen Brief [Nr. 1506], in dem er seine Gründe darlegte, warum er ohne Wissen und Erlaubnis des Kf. nach Wittenberg zurückgekehrt ist. Schurff hofft, dass der Kf. diese Gründe gnädig und als wichtig anerkennt. [3] Schurff berichtet, dass in Wittenberg viele ohne Berufung eigenmächtig zu predigen begonnen haben. Etliche Bürger und Studenten meinen, sie seien gute Christen, wenn sie nicht zur Beichte gehen, Priester verfolgen, nicht fasten oder Bilder abreißen. Die Predigten führten zu Aufruhr im Volk. Die Messen sind verändert worden. Dahinter steckt der Teufel, so dass ganz Deutschland geärgert wird. Es ist bedauerlich, dass solcher Ärger aus Wittenberg kommt, wo das Evangelium wieder ans Licht gebracht wurde. Doch nun verstoßen die Änderungen gegen die christliche Liebe. [4] So kam es zu gegenseitigen Beleidigungen. Schurff hält sich für kalt und schwach im Glauben. Viele Prediger sind fleischlich gesinnt und nicht vom Geist erleuchtet. Die meisten nehmen das an, was dem Leib und dem Fleisch angenehm ist. Es reicht nicht, dass ein Prediger schriftkundig ist, sondern er braucht zugleich den Heiligen Geist. Doch es gibt nur wenige solche Menschen. [5] Schurff bittet Kf. Friedrich, dieses Schreiben gnädig aufzunehmen. Er hofft, dass Luthers Predigten durch Wirkung des Heiligen Geistes den Ärger stillen können. Selbsternannten Predigern soll das Predigen verboten werden, da schon Christus vor den Lügenpropheten gewarnt hat. Jede christliche Obrigkeit, die solche Vorkommnisse feststellt, muss dagegen einschreiten. [6] Schurff schrieb eigenhändig und bemühte seinen Schreiber nicht, um den Befehl des Kf. [nach Geheimhaltung] zu erfüllen und nicht deshalb, weil er sich scheute, dass das Schreiben bekannt wird, schon gar nicht vor [Andreas] Karlstadt. Gebetswunsch für den Kf. → 1511 Ed.

WA.Br 2, S. 463–465 (Volltext); Jenaer Lutherausgabe dt. 2, fol. 61r–62v (Volltext).

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1511 Lochau, 11. März 1522 (Dienstag nach Invocavit) Kf. Friedrich an Hieronymus Schurff → 1510 [1] Kf. Friedrich erhielt den Brief [Nr. 1510] Hieronymus Schurffs und das Schreiben [Nr. 1506] Martin Luthers. Dass es Veränderungen in den Predigten und anderes mehr gegeben hat, missbilligt er. [2] Kf. Friedrich schickt das Schreiben Luthers mit Veränderungen an Schurff, der mit Luther darüber sprechen soll. Friedrich will das überarbeitete Schreiben Luthers denjenigen vorzeigen, bei denen er in Verdacht steht. [3] Auftrag zur Geheimhaltung. [4] Zettel: Kf. Friedrich versichert, dass er Aufruhr vermeiden möchte. → 1520 WA.Br 2, S. 465f. (Volltext, den Richtlinien der WA angepasst); Jenaer Lutherausgabe dt. 2, fol. 62v–63r (Volltext). Bem. Die Edition folgt der Jenaer Lutherausgabe. Ed.

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[1] VOn Gottes gnaden Fridrich / Hertzog zu Sachssen / und Churfuerst etc. HOchgelarter / lieber getreuer und Rat / Wir haben dein Schreiben / was du auff unsern Befelh / mit Doctor Martino Luther gehandelt hast / zu gnedigem gefallen vernomen / Auch die Schrifft / so uns derselbige Doctor Martinus daneben gethan / empfangen und verlesen / Und ist nicht wenigers / wir haben nie gern gesehen / das sich etliche der massen zu Predigen / und anders fuerzunemen eingedrungen. Was wir auch zu jeder zeit / dagegen haben handeln und fuernemen lassen / das ist dir / und andern / so wir dazu gebraucht / bewusst / Wo uns auch gefolget / were sonder zweiffel viel dings verblieben / das numals zuweiterung und beschwerung gereicht. [2] WIr haben auch die Schrifft / so uns Doctor Martinus gethan / darinnen er sich entschuldiget / das er sich on unser wissen / willen und zuthun / widerumb gen Wittemberg begeben / allenthalben ubersehen / Und wissen in derselben kein sonderliche Verenderung / denn allein mit den worten / da Doctor Martinus schreibet. Es ist viel anders im Himel / denn zu Nuermberg¹ beschlossen etc. dieselben und etliche andere wort / welche unsers ermessens etwas zu scharff / haben wir messigen und endern lassen / wie du hiebey aus Magister Spalatin² Handschrifft / vernemen wirst. SO schicken wir dir auch daneben Doctor Martinus Brieff / den er uns itzt geschrieben / hiemit zu / Und ist unser gnedigs begern / du wollest mit Doctor Martino davon reden / und im solchs anzeigen / das auch fuer dich selbs bewegen. Und wir halten es dafuer / wo er lauts berurter Copie / an uns schreiben wuerde / das es nicht unschicklich sein solte / So hetten wir auch als denn / dieselbig sein Schrifft / unsern Herrn und Freunden / bey denen wir in verdacht gehalten / anzuzeigen. Wir suchen auch hierinnen nichts anders / denn das die Schrifft / also 1511 ¹ Nürnberg. ² Georg Spalatin.

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und dermassen gestellt / damit dieselbig unsern Herrn und Freunden fuerzuhalten sey. DEnn du weisst / das wir der ding gantz unschuldig / und das es alles on unsern willen und wissen ergangen / Wo uns auch Doctor Martinus hette folgen wollen / hette er sich gen Wittemberg nicht gewand. [3] UNd wollest diese Schrifften sonst allenthalben in geheim halten / und an niemands gelangen lassen / sondern uns dieselben allesampt der Instruction³ / die wir dir Juengst zugeschickt / widerumb unter deinem Pitschafft verwart / ubersenden / Und was du darauff von Doctor Martino fuer bescheid und Antwort erlangen wirst / das wollest uns durch dein Schreiben zu erkennen geben / und thust uns in dem allen zu gefallen. [4] Wir geben dir auch zu erkennen / das wir nichts suchen in dieser Sachen / denn das Auffruhr und anders moecht verhut werden / Darumb wollest die Sache zum besten helffen vleissigen / Und daran sein / das wir ein Schrifft erlangen / die wir von uns zeigen moegen.

1512 [Belzig], 11. März 1522 (Dienstag nach Invocavit) Christoph Groß an Kf. Friedrich [1] Christoph Groß, Amtmann zu Belzig, berichtet Kf. Friedrich, dass der Priester, den Groß der Pfarrei Belzig zugewiesen hatte, am 9. März tödlich verwundet wurde und er keinen geeigneten Ersatz besorgen kann. Die Pfarrei benötigt wieder einen Pfarrer, der Pflichten übernimmt. [2] Groß bittet Kf. Friedrich, die Pfarrei neu zu besetzen.¹ A

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LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Ll 78, fol. 2rv (Ausfertigung).

[1] Durchlauchtigster hochgeborner churfurst unnd herre, euren churfurstlichen gnaden sein meyn underthenig verpflicht willig dinst mit allen vleys zcuvor. Gnedigster herre, e. cf. g. gebe ich underthenigklich zcuerkennen, das ich die pfarre alhie zcu Beltitz mit einem priester, bis ßo lange e. cf. g. dieselbtige mit einem andern hette versehen mogen, bestelt. Als ist derselbtig verschinen sontags von einem leichtfertigen mahn bis in thot vorwund wurden. Weyß alßo itzt keynen geschickten mahn, domit die armen leuthe versorget, weyter zcu wege zcubringen, dan die priester alhie seind schlechte leuthe, die wenig studiret, das 1511 ³ Nr. 1504. 1512 ¹ In der Akte befindet sich ein undatiertes Konzept an einen „secretarius“, aus dem hervorgeht, dass Kf. [Friedrich] dem Amtmann zu Belzig antworten sollte, dass dieser sich noch einmal darum bemüht, die Pfarrei mit einem Priester zu bestellen (LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Ll 78, fol. 3r).

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man derselben keynen an die sthad gebrauchen mocht, ßo will es auch sunst unnd ane das vonnothen sein, die pfarre widderumb mit einem bestetigtem pfarner zcuversorgen, dan es ist nach ein wenig korn, gersten unnd haffern in der scheunen außzcudreschen, ßo seind zcwey wagen pferdt unnd ein knecht verhanden, das dorauf gesehen wurd, das derselbtige mit bestellung seins ackers unnd holtzfhuren vleysig achtung gebe. Es gehet auch uff die zcwene caplan etwas vihil, dan man idem die wuchen VII gr. fur die kost geben mus, unnd uber das ein prebende uf die schule. [2] Derwegen ist an e. cf. g. meyn undirthenig bitt, e. cf. g. wellen die armen leuth mit einem pfarner gnedigklich bedencken, das umb e. cf. g. vordine ich underthenigklich willig gerne.

1513 Lochau, 12. März 1522 (Mittwoch nach Invocavit) Kf. Friedrich an Johann Blumberg [1] Kf. Friedrich erhielt das Schreiben Johann Blumbergs, [Amtmann] zu Schweinitz, wegen des Todes des Vorstehers [Johann Kretzschmar] des Zisterzienserinnenklosters Nimbschen. [2] Da Kf. Friedrich der Meinung ist, dass er und sein Bruder Hz. Johann bisher in Nimbschen den Vorsteher eingesetzt haben, und es ihn verwundert, dass ihm die Nonnen in der Sache nicht selbst schreiben, soll Blumberg ihm mitteilen, wie früher in einem solchen Fall vorgegangen wurde. A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Oo 1022, fol. 9rv (Ausfertigung).

1514 Wittenberg, 12. März 1522 (Mittwoch nach Invocavit) Martin Luther an Kf. Friedrich [1] Martin Luther teilt Kf. Friedrich mit, dass er sich durch göttliche Hilfe nach Wittenberg begeben hat. Er ist sich sicher, dass er gegen den Willen Kf. Friedrichs gehandelt hat. Es scheint, dass daraus Gefahr nicht zuletzt für Luther selbst, der durch päpstliche und ksl. Befehle verbannt und verdammt ist, entsteht. Was sollte Luther aber tun? Gott hat ihn zu diesem Schritt gezwungen und gerufen. Es geschieht im Namen Jesu Christi, der Herr ist über Leben und Tod. [2] Damit Kf. Friedrich nicht denkt, dass sich Luther völlig unerwartet gegen den kfl. Willen und ohne Wissen und Einwilligung des Kf. aus menschlichem Mutwillen zurück zu der Universität und in die Stadt Wittenberg begeben hat, will ihn Luther über seine Gründe unterrichten. Keinesfalls ist er aus Missachtung der Autorität Ks. [Karls V.] oder einer anderen Obrigkeit zurückgekehrt. Der Obrigkeit muss man zwar nicht immer Gehorsam leisten, nämlich dann nicht, wenn sie etwas gegen das Wort Gottes vornimmt, trotzdem soll man sie ehren. Durch Luther begann das neue Wesen [der Kirche zu Wittenberg]. Gott berief ihn zu einem Diener der Gemeinde. Deshalb musste er aufgrund christlicher Liebe und Treue dorthin zurückkehren. Auch wenn viele

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Leute dieses in Wittenberg begonnene Reformwerk verdammen, weiß Luther, dass sein Wort und Werk nicht aus ihm selbst, sondern aus Gott kommen. [3] Zudem musste Luther zurückkehren, weil sich in der Zwischenzeit der Satan der Herde bemächtigt hat. Alle Welt nimmt diese Entwicklung zu Recht wahr, gegen die Luther persönlich, nicht nur durch Briefe vorgehen muss. Auf weltliche Gnade oder Ungnade kann er keine Rücksicht nehmen, weil Gott ihm diese Gemeinde anbefohlen hat. Über seine Rückkehr konnte nicht diskutiert werden. Er ist sogar bereit, für diese Gemeinde den Tod auf sich zu nehmen. Schriften hätten da nichts geholfen. [4] Schließlich fürchtete sich Luther vor einem großen Aufruhr, durch den Gott die deutsche Nation strafen wird. Das Evangelium wird im Volk gern aufgenommen, aber fleischlich verstanden. Der Aufruhr wird durch diejenigen angefacht, die ihn eigentlich stillen sollten. Nachdem die geistliche Tyrannei durch Luthers Schriften geschwächt wurde, muss nun auch die weltliche Gewalt dem Evangelium weichen. Luther will mit seinen Mitstreitern (freunden) versuchen, das Urteil Gottes abzuwenden, und beruft sich dafür auf Ez [13,5 und 22,30]. Auch wenn es Luthers Feinden lächerlich ist, muss er so handeln, denn im Himmel wird es anders beschlossen als auf der Erde. Luther hat noch weitere Gründe für seine Rückkehr nach Wittenberg, die aber angesichts des bedrohten Evangeliums nicht ins Gewicht fallen. [5] Luther bittet Kf. Friedrich um Verzeihung, dass er ohne sein Wissen und seine Zustimmung nach Wittenberg zurückgekehrt ist. Kf. Friedrich soll über die Ursachen nachdenken. Kf. Friedrich ist nur sein Herr im Hinblick auf weltliches Gut und den Leib. Christus ist aber der Herr der Seele, der Luther gesandt und erweckt hat. Christus wird ihn vor seinen Feinden schützen. Es geschieht Gottes Wille. Kf. Friedrich soll kein Leid geschehen. Das weiß Luther sicher. LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. O 30, fol. 11r–13v (Ausfertigung, eigh., zu eigenen Händen, Kanzleivermerk von Georg Spalatin: „Do doctor Martinus wider auß seiner patmo kommen ist. 1522“). B FB Gotha, Chart. A 340, fol. 33r–35v (Abschrift, mit Einleitung von Georg Spalatin). C LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. N 32, fol. 23r–27v (Abschrift). D SLUB Dresden, Mscr.Dresd.C.351, fol. 82r–86r (Abschrift). Ed. Martin Luther Dokumente, S. 112–114, 345, Nr. 72 (Teiledition); WA.Br 2, S. 467–470, Nr. 457 (Volltext). Bem. Auf Wunsch Kf. Friedrichs [vgl. Nr. 1511] überarbeitete Luther die erste Fassung seines Schreibens [Nr. 1506]. Hieronymus Schurff schickte das Schreiben an Kf. Friedrich [vgl. Nr. 1520]. Beigelegt wurde auch ein Brief Luthers an Georg Spalatin. A

1515 Stolpen, 13. März 1522 (Donnerstag nach Gregorii) Bf. Johann VII. von Meißen an Kf. Friedrich [1] Bf. Johann von Meißen erinnert Kf. Friedrich daran, dass er ihm eine Abschrift des Mandats [Nr. 1457] des Reichsregiments zuschickte und ihm eröffnete, was er daraufhin unternehmen will [Nr. 1471]. Der Bf. ist nun begierig, sein Vorhaben in der Fastenzeit in die Tat umzusetzen. [2] Bf. Johann bedankt sich nochmals für das Angebot Kf. Friedrichs und Hz. Johanns, ihm für die Gegenden, in denen die Predigten stattfinden sollen,

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Nr. 1516

vorsicherunge zu erteilen [vgl. Nr. 1490], damit er und seine Leute ohne Scheu und gefahrlos ihr Vorhaben nutzbringend umsetzen können. [3] Bf. Johann will die Städte Torgau, Herzberg, Lochau, Schmiedeberg, Leisnig und Colditz besuchen, zur Stärkung und zum Erhalt der christlichen Ordnung und des Gehorsams. Er bittet Kf. Friedrich, ihm auf der Reise entweder Hans von Minckwitz zu Trebsen oder Georg von Kitzscher, Amtmann zu Leisnig, mit entsprechender Anweisung zuzuordnen. Bf. Johann möchte dem kfl. Verordneten auftretende Probleme vertraulich anzeigen und sich bei ihm anstelle des Kf. Rat holen. [4] Kf. Friedrich soll dem Bf. schriftlich mitteilen, welchen seiner Räte er für diese Aufgabe verordnet, damit der Bf. ihn einbestellen kann. Der Kf. kann dafür den Lohn Gottes und das Lob der christliebenden Menschen erwarten. → 1523 A Ed.

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. N 25, fol. 101rv (Ausfertigung). Pallas: Briefe und Akten, S. 251f., Nr. 10 (Volltext).

1516 Merseburg, 13. März 1522 (Donnerstag nach Invocavit) Bf. Adolf von Merseburg an Kf. Friedrich → 1505 [1] Bf. Adolf von Merseburg erhielt das Schreiben [Nr. 1505] Kf. Friedrichs mit den beigelegten Abschriften der Korrespondenz mit Bf. [Johann VII.] von Meißen. Da Kf. Friedrich zugestimmt hat, dass Bf. Adolf das Mandat [Nr. 1457] des Reichsregiments ausführt, weil es die Geistlichkeit betrifft, will der Bf. seinen Gebotsbrief in der Form veröffentlichen, wie Kf. Friedrich der beigelegten Abschrift [Nr. 1487 Anm. 1] entnehmen kann. [2] Wenn Kf. Friedrich einverstanden ist, hält Bf. Adolf es für nötig, aufgrund einiger mutwilliger Vorfälle den Kf. und andere weltliche Herren um ihren Schutz und Schirm zu ersuchen, damit das Vorhaben aus Gehorsam gegenüber Ks. [Karl V.] und ohne Nachteile für den Bf. und seine Leute ausgeführt und beendet wird. [3] Bf. Adolf bittet daher Kf. Friedrich um schriftliche Befehle an die kfl. Amtleute zu Borna, Grimma, Naunhof und anderer im Gebiet des Merseburger Bistums gelegener Orte, damit die Amtleute bei der Umsetzung des bfl. Gebotsbriefes sowie des Mandats des Reichsregiments helfen und Aufruhr in den kfl. Städten und Dörfern verhindert wird. [4] Zettel: Das Schreiben [Nr. 1487] Bf. Adolfs kam verspätet bei Kf. Friedrich an, da der Bote nach Allstedt reisen sollte, wo er den Kf. jedoch nicht antraf, und daraufhin nach Weimar weiterzog. Bf. Adolf bittet den Kf., darüber nicht verärgert zu sein. → 1525 A B Ed.

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. N 28a, fol. 6r–7r, Zettel: 7r (Ausfertigung). LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. N 28a, fol. 12rv (Abschrift). Neues Urkundenbuch zur Kirchen-Reformation, S. 83f., Nr. 1 (Volltext, nach Überlieferung B).

1517 [Zwickau], 13. März 1522 (Donnerstag nach dem Sonntag Invocavit) Der Rat zu Zwickau an Hz. Johann [1] Der Rat der Stadt Zwickau antwortet auf ein Schreiben Hz. Johanns, mit dem dieser auf den Bericht [Nr. 1507] des Stadtrats über die Erstürmung des Hofes des Zisterzienserklosters Grünhain in Zwickau reagierte. Dem hzl. Schreiben entnahm der Rat, dass

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Hz. Johann seine Räte Wolf von Weißenbach und Philipp von Feilitzsch, Amtmänner zu Zwickau und Weida, mit der Untersuchung des Vorgangs beauftragt hat. [2] Inzwischen versuchten die Täter, die Gnade Hz. Johanns wiederzuerlangen, und legten ihre Gründe dar, warum sie gegen die Mönche vorgegangen sind. Sie erklärten sich bereit, sich gegenüber dem Hz. und dem Stadtrat gehorsam und friedlich zu verhalten. Der Stadtrat bittet Hz. Johann, den Vorfall nicht weiter zu verfolgen. Bürger und Gemeinde werden sich gegen Hz. Johann und den Rat gehorsam zeigen, so dass es in Zukunft nicht mehr zu solchen Vorfällen kommen wird. [3] Zettel: Wenn Hz. Johann einen ernsten Befehl gegen solche Vorfälle an den Stadtrat ausgehen lässt, wird der Pöbel davon abgeschreckt. A

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StadtA Zwickau, IIIx, 5/9, fol. 7rv (Konzept).

[1] Durchlauchtiger hochgeborner furst und herre, euren f. g. seynt unsre untherthenige gantz gevlissene und unversparte dinste in allem schuldigem und willigem gehorsame bevor. Gnediger furst und herre, eurer f. g. widerschrifft uff jungst unsern gethanen bericht der entporunge und eynfals halben, so nachts von dem gemeynen povell und in des apts¹ von Grunhayn hofe bey uns gescheen etc., haben wir untertheniglich entpfangen und do uß vornohmen, e. f. g. habe den bayden yren rethen, ern Wolffen von Weysspach und ern Philipsen von Feyltsch rittern, zu Zwickau und Weyda ambtleutten etc., befelch gethan, mit uns dovon zuhandeln, was do umb furzunemen seyn solle etc. [2] Nu haben mittler weyll dy von handtburgern und der gemeynde, angeczeigter entporunge halber, umb unterthenig und demutig vorbytten derjenigen, so sich des unterstanden, ynen bey euren f. g. widerumb gnad zu erwerben, grosen vleysis angesucht, myt ertzelunge vilerlay ursachen, do durch sy wider dy monche zu deme beweget wurden, wy sunder tzweyfell eure f. g. von unsern geschickten zum tayl nachst auch unterricht gescheen und mitt der tzeitt, will got, weyter gescheen solle, mit untertheniger irbitung leybs und guts, sich hinfurt gegen euren furstlichen gnaden, dergleichen gegen uns dem radtte, in allem schuldigem und willigem gehorsamme zuhalten etc. und fordt mher dergleichen nytt zu unterstehen etc. Durch solch ir bytt und irbytten wir auch ermannet und beweget, ynen als den unsern nytt zuversagen, dyweyll dan, wy wir gentzlich glauben, aygen erkentnus menschlicher gebrechlickaytt bey gotte zur vergebunge der sunde vil thue, achten wir dofur, das solle bey den menschen auch nyt unbillich stadt und wirgkliche chrafft haben, der halben bedacht, bey euren f. g. hymitte weyter anzusuchen, dyselb e. f. g. nachmals untertheniglich bittende, wolle das, so von dem povell also (und wy sie sagen uß bewegenden ursachen) gescheen, in gnediger vorschonung zu dysem male myt gedult hyngehen und zu weyterer handlung nyt geraichen lasen in gnedigem bedengken, das dy hochste buß, als man saget, uff nymmerthun stehen solle. So wollen wir es auch gantz dofur halten, handtburger und gemaynde 1517 ¹ Gregor Küttner.

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Nr. 1518

werden sich irem irbitten nach beforderst gegen eure f. g. und gegen uns dem radte in gehorsamlichen irtzaigen und beystehen also halten, das es fordtmher gantz kayn nott haben werde etc., wy wir dan trostliche verhoffen bey euren f. g. solche unsere furbette werde ynen zu gnediger entpfindtlicher nachlasunge geraichen etc. Umb vilgemelt e. f. g. wollen wir solchs schuldiger und williger untherthanigkeytt hochsten vermogens zuverdynen allertzeitt gevlissen und unverdrossen erfunden werden. E. f. g. gnedige anttwortt hiruff bytende. [3] Ab auch, gnediger furst und here, euren furstlichen gnaden gefallen werde und das dy selben aynen geschwynde und ernsten befelch, der gemeynde deswegen furzuhalten, an uns wolten ußgehen lasen, wir uns bedungken, es solte dem gemeynem povell ayn grose scheue brengen und auch nyt vergebens seyn, welchs wir doch in e. f. g. gnediges bedengken stellen und gestalt haben wollen etc.

1518 Lochau, 14. März 1522 (Freitag nach Invocavit) Kf. Friedrich an Haubold von Einsiedel [1] Kf. Friedrich teilt Haubold von Einsiedel mit, dass er am 10. März mehrere Schriften des Abts [Antonius Dietz] des Zisterzienserklosters Buch erhalten hat, welche die Streitigkeiten zwischen dem Abt und den [Einwohnern] von Belgern betreffen, die Einsiedel und andere Räte vor Kurzem in Eilenburg verhandelt haben [vgl. Nr. 1482 Punkt 8]. Kf. Friedrich sendet Einsiedel neben den Schriften auch eine Abschrift seiner Antwort an den Abt zu. [2] Der Kf. beauftragt Einsiedel, auf der Grundlage der Schriften des Abts die Sache noch einmal mit den anderen Räten zu beraten und dem Kf. einen Vorschlag für eine Antwort oder weitere Handlungen vorzulegen. Die Schriftstücke des Abts soll er danach zurückschicken. A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Kk 134, fol. 36rv (Ausfertigung).

1519 Lochau, 15. März 1522 (Sonnabend nach dem Sonntag Invocavit) Kf. Friedrich an Hz. Johann [1] Kf. Friedrich erhielt von Hz. Johann bislang keine Mitteilung, wie er über die Beschickung des auf Oculi (23. März) angesetzten Reichstags denkt. Kf. Friedrich übersendet deshalb eine Instruktion und Vollmacht für Hans von der Planitz und Dietrich von Techwitz zum Besuch des Reichstags und bittet Hz. Johann, diese zu überarbeiten und den Gesandten zuzuschicken. [2] Zettel: Hz. Johann weiß, dass Martin [Luther] wieder in Wittenberg ist, was man Kf. Friedrich und Hz. Johann zum Vorwurf machen wird. Damit sie entschuldigt sind, dass [Luther] gegen ihren Wunsch und ohne ihre Genehmigung dort ist, hat [Luther] an Kf. Friedrich geschrieben [Nr. 1514] und seine Gründe dargelegt.

Nr. 1520

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Kf. Friedrich übersendet Hz. Johann eine Abschrift des Schreibens. Weil Kf. Friedrich davon ausgeht, dass man auch in Nürnberg von [Luthers] Rückkehr nach Wittenberg gehört hat, bittet er Hz. Johann, an Hans von der Planitz eine Abschrift des Schreibens weiterzuleiten, damit Planitz diese in Nürnberg zur Entschuldigung Kf. Friedrichs und Hz. Johanns vorzeigt. In der Eile konnte hier keine weitere Abschrift angefertigt werden. → 1527 A B Ed.

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. E 88, fol. 60r–61r, Zettel: 61r (Ausfertigung). LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. E 88, fol. 62rv (Konzept, ohne Zettel. Der dazugehörige Zettel ist überliefert in: FB Gotha, Chart. A 338, fol. 191ar). Wülcker / Virck: Planitz Berichte, S. 106f., Nr. 47 (Volltext, nach Überlieferung A); W² 15, Sp. 2010, Nr. 654 (Volltext, nach Cyprian, ediert ist nur der Zettel mit fehlerhafter Datierung auf den 16. März 1522); Cyprian: Nützliche Urkunden 2, S. 261f. (nach Überlieferung B, ediert ist nur der Zettel).

1520 Wittenberg, 15. März 1522 (Samstag nach Invocavit) Hieronymus Schurff an Kf. Friedrich → 1511 [1] Hieronymus Schurff teilt Kf. Friedrich mit, dass er die Vorlage [Georg Spalatins für den Brief Martin Luthers] erhalten und [Luther] vorgelegt hat. [Luther] schrieb den Brief [Nr. 1514] dann entsprechend, den Schurff hiermit Kf. Friedrich zuschickt.¹ [2] In Wittenberg herrscht große Freude, dass [Luther] zurückgekehrt ist und predigt. Durch seine Predigten² kann er die verführten Menschen wieder auf den Weg der Wahrheit führen, von dem sie durch eingedrungene Prediger abgebracht wurden. In und durch [Luther] wirkt der Geist Gottes. Gabriel [Zwilling] hat seinen Irrtum bereits eingestanden. [3] [Wolfgang] Capito war zwei Nächte in Wittenberg und hörte [am 13. und 14. März] zwei Predigten [Luthers] über das Sakrament des Altars und dessen Missbrauch. Weil das Werk von Gott begonnen wurde, wird [Luther] dafür sorgen, dass es nicht wieder umgestoßen wird. [4] Schurff versichert, dass er die Aufträge Kf. Friedrichs an ihn geheim halten will. [Andreas] Karlstadt ist unzufrieden, kann aber nichts ausrichten. Gebetswunsch. Ed.

WA.Br 2, S. 472f. (Volltext); Jenaer Lutherausgabe dt. 2, fol. 64v–65r (Volltext).

1520 ¹ Wahrscheinlich lag dem Schreiben Schurffs ebenfalls der Brief Luthers an Georg Spalatin vom 13. März 1522 bei (WA.Br 2, S. 470f., Nr. 458, Volltext, übersetzt in: W² 15, Sp. 2003f., Nr. 651). Luther teilte darin Spalatin mit, dass er ihm nun den von Kf. Friedrich gewünschten Brief zusendet. Er bedauert die Verzagtheit Kf. Friedrichs. [Andreas] Karlstadt muss von seinem Treiben abstehen. ² Die sogenannten Invocavitpredigten vom 9. bis 16. März 1522.

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16. März [1522]

Nr. 1521

1521 Lochau, 16. März [1522] (Sonntag Reminiscere) [Kf. Friedrich] an Hans von der Planitz [1] [Kf. Friedrich] geht davon aus, dass Hans von der Planitz über den Aufenthalt Martin [Luthers] in Wittenberg informiert ist, was man [Kf. Friedrich] zum Vorwurf machen könnte. [2] Zur Entschuldigung, dass [Luther] gegen den [kfl.] Willen gehandelt hat, schrieb dieser an [Kf. Friedrich] [Nr. 1514] und teilte seine Gründe mit. [Hz. Johann] wird Planitz eine Abschrift des Schreibens zuschicken [vgl. Nr. 1519], die er zur Ehre und Entschuldigung [Friedrichs] [in Nürnberg] herumzeigen soll. → 1538 A Ed.

FB Gotha, Chart. A 338, fol. 191r (Konzept). Wülcker / Virck: Planitz Berichte, S. 109f., Nr. 49 (Volltext); W² 15, Sp. 2010, Nr. 655 (Volltext); Cyprian: Nützliche Urkunden 2, S. 262 (Volltext).

1522 Lochau, 16. März 1522 (Sonntag Reminiscere) [Kf. Friedrich] an Schosser [Friedrich Stumpfel] zu Grimma und Geleitsmann [Michael von der Straßen] zu Borna [1] [Kf. Friedrich] unterrichtet den Amtsverweser und Schosser [Friedrich Stumpfel] zu Grimma und den Geleitsmann [Michael von der Straßen] zu Borna über das Vorhaben Bf. Adolfs von Merseburg, das Mandat [Nr. 1457] des Reichsregiments zu befolgen und einen Gebotsbrief verkündigen zu lassen [vgl. Nr. 1487 und Nr. 1516]. [2] Da zurzeit einiger Mutwille getrieben wird, bat der Bf. um einen schriftlichen Befehl [Kf. Friedrichs] an seine Amtleute zu Grimma und Borna. [Kf. Friedrich], der fördern will, was der Ehre Gottes, der Verbreitung seines Worts, der Stärkung des christlichen Glaubens und dem Seelenheil dient, geht davon aus, dass Bf. Adolf die Ehre Gottes und die Nächstenliebe sucht. Daher befiehlt der [Kf.], auch im Namen Hz. Johanns, dass [Friedrich Stumpfel] und [Michael von der Straßen] Widerstand gegen das Vorhaben des Bf. unterbinden und Aufruhr verhindern, damit das Wort Gottes verkündet werden kann.¹ A Ed.

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. N 28a, fol. 10rv+19v (Konzept). Sammlung vermischter Nachrichten 4, S. 308f., Nr. VIII (Volltext).

1523 Lochau, 16. März 1522 (Sonntag Reminiscere) Kf. Friedrich an Bf. Johann VII. von Meißen → 1515 [1] Kf. Friedrich erhielt das Schreiben [Nr. 1515] Bf. Johanns von Meißen mit der Bitte um Zuordnung von Hans von Minckwitz oder Georg von Kitzscher bei seinem 1522 ¹ Kf. Friedrich schickte diesen an seine Amtleute gerichteten Befehl am 17. März 1522 mit einem Begleitschreiben an Bf. Adolf (Sammlung vermischter Nachrichten 4, S. 307f., Nr. VII). Dem Bf. hatte der Kf. die Übersendung des erbetenen Befehls bereits angekündigt [Nr. 1525].

Nr. 1524

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Vorhaben, einige kfl. Städte zu besuchen. [2] Kf. Friedrich wollte schnell antworten, kann jedoch Hans von Minckwitz, Amtmann zu Liebenwerda, zurzeit aufgrund anderer Aufgaben nicht entbehren und zu Georg von Kitzscher keine Auskunft geben. Da Kf. Friedrich außerdem nicht weiß, ob Bf. Johann einen anderen kfl. Rat akzeptieren würde und zu welchen konkreten Terminen während der Fastenzeit der Bf. in den genannten Städten sein wird, kann Friedrich noch keine Antwort erteilen. [3] Wenn Bf. Johann dem Kf. aber mitteilt, wann er in den Städten sein wird und mit welcher Stadt er beginnen will sowie wo der kfl. Rat zu ihm stoßen soll, will Kf. Friedrich auch im Namen seines Bruders [Hz. Johann] seinem vorhergehenden Angebot [der Zuordnung eines Rats] nachkommen. [4] Zettel: Kf. Friedrich nahm auch den Zettel zu dem Schreiben [Nr. 1493] des Bf. wegen der Pfarrer [Nicasius Clay] zu Schmiedeberg, [Franz Günther] zu Lochau und des Pfarrers zu Düben sowie des entlaufenen Mönchs zu Herzberg zur Kenntnis. Der Kf. teilte dem Bf. bereits vorher sein Einverständnis mit, dass der Bf. die Pfarrer vorlädt [Nr. 1490], da er erwartet, dass der Bf. sich den Pfarrern gegenüber korrekt verhält. Da Bf. Johann nun an diese Orte kommen wird, soll er dort mit den Pfarrern verhandeln. Kf. Friedrich bittet um Entschuldigung, dass er wegen des Mönchs nicht geantwortet hat, da der entsprechende Zettel [Nr. 1471 Punkt 5] des Bf. übersehen wurde. → 1540 A Ed.

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. N 25, fol. 29r–30v, Zettel: 29r (Konzept). Pallas: Briefe und Akten, S. 252f., Nr. 11 (Volltext).

1524 Lochau, 17. März 1522 (Montag nach Reminiscere) Kf. Friedrich an Hz. Johann Kf. Friedrich schickt Hz. Johann Abschriften seiner Korrespondenz¹ mit Bf. [Adolf] von Merseburg und Bf. [Johann VII.] von Meißen wegen des Mandats [Nr. 1457] des Reichsregiments, da er in dieser Angelegenheit nicht ohne Einbeziehung Hz. Johanns handeln will. → 1541 A Ed.

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LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. N 28a, fol. 11rv (Konzept). Neues Urkundenbuch zur Kirchen-Reformation, S. 84f., Nr. 2 (Teiledition).

Got walds. Lieber bruder und gefatter, wir geben e. l. freundlicher meynung zuerkennen, dass das regement unsern freunden, den bischoven zu Merseburg und Meissen, in sachen, so ytzo mit der geistlickait verhannden, geschriben und bevelh getan, darauf sie mit schriften an uns gelanget, den wir auch antwordt geben, wie e. l. das alles aus den copien hiebey befinden und vernemen werden. Unnd uns ist warlich swere, so in grosen sachen, die villeicht uns zu nachteil mogen gemeynt werden, on rat und sonderlich e. l. zu hanndeln. Weyl wir aber wissen, das e. l. nit weniger dann wir geneigt, das so gut sein sol zufurdern, so 1524 ¹ Die entsprechenden Schriftwechsel fanden ab dem 7. Februar 1522 statt [vgl. Nr. 1471 und Nr. 1487].

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haben wir uns on e. l. wissen darein zu begeben nit underlassen wellen, das e. l. unsers versehens nit unfreundlich von uns vermercken werden. Das haben wir e. l. freuntlicher meynung des wissen zuempfahen nit verhalten wellen und wie es ferrer domit pleiben werd, wellen wir euer lieb auch nit unvermelt lassen, dann e. l. bruderliche und freuntliche dinste zuertzeigen sind wir gantz willig.

1525 Lochau, 17. März 1522 (Montag nach Reminiscere) Kf. Friedrich an Bf. [Adolf] von Merseburg → 1516 [1] Kf. Friedrich erhielt das Schreiben [Nr. 1516] Bf. [Adolfs] von Merseburg, in dem der Bf. ihm mitteilte, dass er aufgrund des Mandats [Nr. 1457] des Reichsregiments einen Gebotsbrief ausgehen lassen will. Diesen sendete er in Abschrift mit und bat um den Schutz der weltlichen Fsen. bei seinem Vorhaben. [2] Der Kf. erinnert an sein vorhergehendes Schreiben [Nr. 1505] mit den Aussagen, dass er und sein Bruder [Hz. Johann] stets dasjenige fördern, was der Ehre Gottes, der Verbreitung seines Worts, der Stärkung des Glaubens und dem Seelenheil dient, sowie dass sie dem Ks. gegenüber gehorsam sind, weswegen sie mit dem Vorhaben des Bf., da es die Priester und die Geistlichkeit betrifft, einverstanden sind. [3] Da Bf. [Adolf] die Angelegenheit durch Ausschreiben ausführen will und dafür einen Befehl des Kf. für Borna, Grimma und Naunhof wünscht, will Kf. Friedrich ihm diesen auch im Namen [Hz. Johanns] über einen Boten zustellen lassen. [4] Zettel: Kf. Friedrich informierte Bf. [Adolf] über die verspätete Ankunft seines Briefs [Nr. 1487], damit der Bf. weiß, dass der Kf. die Antwort nicht bewusst verzögerte. A B Ed.

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. N 28a, fol. 17r–18r, Zettel: 18r (Abschrift). LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. N 28a, fol. 8r–9r, Zettel: 9r (Konzept, datiert auf den 16. März 1522). Sammlung vermischter Nachrichten 4, S. 305–307, Nr. VI (Volltext, nach Überlieferung A).

1526 Venedig, 17. März 1522 (am siebzehnten Tag des Märzen) Burkhard Schenk von Siemau an [Georg Spalatin] → 1429 [1] Burkhard Schenk zeigt [Georg Spalatin] an, dass er in der Angelegenheit der griechischen Messe tätig war,¹ und berichtet von seinen Ängsten und Sorgen wegen der Reliquien, weil [Spalatin] es lieber gewesen wäre, wenn [die Reliquienüberschickung kostengünstig über die Fugger und nicht aufwendig durch die Brüder Vergerius] erfolgt sei. Schenk konnte es aber nicht ungeschehen machen, da die Reliquien bereits geschickt wurden und die damit zusammenhängenden Kosten und Ausgaben angefallen sind. Am 1526 ¹ Neben der Aufgabe der Reliquienbeschaffung oblag Burkhard Schenk seit 1516 die Aufgabe, für Kf. Friedrich hebräische und griechische Bücher zu erwerben.

Nr. 1526

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6. Februar jedoch traf Jakob Exalmayer von Augsburg, zurückgekommen aus Sachsen, bei Schenk ein und übergab ihm den Brief [Nr. 1429] [Spalatins]. Die Nachricht, dass Kf. [Friedrich] die Reliquien von den Brüdern Vergerius und ihm mit Gefallen angenommen hat, spendete Schenk Trost. [2] Schenk ist verwundert über die Nachricht [Spalatins], dass die Kreuzesreliquie noch nicht übergeben wurde. Ihm wäre auch eine bessere Lösung lieber gewesen. Von der Ausgabe in Höhe von vier Gulden soll [Spalatin] dem Kf. nichts berichten, sondern nur dafür sorgen, dass der Kf. diese Reliquie mit Gefallen annimmt. [3] Schenk rechtfertigt die angefallenen Kosten während der Sammelphase und wegen des Transportweges: Er vertraute und unterstützte Jakob Vergerius, der den Wunsch Kf. [Friedrichs] nach Reliquien auf einfachen Wegen und mit geringen Kosten erfüllen wollte. Die aufgrund von Gefahren, Problemen und Verzögerungen entstandenen Kosten bei der Reliquienbeschaffung obliegen der Verantwortung des Jakob Vergerius. Zusagen wurden nicht eingehalten und Geld veruntreut. Schenk bedauert, damals in die Sache eingewilligt zu haben. Vor zu hohen Kosten warnte er Jakob Vergerius mehrfach mit Blick auf fehlende kfl. Befehle. Die Reliquien wollten die Brüder Vergerius von Italien selbst nach Sachsen bringen und dem Kf. übergeben. Den von [Spalatin] schriftlich geforderten Übermittlungsweg über die Fugger lehnte Jakob Vergerius aus Misstrauen ab. Die hohen und unnötigen Ausstattungs- und Reisekosten des Aurelius Vergerius, Petrus Paulus Vergerius und Jakob Vergerius missfielen Schenk. [4] Aus [Spalatins] Schreiben erfuhr Schenk nun, dass die Übersicht über die Ausgaben [Spalatin] nicht übergeben wurde. Schenk trifft hier keine Schuld, da er die Übersicht Aurelius Vergerius mitgab, der aber die Reise wegen Krankheit abbrechen musste. Jakob Vergerius hielt dann die Übersicht zurück, weil er sie wegen Gewissensbissen nicht schicken wollte, sondern auf die Gegengabe Kf. [Friedrichs] hoffte, mit der er dann seine Gläubiger auszuzahlen gedachte. Da [Spalatin] aber die Angabe verlangt, teilt Schenk mit, dass die Ausgaben 1200 venezianische Pfund betragen, das heißt ungefähr 200 Dukaten oder 260 rheinische Gulden. [5] Schenk stellte für Aurelius Vergerius und Petrus Paulus Vergerius Unterstützungsschreiben aus mit der Bitte, dass [Spalatin] sie beim Kf. empfiehlt, da sie, ebenso wie Jakob Exalmayer, keinen kfl. Befehl bezüglich der Reliquien hatten. Nun bat auch Jakob Vergerius darum, dass Schenk sich bei [Spalatin] für ihn einsetzt. [Spalatin] soll als Förderer des Jakob Vergerius dafür sorgen, dass der Kf. ihn für seine Mühe und Arbeit entlohnt. Bf. [Georg von Slatkonia] von Petina hatte Jakob Vergerius angeboten, ihm das Bistum gegen Bezahlung zu übergeben. Davon wurde aber Vergerius abgeraten. [6] Schenk konnte kein vollständiges griechisches Messbuch bekommen. Von einem Abt aus Zypern erhielt er zwei griechische Messen, des Heiligen Johannes Chrysostomos und des Heiligen Basilius [von Cäsarea], für 80 Kreuzer. Die dritte griechische Messe des Heiligen Gregor kaufte er für 27 Kreuzer. Die drei Messen schickte Schenk nach Nürnberg zu Wolfgang Hofman. LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. O 217, fol. 33r–40r (Reinschrift, Übersetzung des lateinischen Briefes durch Georg Spalatin: „Die teutsch meynung her Burckharts Schencken schreibens aus Venedig [. . .] von wegen des heyltumbs etc.“). Bem. Vgl. Nr. 1651 Anm. 1.

A

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18. März 1522

Nr. 1527

1527 Weimar, 18. März 1522 (Dienstag nach dem Sonntag Reminiscere) Hz. Johann an Kf. Friedrich → 1519 [1] Hz. Johann erhielt den Brief [Nr. 1519] Kf. Friedrichs mit der Instruktion und weiteren beigelegten Schreiben. Hz. Johann entschuldigt sich für die zeitliche Verzögerung seiner Antwort auf die vorherige Anfrage Kf. Friedrichs, wie es mit der Beschickung des Reichstags gehandhabt werden soll. Hz. Johann wollte Friedrich von Thun schicken, auch wenn dieser für andere Aufgaben benötigt wird. Mit der Beauftragung von Hans von der Planitz und Dietrich von Techwitz ist Hz. Johann ebenso einverstanden wie mit der Instruktion, die er im Punkt der Entschuldigung [wegen des nicht persönlichen Erscheinens] Kf. Friedrichs und Hz. Johanns etwas erweiterte. Die nötigen Schreiben in der Sache verschickte Hz. Johann mit einem Boten. [2] Zettel: Weiterleitung des von Kf. Friedrich an Hz. Johann [Nr. 1519 Punkt 2] geschickten Briefes [Nr. 1514] Martin [Luthers] an Hans von der Planitz. [3] Zettel: Wie angekündigt [Nr. 1497], teilt Hz. Johann nun Kf. Friedrich mit, was das Kapitel [des Marienstifts] zu Gotha den fsl. Räten in Erfurt auf sein Schreiben [Nr. 1498] hin geantwortet hat. A

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LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. A 226, fol. 108r–110v, 2 Zettel: 109r, 110r (Ausfertigung).

[2] Als unns auch e. l. copey ayner schrifftt, so doctor Martinus an e. l. gethan, zugeschicktt, die haben wyr zugefallen von e. l. entpfangen unnd gelesen und Hansen von der Plaunitz, ritter, dieselbigen zu e. l. unnd unserm glimpff auszubraytten, als er dan sunder czweyffell woll thuen wirdett, zugeschicktt unnd daneben geschrieben. Wolten wyr e. l. auch nit verhalten. [3] Wie wyr auch euer lieb negst angetzaigtt, das wyr dem capittell zu Gotha geschrieben und begertt, unsern rethen zu Erffurtt darauff antwortt zugeben. Als haben sie sich horen lassen, das sie dye ding zu e. l. und uns stellen teten, aber sie wurden berichtt, das sich gnanter doctor¹ wegern solt, die stattut yrer gewonhaytt nachzugeben, welchs ynen beschwerlich. Sunst, wo er die zugeben unbeschwertt, wurde yme dye possession der probstey auff euer l. und unser auch des capittels ordentliche gerechtickaytt zuentpfahen kayn einhalt gescheen.

1528 Nürnberg, 18. März 1522 (am XVIII. Tage Marcii) Hans von der Planitz an Kf. Friedrich [1] Hans von der Planitz erhielt gestern ein Schreiben Kf. Friedrichs vom 9. März mit der Abschrift des Schreibens [Nr. 1509] Kf. Friedrichs an Hz. Georg [von Sachsen]. Planitz hat die für Hz. Georg beigelegten Briefe diesem übergeben. Einen Brief las dieser gleich und gab ihn Bf. [Georg III.] von Bamberg zu lesen. Planitz vermutet, dass der Bf. und Hz. Georg diejenigen sind, von denen der Hz. in seinem Schreiben [Nr. 1465] 1527 ¹ Valentin von Teutleben.

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berichtet, dass sie wie margkleutt Vorwürfe gegen Kf. Friedrich erheben. Sonst hat er dies noch von niemandem in Nürnberg gehört. Bf. [Georg] und Hz. Georg agieren in der Angelegenheit mehr als andere. So bemüht sich der Bf. angeblich darum, Martin Luther ins Gefängnis zu bringen und zu bestrafen. Der Bf. und Hz. Georg erkennen diejenigen besonders an, die nicht lutherisch sind. Gebetswunsch. [2] Überlegungen, wie mit der Situation umgegangen werden könnte, dass Luther wieder in Wittenberg ist. [3] Gestern wurde die Antwort Kf. Joachims von Brandenburg auf das Mandat [Nr. 1457] des Reichsregiments wegen der Vorgänge in Wittenberg und anderen Orten verlesen. Es handelte sich im Wesentlichen um eine Wiederholung des Mandats. Da Kf. Joachim solche Neuerungen gegen die Ordnung der christlichen Kirche nicht dulden will, wird er das Mandat befolgen. Planitz stellt es ins Ermessen Kf. Friedrichs, ob dieser ebenfalls eine solche Erklärung abgeben möchte. Seine Meinung teilte er Kf. Friedrich bereits mit [Nr. 1486 Punkt 8]. [4] Ausbleiben von Ebf. [Albrecht] von Mainz und Kf. Joachim von Brandenburg beim Reichstag, die stattdessen ihre Räte schickten, und Probleme deswegen. [5] Ausbleiben der Fürsten. Auseinandersetzung zwischen Hz. Heinrich und Hz. Albrecht von Mecklenburg. [6] Abwicklung von Finanzen. [7] Nachschrift: Nachrichten über Rüstungen des türkischen Heeres in Ungarn und Verlauf der Kämpfe. → 1545 A Ed.

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LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. E 88, fol. 69r–71v, ediert wird fol. 69v (Ausfertigung, eigh., zu eigenen Händen). Martin Luther Dokumente, S. 111, 344f., Nr. 71 (Teiledition); Wülcker / Virck: Planitz Berichte, S. 110–114, Nr. 50 (Volltext).

[2] Will auch, gstr. curf. und her, bey myr yn geheym behalten, das doctor Martinus widerumb zu Wittenburgk ist, und ob etwas alhie meyner gegenwertigkeytt dovon euern curf. g. zu nachteyll will gerett werden, will ich und byn schuldigk, e. curf. g. yn dem und anderem zu e. curf. g. gelympff, ßo vill myr mochlich und yn meinem vorstehen ist, nicht underlassen zuvorantworten ader entschuldigen. Euern curf. g. will ich aber gancz undertheniger und getrauer meynungk erynnerungks weiß anzceygen, das euer curf. g. wissen ader villeicht gehortt, wie key. Mat.¹ doctor Martinum yn die acht, auch seyn anhenger, vorschiber² und andere etc., gethan, welche acht ich vor meyn person nicht gesehen, alleyn dovon, wie sie offentlich an vill enden angeschlagen seyn sall, horen sagen. Wue nun doctor Martinus zu Wittenbergk offentlich seyn und doselbst umbgehen und wandeln solde, trage ich die underthenige beysorge, mocht e. curf. g. daraus beschwerungk erfolgen und eczlich, die disser sachen hoch befleyssigett, e. curf. g. sulchs nicht zum besten, sunder zum widerwertigisten keren, auch villeicht wider e. curf. g. den fischall³ bewegen, das er derhalb e. curf. g. vorneme, daran yr eyns teylls nicht vill gelegen, die sach dermassen liber helffen fordern dan hyndern, und doch groß erpiten gnugk thun wurden, welchs ich von wegen e. curf. g., nochdem daraus schympff 1528 ¹ Ks. Karl V. ² Helfer. ³ Fiskal Reinhard Thiel.

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und schaden erwachsen mocht, von herczen ungern sehen ader auch erfaren wolt. Und solt derhalben nicht unschigkerlich seyn, ob sich doctor Martinus noch eyn zceyt langk yn der still und yn geheym ynnen hyldt, es were do ader anderswoe, bis die sachen auff andere wege gericht ader zum wenigksten dißer vorgenomene reichstage seyn entschafftt erreicht, welchs meyn torichts anzceygen, das yn warheytt anders nicht, dan aus grosser sorgkfeldigkeytt und underthenigem vortrauen beschicht, ych yn underthenigkeyt bitt, myr gnedigklich zu gutt zu halden. 1529 Wittenberg, 18. März 1522 (Dienstag nach Reminiscere) Christoph Blanck an Kf. Friedrich [1] Christoph Blanck berichtet Kf. Friedrich, dass seit fast einem halben Jahr ein Priester für die neue kfl. Stiftung [Nr. 927] des Leidens Christi an der Allerheiligenstiftskirche zu Wittenberg fehlt. Bisher scheiterten alle Bemühungen um einen Nachfolger. Damit dessen Messe nicht ausfällt, ließ Blanck sie durch andere Stiftspersonen halten. Nun nahm auch der zweite Priester der Stiftung seinen Abschied. [2] Blanck teilte dies dem Dekan [des Allerheiligenstifts] Lorenz Schlamau mit, der von den kfl. Räten beauftragt wurde, auf die Stiftung zu achten. Schlamau versprach, sich um neue Priester für die Stiftung zu kümmern. [3] Christoph Blanck bittet Kf. Friedrich um Mitteilung, wie hinsichtlich der acht Chorschüler [der Stiftung] vorgegangen werden soll. Er und Schlamau wollen sich nach dem kfl. Willen richten und für den Kf. beten. A Ed.

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Kk 1392, fol. 1rv (Ausfertigung). Müller: Wittenberger Bewegung, S. 222, Nr. 107 (Volltext).

1530 Wittenberg, 19. März 1522 (Mittwoch nach Reminiscere) Propst [Justus Jonas], Dekan [Lorenz Schlamau] und Kapitel des Allerheiligenstifts zu Wittenberg an Kf. Friedrich [1] Propst, Dekan und Kapitel des Allerheiligenstifts zu Wittenberg schicken Kf. Friedrich auf dessen Befehl hin ein Verzeichnis¹ der säumigen Zinsleute und bitten nochmals um ein Generalmandat oder eine Kommission des Kf. an die Amtleute, damit die Zinsleute zur zügigen Zahlung gezwungen werden [vgl. Nr. 1503]. [2] Propst, Dekan und Kapitel berichten dem Kf. außerdem von den Streitigkeiten mit [Sophia, der Witwe] Georg Falks, um Zinsen [vgl. Nr. 1311]. Vor einiger Zeit fanden Verhandlungen in Herzberg statt, nach denen der Kf. sie angewiesen hatte, sich mit der Frau zu vertragen. Zu diesem Zweck 1530 ¹ Das Verzeichnis weist namentlich säumige Zinszahler in den Ämtern Schweinitz, Liebenwerda, Torgau, Belzig, Düben, Schlieben sowie in Wittenberg aus (LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. O 262, fol. 3r).

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wollte der Kf. einen neuen Verhandlungstag bestimmen. [3] Inzwischen hat [Sophia Falk] einen weiteren Zins aus Wartenburg, den das Stift bereits seit 16 Jahren nutzt, als Leibgedinge beansprucht. Dem widerspricht das Stift. [4] Propst, Dekan und Kapitel bitten den Kf. um Klärung der Angelegenheit. Bei weiterem Verzug der Zahlung müsste die [kfl.] Stiftung wieder aufgelöst werden. → 1537 A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. O 262, fol. 2rv (Ausfertigung).

1531 [Zeitz], 19. März 1522 (Mittwoch nach Reminiscere) Statthalter [Eberhard vom Thor] und Räte Bf. [Philipps] von Freising und Naumburg an Kf. Friedrich [1] Statthalter und Räte zu Zeitz bitten Kf. Friedrich um Kenntnisnahme eines mitgeschickten Briefes¹, mit dem sich Propst [Benedikt Bischoff] und Konvent des Marienstifts auf dem Berg vor Altenburg an sie als Stellvertreter [Philipps], Bf. von Freising und Administrator des Bistums Naumburg, gewandt haben. [2] Statthalter und Räte bezweifeln nicht, dass Kf. Friedrich als Liebhaber der Gerechtigkeit in der Angelegenheit entsprechend reagieren würde, auch wenn diese ohne ihre Fürsprache dem Kf. vorgelegt werden würde. Da aber Propst und Konvent darum baten und Schutz benötigen, wollen Statthalter und Räte die Bitte um Unterstützung nicht verweigern. [3] Statthalter und Räte bitten daher Kf. Friedrich, das Anliegen des Propstes und Konvents zu beherzigen und das Stift in seinen alten Rechten und Freiheiten zu schützen. Kf. Friedrich soll dem Amtmann zu Altenburg [Jan von Wernsdorf] befehlen, dem Stift zu seinem Recht zu verhelfen und es vor Gewalt zu schützen. Propst und Konvent werden als Gegenleistung für den Kf. beten. A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. B 845–847, fol. 35rv (Ausfertigung).

1531 ¹ Am 18. März 1522 wandten sich Propst Benedikt Bischoff, Prior Jakob Trebus und der Konvent des Marienstifts auf dem Berg vor Altenburg an den Statthalter und die Räte des bfl. Hofes zu Zeitz und klagten, dass einige Bürger der Stadt Altenburg ihnen die diesjährigen Zinszahlungen vorenthalten, obwohl ihre Vorfahren seit über 200 Jahren von ihren Häusern dem Stift jährliche Zinsen entrichteten und kgl., fsl. und städtische Schreiben die Rechte des Stifts belegen. Auch der Anweisung des Stadtrates zur Zahlung folgten sie nur derart, dass sie das Geld beim Rat hinterlegten unter der Bedingung, es dem Stift nicht ohne ihre Einwilligung zu geben. Dem Stift sollen die alten Rechte und Besitzungen mit Gewalt entzogen werden. Da der Stadtrat zerstritten ist, wurden Vorschläge des Stifts abgelehnt, die Sache bis zur Klärung durch den Kf. oder die kfl. Räte ruhen zu lassen und dem Stift die hinterlegten Zinsen zu geben. Nun verletzen noch weitere Bürger, die Äcker oder Gärten als Lehen vom Stift haben, die Rechte des Stifts. Zudem werden in der Pfarrkirche des Stifts mit neuen Predigern u. a. Änderungen an den Gottesdiensten vorgenommen. Dies verletzt die obrigkeitlichen Rechte des Stifts. Vor diesen Hintergründen baten Propst, Prior und Konvent des Marienstifts den Statthalter und die Räte Bf. Philipps um Schutz und um ein Unterstützungsschreiben an Kf. Friedrich mit dem Ziel, dass das Stift bei seinen alten Rechten bleibt und vor Gewalt geschützt wird (LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. B 845–847, fol. 33r–34v).

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21. März 1522

Nr. 1532

1532 Nürnberg, 21. März 1522 (Freitag nach Reminiscere) Hz. Georg von Sachsen an Kf. Friedrich → 1509 [1] Hz. Georg erhielt das Antwortschreiben [Nr. 1509] Kf. Friedrichs am 18. März. Er folgte in seinem vorherigen Brief [Nr. 1465] nur seinem Gewissen und wollte nichts anderes als die Ehre Gottes und der Heiligen sowie das Seelenheil Kf. Friedrichs fördern. Keinesfalls wollte er den Kf. dadurch belasten, aber auch in einem persönlichen Gespräch hätte er sich nicht anders geäußert. [2] Es ist allgemein bekannt, dass in Wittenberg und anderen kfl. Städten das Abendmahl unter beiderlei Gestalt gereicht wird, Laien die Elemente mit den Händen berühren, die Einsetzungsworte auf Deutsch gesprochen werden, das Blut Christi in weltlichen Gefäßen konsekriert wird, Mönche ihren Habit ablegen sowie in weltlichen Kleidern Messen gehalten, Altäre zerstört, Bilder Gottes und der Heiligen geschmäht und geschändet sowie die Fasten gebrochen werden. In Wittenberg wurde zudem eine neue Ordnung¹ errichtet und in Eilenburg die Pfarrei gestürmt und mit einem Esel in die Kirche eingeritten. All dies und vielleicht noch mehr geht gegen die Ehre Gottes und der Heiligen und widerspricht der Ordnung, dem Gebrauch und den Satzungen der Kirche. [3] Hz. Georg gibt Kf. Friedrich nicht die Schuld für diese Vergehen und hat auch nicht gehört, dass sonst jemand dies tut. Viele wundern sich aber, dass Kf. Friedrich die Schuldigen nicht bestraft und der Entwicklung dadurch Einhalt gebietet, was ihm leicht möglich wäre. Immerhin konnte Friedrich verhindern, dass die in der Stadt Wittenberg eingeführten Neuerungen auch im [Allerheiligenstift] (thumb) eingeführt wurden. Hz. Georg versteht nicht, warum Kf. Friedrich nicht einschreitet. Er selbst hätte es in seinem Land längst getan. [4] Da man den, der eine böse Tat nicht verhindert, obwohl es in seiner Macht steht, dem Täter gleichstellen kann, hat er Kf. Friedrich davor gewarnt, dass man ihn mit dem [böhmischen] Kg. Georg [Podiebrad] vergleichen könnte. [5] Den Schriftwechsel zwischen Bf. [Johann VII.] von Meißen und Kf. Friedrich hat Hz. Georg gelesen und für gut befunden. Es sollte nicht dazu kommen, dass der Bf. dem Kf. anzeigt, was dieser zu tun hat. Kf. Friedrich kann selbst beurteilen, was der Ehre Gottes und seiner Seligkeit am besten dient. [6] Hz. Georg erhielt am 19. März eine Schrift, aus der hervorgeht, dass Martin [Luther] in Wittenberg sein und öffentlich predigen soll, obwohl er in Bann und Acht ist. Kf. Friedrich soll darauf achten, dass ihm daraus nicht Ärger mit Gott und der Welt entsteht. Auch wenn es [Luther] süß anstellt, kann er wie ein Skorpion zustechen. Hz. Georg bittet Kf. Friedrich, auf seine Untertanen gut achtzugeben. → 1562 A B C Ed.

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. A 226, fol. 62r–64v (Abschrift, mit Kanzleivermerk: „copien hertzog Johansen zuzeschicken“). SächsHStA Dresden, 10024 Geheimer Rat (Geheimes Archiv), Loc. 10299/07, fol. 62r–63v (Konzept, eigh., undatiert). LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. N 32, fol. 74r–76r (Abschrift). ABKG 1, S. 293–295, Nr. 321 (Volltext, nach Überlieferung B).

1532 ¹ Die unter dem Einfluss Andreas Karlstadts entstandene „Wittenberger Kirchenordnung“ von 1522 ist ediert in: EKO 1.1, S. 697f., Nr. 160.

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22. März 1522

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1533 Lochau, 22. März 1522 (Samstag nach Reminiscere) Kf. Friedrich an Haubold von Einsiedel und andere kfl. Räte [1] Kf. Friedrich erinnert Haubold von Einsiedel und die anderen kfl. Räte zu Eilenburg an die Bitte Bf. [Johanns VII.] von Meißen um einen kfl. Verordneten bei seiner Predigtreise. Georg von Kitzscher soll den Bf. in den Ämtern Colditz, Leisnig und eventuell in Torgau begleiten. [2] In Schmiedeberg, Herzberg und Lochau ist die Angelegenheit bedeutsamer, daher soll Einsiedel dort Hans von Minckwitz unterstützen. Einsiedel soll seine Meinung darüber dem Kf. mitteilen. A

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LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. A 226, fol. 116rv (Ausfertigung).

[1] Von gots gnaden Fridrich, hertzog zu Sachsen und churfurste etc. Lieben getreuen und rete, nach dem wir euch nast durch Hieronimus¹ haben zuerkennen geben, an welchen unsers brudern² und unsern steten unser freundt, der bischoff zu Meissen, zu predigen und predigen zu lassen willens, und das er umb zuschickung gebeten, und wie wol wir nach uf nast unser antwort³ widerschrift von dem bischoff wartten, so haben wir doch bedacht, weil er umb dich, Hans von Minckwitz oder Georg von Kitzscher zuzeschicken bit, das wir Kitzscher bevelhen wolten, in den ampten Colditz, Leißnick, auch villeicht zu Torgau bey ime zusein. [2] Weyl aber zu Schmidberg, Hertzberg und Lochau die sache hoer mocht angetzogen werden, so weren wir bedacht, dich Hans von Minckwitz an den selben orten ime zuzegeben, wie wol wir deiner lieber damit verschonen wolten, auß ursachen, wie du Hieronimus bericht hast. Dann solt ein unlust entsteen, so were wol zu achten, was darauß erfolgen mocht. Wir sind auch bedacht, Kitzscher und in die ambt zubevelhen⁴ laut inligender copien. Derhalben ist unser genedigs begeren, ir wellet solchs alles bewegen und uns in dem allem euer bedencken zuerkennen geben. Daran tut ir uns zugefallen. 1534 Lochau, 22. März 1522 (Samstag nach Reminiscere) Kf. Friedrich an Georg von Kitzscher [1] Kf. Friedrich berichtet Georg von Kitzscher, Amtmann zu Leisnig, vom Inhalt seiner Korrespondenz mit Bf. [Johann VII.] von Meißen wegen des Mandats [Nr. 1457] des Reichsregiments und des Vorhabens des Bf., aufgrund des Mandats im Kurfürstentum zu predigen oder predigen zu lassen. Der Bf. bat Kf. Friedrich um Zuordnung Kitzschers bei seiner Predigtreise in die Städte Torgau, Herzberg, Lochau, Schmiedeberg, Leisnig 1533 ¹ ² ³ ⁴

Wohl Hieronymus Rudloff. Hz. Johann. Nr. 1523. Nr. 1534.

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und Colditz. [2] Kf. Friedrich befiehlt daher Georg von Kitzscher, sich zu einem noch anzuzeigenden Termin zu Bf. [Johann] nach Leisnig, Colditz oder Torgau zu begeben, mit ihm von einer Stadt zur anderen zu reiten und dafür zu sorgen, dass Aufruhr und Empörung verhindert werden und der Bf. und seine Leute weder Unannehmlichkeiten noch Beschimpfungen erleiden.¹ [3] Georg von Kitzscher soll außerdem unter Androhung von Strafe die Schosser und Stadträte der besuchten Orte anweisen, sich friedlich und gehorsam zu verhalten. Entsprechende Befehle schickt Kf. Friedrich mit [vgl. Nr. 1535]. A B Ed.

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. A 226, fol. 118r–119v (Ausfertigung). LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. N 25, fol. 117r–118v (Konzept, datiert auf den 21. März 1522, beschädigt mit Textverlust). Pallas: Briefe und Akten, S. 253f., Nr. 12 (Volltext, nach Überlieferung B).

1535 Lochau, 22. März 1522 (Samstag nach Reminiscere) Kf. Friedrich an Benedikt Spörner und den Rat zu Colditz [1] Kf. Friedrich verkündet dem Schosser zu Colditz Benedikt Spörner und dem Rat der Stadt Colditz das Vorhaben Bf. [Johanns VII.] von Meißen, aufgrund des Mandats [Nr. 1457] des Reichsregiments zu predigen oder Prediger zu schicken. Der Bf. bat um kfl. Unterstützung [vgl. Nr. 1471]. [2] Kf. Friedrich stimmte auch im Namen [Hz. Johanns] zu und befiehlt Spörner und dem Stadtrat, den Anweisungen des Amtmanns zu Leisnig Georg von Kitzscher, der auf kfl. Befehl den Bf. begleitet, Folge zu leisten. LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. A 226, fol. 115rv+132v (Abschrift). LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. N 25, fol. 25rv (Konzept, undatiert, adressiert „an etzliche städte“, bietet zwei mögliche Schlussformulierungen). Ed. Pallas: Briefe und Akten, S. 259f., Nr. 16 (Volltext, nach Überlieferung B). Bem. Überlieferung B diente als Vorlage für die Ausfertigung der Schreiben an diejenigen Städte des Kurfürstentums, die im Bistum Meißen lagen, und die Bf. Johann VII. bzw. seine Prediger aufsuchen wollten, so Torgau, Herzberg, Lochau, Schmiedeberg, Leisnig und Colditz. Entsprechende Befehle ergingen an alle diese Städte [vgl. Nr. 1534]. A B

[1] Von gots gnaden Friderich, hertzog zu Sachssen unnd churfurst etc. Lieben getreuen, unns hat unnser freund, der bischoff zu Meyssen, zuerkennen geben, das er willens, uff ein schreyben, das romischer kay. Mt.¹ regement zu Nurmbergk² an ine gethan, bey euch und etlich andern unnsern steten zupredigen oder predigen 1534 ¹ Im Konzept (Überlieferung B) findet sich noch die Bestimmung, dass Kitzscher, wenn Bf. [Johann] von Meißen oder seine Leute sich ungebührlich verhalten, diese ebenfalls verwarnen soll, damit keine Anlässe für Unruhen gegeben werden. Der entsprechende Satz wurde im Korrekturgang gestrichen und fand damit keinen Eingang in die Ausfertigung (Überlieferung A). 1535 ¹ Ks. Karl V. ² Reichsregiment zu Nürnberg.

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zulassen. Unnd uns darauff gebeten zuverschaffen, das dieselben prediger, seine geschigkten, auch sein person solche guttige unnd gotliche wergk der hailigen predigten sampt andern gotlichen unnd christlichen ampten unverhindert unnd ane scheu uben unnd volenden mugen. [2] Weyl wir dan die ere gottes unnd die außbreytung seins hailigen worts, sovil an unns, zu furdern geneigt und unßers versehens sein gemut unnd meynung nichts anders, dan die ere gots und liebe des negsten zusuchen, so haben wir solchs von unßers lieben brudern³ und unser wegen bewilligt unnd gedachtem bischoff von Meyssen unsern ambtman zu Leyßneck und lieben getreuen Jorgen von Kitzscher zugeordent mit bevelh, mit ime von einer stad zu der andern zureiten unnd mit vleis darob zuhalten, domit auffrur unndt entporung verhut, auch dem bischoff und den seinen kein beschwerung beschee. Unnd ist demnach unser begern, wan genanter bischoff oder die seinen bey euch komen und solche predigten furnemen werden, ir wollet euch auff gemelts unnßers ambtmans antzaigung gehorsamlich halten. Daran thut ir unser meynung.

1536 Lochau, 22. März 1522 (Sonnabend nach Reminiscere) Kf. Friedrich an Hans von Minckwitz, Christoph Groß, Heinrich von Leipzig, Georg von Holda, Gregor Burger, Georg Kelheim und Kunz Pfeilschmidt [1] Kf. Friedrich wendet sich an den Amtmann zu Liebenwerda Hans von Minckwitz, den Amtmann zu Belzig Christoph Groß, den Amtmann zu Düben Heinrich von Leipzig, den Amtmann zu Schlieben Georg von Holda, den Schosser zu Wittenberg Gregor Burger, den Schosser zu Torgau Georg Kelheim sowie den Schosser zu Schweinitz Kunz Pfeilschmidt, weil dem Kf. durch Propst [Justus Jonas], Dekan [Lorenz Schlamau] und Kapitel des Allerheiligenstifts zu Wittenberg mitgeteilt wurde, wer die säumigen Zinszahler in den jeweiligen Zuständigkeitsbereichen der Amtmänner und Schosser sind [vgl. Nr. 1530]. Einige vom Adel und andere Amtsverwandte haben beim Stift ausstehende Zinsen und Schulden, die trotz mehrfacher Ermahnungen durch die Stiftsherren bisher nicht beglichen wurden. Daher baten die Stiftsherren den Kf., ihnen in der Angelegenheit zu helfen. [2] Da Kf. Friedrich berichtet wurde, dass die Zinsen zum Teil zur Finanzierung der kfl. Stiftung im Wittenberger Stift verwendet werden, befiehlt er den Amtmännern und Schossern, dass sie auf Anzeige durch die Stiftsherren diejenigen, die dem Kapitel etwas schulden, vor sich laden. Besteht die Schuldforderung zu Recht, sollen die Amtmänner und Schosser eine Zahlungsfrist setzen. Sollte diese Frist nicht eingehalten werden, sollen die Amtmänner und Schosser den Stiftsherren oder ihren Gesandten helfen, die Zinsen zu erhalten. A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. O 262, fol. 5rv (Konzept).

1535 ³ Hz. Johann.

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Nr. 1537

1537 Lochau, 22. März 1522 (Sonnabend nach Reminiscere) Kf. Friedrich an das Kapitel des Allerheiligenstifts zu Wittenberg → 1530 [1] Kf. Friedrich erhielt das Schreiben [Nr. 1530] des Kapitels des Allerheiligenstifts zu Wittenberg nebst der Aufstellung der noch ausstehenden Zinszahlungen. [2] Der Kf. schickt daher beiliegend dem Kapitel einen offenen Brief [Nr. 1536] an die zuständigen Amtleute. Das Kapitel soll sich mit diesem kfl. Befehl an die Amtleute wenden und ihnen anzeigen, wer dem Kapitel Zinsen oder etwas anderes schuldet. [3] Mit der Angelegenheit [Sophia] Falks beauftragte Kf. Friedrich bereits den Amtmann von Liebenwerda Hans von Minckwitz. An diesen soll sich das Kapitel wenden. A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. O 262, fol. 4r (Konzept).

1538 Nürnberg, 22. März 1522 (am XXII. Tage Marcii) Hans von der Planitz an Kf. Friedrich → 1521 [1] Hans von der Planitz erhielt gestern neben einem Brief Hz. Johanns das Schreiben [Nr. 1521] Kf. Friedrichs zusammen mit weiteren Briefen an ihn und den Wurzener Dekan Dietrich von Techwitz sowie die Instruktion [vgl. Nr. 1519] und die Abschrift des Briefes [Nr. 1514] von Martin [Luther]. Er und Techwitz haben die Schreiben gelesen. Kf. Friedrich und Hz. Johann können aus dem beiliegenden Brief¹ ersehen, wie sie ihre Aufgaben [in Nürnberg] erfüllt haben. [2] Reaktionen auf Martin [Luthers] Rückkehr nach Wittenberg. [3] Protest von Planitz wegen des Geleits für Mgf. Kasimir [von Brandenburg-Ansbach] zum Reichstag in Nürnberg. [4] Briefe Ks. [Karls V.] an Kf. Friedrich, Hz. Johann und Hz. Georg [von Sachsen]. [5] Abschrift eines Briefes an die Gesandten aus Konstanz mit Nachrichten über eine Schlacht bei Mailand zwischen Schweizern und Spaniern. [6] Ankunft weiterer Fürsten. [7] Nachschrift: Grüße von Dietrich von Techwitz. [8] Zettel: Nachrichten über die Bekämpfung der Türken in Ungarn. → 1549 A Ed.

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LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. E 88, fol. 72r–74r, Zettel: 74r, ediert wird fol. 72rv (Ausfertigung, eigh., zu eigenen Händen). Wülcker / Virck: Planitz Berichte, S. 114–117, Nr. 51 (Volltext); Kolde: Friedrich der Weise, S. 61, Nr. 1 (Teiledition).

[2] Aber doctor Martinus halben, das der widerumb gegen Wittenbergk komen, yst hie bereytt an erschollen, dan es meynem g. herrn, herczogk Yorgen², von stund an zu wissen wurden, byn auch, ehr myr e. curf. g. icztt gethane schrifftt zu kommen, von seynen gnaden angerett, ob ich wust, das doctor Martinus widerumb zu Wittenbergk were. Darauff ich seynen g. antwortt gab, ych hett dovon nicht 1538 ¹ Wülcker / Virck: Planitz Berichte, S. 117–120, Nr. 52. ² Hz. Georg von Sachsen.

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23. März 1522

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gehortt, als sagett seyn g., er were wider aldo und zceygett es von stund an dem bischoff von Bambergk³ und dem stathelder⁴ an, die yn gutte weyll beyeynander yn heymlichem gesprech, sunderlich der bischoff und herczogk Yorge, waren. Weyll ich dan befunden, das sulchs dem stathelder angeczeygett und villeicht nicht e. curf. g. zum besten, hab ich nicht underlassen, heutt dato dem stathelder die copia⁵ zu lessen ubergeben und darneben e. curf. g. auch meynen g. herrn, herczogk Hansen⁶, entschuldigett, das sulchs an wollen e. curf. und f. g. und an wissen beschen sey, seyn f. g. gebeten, wue seyn g. anlangen ader horen wurde, das villeicht e. curf. und f. g. etwas beschwerlichs hyrinen auffgelegett ader zu gemessen werden wolde, das seyn f. g. e. curf. und f. g. wolden entschuldigen, als sich e. curf. und f. g. des und aller freuntschafftt zu seynen f. g. vorsehen. Darauff sich seyn f. g. freuntlich erpoten, behilt also die copia zu uberlessen, dan es was gleich auff dem wege, do seyn g. und ich yn ratt gyngen. Do aber seyn f. g. yn ratt kamen, und noch des techants⁷ und meynem antragen wyr entwichen, hetten seyn g. die selben schrifftt von Martino dem bischoff von Bambergk und herczogk Yorgen zu lessen auch ubergeben. Darnoch wurde myr die copia wider zu handen gesteltt und hab noch nichts darauff vormergken mogen, ab es ynen gefall ader nichtt. Woll bin ich angesucht, abschrifftt do von zu geben, das ich bis her, weyll ich des von e. curf. g. keynen sundern bevell, nicht hab thun wollen. Was aber yn dem e. curf. g. gemuett und will, will ich mich underthengks gehorsams halten. 1539 23. März 1522 (Sonntag Oculi) Räte Kf. Friedrichs an Präzeptor [Wolfgang Reißenbusch] und Hans von Minckwitz [1] Die kfl. Räte zu Eilenburg erinnern den Präzeptor [des Antoniterklosters Lichtenberg Wolfgang Reißenbusch] und Hans von Minckwitz an die vor Kurzem auf Befehl Kf. Friedrichs stattgefundene Verhandlung im Streit zwischen dem Abt [Antonius Dietz des Zisterzienserklosters] Buch und den [Einwohnern] von Belgern und an die erzielte Übereinkunft [vgl. Nr. 1482 Punkt 8]. [2] Da in dieser Vereinbarung etliche Punkte strittig blieben, die näherer Klärung bedürfen, sowie in der Zwischenzeit neue Streitpunkte aufgetreten sind, ordnen die kfl. Räte im Namen Kf. Friedrichs an, dass [Reißenbusch] und Minckwitz, wenn sie in der kommenden Woche diese ungeklärt gebliebenen Punkte verhandeln, auch die seitdem neu aufgetretenen sowie mögliche weitere Streitpunkte mit beachten. Die Auseinandersetzung soll nach Möglichkeit beigelegt werden. A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Kk 134, fol. 37rv (Abschrift).

1538 ³ ⁴ ⁵ ⁶ ⁷

Bf. Georg III. von Bamberg. Pfgf. Friedrich bei Rhein. Nr. 1514. Hz. Johann. Dietrich von Techwitz.

690

24. März 1522

Nr. 1540

1540 Stolpen, 24. März 1522 (Montag nach Oculi) Bf. Johann VII. von Meißen an Kf. Friedrich → 1523 [1] Bf. Johann von Meißen bedankt sich für das Antwortschreiben [Nr. 1523] Kf. Friedrichs und dessen Angebot, ihm einen kfl. Rat bei seiner geplanten Predigtreise zuzuordnen. [2] Obwohl Bf. Johann lieber seinen Oheim Hans von Minckwitz oder Georg von Kitzscher, um ihrer vorwantnis unnd bekentnis willen, auf der kurzen Reise bei sich gehabt hätte und dies auch weiterhin bevorzugt, wäre er auch mit einem anderen vertrauenswürdigen Verordneten einverstanden. [3] Bf. Johann bittet Kf. Friedrich, den verordneten Rat mit entsprechenden Befehlen versehen am 1. April zu ihm nach Mühlberg zu schicken, damit er mit ihm die notwendigen Dinge besprechen kann. Der Bf. plant, am 2. April von Mühlberg zunächst nach Herzberg oder Lochau, je nach seiner Einigung mit dem kfl. Rat, zu reisen und danach die anderen Orte zu besuchen. [4] Der Kf. möge den Bf. bei diesem schwierigen Anliegen der christlichen Gemeinde (samlunge) mit seinem Schutz und Beistand nicht verlassen. Dafür wird Kf. Friedrich als christlicher Fürst ewigen Lohn von Gott und Ruhm bei den Menschen erlangen. Bf. Johann will sich erkenntlich zeigen. → 1542 A Ed.

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. N 25, fol. 31rv (Ausfertigung). Pallas: Briefe und Akten, S. 254–256, Nr. 13 (Volltext).

1541 Weimar, 26. März 1522 (Mittwoch nach Annunciationis Marie) Hz. Johann an Kf. Friedrich → 1524 Hz. Johann begrüßt die Reaktion Kf. Friedrichs auf die Schreiben der Bfe. [Johann VII.] von Meißen und [Adolf] von Merseburg in der Angelegenheit des Mandats des Reichsregiments. A

5

10

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. A 226, fol. 131rv (Ausfertigung).

Bruderliche liebe mit ganczen treuen alczeyt zcuvor. Freuntlicher, lieber bruder und gefatter, negst haben uns e. l. zcuerkennen geben, was die bischofe Meißen und Mersborgk auff des regiments befell an e. l. gelangt, sampt, was inen e. l. widerumb zcu andtwort gegeben, das wir alles inhalts geleßen. Und wiewoll wir e. l. in den dinghen wenig ader nichts zcu rathen gewust, szo bfinden wir doch e. l. andtwort alzo gelegen und geschickt, das die e. l. als eynem cristlichen fursten unvorweyslich, zcu dem, das unseren freunden, den bischofen, dodurch nichts zcu weyt eingereumbt und dannoch auch ire furhaben inen nit geweigert wirdet. Haben wir e. l. nit mughen unvormeldet laßen, dan e. l. bruderliche und freuntliche dinste zcuerczaigen seindt wir gancz willig.

Nr. 1542

26. März 1522

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1542 Lochau, 26. März 1522 (Mittwoch nach Oculi) Kf. Friedrich an Bf. [Johann VII.] von Meißen → 1540 [1] Kf. Friedrich erhielt das Antwortschreiben [Nr. 1540] Bf. [Johanns] von Meißen und vernahm dessen Wunsch, auf seiner Predigtreise nach Möglichkeit Hans von Minckwitz oder Georg von Kitzscher bei sich zu haben. Bf. [Johann] bat zudem darum, dass der kfl. Verordnete, ausgestattet mit dem Befehl des Kf., dem Bf. Rat, Schutz und Beistand zu gewähren, am 1. April nach Mühlberg kommt, um von dort mit dem Bf. weiterzureisen. [2] Da Kf. Friedrich auch im Namen [Hz. Johanns] versprochen hat, den Bf. und seine Prediger auf dessen Ansuchen hin in den Gegenden, in denen sie predigen, mit Sicherheiten zu versehen, wird der Kf. am 1. April einen Verordneten nach Mühlberg schicken mit dem Befehl, den Bf. auf seiner Predigtreise zu begleiten. A Ed.

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. N 25, fol. 32rv (Konzept). Pallas: Briefe und Akten, S. 256f., Nr. 14 (Volltext).

1543 Weimar, 27. März 1522 (Donnerstag nach Oculi) Hz. Johann an Kf. Friedrich [1] Hz. Johann leitet Kf. Friedrich einen an sie beide gerichteten Brief des Hans von der Planitz und Dietrichs von Techwitz weiter, den er gestern Abend erhielt. Planitz und Techwitz, die Hz. Johann und Kf. Friedrich auf dem Reichstag vertreten sollten, wurden nicht zugelassen. Die persönliche Anwesenheit der Fürsten wird gewünscht, obwohl Kf. Friedrich aufgrund seiner leibes unschickligkait nicht hinreisen kann. Es besteht aber die Möglichkeit, andere beauftragte Räte hinzuschicken, was Hz. Johann befürwortet. [2] Hz. Johann würde auch selbst zum Reichstag reisen, will sich dann aber zuvor mit Kf. Friedrich abstimmen, wenn nötig auf einem persönlichen Treffen, auf dem sie auch über andere Dinge reden können. [3] Zettel: Hz. Johann wird in seinem und Kf. Friedrichs Namen in der Angelegenheit des [Valentin von] Teutleben an das Kapitel des [Marienstifts] zu Gotha schreiben. A

5

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. A 226, fol. 134r–135r, Zettel: 135r (Ausfertigung).

[3] Doctor Teuttelayben halben wollen wyr umb erlassung der stattut ayn vorschrifftt an das capittel zu Gotha von e. l. unnd unnserntwegen thuen, besorgen uns aber, sie werden sich fastt ime dieselben zuerlassen beschweren. Und wiewol wyr nit anders gemaynnt, dan gedachter doctor woltt die probstey vermittelst ordentlicher gerechtickayt annehmen, dieweyl wyrs aber aus der preceptors von Lichtenberg¹ schreyben anders vermerken, so sall doch deshalben sovil an unns nit mangell seyn. Aber wyr horen, das er des cardinals von Mentzs² familiaris ist, 1543 ¹ Präzeptor Wolfgang Reißenbusch des Antoniterklosters Lichtenberg. ² Kard. Albrecht, Ebf. von Mainz.

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27. März 1522

Nr. 1544

darumb were es sorglich gnug, so er gleych hie haussen were, das dye probstey dem babist zuverleyhen haymfallen wurde. Haben wyr e. l. nit wissen unangetzaigt zelassen. 1544 Weimar, 27. März 1522 (Donnerstag nach Annunciationis Marie virginis) [Räte Hz. Johanns]: Protokoll [1] Die [Räte Hz. Johanns] unterbreiten den Gesandten [Philipps, Bf. von Freising und Administrator des Bistums Naumburg,] folgende Punkte, beginnend mit dem Streit zwischen dem Schosser zu Eisenberg [Johann Weida] und der Propstei des Domstifts zu Naumburg wegen der Gerichte in drei Dörfern¹: [2] Bezüglich der Gerichte in den drei Dörfern will [Hz. Johann] dem Propst zu Naumburg die Erbgerichtsbarkeit bis zu den Dorfzäunen und -gräben zugestehen und sich mit ihm darüber verständigen, welche Angelegenheiten unter diese Gerichtsbarkeit fallen. Zudem will [Hz. Johann] den Schosser zu Eisenberg anweisen, dass in diesen Fällen der Propst oder sein Verwalter (vorweser) nicht behindert wird. Im Gegenzug sollen der Propst und seine Leute das Amt Eisenberg nicht an der Ausübung der Obergerichtsbarkeit in den Dörfern und auf den Feldern sowie der Nieder- oder Erbgerichtsbarkeit auf den Feldern [außerhalb der Dorfzäune und -gräben] behindern. [3] Ein Schlichter (clugenmaister) soll durch die beiden Parteien gemeinsam eingesetzt werden. [4] Propst und Schosser sollen das Recht haben, bei der Rechnungslegung der Kirchväter anwesend zu sein und diese zu prüfen, damit das kirchliche Vermögen nicht unrechtmäßig durch die Kirchväter vertan und verstreut wird. [5] Es soll beim alten Gebrauch bleiben, dass der Schosser und seine Leute auf ihren Reisen in der Propstei Unterhalt und Versorgung erhalten. Dafür sollen sie sich dankbar erzeigen. [6] Hinsichtlich der Angelegenheiten, die Landknechte und geistliche Amtssachen betreffen, besteht der Vorschlag, diese gemäß geltender Rechtsordnung zu behandeln. [7] Im Fall des Veit von Kötteritzsch hält es [Hz. Johann] für gerechtfertigt, dass Kötteritzsch dem Propst einen jährlichen Zins von vier Hühnern für die ungenutzte (wuste) Stätte entrichtet, die sich auf dem Grund und im Eigentum des Propstes befindet. Allerdings soll die Sache weiter untersucht und der genaue Grund der Abgabe ermittelt werden, speziell, ob die Hühner gegen Schutz entrichtet werden müssen. Den Schutz benötigt Kötteritzsch nicht mehr und müsste dann die Abgabe auch nicht mehr leisten. Bis zur Klärung der Angelegenheit aber sollen die Hühner gegeben werden. [8] Das Pferd des verstorbenen Pfarrers von Prießnitz soll im Amt Eisenberg bleiben bis zur Klärung, ob es den Erben des Pfarrers oder dem Offizial gegeben werden soll, so wie es auch der Schosser zu Eisenberg gefordert hat. Die übrige hinterlassene Habe soll durch Bf. [Philipp] von Freising und Naumburg verteilt werden nach alter Gewohnheit in einem Fall, in dem ein Priester ohne Testament stirbt. Da allerdings der Pfarrer zu Prießnitz einst Dinge geerbt und erworben hatte, die laut Recht oder Gewohnheit nicht dem Bf. zustehen, sondern den nächsten Verwandten des Pfarrers, haben sich diese bereits mehrfach an den Schosser gewandt. Der Schosser sollte die hinterlassene Habe besichtigen und bei der Inventarisierung mithelfen dürfen. [9] [Hz. Johann] will die 1544 ¹ Utenbach, Cauerwitz und Seiselitz, vgl. Nr. 1659.

Nr. 1545

29. März 1522

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Rechte des Bf. zwar nicht mindern, schlägt aber vor, dass künftig in den Fällen, in denen ein Priester ohne Testament stirbt, ein Schosser oder Amtmann hinzugezogen wird. Dieser soll dabei helfen, die Güter und die Habe des Priesters zu sichten und zu inventarisieren sowie eine Trennung vorzunehmen in Dinge, die der Kirche gehören, und in Dinge, die anderen zustehen, damit die Verwandten des Verstorbenen nicht in ihrem Erbrecht übergangen werden, wie bisher teilweise geschehen. [10] Im Fall der Güter des Pfarrers zu Prießnitz soll ein Verhandlungstag angesetzt werden, zu dem Beauftragte des Bf., die Erben des Pfarrers sowie der Schosser eingeladen werden sollen. Wenn die Verwandten Rechte haben, soll man sich mit ihnen einigen, wenn nicht, sollen sie abgewiesen werden. Zudem soll zwischen dem Propst und den Erben wegen des Pferdes verhandelt werden. [11] Da die [bfl.] Gesandten keine Weisung haben, die hier vorgebrachten Vorschläge zu bewilligen, bitten sie um eine zweimonatige Frist. Sie sind zuversichtlich, dass in dieser Zeit Bf. Philipp in das Bistum Naumburg kommt. Für den Fall, dass dies nicht so ist, wollen die Beauftragten des Propstes und des Kapitels des Domstifts zu Naumburg [Hz. Johann] auf die Vorschläge antworten. In der Zwischenzeit sollen diejenigen, die der Schosser zu Eisenberg festgenommen hat, in Ruhe gelassen werden. A

LATh – HStA Weimar, EGA, Kop. A 3, fol. 16r–17v (Abschrift).

1545 Lochau, 29. März 1522 (Samstag nach Oculi) Kf. Friedrich an Hans von der Planitz → 1528 [1] Kf. Friedrich erhielt den Brief [Nr. 1528] des Hans von der Planitz vom 18. März. Von [Hz. Georg von Sachsen] hat er kein weiteres Schreiben erhalten. [2] Kf. Friedrich zweifelt nicht, dass ihm übel nachgeredet wird. Planitz soll den Kf. wahrheitsgemäß damit entschuldigen, dass Martin [Luther] ohne Einwilligung Friedrichs nach Wittenberg zurückgekehrt ist. Friedrich hätte es lieber gesehen, wenn [Luther] Wittenberg ferngeblieben wäre. Genaueres über die Rückkehr kann Planitz dem Brief [Nr. 1514] [Luthers], den ihm [Hz. Johann] in Abschrift zugeschickt hat, entnehmen. [3] Kf. Friedrich hat vernommen, dass Kf. Joachim [von Brandenburg] vor dem Regiment eine Erklärung wegen des Ausschreibens [Nr. 1457] des Reichsregiments abgegeben hat. Wenn Planitz es für gut befindet, soll er im Namen Kf. Friedrichs ebenfalls eine Erklärung abgeben. Er kann sagen, dass Bf. [Johann] von Meißen und Bf. [Adolf] von Merseburg selbst predigen und predigen lassen sowie Ausschreiben ausgehen lassen wollen. Kf. Friedrich unterstützt sie auf ihre Bitte hin bei diesen Vorhaben. Dafür hat sich der Bf. von Meißen bei Friedrich bedankt [Nr. 1493]. Daher kann Kf. Friedrich ohne Not dem Regiment antworten. Planitz soll mitteilen, dass Friedrich sich mit göttlicher Gnade als ein Christ halten will. [4] Ausbleiben vieler Fürsten beim Reichsregiment, Entschuldigung Kf. Friedrichs und [Hz. Johanns] für das eigene Ausbleiben. [5] Reise von Fürsten zum Reichstag. [6] Abwicklung von Finanzen. [7] Nachrichten über die Türken. → 1557 A Ed.

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. E 88, fol. 85r–86v (Konzept). Wülcker / Virck: Planitz Berichte, S. 123f., Nr. 54 (Volltext).

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1546 Kf. Friedrich: Instruktion

30. März 1522

Nr. 1546

Lochau, 30. März 1522 (Sonntag Letare)

[1] Kf. Friedrich beauftragt Hans von Minckwitz, Amtmann zu Liebenwerda, Bf. [Johann VII.] von Meißen die folgenden Punkte vorzutragen, und gibt ihm Handlungsanweisungen. [2] Nach der üblichen Ehrerbietung soll Hans von Minckwitz den Bf. an sein Schreiben [Nr. 1515] an Kf. Friedrich erinnern, welches die Bitte des Bf. enthielt, dass Minckwitz ihn auf seiner Predigtreise in einige kursächsische Städte begleitet. Obwohl Kf. Friedrich bereits vorher andere Aufgaben an Minckwitz übertragen hatte [vgl. Nr. 1523], will der Kf. dem Wunsch des Bf. nachkommen. Deshalb ist Minckwitz nun erschienen und wird mit dem Bf. nach Herzberg, Lochau, Schmiedeberg und Torgau reisen. Georg von Kitzscher hingegen, um dessen Begleitung der Bf. ebenfalls bat, wird mit dem Bf. nach Colditz und Leisnig reisen. [3] Hans von Minckwitz soll Bf. [Johann] den günstigsten Reiseweg von Mühlberg aus über Herzberg nach Lochau, Schmiedeberg und Torgau vorschlagen. Wenn der Bf. zuerst nach Lochau reist, muss er wieder zurück nach Herzberg. Außerdem soll Minckwitz einen genauen Zeit- und Treffpunkt für ihre Abreise aushandeln. [4] Wenn der Bf. sich mit Minckwitz über die Angelegenheit beraten will, soll Minckwitz sich nicht darauf einlassen, sondern bei den bisherigen schriftlichen Äußerungen Kf. Friedrichs an den Bf. bleiben. Hans von Minckwitz soll dafür sorgen, dass Aufruhr verhindert und der Bf. und seine Leute nicht belästigt, beleidigt oder beschimpft werden. Die schriftliche Zusage Kf. Friedrichs an den Bf. soll eingehalten werden.¹ [5] Dem Bf. und seinen Leuten soll gestattet werden, nicht nur zu predigen, sondern mit einigen Geistlichen darüber hinaus zu verhandeln. Sollte der Bf. jedoch mit Gefängnisstrafen drohen oder sogar versuchen, diese umzusetzen, soll Minckwitz einschreiten und dies abwenden mit der Begründung, dass dadurch Verdruss und Aufruhr verursacht werden. Außerdem soll er dem Bf. das Angebot des Pfarrers [Franz Günther] zu Lochau vortragen.² [6] Zur Ausstattung und als Ehrengeschenk soll Minckwitz dem Bf. in Herzberg Hafer und Wein geben lassen, ihn in Lochau auf dem Schloss versorgen, in Schmiedeberg soll der Schosser zu Wittenberg [Gregor Burger] das Ehrengeschenk geben,³ und in Torgau soll Minckwitz den Bf. in der Herberge verköstigen. [7] Kf. Friedrich fordert Hans von Minckwitz auf, ihm die genauen Reisepläne Bf. [Johanns] mitzuteilen, auch Colditz und Leisnig betreffend. Die Briefe soll er nach Eilenburg schicken, von wo aus sie dem Kf. weitergeleitet werden. 1546 ¹ Im Konzept folgt ein gestrichener Abschnitt, der die Aufforderung enthielt, dass Minckwitz sich in den Städten mit den Amtleuten und Stadträten auf den an sie ergangenen kfl. Befehl [vgl. Nr. 1535] hin unterreden soll, wie Widerstand unterbunden werden kann (LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. N 25, fol. 33v). ² Der gesamte Abschnitt (Punkt 5) wurde im Konzept nachträglich am Ende des Schreibens eingefügt. Er ersetzte einen gestrichenen Absatz mit dem Hinweis darauf, dass der Pfarrer zu Lochau eingewilligt hatte, nach Wurzen zu kommen und sich verhören zu lassen, wenn ihm Sicherheiten erteilt werden. Wenn entschieden wird, dass er unangemessen gehandelt hat, wollte er sich weisen lassen (LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. N 25, fol. 34r). ³ Der Abschnitt im Konzept wurde mehrfach überarbeitet. Gestrichen wurde letztlich, dass in Schmiedeberg neben dem Schosser zu Wittenberg auch der zu Schmiedeberg anwesend sein sollte, um Aufruhr zu verhüten, den man v. a. von anreisenden Wittenberger Studenten befürchtete (LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. N 25, fol. 34r).

Nr. 1547

A Ed.

30. März 1522

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LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. N 25, fol. 33r–35v (Konzept). Pallas: Briefe und Akten, S. 257–259, Nr. 15 (Volltext).

1547 Eilenburg, 30. März 1522 (Sonntag Letare) Hans von Taubenheim an Kf. Friedrich [1] Hans von Taubenheim teilt Kf. Friedrich mit, dass er von der Stiftung¹ [der Kreuzabnahme] und Grablegung Christi nichts anderes wusste, als dass sie gestiftet worden ist. Im letzten Jahr erhielt er einen Befehl Kf. Friedrichs aus Worms, die Gelder für die Stiftung zu entrichten. [2] Taubenheim ist unbekannt, ob in den Ämtern dafür Rechnungen erstellt wurden. Er selbst übergab im Jahr 1521 laut der beiliegenden Auflistung 80 Gulden, elf Groschen und vier Pfennige für die Stiftung an den Schosser zu Wittenberg Gregor [Burger], der sie an Christoph Blanck übergeben sollte. Mehr kann Taubenheim dazu nicht berichten. A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. O 218, fol. 139rv (Ausfertigung).

1548 Caspar von Haubitz an Kf. Friedrich

30. März 1522 (Sonntag Letare)

[1] Caspar von Haubitz zu Flößberg erinnert Kf. Friedrich an die Beschwerdeschrift des Pfarrers zu Lausick, die dieser an den Kf. gerichtet hatte. Der Pfarrer warf Haubitz vor, dass er ihm viel Geld und Getreide vorenthält, welches seine Leute dem Pfarrer zu geben haben. Kf. Friedrich erbat zu dieser Angelegenheit einen Bericht von Haubitz, den er im Folgenden erteilt: [2] Die Leute des Caspar von Haubitz entrichteten dem Pfarrer und seinen Amtsvorgängern eine Zeit lang Geld und Hafer. Diese Abgaben (zinß) wurden durch die Pfarrer jährlich erhöht, obwohl die Leute keinen Nutzen von der Pfarrei haben. Daher empfanden die Leute die Zahlungen als Belastung und fragten bei dem jetzigen Pfarrer nach, auf welcher Grundlage er die Zinsen von ihnen einnimmt. Der Pfarrer gab ihnen zur Antwort, dass bereits sein Amtsvorgänger die Zinsen erhielt, weshalb sie ihm diese auch entrichten müssen. Auf Nachfrage der Leute, was der Pfarrer als Gegenleistung für die Zinsen macht, verhöhnte er sie. Daraufhin verzichteten die Leute darauf, dem Pfarrer die Zinsen zu geben. [3] Haubitz selbst hat seinen Leuten weder befohlen noch verboten, dem Pfarrer die Zinsen vorzuenthalten. [4] Haubitz hofft, dass Kf. Friedrich es als gerecht erachtet, dass der Pfarrer die Rechtmäßigkeit seiner Forderung nach Zinszahlung durch die Leute belegen muss. Wenn aber Kf. Friedrich entscheiden sollte, dass die Zinsen gezahlt werden müssen, werden sich seine Leute danach richten. → 1553 A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Ii 102, fol. 1rv (Ausfertigung).

1547 ¹ BAKFJ 1, Nr. 508.

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31. März 1522

Nr. 1549

1549 Lochau, 31. März 1522 (Montag nach Letare) Kf. Friedrich an Hans von der Planitz → 1538 [1] Kf. Friedrich erhielt das Schreiben [Nr. 1538] des Hans von der Planitz vom 22. März. Hz. Johann wird ihm seinen und Kf. Friedrichs Standpunkt zur Beschickung des Reichstages mitteilen. [2] Hz. Georg [von Sachsen] hat inzwischen an Kf. Friedrich geschrieben [Nr. 1532] und ihm mitgeteilt, dass sich Martin [Luther] wieder in Wittenberg befindet. Da diese Nachricht nun auch in Nürnberg angekommen ist, hat Kf. Friedrich nichts dagegen, dass Planitz die Abschrift des Briefes [Nr. 1514] [Luthers] den Vertretern des Reichsregiments auf deren Wunsch hin zeigt. Eine weitere Verbreitung des Briefes ist nicht notwendig. [3] Geleit für Mgf. Kasimir [von Brandenburg-Ansbach]. [4] Briefe Ks. [Karls V.] an Kf. Friedrich, Hz. Johann und Hz. Georg [von Sachsen] sowie an das Reichsregiment. [5] Bitte um weitere Nachrichten. → 1570 A B Ed.

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. E 88, fol. 89r–90v (Ausfertigung). LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. E 88, fol. 87rv (Konzept). Wülcker / Virck: Planitz Berichte, S. 124–126, Nr. 55 (Volltext).

1550 Altenburg, 31. März 1522 (Montag nach Letare) Der Rat zu Altenburg an Kf. Friedrich [1] Der Rat der Stadt Altenburg schildert Kf. Friedrich, dass die Stadtbevölkerung mit evangelischen Predigern schlecht versorgt ist, dafür aber sehr viele Geistliche in der Stadt sind, die weder die leiblichen noch seelischen Bedürfnisse der Menschen achten. Vielmehr trachten sie danach, sich selbst vor allem an Grund und Boden zu bereichern. Insofern treten sie nicht für die christliche Wahrheit ein, weil niemand zwei Herren dienen kann [Mt 6,24]. [2] Deshalb hat der Stadtrat auf Wunsch der Gemeinde den Propst des Marienstifts [Benedikt Bischoff], der lange Zeit Prediger der Pfarrkirche St. Bartholomäi war, zumal er mit anderen Aufgaben beladen ist, von seinem Predigtdienst samt der damit verbundenen Vergütung ab Walpurgis (1. Mai) entbunden.¹ Der Stadtrat wird die Vergütung aufbessern und die Stelle mit einem evangelischen prediger besetzen.² Diese Mitteilung nahm der Propst zornig auf und spottete, dass, wenn er einen Bürgermeister in Altenburg einsetzen darf, der Stadtrat auch einen Prediger einsetzen kann. Er will nicht zulassen, dass seinem Stift etwas entwendet wird. Ihm wurde mitgeteilt, dass er sich nach dem Beschluss richten muss. Wenn er anderweitig predigen will, wie es einem Pfarrer zusteht, kann er dies tun. [3] Der Stadtrat bittet deshalb Kf. Friedrich, ihn zu schützen, falls sich der Propst bei dem Kf. beschweren wird. Aufruhr und Zwiespalt in der Gemeinde können vermieden werden, wenn ein gelehrter evangelischer Prediger nach Altenburg kommt. 1550 ¹ Der Stadtrat teilte dies dem Propst am 28. März 1522 mit, wie aus einem Protokoll hervorgeht (StadtA Altenburg, Ratsarchiv, XII.d.Nr. I, fol. 1r–2v, ediert in: Löbe: Mittheilungen, S. 35–37, Nr. I). ² Der Stadtrat wandte sich Mitte April 1522 mit der Bitte an Martin Luther, einen Prediger nach Altenburg zu vermitteln (WA.Br 2, S. 502f., Nr. 476). Daraufhin empfahl Luther am 17. April Gabriel Zwilling (WA.Br 2, S. 504f., Nr. 477).

Nr. 1551

A Ed.

1. April 1522

697

StadtA Altenburg, Ratsarchiv, XII.d.Nr.I, fol. 36r–37r (Konzept). Löbe: Mittheilungen, S. 37f., Nr. II (Volltext).

1551 Nürnberg, 1. April 1522 (am ersten Tag Aprilis) Hans von der Planitz an Kf. Friedrich [1] Hans von der Planitz erhielt den Brief Kf. Friedrichs vom 24. März. Beschickung des Reichstags durch weitere Stände. [2] Heute wird Hz. Georg [von Sachsen] durch das Vogtland nach Hause reisen. Auseinandersetzung wegen Unterhaltung des Reichsregiments. [3] Planitz ist in Sorge, dass der Fiskal [Reinhard Thiel] in der Sache Martin [Luthers] gegen Kf. Friedrich vorgehen wird. Man versuchte, den Fiskal zum Einschreiten gegen die Reichsstädte wie Augsburg und Ulm zu bewegen, weil sie das Edikt Ks. [Karls V.] gegen [Luther] nicht anschlagen lassen. Dieser Versuch wurde aber abgewiesen, wie Planitz vermutet zugunsten Kf. Friedrichs, um dann nicht weiter gehen und auch Kf. Friedrich belangen zu müssen, weil er [Luther] als Geächteten in Wittenberg duldet. [Hz. Georg] könnte trotz Abwesenheit versuchen, die Sache voranzutreiben. Er hat den Gegner [Luthers], Bf. [Wilhelm] von Straßburg, als seinen Vertreter auf dem Reichstag benannt. Planitz bat den Statthalter [des Reichsregiments] Pfgf. Friedrich bei Rhein und Kf. [Ludwig V.] von der Pfalz, ein mögliches entsprechendes Vorhaben zu verhindern, da zu befürchten ist, dass daraus nichts Gutes, sondern nur Aufruhr im Reich entsteht. Pfgf. Friedrich und Kf. [Ludwig V.] sagten zu, die Sache nicht zu behandeln, falls sie vorgebracht wird. Der Fiskal darf laut geltender Ordnung ohne Auftrag des Reichsregiments gegen niemanden vorgehen. Planitz redete über diese Frage auch mit vertrauenswürdigen Mitgliedern des Ausschusses. Zu dem Ausschuss gehören Bf. [Georg III.] von Bamberg, Bf. [Wilhelm] von Straßburg, Hz. Georg von Sachsen, anstelle Hz. Georgs nun Mgf. Kasimir [von Brandenburg-Ansbach], Mgf. Philipp von Baden, die Gesandten der Kfen. von Mainz, der Pfalz und von Brandenburg, Bf. [Konrad] von Würzburg, Hz. Wilhelm von Bayern, Ludwig von Seinsheim, Landkomtur [des Deutschen Ordens] der Ballei Koblenz, und [Johann] Rehlinger, [Stadtschreiber zu Augsburg]. Planitz wird über diesen Zusammenhang weiter berichten. [4] Planitz rät, dass Kf. Friedrich und Hz. Johann einen Vertreter zum Reichstag schicken, weil man Planitz und [Dietrich von Techwitz] nicht zulassen will.¹ [5] Gerichtssachen. [6] Aufwartung bei Kf. [Ludwig V.] von der Pfalz, Erneuerung der Kurfürsteneinung. [7] Verschiedene Nachrichten: Abwicklung von Finanzen. Artikel gegen die Geistlichen [Gravamina]. Vorgehen des Fiskals gegen Bf. [Konrad] von Würzburg. Mandat an die Herzöge von [Brauschweig-]Lüneburg. Supplikation des Bf. [Johannes IV.] von Hildesheim. [8] Kg. [Ludwig II.] von Ungarn hat Bf. [Franziskus Zsiykovich] von Senj, einen Franziskaner, als seinen Gesandten geschickt, der eine Rede hielt, die Planitz mitsendet.² A Ed.

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. E 88, fol. 91r–94v (Ausfertigung, eigh., zu eigenen Händen). Wülcker / Virck: Planitz Berichte, S. 126–130, Nr. 56 (Volltext); Kolde: Friedrich der Weise, S. 62, Nr. 2 (Teiledition).

1551 ¹ Darüber hatte sich Kf. Friedrich bereits am 31. März 1522 mit Hz. Johann ausgetauscht (RTA.JR 3, S. 780, Nr. 125). ² Die Rede ist ediert in: RTA.JR 3, S. 76f., Nr. 12.

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1. April 1522

Nr. 1552

1552 [Eisenberg], 1. April 1522 (Dienstag nach Letare) Fabian Horlmann an Hz. Johann [1] Fabian Horlmann, Propst des Zisterzienserinnenklosters Eisenberg, erinnert Hz. Johann daran, dass er schon mehrfach seine Rechnungslegung angeboten und um gütlichen Abschied gebeten hat [vgl. Nr. 1488]. Bisher wurde er darin zum Schaden seiner Haushaltung und der Pfarrei aufgehalten. [2] Horlmann beklagt, dass er von der Stadt Eisenberg und dem Schosser zu Eisenberg Johann Weida verfolgt wird, obwohl sie ihm doch Beistand und Hilfe gewähren sollten, weswegen er Verachtung sowie Behinderungen bei der Einforderung von Zinsen und hinsichtlich des Gesindes erfährt. Wegen zu Unrecht gefangen genommenen Gesindes soll Horlmann sich an weltliche Gerichte wenden. Es gibt Bestrebungen, dem Zisterzienserinnenkloster Eisenberg seine verbrieften Rechte (freyheith und erbgericht) zu entziehen. [3] Horlmann berichtet Hz. Johann weiterhin, dass er im Kloster eine Frau auffand, die dort seit acht Jahren treu gedient hat und die er zusammen mit einem Kind auf Befehl des Schossers aus dem Kloster entfernte. Die Frau wurde gut abgefertigt und erhielt von Horlmann und der Priorin jeweils ein Bett. Der Hausrat der Frau wurde auf einen Wagen geladen, damit sie zusammen mit ihrem Bruder und Schwager zu ihrem Vater fahren konnte. Vom Schosser Johann Weida allerdings wurden sie grundlos abgefangen, der den Wagen mit Hausrat bis jetzt einbehalten hat. [4] Horlmann bittet Hz. Johann um Unterstützung des Klosters und um Anweisung, dass die Rechnung angehört wird. Zudem soll die Angelegenheit mit dem Wagen und dem Hausgerät geklärt und Horlmann der gütliche Abschied gegeben werden, auch die anderen Missstände sollen angehört werden. A

LATh – StA Altenburg, Landesregierung, 4209, fol. 66rv (Ausfertigung).

1553 Grimma, 3. April 1522 (Donnerstag nach Letare) Kf. Friedrich an Caspar von Haubitz → 1548 [1] Kf. Friedrich erhielt den Bericht [Nr. 1548] des Caspar von Haubitz in der Angelegenheit der Zinsen, die seine Leute dem Pfarrer zu Lausick zu entrichten haben. [2] Kf. Friedrich entnahm dem Bericht, dass die Leute eingestehen, dass sie die Zinsen dem Pfarrer und seinen Amtsvorgängern bisher gegeben haben. Daher fordert Kf. Friedrich von Caspar von Haubitz, dafür zu sorgen, dass seine Leute die Zinsen, so wie bisher erfolgt, entrichten. A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Ii 102, fol. 2r (Konzept).

1554 Herzberg, 3. April 1522 (Donnerstag nach Letare) Hans von Minckwitz an Kf. Friedrich [1] Hans von Minckwitz berichtet Kf. Friedrich, dass er sich am 1. April wie befohlen bei Bf. [Johann VII.] von Meißen in Mühlberg eingefunden hat. [2] Am nächsten Tag reisten

Nr. 1554

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sie nach Herzberg, wo gepredigt wurde. [3] Minckwitz schickt dem Kf. Abschriften von Schmähbriefen zu, die an das Rathaus in Herzberg geklebt wurden. Minckwitz befahl, die Urheber zu ermitteln. [4] Ehrengeschenke für den Bf. in Herzberg. [5] Minckwitz erteilt Informationen über den weiteren Reiseweg und das Gefolge des Bf. [6] Zurzeit erfolgt das Verhör des Predigers zu Herzberg. [7] Minckwitz schickt dem Kf. einen Brief der Äbtissin [Katharina von Honsberg] und des Konvents des Benediktinerinnenklosters Riesa wegen der Auseinandersetzung mit dem Amt Liebenwerda um die Gerichtsrechte in Nauwalde. A LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. B 1702, fol. 51rv+52v (Ausfertigung, eigh.). Bem. Am 6. April wiederholte Minckwitz auf Bitte Kf. Friedrichs den Inhalt eines Teils seines Briefes (Punkte 1 und 2), da der Kf. diesen noch nicht erhalten hatte [Nr. 1560].

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[1] Durchlauchtigster hochgeborner churfurst. Gnedigster herre, auff bvhel e. churf. g. bin ich nestvergangnen dinstagk zu mittage gegen Molbergk zu m. g. h., dem bischoff zu Meyssen, komen unnd lauts eur churf. g. instruction¹ mich angegeben, welchs seyn gnad mitt grosser danngsagung angenhomen. [2] Und bin auffn abend gegen Mertenskirchen², do die monche wonen, geritten. Gestern umb siben uhr im feld wider zu seynen gnaden gestossen unnd also forder gegen Hertzbergk gereyst, da der bischoff das myttages malh gehalten unnd darnach umb drey uhr gepredigett. Folgennd ist doctor Ochssenfart³ auffgetretten unnd auch eyn sermon gethan, die beyde ungeverlich andrhalb stund gewehrt, des gleychen hatt gemelter doctor heutt dato umb VI uhr wider angefangen unnd bey andrhalbe stund gepredigt. Was dasselb allenthalben gewest, ist alhie von eynem baculario von der schulen⁴ auffgezceichnett, schigk hirbey e. churf. g. desselbn abschrifft.⁵ [3] Es seynt auch heynt zu nacht zcwene unversigelte brive⁶ ans rathaus gekleybt wurden, den grosen hatt des bischoffs dyner eyner abgerissen und s. g. geanntwort, den andrn hatt der burgermeister bekomen, ist dem bischoff nicht vorgetragen, und ubersennd e. churf. g. dovon auch abschrifften. Die brive 1554 ¹ ² ³ ⁴ ⁵

Nr. 1546. Martinskirchen. Hieronymus Dungersheim aus Ochsenfurt. Ein Bakkalar der Herzberger Lateinschule. Abschriften der Herzberger Predigten, angefertigt von zwei verschiedenen Schreibern, sind überliefert in: LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. N 25, fol. 39r–41r, ediert in: Pallas: Briefe und Akten, S. 260–262, Nr. 17a (Predigt Bf. [Johanns] von Meißen); LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. N 25, fol. 41r–44v, ediert in: Pallas: Briefe und Akten, S. 262–266, Nr. 17b (erste Predigt Hieronymus Dungersheims); LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. N 25, fol. 45r–48v, ediert in: Pallas: Briefe und Akten, S. 266–270, Nr. 17c (zweite Predigt Hieronymus Dungersheims). ⁶ Wahrscheinlich handelte es sich bei einem der Briefe um die anonyme Schmähschrift gegen Hieronymus Dungersheim. In dieser in Briefform gehaltenen Schrift wurden die Predigt Dungersheims vom 2. April 1522 kritisiert und die Person Dungersheims verhöhnt (LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. N 25, fol. 50rv, Abschrift, ediert in: Pallas: Briefe und Akten, S. 287f., Nr. 23a).

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habe ich dem gleytzman⁷ und ratt gelassen, mitt vleys zuerkunden, ob die schrifft mocht erkandt und die es gethan erfragt werden, die sollen sie gefenngklich annhemen und bis uff bvhel e. churf. g. ader derselben bvhelhaber enthalten. Es hatt aber der bischoff derselben schrifft, wie s. g. sagen, keyn beschwerung ader mysfallen. [4] Die voreherunng ist alhie dem bischoff beschehen, nemlich I virtell weyn, I fas bier, XII hecht, XVI karppen unnd eyn malder haffer. [5] S. g. wollen das mittags malh alhie halten und dornach gegen der Lochau unnd weyter, wie e. churf. g., auch was vorleutt mit ime seyn und die zcal der pferd, hiebey gnedigklich vornhemen wollen.⁸ [6] In dise stund hatt s. g. den prediger alhie erfordert, mitt ime zu reden.⁹ [7] Auch, gnedigster herre, nach dem e. churf. g. unzcweyvellich indengk haben die irrung, so sich zcwischen e. churf. g. ambt Liebenwerd und dem closter Rissau der gericht halben zu Nauenwald halten. Unnd wiewoll auß bvhel e. churf. g. mitt gericht deß orts widr die freveler fast bis zcum ennd furfarn ist, hatt die eptischin und samblung eyn briff¹⁰ an mich derhalben geschrieben, den e. churf. g. ich hiemitt auch unterthenigklich ubersennd, und 1554 ⁷ Hans Wildenritt. ⁸ Dem Brief lag eine Auflistung über das Gefolge des Bf. und seinen geplanten Reiseweg bei. Aus dieser geht hervor, dass Bf. [Johann] von dem Dekan [Johannes Hennig des Domstifts] zu Meißen, von Doktor [Hieronymus Dungersheim] aus Ochsenfurt, von einigen Predigern und zwei Kaplänen, von Wolf von Schleinitz sowie von sechs Adligen als Diener begleitet wurde. Zum Tross gehörten zudem 18 gerüstete Pferde, drei Pferde für Gepäck sowie acht Wagenpferde. Der Bf. plante, von Herzberg aus am Nachmittag des 3. April 1522 nach Lochau zu reisen, am 4. April wollte er auf Bitte des Präzeptors [Wolfgang Reißenbusch] im [Antoniterkloster] Lichtenberg zu Mittag essen, um dann nach Torgau weiterzureisen. Dann folgten am 5. April am Nachmittag Schmiedeberg und am 6. April Wurzen. Es sollten ein bis zwei Ruhetage folgen, bevor der Bf. am 8. oder 9. April nach Colditz, am Folgetag nach Leisnig und von dort am selben Tag am Abend seine Weiterreise nach Buch plante. Minckwitz leitete die Bitte Bf. [Johanns] weiter, dass Kf. Friedrich den Amtmann zu Leisnig [Georg von Kitzscher] am 7. April zum Bf. nach Wurzen schickt (LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. B 1702, fol. 52r). ⁹ Vgl. Nr. 1523. ¹⁰ Der Brief der Äbtissin [Katharina von Honsberg] und des Konvents des Benediktinerinnenklosters Riesa an Hans von Minckwitz datiert vom 18. März 1522. Äbtissin und Konvent erinnerten darin Minckwitz [als Amtmann von Liebenwerda] an die Hindernisse, die ihnen durch Minckwitz und seine Amtsvorgänger bei der Ausübung der Obergerichtsbarkeit in Nauwalde entgegengebracht wurden. Namhafftige frundt des Klosters hätten vor diesem Hintergrund den Nonnen berichtet, dass ihr Kloster bei der [Leipziger] Teilung [im Jahr 1485] Hz. Georg von Sachsen zugeschlagen worden sei. Auf Rat dieser Freunde wandten sie sich daher wegen der Obergerichtsbarkeit über das Dorf Nauwalde an Hz. Georg und zogen damit unabsichtlich den Unwillen Kf. [Friedrichs] auf sich. Da sie der Klausur unterworfen sind, konnten sie sich nicht persönlich bei Kf. [Friedrich] entschuldigen und baten nun Minckwitz um Vermittlung, damit sie weiterhin nach altem Brauch, neben dem kfl. Amtmann, die Obergerichtsbarkeit über das Dorf Nauwalde ausüben können. Sollte Minckwitz nichts erreichen können, stellten sie die Angelegenheit in das Ermessen des Kf. (LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. B 1702, fol. 50rv, Ausfertigung). Zu der Angelegenheit vgl. Nr. 1357 und Nr. 1369.

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irem angezceigt, ich wold bey eygner botschafft anntwordt geben. Was hirauff e. churf. g. willen und meynung, bitt ich in unterthenigkeitt, mich des gnedigklich zuverstendigen, darnach will ich mich gehorssamlich richten unnd bin e. churf. g. hochsten vormogens zu dienen schuldig und ganntz willig. Meyn gar eylend hand.

1555 Torgau, 4. April 1522 (Freitag nach Letare) Hans von Minckwitz an Kf. Friedrich [1] Hans von Minckwitz erhielt das Schreiben Kf. Friedrichs am heutigen Abend in Torgau und teilt ihm daraufhin mit, dass er bereits heute früh von Lochau aus einen Brief [Nr. 1554] an Kf. Friedrich schickte, um ihn über seine Zusammenkunft mit Bf. [Johann VII.] von Meißen und die bisherigen Geschehnisse zu informieren. Den Brief schickte Minckwitz, dem kfl. Befehl [Nr. 1546] entsprechend, nach Eilenburg und hofft, dass Kf. Friedrich ihn inzwischen erhalten hat. Er hätte eher geschrieben, konnte jedoch von den Predigten, die in Herzberg gehalten wurden, nicht schneller Abschriften bekommen. [2] Heute hielt ein bfl. Prediger in Lochau eine Predigt, von der dem Kf. bald eine Abschrift zugeschickt werden soll. Danach lud Bf. [Johann] den Pfarrer [Franz Günther] vor und ließ ihn durch die Doktoren [Johannes Hennig und Hieronymus Dungersheim] scharf anklagen. Daher bat der Pfarrer um Bedenkzeit und darum, an einen sicheren Ort im Kurfürstentum geladen zu werden, um sich weisen zu lassen. Auf die Frage Bf. [Johanns], warum er der vorherigen Vorladung nicht Folge leistete [vgl. Nr. 1493], antwortete der Pfarrer, dass er aus Furcht fernblieb, da das Gerücht umgeht, der Bf. habe den Pfarrer [Jakob Seidler] zu Glashütte [vgl. Nr. 1280] gefangen genommen und erstickt. Der Bf. war sehr verärgert, ließ die Sache jedoch auf sich beruhen. [3] Bf. [Johann] reiste [von Lochau] auf Bitte des Präzeptors [Wolfgang Reißenbusch] nach Lichtenberg zum Mittagsmahl und danach weiter nach Torgau. [4] Morgen um acht Uhr soll der Dekan [Johannes Hennig des Domstifts] zu Meißen [in Torgau] eine Predigt halten. Am Nachmittag will der Bf. nach Schmiedeberg weiterreisen. A Ed.

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. N 25, fol. 37rv (Ausfertigung, zu eigenen Händen). Pallas: Briefe und Akten, S. 290f., Nr. 24 (Volltext).

1556 Hz. Johann: Schiedsspruch

Weimar, 5. April 1522 (Sonnabend nach Letare)

[1] Hz. Johann schlichtet auch im Namen Kf. Friedrichs den Streit zwischen Nikolaus Hausmann, Pfarrer zu Zwickau, und dem Stadtrat zu Zwickau einerseits sowie Martin Baumgart, Guardian, und dem Konvent der Franziskaner zu Zwickau andererseits. Beide Seiten wurden durch die Räte Hz. Johanns vorgeladen, der Streit wurde wie folgt gütlich

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5. April 1522

Nr. 1556

beigelegt: [2] Wolf von Weißenbach, Amtmann zu Zwickau, und der Stadtrat sollen die Türen, Gänge und Räume [des Klosters] auf der Stadtmauer prüfen. Sollten diese durch die Franziskaner verschlossen worden sein, so soll Weißenbach anordnen, sie für die Bedürfnisse der Stadt zu öffnen. [3] Die Vorsteher (vormunden) des Klosters sollen wie bisher einen Schlüssel zur Klausur haben, damit sie oder der Stadtrat je nach Notwendigkeit hinein können. Tagsüber soll die Pforte offen sein. Zu den Mahlzeiten, beim Baden und in der Nacht dürfen die Türen verschlossen werden. [4] Die Mönche dürfen in der Stadt vor den Kirchen, auf dem Markt, in den Fleischbänken oder an vergleichbaren Orten betteln. Nur wenn sie von Haus zu Haus ziehen wollen, sollen sie vorher den Stadtrat fragen. [5] Gegen den Beschluss des Pfarrers, Stadtrats und der Gemeinde, dass Tote vor der Stadt zu begraben sind, haben die Franziskaner Beschwerde eingelegt, weil dadurch ihre Rechte und Privilegien beschnitten werden. Es wurde nun festgelegt, dass dieser Beschluss weiterhin gilt. Davon ausgenommen sind nur Adlige, die ihr Begräbnis im Kloster gewählt haben. Außerdem dürfen die Franziskaner in ihrem Kloster FranziskanerTertiarinnen beerdigen. Sollten Pfarrer, Stadtrat oder Gemeinde entgegen ihrem Beschluss jemanden in der Stadt begraben, so halten die Franziskaner diesen Punkt des Schieds für erledigt und nicht mehr bindend. [6] Es soll wie bisher gepredigt werden. Demnach predigen die Franziskaner an Feiertagen von 11 bis 12 Uhr oder, wenn die Messe in der Pfarrkirche noch nicht beendet ist, von 12 bis 13 Uhr. Der Pfarrer darf sie dabei nicht behindern. Das Wort Gottes soll von beiden Seiten rein und uneigennützig gepredigt werden, ohne aufeinander zu schimpfen und dadurch Ärger zu erregen. Die Franziskaner sollen in den drei Dörfern, die zur Pfarrei gehören, jährlich zweimal predigen. Danach können sie ihre Almosen sammeln. [7] Pfarrer und Stadtrat zeigten Missbräuche der Beichte an, die durch die Franziskaner geübt werden. Die Franziskaner dürfen weiterhin die Beichte derjenigen in der Stadt oder im Kloster hören, die es begehren. Sie sollen dabei die Menschen nicht ungebührlich über Dinge aushorchen, die nicht zur Beichte gehören, oder sie zu Stiftungen und Testamenten zugunsten ihres Klosters überreden. [8] Diese Verabredung wurde von beiden Seiten angenommen. Zur Bestätigung hängt das Siegel Hz. Johanns an. A B C D E Ed.

SächsHStA Dresden, 10001 Ältere Urkunden, Nr. 10375, unfol., 1 Bl. (Ausfertigung, Pergament, 1 Siegel verloren). SächsHStA Dresden, 10024 Geheimer Rat (Geheimes Archiv), Loc. 08982/22, fol. 3r–4r (Abschrift). LATh – HStA Weimar, EGA, Kop. A 3, fol. 22r–23v (Abschrift). LATh – HStA Weimar, EGA, Kop. A 6, fol. 19v–21v (Abschrift). LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Kk 752, fol. 2rv (Abschrift, unvollständig, datiert auf den 12. März 1524). Doelle: Reformationsgeschichtliches aus Kursachsen, S. 225–228, Nr. 4 (Volltext, nach Überlieferung A); Aufzeichnungen zur Geschichte der Thüringischen Ordensprovinz 1, S. 11–13, Nr. 4 (Volltext, nach Überlieferung B).

Nr. 1557

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1557 Nürnberg, 5. April 1522 (am fünften Tag Aprilis) Hans von der Planitz an Kf. Friedrich → 1545 [1] Hans von der Planitz erhielt heute das Schreiben [Nr. 1545] Kf. Friedrichs vom 29. März. Planitz berichtete bereits über die Abreise Hz. Georgs [von Sachsen] [Nr. 1551]. [2] Bf. [Georg III.] von Bamberg erzählte Planitz, dass er Bf. [Wilhelm] von Straßburg von dem Brief [Nr. 1514] Martin [Luthers] an Kf. Friedrich berichtet hat. Bf. [Wilhelm] bat Planitz daraufhin um diesen Brief, den er lesen wollte. Diesen Wunsch erfüllte Planitz, verweigerte aber eine Abschrift, was den Bf. ärgerte. Seither hat Planitz nichts mehr von ihm gehört. Wenn es Neuigkeiten gibt, wird Planitz berichten. Bei Gelegenheit will Planitz die Erklärung Kf. Friedrichs wegen des Schreibens [Nr. 1457] [des Reichsregiments] vorbringen [vgl. Nr. 1545 Punkt 3]. [3] Entschuldigung für das Fernbleiben Kf. Friedrichs und Hz. Johanns [vom Reichstag]. [4] Erwartete Ankunft Ebf. [Albrechts] von Mainz. Sessionsstreit. [5] Abwicklung von Finanzen. Besuch des Reichstages. Türkenhilfe. [6] Seit Hz. Georg abgereist und Bf. [Georg III.] von Bamberg erkrankt ist, wurde die Luthersache kaum berührt. Vielleicht will Bf. [Wilhelm] von Straßburg als Vertreter [Hz. Georgs] darüber handeln. Planitz hofft, dass sie nichts ausrichten. Auseinandersetzung zwischen den Harzgrafen und Hz. Georg. [7] Ablehnung des Gesandten aus Rottweil. [8] Nachschrift: Planitz schickt ein Buch für Kf. Friedrich.¹ [9] Anweisungen Hz. Johanns wegen der Forderungen zum Unterhalt des Reichsregiments und Kammergerichts. [10] Besoldung der Mitglieder des Reichsregiments und Kammergerichts für das vergangene Quartal. A Ed.

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. E 88, fol. 95r–97v (Ausfertigung, eigh., zu eigenen Händen). Wülcker / Virck: Planitz Berichte, S. 130–134, Nr. 57 (Volltext).

1558 Weimar, 5. April 1522 (Sonnabend nach Letare) [Räte Hz. Johanns]: Abschied [1] Die [Räte Hz. Johanns] hörten den Abt [Gregor Küttner] des Zisterzienserklosters Grünhain und den Rat der Stadt Zwickau nach entsprechender Vorladung wegen eines gewaltsamen Übergriffs und der Beschädigung des Klosterhofs in Zwickau [vgl. Nr. 1507] durch einige Einwohner aus Zwickau an und legten danach auf Befehl [Hz. Johanns] mit Einwilligung des Abtes Folgendes fest: [2] [Hz. Johann] wird unparteiische Personen nach Zwickau mit dem Befehl schicken, in Erfahrung zu bringen, wer die Anstifter dieser Tat waren, wer beteiligt war und durch wen sie mit Hilfe und Rat unterstützt wurden. Sie sollen erkunden, wohin die entwendeten Gegenstände gekommen sind, und wenn sie welche finden, diese dem Abt zurückgeben. Die Gegenstände, die dem Abt nach der Untersuchung noch fehlen, sollen ihm von den Tätern nach Anweisung [Hz. Johanns] ersetzt werden. Diese Untersuchung bezieht sich auf Wunsch des Abtes nicht auf die 1557 ¹ Wahrscheinlich handelte es sich um das mehrfach aufgelegte „Türkenbüchlein. Ein nützlich Gespräch oder Unterrede etlicher Personen zu Besserung christlicher Ordnung und Lebens“ (VD16 T 2233–2238 und ZV 28152).

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Nr. 1559

Ansprüche anderer Geschädigter. [Hz. Johann] wird nochmals eine Anhörung ansetzen, bei der auch die anderen Probleme verhandelt und gütlich beigelegt werden, insbesondere die Anschuldigungen durch den Rat zu Zwickau gegen den Abt. [3] Der Abt ist nicht nach dem Blut der Aufrührer begierig und überträgt die Bestrafung [Hz. Johann] in dem Wissen, dass dieser wie ein Landesfürst handeln wird, so dass das fürstliche Missfallen bemerkt und von ähnlichen Vorfällen abgeschreckt wird. Die Einwohner Zwickaus sollen sich gegen den Abt und die Mönche friedlich verhalten. Beide Seiten sollen ihre Anhänger ermahnen, sich in anderen Fällen abfälliger Taten und Worte, Schandlieder und anderem zu enthalten. A

LATh – HStA Weimar, EGA, Kop. A 3, fol. 21rv (Abschrift).

1559 Colditz, 6. April 1522 (Sonntag Judica) Kf. Friedrich an Hz. Georg von Sachsen → 1532 [1] Kf. Friedrich erhielt das Schreiben [Nr. 1532] Hz. Georgs von Sachsen am 29. März. [2] Hz. Georg hatte darin mitgeteilt, dass er mit seinem vorherigen Schreiben [Nr. 1465] nur die Ehre Gottes und der Heiligen sowie das Seelenheil und den Ruhm Friedrichs fördern wollte. Wie Georg weiß, will auch Friedrich alles fördern, was der Ehre Gottes dient. Für das, was Georg ihm persönlich zugutehält, bedankt sich Friedrich. [3] Kf. Friedrich teilt Hz. Georg erneut mit, dass er einen jeden bei seinem Gewissen und seiner Verantwortung lassen will und in Dingen, von denen er nichts versteht, nicht urteilen kann. Da Friedrich die Ehre Gottes, den Glauben und das Seelenheil fördern will, kann ihm nichts vorgeworfen werden. [4] Da es um Dinge geht, die den Glauben und die Geistlichen betreffen, werden nun die Bischöfe aktiv, und Friedrich als Laie kann nichts unternehmen. Wenn die Bischöfe die Ehre Gottes und die Liebe zum Nächsten suchen, wird sicher etwas Fruchtbares daraus entstehen. [5] Friedrich hofft, keinen Anlass zu geben, ihn mit Kg. Georg [Podiebrad von Böhmen] zu vergleichen. [6] Kf. Friedrich bedankt sich auch für die Warnung Hz. Georgs wegen der Rückkehr Martin [Luthers] nach Wittenberg. Friedrich hofft, dass ihm niemand einen Vorwurf machen kann, da [Luther] ohne sein Wissen und Wollen handelte. A LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. N 32, fol. 28r–29r (Konzept). Bem. Es handelt sich bei dem Konzept um eine nicht ausgefertigte Vorstufe des Schreibens [Nr. 1562], welches in stark veränderter Form einen Tag später ausging.

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[1] Hochgeborner furst, freuntlicher, lieber vetter, eur lieb schreyben, das datum stet zu Nuremberg¹, freitags nach Reminiscere, und mir am sambstag nach Oculi behendet, darinnen e. l. auf forige mein antwort, die ich e. l. uf eins euer lieb schreiben getan, wider geschrieben, habe ich empfangen und gelesen. [2] Und alß e. l. antzeigen, das e. l. yr forig schreiben auß keinem andern bewegen 1559 ¹ Nürnberg.

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geschrieben, dan vor allen dingen gesucht die ere gots und seiner heiligen und darnach mein heyl und seligkait, ere und rum etc., darauf wil ich e. l. freuntlich meynung nit verhalten, das wir billich alle, wie e. l. wissen, die ere gots suchen, das auch wol getan. Was aber e. l. mir zu gut in dem furgewand, des bedancke ich mich gegen e. l., wie billich, gantz freuntlich, [3] zcweivelh auch nit, e. l. haben auß nastem meiner schreiben verstanden, wie mein wille und gemut stet, darauf ich auß gotlicher verleyhung beharren wil, und das ich eins yden handlung bey seiner gewissen und verantwortung lasse, darein ich mich auch, alß der der ding unbericht und unverstendig, nit zuslaen weys, darumb ich mich auch darinnen zu urteiln ader richten enthalte, wie wol ich alleweg geneigt, das zu der ere gots, zu sterckung seins heiligen glaubens und der selen heyl dinstlich, so vil an mir, treulich zufurdern, derhalben ich mit warheit, wu mir in dem itz beschwerlichs zugemessen, meins achtens von einem yden mocht verantwordt werden. [4] Und weiß dieß dingk, den heiligen cristlichen glauben und die geistlickait belangend, und sich nu etliche bischove, wie e. l. wissen, darein geslagen, so mogk ich mich nit erinnern, was mir alß einem leyen zu tun geburen wolt, domit ich gegen got und den menschen unvorweißlich handelte, und wu dise bischove und ander prelaten die ere gots und die liebe des nesten suchen, so wil ich ongetzweivelt sein, got wird genad verleyhen, daz sie was fruchtpars außrichten [5] und hoffe nit, das ich ursach geben, mich wie konig Jorgen, seligen, zubeschuldigen, wie wol ich mich ein sunder erkenn. [6] Das mich aber e. l. auß treuem hertzen nit wollen unvorwarnt lassen, weyl e. l. ein brif getzceigt, darinnen man schreibe, Martinus sol zu Wittenberg sein, mit anhangender bit, der leut gut achtzuhaben etc., solchs bedancke ich mich gegen e. l. auch freuntlich und hoffe, das ich dadurch, das d. M.² zu Wittenberg, nymantz ursach zu billicher beswerung gegen mir gegeben, dan er sich an mein wissen und willen dohyn getan, so wolt ich auch nit gerne ymantz in boesem anhengig oder furderlich sein, sondern was ich mit gutem grund verstunde, das got zu eren und dem nesten zu besserung gereichen mocht, das wolt ich, so vil an mir, durch gotliche hilf gerne treulich furdern. Das habe ich e. l. freuntlicher meynung nit verhalten wellen, dann derselben freuntlich dinst zuertzeigen bin ich willig.

1560 Hans von Minckwitz an Kf. Friedrich

6. April 1522 (Sonntag Judica)

[1] Hans von Minckwitz erhielt den Brief Kf. Friedrichs, in dem dieser mitteilte, dass er die Schreiben [Nr. 1554], die ihm Minckwitz aus Lochau nach Eilenburg schickte, nicht erhalten hat. Kf. Friedrich forderte Minckwitz auf, ihm den Inhalt nochmals mitzuteilen. 1559 ² Martin Luther.

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Minckwitz entschuldigt sich und berichtet dem Kf., dass er am 4. April den Boten von Lochau aus über Torgau nach Eilenburg schickte. Der Bote kam in Torgau an, woran es dann mangelte, weiß Minckwitz nicht. Minckwitz forderte Hans von Taubenheim oder in dessen Abwesenheit den Amtsverweser [Johann Moller] auf, die Schreiben dem Kf. zu übergeben. [2] Hans von Minckwitz teilt mit, dass er am 1. April mit Bf. [Johann VII.] von Meißen in Mühlberg zusammentraf und ihm den Inhalt der kfl. Instruktion [Nr. 1546] übermittelte. Am Abend ritt er nach Martinskirchen, um am Folgetag um sieben Uhr früh mit dem Bf. nach Herzberg zu reisen, wo der Bf. und [Hieronymus Dungersheim] predigten. Die Mitschriften der Predigten lagen seinem ersten Brief bei. [3] Am 3. April reiste der Bf. nach Lochau, wo er am 4. April predigen ließ. Die Mitschriften dieser Predigt sowie der in Torgau und Schmiedeberg gehaltenen Predigten sollen dem Kf. noch zugeschickt werden [vgl. Nr. 1563]. Die Verhöre des Predigers zu Herzberg und des Predigers [Valentin Tham] zu Torgau sowie der Pfarrer [Franz Günther] zu Lochau und [Nicasius Clay] zu Schmiedeberg durch Bf. [Johann] zeichnete der Sohn Albrechts von Lindenau, [Heinrich], auf. Die Aufzeichnungen sollen ebenfalls dem Kf. geschickt werden [vgl. Nr. 1566]. Am 4. April reiste der Bf. von Lochau über Lichtenberg nach Torgau, wo er laut kfl. Befehl im Haus des Wolf von Dommitzsch versorgt wurde. Die Reise verlief weiter mit dem Halten von Predigten über Schmiedeberg nach Wurzen, wo am morgigen Tag, dem 7. April, ein Ruhetag eingelegt werden soll. Am Palmabend (12. April) will der Bf. wieder zurück in Meißen sein. Am 8. oder 9. April plant der Bf. seine Weiterreise von Wurzen über Colditz und Leisnig nach Buch. [4] Bf. [Johann] bat Minckwitz, dass er Kf. Friedrich ersucht, den Amtmann zu Leisnig [Georg von Kitzscher] am 7. April nach Wurzen zu schicken [vgl. Nr. 1554 Anm. 8]. Wenn der Kf. jedoch das letzte Schreiben des Minckwitz noch nicht erhalten hat, wird dies nicht möglich sein. Der Bf. führt 29 Pferde mit, wie Minckwitz bereits in seinem ersten Schreiben anzeigte.¹ A Ed.

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. N 25, fol. 38rv+49rv (Ausfertigung). Pallas: Briefe und Akten, S. 291f., Nr. 25 (Volltext).

1561 Kf. Friedrich an Hz. Johann

Grimma, 7. April 1522 (Montag nach Judica)

[1] Kf. Friedrich teilt Hz. Johann mit, dass er am 4. April in Colditz eintraf, wo er die heilige [Oster]zeit verbringen wollte. Nun musste er jedoch aus Gründen, die er Hz. Johann bei ihrem nächsten Treffen persönlich berichten will, nach Grimma fahren, wo er ungefähr drei Tage bleiben wird, um dann wieder nach Colditz zu reisen. [2] Schon bei seinem Aussteigen aus dem Wagen wurden ihm Briefe des Hans von der Planitz [Nr. 1551] und Dietrichs von Techwitz übergeben, von denen er Hz. Johann Abschriften zuschickt. Wenn 1560 ¹ Am 6. April 1522 bedankte sich Georg von Kitzscher bei Haubold von Einsiedel für dessen Schreiben, in dem Einsiedel ihm mitgeteilt hatte, dass Kitzscher am 7. April mit Bf. [Johann] in Wurzen zusammentreffen soll. Dem kfl. Befehl, den Einsiedel ihm schriftlich und mündlich übermittelt hatte, wollte Kitzscher Folge leisten (LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. N 25, fol. 51rv, ediert in: Pallas: Briefe und Akten, S. 293, Nr. 26).

Nr. 1562

7. April 1522

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Friedrich weitere Nachrichten erhält, wird er diese Johann nicht vorenthalten. [3] Am 2. April predigten Bf. [Johann VII.] von Meißen und [Hieronymus Dungersheim], der von [der Universität] Leipzig kommt, in Herzberg. Der Bf. zog am 3. April nach Lochau weiter, dann nach Torgau und Schmiedeberg. Was er dort unternommen hat, erfuhr Kf. Friedrich noch nicht. Gestern erreichte der Bf. Wurzen und morgen oder am Mittwoch will er nach Colditz und dann nach Leisnig reisen. Gott möge seine Gnade verleihen, denn es geht selczam zu. Sobald Friedrich Näheres über die Predigten und die Handlungen des Bf. weiß, will er Johann unterrichten. A

Ed.

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. N 25, fol. 59rv (Ausfertigung, eigh., zu eigenen Händen, Eingangsvermerk von Hz. Johann: „am abent Palmarum [12. April] zcu Wymar einkomen XXII jhar“). Pallas: Briefe und Akten, S. 293f., Nr. 28 (Volltext); Neues Urkundenbuch zur KirchenReformation, S. 19f., Nr. 30 (Volltext).

1562 Grimma, 7. April 1522 (Montag nach Judica) Kf. Friedrich an Hz. Georg von Sachsen → 1532 [1] Kf. Friedrich erhielt das Schreiben [Nr. 1532] Hz. Georgs von Sachsen am 29. März in Lochau. [2] Hz. Georg hatte darin mitgeteilt, dass er mit seinem vorherigen Schreiben [Nr. 1465] nur die Ehre Gottes und der Heiligen sowie das Seelenheil und den Ruhm Friedrichs fördern wollte. Wie Georg weiß, will auch Friedrich alles fördern, was der Ehre Gottes, der Stärkung des Glaubens und dem Seelenheil dient. Für das, was Georg ihm persönlich zugutehält, bedankt sich Friedrich. [3] Kf. Friedrich erinnert erneut daran, dass er angeboten hat, sich durch Hz. Georg und [Hz. Johann] oder durch Hz. Georg allein unterrichten zu lassen, welche Vorwürfe es rechtfertigen, Friedrich als einen Ketzer, wie es Kg. Georg [Podiebrad] von Böhmen war, zu bezeichnen. Darauf wird er so antworten, wie es einem Christenmenschen gebührt. [4] Kf. Friedrich bedankt sich auch für die Warnung Hz. Georgs wegen der Rückkehr Martin [Luthers] nach Wittenberg. Georg weiß, dass Friedrich sich nie angemaßt hat, die Verantwortung für [Luthers] Lehren zu übernehmen. Die Rückkehr [Luthers] nach Wittenberg erfolgte ohne Wissen des Kf. [5] Auch wenn Kf. Friedrich noch mehr schreiben könnte, will er es dabei bewenden lassen, und bittet Hz. Georg, sein Schreiben nicht unfreundlich aufzufassen. → 1569 SächsHStA Dresden, 10024 Geheimer Rat (Geheimes Archiv), Loc. 10299/07, fol. 64r–65v (Ausfertigung, zu eigenen Händen). B LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. N 32, fol. 30r–31r (Konzept). C LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. N 32, fol 33r–34r (Abschrift, datiert auf den 8. April 1522). D LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. N 32, fol. 76v–77v (Abschrift). Ed. ABKG 1, S. 301f., Nr. 328 (Volltext). Bem. Dem Schreiben liegt die am 6. April 1522 entstandene Vorstufe [Nr. 1559] zugrunde, die in wesentlichen Punkten allerdings stark verändert wurde. A

708

7. April 1522

Nr. 1563

1563 7. April 1522 (Montag nach Judica) Hans von Minckwitz an Kf. [Friedrich] [1] Hans von Minckwitz schickt Kf. [Friedrich] die Predigt zu, die der Prediger des Bf. [Johann VII.] von Meißen gestern in Schmiedeberg hielt und die von einigen aus Wittenberg mitgeschrieben wurde.¹ Diese Ansichten trug derselbe Prediger auch in Lochau vor. [2] Der Schosser [Georg Kelheim] zu Torgau schickte Minckwitz noch nicht die Torgauer Predigt des Dekans [Johannes Hennig des Domstifts] zu Meißen zu. Sobald Minckwitz diese erhält, will er sie dem Kf. weiterleiten.² A Ed.

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. N 25, fol. 52rv (Ausfertigung, eigh., zu eigenen Händen). Pallas: Briefe und Akten, S. 293, Nr. 27 (Volltext).

1564 Kf. Friedrich an Hz. Johann

Grimma, 9. April 1522 (Mittwoch nach Judica)

[1] Kf. Friedrich bedankt sich bei Hz. Johann für dessen Schreiben und das freundliche Angebot. Seine Beine bereiten ihm immer noch gesundheitliche Probleme. [2] Familienund Geldangelegenheiten. [3] Kf. Friedrich bedauert die Schwierigkeiten, die Hz. Johann hat, bietet seine Unterstützung an und spendet Trost. Man muss Gott vertrauen. [4] Kf. Friedrich zweifelt nicht, dass Hz. Johann ihm die Kette¹ schicken wird, wenn er sie hat. Friedrich berichtete Johann zuvor, dass er seine Kette mit den Steinen nicht mehr finden kann. Wenn sie verloren ist, so sei sie im Namen Gottes verloren. [5] Kf. Friedrich vernahm gern, dass Hans von Berlepsch durch Hz. Johann nach Nürnberg geschickt wurde. Der Kf. hofft, dass seine Antwort [Nr. 1562] an [Hz. Georg von Sachsen] gut ist. Kf. Friedrich hörte Gerüchte (selczame ding), dass vielleicht geplant ist, gegen ihn vorzugehen wie gegen jemanden, der in der ksl. Acht steht, weil Martin [Luther] wieder in Wittenberg ist [vgl. Nr. 1551]. [6] Bf. [Johann VII.] von Meißen zog gestern durch Grimma und hält sich jetzt in Colditz auf. Er wird wohl noch heute nach Leisnig weiterreisen. Am Sonnabend (12. April) will der Bf. in Meißen sein [vgl. Nr. 1560]. Kf. Friedrich denkt, dass der Bf. dort auf [Hz. Georg] wartet, um mit ihm Beschlüsse über das weitere Vorgehen zu fassen. Friedrich befürchtet, dass sie in der Angelegenheit nicht 1563 ¹ Eine Mitschrift dieser Predigt ist überliefert in: LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. N 25, fol. 53r–58v, ediert in: Pallas: Briefe und Akten, S. 278–284, Nr. 20. Auch in Colditz hielt am 9. April 1522 einer der bfl. Prediger, Melchior Luderer, in der Pfarrkirche eine Predigt, von der ebenfalls eine Mitschrift überliefert ist (LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. N 25, fol. 87r–92v, ediert in: Pallas: Briefe und Akten, S. 286f., Nr. 22). ² Die in Torgau gehaltene Predigt Johannes Hennigs ist überliefert in: LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. N 25, fol. 73v–78r, ediert in: Pallas: Briefe und Akten, S. 272–274, Nr. 18b. Sie wurde, zusammengefasst in einem Heft mit der Torgauer Predigt Bf. [Johanns], an Kf. Friedrich geschickt (LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. N 25, fol. 71r–73r, ediert in: Pallas: Briefe und Akten, S. 271f., Nr. 18a). 1564 ¹ Wohl eine Gebetskette.

Nr. 1565

9. April 1522

709

ruhen werden. Gott richte es nach seinem Willen ihnen allen zum Trost. [7] Weitere Korrespondenzen Hz. Johanns, Singvögel, Schloss Colditz. [8] Vorschläge für ein persönliches Treffen zwischen Friedrich und Johann. [9] Kf. Friedrich wird Neuigkeiten an Hz. Johann weiterleiten, wenn er sie von seinen Räten erfährt. [10] Gesandtschaft zu Kg. [Ludwig II. von Ungarn und Böhmen] nach Prag. [11] Zettel: Kf. Friedrich sendet die Abschrift [Nr. 1532] eines Briefes [Hz. Georgs] mit. Der Kf. weiß nicht, was er von [Hz. Georg] noch Gutes erwarten soll. Hz. Johann wird dem Schreiben entnehmen, dass Bf. [Johann] von Meißen die Sache ihm und Kf. Friedrich unterschieben will, was den Kf. sehr bekümmert. Er hofft, dass Gott ihm aus der Angelegenheit heraushilft. A

Ed.

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. N 25, fol. 63r–65v, Zettel: 64r (Ausfertigung, eigh., zu eigenen Händen, Eingangsvermerk von Hz. Johann: „ein komen den freitag vor Palmarum [11. April] zcu Wymar XXII jhar“). Pallas: Briefe und Akten, S. 295–298, Nr. 30 (Volltext); Neues Urkundenbuch zur KirchenReformation, S. 20f., 23, Nr. 31 und 36 (Volltext).

1565 Hz. Johann: Schiedsspruch

Weimar, 9. April 1522 (Mittwoch nach Judica)

[1] Hz. Johann gibt bekannt, dass im Streit zwischen Andreas Karlstadt, Archidiakon des Allerheiligenstifts zu Wittenberg, und Konrad Glitzsch, Pfarrer zu Orlamünde [vgl. Nr. 682], wegen der Pfarrei Orlamünde und ausstehender Pensionen heute vor den hzl. Räten eine Verhandlung stattfand. Dazu erschienen als Vertreter Karlstadts dessen Anwalt Kaspar Teuschel, Bürger der Stadt Wittenberg, sowie Glitzsch persönlich. Die hzl. Räte konnten folgende gütliche Einigung erzielen: [2] Da Glitzsch aufgrund von Wertminderung der Pfarrei auf seine Stelle verzichten und diese für ein anderes Lehn an Karlstadt übergeben möchte, sollen sich beide Parteien wegen der Umsetzung der Resignation verständigen. Glitzsch schlägt eine Person vor, die als Pfarrer und Prediger geeignet ist. Wenn diese Person von den an der Stellenbesetzung Beteiligten als geeignet eingestuft wird und sich mit Karlstadt wegen der Pension einigen kann, soll sie als Vikar angenommen werden. Aber auch bei Ablehnung der vorgeschlagenen Person muss Glitzsch seine Stelle zu Michaelis (29. September) verlassen. [3] Wenn in der Zwischenzeit oder nach Michaelis ein geistliches Lehn frei wird, das Hz. Johann und [Kf. Friedrich] verleihen dürfen, und Glitzsch darum bittet, wollen sie ihm dieses geben. [4] Zur Klärung der ausstehenden und der noch bis Michaelis folgenden Pensionszahlungen muss Glitzsch insgesamt 80 Gulden an Karlstadt zahlen, speziell 10 Gulden sofort, 20 Gulden acht oder vierzehn Tage nach Ostern, 25 Gulden am 10. August und die restlichen 25 Gulden am 29. September. [5] Beide Parteien versprechen, sich an die Vereinbarungen zu halten. A B Ed.

LATh – HStA Weimar, EGA, Kop. A 6, fol. 22r–23r (Abschrift). LATh – HStA Weimar, EGA, Kop. A 3, fol. 25v–26r (Abschrift). Trefftz: Karlstadt und Glitzsch, S. 348f. (Volltext).

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9. April 1522

Nr. 1566

1566 Trebsen, 9. April 1522 (Mittwoch nach Judica) Hans von Minckwitz an Kf. Friedrich [1] Hans von Minckwitz berichtet Kf. Friedrich, dass er gestern von Haubold von Einsiedel den Befehl erhielt, für den Kf. ein Verzeichnis über die Verhöre der Pfarrer und Prediger zu Herzberg, Lochau [Franz Günther], Torgau [Valentin Tham] und Schmiedeberg [Nicasius Clay] durch Bf. [Johann VII.] von Meißen zu erstellen. [2] Obwohl Minckwitz aus Gründen, die er Einsiedel mitteilte, und weil die Beteiligten viel lateinisch sprachen, nicht sehr aufmerksam sein konnte, hat er doch aus Gehorsam gegenüber dem Kf. die beiliegende Schrift mehr oder weniger genau erstellt.¹ Kf. Friedrich wird von Albrecht von Lindenau oder seinem Sohn [Heinrich] einen genaueren und ausführlicheren Bericht erhalten. A Ed.

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. N 25, fol. 60rv (Ausfertigung, eigh.). Pallas: Briefe und Akten, S. 295, Nr. 29 (Volltext).

1567 Colditz, 11. April 1522 (Freitag nach Judica) Kf. Friedrich an Hans von Minckwitz [1] Kf. Friedrich informiert Hans von Minckwitz, dass er eine unverschlossene Supplikation der Äbtissin [Margarethe von Wolfersdorf] und des Konvents des Zisterzienserinnenklosters Jüterbog erhielt. [2] Aus der mitgeschickten Supplikation kann Minckwitz entnehmen, dass Äbtissin und Konvent nach dem Tod der [Katharina] Scheff aus Falkenberg für zwei ihrer Nonnen, welche die Schwestern der Verstorbenen sein sollen, das Erbe (die gerade) fordern. [3] Der Kf. erinnert Minckwitz daran, dass die Priester zu Herzberg auch eine Schuldforderung gegenüber [Katharina] Scheff hatten [vgl. Nr. 797], die diese zu Lebzeiten begleichen wollte. Der Kf. bewilligte daher, dass ihr die Nutzung des gesamten Lehngutes überlassen wurde. [4] Kf. Friedrich befiehlt Hans von Minckwitz, dass er die Äbtissin und die Priester sowie andere, die eine Forderung bei [Katharina] Scheff hatten, demnächst vorlädt. Wenn Minckwitz feststellt, dass den beiden Nonnen ihr Erbe zusteht, sollen sie ihren Anteil erhalten. Die anderen sollen ihre Forderungen aus dem Nachlass erhalten, soweit dieser ausreicht und nicht andere Rechte verletzt werden. [5] Minckwitz soll anschließend dem Kf. über seine Entscheidungen berichten. A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Kk 729, fol. 1rv+2v (Konzept).

1566 ¹ Dem Schreiben lag ein Protokoll, geschrieben von Hans von Minckwitz, über das Verhör des Predigers zu Herzberg, des Pfarrers zu Lochau, des Predigers zu Torgau und des Pfarrers zu Schmiedeberg bei. Die Verhöre führten der Bf., der Dekan [Johannes Hennig des Domstifts] zu Meißen und [Hieronymus Dungersheim] durch. Die verhörten Geistlichen boten an, sich im Kurfürstentum zu verantworten und weisen zu lassen. Der Bf. befand sie als meineidig und Ketzer und verbat ihnen, weiterhin zu predigen oder ein anderes Priesteramt auszuüben (LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. N 25, fol. 61r–62r, ediert in: Pallas: Briefe und Akten, S. 284–286, Nr. 21). Das Verhör des Predigers zu Torgau ist nochmals in einem ausführlichen Protokoll in seinem ungefähren Wortlaut überliefert (LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. N 25, fol. 79r–86r, ediert in: Pallas: Briefe und Akten, S. 275–278, Nr. 19).

Nr. 1568

11. April 1522

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1568 Colditz, 11. April 1522 (Freitag nach Judica) Kf. Friedrich an Äbtissin [Margarethe von Wolfersdorf] und Konvent des Zisterzienserinnenklosters Jüterbog [1] Kf. Friedrich erhielt ein unverschlossenes Schreiben der Äbtissin und des Konvents des Zisterzienserinnenklosters Jüterbog, in dem sie für zwei ihrer Nonnen, welche die Schwestern der verstorbenen [Katharina] Scheff aus Falkenberg sein sollen, das Erbe (die gerade) fordern. [2] Kf. Friedrich erteilte in der Angelegenheit einen Befehl [Nr. 1567] an den Amtmann zu Liebenwerda Hans von Minckwitz. [3] Äbtissin und Konvent sollen sich an den Amtmann wenden, wenn er wieder in seinem Amt ist. Er wird sie und andere, die Anspruch auf das Erbe erheben, vorladen und entsprechend der Rechtmäßigkeit Weiteres veranlassen. A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Kk 729, fol. 2r (Konzept).

1569 Dresden, 11. April 1522 (Freitag nach Judica) Hz. Georg von Sachsen an Kf. Friedrich → 1562 [1] Hz. Georg von Sachsen erhielt das Schreiben [Nr. 1562] Kf. Friedrichs spät in der vergangenen Nacht. [2] Hz. Georg ist erfreut, dass Kf. Friedrich unberechtigten Vorwürfen mit guten Antworten begegnen kann. Er selbst hätte den Kf. ebenfalls verteidigt, wenn er die Gründe verstünde, warum dieser in seinem Land solche Vorgänge duldet. [3] Hz. Georg bezweifelt nicht, dass Martin [Luther] ohne den Willen Kf. Friedrichs nach Wittenberg zurückgekehrt ist, wie es auch aus [Luthers] Schreiben [Nr. 1514] an den Kf. hervorgeht, von dem Georg eine Abschrift gesehen hat. Kf. Friedrich wird den Aufenthalt [Luthers] in Wittenberg sicher nicht ohne guten Grund gestatten. [4] Gott möge die Angelegenheiten Kf. Friedrichs, den Hz. Georg nicht mit weiteren langen Schriften belästigen will, zum Besten richten. A B C Ed.

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. N 32, fol. 32rv+37rv (Ausfertigung, eigh., zu eigenen Händen). SächsHStA Dresden, 10024 Geheimer Rat (Geheimes Archiv), Loc. 10299/07, fol. 66r (Konzept, eigh.). LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. N 32, fol. 78rv (Abschrift). ABKG 1, S. 303f., Nr. 330 (Volltext).

1570 Nürnberg, 11. April 1522 (Freitag nach Judica, den XI. Tag Aprilis) Hans von der Planitz an Kf. Friedrich → 1549 [1] Hans von der Planitz erhielt gestern das Schreiben [Nr. 1549] Kf. Friedrichs vom 31. März. Schreiben Ks. [Karls V.] in der Erfurter Sache. [2] Planitz will sich wegen

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11. April 1522

Nr. 1571

der Abschrift des Briefes [Nr. 1514] Martin [Luthers] an die Anweisung Kf. Friedrichs halten. Bisher hat er niemandem eine Abschrift gegeben. Besonders Hz. Georg [von Sachsen] bat um eine Abschrift, die er sicher nicht zum Besten Kf. Friedrichs verwendet hätte. Bf. [Wilhelm] von Straßburg las den Brief auch, wie Planitz bereits berichtete [Nr. 1557 Punkt 2]. Der Bf. hatte zuvor sechsmal gebeten, ihn lesen zu dürfen, so dass Planitz befürchtete, dass der Bf. argwöhnisch wird, wenn er ihm die Bitte abschlägt. [3] Verlauf des Reichstags. [4] Vor wenigen Tagen kam Johannes Torler, Vikar und Subdiakon in Meißen, aus Rom. Er sprach mit [Dietrich von Techwitz] und Planitz und berichtete von der Feigheit der Kardinäle gegenüber Martin [Luther]. Im Kardinalskollegium wurden zwei Briefe verfasst, einer an Hz. Georg, der andere an Bf. [Johann VII.] von Meißen, die Torler mitgegeben wurden. Darin werden die beiden ermahnt, alles zu unternehmen, um die Sache mit [Luther] zu beenden. Planitz meint, dass es Hz. Georg nicht gefallen wird, dass die Kardinäle so kleinmütig sind. Seit Hz. Georg Nürnberg verlassen hat, wurde nicht über die [Luther]sache gesprochen. [5] Abfertigung der ungarischen Gesandtschaft.¹ Türkenhilfe. Nachrichten über Kriegshandlungen. [6] Gerüchte über den Tod Ebf. [Matthäus] von Salzburg. [7] Nachschrift: Bernhard von Hirschfeld teilte Planitz schriftlich mit, dass er noch länger in Nürnberg bleiben soll. Planitz will den Statthalter [Pfgf. Friedrich II.] um Erlaubnis bitten, über Ostern ein paar Tage nach Auerbach reiten zu dürfen. Er bittet Kf. Friedrich, darüber nicht verärgert zu sein. A Ed.

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. E 88, fol. 98r–101v (Ausfertigung, eigh., zu eigenen Händen). Wülcker / Virck: Planitz Berichte, S. 134–139, Nr. 58 (Volltext).

1571 Döbeln, 11. April 1522 (Freitag nach Judica) Bf. Johann VII. von Meißen an Kf. Friedrich [1] Bf. Johann von Meißen erinnert Kf. Friedrich daran, dass er ihm bereits mehrfach schriftlich die Gründe seines Besuchs etlicher Städte, die im Kurfürstentum und in seinem Bistum liegen, erklärt hat [vgl. Nr. 1471, Nr. 1493 und Nr. 1515]. Er hält daher eine Wiederholung hier für unnötig. [2] Nun beendete Bf. Johann mit Gottes Hilfe und dem Schutz Kf. Friedrichs die Reise friedlich. Er bedankt sich für die Unterstützung, die er und sein Gefolge auf kfl. Befehl hin bekommen haben. Der Kf. wird dafür Gottes Lohn erhalten. Der Bf. will für den Kf. beten. [3] Bf. Johann fand in den besuchten Orten im Kurfürstentum mehr Verführung als er gedacht hätte. Den Grund dafür sieht der Bf. bei den Predigern, die das Volk von Ordnung und Gehorsam gegenüber der christlichen Kirche abbringen. Daher rief Bf. Johann in Ausübung seines bfl. Amts den abtrünnigen Mönch (apostaten) zu Herzberg, den Pfarrer [Franz Günther] zu Lochau, den Pfarrer [Nicasius Clay] zu Schmiedeberg und den Prediger [Valentin Tham] zu Torgau vor sich [vgl. Nr. 1566] und verbot ihnen das Predigen, Veränderungen beim Messehalten, die Austeilung des Abendmahls unter beiderlei Gestalt an die Laien und andere Missbräuche, die bereits vor langer Zeit durch die Konzilien und christliche Versammlungen verworfen 1570 ¹ Vgl. RTA.JR 3, S. 88–90, Nr. 16.

Nr. 1572

11. April 1522

713

wurden. Zudem dürfen die Geistlichen das Bistum nicht mehr betreten. Alle diese Befehle missachten sie jedoch, was dem Bf. glaubhaft berichtet wurde. [4] Bf. Johann bittet daher Kf. Friedrich, dass er zur Stärkung des christlichen Gehorsams und zum Erhalt der Ordnung verfügt, dass die genannten Geistlichen dem Befehl des Bf. nachkommen. Ihre Stellen soll der Kf. mit frommen, christlichen Pastoren und Predigern besetzen, wodurch die Irrtümer leicht abgewendet werden können. Kf. Friedrich wird dafür Gottes Lohn und weltliches Lob als christlicher Fürst erhalten. [5] Zettel: Bf. Johann teilt Kf. Friedrich mit, dass sich in Herzberg, Lochau und an anderen Orten des Bistums Meißen viele Apostaten aufhalten, die anstößige Dinge in die Gemeinde bringen. Auch in Düben und Umgebung verführt ein Apostat das Volk. Der Kf. soll dies ebenfalls unterbinden. → 1576 A Ed.

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. N 25, fol. 66r–67v, Zettel: 66r (Ausfertigung). Pallas: Briefe und Akten, S. 298f., Nr. 31 (Volltext).

1572 [Nimbschen], 11. April 1522 (Freitag nach Judica) Margaretha von Haubitz und Konvent des Zisterzienserinnenklosters Nimbschen an Kf. Friedrich [1] Äbtissin Margaretha von Haubitz und Konvent des Zisterzienserinnenklosters Nimbschen informieren Kf. Friedrich, dass vor Kurzem ihr Vorsteher [Johann Kretzschmar] gestorben ist. [2] Da der Kf. einen neuen Vorsteher auf ihre Bitte hin bestätigen wird,¹ haben Äbtissin und Konvent darüber beraten. Sie entschieden sich für Hans Gora, derzeit Schosser zu Liebenwerda, der dem Kloster und den Nonnen bereits fünf Jahre lang treu gedient hat und um ihre Armut weiß. Sie bitten den Kf. um die Bestätigung Goras als neuen Vorsteher. [3] Äbtissin und Konvent schrieben bereits in der Angelegenheit an Hans von Minckwitz mit der Bitte, ihr Anliegen Kf. Friedrich zu übermitteln. Dies ist nach ihrer Kenntnis aber noch nicht erfolgt. [4] Sie unterstellen die Angelegenheit Kf. Friedrichs Entscheidung und wollen für ihn beten.² → 1577 A Ed.

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Oo 1022, fol. 11rv+16v (Ausfertigung, zu eigenen Händen). Urkundenbuch Stadt Grimma, S. 335, Nr. 473 (Teiledition).

1572 ¹ Am 6. April 1522 wandten sich der Schosser [Friedrich Stumpfel] zu Grimma und Melchior Thiel schriftlich an Margaretha von Haubitz im Auftrag der kfl. Räte, die erfahren hatten, dass der Vorsteher des Klosters gestorben ist. Im Namen Kf. Friedrichs forderten die Räte, dass die Äbtissin und der Konvent des Zisterzienserinnenklosters Nimbschen diejenige Person, die sie zu einem neuen Vorsteher nehmen wollen, vorher dem Kf. anzeigen. Zudem muss der neue Vorsteher für das Amt geeignet sein (LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Oo 1022, fol. 10rv). ² Am 12. April 1522 schrieb Bernhard von Hirschfeld an Margaretha von Haubitz, dass er ihr Schreiben zusammen mit einem Geschenk für Kf. Friedrich empfangen und übermittelt hat. Kf. Friedrich nahm das Geschenk an und bedankte sich dafür. Auch das Schreiben händigte Hirschfeld aus und bat den Kf. um eine gnädige Antwort an Äbtissin und Konvent (LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Oo 1022, fol. 12rv).

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12. April 1522

1573 Kf. Friedrich an Hz. Johann

Nr. 1573

Colditz, 12. April 1522 (am Abend Palmarum)

[1] Kf. Friedrich bedankt sich für ein Schreiben Hz. Johanns, in dem über ein Treffen zwischen [Hz. Georg von Sachsen] und [Ebf. Albrecht von] Mainz berichtet wird, welches auf Veranlassung des Wolf [von Weißenbach?] zustande gekommen sein soll. [2] Kf. Friedrich weiß nicht, was es bedeutet, dass sich [Hz. Georg] in Plauen aufhält, ohne Hz. Johann davon Mitteilung zu machen. [3] Kg. [Ludwig II.] von Böhmen soll zu Prag sein und Gericht halten. [4] [Hz. Georg von Sachsen] ließ Briefe drucken, die in Kürze ausgehen sollen.¹ [5] In Leipzig soll ein Landtag abgehalten werden.² Kf. Friedrich weiß nicht, was dort verhandelt werden soll, wird es Hz. Johann aber mitteilen, sobald er es erfährt. A Ed.

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. N 25, fol. 68rv (Ausfertigung, eigh., zu eigenen Händen). Pallas: Briefe und Akten, S. 299f., Nr. 32 (Volltext); Neues Urkundenbuch zur KirchenReformation, S. 21f., Nr. 32 (Volltext).

1574 [Kf. Friedrich] an Hz. Johann

Colditz, 13. April 1522 (Sonntag Palmarum)

[1] [Kf. Friedrich] erinnert Hz. Johann daran, dass er ihm die Schreiben Bf. [Johanns VII.] von Meißen zugeschickt hat [vgl. Nr. 1475 und Nr. 1524], die dieser wegen des Mandats [Nr. 1457] des Reichsregiments an den [Kf.] sandte. [2] Der Bf. reiste in der vergangenen Woche in etliche Städte im Herrschaftsgebiet [Kf. Friedrichs] und Hz. Johanns, wie nach Herzberg, Torgau, Schmiedeberg, Lochau, Colditz und Leisnig. Der Bf. ließ an allen diesen Orten Predigten halten, an einigen predigte er auch persönlich. [Kf. Friedrich] würde diese Predigten gern Hz. Johann zuschicken, hat jedoch noch keinen ausführlichen oder glaubwürdigen Bericht darüber erlangen können [vgl. Nr. 1563]. [3] Gestern erhielt [Kf. Friedrich] ein Schreiben [Nr. 1571] des Bf., in dem dieser von der Beendigung seiner Reise und seinen Befehlen gegenüber den Pfarrern und Predigern berichtete. [Kf. Friedrich] antwortete dem Bf. entsprechend der beiliegenden Abschrift [Nr. 1576]. Der [Kf.] denkt, dass der Bf. die Angelegenheit ihm und Hz. Johann unterschieben will und es zweifellos nicht unterlassen wird, deswegen weiterhin zu schreiben. Da sich solche Dinge schriftlich nur schlecht klären lassen, will der [Kf.], sofern Hz. Johann einverstanden ist und der Bf. nochmals schreibt, Bf. [Johann] antworten, dass sie eine Gesandtschaft zu 1573 ¹ Gemeint ist möglicherweise das Ausschreiben Hz. Georgs an die Stände mit der Aufforderung, darauf zu achten, dass die Untertanen in der Osterzeit entsprechend der kirchlichen Ordnung beichten und das Abendmahl empfangen (ABKG 1, S. 302f., Nr. 329). Der Druck ließ das Tages- und Monatsdatum für eine handschriftliche Ergänzung offen. Eine auf den 9. April 1522 datierte Abschrift des Ausschreibens befindet sich in: LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. N 32, fol. 35r. ² Eine auf den 9. April 1522 datierte Abschrift des Befehls Hz. Georgs an die Landstände, am Abend des 5. Mai in Leipzig zu erscheinen, wo am Folgetag der Landtag beginnen sollte, befindet sich in: LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. N 32, fol. 36r.

Nr. 1575

13. April 1522

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ihm schicken werden. [4] [Kf. Friedrich] bittet Hz. Johann, ihm mitzuteilen, ob er damit einverstanden ist, und zu überlegen, was die Gesandten dem Bf. dann vorbringen sollen. → 1580 A Ed.

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. N 25, fol. 69rv+93v (Konzept). Pallas: Briefe und Akten, S. 302f., Nr. 34 (Volltext).

1575 Weimar, 13. April 1522 (Sonntag Palmarum) Kf. Friedrich und Hz. Johann an Kard. Albrecht [1] Kf. Friedrich und Hz. Johann bestätigen Kard. Albrecht den Empfang seines Briefes, der am 1. April in Lichtenberg bei Kf. Friedrich ankam. Darin bat Albrecht, dass Kf. Friedrich und Hz. Johann die Stifte Magdeburg und Halberstadt in Schutz nehmen, solange er auf dem Nürnberger Reichstag ist. [2] Kf. Friedrich teilte dem Boten Albrechts mit, dass er sich vor einer Antwort mit Hz. Johann beraten will. [3] Wenn die Räte Kard. Albrechts Rat und Hilfe bei Kf. Friedrich und Hz. Johann suchen werden, wollen sie ihnen gern beistehen. A

LASA Magdeburg, A 1, Nr. 426, unfol., 1 Bl. (Ausfertigung).

1576 Colditz, 13. April 1522 (am heiligen Palmsonntag) Kf. Friedrich an Bf. [Johann VII.] von Meißen → 1571 [1] Kf. Friedrich erhielt das Schreiben [Nr. 1571] Bf. [Johanns] von Meißen mit dessen Bericht über seinen Besuch einiger kfl. Städte, die im Bistum Meißen liegen, und seinem Dank. Kf. Friedrich ist froh, wenn der Bf. auf seiner Reise etwas Fruchtbares und Gutes für die Ehre Gottes und die Verbreitung des göttlichen Worts, für die Stärkung des christlichen Glaubens und das Seelenheil ausgerichtet hat. [2] Der Bf. berichtete weiterhin über die Verführungen im Volk durch die Prediger, weswegen er den Apostaten zu Herzberg, den Pfarrer [Franz Günther] zu Lochau, den Pfarrer [Nicasius Clay] zu Schmiedeberg und den Prediger [Valentin Tham] zu Torgau vorlud, ihnen das Predigen und ihre Missbräuche verbot und sie seines Bistums verwies. Da sie dies missachten, bat Bf. [Johann] den Kf., dafür zu sorgen, dass die Geistlichen dem bfl. Befehl nachkommen. Zudem sollte der Kf. ihre Stellen neu besetzen. [3] Kf. Friedrich wiederholt seine Aussage [Nr. 1490], dass er und [Hz. Johann] stets dasjenige, was der Ehre Gottes, der Stärkung des Glaubens und des göttlichen Worts sowie dem Erhalt der Ordnung der christlichen Kirche dient, fördern wollen. Daher bedauern sie es, wenn das Volk durch die Prediger verführt wird. Der Bf. schrieb jedoch bereits vor einiger Zeit an den Kf. [Nr. 1471] wegen der Pfarrer und des entlaufenen Mönchs zu Herzberg, woraufhin Friedrich zustimmte [Nr. 1490], dass der Bf. die Geistlichen vor sich ruft. Außerdem teilte Kf. Friedrich dem Bf. auf dessen erneute Nachfrage [Nr. 1493] mit [Nr. 1523], dass dieser die Verhöre vornehmen soll, wenn er auf seiner Reise in die entsprechenden Städte

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13. April 1522

Nr. 1577

kommt. Kf. Friedrich wies zudem die Pfarrer an, sich gegenüber dem Bf. als ihrem Ordinarius gehorsam zu verhalten, da der Kf. sie in dieser Angelegenheit nicht schützen wird. Bf. [Johann] erteilte jedoch den Gesandten, die Kf. Friedrich dem Bf. auf dessen Wunsch hin zugeordnet hatte, keinen Befehl, dem Kf. über den Inhalt der Verhöre und deren Ergebnis zu berichten. [4] Kf. Friedrich hätte daher nicht erwartet, dass sich Bf. [Johann] nun anmaßt, ihn mit dieser Sache zu belasten. Hätte Bf. [Johann] angezeigt, dass er über das Unterstützungsangebot Kf. Friedrichs und [Hz. Johanns] hinaus den nun in seinem Brief geäußerten Wunsch hegt, hätte Kf. Friedrich weitere Gesandte verordnet, um einen ausführlichen Bericht über die Verhöre zu erhalten. Der Bf. weiß, was er kraft seines Amtes unternehmen muss und wird entsprechend handeln. [5] Kf. Friedrich und [Hz. Johann] wollen ihrem Angebot gemäß helfen. [6] Zettel: Kf. Friedrich nahm ebenfalls die Information Bf. [Johanns] über die abtrünnigen Mönche in Herzberg, Lochau, Düben und an anderen Orten seines Bistums zur Kenntnis und verweist darauf, dass diese Personen Geistliche sind und daher der Bf. zuständig ist. → 1593 A Ed.

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg N 25, fol. 94r–96v, Zettel: 108r (Konzept). Pallas: Briefe und Akten, S. 300–302, Nr. 33 (Volltext, Hauptstück); Pallas: Briefe und Akten, S. 309 (Volltext, Zettel).

1577 Colditz, 13. April 1522 (Sonntag Palmarum) Kf. Friedrich an Margaretha von Haubitz und Konvent des Zisterzienserinnenklosters Nimbschen → 1572 [1] Kf. Friedrich erhielt das Schreiben [Nr. 1572] der Äbtissin Margaretha von Haubitz und des Konvents des Zisterzienserinnenklosters Nimbschen sowie die Mitteilung, was ihnen durch Melchior Thiel und Schosser [Friedrich Stumpfel] zu Grimma wegen eines neuen Vorstehers ausgerichtet wurde [Nr. 1572 Anm. 1]. Äbtissin und Konvent baten Kf. Friedrich, den Schosser zu Liebenwerda Hans Gora für ein Jahr als Vorsteher zu bestätigen. [2] Kf. Friedrich hätte erwartet, dass Äbtissin und Konvent sich mit ihrer Bitte eher an ihn wenden. Dennoch will er dem Amtmann zu Liebenwerda Hans von Minckwitz in einem beigelegten Brief befehlen, was in der Angelegenheit zu erfolgen hat. Äbtissin und Konvent sollen sich mit dem kfl. Schreiben an den Amtmann wenden, der ihnen weitere Auskünfte erteilt. A B Ed.

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Oo 1022, fol. 13rv (Ausfertigung). SächsHStA Dresden, 10024 Geheimer Rat (Geheimes Archiv), Loc. 08959/21, fol. 4rv (Konzept). Urkundenbuch Stadt Grimma, S. 335f., Nr. 474 (Volltext).

1578 Altenburg, [vor 15. April 1522] Kf. Friedrich an Abt Johann [Hottenbach] des Benediktinerklosters Erfurt [1] Kf. Friedrich informiert Abt Johann des Benediktinerklosters Erfurt, dass er seinem Beichtvater Jakob Vogt befohlen hat, mit dem Abt über ein Anliegen des Kf. in

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15. April 1522

Heiltumsangelegenheiten zu sprechen. entgegenzukommen.

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[2] Friedrich bittet, Vogt zu glauben und ihm

A LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. O 214, fol. 36rv (Konzept). Bem. Zur Datierung: Der im Brief genannte Jakob Vogt starb am 15. April 1522. In der Akte LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. O 214 ist das undatierte Schriftstück zwischen Schreiben aus dem Jahr 1521 und dem Jahr 1523 eingeordnet worden.

1579 Weimar, 15. April 1522 (Dienstag nach dem Sonntag Palmarum) Hz. Johann: Schutzbrief [1] Hz. Johann erinnert, auch im Namen Kf. Friedrichs, an die Übertragung der Gerichtsbarkeit durch Prior und Konvent des Kartäuserklosters Erfurt über einige Güter des Klosters an einige Lgfen. von Thüringen und Hze. von Sachsen. Im Gegenzug nahmen die Fürsten das Kloster in ihren Schutz, wie Urkunden belegen. [2] Da Hz. Johann nun von dem Versuch erfahren hat, dem Kloster Schaden zuzufügen, und er und Kf. Friedrich das Kloster davor schützen müssen, befiehlt er seinen Amtleuten, Amtsverwesern und Statthaltern, das Kloster, seine Untertanen und Güter zu schützen und zu verteidigen. [3] Hz. Johann gewährt den Kartäusern zu Erfurt in seinem Herrschaftsgebiet freies Geleit und nimmt sie wie andere seiner Untertanen in Schutz. A B

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LASA Magdeburg, U 15, X, Nr. 240, unfol., 1 Bl. (Abschrift, Siegelreste). LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. G 326, fol. 17rv (Abschrift).

[1] Von gots genaden wir Johannes, hertzog zcu Sachssen, landtgraf in Doringen unnd marggraff zcu Meyssen, thun kundt myt diesem unserm offenbrieff fur den hochgepornnen fursten, hern Friderichen, herzogen zcu Sachssen, curfursten etc., unsern lieben brudern und unns gein allermeniglich, noch dem und als in vortzeitten prior unnd convent des cartheuser closters zcu Erffurdt weilandt den hochgebornnen fursten, hern Baltasarn¹ und herrn Friderichen² , lantgraffen in Doringen, unnd ernachmals hern Wilhelmen³, unsern vettern, der gleichen unserm hern unnd vatern⁴ hertzogen zcu Sachssgen, seliger unnd loblicher gedechenis, und nu letzlich obgenantem unserrm lieben bruder unnd unns die gerichten uber etliche yre gutter myt irem gunst unnd gutten willen zcugestaldt, dargegen gedachte unsere vettern unnd anherren, auch wir, yre personen, hab unnd gutter in unserrn schutz unnd schirm genommen unnd gleich unsern aygnen clostern dasselb closter zcuvortedingen bewilliget, alsdan die brieff, so unser bruder unnd wir dem closter derhalb gegeben, clerlich besagen. [2] Wan 1579 ¹ ² ³ ⁴

Lgf. Balthasar von Thüringen. Wohl der Sohn Balthasars, Lgf. Friedrich IV. von Thüringen. Hz. Wilhelm III. von Sachsen. Kf. Ernst von Sachsen.

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unns nu glaublich furkumbt, wie das sich ettliche vleissigen unnd in vorhaben sein sollen, dem prior unnd seinem closter an iren personen, hab unnd guttern beschedigung zcuzcuwenden unnd das selb closter myt tedtlichen furnemen zcubetruben, dorumb unserm lieben brudern unnd uns unserm hivor gegeben briven nach fugen, auch nit anders geburen will, dan gedacht closter, prior unnd convent sampt iren personen, hab unnd guttern vor unrechter gewaldt unnd tettlichem furnemen zu schirmen. So gebietten wir derhalb ernstlich unnd vhestiglich mit diessem brive allen unsern amptleutten, amptsfurwesern und stadthaltteren, auch andern den unsern, das ir genant closter, seine leutte unnd gutterr in yren obligen, ab niedern, prior, scheffener ader andern personen icht not angehen wurde, darinnen sie euch ersuchen unnd anruffen, ader ir sunst unnd fur euch selbest, das inen zcu nachteyl geraycht, innen unnd gewar wurdet, ir wollyt euch getreulich, wie ir bey den unsern zcuthun schuldigk, ertzaygen, inen helffen, rathen, schutzen, schyrmen, handthaben unnd vorteidingen, do mydt sey unnd ir closter tettlicher drangsoll, uberlast unnd schadens ubrigk unnd enthbaden sein unnd pleyben mugen. [3] Geben auch, umb mehrer sicherhayt willen, dem prior unnd den seinen in unnd durch unnser furstenthumb unvorhindert zcu reytten, zcu fahren unnd zcu wandern, als offt in das noth ist, vor unns unnd allen den unsern, der wir ungeverlich mechtig sein unnd umb unsern willen thun unnd lassen sollen unnd wollen, unser frey, sicher unnd ungeverlich gleyt, unnd nehmen sie auff in unsern schutz unnd schyrm, sie zcu beschirmen unnd vorteydingen als andere unsere underthanen. Begerenth wie oben, myt ernstlichem vleys, dem obgenanten prior unnd convent bruder yre gesantte pferde, knechte unnd habe, das in obgerurter maß zcustehedt, fleissigklichen in unsern furstenthumben zcu beschirmen, unser stracks auffgericht fray gelayth ernstlichen vorschaffen zcu halten unnd mydt nichte zcu uberfaren gestatten. Das wollen wir ernstlich alßo gehabt haben unnd geschicht daran unser meynunge.

1580 Weimar, 16. April 1522 (Mittwoch nach Palmarum) Hz. Johann an Kf. Friedrich → 1574 [1] Hz. Johann bedankt sich für das Schreiben [Nr. 1574] Kf. Friedrichs, in dem dieser von der Predigtreise Bf. [Johanns VII.] von Meißen und dessen Brief [Nr. 1571] an den Kf. in der Angelegenheit berichtete. Die dem Bf. erteilte Antwort [Nr. 1576] Kf. Friedrichs lag in Abschrift bei. [2] Wenn der Kf. einen glaubhaften Bericht über die Predigten des Bf. erhält, soll er diesen Hz. Johann übermitteln, auch wenn Johann denkt, dass nichts Besonderes daran sein wird. [3] Hz. Johann glaubt nicht, dass ihm und Kf. Friedrich die Angelegenheit untergeschoben werden soll. Da er aber ebenfalls vermutet, dass Bf. [Johann] weiterhin an Kf. Friedrich schreiben wird, stimmt Hz. Johann dem Vorschlag Kf. Friedrichs zu, dem Bf. mitzuteilen, dass sie eine Gesandtschaft schicken

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werden, welche in der Angelegenheit eine mündliche Antwort erteilen wird. Hz. Johann will sich überlegen, was die Gesandten vorbringen sollen. Er sieht sich und Kf. Friedrich nicht in der Verpflichtung, hinsichtlich des bfl. Befehls an die Pfarrer und Prediger, das Bistum zu verlassen, etwas zu unternehmen. [4] Zettel: Hz. Johann hegte bereits die Befürchtung, dass der Brief Kf. Friedrichs nicht bei Hz. Georg von Sachsen ankommt, weil dieser über das Gebirge gezogen ist. Der Brief kam heute zu Hz. Johann zurück. Er schickt ihn hiermit wieder an Kf. Friedrich und bittet um Entschuldigung, da er von der Reise Hz. Georgs nichts wusste. → 1583 A Ed.

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. N 25, fol. 97r–99v, Zettel: 98rv (Ausfertigung, eigh.). Pallas: Briefe und Akten, S. 303f., Nr. 35 (Volltext).

1581 Nürnberg, 16. April 1522 (Mittwoch nach Palmarum, am XVI. Tag Aprilis) Hans von der Planitz an Kf. Friedrich [1] Hans von der Planitz erhielt das Schreiben Kf. Friedrichs vom 9. April. Hans von Berlepsch ist noch nicht auf dem Reichstag angekommen. Andere Reichsstände wollen bereits aus Nürnberg abreisen. [2] Fortgang der ungarischen Anliegen. [3] Vor wenigen Tagen verstarb der ksl. Fiskal [Reinhard Thiel]. Der Kanzler aus Magdeburg [Lorenz Zoch] redete vor einigen Tagen vertraulich mit [Dietrich von Techwitz], ob man Vorkehrungen treffen kann für den Fall, dass der Fiskal gegen Kf. Friedrich wegen Martin Luther vorgehen will. Planitz glaubt, dass sich Hz. Georg [von Sachsen] und Ebf. [Albrecht] von Mainz darüber abgesprochen haben und der Kanzler daher seine Informationen hat. [4] Zusage von Diensten durch Planitz für Pfgf. Friedrich [bei Rhein] und Hz. Wilhelm [von Bayern] auf Befehl Kf. Friedrichs. [5] Fortgang der Reichstagsverhandlungen. [6] Die Luthersache wurde bislang nicht behandelt. Bf. [Wilhelm] von Straßburg berichtete, dass seine Geistlichen lutherisch sind und Luthers Lehre dem Volk verkünden. Da er Sorge hat, dass dieser Zustand sich festigt, will er nach Hause reisen. Er bedauert, dass sich niemand dieser Sache annimmt. Bf. [Georg III.] von Bamberg ist wieder gesund und will die Luthersache vorbringen. Planitz befürchtet nicht, dass darüber gesprochen wird, sondern, dass aus einem solchen Gespräch nichts Gutes entsteht. Denn zurzeit sind mehr geistliche Stände in Nürnberg als weltliche. Weil die Geistlichen hitzig sind, will Planitz versuchen, Verhandlungen über die Luthersache zu verhindern. [7] Verfahrensfragen des Reichstags. [8] Vorgehen des Fiskals gegen Bf. [Konrad II.] von Würzburg wegen eines Geleits. [9] Verhältnis zwischen ksl. Verwaltung und Reichsregiment. [10] Sessionsstreitigkeiten. [11] Ebf. [Matthäus] von Salzburg lebt. Weitere Nachrichten über Krieg in Mailand, aus den Niederlanden und über den neuen Vizekönig von Neapel [Charles de Lannoy]. [12] Gestern kam Philipp von Feilitzsch als Gesandter Kf. Friedrichs und Hz. Johanns auf dem Reichstag an. [13] Nachschrift: Gerüchte über den Tod Georgs von Frundsberg. Gesandte in der Türkenfrage. A Ed.

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. E 88, fol. 103r–107v (Ausfertigung, eigh.). Wülcker / Virck: Planitz Berichte, S. 139–145, Nr. 59 (Volltext).

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17. April 1522

Nr. 1582

1582 Colditz, 17. April 1522 (am heiligen Gründonnerstag) Kf. Friedrich an [Bf. Adolf von Merseburg] [1] Kf. Friedrich erhielt gestern das Schreiben [Bf. Adolfs von Merseburg] vom 14. April. Der [Bf.] berichtete über Verfehlungen einiger Pfarrer und Geistlicher im Kurfürstentum und bat Kf. Friedrich um einen Befehl an seine Amtleute, dafür zu sorgen, dass bis zu einem Konzilsbeschluss Ruhe herrscht. Wenn der Pfarrer [Johann Stumpf] zu Schönbach und andere auf ihrem Mutwillen beharren, sollten die Amtleute diese festnehmen und dem [Bf.] überstellen. [2] Kf. Friedrich schrieb bereits mehrmals [Nr. 1505 und Nr. 1525], dass er und [Hz. Johann] stets alles fördern wollen, was der Ehre Gottes, der Stärkung des Glaubens und des göttlichen Worts sowie der Ordnung der christlichen Kirche dient. Daher befürworten sie, dass [Bf. Adolf ]sein [bfl.] Amt ausübt, da die Angelegenheit die Geistlichkeit betrifft. Der [Bf.] plante, mit Ausschreiben vorzugehen. Aus diesem Grund schickte Kf. Friedrich auch im Namen [Hz. Johanns] dem [Bf.] die erbetenen schriftlichen Befehle für die Ämter Borna, Grimma und Naunhof zu [vgl. Nr. 1525] und wies die dortigen Amtleute an, den Befehlen Folge zu leisten. Danach wandte sich der [Bf.] jedoch, bis zu seinem jüngsten Schreiben vom 14. April, nicht wieder an den Kf. Er erteilte keinen Bericht über sein Vorgehen, auch nicht hinsichtlich des Pfarrers zu Schönbach sowie der Mönche zu Machern¹ und zu Grimma². [3] Kf. Friedrich hätte daher nicht erwartet, dass [Bf. Adolf] sich nun anmaßt, den Kf. um einen Befehl an die kfl. Amtleute zu bitten, für Ruhe zu sorgen oder die Geistlichen festzunehmen und dem [Bf.] zu überstellen. Der [Bf.] als Ordinarius soll sich selbst um die Angelegenheit kümmern. Kf. Friedrich und [Hz. Johann] werden ihn dabei, ihrem vorigen Angebot entsprechend, angemessen unterstützen [vgl. Nr. 1505]. → 1588 Ed.

Sammlung vermischter Nachrichten 4, S. 309–311, Nr. IX (Volltext).

1583 Kf. Friedrich an Hz. Johann

Colditz, 18. April 1522 (am Heiligen Karfreitag)

→ 1580 [1] Kf. Friedrich erhielt das Schreiben [Nr. 1580] Hz. Johanns und ist erfreut, dass Johann mit einer Gesandtschaft an Bf. [Johann VII.] von Meißen einverstanden ist, sofern der Bf. nochmals schreibt. Kf. Friedrich hofft, dass er und Hz. Johann dadurch aus der Angelegenheit herauskommen. Er denkt, dass die Bfe. ihnen diese Dinge gern aufbürden wollen, da sie möglicherweise der Sache nicht gewachsen sind. [2] Kf. Friedrich wird den Rat Hz. Johanns sehr gern annehmen. Man muss ganz auf Gott vertrauen. [3] Bisher erhielt Kf. Friedrich kein weiteres Schreiben des Bf. von Meißen. Falls er eines erhält, will er Hz. Johann sofort informieren. [4] Neuigkeiten, die unter anderem Hz. Heinrich von Mecklenburg, [das Erzbistum] Mainz, Pommern und die Türken betreffen. [5] Kf. Friedrichs Beichtvater [Jakob Vogt] ist am 15. April im Franziskanerkloster 1582 ¹ Ob es sich bei dem Mönch zu Machern um Konrad Kluge handelte, ist fraglich. ² 1522 verließen einige Mönche das Augustinereremitenkloster Grimma. Unter ihnen waren der Prior Wolfgang von Zeschau und Johann Kalbfleisch.

Nr. 1584

18. April 1522

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Torgau gestorben, ebenso starb am selben Tag der Diener Hz. Johanns, Hans Trümmeter, in Lichtenberg. [6] Reichstag in Nürnberg.¹ A

Ed.

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. N 25, fol. 100rv+105rv (Ausfertigung, eigh., zu eigenen Händen, Eingangsvermerk von Hz. Johann: „ein komen am mantag in den Ostern feiherntagen [21. April] zcu Wymar XXII. jhare“). Pallas: Briefe und Akten, S. 304f., Nr. 36 (Volltext); Neues Urkundenbuch zur KirchenReformation, S. 22, Nr. 33 (Volltext).

1584 Colditz, 18. April 1522 (an dem Heiligen Karfreitag) Kf. Friedrich an Präzeptor [Wolfgang Reißenbusch] [1] Kf. Friedrich berichtet dem Präzeptor [Wolfgang Reißenbusch des Antoniterklosters Lichtenberg] von einer Mitteilung [Nr. 1543 Punkt 3] Hz. Johanns, dass dieser auch im Namen Kf. Friedrichs in der Angelegenheit [Valentins von] Teutleben an das Kapitel [des Marienstifts] zu Gotha schreiben will. Hz. Johann befürchtete allerdings, dass die Stiftsherren nicht bereit sind, Teutleben die Statuten zu erlassen. [2] Hz. Johann dachte zwar, dass Teutleben die Propstei statutengemäß annehmen will, entnahm aber einem Schreiben etwas anderes und stimmt dem zu. [3] Kf. Friedrich bittet [Reißenbusch], dies Teutleben anzuzeigen, damit sich dieser danach richten kann. A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Kk 781, fol. 9rv (Konzept).

1585 Wittenberg, 24. April 1522 (Donnerstag in Ostern) Propst [Justus Jonas], Dekan [Lorenz Schlamau] und Kapitel des Allerheiligenstifts zu Wittenberg an Kf. Friedrich [1] Propst, Dekan und Kapitel des Allerheiligenstifts zu Wittenberg teilen Kf. Friedrich ihre Meinung darüber mit, ob und wie man das Heiltum zum kommenden Termin zeigen soll. [2] Sie bitten Kf. Friedrich um seine Meinung und, falls er zustimmt, um eine Anweisung an den Schosser [Gregor Burger] zu Wittenberg, der dafür sorgen soll, dass das Heiltum nicht entehrt wird. → 1586 A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. O 216, fol. 2rv (Ausfertigung).

1583 ¹ Zu diesem Schreiben gehörte möglicherweise ein Zettel, datiert auf den 19. April [1522], in dem sich Kf. Friedrich bei Hz. Johann entschuldigte, dass er ihm einen Brief [Hz. Georgs von Sachsen] wieder zurückschickt. Kf. Friedrich wies darauf hin, dass Hz. Johann bewusst sei, wie [Georg] derzeit zu Friedrich steht. Kf. Friedrich würde gern [Hz. Georg] nicht mehr beachten müssen (LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. N 17, fol. 24r, ediert in: Neues Urkundenbuch zur Kirchen-Reformation, S. 22f., Nr. 34).

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[1] Durchleuchtichster hochgebornner furst und herre, e. kf. g. seind unßer gebet zu got und underthenige gehorßame dinste alzceit mit vleis zuvor. Gnedigster herre, e. kf. g. fugen wir undertheniglich wissen, das wir, ab man das heiligthum noch alter gewonheit nuh itzt schirkunfftig¹ zceign solle, in ein bedencken und rathslag genommen. Und dem merrerem teil unßer gefelt, das man es zceige und nahmhafftig vorkundige, doch ane vormeldung einges ablas, wie dan auch vorm jhar gescheen, doch uff e. kf. g. vorbesserung. [2] Ist hirumb an e. kf. g. unßer underthenig bit, e. kf. g. geruge uns yr gemut und maynung darauff erkennen gebn, und ßo es den selben e. kf. g. der massen geliebn wurd, wolten als dan yrer kf. g. schosser alhy bevehlen, auffsehen zuhaben, das nicht mit schreien (wie dan vorm jahr durch einen mit vorwitz geschrihn) und sunst vorgenommen werden mocht, dodurch die zcaigung vorschympt, das hochwirdige heiligthum unert werden mocht. Das wolln wir mit unßern gebethn zu got und underthenigen gehorßamen dinsten alzceit gevlissen ßein zuvordienen. Bitten des ein gnedige antwort.

1586 Colditz, 26. April 1522 (Sonnabend in der Osterwochen) Kf. Friedrich an Propst [Justus Jonas], Dekan [Lorenz Schlamau] und Kapitel des Allerheiligenstifts zu Wittenberg → 1585 [1] Kf. Friedrich erhielt das Schreiben [Nr. 1585] des Propstes, Dekans und Kapitels des Allerheiligenstifts zu Wittenberg mit der Bitte um seine Meinung in der Angelegenheit der Heiltumsweisung. [2] Die Stiftsherren wissen, dass das Zeigen des Heiltums bisher wegen des Ablasses erfolgte, und was jetzt davon gehalten wird. Ihnen ist auch bekannt, wie die derzeitigen Verhältnisse sind und dass es die Nürnberger, wie auch andere, einige Jahre unterlassen, ihr Heiltum zu zeigen. Daher ist Kf. Friedrich der Meinung, dass die Stiftsherren es dieses Mal ebenfalls unterlassen sollen. Das Heraussetzen des Heiltums soll trotzdem erfolgen und ein Priester damit beauftragt werden. [3] Kf. Friedrich befiehlt dem Schosser [Gregor Burger] und dem Stadtrat zu Wittenberg, einige Bewaffnete mit der Aufsicht zu beauftragen, damit nichts Ungebührliches geschieht [Nr. 1587]. [4] Die Messen, Predigten und andere Feierlichkeiten sollen aber wie bisher durchgeführt werden, was Kf. Friedrich zur weiteren Überlegung den Stiftsherren überträgt. A Ed.

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. O 216, fol. 3rv (Konzept). Martin Luther Dokumente, S. 115 (Abb.), 345f., Nr. 73.2 (Volltext); Kalkoff: Ablass, S. 115, Nr. 13a (Teiledition).

1585 ¹ Heiltumsweisung am Montag nach Misericordias domini (5. Mai 1522).

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1587 Colditz, 26. April 1522 (Samstag in der Osterwoche) [Kf. Friedrich] an Schosser [Gregor Burger] und den Rat zu Wittenberg [Kf. Friedrich] befiehlt dem Schosser und dem Stadtrat zu Wittenberg, dass sie zum 4. Mai (Misericordias domini), wenn viele Fremde nach Wittenberg kommen, mehrere Bewaffnete beauftragen, in der Allerheiligenstiftskirche aufzupassen. Es soll kein Aufruhr entstehen und ungebührliches Verhalten möglichst verhindert werden. A Ed.

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. O 216, fol. 1r (Konzept). Martin Luther Dokumente, S. 115 (Abb.), 345f., Nr. 73.1 (Volltext); Kalkoff: Ablass, S. 115, Nr. 13b (Regest mit Teiledition).

1588 Merseburg, 27. April 1522 (Sonntag Quasimodogeniti) Bf. Adolf von Merseburg an Kf. Friedrich → 1582 [1] Bf. Adolf von Merseburg erhielt das Schreiben [Nr. 1582] Kf. Friedrichs und rekapituliert dessen Inhalt. [2] Der Bf. ließ aufgrund des Mandats [Nr. 1457] des Reichsregiments Gebotsbriefe im Kurfürstentum und im Herzogtum Sachsen in denjenigen Gebieten ausgehen, die seinem geistlichen Gerichtszwang unterstehen. Außer bei dem Pfarrer [Johann Stumpf] in Schönbach, dem Mönch in Machern sowie einigen Mönchen [des Augustinereremitenklosters] Grimma konnte der Bf. keine Verfehlungen feststellen. Da diese Geistlichen jedoch von den weltlichen Untertanen Kf. Friedrichs unterstützt werden,¹ benötigt Bf. Adolf den Beistand des Kf. [3] Bf. Adolf wiederholt daher seine Bitte, dass der Kf. durch seine Amtleute oder anderweitig die genannten Geistlichen zum Schweigen bringt, damit sich die Missbräuche nicht weiter ausbreiten, bevor ein Konzilsbeschluss ergangen ist. A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. N 28a, fol. 20rv (Ausfertigung).

[1] Unnser willige dienste zuvor, durchleuchtigster hochgebornner furst. Gnediger herr unnd ohme, euer lieb schrieft, der datum am grune dornstage² zu Kolditz, ist 1588 ¹ In der Akte befindet sich ein Schreiben [Albrechts von] Lindenau an Haubold von Einsiedel, datiert auf den 28. April 1522. Lindenau reagierte darin auf die Aufforderung Einsiedels, dem Mönch [zu Machern] das Predigen in der Behausung Lindenaus zu verbieten und ihn zu entlassen, da dieser von Bf. [Adolf] von Merseburg als abtrünnig (apostatisch) eingestuft wurde. Lindenau äußerte sich betrübt darüber, da der Mönch seine Kinder, v. a. seinen Sohn Heinrich, in der Heiligen Schrift unterrichtet. Der Mönch werde von vielen als guter Prediger und Christ gelobt und habe gute Kenntnis der Heiligen Schrift. Dagegen sei der Pfarrer von Machern zwar fromm, habe jedoch keine Kenntnisse der Bibel und der evangelischen Lehre und predige nach alter Gewohnheit. Lindenau bat daher Einsiedel um Vermittlung bei [Kf. Friedrich], damit der Mönch bleiben kann (LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. N 28a, fol. 21rv, ediert in: Neues Urkundenbuch zur Kirchen-Reformation, S. 90f., Nr. 5). ² 17. April 1522.

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unns am nechsten vorschynnen Osterabent³ zukomen uf unnser forig schrieft, so wir an euer lieb mit vermelden, was sich in euer lieb furstenthum an dreyen ortern unnsers stieffts pfarrer unnd geystlichn understehn, unnd derselbigen e. l. antwurt der maynunge, wie euer lieb zusambt dem irlauchten hochgeborn fursten hern Johannsen, hertzogen zu Sachssen etc., unnserm lieben hern ohmen und schwager, gemut unnd maynunge nyhe anders gewest noch ist, dan das, zu der ehre gottis, sterkung des glaubens und wort gottis, auch der cristlichn kirchen gueter ordenunge dinstlich, treulich zu fordern, mit weyterm antzeygen, was euer lieb uf unser bitte yren ambtleuten schrieftlich unnd darneben, wes sie sich halten sollen, entpfel gethan. Unnd dieweyl noch dem allem wir nicht weyter haben an euer lieb gelanngen lassen unnd auch nicht vermeldet, was von unns in dem ergangen, darzu furmals von deme pfarrer zu Schonbach, dem monche zu Machern unnd zu Grymme keyn antzeygunge gethan, dorumb sich euer lieb in keynem wege vorsehn, das wir euer lieb mit unnser bitte zubeladen angemast haben solten, sonder dovor achtet, das wir als der ordinarius werden den dingen dermaß insehn thuen, domit die ehre gottis unnd die lieb des nechsten gesucht etc., beslieslich mit erbietunge, was euer lieb auch von wegen e. l. bruders in dem zuthun geburen wirdet, darinne dem vorigen erbieten noch wie pillich ader gepurlich ertzeigen etc., ferrers inhalts haben wir vernohmmen. [2] Bitten euer lieb daruf freuntlich unnd guter wolmaynunge wissend, das uf kay. Mt. stathalder⁴ unnd der andern churfursten, fursten unnd des hey. reychs regimentsrethen⁵ schrieftlich entpfel ins erste irem selbst antzeygen nach mit der gute die yrthum, wie von ynen angegeben unnd vorhanden, zustillen unnd nyderzulegen bey der geystlickeyt unnsers stieffts furgenohmmen, derhalben gebotsbrive des inhalts, wie wir euer lieb hievor vermeldt, in euer lieb unnd e. l. bruders, auch in des irleuchten hochgeborn fursten hern Georgen⁶, hertzogen zu Sachssen etc., unnsers lieben hern unnd ohmen, furstenthumen unnd wertlichn gebieten, so weyt unnsers stieffts geystlicher zwang sich erstreckt, haben außgehn unnd vorkundigen lassen, unnd in dem allenthalben keynen mangel noch ungehorsam gotlob gespuret ader befunden, alleyn an den dreyen ortern, wie euer lieb in der nechsten unser schrieft namhaftig gemacht, als bey dem pfarrer zu Schonbach, der sich, als wir gloublich bericht, der bohemischen⁷ gewonheyt unnd gebrauch under beyder gestalt dem volcke das hochwirdige sacrament zugeben, das ambt der messe in eyner andern forme unnd weyße in ungeweychten⁸ claydern zuhalten, die beycht, die fast⁹ 1588 ³ ⁴ ⁵ ⁶ ⁷ ⁸ ⁹

19. April 1522. Pfgf. Friedrich II. bei Rhein. Reichsregiment zu Nürnberg. Hz. Georg von Sachsen. Böhmischen. Ungeweihten. Fastengebote.

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und cristliche wercke zuvorachten, mit vielen andern uncristlichn ubung unnd predigen das gemeyn volck, e. l. underthan, in anderunge fuhre, dergleychen der monch zu Machern sein geystlich claydt abgelegt, fast viel misbrauchs in predigen unnd meshalden, auch andere gotsdienst ane des pfarrers unnd unnser zulassen doselbst ingedrungen, dermaß auch zu Grymme von etlichn munchen vormeslich gehandelt unnd das volck in zweyfeltigkeyt und ergernis bracht, die allenthalben von den wertlichen edeln unnd unedeln, e. l. underthan, als wir auch gloublich underricht, gehanthabt unnd dorzu gefordert, das wir nuhe mit unnser geystlichn gewalt in diesen leufften nicht wissen, ane euer lieb als des landisfursten hulff unnd beystandt zustillen unnd kay. Mt. stathalder unnd der anndern entpfelsbrive noch nit biß auf das kumpftige consilium ufzuheben. [3] Dorumb wir hochlich vorursacht, euer lieb als den landisfursten anzuruffen, dan wir den gehorsam noch bey dem pfarrer noch bey den monchen befinden, mit sonnderlichem unnd hochem vleys pittende, e. l. wolle des ansuchens, so nechst gethan unnd itzt abermals thun, nicht beschwerung entpfahen, sonder als der loblich churfurst durch e. l. ambtleut ader in ander wege, wie e. l. aus hohem verstandt woll zuthun wissen, diessem furnemen eyn schweygen uflegen ader uflegen lassen, wie angetzeigt, domit der behemische unnd ander misbrauch nicht bey unnsern tagen unnd getzeyten inbreche unnd sich weyter breyte on unnd vo[r] ein gemeynen unnd eintrechtiglichm besließ cristlicher vorsamlunge, domit eynigkeyt des glaubens enthalden werde. Unns dieß unnd forigen ansuchens und pittens, das vorwar nicht anders dan aus grosser notturft der sehlen seligkeyt unnd unnser vorpflicht nach geschiet, nicht beschwerung haben noch vordencken, dann wir euer lieb yhe ane noth zubemuhen nicht gnaigt, sonnder in dem allenthalben gutwillig sich ertzeigen. Das wellen wir willig vordienen.

1589 Wittenberg, 27. April 1522 (Sonntag Quasimodogeniti) Rektor [Johann Eisermann], Magister und Doktoren der Universität Wittenberg an Kf. Friedrich [1] Rektor, Magister und Doktoren der Universität Wittenberg teilen Kf. Friedrich mit, dass vor Kurzem in einer Universitätsversammlung beschlossen wurde, künftig keine Schriften mehr zu veröffentlichen, die nicht zuvor vom Rektor und den Dekanen der vier Fakultäten oder anderen vom Rektor dazu verordneten Personen geprüft und bestätigt (approbirt) wurden. Diese Maßnahme soll dazu dienen, Aufruhr und Beleidigungen von Personen zu vermeiden sowie zu verhindern, dass etwas gedruckt wird, das der göttlichen Schrift entgegensteht. Es erfolgte eine entsprechende Anweisung an die Wittenberger Drucker unter Androhung von Strafe. [2] [Andreas] Karlstadt, der bei der Versammlung anwesend war, hatte zu dieser Zeit eine verdächtige Schrift im Druck. Er bot auf Nachfrage an, diese prüfen zu lassen, woraufhin der Rektor eine Gelehrtenkommission einberief,

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28. April 1522

Nr. 1590

welche einige Artikel aus der Schrift herauszog, die nicht gedruckt werden dürfen. Sie verboten Karlstadt unter Androhung von Strafe (sub pena exclusionis) den Druck dieser Artikel, was nach Meinung des Rektors, der Magister und Doktoren angemessen war. Auf das Angebot, die umstrittenen Artikel aus der Heiligen Schrift zu belegen, griff Karlstadt sie schriftlich an. Rektor, Magister und Doktoren befürchten Schlimmeres sowie Schande und Nachteile für die Stadt und die Universität, wenn Karlstadt nichts entgegengesetzt wird. [3] Sie bitten daher Kf. Friedrich, den Auszug zu lesen, aus dem der Kf. entnehmen kann, dass der Druck dieser Artikel nicht gestattet werden kann.¹ Es soll verhindert werden, dass künftig solche und ähnliche unchristliche und ergerliche Schriften aus der kfl. Stadt Wittenberg ausgehen. Sie stellen die Entscheidung in das Ermessen Kf. Friedrichs. → 1592 A Ed.

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. O 475, fol. 3rv (Ausfertigung). Barge: Andreas Bodenstein 2, S. 562f., Nr. 15a (Volltext).

1590 Wurzen, 28. April 1522 (Montag nach Quasimodogeniti) Kapitel des Marienstifts zu Wurzen an Kf. Friedrich [1] Das Kapitel des Marienstifts zu Wurzen teilt Kf. Friedrich mit, dass der inzwischen gestorbene Nikel von Kötteritzsch dem Stift wiederkäuflich 41 Gulden jährliche Zinsen für eine Hauptsumme von 700 Gulden verkauft hat. Die Zinsen wurden von den im Amt Leisnig gelegenen Dörfern Clennen und Doberquitz entrichtet. Was diese nicht zahlen konnten, gaben die Erben Nikels von Kötteritzsch, Sebastian und Hans von Kötteritzsch, aus anderen Gütern. [2] Nachdem die Stiftskirche zu Wurzen einem Feuer zum Opfer gefallen war, bei dem auch alle Briefe und Verschreibungen vernichtet wurden, hatten Sebastian und besonders Hans von Kötteritzsch zugesichert, neue Verschreibungen zu geben. [3] Nun wollen sie aber die genannten Zinsen nicht mehr anerkennen und fordern Beweise. Damit schaden sie dem ohnehin belasteten Stift. [4] Das Kapitel bittet Kf. Friedrich daher, die von Kötteritzsch anzuweisen, die schuldigen Zinsen zu bezahlen. Die Stiftsherren wollen für den Kf. beten und bitten um Antwort. A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Kk 1510, fol. 1rv+13rv (Ausfertigung).

1591 Kf. Friedrich: Instruktion

[Colditz], [30. April 1522]

[1] Kf. Friedrich instruiert [Gregor] Brück und Hieronymus Rudloff, was sie Bf. [Adolf] von Merseburg vorbringen sollen. [2] Nach der Begrüßung sollen sie Bf. [Adolf] an seine Antwort [Nr. 1588] auf das kfl. Schreiben [Nr. 1582] erinnern. Der Bf. teilte mit, dass er aufgrund des Mandats [Nr. 1457] des Reichsregiments Gebotsbriefe in seinem Bistum ausge1589 ¹ Dem Schreiben lag der Auszug mit den strittigen Artikeln mit Angabe der entsprechenden Seitenzahlen aus den bereits gedruckten Bögen bei. Die Schrift Karlstadts, die sich gegen Hieronymus Dungersheim richtete, handelte von der Messe (LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. O 475, fol. 4r–7r, lateinisch, ediert in: Barge: Andreas Bodenstein 2, S. 563–565, Nr. 15a).

Nr. 1591

[30. April 1522]

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hen ließ. Er stellte nur an drei Stellen Verfehlungen fest, und zwar bei dem Pfarrer [Johann Stumpf] zu Schönbach und den Mönchen in Machern und Grimma. Da diese Geistlichen jedoch von den weltlichen, adligen und nichtadligen, Untertanen des Kf. geschützt und gefördert werden, konnte Bf. [Adolf] mit seiner geistlichen Gewalt nichts ausrichten und bat Kf. Friedrich um Hilfe. Der Kf. sollte durch seine Amtleute oder anderweitig die Geistlichen zum Schweigen bringen, damit sich die böhmischen und andere Missbräuche nicht weiter ausbreiten. [3] Kf. Friedrich und Hz. Johann stimmten sich daraufhin persönlich in Colditz ab. Sie entschieden, [Gregor] Brück und Hieronymus Rudloff als Gesandte zu Bf. [Adolf] zu schicken, um dem Bf. als Reaktion auf sein Schreiben die folgende Antwort zu geben: Kf. Friedrich und Hz. Johann sind nicht informiert über die Schriften, die der Bf. aufgrund des Mandats des Reichsregiments ausgehen ließ. Kf. Friedrich weiß jedoch noch, dass er zustimmte, dass Bf. [Adolf] als Ordinarius sein bfl. Amt ausübt. Da der Bf. dies mittels Gebotsbriefen umsetzen wollte, unterstützten Kf. Friedrich und Hz. Johann ihn auf seinen Wunsch hin mit Befehlen für die Ämter Borna, Grimma und Naunhof und mit Handlungsanweisungen für die jeweiligen Amtleute. Kf. Friedrich und Hz. Johann hörten gern, dass keine Mängel oder Ungehorsam festgestellt wurden, außer bei dem Pfarrer zu Schönbach und den Mönchen in Machern und Grimma. Mit Ausnahme seiner letzten beiden Briefe hatte der Bf. bisher aber nichts über den Pfarrer und die Mönche angezeigt, daher hatten Kf. Friedrich und Hz. Johann noch keine Kenntnis von dem Handeln des Pfarrers zu Schönbach. Ihnen wurde jedoch berichtet, dass der Pfarrer von dem Offizial des Dekans [des Domstifts zu Merseburg, Sigismund von Lindenau,] zu kurzfristig vorgeladen wurde. Dem Bf. sind die Beschwerden der Reichsstände, die diese auf dem Reichstag in Worms [1521] gegen die Offiziale und geistlichen Gerichtshalter vorbrachten, bekannt. Warum Bf. [Adolf] den Pfarrer und die Mönche als ungehorsam einordnet, ist Kf. Friedrich und Hz. Johann unbekannt. Sie sind jedoch der Meinung, dass der Bf. den Pfarrer kraft seines Amts und aufgrund des Befehls des Reichsregiments selbst vorladen, verhören und ihn, falls er Irrtümer feststellt, davon abbringen soll. Kf. Friedrich wies etliche Pfarrer an, gegenüber dem Bf. gehorsam zu sein, da der Kf. und der Hz. sie in der Angelegenheit nicht schützen werden. Auch der Pfarrer zu Schönbach erhielt eine entsprechende Anweisung. Kf. Friedrich wurde berichtet, dass die entlaufenen Mönche in Grimma mit Kenntnis und Einwilligung ihrer Oberen das [Augustinereremiten]kloster verlassen und ihre geistlichen Gewänder abgelegt haben, daher soll der Bf. die Oberen dazu befragen und selbst die nötigen Schritte einleiten. [4] Bf. [Adolf] berichtete bislang ebenfalls nichts von Behinderungen durch adlige und nichtadlige weltliche Untertanen Kf. Friedrichs und Hz. Johanns. Auf bfl. Anzeigen hin werden der Kf. und der Hz. entsprechend handeln, bitten aber den Bf., sie mit seinem Anliegen, gegen ihre Untertanen vorzugehen, zu verschonen. Bf. [Adolf] hat sicher keine Anweisung des Reichsregiments erhalten, sich mit diesem Anliegen an den Kf. und den Hz. zu wenden, sondern wurde selbst zum Handeln aufgefordert. Kf. Friedrich und Hz. Johann zweifeln nicht, dass der Bf. sich seinem Amt entsprechend verhält, so dass die Ehre Gottes und die Nächstenliebe gesucht werden und niemand Anlass hat, sich zu beklagen. Ihr vorheriges Unterstützungsangebot [vgl. Nr. 1505] bleibt bestehen. A LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. N 28a, fol. 44r–49r (Konzept). Ed. Neues Urkundenbuch zur Kirchen-Reformation, S. 85f., Nr. 3 (Volltext). Bem. Zur Datierung: Den entsprechenden Kredenzbrief stellte Kf. Friedrich am 30. April 1522 in Colditz aus (ediert in: Sammlung vermischter Nachrichten 4, S. 311f., Nr. X, Volltext).

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Nr. 1592

1592 Colditz, 30. April 1522 (Mittwoch nach Quasimodogeniti) Kf. Friedrich an Rektor [Johann Eisermann], Magister und Doktoren der Universität Wittenberg → 1589 [1] Kf. Friedrich erhielt das Schreiben [Nr. 1589] des Rektors, der Magister und Doktoren der Universität Wittenberg mit dem beigelegten Auszug aus dem umstrittenen Buch [Andreas] Karlstadts. [2] Der Kf. erinnert an seine mehrfach in Schreiben und durch Gesandte vorgebrachten Anordnungen, um Aufruhr und Uneinigkeit zu vermeiden. Rektor, Magister und Doktoren wissen, wie diesen Aufforderungen nachgekommen wurde. [3] Da Karlstadt ein Universitätsmitglied ist und ihm durch die Universität ein Verbot auferlegt wurde, sollen sie sich Karlstadt gegenüber gebührend verhalten, die Ehre Gottes und die Nächstenliebe suchen, damit er sich nicht wegen unangemessener Behandlung beklagen kann. A B Ed.

LASA Magdeburg, A 2, Nr. 499, fol. 2rv (Ausfertigung). LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. O 475, fol. 9rv (Konzept). Barge: Andreas Bodenstein 2, S. 565f., Nr. 15b (Volltext, nach Überlieferung B).

1593 Wurzen, 30. April 1522 (Mittwoch nach Quasimodogeniti) Bf. Johann VII. von Meißen an Kf. Friedrich → 1576 [1] Bf. Johann von Meißen erhielt das Schreiben [Nr. 1576] Kf. Friedrichs als Antwort auf sein Schreiben [Nr. 1571], in dem der Bf. von seiner Reise in einige Städte im Kurfürstentum berichtete. Der Bf. bedauert, dass Kf. Friedrich über sein Schreiben verärgert war. Er hätte den Kf. verschont und würde dies gern auch weiterhin tun, wenn er nicht aufgrund seines bfl. Amts zum Handeln gezwungen wäre. [2] Dass der Bf. den kfl. Gesandten keinen Befehl erteilte, dem Kf. zu berichten, geschah nicht aus böser Absicht. Bf. Johann hielt dies nicht für nötig, da er davon ausging, dass die Gesandten selbstständig den Kf. informieren. Auch erstattete der Bf. dem Kf. in seinen eigenen Briefen Bericht. Der Kf. möge daher kein Missfallen hegen. [3] Bf. Johann wandte sich in der Angelegenheit nochmals an Kf. Friedrich, um seinen Pflichten gegenüber Papst [Hadrian VI.] und Ks. [Karl V.] nachzukommen und seinem Bischofsamt Genüge zu tun. Zumindest musste er die päpstlichen und ksl. Befehle befolgen, um eine Zerrüttung der christlichen Ordnung und Widerstand gegen die Konzilsbeschlüsse abzuwenden. Priestern und abtrünnigen Mönchen, die durch unchristliche Lehre und Predigten das Volk verführen, befahl der Bf., dies zu unterlassen und sich aus seinem Bistum zu entfernen. [4] Diese Geistlichen missachten jedoch seine Anweisungen, wollen ihn nicht als ihren Ordinarius anerkennen und verkünden öffentlich, dass sie auch gleichlautenden Befehlen Kf. Friedrichs keine Folge leisten würden. In ihrem verstockten und verblendeten Gemüt verführen sie mit ihren Irrlehren weiterhin das Volk zu schädlichen Irrtümern. Daher wandte sich Bf. Johann in Ausübung seines bfl. Amts an Kf. Friedrich und ersucht ihn nun nochmals, zum Besten der Kirche und zur Stärkung des Glaubens, um Unterstützung bei der Umsetzung seiner Befehle gegenüber den genannten Geistlichen, da er dies allein nicht

Nr. 1594

30. April 1522

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schafft. Kf. Friedrich befürwortet dies zweifellos aus christlicher Pflicht und fürstlicher Tugend heraus. Die Zerrüttung der kirchlichen Ordnung und der Widerstand gegen die Konzilien in den genannten Städten im Kurfürstentum und an anderen Orten müssen aufgehalten werden. [5] Der Kf. wird dafür göttlichen Lohn erhalten. Bf. Johann bittet um gnädige Antwort. → 1596 A B Ed.

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. N 25, fol. 106r–107v (Ausfertigung). LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. N 25, fol. 102r–104v (Abschrift). Pallas: Briefe und Akten, S. 305–307, Nr. 37 (Volltext).

1594 Grimma, 30. April 1522 (Mittwoch nach Quasimodogeniti) Christoph Rößler an Kf. Friedrich [1] Christoph Rößler berichtet Kf. Friedrich, dass sein verstorbener Vater Hans Rößler einst dem Prior und Konvent [des Augustinereremitenklosters] Grimma ein Gehölz bei Altenhain, Rehehayn genannt, zusammen mit einem Teich für 300 rheinische Gulden wiederkäuflich abgekauft hat. Eine Urkunde bezeugt die Zahlung des Geldes in voller Höhe. [2] Auf Grundlage des Wiederkaufsrechts brachten die Mönche das Gehölz und den Teich wieder an sich und zahlten dafür, laut ihrer Behauptung, Hans Rößler viel Geld. Zu Lebzeiten erhielt der Vater aber nicht die volle Summe. Christoph Rößler wandte sich deswegen bereits mehrfach vergeblich an die Mönche. [3] Um sein volles Erbe zu erlangen, bittet Christoph Rößler den Kf., dass er beide Parteien an den kfl. Hof vorlädt. Dort soll die Sache gütlich verhört und entschieden werden. Wenn der Kf. sich aber mit dem Fall nicht persönlich beschäftigen will, bittet Rößler um Beauftragung der kfl. Amtleute vor Ort mit der Klärung des Streits. A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Kk 544, fol. 1r–2v (Ausfertigung).

1595 [nach 30. April 1522] Gregor Brück und Hieronymus Rudloff an [Kf. Friedrich] [1] Gregor Brück und Hieronymus Rudloff berichten [Kf. Friedrich], dass sie entsprechend der Instruktion [Nr. 1591] Bf. [Adolf] von Merseburg die [kfl.] Botschaft (werbung) vorbrachten. Der Bf. war allein. Obwohl er zuvor über den Betreff der Gesandtschaft Brücks und Rudloffs unterrichtet worden war, hatte er keine Räte hinzugezogen. [2] Bf. [Adolf] erwiderte die Grüße und berichtete von dem Mandat [Nr. 1457] des Reichsregiments und was er bereits mit eigenen Mandaten, unter anderem in Leipzig, unternommen hat. Im Kurfürstentum Sachsen stellte der Bf. an drei Orten Verfehlungen fest, wie er in seinem Brief [Nr. 1588] bereits berichtet hatte. [3] Von den Verfehlungen des Mönchs [zu Machern] hörte Bf. [Adolf] erst kurz vor der Fastenzeit (vor 5. März), daher konnte er [Kf. Friedrich] und [Hz. Johann] in seinen früheren Briefen noch keinen Bericht darüber

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[nach 30. April 1522]

Nr. 1595

erstatten. Der Mönch [aus dem Augustinereremitenkloster Wittenberg] wurde von dem Sohn Albrechts von Lindenau, [Heinrich], der in Wittenberg studierte, nach [Machern] geholt. Der Mönch predigte öffentlich, dass er von Gott geschickt wurde, um die Wahrheit zu verkündigen, und redete unschicklich über Papst [Hadrian VI.] und Bf. [Adolf]. Als Bf. [Adolf] dies erfuhr, befahl er dem Dekan [Sigismund von Lindenau] zu Merseburg, Erkundigungen einzuholen und mit seinem Vetter Albrecht von Lindenau zu reden. Der Dekan erfuhr, dass der Sohn Albrechts dem Mönch Knechte zur Seite stellt, um ihm das Eindringen in die Kirche zu ermöglichen. Die Leute aus den umliegenden Dörfern, wie aus Brandis, laufen dem Mönch zu. Der Pfarrer [zu Machern] rechtfertigte sich gegenüber Bf. [Adolf], dass dies gegen seinen Willen geschieht und [Heinrich] von Lindenau ihn bedroht hat. [4] Von den Verfehlungen des Pfarrers [Johann Stumpf] zu Schönbach erhielt Bf. [Adolf] erstmals in der Fastenzeit Kenntnis. Dieser soll sich, während er in weltlichen Kleidern konsekriert, von einem Fleischer aus Colditz oder dem Schultheißen das Sakrament reichen lassen und sich dabei auf Christus berufen, der ebenfalls in gewöhnlichen Kleidern das Sakrament austeilte. In der Regel besuchen ungefähr 300 Bauern seine Predigten. Bf. [Adolf] befahl Joachim von Plotho, Offizial des Archidiakons [zu Merseburg], den Pfarrer vorzuladen. Plotho und nicht dem [Merseburger] Dekan oder dessen Offizial obliegt die Jurisdiktion über Schönbach. Bf. [Adolf] konnte das Verhör nicht selbst durchführen, da er von [Ebf. Albrecht] von Magdeburg wegen der Irrungen der Stadt Magdeburg mit der dortigen Geistlichkeit einbestellt worden war. Der Pfarrer blieb jedoch der wiederholten Vorladung fern. Dies kann Bf. [Adolf] nicht gutheißen, auch wenn er stets unangemessenes Handeln der Offiziale verurteilte, und auch der Offizial des Archidiakons, der gleichzeitig Küchenschreiber ist, ungelehrt und ungeschickt ist. [5] Hinsichtlich der aus dem [Augustinereremiten]kloster Grimma ausgetretenen Mönche berichtete Bf. [Adolf], dass einer der Mönche [Wolfgang von Zeschau] Spitalmeister geworden ist, weltliche Kleider trägt und einen jungen Mönch, der nur Diakon ist, bei sich hat. Dieser predigte an den Osterfeiertagen. Beide haben viele gewaltbereite Anhänger, die sie verteidigen, vor allem unter den Tuchmachergesellen. Der Stadtrat dagegen ist dem Bf. gegenüber gehorsam. Der Bf. befürchtet aber, wenn er Leute nach Grimma schickt, dass es ihnen übel ergeht und sie in unfruchtbare Disputationen verstrickt werden. Die hauptsächliche Ursache für die Verbreitung des Ungehorsams sieht der Bf. in der Leipziger Disputation [von 1519]. Martin [Luther] ist mit seinen Schriften und Handlungen inzwischen zu weit gegangen. [6] Aus diesen Gründen sah sich Bf. [Adolf] veranlasst, [Kf. Friedrich] als weltliche Obrigkeit um Unterstützung zu bitten, da er nicht wusste, wie er mit dem Anhang der Geistlichen umgehen soll. [7] Brück und Rudloff erwiderten daraufhin, dass sie von Bf. [Adolf] nun genauer unterrichtet worden sind. Wenn die Anschuldigungen, die der Bf. nur vom Hörensagen kennt, stimmen, werden [Kf. Friedrich] und [Hz. Johann] daran keinen Gefallen tragen. Brück und Rudloff entnahmen allerdings den Ausführungen, dass der Bf. aufgrund der Vorladung nach Magdeburg bisher persönlich noch nichts unternommen hat, was nach Ansicht von [Kf. Friedrich] und [Hz. Johann] jedoch nötig ist. Ohne Anhörung darf nichts gegen die Geistlichen unternommen werden. [Kf. Friedrich] und [Hz. Johann] können als weltliche Fsen. in geistlichen Angelegenheiten nicht urteilen. Daher soll der Bf. sein Amt ausüben und die Fsen. mit seiner Bitte verschonen. Wenn [Kf. Friedrich] und [Hz. Johann] handeln müssen, bleibt es bei ihrem vorherigen Angebot [vgl. Nr. 1505]. [8] Bf. [Adolf] gab daraufhin zu bedenken, dass er befürchtet, dass die persönliche Verhandlung mit

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den beschuldigten Geistlichen ohne Ergebnis bleibt, da die Mönche angeben würden, exempt zu sein, und mit Verweis auf ihren Anhang betonen, dass der Bf. keine Gewalt über sie hat. Er sei befugt, in geistlichen Sachen die weltliche Obrigkeit amtshalber zu ersuchen, bitte jedoch lediglich um ein weiteres öffentliches Ausschreiben von [Kf. Friedrich] und [Hz. Johann]. In diesem soll nun auch enthalten sein, dass bis zu einem Konzil keine Neuerungen eingeführt werden dürfen, was in dem bisherigen Ausschreiben fehlte. [9] Brück und Rudloff entgegneten, da Bf. [Adolf] die Umstände nur vom Hörensagen kennt, soll er [Kf. Friedrich] und [Hz. Johann] mit seiner Bitte verschonen. Sie erinnerten daran, dass [Kf. Friedrich] und [Hz. Johann] die Pfarrer anwiesen, dem Bf. gehorsam zu sein, und ihnen mitteilten, dass sie keinen fsl. Schutz erwarten können. Zudem schickten sie Bf. [Adolf] ein öffentliches Ausschreiben, dass ihre Untertanen sich friedlich verhalten sollen. Auch boten [Kf. Friedrich] und [Hz. Johann] an zu handeln, wenn ihnen ungehorsame Adlige oder Nichtadlige angezeigt werden. Bisher wurde jedoch nur [Heinrich] von Lindenau benannt, der bereits ein Schreiben der ernestinischen Räte erhalten hat. Wenn die Mönche sich nicht der bfl. Jurisdiktion unterwerfen wollen, werden sie dies erst recht nicht bei den Fsen. als weltlichen Richtern tun. [Kf. Friedrich] und [Hz. Johann] haben keine Befugnisse im geistlichen Recht, und ein Geistlicher kann sich keinem weltlichen Richter unterwerfen. Daher gebührt es [Kf. Friedrich] und [Hz. Johann] auch nicht, in ihr Ausschreiben zu setzen, dass bis zu einem Konzil keine Neuerungen, die Geistlichkeit belangend, eingeführt werden dürfen. Dies steht dem Bf. zu, der auch einen entsprechenden Befehl vom Reichsregiment erhalten hat. [10] Brück und Rudloff setzten abschließend hinzu, dass [Kf. Friedrich] geäußert hat, wie er dazu käme, in seinem Alter noch ein Theologe zu werden und ein Bischofsamt auszuüben, wovon er doch nichts verstehe. [Kf. Friedrich] und [Hz. Johann] hätten nicht erwartet, dass Bf. [Adolf] eine solche Bitte an sie richtet.¹ LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. N 28a, fol. 32r–43v (Konzept, von der Hand Gregor Brücks, stark beschädigt mit Textverlust, die Reihenfolge wurde vor der Foliierung verheftet, richtig ist 33rv, 42rv, 40rv, 41rv, 43rv, 34rv, 32rv, 35rv, 36rv, 38rv, 39rv, 37rv). B LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. N 28a, fol. 50r–58v (Abschrift, Schluss fehlt). Neues Urkundenbuch zur Kirchen-Reformation, S. 87–90, Nr. 4 (Volltext, nach ÜberliefeEd. rung A). Bem. Zur Datierung vgl. Nr. 1591.

A

1596 Colditz, 1. Mai 1522 (Donnerstag nach Quasimodogeniti) Kf. Friedrich an Bf. [Johann VII.] von Meißen → 1593 [1] Kf. Friedrich erhielt die Antwort [Nr. 1593] Bf. [Johanns] von Meißen wegen dessen Reise in einige Städte des Kurfürstentums. [2] Kf. Friedrich denkt nicht, dass sein vorheriges Schreiben [Nr. 1576] an Bf. [Johann] so formuliert war, dass der Bf. daraus eine 1595 ¹ Die Antwort des Bf. darauf ist aufgrund der Beschädigungen im Konzept (Überlieferung A) verloren, auch die Abschrift (Überlieferung B) bietet diesen Teil nicht. Das Gespräch abschließend, betonten Brück und Rudloff, dass [Kf. Friedrich] der Meinung ist, dass der Bf. noch dieselbe bfl. Gewalt innehat wie zu Beginn seiner Amtszeit.

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unbegründete Verärgerung des Kf. entnehmen konnte. Der Kf. schrieb nur, was für ihn und Hz. Johann notwendig war. Wenn Bf. [Johann] den Kf. verschonen wollte, hätte er den Unterstützungsangeboten Kf. Friedrichs dessen Hoffnung entnehmen können, dass der Bf. keine Gründe haben wird, den Kf. über diese Angebote hinaus in der Angelegenheit zu belasten. Sofern der Bf. bei seinem Vorhaben allein die Ehre Gottes, die Stärkung des Glaubens und die Nächstenliebe auf angemessene Art und Weise gesucht hat und als christlicher Bf. sein Vertrauen in Gott setzt, zweifelt Kf. Friedrich nicht, dass Gott den Bf. mit seinem Beistand nicht verlässt. [3] Kf. Friedrich entnahm dem Brief Bf. [Johanns], dass dieser die Angelegenheit ihm und Hz. Johann zuschieben will, obwohl der Bf. sich vorher damit rühmte, dass er entsprechend seinem bfl. Amt zuständig ist. Der Kf. bittet daher, dass Bf. [Johann] ihn und Hz. Johann in der Angelegenheit verschont aus Gründen, die er dem Bf. bereits anzeigte. Er soll seinen bfl. Pflichten persönlich nachkommen. Kf. Friedrich und Hz. Johann wollen ihrem erteilten Unterstützungsangebot nachkommen und, wenn nötig, auch darüber hinausgehen. A B Ed.

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. N 25, fol. 109r–110v (Abschrift). LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. N 25, fol. 111r–112r (Konzept). Pallas: Briefe und Akten, S. 308f., Nr. 38 (Volltext, zu dem bei Pallas edierten Zettel vgl. das Schreiben Kf. Friedrichs an Bf. [Johann VII.] von Meißen vom 13. April 1522).

1597 Colditz, 2. Mai 1522 (Freitag nach Quasimodogeniti) Kf. Friedrich an Hz. Johann [1] Kf. Friedrich schickt Hz. Johann eine Abschrift des Schreibens [Nr. 1593] Bf. [Johanns VII.] von Meißen, das er gestern erhielt. [2] Kf. Friedrich weiß, dass er und Hz. Johann beschlossen haben [vgl. Nr. 1583], auf ein nochmaliges Schreiben des Bf. nicht schriftlich zu antworten, sondern eine Gesandtschaft zu schicken. Kf. Friedrich entnahm jedoch dem Schreiben Bf. [Johanns], dass dieser die Angelegenheit von sich wegschieben und Kf. Friedrich und Hz. Johann aufbürden will. Zudem bat der Bf. um eine schriftliche Antwort. Da Kf. Friedrich so schnell keine Gesandtschaft zusammenstellen konnte und Probleme aufgrund des Verzugs befürchtete, erteilte er dem Bf. eilig die beiliegende Antwort [Nr. 1596]. Auch wenn diese etwas unpassend formuliert ist, geschah dies in bester Absicht. Kf. Friedrich bittet daher Hz. Johann, nicht verärgert zu sein, sondern die oben genannten Gründe anzuerkennen. [3] Zettel: Der Bote Hans überbrachte einen Brief Hz. Georgs von Sachsen wegen des Schickens nach Leipzig, den Kf. Friedrich öffnete und beiliegend zuschickt. A B Ed.

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. N 25, fol. 113r–115v, Zettel: 114r (Ausfertigung). LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. N 25, fol. 116rv (Konzept, ohne Zettel). Pallas: Briefe und Akten, S. 309f., Nr. 39 (Volltext).

Nr. 1598

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1598 [Altenburg], 2. Mai 1522 (Freitag nach Walpurgis) Günther von Bünau, Jan von Wernsdorf und Michael von der Straßen an Kf. Friedrich [1] Günther von Bünau, Jan von Wernsdorf und Michael von der Straßen berichten Kf. Friedrich, dass sie auf seinen Befehl hin den Propst des Marienstifts zu Altenburg [Benedikt Bischoff] und den Rat der Stadt Altenburg vorgeladen¹ und entsprechend dem kfl. Befehl die Auseinandersetzung folgendermaßen geschlichtet haben: [2] Über die unbezahlten hinterlegten Zinsen sowie die St. Paulsmesse wurde ein Schiedsspruch² gefällt, der Kf. Friedrich in Abschrift zugeschickt wird. [3] Wegen der Predigerstelle berief sich der Propst auf die Urkunde,³ laut der das Stift den Prediger ohne Mitwirkung des Rats bestellt. Er übergab eine Abschrift dieser Urkunde. Der Rat stimmte jedoch nicht zu, da nach den von ihm vorgelegten Beschwerdeartikeln,⁴ die leicht vermehrt werden könnten, sowie der Meinung der Stadtbewohner vom Propst und seinen Mitbrüdern keine evangelische Predigt erwartet werden kann. Außerdem verwies der Rat auf die in der Urkunde geforderte Tauglichkeit des Predigers, die durch unparteiische, vom Kf. bestellte Geistliche geprüft werden soll. Wenn dabei Mängel bemerkt werden, soll es dem Rat erlaubt sein, einen Prediger nicht um des eigenen Nutzens, sondern um der christlichen Liebe willen zu bestellen. Die Ratsherren bitten um diese Möglichkeit, weil so die von der Kanzel vorgetragenen Schmähungen, Lästerungen und unchristlichen Worte beendet werden sowie der dadurch erregte Unwille in der Gemeinde aufhört. Der Rat will sich einem Urteil kfl. Verordneter über seine Beschwerdeartikel beugen. Die Altenburger werden zu Unrecht bezichtigt, dass sie aufgrund der Predigten des Propstes oder seiner Prediger Kirchen und Altäre zerstören, Messen verhindern und den Besitz der Geistlichen plündern. [4] Der Propst antwortete darauf, dass er fast 20 Jahre lang den Predigtstuhl innehatte und die gegen ihn vorgebrachten Vorwürfe nicht nachvollziehen kann. [5] Günther von Bünau, Jan von Wernsdorf und Michael von der Straßen erinnerten den Propst aufgrund des kfl. Befehls daran, dass ihm die Verköstigung, Besoldung und Behausung bleiben werden, auch wenn der Rat zu Altenburg einen neuen Prediger bestellt. Wenn der Prediger Widerwillen erweckt, gegen den Glauben und die christliche Liebe predigt und Streit daraus entsteht, werden Amtmann und Stadtrat mit ihm verhandeln, damit er dies unterlässt. [6] Dem konnte der Propst nicht zustimmen, sondern er bestand auf dem bisherigen verbrieften Recht. Er schlug zwei Mitbrüder für das Predigtamt vor, die in Wittenberg waren, aber nur wenig studiert 1598 ¹ Amtsverweser Jan von Wernsdorf lud den Stadtrat am 10. April 1522 für den 29. April zu sich in das Geleitshaus (StadtA Altenburg, Ratsarchiv, XII.d.Nr. II, fol. 20rv, ediert in: Löbe: Mittheilungen, S. 38f., Nr. III). ² Der Schied zwischen dem Rat zu Altenburg und dem Marienstift ist überliefert in: StadtA Altenburg, Ratsarchiv, Urkunde Nr. 220. Der Rat zu Altenburg hatte sich am 6. April 1522 bei Kf. Friedrich beschwert, weil die Messen nicht stiftungsgemäß gehalten wurden (StadtA Altenburg, Ratsarchiv, XII.d.Nr. I, fol. 37rv). ³ Gemeint ist entweder die Stiftungsurkunde aus dem Jahr 1465 oder eine Abschrift der kfl. Schlichtung aus dem Jahr 1490 (vgl. WA.Br 2, S. 504). ⁴ Man hatte eine Reihe von Artikeln gegen Propst Benedikt Bischoff aus seinen Predigten zusammengestellt, die seine antireformatorische Predigtweise belegen (StadtA Altenburg, Ratsarchiv, XII.d.Nr. II, fol. 6r–7v, ediert in: Löbe: Mittheilungen, S. 39–41, Nr. IV).

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2. Mai 1522

Nr. 1598

haben. Diese sollten entsprechend der Urkunde geprüft werden. Als Alternative wäre der Propst einverstanden, dass Bf. [Philipp] von Naumburg einen tauglichen Prediger bestellt. [7] Der Rat meinte, er könne es nur schwer ertragen, dass der Propst die vorgebrachten Erklärungen verdreht. Die Ratsherren wollten nicht, dass jemand über die kfl. Entscheidung hinsichtlich der Predigten des Propstes urteilt. So kann keine Einigkeit in der Gemeinde erzielt werden, da der Propst die freie Verkündigung des Wortes Gottes verhindern möchte. Er erscheint ihnen wie ein falscher Prophet, der im Evangelium [Mt 24,11 und 24] angekündigt wird. Ein abhängiger Prediger kann nicht frei und ohne Scheu die göttliche Wahrheit verkündigen oder Kritik gegen Mönche und Pfaffen üben. Die Ratsherren meinten, dass der Propst aus Geiz so handelt. Sie kennen Magister Köhler, den der Propst vorschlägt, da sie ihn oft gehört haben. Dieser sucht ausschließlich den Nutzen seines Ordens, was alle von dem Propst vorgeschlagenen Prediger tun würden. Die Ratsherren baten nochmals um einen eigenen Prediger, den sie selbst versorgen wollen. Sie wollen die göttliche Wahrheit hören und entlasten dadurch den Propst. [8] Der Propst entgegnete, dass die Altenburger dem Kf. den bisherigen Schiedsspruch vorenthalten, auf dessen Grundlage eine friedliche Lösung möglich ist. [9] Der Rat gab letztlich an, dass er eine Entscheidung durch Kf. Friedrich oder dessen Verordnete aufgrund der beigelegten Beschwerdeartikel akzeptiert. [10] Günther von Bünau, Jan von Wernsdorf und Michael von der Straßen schlugen dem Propst nochmals vor, eine Besetzung der Predigerstelle bis zum 29. September durch den Rat probeweise zu gestatten. Sollte es zu Problemen kommen, könnten wieder Änderungen vorgenommen werden. Auf Anraten seiner Beistände, der Zeitzer Kanoniker [Nikolaus] Tilemann und Caspar Tham sowie des Kämmerers Breitenbach, wollte der Propst diesen Kompromiss nicht annehmen. Stattdessen schlug er wiederum vor, einen seiner Magister nach Prüfung durch die prelaten bis zum 29. September predigen zu lassen. Wenn dieser ebenfalls untauglich wäre, könnte nach erneuter Prüfung ein weltgeistlicher Prediger bestellt werden. Erst wenn auch dieser untauglich ist, ist der Propst bereit, dass der Rat einen Prediger benennt. Wenn dieser durch die prelaten anerkannt wird, will er ihn annehmen. [11] Der Rat bestand auf seinem Vorhaben und bat darum, dass Kf. Friedrich ihm und der Gemeinde als seinen Untertanen das freie Wort Gottes gönnt. Günther von Bünau, Jan von Wernsdorf und Michael von der Straßen sind der Meinung, dass Kf. Friedrich einen Geistlichen zur Entscheidung verordnen soll, um das Begehren der Gemeinde zu befriedigen. Dieser könnte auch einen vom Propst vorgeschlagenen Prediger prüfen und tadeln. Damit würde der Wunsch des Propstes erfüllt, das Verfahren aufgrund seiner bestehenden Rechte durchzuführen. Wenn dann ein ordentlich ins Amt gekommener Prediger die evangelische Wahrheit verkündet, könnte die Gemeinde befriedigt und der Propst der Angelegenheit überdrüssig werden, so dass er dem Rat die Bestellung der Predigerstelle überlässt. A Ed.

StadtA Altenburg, Ratsarchiv, XII.d.Nr.II, fol. 16r–19v (Abschrift). Löbe: Mittheilungen, S. 44–48, Nr. VIII (Volltext).

Nr. 1599

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1599 Herzberg, 2. Mai 1522 (Freitag nach Sankt Walpurgis) Hans Wildenritt an Kf. Friedrich [1] Hans Wildenritt, Geleitsmann zu Herzberg, informiert Kf. Friedrich über das, was ihm der Bgm. von Herzberg Donat Dahme berichtete. Dahme hatte in Erfahrung gebracht, dass sich einige der Väter des Augustinereremitenklosters Herzberg im Geheimen ohne Wissen der anderen Väter beraten haben, namentlich Johann Rübe und Dionysius Bernhard. [2] Wildenritt befürchtet, dass sie mit ihren Kleinodien auf dem Leipziger Markt oder anderswo etwas vorhaben. Sie haben eine Monstranz, ein silbernes Kreuz, zwei silberne Bilder und andere Kleinodien wie Kaseln, Kelche und Pyxis, die zum größten Teil aus dem Kurfürstentum Sachsen stammen. → 1605 A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Kk 681, fol. 2rv (Ausfertigung).

1600 Der [Rat zu Altenburg] an Kf. [Friedrich]

[zwischen 2. und 4. Mai 1522]

[1] Der [Rat der Stadt Altenburg] informiert Kf. [Friedrich] über den Abschied, den die kfl. Räte [Günther von Bünau, Jan von Wernsdorf und Michael von der Straßen] nach ihrem Schlichtungsversuch im Streit mit dem Propst des Marienstifts zu Altenburg [Benedikt Bischoff] erteilt haben. [2] Die kfl. Räte wollen Kf. [Friedrich] die Klagen und Beschwerdeartikel gegen den Propst und seine Predigten übermitteln. Die Artikel sollen durch unparteiische Prälaten geprüft werden, wie es einer Urkunde entspricht, die zwischen dem Stadtrat und dem Marienstift wegen der Predigerstelle errichtet wurde. In der Zwischenzeit soll der Rat zu Altenburg den Propst in seinem Predigen nicht behindern. [3] Weil der Propst und die zu ihm gehörenden Geistlichen das Evangelium nicht nur nicht predigen, sondern es auch unterdrücken und verfolgen, sieht sich der Rat zu Altenburg wegen der Seligkeit der Stadt zum Handeln gezwungen. Er muss als städtische Obrigkeit und aus brüderlicher Liebe handeln. Die Ratsherren erinnern daran, dass sie als arme Christenleute in dieser Sache nicht geizig sind oder an ihren leiblichen Vorteil denken wie der Propst, sondern sie suchen der seelen heyl für ihre Nächsten durch einen christlichen evangelischen prediger. Das Wort Gottes darf durch niemanden behindert werden. Deshalb bitten die Ratsherren Kf. [Friedrich] um Unterstützung, damit in dieser Sache rasch eine Veränderung herbeigeführt und die Predigerstelle mit einem evangelischen Prediger besetzt wird. So werden sie von den falschen Predigern, die wie Wölfe in Schafspelzen¹ zu ihnen kommen, erlöst und erhalten das Wort Gottes. [4] Zettel: Heute kam durch Vermittlung Martin [Luthers]² ein Magister mit Namen 1600 ¹ Die Formulierung taucht auch in den Ratschlägen auf, die Martin Luther dem Rat zu Altenburg am 28. April 1522 erteilte (WA.Br 2, S. 506–509). ² Der Rat zu Altenburg hatte Mitte April 1522 Martin Luther um die Vermittlung eines Predigers gebeten, der bereits am 1. Mai seinen Dienst antreten kann (WA.Br 2, S. 502f., Nr. 476). Daraufhin hatte Luther am 17. April Gabriel Zwilling empfohlen (WA.Br 2, S. 504f., Nr. 477).

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Nr. 1601

Gabriel [Zwilling] nach Altenburg, den die Gemeinde nicht wieder gehen lassen will. Die Gemeinde möchte ihn auf ihre Kosten unterhalten. Er wird den Propst, der zu den üblichen Zeiten predigt, nicht behindern, da er am Nachmittag predigen kann. Der Rat zu Altenburg bittet Kf. [Friedrich], ihnen diesen Prediger zu lassen. Bitte um Antwort. A B Ed. Bem.

StadtA Altenburg, Ratsarchiv, XII.d.Nr.I, fol. 45r–47r (Konzept). StadtA Altenburg, Ratsarchiv, XII.d.Nr.II, fol. 8r–10r (Konzept). Löbe: Mittheilungen, S. 48–50, Nr. IX (Volltext, nach Überlieferung B). Das Schreiben entstand, nachdem Günther von Bünau, Jan von Wernsdorf und Michael von der Straßen am 2. Mai zwischen dem Rat zu Altenburg und dem Propst des Marienstifts zu Altenburg [Benedikt Bischoff] vermittelt hatten [vgl. Nr. 1598] und bevor Kf. Friedrich am 4. Mai den Amtsverweser Jan von Wernsdorf über den Zettel (siehe Punkt 4) informierte [Nr. 1604].

1601 Colditz, 3. Mai 1522 (Sonnabend nach Quasimodogeniti) Kf. Friedrich an Hans von Minckwitz [1] Kf. Friedrich erinnert Hans von Minckwitz an sein Anliegen [Nr. 1554 Punkt 7] in der Angelegenheit der Auseinandersetzung zwischen dem Amt Liebenwerda und dem Benediktinerinnenkloster Riesa wegen der Obergerichtsbarkeit in Nauwalde. Minckwitz schickte einen Brief [Nr. 1554 Anm. 10] der Äbtissin [Katharina von Honsberg] mit, der an Minckwitz gerichtet war. Darin stellte die Äbtissin die Angelegenheit unter Bezugnahme auf ihre vermeintlichen Rechte in das Ermessen des Kf. [2] Kf. Friedrich möchte nicht, dass dem Kloster etwas entzogen wird, das ihm rechtmäßig zusteht. Minckwitz kennt jedoch die falschen und betrügerischen Aussagen in dem Brief, mit dem sich das Kloster zu seinem Vorteil die Obergerichtsbarkeit anmaßt, obwohl diese schon immer durch das Amt Liebenwerda ausgeübt worden ist. [3] Kf. Friedrich befiehlt daher, dass Minckwitz, wie bisher und wie ihm vom Kf. befohlen wurde, die Obergerichtsbarkeit im Amt Liebenwerda ausübt. Auch den jüngsten Fall in Nauwalde soll er zum Abschluss bringen. Um künftig Irrtümer zu vermeiden, soll diese Entscheidung im Erbbuch des Amtes verzeichnet werden. A B

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. B 1702, fol. 54r–55v (Ausfertigung). LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. B 1702, fol. 53rv (Konzept, datiert auf den 25. April 1522).

1602 [Borna], 3. Mai 1522 (am Tag Inventionis Sancte Crucis) Michael von der Straßen an Kf. Friedrich [1] Michael von der Straßen teilt Kf. Friedrich mit, dass Martin Luther heute in weltlichen Kleidern aus Zwickau in Borna angekommen ist, nachdem er noch bei Dunkelheit

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aufgebrochen war. [2] In [Zwickau] hat er viermal gepredigt, wobei weder in der Marienkirche noch im Schlosshof genügend Platz für die vielen Zuhörer war.¹ Luther predigte auch aus einem Fenster im Rathaus, und das Volk stand unten auf dem Markt. Es sollen insgesamt über 25000 Menschen zugehört haben, von denen einige sogar aus Schneeberg und Annaberg sowie aus weiteren Städten und Dörfern kamen. [3] Am Sonntag (4. Mai) will Luther über Eilenburg nach Torgau und Wittenberg weiterreisen. Michael von der Straßen will ihn bis Eilenburg begleiten und dann nach Leipzig weiterreiten, wie es Kf. Friedrich angeordnet hat. [4] Am 2. Mai wurde Luther abends in Zwickau auf das Rathaus zu einem Essen eingeladen. Es wurde viel Aufwand betrieben, was Luther nicht gefiel. A Ed.

FB Gotha, Chart. A 337, fol. 49r–50v (Ausfertigung, zu eigenen Händen, stark beschädigt mit Textverlust). Cyprian: Nützliche Urkunden 2, S. 264–266 (Volltext).

1603 3. Mai 1522 (Sonnabend Inventionis Sancte Crucis) Wolf von Weißenbach: Bericht [1] Am 3. Mai ist Wolf von Weißenbach von Buchholz nach Schlettau geritten und hat dort den Bgm. und Rat der Stadt Schlettau vor sich geladen. Weißenbach zeigte Bgm. und Rat an, dass, nachdem sich der Stadtrat mit einer langen Beschwerdeschrift an Kf. [Friedrich] und Hz. Johann gewandt hatte, er einen schriftlichen Befehl des Kf. und Hz. erhielt, die Angelegenheiten zu prüfen. Der Stadtrat hatte sich über den Pfarrer zu Schlettau [Johann Küttner] beschwert sowie über Hans Mayer, einen Feind des Abts [Gregor Küttner des Zisterzienserklosters] Grünhain. Weißenbach forderte Bgm. und Rat auf, ihm Näheres zu berichten und ihre Meinung zur Klärung der Angelegenheiten zu unterbreiten. [2] Bgm. und Rat erwiderten, dass Weißenbach sicher aus ihrer Schrift entnommen hat, wie der Pfarrer sie und den gesamten Pfarrbezirk (kirchspil) beschwert. Wegen des Pfarrers hatten sie viel Mühe und Kosten, da sie acht Mal in Prag beim Administrator [des Erzbistums Prag Johann Žak] waren. Daher bitten sie Weißenbach um Rat, was sie in der Sache tun sollen. Auch in der Angelegenheit des Hans Mayer wissen sie nicht, wie sie sich verhalten sollen. Dieser Feind des Abts erhielt einige Erbanteile, erhob aber weitere Forderungen und sagte ihnen die Fehde an. Die Scheune eines Bürgers brannte bereits ab. [3] Weißenbach antwortete, dass er anschließend zum Abt nach Grünhain reitet und mit ihm bespricht, den Pfarrer von seinem unangemessenen Verhalten abzubringen. Auch wegen Hans Mayer will er mit dem Abt reden. In der Zwischenzeit sollen Bgm. und Rat heimlich in Erfahrung bringen, wo und bei wem sich Mayer aufhält. [4] Weißenbach erklärte Bgm. und Rat die Folgen des neuen, den Fürsten gehörenden Bergwerks auf den Gütern des Abts zu Grünhain und der Stadt Schlettau, der nötigen Unterhaltung des Bergwerks 1602 ¹ Luther predigte am 30. April 1522 zweimal in der Marienkirche, am 1. Mai aus dem Fenster des Rathauses und am 2. Mai auf dem Schlosshof. Die Predigten sind überliefert (vgl. WA 10/III, S. XCIV–IC und S. 103–112, Nr. 19–22). In Borna predigte er am 3. und 4. Mai (vgl. WA 10/III, S. 113–124, Nr. 23f.).

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und der erhofften Errichtung einer neuen Stadt. Für den Verlust an Wald, Äckern und Wiesen sollen sie einen Güterausgleich erhalten. [5] Bgm. und Rat verwiesen darauf, dass der Ort ungeeignet für eine Stadt ist. [6] Weißenbach erwiderte, dass Bgm. und Rat erfahren haben, welchen fsl. Befehl er hat, und dass er nun den Ort besichtigen wird. Der Stadtrat kann gern jemanden mitschicken. [7] Ergebnis der Ortsbesichtigung am Scheibenberg. [8] Im Kloster Grünhain verhandelte Wolf von Weißenbach mit dem Abt. Zunächst erklärte Weißenbach die Situation des Bergwerks auf dem Grund und Boden des Klosters am Scheibenberg und der neuen Stadt. Obwohl Kf. [Friedrich] und Hz. Johann entsprechend ihren Regalien auch ohne Beteiligung des Abts agieren dürften, wollten sie nicht unterlassen, ihn vorher zu informieren, da sie ihm zugeneigt sind. Kf. [Friedrich] und Hz. Johann sind zuversichtlich, dass der Abt ihnen zu Gefallen das Bergwerk fördert und nicht behindert. Dafür wollen sie sich erkenntlich zeigen. [9] Weißenbach trug dem Abt die Beschwerden wegen des Pfarrers zu Schlettau und wegen des Feindes Hans Mayer sowie die Meinungen Kf. [Friedrichs] und Hz. Johanns zu diesen beiden Angelegenheiten vor. [10] Der Abt antwortete, dass er vor einiger Zeit gern vom Bergwerk am Scheibenberg gehört hat, meint aber, dass mit Blick auf die Wassersituation das Schürfen nicht übereilt werden darf. Was die Zuwendung von Wäldern, Holz und Wiesen für die zukünftige Stadt betrifft, kann der Abt nicht allein entscheiden, sondern muss den Konvent des Klosters befragen. Dieser wird sich aber sicher gehorsam zeigen. [11] Im Streitfall zwischen dem Pfarrer und den Einwohnern zu Schlettau konnte der Abt in nichts einwilligen, da der Pfarrer nicht zu Hause war und der Abt auch nicht wusste, wo er sich aufhielt. Sobald der Pfarrer aber wiederkommt, will der Abt ihm den fsl. Befehl bekannt machen. Wenn der Pfarrer in den durch Weißenbach vorgetragenen Vorschlag einwilligt, will der Abt dies Weißenbach nach Zwickau schreiben. In der Angelegenheit des Feindes Hans Mayer wollte der Abt dem Vorschlag Weißenbachs folgen, Gegenmaßnahmen überlegen und heimlich Erkundigungen einziehen. Allerdings gibt es einige Leute, die gegen das Kloster und dessen Untertanen aufgehetzt sind und auch Gewalt anwenden. A

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LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. T 88, fol. 26r–30v, ediert wird fol. 29rv (Reinschrift).

[9] Fernner were an unnser gnedigist unnd gnedig herrn gelanngt, als solt sich der pfarrer zur Schletta gegen den burgern unnd einwonern daselbs, auch denen, so zum kirchspil gehortten, mit verrichtung der pfarlichen recht unschickerlich halten unnd sich unndtersteen, die leuth mit ungewonlichem begrebnus, vigilien, selmessen, opffern unnd annderm seins gefallenns zudringen, welchs von zeitten nit also herkomen, unnd wu die leuth in solchem seins gefallens nit lebten, neme er sie mit geistlichem gerichtszwang fur. Zu dem, so solt er der abt unnd das closter, auch die von der Schletta einen veind, Hanns Mayr genannt, uberkomen haben, welcher neulich einem burger daselbs ein scheun abgebrannt unnd sie bedrauhet haben soll, inen noch mer schadens zuthun, welchs unnser gnedigist unnd gnedig herrn nit gern gehort. Wiewol es nu nit wenigers were, die burger unnd einwoner zur Schleta, auch die jhenigen, so zum kirchspil daselbs gehortten, weren sein unnd seins closters unndterthanen unnd vorwanthen, er wust aber, das

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unnser gnedigist unnd gnedig herrn auff demselben, auch anndern des closters unndterthanen und verwanndten, in irer churf. unnd furstlich gnaden furstenthum gelegen, die oberkeit hetten. Darumb wolt iren churf. unnd f. g. als oberherrn geburn, in solchem billichs einsehen zuhaben. Wu es nu umb die sachen wie berurt gelegen, so wolt er Wolff von Weissenbach gern, wie er dann des auch bevelh hette, neben ime dem abt zwischen dem pfarrer unnd den leuthen zur Schletta hanndeln unnd weg furnemen helffen, damit die sach entschigkt unnd beygethan wurd. Aber von wegen sein unnd der von Schletta veind solt er ime selbs unnd seinen unndterthanen zu gut auff weg helffen trachten, damit schaden unnd nachteil verhut blieb, auch sovil moglich verkomen wurd, dann solt durch denselben etwas fernners dann bereit bescheen furgenomen oder gethan werden, hette er zu achten, das es villeicht schwerer und untreglicher furfallen mocht. Darumb were ime wol zu thun, das er heymliche kuntschafft bestelte, wu unnd unndter wem sich derselb veynd enthielte. Alsdann were den sachen wol weytter mass zu finden, ob villeicht derselb konth einbracht oder was sunst in der sach gethan solt werden.

1604 Colditz, 4. Mai 1522 (Sonntag Misericordias domini) Kf. Friedrich an Jan von Wernsdorf [1] Kf. Friedrich unterrichtet Jan von Wernsdorf, dass sich der Rat zu Altenburg unter anderem mit beiliegendem Zettel [Nr. 1600 Punkt 4] an ihn wandte. [2] Kf. Friedrich gönnt der Stadt Altenburg einen guten Prediger. Der Rat zeigt aber an, dass ihm Gabriel [Zwilling] von Martin [Luther] empfohlen worden sein soll, obwohl [Luther] nie das Vorgehen [Zwillings] billigte, der in Eilenburg und in anderen Orten durch seine Predigten und Vorhaben Irrtümer und Unwillen eingeführt und erregt hat. [3] Deshalb soll Wernsdorf zwei Ratsherren aus Altenburg vorladen, um ihnen die Meinung Kf. Friedrichs mitzuteilen. Sie sollen [Zwilling] außer Betracht lassen. Wenn der Fall zwischen ihnen und dem Propst [des Marienstifts zu Altenburg Benedikt Bischoff] beigelegt wurde, will Kf. Friedrich ihren Wunsch nach einem geeigneten und gelehrten Prediger unterstützen. A B Ed.

StadtA Altenburg, Ratsarchiv, XII.d.Nr.II, fol. 14rv (Abschrift). StadtA Altenburg, Ratsarchiv, XII.d.Nr.I, fol. 47r (Abschrift). WA.Br 2, S. 518 (Volltext, nach Löbe, übernimmt die dort angegebene fehlerhafte Datierung); Löbe: Mittheilungen, S. 51, Nr. XI (Volltext, mit fehlerhafter Datierung auf den 5. Mai).

1605 Colditz, 4. Mai 1522 (Sonntag Misericordias domini) Kf. Friedrich an Hans Wildenritt → 1599 [1] Kf. Friedrich erhielt das Schreiben [Nr. 1599] des Hans Wildenritt, Geleitsmann zu Herzberg, wegen der Mönche des Augustinereremitenklosters Herzberg.

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[2] Kf. Friedrich erfuhr, dass vor einiger Zeit die Mönche einwilligten, alle Dinge inventarisieren zu lassen. Daher dachte er, dass dies erfolgt sei. Wenn dies nicht der Fall ist, befiehlt Kf. Friedrich dem Geleitsmann, dass die Inventarisierung jetzt in dessen Gegenwart zu geschehen hat. [3] Kf. Friedrich beauftragt Wildenritt zudem, ihm mitzuteilen, ob die Mönche sonst etwas verbergen, woraus ein Problem entstehen kann. Das kfl. Schreiben soll Wildenritt nicht weitergeben, sondern geheim halten. A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Kk 681, fol. 3rv (Konzept).

1606 Grimma, 4. Mai 1522 (Sonntag Misericordias domini) Prior und Konvent des Augustinereremitenklosters Grimma an Kf. Friedrich [1] Prior und Konvent des Augustinereremitenklosters Grimma erhielten das Schreiben Kf. Friedrichs mit der beigelegten Klageschrift [Nr. 1594] des Christoph Rößler. [2] Prior und Konvent erklären, dass sie vor etwa 21 Jahren aufgrund von Geldnöten wegen geringer Almosen mit Bestätigung Kf. Friedrichs dem Bürger [zu Grimma] Hans Rößler das Gehölz und den Teich für 300 Gulden mit Recht auf Wiederkauf verkauften. Die vereinbarten jährlichen Zinsen in Höhe von 16 Gulden zahlten sie ihm zuverlässig. Als sie wieder über Geld verfügten, kauften sie Gehölz und Teich zurück. Dabei ist zu beachten, dass Hans Rößler das Haus des Hans Gleitzmann am Markt in Grimma kaufte und die Mönche bat, Gleitzmann 100 Gulden zu zahlen, was diese auch nachweislich taten. Bald darauf zahlten zwei Mönche, Prior Valentin Reich und Georg Nagel, Hans Rößler auf seine Bitten hin die restlichen 200 Gulden samt Zinsen aus. So schuldeten die Mönche Hans Rößler nichts mehr, der danach auch noch lange lebte und nichts mehr forderte. [3] Prior und Konvent bitten Kf. Friedrich daher, sie vor Unrecht zu schützen. Christoph Rößler soll angewiesen werden, sie in Ruhe zu lassen. Wenn er dies nicht befolgt, bitten sie um rechtlichen Schutz durch den Kf., für den sie beten. A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Kk 545, fol. 1r–2v (Ausfertigung).

1607 [Herzberg], [nach 4. Mai 1522] Prior und kleiner Konvent des Augustinereremitenklosters Herzberg an Kf. [Friedrich] Prior und Mönche des kleinen Konvents des Augustinereremitenklosters Herzberg schildern Kf. [Friedrich] ihre jetzige wirtschaftliche Lage. Sie bitten den Kf. um Unterstützung und um seine Erlaubnis, die Äcker oder Kleinodien teilen zu dürfen zugunsten ihres Unterhalts bei ihrem Weggang, sowie darum, dass der Kf. zum Schutz der Kleinodien diese und die Äcker zu sich nimmt. A LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Kk 681, fol. 5rv (Ausfertigung). Bem. Zur zeitlichen und sachlichen Einordnung vgl. Nr. 1605 und Nr. 1750.

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Durchlauchter hochgeborner churfursthe, aller gnedigster her und beschutzer, nach dem alz iczundt unser sache steth und wir gancz nichten erlangen noch erwerben konen und das wasser unß das meyste teyl im getreyde ersoffeth hat und wir unß nicht weyter behelfen konnen, ßo wir zcu hofe bleyben, und unßer weßen vortumelich seyn sal und legen alle und czeren alz im gast haue und wen wir nu alles vorczerth haben, mußen wir doch wandern, und wir wol personen vorhanden hetten, mit den wir eynen seligen stanth der ehe anheben mochten, szo wir auch in unßern henden ethwas hetten an czu legen, das wir unß mochten behelfen, dorumb bitten wir alle e. cf. g. demuttigklichen umb gnten. willen, euer gnade wolle ansehen unßern gutten willen, das wir unß und alles was wir haben, hauß und hoff e. cf. g. uber reycheth, bitten wir, e. cf. g. wollet unß besorgen mit wenig aber vill nach erkenthnis e. cf. g. ansehen, das wir großen fleyß gethan haben am gebaue und auch gemerth haben die clenodigen, bitten wir, e. cf. g. wolleth unß erloben, die eckere aber das cleynoth zcu teylen, das wir auch unßer enthaldunge mochten haben, szo wir außczogen, aber die clenoth und eckere zcu e. cf. g. nemen, dan wir wissen die clenoth nicht lenger zcu bewarn, man hath gereyth eyn mal wollen inbrechen und mochten alzo uberfallen werden und erinerth von boßen briffen, das den geschen, wer wolde nymanth gethan haben. Bitten e. cf. g. eyne gnedige anthworth adder, ßo es mogelich wer, unß selbist montlich czu horen und czu reden das closters gelegenheyth, domit spore goth der almechtige e. cf. g. lang leben und gesunde regirunge.

1608 Wittenberg, 5. Mai 1522 (Montag nach Misericordias domini) Gangolf [Pistoris] an Kf. Friedrich [1] Gangolf Becker [Pistoris], Unterkantor [am Allerheiligenstift] zu Wittenberg, erinnert Kf. Friedrich daran, dass er ihm vor einigen Jahren [1517] ein Lehn [des Marienaltars im Hospital] zum Heiligen Geist in Niemegk verliehen hat [vgl. Nr. 617 und Nr. 619]. Zum Lehn gehörte ein verfallenes Haus, dessen [Erträge] armen Leuten zustanden. Dieses sollte wiederaufgerichtet und in gutem baulichen Zustand erhalten werden. Da das Lehn nicht zur Finanzierung einer Person und des Baus ausreichte, befahl Kf. Friedrich, dass [Pistoris] den Pfarrer von Buchholz, Erasmus Conradi, gegen Entlohnung als Verweser des Lehns einsetzt und ihm die Bauaufgabe überträgt, was [Pistoris] befolgte. [2] Conradi brachte den Wiederaufbau des Hauses weit voran und hoffte auf dessen Abschluss in diesem Sommer. Nun starb er aber vor drei Tagen. [3] [Pistoris] bittet Kf. Friedrich, die Pfarrei und das Lehn nicht zu trennen zugunsten der nötigen Baumaßnahmen am Haus. [Pistoris] bietet in der Angelegenheit seine Unterstützung an. Er will für den Kf. beten und bittet um Antwort. A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Kk 1394, fol. 1rv (Ausfertigung).

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Nr. 1609

1609 5. Mai 1522 (Montag nach Misericordias domini) Hans und Sebastian von Kötteritzsch an Kf. Friedrich [1] Hans und Sebastian von Kötteritzsch erhielten das Schreiben Kf. Friedrichs vom 30. April, in dem sie aufgefordert wurden, sich zu einer mitgeschickten Klageschrift [Nr. 1590] des Kapitels des Marienstifts zu Wurzen wegen vorenthaltener Zinsen zu äußern. [2] Hans und Sebastian von Kötteritzsch weisen die Vorwürfe zurück. Die angeblich zinspflichtigen Dörfer Clennen und Doberquitz haben sie samt anderen Gütern nach dem Tod ihres Vaters [Nikel von Kötteritzsch] vor 15 Jahren geerbt, von Kf. Friedrich und [Hz. Johann] zu Lehen erhalten und seitdem ohne Einschränkungen genutzt. Sie sind nicht dem Kapitel zu Diensten verpflichtet, sondern allein Kf. Friedrich und [Hz. Johann]. A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Kk 1510, fol. 3rv (Ausfertigung).

1610 Wurzen, 6. Mai 1522 (Dienstag nach Misericordias domini) Kapitel des Marienstifts zu Wurzen an Kf. Friedrich [1] Das Kapitel des Marienstifts zu Wurzen erinnert Kf. Friedrich an seine Beschwerde [Nr. 1590] wegen der Brüder Sebastian und Hans von Kötteritzsch, auf die hin der Kf. bei diesen einen Bericht einholen wollte [vgl. Nr. 1609]. [2] Die Stiftsherren bitten darum, ihnen diesen Bericht zuzuschicken. Falls kein Bericht eingegangen ist, bitten sie um kfl. Rat oder um Kommissare zur Regelung der Angelegenheit. Im Gegenzug wollen die Stiftsherren für Kf. Friedrich beten. A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Kk 1510, fol. 4rv (Ausfertigung).

1611 Wittenberg, 8. Mai 1522 (Donnerstag nach Johannis porta latina) Martin Luther an Kf. Friedrich [1] Martin Luther berichtet Kf. Friedrich, dass ihn der Rat der Stadt Altenburg um einen guten Prediger gebeten hat.¹ Nach Absprache mit [Philipp Melanchthon] empfahl er Gabriel [Zwilling]. [2] [Zwilling] ist in Altenburg beliebt, wird aber von den Mitgliedern des Marienstifts zu Altenburg, die für die Predigerstelle zuständig sind, nicht anerkannt. Luther riet bereits, dass die Stiftsherren dazu keine Macht haben, sondern Gott nach 2 Kor [10,8]², 1 Kor [3,10]³ und Apg 5[,29] die Vollmacht hat.⁴ Demnach haben der Rat 1611 ¹ ² ³ ⁴

WA.Br 2, S. 502f., Nr. 476. Luther gibt die Bibelstelle fehlerhaft mit „2. Cor. XI“ an. Luther gibt die Bibelstelle fehlerhaft mit „1 Cor. 13“ an. Vgl. den Ratschlag Luthers für den Rat zu Altenburg im Vorfeld der Verhandlungen mit dem Propst des Marienstifts zu Altenburg [Benedikt Bischoff] am 29. April 1522 (WA.Br 2, S. 506–509).

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zu Altenburg und auch Kf. Friedrich den Auftrag, falsche Prediger abzuwehren, so dass ein richtiger Prediger eingesetzt werden kann. Dagegen helfen keine Urkunden, Bräuche oder Rechte, es sei denn, sie werden mit Gewalt durchgesetzt. Luther bestärkte den Rat zu Altenburg, dass er Macht und Recht hat, wahre und falsche Lehre zu beurteilen. Die Rechte der Stiftsherren sind damit beendet, weil sie gegen das Evangelium eingestellt sind. Der Rat zu Altenburg soll von seinem Vorhaben nicht abgehen, außer wenn Gewalt ihn davon abbringt. [3] Luther hat gehört, dass Kf. Friedrich kritisierte, dass Luther [Zwilling] zuerst getadelt hat und gegen sein Vorgehen war [vgl. Nr. 1604]. Das ist wahr. Doch inzwischen hat sich [Zwilling] gebessert und seine Fehler erkannt, so dass er als Prediger geeignet ist. Vor den Wittenberger Kollegen wurde [Zwilling] durch Luther auferlegt, keine Neuerungen einzuführen, sondern den Glauben und die Liebe zu fördern. Er soll das Evangelium verkündigen und dann Gott wirken lassen. [Zwilling] sagte zu, es so zu halten. [4] Dass [Zwilling] ein Mönch gewesen ist, weiß Kf. Friedrich. Das ist nicht ärgerlich. [5] Luther bittet Kf. Friedrich, den armen Leuten in Altenburg zu helfen, ihren Wunsch umzusetzen, oder sie wenigstens dabei nicht zu behindern. Vielleicht will Gott dadurch etwas wirken. Kf. Friedrich kann das Recht der Stiftsherren, evangelische Prediger zu verhindern, nicht mit gutem Gewissen schützen. Als christlicher Fürst muss er raten und helfen, vielleicht sogar die Wölfe abwehren. Gebetswunsch für Kf. Friedrich. Luther bittet Kf. Friedrich, das Schreiben gnädig aufzunehmen. A Ed.

LASA Dessau, Z 8, Nr. 148, fol. 1rv (Ausfertigung, eigh.). WA.Br 2, S. 519–522, Nr. 485 (Volltext).

1612 Leipzig, 8. Mai 1522 (Donnerstag nach Misericordias domini) Hz. Georg von Sachsen an Kf. Friedrich [1] Hz. Georg von Sachsen übersendet Kf. Friedrich ein Schreiben Johanns von Kanitz, Propst des Petersstifts auf dem Lauterberg.¹ [2] Hz. Georg weiß, dass die darin geschilderten Taten gegen die Geistlichen Kf. Friedrich nicht gefallen, und bittet ihn darum, denen von Eilenburg zu befehlen, den Propst, den Pfarrer, den Prediger und die anderen Geistlichen bei der Ausübung ihrer Rechte und Amtspflichten nicht zu behindern. 1612 ¹ Johann von Kanitz hatte am 7. Mai 1522 an Hz. Georg von Sachsen geschrieben und berichtet, dass sein Pfarrer [Heinrich Kranach] zu Eilenburg vom Bgm. und anderen Ratsherren aufgesucht und aufgefordert wurde, einen Prediger [Andreas Kauxdorf] anzustellen, welcher der neuen Lehre anhängt. Dies habe der Pfarrer unter Verweis auf die nicht gestattete neue Form der Messe, die unordentliche Behandlung des Sakraments und die dagegen ausgegangenen Mandate Ks. [Karls V.] und anderer Fürsten verweigert. Bgm. und Ratsherren bestanden aber auf ihrer Forderung und drohten mit Gewalt, weshalb der Pfarrer und Johann von Kanitz besorgt sind. Der Propst bat Hz. Georg daher, sich an Kf. Friedrich zu wenden, damit dieser die Eilenburger von ihrem Vorgehen abbringt (LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Kk 1112, fol. 1rv, Ausfertigung, LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. G 300, fol. 53v–54v, Abschrift, ediert in: Unschuldige Nachrichten 1715, S. 960–962, Nr. XI, Volltext, Jeremias: Eilenburgische Chronica, S. 223–225, Nr. A, Volltext).

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8. Mai 1522

Nr. 1613

[3] Hz. Georg ist sicher, dass der Pfarrer durch seine Predigten der Gemeinde keinen Grund zu Beschwerden geben wird. → 1617 A B C Ed.

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Kk 1112, fol. 2rv (Ausfertigung). SächsHStA Dresden, 10004 Kopiale, 135, fol. 106r (Konzept). LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. G 300, fol. 53rv (Abschrift). ABKG 1, S. 324, Nr. 341 (Teiledition, nach Überlieferung B); Jeremias: Eilenburgische Chronica, S. 225f., Nr. B (Volltext).

1613 Leipzig, 8. Mai 1522 (Donnerstag nach Misericordias domini) Hz. Georg von Sachsen an Hz. Johann [1] Hz. Georg von Sachsen schickt Hz. Johann beiliegend ein Beschwerdeschreiben¹ des Nikolaus von Uttenrode, Landkomtur der Deutschordensballei Thüringen, wegen einiger Rechtsverletzungen durch den Schosser zu Roßla. [2] Sicher hätte sich Hz. Johann auch an Hz. Georg zur gemeinsamen Prüfung und Klärung gewandt, wenn der Landkomtur im Amt Roßla Probleme gehabt hätte. Hz. Georg bittet Hz. Johann darum, den Schosser anzuweisen, von seinem Vorhaben abzulassen und den Gefangenen ohne Gegenleistung freizulassen. [3] Wenn Hz. Johann eine Besichtigung des umstrittenen Gebietes durch seine und Hz. Georgs Räte für nötig hält, würden damit Hans von Werthern und Volkmar Koller durch Hz. Georg beauftragt.² A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. A 227, fol. 51rv (Ausfertigung, beschädigt mit Textverlust).

1613 ¹ Am 6. Mai 1522 hatte sich Nikolaus von Uttenrode mit seiner Klage an Hz. Georg von Sachsen gewandt. Er berichtete, dass er seit längerer Zeit Streit führt mit dem Schosser zu Roßla und denen von Pfiffelbach wegen Holz und Gerichtsrechten im Bereich der dem Deutschen Orden gehörenden Waldstücke zu Liebstedt, die sich im Fürstentum Hz. Georgs befinden. Die Verhandlungen in der Sache durch Räte Hz. Georgs sowie durch Räte Hz. Johanns führten noch nicht zur Beilegung des Streits. Nun kam es zu Übergriffen von der gegnerischen Partei, die meint, dass die Gerichtszuständigkeit bei Hz. Johann liegt. Ein Diener des Ordens wurde gefangen genommen, vom Schosser nach Roßla geführt und dort inhaftiert. Daraufhin wandte sich Nikolaus von Uttenrode an die Räte Hz. Johanns, die in dessen Abwesenheit zuständig sind, damit der Ordensdiener freigelassen und zur Klärung des Vorfalls ein Verhandlungstag angesetzt wird. Da die ihm von den hzl. Räten benannte Frist nun verstrichen ist, bat Uttenrode Hz. Georg darum, Hz. Johann schriftlich zu ersuchen, in der Sache einen Verhandlungstag anzusetzen. Zudem erbat Uttenrode von Hz. Georg Unterstützung bei den Verhandlungen durch dessen Räte, wie Hans von Werthern und Volkmar Koller (LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. A 227, fol. 52rv+59v). ² In den Verhandlungen zwischen den Räten Hz. Johanns, Friedrich von Thun und Gregor Brück, einerseits und den Räten Hz. Georgs, Cäsar Pflugk zu Eythra und Hans von Werthern, andererseits in Naumburg am 2. Juni 1522 betraf neben anderen Verhandlungspunkten wie Münz- und Bergwerksangelegenheiten und verschiedenen Streitfällen ein Punkt auch den Streit zwischen dem Landkomtur und dem Schosser zu Roßla. Da Nikolaus von Uttenrode der angesetzte Verhandlungstermin zu kurzfristig war, wurde als neuer Termin für die Ortsbesichtigung der 17. Juni 1522 festgelegt. Von den Räten sollten Johann Reinbott und Volkmar Koller geschickt werden (LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. A 227, fol. 131r–141r).

Nr. 1614

[nach 8. Mai 1522]

1614 Der [Rat zu Altenburg] an Kf. [Friedrich]

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[Altenburg], [nach 8. Mai 1522]

[1] Der [Rat der Stadt Altenburg] informiert Kf. [Friedrich], dass ihm Amtmann [Jan von Wernsdorf] das kfl. Schreiben [Nr. 1604] vorgelesen hat. Den Inhalt teilte der [Rat] der Gemeinde mit. Sie sind darüber traurig, da ihnen Martin [Luther] auf Bitte des [Rats] und der Gemeinde mit den beiliegenden Schreiben geantwortet hatte, denen sie entnehmen, dass er [Gabriel Zwilling] nicht für einen Aufrührer hält.¹ Auch die Altenburger halten [Zwilling] nicht für einen Aufrührer. Aufruhr würden sie nicht dulden. [Zwilling] kam auf Empfehlung (gschefft) Luthers zu ihnen, wie können sie ihn jetzt wegschicken? [2] Die [Ratsherren] bitten Kf. [Friedrich] demütig, ihr Anliegen zu bedenken. Sie wollen Christen werden und brauchen dafür einen Prediger, der sie entsprechend unterweist. Sonst entsteht Widerwillen in der Stadt. Die Gemeinde will den Propst [des Marienstifts zu Altenburg Benedikt Bischoff], wenn der Kf. ihm seine Rechte nicht nehmen will, gern anhören, aber Kf. [Friedrich] soll die Gründe des Propstes für das Beharren auf seinem Recht ermessen. Der Propst will die Leute nur weiter schinden, indem er die Sakramente weiterhin verkauft. Der [Rat] bittet Kf. [Friedrich], [Zwilling] als Prediger in Altenburg zu lassen, damit die falschen Predigten aufhören. So predigte der Propst beispielsweise am 6. Januar, dass die drei heiligen Könige den Weihrauch mitbrachten, um den Gestank im Stall [zu Bethlehem] zu vertreiben. Wenn Kf. [Friedrich] [Zwilling] in Altenburg belässt, wird daraus christliche Einigkeit erwachsen. A StadtA Altenburg, Ratsarchiv, XII.d.Nr.II, fol. 3r–4v (Konzept). Ed. Löbe: Mittheilungen, S. 53–55, Nr. XIV (Volltext). Bem. Zur Datierung: Nachdem Amtsverweser Jan von Wernsdorf den Stadtrat einbestellt hatte, um ihm die Meinung Kf. Friedrichs [vgl. Nr. 1604] mitzuteilen, schrieb der Rat am 6. Mai 1522 an Martin Luther (WA.Br 2, S. 517f., Nr. 484). Luther antwortete dem Stadtrat wohl am 8. Mai (WA.Br 2, S. 522f., Nr. 486). Erst danach kann dieses Schreiben entstanden sein.

1615 [Altenburg], [nach 8. Mai 1522] Der größte Teil der Gemeinde zu Altenburg an Kf. [Friedrich] [1] Der größte Teil der Gemeinde zu Altenburg klagt Kf. [Friedrich], dass er von denen, die das Evangelium predigen sollten, von diesem weggeführt wurde. Deshalb hat Martin Luther der Gemeinde auf ihr Gesuch Gabriel Didymus [Zwilling] geschickt. [Zwilling] predigt das höchste Gut des Herrn Christus rein, unverdächtig und nachvollziehbar, so dass seine Predigten beliebt sind. Seine Predigten stärken die Gemeinde mehr als alle Predigten zuvor. [2] Weil diese Angelegenheit nicht ihre Ehre, ihren Leib oder ihr Gut betrifft, sondern die Gnade Gottes, die, wie Kf. [Friedrich] weiß, in diesen letzten Zeiten verachtet wird, der Gemeinde niemand in dieser Welt beistehen kann und die bisherigen 1614 ¹ Der [Stadtrat] meinte damit offenbar die Schreiben Luthers vom 17. April 1522 (WA.Br 2, S. 504f., Nr. 477) und vom 8. Mai 1522 (WA.Br 2, S. 522f., Nr. 486). Luther schrieb in dieser Angelegenheit am 8. Mai auch an Kf. Friedrich [Nr. 1611].

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10. Mai 1522

Nr. 1616

Prediger fruchtlos wirkten, wollen die Absender nicht zulassen, dass [Zwilling] von den widersachern und baucherligen verjagt wird. Der größte Teil der Gemeinde hat um [Zwilling] gebeten, und nun bittet die Gemeinde Kf. [Friedrich] um Geduld. Kf. [Friedrich] möge der Gemeinde um Gottes Willen die Predigt des höchsten Gutes, an der sich viele stoßen, frei und ungehindert lassen. Kf. [Friedrich] soll keinen falschen Anklagen glauben, ohne die Gemeinde vorher gehört zu haben. Ed. Löbe: Mittheilungen, S. 55f., Nr. XVI (Volltext). Bem. Zur Datierung vgl. Nr. 1614.

1616 Arnstadt, 10. Mai 1522 (Sonnabend nach Misericordias domini) Gf. Günther von Schwarzburg an Hz. Johann [1] Gf. Günther von Schwarzburg schickt Hz. Johann eine Beschwerdeschrift¹, mit der sich Hans Stormer, Untertan des Gf. und Bürger zu Teichel, an den Gf. gewandt hatte wegen 300 Gulden, die einst dem Abt des Benediktinerklosters Erfurt zu treuen Händen gegeben worden waren, sowie weiterer Gelder [vgl. Nr. 1474]. [2] Gf. Günther bittet Hz. Johann, dass er mit seinen Räten, wenn die Angelegenheit verhandelt wird, Stormer zu seinem Recht verhilft. Die Sache soll beendet werden, ohne dass weitere Kosten für Stormer anfallen. A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. G 302, fol. 4rv (Ausfertigung).

1617 Lochau, 11. Mai 1522 (Sonntag Jubilate) Kf. Friedrich an Hz. Georg von Sachsen → 1612 [1] Kf. Friedrich erhielt das Schreiben [Nr. 1612] Hz. Georgs von Sachsen mit der beigelegten Schrift des Propstes [Johann von Kanitz] des Petersstifts auf dem Lauterberg, der sich über den Rat der Stadt Eilenburg wegen dessen Vorgehens gegen den dortigen Pfarrer [Heinrich Kranach] beklagte. Kf. Friedrich gestattet nicht, dass jemand durch seine Untertanen belastet wird. [2] Als Kf. Friedrich kürzlich in Eilenburg war, haben ihm weder der Rat noch der Propst und auch sonst niemand davon berichtet. Er will Erkundigungen einziehen und dann angemessen reagieren. A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Kk 1112, fol. 3rv (Konzept).

1616 ¹ Am 9. Mai 1522 hatte sich Hans Stormer, Bürger zu Teichel, an Gf. Günther von Schwarzburg gewandt und ihm angezeigt, dass im Streitfall zwischen ihm und Abt [Johann Hottenbach] des Benediktinerklosters Erfurt wegen einer offenen Finanzsache ein Verhandlungstag am 13. Mai angesetzt wurde. Da bisher keine Lösung gefunden werden konnte, bat Stormer den Gf. um ein Unterstützungsschreiben an Hz. Johann, damit die Angelegenheit nun durch den Hz. oder dessen Räte beendet wird (LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. G 302, fol. 3rv).

Nr. 1618

12. Mai 1522

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1618 12. Mai 1522 (Montag nach Jubilate) Friedrich von Thun, Gregor Brück und Burkhard Hund an Abt Petrus [Kemnitz] des Zisterzienserklosters Pforta [1] Die Räte Friedrich von Thun, Gregor Brück und Burkhard Hund geben Abt Petrus des Zisterzienserklosters Pforta auf Befehl Hz. Johanns wegen der umstrittenen Visitation des Zisterzienserinnenklosters Eisenach [vgl. Nr. 1467] folgende Antwort: [2] Die Visitationen des Zisterzienserinnenklosters durch die Äbte des Klosters Pforta brachten dem Kloster bisher wenig Nutzen. Trotzdem will Hz. Johann unter einigen Bedingungen Abt Petrus die Visitation zurzeit noch überlassen. [3] Bestimmungen zur Einsetzung eines Beichtvaters und zu dessen Befugnissen. [4] Regelung der Verhältnisse zwischen dem Abt und den Vorstehern des Klosters sowie anderen zum Kloster verordneten Personen. [5] Verpflichtung zur Rückgabe von Verzeichnissen über das Einkommen des Klosters Eisenach, von Kleinodien und Samtschauben. [6] Abt Petrus bat nach dieser Mitteilung um Bedenkzeit, um seinen Orden zu informieren. Die päpstlichen Privilegien hinsichtlich seines Visitationsrechts konnte er nicht belegen. A Ed.

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LATh – HStA Weimar, EGA, Kop. A 3, fol. 29v–31r (Abschrift). Urkundenbuch des Klosters Pforte, S. 450f., Nr. 612 (Regest mit Teiledition).

[1] Auff bevelh unnsers genedigen herrn herzog Johansen von Sachssen etc. ist durch di rethe in den irrungen, herrurend von wegen der visitation des closters zu sand Catherinen vor Eysennach gelegen, dem erwirdigen in got herrn Petern, abte zcur Pforten, nachvolgende antwort gegeben unnd solcher furschlag geschehn, nemlich: [2] Nachdem der ebte von der Pforten visitiren, des sye in berurtem closter gerechtigkeit zuhaben vormaynen, biß daher wenig nutzes ader gedeyes, wie vor augen, dem closter bracht, derwegen unnserm g. h. als dem landesfursten, erbstifftherrn und patron desselbigen closters insehen zuhaben geburth, domit dasselbig widrumb in ein richtig guth weßen allenthalben bracht werde, so wollen doch sein f. g. dem abte noch zurzeit dye visitation lassen, in zuvorsicht, er werde dermassen visitiren, domit hinfurder bey den personen des ordens geistliche zucht und gut christlich leben erfunden werde. Unnd so der abbt darauff visitirt, soll ehr das closter mit uberigen und unnotturfftigen perßonen unnd pferden nicht uberfahren, auch kaynerlay geschengke, klain ader groß, von den jungkfrauen und des closters verwanten nehmen, noch seine dyener nhemen lassen. [3] So wollen ime sein f. g. weiter nachlassen, das ehr aynen bruder aus seinem closter ader seins ordens, der eins gaistlichen, christlichen, guten lebens, gelert unnd verstendig ist, dohin zu aynem peichtvater setzen und verordnen muge. Der soll sich aber kainer verwaltung ader regirung unnderstehen, auch zu den jungkfrauen nicht gehen, es were dan, das ein perßon in todes noten leghe ader sunst herfuhr zugehen gantz unvermuglich wehre, dye der sacramenten begerte. Sunst soll ehr inen das sacrament durch das chorfenster raichen unnd

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Nr. 1619

doselbst fuhr oder vor der scheiben beicht horen. Wurde ehr sich aber auch, wie etzliche mehr hievor gethan, unschigkerlich halten, so wirdet unnser genediger herr einsehen furwenden, dormit des closters ungedeye und bey den perßonen gaistliche unnd christliche zucht und weßen erhalten werde. [4] So auch der abbt bey den vorstehern ader andern, so yhe zuzeiten dem closter zu guth dohin verordent wurden, unnschigkligkeit ader lessigkait spuhren wurde, davon mag ehr mit im reden, auch so ehr ichtes unschigkerlichs befind, ime undtersagen, davon abzustehen ader dasselb zuwandeln. Wo ehr es dan nit thet, so soll der abbt solchs unserm g. h. zuerkennen geben, darauff sich alsdan sein f. g. sonder zcweifel mit geburlicher einsehung genedigklich erzcaigen werden. Aber der vorsteher soll dem abbt zuschweren ader zugeloben unvorbunden, dannoch in den dingen, so ehr ime zu gaistlicher und christlicher reformation dinstlich angeben unnd zurzeit der visitacion außzurichten ader zu vorfugen bevelhen wirdet, zur pilligkait gefolgig sein. [5] Nachdem auch etzliche register, des closters zu sand Catharinen einkomend belangend, in der Pforte gewandt unnd komen sein, dye sollen durch den abbt auffs furderlichst widerumb dorgeschigkt werden, dergleichen die klainot und samet schauben, so sein vorfarn unnd sunderlich abbt Balthasar¹ wegkgewandt, widerumb dohin geschigkt werden. [6] Hirauff hat der abt bedengken genohmen, dan ehr must es an den orden gelangen, wuste sich auch seiner freihaiten, so ime von bebstlicher heiligkeit solcher visitacion vorlyhen und gegeben, also nicht zu vorzeichen.

1619 Nürnberg, 14. Mai 1522 (Mittwoch nach Jubilate, den XIIII. Tag Maii) Hans von der Planitz an Kf. Friedrich [1] Hans von der Planitz berichtet Kf. Friedrich, dass gestern Ehz. Ferdinand [von Österreich] und sein Gefolge in Nürnberg angekommen sind.¹ [2] Hz. Georg [von Sachsen] schickte Martin [Luthers] Schrift „Von beider Gestalt das Sakrament zu nehmen“² mit einem hitzigen Begleitbrief an das Reichsregiment. Planitz berichtet über die Aufnahme dieser Schreiben im Reichsregiment und seine eigene Reaktion.³ [3] Nachrichten über 1618 ¹ Abt Balthasar des Zisterzienserklosters Pforta. 1619 ¹ Ehz. Ferdinand wurde am 16. Mai 1522 als neuer Statthalter verpflichtet (vgl. LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. E 88, fol. 116r–118v, ediert in: Wülcker / Virck: Planitz Berichte, S. 152–154, Nr. 64). Bereits am 20. Mai verließ er Nürnberg wieder (vgl. LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. E 88, fol. 118r–119v, ediert in: Wülcker / Virck: Planitz Berichte, S. 154–157, Nr. 65). ² WA 10/II, S. 1–41. ³ Am 17. Mai 1522 bat Planitz seinen Landesherrn, diese Nachrichten für sich zu behalten, damit sie Planitz nicht zum Nachteil gereichen (LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. E 88, fol. 116r–117v, ediert in: Wülcker / Virck: Planitz Berichte, S. 152–154, Nr. 64).

Nr. 1619

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den Krieg in Mailand, das Treffen Ks. [Karls V.] mit Kg. [Heinrich VIII.] von England und den Krieg [gegen die Türken] in Ungarn. [4] Begnadigung des Gefangenen zu Worms, Auseinandersetzungen wegen [Georg] Raminger, Vorgehen des Koadjutors [Johann] des Benediktinerklosters Fulda gegen Caspar von Thüngen. [5] Gesandtschaft der Reichsstände nach Wien.⁴ Auseinandersetzungen zwischen Ebf. [Albrecht] von Mainz und der Stadt Erfurt. → 1627 A B Ed.

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LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. E 88, fol. 113r–115v, ediert wird fol. 113r–114r (Ausfertigung, eigh.). LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. N 32, fol. 17r (Abschrift, bietet nur Beginn von Punkt 2). Wülcker / Virck: Planitz Berichte, S. 149–152, Nr. 63 (Volltext); Kolde: Friedrich der Weise, S. 63f., Nr. 4 (Teiledition).

[2] Als ich widerumb anher komen,⁵ hab ich befunden, das meyn g. h. herczogk Yorge an das regiment geschriben von wegen des buchleyns, ßo doctor Martinus hatt außgehen lassen, von beyder gestaltt das sacrament zcu entpfhahen etc., und dasselb buchleyn auch mitgeschigktt, darynen er die sach etwas heiß macht und zu mehrmalen doctor Martinum eynen vorwegenen man nennett. Hatt der pott⁶ ungeverlich X tage auff antwortt vorzcihen mussen und doch keyn andere antwortt erlangett, dan das man itzuntt mit grosser unmuß beladen und sunderlich, weyll erczherczogk Ferdinand eynkomen und der sachen nicht nochdengken mocht. Man wolde es aber besehen und was pillich alsdan darynen vorfugen.⁷ Der antwort wyrt er schwerlich zufriden seyn. Es zceygett auch herczogk Yorge an ym briff, man wust iczuntt woll, wue sich Martinus enthilde und wue er seyn wessen hette. Darumb wurde man sich woll gepurlich darynen erczeygen etc. Ist yn disser sach gancz erhicztt. Werde auch bericht, das ym ersten anfangk, do des herczogen schrifftt komen und auch das puchleyn, vast alle person des regemencz grossen unwillen darob entpfangen, auch sich zum teyll groß Hanßen vill beschwerlicher wortt sollen haben vornemen lassen, die ich doch vor meyn person nicht gehortt, dan ich die zceytt nicht bey der hantt gewest, iczuntt aber hore ich nichts. Hab auch nicht underlassen, vor mich selbst angezceygett, das ichs gewißlich dovor acht und wisses auch vor ware, das e. curf. g. yn sulchem hoen schreiben keyn gefallen tragen und gewißlich mit euer curf. g. willen und vorwissen nicht beschen, das doch eins teyls darvor haben, doctor Martinus laß nichts außgehen, dorff es auch nicht thun an vorwissen e. curf. g., des ich entschuldigung vorgewantt. Es solde auch meyns eynfeldigen bedengkens nicht nachteyligk seyn unßerm glauben und unßer selen seligkeytt, ob sich gleich 1619 ⁴ ⁵ ⁶ ⁷

Vgl. RTA.JR 3, S. 95–116, Nr. 18. Planitz hielt sich über Ostern ein paar Tage in Auerbach auf. Bote. Nachdem Hz. Georg von Sachsen am 30. April 1522 an das Reichsregiment geschrieben hatte (ABKG 1, S. 315–317, Nr. 339), erhielt er am 14. Mai diese knappe Antwort (ABKG 1, S. 324, Nr. 342).

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14. Mai 1522

Nr. 1620

doctor Martinus sulcher schympflichen und spottischen wortt gegen dem keyser und dem regementt enthilde, nicht von seynenttwegen, ßunder das er dodurch vill boses willens und anders mit der zceytt erregen mocht, darauß villeicht e. curf. g. schade entstunde. Bitt yn underthenigkeitt, e. curf. g. wollen myr disse meyn torheytt gnedigklichen vorzceyhen, dan man hortt zcu zceytten mancherley.

1620 [Eilenburg], 14. Mai 1522 (Mittwoch nach Jubilate) Der Rat zu Eilenburg an Kf. Friedrich [1] Der Rat der Stadt Eilenburg äußert sich gegenüber Kf. Friedrich zu den Vorwürfen, welche Propst Johann von Kanitz des Petersstifts auf dem Lauterberg in seiner Klageschrift [Nr. 1612 Anm. 1] an Hz. Georg von Sachsen gegen den Rat vorgebracht hat. Nachdem Hz. Georg die Klageschrift an Kf. Friedrich übersandte, ließ dieser dem Rat durch Haubold von Einsiedel eine Abschrift zuschicken und forderte einen Bericht über die Vorfälle an. [2] Kürzlich hat die ganze Gemeinde den Rat zu Eilenburg darum gebeten, sie mit einem guten Prediger zu versorgen, der ihnen das Evangelium verkündet. Daraufhin haben die Ratsherren darüber am 3. Mai mit dem Pfarrer [Heinrich Kranach] gesprochen, der zusicherte, sich um einen Prediger bemühen zu wollen. [3] Da bis zum 6. Mai nichts geschah, suchten ihn der Bgm. und einige Ratsherren erneut auf und schlugen vor, Magister Andreas Kauxdorf aus Torgau zum Prediger zu berufen. Der Pfarrer antwortete, dass er zwei Tage Zeit brauche, um sich mit dem Propst als seinem Prälaten zu beraten, und ritt nach Leipzig, wo Johann von Kanitz zu dieser Zeit am Landtag teilnahm. [4] Als der Pfarrer ungefähr drei Tage später zurückkehrte, sandte der Rat einige ratsfreunde zu ihm, um eine Antwort zu erhalten. Der Pfarrer gab an, Kauxdorf nicht annehmen zu wollen, da dieser die Messe und andere kirchliche Zeremonien nicht halten wolle. Sollte der Rat einen besseren Kandidaten vorschlagen, wollte der Pfarrer ihn annehmen. [5] Daraufhin lud der Rat Kauxdorf für den 11. Mai vor, der ihm eine gute christliche Predigt hielt. Da der Rat den Prediger annehmen wollte, fragte er den Pfarrer, der die Predigt auch gehört hatte, ob er Kauxdorf besolden und mit Nahrung versorgen würde. [6] Der Pfarrer gab an, dass ihm die Predigt zwar gefiel, er aber den Prediger von dem geringen Pfarrlehn nicht mitversorgen kann. Der Rat ist der Meinung, dass die Einkünfte des Pfarrers dazu ausreichen, zumal die Versorgung der Gemeinde mit guter Predigt die wichtigste Aufgabe des Pfarrers ist. [7] Dass der Rat den Pfarrer drängte, Neuerungen, etwa bei der Messe oder den Sakramenten, einzuführen oder ihm Gewalt androhte, wie dies der Propst gegenüber Hz. Georg angab, entspricht nicht den Tatsachen. Vielmehr wollten sich die Ratsherren an Kf. Friedrich wenden, wenn der Pfarrer sie nicht mit einem guten Prediger versorgt. [8] Die Ratsherren zu Eilenburg bitten Kf. Friedrich, ihr Anliegen gnädig aufzunehmen, welches ihrem Seelenheil dient und sie auf den rechten Weg zurückbringen soll, nachdem sie in die Irre geführt wurden. Wenn der Propst oder der Pfarrer ihr christliches Vorhaben ablehnen, soll Kf. Friedrich beide Parteien vorladen. Sie wollen dann ihren Standpunkt erläutern, damit eine Entscheidung herbeigeführt werden kann.

Nr. 1621

[Frühjahr 1522]

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LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. G 300, fol. 56r–58v (Ausfertigung). Unschuldige Nachrichten 1715, S. 622–627, Nr. XII (Volltext); Jeremias: Eilenburgische Chronica, S. 226–231, Nr. C (Volltext). Bem. Das Schreiben wurde Kf. Friedrich durch Haubold von Einsiedel gemeinsam mit dessen Brief [Nr. 1622] am 15. Mai 1522 übersandt.

A Ed.

1621 Weimar, [Frühjahr 1522] Hz. Johann an [Koadjutor Johann III. von Henneberg-Schleusingen] des Benediktinerklosters Fulda [1] Hz. Johann erhielt ein Schreiben des [Koadjutors Johann III.] des Benediktinerklosters Fulda, der darin mitteilte, dass er dem Dekan des Klosters, Philipp Schenk [zu Schweinsberg], die Propstei des Benediktinerklosters Johannesberg bei Fulda verliehen hat. Aus diesem Grund will Philipp Schenk die Propstei des Benediktinerinnenklosters Allendorf aufgeben. [Johann III.] möchte die frei gewordene Propstei einem anderen verleihen, um das Kloster in geistlichen und weltlichen Angelegenheiten gut zu versehen. Hz. Johann vernahm auch die Bitte, den neuen Propst in Schutz und Schirm zu nehmen. [2] Hz. Johann hört gern, dass das Kloster gut versorgt sein soll. Da es auch Pröpste und Verwalter gibt, die nicht zum Besten eines Klosters wirken, bittet Hz. Johann, dass ihm [Johann III.] den Namen des Kandidaten nennt. Wenn er mit der Person einverstanden ist, will Hz. Johann dies mitteilen. A LATh – StA Meiningen, Kloster Allendorf/Urkunden, Nr. 476, fol. 38r–40v (Konzept). Ed. Fuldische Frauenklöster, S. 205, Nr. A 483 (Regest). Bem. Die Nonnen des Benediktinerinnenkloster Allendorf berichteten am 15. Mai 1522 [Nr. 1623] an Hz. Johann, dass ein neuer Propst eingesetzt werden soll. Unmittelbar davor muss dieser Brief entstanden sein.

1622 Eilenburg, 15. Mai 1522 (Donnerstag nach Jubilate) Haubold von Einsiedel an Kf. Friedrich [1] Haubold von Einsiedel teilt Kf. Friedrich mit, dass er dem Rat der Stadt Eilenburg die Klageschrift [Nr. 1612 Anm. 1] vorlegte, welche Propst Johann von Kanitz des Petersstifts auf dem Lauterberg an Hz. Georg [von Sachsen] richtete, der sie an Kf. Friedrich weiterleitete. [2] Der Rat hielt die darin vorgebrachten Vorwürfe für unangemessen und gab an, sich dazu gegenüber Hz. Georg und Kf. Friedrich erklären zu wollen. [3] Nach einer vom Rat erbetenen und von Einsiedel gewährten Frist zur Beratung mit den radtfrunden, verfasste der Rat einen Bericht [Nr. 1620], den Einsiedel heute erhielt und Kf. Friedrich übersendet. [4] Die Eilenburger möchten einen evangelischen Prediger haben, für dessen Unterhaltung die Dotierung der Pfarrstelle sicher ausreicht. Es wird aber schwerfallen, den Pfarrer [Heinrich Kranach] dazu zu bewegen, den vom Rat gewählten Kandidaten

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15. Mai 1522

Nr. 1623

[Andreas Kauxdorf], der sich in Torgau befindet und zuvor Prediger in Magdeburg war, anzunehmen. [5] Der Rat hat [Kauxdorf] trotzdem angenommen und gibt ihm Kost und 40 Gulden im Jahr, womit der Pfarrer offenbar einverstanden ist. Ob die armen Leute zu Eilenburg diesen Unterhalt dauerhaft leisten können und man ihr Vorgehen akzeptieren soll, weiß Einsiedel nicht. → 1624 A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Kk 1112, fol. 4rv+7rv (Ausfertigung).

1623 [Allendorf], 15. Mai 1522 (Donnerstag nach Jubilate) Äbtissin Elisabeth [Neidhart] und Konvent des Benediktinerinnenklosters Allendorf an Hz. Johann [1] Äbtissin Elisabeth und Konvent des Benediktinerinnenklosters Allendorf informieren Hz. Johann über das Gerücht, dass er einen neuen Propst¹ für ihr Kloster bestätigt und angenommen haben soll [vgl. Nr. 1621]. [2] Sie bitten deshalb Hz. Johann, wenn dem so wäre, dass er dem nächsten Propst aufträgt, die bestehende Finanzaufteilung (separacion) beizubehalten und nicht mit List aufzuheben. [3] Da ihre Zinsen und Einkommen von denen des Propstes getrennt sind, benötigen die Nonnen einen Prokurator. Sie bitten Hz. Johann um die Bestätigung ihres derzeitigen Bediensteten. Seine Aufgabe ist die Verwaltung ihrer Güter zu ihrem Nutzen sowie der Schutz derselben vor dem Propst. Sie bitten um Antwort und gnädige Hilfe. Im Gegenzug wollen sie für Hz. Johann beten. A Ed.

LATh – StA Meiningen, Kloster Allendorf/Urkunden, Nr. 473, fol. 14rv (Ausfertigung, zu eigenen Händen). Fuldische Frauenklöster, S. 206, Nr. A 484 (Regest).

1624 Lochau, 18. Mai 1522 (Sonntag Cantate) Kf. Friedrich an Haubold von Einsiedel → 1622 [1] Kf. Friedrich erhielt das Schreiben [Nr. 1622] Haubolds von Einsiedel samt dem Bericht [Nr. 1620] des Rats der Stadt Eilenburg. [2] Auch Kf. Friedrich meint, dass die armen Leute zu Eilenburg den Prediger [Andreas Kauxdorf] kaum unterhalten können. Zu dessen Unterhalt ist der Pfarrer verpflichtet. [3] Einsiedel und die anderen versammelten kfl. Räte sollen den Propst [Johann von Kanitz] des Petersstifts auf dem Lauterberg vorladen und ihm vorhalten, dass er sich an Hz. Georg [von Sachsen] wandte [vgl. Nr. 1612], während die Angelegenheit in die Zuständigkeit Kf. Friedrichs fällt. Sie sollen mitteilen, dass der Kf. sie zu Erkundigungen und Verhandlungen in dieser Sache beauftragt hat. [4] Wenn der Propst sich zu Verhandlungen bereit erklärt, sollen diese 1623 ¹ Neuer Propst des Benediktinerinnenklosters Allendorf wurde im Jahr 1522 Adolf von Biedenfeld [vgl. Nr. 1654].

Nr. 1624

18. Mai 1522

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darauf ausgerichtet werden, dass der Pfarrer [Heinrich Kranach] die Unterhaltung des Predigers übernimmt. Erbittet [Kanitz] Bedenkzeit, soll diese gewährt werden. [5] Wenn man dem Propst den Bericht des Rats nur zuschickte, würde dieser die Sache wohl darauf beruhen lassen, und die Eilenburger müssten die Unterhaltung des Predigers übernehmen. A B

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LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. G 300, fol. 52r–53v (Ausfertigung). LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Kk 1112, fol. 5r–6r (Konzept).

[1] Lieber getreuer unnd rath, wir haben dein schreyben¹ sampt des raths zu Eylenburgk underricht² uff des probst von sand Petersberg³ beklagen⁴, so er an unnsern vettern⁵ gethan, empfangen unnd alles inhalts vernomen [2] und achten auch, wie du schreybest, solt die undterhaltung eins predigers uff den armen leuthen bleyben unnd der pfarrer solt die nutzung der pfar frey einnemen, dem doch ein prediger zuunderhalten geburt, das es der probst unnd pfarrer villeicht wol gescheen lassen, das aber der armen stad schwer sein wird. [3] Darumb bedengken wir, domit die sache zuhandlung komen mocht, das nit solt zuundterlassen sein, den probst fur dich unnd die andern rethe, weil ir itzo beyeinander vorsamelt, zubeschaiden unnd das ime furgehalten wurd, unser vetter hertzog Jorge hette unns uff das beklagen, so er an sein lieb wider die von Eylenburgk gethan, geschrieben⁶. Weil wir dan nit gewust, wie es darumb gestalt, nachdem er derhalben an unns nit gelangt, wiewol er wust, welcher gestalt er, auch die von Eylenburgk, uns verwant, so hetten wir unnserm vettern under anderm darauff zu antwurt wider schreiben lassen⁷, das wir in kurtz zu Eylenburgk gewest, es were aber von dem rathe, auch von ime, dem probst, noch sunst imantz nichts an unns gelangt, derhalben wir von diesen dingen on seiner lieb schreyben nit gewust, wolten uns aber darumb erkhunden unnd dan abgotwil mit geburlicher handlung unverweyßlich ertzaigen, damit sich kein tail unbilligkait zu beklagen hette etc. Demnach hetten wir dir bevholen, dich an den von Eylenburg zuerkhunden. Die weren der ding nit dermassen, wie sich der probst an unsern vettern beklagt, gestendig, sonder berichten ein ander meynung, wie ime die gelesen werden solt. So werest du unnd die andern rethe auch urbuttig, wie wir unnßerm vettern zugeschrieben, euch abgotwil mit geburlicher handlung unverweyßlich zuertzaigen, domit sich kein tail unbilligkait zubeklagen hette. [4] Wu er nu willigen wurd, sich alßbald mit den von Eylenburgk in handlung zubegeben, so were die zuthun und uff die wege zurichten, domit der prediger 1624 ¹ ² ³ ⁴ ⁵ ⁶ ⁷

Nr. 1622. Nr. 1620. Johann von Kanitz. Nr. 1612 Anm. 1. Hz. Georg von Sachsen. Nr. 1612. Nr. 1617.

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19. Mai 1522

Nr. 1625

von dem pfarrer, weil die pfarr, als wir bericht, genugsam versehen, undterhalten wurdt. Wo aber der probst antzaigen wurd, das er zu diesem malh zuhandeln nit geschigkt unnd der sache in bedengken nemen wurde, das wollet ime auch nachlassen, doch also, das die sache anhengig bleybe. [5] Dan wir bedengken, wu dem probst der von Eylenburgk underricht zugeschigkt wurd, so mocht er es dabey bleyben lassen. Dan musten die von Eylenburg die undterhaltung des predigers tragen, wie du dan das alles wol weiter mit den reten bedengken wirdest. Das wolten wir dir gnediger meynung nit verhalten unnd geschiet daran unser meynung. 1625 Eilenburg, 19. Mai 1522 (Montag nach dem Sonntag Cantate) Wolfgang Reißenbusch, Haubold von Einsiedel, Günther von Bünau zu Breitenhain und Christian Beyer: Schiedsspruch [1] Die kfl. Räte Wolfgang Reißenbusch, Haubold von Einsiedel, Günther von Bünau zu Breitenhain und Christian Beyer geben bekannt, dass sie auf Befehl Kf. Friedrichs¹ die Streitigkeiten zwischen dem Kapitel des Georgenstifts zu Altenburg und dem Propst Benedikt Bischoff des Marienstifts zu Altenburg einerseits und dem Rat der Stadt Altenburg andererseits wegen Einkellerns (einlegung) und Ausschanks fremden Bieres² wie folgt gütlich beigelegt haben: [2] Es wird den Geistlichen und den Kirchenverwandten beider Stifte erlaubt, dass sie so viel fremdes Bier einlagern dürfen, wie sie zu ihrem Unterhalt benötigen. Das Bier dürfen nur diese Personen trinken und untereinander ausschenken. Verboten werden Verkauf oder Vergabe des fremden Bieres an andere Personen außerhalb der Stifte, sowohl an Adlige als auch an Geistliche, Bürger und Bauern. [3] Propst Albrecht von Meckau und Dekan Konrad Gerhart des Kapitels des Georgenstifts sowie Propst Benedikt Bischoff des Marienstifts sagten für sich und ihre Kapitel zu, diese Bestimmungen einzuhalten und für jeden Verstoß eine Mark Silber als Strafe zu zahlen. 1625 ¹ Vgl. zur Vorladung zu den Verhandlungen in Eilenburg am 19. Mai 1522 StadtA Altenburg, Ratsarchiv, XII.d.Nr. II, fol. 5rv (Ausfertigung, 6. Mai 1522), ediert in: Löbe: Mittheilungen, S. 55, Nr. XV. ² Die Akte StadtA Altenburg, Ratsarchiv, XII.d.Nr. I enthält einige Schriftstücke zu den Streitigkeiten. Rat und Gemeinde der Stadt Altenburg warfen den Geistlichen beider Stifte vor, zu ihrem Schaden große Mengen an Bier aus Freiberg und Zschopau einzulagern und zu verkaufen. Von Seiten der Kapitel wurden die Vorwürfe zurückgewiesen (ebd., fol. 29r–30r). Vor dem Hintergrund einer gesteigerten Empörung gegen die Geistlichen und zur Vermeidung eines größeren Aufruhrs wurde Kf. [Friedrich] vom Stadtrat Mitte März 1522 um einen Befehl an den Amtmann [Jan von Wernsdorf] zu Altenburg gebeten, die Keller der Geistlichen nach fremdem Bier zu durchsuchen. Dies sollte der Vorbereitung von Verhandlungen dienen (ebd., fol. 32v–33v). Nachdem Kf. [Friedrich] den entsprechenden Befehl ausgestellt hatte, wurden etliche Keller der Vikare am 1. April 1522 durchsucht, es wurde aber nur wenig gefunden. Bei den Stiftsherren durfte, gemäß kfl. Befehl, die Überprüfung nicht stattfinden, um deren Ehre nicht zu verletzen. Der Stadtrat vermutete nun bei den Stiftsherren das eingelagerte fremde Bier und bat den Kf. nochmals um Klärung der Angelegenheit (ebd., fol. 35rv, 6. April 1522).

Nr. 1626

[22. Mai 1522]

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Das Strafgeld soll Hz. Johann und Kf. Friedrich zufallen sowie durch den Amtmann oder Geleitsmann zu Altenburg eingefordert werden dürfen. [4] Dem Stadtrat obliegt die Bestrafung desjenigen Bürgers, der bei den genannten privilegierten Personen beider Stifte fremdes Bier holt oder gegen Geld mit ihnen trinkt. [5] Nach alter Gewohnheit dürfen die Personen beider Stifte weiterhin anderen Personen fremdes Bier unentgeltlich ausgeben, so bei Einsegnungen und ersten Messen. [6] Den Wirt (krezschmar) zu Naschhausen betreffend, soll der Inhalt eines früheren kfl. Befehls eingehalten werden. [7] Der Schied wurde zweifach ausgefertigt und jeder Partei ein Exemplar übergeben.³ A

LATh – HStA Weimar, Historische Schriften und Drucke, F 1030, fol. 61rv (Abschrift).

1626 Der [Rat zu Altenburg] an Kf. [Friedrich]

[Altenburg], [22. Mai 1522]

[1] Der [Rat der Stadt Altenburg] unterrichtet Kf. [Friedrich] über die Verhandlungen zwischen seinen Vertretern und dem Propst [des Marienstifts zu Altenburg Benedikt Bischoff] am 19. Mai in Eilenburg vor den kfl. Räten¹ wegen der Predigerstelle. Demnach darf der [Rat] zukünftig mit Wissen des Amtmanns zu Altenburg einen Prediger bestellen. Jedoch soll der aktuelle Prediger durch den Kf. oder seine Räte eingesetzt werden. Der [Rat zu Altenburg] erhielt den Auftrag, einen geeigneten Prediger zu benennen. [2] Deshalb schrieb der [Rat zu Altenburg] an Martin [Luther] mit der Bitte, einen geeigneten Prediger vorzuschlagen. [Luther] wird Kf. [Friedrich] entsprechend schriftlich informieren. [3] Der [Rat zu Altenburg] bittet Kf. [Friedrich], den Prediger, den ihm [Luther] nennen wird, einzusetzen und nach Altenburg zu schicken. Die [Ratsherren] wollen für Kf. [Friedrich] beten. Sie bitten um gnädige Antwort. A StadtA Altenburg, Ratsarchiv, XII.d.Nr.I, fol. 50v–51r (Konzept). Ed. WA.Br 2, S. 539, Nr. 496 (Volltext, nach Löbe); Löbe: Mittheilungen, S. 58, Nr. XVIII (Volltext). Bem. Der Rat zu Altenburg schrieb am 22. Mai 1522 an Martin Luther und berichtete über die Ergebnisse der Verhandlungen vor den kfl. Räten in Eilenburg am 19. Mai 1522. Demnach sollte Gabriel [Zwilling] Altenburg wieder verlassen und ein anderer Prediger an seiner statt eingesetzt werden (StadtA Altenburg, Ratsarchiv, XII.d.Nr. I, fol. 49v–50r, Konzept, ediert in: WA.Br 2, S. 538f., Nr. 496). Das Schreiben an Kf. Friedrich folgt danach in der Akte, so dass davon auszugehen ist, dass es am gleichen Tag wie der Brief an Luther aufgesetzt wurde. 1625 ³ Nach einiger Zeit, noch 1522, wandte sich der Stadtrat erneut an Kf. [Friedrich] mit der Klage, dass der errichtete Schied der kfl. Räte nicht zur Verbesserung der Situation beitragen konnte. Die Geistlichen würden den Altenburgern durch das Ausschenken fremden Bieres Schaden zufügen und Probleme, wie Verteuerung, herzlos ignorieren. Der Rat bat den Kf. um weiteres Eingreifen (StadtA Altenburg, Ratsarchiv, XII.d.Nr. I, fol. 73rv, undatiert). 1626 ¹ In Eilenburg waren an diesem Tag die kfl. Räte Wolfgang Reißenbusch, Haubold von Einsiedel, Günther von Bünau und Christian Beyer anwesend, vgl. Nr. 1625.

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25. Mai 1522

Nr. 1627

1627 Lochau, 25. Mai 1522 (Sonntag Vocem jocunditatis) Kf. Friedrich an Hans von der Planitz → 1619 [1] Kf. Friedrich erhielt den Brief [Nr. 1619] des Hans von der Planitz vom 14. Mai mit den Nachrichten über Ehz. Ferdinand [von Österreich] und Hz. Georg [von Sachsen]. Es ist nicht wahr, dass Martin [Luthers] Schriften mit Wissen und Einwilligung Kf. Friedrichs erscheinen, sonst hätte [Luther] die Schrift „Von beider Gestalt das Sakrament zu nehmen“ nicht veröffentlicht.¹ [2] Kf. Friedrich wünscht weitere Informationen über den Statthalter [Ehz. Ferdinand von Österreich], das Reichsregiment und das Kammergericht. Kf. Friedrich soll im nächsten Quartal im Reichsregiment erscheinen. [3] Türkenhilfe. → 1636 A B Ed.

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LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. E 88, fol. 120r–121v, ediert wird fol. 120rv (Ausfertigung). LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. E 88, fol. 122rv (Konzept). Wülcker / Virck: Planitz Berichte, S. 157f., Nr. 66 (Volltext, nach Überlieferung A); Kolde: Friedrich der Weise, S. 64, Nr. 5 (Teiledition, datiert auf den 26. Mai 1522).

[1] Lieber getreuer unnd rath, wir haben dein schreyben entpfangen, des datum heldet am vierzehenden tag May, unnd die antzaige, wie ertzhertzog Ferdinandus zu Nurmbergk² einkomen, zugefallen vernomen. Aber belangend das schreyben, so unnser vetter³ mit uberschigkung doctor Martinus buchlein von beider gestalt das sacrament zuempfhaen etc. an das regement geschrieben, mogen wir wol gleuben, das unnser vetter in dem unnd anderm unsern unglympf unnd nachtail sucht, wiewol wir verhoffen, das wir seiner lieb dartzu nit ursache gegeben. Du magst unns aber wol entschuldigen, das unns mit unbilligkait auffgelegt, das doctor Martinus sein bucher mit unnßerm wisßen und willen sol außgehen lassen. Dan wan er unns folgen wolt, so wurd er das buch, so unnser vetter gein Nurmbergk geschigkt, nit außgehen, auch anders mehr undterlasßen haben, dan unns die verdrißlichen buchlein nie gefallen. Darumb uns in dem gantz unbillich aufflegung beschicht, und wollest also in dem zum besten furwendung thun, wie du waist, dan du hast auß unnsern antwurten, die wir den bischoffen zu Meissen⁴ unnd Merßeburg⁵ geben und dir hievor zugeschigkt, vernomen, was unnser gemut unnd meynung in dieser sachen ist.⁶ 1627 ¹ Nachdem Kf. Friedrich den Brief [Nr. 1619 Anm. 3] des Hans von der Planitz vom 17. Mai 1522 erhalten hatte, beruhigte er ihn am 26. Mai, dass Planitz keine Nachteile entstehen werden, weil er Kf. Friedrich darüber unterrichtet hatte, dass Hz. Georg [von Sachsen] Luthers Schrift an das Reichsregiment geschickt hat (LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. E 88, fol. 123rv, ediert in: Wülcker / Virck: Planitz Berichte, S. 158f., Nr. 67). ² Nürnberg. ³ Hz. Georg von Sachsen. ⁴ Bf. Johann VII. von Meißen. ⁵ Bf. Adolf von Merseburg. ⁶ Nr. 1490 und Nr. 1505.

Nr. 1628

26. Mai 1522

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1628 Eilenburg, 26. Mai 1522 (Montag nach Vocem jocunditatis) Wolfgang Reißenbusch, Haubold von Einsiedel und Christian Beyer: Vereinbarung [1] Die kfl. Räte Wolfgang Reißenbusch, Haubold von Einsiedel und Christian Beyer haben im Auftrag Kf. Friedrichs [Nr. 1624] in dem Streit um die Unterhaltung des neuen Predigers [Andreas Kauxdorf] zu Eilenburg zwischen dem Pfarrer [Heinrich Kranach] zu Eilenburg und dem Propst [Johann von Kanitz] des Petersstifts auf dem Lauterberg einerseits und dem Rat der Stadt Eilenburg andererseits beide Parteien vorgeladen. [2] Da der Pfarrer und der Propst auf der Gewohnheit bestehen, dass der von ihnen unterhaltene Inhaber der Predigerstelle auch die Messe hält, [Kauxdorf] dies aber verweigert, konnte keine Entscheidung herbeigeführt werden. [3] Es wurde aber zu Ehren Kf. Friedrichs vereinbart, dass der Pfarrer und der Propst bis zum 29. September [Kauxdorf] probehalber mit Nahrung versorgen, während der Rat für dessen Wohnung und Besoldung aufkommt. [4] [Kauxdorf] soll keine aufrührerischen und dem Evangelium widersprechenden Lehren verbreiten und nichts unternehmen, das dem Pfarrer schadet. [5] Beide Parteien sollen sich freundlich gegeneinander verhalten, und dem Pfarrer soll kein Schaden entstehen, auch nicht durch den Ausfall von Messen, die zuvor der Prediger gehalten hat. Die Rechte aller Beteiligten sollen gewahrt bleiben. A Ed.

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Kk 1112, fol. 8rv (Abschrift). Unschuldige Nachrichten 1716, S. 218–220, Nr. IX (Volltext); Jeremias: Eilenburgische Chronica, S. 231–233, Nr. D (Volltext).

1629 [Altenburg], [nach 27. Mai 1522] Der [Rat zu Altenburg] an Kf. [Friedrich] [1] Der [Rat der Stadt Altenburg] unterrichtet Kf. [Friedrich] über die Verhandlungen zwischen seinen Vertretern und dem Propst [des Marienstifts zu Altenburg Benedikt Bischoff] am 19. Mai in Eilenburg vor den kfl. Räten wegen der Predigerstelle. Demnach schicken Kf. [Friedrich] oder seine Räte einen neuen Prediger nach Altenburg. Alle nachfolgenden Prediger darf der Rat mit Wissen des Amtmanns zu Altenburg bestellen. Die kfl. Räte werden Kf. [Friedrich] sicher darüber unterrichtet haben. Der [Rat zu Altenburg] erhielt den Auftrag, Martin [Luther] nach einem Prediger zu fragen oder selbst einen vorzuschlagen. Diesen wollte der Kf. dann einsetzen. [2] Der [Rat zu Altenburg] schrieb in dieser Sache an [Luther], der zuvor bereits Gabriel [Zwilling] vorgeschlagen hatte. Dieser darf nach Meinung Kf. [Friedrichs] nicht bleiben, wie Amtmann [Jan von Wernsdorf] [vgl. Nr. 1604] und die kfl. Räte in Eilenburg dem [Stadtrat] mitgeteilt haben. Dem will der [Rat zu Altenburg] nachkommen. Der [Rat] fügt zwei Briefe [Luthers]¹ bei, die belegen, dass [Zwilling] von [Luther] empfohlen wurde. Aufgrund eines weiteren 1629 ¹ Zu denken ist an die Schreiben Luthers an den Rat zu Altenburg vom 17. April 1522 und vom 8. Mai 1522 (WA.Br 2, S. 504f., Nr. 477 und WA.Br 2, S. 522f., Nr. 486).

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30. Mai 1522

Nr. 1630

Briefes² ist der [Rat] zuversichtlich, dass [Luther] dem Kf. einen geeigneten Prediger benennen wird. [3] Der [Rat zu Altenburg] bittet Kf. [Friedrich], den Prediger, den ihm [Luther] anzeigt, einzusetzen. Sollte [Luther] noch keinen Prediger vorgeschlagen haben, bittet der [Rat], dass Kf. [Friedrich] an der Universität Wittenberg bei [Luther] oder anderen Universitätsmitgliedern nach einem guten, gelehrten, christlichen und evangelischen Prediger nachfragen lässt, der nach Altenburg geschickt werden kann. Diesen Prediger brauchen die Menschen in Altenburg für ihr Seelenheil und damit kein Aufruhr in der Stadt entsteht. Die [Ratsherren] wollen für Kf. [Friedrich] beten. Sie bitten um gnädige Antwort. A StadtA Altenburg, Ratsarchiv, XII.d.Nr.I, fol. 53r–54r (Konzept). Ed. Löbe: Mittheilungen, S. 59–61, Nr. XX (Volltext). Bem. Das Schreiben entstand wohl, nachdem Martin Luther dem Rat zu Altenburg am 27. Mai 1522 mitgeteilt hatte, dass er nochmals wegen des Predigers zu Altenburg an Kf. Friedrich schreiben will (StadtA Altenburg, Ratsarchiv, XII.d.Nr. II, fol. 54r, ediert in: WA.Br 2, S. 540f., Nr. 497).

1630 Bucha, 30. Mai 1522 (Freitag nach Ascensionis domini) Ludwig Böhm an [Hz. Johann] [1] Ludwig Böhm, Pfarrer zu Bucha, erklärt [Hz. Johann], dass er das baufällige Pfarrhaus in Bucha mit den vom [Hz.] gespendeten Mitteln erneuern will. Zu diesem Zweck kaufte er im Amt Leuchtenburg Holz. [2] Nun wurde Böhm am 1. Mai an die ausstehenden Zahlungen erinnert. Er gesteht ein, die Kosten nicht ausreichend kalkuliert zu haben. [3] Damit sich die Baumaßnahmen nicht verzögern, bittet Böhm [Hz. Johann], der auf Verbesserung geistlicher Lehen bedacht ist, ihm die Schuld zu erlassen. Als Gegenleistung will er für den [Hz.] beten. A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Ll 77, fol. 1rv (Abschrift, Kanzleivermerk: „mein g. hern solchs anzuzeigen“).

1631 [Altenburg], 31. Mai 1522 (Sonnabend nach Ascensionis domini) Benedikt Bischoff an Kf. [Friedrich] [1] Benedikt Bischoff klagt Kf. [Friedrich], dass zwar durch die kfl. Räte am 19. Mai in Eilenburg¹ zwischen dem Rat der Stadt Altenburg und dem [Marienstift zu Altenburg] 1629 ² Dabei handelt es sich wohl um den Brief Martin Luthers an den Rat zu Altenburg vom 27. Mai 1522 (WA.Br 2, S. 540, Nr. 497). Luther wandte sich wegen Zwilling und der Besetzung der Altenburger Predigerstelle am 29. Mai an Georg Spalatin, dem er einen Brief des Rats zu Altenburg – wohl das Gesuch vom 22. Mai (WA.Br 2, S. 538f., Nr. 496) – mitschickte (WA.Br 2, S. 545–547, Nr. 500). 1631 ¹ Die Vorladung Kf. Friedrichs an den Stadtrat zu Altenburg vom 6. Mai 1522 findet sich in: StadtA Altenburg, Ratsarchiv, XII.d.Nr. II, fol. 5rv (Ausfertigung), ediert in: Löbe: Mittheilungen, S. 55, Nr. XV.

Nr. 1632

1. Juni 1522

759

eine Einigung wegen der Predigerstelle getroffen wurde, so dass das Stift auf sein Investiturrecht verzichtet und künftig Kf. [Friedrich] den Prediger verordnen soll [vgl. Nr. 1626]. Bischoff hoffte, dass auf diese Weise Frieden mit dem Stadtrat einkehrt und der Schiedsspruch befolgt wird. Jedoch handelte der Rat oder ein anderer gegen diese Einigung und ließ zu Himmelfahrt (29. Mai) Gabriel [Zwilling] in der Kirche [St. Bartholomäi] predigen. [2] Da Bischoff nicht nur eine aktuelle Missachtung der Einigung feststellt, sondern auch künftig weitere Übertretungen zum Schaden der Rechte des Stifts befürchtet, bittet er Kf. [Friedrich], das Stift dem Schiedsspruch entsprechend zu schützen. Kf. [Friedrich] soll dem Stadtrat befehlen, solche Predigten zu unterlassen. In Altenburg befinden sich mehr geistliche Orden, Mönche und Nonnen, denen [Zwilling], der seinen Orden verlassen hat, ein schlechtes Beispiel geben könnte. Es soll Zwietracht vermieden werden, die daraus entstehen könnte. Bischoff und das Stift wollen für Kf. [Friedrich] beten, der auf den Lohn der Mutter Gottes und der anderen Patrone [des Stifts] hoffen darf. A Ed.

StadtA Altenburg, Ratsarchiv, XII.d.Nr.I, fol. 59r (Abschrift). Löbe: Mittheilungen, S. 61f., Nr. XXI (Volltext).

1632 Kf. Friedrich an Conrad Rupsch

Lochau, 1. Juni 1522 (Sonntag Exaudi)

[1] Kf. Friedrich wendet sich an seinen Hofkapellmeister Conrad Rupsch, weil er erfahren hat, dass es in der Hofkapelle an Knaben mangelt und dass diejenigen Knaben, die da sind, keine gute Stimme haben. Der Kf. verweist auf die hohen Kosten der Kapelle, die bei unbegabten Knaben umsonst sind. [2] Er fordert Rupsch auf, nähere Informationen zu erteilen und zu berichten, ob nicht gute Sänger zu bekommen sind. Dann will der Kf. seine weitere Meinung in der Angelegenheit mitteilen. A

LATh – StA Altenburg, Landesregierung, 4251, fol. 112rv (Konzept).

1633 [Altenburg], 1. Juni 1522 (Sonntag Exaudi) Benedikt Bischoff an Kf. [Friedrich] [1] Benedikt Bischoff, Propst des Marienstifts zu Altenburg, beklagt sich erneut bei Kf. [Friedrich] über den am 29. Mai erfolgten Verstoß gegen den Schiedsspruch wegen der Predigerstelle durch die Altenburger und erinnert an seinen Bericht [Nr. 1631]. [2] Heute früh gingen Vertreter des Rats und der Gemeinde mit Gewalt gegen Magister Köhler, den Pfarrer von St. Nikolai, vor. Als Köhler gemäß der Verabredung, die am 19. Mai vor den kfl. Räten in Eilenburg getroffen wurde, die Kanzel der Kirche St. Bartholomäi besteigen wollte, wurde er daran mit Messern und Drohungen gehindert. Fünf Personen drangen in die Sakristei ein und sagten ihm, er solle nicht wagen zu predigen. Würde er trotzdem predigen, so wollten sie ihn von der Kanzel werfen oder steinigen. Aufgrund dieser Drohungen verließ Köhler die Kirche. Es wurde ebenfalls die Messe gestört, so dass

760

3. Juni 1522

Nr. 1634

sie nicht fortgesetzt werden konnte. Stattdessen wurde Gabriel [Zwilling] mit Gewalt Einlass in die Kirche verschafft, den man predigen ließ. Dieser Vorgang könnte zu Murren im Volk und zu Aufruhr führen. [3] Bischoff berichtet dies, damit Kf. [Friedrich] sieht, wie sich die Altenburger an die Verabredung halten, die am 19. Mai vor den kfl. Räten in Eilenburg getroffen wurde. Kf. [Friedrich] möge die Vorgänge prüfen und das Marienstift schützen. → 1645 A Ed.

StadtA Altenburg, Ratsarchiv, XII.d.Nr.I, fol. 60v–61r (Abschrift). Löbe: Mittheilungen, S. 62f., Nr. XXII (Volltext).

1634 Herzberg, 3. Juni 1522 (Dienstag nach Exaudi) Kf. Friedrich an Jan von Wernsdorf [1] Kf. Friedrich teilt Jan von Wernsdorf, Geleitsmann zu Altenburg, mit, dass ihm der Propst des Marienstifts zu Altenburg [Benedikt Bischoff] eine Klageschrift [Nr. 1631] über den Rat zu Altenburg zugesandt hat. Demnach hält sich der Rat nicht an die Vereinbarung über die Predigerstelle, die vor Kurzem in Eilenburg getroffen wurde [vgl. Nr. 1626], wie Wernsdorf aus der Beilage entnehmen kann. [2] Wenn die Altenburger gegen die Vereinbarung verstoßen, kann dies Kf. Friedrich nicht billigen. Deshalb wünscht er in seinem und Hz. Johanns Namen, dass sich Wernsdorf nach den Vorgängen erkundigt. Wenn die Klage berechtigt ist, soll Wernsdorf den Altenburgern befehlen, sich nach der Vereinbarung zu richten. Kf. Friedrich trägt Wernsdorf auf, über den Fall zu berichten und das Schreiben des Propstes zurückzuschicken. [3] Zettel: Propst [Benedikt Bischoff] klagte auch über Matthes Petzel, der das Marienstift und die dazugehörigen Leute befehdet.¹ Darum soll sich Wernsdorf ebenfalls kümmern. A Ed.

StadtA Altenburg, Ratsarchiv, XII.d.Nr.I, fol. 59v (Abschrift). Löbe: Mittheilungen, S. 63f., Nr. XXIII (Volltext, ohne den Zettel).

1635 Weimar, 3. Juni 1522 (Dienstag nach Exaudi) Hz. Johann an das [Kapitel des Marienstifts zu Eisenach] [1] Hz. Johann schickt dem [Kapitel des Marienstifts zu Eisenach] beiliegend ein Bittschreiben Johann Pfisters, Kleriker in Eisenach, mit dem sich dieser an Hz. Johann gewandt 1634 ¹ Auf das Schreiben Kf. Friedrichs folgt in der Akte eine Klage [Benedikt Bischoffs] an den Kf. wegen einer schwangeren Frau und einer Fehde gegen das Marienstift. Demnach sollte ein Laienbruder des Marienstifts gezwungen werden, eine Frau zu heiraten, an der er sich vergangen haben sollte. Der Schwager der Frau mit Namen Marx – vielleicht Matthes Petzel – bedrohte daraufhin das Stift (StadtA Altenburg, Ratsarchiv, XII.d.Nr. I, fol. 60rv, Abschrift).

Nr. 1636

4. Juni 1522

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hatte. [2] Weil Pfister [1517]¹ seine Vikarie an Heinrich [Ebenheim], Kaplan zur Wartburg, abgetreten hatte, bittet nun Hz. Johann auch im Namen [Kf. Friedrichs] das [Kapitel] darum, dass an Pfister, dessen Wunsch entsprechend, ein Lehn übertragen wird, wenn ein solches in der Eisenacher Kirche frei wird. A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Mm 483, unfol., 1 Bl. (Abschrift).

1636 Nürnberg, 4. Juni 1522 (Mittwoch nach Exaudi, den IIII. Tag Junii) Hans von der Planitz an Kf. Friedrich → 1627 [1] Hans von der Planitz erhielt die Schreiben Kf. Friedrichs vom 25. [Nr. 1627] und 26. Mai. [2] Unterhalt des Reichsregiments und des Kammergerichts. [3] Planitz schlägt Stellvertreter vor für den Fall, dass Kf. Friedrich im kommenden Quartal aus Gesundheitsgründen nicht nach Nürnberg kommen kann, und benennt mögliche Probleme. [4] Finanzen. [5] Martin [Luther] sollte keine Schriften ohne vorherige Kenntnis Kf. Friedrichs ausgehen lassen. Diese Meinung will Planitz auch weiterhin vertreten. Die Stimmung hat sich in Nürnberg beruhigt. Planitz hört nichts mehr über das Schreiben Hz. Georgs [von Sachsen] in der Luthersache. [6] Gutes Verhältnis zu Hz. Wilhelm von Bayern. [7] Zettel: Nachdem Planitz seinen Brief beendet hatte, kam das Schreiben Kf. Friedrichs vom 30. Mai an. Aufforderung des Reichsregiments an Kf. Friedrich, in Nürnberg zu erscheinen. → 1643 A Ed.

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. E 88, fol. 127r–131v, Zettel: 130r (Ausfertigung, eigh.). Wülcker / Virck: Planitz Berichte, S. 162–166, Nr. 70 (Volltext).

1637 Lochau, 5. Juni 1522 (Donnerstag nach Exaudi) Kf. Friedrich an Jan von Wernsdorf [1] Kf. Friedrich erhielt das Schreiben Jan von Wernsdorfs, in dem dieser berichtete, was der Rat der Stadt Altenburg sowie einige Bürger wegen des vor den kfl. Räten getroffenen Schieds zwischen ihnen und dem Propst [Benedikt Bischoff] des Marienstifts zu Altenburg vor ihn brachten und was er ihnen darauf antwortete. [2] Kf. Friedrich erhielt in dieser Sache auch ein Schreiben [Nr. 1633] des Propstes. Darin berichtete dieser über das ungebührliche Verhalten (unfug) des Rats und der Gemeinde in der Kirche, als 1635 ¹ In einem Schiedsspruch Hz. Johanns vom 16. Juli 1517, der den Streit zwischen Heinrich Ebenheim und Johann Pfister um ein geistliches Lehn beenden sollte, wurde Pfister die Übertragung eines anderen geistlichen Lehns in Kursachsen in Aussicht gestellt, welches über Einkünfte in einer bestimmten Höhe verfügt und das Hz. Johann und Kf. Friedrich verleihen dürfen. Auf Bitten Pfisters sollte ihm dieses Lehn dann künftig übertragen werden (LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Mm 483, unfol.). In der Akte befinden sich noch weitere Schreiben von 1502 und 1540 zu den Lehen Johann Pfisters.

762

[nach 5. Juni 1522]

Nr. 1638

die Predigt gehalten werden sollte. Wernsdorf kann aus beiliegendem Schreiben den Bericht entnehmen. [3] Kf. Friedrich teilte Wernsdorf bereits aus Herzberg aufgrund einer weiteren Klageschrift des Propstes [Nr. 1631] mit [Nr. 1634], dass nicht gegen die Vereinbarung gehandelt werden darf. Wernsdorf soll sich nach diesem Schreiben richten, über sein Vorgehen berichten und die Schreiben des Propstes zurückschicken. Dann will Kf. Friedrich antworten. A Ed.

StadtA Altenburg, Ratsarchiv, XII.d.Nr.I, fol. 61rv (Abschrift). Löbe: Mittheilungen, S. 64, Nr. XXIV (Volltext).

1638 [nach 5. Juni 1522] Friedrich von Thun, [Gregor] Brück und Hieronymus [Schurff]: Bericht [1] Friedrich von Thun, der Kanzler [Gregor] Brück und Hieronymus [Schurff] berichten, was sie im Auftrag Kf. Friedrichs und Hz. Johanns den Räten Hz. Georgs von Sachsen am 5. Juni in Naumburg mitgeteilt haben: [2] Sie legten dar, welche Schriften zwischen den Fürsten in der Luthersache gewechselt wurden und welcher Rat Hz. Georg von Kf. Friedrich, der seinerseits Rat von Hz. Georg annehmen würde, gegeben wurde. [3] Hz. Georg hatte diesen Rat mit Dank angenommen und weiteren Rat beim Reichsregiment gesucht. Da nichts gegen Luther unternommen wurde, sah auch Kf. Friedrich keinen Grund, Luther zu bestrafen. Dies hätte der Kf. vor Gott und der Welt nicht verantworten können. [4] Hz. Georg soll selbst bedenken, was ihm in dieser Sache förderlich erscheint, und Kf. Friedrich und Hz. Johann damit verschonen. A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. N 32, fol. 38r (Konzept).

1639 Lochau, 8. Juni 1522 (am Heiligen Pfingsttag) Kf. Friedrich an Hans von Minckwitz [1] Kf. Friedrich informiert seinen Amtmann zu Liebenwerda Hans von Minckwitz darüber, dass das Kapitel des Allerheiligenstifts zu Wittenberg ihn mit einer zugeschickten Übersicht¹ über noch immer ausstehende Zinszahlungen in Kenntnis gesetzt hat. [2] Kf. Friedrich hatte angenommen, dass nach seinem Befehl [Nr. 1536] die Angelegenheit durch Minckwitz zugunsten des Kapitels geklärt wurde. [3] Da dies nicht der Fall ist, soll Hans von Minckwitz nun die Schuldner zur Zahlung bewegen und wenn nötig dem Kapitel Amtshilfe leisten, damit dieses nicht weiter beim Kf. [um Unterstützung] ansucht. A LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. O 262, fol. 9rv (Konzept). Bem. Das Schreiben sollte im Fall der Abwesenheit des Hans von Minckwitz an den Schosser zu Liebenwerda gehen. 1639 ¹ Zur entsprechenden Übersicht vgl. LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. O 262, fol. 6v–8v+12v.

Nr. 1640

8. Juni 1522

763

1640 Grünhain, 8. Juni 1522 (am Tag Pentecoste) Abt Gregor [Küttner] des Zisterzienserklosters Grünhain an Kf. Friedrich [1] Abt Gregor des Zisterzienserklosters Grünhain berichtet Kf. Friedrich, dass trotz der vor Kurzem stattgefundenen Einigung zwischen den Räten Kf. Friedrichs und Hz. Johanns, Abt Gregor und einigen Gesandten von Schlettau und Walthersdorf in der Angelegenheit der neuen Stadt beim Scheibenberg [vgl. Nr. 1603], welche Kf. Friedrich und Hz. Johann errichten wollen, die gemeinsame Besichtigung des Geländes für die neue Stadt nicht am 3. Juni stattfand, obwohl sich die Leute des Abts danach gerichtet hatten. [2] Nun wurde am 4. Juni die Besichtigung durch den Bergvogt zu Buchholz vorgenommen. Entgegen den Vereinbarungen und zur Beunruhigung der Leute wurde ein weitläufiges Gelände für die neue Stadt vermessen. Abt Gregor geht daher davon aus, dass dies dem Bergvogt nicht befohlen wurde. Infolge der Besichtigungsaktion erhielt Abt Gregor am heutigen Tag Beschwerdeschreiben der Leute von Schlettau und Walthersdorf sowie ihres Pfarrers, die er dem Kf. beiliegend mitschickt.¹ [3] Obwohl die fsl. Räte dem Abt und seinen Leuten für ihre Verluste einen Ausgleich versprachen, befürchtet Abt Gregor mit Blick auf die Vermessungen des Bergvogts zu große Nachteile und Verluste sowie Probleme bei der Entschädigung, was Auswirkungen auf die Dienste und Zinszahlungen seiner Untertanen für das Kloster hat. Abt Gregor bittet Kf. Friedrich, die negativen Folgen zu bedenken. Die kfl. Räte, die am 23. Juni kommen, werden sicher erkennen, dass die Vermessungen des Bergvogts nicht der Meinung und dem Befehl des Kf. entsprechen. Abt Gregor bezweifelt ohnehin, dass der vorgesehene Ort für eine Stadt geeignet ist, überlässt die Entscheidung aber Kf. Friedrich mit der Bitte, das Anliegen des Abts und seiner Leute zu überdenken und die Vermessungen erst am 23. Juni vornehmen zu lassen. Was dann die kfl. Räte und Gesandten entscheiden, wollen der Abt und seine Leute anerkennen. A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Kk 586, fol. 2r–3v (Ausfertigung).

1641 Lochau, 11. Juni 1522 (Mittwoch in der Heiligen Pfingstwoche) Kf. Friedrich an Hz. Johann [1] Kf. Friedrich informiert Hz. Johann darüber, dass sich Abt [Gregor Küttner des Zisterzienserklosters] Grünhain wegen der Vermessung der neuen Stadt beim Scheibenberg 1640 ¹ Ein Beschwerdebrief an den Abt zu Grünhain stammte von Johann Küttner, Pfarrer zu Schlettau. Der Pfarrer erbat vom Abt als seinem Lehnsherrn Rat und Hilfe wegen des Vorhabens Kf. [Friedrichs] und Hz. [Johanns], eine neue Stadt zugunsten des neuen Bergwerks am Scheibenberg zu errichten. In Anbetracht der Vermessungsarbeiten befürchtete Küttner Nachteile und Einbußen für sein Pfarrlehn, so wie es bereits im Zusammenhang mit der Errichtung von Buchholz der Fall gewesen war (LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Kk 586, fol. 4r–5v, Abschrift, undatiert). Ein zweiter Beschwerdebrief an den Abt stammte vom Rat und der Gemeinde der Stadt Schlettau und der Gemeinde des Dorfes Walthersdorf und enthielt die Klage, dass entgegen der ursprünglichen Aussage der fsl. Räte, dass die neue Stadt auf schlechtem und für sie unnützem Gelände entstehen soll, die Vermessungen nun zeigen, dass dies nicht der Fall ist. Erhebliche Nachteile und Schäden für Schlettau und Walthersdorf wurden befürchtet (ebd., fol. 7v–10v, Abschrift, undatiert).

764

14. Juni 1522

Nr. 1642

an ihn gewandt hat. Aus den beiliegenden Schreiben kann Hz. Johann die Klagen des Abts und seiner Leute zu Schlettau und Walthersdorf entnehmen [Nr. 1640]. [2] Weil aus dem Schreiben des Abts hervorgeht, dass die fsl. Räte weitere Besichtigungen und Handlungen in der Sache am 23. Juni durchführen werden, bezweifelt Kf. Friedrich nicht, dass Hz. Johann den Räten entsprechende Befehle erteilen wird, damit der Abt und seine Leute künftig keinen Grund haben, sich über ungerechtfertigte Belastungen zu beklagen. A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Kk 586, fol. 6rv (Ausfertigung).

1642 14. Juni 1522 (Sonnabend in der Heiligen Pfingstwoche) Abt Heinrich [Huthen] des Benediktinerklosters Reinhardsbrunn an Hz. Johann [1] Abt Heinrich des Benediktinerklosters Reinhardsbrunn erinnert Hz. Johann daran, dass der Hz. sich vor einigen Jahren mit Heinrichs Vorgänger, Abt Johann [Heyner], in einem Tauschgeschäft (wechßell ader kauthe) bezüglich des Dorfes Oberellen bei Eisenach befand.¹ Der nicht vollzogene Tausch obliegt zur Klärung nun Abt Heinrich, dem die hzl. Räte sowie andere dazu verordnete Kommissare Vorschläge zum Vergleich unterbreiteten, die der Abt annahm. Trotzdem wurde die Sache bis jetzt nicht geklärt. [2] Nun aber erfuhr Abt Heinrich, dass Hz. Johann berichtet wurde, dass der Abt bereit ist, den Vergleich zu machen. Abt Heinrich möchte nicht betrügen, den Hz. nicht übergehen und nicht bei ihm als Mitstifter, Patron, Schutzherrn und Landesherrn des Klosters in Ungnade fallen. [3] Wenn Hz. Johann gegen den Tausch ist, will Abt Heinrich vom Tausch gern Abstand nehmen und bittet darum, dass Hz. Johann das Kloster und ihn weiterhin schützt und ihnen wohlgesonnen bleibt. [4] Abt Heinrich will für Hz. Johann beten und bittet um Antwort. A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Kk 1224, fol. 1rv+3rv (Ausfertigung).

1643 Colditz, 16. Juni 1522 (Montag nach dem Sonntag Trinitatis) Kf. Friedrich an Hans von der Planitz → 1636 [1] Kf. Friedrich erhielt die Antwort [Nr. 1636] des Hans von der Planitz auf seine Schreiben [vom 25., 26. und 30. Mai]. [2] Unterhalt des Reichsregiments und Kammergerichts. [3] Überlegungen Kf. Friedrichs zu seiner persönlichen Anwesenheit 1642 ¹ In der Akte befindet sich ein undatiertes Schreiben [laut Kanzleivermerk von 1515] an Hz. Johann [Friedrich], in dem ihm [hzl. Räte] von dem Tauschvorhaben zwischen dem Kloster Reinhardsbrunn und seinem Vater berichteten. Es sollte ein großes wertvolles Stück Wald bei Tenneberg gegen das Dorf Oberellen und ein wertloses Gehölz, das die Mönche geben wollten, getauscht werden. Vom Tausch rieten die [Räte] dringend ab (LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Kk 1224, fol. 2rv).

Nr. 1644

16. Juni 1522

765

im Reichsregiment und Bitten um Geleit. [4] Finanzen. [5] Kf. Friedrich hatte nach Hinweis durch Hans von der Planitz, dass Hz. Georg von Sachsen und andere den Kf. ohne Ursache beschuldigen, diesem befohlen, ihn wegen Martin [Luther] zu entschuldigen [vgl. Nr. 1545]. Dies kann jetzt unterbleiben, weil Kf. Friedrich von niemandem etwas zur Last gelegt wurde. [6] Beziehung zu Hz. Wilhelm von Bayern und Treffen mit ihm in Nürnberg. [7] Anwesenheit anderer Reichsstände beim Reichsregiment. → 1646 A LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. E 88, fol. 145r–148r (Konzept). Ed. Wülcker / Virck: Planitz Berichte, S. 175–178, Nr. 77 (Volltext). Bem. Möglicherweise ging die nicht erhaltene Ausfertigung erst am 17. Juni 1522 aus. Dafür spricht, dass Hans von der Planitz am 22. Juni [vgl. Nr. 1646] den Eingang des Briefes vom Dienstag nach Trinitatis (17. Juni) anzeigt, bei dem es sich um vorliegenden Brief handeln muss.

1644 Colditz, 16. Juni 1522 (Montag nach Trinitatis) Kf. Friedrich an Geleitsmann [Jan von Wernsdorf] [1] Kf. Friedrich erhielt den Bericht des Geleitsmanns [Jan von Wernsdorf] über seine Untersuchungen bei dem Stadtrat und der Gemeinde zu Altenburg wegen der Auseinandersetzungen über die Predigerstelle. Der Kf. las auch, was der Rat zu Altenburg in dieser Sache mitteilte. [2] Kf. Friedrich wird dem Propst [des Marienstifts zu Altenburg Benedikt Bischoff] die Berichte [Wernsdorfs] und des Stadtrats¹ übersenden und von ihm fordern, sich an die Vereinbarung über die Predigerstelle zu halten. [3] [Wernsdorf] soll den Altenburgern ebenfalls befehlen, sich an die Vereinbarung zu halten und nicht dagegen zu handeln. Kf. Friedrich will bald entsprechend der Vereinbarung einen Prediger nach Altenburg schicken. Ed.

Löbe: Mittheilungen, S. 68, Nr. XXVI (Volltext).

1645 Colditz, 16. Juni 1522 (Montag nach Trinitatis) Kf. [Friedrich] an Propst [Benedikt Bischoff des Marienstifts zu Altenburg] → 1633 [1] Kf. [Friedrich] erhielt das Schreiben [Nr. 1633] [Benedikt Bischoffs], Propst [des Marienstifts zu Altenburg], mit der Anschuldigung, dass sich die Altenburger nicht 1644 ¹ Der Rat zu Altenburg hatte Jan von Wernsdorf am 13. Juni 1522 in einer schriftlichen Stellungnahme seine Sicht der Ereignisse dargelegt (StadtA Altenburg, Ratsarchiv, XII.d.Nr. I, fol. 62r–63v, Konzept, ediert in: Löbe: Mittheilungen, S. 65–67, Nr. XXV). Demnach hatte sich der Rat an die in Eilenburg getroffene Vereinbarung mit dem Propst des Marienstifts zu Altenburg über die Predigerstelle gehalten. Magister Köhler war am 1. Juni nicht bedroht worden, sondern hatte nach einem freundlichen Gespräch auf seine Predigt verzichtet und die Kirche verlassen. Dass sich Gabriel [Zwilling] noch in Altenburg aufhält und weiterhin predigt, geschah auf Anraten Martin [Luthers] (WA.Br 2, S. 540f., Nr. 497). Der Rat bat um die Bestätigung [Zwillings] oder eines anderen Predigers durch Kf. [Friedrich].

766

22. Juni 1522

Nr. 1646

an die in Eilenburg getroffene Vereinbarung über die Predigerstelle halten. Die Antwort Kf. [Friedrichs] darauf und den kfl. Befehl [Nr. 1637] an den Geleitsmann zu Altenburg [Jan von Wernsdorf] kennt [Bischoff] bereits. [2] Kf. [Friedrich] teilt [Bischoff] mit, dass ihm der Geleitsmann geschrieben hat, was er dazu vom Rat und der Gemeinde zu Altenburg erfahren hat. [Bischoff] kann dies aus den Beilagen entnehmen. Kf. [Friedrich] meint, dass die Klage [Bischoffs] unnötig gewesen ist. [3] Kf. [Friedrich] wünscht, dass [Bischoff] nicht gegen die Vereinbarung handelt. Dies hat der Kf. auch den Altenburgern befohlen [vgl. Nr. 1644]. In Kürze will Kf. [Friedrich] entsprechend der Vereinbarung einen Prediger nach Altenburg schicken. Ed.

Löbe: Mittheilungen, S. 68f., Nr. XXVII (Volltext).

1646 Nürnberg, 22. Juni 1522 (Sonntag nach Corporis Christi) Hans von der Planitz an Kf. Friedrich → 1643 [1] Hans von der Planitz bestätigt den Eingang des letzten Schreibens [Nr. 1643] Kf. Friedrichs. [2] Kf. Friedrichs Erscheinen beim Reichsregiment. Geleit. [3] Hildesheimer Stiftsfehde. [4] Bisherige Verhandlungen im Reichsregiment. [5] Unterhaltung des Reichsregiments und des Reichskammergerichts. [6] Sollte Kf. Friedrich nicht das ganze Quartal in Nürnberg sein können und Hz. Johann verhindert sein, so hält Planitz eine Vertretung durch [Hz. Johann Friedrich] doch für möglich. [7] Weigand von Redwitz wurde zum neuen Bf. von Bamberg erwählt. Kursächsische Gelder für die Türkenhilfe. [8] Planitz hat die Entschuldigung für Kf. Friedrich wegen Martin [Luther] nicht vorgetragen, sondern den Kf. nur dann, wenn davon gesprochen wurde, beiläufig verteidigt. [9] Geplante Unterredung zwischen Kf. Friedrich und Hz. Wilhelm von Bayern. Abreise Ebf. [Richards] von Trier, Zusendung von Briefen. [10] Nachrichten über Ks. [Karl V.]. [11] Fehde zwischen Geldern und Bf. [Friedrich III.] von Utrecht. Einigung zwischen Ehz. Ferdinand [von Österreich] und Pfgf. Friedrich [bei Rhein] über den Statthaltertitel. [12] Nachrichten der Gesandtschaft des Reichsregiments aus Wien über die türkischen Rüstungen. Ehz. Ferdinand fordert Unterstützung an, ist aber mit seinen Zahlungen der Türkenhilfe im Rückstand. [13] Nachrichten über Angriffspläne Franz von Sickingens gegen Gf. Georg von Wertheim, Bf. [Georg] von Speyer und Bf. [Reinhard] von Worms. A Ed.

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. E 88, fol. 150r–153v (Ausfertigung, eigh.). Wülcker / Virck: Planitz Berichte, S. 179–184, Nr. 79 (Volltext).

1647 Venedig, 23. Juni 1522 (23. Junii) Burkhard Schenk von Siemau an Georg Spalatin [1] Burkhard Schenk erinnert Georg Spalatin, dass er ihm bereits am 17. März einen längeren Brief [Nr. 1526] schrieb und diesen zusammen mit einer Aufstellung der Kosten für die Reliquien in Höhe von 200 Dukaten sowie der Kosten für die griechischen Messen durch Wolfgang Hofman übermitteln ließ. Dass Schenk noch keine Antwort von Spalatin erhielt, bereitete ihm große Sorgen, zumal er den Grund für die Verzögerung nicht kennt.

Nr. 1648

26. Juni 1522

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[2] Seine Reise in das Heilige Land verschob Schenk, da er erst die Angelegenheit beenden und seine Gläubiger auszahlen will. [3] Schenk bittet Spalatin, ihm als Freund wahrheitsgetreu mitzuteilen, ob Kf. [Friedrich] hinsichtlich der Reliquien wegen irgendeiner Sache unzufrieden ist. [4] Schenk kann noch Bücher für seinen Unterhalt verkaufen. Er will in Venedig bleiben, bis er alles bezahlt hat. [5] Er wendet sich an Spalatin nicht als Diener des Kf., dem beide dienen, sondern als Freund und Bruder, damit Schenk endlich aus der Sache herauskommt. [6] Grüße an Jakob Vogt, Bernhard von Hirschfeld, Hans von Dolzig und Hans Schott. → 1652 A B C Ed. Bem.

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. O 217, fol. 42rv (Ausfertigung, lateinisch). LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. O 217, fol. 43rv+45rv (Übersetzung, von Georg Spalatin). FB Gotha, Chart. A 1289 I, fol. 225r–226r (Abschrift, lateinisch). Berbig: Spalatiniana 1908, S. 46–48, Nr. XXXV (Volltext, nach Überlieferung C). Zur Weiterleitung des Briefes an Kf. Friedrich vgl. Nr. 1651.

1648 Weimar, 26. Juni 1522 (Donnerstag nach Johannis baptiste) Kf. Friedrich und Hz. Johann an Jan von Wernsdorf und den Rat zu Altenburg [1] Kf. Friedrich und Hz. Johann erinnern Jan von Wernsdorf, Amtsverweser zu Altenburg, und den Rat zu Altenburg daran, dass Kf. Friedrich vor Kurzem, als er in Altenburg war, ihnen und der Gemeinde versprach, der Stadt einen geeigneten redlichen Prediger zu schicken. Daraufhin ließ Kf. Friedrich mit Wenzeslaus [Linck], Vikar des Augustinereremitenordens, verhandeln,¹ von dem er bereits einige Predigten gehört hat. Dieser hat eingewilligt, nach Altenburg zu kommen und dort eine Zeit zu bleiben. [2] Kf. Friedrich und Hz. Johann wünschen von Wernsdorf und dem Rat zu Altenburg, dass sie [Linck] als Prediger verordnen.² Er soll eine Behausung und den Lebensunterhalt erhalten, wie dies in der in Eilenburg getroffenen Vereinbarung festgelegt wurde. Kf. Friedrich hofft, dass [Linck] das Beste in der Lehre bei ihnen ausrichten wird, wie er es zugesagt hat. A B Ed.

StadtA Altenburg, Ratsarchiv, XII.d.Nr.I, fol. 65r (Abschrift). FB Gotha, Chart. B 184, fol. 128v–129v (Abschrift). Reindell: Wenzeslaus Linck, S. 285f., Nr. XXXIV (80) (Volltext); Löbe: Mittheilungen, S. 70, Nr. XXX (Volltext).

1648 ¹ Die Verhandlungen führte Georg Spalatin. Dieser schrieb am 24. Juni 1522 aus Pößneck an Linck, dass er einige Zeit in Altenburg predigen soll (Reindell: Wenzeslaus Linck, S. 284f., Nr. XXXIII [79]). ² Linck kam noch nicht umgehend nach Altenburg, sondern musste erst noch Ordensangelegenheiten in Neustadt an der Orla regeln, wie er Jan von Wernsdorf und dem Rat zu Altenburg am 2. Juli 1522 mitteilte (Reindell: Wenzeslaus Linck, S. 286–288, Nr. XXXV [82]). Gabriel Zwilling blieb bis zu Lincks Ankunft in Altenburg. Am 10. Juli 1522 schrieb ihm Luther, dass Kf. Friedrich einen anderen Prediger für Altenburg gefunden hat. Zwilling sollte nach Wittenberg oder an seinen früheren Aufenthaltsort [Düben oder Eilenburg] zurückkehren (WA.Br 2, S. 575f., Nr. 517).

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1649 [Kf. Friedrich] an Ks. [Karl V.]

14. Juli 1522

Nr. 1649

Nürnberg, 14. Juli 1522 (am XIIII. Tag Julii)

[1] [Kf. Friedrich] erhielt den Brief Ks. [Karls V.], den dieser am 6. Juni in London aufgesetzt hatte. Er bedankt sich für die Nachrichten, dass der Ks. nach Spanien reisen will und die Verhandlungen mit Kg. [Heinrich VIII.] von England gut verliefen. [2] [Kf. Friedrich] wünscht Ks. [Karl V.] eine gute Reise. [3] [Kf. Friedrich] will alles tun, was der Christenheit und dem Reich zu Ehre, Nutzen und Gedeihen sowie zu Wohlfahrt und Beständigkeit des aufgerichteten Regiments und der Ordnung dient. Er hat sich inzwischen, obwohl es ihm sehr schwer fällt, nach Nürnberg zum Reichsregiment begeben. [4] Weiteres wird der Ks. aus dem Schreiben des Reichsregiments erfahren. [5] [Kf. Friedrich] hat [Hz. Johann] über das Schreiben Ks. [Karls V.] unterrichtet und darum gebeten, dass für den Ks. Kirchgang gehalten und gebetet wird. → 1689 A LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. E 87, fol. 144rv (Konzept). Ed. Wülcker / Virck: Planitz Berichte, S. 183 Anm. 1 (Regest mit Teiledition). Bem. Die Ausfertigung des Schreibens erfolgte erst am 22. Juli, wie aus der Antwort [Nr. 1689] Ks. Karls V. an Kf. Friedrich hervorgeht.

1650 [Zwickau], 17. Juli 1522 (Donnerstag nach Margarethe virginis) Der Rat zu Zwickau an Hz. Johann [1] Der Rat der Stadt Zwickau berichtet Hz. Johann, dass sich der Guardian [Martin Baumgart] des Franziskanerklosters Zwickau sowie einige Franziskaner über den vor Kurzem zwischen dem Pfarrer [Nikolaus Hausmann], dem Stadtrat und dem Kloster durch Hz. Johann aufgerichteten Schied [Nr. 1556] in ihren Predigten und auch sonst hinwegsetzen, um Zwietracht zu säen und Aufruhr zu verursachen. Der Lesemeister Hieronymus Werner hat sich in einigen Predigten gegen den Pfarrer und die Prediger [Johann Zeidler und Wolfgang Zeuner] Ärgernis erregend und spitzfindig geäußert. Darüber hat sich [Hausmann] beschwert. Nachdem Martin Luther [vom 30. April bis zum 2. Mai] in Zwickau gewesen war und gepredigt hatte, sprach Werner schlecht über ihn, indem er grundlos darauf anspielte, dass Luther Geld für die Predigten erhalten habe. Weil dies öfter vorkam, ließ der Stadtrat dem Guardian mitteilen, dass er Werner zukünftig nicht mehr predigen lassen und einen anderen dazu verordnen soll, wozu es wohl nicht kommen wird, da der Guardian Ausflüchte suchte. [2] Nun erlaubt sich der Guardian gemeinsam mit seinem Ordensbruder Wolfgang Piger, von burgern und burgerinne der Stadt Beweise gegen den Rat zu sammeln, dass die Gesandten des Rats während der letzten Verhandlungen die Franziskaner grundlos in der Testamentsfrage gegenüber Hz. Johann beschuldigt hätten. Die Franziskaner behaupten, sie hätten hinsichtlich der Testamente einen hzl. Befehl. Sie bedrohen die Leute und bestehen auf den einmal geleisteten Eiden wie im Fall der Frau des Hans Wildeck und in den Fällen des Franz Knobloch und des Georg Storch. [Baumgart] und Piger bringen hinter dem Rücken der anderen Mönche die Bürger und Einwohner gegen den Rat auf und fördern Aufruhr. Zudem wurde der Rat

Nr. 1651

[vor 28. Juli 1522]

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von verschiedenen Seiten glaubhaft vor den Mönchen gewarnt. [3] Die Franziskaner überredeten einige Bürger, sich gegen die im Rezess getroffene Regelung des Begräbnisses vor der Stadt bei Hz. Johann zu beschweren. Sie hoffen, dadurch diese Regelung außer Kraft setzen zu können. Hz. Johann hat bereits vom Bgm. [Hermann Mühlpfort] gehört, wie der Rat bei den Adligen auf dem Land durch die Franziskaner ins Gerede gebracht wird. Der Rat hätte deshalb längst Grund gehabt, die beiden Anführer [Baumgart] und Piger aus der Stadt zu verweisen, dies obliegt jedoch der Meinung Hz. Johanns. [4] Um die bestehenden Verträge zu halten, bittet der Stadtrat Hz. Johann, an den Minister des Franziskanerordens [Paolo da Soncino] zu schreiben. Dieser soll den Guardian und Piger in ein anderes Kloster versetzen, damit Frieden und Einigkeit zwischen dem Pfarrer, dem Rat und den übrigen Franziskanern einzieht. Andernfalls kann es zu einer Ausweitung der Auseinandersetzung kommen. Der Rat will gern alles tun, um den Orden zu fördern. A Ed.

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Kk 1565, fol. 2r–3v (Ausfertigung). Aufzeichnungen zur Geschichte der Thüringischen Ordensprovinz 1, S. 18–21, Nr. 11 (Volltext); Sommerfeldt: Zu den Briefen Baumgarts, S. 125–127 (Volltext).

1651 Georg Spalatin an Kf. [Friedrich]

[vor 28. Juli 1522]

[1] Georg Spalatin schickt Kf. [Friedrich] die deutsche Übersetzung eines erneuten Schreibens [Nr. 1647] von Burkhard Schenk aus Venedig [wegen der Reliquien].¹ [2] Wenn der Kf. befiehlt, die Reliquien an Schenk zurückzuschicken, um ihn los zu werden, scheut sich Spalatin nicht davor, den Auftrag auszuführen, obwohl er, wie die Briefe Schenks zeigen, immer lavierte und in der Angelegenheit nichts ohne Befehl tat. [3] Spalatin wünschte, dass man die jetzige Kenntnis über den Ablass schon früher gehabt hätte. LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. O 217, fol. 44rv (Reinschrift, eigh.). Berbig: Spalatiniana 1908, S. 45f., Nr. XXXIV (Volltext, Berbig ordnet das undatierte Schreiben fehlerhaft „Anfang oder Mitte Juli 1521“ ein). Bem. Zur Datierung: Vom 28. Juli 1522 datiert das entsprechende Antwortschreiben [Nr. 1652] Spalatins an Schenk.

A Ed.

1652 Nürnberg, 28. Juli 1522 (feria II., die Sancti Pantaleonis, Iulii XXVIII.) Georg Spalatin an Burkhard Schenk von Siemau → 1647 [1] Georg Spalatin erhielt das Schreiben [Nr. 1647] Burkhard Schenks vom [23. Juni¹] am 25. Juli und bemühte sich umgehend um eine Antwort [vgl. Nr. 1651], 1651 ¹ Die Übersetzung des lateinischen Briefes Schenks vom 17. März 1522 [Nr. 1526] hatte Spalatin entweder dem Kf. bereits zuvor übermittelt oder er legte sie erst jetzt bei. 1652 ¹ Im Konzept Spalatins steht fälschlicherweise der 22. Juni.

770

31. Juli 1522

Nr. 1653

damit Schenk nicht glaubt, dass die Angelegenheit absichtlich verzögert wird oder dass Spalatin ihn vergessen hat. Er ist ihm vielmehr freundschaftlich verbunden, wovon seine bisherigen Briefe zeugen. [2] Spalatin bietet in der Reliquiensache Schenk an, dass, wenn er eine zustimmende Antwort gibt, er diejenigen Reliquien, die zusammen mit der Kreuzesreliquie geschickt wurden, wieder zurücknehmen kann, um sie zu verkaufen. Die Reliquien sind sicherlich in [Venedig] mehr wert als in [Kursachsen], was sowohl den Preis als auch das Ansehen betrifft. Denn das hiesige Volk hat sich wieder darauf besonnen, dass es allein auf das Wort Gottes, den Glauben und die Nächstenliebe vertraut. [3] Spalatin richtet Grüße aus von Kf. [Friedrich], der Schenk wohlgesonnen ist, sowie von [Bernhard] von Hirschfeld, Hans von Dolzig und Hans Schott. Jakob Vogt jedoch ist [am 15. April] im Franziskanerkloster Torgau gestorben. [4] Wenn Schenk es richtig anstellt, kommt er aus der Reliquiensache besser heraus als befürchtet. Spalatin hoffte immer, dass Schenk alles, was er ihm schrieb, in richtiger Weise zur Kenntnis nahm. Mit Blick auf [Jakob] Vergerius und dessen Brüder kann Spalatin keine Versprechungen abgeben, da er nicht weiß, ob er diese einhalten kann. [5] Die Entlohnung für die griechischen Messbücher wird Schenk erhalten. → 1753 A Ed.

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. O 217, fol. 46rv (Konzept, eigh., lateinisch). Schneider: Briefe Burkards Schenkens, S. 66f., Nr. 10 (Volltext).

1653 [Erfurt], 31. Juli 1522 (Donnerstag nach Jacobi) Abt David des Schottenklosters Erfurt an Hz. Johann [1] Abt David des Schottenklosters Erfurt erhielt das von Hz. Johann übersandte Schreiben der Heimbürgen, alten Leute und der ganzen Gemeinde zu Heygendorf an den Hz., in dem diese berichteten, dass Hermann Stackelberg, Dekan [des Marienstifts] zu Eisenach, auf die Vikarie, die er in der Kirche zu Heygendorf von den Vorgängern des Abts als Lehnsherren innehatte, verzichtet und dem Abt übergeben hat. Daraufhin soll der Abt die Stelle widerrechtlich einem anderen verliehen haben. [2] Dagegen erklärt Abt David dem Hz., dass er Hermann Stackelberg gebeten hatte, auf die Vikarie zu verzichten, da Stackelberg mit den Männern zu Heygendorf wegen der Vikarie in Streit geraten war, und da er über ausreichend andere geistliche Lehen verfügte. Die Stelle sollte einem armen Priester, der sich an die Fundationsbestimmungen halten wird, übergeben werden. Der Bitte des Abts entsprach Stackelberg, der Streit vermeiden wollte, und resignierte zugunsten eines armen Priesters, der noch mit keinem anderen geistlichen Lehn versorgt war. [3] Weil diese Lehnsübertragung der Gemeinde zu Heygendorf zugutekommen soll und durch Resignation und nicht durch Kollation erfolgte, bittet der Abt den Hz. darum, wegen des Schreibens derer von Heygendorf nicht über ihn verärgert zu sein, sondern die gute Absicht zu berücksichtigen. Hz. Johann soll bei der Gemeinde dafür sorgen, dass die Inbesitznahme der Stelle durch den Priester nicht verhindert wird. Als Gegenleistung will Abt David für den Hz. beten. A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. G 324, Faszikel 9.6, fol. 10rv (Ausfertigung).

Nr. 1654

6. August 1522

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1654 Weimar, 6. August 1522 (Mittwoch nach Inventionis Stephani) Hz. Johann an Wilhelm von Herda [1] Hz. Johann erinnert den Amtmann von Salzungen, Wilhelm von Herda, an den Inhalt verschiedener Schreiben des Koadjutors Johann [von Henneberg-Schleusingen] des Benediktinerklosters Fulda im Fall der Besetzung der Propstei des Benediktinerinnenklosters Allendorf mit Adolf von Biedenfeld [vgl. Nr. 1621]. [2] Hz. Johann wurde nun auch von Biedenfeld gebeten, ihm die Propstei Allendorf zuzugestehen. Biedenfeld versprach, sich in der Weise zu verhalten und dem Kloster vorzustehen, wie der Koadjutor bereits über ihn geschrieben hatte. Da Hz. Johann nicht weiß, ob der Äbtissin [Elisabeth Neidhart] und den Nonnen zu Allendorf diese Besetzung gefällt [vgl. Nr. 1623], fordert er den Amtmann auch im Namen [Kf. Friedrichs] auf, mit den Nonnen zu reden und ihre Meinung zu erkunden. Herda soll Hz. Johann über das Ergebnis berichten, damit er auf weitere Nachfragen antworten kann. A Ed.

LATh – StA Meiningen, Kloster Allendorf/Urkunden, Nr. 473, fol. 16rv (Ausfertigung). Fuldische Frauenklöster, S. 206, Nr. A 485 (Regest).

1655 Weimar, 14. August 1522 (am Abend Assumptionis Marie) Hz. Johann an Kf. Friedrich [1] Hz. Johann erhielt das Schreiben Kf. Friedrichs und ließ die beiliegende Abschrift an [Hz. Georg von Sachsen] gelangen, dessen Antwort er anbei übersendet. [2] Verhandlungen zu Naumburg. [3] Gerüchte über eine Eheschließung zwischen einer Tochter [Hz. Georgs] und Lgf. [Philipp von Hessen]. [4] Verweigerung der Zahlung der Türkensteuer durch die Grafen. [5] [Hz. Georg] bat Hz. Johann um eine Unterstützung in Höhe von 150 Gulden zur Finanzierung eines Gemäldes für die Annenkirche zu Annaberg, auf dem die wettinischen Fürsten mit ihren Frauen und Kindern dargestellt werden sollen. Hz. Johann gab an, darauf schriftlich antworten zu wollen. [6] [Hz. Georg] kam heute zu Hz. Johann und teilte mit, dass er die Rechnung zu Scheibenberg und das Hz. Johann schuldige Geld nicht vorliegen habe, es aber überschicken wolle. Dem Vorschlag [Hz. Georgs], 150 Gulden für das Gemälde einzubehalten, stimmte Hz. Johann nicht zu. [7] Die Mitteilungen Kf. Friedrichs über Gewalttaten hat Hz. Johann ungern gehört. Er hat die Briefe besorgt, die Kf. Friedrich an die Ämter und Städte schicken kann. [8] Hz. Johann hofft auf eine friedliche Rückkehr Kf. Friedrichs. [9] Militärangelegenheiten. [10] Knecht Antonius zu Nürnberg. [11] Gefolge [Hz. Georgs von Sachsen]. → 1657 A Ed.

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. A 228, fol. 70r–72v (Ausfertigung, eigh., zu eigenen Händen). ABKG 1, S. 337f., Nr. 358 (Regest mit Teiledition).

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15. August 1522

Nr. 1656

Erfurt, 15. August 1522 (unserer lieben Frauentag Assumptio Marie, hora prima) Abt Johann [Hottenbach] des Benediktinerklosters Erfurt an Hz. Johann

1656

[1] Abt Johann des Benediktinerklosters St. Peter zu Erfurt erhielt das Schreiben Hz. Johanns gestern, als er wieder im Erfurter Kloster eintraf. Hz. Johann forderte den Abt auf, am 16. August in Weimar wegen des Streits mit Hans Stormer zu erscheinen [vgl. Nr. 1474 und Nr. 1616]. [2] Da Abt Johann das Schreiben Hz. Johanns, welches vor vielen Tagen ausgestellt wurde, erst so spät erhielt und zurzeit mit wichtigen unaufschiebbaren Angelegenheiten seines Ordens beschäftigt ist, bittet er den Hz. darum, den Verhandlungstag auf einen günstigeren Zeitpunkt zu verlegen. Dann will der Abt, dem Hz. zu Gefallen, sich gutwillig erzeigen, so wie er es auch vorher bei den Verhandlungen mit den hzl. Räten in Weimar und Erfurt getan hat, obwohl Hans Stormer mehrfach versuchte, ihn bei Hz. Johann in Ungnade zu bringen. A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. G 302, fol. 7rv (Ausfertigung, Kanzleivermerk: „Ist auf mitwoch nach assumptionis Marie schirsten [20. August] widerumb beschiden worden.“).

1657 Nürnberg, 18. August 1522 (am Abend Sankt Sebaldis) Kf. Friedrich an Hz. Johann → 1655 [1] Kf. Friedrich erhielt das Schreiben [Nr. 1655] Hz. Johanns und teilt mit, dass er von dessen Verhandlungen mit [Hz. Georg von Sachsen] zu Naumburg keine Nachrichten erhalten hat und sich deshalb dazu nicht äußern kann. [2] Gerüchte über eine Eheschließung zwischen einer Tochter [Hz. Georgs] und [Lgf. Philipp von Hessen]. [3] Zahlung der Türkensteuer durch die Grafen. [4] Vor über einem Jahr erbat [Hz. Georg] bei Kf. Friedrich Geld für die Annenkirche zu Annaberg und erhielt 100 Gulden. Angesichts dessen erwartete der Kf. nicht, dass Hz. Johann noch einmal um Geld gebeten wird. [5] Rechnung und Geld von Scheibenberg. [6] Briefe an die Ämter und Städte. [7] Pläne zur Abreise aus Nürnberg. [8] Neue Nachrichten aus der Schweiz. A Ed.

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. A 228, fol. 80r–81v (Ausfertigung, eigh., zu eigenen Händen). ABKG 1, S. 339, Nr. 360 (Regest mit Teiledition).

[Naumburg], 18. August 1522 (Montag nach Assumptionis gloriosissime virginis Marie) Der Rat zu Naumburg an Hz. Johann 1658

[1] Der Rat der Stadt Naumburg schickt Hz. Johann eine Klage des Bürgers zu Naumburg Georg Metze. Weil seine Tochter gegen seinen Willen und den seiner Ehefrau abgesprochen haben soll, in das Zisterzienserinnenkloster Roda zu gehen, bat Metze den Rat um

Nr. 1659

20. August 1522

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ein Unterstützungsschreiben an Hz. Johann. [2] Auch wenn der Rat die Bitte nicht abschlagen wollte, sind ihm doch einige Punkte unbekannt. Ungeklärt sind die Fragen, wie die Tochter vorher in das Kloster gekommen ist, ob sie sich wieder aus dem Kloster herausbegeben will oder was ihre Absicht ist. Deshalb bittet der Stadtrat Hz. Johann, dafür zu sorgen, dass die Nonne (closterjunckfrau) in Anwesenheit ihrer Eltern, des Klostervorstehers und der Domina oder anderer Beteiligter auf ihre Absicht hin befragt wird sowie darauf, was ihr Beweggrund ist, gegen den Willen ihrer Eltern im Kloster zu bleiben. Dann kann Hz. Johann einen gerechten Befehl erteilen. A

StadtA Naumburg, Kop. 1521–1524, fol. 149v (Abschrift).

1659 Weimar, 20. August 1522 (Mittwoch nach Assumptionis Marie virginis) Hz. Johann: Schiedsspruch [1] Hz. Johann gibt in seinem und im Namen Kf. Friedrichs bekannt, dass die Auseinandersetzungen¹ zwischen der Propstei des Domstifts zu Naumburg und dem Amt Eisenberg durch Hz. Johann Friedrich von Sachsen und fsl. Räte wie folgt beigelegt wurden: [2] Bestimmungen zur Gerichtsbarkeit in den drei Dörfern Utenbach, Cauerwitz und Seiselitz. [3] Regelungen hinsichtlich durch Vieh verursachter Feldschäden, rechtliche Zuständigkeiten und Pfändungsrechte. [4] Einsetzung von Rügmeistern. [5] Beherbergung und Versorgung des Schossers zu Eisenberg und seiner Begleiter in der Propstei. [6] Vereinbarung im Fall der umstrittenen Abgabe von vier Hühnern. [7] Regelung geistlicher Amtsangelegenheiten durch den Offizial der Propstei. A B

Ed.

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DStA Naumburg, Urkunde 950, unfol., 1 Bl. (Ausfertigung, Pergament, 1 Siegel verloren). LATh – HStA Weimar, EGA, Kop. A 6, fol. 43r–44v (Abschrift, datiert auf Dienstag nach Assumptionis Marie 1523 [18. August 1523]; Text im Vergleich mit Überlieferung A bis auf die eingekürzte Eingangsformel und einen beim Abschreiben vergessenen Teilsatz gleichlautend). Schöppe: Regesten und Urkunden, S. 344f., Nr. 32 (Volltext, nach Überlieferung B).

[1] Von gots gnaden, wir Johanns, herczog zu Sachssen, landtgraf in Doringen unnd marggraf zu Meyssen, fur den hochgebornnen fursten herren Fridrichen, herczogen zu Sachssen, curfursten etc., unnsern lieben brudern und uns gegen allermeniglich thun kundt unnd beckennen, als sich zwuschen der thum probsteien zur Naumburgk an einem und unserm ambt Eysennbergk andersteils etlich irrung und zweispelte ein zeit lanng gehalten, derselbigen seindt sie durch den hochgebornnen fursten herren Johanßen Fridrichen, herczogen zu Sachssen etc., unserm lieben son, unnd unsere rethe vertragen unnd entschaiden worden inmaßen, wie hernach folget. [2] Unnd erstlich der gerichten halben 1659 ¹ Zu den langwierigen Verhandlungen im Vorfeld des Schiedsspruchs gehörten die Vorschläge [Hz. Johanns] zur Klärung einzelner Streitpunkte [Nr. 1544].

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20. August 1522

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in den dreien dorffern Ottenbach, Cawericz und Sauselicz sambt derselbigen fluren und gefelden ist abgeredt unnd bewilliget, das der tumprobst, so yczt ist unnd zu furder zeit sein wirdet, in den benanten dorffern, so weit die mit iren dorffzeunen ader dorffgreben bis doher umbfangen gewest, die erbgerichten in fellen, so nach vermugen unnsers lieben brudern und unser negst aufgerichten ordnung unnd erclerunge darczu gehorig, ane unnser schosser ader ambtleut zu Eysembergk eintragk und hinderung haben und gebrauchen sollen unnd mugen. Die obirgerichten aber in dorffern, fellden und fluren unnd die erbgerichten ausserhalb der dorffzeune und greben in berurten fluren unnd felden sollen unnserm ambt Eysemberg pleiben. [3] Doch ab sich mit pferden, kuhen ader anderm vihe felt scheden begeben wurden, in den fellen sollen die einwoner der berurten dreier dorffschafften einer den andern zu pfenden macht haben. Unnd ob rughe ader bußen davon gefielen, die sollen dem thumprobst zustehen und folgen. Wes sich aber ausserhalb angezeigter feltscheden in felden und fluren felle, zu den erbgerichten gehorig, begeben wurden ader sunst hielten, die sollen durch die ambtleut ader schosser zu Eysembergk gerechtfertiget, ausgetragen unnd gebust werden. Ob auch der thumprobst die seinen umb jherlich gelt ader korn zinß in den dorffern und derselbigen dorffzeunen wurde pfenden unnd pfenden lasen, dieselbigen pfanndt sollen dem rugemeister² auff sein gerechtigkeit zugestalt und so die, wie des ordts gewonlich, auffgeboten unnd nit gelost, als dann, wie gepurlich, domit geberen und gehalten werden, unnd der thumprobst dieselbigen pfandt als dan enczweder in die probstey ader sunst nach seinem gefallen und gelegenheit zu keren macht haben, sunder eintragk ader hinderunge unnsers schossers zu Eysembergk. [4] Unnd nach dem yczo von einem gemeinem rughemeister meldung gescheen, so ist bewilligt, das zu ides teils, nemlich der thumprobsteien und des ambts Eysembergk gerechtigkeitten, ein gemeiner rughemeister, der in einen derselbigen dreier dorffer besessen, doch ausgeschaiden Veiten Codericz³, welcher dem thumprobst nit leidelich, mit geburlichen pflichten verordent und angenomen werden sol. [5] Furder ist derjhenigen halben, welche mit unserm schosser zu Eysemberg⁴ streiffen reitten, abgeret unnd bewilliget, das dieselbigen sambt dem schosser, wie herkomen ist, in der probsteien beherberget und inen aczung, futter unnd malh zu notturfft und zimlicher weis gereicht sol werden, des sollend sie sich aber widerumb vordrislich und unnbeschwerlich darinnen halten unnd erzeigen. [6] Belanngend jherliche vier huner, ßo obgemelter Veit Codericz dem thumprobst bis doher ein zeitlanng gereicht und solchs yczo neulich aus ursachen, als ob es nit ein erbzins ader erbliche auffhebunge sein, sundern von schuczes wegen, des er nu nuhmmer bedurfftig were, gegeben sulten sein, in weigerunge gestellet, ist abgeredt, das 1659 ² Rügmeister, Vorsteher eines Gerichtsbezirkes. ³ Veit von Kötteritzsch. ⁴ Johann Weida war zu dieser Zeit Schosser zu Eisenberg.

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wir imandts verordnen sollen, der hiruber erkundung nehme, ab es ein erb ader schuczzeug sey, nichts dester weniger so sal Veit Codericz mitler weil bis zu austrag der sachen die vier huner an ferner weigerunge dem probst und vorweser geben, solchs auch zuthun mit yme geschafft, und durch unnsern schosser zu Eysembergk dawider nit gehanthabt nach geschuczt werden. [7] Leczlich, was geistliche ambtssachen unnd proces ex officio belangendt, darinnen sal durch den official der thumprobstey die ordenung des rechten gehalten werden, und sollen hirmit die thumprobstei zur Naumburgk und unser ambt Eysemberg obangezeigter spen, irrung und zweitrecht genczlich gericht, voreint und vertragen sein und pleiben, treulich und angeverde zuurkundt mit unserm hirangehangnem insiegelh wissentlich besiegelt. 1660 Nürnberg, 23. August 1522 (am XXIII. Augusti) Kf. Friedrich an Gf. Heinrich von Nassau [1] Kf. Friedrich schrieb bereits mehrmals aus Nürnberg an Gf. Heinrich von Nassau, ohne eine Antwort erhalten zu haben. Er ist bereits seit ungefähr acht Wochen hier, und sein Gesundheitszustand ist schlecht. Friedrich will aber bald wieder nach Hause reisen. [2] Kf. Friedrichs Stellung zu Martin [Luther]. Bitte um Fürbitte bei Ks. [Karl V.]. [3] Nachrichten aus Nürnberg. LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. E 89, fol. 6r–7v (Konzept). LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. E 89, fol. 8rv (Konzept, eigh. Konzept Kf. Friedrichs vom 22. August 1522). Ed. Wülcker / Virck: Planitz Berichte, S. 189–191, Nr. 84 (Volltext, nach Überlieferung A). Bem. Da Überlieferung B einige Unterschiede in der Schreibweise im Vergleich mit Überlieferung A bietet, wird Punkt [2] nach dem eigenhändigen Konzept Kf. Friedrichs (Überlieferung B, fol. 8r) geboten.

A B

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[2] Er Jorge von Minckwicz¹ ist anher komen und bericht mich, das ffyl rede von doctor Martinus sey. Nuhe werhe ich lange wyllens gewest, euch auch allerleyhe davon zcu schreyben, ich habe es aber darumb underlassen, nach das ich mich seyner sachen nyhe weyther haben wellen annemen, dan ine bey kai. Mt. undertenigklichen zcu vorbitten, inen unforherdt nicht zcu beweldigen lassen. Nuhe ist meyn bitt, ir wellent mich bey kai. Mt. undertenigklichen vorbitten, ab ich bey seyner Mt. angegeben, alls sold ich mich in dysen dyngen anders wyhe myr geburd halden, das seyne Mt. dem keynen glauben geben wolld. Wann seyne Mt. sold mich, ab got wyl, nymher mehr anders beffynden, dan alls eynen cristlichen menschen. Das hellff zcu furdern, das zcu der erhe gots und zcu der libe des nesthen dinstlichen, und mich gegen seyner Mt. und dem heylligen reich alls eynen gehorsamer furst etc. 1660 ¹ Georg von Minckwitz.

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[Herbst 1522]

1661 [Lazarus Spengler] an Kf. Friedrich

Nr. 1661

[Nürnberg], [Herbst 1522]

[1] [Lazarus Spengler] widmet diese Schrift¹ Kf. Friedrich, weil er jedes Mal erschrickt, wenn er den Zustand des Christentums bedenkt. Gott hat die Christenheit so viele Jahre in übermäßiger Verwirrung gehalten, dass sie seine göttliche Wahrheit nicht erkannt hat. Die kirchlichen Oberen wurden mit Blindheit geschlagen und trugen diese Blindheit weiter, indem sie alle verfolgt haben, die mit dem Geist Gottes erleuchtet gegen solche Zustände geschrieben, gepredigt oder gehandelt haben. Diese erlitten um des Glaubens und des Wortes Gottes willen vielfache Verfolgung. [2] Solche Verfolgung durch blinde und ungelehrte Anführer wurde in der Bibel angekündigt. Darin erfüllt sich auch 2 Thess 2[,10-12]. [3] Dagegen erfreut [Spengler] das Erscheinen Gottes mit seiner Wahrheit zum Trost für die einen und zum Schrecken den Bösen und Verkehrten. Gott kann in seinen Gaben sogar von ungelehrten Leuten wunderbar erkannt werden. Kaum jemand hat ahnen können, dass sich die Sache, die nur eine Gabe Gottes sein kann, angesichts des weltlichen und geistlichen Widerstands in so kurzer Zeit so weit ausbreiten wird. [4] [Spengler] erinnert Kf. Friedrich daran, dass man sich vor solchen Verführungen schützen kann, wenn man die verführerischen Punkte kennt. Diese Hauptartikel hat er hier zusammengefasst, die er Kf. Friedrich als berümbten christlichen fursten und sonderlichen liebhaber gottlicher warheyt übersendet. [Spengler] bittet darum, diese Schrift in christlicher Liebe gnädig anzunehmen, und befiehlt sich als kfl. Diener. [Lazarus Spengler]: Die haubtartickel durch welche gemeyne Christenheyt byßhere verfuret worden ist [. . .]. Wittenberg 1522 (VD16 S 8230), fol. Biir–Biiiv (Druck). Ed. Spengler: Schriften 1, S. 303–306, Nr. 17 (Volltext); Flugschriften der frühen Reformationsbewegung, S. 156–158, Nr. 8 (Volltext). Bem. Möglicherweise entstand die Schrift während Kf. Friedrichs Aufenthalt in Nürnberg vom 1. Juli bis zum 3. September 1522. Nachdem sie zunächst handschriftlich vorlag, könnte sie durch Georg Spalatin in die Hände Nikolaus von Amsdorfs gelangt sein, der sie mit einer Vorrede an Otto von Ebeleben vom 7. November zum Druck brachte. Kf. Friedrich erlangte erst Anfang Dezember davon Kenntnis [vgl. Nr. 1729 Punkt 6]. A

1662 [Altenburg], [zwischen 6. September und 4. November 1522] Der [Rat zu Altenburg] an Kf. [Friedrich] [1] Der [Rat der Stadt Altenburg] erhielt das Schreiben Kf. [Friedrichs] mit dem beigelegten Beschwerdebrief des Priors [Johann Oertel] und der Ältesten des Dominikanerklosters Leipzig wegen ihrer Terminei in Altenburg, die der [Rat zu Altenburg] eingenommen 1661 ¹ [Lazarus Spengler]: Die haubtartickel durch welche gemeyne Christenheyt byßhere verfuret worden ist. Daneben auch grund vnnd antzeygen eyns gantzen rechten Christenlichen weßens. Wittenberg 1522 (VD16 S 8230).

Nr. 1662

[zwischen 6. September und 4. November 1522]

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habe. Der [Stadtrat] erteilt hiermit den vom Kf. geforderten Bericht über die Angelegenheit und bittet, dass der Kf. diesen gnädig aufnimmt: [2] Der [Stadtrat] erinnert Kf. [Friedrich] an die Übergriffe auf die Terminei der Leipziger Dominikaner durch Unbekannte, über die er den Kf. vor ungefähr einem Jahr unterrichtete [Nr. 1408]. Der [Rat] befürchtete weiteren Aufruhr, weil die Gemeinde ihn bat, die Terminierer und Stationierer auszuweisen. Die Terminierer der Leipziger Dominikaner ersuchten den [Rat], sie zu schützen. Falls nicht, boten sie an, gegen eine Entschädigung die Terminei aufzugeben. Daraufhin wandte sich der [Rat] auf Veranlassung der Gemeinde an [Johann Oertel] und die Ältesten in Leipzig und bat sie, ihm die Terminei zu verkaufen. Er gab eine Frist an, innerhalb derer die Dominikaner ihre Angelegenheiten in Altenburg selbst ordnen konnten. Da die Dominikaner sich nicht kümmerten, nahm der [Stadtrat] das Haus ein und ließ durch zwei Notare eine Inventur vornehmen.¹ [3] Der [Rat zu Altenburg] bittet Kf. [Friedrich], seine Armut zu berücksichtigen. In der Stadt gibt es keinen Bürger, der ein Vermögen von 1000 Gulden besitzt, aber mehr als 100 Bürger, die sich nicht einmal das tägliche Brot leisten können. Die große Zahl armer Leute liegt an den Belastungen durch das Franziskanerkloster mit mehr als 30 Personen und den vier anderen Klöstern und Stiften², die alle Liegenschaften um Altenburg herum besitzen. Wenn darüber hinaus noch die fremden Bettelmönche den Einwohnern das letzte Geld entziehen und die Stadt nicht einmal Rücklagen hat, um ihre Gebäude zu erhalten, kann der [Rat] von den armen Leuten nur schwer das Geld einnehmen, um die 200 Schock Jahrrente an den Kf. zu zahlen. Im Stadtgebiet (weichbild) befinden sich viele befreite Häuser, von denen keine Steuern eingehen. Daher ist der [Rat] gezwungen, nicht nur die Termineien, sondern auch andere Priesterhäuser, die von seinen Vorgängern befreit wurden, wieder schossbar zu machen, um die Jahrrente zahlen zu können. Er bittet den Kf. um Entschuldigung für seine deutlichen Worte. Früher nahm der [Rat] Steuern (ungeld) ein, die acht Jahre lang nicht eingingen und nun fehlen. [4] Da nach dem Gebot Gottes in Dtn 15 jede Kommune oder Stadt die eigenen Einwohner ernähren muss, will der [Rat] nicht nur die genannten Terminierer, sondern alle fremden Bettler, die sich ohne Hilfe der Stadt versorgen können, nicht mehr in die Stadt lassen, um der eigenen Bevölkerung besser helfen zu können. Die Mönche überreden die unverständigen Leute zu Testamenten und Stiftungen für Bruderschaften und verwenden die Almosen, die ausschließlich für ihre Notdurft gegeben wurden, prächtig und unchristlich für Prahlerei und Hoffart, während die Einwohner verarmen. Darüber hinaus sind besonders die Stationierer und Terminierer ein unnützes Volk, das nur betteln kann, aber vom Predigen nichts versteht. Sie erlangten in betrügerischer Weise von Kf. [Friedrich] die Erlaubnis zu betteln. Sie überredeten die Einfältigen, nicht ohne Mönche selig werden zu können, obwohl doch allein der Glaube selig macht. Das wahre Wort Gottes, das in dieser Zeit wiedererscheint, lässt diese Irrtümer erkennen. [5] Der [Rat zu Altenburg] bittet daher Kf. [Friedrich], die Mönche anzuweisen, ihn in Zukunft nicht

1662 ¹ Die Inventur fand am 6. September 1522 statt (vgl. Urkundenbuch Stadt Leipzig, S. 211). ² Gemeint sind das Magdalenerinnenkloster, die Deutschordenskommende, das Georgenstift und das Marienstift.

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13. September 1522

Nr. 1663

mehr zu bedrängen. Hinsichtlich der Terminei bietet er an, die Dominikaner nach einer Schätzung des Hauses auszuzahlen. Der [Rat] bittet um die Unterstützung Kf. [Friedrichs].³ A

StadtA Altenburg, Ratsarchiv, XII.d.Nr.I, fol. 70r–73r (Konzept).

Colditz, 13. September 1522 (Samstag nach unserer lieben Frauentag Nativitatis) Kf. Friedrich an das Kapitel [des Georgenstifts] zu Altenburg 1663

[1] Kf. Friedrich übersendet dem Kapitel [des Georgenstifts] zu Altenburg eine Beschwerdeschrift des Stiftsherrn zu Altenburg Günther von Bünau [zu Elsterberg], mit der sich dieser an den Kf. gewandt hatte. [2] Da Kf. Friedrich davon ausgeht, dass die Stiftsherren keinen Mitbruder ungerecht behandeln wollen, fordert er sie auf, sich gegenüber Günther von Bünau angemessen zu verhalten, damit dieser keinen Grund zur Klage hat. → 1664 A

LATh – StA Altenburg, Landesregierung, 4251, fol. 127r (Konzept).

1664 [Altenburg], 14. September 1522 (Sonntag Exaltationis Sanctae Crucis) Propst [Albrecht von Meckau], Dekan [Konrad Gerhart], Senior und Kapitel des Georgenstifts zu Altenburg an Kf. Friedrich → 1663 [1] Propst, Dekan, Senior und Kapitel des Georgenstifts zu Altenburg erinnern Kf. Friedrich an die vor längerer Zeit übersandten Statuten des Stifts, die einige veränderte Bestimmungen enthielten, wie die Zahlung von 25 Gulden für Chorkappen und die

1662 ³ Am 4. November 1522 schlichtete Jan von Wernsdorf als von beiden Seiten angenommener Obmann in Torgau den Streit zwischen dem Rat der Stadt Altenburg und dem Dominikanerkonvent in Leipzig um das Terminierhaus [vgl. Nr. 1709 Anm. 2]. Es wurde vereinbart, dass Prior [Johann Oertel] und die Ältesten des Leipziger Dominikanerklosters die Vereinbarung zunächst ihrem Konvent vortragen und sich dann innerhalb von 14 Tagen schriftlich hierzu erklären. Die Erklärung sollte in der kfl. Kanzlei hinterlegt werden. Wenn die Dominikaner zustimmen, sollten der Stadtrat und die Gemeinde ihnen die Terminei zunächst wieder zurückgeben, um dann das Kaufgeschäft ordentlich abzuwickeln. Der bei der Inventur festgestellte Vorrat sollte dem Prior und den Ältesten ohne Abzüge übergeben werden. Beide Seiten nahmen diese Schlichtung an (StadtA Altenburg, Ratsarchiv, VIII.18.Nr. Ib, fol. 1v–2r). In der Akte finden sich weitere Schriftstücke, den Verkauf des Terminierhauses betreffend. Am 29. November 1522 beschwerten sich Prior und Konvent bei dem Rat zu Altenburg darüber, dass ihnen das Haus und der Vorrat noch nicht übergeben wurden (vgl. Urkundenbuch Stadt Leipzig, S. 212). Erst am 22. November 1523 wurde der Kaufvertrag aufgesetzt (vgl. Urkundenbuch Stadt Leipzig, S. 213, Nr. 303).

Nr. 1665

15. September 1522

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Halbierung der Präsenzgelder sowie anderer Bezüge eines Stiftsherrn im ersten Jahr der Residenz [vgl. Nr. 1103]. Sie baten um Prüfung und Bestätigung der Bestimmungen oder um deren Veränderung. Da Kf. Friedrich die Statuten ohne Änderungen zurückschickte, wandten sie diese seither an, und alle Stiftsherren trugen die vorgeschriebenen Lasten. [2] Da die Stiftsherren nichts unternehmen wollen, was den Unmut des Kf. erregt, schicken sie ihm nochmals die beiden umstrittenen Statutenabschnitte zu mit der Bitte um Bestätigung. [3] Propst, Dekan, Senior und Kapitel erinnern den Kf. auch daran, dass sich [Konrad Gerhart] einst weigerte, die Veränderungen in den Statuten anzunehmen. Kf. Friedrich befahl ihm daraufhin, sich nicht zu verweigern, da die Veränderungen nicht einzelnen Personen, sondern der Kirche zugutekommen. [4] Jetzt ereignete sich im Kapitel der Vorfall, dass Günther von Bünau zu Elsterberg, der nach dem Tod des [Johann] von Kitzscher vom Kf. die Präbende erhielt [Nr. 1250], sich weigerte, die von den Stiftsherren geforderte Zahlung von 25 Gulden für Chorkappen zu entrichten. Die Zahlung will er nur auf kfl. Befehl hin leisten. Die Stiftsherren baten Bünau, sich wie alle anderen an die Statuten zu halten, da er geschworen hat, diese zu befolgen. [5] Nachdem die Verwarnungen und Erinnerungen der Stiftsherren bei Günther von Bünau nicht erfolgreich waren, behielten sie die laut den Statuten an Bünau zu entrichtenden Anteile und Präsenzgelder bis zur Klärung der Angelegenheit ein. Wenn jeder nach seinem Gutdünken handelt, wird keine Ordnung mehr befolgt. Eine ungleiche Behandlung würde zum Streit führen, und andere Stiftsherren könnten ihre Anteile einfordern. Eine Rückerstattung kann das Stift aber nicht ermöglichen. [6] Darum bitten Propst, Dekan, Senior und Kapitel den Kf. um Bestätigung der Statuten und um gnädige Antwort. Ihre Bemühungen dienen nur zum Besten der Kirche. [7] Zettel: Die Stiftsherren befürchten, dass der Nachfolger in der Präbende des verstorbenen Eberhard¹ die neuen Statuten ebenfalls nicht befolgt. Sie bitten daher, dass der Kf. dafür sorgt oder dass sie dem Nachfolger die Investitur verweigern dürfen, falls er nicht auf die Statuten schwören will. A

LATh – StA Altenburg, Landesregierung, 4251, fol. 128r–130r, Zettel: 130r (Ausfertigung).

1665 15. September 1522 (Montag nach Exaltationis Sancte Crucis) Kf. Friedrich und Hz. Johann an Propst [Ernst von Schleinitz], Dekan [Johannes Hennig] und Kapitel des Domstifts zu Meißen [1] Kf. Friedrich und Hz. Johann informieren Propst, Dekan und Kapitel des Domstifts zu Meißen über die schnellen und gefährlichen Zeitläufte. Sie wollen den Anweisungen Ks. [Karls V.] und des Reichsregiments nachkommen und sehen sich zur Wahrung des Landfriedens verpflichtet. [2] Weil Kf. Friedrich und Hz. Johann ihre Untertanen, zu denen auch das Domstift gehört, schützen wollen, fordern sie Propst, Dekan und Kapitel auf, ihre Untertanen und anderes, was sie zum Kriegsdienst beizutragen haben, bereit-

1664 ¹ Möglicherweise der Stiftsherr Eberhard Senf.

780

15. September 1522

Nr. 1666

zuhalten, um gegebenenfalls den Hauptleuten Kf. Friedrichs und Hz. Johanns folgen zu können.¹ A Ed.

SächsHStA Dresden, 10024 Geheimer Rat (Geheimes Archiv), 08985/08, fol. 1rv (Ausfertigung). ABKG 1, S. 366f. Anm. 6 (Volltext).

1666 15. September 1522 (Montag nach Exaltationis Crucis) Kf. Friedrich und Hz. Johann an Propst [Johann Donat] des Zisterzienserinnenklosters Sitzenroda [1] Kf. Friedrich und Hz. Johann weisen den Propst des Zisterzienserinnenklosters Sitzenroda darauf hin, dass die Zeiten gefährlich sind, obwohl sie mit niemandem im Unguten sind und alle Weisungen und Entscheidungen Ks. [Karls V.] und des Reichsregiments sowie auch den von Ks. und Reichsständen verordneten Landfrieden befolgen. Kf. Friedrich und Hz. Johann wollen den Propst und andere ihrer Untertanen vor Übergriffen schützen, was vorzubereiten ist. [2] Daher fordern sie den Propst auf, sich mit den Untertanen des Zisterzienserinnenklosters und anderen, die kriegstauglich sind, bereitzuhalten, um bei einer möglichen Aufforderung durch Kf. Friedrich und Hz. Johann ihnen oder ihren Hauptleuten gehorsam zu folgen. A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Kk 1265, fol. 1rv (Ausfertigung).

1667 Lochau, 17. September 1522 (Mittwoch Sankt Lambertitag) Kf. Friedrich: Schiedsspruch [1] Kf. Friedrich gibt in seinem und im Namen Hz. Johanns sowie für ihre Erben bekannt, dass seine Räte Wolfgang Reißenbusch, Präzeptor zu Lichtenberg, Hans von der Planitz, Amtmann zu Grimma, und Hans von Minckwitz, Amtmann zu Liebenwerda, im kfl. Auftrag den Streit zwischen Prior [Clemens Stüler] und Konvent des Augustinereremitenklosters Grimma einerseits und dem Rat und der Gemeinde der Stadt Grimma andererseits wegen der in der Stadtflur gelegenen Grundstücke des Klosters wie folgt 1665 ¹ Das Domkapitel wandte sich in dieser Angelegenheit an Hz. Georg von Sachsen und erhielt von dessen Kanzler Johann Kochel am 1. Oktober 1522 die Anweisung, in gleicher Weise zu antworten, wie man dies in vergleichbaren Fällen zuvor getan hatte (SächsHStA Dresden, 10024 Geheimer Rat [Geheimes Archiv], Loc. 08985/08, fol. 3rv, Ausfertigung, ediert in: ABKG 1, S. 366f., Nr. 389). Das Domkapitel antwortete Kf. Friedrich und Hz. Johann daraufhin, dass es deren Aufforderung wie in vorherigen Fällen im Rahmen seiner Dienstpflicht nachkommen will (SächsHStA Dresden, 10024 Geheimer Rat [Geheimes Archiv], Loc. 08985/08, fol. 2r, Konzept).

Nr. 1667

17. September 1522

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geschlichtet haben:¹ [2] Erstens: Das Kloster tritt die gesamte Harth (hartfeldung) mit Äckern, Wiesen, Heiden und Holz zum ewigen Gebrauch an die Stadt Grimma als deren Eigentum ab. Ausgenommen davon sind das in der Harth gelegene Vorwerk und die vom Kloster errichteten Teiche, die das Kloster unbehelligt von der Stadt nach eigenen Vorstellungen nutzen darf. Die Viehtrift in der Harth steht beiden Parteien zu. Die Augustinereremiten haben das Recht, die beiden Teiche unter dem großen Teich in der Harth mit Wasser aufzufüllen, der Fischbesatz (themen) darf aber nicht erhöht werden. Auf trockenfallenden Gebieten der Teiche hat die Stadt Grimma die Viehtrift. Zudem hat sie das Recht, die Teiche einmal in neun Jahren abzulassen, das Erdreich umzuackern und Getreide anzubauen. Die Augustinereremiten müssen die notwendigen Brücken über die Gräben bauen und diese instand halten. [3] Zweitens: Das Kloster soll alle anderen weltlichen Liegenschaften in der Stadtflur Grimma außerhalb der Harth an die Stadt abtreten zu dem Preis, für den sie diese gekauft haben. Ausgenommen davon sind der Garten vor der Mühle, den das Kloster für jährlich zwölf Groschen Zinsen an den Grimmaer Rat behalten soll, weil es die Mühle besitzt, sowie einzelne weitere Grundstücke außerhalb der Harth, die dem Kloster auf ewig übereignet wurden, ihm bereits seit langer Zeit gehören und die es als Inhaber und Besitzer der Mühle unangefochten nutzen und gebrauchen soll. [4] Drittens: Die Augustinereremiten sollen den Mühlteich beim Rumberg (Rugeberge) wie von alters her gebrauchen, diesen aber nicht weiter anstauen, damit den Bürgern Grimmas, deren Grundstücke angrenzen, kein Schaden entsteht. [5] Die Kaufsumme für die an die Stadt abgetretenen Grundstücke beläuft sich auf etwa 52 Schock, die durch die Kammer des Stadtrats zu Grimma in jährlichen Raten von zehn Schock, fünf Schock zu Michaelis (29. September) und fünf Schock zu Walpurgis (1. Mai), dem Kloster abgezahlt werden soll. Da die Augustinereremiten die betreffenden und weitere Grundstücke dem Zisterzienserinnenkloster Nimbschen für vier Schock Zinsen verschrieben haben, soll der Rat zu Grimma für die an die Stadt abgetretenen Grundstücke dem Augustinereremitenkloster jährlich zwei silberne Schock in zwei Raten zu Michaelis und Walpurgis reichen, worüber mit Zustimmung Kf. Friedrichs und Hz. Johanns eine Verschreibung aufzurichten ist. Auch die Augustinereremiten sollen die Zustimmung ihres Oberen zu diesem Vertrag einholen und Gewährbriefe ausfertigen lassen, damit zukünftig weitere Streitigkeiten unterbleiben. [6] In diese Festlegungen und deren Einhaltung haben beide Parteien eingewilligt. SächsHStA Dresden, 10001 Ältere Urkunden, Nr. 10392, unfol., 4 Bl. (Ausfertigung, Pergament, 1 Siegel). Ed. Urkundenbuch Stadt Grimma, S. 155–158, Nr. 235 (Teiledition). Bem. Die Urkunde wurde doppelt ausgefertigt, jede Streitpartei erhielt ein Exemplar.

A

1667 ¹ Diesem durch Kf. Friedrich beurkundeten Schiedsspruch waren langjährige Auseinandersetzungen und Verhandlungen vorausgegangen (vgl. BAKFJ 1, Nr. 98, Nr. 100, Nr. 101, Nr. 147, Nr. 151, Nr. 506, Nr. 519). Auch die schriftliche Formulierung der durch die kfl. Räte vermittelten Vereinbarungen zwischen den Augustinereremiten und der Stadt Grimma beanspruchte noch einmal einen längeren Zeitraum (vgl. LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Kk 543, fol. 1rv, Konzept, kfl. Räte an Sebastian von Kötteritzsch, 26. Februar 1521; sowie ebd., fol. 2rv, Ausfertigung, Sebastian von Kötteritzsch an die kfl. Räte, 28. Februar 1521). Die Aufforderung Kf. Friedrichs an seine Räte, während seiner Abwesenheit [zur Zeit des Wormser Reichstags] so viele Streitigkeiten seiner Untertanen zu klären wie möglich, nahmen diese zum Anlass, die Grimmaer Angelegenheit nunmehr endgültig zum Abschluss zu bringen (vgl. ebd., fol. 3rv+4v, Konzept, kfl. Räte an Sebastian von Kötteritzsch, 12. März 1521).

782

20. September 1522

Nr. 1668

1668 Nürnberg, 20. September 1522 (am XX. Tage Septembris) Hans von der Planitz an Kf. Friedrich [1] Hans von der Planitz erhielt das Schreiben Kf. Friedrichs vom 12. September und richtete sich nach den darin erteilten Befehlen für ein Treffen kursächsischer und kurpfälzischer Räte. [2] Ehz. Ferdinand [von Österreich] kam heute in Nürnberg an. In seinem Gefolge befanden sich geistliche Fürsten. [3] Ein Breve gegen [Martin] Luther, Vorgehen gegen Luther. [4] Nachrichten von [Kf. Ludwig] von der Pfalz, Fehde Franz von Sickingens. [5] Schreiben Hektor [von Mörles, genannt] Böhm an das Reichsregiment. → 1674 A Ed.

5

10

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. E 89, fol. 24r–25v, ediert wird fol. 24v (Ausfertigung, eigh., zu eigenen Händen). Wülcker / Virck: Planitz Berichte, S. 200–203, Nr. 90 (Volltext).

[3] Und gehtt die rede, der cardinall von Salczburgk¹ hab eyn breve appostolicum, des Luthers halben zu handeln, ab es aber mit rechtt ader mit gewaltt und der tatt beschen sall, yst noch nicht offenbar, wyrtt eyn gancz here poeß lutherisch zusamen komen, dan man sagett hie, herczogk Yorge² werde sich auch nunmals anher fugen, desgleichen herczogk Wilhelm³ und herczogk Ludwigk von Peyern⁴, die haben yn yrem furstenthum bey eyner grossen pen vorpiten lassen, das nymancz von der luterischen sach handeln, reden ader disputiren sall. Herczogk Yorge hatt auff die antwortt, ßo ym vom regement wurden, widerumb anher geschriben, des abschrifftt e. curf. g. ich hiemit undertheniger meynungk zuschigk.⁵ 1669 Martin Luther an Georg Spalatin

[Wittenberg], [20. September 1522]

[1] Martin Luther teilt Georg Spalatin mit, dass Spalatin nun das gesamte Neue Testament für sich selbst und für Kf. [Friedrich] erhalten hat.¹ Es fehlt lediglich noch die Vorrede 1668 ¹ ² ³ ⁴ ⁵

Ebf. Matthäus von Salzburg. Hz. Georg von Sachsen. Hz. Wilhelm von Bayern. Hz. Ludwig X. von Bayern. Am 6. August 1522 hatte Hz. Georg von Sachsen dem Reichsregiment die Schrift Luthers „Antwort deutsch auf König Heinrichs Buch“ (WA 10/II, S. 223–262) zugeschickt (ABKG 1, S. 335f., Nr. 356). Daraufhin hatte das Reichsregiment Hz. Georg am 16. August kurz geantwortet (ABKG 1, S. 338f., Nr. 359). Offenbar reichte Hz. Georg die Antwort nicht aus, so dass er sich am 9. September nochmals in dieser Sache an das Reichsregiment wandte (ABKG 1, S. 357, Nr. 376).

1669 ¹ Am 20. August 1522 wandte sich Martin Luther an Georg Spalatin und erinnerte daran, dass Spalatin bereits zwei Exemplare der bisher fertiggestellten Teile des Neuen Testaments

Nr. 1670

[21. September 1522]

783

zum Römerbrief, die morgen beendet wird [vgl. Nr. 1670]. [2] Luther schickt außerdem ein Exemplar für Hz. [Johann Friedrich von Sachsen], das Spalatin im Namen Luthers übergeben soll. Luther erhielt es von Lucas [Cranach d. Ä.] und Christian [Döring]. Luther denkt, dass Wolfgang Stein bereits vorher ein Exemplar an Hz. [Johann] geschickt hat. [3] Spalatin soll bei Kf. [Friedrich] erreichen, dass Johannes [Bugenhagen], der ein sehr geeigneter Theologe ist, eine Besoldung erhält, um ihn in Wittenberg zu halten und einen Wechsel nach Erfurt zu verhindern. A LASA Dessau, Z 8, Nr. 167, fol. 1rv (Ausfertigung, eigh., lateinisch). Ed. WA.Br 2, S. 598f., Nr. 536 (Volltext); W² 21.1, Sp. 446f., Nr. 537 (Volltext, Übersetzung). Bem. Zur Datierung vgl. WA.Br 2, S. 598.

1670 Martin Luther an Georg Spalatin

[Wittenberg], [21. September 1522]

[1] Martin Luther sendet Georg Spalatin drei Vorreden zum Römerbrief. Spalatin hat nun drei vollständige Exemplare [des Neuen Testaments], von denen eines für Kf. [Friedrich], eines für Hz. [Johann Friedrich von Sachsen] und eines für ihn selbst bestimmt ist. Christian [Döring] wird Kf. [Friedrich] drei weitere vollständige Exemplare schicken.¹ [2] Luther bedankt sich für ein Gemälde. [3] Über die Besoldung [Johannes Bugenhagens] will Luther erst mit Philipp [Melanchthon] sprechen. A LASA Dessau, Z 8, Nr. 168, fol. 1rv (Ausfertigung, eigh., zu eigenen Händen, lateinisch). Ed. WA.Br 2, S. 599, Nr. 537 (Volltext); W² 21.1, Sp. 447f., Nr. 538 (Volltext, Übersetzung). Bem. Zur Datierung vgl. WA.Br 2, S. 599.

1671 Lochau, 23. September 1522 (Dienstag nach Mauritii) Kf. Friedrich an Amtmann [Georg von Kitzscher] zu Leisnig [1] Kf. Friedrich teilt dem Amtmann [Georg von Kitzscher] zu Leisnig mit, dass sich Propst [Johann Leimbach], Dekan [Dietrich von Techwitz] und Kapitel des Marienstifts zu Wurzen bei ihm über Hans und Sebastian von Kötteritzsch zu Sitten beklagt haben, 1669

besitzt, von denen eines für ihn und das andere für Kf. [Friedrich] bestimmt ist (LASA Dessau, Z 8, Nr. 165, fol. 1rv, ediert in: WA.Br 2, S. 588–590, Nr. 531, übersetzt in: W² 15, Sp. 2570f., Nr. 90).

1670 ¹ Am 25. September 1522 schickte Martin Luther an Georg Spalatin ein weiteres Exemplar seines Septembertestaments mit der Bitte, dieses an Hans [von Berlepsch, Hauptmann auf der Wartburg,] weiterzuleiten. Luther äußerte in diesem Brief, dass es ihm lieb wäre, wenn Kf. [Friedrich] sich um seine eigenen Angelegenheiten kümmern würde und Luther allein handeln ließe (LASA Dessau, Z 8, Nr. 170, fol. 1rv, ediert in: WA.Br 2, S. 604, Nr. 540, übersetzt in: W² 15, Sp. 2438f., Nr. 28).

784

27. September 1522

Nr. 1672

weil diese ihnen Zinsen aus den Dörfern Sitten, Clennen und Doberquitz vorenthalten, wie aus den beiliegenden Schriften zu entnehmen ist [vgl. Nr. 1610]. [2] Der Amtmann soll das Kapitel und die von Kötteritzsch im Auftrag Kf. Friedrichs und [Hz. Johanns] zu einem Verhandlungstag vorladen. Sollten die von Kötteritzsch zugeben, dass die Zinsen bisher aus den Dörfern an das Marienstift gereicht wurden, soll [Kitzscher] sie auffordern, darüber neue Verschreibungen aufzusetzen, da die Briefe des Marienstifts verbrannt sind. Wenn die von Kötteritzsch das verweigern, soll der Amtmann ihnen befehlen, die Zinsen zu zahlen. [3] Sollte sich die Angelegenheit auf diese Weise nicht regeln lassen, soll [Kitzscher] dies Kf. Friedrich mitteilen und die Schriftstücke zurückschicken. A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Kk 1510, fol. 5rv (Konzept).

1672 Dresden, 27. September 1522 (Sonnabend nach Mauritii) Hz. Georg von Sachsen an Kf. Friedrich [1] Hz. Georg teilt Kf. Friedrich mit, dass kürzlich in Meißen ein Marienbild in den Rinnstein geworfen und ungebührlich behandelt wurde. Georg ließ daraufhin Untersuchungen anstellen und etliche Verdächtige für einige Tage inhaftieren. [2] Ebenfalls in Meißen wurden Brandbriefe (bornebrieve) verteilt, von denen Hz. Georg eine Abschrift übersendet.¹ Nachforschungen ergaben, dass diese von einem Schüler geschrieben wurden, der die Stadt bereits verlassen hat. [3] Der Meißner Richter [Peter Rudolf] folgte ihm zunächst nach Eilenburg und begab sich dann nach Wurzen. Nachdem er erfahren hatte, in welchem Dorf sich der Junge aufhält, ließ er ihn zum Verhör vorladen. Dieser gab an, dass er den Namen desjenigen, der ihm auftrug, die Briefe zu schreiben, nicht kennt, ihn aber wiedererkennen kann. Daraufhin nahm der Richter ihn mit nach Meißen. [4] Hz. Georg erfuhr, dass sich der Schosser [Friedrich Stumpfel] zu Grimma und die kfl. Räte über dieses Vorgehen beschwerten und den Amtmann zu Wurzen deswegen bedrohten. Auch als Hz. Georg ihnen darlegte, dass er in dieser Angelegenheit nicht gegen das Interesse Kf. Friedrichs handelte, hörten sie nicht auf.² [5] Hz. Georg denkt nicht, dass in diesem Fall unangemessen vorgegangen wurde, und wollte nur Schaden von Kf. Friedrich sowie dessen Land und Leuten abwenden. Er bietet an, den Schüler, von dem ausreichende Erkundigungen eingezogen wurden, unter der Bedingung wieder in das Kurfürstentum ziehen zu lassen, dass Kf. Friedrich ihn Urfehde schwören lässt, damit er und sein Anhang sich nicht erneut gegen Hz. Georg, dessen Untertanen, den Amtmann zu Wurzen und den Richter zu Meißen wenden. A B Ed.

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. A 228, fol. 136rv (Ausfertigung). SächsHStA Dresden, 10004 Kopiale, 135, fol. 149r–150r (Konzept). ABKG 1, S. 361–363, Nr. 386 (Volltext).

1672 ¹ ABKG 1, S. 362 Anm. 1. ² Ein entsprechendes Schreiben sandte Hz. Georg am 14. September 1522 an die kfl. Räte (SächsHStA Dresden, 10004 Kopiale, 135, fol. 148rv, Konzept).

Nr. 1673

2. Oktober 1522

785

1673 Lochau, 2. Oktober 1522 (Donnerstag nach Michaelis) Kf. Friedrich an Präzeptor [Wolfgang Reißenbusch] [1] Kf. Friedrich erinnert den Präzeptor [des Antoniterklosters Lichtenberg Wolfgang Reißenbusch] daran, dass der Pfarrer zu Jessen [Urban Sprecher] eine Frau geheiratet hat, die zuvor schon einen Ehemann gehabt haben soll. Der Pfarrer wandte sich nun schriftlich an den Kf.,¹ welcher die den Fall betreffenden Schreiben dem Präzeptor beiliegend mitschickt. [2] Da es nicht rechtmäßig wäre, wenn der Pfarrer eine Frau hat, die zuvor schon einen Ehemann hatte, fordert Kf. Friedrich den Präzeptor auf, zusammen mit Christian Beyer oder [Johann] Schwertfeger den Pfarrer zu verhören und weitere Maßnahmen einzuleiten. [3] Kf. Friedrich bittet um Bericht. → 1681 A

5

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LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. O 1409, fol. 2rv (Konzept).

[1] Fridrich. Unnsern grus zuvor. Erwirdiger, hochgelarter, lieber andechtiger und rat, nachdem euch ungezweivelt bewust, welcher gstalt sich der pfarer zum Jessen mit ainer weibsperson, dy vorhin ainen elichn man haben sol, verelicht, als hat er itzt doruber mit inligenden schriften an uns gelangt und darneben etlich kuntschafft ubergebnᵃ, wie ir dan hirinligent vernemen werd. [2] Ob nu dem pfarer gebur, ain weib zunemen oder nit, das lassen wir in seinem werd, unser frag ist auch dorauf nit gemeint. Das er aber aine zur ehe neme oder bey ime haben sol, dy vorhin ainen elichn man hat, das geschiet unsers ermessens nit billich und begern demnach, ir wollet den pfarer zum Jessenᵇ fur euch und doctor Cristan Baier oder doctor Schwertfeger, welchen ir von den beiden von unsert wegenᶜ erfordern werd, bescheiden und inen derhalben horen. Und wu sich befunden werd, dass die frau vor einen ehe mann hat, dem pfarrer undersagen, die von ime 1673 ᵃ Danach gestrichen: „als solt Levinus Koselitz, der des gedachten pfarrers weib elichman sein sol, vorhin nie kain eheweib gehabt haben“. ᵇ Danach gestrichen: „sein weib, Levinus Koselitz und andere, diser sachn verwant“. ᶜ Danach gestrichen: „aus craft dises unsers bevelhs diser sachn halbn erfordern sollet, an gelegn ort beschaiden, euch erkunden, wie es umb dise ding aigentlich gestalt und gelegnhait hab und wie ir dy sachn allenthalben finden werd, des aigentlich erkunden, ob des pfarrers weib vorhin den Koßelitz zu ainem elichn man gehabt. Und wie ir die ding allenthalbn finden werd, das wollet uns nachfolgent underschaidenlich berichten.“ Stattdessen am Rand eingefügt: „erfordern werd, bescheiden [. . .], uf dass wir uns darnach zurichten haben“. 1673 ¹ In einem undatierten Brief, der entweder vor dem vorliegenden Schreiben oder im Sommer 1523 entstand, wandte sich Martin Luther an Georg Spalatin im Fall des Pfarrers zu Jessen. Der Pfarrer beklagte sich bei Luther, dass seine Bittschriften nicht zu Kf. Friedrich gelangen und er vom Kanzler Hieronymus [Rudloff] gedrängt wird, seine Ehefrau zu verlassen. Luther bat Spalatin um Unterstützung, damit der Pfarrer gehört wird und Hilfe erhält (WA.Br 3, S. 144f., Nr. 654, Volltext, lateinisch, mit der vermuteten Datierung auf „[August 1523?]“ unter Verwerfung der zeitlichen Einordnung des Schreibens in das Jahr 1524, welches Spalatin irrig auf der Adressseite vermerkte; W² 21.1, Sp. 579f., Nr. 691, Übersetzung).

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4. Oktober 1522

Nr. 1674

zutun und sich der zu entslaen, domit er nit ergernus gebe, wie im dann hievor och bvolhen. Dann ir habt zu achten, uns wil nit zuzestehen unnd zuverhengen sein, dass er eins andern eheweib zur ehe oder sonst ander gestalt bey sich haben sol. Wu er sich aber des wegern und solchs obslaen wurd, so wurden wir verursacht, den dingen ander gestalt einsehung zutun. [3] Und wo bey es pleiben werd, das wellet uns zuerkennen geben, uf dass wir uns darnach zu richten haben. Doran tut ir uns zugfallen. 1674 Lochau, 4. Oktober 1522 (am vierten Tag Octobris) Kf. Friedrich an Hans von der Planitz → 1668 [1] Kf. Friedrich bestätigt Hans von der Planitz den Empfang seiner Briefe vom 20. [Nr. 1668] und 23. September. Abweichungen zu einem Schreiben Pfgf. Friedrichs [bei Rhein]. [2] Kf. Friedrich vernahm die Nachrichten über die Ankunft Ehz. Ferdinands [von Österreich] und anderer in Nürnberg, über das Breve gegen Martin Luther, das [Ebf. Matthäus von] Salzburg haben soll, über das Schreiben Hz. Georgs von Sachsen an das Reichsregiment sowie über Franz von Sickingen. Es sollen weitere [Fürsten] Mandate und Bullen gegen Luther haben. Planitz soll berichten, wenn er sonstige Nachrichten erlangt. [3] Vollmachten für Planitz und andere Räte für den Besuch des Reichstags. [4] Schreiben Hartmut von Kronbergs an das Reichsregiment.¹ A Ed.

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. E 89, fol. 41r–42v (Konzept). Wülcker / Virck: Planitz Berichte, S. 212–214, Nr. 95 (Volltext).

1675 Lochau, 5. Oktober 1522 (Sonntag nach Sankt Franciscentag) Kf. Friedrich an Hz. Johann [1] Kf. Friedrich unterrichtet Hz. Johann darüber, dass Kf. Joachim [von Brandenburg] einem Treffen am 19. Oktober in Naumburg zugestimmt hat. Hz. Johann soll sich mit [Hz. Georg von Sachsen] vor dem Treffen abstimmen. [2] Dänische und ungarische Angelegenheiten. [3] Nachrichten über Franz von Sickingen. [4] Hans, der Bettmeister, soll zu Kf. Friedrich kommen. [5] Devise auf der Hofkleidung. A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. A 229, fol. 2r–4v (Ausfertigung, zu eigenen Händen).

[5] Wir geben euer lieb auch fruntlicher meynung zuerkennen, das der buchstaben, dy auf dy ermel der klaidung komen sollen,¹ ainer zu wenig ist. Dan in eternum 1674 ¹ Eine Abschrift des Schreibens vom 10. September 1522 ist zu finden in: LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. E 89, fol. 31r–32v. 1675 ¹ Die kursächsische Devise auf der Hofkleidung lautete im Anschluss an 1 Petr 1,25 (Verbum domini manet in aeternum): VDMIE.

Nr. 1676

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9. Oktober 1522

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sind, als wir bericht werden, zway wort, darumb muß zu letzt noch ain E gesatzt werden zu dem wort eternum. Das werden euer lieb eher die mendlen² ausgeschickt wol endern lassen, desgleichen wir auch thun wellen.

1676 [Lauterberg], 9. Oktober 1522 (am Tag Dionysii) Johann von Kanitz an Kf. Friedrich [1] Johann von Kanitz, Propst des Petersstifts auf dem Lauterberg, beklagt sich bei Kf. Friedrich darüber, dass Rat und Gemeinde zu Eilenburg den dortigen Pfarrer [Heinrich Kranach] nötigen wollen, einen Prediger [Andreas Kauxdorf] anzunehmen und mit einem großen Lehn auszustatten, obwohl dieser sich weigert, die Messe zu halten. Eilenburg verfügt nicht über eine gestiftete Prädikatur. [2] In einer durch die kfl. Räte herbeigeführten schriftlichen Vereinbarung [Nr. 1628] hat sich der Pfarrer bereit erklärt, den Prediger bis zum 29. September probehalber anzunehmen, was der Rat mit Drohworten ablehnte. [3] Kf. Friedrich erinnert sich gewiss an die Gewalt und die Schmähungen, die der Pfarrer und seine Kapläne kürzlich erleiden mussten. [4] Kanitz bittet Kf. Friedrich, dem Rat zu befehlen, dass er den Pfarrer bei seinen alten Rechten bleiben lässt und nicht mit Neuerungen belastet, und hofft, dass die Eilenburger von Kf. Friedrich keine Erlaubnis haben, in die kirchlichen Rechte einzugreifen. [5] Der Pfarrer ist bereit, die Kirche mit Predigten und Zeremonien bestmöglich zu versorgen, womit die Eilenburger sich zufriedengeben sollten, aber ohne ein Eingreifen Kf. Friedrichs werden sie den Pfarrer immer weiter bedrängen. [6] Kanitz und sein Konvent wollen für Kf. Friedrich beten und bitten um Antwort. → 1684 A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Kk 1112, fol. 9rv+12rv (Ausfertigung).

1677 Weimar, 11. Oktober 1522 (Sonnabend nach Francisci) Hz. Johann: Schiedsspruch [1] Hz. Johann gibt auch im Namen Kf. Friedrichs bekannt, dass der Streit¹ zwischen dem Kapitel des Marienstifts zu Erfurt und dem Rat der Stadt Erfurt wegen des Dorfes Großrudestedt durch die hzl. Räte wie folgt gütlich beigelegt wurde: [2] Laut der im Wortlaut wiedergegebenen Urkunde von 1452 besitzt der Erfurter Stadtrat das Dorf Großrudestedt als Pfand, und dem Kapitel steht das Recht zu, das Dorf wieder auszulösen. Beide Parteien willigten darin ein, dass das Dorf noch zwölf Jahre lang im Besitz des Stadtrates bleibt. Nach dieser Frist darf das Kapitel von seinem Wiederkaufsrecht Gebrauch machen, 1675 ² „Kleidermännlein“, Musterzeichnung für den Schneider. 1677 ¹ Die sich verschärfenden Auseinandersetzungen sind seit 1519 greifbar, vgl. u. a. Nr. 852 und Nr. 893.

788

11. Oktober 1522

Nr. 1678

wann es möchte. [3] Innerhalb der Frist darf der Stadtrat den Männern des Dorfes keine weiteren Lasten auferlegen. Als Ausnahme wurden spezielle Frondienste, die jeder Einwohner von Großrudestedt zu leisten hat, vereinbart. [4] Die Auseinandersetzungen zwischen dem Stadtrat und denjenigen Männern des Dorfes, die verhaftet wurden, sollen gänzlich beigelegt werden. Der Rat soll die Männer wie andere seine Untertanen schützen und behandeln. [5] Den Männern des Dorfes werden die alten Rechte zugestanden, zum Beispiel Heimbürgen zu wählen. Dem Stadtrat gegenüber sind die Männer in allen rechtmäßigen Dingen zum Gehorsam verpflichtet. A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. G 297, fol. 77r–78v (Abschrift).

1678 [Eilenburg], 11. Oktober 1522 (Sonnabend nach Francisci) Der Rat zu Eilenburg an Kf. Friedrich [1] Der Rat der Stadt Eilenburg erinnert Kf. Friedrich an das Schreiben [Nr. 1620], welches der Rat aufgrund des Konflikts mit Propst [Johann von Kanitz] des Petersstifts auf dem Lauterberg und dem Pfarrer [Heinrich Kranach] zu Eilenburg wegen eines evangelischen Predigers an den Kf. gerichtet hatte, sowie an die daraufhin in Verhandlungen mit den kfl. Räten erzielte Vereinbarung [Nr. 1628], die vom Rat eingehalten wurde. [2] Als die darin festgelegte Frist ablief, teilte der Prediger Andreas Kauxdorf der Gemeinde von der Kanzel aus am 29. September mit, dass er nicht länger als Prediger eingesetzt ist und sie verlassen muss. Daraufhin wandten sich einige Gemeindeglieder an den Bgm. und forderten diesen auf, sich für einen Verbleib Kauxdorfs und dessen Unterhaltung durch den Pfarrer einzusetzen. [3] Infolgedessen versammelte und befragte der Rat die ganze Gemeinde. Diese gab an, dass der Prediger aus der reichlich ausgestatteten Pfarrei versorgt werden könnte, und schlug vor, dem Pfarrer, wenn er dies verweigern würde, einige Güter zur Versorgung Kauxdorfs wegzunehmen. [4] Der Rat antwortete, dass er dem Pfarrer nichts mit Gewalt nehmen und sich stattdessen an Kf. Friedrich wenden will. Dies hielt er gemeinsam mit vier Hauptleuten der Gemeinde dem Pfarrer vor, der zehn Tage Zeit erbat, um sich mit dem Propst zu beraten. [5] Nach Ablauf dieser Frist teilte der Pfarrer ihnen am 7. Oktober mit, dass er die Predigerstelle nur jemandem übertragen will, der Messe hält, die Sakramente reicht und andere kirchliche Dienste übernimmt und dabei nicht mehr als 40 Groschen Lohn sowie freie Kost fordert, womit Kauxdorf sich nicht zufriedengeben würde. [6] Die Ratsherren teilen mit, dass die vorherigen Prediger diese Bedingungen nur akzeptiert haben, da sie Einnahmen aus Seelenmessen, Vigilien, Begängnissen, der Reichung der Sakramente und ähnlichen Handlungen erhielten, welche Kauxdorf abgeschafft hat. Somit entzogen sie der Gemeinde Geld, während der Pfarrer, ohne viel zu leisten, die Einnahmen seiner Güter genoss und zum Teil an das Petersstift gab, während es eigentlich seine Aufgabe ist, das Volk mit guter Predigt zu versorgen. [7] Da ihnen Kauxdorf das seligmachende Evangelium rein und fruchtbar verkündigt hat, wären die Ratsherren traurig über seinen Weggang. Zudem droht Aufruhr aus der Gemeinde gegen den Pfarrer. [8] Daher rufen die Ratsherren Kf. Friedrich als Beschützer und auffrichter des gothlichen worts und der warheydt um Hilfe an. Sie bitten den Kf., dafür

Nr. 1679

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zu sorgen, dass Kauxdorf durch den Pfarrer angenommen und versorgt wird, oder ihnen zu raten, was sie tun können, um nicht weiter durch Mietlinge in die Irre geführt zu werden, sondern den mithilfe Kauxdorfs eingeschlagenen Weg der Wahrheit fortsetzen zu können. Im Gegenzug wollen sie für Kf. Friedrich beten. A Ed.

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Kk 1112, fol. 10r–11v (Ausfertigung). Jeremias: Eilenburgische Chronica, S. 234–238, Nr. E (Volltext).

1679 Lochau, 12. Oktober 1522 (Sonntag nach Dionysii) Kf. Friedrich an das Kapitel [des Allerheiligenstifts] zu Wittenberg [1] Kf. Friedrich erhielt das Schreiben des Kapitels [des Allerheiligenstifts] zu Wittenberg, in dem es sich über ausstehende Renten und Zinszahlungen, die im Zusammenhang mit kfl. Stiftungen und Seelmessen stehen, sowie über weitere Probleme beklagt. [2] Da das Schreiben des Kapitels nicht ausreichend informiert, beauftragt Kf. Friedrich den Schosser [Valentin Förster] zu Wittenberg und Gregor Burger, dass sie vom Kapitel einen ausführlicheren Bericht einholen sowie die Steinmetze und [Walpurga] Landmann zu den vorgebrachten Angelegenheiten verhören [Nr. 1680]. [3] Wenn Kf. Friedrich die Rückmeldung [Försters] und Burgers erhalten hat, wird er dem Kapitel antworten. A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Kk 1393, fol. 1rv (Konzept).

1680 Lochau, 12. Oktober 1522 (Sonntag nach Dionysii) Kf. Friedrich an [Valentin Förster] und [Gregor Burger] [1] Kf. Friedrich informiert den [neuen] Schosser zu Wittenberg [Valentin Förster] und den [alten] Schosser zu Wittenberg [Gregor Burger] darüber, dass sich Propst [Justus Jonas], Dekan [Lorenz Schlamau] und das Kapitel des Allerheiligenstifts zu Wittenberg bei ihm über ausstehende Renten und Zinsen, die zur Erhaltung und Durchführung kfl. Stiftungen und Seelmessen benötigt werden, beklagt haben [vgl. Nr. 1679]. Das Schreiben des Kapitels, dem noch ein Zettel mit Klagen über die Steinmetze und andere Punkte beilag, schickt Kf. Friedrich mit. [2] Da das Schreiben des Kapitels nicht genügend Informationen bietet, bittet Kf. Friedrich darum, dass [Förster und Burger] vom Kapitel einen ausführlichen Bericht einholen, aus dem hervorgeht, wo, in welcher Höhe und bei wem die Renten und Zinsen ausstehen. Zudem sollen sie die Steinmetze und [Walpurga] Landmann vorladen und zu den Memorien sowie den Geld- und Hausangelegenheiten verhören. [3] Ihre Ergebnisse sollen sie dem Kf. schriftlich mitteilen und das Schreiben des Kapitels wieder zurückschicken. A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Kk 1393, fol. 2rv (Konzept, Empfängerangabe: „an beide schosser zu Wittenberg“).

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12. Oktober 1522

Nr. 1681

1681 Lichtenberg, 12. Oktober 1522 (Sonntag nach Dionysii) Präzeptor [Wolfgang Reißenbusch] und Johann Schwertfeger an Kf. Friedrich → 1673 [1] Präzeptor [Wolfgang Reißenbusch des Antoniterklosters Lichtenberg] und Johann Schwertfeger berichten Kf. Friedrich, dass sie auf seinen Befehl [Nr. 1673] hin heute den Pfarrer von Jessen [Urban Sprecher] vor sich geladen hatten. Aus den schriftlichen Unterlagen und dem mündlichen Bericht des Pfarrers geht hervor, dass die Frau zuvor mit Levin Koselitz verheiratet war. Zu der Ehe sei sie gezwungen worden. Laut Auskunft des Erzpriesters zu Düben heiratete Levin Koselitz 1521 eine andere Frau. Ob Koselitz noch lebt, kann nicht beantwortet werden. [2] Da [Reißenbusch] und Schwertfeger nicht glaubten, dass Koselitz inzwischen gestorben ist, teilten sie dem Pfarrer im Namen Kf. Friedrichs die Entscheidung mit, dass er sich schnellstmöglich von der Frau trennen muss. Sie verwiesen darauf, dass die Angelegenheit im Volk großen Ärger erregt und der Stadt Jessen schaden könnte. Zudem teilten sie dem Pfarrer mit, dass Kf. Friedrich im Fall der Nichtbefolgung des Urteils weitere Maßnahmen in der Sache einleitet. [3] Dagegen wandte der Pfarrer ein, dass er seine Gemeinde so unterrichtet hat, dass die Sache kein Ärgernis erregt und auch kein Schaden für Jessen zu befürchten ist. Denn vor ungefähr zwei Jahren schickte Levin Koselitz einige seiner Vertrauten zur Pfarrei, und im Beisein zweier Kapläne und des Kustos wurde die Frau gänzlich loßgeczalt. [4] Daraufhin sagten [Reißenbusch] und Schwertfeger dem Pfarrer, dass sie keinen Auftrag haben, ihm auf diesen Einwand hin zu antworten. Da es deutlich wurde, dass die Frau schon einmal einen Ehemann hatte, der wohl noch am Leben ist, gilt die genannte Entscheidung. A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. O 1409, fol. 1rv+3v (Ausfertigung).

1682 Wittenberg, 13. Oktober 1522 (Montag nach Dionysii) Christoph Blanck an Kf. Friedrich [1] Christoph Blanck, [Dekan des Kleinen Chors des Allerheiligenstifts zu Wittenberg], beschwert sich bei Kf. Friedrich, dass Prior¹ und Konvent des Augustinereremitenklosters Wittenberg bereits an zwei Terminen ihre Zinsen für den Kleinen Chor, die jährlich 20 Gulden von 400 Gulden Hauptsumme betragen, nicht entrichtet haben. Die Zinsen in Höhe von zehn Gulden waren fällig am 27. Dezember 1521 und am 24. Juni 1522. [2] Auf die wiederholten Mahnungen Blancks brachten die Augustinereremiten als Entschuldigung vor, dass sie die Zinsen nicht zahlen können, da sie von [Günther von] Staupitz zu Dabrun keine Gelder bekommen haben. [3] Daher befürchtet Blanck, dass auch die kommenden Raten nicht beglichen werden, und bittet Kf. Friedrich, die Augustinereremiten zur Zahlung zu veranlassen. A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Kk 1435, fol. 1rv (Ausfertigung).

1682 ¹ Der erste Zahlungstermin lag unter dem Prior Konrad Helt, der zweite unter dem neuen Prior Eberhard Briesger.

Nr. 1683

1683 Hz. Johann: Schiedsspruch

14. Oktober 1522

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14. Oktober 1522 (Dienstag nach Dionysii)

[1] Hz. Johann gibt bekannt, dass es nach dem Schiedsspruch [Nr. 1565] im Streit zwischen Andreas Karlstadt, Archidiakon des Allerheiligenstifts zu Wittenberg, und Konrad Glitzsch, der eine Zeit lang Karlstadts Vikar in Orlamünde war, zu weiteren Auseinandersetzungen kam. Deshalb wurden beide Streitparteien heute durch Hz. Johanns Sohn, Hz. Johann Friedrich von Sachsen, erneut wie folgt vertragen: [2] Der Bitte Glitzschs, bis zum 1. Mai 1523 in der Pfarrei Orlamünde bleiben zu dürfen, stimmte Karlstadt unter den Bedingungen zu, dass Glitzsch ihm die am 29. September 1522 fällig gewesenen 25 Gulden am 14. Dezember 1522 als Geld oder Getreide beziehungsweise Wein entrichtet sowie dass Glitzsch ihm für die Stellenverlängerung weitere 40 Gulden in Form von Geld und Getreide bis Weihnachten zahlt. [3] Über die Unkosten für die von Glitzsch gekaufte Wintersaat soll ein Vierergremium entscheiden, für das jede Partei zwei Männer bestimmt. Auch wenn das Vierergremium bis zum 1. Mai 1523 keine Einigung erzielt haben sollte, muss Glitzsch die Stelle räumen. Über die Unkosten werden dann Hz. Johann, seine Räte oder andere Beauftragte entscheiden. [4] Dem Schosser [Johann Prosse] zu Leuchtenburg wird befohlen, dass er Karlstadt entsprechend den Vertragsbestimmungen zu seinem Recht verhilft, wenn Glitzsch diese nicht einhält. [5] Die Bestimmungen des ersten Schiedsspruchs bezüglich des geistlichen Lehns für Glitzsch bleiben bestehen. A B Ed.

LATh – HStA Weimar, EGA, Kop. A 6, fol. 42r–43r (Abschrift). LATh – HStA Weimar, EGA, Kop. A 3, fol. 70v–71v (Abschrift). Trefftz: Karlstadt und Glitzsch, S. 349f. (Volltext).

1684 Colditz, 17. Oktober 1522 (Freitag nach Sankt Gallentag) Kf. Friedrich an Propst [Johann von Kanitz] des Petersstifts auf dem Lauterberg → 1676 [1] Kf. Friedrich erhielt das Schreiben [Nr. 1676] des Propstes [Johann von Kanitz] des Petersstifts auf dem Lauterberg wegen des Streits mit dem Rat der Stadt Eilenburg über die Anstellung des Predigers [Andreas Kauxdorf]. Da auch der Rat in dieser Sache schrieb [Nr. 1678], lud Kf. Friedrich beide Parteien für den 16. Oktober zu Verhandlungen nach Colditz vor. [2] Da [Kanitz] nicht erschien, konnte nichts erreicht werden. [3] [Kanitz] nahm in seinem Schreiben Bezug auf die von den kfl. Räten erzielte und inzwischen abgelaufene Vereinbarung, den Prediger bis zum 29. September probehalber anzunehmen, und auf die Bereitschaft des Pfarrers [Heinrich Kranach], die Gemeinde angemessen mit Predigt und göttlichen Ämtern zu versorgen. [4] [Kanitz] erinnert sich sicher, wie das Volk lange Zeit mit Gottes Wort versorgt wurde. Da sich der Propst nicht über [Kauxdorf] beklagte, erwartet Kf. Friedrich, dass [Kanitz] dafür sorgt, dass der Prediger bleiben kann und durch den Pfarrer angemessen versorgt wird, da viele kirchliche Einnahmen weggefallen sind. [5] Der Propst ist nach Kf. Friedrichs Meinung

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19. Oktober 1522

Nr. 1685

vor allem dazu verpflichtet, die Gemeinde mit dem Wort Gottes und christlicher Lehre zu versorgen. A LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Kk 1112, fol. 13r–14v (Konzept). Bem. Das Schreiben ist laut Kanzleivermerk nicht ausgegangen. Vgl. dazu Nr. 1685 und Nr. 1688.

1685 [Lauterberg], 19. Oktober 1522 (Sonntag nach Luce) Johann von Kanitz an Kf. Friedrich [1] Johann von Kanitz, Propst des Petersstifts auf dem Lauterberg, erinnert Kf. Friedrich an sein letztes Schreiben [Nr. 1676] im Fall des Predigers [Andreas Kauxdorf] zu Eilenburg. Kanitz wurde deswegen für den 16. Oktober zu einer Anhörung und Verhandlung in Colditz vorgeladen. [2] Da der Bote das Schreiben erst am 17. Oktober zustellte, konnte Kanitz nicht kommen. Er hat Kf. Friedrich aber schon zuvor alles Notwendige mitgeteilt. [3] Kanitz bittet Kf. Friedrich erneut, die von Eilenburg im Sinne der kfl. Landesordnung und des ksl. Landfriedens aufzufordern, der Pfarrei keinen weiteren Schaden zuzufügen. Im Gegenzug will Kanitz für eine glückliche Regierung Kf. Friedrichs beten. → 1688 A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Kk 1112, fol. 19rv (Ausfertigung).

1686 Torgau, 23. Oktober 1522 (Donnerstag nach der XIM Jungfrauentag) Hans von Taubenheim an Kf. Friedrich [1] Hans von Taubenheim erhielt das Schreiben Kf. Friedrichs vom 21. Oktober und berichtet über die Eintreibung des Zehnten. [2] Devise auf der Hofkleidung. [3] Fische für [Benedikt Spörner], Schosser zu Colditz. A

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LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Aa 2242, fol. 14rv+unfol. (zwischen fol. 21v und 22r) (Ausfertigung).

[2] Mercker schneyder lest zwey muster, wie der reym uff die ermel gemacht werden solle, bereiten, wen die außgemacht, wil e. churf. g. ich unvorhalten zubringen lassen. Mercker schneyder bericht mich, das e. churf. g. ime das menneleyn¹ der wynterklaydung, welchs uff dem ermel nur vhier buchstaben V D M I hat, selbst geantwurt, den habe ich mich des funfften buchstaben E² ane bevelh zuzusetzen auch nicht mechtigen durffen.³ 1686 ¹ „Kleidermännlein“ bezeichnet eine Musterzeichnung. ² Es handelt sich um die Devise „VDMIE“ aus 1 Petr 1,25: Verbum domini manet in aeternum. ³ Taubenheim berichtete Kf. Friedrich am 25. Oktober 1522, dass „der funffte buchstabe E ist auch uff die ermel gemacht, wie e. churf. g. aus den zweyn beigeschickten mustern seheen werden“ (LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Aa 2242, fol. 17rv).

Nr. 1687

23. Oktober 1522

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1687 23. Oktober 1522 (Donnerstag Severini episcopi Bischofs) Georg Walther an Hz. Johann [1] Georg Walther, Pfarrer zu Obernissa (Oberneuses), erinnert Hz. Johann daran, dass Mitglieder seiner Pfarrgemeinde (pharmener) gestern persönlich vor dem Hz. erschienen und Walther beschuldigten, dass er als Inhaber des Pfarrlehns seinen Pflichten nicht nachkommt. Sie behaupteten, dass sie nicht wissen, wo Walther sich aufhält, und erzählten Gerüchte. [2] Daher will Walther dem Hz. einen wahrheitsgetreuen Bericht erstatten. Ein Verhör über den Streit zwischen ihm und den Pfarrmännern wegen der Pfarrei fand bereits vor einiger Zeit durch hzl. Räte in Weimar statt. Die Räte hatten Walther eine mündliche Auskunft erteilt, wie er sich in der Sache zu verhalten hat. Diese Auskunft teilte Walther den Pfarrmännern mit, die ihm aber nicht glaubten. Sie versuchen weiterhin auf arglistige Weise, ihn aus dem Pfarrlehn zu verdrängen, und verunglimpfen ihn bei Hz. Johann. [3] Walther bittet Hz. Johann, dass er sich vor ihm mündlich und persönlich verantworten darf. Was bisher im Amt Weimar verhandelt wurde, kann Hz. Johann aus den mitgeschickten Zetteln¹ entnehmen und erkennen, wer Schuld trägt. Walther bittet den Hz. um Unterstützung. Wenn er aber etwas Unrechtes getan hat, will er sich gehorsam erzeigen und weisen lassen. [4] Walther bittet um Antwort. A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Ii 105, fol. 4rv (Ausfertigung).

1688 Eilenburg, 28. Oktober 1522 (Dienstag Sankt Simon und Judatag) Kf. Friedrich an Propst [Johann von Kanitz] des Petersstifts auf dem Lauterberg → 1685 [1] Kf. Friedrich erhielt das Schreiben [Nr. 1685] des Propstes [Johann von Kanitz] des Petersstifts auf dem Lauterberg. [2] Kf. Friedrich hätte erwartet, dass [Ka1687 ¹ Die Verhandlung vor den hzl. Räten in Weimar fand am 22. Juli 1522 statt. Georg Walther listete seine Anklagepunkte auf, die den baulichen Zustand des Pfarrhauses, Bau- und Finanzierungsmaßnahmen sowie Opfergeld, geistliche Gerichtsbarkeit und Präsenzpflichten betrafen (LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Ii 105, fol. 5rv). Die Akte enthält zudem einen Brief Walthers an die hzl. Räte zu Weimar, datiert vom 22. Juli 1522, in dem er auf seine Präsentation auf das Pfarrlehn und die Gründe der noch nicht erfolgten Inbesitznahme einging. Schuld hätten die Pfarrmänner mit ihrem Verhalten (ebd., fol. 3rv). Diesem Brief lag eine Auflistung der Antworten bei, die Walther auf einem Gerichtstag in Erfurt am 4. Juni 1522 vor einem geistlichen Richter wegen der Streitigkeiten gegeben hatte. Darin wird u. a. erwähnt, dass es einige Jahre lang keinen eigenen Pfarrer in Obernissa gab (ebd., fol. 2rv). Der Akte zugeordnet wurde ein undatiertes Schreiben der Gemeinde zu Obernissa an [Hz. Johann?], in welchem sie sich über ihren Pfarrer beklagte, der die Sakramente mit grosser vorseumlichkeit reichte und das Evangelium nicht auf Deutsch predigte. In der Sache hatte sich die Gemeinde schon mehrfach an den Schosser zu Weimar als Patron der Pfarrei gewandt. Ein Schiedsspruch wurde aufgerichtet, an dessen Bestimmungen sich der Pfarrer aber nicht hielt. Deshalb bat die Gemeinde den Fürsten als obersten Lehnsherrn, ihr einen neuen Pfarrer zu stellen (ebd., fol. 1rv). Der mitgeschickte Schiedsspruch ist in der Akte nicht überliefert.

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28. Oktober 1522

Nr. 1689

nitz] der Vorladung nach Colditz nachkommt oder einen eigenen Boten schickt. Den Tag setzte der Kf. so kurzfristig und in Colditz an, um eine rasche Klärung herbeizuführen und dem Seuchenausbruch in Eilenburg zu entgehen. [3] Da sich die Positionen des Propstes und derer von Eilenburg nicht vereinen lassen und wegen der Seuche sorgfältige Verhandlungen unmöglich sind, fordert Kf. Friedrich den Propst auf, Ruhe zu bewahren, bis der Kf. solche Verhandlungen ansetzt. [4] [Kanitz] soll inzwischen Abschriften der Urkunden über die Rechte des Petersstifts an der Pfarrei zu Eilenburg übersenden und sonst nichts gegen den Rat oder die Gemeinde vornehmen. A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Kk 1112, fol. 15r (Konzept).

1689 Valladolid, 28. Oktober 1522 (XXVIII. Tag Octobris) Ks. Karl V. an Kf. Friedrich → 1649 [1] Ks. Karl V. erhielt am 13. Oktober das Schreiben [Nr. 1649] Kf. Friedrichs aus Nürnberg vom 22. Juli und bedankt sich für dessen Wünsche. Der Ks. freut sich, dass Kf. Friedrich im Reichsregiment ist, weil er die Geschäfte sicher fördern wird. [2] Ks. Karl V. hat gehört, dass sich [Martin] Luthers Lehre täglich immer weiter ausbreitet. Da diese falsche Lehre nicht nur im Reich, sondern in der ganzen Christenheit Zerrüttung und Aufruhr bewirkt, wünscht Ks. Karl V., dass Kf. Friedrich alles ihm Mögliche daran setzt, sie abzutun und ihre Ausbreitung einzuschränken. [3] Johann Hannart erinnerte an ausstehende Schulden gegenüber Kf. Friedrich. Der Ks. bittet wegen hoher Kriegsausgaben, dass Kf. Friedrich noch etwas Geduld hat. Ks. Karl V. wird ihn nicht vergessen. Er denkt gnädig an Kf. Friedrich, [Hz. Johann] und [Hz. Johann Friedrich von Sachsen]. → 8. Januar 1523 A B Ed.

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. E 89, fol. 58r–59v (Ausfertigung). LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. E 89, fol. 60rv (Abschrift). Wülcker / Virck: Planitz Berichte, S. 222–224, Nr. 99 (Volltext).

1690 [Erfurt], 30. Oktober 1522 (Donnerstag nach Simonis et Jude) Der Rat zu Erfurt an Hz. Johann [1] Der Rat der Stadt Erfurt erhielt das Schreiben Hz. Johanns im [Streit]fall zwischen Äbtissin [Katharina Frank], Priorin [Margaretha von Obernitz] und Konvent des Zisterzienserinnenklosters Ichtershausen einerseits und Erasmus Hoffmann, Bürger von Erfurt, andererseits. Auch die mitgeschickte Schrift der Äbtissin, Priorin und des Konvents

Nr. 1691

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wurde gelesen. [2] Die daraufhin vom Rat zu Erfurt eingeholte Antwort¹ des Erasmus Hoffmann liegt bei, damit sie dem Konvent vorgelegt werden kann. A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. G 41, fol. 33rv (Ausfertigung).

1691 Torgau, 4. November 1522 (am vierten Tag Novembris) Kf. Friedrich an Anton Tucher [1] Kf. Friedrich bedankt sich für das Schreiben¹ Anton Tuchers und die Übermittlung von Neuigkeiten. [2] Zettel: Kf. Friedrich wollte Tucher bereits vor längerer Zeit das Neue Testament² schicken, hat es jedoch selbst erst vor Kurzem erhalten. Er schickt es Tucher mit diesem Schreiben zu. → 1724 A StadtA Nürnberg, E 29 IV, Nr. 676, unfol., 2 Bl. (Ausfertigung). Ed. Westphal: Korrespondenz, S. 568, Nr. 397 (Volltext). Bem. Laut Eingangsvermerk erhielt Anton Tucher den Brief Kf. Friedrichs am 15. November.

1692 Merseburg, 4. November 1522 (Dienstag nach Allerheiligentag) Bf. Adolf von Merseburg an Kf. Friedrich [1] Bf. Adolf von Merseburg teilt Kf. Friedrich mit, dass er die Pfarrer [Johann Stumpf] zu Schönbach und [Franz Klotzsch] zu Großbuch im Amt Colditz vorgeladen hatte. [2] Nach dieser persönlichen Anhörung und der dort eingeräumten Frist erhielt der Bf. schließlich verspätet eine unangemessene und formwidrige Antwort von den beiden Pfarrern, aus der Kf. Friedrich entnehmen kann, dass sie auf ihrem Mutwillen beharren. Die Antwort liegt in Abschrift bei.¹ [3] Bf. Adolf muss hier handeln, will jedoch in 1690 ¹ Am 25. Oktober 1522 schrieb Erasmus Hoffmann an den Rat zu Erfurt, dass er das Schreiben Hz. Johanns an den Stadtrat zusammen mit der beigelegten Supplikation der Äbtissin, Priorin und des Konvents des Zisterzienserinnenklosters Ichtershausen gelesen hat. Die darin enthaltene Angabe, dass die Äbtissin oder ihr Propst an seinem Haus zum Schletorn einen erblichen Zins haben, lehnte Hoffmann ab. Zudem bestritt sein Schwager die Angelegenheit der geliehenen 30 Gulden. Hoffmann hielt eine rechtliche Untersuchung für nötig. Er bat den Stadtrat, ihn und seinen Schwager an kein anderes Gericht zu verweisen, sondern bei der städtischen Gerichtsbarkeit bleiben zu lassen gemäß ihren bürgerlichen Freiheiten (LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. G 41, fol. 34rv, Ausfertigung). 1691 ¹ Vgl. Westphal: Korrespondenz, S. 630, Nr. 448. ² Septembertestament Martin Luthers. 1692 ¹ In der Akte befinden sich Abschriften des Schreibens der Pfarrer Franz Klotzsch zu Großbuch und Johann Stumpf zu Schönbach an Benedikt Spörner, Schosser zu Colditz (LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. N 28a, fol. 24r–25v) sowie des Begleitschreibens Benedikt Spörners

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4. November 1522

Nr. 1692

diesen schweren Zeiten nicht ohne Kenntnis Kf. Friedrichs den Bann verhängen. Daher bittet er den Kf. als Landesherrn und Schutzherrn der Geistlichkeit, einen anderen Weg zu finden, die beiden Pfarrer zu weisen, bei dem der Bf. gleichzeitig nicht nachlässig gegenüber dem Reichsregiment erscheint. → 1707 A Ed.

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LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. N 28a, fol. 22rv (Ausfertigung). WA.Br 12, S. 28 (Teiledition).

[1] Unnsere willige dinste zuvor, durchlauchtigster hochgebornner furst. Gnediger herr unnd ohme, wir haben aus unsern schuldigen pflichten unnd entpfel kay. Mt. regenten unnd des hey. reychs vorordenten rethen zu Nurmburg², vor dieser zeit unns gescheen unnd schrieftlich von ynen aufgelegt, zwene pfarrer, als zu Schonbach unnd Grossen Buch, in e. l. furstenthumb unnd ampt Kolditz unnsers bisthumbs gesessen, dorumb, das sye wider der hey. cristenlichen unnd romischen kirchen insetzunge unnd gemeynen gebrauch sonnderlich furzciehen unnd weyber, wie sie es nennen, zu der ehe genohmen, auch mit den heyligen sacramenten unnd dem heyligen ampt der messe vorechtlich hanndeln, vor unns laden unnd furheyschen lassen. [2] Darauff sie ein zeit vortzogen, zuletzt durch e. l. schosser zu Koldetz³, dem wir derhalben geschrieben, personlich erschynnen, die wir in eigner person gehort unnd yrs furnehmens wenig scheyn vorstanden. Dorumb wir ynen zum ubirfluß eins monats friest gegeben, sich noch zubedenncken unnd von yrem furnehmen abzustehn unnd mit gemeyner geystlickeyt gehorsamlich unnd eintrechtiglichs gebrauchs zuhalten biß zur zeit, das yr furnemen gemeyniglich angenohmen unnd zugelassen wurde. Haben des yrer anthwurt gewartet, unnd so ubir den monat vortzogen abermals e. l. schosser zu Kolditz schrieftlich erinnert unnd begerth, bey obgnanten priestern zufordern, das unns anthwurt unnd yr gemut, was sie zuthun gesynnet, zuvorstehn gegeben. Als hat er unns in kurtzen tagen gemelter priester unschicklich unnd unformlich anthwurt, des wir e. l. hirneben copien ubirsenden, wie e. l. sehn werden, zugeschickt, daraus e. l. unnd menniglich vornehmen werden, das sie in yrem mutwillen beharren. [3] Dieweyl nuhe diß thun schwer unnd wichtig unnd 1692

an Bf. Adolf, mit dem er dem Bf. das Schreiben der beiden Pfarrer übermittelte (ebd., fol. 23rv). Beide Schreiben sind auf den 18. Oktober 1522 datiert. Die Pfarrer reagierten in ihrem Schreiben an Spörner auf den durch den Schosser übermittelten Brief Bf. Adolfs an sie und den darin erhobenen Vorwurf des Bf., unchristlich zu handeln, den sie von sich wiesen. Sie hätten sich bereits in dem Verhör mit dem Bf. ausreichend verantwortet. Klotzsch und Stumpf erhoben ihrerseits Vorwürfe gegen Bf. Adolf, den sie u. a. als tyrannisch und gotteslästerlich bezeichneten. Daher wollten sie mit ihm nicht weiter verhandeln und baten den Schosser, sie nicht weiter zu bedrängen. ² Gemeint ist das Mandat [Nr. 1457] des Reichsregiments zu Nürnberg vom 20. Januar 1522. ³ Benedikt Spörner, Schosser zu Colditz.

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unns obleydt, dem ungehorsam furzukommen und zustraffen in der sach nicht nachzulassen, nachdem aber itzt dye schwinden leufft vorhannden, wolten wir mit nyderlegunge gots dienst unnd beschwerunge des bannes wider die priester unnd yrer kirchen vorwanthen pfarleut, e. l. unnderthan, wie sich nach ordenunge geystlicher recht in dem falle villeycht eygenndt unnd geburt, ane e. l. ansuchen unnd wissen nicht gernne gebrauchen nach, uf das der unschuldige mit dem schuldigen nit gestrafft, furnehmen unnd außgehn lassen. Ist derhalben unnser freundtlich pitte, e. l. wolle als des orts der lanndtsfurst unnd der geystlichen berumpter schutzfurst eyn andern wegk, wie e. l. als ein wissender unnd erfarner churfurst woll wissen, zufinden, domit die priester beyde, sich yrs besonndern mutwillens abzustehn unnd mit gemeyner geystlic[keyt] zuvorgleichen zu ferlickeyt yrer unnd vieler leut selen heyl geweyst, wir auch gegen kay. Mt. regenten unnd andern vorordenten des reychs rethen nicht lessig des entpfels geacht unnd vormargkt werden, unns dieß ansuchens nit vordenncken, dan wir e. l. unnd unns selbst gernne vorschont hetten. Das seindt wir umb e. l. freundtlich zuvordienen ganntzwillig. Bitten des e. l. anthwurt bey gegenwertigem.

1693 Nürnberg, 5. November 1522 (am V. Tag Novembris) Hans von der Planitz an Kf. Friedrich [1] Hans von der Planitz erhielt gestern zwei Schreiben Kf. Friedrichs. Ehz. Ferdinand [von Österreich] bittet, dass Kf. Friedrich doch nach Nürnberg kommt, da über viele Probleme im Reich gesprochen werden muss. [2] Besuch des bald beginnenden Reichstags.¹ [3] Ausführung weiterer kfl. Aufträge. [4] Kammerrichter [Gf. Adam von Beichlingen] teilt Nachrichten zum Vorgehen gegen Frowin von Hutten und Franz von Sickingen mit. [5] Auf Befehl Ehz. Ferdinands wurde der Verkauf von Büchern [Martin] Luthers in Nürnberg verboten. Genauere Nachrichten will Planitz noch schicken. [6] Balthasar Wolf [von Wolfsthal] bietet Kf. Friedrich sein Haus [in Nürnberg] kostenfrei zur Unterkunft an. Wolf berichtete auch über Gespräche, die über Luther geführt wurden. Ein unbekannter Redner soll gesagt haben, dass Luther im Land Meißen umherzieht und er nicht glaubt, dass Luther in einem halben Jahr noch lebt. A Ed.

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. E 89, fol. 75r–76v (Ausfertigung, eigh., zu eigenen Händen). Wülcker / Virck: Planitz Berichte, S. 230–232, Nr. 104 (Volltext).

1693 ¹ Dem Schreiben lag eine Liste der Gesandten für den Reichstag bei: LATh – HSTA Weimar, EGA, Reg. E 89, fol. 77r–78r, ediert in: Wülcker / Virck: Planitz Berichte, S. 233f., Nr. 104.

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5. November 1522

Nr. 1694

1694 Eisenberg, 5. November 1522 (Mittwoch nach aller Heiligentag) Priorin und Konvent des Zisterzienserinnenklosters Eisenberg an Hz. Johann Priorin und Konvent des Zisterzienserinnenklosters Eisenberg bitten Hz. Johann, sich ihre Klosterrechnung anzuhören und zum Nutzen des Klosters einen anderen Verweser einzusetzen, da ihr Propst aus Gehorsam und Zwang seine Pfarrei bezogen hat und sie nun keinen haben, der sie vor Schaden bewahrt. Aufgrund seiner Abwesenheit fällt es dem Propst schwer, ohne Gehorsam, Hilfe und Beistand dem Kloster vorzustehen. A

LATh – StA Altenburg, Landesregierung, 4209, fol. 67rv (Ausfertigung).

1695 Grünhain, 6. November 1522 (Donnerstag nach Allerheiligen) Abt Gregor [Küttner] des Zisterzienserklosters Grünhain an Hz. Johann [1] Abt Gregor des Zisterzienserklosters Grünhain erhielt das Schreiben Hz. Johanns wegen der erfolgten Verhandlung zwischen Wolf von Weißenbach und dem Abt Gregor in der Angelegenheit Schlettaus. Weißenbach hatte dem Hz. von der Verhandlung und ihrem Ergebnis berichtet. [2] Abt Gregor schickte das Verzeichnis des Einkommens Schlettaus durch einen eigenen Boten Hz. Johann bereits zu.¹ [3] Woher der Abt aber für das Kloster einen Ausgleich [für abzugebende Güter] nehmen möchte, hat er noch nicht angeben können. Mögliche Güter betreffen die Herren von Schönberg, mit denen zu verhandeln wäre, sowie unter anderem auch mit den Herren von Weida. [4] Abt Gregor bittet Hz. Johann, ihm diese Angabe nicht übel zu nehmen. Wenn Hz. Johann in der Sache weitere Verhandlungen wünscht, wird er einer Vorladung Folge leisten. A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. A 229, fol. 39rv+44v (Abschrift).

1696 [Altenburg], 9. November 1522 (Sonntag nach Leonhardi) Propst [Albrecht von Meckau], Dekan [Konrad Gerhart], Senior und Kapitel des Georgenstifts zu Altenburg an Kf. Friedrich [1] Propst, Dekan, Senior und Kapitel des Georgenstifts zu Altenburg erinnern Kf. Friedrich daran, dass sie ihm anlässlich der Klagen Veit Warbecks [1520] und nun Günther von Bünaus [zu Elsterberg] ausführlich schriftlich berichteten [Nr. 1103 und Nr. 1664]. Zudem haben sie auf dem letzten Hofgerichtstag auf kfl. Befehl hin dem Kanzler Hz. Johanns, Gregor Brück, mündlich angezeigt, aus welchen Gründen die Stiftsherren einst einmütig 1695 ¹ In der Akte befindet sich ein Verzeichnis des jährlichen Einkommens Schlettaus mit dazugehörigen Dörfern (LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. A 229, fol. 40r–43v).

Nr. 1697

10. November 1522

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die neuen Statuten aufsetzten, deren Neuerungen die neu gewählten Stiftsherren betrafen. Die durch die neuen Bestimmungen erhöhten Einkünfte dienen dem Erhalt der Kirchengebäude und zur Begleichung von Kosten aus Streitigkeiten, damit der Kirche die gestifteten Gottesdienste erhalten bleiben. [2] Sie sind zuversichtlich, dass der Kf. von Brück ausführlich informiert wurde. [3] Da die Zinsen und Einkommen, die dem Stift von Adligen, Bürgern und Bauern zustehen, jetzt schwerer einzutreiben sind als früher, muss sehr darauf geachtet werden, dass die gestifteten täglichen kirchlichen Verrichtungen ausgeübt werden können. [4] Daher bitten sie Kf. Friedrich, dass er die Not des Georgenstifts beherzigt und die Statuten bestätigt, damit die jetzigen Streitigkeiten beendet und künftige verhindert werden können. [5] Zettel: Propst, Dekan, Senior und Kapitel übersenden Kf. Friedrich die Abschrift eines Schreibens von einem seiner Vorfahren, welches die jährlichen Pensionen einiger Pfarrkirchen betrifft, die dem Georgenstift inkorporiert sind. Obwohl die geforderten Leistungen bisher von den Pfarrern dem Stift immer erbracht wurden, hat dieses Jahr der Pfarrer von Kahla, Conrad Rupsch, die Zahlung zum dritten Zahltag mit der Begründung verweigert, dass die Einnahmen seiner Pfarrei aus den täglichen Opfern und Einkünften stark gesunken sind. Da die Pensionen sich aber nicht nur aus der Höhe der Opfer ergeben, sondern aus allen Einkommen, Zinsen und sonstigen Besitzungen der Pfarreien, möge der Kf. über das ungebührliche Verhalten Rupschs entscheiden. Auch der Pfarrer von Lucka, Johann Engelhard, hat dem Kapitel keine Zahlungen geleistet. Da die Pensionen bereits vermindert wurden, ist es den Pfarrern möglich, die Zahlungen zu leisten. Propst, Dekan, Senior und Kapitel bitten den Kf. daher, dafür zu sorgen, dass die beiden Pfarrer ihren Verpflichtungen nachkommen. A

LATh – StA Altenburg, Landesregierung, 4251, fol. 113r–114r, Zettel: 114r (Ausfertigung).

1697 Lochau, 10. November 1522 (Montag Sankt Martinsabend) Kf. Friedrich an Propst [Johann von Kanitz] des Petersstifts auf dem Lauterberg [1] Kf. Friedrich erhielt das Schreiben des Propstes [Johann von Kanitz] des Petersstifts auf dem Lauterberg sowie die mitgeschickte Schmähschrift des Georg Schönichen aus Eilenburg gegen einen dortigen Kaplan. [2] Da Kf. Friedrich nicht möchte, dass der Propst und die Seinen durch die kfl. Untertanen unangemessen behandelt werden, wird er dem Amtsverweser [Johann Moller] und dem Rat der Stadt Eilenburg befehlen [Nr. 1698], solche Vorgänge abzustellen. [3] Kf. Friedrich erinnert [Johann von Kanitz] an seine Aufforderung [Nr. 1688], Abschriften über die Rechte des Petersstifts an der Pfarrei Eilenburg zu übersenden. A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Kk 1112, fol. 16r (Konzept).

[1] Unnsern grus zuvor. Wirdiger lieber andechtiger, wir haben eur schreibn neben zuschikung ains schmechbuchlens und famos liebel, als es von euch genent wirdt, welchs Georg Schoniche zu Eilnburg widr eurn verordent capellan

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10. November 1522

Nr. 1698

daselbs sol habn ausgehn und ym durch ainen andern burger und ainen briester doselbs behendigen lassen, mit weitrem inhalt horen lesen, [2] und wo euch ader den euern durch dy von Eilnburg oder andre dy unsern uf vorigen unsern bevelh unbilliche beschwerung begengte, hetten wir nit gern, welln auch mit unserm amptsverweser und dem rat zu Eilnburg verfugn, bey unsern burgern und einwonern daselbs darob zusein, domit sie sich keiner unbillickait gegen euch understeen, des versehens, ir ader die eurn wird sie darzu auch nit verursachen.

1698 Lochau, 10. November 1522 (Montag Sankt Martinsabend) Kf. Friedrich an Amtsverweser [Johann Moller] und den Rat zu Eilenburg [1] Kf. Friedrich teilt dem Amtsverweser [Johann Moller] und dem Rat der Stadt Eilenburg mit, dass er von Propst [Johann von Kanitz] des Petersstifts auf dem Lauterberg ein Schreiben sowie eine Schmähschrift Georg Schönichens erhielt [vgl. Nr. 1697]. Beides schickt Kf. Friedrich mit. [2] Solche Schriften verursachen nur Ärger und sollen durch den Amtsverweser und den Rat nicht zugelassen werden. [3] Kf. Friedrich befiehlt in seinem und in [Hz. Johanns] Namen, Schönichen und anderen unter Androhung von Strafe zu untersagen, derartige Schriften zu verbreiten. A

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LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Kk 1112, fol. 17r (Konzept).

[1] Lieben getreuen, unß hat ytzo der brobst uf sand Petersberg geschribn und ain schrifft, so Jorg Schonichn, unser burger bey euch zu Ilnburg, wider sein capellan zu Eilnburg sol habn ausgehn und im durch einen andern burger haben ubergebn lassn, uberschikt, wie ir dan solchs hierbey allenthalbn vernemen werd. [2] Weil dan mit solchn und dergleichn schriftn nichts anders ausgericht, dan das verdruß und unheill dordurch erregt wirdet, hetten wir uns versehn, ir sollet solchs uber vorige unser bevelh nit gestat noch zugelassen haben. [3] Dorumb begern wir von wegen unsers bruders und unser, ir wellet Schonichn und andern bey euch ernstlich undersagn, sich hinfur solcher verdrieslicher und unnutzer schrifftn zuenthaltn. Ab es aber von ainichen ubergangen und nit gehalten wird, gegen demselbn wollet geburlich straf furnemen, euch auch gegen Schonichen, umb das er unsern bevelh ubergangen, gepurlich ertzeign. Doran geschiet unser meynung.

1699 Weimar, 12. November 1522 (Mittwoch nach Sankt Martinstag) Hz. Johann an Kf. Friedrich [1] Hz. Johann erhielt das Antwortschreiben Kf. Friedrichs auf einige ihm durch Hz. Johann zugeschickte Punkte. Im Fall des Michael Zeckendorf soll eine gemeinsame Antwort Kf. Friedrichs, Hz. Johanns und [Hz. Georgs von Sachsen] erfolgen.

Nr. 1700

14. November 1522

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[2] Hz. Johann dankt für die Erinnerung an die Supplikation des Bergvogts von Buchholz. [3] Münzangelegenheit. [4] Wegen der Streitigkeiten zwischen den Ämtern Jena, Dornburg und Eckartsberga wurde ein Verhandlungstag angesetzt. [5] Privilegien der Stadt Weißenfels und der Stadt Zwickau in Bezug auf Bierschenken sowie Handwerker. [6] Hz. Johann informiert Kf. Friedrich über das Schreiben [Nr. 1695] des Abts [Gregor Küttner des Zisterzienserklosters] Grünhain mit dessen Anzeige, wo er wegen Schlettau einen Ausgleich nehmen würde. Hz. Johann weiß nicht, was er davon halten soll oder wie in der Sache weiter zu verhandeln ist, da der Abt vielleicht der Meinung ist, dass Kf. Friedrich und Hz. Johann ihm Güter vorschlagen sollen. Zudem hat der Abt an Hz. Johann ein Einkommensverzeichnis¹ Schlettaus geschickt, das Hz. Johann in Abschrift beilegt. Hz. Johann bittet Kf. Friedrich um seine Meinung, was dem Abt zu antworten ist. Danach will er sich gern richten. → 1705 A Ed.

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. A 229, fol. 50r–53v (Ausfertigung). RTA.JR 3, S. 842f., Nr. 176 (Teiledition, bietet Punkt 3).

1700 Nürnberg, 14. November 1522 (am XIIII. Tag Novembris) Hans von der Planitz an Kf. Friedrich [1] Hans von der Planitz informiert Kf. Friedrich über die Ankunft [Ebf. Albrechts] von Mainz auf dem Reichstag und über weitere Teilnehmer. [2] Nachrichten über Krieg zwischen England und Frankreich. [3] Nachrichten über Verhandlungen vor dem Reichsregiment sowie die Verfolgung Franz von Sickingens. [4] Der päpstliche Nuntius [Francesco Chieregati]¹ soll die „Annotationes in epistolas Pauli ad rhomanos et Corinthios“ Philipp Melanchthons² erhalten haben. Daraus zog er Artikel, die er für ketzerisch hält, darunter über die Gewalt des Papstes, die guten Werke, den freien Willen und den Widerstand gegen die Türken. Diese Artikel soll [Chieregati] an Ehz. Ferdinand [von Österreich] mit der Anzeige übergeben haben, dass in Nürnberg ketzerische Bücher verkauft werden. Er bat, dass dies nicht mehr gestattet wird. Die Antwort kennt Planitz nicht. [5] Heute kam ein Brief³ Hz. Georgs von Sachsen an das Reichsregiment an, mit dem er [Martin] Luthers lateinische Schrift⁴ gegen Kg. [Heinrich VIII.] von England überschickte. Hz. Georg hatte die deutsche Fassung⁵ bereits [am 6. August] an das Reichsregiment gesandt.⁶ Hz. Georg brachte erneut vor, dass in der Schrift Ks. [Karl V.] beleidigt wird. Er benannte sogar die anstößige Stelle im Eingang der Schrift, 1699 ¹ LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. A 229, fol. 40r–43v. 1700 ¹ Chieregati war nach Mitteilung des Hans von der Planitz an Kf. Friedrich am 25. September 1522 in Nürnberg angekommen (LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. E 89, fol. 34r–37v, ediert in: Wülcker / Virck: Planitz Berichte, S. 208–212, Nr. 94). ² VD16 M 2447. ³ Der Brief Hz. Georgs datiert vom 3. November 1522 (ABKG 1, S. 378f., Nr. 396). ⁴ „Contra Henricum regem Angliae“ (WA 10/II, S. 175–222). ⁵ „Antwort deutsch auf König Heinrichs Buch“ (WA 10/II, S. 223–262). ⁶ ABKG 1, S. 335f., Nr. 356.

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[nach 14. November 1522]

Nr. 1701

die auch von Ehz. Ferdinand und anderen angeführt wird. Hz. Georg schrieb weiter, dass er dem Reichsregiment bereits ein Buch geschickt hat, in dem Papst, Ks. und der Kg. von England beleidigt werden. Aus der Antwort⁷ entnahm Hz. Georg, dass er sich mit dieser Sache nicht quälen muss. Da Luther jedoch in der lateinischen Schrift nochmals Papst, Ks. und Kg. und besonders Ks. [Karl V.] beleidigt, sah Hz. Georg es als seine Pflicht an, das Reichsregiment und den Statthalter darüber zu informieren. Nach Ansicht des Planitz hoffte Hz. Georg, da jetzt Ehz. Ferdinand Statthalter ist, eine bessere Antwort zu bekommen als die, die ihm bereits gegeben wurde. Dies wird sicher so geschehen. Es wurde beraten und beschlossen, Hz. Georg zu antworten, dass man sich bedankt und der Sache weiter nachgehen wird.⁸ Wenn sich in dieser Sache etwas anderes ergibt, will Planitz den Kf. darüber unterrichten. Bis auf zwei waren alle gegen Luther. Kf. Friedrich wurde allerdings nicht erwähnt, vielleicht weil Planitz anwesend war. Die Sache soll den Reichsständen vorgetragen werden. Ehz. Ferdinand hat einen Ausschuss mit Ebf. [Matthäus] von Salzburg, Bf. [Bernhard] von Trient, Sebastian von Rotenhan, dem kurtrierischen Kanzler [Heinrich von Thüngen] sowie [Gregor] Lamparter eingesetzt, von denen alle außer Rotenhan gegen Luther eingestellt sind. [Johann] Rehlinger und Planitz wollte man nicht dabei haben. Sie werden sich aber anhören, was der Ausschuss sagen wird, und sich vorbehalten, dagegen zu sprechen. Planitz bittet Kf. Friedrich, gnädig an ihn zu denken. [6] Nachrichten über Joachim von Maltzan und dessen Vater Bernhard. [7] Versammlung von Grafen und Rittern in Straßburg. Nachrichten über eine Flugschrift. [8] Nachschrift: Der Münzmeister und der Waradin vom Schneeberg waren in Nürnberg und übergaben ihren Ratschlag dem Reichsregiment.⁹ Bf. [Konrad II.] von Würzburg ist angekommen. → 1729 A Ed.

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. E 89, fol. 107r–110v (Ausfertigung, eigh., zu eigenen Händen). Wülcker / Virck: Planitz Berichte, S. 242–247, Nr. 111 (Volltext).

1701 [Räte Hz. Johanns] an [Hz. Johann]

[nach 14. November 1522]

[1] Die [Räte Hz. Johanns] schicken beiliegend [Hz. Johann] eine Abschrift des Schreibens¹ des Fiskals [Caspar Pfister des Bf.] von Würzburg an den Dekan [Martin Burzel des 1700 ⁷ Die Antwort des Reichsregiments datiert vom 16. August 1522 (ABKG 1, S. 338f., Nr. 359). ⁸ Am 15. November 1522 gingen zwei Schreiben an Hz. Georg von Sachsen aus: Das erste stammte von Ehz. Ferdinand und dem Reichsregiment. Man bedankte sich für die Übersendung des Buches und bat um das Erscheinen Hz. Georgs auf dem Reichstag (ABKG 1, S. 389, Nr. 403). Das zweite verfasste Ehz. Ferdinand mit einem Dank für Hz. Georgs Gesinnung und dem Angebot zur Unterstützung bei der Bekämpfung Luthers (ABKG 1, S. 389f., Nr. 404). ⁹ Darüber hatten sich Hz. Johann und Kf. Friedrich am 7. Oktober 1522 verständigt (RTA.JR 3, S. 813–815, Nr. 157). Hz. Johann teilte am 12. November Kf. Friedrich mit, dass der Münzmeister nach Nürnberg aufgebrochen ist [Nr. 1699 Punkt 3]. 1701 ¹ Caspar Pfister, Fiskal zu Würzburg, schrieb am 14. November 1522 an Martin Burzel, Dekan des Landkapitels Coburg, dass er sich über sein Verhalten und das seiner Priesterschaft

Nr. 1702

15. November 1522

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Landkapitels] Coburg, in welchem der Fiskal der Priesterschaft von Coburg wegen ihres Ungehorsams mit Gegenmaßnahmen droht, wie einem Entzug ihrer Pfründen. [2] Daraufhin baten die Geistlichen von Coburg die [Räte Hz. Johanns] um Rat und erklärten, dass sie sich gegenüber Bf. [Konrad II. von Thüngen] von Würzburg nie ungehorsam verhalten haben in Bezug auf das, wozu sie laut Recht und Herkommen verpflichtet sind. [3] Entgegen dem Herkommen aber werden Abgaben, die dem Fiskal oder Offizial zu entrichten sind, erhöht, speziell im Fall der Einsetzung eines Geistlichen in seine Stelle oder bei Ausscheiden im Todesfall. [4] In solchen Fällen schickten die Geistlichen die Abgaben nach Würzburg in der Höhe, die dem Herkommen entsprach. Die Gelder wurden aber nicht angenommen, und die Geistlichen behielten sie daher ein. Zudem drohte ihnen der Fiskal, als sie ihm eine Abgabe entrichten wollten. [5] Die [Räte Hz. Johanns] antworteten anstelle [Hz. Johanns] den Geistlichen, dass sie sich weder von dem Schreiben des Fiskals noch von seiner Drohrede beeinflussen lassen sollen. Wenn ihre Abgaben, die dem Herkommen entsprechen, nicht angenommen werden, dann sollen sie bis auf weiteren Befehl keine Abgaben mehr leisten. [6] Die [Räte] wollten dies [Hz. Johann] mitteilen. Zudem erinnern sie ihn an ihr vorhergehendes Schreiben wegen des Offizials und der Eheangelegenheiten. Sie bitten [Hz. Johann] nochmals um einen Befehl in dieser Sache. A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. N 26, fol. 2rv (Abschrift).

1702 Lochau, 15. November 1522 (Sonnabend nach Martini) [Kf. Friedrich] an Hz. Johann [1] [Kf. Friedrich] schickt Hz. Johann beiliegend einen Brief [Philipps], Bf. von Freising und Administrator des Bistums Naumburg, und seine Antwort¹ darauf. Die Schreiben beziehen sich auf eine kürzlich stattgefundene Unterredung zwischen [Friedrich] und [Philipp] in zwei Angelegenheiten, wegen der Lehnsleute des Stifts und wegen des Streits 1701

wundert. Sie verletzen ihre Pflicht gegenüber dem Bf. von Würzburg. Ihren Ungehorsam würden sie aus den verdammten Schriften [Martin] Luthers ziehen, was der Fiskal nicht nachvollziehen kann. Er warnt vor den Folgen dieses Spiels, wie Suspendierung. In ihrem unrechtmäßigen Vorhaben werden sie auch nicht durch [Kf. Friedrich] und [Hz. Johann] geschützt. Die Vorgänger des Dekans und seiner Priesterschaft erfüllten stets ihre Pflichten und waren gehorsam (LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. N 26, fol. 1r+3v).

1702 ¹ Am 14. November 1522 bestätigte Kf. Friedrich dem Bf. von Freising den Erhalt seines Briefes. In der Angelegenheit des Ungehorsams einiger Lehnsträger des Stifts Naumburg riet Kf. Friedrich, die Betreffenden vorzuladen. Gegen diejenigen, die der Aufforderung nicht Folge leisteten, sollte entsprechend dem Vorschlag des Kapitels zu Naumburg weiter vorgegangen werden. In der zweiten Angelegenheit konnte Kf. Friedrich nicht raten, da er über den Streit zwischen [Philipp] und dem Abt zu Pforta nicht Bescheid wusste. Da sich Hz. Johann mit den Zusammenhängen besser auskannte, wollte er ihm schreiben und um Rat für [Philipp] bitten, damit dem Bistum Naumburg und dem Amt Eisenberg nichts, was ihnen zusteht, entzogen wird und nichts zu deren Nachteil geschieht (LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. B 832, fol. 35r–36r, Konzept).

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15. November 1522

Nr. 1703

mit Abt [Petrus Kemnitz des Zisterzienserklosters] Pforta. [2] Der Streit zwischen [Philipp] und dem Abt betrifft auch das Amt Eisenberg und seine Grenze. Zudem führt das Amt Eisenberg mit dem Abt ebenfalls Auseinandersetzungen, weswegen sich Hz. Georg von Sachsen einmischt. Daher hält [Kf. Friedrich] es für nötig, dass er und Hz. Johann die Angelegenheit klären, damit sowohl dem Bistum Naumburg als auch dem Amt Eisenberg kein Schaden entsteht. [3] [Kf. Friedrich] bittet Hz. Johann zu überlegen, was [Philipp] geraten werden kann, und dies dann [Philipp] oder, wenn er abwesend ist, dessen Statthalter [Eberhard vom Thor] und dessen Räten zu Zeitz schriftlich mitzuteilen. A Ed.

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. B 855, fol. 1rv (Konzept). Urkundenbuch des Klosters Pforte, S. 451f., Nr. 613 (Regest mit Teiledition).

1703 Lochau, 15. November 1522 (Sonnabend nach Martini) Kf. Friedrich an Abt [Balthasar Koswick] des Zisterzienserklosters Dobrilugk [1] Kf. Friedrich schickt Abt [Balthasar Koswick] des Zisterzienserklosters Dobrilugk beiliegend ein Schreiben¹, in dem sich Martin Otte, Donat Dahme und Matthes Otte zu Herzberg wegen eines Kaufgeschäfts und wegen Gelder, die beim Abt hinterlegt sein sollen, an den Kf. gewandt haben. [2] Da Kf. Friedrich nichts über die Sache weiß, bittet er den Abt um einen Bericht und um Rücksendung des beigelegten Schreibens. Dann wird der Kf. in der Sache weiter handeln. → 1732 A Ed.

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Kk 293, fol. 1rv (Konzept). Urkundenbuch des Klosters Dobrilugk, S. 351, Nr. 552 (Regest mit Teiledition).

1703 ¹ Martin Otte, Donat Dahme und Matthes Otte teilten Kf. Friedrich mit, dass ihr verstorbener Vater und Schwager Peter Otte dem ebenfalls bereits verstorbenen Christoph von Maltitz Dörfer und Güter in der Lausitz verkauft hatte, wofür ihm dieser 1700 Gulden schuldig geblieben war. Deshalb hatten Abt [Balthasar] zu Dobrilugk, Hans von Minckwitz, der verstorbene Götz von Wolfersdorf und Dr. [Johann von] Taubenheim [im Jahr 1504] einen Rezess aufgerichtet mit der Festlegung, dass der Sohn des Christoph von Maltitz die Summe bezahlen soll samt Zinsen und Aufwendungen, etwa 235 Gulden. Eine Verschreibung darüber und über die 235 Gulden wurde beim Abt des Klosters Dobrilugk hinterlegt. Trotz wiederholter Aufforderung durch Martin Otte, Donat Dahme und Matthes Otte hat der Abt ihnen das Geld bisher nicht übergeben. Der Konvent des Klosters teilte ihnen mit, dass die Sache der Entscheidung des Kf. unterliegen soll. Deshalb baten sie den Kf., sie und den Abt zur Verhandlung der Angelegenheit vorzuladen (BLHA Potsdam, Rep. 10 B Dobrilug, Urkunde 327, teilweise ediert in: Urkundenbuch des Klosters Dobrilugk, S. 351, Nr. 551, undatiert). Zum Rezess vom 19. April 1504 vgl. Erbarmanschaft wettinischer Lande, S. 226, Absatz 110 (Regest).

Nr. 1704

15. November 1522

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1704 Grünhain, 15. November 1522 (Sonnabend nach Martini) Abt Gregor [Küttner] des Zisterzienserklosters Grünhain an Kf. Friedrich [1] Abt Gregor des Zisterzienserklosters Grünhain berichtet Kf. Friedrich von dem Überfall auf den Hof seines Klosters in Zwickau am 6. März. An diesem Donnerstag nach Aschermittwoch drangen ungefähr 1000 Zwickauer gewaltsam, bewaffnet und lärmend in den Klosterhof ein und richteten dort große Verwüstungen und Sachschäden an. Sie zerschlugen unter anderem alle Tore und Fenster sowie Mobiliar, zerrissen alle Federbetten und entwendeten etliche Kelche, Messgewänder, Bücher und wichtige Schriftstücke, wie Briefe und Register. Zudem wurden persönliche Gegenstände der Mönche und des Klostergesindes beschädigt und Geld, das teilweise für Waisen gedacht war, sowie andere Dinge gestohlen. Darüber hinaus wurde mit dem ungefähr siebzigjährigen Klosterhofmeister und seinem Kaplan die passion gespilt. Beide wurden tätlich angegriffen und verletzt. Auch der damals wegen Geschäften im Auftrag des Abts anwesende Hans von der Weiden und dessen Knecht wurden mit ihren eigenen Waffen bedroht und ihrer Kleidung sowie ihrer Pferde beraubt. [2] Dieses, was dem Kf. nun endlich berichtet wird, und noch mehr verübten die von Zwickau grundlos aus bösem Mutwillen. Dem Abt entstand daraus ein Schaden von über 1000 Gulden. [3] Abt Gregor richtete [im März] seine Klage an Hz. Johann, dem der Überfall missfiel und der die Zwickauer und den Abt zur Verhandlung vorlud. Als Entschuldigung für ihre Übergriffe brachten die Zwickauer einige Beschwerdeartikel gegen den Klosterhofmeister und den Abt vor. Eine Abschrift der Artikel schickt der Abt dem Kf. zur Information mit. Am Verhandlungsende stand der Beschluss [Nr. 1558], dass Hz. Johann Erkundigungen über die Tat und vor allem über die Anstifter und Helfer einzieht und dann eine neue Verhandlung ansetzt. Auf dieser sollte dann auch die Erwiderung des Abts und des Klosterhofmeisters auf die Beschwerdeartikel gehört werden. Eine Abschrift des Beschlusses schickt der Abt ebenfalls mit. [4] Als Abt Gregor erfuhr, dass Hz. Johann durch den Schosser [Wolfgang Böhm] zu Zwickau und den Schosser [Leonhard Engelschall] zu Voigtsberg den Fall untersuchen ließ, bat er um die Anhörung. Daraufhin antwortete Hz. Johann mit der Bitte um Geduld bis zum 24. August. Dann sollte der Abt die Vorladung erhalten. [5] Nach Ablauf dieser Frist fragte der Abt bei Hz. Johann noch zweimal nach und erhielt schließlich durch einen Boten die mündliche Auskunft, dass eine Antwort nicht nötig sei unter Berücksichtigung des früheren Schreibens. Abt Gregor beklagt, dass dieses Schreiben nicht die Festsetzung eines Verhandlungstages enthielt und die Vorladung zu seinem Schaden verzögert wird, zumal Hz. Johann viel zu tun hat. Abt Gregor befürchtet, dass Hz. Johann vielleicht sogar seine Briefe nicht persönlich erhalten hat, da das Gerücht besteht, dass der Urheber des Vorfalls am Hof Unterstützung hat. [6] Abt Gregor kann die Angelegenheit nicht vergessen, zumal er und sein Klosterhofmeister sich gegen die unchristlichen Beschwerdeartikel äußern müssen zur Rettung ihrer Ehre und ihres Standes. Er kann sich auch nicht vorstellen, dass ein so lauter und gewaltsamer Überfall durch viele [Menschen] ohne Befehl des Bgm. erfolgen konnte. [7] Abt Gregor wendet sich in Anbetracht der Größe und Schwere des Vorfalls an Kf. Friedrich als Schutzherrn des Klosters und als Landesherrn und bittet ihn, an seinen Bruder zu schreiben und zu erwirken, dass Hz. Johann, den schriftlichen Zusicherungen entsprechend, einen weiteren Verhandlungstag ansetzt. Abt Gregor will angehört und entschädigt werden. Der Vorfall sollte nicht ungestraft bleiben.

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16. November 1522

Nr. 1705

Die Mehrheit in Rat, Handwerk und Gemeinde der Stadt Zwickau ist bereits über die Verzögerung verwundert. Abt Gregor will für Kf. Friedrich beten. → 1710 A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Kk 579, fol. 13r–16v (Abschrift).

1705 Lochau, 16. November 1522 (Sonntag nach Martini) Kf. Friedrich an Hz. Johann → 1699 [1] Kf. Friedrich erhielt das Antwortschreiben [Nr. 1699] Hz. Johanns auf einige Punkte. Die Antwort im Fall des Michael Zeckendorf wird nun sicherlich bereits verfasst und Hz. Georg von Sachsen zugeschickt worden sein. [2] Supplikation des Bergvogts von Buchholz. [3] Münzangelegenheit. [4] Verhandlung der Streitigkeiten zwischen den Ämtern Jena, Dornburg und Eckartsberga. [5] Privilegien der Stadt Weißenfels. [6] In Bezug auf das von Abt [Gregor Küttner des Zisterzienserklosters] Grünhain zugeschickte Schreiben und Verzeichnis über das Einkommen Schlettaus erklärt Kf. Friedrich, dass Fabian von Feilitzsch, der [1520] gestorben ist, aufgeschrieben hat, über welches Einkommen Schlettau verfügt und was dem Abt dafür von Seiten Kf. Friedrichs und Hz. Johanns als Ausgleich gegeben werden soll. Kf. Friedrich erinnert sich, dass dem Abt Güter in den Ämtern Jena und Altenburg vorgeschlagen wurden. Kf. Friedrich bittet Hz. Johann, in der Kanzlei in Weimar nach diesem Verzeichnis und den Verhandlungsaufzeichnungen suchen zu lassen. Kf. Friedrich will ebenfalls danach suchen lassen. A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. A 229, fol. 54r–56r (Konzept).

1706 Lochau, 16. November 1522 (Sonntag nach Martini) Kf. Friedrich an Hz. Johann [1] Kf. Friedrich teilt Hz. Johann mit, dass er ein Schreiben [Nr. 1692] Bf. [Adolfs] von Merseburg erhielt in der Angelegenheit des Pfarrers von Schönbach [Johann Stumpf] und des Pfarrers von Großbuch [Franz Klotzsch], die der Bf. persönlich verhörte, mit beigelegter Abschrift eines Antwortschreibens der beiden Pfarrer. Kf. Friedrich erteilte dem Bf. nun bereits eine schriftliche Antwort [Nr. 1707] und schickt beiliegend Hz. Johann alle Unterlagen zur Information zu. [2] Ursprünglich wollte Kf. Friedrich dem Bf. mitteilen, dass er dessen Schreiben erst an Hz. Johann weiterleitet und ihm danach eine Antwort erteilt. Er hatte jedoch Bedenken, dass sich die Sache dadurch verzögert. Wenn Hz. Johann meint, dass dem Bf. noch etwas anderes zu antworten ist, und dies Kf. Friedrich mitteilt, will Friedrich gern zustimmen. [3] Des Weiteren wandte sich das Kapitel [des Georgenstifts] zu Altenburg mit einem Schreiben [Nr. 1696] an Kf. Friedrich wegen der Privilegien des Stifts und einiger Pensionen, die den Stiftsherren vorenthalten werden, wie Hz. Johann aus der beiliegenden Abschrift entnehmen kann. [4] Kf. Friedrich bittet

Nr. 1707

16. November 1522

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Hz. Johann um seine Meinung unter Berücksichtigung, dass die Stiftsherren ihre Privilegien zu ihrem eigenen Vorteil ohne Wissen Kf. Friedrichs und Hz. Johanns aufgerichtet haben und dass diese Privilegien von den neu aufgenommenen Stiftsherren angefochten werden. Kf. Friedrich hat dies den Stiftsherren bereits vor Kurzem durch den Kanzler Hz. Johanns [Gregor Brück] mündlich anzeigen lassen, der Hz. Johann darüber berichten kann. [5] Dem Kapitel zu Altenburg ist zu antworten, und die Klagen derjenigen, die sich über die Privilegien des Stifts beschweren, sollen entschieden werden. Kf. Friedrich teilte den Stiftsherren bereits mit, dass er sich in der Angelegenheit mit Hz. Johann verständigt und dann eine Antwort gibt. → 1727 A B

LATh – StA Altenburg, Landesregierung, 4251, fol. 131rv (Ausfertigung). LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. B 1081, fol. 57r–58v (Konzept).

1707 Lochau, 16. November 1522 (Sonntag nach Martini) Kf. Friedrich an Bf. [Adolf] von Merseburg → 1692 [1] Kf. Friedrich erhielt das Schreiben [Nr. 1692] Bf. [Adolfs] von Merseburg wegen der Pfarrer [Johann Stumpf] zu Schönbach und [Franz Klotzsch] zu Großbuch. [2] Kf. Friedrich und Hz. Johann kann in dieser Angelegenheit kein falsches Verhalten nachgesagt werden. [3] Kf. Friedrich ist der Ansicht, dass Bf. [Adolf] ihn mit der Sache hätte verschonen sollen und selbst in der Lage ist, angemessen zu handeln. A B

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LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. N 28a, fol. 59rv+62v (Abschrift). LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. N 28a, fol. 60r–61r (Konzept).

[1] Unnser freuntlich dinst zuvor. Erwirdiger in got, hochgebornner lieber ohem, wir haben e. l. schreiben, darinnen sie unns under anderm antzaigen, wie sie die zwen pfarner zu Schonbach unnd Grossenbuch, in unnßers lieben bruders hertzog Johansen etc. unnd unserm ampt Colditz gelegen, hievor in eigner person gehort unnd was sie e. l. nachvolgend durch unsern schosser¹ zu Colditz auff euer begern in schrifften zu antwurt geben, welch e. l. schreyben datum heldet dinstag nach Allerhailigen² unnd uns ehr gestern spat uberantwurt, alles inhalts horen lesen. [2] Unnd zweyveln nit, e. l. haben auß den schrifften³, so vormals in diesen sachen hin und wieder ergangen, auch aus der mundlichen antwurt erbietungn unnd handlung⁴, so wir e. l. nach Ostern negstverschienen in unnsers bruders und unserm nhamen durch doctor Brugken⁵, seiner lieb cantzler, unnd unnsern 1707 ¹ ² ³ ⁴ ⁵

Benedikt Spörner, Schosser zu Colditz. 4. November 1522. Nr. 1505, Nr. 1525 und Nr. 1582. Vgl. Nr. 1591 und Nr. 1595. Gregor Brück.

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18. November 1522

Nr. 1708

secretari Jheronimussen Rudlauff⁶ haben antzaigen lassen, sovil vermargkt, das gemeltem unnserm bruder oder uns ob got wil in dem nichts verkerlichs mag zugemessen werden. Dan wo dieselben schriffte unnd hendel, die wir unns auch gern wollen besagen lassen, angesehen, werden e. l. unsers verhoffens darauß befinden, das unnser bruder und wir nichts anders, dan was cristlich unnd die lieb des negsten ist, gesucht haben. [3] Darumb weren wir in zuversicht gewest, e. l. wurden unnßer mit dieser sachen verschonet unnd die weiter in unns zuschieben underlassen haben. Zweyveln auch nit, ir werdet euch in diesen dingen unverweyßlich und dermassen zuhalten wissen, daraus vermargkt, das gotes ere und lob, auch die lieb des negsten gesucht werd. Das haben wir e. l. freuntlicher meynung nit uneroffent wollen lassen, der wir dinst zuertzaigen freuntlich gneigt sein.

1708 Nürnberg, 18. November 1522 (am XVIII. Tage Novembris) Hans von der Planitz an Kf. Friedrich [1] Hans von der Planitz teilt Kf. Friedrich den Beginn des Reichstags mit. Dazu wurde gestern eine Messe gesungen, bei der unter anderem Ehz. Ferdinand [von Österreich] als Statthalter und [Ebf. Albrecht] von Mainz anwesend waren. Heute begannen die Verhandlungen. Sitz [Hz. Albrechts], Hochmeister des Deutschen Ordens. Päpstliche und ungarische Botschaft. Nicht nur der Ausschuss, sondern auch die meisten Stände sind gegen [Martin] Luther eingestellt. [2] Der Ausschuss, über den Planitz bereits berichtete [Nr. 1700 Punkt 5], hat eine Beschlussvorlage in der Luthersache an die Stände übergeben, die Planitz verwundert anhörte, da die Darstellung unhaltbar ist. Luther wird als Ketzer bezeichnet, nur weil ihn Papst [Leo X.] dazu erklärt und Ks. [Karl V.] dies bestätigt hat. Die Verfügungen werden wohl unterbleiben. Planitz befiehlt die Sache Gott. Sollte er im Geheimen eine Abschrift erhalten, wird er sie Kf. Friedrich zusenden. [3] [Lorenz] Zoch teilte Dietrich von Techwitz vertraulich mit, dass in Rom gegen Kf. Friedrich ein Strafmandat wegen Luther vorbereitet werden soll. Den genauen Stand kennt Zoch nicht. Möglicherweise wird es für den Nuntius [Francesco Chieregati] in Nürnberg zur Übergabe ausgestellt werden. Zoch berichtete dies aus Mitleid, weil er gut lutherisch ist. [4] Planitz legt eine Abschrift eines Briefs bei, den Ebf. [Richard] von Trier an den Nuntius schrieb. Darin schiebt er Luther die Schuld für die Angriffe Franz von Sickingens zu. Vorher vertrat Ebf. [Richard] eine andere Meinung. [5] Gf. Hoyer von Mansfeld sagte zu Gf. Ulrich von Helfenstein, dass er in Worms auf Luthers Seite stand. Doch inzwischen erkannte er, dass Luther ein niederträchtiger Mensch ist, der nach Mansfelder Gewohnheit trinkt, schöne Frauen um sich hat, die Laute spielt, ein leichtfertiges Leben führt und deshalb abtrünnig geworden ist. So reden hier viele Leute. Planitz meint, man soll mehr auf Luthers Lehre achten als auf sein Leben. [6] Besuch des Reichstags. Tod Bf. [Erichs II.] von Münster. Erkrankung Balthasar Wolfs [von Wolfsthal]. [7] Nachschrift: 1707 ⁶ Hieronymus Rudloff.

Nr. 1709

19. November 1522

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Planitz stellte einen Schreiber an, der für Kf. Friedrich die Verhandlungen protokollieren wird. → 1716 A Ed.

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. E 89, fol. 112r–115v (Ausfertigung, eigh., zu eigenen Händen). Wülcker / Virck: Planitz Berichte, S. 248–250, Nr. 113 (Volltext).

1709 Lochau, 19. November 1522 (Mittwoch Elisabeth) Kf. Friedrich an den Rat zu Torgau [1] Kf. Friedrich wendet sich an den Rat der Stadt Torgau, weil ihm von Übergriffen auf das Terminierhaus der Dominikaner in Torgau berichtet wurde.¹ Der Kf. äußert sein grundlegendes Missfallen darüber, insbesondere da ein Überfall geschah, als sich Dominikanermönche aus Leipzig wegen einer durch den Kf. angesetzten Verhandlung in Torgau aufhielten.² [2] Kf. Friedrich befiehlt dem Stadtrat die Ermittlung und Bestrafung der Täter. A

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LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Kk 749, fol. 12rv+19v (Konzept).

[1] Von gots gnaden Friderich, hertzog zu Sachssen unnd churfurst etc. Lieben getreuen, nachdem die prediger monch zu Leipzigk uff dinstag nach omnium sanctorum³ gegen einen rath von Aldenburg gein Torgau bescheiden, nun werden wir bericht, als solt ine dozumalh bey nechtlicher weyll an irer behausung doselbs von etlichen einwonnern zu Torgau mutwilliger und frevenlicher weyß schaden begegent sein, wie ungezweivelt an euch auch wirdet gelangt sein. Wir werden auch uber das weyter angelangt, das sye daran nit gesettiget, sondern an negstvergangen sontag⁴ an solcher behaußung dye fenster außgeschlahen, dach auffgehoben und sunst vil mutwillens begangen. Wo nu dem also were, hettet ir zubedenncken, das unns solchs, in ansehung, das sye durch unns uff angetzeigten tagk dohin bescheiden worden, nit unbillich zu misfallen raichen thet. Unnd ob es gleich an das, soltt dannocht nymandts solcher mutwilliger frevell gestatt werden, dan ir wist, was wir euch hivor derselben geistlichen person halben haben schreyben und bevelhen lassen, welchem bevelh ir billich solt nachgegangen sein. 1709 ¹ Bereits im Jahr 1521 waren gewaltsame Übergriffe auf das Terminierhaus in Torgau erfolgt [vgl. Nr. 1345]. ² In dieser Verhandlung ging es um ein Kaufgeschäft zwischen dem Stadtrat zu Altenburg und dem Dominikanerkloster Leipzig über ein Haus des Konvents in Altenburg [vgl. Nr. 1662]. Am 4. November 1522 wurde in Torgau durch Jan von Wernsdorf als Obmann ein Schiedsspruch erzielt (StadtA Altenburg, VIII.18.Nr. Ib, fol. 1v–2r, vgl. zu diesen Vorgängen auch: Urkundenbuch Stadt Leipzig, S. 211f., Nr. 301). ³ 4. November 1522. ⁴ 16. November 1522.

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21. November 1522

Nr. 1710

Dan uns in keinem wegk leydlich, disser oder dergleichen frevelicher ubung zudulden. [2] Darumb ist unnser begern, ir wollet mit vleiß erkundung und nachtrachtunge haben, were die jhenigen seintt, dye solchen frevell geubt unnd gethan haben, unnd euch gegen denselben mit straff also erzeigen, domit wir vormercken, das dem jenen, so wir euch hivor bevolhen, volge beschee, auch forcht unnd billicher gehorsam erhalten werde. Wo aber disse straff von euch nit bescheen wurde, solt ir wissen, das wir euch selbst darumb ungestraft nit lassen wollen. Daran geschicht unnser meynung. 1710 Lochau, 21. November 1522 (Freitag Presentationis Marie virginis) Kf. Friedrich an Abt [Gregor Küttner] des Zisterzienserklosters Grünhain → 1704 [1] Kf. Friedrich erhielt das Schreiben [Nr. 1704] Abt [Gregor Küttners] des Zisterzienserklosters Grünhain, in dem dieser von dem Übergriff der Zwickauer auf seinen Hof in Zwickau berichtete, zusammen mit der Abschrift einiger Artikel, die von den Zwickauern gegen den Abt vorgebracht wurden. Kf. Friedrich vernahm auch, was durch die fsl. Räte zu Weimar in dieser Angelegenheit während der letzten Fastenzeit beschlossen wurde [Nr. 1558]. [2] Der Abt bat Kf. Friedrich unter anderem darum, an Hz. Johann zu schreiben und diesen zu bitten, entsprechend dem Beschluss in der Angelegenheit einen weiteren Verhandlungstag ansetzen zu lassen. Kf. Friedrich bezweifelt nicht, dass sein Bruder dem Abt diesen Wunsch erfüllt hätte, wenn der Abt selbst Hz. Johann darum ersucht hätte. Dennoch will Kf. Friedrich die Bitte des Abts erfüllen und an Hz. Johann schreiben. A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Kk 579, fol. 17rv (Konzept).

Lochau, 22. November 1522 (Sonnabend nach unserer lieben Frauentag Presentationis) Kf. Friedrich an Martin [Luther] und den Konvent [des Augustinereremitenklosters] Wittenberg 1711

[1] Kf. Friedrich teilt Martin [Luther] und dem Konvent [des Augustinereremitenklosters] Wittenberg mit, dass ihn der Dekan des Kleinen Chors des Allerheiligenstifts zu Wittenberg [Christoph] Blanck wegen ausstehender Zinsen der Augustinereremiten um Unterstützung bat [Nr. 1682]. [2] Kf. Friedrich erinnert an seinen kürzlich erlassenen Befehl, dass die Leute des [Günther von] Staupitz zu Dabrun dem Konvent ihre schuldigen Zinsen entrichten, und erwartet, dass der Konvent nun seinerseits seine Schulden begleicht. A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Kk 1435, fol. 2rv (Abschrift, Kanzleivermerk: „An doctor Martinus und das convent zu Witenberg der hinderstelligen zins halben, so sie uf den klainen kor schuldig.").

Nr. 1712

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23. November 1522

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[1] Von gots gnaden Friderich, hertzog zu Sachssen etc. unnd churfurst etc. Unnsern grus zuvor. Erwirdiger, hochgelartter, wirdigen unnd geistlichen lieben andechtigen, unns hat licenciat Blanck, techannt des kleynen khors uff unnserm stifft zu Wittenbergk, hievor unnd yeczt zuerkennen geben, wiewol ir unnd euere nachkomen dem gestifft berurts kleynen chors von vierhundert gulden haubtsumma jerlichs vierundzweinzig gulden zuraichen schuldig, weren doch an denselben zinsen Johannis vorlanngst¹ unnd Michaelis negstverschinen² zweinczig gulden ausstenndig, die er uber vilfeltig ermanen bisher nit het erlanngen mogen, unnd darauff umb gnedig einsehung gebeten etc. [2] Weyl wir dann vor unviltagen auff euer dergleichen beclagung bevolhen, das euch die zinß auff Staupicz leuthen zu Dobrun, davon ir vermutlich diese unnd anndere schuld zuenttrichten verpflicht, auff etlichen seinen mennern furder sollen angewiesen unnd zu den versessen zinsen verholffen werden, wollen wir unns versehen, ir werdet das jhenig, so ir dem techant des kleynen khors unnd anndern nach vermog unnser stifftung hindterstellig auch nit vorhalten. Daran geschicht unnser meynung. 1712 Chemnitz, 23. November 1522 (Sonntag nach Elisabeth) Bf. Johann VII. von Meißen an Kf. Friedrich [1] Bf. Johann von Meißen teilt Kf. Friedrich mit, dass er von Papst Hadrian VI. schriftlich aufgefordert wurde, sich umgehend zu ihm zu begeben. [2] Da er dem Papst gehorsam sein muss und am kommenden Tag aufbrechen will, bittet er Kf. Friedrich um dessen Schutz für sein Bistum, seinen Statthalter, seine Räte, Amtleute und Untertanen während der Zeit seiner Abwesenheit, so wie es bisher üblich war.¹ → 1731 A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. B 1074, fol. 7rv (Ausfertigung).

1713 [Räte Hz. Johanns]: Protokoll

[Ende 1522]

[1] Die [Räte Hz. Johanns] halten fest, welchen Regelungen die Gesandten Bf. [Philipps] von Freising und Naumburg zustimmen für den Fall, dass ein Priester stirbt, ohne ein 1711 ¹ Christoph Blanck benannte in seinem Schreiben vom 13. Oktober 1522 [Nr. 1682] als versäumte Termine den 27. Dezember 1521 (Johannes Evangelist) und den 24. Juni 1522 (Johannes Baptist), an denen jeweils zehn Gulden fällig waren. ² 29. September 1522. 1712 ¹ Ein gleichlautendes Schreiben mit der Bitte um Schutz schickte Bf. Johann VII. von Meißen ebenfalls am 23. November 1522 an Hz. Johann (LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. B 1074, fol. 8rv, Ausfertigung).

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[Ende 1522]

Nr. 1713

Testament zu hinterlassen.¹ Ein solcher Fall soll dem zuständigen Amtmann oder Schosser angezeigt werden. Dieser soll entscheiden, ob er zusammen mit den bfl. Beauftragten die Inventarisierung der Hinterlassenschaft vornimmt. [2] Regelungen für den Fall, dass der informierte Amtmann nicht zur Inventarisierung erscheint, und zur Aufbewahrung der Hinterlassenschaft. [3] Bestimmungen zur Prüfung von Erbansprüchen, zur Verteilung der Hinterlassenschaft durch den amtierenden Bf. von Naumburg und zum Einspruchsrecht der Erben. [4] Klärung im Fall [des verstorbenen Pfarrers von Prießnitz]. LATh – HStA Weimar, EGA, Kop. A 3, fol. 91v–92v (Abschrift). Schöppe: Regesten und Urkunden, S. 343, Nr. 31 (Regest, mit der zeitlichen Einordnung Ende November oder Anfang Dezember 1522). Bem. Zur Datierung: Vorschläge zum Umgang mit Fällen, in denen ein Priester ohne Testament stirbt, wurden am 27. März 1522 durch Räte Hz. Johanns vorgebracht und ein Verhandlungstag im speziellen Fall des Pfarrers von Prießnitz vorgeschlagen [Nr. 1544]. Die Gesandten Bf. Philipps erbaten Zeit, um die Vorschläge mit Bf. Philipp zu besprechen. Die vorliegende undatierte Niederschrift zur künftigen Handhabung solcher Fälle wurde in das Kopialbuch nach einem Stück vom 23. November 1522 eingetragen. A Ed.

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[1] Unnsers gnedigen hern von Freysingen unnd Naumburgen geschickten willigen, ob sich hinfürder begebe, das ein prister an testament verschieden würde, das solchs dem amptman ader schösser, in das ampt der falh geschicht, zuvor unnd ehe die hinterlassen güter von wegen hochgedachten unsers gnedigen hern inventirt, alwegen sol angesagt unnd zu wissen gethan werden, damit sie, ob es inen gefellig, darzu kommen und mit unsers gnedigen hern geschickten die güter mögen beschrieben unnd auch inventiren. [2] Doch wu ein amptman darzu bescheyden und seumig were, auch darzu nit kommen wölt, das unserm g. h. frey unnd offen stehen söl, die güter zu inventiren, damit die selben güter nit vorruckt und mögen abhengig gemacht werden. Und wan die güter inventirt, söllen die des orts in die kirche hinterlegt und fleyssig vorwartt werden, und demnach auff erfordern des amptmans copey des inventarien gegeben werden. Wu aber vihe ader anders, das mit der zeit vorterben möcht, darunder befunden, das söl man zum besten ausbringen unnd verkauffen unnd das gelt an die statt legen. [3] Die absünderung, austeylung unnd distribucion etc. belangende: Dieweil die freuntschafft unnd die jhenige, so villeicht zusprüch zuhaben vormeynen, den fal nit also eilende können wissen unnd zur hande mögen bracht werden, söl man mit den güttern ausserhalb beweislicher schult, die vor allen dingen sol bezalt werden, angeferlich ein virteil jars stil stehen unnd die, wie angezeigt, vorwartt ligen lassen. Aber nach ausgeender zeit nach unsers g. h. von Freysingen unnd Naumburg unnd irer fürstlichen gnaden naumburgischs stieffts nachkommen damit, wie 1713 ¹ Am 27. März 1522 unterbreiteten die Räte Hz. Johanns den Gesandten Bf. Philipps von Freising und Naumburg etliche Vorschläge zur Regelung von Streitigkeiten. Darunter befanden sich auch Vorschläge zum Umgang mit dem konkreten Fall des gestorbenen Pfarrers von Prießnitz und zum künftigen allgemeinen Umgang mit Fällen, in denen ein Priester ohne Testament stirbt [Nr. 1544].

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24. November 1522

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sich gebürt unnd eygent, gebaret werde. So aber die freuntschafft des vorstorben des fals bericht, die söllen ire gerechtigkeit bey unserm g. h. ader derselben geistlichen gerichtshalter gütlich unnd, wu die entstehen unnd zweyfel an der sipzal, verwenttnus ader anderm, darinnen beyweisung unnd rechtfertigung von nöten, vorfallen würde, suchen unnd sich des erkentnus der ende doch unbegeben aplacion unnd ander wolthat des rechten haltten. Wu aber dennost kein amptman den erben in der gütte ader zu recht wil ader weiß beistand zuthun, das sol einem iden zugelassen unnd zu seinem gefallen stehen, damit niemants vorkürczt ader übereylet ader aber füglich, sich weitter zu beclagen, haben unsere gnedigsten unnd g. h. beiderseits mit anlauffen, unkost unnd nachreysen verschont unnd unbeladen bleyben. [4] Des iczigen fals halben, das dem schösser zu Eysenbergk² befel geben, die freuntschafft zu weysen, sich, nach dem sie biß doher nichts erweist, an einem zimlichen zu begnuge lassen, domit die schulde bezalt.ᵃ Weimar, 24. November 1522 (Montag nach unserer lieben Frauentag Presentationis) Hz. Johann: Schiedsspruch

1714

[1] Hz. Johann ließ durch seine Räte Friedrich von Thun, Hauptmann zu Weimar, und Johann Reinbott, Amtmann zu Leuchtenburg, den Streit [vgl. Nr. 1474] zwischen Abt Johann [Hottenbach] und dem Konvent des Benediktinerklosters Erfurt einerseits und Hans Stormer andererseits wie folgt gütlich beilegen: [2] Da der Schwager Hans Stormers, Günther Schonhaide, dem Kloster 50 Gulden schuldet, bewilligte Abt Johann, dass das Geld von Seiten des Klosters nicht eingefordert wird, sondern an Stormer gehen soll. [3] Zudem haben Abt und Konvent insgesamt 16 Erfurter Malter gutes Korn an Stormer zu geben, speziell vier Malter zu Weihnachten 1522, vier Malter zu Ostern 1523 und acht Malter zu Martini 1523. [4] Im Gegenzug verzichtet Hans Stormer für sich und seine Erben auf weitere Forderungen gegenüber Abt und Konvent. Der Streit ist damit entschieden, und die Parteien sollen sich künftig vertragen.¹ [5] Die Urkunde wurde zweifach ausgefertigt. Jede Partei erhielt ein Exemplar. A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. G 302, fol. 9rv (Abschrift).

1713 ᵃ Daneben am Rand von anderer Hand: „ist in voltzigung“. 1713 ² Johann Weida. 1714 ¹ In der Korrespondenz zwischen Abt Johann und Hz. Johann wegen des Streitfalls wurden im Oktober 1522 die Abfindung Stormers mit 50 Gulden und 16 Malter Korn und der möglichst baldige Abschluss der Angelegenheit erwähnt (LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. G 302, fol. 8rv, 18. Oktober 1522). Aus einem undatierten Schreiben Hans Stormers an Hz. Johann geht hervor, dass von Seiten des Abtes der Vorschlag kam, ihn mit 16 Malter Korn und 50 Gulden abzufinden. Dies lehnte Stormer mit Blick auf die Höhe der ihm eigentlich zustehenden Gelder, die einst beim Abt hinterlegt wurden und die er einforderte, als zu gering ab. Stormer bat Hz. Johann darum, die Angelegenheit nochmals zu prüfen (ebd., fol. 2rv+5v).

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25. November 1522

Nr. 1715

1715 Nürnberg, 25. November 1522 (am XXV. Tag Novembris) Hans von der Planitz an Kf. Friedrich [1] Hans von der Planitz erhielt das Schreiben Kf. Friedrichs vom 14. November, in dem der Kf. über seinen schlechten Gesundheitszustand klagte. Nachdem Planitz den Kf. bei Ehz. Ferdinand [von Österreich] entschuldigt hatte, bedauerte dieser das Ausbleiben Kf. Friedrichs auf dem Reichstag. Ehz. Ferdinand hofft, dass es Kf. Friedrich mit Gottes Hilfe bald besser geht und er nach Nürnberg kommen kann. Philipp von Feilitzsch ist in Nürnberg angekommen. [2] Nachrichten über die Fehde Franz von Sickingens. [3] Über [Martin] Luther wurde seit dem letzten Schreiben [Nr. 1708] des Planitz nicht mehr gesprochen. Warum es in dieser Sache so still ist, weiß Planitz nicht. Auch Nuntius [Francesco Chieregati] sprach in seiner werbung nicht über Luther. Planitz vermutet, dass das Thema erst dann wieder aufgerufen wird, wenn die Türkenhilfe genehmigt ist, weil man davon ausgeht, dass einmal bewilligte Zahlungen nicht wieder zurückgenommen werden. Das Wort Gottes kann aber alles wieder umstoßen. Planitz konnte bisher nicht in Erfahrung bringen, wer gesagt hat, dass Luther kein halbes Jahr mehr leben wird [vgl. Nr. 1693 Punkt 6]. [4] Kämpfe gegen die Türken auf Rhodos. [5] Ehz. Ferdinand teilte im Reichsregiment Nachrichten mit, die er von Ks. [Karl V.] aus Spanien erhielt. [6] Ks. [Karl V.] hat noch nicht an das Reichsregiment geschrieben. Ehz. Ferdinand berichtet über Kämpfe an der französisch-spanischen Grenze. [7] Übersendung eines Bildes mit einer Jagdszene für Pfgf. Friedrich [bei Rhein]. → 1730 A Ed.

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. E 89, fol. 132r–135v (Ausfertigung, eigh., zu eigenen Händen). Wülcker / Virck: Planitz Berichte, S. 253–257, Nr. 115 (Volltext).

1716 Lochau, 26. November 1522 (am 26. Tag Novembris) Kf. Friedrich an Hans von der Planitz → 1708 [1] Kf. Friedrich erhielt den Brief [Nr. 1708] des Hans von der Planitz vom 18. November und vernahm gern, dass zur Eröffnung des Reichstags eine Messe gesungen wurde. Gott möge bei den Verhandlungen alles zum Besten wenden. Kf. Friedrich bittet um eine Abschrift der Reden der päpstlichen und ungarischen Gesandtschaften. Philipp [von Feilitzsch] bringt einen Schreiber mit nach Nürnberg. [2] Kf. Friedrich hat vernommen, dass der Ausschuss eine Beschlussvorlage gegen Luther verfasst hat. Der Kf. hätte nicht geglaubt, dass mit [Martin] Luthers Sache auf dem Reichstag begonnen wird, weil es genügend andere Probleme im Reich gibt. [3] Über das Strafmandat aus Rom. [4] Die Abschrift des Briefes Ebf. [Richards] von Trier an Nuntius [Francesco Chieregati] erhielt Kf. Friedrich. Er übersendet Abschriften eines Breves, das ihm jüngst aus Rom zugegangen ist, sowie seines Antwortschreibens. [5] Auseinandersetzung mit Franz von Sickingen. [6] Entschuldigung Kf. Friedrichs wegen seines Nichterscheinens auf dem Reichstag.¹ 1716 ¹ Am 20. November 1522 forderten die auf dem Reichstag anwesenden Stände die Abwesenden auf, in Nürnberg zu erscheinen. Das Mahnschreiben ist ediert in: RTA.JR 3, S. 251f., Nr. 48.

Nr. 1717

27. November 1522

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[7] Kf. Friedrich bedauert, dass Balthasar Wolf [von Wolfsthal] erkrankt ist, und lässt ihn grüßen. → 1728 A Ed.

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. E 90, fol. 54r–55v, ediert wird fol. 54v (Konzept). Virck: Nachtrag, S. 203–205, Nr. 2 (Volltext).

[3] Des monotorials halben, so zu Rom wider uns sol erkant sein, ist noch nichts an uns gelangt. Wo es aber beschiet, mussen wir solchs und anders, das uns in diser sach mit unschuld aufgelegt und zugemessen wirdet, unserm hergot bevelhn.

1717 Merseburg, 27. November 1522 (Donnerstag nach Katharine) Günther von Bünau an Kf. Friedrich [1] Günther von Bünau [zu Elsterberg], Stiftsherr zu Altenburg, beklagt sich erneut bei Kf. Friedrich und erinnert an seine vor Kurzem eingereichte Beschwerdeschrift [vgl. Nr. 1663] über die Beschwerungen, die ihm vom Propst [Albrecht von Meckau] und dem Kapitel des Georgenstifts zu Altenburg eigenmächtig auferlegt werden. Daraufhin sandte der Kf. dem Kapitel in der Angelegenheit einen Brief [Nr. 1663] und beauftragte bald danach gemeinsam mit Hz. Johann den Kanzler [Gregor] Brück, dem Kapitel auszurichten, dass dessen Neuerungen [in den Statuten] und eigenmächtige Handlungen Kf. Friedrich und Hz. Johann missfallen, weil diese dem Stift und seinen Lehen sowie den damit versorgten Personen schaden. Kf. Friedrich und Hz. Johann befahlen dem Kapitel, davon Abstand zu nehmen [vgl. Nr. 1706]. [2] Günther von Bünau dachte, dass die Stiftsherren entweder diesen Befehl der Fürsten befolgen, die Sache ruhen lassen und ihn nicht mehr belasten oder, falls sie ihn weiter angreifen wollen, sich nochmals an den Kf. wenden. Nun aber erfuhr er vor wenigen Tagen, dass sie bei ihrem Entschluss bleiben. So verboten sie seinem Prokurator [Konrad Kraft], ihm den Michaeliszins zuzuschicken. [3] Bünau ritt nach Altenburg, um persönlich mehr darüber in Erfahrung zu bringen. Da er den Prokurator nicht antraf, ging er am 19. November zum Chor[dienst] mit Präsenz, um zu prüfen, ob sich die Stiftsherren ihm gegenüber brüderlicher verhalten als vorher. Diese ignorierten ihn aber und enthielten ihm in beleidigender Weise das Präsenzgeld vor. Bünau protestierte gegen die öffentliche Beleidigung und wollte anschließend seinen Protest durch den Syndikus des Stifts als öffentlichen Notar bestätigen lassen. Dieser verletzte seine Amtspflichten und verweigerte sich. Deshalb nutzte Bünau am Folgetag einen eigenen Notar. [4] Bünau fühlt sich nicht an die Statuten gebunden, da diese von Kf. Friedrich und Hz. Johann nicht bestätigt wurden. [5] Vor diesen Hintergründen bittet Günther von Bünau den Kf., der für seine Gerechtigkeitsliebe berühmt ist, als fsl. Obrigkeit dem Kapitel nachdrücklich zu befehlen, dass es ihm die geraubten Anteile (capittularien) und Präsenzgelder zurückerstattet, die ihm zustehenden Zinsen zuschickt und ihn künftig nicht mehr ohne Grund ungerecht behandelt. Über den Vorfall der Beleidigung Bünaus soll der Kf. entscheiden oder Kommissare einsetzen, die die Sache

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30. November 1522

zügig zwischen Bünau und dem Propst und Kapitel rechtlich klären. den Kf. beten will, bittet um Antwort. → 1718 A

Nr. 1718

[6] Bünau, der für

LATh – StA Altenburg, Landesregierung, 4251, fol. 132r–133v (Ausfertigung).

1718 Lochau, 30. November 1522 (Sonntag Andree) Kf. Friedrich an Günther von Bünau → 1717 [1] Kf. Friedrich erhielt den Brief [Nr. 1717] Günther von Bünaus [zu Elsterberg] wegen der Vorenthaltung des Michaeliszinses und der Präsenzgelder. [2] Kf. Friedrich verfasst in der Sache ein Schreiben [Nr. 1719] an das Kapitel [des Georgenstifts] zu Altenburg und legt es bei, in Erwartung, dass die Stiftsherren Bünau dasjenige geben, das ihm zusteht. → 1737 A

LATh – StA Altenburg, Landesregierung, 4251, fol. 135rv (Konzept).

1719 Lochau, 30. November 1522 (Sonntag Andree) Kf. Friedrich an das Kapitel [des Georgenstifts] zu Altenburg [1] Kf. Friedrich übermittelt dem Kapitel [des Georgenstifts] zu Altenburg beiliegend die Abschrift einer Beschwerdeschrift [Nr. 1717] Günther von Bünaus, der sich an den Kf. wandte. Der Stiftsherr Günther von Bünau klagt, dass ihm das Kapitel seine ihm zustehenden Zinsen und Präsenzgelder vorenthält. [2] Da das Kapitel weiß, dass sich Günther von Bünau schon früher mit fast der gleichen Klage an Kf. Friedrich wandte, fordert Kf. Friedrich auch im Namen Hz. Johanns vom Kapitel, Bünau zu geben, was es geben muss, damit dieser zufriedengestellt wird. Kf. Friedrich will in der Angelegenheit von Bünau nicht weiter ersucht werden. → 1740 A

LATh – StA Altenburg, Landesregierung, 4251, fol. 134rv (Konzept).

1720 Lochau, 30. November 1522 (Sonntag Andree) Kf. Friedrich an Propst [Albrecht von Meckau], Dekan [Konrad Gerhart], Senior und Kapitel des Georgenstifts zu Altenburg [1] Kf. Friedrich erinnert Propst, Dekan, Senior und Kapitel des Georgenstifts zu Altenburg an ihr Schreiben, in dem sie sich über Conrad Rupsch, Pfarrer von Kahla, beklagten [vgl. Nr. 1696 Punkt 5]. Kf. Friedrich schickte die Klage an Rupsch, der dem Kf. ein Antwortschreiben zurückschickte. Dieses liegt bei. [2] Sollte die Antwort Rupschs dem

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Propst, Dekan, Senior und Kapitel nicht ausreichen, bittet Kf. Friedrich die Stiftsherren, sich mit ihrer Beschwerde an seinen Bruder, Hz. Johann, zu wenden, der gegebenenfalls weitere Maßnahmen ergreift. A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Kk 7, fol. 1rv (Konzept).

1721 30. November 1522 (am Tag Sankt Andree) Christoph von Bresen zu Motterwitz an Kf. Friedrich [1] Christoph von Bresen erinnert Kf. Friedrich an sein kürzlich übergebenes Schreiben mit der Bitte, dass der unvorteilhafte Zinsvertrag zwischen ihm und seinem Bruder einerseits und dem Konvent des Augustinereremitenklosters Wittenberg andererseits verändert wird, damit er und sein Bruder die dem Kf. schuldigen Ritterdienste weiter leisten können. Trotz des Entgegenkommens des Kf. konnten bisher nicht alle Beteiligten zu einem Verhandlungstag einberufen werden. [2] Bresen bittet Kf. Friedrich daher nochmals, den Konvent, [Günther von] Staupitz zu Dabrun, ihn und seinen Bruder vor Kommissare oder an den kfl. Hof vorladen zu lassen, sowie um Hilfe und Beistand. A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Kk 1432, fol. 1rv (Ausfertigung).

1722 Rom, 1. Dezember 1522 (die prima Decembris) Papst Hadrian VI. an Kf. Friedrich [1] Papst Hadrian bezweifelt nicht, dass Kf. Friedrich anfänglich, als Martin Luther begann, seine Irrungen zu verbreiten, nicht an die Auswirkungen für die Kirche dachte. Kf. Friedrich hätte sonst aufgrund seines bisherigen Lebenswandels und mit Blick auf seine Vorfahren, die Irrlehren immer beseitigten, die Ausbreitung der Irrlehren Luthers in seinem Herrschaftsgebiet nicht geduldet. [2] Kf. Friedrich versprach Papst Leo X., wie Kard. Thomas [Cajetan] als päpstlicher Gesandter übermittelte, Luther nur so lange zu schützen, solange durch den Heiligen Stuhl dessen Lehren nicht verworfen werden. Erfolgt dies aber, wollte der Kf. selbst handeln, bevor dies andere tun. [3] Inzwischen überprüften und beurteilten die besten Universitäten, Papst und Kaiser die Sache. Ks. [Karl V.] erließ ein Edikt auf dem Reichstag zu Worms, auf dem Kf. Friedrich selbst anwesend war. [4] Trotzdem wurden die Irrlehren Luthers immer noch nicht beseitigt, sondern breiten sich sogar aus, ohne dass Kf. Friedrich dagegen vorgeht, wozu er verpflichtet wäre. Luther genießt Schutz und fügt den schlechten Dingen immer Schlechteres hinzu. Dies schadet der Ordnung, dem Ansehen der Dynastie Kf. Friedrichs und ihm selbst. Kf. Friedrich soll nicht andere befragen, sondern selbst über die Situation nachdenken und sich fragen, wie lange er Luther und seine Anhänger ungestraft lässt. Es geht nicht mehr darum, Luther als Lehrer der Universität [Wittenberg] zu deren Ruhm anderen Lehrern benachbarter Universitäten vorzuziehen, sondern die Grundlagen des

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christlichen Glaubens vor dem Einsturz zu bewahren. Zudem schadet die Beschäftigung mit einer inneren Glaubensspaltung, die Luther verursacht, der nötigen Abwehr der [Türken]. [5] Papst Hadrian wendet sich mit seinen Ausführungen speziell, vor anderen Reichsfürsten, an Kf. Friedrich, weil der Ursprung der Irrungen im Kurfürstentum Sachsen liegt und sich Luther dort aufhält. In Anbetracht aller Urteilssprüche und der Übel, die aus der Irrlehre hervorgehen, gibt es keine unklare Haltung mehr, sondern Kf. Friedrich muss handeln und entweder Luther und seine Anhänger zur ursprünglichen Ordnung zurückführen oder bei Widerstand auf der Basis kfl. Macht gefangen nehmen. Dadurch würde Kf. Friedrich nicht nur in seinem Herrschaftsgebiet, sondern im ganzen Reich an Ansehen gewinnen und die Angelegenheiten der Kirche zum Gefallen Gottes fördern. Papst Hadrian fordert ein Einschreiten Kf. Friedrichs gegen Luther und seine Anhänger im Namen Gottes und aufgrund der Gehorsamspflicht. A B Ed.

BA Vaticana, Cod. Vat. lat. 3917, fol. 14r–15r (Konzept, lateinisch). SächsHStA Dresden, 10024 Geheimer Rat (Geheimes Archiv), Loc. 10300/04, fol. 55r–56v (Abschrift, lateinisch). Kalkoff: Römischer Prozess, S. 208–210, Nr. 6 (Volltext, nach Überlieferung A); RTA.JR 3, S. 406–410, Nr. 77 (Volltext, nach Überlieferung B).

1723 Wittenberg, 1. Dezember 1522 (Montag nach Andree) Otto Beckmann an Kf. Friedrich [1] Otto Beckmann, Syndicus und Kanoniker an der Allerheiligenstiftskirche zu Wittenberg, erinnert Kf. Friedrich daran, dass der Kf. seine Präbende mit einer jährlichen Pension in Höhe von 20 Gulden aus der Pfarrkirche zu Schmiedeberg ausgestattet hat. Diese Kirche wurde der Stelle des Syndicus durch Papst [Julius II. im Jahr 1507] inkorporiert. Beckmann gestand dem vorherigen Vikar [Johann Golp] ebenso wie dem jetzigen Vikar Nicasius [Clay] aus Herzberg zu, die Pension in vierteljährlichen Raten von je fünf Gulden zu zahlen. [2] [Clay] zahlte die Gelder im ersten Jahr pünktlich, danach geriet er in Verzug, so dass Beckmann bereits hohe Kosten für Botenlohn und andere Ausgaben hatte. Seit dem letzten Jahr verweigert [Clay] die Zahlung gänzlich. Um den Vikar zur Zahlung zu zwingen, wandte sich der Schosser [Valentin Förster] zu Wittenberg an den Stadtrat zu Schmiedeberg, damit [Clays] Einkünfte beschlagnahmt werden. Nachdem [Clay] wiederum nicht einlenkte, versuchte Beckmann, ihn durch Schreiben der Universität Wittenberg und des Kapitels des Allerheiligenstifts sowie durch den Universitätsnotar [Nikolaus Sybeth] zur Zahlung zu veranlassen, andernfalls sollte [Clay] die Pfarrei räumen. Ebenfalls ergingen Bitten an den Rat der Stadt Schmiedeberg, die ausstehende Summe, die sich zum nächsten Zahlungstermin am 6. Dezember auf 21 Gulden beläuft, von denjenigen Geldern zu begleichen, die der Rat an [Clay] zahlen muss. Falls [Clay] dem widersprechen sollte, bot Beckmann eine Schlichtung vor Universität oder Kapitel an. Der Stadtrat lehnte dies jedoch ab und wollte erst einen kfl. Befehl abwarten. Beckmann trifft dieser Zahlungsverzug sehr schwer, da er von den Geldern seinen Verpflichtungen an der Universität und im Stiftskapitel nachkommen muss. [3] Otto Beckmann bittet daher Kf. Friedrich, dem Rat der Stadt Schmiedeberg zu befehlen, ihm

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die ausstehende Summe zu zahlen. Außerdem soll der Kf. den Vikar anweisen, künftig die Gelder pünktlich zu zahlen oder andernfalls seine Pfarrei zu räumen. Sollte [Clay] Entschuldigungen vorbringen wollen, warum er die Pension nicht zahlen muss, soll er dies vor der Universität oder dem Stiftskapitel tun müssen. Beckmann seinerseits will alles tun, wozu er verpflichtet ist, und für Kf. Friedrich beten. Ed.

Pallas: Allerheiligenstift, S. 6–8, Nr. 1 (Volltext).

1724 Nürnberg, 2. Dezember 1522 (Dienstag nach Andree) Anton Tucher an Kf. Friedrich → 1691 [1] Anton Tucher las den Brief [Nr. 1691] Kf. Friedrichs vom 4. November mit beigelegtem Zettel. [2] Aus dem gebundenen Neuen Testament [Martin Luthers], das Friedrich ihm übersandte, empfing Tucher Trost und Freude. Er bedankt sich für das Geschenk und will sich erkenntlich zeigen. Tucher hat das Buch ohne Unterbrechung bereits fast zur Hälfte ausgelesen und hofft, es mit Gottes Hilfe bis zum Ende zu lesen. [3] Tucher entschuldigt sich, dass er dem Kf. bisher keine weiteren Neuigkeiten berichtete. Er nahm an, dass dies Hans von der Planitz übernimmt. [4] Münzangelegenheiten. [5] Anton Tucher erhielt Nachrichten aus Rom und Venedig, dass die Türken sich von der Insel Rhodos verlustreich zurückgezogen haben sollen. → 1741 A B Ed.

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Aa 2300, fol. 45rv (Ausfertigung). StadtA Nürnberg, E 29 IV, Nr. 738, unfol., 1 Bl. (Abschrift, aus dem 19. Jahrhundert). Westphal: Korrespondenz, S. 569f., Nr. 399 (Volltext, nach Überlieferung A).

1725 Lochau, 3. Dezember 1522 (Mittwoch Sankt Barbaraabend) [Kf. Friedrich] an Hz. Johann [1] [Kf. Friedrich] informiert Hz. Johann über ein Schreiben des Statthalters [Eberhard vom Thor] und der Räte Bf. [Philipps] von Freising, Administrator von Naumburg, wegen eines ksl. Mandats, wonach Bf. [Philipp] zur Unterhaltung des Reichsregiments und Kammergerichts herangezogen werden soll [vgl. Nr. 1726]. [2] [Kf. Friedrich] erinnert an die bisherigen Regelungen und bittet Hz. Johann, Hans von der Planitz in der Angelegenheit zu instruieren. A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Oo 1125, fol. 1rv (Konzept).

[1] Bruderliche lieb etc. Lieber bruder und gefatter, wir gebn e. l. fruntlicher meynung zuerkennen, dass unnsers ohems und sons, des bischofs von Freisingn und administratorns des stifts Naumburg etc., stathalter und ret zu Zeitz mit ainer

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schrifft an uns gelangt und darnebn ain copie ains kay. mandats uberschikt, welcher gstalt ir herr der hilf halbn zu underhaltung des regements und kamergerichts angezogen werden sol etc., wie dan e. l. solchs hirbey allenthalbn vernemen werdn. [2] Nachdem dan e. l. wissen, dass e. l. und wir die bischove, des gleichn dy prelatn und graven in den gemeinen des reichs anschlegen alweg mit der hilf an uns gezogen, wiewol solchs von wegen des reichs etwas angefochtn worden, und doch jungst gewilligt, dass dise sach bis auf itzigen reichstag anstant haben sol und wir nit gern woltn, dass unserm ohem von Freising und dem stift Naumburg in dem beschwerung begegn soltn, bedunkt uns, es solt nit ungut sein, das Hansn von der Plaunitz ritter derhalbn geschribn wurd, die sach dahin zu fleissigen, domit derselbn, in massn mit dem abt zu Salvelt¹, bis uf itzigen reichstag oder ausgang desselbn anstant gebn und gegen unsrm ohem dem bischof² in mitler zeit stil gehalten wurd. Wo nu e. l. ir solchs auch gefallen lassen, bittn wir fruntlich, e. l. wollen gemeltm von der Plaunitz von e. l. und unsrn wegen darauf furderlich schreibn lassen, mit bevelh, was im in dem allen begegn werd, dass er e. l. und uns solchs furder wissen lasse. Das sind wir willig und gneigt umb e. l. bruderlich und fruntlich zuverdinen.

1726 Lochau, 3. Dezember 1522 (Mittwoch Sankt Barbaraabend) [Kf. Friedrich] an Statthalter [Eberhard vom Thor] und Räte Bf. [Philipps] von Freising [1] [Kf. Friedrich] antwortet dem Statthalter und den Räten zu Zeitz auf ihr Schreiben mit beigelegtem ksl. Mandat¹ wegen der geforderten Zahlungen zum Unterhalt des Kammergerichts. [2] Auf ihre Bitte hin will [Kf. Friedrich] in der Sache an [Hz. Johann] schreiben [Nr. 1725], damit dieser Hans von der Planitz einen Befehl erteilt, dafür zu sorgen, dass bis zur Klärung auf dem Reichstag nichts gegen Bf. [Philipp] unternommen wird. Statthalter und Räte sollen sich ebenfalls an [Hz. Johann] wenden, dem sie dieses Schreiben als Empfehlung zuschicken dürfen. A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. B 1005, fol. 34rv+54v (Abschrift).

1725 ¹ Georg von Thun, Abt des Benediktinerklosters Saalfeld. ² Bf. Philipp. 1726 ¹ Dem Schreiben lag das gedruckte Mandat Ks. Karls V. vom 16. Oktober 1522 bei. Demnach hatten sich die Fürsten und Stände auf dem Reichstag zu Worms 1521 verpflichtet, ihren Teil zum Unterhalt des Kammergerichts beizutragen. Da genauere Ordnungen diesbezüglich noch auf sich warten ließen, erklärten sich die Fürsten und Stände auf dem jüngsten Reichstag in Nürnberg bereit, ihren Beitrag für ein weiteres Jahr zu leisten. Es blieben aber einige die Zahlung schuldig. Der Kaiser forderte deshalb, die Zahlungen zu leisten (LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. B 1005, fol. 33rv).

Nr. 1727

1727 Hz. Johann an Kf. Friedrich

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Weimar, [4. Dezember] 1522

→ 1706 [1] Hz. Johann erhielt das Schreiben [Nr. 1706] Kf. Friedrichs mit den beigelegten Abschriften eines Briefs Bf. [Adolfs] von Merseburg an den Kf. wegen des Pfarrers von Schönbach [Johann Stumpf] und des Pfarrers von Großbuch [Franz Klotzsch], der Anweisung Kf. Friedrichs an den Schosser zu Colditz [Benedikt Spörner] in der Angelegenheit sowie der Antwort des Kf. an den Bf. Mit dem Inhalt des Antwortschreibens an den Bf. ist Hz. Johann einverstanden. Eine Rücksprache seitens Kf. Friedrichs wäre deshalb nicht notwendig gewesen. [2] In der Angelegenheit des Kapitels [des Georgenstifts] zu Altenburg, dessen Privilegien und die Pfarrerpensionen betreffend, las Hz. Johann die dem Schreiben [Nr. 1706] Kf. Friedrichs beigelegten Unterlagen [Nr. 1696] und nahm den Bericht des Kanzlers [Gregor Brück] zur Kenntnis. Auf dieser Grundlage teilt Hz. Johann seine Meinung zu der Angelegenheit Kf. Friedrich mit und empfiehlt, einen Verhandlungstag anzusetzen. [3] Auseinandersetzungen zwischen Christoph von Dobitzsch und Ernst von Schönburg. [4] Abstimmungen mit Hz. Georg von Sachsen wegen des Naumburger Tages und in der böhmischen Angelegenheit. [5] Korrespondenzen im Fall des Sebastian von Pappenheim zu Gräfenthal. [6] Hz. Johann bittet Kf. Friedrich, ihm die Ergebnisse der Verhandlungen des Fabian von Feilitzsch wegen Schlettau in Abschriften mitzuteilen, da in seiner Kanzlei keine Unterlagen dazu zu finden sind [vgl. Nr. 1705 Punkt 6]. Hz. Johann will in Abstimmung mit Kf. Friedrich in der Sache dem Abt [Gregor Küttner des Zisterzienserklosters Grünhain] antworten. → 1733 A LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. A 229, fol. 62r–65v, ediert wird fol. 62r–63r (Ausfertigung). Bem. Zur Datierung: Das Stück ist datiert auf „donnerstagk nach sant Barbarentagk“ 1522, also auf den 11. Dezember 1522. Dabei muss es sich um einen Irrtum handeln, da Kf. Friedrich bereits am 7. Dezember antwortete. Da der Barbaratag im Jahr 1522 auf einen Donnerstag fiel, liegt die Vermutung nahe, dass die Angabe „nach“ falsch ist und das Stück am 4. Dezember ausgestellt wurde.

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[2] Aber als unns euer lieb furder geschrieben, welcher mas das capittel von Altenburg mit einer schrifft an euer lieb gelangt in sachen irer kirchen privilegien unnd etlicher pfarrer pension belangent, unnd gebeten, euer lieb unnser bedencken zuerkennen zu geben, so haben wir dieselb schrifft des capittels sambt den copien der privilegien gelesen, auch daneben von unnserm cantzler weithern bericht empfangen, was er uff euer lieb bevelh jungst mit inen geredt unnd yme zu antwurt begegent. Und der berurten statut halben, welche das capittel in neuligkait auffgericht, die aber durch die neuen thumherrn angefochten, achten wir, das die an euer lieb unnd unnserm bewost billich nit hetten sollen, auch crefftiglich nit haben auffgericht werden mugen, nachdem euer lieb und unnsere gerechtigkait des iuris patronatus dadurch etwas geengert wurde, in dem, das euer lieb und wir nit armen, als sich wol aigent, sondern allein nach irem gefallen die jhenigen, so die beschwerung ertragen konnen, presentirn aber zulassen musten. So bericht unns der cantzler, das sich einer auch aus den, die

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ire statut bereitan bezcalt und negst mit im capittel gewest, beclagt, wie die aufgerichte statut nit gleichmessig solten gehalten werden. Unnd wiewol sie sich im capittel hetten horen lassen, das sie derselbigen gemachten aufsetz nit entberen konten in ansehen der gebeuden, so sie gethan unnd thun musten, auch der mercklichen abgenge, die sie itzo erlieden, so horen wir doch, das sie mit zcinsen dermassen gewidemet, domit sie der kirchen burde ane das und nit weniger dan hievor wol ertragen konnen unnd achten, das den neuen thumhern, dergleichen dem capittel yres clagens der pfarner halben, welche sich die pension zugeben waigern, nit baß ader statlicher kont abgeholffen werden, dan das sie auff einen namhafftigen tagk gegeneinander beschaiden und gehort. So wurden alsdan die neuen thumhern ire beschwerung unnd ursachen, warumb sie vermeinten, das solchs statut nit krefftig sein sollen, dergleichen die pfarnner, wordurch sie vermeinen, die pension nu hinfort zugeben nit zugeben schuldig sein, anzcaigen und dan auff mittel gehandelt, auch bey allen teiln ehr dan sunst durch schrifft folge zuerlangen sein. Doch was euer lieb fur gut ansehen, das hirin zethun sein solle, lassen wir unns auch gefallen und wollen das mit euer lieb einig sein.

1728 Nürnberg, 4. Dezember 1522 (am vierten Tag Decembris) Hans von der Planitz an Kf. Friedrich → 1716 [1] Hans von der Planitz erhielt das Schreiben [Nr. 1716] Kf. Friedrichs vom 26. November. [2] Zurzeit redet man nicht über die Luthersache, vor allem, weil Unruhen im Reich herrschen. Planitz las die Abschrift des päpstlichen Breves und die Antwort Kf. Friedrichs, die er Nuntius [Francesco Chieregati] übergab. Planitz sorgte sich, dass das Breve wegen [Martin] Luther ausgegangen sein könnte. Er hofft auch, dass an der Sache eines Strafmandats gegen Kf. Friedrich [vgl. Nr. 1708 Punkt 3] nichts dran ist. [3] Weitere Nachrichten, unter anderem über Franz von Sickingen. [4] Erneute Bitte der Stände an Kf. Friedrich, auf dem Reichstag zu erscheinen. Weitergabe von Briefen. Hans von der Planitz erhielt heute Nachricht über die Artikel über die Geistlichen [Gravamina]. Er will sich dafür einsetzen, dass sie im Reichsrat besprochen werden, selbst wenn nichts dabei herauskommt. [Gf. Friedrich III. von Wied], Bruder Ebf. [Hermanns V.] von Köln, soll Bf. von Münster geworden sein. [5] Nachrichten, die Planitz von Balthasar Wolf [von Wolfsthal] erhielt. [6] Nachrichten von [Gregor] Lamparter. [7] Zettel: Ausstehende Antwort der Böhmen auf ein Schreiben des Reichsregiments. A Ed.

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. E 90, fol. 62r–64r, Zettel: 64r (Ausfertigung, eigh., zu eigenen Händen). Wülcker / Virck: Planitz Berichte, S. 259–262, Nr. 118 (Volltext).

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1729 Lochau, 5. Dezember 1522 (am fünften Tag Decembris) Kf. Friedrich an Hans von der Planitz → 1700 [1] Kf. Friedrich erhielt die Schreiben des Hans von der Planitz vom 14. [Nr. 1700] und 20. November¹ und vernahm die verschiedenen darin mitgeteilten Nachrichten vom Reichstag und aus dem Reichsregiment. [2] Dazu gehörte die Mitteilung, dass [Hz. Georg von Sachsen] nochmals an das Reichsregiment geschrieben hat und die lateinische Ausgabe des Buches Martin Luthers gegen Kg. [Heinrich VIII.] von England übersandte. Kf. Friedrich versteht nicht, was [Hz. Georg] meint, wenn er schreibt, er habe das Geleit Luthers nicht gebrochen. Die Antwort, die das Reichsregiment [Hz. Georg] gegeben hat, war nicht unangemessen. [3] Die Nachricht über Joachim von Maltzan war nötig. Planitz soll die erwähnte Flugschrift kaufen und Kf. Friedrich schicken. [4] Unterhalt des Reichsregiments. Antrag der päpstlichen und ungarischen Gesandtschaft. Fehde Franz [von Sickingens]. Schreiben des Reichsregiments und der Reichsstände an Kf. Friedrich. Dank an Balthasar Wolf [von Wolfsthal] für das Angebot der Überlassung seines Hauses. [5] Kf. Friedrich fordert Planitz auf, gemeinsam mit Philipp [von Feilitzsch] darauf zu dringen, dass der Abschied, der mit Kf. Friedrichs Beteiligung im Reichsregiment in Nürnberg festgelegt wurde, auf dem Reichstag besprochen wird. [6] Zettel: [Bernhard von] Hirschfeld hat von einem Buch berichtet, in dem die Vorrede [Nr. 1661] auf Kf. Friedrich verweist. [Nikolaus von] Amsdorf soll es Otto von Ebeleben gewidmet haben.² Sollte Planitz hören, dass über dieses Buch gesprochen wird, kann er wahrheitsgemäß sagen, dass Kf. Friedrich nichts davon wusste. Diese Entschuldigung soll Planitz jedoch nur vorbringen, wenn er hört, dass Kf. Friedrich damit beschuldigt wird. → 1752 A Ed.

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. E 90, fol. 65r–67r, Zettel: 67r (Konzept). Wülcker / Virck: Planitz Berichte, S. 262–264, Nr. 119 (Volltext).

1730 Lochau, 5. Dezember 1522 (am fünften Tag Decembris) Kf. Friedrich an Hans von der Planitz → 1715 [1] Kf. Friedrich berichtet Hans von der Planitz, dass er während der Ausfertigung seiner Antwort [Nr. 1729] an Planitz dessen Schreiben [Nr. 1715] vom 25. November erhielt. Planitz soll Ehz. Ferdinand für seine Wünsche danken und ihm mitteilen, dass der Kf., sofern es sein Gesundheitszustand erlaubt, gern zum Reichstag reist. [2] Anweisungen, wie auf das Hilfegesuch Pfgf. Friedrichs [bei Rhein] für seinen Bruder, Kf. Ludwig von der Pfalz, geantwortet werden soll. [3] Kf. Friedrich glaubt, dass über die Sache Martin [Luthers] aufgrund der täglich anfallenden großen und schweren Themen gerade nicht gesprochen wird. Möglicherweise werden alle Dinge, die beschlossen werden, umgestoßen, wenn man das Wort Gottes verhindert. Kf. Friedrich würde noch weitere Ursachen 1729 ¹ Wülcker / Virck: Planitz Berichte, S. 250–253, Nr. 114 (Schreiben vom 20. November 1522). ² Es handelt sich um die anonym erschienene Schrift „Die haubtartickel durch welche gemeyne Christenheyt byßhere verfuret worden ist. Daneben auch grund vnnd antzeygen eyns gantzen rechten Christenlichen weßens“ (VD16 S 8230) von Lazarus Spengler, die Nikolaus von Amsdorf zum Druck brachte.

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mitteilen, wenn er bei Planitz wäre. Doch das unterlässt er in seinem Schreiben. Planitz soll gemeinsam mit Philipp [von Feilitzsch] die Verhandlungen fördern. [4] Kf. Friedrich freut sich, dass die gemalte Jagdszene Pfgf. Friedrich [bei Rhein] gefällt. A Ed.

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. E 90, fol. 68r–69v (Konzept). Wülcker / Virck: Planitz Berichte, S. 264–266, Nr. 120 (Volltext).

1731 Lochau, 6. Dezember 1522 (Sonnabend Sankt Nicolaistag) Kf. Friedrich an Bf. [Johann VII.] von Meißen → 1712 [1] Kf. Friedrich erhielt gestern das Schreiben [Nr. 1712] Bf. [Johanns] von Meißen mit dessen Bitte um Schutz für sein Bistum während seiner Reise zu Papst [Hadrian VI.]. [2] Kf. Friedrich will sich vor einer Antwort erst mit Hz. Johann verständigen und weitere Erkundigungen einziehen. [3] Notiz¹: Der Bote, der den Brief des Bf. überbrachte, wurde zu seinem Auftrag befragt. Kf. Friedrich hält eine Antwort nicht mehr für nötig. A

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LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. B 1074, fol. 9r–11v, Notiz fol. 10rv (Konzept, Kanzleivermerk: „Dise copei ist nit ausganngen.“).

[1] Unnser fruntlich dinst zuvor. Erwirdiger ingot, besonder lieber frund, gestern ist uns ain schrifft von e. l. zukomen, der datum heldet Kemburtz², sontags nach Elizabeth³, doryn ir unns zuerkennen gebt, wier ir von bebstlicher heiligkait durch ain sonderlich breve und schrifftlich mandat bey seiner heiligkait zukomen erfordert und das ir bedacht, euch des volgenden tags zu solcher rayß zubegeben etc., haben wir mit angehaffter eur bit, das wir uns e. l. stifft, stathalter, ret, ambtleut, desselbn undertanen und verwanten in gnedigm schutz wolten lassen bevolhn sein etc. alles inhalts horen lesen. [2] Unnd weil e. l. wissen, welcher gestalt der stifft Meyssen⁴ dem hochgebornnen furstn, unnserm liebn bruder hertzog Johannsen etc., und uns zugethan, wellen wir solch euer schreibn und bit an sein lieb lassen gelangen, unns auch nebn seiner lieb erkunden, ob es bey zeiten seiner lieb und unnser voreldern seligs und loblichs gedechtnus, auch bey eurn vorfarn am stifft, dermassen herkomen, wen sich ain bischof aus seinem stifft und unserm furstnthum begebn, ob es also an⁵ irer liebdn willen und wissen bescheen sey, wie dan itzt durch e. l. mit diser irer rayß furgenomen wirdet, und 1731 ¹ Die ebenfalls auf den 6. Dezember 1522 datierte Notiz enthält die letztlich mündlich erteilte Antwort Kf. Friedrichs auf das Bittschreiben des Bf. mit Begründung. Das Konzept selbst [Punkte 1 und 2] wurde laut Kanzleivermerk nicht ausgefertigt. ² Chemnitz. ³ 23. November 1522. ⁴ Bistum Meißen. ⁵ Ohne.

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uns alsdan darauf gegen euch mit geburlicher antwurt vernemen lassen. Das habn wir e. l., der wir mit frundschaft gneigt sein, nit verhalten wellen. [3] Der bot, welcher disen brif bracht, ist am freitag sand Niclas abent⁶ anher gein der Loch⁷ komen, und auf vleissig frag hat er bericht, im sey diser brif durch ainen Heinrich Rotzschitz zu Rodeberg⁸ gegebn und dorbey bevolhn worden, wen er antwurt erlangte, sol er die dem pfarrer zu Mulberg⁹ zubringen, der hat bevelh, dieselb antwurt furder zuverordnen etc. Darauf ist dem boten, welcher ain pauersman gewest, durch Hansn Feyel¹⁰ gesagt worden, weil der brif an seinem datum etwas alt und allererst am XIII tag uberantwurt worden, und das unsers gst. hern brif dem pfarrer zu Mulberg sold zubracht werden, und das gemein geschrai wer, als solt der bischof sich vor etlichn tagen gein Rom zu ziehn erhobn haben, so achte unser gst. her dorfur, es wer an not, dorauf antwurt zugebn, und mocht also mit disem bescheid abscheiden. Das hat der bot dermassen angenomen, dem Rotzschitz, der in ausgeschikt, anzusagen.

1732 Dobrilugk, 6. Dezember 1522 (am Tag Nicolai) Abt Balthasar [Koswick] des Zisterzienserklosters Dobrilugk an Kf. Friedrich → 1703 [1] Abt Balthasar des Zisterzienserklosters Dobrilugk erhielt das Schreiben [Nr. 1703] Kf. Friedrichs vom 15. November erst am 3. Dezember mit der beigelegten Beschwerdeschrift des Martin Otte, Donat Dahme und Matthes Otte zu Herzberg. Der Kf. bat um einen Bericht. Da es zu langweilig und zu umfangreich wäre, alles Vorgefallene zu erzählen, will der Abt dem Kf. nur Folgendes mitteilen: [2] Christoph von Maltitz und Peter Otte, die beide bereits gestorben sind, hatten während ihres Streites viel Geld und einen versiegelten Brief bei ihm hinterlegt. Eine Rückgabe sollte nach Beilegung des Streites erfolgen, was aber nicht gelang. Daher forderte Maltitz sein Geld zurück, welches aber auch Peter Otte beanspruchte. Nach missglücktem Einigungsversuch behielt Abt Balthasar Geld und Brief bei sich, weshalb Maltitz [im Jahr 1505] einen Fehdebrief gegen den Abt und das Kloster Dobrilugk sowie deren Untertanen ausgehen ließ. Daraufhin händigte Abt Balthasar das Geld an Maltitz aus, um Schaden zu vermeiden. Zudem wollte er den Brief an die [Erben des Peter] Otte aushändigen, den sie aber nicht annehmen wollten. [3] Eine Vorladung durch Martin Otte in der Angelegenheit vor die Universität Wittenberg schlug Abt Balthasar auf der Basis seiner Gerichtsprivilegien aus. Der Abt wünschte eine Klärung durch Kf. Friedrich. Da auch Martin Otte, Donat Dahme und Matthes Otte die Sache nun dem Kf. antragen, bittet auch Abt Balthasar nochmals 1731 ⁶ ⁷ ⁸ ⁹ ¹⁰

5. Dezember 1522. Lochau. Heinrich von Rotschitz zu Rodeberg. Mühlberg. Hans Feyl.

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Kf. Friedrich darum, die seit zwölf Jahren schwelende Sache zu verhandeln. Er hofft, dass er für die erlittenen Schäden entschädigt wird. → 1743 A Ed.

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Kk 286, fol. 19r–20v (Ausfertigung). Urkundenbuch des Klosters Dobrilugk, S. 351f., Nr. 553 (Teiledition).

Lochau, 7. Dezember 1522 (Sonntag unserer lieben Frauenabend Conceptionis) Kf. Friedrich an Hz. Johann

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→ 1727 [1] Kf. Friedrich erhielt das Schreiben [Nr. 1727] Hz. Johanns mit dessen Antworten auf etliche Punkte. Dass Kf. Friedrich den Brief Bf. [Adolfs] von Merseburg wegen der Pfarrer von Schönbach [Johann Stumpf] und Großbuch [Franz Klotzsch] sowie seinen Antwortbrief an den Bf. [in Abschriften] Hz. Johann zusandte, war freundlich gemeint. [2] Zur Klärung der strittigen Angelegenheiten des Georgenstifts zu Altenburg nimmt Kf. Friedrich den Vorschlag Hz. Johanns an, eine Verhandlung anzusetzen. [3] Versendung von Unterlagen im Fall des Christoph von Dobitzsch. [4] Schreiben an Hz. Georg von Sachsen wegen der Festlegungen des Naumburger Tages und der böhmischen Lehen. [5] Korrespondenz wegen Sebastian von Pappenheim zu Gräfenthal. [6] Zu den Ergebnissen der Verhandlungen mit dem Abt [Gregor Küttner des Zisterzienserklosters] Grünhain wegen Schlettau fand sich bisher auch nichts in den Unterlagen Kf. Friedrichs. Er will aber weitersuchen lassen und, sollte etwas gefunden werden, es Hz. Johann schicken. [7] Auf Befehl Kf. Friedrichs erstellten seine Räte, die in der vergangenen Woche bei ihm in Torgau waren, einen Ratschlag in der Angelegenheit der loßkhundung [des Amtes] Gerstungen [aus dem Benediktinerkloster Fulda]. Kf. Friedrich schickt den Ratschlag an Hz. Johann und will einen weiteren bei Hieronymus [Schurff], Christian [Beyer] und [Johann] Schwertfeger in Auftrag geben. Wenn Hz. Johann möchte, kann er sich in der Angelegenheit auch an Hz. Georg von Sachsen wenden. [8] Auseinandersetzung zwischen Hans von Obernitz und [Wolf von Dolnitz] (der Schurg). [9] Auseinandersetzung zwischen Eukarius von Rosenau und dem Wernfelder. → 1739 A

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LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. A 229, fol. 68r–71v, ediert wird fol. 68rv (Ausfertigung).

[2] Wir haben auch euer lieb bedengken in sachen die statuta der stifftkirchen zu Aldenburgk und etlicher pfarrer pension belangend, so dem capittel vorenthalten werden sollen, vernomen unnd lassen unns auch gefallen, das das capittel unnd die jhenen, so sich der statuta beschweren, deßgleichen die zwen pfarrer zu Kalh¹ und Lugkaw² beschieden unnd gegeneynander verhort werden. Alsdan konth man villeicht weg unnd mittel finden, die zu hinlegung derselben gebrechen dinstlich. Unnd weil euer lieb cantzler³ dieser handel zum tail bekant und vorhyn darin 1733 ¹ Conrad Rupsch, Pfarrer von Kahla. ² Johann Engelhard, Pfarrer von Lucka. ³ Gregor Brück.

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gebraucht worden, bitten wir freuntlich, euer lieb wollen sich nit beschweren, in denselben sachen furzubeschaiden, wollen wir auch gern jemants dartzu verordnen, domit die ding dester statlicher mugen gehandelt werden.

1734 9. Dezember 1522 (Dienstag nach Conceptio Marie) Johann von Kanitz an Kf. Friedrich [1] Johann von Kanitz, Propst des Petersstifts auf dem Lauterberg, reagiert auf die Aufforderung Kf. Friedrichs, die Privilegien des Stifts über die Pfarrei Eilenburg zu übersenden [vgl. Nr. 1688 und Nr. 1697]. [2] Von den Privilegien und Schriften sind viele vor der Reform (reformetion) des Stifts und auch sonst verloren gegangen. Unter den ihm vorliegenden Dokumenten konnte Kanitz nichts anderes finden, als dass das Stift diese Rechte seit Menschengedenken ausübt. [3] Kanitz bittet Kf. Friedrich daher, das Stift bei der Ausübung dieser Rechte weiterhin zu unterstützen. Sollte er in anderen Privilegien, die ihm derzeit nicht vorliegen, später Material über die Pfarrei Eilenburg finden, will Kanitz es mitteilen. A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Kk 1112, fol. 18rv (Ausfertigung).

1735 [Weimar], [vor 11. Dezember 1522] [Konvent des Franziskanerklosters Weimar] an Hz. Johann [1] Der [Konvent des Franziskanerklosters Weimar] erinnert Hz. Johann an die mündlich geführte Auseinandersetzung, welche die Franziskaner und der Prediger [Wolfgang Stein] über das Altarsakrament als Opfer der christlichen Kirchen geführt haben. Da keine Einigung in dieser Frage erzielt werden konnte, gestattete Hz. Johann, die Argumente schriftlich festzuhalten, um die beiden streitenden Parteien zu vertragen. [2] Die Franziskaner müssen auf die christliche Kirche hören, weil sie sonst keine Christen wären. Sie berufen sich für ihre Position auf Mt 18[,17]. Weil die Tradition der Christenheit und die Schriften der Kirchenväter und Bischöfe ebenfalls lehren, dass das Altarsakrament ein Opfer ist, stellen sie fest, dass sich niemand bisher dagegen gewendet hat. Das Gebot Christi in Mt 18 zwingt sie, auf die Kirche zu hören und es so zu halten, dass das Altarsakrament ein Opfer ist. Wenn Magister [Stein] aus der Heiligen Schrift, den Schriften christlicher Gelehrter oder der Lehre der Kirche Belege für seine Meinung beibringen kann, würden sie diese vielleicht anerkennen. Bislang verdammt er nur sich selbst durch seine Haltung. [Stein] argumentiert, dass man zu Gottes Wort nichts hinzu- oder wegtun darf, und beruft sich dafür auf Spr 30[,5f.] und Dtn 4[,2]. Für seine Position über das Altarsakrament berief er sich auf die Berichte über die Einsetzung des Altarsakraments in Mt 26[,26–28], Mk 14[,22–24], Lk 22[,19f.] und 1 Kor 11[,23–25]. An diesen Stellen wird nichts über das Opfer gesagt. Die Franziskaner erkennen die Argumentation, dass man zum Wort Gottes nichts hinzusetzen darf, nicht an. Die Kirche kann nichts zum Wort Gottes hinzusetzen

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gegen den Willen Gottes. Vielmehr setzt [Stein] etwas zum Wort Gottes hinzu. [3] Die Franziskaner finden in der Heiligen Schrift auch nicht, dass das Altarsakrament kein Opfer sei. Insofern setzt [Stein] dem Wort Gottes etwas hinzu, und man sieht an diesem Beispiel, wie gefährlich es ist, die Heilige Schrift ohne Unterschied auszulegen. Nur Zusätze, die gegen Gottes Willen sind, sollen verdammt werden. Da die Kirche der Leib Christi und auf einen Felsen gebaut ist, den selbst die Hölle nicht überwinden kann, wie aus Mt 16[,18], 1 Kor 12[,12f.] und Eph 4[,4] hervorgeht, kann sie auch nichts gegen den Willen Gottes zum Wort Gottes hinzufügen. Daraus folgt, dass die Kirche ihre Vollzüge ordnen darf. Dazu gehört auch die Auffassung vom Altarsakrament als Opfer. Denn Christus ist laut der Heiligen Schrift ein Priester nach der Ordnung Melchisedeks, der für das Opfer zuständig war. Als weiteren Beleg führen die Franziskaner Mal 1[,11] an. [Stein] setzt dem Wort Gottes etwas hinzu. Es ist zu befürchten, dass auch das Gedächtnis des Leidens und Sterbens Christi endet, wenn die Messen aufhören und die Ansicht vom Opfer verschwindet. [4] Die Franziskaner vertrauen sich Hz. Johann an, damit er und alle, die ein christliches Herz haben, aus dieser Schrift und der Gegenschrift [Nr. 1738] erkennen, wer der Wahrheit näher ist. Sie wollen sich dem Urteil unterwerfen und in der wahren Kirche, die Christus gebaut hat, bleiben. In diese Kirche hat Gott Apostel, Evangelisten, Pastoren und Bischöfe gesetzt. Diese Kirche besteht bis zum Ende der Welt. Sie hat immer den rechten Glauben gelehrt. Gebetswunsch nach Ps 43[,3f.]. Wolfgang Stein: Ob / dz aller hochwirdigeste Sacrament / des leibs unnd blutes / unsers heilmachers Christi / anders benenhet moge werden dan eyn getreu Testament [. . .]. Erfurt 1523 (VD16 O 33), fol. Aiiir–[Biii]r (Druck). B FB Gotha, Chart. A 338, fol. 181r–186v (Abschrift). WA.Br 2, S. 619–621 (Volltext, nach Überlieferung A, ohne die Punkte [1] und [4]); W² 18, Ed. Sp. 1422–1429, Nr. 59 (Volltext, nach Cyprian); Cyprian: Nützliche Urkunden 2, S. 240–252, Nr. 55 (Volltext, nach Überlieferung B). Bem. Zur Datierung: Martin Luther antwortete Wolfgang Stein, Prediger am Hof Hz. Johanns, am 11. Dezember 1522 auf dessen Mitteilung, dass die Franziskaner zu Weimar Argumente zur Rechtfertigung ihrer Interpretation der Messe aufgestellt haben (WA.Br 2, S. 619–624, Nr. 522). Demnach entstand das Schreiben an Hz. Johann, das diese Argumente bietet, Ende November oder Anfang Dezember 1522. Dass Hz. Johann der Adressat des Schreibens ist, geht aus der Publikation der Quelle durch Jakob Strauß im Januar 1523 hervor (VD16 O 33). A

1736 Nürnberg, 11. Dezember 1522 (am XI. Tag Decembris) Hans von der Planitz an Kf. Friedrich [1] Hans von der Planitz berichtet Kf. Friedrich, dass Bf. [Christoph] von Augsburg in Nürnberg angekommen ist. Gestern sprach Nuntius [Francesco Chieregati] im Auftrag Papst [Hadrians VI.] vor den Ständen des Reichs und dem Reichsregiment wegen der Luthersache.¹ Er ließ seine Instruktion² vorlesen und forderte die Stände auf, für Besserung zu sorgen, händigte die Instruktion jedoch noch nicht aus, so dass Planitz bisher keine 1736 ¹ Die Rede ist ediert in: RTA.JR 3, S. 387–390, Nr. 73. ² RTA.JR 3, S. 390–399, Nr. 74.

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Abschrift an Kf. Friedrich schicken konnte. Man antwortete [Chieregati], dass man die Sache bedenken will und ihm zu gegebener Zeit antworten wird. Als Planitz das Schreiben Kf. Friedrichs an [Chieregati] übergab, kamen beide ins Gespräch, wie Kf. Friedrich aus den beiliegenden eilig angefertigten Aufzeichnungen entnehmen kann. Kf. Friedrich soll die Antwort Planitz nachsehen. [2] Nachrichten über den Rittertag zu Schweinfurt,³ eine gedruckte Schrift über den Einzug Papst Hadrians in Rom, Goldschmiedearbeiten sowie Angriffe der Türken auf Rhodos. [3] Vereitelung eines Anschlags Hartmut von Kronbergs auf Bf. [Georg] von Speyer. [4] Verhandlungen auf dem Reichstag über einen Ausgleich mit Franz von Sickingen, die Hilfe für Ungarn gegen die Türken und die Erhaltung des Friedens im Reich. [5] Neue Herberge. [6] Nachschrift: Verschiedene Nachrichten. [7] Beilage: Planitz informiert Kf. Friedrich über seine Unterredung mit Nuntius [Francesco Chieregati], als ihm Planitz den Brief des Kf. übergab. [Chieregati] äußerte ein Lob der Weisheit Kf. Friedrichs. [8] Haltung zu [Martin] Luther. [9] Neuer Papst [Hadrian VI.]. [10] Planitz lobte die Tugenden des neuen Papstes. [11] Planitz kann in der Luthersache nicht urteilen. [12] Man sagt Kf. Friedrich zu Unrecht viel in der Luthersache nach. [13] Luther sollte nicht aus Wittenberg vertrieben werden, weil dieser Schritt zu Missbräuchen und Irrglaube durch unverständige Nachahmer Luthers sowie zu Aufruhr führen könnte. [14] Planitz schlug vor, ein Gelehrtenkonzil einzuberufen, das in der Luthersache eine friedliche Klärung herbeiführt. [15] [Chieregati] will den Papst über das Gespräch unterrichten. → 1746 A Ed.

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LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. E 90, fol. 71r–79v, ediert wird fol. 74r–79v (Ausfertigung, eigh.). RTA.JR 3, S. 871, Nr. 202 (Regest); Wülcker / Virck: Planitz Berichte, S. 266–275, Nr. 121 (Volltext).

[7] Als ich dem bebstlichen nunctio e. curfl. g. briff auff das breve appostolicum uberantwortett, sontagk nach Nicolay⁴ im prediger closter⁵ yn seynem gemach, nam er den selben mit freuntlichen geperden und erczeygungen an, brach den auff und laß yn, und noch uberlessungk des selben sprach er: Er hett den briff gelessen, den e. curfl. g. tanquam sapientissimus, prudentissimus et religiosissimus princeps pro innata sua humanitate et nobilitate im geschriben, were nicht wyrdigk, das im eyn sulcher weisser, kluger und cristlicher furst ßo senfftmutigk und freuntlich schreiben solt, und hett alwege von e. curfl. g. weissheytt und clugheytt gehortt und ßunderlich begerigk gewest, als er auch gehofftt hett, auff disser vorsamlungk e. curfl. g. zu sehen. Wie woll eczliche mancherley rede von e. curfl. g. tetten, der lutherischen sach halben, dovon er achtett, ich auch gehortt hette, were ach dem heyligesten vatter, dem babst, angezceygett. Aber seyn heyligkeytt hett dem nicht glauben zu eygenen wollen, des gleichen er vor seyn person auch gar nicht. Alwege es do vor gehalten und noch, e. curfl. g. tanquam prudentissimus, 1736 ³ Am 29. Dezember 1522 legte die Ritterschaft ihre Beschwerdepunkte dem Reichstag vor (ediert in: RTA.JR 3, S. 695–726, Nr. 113). ⁴ 7. Dezember 1522. ⁵ Dominikanerkloster Nürnberg.

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sapientissimus et religiosissimus princeps wurden woll wyssen, wes sie in dem thun solt ader nicht, wie woll das ware, das sich diß thun in e. curfl. g. statt und universitett begeben hett. [8] Und were nicht an, der Luther hett vill guts geschriben, gelertt und das arge gestrafftt. Wue er auch in terminis suis gebliben were, nemlich des babstes, der cardinell, der bischoff und geystlichen unordnungk und poeß leben zu straffen, das leider in der kyrchen vast hartt uberhantt genomen, ßo were er nicht alleyn gelobtt, ßunder auch angebetett und vor eynen gott geachtett wurden. Dan man must bekennen, das vill bebst noch eynander vill ubells und poses gethan, und ßunderlich Leo⁶ eyn ursacher were aller dißer dyngk. Darumb woll von notten gewest, das selb zu straffen, wue der Luther, wie gesaget, do bey wer bliben. Aber das er die sacrament der kirchen angegriffen, die decreta und ordnungh der concilii, auch der heyligen veter constituciones gancz umbzustossen sich understett, den konigk von Engelantt⁷ und andere schmehett, das were beschwerlich und absordum zu horen. Do must man wege und mittell suchen, wie das vorkomen und vorhuttett wurde. [9] Nun hett der almechtigk gott eynen fromen, gerechten und heyligen man erwegkett, den selben zum ampt des appostolats geruffit, den iczigen pabst⁸, der gancz gneygett und geflissen were, nicht alleyn alle unordnungk der kyrchen abzuschaffen, ßunder auch, ßo vill seyner heyligkeytt umer mochlich, fleiß vorwenden, domit zwyschen den cristlichen gewelten heuptern und fursten fride und eynigkeytt gemacht, do durch in der heyligen kirchen fridsamlich gelebet und dester statlicher dem feyntt der cristenheytt, dem Turgken, widerstantt gethan werde. Weyll dan auch die lutherische faction yn der heyligen cristenheytt nicht eyn cleyne widerwertigkeytt und vorderbungk der selen vorursacht, ßo hette seyn heyligkeytt ym auch bevolen, auff dissem reichs tage do von meldungk zu thun noch inhalcz eyner instruction (die er mich sehen liß, aber nicht lessen) und zu handeln, wie dem mocht begegentt und sulchs vorkomen werden. Darauff were seyn bitt, wue es darzu keme, das ich auch daß beste darzu helffen woltt. Diß ware ungeverlich die substancz der ganczen rede, die er mit myr tett. [10] Darauff ich im widerumb disse antwortt gabe: Erstlich wolt ich anheben an der person des heyligen vatters, des babstes, noch dem man sprech: quod a digniori fieri deberett denominacio, hett ich mehr dan eyns und von villen personen gehortt, mit was tugenden, weißheytten und moraliteten ßeyn heyligkeytt auch vor erlangungk bebstlichs standes gezyrtt, dardurch er meyns achtens auß ßunderlicher vorsehungk gottes zu dem pastorall amptt geruffen und erfordertt, die kirch, welche durch eczliche seyne vorfaren, wie dan seyn reverencz selbst hett gemelt, schwerlich mit unordnungk belestigett und vorfurtt, in besserungk 1736 ⁶ Papst Leo X. ⁷ Heinrich VIII. ⁸ Papst Hadrian VI.

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zu brengen. Dan man innen in dissem amptt erkennen mogkt, ab er gutt ader poeß, und sulchs die philosophi auch anzceygen und sagen: Als dan erkentt man einen man, wen er gesacztt ist zu eynem regirer, aldo er gutt ader ubels thun kan. Thutt er guts und lest noch das ubell, ßo ist er zu loben, auch widerumb, wue er ubels thutt und underlest das gutt, ßo sei er zuvorachten. Wue nun der heyligst vatter, als myr nicht zweiffeltt, guts thun und wyrgken werde in der heyligen kyrchen, die unordnungk abthun, gots lob und gloria meren, den schwachen stantt der cristenheytt in besserungk wenden, wie dan alle cristgleubigen auff ynen eyn eyniges auffmergken und hoffnungk haben, wyrtt seyn heyligkeytt nicht alleyn eyn warer pastor gnantt, ßunder auch an allen zweiffell begnadungk und belonungk von gott unßerm erloser erlangen. [11] Zcum andern, den Luther und seyn faction belangende, must ich bekennen und were auch alßo, das ichs nicht vorstunde gnugksamlich, ab es poeß ader gutt. Darumb wust ich auch do von nichts zu reden und weniger dan eyn kyntt. Dan ich mocht es villeicht gutt heissen und were doch poß, ader mocht es poeß heissen und were doch gutt. Darumb geburtt myr do von nichts bestendigklichs zu reden, ßunder gehorett zu den weissen, vorstendigen und erfarnen in der heyligen schrifftt. Die musten wissen, auch urteln, ob des Luthers lehr, schrifftt und opinion gegrunt in der heyligen schrifftt, bewerlich, zuleßlich ader nicht were. Do hyn ichs zu dissem mall auch stellen wolt. [12] Zcum dritten, das eczlich mancherley rede teten von e. curfl. g. des Luthers halben etc., were myr woll gleublich, das villeicht vill und mancherley e. curfl. g. auffgelecht wurde, und von eynem iczlichen, darnoch er e. curfl. g. gunnett. Es wust aber seyn reverencz vast woll, das nye keyner auff erden ßo tugentlich gelebt, dem nicht ubels nochgerett, auch Cristo selbst nicht, der doch an alle ßunde gewest, wie woll man im unrecht gethan. Nun muß ye der knecht nicht grosser seyn den der her, wie Christus selbst bezceugett.⁹ Ist es dan Cristo beschen, wie kond es den e. curfl. g. uberig seyn? Aber es mochten sich e. curfl. g. trosten, das man e. curfl. g. unrecht thett, und die e. curfl. g. etwas unbillichs aufflegen wolten, das sie es auß purem neytt thetten. Dan ich mocht seyner reverencz warlich anzceygen und bestendigklich berichten, das e. curfl. g. mit des Luthers sach als eyn leihe nichts zu thun hetten. Es gyngk auch e. curfl. g. die selb sach nichts an. Das der Luther schrib und predigett, das were wider die geystlichen. Doreyn mischten sich e. curfl. g. nicht. Sie wurden sich woll noch vormoge der warheytt mit eynander voreynigen. Szo mocht ich im auch auff meynen glauben mit warheytt anzceygen, das e. curfl. g. sider dem reichs tage zu Wurms¹⁰ den Luther bis auff diße stunde nicht gesehen hetten, mit im nicht gerett, im auch nicht geschriben ader etwas erzceygett, das sich zu gemeynschafftt zcihen mochtt. Darumb ßo konde man e. curfl. g. mit warheytt derhalb nichts zu 1736 ⁹ Joh 13,16 und Joh 15,20. ¹⁰ Reichstag zu Worms 1521.

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vorunglympffungk aufflegen. Was aber die schme belangett, die der Luther dem konigk von Engelantt und andern solde gethan haben etc., do konden e. curfl. g. nicht vor. Woll wust ich, das es e. curfl. g. gancz zu entgegen were, wue ymancz zu schmehen von im ader eynem andern vorgenomen. Es were aber e. curfl. g. nicht mochlich, bey yderman sulchs in e. curfl. g. landen zuvorkomen. Es hetten es auch die bebst zu Rom, keyser und konige yn yren steten, landen und gebiten, auch das, ßo wider yr selbst person were außgangen, nicht vorhuten noch vorkomen konnen, wie dan seyn reverencz das woll abnemen mocht. [13] Nun mocht man auch woll sagen, der Luther were in e. curfl. g. statt, do solten e. curfl. g. ynnen nicht leiden etc. Darauff gebe ich im vor meyn person dissen bericht: Es mocht woll seyn, das e. curfl. g. im die statt zcuvor piten und ynnen hynwegk zu jagen hett. Ich konde aber yn meyner eynfaltt nicht befynden, wue es von e. curfl. g. beschee, das der sachen domit geholffen ader etwas guts darauß erfolgen wurde auß noch erzcelten ursachen: Erstlich, szolt der Luther von Wittenbergk vorjagett und vortriben werden, were mochlich, das vill unrats und yrrige eynfurungk zu vorterb der selen darauß erfolgen mocht durch die, ßo seynen fußstapfen nochgehen wolden und doch des vorstands nicht weren, lerten und predichten, das nicht alleyn wider die ordnungk der kyrchen, ßunder auch wider gutt cristlich sitten und gewonheytten, darauß mit der zceytt, wue es alßo eyn wurczeln wurde, eyn ganczer mißglaub erwuchs, das doch zum hochsten solde zu flihen seyn, wie dan zum teyll hie vor auch besehen und angefangen wurde. Dan der Luther, nochdem er von Wurms zcoge, in eczlicher zceytt zu Wittenbergk nicht gewest, do sich dan auß boser underweißungk yr eczlicher vill unschigkligkeytt begeben, die vorursacht haben, das eczliche altaria weren abgebrochen, die pildnus der heyligen vorbrantt, den bristern vorhynderungk gethan, das amptt der meß zu halden und der gleichen ubungen, die doch dem Luther gancz entgegen. Schreib und batt, sulch unbequemigkeytt abczustellen, mit der tatt sulchs nicht anczugreiffen, bis das es durch gemeyne vorsamlungk der cristenheytt geandertt, aber wenigk frucht darauß entstunde. Do durch er geursacht, sich widerumb gegen Wittenbergk zu fugen an vorwissen und willen e. curfl. g., angezceychte eynfurungk in anderungk zu stellen, als er dan auch gethan. Und were ßunder zweyfell zu reden eyn mergkliche grosse unschigkligkeytt aldo entstanden, wue sich der Luther do hyn in rechter zceytt nicht gefugett. Szoltt er nun mals aber außgetriben werden, were zu besorgen, das widerumb etwas mocht von den nicht genugksamen vorstendigen eyngefurtt werden, do durch geferligkeytt der selen und ergerungk des nechsten entstehen mocht, das doch nicht gutt ader seligklich were. Zum andern, wue er außgetriben wurde, were woll mochlich, das nicht alleyn in der statt Wittenbergk, ßunder auch im furstenthum auffrur und sediciones¹¹ enstehen mochten und gesagett werden: Man hatt den Luther 1736 ¹¹ Zerwürfnisse.

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mit warheytt der schrifftt nicht uberwynden konnen, nun gebraucht man gegen im gewalts, darumb, das er das ewangelium predigett und die warheytt sagett. Diß ursachen nymancz anders dan alleyn die geistlichen. Die haben uns hie vor vorfurtt, wollen uns iczuntt nicht gunnen, den grundt der warheytt und den rechten wegk Cristi zu erfaren etc. Und mocht alßo eyn widerwertigkeytt den geistlichen widerfaren, die nicht gutt were, auch nicht woll mochlich, e. curfl. g. an grossen nochteyll zuvorkomen. Zum dritten stunde es darauff, das sich der Luther villeicht an eyn ander ortt begeben mocht, do er nicht zu der billigkeytt (die er doch meyns achtens gar nicht fluge) als zu Wittenbergk zu bekomen were. Darumb es e. curfl. g. gar nicht zu raten, im disser gestaltt und noch zur zceytt Wittenbergk und e. curfl. g. furstenthum zuvorbitten. [14] Aber mich bedungkett, das disser sachen woll zu thun seyn soltt mitt guter vornunfftt an alle auffrur, und das yderman des woll zufriden stunde. Dan meyns vorstehens wolde es sich in keynem wegk leiden noch auch thun lassen, etwas mit gewaltt hyrinnen vorzunemen, ßunder mit gutter vorsichtigkeytt, an das wurde es eyn mergklichen grossen auffrur im reich erwegken, der liderlich nicht zu stillen, und doch der merer teyll uber den geistlichen außgehen, do durch alles vorhaben wider den Turgken und ßunst gancz umbgestossen wurde, das doch nicht zu raten, ßunder zuvorhuten seyn solde, ßo vill umer mochlich. Weyll aber dißes thun durch lehr, schrifftt und predigen eyngefurtt, ßo must man das auch (wue es nicht gutt) widerumb durch gutte lehr, schrifftt und predigett außgetylgett und außgerodett werden. Des sich woll eczliche zu thun understanden, es were aber bey den leuten und dem Luther nicht angesehen. Darumb, noch dem diß thun gottes ehr und unßer seligkeytt betreff und wyr auß unßer eygen providencz und weißheytt hyrinnen noch auch in andern sachen nichts seligklichs, guts ader bestendiges thun mochten, ßo were gancz nott, Cristum umb gnade und beistantt anzusuchen. Derhalb solt vor allen dyngen im reich geboten und eyn edict außgeschigktt werden an alle bischoff mitt vormeldungk, weyll sich eyn zcißma yn der heyligen kyrchen erregett hett, das das folgk zum teyll vorirrett und nicht wust, was es thun ader gleuben solt, das man gott wolde mit ernst und fleiß anruffen, seyn gotliche gnade zuvorleihen, domit es auff den wegk geschigktt und bracht werde, do durch seyn gotlich lobe gemertt, seyn ehr gesucht und unßer seligkeytt darauß entsthee. Zum andern, das bebstliche heyligkeytt und keyserliche Matt. auß allen cristlichen konigkreichen und landen eyner iczlichen nacion die gelertesten, vorstendigksten und erfarensten in der heyligen schrifftt an gelegene malstatt auff eyn benumpte zceytt erfordern solden, do hyn man den Luther sampt seynen anhengern auch bescheyden und mit freyhem, sichern gleitt vorsehen must, sich von den artigkeln, dye man yrrigk hilde, bruderlich, freuntlich und gutigklich zu underreden, nicht mit pochen, scharren ader drauen, auch nicht mit schmehen, ßunder seligklich und cristlich. Nem vor der Luthers bucher und schrifftt, zceyget im an die artigkell,

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die do yrrigk seyn solden, frageten yn und nummen bericht widerumb von ym, conversireten alßo bruderlich und freuntlich durch eynander, erclerett yder dem andern die schrifftt und wie sie eyn iczlicher vorstunde etc. Szo stellett ichs in keynen zweiffell, wue es in trauder zuversicht zu Cristo und in eynem bestendigen, vesten glauben besche, gott der heylige geist wurde wyrgken und seyn gnade mitteylen, das sie sich viller artigkell und den merern teyll voreynigen wurden. Und welche artigkell sie sich alßo eyntrechtigklichen entschlussen, das die selben beßunder auff eyn ortt gesacztt, welche sie sich aber nicht voreynigen mochten, und die andern alle dem Luther entgegen weren, das die selben auch beßunder vorzceychentt wurden. Und welche die weren, der man sich voreyniget hett, die liß man darnoch publice außgehen mit vorkundigungk, das eyn yder die artigkell halten solde ader halden mocht noch artt eyns iczlichen artigkels. Der man sich aber nicht hett mogen voreynigen und noch zweifflich stunden, das man den alles volk ermanett hett, den selben artigkeln nicht anzuhangen, bis ßo lange es von gemeyner kirchen anders erkantt und decernirtt¹² wurden. Diß solt hyrzu dynstlich seyn, das do durch vill schwacher und yrrender gewissen gestergkt, auch geweist wurden, wes sie sich halten solden, und vill wurden manchem artigkell anhangen, weyll man sich des vorgleicht, die es iczuntt vor beschwerlich achten, und auch vill von eczlichen artigkeln abstehen, die sie iczuntt halten und nochgehen. Wue dan noch groß der artigkell, der man sich nicht hett konnen ader mogen voreynigen, die nottorfftt erfordern wurde, derhalb ader von ander sach wegen eyn generall concilium zu erfordern, das mocht den durch bebstliche heyligkeytt und key. Mat. auch noch gelegenheytt zum forderlichsten vorgenomen und geordentt werden, und alßo eyn neue und gute reformacion yn der ganczen cristenheytt auffgericht. [15] Welchs dem babstlichen nunctio alßo, wie er sich vornemen liß, woll gefyll. Sagett, wolde sulchs von stund an dem babst schreiben, batt mich auch, angezceychte meyne opinion den stenden und dem regement auch zuvormelden, und das ich ym meynen namen wolde vorzceychentt geben.

1737 Merseburg, 11. Dezember 1522 (Donnerstag nach Conceptionis Marie) Günther von Bünau an Kf. Friedrich → 1718 [1] Günther von Bünau [zu Elsterberg] erhielt das Schreiben [Nr. 1718] Kf. Friedrichs mit der Information, dass sich Kf. Friedrich wegen der Klagen Bünaus schriftlich an das Kapitel [des Georgenstifts] zu Altenburg wendet und erwartet, dass das Kapitel Bünau dasjenige gibt, was ihm zusteht. [2] Da Günther von Bünau davon ausging, dass das Kapitel sich an [die Weisung] des kfl. Briefs hält, hat er einen Boten nach Altenburg geschickt und dem Prokurator [Konrad Kraft] geschrieben. Der Prokurator sollte den 1736 ¹² Entschieden, bestimmt, beschlossen.

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[zwischen 11. und 20. Dezember 1522]

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Brief Kf. Friedrichs den Stiftsherren übergeben und die ausstehenden Gelder Bünau zuschicken. [3] Die Meinung der Stiftsherren kann Kf. Friedrich aus der beiliegenden Antwort des Prokurators entnehmen.¹ [4] Obwohl Bünau den Kf. nicht weiter mit seinen Schreiben belästigen wollte, kann er nicht schweigen, weil das Kapitel dem kfl. Befehl gegenüber ungehorsam ist. [5] Bünau bittet den Kf. darum, nochmals einzugreifen, um ihm zu seinen ausstehenden Geldern zu verhelfen und Unrecht nicht ungestraft zu lassen. [6] Der Kf. soll aber der Gegenseite nicht ungnädig sein, damit Bünau in Zukunft nicht weiter geschmäht und geschädigt wird. [7] Bünau, der für den Kf. beten will, bittet um erneute Antwort. A

LATh – StA Altenburg, Landesregierung, 4251, fol. 137rv (Ausfertigung).

1738 [Weimar], [zwischen 11. und 20. Dezember 1522] Wolfgang Stein an Hz. Johann [1] Wolfgang Stein erinnert Hz. Johann daran, dass der Hz. ihn und die Franziskanermönche zu Weimar wegen ihrer unterschiedlichen Ansichten über die Messe vorgeladen hatte. Während Stein über das Abendmahl als Gedächtnis Christi predigt, halten es die Franziskaner für ein Opfer gemäß den Aussagen der Kirchenväter, Konzilien und der Gewohnheit der Kirche. Gegen diese Position behauptete Stein, dass nichts über dem Wort Gottes steht. Alles muss sich nach dem Wort Gottes richten, und dies betrifft auch die Messe, die kein Opfer ist. Da die Franziskaner dagegen noch viele Argumente vorbringen wollten, gestattete Hz. Johann, sie zu verschriftlichen. Ihre Stellungnahme [Nr. 1735] liegt nun vor, wie Hz. Johann sehen kann. Stein will darauf antworten und bittet Hz. Johann deshalb, ihm nicht nachzutragen, dass er dafür die Argumente der Franziskaner wiederholt. [2] Zunächst berufen sich die Franziskaner auf die Tradition der Kirche, die Messe ein Opfer zu nennen. Stein weist darauf hin, dass man Mt 18[,17] nicht so auslegen kann wie die Franziskaner, weil es an dieser Stelle um das Gericht über die Sünde geht. Die Franziskaner geben vor, Stein glauben zu wollen, wenn er bessere Belege für seine Position beibringen kann. Stein weiß nicht, was er darauf antworten soll, weil die Franziskaner die Heilige Schrift nicht als ausreichenden Beleg anerkennen. Er kann nur hoffen, dass sie die Bibel anerkennen und Paulus als christlichen Lehrer gelten lassen. Aus den Einsetzungsworten des Abendmahls geht klar hervor, dass die Messe kein Opfer, sondern ein Gedächtnis und eine Verheißung (promission) ist. Hätte Christus gewollt, dass die Messe als Opfer angesehen wird, hätte er dies seinen Jüngern klar gesagt. Dies bezeugt auch Paulus in 1 Kor 11[,23–25]. Da diese Worte klar sind, besteht kein Grund, an ihnen zu zweifeln oder ihnen etwas hinzuzufügen. [3] Ferner zweifeln die Franziskaner den Grundsatz Steins an, dass nichts zur Heiligen Schrift hinzugefügt werden darf. Stein 1737 ¹ Konrad Kraft, Prokurator zu Altenburg, teilte am 7. Dezember 1522 Günther von Bünau mit, dass er das Schreiben Bünaus erhielt und den beigelegten Brief Kf. Friedrichs dem Kapitel übergab. Auf seine Nachfrage an das Kapitel hin, ob er nun die Anteile und Präsenzgelder Bünaus diesem schicken darf, wies ihn das Kapitel erneut an, die Gelder einzubehalten (LATh – StA Altenburg, Landesregierung, 4251, fol. 136r).

836

[zwischen 11. und 20. Dezember 1522]

Nr. 1738

wird in diesem Punkt nicht nachgeben, denn die Auffassung der Messe als ein Opfer ist ein Zusatz zur Heiligen Schrift und gegen die heilige christliche Kirche, die durch Christus erbaut wurde. Die Franziskaner meinen, dass sich durch diese Argumentation Stein selbst verdammt. Doch dies kann nur eine Falle der Franziskaner sein. Ihre Aussage, dass die Kirche nichts gegen den Willen Gottes zum Wort Gottes hinzusetzen kann, beweist gar nichts. Stein behauptet im Gegenteil, dass der Papst bereits Gesetze erlassen hat, die gegen das Wort Gottes sind, wie man an „De sententia et re iudicata“¹ sieht. Darin meint der Papst, dass er dem Kaiser übergeordnet sei und dessen Amt für sich beanspruchen könnte. Dies widerspricht klar dem biblischen Zeugnis. Gleiches gilt für weitere im Kirchenrecht geregelte Vorrechte der Kirche, wie geistliche Gerichtsbarkeit, Freiheit von Steuern und Abgaben oder weltliche Macht und Ehrentitel der Bischöfe und Kardinäle.² Außerdem ruft der Papst entgegen den Geboten Christi zum Krieg auf. [4] Die Franziskaner werfen Stein vor, dass er etwas zum Wort Gottes hinzusetzt. Dabei wollen sie von ihm wissen, wo in der Schrift steht, dass die Messe kein Opfer ist, ohne dass sie einen Beleg gebracht haben, dass es so ist. Die Franziskaner sollen ein Licht anzünden oder eine Brille aufsetzen, um in der Heiligen Schrift die entsprechenden Belege zu finden. Die Schlussfolgerung der Franziskaner, dass man nichts, das gegen das Wort Gottes gerichtet ist, zur Heiligen Schrift hinzusetzen darf, richtet sich gegen ihre eigene Argumentation. Ferner meinen sie, dass die Kirche der Leib Christi und auf einen Felsen gebaut ist. Stein wundert sich, dass sie dies so oft schreiben, da es nur für die wahre Kirche, nicht aber für die Papstkirche gilt. Diese setzt dem Wort Gottes etwas hinzu und ist gegen Christus und sein Wort eingestellt. Die Franziskaner beziehen sich am Ende ihrer Argumentation auf die wahre Kirche. In vielen Punkten kann ihnen nicht widersprochen werden, außer dass sie die Messe ein Opfer nennen. Dadurch lästern sie Christus. Sie bezeichnen Christus als Priester, erkennen aber nicht, dass sein Opfer im Vergießen seines Blutes zur Vergebung der Sünden bestand. Dieses einmalige Opfer ist vollkommen und muss nicht wiederholt werden. Stein kann der Argumentation mit der Ordnung Melchisedeks und dem Propheten Maleachi nicht zustimmen. Die Franziskaner verzerren das biblische Zeugnis, bringen keine klaren Beweise bei und wollen klüger sein als Gott. Sie meinen, dass das Sakrament des Abendmahls verfallen wird, wenn es nicht mehr als Opfer aufgefasst wird. Das Gedächtnis Christi wird nicht fallen, sondern mehr und mehr aufgerichtet, wenn das Wort Gottes rein und lauter gepredigt wird. Die Jahrgedächtnisse können fallen, weil dadurch nur Lebensmittel eingesammelt werden. Mit dem in der Schrift erwähnten beständigen Opfer ist das Abtöten der fleischlichen Begierden und die Unterordnung unter Gottes Geist gemeint, nicht aber die Messe. Es geht bei dieser Sache nicht um menschliche Meinungen, sondern um den festen Glauben, der aus dem Wort Gottes kommt. [5] Stein erinnert Hz. Johann daran, dass sich alles dem Wort Gottes unterordnen muss. Er bittet Hz. Johann, die beiden Argumentationen nach dem Wort Gottes zu beurteilen. Dabei will Stein bleiben, weil Kirchenväter oder Konzilien irren können.

1738 ¹ CICan 2, Sp. 1151–1153. Dabei handelt es sich um ein Dekret des Konzils von Vienne (1311/12), das Papst Clemens V. dem Kirchenrecht hinzugefügt hat. ² Stein nennt weitere Beispiele, die sich in CICan 2, Sp. 1178, CICan 1, Sp. 755 und 944 finden.

Nr. 1739

12. Dezember 1522

837

Wolfgang Stein: Ob / dz aller hochwirdigeste Sacrament / des leibs unnd blutes / unsers heilmachers Christi / anders benenhet moge werden dan eyn getreu Testament [. . .]. Erfurt 1523 (VD16 O 33), fol. [Biii]v–Eiiiv (Druck). Bem. Zur Datierung vgl. die Bemerkung bei Nr. 1735 und das Schreiben Martin Luthers an Wolfgang Stein vom 20. Dezember 1522, in dem er mitteilte, dass er nichts gegen Steins Entgegnung auf die Argumente der Franziskaner zu Weimar [Nr. 1735] über die Messe einzuwenden hat (WA.Br 2, S. 638f., Nr. 560). A

1739 Weimar, 12. Dezember 1522 (Freitag nach Conceptionis Marie virginis) Hz. Johann an Kf. Friedrich → 1733 [1] Hz. Johann erhielt das Schreiben [Nr. 1733] Kf. Friedrichs mit dessen Meinung zu etlichen Punkten. [2] Hz. Johann bedankt sich, dass Kf. Friedrich seine Räte über die Angelegenheit des [Amtes] Gerstungen verhandeln ließ. Auch die drei Doktoren der Universität Wittenberg [Hieronymus Schurff, Christian Beyer und Johann Schwertfeger] um Rat zu bitten ist sinnvoll, damit vor dem Termin der Ablösung des [Amtes] Gerstungen [vom Benediktinerkloster Fulda] Hz. Johann und Kf. Friedrich dem Koadjutor zu Fulda [Johann III. von Henneberg] auf dessen Schreiben antworten können. Hz. Johann will in der Sache auch Hz. Georg von Sachsen um Rat fragen und dessen Antwort an Kf. Friedrich übermitteln. [3] Auseinandersetzung zwischen Hans von Obernitz und [Wolf von Dolnitz]. [4] Wegen der Streitigkeiten zwischen dem Kapitel [des Georgenstifts zu Altenburg] und einigen neuen Stiftsherren zu Altenburg bezüglich der Statuten sowie zwischen dem Kapitel und den Pfarrern zu Kahla [Conrad Rupsch] und Lucka [Johann Engelhard] wird Hz. Johann, der Bitte Kf. Friedrichs entsprechend, die Parteien vorladen. Den Termin des angesetzten Tages teilt Hz. Johann dann Kf. Friedrich mit, damit dieser auch einen instruierten Vertreter zur Verhandlung schicken kann, worum Hz. Johann bittet. [5] Hz. Georg von Sachsen hat wegen der in Naumburg festgelegten Artikel geantwortet und eingewilligt, dass am 12. Januar [1523] auf dem Schneeberg unter anderem wegen des Abts [Gregor Küttner des Zisterzienserklosters] Grünhain verhandelt wird. [6] Korrespondenz mit Mgf. [Joachim von Brandenburg] wegen Otto Schenk. [7] In den Angelegenheiten derer von Pappenheim und [Eukarius] Rosenaus berichtet Hz. Johann das nächste Mal. [8] Zettel: Entscheidung im Streitfall zwischen Hans von Obernitz und Wolf von Dolnitz. → 1742 A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. A 229, fol. 77r–82v, Zettel: 81r–82v (Ausfertigung, die Reihenfolge wurde vor der Foliierung verheftet, richtig ist 77rv, 79rv, 80rv, 78rv).

[Altenburg], 13. Dezember 1522 (Sonnabend nach Conceptionis Marie virginis gloriosissime) Propst [Albrecht von Meckau], Dekan [Konrad Gerhart] und Kapitel des Georgenstifts zu Altenburg an Kf. Friedrich 1740

→ 1719 [1] Propst, Dekan und Kapitel des Georgenstifts zu Altenburg erhielten das Schreiben [Nr. 1719] Kf. Friedrichs wegen der erneuten gegen sie gerichteten Klage

838

14. Dezember 1522

Nr. 1741

Günther von Bünaus [zu Elsterberg]. Der Kf. forderte von ihnen, Bünau zufriedenzustellen. [2] Propst, Dekan und Kapitel erinnern Kf. Friedrich daran, dass der Streit, den Bünau mutwillig und unrechtmäßig gegen sie entfachte, von den neuen Statuten herrührt, an die sich bisher alle Stiftsherren gehalten haben. Kein Stiftsherr trat zuvor so ungehorsam gegen die Statuten auf wie jetzt Günther von Bünau. Dieser hatte geschworen, die Statuten zu halten. Wie Bünau seinen Eid befolgt, soll der Kf. entscheiden. [3] Sie erinnern den Kf. auch daran, wie Bünau vermessen und grundlos dem Kf. berichtete, dass Kanzler Gregor Brück auf kfl. Befehl hin angeordnet haben soll, von den Statuten Abstand zu nehmen. [4] Weder zu ihren Zeiten noch zu Zeiten ihrer Vorgänger gab es jemals grundlos einen Streit mit einem der Stiftsherren oder mit einem anderen Angehörigen des Stifts. Auch mit Bünau würden sie sich lieber vertragen, wenn er gehorsam wäre. [5] Was aufgrund seines Ungehorsams unternommen wurde, geschah nicht grundlos und um Bünau zu beleidigen, sondern um die Statuten des Stifts aufrechtzuerhalten und die darin vorgesehenen Strafen anzuwenden. So sollte mit dem Einbehalten der Zinsen und Präsenzgelder Bünau dazu gebracht werden, sich an seinen Eid zu halten und gehorsam zu sein. [6] Bünau meint, sich darauf berufen zu können, dass die Statuten durch Kf. Friedrich nicht schriftlich bestätigt wurden. Allerdings verwarf Kf. Friedrich die Statuten auch nicht, und die Stiftsherren trugen die darin vorgesehenen Lasten. Auch bat das Kapitel den Kf. um die Bestätigung der Statuten, die dem Wohl der Kirche dienen. Daher hoffen Propst, Dekan und Kapitel, dass sich auch Günther von Bünau an die Statuten und an seinen Eid halten muss und dass er kein Recht hat, ihnen unangebrachtes Verhalten vorzuwerfen. Vielmehr verhielt sich Bünau ungebührlich. [7] Bünau hofft weiterhin auf die Auszahlung seiner Gelder, obwohl er in der Sache keinen Grund dazu hat. [8] Propst, Dekan und Kapitel bitten Kf. Friedrich darum, Bünau anzuweisen, von seinem ungebührlichen Verhalten Abstand zu nehmen und entsprechend seinem Eid gehorsam zu sein, damit der Kf. in dieser Angelegenheit nicht weiter belästigt wird. Sie wollen für den Kf. beten. [9] Zettel: Wie erfolgreich der Befehl des Kf. an den Pfarrer von Lucka [Johann Engelhard] war, sich mit dem Kapitel wegen der ausstehenden Pension zu vertragen [vgl. Nr. 1696], kann der Kf. dem beiliegenden Antwortschreiben des Pfarrers entnehmen. Dessen Anliegen ist nicht stattzugeben. Er bezieht jährlich Gelder aus Breitenhain, die nicht nach Lucka gehören, und er betreibt viele fremde Geschäfte und auswärtige Stellvertretungen, so dass er einen Kaplan anstellen musste. Daher bitten Propst, Dekan und Kapitel den Kf. darum, dem Pfarrer nochmals nachdrücklich zu befehlen, seinen Verpflichtungen ihnen gegenüber nachzukommen. → 1744 A

LATh – StA Altenburg, Landesregierung, 4251, fol. 138r-140r, Zettel: 140r (Ausfertigung).

1741 Lochau, 14. Dezember 1522 (am vierzehnten Tag Decembris) Kf. Friedrich an Anton Tucher → 1724 [1] Kf. Friedrich erhielt das Schreiben [Nr. 1724] Anton Tuchers und ist erfreut, dass Tucher das übersandte Neue Testament [Martin Luthers] gelesen hat. Da Tucher so lange nicht antwortete, befürchtete Friedrich, dass das Buch in Nürnberg verboten wurde

Nr. 1742

16. Dezember 1522

839

[vgl. Nr. 1693], wie es auch an anderen Orten geschehen ist. [2] Münzangelegenheiten. [3] Neuigkeiten. → 1755 A StadtA Nürnberg, E 29 IV, Nr. 678, unfol., 2 Bl. (Ausfertigung). Ed. Westphal: Korrespondenz, S. 570f., Nr. 401 (Volltext). Bem. Laut seinem Eingangsvermerk erhielt Anton Tucher den Brief am 24. Dezember.

1742 Lochau, 16. Dezember 1522 (Dienstag nach Lucie) Kf. Friedrich an Hz. Johann → 1739 [1] Kf. Friedrich erhielt das Schreiben [Nr. 1739] Hz. Johanns in Reaktion auf die Meinungen des Kf. in einigen Punkten. [2] Die Antwort Hz. Johanns in der Angelegenheit [des Amtes] Gerstungen gefiel Kf. Friedrich. Wenn der in Auftrag gegebene Ratschlag von [Hieronymus Schurff, Christian Beyer und Johann Schwertfeger] eintrifft, wird Kf. Friedrich diesen an Hz. Johann schicken. Wenn Hz. Johann in der Angelegenheit etwas von [Hz. Georg von Sachsen] hört, soll er dies Friedrich mitteilen. [3] Auseinandersetzung zwischen Hans von Obernitz und [Wolf von Dolnitz]. [4] Kf. Friedrich dankt Hz. Johann dafür, dass dieser wegen der Streitigkeiten zwischen dem Kapitel [des Georgenstifts zu Altenburg] und einigen neuen Stiftsherren die Parteien zur Verhandlung vorladen will, und bittet Hz. Johann, ihm den Termin dafür rechtzeitig mitzuteilen, weil er auch einen Vertreter schicken will. [5] Kf. Friedrich berichtet Hz. Johann über einen neuen Vorfall am [Georgenstift zu Altenburg]. Ein Bürger der Stadt Altenburg beklagte sich bei Kf. Friedrich darüber, dass der Priester Ludwig Schauer, Pfarrer [an der Kapelle] zu Sankt Martin, die Ehefrau des Bürgers ohne dessen Wissen zu einer Stiftung über 40 alte Schock veranlasst hat. Als Kf. Friedrich dem Amtsverweser zu Altenburg [Jan von Wernsdorf] befahl, die Angelegenheit in Anwesenheit von ein oder zwei Stiftsangehörigen zu verhandeln und gerecht zu entscheiden, wollten Propst [Albrecht von Meckau] und das Kapitel es nicht gestatten, dass der Priester in dieser Sache vor den Amtsverweser geladen und verhört wird. Sie gaben an, entsprechend privilegiert zu sein. Kf. Friedrich möchte, dass im Zusammenhang mit der anzusetzenden Verhandlung mit dem Kapitel auch über diesen Vorfall gesprochen wird. [6] Kf. Friedrich ist mit dem Verhandlungstag am 12. Januar [1523] auf dem Schneeberg unter anderem wegen der Angelegenheit des Abts [Gregor Küttner des Zisterzienserklosters] Grünhain einverstanden. [7] Korrespondenz mit Mgf. Joachim [von Brandenburg] wegen Otto Schenk. A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. A 229, fol. 85r–87v (Konzept).

1743 Lochau, 16. Dezember 1522 (Dienstag nach Lucie) Kf. Friedrich an Abt [Balthasar Koswick] des Zisterzienserklosters Dobrilugk → 1732 [1] Kf. Friedrich teilt Abt [Balthasar Koswick] des Zisterzienserklosters Dobrilugk mit, dass er dessen Antwortschreiben [Nr. 1732] in der Angelegenheit des Martin

840

18. Dezember 1522

Nr. 1744

Otte, Donat Dahme und Matthes Otte erhielt und diesen vorlegen ließ. Sie reagierten mit einem erneuten Schreiben, das Kf. Friedrich dem Abt mitschickt. [2] Da die Gesandten des Abts wegen des Falls Gregor Krügers am 22. Dezember ohnehin in Torgau anwesend sind, bittet Kf. Friedrich den Abt, dass er seine Gesandten beauftragt, am 23. Dezember auch den Fall Martin Otte, Donat Dahme und Matthes Otte zu verhandeln.¹ A Ed.

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Kk 293, fol. 2r (Konzept). Urkundenbuch des Klosters Dobrilugk, S. 352, Nr. 554 (Regest mit Teiledition).

1744 Lochau, 18. Dezember 1522 (Donnerstag nach Lucie) Kf. Friedrich an das Kapitel [des Georgenstifts] zu Altenburg → 1740 [1] Kf. Friedrich erhielt den erneuten Bericht [Nr. 1740] des Kapitels [des Georgenstifts] zu Altenburg als Antwort auf sein Schreiben [Nr. 1719] und auf die Beschwerdeschrift [Nr. 1717] des Stiftsherrn Günther von Bünau [zu Elsterberg]. [2] Kf. Friedrich dachte, dass sich das Kapitel und Günther von Bünau, da sie [als Angehörige des Georgenstifts] zusammengehören, untereinander friedlich einigen. Weil sich der Streit aber weitläufig und schwierig gestaltet, wie Kf. Friedrich aus den an ihn gerichteten Schreiben [Nr. 1737 und Nr. 1740] erkannte, werden Hz. Johann und er beide Streitparteien vorladen, damit die Angelegenheit angehört und rechtmäßig entschieden wird. A

LATh – StA Altenburg, Landesregierung, 4251, fol. 141r (Konzept).

1745 Lochau, 18. Dezember 1522 (Donnerstag nach Lucie) Kf. Friedrich an Hans von Frauenhorst [1] Kf. Friedrich informiert Hans von Frauenhorst zu Grochwitz, dass sich die Priesterschaft der Pfarrkirche zu Wittenberg über ausstehende jährliche Zinsen beschwerte, die Frauenhorst ihr trotz mehrfacher Mahnungen nicht gezahlt hat. [2] Kf. Friedrich fordert Frauenhorst zur Zahlung auf, es sei denn, er hat triftige Gründe, die dagegensprechen. Diese soll er dann dem Kf. zur weiteren Entscheidung mitteilen. A LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Kk 1396, fol. 1rv (Konzept). Bem. Das Konzept diente als Vorlage für ein gleichlautendes Schreiben an Hans Wilmar zu Dabrun.

1743 ¹ Ebenfalls am 16. Dezember 1522 schrieb Kf. Friedrich an Martin Otte, Donat Dahme und Matthes Otte und bot ihnen als Verhandlungstag in der Streitsache mit dem Abt zu Dobrilugk den 23. Dezember in Torgau an (LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Kk 293, fol. 3rv, Konzept).

Nr. 1746

22. Dezember 1522

841

1746 Lochau, 22. Dezember 1522 (Montag nach Thome) Kf. Friedrich an Hans von der Planitz → 1736 [1] Kf. Friedrich erhielt das Schreiben [Nr. 1736] des Hans von der Planitz, in dem dieser über die Rede des Nuntius [Francesco Chieregati] vor den Ständen und dem Reichsregiment wegen [Martin] Luther berichtet hatte. Wenn Planitz eine Abschrift der Instruktion erhalten kann, soll er sie zusammen mit der dem Nuntius erteilten Antwort der Stände schicken. Kf. Friedrich las auch die Aufzeichnungen über das Gespräch mit dem Nuntius, die ihm gefallen. Planitz hat dem Nuntius nur in seinem und nicht im Namen Kf. Friedrichs geantwortet, so dass er nichts Falsches sagen konnte. Die anderen Nachrichten über den Rittertag in Schweinfurt und verschiedene Druckschriften hat Kf. Friedrich vernommen. [2] Dank für Nachrichten über Goldschmiedearbeiten, die Angriffe der Türken auf Rhodos, den vereitelten Anschlag auf Bf. [Georg] von Speyer, die Einigung mit Franz von Sickingen sowie Bedenken wegen der Hilfe für Ungarn. [3] Herberge für eine mögliche Teilnahme Kf. Friedrichs am Reichstag. Korrespondenz mit Bf. [Gabriel] von Eichstätt. Bitte um weitere Nachrichten über die Einfälle der Schweizer in Schwaben. → 2. Januar 1523 A Ed.

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. E 90, fol. 92r–93v (Konzept). Wülcker / Virck: Planitz Berichte, S. 278–280, Nr. 125 (Volltext).

1747 22. Dezember 1522 (Montag nach Sankt Thome, des heiligen Apostels) Christoph von Bresen zu Motterwitz an Kf. Friedrich [1] Christoph von Bresen bedankt sich für das Antwortschreiben Kf. Friedrichs vom 2. Dezember aus Lochau. Der Kf. teilte Bresen auf dessen Schreiben [Nr. 1721] hin mit, dass er über die Angelegenheit des Zinskaufes, der die Augustinereremiten zu Wittenberg, [Günther von] Staupitz zu Dabrun, Christoph von Bresen und dessen Bruder betrifft, Erkundigungen einziehen und ihm dann antworten will. [2] Bresen bittet Kf. Friedrich nochmals um Unterstützung mit Verweis auf die Supplikationen, die er und sein Bruder an den Kf. gerichtet hatten. Der bereits seit elf Jahren bestehende Vertrag ist eine große Last. Zu Weihnachten ist wieder ein jährlicher Zins in Höhe von 90 rheinischen Gulden zusammen mit etlichen ausstehenden Zinsen zu zahlen. [3] Die Entscheidung des Kf. nach Erhalt und Prüfung aller Informationen werden Christoph von Bresen und sein Bruder akzeptieren. → 1748 A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Kk 1432, fol. 2rv (Ausfertigung).

1748 Lochau, 23. Dezember 1522 (Dienstag nach Thome) Kf. Friedrich an Christoph von Bresen zu Motterwitz → 1747 [1] Kf. Friedrich erhielt das erneute Schreiben [Nr. 1747] des Christoph von Bresen wegen des Vertrags zwischen ihm und den Augustinereremiten zu Wittenberg

842

23. Dezember 1522

Nr. 1749

über wiederkäufliche Zinsen. [2] Laut Wissensstand Kf. Friedrichs über die Angelegenheit hätte sich Christoph von Bresen mit seinen Problemen an Günther von Staupitz oder an dessen Erben wenden müssen und nicht an die Mönche. [3] Daher entscheidet Kf. Friedrich auch im Namen Hz. Johanns, dass Bresen die Zinszahlung an die Augustinereremiten gemäß Vertrag leisten soll.¹ Danach kann eine Vorladung an die Mönche und die Erben des verstorbenen Staupitz ergehen. A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Kk 1432, fol. 3rv (Konzept).

1749 Wittenberg, 23. Dezember 1522 (Dienstag nach Thome apostoli) Johann Dölsch an Kf. Friedrich [1] Johann Dölsch, Kustos am Allerheiligenstift zu Wittenberg, beklagt sich bei Kf. Friedrich darüber, dass der Vikar der Propstei zu Klöden seine Zahlungen für die Kustodie nicht in voller Höhe leisten will. Die Propstei wurde der Kustodie am Allerheiligenstift von Kf. Friedrich als Stifter und Patron zugewiesen. Der Vikar zu Klöden ist verpflichtet, von der Propstei jährlich 50 Gulden zu zahlen, will jedoch nur 40 Gulden geben, da das opfer gefallen ist. [2] Dölsch gibt zu bedenken, dass die Opfergelder und andere Einkünfte in Klöden stets gering gewesen sind, weswegen die zu zahlenden Gelder bereits früher von 70 Gulden für die nicht besetzte Propstei auf 50 Gulden zugunsten einer Bestellung mit einem conventori verringert wurden. Von den 50 Gulden muss Dölsch laut kfl. Verordnung noch einen Kaplan bezahlen. [3] Johann Dölsch bittet Kf. Friedrich, die kfl. Stiftung in ihren Grundlagen zu erhalten. Es ist ihm nicht möglich, von der verringerten Pension einen Kaplan im Allerheiligenstift zu finanzieren. A

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. O 194, fol. 1rv (Ausfertigung).

1750 [Herzberg], [vor 25. Dezember 1522] Prior und [Mönche] des Augustinereremitenklosters Herzberg an Kf. [Friedrich] [1] Der Prior und die seynen des Augustinereremitenklosters Herzberg erinnern Kf. [Friedrich] daran, dass sie ihm vor Kurzem ihre Meinung mitgeteilt haben [Nr. 1607] und daraufhin an Martin [Luther] verwiesen wurden, um sich zu befragen. [2] Sie schickten den Prior und den alten Johann zu [Luther], um ihm ihre Ansichten vorzulegen und ihn um Rat zu fragen, wie sie sich in der Angelegenheit verhalten sollen. [3] Entsprechend der Antwort Martin [Luthers], dass alles [Klostergut] ihnen gehört und sie alles frei 1748 ¹ In einer gestrichenen Passage im Konzept steht die Begründung, dass Kf. Friedrich berichtet wurde, dass diese Zinsen den größten Teil des Unterhalts der Augustinereremiten ausmachen.

Nr. 1750

[vor 25. Dezember 1522]

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unter sich teilen dürfen, bitten der Prior und [die anderen Mönche] Kf. [Friedrich] darum, entweder die Äcker oder die Kleinodien aufteilen zu dürfen. Sie bitten um Antwort durch den Geleitsmann zu Herzberg Hans [Wildenritt].¹ A

5

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LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Kk 681, fol. 4rv (Ausfertigung, Kanzleivermerk: „Dy ret solln in diser sach ir bedenken anzaigen.“).

[1] Durchlauchtister hochgeborner forsth, gnediger und allergnedigster herre und vater, nach dem wir armen bruder nesth e. cf. g. angeczeygeth haben unßer meinunge und wir an den wirdigen hern doctor Martinum geweyßeth sinth, unß zcu erfragen, [2] haben wir den wirdigen vater prior und den alden er Johan czu dem selbigen geschigketh, vorzcuhalden unßer meinunge und rath zcu fragen, wy wir unß in dissen sachen sulden halden. [3] Hat her unß den rath gegeben und underricht, das billich und von recht alles unßer sey und wir mogen frey die dingk teylen und for unbillich were, das wir sulden ßo bloß er auß gehen und alles da lassen, szo wir doch das meyste teyl haben helffen erwerben und czum gebau groß fleyß gethan haben. Doch das wir nicht unbillich handelten, sollen wir ethliche adder czweyne erwelen, dy dor bey weren und beschriben alles. Ist nu unßer bitte an e. cf. g., unß czu erloben, solches czu thun, ethwan die eckere czu teylen under eyn ander adder zcu vorkeuffen und das hauß gerethe, außgenomen die beschloßen cleynodigen, adder die cleynoth zcu teylen und die eckere bey dem hauße zcu laßen, wan alß wir vor e. cf. g. vorczalth haben unßer weßen steyth die lenge nicht. Wir vorczeren, was wir haben, und haben keynen zcugangk, dan was e. cf. g. unß auß gnaden hath gegeben. Bitten darneben, e. cf. g. wollen unß eyn gutige anthworth geben durch den vorsichtigen Hanßen, gleytzman alhie, das goth e. cf. g. gesunth sporen und durch seyn worth euch enthalde. Amen.

1750 ¹ Laut Kanzleivermerk sollten kfl. Räte ihr Bedenken in dieser Angelegenheit Kf. [Friedrich] mitteilen (LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Kk 681, fol. 4v). Ein undatiertes Konzept eines entsprechenden Rätebedenkens befindet sich in der Akte. Darin verwiesen die Räte darauf, dass die Äcker dem Kloster gestiftet wurden. Gegen den Stifterwillen sollte nichts gestattet werden. Wenn aber jemals eine Veränderung mit dem Kloster vorgenommen wird, können die Äcker und der Hausrat anders verwendet werden, aber dem Stifterwillen entsprechend zur Ehre Gottes. Wenn der Prior und die Seinen nicht länger im Kloster bleiben möchten, sollen sie den inventarisierten Hausstand dem Rat der Stadt Herzberg übergeben und sich nach ihren Möglichkeiten und nach Gelegenheit versorgen (ebd., fol. 7r+14v). Vgl. zur Angelegenheit der Herzberger Mönche und zu den Diskussionen um das Klosterinventar auch den Brief Martin Luthers an Georg Spalatin vom 25. Dezember 1522 in: WA.Br 2, S. 640f., Nr. 562 mit Anm. 1. Überliefert wurde ein Verzeichnis der Kleinodien und Gewänder (caseln) des Augustinereremitenklosters Herzberg vom 6. September 1523. Die Väter des Klosters gaben an, was sich in der Sakristei des Klosters noch in Verwahrung befand (LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Kk 681, fol. 8rv+10v).

844

26. Dezember 1522

Nr. 1751

Nürnberg, 26. Dezember 1522 (am Tag Stephani protomartyris, den XXVI. Tag Decembris 1523) Hans von der Planitz an Kf. Friedrich 1751

[1] Hans von der Planitz erhielt am 24. Dezember ein Schreiben Kf. Friedrichs vom 14. Dezember. Den Gesandten aus Ungarn wurde Unterstützung für den Kampf gegen die Türken zugesagt.¹ [2] Auseinandersetzungen über den Romzug. [3] Nachrichten über die Fehde Franz von Sickingens und Gesandtschaften nach Rom, Spanien und Böhmen. [4] Über [Martin] Luther wird zurzeit nicht gesprochen. Vielleicht stößt Kf. Joachim [von Brandenburg], der gerade angekommen ist, die Diskussion wieder an. Die Rede des Nuntius [Francesco Chieregati] [vom 19. November]² wurde mit Anmerkungen ins Deutsche übersetzt. Planitz sendet sie mit. Er hat gehört, dass der Nuntius Anweisungen für ein Vorgehen gegen die Ketzer erhalten haben soll. Wenn Planitz mehr darüber erfährt, wird er Kf. Friedrich unterrichten. Die Stände haben [Chieregati] auf seine Rede [im Hinblick auf den Krieg gegen die Türken] ähnlich wie den Ungarn geantwortet, nur in der Luthersache wollen sie nach Beratungen gesondert Stellung beziehen. Die weiteren Verhandlungen auf dem Reichstag verlaufen langsam. [5] Nachrichten über Beratungen Ehz. [Ferdinands von Österreich], Belustigungen einiger Fürsten, die Antwort des Nuntius auf das Schreiben Kf. Friedrichs und weitere Nachrichten. [6] Ausstehende Antwort Ks. [Karls V.] auf Schreiben des Reichsregiments. [7] Planitz las den eigenhändigen Brief Kf. Friedrichs. Planitz meint auch, dass man Gott um Barmherzigkeit bitten soll. Er sprach darüber mit vielen geistlichen Fürsten, die alle keine Notwendigkeit sehen, Gott im Gebet in dieser Not anzurufen. Dabei geht es um der Seelen Seligkeit. [8] Zettel: Der Bote aus Spanien brachte auch Briefe, unter anderem vom Ks. [Nr. 1689], für Kf. Friedrich. Weiterleitung von Briefen. Verärgerung Ks. [Karls V.] über Franz von Sickingen.³ Papst [Hadrian VI.] bemüht sich um Frieden zwischen Ks. [Karl V.] und Frankreich. [9] Philipp [von Feilitzsch] und Planitz senden weitere Nachrichten über die Mitteilungen an die ungarischen Gesandten, die Fehde Franz von Sickingens und einen Druck über die Belagerung von Rhodos. Nuntius [Francesco Chieregati] will Kf. Friedrich ebenfalls Nachrichten über Rhodos schicken. [10] Nachrichten von Johann von Schwarzenberg. [Ebf. Albrecht] von Mainz hat Schwarzenberg gebeten, ihn im Reichsregiment zu vertreten. [11] Nachschrift: Planitz wollte den Boten nicht länger warten lassen und beschließt deshalb den Brief. [12] Die von Kf. Friedrich bestellten Büchsen sind fertig, die Kugeln fehlen noch. A Ed.

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. E 90, fol. 94r–99v, Zettel: 97r–98v (Ausfertigung, eigh., zu eigenen Händen). Wülcker / Virck: Planitz Berichte, S. 280–287, Nr. 126 (Volltext).

1751 ¹ Vgl. RTA.JR 3, S. 346–352, Nr. 61 (Volltext). ² RTA.JR 3, S. 321–323, Nr. 54 (Regest). ³ So ist eine Abschrift eines Schreiben Ks. Karls V. an Franz von Sickingen, Valladolid, 28. Oktober 1522, überliefert, die in diesen Zusammenhang gehört (LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. E 92, fol. 44v–45v).

Nr. 1752

27. Dezember 1522

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1752 Nürnberg, 27. Dezember 1522 (am 27. Tag Decembris 1523) Hans von der Planitz an Kf. Friedrich → 1729 [1] Hans von der Planitz erhielt gestern das Schreiben [Nr. 1729] Kf. Friedrichs vom 5. Dezember. Er erinnert den Kf. nochmals an den Ausschuss [vgl. Nr. 1708 Punkt 2], der in der Luthersache raten sollte. Nachdem lange nicht mehr darüber verhandelt wurde, kam die Sache wieder auf die Tagesordnung, als Planitz gerade nicht den Verhandlungen beiwohnte. Energisch wurde über die Luthersache gesprochen, ohne Gründe anzuführen, gegen Luther, seine Förderer und Anhänger vorzugehen. Als Planitz den Raum betrat, endete die Rede sofort. Erst aus den Reaktionen entnahm Planitz die Uneinigkeit in dieser Frage. Der Statthalter [Ehz. Ferdinand von Österreich] wollte am Ende der Umfrage dem kleineren und feindseligeren, nach der Ansicht von Planitz auch ungeschickteren Teil den Vorzug geben, so dass sich Planitz genötigt sah, sein Bedenken mitzuteilen: Mit Gewalt wird sich das Problem nicht lösen lassen. Wenn man darüber redet, werden sich sicher andere Wege finden lassen. Daraufhin entstand eine große Diskussion, weswegen der Statthalter und der Kard. [Matthäus, Ebf. von Salzburg,] kurzzeitig gegenüber Planitz verärgert waren. Die Sache ist noch nicht geklärt. Planitz übersendet eine Abschrift des vom Ausschuss vorgetragenen Vorschlags. Gott soll alles zum Besten wenden. Planitz befürchtet, dass sich selbst gute Vorschläge nicht durchsetzen werden, weil ein großer Teil der Reichstagsteilnehmer verblendet ist. Planitz sieht sich für diese wichtigen Dinge als zu unerfahren an. [2] Rhodos soll von den Türken erobert worden sein. Planitz bedauert, dass niemand Gott um Hilfe anruft. [3] Zettel: Nuntius [Francesco Chieregati] teilte Planitz mit, dass er Kf. Friedrich Nachrichten über Rhodos, Frankreich und Italien schicken wird. [Chieregati] bat Planitz, die Briefe an Kf. Friedrich weiterzuleiten. Da Planitz aber erfuhr, dass sich darunter ein Breve [Nr. 1722] [Papst Hadrians VI.] befindet, dessen Inhalt er nicht kennt, lehnte er die Beförderung der Briefe ab. Der Statthalter und Kard. [Matthäus] treiben die Luthersache energisch voran, vielleicht aus Sorge, dass Kf. Friedrich, wenn er nach Nürnberg kommt, manches verhindern könnte. Ed.

Wülcker / Virck: Planitz Berichte, S. 288–290, Nr. 128 (Volltext); Jenaer Lutherausgabe dt. 2, fol. 183r–184v (Volltext).

1753 Venedig, 27. Dezember 1522 (27. Decembris) Burkhard Schenk von Siemau an Georg Spalatin → 1652 [1] Burkhard Schenk erhielt den vor Monaten geschriebenen Brief [Nr. 1652] Georg Spalatins mit dessen guten und schlechten Nachrichten, den er gespannt erwartet hatte und durch den er zur Freude, aber doch mehr zu Ärger verleitet wurde. Schenk hätte die alten Geschäfte ruhen lassen, wenn nicht Jakob Vergerius, der sich zwischenzeitlich in seiner Heimat aufhielt, jetzt aus Koper (Iustinopoli) wieder [in Venedig] eingetroffen wäre und eine Reaktion gewünscht hätte. Auf Bitten des Vergerius will Schenk nun Spalatin an den Inhalt seines Briefes erinnern und ihm folgende Antworten erteilen: [2] Spalatin bot in seinem Brief Schenk an, dass, wenn dieser zustimmt, er diejenigen

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27. Dezember 1522

Nr. 1753

Reliquien, die zusammen mit der Kreuzesreliquie geschickt wurden, wieder zurückerhält. Weder Schenk noch jemand anderes forderte die Reliquien zurück. Vielmehr ist dies wohl Spalatins Wunsch. [3] Spalatin legte in seinem Brief Schenk nahe, die Reliquien für möglichst viel Geld zu verkaufen unter der Annahme, dass sie in [Venedig] mehr wert sind als in [Kursachsen]. Schenk ist empört über diese Aussage, die sich nicht für einen Freund gebührt, von dem eher Mitleid zu erwarten gewesen wäre. Entweder hält Spalatin ihn ernsthaft für jemanden, der Simonie betreibt, oder empfiehlt ihm dies oder meint es ironisch. Schenk wies zwar [in seinen früheren Briefen] auf Geldausgaben hin, hat aber nie Simonie betrieben, was gottlos wäre. Zudem lehnt Schenk die Übertragung des Geschäftes an ihn ab, weil die Angelegenheit der Reliquien den [Brüdern] Vergerius oblag, die selbstständig handelten. Schenk kann seine Gläubiger durch den Verkauf seiner Bücher auszahlen, er lebte sparsam und hatte keinen Gewinn von den Reliquien, die ihm alles abverlangten. [4] Aus Spalatins Brief erfuhr Schenk betrübt, dass das Volk [in Kursachsen] die Körper von Heiligen geringschätzt. Dagegen verehren die Italiener fromm die Überreste der Heiligen. Wohl mit dem unrechten Ziel, diejenigen zu tadeln, die die Reliquien übersenden, schrieb Spalatin, dass sich sein Volk wieder darauf besonnen hat, zum Erreichen des Heils allein auf das Wort Gottes, den Glauben und auf die Werke der Nächstenliebe zu vertrauen. Damit tut Spalatin den Vorfahren und den jetzt Lebenden, die Heilige und Reliquien verehren, Unrecht, da auch für sie diese Verehrung zur Erreichung des Heils nicht zwingend ist. Auch für sie reichen das Wort Gottes, der Glaube und die Nächstenliebe aus. Zudem sammelte und schickte Schenk die Reliquien nicht aus eigenem Antrieb, sondern auf schriftliche Bitten [Kf. Friedrichs und Spalatins]. [5] Mit der Aussage Spalatins, dass Schenk, wenn er es richtig anstellt, aus der Reliquiensache besser herauskommen kann als inzwischen befürchtet, irrt Spalatin und tut Schenk Unrecht. Schenk dachte dabei nie an einen irdischen Vorteil. Spalatin will wohl durch seine Ausführungen die Schuld auf Schenk lenken, indem er schreibt, dass er hoffte, dass Schenk alles, was er ihm schrieb, in richtiger Weise zur Kenntnis genommen hat. Schenk bedachte von Anfang an den Aufwand mit. Für ihn war der größere Gewinn der Dienst an [Kf. Friedrich] als die Aussicht auf tausend Gulden. Schenk berichtete Spalatin von den Ausgaben nicht aus Habgier, sondern mit dem Ziel, die Gläubiger auszuzahlen. [6] Schenk berichtete Spalatin stets in seinen Briefen [vgl. Nr. 1423] über Jakob Vergerius und seine Sorgen wegen [der Kosten für die Reliquienbeschaffung und -überschickung]. In den Antwortschreiben untersagte Spalatin aber nie die benannten Ausgaben, nur in Bezug auf die Sendung der Bücher und anderer Sachen machte Spalatin manchmal die Vorgabe, dass dies ausschließlich über die Bank [der Fugger] zu erfolgen hat. Dagegen verstießen die [Brüder] Vergerius und begingen aus Starrsinn einen Fehler, wie Schenk mitteilte [Nr. 1526]. Nun scheint es, dass Spalatin in seinem letzten Brief die Schuldfrage für die hohen Ausgaben Schenk mit dem Vorwurf aufbürdet, er hätte einem Befehl, kein Geld auszulegen, nicht gehorcht. Schenk befahl den anderen, die mit der Aufgabe [der Reliquienbeschaffung] betraut waren, nicht, Ausgaben zu tätigen, verbot dies aber auch nicht. Zur Erreichung des Auftrags und für [Kf. Friedrich] nahm Schenk die Ausgaben in Kauf. Er bittet Spalatin, ihm zusätzlich zum Schaden nicht auch noch die alleinige Schuld aufzuerlegen, sondern [auf mehrere Beteiligte] zu verteilen. Trost und Kraft spenden Schenk die dankbaren Grüße [Kf. Friedrichs]. [7] Schenk berichtete Spalatin bereits, dass einige Personen über Jakob Vergerius wegen der Reliquien üble Nachrede betreiben. Diese Personen planen künftig weitere Schritte. Wenn Jakob Vergerius nicht das Heiltum,

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das auf einem mitgeschickten Zettel¹ verzeichnet ist, derjenigen Kirche, aus der es stammt, zurückgibt oder einen Ausgleich erbringt, wird man gegen ihn bald öffentlich einen Prozess führen. Jakob Vergerius und seine Brüder baten daher Schenk zur Verhinderung von Ärger, an Spalatin zu schreiben und ihn zu bitten, als Vermittler bei [Kf. Friedrich] dafür zu sorgen, dass sie die Reliquien wieder zurückbekommen. Dafür wollen sie dem [Kf.] andere Reliquien besorgen. Sollte aber [Kf. Friedrich] damit nicht einverstanden sein, bittet Schenk darum, dass Spalatin die Antwort darauf nicht aufschiebt. [8] Im Namen von Jakob Vergerius bittet Schenk Spalatin um die Unterstützung für ein Empfehlungsschreiben [Kf. Friedrichs]. Für Vergerius wäre dies der Abschluss seiner Mühen. Er wünscht keine Aufwandsentschädigung oder Geschenke, sondern Empfehlungsschreiben [Kf. Friedrichs] für ihn an Papst [Hadrian VI.] und Ehz. [Ferdinand] von Österreich, damit ihm irgendein Benefizium übertragen wird. Die Empfehlungsschreiben sollen entweder Schenk oder Jakob Vergerius geschickt werden. Damit ist die Angelegenheit beendet. [9] Grüße an [Bernhard] von Hirschfeld, Hans von Dolzig und [Hans] Schott. Spalatin soll sich nicht über Schenks Worte ärgern. [10] Zettel: Nachdem die Briefe² bereits verschlossen waren, trafen Nachrichten ein, die Schenk weiterleitet. Kaufleute berichteten unter anderem vom Tod Bf. [Georgs von Slatkonia] von Wien, dessen Nachfolge der Bf. von Triest [Pietro Bonomo] antrat. Daher sei nun der Bischofsstuhl in Triest vakant und leicht zu haben. Nachdem Schenk die Angelegenheit überdacht hat, bittet er nun Spalatin darum, für ihn von Kf. Friedrich ein Empfehlungsschreiben an Gf. Kristóf Frangepán zu erlangen. Der Gf. ist Marschall des Ehz. [Ferdinand] von Österreich, Schenk zugeneigt und kann die Sache vorantreiben. Um von Kf. Friedrich das erbetene Empfehlungsschreiben zu erlangen, können Spalatin auch Bernhard von Hirschfeld, Hans von Dolzig und [Hans] Schott helfen. Das kfl. Schreiben will Schenk an den Gf. schicken. → 10. März 1523 A B

Ed.

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. O 217, fol. 47ar–48v, Zettel: 47arv (Ausfertigung, lateinisch). LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. O 217, fol. 47rv (Reinschrift, Übersetzung des Abschnittes Punkt [7] von Georg Spalatin mit Vermerk: „her Burckhardts Schencken meynung von sant Hieremias heiltumb“). Schneider: Briefe Burkards Schenkens, S. 68–77, Nr. 11 (Volltext, lateinisch).

1754 Venedig, 27. Dezember 1522 (XXseptima Decembris) Jakob Vergerius an Kf. Friedrich [1] Jakob Vergerius entschuldigt sich bei Kf. Friedrich, dass er mit der Angelegenheit [der Reliquienbeschaffung und -übertragung] so lange beschäftigt war und sich in dieser Zeit nicht schriftlich an den Kf. wandte. [2] Als Erklärung teilt Vergerius mit, dass ihm 1753 ¹ Der kleine mitgeschickte Zettel, den Schenk laut Auskunft Spalatins selbst geschrieben hatte, lag dem Brief Schenks bei. Darauf stand, dass [Spalatin] die Reliquien des heiligen Jeremia zurückschicken möge (ediert in Schneider: Briefe Burkards Schenkens, S. 74 Anm.*. Der Zettel befindet sich heute nicht mehr in der Akte.). ² Schenk schickte zusätzlich zu seinem Brief an Spalatin auch die beiden Briefe des Jakob Vergerius an Kf. Friedrich und an Spalatin [Nr. 1754 mit Anm. 1].

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Burkhard Schenk im Auftrag Kf. Friedrichs die Aufgabe übertrug, für den Kf. Reliquien zu beschaffen. Da Vergerius zu dieser Zeit dem Kf. als Person noch unbekannt war, strebte er danach, die Aufgabe im Ganzen zu erfüllen, um sich zu empfehlen. Er glaubte, dass Schenk dem Kf. über den Fortgang der Bemühungen berichtete, und wollte diesen zahlreichen Briefen nicht auch noch seine eigenen hinzufügen. Zudem hoffte Vergerius, dass er bei der Reliquienübergabe dem Kf. persönlich berichten kann. [3] Obwohl Vergerius die Reliquien nicht persönlich überbringen konnte, hat der Kf. diese doch erhalten, und die Wünsche des Kf. wurden erfüllt. Da Vergerius seine Aufgabe erledigt hat, wendet er sich nun direkt an den Kf. mit der Bitte um Empfehlungsschreiben für ihn an Papst [Hadrian VI.] und Ehz. [Ferdinand] von Österreich. Diese Bitte trugen Vergerius und Schenk auch Georg Spalatin vor, der sie in ihrem Anliegen bei Kf. Friedrich unterstützen soll.¹ → 10. März 1523 A LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. O 217, fol. 50rv (Ausfertigung, lateinisch). Ed. Schneider: Briefe Burkards Schenkens, S. 80–82, Nr. 13 (Volltext, lateinisch). Bem. Das Schreiben lag dem Brief [Nr. 1753] Burkhard Schenks an Georg Spalatin bei.

1755 Nürnberg, 29. Dezember 1522 (Montag nach Innocentum 1523) Anton Tucher an Kf. Friedrich → 1741 [1] Anton Tucher hat den Brief [Nr. 1741] Kf. Friedrichs vom 14. Dezember erhalten. [2] Tucher berichtete dem Kf. zuvor, dass er von dem Neuen Testament [Martin Luthers], das Kf. Friedrich ihm schenkte, bereits über die Hälfte gelesen hat. Er hofft, es mit der Hilfe Gottes zu Ende lesen zu können. Weder Gebote noch Verbote werden ihn davon abhalten, die christliche Unterweisung zu lesen. Tucher will, wie es einem Christenmenschen gebührt, im christlichen Glauben, in guter Lehre und Unterweisung bis zu seinem Lebensende stets bleiben. [3] Münzangelegenheiten. → 8. Januar 1523 A Ed.

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Aa 2300, fol. 47rv+55v (Ausfertigung). Westphal: Korrespondenz, S. 572f., Nr. 403 (Volltext).

1756 Nürnberg, 29. Dezember 1522 (Montag nach Innocentum 1523) Philipp von Feilitzsch an Hz. Johann [1] Philipp von Feilitzsch berichtet Hz. Johann, dass Hans von der Planitz eine Abschrift eines Breves an Kf. Friedrich schicken wird [vgl. Nr. 1757], das Papst [Hadrian VI.] an 1754 ¹ Ebenfalls vom 27. Dezember 1522 datiert das Schreiben des Jakob Vergerius an Georg Spalatin mit der Bitte um Unterstützung, damit Kf. Friedrich für ihn Empfehlungsschreiben an den Papst und den Ehz. von Österreich ausstellt (LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. O 217, fol. 49rv, Ausfertigung, lateinisch, ediert in: Schneider: Briefe Burkards Schenkens, S. 78–80, Nr. 12).

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Ehz. Ferdinand [von Österreich] in der Luthersache gerichtet hat. Kf. Friedrich wird Hz. Johann sicher darüber unterrichten. Sonst diskutiert man hier über Finanzierungsfragen des Romzugs und die Ausrüstung der Truppen in Ungarn. [2] Ausgleich zwischen Kf. Ludwig von der Pfalz und Franz von Sickingen. Sessionsstreit zwischen Hz. Ludwig X. von Bayern und Dietrich von Werthern. [3] Verhandlungen über Türkenhilfe, Münzangelegenheiten¹ und Silberkauf. A Ed.

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. E 90, fol. 110r–111v (Ausfertigung). Wülcker / Virck: Planitz Berichte, S. 290–292, Nr. 129 (Volltext).

1757 Nürnberg, 30. Dezember 1522 (am XXX. Tag Decembris 1523) Hans von der Planitz an Kf. Friedrich [1] Hans von der Planitz teilt Kf. Friedrich mit, dass die Städte eine Beschwerdeschrift auf dem Reichstag eingereicht haben, von der er eine Abschrift übermittelt.¹ Im Geheimen erfuhr Planitz, dass Papst [Hadrian VI.] ein Breve an Ehz. Ferdinand [von Österreich] geschickt hat. Die ihm vertraulich übergebene Abschrift sendet er Kf. Friedrich weiter.² Eine Abschrift eines Schreibens Ehz. Ferdinands an die Fürsten, Prälaten, Grafen und Herren, die dem Haus Österreich unterworfen sind, liegt ebenfalls bei. Planitz klagt über die zähen Verhandlungen. [2] Sessionsstreit zwischen Hz. Ludwig X. von Bayern und Hans von Werthern als Gesandter Hz. Georgs von Sachsen. [3] Planitz berichtet über die Antwort Ks. [Karls V.] auf Vorschläge zur Unterhaltung des Reichsregiments und des Reichskammergerichts, zur Erhebung von Zöllen, Besteuerung der Handelsgesellschaften und Juden sowie für die Herstellung des Friedens mit Frankreich. [4] Aus einer beiliegenden Abschrift kann Kf. Friedrich entnehmen, dass Papst [Hadrian VI.] die Beschwerungen [Gravamina] minimieren will. Planitz meint, dass es sich dabei nur um Schmeichelei handelt, da der Papst an der Stärkung der römischen Kirche interessiert ist. Die Ehre Christi und die Seligkeit der Gläubigen fördert er nicht. Würde er sich dafür interessieren, würde er Ehz. Ferdinand nicht aufstacheln, [Martin] Luther und seine Anhänger zu verfolgen. Es wäre aber nötig, dass der Papst die Wahrheit erforscht, ein Schisma abwendet und nicht gewaltsam das durchsetzt, was er grundlos für gut und christlich erachtet. Planitz bittet Kf. Friedrich, ihm diese persönlichen Worte zu verzeihen. Ihn schmerzt das alles sehr. [5] Nachrichten über Rüstungen der Schweizer sowie Ge-

1756 ¹ Vgl. RTA.JR 3, S. 571–599, Nr. 104 (Volltext). 1757 ¹ Diese Eingabe vom 26. Dezember 1522 ist viermal abschriftlich überliefert in: LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. E 91, fol. 57r–69v; ebd., Reg. E 93, fol. 51r–65v; ebd., Reg. E 94, fol. 151r–165v und 166r–178v, ediert in: RTA.JR 3, S. 484–495, Nr. 89. ² Die Beilage des lateinischen Breves vom 30. November 1522 ging verloren. Überliefert ist eine Übersetzung in: LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. O 31i, fol. 2r–4v, ediert in: Wülcker / Virck: Planitz Berichte, S. 296–299.

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Nr. 1757

fechte zwischen hessischen Truppen und Franz von Sickingens Reitern. [6] Nachschrift: Philipp von Feilitzsch hat Hz. Johann über die Beschwerdeschrift der Städte unterrichtet. A Ed.

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. E 90, fol. 112r–115v (Ausfertigung, eigh., zu eigenen Händen). Wülcker / Virck: Planitz Berichte, S. 292–296, Nr. 130 (Volltext); Kolde: Breve Adrians, S. 210–214, Nr. 1 (Volltext).

Nachträge zu Band 1 185a Mainz, 30. Dezember 1514 (Samstag nach Innocentum 1515) Ebf. Albrecht von Mainz an Kf. Friedrich und Hz. Johann [1] Ebf. Albrecht von Mainz informiert Kf. Friedrich und Hz. Johann über ein Gesuch Abt Hartmanns der Benediktinerklöster Fulda und Hersfeld. Abt Hartmann teilte Ebf. Albrecht mit, dass, obwohl seine Vorgänger das Schloss und die Stadt Salzungen sowie das Schloss Lichtenberg mit allen Gebieten und Rechten verpfändet haben, das Benediktinerinnenkloster Allendorf davon ausgenommen war. Vor allem die Einsetzung eines neuen Propstes und der geistliche Gehorsam blieben den Äbten von Fulda vorbehalten. Propst [Johann Löher] begab sich nun ohne Erlaubnis und Wissen Abt Hartmanns nach Rom, machte Schulden und wies die Äbtissin [Elisabeth Neidhart] und den Konvent des Klosters an, Abt Hartmann und seinem Kloster nicht gehorsam zu sein. Äbtissin und Konvent widersetzten sich einer Visitation, so dass sie von Abt Hartmann gebannt wurden. Abt Hartmann setzte als neuen Propst Frank von Mörle, genannt Böhm, ein, der die begonnenen Reformen fortführen sollte. [2] Ebf. Albrecht hat gehört, dass Kf. Friedrich und Hz. Johann den neuen Propst aus Allendorf vertreiben wollen, weil das Kloster in ihrem Fürstentum liegt und der alte Propst ihnen den Eid geleistet hat. Kf. Friedrich und Hz. Johann sollen die Klosteruntertanen und Zinspflichtigen angewiesen haben, den neuen Propst nicht anzuerkennen und auf die Rückkehr des alten Propstes zu warten. Obwohl sich Propst Mörle an Hz. Johann in Coburg mit schriftlichen Belegen wandte, wurde er nicht angehört. Vielmehr bedrohen die Amtleute von Salzungen und Breitenbach, [Heinrich von Herda und Hans von Metzsch], Mörle und ermutigen so die Klosterinsassen zu Ungehorsam. Abt Hartmann wandte sich daraufhin mit der Bitte um Hilfe an Ebf. Albrecht. [3] Da der Abt in den Diensten Ebf. Albrechts steht, konnte ihm dieser seine Bitte nicht abschlagen. Ebf. Albrecht bittet Kf. Friedrich und Hz. Johann dafür zu sorgen, dass die Maßnahmen gegen den neuen Propst eingestellt und Abt Hartmann nicht weiter behindert wird, damit er die Belange des Ordens vertreten und die Reform weiterführen kann, wie es ihm als Abt zusteht. [4] Ebf. Albrecht erbittet Antwort mit diesem Boten. A

LATh – StA Meiningen, GHA, Nr. 438, fol. 3rv (Ausfertigung).

198a Aschaffenburg, 4. Februar 1515 (Sonntag nach Blasii) Ebf. Albrecht von Mainz an Hz. Johann [1] Ebf. Albrecht bestätigt den Eingang der Antwort Hz. Johanns auf sein Schreiben [Nr. 185a] an Kf. Friedrich und Hz. Johann, das er auf Bitten Abt Hartmanns des Benedik-

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Nr. 603a

tinerklosters Fulda in der Angelegenheit des Klosters Allendorf verfasste. Ebf. Albrecht zeigte das Schreiben Hz. Johanns dem Abt, der seine Räte hinzuzog. [2] Die Räte Abt Hartmanns meldeten, dass sich ihr Herr mit Hz. Johann einigen möchte. Von dem Vorgehen der ernestinischen Amtleute [Heinrich von Herda und Hans von Metzsch] gegen Frank von Mörle und Apollo von Vilbel wussten die Räte nichts, sonst hätten sie den Auftrag für eine förmliche Antwort nicht angenommen. Die ernestinischen Amtleute sollen Mörle auf Befehl Hz. Johanns wieder nach Hause geschickt und einen Knecht eingesetzt haben, der sich um die wirtschaftlichen Belange des Klosters kümmerte. Daraufhin verließ Mörle das Kloster. Der dann von Abt Hartmann als neuer Propst eingesetzte Apollo von Vilbel konnte die ihm zustehenden Rechte ebenfalls nicht erlangen. Deshalb wandte sich Abt Hartmann zu Recht an Ebf. Albrecht. [3] Ein solches Verhalten der ernestinischen Amtleute gegenüber einem Abt von Fulda lehnt Ebf. Albrecht ab. Es behindert die Visitation des Abts im Kloster Allendorf und den geistlichen Gehorsam. Ebf. Albrecht erinnert an die Verpfändung von Lichtenberg und Salzungen, bei der dem Stift Fulda die Bestellung der Propstei in Allendorf vorbehalten blieb, und bittet Hz. Johann, den Amtleuten solchen Zwang zu verbieten. Sie sollen einen vom Abt von Fulda verordneten Propst einlassen und ihn nicht behindern. [4] Wenn dies geschieht, ist Abt Hartmann von Fulda zu Verhandlungen in Salzungen bereit. Wenn nötig, will Ebf. Albrecht auch seine Räte zu dieser Verhandlung entsenden, um den Abt von möglicherweise falschen Ansprüchen abzubringen. [5] Ebf. Albrecht bittet um Antwort. A

LATh – StA Meiningen, GHA, Nr. 438, fol. 2rv (Ausfertigung).

603a Altenburg, 22. Juli 1517 (die XXII. Iulii) Kf. Friedrich an [Mgf. Francesco II. von Mantua] [1] Kf. Friedrich erhielt den Brief des [Mgf. Francesco II. von Mantua] vom 19. Februar aus Mantua. Daraus erfuhr der Kf. mit Freude, dass dessen erstgeborener Sohn Federico mit der Tochter Maria des Mgf. Guglielmo IX. von Montferrat verheiratet wurde. [2] Inzwischen wandte sich Kf. Friedrich schriftlich an Urbanus de Serralonga, Ratgeber des Mgf. Guglielmo IX. von Montferrat, mit dem Anliegen, von [Mgf. Francesco II. von Mantua] für Kf. Friedrich und seine Allerheiligenstiftskirche in Wittenberg einige Reliquien zu erbitten. [3] Kf. Friedrich ersucht [Mgf. Francesco], in der Angelegenheit wohlwollend mit Urbanus de Serralonga zu verhandeln und diesem Glauben zu schenken, als wäre er persönlich anwesend. → Nr. 645 A

AS Mantova, Archivio Gonzaga, b. 514, fol. 317r–319v (Ausfertigung, lateinisch, von Georg Spalatin).

[1] Salutem plurimam. Literas vestrae charitatis, princeps illustris et consanguinee charissime, die XIX. februarii Mantuae datas nuper adcepimus. Quibus charitas vestra nos certiores facit illustri principi Friderico maximo natu filiorum vestrorum consanguineo nostro charissimo illustrem Mariam, illustris principis domini

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Guilielmi marchionis Montis Ferrati filiam, consanguinei nostri amantissimi datam esse nuptui. Quae omnia quidem eo nobis sunt iucundiora, quo amiciorem et studiosiorem semper charitatem vestram nostri et sensimus et invenimus. Quod igitur reliquum est tam splendidam adfinitatem, tam sanctam coniunctionem, tam piam necessitudinem vestrique domui et familiae illustri benevolenter gratulamur precamurque, ut sicut coniugibus ita soceris, adfinibus, agnatis et propinquis et universis et singulis salubriter, bene et feliciter vertat. [2] Praeterea per literas strenuo equiti Urbano de Serra Longa supra nominati marchionis Montis Ferrati consiliario et nobis iampridem singulariter dilecto commisimus a charitate vestra aliquas venerabiles sanctorum reliquias pro nobis et nostra omnium divorum ecclesia collegiata in civitate et arce nostra electorali Vuittenberga petendas. [3] Quapropter rogamus vehementer, ut Urbanum de Serra Longa eo nomine cum vestra charitate acturum benigniter audiat et eidem ea in re tanquam nobis presentibus credat. Hoc enim erit nobis omnium gratissimum presertim si petitionem nostram charitas vestra Urbano de Serra Longa interprete explicandam exaudierit. Valeat charitas vestra illustris princeps et consanguinee charissime una cum suis, quos omnes deus omnipotens et diutissime et felicissime conservet.

Ergänzungen und Korrekturen zu Band 1 Quelleneditionen und Literatur Ergänzung folgender Titel: löscher: reformations-acta Löscher, Valentin Ernst: Vollständige ReformationsActa und Documenta oder umständliche Vorstellung des Evangelischen ReformationsWercks, mit Einrückung der darzu dienlichen, theils noch nie gedruckten, Nachrichten, So daß dieses Werck zugleich vor Theologische Annales dienen kann. Leipzig 1720. seckendorff: commentarius Seckendorff, Veit Ludwig von: Commentarius historicus et apologeticus de Lutheranismo. Leipzig ²1694. urkundenbuch hochstift meissen Urkundenbuch des Hochstifts Meißen. Bd. 3: 1423–1581, hrsg. von Ernst Gotthelf Gersdorf (Codex diplomaticus Saxoniae regiae II/3). Leipzig 1867.

Quellenteil 102

Ergänzung: B

152

LATh – HStA Weimar, EGA, Reg. Oo 1022, fol. 6rv (Abschrift).

Korrektur Ausstellungsort: Wittenberg statt Weimar. Ergänzung bei der Edition (Urkundenbuch des Klosters Pforte): Ausstellungsort falsch aufgelöst mit Weimar.

181

Korrektur in Kopfzeile und Regest: Senior [Nikolaus Tilemann] statt Älteste.

401

Ergänzung zum Schriftstück in Anm. 2: ediert in Seckendorff: Commentarius, lib. 1, S. 15 (Volltext), sowie in Löscher: Reformations-Acta, S. 393 (Volltext).

594

Ergänzung: B Ed.

FB Gotha, Chart. A 1289 I, fol. 43rv (Abschrift). Berbig: Spalatiniana 1907, S. 522f., Nr. VI (Volltext, nach Überlieferung B).

Ergänzungen und Korrekturen zu Band 1

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645

Ergänzung: Vorgängerschreiben → Nr. 603a [im Nachtragsteil in Band 2] und Nachfolgeschreiben → Nr. 683.

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Ergänzung: Nachfolgeschreiben → Nr. 660.

Register der Orte und Personen Das Register erfasst Orte, Personen und Institutionen, die in den Regesten, Quellentexten und Anmerkungen genannt werden. Die Stellenangaben beziehen sich auf die Nummern der Edition. Nicht aufgenommen wurden aufgrund der Häufigkeit der Nennung „Kf. Friedrich“ und „Hz. Johann“. Angehörige des Hochadels wurden nach ihrem Vornamen, Nieder- und Nichtadlige nach ihrem Nachnamen einsortiert. Die hinter den Namen stehenden biografischen Angaben zu den Personen beziehen sich in der Regel auf die in der vorliegenden Edition erwähnten Ämter und Funktionen in der Verwaltung Kursachsens sowie in den Orden, Klöstern, Stiften und Kirchenprovinzen. Zusätzlich werden akademische Grade und Lebensdaten angegeben, soweit sie bekannt sind. Die hier gebotenen Daten sind in einer Datenbank hinterlegt, aus der dieses Buch und die Online-Edition (bakfj.saw-leipzig.de) gespeist werden. In der Online-Edition wird neben einer Volltextsuche auch die gezielte Recherche nach Personen, Institutionen und Orten möglich sein.

A Aachen 1121, 1136 Accolti, Pietro, Kard. (1455–1532) 872, 1081 Adam, Gf. von Beichlingen († 1538) 1158, 1693 Adelmann von Adelmannsfelden, Bernhard (1459–1523) 1128, 1129 Adolf, Fs. von Anhalt-Zerbst, Bf. von Merseburg (1458–1526) 780, 866, 879, 885, 891, 962, 1008, 1014, 1125, 1129, 1140, 1159, 1184, 1208, 1213, 1228, 1229, 1457, 1487, 1505, 1516, 1522, 1524, 1525, 1541, 1545, 1582, 1588, 1591, 1595, 1627, 1692, 1706, 1707, 1727, 1733 Aesticampianus, Johannes → Rhagius, Johann Agricola, Johannes, Bacc. theol. (1494–1566) 918 Alamire, Petrus (um 1470–1536) 730 Alban, ein Bote 938 Alberto Pio di Savoia, Gf. von Carpi (1475–1531) 753 Albrecht, ernest. Kanzleischreiber 940

Albrecht, Hz. von Sachsen (1443–1500) 755, 1103, 1127, 1433 Albrecht, Mgf. von Brandenburg, Hochmeister des Deutschen Ordens (1490–1568) 694, 711, 714, 717, 897, 1124, 1708 Albrecht, Mgf. von Brandenburg, Kard., Ebf. von Mainz und Magdeburg, Administrator des Bistums Halberstadt (1490–1545) 185a, 198a, 675, 694, 696, 698, 742, 746, 749, 784, 803, 827, 834, 841, 885, 906, 915, 919, 920, 923, 926, 928, 930, 931, 941, 949, 950, 962, 964, 965, 1007, 1011, 1014, 1026, 1041, 1048, 1073, 1086, 1090, 1092–1094, 1096, 1097, 1127, 1158, 1195, 1202, 1289, 1304, 1305, 1317, 1320, 1321, 1333, 1342, 1377, 1394, 1403, 1438, 1447, 1459, 1528, 1543, 1557, 1573, 1575, 1581, 1595, 1619, 1700, 1708, 1751 – Räte 198a, 728, 866, 885, 889, 894, 962, 1242, 1320, 1528, 1575 – Statthalter 1092

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Register der Orte und Personen

Albrecht VII., Hz. von Mecklenburg (1486–1547) 1055, 1181, 1184, 1528 Aleander, Hieronymus (1480–1542) 1082, 1083, 1088, 1142, 1147, 1153, 1174, 1185, 1189, 1191, 1202, 1234, 1243 Allendorf bei Salzungen 185a, 198a, 747, 1395, 1621, 1623, 1654 – Benediktinerinnenkloster 185a, 198a, 747, 1395, 1621, 1623, 1654 – Äbtissin → Neidhart, Elisabeth – Propst → Biedenfeld, Adolf von; → Löher, Johann Allendorf in Hessen 198a, 927 Allstedt 660, 691, 721, 723, 725, 731, 759, 762, 781, 805, 808, 813, 818, 866, 1146, 1163, 1164, 1166–1170, 1452, 1453, 1455, 1456, 1472, 1473, 1475–1477, 1480, 1485, 1516 Altenberg 870, 1054 Altenbergen 1310 Altenburg 603a, 661, 662, 667, 668, 673, 674, 679, 688, 694, 708, 709, 716, 718, 722–724, 727, 731–733, 735, 737, 741, 745, 751, 775, 785, 787, 788, 790, 791, 795–797, 799, 806, 808–813, 815, 822, 829, 831, 846, 848, 851, 853, 854, 857, 859, 860, 862, 863, 866–868, 873, 887, 889–891, 906, 907, 914, 915, 917, 933, 936, 938, 940–942, 944, 948, 951, 954–957, 963, 967–969, 982, 990, 992–995, 1001, 1009, 1023, 1033, 1035, 1050, 1071, 1074–1076, 1078, 1103–1105, 1108, 1110, 1113, 1120, 1123, 1124, 1160, 1166, 1198, 1239, 1250, 1251, 1254, 1256, 1258, 1259, 1264, 1266, 1270, 1273, 1275, 1314, 1357, 1393, 1408, 1430, 1531, 1550, 1578, 1598, 1600, 1604, 1611, 1614, 1615, 1625, 1626, 1629, 1631, 1633, 1634, 1637, 1644, 1645, 1648, 1662–1664, 1696, 1705, 1706, 1709, 1717–1720, 1727, 1733, 1737, 1739, 1740, 1742, 1744 – Deutschordenskommende 1120, 1662 – Franziskanerkloster 1408, 1662 – Georgenstift 662, 667, 668, 688, 694, 795, 813, 868, 917, 967–969, 994, 995, 1001, 1033, 1035, 1075, 1076, 1103–1105, 1108, 1160, 1250, 1251, 1254, 1256, 1258, 1259, 1264, 1266, 1270, 1273, 1275, 1625, 1662–1664,

1696, 1706, 1717–1720, 1727, 1733, 1737, 1739, 1740, 1742, 1744 – Dekan → Boschwitz, Gregor; → Gerhart, Konrad – Kantor → Zehender, Leonhard – Organist → Pack, Fabian – Propst → Kitzscher, Johann von; → Meckau, Albrecht von; → Mugenhofer, Johann – Scholaster → Hamelburg, Johann; → Haubitz, Johann von – Kirche St. Bartholomäi 968, 1550, 1631, 1633 – Kirche St. Nikolai 1633 – Magdalenerinnenkloster 790, 791, 1120, 1662 – Priorin → Reiche, Barbara – Marienstift 1531, 1550, 1598, 1600, 1604, 1611, 1614, 1625, 1626, 1629, 1631, 1633, 1634, 1637, 1644, 1645, 1662 – Prior → Trebus, Jakob – Propst → Bischoff, Benedikt – Stadt 790, 791, 917, 1393, 1408, 1430, 1531, 1550, 1598, 1600, 1604, 1611, 1614, 1625, 1626, 1629, 1631, 1633, 1634, 1637, 1644, 1645, 1648, 1662, 1709 Altendorf 1287 Altenhain 1594 Altzella → Zella Alveldt, Augustin von (um 1480 – um 1535) 1123, 1129 Alvensleben, Busso von, Dr. jur., Propst des Domstifts zu Brandenburg (1468–1548) 1320 Amsdorf, Nikolaus von, Lic. theol. (1483–1565) 1018, 1071, 1158, 1187, 1188, 1236, 1351, 1356, 1361–1363, 1411, 1413, 1440, 1482, 1661, 1729 Andres, Ratsdiener zu Torgau 1345 Anhalt, Fsen. von 825, 879, 888 Anna, Frau von Schönburg, geb. Gfn. von Rieneck († 1525) 661 Anna, Mgfn. von Montferrat, geb. Hzn. von Alençon (1492–1562) 853, 1012, 1081, 1150

Register der Orte und Personen

Annaberg 843, 866, 870, 962, 1054, 1213, 1423, 1442, 1462, 1602, 1655, 1657 – Kirche St. Annen 843, 870, 1655, 1657 – Stadt 870 Annaburg → Lochau Antonini, Egidio, von Viterbo, Generalprior des Augustinereremitenordens (1469–1532) 773 Antonius, Knecht zu Nürnberg 1655 Antwerpen 730, 864, 1202, 1442 – Augustinereremitenkloster 1442 – Prior → Probst, Jakob Armerstorff, Paul von 1233, 1234, 1247 Arnim, Joachim von 1333 Arnold, Balthasar 927 Arnold, Mag. art. 736, 849, 851 Arnshaugk 838, 851, 1483 Arnstadt 841, 1616 Aschaffenburg 198a, 774, 919, 923, 926, 1003, 1218, 1219 Aschenbach, Till 1483 Audenar 1373 Auerbach 1508, 1570, 1619 – Stadt 1508 Auerbach, Heinrich → Stromer, Heinrich Aufseß, Peter von, Dr. jur. (um 1458–1522) 1158 Augsburg 678, 700, 737, 741, 745, 749, 751, 765, 767, 770, 772–774, 779, 781, 783, 784, 786, 789, 796, 800, 806, 815, 819, 822, 832, 853, 856, 857, 880, 891, 912, 925, 1044, 1081, 1158, 1189, 1225, 1423, 1428, 1429, 1526, 1551 – Benediktinerkloster 767 – Abt → Schrott, Johannes – Bischof → Stadion, Christoph von – Dominikanerkloster 1189, 1225 – Prior → Faber, Johannes Augustinerinnenkloster – Lausnitz – Vorsteher → Pöllnitz, Hans von Augustusburg → Schellenberg Auma 689 – Stadt 689

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B Bader, Konrad, Kastner zu Coburg 706 Bärensprung, Laurentius, Mag. art., Bgm. zu Zwickau († 1533) 1507 Balthasar, Abt des Zisterzienserklosters Pforta († 1515) 1618 Balthasar, Gf. von Barby-Mühlingen († 1535) 694 Balthasar, Kapellendiener zu Altenburg 954 Balthasar, Lgf. von Thüringen (1336–1406) 1579 Balthasar, Tenor der ernest. Hofkapelle 1078 Bamberg 700, 906, 1099, 1126, 1158 – Bischof → Redwitz, Weigand von; → Schenk von Limburg, Georg III. – Dominikanerinnenkloster 700 – Domstift 1099 – Dekan → Fuchs, Andreas – Weihbischof → Henlein, Andreas Barbara, Hzn. von Sachsen, geb. Prinzessin von Polen (1478–1534) 897, 898 Barbierer, Andreas 1106 Barnim IX., Hz. von Pommern (1501–1573) 916 Basel 784, 821 – Universität 784, 821 Baumgart, Martin, Guardian des Franziskanerklosters Zwickau 1556, 1650 Bautzen 692, 720, 732, 1158 – Petersstift – Propst → Heinitz, Nikolaus von Bay, Tuman, Sultan von Ägypten († 1517) 663, 666 Becker, Gangolf → Pistoris, Gangolf Beckmann, Otto, Lic. jur., Syndicus des Allerheiligenstifts zu Wittenberg (um 1476–1556) 1071, 1158, 1159, 1374, 1375, 1418, 1723 Beeskow 793 Beichling – Agatha 1345 – Johann 1344, 1345 Beichlingen, Gfen. von 1131 Belgern 709, 727, 734, 788, 948, 1023, 1056, 1060, 1112, 1113, 1116, 1180, 1196–1198, 1203, 1210, 1223, 1235, 1239, 1253, 1273, 1415, 1482, 1518, 1539

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Register der Orte und Personen

– Stadt 734, 788, 948, 1023, 1112, 1113, 1116, 1180, 1196–1198, 1203, 1210, 1235, 1253, 1273, 1482 Belgrad 1306 Belzig 671, 674, 696, 719, 860, 862, 1018, 1412, 1420, 1424, 1512, 1530, 1536 Bendorf – Georg von, Amtmann zu Delitzsch (um 1472–1557) 1401, 1436, 1443 – Wolf von 1466 Benedikt, Abt des Zisterzienserklosters Zinna 694 Benno, Bf. von Meißen (um 1010 – um 1106) 720, 728, 732, 737, 753–755, 830, 831, 921, 922, 972, 975–977, 983, 984, 1127 Berger, Erhard († 1520) 933 Berghes, Maximilian de, zu Zevenbergen (1483–1545) 857 Bergwitz 1300 Berka 747 Berlepsch – Hans von, Amtmann zur Wartburg (um 1480–1533) 697, 747, 1009, 1043, 1045, 1310, 1325, 1467, 1564, 1581, 1670 – Sittich von, Amtmann zu Salza 955 Berlin 679 Bernhard, Dionysius 1599 Bernhard, Hz. von Sachsen-Lauenburg, Propst des Domstifts zu Köln († 1523) 1141 Bernhardi, Bartholomäus, Lic. theol. (1487–1551) 786, 798, 804, 816, 1289, 1304, 1305, 1317, 1320, 1321, 1391 Bernhardt, Calixtus, Bgm. zu Belgern 1116 Bernhard III., Gf. von Eberstein (1479–1526) 813, 818 Berthold XIV., Gf. von Henneberg-Römhild (1497–1549) 813, 1249 Beschwitz, Johann, Dr. 1103 Beskau, Matthäus, Dr. jur., Scholaster des Allerheiligenstifts zu Wittenberg (um 1480–1533) 1071, 1106, 1187, 1374, 1375, 1413, 1418, 1435 Bethlehem 1614 Beyer, Christian, Dr. jur. (um 1482–1535) 719, 724, 742, 746, 803, 855, 1015, 1017, 1078, 1137, 1139, 1143, 1281, 1332, 1334, 1351, 1361–1363, 1367,

1385, 1398, 1404–1406, 1410, 1411, 1413, 1417, 1418, 1420, 1427, 1432, 1435, 1466, 1479, 1482, 1625, 1626, 1628, 1673, 1733, 1739, 1742 Bibra 1086 – Stift St. Justus und Clemens 1086 Bibra, Lorenz von, Bf. von Würzburg (um 1459–1519) 706, 741, 757, 833, 834, 838–841, 891 Bieberstein – Familie von 793, 813, 818, 824 – Joachim von († 1521) 793, 934 Biedenfeld, Adolf von, Propst des Benediktinerinnenklosters Allendorf 1623, 1654 Bild, Veit (1481–1529) 767 Bischoff, Benedikt, Propst des Marienstifts zu Altenburg 1531, 1550, 1598, 1600, 1604, 1611, 1614, 1625, 1626, 1629, 1631, 1633, 1634, 1637, 1644, 1645 Bitterfeld 861, 1334, 1360, 1388, 1390, 1401, 1410, 1420, 1443, 1456 Blanck, Christoph, Lic. theol., Lic. jur., Dekan des Kleinen Chors des Allerheiligenstifts zu Wittenberg († 1541) 744, 751, 1019, 1020, 1030, 1034, 1091, 1121, 1343, 1347, 1381, 1419, 1529, 1547, 1682, 1711 Blanckenheim, Friedrich von, Bf. von Utrecht (um 1355–1423) 740, 1646 Blankenburg 1474 Blick, Simon, Abt des Benediktinerklosters Pegau (um 1490–1542) 1481 Blumberg, Johann, Amtmann zu Schweinitz 787, 1513 Bobeck 1287 Bock, Hermann 718, 731 Bockenheim 1193 Bodenstein – Andreas, aus Karlstadt, Dr. theol., Dr. jur., Archidiakon des Allerheiligenstifts zu Wittenberg (um 1486–1541) 675, 703, 912, 914, 916, 918, 924, 925, 943, 953, 987, 1071, 1128, 1129, 1158, 1160, 1187, 1188, 1234, 1260, 1262, 1351, 1356, 1361–1363, 1381, 1391, 1411, 1413, 1431, 1432, 1435, 1444, 1465, 1466, 1479, 1482, 1494, 1509, 1510, 1520, 1532, 1565, 1589, 1592, 1683

Register der Orte und Personen

– Bonifatius, Prior des Dominikanerklosters Magdeburg 1349 Böhlen 717 Böhm – Ludwig 1630 – Wolfgang, Schosser zu Zwickau 1111, 1292, 1295, 1315, 1328, 1704 Böhm, Frank → Mörle, Frank von Böhm, Hektor → Mörle, Hektor von Böhmen – Landgericht 1000, 1006 – Regiment 782, 813, 824, 1000 Börtewitz 1323 Bogislaw X., Hz. von Pommern (1454–1523) 877, 1486, 1501 Bonifacio IV., Mgf. von Montferrat (1512–1530) 853, 1081 Bonomo, Pietro, Bf. von Triest (1458–1546) 1142, 1202, 1423, 1753 Borna 721, 780, 940, 1023, 1120, 1213, 1481, 1502, 1516, 1522, 1525, 1582, 1591, 1602 – Stadt 721, 1481 Bornshain 668 Bosau (heute Posa) 673, 687, 690, 859, 916 – Benediktinerkloster 673, 687, 690, 859, 916 – Abt → Scharf, Jodokus Boschwitz, Gregor, Dekan des Georgenstifts zu Altenburg 1105 Bosse, Heinrich, Offizial des Marienstifts zu Erfurt 682, 1115 Botho, Gf. von Stolberg (1467–1538) 885 Boyneburg, Ludwig von (1466–1536) 867 Brambalg – Elisabeth 825, 996 – Hans 825, 996 Brandenburg an der Havel 719, 807, 862, 1123, 1126 – Bischof → Schulz, Hieronymus – Domstift 719, 862, 1080 – Dekan → Brösigke, Nikolaus von – Propst → Alvensleben, Busso von Brandenstein, Georg von 712 Brandis 1595 Braunfels 927 Brehna 1166, 1332, 1334, 1360, 1388–1390, 1392, 1401, 1409, 1410, 1436, 1443, 1456

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– Augustinerinnenkloster 1166, 1332, 1334, 1360, 1388–1390, 1392, 1401, 1409, 1410, 1436, 1443, 1456 – Priorin → Gabelentz, Katharina von der – Stadt 1410 Breitenbach (heute Hausbreitenbach) 185a Breitenbach, Dietrich von 673 Breitenbach, ein Kämmerer 1598 Breitenhain 1740 Breitungen, Albrecht von 861 Bresen – Christoph von, zu Motterwitz 1721, 1747, 1748 – Fabian von, Amtmann zu Bitterfeld und Gräfenhainichen († nach 1523) 861, 1334, 1360, 1388, 1390, 1401, 1410, 1412, 1420, 1424, 1436, 1443, 1456 Breslau (poln. Wrocław) 1159 Bretzendorf, Heinrich 664 Briesger, Eberhard, Prior des Augustinereremitenklosters Wittenberg 1682 Brixen – Bischof → Meckau, Melchior von Brösigke, Nikolaus von, Dekan des Domstifts zu Brandenburg 862, 1080 Brotkorb, Burkhart 1483 Brück 1281 – Gregor → Heintz, Gregor – Simon → Heintz, Simon Brügge 1296, 1306 Brüssel 1442, 1461 Brüx (tschech. Most) 694, 697, 710 – Stadt 697 Brunner, Hieronymus 1007, 1024, 1044, 1102, 1122 Brunwalder, Jakob 1426 Buch (heute Klosterbuch) 699, 704, 707–709, 727, 734, 788, 948, 1023, 1056, 1060, 1112, 1113, 1116, 1162, 1164, 1180, 1196–1198, 1203, 1210, 1223, 1235, 1253, 1273, 1463, 1482, 1518, 1539, 1554, 1560 – Zisterzienserkloster 699, 707, 727, 734, 788, 948, 1056, 1060, 1112, 1113, 1116, 1162, 1164, 1180, 1196–1198, 1203, 1210, 1223, 1235, 1253, 1273, 1463, 1482, 1518, 1539 – Abt → Dietz, Antonius Bucha 1463, 1630

862

Register der Orte und Personen

Buchholz bei Niemegk 1608 Buchholz im Erzgebirge 782, 843, 870, 1054, 1111, 1213, 1442, 1603, 1640, 1699, 1705 – Kirche St. Katharinen 843, 870 – Stadt 870 Buda (heute zu Budapest) → Ofen Bülow, Dietrich von, Bf. von Lebus (1460–1523) 793, 934, 936, 956 – Räte 934 Bünau – Günther von, zu Breitenhain († 1534) 1158, 1181, 1460, 1598, 1600, 1625, 1626 – Günther von, zu Breitenhain, d. J. 1158 – Günther von, zu Elsterberg († 1540) 1250, 1251, 1254, 1663, 1664, 1696, 1717–1719, 1737, 1740, 1744 – Günther von, zu Elsterberg, Bf. von Samland (um 1450–1518) 711, 712, 714, 717 – Günther von, zu Meyhen 982 – Günther von, zu Schkölen, Dr. jur., Dekan des Domstifts zu Naumburg (um 1457/8–1519) 871, 895, 973, 982 – Testamentsvollstrecker 973, 982 – Günther von, zu Teuchern († 1523) 937, 940, 942, 1181 – Günther von, zu Teuchern, Dekan des Domstifts zu Naumburg († 1547) 711, 717 – Heinrich von, d. Ä., ernest. Hofmeister († nach 1522) 967 – Heinrich von, d. J. 967, 1158 Bürgel 710 – Benediktinerkloster – Abt → Michael, Abt des Benediktinerklosters Bürgel Bugenhagen, Johannes (1485–1558) 1669, 1670 Burckhard, Peter, Dr. med. (um 1461–1526) 912, 1075, 1076, 1128, 1132, 1142, 1153 Burger – Eberhard 954 – Gregor, Geleitsmann und Schosser zu Wittenberg († nach 1544) 744,

1019, 1020, 1030, 1034, 1091, 1181, 1221, 1300, 1386, 1419, 1420, 1424, 1482, 1484, 1495, 1536, 1546, 1547, 1585–1587, 1679, 1680 Burkhardt, Stephan (1484 – nach 1538) 1225 Burzel, Martin, Mag. art., Dekan des Landkapitels Coburg 1701 Butler, Asmus 718, 731, 803

C Cahera, Gallus (Havel), Mag. art. (um 1500–1545) 998 Cajetan (de Vio), Thomas, Dr. theol., Kard. (1469–1534) 713, 760, 764, 772–774, 777, 779, 783, 784, 786, 796, 815, 819, 821, 822, 853, 856, 864, 872, 874, 878, 880, 903, 904, 941, 990, 999, 1081, 1082, 1084, 1129, 1142, 1189, 1722 Campeggio, Lorenzo, Dr. jur., Kard. (1474–1539) 1290 Cannewitz 1271 Capito, Wolfgang, Dr. theol. (1478–1541) 1520 Caracciolo, Marinus (1469–1538) 1142, 1147, 1153, 1174, 1189 Carceres, Laurentius 1237 Carlowitz, Nikel von 1319, 1327 Carpi 1297 Casale Monferrato 1012, 1081, 1150 Casel 927 Catharinus, Ambrosius (Lancelotto Politi), Dr. jur. (um 1484–1553) 1189, 1191 Cauerwitz 871, 1544, 1659 Champagne, Baudouin de, Baron von La Suze († 1560) 876, 899 Charles de Lannoy, Vizekg. von Neapel (1482–1527 ) 1581 Chemnitz 1373, 1712, 1731 – Benediktinerkloster 1373 Chieregati, Francesco, Bf. von Teramo (1479–1539) 1700, 1708, 1715, 1716, 1728, 1736, 1746, 1751, 1752 Chodau (tschech. Chodov) 782 Christian II., Kg. von Dänemark (1481–1559) 866, 1043, 1260, 1262 Christine, Kgn. von Dänemark, geb. Hzn. von Sachsen (1461–1521) 1007, 1050, 1238

Register der Orte und Personen

Christoph, Gf. von Gleichen-Tonna (um 1505–1548) 1158 Christoph, Gf. von Mansfeld (1503–1535) 1158 Christoph, Gf. Schlick (Šlikové) zu Bassano (um 1501–1527) 1139, 1160, 1193 Ciocchi del Monte, Antonio Maria, Dr. jur., Kard. (1461/62–1533) 830 Civitavecchia 777, 778 Claus, ein Bote 1423 Clay (Heynack), Nicasius, Mag. art. (um 1493–1552) 924, 987, 1257, 1265, 1269, 1274, 1281, 1285, 1307, 1308, 1331, 1471, 1478, 1493, 1523, 1560, 1566, 1571, 1576, 1723 Clemen, Silberbrenner zu Buchholz 870 Clemens V. (Bertrand de Got), Papst (1250–1314) 1738 Clemens VI. (Pierre Roger), Papst (1292–1352) 772, 773, 779, 784 Clennen 1590, 1609, 1671 Cles, Bernhard von, Bf. von Trient (1485–1539) 1142, 1189, 1202, 1700 Coburg 185a, 706, 851, 891, 961, 964, 1037, 1086, 1092, 1093, 1126, 1132, 1142, 1148, 1149, 1155, 1171, 1172, 1190, 1227, 1231, 1232, 1246, 1248, 1278, 1341, 1433, 1438, 1701 – Kirche St. Moritz 1278 – Landkapitel – Dekan → Burzel, Martin – Schlosskapelle 1278 – Stadt 851, 1278, 1341 Coci, Johannes 1016, 1037, 1039 Colditz 780, 891, 940, 942, 954, 1515, 1533–1535, 1546, 1554, 1559–1561, 1563, 1564, 1567, 1568, 1573, 1574, 1576, 1577, 1582–1584, 1586–1588, 1591, 1592, 1595–1597, 1601, 1604, 1605, 1643–1645, 1663, 1684–1686, 1688, 1692, 1707, 1727 – Stadt 1535 Conrad, Prior des Kartäuserklosters Erfurt 1324, 1387, 1483 Conradi, Erasmus 1608 Contarini – Antonio, Patriarch von Venedig (1450–1524) 1423 – Francesco 1032 Cranach, Lucas, d. Ä. (1472–1553) 694, 876, 899, 938, 970, 979, 1007, 1102, 1227, 1231, 1669

863

Croÿ, Guillaume de, de Chièvres (1458–1521) 1156, 1157, 1163, 1169, 1170, 1173, 1189, 1246–1249 Cronschwitz 1008 – Dominikanerinnenkloster 1008 Crosner, Alexius, Mag. art. (um 1490–1535) 689, 1105 Crossen 1079

D Dabrun 1711, 1745 Dachsberg, Johann von, zu Asbach und Ranfels 932 Dahme 807 Dahme, Donat, Bgm. zu Herzberg 1599, 1703, 1732, 1743 David, Abt des Schottenklosters Erfurt 1653 Delitzsch 1240, 1436 Dhomas, Jodocus 927 Diehle, Hans 1116 Dienstedt, Ulrich von, Dr. jur., Kantor des Allerheiligenstifts zu Wittenberg 1071, 1263, 1374, 1375, 1413 Dietrichstein, Siegmund von (1484–1533) 1207 Dietz, Antonius, Abt des Zisterzienserklosters Buch († 1525) 699, 704, 707–709, 727, 734, 788, 948, 1023, 1056, 1060, 1112, 1113, 1116, 1162, 1164, 1180, 1196–1198, 1203, 1210, 1223, 1235, 1253, 1273, 1463, 1482, 1518, 1539 Dobeneck, Oswald von 712 Doberquitz 1590, 1609, 1671 Dobitzsch, Christoph von 1727, 1733 Dobrilugk (heute Doberlug) 1013, 1067, 1069, 1101, 1703, 1732, 1743 – Zisterzienserkloster 1013, 1067, 1069, 1101, 1703, 1732, 1743 – Abt → Koswick, Balthasar Döbeln 1431, 1442, 1571 Döhlen 1272, 1276 Dölsch, Johann, aus Feldkirch, Dr. theol. (um 1485–1523) 924, 943, 1071, 1099, 1128, 1129, 1159, 1252, 1351, 1356, 1361–1363, 1413, 1414, 1435, 1479, 1482, 1749 Döring, Christian († 1533) 827, 1669, 1670 Dohna 866, 873, 885, 889, 894 Dohna, Familie von 873

864

Register der Orte und Personen

Doliatoris, Jakob, Dekan des Severistifts zu Erfurt 836, 892, 1037 Dolnitz, Wolf von 1733, 1739, 1742 Dolzig, Hans von, ernest. Landrentmeister (um 1485–1551) 827, 866, 870, 883, 1032, 1056, 1263, 1284, 1325, 1429, 1482, 1647, 1652, 1753 Dommitzsch 722, 787, 792, 1222 – Stadt 722, 787, 792 Dommitzsch, Wolf von 1560 Donat, Johann, Propst des Zisterzienserinnenklosters Sitzenroda († um 1534) 1666 Dorna 1300 Dornburg 1699, 1705 Drachstedt, Philipp, Dr. jur. (um 1465/70–1539) 803 Draschwitz, Albrecht von 1273 Dreben 1311 Drechsel, Thomas 1434 Dresden 756, 763, 828, 843, 921, 941, 949, 955, 972, 983, 998, 1026, 1077, 1094, 1127, 1267, 1272, 1569, 1672 Düben 710, 751, 861, 1066, 1070, 1214, 1267, 1279, 1389, 1471, 1478, 1484, 1490, 1493, 1523, 1530, 1536, 1571, 1576, 1648, 1681 Dungersheim, Hieronymus, aus Ochsenfurt, Dr. theol. (1465–1540) 1554, 1555, 1560, 1561, 1566, 1589 Duprat, Antoine, Dr. jur. (1463–1535) 669 Durchwehna 861

E Ebeleben – Johann von 1158 – Otto von 1661, 1729 Ebenheim, Heinrich 1635 Eberhard, ein Dekan 941 Eberhart, Valentin 1342 Ebernburg 1119, 1233, 1234 Eberstein, Georg von 1248 Eck – Johannes, Dr. theol. (1486–1543) 837, 854, 912–914, 916, 918, 925, 953, 992, 1082, 1083, 1085, 1088, 1123–1126, 1128–1130, 1132–1134, 1136, 1139, 1142, 1145–1147, 1151–1153, 1161, 1225, 1261 – Michael 912, 925, 953

Eckartsberga 1699, 1705 Eckenfelder, Johann, Dr. theol., Prior des Dominikanerklosters Jena († 1533) 980 Eckhart – Hans 891 – Paul 780, 891 Egranus, Johannes Sylvius → Wildenauer, Johannes Ehrenbreitstein 878, 903 Eichstätt – Bischof → Eyb, Gabriel von Eilenburg 741, 745, 827, 907, 1123, 1124, 1129, 1133–1135, 1139, 1144–1146, 1149, 1151, 1152, 1161, 1164, 1196, 1198, 1199, 1204, 1205, 1210, 1223, 1227, 1228, 1239–1242, 1250–1253, 1257, 1267, 1277, 1279, 1281, 1316, 1393, 1400, 1415, 1422, 1437, 1445, 1448, 1450–1454, 1462, 1465, 1479, 1482, 1484, 1495, 1518, 1532, 1533, 1539, 1546, 1547, 1555, 1560, 1602, 1604, 1612, 1617, 1620, 1622, 1624–1626, 1628, 1629, 1631, 1633, 1634, 1644, 1645, 1648, 1672, 1676, 1678, 1684, 1685, 1688, 1697, 1698, 1734 – Kirche St. Marien 1445 – Kirche St. Nikolai 1445, 1448 – Stadt 907, 1393, 1415, 1437, 1450–1452, 1612, 1617, 1620, 1622, 1624, 1628, 1676, 1678, 1684, 1685, 1688, 1697, 1698 Einbeck 913, 940, 942 Einsiedel, Haubold von, zu Gnandstein (1462–1522) 710, 714, 759, 761, 762, 937, 1120, 1124, 1146, 1164, 1181, 1204, 1220, 1257, 1273, 1274, 1281, 1285, 1308, 1325, 1326, 1369, 1386, 1417, 1423, 1440, 1452, 1453, 1466, 1477, 1479–1482, 1484, 1495, 1518, 1533, 1560, 1566, 1588, 1620, 1622, 1624–1626, 1628 Eisenach 747, 845, 923, 926, 1086, 1092, 1093, 1118, 1146, 1174, 1236, 1310, 1313, 1467, 1494, 1618, 1635, 1642, 1653 – Marienstift 845, 1086, 1313, 1635, 1653 – Dekan → Stackelberg, Hermann – Zisterzienserinnenkloster 1467, 1618 – Vorsteher → Lauterbach, Peter Eisenberg 871, 911, 971, 985, 1287, 1292, 1314, 1488, 1544, 1552, 1659, 1694, 1702, 1713

Register der Orte und Personen

– Stadt 1488, 1552 – Zisterzienserinnenkloster 1488, 1552, 1694 – Propst → Horlmann, Fabian Eisermann, Johann (um 1485–1558) 1397, 1405, 1407, 1411, 1420, 1427, 1439, 1482, 1589, 1592 Eisfeld 927, 1176 Eisleben 927, 1107, 1117, 1123, 1124, 1129 Elisabeth, Kfn. von Sachsen, geb. Hzn. von Bayern (1443–1484) 1393, 1422 Elner, Georg, aus Staffelstein, Mag. art. (um 1473–1543) 1071, 1374, 1375, 1418 Elster 924 Elsterberg 967, 1663, 1664, 1696, 1718, 1737, 1740, 1744 Eltz, Georg von (1461–1532) 1370 Emser, Hieronymus, Bacc. theol., Lic. jur. (1478–1527) 991, 1161, 1181 Enckenvoirt, Wilhelm von, Dr. jur. (1464–1534) 753 Ende – Ernfried vom, zu Altenbeuthen, Vorsteher des Augustinerinnenklosters Lausnitz 971, 985 – Familie vom, zu Kayna 993 – Matthäus am 927 – Nikel vom, ernest. Hofmarschall († 1540) 945 – Nikel vom, zu Mannichswalde 1111 – Ulrich vom, Amtmann zu Arnshaugk 893, 1483 Endorf, Hieronymus von 1207 Endres, Ambrosius 927 Engelhard, Johann 1696, 1733, 1739, 1740 Engelschall, Leonhard, Schosser zu Voigtsberg 1704 Engelthal 676, 700 – Dominikanerinnenkloster 676, 700 Erasmus von Rotterdam, Desiderius, Dr. theol. (ca. 1469–1536) 864, 884, 1142, 1209, 1499 Erfurt 669, 682, 694, 710, 712, 714, 718, 728, 731, 739, 742, 743, 746, 751, 757, 801, 803, 836, 838, 840, 841, 844–846, 852, 855, 892, 893, 896, 901, 902, 905, 912, 913, 920, 928, 959, 1011, 1016, 1036–1040, 1043, 1045, 1050, 1064, 1087, 1115, 1118, 1123, 1124, 1148, 1155, 1158, 1160, 1187, 1209, 1236, 1255, 1256, 1263,

865

1282, 1283, 1324, 1353, 1383, 1387, 1394, 1403, 1404, 1460, 1474, 1483, 1497, 1498, 1527, 1570, 1578, 1579, 1616, 1619, 1653, 1656, 1669, 1677, 1687, 1690, 1714 – Augustinereremitenkloster – Prior → Lang, Johannes – Benediktinerkloster 959, 1474, 1616, 1656, 1714 – Abt → Hottenbach, Johann – Kartäuserkloster 1324, 1383, 1387, 1483, 1579 – Prior → Conrad, Prior des Kartäuserklosters Erfurt – Marienstift 803, 838, 840, 844, 845, 852, 855, 893, 896, 901, 902, 905, 920, 1011, 1016, 1036, 1037, 1040, 1064, 1087, 1282, 1283, 1677 – Offizial → Bosse, Heinrich – Sänger → Schlothauer, Johann – Schottenkloster 1653 – Abt → David, Abt des Schottenklosters Erfurt – Severistift 803, 836, 838, 840, 852, 855, 892, 893, 1016, 1037–1040, 1187, 1282, 1283 – Dekan → Doliatoris, Jakob – Stadt 712, 718, 728, 731, 742, 746, 751, 801, 803, 836, 838, 841, 844, 846, 852, 855, 893, 896, 901, 902, 905, 920, 1011, 1016, 1036, 1039, 1040, 1064, 1087, 1118, 1256, 1282, 1283, 1353, 1394, 1403, 1619, 1677, 1690 – Universität 912, 913, 1187 Erhart, Simon, Propst des Zisterzienserinnenklosters Ichtershausen († 1519) 959, 961, 964 Erich II., Hz. von Sachsen-Lauenburg, Bf. von Münster (vor 1472–1522) 1708 Ernst, Gf. von Mansfeld (1479–1531) 1097, 1098, 1158 Ernst, Herr von Schönburg zu Glauchau und Waldenburg (1486–1534) 661, 882, 1727 Ernst, Hz. von Sachsen, Ebf. von Magdeburg, Administrator des Bistums Halberstadt (1464–1513) 696, 740, 744 – Räte 696 Ernst, Kf. von Sachsen (1441–1486) 755, 777, 1026, 1048, 1073, 1084, 1103, 1166, 1422, 1433, 1579

866

Register der Orte und Personen

Ernstroda 1310 Ernst I., Hz. von Braunschweig-Lüneburg (1497–1546) 669 Escheberg 927 Etzdorf, Volrad von, Dekan des Stifts St. Peter und Paul zu Zeitz († 1521) 1301–1303, 1318 Eustachius, Bgf. von Leisnig, Dekan des Domstifts zu Magdeburg († 1524) 1439 Exalmayer, Jakob 1423, 1428, 1429, 1526 Eyb, Gabriel von, Bf. von Eichstätt (1455–1535) 1225, 1746 Eyche, Martin 842 Eyerßrode 1310

F Faber, Johannes, Prior des Dominikanerklosters Augsburg (1470–1530) 1189, 1225 Fabri, Gregor 787, 792 Fabricius, Balthasar, aus Vacha (Phachus), Mag. art. (um 1478–1541) 682, 1075, 1076 Fackentischer, Geächteter zu Erfurt 718, 731 Falbert, Johannes, Abt des Zisterzienserklosters Volkenroda 1086 Falk – Erich, zu Bleddin 1106 – Georg 1311, 1530 – Hans, zu Triestewitz 751 – Sophia 1311, 1530, 1537 Falkenberg 1567, 1568 Falkenstein, Arnold von, Schosser zu Coburg 891, 1341 Federico II. Gonzaga, Mgf. von Mantua (1500–1540) 603a, 1150 Feilitzsch – Eberhardt von, zu Treuen und Kürbitz 1158 – Fabian von (vor 1457–1520) 668, 669, 673, 679, 694, 697, 712, 714, 718, 731, 738, 741, 742, 744–746, 748, 749, 751, 759, 761, 762, 799, 811, 822, 832, 906, 917, 929, 935, 937, 938, 940–942, 946, 951, 954, 955, 982, 986, 993, 1001, 1005, 1009, 1023, 1035, 1050, 1055, 1089, 1103–1105, 1108, 1117, 1123–1125,

1129–1131, 1143, 1146, 1158, 1196, 1326, 1357, 1369, 1705, 1727 – Philipp von, Amtmann zu Weida (1473–1528) 697, 710, 772, 774, 779, 1236, 1517, 1581, 1715, 1716, 1729, 1730, 1751, 1756, 1757 Feldkirch 798, 1159, 1252, 1482 Feldkirch, Johann → Dölsch, Johann Ferdinand I., römisch-deutscher Kg. (1503–1564) 829, 1454, 1472, 1489, 1499, 1619, 1627, 1646, 1668, 1674, 1693, 1700, 1708, 1715, 1730, 1751–1754, 1756, 1757 Feyl, Hans, ernest. Kanzleischreiber († nach 1546) 940, 1731 Fickel, Ulrich 756 Fischer, Calix 870 Florent, Adrian → Hadrian VI., Papst Förster – Thomas 1133 – Valentin, Schosser zu Wittenberg (um 1492–1558) 1679, 1680, 1723 Fontinus (Zedlitz), Petrus, Dr. theol. 1351 Francesco II. Gonzaga, Mgf. von Mantua (1466–1519) 603a, 683, 684 Frank, Katharina, Äbtissin des Zisterzienserinnenklosters Ichtershausen 1690 Frankfurt am Main 856, 874, 897, 898, 903, 910, 915, 916, 918, 923, 926, 930, 932, 946, 952, 957, 990, 1003, 1122, 1165, 1179, 1218, 1219, 1309 – Bartholomäusstift 910 – Franziskanerkloster 910 Frankfurt an der Oder 757 Franziskanerorden – Provinz Saxonia 1297, 1298 Franz I., Kg. von Frankreich (1494–1547) 669, 679, 686, 834, 847, 876, 899, 1081, 1268, 1296, 1306, 1336, 1339, 1370, 1458, 1464 Frauenchiemsee 910, 932, 1044 – Benediktinerinnenkloster 910, 932, 1044 – Äbtissin → Ursula, Äbtissin des Benediktinerinnenklosters Frauenchiemsee Frauenhorst, Hans von, zu Grochwitz 1745 Frauenstein 927 Fredersdorf 862, 1080 Freiberg 780, 870, 1054, 1625 – Marienstift 780

Register der Orte und Personen

Freiburg 784, 821 – Universität 784, 821 Freising 1376 – Bischof → Philipp, Pfgf. bei Rhein Freyburg 738 Freystadt 1309 Friedrich, Gf. von Beichlingen 1158 Friedrich, d. J., Hz. von Sachsen (1504–1539) 1229, 1267, 1280, 1431, 1438, 1443, 1447, 1455, 1456 – Räte 1229, 1460 Friedrichroda 1310 Friedrich II., Hz. von Liegnitz-Brieg (1480–1547) 712 Friedrich II., Kf. von Sachsen (1412–1464) 1393, 1400, 1422 Friedrich II., Ks. (1194–1250) 687 Friedrich II., Pfgf. bei Rhein (1482–1556) 838, 1457, 1471, 1472, 1478, 1486, 1489, 1497, 1499, 1500, 1538, 1551, 1570, 1581, 1588, 1646, 1674, 1715, 1730 Friedrich III., Kf. von Sachsen (1463–1525) – Amtmänner 810, 1285 – Landstände 810, 835, 1139 – Prälaten und Ritter zu Thüringen, Meißen und Vogtland 802 – Räte 660, 671, 672, 674, 686, 694, 696, 697, 702, 709, 710, 714, 718, 719, 723, 724, 729, 731, 732, 735, 742, 746, 748, 758, 762, 771, 781, 787, 799, 801, 803, 825, 836, 838, 843, 844, 846, 851, 852, 855, 865–867, 870, 873, 879, 906, 907, 920, 936, 937, 948, 956, 962, 963, 969, 970, 989–991, 1011, 1023, 1033, 1040, 1041, 1045, 1050, 1053, 1055, 1064, 1066, 1067, 1077, 1080, 1086, 1094, 1113, 1120, 1124, 1133–1135, 1139, 1142–1145, 1149, 1151, 1152, 1155, 1164, 1181, 1196–1199, 1203–1205, 1210, 1211, 1214, 1220, 1223, 1224, 1227–1231, 1235, 1240–1242, 1247, 1252, 1257, 1263, 1267, 1273, 1274, 1277, 1279, 1281, 1284–1286, 1288, 1308, 1369, 1383, 1386, 1403, 1432, 1438, 1441, 1447–1449, 1453, 1455, 1459, 1467, 1470, 1473, 1475, 1478–1482, 1484, 1490, 1495, 1497, 1498, 1515, 1518, 1523, 1527, 1529, 1531, 1533, 1539, 1540, 1543, 1572,

867

1595, 1600, 1624–1626, 1628, 1629, 1631, 1633, 1637, 1640, 1641, 1659, 1667, 1668, 1672, 1674, 1676, 1684, 1710, 1733, 1739, 1750 – Städte 810 – Statthalter 956, 1133, 1139, 1143, 1144, 1196, 1267 Friedrich IV., Lgf. von Thüringen (1384–1440) 1579 Friedrich IV., Mgf. von Baden, Bf. von Utrecht (1458–1517) 726, 733, 740, 1218, 1219 Friese – Hedwig 790 – Wolf 790, 791 Fritz, Bernhard 1235 Fritz, ernest. Hofnarr 1244 Fritzsche, Bernhard 948 Frundsberg, Georg von (1473–1528) 1581 Fuchs, Andreas, Dekan des Domstifts zu Bamberg 1099 Fuchszagel, Hans 1278 Fugger – Familie 683, 880, 1009, 1012, 1029, 1073, 1129, 1154, 1364, 1423, 1429, 1526, 1753 – Jakob (1459–1525) 700 Fulda 185a, 198a, 694, 740, 747, 923, 926, 1202, 1395, 1619, 1621, 1654, 1733, 1739 – Benediktinerkloster (Reichsabtei) 185a, 198a, 1395, 1619, 1621, 1654, 1733, 1739 – Abt → Kirchberg, Hartmann II. von – Dekan → Schenk zu Schweinsberg, Philipp – Koadjutor → Johann III., Gf. von Henneberg-Schleusingen Funck, Simon, Dekan des Kleinen Chors des Allerheiligenstifts zu Wittenberg 825, 879, 888, 890, 996

G Gabelentz – Georg von der 673 – Katharina von der, Priorin des Augustinerinnenklosters Brehna († 1523) 1166, 1332, 1389, 1436

868

Register der Orte und Personen

Gattinara, Mercurino di, Dr. jur. (1465–1530) 1233 Geißen, Johann 842 Geißendorfer, Wolfgang, Mag. art 682, 1167, 1168 Geißler, Siegmund 961, 964 Gemmingen, Uriel von, Ebf. von Mainz (1468–1514) 1086 Gentzsch, N., aus Eilenburg 1393 Georg, Hz. von Sachsen (1471–1539) 660, 681, 691, 694, 697, 711, 712, 717, 718, 728, 742, 746, 761–763, 765, 778, 781, 785, 800, 801, 803, 806, 813, 814, 817, 825, 828, 836, 838, 840, 841, 843, 844, 846, 851, 852, 866, 867, 870, 873, 877, 883, 885, 889, 894, 897, 898, 906, 911, 912, 921, 922, 928, 929, 940, 942, 949, 950, 962, 964, 965, 972, 975, 983, 984, 998, 999, 1007, 1011, 1026, 1028, 1040, 1041, 1054, 1055, 1077, 1086, 1094, 1102, 1103, 1123, 1125, 1127, 1131, 1140, 1159, 1182, 1190, 1195, 1225, 1226, 1249, 1267, 1279, 1282, 1326, 1336, 1339, 1365, 1369–1371, 1378, 1380, 1389, 1391, 1394, 1396, 1401, 1403, 1409, 1410, 1421, 1431, 1433, 1436, 1438, 1440–1443, 1447, 1449, 1454, 1455, 1457–1459, 1462, 1464, 1465, 1468, 1470, 1472, 1477, 1486, 1501, 1502, 1509, 1528, 1532, 1538, 1545, 1549, 1551, 1554, 1557, 1559, 1562, 1564, 1569, 1570, 1573, 1580, 1581, 1583, 1588, 1597, 1612, 1613, 1617, 1619, 1620, 1622, 1624, 1627, 1636, 1638, 1643, 1655, 1657, 1665, 1668, 1672, 1674, 1675, 1699, 1700, 1705, 1727, 1729, 1733, 1739, 1742, 1757 – Räte 660, 691, 694, 697, 710, 714, 718, 725, 731, 742, 746, 751, 759, 762, 781, 801, 803, 805, 836, 838, 844, 852, 855, 866, 867, 870, 873, 906, 929, 962, 1000, 1011, 1040, 1041, 1043, 1045, 1054, 1077, 1086, 1094, 1124, 1146, 1279, 1326, 1369, 1403, 1438, 1441, 1447, 1449, 1455, 1459, 1460, 1470, 1473, 1613, 1638, 1702 Georg, Kg. von Böhmen (1420–1471) 1391, 1421, 1431, 1433, 1465, 1509, 1532, 1559, 1562 Georg, Pfgf. bei Rhein, Bf. von Speyer (1486–1529) 1646, 1736, 1746

Georg II., Gf. von Wertheim (1487–1530) 1646 Gera 806, 1053 – Herren von 1049, 1052 Gerbstedt 1096–1098 – Benediktinerinnenkloster 1096–1098 – Äbtissin → Königsfeld, Margaretha von Gerhart, Konrad, Dekan des Georgenstifts zu Altenburg 662, 667, 668, 688, 795, 868, 917, 968, 969, 994, 1033, 1035, 1103, 1105, 1108, 1250, 1264, 1270, 1275, 1625, 1664, 1696, 1720, 1740 Gericke, Veit, Guardian des Franziskanerklosters Wittenberg 807, 924 Geringswalde 661 – Benediktinerinnenkloster 661 – Äbtissin → Ulstetten, Katharina von Gerlender, Johann 1379 Gerolzhofen 1249 Gerstenberg 688 – Kapelle St. Michael 688 Gerstenberg, Günther 1037 Gerstungen 694, 1733, 1739, 1742 Gertewitz, Jakob, Lic. jur., albertin. Prokurator 921, 922 Geusau, Familie von 723, 725, 781 Geyer 712, 870, 1054 Giovanni Gonzaga, Mgf. von Mantua (1474–1525) 1150 Gispersleben 852 Glapion, Jean (ca. 1460–1522) 1185, 1186, 1189, 1191, 1226, 1233, 1234, 1248, 1249 Glashütte 1280, 1336, 1339, 1365, 1431, 1555 Gleitzmann, Hans 1606 Glitzsch, Konrad, Mag. art. 682, 1565, 1683 Globig, Burkhard von 1257 Göde, Henning, Dr. jur., Propst des Allerheiligenstifts zu Wittenberg (um 1450–1521) 681, 718, 719, 825, 849, 865, 879, 974, 981, 996, 1004, 1010, 1015, 1017, 1018, 1071, 1072, 1086, 1094, 1100, 1106, 1143, 1160, 1181, 1187, 1193, 1194, 1200, 1209, 1353 Görlitz 927 Gößnitz 1053 Goitzsche 1389, 1436

Register der Orte und Personen

Goldacker – Dietzmann, Amtmann zu Tenneberg († 1528) 908 – Ludwig, ernest. Jägermeister 1446 Golp, Johann, Mag. art. 987, 1723 Gora, Hans, Schosser zu Liebenwerda und Vorsteher des Zisterzienserinnenklosters Nimbschen 776, 1357, 1369, 1572, 1577 Goseck 1086 – Benediktinerkloster 1086 Got, Bertrand de → Clemens V., Papst Gotha 694, 813, 920, 945, 959, 964, 970, 1115, 1117, 1123, 1124, 1130, 1209, 1234, 1236, 1290, 1299, 1425, 1497, 1498, 1527, 1543, 1584 – Marienstift 813, 920, 1115, 1425, 1497, 1498, 1527, 1543, 1584 – Dekan → Marschall, Gerhard – Zisterzienserinnenkloster 1234 Gotzmann, Cunz, Amtmann zu Königsberg 1472 Gräfendorf, Wolf von 1394, 1403 Gräfenhainichen 1358–1360, 1388, 1390, 1401, 1412, 1436 Gräfenthal 1727, 1733 Gräfenthal, Andreas, Schosser zu Weimar († 1521) 909, 945 Graz 1207 Gregor, aus Eschberg 927 Gregor, aus Preußen 927 Greiffenklau, Richard von, Ebf. von Trier (1467–1531) 812, 823, 872, 878, 880, 903, 941, 944, 951, 952, 955, 957, 958, 960, 989–992, 1084, 1142, 1370, 1646, 1708, 1716 Griebo 825, 996 Grimma 661, 741, 745, 751, 780, 783, 788, 799, 806, 883, 884, 917, 948, 1005, 1120, 1162, 1205, 1320, 1333, 1408, 1446, 1516, 1522, 1525, 1553, 1561, 1562, 1564, 1572, 1577, 1582, 1588, 1591, 1594, 1595, 1606, 1667, 1672 – Augustinereremitenkloster 799, 1408, 1582, 1588, 1591, 1594, 1595, 1606, 1667 – Prior → Reich, Valentin; → Stüler, Clemens; → Zeschau, Wolfgang von – Schlosskapelle St. Oswald 799

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– Stadt 799, 1595, 1667 Grochwitz 1745 Grone, Andreas 1297 Gropner, Georg 927 Gropp, Jakob 1014 Groß – Christoph, Lic. jur., Amtmann zu Belzig 865, 940, 942, 1412, 1420, 1424, 1512, 1536 – Donatus, Dr. jur. (1463/64–1535) 761, 778, 906, 1086, 1292, 1441, 1459, 1460 – Gregor 661 – Reinhard, Amtmann zu Belzig 696 – Siegmund, zu Altenhain 788 Großbrembach 945 Großbuch 1692, 1706, 1707, 1727, 1733 Großmölsen 718, 731 Großrudestedt 852, 893, 896, 902, 905, 920, 1011, 1036, 1040, 1064, 1087, 1677 Gruber, Michael 1158 Grünberg 1206 – Antoniterkloster 1206 – Präzeptor → Koch, Heinrich Grünhain 782, 785, 882, 1000, 1054, 1120, 1507, 1517, 1558, 1603, 1640, 1641, 1695, 1699, 1704, 1705, 1710, 1727, 1733, 1739, 1742 – Zisterzienserkloster 782, 882, 1000, 1006, 1054, 1120, 1507, 1517, 1558, 1603, 1640, 1641, 1695, 1699, 1704, 1705, 1710, 1727, 1733, 1739, 1742 – Abt → Küttner, Gregor Gruna 1240 Gruntzsch, Wolfgang 804, 809, 816 Gülden, Johann, Mag. art. 1508 Günther – Erasmus 1168, 1337 – Franz, Mag. art. († 1528) 1471, 1478, 1491, 1493, 1523, 1546, 1555, 1560, 1566, 1571, 1576 Günther, Gf. von Schwarzburg (1455–1531) 1474, 1616 Guglielmo IX., Mgf. von Montferrat (1486–1518) 603a, 853 Gundram, N., Gesandter des Rats zu Erfurt 803

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Register der Orte und Personen

H Hadrian VI. (Adrian Florent), Papst (1459–1523) 1458, 1461, 1496, 1593, 1595, 1712, 1722, 1731, 1736, 1751–1754, 1756, 1757 Hagen, Eberhard 1167, 1168 Halberstadt 867, 1090, 1096, 1159 – Administrator → Albrecht, Mgf. von Brandenburg; → Ernst, Hz. von Sachsen – Domstift 867 Halle 741, 793, 807, 827, 920, 923, 926, 930, 931, 941, 1008, 1041, 1090, 1107, 1240, 1242, 1304, 1317, 1320, 1321, 1333, 1342, 1394, 1403, 1438, 1441, 1447, 1455, 1460, 1491 – Petersstift → Lauterberg bei Halle, Petersstift Haller, Friedrich 1079 Hamelburg, Johann, Dr., Scholaster des Georgenstifts zu Altenburg († 1517) 1105 Hanfstengel, Bernhard, Vorsteher der Dompropstei zu Naumburg 871 Hannart, Johann 1247, 1689 Hans, ernest. Bettmeister 1675 Hans, ernest. Hofnarr 970, 1007 Hans, vereidigter Bote 1597 Hartsch, Heinrich 1149, 1316 Hasse, Johann, Offizial des Bistums Brandenburg 1167 Haßfurt 839 Haubitz (Haugwitz) – Caspar von, zu Flößberg 1548, 1553 – Jakob von, Propst des Benediktinerinnenklosters Riesa 776, 929, 1326 – Johann von, Scholaster des Georgenstifts zu Altenburg 662, 795, 868, 1103, 1105, 1330 – Margaretha von, Äbtissin des Zisterzienserinnenklosters Nimbschen 1572, 1577 Hausbreitenbach → Breitenbach Hausmann, Nikolaus, Mag. art. (um 1479–1538) 1286–1288, 1292, 1293, 1295, 1314, 1329, 1426, 1556, 1650 Hayn, Nikolaus 927 Hebenstreit, Thomas, Abt des Benediktinerklosters Naumburg 738, 759, 761 Hecht, Johannes 1508 Heckelbach, ernest. Hofangehöriger 1159

Heidelberg 703, 705, 706, 715, 1182, 1190, 1246, 1268 Heideler, Nikel 870 Heiligenstadt, Heinrich 1148 Heiliges Römisches Reich – Reichskammergericht 677, 765, 1333, 1441, 1486, 1489, 1499, 1501, 1557, 1627, 1636, 1643, 1646, 1725, 1726, 1757 – Reichsregiment 915, 1333, 1355, 1370, 1442, 1454, 1457, 1462, 1471–1473, 1478, 1480, 1481, 1484, 1486, 1487, 1489, 1490, 1496, 1497, 1499–1501, 1505, 1506, 1509, 1515, 1516, 1522, 1524, 1525, 1528, 1534, 1535, 1541, 1545, 1549, 1551, 1557, 1574, 1581, 1588, 1591, 1595, 1619, 1627, 1636, 1638, 1643, 1646, 1649, 1665, 1666, 1668, 1674, 1689, 1692, 1700, 1715, 1725, 1728, 1729, 1736, 1746, 1751, 1757 Heilingen 1016, 1037–1039 Heim, Nikel, Hauptmann zu Belgern 1116 Heinitz, Nikolaus von, Dr. jur., Propst des Petersstifts zu Bautzen († 1526) 720, 731, 732, 737, 830, 831, 855, 906, 1105, 1124, 1279, 1326 Heinlein, Matthes 1013, 1067, 1069 Heinrich der Mittlere, Hz. von Braunschweig-Lüneburg (1468–1532) 669, 970, 979 Heinrich, Gf. von Nassau (1483–1538) 941, 1122, 1156, 1157, 1163, 1169, 1170, 1173, 1182, 1185, 1189, 1244, 1660 Heinrich, Johann, Lic. theol. 1354 Heinrich, d. Ä., Herr von Gera, Schleiz und Lobenstein (vor 1496–1538) 851, 1049 Heinrich, d. J., Herr von Gera (1478–1550) 1049, 1058, 1059 Heinrich II., Prinz von Frankreich (1519–1559) 876, 899 Heinrich V., Hz. von Mecklenburg (1479–1552) 877, 1055, 1224, 1528, 1583 Heinrich V., Hz. von Sachsen (1473–1541) 697, 711, 712, 717, 877, 1028, 1187, 1280, 1370, 1438, 1447, 1455 – Räte 697, 1460, 1470, 1473

Register der Orte und Personen

Heinrich VIII., Kg. von England (1491–1547) 876, 1081, 1268, 1619, 1649, 1700, 1729, 1736 Heinrich XXIV., d. J., Herr von Weida (um 1480–1531) 1054 Heintz – Gregor, aus Brück, Bacc. jur., ernest. Kanzler (1483–1557) 780, 1185, 1186, 1189, 1191, 1202, 1231, 1234, 1243, 1281, 1332, 1342, 1346, 1350–1352, 1362, 1374, 1394, 1431, 1433, 1438, 1441, 1449, 1459, 1470, 1476, 1478, 1483, 1509, 1591, 1595, 1613, 1618, 1638, 1696, 1706, 1707, 1717, 1727, 1733, 1740 – Simon, aus Brück, Mag. art. (um 1480–1523) 1351, 1354, 1482 Heinz, Chorschüler zu Torgau 1345 Heldburg 903 Helt, Konrad, Prior des Augustinereremitenklosters Wittenberg († 1548) 957, 1160, 1351, 1368, 1372, 1379, 1682 Henlein, Andreas, Titularbf. von Athyra, Weihbf. von Bamberg († 1542) 1126 Hennig, Johannes, Dr. theol., Dekan des Domstifts zu Meißen († 1527) 664, 670, 720, 722, 732, 737, 780, 787, 789, 792, 800, 1168, 1554, 1555, 1563, 1566, 1665 Herda – Heinrich von, Amtmann zu Salzungen 185a, 198a, 747 – Wilhelm von, Amtmann zu Salzungen 1654 Hermannsgrün, Leupold von 1227, 1508 Hersfeld 185a – Benediktinerkloster (Reichsabtei) 185a Herzberg 775, 797, 946, 987, 1272, 1299, 1311, 1471, 1481, 1482, 1493, 1515, 1523, 1530, 1533–1535, 1540, 1546, 1554, 1555, 1560, 1561, 1566, 1567, 1571, 1574, 1576, 1599, 1605, 1607, 1634, 1637, 1703, 1723, 1732, 1750 – Augustinereremitenkloster 1599, 1605, 1607, 1750 – Kirche St. Marien 1471 – Priesterschaft 775, 797 – Stadt 1554, 1750 Herzheimer, Hans (nach 1464–1532) 910, 932

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Hesler, Ewald 670 Hesse – Georg, Schosser zu Schlieben 1311 – Hans 1483 Hessen – Regiment 867, 906, 1394, 1403, 1441 Hessus – Helius Eobanus (1488–1540) 1209 – Symon → Rhegius, Urbanus Heygendorf 1653 Heynack, Nicasius → Clay, Nicasius Heyner, Johann, Abt des Benediktinerklosters Reinhardsbrunn 1642 Heynichen, Sebastian 1105 Heyntz, Johannes, Mag. art., Offizial zu Wurzen 1066, 1070 Hieronymus, Steinmetzmeister zu Jena 680 Hildburghausen 927 Hildebrandt – Jakob 1483 – Kasper 1483 – Klaus 1483 – Kurt 1483 Hildesheim 1259, 1342 – Bischof → Johann, Hz. von SachsenLauenburg Hirschfeld, Bernhard von, ernest. Kämmerer (1490–1551) 739, 910, 946, 1009, 1032, 1118, 1174, 1201, 1236, 1290, 1325, 1429, 1570, 1572, 1647, 1652, 1729, 1753 Hitzschold (Hisolidus), Matthäus 916 Hof 906 Hoff, Hermann von, Hauptmann zu Erfurt 920, 1246 Hoffmann – Asmus 966 – Erasmus 1690 Hofman, Wolfgang 1029, 1123, 1130, 1429, 1489, 1526, 1647 Hohendorf, Georg von, zu Schmerkendorf 788 Hohenleina 966 Hohenprießnitz 1240–1242 Hohenstein 882 Hohnstein, Wilhelm III. von, Bf. von Straßburg (1475–1541) 1551, 1557, 1570, 1581

872

Register der Orte und Personen

Holda – Georg von, Amtmann zu Liebenwerda und Schlieben († 1541) 776, 788, 1311, 1326, 1536 – Günther von, zu Gernewitz 1106 Homberg an der Efze 1153 Honsberg, Katharina von, Äbtissin des Benediktinerinnenklosters Riesa 929, 1554, 1601 Hoogstraten, Jacobus van, Dr. theol., Prior des Dominikanerklosters Köln (1460–1527) 1179 Horbeck, Christoph von 940, 942 Horlmann, Fabian, Propst des Zisterzienserinnenklosters Eisenberg 1488, 1552 Hornich, Ludwig 996 Hornir, Christian, Offizial zu Lübben 804 Hoß, Konrad 1218, 1219 Hottenbach, Johann, Abt des Benediktinerklosters St. Peter zu Erfurt 959, 1474, 1578, 1616, 1656, 1714 Hoyer, Gf. von Mansfeld (1484–1540) 857, 1708 Hübner, Johann, Schosser zu Belzig 696 Hummelshain 997 Hund von Wenkheim, Burkhard, zum Altenstein, Amtmann zu Gotha († vor 1544) 694, 945, 1050, 1055, 1227, 1231, 1238, 1310, 1618 Hus, Johannes, Mag. art. (um 1370–1415) 912, 913, 1391, 1431 Huthen, Heinrich, Abt des Benediktinerklosters Reinhardsbrunn 1310, 1642 Hutten – Frowin von, zu Stolzenberg (1469–1529) 1693 – Margaretha von, Priorin des Dominikanerinnenklosters Weida 1053, 1062, 1114 – Ulrich von (1488–1523) 1119, 1154, 1184, 1233, 1234, 1236 Huttener, Adolar (1481–1560) 718, 803

I Ichtershausen 959, 961, 964, 1118, 1690 – Zisterzienserinnenkloster 959, 961, 964, 1118, 1690 – Äbtissin → Frank, Katharina

– Priorin → Obernitz, Margaretha von – Propst → Erhart, Simon – Zisterzienserinnenklosters – Vorsteher → Spitznas, Heinrich Ingolstadt 1179 Innsbruck 693, 853, 1423, 1429

J Jena 680, 743, 781, 789, 794, 800, 802, 810, 980, 1087, 1286–1288, 1449, 1699, 1705 – Dominikanerkloster 980 – Prior → Eckenfelder, Johann – Kirche St. Michael 680 – Stadt 680 – Zisterzienserinnenkloster 680, 743 – Propst → Laue, Stefan Jessen 792, 1319, 1322, 1327, 1673, 1681 – Kirche St. Nikolai 1319, 1327 – Stadt 1327 Jessen, Sebastian von, unehelicher Sohn Kf. Friedrichs († 1535) 1102 Joachim I., Kf. von Brandenburg (1484–1535) 675, 694, 712, 719, 741, 745, 751, 1181, 1184, 1309, 1333, 1457, 1486, 1528, 1545, 1675, 1739, 1742, 1751 – Räte 1528 Johann Ernst, Hz. von Sachsen (1521–1553) 1245, 1350 Johann Friedrich, Hz. von Sachsen (1503–1554) 970, 997, 1050, 1055, 1136, 1140, 1159, 1171, 1172, 1182, 1224, 1244, 1248, 1249, 1350, 1642, 1659, 1669, 1670, 1683, 1689 Johann, Abt des Zisterzienserklosters Sittichenbach 660, 691, 723, 725, 731, 759, 762, 781, 808, 813, 1086 Johann, Augustinereremit zu Herzberg 1750 Johann, Gf. von Beichlingen 1158 Johann, Hz. von Sachsen (1468–1532) – Amtmänner 810, 1285 – Landstände 810, 1139 – Pröpste, Dekane und Geistlichkeit zu Thüringen 928, 949, 950, 1011, 1041 – Räte 694, 697, 709, 710, 714, 718, 731, 742, 746, 758, 769, 781, 801, 803, 813, 836, 838, 844, 846, 849,

Register der Orte und Personen

851, 852, 855, 866, 867, 870, 871, 873, 893, 906, 911, 920, 940, 962, 970, 979, 1000, 1011, 1040, 1041, 1045, 1050, 1055, 1064, 1077, 1086, 1087, 1094, 1120, 1149, 1155, 1224, 1227, 1286–1288, 1310, 1313, 1383, 1387, 1403, 1438, 1441, 1447, 1455, 1459, 1460, 1467, 1470, 1473, 1474, 1476, 1478, 1483, 1485, 1497, 1498, 1517, 1527, 1543, 1544, 1556, 1558, 1564, 1565, 1595, 1613, 1616, 1618, 1640–1642, 1656, 1659, 1677, 1683, 1687, 1701, 1710, 1713, 1714 – Städte 810 Johann, Hz. von Sachsen-Lauenburg, Bf. von Hildesheim (um 1478–1547) 1141, 1551 Johann, Kg. von Böhmen (1296–1346) 1431 Johann, d. J., Hz. von Sachsen (1498–1537) 723, 725, 728, 738, 746, 756, 763, 1267, 1280, 1431, 1438, 1443, 1447, 1455, 1456 – Räte 1460 Johannesberg 1621 – Benediktinerinnenkloster 1621 Johannisberg 1310 Johann III., Gf. von HennebergSchleusingen, Koadjutor des Benediktinerklosters Fulda (1503–1541) 1395, 1619, 1621, 1654, 1739 Johann III., Kg. von Navarra (1469–1516) 876, 899 Jonas, Justus, Dr. theol., Lic. jur., Propst des Allerheiligenstifts zu Wittenberg (1493–1555) 884, 1187, 1200, 1209, 1236, 1255, 1263, 1284, 1300, 1311, 1348, 1351, 1356, 1361–1363, 1374, 1381, 1384–1386, 1413, 1482, 1484, 1503, 1530, 1536, 1585, 1586, 1680 Jüterbog 679, 925, 986, 991, 1567, 1568 – Franziskanerkloster 991 – Zisterzienserinnenkloster 1567, 1568 – Äbtissin → Wolfersdorf, Margarethe von Julius II. (Giuliano della Rovere), Papst (1443–1513) 682, 732, 798, 820, 987, 1723 Jung – Georg 1158 – Johann 1158

873

Jungermann, Valentin, Dr. jur. († 1518) 718 Justinopel → Koper

K Kaaden (tschech. Kadaň) 1000 Kahla 1149, 1316, 1696, 1720, 1733, 1739 – Stadt 1149 Kaiser, Hermann, Propst des Allerheiligenstifts zu Wittenberg († 1508) 981 Kalbfleisch, Johann 1582, 1588 Kanitz – Hans von, zu Treben 1419 – Johann von, Propst des Petersstifts auf dem Lauterberg (heute Petersberg) bei Halle 793, 934, 936, 956, 1047, 1199, 1277, 1445, 1448, 1451–1453, 1466, 1482, 1484, 1612, 1617, 1620, 1622, 1624, 1628, 1676, 1678, 1684, 1685, 1688, 1697, 1698, 1734 Kardinalskollegium 666, 732, 753, 755, 830, 972, 975, 977, 983, 984, 1073, 1126, 1127, 1150, 1461, 1570 Karius, Knabe am Hof Hz. Johanns 1050, 1055 Karl, Hz. von Münsterberg und Oels (1476–1536) 1309 Karlstadt, Andreas → Bodenstein, Andreas Karl III., Hz. von Savoyen (1486–1553) 1081 Karl V., Ks., röm. Kg., Kg. von Spanien (1500–1558) 829, 847, 857, 919, 921, 922, 930, 931, 972, 975–977, 1002, 1003, 1007, 1012, 1032, 1044, 1050, 1081, 1089, 1102, 1118, 1121, 1122, 1127, 1128, 1131, 1136, 1139, 1141, 1142, 1156–1158, 1163, 1165, 1169, 1170, 1173, 1175, 1179, 1184–1186, 1189, 1191, 1192, 1202, 1207, 1211, 1216, 1217, 1220, 1221, 1225, 1227–1231, 1234, 1237, 1239, 1243, 1246–1249, 1268, 1296, 1306, 1309, 1312, 1333, 1335, 1342, 1355, 1364, 1365, 1370, 1373, 1376, 1394, 1403, 1425, 1440, 1442, 1454, 1458, 1460, 1461, 1464, 1472, 1478, 1486, 1487, 1489, 1496, 1499, 1505, 1506, 1514, 1516, 1528, 1535, 1538, 1549, 1551, 1570, 1593, 1612, 1619, 1646, 1649, 1660, 1665, 1666, 1689, 1700, 1708, 1715, 1722, 1726, 1736, 1751, 1757

874

Register der Orte und Personen

– Räte 1191, 1472 – Statthalter und Kommissare 857, 919, 930, 931, 1478 Karl VIII., Kg. von Frankreich (1470–1498) 686 Kasimir, Mgf. von Brandenburg-Ansbach (1481–1527) 844, 846, 851, 855, 866, 885, 962, 1124, 1538, 1549, 1551 Katharina, Infantin von Kastilien (1507–1578) 1050 Kaufmann, Peter 875 Kauxdorf, Andreas, Bacc. theol. (1470–1543) 1439, 1612, 1620, 1622, 1624, 1628, 1676, 1678, 1684, 1685 Kelheim, Georg, Schosser zu Torgau 1196, 1198, 1536, 1563 Kellner, Jakob 795 Kemberg 798, 1289, 1304, 1317, 1320, 1321, 1391 Kemnitz, Petrus, Abt des Zisterzienserklosters Pforta 761, 963, 1005, 1086, 1467, 1618, 1702 Kertzsch – Barbara 1053, 1062 – Jörg 1053 Kesinger, Wolfgang (1473–1548) 829 Kettwig, Wolfgang, Dr. jur. († 1541) 1333 Keyl, Georg 1286–1288, 1292 Kieselbach 699, 704, 707 Kirchberg 927 Kirchberg, Hartmann II. von, Abt des Benediktinerklosters Fulda (um 1466–1529) 185a, 198a, 726, 740, 1202 – Räte 198a Kirchhain 1013 Kitzscher – Friedrich von, Propst des Allerheiligenstifts zu Wittenberg († 1508) 981, 1035 – Georg von, Amtmann zu Leisnig († 1528) 661, 704, 707, 1162, 1164, 1204, 1205, 1463, 1515, 1523, 1533–1535, 1540, 1542, 1546, 1554, 1560, 1671 – Johann von, Dr. jur., ernest. Kanzler, Propst des Georgenstifts zu Altenburg (um 1470–1521) 968, 969, 994, 1033, 1103, 1105, 1108, 1250, 1251, 1254, 1264, 1286, 1287, 1664 Kleinbrembach 945

Kleinrudestedt 852, 893, 896, 905 Klitzschena 1300 Klöden 1749 Klosterbuch → Buch Klosterlausnitz → Lausnitz Klotzsch, Franz (1494 – um 1562) 1692, 1706, 1707, 1727, 1733 Kluge, Konrad 1582, 1588 Knau zu Treben und Haselbach, Familie von 688 Knaut, Stifter zur Kirche St. Marien zu Torgau 940, 942 Knebel, Familie 721 Knobloch, Franz 1650 Knod, Paul († 1545) 1078 Koblenz 847, 872, 874, 878, 880, 955, 990, 1147 Koch – Hans 718, 742, 803 – Heinrich, von Breitenau, Präzeptor des Antoniterklosters Grünberg 1206 Kochel, Johann, Dr. jur., albert. Kanzler († 1537) 714, 1665 Köckenitzsch 911 Köckeritz, Familie von 788 Köhler, Stiftsherr zu Altenburg, Mag. art. 1598, 1633, 1644 Köln 912, 1082, 1083, 1130, 1131, 1136, 1141, 1142, 1146, 1147, 1153, 1163, 1169, 1179, 1185, 1189, 1191, 1202 – Dominikanerkloster 1179 – Prior → Hoogstraten, Jacobus van – Domstift 1141 – Propst → Bernhard, Hz. von Sachsen-Lauenburg – Erzbischof → Wied, Hermann von – Franziskanerkloster 1142, 1147 König – Antonius 966 – Hans 1278 – Johann 845 Königsberg in Franken 694, 910, 1472 Königsfeld, Margaretha von, Äbtissin des Benediktinerinnenklosters Gerbstedt 1096–1098 Könneritz, Heinrich von, auf Zossen (um 1483–1551) 681

Register der Orte und Personen

Kötteritzsch – Familie von 1590, 1671 – Hans von, zu Sitten 1323, 1590, 1609, 1671 – Nikel von 1590, 1609 – Sebastian von, zu Sitten, Amtmann zu Altenburg († nach 1544) 673, 790, 810, 940, 942, 1323, 1590, 1609, 1610, 1667, 1671 – Veit von 1544, 1659 Koller – Matthes 948 – Volkmar († 1533) 1613 Konrad, Bruder im Benediktinerkloster Erfurt 959 Konstanz 912, 1003, 1158, 1431, 1538 Koper 1423, 1753 Koppe, Leonhard, Schosser zu Torgau (1464–1552) 722, 748, 787, 792, 1198 Koselitz, Levin 1673, 1681 Kosilenzien 776 Kospoth, Siegmund von, Amtmann zu Schleiz 1049, 1058, 1059 Koswick, Balthasar, Abt des Zisterzienserklosters Dobrilugk 1013, 1067, 1069, 1101, 1703, 1732, 1743 Kraft, Konrad 1717, 1737 Kranach, Heinrich 1445, 1612, 1617, 1620, 1622, 1624, 1628, 1676, 1678, 1684 Krauß, Wolfgang 756, 763 Kremer, Johann 879 Kretzschmar, Johann, Vorsteher des Zisterzienserinnenklosters Nimbschen († 1522) 1513, 1572 Kristóf, Gf. Frangepán (1482–1527) 1753 Kröbeln 776 Krohe, Gregor 1162, 1164 Kronberg, Hartmut XII. von (1488–1549) 1674, 1736 Krosner, Alexius → Crosner, Alexius Krüger – Bastian 1101 – Gregor 1743 – Simon 804, 809 Küchenmeister, Sebastian, Lic. theol. 692, 816, 1071, 1374, 1375, 1413, 1418 Küttner – Gregor, Abt des Zisterzienserklosters Grünhain († 1524) 782, 785, 882, 1000, 1006, 1054, 1120, 1507, 1517,

875

1558, 1603, 1640, 1641, 1695, 1699, 1704, 1705, 1710, 1727, 1733, 1739, 1742 – Johann 1603, 1640 Kuhlowitz 671, 672, 695, 696, 698, 701, 719, 860 Kuhn, Jakob 1272 Kuleich 735 Kunat, Balthasar, Schosser zu Colditz 780, 891 Kunz, Räuber in Annaberg und Buchholz 843 Kunzelt, Georg 1161 Kusfelt, Heinrich 1002, 1158

L Lamparter, Gregor (um 1458–1523) 832, 1700, 1728 Landgrafenroda 710 Landmann – Urban 974, 981, 1010 – Walpurga 974, 978, 981, 1004, 1010, 1100, 1679, 1680 Landschad von Steinach, Hans (1481–1531) 1138 Landshut 856 Lang von Wellenburg, Matthäus, Kard., Ebf. von Salzburg (um 1468–1540) 811, 812, 823, 1416, 1570, 1581, 1668, 1674, 1700, 1752 Lang, Johannes, Dr. theol., Prior des Augustinereremitenklosters Erfurt (um 1487–1548) 703, 739, 941, 992 Lange – Blasius 868 – Nikel, d. Ä. 934, 956 – Nikel, d. J. 793, 934, 936 Langenberg, Niethard, Propst des Moritzstifts zu Naumburg († 1521) 1095 Langenmantel, Christoph, Dr. jur. (1488–1538) 851, 857, 1158 Lau, Christoph 927 Lauda 1247 Laue, Stefan, Propst des Zisterzienserinnenklosters Jena 743 Laurentius, Heinrich 696 Lausick 780, 1548, 1553

876

Register der Orte und Personen

Lausnitz – Augustinerinnenkloster – Vorsteher → Ende, Ernfried vom Lausnitz (heute Klosterlausnitz) 961, 964, 971, 985 – Augustinerinnenkloster 961, 964, 971, 985 Lauterbach, Peter, Vorsteher des Zisterzienserinnenklosters Eisenach 1467 Lauterberg (heute Petersberg) bei Halle 793, 934, 936, 956, 1047, 1199, 1277, 1445, 1448, 1451–1453, 1466, 1482, 1484, 1612, 1617, 1620, 1622, 1624, 1628, 1676, 1678, 1684, 1685, 1688, 1697, 1698, 1734 – Petersstift 793, 934, 936, 956, 1047, 1277, 1445, 1448, 1451–1453, 1466, 1482, 1484, 1612, 1617, 1620, 1622, 1624, 1676, 1678, 1684, 1685, 1688, 1697, 1698, 1734 – Propst → Kanitz, Johann von Lebe, Fabian, Schosser zu Gotha († nach 1528) 959 Lebus – Bischof → Bülow, Dietrich von Leimbach, Johann, Propst des Marienstifts zu Wurzen 1671 Leipzig 680, 694, 711, 714, 728, 740, 757, 763, 801, 805, 807, 808, 813, 814, 837, 849, 855, 873, 878, 885, 886, 912–914, 916, 918, 925, 946, 953, 991, 1008, 1061, 1123–1125, 1128, 1129, 1131, 1133, 1139, 1140, 1146, 1159, 1208, 1227, 1236, 1320, 1333, 1344, 1364, 1371, 1393, 1400, 1408, 1415, 1422, 1437, 1440, 1482, 1502, 1554, 1561, 1573, 1595, 1597, 1599, 1602, 1612, 1613, 1620, 1662, 1709 – Dominikanerkloster 1123, 1344, 1393, 1400, 1408, 1415, 1422, 1437, 1662, 1709 – Prior → Oertel, Johann – Stadt 1123, 1125 – Universität 740, 912, 916, 1123, 1131, 1140, 1561 – Rektor → Schade, Peter Leipzig, Heinrich von, Amtmann zu Düben († um 1533) 940, 942, 1066, 1070, 1214, 1267, 1279, 1389, 1536 Leisnig 661, 699, 704, 707–709, 727, 1162, 1164, 1204, 1205, 1323, 1463, 1515,

1533–1535, 1546, 1554, 1560, 1561, 1564, 1574, 1590, 1671 – Stadt 699, 704, 707–709, 1204, 1205, 1463 Leitmeritz (tschech. Litoměřice) 998 Leitzkau 1159 – Petersstift – Propst → Mascov, Georg Leo X. (Giovanni de’ Medici), Papst (1475–1521) 663, 666, 676, 677, 700, 713, 732, 750, 752–754, 757, 760, 766, 769, 777–779, 784, 786, 796, 806, 811, 812, 815, 819, 821, 822, 830–832, 847, 856, 858, 863, 864, 872, 874, 876, 878, 880, 904, 921, 922, 931, 937, 941, 972, 975–977, 983, 984, 988, 989, 991, 999, 1029, 1042, 1048, 1073, 1081–1083, 1085, 1088, 1107, 1119, 1123, 1124, 1126–1129, 1133, 1137, 1139, 1142, 1150, 1153, 1154, 1157, 1160, 1161, 1165, 1169, 1186, 1189, 1191, 1202, 1222, 1229–1231, 1246, 1247, 1257, 1261, 1290, 1297, 1333, 1354, 1416, 1423, 1425, 1461, 1708, 1722, 1736 – Gesandte 847, 1139, 1169 Leubel, Martin 680 Leuchtenburg 980, 1016, 1037, 1148, 1149, 1483, 1630, 1683, 1714 Licht, Caspar, Mag. art. 795, 994, 1001 Lichtenberg (später Lichtenburg, heute zu Prettin) 185a, 198a, 875, 881, 1029, 1057, 1073, 1085, 1117, 1123, 1124, 1129, 1154, 1177, 1178, 1180, 1183, 1206, 1222, 1272, 1276, 1340, 1425, 1441, 1443, 1446, 1448, 1539, 1543, 1554, 1555, 1560, 1575, 1583, 1584, 1667, 1673, 1681 – Antoniterkloster 875, 881, 1029, 1057, 1073, 1085, 1154, 1177, 1178, 1183, 1206, 1222, 1272, 1276, 1340, 1425, 1446, 1539, 1543, 1554, 1584, 1673, 1681 – Präzeptor → Reißenbusch, Wolfgang Liebenstein, Jakob von, Ebf. von Mainz (1462–1508) 1086 Liebenwerda 664, 776, 788, 797, 831, 929, 941, 944, 947, 951, 952, 955, 957, 958, 1013, 1067, 1168, 1326, 1330, 1357, 1369, 1530, 1536, 1537, 1546, 1554, 1568, 1572, 1577, 1601, 1639, 1667 – Stadt 664

Register der Orte und Personen

Liebstedt 1613 Linck, Wenzeslaus, Dr. theol. (1483–1547) 779, 1117, 1123, 1351, 1368, 1372, 1648 Lindemann, Johann, Dr. jur. († 1519) 742, 803 Lindenau – Albrecht von († vor 1531) 1053, 1062, 1236, 1560, 1566, 1588, 1595 – Heinrich von (1496–1561) 1158, 1560, 1566, 1588, 1595 – Sigismund von, Dekan des Domstifts zu Merseburg († 1544) 1591, 1595 Linz 806, 856 Lissabon 1237 Lissen (Lissa), Kurt von 908 List – Georg 1358, 1359 – Nikel, zu Reuden 1106, 1358, 1359 – Siegmund 1348, 1353, 1357, 1358 Lobbes, Margarethe, Äbtissin des Zisterzienserinnenkloster Zerbst 1018 Lobbese 924 Lochau (heute Annaburg) 686, 741, 745, 751, 770, 787, 792, 818, 819, 826, 830, 840, 920, 938, 942–944, 946, 952–954, 958, 960, 964, 965, 975–978, 982, 984, 986, 988, 990, 995, 999, 1001, 1004, 1014, 1015, 1018, 1019, 1021, 1029, 1034, 1035, 1044, 1045, 1055, 1060, 1063, 1068–1070, 1072, 1079, 1084, 1085, 1097, 1098, 1100–1102, 1109, 1110, 1172, 1227, 1239, 1271, 1273–1276, 1279, 1283–1285, 1288, 1289, 1291–1295, 1302, 1303, 1308, 1312, 1323, 1328, 1330–1332, 1335, 1339, 1346, 1347, 1350, 1352, 1353, 1359, 1361–1366, 1369, 1372, 1375, 1376, 1378, 1385, 1386, 1390, 1392, 1398–1400, 1403, 1407, 1409, 1410, 1420, 1421, 1423, 1427, 1430, 1432, 1439, 1465, 1471, 1478, 1484, 1489–1493, 1500, 1501, 1504, 1505, 1509, 1511, 1513, 1515, 1518, 1519, 1521–1525, 1533–1537, 1540, 1542, 1545, 1546, 1549, 1554, 1555, 1560–1563, 1566, 1571, 1574, 1576, 1617, 1624, 1627, 1632, 1637, 1639, 1641, 1667, 1671, 1673–1675, 1679, 1680, 1697, 1698, 1702, 1703, 1705–1707, 1709–1711, 1716, 1718–1720, 1725, 1726, 1729–1731, 1733, 1741–1748

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Lochorst – Giesbert von 1218 – Hermann von, Dekan des Salvatorstifts zu Utrecht († 1527) 726, 740, 1218 Löbnitz 1389 Löher, Johann, Propst des Benediktinerinnenklosters Allendorf 185a, 747, 1395 Löser – Georg, zu Trebitz 1091 – Heinrich, Amtmann zu Schweinitz († 1493) 1322 – Johann, zu Pretzsch 1106 – Johann, zu Trebitz 1091 – Matthes, Amtmann zu Liebenwerda († vor 1541) 1013, 1067, 1069 Lößnitz 870 Löwen 784, 821, 912, 1130 – Universität 784, 821 London 1649 Lose, Jakob, Offizial des Bistums Meißen zu Stolpen 1257, 1265, 1269, 1274, 1281, 1285, 1308, 1331, 1478 Lotter, Melchior, d. Ä. (1470–1549) 1325 Louis de Bourbon, Gf. von Vendôme, Kard. (1493–1557) 1425 Lucka 1696, 1733, 1739, 1740 Luderer, Melchior, Mag. art. 1563 Ludwig, Gf. von Gleichen-Kranichfeld (um 1486–1522) 920 Ludwig II., Kg. von Ungarn und Böhmen (1506–1526) 697, 1296, 1306, 1355, 1364, 1378, 1551, 1564, 1573 Ludwig V., Kf. von der Pfalz (1478–1544) 838, 897, 898, 1182, 1239, 1268, 1365, 1472, 1486, 1497, 1499, 1500, 1551, 1668, 1730, 1756 – Räte 1668 Ludwig X., Hz. von Bayern (1495–1545) 1668, 1756, 1757 Ludwig XII., Kg. von Frankreich (1462–1515) 686 Lübben 804, 1112 Lübnitz 696 Lüttich 1130 Lüttichau, Seifried von 731, 855 Luise, Hzn. von Savoyen (1476–1531) 876, 899

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Register der Orte und Personen

Lupinus (Wolf), Petrus, Dr. theol., Kustos des Allerheiligenstifts zu Wittenberg († 1521) 1071, 1252 Luppold, Erhard, Prior des Augustinereremitenklosters Neustadt an der Orla 900 Luther, Martin, Dr. theol. (1483–1546) 675, 693, 703, 705, 706, 715, 739, 752, 757, 760, 764, 766, 770, 772–774, 778, 779, 783, 784, 786, 796, 806, 811, 812, 815, 819–823, 832, 837, 848, 853, 854, 856, 858, 864, 872, 878, 880, 884, 886, 903, 912–914, 916, 918, 924, 925, 927, 939–941, 943, 944, 946, 947, 951–953, 955, 957, 958, 960, 970, 974, 988–992, 998, 999, 1007, 1008, 1014, 1024, 1026, 1046, 1048, 1065, 1068, 1073, 1081–1085, 1088, 1100, 1102, 1107, 1109, 1110, 1117, 1119, 1123, 1124, 1126, 1128–1132, 1134, 1136–1140, 1142, 1143, 1145–1147, 1150–1154, 1156, 1157, 1159–1161, 1163, 1165, 1169–1171, 1173–1175, 1181, 1182, 1184–1192, 1195, 1201, 1202, 1204, 1205, 1208, 1209, 1211–1214, 1216, 1217, 1220–1222, 1224–1228, 1230–1234, 1236–1239, 1243–1246, 1248, 1249, 1257, 1261, 1268, 1280, 1289, 1290, 1297, 1298, 1309, 1312, 1314, 1320, 1325, 1351, 1377, 1391, 1414, 1415, 1421, 1423, 1424, 1431, 1433, 1434, 1440, 1442, 1462, 1472, 1486, 1489, 1494, 1496, 1499, 1501, 1502, 1504, 1506, 1510, 1511, 1514, 1519–1521, 1527, 1528, 1532, 1538, 1545, 1549–1551, 1557, 1559, 1562, 1564, 1569, 1570, 1581, 1595, 1600, 1602, 1604, 1605, 1611, 1614, 1615, 1619, 1626, 1627, 1629, 1636, 1638, 1643, 1644, 1646, 1648, 1650, 1660, 1668–1670, 1673, 1674, 1689, 1691, 1693, 1700, 1701, 1708, 1711, 1715, 1716, 1722, 1724, 1728–1730, 1735, 1736, 1738, 1741, 1746, 1750–1752, 1755–1757 Lyon 924

M Machern 1582, 1588, 1591, 1595 Magdeburg 807, 920, 1090, 1097, 1333, 1349, 1354, 1394, 1403, 1438, 1439, 1441, 1455, 1459, 1460, 1581, 1595, 1622

– Dominikanerkloster 1349, 1354 – Prior → Bodenstein, Bonifatius – Domstift 920, 1333, 1439 – Dekan → Eustachius, Bgf. von Leisnig – Propst → Magnus, Fs. von Anhalt – Erzbischof → Albrecht, Mgf. von Brandenburg; → Ernst, Hz. von Sachsen – Stadt 1333, 1595 Magnus, Fs. von Anhalt, Propst des Domstifts zu Magdeburg (1455–1524) 1439 Maier, Johannes → Eck, Johannes Mailand 1411, 1425, 1464, 1538 Mainz 185a, 740, 845, 852, 880, 920, 923, 926, 1003, 1041, 1090, 1093, 1097, 1163, 1169, 1268 – Diözese – Erzpriester in Kursachsen 1155 – Domstift 920, 1041 – Dekan → Truchseß von Pommersfelden, Lorenz – Kustos → Thomas, Gf. von Rieneck – Erzbischof → Albrecht, Mgf. von Brandenburg; → Gemmingen, Uriel von; → Liebenstein, Jakob von – Viktorstift 852 Malaspina, Guglielmo 1150 Maltitz – Christoph von 1703, 1732 – Heinrich von 866 – Johann von (1491–1549) 753 Maltzan – Bernhard von († 1525) 1700 – Joachim von (1492–1556) 669, 679, 686, 1700, 1729 Mansfeld, Gfen. 1096–1098 Mantua 603a, 683 – Bischof → Sigismondo Gonzaga, Mgf. von Mantua Manuel I., Kg. von Portugal (1469–1521) 1081, 1237, 1458 Margarethe, Ehzn. von Österreich (1480–1530) 730 Margarethe, Fsn. von Anhalt, geb. Hzn. von Münsterberg (1473–1530) 1342, 1351, 1352

Register der Orte und Personen

Margarethe, Hzn. von BraunschweigLüneburg, geb. Hzn. von Sachsen (1469–1528) 1238, 1350 Margarethe, Hzn. von Sachsen, geb. Fsn. von Anhalt (1494–1521) 967, 979, 1007, 1245, 1338, 1341, 1350, 1364 Maria, Mgfn. von Montferrat (1509–1531) 603a Marschall, Gerhard, Dekan des Marienstifts zu Gotha († 1528) 813, 1498 Martinskirchen 1554, 1560 Marx, Einwohnerin Altenburgs 1634 Mascov, Georg, Propst des Petersstifts zu Leitzkau 1159 Maximilian I., Ks., röm. Kg. (1459–1519) 663, 678, 683, 693, 713, 730, 752, 757, 779, 783, 784, 789, 806, 814, 817, 828, 829, 835, 847, 853, 857, 863, 877, 962, 1003, 1081, 1127 – Räte 779, 784, 829, 857 Mayer, Hans 1603 Mayer, Mag. art., Gesandter des Rats zu Erfurt 803 Mazzolini (Prierias), Silvester, Mag. sacri Palatii (um 1456–1527) 752, 760, 764, 784, 854, 912 Mecheln 1218 Meckau – Albrecht von, Propst des Georgenstifts zu Altenburg 1103, 1264, 1266, 1625, 1664, 1696, 1717, 1720, 1740, 1742 – Helfrich von 681 – Melchior von, Kard., Bf. von Brixen (um 1440–1509) 681 Medici, Giovanni de’ → Leo X., Papst Medici, Giulio de, Kard. (1478–1534) 778, 830 Meerane 1441, 1455, 1466 Meinhart, Wolf 1426 Meißen 664, 670, 681, 720, 732, 737, 753, 755, 771, 787, 789, 792, 800, 814, 825, 830, 831, 921, 987, 1028, 1103, 1105, 1123, 1126, 1129, 1158, 1168, 1267, 1279, 1370, 1373, 1554, 1555, 1560, 1563, 1564, 1566, 1570, 1665, 1672 – Bischof → Benno, Bf. von Meißen; → Saalhausen, Johann VI. von; → Schleinitz, Johann VII. von

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– Dom St. Johannis und St. Donatus 755 – Domstift 720, 732, 737, 755, 789, 800, 814, 830, 831, 987, 1028, 1077, 1103, 1105, 1168, 1267, 1279, 1370, 1373, 1554, 1555, 1563, 1566, 1665 – Dekan → Hennig, Johannes – Propst → Schleinitz, Ernst von Melanchthon, Philipp, Mag. art., Bacc. theol. (1497–1560) 764, 924, 1129, 1151, 1152, 1160, 1187, 1236, 1255, 1289, 1325, 1351, 1356, 1361–1363, 1374, 1377, 1411, 1413, 1431, 1434, 1440, 1465, 1479, 1482, 1509, 1611, 1670, 1700 Melzwig 1348 Memminger, Johann 1316 Mercker, ernest. Schneider 1686 Merseburg 780, 866, 879, 891, 962, 1123, 1126, 1158, 1208, 1228, 1229, 1251, 1254, 1373, 1487, 1516, 1588, 1591, 1595, 1692, 1717, 1737 – Benediktinerkloster 1373 – Bischof → Adolf, Fs. von AnhaltZerbst – Domstift 1373, 1591, 1595 – Dekan → Lindenau, Sigismund von – Sixtistift 1373 Metze, Georg 1658 Metzsch – Georg 1089 – Hans, zu Colditz, Amtmann zu Breitenbach 185a, 198a, 697, 851, 1043, 1045, 1310 – Konrad 1089, 1111, 1158 – Wolf, Geleitsmann zu Torgau 1327 Meyer, Dekan des Burkardstifts zu Würzburg 718 Meyer, Matthias, Dr. jur. 1256, 1258, 1259, 1264 Michael, Abt des Benediktinerklosters Bürgel 710 Milde, Erhard, Dr. 1320 Mildenfurth 758 – Prämonstratenserkloster 758 Miltitz – Anna von, Äbtissin des Zisterzienserinnenklosters Sitzenroda († 1530) 716 – Bernhard von 946

880

Register der Orte und Personen

– Gertrud von, geb. von Staupitz 946, 1026 – Karl von (um 1490–1529) 777, 778, 806, 811, 812, 815, 819–823, 832, 847, 848, 854, 856, 872, 874, 878, 880, 903, 904, 915, 926, 931, 935, 937, 940–942, 944, 946, 947, 951, 952, 955, 957, 958, 960, 988–993, 999, 1008, 1009, 1026, 1027, 1042, 1043, 1045, 1084, 1085, 1107, 1109, 1117, 1123, 1124, 1129–1131, 1146, 1189, 1290, 1299 – Siegmund von († 1506) 946, 990 – Sigismund von, zu Rabenau († 1520) 1026 Minckwitz – Familie von 1271 – Georg von (um 1487–1553) 1271, 1660 – Hans von, zu Trebsen († 1534) 775, 797, 830, 831, 929, 1199, 1271, 1273, 1277, 1326, 1330, 1357, 1369, 1482, 1515, 1523, 1533, 1536, 1537, 1539, 1540, 1542, 1546, 1554, 1555, 1560, 1563, 1566–1568, 1572, 1577, 1601, 1639, 1667, 1703 – Nikel von (um 1485–1549) 1271 Mittelhausen bei Allstedt 660 Mochau, Anna von 1435, 1444 Mockern 1120 Mockrehna 861 Mönch, Peter 1111 Mörle (Böhm) – Frank von 185a, 198a – Hektor von 710, 961, 1224, 1492, 1668 Mörlin, Jodocus, Mag. art. († 1550) 1224 Mohr, Georg, Mag. art. 1381 Molle, Jakob 689 Moller – Johann, Amtsverweser und Geleitsmann zu Eilenburg 741, 745, 907, 1240, 1393, 1415, 1437, 1445, 1451, 1454, 1560, 1697, 1698 – Thomas, Dr. theol. 748, 879 Moritzburg 1320 Mose, Dr. 1463 Mosellanus, Petrus → Schade, Peter Most → Brüx Mücheln 911, 1358

Mügeln 1230 Mühlberg 951, 955, 1271, 1326, 1472, 1489, 1540, 1542, 1546, 1554, 1560, 1731 – Zisterzienserinnenkloster 1271 Mühlhausen 714, 866 – Stadt 714 Mühlpfort, Hermann, Bgm. zu Zwickau (um 1486–1534 ) 1426, 1507, 1650 Müller – Martin 927 – Stefan 927 Münchehofe 956 Münster 1158 – Bischof → Erich II., Hz. von Sachsen-Lauenburg; → Wied, Friedrich III. von Müntzer, Thomas, Bacc. theol. (1489–1525) 1111, 1286, 1287, 1314 Mugenhofer, Johann, Dr. jur., Propst des Georgenstifts zu Altenburg und des Allerheiligenstifts zu Wittenberg (vor 1472–1510) 981, 1105 Muntzer, Familie 842 Murner, Thomas, Dr. theol., Dr. jur. (1475–1537) 1184 Musler, Wolf 1391 Mutian (Muth), Konrad, Dr. jur. (um 1471–1526) 1079, 1118, 1158, 1200, 1209, 1234 Mutschlena 1240

N Nagel, Georg 1606 Naghen, Gabriele de 684 Naschhausen 1625 Nauenhayn, Thomas 1261, 1265, 1274 Naumann, Antonius († 1519) 967, 968 Naumburg 714, 718, 721, 729, 731, 735, 738, 742, 743, 750, 751, 759, 761, 768, 781, 801, 803, 813, 838, 866, 867, 871, 895, 906, 911, 982, 1043, 1045, 1049, 1095, 1111, 1251, 1286–1288, 1292, 1299, 1314, 1366, 1373, 1403, 1438, 1441, 1447, 1449, 1455, 1459, 1460, 1470, 1473, 1544, 1613, 1638, 1655, 1657–1659, 1675, 1702, 1727, 1733, 1739 – Administrator → Philipp, Pfgf. bei Rhein

Register der Orte und Personen

– Benediktinerkloster 738 – Abt → Hebenstreit, Thomas – Bischof → Schönberg, Johann III. von – Domstift 735, 768, 871, 895, 1049, 1286–1288, 1292, 1366, 1544, 1659, 1702 – Dekan → Bünau, Günther von – Vorsteher der Dompropstei → Hanfstengel, Bernhard – Kirche St. Wenzel 750 – Moritzstift 743, 1095, 1373 – Propst → Langenberg, Niethard – Stadt 721, 729, 735, 738, 750, 759, 761, 768, 1095, 1366, 1459, 1658 Naundorf (Zschepplin) 1240, 1241 Naunhof 1516, 1525, 1582, 1591 Nauwalde 776, 929, 1326, 1330, 1357, 1369, 1554, 1601 Neidhart, Elisabeth, Äbtissin des Benediktinerinnenklosters Allendorf 185a, 747, 1395, 1623, 1654 Nerche, Niklas, Schosser zu Leisnig 1463 Neubau/Hörsching → Sachsenburg bei Linz Neuendorf 934 Neuschönburg, Vitzthume von 782 Neustadt an der Orla 900, 1648 – Augustinereremitenkloster 900 – Prior → Luppold, Erhard Niederzimmern 718, 731 Niemegk 1608 – Hospital zum Heiligen Geist 1608 Niemegk, Anton, Schosser und Bgm. zu Wittenberg († vor 1528) 719, 724, 741, 745, 807, 842, 924, 1019, 1020, 1030, 1031, 1091, 1181 Nimbschen 963, 1005, 1513, 1572, 1577, 1667 – Zisterzienserinnenkloster 963, 1005, 1513, 1572, 1577, 1667 – Äbtissin → Haubitz, Margaretha von – Vorsteher → Gora, Hans; → Kretzschmar, Johann Noppen (Oppen) – Familie von 862 – Matthes von 1080

881

Nordhausen 909, 1050, 1086, 1200, 1236, 1384 – Kreuzstift 909, 1086 Nürnberg 676, 677, 685, 700, 752, 774, 844, 846, 851, 915, 925, 1029, 1044, 1129, 1147, 1174, 1333, 1355, 1370, 1416, 1429, 1438, 1442, 1454, 1457, 1458, 1462, 1464, 1465, 1472, 1473, 1478, 1486, 1489, 1499–1501, 1506, 1509, 1511, 1519, 1521, 1526, 1528, 1532, 1535, 1538, 1549, 1551, 1557, 1559, 1564, 1570, 1575, 1581, 1583, 1586, 1588, 1619, 1627, 1636, 1643, 1646, 1649, 1652, 1655, 1657, 1660, 1661, 1668, 1674, 1689, 1692, 1693, 1700, 1708, 1715, 1716, 1724, 1726, 1728, 1729, 1736, 1741, 1751, 1752, 1755–1757 – Dominikanerkloster 1736 – Stadt 676, 677, 685, 774, 844, 846, 851, 1044, 1147, 1174, 1416 Nützel, Kaspar (1471–1529) 1442 Numai, Cristoforo, Dr. theol., Kard. († 1528) 924 Nyrer, Thomas 845

O Oberellen 1642 Oberlungwitz 882 Oberndorf, Anton von, ernest. Küchenmeister († 1519) 993 Obernissa 1687 Obernitz – Familie von 741, 745, 746, 751 – Georg von 824 – Hans von 824, 1733, 1739, 1742 – Margaretha von, Priorin des Zisterzienserinnenklosters Ichtershausen 1690 – Veit von, Amtmann zu Plauen und Voigtsberg († 1521) 1244 Oberoppurg 900 Ochsenfurt, Hieronymus → Dungersheim, Hieronymus Oelsnitz 736, 849, 851 Oertel, Johann, Prior des Dominikanerklosters Leipzig 1344, 1393, 1400, 1422, 1662 Ofen (ungar. Buda, heute zu Budapest) 1306 Oppen → Noppen, Familie von

882

Register der Orte und Personen

Oppenheim 1156, 1157 Orlamünde 682, 1037–1039, 1565, 1683 – Kirche St. Marien 682 Orneta → Wormditt Orsini, Roberto Latino, Ebf. von Reggio Calabria († 1520) 847 Oschatz 1269, 1285 Oswald, Johann, Schultheiß zu Eisenach 818, 1467, 1494, 1496 Otte – Martin, Dr. 1703, 1732, 1743 – Matthes 1703, 1732, 1743 – Peter 1703, 1732 Ottheinrich, Pfgf. von Pfalz-Neuburg (1502–1559) 838, 840, 841 Otto, Hz. von Braunschweig-Lüneburg (1495–1549) 669

P Pack – Fabian, Organist des Georgenstifts zu Altenburg 994, 1001 – Hans von († 1541) 1320, 1401, 1436, 1443 – Hermann von, Amtmann zu Sachsenburg und Sangerhausen († 1519) 731, 762 – Wolf von 1466 Paderborn 740 Padua 1423 Pannier, Gertraude 1289 Pappenheim – Familie von 1739 – Georg von, d. J. 1158 – Joachim von (1490–1536) 1442 – Sebastian von, zu Gräfenthal († 1536) 1727, 1733 – Ulrich von 1236 Paris 784, 821, 912, 913, 1371, 1378 – Universität 784, 821, 912, 913, 1371 Pattinger, Wolf 718, 731 Paul, Merten 927 Pauli, Benedikt, Lic. jur. (1490–1552) 1482 Pavia 1425 Pegau 1270, 1275, 1481 – Benediktinerkloster 1270, 1275, 1481 – Abt → Blick, Simon Penig 1076 Penig, Simon → Stein, Simon

Petersberg bei Halle → Lauterberg bei Halle Petina – Bischof → Slatkonia, Georg Petzel, Matthes 1634 Petzensteiner, Johann 1236 Petzsch, Georg 1248 Petzschwitz – Christoph von, Dr. jur., Offizial des Bistums Meißen zu Stolpen 1026, 1285 – Wilhelm von, Dr. jur., († 1517) 698 Peutinger, Konrad, Dr. jur. (1465–1547) 773 Pfeffinger – Degenhart, ernest. Kämmerer (1471–1519) 680, 693, 739, 752, 770, 778, 783, 806, 832, 856, 879, 886, 910, 916, 932, 941, 986, 1032, 1033, 1035, 1053, 1357 – Familie 932 – Maria → Ursula, Äbtissin des Benediktinerinnenklosters Frauenchiemsee Pfeilschmidt, Kunz, Schosser zu Schweinitz 1322, 1446, 1536 Pfiffelbach 1613 Pfister – Caspar, Fiskal des Bf. zu Würzburg († 1526) 1701 – Johann 1635 Pflugk – Andreas, zu Knauthain (1480–1542) 1460 – Cäsar, zu Eythra, albert. Kanzler (1458–1524) 710, 714, 731, 781, 855, 866, 873, 912, 1123, 1124, 1158, 1460, 1613 – Julius, zu Eythra (1499–1564) 1158 Pforta (heute Schulpforte) 761, 963, 1005, 1086, 1467, 1618, 1702 – Zisterzienserkloster 761, 963, 1005, 1086, 1467, 1618, 1702 – Abt → Balthasar, Abt des Zisterzienserklosters Pforta; → Kemnitz, Petrus Phachus, Balthasar → Fabricius, Balthasar Philipp, Gf. von Solms (1468–1544) 926, 930, 931 Philipp, Hz. von Burgund, Bf. von Utrecht (1464–1524) 887

Register der Orte und Personen

Philipp, Lgf. von Hessen (1504–1567) 697, 712, 781, 813, 818, 844, 846, 851, 855, 866, 906, 970, 979, 1050, 1130, 1182, 1190, 1195, 1441, 1459, 1460, 1484, 1655, 1657 – Räte 1124, 1460 Philipp, Matthias 927 Philipp, Mgf. von Baden (1479–1533) 1551 Philipp, Pfgf. bei Rhein, Bf. von Freising, Administrator des Bistums Naumburg (1480–1541) 668, 673, 678, 687, 710, 721, 729, 735, 736, 738, 750, 757, 768, 795, 812, 823, 1049, 1052, 1133, 1139, 1145, 1286, 1287, 1292, 1294, 1295, 1301, 1314, 1315, 1328, 1329, 1335, 1376, 1457, 1508, 1531, 1544, 1598, 1702, 1713, 1725, 1726 – Räte 738, 768, 895, 911, 1049, 1052, 1059, 1133, 1134, 1139, 1144, 1145, 1151, 1152, 1286–1288, 1292–1294, 1301–1303, 1314, 1318, 1329, 1335, 1376, 1508, 1531, 1702, 1725, 1726 – Statthalter → Thor, Eberhard vom Piger, Wolfgang 1650 Pippo, Hans 882 Pirckheimer, Willibald (1470–1530) 1128, 1129 Pirna 1026 Pisa 820, 823 Pistoris – Simon, d. Ä., Dr. med. (um 1453–1523) 913 – Simon, d. J., Dr. jur. (1489–1562) 849, 906, 913, 1233 Pistoris (Becker), Gangolf 1074, 1608 Planitz – Georg von der (1504–1571) 1158 – Hans Edler von der, Dr. jur., Amtmann zu Grimma (1473–1535) 661, 742, 746, 781, 788, 799, 855, 865, 948, 1116, 1120, 1124, 1162, 1196, 1198, 1203, 1205, 1228, 1317, 1320, 1321, 1333, 1370, 1442, 1454, 1458, 1462, 1464, 1465, 1472, 1486, 1489, 1497, 1499, 1501, 1508, 1519, 1521, 1527, 1528, 1538, 1543, 1545, 1549, 1551, 1557, 1561, 1570, 1581, 1619, 1627, 1636, 1643, 1646, 1667, 1668, 1674, 1693, 1700, 1708, 1715, 1716,

883

1724–1726, 1728–1730, 1736, 1746, 1751, 1752, 1756, 1757 – Heinrich von der, zu Wiesenburg 1158 – Rudolf von der, zu Wiesenburg, Amtmann zu Zwickau († 1536) 1158, 1314 Platner, Tilemann, Dr. theol. (1490–1551) 1280, 1351, 1356, 1361–1363 Plauen 813, 838, 906, 1573 Plotho, Joachim von, Offizial des Archidiakons zu Merseburg († 1543) 1595 Pock, Friedrich 813 Podiebrad, Georg von → Georg, Kg. von Böhmen Pöllnitz, Hans von, Vorsteher des Augustinerinnenklosters Lausnitz 971, 985 Pößneck 1648 Politi, Lancelotto → Catharinus, Ambrosius Polner, Bartholomäus, Mag. art. 736, 849, 851 Poltz, Georg 970 Portitz 1290 Posa → Bosau Prag 998, 1000, 1050, 1564, 1573, 1603 – Domstift – Propst → Schleinitz, Ernst von – Erzbistum – Administrator → Žak, Johann Premsendorf 1327 Preßnitz (tschech. Prisečnice) 782 Pretis, Donatus de 684 Prettin 1015, 1017, 1021, 1022, 1025, 1028, 1222, 1440, 1446 – Stadt 1015, 1017, 1021, 1022, 1025, 1028, 1446 Prierias, Silvester → Mazzolini, Silvester Prießnitz 1544, 1713 Probst, Jakob, Prior des Augustinereremitenklosters Antwerpen (1486–1562) 1442 Prosse, Johann, Schosser zu Leuchtenburg 1683 Pucci, Lorenzo, Dr. jur., Kard. (1458–1531) 830, 872 Pusch – Georg, Dr. jur. († 1528) 780, 1458 – Matthes, Bergvogt zu Buchholz 843

884

Register der Orte und Personen

Q Quedlinburg 866, 867, 873, 885, 889, 894, 962, 964, 965

R Rabe, Hermann, Dr. theol., Vikar der meißnischen Nation, Provinzial der Dominikanerprovinz Saxonia (um 1480–1534) 676, 677, 685, 832, 1008, 1061, 1063 Rabil – Dietrich 712 – Erich 1360 – Konrad (Khun), Amtmann zu Storkow 694, 712, 793, 934, 936, 1389 Rachal, Johann, Bacc. jur. 744, 850, 1071, 1418 Raminger, Georg 1442, 1462, 1486, 1501, 1619 Rangoni, Ercole, Kard. (1491–1527) 872 Raptoris, Johannes → Reuber, Johannes Rauch – Andres 1366 – Ilgen (Ägidius) 1386 – Urban 826, 865, 1374, 1381, 1386 Rauschwitz 911 Rechenberg, Hans von 1309, 1312 Redwitz, Weigand von, Bf. von Bamberg (1476–1556) 1472, 1646 Reggio Calabria – Erzbischof → Orsini, Roberto Latino Rehlinger, Johann, Dr. jur. 1551, 1700 Reich, Valentin, Prior des Augustinereremitenklosters Grimma 1606 Reiche, Barbara, Priorin des Magdalenerinnenklosters Altenburg 790, 791, 1120 Reichenbach, Philipp, Mag. art. († 1543) 1106 Reinbott – Johann, Dr. jur., Amtmann auf der Leuchtenburg († 1544) 871, 893, 980, 1016, 1037, 1038, 1148, 1149, 1483, 1613, 1714 – Wolfgang 849 Reinhard, Gf. von Rieneck († 1518) 1003 Reinhardsbrunn 1310, 1642 – Benediktinerkloster 1310, 1642 – Abt → Heyner, Johann; → Huthen, Heinrich Reinhart, Martin 1449

Reißenbusch, Wolfgang, Dr. jur., Präzeptor des Antoniterklosters Lichtenberg (um 1480–1540) 771, 875, 881, 1029, 1057, 1073, 1116, 1129, 1154, 1177, 1178, 1183, 1206, 1222, 1272, 1276, 1340, 1425, 1446, 1482, 1539, 1543, 1554, 1555, 1584, 1625, 1626, 1628, 1667, 1673, 1681 Reitzenstein, Jobst von 813, 818, 824, 851 Rem, Bartholomäus 1486 Renner, Johann 677, 757, 783 Rentzsch, Georg 787, 792 Reppisch, Peter 670 Reuber, Johannes, aus Bockenheim, Lic. jur. († 1530/31) 1193, 1411 Reuchlin, Johannes, Dr. jur. (1455–1522) 675, 1179, 1499 Reuß von Plauen, Herren 851 Reysch, Michael, Lic. 1026 Rhagius (Rack), Johann, aus Sommerfeld (Aesticampianus), Dr. theol. (1457/60–1520) 933, 1075, 1076 Rhau-Grunenberg, Johann († um 1522) 1371, 1380 Rhegius, Urbanus (1489–1541) 1232 Riario, Raffaele, Kard. (1460–1521) 1048, 1073, 1084, 1085 Riedesel, Johann († 1543) 662 Riesa 776, 929, 1326, 1330, 1357, 1369, 1554, 1601 – Benediktinerinnenkloster 776, 929, 1326, 1330, 1357, 1369, 1554, 1601 – Äbtissin → Honsberg, Katharina von – Propst → Haubitz, Jakob von Rigel – Kilian 780 – Stefan 780 Ringleben 1324, 1383, 1387, 1483 Rippur, Reinhard von, Bf. von Worms (1458–1533) 1233, 1646 Rochlitz 817, 911 Roda – Zisterzienserinnenkloster – Propst → Schmidt, Petrus Roda (heute Stadtroda) 980, 1658 – Zisterzienserinnenkloster 980, 1658 Roda bei Zeitz (heute Großröda) 673, 687, 859 Roda, Bonifatius von, Mag. art. 1016, 1037, 1039 Rode, Nikolaus 842

Register der Orte und Personen

Rodewisch 1508 Röder, Hans 712, 717 Rößler – Christoph 1594, 1606 – Hans 1594, 1606 Roger, Pierre → Clemens VI., Papst Rom 185a, 663, 666, 681, 683, 700, 713, 737, 749, 750, 753, 755, 757, 760, 764, 773, 779, 780, 783, 784, 786, 796, 830, 832, 847, 848, 856, 864, 872, 880, 891, 922, 924, 941, 952, 955, 957, 968, 988–991, 1026, 1029, 1037, 1039, 1048, 1073, 1081–1083, 1086, 1088, 1094, 1117, 1119, 1123, 1124, 1129, 1154, 1157, 1165, 1177–1179, 1189, 1290, 1299, 1320, 1370, 1425, 1458, 1497–1499, 1570, 1708, 1716, 1722, 1724, 1731, 1736, 1751, 1756 – Kirche San Giorgio in Velabro 1048, 1073 Ronneberg, Bartholomäus 1240–1242 Rosenau, Eukarius von 1733, 1739 Rosenberg, Philipp von, Bf. von Speyer (um 1460–1513) 1105 Rosenfeld 1272, 1382 Roßbach, Hans von 1096 Roßla 1613 Rotenhahn, Sebastian von, Dr. jur. (1478–1532) 1700 Rotschitz – Georg von, Offizial des Bistums Meißen († 1536) 670, 722, 1462 – Heinrich von, zu Rodeberg 1731 Rottweil 1557 Rovere – Francesco della → Sixtus IV., Papst – Giuliano della → Julius II., Papst Rudloff (Rudelauf) – Erasmus 1158 – Hieronymus, ernest. Sekretär († 1523) 799, 917, 940, 942, 943, 988, 1019, 1020, 1071, 1072, 1118, 1166, 1213, 1299, 1345, 1362, 1394, 1533, 1591, 1595, 1673, 1707 Rudolf, Peter 1267, 1672 Rübe, Johann 1599 Rühel, Johann 779 Rupsch, Conrad (um 1475–1530), Kantor der ernest. Hofkapelle 1074, 1078, 1149, 1316, 1632, 1696, 1720, 1733, 1739

885

S Saalfeld 1158, 1227, 1431, 1433, 1438, 1441, 1447, 1449, 1455, 1509, 1725 – Benediktinerkloster 1725 – Abt → Thun, Georg von Saalhausen – Familie von 1077 – Johann VI. von, Bf. von Meißen (1444–1518) 814, 861 Sachsen, Johann von der, Dr. jur. († 1540) 849, 1086, 1278, 1460, 1483 Sachsenburg 762 Sachsenburg bei Linz (heute Neubau/Hörsching) 806 Saint-Antoine-l’Abbaye 1073 – Anoniterkloster 1073 Saint-Germain-en-Laye 876 Saint-Mihiel 669 Salmanskirchen 932 Salomon, Berthold 845 Salza (Langensalza) 955, 1086, 1092, 1093 – Stephansstift 1086 Salzburg 752, 766 – Erzbischof → Lang von Wellenburg, Matthäus Salzungen 185a, 198a, 747, 1654 Samland – Bischof → Bünau, Günther von Sangerhausen 762 Schade (Mosellanus), Peter, Bacc. theol. (1493–1524) 1123 Schade, Sebastian 1118 Scharf, Jodokus, Abt des Benediktinerklosters Bosau 673, 687, 690 Scharfenberg 1026 Schauer, Ludwig 1742 Scheff, Katharina 751, 775, 797, 1567, 1568 Scheibenberg 1603, 1640, 1641, 1655, 1657 Schellenberg (heute Augustusburg) 1336, 1371, 1380, 1391, 1401, 1447 Schenk von Landsberg, Otto, auf Teupitz 694, 710, 712, 714, 751, 1279, 1739, 1742 Schenk von Limburg, Georg III., Bf. von Bamberg (um 1470–1522) 1442, 1462, 1472, 1486, 1489, 1499, 1528, 1538, 1551, 1557, 1581 Schenk von Siemau, Burkhard 1032, 1423, 1428, 1429, 1526, 1647, 1651, 1652, 1753, 1754

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Register der Orte und Personen

Schenk zu Schweinsberg, Philipp, Dekan des Benediktinerklosters Fulda (1485–1550) 747, 1621 Scheurl, Christoph, Dr. jur. (1481–1542) 774, 842, 1429 Schirmenitz 1267, 1279 Schirner, Konrad (Kunz) 927 Schlamau, Lorenz, Dr. jur., Dekan des Allerheiligenstifts zu Wittenberg (um 1450–1523) 681, 719, 741, 744, 974, 981, 1004, 1010, 1019, 1020, 1030, 1031, 1034, 1071, 1072, 1106, 1160, 1194, 1215, 1300, 1311, 1343, 1347, 1348, 1374, 1375, 1381, 1386, 1413, 1418, 1435, 1503, 1529, 1530, 1536, 1585, 1586, 1680 Schleinitz – Ernst von, Propst der Domstifte zu Prag und Meißen († 1548) 720, 789, 1665 – Familie von 984 – Heinrich von, zu Saathain († 1543) 1326 – Hugold von, zu Reichenbach 716 – Johann VII. von, Bf. von Meißen (1470–1537) 769, 771, 794, 814, 817, 875, 881, 1015, 1017, 1021, 1022, 1025, 1026, 1028, 1077, 1125, 1184, 1204, 1205, 1213, 1222, 1228–1230, 1257, 1261, 1265, 1269, 1272, 1274, 1276, 1280, 1281, 1285, 1291, 1307, 1308, 1323, 1331, 1337, 1370, 1457, 1458, 1462, 1471, 1475–1478, 1480, 1481, 1485, 1490, 1492, 1493, 1496, 1505, 1509, 1515, 1516, 1523, 1524, 1532–1535, 1540–1542, 1545, 1546, 1554, 1555, 1560, 1561, 1563, 1564, 1566, 1570, 1571, 1574, 1576, 1580, 1583, 1593, 1596, 1597, 1627, 1712, 1731 – Räte 1307, 1308, 1331 – Vinzenz von († 1535) 1292 – Wolf von 1257, 1370, 1554 Schleiz 867, 927, 1049, 1058, 1059 Schlettau 782, 1054, 1603, 1640, 1641, 1695, 1699, 1705, 1727, 1733 – Stadt 782, 1603, 1640 Schlettstadt 1236 Schleusingen 834 Schlick, Ambrosius von 927 Schlieben 1291, 1311, 1337, 1530, 1536

Schlothauer, Johann, Sänger des Marienstifts zu Erfurt 845 Schlurgk, Hans 938 Schmalbeck 842 Schmidt – Bauerngeselle zu Eisenberg 1488 – Bgm. zu Zeitz 1133 – Johann, Mag. art. 735 – Nikolaus 968 – Petrus, Propst des Zisterzienserinnenklosters Roda († 1519) 980 Schmiedeberg 987, 1257, 1265, 1269, 1274, 1281, 1285, 1307, 1308, 1331, 1465, 1471, 1478, 1490, 1493, 1515, 1523, 1533–1535, 1546, 1554, 1555, 1560, 1561, 1563, 1566, 1571, 1574, 1576, 1723 – Kirche St. Nikolai 1723 – Stadt 1257, 1723 Schmiedeberg, Heinrich, Dr. jur., Offizial des Bistums Naumburg zu Zeitz (1478–1520) 1049, 1058, 1133, 1139, 1144, 1145, 1158 Schmölln 1335, 1376 Schneeberg 694, 710, 714, 756, 763, 782, 813, 846, 849, 851, 867, 870, 906, 965, 1054, 1213, 1244, 1314, 1462, 1602, 1700, 1739, 1742 – Kirche St. Wolfgang 870 – Stadt 756, 849, 870 Schneider – Georg 984 – Georg, d. J. 1345 – Martin 1483 Schnellin 1091 Schöffer, Johann (1475–1531) 1268 Schönbach 1582, 1588, 1591, 1595, 1692, 1706, 1707, 1727, 1733 Schönberg – Friedrich von 1335 – Georg von 968 – Heinrich von, zu Stollberg († 1537) 1054, 1335 – Herren von 1695 – Johann III. von, Bf. von Naumburg († 1517) 668, 735, 736, 851, 1335 – Wolf von, Amtmann zu Meißen († 1546) 870, 1062 Schönburg, Herren von 694, 855, 866, 882, 1054, 1376, 1460

Register der Orte und Personen

Schönfeld – Familie 1334, 1360, 1390, 1436 – Georg von 1332, 1388, 1389, 1392, 1401, 1409, 1410, 1436, 1443, 1456 – Hans von 1436 Schönichen, Georg 1697, 1698 Scholl, Theodorus 845 Schonhaide, Günther 1714 Schott – Hans, zu Hellingen († nach 1544) 1032, 1236, 1429, 1441, 1647, 1652, 1753 – Johann (1477 – nach 1548) 1233 Schreibersdorf, Albrecht von, Amtmann zu Annaberg 866, 870, 1054 Schrenck, Johann 1158 Schröter, Georg 1116 Schrot, Leonhard 1158 Schrott, Johannes, Abt des Benediktinerklosters Augsburg 767 Schulpforte → Pforta Schulz (Scultetus), Hieronymus, Bf. von Brandenburg (um 1460–1522) 671, 672, 674, 695, 696, 698, 701, 702, 719, 724, 784, 837, 860, 925, 1159, 1167, 1181, 1184 – Räte 671, 674, 696, 702 Schurff – Augustin (1495–1548) 1411 – Hieronymus, Dr. jur. (1481–1554) 860, 1015, 1017, 1096, 1137, 1139, 1143, 1281, 1351, 1356, 1361–1363, 1411, 1413, 1420, 1504, 1506, 1510, 1511, 1514, 1520, 1638, 1733, 1739, 1742 Schwarzenberg, Johann von (1463–1528) 912, 953, 1751 Schweinfurt 1736, 1746 Schweinitz 679, 787, 1322, 1446, 1513, 1530, 1536 Schwemsal 861 Schwengfeld, Matthias (um 1460–1539) 718, 742 Schwertfeger, Johann, Dr. jur. († 1524) 1187, 1332, 1334, 1673, 1681, 1733, 1739, 1742 Sebastian, Vikar am Georgenstift zu Altenburg 994, 995, 1001 Seelhausen 1332, 1334, 1389, 1392, 1401, 1409, 1410, 1436, 1443

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Seidler – Jakob 1280, 1336, 1339, 1365, 1431, 1442, 1555 – Philipp 1280 Seinsheim, Ludwig von (um 1465–1524) 1551 Seiselitz 871, 1544, 1659 Selim I., Sultan des Osmanischen Reichs (1470–1520) 666, 1081 Selmenitz, Sebastian von 866 Senf, Eberhard 1158, 1664 Senj – Bischof → Zsiykovich, Franziskus Serralonga, Urbanus de 603a, 779, 784, 853, 1012, 1081, 1150, 1154 Seyda 1121 Sichau, Sigismund von († 1520) 897, 898 Sickingen, Franz von (1481–1523) 774, 781, 814, 818, 866, 1179, 1234, 1248, 1646, 1668, 1674, 1675, 1693, 1700, 1708, 1715, 1716, 1728, 1729, 1736, 1746, 1751, 1756, 1757 Siegmund II., Gf. von Gleichen-Tonna (vor 1470–1525) 1473 Sigismondo Gonzaga, Mgf. von Mantua, Kard., Bf. von Mantua (1469–1525) 683, 684 Simon, Klaus 1483 Sitten 1671 Sittich, Andreas 948, 1210 Sittichenbach 660, 691, 723, 725, 731, 759, 762, 781, 808, 813, 1086 – Zisterzienserkloster 660, 691, 731, 762, 808, 813, 1086 – Abt → Johann, Abt des Zisterzienserklosters Sittichenbach Sitzenroda 716, 1666 – Zisterzienserinnenkloster 716, 1666 – Äbtissin → Miltitz, Anna von – Propst → Donat, Johann Sixtus IV. (Francesco della Rovere), Papst (1414–1484) 777 Slatkonia, Georg, Bf. von Petina und Wien (1456–1522) 1526, 1753 Söllichau 861, 1214 Sömmerda 1353 Sömmering, Johann, Dr. jur., Siegler zu Erfurt († 1528) 743, 1148 Soncino, Paolo da 1650

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Register der Orte und Personen

Sophie, Kgn. von Böhmen, geb. Hzn. von Bayern (1378–1425) 1431 Spalatin, Georg, Mag. art. (1484–1545) 662, 675, 693, 703, 706, 715, 740, 744, 752, 757, 764, 766, 767, 770, 772, 776–779, 784, 786, 796, 806, 811, 819, 821, 823, 837, 842, 847, 850, 854, 857, 864, 872, 910, 914, 925, 927, 933, 939, 940, 942–944, 951, 952, 954, 955, 957, 958, 974, 988–992, 996, 1002, 1014, 1032, 1048, 1062, 1068, 1073, 1081, 1083–1085, 1100, 1109, 1117, 1118, 1123–1125, 1129, 1136, 1142, 1150, 1154, 1158–1161, 1166, 1169, 1172, 1178, 1184–1189, 1191, 1192, 1200, 1202, 1208, 1218, 1219, 1224–1226, 1231, 1233, 1234, 1236, 1244, 1255, 1260, 1262, 1263, 1284, 1286, 1289, 1325, 1362, 1377, 1405, 1417, 1423, 1425, 1428, 1429, 1434, 1440, 1511, 1514, 1520, 1526, 1629, 1647, 1648, 1651, 1652, 1661, 1669, 1670, 1673, 1750, 1753, 1754 Spalt 1225 – Stadt 1225 Spangenberg 1175 Spengler – Georg 676, 677, 700 – Lazarus (1479–1534) 1128, 1129, 1661, 1729 – Martha, Subpriorin des Dominikanerinnenklosters Weida 676, 677, 685, 700 Sperber, Jakob 1079 Speyer 1003, 1179 – Bischof → Georg, Pfgf. bei Rhein; → Rosenberg, Philipp von Spitznas, Heinrich, Vorsteher des Zisterzienserinnenklosters Ichtershausen 961 Spörner, Benedikt, Schosser zu Colditz 1535, 1686, 1692, 1707, 1727 Sprecher, Urban 1673, 1681 Sprötau 909 Stackelberg, Hermann, Lic. jur., Dekan des Marienstifts zu Eisenach 1653 Stadion, Christoph von, Bf. zu Augsburg (1478–1543) 1736 Stadtroda → Roda Stähelin, Wolfgang, Dr. jur. (um 1470–1525) 987, 1015, 1017, 1078, 1096, 1137, 1139, 1143, 1187

Staffelstein, Georg → Elner, Georg Stain, Benedikt 1382 Stalick, Gregor 1426 Stange, Nikolaus 688 Starck, Levin 741, 1300 Starschedel, Familie von 736, 763, 849, 851 Stauchwitz, Dietrich von 1291, 1337 Staupitz – Günther von, zu Dabrun 1051, 1065, 1682, 1711, 1721, 1747, 1748 – Johann von, Dr. theol. (um 1468–1524) 705, 706, 739, 752, 766, 772, 773, 779, 784, 812, 858, 924, 925, 947, 1107, 1117, 1123, 1124, 1209 – Ramsfelt von 661 Stefan, Gf. Schlick zu Bassano (1487–1526) 870 Stein – Simon, aus Penig, Dr. med. 1076, 1160 – Wolfgang, Mag. art., ernest. Hofprediger († vor 1553) 1669, 1735, 1738 Stein, Heinrich vom, d. Ä. 900 Steinbach 780 Steinbot, Gregor 927 Stendal 696 Stentzsch – Bernhard von 1458 – Christoph von 1458 Sternberg, Hans von, Pfleger zu Coburg († 1532) 961, 964, 1278 Stitz, Konrad 845 Stöckel, Wolfgang (1473 – um 1541) 1371, 1378, 1380 Stolpe, Peter 1018 Stolpen 794, 797, 1022, 1026, 1028, 1204, 1257, 1265, 1269, 1272, 1285, 1307, 1442, 1471, 1478, 1493, 1515, 1540 Storch – Georg 1650 – Nikolaus (vor 1500 – nach 1536) 1434, 1440 Storkow 793 Straach 924 Straßburg 1233, 1316, 1700 – Bischof → Hohnstein, Wilhelm III. von Straßen, Michael von der, Geleitsmann zu Borna († 1531) 1023, 1120, 1213, 1481, 1522, 1598, 1600, 1602

Register der Orte und Personen

Strauß, Jakob, Dr. theol. (ca. 1480–1533) 1735 Stromer – Hans 1474, 1616, 1656, 1714 – Hans, d. Ä. 1474 – Heinrich, aus Auerbach, Dr. med., ernest. und albert. Leibarzt (um 1480–1542) 1333 Stübner, Markus → Thomae, Markus Stüler, Clemens, Prior des Augustinereremitenklosters Grimma 1667 Stumpf – Johann (1482–1548) 1582, 1588, 1591, 1595, 1692, 1706, 1707, 1727, 1733 – Johann, Stiftsherr zu Altenburg 688, 954 Stumpfel, Friedrich, Schosser zu Grimma 661, 1446, 1522, 1572, 1577, 1672 Sturm, Caspar (1475–1552) 1220, 1221, 1236 Sturz, Georg 1423, 1429 Süleyman I., Sultan des Osmanischen Reiches (1494–1566) 1296, 1306 Surye, Johann von, Mag. art. 876, 899 Swawe, Peter 1236 Sybeth, Nikolaus († 1534) 1723

T Taubenheim – Christoph von (1493–1554) 738, 759, 761 – Hans von, ernest. Kammermeister († um 1541) 946, 1009, 1121, 1124, 1146, 1181, 1184, 1213, 1220, 1239, 1419, 1454, 1547, 1560, 1686 – Johann von, Dr. jur. († um 1510) 1703 Taucha 1389 Taura 716 Tavannes, Johann von 876, 899 Techwitz, Dietrich von, Dekan des Marienstifts zu Wurzen (um 1475–1534) 1204, 1333, 1370, 1442, 1458, 1519, 1527, 1538, 1543, 1551, 1561, 1570, 1581, 1671, 1708 Teichel 1474, 1616 Tenneberg 908, 1642 Tentzer, Joseph, Offizial zu Wurzen 1241, 1242

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Tettau 710 Tettau, Apel von 712 Tetzel, Johann, Bacc. art. (um 1460 –1519) 832, 837 Teuschel, Kaspar, Bacc. jur. († 1547) 1565 Teutleben – Andreas von 1425 – Valentin von, Dr. jur. (um 1488–1551) 1029, 1048, 1073, 1084, 1085, 1154, 1177, 1178, 1183, 1425, 1497, 1498, 1527, 1543, 1584 Thainburg 738 Thalbürgel → Bürgel Tham – Caspar († 1539) 1598 – Valentin 1560, 1566, 1571, 1576 Thann – Caspar 1133 – Johannes 1358 Thiel – Melchior 661, 788, 1572, 1577 – Reinhard († 1522) 1528, 1551, 1581 Thomae (Stübner), Markus 1434, 1440 Thomas, Gf. von Rieneck, Kustos des Domstifts zu Mainz (1472–1547) 1003, 1158 Thomel, ernest. Hofnarr 1007 Thor, Eberhard vom, Statthalter Bf. Philipps von Naumburg († 1536) 895, 911, 968, 1049, 1052, 1059, 1133, 1134, 1139, 1144, 1145, 1151, 1152, 1286–1288, 1292–1294, 1301–1303, 1314, 1318, 1329, 1335, 1366, 1376, 1508, 1531, 1702, 1725, 1726 Thüngen – Caspar von 1619 – Heinrich von 1700 – Konrad II. von, Bf. von Würzburg (um 1466–1540) 839, 891, 1159, 1462, 1551, 1581, 1700, 1701 – Sigmund von (um 1465–1522) 706 Thun – Friedrich von, Hauptmann zu Weimar (um 1450–1535) 710, 714, 721, 781, 803, 844, 871, 873, 893, 910, 945, 986, 1043, 1045, 1055, 1236, 1244, 1256, 1310, 1460, 1468–1470, 1473, 1483, 1527, 1613, 1618, 1638, 1714 – Georg von, Abt des Benediktinerklosters Saalfeld 1158, 1725 Thurschmid, Balthasar 1278

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Register der Orte und Personen

Tilemann, Nikolaus, Senior des Stifts St. Peter und Paul zu Zeitz († 1531) 1286, 1287, 1301, 1303, 1318, 1598 Tilmann, Matthes 788, 948, 1210 Tischer, Gregor 1333 Titzka, Nikolaus 968 Töpfer, Johann 689 Torgau 665, 670, 683–685, 709, 722, 734, 739, 741, 745, 748, 751, 771, 774, 787, 792, 805, 808, 818, 822, 829, 841, 877, 879, 881, 920, 922, 926, 929, 933, 935, 937, 938, 940, 942, 954, 984, 986, 988–992, 1023, 1025, 1027, 1056, 1060, 1074, 1102, 1121, 1196, 1198, 1222, 1227, 1235, 1239, 1267, 1316, 1327, 1344, 1345, 1393, 1400, 1413, 1422, 1515, 1530, 1533–1536, 1546, 1554, 1555, 1560, 1561, 1563, 1566, 1571, 1574, 1576, 1583, 1602, 1620, 1622, 1652, 1662, 1686, 1691, 1709, 1733, 1743 – Franziskanerkloster 1583 – Kirche St. Marien 940, 942 – Schlosskapelle 665, 748, 751 – Stadt 665, 940, 1121, 1709 Torler, Johannes 1570 Tornau 861, 1214 Tournai 1425 Trebitz 741, 745, 1257 Trebsen 1326, 1357, 1566 Trebus, Jakob, Prior des Marienstifts zu Altenburg 1531 Trient – Bischof → Cles, Bernhard von Trier 957, 991, 992 – Erzbischof → Greiffenklau, Richard von Triest 1753 – Bischof → Bonomo, Pietro Triestewitz 751 Truchseß von Pommersfelden, Lorenz, Dekan des Domstifts zu Mainz (1473–1543) 923, 926 Trümmeter, Hans († 1522) 1583 Tucher, Anton (1458–1524) 677, 685, 774, 1044, 1142, 1147, 1174, 1201, 1442, 1464, 1691, 1724, 1741, 1755 Türschmied, Balthasar, Mag. art. 1426 Tulemann, Johann 740 Tunger, aus Weimar 911 Tunkel, Heinrich, Herr von Bernitzko, Landvogt der Niederlausitz 1112, 1113

U Uelleben 908 Ulm 856, 1551 Ulm, Michael von 1345 Ulrich, Hz. von Württemberg (1487–1550) 856, 919 Ulrich X., Gf. von Helfenstein (1493–1548) 1708 Ulstetten, Katharina von, Äbtissin des Benediktinerinnenklosters Geringswalde 661 Ursula (Maria Pfeffinger), Äbtissin des Benediktinerinnenklosters Frauenchiemsee (1463–1528) 910, 932, 1044 Utenbach 871, 1544, 1659 Utrecht 726, 733, 740, 887, 1218, 1219 – Bischof → Blanckenheim, Friedrich von; → Friedrich IV., Mgf. von Baden; → Philipp, Hz. von Burgund – Salvatorstift 726, 733, 740, 887, 1218 – Dekan → Lochorst, Hermann von – Stadt 726, 740, 887 Uttenrode, Nikolaus von, Landkomtur der Deutschordensballei Thüringen 1613

V Vacha 1076 Vacha, Balthasar → Fabricius, Balthasar Valladolid 1689, 1751 Veilsdorf 1176 – Benediktinerkloster 1176 – Abt → Zollner, Johannes Venedig 1032, 1423, 1429, 1526, 1647, 1651, 1652, 1724, 1753, 1754 – Patriarch → Contarini, Antonio Venson, Hieronymus († 1520) 1073 Vergerius – Aurelius 1423, 1428, 1526, 1652, 1753 – Jakob, Bacc. theol. 1423, 1428, 1429, 1526, 1652, 1753, 1754 – Petrus Paulus, Dr. jur. (1498–1565) 1423, 1428, 1526, 1652, 1753 Vienne 1738 Viern, Cyriakus 927 Vilbel, Apollo von (um 1480–1536) 198a Vio, Tommaso (Giacomo) de → Cajetan, Thomas Vischer, Erasmus 1127 Viterbo, Ägidius von → Antonini, Egidio

Register der Orte und Personen

Vitzthum – Georg, von Neuschönburg 1000 – Hans, von Neuschönburg 1000 – Wolf, von Neuschönburg 1000 Vogt, Jakob, Beichtvater Kf. Friedrichs († 1522) 739, 927, 996, 1159, 1187, 1417, 1578, 1583, 1647, 1652 Voigtsberg 838, 1704 Voit, Clemens 1018 Volkenroda 1086 – Zisterzienserkloster 1086 – Abt → Falbert, Johannes Volkmarsen 710 Vollrath, ein Knabe 1495 Volmar, Johann, Mag. art. († 1536) 1158, 1374, 1375, 1413, 1418 Vyhes, Johannes († 1518) 1037

W Wachau 1162, 1164 Wachsenburg 893 Wacker, Johann 837 Walde, Bernhard, Schosser zu Eisenberg († um 1531) 871, 911, 971, 985, 1287, 1292 Waldenfels, Wolfgang von 1158 Waldheim 707, 830 Waldkirch, Balthasar von 1370 Walther, Georg 1687 Walthersdorf 1640, 1641 Warbeck, Veit, Mag. art. (vor 1490–1534) 997, 1103–1105, 1108, 1136, 1158, 1236, 1243, 1696 Wartburg 1325, 1377, 1467, 1494, 1635, 1670 Wartenburg 1348, 1530 Watzdorf 1474 Watzdorf, Heinrich von 1059 Weida 676, 685, 700, 738, 838, 866, 871, 1053, 1062, 1114, 1517 – Dominikanerinnenkloster 676, 685, 700, 1053, 1062, 1114 – Priorin → Hutten, Margaretha von – Subpriorin → Spengler, Martha – Herren von 1695 Weida, Johann, Schosser zu Eisenberg († nach 1538) 945, 1544, 1552, 1659, 1713

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Weiden, Hans von der, Amtmann zu Grünhain 1704 Weimar 718, 731, 769, 789, 803, 805, 813, 824, 838, 839, 844, 849, 852, 871, 893, 894, 898–902, 905, 908, 909, 911, 920, 945, 961, 970, 971, 979, 990, 1007, 1011, 1016, 1023, 1024, 1043, 1050, 1054, 1102, 1148, 1248, 1249, 1256, 1297, 1298, 1325, 1338, 1341, 1387, 1394, 1396, 1438, 1449, 1465, 1470, 1474, 1483, 1485, 1491, 1497, 1498, 1516, 1527, 1541, 1543, 1544, 1556, 1558, 1565, 1575, 1579, 1580, 1621, 1635, 1648, 1654–1656, 1659, 1677, 1687, 1699, 1705, 1710, 1714, 1727, 1735, 1738, 1739 – Franziskanerkloster 1325, 1735, 1738 – Franziskanertertiarinnen (Beginen) 945 – Priesterschaft 1148 – Schlosskapelle 1248, 1249 Weinmann, Familie 842 Weißenbach – Joachim von 1158 – Wolf von, auf Schönfels, Amtmann zu Zwickau (um 1470–1535) 718, 721, 728, 731, 746, 803, 844, 855, 866, 870, 871, 986, 1043, 1045, 1050, 1054, 1055, 1111, 1278, 1517, 1556, 1573, 1603, 1695 Weißenfels 781, 871, 1699, 1705 Weißensee 1086, 1094 Welmerstorf, Johannes, Offizial des Erzbistums Magdeburg 798 Weltwitz – Christoph, zu Uebigau 1047 – Familie von 1199, 1277 – Heinrich von, zu Uebigau 1199 – Martin von, zu Uebigau 1047 Wenigel, Nikel, Geleitsmann zu Altenburg 940, 969 Wenzel, Hz. von Sachsen (1332–1388) 1272 Wenzel IV., rö. Kg., Kg. von Böhmen (1361–1419) 1431 Werner, Hieronymus 1650 Wernfelder 1733 Wernsdorf, Jan von, Amtsverweser und Geleitsmann zu Altenburg 1430, 1531, 1598, 1600, 1604, 1614, 1625, 1629, 1634, 1637, 1644, 1645, 1648, 1662, 1709, 1742

892

Register der Orte und Personen

Werthern – Dietrich von, Dr. jur. (1468–1536) 710, 1756 – Hans von (1443–1533) 710, 714, 718, 742, 762, 781, 803, 866, 1320, 1460, 1613, 1757 Westhausen 1224 Wetzstein, Johann 689 Weyner, Johann 1115 Wied – Friedrich III. von, Bf. von Münster (1478–1551) 1728 – Hermann von, Ebf. von Köln (1477–1552) 710, 834, 1136, 1728 Wiederau 804, 809, 816 – Kirche 804 Wien 1423, 1619, 1646 – Bischof → Slatkonia, Georg Wild, Stephan, Dr. med. (um 1495–1550) 1411 Wilde – Basilius, Dr. jur (um 1478–1556) 1301–1303, 1318 – Nikel 1133, 1139 Wildeck, Hans 1650 Wildenauer (Egranus), Johannes (um 1480–1535) 812, 1128, 1129 Wildenfels – Anarg von (um 1490–1539) 805 – Herren von 758 Wildenritt, Hans, Geleitsmann in Herzberg 1554, 1599, 1605, 1750 Wilhelm, Gf. von Nassau 941, 1124, 1130 Wilhelm I., Mgf. von Meißen, Lgf. von Thüringen (1343–1407) 799 Wilhelm III., Hz. von Sachsen (1425–1482) 1016, 1579 Wilhelm IV., Hz. von Bayern (1493–1550) 1174, 1551, 1581, 1636, 1643, 1646, 1668 Wilmar, Hans, zu Dabrun 1745 Winkelbauer, Hans 1214 Wintzberger, Michael 870 Wistritz 1000 Withard, Konrad 1158 Wittenberg 603a, 659, 671, 675, 681–683, 692, 693, 695, 701–703, 705, 706, 708, 709, 715, 719, 733, 739, 741, 744, 745, 751, 752, 764, 777–779, 784, 786, 796, 798, 804, 807, 809, 816, 823, 825–827,

837, 842, 850, 854, 858, 865, 879, 880, 886–888, 890, 897–899, 910, 912, 914, 916, 918, 924, 925, 927, 930, 931, 939, 940, 942, 943, 947, 953, 957, 974, 978, 981, 987, 992, 993, 996, 998, 999, 1004, 1010, 1014, 1015, 1017–1020, 1030–1032, 1034, 1037–1039, 1042, 1046, 1051, 1052, 1065, 1071, 1074–1076, 1078–1080, 1085, 1091, 1099, 1100, 1102, 1106, 1117, 1121, 1123, 1124, 1128, 1129, 1132, 1134–1137, 1139, 1140, 1143, 1144, 1146, 1151–1154, 1158–1161, 1165, 1167, 1178, 1181, 1184, 1187, 1188, 1191–1194, 1199, 1200, 1209, 1215, 1221, 1224, 1227, 1234, 1252, 1255, 1258–1263, 1265, 1266, 1273, 1280, 1284, 1290, 1300, 1305, 1311, 1314, 1325, 1336, 1340, 1342, 1343, 1346–1349, 1351–1354, 1356, 1361–1363, 1365, 1367, 1368, 1371, 1372, 1374, 1375, 1377–1381, 1384–1386, 1391, 1396–1399, 1402, 1404–1407, 1411–1415, 1417–1421, 1423, 1424, 1427, 1431–1435, 1439, 1440, 1444, 1445, 1449, 1450, 1462, 1465, 1466, 1479, 1481, 1482, 1484, 1486, 1494–1497, 1502–1504, 1506, 1510, 1511, 1514, 1519–1521, 1528–1530, 1532, 1536–1538, 1545–1547, 1549, 1551, 1559, 1562–1565, 1569, 1585–1587, 1589, 1592, 1595, 1598, 1602, 1608, 1611, 1629, 1639, 1648, 1661, 1669, 1670, 1679, 1680, 1682, 1683, 1711, 1721–1723, 1732, 1736, 1739, 1745, 1747–1749 – Allerheiligenstift 603a, 659, 681–683, 692, 733, 741, 744, 751, 777, 798, 809, 816, 825–827, 850, 865, 879, 887, 888, 890, 899, 927, 974, 978, 981, 987, 996, 1004, 1010, 1019, 1020, 1030–1032, 1034, 1039, 1042, 1071, 1072, 1079, 1091, 1099, 1100, 1106, 1121, 1129, 1160, 1187, 1188, 1193, 1194, 1200, 1209, 1215, 1255, 1260, 1263, 1284, 1300, 1311, 1343, 1346–1348, 1351–1353, 1362, 1367, 1372, 1374, 1375, 1381, 1384–1386, 1398, 1399, 1404–1406, 1411, 1413, 1414, 1417, 1418, 1423, 1427, 1432, 1435, 1479, 1482, 1484, 1496, 1503, 1504, 1529, 1530, 1532, 1536, 1537, 1565, 1585–1587, 1608, 1639, 1679, 1680, 1682, 1683, 1711, 1723, 1749

Register der Orte und Personen

– Archidiakon → Bodenstein, Andreas – Dekan → Schlamau, Lorenz – Dekan des Kleinen Chors → Blanck, Christoph; → Funck, Simon – Kantor → Dienstedt, Ulrich von – Kustos → Lupinus, Petrus – Propst → Göde, Henning; → Jonas, Justus; → Kaiser, Hermann; → Kitzscher, Friedrich von; → Mugenhofer, Johann – Scholaster → Beskau, Matthäus – Syndicus → Beckmann, Otto – Augustinereremitenkloster 1051, 1065, 1160, 1346, 1349, 1351, 1352, 1356, 1361–1363, 1368, 1372, 1374, 1375, 1379, 1391, 1398, 1413, 1418, 1431, 1433, 1435, 1466, 1482, 1495, 1595, 1682, 1711, 1721, 1747, 1748 – Prior → Briesger, Eberhard; → Helt, Konrad – Collegium Fridericianum 1342 – Franziskanerkloster 807, 924, 1402, 1407, 1418, 1435, 1482, 1495 – Guardian → Gericke, Veit – Fronleichnamskapelle 842 – Heilig-Kreuz-Kapelle 1161 – Hofgericht 1199 – Kirche St. Marien 842, 1167, 1374, 1397–1399, 1402, 1412, 1418, 1420, 1424, 1435, 1449, 1466, 1482, 1745 – Stadt 744, 751, 778, 886, 1010, 1106, 1143, 1221, 1349, 1351, 1354, 1374, 1379, 1386, 1397, 1399, 1402, 1407, 1412, 1420, 1424, 1466, 1482, 1484, 1495, 1586, 1587 – Universität 675, 682, 692, 693, 705, 715, 764, 784, 786, 796, 798, 804, 809, 816, 854, 865, 912, 916, 924, 927, 987, 998, 999, 1018, 1037–1039, 1071, 1075, 1076, 1085, 1106, 1128, 1132, 1135–1137, 1139, 1140, 1144, 1146, 1153, 1154, 1158–1160, 1178, 1187, 1193, 1200, 1209, 1224, 1252, 1255, 1260–1263, 1280, 1284, 1311, 1343, 1346, 1349, 1351, 1352, 1354, 1362, 1367, 1372, 1375, 1379, 1384, 1391, 1396–1399, 1402, 1404–1407,

893

1411, 1413–1415, 1417, 1418, 1420, 1423, 1424, 1427, 1432, 1435, 1439, 1450, 1466, 1479, 1482, 1484, 1496, 1497, 1514, 1589, 1592, 1629, 1722, 1723, 1732, 1736, 1739 Witzleben – Dietrich von, Dr. jur. (um 1465–1532) 1086, 1460 – Friedrich von 723, 725, 781 – Gangolf von, Amtmann zu Wachsenburg († 1521) 893 Wöllner, Sebastian, Schosser zu Jena († nach 1538) 680 Wörlitz 1352 Wörpen 825, 996 Wolf – Matthes, Schosser zu Lochau († 1521) 787, 792, 1239 – Peter → Lupinus, Petrus Wolf von Wolfsthal, Balthasar († 1529) 1693, 1708, 1716, 1728, 1729 Wolfersdorf – Götz von 1703 – Margarethe von, Äbtissin des Zisterzienserinnenklosters Jüterbog 1567, 1568 Wolfgang, ein Priester 982 Wolfgang, Fs. von Anhalt (1492–1566) 996 Wolfgang, Pfgf. bei Rhein (1494–1558) 706, 715 Worm, Gregor 927 Wormditt (pol. Orneta) 927 Wormerswald 1311 Worms 814, 1141, 1156, 1157, 1165, 1169, 1170, 1173, 1175, 1181–1183, 1185, 1187, 1189–1192, 1195, 1200–1202, 1206, 1208, 1211, 1213, 1215–1217, 1220, 1221, 1224–1227, 1231–1234, 1236, 1238, 1239, 1243–1246, 1249, 1267, 1268, 1312, 1431, 1486, 1489, 1501, 1547, 1591, 1619, 1667, 1708, 1722, 1726, 1736 – Bischof → Rippur, Reinhard von – Stadt 814 Wrocław → Breslau Würzburg 718, 833, 838–840, 891, 904, 927, 1003, 1158, 1224, 1227, 1248, 1442, 1486, 1701 – Bischof → Bibra, Lorenz von; → Thüngen, Konrad II. von

894

Register der Orte und Personen

– Burkardstift 718 – Dekan → Meyer, Dekan des Burkardstifts zu Würzburg – Domstift 833, 838–840, 927 Wurzen 694, 712, 814, 869, 907, 1023, 1066, 1070, 1158, 1204, 1240–1242, 1261, 1265, 1279, 1307, 1337, 1370, 1373, 1458, 1538, 1546, 1554, 1560, 1561, 1590, 1593, 1609, 1610, 1671, 1672 – Dom St. Marien 1261, 1590 – Marienstift 869, 1066, 1204, 1240, 1261, 1370, 1373, 1458, 1590, 1609, 1610, 1671 – Dekan → Techwitz, Dietrich von – Propst → Leimbach, Johann – Offizial 907, → Heyntz, Johannes; → Tentzer, Joseph Wyclif, John, Dr. theol. (um 1330–1384) 1391, 1431, 1433

Z Zahn, Valentin 842 Žak, Johann, Dr. jur., Administrator des Erzbistums Prag ( † 1534) 1603 Zaschwitz, Günther von 1482, 1484 Zeckendorf, Michael 1699, 1705 Zeckeritz 1389 Zedlitz, Petrus → Fontinus, Petrus Zehender, Leonhard, Kantor des Georgenstifts zu Altenburg 1273 Zeidler, Johann 1426, 1650 Zeiß, Hans, Schosser zu Allstedt († um 1547) 660, 691, 721, 723, 725, 762 Zeitz 694, 697, 710, 721, 736, 746, 813, 818, 838, 849, 851, 859, 866, 873, 889, 911, 940, 942, 968, 973, 979, 982, 1024, 1041, 1049, 1059, 1133, 1134, 1139, 1144, 1145, 1151, 1152, 1158, 1286–1288, 1292, 1294, 1301–1303, 1314, 1318, 1329, 1335, 1366, 1376, 1508, 1531, 1702, 1726 – Stift St. Peter und Paul 1301–1303, 1318 – Dekan → Etzdorf, Volrad von – Senior → Tilemann, Nikolaus Zella (heute Altzella) 1158 – Zisterzienserkloster 1158 Zerbst 718, 979, 1006–1008, 1018, 1050, 1055 – Zisterzienserinnenkloster 1018 – Äbtissin → Lobbes, Margarethe

Zeschau, Wolfgang von, Prior des Augustinereremitenklosters Grimma († 1540) 799, 1582, 1588, 1595 Zeulenroda 1049, 1059 Zeuner – Laurentius, Mag. art. 1426 – Wolfgang, Mag. art († 1547) 1111, 1426, 1650 Ziegelheim, Simon, Mag. art. 798 Ziegler – Adelar 742 – Nikolaus 783, 828, 829, 970, 979, 1044 Ziesar 672, 696, 698, 719 – Anna von 696, 702 – Hans von, auf Lübnitz 671, 672, 695, 696, 701, 702, 719, 724 Zinna (heute Kloster Zinna) 694 – Zisterzienserkloster 694 – Abt → Benedikt, Abt des Zisterzienserklosters Zinna Zoch, Lorenz, Dr. jur. (1477–1547) 1289, 1304, 1317, 1320, 1321, 1581, 1708 Zöthelm, Gerhard 924 Zollner, Johannes, Abt des Benediktinerklosters Veilsdorf 1176 Zott, Christoph 814 Zschaderitz, Georg von, Amtmann zu Belzig 671, 696, 860, 862 Zschannewitz 661 Zschieren, Caspar von, zu Ehrenberg 673 Zschopau 1625 Zsiykovich, Franziskus, Bf. von Senj 1551 Zulsdorf – Familie 1010 – Martin 981, 1010 Zweitschen 1376 Zwickau 665, 690, 694, 697, 711, 712, 717, 721, 728, 736, 741, 743, 746, 758, 759, 813, 835, 838, 870, 1054, 1111, 1278, 1286–1288, 1292–1295, 1314, 1315, 1328, 1329, 1335, 1376, 1391, 1396, 1421, 1426, 1431, 1434, 1440, 1449, 1507, 1517, 1556, 1558, 1602, 1603, 1650, 1699, 1704, 1710 – Franziskanerkloster 1111, 1315, 1556, 1650 – Guardian → Baumgart, Martin – Kirche St. Katharinen 1315 – Kirche St. Marien 1111, 1286, 1287, 1315, 1602

Register der Orte und Personen

– Stadt 835, 1111, 1286, 1287, 1292, 1295, 1314, 1315, 1328, 1426, 1507, 1517, 1556, 1558, 1650, 1704, 1710 Zwilling, Gabriel, Mag. art. (um 1487–1558) 1342, 1351, 1356, 1374,

895

1445, 1448, 1450, 1454, 1462, 1465, 1466, 1482, 1509, 1520, 1550, 1600, 1604, 1611, 1614, 1615, 1626, 1629, 1631, 1633, 1644, 1648 Zwönitz 782