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German Pages 108 [109] Year 1960
DEUTSCHE AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN INSTITUT FÜR ORIENTFORSCHUNG VERÖFFENTLICHUNG NR. 42
URSULA HINTZE
BIBLIOGRAPHIE DER KWA-SPRACHEN UND DER SPRACHEN DER T O G O - R E S T V O L K E R mit 11 zweifarbigen
Sprachenkarten
AKADEMIE-VERLAG 1959
• BERLIN
Copyright 1959 by Akademie-Verlag G m b H , Berlin Alle Rechte vorbehalten Erschienen im Akademie-Verlag G m b H , Berlin W 1, Leipziger Straße 3 - 4 Lizenz-Nr. 202 . 100/162/R9 - Mdl der D D R : K 11/4017 Herstellung: IV/2/14 • VEB Werkdruck Gräfenhainichen • 945 Offset-Karten: Sachsendruck Plauen Bestellnummer: 2013/42 Printed in Germany ES 7 N
INHALTSÜBERSICHT Vorwort
V
Einleitung
1
Allgemein
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1. Lagunen-Sprachen
28
2. Guang
31
3. Akan
35
4. Gä-Adarjme
48
5. Ewe
53
6. Yoruba
66
7. Nupe
77
8. Edo
81
9. Igbo
85
10. Togo-Restsprachen
91
11. Bibliographien
97
Verfasser-Index Sprachenkarten siehe 3. Umschlagseite
100
VORWORT In der vorliegenden Bibliographie ist versucht worden, die bisher veröffentlichten sprachlichen Arbeiten über die KWA-Sprachen Westafrikas möglichst lückenlos zusammenzustellen, um eine Übersicht über die auf diesem Gebiet geleistete linguistische Arbeit zu geben. Das gesammelte Material ist in zehn Gruppen eingeteilt worden, die den neun großen linguistischen Untergruppen entsprechen, denen als zehnte Abteilung die Togo-Restsprachen angefügt sind. Innerhalb dieser Gruppen sind die einzelnen Arbeiten nach den Erscheinungsjahren geordnet. Ein Verfasserindex ist beigegeben, der das Auffinden einzelner Arbeiten ermöglicht. Auf einen Sprachenindex ist verzichtet worden, weil im Handbook of West African Languages ein zweckmäßiges Nachschlagewerk darüber vorhanden ist und außerdem jeder Gruppe ein Text vorangestellt wurde, in dem die zugehörigen Sprachen im einzelnen aufgezählt werden. Eine weitere Untergliederung innerhalb der Gruppen ist nicht vorgenommen worden, aber bei den einzelnen Titeln ist jeweils in eckigen Klammern rechts ausgeworfen und halbfett gedruckt die in der Arbeit behandelte Sprache oder der Dialekt angegeben, so daß das Auffinden aller Arbeiten zu einem bestimmten Dialekt innerhalb einer Gruppe ohne Schwierigkeiten möglich ist. Zur Verbesserung der Übersichtlichkeit sind der Bibliographie insgesamt 11 zweifarbige Sprachenkarten beigegeben worden. Bei der Sammlung des Titelmaterials und bei der Aufnahme und Einordnung in die Bibliographie ist keinerlei Wertung vorgenommen worden oder maßgeblich gewesen. Die Bibliographie soll dem Benutzer möglichst vollständig alles bisher Publizierte bieten und ihm die Entscheidung über Wert oder Unwert der einzelnen Arbeit selbst überlassen. Es ist hier davon abgesehen worden, in der Einleitung eine kritische Geschichte der Erforschung zu geben. Bei der Gliederung der KWA-Sprachen, ihrer Einteilung in Gruppen, Sprachen und Dialekte, lehne ich mich an die Einteilung Westermanns in Languages o f W e s t Africa (1952) an. Deswegen verzichte ich darauf, die sprachlichen Kriterien, nach denen diese Gliederung vorgenommen wurde, hier zu wiederholen. Ich habe vielmehr Wert darauf gelegt, in der Einleitung die wirtschaftliche und kulturelle Bedeutung der einzelnen Völker innerhalb ihrer politischen Territorien darzustellen. Zweifellos werden die speziellen Kenner der einzelnen Sprachen oder Sprachengruppen Lücken finden und ihnen wichtig erscheinende Titel in der Sammlung vermissen. Die Verfasserin wäre daher allen Fachkollegen dankbar, wenn ihr solche fehlenden und evtl. fehlerhaft zitierten Titel mitgeteilt würden, damit eine entsprechende Verbesserung bzw. Ergänzung vorgenommen werden kann. Beim Entwurf der beigefügten Karten wurde davon ausgegangen, daß es wünschenswert ist, sich über das Gebiet und die Ausbreitung einer Sprache mit einem Blick informieren zu können. Da die Ortsangaben im allgemeinen auf administrative Einheiten abgestellt sind, wurden die Grundkarten (schwarz gezeichnet) mit den entsprechenden Grenzen und Namen der Provinzen, Distrikte oder Cercles versehen. Die linguistischen Angaben (Namen und Grenzen) sind durch r o t e Farbe gekennzeichnet. Bei der Herstellung der einzelnen Entwürfe wurde alles in der Bibliographie genannte Kartenmaterial herangezogen. Insbesondere die dem Ethnographie Survey des Internationalen AfrikaInstituts in London beigegebenen Karten und die Skizzen bei Tressan, Inventaire linguistique de l'Afrique Occidentale Française et du Togo (1953) dienten für die Festlegung der Sprachgrenzen. Als Grundkarten wurden u. a. die Karten der Colonial Reports Gold Coast und Nigeria heran-
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Vorwort
gezogen. Die Festlegung der Grenzen im Ewe-Sprachgebiet ist entsprechend der von O. Köhler gezeichneten Dialektkarte im Ewe-Wörterbuch von Westermann (1954) vorgenommen worden. Die Sprachgrenzen umschließen jeweils die Zentralgebiete oder Konzentrationsgebiete einer Sprache, Ausstrahlungen und vereinzelte Sprachinseln — soweit sie nicht von größerer Ausdehnung und Bedeutung sind — wurden in diesen Übersichtskarten nicht berücksichtigt. Die Arbeit an dieser Bibliographie ist vor einigen Jahren von Prof. Dr. D. Westermann angeregt worden und stand bis zu seinem Tode unter seiner Leitung. Dann haben die Herren Direktoren des Instituts für Orientforschung der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin, Professor D. Dr. R. Hartmann und Professor Dr. Dr. H. Grapow die Weiterarbeit gefördert und der Verfasserin jede Unterstützung gewährt. Ihnen und der Akademie gilt mein aufrichtiger Dank. Zu großem Dank verpflichtet bin ich ferner der School of Oriental and African Studies, insbesondere Herrn Dr. J . Berry und dem Internationalen Afrika-Institut, seiner Sekretärin Mrs. B. E. Wyatt und seiner Bibliothekarin Miss Ruth Jones, die mir während meines Londoner Aufenthaltes 1954 auf das liebenswürdigste behilflich waren und mir die Benutzung ihrer Bibliotheken ermöglichten. Ferner möchte ich dem Leiter der Afrikanischen Abteilung des Museums für Völkerkunde in Berlin, Herrn Dr. Kurt Krieger, danken für seine ständige Hilfsbereitschaft bei der Beschaffung von schwer zugänglichen Büchern und Zeitschriften. Berlin, den 10. November 1957 Ursula
Hintze
EINLEITUNG KWA-Sprachen werden von einer Reihe von Völkern gesprochen, die in Westafrika leben und deren Wohngebiet sich vom Atlantischen Ozean im Süden bis etwa 10° nördlicher Breite und von 5° westlicher Länge bis etwa 8° östlicher Länge erstreckt. Die landschaftliche Gliederung verläuft — im Gegensatz zur politischen — im wesentlichen in Ost-West-Richtung, während die politischen Grenzen das Gebiet von Norden nach Süden durchschneiden. Die w e s t a f r i k a n i s c h e K ü s t e ist — von einigen Ausnahmen abgesehen — flach, sandig und ohne natürliche Häfen. Nur der Niger im Osten hat ein großes Delta gebildet, das den Schiffen an manchen Stellen die Einfahrt erlaubt und Häfen schon früh entstehen ließ. Wenn auch an der ganzen Küste meist starker Wellengang herrscht, so sind ihr doch keine Korallenriffe vorgelagert, und keine besonders starken Winde behindern die Schiffahrt. Die Lagunen, die sich hinter dem gesamten Küstengebiet von der Elfenbeinküste bis nach Nigeria hinziehen, sind für die dort lebende Bevölkerung meist nicht nur ein gut befahrbarer Wasserweg, sondern auch reiche Fischereigründe. Die Zone des immergrünen R e g e n w a l d e s bestimmt die Landschaft der KWA-Sprachen sprechenden Bevölkerung der Elfenbeinküste, wo der Regenwald stellenweise bis an die Küste des Atlantischen Ozeans reicht, und erstreckt sich mit einem spitz zulaufenden Keil, dessen schmälste Stelle den Volta erreicht, nach Ghana hinein. Togo und Dahomey auslassend, setzt sie sich von Lagos an in Nigeria fort, wo sie wieder die Küste erreicht und eine langsam ansteigende Ausdehnung nach Norden bis etwa 8° n. Br. erfolgt. Von hier verläuft die Regenwaldzone dann in etwa gleichbleibender Breite weiter nach Westen über unser Gebiet hinaus. An die Regenwaldzone anschließend dehnt sich die Zone des G r a s l a n d e s , der G a l e r i e w ä l d e r oder Savanne aus. Diese Landschaftsform erreicht in Ghana, Togo und Dahomey die Küste des Atlantischen Ozeans. Den verschiedenen örtlichen Verhältnissen entsprechend, wie Höhenlage oder Vegetationsveränderung durch den Menschen, treffen wir hier für Landwirtschaft und Viehzucht unterschiedliche Bedingungen an, auf die später eingegangen wird. Im ganzen Gebiet herrscht äquatoriales K l i m a . Zwei Regenperioden teilen den Jahresablauf in vier Abschnitte ein. Die Temperaturen sind überall und über das ganze Jahr hinweg ziemlich gleichmäßig, ohne große Schwankungen. Die Regenmenge variiert entsprechend den jeweiligen örtlichen Bedingungen. Nur zwei große S t r ö m e durchfließen das Land: im Osten der Niger, an dessen Unterlauf KWASprachen sprechende Völker leben und der neben Nil und Kongo der größte Fluß Afrikas ist, und in Ghana der Volta mit seinen beiden großen Armen, dem Schwarzen und dem Weißen Volta. Beide Flüsse sind sehr wasserreich und fließen das ganze Jahr, wenn auch in der Zeit des Harmattan der Volta an den Stromschnellen recht flach wird und weite Sandbänke zutage treten. Wegen der vielen Stromschnellen sind Niger und Volta nur streckenweise schiffbar. Sie sind aber eine bisher unausgeschöpfte Wasserkraftreserve, die in Zukunft noch große Bedeutung erlangen wird für die Entwicklung der sich bildenden jungen afrikanischen Staaten an ihren Ufern. Zahlreich sind die kleinen Flüsse, die nur örtliche Bedeutung haben und durch ihren Fischreichtum für die Ernährung der Menschen eine Rolle spielen. Abgesehen von den Lagunen im Süden gibt es keine großen Seen im Innern des Landes, die besondere Erwähnung verdienen. An B o d e n s c h ä t z e n sind vor allem Gold, Diamanten, Bauxit und Kohlen zu nennen, die im Export oder für den afrikanischen Inlandbedarf (Kohlen) heute eine Rolle in der Wirtschaft spielen.
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Einleitung
Die natürlichen Umweltbedingungen, die oben kurz beschrieben wurden, begünstigen im ganzen Gebiet der KWA-Sprachen sprechenden Völker (in Oberguinea) eine bäuerliche Wirtschaftsform; der Viehzucht sind dagegen nur wenig Möglichkeiten geboten, weil auch die waldfreien Zonen fast alle tsetseverseucht sind, so daß nur an einzelnen Stellen Rinder gehalten werden können. Die Viehzucht spielt deshalb keine bedeutende wirtschaftliche Rolle. Die nord-südlich verlaufenden politischen Grenzen durchschneiden die west-östlich verlaufenden natürlichen Landschaftszonen und begrenzen die folgenden politischen Territorien: Elfenbeinküste (Cöte d'Ivoire, französische Kolonie), Ghana (seit März 1957 selbständiger Staat), Togo (französisches Treuhandgebiet der UN), Dahomey (französische Kolonie) und Nigeria (britisches Kolonialgebiet). Die Grenzen sind von den Kolonialmächten willkürlich und ohne Berücksichtigung der ethnischen und sprachlichen Zusammengehörigkeit der Völker gezogen worden, woraus sich im Zusammenhang mit der Befreiung dieser Gebiete aus dem kolonialen Status besondere interne Schwierigkeiten ergeben. Diese unnatürliche Grenzziehung spiegelt sich auch deutlich wider in der Verteilung der einzelnen KWA-Sprachengruppen auf die verschiedenen politischen Territorien. Die A k a n s p r a c h e n werden von der Elfenbeinküste bis zum Unterlauf des Volta in Ghana (teilweise auch darüber hinaus) gesprochen. Das E w e reicht mit seinen Dialekten von Ghana, über das französische Treuhandgebiet Togo hinaus und nach Dahomey hinein bis an die nigerische Grenze, das Y o r u b a schließlich, dessen Hauptgebiet in Nigeria liegt, wird auch im westlich angrenzenden Dahomey gesprochen. Lediglich N u p e , E d o und I g b o in Nigeria, G ä - A d a q m e in Ghana und die L a g u n e n s p r a c h e n auf der Elfenbeinküste haben ihre Sprachgrenzen innerhalb der politischen Grenzen eines Territoriums. Selbst die kleine Sprachinsel der T o g o - R e s t s p r a c h e n gehört heute teils zur Republik Ghana und teils ins französische Treuhandgebiet Togo. Diese Verhältnisse haben auch ihre Bedeutung für die Erforschung und Entwicklung der betreffenden Sprachen. Die Grundkonzeption der französischen Kolonialpolitik ist ganz anders als die der britischen, was sich wiederum in der Sprachenfrage im Schulunterricht und natürlich im weiteren dann auch in der Entwicklung einer einheimischen Literatur auswirken muß. Recht deutlich zeigt sich dies am Beispiel der Akansprachen, die insbesondere im Fante und Twi eine beachtliche Literatur aufzuweisen haben, ganz abgesehen davon, daß diese Sprachen (oder Dialekte) sich in der Erweiterung oder Anpassung ihres Wortschatzes soweit entwickelt haben, daß sie imstande sind, die moderne Zeit mit ihren politischen, wirtschaftlichen und technischen Dingen wiederzugeben. Anyi und Baule, die beiden großen Zweige der Akansprachen, die auf der unter französischer Kolonialverwaltung stehenden Elfenbeinküste gesprochen werden und zahlenmäßig den Fante und Twi nicht so sehr nachstehen, können eine nicht einmal annähernd große oder gar gleichwertige eigenständige Literatur aufweisen. Ähnliches ließe sich für Yoruba und Nago sagen oder auch für Ewe (Agio) und F5. Die E l f e n b e i n k ü s t e , deren Westgrenze etwa bei 8° w. L. und deren Ostgrenze etwa bei 3° w. L. verläuft, ist das westlichste Land, das Völker beherbergt, die KWA-Sprachen sprechen. Es hat mit seinen 123166 Quadratmeilen etwa die Größe Großbritanniens und hatte 1951 etwas über 2 Millionen Einwohner, von denen rund 10000 Nicht-Afrikaner waren. Ihrer Ausdehnung nach ist die Elfenbeinküste um ein Drittel größer als die ehemalige Goldküste (Ghana ohne West-Togo), hat aber nur halb so viel Menschen innerhalb ihrer Grenzen wohnen. Die afrikanische Bevölkerung setzt sich aus zahlreichen Volksgruppen (oder Stämmen) zusammen, die hauptsächlich nach linguistischen Kriterien zu verschiedenen großen Familien gerechnet werden. Westlich des Bandama, der eine Völker- (oder Sprachen-) Grenze bildet, leben Mandevölker, im Norden Völker, die Sprachen der Gur-Familie sprechen. Der ganze Süden östlich des Bandama bis hinauf zu 8° n. Br. wird von Menschen bewohnt, die KWA-Sprachen sprechen. Im Lagunengebiet der Küste und zwischen 5° und 430° w. L. bis etwa zu 630° n. Br. hinaufreichend leben zahlreiche Volksgruppen, die alle sogenannte Lagunensprachen sprechen und Lagunen Völker genannt werden. Zu ihnen gehören die A v i k a m , A l a d i a n , G w a , K y a m a oder E b r i e , M e t y i b o oder V e t e r e , dann die A b o u r e oder A k a p l e s , die A t t i é (Akye), A b i j i (Ari) und die A b b e y (Abé).
Einleitung
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östlich von den Lagunen Völkern und teils zwischen ihnen leben die zu den Akan gehörigen A g n i , die zusammen mit den im Norden in der Savanne lebenden B a u l e drei Viertel der Gesamtbevölkerung 1 ausmachen und wirtschaftlich das wichtigste Element sind. Die Wirtschaft des Landes und seiner einzelnen Teile wird von der natürlichen Landschaft und dem Klima bestimmt. Zwei Regionen sind deutlich zu unterscheiden: die Zone des Regenwaldes im Süden und die des Graslandes im Norden. Direkt entlang der Küste etwa von Fresco an nach Osten zur Grenze von Ghana hin erstreckt sich ein schmaler Streifen Busch-Savanne, in dem die lange Kette der Lagunen liegt, die den Charakter der Küstenlandschaft bestimmen. Die Küste selbst ist meist sandig und hat eine sehr starke Brandung und keine natürlichen Häfen. Der Regenwald reicht bis an die Lagunen heran, und das ausgesprochen äquatoriale Klima bestimmt die Wirtschaft des Landes. Der Wald ist das Hauptproduktionsgebiet der ganzen Kolonie. Hier werden Kaffee und Kakao für den Export angebaut, die vier Fünftel des Gesamtexportvolumens ausmachen, außerdem liefert der Wald die so geschätzten Edelhölzer — hauptsächlich Mahagoni —, die schon vor Kakao und Kaffee ausgeführt wurden, aber heute nur noch mit 4°/0 im Export vertreten sind. Neben Kakao und Kaffee ist der Bananenanbau der wichtigste Wirtschaftszweig. Bananen werden fast ausschließlich auf den Plantagen erzeugt, die im Besitz von Franzosen sind, während Kakao, Kaffee und Palmöl von den afrikanischen bäuerlichen Wirtschaften kommen 2 . Die Grenze der Regenwaldzone verläuft fast genau auf der Höhe von 8° n. Br., biegt aber zwischen 4° und 6° w. L. in einem spitzen Keil, dessen äußerster Punkt östlich des Bandama fast 6° n. Br. erreicht, weit nach Süden ein. Dieser in den Wald hineinreichende Savannenkeil wird in der Hauptsache von den B a u l e bewohnt, die zu den Akanvölkern gehören und enge Verwandte der im Wald lebenden A g n i sind. Diese Gras-Savanne, die an den Flußläufen von Galeriewäldern durchzogen wird, ist wirtschaftlich weniger ertragreich als der Wald. Der Boden ist nicht übermäßig fruchtbar, und Viehzucht ist wegen des Vorhandenseins der Tsetsefliegen nicht möglich. Für die Wirtschaft von Bedeutung sind hier die Baumwolle und der Sisal. Beides wird zum größten Teil im Lande verarbeitet. 3 Für die allgemeine Ernährung ist der Yams die wichtigste Pflanze, im Südwesten wird Reis angebaut, und im Norden gewinnen Cassava und Guineakorn an Bedeutung. Kleinvieh wird gehalten, aber keine Rinder. Die Elfenbeinküste hat also eine reine Ackerbauern-Bevölkerung, die seßhaft im Dorfverband lebend ihrer bäuerlichen Beschäftigung nachgeht. Im ganzen gesehen spielt die Elfenbeinküste heute in der Wirtschaft Französisch-Westafrikas eine nicht unbedeutende Rolle. Fast der gesamte Kaffee und Kakao, der überhaupt in FranzösischWestafrika erzeugt wird, kommt von hier. Bei besserer Erschließung des Landes und zunehmender Bevölkerung würde die Elfenbeinküste zweifellos große Zukunftsaussichten haben. Noch aber behindern das Fehlen von verarbeitenden Industrien, das Analphabetentum u. a. das schnelle Aufblühen des Landes. Schulwesen und Erziehung sind nur sehr mäßig entwickelt, insbesondere werden die einheimischen Sprachen — entsprechend der allgemeinen französischen Konzeption — nicht gepflegt. Eine eigenständige Literatur in Baule oder Anyi, Sprachen, die doch immerhin von drei Vierteln der Bevölkerung gesprochen werden, hat sich unter diesen Umständen bisher nicht entwickeln können. Die B a u l e mit annähernd 400000 Menschen sind die größte Volksgruppe der Elfenbeinküste. Sie bewohnen die offene Landschaft nördlich der Waldregion zwischen Bandama und Nzi. Bouake ist die größte Stadt im Zentrum des Baule-Gebietes 4 und Sitz der Verwaltung des Cercle Bouake. Als zweitgrößte Stadt der Elfenbeinküste ist sie ein wichtiges Handelszentrum und Verkehrsknotenpunkt. Sie hat einen großen Markt, der vor allem Bedeutung für den innerafrikanischen Handel zwischen dem Waldgebiet im Süden und den Grasländern im Norden hat. Kolanüsse sind ein altes Handelsobjekt und auch heute noch eine wichtige Ware, die über Bouake ihren Weg nach Norden 1 Vgl. R. J. Harrison Church, West Africa. A study of the environment and of man's use of it. London 1957, S. 345. 2 Drei Viertel des Kaffees und 9 5 % des Kakaos. Harrison (1957) S. 355. 3 Bouake hat eine Sisalseil-Fabrik, und nördlich von Bouake arbeitet eine Baumwollspinnerei und -Weberei mit 600 Angestellten, die ca. 1100 t im Lande erzeugte Baumwolle jährlich verarbeitet. Harrison (1957) S.352. 4 1950 hatte sie 30800 Einwohner. Vgl. auch Harrison (1957) S. 352.
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Einleitung
nimmt. Ein Flughafen und die Eisenbahn erschließen das Baueland — wenigstens über seine Haupt stadt — auch dem modernen Leben und dem Handel. Die Baule sind Bauern, deren Hauptanbauprodukt für den eigenen Bedarf der Yams ist, für die Wirtschaft des Landes aber ist der Baumwollanbau von Bedeutung, wenn er auch in der großen Handelsbilanz und im Export noch keinen wichtigen Platz einnimmt. Im südöstlichen Baulegebiet wird noch Kaifee angebaut. Die rechteckigen Lehmkastenhäuser der Baule mit ihren zum Hof hin offenen, schattenspendenden Tejrassen stehen in Gruppen zusammen und werden, von einem Palisadenzaun umgeben, zu einem Familiengehöft zusammengeschlossen. Die kleinen Dörfer, aus mehreren Familiengehöften bestehend, liegen meist in den Waldstücken entlang den Flüssen über das Land hin verstreut. Die Zahl der Einwohner in den einzelnen Dörfern ist meist nicht sehr groß. Die Baule sind für ihre Kunstfertigkeit und Kunstsinnigkeit berühmt. Vor allem die Holzschnitzerei haben sie zu großer Meisterschaft entwickelt. Aber auch Tanz und Gesang werden mit Freude und Geschmack geübt. Kleine Schauspiele oder Singspiele werden auf dem Dorfplatz aufgeführt. Neue Lieder und Gedichte in althergebrachter Form entstehen auch heute noch. Sie werden — wie Himmelheber berichtet 5 — von fahrenden Sängern, die von Dorf zu Dorf ziehen, dargeboten. Oft sind diese Bänkelsänger auch Verfasser der Texte und Komponisten der Melodien. Die Lieder der Bänkelsänger künden nicht nur aus vergangenen Zeiten, sondern haben auch Probleme und Ereignisse der Gegenwart zum Inhalt. So berichtet Himmelheber 6 von einem Lied, das zur Zeit seines Besuches (1933) im ganzen Bauleland verbreitet war und das eine Frau gedichtet hatte. Es hat die Sehnsucht der zu Hause gebliebenen Frau nach ihrem Mann zum Inhalt, der zur Küste gezogen ist, um Geld zu verdienen. Dieses Problem der Arbeiter, die von ihren Familien getrennt in den neu entstehenden Handels- und Industriezentren Geld verdienen müssen, hat hier Eingang gefunden in das Volksliedgut der Baule. Auch das Sagen- und Geschichtenerzählen ist eine beliebte Unterhaltung nicht nur der Alten des Dorfes; auch die jungen Burschen erzählen gern den Mädchen, die beim Baumwollespinnen zusammensitzen, alte und neuerfundene Geschichten und erhalten so das Sagen-, Märchen- und Erzählgut, aber auch die Geschichte des Volkes lebendig. Leider gibt es keine publizierten Originaltexte in Baule, die dieses alte Volksgut in echter Form wiedergeben. Trotzdem die Baule zahlenmäßig die anderen Volksgruppen der Elfenbeinküste bei weitem übertreffen, ist ihre Sprache bis heute kaum bekannt. Es gibt kein Wörterbuch, keine Grammatik, ja nicht einmal eine vollständige Bibelübersetzung, die sonst ja für größere Sprachen schon früh zur Verfügung zu stehen pflegt. An eine eigene Literatur ist schon gar nicht zu denken. Überhaupt sind die Baule verhältnismäßig wenig bekannt. Sie haben in ihrer Geschichte keine großen Reichsgründungen oder mächtige Königreiche aufzuweisen. 7 Nur von Aura Poku, der Königin des Volkes, die es von der Goldküste vor etwa 200 Jahren hierher geführt hat, wird überall in der Literatur berichtet. Noch heute können Frauen Häuptlinge sein, und Himmelheber erzählt, daß 1935 der Unterstamm der Nanafwe von einer Frau regiert wurde. Jetzt aber ist ein Mann König der Baule, ihm zur Seite stehen die Großhäuptlinge, die die Oberhäupter der einzelnen Unterabteilungen des Volkes sind. Die Herkunftssagen der Baule berichten, daß sie das Land, in das Aura Poku sie führte, nicht unbewohnt fanden. Eine autochthone Bevölkerung — Ari, Senufo, Gouro, Goli u. a. — wurde teils verdrängt, teils absorbiert. Die kleinere Statur der Baule, die auffällig breiten Gesichter der Frauen im Vergleich zu den andern Akan-Völkern, werden auf diesen Vermischungsprozeß der Einwanderer mit den Ansässigen zurückgeführt. Auch die meisterhafte Beherrschung der Schnitzkunst der Baule wird mit den autochthonen Gouro in Verbindung gebracht. 8 Die Baule sind zweifellos das „künstlerisch produktivste" Volk der Elfenbeinküste. Sie haben vieles mit der Ashanti-Kultur gemeinsam, und Sydow weist in diesem Zusammenhang auf die Goldgewichte hin und auf die Form der Stühle. Aber der Reichtum an Masken, an Figuren und Reliefs übertrifft in Form, Vielfältigkeit und Ausführung Ashanti und vor allem 6
H. Himmelheber, Aura Poku, Volksdichtung aus Westafrika. Eisenach 1951, S. 7. ebenda. 7 Zur Geschichte der Baule s. Delafosse, Manuel de la langue agni (1901) S. 200—202. 8 Vgl. E. v. Sydow, Handbuch der afrikanischen Plastik. I. Band: Die westafrikanische Plastik. Berlin 1930, S. 81; und H. Himmelheber, Aura Poku, S. 6. 6
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alle andern Völker der Elfenbeinküste bei weitem. Insbesondere die Holzschnitzerei ist von hohem Rang und hebt sich wegen ihrer „Zierlichkeit und Eleganz" 9 von allen andern Schnitzereien des Oberguinea-Gebietes vorteilhaft ab. Die Baule verzieren ihre Gegenstände des täglichen Gebrauchs, wie Löffel, Fliegenwedel, Gefäße, Trommelstöcke usw., mit wunderbaren Schnitzereien, teils als Reliefs, aber auch in figürlicher Ausarbeitung. Hauspfosten und Türen sind häufig mit Flachreliefs versehen, die oft Tiere, etwa Krokodile, Fische u. ä. darstellen. Die Tonreliefs an den Hauswänden zeigen auch die verschiedensten Motive, von Jagdszenen aus der alten Zeit angefangen bis zur Abbildung von modernen Gegenständen, wie Auto oder Fahrrad, die den Hauseigentümer besonders beeindruckt haben mögen. Aus Ton werden auch Figuren geformt, die mit Stoffen bekleidet auf die Gräber der Toten gestellt werden. Meist stellen die Tonfiguren Tiere dar; Affen sind sehr beliebt. Künstlerisch wertvoller sind aber die Holzfiguren, die die Bauleschnitzer anfertigen, und die in den europäischen Völkerkundemuseen immer wieder die Bewunderung der Besucher hervorrufen. Zumeist sind es Ahnenfiguren, die oft die Züge der Verstorbenen tragen. Sie stehen auf Sockeln und werden in den Grabkapellen aufgestellt. Geschnitzte Figuren werden aber auch für die Mädchen als Spielzeug hergestellt oder als Halsschmuck getragen. Im ganzen wird die Baule-Kunst zur Einflußsphäre der südnigerischen Kunst gerechnet. Sydow stellt sie zusammen mit der Benin- und Yoruba-Kunst als Einheit der Sudankunst im Norden gegenüber. 10 Die engverwandten A g n i (nur rund 95000 Menschen) sind ebenfalls ein kunstfertiges Volk, wenn sie auch ihren westlichen Brüdern ein wenig nachstehen. Das meiste für die Baule Gesagte gilt auch für die Agni, und wir können uns auf einige zusätzliche Bemerkungen beschränken. Im Gegensatz zu den Baule bewohnen die Agni den hohen, feucht-heißen, immergrünen Regenwald. Auch sie sind Bauern. Bananen, Taro, Maniok und Papaya sind die hauptsächlich angebauten Nahrungspflanzen, Kaffee und (weniger bedeutend) Kakao sind die Ausfuhrprodukte, die in der Wirtschaft der Elfenbeinküste den wichtigsten Platz einnehmen und vor allem im Gebiet von Abengourou (Hauptstadt des Agni-Gebietes) erzeugt werden. Die Agni haben, wie alle Akan, eine mutterrechtliche Sozialordnung, haben sich aber nicht zu größeren — über die Stammesform hinausgehenden — Verbänden zusammengeschlossen. Die Dorfgemeinschaft mit dem Ältesten an der Spitze, der für seine Regierungs- und Gerichtsgeschäfte einen „Ältestenrat" zur Seite hat, ist die Grundform der politischen Organisation. Die Beziehungen der einzelnen Familien-, Dorf- oder Stammesglieder zueinander sind nach Tradition und Brauch fest geregelt. Sie werden von allen geachtet und eingehalten, daneben aber ist ein unbedingter Sinn für Unabhängigkeit gerade für die Agni charakteristisch. 11 Über die Lagunenvölker liegt nur sehr wenig wissenschaftliches Material vor. Insbesondere fehlen Untersuchungen über die modernen Lebensbedingungen dieser kleinen Volksgruppen und über ihre Stellung im ökonomischen und öffentlichen Leben der Elfenbeinküste. Sie werden als die Urbewohner verschiedener Landschaften angesehen, die sich, von den aus Norden und Nordosten vordringenden Akan verdrängt, ins Lagunengebiet zurückgezogen haben, wo die weniger freundlichen Umweltbedingungen sie vor weiteren Belästigungen schützten. Ihre Sprachen sind nicht näher untersucht worden. Auch ist kaum nennenswerte Missionsliteratur vorhanden, und in der modernen Entwicklung des Landes spielen sie schon gar keine Rolle. Aber für die Sprachforschung sind sie von besonderem Interesse, denn sie müßten altes Sprachgut bewahrt haben, das in der Gliederung der KWA-Sprachen bzw. der westafrikanischen Sprachen von Wichtigkeit sein dürfte. G h a n a , im Osten an die Elfenbeinküste angrenzend, ist 237864 qkm groß, also etwas kleiner als Großbritannien. Es hat rund 41/2 Millionen Einwohner, von denen der größte Teil im Süden des Landes ansässig ist. Die afrikanische Bevölkerung setzt sich aus mehreren ethnischen Gruppen zusammen, die — zumeist nach linguistischen Kriterien — zu größeren Einheiten zusammengefaßt werden. Im Süden leben die KWA-Sprachen sprechenden Völker, im Norden — jenseits des Schwarzen Volta — Völker, 9 10 11
Sydow (1930) S. 12 u. 82. ebenda S. 12. Vgl. Delafosse (1901) S. 208.
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die Gur-Sprachen sprechen. Außerdem lebt der Hauptteil der Togo-Restspraohen sprechenden Volksgruppen in den Bergen des Togogebirges, die jetzt zu Ghana gehören. Die KWA-Sprachen sprechenden Gruppen werden wiederum unterteilt in drei Familien: Im Norden zu beiden Seiten des Schwarzen Volta die G u a n g (mit den sprachlich dazugerechneten Brong) 1 2 , im Süden daran anschließend die A k a n , die in zahlreichen Unterabteilungen alles Land bis zur Küste hin besiedeln. Als Hauptvertreter sollen hier nur die A s h a n t i und F a n t e genannt werden. 13 Die G ä - A d a r j m e an der Küste und am Unterlauf des Volta bilden die dritte Familie. Hinzu kommen noch die E w e im ehemaligen West-Togo. Die beiden wichtigsten Landschafts- und Vegetationszonen — der Regenwald und die Savanne — teilen das Land in den wirtschaftlich reichen Süden und den armen Norden. Im Regenwaldgebiet wird nicht nur der gesamte Kakao angebaut, sondern hier liegen auch die reichen Mineralvorkommen Ghanas. Der Kakaoanbau, der so extrem gefördert worden ist, daß die Wirtschaft der ehemaligen Goldküste völlig von ihm abhängig war, liegt in der Hand der afrikanischen Bauern. Zwar werden alle Anstrengungen gemacht, von dieser Einseitigkeit loszukommen, aber noch immer steht der Kakao in der Wirtschaftsbilanz weitaus an erster Stelle. Gold, Mangan und Bauxit, neben Diamanten sind die wichtigsten Mineralien. Gold wird seit altersher hier gewonnen und macht heute noch 8°/0 des Exports aus. Sehr reiche Bauxitlager sind vorhanden, die durch das große Volta-RiverProject und die damit verbundene Aluminiumproduktion für Ghana eine neue Quelle für die wirtschaftliche Entwicklung erschließt. Der Wald liefert auch Edelhölzer für den Export und den örtlichen Bedarf. Die Fischerei hat nur für den örtlichen Markt Bedeutung. Die Savanne im Norden, die z. T. auch noch tsetseverseucht ist, ist spärlich besiedelt und spielt wirtschaftlich vorläufig noch keine Rolle. Wassermangel und Bodenerosion — ganz abgesehen vom Mangel an Menschen — machen die Nutzbarmachung dieser Gebiete schwer. Die Rinderzucht wird erst weiter im Norden — außerhalb des KWA-Sprachenbereichs — von Bedeutung. Als Nahrungspflanzen sind Yams, Süßkartoffel, Bohnen und Erbsen wichtig; im Norden, in der offenen Landschaft, gewinnen Mais, Guineakorn an Bedeutung, Bohnen und Erbsen werden auch hier angebaut. Im Waldgebiet werden die Nahrungspflanzen in der Hauptsache von den Frauen angebaut und geerntet, während die Männer (aber auch Frauen) Kakaobauern sind. Die Fischerei wird an allen Wasserläufen betrieben und liefert für die Ernährung das so sehr fehlende Protein. Ghana wird in seiner ganzen Länge vom Volta mit seinen beiden großen Zuflüssen Schwarzer Volta und Weißer Volta durchflössen. Er hat zahlreiche Nebenflüsse, die das Land durchziehen, im Norden aber lange Zeit im Jahr trocken sind, weswegen sie als Verkehrswege auch keine Bedeutung haben. Die Küstenfischerei — von den Fante meisterhaft betrieben 14 — versorgt den örtlichen Markt, und darüber hinaus wird geräucherter und getrockneter Fisch bis nach Nigeria geliefert. Unter den A k a n sind die A s h a n t i und F a n t e die bedeutendsten. Sie bewohnen die ehemalige Provinz „Colony" und Ashanti, d. h. das Zentrum des Landes und die wirtschaftlich ertragreichsten Landstriche. Sie sind Bauern — heute meist Kakaobauern — und außerdem gute Händler und auch politisch besonders rege und aktiv. In ihrer Geschichte waren sie oft Rivalen, die sich bekämpften und damit den kolonialen Bestrebungen der europäischen Mächte Hilfestellung leisteten. Andererseits haben gerade die Ashanti in sieben Kriegen gegen die Briten der Kolonisierung ihres Landes erheblichen Widerstand entgegengesetzt. Über die Akan im heutigen Ghana liegen überaus zahlreiche und gute wissenschaftliche Untersuchungen vor, die über die Geschichte ebenso Auskunft geben wie über die Verhältnisse der letzten 50 Jahre und über die Anpassung dieser Volksgruppen an die Bedingungen der modernen Zeit und der wirtschaftlichen Entwicklung. Auf all das hier einzugehen scheint mir nicht erforderlich, es kann auf die vorhandenen Quellen verwiesen werden 15 . 12 Vgl. auch M. Manoukian, Akan and Ga-Adangme peoples of the Gold Coast (Ethnographie Survey, Western Africa P. I). London 1950, S. 9. 13 Eine Aufzählung aller Unterabteilungen folgt auf S. 35. 14 Vgl. Harrison (1957) S. 400. 15 Z. B. R. S. Rattray, Ashanti. Oxford 1923; ders., Ashanti law and Constitution. Oxford 1929; ders., Akan-Ashanti folk-tales. Oxford 1930; ders., Religion and Art in Ashanti. Oxford 1927; W. W. Claridge, A history of the Gold Coast and Ashanti from earliest times to the commencement of the 20th Century. 2 vols.
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Es sind die Akan, die den Hauptanteil daran haben, daß die ehemalige Goldküste aus dem Status des kolonialabhängigen Territoriums zum selbständigen Staat Ghana geworden ist. Unter ihnen ist auch die weitaus größte Zahl der gebildeten und der wenigstens mit Lesen und Schreiben vertrauten Menschen des Landes zu finden. Die Missionen haben schon im vorigen Jahrhundert das Twi und Fante zur Schriftsprache gemacht, und von hier aus hat sich das Schulwesen entwickelt, das heute in Ghana auf einer recht guten, wenn auch noch schmalen Grundlage schnell weiter ausgebaut werden kann. Eine beachtliche Literatur ist in beiden Dialekten bereits entstanden. Neben Büchern werden Zeitungen lind Zeitschriften herausgegeben, und Radio, Film und Fernsehen tun das ihre, um das Interesse an der Schulbildung bei allen Schichten des Volkes weiter zu heben. Im Südosten Ghanas, westlich derVoltamündung, leben die Gä und A d a n g m e , die ihrer Tradition zufolge aus Nigeria hierher gekommen sein wollen. Die Hauptstadt Ghanas, Accra, liegt im GäSprachgebiet, und selbstverständlich sind die Gä und auch die Adangme als Arbeiter und Angestellte in Accra zahlreich vertreten. In der Hauptsache sind die Gä'aber Bauern und Fischer. Insbesondere die Küsten- und Seefischerei, die sie von den Fante gelernt haben, ist bei den Gä zu einer bedeutenden Beschäftigung der Männer geworden, die daneben aber auch noch ihre Nahrungsmittelpflanzung bewirtschaften. Die Adangme, deren Wohngebiet sich von der Küste weiter ins Hinterland hinein erstreckt, sind ausgezeichnete Bauern, und die meisten Adangme, die lesen und schreiben können (und die Zahl ist gar nicht unbeträchtlich), haben eine Beschäftigung in der Stadt, besitzen daneben aber stets eine Farm, die sie durch andere für sich bewirtschaften lassen. Angebaut wird hauptsächlich Cassava, Yams und Mais für die Ernährung und Kakao und ölpalmen für den Verkauf. Bei den Gä-Fischern ist der Verkauf des Fangs auf dem Markt ebenso wie das Räuchern und Trocknen der Fische Sache der Frauen, die ihren Männern einen vorher ausgemachten Preis aus dem Gewinn abliefern und eventuelle Überschüsse für sich behalten können. Frauen können auch selbst Fischerei-Kanus besitzen, die sie mit einer angeheuerten Besatzung — meist junge Verwandte — auf Fischfang schicken. Die Fischer werden dann mit einem Teil des Fangs entlohnt, der andere Teil wird von der Kanubesitzerin auf eigene Rechnung verhandelt. Die meisten Frauen haben auch noch ihre eigene Farm (neben der, die als Familieneigentum im Besitz des Mannes ist), und eigene ölpalmen, die sie selbständig bewirtschaften und deren Ertrag auch ihr Eigentum ist. Obgleich die Nachfolge im Amt und die Erbfolge in väterlicher Linie vor sich geht und die soziale Ordnung — anders als bei den Akan — auf der patrilinearen Gruppe beruht, werden solche Landstücke und Bäume von den Müttern auf die Töchter vererbt und bleiben stets in weiblichem Besitz. Auch der aus dem Handel, der ja fast ausschließlich Sache der Frauen ist, erzielte Besitz wird an die Töchter vererbt, d. h. bleibt in der mütterlichen Linie. Vermutlich hat man in dieser Durchbrechung der herkömmlichen patrilinearen Erbfolge eine Einwirkung der matrilinearen Institutionen der benachbarten Akan zu sehen. Besondere Fähigkeiten in den Handwerken haben sie nicht entwickelt. Die Fischer machen zwar ihre Netze selbst und flicken sie auch, aber schon die Kanus werden aus dem nördlichen Waldland eingehandelt. Ebenso auch fast alle anderen Gebrauchsgegenstände aus Holz. Auch die Töpferei wird — was recht selten ist — kaum ausgeübt. Man holt die Töpfe zumeist aus Odumase vom Markt. Eine kleine eigenständige Gä- und Adaqme-Literatur hat sich entwickelt. Aber die Fante und Twi einerseits und die Ewe andererseits übertreffen die kleine Gä-Adangme-Enklave in wirtschaftlicher und politischer Bedeutung so sehr, daß insbesondere Twi-Fante als zweite Sprache überall verständen und auch gesprochen wird. Im Norden, in der Provinz Gonja, leben die G u a n g , die zu den „Altvölkern" 1 6 Ghanas gerechnet werden. Gonja ist ein wenig fruchtbares, trockenes Land, hügelig, meist Grasland oder Buschsteppe, durchsetzt mit Baobab, Shibäumen und Akazien. Der Harmattan dörrt das Land völlig aus, und London 1915; W. E. Ward, History of the Gold Coast. London 1949; F. M. Bourret, The Gold Coast. A survey of the Gold Coast and British Togoland 1919—1951. 2nd ed. London 1952; K . A. Busia, The position of the chief in the modern political system of Ashanti. London 1951 ; David E. Apter, The Gold Coast in transition. Princetown 1955 u. a.. 1 6 Vgl. Westermann, Die Sprache der Guang in Togo und auf der Goldküste und fünf andere Togosprachen. Berlin 1922, S. 144-151, und H. Baumann in Völkerkunde von Afrika. Essen 1940, S. 294.
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auch die Flüsse führen nur während der Regenzeit Wasser. Wir haben hier nur noch zwei Jahreszeiten, die Trockenzeit von Oktober bis März und die Regenzeit von April bis Oktober. Es ist aber immer warm, und auch in der Regenzeit beträgt die Luftfeuchtigkeit nur 60—70°/0. Entsprechend der schlechteren Umweltbedingungen ist auch die Bevölkerungszahl gering, und Gonja hat von ganz Ghana die niedrigste Bevölkerungsdichte. Es werden Anstrengungen gemacht, dieses Land für einen besseren wirtschaftlichen Nutzen zu erschließen und die Ansiedlung von Menschen aus übervölkerten Gebieten zu ermöglichen, bisher aber mit wenig Erfolg und erheblichen Kosten. Seit 1950 wirkt die Gonja Development Corporation hier, um den Boden urbar zu machen und die Bestellung mit Maschinenkraft durchzuführen. Das Gonja-Projekt sieht vor, daß den Siedlern jeweils 30 acres Land zur Bearbeitung übergeben werden, davon werden 18 acres durch die Company maschinell bearbeitet und die Aussaat vorgenommen, die Siedler haben die Saat zu pflegen und die Ernte einzubringen, von der dann zwei Drittel an die Company gehen und ein Drittel dem Siedler für seine Arbeit überlassen bleibt. 10 acres bleiben immer brach liegen zur Regenerierung des Bodens, und 2 acres stehen dem Siedler und seiner Familie zum Anbau von Nahrungspflanzen für den eigenen Bedarf zur Verfügung. Jeder Siedlerfamilie wird ein Haus mit zwei Räumen übergeben. Das Einkommen eines solchen Siedlers setzt sich zusammen aus dem Lohn, den er für seine Hilfe bei der maschinellen Bearbeitung und Bestellung des Landes bekommt, aus seinem Anteil am Ertrag der 18 acres bestellten Landes und aus dem Verdienst, den er unter Umständen aus seinen 2 acres Gemüseland ziehen kann. Bis 1953 waren erst etwas über 30 dieser Siedlerstellen besetzt, und man hofft, daß man die Zahl auf 250 bringen kann. Aufs ganze gesehen ist das natürlich recht unbedeutend, aber der Versuch, auch dieses Gebiet der Wirtschaft des Landes zu erschließen, ist wichtig genug, um erwähnt zu werden. Da Gonja auch wenig Verkehrswege besitzt, ist die Erschließung doppelt schwierig und vor allem kostspielig. Es gibt keine Allwetterstraßen und keine Eisenbahnverbindung, was für die Ausfuhr eventuell erzeugter Nahrungsmittel, die im Süden gut gebraucht werden könnten, ein großes Hindernis ist. Für die Viehzucht ist das Land auch nicht geeignet, weil die Tsetsefliege dieRinderhaltung unmöglich macht. Und so gehen die Männer von Gonja nach dem Süden in die Kakao- und Minengebiete, um dort vorübergehend zu arbeiten. Die Abwesenheit der arbeitsfähigen Männer verschlechtert aber die Bewirtschaftung des Bodens noch weiter. Seit 1945 hat sich die Zahl der Wanderarbeiter aus den Nordgebieten Ghanas, die im Süden Arbeit aufgenommen haben, verdoppelt. 17 Über die Geschichte der Guang ist nicht allzu viel bekannt. Das Reich Gonja, das von einem Mandekönig gegründet worden sein soll, hatte im 18. Jahrhundert eine beachtliche Ausdehnung, vom Schwarzen Volta im Westen bis hinein nach Togo im Osten. Pembi, südöstlich von Salaga gelegen, war die Hauptstadt des Reiches. Der Haupthandelspunkt, vor allem für den Kolahandel, war aber Salaga, das auch heute das Zentrum Gonjas ist. Gruppen von Guang-Dialekte sprechenden Menschen sind den Volta entlang bis zur Küste hin anzutreffen. 18 Wegen dieser weiten Verbreitung und Zersplitterung und aus linguistischen Gründen wird angenommen, daß die Guang vor den Akan von Norden her in das südliche Ghana eingewandert waren, und von diesen dann aber verdrängt bzw. überwandert wurden, so daß die Guang nun also heute kompakt gerade in dem Gebiet ansässig sind, aus dem die Akan einst aufgebrochen sein wollen. 19 Die Guang von Gonja sind im Gegensatz zu den Guang-Gruppen im Süden, die wie die Akan Heiden sind, vorwiegend Mohammedaner. In der Kunst haben die Guang keine besonderen Leistungen aufzuweisen. Von den Handwerken ist die Töpferei der Frauen recht gut entwickelt, alle andern für den täglichen Gebrauch notwendigen Handwerke werden von den Bauern in der Trockenzeit erledigt, wenn die sonstige Arbeit Zeit dafür läßt. Eine Literatur hat sich in Guang noch nicht entwickelt und wird wohl auch künftig kaum Gelegenheit zur Entfaltung haben. 2 0 17 Die Zahl der aus den französischen Inlandgebieten kommenden Arbeiter hat sich sogar verdreifacht. Vgl. Harrison (1957) S. 386-387. 18 s. die Karte Nr. 2. 19 Vgl. Westermann (1922) S. 144; ders., Geschichte Afrikas. Köln 1952, S. 211—212. 20 Im Zensus 1948 werden als Gonja (Guang) 48102 Menschen angeführt. Also sind sie eine kleine Gruppe in der fast 5 Millionen zählenden Einwohnerschaft Ghanas.
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Mit den Guang-Gruppen östlich des Volta sind wir schon in die Nachbarschaft der T o g o - R e s t Völker gekommen, die in den Togo-Bergen leben, also in dem Gebiet, das seit 1957 zu Ghana gehört. Wie oben schon gesagt, werden die Sprachen dieser kleinen Gruppen, die Togo-Restsprachen 21 , hier mit behandelt, obgleich sie nicht zu den KWA-Sprachen gehören. Die Togo-Restvölker werden als Urbewohner des Landes angesehen, die sich vor den vordringenden Ewe und Twi in die Berge ihrer jetzigen Heimat zurückgezogen haben. Sie leben nicht in einem festgeschlossenen Komplex zusammen; Ewe, Twi, Guang und Gur-Sprachen sprechende Gruppen sind überall zwischengeschoben, so daß einzelne Togo-Restsprachen wie Inseln in der Masse der andern Völker oder Volksstämme eingebettet liegen. Das Togogebirge, das sich in mehreren durch kleine oder größere Plateaus getrennte Höhenzüge und Berggruppen gliedert, verläuft in nordöstlicher Richtung zwischen dem Volta im Westen und dem Mono im Osten. Die Bergzüge ragen stellenweise bis zu fast 1000 m auf und sind von tiefen Tälern zerschnitten, die das Land etwas unzugänglich machen und daher den kleinen Volksgruppen, die dem Druck der Akan und Ewe weichen müssen, geschützte Siedlungsmöglichkeiten bieten. Das Land ist fruchtbar und für den Ackerbau gut geeignet. Dichter Regenwald bedeckt Berge und Abhänge, das Klima ist warm und feucht und für den Kakaoanbau günstig. Und so hat der Kakao, der das Hauptausfuhrerzeugnis West-Togos ist 22 , hier sein Zentrum. Reis und Yams sind die wichtigsten Nahrungspflanzen, daneben werden Cassava, Bananen und Bohnen angebaut. Hacke und Buschmesser sowie der Grabstock für die Yamsbearbeitung sind die Werkzeuge für die als Hackbau betriebene Landwirtschaft der Togo-Restvölker. Von den K e b u und A k p o s o wird auch Tabak angebaut, was man heute seitens der Regierung stark fördert und für die Wirtschaft besser nutzbar machen will. 23 Jagd und Fischfang werden von den Männern betrieben und stehen jedem nach seinem Ermessen frei. Das Lehmkastenhaus ist die ursprünglich am weitesten verbreitete Behausung, heute hat sich aber das Giebeldachhaus mit Wellblechbedeckung — hauptsächlich in den Tälern und entlang der Straßen — eingebürgert. 24 In der Kleidung unterscheiden sich die Restvölker kaum von den umwohnenden Ewe und Akan. 25 Die in früheren Zeiten verwendete Rindenstoffbekleidung hat auch Plehn am Ende des vorigen Jahrhunderts schon nicht mehr in Gebrauch vorgefunden. Patrilineare Clans bilden die Grundlage der sozialen Orgiansation. Von den Handwerken war die Eisentechnik weitaus am besten entwickelt; insbesondere die A k p a f u und S a n t r o k o f i waren als Eisenschmelzer und -schmiede berühmt. Früher belieferten sie viele der umwohnenden anderen Stämme mit ihren Erzeugnissen. Seit der europäischen Kolonisation hat aber die Einfuhr von Eisenerzeugnissen dieses Handwerk zum Erliegen gebracht, weil es nicht mehr rentabel war. 26 Holzschnitzerei, Flechterei und Töpferei werden für den eigenen Bedarf ausgeübt, haben aber keinen besonders hohen Entwicklungsstand erreicht. Über die Bedeutung dieser kleinen Volksgruppen und ihre Stellung in der modernen Entwicklung und in der Wirtschaft des Landes ist nichts bekannt. Ihre Sprachen sind im wesentlichen Ende des vorigen, Anfang dieses Jahrhunderts von Missionaren oder Regierungsbeamten aufgenommen worden und im Verhältnis zu anderen Splittersprachen recht gut bekannt. Eine Zukunft und Entwicklungsmöglichkeit haben sie natürlich nicht. Sie werden dem Twi und Ewe weichen und dieser Prozeß wird durch die inzwischen erfolgte Angliederung an das junge Ghana wohl noch rascher zugunsten des Twi fortschreiten. Zwischen Ghana und Nigeria erstreckt sich das Wohngebiet der E w e , die die Südostprovinzen Ghanas, Ho und Keta, den Süden des unter französischer Treuhandverwaltung stehenden Teils von Togo und die französische Kolonie Dahomey besiedeln. Wie diese Aufzählung zeigt, sind sie auf drei verschiedene politische Territorien verteilt. Und diese Tatsache hat die Ewe veranlaßt, 21
Vgl. auch S. 91 f. Vgl. Report by Her Majesty's Government in the United Kingdom of Great Britain and Northern Ireland to the General Assembly of the United Nations on T o g o l a n d under United Kingdom Administration for the Year 1955. London 1956, S. 53: 1954—1955 wurden 22045 t Kakaobohnen auf den Markt gebracht. 23 Vgl. Togoland Report 1955, S. 54. 24 Vgl. P. Hinderling, Notizen von den Togo-Restvölkern. Tribus 1952/53, S. 361-378. 26 s. P. Hinderling (1953) S. 367; vgl. R. Plehn, Beiträge zur Völkerkunde des Togo-Gebietes, Diss. Halle 1898, S. 5 u. 14. 28 Vgl. Hinderling (1953). 22
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nachdrücklich die Vereinigung zu einem Eweland zu fordern.27 Im Verlauf ihrer Geschichte waren die Ewe allerdings noch niemals unter einer Herrschaft vereinigt. Das Reich Dahomey im Osten28, von den Po errichtet, hat sich trotz seiner erheblichen Machtentfaltung und Ausdehnung niemals auf alle Ewe-Stämme erstreckt. Und gerade die West-Ewe, Anglo, Inlandgruppen, Watyi und Ge umfassend, mit ihrem Zentrum in der ehemaligen deutschen Kolonie Togo, haben stets in kleinen örtlichen Häuptlingstümern gelebt, die sich nur zeitweilig — während kriegerischer Unternehmungen — zu größeren losen Verbänden zusammengeschlossen haben. Das Ausbreitungsgebiet der Ewe gehört nur teilweise zur Regenwaldzone. Der größte Teil des Landes ist Sekundärwald oder Savanne bzw. Parklandschaft, das ideale Gebiet der ölpalme. Die Kakaoanbaugebiete liegen im Westen, in Ghana und Togo, und die Ewe sind dort erfolgreiche Kakaobauern, deren Produktion sich in den letzten Jahren günstig entwickelt hat. Von altersher ist aber die ölpalme — insbesondere im Zentral- und Ostgebiet — die wichtigste landwirtschaftliche Kulturpflanze für Verkauf und Handel. Für den Nahrungsmittelbedarf werden neben Mais und Yams, die am wichtigsten sind, Bohnen, Pfeffer, Cassava und Erdnüsse angebaut, auch Baumwolle wird für den Inlandbedarf gepflanzt, und die Ewe sind als Weber und Schneider weithin berühmt. In der Töpferei und als Eisenschmiede haben sie ebenfalls einen guten Ruf. Allerdings unterscheiden sich die West-Ewe von den Ost-Ewe (Dahomey) dadurch, daß sie auf kunsthandwerklichem und künstlerischem Gebiet kaum etwas Nennenswertes aufzuweisen haben, während doch gerade die Dahomey-Künstler — als Elfenbeinschnitzer, Metallgießer und bildende Künstler in Ton — in aller Welt berühmt geworden sind. Die West-Ewe besitzen — auf der Grundlage des ganz im Westen gesprochenen Dialekts von Ai)lo — eine Schriftsprache und haben eine umfangreiche moderne Literatur produziert, wodurch sie sich nun ihrerseits vorteilhaft von ihren östlichen Brüdern (F5 und andere Dahomey-Gruppen) unterscheiden. Während das West-Ewe auch linguistisch ganz ausgezeichnet bearbeitet ist, ist z. B. das F5 bis heute noch weitgehend unbekannt geblieben, und an die Entwicklung einer einheimischen Literatur ist schon gar nicht zu denken. N i g e r i a , die größte 29 der britischen Kolonien in Westafrika und in Kürze der größte selbständige afrikanische Bundesstaat, hat 31,2 Millionen Einwohner, von denen etwa 11,5 Millionen K W A Sprachen sprechen.30 Y o r u b a , E d o und I b o leben im Süden des Landes, in der „Western" und „Eastern Region", während die N u p e - G b a r i in der „Northern Region" ansässig sind. Das K W A Sprachengebiet erstreckt sich alscr in Nigeria am weitesten nach Norden hinauf, es reicht hier bis 10° n. Br. Entsprechend dieser Ausdehnung umfaßt es alle Landschafts- und Vegetationszonen (abgesehen von der echten Wüste, die ganz im Norden noch nach Nigeria hineinreicht), vom dichten Mangrovenwald in den Überschwemmungsgebieten des Nigerdeltas, über die Lagunenzone, den hohen immergrünen Regenwald, die Feuchtsteppe oder Savanne mit den Galeriewäldern entlang den Flüssen bis zur Trockensteppe mit Dornbusch und Baobab. Die KWA-Sprachen sprechenden Gruppen reichen in die weiten Nordgebiete jedoch nur ein Stück hinein, auch der gesamte' Süden gehört nicht allein in unser Sprachgebiet. Östlich der Ibo-Grenze ist noch ein breiter Streifen, in dem sogenannte Semi-Bantusprachen gesprochen werden. Nigeria ist ein reiches Land und seine Wirtschaft ist gut entwickelt, obgleich man vielleicht in Anbetracht der Größe des Landes und seiner außerordentlichen geographischen und vegetationsmäßigen Verschiedenheit eine breitere und differenziertere Exportliste erwarten würde, als tatsächlich vorhanden ist. Kakao, Erdnüsse und Palmprodukte (öl und Kerne) stehen neben Zinn und 27 Diese Bestrebungen sind besonders seit 1945 stark in Erscheinung getreten. Bei der U N sind immer wieder Petitionen von den Ewe eingebracht und Forderungen nach Vereinigung gestellt worden. Bisher ist nur dem Wunsch der unter britischer Treuhandverwaltung befindlich gewesenen Ewe auf Anschluß an Ghana stattgegeben worden. 28 M. J. Herskovits, Dohomey. An Ancient West African Kingdom. New York 1038. 29 Es ist einschließlich des unter britischer Treuhandverwaltung stehenden Gebietes von Kamerun 373250 Quadratmeilen groß, d. h. es ist größer als Belgien, Frankreith, die Schweiz, Italien und Korsika zusammen; s. Colonial Reports, Nigeria 1953. London 1955, S. 126; und 0. lt. Niven, Nigeria, Outline of a Colony. London 1945, S. 3. 30 Lt. Zensus 1952, Colonial Report 1953, S. 9.
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Baumwolle weitaus an erster Stelle. Alle Ausfuhrprodukte, vom Zinn abgesehen, werden von den afrikanischen Bauern auf deren eigenem Grund und Boden erzeugt. Plantagenwirtschaft ist in Nigeria nur in ganz geringem Umfang vertreten. Der gesamte Bedarf an Lebensmitteln wird im Lande erzeugt, und ein reger interner Handel sorgt für die zweckmäßige Verteilung. Kola, Yams und Vieh haben am internen Handel den größten Anteil. Nigeria ist auch im Vergleich zu den meisten anderen Gebieten Westafrikas mit einem guten Verkehrsnetz (Straßen und Eisenbahn) versehen, das sich allerdings hauptsächlich in den Exportprodukte erzeugenden Gebieten konzentriert und das Land nicht gleichmäßig überzieht. Auch die großen Ströme des Landes, Niger, Benue und Croß-Fluß und die Lagunen im Süden sind als Wasserwege gut geeignet. Außerdem gibt es an der Küste gute Häfen. Nigeria ist auch ans internationale Luftverkehrsnetz angeschlossen, in Kano landen viele der großen europäischen und amerikanischen transkontinentalen Linien. Es hat eine eigene, in der Entwicklung begriffene Luftfahrtgesellschaft, die den Inlanddienst versorgt. Mit den übrigen westafrikanischen Ländern hat es durch die West African Airways Corporation, die von den jeweiligen Landesregierungen finanziert wird, gute Flugverbindungen. In der politischen Entwicklung ist Nigeria weit fortgeschritten, insbesondere Y o r u b a und I b o im Süden sind die treibenden Kräfte, die zur Selbständigkeit drängen und dieses Ziel ja nun auch in aller Kürze erreichen werden. Da der Süden Nigerias schon jahrhundertelang engen Kontakt mit Europa hatte, ständig Handelsbeziehungen bestanden und im Laufe der geschichtlichen Entwicklung die Missionen zu arbeiten begannen, was ja immer eine Ausbildung in Lesen und Schreiben, die Möglichkeit des Schulbesuchs für die Afrikaner mit sich brachte, ist insbesondere unter den Yoruba und auch unter den Ibo eine Schicht von gebildeten Afrikanern entstanden, die heute die politisch führende Kraft darstellt. Das Schulwesen Nigerias ist im Süden auch heute noch besser entwickelt als im Norden. Im letzten Colonial Report Nigeria für 1953 werden insgesamt 7946 Grundschulen mit 943800 Schülern und 34704 Lehrern für den Süden (Western und Eastern Region zusammen) angegeben, denen für den Norden 1705 Grundschulen mit 125989 Schülern und 4991 Lehrern gegenüberstehen. Wenn man diese Zahlen im Verhältnis zu der Bevölkerungszahl betrachtet, wird noch deutlicher, um wieviel höher im Süden der Prozentsatz derjenigen ist, die wenigstens lesen und schreiben können und daher für qualifizierte Berufe in den Wirtschaftszentren des Landes in Frage kommen. Die Bevölkerungszahl der „Northern Region" wird laut Zensus von 1952 mit 16,8 Millionen, die des Südens, d. h. Western und Eastern Region zusammen, mit 14,4 Millionen angegeben. Abgesehen von anderen historischen und wirtschaftlichen Ursachen ist es sicher diese Schulbildung 31 , die die Menschen im Süden zum führenden und progressiven Element in der modernen Entwicklung Nigerias werden ließ. Entsprechend der Vielfalt der Stämme und Volksgruppen sind auch die Umgangssprachen vielfältig und zahlreich. Eine gemeinsame einheimische nigerische Landessprache gibt es nicht und wird es in absehbarer Zukunft auch nicht geben. Englisch ist die Sprache des öffentlichen Lebens, die Amtssprache des ganzen Landes und — vor allem im Süden — auch das Verständigungsmittel der einzelnen Sprachgruppen miteinander, soweit nicht Yoruba oder Igbo, die von vielen anderssprachigen Gruppen als Zweit- oder Verkehrssprache benutzt werden, dafür verwendet werden. Im Norden ist Hausa Verkehrssprache. Sie reicht weit über die Grenzen Nigerias hinaus und ist Verkehrssprache in weiten Teilen des ganzen westlichen Sudan. Die Entwicklung einer einheimischen Literatur wird bei der Abhandlung der einzelnen Sprachgruppen berührt werden. Zeitungen, Zeitschriften und Bücher, außer der Schul- und Kirchenliteratur, werden vor allem in Hausa und Yoruba gedruckt und erscheinen in wachsender Zahl und Güte. Die Y o r u b a leben im Südwesten Nigerias. Ihr Wohngebiet erstreckt sich über alle Landschaftsformen von den Lagunen im Süden über den Regenwald bis hinauf zur offenen Parklandschaft am 8 1 Hier ist nur die Grundschulausbildung berücksichtigt, die den größeren Teil der Menschen erfaßt. Höhere Schulen gab es 1953 insgesamt 105 mit etwa 22400 Schülern. Außerdem gibt es neben einigen Fachschulen das University College in Ibadan, das 1953 407 Studenten hatte. Über das Erziehungssystem in den britischen Gebieten Afrikas siehe African Education. A Study of Educational Policy and Practice in British Tropical Africa. Oxford University Press 1953.
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H i n t z e , B i b l i o g r a p h i e der
KWA-Sprachen
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Niger, der hier fast genau von Osten nach Westen das Land durchfließt. Die Yoruba sind ausgesprochene Stadtbewohner. Von altersher leben sie in großen Städten zusammen, und sie sagen, daß sie diese Siedlungsform aus Sicherheitsgründen gewählt haben. Annähernd ein Drittel aller Yoruba leben in 15 großen Yoruba-Städten mit Bevölkerungszahlen von über 20000. 32 Ibadan, die Hauptstadt des Yorubalandes hat heute annähernd eine halbe Million Einwohner 33 und ist die größte reinafrikanische Stadt des gesamten Kontinents. Die Bewohner dieser Städte wie auch der im Lande natürlich vorhandenen großen Dörfer sind in der Hauptsache Bauern, aber auch Händler und Handwerker. Die letzteren sind in Gilden zusammengeschlossen, die ihre Interessen vertreten. Auch die Frauen haben eine politische Organisation (vor allem in Oyo), die Egbe Iyalode, das ist die Vereinigung der Iyalode. Iyalode ist der Titel der Präsidentin dieser Organisation, deren Mitglieder vor allem die Händlerinnen und Handwerkerinnen sind, die auf ihre Gewerbe spezialisiert sind. Das wirtschaftlich wichtigste Exportprodukt Nigerias, der Kakao, wird in der Hauptsache im Yorubaland erzeugt. Ghana und Nigeria zusammen, d. h. Akan- und Yorubabauern zusammen, produzieren heute die Hälfte der gesamten Kakaoerzeugung der Welt. 34 Der Kakaoanbau erfolgt hier ebenso wie in Ghana ausschließlich durch die Bauern auf ihrem eigenen Landbesitz. KakaoPlantagen in europäischem Besitz spielen keine Rolle. Für die Ernährung werden hauptsächlich Yams, Mais, Bananen und Cassava angebaut, daneben auch Bohnen, Erbsen, Pfeffer u. a. Holzhacke mit Eisenblatt und Buschmesser sind auch hier die wichtigsten landwirtschaftlichen Geräte. Die Landarbeit wird vor allem von den Männern erledigt, die Frauen sind kaum oder gar nicht beteiligt. Sie betätigen sich dafür als Händlerinnen auf den Märkten, wo sie die überschüssigen Erträge ihrer Landwirtschaft verkaufen. Das Kleinvieh wird von den Frauen versorgt. Fischfang und Jagd spielen für die Ernährung auch eine Rolle. Fische werden geräuchert oder getrocknet auch auf den Märkten verhandelt und sind interne Handelsobjekte. Während der interne Markthandel mit Nahrungsmitteln und Gebrauchsgegenständen des täglichen Bedarfs fast ausschließlich Sache der Frauen ist, liegt der Großhandel über weite Strecken, die Finanzierung und der Exporthandel in den Händen der Männer. Die einheimischen Handwerke wie Weberei, Färberei, Töpferei und Metallbearbeitung, die teils von Männern, teils von Frauen ausgeübt werden, haben sich auch heute noch gegenüber den europäischen Einfuhrprodukten gut gehalten. Die soziale Ordnung ist patrilinear. Die Abstammung mütterlicherseits spielt nur selten eine Rolle und ist meist nur wenige Generationen zurück bekannt. Die Yoruba bauen ihre Häuser auf rechteckigen Grundriß mit Satteldach, das heute häufig mit Wellblech gedeckt ist. Früher wurde dafür Gras oder Blätter verwendet. Die Häuser stehen in Gruppen zusammen und bilden, mit den Eingängen zu dem so gebildeten Hof hin gerichtet, ein nach außen abgeschlossenes Gehöft, das nur durch eine kleine Tür zu erreichen ist. Ein solches Gehöft wird meist von einer Familie bewohnt, die auch aus einem Mann mit mehreren Frauen und deren Kindern bestehen kann. Jede Frau hat dann ein eigenes Haus mit meist mehreren Räumen, in denen sie mit ihren Kindern wohnt. Das ganze bildet eine ökonomische Einheit. Zu keinem Zeitpunkt in der Geschichte der Yoruba waren alle Gruppen und Stämme der Yoruba in einem Staat vereint. Dagegen ist viel von den Kriegen der einzelnen Städte und Gruppen untereinander bekannt. Insbesondere spielt da auch der Sklavenhandel eine große Rolle. Nicht umsonst heißt die Küste vor Lagos „Sklavenküste". Nach der Unterdrückung des Sklavenhandels verlegte sich der Handel auf echte Handelsprodukte, vor allem Gewürze und Palmöl. Nie riß die Verbindung zu europäischen Händlern ab und der europäische Einfluß nahm ständig zu. Auch die Missionen begannen mit großer Intensität um die Mitte des vorigen Jahrhunderts zu arbeiten. Der Negerbischof Crowther 34a hat schon 1852 eine umfängliche und bedeutende Grammatik des Yoruba und 32 Vgl. D. Forde, Yoruba Speaking Peoples of South-Western Nigeria (Ethnographie Survey, Western Africa P. IV). London 1951, S. 15. 33 Nach Colonial Report Nigeria 1953 sind es ca. 460000. Inzwischen dürfte sich die Zahl weiter erhöht haben und 500000 könnte wohl richtig sein. 34 S. Niven (1945) S. 72 und Colonial Report Nigeria 1953, S. 7. 31a Vgl. Gordon, Crowther (Nr. 157).
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ein Wörterbuch veröffentlicht. Eine eigene Literatur ist inzwischen entstanden und rapid im Wachsen begriffen. Die Sprache ist auch von den Yoruba selbst gepflegt worden, und da sie Schulsprache ist, hat sie sich den Bedürfnissen der modernen Entwicklung voll angepaßt. Zeitungen, Zeitschriften und Bücher erscheinen heute mehr und mehr, das Radio sendet in Yoruba und an der Universität Ibadan, wird die Landessprache sicher eine besondere Pflegestätte finden. Und bald dürfte die Beschäftigung mit dem Yoruba sich aus dem linguistischen ins philologische Stadium entwickeln. Südöstlich an die Yoruba anschließend erstreckt sich bis zum Unterlauf des Niger das Wohngebiet der Edo-sprechenden Volksgruppen. Auf Grund linguistischer Kriterien unterscheiden wir drei große Gruppen: im Norden die Kukuruku, in der Mitte die eigentlichen Edo oder Bini und im Süden die Sobo oder Urhobo-Isoko. Während die Kukuruku eine hügelige, teilweise schon offene Landschaft bewohnen, leben die Bini und Sobo im immergrünen Regenwald bzw. in den Überschwemmungsgebieten des Nigerdeltas. Wie ihre Nachbarn im Osten und Westen sind auch die Edo hauptsächlich Hackbauern. Yams, Cassava sind die wichtigsten Nahrungspflanzen. Reis, Erdnüsse, Pfeffer, Bohnen, Melonen und andere Gemüsearten werden ebenfalls angebaut und erweitem den Küchenzettel. Kleinviehhaltung ist verbreitet, Ziegen und Schafe, Hunde und Hühner fehlen nirgends und werden außer für Opfergaben auch als Nahrungsfleisch verwendet. Für den Export und als Einnahmequelle für Bargeld spielen heute Gummibäume, Kakao und wiederum die ölpalme die wichtigste Rolle. Neben der bäuerlichen Anbauform gibt es hier aber auch große Plantagen, die im Besitz von reichen Bürgern der Stadt Benin sind und von Ibo-Lohnarbeitern bewirtschaftet werden. Die Beninprovinz ist das Gebiet, das die meisten Forstreservate hat. 3 5 Der Holzexport liegt aber fast ausschließlich in Händen von europäischen Firmen, da die Nutzbarmachung des Holzes, Schlagen, Transport, Sägen usw. einen beträchtlichen Kapitalaufwand erfordert. 3 6 J a g d und Fischerei werden teils als Freizeitbeschäftigung von den Bauern, teils aber auch als spezielle Berufe ausgeübt. Handwerkergilden — insbesondere in der Stadt Benin — sind auch heute teilweise noch in Funktion. Vor allem der berühmte Bronzeguß von Benin war früher nur unter direkter Kontrolle des königlichen Hofes möglich und wurde ausschlie31ich in der Hauptstadt ausgeübt. Das gleiche gilt beinahe ebenso für die Holz- und Elfenbeinschnitzerei, die in Benin ja auch eine besonders hohe künstlerische Ausprägung erfahren hatte. Heute werden diese Handwerke oder Künste kaum noch ausgeübt. Töpferei, Mattenflechterei und vor allem das Spinnen und Weben werden im Norden und Süden des Edo-Sprachgebiets von den Frauen für den örtlichen Bedarf ausgeführt. Das Königreich von Benin, das in Europa einerseits wegen seiner grausamen Menschenopfer und andererseits wegen seines Bronzegusses und seiner Kunst berühmt geworden ist, bezog nicht das gesamte Edo-Sprachgebiet in sich ein. Es beschränkte sich vielmehr im wesentlichen auf die Stadt Benin und ihre nähere oder weitere Umgebung. Wie bei allen anderen Reichen wechselten die Grenzen häufig entsprechend der jeweilig möglichen Machtentfaltung der Beninherrscher oder der benachbarten Völker. Über die politische Geschichte Benins liegen einige Arbeiten vor 37 , die die Entwicklung dieses Staates vom 12. Jahrhundert an bis zu seinem Ende im Jahre 1897, als Benin von britischen Truppen erobert und niedergebrannt wurde, zeigen. Auf eine Darstellung dieser Geschichte wollen wir hier nicht eingehen. Sie ist von D. Westermann in der Geschichte Afrikas, Köln 1952, S. 665—675, zusammenfassend und übersichtlich abgehandelt worden. Benin hatte schon 55 40% des Waldes sind unter amtlicher Bewirtschaftung; s. Bradbury, The Benin Kingdom and the Edospeaking Peoples of South-Western Nigeria (Ethnographie Survey, Western Africa P. XIII). London 1957, S. 18. 36 In der Exportbilanz für 1953 haben Gummi und Holz etwa den gleichen Wert und stehen fast am Ende der Liste. Auf die Wirtschaft des ganzen Landes gesehen spielen sie also keine ausschlaggebende Rolle. Vgl. Colonial Report Nigeria 1953, S. 31. 37 Insbesondere die Arbeit des Afrikaners J. U. Egharevba, A Short History of Benin. Lagos 1936, ist als authentische Quelle wertvoll.
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im 16. Jahrhundert Beziehungen zum König von Portugal, an dessen Hof es einen Gesandten schickte und mit dem es einen Handelsvertrag abschloß. Handelsobjekte waren damals hauptsächlich Sklaven, Malagetapfeffer und Elfenbein. Die Portugiesen lieferten dagegen neben kostbaren Tuchen vor allem schwere, dicke Messingarmringe, die in Benin eingeschmolzen und für die Herstellung des Metallgusses verwendet wurden. Die Bronzekunst Benins ist ein häufiger und beliebter Gegenstand der afrikanischen und allgemeinen Kunstgeschichte, und das verhältnismäßig zahlreiche und vor allem bis zum 15. Jahrhundert zurückgehende Anschauungsmaterial hat hier zu einer kunstgeschichtlichen Chronologie der Beninaltertümer geführt, wie wir sie in Negerafrika sonst nicht wieder finden. Man ist heute übereinstimmend der Meinung, „daß die Gußkunst als solche, und daß ihr Stil in Benin als afrikanisch zu gelten habe". Allerdings sind gewisse europäische Beeinflussungen möglicherweise vorhanden, aber „nicht genau zu bestimmen" 38 . Auf den Reliefplatten 39 , die wie auch alle anderen Bronzegüsse in verlorener Form hergestellt wurden, befinden sich neben Darstellungen aus dem täglichen Leben der Menschen, wie Wassertragen, Vogeljagd, Ochsenschlachtung usw. auch solche, die Feste und Zeremonien am Hofe des Königs zeigen und uns über Trachten und Kultur jener Zeit in Benin unterrichten. Auch Portugiesen mit der für das 16. Jahrhundert typischen Kleidung werden auf den Platten abgebildet. Zahlreiche Köpfe, die teils Porträts, teils stilisierte Darstellung sind, und Statuetten, wie auch vollplastische Pantherfiguren und lebensgroße Hähne (für zeremoniellen Gebrauch) bieten ein reiches Material, das den Kulturhistorikern und Ethnologen für die Chronologie der Beninaltertümer zur Verfügung stand 4 0 . Zu Beginn des 18. Jahrhunderts war die Blütezeit bereits vorbei, und am Anfang des 19. Jahrhunderts ist diese Kunst verfallen. Die Köpfe und Plastiken der „Spät-" und „Neuzeit" zeugen schon von einer schlechten Technik der Bearbeitung und einer groben künstlerischen Auffassung und Ausführung. Es besteht eine enge Verbindung der Beninkunst zur Yorubakunst von Ife, und einige Gelehrte nehmen an, daß Ife der Ausgangspunkt und Benin erst eine Fortsetzung oder Parallelentwicklung ist. Ähnliche Thesen werden auch für die hochentwickelte Holz- und Elfenbeinschnitzerei in Alt-Benin geäußert. 41 Die östlichen Nachbarn der Edo sind die I b o , nach den Hausa das zahlreichste Volk Nigerias. 42 Die Ibo wohnen hauptsächlich östlich des Volta, reichen aber mit einem kleineren Teil in die „Western Region" hinein. Der größte Teil des Landes ist Wald oder ölpalmengebiet, im Norden aber wird das Land schon offen und hügelige Savanne löst die Waldvegetation ab. Hier liegt Enugu, die Hauptstadt der „Eastern Region", die 1953 31285 Einwohner hatte 4 3 und das Zentrum des Kohlebergbaus ist. Der Abbau der Kohle, der heute Nigerias eigenen Bedarf deckt und auch in andere afrikanische Gebiete — hauptsächlich als Eisenbahnkohle — ausgeführt wird, begann schon 1915. Von viel größerer Bedeutung für die Wirtschaft Nigerias aber ist die ölpalme, die gerade im südlichen Iboland besonders gut gedeiht. Die ölpalme, die auch wild wächst, wird von den Ibo-Bauern angebaut, und im kleinen Wirtschaftsbetrieb ausgewertet. Plantagenwirtschaft spielt kaum eine Rolle. Von der ölpalme gewinnt man nicht nur das Material für den Hausbau oder zur Herstellung von Matten und Körben, den Wein zum Trinken oder öl zum Kochen, zum Reinigen und für die Lampen, ölpalmprodukte stellen auch noch etwa ein Drittel des Wertes der Gesamtausfuhr Nigerias. Der Palmöl- und Palmkernhandel ist, nachdem der Sklavenhandel unterdrückt wurde, ständig ange38
E. v. Sydow (1930) S. 9. Der größte Teil der Beninaltertümer befindet sich in europäischen Museen, nur ein kleiner Teil ist im Lande verblieben, wo ein Museum errichtet wurde, in dem diese historisch bedeutenden Gegenstände verwahrt werden. Vgl. Niven (1945) S. 76. 40 F. v. Luschan, Altertümer von Benin (1919); B. Struck, Chronologie der Beninaltertümer, Zeitschr. f. Ethnologie, 55, 1923, u. a. 41 Vgl. Sydow (1930) S. 26. 42 5318000 Ibo und 5488000 Hausa wurden beim Zensus 1952 festgestellt. Vgl. Colonial Report Nigeria 1953, S. 9. 43 H a m s o n (1957) S. 473. 89
Einleitung
15
wachsen. 44 Heute ist Nigeria der bedeutendste Exporteur von Palmprodukten in der Welt. 45 Innerhalb Nigerias aber ist es das Iboland, das den größten Anteil am Export der Palmprodukte hat. Die Ibo siedeln nicht wie ihre westlichen Nachbarn, die Yoruba, in Städten oder wie die Edo in kompakten Dörfern, sondern in weithin über das Land verstreuten Einzelgehöften, die entlang der die Wohnstätten miteinander verbindenden Straßen oder Pfaden aufgereiht liegen. Der Reisende gewinnt den Eindruck, daß das ganze Land ein einziges Dorf ist. 46 Charakteristisch für die Ibo ist, daß sie niemals große politische oder soziale Gruppen bilden. Sie haben nicht einmal ein eigentliches Häuptlingstum entwickelt und unterscheiden sich darin ganz erheblich von den drei anderen großen KWA-Sprachen sprechenden Gruppen Nigerias. Vielleicht war diese lose und dadurch fremden Angriffen gegenüber verhältnismäßig schutzlose Siedlungsform auch mit ein Grund dafür, daß gerade die Ibo einen ungeheuer großen Teil der nach Amerika verkauften Sklaven ausmachten. 47 Den Ibo wird nachgesagt, daß sie außerordentlich individualistisch, ultra-demokratisch, aber auch tolerant sind. 48 Sie hassen jede Form fremder Herrschaft oder Autorität, und im politischen Leben sind sie heute die hartnäckigsten und eifrigsten Vertreter einer demokratischen Ordnung, für deren Durchsetzung und Einhaltung sie unermüdlich kämpfen. Die Ibo sind in der Hauptsache Bauern, aber sie stellen auch den größten Teil der Arbeiter in der zwar noch kleinen, aber langsam wachsenden Industrie des Landes, und sie sind zugleich das beweglichste Element Nigerias, als Händler und als Kraftfahrer kommen sie überall herum. Der Markthandel ist aber auch hier im wesentlichen in den Händen der Frauen, die — ähnlich wie die Männer — in Altersklassen und Assoziationen verschiedener Art organisiert sind und eine eigene Gerichtsbarkeit besitzen. Ebenso wie die Männer pflanzen auch die Frauen ihre eigene Art Yams, die sie bewirtschaften und ernten. Da sie durch ihre Tätigkeit einen großen Teil der Nahrungsmittel erzeugen und ihre Verteilung im Kleinhandel in den Händen haben, können sie ihre Ansichten und Rechte mit Hilfe ihrer Organisationen in der vaterrechtlich organisierten Gesellschaft durchaus geltend machen. Sie greifen auch, wenn es nötig wird, zum Streik, wenn sie ihre Forderungen oder Wünsche nicht auf andere Weise durchsetzen können. 49 Im politischen Leben spielen die IboFrauen heute eine Rolle, die nicht zu unterschätzen ist. Die Ibo haben — im Unterschied zu ihren westlichen Nachbarn, den Edo — keine bemerkenswerte Metallbearbeitungskunst entwickelt. Um so beachtenswerter sind aber ihre Leistungen als Holzschnitzer in der althergebrachten Maskenschnitzerei 50 und auch im modernen europäischen Stil. Andere Handwerke sind nicht sonderlich entwickelt. Auch die Töpferei der Frauen ist im allgemeinen von nicht bedeutender Qualität oder künstlerischer Güte. Weberei und Färberei werden wenig geübt. Auch die früher allgemein verbreitete Raphiastoffweberei ist nicht so gut wie die der südöstlichen Nachbarn 5 1 und spielt heute ohnehin keine wesentliche Rolle mehr. Eine eigenständige Ibo-Literatur steht am Beginn ihrer Entwicklung. Noch übertreffen die Yoruba sie auf diesem Gebiet bei weitem. Aber entsprechend ihrer wirtschaftlichen und sozialen Bedeutung im modernen Nigeria ist wohl zu erwarten, daß auch hier ein schneller Aufstieg erfolgen wird. Die vierte große Gruppe, die zur KWA-Sprachen-sprechenden Bevölkerung Nigerias gehört, sind die am mittleren Niger lebenden N u p e - G b a r i , die hier nur noch kurz gestreift werden sollen. Sie nehmen unter den KWA insofern eine besondere Stellung ein, als sie zum größten Teil Moham44 Schon 1846, also ganz kurz nach der Beendigung des Sklavenhandels, wird von Hope Waddell berichtet, daß Bonny, das alte Sklavenhandelszentrum, ein "flourishing center of the palmoil trade" geworden war. Vgl. I). Forde, The Ibo and Ibibio-speaking Peoples of South-Eastern Nigeria (Ethnographie Survey, Western Africa P. III). London 1950, S. 11. 46 „Nigeria erzeugt die Hälfte aller Palmkerne, die den Weltmarkt erreichen, und ein Drittel des gesamten Palmöls." Harrison (1957) S. 412. 48 Vgl. Niven (1945) S. 77; Forde (1950) S. 17. 47 1790 sollen, so zitiert Talbot, Peoples of Southern Nigeria, Bd. I (1926) S. 249, von 20000 in Bonny verkauften Sklaven 16000 Ibo gewesen sein. 48 Vgl. Forde (1950) S. 24. 49 ebenda. 60 E. v. Sydow (1930) S. 197-209. 61 Forde (1950) S. 15.
16
Einleitung
medaner sind und Untertanen einer Ful-Dynastie, die sich die Nupe zu Beginn des vorigen Jahrhunderts unterworfen hat. Wie in Ghana die Guang von Gonja, so gehören die Nupe in Nigeria administrativ zu den Nordgebieten, also in den Einflußbereich der Hausa und Ful. Im Nupeland, entlang dem Niger und auch am Kaduna erstreckt sich dichter, hoher Galeriewald, und beide Flüsse mit ihren Nebenflüssen sind reiche Fischgründe für die Nupestämme, die sich als Fischer betätigen. Im wesentlichen ist das Land niedrig gelegen und hügelig, seine Vegetation ist typisch für das Übergangsgebiet vom südlichen Regenwald zur sogenannten GuineaSavanne im Norden 52 . Es ist fast überall fruchtbar und für die Landwirtschaft gut geeignet. Nupe ist das nördlichste Land, in dem noch die ölpalme wächst und Yams angebaut wird. Aber auch die für die nördlichen Landschaften typischen Gewächse, wie Shibaum, Dattelpalme und Hirse, sind im Nupeland zu finden. Auch Kolabaum, Indigo und Baumwolle spielen in der Wirtschaft eine Rolle. Die Nupe sind gute Landwirte und verhältnismäßig reich. Unterernährung oder ärmliche Kleidung sind kaum anzutreffen. Für den Verkauf bzw. Export sind Baumwolle, Erdnüsse und Shinüsse von Bedeutung. Die Frauen der Nupe bearbeiten ebenso wie die Ibo-Frauen kein eigenes Land und sind überhaupt an der Landwirtschaft kaum beteiligt. Aber sie bereiten die landwirtschaftlichen Erträge für den Markt vor, und in ihren Händen liegt auch hier der Handel. Außerdem ist die Gewinnung und die Aufbereitung der Schinüsse Frauenarbeit, während die Kolanuß von den Männern geerntet und behandelt wird. Handwerke werden zahlreich ausgeübt, und die Handwerksprodukte der Nupe sind von sehr guter Qualität. Die Handwerker sind in Gilden zusammengeschlossen und betreiben ihr Handwerk häufig hauptberuflich. Nahrungsmittel und Gebrauchsgegenstände werden für die hergestellten Gegenstände eingehandelt. Eine Warenwirtschaft war hier schon vor der europäischen Beeinflussung vorhanden, und als Währung wurden Kaurimuscheln verwendet. Heute werden Kauris nur noch für zeremonielle oder traditionelle Zahlungen — wie zu Beerdigungen, als Brautgeld usw. — verwendet. Über die Geschichte der Nupe und ihre politische und soziale Organisation und über ihre Wirtschaft sind wir insbesondere durch die Arbeiten von S. F. Nadel sehr gut unterrichtet.53 Eine moderne Literatur ist in Nupe noch nicht vorhanden. 1864 ist von Bischof Crowther die erste Nupe-Grammatik veröffentlicht worden, nachdem er vorher schon ein Schulbuch herausgegeben hatte. Die bisher vorliegenden Nupetexte sind im wesentlichen Missionsliteratur. 62 Vgl. D. Forde, Peoples of the Niger-Benue Confluence, The Nupe (Ethnographie Survey, Western Africa P. X ) . London 1955, S. 23; und Harrison (1957) S. 477ff. 63 S. F. Nadel, A Black Byzantium, London 1924 u. a. Vgl. D. Forde, Nupe (1955) Bibliographie S. 50-52.
ALLGEMEIN (Übersichtskarte) 1777
1 OLDENDORP, Geschichte der Mission der evangelischen Brüder auf den Inseln S. Thomas, S. Croix und S. Jan. Barby. [Enthält einige Informationen über Sprachen der Goldküste. (Zit. n. Christaller, Gramm. S. VI.)] 1827 2 KILHAM, H . , Elementary sounds of african languages or general spelling lessons. London.
1828 3 KILHAM, HANNAH, Specimens of dialects of african languages spoken in the Colony of Sierra-
Leone. London. 1841 4 [NORRIS, E . ] , Outline of a vocabulary of a few principal languages of Western and Central
Africa (s. Nr. 856). 1846
5 LATHAM, R. G., Contributions to the study of the languages of Africa. Proceedings of the Philological Society (London) 2, 218—222. [Enthält auf S. 221 eine kurze Übersicht über das zu jener Zeit aus dem KWA-Gebiet vorliegende sprachliche Material.] 1848 6 CLARKE, JOHN, Specimens of dialects: short vocabularies of languages: and notes of countries
& customs in Africa. 104 S. Berwick-upon-Tweed, Daniel Cameron. 1851 7 WILSON, JOHN LEIGHTON, Comparative vocabularies of some of the principal Negro dialects
of Africa. J own. Amer. Orient. Soc. 1, 337—381. [S. 374-377 "On the Grebo dialect", by E . E . S . , S. 378-379 "On the Fanti dialect, by E . E . S . " ; S. 379 "On the Yebu dialect, by E.E.S.". — Außerdem wird aus unserem Gebiet das Avikam zur Vergleichung herangezogen.] 1854
8 KOELLE, S. W., Polyglotta Africana. 188 S. folio. London, Church Missionary Society. [Enthält Vokabularien zahlreicher westafrikanischer Sprachen, von denen einige selbst heute noch wenig bekannt sind.]
1862 9 LATHAM, R. G., Elements of Comparative Philology. X X X I I • 774 S. London, Walter and Maberly. [The „Nufi Class" (S. 587), „Ako-Nufi-Ashanti" (S. 755ff.)] 1865 10 BURTON, R . , Wit and wisdom from West-Africa. London.
18
Allgemein
1880 R., Nubische Grammatik. Mit einer Einleitung über die Völker und Sprachen Afrikas, CXXVI + 506 S. Berlin, W. Hertz.
11 LEPSIUS,
[Vgl. auch Nr. 15.]
12
CUST,
1882 R. N., Über unsere gegenwärtige Kenntnis der Sprachen Afrikas. Verhandlungen V. Orient. Congresses in Berlin.
d.
1883
13
CUST, R O B E R T N E E D H A M ,
Trübner.
A sketch of the modern languages of Africa. XVI + 566 S. London,
[Enthält S. 467—523 eine Bibliographie und eine Sprachenkarte Afrikas in zwei Teilen.]
1885 Les langues de l'Ajrique. E. Leroux. 14 JOHNSON, HENRY,
and
J.
Traduit de 1'Anglais par L. de Milione. 126 S. Paris,
1886 G. C H R I S T A L L E R , Vocabularies of the Niger and Gold Coast, West
A f r i c a . I V + 34 S. P r e f a c e b y R . Cust. L o n d o n , Soc. p r o m o t . christ. knowledge. [Yoruba (S. 1-4), Nupe (S. 5 - 8 ) , Kakanda (S. 9-12), Igbira (S. 13-16), Igara (S. 17-20), Ibo (S. 21-24), Gà (Akra) (S. 27-30), Obutu (S. 31-34).]
1888 15
J . G., Bemerkungen zu R. Lepsius' Einleitung über die Völker und Sprachen Afrikas, Nubische Grammatik, 1880. Zeitschr. f . afr. u. ocean. Spr. 1, 241—251. 16 — Die Volta-Sprachen-Gruppe, drei altbekannte und zwei neubekannte Negersprachen verCHRISTALLER,
gleichend b e s p r o c h e n . Zeitschr. f . afr. Spr 1, 161—188. [Behandelt folgende Sprachen: Twi, Guang, Gä, Avatime, Ewe.]
Grundriß der Sprachwissenschaft. wollhaarigen Rassen. Wien 1877.
17 MÜLLER, FRIEDRICH,
I
Bd.
II.
Abth. : Die Sprachen der
[Nupe S. 141; „Die Nupe-Sprache" (Bd. 4 S. 75-81).] 1889
18
J . G., Sprachproben aus dem Sudan von 40—60 Sprachen und Mundarten hinter der Gold- und Sklavenküste. Vergleichend zusammengestellt. Zeitschr. f . afr. Spr. 3, 133-154.
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CHRISTALLER,
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247-264. 1891
Wörterverzeichnis zum Gebrauch bei Bearbeitung afrikanischer Sprachen. 208 S. Berlin, Evangeliche Missionsgesellschaft.
2 0 MERENSKY,
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1892
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CHRISTALLER,
J . G., Die Sprachen Afrikas. 59 S. Jahresber. des Württ. Vereins für Handelsgeographie 9 und 10. Stuttgart, W. Kohlhammer. 22 M O C K L E R F E R R Y M A N , A. F . , Numerals o* Hausa, Nupe, Yoruba, Fula: Up the Niger. London, Philip & Sohn. 23
CHRISTALLER,
1893
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J . G., Die Töne der Neger-Sprachen und ihre Bezeichnung. 19 S. Basel, Verlag der Missionsbuchhandlung. C U S T , R O B E R T N E E D H A M , Essay on the progress of African philology up to the year 1 8 9 3 . With three appendices: A. Bibliographical table of languages, dialects, localities, and authorities, 1883—1893. B. List of translations of the Bible (whole and part) up to 1893. C. List of Scholars, who have contributed to our knowledge up to 1893. II, 48 S. London, Elliot Stock.
Allgemein
19
1894
25 CHRISTALLER, J . G., Die Völker und Sprachen Afrikas. Miü. d. geographischen Oesellschaft (für Thüringen) zu Jena 13, 1—18. 26 DELAFOSSE, MAURICE, Manuel Dahoméen . . . (s. Nr. 511). [Enthält auch eine tabellarische Vergleichung der Zahlwörter 1—10, der Pronomina und weiterer 17 Wörter aus 43 Sprachen Afrikas, fast alle KWA-Sprachen sind vertreten.] 1896
27 SEIDEL, A . , J . G. Christaller und die afrikanische Sprachwissenschaft. Zeitschr. f . afr. u. ocean. 8fr. 2, 267-270. 1904
Vocabulaires comparatives de plus de 6 0 langues ou dialectes parlés a la Cote d'Ivoire et dans les régions limitrophes avec des notes linguistiques et ethnologiques une bibliographie et une carte. IV + 284 S. Paris, Ernest Leroux.
2 8 DELAFOSSE, MAURICE,
1906
29 W E R N E R , ALICE, Language and folklore in West Africa. Journ. Afr. Soc. 6, 1906/07, 65—83. [U. a. wird die Gliederung der afrikanischen Sprachen diskutiert.] 1911
30 GROH, B., Sprachproben aus zwölf Sprachen des Togohinterlandes. Mitt. Sem. orient. Spr. 14, 227-239. Die Sudansprachen. Eine sprachvergleichende Studie. V I I I + 2 2 2 S. (Abhandl. d. Hamburg. Kolonial-Inst. Reihe B. Völkerkunde, Kulturgesch. u. Sprachen. Band 3). Hamburg, L. Friedrichsen. Ref.: Zeitschr. f . Kolonialspr. 1, 1910/11, 161—166 (MEINHOF, Sudansprachen und Hamitensprachen). Petermanns geogr. Mitteilungen Jg. 58, 2. Halbbd., 166 (B. Struck). Orient. Lit. Zeitg. 16, 1913, Sp. 228-231 (W. Max Müller). 3 2 MIGEOD, FREDERICK WILLIAM H U G H , The languages of West Africa. 2 Bde. London, Kegan Paul, Trench, Trubner & Co.
3 1 WESTERMANN, DIEDRICH,
[Bd. 1 enthält eine Übersichtskarte über die Sprachen Westafrikas im Maßstab 1 : 12 Mill.] 3 3 STRUCK, BERNHARD,
Einige Sudan-Wortstämme. Zeitschr. f . Kolonialspr. 2, 2 3 3 — 2 5 3 ; 3 0 9 — 3 2 3 .
[Vgl. hierzu Anthropos unternimmt.]
8, 1913, 233—235, wo HESTERMANN eine kritische Besprechung der Arbeit
34 — Linguistic bibliography of Northern Nigeria. Including Hausa and Fula, with notes on the Yoruba dialects. J&urn. Afr. Soc. 11, 47-61; 213-230. 1912 3 5 DELAFOSSE, MAURICE,
Haut Sénégal-Niger. Paris.
36 SCHMIDT, P. W., Einiges über afrikanische Tonsprachen. Im Anschluß an P. H. Nekes, P. S . M . Lehrbuch der Jaundesprache. Anthropos 7, 783—791. 37 HESTERMANN, P. F., Kritische Darstellung der neuesten Ansichten über Gruppierung und Bewegung der Sprachen und Völker in Afrika. Anthropos 7, 722—760; 8, 219—250. 1913 3 8 STRUCK, B . ,
Der Schlüssel der Sudansprachen. Allgem. Missionszeitschr.,
408—422.
38a H E E F E , MARTIN, Zur Aussprache der Velarlabialen. Zeitschr. d. Deutsch. Morgerüänd. Ges. 68, 583 if. 1914
Specimens of languages from Southern Nigeria. 1 4 3 S . , 2 Karten. London, Harrison & Sons.
3 9 THOMAS, NORTHCOTE W . ,
[Behandelt werden Igbo, Bini, Yoruba (Igara bzw. Igbira). Eine Sprachenkarte v o n Süd-Nigerien 1 : 1 0 0 0 0 0 0 ist beigegeben.]
20
Allgemein 1915
4 0 MEINHOF, CARL, An introduction to the study of African languages. Translated by A. WEENER.
169 S. London, J . M. Dent & Sons. Ref.: Journ. Afr. Soc. 15, 1915/16, 104-108; Man 16, 1916, Nr. 22 (B. Z. S.). 41 WERNER, ALICE, The language-families of Africa. V I I I + 150 S. London, Soc. f. promot. christ, knowledge. 2. Aull. 1925. V I I I + 151 S. K t . London, Kegan Paul, Trench, Trubner & Co. Ref.: Journ. Afr. Soc. 15, 1915/16, 295-296; Man 17, 1917, Nr. 11 (Sidney H . R a y ) . 2. Aufl. Journ. Afr. Soc. 24, 1924/25, 376-377 (E. W. Sfmith]) 1917
42 NEIPP, H . A . , The teaching of governmental language. Proceedings of the Africa 65-71. New York.
Conference,
4 3 MIGEOD, F . W. H . , Personal names among some West African tribes. Journ. Afr. Soc. 17, 38—45 [Behandelt u. a. Twi, Fante, Ewe.] 1919
44 JOHNSTON, HARRY H . , A comparative study of the Bantu and Semi-Bantu languages. 2 Bde. K t n . Oxford, Clarendon Press. [Bd. 1 enthält Wörterverzeichnisse von Lefana (Nr. 257), Santrokofi (Nr. 258), Avatime (Nr. 259) und Nyangbo-Tafi (Nr. 260).] 1920
45 THOMAS, N[ORTHCOTE] W., Sudanic names for the domestic fowl. Man 20, Nr. 92. 1921
46 TAUXIER, L., Le Noir de Bondoukou. X I I + 770 S. 24 Tf. Paris, Larose. Ref.: Anthropos 18/19, 1923/24, 588-589 (P. Borchardt). 47 THOMAS, N . W . , S e m i - B a n t u . Man
21, N r . 4.
48 DREXEL, ALBERT, Gliederung der afrikanischen Sprachen. Nach den Angaben von Dr. Alb. Drexel bearbeitet von P. Karl Streit. Beigegeben : Albert Drexel, Gliederung der afrikanischen Sprachen. Eine systematische Untersuchung mit Berücksichtigung des völkergeschichtlichen Problems. Anthropos 16/17, 72—73. 1922
49 DELAFOSSE, MAURICE, L'Étudedes langues négro-africaines de 1882 à 1922. Journal Asiatique, 234-250. 50 — Langage secret et langage conventionel dans l'Afrique noire. L'Anthropologie 32, 83—92. 51 RATTRAY, R . S., The drum language of West Africa. Journ. Afr. Soc. 22, 226-236; 302-316. [Inhalt ist dem Buch Ashanti
des Vf. entnommen.] 1923
52 DREXEL, ALBERT, Gliederung der afrikanischen Sprachen. Eine systematische Untersuchung
mit Berücksichtigung des völkergeschichtlichen Problems. Anthropos 18/19, 12—39; 20, 210-243, 444-460. 1924 5 3 DELAFOSSE, MAURICE, Langues du Soudan et de la Guinée.
S. 463—560 in Meillet, A., et M. Cohen, Les Langues du Monde. Paris, Champion. Nene Aufl. 1952. S. 737-845 [Beitrag von Delafosse 1924 wurde von A. CAQUOT überarbeitet. Mit einer Sprachenkarte „Langues du Soudan et de la Guinée" ausgestattet.]
5 4 THOMAS, N. W., On the position of the Dependent Genetive. Bibl. africana 1, 89—98. [Eine Stellungnahme hierzu von W. Wanger befindet sich in Bibl. africana 1, 1924, 232—235.]
21
Allgemein 1925
The languages. In Bd.
5 5 THOMAS, N . W . ,
2 S. 1 3 2 - 1 4 7
von
Ç. K . MEEK,
The Northern
Tribes
of Nigeria. [ E n t h ä l t a u c h eine Sprachenkarte v o n Nord-Nigeria 1 : 2 7 0 0 0 0 0 . ]
Place and function of the vernacular in African education. Intern. Review of Missions 14, 25—36.
5 6 WESTERMANN, DIEDRICH,
1926
57
P. W., Die Sprachfamilien und Sprachenkreise der Erde. Mit einem Atlas von 14 Karten in Lithographie. XVI + 595 S. (Kulturgeschichtliche Bibliothek hrsg. von W. Foy. I. Reihe: Ethnolog. Bibl., mit Einschluß d. altorientl. Kulturgebietes). Heidelberg, Carl Winter. Ref. : Anthropos 22, 1927, 636-645 (D. J . Wölfel).
SCHMIDT,
5 8 WESTERMANN, DIEDRICH,
Die Gruppierung der westafrikanischen Sprachen. OLZ
29,
Sp.
951
bis 956. 1927
59
Die westlichen Sudansprachen und ihre Beziehungen zum Bantu. Mit einer Sprachenkarte von Hermann Baumann. 313 S. (Beih. zu den Mitt. d. Seminars f. Orientalische Sprachen Jahrg. XXX). Berlin, Walter de Gruyter & Co. Ref. : OLZ 30, 1927, Sp. 1015-1017 (A. Klingenheben) ; Kol. Rundschau 19, 1927, 219-222 (Thorwirth); Zeitschr. d. Deutsch. Morgenland. Ges. 81, 1927, 306-311 (M. v. Tiling); Wiener Zeitschr. f . d. Kunde d. Morgenlandes 34, 1927, 297-306 (W. Czermak); Bull. School orient. Stud. 4, 1928, 893-896 (A. Werner) ; Zeitschr. f . Eingeborenenspr. 17, 1926/27, 306-310 (C. Meinhof) ; Man 27, 1927, Nr. 119 (N.W.Thomas); Bibliotheca africana 3, 1929, 95-99 (A. Drexel).
WESTERMANN, DIEDRICH,
60 — Laut, Ton und Sinn in westafrikanischen Sudansprachen. S. 315—328. Festschrift Hamburg, komm. L. Friedrichsen & Co.
Meinhof,
[ B e h a n d e l t hauptsächlich E w e und Twi. Siehe auch Nr. 96].
61 Practical orthography of African languages. (Memorandum I, International Institute of African Languages and Cultures). 2. Aufl. 1930 (s. Nr. 77). Deutsche Version: Richtlinien für die praktische Schreibung afrikanischer Sprachen. 25 S. Ref.: OLZ 31, 1928, Sp. 310-312 (D. Westermann). 1928
62 Text-Books for African schools. A preliminary memorandum by the Council [of the International African Institute]. Africa 1, 13—22. Zum konsonantischen Anlautwechsel in den Sprachen des Sudan. Festschrift P. W. Schmidt S. 26-44.
6 3 CZERMAK, W . ,
[ B e h a n d e l t E f f e , A v a t i m e und K e b u . ] 6 4 D E L A F O S S E , MAURICE, 6 3 DELAFOSSE, MAURICE
66
JONES, DANIEL,
La numération chez les Nègres. Africa f. [Nachruf von]
H.
Labouret. Africa
1,
387—390.
1, 1 2 - 1 5 .
Principles of practical orthography for African languages — I I . Africa
1,
237-239. 6 7 LABOURET, H E N R I ,
Maurice Delafosse. Africa
6 8 LLOYD J A M E S , H . ,
Phonetics and African languages. Africa
69
M E I N H O F , CARL,
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