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German Pages 300 Year 2019
María Pilar Larrañaga Ergative Sprachen, akkusative Sprachen
Editionen der Iberoamericana Ediciones de Iberoamericana Serie A: Literaturgeschichte und -kritik / Historia y Crítica de la Literatura Serie B: Sprachwissenschaft / Lingüística Serie C: Geschichte und Gesellschaft / Historia y Sociedad Serie D: Bibliographien / Bibliografías H e r a u s g e g e b e n von / Editado por: Walther L. Bemecker, Frauke Gewecke, Jürgen M. Meisel, Klaus Meyer-Minnemann B: Sprachwissenschaft / Lingüística, 3
María Pilar Larrañaga
Ergative Sprachen, akkusative Sprachen Der Erwerb des Kasus bei bilingualen Kindern
Vervuert Verlag • Frankfurt am Main 2000
Gurasoentzat
Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufnahme [Iberoamericana / Editionen / B] Editionen der Iberoamericana = Ediciones de Iberoamericana. Serie B, Sprachwissenschaft = Lingüística. - Frankfurt am Main : Vervuert Reihe Editionen, Serie B zu: Iberoamericana. - Hervorgegangen aus: Iberoamericana / Editionen / 03 3. Larrañaga, Maria Pilar: Ergative Sprachen, akkusative Sprachen. - 2 0 0 0 Larrañaga, María Pilar: Ergative Sprachen, akkusative Sprachen : der Erwerb des Kasus bei bilingualen Kindern / María Pilar Larrañaga. - Frankfurt am Main : Vervuert, 2 0 0 0 (Editionen der Iberoamericana : Serie B, Sprachwissenschaft ; 3) Zugl.: Hamburg, Univ., Diss., 1998 ISBN 3-89354-878-5 © Vervuert Verlag, Frankfurt am Main 2 0 0 0 Alle Rechte vorbehalten Umschlaggestaltung: Michael Ackermann, unter Verwendung einer Abbildung von Irma Khoperia Gedruckt auf säure- und chlorfreiem, alterungsbeständigem Papier Printed in Germany
Inhaltsverzeichnis
1. EINLEITUNG
5
11
1.1. Die Ergativität
12
1.2. Universalgrammatik und parametrische Variation 1.3. Die Zweisprachigkeit 1.4. Methode
15 18 19
2. THEORETISCHER TEIL
23
2.1. Theoreti sc her Rahmen
23
2.1.1. C - K o m m a n d o , m-Kommando, Rektion 2.1.2. X-Bar Theorie 2.1.2.1. Die Struktur der NP bzw. der D P 2.1.2.2. Der Sonderstatus der Pronomina unter den NPn 2.1.3. Basisstruktur 2.1.4. D - u n d S-Struktur 2.1.4.1. E C P und bewege a 2.1.5. Die Struktur der VP 2.1.5.1. Die Generierung der Subjekte in Spec-VP 2.1.6. Die Struktur von INFL 2.1.7. Die CP 2.1.8. T O P als Phrase 2.1.9. Thetarollen und Thetatheorie 2.1.10. Die Bewegungen 2.1.10.1. V-Bewegung 2.1.10.2. NP-Bewegung
24 25 26 27 29 30 31 31 32 34 40 42 46 47 47 47
2.2. Deskription der Wortstellung und des Kasusparadigmas nach den traditionellen Grammatiken
47
2.2.1. Deskription der Wortstellung und des Kasusparadigmas im Baskischen 2.2.1.1. Die Wortstellung im Baskischen 2.2.1.2. Beschreibung der Kasusparadigmen im Baskischen 2.2.1.2.1. Beschreibung des Kasusparadigmas für Absolutiv, Ergativ und Dativ im Baskischen nach den traditionellen Grammatiken 2.2.1.3. Kongruenz im Baskischen 2.2.1.4. Die Modalverben und "ari" 2.2.2. Deskription der Wortstellung und des Kasusparadigmas nach den traditionellen Grammatiken 2.2.2.1. Die Wortstellung im Spanischen 2.2.2.2. Morphologische Form des Subjekts und der Objekte im Spanischen 2.2.2.2.1. Nominativ bei den Personalpronomina 2.2.2.2.2. Akkusativ- und Dativobjekte: Status der Präposition a 2.2.2.2.3. Die Klitika im Spanischen
48 48 49 49 52 54 57 57 59 60 61 63
6
Inhaltsverzeichnis 2.2.2.2.3.1. Die Distribution der spanischen Klitika 2.2.2.2.3.2. Clitic-Doubling 2.2.2.2.3.3. Der Status der Klitika im Rahmen der PPT
64 70 71
2.3. Pro-drop im Baskischen und Spanischen und die praktischen Folgen
77
2.4. Baskisch und Spanisch: morphologisch ergative Sprachen?
78
2.5. Die Kasustheorie
83
2.5.1. Die Analyse der Dative unter besonderer Berücksichtigung der Doppelobjektkonstruktionen im PPT-Rahmen
95
2.6. Die Kasustheorie und der Spracherwerb
102
3. ERGEBNISSE
111
3.1. Die Wortstellung im Baskischen
111
3.1.1. Die Position der Subjekte 3.1.1.1. Die Position der Subjekte einwertiger Verben im Baskischen 3.1.1.1.1. Die Subjekte der unakkusativen Verben 3.1.1.1.2. Die Subjekte der unergativen Verben 3.1.1.1.3. Die Subjekte der psychologischen Verben 3.1.1.1.4. Die Subjekte der Verben unter "sonst" 3.1.1.2. Die Art der Nominalphrase bei den Subjekten der einwertigen Verben 3.1.1.2.1. Subjekte in Form von Personalpronomina 3.1.1.2.2 Subjekte in Form von NP 3.1.1.2.3. Subjekte in Form von Demonstrativpronomina 3.1.1.2.4. Subjekte in Form von Possessivpronomina 3.1.1.2.5. Subjekte in Form von Quantoren 3.1.1.3. Die Wortstellung bei den transitiven Verben 3.1.1.3.1. Die Position der Subjekte bei den transitiven Verben 3.1.1.3.1.1. Die Art der Nominalphrase 3.1.1.3.1.1.1. Subjekte in Form von Personalpronomen 3.1.1.3.1.1.2. Subjekte in Form von Demonstrativpronomen 3.1.1.3.1.1.3. Subjekte in Form von Quantoren 3.1.1.3.1.1.4. Subjekte in Form von NPn 3.1.2. Die Position der direkten Objekte 3.1.3. Die Position der indirekten Objekte 3.1.4. Zusammenfassung
111 112 113 114 114 115 115 116 116 118 118 119 119 119 120 120 121 121 121 122 125 125
3.2. Morphologische Realisierung der Argumente
125
Inhaltsverzeichnis
7
3.2.1. Absolutiv 3.2.2. Der Ergativ 3.2.3. Der Dativ
125 126 135
3.3. D i e W o r t s t e l l u n g i m S p a n i s c h e n
136
3.3.1. Die Position der Subjekte 3.3.1.1. Position der Subjekte bei den einwertigen Verben 3.3.1.1.1. Semantische Zugehörigkeit des betroffenen Verbs 3.3.1.1.1.1. Die Subjekte der unakkusativen Verben 3.3.1.1.1.2. Die Subjekte der unergativen Verben 3.3.1.1.1.3. Die Subjekte der psychologischen Verben 3.3.1.1.1.4. Die Subjekte der Verben unter "sonst" 3.3.1.2. Die Art des Subjekts 3.3.1.2.1. Subjekte in Form von N P 3.3.1.2.2. Subjekte in Form von Demonstrativpronomina 3.3.1.2.3. Subjekte in Form von Quantoren 3.3.1.2.4. Subjekte in Form von Possessivpronomina 3.3.1.3. Die Definitheit 3.3.1.4. Das Vorhandensein von präverbalen Adverbialen bei den postverbalen Subjekten 3.3.1.5. Zusammenfassung der Ergebnisse 3.3.2. Position der Subjekte bei mehrwertigen Verben 3.3.2.1. Art des Subjekts bei den Subjekten transitiver Verben 3.3.2.1.1. Subjekte in Form von Personalpronomina 3.3.2.1.2. Subjekte in Form von N P 3.3.2.1.3. Subjekte in Form von Demonstrativpronomina bei den transitiven Verben 3.3.2.2. Vorhandensein von präverbalen Adverbialen bei den postverbalen Subjekten 3.3.2.3. Zusammenfassung 3.3.3. Position der Objekte 3.3.4. Die Position der Dativ-PPn
136 136 138 142 144 145 147 150 151 153 154 155 156
3.4. M o r p h o l o g i s c h e M a r k i e r u n g
170
3.4.1. Morphologische Markierung der Subjekte 3.4.1.2. Morphologische Markierung der Objekte 3.4.1.3. Markierung des direkten Objekts mit der Präposition a 3.4.1.4. Markierung des indirekten Objekts mit der Präposition a 3.4.2. Die Klitika 3.4.2.1. Akkusativklitika 3.4.2.2. Le und ¡es als Akkusativklitikon 3.4.2.3. Akkusativklitika für die erste und zweite Person 3.4.2.4. Dativklitika 3.4.3. Clitic-Doubling
170 175 175 177 180 180 184 184 186 188
158 160 161 162 162 163 164 165 166 166 168
8
Inhaltsverzeichnis
3.4.3.1. Clitic-doubling im Akkusativ 3.4.3.2. Clitic-doubling im Dativ 3.4.4. Das gemeinsame Auftreten von zwei Klitika zusammen 3.4.5. Position der Klitika 3.4.6. Zusammenfassung 3.4.7. Zusammenfassung der Ergebnisse im Baskischen und im Spanischen
190 193 194 195 197 197
4. DISKUSSION DER E R G E B N I S S E
201
4.1. Die prä-INFL-Phase im Baskischen und im Spanischen
201
4.2. Die Phase nach INFL im Baskischen und im Spanischen
205
4.2.1. Die Festsetzung des Ergati vitätsparameters im Baskischen und im Spanischen 4.2.2. Die geteilte Ergativität im Baskischen und im Spanischen 4.2.3. Die Ontogenese der grammatischen Kasus im Baskischen und im Spanischen 4.2.3.1. Der Ergativ bzw. der Nominativ und Absolutiv 4.2.3.2. Der Dativ 5. S C H L U ß B E M E R K U N G E N Zusammenfassung Bibliographie ANHANG INDEX
UND A U S B L I C K
212 213 216 216 217 221 223 225 239 299
Vorwort
9
Vorwort Dieses Buch ist eine geringfügig veränderte Fassung meiner Dissertation. Am Ende eines solch langen und steinigen Weges, und wenn ich zurücksehe, möchte ich mich bei allen bedanken, die nur Teile oder die ganze Strecke mitgelaufen sind. Insbesondere dafür, daß sie mich Richtung Ziel getrieben haben. In diesem Sinne gilt mein tiefster Dank meinem Lehrer Prof. Dr. J. M. Meisel für den ersten heftigen Anstoß und die darauffolgenden Nachbeben, der mich auf der ganzen Strecke mit Rat und Tat, bei Sonne und Regen begleitet hat. Auch in diesem Sinne sei Prof. Dr. Ch. Habel und Prof. Dr. W. Deutsch herzlich gedankt. Ihre fachliche K o m p e t e n z und unermüdlichen K o m m e n t a r e haben wesentlich dazu beigetragen, daß ich die Dissertation auf diese Art und Weise abschließen konnte. Die beiden Kinder und ihre Familien dürfen nicht unerwähnt bleiben. Über Jahre haben sie wohlwollend zugelassen, daß wir alle zwei Wochen ihre private Sphäre durchbrechen und Ausschnitte dieser im Dienste der Wissenschaft aufbewahren durften. Bei Irmtraut Martens und Burga Pfennig möchte ich mich ganz herzlich bedanken, daß sie als nicht Linguistinnen die u n d a n k b a r e A u f g a b e ü b e r n a h m e n , das Manuskript auf Fehler hin zu durchsuchen. Das Graduiertenkolleg "Kognitionswissenschaft" und die Universität Hamburg haben finanzielle Mittel zur Verfügung gestellt, ohne die die Vollendung dieser Arbeit nicht möglich gewesen wäre. Für die (ent)spannenden Diskussionen über linguistische Probleme und vieles andere möchte ich mich bei meinen Mitkollegiatinnen Cristina Trujillo, Angela Nachtigall sowie Claudia Ruff bedanken, die meine Begeisterung für die Linguistik teilen. Natascha Müller und Wolfgang Müller verdienen einen besonderen Dank. Von der hervorragenden linguistischen Kompetenz und vorbildlichen menschlichen Größe von Dr. Natascha Müller habe ich immens profitiert. In unendlichen Sitzungen hat sie mit Begeisterung Frage und Antwort gestanden und wesentlich zum Erfolg dieser Arbeit beigetragen. Wolfgang Müller mußte tagein, tagaus die verschiedenen Denk- und Zettelstadien dieses nun vollendeten Vorhabens sehen. In seiner Rolle als Beobachter verstand er nicht immer, was lief, aber wohin es ging, war ihm von Beginn an klar. Bihotzez bioi eskerrak. Hamburg, September 1999
Einleitung
11
1. EINLEITUNG Wer eine Fremdsprache (L2) im Erwachsenenalter gelernt hat, weiß einerseits, daß die Kompetenz, die er oder sie erreicht, nicht die ist, die er oder sie in seiner oder ihrer Muttersprache ( L I ) hat. Dies gilt sowohl für den gesteuerten als auch für den ungesteuerten Fremdsprachenerwerb. Ferner kann der Laie einen L2-Sprecher ohne jegliche linguistische Vorbildung meist enttarnen. Hat ein Sprecher zwei Sprachen gleichzeitig erworben, dann erreicht er eine muttersprachliche Kompetenz in beiden Sprachen, so daß er in der jeweiligen Sprache nicht als "Fremdsprachler" entlarvt werden kann. Über diese Beobachtungen, die jeder schon einmal gemacht hat, ist in den letzten Jahren eine rege wissenschaftliche Forschung entstanden. Mittlerweile steht außer Frage, daß Erst- und Zweitspracherwerb unterschiedlich verlaufen (vgl. Clahsen & Muysken (1989)). Der Zweitspracherwerb ist nicht Gegenstand dieser Arbeit, sondern der bilinguale Erstspracherwerb. Daß Erstspracherwerb nicht als das bloße Lernen von grammatischen Regeln, morphologischen Paradigmen und einem Lexikon charakterisiert werden kann, ist unumstritten. Beim Erstspracherwerb vollzieht sich eine ganze Menge mehr. In Anbetracht der Tatsache, daß die Sprache das komplizierteste kognitive System darstellt, welches eine semantische, grammatische und pragmatische Kompetenz umfaßt, stellt sich die Frage, wie man dieses hochkomplizierte System erwirbt, insbesondere dann, wenn zwei (Mutter)sprachen gleichzeitig erworben werden sollen. Es könnte sein, daß bilinguale Kinder in ihrer sprachlichen Kompetenz den monolingualen unterlegen sind, da der Erwerb von zwei Sprachen mit mehr Aufwand verbunden ist. Etliche Fallstudien auf dem Gebiet haben jedoch gezeigt, daß der monolinguale und der bilinguale Spracherwerb mehr Ähnlichkeiten teilen, als daß sie Unterschiede aufweisen. Diese Beobachtung macht die A n n a h m e plausibel, daß große Teile des Sprachvermögens genetisch verankert sind. Die Wissenschaft ist noch weit davon entfernt, zu zeigen, auf welche Art und Weise sich diese genetische Verankerung manifestiert. Tatsache ist jedoch, daß, wenn Phänomene in den zwei zu erwerbenden Sprachen beim bilingualen Kind zeitgleich auftreten, diese sich oft auf ein zugrundeliegendes Prinzip zurückführen lassen. Das ist der Fall beispielsweise bei der Stellung des direkten Objekts. Kinder erkennen sehr früh, daß die zu erwerbende Sprache entweder O V oder V O ist. Daß die Objekte vor oder nach dem Verb stehen können, ist dann eine parametrische Option der U G (Universalgrammatik), die unter dem Stichwort Kopfparameter subsumiert wird. Dieses angeborene Wissen in Form von Parametern wird dann mit Hilfe von positiver Evidenz der jeweiligen Sprache des sprachlichen Inputs des Kindes aktiviert. Das Wissen, welches erworben wird, ist so vielfältig, daß man sich als Forscher auf ein kleines Gebiet der Sprache beschränken muß. In diesem Sinne werde ich mich mit einem kleinen Gebiet der Syntax, dem Kasus und seinem Erwerb, b e f a s s e n . B e s o n d e r s i n t e r e s s a n t g e s t a l t e t sich d i e w i s s e n s c h a f t l i c h e A u s e i n a n d e r s e t z u n g mit A s p e k t e n der G r a m m a t i k , bei welcher die eine (Mutter)sprache ein Phänomen aufweist und die andere gerade nicht. Das Baskische und das Spanische sind zwei seit Jahrhunderten in Kontakt lebende, typologisch
12
Der Erwerb des Kasus bei bilingualen Kindern
s e h r v e r s c h i e d e n e S p r a c h e n , bei d e n e n v i e l e A s p e k t e d e r S y n t a x g e r a d e g e g e n s ä t z l i c h s i n d . D i e s ist d e r Fall b e i m K a s u s . D a s B a s k i s c h e gilt als P a r a d e b e i s p i e l e i n e r E r g a t i v s p r a c h e , w ä h r e n d d a s S p a n i s c h e t r a d i t i o n e l l als akkusativ bezeichnet worden ist. Ich werde das P h ä n o m e n des Kasus mit besonderer B e r ü c k s i c h t i g u n g der Ergativität in beiden S p r a c h e n zu beleuchten versuchen. D i e s ist von b e s o n d e r e m Interesse, weil m a n heute weiß, d a ß es n e b e n d e n syntaktisch e r g a t i v e n und a k k u s a t i v e n S p r a c h e n auch s o l c h e gibt, d i e M e r k m a l e v o n b e i d e n Sprachtypen aufweisen: die morphologisch ergativen Sprachen (Dixon (1994)). Ferner w e r d e ich den Dativ untersuchen, da dieser K a s u s in b e i d e n S p r a c h e n e i n i g e G e m e i n s a m k e i t e n aufweist. D i e B e f u n d e w e r d e n in der Art und W e i s e interpretiert, d a ß sie R ü c k s c h l ü s s e auf m e n t a l e Strukturen e r m ö g l i c h e n sollen. D i e s e A r b e i t ist auf d e m G e b i e t d e r P s y c h o l i n g u i s t i k a n g e s i e d e l t u n d soll als Beitrag zur Forschung der Zweisprachigkeit verstanden werden.
1.1. Die Ergativität D i e E r g a t i v i t ä t ist ein g r a m m a t i s c h e s P h ä n o m e n , w e l c h e s in v i e l e n , s e h r u n t e r s c h i e d l i c h e n S p r a c h e n d e r W e l t 1 f e s t g e s t e l l t w o r d e n ist. D i x o n ( 1 9 9 4 : 1) definiert Ergativität w i e folgt: The term 'ergativity' is, in its most generally accepted sense, used to describe a grammatical pattern in which the subject of an intransitive 2 clause is treated in the same way as the object of a transitive clause, and differently from transitive subject. Die m o r p h o l o g i s c h e M a n i f e s t a t i o n dieses P h ä n o m e n s beinhaltet, d a ß d a s S u b j e k t u n a k k u s a t i v e r V e r b e n s o w i e direkte O b j e k t e mit d e m s e l b e n - A b s o l u t i v - und d a s S u b j e k t der transitiven V e r b e n mit einem a n d e r e n K a s u s -Ergativ- markiert w e r d e n (s. T a b e l l e 1). Z w e i m o r p h o l o g i s c h e K a s u s m a r k i e r e n in A b h ä n g i g k e i t v o n der Transitivität des Verbes die Funktion des Subjekts. Das direkte Objekt wird seinerseits mit d e m Absolutiv, also mit d e m gleichen K a s u s w i e bei d e n S u b j e k t e n der u n a k k u s a t i v e n V e r b e n markiert. Der A b s o l u t i v kann e b e n f a l l s in A b h ä n g i g k e i t Von sehr vielen Sprachen der Welt ist bekannt, daß Ergativität in ein und derselben Sprache nicht konsistent auftritt. Solche Sprachen wie das Georgische sind als split (geteilt)-ergativ Sprachen bekannt. Im Georgischen wird das Subjekt transitiver Verben nur im Aorist mit dem Ergativ markiert. In allen anderen Tempora steht das Subjekt im Nominativ. Dixon (1994:70f.) widmet das 4. Kapitel seines Buches der Beschreibung der verschiedenen split-Systeme. Das Baskische ist eine atypische ergative Sprache, denn sie ist in der NP konsistent ergativ. Sie zeigt weder im Tempus noch im Haupt- Nebensatz noch nach sonstigen Kriterien einen Split. Laka (1988) behandelt jedoch die Verbalmorphologie und zeigt, daß die Position der Morpheme je nach Tempus variiert, was auf einen Split verweist. Vergleiche Kapitel 2.4. 2 Ich werde statt des Terminus intransitiv den Begriff unakkusativ (Perlmutter (1978)) verwenden.
Einleitung
13
von der Transitivität des Verbes zwei Funktionen übernehmen: die des Subjekts und die des Objekts. Mit einer solchen Verteilung wird die ansonsten in den Akkusativsprachen übliche eineindeutige Beziehung zwischen Form und Funktion aufgehoben (vgl. Eguzkitza (1987), Dixon (1994: 111)) (s. Tabelle 1).
Subj. Obj. Tabelle 1
transitiv unakkusativ Ergativ Absolutiv Absolutiv Kasusrealisierung in ergativen Sprachen.
Mit Bezug auf die Syntax wäre die Folge der Ergativität, daß S u b j e k t e von unakkusativen Verben sich syntaktisch genauso verhalten wie Objekte (vgl. auch Anderson (1976)). Dies würde u.a. bedeuten, daß • •
die Begriffe Subjekt bzw. Objekt in Ergativsprachen anders besetzt sind als in Akkusativsprachen und demzufolge Subjekte unakkusativer Verben sich syntaktisch wie Objekte verhalten.
Dixon (1994) zeigt aber, daß es nur wenige Ergativsprachen gibt, die auch syntaktisch ergativ sind. Das Baskische ist, wie die meisten Ergativsprachen auch, nur morphologisch 3 ergativ. Für das Baskische zeigt Ortiz de Urbina (1989), daß die Begriffe Subjekt bzw. Objekt auf die gleiche Art und Weise besetzt sind wie in Akkusativsprachen (s. Kapitel 2.4.). Bei der Betrachtung der Wortstellung fällt auf, daß im Baskischen die präverbale Stellung die präferierte Position für die Subjekte der transitiven und unakkusativen Verben ist. Auf die Wortstellung nimmt die Ergativität im Baskischen keinen Einfluß (vgl. Eguzkitza (1987)). Spanisch ist eine Sprache, die traditionell als akkusativ bezeichnet worden ist. Einige Wortstellungsregularitäten zeigen jedoch, daß das Spanische über einige Merkmale verfügt, die für Akkusativsprachen atypisch sind (s. Kapitel 2.2.2.1.). So gelten die postverbalen Subjekte unakkusativer Verben und die präverbalen Subjekte transitiver Verben als unmarkiert. Die Tatsache, daß die unakkusativen Verben postverbale Subjekte erlauben, die nicht markiert sind, ist ein Indiz dafür, daß diese Subjekte mit den Objekten verwandt sind. Nach der Definition von Ergativität von Dixon (1994) stellt sich somit die Frage, ob auch Spanisch eine ergative Sprache ist, denn ob sich ein P h ä n o m e n morphologisch oder durch Wortstellung manifestiert, spielt in dem hier gewählten theoretischen R a h m e n keine Rolle. Dixon (1994: 76) berichtet von der austronesischen Sprache Tolai, in der die Markierung der Konstituenten durch Wortstellung erfolgt. Der Sprache Tolai und dem Spanischen ist gemeinsam, daß die Subjekte der unakkusativen volitiven Verben wie die Subjekte der transitiven Verben präverbal, während die Subjekte der unakkusativen nicht-volitiven Verben in der unmarkierten Lesart
Im Kapitel 2.4. wird dieser Begriff näher erläutert.
14
Der Erwerb des Kasus bei bilingualen Kindern
postverbal erscheinen. Diese Sprache zählt Dixon zu den hybriden split-S Sprachen, bei der sowohl M e r k m a l e der akkusativen als auch der ergativen Sprachen vorliegen. Ich werde diese Besonderheiten der spanischen Wortstellung in Kapitel 2.2.2.1. behandeln. Vor allem werde ich zeigen, daß sowohl die Fakten des Baskischen als auch die des Spanischen bezüglich des Kasus ohne theoretische Z u s a t z a n n a h m e n nicht zufriedenstellend erklärt werden können. Die Syntaxforschung m u ß sich in der Z u k u n f t ernsthaft mit der These von Dixon (1994: 6ff.) auseinandersetzen, daß die Unterteilung der Konstituenten in S^, S¡ ntr und Objekt universale Geltung hat. In der vorliegenden Arbeit werde ich den Versuch unternehmen, dies in einem repräsentationeilen Modell zu erklären. Die Ergativität ist sehr problematisch für die Kasustheorie im hier gewählten theoretischen Rahmen der GB. Versuche, die Ergativität in einer einheitlichen Art und Weise zu erklären, sind sehr umstritten (vgl. Dixon (1994)), insbesondere in Anbetracht der nominalen Hierarchie (s. Abb. 1) und der geteilten Ergativität (vgl. Kapitel 2.4.). 1st person 2nd person 3rd person demonstratives pronoun pronoun pronoun
proper nouns common nouns human animate inanimate
a. Aita ez da etorri 'Vater ist nicht gekommen' b. Ez da aita etorri 'Es ist nicht Vater gekommen'
Ortiz de Urbina (1989:205ff.) diskutiert die Konjunktionen im Baskischen, die wie in anderen Sprachen satzeinleitende oder finale, suffigierte Elemente sein können. Die Tatsache, daß es im Baskischen zusätzlich zu den initialen nachgestellte suffigierte Konjunktionen gibt, führt Ortiz de Urbina darauf zurück, daß diese in der S-Struktur an das Verb angehängt werden. Dieser Ansatz ermöglicht, satzinitiale Konjunktionen und wh-Wörter wie in anderen Sprachen auch zu erklären.
42
Der Erwerb des Kasus bei bilingualen Kindern
Auch die Interpretation beider Sätze ist unterschiedlich. Während in (3a) behauptet wird, daß es der Fall ist, daß Vater nicht gekommen ist, wird in (3b) ausgesagt, daß es nicht der Fall ist, daß der Vater die Person ist, die gekommen ist. Dieser Unterschied in der Interpretation kommt dadurch zustande, daß aita in (3a) Skopus über die Negation, während in (3b) die Negation über aita Skopus hat. Auch für das Spanische kann angenommen werden, daß C zusätzlich mit dem Merkmal [+Fokus] versehen ist (vgl. auch Eguzkitza (1987)). Dafür spricht, daß vorangestellte Objekte (4a) (Rivero (1980)) eine kontrastive Lesart haben können 26 und auch das Verb in VS-Strukturen 2 7 (4b) fokussiert werden kann. Beide Phänomene können als Bewegung in eine Fokusposition verstanden werden. 4
a. [CP Eso [IP lo he dicho yo]] 'Dies habe ich nicht gesagt' b. [CP[C No he cogido][IP yo las llaves]] 'Ich habe die Schlüssel nicht genommen'
D i s l o k a t i o n 2 8 und Fokussierung sind sowohl im Baskischen als auch im Spanischen die wichtigsten Strategien, einen Satzteil hervorzuheben.
2.1.8. TOP als Phrase Konstruktionen wie (5a-b) werden traditionell als hanging topic bezeichnet. Es handelt sich um Konstituenten, die sich außerhalb des Satzes befinden (5c-d), jedoch in Beziehung zu diesem stehen (s. Carroll (1982) für das Französische). Solche Konstruktionen sind im gesprochenen Spanisch sehr verbreitet (5f-g). Die Frage ist, ob solche Äußerungen in der Pragmatik oder in der Syntax behandelt werden sollten. Ich werde die Position vertreten, daß eine Behandlung in der Syntax möglich und notwendig ist. Hierfür werde ich annehmen, daß es im Spanischen eine TOP-Phrase über CP gibt. Die Top-Phrase ist u.a. für die Erklärung der vorangestellten Objekte mit clitic-doubling von Belang. Ferner werde ich vorschlagen, daß die Subjekte der unakkusativen Verben bei einer Voranstellung nach Top bewegt werden. Ob Top auch für das Baskische angemessen ist, lasse ich offen (s. Ortiz de Urbina (1989)). 5
a. b. c. d. e.
John, I saw him John, I saw t Der Mann, ich habe ihn gesehen Den Mann, ich habe ihn gesehen Ich habe es endlich gekauft, sein Geschenk
26
Siehe hierfür die Diskussion der Top-Phrase im Kapitel 2.1.8.
27
s. Suner (1994) für eine andere Analyse im Spanischen,
28
s. Kapitel 2.1.8.
Theoretischer Teil
43
f. Los españoles que viven aquí desde hace poco, esos no tengo yo contacto 29 . ?'Die Spanier, die hier seit kurzem leben, die habe ich keinen Kontakt' g. Hay uno en el despacho de al lado que yo me pone nerviosa 30 'Es gibt einen im Nebenzimmer, der ich(mich) nervös macht' Rivero (1980) schlägt für das Spanische eine TOP-Phrase 31 über Comp vor und versucht, diese unabhängig von der Existenz der hanging topics zu motivieren. Riveros Ansatz ist für die in dieser Arbeit vertretene Position, daß Klitika kasusmarkiert sind, insofern von Interesse, als dieser das Problem der vorangestellten clitic-doubling-Strukturen löst. Rivero macht in ihrem Ansatz eine strikte Unterscheidung zwischen Topikalisierung und Dislokation. Bei der Topikalisierung nimmt Rivero eine Bewegung aus einer Objektposition nach Spec-CP an. Bei der Dislokation geht sie von der Basisgenerierung der betreffenden NP in TOP aus. 6
a. Mis amigos parece que (ellos) van a votar al PSOE 'Meine Freunde scheinen PSOE wählen zu wollen' b. Juan, me dicen que (él) sí quiere hablar 'Juan, man sagt mir, daß er wohl sprechen möchte' c. El niño, parece que María dice que está protestando siempre Das Kind, es scheint, daß Maria sagt, daß (es) immer protestiert' d. Estos economistas, resulta que el partido presentó el programa económico y (ellos) se sienten decepcionados 'Diese Wirtschaftswissenschaftler, es stellt sich heraus, daß die Partei das Wirtschaftsprogramm vorstellte und (sie) sind enttäuscht'
Rivero begründet die Top-Analyse u.a. anhand von Evidenz aus den sogenannten Anhebungsverben. Verben wie parecer 'scheinen' und resultar 'sich herausstellen' erlauben Subjektanhebung im Spanischen (Rivero (1980)). In (6a-c) hat jedoch keine Subjektanhebung stattgefunden, da mis amigos nicht mit dem Verb parecer 'scheinen' kongruiert. Eine Topikalisierung schließt Rivero aus, da im untergeordneten Satz ein realisiertes Subjekt erscheinen darf (6b-d). Rivero zeigt, daß die dargestellten Phänomene mit der Analyse von Anhebung oder Topikalisierung inkompatibel sind und schlägt vor, daß solche NPn als basisgenerierte NPn anzusehen sind. Sie postuliert, daß solche NPn in TOP
Diese Äußerung wurde von einem Sprecher des Spanischen am 7.5.1997 in einem Gespräch mit mir verwendet. Diese Äußerung wurde von einem Sprecher des Spanischen am 21.5.1997 in einem Gespräch mit mir verwendet. 31
Müller & Sternefeld ( 1 9 9 3 : 4 8 5 ) nehmen eine Top-Phrase unter CP für das Deutsche an. Sie zeigen, daß Topikalisierung weder Adjunktion an IP noch whBewegung nach Spec-Comp ist.
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Der Erwerb des Kasus bei bilingualen Kindern
basisgeneriert und mit einem Pronomen in der Wortkette in anaphorischer Relation stehen. Im Falle der Subjekte handelt es sich um pro, bei den Objekten um ein Klitikon. Diese Relation ist semantischer und nicht struktureller Art 32 . Gegen eine TOP-Analyse würde die Tatsache sprechen, daß eine Einbettung im Nebensatz unmöglich ist. In den spanischen Nebensätzen ist die Einbettung jedoch erlaubt (7). 7
[Preguntö [ CP que [TOpel regalo [ CP cüando lo compraste]]]] (Sie) fragte, das Geschenk wann (du) gekauft hast 'Sie fragte, wann du das Geschenk gekauft hast'
Solche Regularitäten zeigen, daß diese vorangestellten NPn mit koreferentem Klitikon basisgeneriert sein müssen und nicht das Resultat einer Bewegung sind. Riveros Ansatz ist insofern interessant, als es im Spanischen zwei Typen von vorangestellten Akkusativ-NPn gibt (vgl. auch Silva-Corvalän (1983)): Sie unterscheiden sich bezüglich des Vorhandenseins des koreferenten Klitikons, und sie haben auch eine andere Interpretation (vgl. auch Campos & Zampini (1990)). 8
a. Este coche he comprado yo 'Dieses Auto habe (ich) gekauft' b. Este coche, lo he comprado yo 'Dieses Auto habe (ich) gekauft'
In (8a ) hat das vorangestellte Objekt eine kontrastive Lesart während es in (8b) eher als 'mit Bezug auf das Auto' zu interpretieren ist. Die kontrastive Lesart impliziert, daß es ein anderes Objekt geben muß, welches diese Bedingung nicht erfüllt. In (8b) ist eine kontrastive Lesart ausgeschlossen. Silva-Corvalän (1983) hat darüberhinaus gezeigt, daß diese beiden Objektarten einen anderen Informationsgehalt haben. Während (8b) eher als alte Information interpretiert wird, ist bei (8a) neue Information im Spiel 33 . Ferner liefern prosodische Merkmale (vgl. auch Ocampo (1995)) Auskünfte darüber, ob die eine oder die andere Lesart im Spiel ist. So ist bei (8 b) ein anfänglicher, steigender Grundfrequenz peak zu erwarten, mit darauffolgendem, abfallendem Fo(Grundfrequenz)-Verlauf und einem Endpeak (Silva-Corvalän (19 8 3)) 34 . Sätze wie (8a) sind hingegen durch einen J a c k e n d o f f ( 1 9 9 2 ) deutet an, daß Linearität in die D e f i n i t i o n von bindungsrelevanter Domäne eingebaut werden sollte. Er illustriert das mit einem Beispiel, in dem ein Referent eingeführt wird, auf den im nächsten Satz mit einem Pronomen Bezug genommen wird. In dieser Klasse von präverbalen Objekten schließt Silva-Corvalän s o w o h l Objekte ein, die fokussiert werden, als auch Objekte, die in einem Kontext gebraucht werden, in dem alte Information erwartet wird. Der Sprecher bezweckt mit einer solchen Voranstellung einen Überraschungseffekt. Reis & Rosengren (1988:11) zeigen, daß Topic vs. Focus im Deutschen mit steigender und fallender Grundfrequenz korrelieren.
Theoretischer Teil
45
anfänglichen Grundfrequenzplateau mit einem steil abfallenden Verlauf und Deakzentuierung des restlichen Satzteils gekennzeichnet. Mit Riveros Ansatz kann (8a) als Topikalisierung und (8b) als basisgenerierten Topic verstanden werden. Es ist die Frage, ob diese Analyse auch für Dative adäquat ist. Unumstritten ist die Tatsache, daß Dative nicht so häufig vorangestellt werden wie Akkusative. Ebenfalls unumstritten ist, daß sie kaum eine kontrastive Lesart haben können. 35 Silva-Corvalán zeigt, daß es große Ähnlichkeiten zwischen Subjekten und DativPPs gibt. Da Dative, wie auch Nominative, vorzugsweise auf [+menschlich] Referenten referieren, zeigt sie, daß vorangestellte Dative-PPs Topic 3 6 sein können. Bei der Voranstellung bei Experiencer-Verben 37 scheint es so zu sein, daß die vorangestellte Dativ-PP als 'mit Bezug auf X' zu analysieren ist, denn eine kontrastive Lesart ist nicht möglich (vgl. auch Belletti & Rizzi (1988)). Treten zwei vorangestellte Objekte auf, bietet Riveros Ansatz die Möglichkeit, ein (meist indirektes) Objekt als basisgeneriert und ein anderes Objekt als bewegtes Element zu analysieren. Bei SOV ist O das fokussierte Element, während S ein bewegtes Topic darstellt. Riveros Vorschlag kann der Tatsache Rechnung tragen, daß es nicht möglich ist, in einem Satz zwei Foci zu haben. Auch für das Phänomen der NP-Aufspaltung bietet Riveros Ansatz eine plausible Erklärung (vgl. Kapitel 2.2.2.2.3.3.). Nimmt man Riveros Vorschlag an, stellt sich die Frage, wie diese basisgenerierten NPn ihren Kasus und ihre Thetarollen bekommen. Haverkort (1993: 31, Fußnote 19) behauptet, daß solche dislozierten NPn eine inhärente Thetarolle haben. Ähnlich wie bei den fakultativen Angaben scheint eine vom Verb unabhängige Thetarollenzuweisung für in Top generierte Konstituenten plausibel (Haverkort (1993)). Bezüglich der Kasuszuweisung könnte dahingehend argumentiert werden, daß Topics einen Default-Kasus bekommen. Problematisch ist jedoch, daß in dieser Position NPn auftreten, die traditionell als Dativ- oder Akkusativ-NPn analysiert worden sind. Mit Kasus ist jedoch der abstrakte Kasus gemeint, der formal unterschiedlich aussehen kann. Riveros Ansatz, daß das Spanische eine Top-Phrase hat, kann der Tatsache Rechnung tragen, daß es im Spanischen zwei Typen von vorangestellten Objekten gibt, die sich dahingehend unterscheiden, daß diese einen unterschiedlichen Informationsstatus haben und prosodisch anders markiert werden. Wären diese Campos & Zampini (1990) behaupten, daß die fokussierten präverbalen DativPPn im Spanischen Ergebnis einer B e w e g u n g sind. Die Argumente, die sie dafür vorbringen, daß Extraktion aus einer Komplement-CP möglich, j e d o c h aus einer Adjunkt-CP unmöglich sei, führt m.E. in beiden Fällen zu Ungrammatikalität. Die Beispiele von Campos & Zampini sind für mich dann akzeptabel, wenn sie als Linksdislokation analysiert werden, was mit einer steigenden und nicht fallenden Intonation des betroffenen Elements korreliert. 36 Silva Corvalán (1983:118) stellt in ihrer Untersuchung fest, daß 90% aller vorangestellten Dativ-PPs auf menschliche Referenten referieren.
Experiencer-Verben werden in Kap. 2.2.1.3. und 2.4. behandelt.
46
Der Erwerb des Kasus bei bilingualen Kindern
v o r a n g e s t e l l t e n N P n in beiden Fällen A d j u n k t e , dann w ü r d e n d i e zwei unterschiedlichen Intonationsverläufe und Interpretationen eine m y s t e r i ö s e Erscheinung darstellen. Darüberhinaus ist der TOP-Vorschlag für das Spanische b e s o n d e r s günstig, da mit dieser Struktur c l i t i c - d o u b l i n g - S t r u k t u r e n 3 8 mit vorangestellten NPn problemlos erklärt werden können. Clitic-doubling ist dann nur noch ein S c h e i n p r o b l e m . Die vorangestellte N P steht in T O P und ist syntaktisch u n a b h ä n g i g vom Satz. Ferner w e r d e ich a n n e h m e n , d a ß die vorangestellten Subjekte unakkusativer Verben nicht nach Spec-IP, sondern nach T o p bewegt werden. Dies ist u.a. notwendig, weil der Nominativ VP-intern lizensiert wird (vgl. Kapitel 2.5.). Zusammenfassend gibt es sowohl theoretische als auch distributionelle Gründe, die die Annahme einer Topic-Phrase für das Spanische rechtfertigen.
2.1.9. Thetarollen und Thetatheorie Die Thetatheorie hat nur indirekt mit dem Thema Kasus zu tun. Chomsky (1981: 36) definiert das 0-Kriterium wie folgt: Each argument bears one and only one 0-Role, and each 9-role is assigned to one and only one argument.
Nach dem 0-Kriterium ist wichtig, daß alle Argumente eine Thetarolle zugewiesen b e k o m m e n . Für die vorliegende Arbeit sind die thematischen Rollen Agens, E x p e r i e n c e r - A f f e k t u m , T h e m a und Benefaktiv von Belang. Es wird zur Zeit kontrovers diskutiert, ob diese Thetarollen einer Hierarchie unterliegen und wenn ja, welcher. Baker (1996) stellt zunächst die Hierachien vor, die zur Diskussion stehen. Dann schlägt er eine Abbildungsprozedur vor: a. Path arguments (including goals, benefactives) map onto complement of V. b. Theme/patient arguments map onto the (lowest) specifier of V ' c. Agent/actor arguments map onto a position outside (minimal) VP. Baker (1996: 29)
Andere Autoren (Emonds (1991)) behaupten, daß 0-Rollen kein Bestandteil der Syntax sind. Theta-roles are not part of syntax and are more likely properly associated with the c o g n i t i v e referents of NPs, and assume s i g n i f i c a n c e only in a c o g n i t i v e psychology for the most part shared by humans and other primates. (Emonds (1991: 423))
Ich werde nach Koopman & Sportiche (1991) annehmen, daß alle Argumente des Verbs in VP thetamarkiert werden. Ob dies einer Hierarchie unterliegt oder mittels einer Abbildungsprozedur erfolgt, ist für die vorliegende Arbeit zweitrangig. Für
Clitic-doubling wird im Kapitel 2.2.2.2.3.2. behandelt.
Theoretischer Teil
47
die in T O P generierten Elemente werde ich mit Haverkort (1993: 31) annehmen, daß diese eine inhärente Thetarolle haben.
2.1.10. Die Bewegungen In diesem theoretischen Rahmen geht man davon aus, daß Satzteile mittels bewege a von der D-strukturellen Position in die Oberflächenstruktur bewegt werden. Die für diese Arbeit relevanten Bewegungen sind die NP- und die V-Bewegung.
2.1.10.1. V-Bewegung Es ist für das Spanische sowie für das Baskische unumstritten, daß in finiten Sätzen V nach I bewegt werden muß, um dort die Tempus- bzw. Kongruenzm e r k m a l e zu b e k o m m e n . Diese B e w e g u n g unterliegt dem h e a d - m o v e m e n t constraint von Travis (1984: 131): an X° may only move into the Y° which properly governs it In einigen Sprachen wie dem Deutschen muß V weiter nach C bewegt werden. Suner (1994) versucht zu zeigen, daß dies f ü r das Spanische nicht gilt. Sie argumentiert, daß eine Bewegung von V nach C im karibischen Spanischen bei der w h - B e w e g u n g nicht zwingend notwendig ist. D a s Spanische aus der Karibik erlaubt bei wh-Fragen die kanonische SVO-Wortstellung. Dies ist jedoch in der untersuchten Variante ausgeschlossen.
2.1.10.2. NP-Bewegung Die bekannteste N P - B e w e g u n g ist die Subjektanhebung, die vom Kasusfilter hervorgerufen wird. Nach Kuroda (1988) werden die Subjekte in Spec-VP generiert und werden nach Spec-IP bewegt, um dort u.a. Kasus zu erhalten 3 9 . Eine andere N P - B e w e g u n g ist die Topikalisierung. Die Topikalisierung wird von Rivero (1980: 379ff.) als eine NP-Bewegung einer Konstituente zu Spec-Comp angesehen (A'-Bewegung). Diese Bewegung hinterläßt eine Spur in der Basisposition. Rivero zeigt, daß Topikalisierung nicht auf wh-Bewegung reduziert werden kann, denn die Topikalisierung im Spanischen kann auch dann erfolgen, wenn zwei C o m p Phrasen vorhanden sind, was wh-Bewegung blockiert (Rivero (1989: 380)). Die Topikalisierung ist von der Links- oder Rechtsadjunktion zu unterscheiden.
2.2. Deskription der Wortstellung und des Kasusparadigmas nach den traditionellen Grammatiken Für die Behandlung des Themas Kasus im generativen Rahmen müssen sowohl die morphologische Markierung als auch die Wortstellung in Betracht gezogen werden, denn beide Phänomene werden als die Ausbuchstabierung der abstrakten Kategorie Ich werde in diesem Zusammenhang nicht in die Diskussion einsteigen, ob SpecIP eine A- oder A'-Position ist (vgl. hierzu Müller (1993)).
48
Der Erwerb des Kasus bei bilingualen Kindern
Kasus angesehen. Ich werde zunächst die Wortstellung in jeder Sprache behandeln. Für diesen Z w e c k werde ich mich auf die finiten Deklarativsätze beschränken. Bei den Deklarativsätzen werden die K o p u l a s ä t z e 4 0 außer acht gelassen. Imperativ-, Frage- und N e b e n s ä t z e werden e b e n f a l l s ignoriert. A n s c h l i e ß e n d w e r d e ich die nominalen Paradigmen vorstellen, die die Kinder lernen sollen.
2.2.1. Deskription der Wortstellung und des Kasusparadigmas im Baskischen D a s B a s k i s c h e v e r f ü g t über eine reiche K a s u s m o r p h o l o g i e . Alle lexikalischen Kategorien werden diesbezüglich flektiert. Angesichts dieser Tatsache werden sie alle in Kapitel 2.2.1.2. separat behandelt. In diesem Z u s a m m e n h a n g wird auch das P h ä n o m e n d e r K o n g r u e n z k u r z d a r g e s t e l l t , da bei d e r V e r w e n d u n g v o n Modalpartikeln der K a s u s des S u b j e k t s o f t v o m M o d a l v e r b abhängt. Im Kapitel 2.2.1.1. werde ich die Wortstellung behandeln.
2.2.1.1. Die Wortstellung im Baskischen B a s k i s c h gilt t r a d i t i o n e l l als e i n e S O V - S p r a c h e ( 9 a ) ( d e R i j k ( 1 9 6 9 ) , E u s k a l t z a i n d i a (1987)). N a c h der A u s z ä h l u n g von de R i j k s c h e i n e n die S O V S t r u k t u r e n die h ä u f i g s t e n zu sein. D i e S O V - S t e l l u n g ist auch die u n m a r k i e r t e Wortstellung. E s ist unumstritten, daß die Wortstellung frei ist, so daß o f t m a l s die K o n f i g u r a t i o n a l i t ä t des B a s k i s c h e n in F r a g e gestellt w o r d e n ist 4 1 . D i e e i n z i g e Restriktion zu dieser Wortstellungsfreiheit in Affirmativsätzen ist die V I - S t e l l u n g (9b) d e s f i n i t e n V e r b s . M i t der Partikel 4 2 b a - k a n n auch d i e s e R e s t r i k t i o n umgangen werden. 9
a. Etxea erosi dut '(Ich) habe das Haus gekauft' b. *Noa etxera/Banoa etxera '(Ich) gehe nach Hause'
In negierten S ä t z e n w e i c h t die W o r t s t e l l u n g vom n e u t r a l e n M u s t e r ab. D i e R e i h e n f o l g e d e r V e r b a l e l e m e n t e ist N e g + A u x + V e r b , w ä h r e n d in A f f i r m a t i v s ä t z e n d a s Auxiliar in E n d s t e l l u n g erscheint. Ferner ist die neutrale Wortstellung nicht mehr S O V , sondern S V O .
4U
Diese Sätze stellen für die GB ein ungelöstes Problem dar. Nach morphologischen Kriterien scheinen Subjekt und Prädikatsnomen den gleichen Kasus zu haben i v o ^ o m l no sov i t ü > | o m l . 'ich bin nicht du', was in dem hier gewählten Rahmen ausgeschlossen sein sollte. Angesichts dieser noch nicht gelösten Problematik werde ich diese Sätze außer acht lassen. s. Ortiz de Urbina (1989) für eine ausführliche Diskussion. Die Alternativen banoa etxera/etxera noa '(ich) gehe nach Hause' haben den gleichen propositionalen Gehalt, schließen jedoch andere Präsuppositionen ein. Auf diese Diskussion werde ich in dieser Arbeit nicht eingehen.
Theoretischer Teil
49
2.2.1.2. Beschreibung der Kasusparadigmen im Baskischen Das Baskische ist das Paradebeispiel einer Ergativsprache. Unter den bekannten Ergativsprachen ist das Baskische jedoch atypisch (vgl. Bossong (1984)), denn es weist keine der oft in diesen Sprachen festgestellten splits 4 3 (vgl. u.a. Dixon (1994)) auf. Dies bedeutet, daß alle Subjekte transitiver Verben mit dem Ergativ und Subjekte unakkusativer Verben sowie Objekte mit dem Absolutiv markiert werden. Bei einigen Verben liegt eine idiosynkratische Verteilung vor. So sind beispielsweise Witterungsverben zweiwertig g e n a u s o wie b a l i o 'gelten'. Im folgenden werde ich eine detaillierte Beschreibung der Morphologie der drei in Frage kommenden Kasus darstellen. Für jeden Kasus werden alle Nominalklassen vorgestellt. Ehe ich zur Morphologie des Kasus im Baskischen übergehe, möchte ich einiges zum Aufbau der NP im Baskischen erläutern. Der Artikel steht immer am Ende der Nominalphrase. Der definite Artikel ist ein Suffix -a und der indefinite bat ist mit dem Zahlwort eins identisch. Das Adjektiv tritt immer nach dem N o m e n auf. P o s s e s s i v p r o n o m i n a ( P r o p o s s ) erscheinen vor d e m N o m e n , D e m o n s t r a t i v p r o n o m i n a ( P r o d e m ) dagegen nach dem N o m e n . Sowohl Possessiv- als auch Demonstrativpronomina sind freie Wörter. Demonstrativpronomina und Artikel schließen sich gegenseitig aus, anders als im Deutschen ("dieses eine Buch"). Die Wortstellung in der Nominalphrase sieht dann folgendermaßen aus: P ro poss + N o m e n + Adjektiv + {Pro d e m /Artikel} Die letzte Einheit einer Phrase trägt die gesamte morphologische Markierung, d.h. K a s u s und N u m e r u s 4 4 . Daher gibt es keine n o m i n a l e K o n g r u e n z w i e im Deutschen, was etliche Folgen hat. Beispielsweise beeinflussen die Synkretismen, die die letzte Einheit betreffen, die ganze Phrase.
2.2.1.2.1. Beschreibung des Kasusparadigmas für Absolutiv, Ergativ und Dativ im Baskischen nach den traditionellen Grammatiken45 Das Baskische unterscheidet vier grammatikalische Kasus: Ergativ, Absolutiv, Dativ und Genitiv. Im Mittelpunkt vorliegender Arbeit stehen j e d o c h nur Ergativ, Absolutiv und Dativ. Ergativ und Dativ werden durch das Anhängen eines Flexionmorphems an das letzte Element einer N P markiert. Der Absolutiv ist dagegen morphologisch unmarkiert 4 6 . Die Verteilung der Formative des Ergativs, D i x o n hat festgestellt, daß es in den Ergativsprachen der Welt eher selten vorkommt, daß Ergativität in allen Nominalkategorien, in allen Tempora und Satzarten markiert wird. Die meisten Ergativsprachen markieren Ergativität entweder in einer bestimmten Nominalklasse oder ausschließlich bei einem bestimmten Tempus oder bei einer bestimmten Satzart. ^ Das Baskische hat kein Genus. Ich werde mich in diesem Zusammenhang an die Grammatik der "Königlichen Akademie der Baskischen Sprache" Euskaltzaindias anlehnen. in der Nominalphrase wird außer Kasus auch Numerus und [± bestimmt] angezeigt.
Der Erwerb des Kasus bei bilingualen Kindern
50
A b s o l u t i v s u n d D a t i v s f ü r N o m i n a und A d j e k t i v e ist in d e n T a b e l l e n 6 - 1 0 z u s a m m e n g e f a ß t . Tabelle 6 zeigt, daß der Absolutiv Plural und der Ergativ Singular b e i m d e f i n i t e n Artikel f o r m a l gleich sein k ö n n e n . Bestimmt PLURAL
Unbestimmt
SINGULAR ERGATIV ABSOLUTIV DATIV
- 4 7 (a)k
-(e)k -(a)k0
- 4 9 (a)0 -(a)ri
-48(e)k
0 -(e)i -(r)i Tabelle 6 M o r p h o l o g i s c h e M a r k i e r u n g v o n E r g a t i v , A b s o l u t i v u n d D a t i v im B a s k i s c h e n mit d e m b e s t i m m t e n Artikel u n d bei der u n b e s t i m m t e n ( m u g a g a b e ) Lesart. M i t d e m u n b e s t i m m t e n Artikel bat ergibt sich f o l g e n d e Distribution ( T a b e l l e 7). ERGATIV ABSOLUTIV DATIV
bat-(e)k 5 0 bat-0 bat-i
Tabelle 7 M o r p h o l o g i s c h e M a r k i e r u n g v o n E r g a t i v , A b s o l u t i v und D a t i v im B a s k i s c h e n mit d e m u n b e s t i m m t e n Artikel. D i e E i g e n n a m e n erhalten d i e g l e i c h e m o r p h o l o g i s c h e M a r k i e r u n g f ü r K a s u s w i e die lexikalischen N P n , mit d e m U n t e r s c h i e d , d a ß E i g e n n a m e n mit d e m d e f i n i t e n Artikel nicht k o m p a t i b e l sind. J e n a c h d e m , o b d e r E i g e n n a m e auf V o k a l o d e r
4
'
Die Formen in Klammern stellen den definiten Artikel dar. Die Formen in Klammern in Fett stellen morphophonematische Varianten. Es handelt sich um epethentische Vokale und Konsonanten. Laka (1993) zeigt, daß -a kein Definitartikel ist, denn er kann auch eine indefinite oder generische Interpretation haben. Wie Laka selbst schreibt, wird -a von den meisten Grammatiken als Artikel bezeichnet. In diesem Sinne und ohne in diese Diskussion einsteigen zu wollen, werde auch ich -a als Definitartikel bezeichnen. Der Vokal in Klammern ist ein ephenthetischer Vokal.
Theoretischer Teil
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Konsonant endet, muß ein epenthetischer V o k a l oder Konsonant eingefügt werden (Tabelle 8). Vokal
Konsonant ERGATIV
Mikel-e-k51
Peru-k
ABSOLUTIV
Mikel-0
Peru-0
DATIV
Mikel-i
Peru-r-i52
Tabelle 8 M o r p h o l o g i s c h e M a r k i e r u n g von E r g a t i v , A b s o l u t i v und D a t i v im Baskischen bei den Eigennamen. Die Distribution der Personal- und Demonstrativpronomina für die drei K a s u s ist j e w e i l s in den T a b e l l e n ( 9 - 1 0 ) z u s a m m e n g e f a ß t . P r i n z i p i e l l w e r d e n d i e s e P r o n o m i n a genauso wie der Artikel markiert. Im Plural sind die zweite und dritte Person im Absolutiv und Ergativ synkretisch. A l l e Personen im Singular und die erste Plural sind für die drei K a s u s distinkt. D i e zweite und dritte Person Plural sind für Absolutiv und Ergativ synkretisch. ls
2s
3s
lp
2p
3p
Ergativ
ni-k
zu-k
har-k
gu-k
zuek
haiek
Absolutiv
ni0
ZU0
hura0
gU0
zuek0
haiek0
Dativ
ni-ri
zu-ri
hari
gu-n
zu-ei
hai-ei
Tabelle 9 D i e P e r s o n a l p r o n o m i n a im B a s k i s c h e n im E r g a t i v , A b s o l u t i v und Dativ. Person: 1 (erste), 2 (zweite), 3 (dritte), s (Singular) und p (Plural). 'dies'
'dies da'
'jenes'
'diese'
'diese da'
'jene'
Ergativ
hon-ek
horr-ek
har-k
hauek
horiek
haiek
Absolutiv
hau0
hori0
hura0
hauek0
horiek0
haiek0
Dativ
hon-i
| horr-i
har-i
hori-ei
hai-ei
T a b e l l e 10 und Dativ.
| hau-ei
D i e D e m o n s t r a t i v p r o n o m i n a im B a s k i s c h e n im E r g a t i v , A b s o l u t i v
Da das B a s k i s c h e keine Personalpronomina der dritten Person hat, übernehmen die D e m o n s t r a t i v p r o n o m i n a diese Funktion. Auch bei den D e m o n s t r a t i v p r o n o m i n a sind die F o r m e n im Plural für Ergativ und Absolutiv s y n k r e t i s c h . Im S i n g u l a r dagegen werden alle drei Kasus unterschieden. D e r M u g a g a b e 5 1 (s. T a b e l l e 6 ) wird dort g e b r a u c h t , w o die N o m i n a l p h r a s e u n b e s t i m m b a r i s t . M u g a g a b e m u ß mit u n b e s t i m m b a r e n W ö r t e r n wie 'welcher/welchen/welchem' oder 'wie viele' benutzt werden wie in (lOf-g). Epenthetischer Vokal. Epenthetischer Konsonant. Die Wahrscheinlichkeit, daß Formen des Mugagabe in einem Korpus der Kindersprache auftauchen, ist sehr gering. Aus diesem Grund wird der Mugagabe nicht näher behandelt.
52
Der Erwerb des Kasus bei bilingualen Kindern
10
a. Arrantzale-ak zerura begiratu du 'Der Fischer/die Fischerin hat den Himmel beobachtet' b. A r r a n t z a l e - a k / b a t e k hegaztiak ikusi ditu 'Der/Eine Fischer(in) hat die Vögel gesehen' c. Mikel-ek ni-ri lagundu dit 'Mikel hat mir geholfen' d. N i - k H a n b u r g o k o museo berria ikusi dut 'Ich habe das neue M u s e u m H a m b u r g s gesehen' e. N i - 0 etxeratu naiz 'Ich bin nach Hause g e k o m m e n ' f. Zein e m a k u m e - k dauka lore sorta? 'Welche Frau hat den Blumenstrauß?' g. Zenbat e m a k u m e - k onartu dituzte sari h a u e k ? 'Wie viele Frauen haben diese Geschenke angenommen?' h. Gizon hauek erosi dute etxe berria 'Diese Männer haben das neue Haus gekauft'
Aus der knappen Darstellung der Nominalmorphologie ist ersichtlich, daß alle drei Kasus im Singular differenziert werden (10a,b,c), wobei der Absolutiv nullmarkiert ist ( l O e ) . Im P l u r a l w e r d e n A b s o l u t i v u n d E r g a t i v w e d e r bei d e n D e m o n s t r a t i v p r o n o m i n a (lOg-h) noch bei der 2. Person Plural unterschieden. Bei d e n N o m i n a u n d A d j e k t i v e n sind E r g a t i v S i n g u l a r u n d A b s o l u t i v P l u r a l synkretisch (10b). D i e s e H o m o n y m i e n k ö n n e n beim S p r a c h e r w e r b störend sein (vgl. u.a. C l a h s e n ( 1 9 8 4 ) f ü r d a s D e u t s c h e ) . D a j e d o c h die P l u r a l f o r m e n der Demonstrativa- und Personalpronomina gewöhnlich später erworben werden als die E i n z a h l , ist d i e s e T a t s a c h e f ü r den untersuchten Z e i t r a u m von u n t e r g e o r d n e t e r Bedeutung. A u c h wenn Plural bei den lexikalischen N P n später erworben wird, ist dies mit Sicherheit ein Störfaktor beim E r w e r b der Ergativität.
2.2.1.3. Kongruenz im Baskischen D a s V e r b k o n g r u i e r t in P e r s o n , N u m e r u s und K a s u s mit d e m S u b j e k t , d e m direkten und i n d i r e k t e n O b j e k t , d.h. d a s B a s k i s c h e hat d r e i f a c h e K o n g r u e n z . Allokutivformen können auch im Verb markiert werden, wobei das Geschlecht des G e s p r ä c h s p a r t n e r s angezeigt wird. Für diese Arbeit sind A l l o k u t i v f o r m e n j e d o c h nicht von Belang, da ihre V e r w e n d u n g an strikte soziale N o r m e n g e b u n d e n ist. Kinder d ü r f e n niemals solche F o r m e n mit ihren Eltern o d e r älteren M e n s c h e n verwenden. Aus diesem Grunde werden diese F o r m e n nicht weiter ausgeführt. Da V e r b k o n g r u e n z 5 4 im B a s k i s c h e n eine e n t s c h e i d e n d e R o l l e im Satz ü b e r n i m m t , m u ß sie ausführlicher behandelt werden.
3 4
Für e i n e d e t a i l l i e r t e Ezeizabarrena ( 1 9 9 6 ) .
Darstellung
verweise
ich
auf
Manandise
(1987)
und
Theoretischer Teil
53
Nach Flexionsmerkmalen werden im Baskischen vier Verbklassen 5 5 unterschieden (Tabelle 11): Verben einwertig intransitiv zweiwertig intransitiv
Kasus Absolutiv Absolutiv-Dativ
zweiwertig transitiv Absolutiv-Ergativ Absolutiv-Ergativ-Dativ dreiwertig transitiv Tabelle 11 Die Verbklassen des Baskischen.
Bezeichnung unakkusativ psychologisch od. unakkusativ transitiv ditransitiv
Alle subkategorisierten Argumente werden j e nach Verbklasse am Verb markiert. Im Baskischen werden die Verben jeweils anders flektiert, je nachdem, ob sie zur unakkusativen ( I I a ) , psychologischen ( I I b ) , transitiven (11c) oder ditransitiven ( l l d ) Klasse gehören. Genauso wie die psychologischen Verben können die unakkusativen mit einem optionalen Dativargument flektiert werden. 11
a) b) c) d)
n-oa n-azai-zu n-au-te di-da-te
unakkusativ psychologisch transitiv ditransitiv
Absolutiv Absolutiv-Dativ Absolutiv-Ergativ Absolutiv-Dativ-Ergativ
Diese Klassifikation gilt sowohl für Auxiliar- als auch für Vollverben. Man beachte, daß dieser Klassifikation nach morphologischen Kriterien eine in vielen Sprachen vorhandene semantische Klassifikation zugrunde liegt (vgl. Perlmutter (197 8)) 56 . Bezüglich des Kasus steht das einzige subkategorisierte Argument bei den einwertigen Verben im Absolutiv. Ebenfalls im Absolutiv steht das Subjekt der zweiwertigen.unakkusativen Verben (sowohl psychologische als auch unakkusative mit optionalem Dativargument). Das Experiencer-Objekt steht hierbei im Dativ, genauso wie bei den psychologischen Verben (Belletti & Rizzi (1988)). Bei diesen beiden Verbklassen ist das Subjekt eher Thema. Einige volitive Verben der Bewegung wie etorri kommen', joan 'gehen', sartu 'hineingehen', etc. haben eher die Rolle des Agens. Ihre Subjekte stehen jedoch im Absolutiv. Diese Verbklasse
Die Behandlung aller distributioneilen Fakten der sehr komplexen baskischen Verbalmorphologie würde den Rahmen dieser Arbeit sprengen. Daher verweise ich den Leser auf die Beschreibung von Manandise (1987), Schwerteck (1984) und Ezeizabarrena (1996). Die semantische Klassifikation schlägt sich in Sprachen wie dem Spanischen allenfalls auf der Ebene der Interpretation oder Wortstellung nieder. Angesichts dieser Tatsache wird die Wortstellung im Spanischen auch nach diesem Kriterium klassifiziert (s. Kapiteln 2.2.2.1. und 2.4.).
54
Der Erwerb des Kasus bei bilingualen Kindern
ist allerdings nicht homogen 5 7 , denn einige Verben der Bewegung wie irten 'heraus kommen' und igo 'steigen' haben Subjekte im Ergativ in der biskainischen 5 8 Variante und werden wie zweiwertige transitive Verben flektiert. Bei den zweiwertigen und dreiwertigen transitiven Verben steht das Subjekt im Ergativ und das Objekt im Absolutiv. Das indirekte Objekt steht im Dativ. Es gibt aber auch Verben, bei denen eine idiosynkratische Beziehung zwischen Kasus und Thetarolle besteht wie bei b a l i o 'gelten' (Subjekt im Ergativ) oder euria egin 'regnen' (ditransitives Auxiliar).
2.2.1.4. Die Modalverben und "ari" Der Status der Modalverben ist auch für anderen Sprachen umstritten (Dixon (1994)). Über die Frage, ob sie Kontroll- oder Anhebungsverben sind und ob sie 0Rollen verteilen, herrscht bis heute keine Einigkeit. Das Baskische ist insofern interessant, als diese Klasse von Verben oder Partikeln sehr heterogen ist und mit Sicherheit keine eineindeutige Zuordnung zuläßt. Die Modalverben nahi 'wollen', behar 'müssen', ahal 'können', ezin 'nicht können' und die Partikel a n 'im Begriff sein etwas zu tun' zeichnen sich durch einige Besonderheiten 5 9 im Baskischen aus, die im folgenden angesprochen werden sollen. Auxiliarselektion und Kasuszuweisung fallen j e nach Modalverb unterschiedlich aus. Die Verwendung von Modalverben hat in den sogenannten Akkusativsprachen keine morphologischen Konsequenzen für das Subjekt. Ob eine Äußerung mit (12a) oder ohne (12b) Modalverb verwendet wird, spielt keine Rolle für die morphologische Form des Subjekts, das immer im Nominativ steht. 12
a. Der Student N o m möchte nach Italien fahren b. Der Student N o m fährt nach Italien
Das ist im Baskischen anders. Der Kasus des Subjekts richtet sich nach dem M o d a l v e r b (nahi 'wollen' und b e h a r 'müssen') (13b-c)) und nicht nach dem Hauptverb (13a). Bei den Verben ahal 'können' und ezin 'nicht können' richtet sich der Kasus des Subjekts nach dem Hauptverb sowie bei b e h a r 'müssen' in der biskainischen Variante (13d) des Baskischen. 13
a. Ni-0 mendira joan naiz 'Ich bin zum Berg gewandert' b. Ni-k mendira joan nahi dut 'Ich möchte zum Berg wandern'
3
' V g l . Perlmutter ( 1 9 7 8 ) , der f e s t s t e l l t e , daß d i e s e U n t e r k l a s s e der e i n w e r t i g e n Verben v e r s c h i e d e n e K l a s s i f i k a t i o n e n zuließ. E i n e s der Kinder spricht die biskainische Variante des B a s k i s c h e n . P o s i t i o n z u anderen T e i l e n d e s V e r b a l k o m p l e x e s s o w i e andere Fakten werden v o n Hualde & Ortiz de Urbina ( 1 9 8 7 ) im Detail diskutiert.
distributionelle
55
Theoretischer Teil
c. Ni-k mendira joan behar dut d. Ni-0 mendira joan behar naiz 'Ich muß zum Berg wandern' e. Ni-0 josten ari naiz 'Ich nähe' Ähnliches gilt für die Partikel a n im Begriff sein etwas zu tun', die zur Bildung von Progressivformen verwendet wird. Der Kasus des Subjekts richtet sich nach ari und nicht nach dem H a u p t v e r b (13e). Es steht i m m e r im A b s o l u t i v . Die biskainische Variante des Baskischen besitzt diese Partikel nicht. Die Darstellung der grammatischen Fakten verdeutlicht, daß es keine einheitliche Analyse für alle M o d a l p a r t i k e l gibt (s. T a b e l l e 12). Eine b e r e c h t i g t e F r a g e ist, w e l c h e n syntaktischen Status solche Modalpartikel besitzen. nahi, behar ezin, behar 6 0 Ergativ Ergativ transitiv Ergativ Ergativ Unakkusativ Ergativ Absolutiv Tabelle 12 Kasus des Subjekts bei den Modalverben. als Hauptverb als Modal
ari Absolutiv Absolutiv
Hualde & Ortiz de Urbina (1987) diskutieren den syntaktischen Status von an in aller Ausführlichkeit. Sie zeigen, daß ari weder die syntaktischen Merkmale eines Modais noch eines Auxiliars teilt. Die Autoren gehen in Anlehnung an Rizzi (1982) davon aus. daß ari ein restrukturierendes Verb ist, welches folgender Analyse entspricht (14a-b): 14
a. NP< s [ P R O j V p [ - V]] ari b. N P V p [ . . . v - [ V a r i ] ]
Die zweiteilige D-strukturelle Repräsentation in (14a) wird in eine einstellige sstrukturelle Repräsentation (14b) umgewandelt. Das heißt, daß das Hauptverb mit der Modalpartikel ari zu einem Verbalkomplex zusammengeschmolzen wird. Das kontrollierte S u b j e k t P R O des eingebetteten Satzes v e r s c h w i n d e t , und a r i übernimmt die thematischen Eigenschaften des Hauptverbs (Hualde & Ortiz de Urbina (1987: 442ff.)). Auf die Frage, wie das Objekt bzw. die Objekte Thetarolle und Kasus erhalten, gehen Hualde & Ortiz de Urbina nicht ein. Hualde & Ortiz de Urbina (1987: 438f.) behaupten, daß die "echten" Modalverben keine Auxiliarselektionseigenschaften haben. Dies ist bei solchen Verben wie ahal und ezin der Fall. Die Auxiliarwahl richtet sich nach dem Hauptverb. Die Analyse, die sie vorschlagen, geht davon aus, daß die Zusammensetzung von beispielsweise ahal und ein Hauptverb joan 'gehen' ein komplexes Verb [ v joan ahal] ist.
In d e r b i s k a i n i s c h e n V a r i a n t e .
56
Der Erwerb des Kasus bei bilingualen Kindern
E s gibt aber a n d e r e M o d a l v e r b e n w i e n a h i und b e h a r . die A u x i l i a r selektionseigenschaften haben, worauf Hualde & Ortiz de Urbina (1987) nicht eingehen. Diese Verben selegieren immer transitive Auxiliare. Ist das Hauptverb für ein D a t i v o b j e k t s u b k a t e g o r i s i e r t , dann ist auch d i e s e s A r g u m e n t als Flexionsmerkmal im Auxiliar zu finden. Diese Beobachtung hat Hualde (1988) dazu geführt, solche Modalverben als Verben der Restrukturierung anzusehen. Daß die Restrukturierung im Falle von ari auf der einen Seite und nahi und behar auf der anderen Seite unterschiedliche Ergebnisse in bezug auf Auxiliarselektion und Kasus des Subjekts liefert, ist offensichtlich (15a,b,c; 16a,b,c,d). 15
16
a. D-Struktur b. NPj s [ P R O j c. S-Struktur
NPj s [ P R O i V p [ - V]] ari V]] nahi N P V p [ - v " [ V ari]]
V P [...
a. Peru-k Mikel izurratzen d u ' P e r u ödet Mikel an' b. Peru-0 [Mikel izurratzen ari da] 'Peru ödet Mikel an' c. Peru-k [Mikel izurratu] nahi du 'Peru möchte Mikel anöden d. Peru-k [mendira igo] nahi du 'Peru möchte zum Berg gehen'
Wie das direkte Objekt beim restrukturierenden Verb a n seinen Kasus erhält, bleibt im Dunkeln. Ferner bleibt unbeantwortet, wieso die gleiche morphologische Form Absolutiv für Subjekt und Objekt im Falle von ari zugelassen ist (17). 17
Peru A b s Mikel A b s izurratzen ari da Peru Mikel anödet 'Peru ödet Mikel an'
Daher wäre es vielleicht angebrachter, ari (vgl. Goenaga (1991)), nahi und behar (vgl. Eguzkitza (1987: 57ff.) als Kontrollverben zu analysieren. Diese Verben würden dann das Subjekt des eingebetteten Satzes kontrollieren, das mit P R O besetzt wäre. Ari würde seinem Subjekt den Absolutiv und nahi und b e h a r den Ergativ zuweisen. Die Objektargumente würden vom Verb des eingebetteten Satzes ihre Kasus bekommen. A u s der P e r s p e k t i v e der S p r a c h e r w e r b s f o r s c h u n g und im H i n b l i c k auf das P h ä n o m e n der Kasuszuweisung sind solche Verben höchst interessant. Bezüglich der M o r p h o l o g i e b e k o m m t das Kind in seinem Input bei Ä u ß e r u n g e n o h n e Modalverben eindeutige Hinweise darauf, daß das Baskische eine ergative Sprache ist. Bei diesen oben behandelten Partikeln, die zu der Bedeutung der Äußerung eine modale oder aspektuelle K o m p o n e n t e hinzufügen, ist diese eindeutige Relation nicht mehr vorhanden. Bei a n ist es sogar so, daß Subjekt und direktes Objekt die g l e i c h e m o r p h o l o g i s c h e M a r k i e r u n g e r h a l t e n . D i e s k o m m t a u c h in
Theoretischer Teil
57
Akkusativsprachen wie dem Englischen vor, wo die Morphologie sehr verarmt ist. Äußerungen mit a n werden nach einem akkusativen 6 1 Muster flektiert. Da das Kind in seinem Input widersprüchliche Evidenz in bezug auf die Ergativität findet, ist es nicht von der Hand zu weisen, daß es von dieser nicht eindeutigen Distribution in die Irre geführt wird. Es ist plausibel anzunehmen, daß, wenn die Progressivformen gelernt werden, diese zu einer Umstellung seiner bis zu dem Zeitpunkt bestehenden Grammatik führt. Eine weitere interessante Eigenschaft des Modalverbs nahi 'wollen' ist, daß es für untergeordnete Sätze subkategorisiert sein kann (18). 18
Nik lortu nahi dut [Klaudiak ni-ri kafea egitea] Ich erreichen möchten Aux [Klaudia E ich D Kaffee A machen] 'Ich möchte erreichen, daß Claudia mir den Kaffee macht'
Dieser untergeordnete Satz ist im Gegensatz zum D e u t s c h e n f ü r T e m p u s unmarkiert. Ebenfalls morphologisch unmarkiert bleibt die Kongruenz der drei subkategorisierten Argumente. Alle drei Argumente des untergeordneten Satzes sind für Kasus markiert (vgl. G o e n a g a (1991)). Diese T a t s a c h e zeigt ganz eindeutig, daß Kasus und Kongruenz oft zusammenfallen, jedoch zwei verschiedene P h ä n o m e n e darstellen. Kasus kann nicht auf Kongruenz reduziert werden (vgl. Kapitel 2.1.6. und 2.5).
2.2.2. Deskription der Wortstellung und des Kasusparadigmas nach den traditionellen Grammatiken 2.2.2.1. Die Wortstellung im Spanischen Alle maßgeblichen Grammatiken des Spanischen (R.A.E. (1989), Alarcos Llorach (1994)) sind sich darüber einig, daß die Wortstellung im Spanischen relativ frei ist, denn es erlaubt sowohl prä- als auch postverbale Subjekte und Objekte. Ferner kann das direkte Objekt in der postverbalen Stellung vor oder nach dem indirekten Objekt auftreten. Diese beiden Objekte können wiederum präverbal erscheinen. Mehrfach wird hierzu bemerkt 6 2 , daß verschiedene Wortstellungen verschiedene pragmatische Funktionen erfüllen. All diese Publikationen unterstreichen aber auch, daß die SVO-Stellung die "normale" oder "neutrale" Wortstellung ist. Dies t r i f f t j e d o c h nur f ü r die transitiven V e r b e n zu. Ein genauerer Blick auf W o r t s t e l l u n g s r e g u l a r i t ä t e n zeigt, daß es e r h e b l i c h e E i n s c h r ä n k u n g e n in Abhängigkeit von der Verbklasse gibt. So ist es notwendig, zwischen transitiven,
01 Dixon (1994:97 ff.) hat festgestellt, daß Sprachen, die einen Tempus-Split haben, ein Ergativmuster mit den perfektiven und ein akkusatives mit den imperfektiven Verben haben. Vgl. Ocampo (1995), der in einer empirischen Studie über das gesprochene Spanisch im Raum Río de la Plata (Argentinien) prosodische, strukturelle sowie Aspekte des Informationsgehaltes untersucht hat.
58
Der Erwerb des Kasus bei bilingualen Kindern
unakkusativen, unergativen 6 3 und psychologischen Verben für die Subjekte einerseits und zwischen ditransitiven, transitiven und psychologischen für die Objekte andererseits zu unterscheiden (vgl. auch im Baskischen, Kapitel 2.2.1.). Die Position der Subjekte hängt u.a. von der Verbklasse ab. Bei den transitiven und unergativen Verben steht das Subjekt vorzugsweise präverbal. Mit der umgekehrten Reihenfolge ist eine markierte Lesart verbunden. Bezüglich der unakkusativen Verben wird oft beobachtet, daß ihre Subjekte in der unmarkierten Lesart postverbal erscheinen. Eine genauere Betrachtung dieser Klasse von Verben verrät, daß dies weder für alle dieser Klasse angehörigen Verben noch für alle nominalen Klassen gilt. In diese Klasse von Verben gehören Verben, die eine Thetarolle Thema oder Affektum (caerse 'fallen') sowie Agens oder Actor (ir 'gehen') haben können. Bei den letzteren Verben sind die Subjekte meist [+belebt] und treten oft in Form von Personalpronomen auf. Die Subjekte dieser Verben erscheinen in der präverbalen Position in der neutralen Lesart. Treten sie postverbal auf, dann ist eine kontrastive Lesart im Spiel. Bei den unakkusativen Verben mit der Thetarolle Thema ist die postverbale Position (19a) die unmarkierte, die präverbale (19b) die markierte. Dies gilt ausschließlich für Subjekte in Form von lexikalischen NPn. Bei den Subjekten in Form von Personal- und Demonstativpronomina sind die präverbalen Subjekte (19c) unmarkiert, die postverbalen (19d) markiert. Diese letzten haben eine kontrastive Lesart. 19
a. Se ha estropeado el coche b. El coche se ha estropeado 'Das Auto ist kaputtgegangen' c. Yo me he caído d. Me he caído yo 'Ich bin gefallen'
Für die direkten Objekte ist unkontrovers, daß die postverbale Position (20a) auch die unmarkierte ist. Werden die direkten Objekte präverbal gebraucht, dann handelt es sich um markierte Verwendungen wie (20b), bei denen eine kontrastive Lesart im Spiel ist. 20
a. Ha comprado un mercedes '(Sie) hat einen Mercedes gekauft' b. Un mercedes ha comprado 'Einen Mercedes hat (sie) gekauft'
Die Situation ist bei den indirekten Objekten nicht so eindeutig. Bei Verben wie ayudar 'helfen' ist das postverbale, indirekte Objekt (21a) unmarkiert. Wird bei diesem Verb das Objekt präverbal (21b) verwendet, dann handelt es sich um eine markierte Verwendung. Bei den psychologischen Verben wie gustar 'gefallen' werden die präverbalen, indirekten Objekte (210 als unmarkiert, die postverbalen
Perlmutter (1978)
59
Theoretischer Teil
als markiert (21g) empfunden. Die unmarkierte Stellung bei den ditransitiven Verben ist laut Grammatiken S DO IO (21c). Eine Wortstellung S IO DO ist nur dann als unmarkiert anzusehen (21d), wenn das DO beispielsweise in Form eines Satzes auftritt 64 . 21
a. La Madre Teresa ayuda a los pobres 'Mutter Teresa hilft den Armen' b. A los pobres ayuda la Madre Teresa 'Den Armen hilft Mutter Teresa' c. Claudia regalö un ramo de flores a Juan 'Claudia hat Juan einen Blumenstrauß geschenkt' d. Angela ha prestado a Juan el coche que te regalaron 'Angela hat Juan das Auto, das dir geschenkt wurde, ausgeliehen' e. A Olaf le dio Petra calabazas 'Petra hat Olaf einen Korb gegeben' f. A mi no me gusta esto 'Mir gefällt das nicht' g. Esto no me gusta a mi 'Das gefällt mir nicht'
Ob die Objekte in Form von lexikalischer NP oder als a + Objektpronomen auftreten, spielt bei diesen Regularitäten keine Rolle.
betontem
Als Fazit gilt, daß die Wortstellung im Spanischen keine eindeutigen Hinweise auf die Kategorie Kasus liefert, wenn man von einem 3-Kasus-System ausgeht. Daß eine verarmte Morphologie, die nachfolgend behandelt wird, mit einer starren Wortstellung zusammenhängt, kann für das Spanische nicht behauptet werden.
2.2.2.2. Morphologische Form des Subjekts und der Objekte im Spanischen Aus den gängigen Grammatiken des Spanischen (u.a. R.A.E. (1973), Bello (1984), Alarcos Llorach (1994)) ist bekannt, daß das Spanische fast die ganze Kasusmorphologie im Laufe der Geschichte verloren hat. Satzteile in Form von lexikalischen NPn oder Demonstrativpronomina werden für Kasus nicht flektiert, jedoch für Genus und Numerus. Dies bedeutet, daß Subjekte (22b) und Objekte (22a) in Form von NP morphologisch nicht unterschieden werden, außer bei den sogenannten belebten, direkten Objekten 65 (22c) und indirekten Objekten (22d), die gesondert unter 2.2.2.2.2. behandelt werden.
0 4
Vgl. u.a. Kayne ( 1 9 9 4 ) heavy N P shift.
S i e h e Bruge & Brugger ( 1 9 9 6 ) für eine detaillierte B e s c h r e i b u n g der a - A k k u s a t i v e im S p a n i s c h e n .
60
Der Erwerb des Kasus bei bilingualen Kindern
22
a. La secretaria comprö [Akl( el bolso rojo] 'Die Sekretärin kaufte die rote Tasche' b- Ixom El bolso rojo] era caro 'Die rote Tasche war teuer' c. La secretaria vio [ A kk a ' presidente] 'Die Sekretärin sah den Präsidenten' d. La secretaria ayudö [Datal presidente] 'Die Sekretärin half dem Präsidenten'
An el bolso rojo in (22a, b) ist morphologisch nicht zu erkennen, ob es sich um Akkusativ oder Nominativ handelt. Nur am Paradigma der Personalpronomina, welches ich nachfolgend behandeln werde, werden im Spanischen Nominativ, Akkusativ und Dativ unterschieden.
2.2.2.2.1. Nominativ bei den Personalpronomina Personalpronomina sind im Gegensatz zu den lexikalischen DPn eindeutig als Nominativ zu erkennen, da sie in Opposition zu den betonten Objektpronomina stehen. Eine der Aufgaben der Kinder beim Erwerb der abstrakten Kategorie Kasus besteht darin, das nominale Paradigma zu erlernen. Eine Auflistung der spanischen Personalpronomina findet sich in Tabelle 12. Diese Auflistung muß durch die Höflichkeitsformen usted/ustedes66 'Sie' vervollständigt werden. Per
Nu
Präposition a Akkusativklitika Dativklitika mí me Sg 1 PI M nosotros nos F nosotras tú ti te 2 PI M vosotros os F vosotras él le, se lo, (le) Sg M F la ella le, (la), se N lo le, se 3 ello PI M ellos los, (les) les, se F las ellas les, (las), se Tabelle 13 Personal- und Objektpronomina des Spanischen nach der Grammatik der Real Academia de la Lengua Española (1989: 204). Per(son), Nu(merus), Nom(inativ), Sg(Singular), Pl(Plural), M(askulin), F(eminin), N(eutrum). Genus
Nom yo
Die Personalpronomina werden für Person, Numerus, Genus und Kasus flektiert. Numerus und Genus werden in dieser Arbeit außer acht gelassen. In bezug auf die Pronomina im Akkusativ und Dativ ist festzuhalten, daß es für die 0 0
D a es sehr unwahrscheinlich ist, daß diese Formen in der frühkindlichen Sprache auftauchen, werden sie nicht weiter behandelt.
Theoretischer Teil
61
Objektpronomina zwei Paradigmen gibt: die unbetonten Klitika 6 7 und die betonten Objektpronomina. Die betonten Objektpronomina sind für alle Personen im Dativ und im Akkusativ formal gleich (s. Tabelle 13). Die P e r s o n a l p r o n o m i n a f ü r Nominativ und die betonten Objektpronomina sind nur in der ersten und zweiten Person Singular formal distinkt. Auch bei den Klitika sind erste und zweite Person für Dativ und Akkusativ formal gleich. Akkusativ und Dativ werden bei den klitischen Pronomina ausschließlich in der dritten Person unterschieden (la/lo-le, las/los-les). Die distributioneilen E i g e n s c h a f t e n von Klitika werden unter 2.2.2.2.3. gesondert behandelt. Verglichen mit dem Paradigma der deutschen P e r s o n a l p r o n o m i n a ist das spanische P a r a d i g m a nicht sehr k o m p l e x . Die B e h e r r s c h u n g der p r o n o m i n a l e n F o r m e n d ü r f t e den K i n d e r n keine großen Schwierigkeiten bereiten (vgl. u.a.Clahsen (1984) für das Deutsche).
2.2.2.2.2. Akkusativ- und Dativobjekte: Status der Präposition a Wie unter 2.2.2.2 bereits erwähnt, wird der Akkusativ für [-belebte] DP-Objekte im Spanischen für Kasus nicht flektiert. Es ist ebenfalls bekannt, daß einige direkte Objekte mit der Präposition a markiert werden. Die indirekten Objekte ihrerseits werden ohne Ausnahme mit der Präposition a markiert, egal, ob sie in Form von lexikalischer (23a) oder pronominaler NP (23b) auftreten. 23
a. Han quitado el polvo [a la estanteria dat ] 'Man hat das Regal abgestaubt' b. Te ofrecen un puesto [a ti dat ] 'Man bietet dir eine Stelle an'
Bei den direkten Objekten wird oft behauptet, daß [+belebte] direkte Objekte mit der Präposition a und [-belebte] Objekte ohne diese verwendet werden. Auch wenn der Ursprung von a als Objektmarkierung historisch auf das Merkmal [+belebt] zurückzuführen ist (vgl. Alarcos Llorach (1994)), hängt die Verwendung von a von mehreren syntaktischen und semantischen Faktoren ab. So ist das Auftreten von a an die Realisierung eines definiten Artikels oder eines Eigennamens gebunden. Indefinite, belebte, direkte Objekte werden ohne a verwendet. Erlaubt ein Verb ein belebtes, direktes Objekt zusätzlich zu einem indirekten Objekt, dann muß das direkte Objekt stets ohne Präposition (24a) erscheinen (vgl. auch Bruge & Brugger (1996)). 24
0 /
a. Presentamos [ aklc Maria] [ da ,a Juan] '(Wir) stellten Maria Juan vor' b. La templanza vence [ a k k a la envidia] 'Die Mäßigkeit besiegt den Neid'
Marcos Marin (1978:12) schreibt, daß die Klitika in Aragón (Spanien) und Rio de la Plata (Argentinien) für Z w e c k e der Emphase betont werden können. Leider wird nichts darüber berichtet, ob diese betonbaren Klitika auch topikalisiert oder disloziert werden können.
62
Der Erwerb des Kasus bei bilingualen Kindern
Diese Distribution wird u.a. dadurch getrübt, daß personifizierte, unbelebte Abstrakta (24b) im Akkusativ mit a verwendet werden können. Dies zeigt, daß Belebtheit nicht ausreicht, das Vorhandensein von a zu erklären. Schon Bello (1984: 267ff.) (seine Grammatik stammt aus dem 1. Viertel des 19. Jahrhunderts) stellte fest, daß es einige Verben (impersonal hay 'es gibt\ formar 'bilden' etc.) gab, die der o.g. Regel nicht folgten. Auch Bello deutete an, daß Spezifizität eine Rolle bei der Verwendung der Präposition a spielte. Ferner wies er darauf hin, daß in einigen Fällen der Gebrauch von a bei direkten Objekten fakultativ war, was den Schluß zuläßt, daß es eine beträchtliche Grauzone gab und auch noch gibt (vgl. Brugé & Brugger (1996)). Diese wenigen Bemerkungen 68 zum Gebrauch von a zeigen, daß diese Präposition zwar auf Akkusativ hindeuten kann, ihre Benutzung jedoch von vielen, sehr unterschiedlichen Faktoren abhängt. Der Erwerb der Präposition a bei den direkten Objekten durfte somit mit erheblichen Schwierigkeiten verbunden sein. Bei den Objekten mit der Präpostion a muß man sich die Frage stellen, welchen Status diese sogenannte Präposition hat. Ist sie als Realisierung von Kasus oder als kasuszuweisende Präposition anzusehen? Es stellt sich auch die Frage, ob ähnliches für Dativobjekte gilt. Nachfolgend werde ich einige distributioneile Fakten dieser Präposition bei beiden Kasus vorstellen, die Hinweise auf ihren Status liefern können. Bei einer Koordinationsstruktur mit lokalen Angaben kann bei Gleichheit die Präposition des zweiten Gliedes ausgelassen werden (25a). Für die betonten Objektpronomina gilt dies jedoch nicht (25a-b). Bei der Koordination müssen beide Teile der Koordination ihre Präpostion behalten. Dies gilt ebenfalls für Einwortadverbien (25d). 25
a. En Bilbo y (en) Donostia 'In Bilbo und (in) Donostia' b. *Lo hicieron por ti y mí '(Sie) haben es für dich und mich getan' c. Lo hicieron por ti y por mí '(Sie) haben es für dich und mich getan' d. *Por aquí y ahí 'Hier und dort'
Ähnliches gilt für die Präposition a des Akkusativ- oder Dativobjektes, wenn die Teile der Koordination auf zwei verschiedene Referenten referieren sollen (vgl. auch Suñer (1988)) (26a-b). Referieren beide koordinierten NPn auf einen Referenten, so ist die zweite Präposition stets ausgeschlossen (26c).
0 8
Für e i n e detailliertere Darstellung der B e n u t z u n g v o n a v e r w e i s e ich auf B e l l o
( 1 9 8 4 ) und Bruge & Brugger ( 1 9 9 6 ) .
Theoretischer Teil 26
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a. Hemos visto al presidentej y ministra de Justiciaj '(Wir) haben den Präsidenten und die Justizministerin gesehen' b. Hemos visto a Angela y Cristina 'Wir haben Angela und Cristina gesehen' c. Hemos ayudado a la dependientaj y (*a) la jefaj '(Wir) haben der Verkäuferin und Chefin geholfen'
Die b e s p r o c h e n e Distribution deutet darauf hin, daß eine A u s l a s s u n g der Präposition a unter gewissen Voraussetzungen auch bei Objekten in Form von N P möglich ist. So fällt die E n t s c h e i d u n g nicht leicht, ob diese "Präposition" tatsächlich den Status einer Präposition hat. Ob es sich um Akkusativ oder Dativ handelt, spielt bei den beobachteten Regularitäten keine Rolle. Ich werde die Präposition a in Anlehnung an die Arbeit von Bruge & Brugger (1996) für die Akkusative als Kasusmarkierung behandeln. Diese k u r z e S k i z z i e r u n g der K a s u s m o r p h o l o g i e macht deutlich, d a ß die morphologische Markierung vom Kasus im Spanischen fast abgebaut ist. Kasus wird formal ausschließlich bei Pronomina realisiert, wobei kontrastierende Formen nur bei einigen Personen vorliegen. Diese Distribution verdeutlicht, daß es keine leichte A u f g a b e sein wird, den E r w e r b der v e r s c h i e d e n e n K a s u s nach morphologischen Kriterien festzulegen. Personal- und Objektpronomina sowie M a r k i e r u n g mit a werden j e d o c h im Detail untersucht, da sie die einzigen morphologischen Merkmale sind, die auf die abstrakte Kategorie Kasus hinweisen.
2.2.2.2.3. Die Klitika im Spanischen Kaiser (1992) macht die Beobachtung, daß der Begriff Klitikon anhand der Begriffe Enklise und Proklise definiert wird. Nach Kaiser (1992: 17) ist Klitikon ein Element, das sich an ein anderes anlehnt. Zusätzlich zu den Objektpronomina gibt es im Spanischen sogenannte inhärente oder pseudoreflexive Subjektklitika wie bei den Verben caerse 'fallen', irse 'gehen', sowie Impersonalklitika 6 9 , die in der vorliegenden Arbeit nicht behandelt werden. Diese Klitika verhalten sich zumindest distributioneil wie die echten Objektklitika. Sie treten auch vor dem finiten oder nach dem infiniten Verb auf. Die vorliegende Arbeit wird jedoch ausschließlich Objektklitika in Betracht ziehen. Für diese Arbeit wird angenommen, daß Objektklitika kasusmarkiert sind (vgl. Burzio (1986) für das Italienische), was nicht unumstritten ist. Da zur Zeit kontrovers diskutiert wird, welchen Status sie haben, bedürfen sie einer detaillierten Darstellung. Im folgenden wird die Position der Klitika in bezug auf das Verb und in ihrer Beziehung zueinander dargestellt. Ferner werde ich zeigen, daß Klitika j e nach Kontext entweder obligatorisch, fakultativ oder ausgeschlossen sind. Dann werden Pronomina und Klitika u.a. im Deutschen und im Englischen mit den
Martin Zorraquino (1979: 30) betrachtet se als Subjektpronomen.
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Der Erwerb des Kasus bei bilingualen Kindern
Klitika verglichen. Anschließend werden einige theoretische Ansätze vorgestellt, die sich mit diesem Phänomen befaßt haben.
2.2.2.2.3.1. Die Distribution der spanischen Klitika Bezüglich ihrer Position zum Verb erscheinen die spanischen Objektklitika vor dem finiten (27c) oder nach dem infiniten (27b) Verb. In bejahten Imperativkonstruktionen treten sie immer postverbal, in verneinten jedoch präverbal auf. Imperative Konstruktionen spielen eine nebensächliche Rolle für diese Arbeit und werden nicht weiter ausgeführt. 27
a. *No me quiso mostrarlo b. iNo quiso mostrármelo ^ u LjuiDW iiiuDuaiinuivj No me lo quiso mostrar '(Sie) wollte es mir nicht zeigen'
An den Beispielen (27a, c) ist ersichtlich, daß, wenn mehr als ein Klitikon im Spiel ist, diese zusammen entweder vor oder nach dem Verb stehen. Sätze wie (27a) sind ausgeschlossen. Sind mehr als zwei Verben mit unterschiedlichen Subkategorisierungsrahmen im Spiel, dann können diese Klitika an das jeweilige infinite Verb (27a,c) klitisiert erscheinen oder beide an das finite Verb klitisieren (27b) (vgl. auch Haverkort (1993)). 28
a. No quiso permitirme leerlo b. No me lo quiso permitir leer '(Sie) wollte mir nicht erlauben, es zu lesen' c. No quiso permitirme dártelo 'Sie erlaubte es mir nicht, es dir zu geben' d. *No te me lo quiso permitir dar e. Hay que bajarla f. *La hay que bajar 'Man muß sie herunterhängen'
Die Klitisierung an das finite Verb stößt jedoch an Grenzen, wie (28d) zeigt. Hier ist eine Klitisierung an das finite Verb unmöglich. Weder einzeln noch zusammen können Klitika an das finite Verb angehängt werden. Einige Konstruktionen erlauben überhaupt keine Voranstellung. Das ist der Fall bei Konstruktionen wie hav que 'man muß' (28e-f), die wahrscheinlich als nicht finite Struktur anzusehen sind. Es ist oft behauptet worden, daß postverbale Klitika bei einer Voranstellung immer an das höchste Verb klitisieren. Dies trifft für die häufigsten Verbkombinationen zu, die aus Modal- und Hauptverb bestehen. Es kann jedoch gezeigt werden, daß das postverbale Klitikon (29b) an eine Zwischenprojektion klitisieren kann (29a), falls es mehr als zwei Verben gibt (vgl. auch Haverkort (1993)).
Theoretischer Teil
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a. Yo habría preferido seguirlos viendo 70 b. Yo habría preferido seguir viéndolos 'Ich hätte es vorgezogen, sie weiterhin zu sehen' c. Quería seguir ayudándole d. *Quería seguirle ayudando e. *No le quería seguir ayudando '(Ich) wollte ihr weiterhin helfen
Die Beispiele (29d-e) sind nicht möglich. Das zeigt, daß nicht alle postverbalen Klitika in Zwischenprojektionen oder präverbal erscheinen dürfen. Offensichtlich spielt der Kasus, den das Verb vergibt, dabei eine Rolle (vgl. Haverkort (1993: 87)). Ob Klitika prä- oder postverbal erscheinen, spielt keine Rolle für die relative Reihenfolge, die stets das indirekte Objekt vor dem direkten Objekt erfordert, falls das direkte Objekt in der dritten Person steht. Einige seltene ditransitive Verben erlauben jedoch direkte Objekte in anderen Personen als der dritten, und hier ist die ansonsten starre Reihenfolge IO-DO gebrochen. Pluralobjekte treten nach Singularobjekten auf (30a-b) und dies ungeachtet des Kasus (vgl. Martin Zorraquino (1979: 345), Uriagereka (1995)). 30
a. [Me Akk ] [os Dat ] entregan 71 '(Sie) Ubergeben mich dir' b. [Te Dat ] [nos Ak] J entregan '(Sie) übergeben uns dir'
Die erste und zweite Person erscheinen vor der dritten Person, jedoch die zweite vor der ersten (31). 31
[Te Akk] [me Dat ] entregan '(sie) übergeben dich mir'
Abgesehen von diesen eher seltenen Verben ist es diese starre Stellung der Klitika -indirektes Objekt vor dem direkten Objekt-, die die Akademie als normal betrachtet. Eine nicht selten auftretende, aber von der Akademie als vulgär bezeichnete Klitikreihenfolge ist: indirektes Objekt, inhärentes Klitikon. Martin Zorraquino (1979: 347ff.) berichtet ferner über Regionen in Spanien (Santander, Aragón, León und Salamanca) und in Amerika, in denen eine solche Reihenfolge eher die Regel ist (vgl. auch Uriagereka (1995)). Auch die Stellung Akkusativ-, Dativklitikon scheint dialektal belegt zu sein.
™ Der Satz stammt aus Corazón Anagrama.
tan blanco,
Javier Marias ( 2 0 1 99 6),
Barcelona:
Eine spanische Informantin akzeptiert diese Sätze nicht. Sie würde eher entregaron a vosotros sagen.
me
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Der Erwerb des Kasus bei bilingualen Kindern
Zusammenfassend kann man sagen, daß Klitika in der Regel in einer festen Reihenfolge erscheinen, wobei es jedoch dialektale Unterschiede und pragmatisch bedingte abweichende Stellungen gibt. Jaeggli (1986) u.a. hat beobachtet, daß sich Akkusativ- und Dativklitika im Spanischen anders verhalten. Während das Dativklitikon in fast allen Kontexten obligatorisch ist, sind Akkusativklitika in einigen Kontexten sogar ausgeschlossen. Nachfolgend werden diese Kontexte dargestellt. Das Fehlen eines Klitikons führt nicht zur Ungrammatikalität des Satzes. Klitika sind demzufolge nicht obligatorisch. Sätze, die bereits Objektargumente haben, können sehr gut ohne Klitika auskommen. Das ist der Fall bei den Klitika der dritten Person (32a- b). 32
a. Pedro dio [ akk la llave] [ dat a la dependienta] 'Peter gab den Schlüssel der Verkäuferin' b. Narciso no pudo presentar [ akk la idea [ dat al jefe] 'Narciso konnte die Idee dem Chef nicht vorstellen'
Ist ein Objekt in Form von a +betontem Pronomen im Satz vorhanden, dann ist das Klitikon ungeachtet des Kasus obligatorisch (33a, b). Bei einigen Verben scheint es jedoch Ausnahmen zu geben. Wenn zwei Objekte der ersten und zweiten Person zusammenkommen (33c, d), ist die Verständlichkeit gefährdet. In solchen Fällen müssen ein Klitikon und eine Präpositionalphrase (33e-f) verwendet werden. 33
a. * Pedro vio a mí 'Pedro sah mich' b. *Pedro ayudó a mí 'Pedro half mir' c. *Los profesores te nos presentaron como asistenta 'Die Lehrer haben dich uns als Putzfrau vorgestellt' d. ?Te nos presentaron '(Sie) stellten dich uns vor1 e. Te presentaron a nosotros '(Sie) stellten dich uns vor' f. Me imagino a ti ?'(Ich) stelle mir dich vor'
In einigen Kontexten sind Klitika sogar ausgeschlossen. Ist eine indefinite A k k u s a t i v - N P im Satz vorhanden (34a), dann ist ein k o r e f e r e n t e s Akkusativklitikon nicht gestattet. 34
a. Ana *lo vio a un marinero 'Ana sah einen Seemann' b. Ana no *lo vio a nadie 'Ana sah niemanden'
Theoretischer Teil
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c. El panadero no *le da panes a nadie Der Bäcker gibt keinem Brot Dativklitika verhalten sich anders als Akkusativklitika. Sie 72 sind ungeachtet der Eigenschaft der Bestimmtheit der koreferenten DP im Satz möglich, wobei die Modalität sowohl mit als auch ohne Klitikon bei den unbestimmten NPn (35a) gestattet ist. Nur bei einigen indefinit quantifizierten und generischen NPn ist ein koreferentes Klitikon ausgeschlossen (35 e-f). 35
a. Pedro (le) dio una rosa roja a un marinero/al marinero 'Peter gab einem/dem Seemann eine rote Rose' b. Su abuela olvidó qué (*lo) compró para desayunar 'Seine Oma vergaß, was (sie) zum Frühstück kaufte' c. La jueza olvidó a quién (?le) había puesto la condena 'Die Richterin vergaß, wen (sie) verurteilte' d. La jueza olvidó cuándo le había puesto la condena 'Die Richterin vergaß, wann (sie ihn) verurteilte' e. ¿A quién (le) puso la condena? Wem hat (sie) die Strafe gesetzt?' f. Pedro no ?le/*les ayuda a cualquiera/estudiantes 'Peter hilft nicht jedem/Studenten'
In Relativsätzen und direkten sowie indirekten Fragen wird eine ähnliche Verteilung beobachtet: Akkusativklitika sind mit einem koreferenten Relativ- oder Fragepronomen stets unmöglich (36a, b), während Dativklitika unter Umständen möglich sind 73 (35c, e). 36
a. *La iglesia que la visitó la presidenta es románica 'Die Kirche, die die Richterin besichtigte, ist romanisch' b. ¿Qué acabas de decir*lo? 'Was hast Du gerade eben gesagt?'
Vergleicht man die Pronomina mit den Klitika, fällt auf, daß die ersten im Vergleich zu den letzten zwar betonbar, jedoch meist unbetont sind. Ähnliches gilt für volle NPn und Pronomina: Während die ersten immer betont sind, sind die letzten oft unbetont. Die Betonbarkeit ist mit Konsequenzen in der Syntax verbunden. Dies gilt auch für Sprachen wie das Englische oder das Deutsche. Für diese Sprachen gilt, daß Objektpronomina nahe am Verb stehen müssen (37 a-c, e),
/ z Prinz ( 1 9 9 1 : 1 1 4 f f . ) hat für das H o c h d e u t s c h e f e s t g e s t e l l t , daß s i c h Dativpronomina nicht reduzieren und klitisieren lassen. Dies läßt sich anhand des Pronomens ihr deutlich sehen. Ist ihr ein Subjektpronomen der zweiten Person Plural, dann ist eine Klitisierung möglich. Handelt es sich um ein Dativpronomen der dritten Person Singular, dann ist eine Reduzierung und Klitisierung ausgeschlossen. ^ Bei den Beispielen, in denen der Akkusativ involviert ist, ist die Antwort eindeutig. Bei den Dativbeispielen können Informanten zögern.
Der Erwerb des Kasus bei bilingualen Kindern
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während lexikalische NPn und Adverbien (37d, 38c-d) frei bewegt werden können (vgl. Cardinaletti & Starke (1999). 37
a. b. c. d. e.
*Der Verkäufer verkaufte gestern es uns *We bought yesterday it *We gave this morning him the book I took in the dog *I took in him
Diese Beispiele scheinen eher die Idee zu unterstützen, daß das Erscheinen gewisser Argumente in unmittelbarer Nähe des Verbes vom Merkmal [+pronominal] abhängt. Auch das Faktum, daß nichts zwischen Verb und Objektpronomina (38b) oder zwischen zwei Objektpronomina (38a) erscheinen darf, muß mit dem Merkmal [+pronominal] erklärt werden. 38
a. b. c. d. e.
* Angela reparierte ihn gestern ihr * Angela reparierte gestern ihn ihr Angela reparierte gestern Claudia ihren Trabi Angela reparierte Claudia ihren Trabi Angela reparierte ihn ihr
Die Klärung der Frage, warum pronominale Objekte im Englischen oder im Deutschen eine solche Verteilung zeigen, ist nicht Gegenstand dieser Arbeit. Festzuhalten ist jedoch, daß das Auftreten unmittelbar vor oder nach dem Verb und die Unzulässigkeit anderer Argumente zwischen pronominalen Objektselementen kein ausschließliches Merkmal der Klitika ist. Es ist eine Eigenschaft vieler Pronominalobjekte, seien sie klitisiert oder nicht, und es muß untersucht werden, ob dies eine universale Eigenschaft darstellt (vgl. Cardinaletti & Starke (1999)). Der Koordinationstest bei den Personalpronomina weist im Spanischen einige Besonderheiten auf. Nominalphrasen können problemlos koordiniert werden (39a), während dies bei Klitika (39d) ausgeschlossen ist. Bei den Nominalphrasen kann die zweite Präposition im Spanischen (39b) ausgelassen werden, während dies bei betonten Objektpronomina (39c) nicht gestattet ist. 39
a. Han visto a Margarita y a Arantxa '(Sie) haben Margarita und Arantxa gesehen' b. Ayudaron a Juan y Pedro 'Sie halfen Juan und Pedro' c. * Ayudaron a ti y mi '(Sie) halfen mir und dir d. *Lo y la han visto '(Sie) haben sie und ihn gesehen'
Auch im Deutschen gestaltet sich die Koordination mit den betonten Objektpronomina komplizierter als mit den lexikalischen NPn. Sprecher des
Theoretischer Teil
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Deutschen reagieren unterschiedlich auf den Koordinationstest der Objektpronomina (40a-b), was auf ihren besonderen Status verweist. 40
a. ? Er sah dich und ihn b. Sie hat es dir und mir gegeben/? Sie hat es mir und dir gegeben
W e d e r Klitika noch P e r s o n a l p r o n o m i n a 7 4 lassen sich durch K o m p l e m e n t e (41a,b,c,d) oder Spezifikatoren modifizieren. Die Nichtmodifizierbarkeit von Klitika hängt offensichtlich mit deren pronominalem Charakter zusammen, denn auch andere pronominale Elemente lassen sich nicht durch ein Komplement oder einen Spezifikator erweitern. Die einzige Modifikation, die sie erlauben, ist eine Modifikation durch Adverbien (41e). 41
a. b. c. d.
*You in the balcony are smoking too much *Er in dem weißen Hemd singt sehr gut *Er hat sie in rot gemeint *Ella de Toledo no quiso venir *'Sie aus Toledo wollte nicht kommen' e. Incluso/sólo él 'Sogar/nur er' f. Dich zeigt er an g. *Es hat er nicht eingesehen
Klitika und Pronomina unterscheiden sich bezüglich der Betonbarkeit. Klitika sind stets unbetont und unbetonbar. Pronominale Objekte dagegen sind im Deutschen und im Englischen zwar unbetont, aber betonbar, falls sie topikalisiert (41f) oder disloziert werden oder den kontrastiven Akzent erhalten. Das ist ein markanter Unterschied zwischen beiden Arten von P r o n o m i n a l o b j e k t e n . D a s einzige unbetonbare Pronomen in der deutschen Sprache ist es (vgl. Cardinaletti & Starke (1999)) 7 5 . Es kann wie andere Pronomina klitisiert und kann weder disloziert noch topikalisiert werden (41g). Eng mit der Betonbarkeit hängt die Möglichkeit der Topikalisierung, Dislozierung und die V e r w e n d u n g in isolierten Antworten zusammen. Nur solche Objekte können topikalisiert oder disloziert werden, die auch betont werden können. Ähnliches gilt für die isolierten Antworten auf Fragen. Die inquired elements sind immer betont, während die Klitika unbetont sind. Die Unbetonbarkeit der Klitika ist als Ursache dafür anzusehen, daß Klitika nicht als isolierte Antwort auftreten können. Dies gilt auch für das Deutsche es, (41g) dessen Argumentstatus in den gängigen Analysen nicht in Frage gestellt wird. Als Fazit gilt, daß Klitika in ihrer Position sehr eingeschränkt sind. Ferner sind sie in manchen Kontexten optional, in anderen obligatorisch und in vielen anderen
/4
Die Demonstrativa können durch ein Komplement modifiziert werden. Cardinaletti & Starke zeigen, daß das deutsche es und Klitika einige Unterschiede aufweisen. Die Modifikation von es durch Satzmodifikatoren ist möglich onlv it 'nur es', wobei dies eine sehr eingeschränkte Benutzung darstellt.
70
Der Erwerb des Kasus bei bilingualen Kindern
gänzlich ausgeschlossen. Die Klitika im Spanischen teilen viele Merkmale mit den unbetonten Pronomina des Englischen oder Deutschen. Sie gelten in der vorliegenden Arbeit als Köpfe (s. Kapitel 2.1.2.2.).
2.2.2.2.3.2. Clitic-Doubling Sprachen, die klitische Pronomina haben, haben meist auch betonte, nichtklitische Korrelate. Wenn ein klitisches Pronomen zusammen mit einem koreferenten Pronomen oder einer koreferenten NP im gleichen Satz erscheint, spricht man von clitic-doubling. Im Spanischen 76 treten verdoppelte NPn oder Objektpronomina meist initial, seltener final auf. Die Verdoppelung wird im Spanischen bei den Dativobjekten häufiger als bei den akkusativen Entsprechungen beobachtet. Beim Vorhandensein eines betonten Objektpronomens ist das Klitikon stets obligatorisch. Bei den Akkusativa der dritten Person tritt sie ausschließlich bei den sog. D i s l o z i e r u n g e n 7 7 (42a, b) und bei der NP-Aufspaltung (51a,b,c) auf. Bei Fokussierung des Akkusativobjektes (42c) ist ein koreferentes Klitikon ausgeschlossen. 42
a. AI presidente no lo hemos visto 'Den Präsidenten haben (wir) nicht gesehen' b. El presidente no lo hemos visto 'Den Präsidenten haben (wir) nicht gesehen' c. AI presidente hemos visto (y no a su senora) 'Den Präsidenten haben (wir) gesehen (und nicht seine Gattin)
Bei den Dativen ist bei Voranstellung eines Dativobjektes ein koreferentes Klitikon stets obligatorisch (43a). Bei der Nachstellung eines Dativobjektes der ersten und zweiten Person ist ein koreferentes Klitikon obligatorisch (43b), bei Objekten der dritten Person jedoch nicht (43c). Man beachte, daß bei der Nachstellung der verdoppelten Dativ-PP eine kontrastive Lesart hervorgerufen werden kann (43b). 43
a. A mi no me han ayudado b. No me han ayudado a mi '(Sie) haben mir nicht geholfen' c. Pedro (le) ha ofrecido un trabajo a Juan 'Peter hat Juan einen Job angeboten'
Bezüglich des Phänomens des clitic-doubling scheint es nur wenige empirische Studien über das Spanische zu geben. Da die meisten davon nicht auf Daten der
ich nehme ausschließlich auf die Variante des Spanischen von Spanien Bezug, die die Verdoppelungen der Art a Juan lo vi , 'Juan sah ich' nicht erlaubt. 77
vgl. Kapitel 2.1.8.
Theoretischer Teil
71
gesprochenen Sprache basieren, kann ich nicht einschätzen, wie relevant das P h ä n o m e n z a h l e n m ä ß i g ist. Das c l i t i c - d o u b l i n g scheint von b e s t i m m t e n strukturellen, semantischen und pragmatischen Faktoren abzuhängen. Marcos Marin (1978) beobachtet, daß eine Verdoppelung immer dann notwendig ist, wenn der K o n t e x t nicht klar genug ist und die N o t w e n d i g k e i t einer n ä h e r e n Spezifizierung besteht. Marcos Marin kommentiert eine Arbeit, die mir leider nicht zur Verfügung steht, über die gesprochene Sprache von Buenos Aires 7 8 . In dieser Studie wird festgestellt, daß die Verdoppelung viel häufiger bei den indirekten als bei den direkten Objekten ( 3 : 1 ) vorkommt. Es besteht eine deutliche Präferenz für vorangestellte verdoppelte Phrasen. Die Merkmale [+bestimmt][+belebt] ihrerseits begünstigen die Verdoppelung. Ob das verdoppelte Objekt pronominal ist oder nicht, scheint keinen Einfluß auf die Verdoppelung zu haben. Pronominale Objekte w e r d e n nur 2 , 2 4 % w e n i g e r als n i c h t p r o n o m i n a l e O b j e k t e ( m e i s t e n s Nominalphrasen) dupliziert. K o m m t ein indirektes, nicht pronominales Objekt oder gegebenenfalls ein direktes, nicht pronominales Objekt in Voranstellung vor, dann werden sie im 100% bzw. 86,04% der Fälle verdoppelt. Bei der Nachstellung der nicht pronominalen Objekte sieht es anders aus. 51,11% der nachgestellten, indirekten nicht pronominalen Objekte verdoppeln, während Verdoppelung bei den direkten nachgestellten Objekten nur ein marginales (19 von 1030 Beispielen) Phänomen darstellt. Über die pronominalen Objekte werden leider keine Zahlen gegeben, da bedeutend weniger Beispiele erhoben wurden. Es zeigt sich generell die Tendenz, daß die pronominalen O b j e k t e weniger häufig verdoppeln als die Nominalphrasen -was mir rein intuitiv nicht richtig erscheint- und das pronominale direkte Objekt seltener vorangestellt wird. Für den für diese Arbeit ausgewählten theoretischen Rahmen stellt das Phänomen des clitic-doubling ein Problem dar, denn die Kasus- und Thetatheorie verbieten, daß ein und derselbe Kasus oder eine und dieselbe Thetarolle mehr als einmal zugewiesen werden (vgl. Kap. 2.2.2.2.3.3.)
2.2.2.2.3.3. Der Status der Klitika im Rahmen der PPT Aus den vorigen Kapiteln ist klar g e w o r d e n , daß Klitika b e z ü g l i c h ihrer Distribution M e r k m a l e a u f w e i s e n , die sie als A r g u m e n t e s o w i e auch als Kongruenzmarkierung qualifizieren. Angesichts dieser Tatsache sind die Versuche, sie zu kategorisieren, so zahlreich wie umstritten. Im folgenden werde ich einige der theoretischen Ansätze besprechen, die Lösungen des Dilemmas gewagt haben. Die traditionellen G r a m m a t i k e n (und u.a. Burzio (1986) f ü r das Italienische, Belletti (1993)) haben Klitika als die pronominalen Korrelate zu den lexikalischen Barrenechea, A.M. & T. Orecchia (1970) haben nach Marcos Marin (1978) eine Studie über die gesprochene Sprache von Buenos Aires erstellt, über die Marcos Marin keine bibliographischen Angaben zur Verfügung stellt. Leider gibt Marcos Marin wenig Auskunft über methodologische Einzelheiten und nur vereinzelt Zahlen, so daß wir über keine sehr brauchbaren Richtwerte verfügen. Dennoch wird die Studie in Betracht gezogen, da wir keine andere empirische Studie über das gesprochene Spanisch kennen.
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Der Erwerb des Kasus bei bilingualen Kindern
NPn angesehen. Sie haben wohlgemerkt auch auf die Besonderheiten ihrer Distribution hingewiesen. Mit der Ankunft der generativen Grammatik und insbesondere seit der Postulierung der Kasus- und Thetatheorie in ihren starken Formen sind auch andere Vorschläge (Ezeizabarrena (1996), Mendikoetxea (1992), Franco (1993), Suiier (1988), Maaßen (1994), Chomsky (1989), Kaiser (1992) für das Französische und Portugiesische) gemacht worden. Für diese Autoren haben die Objektklitika den gleichen Status wie die Subjektkongruenz (vgl. Kap. 2.1.6., in dem ich gegen eine eigenständige Agr-Projektion argumentiere). Dies bedeutet, daß das Merkmal Kongruenz eine eigene Projektion projiziert. Somit ist cliticdoubling wie Subjektkongruenz ein Spec-Head-Phänomen (Abb. 12). Abb. 12 AgrP a mí
Agr' me
XP
Die meisten Arbeiten Uber das Spanische ( Mendikoetxea (1992), Franco (1993)) und auch über andere Sprachen (Chomsky (1989)- nehmen an, daß es lediglich eine AgrO-Projektion für das direkte Objekt gibt. Wenn man keine Agr-Projektion für indirektes Objekt annimmt, ist das fast immer obligatorische Klitikon im Spanischen eine mysteriöse Erscheinung. Maaßen (1994) macht den Vorschlag einer Agr-IO-Projektion für das Spanische, diskutiert jedoch weder die Position relativ zur Projektion Agr-O, noch die weitreichenden Konsequenzen bezüglich der Wortstellung der Objekte, die ich in Kapitel 2.1.6. besprochen habe. Mit der Annahme von Agr-Projektionen für Objekte stellen clitic-doubling und die Position der präverbalen Klitika kein Problem mehr dar. Clitic-doubling ist dann ein Spec-Head Phänomen, bei dem die verdoppelte NP oder PP u.a Kasus- und Kongruenzmerkmale vom Kopf Agr bekommt. Die präverbale Position der Klitika kann mühelos erklärt werden, denn das Verb holt die Kongruenzmarker auf dem Wege zur Agr-S per Kopfbewegung ab. Für diesen Ansatz sind die postverbalen Objektklitika eine kuriose Erscheinung, die von den meisten Forschern konstatiert, jedoch nicht diskutiert wird (vgl. Jaeggli (1986), Suñer (1988), Mendikoetxea (1992), Franco (1993), Maaßen (1994)). Nimmt man an, daß Agr-Projektionen für Objekte innerhalb von VP 79 auftreten dürfen, dann können postverbale Klitika (44a) erklärt werden, jedoch nicht die präverbalen Korrelate in (44b), es sei denn, die Inkorporation-Exkorporation-Analyse von Baker (1988) wird zugrunde gelegt. Auch dann können aber Klitika, die in Zwischenprojektionen (44c) landen, nicht erklärt werden. 44
a. No quiero dárselo
Demonte (1995) schlägt eine Klitikphrase für Dativklitika in VP vor.
Theoretischer Teil
73
b. No se lo quiero dar 'Ich möchte es ihr nicht geben' c. Queria seguirlo viendo 'Ich wollte sie weiterhin sehen' Ein weiteres Problem, das den Agr-Ansatz betrifft, ist die Tatsache, daß Klitika nicht obligatorisch sind. Um dieser Tatsache Rechnung zu tragen, müssen solche Vorschläge (vgl. Franco 1993, Landa & Franco 1992, Mendikoetxea (1992)) zusätzliche Annahmen machen 8 0 . Franco (1993) und Landa & Franco (1992) nehmen an, daß Null-Objekt-Kongruenz möglich ist. When the Speaker selects the option of having zero object agreement on the verb AGRO contains only the feature third person since the zero agreement option is not available with second and first persons. Franco (1993: 296)
So wie Franco und Landa & Franco (1992) es formulieren, wird der Eindruck erweckt, als ob es dem Sprecher überlassen bliebe, ob Kongruenz mit dem Objekt erscheint oder nicht. Franco argumentiert weiter, daß AgrO eine phonetisch leere Kategorie ist und sie somit Spec-AgrO keinen Kasus zuweisen kann. Sein Vorschlag, daß das direkte Objekt in Spec-VP Kasus bekommt, scheint mir unplausibel. Franco zitiert ein Manuskript von Sportiche (1990), das mir nicht zur Verfügung steht, nach dem dieser annimmt, daß Subjekte in Spec-VP generiert werden. Sollte Sportiche (1990) ähnlich wie Sportiche (1991) argumentieren, dann ist Francos Schluß, daß Objekte in Spec-VP Akkusativ von AgrO bekommen, nicht richtig. Die einzige Spec-Position, die zur Verfügung steht -Sportiche (1991) argumentiert, daß VP aus einer small clause + VP besteht- ist die untere SpecProjektion, die eine Barriere für Rektion wäre. Die obere Spec-Projektion ist ausgeschlossen, da dort die Spur des nach IP bewegten Subjekts stünde. Das Objekt in seiner Basisposition kann auch keinen Akkusativ bekommen, weil V nach Franco die kasuszuweisende Kraft verloren hat und VP eine Barriere für Rektion ist. Über eine Agr-Projektion für Dative wird nichts gesagt. Franco bemerkt, daß Dative im Spanischen Kasus durch ihre Präposition bekommen und demzufolge nicht in eine Spec-Position bewegt zu werden brauchen. Welchen Status das Dativklitikon hat und wie dieses die präverbale Position erreicht, bleibt unklar. Mendikoetxea (1992) geht von einer ähnlichen Struktur wie Franco und von ähnlichen Prämissen aus. Sie nimmt an, daß AgrO im Spanischen nicht für Person spezifiziert ist. Akkusativzuweisung kann sowohl durch AgrO als auch durch V nach Inkorporation und Bildung eines komplexen Kopfes erfolgen. Auch bei diesem Vorschlag werden die postverbalen Klitika nicht behandelt. Auf die Frage, warum Klitika als Kongruenzmarkierer in einigen Kontexten nicht erlaubt sind, wird überhaupt nicht eingegangen.
°u Belletti (1993) schlägt vor. daß Klitika sowohl in der Komplementposition als auch in der Spec-Position einer Agr-Projektion lizensiert werden können.
74
Der Erwerb des Kasus bei bilingualen Kindern
Der Ansatz mit A g r - P r o j e k t i o n e n kann die Fälle, in denen ein Klitikon ausgeschlossen ist, nicht erklären. Klitika für direkte Objekte sind ausgeschlossen, wenn sie mit Indefinita und Generika auftreten. Ähnliches gilt für direkte und indirekte Argumentfragesätze und Relativsätze 81 . Nichtargumentfragesätze dagegen e r l a u b e n K l i t i k a . Bei den A r g u m e n t f r a g e s ä t z e n s t e h e n F r a g e - und Relativpronomina mit Objektfunktion in Spec-CP. Diese Elemente lassen bei der Bewegung nach Spec-CP eine Spur in der Basisposition. Solche Elemente sind mit e i n e m overten Klitikon i n k o m p a t i b e l . In diesen F ä l l e n erklärt sich die Ungrammatikalität mit der Verletzung des Kasusfilters, da wh-Spur und Klitikon den gleichen Kasus erhalten würden. Im Gegensatz hierzu ist ein Klitikon grammatisch, wenn ein nicht-Objektfragepronomen im Spiel ist. Dieses wh-Wort wird nicht in der O b j e k t p o s i t i o n g e n e r i e r t , so d a ß d i e vom w h - W o r t zurückgelassene Spur nicht kasusmarkiert wird. Der Ansatz, der Klitika als Ausbuchstabierung von Agr ansieht, kann nicht erklären, w a r u m das Verb nach der obligatorischen B e w e g u n g nach Agr in Argumentfragesätzen keine Objektflexion (45) erhalten darf. Es scheint mir keinen plausiblen G r u n d zu geben, w a r u m eine w h - B e w e g u n g das A u f t r e t e n von Objektpersonalflexion in irgendeiner Weise einschränken sollte. 45
*He preguntado a quién; [lo] viste tí. '(Ich) habe gefragt, wen du sahst'
Sätze mit einem overten, indefiniten oder generischen direkten Objekt (46) lassen kein Klitikon zu. Wäre das Klitikon eine Kongruenzmarkierung, dann müßte sie sogar obligatorisch sein. Dies ist ein starkes Indiz d a f ü r , daß Klitika keine Kongruenz markieren. 46
*[La;] he visto a una señora¡ '(Ich) habe eine Frau gesehen'
Die Unzulässigkeit eines Klitikons in einer solchen Umgebung läßt sich aus dem Informationsstatus der Pronomina (vgl. Cardinaletti & Starke (1999)) erklären. Pronomina referieren ausschließlich auf alte Information, was mit einer indefiniten oder generischen 8 2 Lesart inkompatibel ist. Die meisten Arbeiten über Klitika (vgl. Jaeggli (1986)) meiden eine theoretische Auseinandersetzung über die postverbalen Klitika bei den Modalkonstruktionen. Nur wenige Wissenschaftler (u.a. Belletti (1993) für das Italienische) haben eine syntaktische Auseinandersetzung mit dem Problem gewagt, um für alle Klitika eine einheitliche Erklärung zu geben. Belletti (1993) geht von der case-checking
81 Vgl. Suner ( 1 9 8 8 ) , die Beispiele mit clitic-doubling behandelt.
in solchen
Kontexten
Kongruenz mit dem Objekt ist im Baskischen unabhängig von der Lesart oder dem Vorhandensein von Argumentfragewörtern obligatorisch.
Theoretischer Teil
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Theorie aus und schlägt für das Italienische eine Phrase mit verschiedenen AgrProjektionen vor. Klitika haben in Bellettis Ansatz den Status eines Kopfes und tragen Kasusmerkmale, die geprüft werden müssen. Die Prüfung vollzieht sich in der Kopf-Position einer Agr-Projektion. Enklise erklärt sie mittels Adjunktion des Verbes an das Klitikon, bei der Proklise adjungiert das Klitikon an das Verb. Unklar bleibt, wodurch die Proklise motiviert wird. Ferner wird das Zusammenspiel von der "Prüfung" der Klitika in der Agr-Position und Verbbewegung durch die verschieden Köpfe gar nicht erwähnt. Entweder müssen die Klitika oder das Verb Köpfe überspringen, was m.E. zu einer Verletzung des HMC (Travis (1984)) führen würde. Problematisch wird es, wenn Doppeltobjektkonstruktionen vorliegen. Nimmt man für das Spanische an, daß der Dativ durch ein Klitikon und Akkusativ durch eine NP realisiert wird, dann kann die Wortstellung SVdNP, unter der Annahme, daß das Klitikon ausgehend von der kanonischen Wortstellung S-V-DO-IO bis zum Verb bewegt werden muß, nicht erklärt werden. In einigen Fällen (47a,b,c) ist das Auftreten von Klitika fakultativ, insbesondere im Falle der Klitika der dritten Person. Mit der Agr-Hypothese findet dieses Phänomen keine Erklärung. 47
a. La señora a quien (le) regalamos una flor. 'Die Dame, der (wir) eine Blume schenkten' b. He preguntado a quién (le) diste la flor (Ich) habe gefragt, wem (du) die Blume gabst' c. Fernando (le) ayudó a Blanca 'Fernando half Blanca'
In Zusammenhang mit dem clitic-doubling möchte ich auf die bereits in Kapitel 2.1.7. und 2.1.8. behandelten Phänomene der Topikalisierung, Dislokation und der NP-Aufspaltung eingehen. Ein typisches Beispiel einer solchen clitic-doublingStruktur ist die spanische Dislokation (48a), die mit der Agr-Hypothese eine zufriedenstellende Erklärung findet. Diese NP wird von der Basisposition mittels A-Bewegung in die Spec-Agr-Position bewegt, wo sie Kongruenz und Kasus erhält. Dann wird sie in eine höhere Position mittels A'-Bewegung bewegt. Das Spanische erlaubt jedoch andere präverbale Objekte (48b), die kein koreferentes Klitikon zulassen. Warum bei den Topikalisierungen das Klitikon fehlt, ist für den Agr-Ansatz nicht erklärbar. Unter der Annahme, daß Objektkongruenz eine eigene Phrase projiziert, müßte eine Topikalisierung entgegen den Fakten ungrammatisch sein, denn die Objektkongruenz fehlt. Topikalisierung und Dislokation haben verschiedene Lesarten, die ein solcher Ansatz nicht erfassen kann. 48
a. Los libros, no los recogí yo 'Die Bücher habe ich nicht abgeholt' b. Los libros he recogido 'Die Bücher (und nicht die Hefte) habe ich abgeholt'
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Der Erwerb des Kasus bei bilingualen Kindern
Das P h ä n o m e n der NP-Aufspaltung wird von Sportiche (1988: 426) wie folgt definiert: a quantifier -Q or the floating Q- appears nonadjacent and to the right of some NP.
49
a. Vinieron todos los franceses 'Die Franzosen; kamen alle, b. Los francesesj vinieron todosj
Dies impliziert, daß aus todos los franceses (49a), los franceses... todos resultiert (49b), wobei los franceses in eine höhere Position bewegt wird und todos in der Basis bleibt 8 3 . Wenn man Strukturen mit NP-Aufspaltung für Objekte betrachtet, hat man den Eindruck, daß es sich um clitic-doubling-Strukturen (50) handelt, denn das quantifizierte Element ist u.U. mit einem koreferenten Klitikon koindiziert. 50
LoSj cojo todosj 'Ich nehme siej alle;'
Sportiche (1988: 436) zeigt für das Französische, daß die Quantoren leere Kategorien modifizieren können, u.a. NP-Spuren. Die Struktur in (50) könnte auch auf die gleiche Art und Weise analysiert werden, in der der Quantifizierer todos 'alle' die Spur von ]os 'sie' quantifiziert. Somit würde das Phänomen des clitic-doubling verschwinden. Torrego (1996) zeigt einerseits, daß es im Spanischen mehrere Elemente gibt, die aufgespalten werden können. Andererseits führt sie Evidenz dafür an, daß die A u f s p a l t u n g ungeachtet der g r a m m a t i s c h e n Kategorie den gleichen P r o z e ß beinhaltet. In bezug auf die Objekte weist das Phänomen der NP-Aufspaltung im Spanischen einige interessante M e r k m a l e in A b h ä n g i g k e i t vom K a s u s des betroffenen Objektes auf. 51
a. A los francesesj loSj hemos visto a todosj 'Die Franzose^ haben (wir) alle] gesehen' b. Los francesesj losj hemos visto a todos; 'Die Franzosenj haben (wir) alle; gesehen' c. A los franceses, les, ayudamos a todosj 'Den Franzosen haben (wir) allen geholfen'
Sowohl bei Dativ- als auch Akkusativobjekten kann die Aufspaltung vorliegen (51a-c). Das Interessante dabei ist, daß bei den sogenannten belebten direkten und den indirekten Objekten eine Verdoppelung der Präposition a stattfindet. Nimmt man an, daß die Voranstellung der NP durch Bewegung entstanden ist, dann ist diese Verdoppelung unerklärlich. Noch problematischer ist es, wenn man nach Zagona ( 1 9 8 8 ) geht davon aus, daß diese floating-quantifiers in VP generiert werden und Rechtsdislokation möglich ist.
Theoretischer Teil
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Suner (1988) und Bruge & Brugger (1996) annimmt, daß a Kasusmarkierung ist, denn zwei mit dem gleichen Kasus markierte Teile in einem Satz sind im PPTR a h m e n nicht gestattet. Bei einer Analyse mit Basisgenerierung in T O P der vorangestellten NP, wie Rivero (1980) sie vorschlägt, wäre das Problem gelöst. Der Quantor todos würde die Spur vom Klitikon quantifizieren und clitic-doubling wäre nur ein Scheinproblem. Als Fazit gilt, daß bei dem Agr-Ansatz viele Probleme ungelöst bleiben (vgl auch 2.1.6.). In der gegenwärtigen Literatur über Klitika (Belletti (1993), Haverkort (1993)) wird davon ausgegangen, daß Proklise mittels Bewegung entsteht. Klitika werden in der postverbalen Position basisgeneriert und dann weiter nach I bewegt. Ich gehe von der Dreiteilung der Pronomina von Cardinaletti & Starke (1999) aus. Ferner nehme ich mit Belletti (1993) an, daß Klitika Kasusmerkmale haben. Haverkort (1993) hat vorgeschlagen, daß Klitika Köpfe sind und per A ' - B e w e g u n g an Agr-S (oder I) adjungiert werden. Das angehobene Klitikon behält seine Bindungseigenschaften und wird nicht Teil einer Agr- oder sonstigen Projektion. No such morphological unification takes place in case of clitization, since the clitic (and in similar sense negation) does not become part of AGR in the relevant sense (only syntactic movement takes place, but no morphological incorporation. (Haverkort (1993: 52)) Angesichts der besprochenen P h ä n o m e n e werde ich in dieser Arbeit davon ausgehen, daß Klitika pronominale Köpfe sind (Cardinaletti & Starke (1999)) und mittels A ' - B e w e g u n g bewegt werden können. Als pronominale Elemente sind sie für Kasus markiert. Ferner gehe ich von der Annahme aus, daß es im Spanischen keine Agr-Projektionen (vgl. Kapitel 2.1.6.) für die Objekte gibt, da dies zu vielen unerwünschten Effekten führt, (vgl. auch Itriadou 1990).
2.3. Pro-drop im Baskischen und Spanischen und die praktischen Folgen Das Baskische und das Spanische sind sogenannte pro-drop Sprachen. Das bedeutet, daß das Subjekt im Spanischen und zusätzlich Objekte im Baskischen in finiten Sätzen ausgelassen werden können. Dies wird dadurch möglich, daß das Spanische Verb-Subjektkongruenz hat und Subjekte immer identifiziert werden können (Rizzi (1986)). Ähnliches gilt für das Baskische, welches zusätzlich zur Kongruenz mit dem Subjekt auch noch über Kongruenz mit den Objekten verfügt. Diese leeren Positionen werden mit der leeren Kategorie pro besetzt. Klein pro hat die gleichen Eigenschaften wie die realisierten Personalpronomina. Dies bedeutet u.a., daß pro kasusmarkiert ist. Es ist oft beobachtet worden, daß die ständige A n w e n d u n g von Subjekten im Spanischen von den Spanischsprechenden als lästig e m p f u n d e n wird. Doch das Ausbleiben ist kein willkürliches Ereignis, vielmehr scheint es von bestimmten Faktoren abhängig zu sein. Enriquez (1984) stellt in einer empirischen Studie über
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Der Erwerb des Kasus bei bilingualen Kindern
das gesprochene Spanisch von Madrid fest, daß Tempus, Modus, verbale und s y n k r e t i s c h e F o r m e n -die es zu d i s a m b i g u i e r e n gilt- s o w i e B e j a h u n g vs. V e r n e i n u n g , G e s c h l e c h t und Alter der I n f o r m a n t e n in k e i n e m k a u s a l e n Zusammenhang zu der Benutzung bzw. Auslassung von pronominalen Subjekten stehen. Der Faktor grammatische Person spielt dagegen eine entscheidende Rolle. D i e H ö f l i c h k e i t s f o r m e n usted und ustedes h a b e n e i n e d u r c h s c h n i t t l i c h e V o r k o m m e n s f r e q u e n z über 7 0 % , yo und tú 30 bis 35% -außer in fatischen Konstruktionen, in denen yo in ca. 15% und tú in 3,33% vorkommen-, der Rest der Personen hat eine Vorkommensfrequenz von 9 bis 15%. Obschon die Höflichkeitsformen die höchste Vorkommensfrequenz aufweisen, sind sie für vorliegende Studie mit Sicherheit nicht von großer Bedeutung und daher entbehrlich, denn es ist nicht wahrscheinlich, daß sie in der Kindersprache auftreten. Die restlichen Werte sind insofern wichtig, als sie Richtwerte darstellen. Nach diesen Werten sind in der Kindersprache hauptsächlich Subjektpronomina der ersten und zweiten Person Singular zu erwarten. Die Verbsemantik beeinflußt in entscheidendem M a ß e das Auftreten von S u b j e k t p r o n o m i n a , wobei bei M e i n u n g s v e r b e n die Vorkommensfrequenz der Subjektpronomina immer über 50% liegt. Haupt- und Komparativsätze begünstigen das Erscheinen von Subjektpronomina. Pragmatische F a k t o r e n w i e k o n t r a s t i v e V e r w e n d u n g b e g ü n s t i g e n das E r s c h e i n e n von Subjektpronomina, und dies ungeachtet der betrachteten grammatikalischen Person. [...] y debemos admitir que todos los pronombres reaccionan de la misma manera en los usos corroborativos. Esto quiere decir que el hablante, cuando desea expresar una contraposición corroborativa entre el sujeto y otro actante utiliza indistintamente el mismo mecanismo: la expresión del pronombre sujeto, sea éste cual sea. Enríquez (1984: 289) Diese empirische Studie zeigt, daß das Auftreten von pronominalen Subjekten im gesprochenen Spanisch u.a. von gewissen Eigenschaften der Verbsemantik sowie pragmatischen Faktoren wie kontrastiver Lesart abhängt. D e m z u f o l g e ist zu erwarten, daß realisierte, pronominale Subjekte fokussiert oder topikalisiert sind. Ferner lassen diese Zahlen den Schluß zu, daß das Phänomen des pro-drop für vorliegende Studie eine nicht zu unterschätzende Relevanz haben wird. Für das Baskische sind m.W. keine empirischen Studien durchgeführt worden, die das Auslassen der O b j e k t e untersucht haben. Es läßt sich nur die V e r m u t u n g aufstellen, daß man eine geringere M e n g e an realisierten O b j e k t e n als im Spanischen finden wird.
2.4. Baskisch und Spanisch: morphologisch ergative Sprachen? A u f g r u n d der F l e x i o n s m o r p h o l o g i e für die N P n und f ü r das Verb wird das Baskische generell als ergative Sprache klassifiziert (s. Kap. 2.2.1.). V o n der Ergativität ist die ganze Flexionsmorphologie in Abhängigkeit zur Zugehörigkeit zu einer bestimmten Verbklasse betroffen. Wie ich in Kapitel 2.2.1.3. dargestellt habe, ergeben sich im Baskischen vier Verbklassen: die unakkusativen, die psychologischen, die transitiven und die ditransitiven Verben. Besonders interessant
Theoretischer Teil
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für die vorliegende Arbeit sind die unakkusativen Verben in Relation zu den transitiven bzw. zu den unergativen. Im Baskischen werden die Subjekte der unakkusativen Verben wie die direkten Objekte flektiert. Im Spanischen haben die Subjekte der unakkusativen Verben und die direkten Objekte die Position nach dem Verb gemeinsam. Demgegenüber werden die Subjekte der transitiven und unergativen Verben im Baskischen mit dem Ergativ markiert, im Spanischen stehen beide Typen von Subjekten vorangestellt. Solche an der Oberfläche beobachtbaren Phänomene wie morphologische Form und Wortstellungsregularitäten sind selten zufällig und korrelieren oft mit anderen Einschränkungen 84 . Perlmutter (1978) hat sich mit den einwertigen Verben befaßt und unterteilt sie nach semantischen Kriterien universell 8 5 mindestens in 2 Klassen: in die unakkusativen und in die unergativen. 86 Diese zwei Klassen von Verben sind dadurch gekennzeichnet, daß sie eine unterschiedliche Semantik und Syntax haben. Die Klasse der unakkusativen Verben ist sehr groß und beinhaltet u.a. Verben, die wie folgt charakterisiert werden: 1. Verben, deren Argumente [+Patiens] sind wie sinken, fallen, hängen. 2. Prädikate der Existenz und des 'Geschehens' wie erscheinen, geschehen. 3. Wahrnehmungsverben, die auf nicht-volitive Prozesse verweisen wie riechen, stinken, scheinen. 4. Aspektuelle Prädikate wie beginnen, enden. 5. Durative Verben wie halten, bleiben. In die unergative Klasse gehören u.a. Verben, die folgende Spezifizierung haben: 1. 2. 3. 4.
[+volitiv] wie spielen, lachen, schlafen, manner of speaking wie schreien, murmeln, Tierlaute wie bellen, miauen einige nicht-volitive Körperprozesse wie niessen, husten.
Der Begriff der Volitionalität (Perlmutter (1978: 161ff.)) spielt bei dieser Unterteilung eine große Rolle, denn unergative Verben sind eher [+volitional], 0 4
Die unakkusativischen Verben selegieren im Italienischen (Burzio 1986) ähnlich wie im Deutschen das Auxiliar essere 'sein', während die unergativen Verben mit avere 'haben' konjugiert werden. Ferner ist im Italienischen eine ne-Klitisierung bei unakkusativen, jedoch nicht bei unergativen Verben möglich. Diese Tests gelten für das Spanische nicht, da eine ne-Klitisierung nicht existiert und zusammengesetzte Tempora mit ein und demselben Auxiliar gebildet werden. Daß diese Unterteilung anscheinend universal ist, zeigt er anhand von Daten des Holländischen und Türkischen. In beiden Sprachen sind impersonale Passiva mit unergativen zugelassen, während sie mit unakkusativen ausgeschlossen sind. Bever & Sanz ( 1 9 9 7 ) haben experimentell gezeigt, daß die Verarbeitung von unergativen und unakkusativen Subjekten signifikante Unterschiede aufweist.
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Der Erwerb des Kasus bei bilingualen Kindern
während unakkusative sich eher als [-volitional] 8 7 klassifizieren lassen. Ob ein Subjekt belebt oder unbelebt ist, spielt bei dieser Unterteilung keine Rolle. Bezüglich der thematischen Rollen, die solche Verben vergeben, sind die unergativen Verben eher Agens oder Actor, während unakkusative eher Thema sind. Syntaktisch verhalten sich unergative Verben eher wie transitive Verben, denn sie erlauben teilweise die unpersönliche Passivierung, ihre Subjekte sind [+belebt] und treten in der unmarkierten Lesart in der gleichen Position wie die transitiven Verben auf. Die unakkusativen Verben dagegen lassen keine Passivierung zu, haben oft [-belebt] Subjekte und können abweichende Wortstellungen erlauben. Ferner hat Torrego (1989: 255) für das Spanische festgestellt, daß unakkusative, jedoch nicht unergative Verben postverbale NPn ohne Determinans -'bare plurals'als Subjekte erlauben. Diese Wortstellungsregularitäten bei den unakkusativen Verben im Spanischen gelten für alle unakkusativen Verben ungeachtet der Volitionalität. Das Subjekt in der postverbalen Position hat eine unmarkierte Lesart, während dieses in der präverbalen Position markiert ist. Diese Distribution gilt nicht für alle nominalen Kategorien. Gehören die S u b j e k t e der unakkusativen Verben der Klasse der Demonstrativ- oder Personalpronomina an, dann werden sie in der präverbalen Position als unmarkiert e m p f u n d e n . In der postverbalen Position erhält das P r o n o m i n a l s u b j e k t eine kontrastive Lesart. Bei den strukturell ähnlichen, psychologischen Verben gelten die postverbalen Subjekte dann als unmarkiert, wenn ein indirektes Objekt in präverbaler Stellung erscheint. Ist kein indirektes Objekt vorhanden, können die präverbalen Subjekte der psychologischen Verben durchaus als unmarkiert gelten. 88 Dixon (1994) berichtet von ergativen Sprachen, bei denen auch die Wortstellung der Konstituenten sensibel für die lexikalische Zugehörigkeit des betroffenen Verbs sein kann. In diesem Sinne wäre das Spanische eine ergative Sprache, da die Position des Subjekts von der Verbklasse abhängt. Dies gilt jedoch nicht für alle
8
' Unbefriedigend bei der Behandlung dieses Phänomens ist, daß volitive Verben der Bewegung wie gehen, kommen , hinausgehen, etc. gänzlich außer acht gelassen worden sind, da sie - w i e Perlmutter selbst feststellt- alternative A n a l y s e n zulassen. O f f e n s i c h t l i c h ist bei solchen Verben eine sprachabhängige, idiosynkratische Zuordnung zugelassen. Dies wird im Baskischen deutlich, w o je nach Dialekt das Subjekt von irten 'hinausgehen' im Absolutiv oder im Ergativ steht. Eine genaue Untersuchung über die Markiertheit bzw. Unmarkiertheit gewisser Wortstellungen im Spanischen kann im Rahmen dieser Arbeit nicht geleistet werden. Wahrscheinlich spielen noch weitere Faktoren eine Rolle bei der Beurteilung, ob eine bestimmte Wortstellung markiert oder unmarkiert ist. Nimmt man für die Beurteilung der Markiertheit Adverbiale hinzu, dürfte sich das Bild noch weiter verzerren. Unumstritten ist, daß die Basisstruktur nicht auf dem Begriff der Unmarkiertheit beruhen soll. Es bleibt zu überprüfen, ob Tempus w i e in anderen ergativen Sprachen auch eine sogenannte geteilte Ergativität hervorrufen kann.
Theoretischer Teil
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n o m i n a l e n K a t e g o r i e n . D a s ist e i n b e k a n n t e s P h ä n o m e n , w e l c h e s unter d e m Terminus split-ergativity (geteilte Ergativität) subsumiert wird. D i e s bedeutet, daß Ergativität b e i s p i e l s w e i s e nur bei g e w i s s e n Tempora, g e w i s s e n V e r b e n oder nur in N e b e n s ä t z e n oder nur bei b e s t i m m t e n N P n markiert wird. Interessant ist, daß d i e Z u g e h ö r i g k e i t einer N P zu einer b e s t i m m t e n l e x i k a l i s c h e n K l a s s e e i n e n s o l c h e n split hervorrufen kann. D i x o n ( 1 9 9 4 : 84) stellt in d i e s e m Z u s a m m e n h a n g fest, daß, w e n n P r o n o m i n a und N o m i n a nach z w e i (akkusativ und ergativ) M u s t e r n flektiert werden, P r o n o m i n a immer nach d e m akkusativen, N o m i n a j e d o c h i m m e r nach d e m e r g a t i v e n flektiert w e r d e n . D a s G e g e n t e i l k o m m t nicht vor. D i e s entspricht g e n a u den Fakten im S p a n i s c h e n . A l l e P r o n o m i n a in S u b j e k t f u n k t i o n sind u n g e a c h t e t der V e r b k l a s s e in der präverbalen P o s i t i o n unmarkiert, d.h. e s handelt sich um ein akkusatives Muster. D i e N P n h i n g e g e n treten vor oder nach d e m Verb in A b h ä n g i g k e i t d a z u auf, o b e s sich um transitive/unergative oder unakkusative V e r b e n handelt. In d i e s e m S i n n e wäre das S p a n i s c h e e i n e ergative Sprache mit e i n e m Split in der NP. D i e n o m i n a l e Hierarchie v o n D i x o n ( 1 9 9 4 ) in Verbindung mit der Ergativität zeigt, daß Objekte und Subjekte der unakkusativen V e r b e n nicht nur M o r p h o l o g i e und S y n t a x g e m e i n s a m haben, sondern a u c h d i e lexikalische K l a s s e der j e w e i l i g e n Konstituente. B e z ü g l i c h der geteilten Ergativität wird generell a n g e n o m m e n (u.a. Ortiz de Urbina ( 1 9 8 9 ) ) , daß dies für das B a s k i s c h e nicht gilt. Ich habe j e d o c h im Kapitel 2 . 2 . 1 . 4 . die Problematik der Partikel ari behandelt, die für die Bildung der Progressivformen verwendet wird. Im strikten Sinne bewirkt d i e s e Partikel, daß das Subjekt und die F l e x i o n am Verb nach e i n e m akkusativen und nicht nach e i n e m ergativen Muster markiert werden. In d i e s e m S i n n e würde auch im B a s k i s c h e n e i n e n Split nach Aspekt oder Aktionsart vorliegen. D i e s soll als A r b e i t s h y p o t h e s e gelten. In der Literatur über d i e Ergativität (Ortiz d e Urbina ( 1 9 8 9 ) , D i x o n ( 1 9 9 4 ) ) wird darauf h i n g e w i e s e n , daß e s m o r p h o l o g i s c h 8 9 und syntaktisch e r g a t i v e S p r a c h e n gibt. D i x o n ( 1 9 9 4 ) versteht unter "morphologisch" intraklausal im G e g e n s a t z zu "syntaktisch" e x t r a k l a u s a l . W e n n i n n e r h a l b der E i n h e i t S a t z E r g a t i v i t ä t in irgendeiner F o r m markiert wird, j e d o c h f o l g e n d e P h ä n o m e n e ( l ) - ( 3 ) (Ortiz d e U r b i n a 1 9 8 9 , D i x o n 1 9 9 4 ) nicht a n z u t r e f f e n sind, d a n n ist d i e s e S p r a c h e "morphologisch" ergativ. • • •
8V
D i e Koordination von e i n e m transitiven und e i n e m intransitiven Subjekt ist m ö g l i c h (52a). Subjektanaphern (52b) sind ungeachtet der Transitivität u n m ö g l i c h , während Objektanaphern m ö g l i c h sind (52c). Nur Subjekte können in Kontrollstrukturen als kontrollierte E l e m e n t e fungieren. Objekte sind a u s g e s c h l o s s e n (52d).
D i e s e T e r m i n o l o g i e ist i n s o f e r n i r r e f ü h r e n d , als sie m o r p h o l o g i s c h und syntaktisch dazu verleitet, diese Termini jeweils mit Flexion und Wortstellung zu assoziieren. Sie wird jedoch weiterhin verwendet.
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Sowohl Baskisch als auch Spanisch erfüllen diese Bedingungen (52a,b,c,d). 52
a. Nik ogia erosi nuen eta (ni) etxera joan nintzen Yo compré el pan y (yo) me fui a casa 'Ich kaufte das Brot und (ich) ging nach Hause' b. *EIkar joan ziren/*Elkarrek ikusi zituzten lagunak *A sí mismos se fueron/ *A sí mismos se vieron los amigos '*Sich gingen/*Sich sahen die Freunde' c. Lagunek¡ elkar¡ ikusi zuten Los amigos¡ se¡ vieron 'Die Freunde sahen sich' d. (Nikj) ez dakit PROj nola egin 90 (Yoj) no sé PROj cómo hacerlo 'Ich weiß nicht, wie es zu tun1
Tabelle 14 faßt die oben besprochenen Phänomene zusammen und zeigt, daß Baskisch und Spanisch sich lediglich in bezug auf die Wortstellung bzw. Morphologie und auf den Split nach der NP bzw. dem Aspekt unterscheiden. Alles andere deutet darauf hin, daß sowohl das Baskische als auch das Spanische morphologisch ergativ sind.
Morphologie Wortstellung Split kontrollierte Objekte S-Anaphern 0-Anaphern Koordination S^,, + S unilkk
Baskisch
Spanisch
Ergativ SOV S ^unakk Aspekt?
Akkusativ SVO Vunakk^ split NP
unmöglich nicht möglich möglich möglich
unmöglich nicht möglich möglich möglich
Tabelle 14 Die Ergativität im Baskischen und Spanischen.
Ortiz de Urbina (1989:21).
Theoretischer Teil
83
2.5. Die Kasustheorie Im P P T - R a h m e n gilt K a s u s als relationaler B e g r i f f . K a s u s stellt d i e R e l a t i o n e i n e r N P z u der j e w e i l i g e n k a s u s z u w e i s e n d e n K a t e g o r i e dar, d i e r e p r ä s e n t a t i o n e i l z u v e r s t e h e n ist. Ich w e r d e d i e P o s i t i o n vertreten, d a ß K a s u s w e d e r e i n e p h r a s a l e K a t e g o r i e 9 1 ist, n o c h a u s s c h l i e ß l i c h auf e i n e S p e c - H e a d R e l a t i o n z u r ü c k g e f ü h r t w e r d e n k a n n ( v g l . a u c h S p e n c e r ( 1 9 9 2 ) ) . D i e s e R e l a t i o n ist i m S i n n e v o n c K o m m a n d o und R e k t i o n z u v e r s t e h e n , s o d a ß d i e R e l a t i o n e n K o m p l e m e n t u n d S p e z i f i k a t o r im S p i e l sind ( v g l . a u c h Bittner & H a i e ( 1 9 9 6 ) ) 9 2 . D e r K a s u s f i l t e r ist e i n e B e d i n g u n g , d i e auf der P F - E b e n e g i l t und f o l g e n d e s stipuliert: * N P if NP has phonetic content and has no Case. C h o m s k y (1981: 49) D i e s b e d e u t e t , d a ß a l l e N P n in strukturellen K o n f i g u r a t i o n e n e r s c h e i n e n , in d e n e n i h n e n K a s u s z u g e w i e s e n w e r d e n kann, d a m i t der K a s u s f i l t e r nicht v e r l e t z t wird. D i e s e s Prinzip beinhaltet, daß e i n e N P nicht z w e i m a l K a s u s erhalten und ein K a s u s n i c h t z w e i m a l z u g e w i e s e n w e r d e n darf. C h o m s k y ( 1 9 8 1 : 1 7 0 ) s c h l ä g t f o l g e n d e K o n f i g u r a t i o n e n ( 5 3 ) für K a s u s z u w e i s u n g vor: 53
a.
N P is nominative if governed by A G R
S o h a b e n Löbel ( 1 9 9 2 ) f ü r das D e u t s c h e und Shin ( 1 9 9 3 ) z u s ä t z l i c h f ü r das Koreanische versucht, eine KP zu rechtfertigen. W i e Shin selbst zugibt, bleibt vieles ungeklärt. Ein sehr unbefriedigender Punkt bei diesem Vorschlag ist, daß B e w e g u n g e n innerhalb der KP a n g e n o m m e n w e r d e n müssen. O b diese B e w e g u n g e n A- oder A ' B e w e g u n g e n sind, b l e i b t u n b e a n t w o r t e t . S h i n ( 1 9 9 3 ) v e r s u c h t zu z e i g e n , d a ß K o n g r u e n z p h ä n o m e n e innerhalb der N P mit der KP-Analyse erfolgreich erklärt werden k ö n n e n (vgl. S p e n c e r (1992)) für eine andere A n a l y s e ) . Für das S p a n i s c h e o d e r Baskische scheint mir die KP nicht geeignet zu sein, denn das Bakische v e r f ü g t über keine nominale K o n g r u e n z und im Spanischen kongruiert alles außer Kasus in der NP. F e r n e r ist unklar, auf w e l c h e W e i s e die drei g r a m m a t i s c h e n K a s u s v o n e i n a n d e r unterschieden werden (vgl. auch Spencer (1992)). in e i n e m n e u e r e m Modell ( C h o m s k y (1986, 1992)) k o m m e n die W ö r t e r flektiert aus dem Lexikon und müssen ihre M e r k m a l e in der entsprechenden Position überprüfen. W e n n lexikalische Items tatsächlich im Lexikon flektiert sind, hat dies K o n s e q u e n z e n f ü r den S p r a c h e r w e r b . Es w ü r d e b e d e u t e n , d a ß vor d e m E r w e r b der s y n t a k t i s c h e n Relation, die f ü r das Ü b e r p r ü f e n eines b e s t i m m t e n Kasus z u s t ä n d i g ist, f ü r Kasus f l e k t i e r t e N P n mit f l e k t i e r t e n V e r b e n e r s c h e i n e n . Es m ü ß t e a u c h m ö g l i c h sein, B e i s p i e l e in den E r w e r b s d a t e n zu f i n d e n , die aus f l e k t i e r t e n , l e x i k a l i s c h e n Items bestehen, j e d o c h die Spec-Head Relation verletzen, wie *mir spiele oder *ich spielt. Die g ä n g i g e Literatur z u m S p r a c h e r w e r b (Tracy (1986), C l a h s e n (1986), Parodi (1990), Stenzel (1994) etc.) scheint dieser Idee zu widersprechen. Angesichts dieser B e f u n d e und der t h e o r e t i s c h e n A n n a h m e n z u m K a s u s als r e l a t i o n a l e r B e g r i f f w e r d e ich von Kasuszuweisung sprechen.
84
Der Erwerb des Kasus bei bilingualen Kindern
b. NP is objective if governed by V with the subcategorization feature: - N P (i.e. transitive) c. NP is oblique if governed by P d. NP is genitive in [ N P - X ] 9 3 e. NP is inherently Case-marked as determined by properties of its [ - N ] governor94
Der Kasus des Objekts (Akkusativ oder Absolutiv) ist nach Chomskys Definition für beide Sprachen der unproblematischste Kasus von den dreien. Der Objektiv wird als eine Komplementrelation in einem bestimmten Subkategorisierungsrahmen eines Verbs bezeichnet. Abb. 13i
Abb 13ii
VP
/\ / \
Spec
VP
V'
NP
sov
/\ / \
Spec
V
V'
V
svo
NP
Die Kasuszuweisung an Objekte findet in Abhängigkeit der Köpfigkeit jeweils bei SOV (Abb. 13i) nach links oder bei SVO (Abb. 13ii) nach rechts statt. Dies wird unter dem Terminus Direktionalität subsumiert und stipuliert, daß Kasuszuweisung in der jeweils anderen Richtung nicht zulässig ist. Findet man bei einer SVOSprache OV-Strukturen, bedeutet dies, daß dieses Objekt in der KomplementPosition den Kasus Objektiv erhalten hat und dann bespielsweise topikalisiert worden ist (s. Kapitel 2.1.7.). Ähnliches gilt bei einer VO-Struktur in einer SOVSprache (vgl. Ortiz de Urbina (1989), der die verschiedenen Wortstellungen im Baskischen behandelt). Die anderen in dieser Arbeit behandelten Kasus Nominativ, Ergativ und Absolutiv sind jedoch problematischer, da es zu erheblichen Überschneidungen kommt (Tabelle 15). Z u n ä c h s t werde ich die Problematik des N o m i n a t i v s bei den verschiedenen Verbgruppen behandeln, um dann den Ergativ und Absolutiv im Baskischen anzusprechen. Nach der Definition in 53a wird Nominativ unter mK o m m a n d o in Spec-AgrP zugewiesen. In beiden Sprachen befindet sich die SpecPosition links (vgl. auch K a y n e (1994)). Wie Nominativ an VS-Strukturen zugewiesen wird, ist ein viel diskutiertes Thema. Die VS-Strukturen schließen zum einen die Subjekte der transitiven und unergativen und zum anderen die der
Der Genitiv wird in dieser Arbeit nicht behandelt. Der Dativ wird gesondert in Kapitel 2.5.1. behandelt.
Theoretischer Teil
85
unakkusativen Verben ein. Bei V tr S und V u n e r g S handelt es sich um derivierte Strukturen 95 , denn das Verb wird kontrastiv betont (s. Torrego (1984)). Q °unakk
Subjekt,,.
DO NPn Pronomina Spanisch Nominativ Nominativ Nominativ Akkusativ präverbal präverbal postverbal postverbal Baskisch Ergati v Absolutiv Absolutiv Absolutiv präverbal präverbal präverbal präverbal Tabelle 15 Distribution der unmarkierten Wortstellung und Kasus.
IO Dativ postverbal Dativ präverbal
Wie Kasus an die postverbalen Subjekte unakkusativer Verben zugewiesen wird, wird in der neueren Literatur heftig diskutiert. Burzio (1986) und Belletti (1988) haben sich mit solchen Strukturen im Italienischen befaßt und zwei verschiedene Vorschläge für die Erklärung der Kasuszuweisung an die postverbalen Subjekte gemacht, die aufgrund der distributionellen Ähnlichkeiten auch für das Spanische gelten könnten (vgl. Müller & Riemer (1998)). Bei einem Vergleich mit den nachgestellten Subjekten der unergativen und unakkusativen Verben kommt Burzio (1986) zu dem Schluß, daß das Subjekt der ersten in Spec-VP, während die letzten in der Objektposition (Abb. 14ii) generiert (Abb. 8i) werden. Bei der Nachstellung des Subjekts bei den unergativen Verben muß eine Rechtsadjunktion an EP angenommen werden (Abb. 14ii). Abb. 14i
Abb. 14ii
A
IP
NP
VP / \
' IP
Spec
V' V
'
N NPj
^
NP
Um die Generierung der Subjekte unakkusativer Verben in V-Komplement zu rechtfertigen, postuliert Burzio Folgendes: • •
Die unakkusativen Verben haben auch eine SVO-Struktur. Die Subjekte unakkusativer Verben werden in [ V p[VNP]] generiert.
Vgl. Burzio Italienischen.
(1986)
für d i e
VS-Strukturen
bei den unergativen
Verben
im
86
Der Erwerb des Kasus bei bilingualen Kindern
• • •
Akkusativ kann an das V-Komplement nicht zugewiesen werden. (Burzios üeneralisierung). Nominativ wird an das VP-Komplement durch Koindizierung mit einem leeren Element in Spec-IP vergeben. Es handelt sich um eine A-Kette. Um der Verletzung des Prinzips C der Bindungstheorie zu entgehen, wird die basisgenerierte N P mit dem leeren Element in Spec-IP kosuperskribiert.
Da Burzio (1986: 185) von S V O 9 6 für unakkusative Verben ausgeht, schlägt er folgendes Prinzip vor, um die Thetatheorie nicht zu verletzen. Mittlerweile ist es als Burzios Generalisierung bekannt: e
s
o A
Dies ist ein lexikalisches Prinzip, welches universale Geltung hat. Verben, die Akkusativ zuweisen können, können ihren Subjekten 0 - R o l l e n z u w e i s e n . Umgekehrt gilt auch, daß Verben, die ihren Objekten keinen Kasus zuweisen können, ihren Subjekten keine 0-Rollen zuweisen. Solche Verben sind laut Burzio aus transitiven Verben entstanden. Anhand von Burzios Generalisierung werden weder 0-Rollen- noch Kasusfilter verletzt, denn sowohl Kasus als auch 0 - R o l l e können nur einmal zugewiesen werden. Trotzdem ist bei Burzios Ansatz die Kasuszuweisung an postverbale Subjekte problematisch. Burzio nimmt an, daß genauso wie in den englischen Existentialsätzen eine Koindizierung zwischen der präverbalen Subjektposition (there im Englischen) 9 7 und der postverbalen N P besteht. Koindizierung gilt nicht nur dann, wenn Bewegungen stattgefunden haben. Im I t a l i e n i s c h e n steht statt einer o v e r t e n e i n e leere K a t e g o r i e in d i e s e r S p e c - I P
Position, die mit der S u b j e k t - N P im V - K o m p l e m e n t koindiziert ist. Um Bindungsprinzip C nicht zu verletzen, muß Burzio annehmen, daß es nicht die übliche K o s u b s k r i b i e r u n g , sondern eine K o s u p e r s k r i b i e r u n g z w i s c h e n den koindizierten Elementen gibt, die für die Syntax unsichtbar ist. Die Tatsache, daß einerseits der Kettenbegriff erweitert wird und andererseits auf Kosuperskribierung zurückgegriffen werden muß, verdeutlicht, daß die 'nicht markierten' postverbalen Subjekte der unakkusativen Verben eine Herausforderung für die Kasustheorie sind, denn die Regens-Subjekt-Relation wird allein durch Koindizierung hergestellt. Ein weiteres Problem ist m.E. die Erklärung der Subjekte in präverbaler Position. W e n n durch die Koindizierung sowohl Kasus als auch Kongruenz übertragen werden, kann sich im Falle von SV das Subjekt nicht in Spec-IP befinden, da dies den Kasusfilter verletzen würde.
Er deutet an, daß unakkusativische Verben sowohl für ein Subjekt als auch für ein Objektargument subkategorisiert sind. Das mit dem Subjekt koreferente Klitikon von Verben w i e romperse 'kaputtgehen', etc. deutet nach Burzio ( 1 9 8 6 : 3 8 ) auf die Unfähigkeit des Verbs hin, dem Subjekt eine 0-Rolle zuzuweisen. Muttersprachler des Deutschen akzeptieren es kommt Angela, jedoch nicht *es kommt sie. Dieser Test zeigt, daß man nicht von Koindizierung der beiden Positionen ausgehen kann.
Theoretischer Teil
87
Belletti (1988) hat die oben genannten Probleme bei Burzios Vorschlag erkannt und macht ihren eigenen, sehr interessanten Vorschlag. Anhand von Evidenz aus dem F i n n i s c h e n hat Belletti (1988) nach C h o m s k y ( 1 9 8 6 ) den V e r s u c h u n t e r n o m m e n , einen dritten Kasus, den Partitiv, f ü r das Italienische zu rechtfertigen. Sie hat vorgeschlagen, daß der Partitiv ein optionaler lexikalischer Kasus ist. Belletti, die die Kasuszuweisung postverbaler Subjekte unakkusativer Verben ä la Burzio im Italienischen anficht, schlägt Folgendes vor: • • •
Postverbale Subjekte unakkusativer Verben erhalten den Nominativ nicht via Koindizierung (Burzio (1986)), da VP eine Barriere für Rektion ist. Postverbale Subjekte unakkusativer Verben erhalten folglich inhärent den Partitiv von V. Für die präverbalen Subjekte unakkusativer Verben muß Belletti einräumen, daß es möglich sein muß, einen inhärenten mit einem strukturellen Kasus zu kombinieren. Eine NP, die inhärent Partitiv erhalten hat, kann nach Spec-IP bewegt werden und dort den Nominativ erhalten.
Die Art und Weise, wie die präverbalen Subjekte von beiden Ansätzen erklärt werden, führt m.E. zu einer Verletzung des Kasusfilters, da eine N P zwei verschiedene Kasus erhält. Ferner müssen beide Ansätze Zusatzannahmen machen, die nur für unakkusative Verben gelten. Diese verletzen gelegentlich etablierte Prinzipien. E i n e m ö g l i c h e L ö s u n g f ü r die K a s u s z u w e i s u n g an postverbale Subjekte unakkusativer Verben im Spanischen wird am E n d e dieses Kapitels vorgeschlagen. Die Subjekte unakkusativer Verben sind auch für das Baskische problematisch, denn sie werden mit dem gleichen morphologischen Kasus markiert wie die Objekte 9 8 . Um die Kasuszuweisung an diese Subjekte und Objekte zu erklären, haben die Forscher verschiedene Vorschläge gemacht. Die Ausgangsposition bezüglich der Struktur von Infi ist ebenfalls unterschiedlich. Obwohl ich in Kapitel 2.1.6. gegen ein geteiltes INFL argumentiert habe, werde ich diese T h e s e im Zusammenhang mit der Kasuszuweisung in Betracht ziehen. Ich werde zeigen, daß ein geteiltes INFL (Abb. 15ii, iii) die Problematik des Ergativs und Absolutivs nicht besser erklärt als eine Hypothese ohne geteiltes INFL (Abb. 15i). Folgende Ansätze werden diskutiert: • •
Struktur ohne gespaltenes INFL (Ortiz de Urbina (1989)) Strukturen mit g e s p a l t e n e m " INFL (Oyhar£abal (1992), Uriagereka (1992), Laka (1993))
Dieser kann morphologisch Absolutiv oder Partitiv sein. Die Vor- und Nachteile einer gespaltenen Infi u.a. bezüglich der Wortstellung sind in Kap. 2.1.6. behandelt worden.
88
Der Erwerb des Kasus bei bilingualen Kindern
Abb. 15i
Abb. 15ii
Abb. 15iii
A A A A
AgrlP
Agr-S-P Spec
Agr-S-P'
Agr-IO-P Agr-S
Spec-Agr-IO-P Agr-IO'
f
A
Tns
Spec V'
^ % /7\
Agr-DO-P Agr-IO /
A A A A Agrl'
Agr
TP
T'
T
\
Agr2P /
A
Spec-Agr-DO-PAgr-DO'
A¿B V
C1
VP
Agr-DO
\
A
C2 Aer2' Agr2 VP
Ich werde zunächst die H y p o t h e s e mit dem gespaltenen I N F L besprechen. Oyhargabals Hypothese beruht auf der Annahme, daß es eine strikte Unterscheidung zwischen lexikalischem und strukturellem Kasus gibt: • •
ergative case is an inherent Case; absolutive case is structural Case (both nominative and accusative) Oyhar?abal (1992: 310)
Oyhar9abal macht folgende Annahmen: 1. Im Baskischen gibt es nur einen strukturellen Kasus: den Absolutiv. 2. Dativ und Ergativ sind lexikalische Kasus 1 0 0 . 3. I läßt sich in Agr und Tense gliedern. Agr besteht aus drei unabhängigen Projektionen: Agr-S, Agr-IO(indirektes Objekt), und Agr-O(bjekt) 1 0 1 . 4. Kasusmarkierung wird von der Kasusrealisierung unterschieden (Chomsky 1986). 5. Alle Argumente werden VP-intern generiert und werden auch dort thetamarkiert, was unkontrovers ist. Oyharsabal begründet die Dreiteilung von Agr damit, daß das Baskische dreifache Kongruenz besitzt und damit dreifaches pro-drop erlaubt. Agr-S dominiert Agr-IO
S i e h e Kapitel 2.5.1. für die D e f i n i t i o n v o n l e x i k a l i s c h e m Kasus. Ich werde anstatt D für Dativ 1 0 indirektes Objekte und für O s e i n e r s e i t s direktes Objekt gebrauchen.
DO
89
Theoretischer Teil
und dieses Agr-O. Die R e i h e n f o l g e der P r o j e k t i o n e n ergibt sich aus den distributioneilen Fakten. Die unmarkierte Wortstellung ist S IO DO, was bei der Benutzung von multiplen wh-Fragen (54a) sichtbar wird, bei denen eine andere Reihenfolge (54b) zu Ungrammatikalität führt. Oyhar§abal äußert sich nicht zur Position der TP 1 0 2 . 54
a. Nork nori zer eman dio? 'Wer hat wem was gegeben? b. *Nori nork zer eman dio? *'Wem hat wer was gegeben?
K o n t r o v e r s für das B a s k i s c h e scheint mir, zwischen K a s u s z u w e i s u n g und -realisierung zu unterscheiden. Oyhar^abal folgt C h o m s k y s Vorschlag mit folgender Zusatzannahme: Abb. 16 Case realization F"
/\
D"case
F'
/\
F" I Lmax
/\
tk
F
L' \
Case assignment
ti
F ist eine funktionale und L eine lexikalische Kategorie (Abb. 16). Kasus wird vom lexikalischen Kopf zugewiesen, die morphologische Realisierung findet in der entsprechenden funktionalen Kategorie (Spec-Agr-IO, SpecAgr-S in Abb. (15ii)) statt. Oyhar?abal behauptet, daß die Bewegung der D P von der d-strukturellen Position in die s-strukturelle Position von der Verbbewegung induziert wird und daher obligatorisch ist. Sollten Dativ und Ergativ lexikalische Kasus sein, dann macht diese D i f f e r e n z i e r u n g in K a s u s z u w e i s u n g und - R e a l i s i e r u n g zwei Vorhersagen für den Spracherwerb:
Uriagereka (1993) plädiert für eine TP über Agr-S-P im Baskischen.
90
Der Erwerb des Kasus bei bilingualen Kindern • •
Es müßte möglich sein, nicht-finite Verben mit NPn in Ergativ und Dativ in einer frühen Spracherwerbsphase zu finden. Der Erwerb von Dativ sollte dem Erwerb von Ergativ in einigen Zügen ähneln.
Wie ich in Kapitel 3.2. zeigen werde, unterscheidet sich der Erwerbsverlauf des Ergativs sehr stark von der Entwicklung des Dativs. In einer ersten Phase liegen weder ergativ- noch dativmarkierte NPn mit nicht-finiten Verben vor. O y h a ^ a b a l diskutiert j e d o c h auch P a s s i v k o n s t r u k t i o n e n , in d e n e n keine Verbkongruenz besteht und Ergativ bzw. Dativ morphologisch realisiert werden können. Dies sind sehr spezielle Konstruktionen, die im Rahmen dieser Arbeit w e i t g e h e n d i g n o r i e r t w e r d e n , da sie in der K i n d e r s p r a c h e mit h o h e r Wahrscheinlichkeit nicht auftreten. Sie sind insofern interessant, als sie der Teilung in Kasuszuweisung und -realisierung m.E. widersprechen. Für solche Konstruktionen muß Oyhar^abal einräumen, daß Kasuszuweisung und -realisierung in ein und derselben Position möglich ist. Dies bedeutet wiederum, daß sowohl Ergativ als auch Dativ in der VP realisiert werden können. Die Implikation ist, daß es zwei verschiedene Konfigurationen für die Realisierung eines sog. lexikalischen Kasus gibt: jeweils eine VP-interne und eine Spec-Position einer funktionalen Kategorie. Wenn man diese Teilung zuläßt, scheint mir der Begriff von Kasus als relationaler Begriff angegriffen zu sein, denn ein Kasus wird als Relation zu zwei verschiedenen Köpfen angesehen. Absolutiv ist nach Oyhar9abal der einzige strukturelle Kasus, der ausschließlich von einem funktionalen Kopf vergeben werden kann (Tabelle 16). Oyhar§abal nimmt an, daß Objekte und Subjekte der unakkusativen Verben im Baskischen in der V-Komplement Position generiert werden. Er nimmt zusätzlich an, daß Verben im B a s k i s c h e n k e i n e n strukturellen K a s u s z u w e i s e n k ö n n e n . D i e in VKomplement generierten NPn müssen dann in eine Position bewegt werden, in der sie Kasus erhalten. Subjekte intransitiver Verben werden nach Spec-Agr-S bewegt und erhalten dort den Absolutiv. Die Objekte werden nach Spec-Agr-O bewegt und erhalten dort Absolutiv. Daß die Objekte bei den transitiven Verben nach SpecAgr-S bewegt werden, wird dadurch verhindert, daß sich die Ergativ-NP bereits nach der Verbbewegung in Spec-Agr-S befindet. Kasuszuweisung D-Struktur Spec-VP V-Kompl
Kasusrealisierung S-Struktur Ergativ Spec-Agr-S Dativ Spec-Agr-IO Absolutiv Spec-Agr-O Spec-Agr-S Tabelle 16 Kasuszuweisung im Baskischen nach Oyhar§abal (1992). Auf die Tatsache, d a ß der Absolutiv in zwei v e r s c h i e d e n e n strukturellen K o n f i g u r a t i o n e n (Spec-Agr-S, S p e c - A g r - O ) zugewiesen werden kann, geht
91
Theoretischer Teil
Oyhargabal überhaupt nicht ein. Daß zwei verschiedene Kasus (Ergativ, Absolutiv) von einem Kopf zugewiesen werden, wird auch nicht angesprochen. Nach Oyhar?abaIs Analyse erklärt sich das verschiedenartige Verhalten der Absolutive dadurch, daß diese Absolutive in der S-Struktur jeweils in einer anderen strukturellen Position auftreten. Oyhargabal behandelt keine untergeordneten Sätze (55a-b), in denen alle drei Kasus ohne Mitwirkung einer Agr-Projektion erklärt werden müssen. Kasus kann in solchen Sätzen offenbar in VP lizensiert werden. 55
a. Ni-k nahi dut [Angelak bere autoa ekartzea] Ich-E möchten Aux [Angela-E ihr Auto-0 mitbringen] 'Ich will, daß Angela ihr Auto mitbringt' b. Ni-k nahi dut [Klaudia Italiatik etortzea] Ich-E möchten Aux [Claudia Italien-aus kommen] 'Ich will, daß Claudia aus Italien kommt'
In diesen Strukturen kann für Ergativ und gegebenenfalls Dativ a n g e n o m m e n werden, daß sie lexikalisch zugewiesen und in situ realisiert werden. Beim Absolutiv wäre dies unmöglich, da das Verb keinen stukturellen Kasus zuweisen kann, was in Oyhar?abals Modell zu einer Verletzung des Kasusfilters und Ungrammatikalität führen dürfte. Dies ist jedoch in (55a-b) nicht der Fall. Laka (1993) (Abb. 15iii) geht ebenfalls von einem gespaltenen INFL aus, in dem eine erste Agr-Projektion TP und diese Agr-2-P dominiert 1 0 3 . Kasus 1 wird in Spec-Agrl zugewiesen und korreliert mit dem Nominativ bzw. Ergativ, Kasus 2 wird in Spec-Agr2 zugewiesen und korreliert mit dem Akkusativ bzw. Absolutiv. Laka versucht a n h a n d eines binären P a r a m e t e r s , die K a s u s z u w e i s u n g in akkusativen und ergativen Sprachen zu beleuchten. Die transitiven Sätze sind von diesem P a r a m e t e r nicht betroffen. Von A g r l durch A d j u n k t i o n an T wird Nominativ bzw. Ergativ, von Agr2 mittels Adjunktion von V dagegen Absolutiv oder Akkusativ zugewiesen. Eine parametrische Variation wird nur f ü r die unakkusativen Verben erlaubt. Wenn A g r l aktiv ist, ergibt sich ein akkusatives, bei Agr2 ein ergatives System. Parameter
Activate C v
ergative Case system
Activate C T
nominative Case sytsem
(Laka (1993))
Dies bedeutet, daß bei den unakkusativen Verben in einer akkusativen Sprache Nominativ von A g r l zugewiesen wird und daß sich in einer ergativen Sprache die Zuweisung von Absolutiv unter Agr2 vollzieht. In dieser Theorie sind jeweils T und V an der Kasuszuweisung beteiligt. Ein Nachteil von Lakas Vorschlag ist, daß sie für unakkusative Verben zwei Agr-Projektionen annimmt. Dies ist besonders
Über eine eigene Projektion für Dativ sagt Laka nichts.
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Der Erwerb des Kasus bei bilingualen Kindern
problematisch für die Verbanhebung, denn unakkusative Verben kongruieren nur mit einem Argument, dem Subjekt. Lakas und Oyhar?abals Vorschlägen ist gemeinsam, daß der Absolutiv j e nach Zugehörigkeit zu einer Verbklasse in einer anderen Projektion zugewiesen wird. Der Absolutiv kann in diesen zwei Ansätzen nicht als Relation zu einem einzigen Kopf angesehen werden. Ortiz de Urbina (1989) (Abb. 15i) schlägt ein INFL ohne Spaltung vor. Er nimmt für das Baskische an, daß Infi aus Tense und Agr besteht. Die Besonderheit des Baskischen liegt darin, daß Agr sich aus drei hierarchisch geordneten Teilen zusammensetzt: (A)bsolutiv, (E)rgativ und (D)ativ, die j e d o c h keine eigene Projektion projizieren. A g r — > A ( E ) (D) Absolutiv ist bei allen Verben obligatorisch, während Dativ und Ergativ optional h i n z u g e f ü g t w e r d e n k ö n n e n . A l l e drei K o m p o n e n t e n sind p o t e n t i e l l e Kasuszuweiser. Ortiz de Urbina zeigt, daß Objektkongruenz 1 0 4 im Baskischen den gleichen Status wie S u b j e k t k o n g r u e n z hat, denn sie kann u.a. O b j e k t - p r o s lizensieren. Die Lizensierung von pro erfolgt unter d e m RektionsVerhältnis zwischen der zu lizensierenden Kategorie und dem Regens. In Ortiz de Urbinas Struktur gilt dies nur für die Subjekte. Er zeigt jedoch, daß die Lizensierung der Objekt-pros auch dann erfolgen kann, wenn Agr das betreffende pro nicht im traditionellen Sinne regiert, wie es in Struktur (15i) der Fall ist. Ortiz de Urbina weist darauf hin, daß die Teilkomponente A g r - 0 das nächstmögliche Regens für die Objekt-NPn ist. Kasuszuweisung m u ß nach Ortiz de Urbina (1989) unter Rektion erfolgen. Das Subjekt kann strukturell von Agr in I entweder Absolutiv oder Ergativ erhalten. Subjekte transitiver und unergativer Verben müssen nach Spec-I bewegt werden, damit sie dort Ergativ b e k o m m e n . Auch die unter V - K o m p l e m e n t generierten Subjekte unakkusativer Verben müssen nach Spec-IP, um dort Absolutiv zu erhalten. Dies beinhaltet, daß Burzios Generalisierung auch im Baskischen Geltung hat 105 . Ortiz de Urbina (1989: 53ff) zeigt das anhand der Position der Negation ez, [...] since ez appears before the predicate VP, the preceding data show that unaccusative arguments must occupy the subject position rather than their DObject position within VP. Ortiz de Urbina (1989: 54)
Ortiz de Urbina vergleicht Objektkongruenz im Baskischen mit den Klitika in anderen Sprachen und kommt zu dem Schluß, daß es zwischen den beiden Phänomenen erhebliche Unterschiede gibt. L e v i n ( 1 9 8 3 ) schlägt eine andere Analyse vor, die ich ignorieren werde. Siehe Ortiz de Urbina (1989) für eine detaillierte Kritik gegen ihren Vorschlag.
Theoretischer Teil
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Die Z u w e i s u n g von Absolutiv und Dativ bei ditransitiven Verben erfolgt in Ortiz de Urbinas (1989: 57) Worten nach folgendem Prinzip 1 0 6 : Assign Absolutive to N " iff it is first object of V Assign Dative to N " iff it is second object of V
Ortiz de Urbinas Vorschlag läßt sich wie folgt z u s a m m e n f a s s e n (Tabelle 17): Subtf/ungrg
Subunakk
Objekte
Ergativ Spec-IP Absolutiv Spec-IP V-Komplement Dativ V-Komplement Tabelle 17 Kasuszuweisung nach Ortiz de Urbina (1989). A u s der D i s k u s s i o n in d e n v o r i g e n A b s ä t z e n ist klar g e w o r d e n , d a ß d i e vorgestellten Vorschläge in beiden Sprachen P r o b l e m e a u f w e i s e n . E n t w e d e r wird ein K a s u s in Relation zu zwei verschiedenen K ö p f e n gesetzt oder ein Kopf kann zwei K a s u s zuweisen. Angesichts dieser theoretischen P r o b l e m e scheint mir der Vorschlag von D i x o n (1994) S (Subjekt eines unakkusativen Verbs), A (Subjekt eines t r a n s i t i v e n V e r b s ) und O ( O b j e k t ) , strukturell zu u n t e r s c h e i d e n , e i n e Überlegung wert zu sein. Dies wäre möglich, indem drei verschiedene strukturelle K a s u s f ü r die j e t z i g e n N o m i n a t i v und A k k u s a t i v b z w . E r g a t i v und A b s o l u t i v a n g e n o m m e n würden. Zwei P r o b l e m e müssen gelöst werden: wie werden diese Kasus strukturell definiert und wie wird Kongruenz erklärt? Bittner & Haie (1996) versuchen anhand von Evidenz aus Sprachen wie Inuit und Warlpiri der V P in den m o r p h o l o g i s c h ergativen Sprachen einen anderen Status e i n z u r ä u m e n als in d e n s y n t a k t i s c h e r g a t i v e n S p r a c h e n . D i e V P ist in m o r p h o l o g i s c h e r g a t i v e n S p r a c h e n (Warlpiri) f ü r R e k t i o n von C t r a n s p a r e n t , w ä h r e n d V P in syntaktisch ergativen Sprachen opak ist. Bittner & Haie m a c h e n e i n e strikte U n t e r s c h e i d u n g z w i s c h e n K a s u s und K o n g r u e n z . K o n g r u e n z ist a l l g e m e i n eine A n t e z e d e n s - R e k t i o n - R e l a t i o n , w ä h r e n d K a s u s e i n e strukturelle Relation z w i s c h e n Kopf und e i n e m Spezifikator oder K o m p l e m e n t darstellt, die bereits in der V P vorliegt (vgl. auch Itriadou (1990), Spencer (1992)). The assignment of Case to the arguments of the verb is determined by the structural relations within the VP. Bittner & Haie (1996: 563)
O b K o n g r u e n z in den beiden hier untersuchten Sprachen in C oder I oder in einer Agr-Phrase über T ausbuchstabiert wird, ist für diese Arbeit zweitrangig. In Bittner & Haies Modell haben unergative im Vergleich zu den transitiven V e r b e n eine leere Komplementposition. Alle Eigenschaften, die das Subjekt betreffen, sind im
Durch dieses Prinzip wird verhindert, daß Dativ von Agr an Spec-IP zugewiesen wird.
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Der Erwerb des Kasus bei bilingualen Kindern
Z u s a m m e n h a n g mit der Spec-VP-Position zu sehen. Bei den unergativen und transitiven V e r b e n w e r d e n d i e S u b j e k t e in S p e c - V P generiert, b e i d e n unakkusativen in V - K o m p l e m e n t , die dann nach S p e c - V P bewegt werden. Kasuszuweisung wird in der VP vollzogen. In diesem Modell ergeben sich auch nur /.uei Kasus. Wenn man der Dixonschen Aufteilung Glauben schenkt und Lakas (1993) Idee der P a r a m e t r i s i e r u n g verfolgt, k ö n n t e man mit w e n i g e n V e r ä n d e r u n g e n eine Dreiteilung im Sinne von Bittner und Haie (1996) erhalten. Wenn man mit Laka a n n i m m t , daß die transitiven und unergativen V e r b e n vom P a r a m e t e r der Ergativität nicht betroffen sind und sich ein Parameter formulieren läßt, der nur für unakkusative Verben gilt, würde er wie folgt aussehen: V P ist transparent für Rektion von T bei den unakkusativen Verben Abb. 17i
Abb. 17ii
A.gr
V NP se ha c a í d o el c o c h e
NP V autoa erori d a
Dies würde im Spanischen (SVO) die V u n a k l ( S und SV u n a k k im Baskischen (SOV) direkt erklären (Abb. 17i, 17ii). Nominativ könnte von T in Spec-VP vergeben werden. Diese Option würde solche Sätze wie *se ha el coche caído' gefallen das Auto ist' generieren. Daher wäre es für das Spanische angemessener, diese NP in situ in V-Komplement mit dem Kasus zu markieren. V u n a k k S muß im Baskischen als eine V zu C Bewegung erklärt werden. SVunakk im Spanischen wäre als eine Bewegung nach Top (vgl. Kapitel 2.1.8.) zu erklären, falls eine nicht fokussierte Lesart (Bewegung nach Spec-CP) im Spiel ist. Eine Bewegung nach Spec-TP ist bei den Subjekten unakkusativer Verben ausgeschlossen, da diese Position eine Kasusposition ist und dies zu einer Verletzung des Kasusfilters führen würde. Die Subjekte der transitiven Verben müssen in beiden Sprachen nach Spec-TP bewegt werden, um dort den Ergativ zu erhalten. Diese Bewegung ist vom Kasusfilter erzwungen, da T bei den transitiven Verben in VP nicht regieren kann. Diese Hypothese macht starke Voraussagen über den Spracherwerb, die in Kapitel 2.6. behandelt werden. Akkusativ wird strukturell und Dativ lexikalisch in V Komplement vergeben. Für die morphologisch ergativen Sprachen müßte man die in 5 3 nach C h o m s k y ( 1 9 8 1 ) a u f g e s t e l l t e n R e l a t i o n e n b e z ü g l i c h d e r Kasuszuweisung an Subjekte und direkte Objekten entsprechend nach Tabelle 18 modifizieren.
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Theoretischer Teil
Str c
J
unakk
Objekte Tabelle 18
Spanisch Ergativ in Spec-IP Agr in Spec-IP Nominativ in V-Kompl
Baskisch Ergativ in Spec-IP Agr in Spec-IP Nominativ in V-Kompl Agr durch Rektion Akkusativ in V-Kompl Absolutiv in V-Kompl Agr durch Rektion Kasuszuweisung im Spanischen und Baskischen.
Belletti & Rizzi (1988) rechnen die psychologischen Verben (u.a. gustar 'gefallen') zur Klasse der unakkusativen Verben. Auch bei diesen Verben sind postverbale Subjekte möglich, wobei die d-strukturelle Wortstellung [V Nominativ Dativ] abweichend 1 0 7 ist (Belletti & Rizzi (1988: 339f.)). Es sind entweder Nominativ V Dativ oder Dativ V Nominativ erlaubt. Sollte die hier vorgestellte Hypothese richtig sein, daß T bei unakkusativen Verben in die VP regieren kann, dann könnte das Subjekt in V-Komplement strukturell den Nominativ und das Objekt in VKomplement lexikalisch den Dativ erhalten. Auf diese Art und Weise könnten sowohl SV p s y D als auch DV p s y S erklärt werden. Nichtsdestotrotz scheint mir eine gründlichere Auseinandersetzung mit dem Kasus der psychologischen Verben notwendig zu sein. Der hier angedeutete Vorschlag m u ß mit Sicherheit noch ausgefeilt werden.
2.5.1. Die Analyse der Dative unter besonderer Berücksichtigung der Doppelobjektkonstruktionen im PPT-Rahmen Für die B e h a n d l u n g des Dativs müssen die B e g r i f f e der lexikalischen und strukturellen Kasuszuweisung gegenübergestellt werden. Strukturelle Kasus sind solche, die unter (53a-d) zugewiesen werden, während lexikalischer Kasus derjenige ist, der unter (53e) zugewiesen wird (Chomsky (1981: 170ff.), Haegeman (1991: 165)). D i e strukturelle K a s u s z u w e i s u n g ist fakultativ und vollzieht sich unabhängig von der Thetarollenzuweisung. Dies bedeutet, daß die Thetarolle in einer und der Kasus in einer anderen Position zugewiesen werden kann. Für die lexikalische Kasuszuweisung gelten die gleichen strukturellen Bedingungen wie für die strukturelle Kasuszuweisung. Der einzige Unterschied liegt darin, daß die Kategorie, die die N P thetamarkiert, diese auch kasusmarkiert. Die lexikalische Kasuszuweisung ist daher obligatorisch und vollzieht sich auf der D-Struktur. D a t i v 1 0 8 ist der lexikalische Kasus par excellence g e w e s e n . V e r s c h i e d e n e Thetarollen werden in Verbindung mit dem Dativ gesetzt: Benefaktiv, Goal oder
Belletti & Rizzi argumentieren dahingehend, daß die R e i h e n f o l g e Experiencer auch bei anderen nicht-akkusativischen Verben nicht gestattet ist.
Thema
Es scheint plausibel zu sein, daß nicht alle Dative in jeder Sprache als lexikalische Kasus gelten können. Czepluch (1988) und Wegener (1989) zeigen für das Deusche, daß nicht alle Dative auf die gleiche Art und Weise bei Koordination und Topikalisierung reagieren, so daß zwischen lexikalischen und strukturellen Dativen differenziert werden muß.
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Der Erwerb des Kasus bei bilingualen Kindern
Experiencer sind die wichtigsten. Der Experiencer tritt bei Thema-Subjekten auf, der Benefaktiv bei den agentivischen Entsprechungen. Die Verben, die einen lexikalischen Kasus zuweisen, v e r f ü g e n über diese Information im Lexikon. Bei Verben wie avudar 'helfen' ist die Dativzuweisung unproblematisch. V weist seinem Komplement zwingend lexikalisch Dativ zu. Doppelobjektkonstruktionen (vgl. auch Czepluch (1994)) sowie die Dative bei den psychologischen Verben sind eher problematisch, weil V zwei d-strukturelle Komplemente hat. Dies liegt darin begründet, daß die binäre Verzweigung breite Akzeptanz genießt, und demzufolge zwei Objekte nicht unter einem Kopf stehen können. Zur Zeit werden m.W. drei Alternativstrukturen für die Generierung der Dative in VP diskutiert, insbesondere die von Larson (1988). Barss & Lasnik (1986) schlagen eine Struktur ohne binäre V e r z w e i g u n g vor, die keine cKommando-Asymmetrien voraussagt. Chomsky (1991) auf der einen und Larson (1988) sowie Demonte (1995) auf der anderen Seite nehmen Strukturen an, die sowohl die Binarität beachten als auch c-Kommando-Asymmetrien zulassen. Bei Doppelobjektkonstruktionen müssen sowohl Kasus- als auch Thetarollenzuweisung erklärt werden. In Sprachen mit freier Wortstellung wie dem Baskischen und dem Spanischen müssen zwei verschiedene Wortstellungen, Dativ-Akkusativ (bzw. Absolutiv) sowie Akkusativ-Dativ, erzeugt werden. Es wird generell angenommen, daß das Baskische S 10 D O (Oyhar^abal (1992), Ortiz de Urbina (1989)) und das Spanische S D O IO 1 0 9 aufweisen. Unter der Annahme, daß die VP hierarchisch aufgebaut ist, dürften sich Spanisch und Baskisch bezüglich der cKommando-Asymmetrien gerade gegensätzlich verhalten. In der traditionellen Literatur stehen (18i) (Chomsky (1981)), (18ii) (Barss & Lasnik (1986)) als m ö g l i c h e S t r u k t u r e n für das Englische in D o p p e l o b j e k t k o n s t r u k t i o n e n zur V e r f ü g u n g . So sagt (18ii) e n t g e g e n den beobachteten Fakten bei der Bindung von Pronomina und Quantoren (Barss & Lasnik (1986), Larson (1988)) für das Englische keine syntaktischen Asymmetrien zwischen beiden Objekten voraus. Diese Autoren zeigen jedoch, daß im Englischen die Reihenfolge Binder-Gebundenes der Objekte ungeachtet des Kasus zwingend ist, was nach der gegenwärtigen Definition der Bindungstheorie gegen eine flache Struktur spricht. Bei der Struktur (18i) ist grundsätzlich die Adjunktion an V ' problematisch: Diese Adjunkte wären von anderen Adjunkten nicht unterscheidbar. Andererseits ckommandiert in (18i) NP2 die NP1 asymmetrisch (vgl. Barss & Lasnik (1986)), was zur Folge hat, daß die NP2 die D o m ä n e für NP1 darstellt, die bestimmte Voraussagen für die Bindung von Quantifizierern macht. Im Englischen können quantifizierende Ausdrücke nur in einer Position auftreten, die vom Antezedens regiert wird, d.h. in einer strukturell niedrigeren Position, was gegen Struktur (18i) spricht.
109
Demonte (1995) nimmt für das Spanische S IO DO an.
97
Theoretischer Teil Abb. 18i
Abb. 18ii
Abb. 18iii VP
NP
V'
VP
/\ V' /\
V
NP
V'
•
VP
/ \
VP
NP2
V V
NP1
V
PP
NP1 NP2
Larson (1988) versucht, dieses D i l e m m a zu lösen, indem er 18iii als Struktur annimmt. Dieser Vorschlag ist dann -wie ich meine rechtens- sehr stark von Jackendoff (1990) kritisiert 1 1 0 worden, wird jedoch von Demonte (1995) für das Spanische mit wenigen Modifikationen angenommen. Der Vorschlag von Larson lautet: 1. Bei Doppelobjektkonstruktionen besteht die VP aus zwei VPs. Dies beinhaltet, daß jede VP ein einziges Argument hat. 2. In der unteren VP belegt das indirekte Objekt die Komplement- das direkte Objekt die Spec-Position. 3. Eine weitere VP wird über die erste V P projiziert. Sie enthält einen leeren V-Kopf, der keine thematischen Eigenschaften hat. 4. Es handelt sich um eine strikte binär verzweigende Struktur. 5. V wird in die obere leere V-Position bewegt. Zu der a n g e n o m m e n e n Struktur (18iii) m u ß Larson, um beide m ö g l i c h e n Wortstellungen erklären zu können, etliche Zusatzannahmen machen, von denen nur zwei ausgeführt werden. So sind die V-Reanalyse und die Thetarollenzuweisung sehr spekulativ. •Let a be a phrase [ v '•••] whose 0-grid contains one undischarged internal 9role. Then a may be reanalyzed as [V...] Larson (1988: 348)
Larson (1990) hat seine ursprüngliche Position von 1988 gegen Jackendoff (1990) verteidigt.
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Der Erwerb des Kasus bei bilingualen Kindern
•If a verb a determines 0 - r o l e s 1 " 0], G^.-.B,, then the lowest role on the Thematic Hierarchy is assigned to the lowest a r g u m e n t in constituent structure, the next lowest role to the next lowest argument, and so on. Larson (1988: 382) Z u s ä t z l i c h zu den K r i t i k p u n k t e n von J a c k e n d o f f k a n n der von L a r s o n angenommenen VP-Struktur entgegengehalten werden, daß die X-Bar Theorie leere Köpfe nicht erlaubt. Der Kopf ist der einzige obligatorische Teil einer Phrase, der in Larsons Vorschlag aber nur durch Derivation gefüllt wird. Wenn der Kopf fehlt, ist es auch unmöglich, daß er etwas projiziert. So kann eine Bewegung von V zu V gar nicht stattfinden, weil diese Position eigens für diese Bewegung geschaffen wird. Dies wäre zirkulär. Ferner ist es mit seinem Vorschlag möglich, die V P ad. infinitum zu projizieren, was sicherlich nicht wünschenswert ist. Problematisch ist auch die Tatsache, daß eines der Objekte in Larsons Hypothese ein V-Komplement, das andere eine Spec-Head-Relation in der D-Struktur darstellt. Das optionale Prinzip der V'-Reanalyse scheint mir sehr spekulativ zu sein, denn eine R e a n a l y s e findet nur dann statt, wenn eine K o n s t i t u e n t e von ihrer Basisposition in die gewünschte Oberflächenposition bewegt werden sollte. Das Prinzip der Thetarollenzuweisung nach einem hierarchischen Prinzip funktioniert nur, weil die Thetarolle Experiencer in dieser Hierarchie außer acht gelassen worden ist (vgl. auch Baker (1996)). Außerdem muß Larson bei den Thema-Experiencer Verben eine Struktur wie (18i) weiterhin annehmen, was er meiden wollte. Akkusativ- und Dativzuweisung werden in Larsons Theorie folgendermaßen erklärt: Bei einer Akkusativ-Dativ Wortstellung wird Akkusativ von der bewegten V an die regierte Spec-VP Position zugewiesen. Larson muß zusätzlich annehmen, daß das Verb seinem höchsten internen Argument inhärent Akkusativ zuweist, um die normale Kasuszuweisung an transitive Verben zu erklären. Bei der Dativ-Akkusativ Wortstellung nimmt Larson an, daß die Akkusativ-NP in der Adjunktposition 1 1 2 ist. In diesem Fall würde eine Reanalyse stattfinden, bei der Kasusmerkmale von V geerbt werden würden, die inhärenten K a s u s zuweisen könnten. Ü b e r die Z u w e i s u n g von Dativ wird nicht sehr viel gesagt, außer d a ß er lexikalisch zugewiesen wird. Die Tatsache, daß Akkusativ sowohl an die Spec- als auch an die Komplementposition vergeben werden kann, ist nicht unproblematisch. Dies würde implizieren, daß der Begriff Akkusativ nicht nur eine Kopf-Komplement, sondern auch eine Spec-Head-Relation in der VP darstellt. Unter der Annahme, daß Subjekte in Spec-VP generiert werden (Kuroda (1988)), wären das Subjekt in SpecHead und das Objekt in Spec-Head nicht mehr zu unterscheiden. Zusammenfassend
1'' an
Larson nimmt folgende thematische Hierarchie Agent > Theme > Goal > Obliques
(Jnklar ist, wieso bei Dativ-Akkusativ die Akkusativ-NP in der Basisposition in einer Adjunktposition erscheint. Siehe Jackendoff (1990) für weitere Kritik.
Theoretischer Teil
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kann man festhalten, daß Larsons Vorschlag einige erwünschte Effekte 1 1 3 (Larson (1988)) hat, seine Zusatzannahmen für Kasus- und Thetarollenzuweisung jedoch sehr spekulativ sind und einige der etablierten Prinzipien verletzen. Die Objektasymmetrien bei der Bindung von Pronomina und Quantifizierern wurden als Evidenz dafür gewertet, daß zwischen Binder-Gebundenem eine hierarchische (Larson 1988) und nicht eine lineare (vgl. Barss & Lasnik (1986)) Relation herrscht, was für das Spanische (Demonte (1996)) nicht unbedingt zutrifft. Im Spanischen 1 1 4 scheinen viele der Objektasymmetrien, die von Larson (1988) und Barss & Lasnik (1986) für das Englische diskutiert werden, nicht vorzuliegen, denn sowohl die Stellung Binder-Gebundenes als auch GebundenesBinder sind möglich 1 1 5 , wobei (56b,d,f) unmarkierter sind als (56a,c,e). Im Baskischen ist die Stellung Binder-Gebundenes ungeachtet des Kasus zwingend (56b',d',g',h'). 56
a. a'. b. b'.
Claudia devolvió su¡ trabajo a Cristinaj * 1 1 6 Klaudiak berej lana Kristinarij bueltatu zion Klaudia devolvió a Cristina, su¡ trabajo Klaudiak Kristinarij berej lana bueltatu zion 'Klaudia gab Cristina ihre Arbeit zurück'
c. c'. d. d'.
Mostre suj propia cara a Angela; * Berej aurpegia Angelarij erakutsi nion Mostre a Angela) suj propia cara Angelarij berej aurpegia erakutsi nion 'Ich zeigte Angela ihr eigenes Gesicht'
e. e'. f. f'.
Di a cada¡ trabajador su¡ cheque Langile bakoitzarij berej txekea eman nion Di su¡ cheque a cada¡ trabajador *Berej txekea langile bakotzarij eman nion '(Ich) gab jedem Arbeiter seinen Scheck'
Mit seinem Vorschlag kann Larson einigen Passivkonstruktionen s o w i e heavy dative shift eine neue Erklärung geben. Eine vollständige D i s k u s s i o n der in der Literatur (vgl. D e m o n t e ( 1 9 9 6 ) ) behandelten Phänomene im Zusammenhang mit Objekt-Asymmetrien für das Spanische ist im Rahmen dieser Arbeit nicht möglich. Die Passivierung und Reflexivierung sowie weak cross-over-Effekte werden von Demonte ausführlich diskutiert, wobei ich den Beurteilungen von Demonte nicht zustimmen kann. Gerade bei diesen Phänomenen scheinen mir keine Objekt-Asymetrien vorzuliegen. Demonte ( 1 9 9 6 ) behauptet, daß im Spanischen doch Asymmetrien vorliegen, wobei diese ausschließlich in Konstruktionen ohne Dativklitikon auftreten. Mit einem Dativklitikon sind beide Wortstellungen erlaubt. 1' 6
Das Sternchen bedeutet hier, daß die gebundene Lesart nicht erlaubt ist.
100
Der Erwerb des Kasus bei bilingualen Kindern g. g'.
Di cada¡ cheque a su¡ dueño Txeke bakoitzaj berej jabeari eman nion '(Ich) gab jeden Scheck seinem Eigentümer'
h. h'. h. h'.
No ha gustado la casa¡ a su¡ dueño Etxeaj berej jabeari ez zaio gustatu ?No ha gustado a su¡ dueño la casa; ?Berej jabeari etxeaj ez zaio gustatu 'Das Haus gefiel seinem Eigentümer nicht'
i. i'. j. y.
Hemos visto a Angelai en su trabii Angelaj berej trabin ikusi dugu Hemos visto en sui trabi a Angelai *Berej trabin Angelaj ikusi dugu '(Wir) haben Angela in ihrem Trabi gesehen'
Wenn man Adjunkte zu Rate zieht (Abb. 19i, 19ii), stellt man fest, daß sich die Linksadjunktion (19ii) bezüglich der Bindung anders verhalten müßte als die Rechtsadjunktion (19i), da je nach Stellung eine andere Hierarchie vorliegt. Bei der Linksadjunktion müßte nach der Hierarchie der Phrasen die Reihenfolge BinderGebundenes gelten, während bei der Rechtsadjunktion das Gegenteil, GebundenesBinder, gelten sollte. Beispiele aus dem Spanischen (57a,b,e) und Baskischen (57c,d,f) zeigen, daß ungeachtet der hierarchischen Anordnung der Adjunkte die Reihenfolge immer Binder-Gebundenes ist (57g-h). Abb. 19i
Abb. 19ii
XP
XP XP 57
YP YP
XP YP
XP YP
XP
a. b. c. d.
Con Angela¡ a su¡ casa no fue Pedro nunca *A suj casa con Angelaj no fue Pedro nunca Angelarekinj berej etxera Peru ez zan joan *Berej etxera Angelarekinj Peru ez zan joan 'Mit Angela ging Peter nicht nach Hause'
e. f. g. h.
Pedro ha ido con Angela¡ a su¡ casa Peru joan da Angelarekinj berej etxera * Pedro ha ido a su¡ casa con Angela¡ *Peru bere¡ etxera Angelarekinj joan da 'Peter ging mit Angela nach Hause'
101
Theoretischer Teil
Es wäre bei der Rechtsadjünktion nicht richtig, die Reihenfolge Binder-Gebundenes durch eine Bewegung erklären zu wollen. Da sowohl Links- als auch Rechtsa d j u n k t i o n die gleiche Bindungskonstellation h e r v o r r u f e n , scheint mir ein Linearitätsprinzip angebrachter zu sein. Ein solches Prinzip müßte sowohl f ü r K o m p l e m e n t e als auch für A d j u n k t e 1 1 7 gelten. Jackendoff (1990), der Larsons V o r s c h l a g stark kritisierte, schlägt vor, d a ß die B i n d u n g s d o m ä n e nicht ausschließlich mittels Dominanz oder Inklusion definiert werden kann (vgl. auch Czepluch (1994)). Vielmehr behauptet er in Anlehnung an Barss & Lasnik (1986), daß die lineare Wortstellung auch als mögliche Komponente für die Definition der Bindungsdomäne eingeführt werden muß. Diese Idee übernimmt Czepluch (1994) und schlägt für die Struktur in Abb. 18ii den Begriff des 1-Kommando (linearer Kommando) vor, der nur bei Schwesternschaft zur Geltung kommt. Nur im Falle v o n g e g e n s e i t i g e m C - K o m m a n d o , also S c h w e s t e r n s c h a f t , wird LK o m m a n d o relevant: N P 1(PL) determiniert N P 2 (PL), aber nicht umgekehrt. C z e p l u c h ( 1 9 9 4 : 104)
Die Struktur (Abb. 18ii) zusammen mit dem Linearitätsprinzip von Czepluch müßte demnach sowohl die Wortstellungsmuster als auch Kasuszuweisung adäquat erklären können. Die Annahme einer Struktur (18ii) würde zwar das Prinzip der binären Verzweigung nicht beachten, die Fakten der Doppelobjekte im Spanischen zeigen jedoch, daß auf eine strikte Hierarchie zwischen den Objekten verzichtet werden kann. Wichtiger ist noch, daß, wenn Akkusativ und Dativ Komplemente des Verbs sind, sie auch in einer solchen Relation (Abb. 18ii) zum Verb stehen müssen (vgl. Czepluch (1994)). Abb. 20i
Abb. 20ii
V'
/Ts
Dat
Abs
Baskisch
V
Akk
Dat
Spanisch
Bei den VP-Strukturen (20i-ii) müssen u.a. folgende Fragen beantwortet werden: • •
1 17
Wie wird Kasuszuweisung erklärt? Was muß für die jeweils andere Objektenreihenfolge angenommen werden?
' D a Adjunkte für die v o r l i e g e n d e Arbeit nicht v o n B e l a n g sind, w e r d e n sie nicht w e i t e r b e h a n d e l t . D a s L i n e a r i t ä t s p r i n z i p v o n C z e p l u c h m ü ß t e für d i e s e dann entsprechend umformuliert werden.
102
Der Erwerb des Kasus bei bilingualen Kindern
Bezüglich der Kasuszuweisung kann sowohl für das Baskische (Oyhar?abal (1992), Ortiz de Urbina (1989)) als auch für das Spanische angenommen werden, daß Dativ lexikalisch zugewiesen wird 1 1 8 . Akkusativ bzw. Absolutiv wird strukturell der am Verb nächsten Konstituente zugewiesen. Die Thetarollenzuweisung vollzieht sich ähnlich. Auf diese Art und W e i s e k ö n n e n f ü r das B a s k i s c h e fast alle Bindungskonstellationen erklärt werden, denn die relative Reihenfolge der Objekte ist die kanonische 10 DO-Wortstellung. IO stellt nach der 1-Markierung ä la Czepluch die Domäne für DO. Für (56g') muß angenommen werden, daß es sich um eine Fokussierung des indirekten Objektes handelt. Das direkte Objekt steht über dem indirekten, so daß die Lesart Binder-Gebundenes gewahrt bleibt. Nach der obigen Diskussion scheint mir die Annahme plausibel, daß eine flache Struktur (Abb. 21i-ii) (Barss & Lasnik (1986), Jackendoff (1990), Czepluch (1994), Ortiz de Urbina (1989)) im Baskischen und im Spanischen vorliegt. 1 1 9 Abb. 2 I i i
Abb. 21i
NPl
NP2
NP1
NP2
2.6. Die Kasustheorie und der Spracherwerb In den vorangegangenen Kapiteln habe ich sowohl theoretische Überlegungen als auch distributionelle und morphologische Fakten bezüglich des Themas Kasus für Baskisch und Spanisch diskutiert. Die Frage, die sich nun stellt, ist, wie ein Kind dazu kommt, die Kategorie Kasus zu erwerben und auszubilden. Diese Frage steht mit dem logischen Problem des Spracherwerbs in Beziehung: Wie ist es möglich, daß man die perfekte Kompetenz einer Sprache erringt? Das Modell von Chomsky (1981) bietet eine interessante Antwort auf diese Frage: Große Teile der Syntax sind angeboren und werden nicht erworben. Außer Frage steht (vgl. u.a. auch Borer & W e x l e r (1987)), d a ß das Kind die nominalen P a r a d i g m e n bezüglich des Merkmals Kasus lernen muß, wobei dies unterschiedlich lange Zeit in Anspruch nehmen kann. Angesichts der Tatsache, daß die Kasusparadigmen im Baskischen 118 v 0 g e i & Steinbach (im Druck), zeigen, daß die Postulierung einer Agr-IO-Phrase nicht genügt, um den Dativ zu erklären. Sie folgern, daß Dativ im Deutschen ein Oblikkasus ist. S. Vogel & Steinbach (im Druck), die den Dativ im Deutschen als Oblikkasus in einer Adjunktposition ansehen.
Theoretischer Teil
103
und i n s b e s o n d e r e im Spanischen nicht so k o m p l e x wie beispielsweise im Deutschen (vgl. auch Clahsen (1984)) sind, kann man davon ausgehen, daß ihre Beherrschung weniger Zeit in Anspruch nimmt als im Deutschen. Dies bedeutet aber auch, daß die Morphologie im Spanischen nur sehr indirekte Hinweise auf den Erwerb und Ausbildung der Kategorie Kasus liefern wird. Viele Spracherwerbforscher (u.a. Meisel (1986), Radford (1988), Parodi (1990)) haben die Beobachtung gemacht, daß Kinder in einer anfänglichen Phase in den verschiedensten Sprachen aus der Erwachsenensicht "ungrammatische" Äußerungen verwenden. Nach und nach verschwinden diese "ungrammatischen" Äußerungen. Ferner ist aus vielen Studien bekannt, daß syntaktische Strukturen ungeachtet der betroffenen Sprache in einer mehr oder minder invarianten Reihenfolge (s. Felix (1984)) auftreten. Diese oft gemachten Beobachtungen stehen in Verbindung mit dem Problem der Entwicklung im Spracherwerb. Während einige Wissenschaftler (Pinker 1984, Nishigauchi & Roeper (1987), Penner & Weissenborn (1996)) die M e i n u n g vertreten, d a ß alle Prinzipien von G e b u r t an z u g ä n g l i c h sind (Kontinuitätshypothese), behaupten andere (u.a. Felix (1984), Borer & Wexler (1987)), daß diese Prinzipien heranreifen (Reifungshypothese). Die Vertreter der K o n t i n u i t ä t s h y p o t h e s e (u.a. N i s h i g a u c h i & R o e p e r ( 1 9 8 7 ) ) e r k l ä r e n die verschiedenen Stadien des Spracherwerbs mit Hilfe der Parametertheorie. Die UG ist derart aufgebaut, daß sie Variation zuläßt. Einige syntaktische Phänomene, wie die Stellung des Objekts, werden so erklärt, daß es einen Kopfparameter gibt, der entweder Objekte vor dem Verb oder nach ihm zuläßt. Beide Optionen sind in der U G vorhanden. Die A u f g a b e des Kindes besteht darin, den f ü r seine Sprache richtigen Wert festzusetzen. Dieses P h ä n o m e n wird von den Vertretern der Reifungshypothese (u.a. Borer & Wexler (1987), Felix (1984)) anhand der Reifung von UG-Prinzipien beleuchtet. Die verschiedenen Spracherwerbsstadien lassen sich derart e r k l ä r e n , d a ß U G - P r i n z i p i e n n a c h e i n a n d e r r e i f e n . D i e j e w e i l i g e n "Zwischengrammatiken" stehen mit den jeweiligen bereits gereiften Prinzipien im Einklang, sind jedoch noch nicht muttersprachlich, weil andere Prinzipien noch nicht gereift sind. Andere Wissenschaftler (u.a. Müller (1993)) 1 2 0 stellen die Hypothese auf, daß sowohl Kontinuität als auch Reifung beim Spracherwerb eine R o l l e spielen. R e i f u n g kann nach Müller den Ü b e r g a n g der Z w e i - bis M e h r w o r t p h a s e e r k l ä r e n , w ä h r e n d bei a n d e r e n P h ä n o m e n e n K o n t i n u i t ä t angenommen werden kann. Darüber, wie diese erste "ungrammatische" Phase strukturiert ist, herrscht m.W. noch keine Einigkeit. Radford (1988) hat 100 englisch monolinguale Kinder (19 bis 25 Monate) untersucht und dabei festgestellt, daß es in einer erste Phase keine A n z e i c h e n eines C - S y s t e m s , kein Infinitiv-to, keine A u x i l i a r e , v e r b l o s e Ä u ß e r u n g e n , keine T e m p u s - und K o n g r u e n z m a r k i e r u n g gibt. Ferner werden oblique Subjekte gebraucht. Radford (1988) postuliert aus diesen Befunden, daß die ersten kindlichen Äußerungen die Struktur einer sinall clause (Abb. 22) haben, die
ich verweise auf Müller (1993) für eine detaillierte Diskussion der Vor- und Nachteile beider Ansätze.
104
Der Erwerb des Kasus bei bilingualen Kindern
aus Subjekt und Prädikat besteht. Erst in einem späteren Stadium werden die Projektionen I und C erworben Abb. 22 SC / \ NP XP Wie sich die SC in eine normale, maximale Projektion entwickelt, bleibt bei Radfords Ansatz unklar (vgl. auch Parodi (1990)). Die meisten Studien über Kasus haben sich mit Sprachen befaßt, die entweder eine reiche Kasusmorphologie oder eine starre Wortstellung haben. Einige Forscher, die sich mit dem Erwerb des Englischen (Radford (1988)) oder Deutschen (Meisel (1986), Tracy (1986), Parodi (1990), Stenzel (1994), Clahsen (1984), Eisenbeiß (1994), Vainikka (1994)) befaßt haben, haben gezeigt, daß das Fehlen der nominalen 121 und verbalen Morphologie und das Vorhandensein einer variablen, nicht-erwachsenensprachlichen Wortstellung in einem kausalen Zusammenhang stehen. Ihre Schlußfolgerung war, daß die funktionale Kategorie Infi fehlte. Teilweise wurde angenommen, daß die Kinder in einer ersten prä-Infl-Phase eine VP (Ouhalla (1993)) verwendeten. 122 Eine variable, nicht zielsprachliche Wortstellung (vgl. Hernández Pina (1984) für das Spanische) kann mit hoher Wahrscheinlichkeit weder im Baskischen noch im Spanischen in einer ersten Phase nachgewiesen werden, so daß die Wortstellung keine Hinweise auf das Fehlen oder Vorhandensein der Kategorie Infi liefern kann. Wie in anderen Sprachen auch, werden im Baskischen und im Spanischen wahrscheinlich Nomen-Adverb, NomenNomen, Nomen-Adjektiv und ähnliche Strukturen ohne Verb verwendet. Diese Strukturen lassen sich mit der VP-Hypothese von Ouhalla (1993) nicht einfach erklären. Bei diesen Strukturen muß die VP-Hypothese annehmen, daß das Verb fehlt. Felix (1984) behauptet in Anlehnung an Bloom (1970) hingegen, daß die frühkindlichen Mehrwortäußerungen nach semantischen Prinzipien organisiert sind.
121 In bezug auf die Wortstellung haben Studien über den Erwerb des Englischen (Pierce ( 1 9 8 9 : 7 7 f f . ) ) oder Deutschen (Meisel ( 1 9 8 6 ) , Tracy ( 1 9 8 6 ) ) oder auch Französischen (Pierce (1989:31)) gezeigt, daß Kinder, die die Kategorie I noch nicht erworben haben, postverbale Subjekte benutzten, die in den jeweiligen Zielsprachen nicht erlaubt sind. Erst nach dem Erwerb von I benutzen die Kinder eine zielsprachliche Wortstellung. Bezüglich der Wortstellung sind sowohl das Englische als auch das Deutsche und Französische im Vergleich zum Spanischen viel starrer. Dies bedeutet, daß es in der Zielsprache klare Vorgaben gibt, w e l c h e Elemente in welcher Position -ausgenommen das deutsche Mittelfeld- erscheinen dürfen. Ouhalla, der agrammatische Sprecher untersuchte, stellte fest, daß bei diesen Sprechern die NP vor dem Verb nicht unbedingt ein Subjekt und die NP nach dem Verb nicht unbedingt ein Objekt war.
Theoretischer Teil
105
E i n e w i c h t i g e B e o b a c h t u n g ist, d a ß e i n e M e h r w o r t ä u ß e r u n g in d i e s e m f r ü h e n Sprachstadium obligatorily contains a function word such as more, another, no, here, bye allgone, want, etc. which expresses an inherently relational concept (Felix 1984: 144)
bye,
Diese F u n k t i o n s w ö r t e r werden mit Wörtern einer anderen Klasse, die A k t i o n e n , O b j e k t e und Eigenschaften denotieren, kombiniert. Die Relationen, die dargestellt w e r d e n , sind s e m a n t i s c h e r und nicht s y n t a k t i s c h e r N a t u r . D i e s b e d e u t e t , d a ß beispielsweise lokale, P o s s e s s o r - P o s s e s s u m oder A g e n s - H a n d l u n g - R e l a t i o n z u m A u s d r u c k gebracht w e r d e n , wobei die W o r t s t e l l u n g variabel ist. D i e s e Relation wird von Felix als R bezeichnet, die der Kopf einer semantischen Projektion R P ist. Angesichts der B e f u n d e von H e r n á n d e z Pina (1984) f ü r das Spanische 1 2 3 , die die S p r a c h e n t w i c k l u n g ihres S o h n e s R a f a e l d o k u m e n t i e r t hat, s c h e i n t der Erklärungsansatz von Felix vielversprechend zu sein. Hernández Pina (1984) macht auch die Beobachtung, daß die ersten Verben, die Rafael verwendet, nicht finit sind (Infinitive, G e r u n d i e n und Partizipien). D i e s e [-finit] V e r b e n w e r d e n mit N P n kombiniert, wobei die Wortstellung variabel zu sein scheint. Sie berichtet auch von D e m o n s t r a t i v - A d v e r b - Ä u ß e r u n g e n . A u c h im B a s k i s c h e n ( E z e i z a b a r r e n a (1996)) scheinen die ersten V e r b e n nicht finit zu sein und w e r d e n mit N o m i n a kombiniert. A n d e r e A u t o r e n (Meisel (1986)) gehen d a v o n aus, d a ß d i e s e erste P h a s e nach d e m T h e m a - R h e m a - P r i n z i p organisiert ist. F e l i x ' und Meiseis Ansätze m ü s s e n sich n i c h t u n b e d i n g t a u s s c h l i e ß e n . D e n k b a r ist, d a ß s e m a n t i s c h e Relationen bereits in dieser f r ü h e n P h a s e nach geeigneten p r a g m a t i s c h e n R e g e l n verwendet werden. W i e das K i n d aus dieser s e m a n t i s c h e n Relation in eine s y n t a k t i s c h e übergeht, e r k l ä r t F e l i x a n h a n d der R e i f u n g von U G - P r i n z i p i e n . F e l i x p o s t u l i e r t , d a ß irgendwann zum E n d e der Zwei- bis Dreiwortphase ein U G - P r i n z i p reift, welches d e m Kind zeigt, d a ß seine aktuelle G r a m m a t i k nicht U G - k o n f o r m ist. N a c h Felix wird das X - B a r - S c h e m a (s. Kapitel 2.1.2.) in die G r a m m a t i k des K i n d e s aktiviert. Dies hat u.a. folgende Eigenschaften: • •
Nur die Kategorien N o m e n , Verb, Adjektiv und Präposition sind in der K o p f p o s i t i o n gestattet. K o m p l e m e n t e stehen sprachabhängig immer links oder i m m e r rechts. Mit anderen Worten: Die Wortstellung ist nicht mehr frei variierbar.
Spracherwerbsstudien, die den Kasus entweder im Baskischen (Elosegi (1996)) oder im Spanischen (Hernández Pina (1984), Larrañaga (1994)) untersucht haben, sind sehr rar. Die Studie von Hernández Pina ist eine Pionierarbeit auf dem Gebiet der Spracherwerbsforschung in Spanien, und als solche leidet sie unter einigen methodologischen Mängeln. Hernández Pina gibt kaum Zahlen und sagt wenig über die Entwicklung von Strukturen, so daß die Bedeutung der aufgezeigten Regularitäten nicht eingeschätzt werden kann.
106
Der Erwerb des Kasus bei bilingualen Kindern
Die Aktivierung des X-Bar-Schemas hat zur Folge, daß das Kind seine semantisch basierte G r a m m a t i k zugunsten einer U G - k o n f o r m e n syntaktischen Struktur aufgibt. Dies bewirkt eine Umstrukturierung der Grammatik des Kindes, so daß die Wortstellung nicht mehr frei ist und die Kopfposition von nur wenigen Kategorien belegt werden kann. Ich werde in Anlehnung an Felix von der Hypothese ausgehen, daß in der ersten frühkindlichen Phase X-Bar fehlt. Dann taucht X-Bar und somit Syntax auf. W e n n dies richtig ist, bedeutet es, daß in dieser ersten P h a s e der Kasusfilter nicht aktiv ist. Diese Annahme ist u.a. auch deswegen plausibel, weil aus anderen Studien (Penner & Weissenborn (1996)) f ü r das Deutsche in der Schweiz) bekannt ist, daß das Determinans in einer ersten Phase fehlt. Geht man von der NP-Hypothese aus, weist das Fehlen des Determinans darauf hin, daß die Spec-Position nicht gefüllt ist. Nach dem DP-Ansatz von Abney (1987) würde dies bedeuten, daß der Kopf der D P fehlt. Ganz gleich, ob man den einen oder den anderen Ansatz annimmt, stehen die Nomina ohne Determinans nicht mit der XBar Theorie im Einklang. Diese Nomina ohne Determinans deuten daraufhin, daß es sich um keine maximalen Projektionen von N oder D handelt. Diese N o m i n a sind vielmehr lexikalische Elemente der Klasse N, die nicht dem Kasusfilter unterworfen sind. Bezüglich der Demonstrativpronomina, die in der Standardsprache nach Muysken (1982) inhärent maximal sind, kann daher angenommen werden, daß es sich auch bei ihnen um lexikalische Elemente handelt und nicht um maximale Projektionen. Demzufolge sind sie dem Kasusfilter nicht unterworfen. Sollte die Hypothese von Müller (1993) richtig sein, daß im Spracherwerb sowohl K o n t i n u i t ä t als auch R e i f u n g vorliegen, d a n n kann d i e erste P h a s e des Spracherwerbs nach Felix (1984) als semantisch und die d a r a u f f o l g e n d e als syntaktisch organisiert angesehen werden. Der Übergang der ersten zur zweiten Phase ist als Aktivierung der X-Bar Theorie aufzufassen, was die R e i f u n g eines U G - P r i n z i p s beinhaltet. D i e E n t w i c k l u n g s s t a d i e n der zweiten P h a s e des Spracherwerbs dagegen kann man als Festsetzung von Parametern erklären. Für das Phänomen der Ergativität werde ich annehmen, daß es sich anhand eines binären (vgl. Kapitel 1.2.) Parameters der Ergativität erklären läßt (s. Kapitel 2.5.). VP ist transparent für Rektion von T bei den unakkusativen Verben. Die Festsetzung dieses Parameters auf einen positiven Wert in beiden Sprachen ist deswegen interessant, weil die von der Ergativität betroffenen Teile der Grammatik im Baskischen und im Spanischen jeweils die Morphologie und die Wortstellung sind. Die Teilbereiche der Grammatik, die nicht von der Ergativität betroffen sind, dürften vor und nach der Parametersetzung keine E f f e k t e zeigen. Sollte die Formulierung dieses Parameters richtig sein, macht dieser gewisse Voraussagen, die empirisch im Spracherwerb überprüft werden können. Die Tatsache, daß T mal in die VP regieren darf, mal nicht, dürfte Schwierigkeiten bereiten. Es scheint plausibel, anzunehmen, daß die Kinder zunächst davon ausgehen, daß T entweder immer oder nie in VP hineinregiert.
Theoretischer Teil
107
Wenn die Kinder von der ersten Möglichkeit ausgehen, ist in einer Phase, in der der Parameter nicht gesetzt worden ist, Folgendes zu erwarten: Alle Subjekte müssen nach Spec-TP bewegt werden, damit sie dort Kasus erhalten. In einer ersten Phase stehen im Spanischen alle Subjekte einschließlich der Subjekte unakkusativer Verben vor dem Verb. Nach der Festsetzung des Parameters erscheinen die Subjekte unakkusativer Verben nach dem Verb. Für das Baskische bedeutet diese Hypothese die Voraussage, daß alle Subjekte mit dem Ergativ markiert werden, auch die Subjekte der unakkusativen Verben. Bezüglich der Position der Subjekte sind vor und nach der Festsetzung des Parameters im Baskischen keine Effekte zu erwarten, da das Baskische SOV ist. Sollten die Kinder davon ausgehen, daß T immer in die VP hineinregiert, dann müssen die im folgenden genannten Phänomene in der ersten Phase des Spracherwerbs auftreten. Die Subjekte würden ihren Kasus in Spec-VP erhalten, und zwar den Nominativ. Dies würde für das Spanische bedeuten, daß man V^SiO)Strukturen und V unakk S findet vor der Parametersetzung findet. Für das Baskische würde dies beinhalten, daß alle Subjekte Nominativ und die Objekte mit dem Akkusativ markiert würden. Nach der Parametersetzung würde man im Spanischen SVO und im Baskischen mit dem Ergativ markierte transitive Subjekte finden. Bezüglich des Dativs als lexikalischen Kasus gilt, daß er an der Thetarollenzuweisung gebunden ist. Dies impliziert, daß V sowohl für die Thetarollen- als auch für die Kasuszuweisung zuständig ist. Es ist oft in der Literatur behauptet worden, daß dies die Ursache ist, warum der Erwerb des Dativs mit Problemen verbunden ist (Clahsen (1984)). Daher ist zu erwarten, daß der Dativ u.U. Schwierigkeiten bereiten wird. Angesichts der Chronologie des Auftretens von nominaler Morphologie haben verschiedene Spracherwerbsforscher (Meisel (1986), Clahsen (1984), Tracy (1986), Parodi (1990), Stenzel (1994), Penner & Weissenborn (1996)), die Kasusmorphologie bei deutschen Kindern untersucht haben, vergleichbare Beobachtungen bezüglich des Erwerbs der Kasusmorphologie gemacht. Kasusmorphologie ist in einer ersten Phase abwesend, dann erscheinen Determinans und Pronomina. In einer ersten Phase treten NPn ohne Determinans auf. Dann folgt eine Phase mit NPn oder Pronomina ohne Flexion, die dann mit voll flektierten Formen endet. Im Licht dieser Befunde kann man für das Baskische und Spanische erwarten, daß Kasusmorphologie zunächst gänzlich fehlt. Im Spanischen wird Kasus dann sichtbar, wenn die Personal- und Objektklitika auftreten. Für das Baskische kann man die Voraussage machen, daß zunächst nullmarkierte Elemente für alle Kasus verwendet werden, um dann die zielsprachliche Kasusmarkierung zu benutzen. Parodi (1990) hat festgestellt, daß in allen von ihr untersuchten Phasen für Kasus unflektierte Formen vorhanden sind, so daß ein solches Phänomen auch im Baskischen zu erwarten ist. Nominativ wird generell vor Akkusativ und dieser vor Dativ erworben. Das Kasusparadigma im Deutschen wird relativ spät erworben, was Clahsen auf das komplexe Paradigma des Deutschen zurückführt. Clahsen (1984) stellt ferner fest,
108
Der Erwerb des Kasus bei bilingualen Kindern
daß es Übergeneralisierungen in eine Richtung gibt. In einer frühen Phase wird Nominativ in allen Kontexten verwendet. Dann wird Akkusativ für direkte Objekte und Dativ mit PPs gebraucht. Stenzel (1994) dagegen stellt fest, daß der Dativ in einer späten Phase in Akkusativkontexten Ubergeneralisiert wird. Es ist mehr als fraglich, ob Clahsens und Stenzeis B e f u n d e in der vorliegenden Studie repliziert werden können, denn das spanische Paradigma der Pronomina, als einziger Kandidat für die morphologische Markierung von Kasus, ist nicht sehr komplex. Ähnliches gilt f ü r das Baskische, welches eine komplexere Morphologie als das Spanische hat, jedoch dreifache Kongruenz besitzt. Es ist sehr unwahrscheinlich, daß man diese Art von Übergeneralisierungen findet, da die Anzahl der realisierten Belege mit hoher Wahrscheinlichkeit sehr niedrig ist. A u ß e r d e m hat Parodi (1990) festgestellt, d a ß bei der V e r w e n d u n g der P r o n o m i n a im D e u t s c h e n keine Übergeneralisierungen konstatiert wurden, was sie auf die Vermutung zurückführt, daß der Erwerb der Pronomina anders verläuft als der Erwerb der Nominalflexion. Aufgrund der vorangegangenen Diskussion können folgende Hypothesen aufgestellt werden. 1. In einem ersten Stadium fehlt jegliche Nominal- und Verbalflexion. Nach Felix (1984) und Meisel (1990) v e r w e n d e n die Kinder s e m a n t i s c h pragmatische Relationen. Der Kasusfilter operiert noch nicht. 2. In einer zweiten Phase erscheint X-Bar. Das heißt, daß dem Kind bewußt ist, daß die U G nur V, I, P und N in der Kopfposition zuläßt. Die Wortstellungen deuten nun auf Relationen wie K o p f - K o m p l e m e n t , K o p f Spezifikator hin. 3. Sollte die Formulierung des Ergativitätsparameters richtig sein, dann sind vor seiner F e s t s e t z u n g V S - S t r u k t u r e n im S p a n i s c h e n u n d Ü b e r generalisierung des Nominativs im Baskischen zu erwarten. Im Spanischen erwartet man VS-Strukturen für alle Verben vor der F e s t s e t z u n g des Parameters. 4. D i e R e i h e n f o l g e d e s E r w e r b s der v e r s c h i e d e n e n K a s u s ist Ergativ/Nominativ, Akkusativ und Dativ. 5. Übergeneralisierungen eines Kasus in einem anderen Kontext sind im Spanischen aufgrund der verarmten Morphologie schwer nachweisbar. 6. In Bezug auf die geteilte Ergativität mit dem Verb a n im Baskischen ist zu erwarten, daß Schwierigkeiten auftreten. Diese Probleme werden beim Kind Mikel nicht auftreten, da es eine Variante des Baskischen spricht, in der das Verb a n fehlt. Es stellt sich die Frage, ob die geteilte Ergativität in der NP im Spanischen auch Schwierigkeiten bereitet. 7. Die Kontinuitätshypothese von Pinker (1984), Nishigauchi & Roeper (1987), Penner & W e i s s e n b o r n (1996) z u s a m m e n mit der R e i f u n g s h y p o t h e s e von Felix (1984), Borer & Wexler (1987) kann die Daten ausreichend erklären. 8. Mit Bezug auf die Zweisprachigkeit und im Gegensatz zu Volterra & Taeschner (1978) gehe ich davon aus, daß bilinguale Kinder die Syntax der beiden betroffenen Sprachen vom Beginn der Zweiwortphase trennen.
Theoretischer Teil
109
Angesichts der diskutierten theoretischen und morphologischen sowie syntaktischen Fakten werde ich alle Äußerungen untersuchen, die eine NP 1 2 4 enthalten, wobei ich mich auf die Deklarativsätze beschränken werde. Ich werde Subjekte und Objekte separat behandeln. Die Subjekte werden je nach Verbtyp in vier Klassen unterteilt: die transitiven, die unakkusativen, die unergativen und die psychologischen. Ferner und in Anbetracht der nominalen Hierarchie von Dixon (1994) werde ich alle Subjekte und alle Objekte weiter in Personalpronomina, Demonstrativpronomina, Possesiva und lexikalische NPn weiter unterteilen. Sollte das Spanische tatsächlich eine morphologisch ergative Sprache mit split-NP sein, dann müssen einige Wortstellungsregularitäten bei den unakkusativen Verben auf dieses Phänomen hinweisen. Im Baskischen sind diesbezüglich keine Effekte zu erwarten.
Vokative werden außer acht gelassen, da sie dem Prinzip der universal D E T requirement (Penner & Weissenborn (1996)) nicht unterworfen sind.
Ergebnisse
111
3. ERGEBNISSE Ich werde in diesem Kapitel die Ergebnisse der Längsschnittstudie, die ich durchgeführt habe, vorstellen. Zunächst werde ich die Daten des Baskischen und dann des Spanischen behandeln. In beiden Sprachen werde ich anfangs die Wortstellung und dann die Morphologie von finiten Sätzen besprechen. Die Strukturen der prä-INFL-Phase werden mit den Strukturen der post-INFL-Phase in 3.5.1. verglichen.
3.1. Die Wortstellung im Baskischen In diesem Kapitel werden die Position der Subjekte der direkten und der indirekten Objekte in finiten Deklarativsätzen dargestellt. Adverbialbestimmungen werden nur dann behandelt, wenn sie bei postverbalen Subjekten in präverbaler Position auftreten.
3.1.1. Die Position der Subjekte Die Daten sind nach Zugehörigkeit zu einer Verbklasse unterteilt. Es werden mehrwertige und einwertige Verben unterschieden. Unter den mehrwertigen Verben sind transitive und unter den einwertigen unakkusative, psychologische und unergative zugeordnet. Die Subjekte der Verben, die keiner dieser zwei Klassen angehören, sind unter "sonst" 1 2 5 aufgelistet. Zunächst werden die Subjekte der einwertigen und dann die der mehrwertigen Verben behandelt. Mikel Peru präverbal postverbal präverbal postverbal Unakkusativ 1; 11,06 2;00,00 2;05,26 2;05,26 Unergativ 1; 10,12 * 2; 10,11 2;07,30 2;01,06 Psychologisch 2,09,04 2;00,00 Transitiv 2;00,22 2;01,06 2;04,15 2;05,26 Sonst 1;11,06 2;04,00 3;04,04 3;07,27 Tabelle 19 Erste Belege für Subjekt unterteilt nach Verbart, Stellung des Subjekts und Alter bei Mikel und Peru im Baskischen. * mit nicht-finitem Verb. Die Subjekte (Tabelle 19) treten jeweils prä- und postverbal für jede Verbklasse fast im gleichen Alter bei beiden Kindern auf, bei Mikel jedoch viel früher (ca.
lz:>
Ich habe einige Verben wie valer, balio 'gelten', funcionar 'funktionieren' unter "sonst" eingeordnet, weil diese Verben oft ausschließlich mit Demonstrativa auftreten. Ferner scheinen sie keine Subjekte mit Personalpronomina zuzulassen. W i e die unakkusativischen Verben sind auch diese nicht passivierbar, ihre Subjekte treten jedoch oft präverbal auf. Ich habe sie nicht zusammen mit den unakkusativischen Verbenbehandeln wollen, da sie keine eindeutigen Merkmale der unakkusativischen Verben, wie die Nachstellung des Subjekts im Spanischen, aufweisen.
Der Erwerb des Kasus bei bilingualen Kindern
112
2;00) als bei Peru (ca. 2;04) (s. Tabellen l m - m ' , l p - p ' ) 1 2 6 . Die Zugehörigkeit zu einer Verbklasse spielt keine Rolle für das frühe oder späte Auftreten von Subjekten. So sind Subjekte von unakkusativen, psychologischen, unergativen und transitiven Verben bei Mikel um ca. 2;00 und bei Peru um ca. 2;4 (unergative mit 2; 10, keine Subjekte psychologischer Verben) vertreten.
3.1.1.1. Die Position der Subjekte einwertiger Verben im Baskischen Die Tabellen (20-21) zeigen, daß es bezüglich der Position der Subjekte keine sehr markanten Unterschiede in Abhängigkeit von der Verbklasse gibt. Die Subjekte werden ungeachtet der Verbklasse von beiden Kindern vorzugsweise präverbal verwendet. Eine Ausnahme bilden die Subjekte der unakkusativen Verben bei Peru, die weiter unten behandelt werden. Diese deutliche Präferenz für die präverbale Position beobachtet man seit dem Beginn der Untersuchung (Tabellen l m - m ' , lpp'). Dies bedeutet, daß sich bezüglich der Position des Subjekts keine zwei Phasen beobachten lassen.
Mikel NP 16 2 1
PP 10 10
präverbal De Pp 15 1
NP
PP
präverbal De PP
Q
NP 7, II
postverbal P P De Pp 1 2 1
NP
postverbal P P De
Q
Unakkusativ l 2, II Unergativ Psychologisch 1 Sonst 4 2 3 l Transitiv 15 80 2,1? 4 4 Tabelle 20 Distribution der Subjekte der unakkusativen Verben je nach Position und Art des beteiligten Subjekts: Dem(onstrativpronomen), Pp(Possessivpronomen), Q(uantor) und (lexikalische) NP im Baskischen bei Mikel. I(mitation).
Peru
Q 3
PP
Q
Unakkusativ 20 7 16 1 17 1 2 1 2 Unergativ 2,1? 1 Psychologisch Sonst 3 8 Transitiv 1 25 96 9,2? 1 19 10 2 Tabelle 21 Distribution der Subjekte der unakkusativen Verben j e nach Position und Art des beteiligten Subjekts: Dem(onstrativpronomen) Pp(Possessivpronomen), Q(uantor) und (lexikalische) N P im Baskischen bei Peru. ? nicht sicher.
ich werde im F o l g e n d e n auf T a b e l l e n , die sich im A n h a n g b e f i n d e n , mittels der Initialen der Kinder (m für Mikel und p für Peru) B e z u g nehmen.
Ergebnisse
113
3.1.1.1.1. Die Subjekte der unakkusativen Verben Die Subjekte der unakkusativen Verben bilden die Mehrheit der Subjekte der einwertigen Verben. Sie werden von beiden Kindern deutlich häufiger prä- als postverbal (M 43 von 55, P 47 von 70) (Tabelle 22) verwendet. unakkusative Verben präverbal postverbal Mikel 12 43 Peru 47 23 Tabelle 22 Distribution der Subjekte der unakkusativen Verben im Baskischen bei Mikel und Peru. Treten die Subjekte dieser Verben in Form von Personalpronomen auf, dann werden sie mit einer einzigen Ausnahme je Kind präverbal verwendet. Ebenfalls präverbal (M 15 von 17 und P 16 von 18) treten die Subjekte in Form von Demonstrativpronomina auf. Diese Mehrheit von über 88% nimmt deutlich bei den Subjekten in Form von NP ab, wobei nur 69,5% der Subjekte bei Mikel und 54%) bei Peru präverbal realisiert werden. Dies bedeutet, daß es eine beträchtliche Zahl von postverbalen Subjekten gibt. Bei Mikel lassen sich 4 der 7 postverbalen Subjekte durch präverbale Adverbiale erklären. Diese Erklärung gilt jedoch nur für 7 der 17 postverbalen Subjekte (58a-b) bei Peru. 58
a. Hemendik atzetik ateratzen da lelau (=helado?) 'Von hier hinten kommt das Eis raus' (P 2; 11,25) b. Hemendik dato(r) tiburoia (P 3;02,14) 'Von hier kommt der Haifisch'
Bei den anderen postverbalen Subjekten handelt es sich um Verwendungen, die entweder einen Futur (59b) oder die Erzählung einer Geschichte (59b, c, d) beinhalten oder aber im Falle von Verwendungen mit perfektiven Verben wie (59a) eine Exkklamation zu paraphrasieren sind. 59
a. Putida (=busti da) brotxa (P 2;07,09) 'Mensch, der Pinsel ist naß geworden!' b. Eta jaikiko da Mide (P 2; 10,11) 'Und Mide wird aufstehen' c. Badator lehoia (P 3 ;02,14) 'Der Löwe kommt' d. Eta erori zen katua eta txakurra (P 3;06,17) 'Und die Katze und der Hund stürzte'
Diese letzten Subjekte sind zwar markiert, jedoch im Falle einer Exklamation auch in der Erwachsenensprache möglich. Bei den ersten Subjekten ist nicht von der Hand zu weisen, daß sie performanzbedingt postverbal auftreten.
114
Der Erwerb des Kasus bei bilingualen Kindern
3.1.1.1.2. Die Subjekte der unergativen Verben Tabelle 23 verdeutlicht, daß kaum postverbale Subjekte unergativer Verben verwendet werden. Bei Mikel findet man keine und bei Peru ein einziges Beispiel, das dadurch zu erklären ist, daß eine Adverbialbestimmung vor dem Verb steht. unergative Verben präverbal postverbal Mikel 14 0 Peru 2 1 Tabelle 23 Distribution der Subjekte der unergativen Verben im Baskischen bei Mikel und Peru. Diese deutliche Verteilung steht in keinem Zusammenhang mit der Art der verwendeten NP, denn sowohl lexikalische NPn, als auch Demonstrativ- sowie Personalpronomina werden verwendet, wenngleich diese letzten die große Mehrheit darstellen. Unter den unergativen Verben habe ich solche klassifiziert wie sustatu 'sich erschrecken', jolastu 'spielen', haserratu 'sich ärgern', negar egin 'weinen', ito 'ertrinken', lo egin 'schlafen', handia egin 'wachsen', hU 'sterben' und bizi 'wohnen'. Bezüglich der morphologischen Markierung dieser Subjekte muß unterstrichen werden, daß nicht alle mit dem Ergativ markiert werden. Dies ist der Fall bei sustatu 'sich erschrecken' und haserratu 'sich ärgern', die Absolutiv verlangen.
3.1.1.1.3. Die Subjekte der psychologischen Verben Bezüglich der Subjekte der psychologischen Verben (Tabellen 2m, 2p) läßt sich nicht viel sagen, da nur ein Beleg mit dem Verb gustatu 'gefallen' von Mikel verwendet wurde (Tabelle 24).
Mikel Peru Tabelle 24
psychologische Verben präverbal postverbal 1 -
-
Subjekte der psychologischen Verben bei Mikel und Peru.
Ergebnisse
115
3.1.1.1.4. Die Subjekte der Verben unter "sonst" Genauso wie bei den unakkusativen und unergativen Verben tritt die Mehrheit der Subjekte dieser sehr heterogenen Klasse von Verben präverbal auf (Tabelle 25). Bei Peru treten sie ausschließlich präverbal auf. Die postverbalen Beispiele von Mikel lassen sich dadurch erklären, daß zwei Belege verneint sind und eines davon eine Aufzählung darstellt. Auffällig ist, daß bei den postverbalen Belegen nur lexikalische NPn und Quantoren vertreten sind. In der präverbalen Position sind auch Demonstrativpronomina zu finden. Personal- oder Possessivpronomina sind gänzlich ausgeschlossen.
Mikel kabitu 'hineinpassen' falta 'fehlen'
präverbal 2
postverbal 2 2
Peru präverbal 6
postverbal -
1 3 gastatu 'alle sein' 1 Tabelle 25 Distribution der Subjekte der Verben unter "sonst" im Baskischen bei Mikel und Peru.
3.1.1.2. Die Art der Nominalphrase bei den Subjekten der einwertigen Verben Die Tabellen (26-27) stellen die Gesamtheit der Subjekte im Baskischen j e nach Verbklasse dar. Nachfolgend wird untersucht, ob die Zugehörigkeit zu einer Nominalklasse bei der Position des Subjekts eine Rolle spielt. Dies ist nach der nominalen Hierarchie von Dixon (1994) nicht unplausibel. Personalpronomina sind eher dazu geeignet, in Subjektposition aufzutreten als lexikalische NPn.
Mikel
Subjekte einwertiger Verben postverbal präverbal sonst uner PSY trs unak sonst uner
Verbtyp unak psv trs NP-Typ 5 NP+def 2 1 16 5 3 15 2 1 1 1 NP-def 1 4 PersPron 8 10 80 DemPro 14 3 2,1? 2 1 PossPro Quantor 2 22 1 1 Tabelle 26 Position der Subjekte bei Mikel, unterteilt nach Verbtypen (uner(gativ), unak(kusativ), psy(chologisch), trs(transitiv)) und Arten von Nominalphrasen (NP-Typ), PersPron(Personalpronomen), DemPro (Demonstrativpronomen), PossPro(Possessivpronomen), (I)mitation, ? nicht sicher.
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Der Erwerb des Kasus bei bilingualen Kindern
Subjekte einwertiger Verben Peru präverbal postverbal Verbtyp unakk sonst uner psy unakk uner psy trs trs so NP-Typ 25 17 1 1 NP+def 20 3 19 NP-def 3 PersPron 8 96 1 10 DemPro 9 2 9,2? 2 2 16 1 PossPro 1 1 2 Quantor 3 1 1 Tabelle 27 Position der Subjekte bei Peru, unterteilt nach Verbtypen (uner(gativ), unakk(usativ), psy(chologisch), trs(transitiv)), und Arten von Nominalphrasen (NPTyp), PersPron(Personalpronomen), DemPro(Demonstrativpronomen), PossPro(Possessivpronomen). (I)mitation. ? nicht sicher. So(nst).
3.1.1.2.1. Subjekte in Form von Personalpronomina Personalpronomina werden fast ausschließlich präverbal verwendet (Tabelle 28). Jedes Kind verwendet lediglich ein postverbales Personalpronomen in Subjektfunktion mit unakkusativen Verben. Ferner fällt auf, daß Personalpronomina nur in Verbindung mit sogenannten agentiven unakkusativen Verben und unergativen Verben auftreten. Das heißt, daß sie weder mit den psychologischen noch mit den Verben unter "sonst" verwendet werden. präverbal postverbal unakk sonst uner psy unakk sonst uner psy 1 Mikel 8 10 Peru 8 1 Tabelle 28 Subjekte in Form von Personalpronomina unterteilt nach Verbart: unakk(usativ), uner(gativ), psy(chologisch) und Verben unter "sonst".
3.1.1.2.2 Subjekte in Form von NP Das Auffälligste bei den Subjekten in Form von NP ist, daß diese Subjekte in einem hohen Maße in der postverbalen Position erscheinen, obschon die präverbalen Subjekte bei Mikel die Mehrheit bilden (Tabelle 29). postverbal präverbal uner unakk sonst uner psy unakk sonst psy 1 7 Mikel 16 3 1 3 20 Peru 20 Tabelle 29 Subjekte in Form von NPn unterteilt nach Verbart: unakk(usativ), uner(gativ), psy(chologisch) und Verben unter "sonst".
Ergebnisse
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Bei beiden Kindern kommt dies besonders in Zusammenhang mit unakkusativen Verben vor, wobei bei Peru die Hälfte dieser Subjekte in der genannten Position auftritt. Bei den unergativen und den Verben unter "sonst" läßt sich keine allgemeine Tendenz deuten, denn bei den Verben unter "sonst" zeigt sich eine gegensätzliche Tendenz j e Kind (Mikel verwendet nur postverbale und Mikel nur präverbale N P n ) und mit unergativen Verben tritt ein einziges S u b j e k t in postverbaler Position auf, welches auch noch einer Präpositionalphrase folgt. Ebenfalls kann das Auftreten von postverbalen Subjekten bei den unakkusativen Verben in einigen Fällen (Mikel 4 von 7 und Peru 7 von 20) auf das Vorhandensein einer einleitenden Präpositionalphrase zurückgeführt werden. 60
a. Joan da Peru (P 2;05,26) 'Gegangen ist Peru 'Peru ist gegangen' b. Puti (=busti) da brotxa (P 2;07,09) 'Naß geworden ist der Pinsel 'Der Pinsel ist naß geworden' c. Eta jaikiko da Mi: de (P 2; 10,11) 'Und aufstehen wird Mide 'Und Mide wird aufstehen' d. Badator lehoia (P 3;02,14) 'Kommt der Löwe 'der Löwe kommt' e. Saltatu dira umeak (P 3;02,14) 'Gesprungen sind die Kinder 'Die Kinder sind gesprungen' f. Ailaitu ziren eskalelak (P 3;06,17) 'Gekommen ist die Treppe 'Die Treppe ist gekommen' g. Eta erori zen katua eta txakurra (P 3;06,17) Und gefallen sind die Katze und der Hund 'Und der Hund und die Katze sind gefallen' h. Pasa da mamurru bat oso handia (P 3;09,02) 'Vorbeigegangen ist ein Monster sehr groß 'Ein sehr großes Monster ist vorbeigegangen' i. Eta etortzen da, Jiman (P 4;02,29) 'Und kommt Jiman 'und Jiman kommt' j . Hasiko da zirkoa: (P 4;03,30) 'Anfangen wird der Zirkus 'Der Zirkus wird anfangen' k. Etorriko da, bere amatxo (M 2;09,04) 'Kommen wird, seine Mutter 'Seine Mutter wird kommen'
Bei den postverbalen Subjekten unakkusativer Verben, die nicht von einer Präpositionalphrase eingeleitet werden, handelt es sich um folgende Verwendungen: •
Die Verwendungen beziehen sich auf abgeschlossene Handlungen, in denen das Verb eindeutig fokussiert wird oder (60a,b,e,h)
Der Erwerb des Kasus bei bilingualen Kindern
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•
•
es handelt sich um die Erzählung einer Geschichte, die oft mit der Konjunktion eta 'und' eingeführt wird, wobei oft eine Pause nach dem Verb zu hören ist (60 c,g,i). Die Verwendungen beziehen sich auf Handlungen, die in der unmittelbarer Zukunft geschehen werden (60 c,j,k).
D i e s e zwei letzten V e r w e n d u n g e n d e u t e n auf S c h w i e r i g k e i t e n Sprach verarbeitung und nicht unbedingt auf Kompetenzdefizite hin.
der
3.1.1.2.3. Subjekte in Form von Demonstrativpronomina Die Subjekte in Form von Demonstrativpronomina treten ungeachtet der Verbklasse fast ausschließlich in der präverbalen Position auf (Tabelle 30). prä verbal postverbal unakk sonst uner unakk sonst uner psy psy Mikel 14 1 2 3 Peru 16 8 2, 1? 1,1? Tabelle 30 Subjekte in Form von Demonstrativpronomina unterteilt nach Verbart: unakk(usativ), uner(gativ), psy(chologisch) und Verben unter "sonst", ? nicht sicher. Es lassen sich lediglich zwei Beispiele je Kind in postverbaler Position beobachten. Bei Mikel handelt es sich um einen Beleg mit einer einleitenden Präpositionalphrase und ein verneintes Beispiel. Das eine sichere Beispiel von Peru mit 3,07,11 ist ein Fall von Rechtsadjunktion. Das andere Beispiel ist ein unsicherer Beleg. Für die Demonstrativpronomina gilt, daß sie ausschließlich präverbal verwendet werden.
3.1.1.2.4. Subjekte in Form von Possessivpronomina Subjekte in Form von Possessivpronomina sind sehr rar (M 1 und P 2) und lassen aus diesem Grunde keine eindeutige Schlußfolgerung zu (Tabelle 31). Hinzu kommt, daß die zwei postverbalen Subjekte von einer Präpositionalphrase eingeleitet werden. Als sicher gilt, daß sie ausschließlich mit unakkusativen Verben verwendet werden. postverbal unakk sonst uner psy 1 Mikel 1 1 Peru Tabelle 31 Subjekte in Form von Possessivpronomina, unterteilt nach Verbart: unakk(usativ), uner(gativ), psy(chologisch) und Verben unter "sonst". unakk
prä verbal sonst uner
psy
119
Ergebnisse
3.1.1.2.5. Subjekte in Form von Quantoren Die geringe Zahl der Belege läßt keine eindeutige Aussage bezüglich der präferierten Position der Subjekte in Form von Quantoren zu (Tabelle 31). Es genügt zu sagen, daß es eine leichte Tendenz für die präverbale Position bei den u n a k k u s a t i v e n und Verben unter "sonst" gibt. Q u a n t o r e n werden in Zusammenhang mit den unergativen Verben überhaupt nicht verwendet. postverbal präverbal unakk sonst uner unakk sonst uner psy psy 2 Mikel 2. II 1 1 1 Peru 2 2 Tabelle 32 S u b j e k t e in Form von Q u a n t o r e n , unterteilt nach V e r b a r t : unakk(usativ), uner(gativ), psy(chologisch) und Verben unter "sonst". I(mitation).
3.1.1.3. Die Wortstellung bei den transitiven Verben Im folgenden werde ich die Wortstellung bei den transitiven Verben behandeln. Die Position der Subjekte und direkten sowie indirekten Objekte wird im Detail dargestellt. Zum Schluß werden auch die indirekten Objekte der nicht-transitiven Verben behandelt.
3.1.1.3.1. Die Position der Subjekte bei den transitiven Verben Die ersten realisierten Subjekte transitiver Verben treten mit 2;00 bei Mikel und mit 2;04 bei Peru auf. Ab diesem Alter werden sie konsistent verwendet. präverbal SV 47
SOV 4
sonst Mikel S V O 25, S A V O 2, SVA A S V A 1, ASV 5, SOV SVD 1, OSV 3, SVD 1 Peru 53 12 S V O 52, SAV 2, SVA ASV 3, ASOV 2, SVOA SVAO 1, OSV 1 Tabelle 33 Distribution der Subjekte bei Mikel S(ubjekt), O(bjekt), V(erb), A(dverbialphrase).
VS 7, 3 4,
postverbal sonst A V S 2, OVS 5, VOS 1
2, 8 1,
AVS 3, VAS 1, VOS 1, V S A O 1, OVS 12, und Peru im Baskischen.
Bei den transitiven Verben erscheinen fast alle Subjekte in präverbaler Position (Tabellen 3m, 3p). Abgesehen von 3 VS (Tabellen 3m', 3p) bei Mikel und 8 bei Peru (61b) sowie jeweils einem Beleg in Form von VOS je Kind erscheinen alle Subjekte vor dem Verb (61a,c). Andere wenige postverbale Subjekte in Form von OVS und AVS kommen durch das Vorhandensein eines satzeinleitenden Elements, entweder ein fokussiertes Objekt oder eine Adverbialphrase zustande. Einige wenige Strukturen mit initialem Verb (VS (M 3, P 8), VOS (M 1, P 1), VAS 1, V S A O 1) lassen sich als Fokussierung des Verbs analysieren. Dieser Befund überrascht
120
Der Erwerb des Kasus bei bilingualen Kindern
nicht, da die Fokussierung des Verbs im Baskischen sehr markiert ist. Alle postverbalen Subjekte sind entweder durch die Bewegung des Verbs nach C oder eines anderen Elements nach Spec-CP, welches auch eine Verbbewegung induziert hat, zustande gekommen. Das Subjekt bleibt in Spec-IP. Bei allen präverbalen Subjekten muß die Frage gestellt werden, in welcher strukturellen Position sie sich befinden. Bei den vielen S V O scheint unproblematisch anzunehmen, daß sich die S u b j e k t e in S p e c - C P b e f i n d e n und V in C. O w ü r d e in situ b l e i b e n . Wahrscheinlich gilt auch die gleiche Erklärung für die Subjekte der SV-Strukturen, besonders wenn man bedenkt, daß durch die dreifache Kongruenz im Baskischen Konstituenten nur zu Hervorhebungszwecken verwendet werden. Die wenigen SOV (4 bei Mikel und 12 ( A S O V 2) bei Peru), die der kanonischen Wortstellung entsprechen, können als nicht-bewegte Ä u ß e r u n g e n analysiert werden. Die Tatsache, daß es sehr wenige SOV-Strukturen gibt und die Position unmittelbar vor dem Verb die Fokusposition ist, legt die Annahme nahe, daß O fokussiert und S topikalisiert ist. Alle auftretenden Wortstellungen können aus der kanonischen SOV-Wortstellung abgeleitet werden. 61
a. Inigok eman dut(=dit) P 2;09,05) 'Inigo hat (es mir) gegeben' b. Etsunai (ez du nahi) amak (P 2;05,26) Will nicht Mutter 'Mutter will nicht' c. Nik e(re) gure dot etxie bota (M 2;09,04) 'Ich will das Haus umschmeißen'
3.1.1.3.1.1. Die Art der Nominalphrase Im Kap. 3.1.1.1. habe ich festgestellt, daß die Art der N P bei den einwertigen Verben in bezug auf Wortstellungsregularitäten eine große Rolle spielt. Daher ist anzunehmen, daß dies bei den transitiven Verben gleichermaßen wichtig ist. Nach dem gleichen Verfahren werden die Subjekte in Personal-, Demonstrativ- und Possessivpronomina sowie Quantoren unterteilt.
3.1.1.3.1.1.1. Subjekte in Form von Personalpronomen P e r s o n a l p r o n o m i n a in postverbaler Position sind bei beiden K i n d e r n eine Seltenheit (4 von 80 (4,8%) bei Mikel und 10 von 96 (9,4%) bei Peru) (Tabelle 34). Bei Mikel sind alle (4) und bei Peru 7 (von 10) das Ergebnis der Fokussierung eines anderen E l e m e n t s , so daß der S c h l u ß gezogen w e r d e n k a n n , d a ß P e r s o n a l p r o n o m i n a in der postverbalen Stellung im Baskischen so gut wie ausgeschlossen sind.
Ergebnisse
121
präverbal postverbal Mikel 4 80 Peru 10 96 Tabelle 34 Subjekte in Form von Personalpronomina bei den transitiven Verben bei Mikel und Peru.
3.1.1.3.1.1.2. Subjekte in Form von Demonstrativpronomen Subjekte in Form von Demonstrativpronomina sind im Z u s a m m e n h a n g mit transitiven Verben nicht sehr zahlreich (Tabelle 35). Mikel verwendet nur 2 und Peru 11 sichere Belege. Darüber hinaus fällt auf, daß sie fast ausschließlich präverbal verwendet werden. Von den 2 postverbalen Beispiele von Peru handelt es sich in dem einen Fall um eine OVS- und in dem anderen eine VAS-Struktur, so daß nur in diesem letzten Fall von einer Verbfokussierung gesprochen werden kann. Als Fazit gilt, daß Demonstrativpronomina mit transitiven Verben immer präverbal verwendet werden. postverbal präverbal Mikel 2,1? Peru 9,2? 2 Tabelle 35 Subjekte in Form von Demonstrativpronomina bei den transitiven Verben bei Mikel und Peru.
3.1.1.3.1.1.3. Subjekte in Form von Quantoren Das einzige präverbale Beispiel eines All-Quantors bei Peru läßt keinen Schluß zu (Tabelle 36).
Mikel Peru Tabelle 36 und Peru.
präverbal
postverbal
-
-
1 Subjekte in Form von Quantoren bei den transitiven Verben bei Mikel
3.1.1.3.1.1.4. Subjekte in Form von NPn Subjekte in Form von NP bei den transitiven Verben sind in der gesprochenen Sprache viel seltener vertreten als beispielsweise Personalpronomina, wie Tabelle 37 im Vergleich zu Tabelle 34 zeigt.
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Der Erwerb des Kasus bei bilingualen Kindern
präverbal postverbal Eigenname NPdef NP indef Eigenname NPdef NP indef Mikel 13 2 1 1 2 4 14 Peru 19 3 Tabelle 37 Subjekte in Form von NPn bei den transitiven Verben bei Mikel und Peru. Def(init), indef(init). Ferner stellt man fest, daß die Mehrheit (M 14 von 19, P 33 von 40) der v e r w e n d e t e n N P n in der F u n k t i o n des S u b j e k t s u n g e a c h t e t der Position Eigennamen sind. Mit anderen Worten: Lexikalische NPn sind in dieser Funktion eine Seltenheit. Diese sind ähnlich häufig in prä- und postverbaler (M 2 von 5, P 4 von 7) Position vertreten. Die Eigennamen treten im allgemeinen häufiger prä- als postverbal auf. Peru verwendet verhältnismäßig häufig postverbale Subjekte in Form von NPn. Dies kommt u.a. dadurch zustande, daß fast die Hälfte (7 von 17) dieser NPn in einer einzigen A u f n a h m e auftritt. Bei fast allen postverbalen Subjekten in Form von NPn muß die Ursache in der Fokussierung eines Elements gesucht werden, denn nur 4 Beispiele bei Peru entsprechen der VS-Struktur. Interessant ist jedoch, daß eine sehr hohe Zahl der postverbalen Subjekte bei den transitiven Verben die Form einer N P hat.
3.1.2. Die Position der direkten Objekte Die ersten realisierten Objekte treten bei Mikel mit 2;00,00 und mit 2;05,25 bei Peru auf (Tabellen 4 m - m ' , 4p-p'). postverbal sonst 22 Mikel 44 4 D V O 2, S A V O 2, V O S 1, D V O 2, A V O 5, S V O A 1, OVY 1 59 12 Peru O V S 11, OSV 2, 79 5 3 A V O 13, V A O 3, A V A O 1, A N e V O 1, S V O D 1, S A V O 2, A S V O 1, S N e V O 2, A V S O 1, S D V O 1 Tabelle 38 Distribution der direkten Objekte in Form von N P und Demonstrativpronomen bei Mikel und Peru im Baskischen. S(ubjekt), O(bjekt), V(erb), A(dverbialphrase), D(ativ), Ne(gation). OV
SOV
präverbal sonst VO O V S 5, OSV 3, 28 A O V 2, O A V 2, O V A 1, O V O 1
SVO
Bei den d i r e k t e n O b j e k t e n besteht eine j e w e i l s a n d e r e T e n d e n z bei d e n b e i d e n
Kindern: Mikel verwendet häufiger präverbale und Peru postverbale Objekte (Tabelle 38). Dies gilt für alle OV/VO. Bei den SOV/SVO-Strukturen überwiegt bei beiden Kindern die SVO-Struktur. Die restlichen Strukturen werden gesondert behandelt. Diese Regularitäten sind zu Beginn der Untersuchung ähnlich häufig vertreten wie auch zum Ende derselben. Mikel verwendet wesentlich häufiger
123
Ergebnisse
präverbale (61,1%, 44 von 72) als postverbale Objekte in OV/VO-Strukturen. Peru dagegen verwendet häufiger Objekte in postverbaler Position (57,24%, 79 V O von 138 und 46 S V O von 56) als in präverbaler Stellung. Einige wenige dieser postverbalen Objekte kommen dadurch zustande, daß eine Adverbialphrase (M 2 und P 12) den Satz einleitet. In solchen Fällen steht das Verb in C und das Objekt in V - K o m p l e m e n t . Bei den meisten Beispielen wird die Äußerung vom Verb eingeleitet. Interessant hierbei ist, daß die meisten (bis über 83% bei beiden Kindern) postverbalen O b j e k t e in V O - und S V O - S t r u k t u r e n in F o r m von lexikalischer NP oder Quantoren auftreten (Tabelle 39). Dies bedeutet, daß der Anteil der Demonstrativpronomina verschwindend gering ist (M 12, P 17). Dieser Befund kann dahingehend interpretiert werden, daß das Neue tendenziell nach dem Verb steht und lexikalische NPn für die Einführung neuer Information am besten geeigtet sind. Diese vielen postverbalen Objekte haben vielleicht mit der dreifachen pro-drop-Eigenschaft des Baskischen zu tun. Im Baskischen werden Argumente nur zu Hervorhebungszwecken ausgedrückt. So überrascht es nicht, daß SOV weniger häufig erscheint als SVO. SVO D N P D 0 0 4 4 Mikel 19 2 8 14 3 10 Peru 66 6 7 31 Tabelle 39 Distribution der direkten Objekte unterteilt in N P (Nominalphrase), Q(uantor), D(emonstrativpronomen) und A(dverbialphrase) im Baskischen. *Auch Varianten wie VOD und VOA sind hierunter verzeichnet. VO*
NP
Diese postverbalen Objekte lassen sich wie folgt charakterisieren: • Bei Peru kommen einige (16 von 79) von diesen postverbalen Objekten (VO) durch das Vorhandensein einer Adverbialbestimmung in der ersten Position zustande. • Entweder stehen die Äußerungen im Futur oder mit dem Modalverb behar 'müssen' mit einer Lesart im Futur oder mit dem Verb g u r a oder n a h i 'möchten' oder • sie werden von der Konjunktion eta 'und' eingeleitet, um eine Geschichte oder etwas Geschehenes zu erzählen oder • es gibt eine deutlich hörbare Pause oder Intonationsbruch zwischen Verb und direktem Objekt oder final lengthening oder • es handelt sich um einen verneinten Satz, der vielleicht auch im Partitiv steht oder • das Verb wird tatsächlich fokussiert, was in den wenigsten Beispielen der Fall ist. Z u s a m m e n f a s s e n d läßt sich festhalten, daß die wenigsten dieser postverbalen Objekte wegen grammatischer Zwänge in diese Position gelangen. Hierzu gehören die postverbalen Objekte der verneinten Sätze und der fokussierten Verben. Bei dem
124
Der Erwerb des Kasus bei bilingualen Kindern
Verb gura muß unterstrichen werden, daß die Objekte in der biskainischen Variante des Baskischen, d.h. dort, wo beide Kinder aufwachsen, auch von den Erwachsenen postverbal verwendet werden. Die anderen Verwendungen wie beispielsweise die von eta 'und' eingeleiteten Äußerungen oder die Beispiele im Futur sowie mit dem Verb behar 'müssen' deuten auf eine Organisation der Ä u ß e r u n g nach pragmatischen Prinzipien hin. Die Belege mit Intonationsbruch sowie einer Pause weisen hingegen deutlich auf Schwierigkeiten in der Sprachverarbeitung hin. Wenn bei der Sprachproduktion noch nicht entschieden worden ist, was das Neue ist, ist es auch nicht verwunderlich, daß dies nach dem Verb erscheint. Trotzdem ist die Anzahl der postverbalen Objekte so hoch, daß man sich die Frage stellen muß, ob dies vielleicht ein deutlicher Einfluß des Spanischen ist. Bei den SVO-Strukturen, die den obigen Prinzipien folgen, kann angenommen werden, daß sich S als fokussiertes Element in Spec-CP befindet und V in C. Eine Erklärung innerhalb des P P T - R a h m e n s für die VO-Strukturen ist j e d o c h schwieriger, denn die Erklärung für die SVO-Sätze gilt nicht, da p r o per Definitionem nicht fokussiert werden kann. Vielleicht liegt die Erklärung darin, daß sich die Wortstellung im Baskischen in den letzten Jahren zu SVO entwickelt. Meines Wissens liegen keine Studien vor, die das Phänomen behandelt haben. Es gibt auch andere Wortstellungen außer VO/OV und SOV/SVO, sie sind jedoch zahlenmäßig marginal. prä verbal postverbal OVS 5, OSV 3, AOV 2, OAV D V O 2, S A V O 2, V O S 1, 2, OVA 1, OVO 1 SVOA 1, OVA 1 A V A O 1, A N e V O 1, V A O 3, Peru OVS 11, OSV 2, S V O D 1, S A V O 2, A S V O 1, SNeVO 2, AVSO 1, SDVO 1 Tabelle 40 D i s t r i b u t i o n der direkten O b j e k t e in F o r m von N P und Demonstrativpronomen bei Mikel und Peru im Baskischen. S(ubjekt), O(bjekt), V(erb), A(dverbialphrase), Ne(gation), D(ativ). Mikel
Bei den meisten dieser Wortstellungen handelt es sich um die Fokussierung eines direkten (OVS) oder indirekten (DVO) Objektes sowie des Subjekts (SVOA), oder die Äußerung wird von einer Adverbialphrase eingeleitet (AVSO, ASVO). All diese Äußerungen weichen von der kanonischen Wortstellung ab, da dieses fokussierte Element die erste Position besetzt. Bei einigen wenigen Äußerungen wird eine Satzkonstituente topikalisiert, während eine Adverbialphrase fokussiert (OAV, SAVO) oder eine andere topikalisiert (OSV, SDVO)) wird. Interessant ist, daß entweder direkte Objekte oder Subjekte topikalisiert werden. In all diesen Fällen wird Absolutiv in V-Komplement und Ergativ in Spec-IP zugewiesen. Problematisch ist das VOS-Beispiel je Kind.
Ergebnisse
125
3.1.3. Die Position der indirekten Objekte Tabellen (5m, 5p) verdeutlichen, daß es nur wenige indirekte Objekte gibt.
Mikel Peru Tabelle 41
präverbal postverbal mehrwertig einwertig mehrwertig einwertig 2 10 3 4 1 3 Die Position der indirekten Objekte im Baskischen.
Bezüglich ihrer Position der indirekten Objekte kann man sagen, daß jedes Kind eine andere Stellung vorzieht (Tabelle 41). Bei Mikel tritt die Mehrheit der indirekten Objekte präverbal auf, während sie bei Peru ähnlich häufig prä- und postverbal a u f t a u c h e n . Indirekte O b j e k t e einwertiger V e r b e n sind in der postverbalen Position nicht vertreten. Nur bei mehrwertigen Verben lassen sich einige wenige Beispiele finden, die meist auch in Form von N P auftreten.
3.1.4. Zusammenfassung Bezüglich der Wortstellung läßt sich zusammenfassend festhalten, daß sich keine zwei Phasen unterscheiden lassen. Die Wortstellungsregularitäten, die sich für den Beginn der Untersuchung beobachten lassen, gelten auch für spätere Phasen der Sprachentwicklung für alle drei Konstituenten. Die Subjekte werden ungeachtet der Zugehörigkeit zu einer Verbklasse und zu einer bestimmten nominalen Kategorie fast ausschließlich präverbal verwendet. Die direkten Objekte werden von beiden K i n d e r n sehr h ä u f i g postverbal v e r w e n d e t , was f ü r eine S O V - S p r a c h e ungewöhnlich ist. Die indirekten Objekte treten bei Mikel vorzugsweise präverbal auf, während sie bei Peru in beiden Positionen ähnlich häufig vertreten sind.
3.2. Morphologische Realisierung der Argumente 3.2.1. Absolutiv In Kap. 2.2.1.2. habe ich gezeigt, daß der Absolutiv keine m o r p h o l o g i s c h e M a r k i e r u n g trägt. Die ersten nominalen E l e m e n t e wie Nomina, Demonstrativpronomina und Adjektive werden ohne jegliche morphologische Markierung für Kasus verwendet. Da diese Äußerungen meist ohne Verb auftreten, ist es auch kaum möglich zu wissen, ob ein anderer Kasus gemeint ist. Wichtig ist, daß die anderen Kasus nicht oder sehr selten und spät im Spracherwerb für den Absolutiv übergeneralisiert werden. Ab wann der null-markierte Absolutiv als erworben gelten kann, läßt sich nicht aus der Morphologie ableiten. Sicher ist, daß Absolutiv spätestens dann, wenn Subjekte unakkusativer Verben und Objekte in präverbaler Position in finiten Deklarativsätzen auftreten, als erworben gilt. Die ersten Nomina erscheinen mit dem Definitheitsmarkierer ^ seit dem Beginn der Untersuchung.
Der Erwerb des Kasus bei bilingualen Kindern
126
3.2.2. Der Ergativ Für die B e h a n d l u n g der M a r k i e r u n g des E r g a t i v s w e r d e n s o w o h l finite Deklarativsätze als auch Äußerungen ohne Verb (fortan Ergative in isolierter Form), die aber ein Ergativ verlangen, in Betracht gezogen (Tabellen 6 m - m ' , 6pp') Ich werde nur solche Kontexte in Betracht ziehen, die entweder in der prävokalischen oder finalen Position auftreten. Der Grund liegt darin, daß die E r g a t i v m a r k i e r u n g in der präkonsonantischen Position aus p h o n o l o g i s c h e n Gründen im erwachsenen Baskisch meist fehlt. Es ist anzunehmen, daß auch in der Kindersprache die Ergativmarkierung in solchen Kontexten fehlt und diese d e m z u f o l g e nichts über den Erwerbsverlauf des Ergativs aussagt. Bei beiden Kindern zeigt sich, daß die Ergativamarkierung in solchen präkonsonantischen Kontexten bis zum Ende der Untersuchung ausgelassen wird. In den ersten A u f n a h m e n ( 1 ; 0 7 , 1 4 - 1 ; 1 1 , 0 6 ) bei M i k e l gibt es k e i n e Ergativkontexte, außer einem unsicheren Beispiel und einer Imitation. Bei Peru hingegen sind Ergativkontexte seit dem Beginn der Untersuchung vorhanden. Beiden Kindern ist gemeinsam, daß sie bei der Markierung des Ergativs im allgemeinen viele Fehler machen. Der Ergativ wird als Absolutiv realisiert. In diesen ersten A u f n a h m e n (bis 2;01 bei Mikel und bis 2;04 bei Peru) sind viele Ergativ-Kontexte vorhanden, die aber kein Verb enthalten. Wann die Markierung der Argumente mit dem Ergativ einsetzt und ab wann sie regelmäßig wird, ist bei beiden Kindern unterschiedlich. Ebenfalls unterschiedlich sind die Fehlerarten, die für jedes Kind gesondert diskutiert werden. Bei Mikel gibt es Ergativkontexte seit 1; 11,06 und bei Peru seit 1; 11,10. Die ersten sicheren Belege mit der Ergativmarkierung erscheinen jeweils mit 2;00,00 und mit 2;05,26. Bis zu diesem Alter gibt es bei beiden Kindern zahlreiche Kontexte für Ergativ, die mit der Nullmarkierung realisiert worden sind. Diese vielen Kontexte sind jedoch Äußerungen ohne Verb. Ab diesem Zeitpunkt gehen die Kinder zwei verschiedene Wege, wenn man die Deklarativsätze in Betracht zieht (Tabelle 42a): •
Bei Mikel beginnt ab 2;02 eine langsame, aber stetige Z u n a h m e von realisierten Ergativkontexten, die mit 3;02 die 100%-Marke erreicht.
•
Peru dagegen fängt an, mit 2;05,26 ergativmarkierte Argumente zu verwenden. Bis 3;07,11 beobachtet man keinen Fehler bei den Personalpronomina. Von 3;07,11 bis 4;03,30 gibt es einen deutlichen Rückgang. Peru erreicht niemals die 100%-Marke.
Ergebnisse
M
bis 2;00,22 2;01,06 bis 3;03,01 3;04,12 bis 3;09,08
127
Personalpronomina R 0 0,0 0,0 30, 1 (77,5) 8,1 23,0 (100)
0,0
0,0 3,4 (63,6)
0 0,0 4,1
Demonstrativa R 0 0,0 0,0 2,1 (100) 0,0
4,1 (100)
0,0
3,0 (100)
NPn R
0,0
P
0,0 1; 11,00 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 bis 2;03,12 2;04,15 38,2 (100) 0,0 7,7 (66,7) 6,1 2,2 (50) 4,0 bis 3;07,11 3;07,27 18,0 (60) 1 2 , 0 2,6 (29,6) 12,7 2,2 (28,6) 1 0 , 0 bis 4;03,30 Tabelle 42a Zahl der realisierten (R) und nicht realisierten Ergative ( 0 ) bei den NPn, Demonstrativ- und Personalpronomina, in prävokalischer, f i n a l e r Position und (Prozentzahl) in Deklarativsätzen bei M(ikel) und P(eru). Personalpronomina NPn Demonstrativa realisiert realisiert realisiert 0 0 0 bis 2;00,22 1,1? (4,3) 10,13 0,0 (0) 0,0 0,1,11 0 , 0 M 2;01,06 11,21 3,12 6,9+21 (51,7) 2,12 1,1 (100) 0,0 bis 3;03,01 (68,1) 3;04,12 8,2 (100) 0 , 0 0,2 0,8+11 (87,5) 0,1 0,0 (0) bis 3;09,08 P 1; 11,00 0,0 0,0 0,0 (0 ) 0,8 0,2? 0,0 bis 2;03,12 2;04,15 11,9 2,16 (75) 1, 2 (100) 0 , 0 1,5 1,1 bis 3,07,11 (90,9) 3;07,27 2,9 (52,4) 7,3 2,2+1? (33,3) 2,6 0,1 (50) 1,0 bis 4;03,30 Tabelle 42b Zahl der realisierten (R) und nicht realisierten Ergative ( 0 ) in isolierter Form bei den NPn, Demonstrativ- und Personalpronomina, in prävokalischer, finaler Position und (Prozentzahl) bei M(ikel) und P(eru). I(mitation). Tabellen (42a-b) fassen den Erwerbsverlauf des Ergativs in Deklarativsätzen und in isolierter Form bei beiden Kindern zusammen. Sie zeigen, daß die Beherrschung des Ergativs eine lange Zeit dauert. Mikel erreicht eine 100%-ige Kompetenz, während Peru am Ende der Untersuchung schlechter abschneidet als zu Beginn derselben. Dies gilt sowohl für die Kontexte in Deklarativsätzen als auch für die Kontexte in isolierter Form. Bis 2;00 gibt es bei Mikel nur einen Kontext, der als Ergativ realisiert worden ist (unsicheres Beispiel). Es gibt keine Kontexte in Deklarativsätzen. Die nächste Phase, die ein Jahr umfaßt (2;02 bis 3;03), zeichnet sich dadurch aus, daß sich ein stetiger Zuwachs von Kontexten, die mit dem Ergativ realisiert werden, beobachten läßt. Dies gilt sowohl für die Deklarativsätze als auch für die Kontexte ohne Verb. Ab 3;04 wird Ergativ in allen Kontexten
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Der Erwerb des Kasus bei bilingualen Kindern
ungeachtet der Nominalklasse als solcher realisiert, mit der einzigen Ausnahme von zwei Beispielen mit Demonstrativa und einem mit einer NP mit 3;06,26. Bei Peru zeichnet sich die entgegengesetzte Tendenz ab. Bis 2;04,15 sind keine Kontexte in Deklarativsätzen im Ergativ zu verzeichnen. Am Beginn der Untersuchung und bis 3;07 wird der Ergativ mit den Personalpronomina in Deklarativsätzen in allen Kontexten und in den Kontexten in isolierter Form in 91% aller Kontexte verwendet. Bei den NPn und den Demonstrativpronomina werden über die Hälfte der Ergativkontexte auch als Ergativ realisiert. Ab 3;07 kippen die Verhältnisse um. Es läßt sich ein deutlicher Rückgang der realisierten Ergative in allen Nominalklassen erkennen. Ähnliches gilt für die Äußerungen ohne Verb, mit der Einschränkung, daß von 1; 11,10 bis 2;05,26 die Ergative in Form von NPn bei den Äußerungen ohne Verb in finaler Position ausnahmslos als Absolutiv realisiert worden sind. Da diese vielen als Absolutiv realisierten NPn bis 2;05,26 in finaler Position auftreten, ist es plausibel anzunehmen, daß es nicht unbedingt auf ein Kompetenzdefizit bezüglich der Ergativität hindeutet. Diese NPn ohne die Ergativmarkierung Je sind auf phonologische Defizite zurück-zuführen, da das Baskische eine nicht sehr komplexe Silbenstruktur hat. Für beide Kinder und insbesondere im Falle von Peru kann im allgemeinen ausgeschlossen werden, daß diese starken Tendenzen von den Kontexten in finaler Position in irgendeiner Weise beeinflußt werden, denn es lassen sich nur wenige nicht realisierte Ergative in dieser Position feststellen. Nur bei Peru kann man 7 nicht realisierte Kontexte in finaler Position finden, die jedoch dadurch zustande gekommen sind, daß sie von der Epentheseregel betroffen sind. Es finden sich jedoch genauso viele Beispiele dieser Art, die in präverbaler Position stehen und nicht realisiert worden sind. Da die Entwicklung des Ergativs für jedes Kind solch unterschiedliche Ergebnisse ergibt, muß man sich die Frage stellen, ob der Zufall dabei eine Rolle spielt. Es ist nicht auszuschließen, daß zufällig eine hohe bzw. niedrige Zahl von Verben einer bestimmten semantischen Klasse bei dem einen Kind zu finden ist und beim anderen gerade nicht. Das gleiche gilt für die betroffenen nominalen Kategorien. Es werden aus diesem Grunde die Kontexte der Realisierung von Ergativ bzw. der Realisierung als Absolutiv je nach Art der betroffenen NP und des realisierten Verbs in Deklarativsätzen behandelt. Demonstrativpronomina realisiert nicht realisiert 1 Mikel 6 14 Peru 8 Tabelle 43 Realisierung des Ergativs bei den Demonstrativpronomina Quantoren.
und
Peru verwendet verhältnismäßig viele Demonstrativpronomina in Kontexten, die den Ergativ verlangen. Nicht alle Demonstrativpronomina sind jedoch mit dem
Ergebnisse
129
Ergativ versehen. Es gibt nur 4 sichere Belege von realisierten Demonstrativa im Ergativ in isolierten Kontexten, die nicht in Tabelle 43 aufgeführt sind. In einem Fall handelt es sich um eine synkretische Form, an der morphologisch nicht zu erkennen ist, ob es sich um Ergativ oder Absolutiv Plural handelt. Bei diesen 3 Fällen handelt es sich um Verwendungen mit den Verben punbala egin 'fallen', behar 'benötigen'. Die realisierten acht Belege in Deklarativsätzen werden mit den Verben egin 'machen', u k a n 'haben', b a l i o 'gelten', euki 'besitzen', e r a m a n 'mitnehmen' verwendet. Der einzige Quantor erscheint im Zusammenhang mit pintatu 'malen'. Mit einer einzigen Ausnahme mit dem Verb balio mit 4;03,30 ist all diesen Verwendungen gemeinsam, daß es sich um agentive oder Stative Verben handelt. Auch das Verb punbala egin 'fallen' kann als agentiv gelten, da es sich um ein zusammengesetztes Verb, bestehend aus punbala 'Fall' und egin 'machen' handelt. Die als Absolutiv realisierten Beispiele werden in Zusammenhang mit den Verben balio 'gelten', eman 'scheinen', euki 'haben', igo 'steigen', korritu 'schnell fahren', pisatu 'wiegen, intr.' 'wiegen tr.', eskalatu 'bergsteigen' gebraucht. Abgesehen von den Beispielen mit dem Verb euki und pisatu werden alle anderen Beispiele mit Verben verwendet, die nicht transitiv sind. Von diesen nicht transitiven Verben sind fast alle [-agentiv], Ausnahmen hierzu sind igo 'steigen', das in anderen dialektalen Varianten mit dem Absolutiv verwendet wird, und e s k a l a t u 'bergsteigen'. Mikel verwendet deutlich weniger D e m o n s t r a t i v a (sechs insgesamt) in Ergativkontexten. Alle sechs Belege sind, was die Ergativmarkierung angeht, grammatisch richtig. Es zeigt sich jedoch, daß bei 3 Beispielen Pluralia im Spiel sind, die synkretisch sind. Die Verben, die bei diesen Demonstrativa im Spiel sind, gehören drei verschiedenen grammatischen Klassen (transitiv, unergativ und unakkusativ) an, können jedoch alle als agentiv bezeichnet werden. Betroffen sind die Verben e u k i 'besitzen', e z i n 'nicht können', lo egin 'schlafen', s a r t u 'hineingehen' und esan 'sagen'. Für beide Kinder gilt, daß der Ergativ mit den Demonstrativpronomina eher mit den agentiven Verben verwendet wird. Übergeneralisierungen des Absolutivs in diesen Kontexten lassen sich nur bei Peru und nur bei nicht agentiven Verben bis zum Schluß der Untersuchung beobachten.
Mikel Peru Tabelle 44 Peru.
Personalpronomina realisiert nicht realisiert 54 9 58 12 Realisierung des Ergativs bei den Personalpronomina bei Mikel und
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Der Erwerb des Kasus bei bilingualen Kindern
Die Personalpronomina machen bei beiden Kindern den größten Anteil an Ergativkontexten aus. In bezug auf die Personalpronomina wird beobachtet, daß Peru alle Ergativkontexte bis 3;07,11 als Ergativ realisiert. Erst ab 3;07,11 und bis zum Ende der Untersuchung übergeneralisiert Peru den Absolutiv für einige dieser Kontexte. Die verwendeten Verben in dieser ersten Phase bis 3;07,11 reichen von agentiven Verben wie hartu 'nehmen' bis hin zu Stativen 'haben' und experiencer-Verben wie jakin 'wissen' und ikusi 'sehen'. Die Subjekte dieser Verben werden in der Erwachsenensprache alle ohne Ausnahme mit dem Ergativ markiert. Auch zwischen 3;07,11 und 4;03,30 verwendet Peru agentive Verben und solche, die es nicht sind. Interessanterweise werden alle Subjekte der nicht agentiven Verben mit einer einzigen Ausnahme mit dem Ergativ markiert. Wider Erwarten verwendet Peru viele Subjekte von hoch agentiven Verben ohne die Ergativmarkierung. Eine mögliche Erklärung wäre, daß das Kind sich im Begriff des lexikalischen Lernens befindet. Verben, die noch nicht Teil seines mentalen Lexikons sind, erscheinen dann im unmarkierten Absolutiv. Dies gilt für einige der beobachteten Verben wie garbitu 'putzen' oder bota 'werfen', die vorher nicht belegt waren. Die meisten Subjekte, bei denen die Ergativmarkierung fehlt, sind solche, die das Kind in früheren Stadien richtig verwendet hat, wie bei den Verben hartu 'nehmen', egin 'machen', euki 'haben', apurtu 'kaputtmachen'. Es kommt hinzu, daß diese Verben höchstwahrscheinlich eine sehr hohe Vorkommenshäufigkeit 127 haben, so daß nicht dahingehend argumentiert werden kann, daß sie niedrigfrequent sind. Bei einigen (P 5) der nicht realisierten Ergative beobachtet man, daß entweder eine Längung der letzten betonten Silbe, steigender pitch oder eine Unterbrechung vorliegt. In all diesen Fällen kann nicht ganz ausgeschlossen werden, daß Verarbeitungsprobleme für das Fehlen der Ergativmarkierung verantwortlich sind. Dennoch werden Argumente in Ergativ bis zum Ende der Untersuchung bei prosodisch unauffälligen NPn in Form von Personalpronomina als Absolutiv realisiert. Bezüglich der Personalpronomina weicht die Entwicklung der Markierung des Ergativs bei Mikel deutlich von der von Peru ab. Mikel übergeneralisiert den Absolutiv in einigen Fällen und erreicht mit 3;02 eine 100%-ige Kompetenz. Bis 2;00 sind keine Kontexte vorhanden. Von 2;00 bis 3;2 werden einige Kontexte (9) (63a,b,c) des Ergativs als Absolutiv realisiert, um ab dann immer richtig markiert zu sein. Die Verben, die im Zusammenhang mit den als Absolutiv realisierten Kontexten erscheinen, können alle als agentiv oder Stativ bezeichnet werden. Es handelt sich um folgende Verben: euki 'besitzen', hartu 'nehmen', eman 'geben', ezin 'nicht können', negar egin 'weinen' und apurtu 'kaputtmachen'. Die Hypothese, daß das lexikalische Lernen diese Übergeneralisierungen erklären könnte, kann auch für Mikel v e r w o r f e n werden, denn genauso wie bei Peru treten Übergeneralisierungen mit Verben auf, bei denen in früheren Stadien keine vorhanden waren.
Es gibt meines Wissens keine Häufigkeitswörterbücher für das Baskische.
131
Ergebnisse
prävokalisch final realisiert nicht realisiert realisiert nicht realisiert E NP NP E E NP E NP Mikel 5 1 2 3 4, II 7* Peru 7 2 2 4 8,9* 8 Tabelle 45 Realisierung des Ergativs in Deklarativsätzen bei den NPn: E(igennamen) und lexikalische NPn. *Epenthese. I(mitation). Die Verwendung der NPn bei Peru weicht deutlich von der Benutzung der Personalpronomina ab (Tabelle 45). Bei den NPn gibt es einen deutlichen Unterschied, ob diese in präverbaler oder finaler Position erscheinen. Alle finalen NPn, die den Ergativ verlangen, werden auch als solche realisiert, mit Ausnahme von 7 Beispielen mit 4;02,09 (63f), die alle von der Epentheseregel betroffen sind. Treten die NPn in prävokalischer Position auf, werden sie von 2;04,15 bis 2;07,09 gar nicht als Ergativ markiert (63d). Nach diesem Alter und bis 3;05 werden alle NPn richtig mit dem Ergativ markiert. Danach und bis zum Ende der Untersuchung wird der Absolutiv in diesen Ergativ-Kontexten übergeneralisiert. Bei den Subjekten wird zwischen NPn in Form von Eigennamen und lexikalischen NPn unterschieden. Als Eigennamen gelten auch die Wörter Vater und Mutter, die im Deutschen ohne Artikel verwendet werden können, wenn sie auf die eigenen Eltern referieren. Tabelle 45 verdeutlicht, daß die meisten Subjekte in Form von NP Eigennamen sind. Diese werden oft nicht mit dem Ergativ markiert. In vielen Fällen handelt es sich um Eigennamen, die auf Konsonant enden. Es ist nicht ganz von der Hand zu weisen, daß die Nicht-Realisierung dieser Ergativmarkierungen bei den Eigennamen auf Konsonant auf die noch nicht erworbene Epentheseregel zurückzuführen ist, zumal die Mehrheit (16 von 18) dieser Beispiele bei Peru mit 4;02,09 auftreten. Auf der anderen Seite verwendet Peru in dieser Aufnahme Ergative 128 , wo auch der Ergativ markiert wird (63g). 63
a. Andoni(k) 129 egin dau kotxe bat (M 2;03,11) 'Andoni hat ein Auto gebaut' b. Zu(k) hör dekozu motorrie (M 2;06,11) 'Du hast dein Motorrad da' c. Ni(k) hartu dot hori (M 2;09,04) 'Ich habe dies genommen' d. Piu(k) ezin du (P 2;04,15) 'Peru kann nicht' e. Eta mamurrua(k), ein zuen salto bat handia (P 3;06,17) 'Und das Monster machte einen großen Sprung' f. Ni(k) ipiniko dut (P 3;07,27)
' 2 8 v i e l e dieser Beispiele werden nicht in Betracht gezogen, weil sie in Nebensätzen verwendet werden. '29
D j e Elemente in Klammern verweisen auf das Fehlen derselben.
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Der Erwerb des Kasus bei bilingualen Kindern
Jiman(ek) altxatuko du hau (P 4;02,09) 'Himan wird dies heben' g. Hortik saltatuko du Jimanek (P 4;02,09) 'Von dort wird Himan springen' In den ersten Aufnahmen bis 2;07,09 gibt es drei Beispiele von nicht realisierten Ergativen, in denen die Epentheseregel nicht als Ursache der Nicht-Realisierung gelten kann. Dies ist ebenfalls der Fall bei einem Beispiel mit 4;03,30. Bei den wenigen nicht realisierten Ergativen (P 4) bei den lexikalischen NPn kann keine Schlußfolgerung gezogen werden, zumal in zwei Fällen hörbare Pausen nach der NP vorliegen, die auf ein Anakoluth oder eine noch nicht vollständig geplante Äußerung hindeuten. Die Situation bei Mikel weicht deutlich von der von Peru ab. Die Übergeneralisierungen des Absolutiv in Ergativ-Kontexten bei den NPn sind zahlenmäßig gering (vier Beispiele) und sie verschwinden mit 2;11 endgültig. Die Verben, die von der Übergeneralisierung betroffen sind, sind alle hochagentiv (egin 'machen', eman 'geben', min egin 'weh tun', apurtu 'kaputtmachen'). Von diesen vier Übergeneralisierungen treten drei mit Eigennamen und eine mit einem indefiniten Artikel auf. Man findet jedoch viele Beispiele von Übergeneralisierung des Absolutivs bei Äußerungen ohne Verb. Ezeizabarrena & Larranaga (1994) haben festgestellt, daß die Homonymien im nominalen Paradigma nicht für das Ausbleiben der Ergative bei Mikel verantwortlich sind. Es sei daran erinnert, daß Absolutiv Plural und Ergativ Singular bei den lexikalischen NPn und die Pluralia der Demonstrativa formal gleich sind. Ähnliches gilt für Peru. Peru verwendet Absolutiv im Plural immer richtig ab 2;05,26 (davor gibt es vier Kontexte ohne Pluralmarkierung). Die einzigen vier Fehler bei Peru erscheinen mit Demonstrativpronomina in Präsentativsätzen (64a-b) und Kopulasätzen (64c-d), die für diese Arbeit außer acht gelassen worden sind. 64
a. Hori(ek) dira yayek ekarri zuen ardiak (P 2; 11,25) 'Die(se) sind die Schafe, die Xaver brachte' b. Hau(ek) eskalatzen dira (P 4;00,15) 'Die(se) besteigen den Berg' c. Hau(ek) dira (P 4;02,09) 'Die(se) sind es' d. Hori(ek) dira galtzerdiak (P 4;02,09) 'Diese sind die Socken'
Es kommt hinzu, daß nur sehr wenige lexikalische NPn als Subjekte transitiver Verben verwendet werden. Von den nicht realisierten Ergativen in Form von NPn sind zwei prosodisch auffällig. Ferner werden die ersten Subjekte in Form von lexikalischer NP bei den transitiven Verben erst mit 3;06,17 beobachtet. Auch für Peru gilt, daß die Synkretismen bei dem nominalen Paradigma nicht als störender Faktor beim Erwerb des Ergativs angesehen werden können. Für beide Kinder ist
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Ergebnisse
der Anteil von Subjekten in Form von lexikalischer N P in ihrem Output sehr klein. D i e Zahl der S u b j e k t e in F o r m von E i g e n n a m e n ist zwar höher, S y n k r e t i s m u s stellt j e d o c h kein P r o b l e m dar. E i g e n n a m e n im Plural sind theoretisch möglich, praktisch ausgeschlossen. Über die Rolle der Synkretismen im Input kann nur spekuliert werden. Es läßt sich aus dem kindlichen Output vermuten, daß Synkretismen den Erwerb der Ergativität wenn überhaupt, dann nur minimal beeinflussen. Die Nicht-Markierung des Ergativs kann auch nicht auf das noch nicht erworbene Paradigma der Ergativformen zurückgeführt werden. Bei beiden Kindern findet man Absolutivgeneralisierungen in allen Nominalklassen (ausgenommen die Demonstrativpronomina bei Mikel) nach einer Phase, in der sie die S u b j e k t e adäquat mit dem Ergativ markiert haben. D i e H y p o t h e s e des lexikalisches Lernens bietet für einen Teil der Subjekte von Peru eine Erklärung. Subjekte von Verben, die nicht transitiv sind, jedoch ein zweiwertiges Auxiliar nehmen und in der Standardsprache mit dem Ergativ markiert werden, werden von Peru mit dem Absolutiv übergeneralisiert. Die Selektion des Auxiliars ist in jedem Fall richtig. Für den größeren Teil der Daten, der aus hochagentiven Verben besteht, ist die Hypothese des lexikalischen Lernens nicht richtig. Bei e i n e m s o l c h e n B e f u n d m u ß auch d i e F r a g e gestellt w e r d e n , ob Übergeneralisierungen des Ergativs festzustellen sind. Beide Kinder übergeneralisieren den Ergativ in einigen wenigen Fällen und nur in einem späteren Entwicklungsstadium für eine kurze Zeit. Mit anderen Worten: Es gibt keine Übergeneralisierungen des Ergativs in einem frühen Stadium des Spracherwerbs. Bei Mikel ist die erste Übergeneralisierung dieser Art mit 2;08,19 und bei Peru mit 3;06,17 zu verzeichnen. Peru übergeneralisiert den Ergativ in Absolutivkontexten in vier Fällen und Mikel in zwei Fällen mit finiten Deklarativsätzen. Bei Mikel findet man auch zwei Beispiele 1 3 0 , die die Antwort auf eine Frage mit nichttransitivem Verb darstellen, die jedoch mit dem Ergativ realisiert worden sind. All diesen Übergeneralisierungen ist gemeinsam, daß entweder Subjekte von volitiven (65a-b), nicht-volitiven (65c) unakkusativen oder reflexiven Verben (65e) im Spiel sind. Ferner sind in den meisten Fällen Personalpronomina der ersten oder zweiten Person im Spiel. Nur ein Objekt (65d) ist von einer solchen Übergeneralisierung betroffen. 65
a. Holako batean Inigok 1 3 1 , etorri zan korrika korrika 'Und irgendwann kam Inigo laufend her' (P 3: 06,17) b. Nik ibili naz, e: kamioie atara-sartzeko (M 3;00,20) 'Ich bin dabei gewesen, den L K W heraus-, hineinzuführen' c. Eta ni: k nekatuta nagoenean (P 3: 06,17) 'Und wenn ich müde bin' d. Z u k hilko dizut (P 3;07,27) '(Ich) werde dich töten'
E s gibt noch zwei weitere Beispiele, die wie ergativ-markierte NPn aussehen, jedoch als Absolutiv Plural intendiert worden sind. 1 ^ ' Die fettgedruckten Elemente sind nicht kontext-adequate Ergative.
134
Der Erwerb des Kasus bei bilingualen Kindern e. Nik haserratu inamaye (egin naiz baina) (M: 2;08,19) 'Ich bin böse geworden' f. Honek igotzen du 'Dieser steigt'
Bei Mikel gibt es eindeutige Beispiele von 2;08,19 bis 3;01,04, bei Peru dagegen nur zwischen 3;06,17 und 3;07,27. Das Beispiel (65f) ist in der Standardvariante des Baskischen zwar ungrammatisch, es kann jedoch nicht ausgeschlossen werden, daß solche Beispiele im Input von Peru zu finden sind, da er in Bizkaia lebt, wo solche Konstruktionen grammatisch sind. Es stellt sich nun die Frage, warum diese Ergativübergeneralisierungen überhaupt stattfinden. Im Falle von Peru könnte man die Vermutung äußern, daß solche Übergeneralisierungen im Zusammenhang mit der Verwendung des Verbs ari stehen. Bei Peru ist das Verb a r i mit Argumenten ab 2;07,30 dokumentiert. In Kapitel 2.2.1.4. habe ich dahingehend argumentiert, daß an ein Kontrollverb ist, obwohl einige Wissenschaftler es zu den restrukturierenden Verben rechnen. Dies bedeutet, daß die Subjekte von an immer Absolutiv sind, ungeachtet der semantischen Klasse des eingebetteten Verbs. Das Kind könnte aber fälschlicherweise die Hypothese aufstellen, daß es sich um ein Restrukturierungsverb handelt. Die Folge wäre, daß man Äußerungen finden würde, in denen das Subjekt von a l l mit dem Ergativ markiert wäre. Dieser E r k l ä r u n g s a n s a t z kann j e d o c h v e r w o r f e n w e r d e n , da sich keine Übergeneralisierungen in Zusammenhang mit ari feststellen lassen. Plausibel scheint mir im Falle von Peru anzunehmen, daß es sich um Performanzfehler handelt, denn in zwei der Ergativübergeneralisierungen beobachtet man entweder eine Vokallängung oder ein auffälliges Intonationsmuster, welche eindeutig auf verarbeitungsbedingte Ergative hindeuten. Die einzig übrige Übergeneralisierung des Ergativs in einem Absolutivkontext eines Objektes kann u.U. dadurch entstanden sein, daß das Verbauxiliar nicht kontextadäquat ist, so daß diese eine "Scheinübergeneralisierung" wäre. Im Falle von Peru kann man schlußfolgern, daß es keine eindeutigen Übergeneralisierungen des Ergativs gibt. Bei Mikel kann in einem Fall nicht entschieden werden, ob es eine Übergeneralisierung des Ergativs oder ein falsch gebildeter Plural ist und diese Argumentationslinie wird daher nicht weiter verfolgt. Für (65e) kann behauptet werden, daß Mikel vielleicht noch nicht weiß, daß Reflexivierung im Baskischen mit Argumentenreduktion verbunden ist. Auffällig ist, daß solche Übergeneralisierungen des Ergativs nicht mit lexikalischen NPn, sondern fast ausschließlich mit Personalpronomina zu finden sind. Zusammenfassend läßt sich festhalten, daß der Ergativ nicht fehlerfrei erworben wird. Ich habe festgestellt, daß nur wenige der beobachteten Übergeneralisierungen des Absolutivs auf Performanz zurückzuführen sind. Die Nicht-Markierung des Ergativs ist für beide Kinder lange Zeit ein Kompetenzproblem, bei Peru hält dieses Problem bis zum Ende der Untersuchung an. Für den Ergativ gilt, daß es verschiedene Lernertypen gibt. Bei dem einen Kind kann dieser Prozeß als eine langsame, aber stetige Entwicklung zur Zielsprache hin
135
Ergebnisse
beschrieben werden. Bei Peru ist nach der Festsetzung des Ergativitätsparameters eine fast 100 %ige Kompetenz der Markierung des Ergativs erreicht, die dann ab 3;07 ins Wanken gerät. Der Grund für eine solche Entwicklung scheint bei Peru darin zu liegen, daß er das Verb der Restrukturierung an gelernt hat.
3.2.3. Der Dativ Problematisch bei den Dativen ist, daß es nur wenige Beispiele gibt (Tabellen 7 m, 7p). Es ist auch in anderen Studien festgestellt worden, daß Dative in der gesprochenen Sprache weniger frequent sind als andere Kasus. Es kann daher nicht ausgeschlossen werden, daß Dativ viel früher erworben worden ist, als die Daten zeigen.
Mikel Erstes Beispiel 1;07,27 Erstes Originalbeispiel 2;07,01 Erstes Originalbeispiel im Satz 2;07,01 Zahl der Kontexte im Satz ohne Realisierung keine Tabelle 46 Erste Beispiele im Dativ bei Mikel und Peru.
Peru 2;01,03 2;07,09 3;07,27 keine
Die Dative lassen sich durch zwei Merkmale charakterisisieren: Die ersten Originalbeispiele treten deutlich später als die ersten Ergative auf und es gibt keine Kontexte außer zwei unklaren Fällen bei Peru und drei bei Mikel, in denen ein Dativ erwartet und nicht realisiert wäre. Bezüglich der Verben, die mit Dativen verwendet werden, fällt auf, daß die ersten Dative obligatorische Argumente darstellen. Erst später treten Dativobjekte auf, die fakultativ sind. In den meisten Fällen handelt es sich um Dative, die die Thetarolle Benefaktiv haben. Es gibt nur ein Beispiel bei Peru und zwei bei Mikel, die mit psychologischen Verben verwendet werden. In Bezug auf die Wortstellung fällt auf, daß die meisten Dative ungeachtet der Verbklasse und der Art der NP präverbal verwendet werden. Die wenigen postverbalen Dative sind entweder Äußerungen, in denen vor dem betroffenen Dativ eine hörbare Pause (66c,e) festzustellen ist, das Subjekt (66d,f) fokussiert worden ist oder eine Handlung im Futur (66b,g) geäußert wird. All diese Faktoren gehören der Performanz und nicht der Kompetenz an. 66
a. Esan du ta abu aitali abu (P 2; 10,11) 'Ich habe Vater Tschüß gesagt' b. Eta nik pegatuko diot horri (P 3;07,27) 'Und ich werde diesen schlagen' c. Jo dio monstroari, txarri (P 3;07,27) '(Er) hat das Monster, das böse geschlagen' d. Tigrea ahal du honi (P 4;00,15) 'Der Tiger ist diesem überlegen'
136
Der Erwerb des Kasus bei bilingualen Kindern e. Apurtu ein dozte, niri (M 2;10,04) '(Sie) haben (es) mir kaputt gemacht' f. Baina honek esan ein dotze bere amatxori (M 3;02,15) 'Aber diese haben (es) ihren Müttern gesagt' g. Eta gero ein biotzat aitonari (M 3;05,10) 'Und dann werde (ich) (sie) dem Großvater machen'
Mit Bezug auf die betroffenen NPn stellt man fest, daß die Dative in Form von Objektpronomina ausschließlich in präverbaler Position erscheinen. Die Dative in Form von NPn dagegen treten in beiden Positionen auf, wobei performanzbedingte Faktoren eine große Rolle spielen.
3.3. Die Wortstellung im Spanischen Im folgenden wird die Entwicklung der Wortstellung der Subjekte und Objekte bei Peru und Mikel dargestellt. Bezüglich der Argumentstruktur wird zwischen einwertigen und mehrwertigen Verben unterschieden. Als Objekte kommen bei der Behandlung der Wortstellung nur solche Objekte in Frage, die in Form von NP bzw. PP auftreten. Klitika werden diesbezüglich gesondert in Kapitel 3.4.2. behandelt. Dennoch sind sie in den Tabellen, wenn sie im Zusammenhang mit NPn oder PPn erscheinen, mitaufgeführt. Nicht aufgeführt sind dagegen adverbiale Bestimmungen, die meist peripher erscheinen und für das Thema "Kasus der Argumente" eine untergeordnete Rolle spielen. Sie werden gelegentlich jedoch behandelt, da sie in einigen nicht peripheren Positionen schwer zu erklären sind.
3.3.1. Die Position der Subjekte 3.3.1.1. Position der Subjekte bei den einwertigen Verben Die einwertigen Verben werden in unakkusative, unergative und psycho-logische Verben unterteilt. Unter der Spalte "sonst" stehen Verben, die in keine der vorigen Kategorien passen, wie z.B. caber 'hineinpassen', faltar 'fehlen', valer 'gelten' und andar 'funktionieren'. Die Klasse der einwertigen Verben zeichnet sich dadurch aus, daß sie sowohl präals auch postverbale Subjekte vom Beginn der Untersuchung an aufweist (Tabelle 8m-m', 8p-p'). Es zeigen sich jedoch deutliche Präferenzen für die eine oder die andere Position in Abhängigkeit von Alter, betroffenem Verb, Art und Definitheit der Nominalphrase und Existenz von präverbalen Elementen. All diese Bedingungen werden nachfolgend näher untersucht.
Ergebnisse
137
Peru postverbal Unakkusativ 2;03,25 Unergativ (*1;11,10) 3;03,07 Psychologisch 2;06,11 2;01,14 3;06,17 3;01,03 Transitiv 2;01,14 2;01,20 2;03,12 (2;01;03) 2;03,12 Sonst 2;00,00 2;00,23 2;09,01 2;09,01 Tabelle 47 Erste Belege für Subjekte, unterteilt nach Verbart, Stellung des Subjekts, Alter (Jahre;Monate,Tage) bei Mikel und Peru. * mit nicht-finitem Verb. präverbal 1;11,03 2;03,02
Mikel postverbal 1; 10,13
präverbal 2;02,26 2;02,14
Die ersten Belege für Subjekte von einwertigen Verben sind mit 1; 10 bei Mikel und mit 2;02,14 bei Peru beobachtet worden (Tabelle 47). Generell läßt sich sagen, daß Subjekte derselben Verbklasse in der prä- oder postverbalen Stellung grosso modo zeitgleich erscheinen. Eine Ausnahme bilden die psychologischen und die unergativen Verben. Postverbale Subjekte bei den psychologischen Verben werden fünf Monate vor den präverbalen Korrelaten von beiden Kindern verwendet. Dies könnte jedoch Zufall sein, denn das postverbale Beispiel mit 2;01 bei Mikel ist das einzige Beispiel bis 2;06,11. Mit 2;06 gibt es jeweils ein prä- und ein postverbales Subjekt. Ähnliches gilt für Peru, wobei die geringe Anzahl an Subjekten bei diesen Verben keinen endgültigen Schluß bezüglich der Entwicklung zuläßt. Bei den unergativen Verben werden praktisch keine postverbalen Subjekte beobachtet. Es finden sich keine bei Mikel und nur noch zwei Belege bei Peru. Diese postverbalen Belege bei den unergativen Verben kommen zum einen dadurch zustande, daß in dem einen Fall präverbales Material vorhanden ist und in dem anderen ein nicht finites Verb verwendet wird, was kein sicheres Beispiel ist. Bei den einzelnen Verbklassen läßt sich jedoch eine Chronologie des Auftretens feststellen. Für beide Kinder gilt, daß die ersten Subjekte bei den unakkusativen und die letzten bei den Verben unter sonst zu finden sind. Zwischen beiden Extremen enthält diese Implikationsskala nicht die gleiche Reihenfolge für beide Kinder, was daraufhindeutet, daß sie vielleicht ein Produkt des Zufalls ist. Daß die Subjekte der unakkusativen Verben als erste Subjekte überhaupt verwendet werden, scheint jedoch nicht notwendigerweise vom Zufall bedingt zu sein. Ebenfalls nicht zufällig ist die Tatsache, daß transitive Subjekte nach den unakkusativen bzw. unergativen Subjekte erscheinen, denn es werden keine transitiven Verben in den ersten Aufnahmen verwendet. Die Verben, die unter sonst stehen, gehören einer heterogenen Klasse von Verben an wie c a b e r 'hineinpassen', faltar 'fehlen', valer 'gelten' a n d a r 'gehen, funktionieren', die nur wenig Gemeinsames haben. Da diese Klasse nicht homogen ist, macht es wenig Sinn zu sagen, daß ihre Subjekte ab einem gewissen Alter vertreten sind, weil sich kaum Gemeinsamkeiten unter den zu der Klasse gehörigen Verben finden lassen.
138
Der Erwerb des Kasus bei bilingualen Kindern
3.3.1.1.1. Semantische Zugehörigkeit des betroffenen Verbs Mikel
Art des Subjekts
SV +Prä
NP+def
VS
-Prä correr 1 andar 1
+Prä caer 1 pasar 1 acabarse 1
NP-def
0
faltar 1
0
Phase 1
PersPron
0
0
bis 2;11,10
DemPro
romperse 1
Posspro
correr 1
Quantoren
0
ir 2 iugar 6 dormir 1 ir 1, caerse 1 enfadarse 1 andar 3. faltar 1 parar 1,correr 1 caerse 1 0
-Prä caer 3 soltarse 2 pasar 2 venir 1 quitarse 1 irse 1 acabarse 1 caer 2 pincharse 1 soltarse 1 faltar 1 0
andar]
romperse 1 faltar 1
0
0
ir 1
caerse 1 soltarse 1 faltar 1 pasar 1
Tabelle 48a Beteiligte, einwertige Verben bei Mikel. Unterstrichene Verben gehören unter die Rubrik unergativ und sonst. Prä (verbale) Adverbiale. Die Übersetzung befindet sich im Anhang.
139
Ergebnisse
Mikel
Art des Subjekts
SV
NP+def
+Prä 0
NP-def
0
Phase2
PersPron
0
ab 2;11,18
DemPro
0
Posspro
0
Quantoren
ir 1
VS •Prä caer 3, subir 1 irse 2, correr 1 pasar 1 vivir 1. caber 1 faltar 1. iugar 1 dormir 1 0
ir 14, pasar 1 jugar 9 estropearse 1 caerse 1, irse 3 andar 1, salir 1 subir 1, pasar 1 romperse 2, enganchar 2 conducir 1 olvidarse 1 chocar 1. valer 11 caber 3 andar 1 caerse 1 salir 1 0
+Pra venir 1 ir 2 andar 2
-Prä escaparse 1 venir 2
explotar 1 faltar 1 pasar 2 andar 1 0
0
0
ir 3 valer 1
valer 1
0
0
ir 1 andar 1
caerse 1, pasar 2 faltar 1
Tabelle 48b Beteiligte, einwertige Verben bei Mikel. Unterstrichene Verben gehören unter die Rubrik unergativ und sonst. Prä (verbale) Adverbiale. Die Übersetzung befindet sich im Anhang.
140
Peru
Phase 1
bis 3;01,24
Der Erwerb des Kasus bei bilingualen Kindern Art des Subjekts
VS
S V
+Prä
-Prá
+Pra
-Prä
NP+def
0
lolo 1 bajar 1
venir 1 caber 1 entrar 1
NP-def PersPron
0 0
meterse 2 jugar 1
DemPro
0
Posspro Quantor
0 0
0 salir 1 caerse 1 irse 1 iuear 2 reir 1 ir 1 bajar 2 entrar 1 romperse 1 caber 2 funcionar 1 0 faltar 1
salir 2 ir 5 caerse 2 entrar 3 romperse 2 moverse 1 caber 2 pasar 1 0
bajar 1 caber 1
0
0 faltar 2
0 0
Tabelle 49a Beteiligte, einwertige Verben bei Peru. Unterstrichene Verben gehören unter die Rubrik unergativ und sonst. Prä (verbale Adverbiale). Die Übersetzung befindet sich im Anhang.
141
Ergebnisse
Peru
Art des Subjekts
ab 3;02,14
VS
+Prä venir 1 ir 1? saltar 1
-Prä ir 5 andar 1 venir 1 subir 1 pasar 1 llorarl caber 2
+Prá subirse 1 venir 7 pasar 1 ir 4 romperse 1 salir 1
-Pra salir 1 venir 1 moverse 1 irse 1 caerse 1 abrirse 1 escaparse 1 guardarse 1 caber 3 faltar 1
NP-def PersPron
0 0
0 irse 2 dormir 1
0
DemPro
faltar 1
irse 1 jugar 4 irse 3 ir 1 venir 2 volar 1 esconderse 1 ir 2 irse 2 entrar 1 salir 2 saltar 1 venir 2 subir 2 mover 1 ? esconder 1 volar 1, correr 2 caer 1 caerse 1 quedar 1 romperse 1 vivir 1 sonar 1 valer 14 caber 4 faltar 2
ir 1 faltar 1
aparcar 1 caerse 1 faltar 1 gastarse 1 valer 1
Posspro
0
NP+def
Phase2
SV
Quantor
romperse 1 0 aparcar 1 venir 2 chocarse 1 saltar 1 perderse 1 ir 1 faltar 4 valer 1 faltar 2
0 caerse 3 romperse 2 salir 1 gastarse 1 faltar 7 caber 1
Tabelle 49b Beteiligte, einwertige Verben bei Peru. Unterstrichene Verben gehören unter die Rubrik unergativ und sonst. Prä (verbale Adverbiale). Die Übersetzung befindet sich im Anhang. Bezüglich der Stellung des Subjekts bei den einwertigen Verben lassen sich grob drei Klassen von Verben unterscheiden: 1. Unakkusative (+ psychologische)
142 2. 3.
Der Erwerb des Kasus bei bilingualen Kindern
Unergative Sonst
Die Tabellen (48-49) geben einen Überblick über die verwendeten Verben.
3.3.1.1.1.1. Die Subjekte der unakkusativen Verben In diese Klasse von Verben gehören einwertige Verben, deren Subjekte nach Burzio (1986) 1 3 2 in der Objektposition generiert werden. Die ersten unakkusativen Subjekte überhaupt erscheinen bei Mikel mit 1; 10,13 in postverbaler Position. Bei Peru erscheinen sie prä- und postverbal praktisch zeitgleich mit 2;03,25 (es gibt nur einen präverbalen Beleg mit 2;02,26). Auffällig bei den Subjekten unakkusativer Verben ist die Tatsache, daß sich bezüglich ihrer Position zwei eindeutige Phasen bei beiden Kindern unterscheiden lassen (Tabellen 2-5): Bei Mikel (Tabelle 50): 1. bis 2;11,10 ist die postverbale Position dominant (21 von 30), 2. ab 2;11,18 stehen die präverbalen Subjekte in der Mehrheit (42 von 58).
Mikel
präverbal postverbal 18 + 3I 133 (66,6%) 1;07,14-2;11,10 9 (33,3%) 2;11,18-3;11,17 43 (73,7%) 15 (26,3%) Tabelle 50 Distribution der Subjekte der unakkusativen Verben bei Mikel. I(mitation). Bei Peru (Tabelle 51): 1. bis 3;01,24 ist die postverbale Position dominant (21 von 29), 2. ab 3,02,14 sind die prä verbalen Subjekte in der Mehrheit (43 von 81).
Peru
postverbal präverbal 1;11,00-3;01,24 21 (72,4%) 8 (27,6%) 3;02,14-4;00,02 36 (44,5%) 45 (55,5%) Tabelle 51 Distribution der Subjekte der unakkusativen Verben bei Peru. Es fällt auf, daß insgesamt eine hohe Zahl (Mikel 38% und Peru 50%) von lexikalischen NPn als Subjekte unakkusativer Verben fungiert, insbesondere in der ersten Phase. Bei beiden Kindern gehört die Mehrheit (17 von 21 bei Mikel und 20 von 22 bei Peru) der verwendeten postverbalen Subjekte in dieser ersten Phase zu der Kategorie der NP (Tabellen 6-7). Die restlichen Subjekte gehören der Kategorie der Demonstrativpronomina und Quantoren an. In der präverbalen Stellung dagegen
132
Es handelt sich um die ergativen Verben von Burzio.
133
ß e l (j e r Berechnung der Prozentwerte sind die Imitationen nicht betrachtet worden.
Ergebnisse
143
findet man die entgegengesetzte Verteilung: Die NPn (ein Beleg für jedes Kind) sind kaum und die Quantoren gar nicht vertreten, während Personal- und Demonstrativ- sowie Possessivpronomina sich diese Position teilen. Mikel präverbal postverbal Alter NP PP De Pp Q NP P P De Pp Q 1 ;07,14-2; 11,10 1 2 3 15, 21 II 3 3 2; 11,18-3; 11,17 8 14 16 2 i 9 6 3 Tabelle 52 Distribution der Subjekte der unakkusativen Verben, je nach Position und Art des beteiligten Subjekts De(monstrativpronomen) (Pp)Possessivpronomen, Q(uantor) und (lexikalische) NP bei Mikel. Peru präverbal postverbal Alter NP PP De Pp Q NP PP De Pp Q 1 i 1;11,00-3;01,24 1 2 5 20 2 3;02,14-4;00,02 12 8 21 2 3 23 2 9 Tabelle 53 Distribution der Subjekte der unakkusativen Verben, je nach Position und Art des beteiligten Subjekts De(monstrativpronomen), (Pp)Possessivpronomen, Q(uantor) und (lexikalische) NP bei Peru. Die Beobachtung, daß in der zweiten Phase bei beiden Kindern die präverbalen Subjekte überwiegen, hängt u.a. mit der Tatsache zusammen, daß sich viele Subjekte in Form von Demonstrativ-, Possessiv- und Personalpronomina feststellen lassen, welche in der ersten Phase kaum vertreten waren. In dieser Phase bilden die Subjekte in Form von Demonstrativpronomen (16 bei Mikel und 26 bei Peru), Possessivpronomina (2 bei Mikel und 2 bei Peru) und Personalpronomina (14 bei Mikel und 12 bei Peru) die Mehrheit der Subjekte in präverbaler Position. Es ist auch erkennbar, daß deutlich mehr prä verbale Subjekte in Form von NPn verwendet werden, wenn auch diese klar in der Minderheit sind ( M 8 (19,5%) und P 12 (26%) der präverbalen Subjekte). Genauso wie in der ersten Phase bilden die Subjekte in Form von NPn das Gros der postverbalen Subjekte in der zweiten Phase. In der postverbalen Position stehen in der zweiten Phase die Subjekte in Form von NPn bei beiden Kindern (Mikel 9 von 18 und Peru 23 von 36) in der Mehrheit. In dieser Phase werden Demonstrativpronomina (6 bei Mikel und 2 bei Peru) und Quantoren (3 bei Mikel und 9 bei Peru) in dieser Position deutlich häufiger verwendet. Subjekte in Form von Personalpronomina werden jedoch wie in der ersten Phase kaum angewendet (keine bei Mikel und nur zwei Beispiele bei Peru). Betrachtet man die Semantik der beteiligten Verben (Tabellen 48-49), so fällt auf, daß es seit dem Beginn der Untersuchung eine deutliche Tendenz gibt für Subjekte sogenannter nicht-volitiver Verben (caerse 'fallen', soltarse 'sich lösen', parar 'halten', und dergleichen) in postverbaler Stellung, ebenso wie für Subjekte volitiver Verben (ir 'gehen', venir 'kommen', correr 'laufen'u.s.w.) in präverbaler Stellung. Sogar bei den Subjekten in Form von NPn läßt sich diese Verteilung
144
Der Erwerb des Kasus bei bilingualen Kindern
beobachten im Falle der volitiven Verben, die ansonsten oft Subjekte in Form von Personalpronomina haben. Es ist nicht von der Hand zu weisen, daß diese Verben, die ich in die unakkusative Klasse eingeteilt habe, vielleicht doch eher unergativ sind. Aus einer ähnlichen Beobachtung hat Perlmutter (1978) Verben wie to go und to come bei seiner Klassifikation der einwertigen Verben außer acht gelassen, denn sie erlauben andere Klassifizierungen.
3.3.1.1.1.2. Die Subjekte der unergativen Verben Das Auffälligste bei der Verwendung von Subjekten der unergativen Verben ist, daß sich keine zwei Phasen ausmachen lassen (Tabellen 54-55). Mit anderen Worten, die wenigen Beispiele (jeweils 12 f ü r j e d e s Kind) von S u b j e k t e n unergativer Verben werden mit zwei Ausnahmen (67e,h) ausschließlich präverbal verwendet. Eine Ausnahme kommt durch das Vorhandensein einer präverbalen Adverbialbestimmung (67h) zustande. Bei dem anderen Beispiel (67e) handelt es sich um einen nicht sicheren Beleg eines [-finit] Verbs in einer sehr frühen Phase. Ob präverbale Adverbialbestimmungen (was auch für präverbale Dativ-PPs gilt) bei den Wortstellungsregularitäten eine Rolle spielen, wird weiter unten behandelt. W e d e r Possessivpronomina noch Quantoren lassen sich in der Funktion des Subjekts beobachten. Anders ausgedrückt, Personalpronomina (67a,b,f,g) und einige wenige NPn (alle Eigennamen) (67c,d,i) sowie ein Demonstrativpronomen fungieren als Subjekte der unergativen Verben.
Mikel
präverbal postverbal Alter NP P P De P p N P P P De P p 9 1 ;07,14-2; 11,10 4 2;11,18-3;11,17 6 1,11 Tabelle 54 Subjekte der unergativen (jugar, vivir) Verben bei Mikel. I(mitation).
Q
Peru Alter NP 1;11,00-3;01,24 1 3;02,14-4;00,02 1f Tabelle 55 Subjekte der ff-finitl.
präverbal postverbal N P P P De Pp P P Pp Q De Q 4 1 f 4 1 1 unergativen (jugar, reír, dormir, llorar) Verben bei Peru,
Zu der Klasse der unergativen Verben gehören j u g a r 'spielen' und vivir 'leben' (Imitation), reír 'lachen', dormir 'schlafen' und llorar 'weinen'. Auffällig ist, daß die Mehrheit (10 von 12 bei Mikel und 9 von 12 bei Peru) der Subjekte in Form von Personalpronomina (67a,b,d,e,f,g,h) auftritt. 67
a. Y yo no quiero jugar 'Und ich möchte nicht spielen' (M 2;08,29) b. Yo no juego 'Ich möchte nicht spielen'(M 3;01,18)
145
Ergebnisse c. Itxaso también juega 'Itxaso spielt auch' (M 3;04,25) d. Golfo vivía en la calle 'Golfo lebte auf der Straße' (M 3;01,04) (Imitation) e. A j u g a r y o n o 'ich spielen nicht' (P 1; 11,10) f. Yo quiero jugar 'ich möchte spielen' (P 2;11,21) g. T ú r í e ( s ) 'du l a c h s t ' ( P 3 ;01,19) h. Ahora me duermo tú y yo, vale? 'Nun schlafen wir ein'(3;03,07) i. Pinocho llorando 'Pinochio weinend' (P 3;11 02) j . Guauguau lolos 'wawwau s c h l a f e n ' ( P 2;01,03)
Das Verb jugar 'spielen' wird häufig im Zusammenhang mit dem Modalverb querer 'möchten' verwendet, insbesondere dann, wenn das Subjekt das Personalpronomen der ersten Person Singular ist (4 von 6 bei Peru und 2 von 9 bei Mikel). Die Beispiele mit nicht-finiten Verben (67i,j) sind beide kontextadäquat, denn in dem einen Fall handelt es sich um die Antwort auf eine Frage und in dem anderen Fall um ein onomatopoetisches Verb der Kindersprache, das nicht flektiert werden kann. Beispiel (67e) ist eine ungewöhnliche Verwendung eines Verbs im Infinitiv, die noch dazu mit Konstituentennegation auftritt.
3.3.1.1.1.3. Die Subjekte der psychologischen
Verben
Ähnlich wie bei den unergativen Verben können bei diesen Verben keine zwei Phasen unterschieden werden (Tabelle 56-57). Aufgrund der wenigen Belege läßt sich nicht allzuviel über die grammatischen Subjekte der psychologischen Verben sagen. Es besteht jedoch eine Tendenz für die postverbale Stellung bei beiden Kindern (Tabellen 9m, 9p). Bei Mikel ist diese Tendenz sogar sehr deutlich. Allerdings scheint dies oftmals dadurch zustande gekommen zu sein, daß die DativPP in präverbaler Stellung verwendet wird. Obschon präverbale Adverbiale immer zu einem postverbalen Subjekt führt, ist dies keine zwingende Bedingung. Das heißt, es finden sich auch postverbale Subjekte ohne präverbale Adverbiale. Als Subjekte der psychologischen Verben fungieren entweder N P n oder D e m o n s trativpronomina. Mit anderen Worten: Weder Quantoren noch Personalpronomina werden mit solchen Verben benutzt. Alle präverbalen Subjekte treten in Form von D e m o n s t r a t i v p r o n o m i n a auf. In der p o s t v e r b a l e n P o s i t i o n sind s o w o h l Demonstrativpronomina als auch lexikalische NPn vertreten.
Mikel
postverbal präverbal Alter N P P P De P p N P P P De Pp 9 1;07,14-2;11,10 2 1 4 2;11,18-3; 11,17 1 2 6 Tabelle 56 Subjekte psychologischer Verben bei Mikel.
9 -
146
Der Erwerb des Kasus bei bilingualen Kindern
Peru präverbal postverbal Alter NP PP De Pp Q NP PP De Pp 1 ; 11,00-3;01,24 1 3;02,14-4;00,02 2 2 Tabelle 57 Subjekte psychologischer Verben bei Peru. *ist eine VP.
Q l*
Die Mehrheit der Subjekte (15 von 16 bei Mikel und 5 von 6 bei Peru) mit psychologischen Verben werden mit gustar 'gefallen' verwendet (68a-e, g, h). Es läßt sich nur ein Beispiel mit importar 'jemanden etwas angehen' beobachten und ein anderes mit asustar 'jdn erschrecken' (Das Kind verwendet es in der Bedeutung von 'Angst vor jemandem haben') (68f). Interessant ist, daß die Dativ-PP in einem Fall 134 durch den Nominativ ersetzt wird (68e), was auch in der gesprochenen Sprache der Erwachsenen dokumentiert worden ist 135 . Vermutlich interpretiert das Kind diesen Satzteil als Subjekt und das eigentliche Subjekt als Objekt. Dies ist bei dem topic-Charakter der ExperiencerObjekte nicht verwunderlich (vgl. Belletti & Rizzi (1988)). Es findet sich ein anderes Beispiel, bei dem eine VP die Funktion des Subjekts übernimmt (68h). 68
a. b. c. d. e.
Este me gustaba mucho, 'dieser gefiel mir sehr' ( M 2 ; 0 6 , l l ) A mí me gusta esto, 'mir gefällt dieser' (M 2 ;06,11) Me gusta ése, 'mir gefällt jener' (M 3;02,07) Me gustan los accidentes, 'mir gefallen die Unfälle' (M 3;11,17) Yo me gusta más esto ?'Ich gefällt mir dieses mehr' (M 3; 11,17) f. A mí me asustan los payasetes, 'Mich erschrecken die clowns' (P 3;01,03) g. Esto no me gusta, 'das gefällt mir nicht'(P 3 ;06,17) h. Y entonces me gusta mucho caminar, 'Ich mag gerne gehen' (P 3; 11,02)
' 3 4 D j e s e s Beispiel ist nicht in den Tabellen aufgeführt, da der Status dieser NP (yo) umstritten ist. v i g a r a Tauste (1992:79ff.) analysiert solche "Fehler" als Anakoluthe. Gleichzeitig bemerkt sie, daß solche "Fehler" häufig mit den Verben gustar. parecer. aparecer "cuyo sujeto gramatical no coincide con el sujeto real" gebraucht werden. Ferner beobachtet sie, daß von diesen 'Fehlern' oftmals NPs in der ersten Person betroffen sind, obwohl auch andere Personen sowie PPs dokumentiert worden sind. Obgleich die A n a l y s e des Anakoluths mit Sicherheit diese P h ä n o m e n e g e l e g e n t l i c h richtig beleuchtet, ist diese Konstruktion meist mit einem Intonationsbruch markiert, was in meinen Daten und oftmals in der gesprochenen Sprache nicht der Fall ist. Es muß also der Frage n a c h g e g a n g e n werden, warum solche [Experiencer]-Dativobjekte im Nominativ gebraucht werden, denn offensichtlich handelt es sich nicht um einen Zufall.
Ergebnisse
147
3.3.1.1.1.4. Die Subjekte der Verben unter "sonst" Ähnlich wie bei den Subjekten unergativer und psychologischer Verben können bei diesen Verben keine zwei Phasen unterschieden werden (Tabellen 8m, 8p) (Tabellen 58-59). Charakteristisch für diese sehr heterogene Verbgruppe ist, daß in einem hohen Maße Demonstrativpronomina (M 24, P 30) und Quantoren (M 6, P 19) die Funktion des Subjekts übernehmen. Vereinzelt finden sich NPn (M 7, P 9) in dieser Funktion. Personalpronomina werden in der Funktion des Subjekts in Zusammenhang mit diesen Verben gar nicht verwendet. Soweit der Umfang der Daten es zuläßt und ein Vergleich möglich ist, lassen sich bevorzugte Positionen für das Subjekt in Abhängigkeit von dem jeweiligen Verb beobachten. So werden die Subjekte des Verbs valer 'gelten' vorzugsweise präverbal und die des Verbs faltar 'fehlen' hingegen postverbal verwendet. Ferner wird valer fast ausschließlich mit Demonstrativpronomina gebraucht, während faltar mit Quantoren verwendet wird. Die Subjekte des Verbs caber 'hineinpassen' werden sowohl prä- als auch postverbal verwendet (bei Mikel jedoch auschließlich präverbal), wobei Nominalphrasen und Demonstrativpronomina die Funktion des Subjekts übernehmen. Mikel Alter 1;07,14 bis 2; 11,10
präverbal postverbal Verben NP P P De p P NP P P De PP Q Q pasar* 11 faltar 1 i 1 1 l andar 1 1 3 2; 11,18 pasar** 2 bis 3;11,17 faltar 1 1 1 andar* 2 2 valer 12 1 caber 1 3 Tabelle 58 Subjekte der aufgelisteten Verben bei Mikel, unterteilt nach Subjektposition und Art des Subjekts (NP Nominalphrase, PP Personalpronomen, De(monstrativpronomen), Pp Possessivpronomen, Q(uantor)). Pasar* = 'geschehen', pasar ** = 'hineinpassen', * andar = 'funktionieren'.
148
Der Erwerb des Kasus bei bilingualen Kindern
Peru Alter 1 ; 11,00 bis 3;01,24
präverbal postverbal Verben N P P P De p P N P P P De p P Q Q caber 2 3 1 faltar i 2 funcio1 nar 3;02,14 caber 2 4 3 1 4 bis 4;00,02 faltar 3 1 2 9 valer 14 1 1 gastarse 1 1 sonar 1 Tabelle 59 Subjekte der aufgelisteten Verben bei Peru, unterteilt nach Subjektposition und Art des Subjekts (NP Nominalphrase, PP Personalpronomen, De(monstrativpronomen), Pp Possessivpronomen, Q(uantor)). Tabellen 58-59 verdeutlichen, daß die Subjekte dieser Verben (außer faltar 'fehlen'.) die präverbale Stellung bevorzugen (25 von 37 bei Mikel und 33 von 58 bei Peru). In d e r p r ä v e r b a l e n P o s i t i o n s t e l l e n d i e S u b j e k t e in F o r m von Demonstrativpronomen die Mehrheit (21 von 25 bei Mikel und 25 von 33 bei Peru) dar. Subjekte in Form von NPn sind in der präverbalen Stellung selten zu finden (3 von 25 bei Mikel und 2 von 33 bei Peru). Die postverbale Stellung weist deutlich mehr Streuung auf, so daß Subjekte in Form von NPn (4 von 11 bei Mikel und 7 von 25 bei Peru), Demonstrativpronomina (3 von 11 und 5 von 25 bei Peru) und Quantoren (5 von 12 bei Mikel und 13 von 25 bei Peru) ähnlich häufig vertreten sind. Betrachtet man die Stellungsregularitäten j e nach Verbklasse, stellt man fest, daß die Subjekte von caber (4 von 4 bei Mikel und 8 von 15 bei Mikel) und valer (12 von 13 bei Mikel und 14 von 15 bei Peru) die präverbale Stellung bevorzugen. Auch bei andar ist die präverbale die preferierte (6 von 9) Stellung. Auffällig ist, daß diese Verben meist im Zusammenhang mit der Verneinung valer 'gelten' (8 von 13) und caber 'hineinpassen' (4 von 4) auftreten. Für die restlichen Verben läßt sich nichts verallgemeinernd sagen. Bei den Verben faltar 'fehlen' und valer 'gelten', die auch in anderen Sprachen 1 3 6 Besonderheiten aufweisen, stellt sich die Frage, ob diese subkategorisierte N P ein Objekt oder ein Subjekt 1 3 7 ist, zumal Kongruenzfehler in der Kindersprache
136 jy[ an b e a c h t e die Konstruktionen des Typs 'es fehlen zwei Zeitungen', 'es gelten diese Bedingungen' im Deutschen, in denen die lexikalischen NPs in der Objektstellung auftreten, jedoch mit dem Verb in Numerus kongruieren. Meines Wissens gibt es noch keine befriedigende Lösung für solche Konstruktionen. ' 3 7 Das Beispiel pero tu no vale 'du gilt nicht' ist in den Tabellen nicht aufgeführt worden, da es außer Frage steht, daß es sich um eine Subjektextraktion des Typs tüj no
149
Ergebnisse
beobachtet werden (69). Interessant ist auch, daß die Subjekte dieser Verben kaum mit Pluralia (vgl. Ezeizabarrena (1996: 246f.)) verwendet werden. Bei den wenigen Subjekten im Plural fällt auf, daß es häufig Numerusfehler 1 3 8 gibt. Das Subjekt steht im Plural und das dazugehörige Verb im Singular. Die Position, an der das Subjekt steht, scheint bei den Pluralfehlern keinen Einfluß auf dieses Phänomen zu haben. 69
a. b. c. d. e.
Me falta(n) dos 'mir fehlt zwei'(M 3 ;09,08) Dos no vale 139 'zwei gilt nicht' (P 3;04,26) No vale éstos 'diese gilt nicht' (P 3; 11,17) Hiru falta(n) 'drei fehlt'(P 3 ;09,06) Las zapatillas falta(n), 'die Hausschuhe fehlt' (M 3;11,17)
In den Daten von Mikel gibt es nur 2 Kontexte, in denen der Plural verlangt wird, aber beide sind ungrammatisch (69a,e). Peru verwendet zahlenmäßig mehr Pluralia mit den Verben valer und faltar und caber. Bis 3;10,10 sind alle Pluralkontexte (vier insgesamt) bei Peru als Singular realisiert worden. Ab diesem Alter und bis zum Ende der Untersuchung gibt es sowohl kontextadäquate als auch ungrammatische Beispiele. An dieser Stelle soll erwähnt werden, daß solche Numerusfehler auch bei unakkusativen Verben auftreten (70a,e,f). 70
a. Pero no se mueve(n) las piernas 'Aber die Beine bewegen sich nicht' (P 3;10,10) b. Y ahora no se van, adentro, todos 'Und nun gehen nicht alle hinein' (M 2;07,28) c. Y se van abajo los dos ' Und beide gehen hinunter' (M 3;02,14) d. Estos dos se ha(n) rompidos 'Diese zwei sind kaputt' (M 3;05,23) e. Ha(n) salido tres, 'drei sind herausgekommen' (P 4;00,02) f. Pero todos se me ha(n) perdido 'Aber alle habe ich verloren' (P 3;06,29)
Sowohl Mikel als auch Peru verwenden einige Subjekte im Singular in pluralen Kontexten. Allen Beispielen ist gemeinsam, daß es sich bei den betroffenen Verben um [-volitive] unakkusative Verben handelt. Im Vergleich hierzu werden alle pluralen, [+volitiven] Korrelate kontextadäquat als Plural markiert (70b,c). Solche Numerusfehler sind mit transitiven Verben nicht zu verzeichnen.
vale que tj hagas ... ' es gilt nicht, daß du tust' handelt und demzufolge tü nicht das Subjekt von valer sein kann. 138 D j e s hat auch Ezeizabarrena (1996:195f.) für Mikel dokumentiert. Sie stellt fest, daß bei Mikel ab 2;02 Pluralia gebraucht werden, jedoch erst ab 2;05 mit einer gewissen Regelhaftigkeit. In ihrer Auflistung werden mehr Pluralia dokumentiert als in meiner eigenen, da sie auch Verben ohne Argumente und Kopulativa zählt. ' 3 9 D i e s e s Beispiel könnte u.U. eine Subjektextraktion aus einem Nebensatz mit Tilgung des Nebensatzes darstellen.
150
Der Erwerb des Kasus bei bilingualen Kindern
3.3.1.2. Die Art des Subjekts Ob ein Subjekt eine lexikalische NP oder eine pro-Form ist, scheint eine wesentliche Rolle für die Positionsregularitäten zu spielen. Tabellen 60-61 verdeutlichen dies.
Mikel Verbtyp Art des Subjekts NP+def NP-def 1 PersPron DemPro Posspro Quant NP+def
Position der Subjekte einwertiger Verben postverbal präverbal unakk unakk so u ps trs so u +tr -tr +tr -tr -
1
-
-
-
2
2 3 3 6
-
-
4
-
-
-
-
7
-
4
-
2
48 3
-
-
-
-
1 1
2
2
1
18
5,11 1,11
4,4* 2
ps
-
-
-
1
-
-
trs
4 1 10
-
-
-
-
II
-
2
-
1
-
-
-
-
-
-
-
II, 1 1
-
-
-
-
2 8
4, 1* 1
9
-
4 NP-def 1 2 PersPron 8 16 9 151 DemPro 8 3 3 2 4 2 16 - 2 7 Posspro 2 1 Quant 3 1 Tabelle 60 Position der Subjekte bei Mikel, unterteilt in zwei Phasen: Phase 1 bis 2;10,12 und Phase 2 nach 2; 11,10. Verbtypen (u(nergativ), unakk(usativ), ps(ychologisch), trs(transitiv), tr(ansitivisches Korrelat) 140 und so(nst)), * ohne Artikel. (I)mitation.
In der Tabelle wird zwischen unakkusativischen Verben ohne transitivisches Korrelat wie ir 'gehen' und venir 'kommen' und solchen mit transitivischem Korrelat wie romperse/romper 'kaputtmachen/kaputtgehen' unterschieden.
Ergebnisse
151
Position der Subjekte einwertiger Verben Peru postverbal präverbal Verbtyp unakk so un psy trs unakk so un psy trs Art des -i-tr -tr +tr -tr Subjekts 1 5 NP+def 1 1 3 3 15 3 NP-def 3 1 2 1 PersPron 4 13 4 1 1 1 DemPro 1 3 Posspro 2 1 2 Quant 1 2 NP+def 2 10 2 1 10 8 17 5 NP-def 1 1 7 2 PersPron 1 4 2 1 0 106 1 2 14 1 1 2 DemPro 6 15 21 1 3 2 Posspro 2 2 1 Quant 1 5 8 13 Tabelle 61 Position der Subjekte bei Peru unterteilt in zwei Phasen: Phase 1 1; 11,00 bis 3;01,24 und Phase 2 von 3;02,14 bis 4;00,02. Verbtypen (un(ergativ), unakk(usativ), psy(chologisch), trs(transitiv), tr(transitivisches Korrelat), so(nst)). Diese zwei Tabellen 60-61 geben einen Überblick über die Art der NPn in der Subjektposition der einwertigen Verben. Neben der lexikalischen NPn werden auch Personal-, Demonstrativ-, und P o s s e s s i v p r o n o m i n a sowie Quantoren verschiedenster Art verwendet. Nachfolgend wird jede Art von Subjekt einzeln behandelt.
3.3.1.2.1. Subjekte in Form von NP Subjekte in Form von NPn werden nicht immer ähnlich häufig prä- und postverbal verwendet (Tabellen 62-63). Lexikalische NPn sonst unakkusativ uner gativ psychologisch prä post prä post prä post prä post Alter NP NP NP NP NP NP NP NP 2 1 16, 21 1 ;07,14-2; 11,10 1 2;11,18-3;11,17 8 1,11 1 2 5 9 6 Tabelle 62 Subjekte der einwertigen Verben in Form von Nominalphrase, je nach Position (prä(verbal), post(verbal)) und Verbklasse bei Mikel. Mikel
Der Erwerb des Kasus bei bilingualen Kindern
152
Lexikalische NPn unakkusativ psychologisch uner gativ sonst prä post prä post prä post prä post Alter NP NP NP NP NP NP NP NP 20 1 1 3 1 ;11,00-3 ;01,24 1 3;02,14-4;00,02 12 1 2 4 23 Tabelle 63 Subjekte der einwertigen Verben in Form von Nominalphrase, je nach Position (prä(verbal), post(verbal)) und Verbklasse bei Peru.
Peru
Bei den unergativen Verben werden Subjekte in Form von NPn (zwei Belege jedes Kind) von beiden Kindern ausschließlich präverbal verwendet, wobei es sich jedoch immer um Eigennamen handelt. Mit allen anderen Verbklassen sind die Subjekte in Form von NPn, die keine Eigennamen beinhalten, in beiden Positionen vertreten, wobei aber die postverbale Position sehr stark bevorzugt wird. Diese Tendenz ist in der ersten Phase bei den unakkusativen Verben so stark, daß nahezu 95% (M 94,1 und P 95,2) der Subjekte in Form von NPn postverbal auftauchen 141 . Mit anderen Worten: Jedes Kind verwendet lediglich eine präverbale Subjekt-NP in dieser Phase. Interessant ist hierbei, daß in beiden sehr frühen, präverbalen Beispielen [+volitive] Verben im Spiel sind (71 a, b). Auch in der zweiten Phase sind die meisten präverbalen Subjekte in Form von NPn Subjekte von volitiven Verben, wobei in dieser Phase deutlich mehr volitive unakkusative Verben verwendet werden als in den ersten Stadien. In der zweiten Phase nimmt die starke Präferenz für die postverbale Position deutlich ab, wobei viele der postverbalen Subjekte der unakkusativen Verben auch noch durch präverbale Adverbiale 1 4 2 in diese Position gelangen. Diese Präferenz für die präverbale Position wird durch die Zunahme von volitiven unakkusativen Verben begünstigt. 71
a. Piu no baga(=llega) 'Peru kommt nicht dran' (P 2;04,15) b. Mira autoa corre 'Guck mal, das Auto fährt' (M 2;00,00)
Die postverbale Position ist auch für psychologische und sonstige Verben dominant. Obgleich das Auftreten von postverbalen Subjekten oft im Zusammenhang mit dem Vorhandensein von präverbalen Elementen steht -so bei den psychologischen Verben-, bedingt dies in der ersten Phase nicht den Gebrauch von postverbalen Subjekten in Form von NPn. Abschließend kann festgehalten werden, daß für Subjekte in Form von NPn bei den unakkusativen und sonstigen Verben stark die postverbale Position bevorzugt wird, insbesondere in der ersten Phase. Dies gilt auch für die psychologischen Verben. Bei den unergativen Verben treten sie ausschließlich präverbal auf. P i e r c e ( 1 9 9 2 ) k o m m t zu ä h n l i c h e n A u s w e r t u n g verschiedener Studien.
Ergebnissen
für d a s
D i e s e B e d i n g u n g wird weiter unten im Detail behandelt.
Englische
bei
der
153
Ergebnisse
3.3.1.2.2. Subjekte in Form von Demonstrativpronomina Demonstrativpronomina werden bei allen Verbklasen in der ersten Phase deutlich seltener verwendet als später (Tabellen 64-65). Demonstrativpronomina Mikel unakkusativ uner gativ psychologisch sonst Alter post prä post prä post prä post prä 1 2 1 4 2 1;07,14-2;11,10 3 2 4 2 3 15 2;11,18-3;11,17 13 Tabelle 64 Subjekte der einwertigen Verben in Form von Demonstrativpronomina, je nach Position (prä(verbal), post(verbal)) und Verbklasse bei Mikel. Demonstrativpronomina Peru unakkusativ uner eativ psychologisch sonst Alter prä prä prä post prä post post post 1;11,00-3;01,24 5 1 1 3 3;02,14-4;00,02 21 1 2 2 21 4 3 Tabelle 65 Subjekte von einwertigen Verben in Form von Demonstrativpronomina, je nach Position (prä(verbal), post(verbal)) und Verbklasse bei Peru. Bereits in den ersten Aufnahmen besteht eine deutliche Präferenz für die präverbale Position, ungeachtet der Verbklasse. Mit unakkusativen Verben sind die postverbalen Subjekte in Form von Demonstrativpronomen entweder [-volitiv] oder diese Äußerungen enthalten präverbale Adverbiale (8). Praktisch alle Subjekte in Form von Demonstrativpronomina stehen bei den unakkusativen Verben in präverbaler Position. 72
Asi baja e(s)to,
'so fährt dies hinab' (P 2;03,25)
Mit unergativen Verben gibt es bei Peru nur einen Beleg mit präverbalem Subjekt. Demonstrativa in der Funktion des Subjekts sind mit den psychologischen Verben ähnlich häufig prä- und postverbal bei Peru vertreten, bei Mikel jedoch besteht eine leichte Tendenz für die postverbale Stellung, obwohl diese mit Sicherheit durch präverbale Adverbiale verursacht wird. Die geringe Anzahl der Belege mit psychologischen Verben läßt keine eindeutige Schlußfolgerung zu. Demonstrativpronomina werden im allgemeinen in der zweiten Phase deutlich häufiger als in der ersten Phase verwendet. Für beide Phasen gilt jedoch, daß sie vorzugsweise präverbal auftreten (1. Phase M 71,4%, P 80 %, 2. Phase M 76,9%, P 83,3 %). Zieht man die postverbalen Belege mit präverbalen Adverbialen ab, dann tauchen alle Subjekte in Form von Demonstrativa bei den einwertigen Verben in präverbaler Stellung auf.
154
Der Erwerb des Kasus bei bilingualen Kindern
3.3.1.2.3. Subjekte in Form von Quantoren Die Quantoren sind unterteilt worden in Numeralia, nada-ninguno (nichts, kein), indefinite und All-Quantoren (Tabellen 66-67). Subjekte in Form von Quantoren präverbal postverbal Verbtyp unakk so un psy trs unakk so un psy trs +tr -tr Subjektart +tr -tr 1 1 Numeralia 1 1 Ind-Qu 1 All-Qu Nada/Ning 0 II 1 Numeralia 1 2 2 Ind-Qu 1 All-Qu 1 Nada/Ning 1 Tabelle 66 S u b j e k t e in F o r m von Quantoren bei Mikel, unterteilt in zwei Phasen: Phase 1 bis 2;10,12 und Phase 2 nach 2;11,10. Verbtypen: un(ergativ), unakk(usativ), psy(chologisch), trs(transitiv), tr (transitivisches Korrelat), so(nst). All-Qu (All-Quantoren), Ind-Qu (indefinite Quantoren), Ning(uno). I(mitation).
Mikel
Peru
Subjekte in Form von Quantoren präverbal postverbal unakk so un psy trs unakk so un psy H-tr -tr -i-tr -tr 2 1
Verbtyp trs Subjektart Numeralia 1 Ind-Qu All-Qu Nada/Ning 4 2 4 Numeralia 3 2 Ind-Qu 2 1 1 6 2 1 All-Qu 1 1 Nada/Ning Tabelle 67 Subjekte in Form von Quantoren bei Peru, unterteilt in zwei Phasen: P h a s e 1 bis 3;01,24 und P h a s e 2 nach ab 3;02,14. Verbtypen: un(ergativ), unakk(usativ), psy(chologisch), trs(transitiv), tr (transitivisches Korrelat). All-Qu (All-Quantoren), Ind-Qu (indefinite Quantoren), Ning(uno). Bezüglich des U m f a n g s der Daten zeigt sich, daß Mikel im Vergleich zu Peru kaum Quantoren verwendet. Ungeachtet dieser Tatsache lassen sich j e d o c h vergleichbare Regularitäten bei beiden Kindern beobachten. Zunächst können, ähnlich wie bei den Personal- und Demonstrativpronomina, keine zwei Phasen unterschieden werden. Dieses bedeutet, daß von Beginn an bei beiden Kindern eine
Ergebnisse
155
deutliche Präferenz für die postverbale Stellung besteht. Diese Präferenz ist bei Mikel noch ausgeprägter, denn im gesamten Untersuchungszeitraum findet sich lediglich ein präverbales Beispiel. Diese Verteilung kommt nicht etwa dadurch zustande, daß präverbale Adverbiale vorhanden sind. Numeralia (uno 'eins', dos 'zwei' und tres 'drei') und indefinite Quantoren (otro 'ein anderer', muchos 'viele') sowie das nada 'nichts' werden vorzugsweise postverbal verwendet. All-Quantoren dagegen treten ähnlich häufig prä- und postverbal auf. Die wenigen präverbalen Quantoren sind entweder All-Quantoren (1 bei Mikel und 2 bei Peru) oder Numeralia (4 bei Peru). Äußerst selten (2 von 10 bei Peru) werden indefinite Quantoren in präverbaler Stellung beobachtet. Quantoren werden hauptsächlich mit unakkusativen und sonstigen Verben verwendet. Mit anderen Worten: Sie werden weder mit transitiven noch mit unergativen oder psychologischen Verben angewendet. Als Fazit gilt, daß Quantoren ungeachtet der Verbklasse fast ausschließlich postverbal verwendet werden.
3.3.1.2.4. Subjekte in Form von Possessivpronomina Possessivpronomina (el tuvo 'deiner', el mio 'meiner' und Varianten) als Subjekte von einwertigen Verben werden von beiden Kindern sehr selten (6 Beispiele bei Mikel und 2 bei Peru) verwendet (Tabellen 68-69). Subjekte in Form von Possessivpronomina Mikel präverbal postverbal Verbtyp unakk so un psy trs unakk so un psy trs Alter +tr -tr +tr -tr 1;07,14-2;11,10 1 3 2;11,18-3;11,17 2 Tabelle 68 Subjekte in Form von Possessivpronomina je nach Verbklasse (unakk(usativ), un(ergativ), psy(chologisch), trs(transitiv) und so(nst)) bei Mikel. Subjekte in Form von Possessivpronomina Peru präverbal postverbal Verbtyp unakk so un psy trs unakk so un psy trs Alter +tr -tr -tr +tr 1;11,00-3,01,24 3;02,14-4;00,02 2 Tabelle 69 Subjekte in Form von Possessivpronomina je nach Verbklasse (unakk(usativ), un(ergativ), psy(chologisch), trs(transitiv) und so(nst)) bei Peru. Es lassen sich jedoch ähnliche Beobachtungen bei beiden Kindern machen. Beide Kinder verwenden sie ausschließlich präverbal und nur mit unakkusativen Verben. Das heißt, daß weder unergative noch psychologische noch Verben unter "sonst" Possessivpronomina als Subjekte nehmen.
156
Der Erwerb des Kasus bei bilingualen Kindern
3.3.1.3. Die Definitheit Personal- und Possessivpronomina sind inhärent [+definit] und erscheinen mit Ausnahme von drei Beispielen mit Personalpronomina bei Peru stets präverbal. Diese drei Ausnahmen enthalten alle präverbale Adverbiale. Demonstrativpronomina sind ebenfalls [+definit] und werden hauptsächlich präverbal verwendet. Da diese beiden Gruppen von Pronomina immer [+definit] sind und die präverbale Position bevorzugt wird, werden sie bei der Behandlung der Definitheit außer acht gelassen. Bei der Darstellung der Definitheit wird insbesondere die Gruppe der Subjekte mit NPn und Quantoren behandelt, denn diese NPn können sowohl [+definit] als auch [-définit] sein. Die Definitheit der Subjekt-NPn bei den einwertigen Verben Alter 2;11,18-3;11,17 1;07,14-2;11,10 präverbal postverbal präverbal postverbal Verben def indef def indef def indef def indef Unakk. 2 14 PersPro Poss 3 2 4 Dem 1 15 3 NP 1? 14 4 8 1 8 Quantoren 1 1 2 3 1 Psychol. PersPro Poss Dem 2 1 2 4 NP 1 5 1 Quantoren Sonst PersPro Poss Dem 4 2 16 2 NP 1 1 1 2 1 5 Quantoren 1 3 Unerg. PersPro 7 9 NP 2 2 Tabelle 70 Verteilung der Subjekte bei den einwertigen Verben bei Mikel, nach Stellung des Subjekts und Definitheit der NP def(init) und indef(init). Die Subjekte sind in Dem(onstrative), Pos(sessive), PersPro (Personalpronomina) und Quantoren unterteilt.
Mikel
Ergebnisse
Peru Verben Unakk.
157
Die Definitheit der Subjekt-NPn bei den einwertigen Verben 1;11,00-3 ;01,24 Alter 3;02,14-4;00,02 postverbal präverbal postverbal präverbal indef indef def indef def indef def def 2 PersPro 3 8 2 Poss 1 Dem 5 21 3 NP 1 24 1 17 3 9 2 7 Quantoren 1 2 1 2
Psychol.
PersPro Poss Dem 2 2 1 NP 1 Quantoren Sonst PersPro Poss 2 Dem 1 21 3 3 2 1 5 NP 3 1 10 Quantoren 1 2 5 Unerg. 4 4 1 PersPro NP II 1 Tabelle 71 Verteilung der S u b j e k t e bei den einwertigen V e r b e n bei Peru, nach Stellung des S u b j e k t s und Definitheit der S u b j e k t e def(init) und indef(init). Die S u b j e k t e sind in Dem(onstrative), Pos(sessive), PersPro (Personalpronomina) und Quantoren unterteilt.
T a b e l l e n 7 0 und 71 verdeutlichen, d a ß [ + d e f i n i t ] - N P n die g r o ß e M e h r h e i t der S u b j e k t e ( M 21 und P 34) bei den e i n w e r t i g e n V e r b e n a u s m a c h e n . A n d e r s ausgedrückt: [-definit]-Subjekte sind selten vertreten. S u b j e k t e in F o r m von N P n mit d e m Merkmal [+definit] werden sowohl prä- als auch postverbal verwendet. Bei den u n a k k u s a t i v e n V e r b e n wird die p o s t v e r b a l e Position im a l l g e m e i n e n stark bevorzugt. Lediglich in der zweiten P h a s e von Mikel sind [+definit]-NPn prä- und p o s t v e r b a l e N P n g l e i c h e r m a ß e n vertreten. Bei den V e r b e n unter "sonst" fällt hingegen auf, d a ß die Daten j e d e s K i n d e s eine andere Verteilung a u f w e i s e n . Bei M i k e l sind [ + d e f i n i t ] - N P n eher präverbal, w ä h r e n d sie bei P e r u mit A b s t a n d postverbal a n z u t r e f f e n sind. [+Definit]-NPn sind bei den psychologischen Verben bei M i k e l g l e i c h e r m a ß e n prä- und p o s t v e r b a l vertreten. Bei P e r u ist nur ein p o s t v e r b a l e s Beispiel zu v e r z e i c h n e n . Bei den u n e r g a t i v e n V e r b e n sind alle Subjekte in Form von N P [+definit] und werden auschließlich präverbal verwendet. Die wenigen [-definit]-Subjekte treten fast ausschließlich postverbal auf. Von den 21 [-definit] Subjekten bei Mikel steht nur ein Beispiel präverbal. Bei Peru m a c h e n die p r ä v e r b a l e n [ - d e f i n i t ] S u b j e k t e 9 von 34 B e i s p i e l e n aus. V o n d i e s e n 9 präverbalen [-definit] Subjekten treten j e d o c h lediglich 2 in F o r m von N P auf. Die restlichen 7 Beispiele sind Quantoren. Mit anderen Worten: N u r ein Beispiel bei
158
Der Erwerb des Kasus bei bilingualen Kindern
Mikel und zwei bei Peru haben das Merkmal [-definit] in der präverbalen Position. Ferner werden [-definitJ-Subjekte ausschließlich mit unakkusativen und sonstigen Verben verwendet. Es läßt sich somit die Schlußfolgerung ziehen, daß [+definit]-NPn in beiden Positionen verwendet werden, ungeachtet der Verbklasse, während die [-definit]Entsprechungen fast ausschließlich postverbal und mit unakkusativen sowie "sonstigen" Verben erscheinen. Dieser Befund ist insofern von Bedeutung, als Belletti (1988) für das Italienische gezeigt hat, daß indefinite Subjekte ausschließlich in der postverbalen Position zugelassen sind. In der präverbalen sind sowohl definite als auch indefinite NPn erlaubt. Ein Definitheitseffekt läßt sich auch in frühkindlichen Äußerungen beobachten, indefinite Subjekte sind in sehr markierten Fällen im Spanischen in der präverbalen Position zugelassen.
3.3.1.4. Das Vorhandensein von präverbalen Adverbialen bei den postverbalen Subjekten Es ist eine bekannte Tatsache, daß das Vorhandensein von PPs oder von NichtSubjekt-NPn unmittelbar vor dem Verb Konsequenzen für die Position des Subjekts haben kann. So kann aus diesem Grunde das Subjekt postverbal erscheinen. Im folgenden werden die Subjekte der unakkusativen und der psychologischen Verben näher betrachtet. Die Verben, die unter "sonst" klassifiziert sind, werden außer acht gelassen, da sich bei allen postverbalen Subjekten (mit zwei Ausnahmen) keine präverbalen Adverbiale beobachten lassen. Äußerungen wie mira 'guck mal', es que oder Vokative, die eventuell vor dem Verb erscheinen können, werden in folgender Tabelle nicht berücksichtigt, da sie lediglich eine Diskursfunktion erfüllen und keine syntaktische Position belegen. Mikel Phasen
Art der NP una 3
mit Adverbialen uner psy so
una 10 4
ohne Adverbiale uner psy so
NP+def NP-def 1 Phase 1 PersPron 1;07,14DemPro 1 1 1 1 2;11,10 Posspro Quantoren 1 3 1 NP+def 3 2 2 3 3 NP-def 1 4 1 Phase2 PersPron 1 2; 11,181 2 DemPro 3 2 1 3 ; 11,17 Posspro Quantoren 2 1 3 Tabelle 72 Präverbale Adverbiale bei postverbalen Subjekten der una(kkusativen), uner(gativen), psy(chologischen) und Verben unter so(nst) bei Mikel.
Ergebnisse
Peru Phasen
159
Art der NP una 2 2
mit Adverbialen uner psy so 1 1
una 15 1
ohne Adverbiale uner psy so 2
NP+def NP-def Phase 1 PersPron 1 1 ; 11,00DemPro 1 1 3;01,24 Posspro Quantoren 2 NP+def 16 8 4 NP-def Phase2 PersPron 2 1 3;02,14DemPro 1 2 1 2 3 4;00,02 1 Posspro 1* 2 9 Quantoren 3 6 Tabelle 73 Präverbale Adverbiale bei den postverbalen Subjekten der una(kkusativen), uner(gativen), psy(chologischen) und Verben unter so(nst) bei Peru. * ist eine VP. Die Tabellen (72-73) verdeutlichen, daß eine Vielzahl der Fälle der postverbalen Subjekte bei den einwertigen Verben dadurch zustande k o m m t , daß präverbale Konstituenten vorhanden ist. Es handelt sich um lokale oder temporale Adverbiale, die zur B e s t i m m u n g des hic et nunc verwendet werden. In der ersten P h a s e überwiegen jedoch bei beiden Kindern (Mikel 19 von 25 und Peru 18 von 27) die postverbalen Subjekte ohne präverbale Adverbiale (73a), insbesondere bei NPSubjekten. Interessant ist die Tatsache, daß die präverbalen Adverbiale in der ersten Phase aus Satzadverbien (igual 'vielleicht', ya 'schon' (73d,f), ahora 'nun', asi 'so') bestehen. In der zweiten Phase hingegen stellen die postverbalen Subjekte mit präverbalen Adverbialen bei Mikel (21 von 35) die Mehrheit dar (73b,e,g,e). Bei Peru sind postverbale Subjekte mit und ohne präverbale Adverbiale ähnlich häufig vertreten (30 von 62). Dies kommt jedoch dadurch zustande, daß Peru in dieser zweiten Phase viele Subjekte von "sonstigen" Verben verwendet, die ohnehin meist postverbal erscheinen. Die präverbalen Adverbiale in der zweiten Phase unterscheiden sich grundlegend von denen in der ersten Phase, denn in der zweiten Phase werden von beiden Kindern Präpositionalphrasen (meist lokale und temporale Angaben) verwendet, die in der ersten Phase fehlten. Bei der Betrachtung unakkusativer Verben ist festzustellen, daß ihre post-verbalen Subjekte in der ersten Phase meist ohne (Mikel 81,8%, Peru 76,2 %) und danach erst mit präverbalen (Mikel 71,4%, Peru 57,9%) Adverbialen verwendet werden. Für postverbale Subjekte bei den unergativen Verben findet sich nur ein Beispiel mit präverbalen Elementen bei Peru 1 4 3 . Die Subjekte der Verben unter "sonst"
' 4 3 Torrego (1989) stellt die Hypothese auf, daß beim Vorhandensein von präverbalen Elementen unergative Verben sich in unakkusative verwandeln. Unklar
160
Der Erwerb des Kasus bei bilingualen Kindern
weisen eine kindspezifische Verteilung auf, was mit Sicherheit keine große Bedeutung hat. Dies wird vielmehr dadurch verursacht, daß diese Verbklasse sehr heterogen ist und beide Kinder diese Verben unterschiedlich häufig gebrauchen. Bei den psychologischen Verben (gustar) begünstigen präverbale Konstituenten (immer eine Dativ-PP) postverbale Subjekte (Mikel 5 von 11, Peru 5 von 5). Diese Subjekte können jedoch auch ohne Mitwirkung eines solchen Materials postverbal erscheinen (Mikel 6 von 11). Wie man in Tabellen 72 und 73 erkennen kann, werden einige wenige präverbale Subjekte (3 bei Mikel und 4 bei Peru) mit präverbalen Adverbialen verwendet. 73
a. Te(=se) ha totao(=soltado) el tren (M 2;01,14) 'Der Zug ist abgegangen' b. Por ahí no pasa ningún coche (M 3;09,08) 'Da paßt kein Auto durch' c. Viene Jaimito con el cochecito (M 3;06,14) 'Jaimito fährt mit dem Autochen' d. Ya está andando, el coche (M 3;03,15) 'Jetzt fährt das Auto' e. A aquí, aún faltan vacas (M 3;03,15) 'Und hier fehlen noch Kühe' f. Ya se acabó los(=el) cuento (M 2;07,28) 'Und das Märchen ist vorbei' g. Aquí falta uno (P2;10,06) 'Hier fehlt einer' h. Y por aqui se mete un señor (P 3;01,19) 'Hier geht ein Mann herein'
3.3.1.5. Zusammenfassung der Ergebnisse Z u s a m m e n f a s s e n d läßt sich festhalten, daß die Position der S u b j e k t e bei einwertigen Verben, j e nach Verbklasse, Art des Subjekts, Definitheit und Vorhandensein von präverbalem Material eindeutige Präferenzen zeigt. Ferner läßt sich schlußfolgern, daß starke Korrelationen zwischen der Art der verwendeten NPn und der Wahl des Verbs bestehen. So werden Personalpronomina ausschließlich mit unergativen und aktiven unakkusativen Verben verwendet. Der Gebrauch von lexikalischen N P n , D e m o n s t r a t i v a und Q u a n t o r e n ist auf die K l a s s e der unakkusativen und sonstigen Verben beschränkt. Die dargestellten Ergebnisse lassen sich wie folgt zusammenfassen: 1. In der S p r a c h e n t w i c k l u n g lassen sich f ü r die S u b j e k t e der unakkusativen Verben zwei Phasen unterscheiden: Die Periode vor 2; 11,10 und nach 2; 11,18 bei Mikel, und die Periode vor 3;01,24 und nach 3;02,14
bleibt jedoch, auf welche Weise die Generierung von der Spec-Position in eine ComplPosition umgewandelt wird.
Ergebnisse
161
bei Peru. Bei den restlichen Verben läßt sich eine solche Entwicklung nicht feststellen. 2. In der ersten Phase überwiegen postverbale Subjekte bei den unakkusativen Verben, die meist in Form von lexikalischer NP auftreten. Sie werden hauptsächlich ohne präverbale Elemente verwendet. 3. In der zweiten Phase sind bei den unakkusativen Verben Subjekte in der prä- und postverbalen Position gleichermaßen vertreten. In dieser Phase treten viele der postverbalen Subjekte mit präverbalen Adverbialen auf. 4. Bei den unakkusativen Verben spielt es keine Rolle, ob die Verben ein transitives Korrelat haben oder nicht. 5. Die Subjekte von unergativen Verben treten fast ausschließlich präverbal und in Form von Personalpronomen oder NP (auschließlich Eigennamen) auf. 6. Subjekte der Verben unter "sonst" treten sowohl prä- als auch postverbal auf, wobei verbspezifische Regularitäten beobachtet werden. 7. Die Subjekte der psychologischen Verben tauchen hauptsächlich postverbal auf. 8. Personalpronomina werden ausschließlich präverbal und nur mit unergativen und volitiven unakkusativen Verben verwendet. 9. Possessivpronomina werden stets präverbal verwendet. 10. Demonstrativpronomina werden hauptsächlich präverbal verwendet. 11. Definite NPn treten sowohl prä- als auch postverbal auf. 12. Indefinite Subjekte dagegen sind auf die postverbale Position beschränkt. 13. Das Vorhandensein von prä verbalen Adverbialen führt meist zu postverbalen Subjekten. 14. Die Semantik der Verben, die verwendet werden, spielt eine große Rolle. Subjekte von volitiven Verben werden vorzugsweise präverbal verwendet. Subjekte der nicht-volitiven Verben stehen hingegen postverbal.
3.3.2. Position der Subjekte bei mehrwertigen Verben Bei Mikel treten die ersten Subjekte mehrwertiger Verben (Tabelle 10 m) mit 2;00,23 auf, eineinhalb Monate später als im Falle der einwertigen Verben. Die erste SVO Struktur erscheint jedoch mit 2;01,14. Auch bei Peru erscheinen Subjekte für unakkusative und mehrwertige Verben (Tabelle 10 p) praktisch im gleichen Alter, mit jeweils mit 2,02,26 und 2;03,12. S(d/a)V SVO SaVO d/aVS VSO OSV s o v Mikel 88 2 2 145 3 36 5 Peru 64 2 56 2 16 3 Tabelle 74 Subjekte transitiver Verben bei Mikel und Peru.
ovs
(a)VOS
2 7
3 1
Ein Blick auf die Tabellen (75-76) genügt, um festzustellen, daß sich die Verteilung der Subjekte bei diesen Verben deutlich von der der einwertigen Verben unterscheidet. Auffällig ist, daß sich keine zwei Phasen beobachten lassen. Die
162
Der Erwerb des Kasus bei bilingualen Kindern
große Mehrheit der Subjekte taucht präverbal auf (Tabelle 74). Die Spalten für SV, SVO, SdV und SaVO, von denen behauptet werden kann, daß die Subjekte und Objekte in der neutralen Stellung stehen, betragen bei Mikel 82,01% und bei Peru 85,1% aller vorkommenden Subjekte. Die Beispiele OSV haben zwar ein präverbales Subjekt, doch kann in diesem Fall nicht von einer neutralen Stellung die Rede sein. Der Rest besteht aus VSO (5 bei Mikel und 3 bei Peru) Äußerungen und einigen wenigen (10 bei Mikel und 7 bei Peru) gemischten Äußerungen. Die Subjekte mehrwertiger Verben werden ebenfalls nach der Art des Subjekts, dem Vorhandensein von präverbalem Material und Art der NP untersucht.
3.3.2.1. Art des Subjekts bei den Subjekten transitiver Verben Die Werte in den Tabellen 75 und 76 deuten darauf hin, daß sich bei der Position der Subjekte mehrwertiger Verben keine zwei Phasen unterscheiden lassen. Präverbale Subjekte sind bei beiden Kindern von Beginn der Untersuchung an in der Mehrheit. Diese Mehrheit ist bei den Personalpronomina in der zweiten Phase noch deutlicher als in der ersten Phase. Mikel Alter
1;07,14-2; 11,10 2;11,18-3;11,17
NP
5 16
präverbal PP De Pp
59 141
3 12
-
Q i -
NP
5 6
postverbal PP De
13 8
-
1
PP Q i -
-
Tabelle 75 Distribution der Subjekte der mehrwertigen Verben bei Mikel, je nach Position und Art des beteiligten Subjekts: De(monstrativpronomen), (Pp) Possessivpronomen, Q(uantor) und (lexikalische) NP. Peru Alter
1 ; 11,00-3;01,24 3;02,14-4;00,02
NP
3 11
prä verbal PP De
13 106
1 14
PP Q -
-
NP
5 2
postverbal PP De
2 7
PP Q
-
1
-
-
Tabelle 76 Distribution der Subjekte der mehrwertigen Verben bei Peru, je nach Position und Art des beteiligten Subjekts: De(monstrativpronomen), (Pp) Possessivpronomen, Q(uantor) und (lexikalische) NP. Die überwältigende Mehrheit der Subjekte tritt in Form von Personalpronomen auf. Deutlich seltener werden NPn und Demonstrativpronomina in dieser Funktion verwendet. Für Quantoren lassen sich nur zwei Beispiele bei Mikel finden. Possessivpronomina sind gar nicht vertreten.
3.3.2.1.1. Subjekte in Form von Personalpronomina Aus Tabelle 77 ist zu entnehmen, daß sich bezüglich der Verwendung von Personalpronomina in der Funktion des Subjekts keine zwei Phasen beobachten lassen. Ferner stellt man fest, daß im allgemeinen die große Mehrheit (M 81,9 und
Ergebnisse
163
P 86,6%) der Personalpronomina präverbal verwendet wird. Diese Tendenz wird in der zweiten Phase bei beiden Kindern noch ausgeprägter (M 94,6% und P 93,8%). Peru Mikel Phasen postverbal präverbal postverbal präverbal 1 2 59 13 13 2 141 7 8 106 Tabelle 77 Subjekte in Form von Personalpronomina bei Mikel und Peru.
3.3.2.1.2. Subjekte in Form von NP Mikel postverbal präverbal Alter Gen +def -def E Gen -Kief -def E 1 ;07,14-2; 11,10 4 IN 3 Qi Qi 4 5 i 2;11,18-3 ;11,17 10 2 Tabelle 78 Subjekte in Form von NP, unterteilt in E(igennamen), Gen(erika), +def(inite) und -def(inite) NPn, Q(uantoren), N(umeralia) bei Mikel. Peru prä verbal postverbal Alter E E Gen +def -def Gen +def -def 1;11,00-3;01,24 2 1 5 3;02,14-4;00,02 2 5 1 5 Tabelle 79 Subjekte in Form von NP, unterteilt in E(igennamen), Gen(erika), N(umeralia), +def(inite) und -def(inite) NPn bei Peru. Nominalphrasen in der Funktion des Subjekts sind mit transitiven Verben deutlich seltener vertreten als Personalpronomina (Tabellen 78-79). Ungeachtet dieser Tatsache werden sie, ähnlich wie die Personalpronomina, eher präverbal verwendet. Die Nominalphrasen sind in Eigennamen, [± definit] und generische NPn unterteilt. Vor 2;11 betragen die präverbalen Subjekte in Form von NP bei Mikel lediglich 7,3% und nach diesem Alter 9,4 % aller vorkommenden präverbalen Subjekte. Bei Peru dagegen sind 17,6% vor 3;01,24 und 8,3% nach 3;02,14 der präverbalen Subjekte NPn. In der postverbalen Position sind sie bei Mikel vor 2;11 mit 26,3% und nach diesem Alter mit 40 % vertreten. Bei Peru dagegen betragen die postverbalen Subjekte in Form von NPn vor 3;01,24 71,4% und nach 3;02,14 20%. Diese Prozentwerte bei den postverbalen Subjekten können jedoch ein trügerisches Bild liefern, denn die absoluten Zahlen sind sehr niedrig. Ferner fällt auf, daß die große Mehrheit der NP-Subjekte der mehrwertigen Verben ungeachtet ihrer Position Eigennamen sind (22 von 32 bei Mikel und 12 von 21 bei Peru) (741). Mit anderen Worten: Nur wenige Subjekte (M 7, P 9) treten in Form von lexikalischen NPn auf (74a-j, l,n). Diese lexikalischen NPn werden selten (drei Beispiele bei Mikel und ein Beispiel bei Peru) postverbal verwendet (74f,g,h,n). Bezüglich der [+definit]-NPn fällt auf, daß diese von beiden Kindern häufiger präverbal als postverbal verwendet werden. Bei Mikel läßt sich lediglich
Der Erwerb des Kasus bei bilingualen Kindern
164
eine [-definit]-NP in der Funktion des Subjekts eines mehrwertigen Verbs beobachten (74g). Peru verwendet keine [-definit]-NPn mit transitiven Verben. 74
a. El otro me,me ha tirao (M 2;08,28) 'Der andere hat mich umgehaun' b. Ahora el tren lo lleva ya (M 3;00,13) 'Nun fährt ihn der Zug' c. Pero los vagabundos le asustan (M 3;01,04) 'Aber die Bettler erschrecken ihn' d. Mi camiön no tiene esto (M 3;03,01) 'Mein LKW hat das nicht' e. El perro tiene que comer (M 3;03,15) 'Der Hund muß essen' f. Asi me ha tirao el otro (M 2;08,29) 'Der andere hat mich so umgeworfen' g. En la escuela me ha tirado una (M 2;08,29) 'In der Schule hat mich eine umgeworfen' h. Le quitan los grandes (M 3;02,07) 'Die Großen klauen (es) ihm i. Pero mi aita tiene (P 3;05,23) 'Aber mein Vater hat (es)' j . M i a m a n o t e conoce (P 3 ;07,11) 'Meine Mutter kennt dich nicht' k. Mi aita tiene popeye (P 3; 11,02) 'Mein Vater hat Popeye' 1. Libe me ha compratu (P 3; 11,02) 'Libe hat (es) mir gekauft' m. Mi aita si sabe hacerlos (P 3; 11,17) 'Mein Vater kann sie machen' n. Eh que me come el indio (P 3;09,25) 'Eh, der Indianer ißt mich'
3.3.2.1.3. Subjekte in Form von Demonstrativpronomina bei den transitiven Verben Bezüglich der Verwendung von Demonstrativpronomina (vgl. Tabelle 35) kann man feststellen, daß sie selten und fast ausschließlich präverbal verwendet werden. Tabelle 80 zeigt, daß jedes Kind lediglich einen Beleg für einen postverbalen Gebrauch hat. Interessant ist, daß sieben präverbale Beispiele und ein postverbales Beispiel bei Mikel intransitiv verwendet werden. Bei Peru wird nur ein intransitiver Gebrauch beobachtet. Bei Mikel beobachtet man Subjekte in Form von Demonstrativpronomina bereits mit 2;00,23, bei Mikel dagegen erst mit 2;10,06.
165
Ergebnisse
Mikel
Peru
Phasen präverbal postverbal präverbal postverbal 1 1 3 2 12 1 14 1 Tabelle 80 Subjekte in Form von Demonstrativpronomina bei Mikel und Peru, unterteilt in zwei Phasen (1 Peru (1;11,00-3;01,24), Mikel (1;07,14-2;11,10), 2 Peru (3;02,14-4;00,02), Mikel (2;11,18-3;11,17)). Diese ersten Belege sind intransitive Anwendungen der mehrwertigen Verben. Die ersten transitiven Verwendungen kommen später zum Vorschein, mit 3;00,20 bei Mikel und mit 3;04,26 bei Peru. Mit anderen Worten, Demonstrativpronomina werden in der Funktion des Subjekts mehrwertiger Verben sehr spät eingesetzt.
3.3.2.2. Vorhandensein von präverbalen Adverbialen bei den postverbalen Subjekten Präverbale Adverbiale (Tabelle 81-82) sind in einigen wenigen Fällen (5 bei Mikel und 1 bei Peru) (75a-f) verantwortlich für ein postverbales Subjekt.
Mikel Mit präverbalen Adverbialen Ohne präverbale Adverbiale Phasen PP NP D PP NP D 0 0 1 2 9 4 2 1 1 2 5 3 Tabelle 81 Vorhandensein von präverbalen Adverbialen bei den postverbalen, transitiven Subjekten bei Mikel. Peru
Mit präverbalen Adverbialen PP NP D Q
Ohne präverbale Adverbiale D PP NP Q 1 2 5 2 1 6 1 Tabelle 82 Vorhandensein von präverbalen Adverbialen bei den postverbalen, transitiven Subjekten bei Peru. Phasen
Die meisten Äußerungen mit postverbalen Subjekten werden jedoch nicht von präverbalen Adverbialen eingeleitet. Als präverbale Elemente verwenden die Kinder Satzadverbiale (75d) und Präpositionalphrasen (75c) sowie modale (75b), temporale (75a,e,f) und lokale Adverbien. 75
a. Ya he hecho yo (M 2;02,14) 'Ich habe (es) bereits getan' b. Asi me ha tirau el otro (M 2;08,29) 'So hat mich der andere umgeworfen' c. En la escuela me ha tirau una (M 2;08,29) 'In der Schule hat mich eine umgeworfen'
Der Erwerb des Kasus bei bilingualen Kindern
166
d. Igual ha hecho Andoni (M 3;02,07) 'Vielleicht hat (es) Andoni gemacht' e. Siempre me hace Egoitz asi ya (M 3;03,07) 'Egoitz macht mir immer so' f. Luego tienes que recoger tu eh? (P 3;10,10) 'Nachher mußt du es aufräumen, eh?' Interessant ist, daß es unter diesen Adverbialbestimmungen keine zur Bestimmung des hic et nunc gibt, wie es bei den unakkusativen Verben der Fall war. Nur in einem Fall handelt es sich um eine Präpositionalphrase (75c). In allen anderen Beispielen handelt es sich um Satzadverbiale.
3.3.2.3. Zusammenfassung Die Ergebnisse lassen sich wie folgt zusammenfassen: 1. Die Mehrheit der Subjekte bei den transitiven Verben tritt präverbal auf. 2. Die Mehrheit der Subjekte der transitiven Verben erscheint in Form von Personalpronomina. 3. Postverbale Subjekte bei transitiven Verben kommen nicht durch präverbale Adverbiale zustande. 4. Unter den Subjekten der transitiven Verben in Form von NP ist eine hohe Zahl von Eigennamen zu verzeichnen. 5. Lexikalische NPn und Demonstrativpronomina sind in der Funktion des Subjekts eines transitiven Verbs äußerst selten vertreten. 6. Es lassen sich keine 2 Phasen wie bei den unakkusativen Subjekten beobachten.
3.3.3. Position der Objekte Tabellen 83 und 84 zeigen das Auftreten der direkten Objekte mit den jeweiligen Klitika und die Aufschlüsselung der Objekte nach Demonstrativum, lexikalischer NP oder Satz (XP) (Tabellen 12m-m', 12p). Die NPn sind wiederum in [± definit] und [generisch] unterteilt. Es fällt auf, daß die Mehrheit der sogenannten neutralen direkten Objekte (VO, SaVO, SVO) postverbal erscheint: VO (M 286, P 163 Belege), SVO (M 88, 57 Belege) und SaVO (M 3 Belege). Man findet jedoch auch etliche präverbale Objekte (M 59, P 32 Belege) und andere Strukturen (VSO, SOV, OVS, VOS) (Tabelle l i m , 11p).
167
Ergebnisse
SVO 42
SaVO
v s o
OV OSV
s o v
1
3
22
1
-
1
45
15
1
1
2
-
-
-
1
Ge 224 64
59
21
1
1
35
1
2
1
2
123
Mikel NP 0 Dem
VO
144Xp
28
154
o v s
aVOS -
42 454 2 2 2 3 Gesamt 2 8 6 8 8 3 5 63 Tabelle 83 Art der direkten Objekte bei Mikel, unterteilt in NP (Nominalphrasen, Q(uantoren), Dem(onstrativpronomina) und XP (Satz). 10
-
-
4
-
-
-
-
Peru VO SVO SaVO VSO OV OSV s o v o v s aVOS Ge NP 32 4 7 1 1 135 90 41 53 5 1 6 0 Dem 63 21 15 3 17 1 6 XP 19 11 5 1 2 32 1 1 270 Gesamt 163 57 9 7 Tabelle 84 Art der direkten Objekte bei Peru, unterteilt in NP (Nominalphrase, Q(uantor), Dem(onstrativpronomen) und XP (Satz). Interessant ist, daß von allen Objekten, die nicht in Form eines Satzes erscheinen, mehr als die Hälfte (54,4% bei Mikel und 53,8% bei Peru) in Form von lexikalischen NPn erscheinen (Tabelle 12 m, p). Von der Gesamtzahl der Objekte sind weniger als ein Drittel (29,8% bei Mikel und 21,1% bei Peru) Demonstrativpronomina. NPn und Quantoren zusammen betragen 69,9% aller Objekte bei Mikel und 74,9 % bei Peru. Dieser Befund ist nicht verwunderlich, denn die VP enthält meist neue Information, die oft durch lexikalisches Material gefüllt wird. Dieser allgemeinen Tendenz laufen die OV-Strukturen zuwider. Hier treten die meisten Objekte (59,3% bei Mikel und 56,6 bei Peru) in Form von Demonstrativpronomina auf. Mikel
indefinit generisch définit NP NP NP Gesamt Q Q Q VO 53 7 64 38 37 199 SVO 9 57 10 7 23 8 1 1 2 SaVO OV 1 1 4 23 8 9 Tabelle 85 Aufschlüsselung der direkten Objekte in Form von NP in definit, indefinit und generisch bei Mikel.
1^4 Objekte in Form eines Satzes sind zwar gezählt worden, werden jedoch in die Berechnung der Prozentwerte nicht einbezogen.
Der Erwerb des Kasus bei bilingualen Kindern
168 Peru
définit NP Q 21 18 4 6
indefinit NP Q 23 39 14 1
generisch NP Q 30 12
Gesamt 131 VO 37 svo SaVO OV 5 2 2 4 13 Tabelle 86 Aufschlüsselung der direkten Objekte in Form von NP in definit, indefinit und generiseli bei Peru. Ob diese direkten Objekte indefinit oder generisch sind, spielt auch eine Rolle, denn eine hohe Zahl (194, 69% bei Mikel und 119, 68% bei Peru) der Objekte in Form von NPn und Quantoren bei den VO-Strukturen sind Indefinita und Generika. Dies ist nicht verwunderlich, denn die VP enthält neue Information. Demgegenüber stellen definite Objekt-NPn eine Minderheit dar. Die Ergebnisse lassen sich wie folgt zusammenfassen: 1. Es lassen sich keine zwei Phasen bei der Verwendung der Objekte transitiver Verben beobachten. 2. Objekte werden meist postverbal verwendet. Präverbale Objekte sind seit dem Beginn der Zweiwortphase vertreten, stellen jedoch während des ganzen untersuchten Zeitraumes eine Minderheit dar. 3. Eine hohe Zahl der postverbalen Objekte hat die Form einer NP. Werden diese Objekte präverbal verwendet, dann treten sie meist in Form von Demonstrativpronomen auf.
3.3.4. Die Position der Dativ-PPn Tabelle 87 sowie 13m und 13p zeigen, daß es nur wenige Belege für indirekte Objekte in Form von PP gibt. mehrwertige Verben einwertige Verben präverbal postverbal präverbal postverbal 2;06,11 (12) Mikel 3;03,07 (7) 3;05,23 (2) 3;01,18 (1) Peru 3;07,11 (6) 3;01,03 (1?) 2;07,14 (5+1?) 2;09,22 (2) Tabelle 87 Die Position der indirekten Objekte bei Mikel und Peru. Alter des ersten Beleges und (Gesamtzahl der Belege). Ferner fällt auf, daß realisierte Dativobjekte bei den einwertigen, psychologischen Verben viel häufiger und viel früher verwendet werden. Es lassen sich nur wenige Dativobjekte der dritten Person beobachten. Das heißt, daß die meisten Dativobjekte in der ersten oder zweiten Person verwendet werden. Ein wichtiger Befund ist, daß Dativ-PPs generell präverbal erscheinen. Ferner sind all diese präverbalen indirekten Objekte Objektpronomina entweder der ersten oder der zweiten Person Singular, ungeachtet der Verbklasse. Lediglich zwei Beispiele der dritten Person mit dem Verb gustar 'gefallen' werden postverbal verwendet. Bei den wenigen postverbalen Dativobjekten handelt es sich meist um Beispiele, bei denen
169
Ergebnisse
ein lexikalisches Objekt im Spiel ist. Nur zwei Beispiele werden in postverbaler Position mit betontem Objektpronomen verwendet. Alle Dativobjekte (76b,c,e), ausgenommen zwei Beispiele (76 a,d) werden mit einem koreferenten Klitikon verwendet. Bei diesen Beispielen handelt es sich um Eigennamen in postverbaler Position. 76
a. No hemos puesto el chapel a Miki (M 3; 11,17) 'Wir haben Mikel nicht die Mütze aufgesetzt b. Ahora me toca a mi (M 3;01,18) 'Jetzt bin ich dran' c. Ma (=me ha) pegau a mi! (M 3,05,23) 'Sie hat mich geschlagen' d. Ay quita(quitärselo) Uri (Jurgi) (P 2;00,20) 'Man muß (es) Jurgi wegnehmen' e. No me gusta a mi (P 2;09,22) 'Das gefällt mir nicht'
Bei den psychologischen Verben müssen einige Besonderheiten erwähnt werden. Dativobjekte werden vereinzelt im Nominativ (77a) verwendet. Im Gegensatz hierzu werden zwei Subjekte im Dativ verwendet (77f-g). Ferner sind bei allen Beispielen, die ein Pluralobjekt beinhalten, Kongruenzfehler zu verzeichnen (77 bc). Entweder kongruiert das Verb im N u m e r u s mit dem Dativobjekt oder das Dativklitikon steht im Singular, während das Dativobjekt im Plural steht. Einmal wird ein Klitikon der dritten Person mit einem Dativobjekt mit einer koordinierten N P der ersten Person Plural verwendet. 77
a. Yo me gusta más esto (M 3; 10,17) ?'Ich mir gefällt dies besser' b. A los gatitos igual no le gustan (M 2; 11,10) 'Den Kätzchen gefällt es vielleich nicht' c. A las mariposas, a todo no le gusta (P 3; 11,02) 'Den Schmetterlingen, allen gefällt es nicht'. d. Y a ver si la(=le da) caramelos a mí y a Itziar 'Mal gucken, ob er Itziar und mir Bonbons gibt' (P 3;01,03) e. Le- al indio le dejamos entrar y al vaquero 'Den Indianer lassen wir hereinkommen und den Cowboy'. (P 3;09,25) f. A mí me pido éste (P 3; 10,10) 'Mir (ich) bestelle dieses' g. A mí me voy a ped(ir) (P 3;11,17) 'Mir (ich) werde....bestellen'
Bei einer clitic-doubling-Struktur (77c) mit dem All-Quantor todos wird eine doppelte clitic-doubling beobachtet.
170
Der Erwerb des Kasus bei bilingualen Kindern
3.4. Morphologische Markierung 3.4.1. Morphologische Markierung der Subjekte Aus theoretischer Sicht sind die Personalpronomina im Spanischen die einzigen NPn, die eindeutig für Nominativ markiert sind. Lexikalische NPn 1 4 5 sind diesbezüglich morphologisch invariant und werden demzufolge fortan nicht behandelt. Mikel Pron yo
Isoliert
Peru Pron yo
Isoliert
Mehrwertige
Einwertige Verben unergativ unakkusativ Gesamt 1;11,03(159) 1 ; 11,14 (192) 2;03,02 (10) 2;06,11 (16) 377 ab 2;08,29 ab 1,11,03 ab 2;01,14 ab 2;08,29 (75,4%) tu 1;08,30 (95) 2;04,19 (16) 2;06,11 (5) 2;06,11 (1) 117 ab 1,08,30 ab 2;04,19 ab 2;06,11 (23,4%) 2;08,29 (2) 5 (1%) nosotros 3;00,20 (3) ab 2;08,29 ab 3;00,20 él 3;03,07 (1) 2 ella 3;01,18 (1) (0,2%) Tabelle 88 Vorkommensalter der Personalpronomina (Pron) nach Verbklassen und in isolierter Form. Erster Beleg, regelmäßig ab und (Gesamtzahl) in Deklarativsätzen bei Mikel. Mehrwertige
Einwertige Verben unergativ unakkusativ Gesamt 1 ; 11,29 (56) 2;10,06 (101) 2;02,14 (7) 3;01 ; 19 (8) 172 ab3;01,19 (76,4%) ab 2;07,30 ab 2,10,06 ab 3;02,14 tü 2;07,30 (18) 2;03,12 ?(25) 3;03,07 (2) 3;01 ; 19 (3) 48 ab 3, 03,07 ab 2;05,27 ab 3 , 06,17 (21,3%) nosotros 4;00,02 (1) 3;07,11 (1) 2(0,9%) él 3 ; 10,10 (1) 3 ; 10,10 (1) 3 (1,3%) 3; 10,10 (1) Tabelle 89 Vorkommensalter der Personalpronomina (Pron) nach Verbklassen und in isolierter Form. Erster Beleg, regelmäßig ab und (Gesamtzahl) in Deklarativsätzen bei Peru. Tabellen 88-89 erhalten alle Belege für Pronomina, die als sicher eingestuft worden sind. Unsichere Belege sind in den Tabellen 14m und 14p mitaufgeführt worden.Wie aus Tabellen (88-89) zu entnehmen ist, können große Unterschiede bezüglich des Datenumfangs für die untersuchten Kinder festgestellt werden. Dennoch weisen die Daten für beide Kinder erheblich mehr Gemeinsamkeiten als Unterschiede auf.
In der NP werden weder Artikel, Adjektiv noch N o m e n für Kasus markiert. H i n g e g e n werden Numerus und G e n u s an allen nominalen Kategorien außer Personalpronomina markiert.
Ergebnisse
171
In bezug auf das Formeninventar ist beiden Kindern gemeinsam, daß vosotros/as und ellos/as gar nicht belegt sind. Daß die Pronomina der zweiten Person Plural in der Kindersprache kaum vertreten sind, scheint ein sprachunabhängiges Phänomen zu sein. Dies ist auch in Studien für andere Sprachen festgestellt worden (vgl. Meisel (1990), Vainikka (1993)). Im Gegensatz hierzu ist das Fehlen von Formen der dritten Person Plural mit Sicherheit darauf z u r ü c k z u f ü h r e n , daß Personalpronomina der dritten Person, insbesondere solche im Plural, im erwachsenen Spanisch selten verwendet werden (s. Rosengren (1974)). Betrachtet man die Vorkommensfrequenz der verwendeten Pronomina, stellt man fest, daß es deutliche Präferenzen für einige Pronomina gibt. Das meistverwendete Pronomen ist mit Abstand yo (M 75,4 % bzw. P 76,4 %) gefolgt von tú (M 23,4 % bzw P 21,3 % ) 1 4 6 . N o s o t r o s und é l / e l l a sind ähnlich selten vertreten: Ihre Vorkommensfrequenz überschreitet niemals die 2%-Marke (vgl. auch Martin Zorraquino (1979)). Bezüglich der Chronologie des Auftretens erscheinen yo und tú viel früher als nosotros und él/ella. Zusammenfassend läßt sich festhalten, daß yo, tú vor él/ella, nosotros häufiger und früher beobachtet werden 147 . yo, tú < él/ella, nosotros Ein Blick auf Tabellen 15 m, 15 p genügt, um festzustellen, daß Pronomina in isolierter Form in der Regel früher als in einem Satz mit finitem Verb regelmäßig 1 4 8 verwendet werden. So wird yo ab 1,11,03 bei Mikel und mit 2;07,30 bei Peru regelmäßig verwendet. Mit transitiven Verben tritt yo ab 2;01,14 bei Mikel und ab 2; 10,06 bei Peru, mit unergativen ab 2;08,29 bei Mikel und ab 3;01,19 bei Peru und mit unakkusativen ab 2,08,29 bei Mikel und ab 3;01,19 bei Peru auf. Ähnliches gilt für tú bei Mikel. Tú wird ab 1;08,30 von Mikel regelmäßig in isolierter Form verwendet. Der Gebrauch von tú mit finiten, mehrwertigen Verben wird ab 2;04,19, mit unergativen ab 2;06,11, regelmäßig. Die Datenlage für tú bei Peru scheint auf den ersten Blick dieser Tendenz zu widersprechen, denn tú erscheint und wird früher regelmäßig mit mehrwertigen ' 4 6 Enriquez (1984) hat ähnliche Vorkommensfrequenzen im gesprochenen Spanisch ermittelt. ' 4 7 Vainikka ( 1 9 9 3 ) hat ähnliche Beobachtungen mit englischsprachigen Kindern gemacht. Es wird vermutet, daß bei einer solchen Ontogenese der Pronomina kognitive Faktoren eine große Rolle spielen. e s i s t kaum möglich, ein für alle Formen geltendes Kriterium für das regelmäßige Auftreten von Formen zu erarbeiten. Dies liegt darin, daß einige Pronomina (y£> und tu) eine sehr hohe, andere (ei, e l l a und n o s o t r o s ) h i n g e g e n eine äußerst niedrige Vorkommensfrequenz aufweisen. Offensichtlich kann für hoch- und niedrigfrequente Pronomina nicht das gleiche Kriterium für regelmäßiges Auftreten gelten. Ob ein Pronomen als regelmäßig gebraucht gilt oder nicht, hängt dann vom Pronomen und von der Verbklasse ab. So gilt y o bei den mehrwertigen Verben bei Peru ab 2; 10,06 als regelmäßig, da ab diesem Alter die Form nicht länger als ein Monat ausbleibt. Bei den unakkusativen Verben jedoch gilt sie als regelmäßig, wenn das Nicht-Auftreten der Form nicht länger als drei Monate hält.
172
Der Erwerb des Kasus bei bilingualen Kindern
Verben (ab 2;05,27) als in isolierter Form (ab 3;03,07) verwendet. Dies läßt sich m.E. dadurch erklären, daß tu in isolierter Form von Peru deutlich seltener verwendet wird als mit transitiven Verben (8: 16). Für die unergativen Verben läßt sich nichts sagen, da nur wenige Formen auftauchen und diese oft mit einem Modalverb verwendet werden. Für unakkusative Verben gibt es nur einen Beleg mit der zweiten Person pro Kind. Für die Pronomina nosotros. ellos/ellas kann keine allgemeine Tendenz beobachtet werden, da es nur wenige Beispiele gibt. Aus dem bisher Dargestellten läßt sich folgern, daß zunächst Personalpronomina in isolierter Form verwendet werden, um sie später mit finiten Verben zu kombinieren. Bezüglich der Chronologie des Auftretens der Pronomina mit den verschiedenen Verbtypen stellt man sowohl für Peru als auch für Mikel eine vergleichbare, zeitliche Abfolge des Gebrauchs fest. Personalpronomina werden zuerst mit mehrwertigen sowie mit unergativen und schließlich mit unakkusativen Verben verwendet. Ferner hat das Vorkommen von Personalpronomina die höchste Gebrauchsfrequenz bei transitiven und die niedrigste bei unakkusativen Verben. Tabellen 90-91 geben einen Überblick Uber die verwendeten transitiven Verben. Die meisten transitiven Verben sind agentiv; man findet jedoch einige Belege für nicht-agentive Verben wie tener 'besitzen' und ver 'sehen', decir 'sagen', saber 'wissen', ganar 'gewinnen'. Mikel yo
tú
pintar (Mod) 3 hacer (Mod) 3 arreglar (Mod) 2 llevar (Mod) 1 poner (Mod) 1 tocar (Mod) 1 llevar (Mod) 1 poner (Mod) 1 hacer 28 tener 22 saber 18 querer 16 tirar 15 poner 13
Mehrwertige coger 8 pintar 7 llevar 5 ver 4 decir 4 sacar 3 creer 3 poder 3 comer 3 dar 2 romper 2 ayudar 2 acabar 2 contar 2 tener 3 hacer 3 romper 1 ver 1
Einwertige quitar 2 jugar 4 dejar 1 jugar (Mod) 2 dibujar 1 dormir 1 pegar 1 ir (Mod) 4 buscar(Vi) 1 ir 10 arreglar 1 andar 2 cargar 1 dividir 1 parar 1 sujetar 1 montar 1 pisar 1 aparcar 1 intentar 1 llevar 2 jugar (Vi) 5 saber 4 ir 1 cargar 1
jugar 2 nos. dibujar 1 hacer 1 él Tabelle 90 Auftreten von Personalpronomina im Spanischen nach den beteiligten Verben bei Mikel. Mit Mod(alverb).
173
Ergebnisse
M yo
tu
Mehrwertige malen (Mod) 3 malen 7 machen (Mod) 3 mitnehmen 5 reparieren (Mod) 2 sehen 4 mitnehmen (Mod) 1 sagen 4 holen 3 setzen (Mod) 2 berühren (Mod) 1 glauben 3 mitnehmen (Mod) 1 können 3 machen 28 essen 3 haben 22 geben 2 wissen 18 kaputt 2 wollen 16 machen 2 werfen 15 helfen 2 setzen 13 beenden 2 nehmen 8 erzählen 2 haben 3 machen 3 kaputt machen 1 sehen 1
wegnehmen 2 erlauben 1 malen 1 schlagen 1 suchen (Vi) 1 reparieren 1 laden 1 teilen 1 halten 1 fest halten 1 steigen 1 treten 1 parken 1 versuchen 1 mitnehmen 2 wissen 4 laden 1
Einwertige spielen 4 spielen (Mod) 2 schlafen 1 gehen (Mod) 4 gehen 10 laufen 2
spielen 5 gehen 1
nos. jugar 2 el malen 1 machen 1 Tabelle 90i Auftreten von Personalpronomina im Spanischen nach den beteiligten Verben bei Mikel. Mit Mod(alverb). Übersetzung.
174 Peru yo
tú
Der Erwerb des Kasus bei bilingualen Kindern
mirar (Mod) 1 hacer (Mod) 2 saber 16 ganar 10 tener 11 hacer 7 creer 4 tirar 4 dar 4 coger 3 pintar 2 ayudar 1 saber 1 cantar 1
Mehrwertige querer 4 poner 4 dejar 3 comprar 3 poder 2 pedir 2 ver 2 romper 1 disparar 1 sacar 1 saber 4 contar 2 ver 2 meter 1 sujetar 1 recoger 1
pasar 1 contar 1 traer 1 meter 1 pintar 1 encontrar 1 guardar 1 cambiar 1 decir 1 matar 1 comer 1 hacer 1 romper 1 tirar 1 dar 1 manchar 1
Einwertige jugar (Mod) 4 dormir 1 ir 8 venir 1
dormir 1 jugar 1 caer 1 venir 1 esconderse 1
nos. tener 1 él limpiar 1 andar 1 Tabelle 91 Auftreten von Personalpronomina im Spanischen nach den beteiligten Verben bei Peru. Mod(alverb). P yo
tú
gucken (Mod) 1 machen (Mod) 2 wissen 16 gewinnen 10 haben 11 machen 7 glauben 4 werfen 4 geben 4 wollen 4 nehmen 3 malen 2 helfen 1 wissen 1 singen 1
Mehrwertige setzen 4 erlauben 3 kaufen 3 können 2 bestellen 2 sehen 2 sagen 1 malen 1 finden 1 schießen 1 wissen 4 erzählen 2 sehen 2 hinein tun 1 festhalten 1 aufräumen 1
kaputt machen 1 vorbei bringen 1 erzählen 1 bringen 1 hinein tun 1 aufräumen 1 austauschen 1 überlegen sein 1 holen 1 essen 1 machen 1 kaputt machen 1 werfen 1 geben 1 verunreinigen 1
Einwertige spielen (Mod) 4 schlafen 1 gehen 8 kommen 1
schlafen 1 spielen 1 fallen 1 kommen 1 sich verstecken 1
nos. haben 1 putzen 1 él laufen 1 Tabelle 91 i Auftreten von Personalpronomina im Spanischen nach den beteiligten Verben bei Peru. Mod(alverb). Übersetzung. Ferner besteht eine deutliche Präferenz in der Verwendung der verschiedenen Verbtypen, wie ich in 3.3. gezeigt habe. Auffällig ist, daß bei den unakkusativen
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Ergebnisse
V e r b e n nur dann P r o n o m i n a als S u b j e k t e v e r w e n d e t w e r d e n , w e n n das entsprechende Verb das Merkmal [+volitiv] hat, denn die einzigen Verben mit einem pronominalen Subjekt sind ir 'gehen', venir. 'kommen' und andar 'gehen'. Bei den mehrwertigen und unergativen Verben kann davon ausgegangen werden, daß sie das Merkmal [+volitiv] haben, da es sich um agentive Verben handelt. Zusammenfassend läßt sich festhalten, daß die Verwendung der Personalpronomina in Deklarativsätzen auf Verben mit dem Merkmal [+volitiv], ausgenommen die Besitz- und Bewußtseinsverben, beschränkt ist. Ferner treten Personalpronomina in der Regel früher in Isolation als im Deklarativsatz auf.
3.4.1.2. Morphologische Markierung der Objekte Bezüglich der m o r p h o l o g i s c h e n M a r k i e r u n g von O b j e k t e n w e r d e n sowohl Präpositionalphrasen als auch Klitika in Deklarativsätzen behandelt. In bezug auf die null-markierten NPn genügt es festzustellen, daß lexikalische N P n in F o r m von Demonstrativa und definite/indefinite NPn seit dem Beginn der Untersuchung vorhanden sind. Bei der Behandlung von Klitika werden Imperativ- und Fragesätze kurz in Betracht gezogen, denn Klitika könnten u.U. per Zufall früher in Imperativund Fragesätzen als in Deklarativsätzen erscheinen.
3.4.1.3. Markierung des direkten Objekts mit der Präposition a Von den direkten Objekten werden nur solche im Detail besprochen, die in der F o r m von a + N P bzw. a + b e t o n t e m P r o n o m e n e r s c h e i n e n , da sich Akkusativobjekte in Form von NPn formal nicht von den nominativen Subjekten unterscheiden. Akkusativobjekte in Form von NPn werden seit dem Beginn der Untersuchung mit transitiven Verben verwendet. F o l g e n d e Beispiele (78-79) e r f ü l l e n d i e s e B e d i n g u n g e n . Es läßt sich j e d o c h f e s t s t e l l e n , d a ß s o l c h e Akkusativobjekte in Deklarativsätzen in der untersuchten Zeitspanne nicht sehr zahlreich sind (10 in isolierter Form und drei eingebettet im Satz bei Mikel und 13 eingebettet im Satz bei Peru). In Imperativ- und Fragesätzen findet man weitere Beispiele dieser Art, sie sind jedoch nicht sehr zahlreich. 78
a. A ti ' d i c h ' ( M 3;03,15) b. A mí y a me ha manchado (M 3 ;05,10) 'Mich hat (er) beschmutzt' c. A ti no te llevo 'dich fahre ich nicht' (P 2;09,22) d. Ahora a mí me matas 'Nun tötest du mich' (P 3;03,07) e. Y éste te mata a ti 'Und dieser tötet dich' (P 3;04,26) f. A Carmen, a busca(r)le 'Carmen suchen' (P 2; 11,21)
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Der Erwerb des Kasus bei bilingualen Kindern
Interessant ist, daß nur eine geringe Zahl (zwei bei Mikel und fünf bei Peru) der Akkusativobjekte die Form von a + Objektpronomen aufweist (78a,b,c,d,e). Von den fünf Beispielen von Peru werden jedoch drei mit ein und demselben Verb matar 'töten, überlegen sein' verwendet. Alle drei grammatischen Personen sind belegt, allerdings nur im Singular. 79
a. Yo no le cambio a ése 'Ich tausche den nicht' (P 3;06,29) b. Y entonces le comes a ese (xx)(=dalton) (P 3;10,10) 'Und dann ißt du diesen Dalton' c. Y le comes a ése 'Und du ißt diesen' (P 3;10,10) d. A ver a la María 'María sehen' (P 3;06,29) e. Al indio le dejamos entrar y al vaquero (P 3;09,25) 'Dem Indianer erlauben wir einzutreten und dem Cowboy' f. A éste 'diesen' (M 2;08,18) g. ¿A quién? 'wen' (M 2;08,18) h. *Vamos a ver las gallinas (M 2;11,10) 'Wir gehen die Hühner sehen' i. ¿(xx)(Dónde) le llevaba el tío a Mac? (M2;ll,10) 'Wohin brachte er Onkel Mac?' j . Al otro león 'Den anderen Löwen' (M 2; 11,18) k. ?¡ *Mirale Lagun! 'Schau den Lagun' (M 3;03,15) 1. A ésta ya la (la he) tirao con esto (M 3;03,I5) 'Diesen habe ich damit umgeworfen'
Akkusativa in Form von a + NP sind zwar zahlreicher (acht pro Kind) (79a,b,c,d,e,f,g,h,i,j) drei von den Beispielen von Mikel werden jedoch ohne Präposition verwendet und zwei weitere sind Imitationen der Erwachsenensprache. In allen Beispielen ohne Präposition handelt es sich formal um [+belebt] Objekte. Bei (79k) ist nicht sicher, ob es sich nicht vielleicht doch um einen Vokativ handelt. Andererseits werden Akkusative mit Präposition verwendet, bei denen mit Sicherheit keine Präposition gebräuchlich ist (791). In Kontrast hierzu ist in einigen Beispielen unklar, ob diese a + NP auf ein belebtes Objekt referiert. Diese wenigen Beispiele illustrieren die Situation des heutigen Spanisch ganz deutlich. Die Präposition a wird zur Markierung des Akkusativs zwar verwendet, es gibt jedoch einen großen Toleranzraum und eine beträchtliche Grauzone. Da im Datenkorpus nur sehr vereinzelt mit der Präposition a markierte Belege für [+belebt] Objekte gefunden werden, kann das Auftreten von Akkusativobjekten mit der Präposition a nicht als Kriterium für den Erwerb von Akkusativ dienen, zumal solche Akkusativa erst ab 2;08 bei Mikel und ab 2;11 bei Peru beobachtet werden und [-belebt] Akkusativobjekte vom Beginn der Untersuchung an verwendet werden. Vor diesem Alter gibt es keine [+belebte] Akkusativkontexte, [-belebt] Akkusativobjekte sind jedoch seit dem Beginn der Zweiwortphase vorhanden. Die
Ergebnisse
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wenigen Beispiele, bei denen die Präposition fehlte, zeigen, daß die Beherrschung der Markierung mit a mit einigen Problemen verbunden ist.
3.4.1.4. Markierung des indirekten Objekts mit der Präposition a Aus der Darstellung des spanischen Paradigmas geht hervor, daß indirekte Objekte entweder in der Form von a + N P oder a + betontem Objektpronomen auftreten. Das Erscheinen von Dativen mit betonten Pronomina könnte als Kriterium für den Erwerb von Dativ gelten. Solche Formen erscheinen erst mit 1;08,04 bei Mikel und mit 2;07,14 bei Peru mit einer gewissen Regelhaftigkeit, wobei bis 2; 10,12 bei Mikel und bis 3;01,03 bei Peru nur wenige sichere Beispiele (80a,c,d,e, f,g,h,i) aufgezählt werden können. Das Beispiel mit 1;08,04 bei Mikel (80 a) ist zwar kontextadäquat, aber es ist das einzige Originalbeispiel bis 2;03,11 (7 Monate). 80
a. A ti 'dir' (M 1;08,04) b. A mí sí también 'mir auch' (M 2;02,14)(I) c. M í ha pintao el pelo 'Hat die Haare gefärbt'? (M 2;02,14) d. D a m e ése a mí 'gib mir diesen' (M 2;03,11) e. A mí me gu(s)taba esto 'mir gefiel dieser' (M 2;06,11) f. C o m o a ti 'wie dir' (M 2;07,01) g. ¡Ayudarme a mí! 'hilf mir' (M 2; 10,12) h. A mí sí me gustan 'mir gefallen (sie)' (P 2;07,14) i. No me gusta a mí 'mir gefällt es nicht' (P 2;09,22)
Ab 3;00,20 bei Mikel bzw. ab 3;01,03 bei Peru werden die Dativobjekte in Form von a + betontem Objektpronomen konsistent verwendet, wobei ausschließlich Formen für die erste und zweite Person Singular erscheinen. Die Belege im untersuchten Zeitraum sind sehr spärlich (13 a mi und 17 a_ü in isolierter Form und 17 a mi und 6 a_ti eingebettet im Satz bei Mikel, 12 a mf eingebettet im Satz und zwei in isolierter Form sowie 2 a_ti eingebettet im Satz bei Peru). Dativobjekte in Form von a + betontem Objektpronomen in Isolation treten ab 3;00,20 bei Mikel regelmäßig auf. Bezüglich der Dativobjekte in Form von a + N P ist festzuhalten, daß die ersten isolierten Beispiele (nur zwei Originalformen bis 3;03,15) bei Mikel bereits im Zeitraum zwischen 2;05-2;07 erscheinen (81a-b). 81
a. b. c. d. e. f.
Aya (=a la) Arantxa 'der A r a n t x a ' ( M 2;05,19) ¿ A e s t e ? 'diesem?' (M 2;07,28) A estos pequenitos 'diesem kleinen' (M 3;03,15) Ahora a Itxaso 'nun der Itxaso' (M 3;04,25) ¿Aquie(n)? 'wem' (M 3;04,25) Y gogo(=luego) a Itxaso (M 3;05,10) 'Und danach (ist) Itxaso dran'
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Der Erwerb des Kasus bei bilingualen Kindern
Eingebettet im Satz tauchen sie jedoch bei Mikel etwas später auf, nämlich mit 2;10,12, wobei nur wenige Originalbeispiele (fünf Beispiele) in der ganzen Studie auftreten, die mit einer einzigen Ausnahme 1 4 9 (82e) mit dem koreferenten Klitikon (82a,b,c,d) verwendet werden. 82
a. A los gatitos igual no le gustan (M 2; 11,10) 'Den Kätzchen gefällt es vielleicht nicht' b. Igual a Zuri sí le gusta (M 2;11,10) 'Zuri gefällt es vielleicht' c. Esto l(x)(=les?) vamos a dar a ()(=las/los) gallinas 'Dies werden wir den Hühnern geben' (M 2;11,10) d. Y si le tiro al gato qué (M 3;05,10) 'Und wenn ich (es) der Katze werfe' e. No hemos puesto el txapel a Miki (M 3; 11,17) 'Wir haben Mike den Hut nicht aufgesetzt'
Peru weist lediglich drei Beispiele (83a,b,c) einer Dativ-PP in Form von a + N P auf. 83
a. Y a ver si la(le da) caramelos a mí y a Itziar (P 3;01,03) 'Mal gucken, ob (er) Itziar und mir Bonbons gibt' b. Le- al indio le dejamos entrar y al vaquero (P 3;09,25) 'Dem Indianer erlauben wir einzutreten und dem Cowboy' c. A las mariposas a todo- no le gusta (P 3; 11,02) 'Den Schmetterlingen gefällt es allen nicht'
In der ersten Dativ-PP von Peru fehlt die Präposition, ansonsten wird sie stets realisiert (84). 84
Ay (=hay que) quitá(rselo) (a) Uri (P 2;00,20) 'Man muß (es) Jurgi wegnehmen'
Interessant ist, daß bei einigen der D a t i v o b j e k t e in F o r m von a + N P die [+Emfänger] Thetarolle im Spiel ist. Nur vier Beispiele bei Mikel und ein Beispiel bei Peru entsprechen dieser Thetarolle nicht, drei mit dem Verb gustar 'mögen' und zwei als Antwort auf eine Frage mit dem Verb tocar 'dran sein'. Es ist ebenfalls auffällig, daß es bei den Dativobjekten im allgemeinen eine starke Präferenz für [+Experiencer] Objekt-PPs gibt. Nur wenige Dativobjekte -zwei bei Mikel und vier bei Peru- werden im Zusammenhang mit Verben verwendet, die eine eindeutige [ + E m p ä n g e r ] Thetarolle für das D a t i v o b j e k t haben q u i t a r 'wegnehmen', dar 'geben', echar 'werfen' bei Mikel und dar 'geben' dejar 'erlauben', comprar 'kaufen' bei Peru. Alle anderen Beispiele (17 bei Mikel und 7 bei Peru)
149 w i d e r Erwarten wird eine Dativ-PP im Imperativsatz ohne Klitikon gebraucht, 'ponla a mf (P 3:03,07).
Ergebnisse
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werden entweder mit Verben benutzt, die ein [-agentiv] Subjekt, wie gustar 'mögen', tocar 'dran sein', pasar 'geschehen', caber 'hineinpassen', salir 'gelingen', caer 'fallen' und ein [+Experiencer] Dativobjekt haben, oder mit [+agentiv] Verben, die ebenfalls ein [+Experiencer] Objekt subkategorisieren wie hacer daño, 'weh tun', pegar 'schlagen', decir 'sagen'. Wie in der gesprochenen Sprache üblich (Vigara Tauste 1992), wird einmal von Mikel ein solches [+Experiencer] Dativobjekt mit psychologischem Verb durch den Nominativ ersetzt (23). Dies ist nicht verwunderlich, denn solche Dativobjekte sind Topics (Belletti & Rizzi (1988)). 85
Yo, me gusta más esto (M 3; 10,11) 'Ich, mir gefällt dies besser'
Sechs bzw. drei Beispiele werden mit der ersten Person Singular in Aussagesätzen verwendet, wobei es sich um eine kontrastive Verwendung handelt. Nur ein Beispiel bei Mikel und zwei bei Peru werden mit der zweiten Person Singular verwendet. 86
a. Lo que yo te di a ti 'das was ich dir gab' (M 3;02,07) b. Que a mí no me deja 'Mir erlaubt (er es) nicht' (M 3,05,10) c. Es que-, a mí no me da 'Mir gibt (er es) nicht' (M 3;05,10) d. Me ha pegau a mí '(Er) hat mich geschlagen' (M 3;05,23) e. Ah! que a mí me hases daño ' (Du) tust mir weh' (M 3;05,23) f. A mí solo me ha dicho (M 3;05,23) '(Er) hat (es) nur mir gesagt' g. A mí me dijo que no 'Mir sagte (er), daß nicht' (M 3;11,17) h. Ponía a mí 'setze (sie) mir auf (P 3;03,07) i. A ti no te dejo nada 'ich lasse dir nichts' (P 3;07,11) j . A mí me van a comprar ése (P 3; 11,02) 'Mir werden (sie) dieses kaufen'
Bezüglich der Position des Dativobjekts stellt man fest, daß Dativ-PPs ungeachtet des Verbs fast ausschließlich präverbal (86b,c,e,f,g,i,j) verwendet werden. Lediglich drei postverbale Dativ-PPs pro Kind werden beobachtet (86a,d). Bei diesen postverbalen Dativen fällt auf, daß Dativ-PPs in Form von a + NP auftreten, die eine [Empfänger]-Thetarolle haben und kein clitic-doubling haben 150 . Als Fazit gilt, daß Dativobjekte fast ausschließlich präverbal verwendet werden. Ferner besteht eine starke Präferenz für Dativojekte in Form von a + Beim Imperativsatz (86 h) fehlt sogar das obligatorische Klitikon.
Der Erwerb des Kasus bei bilingualen Kindern
180
O b j e k t p r o n o m e n , die eine [+Experiencer]-Rolle haben. Die Präposition a wird selten ausgelassen.
3.4.2. Die Klitika In diesem Kapitel werde ich eine detaillierte Beschreibung der Klitika in der Kindersprache geben, denn sie sind, zusammen mit den betonten Subjekt- und O b j e k t p r o n o m i n a , d i e e i n z i g e n n o m i n a l e n E l e m e n t e mit overter Kasusmorphologie. Es wird sowohl die Entwicklung der Klitika dokumentiert als auch eine Kontextanalyse für das Fehlen der Klitika der dritten Person durchgeführt.
3.4.2.1. Akkusativklitika Tabelle 92 zeigt, daß Akkusativklitika der dritten Person deutlich häufiger (Tabellen 15m, 15p) verwendet werden als die Klitika für die erste oder zweite Person (Tabellen 16m, 16p).
D
lo 73
la 24
los 9
F Ib
22 31
1 10
1 2
Mikel las me 3 10
te 6
1 17
5
-
-
X nosl lesl le 9 le 3 nosl le 12
lo 45
la 8
12 13
1
los 3
Peru las me 2 7
te 16
-
-
-
X sei le 13 le 1 le 3
Iv 8 1 1 7 le 3 Tabelle 92 Absolute Zahl der vorkommenden Akkusativklitika in D(eklarativsätzen), F(ragesätzen), I(mperativsätzen), X (sonst), v(erneint), b(ejaht). Das Klitikon i o f ü r dritte Person Singular ist der erste Vertreter eines Akkusativklitikons überhaupt (Tabellen 15m, 15p) und erscheint zum ersten Mal mit 1; 10 bei Mikel und mit 2;02 bei Peru. Zwischen 1; 10 und 2;00 können bei Mikel nur fünf Akkusativklitika (drei Imitationen) verzeichnet werden. Ab 2;02 werden sie jedoch systematischer verwendet. Bei Peru hingegen ist das unsichere Beispiel mit 2;02 das einzige bis 2;10 1 5 1 , wobei sich einige Kontexte (6 in Aussagesätzen, zwei unsichere im Fragesätzen und einer im Imperativsatz) ausmachen lassen, die ein Akkusativklitikon verlangen. Lo hat mit Abstand die höchste Vorkommensfrequenz (71 % bei Mikel und 68,7% bei Peru aller [-belebt] Akkusativklitika für die dritte Person) im ganzen Untersuchungszeitraum. Lo wird außerdem oft in Kontexten von Feminina und Pluralia übergeneralisiert und dort verwendet, wo die Referenz unklar ist. Bei Mikel konnte in 46 Beispielen die Referenz von lo nicht eindeutig bestimmt werden, in
Es sei daran erinnnert, daß Peru zwischen 2;0 und 2;09 sehr wenig spricht.
Ergebnisse
181
15 Fällen wurde es für ¡a, in fünf für las und in acht für los verwendet. Fünf Beispiele, die mit jo realisiert wurden, referierten auf [+belebt] Objekte, wobei es sich in vier Fällen um Spielzeuge handelt. Bei Peru läßt sich lediglich ein eindeutiges Beispiel einer Übergeneralisierung von ]o in einem Kontext für los ermitteln. La, Jos und Jas haben eine niedrige Vorkommensfrequenz, wobei ]a noch die höchste von den dreien hat. Bei einigen wenigen Beispielen mit ia (3 von 36 bei Mikel und 2 von 9 bei Peru) ist eine Übergeneralisierung für lo. nicht auszuschließen. La referiert nur in zwei Fällen auf belebte Objekte, alle anderen Beispiele stehen für [-belebt], außer in drei Kontexten, in denen die Referenz nicht ermittelbar ist. Los (12 bei Mikel und 4 bei Peru) wird immer kontextadäquat verwendet, wobei es fast immer (11 von 12 bei Mikel) auf unbelebte Objekte referiert. Das einzige belebte Objekt ist ein Spielzeug, das einen Feuerwehrmann darstellt, und es muß in Erwägung gezogen werden, daß dieses für das Kind unter Umständen [-belebt] ist. Bei einem Beispiel mit las pro Kind kann die Referenz nicht ermittelt werden. Daß Akkusativklitika der dritten Person ausgelassen werden, deutet nicht unbedingt darauf hin, daß Akkusativ nicht erworben wurde, denn transitive Äußerungen ohne Klitikon sind im Spanischen des Baskenlandes üblich. Angesichts dieser Tatsache möchte ich der Frage nachgehen, in welchen Kontexten Akkusativklitika der dritten Person verwendet bzw. nicht verwendet werden (Tabellen 17m-m", 17 p-p'). Bezüglich des Auftretens von Akkusativklitika der dritten Person fällt auf, daß 45 bei Mikel bzw. 37 Beispiele bei Peru nach einer Frage verwendet werden (87a,b,c). 87
a. Lo he pertío I 152 : ¿qué es lo que buscas? (M 2;02;14) 'Ich habe es verloren I: was suchst du überhaupt?' b. No lo veo I: ¿dónde estará? (M 2;08,18) 'Ich sehe es nicht I: wo wird es wohl sein?' c. Yo no los, he(=lo sé) I: ¿dónde están? (P 3;05.09) 'Ich weiß es nicht I: wo sind sie?'
In 29 bei Mikel sowie in 27 Beispielen bei Peru referiert das Klitikon auf im Diskurs erwähnte Elemente (88a,b,c). 88
'52
a. Yo no lo ha hecho eh I: los pies que ha hecho Mikel 'Ich habe es nicht gemacht I: Die Füße, die Mikel gemacht hat' (M: 3;00,20) b. Me los tengo que llevar 'Ich muß sie (mir) mitnehmen' (M: 3;03;15) I: ¿los bomberos? 'die Feuerwehrmänner? c. Lo voy a guardar I: a ver si se te va a perder luego 'Ich werde es aufräumen I: nicht daß es dir verloren geht!' (P 3;05,23)
I(nteraktionspartner).
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Der Erwerb des Kasus bei bilingualen Kindern
Ferner treten Akkusativklitika der dritten Person (31 bei Mikel bzw. 36 Beispiele bei Peru) in Sätzen auf, die selbstinitiiert wurden, wobei sie immer auf Objekte referieren, die sich in der unmittelbaren Umgebung des Geschehens befinden. Offenbar gelten diese Gegenstände als im Diskurs eingeführte Entitäten für die Kinder, was für den Beobachter auf den ersten Blick nicht erkennbar ist. Bei 12 (6 Imitationen) Beispielen von Mikel und 11 Beispielen von Peru läßt sich nicht eindeutig bestimmen, worauf sie referieren (89). 89
Lo quiero esconder (P 3;09,06) 'Ich möchte es verstecken' P nimmt ein Auto
Zusammenfassend läßt sich feststellen, daß die benutzten Klitika entweder auf Objekte referieren, die im Diskurs eingeführt worden sind oder auf solche, die sich unmittelbar beim Bezugsgeschehen befinden. Mit anderen Worten: Man findet keine Klitika der dritten Person, die auf indefinite oder generische Objekte referieren. Aus Tabellen 1 7 m - m " und 17p-p' kann man entnehmen, daß Klitika der dritten Person viel öfter ausgelassen (277 bei Mikel und 91 bei Peru) als sie verwendet werden. Es trifft ebenfalls zu, daß die Auslassung der Klitika sich über den ganzen untersuchten Zeitraum erstreckt, wobei dies ein mehr oder minder konstantes Phänomen ist. Auch bei der Auslassung der Klitika möchte ich die Ergebnisse der Untersuchung der Kontexte, in denen dies der Fall ist, vorstellen. Bei einem transitiven Verb, das für ein direktes Objekt subkategorisiert ist, wird erwartet, daß entweder ein direktes Objekt oder ein Klitikon auftritt. Das Auslassen von Klitika scheint kein willkürliches Phänomen zu sein, vielmehr folgt es gewissen syntaktischen und pragmatischen Prinzipien. Im Aussagesatz findet man die Mehrheit (128 von 277 bei Mikel und 37 von 91 bei Peru) der ausgelassenen Klitika in Kontexten, die als deiktisch bezeichnet werden können. Dies bedeutet, daß sich das Objekt, über das geredet wird, in unmittelbarer Nähe des Sprechers und des Bezugsgeschehens befindet. Ferner können einige intransitive Verwendungen beobachtet werden (31 bei Mikel und 8 bei Peru). Es muß betont werden, daß bei der intransitiven Lesart kein Klitikon gestattet ist. Ganze 27 Auslassungen bei Mikel und 8 bei Peru werden mit dem Personalpronomen der ersten Person yo bzw. tú 153 (90a,d) benutzt. 21 bei Mikel bzw. 8 Beispiele bei Peru sind Antworten auf Fragen mit dem Verb tener 'haben' bzw. (90e,f) mit einem anderen Verb, wobei auf ein indefinites Objekt referiert wird. 17 Beispiele ohne Klitikon werden von Peru mit dem Verb hacer 'machen' (90c) verwendet. Eine auffallend hohe Anzahl an Auslassungen findet man bei Mikel bei der Anwesenheit von Adverbialpartikeln wie así 'so' (14), aquí 'hier' (10) (90b) und ahora 'jetzt' (1). Bekanntlich werden solche Partikel verwendet, um das hie et nunc zu bestimmen. Dreißig
153 Wahrscheinlich sind diese Personalpronomina mit kontrastiver Betonung versehen, was darauf hindeutet, daß das Personalpronomen fokussiert und als solches das wichtigste Element des Satzes ist. Das Klitikon kann dann ausgelassen werden. Die Betonung ist jedoch nicht untersucht worden.
Ergebnisse
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Auslassungen bei Mikel bzw. sieben bei Peru tauchen im Zusammenhang mit im Diskurs erwähnten Objekten auf. 90
a. Yo en esto voy a llevar P stellt Haus auf LKW 'Ich trage (es) auf den' (M 3;00,13) b. Voy a repartir aquí (P 3 ;09,25) 'Ich werde (sie=Bonbons) hier verteilen' c. Haces así '(du) machst so' (P 3;09,25) d. Yo he traído I: ¿quién te lo ha traído? (P3;10,10) 'Ich habe (es) gebracht I: wer hat es dir gebracht?' e. No tiene 'er hat nicht' (P 3; 11,02) f. Pero mi aita tiene I: ¡pero ven, no vayas a buscarlos! 'Aber mein Vater hat (welche) I: aber komm, komm, geh nicht, sie suchen!' (P 3;05,23) g. Lo intentamos 'wir versuchen (es)' (P 3; 11,17) h. Intentamos I: lo intentamos? 'Wir versuchen (es)' (P 3;09,25)
Die Beispiele (90g-h) verdeutlichen, daß die Akkusativklitika der dritten Person in der Kindersprache nahezu optional sind, denn auch bei einer Imitation der Erwachsenensprache werden sie gelegentlich ausgelassen. Konstruktionen wie no quiero. 'ich will nicht' mira. 'guck mal' no puedo 'ich kann nicht' und dergleichen sind ganz außer acht gelassen worden, da sie formelhaft sein könnten. Als Fazit gilt, daß Akkusativklitika der dritten Person häufiger ausgelassen werden, als daß sie gebraucht werden, wobei das Auslassen der Klitika der dritten Person ein über die Zeit konstantes Phänomen ist. Die Benutzung bzw. das Auslassen der Akkusativklitika ist nicht willkürlich. Akkusativklitika werden nicht in Zusammenhängen verwendet, die eindeutig auf Indefinita oder Generika referieren. Sie werden ebenfalls nicht in intransitiven Kontexten gebraucht. In Kontexten, in denen das Bezugsobjekt eingeführt worden ist, werden sie meistens verwendet. Im Gegensatz hierzu besteht in Kontexten, in denen sich das Bezugsobjekt in der unmittelbaren Nähe des Geschehens befindet, die Tendenz, daß sie ausgelassen werden, obschon das Klitikon in etlichen Kontexten vorhanden ist. Daß Klitika der dritten Person im Diskurs fehlen, bedeutet nicht, daß Kompetenzdefizite vorliegen. Vielmehr spiegeln die beobachteten Regularitäten die Variante des Spanischen wider, die den Input der Kinder darstellt.
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Der Erwerb des Kasus bei bilingualen Kindern
3.4.2.2. Le und les als Akkusativklitikon Erwartungsgemäß 1 5 4 werden die Dativklitika Je bzw. les von beiden Kindern statt Akkusativklitika verwendet, wobei sie nicht i m m e r auf [+belebt] O b j e k t e referieren. Von den 25 Beispielen für Akkusativ bei Mikel, die mit le realisiert worden sind, haben nur neun eine eindeutig [+belebt] R e f e r e n z , wobei neun Beispiele auf [-belebt] Objekte referieren und bei 4 keine eindeutige Bestimmung möglich ist. Bei den restlichen drei Beispielen ist es nicht klar, ob sie als Klitika für Akkusativ oder Dativ intendiert waren. Auch bei ]es kann die Referenz nicht bestimmt werden. Peru hat lediglich 13 Beispiele für den Akkusativ mit le. Es ist nicht möglich, die Referenz zu ermitteln, da diese Klitika auf Spielzeuge referieren. Dieser Tatbestand deutet darauf hin, daß die Ersetzung von lo/s bzw. la/s durch le/s bei belebten Objekten nicht kategorisch und nicht immer auf [+belebt] Objekte beschränkt ist, was sicherlich auch für die Erwachsenensprache des Spanischen im Baskenland gilt. 1 5 5
3.4.2.3. Akkusativklitika für die erste und zweite Person Im gesamten untersuchten Zeitraum erscheinen nur wenige (Mikel 27, Peru 30) Akkusativklitika für die erste und zweite Person (Tabellen 16m, 16p). Das erste Klitikon für die erste oder zweite Person erscheint mit 2;01,20 bei Mikel und mit 2;05,12 bei Peru. Dieses erste Beispiel von Mikel ist keine Imitation, es handelt sich jedoch um einen Akkusativ, der eine adverbiale Bestimmung ersetzt. Das erste Beispiel von Peru ist ebenfalls original, ist j e d o c h das einzige neben einem weiteren Beispiel von 2;09,22 bis 2;11,21. In bezug auf die Akkusativklitika für die erste und zweite Person beobachtet man, daß m e (91b,c,d,e) und lg (91a,f) mit Sicherheit als erste Vertreter von Mikel ab 2;08,18 kontextadäquat verwendet werden. M e hat die höchste Gebrauchsfrequenz, gefolgt von tg. Bei Peru dagegen hat te die höchste Gebrauchsfrequenz, gefolgt von le. und es wird ab 2;09, regelmäßig verwendet. 91
a. Te voy a pillar 'ich werde dich fangen' (M 2;08,29) b. En la escuela ma tirao una (M 2;08,09) 'In der Schule hat mich eine umgeworfen' c. Asi me he(ha) tirao el otro (M 2;08,09) 'So hat mich der andere umgeworfen' d. No me ha curao '(Er) hat mich nicht geheilt' (M 2; 11,10)
Die Kinder wachsen in einer Region auf, die vom Phänomen des leismo betroffen ist. Diese Übergeneralisierungen im Sinne der Grammatik der Akademie sind in der Inputvariante der Kinder vertreten. 155 Ygi Garcia (1994), die ähnliche Beobachtungen sowohl aus synchroner als auch aus diachroner Sicht gemacht hat.
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Ergebnisse e. Mitxina sí me conoce 'Mitxina kennt mich' (M 2;11,10) f. Te vamos a llevar a la cárcel (M 3;02,18) 'Wir werden dich in das Gefängnis stecken'
Für die erste Person Plural findet sich nur ein (92) Beleg bei Mikel und keiner bei Peru. 92
Andoni solo que nos vea 'Nur Andoni soll uns sehen' (M 3;01,04)
Die Akkusativklitika, die auf die erste und zweite Person sowie auf die [+belebt] dritte Person referieren, werden kaum ausgelassen. Einige wenige Auslassungen werden jedoch beobachtet (93a-b): 93
a. No quiero vestir(me) (P 2; 10,24) 'Ich möchte (mich) nicht anziehen' b. (x)(=me?) voy a quitar (P 2;11,10) 'Ich werde (mir) (den Bademantel) ausziehen'
I n t e r e s s a n t bei diesen A u s l a s s u n g e n ist, d a ß es sich a u s s c h l i e ß l i c h um Reflexivklitika handelt. Andere Forscher (Crysmann & Müller (1994)) 1 5 6 haben auch bei Französisch e r w e r b e n d e n Kindern festgestellt, d a ß O b j e k t - und Reflexivklitika einen anderen Erwerbsverlauf aufweisen. Aus den beschriebenen Daten für Objekte in Form von Klitika und NPn kann man schließen, daß Kinder bereits sehr früh die pragmatischen Regeln beherrschen, nach denen mittels Pronomina bzw. Demonstrativa oder lexikalischen NPn auf Objekte referiert wird. Klitika werden nur bei eingeführten Objekten, indefinite, lexikalische NPn ausschließlich bei nicht eingeführten Objekten verwendet. Mit anderen Worten: Klitika und NPn sind fast komplementär verteilt. Klitika der dritten Person werden früher erworben als die entsprechenden Elemente der ersten und zweiten Person. Die wenigen Beispiele von clitic-doubling werden in 3.4.3. behandelt.
Crysmann & Müller stellen fest, daß die untersuchten Kinder bei Reflexiva Auxiliarselektions- sowie Wortstellungsfehler machen. Dies ist nicht der Fall in der vorliegenden Studie.
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Der Erwerb des Kasus bei bilingualen Kindern
3.4.2.4. Dativklitika
D
me 120
te 46
Mikel nos le 36 3
les 2
sonst lo 1
me 64
te 49
Peru le sonst 57 nos 1, les 1 la 2, los 1 3 se 1
F 8 15 15 5 2 Ib 67 1 11 13 Iv 5 4 Tabelle 93 Absolute Zahl der vorkommenden Dativklitika in D(deklarativsätzen), F(ragesätzen), I(mperativsätzen), b(ejaht), v(erneint).
Das erste Dativklitikon erscheint bei Mikel bereits mit 1;08,04, ist allerdings eine Imitation der Erwachsenensprache (Tabelle 18 m). Bis 2;04,11 werden fast ausschließlich (vier von sechs) Imitationen in Aussagesätzen beobachtet. Ferner sind die zwei restlichen Originalbeispiele in Aussagesätzen keine sicheren Belege. Es kommt hinzu, daß das Dativklitikon bis zu diesem Alter in 9 Fällen ausgelassen wird. Es gibt zwar acht Beispiele mit Dativklitika in Imperativsätzen bis 2,04,11, es kann jedoch nicht ausgeschlossen werden, daß sie auswendig gelernte Formeln sind, zumal sieben Beispiele ausschließlich mit der ersten Person Singular verwendet werden. Zwei Originalbeispiele in Fragesätzen, jeweils mit 2,03,11 und 2;04,11, können ebenfalls nicht als Indizien für den Erwerb von Dativ gelten, da beide Beispiele mit der zweiten Person Singular und mit dem Verb tirar (94c) verwendet werden. Der Dativ kann erst ab 2,04,19 als erworben gelten, denn ab diesem Alter werden die ersten Klitika -erste und zweite Person Singular- mit verschiedenen Verben (94a-b) verwendet. 94
a. Te dejo esto, ¿vale? 'Ich leihe dir dieses aus' (M 2;04,19) b. Yo te hago montön 'Ich mache dir (einen) Haufen' (M 2;04,19) c. Te tiro 'ich werfe (es) d i r ' ( M 2 ;04,19)
Das erste Dativklitikon m e bei Peru wird mit 2;07,14 in Deklarativsätzen verwendet (Tabelle 18 p). Erst ab 2;09,01 wird es kontrastiv zu te verwendet und dann erst kann davon ausgegangen werden, daß der Dativ erworben ist. Dativklitika werden jedoch in vereinzelten Fällen auch nach diesem Alter ausgelassen (95a,b,c,d,e). 95
a. Pon(me)la a mi 'setzt sie mir auf (P 3;03,07) b. No (te la) lleve: (s) 'Nimm (sie dir) nicht mit' (P 3;03,07) c. Iker no (se las) quita (P 3;07,11) 'Iker setzt (sie sich) nicht ab' d. Porque van a quitar(me) los coches (P 3;09,25) 'Weil sie (mir) die Autos wegnehmen werden'
Ergebnisse
187 e. Voy a ensenar(le) 'Ich werde (es ihm) zeigen' (P 3;11,17)
Dativklitika der ersten und zweiten Person werden im allgemeinen häufiger ausgelassen als die akkusativen Entsprechungen. Bis zum Alter von 2,01 bei Mikel handelt es sich ausschließlich um Klitika der ersten Person im Zusammenhang mit dem Verb gustar 'gefallen' (96a-b). Nach diesem Alter werden auch andere Dativklitika ausgelassen (96c,d,e,f,g,h,i j). Auch bei Peru werden nach dem Erwerb von Dativ Klitikauslassungen beobachtet (961-m). 96
a. No gu(s)ta I: no te gusta nada? (4 Beispiele) (M: 1; 11,03) '(Mir) gefällt (es) nicht I: gefällt dir nichts?' b. No guota e cose I: ¿no te gusta a ti un rascacielos? (M: 2;01,14) '(Mir) gefällt das Auto nicht I: gefällt dir der Wolkenkratzer nicht?' c. Echo(=he hecho) pupu aquí I: ¿qué te ha pasao? 'Ich habe (mir) hier wehgetan I: was ist dir geschehen?' (M: 2;01,20) d. (Te) arudo (ayudo) yo I: ¿hacemos un monte? (M: 2;04,19) 'Ich helfe (dir) 'I: sollen wir einen Berg machen?' e. Ha, lo ha ponido amama I: ¡ah! ¿amama te lo ha puesto? (M: 2;07,28) 'Oma hat mir aufgesetzt I: ah! Oma hat es dir aufgesetzt?' f. (Te) voy a ayudar (M: 3;03,15) '(Ich) werde (dir) helfen' g. Yo quería poner(me) las botas (M: 3;05,23) 'Ich wollte (mir) die Stiefel anziehen' h. Hay que poner(le) el txapel (M: 3;11,17) 'Man muß (ihm) die Mütze aufsetzen' i. (Se me) ha soltao (M: 2;04,11)' (Sie) ist (mir) abgegangen' j . Porque se (le) ha rompido, esta (r)ueda (M: 2;07,01) 'Weil dieses Rad (ihm) kaputtgegangen ist' 1. Iker no quita I: yo me las quito para bañarme en la piscina (P 3;07,11) 'Iker zieht (sie sich) nicht aus I: ich ziehe sie mir aus, um im Schwimmbad zu baden' m. Porque van a quita(r) los coches 'Weil (sie ihm) die Autos klauen werden' (P 3;09,25)
Es fällt auf, daß die meisten ausgelassenen Dativklitika die Thetarolle [experiencer] haben. Im Vergleich hierzu kann man den meisten realisierten Dativklitika die Rolle Benefaktiv zuschreiben. Dies trifft sowohl für die Beispiele mit dem psychologischen Verb gustar als auch für Reflexivlesart wie bei hacer pupu. 'sich
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Der Erwerb des Kasus bei bilingualen Kindern
wehtun', ponerse algo 'sich etwas anziehen' und vielleicht mit den Verben pintarse algo 'sich etwas färben', sowie mit den unakkusativen Verben wie soltarse 'loswerden' und r o m p e r s e 'kapputtgehen' zu. Nur vier Beispiele haben eine eindeutige [Empfänger] Thetarolle, und zwar die Klitika im Zusammenhang mit poner 'aufstellen', ayudar 'helfen' und quitar' wegnehmen'. Angesichts des Paradigmas der Dativklitika ist festzuhalten, daß die erste und zweite Person Singular die ersten Vertreter der Dativklitika sind. Die erste Person Singular ist mit Abstand die häufigste (über 60 % bei beiden Kinder) Dativform. Die zweite und dritte Person Singular te, ie sind ähnlich häufig vertreten, jeweils mit 18,18% und 19,32%. Drei Beispiele für die erste Person Plural, zwei für die dritte Plural les und zwei Beispiele mit laísmo bzw. loísmo ergänzen das Dativparadigma von Mikel. Bei Peru sind die Dativklitika für erste, zweite und dritte Person mit jeweils 64, 49 und 57 Belegen) ausgewogen verteilt. Noch jeweils ein Beleg von les und nos ergänzt das Formeninventar der Dativklitika. Einige wenige Akkusativformen (los 1, la 2) werden in Dativkontexten verwendet. Wenn Dativklitika elidiert werden, geschieht dies in Kontexten, in denen eine Experiencer-Thetarolle im Spiel ist.
3.4.3. Clitic-Doubling Im allgemeinen gilt für beide Kinder, daß clitic-doubling in den Daten zwar vertreten, jedoch marginal ist (Tabellen 94-95). Ferner fällt auf, daß Dative (Tabellen 20m, 20p) viel häufiger in einer clitic-doubling Struktur auftreten als die akkusativen Entsprechungen (Tabellen 19m, 19p-p')- Ob im Dativ oder im Akkusativ, das clitic-doubling folgt gewissen Regelmäßigkeiten, die nachfolgend diskutiert werden.
189
Ergebnisse
Mikel unakk sonst psy mehr
mit a SV VS SV VS SV VS SV
(48) (40) (42) (15) (0) (1) (82)
VS (18) SVO (76) VSO (4) OSV (3) OVS (4) SOV (2) VOS (1) VO (261)
SaV (39) SVa(l) aVS (7) SaVO(l)
mit d SdV(l) dVS (0) SdV(l) dVS (0) SdV (5) dVS (6) SdV (19)
sonst
dVS(10) SdVO (6) dVSO (2)
daVS (1)
mit D
mit D
DdVS (4) NdVS(l)
DdVS(l)
OdVS (2) SOdV (1)
DdVOS(l) V O D ( l ) DdVO (2) aVO (7) dVO (31) VaO(l) VdO (2) OdV (7) OdVD(l) OV (51) OaV (7) OVd(l) a/dV aV (56) dV (79) Vd(l) Va (10) Tabelle 94 Absolute Zahl () der vorkommenden Strukturen bei den, unakk(usativen), psy(chologischen) und mehr(wertigen) Verben bei Mikel. N(ominativ).
190
Der Erwerb des Kasus bei bilingualen Kindern
Peru unakk sonst psy mehr
mit a SV VS SV VS SV VS SV
(51) (53) (35) (25) (0) (0) (64)
VS (10) SVO(49)
SaV (14) SVa(l) aVS (4) SaVO (3)
V S O (1)
mit d SdV (2) dVS (4) SdV (1) dVS (1) SdV (2) dVS (0) SdV (11)
sonst
mit D
mit D
DdV(4) DdVS (3)
dVD(l)
dVD(l) dVS (1) SdVO (9) dVSO
DdVS (2)
(1) OSV (0) OVS (5)
OSaV (2) OdaVS (1)
VOS (1) VD(1) dVO (29) VaO (1) DdVO (2) daVO(l) DdVD (1) OaV (4) OdV (2) OV (18) dV (61) a/dV aV (44) Va (6) Vd(l) Tabelle 95 Absolute Zahl () der vorkommenden Strukturen bei den unakk(usativen), psy(chologischen) und mehr(wertigen) Verben bei Peru.
V0(109)
aVO (5)
3.4.3.1. Clitic-doubling im Akkusativ Die ersten Originalbeispiele mit clitic-doubling werden erst mit 2;08,18 bei Mikel und mit 2; 10,06 bei Peru beobachtet. Bei beiden Kindern treten die ersten Belege für clitic-doubling deutlich später auf als die ersten Belege für Klitika oder für realisierte lexikalische Objekte. Ferner muß auf einige Regelmässigkeiten bei dem Phänomen aufmerksam gemacht werden. 97
a. Hay que verlo todo (M 2;08,18) 'Man muß alles sehen' b. Éstos los quitamos y (M 3;04,12) 'Diese nehmen wir weg' c. Gugo(=luego) lo ponemos, éstos, todos (M 3;04,12) 'Und dann setzen wir all diese auf d. Gogo(=luego) le voy a llevar a éste a éste (M 3;04,12) 'Dann werde ich diesen und diesen mitnehmen' e. Pero éste lo tenemos que quitar (M 3;04,12) 'aber diesen müssen wir wegnehmen' f. Y ésos los llevamos más para allá (M 3;04,12)
191
Ergebnisse
'Diese stellen wir mehr nach da' g. Y ahora esto lo tengo q u e poner ( M 3;04,12) 'Und nun m u ß ich diesen aufstellen' h. A s í los p o n e m o s , el taller ( M 3;09,08) 'So stellen wir die Werkstatt' i. . L o ha quitao, esto (P 2;10,06) 'Ich habe dieses w e g g e n o m m e n ' j . A Carmen, a buscarle 'Carmen zu suchen' (P 2; 10,06) k. Y éste te mata a ti 'und dieser tötet dich' (P 3;04,26) 1. N o te las dejo, loh iturris (P 3;05,23) 'Ich leihe dir die iturris nicht' m. E s o ya no lo toco e h ? 'Das berühre ich nicht' (P 3;06,17) n. Y o no le c a m b i o a ése 'Diesen tausche ich nicht' (P 3;06,29) o. L o voy a romper todo (P 3;07,11) 'Ich werde alles kaputtmachen' p. ?To(do) lo tienes! 'alles hast du' (P 3; 11,02) q. Y esto m e lo cuentas tú (P 3; 11,02) 'Und dieses erzählst du mir 1 r. Y o lo he hecho esto 'Ich habe dieses gemacht' (P 4;00,02) s. Para tirarlo, las bolas (P 4;00,02) 'Um die Kugeln zu werfen' t. La falda yo la ha encontrao (P 4;00,02) 'Den Rock habe ich gefunden' u. Esto yo, lo p o n g o (P 4;00,02) 'Dies setze ich auf C l i t i c - d o u b l i n g liegt in D e k l a r a t i v s ä t z e n bei M i k e l in 11 F ä l l e n ( d a r u n t e r 1 Imitation ) von über 5 0 0 realisierten Objekten und 104 Klitika und bei Peru in 16 Fällen von 2 5 3 realisierten Objekten und 69 Klitika vor. D a s heißt clitic-doubling überschreitet nicht die 5 % - M a r k e . Die verdoppelte N P ist in den seltensten Fällen lexikalisch (zwei B e l e g e bei Mikel und 4 bei Peru). Bei nahezu der H ä l f t e (sechs von 12 bei M i k e l u n d 7 von 16) d e r V e r d o p p e l u n g e n h a n d e l t es sich u m D e m o n s t r a t i v p r o n o m i n a (97 b,c,d,e,f,g,i,m,n,q,r,u). E s werden j e w e i l s drei B e l e g e pro Kind f ü r Q u a n t o r e n verzeichnet (97a,o,p). N u r bei P e r u findet m a n cliticdoubling im Akkusativ mit betonten O b j e k t p r o n o m i n a (zwei Belege) (97k). Im allgemeinen tauchen die verdoppelten A r g u m e n t e unbedeutend häufiger final (7 von 12 bei M i k e l und 10 von 17 bei P e r u ) als initial a u f , w o b e i sie stets satzperiphär auftreten. Bei den finalen Verdoppelungen ist in drei von sieben Fällen bei Mikel eine eindeutige P a u s e zu hören. Dies ist ein deutlicher H i n w e i s d a f ü r , daß diese finale N P ein Nachtrag ist und nicht eine NP, die als Teil des Satzes geplant w o r d e n ist. In vier finalen Beispielen von 10 bei Peru ist e n t w e d e r ein Intonationsbruch oder eine kontrastive B e t o n u n g des O b j e k t s zu hören. In drei
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Der Erwerb des Kasus bei bilingualen Kindern
Fällen bei Mikel und einem Fall bei Peru von postverbalem clitic-doubling handelt es sich um den All-Quantor t o d o s . Das ist insofern von Bedeutung, als AllQuantoren in Zusammenhang mit clitic-doubling einen Sonderstatus besitzen. Ich habe diese Beispiele mit t o d o s als Quantoren analysiert, die die Spur eines Klitikons quantifizieren. Sollten sie als Quantoren gelten, dann können diese Strukturen nicht als clitic-doubling Strukturen behandelt werden. Es werden keine Beispiele von clitic-doubling mit initialen All-Quantoren beobachtet. Man findet ebenfalls keine Beispiele für clitic-doubling, in denen realisierte, indefinite oder generische Objekte involviert sind. Hierzu muß bemerkt werden, daß indefinite und generische Objekte seit dem Beginn der Untersuchung sehr zahlreich vertreten sind. Bei den präverbalen Verdoppelungen ist bei Mikel in allen und bei Peru in nahezu allen (vier von f ü n f ) Fällen ein deutlicher G r u n d f r e q u e n z a n s t i e g bei der verdoppelten N P zu verzeichnen, um dann die Ä u ß e r u n g mit n o r m a l e m , absteigendem Grundfrequenzverlauf fortzusetzen. Meines Erachtens deutet dieses Faktum darauf hin, daß diese verdoppelte N P sich außerhalb der Satzstruktur befindet. W i d e r E r w a r t e n w e r d e n vier clitic-doubling Strukturen mit einer f ü r die Deklarativsätze normalen Intonation von Peru verwendet, die offenkundig nicht dem Standard entsprechen. Zwei von diesen Beispielen erscheinen jedoch in der gleichen Aufnahme mit dem gleichen Verb (98 c-d). 98
a. No te las dejo lo[h] iturris (P 3;05,23) 'Ich leihe dir die Deckel nicht' b. Yo no le cambio a ése 'Ich tausche diesen nicht' (P 3;06,29) c. Y entonces le comes a ése (XX)(=Dalton) (P 3;09,25) 'Und dann du schlägst diesen dalton' d. Y le comes a ése 'Und du schlägst diesen' (P 3;09,25)
Auffällig ist, daß in drei von diesen vier Fällen das Dativklitikon le mit einem koreferenten Demonstrativpronomen im Spiel ist (98b-c). Eine bestimmte Art von clitic-doubling ist in manchen A u f n a h m e n 1 5 7 häufiger vertreten als in anderen. Bei Mikel erscheinen mit 3;04 sieben von 11 Belegen in den Aussagesätzen. Bei Peru findet man vier von den 17 Belegen mit 4;00,02. Dies ist ein deutliches Zeichen dafür, daß bei einer solch geringen Anzahl von Belegen der Faktor Zufall eine große Rolle spielen kann, und folglich solche Daten nicht überinterpretiert werden sollen.
1 5 7 Mit 2 , 0 7 , 2 8 sind vier ( v o n 11) B e l e g e für Fragesätze und mit 2 , 1 1 , 1 8 4 ( v o n 6) B e i s p i e l e bei Imperativsätzen vertreten. C l i t i c - d o u b l i n g in Frage- und I m p e r a t i v s ä t z e n wird nicht behandelt.
193
Ergebnisse
Als Fazit gilt, daß clitic-doubling ein zahlenmäßig marginales Phänomen in der gesprochenen Sprache ist. Ferner hat die Analyse gezeigt, daß die Verdoppelung der NPn bei der Voranstellung in allen und bei der Nachstellung in vielen Fällen mit einem typischen Intonationsbruch korrelierte, was eindeutig auf einen satzexternen Status hindeutet. In keinem der verdoppelten, vorangestellten Beispielen ist eine fokussierte Betonung auf das verdoppelte Element zu finden.
3.4.3.2. Clitic-doubling im Dativ Das Dativargument erscheint häufiger in einer clitic-doubling-Konstruktion als das Akkusativargument. In Aussagesätzen erscheint er bei Mikel in 22 und bei Peru in 14 Fällen. Die ersten Dativverdoppelungen treten mit dem Verb gustar bei beiden Kindern auf. Bei Mikel werden 8 Beispiele mit dem Verb gustar 'gefallen' und 4 mit dem Verb tocar 'dran sein', dar 'geben' 2, dejar 'gestatten' 1, pegar 'schlagen' 1, hacer daño 'weh tun' 1, decir 'sagen' 1, tirar 'werfen' 1 verwendet. Bei Peru werden folgende Verben beim clitic-doubling verzeichnet: gustar 6, caerse 1, dejar 2, pedir 2, gustar 1, disparar 1, dar 1, comprar 1, asustar (=dar miedo) 1. Über die Hälfte der Dativverdoppelungen erscheint mit Verben, deren Subjekt [-Agens] ist. Mit anderen Worten: Die meisten Verdoppelungen werden mit psychologischen und unakkusativen Verben verwendet. Die Verdoppelungen, die eine typische [+benefaktiv] Thetarolle haben, stehen deutlich in der Minderheit. Die Beschaffenheit der verdoppelten PP spielt eine entscheidende Rolle, denn die meisten Beispiele erscheinen mit dem betonten Objektpronomen mí (14 bei Mikel bzw. 10 bei Peru), ti (5 bei Mikel und 2 bei Peru) und nur 3 bzw. 2 mit einer lexikalischen NP. Außerdem kongruiert bei einem der Beispiele mit verdoppelter PP das Verb im Numerus nicht mit dem eigentlichen Subjekt, sondern mit der verdoppelten PP (99 b). Darüber hinaus treten die verdoppelten Argumente vorzugsweise (17 von 22 bei Mikel und 13 von 14 bei Peru) vor dem entsprechenden Klitikon in präverbaler Position auf (99a,b,c,d,f,h,i,j,k,n). 99
a. A mí me gu(s)taba e(s)to (M 2;06,11) 'Mir gefiel dieses' b. A los gatitos igual no le gustan (M 2; 11,10) 'Den Kätzchen gefällt (es) nicht' c. Igual a Zuri sí le gusta (M 2;11,10) 'Zuri gefällt (es) vielleicht' d. Ahora me toca a mí 'ich bin dran' (M 3 ;01,18) e. A mí me gusta(n) estos dos (M 3,01,18) 'Mir *gefällt/gefallen diese zwei' f. Es que-, a mí no me da 'Mir gibt er (es) nicht' (M 3;05,10) g. Ma pegau a mí '(Er) hat mich geschlagen' (M 3;05,23) h. ¡Ah! ¡que a mí me hases daño! (M 3;05,23) '(Du) tust mir weh!'
Der Erwerb des Kasus bei bilingualen Kindern
194 i. j. k. 1. m. n.
A mí eso no ma dicho (M 3;05,23) 'Mir hat er das nicht gesagt' A mí me dijo que no 'Mir sagte er, daß nicht' (M 3;11,17) A mí m e gusta éste 'mir gefällt dieser' (P 4;00,02) A m i sí me gustan 'Mir gefallen (sie) doch' (P 2;07,30) A ti te (v)oy a dar éstos (P 3; 11,02) 'Dir werde (ich) diese zwei geben' A mí me van a comprar ése (P 3; 11,02 'Mir werden (sie) diesen kaufen'
Interessanterweise wird bei allen Beispielen bei Peru und bei fast allen bei Mikel die präverbale verdoppelte PP mit steigender Intonation ohne kontrastive Betonung produziert. Die einzige Ausnahme hiervon bilden drei Beispiele mit dem Verb tocar 'dran sein' 3;05,23 bei Mikel (99 d-g). Diese drei Beispiele werden wider Erwarten mit kontrastiver Betonung realisiert. Die wenigen postverbalen PPs werden nicht kontrastiv betont. Auffällig beim clitic-doubling ist, daß beide Arten von clitic-doubling (Akkusativ und Dativ) deutlich später als die entsprechenden Klitika auftreten. Bei Peru tritt das erste Akkusativklitikon mit 2;02,14 auf, (ab 2;05,12 werden sie regelmäßig verwendet), die erste clitic-doubling Struktur mit 2; 11,18, und erst ab 3;04,26 findet man eine Kontinuität. Ähnliches gilt für Mikel, bei dem das erste Klitikon mit 1; 11,03 (regelmäßiger Gebrauch ab 2;02,14) und die erste clitic-doubling Struktur mit 2;08 erscheint. Für den Dativ gilt das gleiche. Klitika erscheinen deutlich früher als clitic-doubling Strukturen (Mikel, Klitika 2;01,20, cliticdoubling 2;06,11 (regelmäßig ab 3;00,20), Peru (Klitika 2,07, clitic-doubling 2;07,14 (regelmäßig (3;07,11)). Interessant ist auch, daß beide Arten von cliticdoubling bei Mikel ab 3;0 und bei Peru ab 3;4 mit einer gewissen Kontinuität verwendet werden. Die präverbalen NPn oder PPn von beide Arten von cliticdoubling werden mit steigender Intonation markiert.
3.4.4. Das gemeinsame Auftreten von zwei Klitika zusammen Bei den mehrwertigen Verben 1 5 8 sind Beispiele mit zwei Klitika nicht so zahlreich vorhanden. In Aussagesätzen findet man nur ein Beispiel bei Mikel (100a) und zwei bei Peru (100d-e) und in Fragesätzen zwei (100b-c) bei Mikel, wobei immer me lo involviert ist. 100
a. M e lo tengo que llevar (M 3;03,15) 'Ich muß es mitnehmen' b. M e lo coges? 'nimmst du es m i r ? ' ( M 3,00,13)
158 g e j ¿ e n einwertigen Verben, bei denen inhärente Klitika vorhanden sind, findet man häufiger die Verbindung 'se + me/te'. Dies wird hier außer acht gelassen.
Ergebnisse
195
c. Pero me lo coges? 'Aber nimmst du es mir' (M 3,00,13) d. Y esto me lo contas tú (P 3; 11,02) 'Und du erzählst mir dieses' e. Me lo han comprado e- en otra parte (P 4;00,02) 'Man hat es mir woanders gekauft' Solche doppelten Klitika sind in Imperativsätzen zahlreicher (100a,b,c,d,e,f), dennoch sind die Belege auch in solchen Sätzen sehr spärlich. Fast immer (4 von 6 bei Mikel und 6 von 6 bei Peru) ist beim Dativklitikon die erste Person involviert. 101
a. b. c. d. e.
¡Ámelo(=dámelas)! 'gib sie mir!' (M 2;02,14) ¡Pónlele (=pónselo)! 'setz sie ihm (auf)' (M 2;10,12) ¡Tíramelos a mí! 'werfe sie mir'(M 3 ;04,12) ¡Quítasela tú (I)! 'nimm sie ihr weg'(M 3;05,10) ¡Pónmelos que yo no puedo! (M 3;11,17) 'Setz sie mir auf, denn ich kann nicht' f. ¡Dámelo! 'gib es mir!' (P 4;00,02)
Wie auch in der Zielsprache üblich, treten solche doppelten Klitika immer zusammen vor dem finiten oder nach dem infiniten Verb auf. Interessant ist, daß in einem früheren Stadium das Klitikon le (101b) für Dativ verwendet wird, in einer Position, in der die Variate se erwartet wird. Später wird diese Form richtig (lOld) verwendet.
3.4.5. Position der Klitika Nur wenige Akkusativklitika (sieben Originalbeispiele pro Kind) erscheinen in der postverbalen Position (102a,b,c,d,e,f,g) in Aussagesätzen, zusätzlich zu den wenigen Imitationen in den frühen Phasen. Die postverbalen Akkusativklitika erscheinen erst ab 2;08,29 bei Mikel und ab 2;11,21 bei Peru. Bis 3;00,13 sind bei Mikel alle Kontexte (drei Kontexte), in denen ein Akkusativklitikon hätte postverbal realisiert werden können, tatsächlich postverbal erschienen. Zwischen 3;00,20 und 3;11,17 gibt es 19 Kontexte bei Mikel, in denen das Akkusativklitikon hätte postverbal auftreten können, jedoch präverbal verwendet worden ist. 102
a. Alalo(=arreglarlo) 'es reparieren' (M: 1; 11,03) b. No quere (=quiere) sacalo I (M: 2;00,00) '(Ich) will es nicht herausholen' c. Hay que verlo todo I(M: 2;08,18) '(Man) muß es alles sehen' d. Comérmelo I (M: 2;10,17) 'es essen' e. Yo quería llevarla aquí (M: 2;08,29) 'Ich wollte sie hier tragen' f. Ahora vamos a guardarlo (M: 3;03,07) 'Nun werden wir es aufräumen'
196
Der Erwerb des Kasus bei bilingualen Kindern
g. Pero hay que- tienes que llevarle allí (M: 3;09,08) 'Aber man muß- (du) mußt ihn dahin tragen' Alle Dativklitika bei einwertigen Verben treten zielsprachlich richtig präverbal auf (103a,b,c). Es muß jedoch unterstrichen werden, daß sich keine Kontexte finden lassen, in denen das Klitikon hätte postverbal autreten können. 103
a. Oy esto más- me falta 'dies fehlt mir' (M 2;07,28 ) b. Éste me vale 'dieser ist mir wert' (M 3;08,11) c. Ése se ma olvidao 'Ich habe diesen vergessen' (M 3;10,1 )
Mit zwei Ausnahmen mit 3;02,07 und 3; 11,17 (104b-c) treten alle Belege für Dativklitika bei Aussagesätzen in präverbaler Stellung (104a) auf. Dies hängt mit der Tatsache zusammen, daß es nur drei Kontexte gibt, in denen ein postverbales Klitikon möglich gewesen wäre. Bei 104 b-c ist das postverbale Klitikon obligatorisch. 104
a. Ahora me voy a limpiar la(s) manos (M 3,02,07) 'Nun wasche ich mir die Hände' b. Hay que darle comida (M 3 ;02,07) 'Man muß ihn füttern' c. Pero hay que engancharle (M 3;11,17 'Man muß ihn einhacken'
Interessant ist, daß je ein Dativklitikon (Akkusativ erwartet) pro Kind präverbal erscheint, wo es hätte postverbal auftreten müssen (105a-b). Beide Beispiele treten im Zusammenhang mit der Konstruktion hay que + Verb auf. 105
a. Pero primero, aita, le hay que romper (M 3; 10,17) 'Aber zuerst muß man ihn kaputtmachen' b. Le hay que tirar 'man muß ihn werfen' (P 3;07,11) c. Le podemos poner esto? (M 3;04,12) 'Können wir ihm dieses aufsetzen'
Diese Beispiele sind ein Indiz dafür, daß bei den präverbalen Klitika Bewegung und nicht Basisgenerierung im Spiel sein muß. In verneinten Imperativsätzen treten alle Klitika stets präverbal und in bejahten Imperativsätzen postverbal auf. Bei Fragesätzen erscheinen Dativklitika immer präverbal (105c), wobei es nur einen Kontext gibt, in dem ein postverbales Klitikon auch möglich gewesen wäre. Als Fazit gilt, daß Klitika bezüglich der Position weitgehend richtig verwendet werden. Die wenigen 'falschen', präverbalen Klitika deuten darauf hin, daß Klitika postverbal generiert und dann erst angehoben werden.
Ergebnisse
197
3.4.6. Zusammenfassung Bezüglich der Entwicklung der Morphologie des Spanischen kann man Folgendes festhalten: 1. Personalpronomina für den Nominativ sind in der Kindersprache sehr früh vertreten. Sie treten vorzugsweise präverbal und ausschließlich mit volitiven Verben auf. Die Personalpronomina für die erste Person Singular sind mit Abstand die häufigsten Subjekte, was mit der nominalen Hierarchie von Dixon (1994) im Einklang steht. Diese werden in den Kontexten von den Objekten nicht übergeneralisiert. 2. In bezug auf die betonten Objektpronomina läßt sich festhalten, daß sie deutlich später auftreten als die Subjektpronomina. Die mit a markierten Objekte erscheinen ebenfalls später. 3. Das Phänomen des clitic-doubling ist ein marginales Phänomen, welches bei den Dativen mit der thematischen Rolle des betroffenen Verbs im Zusammenhang steht. Bei der Voranstellung der verdoppelten NPn ist meist die Rolle Experiencer im Spiel. Clitic-doubling im Akkusativ ist noch seltener vertreten. Die vorangestellten verdoppelten NPn könnten als "mit Bezug auf" interpretiert werden. 4. Die klitischen Pronomina werden sehr früh verwendet. Die Klitika der dritten Person sind mit Abstand die häufigsten Klitika. Diese werden oft ausgelassen, was in der Variante des Spanischen im Baskenland üblich ist. Das Auslassen bzw. Benutzen dieser Pronomina ist jedoch nicht willkürlich, sondern scheint gewissen Diskursregeln zu folgen. Auf Objekte, die im Diskurs eingeführt worden sind (Cardinaletti & Starke (1999), wird mit Klitika der dritten Person referiert. Wenn diese ausgelassen werden, sind oft Objekte gemeint, die sich in der unmittelbaren Umgebung des Geschehens befinden, auf die deiktisch referiert wird. 5. Klitika der ersten und zweiten Person sind weniger zahlreich und werden selten ausgelassen. Bei den Auslassungen handelt es sich ausschließlich um reflexive Verwendungen und um Verben, bei denen die Rolle Experiencer im Spiel ist. 6. Bezüglich der Position der Klitika kann man sagen, daß sie vorzugsweise proklitisch erscheinen. Dies ist auch bei 2 Beispielen der Fall, bei denen eine Proklise ausgeschlossen ist. Ansonsten werden keine unzulässigen Stellungen beobachtet.
3.4.7. Zusammenfassung der Ergebnisse im Baskischen und im Spanischen Die Analyse der Daten hat gezeigt, daß sowohl starke Unterschiede als auch viele Gemeinsamkeiten im Baskischen und Spanischen vorliegen. Für beide Sprachen gilt, daß eine starke Beziehung zwischen dem verwendeten Verb und der verwendeten Subjekt-NP besteht. Die Kinder benutzen in beiden Sprachen Subjekte
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Der Erwerb des Kasus bei bilingualen Kindern
transitiver Verben fast ausschließlich mit Personalpronomina, während Subjekte der unakkusativen Verben mit lexikalischen NPn erscheinen. Das Subjekt des Verbs vale. balio 'gelten' tritt in beiden Sprachen mit Demonstrativpronomina auf. Es ist ferner beiden Sprachen gemeinsam, daß der Dativ viel später als der Ergativ, Nominativ oder Akkusativ auftritt. Interessant ist, daß dieser Kasus fehlerfrei erworben wird, was mit Sicherheit auf die nicht komplexe Kasusmorphologie des Baskischen und des Spanischen zurückzuführen ist. Das ist ein deutlicher Unterschied zu Studien über das Deutsche (u.a. Clahsen (1984), Stenzel (1994)), die festgestellt haben, daß der Erwerb des Dativs mit erheblichen Schwierigkeiten verbunden ist. Es ist nicht der Fall, daß die Kinder zunächst eine Strategie anwenden, um Kasusrelationen auszudrücken, um sie dann mit anderen Mitteln zu markieren (vgl. hierzu Meisel (1986)). Ochs (1982) hat festgestellt, daß Kinder, die Samoanisch erwerben, die Ergativität zunächst mittels Wortstellung markieren, um anschließend die nominale Morphologie hierzu zu verwenden. Die Wortstellung erfüllt in beiden Sprachen seit dem Beginn der Studie grammatische und pragmatische Funktionen. Im Spanischen sind sowohl VO als auch OV-Strukturen vorhanden, diese letzten sind jedoch fokussierte Elemente. Die Kinder markieren die Relationen Subjekt und Objekt in einem sehr frühen Sprachentwicklungsstadium mit der Wortstellung im Spanischen und mit der Nominalmorphologie im Baskischen. Trotz dieser sehr starken Gemeinsamkeiten bezüglich der verwendeten Verbklasse und der NP lassen sich deutliche Unterschiede bei der Wortstellung der Subjekte der unakkusativen Verben erkennen. Während die Subjekte in Form von NP bei den unakkusativen Verben im Spanischen in einer ersten Phase in der präverbalen Stellung fast ausgeschlossen sind, sind sie in einem späteren Stadium in dieser Position vertreten 1 5 9 . Im Baskischen lassen sich für beide Kinder keine zwei Phasen unterscheiden. Während Mikel fast keine postverbalen Subjekte im Form von NPn verwendet, benutzt Peru sehr viele postverbale Subjekte, die oft durch die Performanz bedingt sind. Die Tatsache, daß VS-Strukturen seit dem Beginn der Studie im Spanischen vorhanden sind, möchte ich auf grammatische Zwänge zurückführen (vgl. auch Meisel (1986)). Spanisch ist eine SVO Sprache im Gegensatz zum Baskischen, die SOV ist. Wenn die Subjekte der unakkusativen Verben in der Komplementposition generiert und lizensiert werden, ist es nicht verwunderlich, daß man im Spanischen bei den unakkusativen Verben VS und im Baskischen SV findet.
^ Labelle & Valois (1996) haben auch für das Französiche beobachtet, daß in der Zielsprache nicht zulässige VS-Strukturen in der frühkindlichen Sprache auftreten. Für die vorliegenden Daten des Spanischen kann die Interpretation von Labelle & Valois nicht gelten, daß diese Subjekte rechtsdisloziert sind. Diese Subjekte werden bereits in dieser frühen Phase VP-intern lizensiert.
Ergebnisse
199
Die direkten Objekte werden im Spanischen meist postverbal verwendet, was der Normalfall für eine SVO-Sprache ist. Im Baskischen werden auch viele direkte Objekte postverbal benutzt, was für eine SOV-Sprache verwunderlich ist.
Diskussion der Ergebnisse
201
4. DISKUSSION DER ERGEBNISSE Nach der detaillierten Darstellung der Ergebnisse im Baskischen und im Spanischen werde ich sie nun im Hinblick auf die in Kapitel 2 formulierten Hypothesen diskutieren. Ich werde in der Diskussion auf die Ontogenese des Kasus fokussieren, so daß zunächst die Phase, in der es vermutlich keinen Kasus gibt, diskutiert wird, um dann anschließend die Phase zu behandeln, in der angenommen wird, daß Kasus eine Rolle spielt. Es wird zunächst angenommen, daß die kindliche Grammatik mit drei verschiedenen Phasen, einer prä-IP, einer IP-, und CP-Phase erklärt werden kann (vgl. auch Müller (1993)). Welche Struktur diese prä-IP Phase hat, wird unten diskutiert. Bevor ich mit der Diskussion der Daten beginne, möchte ich auf die Kinder eingehen. Aus der Darstellung der Daten ist klar geworden, daß Mikel deutlich mehr spricht als Peru. Ferner entspricht das Sprachmaterial von Mikel eher den theoretischen Erwartungen. Das heißt, daß Peru in einer frühen Phase einerseits zeitgleich Einwortäußerungen sowie Zweiwortäußerungen mit Strukturen mit Negation und Personalpronomina verwendet, was auf IP oder C P hindeuten könnte. Andererseits produziert er bis 2,09 sehr wenig, aber kontextadäquate Äußerungen, so daß bei der Festlegung des Erwerbszeitpunkts von I oder C mit großer Vorsicht umgegangen werden muß. Trotz dieser Tatsache möchte ich den Erwerb von I und C sehr früh ansetzen, da Peru Inversionsstrukturen aufweist, die ohne die Kategorie C nicht zu erklären wären.
4.1. Die prä-INFL-Phase im Baskischen und im Spanischen Die prä-IP-Phase ist bei beiden Kindern dadurch gekennzeichnet, daß sie verhältnismäßig wenig sprechen und es kaum Zweiwortäußerungen gibt (Tabelle 96). Ein weiteres Merkmal dieser Phase ist, daß die Kinder nur wenige Verben und ausschließlich Einwort-NPn verwenden. Strukturen N, D, D +Adv, Adv+ Kopula +NP, D + V(Partizip), V-fin + Q' Q +V_fini Mod+Aux+D Spanisch 1; 11 N, D, P (tú), Adv + P Peru Baskisch 2;04 A, N, E(igenname), D+E, Kopula?, Adv+N, Adv+A, N+V?, V+N, D+V, P+N+V, Spanisch 2;00 A,N, D, N +Adv, P + Adv, D+Adv, Q+N, D+N, V+P+Neg?, Kopula? Tabelle 96 Die Strukturen in der prä-INFL-Phase im Baskischen und im Spanischen bei Mikel und Peru. Mikel
Bis Alter Baskisch 1; 11
Bezüglich der formalen Eigenschaften der verwendeten NPn fällt in beiden Sprachen auf, daß sowohl Demonstrativa als auch N o m i n a seit dem Beginn der Untersuchung verwendet werden. Die Nomina im Spanischen erscheinen meist ohne Determinans (vgl. u.a. Stenzel (1994), Parodi (1990), Penner & Weissenborn (1996), Hernández Pina (1984)), obwohl man einige wenige Beispiele mit Determinans finden kann. In den ersten Aufnahmen steigt die Zahl der NPn mit
202
Der Erwerb des Kasus bei bilingualen Kindern
Determinans stetig an. Die Frage, ob und ab wann im Baskischen der definite Artikel ^a produktiv verwendet wird, läßt sich nicht leicht beantworten. Seit dem Beginn der Untersuchung verwenden beide Kinder Äußerungen wie etxea 'das Haus', die als [Nomen + Suffix] zu analysieren sind und in der Erwachsenensprache den Status einer N P 1 6 0 haben. Es treten in dieser frühen Phase keine N o m i n a ohne dieses Suffix auf. Erst zu einem späteren Zeitpunkt erscheinen Nomina ohne den Artikelsuffix. Die Entscheidung wird auch erheblich dadurch erschwert, daß der indefinite Artikel 1 6 1 , der keinen Suffixstatus hat, in der gesprochenen Sprache extrem selten auftaucht. Diese Strukturen, die formal wie eine N P aussehen, sind m. E. in dieser ersten Phase des Spracherwerbs noch keine maximalen Projektionen. Dies wird dadurch deutlich, daß die Kinder erst zu einem späteren Zeitpunkt diese N o m i n a in Kontexten, in denen Flexion ausgeschlossen ist, flektiert benutzen. Offenbar lernen die Kinder in einem späteren Entwicklungsstadium, daß za im Baskischen ein Flexionsmerkmal ist. Dies ist nicht unplausibel, da es im Baskischen Nomina gibt, die auf -a sarda 'Gabel/die Gabel', enden, so daß es keine leichte Aufgabe ist zu entscheiden, ob -a zum Nomen gehört oder ein Artikel ist. Seit der ersten A u f n a h m e (vgl. Stenzel (1994)), der in den ersten Aufnahmen keine Pronomina findet) werden Demonstrativ- und Indefinitpronomina verwendet (este 'dieser', otro 'ein anderer'). Genauso wie im Spanischen liegen die Demonstrativp r o n o m i n a h a u 'dieser' b e s t e a und 'der andere' im Baskischen seit der ersten A u f n a h m e vor. Es lassen sich ebenfalls einige wenige Personalpronomina im Spanischen beobachten. Diese werden jedoch nicht mit Verben verwendet. Bezüglich der Komplexität der verwendeten NPn gilt für beide Sprachen, daß die Kinder keine Strukturen verwenden, die auf eine Kopf-Komplement-Relation in der NP schließen lassen. Das heißt, daß die Kinder keine NPn verwenden, in denen ein Adjektiv ein Nomen modifiziert. Wenn Adjektive auftreten, werden sie prädikativ und nicht attributiv intendiert. Ebenfalls trifft für beide Sprachen zu, daß die Kategorie Artikel fehlt. Diese Befunde rechtfertigen die Annahme, daß es sich bei diesen ersten Äußerungen nicht um NPn handelt. Es handelt sich um lexikalische Einheiten der Kategorie N. Problematisch ist auf den ersten Blick, daß die Demonstrativa und Personalpronomina sehr früh verwendet werden, denn sie sind aus theoretischer Sicht (Muysken (1982)) inhärent maximal. W e n n man im Spracherwerb keine eindeutigen Anzeichen dafür findet, daß die Spezifikator- bzw. die Komplementposition bei den lexikalischen NPn gefüllt ist, kann auch nicht angenommen werden, daß diese Positionen bei einigen Wortarten zwar vorhanden sind, jedoch leer bleiben, was auf den Status einer maximalen Projektion hindeuten würde. Angesichts der Beobachtung, daß in beiden Sprachen sowohl der Artikel als auch die attributiven Adjektive fehlen, gehe ich davon aus, daß diese Pronomina
Diese "flektierten" Nomina sind wahrscheinlich in der Erwachsenensprache frequenter als die nicht flektierten Entsprechungen. Vgl. Laka (1993), die für den Artikelsuffix im Baskischen sowohl eine definite als auch eine generische und eine indefinite Lesart annimmt.
Diskussion der Ergebnisse
203
keine DP, sondern eine lexikalische Projektion darstellen. Dies wird auch dadurch plausibel, daß keine Kasusmorphologie beobachtet wird. In bezug auf die Verben stellt man fest, daß diese insbesondere im Spanischen von beiden Kindern äußerst selten verwendet werden. Viele dieser Verben sind Verben der Kindersprache (106c-d), die ansonsten auch unflektiert verwendet werden. Interessant hierbei ist, daß bei diesen nicht finiten Verwendungen unergative und transitive Verben im Spiel sind, wie auch in der Studie von Hernández Pina (1984). Man muß jedoch einschränkend hierzu sagen, daß einige formal flektierte Kopula wie es, da 'ist' in beiden Sprachen sowie das Verb c a e r s e 'fallen' in der dritten Person se cae ' es fällt' oder hav 'es gibt' im Spanischen auftauchen. Diese Formen sind nach Ezeizabarrena (1996) in dieser frühen Phase für Tempus und Kongruenz noch nicht markiert. Im Gegensatz zu den Befunden anderer Studien für das Spanische (Hernández Pina (1984)) oder Englische (Radford (1988)) verwenden die Kinder 1 6 2 in dieser frühen Phase im Spanischen keine [-finit] Formen wie Infinitive, Partizipien oder Gerundien zusammen mit NPn. Das Beispiel (106a) ist kein sichererer Beleg. 1 6 3 106
a. ?A jugar (y)o no 'ich spielen nicht' (P 1;11,10) b. I t z i a r t a s t a s 'Itziar schlagen'(P 2;01,03) c. Guau guau lolos 'wauwau schlafen' (P 2;01,03)
Ähnlich wie im spanischen Korpus gehören einige Verben im Baskischen in dieser Phase den Verben der Kindersprache (107a-b) an, die auch ohne Flexion verwendet werden können. 107
a. Bapo hau'dies zu Ende' b. Tuta blabla'Ball blabla'
(M 1;07,14) (P 2;03,12)
Im Gegensatz zum Spanischen verwenden beide Kinder einige wenige [-finit] Verben mit Argumenten, die keine Imperativlesart haben (108a,b,c). 108
a. Hau j a u s i ' d i e s f a l l e n ' ( M 1;09,22) b. Apurtu gurpila 'Rad kaputt' (P 2;02,14) c. Zapatilla kendu 'Schuh ausziehen/ausgezogen' (M 1;09,22)
Ausgenommen ein unklares Beispiel (106 a) bei Peru. Interessanterweise verwenden beide Kinder nach dem Erwerb von INFL [-finit] im Spanischen Verben mit Argumenten. Es sind nicht sehr viele Beispiele (Mikel 29 und Peru 24), sie sind jedoch alle kontextadäquat. Meistens handelt es sich um eine Antwort auf eine Frage oder einen elliptischen Satz. Es handelt sich aber immer um V e r w e n d u n g e n , die im Standardspanisch auch m ö g l i c h sind (15 a-c). D i e s e Verwendungen werden für das Baskische außer acht gelassen.
204
Der Erwerb des Kasus bei bilingualen Kindern
Bei allen Argumenten handelt es sich um eine Thema-Lesart. Dies ist daran zu e r k e n n e n , d a ß einerseits alle A r g u m e n t e [-belebt] sind, und a n d e r e r s e i t s ausschließlich unakkusative und transitive Verben verwendet werden. Es gibt eine einzige Ausnahme bei Peru (109), die mit einem Verb der Kindersprache verwendet wird. Hier könnte man ni 'ich' als Agens 1 6 4 interpretieren. 109
Ni auto punba 'ich Auto fallen/schmeißen'
Die Zweiwortäußerungen ohne Verb haben die Struktur P r o n o m e n + AdverbAdverb + Pronomen oder Demonstrativ + Nomen. Bei diesen Strukturen könnte man die V e r m u t u n g aufstellen, daß es sich um Kopulativsätze o h n e Kopula handelt, zumal sich bei Peru seit dem Beginn der Untersuchung einige wenige Äußerungen beobachten lassen, die eine Kopula zu haben scheinen. Mikel hat keine solche D e m o n s t r a t i v + N P - S t r u k t u r e n in diesen ersten A u f n a h m e n . Erstaunlich bei beiden Kindern ist die Tatsache, daß ihre Sprache bereits in diesen frühen Aufnahmen Konstituentennegation sowie Satznegation aufweist. Vereinzelt werden Subjekt- und Objektpronomina als Einwortäußerung zielsprachlich richtig verwendet. Oblique Subjekte mit infiniten Verben werden im Gegensatz zu Radford ( 1 9 8 8 ) nicht v e r z e i c h n e t . S u b j e k t p r o n o m i n a e r s c h e i n e n in F o r m von Einwortäußerung nach einer Frage. W e n n man die B e f u n d e dieser ersten Phase rekapituliert, fällt auf, daß beide Sprachen bezüglich der Struktur der NPn viele Gemeinsamkeiten teilen. Die ersten A r g u m e n t e sind lexikalische Elemente der Klasse von N oder P und werden morphologisch für Kasus nicht markiert. Schon in dieser frühen Phase kann man Unterschiede in beiden Sprachen finden: Formal nicht finite Verben sind im Baskischen oft vertreten, im Spanischen fehlen sie gänzlich. Es ist nicht völlig von der Hand zu weisen, daß Letzteres darauf zurückzuführen ist, daß das Baskische nicht-finite Verben in Imperativkonstruktionen und speziellen Kontexten erlaubt, während diese M ö g l i c h k e i t im S p a n i s c h e n ausschließlich bei Ellipsen im Zusammenhang mit Infinitiven und Gerundien erlaubt ist. Abb. 22 RP
/ \
Spec
/ R
R' \ XP
Die Hypothese von Felix (1984), daß es eine anfängliche Phase im Spracherwerb gibt, in der nur semantische Relationen (s. Abb. 22) ausgedrückt werden oder die nach pragmatischen Kriterien organisiert ist (Meisel 1990), scheint in dieser Studie
Ein baskisch m o n o l i n g u a l e s Kind untersucht von Barreña (1994), v e r w e n d e t mit dem Ergativ markierte NPn z u s a m m e n mit nicht finiten Verben.
Diskussion der Ergebnisse
205
bestätigt zu sein. Es gibt eindeutige Hinweise, daß X-Bar noch fehlt. Die nominalen Kategorien haben noch keinen NP-Status und die Adverbiale scheinen die Kopfposition einer Projektion zu besetzen, was nicht X-Bar-konform ist. Ferner scheinen die Äußerungen mit nicht finitem Verb im Baskischen noch keine Spezifikator-Kopf-Komplement-Relationen auszudrücken. Vielmehr ließen sich diese Äußerungen in Form von Verb-Nomen/Demonstrativ als Verb-ThemaRelationen erklären. Ein Indiz dafür ist, daß das Thema sowohl vor als auch nach dem Verb erscheint. Ebenfalls eine semantische Relation stellen die Zweiwortäußerungen in Form von Demonstrativ + Nomen dar.
4.2. Die Phase nach INFL im Baskischen und im Spanischen In einer zweiten Phase gibt es in beiden Sprachen klare Hinweise dafür, daß X-Bar implementiert worden ist. Die NPn werden komplexer, da sie sowohl Artikel als auch Adjektive enthalten. Demonstrativa und Personalpronomina können nun als maximale Projektionen von D und nicht als lexikalische Elemente der Kategorie D gelten. Ferner werden die Verben flektiert, was eindeutig auf eine SpezifikatorKopf-Relation hindeutet, die unter dem Terminus IP subsumiert wird. Die Implementierung der Kategorie I in die kindliche Grammatik führt außerdem noch dazu, daß die Subjekt-NPn für Kasus markiert werden. Dieser Befund steht im Einklang mit den Ergebnissen vieler anderen Studien für andere Sprachen (Meisel (1986), Vainnika (1993), Pierce (1992), Parodi (1990), Clahsen (1984), Tracy (1986)). IP M
?S una i(kV, v s t r v^o, o v t r ,vtrso
CP?
SV,,, OVS, OS, S V t A dVSpSy, SdV psy
T O P ?
SOV, O a V t r , D d V t A DdV & OS, DdVtr, DdV psy S, V tt OD c v ^unakk T
P
Akkusativklitika, Personalpronomina im Satz und pro. SV tr O?, SVy. v s t r ,
Dativklitika
OV
O V ^ S , ?DdVpsy, dVpsyD,
t r
V^OS, V^SO, OSV^, S
J
PSV
V V v y '
PSV
s
DdVtrO, DdVtr, DdVpsyS, DdvtrD, D d V p S y S ,
OaVtr,
OSaVu-, S V u n a k k
Akkusativklitika Personalpronomina isoliert und im Satz Dativklitika sowie pro. Tabelle 97 Neue Strukturen in der IP- und CP-Phase bei P(eru )und M(ikel) im Spanischen. S(ubjekt), direktes O(bjekt), D(ativobjekt), tr(ansitiv), unakk(usativ), unerg(ativ), psy(chologisch).
206
IP M VO, OV, O V S
Der Erwerb des Kasus bei bilingualen Kindern
CP SVO, SOV, v o s , o s v
P
StrV, V t r S , S u n a k k V , V u n a k k S , S V O , o s v , V O S , S D V O , VSAO O V S , SOV Tabelle 98 Neue Strukturen in der IP- und CP-Phase bei Peru und Mikel im Baskischen. S(ubjekt), direktes O(bjekt), D(ativobjekt), tr(ansitiv), unakk(usativ), unerg(ativ), psy(chologisch). Es wird oft beobachtet, daß die Kategorie C zeitlich versetzt nach I in die kindliche Grammatik implementiert wird (Müller (1993) für das Deutsche und Französische und Barreña (1994) für das Baskische). C gilt nach Müller (1993) als erworben, wenn wh-Fragesätze, Inversionsstrukturen und Relativsätze erscheinen. Barreña (1994), der die Kategorie Comp bei beiden Kindern im Baskischen untersucht hat, setzt den Zeitpunkt ihres Erwerbs auch nach dem Erwerb von I bei Mikel mit 2;3 und bei Peru mit 2;8 fest. Comp wird jeweils ca. vier Monate nach dem Erwerb von Infi erworben. Einige Wortstellungsregularitäten machen jedoch die Annahme plausibel, daß I und Comp im Baskischen gleichzeitig erworben werden (s. Tabellen 97-98). Tabellen (4 m, 4 p) zeigen, daß OVS-Strukturen ab 2;00 von Mikel und ab 2;5 von Peru verwendet werden. SVO ist ebenfalls sehr früh dokumentiert ( M 2;03,11 und P 2;07,30). Obwohl VS-Strukturen im Baskischen sehr markiert sind, verwendet Peru sie ab 2;03 und Mikel ab 2;08 mit den transitiven Verben. Mit den unakkusativen Verben treten sie jeweils mit 2;05 bei beiden Kindern auf. Weder die OVS- noch die VS-Strukturen können ohne CP befriedigend erklärt werden, denn bei der Annahme einer IP kann man die Position von V nicht erklären, die zwangsweise in C sein muß. Für das Baskische scheinen bei beiden Kindern I und C gleichzeitig erworben zu sein.
207
Diskussion der Ergebnisse
IP Baskisch Mikel Peru169 Tabelle 9 9
CP Spanisch
Baskisch
Spanisch
1 ; 11165
1;11166
2;3167
2;03168
2;04170
2;00/2;04?171
2;08
2;05
E r w e r b v o n I P und C P i m B a s k i s c h e n u n d S p a n i s c h e n b e i M i k e l und
Peru. In B e z u g a u f d a s S p a n i s c h e d e u t e t M a h l a u ( 1 9 9 4 ) a n , d a ß C O M P m i t 2 ; 3 a l s e r w o r b e n gilt. S c h o n v o r d i e s e m A l t e r k a n n M i k e l w h - F r a g e n s t e l l e n , s o g a r s o l c h e mit S u b j e k t - I n v e r s i o n . M i k e l verwendet w e i l - S ä t z e mit 2 ; 0 0 , 2 3 und w h - F r a g e n mit Inversion mit 2 ; 0 2 , 1 4 (vgl. auch M a h l a u ( 1 9 9 4 ) ) . A u c h E x k l a m a t i v s ä t z e sind vorhanden. D i e s e F a k t e n deuten darauf hin, daß C O M P vor 2 ; 0 3 e r w o r b e n sein m u ß . K e i n e S t u d i e hat s i c h m i t d e m E r w e r b v o n C i m S p a n i s c h e n b e i P e r u b e f a ß t , so daß ich nach den von M ü l l e r ( 1 9 9 3 ) erarbeiteten Kriterien den E r w e r b von C f e s t s e t z e n w e r d e . P e r u v e r w e n d e t E x k l a m a t i v s ä t z e und e i n f a c h e w h - F r a g e n m i t d e m w h - W o r t d ó n d e 'wo' und auch s o l c h e , d i e I n v e r s i o n a u f w e i s e n , a b 2 ; 0 5 . V o r d i e s e m Alter fehlen solche Konstruktionen, ausgenommen eine Imitation mit 2 ; 0 2 , 2 6 . D i e s e Strukturen deuten darauf hin, daß C O M P erworben sein muß. F e r n e r findet m a n O V - und V ^ S - S t r u k t u r e n b e i P e r u a b 2 ; 5 ( V S b e i t r a n s i t i v e n V e r b e n m i t 2 ; 3 ) , die auch darauf hindeuten, daß C o m p erworben sein muß.
Ezeizabarrena ( 1 9 9 6 ) setzt das Alter für den Erwerb von I auf 1; 11. ' 6 6 Ezeizabarrena ( 1 9 9 6 : 1 8 2 ff.) hat das Alter des Erwerbs von I N F L bei M i k e l auf 1; 11 festgelegt. Man beachte hierbei, daß flektierte Verben für verschiedene Personen vor diesem Alter bei Mikel bereits vorhanden sind. Erst ab 1; 11 werden verschiedene Verben mit der gleichen Personalmarkierung gebraucht. ' 6 7 Barreña ( 1 9 9 4 ) hat den Erwerb von C im Baskischen bei Peru und Mikel untersucht und dessen Erwerb jeweils auf 2 ; 0 8 und 2 ; 0 3 festgelegt 1 6 8 Mahlau ( 1 9 9 3 ) deutet an, daß die C P von M i k e l im S p a n i s c h e n bei 2 ; 0 2 ; 14 erworben sein könnte.
' 6 9 Es gibt keine Studien, die sich mit dem Erwerb von I N F L und C O M P bei Peru im Spanischen befaßen. Daher habe ich das Alter für den Erwerb dieser beiden Kategorien nach den üblichen Kriterien festgelegt. ' 7 0 Larrañaga ( 1 9 9 2 ) und Barreña ( 1 9 9 4 ) setzen das Alter für den Erwerb von I bei Peru auf 2 ; 0 4 . '7' Eine Studie, die Ezeizabarrena ( 1 9 9 6 ) durchgeführte, setzt das Alter des Erwerbs von I bei Mikel im Spanischen spätestens mit 1; 11. Ezeizabarrena hat das Kriterium der kontrastiven Benutzung zweier V e r b f o r m e n oder eines P e r s o n m o r p h e m s bei zwei Verben als Kriterium zugrunde gelegt. Legt man dieses Kriterium bei Peru zugrunde, kann man daraus schließen, daß I mit 2 ; 0 0 erworben ist, da er die erste Person mit zwei verschiedenen Verben gebrauchen kann. Zwischen 2 ; 0 0 und 2 ; 0 5 beobachtet man nur eine Handvoll Beispiele von realisierten Subjekten und Objekten und finiten Verben. Peru verwendet j e w e i l s ein Beispiel von S V und V S bei transitiven Verben, ein Beispiel von S V bei unergativen Verben und ein unklares Beispiel von O V . Elosegi ( 1 9 9 6 ) deutet an, daß I N F L bei Peru um ca. 2 ; 0 4 erworben wird.
208
Der Erwerb des Kasus bei bilingualen Kindern
Wenn man die Daten von Mikel im Spanischen betrachtet, fällt auf, daß der Erwerb von IP und CP nur einen Monat auseinander liegt, so daß es wenig Sinn macht, zwei verschiedene Zeitpunkte für den Erwerb von I und C anzusetzen. Das ist bei Peru anders. Eine Zeitspanne von fünf Monaten liegt zwischen dem Erwerb von I und C im Spanischen. Es kann jedoch nicht gänzlich ausgeschlossen werden, daß der Faktor Zufall eine Rolle spielt, denn Peru hat deutlich weniger Sprachmaterial als Mikel, insbesondere zwischen 2;0 und 2;9. Es kann daher nicht ausgeschlossen werden, daß die wenigen realisierten Verben mit Argumenten auswendig gelernte Formeln sind, zumal keine Äußerungen vorliegen, die man kontrastieren könnte. Die Tatsache, daß es eine VS-Struktur in einer Phase, in der nur IP angenommen wird, gibt, kann nur so interpretiert werden, daß C bereits erworben ist. In dieser Struktur befindet sich V in C und S in Spec-IP. Mit der IP können solche VSStrukturen nicht erklärt werden. Angesichts der besprochenen Datenlage bei Peru möchte ich den Erwerb von I und C zeitgleich auf 2;00 ansetzen. Zusammenfassend nehme ich an, daß Mikel mit 1; 11 in beiden Sprachen und Peru mit 2;00 im Spanischen und mit 2;04 im Baskischen sowohl I als auch C erworben haben. Die Kinder verwenden ab diesem Alter eine CP, die in beiden Sprachen linksköpfig ist. Dies bedeutet, daß sich ab 1; 11 bei Mikel und ab 2;04 bei Peru alle Wortstellungen mit den Kategorien I und C erklären lassen. Im Kapitel 2.4 habe ich dafür argumentiert, daß Kasus direktional zugewiesen wird. Akkusativ wird im Spanischen nach rechts zugewiesen. Die Tatsache, daß man im Spanischen bei beiden Kindern in einer frühen Phase OV-Strukturen findet, bedeutet nicht, daß der Kopfparameter nicht gesetzt worden ist und demzufolge die Wortstellung frei ist. Dafür spricht die Tatsache, daß diese OV-Strukturen, in der frühen Phase genauso wie in einer späteren, deutlich in der Minderheit stehen. OV-Strukturen sind im ganzen Untersuchungszeitraum für Hervorhebungszwecke verwendet worden. Im Spanischen können die vielen SVO und S(a/d)V leicht erklärt werden, wenn angenommen wird, daß Subjekte transitiver Verben in Spec-VP (Kuroda 1988) generiert und mit einer A-Bewegung nach Spec-IP angehoben werden, um dem Kasusfilter zu genügen. Die Objekte in VO-Position erhalten den Akkusativ in situ von V. Auch die Klitika werden entsprechend in V-Komplement kasusmarkiert und dann nach I angehoben (Haverkort (1993)). Bei den VS und VSO-Strukturen muß zusätzlich zu dieser von der Kasustheorie erzwungenen Bewegung eine andere Bewegung angenommen werden, nämlich eine Bewegung des Verbs (Torrego (1984)) nach C. Die OV bzw. OVS-Strukturen sind Topikalisierungen im Sinne von Rivero (1980). Das Objekt wird nach Spec-CP bewegt und V nach C in OVS (Torrego 1984). Kasus wird jeweils in Spec-IP und VP-Komplement zugewiesen. Auffällig ist, daß beide Strukturen in einer frühen Phase bei beiden Kindern (Mikel (OV 1;11,03, OVS 2;03,02), Peru (OVS 2;05,27, OV 2;9,01) vorhanden sind. Peru hat im Allgemeinen sehr wenige OV-Strukturen, die Regel der Topikalisierung ist jedoch spätestens mit 2;05 vorhanden. Auch OSV (Mikel 3;00,20, Peru 4;00,02) kann man als Topikalisierung auffassen. Der einzige Unterschied ist, daß weder
Diskussion der Ergebnisse
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Verb noch Subjekt bewegt worden sind. In all diesen Fällen hat die vorangestellte Objekt-NP eine kontrastive Lesart. Die restlichen Strukturen V O S (Mikel 2;11,18, Peru 3;11,02) und SOV (Mikel 3;03,15) sind sehr selten vertreten und tauchen sehr spät zum ersten Mal auf. Interessant ist, daß solche Strukturen bei beiden Kindern um 3;0 verwendet werden. Bei der Markiertheit dieser Strukturen kann jedoch nicht gänzlich ausgeschlossen werden, daß die Kinder sie früher gebrauchen, sie jedoch in den Aufnahmen niemals vorgekommen sind. Ungelöst bleibt, warum V O S im Spanischen grammatikalisch ist, da eine Bewegung von Spec-IP in eine tieferliegende Adjunktposition aus der Verletzung von E C P ausgeschlossen sein müßte. Bei beiden Kindern ist es so, daß im Alter von ca. 3 Jahren Strukturen auftreten, die vorher noch nicht vorhanden waren. Dies ist bei S O V der Fall. A u c h vorangestellte Präpositionalphrasen werden ab diesem Alter verwendet. Ferner b e g i n n e n beide K i n d e r , p r ä v e r b a l e S u b j e k t e in F o r m von N P mit den u n a k k u s a t i v e n Verben zu v e r w e n d e n . Clitic-doubling mit vorangestelltem verdoppelten NPn ist auch neu. Es fragt sich, ob diese auf den ersten Blick unabhängigen P h ä n o m e n e doch noch in Verbindung gebracht werden können. Wenn man bei SOV annimmt, daß das präverbale Objekt mittels Topikalisierung nach Spec-CP angehoben wurde, stellt sich die Frage, wohin S bewegt wird. Es scheint plausibel anzunehmen, daß S bei SOV nach T O P bewegt wird. Bei dieser Bewegung wird das E C P nicht verletzt, weil die zurückgelassene Spur in Spec-IP antezedesregiert ist. Bezüglich der Strukturen mit clitic-doubling fällt nicht nur auf, daß sie alle um 3;0 herum erscheinen. Bei den Akkusativen sind OV-Strukturen (Mikel 1; 11,03 und Peru 2;05,27) ohne Verdoppelung sehr früh beobachtet worden. Die Akkusativstrukturen mit vorangestelltem clitic-doubling sind rar und erscheinen viel später (M 3;00,20, Peru 3;06,17). Bei den Verben, die für ein Dativobjekt subkategorisiert sind, erscheinen bei Mikel Belege für Dativklitika deutlich früher (2;00,23, ab 2;04,19 regelmäßig) als Strukturen mit clitic-doubling (2;06,11 erstes Beispiel, ab 2; 11,10 r e g e l m ä ß i g ) . K l i t i k v e r d o p p e l u n g im Akkusativ ist bei Peru erst mit 2;09,22 dokumentiert, wird jedoch ab 3;04,26 mit einer gewissen Regelhaftigkeit verwendet. Demgegenüber sind vorangestellte, nicht verdoppelte Objekte schon ab 2;05,12 dokumentiert. Peru hat sehr wenige Belege für Dativklitika und Dative, so daß das erste Beispiel (2;07,14) mit Klitikon auch Verdoppelung zeigt. Beispiele mit clitic-doubling sind jedoch bis 3;07,11 mit einer einzigen A u s n a h m e mit 3;01,03 nicht vorhanden. Sowohl die clitic-doublingStrukturen mit Dativ als auch die mit Akkusativ sind in der Kindersprache prosodisch (vgl. Reis & Rosengren (1988), Rivero (1980), Silva Corvalän (1983) für die Standardsprache) mit einer pitch-Anhebung markiert. Bei den Dativen kommt hinzu, daß viele der vorangestellten Dative eine experiencer-Thetarolle haben (vgl. Beletti & Rizzi (1988)). Die meisten vorangestellten Dativ-PPn stellen Objektpronomina der ersten Person dar. Kurz: All diese Merkmale sind typisch für topics. Angesichts dieser Tatsache werden diese vorangestellten O b j e k t e mit Verdoppelung als in T O P generierte Elemente betrachtet. Außerdem habe ich gezeigt, daß Mikel in einem Fall die Dativ-PP durch ein Personalpronomen im Nominativ ersetzt, was ein weiteres Indiz für Topikalität ist. Ferner machen beide
Der Erwerb des Kasus bei bilingualen Kindern
210
Kinder Kongruenzfehler mit diesen Verben. Die Dativ-PP kongruiert im Numerus mit dem Verb. Beispiel (110) ist in Zusammenhang mit der Top-Analyse besonders interessant. 110
A las mariposas a todo- no le gusta (P 3; 11,02) 'Den Schmetterlingen, allen gefällt es nicht'
Nimmt man mit Bellett & Rizzi (1988) an, daß die Dativ-PP aus Quantifizierer + NP besteht und sich in VP generiert, dann ist es technisch nicht möglich, Folgendes zu erklären: 1. Warum wird die Dativ-PP aufgespalten in der Bewegung nach vorn? 2. Warum wird die Präposition verdoppelt? 3. Wenn tatsächlich eine Bewegung stattgefunden hat, welches Prinzip verhindert, daß die umgekehrte Reihenfolge a todas, a las mariposas 'allen, den Schmetterlingen' erzeugt wird? Mit Riveros (1980) Ansatz kann das Beispiel problemlos erklärt werden. A las m a r i p o s a s 'den Schmetterlingen' wird in situ generiert. A todo (= a todas) quantifiziert die Spur des Klitikons in der D-Struktur und wird dann nach Spec-CP angehoben. Bei dieser Analyse treten keine der aufgezeigten Probleme auf. Mit Bezug auf die präverbalen Subjekte unakkusativer Verben habe ich gezeigt, daß auch sie um 3;0 herum auftreten. Betrachtet man ein Beispiel mit prä- und postverbalem Subjekt bei einem unakkusativen Verb, stellt man fest, daß sie pragmatisch unterschiedlich prominent sind. 111
a. El coche se ha caído b. Se ha caído el coche
'Das Auto ist gefallen' 'Es ist das Auto gefallen'
In (111 b) kann man das Subjekt als rhematisch, in (111 a) als thematisch ansehen. Das Subjekt in (111 a) kann, muß aber nicht unbedingt eine kontrastive Lesart haben. Wenn man nach Bittner & Haie (1996) annimmt, daß die postverbalen Subjekte durch Rektion Nominativ erhalten können, dann können die präverbalen Entsprechungen nicht in Spec-IP sein. Um eine Verletzung des Kasusfilters zu vermeiden, muß davon ausgegangen werden, daß diese Subjekte in einer höheren Position sind. Ich habe in Kapitel 2 dafür argumentiert, daß sie in CP sind, wenn sie eine kontrastive Betonung haben. Fehlt ihnen die kontrastive Betonung, dann müssen diese Subjekte in Top bewegt werden, damit sie als Topic interpretiert werden. Die Tatsache, daß Subjekte unakkusativer Verben erst um 3;00 herum in der präverbalen Position erscheinen, ist ein deutliches Zeichen dafür, daß sie sich in Top befinden, da auch andere Strukturen mit vorangestellten Objekten um dieses Alter herum auftreten. Dativ-PPs mit postverbalen verdoppelten NP sind nicht sehr zahlreich (es gibt nur ein Beispiel bei Peru und zwei bei Mikel). Postverbales clitic-doubling bei
Diskussion der Ergebnisse
211
Akkusativobjekten (ausgenommen die Strukturen mit floating quantifiers) ist jedoch zahlreicher (Mikel 4, Peru 9). In der Analyse habe ich gezeigt, daß bei vielen dieser Beispiele entweder eine Pause oder eine markierte Intonation vorliegt, was darauf hindeutet, daß diese verdoppelten NPn als Nachtrag zu verstehen sind. Bezüglich der baskischen Daten können die OV- sowie die SOV-Äußerungen als in situ stehende Strukturen gelten. Man muß jedoch betonen, daß auch solche Strukturen in einigen Fällen mit der Kategorie C erklärt werden müssen. Da das Baskische dreifaches pro-drop hat, werden realisierte Argumente nur zum Zwecke der Hervorhebung verwendet, so daß eine OV bzw. SOV-Äußerung nicht unbedingt als basisgeneriert gelten muß. Bei OVS liegt eine Fokussierung von O vor. O ist in Spec-CP und V in C und S in Spec-IP. Ähnliches gilt für SVO, wobei S das fokussierte Element ist und V in C steht. Interessant ist, daß die SVO-Strukturen im Baskischen häufiger verwendet werden als die SOV. Auf der einen Seite ist das ein überraschendes Ergebnis, weil man nach de Rijk (1969) davon ausgeht, daß das Baskische eine SOV-Sprache ist. Andererseits verdeutlichen diese vielen SVO, daß das Baskische eine pro-dropSprache ist. Die Argumente werden nur dann realisiert, wenn auf sie aufmerksam gemacht werden soll. Bei den wenigen OSV, die sehr spät auftreten (3;10,10 bei Peru und 2; 10,04 bei Mikel), scheint nicht unplausibel anzunehmen, daß O sich in einer Top-Position befindet, während S in der präverbalen Fokusposition steht. Die Hypothese, daß es im Baskischen eine TOP-Position gibt, ist in dieser Arbeit nicht behandelt worden. Diese OSV-Strukturen treten im Baskischen in einem Alter auf, in dem auch für das Spanische eine TOP-Phrase angenommen worden ist. Sollte sich diese Tendenz auch in anderen Studien für das Baskische bestätigen, muß die zukünftige Forschung auf dem Gebiet der Syntax klären, ob TOP für das Baskische angemessen ist. Die vielen VO-Strukturen lassen keine homogene Erklärung zu. In einigen Fällen ist das Verb fokussiert worden, wobei es in C steht. In anderen Fällen kommt VO dadurch zustande, daß performanzbedingte Faktoren eine Rolle spielen. Dies wird besonders deutlich bei den vielen Beispielen mit Pausen oder auffallenden Intonationsverläufen, die auf Verarbeitungsprobleme hinweisen. Trotzdem sind die VO-Strukturen Uberproportional häufig vertreten, so daß diese zwei Erklärungsansätze nicht ausreichen. Sehr plausibel erscheint mir die Annahme, daß große Teile der VO-Strukturen auf den Einfluß des Spanischen zurückzuführen sind. Es gibt keine leichte Erklärung für die VOS-Strukturen in einer SOV-Sprache wie dem Baskischen. Sie sollten theoretisch ebenso wie im Spanischen ausgeschlossen sein, was nicht der Fall ist. Angesichts dieser Tatsache bleiben sie vorerst unerklärt. Parallell zu der Entwicklung der Flexionsmorphologie am Verb liegen Indizien dafür vor, daß die NPn für Kasus markiert sind. Ferner lassen sich einige
212
Der Erwerb des Kasus bei bilingualen Kindern
Wortstellungsregularitäten feststellen, die im folgenden im Hinblick auf den Ergativitätsparameter diskutiert werden.
4.2.1. Die Festsetzung des Ergativitätsparameters im Baskischen und im Spanischen Daß I bzw. T in die Grammatik der Kinder implementiert wird, ist eine notwendige Bedingung dafür, daß der Ergativitätsparameter festgesetzt werden kann. Es kann jedoch sein, daß die Implementierung von I nicht zwangsweise zeitgleich mit der Festsetzung des Ergativitätsparameters erfolgt. Eine zeitliche Versetzung müßte in beiden Sprachen Folgen für die Morphologie und die Wortstellung haben. Der Ergativitätsparameter ist mit B e z u g auf die Fähigkeit von T, in die V P bei unakkusativen Verben zu regieren, definiert. In Kapitel 2.6. habe ich die Hypothese aufgestellt, daß die Kinder zunächst davon ausgehen, daß entweder T immer oder nie in V P regiert. Die Voraussage, daß die Kinder von der letzten A n n a h m e ausgehen, kann für beide Sprachen widerlegt werden. Einerseits können nach dem Erwerb von T keine Übergeneralisierungen des Ergativs im Baskischen beobachtet werden. Z u m anderen verwenden sie im Spanischen keine SV-Strukturen mit unakkusativen und transitiven Verben in dieser frühen Phase. Würden die Kinder von der Annahme ausgehen, daß T immer in VP regiert, dann müßte man im Spanischen bis zur Festsetzung des Ergativitätsparameters nur V ^ S i O ) bzw. V u n e r g und V u n a k k S finden, denn S u bzw. S u n a k k könnte VP-intern lizensiert werden. Bezüglich der morphologischen Form der NPn im Baskischen wären sowohl f ü r Subjekte unakkusativer als auch transitiver Verben mit dem Absolutiv markierte NPn zu erwarten. Obwohl in dieser ersten Phase nur wenige Daten zur Verfügung stehen, zeigen sich zwei verschiedene Tendenzen j e Kind. Mikel geht in beiden Sprachen von der Annahme aus, daß T immer in V P regiert. Er verwendet bis 2;01,20 keine präverbalen Subjekte unergativer oder transitiver Verben, wobei man ein VSO-Beispiel mit 2;00,23 findet. Ferner benutzt er nur postverbale Subjekte unakkusativer Verben bis 2;01,20. Erst nach diesem Alter v e r w e n d e t er S t r V und S u n e r g V . In b e z u g auf das B a s k i s c h e sind keine Übergeneralisierungen des Absolutivs in finiten Deklarativsätzen zu finden, weil es bis 2;01,06 keine Kontexte gibt. Übergeneralisierungen des Absolutivs sind in Kontexten ohne Verb bis 2;01,06 sehr zahlreich. Wenn man annimmt, daß I in der G r a m m a t i k des K i n d e s i m p l e m e n t i e r t ist, m ü s s e n auch s o l c h e K o n t e x t e entsprechend mit dem Ergativ markiert werden. Dies ist ein Indiz dafür, daß der Ergativitätsparameter noch nicht aktiv ist. Die Evidenz, die man für diese These hat, ist zwar s c h w a c h , sie deutet j e d o c h auf die T a t s a c h e hin, daß die I m p l e m e n t i e r u n g von I bei Mikel nicht z w a n g s w e i s e die F e s t s e t z u n g des Ergativitätsparameters impliziert. Die Datenlage ist bei Peru diesbezüglich nicht so eindeutig. Das größte Problem in beiden Sprachen ist der geringe Datenumfang bis 2;09. Das Alter zwischen 2;042;05 scheint in beiden Sprachen ein Wendepunkt zu sein. Bis 2;04 gibt es im Spanischen nur vereinzelt Subjekte. Es ist jedoch nicht so, daß es eine strikte Trennung zwischen Zugehörigkeit zu einer Verbklasse und Position des Subjekts
Diskussion der Ergebnisse
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gibt. Peru verwendet in finiten Sätzen sowohl ein präverbales Subjekt mit einem unergativen Verb (2;02,14) als auch ein postverbales Subjekt mit einem transitiven Verb (2;03,12). Zur gleichen Zeit verwendet er ein postverbales Subjekt mit unakkusativem Verb (2;03,25), aber auch präverbale Subjekte in Form von Demonstrativpronomina (2;02,26 und 2;03,25). Die Tatsache, daß eine VSStruktur mit einem transitiven Verb erscheint, interpretiere ich als Fokussierung des Verbs. V steht in diesem Fall in C und S in Spec-IP. Diese Struktur wäre dann als in Spec-VP stehende Struktur zu interpretieren, wenn diese in einer Phase erscheinen würde, in der keine SV-Strukturen mit transitiven oder unergativen Verben vorliegen, was nicht der Fall ist. Diese Fakten machen die Annahme plausibel, daß die Implementierung von I und die Festsetzung des Ergativitätsparameters im Spanischen gleichzeitig erfolgen. Mit Bezug auf das Baskische stellt man fest, daß INFL mit 2;04,15 als erworben gilt und bis zu diesem Alter keine Ergativkontexte in finiten Sätzen vorliegen. Es gibt jedoch viele Ergativkontexte ohne Verb, die null-markiert sind. Daß solche null-markierte Formen erscheinen, hat nichts mit der Festsetzung des Ergativitätsparameters zu tun, sondern läßt sich dadurch erklären, daß INFL noch nicht implementiert ist. Wenn die Konfiguration fehlt, in der ein Kasus zugewiesen wird, können auch bei Ellipsen keine kasusmarkierten NPn erwartet werden. Ab dem Erwerb von INFL sind bei Peru im Baskischen mit dem Ergativ markierte Subjekte von transitiven Verben vorhanden, was auch auf die Tatsache hinweist, daß der Ergativitätsparameter ab diesem Alter festgesetzt sein muß. Mit dem Ergativ markierte NPn in isolierten Kontexten liegen ebenfalls vor. Obwohl die geringe Menge an Daten bei beiden Kindern keinen Anlaß dazu gibt, die Hypothese des Ergativitätsparameters nachzuweisen, zeigen die Wortstellungsregularitäten im Spanischen und die morphologischen Fakten im Baskischen deutliche Tendenzen für die Existenz eines solchen Parameters, die in künftigen Studien überprüft bzw. widerlegt werden sollte.
4.2.2. Die geteilte Ergativität im Baskischen und im Spanischen In Kapitel 2.4. habe ich die Hypothese aufgestellt, daß sowohl im Baskischen als auch im Spanischen eine geteilte Ergativität vorliegt. Im Baskischen liegt eine solche geteilte Ergativität in der Standardvariante vor, jedoch nicht in der biskainischen Variante, die Mikel spricht. Bei Mikel beobachtet man bei der Entwicklung des Ergativs, daß dieser sich Schritt für Schritt entwickelt. Bei Peru dagegen ist nach dem Erreichen der 100%-Marke bei der Markierung des Ergativs ab 3;07 eine deutliche Abnahme der mit dem Ergativ markierten NPn zu verzeichnen. Diese Abnahme steht eindeutig im Zusammenhang mit der Benutzung des Verb a n 'im Begriff sein etwas zu tun', welches für die Bildung der Progressivformen verwendet wird. Ein vergleichbares Phänomen taucht in der Verbalphrase nicht auf, denn die Auxiliarselektion ist immer zielsprachlich. Eine mögliche Erklärung, warum der Erwerb des Verbs an ein Umstürz verursacht, wäre, daß das Kind das Kontrollverb an fälschlicherweise als restrukturierendes Verb analysiert hat. Dies ist nicht verwunderlich, denn a n fügt lediglich eine
Der Erwerb des Kasus bei bilingualen Kindern
214
aspektuelle Komponente in die Bedeutung des Verbs ein. Für Peru sind die Strukturen mit gri transitive Konstruktionen, bei denen das Subjekt in Spec-IP Nominativ erhält. Das Objekt wird in V-Komplement mit dem Akkusativ markiert. Der Erwerb von a n scheint Peru dazu geführt zu haben, seine morphologisch ergative Sprache als eine akkusative Sprache zu analysieren. Abb. 23i /
Abb 23ii
IP \ IP
/\
r \
Spec /
Spec VP / \
I
I'
/\
VP
Spec
V' / \
v
A
Angela [ PRO tesia irakurtzen] ari da
/V
Spec
/
I
V' \
NP
V
Angela tesia [irakurtzen ari da]
Ist dieser Befund mit dem Parametermodell kompatibel? Der starke Rückgang der Realisierungen des Ergativs könnte so interpretiert werden, daß eine Umbesetzung des Ergativitätsparameters stattgefunden hat. Für das Kind würde I nicht mehr in die VP regieren. Alle Subjekte erhalten den gleichen Kasus: den unmarkierten Nominativ. Offensichtlich werden jetzt alle Subjekte nach Spec-IP angehoben. Es ist interessant, daß die Relation Kopf-Spezifikator von I nicht mehr als Ergativ gilt, sondern als Nominativ. Es wäre genauso möglich gewesen, daß alle Subjekte mit dem Ergativ markiert würden, was nicht eingetreten ist. Es ist verwunderlich, daß ein Kind, welches wahrscheinlich ausreichende positive Evidenz aus dem Input über die morphologische Ergativität seiner Sprache erhält, sich für ein akkusatives Muster entscheidet, sobald es Gegenevidenz begegnet. Dies bewerte ich nicht etwa als Indiz für eine Parameterumsetzung, sondern als morphologisches Problem. Dem Kind ist klar, daß die Relation Kopf-Spezifikator von I nach wie vor den Ergativ darstellt. Die Tatsache, daß Peru an als restrukturierendes Verb analysiert, führt dazu, daß er nicht mehr weiß, welche morphologische Form der Relation Kopf-Spezifikator von I zugeordnet wird. Es ist erstaunlich, daß solche Phänomene in der Verbalmorphologie ausgeschlossen sind. Die Verbalmorphologie des Baskischen wird trotz der hohen Komplexität fast fehlerfrei (Larranaga (1992)) erworben. Dies zeigt, daß, obwohl die Ergativität in verschiedenen Bereichen der Grammatik des Baskischen vorliegt, sie unterschiedlich stark verankert ist. Die Nominalmorphologie scheint besonders anfällig zu sein für Störungen, die eine geteilte Ergativität verursachen kann.
Diskussion der Ergebnisse
215
Sollte die Hypothese richtig sein, daß das Spanische eine geteilte Ergativität in der NP besitzt, dann scheint dies keine nennenswerten Probleme beim Erwerb zu verursachen. Subjekte in Form von Personal- und Demonstrativpronomina werden sehr früh in der präverbalen Position verwendet. Die Subjekte in Form von lexikalischer NPn stehen ebenfalls sehr früh nach dem Verb bei den unakkusativen Verben. Daß die Personal- und Demonstrativpronomina vor dem Verb stehen, gilt für alle Subjekte ungeachtet der Zugehörigkeit zu einer Verbklasse. Die Tatsache, daß die Subjekte der unakkusativen Verben postverbal erscheinen, verweist darauf, daß diese genauso wie die Objekte in Relation zur VP angesehen werden müssen. Dies steht mit der nominalen Hierarchie von Dixon (1994) im Einklang. Dixon postuliert, daß lexikalische NPn eher dazu geeignet sind, als Objekte zu erscheinen. Die Subjekte der unakkusativen Verben sind zwar keine Objekte, aber sie sind Entitäten, die wie die Objekte in der VP stehen. Problematisch für die in dieser Arbeit vertretene Position ist die Tatsache, daß die Subjekte in Form von Personal- und Demonstrativpronomina deutlich früher in dieser präverbalen Position auftreten als die Subjekte in Form von DP. Bei den präverbalen Subjekten in Form von DP habe ich dafür argumentiert, daß diese nach TOP bewegt werden. Dieser Erklärungsansatz gilt für die Subjekte in Form von Personalpronomina jedoch nicht, denn sie erscheinen viel früher als die Kategorie Top. Eine andere Möglichkeit wäre, sie als topikalisierte Elemente in Spec-CP zu behandeln. Problematisch ist jedoch, daß nicht immer eine kontrastive Lesart im Spiel ist. Eine befriedigende Lösung für die Position, in der sich diese sehr frühen Demonstrativ- und Personalpronomina befinden, steht noch aus. Dies steht in Zusammenhang mit dem Problem der geteilten Ergativität (Dixon (1994)), die noch ein ungelöstes Problem in der PPT darstellt. Als sicher gilt, daß sich die Forschung in der Zukunft des Problems der geteilten Ergativität ernsthaft annehmen muß (vgl. auch Johns (1996)).
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Der Erwerb des Kasus bei bilingualen Kindern
4.2.3. Die Ontogenese der grammatischen Kasus im Baskischen und im Spanischen 4.2.3.1. Der Ergativ bzw. der Nominativ und Akkusativ In Kapitel 2 habe ich dahingehend argumentiert, daß Akkusativ von V und nicht von einer Agr-Kategorie zugewiesen wird. Dies impliziert, daß, wenn V erworben wird, auch Akkusativ als erworben gelten kann. In der Darstellung der Ergebnisse habe ich gezeigt, daß im Spanischen die mit a markierten NPn sehr spät auftreten. Für die Kategorie Kasus nicht-markierte Objekt-NPn werden von Mikel ab 1; 11 und von Peru ab 2;03,25 verwendet. Mikel beginnt mit 1; 11 und Peru mit 2;05,27 Akkusativklitika zu verwenden. Dies bedeutet, daß Akkusativ erworben ist. Akkusativ gilt als erworben, wenn die Kinder entweder Objekt-NPn oder Klitika mit finiten Verben gebrauchen. Dann kann man sagen, daß die Relation VerbKomplement verfügbar ist. Ähnliches gilt für das Baskische. Akkusativ wird morphologisch nicht markiert, so daß die Morphologie keine Hinweise auf den Erwerb dieses Kasus liefert. Akkusativ gilt bei Mikel mit 2;00 und bei Peru mit 2;05 als erworben, weil unmarkierte Akkusativobjekte ab diesem Alter vorliegen. Ergativ Nominativ Akkusativ Baskisch Spanisch Baskisch Spanisch Baskisch Spanisch Mikel 2;04 2;02 1; 11 2;00 1; 11 1;11 Peru 2;05 2;04 2;05 2;03 2;05 2;04 Tabelle 100 Alter des Erwerbs des Ergativs, Nominativs und Akkusativs bei Mikel und Peru im Baskischen und Spanischen. Studien, die den Erwerb von Kasus in Sprachen mit reicher Morphologie untersucht haben, setzen das Alter des Erwerbs des Akkusativs viel später fest. So haben Parodi (1990) und Eisenbeiß (1994) die Objektpronomina in ihren Studien über das Deutsche und Französische außer acht gelassen. Parodi stellt fest, daß bei den Deutsch erwerbenden Kindern keine Kasusfehler bei den Objektpronomina zu verzeichnen sind und folgert daraus, daß der Erwerb der Objektpronomina und der Objekt-NPn verschiedene Wege geht. Wenn die Objektpronomina tatsächlich richtig verwendet werden, stellt sich die Frage, ob die Relation Akkusativ bzw. Dativ als erworben gilt. Meine Antwort darauf wäre, daß Akkusativ bzw. Dativ als erworben gelten müssen. Die Kinder müssen über die V-Komplement-Relation verfügen. Daß sie bei den NPn viele Kasusfehler machen (vgl. auch Clahsen (1984)), ist mit Sicherheit darauf zurückzuführen, daß das deutsche Nominalparadigma sehr komplex ist. Aus diesen Fehlern kann m.E. nicht gefolgert werden, daß die strukturellen Relationen Akkusativ oder Dativ noch fehlen. Im Baskischen sind präverbale Subjekte bei den transitiven Verben jeweils mit 2;04 mit dem Ergativ markiert. Bei Mikel liegen SV-Strukturen bei den transitiven Verben bereits ab 2;01,20 vor. Personalpronomina in Subjektfunktion sind ab 2;02 bei Mikel und bei Peru ab 2;03 vorhanden. Ferner werden bereits in dieser
Diskussion der Ergebnisse
217
frühen Phase (bei Mikel um 2;00) VO und OV-Strukturen verwendet, die auf die leere Kategorie ßro hindeuten. Eine leere Kategorie pro ist nur dann möglich, wenn sie lizensiert wird, in diesem Fall von INFL. Dies läßt den Schluß zu, daß spätestens mit 2;04 im Baskischen und um 2;02 im Spanischen der Ergativ als Spec-IP-Kopf-Relation bei Mikel vorhanden ist. Subjekte transitiver Verben und mit dem Ergativ markierte Subjekte treten bei Peru gleichzeitig zwischen 2;04 und 2;05 auf. Der Ergativ im Baskischen ist mit 2;04 erworben. Die Relation I-VP bei den unakkusativen Verben ist als Nominativ definiert worden. Die Nominativzuweisung ist somit an I und an den Ergativitätsparameter gebunden. Die Daten im Spanischen zeigen dies ganz deutlich. VS-Strukturen bei den unakkusativen Verben sind sehr früh (M 1;10,13, P 2;03,25) vorhanden. Ähnliches gilt für das Baskische, wo präverbale Subjekte bei den unakkusativen Verben fast zeitgleich mit dem Erwerb von I verwendet werden (M 1; 11,06 P 2;05,26). Als Fazit gilt, daß der Erwerb dieser drei Kasus, die mit der Implementierung von X-Bar und INFL im Zusammenhang stehen, zeitlich dicht beieinander liegt.
4.2.3.2. Der Dativ Der Dativ ist in beiden Sprachen der Kasus, der zuletzt auftaucht. Er erscheint deutlich später als die anderen Kasus.
Peru Mikel Tabelle 101 und Peru.
Dativ Baskisch Spanisch 2;07?/2;10 2;07,09?/2;10,l 1 2: 07,01 2;03 Erwerb des Dativs im Baskischen und im Spanischen bei Mikel
Dieser Befund steht im Einklang mit den Befunden für andere Sprachen (Clahsen (1984), Meisel (1986), Parodi (1990), Tracy (1986), Stenzel (1994)) und scheint somit ein sprachunabhängiges Phänomen zu sein. Interessant ist, daß bei beiden Kindern der Dativ im Baskischen später als im Spanischen auftritt. Bei der geringen Anzahl von Beispielen ist nicht gänzlich von der Hand zu weisen, daß diese zeitliche Verzögerung im Baskischen vom Zufall bedingt ist. Für das Baskische stellt man fest, daß die ersten Dative die Thetarolle Benefaktiv haben. Dative mit einer Experiencer-Rolle sind selten vertreten. In den ersten Aufnahmen (bis 2;07 bei beiden Kindern) liegen einige wenige Beispiele (P 2, M 3) vor, die den Dativ verlangen, bei denen die Dativmarkierung jedoch fehlt. Das ist ein Hinweis dafür, daß der Begriff Dativ fehlt. Der Dativ gilt im Baskischen ab dem Zeitpunkt als erworben, wo die NP die entsprechende Dativmarkierung trägt. Bei Mikel ist das der Fall ab 2;07,01, wo er sowohl Dative in Isolation als auch im Satz verwendet. Bei Peru gilt der Dativ ab 2;07,09 als erworben, da dieser in
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Der Erwerb des Kasus bei bilingualen Kindern
Isolation mit der entsprechenden Markierung verwendet wird. Dative im Satz sind erst ab 2; 10,11 vorhanden. Interessant ist, daß bis 2;07 bei Mikel (Ezeizabarrena (1996)) und bis 2;10 bei Peru (Larranaga (1992)) die Kongruenz mit dem Dativ im Baskischen fehlt. In den ersten Aufnahmen sind bei beiden Kindern im Spanischen keine Dativobjekte oder Klitika beobachtet worden. In den wenigen Dativkontexten mit dem Verb gustar 'gefallen', die in dieser ersten Phase bei Mikel vorhanden sind, fehlt das Klitikon. Bis 2;03 gibt es viele Imitationen und Auslassungen von Klitika bei Mikel. Das ist ein eindeutiges Zeichen dafür, daß der Begriff Dativ noch fehlt. Bis 2;07 gibt es bei Peru keine Dativkontexte, ausgenommen ein Beispiel mit realisierter Dativ-PP (2;00), allerdings ohne Präposition. Dativ gilt bei Mikel mit 2;03 und bei Peru mit 2; 10 als erworben. Das Kriterium hierfür ist die kontrastive Verwendung von Dativklitika mit finiten Verben. Interessant ist, daß bei den ersten Dativklitika neben der Experiencer auch die Thetarolle Benefaktiv im Spiel ist. Diese Thetarolle liegt sowohl bei Verben, die für ein obligatorisches Benefaktiv Argument (dar, 'geben') subkategorisiert sind, vor als auch für solche, die Benefaktiv als fakultatives Argument (hacer 'machen', traer 'bringen') enthalten. Die Tatsache, daß sowohl Verben mit fakultativen 1 7 2 als auch obligatorischen Benefaktiv-Argumenten von Beginn an vertreten sind, zeigt, daß der Kasus Dativ einen Sonderstatus hat. Die Thetarolle Benefaktiv scheint entscheidend für den Erwerb von Dativ gewesen zu sein, denn keine Dativklitika wurden beobachtet, bis Verben erworben wurden, die eindeutig für Benefaktiv subkategorisiert waren. Dies ist auch nicht verwunderlich, denn die Thetarolle Benefaktiv ist prototypisch für das Dativ-Objekt 173 . Dies gilt auch für das Baskische. Die Beobachtung, daß Kinder zunächst ein Zwei-Kasus-System haben, um anschließend auf ein Drei-Kasus-System überzugehen, ist von verschiedenen Forschern (Clahsen (1984), Tracy (1986), Parodi (1990), Stenzel (1994)) in Studien über den Erwerb anderer Sprachen gemacht worden und scheint somit ein sprachunabhängiges Phänomen zu sein. Zum jetzigen Zeitpunkt der Forschung wird jedoch nicht genügend verstanden, warum ein solcher Entwicklungsverlauf durchlaufen wird. In der vorliegenden Studie ist festgestellt worden, daß anfangs einstellige bzw. zweistellige agentive Verben verwendet werden. Die Äußerungen mit solchen Verben lassen sich mit SVO erklären. Erst zu einem späteren Zeitpunkt werden dreistellige agentive und zweistellige Experiencer-Verben verwendet. Wenn solche Verben im Lexikon des Kindes fehlen, können m.E. dem Kinde die Begriffe 'Empfänger, Experiencer' nicht zugänglich sein. Ob nun der Begriff Empfänger solche dreistellige Verben triggert oder umgekehrt, wird hier
Larson (1990) hat für diese fakultativen Argumente eine lexikalische Regel vorgeschlagen, nach der diese fakultativen Argumente Teil des Thetarasters des Verbs sind. 173 ¡)¡ e Dativ-PPn treten deutlich später als die Dativklitika auf und sind in vorliegender Arbeit als in Top basisgenerierte PPn analysiert worden.
Diskussion der Ergebnisse
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nicht weiter diskutiert. Sicher ist, daß es keine Dative vor dem Erscheinen dreistelliger Verben gibt (vgl. auch Clahsen (1984) und Tracy (1986)). Über die Entwicklung des Dativs im Baskischen läßt sich nicht allzuviel viel sagen, da es nur wenige B e l e g e gibt. Eine ähnliche Beobachtung hat u.a. Meisel (1986) bei Kindern, die Französisch und Deutsch gleichzeitig erwerben, gemacht. Meisel fügt hinzu, daß eine Handvoll Beispiele nicht genügt, um Hypothesen über die Entwicklung des Dativs zu machen. Trotzdem kann man behaupten, daß die morphologische Markierung des Dativs den Kindern im Gegensatz zum Ergativ keine Schwierigkeiten bereitet. D i e Anzahl der Beispiele, die ein Dativklitikon haben, ist im Spanischen hoch, so daß man sagen kann, daß, wenn, Klitika verwendet werden, die lexikalische Relation zu V vorhanden ist.
Schlußbemerkungen und Ausblick
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5. SCHLUßBEMERKUNGEN UND AUSBLICK Anliegen dieser Studie war, einen Teilbereich der Grammatik -den abstrakten Kasus- in zwei genetisch nicht verwandten und typologisch gegensätzlichen Sprachen zu untersuchen. Die Studie hat gezeigt, daß der hier a n g e n o m m e n e theoretische Rahmen große Teile der beobachteten Regelmäßigkeiten erklären konnte. Nichtsdestotrotz sind einige Fragen unbeantwortet geblieben. Als sicher gilt, daß Dativ deutlich später als Ergativ, Nominativ oder Akkusativ erworben wird. Daß Ergativ bzw. Nominativ und Akkusativ in beiden Sprachen fast zeitgleich erworben werden, zeigt, daß diese drei Kasus strukturell sind. Alle drei sind an die I m p l e m e n t i e r u n g der X-Bar Theorie und der f u n k t i o n a l e n Kategorien INFL gebunden. Das Zusammenwirken dieser Teiltheorien mit dem Ergativitätsparameter macht Voraussagen, die in dieser Studie bestätigt worden sind. Unbeantwortet geblieben ist die Frage, in welcher Position sich die frühen p r ä v e r b a l e n S u b j e k t e u n a k k u s a t i v e r V e r b e n in F o r m von P r o n o m i n a und Demonstrativpronomina im Spanischen befinden. Im Z u s a m m e n h a n g mit den präverbalen Subjekten in Form von N P ist die H y p o t h e s e einer Top-Phrase diskutiert worden, die die Spracherwerbsdaten bestätigen. Postverbale Subjekte werden bei den unakkusativen Verben in situ kasusmarkiert. Die präverbalen Entsprechungen werden nach Top bewegt. Bezüglich der Zweisprachigkeit lassen diese Daten keinen Zweifel daran, daß beide Sprachen seit dem Beginn der Zweiwortphase getrennt werden. Insbesondere Wortstellungsregularitäten, die sehr früh beobachtet werden, verweisen darauf. Beide Kinder verwenden seit den ersten Aufnahmen jeweils SV im Baskischen und VS im Spanischen zielsprachlich richtig bei den unakkusativen Verben. Die Ergativität ist mit Problemen in der Sprachentwicklung verbunden. In diesem Zusammenhang scheint die Wortstellung und die Verbalmorphologie (Larranaga (1992), Ezeizabarrena (1996)) keine nennenswerten Schwierigkeiten zu bereiten. Vielmehr ist die Morphologie in der N P davon betroffen, was angesichts der Komplexität der Verbalmorphologie im Baskischen erstaunlich ist. Die nominale M o r p h o l o g i e ist im Vergleich zu der verbalen Flexion ein K i n d e r s p i e l . Nichtsdestotrotz brauchen die Kinder einerseits lange Zeit, um nominale Flexion zu beherrschen, andererseits ist diese sehr anfällig. Peru erreicht eine perfekte Kompetenz des Ergativs, die nach dem Erwerb eines Kontrollverbs ins Wanken gerät. Danach ist für Peru diese Markierung nahezu optional. Die Tatsache, daß ein und dieselbe Kategorie I jeweils Ergativ und Nominativ zuweist, mag der Grund sein, warum mit der Parametersetzung nicht unbedingt eine hundertprozentige Kompetenz erreicht wird. Diese Befunde schwächen bis zu einem gewissen Grad die A n n a h m e eines P a r a m e t e r s , da g e w ö h n l i c h a n g e n o m m e n wird, d a ß eine Umbesetzung der Parameter unmöglich ist. Diese Studie hat gezeigt, daß eine viel intensivere theoretische Auseinandersetzung mit der Ergativität notwendig ist. Die künftigen Untersuchungen über den Kasus in ergativen Sprachen müssen bei der theoretischen und empirischen Arbeit nicht nur die morphologische Form, sondern auch die betroffene Wortklasse und den Verbtyp sowie Tempus und Aspekt im
222
Der Erwerb des Kasus bei bilingualen Kindern
Diskurs in den Vordergrund stellen. Nur so wird es möglich sein zu verstehen, warum eine höchst komplizierte Verbmorphologie mit Hunderten von sehr ähnlichen Verbformen dem Kind keine Schwierigkeiten bereitet, jedoch die zum großen Teil eineindeutige, nicht sehr komplexe nominale Morphologie eine beträchtliche Hürde darstellt.
Zusammenfassung
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Zusammenfassung Diese Studie dokumentiert den Erwerbsverlauf der abstrakten Kategorie Kasus bei bilingualen Kindern, die zwei seit Jahrhunderten in Kontakt lebende, genetisch jedoch nicht verwandte und typologisch gegensätzliche Sprachen (Baskisch und Spanisch) simultan erwerben. Baskisch und Spanisch unterscheiden sich u.a. bezüglich der Wortstellung (Baskisch SOV, Spanisch SVO) und der Nominalmorphologie (Baskisch ergativ und Spanisch akkusativ). Bei einer genaueren Betrachtung der spanischen Wortstellung stellt man fest, daß die postverbalen Subjekte der unakkusativen Verben auf Ergativität verweisen. Ich bin von der Hypothese ausgegangen, daß beide Sprachen morphologisch ergativ sind, sich diese Eigenschaft jedoch jeweils in der Nominalmorphologie (Baskisch) oder in der Wortstellung (Spanisch) manifestiert. Die Auxiliarselektion und die Verbalmorphologie spielen für das Thema Kasus eine nebensächliche Rolle. Im Mittelpunkt dieser Arbeit steht der Erwerb des Kasus des Subjekts sowie des direkten Objekts, da Baskisch und Spanisch bezüglich der Wortstellung und der Nominalmorphologie gerade gegensätzlich sind. Auch der Dativ wird untersucht, da es in beiden Sprachen Anzeichen dafür gibt, daß es sich um einen lexikalischen Kasus handelt. Dieser Studie lag die Annahme zugrunde, daß bilingualer Erstspracherwerb sich grundsätzlich nicht vom monolingualen Erstspracherwerb unterscheidet. Diese Hypothese läßt sich insbesondere anhand der Auseinandersetzung mit Teilgebieten der Grammatik überprüfen, die große Unterschiede aufweisen, wie es im Baskischen und Spanischen der Fall ist. Die Ergebnisse dieser Längsschnittstudie bestätigen die Befunde anderer Studien für die verschiedensten Sprachen in der Hinsicht, daß die Kategorie Kasus in den frühkindlichen Äußerungen fehlt. Die Zweiwortäußerungen in der ersten Phase sind nach semantischen Gesichtspunkten organisiert. In einem zweiten Stadium des Spracherwerbs wird die Kategorie INFL in die Grammatik der Kinder implementiert. Die Folge ist, daß Subjekte und Objekte mit der abstrakten Eigenschaft Kasus versehen werden. Dies läßt sich an der Oberfläche bei der Wortstellung und der Morphologie festmachen. Bezüglich der Syntax stellt man fest, daß fast alle Subjekte im Baskischen vor dem Verb stehen, im Spanischen dagegen steht das Subjekt des transitiven Verbs vor und das des unakkusativen Verbs nach diesem. Die direkten Objekte treten im Spanischen meist postverbal auf. Auch im Baskischen findet sich ein hoher Anteil von postverbalen Objekten, welcher mit Sicherheit auf den Einfluß des Spanischen zurückzuführen ist. Die sehr verarmte nominale Morphologie des Spanischen läßt diesbezüglich keinen Schluß zu. Im Baskischen dagegen treten nach der Implementierung von I mit dem Ergativ markierte Subjekt-NPn auf. Schließlich wird der Dativ in beiden Sprachen später erworben, was im engen Zusammenhang mit dem Erwerb der dreistelligen Benefaktiv-Verben steht.
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Anhang
239
ANHANG Allgemeine Zeichenerklärung für die Tabellen. Diese gilt, solange die Zeichen nicht anderweitig definiert werden. S = Subjekt O= Objekt V= Verb PP = Personalpronomen NP = Nominalphrase XP = Phrase PP = Personalpronomen Q= Quantor d= Dativklitikon a= Akkusativklitikon s= Singular Plural p= Alter (Jahre;Monate,Tage)
240
Anhang
Tabelle Im: Position der Subjekte bei den unakkusativen Verben bei Mike! im Baskischen, unterteilt nach Person (1, 2, 3) und Numerus. De(finit), In (indefinit), Demonstrativum (Dm). A (Präpositionalphrase), I(mitation). N(egation), P(ossessivum). Mikel Alter 1 ;07,14 1;07,27 1 ;09,04 1 ;09,22 1 ; 10,12 1 ; 11,06 2;00,00 2;00,22 2;01,06 2;02,11 2;03,11 2;04,00 2;04,11 2 ;05,11 2;06,11 2;07,01 2;08,19 2;09,04 2; 10,04 2; 11,16 3;00,20 3;01,04 3;02,15 3;03,01 3;04,12 3;05,10
3;06,26 3;07,27 3;08,23 3;09,08
Subjekte unakkusativer Verben SV VS NP Dm PP NP In De De In
PP
Dm
101 1
1N 1 2
4
1
A1 A1
1 1
Ol 1, SVA2 1
SAVA 1 ls 1
3s 1 N2 A1
Q
AI i
AI 1
SAV 1 Al SVA 1 1 SV AN 1 SAANV 1 SAV 1 1, SVA 1 2s 1 1, SVAA 1 A1 AQ1
SAV 1 1, SAVI Al
1,11 A1 1 API
AVS1
IN
Anhang
241
Tabelle Im': Position der Subjekte bei den unergativen und sonstigen Verben bei Mikel im Baskischen, unterteilt nach Person (1, 2, 3) und Numerus des Subjekts. Demonstrativ (Dm), de(finit), in(definit). I(mitation). A (Präpositionalphrase), N(egation), P(ossessivpronomen). Mikel Alter 1;07,14 1 ;07,27 1 ;09,04 1;09,22 1 ; 10,12 1 ; 11,06 2;00,00 2;00,22 2;01,06 2;02,11 2;03,11 2;04,00 2;04,11 2;05,11 2;06,11 2;07,01 2;08,19 2;09,04 2; 10,04 2; 11,16 3;00,20 3;01,04 3;02,15 3;03,01 3;04,12 3;05,10 3;06,26 3;07,27 3;08,23 3;09,08
PP
Unergative/sonst SV VS NP NP Dm PP | de in Idb in
1N
1
IN IN
ls 2
ls 2 Q1
AI
IQ
1
ls 1 3s 1 ls 1 ls 1 ls 1 ls, 2s 1
1 1 1 1
Dm
242
Anhang
Tabelle lp: Position der Subjekte bei den unakkusativen Verben bei Peru im Baskischen, unterteilt nach Person (1, 2, 3) und Numerus. De(finit), In (indefinit), P(ossessiv-) oder Demonstrativpronomen (D). I(mitation). Adverbiale), N(egation). Peru Alter 1 ; 11,00 1 ; 11,10 1;11,29 2;01,03 2;02,14 2;03,12 2;04,15 2;05,26 2;07,09 2;07,30 2;09,05 2; 10,11 2;11,25 3;00,17 3;01,24 3;02,14 3;03,07 3 ;04,04 3;05,09 3;06,17 3;07,11 3;07,27 3;09,02
Position der Subjekte unakkusativer Verben SV VS PP NP D PP NP In De De In
D
1 2
Ol 1 1 ls 1
1 A2 2
3s 1
3s 1 1
Als 1 ls 1 ls 1 3p 1
3; 10,10 3 ; 11,17 S VA ls 1 4;00,15 4;02,09 4;03,30 ls 1
Ol
1, PI, AI 1 1, SAV 2 Q 1 2, S VA 1
2 1, N1 1 1
2, AI PI AI 2, A2 1 1
Q 1
1
2, SAV 1 2, A 3
2, N 4 N1
1
1
Q1 l 1, AI
1
243
Anhang
Tabelle lp': Position der Subjekte bei den unergativen und Verben unter sonst bei P e r u im Baskischen, unterteilt nach Person (1, 2, 3) und Numerus, de(finit), in(definit), P(ossessiv-) oder ein Demonstrativpronomen (D). I(mitation). A(dverbiale), N(egation). Peru Alter
Unergative/sonst SV NP
PP db
1; 11,00 1; 11,10 1,11,29 2,01,03 2;02,14 2;03,12 2;04,15 2;05,26 2;07,09 2;07,30 2;09,05 2; 10,11 2;11,25 3;00,17 3;01,24 3;02,14 3;03,07 3;04,04 3;05,09 3;06,17 3;07,11 3;07,27 3;09,02 3;10,10 3;11,17 4;00,15 4;02,09 4;03,30
D in
VS NP
PP db
AI 1?
1
N2 N2 2 1
1 1
1 1 1
Qi
D in
244
Anhang
Tabelle 2m: Subjekte der psychologischen Verben bei Mikel im Baskischen, unterteilt nach der Nominalklasse. Mikel Alter 1;07,14 1;07,27 1 ;09,04 1;09,22 1; 10,12 1; 11,06 2;00,00 2;00,22 2;01,06 2;02,11 2;03,11 2;04,00 2;04,11 2;05,11 2;06,11 2;07,01 2;08,19 2;09,04 2; 10,04 2;11,16 3;00,20 3;01,04 3;02,15 3;03,01 3;04,12 3;05,10 3;06,26 3;07,27 3;08,23 3;09,08
PP
Subjekte psychologischer Verben präverbal postverbal NP PP NP D
1
D
245
Anhang
Tabelle 2p: Position der Subjekte der psychologischen Verben bei Peru im Baskischen, unterteilt nach Nominalklassen. Peru Alter 1; 11,00 1; 11,10 1; 11,29 2;01,03 2;02,14 2;03,12 2;04,15 2;05,26 2;07,09 2;07,30 2;09,05 2;10,11 2; 11,25 3;01,24 3;02,14 3;03,07 3;04,04 3;05,09 3;06,17 3;07,11 3;07,27 3;09,02 3;10,10 3;11,17 4;00,15 4;02,09 4,03,30
PP
Subjekte psychologischer Verben präverbal postverbal NP NP D PP
D
246
Anhang
Tabelle 3m: Präverbale Subjekte bei den mehrwertigen Verben bei Mikel im Baskischen. D (indirektes Objekt), De(monstrativpronomen). Adverbialphrase (A). I(mitation). Mikel
Präverbale Subjekte SV
Alter
PP
sov
NP
De
svo
PP
PP
NP/De
SVD De
1;07,14 1;07,27 1;09,04
1 ;09,22 1 ; 10,12 1 ; 11,06 2;00,00 2;00,22 2;01,06 2;02,11 2;03,11 2;04,00 2;04,11 2;05,11 2;06,11 2;07,01 2;08,19 2;09,04 2; 10,04 2; 11,16 3;00,20 3;01,04 3;02,15 3;03,01 3;04,12 3;05,10 3;06,26 3;07,27 3;08,23 3;09,08
1 3
1 1 1
1
NP 1
SVA 1 2
SV0A1 SVXP 1 SAV0 2
2 3 6 4 3, ASVA 1 SVA 1 1 7, SVA 1 ASV 2 3,SVA 3 2 1,ASV 1 5,SVA 1 SAV 1 ASV 1 3
NP 1, De 1 1 ASV 1 1
3 2
1 1
1 2
De 1
2 SVXP 1 1
NP 1 NP 1
1
1
1
1?
1 1
1 2, SVXP 1
1
247
Anhang
Tabelle 3p: Präverbale Subjekte bei den mehrwertigen Verben bei Peru im Baskischen. D (indirektes Objekt), De(monstrativpronomen). I(mitation). Peru
Präverbale Sub ekte SV
Alter
sov
PP
NP
PP
svo
NP/ De
PP
NP
De
1; 11,00 1; 11,10 1; 11,29
2;01,03 2;02,14 2;03,12 2;04,15 2;05,26 2;07,09 2;07,30 2;09,05 2;10,11 2;11,25
3;00,17 3;01,24 3;02,14 3;03,07 3;04,04 3;05,09 3;06,17 3;07,11 3;07,27 3;09,02 3;10,10
1 1
SAV 1
1 1
3 1 1 3 2 1 2 1 1 2, SAV 1 5, SVA 2, ASV 1 8
De 1 1
1 1 1
1 2 1 3, SVXP 1 De 2? 1 1
1
1 1 6
3;11,17
1 SVA 1 1, ASV 2
4;00,15
1
4;02,09 4;03,30
3 5
1 1
ASOV 1 1 1, ASOV 1 1 D 1, NP1 1
4, SVOA 1 1 5 3, SVXP 1 1, SVXP 1
1 1
2 1 1 1 2 Q
1
1
2 2, SVAO 1 1
1 1
5
2 1
248
Anhang
Tabelle 3m': Postverbale und Subjekte unter sonst bei den mehrwertigen Verben bei Mikel im Baskischen. De(monstrativpronomen), D (indirektes Objekt). I(mitation). Mikel Alter 1 ;07,14 1;07,27 1;09,04 1;09,22 1; 10,12 1; 11,06 2;00,00 2;00,22 2;01,06 2;02,11 2;03,11 2;04,00 2;04,11 2;05,11 2;06,11 2;07,01 2;08,19 2;09,04 2; 10,04 2; 11,16 3;00,20 3;01,04 3;02,15 3;03,01 3;04,12 3;05,10 3;06,26 3;07,27 3;08,23 3,09,08
Postverbale
ovs pp
NP
Subjekte
vs
pp
NP
sonst NP
1
1 2
OSV 1
1 VOS 1 AVS 1 XPVS 1
OSV PP1
1 OSV 1 1
249
Anhang
Tabelle 3p': Postverbale Subjekte bei den mehrwertigen Verben bei Peru im Baskischen. D (indirektes Objekt), De(monstrativpronomen). I(mitation). Peru Alter 1; 11,00 1; 11,10 1,11,29 2;01,03 2,02,14 2;03,12 2;04,15 2;05,26 2;07,09 2;07,30 2;09,05 2;10,11 2;11,25 3;00,17 3;01,24 3;02,14 3;03,07 3;04,04 3;05,09 3;06,17 3;07,11
PP
Postverbale Subjekte VS/Sonst NP De
VS 1, OVS 1
VS 2, OVS 1 VS 1 AVS 1, AVSOl VAS 1 VS 1
VS 1
3;07,27
VOS 1
AVS 1
VS 1
OVS 1
3;09,02 3;10,10
OSV 2 SDVO 1
OVS 1
4;02,09
OVSA 1
AVS1, VS 1, OVS 5
4;03,30
OSV 1, VSAO 1 OVS 1
3; 11,17 4;00,15
OVS 1
250
Anhang
Tabelle 4m: Präverbale Objekte bei Mikel im Baskischen. Demonstrativpronomina), d(efinit), In (indefinit), Ne(gation), Da(tiv), Un(ergativ), P(artitiv), I(mitation). OY NP/0
Mikel Alter 1;07,14 1;07,27 1 ;09,04 1;09,22 1,10,12 1; 11,06 2;00,00 2;00,22 2;01,06 2;02,11 2;03,11 2;04,00 2;04,11 2;05,11 2;06,11 2;07,01 2;08,19 2;09,04 2; 10,04 2;11,16 3;00,20 3;01,04 3;02,15 3;03,01 3;04,12 3;05,10 3;06,26 3;07,27 3;08,23 3;09,08
De
SOV NP/0 De
1 1
d3 d2 dl d 2, In 1, Q In 1 In 1, OAV In 1 d 1, In 2
d2 d1 In 1 dl, 0 In 1, AOV In 1 d2, d 1* d1 d 1, In 1
1 1 1 1 1
dl
1
2 1 1 OAV1
1
1 1 4 AOV1
dl
251
Anhang
Tabelle 4p: P r ä v e r b a l e und sonstige O b j e k t e im Baskischen bei Peru. De(monstrativpronomina), d(efinit), in(definit), Ne(gation), Da(tiv), un(ergativ), I(mitation). Peru
OY NP/O
SOV NP/O
De
1; 11,00 1; 11,10 1; 11,29 2;01,03 2;02,14 2;03,12 2;04,15 2;05,26 2;07,09 2;07,30 2;09,05 2;09,22 2;10,11 2;11,25 3;00,17 3;01,24 3;02,14 3;03,07 3;04,04 3;05,09 3;06,17 3;07,11 3;07,27 3;09,02 3;10,10
d1 3 d2 2 in 3 in 2 d 4, in 2, P 1 in 3, Qin 2 4 d 2, in 2
3,11,17
dl
4;00,15 4;02,09 4;03,30
d 2, in 1 d 1, Qd 2 in 1
dl d1 d1 in 1 d 21, d 1
2
dl, in 1
1 2
sonst De
NP/O
De
OVS 1 OVS 1
d1 AVSO d 1
2
d1 dl
d1
1 1 1
d 1, d 2? d1 d1 VOS in 1 SVDa 1 OVSQ in 1 d1
SDVOd 1, OSV 2 OVSd 1
d 2, ASOVd 1 d 2, Q in 1 d1 OSVd 1 VSAO del
OVS 6 OVS 2
252
Anhang
Tabelle 4m': Postverbale Objekte im Baskischen bei Mikel. Demonstrativpronomina), d(efinit), In (indefinit), Ne(gation), Da(tiv), Un (unergativ), P(artitiv). I(mitation). Mikel
VO NP/Q
svo
De
NP/Q
De
sonst NP/Q
De
Alter 1 ;07,14 1;07,27 1 ;09,04 1;09,22 1; 10,12
Q In 1?
1; 11,06
2;00,00 2;00,22 2;01,06 2;02,11 2;03,11 2;04,00 2;04,11 2;05,11 2;06,11 2;07,01 2;08,19
2;09,04 2;10,04 2,11,16
3;00,20 3 ;01,04 3;02,15 3;03,01 3;04,12 3;05,10 3;06,26 3;07,27 3;08,23 3;09,08
VXP 1
OVS 1 OVS1
Q In 1 AVOQInl
d 1, In 1
In 1
SVOAd 1 SVXP 1
1
OVA 1 OVO 1 SAVO d 1
d l.Inl DVOd 1 d 1, P 1 In l,AVO In 1 d 1, In 1 In 2, 0 In 1 In 1
In 1, P 1 d 1, In 1
1 OSV 1
d 1, In 1
1 XP 1, DVOd 1 dl d1 d3
1
In 1, VXP4
In 1 O d 1, In 1
1
d 1, P 1 Qd 1 SVXP 1 In 1
1
1 d 1, Q d 2 SVXP 1 * Es handelt sich um ein Objektpronomen im Dativ d 1, VXP1
SAVOl
1
4
AVO In 2 OVS 1 VOSd 1 AVO Q In 1 AVOd 1, OSVd 1
OVS Q d 1 OSVd 1 OSV 1
253
Anhang
Tabelle 4p': Postverbale Objekte bei Peru im Baskischen. Demonstrativpronomina), d(efinit), In (indefinit), Ne(gation), D(ativ), un(ergativ), I(mitation). Peru 1; 11,00 1; 11,10 1;11,29 2;01,03 2;02,14 2;03,12 2;04,15 2;05,26 2;07,09 2;07,30 2;09,05 2;09,22 2; 10,11
VO
dl d6, AVOdl dl, AVOdl d3, Inl, VODd 1, AVOdl, AVAOd 1 2; 11,25 d 1, In 1 3;00,17 3;01,24 3;02,14 3;03,07 3;04,04 3;05,09 3;06,17
d2 d2 d2, In 1, AVOdl d3, AVOd 2 d4, In2, P 1, AVO In 1 d2, In3, Q 2, AVO d 1 d3, In4, Ql, AVOd 1
3;07,11 d3, Inl, Ql, AVOdl 3;07,27 d 2, In2, PI, AVOd 2, NeVOdl 3;09,02 dl, P2, AVOdl 3; 10,10 d2, Q In 1, Inl, VAOd 1, ANQIn 1 3; 11,17 4;00,15 Inl, VAOd 1, VAOQInl 4;02,09 dl, In3 4;03,30 dl
svo NP/O
De
NP/O
1
De
dl XP 1
1 2
1
SAVOd 1, Ol d2 dl 3, XP 1 d2, PI d2 dl, Inl
1, VAO 1
2
1 1 3, SVO AI
In 1, 0 In 1 1 d3, Q dl, P1 dl, Qlnl ASVOl XP 1, Inl d2, XP1 d2, In 1 d4, In2, P 2 dl, In 1
1 un l.Nel
254
Anhang
Tabelle 5m: Position der indirekten Objekte bei Mikel im B a s k i s c h e n . P e r s o n ( 1 , 2 , 3) u n d V e r b k l a s s e ( e i n ( w e r t i g e ) u n d m e h r ( w e r t i g e ) V e r b e n ) .
Mikel
Indirekte Objekte päverbal
Alter
ein
postverbal mehr
ein
mehr
1 ;07,14
\ ,01,21 1;09,04 1;09,22 1; 1 0 , 1 2 1; 1 1 , 0 6 2;00,00 2;00,22 2;01,06 2;02,11 2;03,11 2;04,00 2;04,11 2;05,11 2;06,11 2;07,01
NP 1
2;08,19 2,09,04
ls 1
2; 10,04
ls 1
2;11,16 3;00,20 3 ;01,04 3;02,15
1 NP 1 NP
3;03,01 3;04,12
ls 1
3;05,10
ls 1
l s 1, 2 s 2 1 NP
3;06,26 3;07,27
2s
l174
3;08,23
ls
l175
3;09,08
N P 1, l 1 7 6
174
Der Dativ wird anstelle vom Absolutiv gebraucht.
175
Anstelle eines Dativs wird ein Benefaktiv verwendet.
176
Anstelle eines Dativs ist ein Ergativ benutzt worden.
Anhang
255
Tabelle 5p: Position der indirekten Objekte bei den ein- und mehrwertigen Verben bei Peru im Baskischen. D(emonstrativpronomen), Person (1, 2, 3) und Numerus. Peru Alter 1; 11,00 1;11,10 1;11,29 2;01,03 2;02,14 2;03,12 2;04,15 2;05,26 2;07,09 2;07,30 2;09,05 2; 10,11 2; 11,25 3;01,24 3;02,14 3;03,07 3;04,04 3;05,09 3;06,17 3;07,11 3;07,27 3;09,02 3;10,10 3;11,17 4;00,15 4;02,09 4;03,30
Indirekte Objekte postverbal präverbal meh ein meh ein
1 NP
1 NP,1 D 1 NP ls 1
1D ls 1 1D
256
Anhang
Tabelle 6m: Markierung der Argumente im Ergativ bei Mikel in prävokalischen Kontexten im Baskischen im Deklarativsatz sowie in Isolation (oder mit einem Argument, jedoch ohne Verb). Dem(onstrativpronomina). Realisiert) sowie 0 (als Absolutiv realisierte Belege). Mikel Alter 1;07,14 1;07,27 1;09,04 1;09,22 1; 10,12 1; 11,06 2;00,00 2;00,22 2;01,06 2;02,11 2;03,11 2;04,00 2;04,11 2;05,11 2;06,11 2;07,01 2;08,19 2;09,04 2; 10,04 2;11,16 3;00,20 3;01,04 3;02,15 3;03,01 3;04,12 3,05,10 3;06,26 3;07,27 3;08,23 3;09,08
PP R 0
1
prävokalisch Isoliert im Deklarativsatz NP Dem PP NP Dem R R 0 R 0 R 0 0 R 0
9 1 2
1 1
1 2 1 1 2
2 2 2 1 4 2 1
4 2
1 1 1
8 3 3 1 3 7 2 5 3 4 3 3 5
1 1 1 1 1 1 1 1
1 1 1
1
1 1 1
1 2 iQ
1 1
i
1
257
Anhang
Tabelle 6p: Markierung der Argumente im Ergativ bei Peru in prävokalischen Kontexten im Baskischen im Deklarativsatz sowie in Isolation (oder mit einem Argument, jedoch ohne Verb). Dem(onstrativpronomina). Realisiert) sowie 0 (als Absolutiv realisierte Belege). Peru Alter 1; 11,00 1; 11,10 1; 11,29 2;01,03 2;02,14 2;03,12 2;04,15 2;05,26 2;07,09 2;07,30 2;09,05 2; 10,11 2;11,25 3;00,17 3 ;01,24 3;02,14 3;03,07 3;04,04 3;05,09 3;06,17 3;07,11 3;07,27 3;09,02 3;10,10 3; 11,17 4;00,15 4;02,09 4;03,30
R
PP 0
prävokalisch isoliert im Deklarativsatz PP NP Dem NP Dem R 0 R 0 R 0 R 0 R 0
1 1 2 1
1 1 2 7 1
1 1
4 1 2
1
2 3 3 1 5 14 1 6 2 1 4 4 2 1 1 2 3 4 1
1 1 1
3 1 2 1 2
2 2
1 1
1 1 2
2
2
1 1
2 1 1 1 2
1
1
1 1
1 9
1 1
3 4 2
258
Anhang
Tabelle 6m': Markierung der Argumente im E r g a t i v bei Mikel im Baskischen in f i n a l e n Kontexten im D e k l a r a t i v s a t z sowie in I s o l a t i o n (oder mit einem Argument, jedoch ohne Verb). R(ealisiert) und 0 (als Absolutiv realisierte Belege). Mikel Alter 1;07,14 1;07,27 1;09,04 1;09,22 1 ; 10,12 1 ;11,06 2;00,00 2;00,22 2;01,06 2;02,11 2;03,11 2;04,00 2;04,11 2;05,11 2;06,11 2;07,01 2;08,19 2;09,04 2;10,04 2; 11,16 3;00,20 3 ;01,04 3;02,15 3;03,01 3;04,12 3;05,10 3;06,26 3;07,27 3;08,23 3;09,08
final PP R 0
Isoliert NP D R R 0 0
im PP R 0
Deklarativsatz NP D R R 0 0
1? II 2 3 8 3 7 1 3 1
2 2 1 6 1 2 2 1 1 1
1 4
1
1 1 2 2
1
1 1 1 1 1
1 1
2
II 1
6
1, 21 1 3 1 2
2 1
1, II 1
1
1
259
Anhang
Tabelle 6 p ' : Markierung der Argumente im E r g a t i v im B a s k i s c h e n im D e k l a r a t i v s a t z sowie in I s o l a t i o n (oder mit einem Argument, jedoch ohne Verb) in f i n a l e n Kontexten bei P e r u . R(ealisiert) sowie 0 als Absolutiv realisierte Belege. I(mitation), ? nicht sicher. Peru
Alter 1 ; 11,00 1 ; 11,10 1,11,29 2;01,03 2;02,14 2;03,12 2;04,15 2;05,26 2;07,09 2;07,30 2;09,05 2;10,11 2; 11,25 3;00,17 3;01,24 3;02,14 3;03,07 3;04,04 3;05,09 3;06,17 3;07,11
PP R 0
1 3
2 3 1 1 1 1 2 1 1
Deklarativsatz NP D R R 0 0
2? 3 1 2
1 1
1
1
1
1
II 1 1 1
2 3 1 2
3;07,27
2
3;09,02 3;10,10
final im isoliert NP D PP R R R 0 0 0
1
4 4
2
1
1
1
1
1
1
2
1
6
3; 11,17 4;00,15
1
4;02,09
6
4;03,30
1? 2 1
1
1
7 1
260
Anhang
Tabelle 7m: Markierung des Dativs bei M i k e ! im B a s k i s c h e n im D e k l a r a tivsatz sowie in Isolation (oder mit einem Argument, jedoch ohne Verb). Dem(onstrativpronomina). R(ealisiert) und 0 (als Absolutiv realisierte Belege). Mikel Alter 1 ;07,14 1 ;07,27 1 ;09,04 1,09,22 1; 10,12 1; 11,06 2;00,00 2,00,22 2;01,06 2;02,11 2;03,11 2;04,00 2;04,11 2;05,11 2;06,11 2;07,01 2;08,19 2;09,04 2; 10,04 2; 11,16 3;00,20 3;01,04 3;02,15 3;03,01 3;04,12 3;05,10 3;06,26 3;07,27 3;08,23 3,09,08
Dativ PP R 0
Isoliert NP Dem R R 0 0
im PP R 0
Deklarativsatz NP Dem R R 0 0
3?
21
3
1
1 1
1 1 1
2 1 4 5
1
1 2 1
4
1
1
1
1
1
Anhang
261
Tabelle 7p: Realisierung der Dative in isolierter Form und im D e k l a r a t i v satz im Baskischen bei Peru. Peru Alter 1,11,00 1;11,10 1; 11,29 2;01,03 2;02,14 2;03,12 2;04,15 2;05,26 2;07,09 2;07,30 2;09,05 2; 10,11 2;11,25 3;00,17 3;01,24 3;02,14 3;03,07 3;04,04 3;05,09 3;06,17 3;07,11 3;07,27 3;09,02 3; 10,10 3; 11,17 4;00,15 4;02,09 4;03,30
Im Deklarativsatz realisiert nicht realisiert
Isoliert nicht realisiert realisiert
II?
2?
1 31 2 1
1
II, 1? 41 3 1
3, II 1 2, II 4 2, 1? 3
2 2 1 1 1 1
262
Anhang
T a b e l l e 8 m : P o s i t i o n der S u b j e k t e bei u n a k k u s a t i v e n V e r b e n bei M i k e l i m S p a n i s c h e n . P e r s o n ( 1 , 2 , 3), d e ( f i n i t ) , i n ( d e f i n i t ) , D e m o n s t r a t i v a (D). ? o h n e Artikel, *mit M o d a l v e r b , I(mitation). Mikel Alter 1;07,14 1;07,28 1;08,04 1;08,30 1; 10,13 1; 11,03 1:11,14 2:00,00 2:00,20 2:00,23 2:01,14 2:01,20 2:02,14 2:03,02 2:03,11 2:04,11 2:04,19 2:05,19 2:06,11 2:07,01 2:07,28 2:08,18 2:08,29 2:10,12 2:11.10 2;11,18 3:00,13 3:00,20 3:01,04 3:01,18 3:02,07 3:02,14 3:03,01 3:03,07 3:03,15 3:04,12 3:04,25 3:05,10 3:05,23 3:06,14 3:07,12 3:08,11 3:09,08 3:10,17 3:11.17
PP
Subjekte unakkusativer Verben SV VS NP D PP NP de in db in
D
2 1
1
1,11
l?.l 1 1 3,1?
2
1 1
3 1.11 1? Isl, 2s1
1
1?
1 2
1
1
1 1
1 1 2
Isl lsl
Isl* lsl
1
1 1*
2 1
2 1
1 1
2
2
2
1 ls2, ls2*
1 3
ls2 Is4
IM 2
2 2 2 2, 1*
1
Anhang
263
Tabelle 8p: Subjekte unakkusativer Verben bei Peru im Spanischen. Peru Alter 1 ; 11,00 1 ; 11,10 1;11,29 2;00,20 2;01,03 2;02,14 2;02,26 2;03,12 2;03,25 2;04,15 2;05,12 2;05,27 2;07,14 2;07,30 2;09,01 2;09,22 2;10,06 2; 10,24 2;11,21 3;01;03 3 ;01,19 3;01,24 3;02,14 3;03,07 3;03,22 3;04,26 3;05,09 3;05,23 3,06,17 3;06,29 3;07,11 3;09,06 3;09,25 3;10,10 3;11,02 3;11,17 4;00,02
SV NP cfe in
pp
D
VS NP dè
PP
D in
1 2
1 1
1
1 1 1 7, dl 1 1
1
1
1 2 yo 1, tu 1 1 2
yo 1
1 1
1 1
yo 2
1
2
2 4 2
2 4
3
1
1 3
yo 2, tu 1 tu 1 yo 1 él 2
1, dl dl 3 2 1 1
1 1 4, 1? 4 2 2, 1 Modal 1 Modal
1 1 1 1
1,1 Modal 3, dl 3, dl dl 1
264
Anhang
T a b e l l e 8 m ' : P o s i t i o n der S u b j e k t e bei u n e r g a t i v e n u n d V e r b e n u n t e r s o n s t im S p a n i s c h e n bei M i k e ) . P e r s o n (1, 2, 3), d e ( f i n i t ) , i n ( d e f i n i t ) , ( D ) e m o n s trativa, (d = D a t i v ) , ? o h n e Artikel, *mit M o d a l v e r b , I(mitation). Mike!
Unergative/sonst SV
Alter 1;07,14 1;07,28 1;08,04 1;08,30 1;10,13 1:11,03 1; 11,14 2;00,00 2;00,20 2,00,23 2;01,14 2;01,20 2,02,14 2;03,02 2;03,11 2;04,11 2;04,19 2;05,19 2,06,11 2;07,01 2;07,28 2;08,18 2;08,29 2;10,12 2;11,10 2; 11,18 3;00,13 3;00,20 3;01,04 3;01,18 3,02,07 3,02,14 3;03,01 3;03,07 3;03,15 3;04,12 3;04,25 3;05,10 3;05,23 3;06,14 3,07,12 3,08,11 3;09,08 3; 10,17 3;11,17
PP
NP in