330 47 11MB
German Pages 117 Year 1886
DIE
BURGEN
in
ELSASS-LOTHRINGEN
Ein Beitrag zur Kenntniss der
MILITÄ RARCHITECTUR DES MITTELALTERS
Heft
I.
die
BURGEN im UNTER-ELSASS
(mit 9 Blätter, die autographirten
Aufnahmen von
35
Burgen mit Details enthaltend)
VON e J.
NAEHER, Ingenieur und
Inspector
a.
D.
Ritter des bad. Zaehringer Loewenordens.
Ehrenmitglied des Museums für "Völkerlsvinde in Leipzig etc.
Selbstverlag des Verfassers
In Commission bei in
J.
NOIRIEL, Buchhändler
STRASSBURG 1886
.
STRASSBURG TYPOGRAPHIE & LITHOGRAPHIE 1886
.
A.
DUSCH
Kl\7_i3
VORREDE. Wie
in
der kirchlichen Baukunst sich die verschiedenen Baustile den geistigen Bedürf-
nissen einer Kulturperiode gemäss entwikelten, so haben auch die Kriegsbauten einen Anfang
und eine baugeschichtliche Entwicklung, welche durch die materiellen Bedürfnisse der Völker und die Fortschritte
in
der Kriegsführung bedingt waren.
Die deutschen mittelalterlichen Kriegsbauten auf römischen Ursprung zurückzuführen,
dem römischen
namentlich die deutsche Burg mit auf einer Unkenntniss
Castell in
Verbindung zu bringen, beruht
der
römischen Kriegsführung und der Bauweise dieses grossen Kulturvolkes. Schon Oberst von Cohausen hat sich in manchen seiner Schriften gegen diese
Romomanie In
ausgesprochen.
meinem Werke über
die deutsche Burg, ihr
Wesen und
ihre Entstehung
habe ich
in
ausführlicher Weise die Ansicht des germanischen Ursprunges der Feudalburgen begründet,
und ebenso den Zusammenhang derselben mit den ersten germanischen Ringwällen und Wallburgen das heisst ihre Entstehung aus denselben, nachzuweisen gesucht. ;
Meine Studien und früheren
Untersuchungen der Burgen
in
der romanischen Schweiz,
des
transjuranischen Herzogsthums Burgund, welchen ich während eines einjährigen
Aufenthaltes in Lausanne oblag, haben ergeben, dass in diesem früher mit Frankreich ethnographisch und politisch verbundenen Lande die Feudalburg im ll‘ en Jahrhundert entstand und dass bei derselben in Beziehung auf die Grunddisposition der Hauptvertheidigungswerke
und Bauweise ein Einfluss der galloromanischen Architektur nachgewiesen werden kann. Es ist auch als gewiss anzunehmen, dass dieser Einfluss vom Süden Frankreichs,
dem
früheren Aquitanien kam,
Städte (Carcassone,
Toulouse
wo
etc.)
die
Umfassungsmauern und Flankirungsthürme der
aus der Römerzeit erhalten blieben und deren Bauweise
der Anlage der Feudalburgen dann in Burgund als Muster diente. (Siehe hierüber die unten angegebenen besondern Ausarbeitungen über die Burgen der romanischen Schweiz, die früher den transjuranischen Tlieil des Königsreiches Burgund bildete.) bei
Meine Untersuchungen über den Burgenbau im Grossherzogthum Baden und einem Theil des
Königsreiches Württemberg sind ebenfalls in mehreren Schriften veröffentlicht.
Ein neues Material zur Aufklärung der Burgenarchitektur bietet mir das Eisass, überweiches ich die Resultate meiner Forschungen in drei Heften, wovon das erste über Untereisass vorliegt,
zu veröffentlichen gedenke.
Die den Ansichten der Burgen
beigegebenen Planskizzen sind zur Klarlegung der
militärarchitektonischen Bedeutung derselben durchaus nöthig. Einen besonderen
Werth
ist
den Darstellungen der einzelnen Burgen auf die Stellung und Construktion des Bergfriedes und der Defensivwerke gelegt. Ein weiteres Interesse beanspruchen ferner die Steinmetzzeichen, deren Bedeutung man in der neuesten Zeit zu würdigen anfängt. Pfarrer Clemm in Geislingen bei
(Württemberg) hat uns durch seine vortreffliche Arbeit über die Steinmetzzeichen an den württembergischen Kirchenbauten bewiesen, welche werthvolle Urkunden zur Aufklärung der Baugeschichte und zur Ermittlung der Bauhütten, Baumeister und Steinmetzen diese Zeichen sind.
179742
•
.
II
Welches Land
wedhvollere Baudenkmäler
birgt
lange nicht die verdiente
die hier die höchsten
Heidenmauer kann sich einer besonderen Vorliehe beschrieben und besungen haben. Das
denkmäler,
Zeiten als das Eisass mit der
aller
Kuppen decken, haben noch Würdigung und Aufklärung gefunden. Nur der Odilienberg mit der
Pfalz. Die vorhistorischen Kriegshauten,
beruht auf einer
geologischen Vorkommnisse
in
Werk
seitens der Gelehrten
von Fr.
rühmen,
die ihn
Voidot über die vorhistorischen Bau-
und Ausbeutung besonders der
fantasiereichen Darstellung
den Vogesen.
Einzelne Elsässer Burgen haben in Dr. Joh. Pfeffinger und Erneut.
Friede.
schon 1812 und 1821 anerkennenswerthe Darsteller gefunden, deren Anschauungen
Imlin
theil weise
aber veraltet sind, namentlich hat der Letztere die Burgen auf römischen Ursprung zurück-
zuführen gesucht, eine
Annahme
die
Ausgrabungen gänzlich wiederlegt
ist
durch die Resultate der neuesten Forschungen und
und von keinem Gelehrten mehr behauptet wird.
Die stolzen Burgen des Elsasses, welche einst in ihrem unvergleichlichen mittelalterlichen
Schmuck
eigentümlich geformten Felskuppen der Vogesen krönten, sind
die
Aber deren Besuch gewährt
Von
werden uns
hier
Wälder und
in
die
Ruinen.
Einblicke in die mit den grossen Forsten bedeckten
die schönsten
im frischen Grün prangenden Thäler zu Theil. Der Fernblick auf die
gesegneten Fluren der Vorberge und der breiten Rheinthalebene mit
dem Strassburger Münster,
derselben,
jetzt
Naturfreunden und Archäologen eine besondere Freude.
allen
bis zu
dem hohen Wahrzeichen
den Konturen des Schwa rzwaldgebirges bleibt
jedem Beschauer eine unvergessliche Erinnerung. Aber auch der Alterthumsforscher
Gang durch Thun und Treiben ihrer damaligen Bewohner zurückzuversetzen; er findet den baulichen Besten eine neue Anregung zum Nachdenken. Ich weiss wirklich
seine Befriedigung in einem
und
in
findet
die Burgruine; er weiss sich in die Zeit ihres Glanzes
das eigene
da und dort
in
nicht, ob diese
Ruinen
jetzt nicht
einen grösseren Genuss bieten,
einen grösseren Reiz auf den Beschauer ausüben, demselben
wenn
als
sie
noch bewohnt wären. Der Zugang zu diesen
schönen Aussichtspunkten wäre ihm erschwert, wie
Burgen den vornehmen Herrschaften
als
in der
romanischen Schweiz, wo diese
Landsitze dienen, und somit
dem Publikum
ver-
schlossen sind.
Wirft
man
einen Blick
in
die
in
den Jahren
1812-21
von Imlin
aufgenommenen
Ansichten einer grösseren Anzahl von Elsässer Burgen (siehe die betreffende Mappe in der Universitätsbibliothek) so
verflossenen
Jahren
damals noch bedacht oder in die Tiefe gestürzt, theils
bei
erstaunt
erlitten
haben.
man über
die Zerstörungen,
welche dieselben in den
Trümmer
liegenden Burgen waren
Viele der jetzt in
zum oberen Gesims durch die Wirkungen
bis
Ganze Mauerwände sind seitdem
erhalten.
des Frostes, theils durch Blitzschläge, wie
der Burg Grossgeroldseck. Vielleicht haben auch böswillige Untergrabungen undunglück-
selige Schatzgräbeieien zu
Es
ist
diesem Verfall beigetragen.
daher sehr erfreulich, dass sich
Erhaltung der Burgen angenommen
hat. Mit
in
neuester
Zeit
der Vogesenklub
um
die
geringen Mitteln, zweckmässig verwendet, kann
einer weiteren Zerstörung vorgebeugt werden.
Anerkennung gedenken wir dieses vortrefflichen gemeinnützigen Vereines, manche schöne Burg zugänglich gemacht hat. Ebenso gross sind die Verdienste des Forstpersonales um die Anlage der vom Vogesenklub mit Wegweiser versehenen schönen Mit grosser
der so kais.
Verbi ndu ngswege Mit
dem
vortrefflichen Vogesenführer von
die Vogesen zu durchstreifen.
Mündel
in
der
Hand
ist
es ein
hoher Genuss
.
III
Wer lindet in
sich
dem
in
der Kenntniss der Altert hümer des Landes genauer unterrichten will,
von Kraus unter Mithilfe des Baurath Winkler
bearbeiteten bekannten
Handbuch,
die besten
vorliegender Arbeit enthaltenen geschichtlichen
Hilfsmittel.
als
technischer Sachverständiger
Diesem Werke sind auch
die in
Angaben entnommen, welche zur Beurtheilung
der haugeschichtlichen Entwicklung dieser Feudalburgen unbedingt nöthig sind DerjTechniker, .
der sich mit der Kunstgeschichte befasst, und nicht zu gleicher Zeit historischen Studien
nachgehen kann, gedenkt mit Anerkennung der grossen Verdienste des Geschichtsschreibers,
und der geistigen Unterstützung, welche ihm
die Früchte seiner
mühsamen
Arbeit gewähren
Eine vollständige Geschichte der mittelalterlichen Kriegsbaukunst fehlt zur Zeit noch, sie stellt sich
Wei
aber
immer mehr
als
wünschenswerth heraus. Die Ausarbeitung eines solchen
kes bedarf noch grosser technischer
Vorstudien
finden, wie bei der kirchlichen Baukunst, in
auch
in
in
den einzelnen Ländern, denn wir
jedem Lande einen besonders ausgeprägten
Stil
der profanen Architektur. Als eine solche Studie mittelalterlicher Kriegsbaukunst
freunde eine wohlgemeinte Beigabe zur Kenntniss seines die er so gerne besucht
und deren Andenken
ist
zudem auch dem VaterlandsLandes und der schönen Orte sein,
die vorliegende Arbeit hauptsächlich zu betrachten; sie soll aber
ilim^so theuer sind.
Strassburg, im August J.
NAEHER.
1886.
INHALTSVERZEICHNIS
A. Einleitung Die deutsche Burg, ihre Entstehung und ihr Wesen,
insbesondere in Süddeutschland.
B. Die
Beschreibung der einzelnen Burgen des Unter-Elsasses. 1
.
Die Hohenburg.
2.
Der Fleckenstein
3.
Der Wasigenstein
4.
Klein-Arnsberg.
5.
Lützelhardt.
Blatt
1
Blatt 2 6. Schöneck 7
.
9.
und 8. Die Winste
Wasenburg
10.
Gross Arnsberg
11
Lichtenberg
.
12.
Blatt 3
Hohbarr
13. Gross-Geroldseck 14.
Blatt 4
Klein-Geroldseck
15.
Wangenburg
16.
Dagsburg
17.
Lützelstein
18. Nideck
Blatt 5
.
19. Kingeisburg
20. Girbaden 21
.
Bernstein
Blatt 6
22. Ortenburg 23.
Hohenburg
Ödilien
St.
24 und 25. Die sog Ottrotter Schlösser
:
Rathsamhausen und Lützelburg 26. Burgstall Köpfel
27
.
28.
Dreistein
Hagelschloss
29. Landsberg
.
30.
Hoh-Andlau
31
Spesburg
.
Blatt 7
Blatt 8 .
32. Hohkönigsburg 33. 34, 35. Die Rappoltsweiler Schlösser
Hob Rappolstein Ulrichsburg
Giersberg
.
Blatt 9
—
NACHTRAG.
Bereits erschienene
t
.
Die
deutsche Burg,
Werke
und
ihre Entstellung
des Verfassers über den Burgenbau.
ihr
Wesen, insbesondere
in
Süddeutschland von
in
Baden-Baden 1884.
J.
Naeher
Berlin 1885. Verlag der deutschen Bauzeitung (Ernst Toeche). 2.
Die
Burgen
3.
Die
badischen Burgen des Breisgaues von
bei
Baden-Baden,
6 Hefte. Verlag bei J.
L
Rodrian
Naeher und H. Maurer
,
Emmendingen
Dölter 1884. 4.
Die
Burgen des Kraichgaues
5.
Die
Burg Zwingenberg am
6.
Die
Burgen und Klöster Verkaufsstelle bei
7.
Le chäteau La-Sarra Librairie
8.
romanischen Schweiz von
Benda
libraire in
e (
et
J.
Naeher, Selbstverlag.
Lausanne 1885.
rhäteaux fendaux dans
Benda ä Lausanne,
Le chäteau de Gruyöre Imprimer
der
et les
von J. Naeher; Karlsruhe bei Gutsch 1885.
Neckar. Karlsruhe bei Gutsch 1885.
le
Valais par J
.
Naeher.
1886.
fanden couvenl La Part-Dieu par J Naeher. .
Corbaz ä Lausanne 1885.
r
Einzelne schwäbische Burgen sind behandelt in
y
Pforzheim und Umgebung von
./
.
.
Naeher Pforzheim 1884. Verlag von O. Riecher.
j
CSTJE531e>.
bei
DIE
BURGEN
EINLEITUNG.
A.
1.
ELSASS-LOTHRINGEN
IN
Die deutsche Burg, ihre Entstehung und ihr insbesondere in Süddeutschland.
Die verschanzten Lager
(
Wesen
camps retranches ) im allgemeinen auch Refugien genannt,
deren Spuren wir noch allenthalben auf den höchsten Bergvorsprüngen der Vorgesen, des Jura, des Odenwaldos, Schwarzwaldes
und der Rauhen Alp
linden, gehen
im allgemeinen
bis
in die vorhistorische Zeit zurück.
Die ersten Volksstämme, die Kelten, Gallier, Helveter etc., welche sich in den frucht-
baren Thälern dieser Gegenden niederliessen, suchten sich für die Zeiten der Gefahr sichere Zufluchtsstätten auf den nach allen
zu schaffen, mit
Platten
wo
Seiten
und
freien
Hab und Gut bergen honnten.
sie ihr
leicht
vertheidigbaren Bergkuppen
Sie sicherten den Terassenrand dieser
Wällen von Steinen, Steinringe genannt, welche schwer ersteigbar waren.
Im allgemeinen
bezeichnet
man
diese verschanzten Lager mit
dem Namen
:
Ringwälle, Völker-
burgen, im französischen mit champs celtiques, champs retranches und refuges.
Auch
die
Alemannen, welche schon Mitte des 3 ten Jahrhunderts den Grenzwall (iimes) überschritten,
während der langen Kampfzeit mit den Römern
hatten
413) auf den Beihöhen der rechten
(bis
Rheinseite mächtige Völkerburgen angelegt. Kein Gebirge eignete sich hiezu besser als die
Rauhe
deren 15 Stunden langes und 2
Alp,
von steilen Felswänden eingeschlossenes Plateau
bürg anzusehen Es
—3
Stunden breites fruchtbares und meist
als eine
von der Natur geschaffene Völker
Hier war auch das grosse Refugium der alemannischen Volksstämme.
ist.
von grosser Bedeutung dass gerade die Rauhe Alp die Wiege der mächtigsten deutschen
ist
Dynastengeschlechter berger, der
Welfen
ist,
wie der Hohenstaufen, Hohenzollern, Zähringer, Uracher,
Württem-
etc.
Erst nach der Vertreibung der
Römer und nachdem
die Fluth der grossen
Völkerwande-
rung des b ten Jahrhunderts vorüber gegangen war, gewannen die Ansiedlungsverhältnisse
in
Südwestdeutschland einen sichern Bestand. Es entstanden die Dörfer und Gemeinden (pagus ), theils in
den Hochthälern deren Wiesengründe die Viehzucht ermöglichten,
Rheinebene. Der Kern der
als
Eroberer landsässig gewordenen deutschen
Freien
ingenui ), aus welchen später (
Es
als sicher
ist
anzunehmen, dass
Meierhöfen hatten, die
sie mit
als
theils
in der
Stämme waren
die
grundbesitzender Stand der Feudaladel hervorging.
diese Freien
(
nobiles )
ihre ersten
Wohnsitze
in
den
Wall, Graben und Pallisadenwerk umgaben.
Es folgten schon vom 8 ten Jahrhundert an die verheerenden Einfälle barbarischer Völker wie der vor)
und
Hunnen und Sarazenen
es lag in der
Hab und Gut auf
(letztere
drangen
bis zu
Natur der Sache, dass die Thalbewohner
die Berge retten mussten.
den Walliser Alpenpässen
in dieser Zeit der
Gefahr ihr
Sie befestigten die nach allen Seiten von steilen l
—
2
Gehängen oder Felsen umgebenen Bergkuppen nach Art der grossen Ringwälle und da diese Burgen nur den Bewohnern vereinzelter Ansiedlungen als Refugium dienten, so heisst sie Oberst von Cohausen richtig
Bauernburgen
Zuerst
.
mögen
welche die Veranlassung zur Anlage dieser Burgen die wir
heissen, gegeben haben, da ihre in den Thälern befindlichen
Hunnen und Sarazenen
Einfällen der
Felsenkuppen
leicht vertheidigbaren
wurden sodann zur
Umwandlung
Diese
allein
dem Tode
Kaiser Karl des Grossen,
benützten
um
wo
gewesen
sein,
und
ein
furchtbaren
Refugium auf den
den nöthigen Schutz gewährte. Diese Burgwälle
in die Zeit der
fällt
Meierhöfe den
nicht widerstehen konnten,
Gründung der Feudalherrschaften
Zeit der
es die Freien
Wallburgen auch Burgställe
in
Ritterburgen umgebaut.
Zerstückelung des römischen Reiches nach
die kais. Statthalter die
Schwäche seiner Nachfolger
eine selbstständigere Stellung zu erringen. Diess gelang denselben auch im
10 ten Jahrhundert, und im Geist der damaligen
Zeit entstanden die festen
Wohnsitze der
Adeligen auf den Bergkuppen. Die kaiserlichen Statthalter, die Landgrafen und Herzoge
schufen alsdann zur Begründung ihres Ansehens und ihrer Macht den Vasallenadel.
bekam einen grösseren Grundbesitz, ein Lehensgut ( feu dum ), das als ein Pfand gegenseitiger Treue ( mutua fidelitas) angesehen wurde, und nicht ohne Einwilligung des Dieser
Oberlehensherrn veräussert werden durfte.
1. 2.
Man unterscheidet demnach auch in Bezug auf die politische Bedeutung der Burgen Dynastenburgen, d. h. solche deren Besitzer direct vom Kaiser abhiengen, und die Lehensburgen der Vasallen. Erstere nahmen stets eine durch die Lage und die Aussicht hervorragende Bergkuppe ein und gewährten einem grösseren Hofhalt den nöthigen
Raum. Die Lehensburgen waren mehr auf den Bergvorsprüngen und bungen aufgebaut. In Bezug auf die Lage unterscheidet man: 1
.
die
2. die
kleineren Felserhe-
Hochburgen und Tiefburgen. im wasserarmen Hügellande, wo
Letztere entstanden meist
die flachen
Bodenerhebungen
Burg nicht günstig waren, während im Thal die Vertheidigungsfähigkeit durch die Anlage eines breiten Wassergrabens gesichert werden konnte.
für die Anlage einer
des Riltersitzes
In den Vogesen vortreffliche
waren
mächtigen Felsklotzbildungen auf den Bergkuppen und das
Baumaterial des Gebirges der Anlage der mittelalterlichen Burgen sehr günstig.
In keinem Gebirgslande
und
die
nehmen
in der Pfalz. Seihst in der
In Bezug auf die
diese
Wohnsitze eine solche Höhenlage
Schweiz liegen
Architektur
sie
der Burgen sucht
gothischen Baustil zu betonen, der allerdings bei einer aber nicht in
dem Maasse
in das
Gewicht
fällt,
ein,
wie im Eisass
auf nur mässig hohen Vorsprüngen.
man
sehr
oft
Burgenanlage
den romanischen und
leicht zu
wie hei den Kirchenhauten. Es
erkennen ist
ist,
daher für
die vorliegende Kriegsbaukunst folgende Eintheilung die richtigere: 1.
2.
Die
Die
Bauperiode der Gründung vom 10 ton bis 12 ten Periode der Entwicklung bis zur Vollendung
Jahrhundert. der Burg
vom 12 ten
bis
15 te »
Jahrhundert. 3.
Die Periode der
Vervollständigung der Vertheidigungswerke nach
der
Erfindung der Pulvergeschosse. Die Gründung der Burgen
fällt
in eine Zeit,
wo
allenthalben die kirchlichen
Bauwerke
schon im Entstehen waren, der regelrechte Mauerbau ausgebildet war, und aus den Bauhütten der Hauptstädte geschulte Steinmetzen hervorgiengen. Man findet die Betheiligung der letzteren in
dem Vorkommen
der Steinmetzzeichen bei den Burgen der ersteren Bauperiode begründet.
:
Nicht zu verkennen sind hei den Burgenanlagen
1
0.
Die Inschrift
Unter diesem Bischof! dürften die wesentlichsten Erweiterungsbauten der Burg
voll-
zogen worden sein, namentlich deuten die Steinmetzzeichen an den grossen Batteriethürmen
auf diese Zeit hin.
,
,
.
13.
Die Burg Gross-Geroldseck
(Blatt 4).
Die Burg Gross-Geroldseck erhebt sich aut demselben Gebirgskamin, der die Burg Ilohbarr, circa 10
Minuten entfernt von derselben,
am Wasichen (zum
Ein Ritter von Gbroldseck
Lahr im badischen)
so genannt, erscheint
Unterschied der Burg Geroldseck
schon im Jahr 1127, und im Jahr 1140 wird einer
Schirmherr ( advocatus avoue) der
dieses Geschlechtes
Bei
,
in der
Nähe gelegenen Abtei Mauers-
münster (Marmoutier).
Nach dem Erlöschen der Familie derer von Geroldseck (1390) giengen
die beiden
Burgen
Gross- und Klein- Geroldseck an die Bischöfle von Metz und Strassburg über. Die Burg be-
hauptet eine ziemlich geräumige von allen Seiten
Erhebung. Der Bergfried 2,8 M. starken
Wänden
Geschoss desselben
zeigt
ist
frei
anstehende von Felswänden begrenzte
nur noch theilweise erhalten und war bei 10 M. Seitenlänge und
mit starken Buckelquadern von Sandstein verkleidet. Das obere
Von
die Reste eines Kreuzgewölbes.'
Interesse sind die Reste des
Ringmauer gestandenen Ritterhauses;
Kellergeschosses des an der Oslseite der
die Seite des
Einganges war durch eine 2 te Ringmauer verstärkt und die Angriffseite trennt ein breiter Grabeneinschnitt.
14.
Die Burg Klein-Geroldseck
Die Burg Klein-Geroldseck
Spuren einer sehr
nur 15 Minuten von der vorgenannten entfernt,
htslälten
re.fuges
(;
ou chumps retranch.es ) gewesen
wurde im
westlich der Höhenplaüe anstehende Felsklotz (Sandstein) einer mittelalterlichen
zeigt die
und dürfte eine der auf den Vogesen häufig vorkom-
allen Ringwallanlage
menden vorrömischen Zullm
(Blatt 4).
Befestigung ausgenützl, die
zeigen entschieden die vorrömische Ringwallanlage
Anlage
einem stärkeren Thurm und einem
in
Warhtgehände am Fuss desselben bestand. Die beiden
Der
sein.
Mittelalter zur
Vorwerke
sich östlich anschliessenden
und waren geräumig genug
um
in
den
Zeiten der Kriegsgefahr die ganze Bevölkerung der nächst liegenden Thalebene uufzunehmen.
Die Ringmauer, deren Reste
am Terassenrand
sichtbar sind,
ist
sodann im Mittelalter angelegt
worden
Während
des dreissigjäh rigen Krieges dienten wohl beide Geroldseck als Vorfestungen
von Ilohbarr. Die Zusammengehörigkeit der 3 Burgen
in geschichtlicher
Beziehung
zn läugnen, wie diese Wohnsitzverlegung eines Rittcrgesc.hlecht.es von den tiefer
befindlichen
Anhöhen nach den, der Ebene näher liegenden Bergvorsprüngen, im
ist
nicht
im Gebirge Mittelaller
sehr gebräuchlich war.
15. Auf einem von
steilen
Wangenburg
Die
Abhängen
Stunden von Station Homansvceiler
(Blatt 5).
llankirlen Bergvorsprunge
bei
Zobern,
liegt
die
im Thale der Massig
Wangenburg,
Wangen
zum erstenmal im 14 ten
.lnhrluinder1 erwähnt,
wo
die
Dicka
tj
einer der mittel-
grossen Burgen des Elsasses. Sie war ursprünglich Eigenthum der Abtei
urkundlich
1
Andlau und
sie
ist
den Edlen von
übergeben. Im Jahr 1393 verpfändet Burkart von Lützelstein einen Theil der Burg
an den Grafen Heinrich von Saarwerden. Biller Hartung von von Strassburg im
Streit, stellte
Wangen
mit
dem
Bischof!
im Jahr 1410 seine Burg unter den Schutz des Pfalzgrafen
Ludwig, Landvogt im
Eisass. Später erscheinen bis auf die Neuzeit die Herren
als ausschliessliche Besitzer
Es
ist
wohl anzunehmen, dass
denen Mauerre ist
te
es der mit der
ein Viereck bildet,
sung der gegen
sie
im 30jährigen Krieg
erlauben einen Einblick
in die
Stil die
zerstört
wurde. Die noch verhau
Grossartigkeit .der ganzen Anlage, namentlich
Ringmauer nach aussen eine Flucht bildende wählend der äussere Umfang fünfeckig
die Angriflseite zustehenden spitzen
Bergfried, dessen
Diess
isI
Innenraum
wurde durch
die Abfa-
Ecke erreicht, wodurch zugleich eine
gewonnen wurde
weitere Aufstellungsfront zur Vertheid igung stark) steht
wm Wangen
der Burg.
Von der Ringmauer
(‘2/2
M
nur noch ein Theil der südwestlichen Front mit einigen Fensteröffnungen, deren
gothische Bauperiode andeutet.
den Spitzbogen. Die Mauern sind
in
Auch das auf der
Quadern
Ostseite befindliche Burgthor zeigt
(Iheils glatt, Iheils mit
Buckeln) von Sandstein
ausgeführt. Die obere sehr geräumige Burg, welche in diesem Fall auch die Dienstwohnungen
war auf der
enthielt,
durch ein starkes Vorwerk und auch der ßergseite zu durch
Ostseite
einen breiten Grabeneinschnitt geschüzt.
16.
Die Dagsburg
(Blatt 5).
Diese Burg, ein grosses Felsennest wie der Fleckenstein,
und mächtigsten Geschlechter des
ältesten
Eticho des Elsasses
ableitete.
Aegide Kaiser Heinrich III
Aus ihrem
als
Elsasses, das seine
Geschlecht,
war
Wiege
die
Herkunft von
eines de.
dem Herzog
stammt Bruno von Tout, der unter
dei
Leo IX auf den päbstlichen Thron kam (1049).
Die Grafen von Dagsburg gehören den ältesten elsässischen Dynastengeschlechtern an die Grafschaften
Dagsburg und Egisheim waren
die beiden letzten Sprösslinge dieses Geschlechtes
öfters vereinigt.
Am
'14 tcn
März 1201
,
fielen
im Turnier zu Ardenne an der Maas und
deren Vater starb 1211. Die beiden Grafschaften kamen durch Heirath der Tochter Gertrude des letzten Grafen an den Herzog von Lothringen. Dessen Wittwe heiratbete sodann den
Grafen Sigismund von Leiningen
,
und
Gertrud den Markgrafen von Baden, ,
Bischof!'
schaft bis
zwischen diesem und den Oheimen der
nach langen Kämpfen durch den
von Strassburg dahin ausgeglichen wurde, dass die Grafen von Leiningen die Grat-
Dagsburg
1079
es entstand
ein Erbfolgestreit, der
wo
als bischöffliches
Lehen behielten. Die Grafen von Leiningen residirten
hier
das Schloss von den Franzosen zerstört wurde. Durch den Ryswicker Frieden
(1801) verloren die Leiningen ihre sämmtlichen linksrheinischen Herrschaften an Frankreich
Das schöne Schloss
ist
gänzlich zerstört, es besteht nur noch die Kapelle.
die Ansicht des Schlosses wieder gegeben, welche
dem Jahr 1668
erhalten worden
17.
ist
und wo
sie
Wir haben
daher
uns durch die Merian’sche Aufnahme aus
noch im mittelalterlichen Schmucke prangte
Das Schloss Lützelstein
(Blatt 5).
Die mächtige Felserhebung, auf welcher das jetzige Städtchen Lützelstein
liegt,
beherrscht
durch ihre Lage und Aussicht die grosse Verkehrsstrasse von Hagenau nach Nancy, welch» im Mittelalter von hoher Bedeutung war. Es war daher Lützelstein bis auf die Neuzeit wichtige militärische Position und
wurde
als solche
ein»
von den Franzosen mit entsprechenden
Aussenwerken versehen und unterhalten. Die Grafen von Lützelstein erscheinen urkundlich sed Anfang des 13 ton Jahrhunderts,
wo 1220 Hugo
von L.
um
Streitigkeiten mit
dem
Bischof! von Strassburg zu beendigen,
seit.
Besitzthum von diesem zu Lehen nahm. Lange Kämpfe mit den pfälzischen Kurfürsten im 15‘ en Jahrhuudert brachten endlich im Jahr 1452 Lützelstein in die Gewalt der letzteren.
beiden letzten Grafen starben bald darauf ohne Nachkommenschaft.
berannte in seiner Fehde mit Die
Grafenburg
zu den Abschluss des
dem
Die
Franz von Sickingen
Pfalzgrafen ohne Erfolg das feste Felsennest.
dem grossen überhängenden Felsen, welcher der Thalseite ganzen Bergvorsprunges bildet. Ausser dem 4eckigen alten Thurm gestand auf
hören die Schlossräumlichkeiten, in welchen
jetzt die Kais:
Überförsterei untergebracht
ist.
der neueren Zeit an, so wie auch die Fortifikationen, welche die Stadt rigen Jahrhundert, stammen. Die Hauptbefeslignng dieser sog.
Altenburg
in der
umgeben aus dem vomilitärischen Position war auf der
Nähe des Städtchens.
Die Burg Nideck
18.
(Blatt 5).
In der Nähe des Schneeberges (901 M.) steht in tiefer Waldeseinsamkeit auf einem in das Hasselthal vorspringenden hoben Felsen die Burg Nideck, bekannt durch das Gedicht
Chamisso’s
1336
zuerst
:
«Burg Nideck
(ebenso die Wangenhurg).
und
ist
etc.»
Urkundlich wurde
Lehen und dann 1393 bei Gelegenheit einer pax
Im
darin von den Strassburgern
wird. Die Ruine
im Eisass der Sage wohl bekannt
ist
als bischöffliches
,
castralis
sie
erwähnt
Jahr 1448 war dieselbe im Besitz des Andreas Wirich, welcher
und 1454 von Ludwig von Lichtenberg
vom Vogesenklub
erhalten.
Der untere Thurm
gibt das beste Zeugniss, dass mächtige Gebieter die
Baues
ein Strassburger Baumeister die Errichtung dieses
belagert
und bezwungen
bildet das
Hauptbauwerk
Erbauer desselben waren; und dass leitete,
erkennt
metzzeichen, mit welchen die Buckelquader versehen sind. Der
man
Thurm
in
den Stein-
von quadratischer
Grundform hat 9,7 M. Seite bei 3,4 M. starken Wänden, der Eingang ist auf der Seite des Anbaues, dessen Ringmauer in die Felsschlucht gestürzt ist. Eine hölzerne Treppe von 86 Stufen führt zur Plattform, die einen Einblick in die bewaldeten Abhänge des Schneeberges
und des Ursteines klolz
und
höher liegende Burg thront auf einem mächtigen Fels-
gestattet. Die obere
14 M. langen und 12
bietet einen circa
M
.
breiten
Raum
dar, der auf der Bergseite
mit einer starken Schildmauer abgeschlossen war. Eine Zwingeranlage, deren Reste theilweise
noch zu erkennen sind, umgab den Fuss der Felserhebung. Die obere Burg älteste Theil (!3 tos Jahrhundert)
ist
jedenfalls der
während der starke Thurm den Steinmetzzeichen zu Folge
dem BischolT von Strassburg erbaut worden isl. Eine schöne Erinnerungstafel mit dem Reliefbildniss des Dichters Chamisso und den Zahlen 1781 und 1838 ziert den untern Thurm. erst, in
der Mitte des 14 ton Jahrhunderts von
19.
Die Burg Ringelstein oder die Ringelsburg
(Blatt 5).
Von der Burg Nideck eine halbe Stunde entfernt liegt das Forstbaus Nideck mit vorHerberge. Von hier folgt, man dem Pilgerwcg, der nach einer halben Stunde im
trefflicher
Zickzak abwärts in ein Tliälclien führt (grosse Matte) von hier auf einem Holzabfuhrweg
wieder aufwärts bis
zum
Rondell,
deckten Bergrücken beginnt dass hier, wie auf so
.
wo
der grosse Ringelberg mit seinem von Findlingen be-
Der Name. Ringelberg
manchen Kuppen
lässt sich
auf den Umstand zurückführen,
des Elsasses in der vorgeschichtlichen Zeit, eine Be-
festigung nach Art der Steinringumwallungen war, deren Reste noch theilweise zu erkennen sind. Die
Ringelburg mit einem
isolirt
stehenden hohen Felzklotz bildet den Abschluss dieser
,
,
.
-,
.
Befestigung (644 M.) welche wohl zu den ältesten Bauten der Feudalzeit gehöit. Mittelst einer
man
aus HO Stufen gebildeten steinernen Troppenanlage gelangt
auf die Platte des Felsklotzes,
der in der Mitte einen circa 3 M. breiten Spalt hat. liier stand die von mächtigen Ringmauern
eingeschlossene Ritterwohnung, von
war
spalten sind nicht wie bei gesetzt
kaum
15 M. Länge und 0 M. Breite.
Auf dem 2 ten
Waehthaus. Die Quadermauern scheinen an den Felskamm wie angeklebt,
ein
Girbuden
mit.
Fels
die Fels-
Sicherheilsgewölben, auf denen die Ringmauer auf-
werden konnte, übersprengt. Die ganze Anlage
zeigt
noch die primitivste Bautechnick.
umgab auch hier den Fuss des Felsklotzes. Weiter unten an der BergTrümmer der Burg Hohenstein, welche der Familie gleichen Namens gehörte
Fine Zwingeranlage halde liegen die
und 1540 erlosch. Diese Burg
noch Reste der Ringmauer und eines Bergfriedes. Fs
hat.
ist
wohl anzunehmen dass beide Burgen einen geschichtlichen Zusammenhang haben, und dass dasselbe Geschlecht, welches die Hohenstein besass, in den frühesten Zeiten seinen sitz
Wohn-
auf der Ringelburg hatte.
Was dass ein
mäss
die Geschichte der Ringelburg anbelangt, so entnehmen wir dem Buch von Kraus Anselm von Ringelstein urkundlich mehrmals um das Jahr 1162 erscheint. Demge-
Erbauung der Burg
die
fällt
I
worden zu
sein.
Die Burg Girbaden
Diese 3 Stunden von der Station
(565 M. Höhe)
12
BischofTs
auf die Burg Ringelstein verzichtet. Sie scheint im dreissigjährigen Krieg zerstört
20.
ten
Anfangszeit des 12 l0n Jahrhunderts. Ferner gedenkt
Urkunde vom Jahr 1239 wo Friedrich von Leiningen zu Gunsten des
der Burg eine
Rerthold
in die
soll
Rosheim auf
(Blatt 0)
einer Graniterhebung thronende Burg,
von den hohenstaufischen Kaisern erbaut worden sein, denen
sie
auch im
Jahrhundert gehörte. Die Grafen von Dagsburg besassen einen Theil dieser Dynasten-
Im Jahr 1239 kam
burg.
Dagsburger) an bis
in
Bischof! Rerthold I von Strassburg (nach
dem Aussterben
der
den Besitz dieser starken Feste. Von der ersten Hälfte des 14 ten Jahrhunderts
zum Jahr 1557
hausen das Schloss
Müllemheim und danach
die Ritter von
Rathsam-
inne; wahrscheinlich als Lehen der Bischöffc von Strassburg
denn im
hatten die Edlen von
17 lßn Jahrhundert gehörte diesselbe wieder
wurde das Schloss wohl schon im
dem
Bischof!
Rohan von Strassburg
Zerstört
dreissigjährigen Kriege.
Neben der Königsburg war Girbaden eines der grossartigsten und bestangelegtesten
Bauwerke der
Feudalzeit.
dem
Neben dem
Felsldotz, auf
unteren Felserhebung den nötigen
die Platte der
welchem
Raum
die obere
Burg A
steht,
gewährte
zur Anlage einer geräumigen und
grösseren Hofhalt mächtiger Dynasten entsprechenden Schlossanlage. Das Vorwerk C,
schloss den zur Unterbringung einer grösseren Garnison oder zur
Abhaltung von Turnieren
geeigneten Platz, ein. ln dieser Beziehung war Girbaden eine wirkliche Fürstenburg und die
Grunddispositionen seiner Gesammfanlage übertrefTen die der Königsburg
wenn
die
hohenstaufischen
Kein
W under, T
Kaiser diese von allen Seiten freie und schwer zu ersteigende
Höhenplatte zur Anlage einer kaiserlichen Reichsburg auserwählten. Die obere Burg A, welche sich auf einem circa 6 M. über Felsklotz steht.,
ist
die älteste Anlage,
buckelquader verkleiden die
Eingang war
circa 6 M.
Wände
über
wohl aus dem
XII ,en
dem
unteren Hof erhebenden
Jahrhundert. Mächtige Granit
des halb zerstörten Bergfriedes und der Ringmauer. Der
dem Hofraum
a,
welcher mit dem
Wohngebäude 5 noch
zur oberen Burg gerechnet werden muss, deren Abschluss die Ringmauer mit
dem Hauptthor
4,
— Das Hauptschloss
bildet.
B
24
—
mit seinem Palastbau 9 gehört einer späteren Zeit an, und zwar
wird man, da hiefür urkundliche Beweisse nicht vorliegen, nicht damals mächtigen und baulustigen Bischoff Berthold
als
gehen,
fehl
wenn man den
den Erbauer desselben annimmt.
Die Grossartigkeit der Gesammtanlage und der architektonische Reichthum des im romani-
schen
Stil
aufgeführten Schlossbaues sprechen für diese
Leider
Annahme.
von demselben wenig mehr erhalten; doch liegen reichliche Sculpturreste
ist
der oberen Stockwerke namentlich des Piittersaales
in
den Anlagen umher. Der Ausgang bei
10 diente zum Uebergang über den Grabeneinschnitt 9 zum Vorwerk ist
hier die jetzt noch der Gottesverehrung dienende Kapelle
W
und der Wartthurm Ueberbrückung
hinter der
frei
T zum Vorwerk
bei
C.
K
(aus
Bemerkenswerth
C.
dem 18 len Jahrhundert)
Umfassungsmauer stehend. Ebenso führte Eine Zwingeranlage
z beschützte die
eine
Flanken der
Burganlage, ebenso war durch Flankirungsthürme für die Bestreichung der äusseren Ring-
mauer
gesorgt.
Wir bewundern
bei
Girbaden
durchlaufenden Schichten
die in gleichmässig
von Sandsteinbuckelquadern bestehende sorgfältige Ausführung sämmtlicher Mauermassen.
Burg Bernstein
21. Die
dem Städtchen Dambaclt
Diese, auf einer Graniterhebung 1 Stunde hinter
gut erhaltene Burgruine,
war im
(Blatt 6).
Mittelalter ein festes Schloss der
Nach deren Aussterben (im Jahr 1239) kam dasselbe
in
befindliche,
Grafen von Dagsburg,
den Besitz der
Bischöll'e
von Strass-
zum Jahr 1789 verblieb. Jetzt gehört die Ruine dem Herrn Ruth in Dambach, welcher sich in dem in der unteren Burg stehenden Wohnhaus einen Sommersitz eingerichtet hat. Die obere Burg mit dem Bergfried A steht auf einem mächtigen Granitfelsklotz, dessen burg, welchen es bis
oberste
Erhebung
Bei g- oder Angriilseife zusteht. Hier steht der mächtige Bergfried, dessen
ilei
Bationspitze gegen die bezelc.hnete Seite gekehrt ist
ist.
andern Burgen des Elsasses begegnen. von 2,5 und 1,5 M. Seite, die
Hofraum und stand
Wände
ln der
Form
eine für die Vertheidigung besonders günstige
Der Innenraum
Grundform ein
ist.
Brücke mit dem
ungleichseitiges Viereck,
Pallas,
Rilferwohnung von 30 M. Länge und 9,5 M. midieren Breite schöne Fensterstellungen im romanischen
Stil.
Bergfriedes
ausgeprägt, welcher wir noch hei
sind 2,15 M. hoch. Der Eingang
mittelst einer fliegenden
dieses
zeigt
Wir bemerken an
ist
6 M. über dem
2 in Verbindung. Diese
noch zu beiden Seiten
der untern Seite des Ritter-
hau sses einen thurmartigen Anbau 3, der zugleich den Eingang t flankirte. Sodann folgt ein Vorbau 4, ebenfalls mit einem vorspringenden Thurm 5, welcher die Kapelle enthielt und den
Haupteingang
Thurm
in die
Die untere
Burg
bischöfflichcn
obere Burg, die etwa 4
Catherinenthurm,
heisst der
enthält
Amtmann
öffnungen zeigen dass sich
Bau des Bernstein haft durchdacht.
ist
Man
in
ein als
in
über der untern Burg steht, llankirt; dieser
der späteren Zeit errichtetes Wohnhaus, das früher
Wohnsitz
liier
M
weil die Kapelle der heiligen Catherine geweiht war.
diente.
Die in der
dem
Ringmauer befindlichen Fenster-
schon im 13 ton Jahrhundert Wohngebäude befänden. Der ganze
Buckelquadern von Granit hergestellt und
sieht wohl,
lörlitikatorisch meister-
dass ,die Erbauer mächtige Dynasten waren,
Grafen von Dagsburg, welche sich hier einnisteten,
ebene zu halien, denn ihr Ländchen lag rückwärts
um
in
wohl die
einen sichern Einblick in die Rhein-
den Hochthälern der Vogesen.
)
.
22. Die Von Bernstein
erreicht
Burg Ortenburg
man
,
(Blatt 6).
auf einem Höhenwege leicht die Ortenburg
ebenfalls ein
mächtiges Bauwesen der Feudalzeit, mit beherrschendem Ueberblick über die Rheinebene bei Schlettstadt bis zu
den Höhen des Schwarzwaldes. In nächster Nähe gestattet die Orten-
burg einen überraschend schönen Einblick
in die
Thäler von Weiler
— Markirch und
auf die
Königsburg Die Ortenburg gehört mit
Wahrzeihen des
Elsasses.
dem Landsberg und
Das Schloss
soll
der Burg
Hoh-Barr zu den schönsten
der Sage nach von einem Enkel des Herzogs Eticho
Im 13 len Jahrhundert war die Burg im Besitz der Grafen von Habsburg, wurde sodann im Jahr 1314, nachdem Rudolf von Habsburg deutscher Kaiser wurde, den
gegründet worden
sein.
Edlen von Müllenheim verliehen. Peter von llagenbach, der Statthalter des Herzogs Karl des
Kühnen von Burgund setzte sich in den Besitz des Schlosses, das jedoch sodann von den Strassburgern (die Müllenheim, waren Bürger dieser Stadt) wieder erobert wurde (1474). Die Müllenheim traten im 16 ten Jahrhundert die Ortenburg an Oesterreich ab. Von nun an wechselten die Besitzer häufig,
Für das Studium der
jetzt
gehört sie der Familie Faviers.
mittelalterlichen
Militärarchitektur finden wir in dieser Burg-
ruine ein reiches Material. Vor allem fesselt den Ingenieur der mächtige Bergfried in Bastion-
form und die gewaltigen Ringmauern. Hier
ist
deutlich erwiesen, dass die Bastionform des
Bergtriedes keine von der Beschaffenheit des Felsklotzes, auf
dem
er steht, bedingte
Form
ist,
sondern auf der Anschauung beruht, dass die Bastionsspitze eine wichtige Verstärkung der Angriffsseite bietet und durch diese Form gegenüber der viereckigen eine Vertheidigungsfront
mehr und
eine bessere Bestreichung des umliegenden Terrains
steht frei hinter der gewaltigen
Ringmauer,
in
gewonnen wird. Der Bergfried
deren unterem Stockwerk eine grosse Anzahl
von Schiessscharten angebracht sind. Der Eingang
ist circa 7 M. über dem Einschnitt und war mit dem Ritterhaus 2 durch einen tliegenden Steg verbunden. Die jetzt noch vorhandenen hohen Ringmauern der obern Burg, in welcher sich die Ritterwohnung befand, zeigen, dass
Ortenburg ein mächtiges Bollwerk der Feudalzeit war; die noch sichtbaren Kragsteine des obersten Stockwerkes dienten einer durchlaufenden Gallerie
gang zur obern Burg fliegende
ist
durch einen hervorspringenden
(
liourds zur Unterlage. Der Ein-
Thurm 3
geschützt, von
dem
eine
Brücke zum Burgweg führte.
Die untere Burg B bietet wenig Raum, wie überhaupt die Felsplatte keine grosse Ausbeutung dieser Dienstwohnstätte erlaubte. Auch hier bewundern wir die sorfältigste Ausführung der Mauern in Buckelquadern von Granit (nur die Verkleidungen der Fenster sind von Sandstein).
Wir
dürfen wohl annehmen, dass der Grossartigkeit der Anlage dieser Burg ent-
sprechend, es die Grafen von Habsburg waren, welche sich hier als Landgrafen des Elsasses eine sichere Feste gründeten.
23.
Die Hohenburg oder
St.
Odilien
(Blatt 7).
Der mehr oder weniger hohe und mächtige Felsgrat, welcher den circa 3 Stunden im Umfang messenden Terassenrand des Odilienberges (800 M.) einschliesst, bildet die Grundlage
dem Namen Heidenmauer ( champ celtique) bekannten Ringwalles, der nen Monumenten das vielberufenste Problem für Archäologen und Alterthumsforscher bildet.
des grossen unter in sei
Der Constuction nach war dieser Ringwall ein zui
Zeit
keltisch-gallisches
Bauwerk, das schon
der Römerherrschaft vollendet gewesen sein dürfte, und als ein grosses
Refugium
,
— (camp retranche ) den
der Rheinebene und den benachbarten Thälern des Odilienberges
in
wohnenden Völkerstämmen
Hohenburg deren
—
26
diente.
Die
Stelle jetzt das Kloster
Römer
wohl auf der Felserhebung
Münzen gefunden worden
desshalb schon möglich, dass hier römische
Umstand kann doch nicht
hatten
der
einnimmt, eine Götterverehrungsstätte. Es aber
sind,
ist
dieser
Reweiss dienen, wie der Gelehrte Schneider meint, dass die
als
Heidenmauer von den Römern gebaut wurde. Der
in jeder
Reziehung interessanteste und zur Anlage einer Burg geeignetste Bergvor-
sprung des Odilienberges
Namen
ist
Hohenburg.
die
die Oertlichkeit. des Klosters, \on Alters her bekannt unter
dem
Die Platte des hier anstehenden mächtigen Felsklotzes beherrscht,
durch seine vorgeschobene Höhenlage nicht nur den Ueberblick über den ganzen Odilienberg,
den nordwestlichen Theil der Vogesen und die zunächst liegende Rheinthalebene, sondern auch den Fernblick bis zu den Höhen des Schwarzwaldes. Hier stand
in der ersten alemani-
Wiege der
ersten Landgrafen des
schen Zeit die Burg der deutschen Heerführer, Elsasses, der Vorfahren
sie
war
die
des sagenhaften Herzogs Eticho.
dieser Fürst in den ruhigen Zeiten bewohnte,
mag
zu
Den Meierhof, welchen sodann
Oberehnheim gewesen
sein, aber die
Refugium diente, war keine andere als die Hohenburg Die erste vom Jahr 837, wonach Ludwig der Fromme den daselbst dienenden Nonnen Schutz verleiht. Das geräumige Plateau des Felsklotzes, der Hohenburg der nur mittelst einer schmalen Stelle mit dem Odilienberg zusammenhängt und hier durch Burg, welche demselben
als
Urkunde über das Kloster
.
datirl
,
einen Grabeneinschnitt vollständig abgeschlossen werden konnte, gewährte der landsässigen
Bevölkerung in den Zeiten der Gefahr eine sichere Zufluchtstätte. Die grossen Zufluchtstätten wie die sog. Heidenmauer, welche die ganze Völkerschaft der keltischen
Mediom atriker aufnehmen
konnte,
Bevölkerung eines Thaies oder Dorfschafl
denen sodann später meist
die Burgställo
wurden
in späterer Zeit
durch kleinere nur der
dienende Refugien oder Bingwälle
und durch Umhau zur Feudalzeit
die
ersetzt,
Burgen
standen. Jakob Schneider hat an der genannten schmalen Stelle, mit welcher die
mit
dem Massiv
aus ent-
Hohenburg
des Odilienberges zusammenhängt, Reste einer Schildmauer nachgewiesen
Es unterliegt keinem Zweifel, dass die Hohenburg, wenn auch im
Mittelalter wesentlich als
Kloster dienend, doch eine wichtige militärische Position war, die der nöthigen Defensivwerke nicht entbehrte.
24 und 25. Die Burgen Rathsamhausen und Lützelburg, genannt die Ottrotter Schlösser (Blatt 7).
Am
nördlichen Abhänge des Odilienberges (2 Stunden von Oberehnheim) mit beherr-
schender Umsicht auf das Thal der sich nebeneinander auf
Ehn und
die
Rheinebene
bis
zum Schwarzwald, erhoben
einem Bergvorsprung 2 Schwesterburgen, welcher früher zusammen
Lützelburg hiessen. Jetzt ist die dem Odilienberg zunächst liegende Burg unter dem Namen Rathsamhausen bekannt, während die vordere, welche als eine Vorburg der
gehörten und
ersteren zu betrachten
im Jahr 1392 im
ist,
die
Benennung Lützelburg bewahrt hat. Es erscheint dieses Schloss Andlau als kaiserliches Lehen. In demselben Jahr
Besitz der Herren von
erhält der Landvogt
im Eisass von Kaiser Wentzel den Auftrag, das Burgstell
lützelburg als Ritterlehen zu handhaben. Es
wurde aber
war übrigens damals,
also
jedenfalls später als eine wichtige militärische Position zur
Hauptburg ausgebessert.
die Vorder-
1392 schon Ruine,
Verteidigung der
,
—
27
—
Burg war zu Anfang des 15“'" Jahrhunderts in den Besitz der Pfalzgrafen bei gekommen, welche zugleich die Schirmherrschaft über das Eisass besassen. Sie ver-
Diese lÜie.n
sandeten
um
diese Zeit das Schluss an die Hilter von
Rathsamhausen von denen es 14‘24an MÜllenheim und endlich wieder 1557 an die Rathsamhawen ,
die / lohenstein
,
dann an
die
übergieng.
Beide Burgen sind jetzt Ruinen, deren Reste sehr bedeutend sind und einen, interessanten Einblick in das Burgenbauwesen der Eeudalze.t gewähren. Namentlich ist es die Burg JiaLhsarnhaiisen welche mit einer aussergewohnlichen Pracht ausgestattet war. Von dem etwa
M
M. breiten Ritterhaus stehen noch die Wände mit den Thören und Fensterromanisch, theils gothisch eingewölbt) und die Kamine, worunter in der 3‘«" Etage ein mit hübschen Säulen verziertes (siehe das Werk des Verfassers «die deutsche Burg»), Man bemerkt auch, da die Stockwerke des Ritterhauses ungemein hoch waren, dass im clrca ü Vs M ilohen « Ir weiteres Stockwerk später eingeschoben wurde. Die Fensterojfn ungen sind im Stichbogen weit gespannt und mit Sitzbänken an den Seiten versehen. Ein leichter gebautes Wohnhaus scldiesst sich auf der Seite des Bergfriedes an. Dieser ist ein mit grosser Sorgfalt aus Buckelquadern ausgeführter runder Thurm von 11,7 M. Durchmesser und 4,5 starken Wänden, dessen Eingang mit dem nebenstehenden liU
-
rt 'h 11 '
öffnungen
7 7ä
(theils
-
>
Wohnhaus
Steges
mittelst eines
Verbindung stand. Die auf den Quadern befindlichen Steinmetzzeichen sind von den einfachsten und ältesten (siehe Zeichnung). Man darf wohl behaupten, dass derselbe mit
Ritterhaus nicht vor