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German Pages 70 [80] Year 1964
BOETII D E DACIA TRACTATUS D E ΑΕΤΕ RN ITATE MUNDI
Q U E L L E N UND S T U D I E N ZUR GESCHICHTE DER PHILOSOPHIE HERAUSGEGEBEN
VON
PAUL W I L P E R T
B A N D IV
1964
WALTER
DE
GRUYTER
&
CO
·
BERLIN
V O R M A L S G. J . G Ö S C H E N ' S C H E V E R L A G S H A N D L U N G · J . G U T T E NT AG, VE RL A G S B U C H H A N D L U N G · G E O R G R E I M E R . K A R L J . T R U B N E R . V E I T äi C O M P .
BOETII DE DACIA TRACTATUS DE AETERNITATE
MUNDI
Editio altera auctoritate quinqué codicum manu scriptorum revisa et emendata
Edidit GÉZASAJÓ
1964
WALTER
DE
GRUYTER
&
CO
BERLIN
VORMALS G. J. GÖSCHEN'SCHE VE RL AG S H AN DLU NG · J.GUTTENTAG, VERLAGSBUCHHANDLUNG . GEORG REIMER . KARL J. TRO Β Ν E R . VEIT & COMP.
GEDRUCKT MIT UNTERSTÜTZUNG DER DEUTSCHEN FORSCHUNGSGEMEINSCHAFT
Archiv Nr. 3496641
© 1964 by Walter de Gruyter & Co., vormals G. J. Göschen'sche Verlagshandlung — J. Guttentag, Verlagsbuchhandlung Georg Reimer - Karl J. Trübner — Veit & Comp. Berlin 30 Printed in Germany Ohne ausdrückliche Genehmigung des Verlages ist es auch nicht gestattet, dieses Buch oder Teile daraus auf photo· mechanischem Wege (Photokopie, Mikrokopie) zu vervieliältigen.
VORWORT Die philosophische Bedeutung des Boetius von Dacien wird heutzutage von den Philosophiehistorikern immer mehr anerkannt. Sein unlängst neu aufgefundenes Werk „De aeternitate mundi", das wir 1954 zum ersten Male ediert haben 1 , fand in den weitesten Kreisen ein zunehmendes und ungewöhnlich großes Interesse2. Man hält es für ein wirkliches Meisterwerk philosophischen Denkens, das es erlaubt, seinen Verfasser in die Reihe der bedeutenden Philosophen des Mittelalters einzuordnen3. Unsere erste Ausgabe liefert leider nur einen sehr unvollkommenen Text des interessanten und wertvollen Werkes. Die damals uns allein bekannte Budapester Handschrift, nach der wir diese Ausgabe verfertigt haben, enthält viele Fehler und Auslassungen, und infolgedessen war sie nicht dazu geeignet, die bis in alle Einzelheiten gut verständlichen und richtigen Gedanken unseres Philosophen wiederzugeben. Trotz ihrer Mängel hatte diese erste provisorische Ausgabe doch ihre Wirkung: sie weckte das Interesse für den bisher wenig bekannten Philosophen und ermöglichte es auch anderen Forschern, an Hand des bekanntgewordenen Textes weitere Handschriften desselben aufzufinden4, die in vieler Hinsicht der Budapester Handschrift weit überlegen sind und diese, wie auch einander gegenseitig, vervollständigen und verbessern. So ist jetzt der Anlaß gegeben zu versuchen, einen G. SAJÓ, Un traité récemment découvert de Boèce de Dacie De mundi aeternitate, Texte inédit avec une introduction critique, Budapest 1954. 1
2
—
S p e c u l u m (Cambridge, Mass., U . S . A . ) , 1955 (30) 6 8 0 — 6 8 1 (S. HARRISON THOMSON).
Mediaeval Studies (Toronto), 1955 (17) 233—239 (A.MAURER). — Scriptorium
(Bruxelles), 1955 (9) Γ 5 3 — Τ 5 4 (Η. SILVESTRE). — Studia Catholica (Nijmegen), 1955 (30) 262—273 (F. SASSEN). — Revue Philosophique de Louvain, 1956 (54) 137—147 ( F . VAN STEENBERGHEN). · — T h e o r i a (Lund), 1956 (22) 1 6 8 — 1 8 4 (P.MICHAUD-QUANTIN).
— Archives d'Histoire Doctrinale et Littéraire du Moyen  g e (Paris), 1955 (22) 81—99 (ET. GILSON). — Rivista Critica di Storia della Filosofia (Firenze), 1957, 1 1 0 — 1 1 2 (E· GARIN). — B u l l e t i n T h o m i s t e (Le Saulchoir), 1 9 5 4 — J 9 5 6 (9) 9 2 6 — 9 3 2 (R--A. GAUTHIER). 8
Bulletin Thomiste, 1954—1956 (9) I. c.
1
Μ.-Τ. D'ALVERNY, Note sur deux manuscrits du De aeternitate mundi in Archives
d'Histoire Doctrinale et Littéraire du Moyen Âge, 1955 (22) 1 0 1 — 1 1 2 . — J . J . DUIN, L a bibliothèque philosophique de Godefroid de Fontaines in Estudios Lulianos, 1959 (3)
2
9—31·
Vorwort
befriedigenden verbesserten Text des hochinteressanten Werkes herzustellen. Dem Wunsche mehrerer Forscher entgegenkommend, haben wir uns mit Vergnügen dieser Arbeit gewidmet. Wenn wir hiermit unseren Versuch der Öffentlichkeit übergeben, fühlen wir es zunächst als unsere Pflicht, allen denen unseren aufrichtigen Dank auszusprechen, die uns bei unserem Unternehmen beigestanden haben und ohne deren hochherzige und freundliche Hilfe unser Werk nicht zustandegekommen wäre. An erster Stelle gebührt mein Dank dem französischen „Centre National de la recherche scientifique", das es mir auf die freundliche Empfehlung der Herren Professoren Et. Gilson und M. de Gandillac durch eine großzügige finanzielle Unterstützung ermöglicht hat, für meine Boetius-Forschungen eine längere Zeit in Paris zu verbringen und daselbst die dort befindlichen Boetius-Handschriften auch im Original untersuchen zu können. In gleicher Weise fühle ich mich dem Thomas-Institut an der Universität Köln und seinem Direktor, Herrn Prof. Dr. P. Wilpert, zu Dank verpflichtet für die freundliche Einladung, meine Arbeit in der Reihe der „Quellen und Studien zur Geschichte der Philosophie" herauszubringen. Herr Prof. Wilpert hatte auch die Freundlichkeit, Text und Apparat durch einen minutiösen und sorgfältigen Vergleich mit den Photokopien der Originalhandschriften zu überprüfen und gab mir wertvolle Hinweise und Ratschläge für meine Arbeit. Für seine selbstlose freundliche Hilfe und Mitarbeit versichere ich ihn meiner aufrichtigen Dankbarkeit. Zu größtem Dank bin ich nicht zuletzt, neben Herrn Professor Wilpert, auch den Mitgliedern der „Commission Léonine" zu Le Saulchoir, besonders Herrn Prof. R.-A. Gauthier O.P., verpflichtet, sowie Herrn Prof. Dr. L. L. Hammerich (Kopenhagen), die meine Arbeit im Manuskript durchgelesen und mir mit ihren freundlichen Bemerkungen wertvolle Hilfe geleistet haben. Auch den Verlag Walter de Gruyter & Co. versichere ich meiner vorzüglichsten Dankbarkeit für die Drucklegung des Werkes und die Deutsche Forschungsgemeinschaft für die finanzielle Unterstützung der Drucklegung. M o n t r e a l , im Oktober 1963 GÉZA
SAJÓ
INHALTSVERZEICHNIS Einleitung
ι
I. Beschreibung der Handschriften
ι
II. Beziehungen der Handschriften zueinander
8
1. Zusammengehörigkeit von P, und P 2 2. Verhältnis der Budapester Handschrift (B) zu P j und P 2
10 .
.
.
. 10
3. Stellung von P 3
14
4. Besondere Bedeutung des Auszuges (G) des Gottfried von Fontaines 19 III. Grundsätze der Textherstellung
22
Boetii de Dacia De aeternitate mundi. Textus
29
Appendix: Abbreviatio opusculi Boetii de Dacia De aeternitate mundi confecta a Godefrido de Fontibus (Paris, Bibl. Nat. lat. 15819, ff. 300 v—301 r) Textus ineditus
63
EINLEITUNG I. B E S C H R E I B U N G D E R H A N D S C H R I F T E N Β = B u d a p e s t , N a t i o n a l b i b l i o t h e k , Cod. l a t . 104 Sammelhandschrift aus dem XIII. und X I V . Jahrhundert, Pergament, 290 X 213 mm, 124 Bl., zwei Kolumn., verfertigt von drei verschiedenen berufsmäßigen Abschreibern. Enthält 19 scholastische Opuscula, von denen 16 authentische Werke des hl. Thomas von Aquino sind: De ente et essentia (ff. ir—4r), De aeternitate mundi (4r—5r), De principiis naturae (5r—γτ), De mixtione elementorum (yr—7v), De occultis operibus naturae (i8v—19V), De unitate intell e c t s (19V—2Ór), De motu cordis (2Ór—2Óv), De articulis fidei et sacramentis (26V—29V), Contra errores Graecorum ad Urbanum IV (3or—37v), De rationibus fidei (37V—42r), In primam Decretalem comment. (42r—45r), In secundam Decretalem comment. (45r—45v), In librum Boethii de Hebdomadibus (45V—48V), Compendium theologiae (49r—8ir), Contra impugnantes Dei cultum et religionem (83r — 114V) und De perfectione vitae spiritualis (ii5r—I24r). Unter den Thomasopuskeln, in dem aus dem Ende des XIII. oder dem Anfang des X I V . Jahrhunderts stammenden ältesten Teile des Bandes, befinden sich drei nicht dem hl. Thomas zugehörende, sehr interessante scholastische Werke: eine kurze anonyme „Quaestio super VI o Metaphysicae" (ff. j v — 8 v ) mit dem Incipit: „Quaestio est utrum omnia eveniant de necessitate. Arguitur quod sic, quia illa quae sunt provisa a deo, de necessitate eveniunt", die mit folgenden Worten endet: „Haec autem naturaliter dicta sunt secundum intentionem philosophantium. Amen." Es glückte uns der Nachweis, daß diese kleine Schrift, die sich ebenfalls anonym auch in einer Pariser Handschrift (Bibl. Nat. lat. 16089, ff· 37 v a —38va) findet, eine verkürzte Umarbeitung von „De necessitate et contingentia causarum" des Siger von Brabant ist. Ihr folgt (8va—i5rb) der Traktat des JohannesDacus „De gradibus formarum", der Name des Verfassers wird von einer späteren Hand auf dem Rande angegeben 5 . Unmittelbar danach finden s
Hg. von ALFRED OTTO, Corpus Philosophorum Danicorum Medii Aevi. Bd. I,
Kopenhagen 1955. 1 Boetiì de Dacia
1
Einleitung
wir anonym unseren Traktat des Boetius von Dacien „De aeternitate mundi" (ff. I5rb—i8vb). Den Titel des Werkes hat der Abschreiber selbst am Ende folgenderweise angegeben: „Explicit quaestio naturalis de mundi aeternitate". Derselbe Titel wird auch am Anfang von einer späteren Hand am Rande aufgezeichnet 6 . P ! = P a r i s , B i b l i o t h è q u e N a t i o n a l e , l a t . 3416 Papierhandschrift aus dem Ende des XIII. Jahrhunderts, Studienbüchlein eines höchstwahrscheinlich aus der Region Saint Quentin gebürtigen Pariser Studenten, von ihm selbst in den Jahren zwischen 1290 und 1294 angefertigt, 180 χ 130 mm, 46 Bl., einspaltig, in gotischer Kursivschrift. Die Handschrift gehörte ehemals zur königlichen Sammlung (Regius 316) und stammt aus der Bibliothek Colberts (Cod. Colb. 6 0 1 0 ) , wie dies aus den Eintragungen erhellt. Die Handschrift enthält an erster Stelle (ff. 3 r — i i r ) unseren Text „De aeternitate mundi", am Anfang ohne Titelangabe, wird aber im Explicit irrtümlich dem Thomas de Aquino zugeschrieben: „Explicit liber de concordia fidei christianae et philosophiae de eternitate mundi a toma de aquino. Amen." Der Name des angeblichen Autors ist von einer vermutlich späteren Hand mit roter Tinte durchgestrichen. Dann folgt eine Abhandlung,