Beiträge zur Kenntnis der Sprachen des Nigerianischen Plateaus 3870300620


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Beiträge zur Kenntnis der Sprachen des Nigerianischen Plateaus
 3870300620

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AFRIKANISTISCHE FORSCHUNGEN BEGRÜNDET VON

JOHANNES LUKAS f PROFESSOR AN DER UNIVERSITÄT HAMBURG HERAUSGEBER

JÜRGEN ZWERNEMANN UND

EKKEHARD WOLFF

BAND IX ■w

LUDWIG GERHARDT

BEITRÄGE ZUR KENNTNIS DER SPRACHEN DES NIGERIANISCHEN PLATEAUS

VERLAG J.J. AUGUSTIN GmbH • GLÜCKSTADT 1983

lBEITRÄGE

ZUR KENNTNIS DER SPRACHEN DES NIGERIANISCHEN PLATEAUS

LUDWIG ^GERHARDT

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VERLAG J. J. AUGUSTIN GmbH • GLÜCKSTADT 1983

Alle Rechte vorbehalten Gedruckt mit Unterstützung der Deutschen Forschungsgemeinschaft Bonn - Bad Godesberg

ISBN 3-87030-062-0

Herstellung: Druckerei JJ. Augustin GmbH • Glückstadt

Printed in Germany

In memoriam

Johannes Lukas (1901-1980)

VORWORT

Die vorliegende Arbeit baut im wesentlichen auf Material auf, das im Jahre 1969 in Nordnigeria aufgenommen worden ist. Eine erste Fassung wurde im Jahre 1974 vom Fachbereich Orientalistik der Universität Hamburg als Habilitationsschrift angenommen. Was seither über die Plateausprachen insgesamt oder an Einzelstudien erschienen ist, ist zwar quantitativ nicht bedeutend, hat aber fast immer direkten Bezug zu dem, was in der vorliegenden Arbeit behandelt wird. Die wichtigsten Arbeiten sind die von N. McKinney und C. McKinney über das Kaje und von Hoffmann über das Che (Rukuba). In diesen Arbeiten werden wichtige Einzelheiten der phonologischen Systeme dargestellt, die aus dem mir zur Verfügung stehenden Material nicht ersichtlich geworden sind. Ebenfalls zu nennen sind die Neuklassifikationen innerhalb des von J. H. Greenberg aufgestellten Benue-Congo-Zweiges der Niger-Kordofan-Sprachfamilie. Hier müssen die Arbeiten von Shimizu und Bennett/Sterk genannt werden. Sie werden an der entsprechenden Stelle gewürdigt. Es ist versucht worden, die genannten Arbeiten in die vorliegende Studie mit einzubeziehen, soweit das ohne weitgehende Eingriffe in den ursprünglichen Aufbau möglich war. In der ersten Fassung konnte noch von der Hypothese ausgegangen werden, daß die von Greenberg im Jahre 1963 etablierten sog. Plateau­ sprachen als Untergruppe der Benue-Congo-Sprachen eine sprachliche Einheit bildeten. Dies ist in der Zwischenzeit in mehreren Publika­ tionen bestritten worden. Auch eigene lexikostatistische Versuche mit Plateausprachen aus verschiedenen Untergruppen haben diese Zweifel bestätigt. Für den Gesamtaufbau der vorliegenden Studie hat dies aber insofern keine Konsequenzen, als in allen Untersuchungen die hier als kleinste Gruppen zusammengefaßten Sprachen ebenfalls als Einheiten erscheinen. Nachdem in den letzten zehn Jahren große Anstrengungen unter** nommen worden sind, einen Überblick über das gesamte Gebiet der Benue-Congo-Sprachen zu bekommen, schien es an der Zeit, in den einzelnen Unterfamilien, Gruppen und Untergruppen detaillierter zu

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arbeiten. Deshalb bestand das Ziel dieser Arbeit ursprünglich darin, eine Charakterisierung der Gruppe der Benue-Congo-Sprachen vorzu­ nehmen, die von Greenberg unter dem Namen “Plateau” in die Lite­ ratur eingeführt worden ist. Dies sollte auf lexikalischem und morpho­ logischem Gebiet erfolgen. Hier boten sich zunächst die nominalen Klassen, in zweiter Linie die Reste verbaler Stammerweiterungen an. Ausgangspunkt für diese Untersuchung sind die in den bisherigen Klas­ sifikationen aufgestellten kleinsten Gruppen, deren Eigengut beschrei­ bend und vergleichend dargestellt wird. Auf der nächsthöheren klassifikatorischen Ebene wird gezeigt, daß diese Untergruppen vielfältige Beziehungen zueinander aufweisen, die sich aber nicht nach dem Stammbaummodell zu einer widerspruchsfreien Klassifikation zusam­ menfassen lassen. Ebenso wird deutlich, daß die Einheit der Greenbergschen Plateausprachen nicht zu halten ist, daß aber ein zentraler Bereich dieser Sprachen eine offensichtliche sprachliche Einheit darstellt, von der die nördlich und auch südlich dieses Bereiches gespro­ chenen Sprachen abgetrennt werden müssen. Die vorliegende Arbeit wäre nicht zustandegekommmen ohne die Hilfe und Unterstützung von Personen und Institutionen, denen ich meinen tiefen Dank aussprechen möchte: Der Deutschen Forschungsgemeinschaft, die mir die Feldarbeit in Nigeria ermöglicht, mich durch ein Habilitandenstipendium während zweier Jahre gefördert und schließlich die Drucklegung dieser Arbeit gesichert hat. Dem Altmeister der deutschen Afrikanistik und früheren Direktor des Seminars für Afrikanische Sprachen und Kulturen der Universität Hamburg, Professor Dr. Johannes Lukas, der mich als Studenten auf die Plateausprachen aufmerksam gemacht und während der vergan­ genen Jahre meine Arbeit immer nach Kräften gefördert und mir auch persönlich jede Unterstützung gewährt hat. Der Sudan Interior Mission als Trägerorganisation des Kagoro Teachers’ College sowie dessen Headmaster Mallam Al Bolly, der mir während eines halben Jahres in seinem Hause großzügigste Gastfreund­ schaft gewährt und mir dadurch einen idealen äußeren Rahmen für meine Arbeit gegeben hat. Den zahlreichen Sprachinformanten, die in der viel zu kurzen Zeit unserer Zusammenarbeit mit Geduld und Verständnis auf meine für sie bestimmt oft merkwürdigen Fragen eingegangen sind. 8

Dem Chief of Kagoro, Gwamna Awan, und seinem Sohne Gideon Gwamna stellvertretend für alle afrikanischen Freunde sowie Dr. John Ballard, damals Ahmadu Bello University, Zaria, stellvertretend für alle Freunde in den akademischen Institutionen in Nigeria. Der University of Ibadan für die Verleihung des Status eines Reserarch Associate, ohne die die Durchführun des gesamten Projektes nicht durchführbar gewesen wäre; das ilt auch für die Ahmadu Bello University in Zaria. Dem Direktor des Seminars für Afrikanische Sprachen und Kulturen, Professor DDr. Ernst Hammerschmidt, der mir während meiner Assi­ stentenjahre in Hamburg eine freie und ungestörte wissenschaftliche Tätigkeit ermöglicht hat. Dem Direktor des Instituts für Afrikanistik der Universität zu Köln, Prof. Dr. Bernd Heine, für die Bereitwilligkeit, die Karten zu diesem Buch in seinem Institut herstellen zu lassen. Schließlich meiner Frau, die die erste Fassung dieser Arbeit ins Reine geschrieben hat. Hamburg, 15. Juli 1981

Mwenye kutoa kwa kweli hana budi ni fadhili kumurehemu Jalali siku ya nyota na ndaa Na ambao wasikiza akili ye akatunza fadhli zake muweza hana budi nakutwaa

(Chuo Cha Herkal, Vers 1006/7)

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INHALTSVERZEICHNIS

Vorwort Abkürzungsverzeichnis 0. Einleitun 0.1. Allgemein........................ Sprachliche Bemerkungen Frühere Klassifikationen Methode ..........................

15

19 30 36 45

1. Phonologie 1.1. Das Lautsystem der Kagoro-Untergruppe 1.1.1. Die Lautsysteme der Sprachen der Kagoro-Unter­ gruppe ............................................................... 48 0. Einleitung 48; 1. Kagoro 48; 2. Katab 53; 3. Atakar 54; 4. Kaje 55; 5. Zarek 56 1.1.2. Phonologischer Vergleich der Plateau 2-Sprachen (Kagoro-Untergruppe) ................................... 57 0. Einleitung 57; 1. Das Lautsystem des PP 2 (Kago_ • fi ro-Untergruppe) 57; 2. Änderungen gegenüber Gerhardt (1967-69) 59; 3. Vergleichende Lautlehre des Atakar 60 1.1.3. Wurzelverzeichnis PP 2 (Kagoro-Untergruppe) ... 67 1.2. Das Lautsystem der Plateau 2-Sprachen (Jaba-Untergruppe) 1.2.1. Die Lautsysteme der Plateau 2-Sprachen (Jaba-Untergruppe) ........................................................ 1. Jaba (Kwoi-Dialekt) 85; 2. Jaba (Jaban Ketare-Dialekt) 87; 3. Kagoma 87; 4. Koro 89; 5. Lungu 90 1.2.2. Phonologischer Vergleich der Plateau 2-Sprachen (Jaba-Untergruppe) ......................................... 91 1. PP 2 (Jaba-Untergruppe) 91; 2. Lautentsprechun­ gen 92 1.2.3. Wurzelverzeichnis Plateau 2 (Jaba-Untergruppe) 95

1.3. Das Lautsystem der Plateau 4-Sprachen 1.3.1. Die Lautsysteme der Plateau 4-Sprachen .............. 108 1. Nindem 108; 2. Kaningkom 109; 3. Ninzam HO; 4. Mada (West-Dialekt) 112; 5. Mada (Nord-Dialekt) 112; 6. Che 113 1.3.2. Phonologischer Vergleich der Plateau 4-Sprachen 0. Einleitung 113; 1. Das Lautsystem des PP 4 114 1.3.3. Wurzelverzeichnis PP 4 ........................................... 124 1.4. Englischer Index der rekonstruierten Formen ................. 139

2. Die Nominalsysteme 2.1. Das Nominalsystem der Plateau 2-Sprachen (Kagoro-Unter­ gruppe) 2.1.1. Die Nominalsysteme der einzelnen Sprachen .... 1. Nominalklassen im Kagoro 155; 2. Nominalklassen im Atakar 164; 3. Nominalklassen im Katab■ 165;z 4. Nominalklassen im Kaje 167; 5. Nominalklassen im Zarek 168 2.1.2. Vergleich der nominalen Klassensysteme der Plateau 2-Sprachen (Kagoro-Untergruppe)................. 2.1.3. Das Protosystem der Plateau 2-Sprachen (KagoroUntergruppe) ................................................... 2.2. Das Nominalsystem der Plateau 2-Sprachen (Jaba-Untergruppe) 2.2.1. Die Nominalsysteme der einzelnen Sprachen .... 1. Das nominale Klassensystem des Jaba (Kwoi-Dialekt) 179; 2. Das nominale Klassensystem des Jaba (Jaban Ketare-Dialekt) 180; Das nominale Klassensy­ stem des Kagoma 180; 4. Das Nominalsystem des Koro 181; 5. Das Klassensystem des Lungu 183 2.2.2. Vergleich der nominalen Klassen der Jaba-Untergruppe ............................................................... 0. Einleitung 184; 1. Jaba und Kagoma 184; 2. Koro und Lungu 190; 3. Kagoma und Koro 191 2.2.3. Das Protosystem ...................................................... 2.3. Das Nominalsystem der Plateau 4-Sprachen 2.3.1. Die Nominalsysteme der Plateau 4-Sprachen....... 12

155

169 178

184

194 194

1. Nominale Klassen im Nindem 194; Nominale Klas­ sen im Kaningkom 196; 3. Nominale Klassen im Ninzam 197; 4/5. Nominale Klassen in den MadaDialekten 200; 6. Das Nominalsystem des Che 201 2.3.2. Vergleich der nominalen Klassensysteme der Plateau 4-Sprachen.................................................................. 202 3. Verbale Stammerweiterungen ................................................... 3.1. 5 als Erweiterungselement 3.1.1. 5 als Suffix nach Vokalen ....................................... 3.1.2. als Suffix nach Konsonanten .................................. 3.1.3. s als Infix .................................................................. 3.2. Andere Erweiterungsaffixe 3.2.1. Das Suffix k ............................................................. 3.2.2. Das Suffix y............................................................... 3.2.3. Das Affix l/r ............................................................. 3.2.4. Andere Affixe ........................................................... 3.3. Kombinationen von Erweiterungselementen 3.3.1. Kombination von 5 und k....................................... 3.3.2. -/- und andere Affixe............................................... 3.4. Unterschiedliche Verwendungsweise einzelner Erweite­ rungselemente .............................................................. 3.5. Zusammenfassung............................................................

206 208 208 210 210 213 214 215

216 220 222 223

4. Proto-Plateau 4.1. Lexikalisch ........................................................................ 4.2. Nominalklassen ............................................................... 4.3. Verbale Erweiterungen ........................................ 4.4. Subklassifikation, Zusammenfassung und Ausblick

224 240 241 241

Literaturverzeichnis .........................................................................

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ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS

1. Sprachen und Sprachgruppen Afs Zarek (Afusare) Atk Atakar BC Benue-Congo Ek Ekoid Bantu Iregwe Irg Jb Jaba J-K Jaba-Kagoma Untergruppe Jaban Ketare JKt Jaban Kwoi JKw Kagoma Kagoro Kaje Kj K-L Koro-Lungu Untergruppe Kaningkom Kn Kor Koro Katab Ktb 2. Andere Abkürzungen affr. Affrikata/ Affrikaten alv. alveolar alv.pal. alveo-palatal BCCWL Benue-Congo Comparative Wordlist bilab. bilabial dentilab. dentilabial expl. explosiv frik. frikativ KTC Kagoro Teachers College lab. labial lar. laryngal

PTR PWS

Lungu Mada (Norddialekt) Mada (Westdialekt) Nindem Ninzam Proto-Bantu (nach Guthrie) Proto-Bantu (nach Meinhof) Proto-Edoid (nach Elugbe) Proto-Jukunoid Proto-Plateau (mit zusätzlichen Zahlen für die jeweilige Un­ tergruppe Proto-Togo-Rest Proto-Westsudanisch

lat. Ivi Ok pal. pl. retr. sg. Sk sth. stl. V VE vel. VN

lateral velarlabial Objektskonkordant palatal(isiert) Plural retroflex Singular Subjektkonkordant stimmhaft stimmlos Vokal Verbalerweiterung velar Verbalnomen

Lun MN MW Nd Nz PBt(G)

PBt(M)

PE

PJ PP

SCHREIBKONVENTIONEN

a. b.

a. b.

*s -ss (G)

. . . variiert mit . . . phonemische Umschrift phonetische Umschrift in Rekonstruktionen: nicht sicher festgestellte rekon­ struierte Laute Leerstelle in vergleichenden Aufstellungen: in der betreffenden Sprache nicht belegt in den vergleichenden Aufstellungen: in der betreffenden Sprache kein verwandtes Lexem vorhanden. in Rekonstruktionen: Labiallaut ohne Spezifikation der Artikulationsart Nasallaut ohne Spezifikation der Artikulationsstelle Suffix -s Infix -sInfix oder Suffix s im Index der rekonstruierten Formen: bereits bei Gerhardt (1967-9) aufgeführte Rekonstruktionen, für die hier das Belegmaterial nicht wieder gebracht wird.

Für die Alphabetisierung gelten folgende Konventionen: Phonetische Zeichen folgen auf die ihnen ähnlichen lateinischen Buchstaben (e - e o, o - o, s - 5 etc) Nasalverbindungen werden ebenso eingeordnet wie die entsprechenden nicht nasalen Konsonanten (ba - Nba - be etc). Bei den Laut- bzw. Phonemtabellen gelten — wenn nicht anders vermerkt - die folgenden Konventionen: Die senkrechten Spalten geben die Artikulationsstelle in der Reihen­ folge labial, alveolar, alveo-palatal, velar, labialvelar, laryngal wieder. Die beiden letztgenannten sind nicht in allen Sprachen belegt. Die waagerechten Zeilen geben die Artikulationsart in der Reihen­ folge explosiv stimmlos/stimmhaft, affrikat stimmlos/stimmhaft, frikativ stimmlos/stimmhaft, nasal, Nasalverbindung, Sonorant wieder. 17

0. EINLEITUNG

0.1. Allgemein Das Gebiet der Plateausprachen liegt im sogenannten nigerianischen “Middle Belt”, der sich zwischen der Sahelzone im Norden und dem tropischen Regenwald im Süden quer durch Nigeria zieht. Während sich sowohl südlich wie nördlich dieses Gürtels die Wohngebiete großer Völker finden, zeichnet sich dieser selbst durch eine ethnische und sprachliche Zersplitterung aus, die laut Greenbeg (1956:115) auf der Welt ihresgleichen sucht. Diese Vielfalt mag ihren Ursprung darin haben, daß seit Jahrhunderten im “Middle Belt” solche Stämme ihre Zuflucht gefunden haben, die sich entweder der Islamisierung durch die Großreiche der Hausa und Ful im Norden oder dem kulturellen Einfluß der Königreiche im Süden - Jukun oder Nupe - entziehen wollten. Auf diese Weise bot sich hier kein günstiger Boden für die Entstehung großer politischer Gebilde. Andererseits liegt in unmittelbarer Nähe des nigerianischen Plateaus - im Sprachgebiet der Jaba oder Ham - der Ort Nok, der seinen Namen einer Kultur gegeben hat, deren archäolo­ gische Zeugnisse eine Verbreitung durch annähernd den gesamten “Middle Belt” bekunden. Und auch heute noch gibt es Belege für eine gewisse kulturelle Einheitlichkeit des ganzen Gebietes (s. dazu Hirsch­ berg, 1965:70 oder Murdock, 1959: Kap. 13). Das nigerianische Plateau, das im Zentrum des “Middle Belt” liegt, erhebt sich zwischen ca. 800 und 1800 m über die das Plateau umge­ benden Ebenen und wird fast überall von Steilabhängen begrenzt. Es besteht entweder aus unwegsamem Hügelland oder aus kaum bewach­ sener Savanne. Das Gebiet des Plateau ist reich an Bodenschätzen, besonders Zinn, das schon seit langer Zeit, speziell aber seit Ende des zweiten Weltkrieges in ständig steigendem Maße gefördert wird. Die Zinnförderung hat große Veränderungen in der sozialen und auch linguistischen Struktur mit sich gebracht. Das Hausa hat sich in diesem Raum als Verkehrssprache weitgehend durchgesetzt und beginnt, die kleineren und kleinsten Sprachen zu verdrängen. Das ist nicht weiter verwunderlich, denn die über hundert bisher bekannt gewordenen Plateausprachen werden auf einem Gebiet gesprochen, dessen Größe

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sich etwa mit der der Bundesländer Schleswig-Holstein, Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen deckt. Wenn also Kommunikation zwischen den vielen in die Zinngruben zugewanderten und noch zuwandemden Menschen Zustandekommen soll, so muß zu einer anderen Sprache als Verständigungsmittel gegriffen werden, weil keine der örtlichen Sprachen bedeutend genug ist, diese Funktion zu erfüllen. Vor einigen Angaben zu den einzelnen Sprachen ist es angebracht, Bemerkungen zur geographischen Verteilung der Untergruppen der Plateausprachen zu machen, weil sich diese leichter auf den existie­ renden Karten lokalisieren lassen als die Gebiete der einzelnen Sprachen. Dafür reichen selbst Karten mit großem Maßstab nicht aus. Für diese Darstellung wird die Klassifikation von Williamson (1971) zugrundegelegt.

Plateau 1 Die beiden Untergruppen Plateau la und 1b sind geographisch deutlich durch ein Gebiet, das von den Gbari Ngenge besetzt ist, voneinander getrennt. Plateau la wird im Niger State und Kaduna State mit Ausläu­ fern im Nordwesten des Plateau State gesprochen. Die Plateau lbSprachen finden sich im wesentlichen nördlich und westlich von Jos im Plateau, Kaduna und Bauchi State mit Ausläufern im Kano State. Plateau 2 Die Rigwe sind die einzigen Sprecher einer Plateau 2-Sprache, die auf dem Plateau selbst siedeln. Der Hauptteil der Plateau 2-Sprachen wird in den Ebenen westlich des Plateaus gesprochen, im Süden und Südwesten des Kaduna State. Die Zarek finden sich etwas abseits vom Hauptgebiet im Osten des Plateaus im Westteil des Bauchi State und in der Jos Division des Plateau State. Das Nandu- und Tari-Sprachgebiet schließlich ist eine kleine Plateau 2-Sprachinsel im Plateau 4-Gebiet. Plateau 3 Birom und Aten (Ganawuri) werden in der Nähe von Jos auf dem Plateau gesprochen. Das Birom nimmt dabei den größten Teil der Jos Division ein, die Aten leben unmittelbar am Steilabfall des Plateaus im Westen der Birom. Das Chara wird im Norden der Jos Division gesprochen. Plateau 4 Das Hauptgebiet der Plateau 4-Sprachen liegt südlich von dem der 20

Plateau 2-Sprachen. Die Ostgrenze dieser Untergruppe verläuft etwa parallel zum Westabfall des Plateaus. Die Plateau 4-Sprachen werden im Grenzgebiet von Plateau State und Kaduna State gesprochen. Neben diesem Hauptgebiet gibt es eine Reihe von verstreuten Sprachinseln nördlich und östlich des Plateaus (s. dazu Ballard, 1971:302). Plateau 5 Die Plateau 5-Sprachen schließen sich südlich an das Sprachgebiet der Plateau 4-Sprachen an. Keine dieser Sprachen wird auf dem Plateau selbst gesprochen Plateau 6 Das Gleiche gilt für die Plateau 6-Sprachen, die in zwei durch das Plateau voneinander getrennten Sprachinseln im Plateau State zu finden sind. Die Enklaven liegen im Norden bzw. Süden des Plateaus. Plateau 7 Diese Untergruppe bildet den östlichsten Ausläufer der Plateau­ sprachen und liegt im Grenzgebiet des Plateau State mit dem Gongola State. Auf den nächsten Seiten folgen einige Angaben zu den im Laufe dieser Arbeit näher behandelten Sprachen. Sie betreffen geographische und demographische Fragen. Dazu kommen solche, die sich mit den Tradi­ tionen dieser Völker beschäftigen, soweit sie sich bei meiner auf lingui­ stische Zielsetzung hin angelegten Arbeit ergeben haben und noch nicht anderweitig bekannt geworden sind. In einigen Fällen habe ich mir von meinen Informanten Angaben darüber machen lassen, welche Sprachen jeweils an das Gebiet ihrer Muttersprache angrenzen. Obwohl es mir nicht recht gelungen ist, aus diesen Angaben ein kohärentes Bild zusammenzusetzen, habe ich doch die entsprechenden Lageskizzen am Ende des jeweiligen Abschnittes angefügt, so wie sie sich aus diesen Mitteilungen ergeben haben.

1. Kagoma Als Beispiel dafür, wieviel noch zu tun ist, um einen einigermaßen zufriedenstellenden Atlas der nigerianischen Sprachen und Völker zu erhalten, sollen hier die Kagoma dienen. Sie leben im südwestlichsten Teil des Kaduna State in einem Gebiet, das ungefähr von der Straße Kaduna-Keffi im Westen, der Straße Kafanchan-Kwoi im Norden, der

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Eisenbahnlinie Kafanchan-Makurdi im Osten und einer im Abstand von 10 km zu der nördlichen Grenze parallel verlaufenden Linie umschrieben wird. Diese grobe Begrenzung wird vor allem im Norden überschritten. Der Ort Fadan Kagoma liegt nördlich des angegebenen Gebietes. Auf der anderen Seite umfaßt dieses angegebene Gebiet das der Yeskwa, das - schwer zu beschreiben und genau abzugrenzen - im Südosten dieses Vierecks liegt. Im Census der N(ativeZational) A(uthorities) von 1963 wird die Spre­ cherzahl der Kagoma mit 17326 angegeben. Im Kagoma District leben noch etwa 1100 Yeskwa-Sprecher, die eine verwandte, aber deutlich unterschiedene Sprache sprechen. In der folgenden vergleichenden Aufstellung sind die Ortsnamen enthalten, in denen - nach meinen Quellen - Kagoma gesprochen wird. In der ersten Spalte finden sich die Angaben des N. A. Census, Kagoma District; in der zweiten Spalte die, die mein Informant als Ergänzung dazu gegeben hat; in der dritten Spalte sind die auf der Karte von Nigeria Maßstab 1:50000, Blatt Nr. 188 (NW) enthaltenen Orts­ namen wiedergegeben, in der vierten Spalte schließlich die Angaben des Ethnographie Survey of Africa (Gunn, 1956:1201).

Kitti Kwasson

Aso Gabi Gegira Keya Kwarabe Kanok Kirti Kwasson

Fadan Kagoma Bara Fido Faki Fori Gauta Kwagiri Ramindo Tadan

F. Kagoma Bara Fido Paki Fori Gautu Kwagiri Ramindo Tanda

Asso Gabi Gijiba Kyeya

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Aso Gabi Gegiri Kyayya Kwarabe Kanok Kiti Kusan Kurya F. Kagoma

Fori Gautu Kwagiri Ramindo Tanda

Asau Gabi Gigira Keya Kwarabe Kano Kirti Kusan Kurya F. Kagoma

Unguwar Igga Unguwar Madaki Unguwar Rana Wazo

U. Madaki U. Rana Wazo Unguwar Dauda Unguwar Mallam.

U. Madaki

Solche Listen lassen sich in ähnlicher Weise für die anderen Sprachen aufstellen. Dr. John Ballard, Lecturer im Department of Government der Ahmadu Bello University of Zaria, hat mir einen Extrakt aus “Tribal and admini­ strative Organisation of the Jema’a Division of the Plateau Province” vom 23. 2. 1934 übergeben, der sich in den Archiven in Kaduna1 befindet. Danach gehen die mündlichen Traditionen der Kagoma nicht über die Vor-Fulbe-Zeit, d.h. den Beginn des 19. Jahrhunderts hinaus. Die Kagoma waren den Fulbe tributpflichtig. Den Tribut zahlten sie an den Emir von Jema’a, der seinerseits vom Emirat in Zaria abhängig war. Die einzelnen unabhängigen Dörfer hatten ihre eigenen chiefs (kwop) und Priester (kwöp bSyd), die getrennte Einflußsphären hatten, wobei die der Priester bedeutender war. Die chiefs waren lediglich ausfüh•♦ rende Organe der Altestenversammlung. Die Erinnerung an die Kriege mit den Hausa in der vorkolonialen Zeit ist noch sehr lebhaft. Mein Informant sprach mir einige Texte auf Tonband, in denen die Taktik dieser Kriegsführung geschildert wird: Die Kagoma richteten Wachen auf einem hohen Hügel ein, die die Gegend überblicken konnten. Wenn Hausa gesichtet wurden, zogen sich die Kagoma mit allen Zeichen der Panik in eigens dafür ausge­ suchte, versteckt gelegene Höhlen zurück und warteten, bis die Hausa wieder abzogen. Gelegentlich aber bauten diese ihrerseits kleine Wehr­ dörfer und warteten, bis die Kagoma aus Mangel an Nahrung ihre Höhlen wieder verlassen mußten. Es kam dann zu Verhandlungen, in denen die Hausa im allgemeinen eine bestimmte Anzahl von Menschen, die als Tribut mitgenommen wurden, forderten. 2. Jaba Das Gebiet der Jaba2 schließt sich nördlich und nordwestlich an das der 1 Nr. ZARPROV 1770 pp. 46-49. 2 s. Gunn (1956:116-120).

Kagoma an. Es bildet den Jaba-District innerhalb der Zaria Province. Ein erheblicher Teil der Jaba lebt im südlichen Teil des Kachia District des Kaduna State. Nach dem Census von 1948/9 beträgt die Zahl der Jaba-Sprecher etwa 26500. Die soziale Struktur des Südens (Jaba District) ist von der des Nordens (Kachia District) stark unterschieden. Während im nördlichen Teil noch die traditionelle Landwirtschaft vorherrscht, haben im Süden, der erheblich dichter besiedelt ist (29 Einwohner pro km2 gegenüber sieben im Norden), die Zinnminen eine * starke Anziehungskraft auf die arbeitsfähigen Männer ausgeübt. In Kwoi, dem Hauptort des Jaba Distrcts, ist seit geraumer Zeit eine große Missionsstation eingerichtet, an die mehrere pädagogische Einrich­ tungen angehängt sind. Das hat dazu geführt, daß die Jaba zu den fort­ schrittlicheren ethnischen Gruppen dieser Region gerechnet werden. Nach einem Text, den mir der chief von Kurmin Musa auf Tonband gesprochen hat, sind die Jaba (die Eigenbezeichnung lautet “Ham”) von den Hügeln von Miango, d. h. vom eigentlichen Jos Plateau herabge­ kommen, sind durch das Gebiet der Katab gezogen, haben dort längere Zeit gesiedelt und sind dann in ihre gegenwärtigen Gebiete gelangt, wo sie sich zunächst mit den Vorbewohnern auseinandersetzen mußten. Zu dieser Zeit waren die iaba noch dnhdthch organisiert, traben sieh dann aber in fünf verschiedene Gruppen unterteilt. Mein Informant teilte mir mit, daß sich die Namen dieser fünf Gruppen von den Namen der Söhne eines Mannes herleiten. Als befreundete ethnische Gruppen, von denen gesagt wird, daß sie aus der gleichen Gegend stammen, gelten die Kagoro, die Katab, die Morwa und die Kamanton.3

3. Koro Das in dieser Arbeit behandelte Koro wird im Kagarko District gesprochen. Dieser liegt im Grenzbereich von Benue, Kaduna und Niger State. Gerhardt (1972/3b: 245 ff) hat das Verhältnis der verschie-

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denen mit “Koro” bezeichneten Sprachen bzw. Ethnien zueinander dargestellt. Mein Informant erklärte die Verwirrung, die in der Nomen­ klatur auftaucht, dadurch, daß das Gebiet der Koro seit langem als Fluchtgebiet für verschiedene Völkerschaften gedient habe. Dadurch würden in diesem Gebiet verschiedene Sprachen gesprochen. Er gab die Zahl von fünf Sprachen. Andererseits ist das im Ethnographie Survey beschriebene Gebiet, in dem die verschiedenen Koro siedeln, so groß und geographisch uneinheitlich und wird auch von so vielen anderen Ethnien bewohnt, die nicht unter die Sammelbezeichnung “Koro” fallen, daß diese Erklärung etwas von ihrer Plausibilität verliert. Die Zahl der Koro-Sprecher im Kagarko District lag nach dem Census von 1948/9 bei 11629 (s. Gunn/Conant, 1960:116).

4. Lungu In unmittelbarer Nähe der Koro leben südlich von den Jaba die Lungu. Die einzige Auskunft in der Literatur findet sich bei Gunn/Conant (1960:119) “as regards Lungu (Adong), these numbered 1513 in 1948/9 in three Viüage areas (Gora, Idur, and Indofä) in Jaba Independent District, Zaria Province.”

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Die Kagoro leben heute im Kagoro Independent District und zählen ungefähr 20000 Menschen. Bis in die zwanziger Jahre dieses Jahrhun­ derts wohnten sie auf und an den Abhängen der Kagoro-Berge, die sich als eindrucksvolles Massiv ca. 600 m aus der Ebene erheben. Auf ihrem Hochplateau befindet sich fruchtbares Land, außerdem liefert es fast unerschöpflichen Vorrat von frischem Wasser. Diese strategisch außer­ ordentlich günstige Lage erklärt, weshalb die Hausa- und Fulbe-Reiche des vorigen Jahrhunderts zwar wiederholt das Gebiet der Kagoro bean­ spruchten, letztlich aber nicht in der Lage waren, von gelegentlichen Sklavenzügen abgesehen, eine wirksame Kontrolle über das Gebiet auszuüben. Die letzte Niederlage der Hausa von Seiten der Kagoro rührt aus dem Jahre 188O.1 2 Die Engländer, die 1905 das Gebiet der Kagoro erreichten, brauchten ziemlich lange, um ihrerseits die Kagoro einigermaßen in den Griff zu bekommen. Zur besseren Durchsetzung ihrer Ziele setzten sie, nach dem Muster der Hausa, aber in Verkennung der Sozialstruktur der Kagoro, einen chief ein, erlitten mit der Einfüh­ rung des Häuptlingstums aber Schiffbruch, da die politische Organisa­ tion der Kagoro auf plebiszitären Entscheidungen eines Ältestenrates beruhte. Nach einigen Strafexpeditionen etablierten sich die Engländer jedoch und hatten im Jahre 1925 die letzten Kagoro gezwungen, sich in der Ebene unmittelbar am Fuße der Kagoro-Berge anzusiedeln. Es wurde auch ein Häuptling eingesetzt, wobei den Engländern der Fehler unterlief, daß sie nicht die angesehenste lineage berücksichtigten, sondern eine sich anbiedernde Persönlichkeit einsetzten, was für die Ethnie einschneidende und unerfreuliche Folgen hatte. Im Jahre 1945 wurde der noch heute amtierende chief eingesetzt, der auf Grund seiner persönlichen Integrität und politischen Klugheit Häuptlingstum und traditionelle politische Struktur zu vereinen gewußt hat. Er hat den Kagoro eine politische Bedeutung verschafft, die weit über ihren zahlenmäßigen Anteil an der Bevölkerung hinausgeht. 1926 siedelte sich die Sudan Interior Mission in Kagoro an. Ihre Bemü­ hungen hatten zur Folge, daß 1950 gesagt werden konnte: “The Kagoro *

■.

1 s. dazu auch Meek (1931,11:90-100) und Gunn (1956:88-103). 2 Smith (1960:137f). Dieser Aufsatz enthält eine Studie darüber, wie sich die traditionellen und sozialen Institutionen der Kagoro in den letzten 60 Jahren gewandelt haben.

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may well be the most heavily literate and Christian tribal Broup in the North”1 6. Atakar2 Die Atakar leben teils auf den Kagoro-Bergen, teils in den Ebenen rings um diesen Gebirgszug, so da sich Atakar im Kagoro- und MorwaDistrikt sowie im Birom tribal area finden. Ihre Zahl wird auf etwa 5000 eschätzt. Die Atakar sind als Töpfer sehr renommiert. In ihrem Gebiet findet sich eine zum Töpfern offensichtlich besonders geeignete Lehmsorte. An Markttagen sieht man die Atakar-Frauen mit riesigen Topfstapeln auf eigens dazu konstruierten Traggestellen nach Kagoro kommen, das als Zwischenhandelsplatz dient. Von dort werden die Töpfe weiter nach Kafanchan und Gidan Waya (Old Jema’a) verkauft.

7. Katab3 Die Katab zählen nach Angaben meines Informanten etwa 44000 Menschen, eine Zahl, die - verglichen mit den Angaben in Gunn (1956:71) - etwas hoch gegriffen zu sein scheint. Die Katab bewohnen den größten Teil des Zangon Katab-Distriktes, dessen Hauptort Zangon Katab allerdings eine fast reine Hausa-Siedlung ist.

8. Kaje4 Nach McKinney (1975:36) wird das Kaje von ca. 35000 Menschen im Süden des Kaduna State in einem Gebiet gesprochen, das den Ort Zonkwa als Zentrum hat. Das Sprachgebiet zerfallt in nördliche und südliche Dialekte, die aber gegenseitig verständlich sind. 1 2 3 4

Smith (1960:137). Gunn (1956:104). Gunn (1956:65-80), Meek (1931, II: 1-87) Gunn (1956:106-116,) Meek (1931, II: 101-111)

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9. Nindem Nach Angaben des Vaters meines Informanten stammen die Nindem

aus dem heutigen Gebiet der Kachichere, also etwa aus dem Quelltebiet des Kaduna-Flusses. Der Tradition nach sind sie vor langer Zeit als Annäherungswert wurde 400 Jahre genannt - in ihr heutiges Sied­ lungsgebiet eingewandert. Bis heute werden die Beziehungen zu den Kachichere aufrechterhalten. Traditionelle Feinde sind die Kaningkom und die Kagoro. Die letzten acht Häuptlinge der Nindem waren:

1 2 3 4

Bäkwä Äbü Zämän Huy

Äk5 Kürä Sjykwä Musa,

Bäkwä war der erste Häuptling, der seine Herrscherwürde von den Hausa übertragen bekam, indem er dafür eine Tochter in die Sklaverei gab. Die Nindem lebten bereits in ihrem jetzigen Gebiet, als Bäkwä seine Herrschaft antrat. Nach Angaben meines Kaningkom-Informanten wird Nindem in den Orten Nindem Kogo und Zankan gesprochen. Sowohl der Kaningkom- wie auch der Nindem-Informant haben ange­ geben, daß ihnen die Sprachen Kanufi und Ninzam verständlich seien, daß aber die ältere Generation diese Idiome besser verstehen könne als die jüngere. Obgleich die Kachichere eine Plateau 2-Sprache sprechen, spricht doch einiges dafür, daß Nindem und Kachichere besondere Beziehungen zueinander haben: “At Lungu (einem Kachichere-Dorf im ChawaiGebiet) informants have stated, that all Aticherak (= Kachichere) are related to Atsam of Pari (i.e. Unguwar Fari/Pari) in Jema’a District.”1 Dies ist eine Siedlung der Kaningkom in unmittelbarer Nachbarschaft der Nindem. Die Zahl der Nindem wird im Zensus von 1935 lediglich mit etwas unter 500 angegeben.

10. Kaningkom2 Nach dem Bericht meines Informanten gehen die ältesten Berichte der 1 Gunn (1960:83) 2 Gunn (1956:80-82)

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Kaningkom dahin, daß sie weit aus dem Süden möglicherweise vom Benue herkommen, und daß sie vor sehr langer Zeit in ihre jetzigen Wohngebiete gelangt sind. In der Zeit, in der die Kaningkom aus ihrem Ausgangsgebiet aufbrachen, bildeten sie eine Einheit, die zusammen wanderte und siedelte. Nach dem Bericht haben sie im weiteren eine Zeitlang in einem Gebiet gewohnt, das südwestlich von ihren jetzigen Siedlungsge­ bieten liegt, dem Gebiet der Kagoma. Das war vor der Zeit, in der die Hausa sich nach Süden ausdehnten. Als die Nachrichten vom Vordringen der Hausa das Gebiet der Kagoma erreichten und mit ihnen die Gerüchte über die katastrophalen Folgen, die sich für die besiegten kleineren Völkerschaften daraus ergaben (aus der Überset­ zung: for that reason the name “Hausa” became a fearful thing to many people), zogen sich die Kaningkom in das heutige Gebiet der Kagoro zurück. Die Kagoro nahmen zunächst, wohl aus Angst, sich für die falsche Partei zu entscheiden, eine abwartende Haltung ein, um zu sehen, wer in dem Zwist siegen würde. Der Krieg mit den Hausa brach bald aus, die Kaningkom “tried very hard, and for that matter, the Kagoros had to help the Kaningkom that they won and sent the Hausa away.” Danach ergaben sich freundliche Beziehungen zu den Kagoro, die jedoch bald dadurch getrübt wurden, daß die Kagoro die Kinder der Kaningkom stahlen. Die Kaningkom, auf Ausgleich bedacht und ohne nach kriegerischen Auseinandersetzungen zu streben, zogen sich in ihre früherem Siedlungsgebiete zurück. Bis in diese Zeit reicht die Tradition der Kaningkom als einer Einheit, wenngleich für diese auch kein gemeinsamer Häupling existierte. Nachdem aber die Kaningkom an Zahl zunahmen, sonderte sich ein Mann namens Amen von der Gesamtheit der Kaningkom ab und siedelte in einem eigenen Gebiet (heute Jagindi). Weiterhin trennte sich eine Mann namens Angbeco-, der nächste Kaningkom-Ableger war Ambam. Auf ähnliche Weise sonderten sich Bakin Kogi und Gati ab. Aus Angbeco bildeten sich noch die Orte Unguwar Feri und Ungu^ar Baki. So erklärt sich die Entstehung der sechs Häuptlingstümer im Kaningkom-Gebiet, die noch heute existieren. Mit diesem Bericht stimmen die Passagen in Gunn (1956:82) überein, wonach zwischen “schwarzen” und “weißen” Kaningkom unterschieden wird. Die beiden Gruppen hätten sich wegen der Tributzahlungen an den Fulani-Emir von Jema’a entzweit. Die “weißen” Kaningkom 29

entsprächen der Angbeco-Gruppe meines Berichtes, in dem sie auch als

“up-land settlers” bezeichnet werden. Mein Hauptinformant bezeichnete auch den Ort Gwaska als Kaningkom und gab in seiner Aufstellung noch die Nindem-Orte Kogo und Zäykäy mit an, allerdings mit dem Zusatz, dort werde Nindem gesprochen.

11. Ninzam Ninzam wird im Ninzam District der Jema’a Division gesprochen. Im Norden des Distrikts wird eine Sprache Abu gesprochen, die nach Angaben eines meiner Informanten von einigen Leuten im Süden des Distrikts verstanden wird. Sämbe ist eine weitere Sprache im Distrikt, die in einem Ort gleichen Namens gesprochen wird, aber nicht mit dem Ninzam gegenseitig verständlich ist. Die Sprache taucht in keiner Aufstellung auf, sie ist aber sicher mit dem Ninzam verwandt, wie die Zahlen von 1—4, derer sich mein Informant erinnerte, zeigen: nyinyind, kaha, kätd, käne. 12. Mada Zu unterscheiden ist zwischen “Hill Mada” und “Plain Mada”, die unterschiedliche Sprachen sprechen. Das “Hill Mada” gehört zur Unter­ gruppe Plateau 5, während es sich bei dem von mir aufgenommenen Mada um das “Plain Mada”, eine Plateau 4-Sprache handelt. Sie wird im Wamba und Mada District des Plateau State gespochen. Mein Informant gab mir folgende Clan-Bezeichnungen als “divisions of Mada” an: Mwä, Gbwigyär, Kdda, Kdjä, Njagba, M5cü und Ndügwa, dem er selbst angehört. Die Bedeutungen dieser Bezeichnungen sind nicht klar.

0.2. Sprachliche Bemerkungen Die vorliegende Arbeit fußt in ihren wesentlichen Teilen auf bisher

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noch nicht veröffentlichtem Material, das ich während einer Forschungsreise in den Jahren 1968/9 in Nigeria mit dem Ziel, die erfaßten Sprachen zu vergleichen, aufgenommen habe. Die Auswahl der Sprachen ist durch die Möglichkeit, kooperationswillige Studenten am Kagoro Teachers’ College zu finden, bedingt. In den Frühjahrsferien 1969 habe ich insgesamt achtmal ein annährend gleiches Programm mit Sprechern von acht verschiedenen Sprachen abgewickelt. Da es mein Ziel war, von allen Sprachen weitgehend gleiches Material zu bekommen, habe ich in allen Sprachen zunächst die im Department of Linguistics and Nigerian Languages der Univer­ sität Ibadan entwickelte sog. Greenberg-Wortliste abgefragt. Diese Liste wurde dann auf Tonband gesprochen. Im Anschluß daran habe ich versucht, Paradigmen für die Nominalklassen und andere gramma­ tische Kategorien abzufragen, Texte auf Band gesprochen zu bekommen und diese zu transkribieren, zu übersetzen und mit Anmer­ kungen zu versehen, soweit die Zeit dazu reichte. In allen Fällen standen mir zwei Informanten zur Verfügung, mit denen ich minde­ stens acht Stunden pro Tag zusammenarbeitete. Die Zeit der Zusam­ menarbeit war jeweils auf sechs Tage beschränkt, in einigen Fällen konnte ich nach Ende der Ferien in Kagoro noch einige zusätzliche Informationen bekommen. Eine längere Zeit der Zusammenarbeit mit den Informanten wäre auch mir lieber gewesen, aber “criticizing linguists because they have not had enough time with informants is like condemning shipwrecked sailors for not having provided themselves with food and water.”1 Teilweise habe ich die Gelegenheit benutzt, in den Heimatorten der jeweiligen Informanten zu arbeiten, was immer einen Gewinn an Konzentration für die Arbeit und dazu das Erlebnis afrikanischer Gastfreundschaft und Warmherzigkeit mit sich brachte. Wenn es die Nähe des jeweiligen Sprachgebietes zu Kagoro zuließ, bin ich auch Tag für Tag von Kagoro in die entsprechenden Dörfer gefahren. Arbeitssprache war Englisch, das alle Informanten zufriedenstellend bis sehr gut beherrschten. Gelegentlich habe ich, besonders beim Abfragen der Wortliste, auf Hausa zurückgegriffen, das ja als Verkehrssprache in diesem Gebiet verwendet wird und allen Informanten bestens vertraut war. Dies ist der Grund dafür, daß die Vokabulare der einzelnen I

1 Samarin (1967:71)

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Sprachen, wie auch später die Vergleichsvokabulare alle auf Englisch angelegt und in dieser Sprache auch in die vorliegende Arbeit aufge­ nommen worden sind. In der Reihenfolge, in der die Aufnahmen zustandegekommen sind, habe ich Daten aus den folgenden Sprachen gesammelt: Ninzam: Aufgenommen in Mai Tozo und Randa mit den beiden K(agoro) T(eachers’) C(ollege)-Studenten Anto D. Musa aus Mai Tozo •und Danazumi Madaki aus Randa. Beide hatten seit ihrer Jugend in den genannten Dörfern gelebt und waren nur zu Studienzwecken nach Kagoro übergesiedelt. Beide waren vor ihrem jetzigen Studium schon als Lehrer in Mai Tozo bzw. Randa tätig gewesen. Beide sprachen neben ihrer Muttersprache Englisch und Hausa. Zusätzliche Texte wurden mir von älteren Männer aus beiden Dörfern auf Band gesprochen. Jaba: Für den Jaban Ketare-Dialekt standen mir die KTC-Studenten Kas Dogo aus Kurmin Musa uns Yusufu Bature aus dem Nachbarort Kurmin Rami zur Verfügung. Beide hatten vor ihrem Studium ihre Heimat lediglich zu kürzeren Reisen verlassen. Kaningkom: Mein Hauptinformant war Samuel Majidadi aus Kaningkom. Malam Tanko Tege, Student am Advanced Teachers’ College in Zaria, der sich zu Zwecken seiner Examensarbeit intensiv mit den oralen Traditionen der Kaningkom beschäftigt hatte, sprach mir einen längeren Text über die Geschichte der Kaningkom auf Band. Jaba: Für den Kwoi-Dialekt dieser Sprache erklärten sich Sati Ndak und Joseph Wayo, beide gebürtig aus Kwoi, und Studenten am KTC bereit, als Informanten zur Verfügung zu stehen. Auf ihre Empfehlung hat mir eine Kommilitonin, ebenfalls aus Kwoi stammend, deren Namen ich lediglich mit Lydia notiert habe, zwei Märchen auf Tonband gesprochen. Atakar: Aus technischen Gründen konnte ich mich lediglich drei Tage mit dieser Sprache beschäftigen und daher nur die Wortliste aufnehmen. Meine Informanten waren die KTC-Studenten Aba T. Avong und Emmanuel Achi, beide aus Tachira Ataka. Die Ähnlich­ keiten des Atakar mit dem Kagoro und dem Katab sind sehr groß. Im Einzelnen treten aber doch einige Lautverschiebungen auf, die so bemerkenswert sind, daß die Hereinnahme dieser Sprache gerechtfer­ tigt erscheint. Nindem: Der Informant für diese Sprache war der KTC-Student Yohanna Bala aus Nindem bei Gwodogwodo. Texte, bestehend aus

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Märchen und Angaben über Wanderungstraditionen, hat mir sein Vater auf Tonband gesprochen. Kaje: Als Informant hatte sich Zamani Yahaya zur Verfügung gestellt. Er stammte aus einem kleinen Weiler zwischen Kagoro und Kafanchan. Leider ist der größte Teil meiner Aufzeichnungen zum Kaje verloren gegangen. Katab: Informant war Shekari Bilyok aus Zonzom in der Nähe von Zangon Katab. Nach Ende der Ferien hatte ich Gelegenheit, mit einigen Studenten in ihrer sehr beschränkten Freizeit einige Fragen zu den Aufnahmen zu klären. Dies betrifft die Aufnahmen im Ninzam und Kaningkom. Zusätzlich fanden sich einige Studenten bereit, an Wochenenden, oder wann immer sich die Zeit ergab, mir erste Einblicke in ihre Mutter­ sprache zu geben. Das auf diese Weise zu Stande gekommene Material war im allgemeinen nicht so reichhaltig wie das in den Ferien gesam­ melte Material. Auf diese Weise ist Material zu den folgenden Sprachen aufgenommen worden: Mada (zwei Dialekte, Nord und West): Die Informanten waren Thomas Bala (Nord-Dialekt) aus Kogon River und Souji Garba (WestDialekt). Koro: Angaben über das Zustandekommen und den Umfang des Materials finden sich bei Gerhardt (1972/3b). Der Informant war Yerima Bango aus Kuratam. Lungu: Der Informant war Ishaya Yero. Die Menge des Lungu-Materials ist sehr beschränkt, weil einige Tage nach dem Beginn der Aufnahmen ein Lehrpraktikum einsetzte, das die gesamte Arbeitskraft des Informanten voll beanspruchte. Es existieren nur die BCCWL, die Entsprechungen für die PP-Rekonstruktionen zu Gerhardt (1967/9) und ein Text, an Hand dessen weitere Fragen geklärt werden sollten. Dazu ist es jedoch nicht mehr gekommen. Kagoma: Anfang Juli 1969 zog ich von Kagoro nach Zaria, wo sich die Gelegenheit ergab, mit dem Kagoma-Sprecher Godwin D. Lorna zusammenzuarbeiten. Mit kürzeren Unterbrechungen arbeitete ich während des gesamten Monats Juli mit Mr. Lorna und konnte so neben den Wortlisten, Paradigmen für Nominalklassen und Verben eine Reihe von Texten aufnehmen, die teils Tiergeschichten und Märchen, teils auch Berichte aus der Tradition der Kagoma enthalten. Durch die Dauer der Zusammenarbeit scheint mir sicher, daß die Phonologie 33

dieser Sprache zuverlässiger erfaßt ist als die einer Reihe der anderen Sprachen, mit denen ich mich ja nur sehr viel kürzer befaßt habe. Als letzte Sprache bleibt das Kagoro, mit dem ich mich - mit Ausnahme der Frühjahrsferien - mehr oder weniger durchgehend beschäftigt habe. Meine Hauptinformanten waren hier Gideon Gwamna, Sohn des Chief von Kagoro, damals Lehrer an einer der Elementary Schools in Kagoro, weiterhin Nuhu Audu, Anthony Agwan und Uba Olu Achibi, mit dem ich auch noch einige Tage in Zaria arbeiten konnte, weil er die dortige Secondary School besuchte. In Kagoro kam ich ziemlich bald mit Malam Didam in Kontakt, einem etwa 35jährigen, fast erblindeten Manne, der für mich eine Reihe von Liedern auf Band spielte, bei denen er sich mit der Bogenharfe selbst begleitete. Die Transkription der Texte dieser Lieder war sehr zeitauf­ wendig, ich hätte diese Zeit vielleict^ lieber in die grammatische Analyse stecken sollen, andererseits tauchen in den Liedern gewisse archaische Formet! auf, die zu den entsprechenden Formen der Nach­ barsprachen Kaje und Katab sehr viel engere Beziehungen aufweisen als die heute im Kagoro üblichen Formen. Innerhalb der Idiolekte meiner Infofftianun zeigte der von Anthony Agwan, einem etwa fünfzehnhährigen Jungen, einige Eigenheiten, die sich daraus erklären, daß er aus dem Ortsteil Kukum stammte, einem Gebiet, das unmittelbar am Fuße der Kagoro Hills etwas abseits von Fadan Kagoro, dem Hauptteil des Ortes, liegt. Die Besonderheit liegt darin, daß einige Nomina, die im Fadan Kagoro-Dialekt eine Reduplika-' tionssilbe (stammanlautender Konsonant plus morphophonemisch bedingtem hohen Vokal) aufweisen, hier nur ein ä- präfigieren, eine Tatsache, die insofern von Interesse ist, als durch diese Eigenheit nach­ gewiesen werden kann, daß diese Reduplikationssilbe ein Bildungsele­ ment ist und nicht zum Stamm gehört, was sonst nur durch den Ver­ gleich gezeigt werden kann. Nähere Einzelheiten zu den Biographien meiner Informanten liegen nicht vor. Ich kann deshalb hier nur noch einmal darauf hinweisen, daß alle muttersprachliche Sprecher der jeweiligen Sprachen waren, daß mit Ausnahme der Kagoro- und Ninzam- und des Kagoma-Informanten alle etwa 20 Jahre alt waren; die Ninzam-Sprecher waren nach einigen Jahren Berufspraxis als Lehrer wieder auf das Teachers’ College gegangen, um sich weiter zu qualifizieren, der Kagoma-Informant war Student an der Ahmadu-Bello-Universität und etwa Mitte Zwanzig. 34

Außer Gideon Gwamna, der auch als Lehrer tätig war und etwa Anfang Zwanzig war, waren die beiden Kagoro-Informanten Uba Olu und Anthony Agwan etwa fünfzehn Jahre alt, Nuhu Audu war etwa Mitte Zwanzig. Soweit zum neu gesammelten Material, das in dieser Arbeit verwendet wird. Es existieren Arbeiten, die sich mit Plateausprachen beschäftigen, und zwar nicht nur in vergleichender bzw. klassifizierender, sondern auch in beschreibender Weise. Die Sprachen und die Arbeiten sind in der folgenden Aufstellung wiedergegeben. Wie bereits vermerkt, gibt es auch alte oder ältere Aufzeichnungen zu den hier in Frage stehenden Sprachen. Aus den bereits genannten Gründen werden sie aber nicht weiter mit herangezogen. Es sind dies vor allem die Arbeiten von Koelle (1854), Meek (1931) und Johnston (1919/1922).

Plateau 1 Reshe: Harris (1946). Kambari: Hoffmann (1963), (1965); Rowlands (1962). Kamuku: Rowlands (1962). Dakarkari: Hoffmann (1967); Rowlands (1962). Duka: Bendor-Samuel, Skitch, Cressman (1973); Bendor-Samuel, Cressman, Skitch (1971); Rowlands (1962). Ibunu: Shimizu (1968). Anaguta: Bouquiaux (1967). Amo: di Luzio (1972/3). Gure: Lukas (MS, unveröffentlichtes Feldmaterial) Plateau 2 Zarek (Afuzare, Jarawa): Lukas/Willms (1961). Rigwe (Iregwe): Bouquiaux (1967); Gerhardt (1967/9). Kaje: Gerhardt (1967/9); McKinney, N. (MS, 1975), (1976); McKinney, C. (1979). Katab: Gerhardt (1969), (1971). Koro: Gerhardt (1972/3b). Kagoma: Gerhardt (1973/4). Plateau 3 Birom: Bouquiaux (1962), (1967), (1970); Gerhardt (1967/9), (1971). Aten (Ganawuri): Bouquiaux (1964).

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Plateau 4 Che (Rukuba): Bouquiaux (1967); Hoffmann (1976).

Plateau 5 Eggon: Lukas (MS, unveröffentlichtes Feldmaterial) Plateau 7 Tarok (Yergam): Robinson (1976). Arbeiten, die sich vergleichend mit den Plateausprachen beschäftigen, sind Gerhardt (1967/9), (1969), (1971), (1972/3a) [Plateau 4], (1974) [Plateau 1]; Bouquiaux (1967); Shimizu (1975), Gerhardt/Jockers (1981).

0.3. Frühere Klassifikationen

Koelle (1854) In der BCCWL, einer Kompilation unseres Wissens über die BenueCongo-Sprachen, sind drei Plateausprachen enthalten - Basa (Plateau la), Yeskwa (Plateau 2) und Koro (= Migili, Plateau 2?) - von denen kein anderes Material publiziert ist als das, welches S. W. Koelle vor nunmehr 125 Jahren in seiner “Polyglotta Africana” veröffentlicht hat. Er hat das Material in Sierra Leone von befreiten Sklaven abgefragt. Zum einen verdeutlicht das, bis in welch abgelegene Gebiete hinein das Verteilernetz für diesen bösen Handel geknüpft war, Gebiete, die oft erst ein gutes halbes Jahrhundert später der erste Europäer betrat, es zeigt uns aber auch, daß - bei allen Fortschritten - unsere Kenntnis der Sprachen Afrikas in vielen Gebieten noch immer minimal ist. Koelles Werk enthält neben den genannten noch andere Plateau­ sprachen: Kambari (Plateau la), Kamuku (Plateau la) und Jaba (= Ham, Plateau 2), die alle im zweiten Teil “South-African Languages, distinguished by an initial inflexion” zu finden sind. Für die meisten von ihnen hat Koelle keine weitere Klassifikation versucht, sie erscheinen unter “Unclassified South-African Languages”. Nur Basa und Kamuku sind in die “Atam-Languages” eingeordnet, weil diese Stämme in Sierra Leone “Atam” genannt werden, ohne daß sie sich selbst so bezeichnen. Koelle hat alle seine Vokabularien in einheitlicher Orthographie aufge­ zeichnet. Vergleiche mit modernen Aufnahmen zeigen einen hohen Grad an Korrektheit, der allerdings gelegentlich darunter leidet, daß 36

Koelle als Schwabe Schwierigkeiten hatte, stimmhafte bzw. stimmlose Laute zu unterscheiden.

Johnston (1919/22) In seinem umfänglichen Werk tauchen die Plateausprachen Birom (Plateau 3) sowie Gurmana, Kamuku und Basa (Plateau la) auf, die den “Semi-Bantu”Sprachen zugeordnet werden. Das Birom erscheint als “Burum” unter der Nr. 252 in Group F: South-West Bauci, die beiden anderen in Group H: Central Nigerian Languages. Im Anschluß an die Vokabularien ist eine vergleichende Aufstellung der nominalen Klas­ senzeichen zu finden, die zwar unvollständig ist, in einer Reihe von Punkten aber offentsichtlich mit Bouquiaux (1967:151 f) überein­ stimmt. In einem kurzen Kommentar zu den Sprachen dieser Gruppen, d.h. der nördlich und südlich des Benue gesprochenen Idiome, bemerkt Johnston auf S. 731: “As it were, we are puzzled by the Bantu roots in substantives and numerals which we find in Koro, Ham (= Jaba) and Yasgua (alle Plateausprachen) . . . but the general character of these languages removes them from inclusion in the Semi-Bantu family.” Als Erklärung wird Überlagerung ehemals semi-bantuider Sprachen durch sudanische vermutet, wobei lexikalische Entlehnungen in die SiegerSprachen stattgefunden haben. Für den Gedanken, daß auch ein nomi­ nales Klassensystem vom Zahn der Zeit in unterschiedlicher Weise zernagt werden kann, war die Zeit noch nicht reif. Delafosse (1924)1 In dem monumentalen Werk “Les langues du monde”, in dem M. Dela­ fosse das Kapitel über “Les langues du Soudan et de la Guinöe” geschrieben hat, tauchen nur wenige Sprachen, die im Zusammenhang dieser Arbeit interessieren, auf. Es sind dies das Ham (= Jaba, Plateau 2), Payern (Pyem/Fyem, Plateau 6), Burum (= Birom, Plateau 3), die alle in der 9. Untergruppe der Sudansprachen erscheinen, die “nig^rotchadien” benannt ist, sowie die Sprachen Koro, Yeskwa, Kagoro (Plateau 2) und Kamuku (Plateau la), die hier in der Untergruppe 10 “nigöro-camerounien” untergebracht sind. Die Klassifikation insgesamt ist geographisch: “Faute de pouvoir, dans 1 Les langues du monde. Paris, 1924. Les langues du Soudan et de la Guinöe par M. Delafosse.

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l’6tat actuel de la Science, adopter un ordre g6n6alogique solide, je me suis arrötö ä un ordre approximativement göographique . . J’1 Dennoch finden sich in dem einleitenden Abschnitt zu dem Kapitel einige höchst bemerkenswerte Sätze, die wichtige Ergebnisse der ver­ gleichenden Afrikanistik schon weit vorwegnehmen. Sie betreffen zum einen die Einheitlichkeit der Bantusprachen und der Sudansprachen, die allerdings bei Delafosse auch die hamito-semitischen Sprachen Zentralafrikas mit einschließen, und die wie folgt charakterisiert werden: “Par les points les plus charactöristiques de leur morphologie et de leur syntaxe, par l’ensemble des lois phonötiques qui les r^gissent, par les 616ments formatifs de leur vocabulaire, les unes et les autres prösentent des affinites telles qu’il parait difficile de les dissocier.”2 Zum anderen finden sich Bemerkungen über die nominalen Klassensy­ steme, die etwa 40 Jahre später fast wörtlich (allerdings auf Englisch) bei Greenberg wiederholt werden. “Les langues nögro-africaines ont eu et ont encore une tendance gönörale ä se döbarrasser des classes nomi­ nales.”3 Die Ergebnisse der vorliegenden Arbeit gehen mit dieser Sicht der Dinge durchaus konform (s. besonders den Abschnitt über das Nominalsystem der Plateau 4-Sprachen). Westermann (1940) In der Klassifikation von 1940 werden die afrikanischen Sprachen drei­ geteilt: Khoi-san, Sprachen der Neger und Hamito-semitische Sprachen. Die Sprachen der Neger sind unterteilt in Sudan-, Bantu- und nilotische Sprachen. Die Plateausprachen tauchen innerhalb der Sudan­ sprachen an zwei verschiedenen Stellen auf. Die Sudansprachen werden in vier Gruppen aufgeteilt: A. Nigritisch, B. Mande, C. Semi­ bantu und D. Innersudanisch. Eine Plateausprache, das Chawai, findet sich in den Kwasprachen, ebenso wie diejenigen Benue-Kongo-Sprachen, die keine Klassenaffixe aufweisen. Die anderen Plateausprachen tauchen in den folgenden Untergruppen auf: C.4. Benue-Bauchi: Iregwe, Jaba (Plateau 2), Rukuba (Plateau 4), Yergam (Plateau 7). 1 op. cit.: 477 2 op. cit.: 463 3 op. cit.: 468. Siehe dazu Greenberg (1963:9): “The drift in Niger-Congo has been in the direction of the simplification of the nominal classificational System.”

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C.5. Zaria Provinz: Kurama-Janji (Plateau 1b), Katab-Kagoro-Morwa (Plateau 2), Piti, Gure-Kahugu (Plateau 1b). C.6. Kaduna-Becken: Kamuku, Gurmana, Basa-Kaduna, Shingini (Plateau la), Yeskwa, Koro (Plateau 2), Kambari (Plateau la) und Eloyi (Stellung innerhalb der Plateausprachen nicht klar, vielleicht Plateau 2). Da die Klassifikation auf geographischen und vor allem typologischen Kriterien beruht, erklärt sich die unterschiedliche Einordnung der Plateausprachen durch das Vorliegen bzw. Fehlen der nominalen Klassen, denen im Rahmen dieser Klassifikation eine besondere Bedeu­ tung zugemessen wird.

Westermann/Bryan (1952) Gemäß der Tradition der Herausgeber des “Handbook of African Languages”, bei den über Geographisches und Demographisches hinausgehenden Angaben möglischst jede Spekulation zu vermeiden und sich nur auf gesicherte Ergebnisse der vergleichenden Sprachwis­ senschaft zu verlassen, sind die Versuche der Klassifikation der Plateau­ sprachen entsprechend konservativ und geben Zusammenhänge nur da an, wo sie 1952 zweifelsfrei feststanden, d.h. die Ergebnisse Greenbergs wurden weitgehend ignoriert. Die Plateausprachen finden sich in dem Kapitel des Buches (wo ansonsten die Kapiteleinteilung einigermaßen mit den “Larger Units” also Zweigen einer Sprachfamilie - zusammenfallt), das die “Class Languages” behandelt. An Stelle der in den anderen Kapiteln ange­ strebten genetischen Einteilung haben wir es also wieder mit einer typo­ logischen zu tun. In diesem Kapitel finden sich in dem Abschnitt b) “Nigerian Class Languages” folgende Plateausprachen: Reshe: Isolated unit [Plateau la]. Kambari: Isolated Language Group, mit folgenden Mitgliedern: Kambari, Language? [Plateau la] Duka, Language? [Plateau la] Kamuku, Dialect Cluster? mit Kamuku, Ura Bassa, Bassa-Komo, Ngwoi, Pono, Dakarkari, Language or Dialect Cluster? [Plateau la] Katab: Isolated Language Group mit folgenden Mitgliedern: Katab, Dialect Cluster, mit Kachichere, Morwa, Kagoro, Kaje, Ka-

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mantan, Kagoma, Ikulu-Kadara [Plateau 2] Jaba, Language? [Plateau 2] Iregwe, Language? [Plateau 2] Ganawuri (= Aten), Language? [Plateau 3], mit Kurama Janji, Piti [Plateau 1b] Jerawa, Dialect Cluster? mit Amo, Buji, Chokobo, Sangawa, Ibunu [Plateau 1b] Dazu kommen noch: Mada [Plateau 4] Ninzam [Plateau 4] Egon (= Eggon) [Plateau 5] mit Ayu Rindri (= Nungu) [Plateau 5] Rukuba (= Che) [PL 4] Yeskwa [Plateau 2] Gure-Kahugu Dialect Cluster, Ninga, Buta, Chamo, Kuda, Sheni [Pla­ teau la]. Außerhalb der Katab-Language-Group erscheint das Yergam [Pla­ teau 7]. Wie die in eckigen Klammern hinzugesetzten Zahlen, die sich auf die neueren Klassifikationen beziehen, zeigen, sind die Zusammenhänge im wesentlichen ähnlich gesehen. Die Kambari Language-Group entspricht ungefähr der Gruppe Plateau la, die Katab Language-Group der Gruppe Plateau 1b und der Gruppe Plateau 2. Die Zusammenhänge in den Gruppen mit den höheren Zahlen sind nicht herausgearbeitet, so sicher, wie es das Einordnen in sorgfältig numerierte Kästchen vortäuscht, sind sie Beziehungen zwischen den einzelnen Sprachen aber auch heute noch nicht geklärt. Einen Fort­ schritt gegenüber früheren Klassifikationen - auch Westermanns eigenen - stellt sicher dar, daß in dem Kapitel über die Klassensprachen auch solche Sprachen wie Chawai und Eggon auftauchen, die zwar nach Ansicht der Verfasser keine Nominalklassen aufweisen, aber doch offensichtlich sehr eng mit den anderen hier vorkommenden Sprachen verwandt sind1. In dieser Klassifikation haben die Autoren des Handbuches noch einmal Vorstellungen aufgegriffen, die sie bereits in den zwanziger und dreißiger Jahren entwickelt hatten und die im wesentlichen den Weg gebahnt haben, den Greenberg zum ersten Male in seiner Klassifikation von 1949/55 betrat. 1 Nach dem mir von Professor Lukas zur Verfügung gestellten Material hat zumindest das Eggon eindeutig Nominalklassen.

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Greenberg (1949/50/55) Greenberg hat zunächst in einer Reihe von Zeitschriftenaufsätzen, die später in einem Band zusammengefaßt und publiziert worden sind, unter dem Titel “Stu dies in African Linguistic Classification” (New Haven 1955) eine Umgruppierung der afrikanischen Sprachen vorge­ nommen, die den Anspruch erhebt, diese Sprachen nach ausschließlich linguistischen Gesichtspunkten genetisch zu klassifizieren. Hier finden sich die Plateausprachen im Central Brauch (einer der 15 Untergruppie­ rungen) der Niger-Congo-Familie. Der Oberbegriff Plateausprachen existiert noch nicht. Innerhalb des Central Branch sind aber die zusam­ mengehörigen Gruppen durch Bindestriche zusammengefaßt. Dabei treten die Untergruppen der späteren Plateausprachen bereits deutlich hervor. Greenberg (1963/6) In der erheblich erweiterten und verbesserten Fassung von 1963 (die 1966 praktisch unverändert nachgedruckt wurde), die unter dem Titel “The languages of Africa” (Bloomington 1963) herauskam* wurde die Bezeichnung “Central-Branch” durch “Benue-Congo” ersetzt. Diese Sprachfamilie erhielt darin ihr bis heute in den wichtigsten Punkten unrevidiertes Gesicht. Sie besteht aus vier gleichgeordneten Untergruppen: A. Plateau (mit 7 Untergruppen, von denen Plateau 1 noch in a und b unterteilt ist). B. Jukunoid. C. Cross River (mit 3 Untergruppen, deren Verhältnis zueinander keineswegs klar ist). D. Bantoid (mit einer noch nicht endgültig klaren Zahl von Unter­ gruppen, deren eine die Bantusprachen bilden).

Die Plateausprachen sind in folgender Weise gegliedert: Plateau 1: a. Kambari, Dukawa, Dakarkari, Basa, Kamuku, Reshe b. Piti, Janji, Kurama, Chawai, Anaguta, Buji, Amap, Gure, Kahugu, Ribina (= Ibunu), Butawa, Kudawa. Plateau 2: Afusare (= Zarek), Irigwe, Katab, Kagoro, Kaje, Kachicheri, Morwa, Jaba (= Ham), Kamantan, Kadara, Koro, Afo. Plateau 3: Birom, Ganawuri (= Aten). Plateau 4: Rukuba (= Che), Ninzam, Ayu, Mada, Kaningkwom. 41

Plateau 5: Eggon, Nungu, Yeskwa. Plateau 6: Kaleri, Pyem, Pai. Plateau 7: Yergam, Basherawa. Welche gemeinsamen Züge die Plateausprachen charakterisieren, wird nicht gesagt. Um die durch die Greenbergschen Klassifikationen entfachten Diskus­ sionen zu versachlichen und um noch strittige Fragen zu klären, fand sich im Jahre 1966 die Benue-Congo Working Group innerhalb der West African Linguistic Society zusammen. Sie stellte sich zunächst die Aufgabe, mehr Basismaterial aus dem in Frage kommenden Gebiet zu sammeln, um die Klassifikation auf eine gesündere Materialgrundlage zu stellen. Publiziertes Ergebnis dieses Unternehmens ist die BCCWL (Williamson/Shimizu, 1968; Williamson, 1973), in der sich neben einer Fülle von bisher noch nicht veröffentlichtem Archivmaterial auch viel eigens zu diesem Zweck gesammeltes Material findet. Darüber hinaus erhöhte sich die Zahl der bekannten Sprachen des Middle Belt und damit auch der Plateausprachen durch in diesem Zusammenhang durchgeführte Fragebogenaktionen an Institutionen des sekundären Bildungswesens noch einmal erheblich. Von den 1941 in der BCCWL vertretenen Sprachen sind über ein Drittel Plateausprachen. In der BCCWL sind diese allerdings nur in sechs Untergruppen aufgeteilt. Die Begründung hierfür zeigt deutlich, auf welch unsicherer Grundlage die Klassifikation der BC-Sprachen teilweise immer noch steht: “In Greenberg’s Classification the languages 189-191 [i.e. Mabo, Horom, Pyem L. G.] are from Plateau 6, and 193-194 [Bashar, Yergam L. G.] from Plateau 7. It is not very clear from this material that the languages in either of these groups are closely related, or that the groups as a whole are clearly distinct. They have therefore been put together . . .” (Williamson/Shimizu, 1968: xxxi/ii). Die Daten der BCCWL bilden die Grundlage für die in “Current Trends in Linguistics” Bd. 7 veröffentlichte Klassifikation von Kay Williamson. Williamson (1971) Diese Klassifikation übertrifft an Materialfülle, Gründlichkeit und Subtilität alle ihre Vorgängerinnen (und bisher auch alle Nachfolge­ rinnen) ganz erheblich. In den Plateausprachen wird etwa in bis zu 1 Im 2. Band der BCCWL hat sich die Zahl der BC-Sprachen noch einmal auf210 erhöht, darunter 77 Plateausprachen.

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T

sechs hierarchischen Ebenen klassifiziert, so z.B. Plateau - Plateau 1 - Plateau la - Niger Province-Group - Kamuku Dialect-Cluster Achipawa (als ein Dialekt darin). Zur besseren Orientierung speziell in Gruppen mit wenig Mitgliedern hätte man sich zusätzlich noch Angaben nach Art des Handbook gewünscht, oder eine Nomenklatur, wie sie ähnlich in der Botanik oder Zoologie verwendet wird1. Maddieson (1972) Diese Klassifikation baut die von Williamson weiter aus und führt noch weitere bis dahin unbekannte Sprachnamen ein. Die Klassifikation selbst beruht allerdings lediglich auf den Zahlen von eins bis zehn als Ausgangsmaterial. Es ist klar, daß sich deshalb Unterschiede zu Klassifi­ kationen ergeben, die auf anderem Material und anderen Methoden beruhen. Im wesentlichen betrifft das die Sprachen Irigwe und Migili. Vom Irigwe kann gesagt werden, daß es in die Zentralgruppe der Plateau 2-Sprachen einzuordnen ist (s. dazu Gerhardt 1967/9: § 2.3.1.). Das Migili weist zu den anderen Sprachen der Untergruppe Plateau 3, zu denen Maddieson es rechnet, einen so eringen Grad von Verwandt­ schaft auf, daß sein Einschluß in diese Gruppe nicht mehr gerechtfertigt ist als der in jede andere Untergruppe der Plateausprachen2. In diesen beiden Punkten ist also die folgende Aufstellun zu korrigieren. Zu den anderen Punkten, in denen sich die Klassifikationen von Maddieson und Williamson unterscheiden, liegt kein weiteres publiziertes Material vor. Die in der folgenden Tabelle gesperrt gedruckten Sprachen werden im weiteren Verlauf der vorliegenden Arbeit noch weiter behandelt3. Plateau la Laru-Lopa. Reshe. Kambari cluster. Ngwoi, Kamuku cluster, Bassa-Kontagora, Ashaganna. Bassa-Kaduna, Bassa-Kuta, Gurmana, Pongo, Baushi, Ura, Bassa-Kwomu. Dakarkari, Duka, Paku-Kari-Wipsi cluster, Lyase. 1 s. dazu Lamb (1959), der eine solche Terminologie entwickelt, aus der der Grad der Verwandtschaft hervorgeht. 2 s. Williamson (1971:270) 3 Bindestriche trennen Dialekte, Kommata trennen Sprachen und Punkte Gruppen.

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Plateau 1b Kuda-Chamo, Butu-Ningi, Gyema, Taura, Lemoro-Sanga, Janji, Shani, Buji-Ibunu-Jere-Gus, Anaguta. Kuzamaini, Kurama, Rumaya, Ruruma, Binawa, Kono, Surubu. Kaivi, Kiballo, Kitimi, Kinuku, Dungi, G ure-Kahugu. Amo. Plateau 2 Yeskwa, Lungu, Koro. Kamanton, Kagoma, Jaba cluster, Nandu-Tari. Afuzare, Kaje, we. Kagoro, Ataka, Katab (including Kachicheri, Kafanchan), Marwa. Kadara, Kuturmi, Ikulu, Idong, Doka, Iku-Gora-Ankwa. Plateau 3 Migili (?, L. G.). Birom (including Aboro, Afango). Aten. Plateau 4 Ayu. Kwanka-Boi-Bijim-Shall-Zwall. Ninzam, Mada, Gwantu, Numana-Nunku, Nindem, Kaningkon, Kanufi. Rukuba. Plateau 5 Yashi. on, Nungu, Ake, Jidda-Abu.

Plateau 6 Pyam. Horom. Plateau 7 Tarok (= Yergam). Bashar. Pai Plateau 8 Mabo-Barkul 44 1

Plateau 9 Eloyi1 Plateau 10 Turkwam, Arum-Chesu.

0.4. Methode

Mit der vorliegenden Arbeit werden die folgenden Ziele angestrebt: - Sprachliches Material über eine wenig bekannte Gruppe von Spra­ chen zu veröffentlichen, - die Beziehungen dieser Sprachen untereinander zu dokumentie­ ren, - zu zeigen, daß durch das Stammbaummodell die Relationen zwischen diesen Sprachen nicht adäquat wiedergegeben werden können. Methodische Vorraussetzung dieser Arbeit ist, daß Sprachwandel zu großen Teilen systematisch verläuft und daß durch Aufdecken systema­ tischer Beziehungen zwischen den Lautsystemen verschiedener Sprachen darauf zurückgeschlossen werden kann, daß auf diese Weise in Relation gesetzte Elemente in heute gesprochenen Sprachen auf ein einziges Element in einer früher gesprochenen Sprache zurückgehen. Sprachen, für die in der genannten Weise gezeigt werden kann, daß sie auf eine gemeinsame Quelle zurückgehen, werden als genetisch verwandt bezeichnet. Das Modell, nach dem zunächst vorgegangen wird, ist das Stammbaum­ modell, das bei allen bekannten Schwächen doch die Möglichkeit gibt, durch regelmäßige Lautentsprechungen nachgewiesene Beziehungen zwischen Sprachen in einen Rahmen zu stellen. Wenn nach der Etablierung der kleinen Gruppen von verwandten Sprachen dann aber auf der nächsthöheren Ebene weiter nach dem Stammbaummodell verfahren wird, ergeben sich Schwierigkeiten dadurch, daß einander widersprechende Klassifikationen heraus­ kommen. Der einzig mögliche Ausweg in dieser Lage scheint mir darin zu liegen, daß man nach quantitativen Gesichtspunkten vorgeht, wobei 1 In einem auf dem 21. Deutschen Orientalistentag in Berlin gehaltenen Referat hat R. G. Amstrong lexikostatistische Untersuchungen vorgetragen, nach denen das Eloyi in den Bereich der Kwa-Sprachen gehört.

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lexikalische und morphologische Fakten in die Wertung einzubeziehen sind. Ein auf diese Weise zustandegekommener Stammbaum löst aber die prinzipiellen Schwierigkeiten nicht In diesem Sinne gliedert sich die Arbeit in drei Teile, die allerdings nicht gleichgewichtig sind. Im ersten, phonologischen Teil werden die Sprachen auf der lautlichen Ebene verglichen. Auf Grund der beobach­ teten regelmäßigen lautlichen Entsprechungen werden dann Rekon­ struktionen vorgenommen, die diese Lautentsprechungsreihen symbo­ lisieren und gleichzeitig einen Teil der phonologischen Gegensätze dieses Protosystems widerspiegeln. Der zweite Teil enthält einen Vergleich der nominalen Klassensysteme. Im Anschluß daran findet sich ein Abschnitt über die verbalen Erweite­ rungselemente, ein Gebiet, dem bisher kaum Aufmerksamkeit geschenkt worden ist.1 Gerade diese verbalen Stammerweiterungen sind aber für den Vergleich von erheblicher Bedeutung. Zum einen für den Mikro-Bereich, weil hier durch Berücksichtigung der bei der Affi­ gierung dieser Elemente geschehenden morphophonologischen Prozesse Unregelmäßigkeiten in den Lautentsprechungen erklärt werden können, zum anderen aber auch für den Makro-Bereich, weil das Vorhandensein solcher Elemente, die auch in anderen Gruppen der Benue-Kongo-Sprachen auftauchen, einen materiellen Beitrag für den genetischen Zusammenhang innerhalb dieser Sprachfamilie liefert. Das Schlußkapitel enthält einen Vergleich auf einer Ebene, die über der der klar faßbaren Untergruppen liegt. Hier werden Plateau-Unter­ gruppen miteinander verglichen, nicht mehr die einzelnen Sprachen, wobei die Untergruppen durch lexikalische und grammatische Rekon­ struktionen vertreten werden2. Dieser Vergleich muß das sprachliche Material erbringen, das für die Plateausprachen als ganzes charakteristisch ist. Es muß daher daraufhin überprüft werden, ob es - nur in den Plateausprachen und nicht auch in anderen Untergrup­ pen des Benue-Kongo vorkommt, es muß weiterhin 1 Eine Ausnahme bildet hier Voeltz (1977). 2 Letzlich ist dies ein methodischer Kunstgriff, der das zu behandelnde Material auf ein überschaubares Maß reduziert Schließlich sind die einzelnen Rekon­ struktionen ja nichts anderes als Symbole für regelmäßige Lautentspre­ chungen, die innerhalb der verschiedenen Untergruppen beobachtet worden sind.

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- innerhalb der Plateausprachen hinreichend weit verbreitet sein. Um das erste Kriterium zu überprüfen, werden Rekonstruktionen aus anderen Unterfamilien des Benue-Kongo herangezogen, nämlich aus dem Jukun- und dem Bantu-Bereich, für die beide ausgezeichnetes Material vorliegt (Shimizu, 1971 und Meinhof/Bourquin, sowie Guthrie, 1967-71). Um die hinreichende Verbreitung innerhalb der Plateausprachen zu garantieren, werden nur solche Rekonstruktionen verwendet, die Reflexe in mindestens drei Untergruppen der Plateausprachen aufweisen (zu den in dieser Arbeit erstellten Rekonstruktionen kommen noch solche aus der Untergruppe Plateau 3).

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1. PHONOLOGIE

1.1. Das Lautsystem der Kagoro-Untergruppe 1.1.1. Die Lautsysteme der Sprachen der Kagoro-Untergruppe

1.1.1. 0. Einleitung Der Verfasser bedauert, daß der vorliegende Abschnitt in dieser Form veröffentlicht werden muß, weil mit Sicherheit ein Teil der in ihm enthaltenen Aussagen der Korrektur bedarf. Es ist dem Verfasser aber nicht möglich, diese Korrekturen vorzunehmen, da kein Material, auf Grund dessen dies möglich wäre, zugänglich ist. Daß entscheidende *■ Änderungen nötig sind, geht aus dem Kongreßvortrag von N. McKinney aus dem Jahre 1976 hervor, in dem dieser deutlich gemacht hat, daß im Kaje ein Kontrast zwischen fortis und lenis in der Artikula­ tion der Konsonanten besteht. Der Unterschied zwischen diesen beiden Reihen zeigt sich in der Dauer dieser Laute und einigen zusätzlichen Eigenheiten. So weisen die Fortis-Laute im allgemeinen einen gewissen Grad an Affrizierung auf. Im heutigen Kaje sind die Fortis- bzw. LenisLaute als eigene Phoneme zu werten. In einem späteren Abschnitt dieser Arbeit möchte ich aber die Hypothese aufstellen, daß historische Zusammenhänge zwischen beiden Gruppen bestehen und das ganze Phänomen eine relativ rezente Entwicklung ist. Durch die Systematisierung McKinneys wird das Lautsystem des Kaje wesentlich vereinfacht. Ähnliche Erscheinungen wie im Kaje finden sich nun auch im Kagoro, Katab und Atakar. Es ist mir nicht gelungen, zu einer entsprechenden Systematisierung vorzudringen, zumal der Vortrag von McKinney noch nicht veröffentlicht ist.1

1.1.1.1. Das Lautsystem des Kagoro Im Kagoro wurden folgende Laute beobachtet: 1 Das dem Vortrag zugrundeliegende Material ist bei der unerwarteten und raschen Aussiedlung der Mitglieder des Summer Institute of Linguistics aus Nigeria im Frühjahr 1976 verloren gegangen, sodaß auch weiterhin nicht mit einer Veröffentlichung zu rechnen sein wird.

48

Konsonanten: lab. p b

alv.

alv.-pal.

retr.-lab.

vel k

IvL kp gb

expl. stl. t expl. sth. d £ c cVaffr. stl. ts affr. sth. bv j / sr S S X frik. stl. f s frik. sth. z nasal m n ny ü lat. / Dauerlaute r y Laute der lab., alv. und vel. Reihen können sowohl palatalisiert wie auch labialisiert werden. Palatalisierung und Labialisierung haben System­ wert und sind von vorhersagbaren w- bzw. y-Gleitlauten zu unter­ scheiden: /bo/ [£>wo] - to get out /b^o/ [dvo] - to marry Ibutl [b^wr] - to break Ibwütl [dvwfl - to sprinkle. In einem Fall sind vor a zwei verschiedene Stärkegrade von Palatalisation belegt, die auch in anderen Fällen - allerdings nicht in fast minimal kontrastierenden Paaren - notiert worden sind: [bibydy] - board used by {byyat ~ bzyat] - to greet women to carry wood Auch hier spielt wohl der in 1.1.1.0. erwähnte Fortis-Lenis-Kontrast eine Rolle, da der „Gleitlaut” nicht durch die umgebenden Vokale bedingt sein kann. Die Laute der 4. Spalte sind durch ein charakteristisches Rauschen gekennzeichnet, das durch Anlegen der oberen Schneidezähne an die Innenwand der Unterlippe entsteht. Ein offensichtlich ähnlicher Laut wird bei Ladefoged (1964:32) beschrieben. Labialisierte Velare und Velar-Labiale kontrastieren: kwä - skin kpä - pestle Für die folgenden Bemerkungen zur Phonologie des Kagoro sollte gemäß 1.1.1.0. - berücksichtigt werden, daß alle im Folgenden als lang bezeichneten Laute ebenso wie die Affrikaten vermutlich als FortisKonsonanten interpretiert werden müssen, gy wurde nur in einem Ideophon bemerkt: gyä^ very quickly. Palatalisierte Alveolare und Palatale kontrastieren: tyak to finish - cak to be tom; tyat to tear - cät feather, hair of body. 49

Eine Reihe von Fragen, wie bestimmte lautliche Erscheinungen syste­ matisch zu interpretieren sind, ist noch offen: so erscheinen im Kagoro die palatalen und die retroflex-labialisierten Laute in zwei Längen­ stufen im Wortanlaut: n-ssän I am alive - n-sän I sit down; ccät Borassus-palm - cät beat (Verbal-Nomen); JJay nose - Jay tick. Bei den Pala­ talen habe ich nur das Paar cät feather und ccät grass gefunden, die Anlautlänge ist aber bei vielen anderen Wörtern auch vorhanden. Bei der Interpretation dieser Erscheinungen fällt auf, daß fast alle Nomina, die Konsonantenlänge im Anlaut aufweisen, den Nominal­ klassen 3/4 (s. dazu 2.1.1.1.) angehören. Im Zusammenhang mit diesen Nominalklassen sind bei den Klassenkonkordanzen Palatalisationserscheinungen zu beobachten (s. Gerhardt, 1967/9:175). Es liegt also nahe, Palatalisation nicht nur bei den abhängigen Morphemen, sondern auch bei den regierenden Nomina selbst anzunehmen. Diese Hypo­ these würde aber nur lange Konsonanten im Anlaut von Nominalia erklären. Hinzu kommt die Merkwürdigkeit, es in diesem Falle mit palatalisierten Palatalen zu tun zu haben.1 Abgesehen von der Besonderheit der palatalen und retroflex-labiali­ sierten Laute, in zwei Längenstufen aufzutreten, ist weiterhin zu bemerken, daß sie in ihrem Vorkommen auf Positionen vor nur einer begrenzten Zahl von Vokalen beschränkt sind. Die Palatalen finden sich nur vor a, e, i, a und o, die Retroflex-Labialisierten nur vor a, o, a und w. Diese Tatsachen bedürfen der Erklärung, der aber sicher auch noch eine experimentell-phonetische Untersuchung vorangehen muß. Als Beginn dazu ist in der Abbildung ein Sonagramm der beiden Wörter ssäk to surpass sowie säk ten beigefügt, aus denen zumindest die unterschied­ liche Zeitdauer hervorgeht.2 In den Zusammenhang der Palatalisationserscheinungen gehört noch eine Gruppe von Lauten, die in der obigen Tabelle nicht mit aufgeführt ist: palatalisierte Alveolare, bzw. Palatale, die mit gleichzeitiger Lippen­ rundung artikuliert werden: nyäk ring (gegen nyäk cow), tyap to make tt-t (gegen tyap to cut) und dergl. Auch hier gehören die Nomina wieder *

*

V

7





1 Zur Erklärung ähnlicher Erscheinungen im verbalen Bereich s. 3.3.2. dieser Arbeit 2 Für das Anfertigen der Sonagramme bin ich Herrn Ing. Stolz vom Phone­ tischen Institut der Universität Hamburg sehr dankbar.

50

ausschließlich der Klasse 3/4 an und in zwei Fällen ist mit hoher Sicher­ heit Palatalisation anzusetzen (u-nwän bird, gegen nwän chicken, für das *i-nwan anzunehmen ist und näm meat gegen nyäm animal, entspre­ chend *i-nam). Aber auch in diesen Fällen fragt sich, wie diese Laute bei den Verben zu erklären sind. d findet sich relativ selten im Wortanlaut, dagegen ist es in Nasalver­ bindungen recht häufig anzutreffen, in denen es einem l als unnasa­ liertem Laut entspricht (16$ fire, n-dörj Plural, n-dakl refuse, ä-lakym refuse (sg.). Es erhebt sich die Frage, wie weit alleinstehendes d als Reduktion einer Nasal Verbindung zu interpretieren ist. „not” heißt im Kagoro dak, was eine Assoziation zu dem eben genannten Verb provoziert. Ein Wechsel zwischen w/y und g findet unter den gleichen Bedingungen statt wie der zwischen / und d;y steht vor a und vorderen Vokalen, w vor hinteren Vokalen; vor a kontrastieren y und w, z.B.: n-gya I eat, ä-ya you eat; fj-gwan I cook, ä-wan you cook. Vokale:

i

u

e d

o

a

Das Hauptproblem in der Phonologie der Vokale ist der Laut 3. Er kommt in Klassenpräfixen, dem Zeichen der Subjektskonkordanz der Klassen 1 und 2 (siehe 2.1.1.1) sowie in Stammsilben, hier jedoch nur in geschlossenen Silben vor. Obwohl nun auch in den Klassenpräfixen (Verkleinerungsklassen) a mit a kontrastiert, ebenso wie in den Subjektskonkordanzzeichen a = 3. Person ä = 2. Person, scheint mir doch, daß, wenn man von der letzten Silbe ausgeht, in den meisten Fällen das Inventar an Vokalen in den vorangehenden Silben begrenzt wird. In den Fällen, in denen dem Kontrast zwischen den einzelnen Vokalen eine Rolle zukommt wie auch in den eben gegebenen Beispielen stehen noch volle Vokale. Diese Frage bedarf allerdings noch weiterer Untersuchungen. Töne: es ist offensichtlich zu unterscheiden zwischen dem tonalen Verhalten des einzelnen Wortes auf der Wortebene und auf der Satz­ ebene. Einige Bemerkungen dazu finden sich bei Gerhardt (1967/9).

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Der tonale Kontrast ist auf dem lexikalischen Sektor nicht stark ausge­ bildet, dagegen sind viele grammatische Kategorien anzutreffen, die durch einen kategorialen Ton gekennzeichnet werden (Tempora, nomi­ nale Klassen). Hierzu möchte ich noch bemerken, daß sich abhängige Nomina in Objektstellung und regierte Nomina in Genitivverbin­ dungen tonal gleich verhalten. Mir scheint, als ob man in der endgül­ tigen Analyse mit zwei Tonhöhen, hoch und nicht-hoch auskommen könnte. Jedoch existieren hier noch erhebliche Probleme.

I.I.I.2. Das Lautsystem des Katab Die Probleme, die die Phonologie des Katab aufwirft, sind denen des Kagoro sehr ähnlich: der phonetische Status der langen Anlautkonso­ nanten und der labialisierten palatalen Konsonanten, die Allophonie von a, sowie das Verhältnis der Laute h und x zueinander, speziell in der labialisierten Form. Folgende Laute wurden beobachtet:

Konsonanten:

lab. expl. stl. expl. sth. affr. stl. affr. sth. frik. stl. frik. sth. nasal lat. unsilb. Vokal

b Pf

alv.

alv.-pal. retr.

ts dz s

sx

n

[y] 0

w

Ivi. kp gb

lar.

h

V

m

vel. k

ny

y

-p tritt nur im Silbenauslaut auf. Das Verhältnis der stimmhaften Frika­ tivlaute zu den jeweiligen stimmhaften Affrikaten ist nicht klar. In meinem Material stehen sie vielfach in freier Variation. Die nicht­ nasalen Retroflex-Labialen und Palatalen kommen in zwei Längen­ stufen im Anlaut vor. y ist nur palatalisiert (yy) bemerkt worden, gy nur einmal in einer erweiterten Verbalform. Eine Reihe von Konsonanten kann palatalisiert und labialisiert werden: Labilisiert wurden b, v, f ny, k, g, x und h gefunden. Hier fallt auf, daß

53

die alveolaren Laute nicht labialisiert vorkommen. Historisch läßt sich hierfür eine Erklärung geben: die entsprechenden Laute des ProtoPlateau sind zu Labiallauten geworden: tw zu pf, dw zu v und mw zu m. Die folgenden Konsonanten treten auch palatalisiert auf: b, m, t, l, k, y und h. Inwiefern sowohl bei der Palatalisation wie auch bei der Labiali­ sierung die Leerstellen ansonsten systemhaft oder durch Lücken im Material bedingt sind, kann sich erst durch weitere Forschung heraus­ stellen. Nasal Verbindungen ergeben sich im allgemeinen nur an den Morphem­ fugen. Vokale:

u

e

o a

In mehrsilbigen Stämmen wurden nur solche Vokalfolgen beobachtet, deren zweiter Bestandteil a oder o ist: aa, ea, uo und i[y]o) Andere Vokalfolgen mit dazwischenliegendem Konsonanten sind: ara, uru, uro, ara und ira. Die Möglichkeiten der Kombination von Vokalen in verschiedenen Silben eines Stammes sind also sehr beschränkt, e ist nur in der Folge ea gefunden worden. Es fragt sich, ob hier nicht ein Hörfehler vorliegt (statt ea, das sehr viel häufiger festgestellt wurde).1 2 Töne: hoch: \ mittel: (unbezeichnet) und tief: .

1.1.13. Das Lautsystem des Atakar Im vorliegenden Material wurden folgende Laute beobachtet: Konsonanten: lab. alv. alv.-pal. retr. vel. Ivi. expl. stl. p t k expl. sth. b d g gb affr. stl. pf ts c c

lar.

1 Historisch gesehen sind die unmittelbaren Folgen von zwei Vokalen das Ergebnis das Ausfalls eines Konsonanten. 2 Gelegentlich finden sich im Material Schreibungen wie ee und oj, die aber wohl als eya bzw. owa zu interpretieren sind.

54

affr. sth. frik. stl. frik. sth. nasal lat. unsilb. Vok.

bv

dz j j h ss s v 2 Z Y m n ny V / w y lll hat zwei Allophone: [Z| am Morphembeginn, sonst [r]. Die retroflex-labialisierten und die palatalen Konsonanten können im Morphemanlaut in zwei Längenstufen auftreten. Folgende Konsonanten wurden in palatalisierter Form gefunden: by = [bz], py - [ps], my, ty, ly, ky, gy und hy. Folgende Konsonanten wurden labialisierter Form gefunden: nyw, kw, gw, xw und yw. bw = fbyj, fw,

Vokale: u o e

a Die Vokalfolgen entsprechen denen des Katab. Töne: hoch: \ tief: \ mittel: unbezeichnet.

I.I.I.4. Das Lautsystem des Kaje

In der folgenden Darstellung stütze ich mich auf McKinney (1975), wo in einer Fußnote die Phoneme des Kaje beschrieben sind1. Konsonanten: expl.: p, t, k, b, d, g;2 Sibilanten: s, s; 1 Die konsonantischen Laute in meinen eigenen Aufzeichnungen sind die folgenden: expl. p, t, k, kp, b, d, g, gb; frik. s, 3, x, z; affr. pf, ts, c, bv, dz, j; nasal m, n, ny, Dauerlaute: w, r. Die alveolaren und alveo-palatalen Frikativa können auch lang vorkommen, viele Laute finden sich sowohl palatalisiert und labialisiert 2 p und b in Fortis-Stufe werden als kp bzw. gb realisiert.

55

frik und affr.: / ts, ts, bv, dz, dz; Approximanten: y, ü, w, Y, Ü, W}; Nasale: m, n, y. Alle Laute mit Ausnahme der Nasalen kommen in zwei verschiedenen Stufen vor: fortis und lenis. Im Wortauslaut ist der Kontrast fortis - lenis und stimmhaft - stimmlos aufgehoben. Vokale: u l e 3 o a

a und o kommen in zwei Längenstufen vor (a', o'f. 1.L1.5. Das Lautsystem des Zarek123 Konsonanten:

p t c k kp b d j g gb ts f s S x V z z m n ny ö / y w r/r.

h

Der phonemische Status einiger Laute ist nicht eindeutig. Besonders das Verhältnis der stimmlosen oralen Alveolare zueinander sowie das der palatalisierten und nicht-palatalisierten stimmlosen Explosiva ist nicht geklärt. Vokale: u u o o ■ «

e

a 1 K Ü und W sind die stimmlosen Entsprechungen zu y, ü und w. ü ist in dieser Transkription ein labialisiertes y. 2 In meinen Aufzeichnungen finden sich noch e und 3, wobei e nur in Verbin­ dung mit einem unmittelbar folgenden a vorkommt. 3 Nach Lukas/Willms (1961): § 3 ff. Dort werden ny und y als palatale Laute von c, j, s und z als palato-alveolar unterschieden.

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Sowohl i/e als auch o/o wechseln häufig. Nach Labialen stehen gele­ gentlich vordere Vokale mit Lippenrundung. Die Beziehungen zwischen o und u sind nicht klar. Töne: Hoch:", mittel: unbezeichnet und tief: 1.1.2. Phonologischer Vergleich der Plateau 2-Sprachen (Kagoro-Untergruppe)

1.1.2. 0. Einleitung Der von McKinney (1976) beschriebene Fortis-Lenis-Kontrast findet sich in anderen Sprachen der Untergruppe. Im nominalen Bereich findet er sich häufig bei Nomina der Klassen 3/4 (s. 2.1.3.). Diese Nomina weisen im Zarek ein Klassenpräfix i- auf, nicht jedoch in den anderen Sprachen, wo sie kein Klassenzeichen haben. Ein großer Teil der Nomina dieser Klassen zeigt Fortis-Konsonanten im Anlaut. Verbunden mit anderen Erscheinungen im verbalen Bereich (s. 3.3.2.) gibt dies Anlaß zu der Vermutung, daß der gegenwärtige Fortis-LenisKontrast auf ein ausgefallenes silbisches oder unsilbisches / zurückgeht. Bemerkenswert ist vor allem, daß im Zarek, wo das i bzw. PP 2*s nicht ausgefallen ist, der Fortis-Lenis-Kontrast nicht existiert. 1.1.2.1. Das Lautsystem des PP 2 (Kagoro-Untergruppe)

Die zwischen den einzelnen Sprachen dieser Untergruppe beobach­ teten Lautentsprechungen werden mit folgenden Zeichen symbolisiert:

Konsonanten:

*b, *d,

Vokale: Diphthonge: *z, *c *a, *o, *u; *ia, *ie, *ii, io, *ua, *uo, *ww.

Mit Ausnahme von PP:*a “Sk der Klasse 1” lauten alle anderen, bisher für das PP 2 rekonstruierten Morpheme mit einem Konsonanten an. Im Silbenanlaut ist Kombination von Konsonant plus oder *y möglich. Im Silbenauslaut geschlossener Silben können alle Nasale und alle stimmmlosen Laute der obigen Tabelle erscheinen.

57

Durch den ersten Bestandteil der oben aufgeführten sog. Diphthonge soll der Tatsache Rechnung getragen werden, daß in den Tochter­ sprachen des PP 2 Lautverschiebungen auftreten, die durch vokalischen Einfluß erklärt werden sollen. */-haltige Diphthonge bewirken Palatali­ sierung der vorangehenden Konsonanten, *w-haltige bewirken Labiali­ sierung. Diese Hypothese, die bereits in Gerhardt (1967/9) formuliert worden ist, hat dadurch eine gewisse Rechtfertigung erfahren, daß sie die Entwicklung eines Fremdwortes im Kagoro erklärt, die sich entspre­ chend dieser Hypothese vollzogen hat. Es handelt sich dabei um das Hausa-Wort mit der Bedeutung “market”. Das Hausa-Wort ist als die Proto-Form anzusehen und lautet käasuuwaa. Als Zwischenschritt ist die Verschmelzung von waa zu o anzusetzen - ein Schritt, der in den Sprachen der Kagoro-Untergruppe zu den am häufigsten zu beobach­ tenden Vorgängen zählt - der die Form käasuo ergäbe. Dieses als PP 2Fonn angesetzt ergäbe - etwa im Kgr - käs5, und genau diese Form findet sich im Kgr, wo also ein u-haltiger Diphthong der Proto-Form mit vorangehendem s zu einem retroflex-labialen Laut verschmolzen ist. Da nicht mehr Lehnwörter aus dem Hausa mit analoger Lautverteilung im Kgr zu finden waren, ist hier also wenigstens an einem Worte nach­ zuweisen, daß die Hypothese des vokalischen Einflusses auf die vorher­ gehenden alveolaren Konsonanten durchaus ihre Entsprechung in den Sprachen haben kann. Die *w-haltigen Diphthonge dienen weiter dazu, die velarlabialen Konsonanten von den velaren Konsonanten des Proto-Systems abzu­ leiten. Dabei ist die Feststellung interessant, daß sich innerhalb der KgrUntergruppe der Plateau 2-Sprachen regelmäßig Velare mit zusätz­ licher Lippenrundung artikuliert auf der einen Seite, und auf der anderen die Velarlabialen kp bzw. gb entsprechen, z.B. kwa “to fall” im Kagoro und kpa im Zarek. Im Gegensatz zu den Diphthongen haben die Verbindungen von y und w mit folgendem Vokal keinen Einfluß auf die vorhergehenden Konso­ nanten. Die so entstehenden minimal kontrastierenden Paare im PP-2 können sich also in den Tochtersprachen ganz erheblich unterscheiden. In dem folgenden Abschnitt werden die Unterschiede, die sich zwischen der hier dargestellten Fassung des PP-2 (Kgr-Untergruppe) und der früheren ergeben haben, dargestellt.

58

1.1.2.2. Änderungen gegenüber Gerhardt (1967/9)

Die Änderungen betreffen die Hereinnahme einiger Vokale und die Tilgung mancher unnötiger Zeichen. Hinzugekommen sind die Vokale *e und *o sowie erweiterte Kombinationsmöglichkeiten aller Vokale mit */ und *m bzw. y und *w. Weggefallen sind y und *v sowie *iu. Diese Änderungen sind dadurch bedingt, daß die Phonologien der PP-2-Tochersprachen komplizierter sind, als es nach dem Material, das 1967 zur Verfügung stand, den Anschein hatte. So muß im Kgr zwischen palatalisierten Alveolarlauten und reinen Palatalen unterschieden werden (s. 1.1.1.1.). Diese Laute wurden in der Arbeit 1967/9 nicht unterschieden. Entsprechendes gilt für die labialisierten Alveolarlaute und die Retroflex-Labialen. Auch o ist in vielen Fällen als eigenes Phonem und nicht als Allophon von a nach labialisierten Lauten anzusehen. Dadurch ergeben sich neue Lautentsprechungsreihen, die auch im Proto-Plateau festgehalten werden müssen. Auf diese Weise erklären sich die verschiedenen neuen Kombinationen von *i und mit anderen Vokalen sowie die Neuhereinnahme der beiden Vokale *o und *e Als Beispiel für die Art, wie zwei verschiedene Lautentsprechungs­ reihen (1967/9) auf die gleiche Weise symbolisiert worden sind, sollen die folgenden Wörter aus dem Atakar stehen: body Atk : väm PP-2 (1967/9) ^am fire Atk : hg. PP-2 (1967/9) In der gegenwärtigen Arbeit werden die Proto-Elemente als *dwam bzw. *doy geschrieben. Dabei gilt, daß im Atakar alle alveolaren Laute des Proto-Plateau-2 außer *s mit nachfolgendem *w zu den entsprechenden labialen Lauten verschmelzen. Bei *d vor *o ist das nicht der Fall. So werden die beiden verschiedenen Lautentsprechungsreihen adäquat durch unterschiedliche PP-2-Symbole dargestellt. Die angegebene Verschmelzungsreihe hat natürlich nicht in allen Sprachen ihre Gültig­ keit. Im Zarek z.B. verschmilzt w mit a zu sodaß dort der PP-2-Reflex zu *dwam - ku-r^m lautet. Die in Gerhardt (1967/9) noch verwendeten PP-2-Laute *iut yund *v können dadurch eingespart werden, daß die Distribution der Lautent­ sprechungsreihen konsequent berücksichtigt wird. PP-2: y und y stehen in komplementärer Distribution. Die Fälle, in denen sie zu kontrastieren schienen, gehen auf Fehler in der Analyse des Materials 59

zurück. Unter Berücksichtigung des neuen Materials stünde PP-2: yvor hinteren Vokalen und *w, PP-2: *p vor vorderen Vokalen *a und *v und waren schon damals nur unterschieden worden, um zwei Symbole für einen Konsonanten und den ersten Teil eines sogenannten “zusammengesetzten” Vokales *wa zu haben. Dieses ist aber unnötig, nachdem nunmehr durch die Einführung von PP-2: *o der Teil der Lautentsprechungen, die diese Unterscheidung notwendig gemacht hatte, anders symbolisiert wird. Die Kombination *iu findet sich ausschließlich in solchen ProtoWurzeln, die auf einen Velar enden (*# oder *k\ PP-2: *ii findet sich nie in dieser Umgebung, sodaß sie in komplementärer Distribution stehen und zu einer Einheit zusammen gefaßt werden müssen. Die diesem Proto-Phonem zugehörigen Reflexe schwanken in den einzelnen Sprachen zwischen i und u. Im Iregwe, wo der Konsonant im Silbenaus­ laut ausgefallen ist, können auf diese Weise minimal kontrastierende Wortpaare entstehen: PP-2: *tiin perspiration, Iregwe: ci; PP-2: *tiip (früher *tiuy) smoke, Iregwe: n-cü. Bedingender Faktor ist hierfür allein der auslautende Konsonant im PP. 1.1.23. Vergleichende Lautlehre des Atakar Ein Großteil der zwischen den Sprachen der Kagoro-Untergruppe beobachteten Lautentsprechungen ist bereits bei Gerhardt (1967/9) mit Beispielen dargestellt. Es erübrigt sich daher, dieses noch einmal zu wiederholen. Anstatt dessen werden die Auswirkungen der inzwischen am System vorgenommenen Änderungen an Hand des Atakar - einer bisher noch nicht bearbeiteten Sprache - vorgeführt. Dies geschieht dadurch, daß das Verhältnis des Proto-Plateau zu einer seiner Tochter­ sprachen in lautlicher Hinsicht untersucht und gezeigt wird, wie sich die Laute dieser Sprache in die gefundenen Lautentsprechungsreihen einfügen. Es empfiehlt sich, zunächst die auslautenden Konsonanten, dann die Vokale und schließlich die anlautenden Konsonanten zu behandeln. Auslautende Konsonanten: PP-2: *-p entspricht im allgemeinen im Atakar einem -p, in einer nicht zu vernachlässigenden Anzahl von Fällen wurde -w beobachtet.1 1 In den letztgenannten Fällen kann PP-2: *-p im Kj ausfallen: (4) Kj: ka. Im übrigen ist die Entsprechung von PP-2: *-p im Kj auch -p.

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(1) (2) (3) (4)

PP-2: PP-2: PP-2: PP-2:

^dyap *dyap *kap *kap

seil (v) han up hoe (v) divide (v)

Atk: Atk: Atk: Atk:

lyap lyaw xäp kaw

Es bleibt zu untersuchen, ob hier u.U. eine eigene Lautentsprechungs­ reihe anzusetzen und gesondert zu symbolisieren ist, oder ob die Unter­ schiede auf irgend eine Weise bedingt sind. Das gegenwärtig vorhan­ dene Material reicht zur Lösung dieser Frage nicht aus.1 PP-2: *-5 entspricht im Atk einem -y, durch das vorausgehendes -a- gele­ gentlich zu -3- umgefarbt wird.2 Atk: bd-b6y dream (5) PP-2: *bos Atk: 5-kwäy rainy season (6) PP-2: ^kwas Alle anderen auslautenden Konsonanten im Atk korrespondieren mit denen des PP-2. Atk: cdt (7) PP-2: *tuot beat (v) Atk: u-tük (8) PP-2: *tuk night Atk: San (9) PP-2: ^sian stick Atk: weyam (10) PP-2: ^wasam3 pour out Atk: äfeäg (11) PP-2: *pasag two Vokale: 737 PP-2: *-a in offenen Silben entspricht im Atk einem -i Wird die Silbe jedoch wieder geschlossen (etwa bei verbalen Erweiterungen), so tritt das ursprüngliche -a wieder auf: Atk: ti, tag shoot (12) PP-2: *ta, *tag Atk: mif mag throw (13) PP-2: *ma, *mag have enough Atk: si, say (14) PP-2: *sua, ^suas Mk'.mbb ki, ni (15) PP-2: *bä, *ka, *na Klassenpronomina Atk: yi eat (16) PP-2: ^a Atk: kwi a) fall (v) (17) PP-2: *kua Atk: kwi b) skin, hide (n) flute, hom Atk: d-gwi (18) PP-2: *gwa Atk: ü-fi belly (19) PP-2: *pa 1 Zu denken wäre hier an den fortis-lenis-Kontrast. 2 PP-2: ♦-$ (-) entspricht im Zarek einem 5. Im Irg fällt es aus, in allen Fällen erscheint der vorangehende Vokal als -4 z.B. PP: *bos Irg: ra-bwi dream; PP: ^kwas Irg: ra-kwi rainy season; PP: *nas Irg: ni four. 3 Durch Infix *-s- aus PP: *wam erweiterte Form.

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(20) (21) (22) (23)

PP-2: PP-2: PP-2: *na PP-2: *sa

rain back [s. (13)] intestines house, compound

Atk; Atk: Atk: Atk:

zi ü-mi ni ü-si

PP-2: *-a- in ;eschlossenen Silben korrespondiert in der weit überwie­ genden Mehrzahl der Fälle im Atk mit einem a. Vor Nasalen ist ein Trend zur Zentralisierung festzustellen. Beispiele finden sich unter (1) - (4), (6), (9), (12) - (14). Falls das Proto-Plateau-Lexem ein infigiertes *-s- enthält, wird das vorangehende a in die vordere Richtung (e) verschoben. Das auf PP-2: *-5- folgende a ist von größerer Stabilität, sodaß es in einigen Fällen erhalten bleibt. Hier ist aber eine nochmalige Kontrolle mit Sprechern notwendig, um herauszufinden, ob wirklich phonemisch relevante Unterschiede vorhanden sind.1 Beispiele hierzu finden sich in (10) und (11), dazu: add, help Atk: beag (24) PP-2: ^ban-as-ak1 milk, breast Atk: ä-been (25) PP-2: ^basan Atk: neet to go (26) PP-2: *na-sa-t PP-2: *-a- in Diphthongen *ua und *ia. PP-2: *w und *i als Bestandteile von Diphthongen verschmelzen mit den vorangehenden Konsonanten3, sodaß -a- in den meisten Fällen bestehen bleibt und eine Färbung lediglich einige Male in Richtung auf die Artikulationsstelle des vorangehenden Vokals oder auch Zentrali­ sierung zu beobachten ist.4 Siehe dazu als Beispiele (9) und (14), ferner die folgenden: nose Atk: Jay (27) PP-2: *duas Atk: jag war (28) PP-2: *duay Atk: d-jäk sand (29) PP-2: *diak Atk: cän charcoal (30) PP-2: *tian aus, die beiden Silben verschmelzen zu einer langen: 1 Im Ktb fällt PP-2: naat, to go, j-bään milk. 2 Näheres zu den verbalen Erweiterungen s. Kapitel 3 dieser Arbeit 3 Das gilt im Zarek und Kj und für *ua vor Velaren: PP-2: *kua skin, hide Kj: kpä, Zarek: kü-kpä PP-2: *kua fall (v) Kj: kpa, Zarek: kpa. 4 Während so im Atk ein PP-2-Diphthong nur einem einfachen Vokal entspricht und zwar der 2. Hälfte des Diphthongs, findet sich im Zarek noch stets eine Verschiebung des Vokals: PP-2: *ua>o/j, PP-2: *ia>e/e.

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PP-2: *w und *i entsprechen im Atakar u und Al (31) PP-2:*kup bone Atk: kü~kup Atk: tüp (32) PP-2: *tuy collect Atk: d-güp (33) PP-2:*guy hump Atk: bin (34) PP-2:*bin drum Atk: ü-yit (35) PP-2:*git bush Atk: li (36) PP-2: *di see Das Gleiche gilt für *u und falls sie in den Diphthongen *uu und *ii vorkommen: Atk: a-ci (37) PP-2: *tii egg Atk: Sim (38) PP-2: *siim answer (39) PP-2: *duuk millet Atk: jük Atk: ä~süm (40) PP-2: *suum fruit Weiter oben wurde bereits gesagt, daß *i und *w als erste Bestandteile von Diphthongen mit dem vorangehenden Konsonanten verschmelzen und so im Atakar nicht weiter in Erscheinung treten. Dazu noch die Beispiele für *io, *ie und *uo: beans Atk: njök (41) PP-2: *diok (42) PP-2: *sio rj red Atk: d-sorj river (43) PP-2: *tien Atk: ccän2 guinea fowl (44) PP-2: ^dien Atk: jjän elephant Atk: JJbm (45) PP-2: ^duom hunger (46) PP-2: *duoy Atk: Jöp Die Belege für PP-2: e sind insgesamt wenig zahlreich und in den wenigen Beipielen fehlt noch das Atk-Material. Nur für e als zweiten Bestandteil eines Diphthongs gibt es einige Beispiele, die als (43) und (44) bereits wiedergegeben sind. PP-2: auch in Verbindungen mit PP-2: findet sich in der Mehrzahl der Fälle als o im Atakar wieder. Vor auslautendem *-m trifft man auf a. In manchen Konstellationen steht auch -wa-, hier endet die Silbe auf -m oder -n. 1 Im Atk ebenso wie im Kgr und Ktb findet sich PP-2: *u vor labialem Auslaut als a: PP-2: ^dum tail Ktb/Kgr/Atk: fom. PP-2: *pup jump Ktb/Kgr:/Jp. PP-2: *tup pierce, stab Ktb/Kgr/Atk: tap/t+p, 2 PP-2: *ie und *ia fallen im Zarek zusammen zu e/e mit Beeinflussung des vorangehenden Konsonanten. Entsprechendes gilt für *ua und *wo, die zu o/j werden, z.B. PP: Waksand, Afs: ri-zek; PP-2: *dien time, Afs: z-zcn/PP: *buon sheep bzw. goat, Afs: l-ban; PP: ^suak ten Afs: kü-s5k

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(47) (48) (49) (50) (51) (52) (53) (54)

PP-2: PP-2: PP-2: PP-2: PP-2: PP-2: PP-2: PP-2:

*nok *äoy *pon ^om *bworj *bwom *kwo *pwos

build fire fish send hole song slave break

Atk: Atk: Atk: Atk: Atk: Atk: Atk: Atk:

nök log a-fwän tarn byög byöm d-xwo fwoy

Siehe hierzu auch (5).

PP-2: *o in Verbindung mit y und */ erscheint im Atakar ebenfalls als o\ häufig mit vorangehendem palatalisierten Konsonanten, (s. (41) und (42) für iö) (55) PP-2: *tyok husband Atk: a-työk heart (56) PP-2: *dyo Atk: a-lyö Mit diesen Bemerkungen ist die Behandlung der verschiedenen, in den Plateau-2-Sprachen festgestellten vokalischen Lautentsprechungen abge­ schlossen, es bleiben noch die anlautenden Konsonanten zu betrachten.

Anlautende Konsonanten: Hierfür ist bereits ein Großteil der Beispiele für die Lautentspre­ chungen - soweit sie Konsonanten betreffen - auf den vorangehenden Seiten gegeben worden, sodaß jetzt nur noch einige Kommentare und Zusammenstellungen vonnöten sind.1 2 PP-2: y- erscheint vor PP-2: tv als h, sonst als f (57) PP-2: *pan mountain Atk: a-fän (58) PP-2: *pyat kill Atk: hyät s.a. (11), (19), (49), (54). 1 In den Fällen, in denen PP-2: *o mit y oder *i kombiniert wird, trifft man im Zarek auf ein e, gelegentlich i. Auch hier erweist sich der Nutzen der Trennung von *wa und *o im PP-2 als Symbolisierung von verschiedenen Lautentspre­ chungsreihen. PP-2: *wa zeigt im Zarek anderen Entsprechungen: PP-2: byo to have, hold Zarek: be (Atk: byo) PP-2: tyok husband Zarek: a-tsk (s. 55) PP-2: tyor} to run away Zarek: tey (Atk: tyzy) PP-2: sio to find Zarek: se (Atk: ^ö) PP-2: siog red Zarek: -seij (Atk: 3 Sog) usw. 2 Zudem ist das Wurzelverzeichnis der PP-2-Wurzeln nach dem Alphabet des PP geordnet, soda ft die Beispiele leicht eingesehen werden können.

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PP-2: *b- entspricht im Atk einem b-. Siehe dazu (5), (15), (24), (25), (34), (51), (52). PP-2: erscheint nach *b- als y. Siehe dazu (51) und (52). PP-2: *m~ findet sich im Atk als m- wieder. Siehe dazu (13) und (21).

Die PP-2-Alveolaren außer *z und verschmelzen mit folgendem PP-2: zu den entsprechenden Labiallauten: Atk: ü-vö (59) PP-2: *dwo place Atk: väm (60) PP-2: *dwam body Atk: m-pfäk? (61) PP-2: ^ak salt Atk: ü-män (62) PP-2: *nwan bird

Vor ^-haltigen PP-2-Diphthongen erscheinen die PP-2-Alveolare im Atk als Retroflex-Labiale, wobei der erste Bestandteil des PP-2-Diphthongs mit dem Konsonanten verschmilzt: s. (27), (28), (39), (45), (46) für du . . ., s. (7) für tu . . .

(63) (64) (65) (66)

PP-2: PP-2: PP-2: PP-2:

*dua *tuuy *sua *suok

seed quiver to have enoueh blood

Atk: Atk: Atk: Atk:

ji cüy si d-sok

Die palatalen Konsonanten des Atakar leiten sich aus alveolaren Konso­ nanten des PP-2 her, die vor *ir-haltigem Diphthong stehen. Atk: ci [s. a. (30), (67) PP-2: *tii hundred (37), (43)]. (68) PP-2: *diip Atk: Jip ©uinea fowl [s.a. (29), (41), (44)]. Atk: söt [s.a. (9), fall (69) PP-2: *siot (38), (42)]. Atk: nyäk cow (70) PP-2: *niak

In den anderen Fällen, also vor einfachen Vokalen und y bzw. *w (mit den oben aufgezählten Ausnahmen) tauchen die PP-2-Alveolaren im Atk auch als solche auf. 2 Die Reflexe von PP-2: *hv- schwanken zwischen Atk: f- undpf-. Wieweit es sich hier lediglich um lautphysiologische Vorgänge handelt, oder ob der Unter­ schied relevant ist, geht aus dem Material nicht hervor.

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Siehe dazu (1), (2), (36), (48) für PP-2: *d-; (8), (12), (32), (50) für PP-2: *Z-; (23) für PP-2: *5-, (71) PP-2: *zat buffalo (72) PP-2: *zaki lion

Atk: dzät Atk: zäki

Die Velarlaute des PP-2 haben sich im Atk unterschiedlich gehalten. Während PP-2: *k- im allgemeinen als k- wieder auftaucht, hat sich *gnur vor hinteren Vokalen gehalten, während es vor *a und den vorderen Vokalen als y- auftritt. Ob es sich hier um y oder y (= palatalisiertes y handelt), ist aus dem Material nicht ersichtlich. Es ist aber nicht auszu­ schließen, daß bei der akustischen Änlichkeit der beiden Laute und bei der kurzen für die Aufnahme zur Verfügung stehenden Zeit der Fehler im Material zu suchen ist. Beispiele für die Entsprechungen von PP-2: *k- finden sich unter (3), (4), (6), (15), (17), (31) und (53). Beispiele für PP-2: *g- laufen unter (16), (18), (33) und (35). *g- verschmilzt mit folgendem *u als Bestandteil eines *n-haltigen Diphthongs zu gb, z.B.: (73) PP-2: *guum bark (v) Atk: gbüy

Bei den Entsprechungen von PP-2: */;- gibt es im Atakar, ebenso wie im Kagoro und Katab keine Besonderheiten. In diesen Sprachen tritt es als y wieder auf. (74) PP-2: *rjwat give (v) Atk: * ywat Die problematischen Fälle liegen im Kaje, wo sich teils w teils y findet. Da insgesamt für diesen PP-2-Laut nur wenige Belege zur Verfügung stehen, kann man erst durch weiteres Material Klarheit schaffen. Viel­ leicht handelt es sich bei den Nomina (hier liegen die meisten frag­ lichen Gegebenheiten vor) um Reste von Nominalpräfixen. PP-2: *w- ist bereits in den vorangegangenen Abschnitten häufiger aufgetreten. Es soll hier noch eine kurze Zusammenfassung und Ergän­ zung des Gesagten folgen. PP-2: *w- verschmilzt mit vorangehendem PP-2: *z-, *d- und *n- im Atakar und Katab jeweils zu (p)f-, v- und m-. Im Zarek verschmelzen unter diesen Gegebenheiten PP-2: w+a zu j/o. Der Alveolarlaut des PP-2 bleibt erhalten. PP-2: *w- wird nach PP-2: *b- im Atakar als y realisiert. Am Ende dieses Abschnittes läßt sich noch eine allgemeinere Bemer­ 66

kung zu den Vokalen in den Sprachen dieser Untergruppe machen: der Vokal einsilbiger Rekonstruktionen findet sich im Prinzip in den Toch­ tersprachen des PP-2 in der Gestalt wieder, die er bereits im PP-2 hat. Anders ist es in zweisilbigen Rekonstruktionen, bei denen häufig die Vermutung naheliegt, es handele sich um Erweiterungen einsilbiger Wurzeln. Dort zeigt sich in anderen als der letzten Silbe deutlich eine Tendenz der Reduktion von Vokalen, die in einigen Fällen im Kaje bis zum völligen Ausfall reicht. Als Beispiel möge folgende Rekonstruktion dienen: PP-2: *dot to get up mit Erweiterungen V+/c und V+5. Die Reflexe zu dieser Wurzel lauten im Zarek, wo diese Reduktion nicht zu beobachten ist, dank, d5r5s {^dot-ok, dot-os), in Kagoro darök(*dot-ok\ Im Kaje schließlich drok. In solchen Ableitungen ist der Vokal der vorletzten Silbe auch “anfällig” gegen assimilatorische Einflüsse der Umgebung: PP-2: *wan to cook, Kagoro: wan, wuray (^an-ak), wo das w- im Anlaut das folgende a- beeinflußt. Diese erweiterten Verbformen mögen als Beispiele ausreichen. Die Phänomene sind aber auch im nominalen Bereich zu finden. Durch­ gängig ist in den vier Sprachen Kagoro, Katab, Atakar und Kaje festzu­ stellen, daß die Nominalpräfixe vielfach nur aus dem Vokal a bestehen. Auch hier ist im Zarek, wo die Tendenz zur Vokalreduktion nicht vorhanden ist, das Spektrum der Vokale in den Klassenpräfixen sehr viel weiter: es finden sich dort a, i und u. Der in Abschnitt 2.1.1. und 2.1.3. beschriebene Zusammenbruch des Klassenpräfixsystems in diesen Sprachen hat möglicherweise in dem hier dargestellten laut­ lichen Vorgang seine Ursache. 1.1.3. Wurzelverzeichnis Proto-Plateau-2 (Kagoro-Untergruppe) Englisch ä he/she/it (Zeichen der Subjektskonkordanz der Klasse 1) Kgr: a Ktb: Atk: a Kj: ä/ä Afs: a Irg: a

bä they (Zeichen der Subjektskonkordanz der Klasse 2) Kgr: bä Ktb: bä Atk: bä/mbi Kj: bä Afs: bä Irg: mbe ba (+VE -s) come (v) Kgr: beay Ktb: bay Ktb: bay Atk: bay Kj: ba, bay Afs: be, bes Irg: bi ban (+VE sAk) add, help (v)

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Kgr: beay Ktb: beay, ban Atk: beay Kj: bäräy Afs: te bäräy, bäräs basan breast, milk Kgr: bi~bean Ktb: d-bään Atk: ä-beyän Kj: di-biän Afs: ribäsäy bat wall, hüt Kgr: bät Ktb: bat Atk: bat Kj: - Afs: kü-ki-bär bi bug Kgr: bi Ktb: - Atk: - Kj: bi Afs: i-bi Irg: bi bin drum Kgr: bin Ktb: bin Atk: bin Kj: - Afs: i-bin Irg: biy excrements Kgr: byüy Ktb: byiy Atk: - Kj: - Afs: a-biy Irg: ra-bü bop dove, pigeon Kgr: d-baw Ktb: ä-bwä Atk: - Kj: - Afs: ä-bbb Irg: bos dream (v/n) Kgr: - Ktb: bäy Atk: bd-b6y Kj: - Afs: nä-bbs Irg: ra-bwi bum/bwuy (+VE -1-) forget (v) Kgr: bvüy Ktb: bwüy Atk: büy Kj: bdray Afs: te bürüm Irg: bru buon sheep, goat) Kgr: Jan Ktb: dzön Atk: - Kj: bvän Afs: i-bjn Irg: bwe but (+VE ~s~) break (v) Kgr: but Ktb: but Atk: but Kj: but Afs: bür, büsüy Irg: bu buu fog, mist Krg: jü Ktb: zzü Atk: zzü Kj: bvü Afs: - Irg: bwak arm, hand Kgr: bväk Ktb: bwäk Atk: byäk Kj: bvak Afs: ku^bok Irg: bwä bwat frog, toad Kgr: - Ktb: ä-küsämbwat Atk: - Kj: mbwät Afs: ä-kpaäbor bwok doctor, medicine-man Kgr: d-bvok Ktb: - Atk: a-byök Kj: ä-bvök Afs: ä~bok bwom song, sing Kgr: bväm Ktb: bwöm Atk: byom Kj: bvöm Afs: b5m Irg: bwe bwoy hole Kgr: bvöy Ktb: bwöy Atk: byöy Kj: di-bvöy Afs: n-b5y Irg: r ra-bwö 68

bwot (+VE -k) come back, return (v) Kgr: bvök Ktb: bwok, bwot Atk: byok, byot Kj: bärak Afs: [kü-]bün Irg: bru/buru bwu dog Kgr: ü-bvü Ktb: a-bwü Atk: ü-bvü Kj: ka-bvü Afs: [ä-gäbü] Irg: ka-vü bwuy dust, fog Kgr: u-bvüy Ktb: a-büy Atk: u-bürj Kj: da-bvüy Afs: kä-bürj Irg: ka-bü byik (+VE -k/s-?) unfold, untie, loosen (v) Kgr: byuk Ktb: byi, byuk Atk: biyük Kj: bzik, bziy Afs: bisik, bis Irg: bi byin bear a child, beget Kgr: bzin Ktb: byin Atk: byin Kj: bzyin Afs: - Irg: bi byin country, earth, ground, soil, farm (n) Kgr: a-bzin Ktb: a-byin Ktb: m-byin Kj: ka-bzen Afs: i-ben Irg: ka-be byo have, hold (v) Kgr: bzo Ktb: byo Atk: byo Kj: bzyi Afs: be Irg: bi da father

Ktb: -

Atk: a-di Kj: -

Afs: ä-dä Irg: -

da sleep (n) Kgr: n-dä Ktb: n-dä Atk: n-di Kj: n-dä Afs: i-dä da (+VE -s) touch (v) Kgr: la, lay Ktb: - Atk: - Kj: ra Afs: rä, ras dak (+VE -5) refuse (v) Kgr: lak Ktb: lak Atk: lak Kj: rak, raay Afs: ra + suff Subj. Pron. dat (+VE s/-k) dream (v/n) Kgr: a-leät Ktb: lädt Atk: leyan Kj: dzak Afs: ras det chin Kgr, Ktb, Atk: - Kj: ka-dyet Afs: ka-der Irg: tä-de di compound, house Kgr: u-li Ktb: a-li Atk: u-li Kj: ka-rii Afs: kä-ri Irg: ka-ri di (+VE -s) see Kgr: li Ktb: li Atk: li Kj: ri Afs: di, dis Irg: ri diak sand 69

A

Kgr: - Ktb: jäk Atk: ä-jäk Kj: jl-jäk Afs: ri-zek Irg: i-zä dien time Kgr: jän/jän Ktb: jen Atk: jän Kj: - Afs: i-zen dien guinea-fowl Kgr: Jjan Ktb: Jjen Atk: jjän Kj: jan Afs: dien give (v) Kgr: jan Ktb: jag Atk: Jan Kj: - Afs: - Irg: diip guinea-fowl (Afs: partridge) Kgr: Jip Ktb: jip Atk: jip Kj: jip Afs: i-zip Irg: zi dik dirt Kgr: a-lyük Ktb: a-lyük Atk: ä-lyük Kj: - Afs: nä-rik diok beans Kgr: jlnjök Ktb: jünjök Atk: njök Kj: jök Afs: i-zezek Irg: h-zö dip (+VE -1-/-S-) ask (v) Kgr: lip, liram Ktb: lip, liram Atk: lip Kj: dzzim Afs: rib, risim don pot Kgr: a-lan Ktb: a-län Atk: a~lan Kj: rwan Afs: ka-d5n5g Irg: ka-ndrö dog fire Kgr: log Ktb: log Atk: log Kj: rög Afs: ku-r5g Irg: rö dot (4-VE -k/s) get up, go up Kgr: därbk Ktb: döwät, vot Atk: - Kj: drok Afs: dank, daras Irg: dua seed Kgr: jä Ktb: jä Atk: ji Kj: dzwä Afs: i-zä duag spear, war Kgr: jag Ktb: jäg Atk: jäg Kj: dzwäg Afs: - Irg: duas nose n-zü Kgr: jjäy Ktb: jjäy Atk: jäy Kj: zöy Afs: — duas tick Kgr: jäy Ktb: jäy Atk: jäy Kj: [tsüy] Ais: i-zaas Irg: i-ze dum tail Kgr: ISm Ktb: 13m Atk: lam Kj: a-rüm Afs: kü-rum Irg: ra-rü dug/dum dig (v) Kgr: lug Ktb: lüg Atk: lüg Kj: rüg Afs: rum Irg: ru duo incisive. tribal marks 70

Kgr: junjjo Ktb: junjjo Atk: jujjo Kj: dzudzwa Afs: i-zuza duom elephant Kgr: jjöm Ktb: zzöm Atk: jjom Kj: dzzöm Afs: i-zööm Irg: n-ze duom reed-harp Kgr: janjom Ktb: dzindzöm Atk: - Kj: dzindzom Afs: i-zam Irg: zenze duoy hunger Kgr: joy Ktb: dzor] Atk: Joy Kj: dzworj Afs: i-zay Irg: n-zo duop hoe (n) Ktb: - Atk: a-jäp Kj: - Afs: duuk millet Kgr: jük Ktb: dzük Atk: jük Kj: dzük Afs: i-zük Irg: dwak road, path, way Kgr: Iwäk Ktb: väk Atk: väk Kj: - Afs: - Irg: dwam body Kgr: Iwäm Ktb: väm Atk: väm Kj: - Afs: ku-ram Irg: rwe dwan be tired, fatigue Kgr: Iwan Ktb: vän Atk: vän Kj: man Afs: ku-ran Irg: ms dwap (+VE s) tie (v) Kgr: läp Ktb: lap, vway Atk: läp Kj: map, dzzop Afs: rasam, raas Irg; ms dwap clay, mud (for making bricks) Kgr: Iwap Ktb: väp Atk: - Kj: di-rap Afs ri-rap Irg: ra-rü dwo place Kgr: ü-lwö Ktb: a-vö Atk: ü-vö Kj: a-rö Afs: ka-ra dwo play (v) Kgr: - Ktb: - Atk: vo Kj: - Afs: ra dwog (+VE -5-) drive away, prevent (v) Kgr: Iwog Ktb: voy, vuoy Atk: - Kj: - Afs: rööne dyak grave Kgr: lyäk Ktb: lyak Atk: lyäk Kj: - Afs: ku-ryak Irg: ryä dyam tongue Kgr: a-lyäm Ktb: a-lyäm Atk; a-lyäm Kj: di-ryäm Afs: i-rem Irg: le dyam clay, mud (for making pots) Kgr: lyam Ktb: lyam Atk: - Kj: di-ryam Afs: ri-rem dyay sweep (v) 71

Kgr: lyay Ktb: lyay Atk: lyay Kj: ryäy Afs: rey dyap (+VE -s) sei! (v) Kgr: lyap, lyay Ktb: lyap, lyay Atk: lyap, lyay Kj: lyap, dzzap Afs: rep, rees Irg: rye dyap (+VE -k) hang up (v) Kgr: - Ktb: lyaw Atk: lyaw Kj: ryak Afs: dyat talk, word Kgr: lyat Ktb: lyat Atk: lyat Kj: liyat Afs: dyo heart Kgr: a-lyd Ktb: a-liyo Atk; a-lyö Kj: lyä Afs: ri-ye ga (+VE -s) eat (v) Kgr: yä Ktb: yä Atk: yi Kj: ya, dzza Afs: yä, yäs Irg: yi gadak name (deverbales Nomen mit VE?) Kgr; ä-yürök Ktb: [a-lyüöt] Atk: a-yürok Kj: di-yirök Afs: riyirik gat good Kgr: yat Ktb: yat Atk: yat Kj: yet Afs: - Irg: gi eye, face Kgr: a-yi (eyes), u-yi (face) Ktb: ä-yyi (face) Atk: a-yi (eyes) ügyi (face) Kj: - Afs: - Irg: ra-yi (eye) gi (+VE -s/-l-/-y) call (v) Kgr: yi, yuroy yuroy, yey yuroy Kj:yey Afs: yis Irg: yi git bush Kgr: ü-yit Ktb: a-yit Atk: ü-yit Kj: ka-yit Afs: - Irg: ka-yz gu/ku him, her, it (Zeichen der Objektskonkordanz Klasse 1) Kgr: gu Ktb: gu Atk: gu guak cock Kgr: a-gbäk Ktb: a-gbäk Atk: a-gbäk Kj: ä-y-gbwäk Afs: Irg: gbä guguk bark of tree Kgr: gügwü Ktb: - Atk: yuyuk Kj: güygwük Afs: guy hump, hill Ktb: a-güy Atk: a-güy Kj: - Afs: ri-güy

gut hill Kgr: a-güt Ktb: a-güt Atk: a-güt Kj: ä-güt Afs: -

72

guum (+VE -5-) bark (v) Kgr: gbüm Ktb: gbüm Atk: gbüy Kj: - Afs: gbüsüm Irg: gwi gwa flute, hom Kgr: ä-gwä Ktb: a-gwä Atk: a-gwi Kj: - Afs: ri-gwa gwam chief Kgr: a-gwäm Ktb: a-gwäm Atk: ä-gwäm Kj: ä-gwäm Afs: ägam Irg: y-gwe gwan child Kgr: y-gwän Ktb: gwon Atk: y-gwän Kj: [da-wan] Afs: i~gan Irg: [ka-we] ka monkey Kgr; ü-xä Ktb: ä-xa Atk: ü-xä Kj: ka-kä Afs: ä-kä Irg: ka-ke kadat) village, town Kgr: - Ktb: a-karärj Atk: ü-karärj Kj: ka-ykrarj Afs: kä-garay kan medicine Kgr: kän Ktb: kään Atk: kään Kj: di-kan Afs: ri-kän Irg: ra-ke kap hoe, farm (v) Kgr: kap/xap Ktb: kap Atk: xäp Kj: kap Afs: - Irg: kä kap (+VE -s-/-k) divide (v), separate Kgr: kaw Ktb: kaw Atk: kaw Kj: ka Afs: ku-käp (= VN) Irg: ke kasuo market Kgr: käsö Ktb: käsüd Atk: kääsö Kj: käsüwä Afs.: - Irg: käsüwä kat (+VE) go away Kgr: kat, kam Ktb: kat Atk: - Kj: kam Afs: kom corps e Kgr: kom Ktb: körn Atk: kwäm Kj: kwöm Afs: ku-kam Irg: kwe ne (= dead body of man?) kot pour in (v) (+VE -k/~s) Kgr: korok Ktb: kwoat, kat Atk: kürak Kj: krok, kot Afs: karak, karas Irg: klo kua hide, skin (n) Kgr: kwä Ktb: kwä Atk: kwi Kj: kpä Afs: kü-kpä Irg: i-kpe kua (+VE -s) fall (v) 73

Kgr: kwa Ktb: kwa, kway Atk: kwi Kj: kpä Afs: kpa Irg: kpe kudum money, riches Kgr: külüm Ktb: kürum Atk; kürum Kj: - Afs: kup bone Kgr: küyküp Ktb: küyküp Atk: kükup Kj: küp Afs: ku-küp Irg: kü kus (+VE?) wash, bathe Kgr: kwi Ktb: kwi Atk: kwi Kj: - Afs: küsü Irg: kiyü kut (+VE -y) fold together Kgr: kut Ktb: kut Atk: kut Kj: gut, guruy Afs: künüy Irg: klü kwan tree, fire-wood (verschiedene Nominalklassen) Kgr: u-kwän Ktb: 5-kwän Atk: u-kwän Kj: kä-kön Afs: kak5n Irg: ka-kwe (tree) Kgr: y-kwän Ktb: - Atk: - Kj: y-kön Afs: i-k'jn Irg: y-kwe (fire-wood) kwan (+VE -k) rub (v) Kgr: kwan Ktb: - Atk: - Kj: kwön Afs: k5n, k5r5y kway father- in-law Kgr: j-kwäg Ktb: j-kwäy Atk: b-kwäy Kj: - Afs: - Irg: [te-kwi] kwap (+VE -s-/-k) lend, borrow (v) Kgr: kwap Ktb: kwap Atk: xwäp Kj: xuak, kwap Afs: t-k5b (VN) Irg: kwe kwap navel Kgr: kwap Ktb: kwap Atk: kwap Kj: - Afs: kü-fop Irg: 0kwe kwap old, become old Kgr: xü-xwäp Ktb: xü-xwäp Atk: xu-xwap Kj: [ä-kukwo] Afs: köp Irg: kwe kwas rainy season Kgr: j-kwäy Ktb: ii-kut, i-

gwet (J-K)

päk

suoy

zit (K-L)

zor

Englisch

PP 2 Kg-Untergruppe

dash, to daughter-in-law day death deep, depth descend, to dew diarrhoea die, to dig, to dirt dissolve, to divide, to do, to doctor dog dove draw water draw a line dream (n) dream, to dress, to drink, to drive away drum dry, to dry season dust

nag

ear earth eat, to elephant eleven

nwam s. to die

PP 4 PP 2 Jb-Untergruppe

-nyo (= i-no?) u-nom, i-

i-ve

dug

tiik (VE -5-) myag tag (G) kwu (VE -s) dum/dug -dik kap (VE -s-/-k) nia/nio (VE -s) -bwok -bwu -bop bwak (G) -bos dat (VE -s-/-k) tya (G) suo dwog (VE -s-) -bin kwot -wan -bwug

-two -byin ga (VE -s) -tii -duom

-meg (J-K)

ma-meg

kwo kap+N -Um

ku yah i-dik bun/bur gap nah/nag -bok[a] i-yu, i-

gap -bok (J-K) i-yo, i-nep (J-K)

tok gwur rag rag

hwa tsom -bi (J-K) kol+N

SJ

kor

i-püt

gu-to[g], aku-tög, Laba-bi ku-mi/i-mi di ye -zeg i-zom, i-/i-ni, i- i-ni, ikp5k döm

143

Englisch

PP 2 Kg-Untergruppe

PP 4 PP 2 Jb-Untergruppe

enough, have enter excrements extinguish, to eye

sua s. come in -biy

gi-biy

-gi

gu-su, a-

face fall, to farm, to farm (n) fat father father-in-law fatigue fear (n) feather find, to finish, to fire

s. eye kua (NL-s)/siot kap -byin/-tarn -pyap da/-tyo -kway -dwan -wun -tiat sio (VE -5)

fire-wood fish five flute fly (n) fog fold together, to follow, to food foot forest forge, to forget, to four

-kwan -pon -twon -gwa -tiiy -buu/-bwuy

144

-doy

kut (VE -l-/-k) kwus

-tak -git

gwa lam ga-lum, ruba-tses

[k]a-yey/-gwiy dim ki-si

ku

ka-dym, i-/uma-pep a-ti, banu-dik

-tsat

ku-Ngy, La­

ter ma[yj u-ywor -yay (J-K)/ gi-la, ba- (K-L) ga-kö[N] -to[y]

-t5y

i-zuy (J-K)

-ciNciy i-püt

pul+N (J-K) dol+N gu-dak, a-

na[k] (J-K) bum/bwuy (VE -/-) -nas -nay

dah ku-za, Lau-tyk dak

-nas

Englisch

PP 2 Kg-Untergruppe

fowl friend frog front fruit

s. hen -bwat -suum

gall garment get, to get up, to ghost give, to give birth go, to go away, to go down, to in, to go out, to gO up, to goat god good gourd grass grass-hopper grave ground ground-nut guest

guinea-com guinea-fowl guts

PP 2 PP 4 Jb-Untergruppe

u-Ndok, ba-

i-kwo, i-

i-ti i-sum, i-/-sur

s. clothin ti dot (VE s/k-)

[rj]wat (VE -s-/-k) dien s. bear, to nat (VE -s-) kat (VE 7) s. descend s. come in wut (VE -/-) s. climb, et up -buon

has sok de

ka-dim n^k

zi[V]

sir) (J-K) yul+N (J-K)

dy/yur

i-bu, iu-nom

i-yo[n], ia-dikt ban-

gat

-tiat -dyak s. earth

-nyat tien -niwat -diip/dien -tuu

ga-xep gu-be -tsu -des -xwi (J-K) u-tsen, ba(J-K) -gu i-zok, igu-naM, a

-ga

a-Nfi ü-can, ba-

i-kpu

145

Englisch

hair hand han up, to hard hare harp have, to hawk he head hear, to heart heat heavy he-eoat help, to

hen hide (n) hide, to hill him hip hit, to hoe, to hoe (n) hold, to hole honey horn horse hot house hump

146

PP 2 Kg-Untergruppe

PP 2 PP4 Jb-Untergruppe

-xi (J-K) s. arm dyap (VE -k)

-suom -duom byo

tset (J-K) u-zo, a- (K-L) i-gwam

-Ntiy

-kak (J-K) ä -tii pok (VE -s/-y) -dyo

-tsi go

i-sip (J-K) mot -kuak (G) ban (VE -s-/-k) syan (VE -5) (G) niwan (s. bird) s. skin

-gut/-guy gu/ku -guay/guan (G) tuot (VE -s-) kap -tyam/-duop byo -bwoy

i-nu, i- (K-L)

rus i~pit, iZJ -kj

ywok (J-K) gi-got bau-si, iywot lam (K-L)

gut ku-zbp/u-kar, i-

gu-bo, a(K-L)

-toy -tom/-gwa siwas -di/-sa -guy

ki-tü, aywh

u-dy

ü-törj ki-Njym, ai-yay, i-sip ga-ha, ru-

Englisch

PP 2 Kg-Untergruppe

hundred hunger hunt, to husband hüt

tii -duo^

-tyok -bat

PP 4 PP 2 Jb-Untergruppe

-bek yap u-xak, ba-

mi (J-K)

I incisive inside intestines iron

-na/-tuu -tuam

gu-nafo] i-dom (J-K)

jump, to

pup (VE

-

kill, to knee knife know, to

pyat (VE -s) -kwut

pet lu[N] -kon (J-K)

language laugh, to leam, to left (vs. right)

-[ mas s. teach, to

leopard lick, to lie down, to life lift, to lightning like lion lip live, to liver

ü-nü-döm, bai-but, i-

-duo

u-mi

yun

ku-jik, La-

dyan (G)

-tak -tio

myo (VE -y/s) -suan/~tiet

ku-de, La­ mas/mar

gu-dak -näygoy (J-K) len met (J-K)

mar ku-za, Lai-tse, iras kut/kun

-sam (J-K)

yos i-nas

s. look for zaki (Hausa)

u-gwet+mouth set (s. life)

i-sün

147

Englisch

PP 2 Kg-Untergruppe

-Nbwet (J-K)

lizard load look for, to louse lung

make man many market mat measure, to meat

148

ä-kpat ban-/ a-Nbor i-ke, i-

tiat

-pu[k] s. to do pl: -nyat/ s. a husband

i-lop, i- (J-K) -pu

u-net, ba-/ u-xak, bagog (J-K)

u-net/-nit, ba-

-bet (J-K)

[k]u-hu, i-(?)

-kasuo (Hausa) mak (VE -5) -nam

medicine -kan medicine-man s. doctor meet, to sio (VE -s) milk, to s. press, to milk (n) -basan millet duuk mist -buu money kudum monkey -ka month, moon -pyan moming moskito -mun mother mount, to s. climb mountain •pan mouth -nu[y] mud s. clay

name

PP 2 PP 4 Jb-Untergruppe

-gadak

i-nam, i- (J-K)/ i-nay i-yw, i- (K-L) u-gop, i-

ba-bey/-ba!]

ba-sa

-dup -pe[n]

-cem/-cen/i-kar, iu-pwa, i- (?) -Ngwer

i-bug, i- (J-K)

i-go, iga-nyu, ru-Ndop (J-K)

ru-xwok, a-

a-yir, banhüm i-gwo, i-nw)/-n[y]ur}

ki-sak, a-

Englisch

PP 2 Kg-Untergruppe

PP 4 PP 2 Jb-Untergruppe

navel neck new

-kwap -two pas -tuk

u-kwop, iu-to[r}], ipa -tuk

nine nose

-duas

oath oil okro old one open, to

-sii (G)

palm of hand palm-tree

-tas -tuan

palm-tree (raphia) pass, to path pay, to person, people pigeon place (n) plant, to play, to pot pound, to pour, to pour in, to pour out, to press, to prevent, to pull, to

i-kom, iki-to, apas ka-tuk -taras ? i-ywes, i- (J-K) i-Nver, it

La-nyi Ndan+N (J-K) -Ndan/-Ndar kwap -mir) kadak (G)

-gini

-yan bup

-ten -zek (J-K)/i-lek, -si[N]/-si[N]/ i- (K-L) i-dik, ii-kö, igana

-dwak/-dyen (G) tan (VE ?) (G) -nyat -bop -dwo tus (G) dwo -don

pey u-net, ba-

u-net/u-nit, ba-

-ga[sj

-tso

-Nkpiriy/i-ren, itü

lon/lol (J-K) kot (VE s/-k) warn (VE -s-) pi (G) dwor) (VE -5-) kwat (VE -k)

pin/pit

Pi

149

Englisch

PP 2 Kg-Untergruppe

push, to put down, to put off, to

sak (VE -5) tun (G)

quiver

-tuuy

rabbit rain rainy season ram rat read, to receive, to red reed-harp refuse, to rest, to retum, to rib right (vs. left) ripe, to be rise, to river road roast, to rock root rope rotten, to be rub, to run, to

-suom -za -kwas -twuk

saliva salt sand 150

PP 4 PP 2 Jb-Untergruppe tut tuk

u-zo, a- (K-L)

u-yom -ywor i-kos i-tur

-kwi s. to count s. to buy -sioy s. harp dak (VE -s) twuy s. to come back

s. to eat byan (G) s. to get up -tien s. path siwas -parj -nan -dik (G) kwan (VE -k) tyoy/kon (G)

-twak -diak

-sen/-ser

kwey

kdk

gus (J-K) i-pa[N]

yak

pum (K-L) i-pay, i-/-kwak -na[n] -lik po[n]

puk ku-päy, La-dik (s. rope) ~djk bon/bor

xet/te

sor

-tok (J-K) -[N]zep

La-Nte -mah

Englisch

PP 2 Kg-Untergruppe

say, to scorpion season, dry season, rainy see, to seed seil send, to seven sew shade/shadow sharp shave sheep shield shin-bone shoot, to

tak -niag -wan/-diag (G) -kwas di (VE -5) -dua dyap (VE -s) tom (VE -5)

shoulder show, to sickness sing, to sit, to six skin (n) slave sleep, to smell, to smoke (n) snake

sole of foot son song sore

PP 4 PP 2 Jb-Untergruppe

i-nag, i- (J-K)

i-dag, i-ga/ka-bag i-kos

i-kwo, i (J-K)

-be to täNgbäh

twas (G) -ww

s. to eat kwat (G) -buon kuat (G) -syas ta (VE -g)/ma (VE

k[w]on (J-K)

i-tag, i-

tat/tag

tak

gu-pek, a-

t[w]ak -dwak (G) bwom suan (VE-k?) -kua -kwo da suam -tilg

-tas -bwom

cat [k]u-dD, iset

u-gan+V, balo nuk -zug (J-K) -sug (J-K)/ /-gul+N -ten -ywe (J-K) -bwom -tso (J-K)

sog tani ku-kpa, Lau-ywan, bana nug -Ntseg i-ywd, i-

-sam/-san -Nkpag

151

Englisch

PP 2 Kg-Untergruppe

soup -niiy sow, to tus (G) speak, to tak (VE -5) spear -duay/-kuan (G) spoon spread out squeeze, to s. to press stab, to tup (G) [n]iog (VE -s) stand, to star -dat/-taygwat steal, to stick -sian stone -pay/-ta (G) stone, red -tuo for preparing make-up stretch, to strength, strong -tiet sun -nwam surpass, to suak (VE -5) swallow, to ywan (VE -5) swear, to sii (G) sweat -Hin (G) sweep, to dyay wak swim, to sword -tuat tail take, to

-dum

talk, to teach, to

dyat myap/myam (VE -s-) sap (VE -s-/-k) tak suak (s. twelve)

tear, to teil, to ten 152

PP 4 PP 2 Jb-Untergruppe -niy

ga-kwan, ru-

de i-Nkpay/-kpat ü-cak, i-

tela (K-L) tor/top

pep ga-te, ru-tal

na[L] tset (J-K) u-nom gana

YIP

-ki-ta, a-

ka-d^k nay mir

dar/dan

-xa sup+N (J-K)/ tuy

de cat

sal+N

WP

-kop

ywur

Englisch

PP 2 Kg-Untergruppe

tendon they

tiip bä

-tay thief -kyay thing -sakan thorn -tat three ta (VE -y) throw, to throw away, to ~ -duas tick dwap (VE s) tie, to -dien time dwan tired, to be s. frog toad twon today tomorrow tuan tongue -dyam -nii[y] tooth da (VE -5) touch, to town -kaday -kwan tree tremble tim (G) -duo tribal marks -tin trunk -suak twelve -pyas twin tiip twist, to -pa[say] two uncle undress, to untie, to urine

tun (G) byik (VE -s-/-k) -tyak

vein

-tiip

PP 2 PP 4 Jb-Untergruppe

ba (K-L)/Z>o (J-K) u-pep, bau-bin, ii-tum, i-tat tat/tay

u-gip, bai-ke, iki-Ntun -tat tak/tar Y^k

dop i-gwam

s. fatigue le (J-K)

ga-lem, ru-gi[V] bat -xep

diy ka-Ngwer i-rem ki-Nyin/-Nyir, abat u-tsep, iü-kont i-

u-sok, i-dapal+N

-ts5k -pes

-pa

-pah u-set, ba-/-ser tyn

gal+N -pin (J-K)

La-nyir ku-cip, La153

Englisch

PP 2 Kg-Untergruppe

PP 2 PP 4 Jb-Untergruppe

village voice vomit, to

s. town Yy]wat kwat (VE -s)

i-lak, i-

walk, to wall want, to war wash, to water way we weave, to weep, to

tiorj/tyot -bat tiat -duay kus ■» -Sil s. path zit nok (VE -s) twas (G)/kum/n (G)

white who? wife (pl) wind wing winnow, to work (n)/to worm write, to yam year you

154

u-kot, i-Nkot

zan/zar u-Nset/-Nsen, i-

i-ywa ba-me (K-L)

i-kom bar/sj mä-sit/ma-sin

nok

dok

-bu (J-K)

-kar

nian

ba-Nba -wun -pasap/papak tas (G) tom

u-gwak gu-pek

tom+N

ü-Ndom i-Njan, i-

tsey (J-K) i-tsit (J-K) -mek (J-K) sg: pw/pl: nyi

i-sir ki-se, a-

2. Die Nominalsysteme

2.1. Das Nominalsystem der Plateau 2-Sprachen (Kagoro-Untergruppe) 2.1.1. Die Nominalsysteme der einzelnen Sprachen

2.1.1.1. Nominalklassen im Kagoro Die in Gerhardt (1967/9)1 gemachten Aussagen zum Nominalklassen­ system des Kagoro können in vielen Punkten aufrecht erhalten werden. Es sind allerdings eine Reihe von Zusätzen und Akzentverlagerungen vorzunehmen, die durch das neu hinzugekommene Material nötig geworden sind. Ein wichtiger Zug im nominalen Klassensystem des Kagoro ist darin zu sehen, daß es zwei Untersysteme von Klassenzeichen unterscheidet: ein Präfix-System und ein Suffix-System, die im wesentlichen mit nominalen und pronominalen Klassenzeichen gleichgesetzt werden können, wobei allerdings einige Einschränkungen zu konstatieren sind. D. Crabb hat auf dem Leidener Treffen der Benue-CongoWorking-Group vorgeschlagen, diese Morpheme als nominale Postpo­ sitionen zu bezeichnen. So weit sich die Verwendung dieser Morpheme unmittelbar auf den Bereich des Nomens beschränkt, ist dieser Vorschlag sicher akzeptabel. Es finden sich jedoch andere und minde­ stens ebenso häufig vorkommende Anwendungsgebiete, die nicht im Zusammenhang mit dem Nomen selbst stehen und die diesen Terminus nicht sehr glücklich erscheinen lassen. Auf der anderen Seite ist der Terminus “Klassensuffixe”, den ich früher gebraucht habe, ebenfalls nicht adäquat, denn innerhalb des nominalen Komplexes kann zwischen Nominalstamm und “Suffix” noch eine längere Reihe von Morphemen stehen. Beispiele hierzu folgen weiter unten. Eine einiger­ maßen befriedigende Lösung des terminologischen Problems läßt sich vielleicht dadurch erreichen, daß man auf die Funktion der beiden 1 siehe dort unter 1.1.2.1. - 11 (S. 176-190), wo auch die verschiedenen Katego­ rien, die Konkordanz zum regierenden Nomen aufweisen, mit den Details beschrieben worden sind.

155

verschiedenen Untersysteme sieht: hier wird deutlich, daß das eine Untersystem sich stets an der Spitze der Konstruktionen findet, in der die jeweiligen Klassenelemente gebraucht werden. Wir haben es mit den Klassenpräfixen zu tun, die auch vor abhängigen Quantitativ-Nominalia stehen; die gleichen Elemente sind die Zeichen der Subjektskon­ kordanz, die den ersten Bestandteil innerhalb der verbalen Morphem­ kette bildet. Das andere Untersystem steht als Determination hinter dem Nomen, als Zeichen der Objektskonkordanz an letzter Stelle in der verbalen Morphemkette. Auch die Demonstrativa und Relativa, in denen die Mitglieder dieser Serie von Klassenzeichen verwendet werden, folgen auf das Nomen, das sie determinieren. Es ist also sicher­ lich nicht falsch, von präfigalem und suffigalem Klassenzeichen zu sprechen. Das präfigale System ist verglichen mit dem suffigalen weniger ent­ wickelt und differenziert. Es ist etwa festzustellen, daß mehr als einsil­ bige Nominalstämme häufig ohne Präfix vorkommen, oder nur in bestimmten Konstruktionen mit einem solchen aufwarten können. Während diejenigen Bereiche der Klassenkonkordanz, die vom suffi­ galen System abgedeckt werden, alle voll ausgebildet sind und keine Null-Allomorphe aufweisen, sind im präfigalen System recht häufig Leerstellen zu beobachten. Im Kagoro sind folgende als Klassenpräfixe sicher abzutrennende Morpheme bemerkt worden: a-, a-, u-, ü-, ä-, a-, [i-], N und 0. N ist ein silbischer Nasal, der sich in Bezug auf seine Artikulationsstelle dem folgenden Konsonanten assimiliert, i- ist deshalb in Klammern gesetzt, weil ich es nur im Kukum-Dialekt des Kagoro beobachtet habe, nicht aber im Haupt-Dialekt, den die meisten meiner Informanten sprechen. An seiner Stelle findet sich im Hauptdialekt eine Silbe beste­ hend aus dem ersten Konsonanten des Nominalstammes sowie einem Vokal, der je nach Qualität des ersten Stammvokales zwischen a, i und u schwankt. Diese Reduplikationssilbe kann bei der Pluralbildung auftreten und hier 1) vor ein im Singular präfixloses Nomen treten: täk foot Plural: tä-täk kän medicine Plural: ka-kän ein anderes im Singular stehendes Klassenzeichen ersetzen: a-cip vein Plural: ci-cip 156

eye Plural: li-li Wenn dieses alle Anwendungsgebiete für die Reduplikationssilbe wären, so könnte man an eine Art Pluralstamm, gekennzeichnet durch eine partielle Wiederholung des Nominalstammes, denken, aber neben den genannten Fällen finden sich noch andere sowohl bei singularischen Nomina wie auch bei Bezeichnungen für Mengen-Nomina, die gegen eine solche Annahme sprechen: Plural: si-sök (gehört in eine andere Konkor­ cheek1 Sl-SOK danzklasse als der Singular) Plural: kü-y-küp kü-y-küp bone1 ji-n-jöm reed harp Plural: ji-n-jöm Aber auch aus den hier gegebenen Beispielen läßt sich auf jeden Fall ableiten, daß diese Reduplikationssilbe kein Klassenzeichen im eigent­ lichen Sinne ist, das dazu dient, eine bestimmte Gruppe von Nomina gegen eine andere abzusetzen. Das kommt auch dadurch zum Ausdruck, daß diese Silbe nicht vor Satzgliedern, die von einem solchen Nomen abhängig sind, wiederholt wird, wie das bei den vokalischen Klassenpräfixen der Fall ist. Dennoch werde ich (auch bei den anderen Sprachen, bei denen ähnliche oder identische Reduplikationserschei­ nungen zu beobachten sind,) diese stets mit anführen, da sie doch häufig eine Funktion haben, die der eines Klassenzeichens nicht unähn­ lich ist, und sie in diesem Zusammenhang noch am ehesten unterzu­ bringen sind. Der silbische Nasal steht nur vor Nomina und Zahlwörtern. Vor dem Verb als Zeichen der Subjektskonkordanz taucht er nicht auf. Wieweit hier Parallelen zu der Reduplikationssilbe zu ziehen sind, die ja nur vor dem Nomen vorkommt, ist mir nicht klar. Bei denjenigen Nomina, die 0 als Präfix haben, steht ebenfalls kein Subjektskonkordanzzeichen. Uneingeschränkt gilt dies aber nur für die einsilbigen Nomina. Wenn die mehrsilbigen Nomina in eine Klasse gehören, die potentiell ein Klassenpräfix aufweisen können (etwa bei einsilbigen Nominal­ stämmen), dann steht die entsprechende Subjektskonkordanz. Zu bemerken ist noch, daß die beiden vokalischen Präfixe ä- und a- die Zeichen der singularischen bzw. pluralischen Diminutivklassen sind. vr

v / f

1 Im Kukum-Dialekt lauten die entsprechenden Formen: si-sök, i-sök und kü-rjküp, i-y-küp. Da hier die Republikationssilbe zwar im Singular nicht aber im Plural auftaucht, verbietet es sich hier erst recht von “Pluralstamm” zu sprechen.

157

ü-kwän, ü-kwän tree ä-kwän, ä~kwän small tree y-gwan, n-nwän child ä-y-gwan, ä-nwän small child Im suffigalen System sind folgende Klassenzeichen zu finden: u, ba,ji, ji, ka, ku, na. Die beiden Systeme stehen in komplementärer Distribution: dort, wo zum Ausdruck der Klassenkonkordanz bestimmte Klassenzeichen gesetzt werden, die an der Spitze einer Konstruktion stehen, werden die präfigalen Klassenzeichen verwendet, sonst die suffigalen. Zur Verdeut­ lichung läßt sich dies in einer Tabelle wiedergeben:

präfigal

suffigal

Nomen Numeralia S ubj e ktskonkordanz Determination Demonstrativa Relativa Possessiva Objektskonkordanz Die Fälle, für die Crabb den Terminus “nominale Postpositionen” vorgeschlagen hat, sind in der Tabelle unter “Determination” zu finden. Es handelt sich dabei um folgenden Sachverhalt: Das Nomen erhält als Zeichen der Determination das jeweilige Klassenelement der suffigalen Reihe. Nun kann aber zwischen Nominalstamm und Determina­ tionselement noch eine Reihe von anderen Morphemen stehen: Prono­ minalmorpheme, Nomina, Zahlwörter und oder Kombinationen aus allen diesen. Die längsten Konstruktionen dieser Art, die in meinem Textmaterial vorkommen, sind die folgenden:1 1) b-u=li-d^tyo-mota-ka (u=li-ka the house) to(l)-Klassenpräfix (2) = 1 Die folgenden Schreibkonventionen werden in den Beispielen befolgt: Nomi­ nalpräfixe sind mit dem Nomen durch = verbunden (u=li), die anderen zusam­ mengehörigen Morpheme im nominalen und verbalen Bereich sind durch miteinander verbunden, (a-sä-sö he is having); nicht zum unmittelbar behan­ delten Kontext gehörende Satzteile sind in eckige Klammem gesetzt. Das gilt ebenfalls für den Abschnitt 2.1.2.

158

house(3)-Klassenpräfix (4) = man(5)-motorcar(6). the (bezieht sich auf house)(7): Zum Haus des Besitzers des Autos. 2) n=nwan-m=fearj-gu-na (n-nwan-na the children) 1 2 3 4 5 6 Klassenpräfix(l) = children(2)-Klassenkonkordanzpräfix(3) = two(4)-Possessivelement(5)-the (bezieht sich auf children)(6): Ihre zwei Kinder Etwas weniger lange Ausdrücke dieser Art finden sich ausgesprochen häufig wie z.B. Genitiv-Verbindungen: [d-sd-sö]kyäy-nyö-kü[däk]. [He had] thing of doing [not] (= he didn’t know what to do. (kyay-ku the thing) gägbändäy-byin-ü. The big one of drum. Die große Trommel. ^äk-cydn-kü. The passing of the river. (^ak-ku) to pass (VN) Ebenfalls in diesen Zusammenhang gehören die Possessivkonstruk­ tionen, die in Gerhardt (1967/9) bereits beschrieben sind, für die aber Belege nur aus den Klassen 1-2 vorlagen. jäy-ka-ji its fleas (gemeint ist der Hund, der der to-Konkordanzklasse angehört.) jäy-na-ji their fleas (gemeint sind die Hunde, wa-Konkordanzklasse) cu-ji-ji its intestines (gemeint ist das Huhn Jz-Konkordanzklasse) tü-bä-ku their hüt (gemeint sind die Menschen 5a-Konkordanzklasse) Die suffigalen und präfigalen Klassenzeichen stehen aber nicht ohne Beziehungen zueinander, sondern sind einander in bestimmter Weise zugeordnet, auf die jetzt näher eingegangen werden soll. Welche präfigalen Klassenzeichen mit welchen suffigalen verbunden werden können, geht aus der folgenden Tabelle hervor:

u-

ü- ä- a- N- [Red]

u ba • JI• JI ka ku na

159

Diese Tabelle zeigt noch einmal deutlich, was bereits weiter oben gesagt wurde, daß nämlich das präfigale System vielfach unvollständig ist. Das kommt hier zum Ausdruck dadurch, daß alle suffigalen Klassen­ elemente auch 0 als präfigales Gegenstück aufweisen. In einigen Fällen lassen sich die Bedingungen hierfür genau formulieren, so z.B. in der uKlasse: sofern die Nomina einen einsilbigen Stamm haben, weisen sie immer ein Präfix auf. Mehrsilbige Nominalstämme haben nur dann ein Präfix, wenn es sich um Nomina agentis und andere Nomina deverbalia oder um vokalisch anlautende Fremdwörter handelt. Die Tabelle zeigt aber auch, daß verschiedene suffigale Klassenzeichen mit einer ganzen Reihe verschiedener Präfixe zusammen vorkommen können. Der Eindruck des Durcheinanders ist aber nur scheinbar, denn wenn man die verschiedenen Konkordanzklassen aufstellt und die Art und Weise beobachtet, wie diese Konkordanzklassen zu Klassen­ gruppen zusammentreten, so können wir eine gewisse Entflechtung der Tabelle konstatieren. Konkordanzklassen werden von denjenigen Nomina gebildet, die die gleiche Konkordanz bei den von ihnen abhängenden Redeteilen bewirken. Wenn dabei in einer der bewirkten Konkordanzen Unter­ schiede festzustellen sind (etwa bei sonst gleichen Konkordanzele­ menten werden im Subjektskonkordanzzeichen verschiedene Morpheme benutzt), so gehören die Nomina verschiedenen Konkor­ danzklassen an, oder wie de Wolf (1971:30) sagt: “concord is counted cumulatively, each concord distiction being relevant to the purpose. Thus noun concord distictions give noun classes.” Bei gleicher suffigaler Konkordanz müssen also auch die Unterschiede der präfigalen Konkor­ danzen mit berücksichtigt werden. Wenn wir dieses tun, so ergeben sich für das Kagoro folgende Konkordanzklassen: präfigale suffigale Klassenzeichen 1) 3-/0 u 2) 3-/0 ba 3) 0 ß 4)0 ß 5) U-/0/Nka 6) ü-/0 na

präfigale suffigale Klassenzeichen 7) 0 [Red.] ku 8) 0 [Red.] ba 9) N-/0 na 10)3ka 11) äka 12) ana

In Klasse 5 ist nur ein Nomen mit dem silbischen Nasal als Klassen160

präfix beobachtet worden, es ist der auch in anderer Hinsicht unregel­ mäßige y-gwan Plural n-nwän child. In Gerhardt (1967/9) findet sich eine größere Anzahl von Klassen. Der Unterschied erklärt sich daraus, daß hier die verschiedenen Konkor­ danzen als Ausgangspunkt enommen sind, während dort lediglich die Unterschiede in den nominalen Affixen berücksichtigt worden sind, wobei die Reduplikationssilbe als Klassenzeichen gewertet worden ist. Da diese aber bei den Konkordanzen unberücksichtigt bleiben kann, ist die Zahl der Klassen in der vorliegenden Arbeit wieder kleiner geworden. Die Konkordanzklassen können mit anderen Klassen zu Klassen­ gruppen zusammentreten, wobei eine Klasse singularische, die andere pluralische Funktion hat. Von diesen Klassengruppen sind bisher die folgenden beobachtet worden:

5-9 (ein Nomen belegt) 7-8

10-7 10-8 10 - 9 (ein Nomen belegt) 11 - 12

Die Klassen 2, 3, 4, 7, 10 kommen auch als Einklassengruppen vor, d.h. es gibt zu diesen Nomina dann keinen Singular bzw. Plural. Klassengruppen 1-2 (d-u, J-ba) Diese Klassengruppe enthält einen hohen Prozentsatz der Bezeich­ nungen für menschliche Wesen,1 unter ihnen Nomina agentis, daneben andere Nomina deverbalia. Weiterhin finden sich in dieser Klassen­ gruppe fast sämtliche qualitativen Nomina (eine Kategorie, die den in den indoeuropäischen Sprachen von den Adjektiven eingenommenen Bereich abdeckt), sofern sie nicht zu den abhängigen Nominalia zählen. Die unabhängigen Qualitativa finden sich als regierende Nomina in Genitivverbindungen, in denen das näher zu bestimmende Nomen die abhängige Stellun einnimmt. n-san jijat-d=tarok-u. I bought the white (piece of) gown. di ddndyüy-nyäk-ü! See the black cow! 1 Die übrigen Bezeichnungen finden sich in den Klassengruppen 3-4 und 5-9.

161

di ddndyuy-nyäk-bä! See the black cows!1 Cow gehört in die Klassengruppe 3-4 mit den suffigalen Klassen­ zeichen Ji bzw. Ji. Zu sagen bleibt, daß die Nomina aller Klassen durch ein Präfix g- in die Klassengruppe 1-2 übertreten können, wodurch sich eine Modifika­ tion der Bedeutung ergibt.2 Ich gebe im Folgenden einige Beispiele, in denen ich die Nomina in der determinierten Form bringe, um gleich die •• Änderung der Klassenzeichen zum Ausdruck bringen zu können. a =tydk-ü d=tyok-bä 0=nyäk-ji 0=nyäk-ji u^kwän-kä ü=bwü-nä 0=tü-kü j =Un-kd m^bwak-nä td =täk-bä

the the the the the the the the the the

man men cow cows tree dogs hüt pot arms feet

(Kl. (Kl. (Kl. (Kl. (Kl. (Kl. (Kl. (Kl. (Kl. (Kl.

1) 2) 3) 4) 5) 6) 7) 10) 9) 8)

gä =työk-u gä =työk-ba gä =nyäk-ü gä=nyäk-bä gü=kwän-ü gü=bwü-bä gi=tü-ü gä~lan-ü gäm =bwäk-bä gä^ta =täk-bä

the the the the the the the the the the

big big big big big big big big big big

man men cow cows tree dogs hüt pot arms feet

In den Texten, die ich aufgenommen habe, ist diese Konstruktion nicht ungewöhnlich, so z.B.: [u=tük akyo] gan=za[a-law] . . . [That day] a big rain (feil]. gä=zärjyäk-ü[sa kä nya] . . . The big crow [just came by]. [a-sa-tydy a-ta-küp] ba-gü=kwän abyö. [And he run away and he hid] in these big trees. Ein letzter bemerkenswerter Zug der Klassengruppe 1-2 ist, daß weit mehr als die Hälfte aller Fremdworte des Kagoro in ihr zu finden sind. Das deutet daraufhin, daß diese Klasse von ihrem semantischen Gehalt *

1 Im Gegensatz dazu finden sich einige echte Adjektiva, die ein wesentlich anderes syntaktisches Verhalten zeigen, das dem der Numeralia entspricht: sie nehmen als Zeichen der Klassenkonkordanz das Präfix des regierenden Nomens an, z.B.: h-san d=tarok a=fäy I bought a new shirt. n-kway 0=li=hn 0=fay. I bought new pots. ri-san 0=xäm ^äy. I bought a new calabash. 0=xäm-§äy-Ji 0-fway. The new calabash is broken. 2 Ausgenommen sind Nomina, die den Diminutiv klassen angehören. S. dazu auch Bouquiaux (1970, I): 237.

162

her nicht sehr festgelegt ist, eine Tatsache, die auch für die anderen Klassen mit nur geringen Einschränkungen gilt.

Klassengruppe 3 - 4 (0 - ji, 0 - ji) Diese Klassengruppe enthält neben vielen, semantisch nicht unter einer Bezeichnung zusammenfassenden Nomina eine große Zahl von Bezeichnungen für Tiere. Klassengruppe 5 - 6 (u - ka, ü - na) und 7 - 9 (0 - ku, N - na) Mehrsilbige Nominalstämme weisen in der Mehrzahl der Fälle keine Präfixe auf. Generell ist der Nominalstamm im Singular hochtonig, im Plural tieftonig. Die suffigalen Elemente sowohl im Singular wie im Plural sind identisch mit denen der Diminutivklassen. Es ist daher interessant, festzustellen, daß das qualitative Nomen mit der Bedeu­ tung “klein” sich in dieser Klassengruppe findet: äkädey-nyäk-ka the small cow. In meinem Material habe ich noch eine andere Möglichkeit gefunden, mittels derer Diminution ausgedrückt werden kann. Diese entspricht der unter Klassengruppe 1-2 erwähnten AugmentativBildung und wird mit einem Präfix b(i) gebildet. Belegt ist ein Fall. Das Nomen befindet sich in Klasse 5: bi^tü akäy this very small room. Dazu gehören 0=tü-ku hüt und gi^tu-u big hüt.

Klassengruppen 7 - 10 (^ - ka, [Red.] - ba) Im Plural dieser Klassengruppe findet sich im Kukum-Dialekt durchge­ hend das vokalische Klassenzeichen i- an Stelle der Reduplikations­ silbe. Da die Konkordanzen bei Numeralia und Adjektiven unbekannt sind, kann ich nicht sagen, wieweit dieses i- als Zeichen der Klassenkon­ kordanz eingesetzt wird.

Genitivverbindungen Regierendes und regiertes Nomen werden nebeneinander gestellt, wobei die in Gerhardt (1967/9:181-183) beschriebenen tonalen Verän­ derungen zu beobachten sind. In allen den Klassen, in denen das Nomen kein Präfix aufweist (Klasse 3, 4, 7), findet sich vor dem regierten Nomen ein silbischer Nasal, der die Tonhöhe der vorange­ henden Silbe trägt. Dies trifft nicht für die Nomina zu, die nur auf Grund der Mehrsilbigkeit des Stammes kein Klassenpräfix aufweisen (Klasse 1,2,5,6,8,9). In diesen Fällen werden Nomina, die die Redupli­ 163

kationssilbe zeigen, behandelt, als ob ein Präfix vorhanden wäre, es steht also kein Nasal. cä jinjök seed of beans cä n-Qdn seed of acca Die tonalen Veränderungen, denen das regierte Nomen in einer Geni­ tivverbindung unterzogen wird, entsprechen denen, die beim nomi­ nalen Objekt, das unmittelbar auf das Verb folgt, zu beobachten sind. 2.1.1.2. Nominalklassen im Atakar Das Material für das Atakar, das in nur drei Tagen gesammelt wurde, •• reicht nicht aus, einen vollständigen Überblick über das nominale Klas­ sensystem des Atakar zu ermöglichen. Vor allem habe ich nicht für alle Nomina die Zugehörigkeit zu dem suffigalen System feststellen können, das im Atakar ebenso existiert wie im Kagoro. Nach 1.1.2.2. steht im Atakar in offenen Silben ein -i für Proto-Plateau -a. Entsprechend lauten die im Kagoro auf -a auslautenden suffigalen Klassenzeichen bi, ni und ki, sofern sie nicht in geschlossenen Silben stehen. Im Demonstrativum etwa, für das ich einige Belege habe, kommen diese Klassenzeichen in durch -y geschlossenen Silben vor und lauten entsprechend wieder ka und na, an Stelle von ki und ni. Die Bildung von Klassengruppen ist nach meinem Material nahezu identisch mit der im Kagoro. Im präfigalen System, das auch im wesentlichen mit dem Kagoro übereinstimmt, findet sich eine Reihe von Fällen, wo gegenüber den benachbarten Sprachen kürzere Formen zu beobachten sind, dadurch daß die Kombinationen mehrerer präfigaler Elemente fehlen. Auf der anderen Seite finden sich einige präfigale Elemente, die im Atakar offensichtlich vom Stamm abtrennbar sind, die sich in den benachbarten Sprachen nicht finden, wie z.B.: kd-^än, ga-^än ant spec. (vergl. Katab: d-g^än, d-gd^än) kä-sby, gz-wy finger (vergl. Kagoro: ga^oy, gä§drj) gä-fwö, d-fwö fmger-nail (vergl. Kagoro: gäfö, gäfo) Die anderen präfigalen Elemente sind w-, d-, d-, N- und 0. Auch die Reduplikationssilbe ist vorhanden, kommt aber nicht, wie im Katab, zusammen mit a- oder -N vor. Die Funktionen der suffigalen Elemente, soweit dieses aus meinem Material hervorgeht, sind die gleichen wie im Kagoro. 164

2.1.13. Nominalklassen im Katab Im Katab ist ebenso wie im Kagoro und Atakar zwischen dem präfigalen und suffigalen System von Klassenzeichen zu unterscheiden. Die suffi­ galen Elemente des Katab lauten: u, ba, ji, ji, ka, na und hu. u, ji und ka haben, sofern sie in Klassengruppen vorkommen, singularische, ba, ji und na pluralische Bedeutung, hu ist in dieser Hinsicht nicht festgelegt. Alle genannten Klassenzeichen kommen aber auch mit Nomina in Einklassengruppen vor. Die Funktionen der suffigalen Elemente sind die folgenden: 1) Determination des Nomens 2) Konkordanzzeichen innerhalb des Demonstrativums 3) Zeichen der Objektskonkordanz (hinter dem Verb) 4) Absolutes Klassenpronomen. Im System der präfigalen Elemente sind die folgenden Morpheme beobachtet worden: 0-, 3-, 3-, syä-, dkd-, N-, äkd+N, Red-, a+Red- und Red+jV. Auch im Katab findet sich die bereits für das Kagoro beschriebene Reduplikationssilbe. Im Katab kann vor dieser Silbe noch 3- stehen. Außerdem finden sich die Kombinationen dkä+N sowie Red+M Die Funktion der präfigalen Zeichen ist außerhalb der des Nominalprä­ fixes auf die des Konkordanzzeichens vor Numeralia und Adjektiva beschränkt. Die Subjektskonkordanz wird bei vorhandenem nominalem Subjekt nicht gekennzeichnet. Bei fehlendem nominalem Subjekt findet sich das entsprechende Klassenzeichen der suffigalen Reihe. Als Konkor­ danzzeichen vor Numeralia und Adjektiven findet sich darüber hinaus nicht der gesamte Satz von präfigalen Zeichen, sondern nur 3-, 0 und bei regierenden Nomina der Klassen mit suffigalem Element ji Anlautveränderung der entsprechenden Morpheme. Die entspre­ chenden Formen der Numeralia von 1-5 und von new lauten:

one two three four five new

d^nyug d=feay 3=tät 3=nay 3=fwön 3-fäy

0=nyürj 0=feäg 0=tät 0=nay 0-fwön 0=fäy

zyug sweäy tsät nyay cwon ^äy.

165

*

Das Konkordanzzeichen ä- wird für alle die Klassen verwendet, deren Präfix mit dem Vokal a- anlautet, wie z.B. aka-, ayä- usw. Auf diese Weise fallen im Katab Suffixklassen und Konkordanzklassen ziemlich zusammen, da ja die präfigale Konkordanz keine neuen Unter­ schiede einführt, die nicht schon durch die suffigale gemacht werden. Wie sich die Präfixklassen auf die der suffigalen Reihe verteilen, geht aus der folgenden Tabelle hervor.

vor vor vor vor vor vor

den den den den den den

Präfixen: Präfixen: Präfixen: Präfixen: Präfixen: Präfixen:

3-/0.1 a-, ayä-. 0 und Red. 0 und Red. a-/0 a-/0, N-/0, aka-/0, aka+N-, Red. und Red.+A\ hu kommt vor mit den Präfixen: 0-, Red., ?+Red.

w ba Ji Ji ka na

kommt kommt kommt kommt kommt kommt

mit mit mit mit mit mit

Zu den Beschränkungen im Vorkommen einiger Klassenpräfixe sind noch einige Bemerkungen zu machen. N-: der silbische Nasal kommt (mit einer Ausnahme h-tay ashes) nur vor stimmhaften Konsonanten und nur vor einsilbigen Nominal­ stämmen vor: y-gwäp countries, m-bwäk arms m-mäm days. Vor v- kann vollständige Assimilation stattfinden: v-väm bodies aber m-vdk ways. a- (Präfix der w-Konkordanzklasse): dieses Zeichen findet sich vor allen Nomina dieser Klasse mit Ausnahme einiger Qualitativa sowie mehrsilbiger Fremdwörter wie bajimi bull (Hausa: bijimii) oder ^gülü vulture (Hausa: üygülü) usw. a- (Präfix der ka-Konkordanzklasse): alle Nomina, soweit sie sich im Plural nicht in der na-Konkordanzklasse finden, weisen dieses Präfix auf. ayä- steht vor allen Nomina der Z>a-Konkordanzklasse, deren Singular der u-Konkordanzklasse angehört, soweit sie nicht Nomina agentis sind oder der folgenden Liste entstammen: chief agwäm, agwäm friend akpändärj, akpändäy guest anacän, anacän 1 Die Schreibkonvention in der folgenden Tabelle ist so, daß Elemente die durch / getrennt sind, unter weiter unten zu beschreibenden Bedingungen variieren.

166

man 2tyok, atyok dbwök, abwök medicine-man axüxwd, axüxwö slave thief atag, 2tag [woman 2byük, 2nyük] Die Klassengruppen des Katab lassen sich auf folgende Weise schema­ tisch darstellen:

Dabei finden sich folgende Präfixe in den jeweiligen Klassengruppen: In der Klassengruppe u - ba die Präfixe 2-/0 - 2[yä] In der Klassengruppe Ji - Ji die Präfixe 0-0 [Red.] In der Klassengruppe ka - ba die Präfixe 2- - 2- [Red.] In der Klassengruppe ka- hu die Präfixe 2- - 0/[2]-Red. In der Klassengruppe ka- na die Präfixe 2-/0 - 2[k2]/0

2.I.I.4. Nominalklassen im Kaje Im Kaje fallen Konkordanz-, Präfix- und Suffixklassenzeichen mit einigen Ausnahmen zusammen: 1) 2) 3) 4) 5) 6) 7) 8) 9) 10)

Nom. Präf Determination SK OK another Demonstrativum ku- -kpä- yään äni 0-a 0- -dzä- zaan Jini 0-ji 0- -dzä- zaan jini 0~ji a-kü- äyään ani ä-/0-u ä- -nä- ayaan ani ä-ä ba-ba bä- -bä- bayaan bani di-ti ti- -tä- tiyaan tini kä- -kä- kayaan kani ka-ka nä- -nä- nzäan nani N-a nä- -nä- nayaan nani na-[n]a

Tonal nicht bezeichnete Morpheme in den Spalten 3/5/6 sind in ihren Tonhöhen durch das vorangehende Nomen bestimmt. Die Determinationsendung steht unmittelbar hinter dem Nomen. Das Zeichen der Subjektskonkordanz steht an der ersten Stelle des Verb­ 167

komplexes. Das Zeichen der Objektskonkordanz steht im Verbkomplex unmittelbar vor dem Verbalstamm. Zwischen pronominalem Subjekt und Objekt können noch eine Reihe von Tempuspartikeln stehen. Mehrsilbige Nominalstämme finden sich häufig ohne Klassenpräfix. Fremdwörter werden in die 0-Klassen eingeordnet. Sind sie in der 0-/-a Klasse, erhalten sie im Plural ein a- als Präfix.

Klassengruppen: Die oben beschriebenen Nominalklassen treten zu Klassengruppen zusammen, die in der folgenden Aufstellung sowohl durch das Nomi­ nalpräfix wie auch durch das Determinationssuffix gekennzeichnet werden: 1) a-/-u - ba~/-ba 2) 0-/-ji - 0-/-Ji 3) 0~/-a ~ N/-na 4) ä-/-d 5) na-/-na 6) ka-/-ka - na-/-na Nomina, die in Ein-Klassengruppen auftauchen, finden sich in den Klassen: 0-/-ji, ba~/-ba, di-/-ti, N-/-na. Alle Zweiklassengruppen sind auch bei Bouquiaux (1967:144 ff.) vermerkt. Genitivverbindungen haben die folgende Struktur: Determiniertes Nomen - Determinierendes Nomen - Determinations­ endung des ersten Nomens. 2.1.L5. Nominalklassen im Zarek1

Lukas/Willms unterscheiden 14 Nominalklassen, die zu 7 Klassen­ paaren zusammentreten: 1. ä 2. ä 9. kü 10. a 3. ä 4. a 11. ku 12. i 5. i 6. i 13. ri 14. a 7. ka 8. na Wenn nach Konkordanzklassen geordnet wird, so sind hier einige 1 Nach Lukas/Willms (1961) :§§ 3-8, 10-11.

168

i k

i

u

Klassen zusammenzufassen:1 Klasse 2,4,10 und 14 haben die AdjektivKonkordanz a, die Klassen 1 und 3 haben ä, die Klassen 9 und 11 haben ku und 6 und 12 weisen i bzw. i auf. Die Ordnung nach Konkordanz­ klassen ist nötig, da alle Nomina, die in Bezug auf die Kategorien sg. bzw. pl. neutral sind, in das obige Schema nicht einzuordnen sind (Ist it5y “ashes” Klasse 5 oder Klasse 12?). Pronominales Subjekt und Objekt scheinen Konkordanz mit dem regierenden Nomen zu befolgen, die Beispiele sind aber in dieser Beziehung unvollständig. (Subjekt: Belasse 1: a, IGasse 2: ba, Klasse 6: i, Klasse 7: ka; Objekt: Klasse 1: u, Belasse 2: ba) Die Adjektivkonkordanz weist gegenüber den Nomina lediglich in einigen Fällen veränderte Tonhöhen auf. Wenn die gleichlautenden Klassen zusammengefaßt sind, ergeben sich 8 Konkordanzklassen: II. a IV. / III. i VI. na V. ku VIII. ri VII. ka Diese treten zu den von Lukas/Willms beschriebenen Klassenpaaren zusammen. In Zusammensetzungen kann das Nominalpräfix ausfallen, ebenso, wenn ein Nomen als Objekt eines Verbs fungiert. In Präpositionalkon­ struktionen neigt der Konsonant der Klassenzeichen von der Struktur KV, auszufallen und durch denjenigen der Präposition ersetzt zu werden, (s. 2.2.1.3. Kagoma). Nomina deverbalia finden sich in verschiedenen Klassen (ku-, i-, na-). Einige nomina agentis haben neben dem Klassenpräfix der Klasse 1 gelegentlich ein Suffix -ko, was an ein Suffix gleicher Funktion -ka im Reshe (Plateau-la) erinnert. Angehörige verschiedener Stämme werden im Singular durch ein -fugekennzeichnet, das zwischen Klassenzeichen und Stammesname steht und im Plural wegfallt.

2.1.2. Vergleich der nominalen Klassensysteme der Plateau-2-Sprachen (BCagoro-Untergruppe) Es kommt hier nur die Konkordanz der Adjektive in Frage, da für sie allein Belege aus allen 14 Klassen vorhanden sind.

169

In der folgenden Tabelle werden die Klassenzeichen der Sprachen der Kagoro-Untergruppe einander gegenübergestellt. Es erhebt sich dabei die Frage, was uns berechtigt, bestimmte nominale Kategorien verschiedener Sprachen für verwandt zu erklären, da doch zumindest ein Teil der Klassenzeichen nicht in den 1.1. beschriebenen lautregel­ mäßigen Entsprechungen folgt. Neben der Tatsache, daß ein anderer Teil, der sogar zahlenmäßig größer ist, diesen Lautregeln entspricht, habe ich außer den Klassenzeichen selbst noch die Nominalstämme in die Betrachtung mit einbezogen. Dabei ergibt sich in vielen Fällen, daß, wenn auch die Klassenzeichen selbst nicht mehr das Erkennen von Zusammenhängen erlauben, doch vielfach die in diesen Klassen enthal­ tenen Nominalstämme en bloc in einer anderen Sprache auftreten und dort ebenfalls eine Kategorie bilden. Wenn sich eine solche Überein­ stimmung im Inhalt der nominalen Klassen nachweisen läßt, scheint mir die Verwandtschaft ebenfalls gegeben, obwohl die Kennzeichnung der Klassen in den einzelnen Sprachen gelegentlich sehr unterschied­ lich erfolgt. In der Tabelle sind die einander entsprechenden Klassenzeichen jeweils nebeneinandercestellt.1 präfigale Ktb a^[yäj 0 0 aäkä0 8 V[a] Red

Elemente Kgr Atk aaf da0 0 0 0 uuüw0 0 NNRed Red/a

Kj äbä0 0 kanä0 Nä-

Afs äällkanäkula-

Ir • ? •? kara0 N?

sufngale Elemente Ktb Kgr Atk Kj -w2 -u -u -u -ba -ba -bi -ba «\ •5 -Ji• r -Ji -Ji• r -Ji -Ji -JI -Ji -Ji -ka -ka -ki -ka -na -na -ni -na -hu -ku -hu -ku -na -na -ni -na -ba -ba -bi -a

1 Die Zahlen, die den Klassenzeichen vorangestellt sind, haben nicht den Sinn, Assoziierungen zu den Nummerierungen anderer Sprachfamilien (Bantu o.ä.) zu erwecken, sondern sie haben sich während der Arbeit ergeben. 2 Die Determinationsendung im Kj heißt -u, Das Zeichen für die Subjektskon­ kordanz lautet a-. 3 Das Zeichen der Subjektskonkordanz lautet ku-, die Determinationsendung heißt -a.

170

10 311 [Red] 12 3-

33[Red] [Red] 33-

di- riä- aba- [n]a-

T3r3r3-

-ka -hu -na

-ka -ku -na

-ki -hu -ni

-ti -a -ba.

In der folgenden Gegenüberstellun finden sich Nomina aus den verschiedenen Sprachen, die alle den entsprechenden Klassen ange­ hören. Die Listen ließen sich recht erheblich verlängern. Im Kagoro, Katab, Atakar (wenn möglich) und Kaje sind die Nomina in der deter­ minierten Form aufgefuhrt, um gleichzeitig die suffigalen Klassen­ zeichen mit anbringen zu können. Die Nummern beziehen sich auf die der vorangehenden Tabelle.

Klasse 1 chief Kgr: 3=gwäm-u Ktb: 3=gwäm-u Kj: ä-gwäm-u Afs: ä=gjm medicine-man, native doctor Ktb: 3=bwök-u Kg: 3=bvök-u Afs: ä =bbk Kj: ä-bvök-u cock Ktb: 3=gbäk-u Kgr: d^gbäk-u Afs: [ä-tsbn] Kj: ä-r/gb^äk-u

Atk: 3=gwäm-u Ir: rgw Atk: 3=byök-u Ir: Atk: ä=gbäk-? Ir: gbä

Klasse 2 (die hier folgenden Lexeme sind die Pluralformen zu den unter Klasse 1 aufgeführten Nomina) chief Atk: d=gwäm-bi Ktb: 3=gwäm-ba r: 3=gwäm-ba Ir: Kj: ba^gwäm-ba Afs: a =gom medicine-man Atk: 3=byök-? Ktb: 3^bwök~ba Kgr: 3=bvök-ba Afs: a =b5k Kj: bä^bvök-ba cock Atk: ä=gbäk-? Ktb: dyä=gbäk-ba Kgr: 3=gbäk-ba Ir: r3=gbä Afs: [ä^tsbn] Kj: bä=gbäk-ba Klasse 3 animal Kgr: nyäm-ji Kj: nyäm-ji

Ktb: nyäm-ji Afs: -

Atk: nyäm-ji Ir: nye

171

cow

Kgr: Kj: elephant Kgr: Kj:

nyäk-ji nyäk-ji

Ktb: nyäk-ji Afs: i=nyak

Atk: nyäk-ji Ir: nyä

jjöm-ji dzzom-ji

Ktb: z^om-ji Afs: i=zööm

Atk: jjom-? Ir: n-ze

Klasse 4 (enthält die gleichen Nomina wie Klasse 3, nur Plurale, die sich durch veränderte Tonhöhen egenüber den Singulären unterscheiden). Klasse 5 bird Kgr: u=nwän-ka Kj: ka=nwdn-ka bow u =tä-ka Kj: kä-tä tree Kgr: u=kwän-ka Kj: ka^kon-ka twin Kgr: u=hyäy-ka Kj: ka =hwäy Klasse 6 bird Kgr: Kj: bow Kgr: Kj: tree Kgr: Kj: twin Kgr: Kj:

172

Ktb: J=män-ka Afs: ka =njn

Atk: u=män-ki Ir: [kd=mye]

Ktb: d=tä-ka Afs: ka =tä

Atk: u^ti-?

Ktb: d=kwän-ka Afs: ka =k5n

Atk: u=kwän-ki Ir: kd=kwe

Ktb: d=hyääy-ka Afs: ka=föes

Atk: u~hyääy Ir: kd=si

(enthält Plurale zu den in Klasse 5 aufgeführten Nomina) ü=nwän-na nä=nwän-[n]a

Ktb: akj=män-na Afs: nä=njn

Atk: ü=man-ni Ir: ra ^mye

ü^ta-na nä=tä-na

Ktb: dkd=tä-na Afs: nä=tä

Atk: ü-ti-?

ü=kwän-na na=kwän-na

Ktb: dkd=kwän-na Afs: nä=kjn

Atk: ü^kwän-ni Ir: ra=kwe

ü=hyäy-na nä=hwäy-na

Ktb: dkd~hyäy-na Afs: nä-fees

Atk: ü^hyay Ir: ra ^si

Klasse 7 arm bväk-ku bvak-a

Kj: neck Kgr: QQÖ-ku Kj: pfwä-a

Ktb: bwäk-hu Afs: ku-bak

Atk: byäk-hu Ir: bwä

Ktb: fwö~hu Afs: ku=t5

Atk: pfö-hu ce Ir:

Klasse 8 (enthält die Plurale zu 7, daneben auch Nomina, die in Einklassengruppen sind) arms Ktb: m=bwäk-na Atk: m=byäk-? Kgr: m=bväk-na m=bwd Kj: m =bväk-a Afs: i=bak Ir: necks Kgr: n=ccö-na Ktb: fwö-na Atk: m=pfö-? Kj: m=pfä-na Afs: i=td Ir: n=ce Klasse 9 feet Kgr: ta=täk-ba Kj: ä =tak-a horns ti=tam-ba Kj: ä=tmm/äti-twom knees Kgr: hwü=hwüt-ba Kj: ä =kut-a

Ktb: ti=tak~ba Afs: a=täk

Atk: ä =tak- ? Ir: n=tä

Ktb: ti=tam-ba Afs: a ~t5m

Atk: ti=tam-? Ir:

Ktb: [aka=hwüt-na] Afs: a=küür

Atk: ä=hwut-? Ir: rd =rd~ku

Klasse 10 (enthält u.a. Singulare zu Klasse 9 und 11) eye Ktb: a=li-ka Atk: d^li~ki Kg a =li-ka rd ^yi Afs: ri=nyisi Ir: Kj: di=su-ti tooth a =nyür)-ka Ktb: 3=nyÜT}-ka Atk: d =nyüy Afs: ri=nyi Ir: ra =nyi di ~nyi-ti horn Ktb: a=tam-ka Atk: a-tam-? a-tam-ka di=twöm Afs: ri=t5m Ir: ra~te

173

Klasse 11 (enthält Plurale, deren Singulare zumeist in Klasse 10 zu finden sind) eggs Atk: ci-hu Ktb: ci-hu Kgr: ci-ku Ir: n=ci Afs: ä=tsi Kj: na=ci~na voices Atk: rjü^ywät-? Ktb: yü=ijwät-hu Kgr: r}ü=rjwät-ku Ir: Afs: Kj: nd^dn-a tongues Atk: li=lyam-? Ktb: li=lyäm-hu li=lyam-ku Ir: ra =le Afs: [i=rcmj Kj: ä=ri=ryäm-a Klasse 12 (enthält nur Nomina aus Einklassengruppen) blood Atk: Ktb: d=$ök-na ä ~^dk-na Ir: Afs: nä=sbk Kj: bä=sök-ba urine Ktb: d^tydk-na Atk: Kgr: d=tydk-na Afs: a=tyck Ir: Kj: ba =tyak

d^ök-ni rd=s5

ä=tyäk-? ra^cd

Im Vorangegangenen sind nur die Einzelklassen vergleichend neben­ einandergestellt worden. Für den Vergleich ebenso wichtig, u.U. sogar wichtiger ist die Art und Weise, wie diese Klassen in den verschie­ denen Sprachen zu Klassengruppen kombiniert werden. In den hier untersuchten Sprachen ist die Klassengruppenbildung deshalb von besonderem Interesse, weil hier noch stärker durchscheint, wo die Sprachen Gemeinsamkeiten aufweisen, und wo Unterschiede zu beobachten sind, die Einblicke in sprachliche Entwicklungsvorgänge ermöglichen. Die Klassengruppen (in der Numerierung der ersten Tabelle dieses Abschnittes), die sich in den hier zur Debatte stehenden Sprachen haben beobachten lassen, sind die folgenden:

174

Die aufgezählten Klassengruppen finden sich in allen Sprachen der Untergruppe. Innerhalb der einzelnen Sprachen sind sie durch viele Nomina repräsentiert und gehören zu den großen Klassengruppen. Weiterhin ist bedeutsam, daß auch der Inhalt dieser Klassengruppen innerhalb der verschiedenen Sprachen sich in hohem Grade ent­ spricht. Neben diesen allgemein verbreiteten und auch innerhalb der Unter­ gruppe durch relativ einheitliche Klassenelemente gekennzeichneten Klassengruppen findet sich eine Reihe von anderen Klassengruppen, bei denen das Bild nicht in dem Grade einheitlich ist. Zu diesen Klassengruppen gehören diejenigen, die aus den Klassen 10-9 und 10-11 gebildet werden. Im Singular findet sich in allen Sprachen zwar die gleiche Klasse (Nr. 10), die zwar innerhalb der einzelnen Sprachen mit sehr unterschiedlichen Klassenzeichen gekenn­ zeichnet wird, die aber überall den gleichen Inhalt hat. Im Plural aber verteilen sich die Nomina im Kagoro, Katab und Atakar auf zwei verschiedene Klassen, ohne daß innerhalb dieser Sprachen dabei eine Einheitlichkeit des Vorgehens festzustellen wäre. Im Kaje und Afusare aber findet sich nur eine Pluralklasse zu der Singularklasse 10. Im Gegensatz zu den zuerst angeführten Klassengruppen ist also sowohl eine Umstrukturierung in der Kennzeichnung der einzelnen Klassen zu beobachten wie auch eine Umverteilung des Inhaltes der Klassengruppen. Im Singular ist zwar die Übertragung des Inhaltes der Klasse auf eine andere noch ziemlich einheitlich verlaufen, im Plural haben aber dann die verschiedenen Sprachen von unterschiedlichen Mitteln unterschiedlichen Gebrauch gemacht. Auch an einer anderen Stelle scheinen sich gewisse Umverteilungen innerhalb der existierenden Klassen ergeben zu haben. Eine Reihe der Nomina, die im Afusare in der Klassengruppe ku - a untergebracht sind, finden sich nicht in der entsprechenden Klassengruppe in den anderen Sprachen. Dieses kann die Singularklasse, die Pluralklasse oder die gesamte Klassengruppe betreffen. Bei der Mehrzahl ist aber zu konstatieren, daß die Pluralklasse die entsprechende ist, nämlich die Klasse 9 der Vergleichstabelle, daß aber im Singular einige Umvertei­ lungen stattfinden, die in der Regel von Klasse 7 nach Klasse 10 erfolgen. So findet sich im Kagoro das Wort “bone”, das in den übrigen Sprachen in die Klassengruppe 7-9 eingeordnet wird, in der Klassen­ gruppe 7-8 (küyküp~ku, küyküp-na) und umgekehrt sind die Bezeich­ 175

nungen für “tendon, vein” (d=cip-ka, ci=cip-ba) sowie “wing” (d=feepka, fi-feep-ba) im Kagoro in der Klassengruppe 10 - 8 anzutreffen, während die entsprechenden Nomina im Zarek (kü^tsip, ä-tsip, bzw. kü-fabak, ä-fabak) in der Klassengruppe 7-8 auftauchen. Die Bezeich­ nung für “bone” schließlich ist im Zarek in der Klassengruppe 7-8 (kuküp, i-küp) zu suchen. Aus der ersten Tabelle dieses Abschnittes läßt sich auch das Verhältnis der verschiedenen Systeme von Klassenzeichen zueinander ablesen. Es ist verlockend, hier von dynamischen Vorstellungen auszugehen und von Aufbau bzw. Abbau eines Systems zu sprechen. Wenn wir aber nur die Daten, die uns der Vergleich der Kagoro-Untergruppe bietet, beachten, so müssen wir uns eines Urteils darüber, was die möglicher­ weise archaischeren Formen sind, enthalten und zunächst darzustellen versuchen, was eigentlich genau an Fakten vorliegt. Am einfachsten ist es vielleicht, von den unkompliziertesten Gegeben­ heiten der Untergruppe auszugehen, die zweifellos im Zarek zu finden sind: hier haben wir es mit einem reinen Präfixsystem zu tun, wobei die dem Nomen und den konkordierenden Morphemen präfigierten Klas­ senzeichen, zumindest nach Maßgabe des nicht vollständigen Mate­ rials, gleich sind.1 Das Kaje ist diesem System am nächsten, trotz der Existenz von präund suffigalen Klassenzeichen. Die Präfixe erscheinen zum Teil in verkürzter Form oder weisen Null-Varianten auf, im übrigen stimmen aber Präfixe und Suffixe in vielen Fällen überein. Diejenigen Verände­ rungen, die an den Nominalpräfixen vor sich gegangen sind, haben sich nur zum Teil auf die Konkordanzelemente übertragen. Im allgemeinen 1 Ein ganz ähnlich gelagerter Fall liegt im Iregwe vor, das nur deshalb nicht untersucht wird, weil die Daten, die in den verschiedenen Arbeiten über das Iregwe erscheinen, so uneinheitlich sind, daß sich kein klares Bild über die Verhältnisse bei den nominalen Klassensystemen gewinnen läßt. Das gilt auch für das bei Gerhardt (1967/9) wiedergegebene Material, da es sich dabei ledig­ lich um die Transkription eines Tonbandes handelt, wobei sich Fehler sehr leicht einschleichen können. Die generelle Tendenz im Iregwe scheint in einer Reduktion des Systems der nominalen Klassenzeichen zu liegen, wobei die Klassen 1, 3 bzw. 2 und 4 ihre Identität weitgehend aufgegeben haben, und weiterhin alle mit einem n- oder r- anlautenden Klassenzeichen zu ra geworden sind. Vielfach scheint für die Pluralbildung das Singular-Präfix ra- bereits als Teil des Nominalstammes mit aufgefaßt worden zu sein, da es im Plural noch einmal gesetzt wird.

176

sind sie aber nicht in diesen Bereich eingedrungen, so daß in den Klassen 2, 5, 6 und 8 gleiche Klassenzeichen als Prä- und Suffixe sowie als Konkordanz Zeichen verwendet werden. Von hier ausgehend sind zwei Entwicklungen denkbar, die sich beide in der Kagoro-Untergruppe finden lassen: zum einen kann das Präfix­ system bei Erhalt der Konkordanzzeichen reduziert werden, zum anderen kann, bei Erhalt des nominalen Klassenzeichen, das Suffixsystem eingeschränkt werden. Der erstgenannte Weg ist vom Kagoro und Atakar eingeschlagen worden. Dort ist das präfigale System noch vorhanden, es sind aller­ dings erhebliche Unterschiede formaler Art zwischen Prä- und Suffixen zu beobachten. Einen weiteren Schritt tut das Katab, wo nur noch ein Minimum an präfigaler Konkordanz zu finden ist. Am Nomen selbst fallt ein großer Teil der Klassenzeichen weg, so bei mehrsilbigem Stamm und stimmlosen stammanlautenden Konsonanten. Wir können aber auch nach dem Kaje das Katab als nächste Stufe ansetzen, wo das präfigale System nur noch in Resten existiert, und dann im Kagoro und Atakar (in dieser Reihenfolge) Ansätze einer Neustrukturierung des präfigalen Systems sehen, wo neue Konkor­ danzen ausgebildet werden. Bemerkenswert hierbei ist allerdings, daß im suffigalen System weiterhin die im Zarek und Kaje verwendeten Klassenzeichen auftauchen und die Konkordanzen, in denen sie vorkommen, mit größter Regelmäßigkeit eingehalten werden. Zum Abschluß soll noch eine kurze Bemerkung zur Klasse(ngruppe) 12 gemacht werden. Diese enthält eine Reihe von Flüssigkeits- und anderen Mengenbezeichnungen. Die Verschiedenheit der Klassen­ zeichen läßt dabei interessante Rückschlüsse auf die Entwicklung dieser Klasse zu. Als Klassenzeichen finden sich a, ba und na. An dieser Stelle sei ein Blick über den unmittelbaren Bereich der gerade behan­ delten Sprachen hinaus gestattet: offensichtlich handelt es sich bei der in Frage stehenden Klasse um die sonst im Niger-Congo-Bereich wohl­ bekannte wa-Klasse, die auch dort zur Kennzeichnung von Nomina ähnlicher Bedeutung dient. Die einzelnen Sprachen der Kagoro-Untergruppe haben, um die zu dieser Klasse gehörenden Nomina zu kennzeichnen, verschiedene Wege eingeschlagen: entweder ist der erste Konsonant dieses Klassen­ zeichens ausgefallen, oder aber die labiale Artikulationsstelle wurde beibehalten und die Nasalität des Konsonanten aufgegeben, so daß ein 177

ba resultierte oder aber die Nasalität wurde beibehalten, aber an eine andere Artikulationsstelle verlegt, so da na entstand.1

2.13. Protosystem der Plateau-2-Sprachen (Kagoro-Untergruppe) Auf Grund ihrer Verbreitung in den Sprachen dieser Gruppe können die Klassenzeichen, die sowohl präfigal als auch suffigal erscheinen, als die ursprünglichen angesetzt werden. Die Zeichen des präfigalen Systems im Kagoro, Katab, Atakar und (mit Einschränkungen) im Kaje werden also als Neuerungen der jeweiligen Sprachen angesehen.2 Weil sie in allen Sprachen der Untergruppe vorkommen, ist es sinnvoll, die Klassen 1-8 der Tabelle in 2.1.2. als Gemeingut der Gruppe anzu­ sehen. Als mögliche ursprüngliche Formen können die folgenden gelten:

Klasse Klasse Klasse Klasse

1 2 3 4

u bax i i

Klasse Klasse Klasse Klasse

5 6 7 8

ka nax ku N

Für die folgenden Klassen muß überlegt werden, wie bei der Ansetzung des Proto-Klassenzeichens zu verfahren sei. Bei nicht beobachteten lautregelmäßigen Entsprechungen ist es ratsam, die weiter verbreiteten Elemente als die ursprünglichen anzusetzen und, wo die Auszählung kein Ergebnis bringt, Kagoro, Katab und Atakar (als eine Gruppe äußerst nahe verwandter Sprachen) nicht dreifach, sondern nur einfach zu zählen. 1 In einigen Fällen sind die Nomina aus der zna-Klasse offensichtlich in die Klasse 8 übertragen worden, wo ja auch ein Nasal als Klassenzeichen vorhanden ist. (Kagoro: n-twäk, Atakar: m-pfäk, salt u.a.) Der Ausgangspunkt für die Herausbildun der verschiedenen Systeme von Klassenzeichen liegt vielleicht in der iz-Klasse, wo wir durchgehend eine Tren­ nung von Subjektskonkordanzzeichen und anderen Klassenzeichen (u) konstatieren können. Dieses Zeichen der Subjektskonkordanz findet sich aber nun in allen Sprachen der Untergruppe auch vor dem Nomen als Präfix (Zarek: ä~ Kagoro: a Katab: ä Atakar: a Kaje: ä-), während aber in den anderen Fällen als Konkordanzzeichen weiterhin u verwendet wird. Wenn dann erst einmal eine solche Differenzierung eingeführt ist, dann kann sie per analogiam auch an anderen Stellen des Systems auftreten.

178

Es wären dann die folgenden Proto-Klassen anzusetzen: Klasse 9 ax Klasse 10 ri Klasse 11 a2 Klasse 12 na2. 2.2.

Das Nominalsystem der Plateau 2-Sprachen (Jaba-Untergruppe)

2.2.1. Die Nominalsysteme der einzelnen Sprachen 2.2.I.I. Das Nominale Klassensystem des Jaba (Kwoi-Dialekt)

Das Material weist für den Kwoi-Dialekt des Jaba vier Konkordanz­ klassen und sieben Klassengruppen auf. Nach den Morphemen, die als Demonstrativa verwendet werden, können die Konkordanzklassen folgendermaßen bezeichnet werden: yi, be, ke und ye1. Diese Klassen treten zu folgenden Klassengruppen zusammen: (7) yi - ke - be (4) yi ~ ye (1) Yi (5) ye - ye (2) ye - be (6) ke - ye. (3) ke - be Die Konkordanz erstreckt sich auf Demonstrativa, Zahlwörter und einige Ausdrücke wie “another” und “a certain”. Die Kennzeichnung der Subjektskonkordanz beschränkt sich auf Palatalisation des ersten Konsonanten des Verbs in den Fällen, in denen auch der Nominal­ stamm palatal anlautet. An nominalen Klassenzeichen finden sich bo- und Palatalisation des stammanlautenden konsonanten. Daneben weisen die folgenden vier Nomina das Präfix ri- auf: head ri-tsi, ci-ci arm-pit ri-ham, ri-yhyam ri-tuk, ri-kyuk night arrow. ri-gbi, gbyi Alle vier Nomina gehören zur Klassengruppe ke - ye. Die Nomina der yz-Konkordanzklasse sind in der Mehrzahl unpalatalisiert, sie haben singularische Bedeutung. 1 Das Material läßt nicht erkennen, ob es sich hier um ye oder ye /yye/handelt

179

Der der de-Konkordanzklasse angehörenden Nomina haben alle plura­ lische Bedeutung. Sie bezeichnen darüber hinaus ausschließlich menschliche Wesen oder Tiere. Die ke- und ye-Konkordanzklassen können singularisch und pluralisch verwendet werden. Die Nomina der Klassengruppe ye - ye unter­ scheiden sich im Singular und Plural durch den Ton voneinander. Der Singular ist meist tieftonig, der Plural hochtonig. Alle Nomina der yeKlassen (auch in den anderen Klassengruppen) lauten palatalisiert an. Nomina agentis werden gebildet, indem vor den Verbalstamm, der dann im allgemeinen palatalisiert anlautet, im Singular die Ableitungssilbe ne-, im Plural fü- gesetzt wird, z.B. ne-yäp, fü-yap “hunter”, von yap “to hunt”1.

2.2.1.2. Das nominale Klassensystem des Jaba (Jaban Ketare-Dialekt) Das Klassensystem des Jaban Ketare-Dialektes entspricht mit geringen Abweichungen dem des Kwoi-Dialektes. Die Abweichungen bestehen in gelegentlich anderer Einordnung von Nomina in die Klassen und in der unterschiedlichen Form eines Klassenpräfixes: wo im Kwoi-Dialekt bo- steht, findet sich im Jaban Ketare-Dialekt mo-. Ansonsten ist mein Material für das Jaban Ketare weniger umfangreich als für den KwoiDialekt, so daß ich über den Bereich, in dem die Klassenkonkordanz wirksam ist, nur einige Aussagen machen kann: Demonstrativa und Numeralia zeigen Klassenkonkordanz, die wie im Kwoi-Dialekt signali­ siert wird. Für den oben erwähnten Unterschied in dem Klassenpräfix mögen die folgenden Nomina als Beispiele dienen: Jaban Ketare Kwoi father kike, mb-kike ke, bb-ke son-in-law mät, mö-mät mät, bö-mät mother-in-law mes, mö-mes meky, bö-meky.

2.2.13 Das nominale Klassensystem des Kagoma Das Kagoma ist eine Klassensprache mit funktionierender Klassenkon1 Wieweit das fu- im Plural etwas zu tun hat mit dem Infix fu-, das im Zarek zur Bezeichnung von Angehörigen ethnischer Gruppen verwendet wird (im Singular!), vermag ich nicht zu sagen (s. Lukas/Willms, 1961:10). 2 s. dazu Gerhardt (1973/4:83-84)

180

kordanz, die sich auf pronominales Subjekt und Objekt, sowie auf Qualitativa, Demonstrativa und Numeralia erstreckt. Es muß zwischen nominalen und pronominalen Klassenzeichen unterschieden werden, d.h. solchen, die als Nominalpräfixe verwendet werden und solchen, die zur Kennzeichnung der Konkordanz verwendet werden. Im Kagoma sind die folgenden Klassenzeichen beobachtet worden: bb-, ki-, ri-, pal (= Palatalisation des stammanlautenden Konso­ nanten) sowie 0. Die folgenden Klassengruppen sind gefunden worden: (7) pal - bb(1) 0 (8) ki- - 0 (2) 0 - pal (9) pal - ki(3) 0 - bb(10) ki- - pal (4) 0 - ki(11) ki- - ri(5) 0 - ri(12) ri- - 0/pal. (6) pal - pal Dazu kommen die nicht paarigen Klassen ki- und ri-. Im Kagoma gibt es sechs Konkordanzklassen, die durch die folgenden Klassenelemente (im nahweisenden Demonstrativ) gekennzeichnet sind: be, di, ke, ywe, ye, und yi. Der fce-Konkordanzklasse entspricht immer ein ki- als Präfix; der JZ-Klasse immer ri; der he-Klasse immer bbDie ywe, yi- und .ye-Klassen haben kein Nominalpräfix oder palatalisierten Stammanlaut.

2.2.1.4. Das Nominalsystem des Koro Die bisher bekannten Aspekte des Nominalsystems des Koro sind in Gerhardt (1972/3a) dargestellt worden. Ich beschränke mich daher auf eine Wiedergabe der wichtigsten Erscheinungen. Die in der folgenden Tabelle enthaltenen Klassenzeichen geben in den Zeilen die zu einer Konkordanzklasse gehörenden Klassenzeichen wieder und in den Spalten die jeweiligen Konstruktionen, in denen die Konkordanzzeichen vorkommen. I Übäü/ü/0ll-

II äbaüll-

III -ye-me-Qe-ye-ye-

IV -yo-bö-yb-yd-yb-

-[w]a/we -bb -[w]a/we -yj -y5

181

6 7 8 9 10

agigaguru-

agigaguru-

-ye-se-ke-ke-te-

-yö•

-ko-ko-tO-

-yö -so -ko -ko -to

I - Nominalpräfix vor Nomina und vor Kardinalzahlen. II - Zeichen der Subjektskonkordanz. Steht an erster Stelle im Ver­ balkomplex. (Anders als IV) III - Konkordanzzeichen in nahweisenden Demonstrativkonstruk­ tionen. IV - Konkordanzzeichen in fernweisenden Demonstrativkonstruk­ tionen und Relativkonstruktionen. V - Zeichen der Objektskonkordanz in transitiven Verben, in intran­ sitiven Verben auch als nach dem Verbalstamm stehendes Zei­ chen der Subjektskonkordanz (intransitive copy pronoun). Die beschriebenen Nominalklassen treten zu folgenden Klassen­ ruppen zusammen: Klasse 1/2 ü-hep, be-hep1 Dieb Klasse 3/4 Linie ü-tän, i-tän Klasse 3/6 0-kühi, ä-kühi Schildkröte Klasse 7/2 Hügel gi-go, bä-go Klasse 4/5 Berg i-go, i-go Klasse 8/9 Kalebasse, Becher gä-sep, ru-ssp Klasse 10/6 Arm, Hand gü-bok, ä-bok Klasse 9/6 Name ru-sok, d-sok Klasse 5/2 l-toysd, bä-toysa alte Frau Das Klassenpaar 1/2 enthält ausschließlich Bezeichnungen für menschliche Lebewesen. Andere auf w- anlautende Nomina, die nicht menschliche Wesen bezeichnen, bilden ihren Plural nicht mit Klasse 2, sondern mit Klasse 6. Klassenpaar 7/2 enthält einige Diminutiva. Das Material reicht aller­ dings nicht zu der Aussage, es handele sich um eine autonome Klasse. In Klasse 2 finden sich Bezeichnungen für Kollektiva, Verbalnomina (Infinitive) in Klasse 7. 1 Die Vokale der Klassenzeichen unterliegen morphophonologischen Ände­ rungen, die in Gerhardt (1972/3 a: 250 f) beschrieben sind.

182

2.2.I.5. Das Klassensystem des Lungu

Im Lungu finden sich folgende nominale Klassenpräfixe: a-, i-, i-, u-, ka-, ku- und 0-. Da einzelne dieser Nominalpräfixe unterschiedliche Konkordanzen regieren, ist in der folgenden Aufstellung der Konkordanzelemente zu diesen Klassenzeichen ein Index hinzueesetzt. II dudaii-

I 1 2 3 4 5 6

u2

a2 z i

III -d -kpb -mbb -ke -Vge ~Uge

IV kpere kpere ken kere kyere kyere

V kpbrb kpbrb k5rb kbrb kbrb körb

VI ? wo ko kj yj yj

Die einzelnen Spalten enthalten die Klassenzeichen zu den folgenden Konstruktionen: I - Klassenzeichen II - Subjektskonkordant vor dem Verb III - Objektskonkordant, Intransitive copy pronoun IV - Nahweisende Demonstrativa V - Femweisende Demonstrativa VI - Interrogativ (welcher?) Die folgenden Klassenpaare wurden beobachtet: Kind - ax ü-ywe, ä-ywe Schildkröte ü-mpfür, ä-mpfür Nacht ü-tsü, i-tsü u2 - i Stein itär, ä-tär z - a2 Büffel Z " z i-ydy, i-ydy Zunge d-rem, i-rem a2 - i y

f

In dem Klassenpaar ux/a} befinden sich auch die beiden Nomina, die die Klassenzeichen Zcw-(sg) und Zra-(pl) aufweisen, und die die Bedeutung Mann bzw. Frau haben. Mehrsilbige Nominalstämme weisen im sg häufig kein Klassenzeichen auf. Die a2, u2 und z Klassen tauchen auch als Einzelklassen auf, die Bezeich­ nungen für Kollektiva und Flüssigkeiten. Eine Reihe von Nomina finden sich als einzige Mitglieder eines Klas­ senpaares. Diese sind in der obigen Aufstellung nicht berücksichtigt. 183

2.2.2. Vergleich der nominalen Klassensysteme der Jaba-Untergruppe 2.2.2. O. Einleitun

Wie bereits der phonologische Vergleich verdeutlicht hat, stehen sich innerhalb der Jaba-Untergruppe das Koro und Lungu auf der einen und die Jaba-Dialekte sowie das Kagoma auf der anderen Seite besonders nahe. Diese Verhältnisse werden auch durch den Vergleich der nomi­ nalen Klassensysteme weiter bestätigt, obwohl in diesem Bereich die Unterschiede zwischen den einzelnen Sprachen viel stärker ins Gewicht fallen. Typologisch gesehen bestehen keine großen Unterschiede innerhalb dieser Untergruppe: alle Sprachen sind Klassensprachen mit funktio­ nierender Klassenkonkordanz, alle Sprachen haben als einzige Klassen­ zeichen bei den Nomina Präfixe. Doch sind die Klassenpräfixe inner­ halb der Untergruppe so verschieden, daß es in diesem Falle einfacher gewesen wäre, von einem vorgegebenen rekonstruierten System auszu­ gehen, auf das man sich beziehen kann, und von dem her die Entwick­ lungen in den einzelnen Sprachen nachzuzeichnen wären1. Aus metho­ dologischen Gründen soll hier jedoch der Vergleich auf der untersten Ebene ansetzen. Es werden also zunächst die Klassensysteme der beiden Jaba-Dialekte mit dem Kagoma, dann die des Koro und Lungu miteinander verglichen, und erst danach wird versucht, das ProtoSystem dieser Gruppe zu rekonstruieren. Bei der dürftigen Materiallage in einigen Sprachen dieser Gruppe ist der mengenmäßige Ertrag eines solchen Vergleichs nicht allzugroß, dieser Nachteil wird aber durch die Stringenz des Vorgehens mehr als ausge­ glichen. Da die Jaba-Dialekte in Bezug auf ihre nominalen Klassenzeichen und Konkordanzklassen keine nennenswerten Unterschiede aufweisen, geht es also zunächst um eine Gegenüberstellung des Kagoma mit dem Jaba als einer Einheit, wobei wegen der besseren Materiallage der KwoiDialekt als repräsentativ ausgewählt wird. 2.2.2.1. Jaba und Kagoma Eine Gegenüberstellung

der Konkordanz-Klassengruppen

ergibt

1 Dieses Verfahren wurde in Gerhardt (1973/4) für das Kagoma angewendet.

184

folgendes Bild: 1 2 3 4

Kagoma ywe - de ye - be ywe - ke ye - yi ke - ye yi - ye ywe - yi ke - yi yi - di ki - di

6 7 8 9 10 Zu diesen Gleichungen einige Beispiele: Kagoma ywe - be (1) d5y, bj-d5y antelope ndok, b>nd5k friend nyo, bj-ny5 daughter-in law

Jaba yi ye yi ye ke ke yi ke

- be - be - ke

- ye - ye - ye - ye - ye

Jaba yi - be dog, bb-dMj ndbk, bb-ndbk nyü, bb-nyü

fly chicken mouse, rat

ye - be nzäg, bb-nz5g nyü, bö-nyü kpyi, bö-kpyi

ye - be jüg, bb-ßg nyüg, bb-nyüg kpyi, bb-kpyi

(3) hawk bean

ywe ~ ke käky, ki-käky nzäp, ki-nzäp

yi - ke käk, käk nzäp, nzäp

(2)

In dieser Klassengruppe finden sich in beiden Sprachen eine Reihe von Hausafremdwörtern, wie z.B.: Kagoma Jaba duck ägögö, kyägögö gwägwä, gwägwä (4) animal tooth cow mountain

(5)

ye - yi nyäm, nyäm vyw nyäky, nyäky gyb, gyb

ye - ye nyäm, nyäm ZI, ZI nyäk, nyäk gyü, gyü

ke - ye

ke - ye

V \

V *

185

arm arm-pit bow cheek night village (6)

tail medicine tongue corpse rope neck (7) navel fruit (8)

sore

ki-b5k, ddok ki-föky, 0eky ki-töy^Dij [k+]-täm, tyämx ki-tük, tyük ki-xep, xyep

b5k, ddok fyäk, 0yak td, kya täm, kyäm/kydkyäm ri-tük, ri-kyük xep, xyep

yi ~ ye xä, xyä gjp, gyop yem, yyem kom, kyöm nit, nyit

ke - ye xwä, xyä gwäp, gy^P lyem, lyem k5m, kyöm Hk, lyik top, kyoy

ywe - yi kpöp, kpöp kpb, kpyö

yi ~ ye kp5p, kpy5p kpü, kpyü

ke - yi ki-ts5, tsö

ke - ye ts5, cyo.

Zu den Klassengruppen (1), (2), (4), (5) und (6) lassen sich ohne große Schwierigkeiten noch viele Belege bringen, während es bei den anderen Klassengruppen nicht möglich ist. Offensichtlich zeigt der Vergleich, daß das Jaba in jeder Hinsicht das einfachere System hat: es gibt weniger Klassen und weniger Klassen­ paare, ferner weist es auch eine geringere Anzahl von Klassenzeichen auf. Die Gegenüberstellung mit dem Kagoma zeigt deutlich, daß im Jaba - verglichen mit dem Kagoma - eine Reduktion stattgefunden hat. Die Gründe für diese Annahme sind folgende: das Jaba hat zwei Konkordanzklassen, die beide am Nomen selbst nicht durch entspre­ chende Klassenzeichen unterschieden werden: die j>e-Klassen und die A:e-Klasse. Die Az-Klasse hat sowohl singularische wie pluralische Bedeutung. Im Kagoma gibt es zwei Klassen, die diesen Konkordanz­ klassen des Jaba entsprechen: die yw-Klasse und die ^-Klasse, von denen die Az-Klasse im sg. und pl. durch ein Klassenzeichen ki- gekenn­ zeichnet wird. Die Anzahl der Nomina, die in beiden Sprachen 1 Diese Form ist im sg mit und ohne Präfix belegt.

186

gemeinsam in den entsprechenden Klassen zu finden sind, ist relativ hoch. Die Annahme, daß sich in der Proto-Sprache von Jaba und Kagoma nur eine Klasse gefunden haben soll, aus der sich in beiden Sprachen unabhängig voneinander so viele Nomina in gleicher Weise auf gleich gekennzeichnete Nominalklassen verteilt haben sollen, ist sehr viel unnatürlicher, als die, daß in der Proto-Sprache zwei Nominal­ klassen vorhanden gewesen sind und im Jaba eine von ihnen das nomi­ nale Präfix verloren hat, so daß nur noch durch die Konkordanz ein Unterschied zwischen den beiden vormals unterschiedenen Klassen gemacht werden kann. Weiterhin hat das Kagoma zwei Klassen, deren Nomina durch palatalen Stammanlaut gekennzeichnet sind: die yz-Klasse und die ^c-Klasse, wobei hinzuzufügen ist, daß die yz-Klasse im Klassenpaar yi - ye auch Nomina mit unpalatalisiertem Anlaut aufweist. Im Jaba ist die Situation vereinfacht: alle Nomina mit palatalisiertem Anlaut finden sich in der ye-Klasse. Hier sind also die yi- und die yc-Klassen des Kagoma im Jaba zusammengefallen. In den Fällen aber, in denen im Kagoma die yiKlasse unpalatalisierten Stammanlaut aufweist, entspricht im Jaba das Klassenpaar ke - ye dem Kagoma-Paar yi - ye. Die “heimatlosen” Nomina sind in der ^Klasse untergekommen, die sich auch sonst recht gastfreundlich zeigt, so z.B. für Fremdwörter. Insgesamt macht auch der Blick auf die vergleichende Aufstellung deut­ lich, daß im Jaba drei Singularklassen zwei Pluralklassen gegenüber­ stehen, während es im Kagoma vier Singular- und dre’i Pluralklassen sind (wengistens in den vergleichbaren Klassenpaaren, andernfalls wird das Verhältnis durch die rz-Klasse des Kagoma noch mehr zu dessen Gunsten verschoben). Ähnlich vereinfacht erscheint das präfigale System des Jaba. Durch eine schematische Zeichnung läßt sich das Verhältnis, ebenso wie das der Konkordanzklassen recht anschaulich darstellen:

Konkordanzklassen Kagoma Jaba

187

ke stellt das Zusammenfallen der unpalaDie Verbindungslinie yi talisierten, der yz-Klasse angehörigen Nomina des Kagoma in einer Klasse dar. Präfixe

ft 4

_

Bisher sind Ähnlichkeiten zwischen beiden Systemen so weit wie möglich herausgearbeitet worden. Es ist aber zu bemerken, daß die erheblich größere Zahl der Nomina mit gleicher Bedeutung nicht in entsprechenden Nominalklassen untergebracht ist. Dabei muß natür­ lich die ebenfalls beträchtliche Menge der etymologisch nicht verwandten Stämme unberücksichtigt bleiben. Unter denen, die etymologisch verwandt sind, aber in verschiedenen Nominalklassen auftauchen, gibt es einige, die besondere Aufmerksam­ keit verdienen, weil sie meiner Ansicht nach Einblicke geben, in die Richtung, die die beiden Klassensysteme genommen haben, und falls solche Prognosen erlaubt sind, auch weiter nehmen könnten: eine ganze Reihe von Nomina, die Belebtes bezeichnen, finden sich in beiden Sprachen in der ye - ye bzw. ye - yi Klassengruppe. In beiden Sprachen finden sich aber auch Nomina, die den Plural solcher Bezeich­ nungen mit dem Klassenzeichen bo- bilden. Es handelt sich in beiden Sprachen aber nicht um die gleichen Nomina. Es hat den Anschein, als ob die Proto-Sprache dieser beiden Sprachen bereits begonnen hat, Bezeichnungen für Belebtes auf diese Weise zu kennzeichnen. Aus dieser Zeit rühren die in beiden Sprachen vorhandenen pluralischen b> Nomina. In der Folge haben dann aber die einzelnen Sprachen nach der Trennung dieses Prinzip weiter verfolgt, dabei aber verschiedene Nomina in dicye/ye - Z>e-Klassengruppe übertragen. Für die in beiden Sprachen (noch) in der ye - ye-(ye - yz)-Klassengruppe befindlichen Nomina sind die Beispiele unter (4) gegeben worden. Die anderen sind: (1) cow horse

Kagoma ye - yi nyäky, nydky rinäs, rinäs

Jabaj>e - be nyäk, mö-nyäk (J. K. Dial.) rineky, bo-rineky

188

1

slave uest

gänä, gänä tsen, tsen

gänä, bb-gänb tsen, bb-tsen.

(2) elephant buffalo bee moskito

Kagoma ye - be ßm, bb-ßm nyäs, bb-nyäs ywybky, bb-ywy5ky ddün, bb-ddürj

Jaba ye - ye ßm, ßm nhyeky, nhyeky hwyeky, hwyeky ddbrj, ddby.

(3) Kagoma und Jaba ye - be bzw. ye - be: Beispiele finden sich oben (S. 184) unter (2). Die Unterscheidung auf dem Gebiet der Bezeichnung für Belebtes weist auf eine Tendenz in den Sprachen hin, die Klasse der Bezeich­ nungen für Menschen (ywe - be bzw. yi - be) in eine Klasse der Bezeichnungen für Belebtes umzufunktionieren, also eine Bedeutungs­ erweiterung vorzunehmen. Im Kagoma zeigt sich diese Tendenz zusätz­ lich in einer Reihe von Doppelformen (s. Gerhardt 1973/4:88/90), wo trotz palatalen Anlauts solche Nomina in die “Menschenklasse” aufge­ nommen worden sind. Eine weitere Klassengruppe, die in beiden Sprachen eine erhebliche Zahl von Nomina enthält (ywc - ke bzw. yi - ke), ist in beiden Sprachen so heterogen, daß trotz der großen Zahl der darin enthaltenen Nomina kaum Entsprechungen - außer Fremdwörtern - zu finden sind. Das scheint darauf hinzuweisen, daß diese Klassengruppe bereits in der Proto-Sprache eine Art Auffängerfunktion gehabt hat, die in den Tochtersprachen zumindest beibehalten, wenn nicht ausgebaut worden ist. Insgesamt kann wohl nach den vorangehenden Ausführungen als ProtoSystem dieser Gruppe innerhalb der Plateau-2-Sprachen (Jaba-Untergruppe) das nominale System des Kagoma als das altertümlichere ange­ setzt werden, da in ihm noch einige Klassenzeichen und Konkordanz­ klassen zu beobachten sind, die sich im Jaba - in beiden Dialekten des Jaba - nicht (mehr) finden lassen. Es scheint auch sicher zu sein, daß sich im Proto-Jaba-Kagoma zwei Klassen herausgebildet haben, die als Rezipienten bei Umstrukturierungen des Systems gedient haben Qw be, undyc - yi), die deshalb zahlenmäßig erheblich umfangreicher, aber mit Klassen anderer Sprachen weniger gut vergleichbar sind als die anderen Klassen.

189

2.2.2.2. Koro und Lungu Der Vergleich der beiden Klassensysteme wird dadurch erschwert, daß sie in meinem Material die am schlechtesten dokumentierten sind. Dennoch scheinen in einigen Punkten die Beziehungen recht deutlich durch, während sie in anderen Fällen im gegenwärtigen Zeitpunkt nicht klärbar sind. Die Gegenüberstellung der Konkordanz-Klassengruppen aus beiden Sprachen ergibt folgendes Bild:

(1) (2) (3) (4) (5) (6) (7) (8) (9)

Koro i - i gü - ä ga - ru ü -i u - ba a -a ro - a gi - ba ba

Lungu

(16-16/15)1 (13-11) (5-4) (4-3) (3-3/2) (3-2) (1-1) (3-0) (4-4)

ü a u u u i ? a

-

ä i i a a a

Der generelle Unterschied in den Klassenzeichen besteht darin, daß die des Koro mit der Struktur K+V im Lungu ohne den Konsonanten als V vorkommen. Lediglich ro- im Koro entspricht i- im Lungu, d.h. hier findet sich auch ein anderer Vokal. Dazu wieder einige Beispiele: Lungu: i - i Koro: i - i (1) buffalo i-yäy, i-yäy i-yäy, i-yäy chicken i-n5, i-n5 i-nü, i-nü i-vär, i-vär cro codile i-hä, i-hä elephant i-ni, i-ni i-ni, i-ni mountain i-gu, i-gu i-go, i-go palm-tree i-rek, i-rek i-rek, i-rek (2)

arm i

Koro: gü - ä gü-b5k, ä-b5k

Lungu: ü - a ü-b5k, ä-b5k

Die Zahlenangabe 13-11 besagt, da ff von 13 etymologisch verwandten Stämmen, die im Koro zu einer Klasse gehören, sich im Lungu 11 in einer dort ebenfalls gleich gekennzeichneten Klasse wiederfinden. 16-16/15 besagt, daß von den 16 verwandten Nomina 15 sicher in die gleiche Klassengruppe gehören, während bei einem weiteren im Singular kein Klassenzeichen steht, so da Zweifel an der Zugehörigkeit zu dieser Klasse bestehen.

190

ear eye breast hole

gü-t5, ä-t5 gü-Je, ä-Je r v r r vf gu-su, a-su gü-be, ä-be gü-hd, ä-hd

ü-to, ä-tö ü-dze, a-dze ü-sü, a-sü ü-be, ä-be ü-vj, ä-v5

(3) arrow forest tongue (4) corpse day night

Koro: ga - ru gä-wey, ru-wey gä-kw5yt ru-kw5y gä-rem, ru-rem Koro: ü - i ü-k5m, i-k5m ü-n5m, i-n5m U-Sl, l-Sl

Lungu: a - i ä-gwe, i-gwe ä-kwäy, i-kwäy d-rem, i-rem Lungu: ü - i ü-kom, i-kom ü-nüm, i-nüm ü-tsü, i-tsü

(5) child husband man

Koro: u - ba ü-nye, ba-nye ü-sä, bä-sä ü-ndir, bä-ndir

Lungu: u - a ü-ywe, a-ywe u-tsak, a-tsak 0-net, ä-nst

(6) hare thing

Koro: u - a ü-jö, d-Jö ü-bin, ä-bin

Lungu: u - a ü-dzo, d-dzö ü-bin, ä-bin

(7) name

Koro: ru - ä ru-sök, ä-sök

Lungu: i - ä i-tsbk, ä-tsok

(9) ashes fat ground water

Koro: ba bä-to bä-cey bä-be bä-me

Lungu: a a-to ä-tsey ä-bi ä-me

V

V5

Bei der gegenwärtigen Materiallage scheint es am sinnvollsten zu sein, das System des Koro als das Proto-System für diese Gruppe anzusetzen, da es mehr Klassen und längere Klassenzeichen aufweist. 2.2.23. Kagoma und Koro Der nächste Schritt wird nun darin bestehen, die Systeme des Koro und des Kagoma miteinander zu vergleichen, da sie innerhalb ihrer Gruppen die vollständigsten Systeme darstellen. Gelegentlich werden

191

aber auch in Einzelfällen Beispiele aus dem Jaba bzw. Lungu gebracht werden. Dabei ergeben sich die folgenden Entsprechungen:

(1) (2) (3) (4) (5) (6) (7) (8) (9) (10) (11)

Kagoma 0 - 0/bo (ywe 0 - 0/ki (ywe 0 - pal (yi pal - pal (ye ki - 0/ri (ke ki - pal (ke ri - pal (di ki

Koro u - ba 0/u - a ü - i / - i ga - ru gu - a ru - a ba gi - ba i - ba ?

- be) - ke?) - ye) - yi) - yi/di) - ye) - ye)

9 9

0

- 0

(ywe - yi)

Die restlichen Klassengruppen des Kagoma sind schon nur dort durch ein Nomen vertreten und haben keine Entsprechungen im Koro. Wegen der nicht allzu zahlreichen Belege für diese Entsprechungen werden sich manche Wiederholungen aus den vorangegangenen Abschnitten nicht vermeiden lassen.

(1) thief slave friend

Koro: u - bä ü-hep, bä-hep ü-gärä, bä-gärä ü-d5re, bä-d5re

Jaba (Kwoi): fep, bö-fep gänä, gänä; Jaba: gän, m5-gän ndök, bo-nd5k

(2) hare twin month

Koro: ü - ä u-jo, a-jo üdöhörb, ä-döhörd ü-he, ä-he

Kagoma: 0 - ki yweky, ki-yweky düfälä, ki-düfälä feyy. ki-feyy

(3) medicine corpse neck

Koro: ü - i ü-g5p, i-g^P ü-k5m, i-k5m ü-tö, i-tö

g^ gy^p köm, kyöm tyby

Koro: i - i i-ndäk, i-ndäk i-go, i-go

Kagoma: pal - pal nyäky, nyäky gyo, gyo

(4)

cow mountain

192

X

■ V'

f

»V

Koro: ga - ru gä-hä, ru-hä ga-nyö, ru-nyö gä-tey, ru-tey gä-kpän, ru-kpän gä-kpö, ru-kpö gä-kwa, ru-kwa

Kagoma: ki - ri/^\ ki-hä, ri-hä ki-nyü, ri-nyü ki-te, ri-te ki-kpän, kpyän ki-kpö, - , ri-kö

arm bow village

Koro: gu - a gü-b5k, ä-b5k gü-tö, ä-tö gü-sep, ä-sep

Kagoma: ki - pal/0 ki-b5k, dd5k ki-t5y, ty5y ki-xep, xyep

(7) name

Koro: ru - a ru-s5k, ä-s5k

Kagoma: ri - pal ri-xeky, xyeky

(8) ashes blood fat milk water

Koro: ba bä-to bä-ji bä-cey bä-be bd-me

Kagoma: ki ki-t5ij ki-zi ki-tscs ki-beyy ki-mäläy.

(5) house mouth stick spear death fire-wood

(6)

Die Gegenüberstellung zeigt, da] die lediglich aus einem nicht­ vorderen Vokal bestehenden Klassenzeichen im Kagoma ausgefallen sind. Im Falle eines i haben sie ihre Entsprechung in der Palatalisierung des stammanlautenden Konsonanten. Die mit g- anlautenden Klassenzeichen des Koro finden sich im Kagoma als ki- wieder, wenn sie nicht auch ganz ausgefallen sind, rudes Koro erscheint im Kagoma als ri-, ba der Koro findet sich im Kagoma als Plural der Menschenklasse in der Form bo- wieder, ansonsten als ki-. Über das für das Kagoma Gesagte hinaus gilt für das Jaba, daß mit Ausnahme von ba- im Koro alle nominalen Klassenzeichen, die aus zwei Phonemen bestehen, geschwunden sind. Das Gleiche gilt für die aus einem nicht-vorderen Vokal bestehenden Klassenzeichen, die nicht mehr greifbar sind; i erscheint als Palatalisierung des Stammanlautes. Die Parallelen zum Mada (Plateau 4) sind auffallend. Bemerkenswert ist, daß die beiden zahlenmäßig größten Klassen des Kagoma in dieser Aufstellung entweder garnicht oder nur mit einem

193

Fragezeichen versehen auftauchen. Es sind dies die Klassengruppen 0/ pal - Ai und pal - b5, von denen die letztgenannte eine Neuerung der Gruppe Jaba-Kagoma ist, wie in 2.2.2.1. nachgewiesen wurde, während die erstgenannte offensichtlich eine Neuerung des Kagoma ist. Diese Tatsache wird dadurch deutlich, daß für die pal - bo Klassengruppe zahlreiche Beispiele aus der Jaba-Kagoma-Untergruppe zu finden sind, während für die 0/pal - ki Klassengruppe trotz der vielen Nomina, die ihr im Kagoma anghören, kaum Entsprechungen im Jaba und erst recht nicht im Koro existieren.

2.2.3. Das Protosystem Für das Klassensystem der gesamten Untergruppe Jaba-Kagoma-KoroLungu ergibt sich aus dem Gesagten, daß es praktisch mit dem Klassen­ system des Koro zusammenfällt, das, im Vergleich zu den anderen Systemen der Untergruppe, am besten erhalten ist. Rekonstruktionen, die über den Erhaltungszustand des Koro hinausgehen, lassen sich auf Grund von Erscheinungen in den anderen Sprachen nicht vornehmen. Diese Systeme sind im übrigen so weit reduziert, daß sich nur zeigen läßt, wie die Beziehungen zu dem Protosystem sind, daß sich aber nicht irgendwelche anderen Rückschlüsse auf das Protosystem selbst ziehen lassen.

2.3. Das Nominalsystem der Plateau 4-Sprachen

2.3.1. Die Nominalsysteme der Plateau 4-Sprachen 2.3.I.I. Nominale Klassen in Nindem Im Nindem sind die Nominalklassen auf die Morphologie des Nomens beschränkt, d.h. es ist keine Klassenkonkordanz beobachtet worden. In einigen Konstruktionen wird aber zwischen solchen Nomina, die Be­ lebtes und Unbelebtes bezeichnen, unterschieden. So bei den Demonstrativa (ki für unbelebte, i für belebte Nomina) und in einigen Fällen auch bei den Subjektskonkordanzen (ku für unbelebte, ki für belebte Nomina). Die genauen Bedingungen, unter denen diese Formen verwendet werden, sind nicht klar, sie kommen sehr viel seltener vor als

194

die üblicherweise verwendete Form des Subjektskonkordanten der 3. Pers. sg. aAn nominalen Klassenzeichen finden sich die folgenden: 0-, d-, a/ä-, zz- und ü-. Während es nur wenige einsilbige Nominalstämme gibt, die kein Nominalpräfix aufweisen, ist die Mehrheit der mehrsilbigen Stämme präfixlos. Auch einsilbige Stämme, die in Zusammensetzungen auftreten verlieren ihr Präfix.

ü-gwa

woman

gwä-kbp

old woman.

Ein anderes, bisher nicht gelöstes Problem stellen die homorganen Nasallaute dar, die zwischen Präfix und Nominalstamm auftreten. Teils scheinen sie zum Stamm zu gehören, d.h. sie stehen im sg. und pl., teils stehen sie nur im sg. oder pl. Ihr Vorkommen ist nicht an bestimmte Klassen gebunden, in einigen kommen sie aber gehäuft vor, so im pl. des u-/z-Klassenpaares: ü-sep, i-N-sep village, town; ü-gü i-N-gü boat, canoe. Im a-/a-Klassenpaar finden sich viele Nomina, die den Nasal im sg. und pl. enthalten: ä-Ngän, ä-N-gän axe; ä-Ngbä, ä-Ngbä wing. Die Kombinationsmöglichkeiten zwischen den einzelnen Klassen­ zeichen sind wenig eingeschränkt, große Unterschiede ergeben sich allerdings in der Zahl der Zugehörigkeit zu den verschiedenen Klassen­ paaren. Auffallend ist weiterhin die Tatsache, daß die Zuordnung einer Reihe von Nomina in eine bestimmte Klassengruppe Schwankungen unterworfen ist, dies ist umso auffälliger, als ich mein Material von nur einem Informanten erhalten habe. Ein allgemeiner Trend, daß bei solchen Schwankungen eine besondere Klassengruppe bevorzugt würde, ist aber nicht in Erscheinung getreten. tägiyä, tägiyä hat (Hausa-Fremdwort) [4 Nomina] bimbis, ä-N-bimis black ant [57 Nomina] In dieser Klassengruppe sehr viele Zusammensetzungen, deren einzelne Glieder mit anderen Präfixen auftauchen nühwi, ä-nühwi door (ä-nüg mouth) a- ä-N-tör, a-N-tör cloth [29 Nomina, davon 15, die in sg. und pl. eine Nasal Verbindung enthalten] ä-N-seg, i-N-sey basket [4 Nomina, davon 2, die auch in aanderen pl.-Klassen auftauchen] U- ä-nüg, ü-nüg mouth [5 Nomina, davon zwei, die auch in aanderen pl.-Klassen auftauchen] 195

i- ~ a-

i-yis, ä-yis eye [16 Nomina, davon 9 mit Nasal Verbindung im sg. und pl.] i- - i- i-n5y, i-nörj animal [60 Nomina, davon 9 mit stamman­ lautenden Nasalverbindungen.] i- ~ u- i-tö, ü-N-tö head [2 Nomina] i-t5, ü-N-t5 neck u- - a- ü-vwen, d-yw+n child [27 Nomina, davon 7 Bezeichnungen für menschliche Wesen.] u- ü-kwär, i-N-kärsm^W hoe [31 Nomina, davon 8, bei denen im pl. ein Nasal vor den stammanlautenden Konsonanten tritt und 10, die sowohl im sg. wie im pl. eine Nasalver­ bindung haben.] u- - w- ü-re, ü-re language [6 Nomina]. Nomina agentis werden durch die Präfixe ni- im sg., ani- im pl. gebildet. Dieses Ableitungsmorphem hängt wohl mit net, a-net man person zusammen. Nomina actionis werden mit dem Klassenzeichen igebildet. weaver (v 1. lok to weave) ni-lok, ä-ni-lök smith (v 1. lak to forge) ni-läk, ä-ni-läk forging i-läk 23.1.2. Nominale Klassen im Kaningkom Im Kaningkom sind an Klassenzeichen lediglich noch Veränderungen des stammanlautenden Konsonanten zu bemerken. In einigen Fällen finden sich Spuren von Konkordanz. Mein Informant sagte mir, daß noch die Generation seines Vaters gewisse Veränderungen, die am Nomen zu beobachten sind, auch bei den vom Nomen abhängigen Zahlwörtern vomahm, daß dies aber in seiner Generation nicht mehr üblich sei. Folgende Arten der Pluralbildung wurden beobachtet: 1. Ein labialisierter Konsonant wird im pl. durch einen palatalisierten ersetzt: rwäs, ryäs house, N-zw5p, N-zyjp hoe. 2. Der stammanlautende Konsonant wird durch einen palatalisierten ersetzt: re, rye belly. In einigen Fällen findet sich hier noch ein i-: nuy, inyüp mouth. 3. Ein palatalisierter Konsonant im sg. wird durch einen nicht-palatalisierten im pl. ersetzt: kyöm, köm navel. 4. Ein labialisierter Konsonant im Stammanlaut wird durch einen nicht-labialisierten ersetzt: N-bwär (mbyär), N-bär son-in-law.

196

5. An die Stelle des stammanlautenden Konsonanten im sg. tritt eine Nasalverbindung im pl.: kä, N-kä medicine. 6. Tonänderungen vom sg. zum pl., wobei Konsonanten aller bisher geschilderten Art stehen können. Allerdings überwiegt palatalisierter Anlaut erheblich: zät, zät buffalo.

Nomina agentis werden durch Präfigierung von ni- im sg. und ba- im pl. abgeleitet: zip to steal, ni-zip, bä-zip thief. Abstrakta werden gebildet, indem der stammanlautende Konsonant palatalisiert wird: ku to die, kyü death; ywan slave, ywyan slavery; gjy hot, gyor) heat. 23.1.3. Nominale Klassen im Ninzam

Das Ninzam besitzt folgende nominale Klassenzeichen: ä-, a-, ä-, i-, i-, w-, u-, ü-, sowie ein Präfix an- das bei Menschen- und Tierbezeich­ nungen vor das Nominalpräfix tritt. Schließlich findet sich eine Republikationssilbe, bestehend aus stammanlautendem Konsonanten und einem Hochzungenvokal, der sich in seiner Färbung nach dem Stamm­ vokal unter gelegentlicher Berücksichtigung des ersten Konsonanten richtet. Beispiele: black monkey ä-gbe, an-agbe leopard i-ce, än-ice rabbit ü-yyo, an-uyyö hoe a-klä, i-ki-klä guinea-com i-kpu, i-kpu-kpu ü-qu, a-tü-Qu chief father ä-ti, ä-ti-ti bow ü-tü-tä, i-ti-tä Die nominalen Klassen treten zu folgenden Klassenpaaren zusammen: a - a mit gelegentlichem Wechsel des Tones ä-N-tär, ä-N-tär beard mit gelegentlichem Wechsel des Tones ä-N-kp+ri, i-N-kp+ri pot a i-sä, a-sä name regelmäßiger Tonwechsel zwischen sg. und pl. i-N-Jär, i-N-jär (im Amar Tita Dialekt auch an-i-N-jär) worm 197

u - a u - /

ü-gi, ä-gi ü-gber, i-gber

mother’s brother flower.

Wortbildung: Das Wort für “Kind” im Ninzam lautet üvüvür, pl. ämümär. Es finden sich nun zahlreiche Nominalstämme, die offensichtlich mit einer verkürzten Form dieses Nomens zusammengesetzt sind. Zum Teil scheint es sich dabei um echte Diminutiv-Bildungen zu handeln, dies ist aber nicht immer der Fall. Das Wort selbst scheint bereits eine Zusammensetzung zu sein, da der Wechsel von v im sg. zu m im pl. zweimal zu beobachten ist. In den Fällen der echten Diminutiva scheint es so, als ob die Bedeutung des Wortes “Kind” erhalten ist, wohingegen diese Bedeutung in vielen Fällen von anderen Zusammensetzungen kaum noch durchscheint. ivihä, ämihä ant spec. fly ivinci, aminci sheep ivintä, amintä fowl üvriviky ämarmika goat ivüyü, ämuyü ivritp, imärärp finger (ü-y5, a- arm, hand) path (äyk5 way, road). äväykj, ämäyk5 Die nomina agentis werden von den Verbalstämmen durch Präfigierun von na/ni im sg. und (a)ba/bi im pl. gebildet. smith ni-lä, äbi-lä to forge la thief to steal na-yi, aba-yi yi potter ni-me-N-kpri, bime to build Abstrakta finden sich in der z-Klasse. Sie werden von Verben und von Nomina abgeleitet: kä to die i-kd death ü-gär slave i-gär slavery. Klassenkonkordanz Das Ninzam zeigt Klassenkonkordanz, die sich auf eine Reihe von Konstruktionen erstreckt. Innerhalb der nominalen Kategorien sind die Numeralia und Qualitativa betroffen, darüberhinaus sind in die Konkordanz Genitivkonstruktionen, die Subjekts- und Objektskonkor­ danten sowie Demonstrativa einbezogen. Es gibt eine grammatische

198

Klassenzugehörigkeit, bei der nicht das Nominalpräfix darüber entscheidet, welche Konkordanz das jeweilige Nomen regiert, sondern andere Merkmale des Nomens. So regieren alle Nomina, die Belebtes bezeichnen eine einzige Konkordanzklasse, unabhängig von ihrem Klassenpräfix. Folgende Konkordanzklassen sind bisher im Ninzam beobachtet worden: V Klasse I III IV II wätää u a wdygöwä ma u bätäbä bärjgäbä ba a ba a * * l l itäyi l l iU&i kdrjgäkä a kätäkd ka ka a u kütäkü kürjgokü ku ku u

Die römischen Ziffern bezeichnen die folgenden Konstruktionen:

I II III IV

= = = =

Subjektskonkordant Objektskonkordant Numeralia, Qualitativa nahweisendes Demonstrativ (this) Fragewort “welcher?”

Die Konkordanzklassen verteilen sich wie folgt auf die Präfixklassen: w-Klasse: Alle mit dem Klassenpräfix u- anlautenden Nomina, soweit sie ihre pl. nach der Z>a-Konkordanzklasse bilden. Weiterhin alle Bezeichnungen für Belebtes. da-Klasse: Alle Nomina, die auf an- anlauten, und die, deren sg. nach der u-Konkordanzklasse gebildet wird. z-Klasse: Sg. und pl. aller zur z- und z-Präfixklasse gehörigen Nomina, soweit sie nicht Belebtes bezeichnen. ka-Klasse: Alle Nomina, die der a-Präfixklasse angehören. Ai/-Klasse: Alle Nomina, deren sg. zur to-Klasse gehört. Konnektiv (Genitiv) Eine Konnektiv-Konstruktion - im Unterschied zu Zusammenset­ zungen - im Ninzam besteht aus folgenden Konstituenten: 1. Determi­ niertes Nomen, 2. dessen Klassenzeichen (Konkordanzzeichen), 3. Determinierendes Nomen. Beim Zusammentreffen der Vokale der verschiedenen Klassenzeichen (Konkordanzzeichen und Nominal­ 199

präfix) können sich Verschmelzungen ergeben. Leider sind nicht für alle Kombinationen Belege vorhanden, soda gewisse morphophonemische Erscheinungen, die sich in dieser Konstruktion beobachten lassen, nicht vollständig beschrieben werden können. Die folgenden Beispiele sind im Corpus enthalten:

üvüvür üüeu ämümär büüeü äkj kücü üsär kuGäwön ik5 Heu [n-]ikj ihimi atü kämäs+r ünjü kääländo injünjü iiländo ürjgäkpd küiwä i^gäkpä eeni^ä än+sir bigbü

child of the king children of the king house of the king the song of (about) Gowon houses of the king [to] the house of the in-laws top of the water the horn of the cow the horns of the cow skin of a snake skins of snakes the people of the town

u ba ka ku / i ka ku i ku i ba

— -

u u u u (?) u ba ka ka ka i ba L

2.3.1.4/5. Nominale Klassen in den Mada-Dialekten Für die Nominalklassen der beiden Mada-Dialekte gilt Ähnliches wie für das Kaningkom (s. 2.3.1.2.). Auch hier findet sich keine Spur von Klassenkonkordanz. Es gibt nur ein einziges Präfix. Es findet sich im Westdialekt in der Form ma-, im Norddialekt als Es steht in Bezeichnungen für Kollektiva, z.B. mdsän (W), mds+r (N) water oder mägyi (W), megyi (N) blood, sowie in einigen pl.-Formen c5y, ma-c5y (W), cuy, ma-cuy chief oder hey, mä-hey (W),y?ey, ma-ßey (N) son-in-law. Sonst werden die meisten Nomina im sg. und pl. durch die Tonhöhe voneinander unterschieden. Ein weiteres allerdings selten verwendetes Mittel zur Unterscheidung von sg. und pl. ist die Reduplikationssilbe in der Form, wie sie auch im Ninzam beobachtet worden ist, d.h. vor den Nominalstamm tritt eine Silbe bestehend aus stammanlautendem Konsonenten und einem Hochzungenvokal, der dem Stammvokal weit­ gehend entspricht, bei dessen Färbung allerdings gelegentlich die Arti­ kulationsstelle des Konsonanten ebenfalls eine Rolle spielt.

200

2.3.1.6. Das Nominalsystem des Che (Rukuba) Die folgende Darstellung der Klassenkonkordanz des Che stützt sich vollständig auf Hoffmann (1976)1, da diese Arbeit die ältere Studie von Bouquiaux in vielen Punkten überholt. Lediglich für die Klassen­ gruppen enthält Bouquiaux noch Angaben, die sich nicht bei Hoffmann finden. Im Che wird zwischen nominalen und pronominalen Klassenzeichen unterschieden. In diesem Zusammenhang weist Hoffmann auf Übereinstimmungen des Che mit dem Bantu hin, die sich auf Besonder­ heiten der Bantu-Klasse 1 beziehen: nominales und pronominales Klas­ senzeichen sind unterschieden (ü vs. a), zusätzlich unterscheiden sich Subjekts- und Objektskonkordant (a vs. u). Im Zusammenhang der gegewärtigen Arbeit sind die entsprechenden Übereinstimmungen zwischen dem Che und dem Koro (s. 2.2.1.4.) bemerkenswert. Hoffmann unterscheidet 12 Konkordanzklassen. Konkordanz findet sich in folgenden Konstruktionen: 1. Nominale Klassenzeichen: Kardinalzahlen 2. Pronominale Klassenzeichen: Ordinalzahlen Demonstrativa Die Fragewörter “welcher?”, “was für einer?” und “wessen?” Possessiva (bestehend aus einem Konkordanzpräfix und einem Possessivstamm, der Person bzw. Klasse des Besitzers an­ zeigt.) Die Klassenzeichen für die einzelnen Konkordanzklassen sind die folgenden: 1. Nominale Klassenzeichen Kl. 1. ä Kl. 7. ka Kl. 8. ki Kl. 2. a Kl. 9. kü Kl. 3 bä Kl. 10. ku Kl. 4. ba ~ i(N) Kl. 11. u Kl. 5. i Kl. 12 u Kl. 6. i * fr

1 Mir stehen von dieser Arbeit lediglich die Einleitung (§§ 1-6) und die Abschnitte über die Klassenkonkordanz (§§ 49-56) zur Verfügung. Die Abschnitte über die Nominalklassen und Klassengruppen habe ich nicht einsehen können.

201

Die pronominalen Klassenzeichen tionen lauten folgendermaßen: Dem. I Subj. Obj. Konk. Konk. this Kl. 1. ä a äwai Kl. 2. ä ä äwai Kl. 3. bä ba bäbai Kl. 4. bä bä bäbai * Kl. 5. i I ijn r r•• Kl. 6. / l un Kl. 7. kä kä käkai Kl. 8. ki ? kikil Kl. 9. kü kü kükui Kl. 10. kü kü kükui Kl. 11. ü u üwui Kl. 12. ä U äwai

in den verschiedenen Konstruk­

Dem. II that änwl änwi bänwi bäniyj inwi inigi känwi kinirji künirji künwi ünwi äniyi

Inter, which ase ase base base yv ise ise käse kise küse kuse use äse

absol Pron. wai wäi bai bäi JI JU käi kii kui küi wüi wüi

Grund­ form a a bä ba l

»r

ka ki kü ku u ä

Bemerkenswert ist die enge Ubereinstimmun dieses Systems mit dem des Koro (Jaba-Untergruppe der Plateau 2-Sprachen) hinsichtlich der Unterscheidung zwischen nominalen und pronominalen Klassen­ zeichen in der Klasse 12 (Singular der Menschenklasse). An Klassenpaaren sind die folgenden von Hoffmann aufgeführt, ohne daß angegeben ist, ob die Liste vollständig ist: ä-Nfun, aKl. 1/2 cloth Kl. 5/6 i-wu, idog Kl. 7/5 ka-ce, i-Nce calabash Kl. 8/2 ki-Nfen, ayam ku-Ngba, aKl. 10/2 banana u-Ndär, kübow Kl. 11/9 Kl. 12/4 child u-vin, i-ymin woman. u-wa, i-Nba Zusätzlich zu den bisher angeführten findet sich bei Bouquiaux noch das Klassenpaar 11/5 (u - i). Als Einzelklassen werden bei Hoffmann die Klassen 3 (bä), 5 (i), 6 (i) und 11 (u) erwähnt. Mengenbezeich­ nungen finden sich in Klasse 3.

2.3.2. Vergleich der nominalen Klassensysteme der Plateau 4-Sprachen In der Arbeit “Das Nominalsystem der Plateau-4-Sprachen - Versuch

202

einer Rekonstruktion” (Gerhardt 1972/3 a) sind auf Grund der damals bekannten Sprachen und Materialien folgende Klassengruppen für das PP 4 rekonstruiert worden: ku - i a ~ a u - ba l - l a - ban l ka - i La u - i u. ku - La ki - a Durch das neue Material bei Hoffmann (1976) und durch Fragestel­ lungen, die sich in der Zwischenzeit ergeben haben, muß manches von dem damals Gesagten ergänzt werden. Die wichtigste Frage, die auch im Zusammenhang von Hypothesenbil­ dung zur Entstehung der Nasalpräfixe in den Bantusprachen steht, ist die nach der Stellung der Nasal Verbindungen im Stammanlaut der Nomina, die im folgenden kurz angesprochen werden soll. Trotz der relativ engen Verwandtschaft der Plateau 4-Sprachen verhalten sie sich in diesem Punkt keinesfalls einheitlich, es sind viel­ mehr unterschiedliche Fälle zu beobachten. Zum Teil stehen die Nasal­ verbindungen in allen Sprachen und im sg. und pl. Nach allen Vorstel­ lungen über die Rekonstruktion von früheren Sprachzuständen müssen in diesen Fällen die Nasal Verbindungen für die Protosprache angesetzt werden. Solche Fälle sindz.B.: PP 4: u-N-tbrj ashes (Nd: üntbyKn: ntw5ij MW: t+nt5y MW: t+nt5y Rk: intorj) Abgesehen von dem etymologisch nicht verwandten Wort im Ninzam weisen alle Sprachen im Stamman­ laut eine Nasal Verbindung auf. Ebenso liegen die Verhältnisse bei PP 4: ki-N-jum, a- horn (Nd: inz5m Kn: n^bm Nz: ünjü MW: hjü MN: njü Rk: kinjö). In einer weit größeren Zahl von Fällen unterscheiden sich aber die einzelnen Untergruppen voneinander und sogar die einzelnen Sprachen innerhalb einer Gruppe gehen in dieser Beziehung durchaus ihre eigenen Wege. Als Belege können die folgenden PP 4-Rekonstruktionen gelten: -sak name, wo Nd und Kn im Gegensatz zu allen anderen Sprachen Nasale aufweisen; -zik knife, wo Nz und die Mada-Dialekte Nasal Verbindungen haben; -kup bone, wo nur das Rk und -dom, wo nur das Rk keine Nasal Verbindung zeigt. Bemerkenswert ist die Rekonstruk­ tion für voice -kot deshalb, weil im sg. durchgehend keine Nasalverbin­ dung steht, die sich im pl. dagegen sowohl im Nd und Kn wie auch im Rk findet (PP 4: -totNd: ü-kwbt, i-N-kwbt Kn: kwbt, N-kwbtNz: ü-kbr, ikbr MW: kwdr, kwär (= MN) Rk: u-kot, i-N-kot), s.a. die Tabelle. ■



203

Im Zusammenhang mit der Frage der Bedeutung der Nasalverbin­ dungen und der Rekonstruktion des Nominalsystems der Plateau 4Sprachen muß überprüft werden, ob sich die für das Protosystem aufge­ stellten Nasale weiter aufrechterhalten lassen. Ein solcher Fall liegt vor in der Klassengruppe a - ban. Sie war seinerzeit aufgestellt worden, um das Vorkommen von an- im Ninzam, das dort eine erhebliche Rolle spielt zu erklären, und erhielt seine Berechtigung weiter dadurch, daß im Rk eine Klassengruppe a - ba existiert, bei der in beiden belegten Nomina (a-ti, ba-N-ati father und i-ye, ba-N-iye) ein Nasal zu finden ist. Diese Art der pl.-Bildung hat ihre genaue Entsprechung - unter Berück­ sichtigung der Tatsache, daß die Klassenzeichen im Nz alle vokalisch anlauten - im Nz. Deshalb erscheint das Ansetzen dieser Klassen­ gruppe, zumindest solange nicht durch mehr Material nachgewiesen ist, daß es im Rk Pluralbildungen von der Art a ~ba ohne das -n gibt, gerechtfertigt. Weiterhin ist ist zu fragen, ob das Klassenpaar u - kü im Rk, das neu in Hoffmanns Material auftaucht, Entsprechungen in den anderen Sprachen hat. Falls dies so ist, müßte geprüft werden, ob es als Proto-Klassengruppe anzusetzen ist.

Unterschiedliche Nasalverbindungen in Plateau 4-Sprachen Englisch PP 4 Kn Nz MW MN Nd *-Nt5rj ünt5rj ntw5rj tintby tintörj ashes horn * -Njum inzöm nzydm ünjü nju njü work *-Ndbm ündöm ndwöm ündü nd5y ndü name *-säk ünsak nsyäk isä sä sä ünzöp nzwbp [aklä] [nzär] [nzer] hoe *-zjp moon *-pwa üyhwä yhwa üxwä hwä hwä ukdka kükü bone *-küp üküp kup kükü knife *-jik änji üzik zik nje nje r«r bush ^-ji[k] ye [üSbaji] yyi ßß breast sbsä *-sa isisa sasa beans *-san insen nsyen be sän bi sär bow *-ta ütä twä ütütä tdtä tatye tag ear *-töy ütoy toy ütü ükwöt kwät kwär voice *-kjt ükär kwär iyk5t ykwöt ik5r kwär kwär pl. \

/

> B / B f

b

Rk intorj kinjo ito kisak kuzüp [uhel] kurjküij kujik kinjik kinsä isen [ündär] kuntur} ukat iykat

Veranlassung. Das einzige bisher bekannte Rk-Nomen, das dieser Klas204

sengruppe angehört (u-N-där, kü-N-där bow) entspricht in seiner Klas­ sengruppenzugehörigkeit nicht den Nomina der anderen Sprachen, und die Entsprechung für hare, rabbit, die sowohl im Nd wie auch im Nz sowohl im sg. wie auch im pl. ein u- als Klassenzeichen aufweist, ist im Rk nicht belegt. Aus dem Gesagten geht hervor, daß das weiter oben in diesem Abschnitt vorgestellte rekonstruierte System von Klassengruppen weiterhin seine Gültigkeit behält. Durch den Vergleich wird das Problem der im Stammanlaut stehenden Nasalverbindungen nicht klarer. Im gegenwärtigen Zeitpunkt ist der Beitrag, den diese Nasale zur Frage der Entstehung der Nasalpräfixe in den Bantusprachen leisten können meiner Ansicht nach eher als gering einzuschätzen. Dazu muß auch erst die Funktion, die sie in den einzelnen Sprachen haben, besser abgeklärt sein.

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3. Verbale Stammerweiterungen

Verbale Stammerweiterungen in Plateausprachen sind bisher von Lukas/Willms (1961 :§ 18), Hoffmann (1965), Bouquiaux (1970:206-15), Gerhardt (1971)1, di Luzio (1972/3), Hoffmann (1976:§ 54) und C. McKinney (1979) beschrieben worden. Zur Funktion dieser Ableitungen bemerkt Bouquiaux (1970:206): “Ce type de derivation peut affecter la majorite des verbaux (82% des verbaux releves) auxquels il donne une valeur frequentative (l’action s’accomplit continuellement), habituelle, repetitive (l’action se repete un certain nombre de fois) ou plurative (l’action est faite par plusieurs sujets ou s’exerce par l’intermediaire d’une seule personne sur plusieurs objets).”2 Dies ist offensichtlich die Hauptbedeutung dieser Formation, die auch durch die vielfältige Terminologie der einzelnen Autoren abgedeckt wird3. Daneben findet sich aber im Kagoro, Katab und Kaje eine weitere Bedeutung, die die Handlung des Verbs als noch andauernd bezeichnet4. In den beiden Plateau 1-Sprachen ist diese zweite Funktion offensichtlich die einzige. Wenn sich diese beiden Bedeutungen zusammenfassen lassen, dann am ehesten unter dem Oberbegriff “pluralisch”, der andere Begriff wie “habitual”, “distributiv” und “progressiv” mit umfassen kann, im Gegensatz zu einem in dieser Hinsicht unmarkierten Stamm. Die Frage der Funktion ist in Gerhardt (1971:95f) angesprochen. Auf die Möglichkeit, daß diese Verwendung von verbalen Erweiterungen, die nicht typisch für Benue-Kongo-Sprachen ist, eine Folge des Kontaktes 1 Hinweise auf das Problem finden sich bereits in Gerhardt (1967-9: § 1.1.2.13). 2 Die Zahlenangabe bezieht sich lediglich auf das Birom. Auch in den beiden Plateau 1-Sprachen finden sich Ableitungen für fast alle Verben. 3 Lukas/Willms: habitual; Hoffmann (1976): multilocal bzw. distributive; Gerhardt (1971) und C. McKinney: Plural; Bouquiaux: s. Zitat. 4 Auch im Zarek scheint mir diese Verwendung vorzuliegen, da in der Mehrzahl der Beispiele zu dem in Klammern gesetzten “usually” die Tempora der verschiedenen Verba wechseln, wobei die erweiterte Form im Präsens (also der Verlaufsform) steht, z.B.: migarakl climbed vs. migäräs I climb (usually); mi fan I rested vs. mi färäg I rest; mi rep I sold vs. mi reis I seil.

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mit den benachbarten tschadischen Sprachen ist, ist in Wolff/Gerhardt (1977:1522ff) näher eingegangen. Auf der formalen Seite steht dieser Bedeutung eine bemerkenswerte Vielzahl von Bildungsmöglichkeiten gegenüber. Das legt den Schluß nahe, daß in einem früheren Sprachzustand ein komplexes System von Erweiterungselementen mit möglicherweise unterschiedlichen Funk­ tionen für die einzelnen Formative existiert hat, das in den heutigen Sprachen reduziert und umgeformt noch in Resten zu finden ist. Es ist jedenfalls darauf hinzuweisen, daß bei der Bildung progressiver bzw. frequentativer Erweiterungen die gleichen Formative verwendet werden, und daß weiterhin etymologisch verwandte Verben bei der Bildung dieser Formen durchaus unterschiedliche Wege gehen. In den meisten der von mir aufgenommenen Sprachen sind die verbalen Stammerweiterungen nicht mehr produktiv. Insgesamt ist die Materiallage unerfreulich dürftig. Im Kagoma etwa, einer der am besten belegten Sprachen haben sich auf etwa 200 Seiten (handgeschriebenen) Textes nur 26 Verben mit Simplex und zugehöriger Erweiterung finden lassen. Einige Verben sehen formal wie ein erweiterter Stamm aus, zu denen mir mein Informat aber kein Simplex liefern konnte. Aus den Plateau 4-Sprachen liegen aus dem Kaningkom, Ninzam und Mada keine erweiterten Formen vor, aus dem Nindem lediglich: ten - tes to cut one tree - many trees mun - mus to break - to break many things nun - wzy to kill one person - many persons Bei dem letzten Beispiel ist freilich zu fragen, ob es sich hier nicht um zwei verschiedene Stämme handelt, eine Erscheinung, die im Kaje und Kagoro häufig zu beobachten ist. Für das Che (Rukuba) schließlich hat Hoffmann (1976:44f) einige Beispiele erweiterter Formen angeführt: mü - mürusu to break bä - bdsä to snap to tear yärä — yäräsa Für Plateau 3 liegen lediglich für das Birom genügend erweiterte Formen vor. Hier sind aber so viele verschiedene Bildungsweisen zu finden, daß Bouquiaux feststellt: “II n’est pas possible d’enoncer une regle generale permettant de former le frequentatif d’une forme verbale donee. On ne peut que constater un certain nombre de tendances.” (1970:206).

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Im Aten hat es den Anschein, als ob einige Formen formal erweitert seien, da jedoch keine Belege von Simplex plus Erweiterung vorliegen, kann nichts Genaueres gesagt werden. Für die Plateau 2-Sprachen ist die Lage sehr unterschiedlich. Zarek und Kaje sind recht gut dokumentiert, Kagoro, Katab, Atakar und Kagoma noch hinreichend, Koro schwach und für die beiden Jaba-Dialekte sowie das Lungu liegen keine erweiterten Formen vor. Da ich versucht habe, erweiterte Formen zu erhalten und die Verben, die in den verwandten Sprachen solche Erweiterungen aufweisen, abgefragt habe, ist anzunehmen, daß in diesen Sprachen allenfalls minimale Reste solcher Erweiterungen existieren. Im folgenden werde ich so verfahren, da die einzelnen Bildungsele­ mente auf ihre Verbreitung hin untersucht werden. Hierbei zeigen sich am ehesten die Gemeinsamkeiten und Unterschiede.

3.1. j als Erweiterungselement

3.1.1. s als Suffix nach Vokalen Das Erweiterungselement, das ohne Schwierigkeiten in allen Gruppen in dieser Position zu erkennen ist, ist ein 5 oder seine etymologischen Entsprechungen. Plateau 4 - Che: to tear yärä - rjäräsa to catch Plateau 3 - Birom: vö - vös Plateau 2 - Koro: to fall gba - gbesä - Kagoma: me - mes to shoot - Zarek: be — bes to come. Die regelmäßige Entsprechung vom PP im Kagoro, Katab, Atakar und Kaje ist ein -y, folglich finden sich hier Formen wie die folgenden: - Kagoro: #wo - yway to enter - Katab: kwa - kway to fall - Atakar: ku - kuy/kwi to die - Kaje: ba - bay to come.

3.1.2. 5 als Suffix nach Konsonanten Die bisher aufgeführten Beispiele zeigen ein hohes Maß an Überein­ stimmung. Diese Übereinstimmung verringert sich drastisch, wenn wir

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andere Bildungsweisen untersuchen. Die folgenden Beispiele führen einige der Verwendungsweisen von s in den verschiedenen Sprachen auf, wobei der Verbalstamm konsonantisch auslautet.

Birom: hwjp - hwjbjs to borrow bk - hg3s to build tset - tseres/tsees to cut. Die Nebenform ist hier von Bedeutung, weil sie zeigt, daß der Ausfall des auslautenden Wurzelkonsonanten mit Ersatzdehnung in minde­ stens einer Sprache noch nachweisbar ist. In einer Reihe von Sprachen ist der Ausfall des auslautenden Konsonanten zum Normalfall geworden. Kagoma: gern - yemza to fan to knock down. kok - kjksa In einigen Fällen finden sich bei der Affigierung dieses Suffixes morphophonemische Veränderungen. In Verbindung mit dem Erweite­ rungssuffix wird auslautendes -ky teils zu -pts- teils zu -kc-, auslautendes -t zu -z- und -ny zu -nj-. paky - paptsa to break xeky - xekca to carry to kill fet - feza keny - kenja to take from. Zarek: Hier ist die Entwicklung, die sich im Birom nur in einigen Varianten zeigte, weiter fortgeführt. Der stammauslautende Konsonant ist fortgefallen, in vielen Fällen deutet noch Vokallängung und Tonkon­ traktion auf seine ehemalige Existenz hin. n5k - n55s to build. Katab, Kaje: Die Formen entsprechen denen des Zarek. sak - saay to put Kagoro: Hier ist die Vokallänge reduziert worden, so daß es erscheint, als sei der auslautende Konsonant durch einen anderen ersetzt. sak - say to put Koro: Auch hier lassen sich einige Formen der beschriebenen Bildungs­ weise erkennen: her - hey to kill ter - tey to shoot, pierce.

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3.1.3. s als Infix In einer Reihe von Fällen finden wir verbale Erweiterungen, die mittels 5 gebildet sind, wobei dieses s jedoch in den Verbstamm eingedrungen ist Birom: Hier finden sich erweiterte Formen der folgenden Art: rayal - raysal to ask tula - tulsa to collect dal - dasal to surpass. Zur Form dasal findet sich die Variante dalas, die die Entstehung dieser Art von Formation verdeutlichen mag. Zarek: Die verbalen Erweiterungen in dieser Sprache, in denen s als Infix verwendet wird, ohne daß weitere morphophonemische Ände­ rungen damit verbunden sind, sind relativ selten: tiik - tisik to descend. Katab: Auslautends s im PP entspricht im Katab einem -y. Im Inlaut vorkommendes PP -s- fällt im Katab aus, verändert jedoch den Vokalismus des betroffenen Morphems. Zur Verdeutlichung der stattge­ habten Veränderungen sind den Katab-Formen (in der ersten Kolumne) die PP-Formen gegenübergestellt. nyat - neat nyat - nya+sa+t to bury - vujy dwarj - dwa+sa+y to drive away - ko3 t k^t kwat - kwa+sa+t to pour in kpyet - kpiyet to carry. Ähnliche Formen finden sich auch im Kagoro und Kaje. Aus dem Koro ist nur eine Form belegt, die hierher zu gehören scheint: to be broken. ymeni - rpniye

3.2. Andere Erweiterungsaffixe

3.2.1. Das Suffix k Im Zarek finden sich zwei Verben, die offensichtlich bereits im “Nichthabitualstamm” durch ein Affix erweitert sind und für die ledi lieh im Verbalnomen der nicht erweiterte Stamm vorliegt. Diese Verben lauten: käbäk - kasäp Verbalnomen: ku-käp to divide k5b5k - kosbp Verbalnomen: i-k5b to borrow 210

Eine gleiche Bildung, allerdings ohne belegtes VN findet sich in tübük - tüsüp to pierce. Wir können hier also ein Erweiterungselement V+/c abtrennen, dessen Bedeutung allerdings nicht ohne weiteres fest­ zustellen ist. Auch die folgenden Verben berechtigen uns, für das Zarek ein Element -k zu isolieren, das in den nicht-pluralischen Formen auftaucht: to jump furuk - furu to spread out täräk - tärä to unfold. bisik - bis Wenn auf diese Weise ein Erweiterungselement -ty+)k etabliert wird sehen wir uns in der Lage, weitere Zarek-Verben zu analysieren: to get up (dot+zk ~ djt+os) dorok - döns to pour in (kot+jk - fot+os) k5r5k - koros to climb (yat+ak - yat+as) yäräk - yäräs to open (kat+ak - kat+as). käräk - käräs Birom: Bouquiaux (1970:209t) berichtet von zwei Birom-Verben, die ebenfalls in der nicht-pluralischen Form am besten so erklärt werden, daß man eine Endung N+k ansetzt, die in der pluralischen Form durch V+s ersetzt wird: to dry (aus hot+ok - hot+os) horok - horos to descend (git+ik - git+is). girik - giris Kaje: Im Kaje finden sich Verben, die etwa den hier beschriebenen entsprechen. Bei ihnen wird -k in der nicht-pluralischen Form im Auslaut durch einen anderen Konsonanten ersetzt. Die Beschreibung von C. McKinney zeigt aber auch, daß zusätzlich in der pluralischen Form vielfach der Anlautkonsonant in der pluralischen Form von lenis nach fortis abgeändert wird: wrak - wwat to give (wat+ak - wa+sa+t) brak - bvan to turn (ban+ak - ba+sa+n). Kagoro: Hier ist nur ein Verb belegt, dessen Bildungsweise in diesen Rahmen paßt: to give. ywak - ywat Katab: Die Situation im Katab unterscheidet sich dadurch von der der anderen Sprachen, daß hier die auf -k auslautenden Verben nicht die nicht-pluralische Form bilden: 1 Fortis-Artikulation wird durch Doppelschreibung des betreffenden Konso­ nanten wiedergegeben.

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bvjt - bvzk to come back ywat - ywak to give xut - xuk to undress. Die Beispiele zeigen, daß in einer Reihe von Sprachen das Formativ -k sicher greifbar ist. Es hat zwar nicht die zahlenmäßige Bedeutung von -X~), muß aber doch wohl für das Protosystem angesetzt werden. Mir scheint auch, daß die Funktion dieses Elementes u.U. als der pluralisierenden Funktion von -X~) entgegengesetzt anzusehen ist, d.h. daß es den singularischen Stamm markiert. Dies scheint besonders bei den Verben der Fall zu sein, die im unmar­ kierten Stamm auf -5 auslauten, so z.B. im Zarek tas to pierce und bis to tie. Diese Formen sehen aus wie pluralische Formen, sind aber unerwei­ terte Formen. Im System des Zarek finden sie sich als pluralische Formen, denen die erweiterten nicht-pluralischen Formen tas+ak und bis+ik gegenüberstehen. Zu den verbalen Erweiterungen mit -k sollen noch einige weitere gerechnet werden, die zunächst in den folgenden Abschnitt zu gehören scheinen. Es handelt sich dabei um ein -y in den erweiterten Formen. Die Distribution dieses -y ist weitgehend identisch mit der von -k und die Variation scheint phonologisch bedingt: Wir finden es in Erweite­ rungen, in denen der stammauslautende Konsonant der Wurzel ein n ist, oder zumindest als n zu rekonstruieren ist Im Birom findet sich ein Verb, das in diesen Bildungstyp paßt: gunuy - gunus to fold together (gun+uk - gun+us). Zarek: Hier finden sich einige Verben, die ihre Erweiterungen lediglich durch dieses morphophonemisch abgeänderte -k bilden. fan - färäy to rest (aus fän+äk) men - merey to lie down (aus men+ek) Für das letztgenannte Verb liegt ein Verbalnomen vor, das keine Denasalisierung des mittleren Konsonanten aufweist: ka-meney. Andere Verben zeigen in der nicht-pluralischen Form ein Erweiterung durch -yf die in der pluralischen durch ein anderes Formativ ersetzt wird: bäräy - bäräs to add (aus bän+äk - bän+äs) t5rby - torbs to show (mit einer Nebenform tänby). Bereits in Wolff/Gerhardt (1977:1521) findet sich ein Hinweis auf diese offensichtlich Nasalharmonie: “wenn der mittlere Konsonant ein Nasal ist, so ist der auslautende Konsonant ein y? Die auf diese Weise funk212

tionslos gewordene - weil doppelt markierte - Nasalierung eines der beiden letzten Konsonanten in einem Zarek-Wort ist wieder aufge­ hoben worden. Der historische Auslautkonsonant der Verbalwurzel läßt sich im gegenwärtigen Stadium lediglich an der Nasalisierung des Konsonanten der Verbalextension erkennen. Als Beispiele aus dem Zarek sind: kön - körög to rub (against) — temeg to cut (with an axe). tem Kaje: Bildungen der zuletzt beschriebenen Art finden sich auch im Kaje und gehen also auf das Suffix -k zurück: tun to collect (aus tün+ük) - trug wän - wräg to cook (aus wän+äk) to deny (aus tön+ök) tön ~ trog tän - trag to pay (aus tän+äk). Im Katab finden sich keine, oder zumindest nicht klar erkennbare Formationen dieser Art. Kagoro: Das Kagoro weist einige Bildungen dieser Art auf: to collect tun - tulug to cook (aus wan+ak mit Assimilation des wan - wurag ersten Vokales an w) to pay tan - tarag to put a child on the back lan - lurug Iwan - lurag to be tired to move (to and fro). sen - sulug Die Beispiele zeigen, daß der Transfer des Merkmals [nasal] vom stammauslautenden Konsonanten der Verbwurzel auf die Verbalerwei­ terung ein ziemlich weit verbreiteter Vorgang ist, zumindest in Plateau 3 und in der Kagoro-Untergruppe.

3.2.2. Das Suffix g Das Suffix -g findet sich wesentlich seltener als -k als alleiniges Bildungsmittel für verbale Extensionen. Im Zarek findet es sich ledig­ lich bei dem Verb to shoot, to dig well. ta - tag Im Kaje finden sich zwei auf Vokal auslautende Verben, die -g verwenden: 213

to shoot tä - tay to shoot. ma - may Ein weiterer Fall liegt vor in dem Verb kwan ~ kway to fight bei dem der Auslaut allerdings ein Nasal ist, so daß es sich auch um das nasalisierte Suffix -k handeln könnte. Auch im Kagoro finden sich lediglich die beiden Verben mit der Bedeu­ tung to shoot mit dem Suffix als Formativ: ta - tay und ma - may. Ein weiterer Fall mit Ersetzung des auslautenden Konsonanten ist nway ~ nwat to put into. Im Katab finden sich die folgenden Verben, bei denen zu beobachten ist: - ta tay to shoot to hear (wobei allerdings der zusätzliche fok Gleitlaut auf fortis-Artikulation weist.

Affix l/r Dieses Affix als einziges Mittel zur Stammerweiterung ist im Kagoro und Katab beobachtet worden. Im Birom scheint es in einer Reihe von Formen, als ob dieses Affix vorliege, es handelt sich aber dabei offensichtlich um Dissimilationserscheinungen.1 gas - garas to divide (aus gas-as; zu dieser Form gibt es die Variante gaas.) h5s - höros to vomit (aus hjs-js) kas to cut (aus kas-as) - karas to wash (aus kus-us) kus - kurus tos ~ toros to carry (aus tos-os) tus - turus to sow (aus tus-us). Ähnlich verhalten sich die Verben der Struktur CVCV deren mittlerer Konsonant -5- ist: to insult (aus dus-us) dusa - durus nusu - nurus to go out (aus nus-us). Im Kagoro finden sich die folgenden drei Verben, die mit dem Infix r/l gebildet werden: 1 Auch Bouquiaux faßt diese Bildung als Dissimilation eines Infixes -s- auf (s. dazu Bouquiaux (1970:211 ff)).

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- sirip sip to rise to pack kwjk - kworok nyak - nyarak to mount. Im Katab finden sich zwei Verben mit der entsprechenden Bildungs­ weise: fap - fdbp to jump, fly nyip - nyirip to open. Im Koro findet sich schließlich ein Verb, in dem dieses Infix auftaucht, allerdings ändert sich auch der Auslautvokal, so daß hier möglicher­ weise verschiedene Bildungsweisen gemeinsam verwendet werden. Da ich aber keine anderen Belege für diese Formation habe, soll sie hier angeführt werden: kpo - kpori to die.

3.2,4. Andere Affixe In einigen Sprachen finden sich noch weitere Formative zur Stammer­ weiterung, die über die bisher beschriebenen hinausgehen. Da sie aber zum einen nur mit einer sehr geringen Zahl von Verben vorkommen, zum anderen in ihrer Verbreitung meist auf eine oder zwei der eng verwandten Sprachen beschränkt sind und daher für eine vergleichende Darstellung von nur untergeordnetem Interesse sind, sollen sie im weiteren nicht mit berücksichtigt werden. Es sei aber nicht verschwiegen, daß es sich hier um ein äußerst faszinierendes aber auch sehr komplexes Gebiet handelt, daß u.U. für die Aufdeckung weiterer Beziehungen innerhalb der Benue-Congo-Sprachen von großer Bedeu­ tung ist. Um aber wenigstens eine Andeutung von der Komplexität der Materie zu geben, sollen einige der erweiterten Formen zumindest aufgeführt werden, ohne daß eine Analyse versucht wird. Wechsel von PP: t zu k to cut (einziges Beispiel) Zarek: tseer - tsek to come back Katab: bvjt - bvjk to give ywat - ywak to undress xut - xuk to give Kagoro: rpvak - ywat to carry on head (mit fortis-lenis Kaie: cot - ccök Wechsel)

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Antritt weiterer Konsonanten: Kagoro: ya - yat to dig out to touch la - Ian myo - myan to lie down Birom: ga - gaba to fall (einziges Beispiel) Ersatz von Konsonanten durch andere: Birom: mon — mjpjs to kill Kagoro: tyam ~ tyap to cut $an - sat to sit Katab: kat - kam to go away (auch im Kagoro). 3.3. Kombinationen von Erweiterungselementen

3.3.1. Kombination von s+k In allen Sprachen finden sich Formen, die sich nicht als das Ergebnis der Suffigierung eines einzelnen Suffixes bzw. Infigierung eines Infixes beschreiben lassen. Es scheint sinnvoll, in diesen Fällen eine MehrfachAffigierung anzusetzen. Auf diese Weise lassen sich viele Bildungs­ weisen in einer großen Zahl von Sprachen einfach erklären. Birom: Durch den Vergleich mit anderen Sprachen geht hervor, daß es in dieser Sprache einige Kombinationen von s+k gibt. Die Beispiele sind die folgenden: horok - hölsok to dry (s. dazu PP 2 (Kagoro-Untergrup­ pe): kwot; PP 2 (Jaba-Untergruppe): kol+V) to swallow. wbbk - mlsDk Zarek: Hier finden sich die folgenden klaren Fälle von Doppelaffigierung: ts5r - tsösbk to beat (PP 2 (Kagoro-Untergruppe [= PP 2 (K)]): tuat) — nesek ner to bury (PP 2 (K): nyat) seer - sesek to hang up tser - tsesek to look for (PP 2) (K): tiat) t5r - tösök to wait (PP 2 (K): twat). Die Doppelaffigierung wird hier deutlich dadurch, daß - anders als in den früher beschriebenen Fällen - der Schlußkonsonant der erweiter­ ten Formen nicht mit dem der Grundformen übereinstimmt. 216

Für die angegebenen Formen ist also etwa folgende Entwicklung anzu­ setzen: twat (Prä-Zarek) to wait (Grundform) erste Erweiterung (mit Einschub eines twat+s copy-Vokales) Wegfall des Stammauslautes twas twas+k zweite Erweiterung, copy-Vokal. Die entsprechenden Formen im Zarek wären: tot - t5r-js - tjos tbs-ok. Darüber, welche Funktionen diese Doppelaffigierungen erfüllen, lassen sich nur Vermutung anstellen. Eine, die eine gewisse Wahr­ scheinlichkeit hat, geht dahin, daß durch Doppelaffigierung Homo­ phonie vermieden wird. So könnte die in der eben aufgeführten Ablei­ tungsreihe an zweiter Stelle stehende Form auch zum Verb t5nby to show gehören, dessen Pluralform ebenfalls t5r5s lautet. Homophonien dieser Art könnten ja bei allen Verben auftauchen, die sich lediglich im Stammauslaut unterscheiden, da der Auslautkonsonant bei Erweite­ rungen entweder ausfällt und durch -s ersetzt wird, oder aber doch durch Wegfall der Nasalisierung in einigen Fällen neutralisiert wird. Im Zarek finden sich aber auch andere Formen, für die ebenfalls Doppelaffigierung anzusetzen ist. Sie gehören der bereits weiter oben erwähnten Gruppe an, die in der Grundform auf -w auslautet. Wenn bei diesen Verben s+k suffigiert wird, so wird das -k des zweiten Suffixes in -y abgeändert. san to buy (aus san+s+k') - sasay to close (aus fwen+s+k). fween - fwesey Für das Birom ist ein zweifelhafter Fall dieser Bildung denkbar*2: to roast. halay - halsay Kaje: Hier finden sich einige Verben, die in der beschriebenen Weise ihre Erweiterungen bilden. Auch im Kaje finden sich ursprünglich auf -n auslautende Verben, bei denen dieser Auslaut seine Spuren in dem zu -y veränderten zweiten Suffix hinterlassen hat. to bury (aus nya+sa+t+k) nyet - niyak to force open (aus ya+sa+m+k) yeyak - yam 1

r

Im Zarek gilt die morphophonemische Regel, da] innerhalb eines Wortes nur alveolare oder alveopalatale Frikativlaute stehen dürfen. 2 Es ist möglich, daß es sich hier um ein dreikonsonantiges Verb handelt (s. dazu BCCWL II: 296).

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seyak - sam hweyak - hhwam

to tear (aus sa+sa+m+k) to lock, block (aus hwa+sa+m+k hwa+sa+m) san - ssay to buy (aus sa +sa +n +k) run - rruy to carry on the back (aus ru+su+n+k) rwan - rrway to get tired (aus rwa+sa+n+k). Kagoro: Im Kagoro finden sich keine Belege, die klar auf diese Forma­ tion hinweisen.

Katab: Hier finden sich ebenfalls keine Hinweise auf die Kombination von s+k bei nicht-nasalem Auslaut. Es liegen aber einige Verben vor, bei denen innerer Vokalwechsel und auslautendes -y vorliegen und bei denen durch Vergleich mit den anderen Sprachen deutlich wird, daß die Grundform auf -n auslautet. Nach den weiter oben gemachten Überle­ gungen handelt es sich auch hier um Doppelaffigierung von s+k. ban - beay to add (aus ba+sa+n+k) wan - weay to cook (aus wa+sa+n+k) van to be tired (aus dwa+sa+n+k) - veay vwjy - vu^y to drive away (aus dwo+sj+n+k). Eine letzte Gruppe von Verben, bei denen die erweiterte Form mögli­ cherweise durch eine Kombination von s+k gebildet werden kann, findet sich im Kagoro und Katab. Sie werden hier besonders aufgeführt, weil die mit der Erweiterung verbundenen morphophonemischen Veränderungen weiter gehen als bei den bisher genannten Verben. Diese Verben finden sich im Kagoro und Katab, also gerade in den Sprachen, bei denen Verben mit nicht-nasalem Auslaut nicht die Kombination s+k zur Bildung der erweiterten Form verwenden. Die Verben lauten: to tear Kagoro: sam - seep to tear. Katab: sam - seap Nach dieser Interpretation macht sich der ursprüngliche Auslautkonso­ nant lediglich in der Artikulationsstelle der modifizierten zweiten Erweiterung bemerkbar. Das infigierte -5- ist für die Veränderung des Vokalismus verantwortlich. Es ist also folgende Entwicklung anzu­ setzen: sam - sa+sa+m (erste Erweiterung) - seam+k (regelhafter Ausfall von -s-, Veränderung des Vokalismus, Antritt der zweiten Erweiterung) - seap (Abänderung des -k in -p, Ausfall von -m-). 218

Für diese Interpretation spricht auch ein Vergleich mit dem Kaje, wo die entsprechenden Verbformen noch mit der ursprünglichen Erweite­ rung -k belegt sind (s.o. seyak - sam to tear). Es hat sich aus den Beispielen ergeben, daß die Kombination der beiden Erweiterungselemente -s-(-) und -k in allen Sprachen der KagoroUntergruppe und dazu im Birom und Zarek beobachtet werden kann. Die vielen Fälle in denen es zunächst den Anschein hatte, als ob eine Kombination von -s+y vorläge, haben sich als lautlich bedingte Varianten von s+k erwiesen. Einige Formen im Zarek, Kaje, Katab und Kagoro bleiben aber auch dann problematisch, wenn wir die eben besprochene Analyse durchzu­ führen versuchen. Solche Formen aus dem Zarek etwa lauten: to ask rip - risim to blow feeb - fesem to break. bur ~ busuy Entsprechende Formen aus dem Kaje sind: to fold gruy - gut gray - gat to roll up. In diesen Fällen haben wir es in der unerweiterten Form mit explosiven Auslautkonsonanten zu tun, oder zumindest mit Reflexen von solchen (-r im Zarek geht auf PP 2 -t zurück). In den erweiterten Formen finden sich jedoch Nasale, die nach den bisher gemachten Feststellungen auf einen nasalen Auslautkonsonanten schließen lassen. Eine Form wie risim otlQTfesem läßt also den Schluß zu, daß die Grundform rim bzw. fern sei, so wie fäsäm die erweiterte Form von fäm ist. Auf der anderen Seite läßt eine Form wie rip eine erweiterte Form wie risip erwarten. Das gleiche gilt für die Formen mit alveolarem Auslaut. Eine Grund­ form bur läßt eine erweiterte Form busuk erwarten, ensprechend möchte man eine Erweiterung busuy auf ein Simplex bun zurückführen. Die tatsächlich so gebildeten Erweiterungen sind ziemlich gut belegt, z.B. fween - fwesey bzw. när - näsäk. Zur Erklärung des Wechsels zwischen Verschluß- bzw. Nasallauten können zwei Hypothesen gebildet werden. Zum einen könnte ein eigen­ ständiges Suffix angesetzt werden, welches an die mit (-) erwei­ terten Formen suffigiert wird. Bei Labialen im Auslaut würde dann die Artikulationsstelle von C2 in der assimilierten Form des zweiten Erwei­ terungssuffixes erhalten, ähnlich wie bei den Verben, die auf -n auslauten die nasale Artikulation in der Variante -y des Erweiterungele­ 219

mentes -Verhalten bleibt. In diesem Falle wäre -m ein lautlich bedingtes Allomorph von -y. Die zweite Hypothese besagt, daß der Wechsel zwischen Verschlußlaut und Nasal dadurch bedingt ist, daß in einem früheren Sprachzustand eine größere Menge von Konsonanten in der Position C2 stehen konnte, als es in den heutigen Sprachen der Fall ist, und daß Spuren dieses Zustandes im ungewöhnlichen Verhalten der weiter oben aufgeführten Verben bewahrt sind. Man könnte bei dieser Hypothese an stimmhafte Konsonanten oder Nasal Verbindungen denken. Folgende Entwicklung wäre dann anzusetzen: bud - busud - busud+k - busuy (für die Erweiterung) bud - but - bur (für die Grundform). Welcher Hypothese der Vorzug zu geben ist, läßt sich durch Untersu­ chung der Plateausprachen allein kaum entscheiden. Zugunsten der letztgenannten Hypothese spricht, daß sich beim Vergleich von Rekon­ struktionen aus verschiedenen Untergruppen der Plateausprachen einige Fälle finden, die praktisch identisch sind, und sich lediglich durch unterschiedliche Artikulationsweise des Auslautkonsonanten voneinander abheben (Vgl. hierzu § 4.1. dieser Arbeit). Am häufigsten wechseln ~n und -l miteinander.

3.3.2. -/- und andere Affixe Bemerkenswert an diesen Formationen ist, daß allein relativ selten vorkommt, daß es in einigen Sprachen jedoch in verschiedenen Kombi­ nationen auftaucht. Die Interpretation dieser Kombinationen ist in den meisten Fällen nicht möglich, weil die Zahl der (meist nur hypothe­ tisch) anzusetzenden Prozesse so groß ist, daß der Spekulation Tür und Tor geöffnet ist. Solange nicht mehr Material aus nahe verwandten Sprachen und Dialekten gesammelt ist, wird es schwer sein, die hier anstehenden Fragen befriedigend zu klären. Formen dieser Bildungsweise finden sich im oro, Katab und Kaje. to to to to to 220

ask call make warm come down surpass

Kagoro lip yi hyay ccok ^ak -

liram yuroy hyerak corop sarap

Katab lip - liram yey - yuroy

cyok - corop $ak - $eap.

Die entsprechenden Bildungen im Kaje sind: gbyök - gbyrap to break off seyäk - srwap to pass kkyek - kyrek. to come down An Hand einiger Formen sollen kurz die Probleme umrissen werden, die sich einer Analyse dieser Formen entgegenstellen. Die eben aufge­ führten Verben mit der Bedeutung to ask (Kagoro: lip - liram, ebenso im Katab) rufen Assoziationen zu der entsprechenden Bildung im Zarek hervor: rib - risim. Sollte das Infix -r- auf -s- zurückgehen? Das vorliegende Material läßt hier keine Aussagen zu. Schwierig sind ebenfalls die Formen, die in der eben aufgeführten Aufstellung die Bedeutung to surpass (Kagoro und Katab) bzw. to pass (im Kaje) haben. Der Auslaut der erweiterten Form in allen drei Sprachen weist auf ein -p als ursprüngliche Auslautkonsonanten hin, wie er bei anderen Verben ähnlicher Bildungsweise in diesen Sprachen zu finden ist. In der unerweiterten Form findet sich aber ein -k. Ist nun -p im Auslaut der erweiterten Form eventuell ein eigenes Suffix? Oder ist bereits der Nicht-Plural-Stamm durch ein Suffix -k erweitert, und dieses -k hat den ursprünglichen Auslautkonsonanten verdrängt? Der fortis-lenis Kontrast in den erweiterten bzw. unerweiterten Formen deutet wieder daraufhin, daß das PP-Infix -s- anzusetzen ist. Zusätzlich muß aber noch eine Reihe weiterer Prozesse wie Metathesen postuliert werden, bevor die beobachteten Formen zustande kommen. Im nächsten Abschnitt soll ein weiter oben (s. 1.2.) gemachter Hinweis aufgenommen werden. Es geht darum, zu zeigen, daß der fortis-lenis Kontrast, der in einigen Sprachen der Kagoro-Untergruppe zu finden ist, eine rezente Entwicklung dieser Sprachen darstellt1 und im verbalen Bereich auf ein Infix -5- zurückgeht. In 1.2. wurde gezeigt, daß im Kaje, Kagoro und Atakar auslautendes PP -5 zu -y geworden ist, daß ferner inlautendes -s- zu Änderungen im Vokalismus geführt hat. Diese Ände­ rungen haben das Entstehen des fortis-lenis Kontrastes bewirkt. Zum Beleg für diese Hypothese, die das Verschwinden des Infixes -s1 Dieser Tatsache steht nicht entgegen, daß auf einer sehr viel früheren Sprach­ stufe bereits einmal ein solcher Kontrast bestanden hat und seinerseits Spuren - aber anders geartete - hinterlassen hat; s. dazu die Arbeiten Elugbe/ Williamson (1977); Stewart (1976).

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mit dem Entstehen des fortis-lenis Kontrastes in Beziehung setzt, sollen einige Kaje- und Zarek-Formen nebeneinandergestellt werden. Zarek Kaje buy, receive sän - sasay san - ssay lock, block fäm - fäsäm hweyak - hhwam sting, pierce tubuk - tusup top ~ tssop borrow, lend käbok - kjsöp kxüak - kxwap. Dazu kommen Formen, die nicht in erweiterter und unerweiterter Form vorliegen: plant tüüs tup - tssup ask rib - risim (d)zzim. Die Beziehung zwischen -s-Infix und fortis-Kontrast geht aus diesen Vergleichen mit einiger Deutlichkeit hervor.

3.4. Unterschiedliche Verwendungsweise einzelner Erweiterungsele­ mente in den Sprachen

Bisher wurden die verschiedenen Bildungselemente unter dem Gesichtspunkt des Aufdeckens von Gemeinsamkeiten dargestellt. Zum Abschluß dieses Kapitels muß aber darauf aufmerksam gemacht werden, daß die einzelnen Sprachen, bei denen diese verbalen Erweite­ rungen gefunden wurde, diese in verwirrend unterschiedlicher Weise zur Bildung der Pluralstämme einsetzen. Da die einzelnen Formationen im Vorangegangenen bereits hinreichend besprochen worden sind, genügt es wohl, wenn hier einige Beispiele ohne viel verbindenden Text folgen: to add Zarek: bäräy - bäräs PP: ban-ak - ban-as Katab: ban - beay - ban-as-ak PP: ban

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to bury Zarek: ner Katab: nyat Kaje: nyet

- nesek - neat - niyak

PP: nyat PP: nyat PP: nyat

- nyat-as-ak - nya-sa-t - nyat-as-ak

to buy Zarek: sän Kagoro: san

- sasay - say

PP: san PP: san

- san-as-ay - san-as

to pour Zarek: Kaje: Katab:

in k5r5k - korös kwjt - konk kwat - kwojt

PP: kwat-ak - kwat-as PP: kwat - kwat-ak PP: kwat - kwa-sa-t.

3.5. Zusammenfassun

Es findet sich in den Sprachen der Untergruppen Plateau 2, Plateau 3 und Plateau 4 ein gewisser Vorrat von Erweiterungselementen, der jedoch nicht nach einheitlichen Gesichtspunkten und mit unterschied­ lichen Funktionen eingesetzt wird. Darüber hinaus haben die Sprachen eigene Entwicklungen eingeschlagen, die insgesamt ein Bild von entmutigender Vielfalt ergeben. Wesentliche Gesichtspunkte sind die folgenden: Mehrere Erweite­ rungselemente können kombiniert werden. Dies geht aus der Analyse der einzelnen Sprachen wie auch aus ihrem Vergleich hervor. Daß in bestimmten Formen mehrere Elemente Zusammentreffen, läßt sich häufig nur an charakteristischen morphophonologischen Änderungen feststellen. Auch die verbalen Erweiterungen geben Hinweise darauf, daß sich der fortis-lenis Kontrast in einigen Sprachen der Untergruppe von Plateau 2 auf einen vorderen Hochzungenvokal zurückführen läßt. Der fortislenis Kontrast taucht nur in denjenigen Sprachen auf, in denen sich protosprachliches in- oder auslautendes -4~) zu -X~) gewandelt hat. Trotz der großen etymologischen Verwandtschaft der betroffenen Sprachen unterscheiden sie sich bei der Anwendung der einzelnen Erweiterungselemente und ihrer Kombination erheblich. Die unterschiedlichen Erweiterungselemente werden alle zum Ausdruck einer einzigen Funktion verwendet, die sich am besten mit Pluralstamm bezeichnen läßt. Das Vorhandensein vieler Formative ebenso wie die Tatsache, daß das System der Verbalerweiterungen in den meisten Sprachen nicht mehr produktiv ist, läßt den Schluß zu, daß es sich bei ihnen um Reste eines ehemals weiter ausgebauten Systems handelt

223

4. Proto-Plateau

4.1. Lexikalisch In den vorangehenden Abschnitten ist versucht worden, das Eigengut einzelner Untergruppen der Plateausprachen unabhängig voneinander zu erfassen. Der folgende Abschnitt verfolgt zwei Ziele: zum einen soll das, was bisher als Eigengut einer einzelnen Gruppe nachgewiesen ist, daraufhin untersucht werden, wieweit es auch in anderen Untergruppen der Plateausprachen vorkommt Zum anderen soll untersucht werden, welches Wortgut nur den Plateausprachen eigen ist, und welches auch in anderen westafrikanischen Sprachen zu finden ist. Zunächst gilt das Augenmerk den Rekonstruktionen, die in allen, oder zumindest fast allen Untergruppen vertreten sind, denn sie stellen das Wortgut dar, das im hypothetischen PP bereits vorhanden gewesen sein muß. Wenn dieser, innerhalb der Plateausprachen hinreichend weit verbrei­ tete Wortschatz herausgefiltert ist, sind zwei Schritte nötig, um das für das PP charakteristische lexikalische Material zu erhalten. Es muß gezeigt werden, daß diese Lexeme wirklich auf die Plateausprachen beschränkt sind, und nicht außerhalb der Plateausprachen vorkommen. Wenn dies der Fall ist, sind solche Rekonstruktionen nur Evidenz dafür, daß die Plateausprachen genetisch zu einem größeren Verband von Sprachen gehören (in diesem Falle den Benue-Congo bzw. NigerCongo-Sprachen). Für die Klassifikation der Plateausprachen als einer Gruppe, die sich von anderen Sprachen durch charakteristische Neue­ rungen abhebt, sind solche Wörter aber ohne Belang. Weiterhin muß nachgewiesen werden, daß sich im Bereich der Plateausprachen jeweils nur eine gemeinsame Wurzel findet. In der folgenden Aufstellung finden sich alle Rekonstruktionen aus den bisher behandelten Untergruppen, zusätzlich dazu werden noch solche aus der Untergruppe Plateau 3 gegeben, da diese Untergruppe in Gerhardt (1967/9) und (1969) auf ihre Gemeinsamkeiten mit den Plateau 2-Sprachen (Kg-Untergruppe) hin untersucht worden sind. Erfaßt sind solche Rekonstruktionen, die in mindestens drei Unter224

gruppen vertreten sind. Es gibt auch solche, die nur in zwei Unter­ gruppen auftauchen, diese sollen aber nicht aufgenommen werden. PP 4 Englisch PP 2 (Kg) PP 2 (Jb) PP 3 i-nam/niam i-nam niam i-nag animal answer, to sim siim siim -bwak gu-bok ku-g5k arm -bwak -tog ba-tog -tog ü-Nt5g ashes lip+V ask, to dip dip back -ma -ma -ma bee -siwas i-ywek i-sjok -siwas -nwan i-non bird -nwan i-nu black sit sit sjt ma-yi ba-zi ni-ji blood -suok pyap blow, to pyap pep kü-kup bone -kup -kup gu-kup kop borrow, to kop kwap kwap bun mun break, to but breast -basan gu-beg/-bag -basal -zat -zat i-Nyas i-yat buffalo he[s] gis/git call, to gi a-kar charcoal -tian -ka[NJ -kal -ywe u-vin child -gwan -gwal dyat chin/beard -det ga-Ndet Nd: i-Njet Kor: ru-dem -le clay -dyam ä-Nt^r clothing -todok/tosok Kor: tola -tula come, to ba byas ba corpse -kwam -kom u-kom ki-kom ban/bar pal+V count, to basa paM i-nak i-Nyak cow -niak dew -myag -meg ma-meg ku ku die, to kwo kwu kap+V kap dig, hoe, farm kap -dik i-dik dirt -Hm -dik divide, to gap/kap kap gap gap SJ drink, to suo [hwa] swa kol+V kor kwat dry, to kwot i-put dust -bug -bwug -two -tog ku-tög ear gu-to[g]

225

Englisch

PP 2 (Kg)

PP 2 (Jb)

PP 3

PP 4

earth egg excrements eye fall,to father fire-wood

-byin -tii -biy -gi kua da -kwan

ba-bi -zey gi-biy gu-su gwa

-byal -tii -biy -gis

ku-mi

five fly (n) foot, leg four give, to goat, sheep go out, to guest hare head hole honey intestines iron lung medicine-man moon, month mouth navel neck new night old one person pot press, to red

-twon -tiiy -tak -nas [lj]wat -buon wut nyat tien -suom -tii -bwoy -toy -na -tuam -pu[k] -bwok -pyan -nu[y] -kwap -two -pas -tuk -kwap -niiy -nyat -don Pi -sioij

-to[rj] i-zuy gu-dak -nay

226

ga-ko[n]

i-bu yul+N u-tsen u-zo -tsi gu-bo -toy gu-na[r)] i-dom -pu -bok -pe[n] ga-nyu u-kwop u-to[y] -pa -tuk -kwo -gini u-net

ta Aten: a-hw5n [tuyun] -tiiy -tak -nas nwak -bwal/-byal wudu

-twa -boy -toy -la dyam ? -fufu -bok -pyal -nu -kop -to -pas -tuk -kwap [djiniy -r5n

pin/pit

-sey

-gwiy/gey ki-sj ku a-ti

-t5y -ciNciy [ku-za] -nas nok i-go[n] gur ü-can u-gom ki-tü ü-töy ki-ne (belly) Nd: i-Ntom

-bok[a] u-pwa -nuy/-n[y]uy i-kom ki-to -pas ka-tuk *

-yan u-nit/u-nit i-ren pi -sen/ser

Englisch rock rope salt scorpion shave, to shoot, to sickness sit, to skin sleep, to smoke spear they three tie, to tongue tooth tree twelve/ten two vein/tendon wash, to water weave, to work yam

PP 2 (Kg)

PP 2 (Jb)

-dik -twak -niarj kwat

i-pay -Hk -tok i-nay k[w]on tat/tay

-dwak suan -kua da -tilg -kuan ba tat dwap -dyam * niiM -kwan -swak -pafsayj tiip sua -sii nok tom

lo -zurj ga-kwan ba tat

ga-lem -giM u-sok -pa

PP 3

d-w-ik -lay kwan ta -do say -ku na kyey

ba tat dwap -lyam -YiU -kon -pa/-ba -tsii sua ■ •

-Sil

nok tom+V i-tsit

Iwak tomo -kid

PP 4

ku-päy -d\k -tok1 i-day tak [k]u-do soy ku-kpa na -Ntserj i-Nkpay/-kpat

tat dop i-rem ki-Nyin/-Nyir ü-kon cok -pah ku-cip so a-ma-sit dok u-Ndom i-sir.

Diese 96 Vergleichsserien sind in den untersuchten Untergruppen mit etymologisch verwandten Rekonstruktionen hinreichend weit verbreitet. Es ibt noch andere Rekonstruktionen, die in zwei Unternippen vertreten sind wie i-san -suan ant sp. ka-say -sey basket -gwam -gwam chief 1 Diese Wurzel nur im Nd und Kn, ansonsten -mah.

227

Englisch

PP 2 (Kg)

cock cut, to day/sun dog fat medicine mountain rotften] send, to smell, to

-guak pat/pak -nwam -bwu -pyap -kan

PP 2 (Jb)

PP 3

PP 4 ä-gwäk päk

u-nom i-yo

-bu

i-YU ma-pep

-kal i-go po[n]

tom

tom

nuk

i-gwo bon/bor to nuy,

und noch eine ganze Reihe mehr, die man aus dem Index der Rekon­ struktionen entnehmen kann (s. 1.4.). Auf diese wird im Folgenden nur am Rand eingegangen, weil ihre Verbreitung innerhalb der Plateau­ sprachen zu beschränkt ist. Aus diesen Rekonstruktionen sollen nun alle die in einem ersten Durchgang ausgesondert werden, die innerhalb der Niger-CongoFamilie wiederzufinden sind. Zu diesem Zweck werden folgende Arbeiten herangezogen: Westermann (1927), dessen UrsudanischFormen mit PWS (Proto-Westsudanisch) angeführt werden. Des weiteren: Heine (1968) für die Togorestsprachen (PTR), Elugbe/ Williamson (1977) für Benue-Kwa (PBK) und Elugbe (1973) für die EdpSprachen (PE). Hingewiesen wird weiterhin auf die vergleichenden Aufstellungen in Greenberg (1963:13-24) und Armstrong (1964), wo jeweils unter englischen Stichwörtern auf etymologisch zusammenge­ hörige Wörter aus der Niger-Congo-Familie verwiesen wird, ohne daß Rekonstruktionen versucht worden sind. Im folgenden wird auf die Nummer der Vergleichsserien in den beiden Arbeiten verwiesen. Falls sich in einer der hier genannten Arbeiten eine Wurzel findet, die mit Formen in dieser Arbeit Übereinstimmungen aufweist, so ist damit nachgewiesen, daß sie im Niger-Congo auch an anderer Stelle auftaucht und damit zur Klärung der Frage, was denn die charakteristischen Inno­ vationen der Plateausprachen seien, nicht beitragen kann. animal arm

228

PWS -niäm -büä[k]

Ar. 80 18

Gr. 1 -

PBK -nh-mh-

PTR —

PE E-nhamh+ -6o

PWS ashes back bird blood blow bone break breast call charcoal child come count cow dew die dig dry dust ear

PBK

PTR

nto ka-mä

-mä-

-gia-pep-küä/-küp

• »

-J+-

pegu li-küpä -B-nh-

-bi-giM/gyin -käl/kan 42 mu[an] -bä/-bia -bä/-bäl -nak 70 -[m]-bi -küküa/-küi 49

-gl[ä] excrement [m-]bi[n] father five fly (n) four -na/ni give -na goat -bo guest head -ti hole -büä iron -tumoon -pian mouth -nu navel new

PE

-k-dh-y

li-kwani nu

ba

11 14

17 22

79 22 68

küi

-bh-rj-T-o -k-y-bh-g-

-KiN^ m-bi -ta -nbnu/-tonu

-T-g-nh-kh-g-n-g-

-ina

-nid ni[N]a -bhu+

-n-tj

o-nüi

-nud -khaNpha

13

34

ghu gaa ka -bu

ku-tüe

24

77

-kwhuNa bunhi -bhiNdNd

229

PWS

Ar.

Gr.

PBK

PTR

PE

-kua old -niperson -m-ymi press, to -dhiNi rope salt 40 skin ku[a] 41 la sleep smoke -kuia spear -bathey ca -itä 43 -tatthree -dhamhi 45 -dh-mhtongue -lima li-nia 76 46 tooth -ni[n] Vd -bä48 two 19 wash -güa water -gi[a] do weave -luwork -tum-ki yam Diese Aufstellung zeigt, daß weit mehr als die Hälfte (59.3 v.H.) der weiter oben aufgeführten potentiellen PP-Wurzeln bereits auf der Ebene der Niger-Congo-Familie auftaucht und damit nicht als charakte­ ristische Neuerung der Plateausprachen dienen kann. Aber auch auf der klassifikatorisch darunter liegenden Ebene, der des BC-Zweiges des Niger-Congo, lassen sich etymologische Verwandte der für die Plateau-Untergruppen rekonstruierten Wurzeln finden. Als Vergleichsmaterial werden neben dem Material aus de Wolf (1971) die Rekonstruktionen von Shimizu (1971) aus dem Bereich der Jukunoiden Sprachen und die Proto-Bantu-Rekonstruktionen von Meinhof und/ oder Guthrie angeführt. Zusätzlich wird noch auf das von Crabb (1965) für die Ekoid-Bantusprachen angeführte Material zurückgegriffen. Crabb führt lediglich vergleichende Listen auf, ohne Rekonstruktionen vorzunehmen, sodaß ich jeweils ein Beispiel aus einer der Sprachen bringen werde und zwar so, daß die lautliche Ähnlichkeit möglichst deutlich wird. Seit der Erstfassung dieser Arbeit sind mehrere Arbeiten erschienen, 230

die den Wert des BC als einer sprachlichen Einheit anzweifeln. Für die hier behandelte Frage, ob sich aus den weiter oben angeführten Rekon­ struktionen aus den Plateausprachen solche herausfinden lassen, die nur für die Plateausprachen charakteristisch sind, ist dieses Problem aber ohne Belang. Ekoid PB PJ PBC bee -yök? (Gth) i-swaki ki-zida black -yidQ (Gth) -jirä (1) borrow ri-kwaP (= debt) i-zati -yät? (Gth) buffalo chin -dedy (Gth) ma-dedo (= beard) li-komon corpse ri-kom divide -gäbgab earth ma-bwela eye li-lito -yicö fall, to kö -yua (Mh) gbo fire-wood bu-kwoni ku-tak foot j-ta (2) -dwam hare li-torji honey intestines bu-la lung -papu (Mh) -fok li-pupu ki-toto neck ki-tu -tuk night -tuku (Mh) a-tu (4) ku-tuku one -yiy rock li-pandi scorpion i-nan n-näy (5) ki-nay shave, to -kota (Mh) korj-a (= to) scrape off) \ia (be sick) sickness -li-ala (Mh) tree -kon ku-kun ka-kwon (s. fire-wood) vein, tendon -kipa (Mh) -ßb

Von den 96 Anwärtern, die dazu hätten dienen können, das lexikalische 1 Die hinter der Ekoid-Form in Klammer gesetzte Zahl gibt an, in wievielen der sechs Untergruppen diese Wurzel sich findet.

231

(

Eigengut des Plateausprachen zu dokumentieren, sind damit weitere 25 ausgefallen, da sie außerhalb der Plateausprachen im Bereich des sog. BC auftauchen. Die restlichen sind die folgenden: to answer, to ask, clay, clothing, dirt, to drink, to go out, medicineman, pot, red, to shoot, to sit, to tie, twelve. Von diesen müssen to drink und medicine-man als Entlehnungen aus dem Tschadischen (Proto-Tschadisch 5-) und dem Hausa (Hausa: bookaa, medicine-man) ausgesondert werden. Damit bleibt ein Rest von zwölf Wurzeln, die innerhalb der PlateauUntergruppen hinreichend weit verbreitet sind, und die nicht außerhalb der Plateausprachen zu finden sind. Diese Wurzeln sollen nun noch auf ihre Verbreitung innerhalb der anderen Zweige von Greenberg’s Plateausprachen untersucht werden. Die Notwendigkeit ergibt sich, weil von diesen zwölf Wurzeln lexikalisch die Tragfähigkeit der lingui­ stischen Einheit “Plateausorachen” abhängt. Diese Überprüfung ist auch deshalb wichtig, weil Kiyoshi Shimizu in einer lexikostatistischen Klassifikation (1975) eine Neugliederung von Teilen des BC vorgenommen hat, indem er einen Teil von Greenberg’s Plateausprachen (Plateau 5 und 7) mit den von ihm näher untersuchten Jukunoiden Sprachen zu einer von ihm sog. “Benue-Gruppe” zusam­ mengefaßt hat. Auf der anderen Seite haben lexikostatistische Untersu­ chungen von Gerhardt/Jockers (1981) gezeigt, daß Greenberg’s Plateau 1-Untergruppe zum einen in sich stark differenziert ist und weiterhin wenige Gemeinsamkeiten mit dem Rest von Greenberg’s Plateau­ sprachen zeigt. Da es zudem einige grammatikalische Isoglossen zu geben scheint, die die Plateau 1-Sprachen von den anderen Plateau­ sprachen abheben, sind Gerhardt/Jockers zu dem Ergebnis gekommen, daß die Plateau 1-Sprachen eine eigene Untergruppe des BC (oder was immer die Einheit ist, die das BC ersetzen soll) bilden, die auf der gleichen Ebene anzusiedeln ist wie Cross River, Bantoid und Jukunoid. Mit diesen Ergebnissen stimmt auch Williamson (1980) überein, in dem eine Gruppe “Wider Plateau” gebildet wird, in der die zentralen Greenbergschen Plateausprachen und Jukun enthalten sind, wo aber eine genaue Einordnung der Plateau 1-Sprachen umgangen wird. Auch Bennett/Sterk (1977) setzen eine eigene Gruppe an, (“cara”Gruppe, nach der Isoglosse für “arm, hand”, die in einem Großteil dieser Sprachen zu finden ist [mit Ausnahme der Untergruppe Dakarkari+Duka, die eine eigene Neuerung aufweisen]) können aber über die • 4

232

Untergruppierung der Plateausprachen nicht allzuviel sagen, da nur wenige Plateausprachen in ihrem Material auftauchen. In der nun folgenden Diskussion soll also überprüft werden, ob 1. Die Greenbergschen Plateau 1-Sprachen Gemeinsamkeiten mit der zentralen Gruppe der Plateausprachen (d. h. Greenberg’s Plateau 25) aufweisen, weiterhin ob 2. Die am südlichen Rand des Plateaugebietes gelegenen Sprachen (Eggon und Tarok) so viele Gemeinsamkeiten mit den zentralen Plateausprachen aufweisen, daß ihre Zusammenfassung unter einem gemeinsamen Etikett gerechtfertigt ist. Diese präzise Fragestellung ist nur dadurch möglich geworden, daß seit der Erstfassung dieser Arbeit die in dem vorangehenden Paragraphen angesprochenen Arbeiten erschienen sind.

to answer In dem zur Verfügung stehenden Material sind keine weiteren Entspre­ chungen zu den PP 2 (Kg+Jb) und PP 3-Rekonstruktionen zu finden. Weder Tarok noch Eggon weisen Entsprechungen hierzu auf, desglei­ chen keine der Plateau 1-Sprachen. Beziehungen könnten sich allenfalls zwischen Reshe (Pl la) und Eggon ergeben. Die entsprechenden Lexeme lauten tone (Reshe) und toy (Eggon). to ask Eggon weist die Form zi auf, die offensichtlich auf * dip/dip zurückgeht (s. Reflexe der entsprechenden Plateau 4-Sprachen, besonders Nz). Im Reshe (bipa) und Tarok (ßip) finden sich Formen, die offensichtlich auf eine innerhalb der BC Sprachen sehr weit verbreitete Wurzel *bip, o.ä. zurückgehen (s. BCCWL I, S. 24: KA much more wide-spread form . . . possibly Proto-Niger-Congo”). Dies spricht für eine Einbeziehung des Eggon in den Bereich der zentralen Pläteausprachen und eine solche des Tarok in den Bereich der Jukunoiden Sprachen (PJ: biP).

clay Innerhalb der einzelnen Sprachen gibt es verschiedene Wörter für unterschiedliche Arten von Erde: Töpferton, Erde zur Herstellung von Ziegeln, Matsch, Schlamm. Außerhalb der drei Plateau-Untergruppen findet sich kein verwandtes Wort, es fehlen aber auch die Wörter in den Listen. 233

clothing Eine der wenigen Wurzeln, die Reflexe in den Untergruppen 1 b bis 5 hat, entstammt dem Kulturwortschatz. Selbst wenn es die sprachliche Materiallage zuläßt, erscheint es kaum sinnvoll, in einem Gebiet, in dem Kleidungsstücke praktisch nicht verwendet wurden, dasjenige Wort, welches Kleidungsstücke bezeichnet, als diagnostisches Wort zu verwenden. Immerhin sei vermerkt, daß diese Wurzel Reflexe im Ibunu (1b) ü-tira und Eggon (5) o-hula hat. dirt Außer den aufgeführten Rekonstruktionen scheint Reshe tsu-rih(d) ein etymologisch verwandtes Wort aufzuweisen. Andere Entsprechungen sind wegen fehlenden Materials nicht auszumachen. Es scheint sich hier um eine weitere Isoglosse zu handeln, die den zentralen Bereich der Plateausprachen - allerdings mit Einschluß des Reshe - umfaßt. go out, come out Die Wurzel *yut/yur kommt außerhalb der Untergruppen Plateau 2-4 nicht vor, teils aus Mangel an Belegen (Eggon), teils weil andere, nicht verwandte Wörter vorhanden sind (Plateau 1). Es handelt sich somit um eine weitere Isoglosse, die für den zentralen Bereich der Plateau­ sprachen charakteristisch ist.

red Die rekonstruierten, etymologisch verwandten Wurzeln fassen die KgUntergruppe von Plateau 2 sowie Plateau 3 und 4 zusammen. Die JbUntergruppe von Plateau 2 weist Beziehungen zum PJ auf (PJ: ban; JKw: -bääne Kor: bare), sodaß hier anhand weiteren Materials unter­ sucht werden müßte, wo die Innovation zu finden ist. sit Lediglich Plateau 1b (Amo: sb5) weist Beziehungen zu den rekon­ struierten Formen auf, wobei zu bemerken ist, daß offensichtlich erheb­ liche Lehnbeziehungen zwischen Birom (Plateau 3) und den benach­ barten Plateau 1 b-Sprachen bestehen. Ansonsten finden sich innerhalb der verschiedenen Plateau-Untergruppen noch weitere, etymologisch nicht verwandte Wurzeln.

to tie Plateau 1 und 5 weisen eine eigene, mit den rekonstruierten Formen 234

nicht verwandte Wurzel auf, z.B. Reshe (la): bupi und Eggon (5): bubi. Es könnte sein, daß verschiedene Nuancen der im Stichwort gemeinten Bezeichnung involviert sind, insgesamt ergibt sich aber eine weitere Isoglosse für den zentralen Bereich der Plateausprachen.

twelve tsyj im Eggon und eventuell sa im Amo sind zu den rekonstruierten Formen hinzuzunehmen, sodaß lediglich für Plateau la und 3 keine verwandten Formen vorliegen. Diese Wurzel gibt insgesamt ein starkes Indiz für die Zusammengehörigkeit der zentralen Plateausprachen unter Einschluß des Eggon ab. Sie weist nämlich auf einen charak­ teristischen Zug in der Kultur dieser Ethnien hin: das Duodezimal­ system. Daß allerdings auch solche Zahlsysteme Veränderungen unter­ worfen werden, zeigt sich in jüngster Zeit, wo unter dem Einfluß des Hausa und Englischen das Duodezimalsystem zugunsten des Dezimal­ systems aufgegeben wird. Bouquiaux (1962) hat dies für das Birom gezeigt Dabei wird meist das Wort für 12 (im Duodezimalsystem) als Zehner im Dezimalsystem verwendet, sodaß auf neun gleich zwölf folgt. Diese Wahl wird vermutlich dadurch begünstigt, daß in den mir vorliegenden Fällen das Wort für zwölf in den Plural gesetzt werden kann (im Gegensatz zu den anderen Zahlwörtern) und deshalb als Grundlage von Konstruktionen wie “zwei Zehner”, “drei Zehner” etc. verwendet werden kann. Diese Umbildung eines Duodezimalsystems zum Dezimalsystem ist im Kagoro und Zarek offensichtlich abge­ schlossen. In den Plateau 4-Sprachen, in der Jb-Untergruppe der Plateau 2-Sprachen sind die Duodezimalsysteme noch in Verwendung (noch bis in die 70-er-Jahre hinein gestützt durch die Verwendung des aus zwölf pence bestehenden Shilling!). Leider sind in der BCCWL nur die Zahlen von eins bis zehn und dann erst wieder 15 enthalten, sodaß gerade über diese für die Klassifikation sehr wichtige Frage aus dem dort gebotenen reichen Material keine Hinweise gewonnen werden können. Es sind deshalb nur einige weitere auffällige Erscheinungen zu berichten, eine endgültige Klärung kann aber auch hier nur versucht werden. Das Birom besitzt ein Duodezimalsystem - oder hat es zumindest bis in die jüngste Zeit hinein besessen. Es hat allerdings ein Wort für zwölf, das mit dem der anderen Plateau-Untergruppen nicht etymologisch 235

verwandt ist: kuru. Dieses Wort scheint Ähnlichkeiten zum Wort für “zehn” in den Plateau 4-Sprachen aufzuweisen, wofür PP 4: *-yur rekonstruiert ist Diese Form taucht auch in einigen Plateau 1bSprachen auf wie im Kurama (küri), ebenfalls mit der Bedeutung “zehn”. Auf der anderen Seite gibt es eine innerhalb der Plateausprachen sehr weit verbreitete Wurzel mit der Bedeutung “zehn”, die sich sowohl in Sprachen mit Dezimalsystem wie auch mit Duodezimalsystem findet. Es ist dies eine Wurzel, die etwa für die Plateau 2-Sprachen (Jb-Untergruppe) mit *-kop anzusetzen ist. Diese Wurzel findet sich in den Plateau la-Sprachen (Kambari: fcüppd;Duka: 3p), Plateau 5 (Eggon: okpö, wobei kp hier als k+p zu interpretieren ist; Metathesen der Art Kj+V+K2 wird zu K]+K2+V finden sich z.B. auch in dem Wort für “zwölf’ tsyj < *tsjk). Diese Wurzel scheint über das Gebiet der Plateau­ sprachen hinaus sehr weit verbreitet zu sein und mit der für das ProtoBantu angesetzten Form *-kümi zusammenzuhängen, wenn man Denasalisierung von K2 annimmt. Formen mit nicht-nasalem zweiten Konso­ nant finden sich innerhalb der Ekoiden Bantusprachen. Dieses weit verbreitete Etymon für “zehn” findet sich innerhalb der Plateausprachen nun in Duodezimalsystemen. Ohne daß hier eine flächendeckende Dokumentation der Zahlsysteme vorliegt, lassen sich aber hieraus keine Schlüsse ziehen, die dann notgedrungenerweise sehr weitreichend wären: entweder, es wären erhebliche Entlehnungen anzusetzen, oder aber es müßte angenommen werden, daß Duodezi­ malsysteme sehr viel weiter verbreitet gewesen sind, als es heute den Anschein hat. Die häufig anzutreffende Vermengung der Bezeich­ nungen für zehn und zwölf in den verschiedenen Untergruppen ist jedenfalls auffallend. Auch der zunächst auffällige Zug des Duodezimalsystems und die innerhalb der Plateausprachen weite Verbreitung des Etymons für “zwölf’ läßt also noch eine Reihe von Fragen offen. Die beiden restlichen Wörter sind ebenfalls problematisch, “to shoot” weist in den Plateausprachen im allgemeinen die gleiche Form auf, die das Wort “bow” zeigt, was bei der semantischen Nähe der beiden Wörter auch nicht verwundert. Die Rekonstruktionen für das Wort “bow” weisen aber im gesamten Niger-Congo-Bereich entsprechende Formen auf. Bei dem Wort “pot” schließlich muß berücksichtigt werden, daß das 236

hierfür vorhandene Vokabular in den Plateausprachen sehr reich ist, und zunächst geklärt werden müßte, um welche Art von Töpfen es sich handelt: Wassertopf, Kochtopf, großer oder kleiner Topf etc. Die vorangegangene Untersuchung der Kandidaten für charakteri­ stische Innovationen im Lexikon der Plateausprachen ist nicht sehr befriedigend abgelaufen. Offensichtlich auf Grund der Tatsache, daß die abgefragten Wortlisten wesentlich auf dem Grundwortschatz basieren, sind in den Rekonstruktionen naturgemäß viele Etymologien mit großer geographischer Verbreitung aufgetaucht, deren diagno­ stischer Wert für die Subklassifikation nicht groß ist. Immerhin scheint deutlich zu werden, daß für den zentralen Bereich der Plateausprachen, die auf jeden Fall Greenberg’s Untergruppen Plateau 2, 3, 4 und möglicherweise 5 umfassen, eine kleine Zahl von lexikalischen Gemeinsamkeiten zu fassen ist, die diese Gruppierung als sinnvolle linguistische Gruppe erscheinen läßt. Langandauernder Sprachkontakt mit benachbarten Gruppen hat aber dazu geführt, daß keine klaren Übergänge zwischen den einzelnen Untergruppen anfallen. Beispiele dafür, daß unter den Rekonstruktionen viele zu finden sind, die nur Teile der zentralen Plateausprachen umfassen, lassen sich ohne Schwierigkeiten anführen. So finden sich die folgenden Rekonstruk­ tionen nur in den Untergruppen Plateau 2 (Kg) und Plateau 3: to buy, to collect, compound/house, crocodile, to cut, dog, eye, to hear, knee, medicine, place, sand, to see, to seil, tail, time, toad, wind. In den beiden Untergruppen von Plateau 2 (Kg und Jb) finden sich die folgenden Rekonstruktionen: ant, drum, elephant, face, feather, to give, to kill, to lie down, mud, root, sing. Schließlich werden die Untergruppen Plateau 2 (Jb) und Plateau 4 durch die folgenden Isoglossen züsammengefaßt: basket, to beat, belly, to chew, dog, farm, to forge, ground-nut, to hear, palm-tree, to roast, slave, thorn. Ballard (1971:295) vermerkt: “There is some doubt whether there are any innovations common to the whole group, raising the possibility that Greenberg’s Plateau group is in fact a geographical lumping together of several distinct but related groups each co-ordinate with other, much larger, subdivisions of Benue-Congo such as Jukunoid, Ekoid, and Bantu.” Diese Vermutung wird durch die vorgelegte Arbeit und andere 237

Tabelle: Lexikostatistische Klassifikation von Plateausprachen

50

100 6

an den Plateausprachen durchgeführte Überlegungen erhärtet. Zumin­ dest die Plateau 1-Untergruppe muß wegen ihrer lexikalischen und grammatischen Charakteristika aus den Plateausprachen herausge­ trennt werden. Auch die südlichen Untergruppen (z.B. Plateau 7 mit Tarok) scheinen sich von den zentralen Untergruppen erheblich zu unterscheiden. Die grammatischen Eigenheiten, die hier in Frage kommen sind an anderer Stelle (Gerhardt 1974) und Gerhardt/Jockers (1981) ausführlich dargestellt. Es handelt sich zum einen um eine Neue­ rung innerhalb der nominalen Klassenaffixe, wo innerhalb der Plateau 1-Sprachen im sg. des innerhalb der BC-Sprachen weitverbrei­ 238

teten Klassenpaares i-H- (Bantu Klasse 9/10) ein bilabialer Konsonant eingeführt worden ist (das Klassenpräfix lautet bi-, pi-, fi-, hi- o.ä.). Ebenfalls ein bilabialer Laut findet sich im Pronominalsystem in der 2. Person sg., der außerhalb der Plateau 1-Sprachen kaum zu finden ist (die Formen lauten hier bu-, vu- o.ä.). Schließlich sind die verbalen Stammerweiterungen zu nennen, die im Plateau 1 offensichtlich eine andere Funktion haben als in dem Rest der Plateausprachen (s. Kap. 3 dieser Arbeit). Im Plateau 1 finden sich Verbalableitungen, die sehr viel mehr an die aus den Bantusprachen bekannten Funktionen denken lassen (Formation einer Vergangenheits-Zeit, im Duka Applikativ u.a.). Dem stehen die zentralen Plateausprachen mit ihren verbalen Plural­ stämmen gegenüber. Die lexikalischen Beziehungen zwischen den hinreichend belegten Plateausprachen lassen sich in folgendem Stammbaumdiagramm wiedergeben (nach Gerhardt/Jockers (1981) group average Classifica­ tion).

239

4.2. Nominalklassen In früheren Abschnitten sind die Proto-Nominalklassensysteme einiger Untergruppen der Plateau-Sprachen rekonstruiert und dargestellt worden. Die folgende Tabelle enthält eine Gegenüberstellung dieser Systeme zusammen mit dem des Proto-Benue-Congo.1 Um eine bessere Übersicht zu erhalten, ist der Vergleich auf der Ebene der Untergruppen vorgenommen worden.

PP-2 (Kagoro) u - ba l - l ku - a} ku N

PP-2 (Jaba) u - ba l - l gu - a U - l

ka - na} ri - a2 na2

ga - ru ru - a ba gi - ba

PP-4 u l ku ku u — ka ki (L)a X

a a

ba l (L)a i i i a 7

- ban - a

PBC u - ba l - l ku - a ku - i u - (t)i ka - (t)i li — a ma/na ki - bi u - ba 5

7

?

Die charakteristischen Züge der Plateau-Sprachen müßten hier beim Vergleich mit dem Proto-Benue-Congo deutlich werden. Wiederum ist die einzige Neuerung nur in einer Untergruppe (Pl - 4) zu erkennen, die anderen Untergruppen unterscheiden sich nur dadurch von­ einander, daß verschiedene Proto-Klassengruppen ausgefallen sind oder bestimmte, wieder jeweils nur für einzelne Untergruppen kennzeich­ nende Lautveränderungen vor sich gegangen sind. Die Mehrzahl der Klassen ist jedoch deutlich aus dem Proto-Benue-Congo übernommen. Auch hier fehlt also die einheitlich für das gesamte Plateau eingeführte diagnostische Neuerung. Die Nominalklassen bestätigen das Ergebnis des phonologisch-lexikalischen Vergleichs: der Nachweis dafür, daß es sich bei den Plateau-Sprachen um eine valide linguistische Einheit handelt, ist nicht zu führen.

1 s. dazu de Wolf (1971): 51 f.

240

4.3. Verbale Erweiterungen

Bei den verbalen Stammerweiterungselementen handelt es sich im wesentlichen um die folgenden isolierbaren Morpheme: -s(-), -k, -lund -y. Hier fällt sofort auf, daß die im Plateau-Gebiet registrierten Elemente mit Leichtigkeit mit denen des Proto-Bantu in Verbindung zu bringen sind. PP PBt (Kausativ) -ik- (Kausativ/Stativ) -el- (Applikativ) -an- (Reziprok) -ri Dieses sind die am weitesten verbreiteten und am besten belegten verbalen Erweiterungselemente in den Bantusprachen. Eine Einschrän­ kung ist zu machen: diese verschiedenen Morpheme haben in den Bantusprachen eine eigene Bedeutung, während sie, wie in 3.0. beschrieben, in den Plateau-Sprachen höchstens zwei Bedeutungen haben, die zudem von denen der Bantusprachen verschieden sind. Dennoch bleibt die Übereinstimmung auf der formalen Seite bemer­ kenswert. Auch hier ist also festzustellen, daß Verbindungen zwischen den Plateau-Sprachen und anderen Untergruppen der Benue-CongoSprachfamilie auf der Hand liegen, daß aber wieder die charakteri­ stischen Neuerungen auf Seiten der Plateau-Sprachen fehlen, die erst die Plateau-Sprachen zu einer eigenständigen linguistischen Einheit machen können. _

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4.4. Subklassifikation, Zusammenfassung und Ausblick Die sprachvergleichende^ Untersuchungen dieser Arbeit haben ergeben, daß die Klassifikation von Williamson (1971) auf der untersten Ebene bestätigt wird. Die sprachlichen Gruppierungen dieser Ebene weisen eine große Menge von lexikalischem Eigengut auf. Auf der Ebene der Untergruppen der Plateausprachen haben sich jedoch einige Umgruppierungen ergeben. Die Greenberg/Williamsonsche Unter­ gruppe Plateau 2 muß aufgespalten werden und die jeweiligen Teile mit anderen kombiniert werden: die Jaba-Untergruppe geht mit den Plateau 4-Sprachen zusammen, die Kagoro-Untergruppe mit den Plateau 3241

Sprachen. Diese beiden neuen Untergruppen bilden (zusammen mit Plateau 5?) die Gruppe der zentralen Plateausprachen, die durch eine kleine Zahl von lexikalischen Gemeinsamkeiten sowie durch die Plural­ stämme im Verbsytem charakterisiert sind. Neuerungen im nominalen Bereich sind nicht zu beobachten. Die Plateau 1-Sprachen früherer Klassifikationen bilden eine eigene, den anderen Gruppen gleichgestellte Gruppe innerhalb des BC. Beziehungen, die besonders zwischen den zentralen Plateausprachen und der Untergruppe Plateau 1 b zu beobachten sind, spiegeln den lang­ währenden Kontakt zwischen den Sprechern dieser Sprachen wider. Weitere Forschungen in diesem Gebiet müssen zunächst auf eine bessere Dokumentierun dieser Sprachen hinzielen, durch die neben dem Basiswortschatz auch das kulturell relevante Wortmaterial erfaßt wird. Aber auch in rammatischer Hinsicht lohnt eine Beschäftigun mit diesen Sprachen, die bei bessserer Kenntnis mit Sicherheit einiges Licht auf Fragen der Sprachgeschichte des gesamten westafrikanischen Raumes werfen können. Fragen die hierbei anfallen sind: die Entste­ hung des Gegensatzes fortis - lenis in der Phonologie, die Umstruktu­ rierung von Systemen verbaler Stammerweiterungen, und im nomi­ nalen Bereich der Abbau von nominalen Klassensystemen und ihre N eustrukturierung.

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0 Kaduna

Bauchi Kaduna

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16 :

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o o O o o o □ o a o o □ □ n o o o o □ □ c o o a c o o o 2 O □ o □ □ D O 0 0 n o □ o □ □ o o o o o o □ □ o o

Gruppe 1 a

I Kaje 2 Katab 3 Kagoro 4 Atakar 5 Iregwe 6 Zarek | Gruppe 1 b 7 8

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12

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Gruppe 2a

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Kaningkom 10 Nindem Mada Ninzam 13 Rukuba(Che)

18

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Gruppe 2 b

Birom Aten

Karte 2: Die Verbreitung der 18 behandelten Sprachen O

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NACH : STUDI ES IN NIGERIAN LANGUAGES

120 Km

NO. 5/1976

I

I

14 Ham(Jaba) 15 Gong(Kagoma) 16 Koro 17 Lungu Gruppe 2 c 18 Eggon