Beiträge zur Berichtigung bisheriger Mißverständnisse der Philosophen. Erster Band / Beiträge zur Berichtigung bisheriger Mißverständnisse der Philosophen 1, Tl.1: das Fundament der Elementarphilosophie betreffend 3787316418, 9783787316410

Im ersten Band der »Beiträge zur Berichtigung bisheriger Mißverständnisse der Philosophen« (Jena, 1790) legt Reinhold se

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Beiträge zur Berichtigung bisheriger Mißverständnisse der Philosophen. Erster Band / Beiträge zur Berichtigung bisheriger Mißverständnisse der Philosophen 1, Tl.1: das Fundament der Elementarphilosophie betreffend
 3787316418, 9783787316410

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K A R L LEON H A R D R EI N HOLD

Beiträge zur Berichtigung bisheriger Mißverständnisse der Philosophen Erster Band, das Fundament der Elementarphilosophie betreffend

Mit einer Einleitung und Anmerkungen herausgegeben von

faust ino fa bbi a n el li

FELIX MEINER VERLAG HAMBURG

PHILOSOPHISCHE BIBLIOTHEK BAND 554 a

Bibliographische Information Der Deutschen Bibliothek Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliographie; detaillierte bibliographische Daten sind im Internet über ‹ http:// dnb.ddb.de › abrufbar. – ISBN 3 - 7873 -1641- 8

Gedruckt mit Unterstützung des Förderungs- und Beihilfefonds Wissenschaft der VG WORT © Felix Meiner Verlag 2003. Alle Rechte vorbehalten. Dies betrifft auch die Vervielfältigung und Übertragung einzelner Textabschnitte durch alle Verfahren wie Speicherung und Übertragung auf Papier, Transparente, Filme, Bänder, Platten und andere Medien, soweit es nicht §§ 53 und 54 URG ausdrücklich gestatten. Satz: post scriptum, Emmendingen / Hinterzarten. Druck: Strauss, Mörlenbach. Buchbinderische Verarbeitung: Lüderitz & Bauer, Berlin. Werkdruckpapier: alterungsbeständig nach ANSI-Norm resp. DIN-ISO 9706, hergestellt aus 100 % chlorfrei gebleichtem Zellstoff. Printed in Germany. www.meiner.de

I NH ALT

Siglen und Abkürzungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

VII

Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

XI

Vom Versuch zu Beyträge I . . . . . . . . . . . . . . . . . . . XVI Aufbau und Gliederung von Beyträge I – eine Skizze . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . XXXV Editorische Hinweise . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . XXXIX Zeitgenössische Rezensionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

XLIV

Bibliographie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

XLIX

K A R L L EON H A R D R E I N HOL D

Beiträge zur Berichtigung bisheriger Mißverständnisse der Philosophen Erster Band Vorrede . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

3

I. Über den Begriff der Philosophie . . . . . . . . . . . . . . .

11

II. Über das Bedürfnis, die Möglichkeit und die Eigenschaften eines allgemeingeltenden ersten Grundsatzes der Philosophie . . . . . . . . . . . . . . . . . .

67

III. Neue Darstellung der Hauptmomente der Elementar philosophie. Erster Teil. Fundamentallehre . . . . . . . . . . . . . . . . . 111 IV. Über das Verhältnis der Theorie des Vorstellungsvermögens zur Kritik der reinen Vernunft . . . . . . . . 179

VI

Inhalt

V. Über die Möglichkeit der Philosophie als strenge Wissenschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 229 VI. Erörterungen über den Versuch einer neuen Theorie des Vorstellungsvermögens . . . . . . . . . . . . . 253 Urteil des Herrn Prof. Flatt in Tübingen über die Theorie des Vorstellungsvermögens 39. St. der Tübing. Anz. nebst meinen Bemerkungen über dasselbe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 273 Urteil des Herrn Prof. Heydenreichs in Leipzig über die Theorie des Vorstellungsvermögens in den Leipz. gelehr. Zeit. N. 46 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 287 Erörterung der in der angeführten Anzeige enthaltenen Einwürfe (Intellbl. der A. L. Z. N. 80. 1790) . . . . . . . . . . . . 292 Antwort des Herrn Prof. Heydenreichs (Intell. Bl. der A. L. Z. 1790. N. 88) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 296 Abgenötigte Gegenantwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 299 Anmerkungen zur ersten Abhandlung . . . . . . . . . . . . . . 305 Anhang: Johann Georg Heinrich Feder, Rezension von: Karl Leonhard Reinhold, Versuch einer neuen Theorie des menschlichen Vorstellungsvermögens, Prag und Jena 1789 (Göttingische Anzeigen von gelehrten Sachen unter der Aufsicht der königl. Gesellschaft der Wissenschaften. 14. Stück. Den 23. Januar 1790. S. 129–139) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 313 Anmerkungen des Herausgebers . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 323 Personenregister . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 427 Sachregister . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 431

S IG L EN U ND AB KÜRZ UNGE N

A. A. L. Z. /Allg. Liter. Zeitung / Allg. Litt. Zeitung / A. L. Z. Anz. Aphor. B. d. g. Erkenntnisv. F. F. / F.s. GAgS / Göttinger Anz. H. / HE / Hn. H. / Hs. heilröm. Hr. Verf. / Hrn. Verf. / Hrn. Vf. IB der A. L. Z./ Intell. Bl. der A. L. Z./ Intellbl. der A. L. Z. J. K. K. Kr. / kr. Kr. d. r. V. / Kritik d. r. V. Kritik der V. / Kr. d. V. / Kritik d. V. / KrV KU

Aeußere[r] Allgemeine Literatur-Zeitung Anzeigen Aphorismus Buch[es] dgl. Erkenntnisvermögen Flatt Feder / Feders Göttingische Anzeigen von gelehrten Sachen Herr[n] / Herren Heydenreich / Heydenreichs Heiliges Römisches Herr[n] Verfasser

Intelligenzblatt der Allgemeinen Literatur-Zeitung Jahr[es] Kant Kapitel Kritische / kritische Kritik der reinen Vernunft Kritik der Vernunft Kritik der reinen Vernunft Kritik der Urteilskraft

VIII

Siglen und Abkürzungen

N. A. NLgA / Leipz. gelehr. Zeit. NTM O. OrA Prof. / Pr. R. R. Rez. Rez. / Rezens. S. S. T. TgA / Tübing. Anz. Theorie des V. V. u. d. f. u. d. m. V. v. o. v. u. V. V. Verf. d. K. d. r. V. Verf. / Vf. / V. Z. Z. AA

Beyträge I

Neue Ausgabe Neue Leipziger gelehrte Anzeigen Der Neue Teutsche Merkur Objekt[s] Originalausgabe Professor Raum Reinhold[s] / Reinholdische Rezension Rezensent [en] Siehe Subjekt[s] Teil Tübingische gelehrte Anzeigen Theorie des Vorstellungsvermögens und die folgenden und dergleichen mehr Vorstellung von oben von unten Vorstellungsvermögen[s] Verfasser der Kritik der reinen Vernunft Verfasser[s] Zeile Zeit

Kant’s Gesammelte Schriften, hg. von der Königlich Preußischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 1900 ff. K. L. Reinhold, Beyträge zur Berichtigung bisheriger Mißverständnisse der Philosophen. Erster Band das Fundament der Elementarphilosophie betreffend, Jena 1790

Siglen und Abkürzungen

Beyträge II

Briefe I Briefe II Fundament

Versuch

IX

K. L. Reinhold, Beyträge zur Berichtigung bisheriger Mißverständnisse der Philosophen. Zweiter Band die Fundamente des philosophischen Wissens, der Metaphysik, Moral, moralischen Religion und Geschmackslehre betreffend, Jena 1794 K. L. Reinhold, Briefe über die Kantische Philosophie, Leipzig 1790 K. L. Reinhold, Briefe über die Kantische Philosophie, Leipzig 1792 C. L. Reinhold, Ueber das Fundament des philosophischen Wissens nebst einigen Erläuterungen über die Theorie des Vorstellungsvermögens, Jena 1791 K. L. Reinhold, Versuch einer neuen Theorie des menschlichen Vorstellungsvermögens, Prag und Jena 1789

EINL EI TUNG

Schon kurz nachdem sein Versuch erschienen war,1 dachte Karl Leonhard Reinhold daran, eine Zeitschrift herauszugeben, in der er auf die Einwürfe antworten wollte, die von verschiedenen Seiten an ihn gerichtet worden waren. Zuerst im IB der A. L. Z. (Nr. 134, Sonnabends, 21. November 1789, Sp. 1111–1113) und dann in den Gothaischen gelehrten Zeitungen (96. Stück, 2. 12. 1789, S. 855–856) teilt er mit, daß sein Versuch, »der sich mit einer neuen Zergliederung des verkannten Vorstellungsvermögens beschäftigt«, »manche Erörterung anWie Reinhold selbst in seiner Ankündigung der Beyträge ausführt, wurde sein Buch zur Michaelsmesse 1789 veröffentlicht: IB der A. L. Z., Nr. 134, Sonnabends, den 21. November 1789, Sp. 1111. Die Vorrede des Versuchs ist datiert mit »Jena den 8. April 1789«; die erste Rezension (von A. W. Rehberg) erscheint aber erst am 19.– 20. November 1789 in der A. L. Z. Am 19. Januar 1790 teilt Wieland Reinhold mit, daß in einem Norbertiner-Kloster in Oberbayern Vorlesungen über die Theorie des Vorstellungsvermögens gehalten werden: vgl. Wieland und Reinhold. Original-Mittheilungen, als Beiträge zur Geschichte des deutschen Geisteslebens, hg. von R. Keil, Leipzig – Berlin 1885, Nr. 39, S. 118. Am 1. Dezember 1789 erfährt Reinhold dann von Kant, daß dieser sein neues Werk bekommen hat: AA, Kant’s Briefwechsel, Bd. II , 1789–1794, 1. Aufl., Nr. 369, S. 108. Vgl. auch den Brief Fülleborns an Reinhold vom 2. Januar 1790: »Die neue Theorie des Vorstellungsvermögens habe ich zeither mit wahrer Sehnsucht erwartet und erst vor kurzer Zeit erhalten.« (E. Reinhold, Karl Leonhard Reinhold’s Leben und litterarisches Wirken, nebst einer Auswahl von Briefen Kant’s, Fichte’s, Jacobi’s und andrer philosophierender Zeitgenossen an ihn, Jena 1825, d. 1., S. 349) Nach Dieter Henrich waren »[s]pätestens Mitte Oktober 1789 … Exemplare von Reinholds Versuch einer neuen Theorie des menschlichen Vorstellungsvermögens, Prag, Jena 1789, im Umlauf« (I. C. Diez, Briefwechsel und Kantische Schriften. Wissensbegründung in der Glaubenskrise. Tübingen – Jena (1790–1792), hg. von D. Henrich, Stuttgart 1997, S. 377). 1

XII

Einleitung

gefochtner Hauptsätze der Kritik der Vernunft, und manche nähere Bestimmung und Nutzanwendung meiner eigenen Theorie veranlaßt [hat], die im Werke selbst aus vielerley Rücksichten keinen Platz fi nden konnten.« Deswegen sei er auf die Idee gekommen, »ein besonderes Periodisches Blatt « zu veröffentlichen, »welches der Zerstreuung derselben in mehreren Journalen zuvor- und der schnelleren Bekanntmachung zustatten käme.« Dieser »periodische[n] Schrift« wolle er den Namen Beyträge zur Berichtigung bisheriger Mißverständnisse in der Philosophie geben. 2 Noch am 12. Dezember 1789, zusammen mit der Ankündigung von Briefe I, läßt Reinhold etwas mehr über den Inhalt seiner neuen Schrift verlauten: »Bey dieser Gelegenheit mache ich durch Fragen einiger Subscribenten über die nähere Beschaffenheit meiner angekündigten Zeitschrift veranlaßt, folgenden Innhalt des ersten Stückes meiner philosophischen Beyträge bekannt. I . Ueber die Wirklichkeit und Wichtigkeit allgemein herrschender Misverständnisse in der Philosophie, als Einleitung. II . Kurze (leicht verständliche) Uebersicht der Hauptmomente meiner Theorie des Vorstellungsvermögens. III . Ueber die Unentbehrlichkeit, Möglichkeit und Beschaffenheit eines allgemeingeltenden Princips aller Philosophie. IV. Ueber den wesentlichen Unterschied zwischen Erscheinung (Phaenomenon) Gedankending (Noumenon) dem vorgestellten Dinge und dem Dinge an sich. V. Beantwortung von Fragen, Zweifeln, und Einwürfen. Jena, den 3ten December 1789.« 3 Wie man sieht, stimmen die angekündigten Themen mit denen der publizierten Beyträge nicht ganz überein. Es ist jedoch interessant, festzustellen – wir werden unten ausführlicher darauf zurückkommen –, daß Reinhold selbst die Unentbehrlichkeit IB der A. L. Z., Nr. 134, Sonnabends, den 21. November 1789, Sp. 1111–1113, Rubrik »Literarische Anzeigen, I. Ankündigungen neuer Bücher«. Gothaische gelehrte Zeitungen, 96. Stück, den 2. December 1789, S. 855–856, Rubrik »Kurze Nachrichten«. 3 IB der A. L. Z., Nr. 142, Sonnabends, den 12. December 1789, Sp. 1183–1184, Rubrik »Literarische Anzeigen, I. Ankündigungen neuer Bücher«. 2

Faustino Fabbianelli

XIII

eines ersten Prinzips sowie den Unterschied zwischen Noumenon und Ding an sich als zwei Hauptmomente seiner Reflexion ansieht. Was den ersten Punkt anbelangt, liefert unser Philosoph einige Monate später genauere Aufklärung: Im IB der A. L. Z. (Nr. 33, Sonnabends, 13. März 1790, Sp. 259– 260) rechtfertigt er das verspätete Erscheinen des ersten Stücks der Beyträge mit der »Besorgung« von Briefe I. Er ergreift nochmals die Gelegenheit, um »den bestimmten Zweck« seiner Unternehmung zu erklären. »Der Hauptfehler, der aller bisherigen, von niemand meines Wissens für unfehlbar anerkannten, Philosophie, selbst auch der kritischen nach ihrer bisherigen Darstellung, zur Last fällt, ist meiner Ueberzeugung nach, der Mangel eines allgemeingeltenden Princips; und eines der wesentlichsten Mißverständnisse, durch welche unsre Selbstdenker bisher abgehalten wurden, sich über ein solches Princip zu vereinigen, ist die Verwechslung allgemeingeltender Gründe mit allgemeingeltenden Grundsätzen.« Vor allem die Bedingungen eines absoluten Grundsatzes, die Erörterung seiner Eigenschaften sowie die Rückführung der Hauptmomente der kritischen Philosophie auf diesen Grundsatz sind die Absichten Reinholds. In bezug darauf lädt er seine Leser ein, vor einer Stellungnahme das Erscheinen des ersten Bandes der Beyträge noch abzuwarten: »Diejenigen unter den zahlreichen Widerlegern der Kritischen Philosophie … welche meine vorläufigern Aeusserungen über das allgemeingeltende Princip aller Philosophie, die in dem Versuche einer neuen Theorie des Vorstellungsvermögens vorkommen, bereits zu persistiren angefangen, und andere, welche vielleicht schon eine Widerlegung des allgemeingeltenden Princips unter der Feder haben, ersuche ich hiemit, die ersten Stücke der angekündigten Beyträge abzuwarten, oder im Falle daß der Verleger in einen solchen Aufschub nicht willigte, sich bey mir vorher zu erkundigen, was ich unter dem allgemeingeltenden Grundsatze denn eigentlich recht gemeynt hätte.« 4 IB der A. L. Z., Nr. 33, Sonnabends, 13. März 1790, Sp. 259– 260, Rubrik »Literarische Anzeigen«. 4

XIV

Einleitung

Die Idee, eine Zeitschrift herauszugeben, wandelt sich schon bald: Die Beyträge werden bereits in den Absichten Reinholds zu einem Buch. Er selbst teilt das im IB der A. L. Z. mit (Nr. 93, Sonnabends, 24. Julius 1790, Sp. 759–760): »Den Subscribenten auf meine Beyträge zur Berichtigung bisheriger Mißverständnisse, dient zur Nachricht, daß ich aus Gründen worüber ich Ihnen Rechenschaft geben werde, die Form eines Buches der Form eines Journals vorgezogen habe, und nicht das erste Heft sondern der Erste Band in künftiger Michaelismesse erscheinen wird.« 5 Die »Literarischen Anzeigen« vom IB der A. L. Z. (Nr. 143, Sonnabends, 30. Oktober 1790, Sp. 1183) bestätigen, daß Beyträge I zur Michaelismesse erschienen ist. 6 IB der A. L. Z., Nr. 93, Sonnabends, 24. Julius 1790, Sp. 759–760, Rubrik »Literarische Anzeigen«. 6 IB der A. L. Z., Nr. 143, Sonnabends, 30. Oktober 1790, Sp. 1183, Rubrik »Literarische Anzeigen«: »Bey Joh. M. Maucke in Jena, ist zur Leipz. M. Messe 1790 fertig geworden und zu haben: der Erste Band der Beyträge zur Berichtigung bisheriger Mißverständnisse der Philosophie, von Carl Leonhard Reinhold, welcher sich zunächst mit dem Fundamente der neuen Elementarphilosophie beschäftiget und folgende Abhandlungen liefert: I . Ueber den Begriff der Philosophie. (Nach einer vorhergegangenen Prüfung der vornehmsten bisherigen Erklärungen wird eine neue Erklärung und Eintheilung der Philosophie versucht.) II . Ueber das Bedürfniß, die Möglichkeit und die Eigenschaften eines allgemeingeltenden ersten Grundsatzes der Philosophie, (welcher nämlich unmittelbar das System der Elementarphilosophie, mittelbar aber das ganze System aller philosophischen Wissenschaften zu begründen hat.) III . Neue Darstellung der Hauptmomente der Elementarphilosophie, (von welcher hier der Erste Theil oder die Fundamentallehre aufgestellt wird.) IV. Ueber das Verhältniß der Theorie des Vorstellungsvermögens zur Critik der reinen Vernunft, (wo sowohl der Unterschied als die Uebereinstimmung zwischen dem Kantischen und dem Reinholdischen Systeme entwickelt, und der verschiedene Gang der in beiden Werken zu ebendenselben Resultaten führt, in seinen Hauptmomenten gezeigt wird.) V. Ueber die Möglichkeit der Philosophie als strenge Wissenschaft. (Ein Versuch, zu zeigen, nicht nur daß, sondern auch wie, es nur eine Einzige Philosophie geben, und wie dieselbe wirklich werden könne.) VI . Erörterungen über den Ver5

Faustino Fabbianelli

XV

Wie Reinhold schon in der Vorrede von Beyträge I erklärt, soll das Buch einen »neuen und zusammenhängenden« Versuch über die Elementarphilosophie darstellen; daher ist eine Sammlung »unzusammenhängender, und von Zeit zu Zeit veranlaßter, Aufsätze« – wie es Reinholds ursprüngliche Absicht war – ungeeignet.7 Auch erhält die Schrift nicht zufällig einen anderen Titel: Die bisherigen Mißverständnisse sind nicht mehr »in der Philosophie« zu fi nden, sondern stellen »Mißverständnisse der Philosophen« dar. Diese Veränderung scheint auf den ersten Blick geringfügig, weist jedoch darauf hin, daß die Verantwortung für Auseinandersetzungen und mangelndes Verständnis auch bei den Philosophen (und nicht, wie Maimon behaupten wird, nur in der Natur der Philosophie an sich) liegt. 8 Dies bedeutet, daß man Reinhold zufolge auf einen Frieden in der

such der neuen Theorie des Vorstellungsvermögens. (Enthält einen Auszug des Inhaltes vom ersten, und die Verbesserung einiger Fehler im zweyten Buche.) In einem besondern Anhange wird auf die Einwürfe der Herren Professoren Flatt und Heydenreich, wie auch auf einige Bedenklichkeiten des Herrn Hofrath Feder Rücksicht genommen.)« In einem Brief vom 1. Januar 1791 bestätigt Reinhold an Baggesen: »Die versprochenen ›Beiträge‹ habe ich bereits zur Michaelismesse dem Publikum übergeben; zwar nicht in der Form eines Journals, sondern als den ersten Band eines neuen Werkes, in welchem ich die Elementarphilosophie (wovon dieser Band die F u n d a m e n t a l l e h r e behandelt) auszuarbeiten gedenke. Das Buch ist bereits in Kopenhagen, wie ich von dem hiesigen Verleger desselben höre. Ich bitte Sie dasselbe zu lesen, bevor Sie die Theorie weiter studiren.« (Aus Jens Baggesen’s Briefwechsel mit Karl Leonhard Reinhold und Friedrich Heinrich Jacobi. In zwei Theilen, hg. von K. L. und F. Ch. A. Baggesen, Leipzig 1831, I, Nr. 2, S. 10) Siehe auch den Brief Nicolais an Reinhold vom 20. Oktober 1790: E. Reinhold, Karl Leonhard Reinhold’s Leben und litterarisches Wirken, a. a. O., e., S. 354–356. 7 K. L. Reinhold, Beyträge I, S. IV. 8 S. Maimon, Philosophisches Wörterbuch, oder Beleuchtung der wichtigsten Gegenstände der Philosophie, in alphabetischer Ordnung, Erstes Stück, Berlin 1791, in: Ders., Gesammelte Werke, hg. von V. Verra, 7 Bde., Hildesheim 1965–76, insbesondere Bd. III , S. 22.

XVI

Einleitung

Philosophie hoffen darf, wenn sich die Philosophen auf einen allgemein geltenden Grundsatz einigen und auf ihre unwichtigen Verschiedenheiten verzichten können. So wird Reinhold in der Vorrede seiner Fundamentschrift wiederholen, der Grund der Mißverständnisse und Streitigkeiten der Philosophen liege nicht »im Wesen der Philosophie«, sondern »in dem Mangel an allgemeingeltenden Principien«. 9

Vom Versuch zu Beyträge I Bevor wir die strukturellen und spekulativen Hauptunterschiede darlegen, die Beyträge I gegenüber dem Versuch kennzeichnen, ist es angebracht, den ›roten Faden‹ aufzuzeigen, der die verschiedenen Aufsätze unseres Bandes verbindet. Dies versetzt uns in die Lage zu beurteilen, was in bezug auf das Hauptproblem unverändert geblieben ist. Es ist Reinhold selbst, der auf den theoretischen Zusammenhang von Beyträge I hinweist; in der Vorrede z. B. behauptet er: »Ich kann wohl ohne Anmaßung versprechen, daß jede Abhandlung durch alle übrigen beleuchtet werden soll.«10 Dadurch kann man nämlich jenes Hauptmißverständnis beseitigen, das bisher die Philosophie daran gehindert hat, sich in den Rang einer Wissenschaft zu erheben, und das in der Verwechslung zwischen Ding an sich und Vorstellung besteht. In seiner Antwort auf Heydenreichs Rezension seines Versuchs schreibt er: »Das Hauptmoment der kritischen Philosophie ist (oder ich verkenne diese Philosophie ganz) die HinwegräuC. L. Reinhold, Fundament, S. X–XI . Im Begriff »allgemeingeltend« sieht C. Piché eine Hinweisung auf die Aufklärung: Kant et ses épigones. Le jugement critique en appel, Paris 1995, S. 124. Vor ihm hatte W. Teichner dasselbe behauptet: Rekonstruktion oder Reproduktion des Grundes. Die Begründung der Philosophie als Wissenschaft durch Kant und Reinhold, Bonn 1976, S. 230. 10 K. L. Reinhold, Beyträge I, S. VIII ; siehe aber auch S. 162, 180, 344, 388, 404. 9

Faustino Fabbianelli

XVII

mung des Mißverständnisses, welches die Merkmale, die den Vorstellungen als bloßen Vorstellungen (den Anschauungen, Begriffen und Ideen) eigenthümlich sind, und den Gegenständen nur in wieferne sie ein Vorgestel [l ]tes sind zukommen, auf die Dinge an sich überträgt.«11 Dies galt auch für die Theorie des Vorstellungsvermögens von einem Jahr zuvor. Dort nämlich stellte Reinhold die These auf, daß man die im ersten Buch des Versuchs aufgestellten Fragen nur beantworten kann, wenn der Kantischen Erkenntnislehre eine Untersuchung über den Begriff der Vorstellung vorangeht. Es ist außerdem kein Zufall, daß nach dem Versuch der »unrichtig aufgefaßte Begriff des Dinges an sich« als der »Hauptsitz der Krankheit der bisherigen Philosophie« definiert wird.12 Nun aber sieht die zur Vermeidung dieses wesentlichen Mißverständnisses von Reinhold angewandte Strategie im Versuch anders aus als in Beyträge I. Am besten lassen sich diese Abweichungen aufzeigen, wenn man unterscheidet zwischen einem ersten Moment, das sich mit dem Grundsatz der Elementarphilosophie befaßt (A), und einem anderen, das sich auf den begrenzten Bereich der Erkenntnis beschränkt (B). A. Grundsatz der Elementarphilosophie. Zunächst ist anzumerken, daß im Versuch das Wort »Elementarphilosophie« nie vorkommt. Auch von einem Grundsatz dieser Philosophie ist nie die Rede. Die Untersuchung entwickelt sich aufgrund der Beziehung »Vorstellung – Erkenntnis«, ohne daß das Thema »Was ist Philosophie überhaupt?« angegangen wird. Ganz im Gegenteil beginnt Beyträge I mit einem Aufsatz, der dem Begriff der Philosophie gewidmet ist. Die Metaebene, die sozusagen das ganze Werk charakterisiert, zeichnet sich hier sehr deutlich ab. Es geht nämlich nicht mehr, wie im Versuch, darum, eine völlig neue Theorie aufzustellen, sondern vielmehr darum, sie zu rechtfertigen und gegen die Einwendungen 11 12

Ebd., S. 433. K. L. Reinhold, Versuch, 2. Buch, § XVII , S. 252– 253.

XVIII

Einleitung

und Mißverständnisse, die ihr begegnet sind, zu verteidigen. Als Ausnahme begegnet uns in diesem Zusammenhang einzig die Fundamentallehre der Neuen Darstellung der Elementarphilosophie. Die angesprochene Metaebene ermöglicht es Reinhold, die Aufmerksamkeit auf den Wert und die Grenzen seines ein Jahr zuvor gemachten Vorschlags zu lenken; es ist also kein Zufall, daß er ausgerechnet in Beyträge I zum ersten Mal seine Theorie als »Philosophie der Philosophie« oder als die »Wissenschaft der Wissenschaften« defi niert 13 – ein Konzept, das innerhalb der klassischen deutschen Philosophie weiter entwickelt werden wird. Die neue Defi nition der Philosophie als Elementarphilosophie bringt eine ebenfalls neue Darstellung des Verhältnisses zwischen dieser und der im Versuch aufgestellten Theorie des Vorstellungsvermögens mit sich. Die Elementarphilosophie muß sich nach Reinhold auf die Untersuchung und »Entwicklung desjenigen« beschränken, »was ursprünglich und unmittelbar im bloßen Bewußtseyn jedes Menschen bestimmt ist«.14 Sie besteht insbesondere in der Deduktion aller ursprünglichen Formen der Vorstellungen aus dem Bewußtsein als »dem ersten allgemeingeltenden Grunde«.15 Soweit man zeigen kann, daß solche Formen den verschiedenen Wissenschaften zugrunde liegen, wird es auch möglich zu behaupten, daß die Elementarphilosophie eine »Philosophia prima« darstellt.16 Elementarphilosophie und Theorie des Vorstellungsvermögens (nicht nur des Vorstellungsvermögens überhaupt) sind also einerseits ein und dasselbe, da die erste sich nur mit den ursprünglichen Formen der Vorstellungen befaßt,17 andererseits aber – und zwar K. L. Reinhold, Beyträge I, S. 55, 140. Hierzu siehe auch W. H. Schrader, »Einleitung«, in: K. L. Reinhold, Über das Fundament des philosophischen Wissens. Über die Möglichkeit der Philosophie als strenge Wissenschaft, Hamburg 1978, S. XI . 14 Ebd., S. IX . 15 Ebd., S. 80. 16 Ebd., S. 138. 17 Ebd., S. 80, 159. 13

Faustino Fabbianelli

XIX

dann, wenn man mit »Theorie des Vorstellungsvermögens« die im Versuch dargestellten Inhalte bezeichnet – voneinander verschieden, weil jetzt der erste Grundsatz, aus dem diese Formen abgeleitet werden, der des Bewußtseins ist. Reinhold selbst räumt ein, in seiner Theorie des Vorstellungsvermögens vom Jahre 1789 den Satz des Bewußtseins als ersten Grundsatz nicht »mit … Vorsicht und Behutsamkeit« aufgestellt zu haben. »Sein Rang als solcher, hätte ihm durch eine besondere Erörterung zugesichert, und er selbst nicht ohne Auszeichnung unter den andern Aphorismen vorgetragen, sondern der Aufmerksamkeit der Leser sorgfältiger vorgehalten werden sollen. Die Entwicklung der ursprünglich und unmittelbar durch ihn bestimmten Begriffe von Vorstellung, Objekt und Subjekt, hätte von der Entwicklung der aus denselben gefolgerten Merkmale der Vorstellung und des Vorstellungsvermögens genauer abgesondert vorhergeschickt werden sollen. Dadurch würden die Erörterungen über die bloße Vorstellung überhaupt, hin und wieder deutlicher und kürzer geworden, und der Abschnitt über die Nichtvorstellbarkeit der bloßen Form und des bloßen Stoffes ganz entbehrlich geworden seyn.«18 Und in der Tat kommt der »Satz des Bewußtseins« im Versuch (wenn auch nicht unter diesem Namen) nicht wie in Beyträge I am Anfang der Neuen Darstellung der Elementarphilosophie vor, sondern erst im 7. Paragraphen des zweiten Buches: »Man ist, durch das Bewußtseyn genöthiget, darüber einig, daß zu jeder Vorstellung ein vorstellendes Subjekt, und ein vorgestelltes Objekt gehöre, welche Beyde von der Vorstellung, zu der sie gehören, unterschieden werden müssen.«19 Diese Änderung bringt indirekt auch Licht in einige von Reinhold in Beyträge I diskutierte Punkte. 1. Da im Versuch weder von einem ersten Grundsatz der Philosophie noch vom Satz des Bewußtseins explizit die Rede war, kann man verstehen, wie Heydenreich in seiner Rezension der 18 19

Ebd., S. 387–388. K. L. Reinhold, Versuch, 2. Buch, § VII , S. 200.

XX

Einleitung

Theorie des Vorstellungsvermögens im Begriff der Vorstellung »den allgemeingeltenden Grund« des neuen Systems hatte erkennen können. 20 Mit anderen Worten: Da Reinhold damals von einem ersten Grundsatz der Philosophie weder ausdrücklich gesprochen noch denselben mit dem Satz des Bewußtseins identifiziert hatte, hatte er Heydenreich Anlaß gegeben, in der Vorstellung die Grundlage des neuen Systems zu finden. Durch Ausdrücke, denen zufolge z. B. das Vorstellungsvermögen das allgemeingültige Prinzip sein kann, »aus welchem sich … die Gränzen des Erkenntnißvermögens, und die Möglichkeit allgemeingeltender Erkenntnißgründe für die Grundwahrheiten der Religion und Moralität, so wie allgemeingeltender erster Grundsätze der Moral und des Naturrechts« herleiten lassen, 21 hatte er unterstrichen, daß der Hauptbegriff seiner Theorie derjenige der Vorstellung ist. In Beyträge I hingegen spielt die bloße Vorstellung freilich eine sehr wichtige Rolle – sie ist dasjenige, was unmittelbar im Bewußtsein vorkommt, während Subjekt und Objekt des Bewußtseins nur durch sie defi niert werden können 22 –, sie ist jedoch zum Moment einer Dreierbeziehung herabgesunken. 2. Da nun der Satz des Bewußtseins in Beyträge I zum Kern der neuen Theorie geworden ist, wird es möglich, seine Eigenschaften zu betrachten: Er drückt nach Reinhold ein Faktum, eine Tatsache, die des Bewußtseins, aus. 23 Um seine Bestandteile (Vorstellung, Subjekt und Objekt) begriffsmäßig Siehe Beyträge I, S. 426; im übrigen gilt das auch für Johann Friedrich Flatt: S. 416. 21 K. L. Reinhold, Versuch, 1. Buch, S. 190. 22 K. L. Reinhold, Beyträge I, S. 157, 174. Die »bloße Vorstellung« verweist nach G. Baum auf den Begriff von »bare conception« aus Thomas Reids Essays on the intellectual powers of man (1785): »K. L. Reinholds Elementarphilosophie und die Idee des transzendentalen Idealismus«, in: R. Lauth (Hg.), Philosophie aus einem Prinzip. Karl Leonhard Reinhold. Sieben Beiträge nebst einem Briefekatalog aus Anlaß seines 150. Todestages, Bonn 1974, S. 86–107, insbesondere S. 104. 23 Ebd., S. 143–144, 168. 20

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zu bezeichnen – und dies stellt einen weiteren Unterschied gegenüber dem Versuch dar –, benutzt Reinhold das Begriffspaar »Abstraktion / Reflexion« und nicht, wie ein Jahr zuvor, »Erörterung / Erklärung«. Von jedem Bestandteil kann man nur aufgrund der bloßen Reflexion über das Bewußtsein die Merkmale feststellen: Im Falle der Vorstellung wird man sie nicht als Gattung bezeichnen – da es diese nur dann gibt, wenn man sie über die Abstraktion erlangt –, sondern als bloße Vorstellung. »Im Gattungsbegriffe der Vorstellung, wird zwar eben dieses Merkmal, aber nur in soferne gedacht, als dasselbe das Gemeinschaftliche der sinnlichen Vorstellung, des Begriffes und der Idee begreift; wobey freylich von dem Eigenthümlichen dieser Arten der Vorstellung abstrahiert werden muß. Allein im reinen Begriffe der blossen Vorstellung wird die Vorstellung bloß in wieferne sie im Bewußtseyn vor aller Spekulation über dieselbe, und folglich vor der Bestimmung des Gattungsbegriffs vorkommt, gedacht; und durch dasjenige Merkmal gedacht, welches durch die Bestimmung der Gattung und der Arten nicht erzeugt, nur erläutert werden kann, und bey der Abstraktion vorausgesetzt, durch dieselbe gefunden, aber nicht gegeben wird.« 24 3. Auch das Begriffspaar »Gattung / Arten«, das sowohl im Versuch als auch in Beyträge I vorkommt, fi ndet in letzterer Schrift einen anderen Gebrauch. Werden im ersten Werk die zwei Wörter, die die Beziehung zwischen »Vorstellung überhaupt« und »sinnliche[r] Vorstellung, Begriff und Idee« beschreiben sollen, so verwendet, daß erstere die anderen unter sich, aber nicht in sich hat, 25 so dienen in Beyträge I Gattung und Art insbesondere dazu, das Verhältnis zwischen den Momenten des Bewußtseins in seiner Eigenschaft als Fundament der Elementarphilosophie zu erklären. Anders gesagt, sie werden von Reinhold nicht nur eingesetzt, um zu vermeiden, daß die Begriffe der Vorstellung und des Vorstellungsvermögens 24 25

Ebd., S. 169. K. L. Reinhold, Versuch, 2. Buch, § XI , S. 215.

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entweder in einem allzu weiten oder engen Sinn verstanden werden, sondern er verwendet sie als Erklärung für die Relation zwischen dem damals noch nicht explizit aufgestellten Satz des Bewußtseins und anderen Sätzen. »Der Grundsatz bestimmt nur die Form, nicht die Materie anderer Sätze, nicht die Subjekte und Prädikate anderer Urtheile, sondern nur ihre Verknüpfung. Andere Sätze also aus einem Grundsatze ableiten, heißt nicht die Vorstellungen der Prädikate und Subjekte, welche den Inhalt dieser Sätze ausmachen, sondern nur die Verbindung oder vielmehr die Nothwendigkeit der Verbindung dieser Vorstellungen, durch welche sie allein zu Sätzen werden, aus dem Grundsatze ableiten.« 26 In der vollendeten Entwicklung desjenigen, was im Grundsatz bestimmt ist, »kömmt es vor allen Dingen darauf an, daß diejenigen Begriffe oder Sätze, die nicht in, sondern unter jenem unmittelbar enthalten sind, entdeckt und aufgestellt werden. Ich verstehe darunter diejenigen Begriffe oder Sätze, welche sich zu dem Ersten wie die Arten zu ihrer n ä c h s t e n Gattung verhalten, und folglich Merkmale aufstellen, die den Seinigen untergeordnet, aber nicht in ihnen enthalten sind.« 27 Es ist also kein Zufall, daß

K. L. Reinhold, Beyträge I, S. 115–116. Hierzu siehe W. H. Schrader, »Philosophie als System – Reinhold und Fichte«, in: K. Hammacher und A. Mues (Hg.), Erneuerung der Transzendentalphilosophie im Anschluß an Kant und Fichte, Stuttgart – Bad Cannstatt 1979, S. 331–344; M. Bondeli, Das Anfangsproblem bei Karl Leonhard Reinhold. Eine systematische und entwicklungsgeschichtliche Untersuchung zur Philosophie Reinholds in der Zeit von 1789 bis 1803, Frankfurt a. M. 1995, S. 109–110. Vgl. auch unseren Aufsatz »Elementarphilosophie und Wissenschaftslehre: zwei Modelle der Transzendentalphilosophie«, in: E. Fuchs / M. Ivaldo / G. Moretto (Hg.), Der transzendentalphilosophische Zugang zur Wirklichkeit. Beiträge aus der aktuellen Fichte-Forschung, Stuttgart – Bad Cannstatt 2001, S. 129–146. 27 Ebd., S. 361. Zur Relation »enthalten unter / in« siehe auch M. Frank, »›Alle Wahrheit ist relativ, alles Wissen symbolisch‹. Motive der Grundsatz-Skepsis in der frühen Jenaer Romantik (1796)«, in: Le premier romantisme allemand (1796), Revue internationale de philoso26

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die Seiten 362– 364 des fünften Aufsatzes (Ueber die Möglichkeit der Philosophie als strenge Wissenschaft), auf denen Reinhold die Beziehungen zwischen den Sätzen der Elementarphilosophie darstellt, erst in Beyträge I und noch nicht in der Version des Neuen Teutschen Merkurs (Oktober 1790) vorkommen, die zeitlich offenbar in die Nähe des Versuchs zu rücken ist. Die Einwendung Heydenreichs, die Theorie des bloßen Vorstellungsvermögens könne nicht die notwendigen Prämissen zur Theorie des Erkenntnisvermögens enthalten, 28 treibt Reinhold dazu, das Begriffspaar »Gattung / Arten« in bezug auf die Grundsätze der Elementarphilosophie erneut zu überdenken. 29 4. Die enge Beziehung, die die Bestandteile des Satzes des Bewußtseins (Vorstellung, Subjekt und Objekt) verbindet, ermöglicht es Reinhold, das Verhältnis zwischen Stoff und Gegenstand zu revidieren. Dies behauptet jedenfalls Friedrich Carl Forberg in seiner Prüfung (Ueber den Reinholdischen Versuch einer neuen Theorie des menschlichen Vorstellungsvermögens) der gegen den Versuch gerichteten Einwendungen von J. C. Schwab. Dieser hatte bemerkt, in der neuen Theorie werde einmal (S. 343) gesagt, daß der Gegenstand das von der bloßen Vorstellung Verschiedene ist, dem der Stoff in der Vorstellung entspricht, ein anderes Mal (S. 230), daß der Stoff der Vorstellung dasjenige ist, was dem von der Vorstellung durch das Bewußtsein unterschiedenen Gegenstand entspricht. »Dieß ist ein Cirkel im Erklären – so die Schlußfolgerung Schwabs –, und dieser

phie, 3/1996, S. 403– 436, insbesondere S. 411; Ders., »Unendliche Annäherung«. Die Anfänge der philosophischen Frühromantik, Frankfurt a. M. 1997, S. 177. In bezug auf unser Thema hat M. Bondeli eine mögliche Hinweisung auf die Kantische Urteilskraft (KrV, B 171, KU, A XXIII , B XXV ) gesehen: Das Anfangsproblem, a. a. O., S. 115–116. 28 Siehe unten, Beyträge I, S. 427– 428. 29 Zur Mannigfaltigkeit der Grundsätze in Beyträge I siehe D. Henrich, Der Grund im Bewußtsein. Untersuchungen zu Hölderlins Denken (1794–1795), Stuttgart 1992, S. 805, Anmerkung 194.

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Cirkel wird gerade bey zwey der wichtigsten Begriffe in der Theorie des Vorstellungsvermögens gemacht!« 30 Mit dem neuen in Beyträge I vorgeschlagenen Begriff des Objektes, dem zufolge das Objekt »dasjenige [ist], was im Bewußtseyn durch das Subjekt vom Subjekt und der Vorstellung unterschieden, und worauf die vom Subjekte unterschiedene Vorstellung bezogen wird« 31, kann man nun – bemerkt Forberg – auf die Einwendung Schwabs antworten. Jener Zirkelschluß gilt nämlich nur in bezug auf ein abgeleitetes, nicht in bezug auf das ursprüngliche Merkmal des Begriffs vom Objekt. 32 5. Während im Versuch die Unterscheidung und die Beziehung der Vorstellung vom bzw. zum Subjekt und Objekt festgestellt werden, ohne ausdrücklich zu sagen, wem solche Handlungen zukommen – »Man ist, durch das Bewußtseyn genöthiget, darüber einig, daß zu jeder Vorstellung ein vorstellendes Subjekt, und ein vorgestelltes Objekt gehöre, welche Beyde von der Vorstellung, zu der sie gehören, unterschieden werden müssen« 33 –, ist in Beyträge I das Subjekt selbst das Tätige: »Im Bewußtseyn wird die Vorstellung durch das Subjekt vom Subjekt und Objekt unterschieden und auf beyde bezogen.« 34 Dies weist auf die nun wesentlich bedeutsame Rolle des SubPhilosophisches Magazin, hg. von J. A. Eberhard, III . Bd., 2. St., 1790, S. 125–147, insbesondere S. 128–129. 31 K. L. Reinhold, Beyträge I, S. 170. 32 F. C. Forberg, Des Herrn Hofrath und Professor Schwab Gedanken über die Reinholdsche Theorie des Vorstellungsvermögens. Im 2ten St. des 3ten Bandes des Eberhardschen Magazins, in: C. L. Reinhold, Fundament, S. 183– 221, insbesondere S. 194–195. Es ist Forberg selbst – wie Reinhold in Beyträge I (S. 388–389) in Erinnerung ruft –, der das Theorem der Mannigfaltigkeit des Stoffes in der Vorstellung kritisiert und Reinhold dazu veranlaßt, eine im 18. Paragraph der Neuen Fundamentallehre der Elementarphilosophie entwickelte neue Formel dieses Theorems aufzustellen. 33 K. L. Reinhold, Versuch, 2. Buch, § VII , S. 200. 34 K. L. Reinhold, Beyträge I, S. 167. 30

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jekts hin, 35 die einerseits die Wissenschaftslehre Fichtes ankündigt, andererseits – und das betrifft uns – auch an anderer Stelle von Beyträge I bestätigt wird: a) z. B. in der Bestimmung desjenigen, was im Vorstellungsvermögen enthalten ist, als das, was dem Vorstellenden zukommt: »Unter dem im Vorstellungsvermögen bestimmten wird nicht die wirkliche Vorstellung, sondern das in der wirklichen Vorstellung dem Vorstellenden angehörige verstanden …«; 36 b) in der Rolle der Formen der Vorstellung als letzte Prinzipien der Elementarphilosophie, die nicht zufällig dem Vorstellenden zukommen, weil nur es den Inhalt der Vorstellung zur Vorstellung im eigentlichen Sinn erhebt. 37 Anders ausgedrückt: Von einer äußeren Bedingung der Vorstellung wird das Subjekt innerhalb des Satzes des Bewußtseins zum Protagonisten. 38 6. Während im Versuch die Aufstellung und Diskussion des Bewußtseins erst im dritten, der Theorie des ErkenntnisverHierzu siehe R. Kroner, Von Kant bis Hegel, Tübingen 19612, 1. Bd., S. 324; M. Bondeli, Das Anfangsproblem, a. a. O., S. 58. 36 K. L. Reinhold, Beyträge I, S. 65. 37 Ebd., S. 65, 68, 183. In diesem Zusammenhang muß man die Überlegung Reinholds über die Unterscheidung des Versuchs zwischen Form, als etwas Hervorgebrachtes, und Stoff der Vorstellung, als etwas Gegebenes, in Betracht ziehen. Inwiefern – stellt er nun in Beyträge I (S. 390) die Frage – kann die Form als hervorgebracht gelten? »Ich hätte nämlich, wie dieses in andern Rücksichten in der Theorie wirklich geschehen ist, auch bey dieser Gelegenheit zwischen der Form, die dem Stoffe einer Vorstellung als Stoff, durch die Form der Receptivität, und der Form, die ihm durch die Spontaneität bestimmt ist, und durch die er zur Vorstellung erhoben wird, unterscheiden sollen. Jene besteht in der Mannigfaltigkeit, diese in der Einheit; in beyden zusammengenommen – die Form der Vorstellung; die also nur in Rücksicht auf die Einheit hervorgebracht heißen kann.« (Ebd.) 38 Vgl. auch M. Frank, »Unendliche Annäherung«, a. a. O., S. 221, 287. Man darf jedoch nicht übersehen, daß auch in Beyträge I (S. 144) die Formel des Versuchs vorkommt: »Die Vorstellung wird im Bewußtseyn vom Vorgestellten und Vorstellenden unterschieden und auf beyde bezogen.« 35

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mögens überhaupt gewidmeten Buch stattfindet, gehören sie in der Neuen Darstellung der Elementarphilosophie von Beyträge I zur Fundamentallehre. 39 Auch in diesem Fall erklärt die Erhöhung des Satzes des Bewußtseins zum ersten Grundsatz der Elementarphilosophie, warum dieser nicht mehr innerhalb eines subordinierten Teils der Philosophie, sondern als dasjenige, das dem anderen zugrunde liegt, behandelt wird. 7. In der Aufzählung der verschiedenen Arten des Bewußtseins folgt im Versuch das Bewußtsein des Gegenstandes dem Bewußtsein der Vorstellung und dem des Vorstellenden. Dasselbe geschieht im Fall der Klarheit und der Deutlichkeit des Bewußtseins. 40 Man spricht nämlich vom »Gegenstand« als im Bewußtsein zusammen mit der Vorstellung und dem Subjekt enthaltenem »Bestandteil«. In Beyträge I ersetzt Reinhold »Gegenstand« jeweils durch »Vorgestelltes«, aufgrund der neuen Defi nition des Satzes des Bewußtseins, nach der man vom Gegenstand nur als von einem vorgestellten Objekt reden kann. 41 Genau diese Änderung führt uns zum zweiten der am Anfang dieses Abschnitts aufgezeigten Momente: der Darstellung der Unterschiede, die im Übergang vom Versuch zu Beyträge I in bezug auf das Thema der Erkenntnis vorhanden sind. B. Theorie der Erkenntnis. Im Versuch war der Begriff der Erkenntnis folgendermaßen aufgestellt worden: »Das Bewußtseyn des Gegenstandes heißt Erkenntniß überhaupt, in wieferne bey demselben die Vorstellung auf den bestimmten Gegenstand bezogen wird.« 42 Hier – daran erinnert Reinhold in Beyträge I – konnte man zwischen dem eigentlichen und anderen Objekten der Erkenntnis nicht ausreichend unterscheiden, weil unter »bestimmten Gegenständen« auch die Vorstellung Siehe Beyträge I, S. 218– 223; Versuch, S. 321–337. 40 K. L. Reinhold, Versuch, 3. Buch, § XXXVIII , S. 325–326; § XXXIX , S. 332; § XL , S. 333. 41 K. L. Reinhold, Beyträge I, S. 220– 223. 42 Siehe Versuch, 3. Buch, § XLII , S. 340. 39

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und das Vorstellende verstanden werden können. Aus diesem Grund kann Reinhold nun behaupten, die oben genannte Formel sei untauglich, um den Begriff der Erkenntnis zu klären. 43 Es ist noch einmal der Satz des Bewußtseins, der auch hier die Unzulänglichkeit der Defi nition des Versuchs zum Ausdruck bringt. Der Satz der Erkenntnis darf laut Reinhold erstens nicht zur der Theorie des Erkenntnisvermögens überhaupt gewidmeten Untersuchung zählen, sondern muß der Fundamentallehre der gesamten Elementarphilosophie angehören, weil der Satz der Erkenntnis nur eine Art des Satzes des Bewußtseins (als Gattung) darstellt. Aus diesem Grund leuchtet zweitens die Unrichtigkeit der Überschrift des dritten Buches – Theorie des Erkenntnisvermögens überhaupt – ein, weil in diesem nicht bloß, wie es sein sollte, von den allgemeinen Eigenschaften und Merkmalen der Erkenntnis die Rede ist, sondern auch von der Erkenntnis durch die Sinnlichkeit, den Verstand und die Vernunft. 44 Darüber hinaus soll der richtige Satz der Erkenntnis folgendermaßen ausgedrückt werden: »In der Erkenntniß wird der vorgestellte Gegenstand sowohl von der vorgestellten Vorstellung als auch von dem vorgestellten Vorstellenden unterschieden.« 45 Nur dadurch wird es nach Reinhold möglich, das, was in der Erkenntnis tatsächlich stattfi ndet, zu beschreiben. »Aus diesem Satze ergiebt sich 1) was in der Theorie noch nicht angegeben ist, daß zur Erkenntniß Bewußtseyn der Vorstellung, und Selbstbewußtseyn (wiewohl nicht immer klares Bewußtseyn der Vorstellung, und deutliches Selbstbewußtseyn) wesentlich gehören; 2) Was zwar in der Theorie behauptet und erwiesen ist, aber ohne jenen Satz keineswegs genug einleuchten kann, nämlich: daß zur Erkenntniß, in wieferne sie vom bloßen Bewußtseyn der Vorstellung und vom SelbstbewußtK. L. Reinhold, Beyträge I, S. 392. Ebd., S. 277– 278, 397–398. Dazu siehe A. Klemmt, Karl Leonhard Reinholds Elementarphilosophie. Eine Studie über den Ursprung des spekulativen deutschen Idealismus, Hamburg 1958, S. 84. 45 Ebd., S. 223. 43 44

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seyn unterschieden, und Bewußtseyn des bloßen Gegenstandes ist, zwey verschiedenartige Vorstellungen, Anschauung nämlich und Begriff, gehören.« 46 Reinhold kann nun diesbezüglich von der wichtigsten »Unterlassungssünde« sprechen, für die er in seinem Versuch verantwortlich ist. 47 Aber warum war es ihm so wichtig festzustellen, daß in jeder Erkenntnis sowohl die Anschauung als auch der Begriff immer vorkommen müssen? Weil man nur dadurch – wie man gleich sehen wird – die auch von einigen Kantianern aufgestellte These widerlegen kann, der zufolge, da es in der Erkenntnis nur um einen Gegenstand geht (dies war mindestens die alte Defi nition des Versuchs) und dieser Gegenstand bald in der Anschauung, bald im Begriffe, bald in der Idee bestimmt werden könnte, »sich keineswegs behaupten [ließe], daß die Erkenntniß überhaupt immer in Anschauung und Begriff bestehen müsse.« Die Folge davon wäre nun, daß der Mensch nicht nur von den Erscheinungen, sondern auch von der Gottheit oder von der Seele eine Erkenntnis haben könnte. Dies würde aber nach Reinhold heißen, den Geist der Kantischen Philosophie zu verraten. 48 Aber an wen denkt Reinhold, wenn er »von einem kritischen Philosophen« spricht, »welcher jene Erklärung [der Erkenntnis] zugiebt, ja zu der seinigen macht, aber behauptet, daß die Erörterung derselben, welche Anschauung und Begriff als unentbehrlich zur Erkenntnis überhaupt angiebt, nicht von dieser, sondern nur von einer Art von Erkenntniß gelten könne«? 49 Wir glauben, daß es sich um Ludwig Heinrich Jakob handeln

Ebd., S. 391–392. 47 Ebd., S. 391. Der Rezensent des Versuchs ( J. W. A. Kosmann?) für das Allgemeine Magazin (I. Bd, 1. St., 1791, S. 198) wußte schon von dieser Änderung, als er behauptete: »Herr Reinhold wird, wie Recensent aus einem Schreiben von ihm weiß, obige Defi nition zurücknehmen, und in seinem neuen Werke durch eine neue ersetzen«. 48 Ebd., S. 394. 49 Ebd., S. 393–394. 46

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dürfte. Von diesem hatte Reinhold für die A. L. Z. (Nr. 11–12, Montags, Dienstags, 11.–12. Januar 1790, Sp. 81–88, 89–91) den Grundriß der allgemeinen Logik und kritische Anfangsgründe zu einer allgemeinen Metaphysik (Halle 1788) rezensiert, aus dem z. B. die in Beyträge I (auf S. 115) zu fi ndende Defi nition vom »Grundsatz« als »Eine[r] Erkenntnis, aus welcher die Möglichkeit vieler Erkenntnisse erkannt wird«, stammt. Schon in seiner Rezension hatte Reinhold die Distanz hervorgehoben, die sich seiner Meinung nach zwischen dem transzendentalen Ansatz von Kant und demjenigen von Jakob bezüglich der Erkenntnis der Dinge an sich abzeichnet. »Das ganze Werk ist hauptsächlich damit beschäftiget, zu zeigen, daß sich nur Phänomene erkennen lassen; und gleich der erste §. desselben Werkes stellt einen Begriff von Erkenntniß auf, nach welchem die Gottheit, die durch einen Inbegriff mehrerer Vorstellungen in einem Bewußtseyn gedacht wird, und jedes Noumenon, das sich mit Bewußtseyn vorstellen läßt, so gut als die Phänomene erkennbar seyn müßte! Diese Unbestimmtheit in einem Begriffe, um welchen sich die ganze kritische Philosophie herumdreht, wird in der Folge fast bey jeder Gelegenheit vermehrt, wo von Erkenntniß die Rede ist.« 50 Nach Jakob heißt in der Tat »Etwas erkennen … : mit Bewußtseyn sich etwas vorstellen. Erkentniß heißt der Inbegriff mehrerer Vorstellungen in Einem Bewußtseyn«, 51 so daß unter anderem eine fundamentale Unterscheidung wie die zwischen Ding an sich und Noumenon vernachlässigt würde: »Dafür hat Hr. J. eine Unterscheidung übergangen, die von ungleich größerer Erheblichkeit ist, nämlich die Bestimmung (oder an diesem Orte nur die Erwähnung) des merkwürdigen Unterschiedes zwischen Dingen an sich, dem von den Formen unserer Vorstellung unabhängigen Dinge, und dem unter der bloßen Form von Begriffen oder Ideen vorgestellten Dinge, dem eigentlichen Noumenon oder Verstandeswesen, welches eben so A. L. Z., Nr. 11, Montags, den 11. Januar 1790, Sp. 82–83. L. H. Jakob, Grundriß der allgemeinen Logik und kritische Anfangsgründe zu einer allgemeinen Metaphysik, Halle 1788, § 1, S. 1. 50 51

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wenig als das unter der Form der sinnlichen Vorstellung Vorgestellte, oder die Erscheinung, ein Ding an sich ist.« 52 Der Ansatz Jakobs war in dieser Form im Grundriß publiziert worden und wird dann in den Kritischen Versuchen und in einem im Allgemeinen Magazin für kritische und populaire Philosophie von J. W. A. Kosmann 53 erschienenen Aufsatz (für eine Diskussion siehe die Einleitung zu Beyträge II ) dargestellt werden. Auch ohne tiefgreifende Analyse dieses Ansatzes weiß man aus einem Brief Jakobs an Kant vom 4. Mai 1790, daß es zwischen ihm und Reinhold kurz zuvor eine Kontroverse gegeben hatte. Seiner Meinung nach gebraucht Kant (aber er bittet um Bestätigung) in der Kritik der reinen Vernunft den Ausdruck »Erkenntnis« in einem doppelten Sinne, nämlich einerseits als Gattung der objektiven Vorstellungen, der die Empfi ndung entgegensteht, und andererseits, um »solche Vorstellungen« zu bezeichnen, »die aus einer Anschauung und einem Begriffe zusammengesetzt sind.« 54 Nun aber scheint es, daß im Sprachgebrauch die erste Bedeutung gilt, »so daß das Wort Erkenntniß eine jede Vorstellung bedeutet, die auf ein Objekt bezogen wird.« 55 In diesem Sinne schreibt man auch Tieren Erkenntnis zu, obwohl man ihnen den Verstand oder das Vermögen der Begriffe abspricht, so wie man zugesteht, daß eine Idee, auch wenn sie nichts Anschauliches enthält, eine Erkenntnis gibt, indem sie »eine Vorstellung sey, die überhaupt auf etwas hin-

A. L. Z., Nr. 11, Montags, den 11. Januar 1790, Sp. 84. L. H. Jakob, Kritische Versuche über David Hume’s erstes Buch der Abhandlung über die menschliche Natur, in: David Hume über die menschliche Natur aus dem Englischen nebst kritischen Versuchen zur Beurtheilung dieses Werks, von L. H. Jakob, Erster Band. Ueber den menschlichen Verstand, Halle 1790; Ders., »Ueber Erkennen; ein Vorschlag zur Beilegung einiger philosophischen Streitigkeiten«, Allgemeines Magazin für kritische und populaire Philosophie, hg. von J. W. A. Kosmann, 1. Bd., 1. St., 1791, S. 1–17. 54 AA, Bd. 11, 1. Aufl., Nr. 402, S. 164–167, insbesondere S. 164. 55 Ebd. 52

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weiset, das von der Vorstellung verschieden ist.« 56 Es ist die Vernunft – fährt Jakob fort –, die »zwingt ein solches Objekt anzunehmen«: Eine solche Autorität ist so vertrauenswürdig wie die der Sinne. Die Konklusion kann also nur folgende sein: »Wir e r k e n n e n also wirkl. durch die Vernunft, daß es Dinge an sich gebe und zwar durch die Idee. Diese Idee drückt nichts von den Dingen an sich aus, sie läßt sie unbestimmt, aber sie deutet doch, wie mich dünkt ihr Daseyn an. So leer also diese Idee auch seyn mag; so bald sie nur auf ein reales Objekt hindeutet, kann wie mich dünkt, [sie] doch Erkenntniß heißen«. 57 Obwohl sich so kein reales Dasein ergibt, haben wir dadurch einen formalen Begriff, der material würde, wenn wir »ein intellektuales Anschauungsvermögen« bekommen könnten. Ähnlich ergeht es einem Tauben, der sich vom Hören nur vage Begriffe machen kann, »die wirklich im Zustande der Taubheit blos formal seyn können, die ihn aber doch in den Stand setzen würden, gesetzt, sie erhielten mit einem Male das Gehör, zu erkennen, daß sie jetzo hörten.« 58 Gegen eine solche Theorie, die nach Ansicht Jakobs zur Vereinigung der Parteien (Kantianer und Antikantianer) beitragen könnte, stellt sich nun Reinhold. Sie scheint ihm nichts anderes zu sein als eine »Akkomodationsphilosophie«, wie sie schon von Johann August Eberhard und dessen Philosophischem Magazin vertreten wurde. Nach ihr sollten sich die kritischen und unkritischen Philosophen durch gegenseitige Annäherung vereinigen. »Der Kantianer und der Antikantianer sollen beiderseits von der Strenge ihrer bisherigen Lehre von der Erkenntnis nachgeben; der eine die Erkennbarkeit der Dinge an sich durch Vernunft eingestehen, wofür ihm der andere die Nichterkennbarkeit derselben durch Verstand und Sinnlichkeit einräumet, [u]nd mit ihm die Gegenstände der Erfahrung als Erscheinungen

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Ebd., S. 164–165. Ebd., S. 165. Ebd., S. 165–166.

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anerkennt.« 59 Dadurch verrät man aber die eigentliche Transzendentalphilosophie, indem man letztendlich die Erkennbarkeit der Dinge an sich zugibt. Um diese letzte endgültig zu widerlegen, braucht man eine Elementarphilosophie, die zeigt, daß diese Dinge um so weniger erkennbar sein können, als sie nicht vorstellbar sind. 60 Innerhalb einer solchen Auslegung der kritischen Philosophie, wie Reinhold sie vornimmt, gewinnen nun zwei Erklärungen an Bedeutung. 1. Im Unterschied zum Versuch wird es nun notwendig, den neuen Begriff von »intellektueller Anschauung« einzuführen: »Die Anschauung, deren Stoff seiner objektiven Beschaffenheit nach im Vorstellenden durchs bloße Vorstellungsvermö-

K. L. Reinhold, Beyträge I, S. 324. Diese Stelle weist eine bemerkenswerte Ähnlichkeit auf mit einem Absatz des bereits erwähnten Briefs von Jakob an Kant: »Mein Hauptaugenmerk hierbei ist, ob nicht durch eine solche Nachgiebigkeit im Ausdrucke die Vereinigung der Partheien, da es doch der Critik angelegen ist, sie mit sich selbst einig zu machen, befördert werden könnte. Im Grunde hat man doch der Critik schon sehr viel zugestanden. Der Hauptanstoß scheint den Gegnern nur noch zu seyn, daß sie keine Erkenntniß von Gott, Unsterblichk. u. s. w. haben sollen. Daß ihre Erkenntniß nicht anschaulich seyn könne, geben sie allgemein zu. Wenn man ihnen nun beweißt, daß die Prädicate einfach, immateriell etc. anschauliche Prädikate sind, so müssen sie diese aufgeben, weil sie nicht für uns anschaulich sind. Geben sie also zu, daß wir blos Verhältnisse des Unbedingten zu uns und der Sinnenwelt angeben können; so dünkt mich kann man ohne Bedenken die Vorstellung dieser Verhältnisse auch E r k e n n t n i s s e nennen, da doch zugestanden wird, daß wir diese Verhältnisse nicht blos denken (sie uns einbilden) sondern daß sie real sind, daß wir sie also für objektiv halten, der Grund der uns hierzu bestimmt mag nun das Objekt oder das Subjekt seyn.« (A. a. O., S. 166) 60 Zu diesem Thema siehe K. Ameriks: »Reinhold and the Short Argument to Idealism«, in: Proceedings of the Sixt International Kant Congress, vol. II /2, ed. by G. Funke, Th. Seebohm, Washington, D. C. 1989, S. 441– 453. 59

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gen bestimmt ist, heißt Intellektuell.« 61 Darunter versteht man nämlich keine von der Vorstellung unabhängige Erkenntnis des Subjekts an sich, wie es z. B. in der Wissenschaftslehre Fichtes der Fall sein wird, weil sowohl in Beyträge I als schon vorher im Versuch das Vorstellende nur durch die Vorstellung, d. h. nur als vorgestelltes Vorstellendes erkennbar ist. 62 Durch die Vorstellung wird es eher möglich, auf eine These wie die von Jakob zu antworten, und zwar indem man zeigt, daß auch im Fall der Ideen der Vernunft eine Anschauung, in diesem Fall intellektueller Art, notwendig ist, die jedoch anders als das »intellektuelle Anschauungsvermögen« von Jakob keine eigentliche Erkenntnis ergibt. Bezüglich der Idee der Gottheit muß man z. B. sagen, daß sie als Verknüpfung »des durch intellektuelle Anschauung vorgestellten unbedingten a priori gegebenen Mannigfaltigen« gedacht werden muß. »Allein bey der Idee der Gottheit, die nichts unmittelbar im Vorstellungsvermögen bestimmtes vorstellt, sondern nur aus dem unmittelbar bestimmten hervorgebracht wird, kann das unbedingte Mannigfaltige, ohne welches sich diese Idee nicht denken läßt, nicht als Repräsentant der Gottheit, als Stoff, der unmittelbar auf die Gottheit bezogen werden könnte, angesehen werden. Es bleibt dasselbe immer nicht durch das Objekt: Gottheit, sondern durch das Objekt: Form der Receptivität, bestimmt; und bedeutet folglich in soferne nichts als diese Form. Die Idee der Gottheit ist also, als solche, sogar von jeder intellektuellen Anschauung entblößt; weil die in ihr wirklich vorkommende Anschauung, nicht auf die Gottheit, sondern nur auf die Form der Receptivität anwendbar ist. Es ist also keine E r k e n n t n i s der Gottheit möglich; und wenn das Mannigfaltige, das in der Idee der Gottheit vorkommt, und nie unmittelbar auf sie bezogen werden kann; mittelbar auf dieselbe bezogen werden soll, so muß ein von jenem Mannigfaltigen verschiedener Grund daseyn, durch welchen

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K. L. Reinhold, Beyträge I, S. 245. Ebd., S. 62; Versuch, 3. Buch, § XL , S. 334.

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jene Beziehung vermittelt wird.« Ein solcher Grund wird nun von der praktischen Vernunft geliefert. 63 2. Um jede Form der unzulässigen Überwindung der kritischen Grenzen der Philosophie zu vermeiden, diskutiert Reinhold erneut und tiefergreifend die Unterscheidung zwischen Ding an sich und Noumenon. Hatte er sich im Versuch auf die allgemeine Erklärung des notwendigen Unterschieds zwischen der durch Verstand und Sinnlichkeit erkennbaren Erscheinung, dem durch die Vernunft denkbaren Noumenon und dem nicht vorstellbaren Ding an sich beschränkt, 64 so diskutiert er in Beyträge I mehrmals die Differenz zwischen Ding an sich und Noumenon. Nach dem Gesagten versteht sich der Grund dafür von selbst: Es soll vermieden werden, wie für die Noumena auch für die Dinge an sich zu behaupten, sie seien erkennbar. Reinhold vertritt also die Meinung, der Mensch habe durch die Idee nur etwas Vorgestelltes, ein Noumenon, das aber vom Ding an sich wesentlich verschieden ist. Er kann nun bezüglich der Erkenntnis der Gottheit behaupten: »Die Idee der Gottheit, welcher ihre Realität, das heißt ihre Anwendbarkeit auf etwas was nicht bloße Idee ist durch die praktische Vernunft verbürgt wird, ist nicht Vorstellung der Gottheit als eines Dinges an sich, sondern als eines bloßen Noumenons. Alle Merkmale, die der Gottheit als einem Vorgestellten, und so weit sie vorstellbar ist, zukommen, sind lediglich in der Form der Vernunft bestimmt, und können also nicht das, was die Gottheit an sich ist, sondern nur wie sie von uns gedacht werK. L. Reinhold, Beyträge I, S. 396–397. Zur intellektuellen Anschauung bei Reinhold siehe: M. Gueroult, L’évolution et la structure de la Doctrine de la science chez Fichte, Tome I, Paris 1930, S. 94; X . Tilliette, Recherches sur l’intuition intellectuelle de Kant à Hegel, Paris 1995, S. 39– 42; J.-F. Goubet, »Présentation«, in: K. L. Reinhold, Le principe de conscience (Nouvelle présentation des Moments principaux de la Philosophie élémentaire), traduction inédite de l’allemand, notes et présentation de J.-F. Goubet, préface de M. Bienenstock, Paris – Montréal 1999, S. 1– 47, insbesondere S. 29–31. 64 K. L. Reinhold, Versuch, 3. Buch, § LXXXIV, S. 545–546. 63

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den muß, was sie im Verhältniß auf unser Vorstellungsvermögen ist, wie wir sie uns bezeichnen müssen, bedeuten.« 65

Aufbau und Gliederung von Beyträge I – eine Skizze Beyträge I besteht aus sechs Abhandlungen, zwei Rezensionen des Versuchs (aus der Feder eines Antikantianers, Johann Friedrich Flatt, und der eines Kantianers, Karl Heinrich Heydenreich), auf deren erste Reinhold in einigen »Bemerkungen« antwortet, und drei Texten, die die Auseinandersetzung zwischen Heydenreich und Reinhold dokumentieren. Da die FederRezension des Versuchs (erschienen in den Göttingischen Anzeigen von gelehrten Sachen, 14. St., 23. Januar 1790, S. 129–139) für Beyträge I von erheblicher Bedeutung ist, haben wir sie komplett in den Anhang aufgenommen. Außer der fünften Abhandlung, Ueber die Möglichkeit der Philosophie als strenge Wissenschaft, die schon mit dem Titel Vorschlag und Bitte an die streitenden Philosophen im Neuen Teutschen Merkur (10. Stück, Oktober 1790, S. 134–160) erschienen war, den Rezensionen 66 sowie den Texten, die sich auf diese beziehen, waren die anderen Beiträge von Reinhold noch nicht veröffentlicht worden. Wie schon gesagt, ist es Ziel des ganzen Buches, die neue, im Versuch aufgestellte Theorie des Vorstellungsvermögens gegenüber den Einwänden sowohl der Kantianer als auch der Antikantianer zu verteidigen. Die dazu von Reinhold angewandte Strategie besteht darin, eine Defi nition der Philosophie als die »Wissenschaft desjenigen, was durch das bloße Vorstellungs-VerK. L. Reinhold, Beyträge I, S. 217. Hierzu siehe aber auch ebd., S. 324. 66 Die Rezension von Flatt war in den Tübingischen gelehrten Anzeigen (39. Stück, den 17. May 1790, S. 306–312), diejenige von Heydenreich in den Neuen Leipziger gelehrten Anzeigen (Nr. 46, den 7. Junius 1790, S. 362–366) erschienen. 65

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Einleitung

mögen bestimmt ist « 67 einzuführen, welche es ermögliche, die Philosophie als strenge Wissenschaft zu betrachten und die bisherigen Mißverständnisse der Philosophen zu beseitigen. Das Bedürfnis, die Möglichkeit und die Eigenschaften eines dazu notwendigen ersten Grundsatzes werden von Reinhold in der zweiten Abhandlung dargestellt. Zuerst widerlegt er in der ersten Abhandlung jedoch Defi nitionen der Philosophie, die von einigen Hauptvertretern verschiedener Ansätze – empirischer Art wie bei Feder oder rationalistischer Art wie bei Platner oder Baumgarten – vorgeschlagen worden waren. In diesem Zusammenhang kommen Themen zur Diskussion (z. B. die Bedeutungen und die Grenzen des Satzes des Widerspruchs sowie der Sinn der Begriffe vom »Allgemeinen« und »Notwendigen«), die Reinhold gemäß beweisen, wie mangelhaft und unbestimmt die philosophische Reflexion bisher war. Nachdem der leibniz-wolffischen Philosophie eine eklektische, sich im Sammeln und Beobachten erschöpfende Denkart gefolgt ist, wird es klar, daß »das Bedürfniß einer Philosophie, die der Analogie nach, Philosophie der Philosophie heißen müßte, dringender« 68 geworden ist. Der in dieser Stelle angesprochene Ansatz, dem zufolge die Philosophie sich letztendlich nicht mit den Gegenständen, wie es in der bisherigen Reflexion der Fall war, sondern mit deren Formen befaßt – daher Reinholds vorher erwähnte Defi nition der Philosophie als der »Wissenschaft desjenigen, was durch das bloße Vorstellungs-Vermögen bestimmt ist« –, stellt sich nun jedem anderen insofern entgegen, als er die älteren Defi nitionen bestätigt und ergänzt. Reinhold erklärt die Eigenschaften seiner Theorie insbesondere in der zweiten, dritten und fünften Abhandlung. Die hier geschilderte Elementarphilosophie – allerdings nur in ihren Hauptmomenten betrachtet – stellt neue Begriffe unter anderem der Vorstellung, des Dinges an sich, des Objektes und des

67 68

Beyträge I, S. 59. Ebd., S. 55.

Faustino Fabbianelli

XXXVII

Subjektes auf. Das allen zugrundeliegende Moment wird von Reinhold im Bewußtsein erkannt: »Das Bewußtsein ist also die Quelle aller Grundsätze der Elementarphilosophie, und diese Grundsätze sind Sätze, welche nichts als ein Bewußtsein ausdrücken.« 69 Erst nachdem er die Lehren der Antikantianer widerlegt und die neue Theorie des Vorstellungsvermögens vorgeschlagen hat, geht Reinhold in der vierten Abhandlung die heikle Frage nach dem Verhältnis zwischen seiner Elementarphilosophie und der Kantischen Kritik an. Die in den Rezensionen des Versuchs (vor allem in der von Heydenreich) erhobenen Einwände hatten ihn nämlich dazu veranlaßt, die theoretischen neuen Elemente und Unterschiede gegenüber der Transzendentalphilosophie Kants genauer darzustellen. Der Einteilung der Kritik der reinen Vernunft folgend, diskutiert nun Reinhold, inwieweit und inwiefern das Kantische Projekt ungenügend ist. Diesbezüglich lautet seine Hauptthese: Alles, was in der Kritik als »Grund« erscheint, muß in der neuen Theorie als »Folge« angesehen werden. Kant redet zwar z. B. von sinnlicher Vorstellung, Begriff und Idee; da er aber die von der Vorstellung dargestellte Gattung nicht anerkannt hat, hat er bloß die Konsequenzen verschiedener Prämissen gezogen, die nur die Elementarphilosophie einsehen kann. In diesem Sinne muß man sogar hinzufügen, Kant habe keine vollständige Theorie aufgestellt: »Da sie [die Kritik der reinen Vernunft ] den Begriff der Vorstellung überhaupt, folglich die Gattung, wirklich unbestimmt gelassen hat; so hat sie in soferne auch die Begriffe von sinnlicher Vorstellung, Begriff und Idee in Rücksicht auf dasjenige, wodurch sie zu bloßen Vorstellungen werden, und was sie zu Arten E i n e r Gattung macht, unbestimmt lassen müssen; und ungeachtet sie daher die vollständigen Materialien zu einer Theorie der Sinnlichkeit, des Verstandes und der Vernunft geliefert hat, so hat sie doch keineswegs diese Theorien selbst gelie-

69

Ebd., S. 162.

XXXVIII

Einleitung

fert, die nur als Theorien der Arten von der Theorie der Gattung unzertrennlich aufgestellt werden können.«70 Die in diesem sehr wichtigen Beitrag vorkommenden Thesen zeigen auch, was für eine Rolle die von den Leibnizianern an Kant gerichteten Vorwürfe innerhalb der Reflexion Reinholds spielen. Bezüglich des analytischen oder synthetischen Charakters der Mathematik z. B. muß man nach Reinhold nicht wie bei Kant vom synthetischen Urteil ausgehen, um zu zeigen, daß die Verknüpfung zwischen dem Subjekt »3« und dem Prädikat »5« nur über die Anschauung das Resultat »8« gibt. Dies wäre keine vollständige Widerlegung der leibniz-wolffischen Auffassung, der zufolge jene Verknüpfung analytisch ist. Damit die hier in Frage stehende Synthesis gegenüber der Analysis deutlich wird, muß man einen Schritt weiter gehen und die Quelle jeder synthetischen Handlung, das Bewußtsein, erreichen: »Die Theorie des Vorstellungsvermögens kann und muß diese in der Kr. d. r. V. unvermeidliche und ihr eben darum nicht zur Last fallende Klippe vermeiden. Sie geht schlechterdings nicht vom Begriffe des synthetischen Urteils aus, dessen sie nicht eher bedarf, als bis derselbe vollständig aus den von ihm ganz unabhängigen Prämissen entwickelt ist. Der erste Punkt, von dem sie ausgeht, ist ein Satz, der allgemein gilt und nicht mißverstanden werden kann, in wieferne durch ihn nichts als das bloße Bewußtsein gedacht wird. Das Lehrstück vom synthetischen Urteile kömmt in ihr nur als eine Folge, nicht als Grund; als Erläuterung, nicht als Begründung der Wissenschaft des Vorstellungs- und Erkenntnisvermögens vor.«71

70 71

Ebd., S. 267– 268. Ebd., S. 294– 295.

ED IT O RISCHE HI NWE I SE

Diese Edition beruht auf der Originalausgabe des ersten Bandes der Beyträge zur Berichtigung bisheriger Mißverständnisse der Philosophen ( Jena: Mauke 1790) *. Was die fünfte Abhandlung (Ueber die Möglichkeit der Philosophie als strenge Wissenschaft) anbelangt, so wurde der Text mit demjenigen des Neuen Teutschen Merkurs verglichen; dasselbe gilt auch für die in anderen zeitgenössischen Zeitschriften bereits erschienenen Teile. Die aus diesem Vergleich resultierenden, inhaltlich bedeutenden Textabweichungen sind im kritischen Apparat vermerkt und in der damaligen Schreibart wiedergegeben worden. Aufgrund ihrer Bedeutung haben wir im Anhang die Feder-Rezension des Versuchs abgedruckt – Reinhold selbst zitiert sie mehrmals. Ihr Text beruht auf der Originalfassung, die in den Göttingischen Anzeigen von gelehrten Sachen (14. St., 23. Januar 1790, S. 129–139) erschienen war. Alle Texte wurden, wo nötig, stillschweigend korrigiert, um einen allzu umfangreichen kritischen Apparat zu vermeiden. Bei allen Texten haben wir uns an folgende editorische Prinzipien gehalten. Der Lautstand wurde durchgehend bewahrt: »kömmt« steht neben »kommt«, »itzt« neben »jetzt«, »Hülfe« neben »Hilfe«, »ausgedruckt« neben »ausgedrückt«, »fodert« neben »fordert«. Es fi ndet sich »funfzig« statt »fünfzig«, »Teutschen« statt »Deutschen«. Die Normalisierung der RechtschreiUnter den Exemplaren der Originalausgabe von Beyträge I fanden sich zwei Textvarianten. Die erste (A), die unserer Ausgabe zugrunde liegt, ist diejenige der Staatsbibliothek München und der Universitätsbibliothek München. Die zweite Variante (B) habe ich in einem Exemplar festgestellt, das sich in meinem Besitz befi ndet. B stellt offensichtlich eine überarbeitete, korrigierte Version von A dar. Man kann vermuten, daß A die ältere und daher dem nicht mehr existierenden Manuskript Reinholds nähere Version ist. *

XL

Editorische Hinweise

bung (nach Duden, 20. Auflage) wurde überall dort durchgeführt, wo dies möglich war, ohne den Lautstand anzutasten: aus »Ueberzeugung« wird »Überzeugung«, aus »seyn« wird »sein« usw. Eine Ausnahme stellt das Wort »Raisonnement« dar, das wir in der damaligen französischen Variante anstelle der eingedeutschten Schreibweise »Räsonnement« unverändert übernommen haben. Heute nicht mehr gültige grammatikalische Formen blieben aufgrund ihrer erheblichen zeitgenössischen Verbreitetheit unverändert: So fi ndet man beispielsweise neben Ausdrükken wie »die aufgestellten Begriffe« auch solche wie »keine gleichbedeutende Worte«, »mißlungen hat« statt »mißlungen ist«. Die »n-Endung« des Dativ Singular Neutrum / Maskulin, die damals nicht immer von der heute gültigen »m-Endung« unterschieden wurde, wurde nicht korrigiert: also statt »Vorstellendem« fi ndet man »Vorstellenden«, statt »Vorgestelltem« »Vorgestellten«, statt »von etwas … Allgemeingeltendem« »von etwas … Allgemeingeltenden«, statt »zu etwas … Zu-unterscheidendem« »zu etwas … Zu-unterscheidenden«, statt »bei Niemandem« »bei Niemanden«, statt »von jemandem« »von jemanden«, statt »in nichts anderm« »in nichts andern«, statt »aus etwas anderm« »aus etwas andern«. Dasselbe gilt für die Beugung des Adjektivs, die bei Reinhold häufig schwach ausfällt, wo sie heute stark ist: statt »als bloßer Vorstellung« »als bloßen Vorstellung«. Für den heutigen Leser ungewohnte, damals aber verbreitete Verb-Endungen wurden ebenfalls in ihrer originalen Schreibweise wiedergegeben: z. B. »angekündiget«, »vereiniget«, »beschäftiget«. Dasselbe gilt für den ohne »s-Endung« geschriebenen Genitiv »Vorstellungsvermögen«. Das Adverb »abermal« statt »abermals«, das Verb »einschleichen« statt »sich einschleichen« sowie das Pronomen »diejenige« für »diejenigen« wurden unverändert übernommen. Alle anderen Fälle, die eindeutige Fehler enthalten, wurden stillschweigend korrigiert, manchmal nach der in anderen Zeitschriften erschienenen Variante, um den Apparat nicht allzu sehr anschwellen zu lassen.

Editorische Hinweise

XLI

Die Namen wurden modernisiert nach der heutigen Rechtschreibung: »Leibnitz« wird zu »Leibniz«, »Wolf« wird zu »Wolff«, »Plattner« wird zu »Platner«; dasselbe gilt für die Abkürzungen: »u. s. w.« wird zu »usw.«. Was die Getrennt- und Zusammenschreibung anbelangt, wurde immer die alte Orthographie beibehalten, auch wenn – beispielsweise im Fall von »inwiefern« bzw. »inwieferne« oder »insofern« bzw. »insoferne« – verschiedene Varianten ein und desselben Wortes vorhanden sind: »in wiefern« steht neben »inwiefern« und »in wie fern«, usw. Dies einerseits, um die charakteristische Ausdrucksweise Reinholds aufrechtzuerhalten, andererseits um das in den kleinen Abweichungen implizite Bedeutungspotential nicht verschwinden zu lassen. Dasselbe gilt für Groß- und Kleinschreibung: Auch hier wurde die ursprüngliche Rechtschreibung beibehalten. Da Reinhold großen Wert auf Hervorhebungen legt, wurden nicht nur einige Schreibformen wie z. B. »der Eine«, »der Einzige«, die »Philosophische Vernunft« oder »Systematisch«, sondern auch vom heutigen Leser als nominal gebraucht wahrgenommene Ausdrücke unverändert reproduziert: Neben »unter dem im Vorstellenden S u b j e k t Bestimmten« fi ndet man »unter dem im Vorstellungsvermögen bestimmten«. Was endlich die Zeichensetzung betrifft, sind wir auch hier sehr vorsichtig vorgegangen. Der prima facie als willkürlich erscheinenden Anwendung der ursprünglichen Form wurde die moderne Rechtschreibung nur da vorgezogen, wo der alte Text zu erheblichen Lesehindernissen und Mißverständnissen hätte führen können. Ansonsten wurde Reinholds Zeichensetzung – die, wie damals üblich, nicht nur dem grammatischen, sondern auch dem rhetorischen Verständnis diente – durchgehend respektiert. Auch hier hat der Herausgeber auf eine einheitliche Normalisierung verzichtet, um von Fall zu Fall zu entscheiden. Um den Apparat nicht unnötig zu belasten, wurden die Resultate dieser Entscheidungen dort gewöhnlich nicht explizit vermerkt. Es wurden allerdings alle diejenigen Fälle normalisiert, in denen die Reihenfolge der Zeichen für

XLII

Editorische Hinweise

den heutigen Leser sehr ungewohnt ist: aus : « wird z. B. «: , aus ,) wird ), . Die kursiv und fett gedruckte Schrift, die sowohl in den Beyträgen Reinholds als auch in den zitierten zeitgenössischen Texten (auch wenn diese in Gesamtausgaben enthalten sind) vorkommt, wurde in kursiv wiedergegeben. Die g e s p e r r t e n Ausdrücke hingegen blieben unverändert. Die in Antiqua geschriebenen Wörter innerhalb eines sonst in Fraktur gesetzten Textes wurden in einer Groteskschrift wiedergegeben. Etwaige Erläuterungen sowie Hinzufügungen des Herausgebers sind in eckigen Klammern [ ] vermerkt. Alle Hinweise auf Stellen der Beyträge (1. und 2. Bd.) wurden mit den Seitenzahlen der Originaltexte versehen. Zum Schluß möchte ich mich ganz herzlich bedanken bei all denen, die durch ihre großzügige Unterstützung zum Entstehen dieser Edition beigetragen haben: Herrn Prof. Dr. Dieter Henrich (Ludwig-Maximilians-Universität München), Herrn Prof. Dr. Marco Ivaldo (Universität Neapel), Herrn Dr. Gerardo Marotta (Präsident des Istituto Italiano per gli Studi Filosofici von Neapel), Herrn Prof. Dr. Antonio Gargano (Istituto Italiano per gli Studi Filosofici von Neapel), Herrn Dr. Hugo Beikircher und Herrn Dr. Manfred Flieger (Bayerische Akademie der Wissenschaften, München), Herrn Dr. Marcelo Stamm, Herrn Dr. Jürgen Weyenschops (Forschungsstelle »Klassische Deutsche Philosophie, Jena-Programm« an der Ludwig-Maximilians-Universität München). Mein besonderer Dank gilt Herrn Prof. Dr. Claudio Cesa (Scuola Normale Superiore von Pisa), Herrn Prof. Dr. Günter Zöller (Ludwig-Maximilians-Universität München) und Herrn Dr. Erich Fuchs (Bayerische Akademie der Wissenschaften, München) für die wertvollen Denkanstöße und Diskussionen. Außerdem danke ich der Badischen Landesbibliothek Karlsruhe für die Kopie des Briefes von Heydenreich an Reinhold vom 22. Oktober 1789 (Sign. K 703).

Editorische Hinweise

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Ohne einen großzügigen Druckkostenzuschuß der VG Wort München wäre diese Ausgabe nicht zustande gekommen. Für die Unterstützung bedanke ich mich herzlich. Meiner Frau Katrin danke ich für die Mithilfe beim Korrekturlesen und ihre unentbehrliche Unterstützung während dieser ›Reinhold-Jahre‹. München, im Mai 2003

Faustino Fabbianelli

ZE IT G E N Ö S SI SCHE RE Z ENSION E N *

a) Ueber die bisherigen Schicksale der Kantischen Philosophie .– Allgemeine deutsche Bibliothek, 116. Bd., 2. St., 1794, S. 448– 450. .– Allgemeine Literatur-Zeitung, Nr. 186, Dienstags, den 23. Junius. 1789, Sp. 673–676 (Rezensent: August Wilhelm Rehberg?). .– Erlangische gelehrte Anmerkungen und Nachrichten, XXXV. St.,. Dienstags, den 25. August 1789, S. 307–309; Beytrag zu den Erlang. gel. Anmerkungen, XXV. Woche, Sonnabends, den 20. Junius 1789, S. 357–358. .– Gothaische gelehrte Zeitungen, 44. St., den 3. Junius 1789, S. 381–. 384. .– Göttingische Anzeigen von gelehrten Sachen, 84. St., den 25. May. 1789, S. 841–843 ( Johann Gottlieb Buhle). .– Neue Leipziger gelehrte Anzeigen, Nr. 50, den 22. Junius 1789,. S. 396–397 (Karl Heinrich Heydenreich). .– Oberdeutsche allgemeine Litteraturzeitung, CXVII . Stück, Mitt-. wochs, den 7. October 1789, Sp. 633–636 (außer dem kleinen Buch wird auch der im Teutschen Merkur erschienene Aufsatz rezensiert).

Hier werden nur die Rezensionen von als eigenständige Monographien erschienenen Texten Reinholds aufgeführt. Zur Identifi zierung der Rezensenten waren dem Herausgeber folgende Werke von Nutzen: Oscar Fambach, Die Mitarbeiter der Göttingischen gelehrten Anzeigen. 1769–1836. Nach dem mit den Beischriften des Jeremias David Reuß versehenen Exemplar der Universitätsbibliothek Tübingen bearbeitet und herausgegeben, Tübingen 1976; Gustav Parthey, Die Mitarbeiter an Friedrich Nicolai’s Allgemeiner Deutscher Bibliothek nach ihren Namen und Zeichen in zwei Registern geordnet. Ein Beitrag zur deutschen Literaturgeschichte, Berlin 1842. Alle anderen Rezensenten konnten aufgrund zeitgenössischer Briefwechsel sowie einiger Sekundärliteratur-Beiträge identifi ziert werden. *

Zeitgenössische Rezensionen

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.– Tübingische gelehrte Anzeigen, 46. St., den 8. Jun. 1789, S. 366–368. .– Würzburger gelehrte Anzeigen, XVII . St., Samstags, den 27. Februar. 1790, S. 165–172; Schluß: XIX . St., Samstags, den 6. März 1790, S. 185–189.

b) Versuch einer neuen Theorie des menschlichen Vorstellungsvermögens .– Allgemeine deutsche Bibliothek, 101. Bd., 2. St., 1791, S. 295–318 (Hermann Andreas Pistorius). .– Allgemeine Literatur-Zeitung, Nr. 357, Donnerstags, den 19. November 1789, Sp. 417– 424; Schluß: Nr. 358, Freytags, den 20. November 1789, Sp. 425– 429 (August Wilhelm Rehberg). .– Allgemeines Magazin für kritische und populaire Philosophie, I. Bd.,. 1. St., 1791, S. 186– 210. .– Annalen der neuesten Theologischen Litteratur und Kirchengeschichte,. 2. Jg. 1790, 6. Woche, S. 86–92; 7. Woche, S. 97–99 (Carl Gottfried Fürstenau). .– Erlangische gelehrte Zeitung, VIII . St., 17. Februar 1790, S. 118–. 124; Schluß: IX . St., 24. Februar 1790, S. 133–136. .– Gothaische gelehrte Zeitungen, 100. St., den 16. December 1789,. S. 881–888. .– Göttingische Anzeigen von gelehrten Sachen, 14. St., den 23. Januar 1790, S. 129–139 ( Johann Georg Heinrich Feder). .– Neue Leipziger gelehrte Anzeigen, Nr. 46, den 7. Junius 1790, S. 362–. 366 (Karl Heinrich Heydenreich). .– Oberdeutsche allgemeine Litteraturzeitung, XXVIII . St., Freytag, den 5. März 1790, Sp. 433– 447. .– Oberdeutsche allgemeine Litteraturzeitung, XLIII . St., Freytag, den 8. April 1796, Sp. 691–692 (Rezension des Versuchs, 2. Aufl.). .– Philosophische Bibliothek, hg. von J. G. H. Feder und Ch. Meiners,. 3. Bd., 1790, S. 142–194 ( Johann Georg Heinrich Feder). .– Philosophisches Magazin, hg. von J. A. Eberhard, III . Bd., 3. St.,. 1790, S. 358–376. .– Tübingische gelehrte Anzeigen, 39. St., den 17. May 1790, S. 306–312. ( Johann Friedrich Flatt). .– Würzburger gelehrte Anzeigen, LIX . St., Samstags, den 24. July. 1790, S. 580–582.

XLVI

Zeitgenössische Rezensionen

c) Beyträge I .– Allgemeine Literatur-Zeitung, Nr. 26, Freytags, den 28. Januar.. 1791, Sp. 201– 208; Schluß: Nr. 27, Freytags, den 28. Januar 1791, Sp. 209– 214 (August Wilhelm Rehberg). .– Allgemeines Magazin für kritische und populaire Philosophie, I. Bd.,. 2. St., 1792, S. 177–194. .– Erfurtische gelehrte Zeitung, 60. St., am 21. December 1791, S. 473–. 478. .– Gothaische gelehrte Zeitungen, 102. St., den 22. December 1790,. S. 941–947; Schluß: 1. St., den 5. Januar 1791, S. 3–5. .– Göttingische Anzeigen von gelehrten Sachen, 71. St., den 2. May 1791,. S. 713–720 ( Johann Georg Heinrich Feder). .– Neue allgemeine deutsche Bibliothek, 7. Bd., 1. St., 1793, S. 3–53.. (Hermann Andreas Pistorius). .– Neueste Critische Nachrichten, 20. Bd., 45. St., 8. November 1794,. S. 356–359. .– Oberdeutsche allgemeine Litteraturzeitung, XXI . St., Freytag, den. 18. Februar 1791, Sp. 321–329.

d) Beyträge II .– Annalen der Philosophie und des philosophischen Geistes: Rezension A: St. 53, 4. May 1795 (S. 417– 424); St. 54, 6. May 1795 (S. 425– 427); St. 55, 8. May 1795 (S. 433– 440); St. 58, 15. May 1795 (S. 457– 464); St. 59, 18. May 1795 (S. 465– 467). Rezension B: St. 54, 6. May 1795 (S. 427– 432); St. 55, 8. May (S. 440); St. 56, 11. May 1795 (S. 441– 443); St. 59, 18. May 1795 (S. 467– 472). .– Neue allgemeine deutsche Bibliothek, 22. Bd., 1. St., 1796, S. 207– 219.. (Hermann Andreas Pistorius). .– Neueste Critische Nachrichten, 20. Bd., 45. St., 8. November 1794,. S. 356–359. .– Oberdeutsche allgemeine Litteraturzeitung, CX . St., Mondtag, den. 15. September 1794, Sp. 545–555. .– Philosophisches Journal, hg. von J. H. Abicht, 1. Bd., Hf. 4, Au-. gust 1794, S. 295–321; Schluß: 2. Bd., 1. Hf., September 1794, S. 1– 24.

Zeitgenössische Rezensionen

XLVII

.– Tübingische gelehrte Anzeigen, 6. St., den 19. Jan. 1795, S. 41– 47.

e) Ueber das Fundament des philosophischen Wissens .– Allgemeine Literatur-Zeitung, Nr. 92, Montags, den 9. April 1792,. Sp. 49–56; Schluß: Nr. 93, Dienstags, den 10. April 1792, Sp. 57– 60 (Carl Christian Erhard Schmid). .– Allgemeines Magazin für kritische und populaire Philosophie, I. Bd.,. 2. St., 1792, S. 215– 219. .– Gothaische gelehrte Zeitungen, 57. St., den 20. Julius 1791, S. 553–. 558; Schluß: 59. St., den 27. Julius 1791, S. 569–573. .– Göttingische Anzeigen von gelehrten Sachen, 206. St., den 24. December 1791, S. 2057– 2067 ( Johann Gottlieb Buhle). .– Neue allgemeine deutsche Bibliothek, 7. Bd., 1. St., 1793, S. 3–53 (Hermann Andreas Pistorius). .– Neue Nürnbergische gelehrte Zeitung, LXXXX . St., Freytag, den 11.. November 1791, S. 713–717. .– Oberdeutsche allgemeine Litteraturzeitung, CXLVIII . St., Mittwoch,. den 14. December 1791, Sp. 1105–1112. .– Tübingische gelehrte Anzeigen, 54. St., den 7. Juli 1791, S. 428– 432.

f ) Briefe I .– Allgemeine Literatur-Zeitung, Nr. 175, Montags, den 27. Junius. 1791, Sp. 593–596. .– Annalen der neuesten Theologischen Litteratur und Kirchengeschichte,. 5. Jg. 1793, 15. Woche, S. 225– 229. .– Erfurtische gelehrte Zeitung, 17. St., am 6. April 1792, S. 130–131. .– Gothaische gelehrte Zeitungen, 59. St., den 24. Julius 1790, S. 557–. 561. .– Göttingische Anzeigen von gelehrten Sachen, 130. St., den 14. August. 1790, S. 1304–1308 ( Johann Gottlieb Buhle). .– Hallische Neue Gelehrte Zeitungen, 25. Th., 85. St., Montags, den. 25. October 1790, S. 673–679. .– Helmstädtische literarische Zeitung, 20. St., Donnerstags, den 10.. März 1791, S. 161–168; Schluß: 21. St., Montags, den 14. März 1791, S. 169–176.

XLVIII

Zeitgenössische Rezensionen

.– Neue allgemeine deutsche Bibliothek, 10. Bd., 1. St., 1794, S. 3– 27. (Gottlob Ernst Schulze). .– Neue Leipziger gelehrte Anzeigen, Nr. 45, den 4. Junius 1790, S. 358–. 360. .– Neue Nürnbergische gelehrte Zeitung, XXXXVI . St., Freytag, den. 10. Junius 1791, S. 361–368. .– Tübingische gelehrte Anzeigen, 70. St., den 2. September 1790,. S. 555–557. .– Würzburger gelehrte Anzeigen, L. St., Mittwochs, den 22. Juny 1791,. S. 491– 496.

g) Briefe II .– Annalen der neuesten Theologischen Litteratur und Kirchengeschichte,. 5. Jg. 1793, 15. Woche, S. 225– 229. .– Göttingische Anzeigen von gelehrten Sachen, 47. St., den 23. März. 1793, S. 465– 471 ( Johann Georg Heinrich Feder). .– Neue allgemeine deutsche Bibliothek, 10. Bd., 1. St., 1794, S. 3– 27. (Gottlob Ernst Schulze). .– Neue Nürnbergische gelehrte Zeitung, XXXVI . St., Freytag, den. 3. May 1793, S. 281– 288. .– Oberdeutsche allgemeine Litteraturzeitung, LXXIV. St., Freytag, den. 21. Juny 1793, Sp. 1209–1222. .– Tübingische gelehrte Anzeigen, 97. St., den 2. December 1793,. S. 769–774; Schluß: 98. St., den 5. December 1793, S. 777–781. .– Würzburger gelehrte Anzeigen, 8. Jg., 1. Hälfte, XXI . St., den 22.. May 1793, S. 321–329.

Die Besprechungen von Versuch, Beyträge I und Fundament sind nun erschienen in: Faustino Fabbianelli (Hg.), Die zeitgenössischen Rezensionen der Elementarphilosophie K. L. Reinholds, Hildesheim/Zürich/ New York 2003. *

B I BL IOG R APHI E *

a) Quellen Moderne Ausgaben der Schriften Reinholds .– Briefe über die Kantische Philosophie (Leipzig 1790–92), hg. von. Raymund Schmidt, Leipzig 1924. .– Die hebräischen Mysterien oder die älteste religiöse Freymaurerey, hg. u.. komm. von Jan Assmann, Neckargemünd 2001. .– Schriften zur Religionskritik und Aufklärung 1782–1784, hg. von. Zwi Batscha, Bremen und Wolfenbüttel 1977 (enthält: Reinholds Rezensionen für die Wiener Realzeitung aus den Jahren 1782–1783; »Gedanken über Aufklärung«, Der Teutsche Merkur, 1784; »Die Wissenschaften vor und nach ihrer Sekularisation. Ein historisches Gemählde«, Der Teutsche Merkur, 1784; »Ueber die neuesten patriotischen Lieblingsträume in Teutschland. Aus Veranlassung des 3. und 4ten Bandes von Hrn. Nicolai’s Reisebeschreibung«, Der Teutsche Merkur, 1784). .– Über das Fundament des philosophischen Wissens. Über die Möglichkeit der Philosophie als strenge Wissenschaft, hg. von Wolfgang H. Schrader, Hamburg 1978 (enthält: a. Fundament bis S. 138, ohne die Schriften Erhards und Forbergs; b. die 5. Abhandlung aus: Beyträge zur Berichtigung bisheriger Mißverständnisse der Philosophen. Erster Band, das Fundament der Elementarphilosophie betreffend, S. 339–372). .– Versuch einer neuen Theorie des menschlichen Vorstellungsvermögens. (Prag und Jena 1789), Nachdruck: Darmstadt 1963. .– K. L. Reinhold (zusammen mit Johann Christoph Schwab und Johann Heinrich Abicht), Preisschriften über die Frage: Welche Fortschritte hat die Metaphysik seit Leibnitzens und Wolffs Zeiten in Für die Bibliographie der Schriften Reinholds siehe: Alexander von Schönborn, Karl Leonhard Reinhold. Eine annotierte Bibliographie, Stuttgart – Bad Cannstatt 1991. *

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Bibliographie

Deutschland gemacht?, hg. von der Königl. Preuß. Akademie der Wissenschaften, Darmstadt 1971 (Nachdruck der Ausgabe Berlin 1796).

Andere Quellen Anzeiger für deutsches Alterthum und deutsche Litteratur, 13 (1887), S. 259– 291. Aus Jens Baggesen’s Briefwechsel mit Karl Leonhard Reinhold und Friedrich Heinrich Jacobi, hg. von Karl Leonhard und Friedrich Christian August Baggesen, 2 Theile, Leipzig 1831. C. G. Bardilis und C. L. Reinholds Briefwechsel über das Wesen der Philosophie und das Unwesen der Speculation, hg. von C. L. Reinhold, München 1804. Fuchs, Erich: »Aus dem Tagebuch von Johann Smidt«, in: FichteStudien, 7 (1995), S. 173–192. .– »Reinhold und Fichte im Briefwechsel zweier Jenenser Studenten 1793/94«, in: Fichte-Studien, 7 (1995), S. 143–171. Hornemann, Christian: Philosophische Schriften, aus dem Dänischen übersezt, von Christian Rudolf Boie, und nach dessen Tode, von Christian Friedrich Sander, mit einer Zugabe des Herrn Professor Reinhold in Kiel, Altona 1796. Hugelmann, Karl: »Aus dem Kreise K. L. Reinholds«, in: Im neuen Reich. Wochenschrift für das Leben des deutschen Volkes in Staat, Wissenschaft und Kunst, Leipzig, 9. Jg., 2. Bd., 1879, S. 458– 465. .– »Aus dem Leben A. F. I. Thibaut’s«, in: Preußische Jahrbücher, 45. (1880), S. 470–508. .– »Aus dem Leben des vorletzten Grafen von Purgstall. Ein Bei-. trag zur Geschichte der geistigen Beziehungen Österreichs und Deutschlands am Ausgang des achtzehnten Jahrhunderts«, in: Literaturblatt, 3 (1879), Nr. 4, S. 6–10. .– »Ein Stammbuch aus dem Kreise Karl Leonhard Reinholds«,. in: Die Kultur. Viertel-Jahrschrift für Wissenschaft, Literatur und Kunst, XI. Jg., 3. Hf., 1910, S. 296–323; 4. Hf., S. 433– 454. .– »Karl Ludwig Fernow«, in: Im neuen Reich. Wochenschrift für das. Leben des deutschen Volkes in Staat, Wissenschaft und Kunst, Leipzig, 9. Jg., 2. Bd., 1879, S. 812–833, 869–877.

Bibliographie

LI

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K A R L L EON H A R D R E I N HOL D

Beiträge zur Berichtigung bisheriger Mißverständnisse der Philosophen

Erster Band, das Fundament der Elementarphilosophie betreffend

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Vorrede

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Meine Überzeugung, »daß der bisherige Mangel an feststehenden und anerkannten Grundsätzen in allen Teilen der Philosophie, und mit demselben die hauptsächlichste Veranlassung der zahllosen Mißverständnisse und Streitigkeiten unter den Philosophen, unter andern durch den Mangel eines ersten und allgemeingeltenden Prinzips aller Philosophie überhaupt unterhalten werde«,1 – ist mir bei meinen fortgesetzten Untersuchungen nicht nur durch neue Gründe, sondern auch durch manche fruchtbare Folgerung, wichtig geworden. Unter die letztern zähle ich die Verwahrung von mancher vergeblichen Anstrengung, der ich mich außerdem (und meine Leser mit mir) bei diesen Beiträgen unterzogen haben würde. Ich sehe nunmehr ein, daß ich die Erörterung der Mißverständnisse, Zweifel und Einwürfe, die ich in der Ankündigung versprochen habe, 2 durchaus nicht gegen neue Mißverständnisse zu sichern vermag: so lange ich nicht mit meinen Lesern über einen absolutersten Grundsatz einig bin; und daß daher alle Einwendungen, welche nicht diesen Grundsatz, oder die unmittelbaren Folgen desselben betreffen, (noch mehr aber diejenigen, welche sich nur erst nach einer vollendeten und feststehenden Elementarphilosophie 3 beantworten lassen) für jetzt noch unbeantwortet bleiben müssen: wenn ich nicht viel | mehr zur Vervielfältigung, als zur Beilegung der Streitigkeiten beitragen will. Mit der Verschiedenheit und Menge der zu erörternden Einwürfe hat nun auch für meinen Zweck, das Bedürfnis einer Sammlung unzusammenhängender, und von Zeit zu Zeit veranlaßter, Aufsätze, und mit demselben die Absicht aufgehört, die ich bei meinem Vorhaben, diesen Beiträgen die Form einer Zeitschrift zu geben, vor Augen hatte. Aus dem Bestreben meine Theorie des Vorstellungsvermögens in Rücksicht auf diejenigen Mißverständnisse zu beleuchten, welche das letzte und eigentliche Fundament

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Vorrede

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derselben betreffen, entstand die Idee eines neuen und zusammenhängenden Versuches über die Elementarphilosophie, wovon die Ausführung mit gegenwärtigem Bande beginnt. Der Plan meiner künftigen Arbeiten hat nun zwei Hauptteile, wovon mich der eine in den Briefen über die Kantische Philosophie, der andere in den Beiträgen beschäftigen wird. In jenen werde ich die Folgen, die Anwendbarkeit, und den Einfluß; in diesen die Gründe, die Elemente, und eigentlichen Prinzipien der Kritischen Philosophie zu entwickeln suchen. Dort habe ich es auch mit bloßen Liebhabern, hier aber nur mit denjenigen Freunden der Philosophie zu tun, welche die letzten Gründe ihrer philosophischen Überzeugungen zu erschöpfen, Beruf, Lust und Muße haben. Unter den letztern habe ich mir zunächst die künftigen Philosophen von Profession gedacht. Die meisten unter den bisherigen haben jenes Geschäft längst abgeschlossen, haben ihre Prinzipien durch langwierigen Gebrauch bewährt | gefunden, und müssen die Zumutung, von der Benutzung und Auszierung ihrer vollendeten Lehrgebäude zur ersten Grundlegung einer allgemeinen E l e m e n t a r philosophie zurückzukehren aufs gelindeste für – lächerlich erklären. Viele unter ihnen haben auch bereits die Prüfung der kritischen Philosophie vollendet; und aus ihren dem Publikum vorgelegten Resultaten erhellet, daß diese Prüfung im Ganzen zum Vorteil ihrer bisherigen Systeme, und zum Nachteil des Neuen ausgefallen ist. Das System unterscheidet sich vom Aggregat dadurch, daß das Ganze von diesem durch die Menge und Beschaffenheit zufällig gepaarter, und willkürlich gewählter Teile, das Ganze hingegen von jenem, als Ganzes, durch sich selbst, die Zahl und Beschaffenheit der Teile aber, sowohl als ihr Zusammenhang durch das Ganze bestimmt wird. 4 Der Popularphilosoph, der sich das Sprichwort: »daß alles menschliche Wissen Stückwerk sei«, zur Maxime macht, begnügt sich mit einem Ganzen, das ohne sein Zutun aus dem Allerlei des Stoffes herauskömmt, der ihm bei seiner Arbeit in die Hände läuft. Was er aus seinen Kollektaneen machen will, hängt ganz von seiner Willkür ab; die selten ein anderes Gesetz annimmt, als das ihr seine Absicht:

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Vorrede

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von der möglichstgrößten Menge verstanden zu werden, auflegt. Alle Begriffe, die sich nicht ohne Schwierigkeit entwickeln lassen, läßt er unentwickelt. Er nennt sie Einfache Begriffe; und da er von der vermeinten Unmöglichkeit ihrer Zergliederung auf die Entbehrlichkeit dieser Arbeit schließt: so freut er sich | der Nüchternheit seines philosophischen Geistes, die ihn über alle unnützen Grübeleien, und über die schlimme Notwendigkeit hinaushebt, seinen Lesern durch Trockenheit mißfallen zu müssen. Versteht er nun auch die Kunst die herrschenden Meinungen durch Witz und Einbildungskraft aufzustutzen, – oder weiß er den Mangel an diesen Talenten, der bei manchen deutschen Philosophen vielleicht eben so oft eine Folge des zu vielen Dozierens, als der Kargheit der Natur ist, durch große Belesenheit zu ersetzen; weiß er die Masse des Allgemeinbekannten durch Zusammentragen des Wenigerbekannten zu bereichern: so kann er auf ein zahlreiches Publikum zählen, das den Mann anstaunt, der das Geheimnis besitzt, den nächsten besten Leser durch die leichtverständliche Lektüre eines einzigen Buches (das kaum so viele Groschen, als der b l o ß e T i t e l der höchsten Würde in der Philosophie, Taler kostet) zum w i r k l i c h e n Philosophen, und Sachkenner zu erheben. Da es bei der ungeheuren Menge unserer kritischen Richterstühle unvermeidlich ist, daß die meisten derselben mit Lesern und Schriftstellern aus dieser Klasse besetzt werden: so kann sich der populäre Philosoph zuverlässig eine überwiegende Mehrheit der Stimmen seiner Kampfrichter versprechen; so oft es ihm einfällt sich dem Kritischen als Gegner gegenüberzustellen. Nichts kann bei dem gegenwärtigen Zustande der Philosophie ungleicher sein, als die Parteien zwischen dem populären Philosophen und dem kritischen; der gegen jenen eine ganz neue, mit allen bisherigen in Wi | derspruche stehende, Denkart zu erörtern unternimmt; – dem der jetzt noch so sehr verhaßte und verachtete Namen S y s t e m ehrwürdig ist, und dem der wohlverstandene Sinn dieses Wortes Gesetze vorschreibt, die einerseits nur durch schwere und anhaltende Anstrengungen der Denkkraft, andererseits nur durch gänzliches Verzichttun

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auf den Beifall der Menge befolgt werden können. Weit entfernt sich in seinen Schriften auf die leichtern Entwicklungen einschränken, und die schwereren übergehen zu können; muß er vielmehr die letzteren allenthalben aufsuchen, und sein Hauptgeschäfte sein lassen. Er hat fast lauter solche Begriffe zu zergliedern, die bisher für Einfache gehalten wurden, und wobei er auch mit dem hellsten Kopfe, und der seltensten Gabe der Darstellung vergebens arbeiten wird: wenn es seinen Lesern an Kraft, Lust, oder Muße fehlt, die Hälfte seiner Arbeit, von der er sie durch keine Schriftstellerische Kunst überheben kann, auf sich zu nehmen. Diese Hälfte ist aber noch immer viel zu beträchtlich, als daß sie von jemanden übernommen, oder mit Erfolg getragen werden sollte, der den wichtigen Einfluß, und die Unentbehrlichkeit jener Zergliederungen nicht ahndet; oder dieselben eben darum für entbehrlich hält, weil sie auch von den berühmtesten Philosophen bis itzt noch nicht für unentbehrlich gehalten worden sind. Mancher Leser und Beurteiler der Kritik der reinen Vernunft hat sich den Schwierigkeiten der Mitwirkung mit dem Verfasser ge | meiniglich dadurch entzogen, daß er die Stellen, die ihm nach mehr oder weniger angestrengter Aufmerksamkeit nicht verständlich wurden, für schlechterdings unverständlich ansah, und den Grund dieser Unverständlichkeit in Widersprüchen aufsuchte, die um gefunden zu werden nichts weiter voraussetzten, als daß in den Sinn von irgend einem Kantischen Ausdrucke unvermerkt ein Merkmal zu viel oder zu wenig aufgenommen wurde. Dieses ist auch meiner Theorie begegnet, und wird dem gegenwärtigen Versuche selbst von solchen Lesern begegnen, denen es eben nicht darum zu tun ist, in demselben nichts als Widersprüche zu fi nden: wenn sie sich nicht entschließen können, ihr Urteil über einzelne Ihnen etwan unverständliche Stellen so lange zurückzuhalten, bis sie den Ganzen Band mehr als einmal durchgelesen haben. Ich kann wohl ohne Anmaßung versprechen, daß jede Abhandlung durch alle übrigen beleuchtet werden soll. Diejenigen welche entweder die Theorie des Vorstellungsvermögens noch nicht gelesen haben, oder

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in der Hauptidee derselben mit mir noch nicht einig sind, bitte ich, den Aufsatz V. Über die Möglichkeit der Philosophie als strenger Wissenschaft zuerst zu lesen; die mit Klammern eingeschlossenen Stellen aber, welche schlechterdings die vorhergehenden Aufsätze voraussetzen, der zweiten Lektüre aufzubehalten. Bei demjenigen Teile des lesenden Publikums, für den diese Beiträge zunächst bestimmt sind, darf ich wohl nicht die in den meisten Abhandlungen nicht bloß unvermeidliche, | sondern sogar zweckmäßige, Trockenheit der Schreibart, und die nicht selten peinliche Gewalt entschuldigen, die der Leser hin und wieder seiner Einbildungskraft wird antun müssen, um mich durchgängig zu verstehen. An der äußersten Grenze von dem Gebiete alles Vorstellbaren läßt sichs nicht, wie in der Mitte desselben, lustwandeln; zumal wenn noch keine allgemeingeltende Grenzbestimmung vorhanden ist. Gleichwohl würde die Entwicklung desjenigen, was ursprünglich und unmittelbar im bloßen Bewußtsein jedes Menschen bestimmt ist, und worauf sich die Elementarphilosophie einschränkt, für den Schriftsteller sowohl, als für die Leser, ungleich weniger Schwierigkeit haben: wenn der Erstere nicht genötiget wäre, den Sinn seiner Behauptungen fast bei jedem Schritte gegen ein Mißverständnis zu sichern, das er von den Letztern unaufhörlich aus dem Grunde besorgen muß, weil die Meisten unter ihnen die ursprünglichen und reinen Merkmale des Vorstellbaren mit solchen zu vermengen, zu verwechseln, und zu entstellen gewohnt sind, welche teils aus bisherigen philosophischen Systemen abgeleitet, teils aus den verworrenen und unrichtig gedachten Merkmalen des Bewußtseins selbst (durch Raisonnements) erkünstelt sind. In funfzig Jahren dürfte eine systematische Darstellung der Elementarphilosophie um die Hälfte kürzer, und doch noch einmal so leicht verständlich werden können. Dann werden auch die Wiederholungen, zu denen ich mich in den gegenwärtigen Auf | sätzen entschließen mußte, und die mir gewiß nicht weniger, als den Lesern, die mich auch ohne dieselben verstanden hätten, mißfallen können, wegbleiben dürfen und müssen. Die ursprünglichen und reinen Merkmale

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des Vorstellbaren, als eines solchen, die sich nicht weiter zergliedern lassen, drücken sich um so weniger tief dem Gedächtnisse ein, je weniger ihre Einfachheit dem Verstande zu tun übrig läßt. Gleichwohl müssen sie, und zwar in ihrer völligen Reinheit, unaufhörlich dem Geiste vorgehalten werden, wenn die, der Elementarphilosophie eigentümlichen Erörterungen, zu denen sie die Prämissen sind, verständlich sein sollen. Ich glaubte sie daher bei allen den Gelegenheiten, wo ich befürchten mußte, daß der ungeläufige reine Begriff durch einen geläufigeren unreinen, der Entwickelte durch einen Unentwickelten, unvermerkt ersetzt werden dürfte, nicht bloß andeuten, sondern ausdrücklich darstellen, zu müssen. Ich gestehe es, daß ich mir kein Bedenken machte, meinen Lesern auch mit einiger Gewalt die Fertigkeit des reinen Denkens derjenigen Begriffe aufzudringen, welche, da sie in der Elementarphilosophie die unentbehrlichsten sind, auch die geläufigsten sein müssen. Die Phantasie, welche durch die widersprechende Vorstellung der D i n g e a n s i c h , wozu sie ganz allein den Stoff liefert, und die sie zum Vorteil ihrer Zauberkünste zu verewigen sucht, so viel Unheil in der Philosophie angerichtet hat, und noch anrichtet, mag es immer für ihre Buße annehmen, daß sie genötiget wird, ihre alte Gewohnheit, durch eine mühsam zu erringende Neue ver | drängen zu lassen. Da ich überdieses das Wiederholte immer unter anderen Verbindungen aufstelle: so werde ich hoffentlich der Vernunft keine Ursache geben, gegen mich die Partei der Phantasie zu nehmen. Bei der gegenwärtigen Fehde zwischen den Freunden und Gegnern der Kritischen Philosophie ist man beinahe daran gewöhnt worden, beide Parteien sich gegenseitig eines entscheidenden, übermütigen, beleidigenden Tones beschuldigen zu hören. Da diese Beschuldigung nicht bloß Jünglinge trifft, die bei diesem Streite ihre ersten Lanzen versuchen, und eben darum über die Richtungen derselben nicht immer Meister sein können, da sie fast allgemein, und selbst von unparteiischen Zuschauern geführt wird: so verdient sie allerdings Aufmerksamkeit. Mir scheint sie in den meisten Fällen ungegründet, und

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gleichwohl in den wenigsten ungerecht. Die Behauptungen der Freunde der Kr. Philosophie (zumal diejenigen, welche die bisherigen Systeme betreffen) müssen den Gegnern, von denen die Gründe dieser Behauptungen in ihren unentwickelten Prinzipien mißverstanden sind, grundlose, vermessene, ungereimte Machtsprüche scheinen; während eben diese Gegner sich kaum entbrechen können, es für einen boshaften Kunstgriff zu halten, wenn ihnen so oft gesagt wird: daß sie nur das Nichtbehauptete widerlegt; und daß sie die Widersprüche, welche sie in den Kantischen Schriften entdeckt haben, entweder absichtlich hineingelegt, oder widrigenfalls – über ihre eigenen Ungereimtheiten gespottet hät | ten. Eine Behauptung, die einen Mann, der immer andere nur zu belehren gewohnt ist, eines Irrtums beschuldigt, klingt schon an sich selbst in den Ohren des Beschuldigten unangenehm; noch widerlicher: wenn dieser durch das Mißverständnis ihrer Gründe den sie näher bestimmenden, beschränkenden und mildernden Sinn verfehlt hat; vollends unerträglich aber: wenn er durch das gänzliche Vermissen eines angeblichen vernünftigen Grundes veranlaßt wird, ihre Quelle in der Leidenschaft, oder im bösen Willen seines Gegners aufzusuchen. Da ich mir nicht nur die Fehde der Philosophen, sondern auch selbst die Art, wie sie geführt wird, zu meiner völligen Befriedigung aus dem großen und weitverbreiteten Mißverständnisse erklären kann, das der philosophierenden Vernunft auf dem Wege ihrer Entwicklung unvermeidlich war, und das bei dem scharfsinnigsten Geiste wie bei dem besten Willen statt finden kann: so werde ich sowohl die Klagen über meinen Ton (der doch wohl vielleicht noch unschuldig befunden werden dürfte) als auch jeden Ton, den man gegen mich anzunehmen für gut fi nden wird, mit Stillschweigen übergehen; den einzigen Fall ausgenommen, wo sich die Erklärung über den Ton schlechterdings nicht von der Erörterung der Sache selbst trennen läßt; wobei denn freilich jemand, der sich alles, andern aber nichts, erlauben will; und der die Schonung, die er meinen Schwächen versagt, auch für die Seinigen verwirkt, wohl nichts weniger als Komplimente erwarten kann. Jena, den 29. September 1790.

I Über den Begriff der Philosophie1

Philosophy, which judges both of herself and of every thing besides, discovers her own province, and chief command, teaches me to distinquish between her Person and her Likeness, and shews me her immediate and real Self, by that sole Privilege of teaching me to Know m y s e l f and what belongs to me. Shaftesbury 2

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Eine Defi nition der Philosophie ausfi ndig zu machen, die auf einem Reichstage der itzt lebenden Philosophen von Profession durch Mehrheit der Stimmen bestätiget werden sollte, dürfte wohl eines der schwersten Probleme sein, an welche sich ein philosophischer Schriftsteller wagen könnte. Mir würde es schlechterdings unauflöslich sein. Wären die Philosophen nicht von jeher im Besitze nicht nur das Wirkliche und erkennbar Mögliche, sondern alles wovon sich keine Unmöglichkeit beweisen läßt zu erklären: so würde ich gerade zu behaupten, daß durchaus keine Erklärung von der Philosophie möglich sei; weil es bis itzt nicht nur keine wirkliche Philosophie, sondern nicht einmal einen bestimmten Begriff von ihr als einem erkennbar möglichen Dinge gegeben hat. Meiner Überzeugung nach | ist nur ein einziger solcher Begriff und nur eine einzige Philosophie möglich; und mir ist schon das bloße Dasein mehrerer Philosophien Überzeugungsgrund, daß noch keine vorhanden ist. Ich kann mir die Philosophie nur als strenge Wissenschaft, als einen Inbegriff ausgemachter, feststehender Erkenntnisse, als ein Einziges, ganzes, in allen seinen wesentlichen Teilen unwandelbares System denken; und glaube daß selbst alle in den Schriften älterer und neuerer Selbstdenker aufgestellten Philosopheme zusammengenommen den Namen Philosophie nur in einer weiteren Bedeutung, und selbst diesen nur in so ferne verdienen, als sie die Sammlung der bisher vorhandenen bearbeiteten und unbearbeiteten mehr oder weniger brauchbaren Materialien für das künftige Lehrgebäude ausmachen, dem einst der Name Philosophie im strengsten Sinne nach dem einstimmigen Urteile aller Selbstdenker zukommen wird. 3 Diesem meinem Glaubensbekenntnisse muß ich als eine unmittelbare Folge desselben hinzufügen, daß niemand weiter als ich selbst davon entfernt sein könne, meine

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eigene Lehre für die Philosophie zu halten, die ich mir durch eine Idee denke, welche sich durchaus nicht durch die Kräfte eines Einzigen realisieren läßt. Ob ich wirklich philosophiert habe, wird davon abhängen, ob unter dem Scherflein, das ich zum | künftigen Gebäude beizutragen bemüht bin e i n s t brauchbare Materialien befunden werden. Es fällt mir nicht schwer mich über den Spott zu beruhigen womit ein Teil meiner gegenwärtigen Leser meine Behauptungen aufnehmen wird; denn so gewiß als ich ihn voraussehe, so gewiß weiß ich auch, daß er nicht treffen könne. Was heißt Philosophie? Diese Frage ist wohl noch nie so selten aufgeworfen worden, als seit dem man die Philosophie unter uns popularisiert hat. 4 Man würde zu glauben versucht werden, einige unsrer berühmtesten neueren Philosophen scheuten sich diesen Punkt zu berühren, wenn sie nicht denselben, bei jeder Gelegenheit, wo er nicht vermieden werden kann, so offenbar, als längst beantwortet voraussetzten. Es ist nicht zu leugnen, daß sich eine sehr beträchtliche Menge von Defi nitionen der Philosophie aus älteren und neueren Schriftstellern aufbringen läßt. Bezeichnen alle diese so verschieden lautenden Formeln Einen und ebendenselben Begriff, so hat die Philosophische Sprache ungleich mehrere Synonimen als die des gemeinen Lebens; ja, so müssen Worte, die auch sonst in der Sprache der Philosophen entgegengesetzte Bedeutungen haben, auf einmal einen übereinstimmenden Sinn erhalten, wenn sie den Begriff | der Philosophie auszudrücken gebraucht werden. Der Popularphilosoph wird hier die Maxime gegen mich geltend zu machen suchen, zu der er gewöhnlich seine Zuflucht nimmt, so oft er sich das Schwanken in den Bedeutungen der Worte, durch die er seine unbestimmten Begriffe bezeichnet, nicht mehr zu verbergen vermag. Er wird mir einwenden: Es komme hier nicht aufs Wort, sondern auf die Sache an; er wird mich der Wortklauberei beschuldigen. Allein ich lege ihm eine Frage vor, die ihn, dem das Wort Sachkenntnis so geläufig geworden ist, am wenigsten in Verlegenheit setzen sollte: »Was hat man sich unter den Sachen die das Eigentum der Philosophie ausma-

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chen, zu denken?« Ich hoffe diejenigen selbst von seiner Partei welche das Denken nicht ganz über das Empfi nden verlernt haben, auf meiner Seite zu haben, indem ich behaupte: daß eine Sache, worin sie auch immer bestehen möge, nur durch den bestimmten Begriff von ihr zum Eigentume der Philosophie werden könne, 5 und daß folglich dies Eigentum unmittelbar in bloßen Begriffen und zwar nur in bestimmten Begriffen; in Sachen aber nur in soferne bestehen könne, als von diesen Sachen ein Begriff und zwar ein bestimmter vorhanden ist. Die Existenz ei | nes Gegenstandes im Gebiete der Philosophie geht erst mit seinem bestimmten Begriffe an. Jeder unbestimmte Begriff ist hier ein Fremdling, der dem Fundamental Gesetze zufolge auf diesem Gebiete nicht geduldet werden darf, an der Grenze so lange angehalten werden muß, bis er den Charakter der Bestimmtheit annimmt, und wenn er für denselben durchaus nicht empfänglich sein sollte, zu den Antipoden der Philosophie zu verweisen ist. In der Natur an sich ist wohl vieles möglich und wirklich, wovon sich der Mensch nichts träumen läßt; aber in der Philosophie ist nichts vorhanden, was nicht gewußt würde, weil es hier nur durchs Wissen da ist. Es gibt noch kein bestimmtes Gebiet der Philosophie, keine Grenzen wodurch sie von der Unphilosophie geschieden würde, ja sogar keine Philosophie selbst, so lange man nicht weiß, was man sich unter Philosophie zu denken hat. Dies weiß man nur in wie ferne man einen bestimmten Begriff von Philosophie besitzt, und diesen besitzt man nur, wenn man die Bedeutung des Worts genau anzugeben weiß. Hier tritt wirklich der Fall ein, wo die Sache selbst aufs Wort, oder vielmehr auf das ankömmt was man sich beim Worte denket; denket nicht empfi ndet! Mit denen unter meinen Lesern, welche die Philosophie | wie die Farben, Töne, Gerüche usw. durch Empfi ndung kennen, kann ich mich hier nicht einlassen. Man bedarf keines Wortes, und keines bestimmten Wortsinnes um einen sehr bestimmten Begriff von der roten Farbe zu haben, zu welchem die Empfi ndung unmittelbar den Stoff geliefert hat. Aber man hat keinen bestimmten Begriff

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von Philosophie; oder man hat ihn nur durch den bestimmten Sinn dieses Wortes, der von dem Gebrauche der Denkkraft und keineswegs vom Empfi nden abhängt. Die Philosophie ist Werk der Vernunft, und kann auch nur durch einen Begriff vorgestellt werden, der Wirkung der Vernunft ist. Der Begriff von Philosophie bezieht sich keineswegs wie der Begriff der roten Farbe, durch eine Anschauung auf etwas außer dem Gemüte Befi ndliches, dessen Eindruck die Phantasie auch ohne Worte festhalten und wiederhervorrufen, und dessen Vorstellung durch Hervorbringung der Empfi ndung ohne Worte in andern erzeugt werden kann. Da sich der Begriff von Philosophie auf nichts Anschauliches und Empfi ndbares bezieht: so läßt er sich, wenn er einmal erzeugt ist, nur durch Worte festhalten, hervorrufen, und andern mitteilen; und er selbst ist in so ferne nichts von dem Sinne der Worte, oder des Wortes, womit er bezeichnet wird, Verschiedenes. Der bestimmte Begriff, und die bestimmte Be | deutung des Wortes Philosophie sind im Grunde nur Eines und eben dasselbe. Dies gilt sogar von allen philosophischen Begriffen und den Bedeutungen ihrer Zeichen. Jedes Wort kann in der Philosophie nur einen einzigen bestimmten Begriff bezeichnen, und für die Sprache der Philosophie kann es durchaus keine völlig gleichbedeutende Worte geben. Wir haben daher keinen bestimmten Begriff von Philosophie, wenn wir keine bestimmte Bedeutung des Wortes aufzuweisen haben. Dies letztere muß so lange der Fall sein als diese Bedeutung verschiedentlich angegeben wird. Sie soll den Inhalt, das heißt, die wesentlichen Merkmale enthalten die in den Begriff der Philosophie zusammengefaßt (begriffen) sind; Merkmale, die entweder selbst wieder nur durch unbestimmte Begriffe vorgestellt werden, und folglich auch in ihrer Vereinigung keinen bestimmten Begriff abgeben können; oder wenn sie bestimmt gedacht sind, sich nur durch einen und ebendenselben Ausdruck bezeichnen lassen. Die Menge verschiedener Defi nitionen der Philosophie beweiset daher aufs wenigste soviel daß entweder nur Eine, oder keine diesen Begriff ausdrücke.

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Jeder Begriff wird auf zwei verschiedene Arten, die durchaus nicht verwechselt | werden dürfen, bestimmt; durch Zergliederung im Bewußtsein, und durch Zusammenfassung in der bloßen Vorstellung. 6 Ich werde mir nur dadurch des bestimmten Begriffes bewußt, daß ich seinen Inhalt zergliedere, das heißt, daß ich auseinandersetze was in ihm zusammengefaßt ist. Durch bloße Zergliederung allein wird also keineswegs ein bestimmter Begriff erhalten, weil die Zergliederung schon den vorhandenen Begriff; die Auseinandersetzung ein vorhergegangenes Zusammenfassen voraussetzt. Ist es mit der Zusammenfassung der Merkmale in Eine Vorstellung, die nur durch Zusammenfassen zum Begriffe wird, nicht richtig zugegangen: so kann das Auseinandersetzen für sich allein zu keinem bestimmten Begriffe helfen, da sich nur das, und nur in so ferne auflösen läßt, als, und in wie ferne etwas verbunden war. Wenn bei der Zergliederung ein fehlendes oder überflüssiges Merkmal entdeckt wird: so kann die Zergliederung weder das Fehlende herbeischaffen noch das Überflüssige entfernen, wenn nicht vorher durch dasjenige was die Zusammenfassung bestimmt, ausgemacht ist was zusammengefaßt und was ausgeschlossen werden müsse. Durch die Zergliederung werde ich mir nur bewußt daß mein Begriff entweder durch Mangel oder Überfluß fehlerhaft ist; aber nur vorausgesetzt, daß mir die Regel nach welcher ich | diesen Mangel und Überfluß beurteile schon vor der Zergliederung und unabhängig von derselben gegeben oder bekannt ist. Sonst lehrt mich die Zergliederung nur das, was ich in meinem Begriffe gedacht, nicht was ich in demselben richtig gedacht habe, und denken sollte. Wenn man unter dem bestimmten nichts anders als den im Bewußtsein zergliederten Begriff denkt: so haben freilich alle unsere berühmten und unberühmten Lehrer der Philosophie bestimmte Begriffe von ihrer Wissenschaft. Denn jeder von ihnen hat sich unstreitig darüber zu Rat gezogen, was er sich bei dem Wort Philosophie denke, und hat seinen Begriff dabei in die Merkmale aufgelöset die er in demselben gefunden hat. Aber dieses Finden ist auch wie jedes Finden eine Sache des Zufalls; und

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so fand fast jeder Philosoph in seinem Begriffe andere Merkmale, und die meisten haben sich durch ihre Zergliederungen selbst die Entdeckung des bestimmten Begriffs erschwert. Der Anatom, der die Zusammensetzung des menschlichen Körpers nicht kennt, wird durch seine Zergliederung die Teile zerstören, die er entdecken sollte; und eben durch dieses Zerstören sich und andern den bestimmten Begriff von seinem Objekte unmöglich machen. Die Zusammenfassung nun, die der Zergliederung vorhergehen und zum Grund liegen muß, wird bei philosophischen Begrif | fen durchs Denken, bei historischen durchs Empfi nden bestimmt.7 Die Zusammenfassung aus welcher der Begriff des Goldes 8 besteht, hängt von dem Stoffe der Anschauung ab, den mir die Empfi ndung in der Beobachtung des Gegenstandes liefert. Wenn ich nicht genug, und nicht die rechten Merkmale des Goldes wahrgenommen habe, oder aus den Wahrnehmungen anderer kenne: so werde ich meinen Begriff vergebens zergliedern, um ihn zum bestimmten Begriffe zu erheben. Freilich je genauer diese Zergliederung vorgenommen ist, desto mehr werde ich mir auf mein eingebildetes Wissen einbilden, und desto weiter mich von dem Wege der Erfahrung entfernen, auf dem der bestimmte Begriff wirklich zu erhalten ist. Die Zusammenfassung im Philosophischen Begriffe wird lediglich durchs Denken bestimmt, und zwar durch ein Denken, welches keine Zergliederung, sondern das Gegenteil von derselben ist, und aller Zergliederung vorhergeht. Beim historischen Begriffe, der aus der Zusammenfassung der in der Anschauung gegebenen Merkmale besteht, liegt der Grund, warum diese, und keine andere Merkmale zusammengefaßt sind im Eindrucke und demjenigen was den Eindruck bestimmt, und folglich außer dem Vorstellenden. Beim philosophischen Begriffe, der aus der Zusam | menfassung nicht in der Anschauung gegebener sondern gedachter, das heißt durch andere Begriffe vorgestellter Merkmale entsteht, liegt der Grund, warum diese und keine andere Merkmale zusammengefaßt sind, nicht in einem Eindrucke, und durch denselben außer

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dem Vorstellenden, sondern schlechterdings im Vorstellenden selbst. Die Merkmale des philosophischen Begriffes sind ebenfalls Begriffe, und folglich selbst wieder Zusammensetzungen anderer Merkmale; und in soferne ist jeder philosophische Begriff ein Produkt der Vernunft, das aus andern Produkten der Vernunft hervorgebracht ist, und in so ferne sowohl seinem Inhalte nach (den zunächst in ihm verknüpften Merkmalen) als auch seiner Form nach (der Verknüpfung selbst) seinen Grund in der Vernunft hat, die bei dieser in Hervorbringung nach Gesetzen verfährt, um welcher willen sie Vernunft heißt, die ihre Natur ausmachen, und in so ferne in ihr selbst gegründet sind. Der Begriff des Goldes zieht seinen Inhalt aus der Anschauung, und diese den Ihrigen aus der äußeren Empfi ndung. 9 Der Begriff der Philosophie aber erhält seinen Inhalt aus andern Begriffen, diese wieder aus andern, und immer nur durch ein Denken das sich niemals in ein Empfi nden auflösen läßt; und das bis auf seine letzten Handlungen verfolgt im Denken eines Grundsatzes bestehen muß, | der das letzte Denkbare ausdrückt. Der Begriff von Philosophie hängt also in Rücksicht auf die Richtigkeit seines Inhalts von der Richtigkeit der Begriffe ab, die diesen Inhalt ausmachen, und selbst wieder aus andern Begriffen zusammengesetzt sind. Die Richtigkeit der Total-Zusammenfassung setzt hier die Richtigkeit der partialZusammenfassungen voraus; und wenn sich in die entfernteste unter den letztern eine Unrichtigkeit eingeschlichen hat: so ist der ganze Begriff von Philosophie unrichtig. Da die Richtigkeit des Begriffes von Philosophie (so wie aller übrigen philosophischen Begriffe) von der Richtigkeit aller in ihm enthaltenen Merkmale abhängt: so kann man von derselben auch nur in so ferne überzeugt sein, als man von der Richtigkeit aller Merkmale, die man in dem Begriffe zusammengefaßt hat, überzeugt ist. Von jedem dieser Merkmale muß ich gewiß sein, daß die Zusammenfassung, woraus dasselbe besteht, nicht willkürlich, kein Produkt der bloßen Phantasie sei, und nicht mehr, und nicht weniger enthalte als sie enthalten muß. Hiezu ist eine vollendete Zergliederung, ein völliges

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Erschöpfen des Begriffes vonnöten; und wohl die wenigsten auch selbst unter unsern berühmten Philosophen | dürften bei dem Begriffe der Philosophie diese Arbeit versucht haben. Die Zergliederung ist zur Berichtigung und Prüfung des Begriffes unentbehrlich.10 Aber sie kann und muß auch den Begriff zerstören und verfälschen, wenn sie nicht nach dem Gesetze geschieht, das die Vernunft bei der Zusammenfassung befolgt. Das Logische Gesetz der Erzeugung derjenigen Begriffe, die aus der Zusammenfassung anderer Begriffe entstehen, ist längst entdeckt, und besteht darin, daß die Vernunft in einen solchen Begriff unmittelbar immer nur zwei Merkmale zusammenfaßt, wovon das eine das Merkmal der nächsten Gattung und das andere des nächsten Unterschiedes ausmacht.11 Bei der Zergliederung eines solchen Begriffes, die denselben nicht zerstören soll, muß also auch immer zunächst das Merkmal der nächsten Gattung und des nächsten Unterschiedes aufgesucht und angegeben werden. Dieser Regel zufolge, muß die Erklärung, welche die nächste Zusammenfassung des Begriffes von Philosophie ausdrückt, wenn sie einen richtigen Begriff aufstellen soll, das Merkmal der nächsten Gattung, unter welcher die Philosophie unmittelbar steht, und des nächsten Unterschiedes, wodurch sie sich von der Gattung und anderen Arten auszeichnet, enthalten.12 Ich weiß, daß man in der philosophi | schen Welt darüber einig ist, die nächste Gattung des Begriffes Philosophie, Wissenschaft zu nennen.13 Aber der müßte in der Geschichte der heutigen Philosophie wohl ganz fremd sein, der nicht wüßte, daß man über den nächsten Unterschied, wodurch sich die Philosophie, von dem was nicht Philosophie ist, auszeichnet, eben so sehr uneinig ist, ja daß sogar der Begriff von Wissenschaft auf sehr verschiedene Weise bestimmt werde. Da im Begriffe der Philosophie, nicht nur die nächste Gattung, sondern auch der nächste Unterschied wieder aus Begriffen besteht, die aus andern entstanden sind: so muß nicht nur der Begriff der nächsten Gattung, sondern auch der des nächsten Unterschiedes auf gleiche Weise in die nächste Gattung und in den nächsten Unterschied aufgelöset,

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und damit so lange fortgefahren werden, als man nicht überzeugt ist, daß man auf etwas unauflösliches, das folglich kein zusammengesetzter Begriff ist, gelangt sei. Mit welchem von euren philosophischen Begriffen habt ihr eine solche Prüfung angestellt? Wenigstens mit dem Begriffe von Philosophie gewiß nicht; denn dies beweisen alle eure Äußerungen über Philosophie offenbar genug. Es ist ein mißliches Ding um die logischen Regeln, daß sie uns zur Erzeugung eines richtigen Begriffes eben so unnütz als zur | Prüfung des Erzeugten unentbehrlich sind. Wer bei der Zergliederung eines Begriffes eine entferntere Gattung, und einen entfernteren Unterschied angibt, der verderbt den Begriff, und macht z. B. aus einem Dreieck einen bloßen Raum mit drei gleichen Seiten. Aber, um die nächste Gattung und den nächsten Unterschied angeben zu können, müssen beide im Begriffe wirklich zu nächst zusammengefaßt sein. Wer im Begriffe des Dreiecks (wogegen aber freilich die Anschauung, die hier statt fi ndet, sichert) 14 nichts als das Merkmal des bloßen Raumes, und drei gleicher Seiten zusammengefaßt; und beim Merkmal des Raumes das Merkmal des Eingeschlossenen weggelassen, bei dem Merkmale der drei Seiten das Merkmal der Gleichheit derselben hinzugefügt; und folglich eine durch Mangel und Überfluß fehlerhafte Zusammenfassung hervorgebracht hätte: der würde in seinem Begriffe vergebens nach der nächsten Gattung und dem nächsten Unterschied suchen, oder beide unrichtig angeben müssen. So auch beim Begriff von Philosophie, der noch die Schwierigkeit voraus hat, daß sein Gegenstand durch keine Anschauung vorgestellt werden kann.15 Wenn in Einer aus den vielen Zusammenfassungen von oben herab, aus denen der Begriff von Philosophie besteht, nur Ein Merkmal zu viel oder zu wenig aufgenommen ist: so | wird in jedem der untergeordneten Begriffe, welche die Merkmale der Philosophie ausmachen, und folglich auch in denjenigen, aus welchen der Begriff zu nächst besteht, die nächste Gattung und der nächste Unterschied unfehlbar verfehlt werden müssen.

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Man ist darüber einig, daß die Philosophie ein Produkt des menschlichen Geistes ist, das nicht plötzlich, sondern nur nach und nach, und durch große Anstrengungen, durch vereinigte Arbeit vieler Selbstdenker, durch vielfältige mißlungene Versuche zu Stande kommen kann.16 Bevor ihre wesentliche Form, dasjenige, wodurch sie zur Philosophie im eigentlichen Verstande des Wortes wird, und wodurch sie sich von allem, was nicht Philosophie ist, unterscheidet, vorhanden ist, führen freilich die teils rohen, teils halb bearbeiteten Materialien, welche erst nach vollendeter Bearbeitung ihren Inhalt ausmachen werden, schon den Namen Philosophie; aber sie kündigen durch das Vieldeutige, Schwankende, und Unbestimmte das dieser Name durch sie erhält deutlich genug an, daß sie in diesem Zustande kein entschiedenes Recht, keine bestimmten Ansprüche auf denselben haben. Bevor die wesentliche Form der Philosophie nicht hervorgebracht ist, ist kein bestimmter Begriff der Philosophie möglich, weil kein Gegenstand | desselben vorhanden ist; und der Mangel eines bestimmten Begriffes von Philosophie ist ein unzweideutiges Merkmal, daß jene Form noch nicht vollendet, und folglich Philosophie im eigentlichsten Verstande noch nicht vorhanden ist, die sich durch den bestimmten Begriff ankündigen müßte. Die wesentliche Form der Philosophie, oder die Philosophie, nicht ihrer Materie, sondern ihrer wesentlichen Form nach, ist Produkt des menschlichen Geistes; und zwar ein Produkt, das durchaus nichts Willkürliches, nichts von zufälligen Beschaffenheiten des Geistes abhängiges und in so ferne Veränderliches enthalten kann. Es gibt noch keine Philosophie, so lange sich das, was für ihre wesentliche Form gehalten wird, verändern kann. Diese Form kann weder durch Temperamente, Charaktere und Talente einzelner Männer, noch ganzer Nationen, noch durch Klimate, Regierungsformen, und Religions-Verfassungen bestimmt sein; welche freilich auf die Entwickelung des menschlichen Geistes, und vermittelst derselben auf die frühere oder spätere Existenz der eigentlichen Philosophie, und wenn diese vorhanden ist, auf die nähere

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Bearbeitung und Gebrauch derselben Einfluß haben, aber welche zu demjenigen, was die wesentliche Form der Philosophie ausmacht, durchaus nichts beitra | gen. Sokrates, Antisthenes, Aristipp, Plato,17 usw. die Griechen, und die verschiedenen Zustände dieser Nation haben der Philosophie verschiedene Gepräge aufgedrückt; aber wer wird sagen können, daß durch diese Verschiedenheiten die Philosophie zur Philosophie geworden, oder, daß eines dieser Gepräge, oder sie alle zusammengenommen, die Form der Philosophie sei. Man muß vielmehr alle zufälligen Bestimmungen von dieser Form genau absondern, wenn von ihr als der wesentlichen Form die Rede ist. In dieser Eigenschaft kann sie vom menschlichen Geiste nur in so ferne hervorgebracht werden, als dieser durch keine anderen als durch die notwendigen und allgemeinen Gesetze seiner Natur, und folglich weder durch Individualitäten des Genies, noch durch Dichtungs-Kraft, noch durch eine besondere, von besondern Umständen abhängende, Bildung geleitet ist. Die wesentliche Form der Philosophie darf durchaus nichts enthalten, was sich nicht auf das Notwendige und Allgemeine im menschlichen Geiste zurückführen ließe; und sie kann nur durch diese Zurückführung als wesentliche Form erkannt werden. Hierzu gehört ein Begriff, der nur das Notwendige und Allgemeine im menschlichen Geiste zusammenfaßt, und alles, was nicht notwendig und allgemein ist, aus seinem Umfange ausschließt, in welchem eben darum das Notwendige und | Allgemeine seinen charakteristischen Merkmalen nach erschöpft sein muß. Nur dann, wenn der menschliche Geist einen solchen Begriff von sich selbst errungen hat, vermag er das Produkt, das er für Philosophie hält mit Erfolg zu prüfen, das heißt, sich selbst Rechenschaft zu geben, ob er wohl, bei der Erzeugung desselben, bloß seinen notwendigen und allgemeinen Gesetzen, oder auch zufälligen, von zufälligen Umständen abhängenden, Stimmungen gefolgt sei? Er muß die Gesetze 26 oder seinem charakteristischen Merkmale nach ] OrA seinen cha-

rakteristischen Merkmale nach

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vollständig kennen, völlig entwickelt haben, durch deren Befolgung Philosophie möglich ist, bevor Philosophie wirklich werden, und als solche die Probe halten kann. Wenn also die wesentliche Form der Philosophie, oder, welches hier eben so viel ist, der bestimmte Begriff derselben vorhanden sein soll: so muß dieser Begriff das Merkmal enthalten, wodurch sich das Notwendige und Allgemeine im menschlichen Geiste von dem Zufälligen und Besondern auszeichnet, das Merkmal, das nur dem Notwendigen und Allgemeinen gemeinschaftlich ist, und dasselbe mit Ausschluß alles andern unter sich begreift, und in so ferne völlig erschöpft. Welcher von den bisher aufgestellten Begriffen erfüllt diese Bedingung? Ich trage kein Bedenken zu glauben, daß der Grund, warum sich unsere Philosophen | so selten darüber erklären, was sie unter Philosophie überhaupt, unter der Gattung, nicht gewissen Arten, unter dem Ganzen nicht gewissen Teilen verstehen, –. darin liege, daß sie sich teils diese Frage nie vorgelegt, teils dieselbe unbeantwortlich gefunden haben. Der Umstand, daß ihre Werke nicht die Philosophie überhaupt, sondern gewisse Teile oder Arten zum Gegenstand haben, kann nicht wohl als Rechtfertigung jener Unterlassung angeführt werden. Der philosophisch bestimmte Begriff eines Teils, ist nicht ohne den Begriff des Ganzen, einer Art, nicht ohne den Begriff der Gattung möglich. Allein freilich war es den wenigsten der Neueren, zumal der Popular-Philosophen, auch selbst um den bestimmten erschöpfenden Begriff des Teils oder der Art von Philosophie zu tun, welche sie ausdrücklich behandelten. Bescheidenheit verbeut dem Popular-Philosophen jeden Versuch einen Gegenstand zu erschöpfen. Der Wunsch gemeinnützig oder – von vielen gelesen zu werden,18 befiehlt ihm sich nur auf das Wichtigste oder – Nützlichste einzuschränken, und sich von dem Zwang des Systemes je weiter, desto besser zu entfernen. Die Schulgerechte Erklärung, welche sich an die Angabe der nächsten Gattung und des nächsten Unterschiedes bindet, würde seinem Zwecke nicht nur nicht beförderlich sondern vielmehr hinderlich sein. | Er will nicht etwa Logik, oder Meta-

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physik, oder Moral usw. sondern nur Etwas über Logik usw. aufstellen, wobei er billig voraussetzen zu können meint, daß der Sinn dieser allgemein angenommenen und gebrauchten Worte auch dem unbedeutendsten Mitgliede des philosophischen Publikums bekannt sei; und daß es eine unverzeihliche Beleidigung der Philosophen von Profession und ein höchst plattes Unternehmen sein würde, sie über die Bedeutung des Wortes Philosophie belehren zu wollen. Da nun auf diese Weise in den Schriften dieser Art das Wesen der Philosophie als längst bekannt, als etwas, das jeder Philosoph von selbst wissen muß vorausgesetzt wird: so darf man sich auch nicht wundern, wenn der Inhalt derselben oft wenig oder nichts enthält, das zum Wesen der Philosophie gehörte. Ich weiß, daß es mich bei den wenigsten meiner Leser empfehlen wird, wenn ich gestehe, daß ich dasjenige, was man itzt in der philosophischen Welt für das bekannteste, ausgemachteste, leichteste hält, für das unbekannteste, streitigste und schwerste ansehe, und überzeugt bin, man wisse gerade dasjenige am wenigsten, was man bisher am meisten zu wissen glaubte: was Denken, Empfi nden, Vorstellen, Erkennen – und was Philosophie heiße! Etwas über die Philoso | phie zu sagen wissen, heißt noch lange nicht wissen was Philosophie sei. Ein Merkmal, oder auch mehrere, die der Philosophie in der Tat zukommen, angeben, heißt noch keineswegs den Begriff der Philosophie angeben, wenn das Merkmal nicht das Wesen des Begriffes, und folglich die nächste Gattung und den nächsten Unterschied zusammengenommen bezeichnet, wenn es nicht völlig hinreicht die Philosophie von allem, was nicht Philosophie ist zu unterscheiden; und von allem was Philosophie ist z. B. der Logik, Metaphysik, Moral usw. anzugeben, warum, und in wie ferne dasselbe Philosophie sei. Wenn es nicht die wesentliche Form der Philosophie, das heißt dasjenige, wodurch Logik, Metaphysik, Moral zur Philosophie werden; dasjenige, was nicht nur etwa der Logik und der Metaphysik allein zusammengenommen, sondern allen möglichen Arten von philosophischen Wissenschaften gemeinschaftlich ist, mit

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einem Worte die Philosophie überhaupt, und nichts anders als diese, ausdrückt: so ist dasselbe keineswegs das charakteristische Merkmal der Philosophie; und der Begriff, dessen Inhalt dieses Merkmal ausmacht, kann nichts weniger als der bestimmte Begriff, der Philosophie sein. Die Erklärungen, die diesen Begriff aufzustellen vorgeben, aber wirklich nicht aufstellen, kündigen sich durch die | Vieldeutigkeit an, welche der Ausdruck der das Merkmal der Philosophie in ihnen bezeichnen soll, mit sich führt. Vergebens glaubt Herr Feder (1) das Eigentümliche der Philosophie durch dasjenige, was durch den bloßen Gebrauch der Vernunft herausgebracht werden kann, angegeben zu haben.19 Durch bloßen Gebrauch der Vernunft herausbringen ist ein Ausdruck der gar vielerlei Bedeutungen zuläßt, und wer das Federsche Lehrbuch 20 aufmerksam durchgelesen hat, der wird sich selbst gestehen müssen, daß sich durch den gesamten Inhalt desselben noch viel weniger erraten lasse, was unter dem Herausbringen durch bloße Vernunft gemeint sein könne, als es aus dem vorläufigen Begriffe der Philosophie, der dadurch angegeben werden soll, erhellt. Wenn wir uns auch über das vielsinnige und unphilosophische Herausbringen hinaussetzen; so wissen wir doch keineswegs wie wir mit der bloßen Vernunft daran sind. Meint Herr Feder dasjenige: was sich ohne Mitwirkung der Sinnlichkeit durch Vernunft allein wissen läßt? oder was durch Sinnlichkeit nur vermittelst der Vernunft entdeckt werden kann? Das Erste kann er nicht gemeint haben, denn seiner Lehre zufolge (§ 21) »Ist soviel gewiß, daß es an hinlänglichen Gründen fehlt, wenn man behaupten will daß die Begriffe (auch die allgemeinen) an | ders woher, als aus Empfi ndung entstehen«.21 Soll aber dasjenige verstanden werden, was der Sinnlichkeit nur durch Vernunft erreichbar ist: so gilt dies von dem Objekte der Geschichte eben so sehr, als der Philosophie; denn nur durch Vernunft werden die sinnlichen Wahrnehmungen zur Geschichte, ja sogar auch zur bloßen Erfahrung, das heißt zu einem Inbegriff zusammenhängender Wahrnehmungen erhoben. 22

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»Eben in demjenigen, höre ich hier einen Empiriker einwenden, was die bloße Vernunft aus dem Stoffe der Erfahrung herausbringt, besteht das eigentliche Objekt der Philosophie, die dadurch erhalten wird, daß man von dem durch Vernunft bearbeiteten Stoff das durch sinnlichen Eindruck gegebene historische absondert, und wegläßt.« Gerne räume ich dies dem Empiriker ein; aber ich leugne, daß er dadurch die wesentliche Form der Philosophie angegeben habe, wenn er mir nicht das Merkmal aufweisen kann, wodurch sich das bloß Historische, von dem bloß Philosophischen, das durch Vernunft herausgebrachte, von dem der Sinnlichkeit gegebenen auszeichnet. Der Ausdruck: das durch Vernunft herausgebrachte ist ohne diese nähere Bestimmung vieldeutig, indem er ohne dieselbe auch auf das abzusondernde historische angewendet werden | kann, und in so ferne den Begriff der Philosophie noch schwankender macht, als derselbe ohne die durch ihn versuchte Erklärung gewesen sein würde. Allein eben das charakteristische Merkmal des Rein-Vernünftigen, das Unterscheidende zwischen dem was durch sinnlichen Eindruck, und dem was durch Selbsttätigkeit der Vernunft in der Sphäre unserer Erkenntnis vorhanden ist, – ist eine der großen Fragen, über welche in der philosophischen Welt bisher durchaus nichts entschieden ist; und eine derjenigen, auf welche sich die Streitigkeiten aller Parteien zurückführen lassen; eine Frage welche von den Gegnern der kritischen Philosophie so wenig beantwortet worden ist, daß sich vielmehr aus allen ihren polemischen und unpolemischen Schriften zeigen läßt, wie wenig sie den Sinn derselben gefaßt haben. Mit diesem Unterschiede zwischen dem reinvernünftigen, und dem der Sinnlichkeit gegebenen kann erst Philosophie entdeckt werden; und eben darum, weil sich das Merkmal dieses Unterschiedes weder in einer Erklärung des Wortes der Philosophie, noch in irgend einem ganzen Systeme fi ndet, behaupte ich, daß wir bisher keine Philosophie im eigentlichen Verstande des Wortes gehabt haben. Durch die Kritik der | Ver-

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nunft ist der erste Versuch gemacht worden, das Eigentum der reinen Vernunft (das a priori Erkennbare) von dem Gebiete der Erfahrung (dem a posteriori Erkennbaren) abzusondern. Wie wenig ist er aber bisher verstanden worden! »Das durch Vernunft Herausgebrachte«, fällt mir ein anderer in die Rede, »unterscheidet sich von dem der Sinnlichkeit gegebenen dadurch, daß nicht dieses, sondern jenes ein zureichender Grund ist, und die Erklärung, welche die Philosophie: die Wissenschaft der zureichenden Gründe nennt gibt das bestimmte Merkmal des der Vernunft eigentümlichen, und folglich auch den bestimmten Begriff von Philosophie an.« 23 Allein ich behaupte, daß der Ausdruck: zureichende Gründe nicht weniger vieldeutig und schwankend sei, als der Ausdruck: des durch bloße Vernunft herausgebrachten. Ich will hier nichts von der Uneinigkeit sagen, die unter den Philosophen vom ersten Rang über die Bedeutung der Worte: Grund, zureichender Grund, Ursache, herrscht; 24 nichts von der Verlegenheit, welche auch bei den entschiedensten Dogmatikern so auffallend wird, wenn sie sich über jene Begriffe erklären sollen; eine Verlegenheit, die sich unsere Popular philosophen nur dadurch ersparen, daß sie voraussetzen, man müsse, was Grund u | sw. heiße als eine durch Empfi ndung bekannte Sache von selbst wissen; oder welches eben so viel heißt, daß sie diese Begriffe völlig unbestimmt lassen. Ich begnüge mich hier nur darauf aufmerksam zu machen, daß der Begriff von einem zureichenden Grunde nur dann bestimmt heißen könne, wenn er das Merkmal enthält, wodurch der zureichende, von dem unzureichenden Grunde unterschieden wird, und daß dieses Merkmal, durch den Ausdruck zureichender Grund keinesweges angegeben werde. Dies allein schon würde hinreichen, den Satz: Die Philosophie ist Wissenschaft der zureichenden Gründe, so wahr derselbe auch sein mag wenn er nichts als ein partiales Merkmal der Philosophie aussagen soll, der Unstatthaftigkeit seiner Ansprüche auf den Rang einer Erklärung zu überführen. 25 Während ein Teil der bisherigen Philosophen die zureichenden Gründe wirklich zu besitzen glaubt, und nur darüber nicht

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mit sich selbst einig werden kann, worin sie bestehen; während dieser das Zureichende in der Gottheit, jener in der bloßen Natur, ein Anderer in beiden zugleich gefunden zu haben vorgibt; 26 behauptet ein anderer Teil, daß es für das menschliche Erkenntnisvermögen zwar Gründe, aber schlechterdings keine zureichenden geben kön | ne; und daß die Philosophie, in wie ferne sie für eine Wissenschaft solcher Gründe ausgegeben wird, bloße Täuschung sei. 27 Ein Streit, der sich entweder gar nicht, oder nur dadurch entscheiden läßt, daß die Frage: in wie ferne es für das menschliche Erkenntnis-Vermögen zureichende Gründe geben könne? allgemeingültig beantwortet werde. Zureichender Grund kann entweder nur dasjenige bedeuten, woraus sich das, was an einem Dinge erkennbar ist, begreifen läßt, oder dasjenige, wovon das Ding an sich abhängt. Selbst die entschiedensten Dogmatiker oder Kenner der Dinge an sich räumen ein, daß an diesen Dingen so manches unbegreiflich sei, 28 und daß sich von dem Unbegreiflichen in wie ferne es unbegreiflich ist kein zureichender Grund angeben lasse. Sie können also unter der Wissenschaft der zureichenden Gründe nur die unserer Erkenntnis angemessenen, nur die Gründe des Begreiflichen verstehen; und da sie die Wirklichkeit des Unbegreiflichen nicht leugnen können: so müssen sie um das Gebiet der Philosophie von den eingebildeten Besitzungen der Phantasie im Lande des Unbegreiflichen zu unterscheiden, in ihrem bestimmten Begriff von Philosophie das bestimmte Merkmal aufweisen können, wo | durch sich der für unsere Erkenntnis zureichende und in so ferne begreifliche Grund, von dem unbegreiflichen unterscheiden läßt. Welche Defi nition der Philosophie kann sich dessen rühmen? Für unsere Erkenntnis zureichend, können entweder die Gründe heißen, die in der Reihe der erkennbaren Gründe; beim Hinaufsteigen die letzten, und beim Herabsteigen die ersten sind, und die ich hier Prinzipien in engster Bedeutung des Worts nennen will; oder solche, welche von diesen Prinzipien abhängen und durch dieselben bestimmt werden. Jene sind schlechterdings zureichende Gründe; diese sind es nur in

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Rücksicht auf jene; die Einen führen ihr Zureichendes in sich selbst; die Andern verdanken dasselbe den Einen. Man hat die Philosophie im Gegensatz mit der Geschichte, nicht darum Wissenschaft der zureichenden Gründe genannt, weil die Geschichte keine Gründe anzubieten hätte; oder weil nichts, was als ein Grund gedacht werden muß, durch sinnliche Eindrücke gegeben sein kann, sondern darum, weil die historischen Gründe, (die der Sinnlichkeit gegebenen Data der Erfahrung) dasjenige, wodurch sie im strengsten Sinne zureichende Gründe werden, nur durch die Erkenntnis der Prinzipien, welche der Philosophie eigentümlich sein soll, erhalten. Man konnte also unter | dem ausschließenden Eigentum der Philosophie nichts anders, als die Prinzipien verstanden haben; die schlechterdings zureichenden Gründe. Ein Umstand, von dem in der gewöhnlichen Defi nition keine Spur anzutreffen ist.29 Baumgarten spricht wohl von einer Wissenschaft der e r s t e n Erkenntnisgründe der menschlichen Erkenntnis (Einleitung in die Metaphysik): 30 aber diese ist ihm nicht die Philosophie überhaupt, sondern die Metaphysik und also nur ein Teil der Philosophie. Oder ist ihm die Metaphysik eigentliche Philosophie: so müßte er die Logik, die Moral usw. für Teile der Metaphysik gehalten, oder aus dem Gebiete der Philosophie ausgeschlossen haben. 31 »Die Prinzipien, oder die schlechterdings zureichenden Gründe« wird mir vielleicht ein Dritter einwerfen »bestehen in dem Notwendigen und Allgemeinen. Die Erklärung, welche die Philosophie durch die Wissenschaft des Notwendigen und Allgemeinen bezeichnet, hilft daher dem Mangel ab, der der vorherangeführten zur Last liegt.« – Aber nur dadurch, daß sie einen andern eben so unbestimmten Begriff an die Stelle des Einen setzt. Man hat über mich vielfältig gespottet, daß ich die im Bewußtsein vorkommende Unterscheidung zwi | schen Vorstellung, Vorstellendem und Vorgestelltem für allgemeingeltend erklärt habe, 32 während man nichts Lächerliches in dem Umstande fi ndet, daß von jeder philosophischen Partei und von jedem einzelnen Philosophen die Sätze, auf welche

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ihre Systeme, Theoreme, oder Lehrmeinungen gebaut sind, für notwendige und allgemeine Wahrheiten gehalten werden, und gehalten werden müssen; ungeachtet, wenn diese Sätze wirklich solche Wahrheiten wären, daraus erfolgen müßte, daß es so vielerlei einander widersprechende notwendige und allgemeine Wahrheiten als Sekten, und individuelle Vorstellungsarten geben müsse. Es kann vielleicht keine hämischere Satyre auf die bisherige Philosophie gemacht werden als die Defi nition, welche sie zur Wissenschaft des Notwendigen und Allgemeinen erklärt. Wenn es eine Philosophie gibt, welche Wissenschaft des Notwendigen und Allgemeinen heißen kann: so muß ihr bestimmter Begriff das Merkmal enthalten, wodurch das Notwendige und Allgemeine von allem, was nicht notwendig und allgemein ist, unterschieden werden kann. »Dieses Merkmal liegt aber schon im Begriffe des Notwendigen und Allgemeinen selbst.« – Ja wohl, im bestimmten Begriffe; | aber dieser wird doch nicht schon durch die Worte notwendig und allgemein bezeichnet und mitgeteilt? »Jeder Philosophierende versteht unter dem Notwendigen dasjenige, dessen Gegenteil widersprechende Merkmale enthält; und unter dem Allgemeinen, dasjenige was allen Individuen einer Art, und allen Arten einer Gattung zukommt.« 33 –. Allein er gibt auch dadurch weder sich noch andern den bestimmten Begriff vom Notwendigen und Allgemeinen an. Nicht nur im Begriffe des Zirkels widerspricht das Merkmal des Viereckichten; sondern auch dem weißen Bären das Merkmal des braunen; und dem Flügelpferde das Merkmal des Nichtgeflügelten. Nicht nur allen Zirkeln kömmt das Prädikat rund, sondern auch allen weißen Bären das Prädikat weiß, und allen Flügelpferden das Prädikat des Geflügelten zu.34 Also ist hier allenthalben Notwendigkeit und Allgemeinheit und folglich Gegenstand der Philosophie? Alle diese Prädikate sind notwendig, nicht, weil ihr Gegenteil ihrem Subjekte widerspricht; 35 sondern, ihr Gegenteil widerspricht ihrem Subjekte, weil dieses Subjekt durch ein entgegen-

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gesetztes Prädikat gedacht wird. Wenn ich den Zirkel nicht durch die Rundung, das weiße Pferd nicht durch | weiß, und das Flügelpferd nicht durch die Flügel dächte, würde ihnen das Gegenteil auch gar wohl zukommen können. Weil ich nun diese und keine anderen Merkmale zusammengefaßt habe: so kann ich auch im Begriffe diese nur, und keine anderen Merkmale antreffen. Der Grund des Zusammenfassens also ist dasjenige, was den Grund des Widerspruchs des Gegenteils und folglich der Notwendigkeit enthält. Dieser Grund des Zusammenfassens muß daher das wesentliche Merkmal des Notwendigen enthalten, nicht aber der Widerspruch des Gegenteils, der nur dann statt fi ndet, wenn ein Grund für das andere Gegenteil vorhanden ist. In dem Begriff des Flügelpferdes habe ich die Flügel mit dem Pferde willkürlich verbunden; in dem Begriff des weißen Bären die weiße Farbe mit dem Bären darum zusammengefaßt, weil die Erfahrung an gewissen Bären dieses Merkmal aufweiset; in dem Begriff des Zirkels die Rundung, weil ich den Zirkel nur durch die Rundung als Zirkel denke. Den Bären kann ich ohne weiße Farbe, und das Pferd ohne Flügel denken. Die Möglichkeit des Bären hängt nicht von der weißen Farbe und des Pferdes nicht von den Flügeln, – aber wohl des Zirkels von der Rundung ab. Die Zusammenfassung weiß, und Bär heißt darum zufällig – Pferd und Flügel willkürlich – beide nicht notwendig; während die Zusam | menfassung Zirkel und Rund durchaus notwendig ist. Ein Pferd ist auch ohne Flügel, ein Bär ohne weiße Farbe; aber kein Zirkel ohne Rundung möglich. Die Notwendigkeit besteht also in der bestimmten Möglichkeit; und nicht im Widerspruch des Gegenteils, der nur eine Folge der bestimmten Möglichkeit sein kann. Nur dann, wenn ein Ding einzig so, und nicht anders möglich ist, widerspricht ihm das entgegengesetzte Prädikat. Das Pferd ist ohne Flügel, und der Bär ohne weiße Farbe möglich; daher kommt ihnen Flügel und weiße Farbe nur zufällig zu. Dem weißen Bären hingegen notwendig, weil er nur durch weiße Farbe als weiß möglich ist. Das Merkmal des Widerspruchs kann mich oft irre führen, denn es fi ndet allzeit statt, sobald

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ich einen Begriff, das heißt eine Zusammenfassung eines Subjekts und Prädikats erzeugt habe; die aber willkürlich, zufällig und notwendig sein kann; und gleichwohl in jedem Falle durch den Widerspruch Notwendigkeit ankündigt. Man hat freilich längst zwischen der absoluten und hypothetischen Notwendigkeit unterschieden; aber auch in der Tat kein bestimmtes Merkmal dieses Unterschiedes anzugeben gewußt. »Dasjenige« sagt Baumgarten »dessen Gegenteil schlechter | dings unmöglich ist, ist an sich schlechterdings und unbedingt notwendig (necessarium in se, metaphysice, intrinsecus, absolute, geometrice, logice) und seine Notwendigkeit ist eine innerliche und unbedingte Notwendigkeit (necessitas absoluta: consequentis). Dasjenige, dessen Gegenteil nur äußerlich unmöglich ist, ist bedingt, und äußerlich notwendig (necessarium hypothetice, externe, secundum quid) und seine Notwendigkeit ist eine äußerliche oder bedingte Notwendigkeit (necessitas hypothetica consequentis) «. 36 Ein auffallendes Beispiel einer Erklärung die nichts erklärt. Denn kam es hier nicht ganz darauf an zu wissen, was man sich unter dem schlechterdings unmöglichen und unter dem nicht schlechterdings unmöglichen, dem äußerlich unmöglichen zu denken habe? und führt uns nicht alles, was in diesem ganzen Kapitel vom Notwendigen und Zufälligen gesagt wird, in einem höchst unphilosophischen Zirkel herum? Wollte man die Philosophie die Wissenschaft des Absolutnotwendigen und Allgemeinen nennen: so müßte man das Merkmal, wodurch sich das Absolutnotwendige und Allgemeine von dem Hypothetischen auszeichnet, bestimmt angeben können, welches in der bisherigen Philosophie nicht geschehen ist. | Vergebens bildet man sich ein, diesen Unterschied dadurch angegeben zu haben, daß man das Absolutnotwendige dasjenige nennt, was den Grund seiner Notwendigkeit in sich, und das Hypothetischnotwendige, was denselben in einem andern hat. 37 Das Hypothetischnotwendige ist dasjenige, was in einer Rücksicht notwendig, in der andern aber zufällig ist. Das Prädikat weiß ist im Begriffe des weißen Bären hypothetischnotwendig, weil es unter der Voraussetzung, daß ich (durch

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zufällige Erfahrung veranlaßt) einen Bären weiß denke, aus einem notwendigen Gesetze des Denkens absolutnotwendig erfolgt, daß ich ihn nicht braun denke. Das Hypothetischnotwendige erfolgt nicht ganz, sondern nur in wie ferne es notwendig ist, aus dem Absolutnotwendigen; und ist nur darum hypothetisch oder zufällig, weil es nicht ganz aus dem Absolut notwendigen erfolgt. Aber da sich seine Notwendigkeit, aus dem Absoluten begreifen lassen muß: so muß auch die Philosophie als Wissenschaft des Absolut notwendigen, zugleich Wissenschaft des Hypothetischnotwendigen sein, in wie ferne dieses, aus dem Absolutnotwendigen erfolgt. So begreift die Logik nicht nur die Absolutnotwendigen; sondern auch die Hypothetisch- nur in gewissen Fällen notwendigen Gesetze des Denkens in sich. Wenn also die Philoso | phie überhaupt: Wissenschaft des Notwendigen wäre: so müßte sie in reine, und angewandte Philosophie zerfallen; jene müßte das Absolutnotwendige; diese das Hypothetischnotwendige, in wie ferne es vom Absoluten abhängt, enthalten. Vor dieser Trennung des Absoluten von dem Hypothetischen könnte gar keine Philosophie, auch als Wissenschaft des Absoluten vorhanden sein. Denn das Absolute kann als ein solches nur durch Unterscheidung vom Hypothetischen erkannt werden; so wie das Hypothetischnotwendige nicht anders, als durch seinen Zusammenhang mit dem Absoluten, ins Gebiet der Philosophie gehören kann. So lange wir also keine reine Philosophie aufzuweisen haben, haben wir gar keine Philosophie in eigentlicher Bedeutung dieses Worts aufzuweisen. Ungeachtet dieser Vorwurf auch diejenigen trifft, welche vor der Kritik der reinen Vernunft die Philosophie als die Wissenschaft des a priori Erkennbaren erklärt haben: 38 so ist doch ihr Begriff von Philosophie unter allen am wenigsten unbestimmt. Auch ihnen ist die Philosophie Wissenschaft des Notwendigen und Allgemeinen; aber nur ihnen war um ein allgemeines Merkmal, wodurch das Notwendige und Allgemeine charakterisiert wird, zu tun. Die Bemerkung, daß die Erfahrung, die immer nur aus einer bestimm | ten Zahl von einzelnen Fällen

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bestehen kann, keine absolute Notwendigkeit und Allgemeinheit begründen könne, veranlaßte sie den Grund des Notwendigen und Allgemeinen in der Natur des vorstellenden Subjektes, die aller Erfahrung vorhergeht, aufzusuchen (2). Wenn von einem Objekte erwiesen werden kann, daß die Vorstellung desselben nicht außer dem Vorstellenden sondern ganz in demselben gegründet ist: so ist dadurch auch erwiesen, daß dieses Objekt notwendig vorgestellt wird, sobald die vorstellende Kraft zum Gebrauch desjenigen Vermögens gelangt, in welchem jene Vorstellung ihren Grund hat. Sobald es erwiesen ist, daß gewisse Merkmale von Objekten überhaupt im Vorstellenden gegründet sind: so ist dadurch ausgemacht, daß diese Merkmale allen Objekten zukommen, und daß die Objekte nicht ohne diese Merkmale vorgestellt werden können. Das Hypothetisch Notwendige und Allgemeine ist dann dasjenige was nicht im Vorstellenden a priori bestimmt ist, und in so ferne seinen Grund in der Erfahrung hat, aber in Rücksicht auf gewisse Merkmale unter dem a priori bestimmten steht, welches letztere das Absolutnotwendige und Allgemeine ist. Dieses a priori bestimmte gibt dann auch ein bestimmtes Merkmal an, die zurei |chenden Gründe, in wie ferne sie Objekte der Philosophie sind, zu unterscheiden. Von demjenigen was unmittelbar im vorstellenden Subjekte vor aller Erfahrung bestimmt ist, läßt sich kein anderer Grund angeben, als dieses Bestimmtsein selbst; und wenn man auf dieses Bestimmte gelangt, so ist man auf einen letzten Grund gekommen, über den man nicht weiter hinausgehen, und von dem man, ohne sich selbst falsch zu vestehen nach keinem höhern Grunde fragen kann. Vom Absolutnotwendigen läßt sich kein Grund angeben, weil jeder letzte Grund im Absolutnotwendigen liegen muß. Dasjenige aber, was in der Denkkraft selbst gegründet ist, muß absolut notwendig gedacht werden. Sein Grund liegt in seiner bloßen Denkbarkeit. Es wird gedacht, weil es denkbar ist; es wird so, und nicht anders gedacht, weil es so, und nicht anders denkbar ist; und es ist so, und nicht anders denkbar, weil es so, und nicht anders in der denkenden Natur bestimmt ist.

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Wenn also ausgemittelt werden kann, was denn eigentlich im vorstellenden Subjekte bestimmt ist: so hat man an demselben das Absolutnotwendige entdeckt, worinnen die letzten, und im strengsten Sinne zureichenden Gründe bestehen, welche die eigentlichen Prinzipien sind, deren Inbegriff alsdann den Inhalt der reinen, und deren Anwendung auf Erfah | rung den Inhalt der angewandten Philosophie ausmacht. Endlich erhalten wir an dem a priori bestimmten das Merkmal, wodurch sich dasjenige was sich durch den bloßen Gebrauch der Vernunft erkennen (oder wenn man lieber will herausbringen) läßt, auszeichnet. Was im Vorstellenden vor aller Erfahrung bestimmt ist, wird durch keinen sinnlichen Eindruck gegeben, und folglich weder durch Sinnlichkeit vorgestellt, noch durch Vernunft aus dem, was der Sinnlichkeit durch Eindruck gegeben ist, entwickelt. Die wirkliche Vorstellung des im Vorstellenden bestimmten und folglich a priori gegebenen, kann also in so ferne nur durch die Selbsttätigkeit des Vorstellenden, die sich in der Vernunft äußert, wirklich werden. Die Philosophie ist also nur in so ferne Wissenschaft des durch bloße Vernunft Erkennbaren, als sie Wissenschaft des a priori Erkennbaren ist. Ungeachtet nun aber dieser Begriff der Philosophie, der insbesondere das Wesen der Leibnizischen ausdrückt, ungleich genauer als alle anderen bestimmt ist: so fehlt ihm gleichwohl noch ein wesentliches Merkmal um völlig bestimmt zu sein. Um auf die Frage: Was ist denn das a priori Bestimmte? antworten zu können, muß der Leibnizia | ner wieder zu dem Notwendigen und Allgemeinen zurückkehren, das er doch wieder nicht anders, als durch das a priori Bestimmte zu bezeichnen vermag; ein Zirkel, aus dem sich kein Anhänger dieser Philosophie heraus zu winden vermag. Wenn Herr Platner z. B. (im 92. Aphor.) »angeborne Begriffe und Grundsätze der reinen Vernunft behauptet, welche alle

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notwendigen und ewigen Wahrheiten in sich enthalten«: 39 so treibt er sich auch damit so lange im Zirkel herum, als er nicht anzugeben vermag, wodurch sich dasjenige, woraus das System der der Seele eingepflanzten Wahrheiten, oder das innere Wesen der Vernunft besteht, unterscheidet. Woher weiß er sonst, daß er in dieses System, das er ohnehin gar nicht systematisch aufstellt, nichts aufgenommen habe, was nicht hineingehört, nicht für angeboren erklärt habe, was bloß erworben; für notwendig, was bloß zufällig; für absolut allgemein, was nur komparativ allgemein ist? Behauptet er doch selbst § 87 »Es gebe eine Menge Allgemeinbegriffe und Grundsätze, welche offenbar entstehen durch das Erkenntnis der Sinne, und von einigen vermengt werden mit den Allgemeinbegriffen und Grundsätzen der reinen Vernunft.« 40 Wodurch rechtfertiget er sich gegen den Verdacht, daß nicht auch Er unter | diese letztern gehöre? wodurch weiß er dies selbst, wenn er nicht das Charakteristische der Allgemein-Begriffe und Grundsätze, die der reinen Vernunft eigentümlich sind, genau zu bestimmen vermag? Über dem wird von Herrn Platnern, so wie von allen Leibnizianern, das a priori bestimmte, mit dem in der Vernunft bestimmten verwechselt. 41 Hat das Vorstellende Subjekt kein anderes ursprüngliches Vermögen als die Vernunft? macht die Vernunft das ganze Vorstellungsvermögen aus? und kann im Vorstellenden nichts anders a priori bestimmt sein, als was in der bloßen Vernunft bestimmt ist? Gesetzt auch, man verstehe unter Vernunft das tätige Vermögen überhaupt 42 und folglich das Vermögen der Apprehension, des Urteilens und Schließens zusammengenommen: so kann doch das sich leidend verhaltende Vermögen, die Sinnlichkeit, weder unter dem Tätigen begriffen, noch vom Vorstellungsvermögen ausgeschlossen werden. Wenn das innere Wesen der Vernunft in demjenigen besteht, was in ihr a priori bestimmt ist: warum soll das Wesen der Sinnlichkeit nicht ebenfalls etwas a priori bestimmtes enthalten? und ist denn das a priori in der Sinnlichkeit bestimmte nicht notwendig und allgemein? 43

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»So wäre, höre ich mir hier einwenden, die Sinnlichkeit nicht ausschließend die Quel | le des Zufälligen in unsern Erkenntnissen, und das Notwendige und Allgemeine wäre nicht der eigentümliche Charakter des Vernünftigen ?« – Nicht so ganz ohne Einschränkung. Die Sinnlichkeit in wie ferne sie ein Teil des Vorstellungsvermögens, und folglich, wie die Vernunft, im vorstellenden Subjekte gegründet ist, kann nur in so ferne Quelle des Zufälligen heißen, als unter ihr das Vermögen Eindrücke zu empfangen, oder a posteriori bestimmt zu werden verstanden wird. Das in der Erfahrung durch Eindrücke gegebene heißt eben darum a posteriori, weil darunter dasjenige verstanden wird, was das Vorstellende erst in der Erfahrung empfängt, und welches daher von demjenigen was in ihm vor aller Erfahrung a priori bestimmt ist, wesentlich unterschieden ist; und es ist eben darum zufällig im Vorstellenden vorhanden, weil es nicht im Wesen des Vorstellungs-Vermögens gegründet, nicht im Vorstellenden a priori bestimmt ist, und folglich in unsern Erkenntnissen auf verschiedene Weise bestimmt sein kann; weder notwendig noch allgemein ist. Aber dieses Zufällige fließt nicht aus der Natur der Sinnlichkeit, obwohl es die Sinnlichkeit als Empfänglichkeit für dasselbe voraussetzt, sondern aus dem Eindrucke auf die Sinnlichkeit, durch welchen die Sinnlichkeit affiziert, aber nicht erst gegeben, sondern von dem | sie als schon vorhanden vorausgesetzt wird. Die Sinnlichkeit ist eben so gut ein a priori bestimmtes Vermögen als die Vernunft, und was aus ihrer eigentümlichen Beschaffenheit, aus ihrer so, und nicht anders bestimmten Möglichkeit d. h. ihrer Form erfolgt, die Merkmale der durch Sinnlichkeit vorgestellten Gegenstände, die ihren Grund in dieser Form haben, müssen schlechterdings notwendig und allgemein sein. Dies Notwendige und Allgemeine, und seine Quelle, das in der Sinnlichkeit a priori bestimmte, kann freilich nur durch Vernunft entdeckt und erkannt werden. 44 Denn eben darum weil die Sinnlichkeit das sich leidend verhaltende Vermögen, das Vermögen Eindrücke zu empfangen, und folglich das Vermögen a posteriori bestimmt zu werden ist: so läßt sich durch

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Sinnlichkeit nur das a posteriori gegebene vorstellen. Allein daraus, daß die Unterscheidung des in der Sinnlichkeit a priori und a posteriori bestimmten, des Notwendigen und Zufälligen, des Allgemeinen und Individuellen an den sinnlichen Vorstellungen nur das Werk der Vernunft sein kann; daraus, daß alles was im Vorstellenden a priori bestimmt ist, nur durch Vernunft erkennbar ist; daraus daß das Notwendige und Allgemeine aller Art nur durch Vernunft zu unserm Bewußt | sein gelangen kann, folgt keineswegs daß alles a priori bestimmte nur in der Vernunft bestimmt, und alles Notwendige und Allgemeine a priori nur in der Vernunft bestimmt sei. Das Notwendige und Allgemeine ist also zwar der eigentümliche Charakter des durch Vernunft vorgestellten, aber nicht des in der Natur der Vernunft bestimmten, da auch das in der Natur der Sinnlichkeit bestimmte, nicht, weil es durch Vernunft vorgestellt wird, sondern weil es a priori bestimmt ist, notwendig und allgemein sein muß. Wer also die Philosophie für die Wissenschaft des a priori bestimmten hält, und seinen Begriff vom a priori bestimmten dadurch genau angegeben zu haben meint, daß er dasselbe für das in der bloßen Vernunft bestimmte erklärt: der hat einen völlig unrichtigen Begriff in seine Erklärung aufgenommen. Man beurteile daraus den Begriff der Leibnizianer von der Philosophie, durch den sie dieselbe (wenigstens die reine Philosophie) für die Wissenschaft des der Vernunft angebornen Systemes notwendiger und ewiger Wahrheiten halten. 45 Man beurteile dieses angeborne System selbst, welches auch dann, wenn darunter nichts weiter als die bloßen Gesetze, an welche das Subjekt beim Vorstellen gebunden ist, verstanden werden, | keinesweges ein in der bloßen Vernunft bestimmtes System heißen kann, wenn man nicht das ganze Vorstellungsvermögen in reine Vernunft umschaffen will. Seitdem der Rationalismus der Leibnizisch-Wolffischen, durch den Empirismus einer neuern Philosophie, die sich gerne nach Locke nennen würde, wenn sie nicht den Namen der Eklektischen für Ehrenvoller hielte, 46 verdrängt ist: hat freilich der

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rationalistische Begriff von Philosophie aufgehört der herrschende zu sein. Aber er ist um so weniger ganz verdrängt worden, da kein anderer herrschender an seine Stelle getreten ist, und die verschiedenen unbestimmten Begriffe mit denen sich die Popularphilosophie behilft, ruhig neben einander bestehen, indem ihre Unbestimmtheit und ihr gegenseitig Widersprechendes nur durch Spekulation sichtbar werden könnte, zu welcher der Popular-Philosoph, der mit Beobachtungen beschäftigt ist, weder Zeit noch Lust hat. Indessen ist noch immer die Anzahl und das Gewicht derjenigen nicht unbeträchtlich, welche sich auf Locke berufen, wenn sie aus ihrem Begriffe von Philosophie das Merkmal des a priori bestimmten nicht nur, sondern auch sogar des Notwendigen und Allgemeinen vorsätzlich ausschließen. Sie leugnen mit diesem großen Denker, daß irgend ein | vorgestelltes oder vorstellbares Merkmal eines Gegenstandes in dem vor aller Erfahrung im Gemüt bestimmten, und in so ferne Angebornen, aufzusuchen sei; und glauben daß ohne Unterschied alles, was im Gebiete unseres Erkenntnisvermögens vorkommt, aus der Erfahrung abgeleitet werden müsse. 47 Individualität ist ihnen das einzige zuverlässige Merkmal der Realität, und Allgemeinheit ein bloßes Merkmal von Worten, durch welche der Verstand, durch sein Unvermögen genötiget, mehrere Individuen gemeinschaftlich bezeichnet. 48 Den Grund der Notwendigkeit suchen sie außer den Vorstellungen in den Gegenständen an sich auf, die so und nicht anders beschaffen sind, und in den Vorstellungen an den unmittelbaren Eindrücken, die durch die Beschaffenheit der Gegenstände bestimmt, das, und nur das allein vorstellten, was sie von den Gegenständen erhielten, und durch das Vorstellende Subjekt nicht verändert werden könnte. Locke selbst hat in seinem Meisterwerke nirgendwo angegeben (3), was er sich unter Philosophie denke; und ich gestehe, daß es mir durchaus unmöglich ist, nach den von ihm aufgestellten Grundsätzen, seinen Begriff von Philosophie zu erraten, oder auch nur eine Vermutung darüber zu wagen. Sollte indessen jemand von seinen neueren Anhängern für gut fi nden sich in eine Erörterung

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über den Begriff | der Philosophie einzulassen, und sollte er etwa die Philosophie für die Wissenschaft des Unveränderlichen in unsern Erkenntnissen erklären wollen: so würde ich ihn um das Merkmal befragen müssen, wodurch er dieses Unveränderliche von dem Veränderlichen zu unterscheiden begehre. Nennt er mir dasjenige, was sich nicht anders vorstellen läßt, weil es durch eine aus einem unmittelbaren Eindruck entstandene Vorstellung, die sich nicht weiter zergliedern läßt, durch eine von Locke sogenannte einfache Vorstellung49 vorgestellt wird; so werde ich von ihm eine bestimmte Auskunft darüber erwarten müssen: Woher er wisse, daß er durch seine Zergliederung auf eine Einfache Vorstellung gekommen sei? Weil er die Zergliederung nicht weiter fortsetzen kann? Allein, vielleicht kann dies ein Anderer? Die absolute Unmöglichkeit der weitern Zergliederung kann nicht durch Empfi ndung, welche täuschen kann, sondern nur durch Grundsätze entschieden werden. Nach welchem Grundsatz aber kann er die Möglichkeit der Zergliederung beurteilen? Daraus etwa, daß die Vorstellung nicht aus unendlichen Teilen bestehen könne? Allein, wenn auch diese Voraussetzung zugegeben wird, woher weiß er, daß er gerade itzt an die Grenze der Teilbarkeit gekommen sei? – Weil die vorgestellte Beschaffenheit des Gegenstandes Einfach | ist? Aber dieses kann er ja nur durch die Einfachheit der Vorstellung beurteilen, die sich folglich nicht durch Einfachheit des Gegenstandes beweisen läßt. Woher weiß er endlich, daß jedes der Merkmale, die er am Ende seiner Zergliederung herausgebracht hat, wirklich durch äußern oder innern Eindruck, und nicht auch manches darunter durch die Produktive Einbildungskraft entstanden sei? Woher weiß er hienächst, daß dasjenige, was durch eine einfache Vorstellung vorgestellt wird, jederzeit so vorgestellt werden müsse; notwendig, unveränderlich sei? Weil die einfache Vorstellung nichts enthält, als was im Gegenstand unveränderlich ist? – Daß seiner einfachen Vorstellung ein unveränderliches Merkmal im Gegenstande entspreche, weiß er nur durch die Unveränderlichkeit seiner Vorstellung. Diese kann also doch nicht wohl

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ohne einen Zirkel von der Unveränderlichkeit des Merkmales abgeleitet werden. 50 Daß er in seinen bisherigen, für einfach gehaltenen Vorstellungen keine Veränderung wahrgenommen, daß sie unter denselben Umständen mit derselben Form wiedergekommen sind, berechtigt ihn nicht zu schließen, daß sie sich nie in der Folge verändern werden, daß sie an sich unveränderlich sind. Der Anhänger der empirischen, oder, wie er sich vielleicht lieber nennen hört, beobachtenden Philosophie 51 muß also entweder seinen eigenen Grund | sätzen widersprechen, oder die Erklärung der Philosophie als der Wissenschaft des Unveränderlichen aufgeben. Daß die Philosophie Wissenschaft desjenigen sei, was bisher für unveränderlich, für notwendig, allgemein, für letzte Gründe usw. gehalten wurde, wird der dogmatische Skeptiker nicht nur, sondern auch der Supernaturalist, 52 der die Philosophie für ein bloßes und zwar Seelenverderbliches Hirngespinst hält, nicht nur zugeben, sondern auch selbst behaupten, und wenn es von ihm gefordert wird, beweisen. Unstreitig hat der Lockische Empirismus den Humischen Skeptizismus; wie der Descartische Spiritualismus den Spinozistischen Atheismus erzeugt. Der Ursprung der Vorstellungen aus der Erfahrung, die Entstehung der einfachen Vorstellungen, welche die Bestandteile aller übrigen ausmachen, aus äußern Eindrücken durch Sensation, und inneren durch Reflexion; die Zurückführung alles Allgemeinen aufs Individuelle, und des Notwendigen auf bloßes Gegebensein im Eindrucke, wodurch sich Locke in den Augen unserer Empiriker um die Philosophie so sehr verdient gemacht hat, 53 sind eben die Grundsteine, auf welchen Hume das System seines konsequenten Skeptizismus aufgeführt hat. Gebt einmal zu, was Locke bewiesen hat, daß die Materialien aller Erkenntnis ohne Unter | schied durch äußere und innere Eindrücke geliefert werden, und rettet dann euern Spiritualismus, Theismus usw. gegen Humes Beweise, daß sich aus der Wirklichkeit des so, und nicht anders beschaffenen Eindruckes keineswegs auf die Notwendigkeit desselben schließen lasse! Gebt zu, was Locke bewiesen hat, daß sich die Seele bei den

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einfachen Vorstellungen bloß leidend verhält: 54 daß diese Vorstellungen bloß durch die Eindrücke, und diese bloß durch die Gegenstände bestimmt werden; und widerlegt dann den Supernaturalisten, der die Vorstellung von der Gottheit für eine Einfache durch einen unmittelbaren Eindruck der Gottheit entstandene Vorstellung erklärt; dadurch seinen schwärmerischen dem Sittengesetze widersprechenden Begriff von der Gottheit aller Prüfung entzieht; und den geoffenbarten, den aus innerer Erfahrung bekannten und durch die in der Bibel erzählten äußeren Erfahrungen bestätigten Gott, dem Gotte der Philosophen entgegen stellt, den er als ein Produkt der durch die Erbsünde verunglückten natürlichen Vernunft verabscheut. Durch die unter uns verbreiteten Resultate, teils des Lockischen Empirismus, teils des Humischen Skeptizismus, welche eigentlich nur gegen den Rationalismus und die Metaphysik gerichtet sind, von dem Ge | biete der metaphysischen Spekulationen zurückgeschreckt; auf der andern Seite aber durch die in den letztern zwanzig Jahren erhaltenen neuen und wichtigen Ausbeuten aus der Länder- und Völker-Kunde, der Natur- und Politischen Geschichte, der Physik und der physischen Erdbeschreibung, der empirischen Psychologie und den schönen Wissenschaften, zum Sammeln, Beobachten, und Genießen auf dem Gebiete der Erfahrung eingeladen, haben mehrere unsrer vorzüglichsten und originellsten Köpfe den Lockischen Grundsatz, daß nur im Individuellen Realität wäre, begierig angenommen, und dem, was sie ihre Philosophie nannten, als erstes Prinzip zum Grunde gelegt. 55 Philosophieren heißt ihnen: die Wahrheit in dem Individuellen aufsuchen, welches gewöhnlichen Augen, die an dem Allgemeinen nach dem Schatten der Wahrheit spähten, ein undurchdringliches Geheimnis bliebe. Individuelle Vorstellungsart wurde von ihnen laut als das Kriterium der Wahrheit ausgerufen. Der Vorzug der Originalität sollte nicht mehr ausschließend die Werke der Einbildungskraft und des Genies, sondern auch des philosophischen Geistes charakterisieren; 56 und nur der Inbegriff eigentümli-

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cher, von allen übrigen sich unterscheidender Überzeugungen, sollte des Namens der Philosophie würdig sein. Die paradoxen Meinun | gen, welche diese Philosophie des Genies 57 in einigen wirklich originell-philosophischen Werken mit einem blendenden Aufwand von Witz, Scharfsinn und Einbildungs-Kraft aufgestellt hat, 58 haben freilich im Ganzen genommen wenig Unheil gestiftet. Sie waren eben ihrer Individualität wegen nur für Ein Individuum gemacht. Gleichwohl wurde vieles davon in die Kompendien der akademischen Eklektiker und Empiriker aufgenommen, um die großen Lücken auszufüllen, welche durch die weggeworfenen Defi nitionen, Theoremen und Demonstrationen der Metaphysik entstanden waren. In eben dem Verhältnisse als der Begriff von Philosophie, der nie völlig bestimmt war, immer unbestimmter wurde; und dasjenige, was man Philosophie nannte, diesen Namen immer weniger verdiente, wurde derselbe auch unter uns immer häufiger gebraucht. Über alle Gattungen und Arten von Gegenständen und über jedes Unikum darunter, von der Ceder bis zum Ysop, wurde nun philosophiert. 59 Wir bekamen nicht Eine Philosophie, sondern Philosophien der Sprache, der Geschichte, des Geschmacks, der Religion usw. und mit jeder derselben wurde das Bedürfnis einer Philosophie, die der Analogie nach, Philosophie der Philosophie heißen müßte, dringender. | Diejenigen unter meinen Lesern, die mit mir darüber einig sind, daß den moralischen Pflichten, und natürlichen Rechten der Menschheit in diesem, und dem Grunde ihrer Erwartung im zukünftigen Leben der Charakter der Notwendigkeit, und Allgemeinheit zukomme; und daß es die vornehmste Bestimmung der Philosophie sei, diesen Charakter aus dem Chaos dunkler Gefühle, willkürlicher Voraussetzungen, und verworrener Begriffe zu entwickeln; und im Lichte einer allgemeinen Evidenz aufzustellen; – werden mir zugeben, daß es in dieser Rücksicht keineswegs gleichgültig sei, was unter Philosophie verstanden werde. Ich schreibe nicht für diejenigen Rechtsgelehrten, welche den Grund der menschlichen Pfl ichten und

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Rechte in positiven Einrichtungen aufsuchen, und durch Herkommen, geschriebene Gesetze, und stehende Armeen genugsam gesichert glauben; nicht für diejenigen Gottesgelehrten, welche nicht nur den Grund unserer Erwartung im zukünftigen, sondern auch unsere Pflichten und Rechte im Gegenwärtigen Leben entweder nur aus der Bibel allein, oder aus dem durch eine unfehlbare Kirche festgesetzten Sinne derselben abgeleitet wissen wollen. Ich wende mich an diejenigen, welche das Vermögen und das Recht über die letzten Gründe dieser wichtigen Angelegenheiten der ganzen Menschheit | zu entscheiden ausschließend der Vernunft einräumen, an diejenigen welche eine Wissenschaft jener letzten Gründe für möglich, ja sogar für notwendig halten, und dieselbe für den wichtigsten Teil der Philosophie erkennen. Von diesen allein kann ich erwarten, daß sie es der Mühe nicht unwert fi nden werden zu erwägen: ob sie je hoffen können über jene letzten Gründe, oder auch über die Erkenntnisquellen derselben einig zu werden, so lange sie über den Weg zu denselben zu gelangen, der doch ihrer Überzeugung nach Philosophie heißen soll nicht einig sind; so lange sich jeder unter ihnen unter Philosophie etwas anders denkt; und so lange unter ihnen nicht einmal die Möglichkeit ausgemacht ist, ob sie sich je über dasjenige, was sie unter Philosophie zu denken haben, unter einander verstehen dürften. Ich weiß, daß dieses Einverständnis von dem größten Teil meiner philosophierenden Zeitgenossen für unmöglich gehalten wird. Aber diese müssen mir vergeben, wenn ich die Fehde, die von ihnen mit den antiphilosophischen Juristen und Theologen geführt wird, eben so inkonsequent, als vergeblich finde; wenn ich den festen und bestimmten Buchstaben des Corpus Juris und | der Bibel, worauf die Orthodoxen beider Fakultäten halten, dem unsteten, flüchtigen, wandelbaren Geiste einer Philosophie vorziehe, von der ihre eigenen Anhänger und Verteidiger selbst nicht wissen, was sie aus ihr machen sollen.60 Nie war vielleicht weniger Grund vorhanden ein Einverständnis über den bestimmten Begriff von Philosophie zu hoffen, als bei dem gegenwärtigen Zustande der Philosophie,

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in wie ferne derselbe von den Überzeugungen des größten Teils unserer berühmten philosophischen Schriftsteller und akademischen Lehrer abhängt. Dasjenige, was sie teils bis jetzt geschrieben und gesprochen haben, teils noch schreiben und sprechen werden um ihre bisherigen mühsam errungenen, zum Teil mit Scharfsinn unterstützten, zum Teil mit vielen ausgemacht richtigen Einsichten verwebten Vorstellungsarten durchzusetzen, wird auch noch einen großen Teil unserer jüngeren vorzüglichen Köpfe denen Philosophie am Herzen liegt von dem Wege zu einem solchen Einverständnisse zurückscheuchen. Aber gleichwohl ein nicht unbeträchtlicher Teil unter diesen letztern, und gewiß auch mancher von den erstern, der mich über das, was ich bisher über den Mangel eines bestimmten Begriffes von Philosophie gesagt habe, verstanden hat, wird | mich nicht mißverstehen, wenn ich behaupte: daß sich das Einverständnis über einen solchen Begriff, nur mit einer Revolution unter allen unsern bisherigen philosophischen Begriffen hoffen lasse; daß eine solche Revolution wirklich im Werke sei, und daß durch die kritische Untersuchung des menschlichen Erkenntnis- und Vorstellungs-Vermögens welche dieselbe veranlaßt hat, sich ein ganz neuer Begriff von Philosophie ergeben müsse, der wenigstens in so ferne, als er sich von den bisherigen unterscheidet, von den Mängeln derselben frei sein wird. Der Begriff von Philosophie, über welchen ich mit denjenigen, welche bisher in der Hauptsache mit mir einverstanden waren, einig zu werden hoffe, und von dem ich glaube, daß er der einzige ist, über welchen ein k ü n f t i g e s allgemeines Einverständnis nicht unmöglich ist, ist in folgender Erklärung enthalten: Die Philosophie ist Wissenschaft desjenigen, was durch das bloße Vorstellungs-Vermögen bestimmt ist. 61 Jede bisherige Erklärung, die ein Selbstdenker über Philosophie aufgestellt hat, enthält etwas unstreitig Wahres, und ist nur in | so ferne unrichtig, als sie unbestimmt ist, und zwar, als ihr ein wesentliches Merkmal fehlt, wodurch sich die Phi-

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losophie von allem, was nicht Philosophie ist, unterscheidet. Eine neue Erklärung kann daher nur in so ferne auf Vorzug vor allen bisherigen Anspruch machen, als sie das unstreitig Wahre von allen bisherigen enthält und ergänzt; die richtigen Merkmale, welche schon bisher von diesem Begriffe entdeckt worden, bestätiget, und das noch fehlende hinzufügt. Durch die Entdeckung des letzten bisher noch unbestimmt gebliebenen wesentlichen Merkmals, werden dann die zufälligen, und im Begriffe der das wesentliche aufstellen soll, immer unrichtigen Merkmale aus dem neuen Begriffe ausgeschlossen, und mit denselben die Ursache hinweggeräumet, warum keine der bisherigen Defi nitionen der Philosophie unter den Philosophen allgemein werden konnte. Der Grund, warum sich bisher auch die Selbstdenker vom ersten Range über keine Einzige der bisherigen Erklärungen der Philosophie vereinigen konnten, lag wirklich in jeder dieser Defi nitionen selbst. Da keine derselben das letzte charakteristische Merkmal der Philosophie, die differentiam ultimam derselben angab: so konnte auch eben darum in keiner das Merkmal der n ä c h s t e n Gattung bestimmt und ohne Einmischung zufälliger, nur einzelnen Teilen der | Philosophie eigentümlicher Merkmale ausgedrückt werden. Es kam auf den zufällig bestimmten Gesichtspunkt des Philosophierenden an, welches von den Merkmalen die der Philosophie mit andern Wissenschaften gemein sind zum Gattungs-Merkmale der Philosophie; und welches von den Merkmalen die nur Arten von Philosophie charakterisieren, zum unterscheidenden Merkmale der Philosophie überhaupt erhoben werden sollte. Die neue Defi nition kann sich auch dann, nachdem die äußern Hindernisse nach und nach gehoben sein werden, nur in soferne allgemeinen Eingang versprechen, als sie den Selbstdenker einerseits dasjenige, was er sich selbst unter Philosophie gedacht hat, wieder finden läßt; anderer seits aber hindert sich außerdem noch etwas anderes darunter zu denken, was ein anderer Selbstdenker nicht mit ihm denken kann. Aus diesem Gesichtspunkte wünsche ich, daß meine Erklärung der Philosophie mit jeder andern bisher

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angenommenen verglichen werde. Ich selbst muß mich bei diesem Geschäfte auf diejenigen einschränken, die ich bisher geprüft habe, und auf welche sich meiner Überzeugung nach, jede andere zurückführen läßt. Erstens: wird durch die neue Erklärung der Begriff derjenigen Philosophen, welche die Philosophie für die Wissenschaft des a | priori im Vorstellenden bestimmten gehalten haben, bestätiget und ergänzt. Das im Vorstellungsvermögen bestimmte, ist a priori bestimmt, in wie ferne das Vorstellungsvermögen selbst im vorstellenden Subjekte vor aller Vorstellung, als die in demselben bestimmte Möglichkeit des Vorstellens, vorhanden sein muß. Aber dadurch, daß das a priori bestimmte, auf das bloße Vorstellungsvermögen eingeschränkt wird, ist zugleich bestimmt, was im Begriff der Philosophie unter dem a priori bestimmten (1.) nicht gedacht, (2.) wirklich gedacht werden müsse. (A.) Unter dem im Vorstellenden S u b j e k t bestimmten kann sowohl die Substanz, und ihre Natur, als das bloße VorstellungsVermögen verstanden werden, und beides ist in der Philosophie oft genug verwechselt worden. Nicht um seiner Substanz willen, die schon lange von einem beträchtlichen Teile der philosophischen Welt, für unbegreiflich gehalten wurde,62 und über deren Begriff von denjenigen, welche sie erkannt zu haben meinen, bis auf diesen Augenblick gestritten wird, sondern um der bloßen Vorstellungen willen, die wir durchs Bewußtsein kennen, nennen wir das Subjekt des Bewußtseins das Vorstellende. Wir unterscheiden dieses Subjekt im Bewußtsein von jeder bloßen Vorstellung, als Eine Ursache | von ihrer Wirkung, und können es, wie jede andere Ursache, nur aus der von ihr selbst verschiedenen Wirkung, durch dasjenige, was sich von ihr an dieser Wirkung äußert, das heißt, durch ihr Vermögen erkennen. Das im Vorstellenden Subjekte als Vorstellenden bestimmte, kann also nur das bloße Vermögen, das heißt die bestimmte Art und Weise, wie das Subjekt in der Vorstellung sein Wirken und Leiden äußert, bedeuten. Die Substanz selbst kann in keiner ihrer bloßen Vorstellungen vorkommen, ohne

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dadurch Substanz einer bloßen Vorstellung zu werden, und folglich aufzuhören das von der bloßen Vorstellung verschiedene Subjekt zu sein. Aber ihr bloßes Vermögen, muß sich in der bloßen Vorstellung äußern, da diese nur durch dieses Vermögen zur bloßen Vorstellung wird; ja! das VorstellungsVermögen kann sich nur in der bloßen Vorstellung äußern, weil sich unter demselben gar nichts anders denken läßt, als die Art und Weise zu wirken und zu leiden, durch welche die Vorstellung zur Vorstellung wird. In wie ferne also unter Philosophie Wissenschaft des im Vorstellungsvermögen bestimmten gedacht wird, wird aus dem Begriffe der Philosophie überhaupt die bisher streitige Wissenschaft der Substanz des Vorstellenden ausgeschlossen. Die Philosophie überhaupt, setzt weder Wissenschaft der Substanz der See | le voraus, noch ist sie diese Wissenschaft selbst. Die Gattung Philosophie kann, und muß ohne dieselbe gedacht werden; obwohl im Umfange der Philosophie vielleicht eine Art vorkömmt, die mit Recht Wissenschaft desjenigen heißen kann, was zufolge des im Vorstellungsvermögen bestimmten, von der Substanz der Seele gedacht werden muß. (B.) Unter dem im Vorstellenden S u b j e k t Bestimmten kann sowohl die wirkliche bloße Vorstellung, als nur dasjenige, was an der wirklichen bloßen Vorstellung dem Subjekte angehört, und folglich auch entweder das Eine oder das Andere verstanden werden. Beides ist bisher gewöhnlich genug verwechselt worden. Nicht nur diejenigen, welche angeborne Vorstellungen im eigentlichen Sinne dieses Ausdruckes behaupteten, sondern auch Leibniz selbst, und seine scharfsinnigsten Ausleger, haben sich dieser Verwechselung schuldig gemacht, in wie fern sie sich unter dem Subjekte die Vorstellende Kraft dachten, 63 und die Vorstellung entweder überhaupt (im Systeme der vorher bestimmten Harmonie) oder doch gewisse Vorstellungen (der sogenannten ewigen Wahrheiten) 64 aus sich selbst

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hervorbringen ließen. Das Subjekt war ihnen der völlig zureichende Grund der ganzen Vorstellung, und diese war in so ferne nur allein und | vollständig im Subjekte bestimmt. 65 Die vorgestellten, und vom vorstellenden Subjekte verschiedenen individuellen Objekte hatten keinen wirklichen Anteil an der Entstehung selbst derjenigen Vorstellungen, durch welche sie unmittelbar vorgestellt wurden; und stimmten nur unter der Voraussetzung mit denselben überein, daß sie von der Gottheit als übereinstimmend geschaffen wurden. 66 Unter dem im Vorstellungsvermögen bestimmten wird nicht die wirkliche Vorstellung, sondern das in der wirklichen Vorstellung dem Vorstellenden angehörige verstanden; und das vorstellende Subjekt wird nur von demjenigen als zureichender Grund gedacht, wovon es notwendigerweise zureichender Grund sein muß, wenn es das Vorstellende heißen soll; nämlich von demjenigen an der Vorstellung, wodurch diese zur bloßen Vorstellung wird, von der Form derselben, die ihren Grund im Vermögen des Vorstellenden haben muß. Ob dieses Vermögen in der Kraft einer einzigen, oder mehrerer Substanzen gegründet sei; ob der zureichende Grund der Entstehung der Vorstellung in einer einzigen und einfachen, oder in mehreren und nicht einfachen Substanzen liege, 67 wird dadurch, daß die Form der Vorstellung als im Vorstellenden bestimmt gedacht wird, weder behauptet noch geleug | net. Es ist nicht die Rede von dem, woraus das Vorstellungsvermögen entsteht, sondern worin es besteht. 68 Es mag aus was immer für Quellen entspringen; in was immer für Substanzen gegründet sein; so ist dasjenige in der Vorstellung überhaupt (der Gattung) in der sinnlichen Vorstellung, im Begriffe und in der Idee – (den Arten), wodurch die eine zur bloßen Vorstellung, die andere zur bloßen Vorstellung der Sinnlichkeit, die dritte des Verstandes, und die vierte der Vernunft wird, immer eben dasselbe; und das Vermögen, das sich daran äußert ist Vorstellungsvermögen, Sinnlichkeit, Verstand und Vernunft. In wie ferne also unter Philosophie die Wissenschaft des im bloßen Vorstellungsvermögen bestimmten gedacht wird: in so ferne wird der Streitpunkt über

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den Ursprung der Vorstellungen, der in der philosophischen Welt noch immer nicht entschieden ist, keineswegs in den Begriff der Philosophie als entschieden, weder für die eine noch für die andere Partei, aufgenommen. (C.) Das Vorstellungsvermögen begreift Sinnlichkeit Verstand und Vernunft unter sich; und was vom Vorstellungsvermögen gilt, muß eben darum auch von Sinnlichkeit, Verstand und Vernunft gelten. In wie ferne also Philosophie die Wissenschaft | des im Vorstellungsvermögen bestimmten ist: in so ferne ist sie Wissenschaft des in der Sinnlichkeit dem Verstande, und der Vernunft bestimmten. Dadurch wird also in den Begriff der Philosophie nicht bloß dasjenige aufgenommen, was in der bloßen Vernunft gegründet ist, und folglich nicht, wie im Begriffe der Rationalisten, das in der Sinnlichkeit gegründete ausgeschlossen. 69 In wie ferne also unter Philosophie die Wissenschaft des im Vorstellungsvermögen bestimmten gedacht wird: in so ferne wird der alte Streitpunkt über die ausschließende Wahrheit der Erkenntnis durch Vernunft, und die Trüglichkeit der sinnlichen Merkmale überhaupt, über die Notwendigkeit des Vernünftigen, und Zufälligkeit des Sinnlichen, wenigstens aus dem Begriff der Philosophie ausgeschlossen; indem zwar gegen die Meinung der Rationalisten, auch das in der Sinnlichkeit bestimmte; aber auch gegen die Meinung der Empiristen nur das a priori im bloßen Vermögen der Sinnlichkeit bestimmte, zum eigentlichen Objekt der Philosophie gemacht wird. Der Rationalist fi ndet hier seinen Fundamentalsatz, daß nur das a priori bestimmte der Philosophie ausschließend angehöre; und der Empirist den Seinigen, daß ohne Sinnlichkeit keine Erkenntnis überhaupt, und folglich auch keine Philosophie wirklich werde. | Zweitens wird durch die neue Erklärung das von vielen angegebene, und in dem eben entwickelten enthaltene Merkmal der Philosophie als Wissenschaft des Notwendigen und Allgemeinen bestätiget, und ergänzt. Das Vorstellungsvermögen ist die im Vorstellenden bestimmte Möglichkeit vorzustellen; was aber in der bestimmten Möglichkeit seinen Grund hat, und daher

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aus derselben erfolgt, ist notwendig, und zwar absolutnotwendig in wie ferne es nicht außer dieser bestimmten Möglichkeit gegründet ist. Die Wissenschaft des im Vorstellungsvermögen bestimmten ist also Wissenschaft des Absolutnotwendigen. Das im Vorstellungsvermögen bestimmte ist dasjenige, was an der bloßen Vorstellung dem Vorstellenden angehört, und wodurch die bloße Vorstellung zur Vorstellung wird; dies ist aber das Wesen, die Form der Vorstellung, die folglich allen Vorstellungen, und (in wie ferne ein Gegenstand nur dadurch zum Vorgestellten wird, daß eine Vorstellung auf ihn bezogen wird) allen Vorgestellten und Vorstellbaren zukommen muß. Die Wissenschaft des im Vorstellungsvermögen bestimmten, ist also die Wissenschaft des Absolut allgemeinen. Man weiß aber durch diese Erklärung nicht nur daß die Philosophie Wissenschaft des Absolutnotwendigen und Allgemeinen | ist; sondern auch wodurch sie dies ist, nämlich durch das im Vorstellungsvermögen bestimmte; und da dieses in nichts andern, als in der bloßen Form der Vorstellung überhaupt, und in den Formen der sinnlichen Vorstellungen, der Begriffe, und der Ideen überhaupt bestehen kann: so dürfen nur diese Formen vollständig aufgezählt und entwickelt werden, so weiß man bestimmt und vollständig, was man sich unter dem ursprünglich im Vorstellungsvermögen bestimmten zu denken hat. Alles, was aus diesem ursprünglich bestimmten allein erfolgt, ist dann nicht weniger als dasselbe absolut notwendig und allgemein; während dasjenige, was nicht bloß allein aus demselben, sondern nur in gewissen Rücksichten daraus erfolgt hypothetisch notwendig, und komparativ allgemein ist, und folglich zwar ins Gebiet der Philosophie gehört, aber nur in Rücksicht auf das, was in ihm durch das absolutnotwendige bestimmt ist. Notwendig ist dasjenige, was sich nicht anders vorstellen läßt, als wie es vorgestellt wird; und absolutnotwendig ist, was sich unter keiner denkbaren Bedingung anders vorstellen läßt. Dies kann aber nur dasjenige sein, was in der bestimmten Möglichkeit des Vorstellens im Vorstellungsvermögen gegrün-

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det ist. Die Form der Vorstellung ist not | wendig vorhanden, sobald eine Vorstellung vorhanden ist, und da ein Gegenstand nur dadurch ein Vorgestelltes sein kann, daß eine Vorstellung auf ihn bezogen wird: so ist die Form der Vorstellung ein absolutnotwendiges Merkmal jedes Gegenstandes, in wie ferne er ein Vorgestelltes ist, oder sein kann. Dies gilt von den Formen der sinnlichen Vorstellung, der Vorstellungen des Verstandes und der Vernunft in Rücksicht auf alle durch diese Vermögen vorstellbaren Gegenstände. Was diesen Gegenständen als Vorstellbaren (denn nur in so ferne können wir von ihnen sprechen) durch die Formen der Vorstellungen zukömmt; (durch das im Vorstellungsvermögen, und folglich a priori bestimmte) kommt ihnen absolutnotwendig und allgemein zu. Was ihnen aber durch einen dem Vorstellenden erst durch affiziert werden gegebenen Stoff, durch nichts im bloßen Vermögen bestimmtes, folglich a posteriori zukommt: das kommt ihnen nicht absolutnotwendig und allgemein, sondern nur nach einer zufälligen Voraussetzung zu, daß der Stoff gegeben, so, und nicht anders gegeben ist. In wie ferne aber auch das zufällig in einer Vorstellung vorhandene die Form der Vorstellung annehmen muß, wenn durch dasselbe etwas vorgestellt werden soll: in so ferne kommt auch den a posteriori vorgestellten Merkmalen Notwendigkeit und | Allgemeinheit, aber nur hypothetisch und komparativ zu, nämlich bloß in Rücksicht auf das, was an ihnen durch die Form der Vorstellung bestimmt ist. Die neue Erklärung der Philosophie gibt also auch ein bestimmtes Merkmal an, durch welches das Absolutnotwendige nicht nur vom Zufälligen, sondern auch vom Hypothetischnotwendigen unterschieden wird; und macht dadurch begreiflich, in wie ferne auch das Hypothetisch notwendige, das a posteriori erkennbare, die eigentlichen Gegenstände der Erfahrung, Objekte der Philosophie (der empirischen und angewandten) werden können, ungeachtet die Philosophie (die reine) eigentlich Wissenschaft des Absolutnotwendigen und Allgemeinen ist. Drittens wird durch die neue Erklärung das von vielen angegebene, und in dem eben entwickelten enthaltene Merkmal

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der Philosophie, als Wissenschaft der zureichenden Gründe bestätiget, und ergänzt. Unter Grund wird hier dasjenige verstanden, woraus sich etwas begreifen läßt; und unter zureichendem Grund – im strengsten Sinne dieses Ausdruckes – kann nur dasjenige verstanden werden, was schlechterdings das letzte angebliche ist, woraus sich etwas begreifen läßt; wovon sich daher beweisen lassen muß, daß es von keinem anderen Grunde | abgeleitet werden kann. Dies kann nur von demjenigen gelten was im bloßen Vorstellungsvermögen bestimmt ist, oder von dem, worin die bestimmte Möglichkeit des Vorstellens, die Vorstellbarkeit besteht. Es enthält dasselbe nicht nur den Grund von allem, was als absolut notwendig und allgemein vorgestellt wird, und folglich keinen andern Grund als die bestimmte Möglichkeit des Vorstellens haben kann; sondern auch den schlechterdings letzten angeblichen Grund; indem die Vorstellbarkeit das letzte ist, was sich vorstellen läßt, und daher das höchste und allgemeinste Merkmal, die oberste Gattung, ausdrückt, die von keinem höheren Merkmal abgeleitet werden kann, allen übrigen zum Grunde liegt, und folglich eben so wenig aus etwas andern begriffen werden kann, als eines andern, um begriffen zu werden, bedarf. Man hat bisher den Begriff eines Dinges überhaupt für den obersten Gattungs-Begriff für das höchste Prädikat, und folglich in so ferne für die Quelle der letzten Prinzipien gehalten. Daher auch die Ontologie für die Wissenschaft der ersten Erkenntnisgründe – die Philosophia prima – ausgegeben wurde.70 Aber leider war der Begriff eines Dinges überhaupt nicht weniger allgemein unbestimmt, und schwankend geblieben als | alle übrigen philosophischen Notionen; und der leidige Zustand des Begriffes, den man als den letzten Grund in der Philosophie gebraucht hat, sollte allein schon hinreichen, einem unbefangenen Denker alle bisherigen metaphysischen Lehrgebäude verdächtig zu machen. »Was nicht nichts ist, was vorgestellt werden kann, was keinen Widerspruch enthält, was nicht, a und Nicht-a zugleich ist, ist Etwas, Möglich, und eine Sache.« (Baumgartens Metaphysik § 8) 71 In dieser Erklärung ist

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es schlechterdings unbestimmt gelassen: Ob das wesentliche Merkmal des Dinges überhaupt in der bloßen Vorstellbarkeit, oder das wesentliche Merkmal der Vorstellbarkeit im Dinge gegründet sei. Es ist die logische mit der reellen Möglichkeit vermengt, und der Begriff des Dinges an sich mit dem Begriffe des Vorstellbaren verwirrt. Daher der leidige Zirkel, durch welchen man die Möglichkeit des Dinges an sich aus seiner Denkbarkeit, und die Denkbarkeit aus seiner Möglichkeit an sich ableitete; das Ding für vorstellbar erklärte, weil es an sich, unabhängig von der Vorstellung, keinen Widerspruch enthielte, und diese Abwesenheit des Widerspruchs wieder daraus schloß, weil es sich vorstellen ließe, oder, welches man für gleichbedeutend annahm, in der Vorstellung keinen Widerspruch enthielte; das | Sein können aus dem gedacht werden können schloß; und gleich darauf das Gedacht werden können vom Sein können deduzierte; zwar zugab, daß die bloß logischen von den wirklichen Dingen unterschieden wären; aber diesen Unterschied wieder dadurch aufhob, daß man das, was sich überhaupt denken läßt, (und folglich auch das logische Ding) für das, was an sich, und folglich unabhängig von der Vorstellung keinen Widerspruch enthielte, und in so ferne Grund der Vorstellbarkeit wäre, erklärte.72 Ist Vorstellen, und etwas nicht widersprechend fi nden, denn auch wirklich so Eines und ebendasselbe, als es in den gewöhnlichen Erklärungen vorausgesetzt wird? Wenn ich denke, d. h. urteile, so muß ich freilich das Subjekt und Prädikat verbinden können, sie müssen sich nicht widersprechen, das heißt sie müssen sich in einen Begriff verbinden lassen. Aber, um wirklich zu denken muß ich ein Subjekt, und Prädikat haben, die ich mir nicht aus nichts erschaffen kann, und die, wenn sie mir nicht gegeben sind, an sich immer nichts widersprechendes enthalten können, ohne daß ich sie darum gleichwohl zu denken vermag; weil ich nur verbinden kann, wo etwas zu verbinden vorhanden ist. Es läßt sich also die Denkbarkeit nicht so geradezu von der Ab | wesenheit des Widerspruchs herleiten. Über dieses ist wohl jedes Denken ein Vorstellen; aber

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nicht jedes Vorstellen ein Denken. Alles, was sich denken läßt, muß sich vorstellen lassen; aber nicht alles, was sich vorstellen läßt, muß sich darum denken lassen, und nichts von allen dem, was durch bloße Empfi ndung vorgestellt werden kann, läßt sich denken. Alles was nur empfunden werden kann, ist eben darum nicht denkbar, und gleichwohl nichts unmögliches, ja, in wie ferne es empfunden wird, etwas sehr wirkliches; ein wahres, aber nicht denkbares Ding. Sind nicht in einer und ebenderselben Empfi ndung oft widersprechende Merkmale eben so augenscheinlich, als in allen wirklichen Dingen vereinigt, die nur durch Vereinigung widersprechender Merkmale, Realitäten, die mit Negationen verbunden sind, zu dem werden, was sie für uns sind. Durch die Vorstellung wird etwas zwar zu einem vorgestellten Dinge, aber nicht zu einem Dinge überhaupt; durch die Vorstellbarkeit wird es ein vorstellbares Ding, nicht ein Ding an sich. Ding bezeichnet dasjenige, was dem Vorstellbaren, und dem Dinge an sich gemeinschaftlich ist. Auch an einem vorstellbaren Dinge ist nicht alles vorstellbar, und gleichwohl ist das an ihm | nicht Vorstellbare, darum noch kein Unding. Unter Ding überhaupt wird der Gegenstand einer Vorstellung überhaupt verstanden, der als vorgestelltes Ding, von dem Dinge an sich unterschieden werden muß, wiewohl er unter der Benennung Gegenstand der Vorstellung beides bedeutet. Der Gegenstand ist dasjenige was im Bewußtsein von der Vorstellung sowohl, als von dem Subjekte unterschieden wird. Er ist ein Vorgestelltes, oder wird vielmehr zum Vorgestellten dadurch, daß die vom Subjekte unterschiedene Vorstellung auf ihn bezogen wird. Er ist ein Ding an sich, oder wird vielmehr zu einem Dinge an sich dadurch, daß die von ihm unterschiedene Vorstellung nur auf das Subjekt bezogen wird. Wird er dadurch daß die Vorstellung, durch die er zum Vorgestellten wurde, als etwas dem Vorstellenden angehöriges erkannt wird, nicht völlig aufgehoben: so entsprach der Vorstellung etwas, das nicht die bloße Wirkung des Vorstellenden war, ein wahres Ding an sich; wird er aber dadurch aufgehoben (welches freilich aus andern

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Kriterien beurteilt werden muß) so war die Vorstellung ein bloßes Produkt des Vorstellenden aus Materialien der Einbildungskraft und der Gegenstand ist ein eingebildetes Ding an sich.73 | Da der Gegenstand nur dadurch vorstellbar wird, daß sich eine Vorstellung oder das, was ihm in der Vorstellung entspricht (der Stoff der Vorstellung) unter, und mit der Form der Vorstellung auf ihn beziehen läßt: so ist er nur durch die Form, d. h. nur vermittelst der wesentlichen Prädikate der Vorstellung vorstellbar. Obwohl bei jedem bestimmten Gegenstand die Form der Vorstellung einen durch den Gegenstand bestimmten Stoff haben muß, und folglich mit der Vorstellung zwar die dem Gegenstande eigentümlichen Prädikate, aber nur unter der Form der Vorstellung auf ihn bezogen werden, und daher jeder bestimmte Gegenstand keineswegs durch bloße Prädikate der Vorstellung vorgestellt wird; so ist er gleichwohl nur in so ferne ein Vorgestelltes, und Vorstellbares, als ihm die Prädikate der bloßen Vorstellung beigelegt werden können, und müssen. Als Ding an sich ist er nur dadurch denkbar daß die Prädikate der bloßen Vorstellung von ihm geleugnet werden, also ebenfalls nur durch diese Prädikate, aber negativ genommen. Der Gegenstand einer Vorstellung, oder das Ding überhaupt, ist also sowohl als ein Vorstellbares als auch als Ding an sich nur durch die positiv oder negativ gedachten Prädikate der Vorstellung vorstellbar. Der Begriff eines Dinges überhaupt, so wie die dem Dinge überhaupt zu | kommenden Prädikate, lassen sich daher nur durch den Begriff der Vorstellung bestimmt, und richtig entwickeln, und die Merkmale der Vorstellung, welche die Form derselben ausmachen und die folglich im bloßen Vorstellungsvermögen bestimmt sind, müssen als die Grundprinzipien jeder Ontologie vorhergehen, welche darum nicht die Wissenschaft der ersten Erkenntnisgründe keineswegs Elementarphilosophie, Philosophia Prima, sein kann. Versteht man nun unter zureichenden Gründen im strengsten Sinne die letzten angeblichen Prinzipien unsers Wissens: so kann diese Benennung nur dem im Vorstellungsvermögen

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bestimmten, der Form der Vorstellung, und allem dem, was darunter enthalten ist, den Formen der sinnlichen Vorstellungen, der Begriffe, und der Ideen zukommen. Sie sind die zureichenden Gründe von allem, was an dem durch Sinnlichkeit, Verstand und Vernunft vorstellbaren, notwendig und allgemein vorgestellt wird; und zwar sind sie die letzten angeblichen Prinzipien dieses Notwendigen und Allgemeinen, weil sie die bestimmte Möglichkeit des Vorstellens selbst ausdrücken, über welche, da sie jeder Vorstellung zum Grunde liegen, und bei jeder Vorstellung vorausgesetzt werden müssen, sich durchaus nicht | hinausgehen läßt. Die Vorstellbarkeit läßt sich von nichts höherem ableiten, weil sie selbst zu dieser Ableitung unentbehrlich sein würde, und also von nichts, als von sich selbst, abgeleitet werden kann. Der einzige Grund, warum die Vorstellung als Vorstellung diese, und keine andere Form hat, ist, weil sie nur dadurch zur Vorstellung wird. Dasjenige aber, wodurch sie zur Vorstellung wird, muß im Vermögen des Vorstellenden bestimmt sein, welches nur darum, und nur in so ferne das Vorstellende heißt, weil und in wie ferne ihm die Vorstellung angehört. Ich nenne die Formen der Vorstellungen die letzten Prinzipien; aber nicht die letzten Prinzipien überhaupt, sondern nur in Rücksicht auf die notwendigen und allgemeinen Merkmale der vorstellbaren Gegenstände, als Gegenstände. In Rücksicht auf die Vorstellungen als bloße Vorstellungen, und als die wesentlichen Merkmale (als die Formen derselben) bedürfen sie freilich selbst wieder eines Grundes aus welchem sie in dieser Eigenschaft deduziert werden müssen. Bei dieser Deduktion wird nicht ihre innere Notwendigkeit die unbegreiflich ist und auf sich selbst beruhen muß, sondern nur ihre äußere Notwendigkeit aus der Wirklichkeit der Vorstellung und des Bewußtseins dargetan, indem gezeigt wird, daß die Vorstellung, | in wie ferne sie im Bewußtsein vorkommt, und das Bewußtsein selbst, ohne diese Formen unmöglich wären. In dieser Deduktion besteht dann die eigentliche Theorie des Vorstellungsvermögens, der Sinnlichkeit des Verstandes und der Vernunft,

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welche, in wie ferne sie die Formen der Vorstellungen aus dem Bewußtsein, als dem ersten allgemeingeltenden Grunde deduziert, die Wissenschaft der letzten Prinzipien alles Vorstellbaren, und in so ferne, die Elementarphilosophie ist. Viertens wird durch die neue Erklärung das Merkmal der Philosophie, wodurch dieselbe als Wissenschaft desjenigen, was sich durch bloße Vernunft erkennen läßt, angegeben wird, bestätiget und ergänzt. Was im bloßen Vorstellungsvermögen bestimmt ist, das ist im Vorstellenden a priori bestimmt, und also wesentlich von demjenigen unterschieden, was in demselben a posteriori bestimmt, das heißt nur durch Eindrücke, das Affiziert werden der Rezeptivität, gegeben werden kann. Das letztere ist der Stoff der empirischen Vorstellungen durch welche das Individuelle und Zufällige; das erstere der Stoff der reinen Vorstellungen, durch welche das Allgemeine und Notwendige vorgestellt wird. Das a posteriori gegebene, ist der Sinnlichkeit als bloßer Stoff der Vorstellung | gegeben; und die Gegenstände, die durch diesen Stoff in den Vorstellungen repräsentiert werden, werden in so ferne vermittelst der Sinnlichkeit erkannt, als das Vorstellende zu diesem Stoffe nur durch ein Affiziert werden, ein leidendes Verhalten von seiner Seite, gelangt. Das a priori gegebene ist dem Vorstellenden als die Form seines bloßen Vermögens gegeben, und in demselben bloß als bestimmte Möglichkeit vorhanden; und kann nur dadurch zum Stoffe besonderer Vorstellungen werden, daß die Selbsttätigkeit des Vorstellenden seine Rezeptivität diesen Formen gemäß affiziert; und was der bloßen Möglichkeit nach im Vermögen bestimmt war, in der Vorstellung als wirklich bestimmt. Die Gegenstände, die durch diesen Stoff repräsentiert werden, die Formen des Vorstellungs-Vermögens und der bloßen Vorstellungen werden daher in so ferne nicht durch Sinnlichkeit, sondern durch Vernunft, durch absolute Selbsttätigkeit des Vorstellenden erkannt, als das Vorstellende zu diesem Stoff – als Stoff wirklicher Vorstellung – nicht durch ein leidendes Verhalten sondern durch bloße Tätigkeit von seiner Seite gelangt. Durch die Erklärung: »die Philosophie ist Wis-

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senschaft des im bloßen Vorstellungsvermögen bestimmten«, weiß man also nicht nur, daß die Philosophie Wissenschaft desjenigen ist, was sich durch bloße Vernunft erkennen | läßt, sondern auch, worin dasjenige bestehe, was durch bloße Vernunft erkennbar ist, nämlich in dem Notwendigen, und Allgemeinen, welches entweder selbst Form der Vorstellungen ist, oder aus derselben allein erfolgt. In wie ferne, – wie die Theorie des Vorstellungsvermögens ausweiset,74 – der Stoff zu den bestimmten Vorstellungen von Gott, dem Subjekt der Seele, und der absoluten Freiheit, in der Form der theoretischen Vernunft, nämlich in den drei besondern ursprünglichen Formen der bloßen Ideen bestimmt ist; der Stoff zur Vorstellung der Sittlichkeit in der Form der praktischen Vernunft, oder der den Formen der Ideen gemäß das Begehrungsvermögen bestimmenden Selbsttätigkeit gegründet ist; in so ferne sind die reinen Vorstellungen von Gott, Seele, Freiheit und Sittlichkeit, und ihre Objekte, Gegenstände der Philosophie, und zwar ausschließend der reinen Philosophie. Die Merkmale, durch welche diese Gegenstände rein vorgestellt werden, erfolgen aus dem was in dem bloßen Vermögen der Vernunft bestimmt ist, und sind in so fern notwendig; und müssen, wenn sie einmal aus den rein vorgestellten Formen der Ideen abgeleitet sind, und ohne Zusatz vom Empirischen vorgestellt werden, sich von allen denkenden Köpfen auf eben dieselbe Weise denken lassen; da die | reine Form der Vernunft in allen eben dieselbe, und sich selbst gleich ist. Durch die neue Erklärung der Philosophie wird daher auch sogar das sonst so schwankende Merkmal, »daß die Philosophie das Wichtigste, was sich durch bloße Vernunft herausbringen läßt betreffe«,75 bestätigt und ergänzt. Das Wichtigste unter allen was Menschen wichtig sein soll: die Pflichten und Rechte der Menschheit in diesem, und der Grund ihrer Erwartung im zukünftigen Leben, die Prinzipien der Moral, des Naturrechts, der Religion, gehören ihren ersten und eigentlichsten Gründen nach, ausschließend ins Gebiet der Wissenschaft des im Vorstellungsvermögen bestimmten; sind diesen Gründen nach

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keineswegs der Erfahrung, die nur das Zufällige und Individuelle liefern kann, überlassen; sondern dem menschlichen Geiste ursprünglich eingepflanzt; und darum notwendig und allgemein an sich. Die verschiedenen Vorstellungsarten über diese Gegenstände sind bloße Folgen der unentwickelten Vernunft, welche diese Gegenstände, so lange sie dieselben nicht durch reine Vorstellungen zu denken vermag, durch Zusätze der aus dem Empirischen schöpfenden Einbildungskraft, und folglich durch veränderliche Modifi kationen auf unendlich verschiedene Weise denken muß. In wie ferne aber die reinen Vorstellungen von diesen Gegen | ständen notwendige Folgen der rein vorgestellten Formen des Vorstellungsvermögens sind, so ist nur diejenige Philosophie zugleich auch Wissenschaft der Gründe unserer Rechte und Pflichten in diesem; und des Grundes unserer Erwartung im zukünftigen Leben, welche im strengsten Sinne Wissenschaft des im bloßen Vorstellungsvermögen bestimmten heißen kann. In dieser Philosophie ist auch nur eine Einzige philosophische Vorstellungsart von Gott, Seele, Freiheit, und Sittlichkeit möglich; alle übrigen, die nämlich nicht lediglich durch die reinen Formen der Ideen bestimmt werden, sind eben dadurch aus dem Gebiete dieser Wissenschaft auf immer ausgeschlossen. Die Philosophie ist daher auch Wissenschaft im strengsten Sinne; in ihrem Gebiete fi ndet kein Meinen, kein Glauben auf Zeugnis, kein Fürwahrhalten statt, das sich nicht auf wissenschaftliche Prinzipien im strengsten Sinne zurückführen, und in so ferne Wissen ließe. Der moralische Glaubensgrund für die Grundwahrheiten der Religion ist Gegenstand des eigentlichsten Wissens; und wo seine Folge, das Glauben, anfängt, hört auch das Philosophieren auf. Die neue Erklärung der Philosophie widerspricht also den bisherigen nur, in wie ferne diese durch ihre Unbestimmtheit unrich | tig sind; und es dürfte mir nicht schwer werden zu zeigen, daß der Inhalt des b e s t i m m t e n Begriffes, den jene Erklärung ausdrückt, alles dasjenige enthalte, worüber die verschiedensten Selbstdenker in ihren Begriffen von Philosophie einig

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waren; alles dasjenige aber ausschließe, was sie bisher hierüber entzweit hatte; wenn mich nicht dasjenige abriefe, was ich noch über den Umfang meines Begriffs zu sagen habe.

Ve r s u c h e i n e r n e u e n Einteilung der Philosophie Die Philosophie begreift unter sich alles, was Wissenschaft des im bloßen Vorstellungsvermögen bestimmten heißen kann; und folglich 1. Die Wissenschaft desjenigen, was nur allein im bloßen Vorstellungsvermögen bestimmt ist, ohne Zusatz oder Einmischung des Empirischen. Reine Philosophie; Wissenschaft des Absolutnotwendigen. 2. Die Wissenschaft desjenigen, was nicht nur im bloßen Vorstellungsvermögen, sondern auch außer demselben empirisch bestimmt ist; und folglich nur in so ferne ins Gebiet der Philosophie gehört, als es durch im Vorstellungsvermögen bestimmte Merk | male gedacht wird. Empirische Philosophie; Wissenschaft des Hypothetisch Notwendigen. Die reine Philosophie begreift unter sich: Erstens. Die Wissenschaft desjenigen, was nur allein, ursprünglich und unmittelbar im bloßen Vorstellungsvermögen bestimmt ist, das heißt die Wissenschaft der ursprünglichen Formen der bloßen Vorstellungen, die Theorie des Vorstellungsvermögens überhaupt sowohl, als des sinnlichen, verständigen, und vernünftigen Vorstellungsvermögens, oder der Sinnlichkeit, des Verstandes, und der Vernunft. In wiefern in dieser Wissenschaft an den Formen der Vorstellungen die letzten Prinzipien aller absolut notwendigen und allgemeinen Merkmale des Vorstellbaren aufgestellt, und aus dem Bewußtsein, als einem allgemeingeltenden Grunde deduziert werden, in so ferne heißt dieselbe Elementar-Philosophie. Zweitens die Wissenschaft desjenigen, was aus dem im Vorstellungsvermögen ursprünglich und unmittelbar bestimmten

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notwendig erfolgt; und sich daher von der Elementarphilosophie dadurch wesentlich unterscheidet, daß diese in den bloßen Formen der Vorstellungen die letzten Prinzipien aufstellt, jene aber diese Prinzipien als bereits aufgestellt und gesichert vor | aussetzt, und nur dasjenige, was aus denselben durch bloße Vernunft abgeleitet wird, zum Gegenstand hat. Abgeleitete reine Philosophie. Diese begreift: Erstens die Wissenschaft desjenigen, was im Vorstellungsvermögen in Rücksicht der Beziehung der Vorstellungen auf vorgestellte Gegenstände (im Erkenntnisvermögen) bestimmt ist. Theoretische Philosophie. Zweitens die Wissenschaft desjenigen, was im Vorstellungsvermögen in Rücksicht der Beziehung der Vorstellungen auf das vorstellende Subjekt (im Begehrungsvermögen) bestimmt ist. Praktische Philosophie. Und hierin liegt einer der Gründe, warum Philosophie überhaupt durchaus nicht Wissenschaft des im Erkenntnisvermögen bestimmten, so wenig, als die Elementar Philosophie Wissenschaft des Erkenntnisvermögens, heißen kann. Die theoretische Philosophie begreift: Erstens die Wissenschaft desjenigen, was sich aus dem ursprünglich im Vorstellungsvermögen bestimmten, in Rücksicht auf die bloße Form des Vorstellens der Gegenstände ableiten läßt. Formelle theoretische Philosophie. Zweitens. Die Wissenschaft desjenigen, was sich aus dem ursprünglich im Vorstel | lungsvermögen bestimmten, in Rücksicht auf das Vorgestellte selbst, ableiten läßt. Wissenschaft der notwendigen Merkmale der vorgestellten, und durchs Bewußtsein von den bloßen Vorstellungen und ihren Formen unterschiedenen Objekte: Materiale theoretische Philosophie; Metaphysik der Natur. Die formale theoretische Philosophie begreift: Erstens die Wissenschaft desjenigen, was sich aus den im bloßen Vorstellungsvermögen bestimmten ursprünglichen Formen der Anschauungen, in Rücksicht auf sinnliche Anschau-

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lichkeit überhaupt ableiten läßt. Mathematik; und zwar auf Anschaulichkeit durch den bloßen äußern Sinn: Lehre der durch bloßen Raum bestimmbaren Größe, Geometrie; auf Anschaulichkeit durch äußern und innern Sinn zugleich – Lehre der durch Raum und Zeit zugleich, vermittelst der Zahl, bestimmbaren Größe, Arithmetik. Zweitens die Wissenschaft desjenigen, was sich aus den im bloßen Vorstellungsvermögen bestimmten ursprünglichen Formen der Gedanken (Begriffe und Ideen) in Rücksicht auf das bloße Denken (den Gebrauch von Verstand und Vernunft) ableiten läßt – Wissenschaft der aus den ursprünglichen Ge | setzen des Verstandes und der Vernunft abgeleiteten Regeln des Denkens: Reine allgemeine Logik. Die Materiale theoretische Philosophie, die Metaphysik der Natur, begreift: Erstens die Wissenschaft der aus den ursprünglich im Vorstellungsvermögen bestimmten Formen abgeleiteten notwendigen und allgemeinen Merkmale der vorgestellten Objekte überhaupt. Allgemeine Ontologie. Zweitens die Wissenschaft der aus den ursprünglich im Vorstellungsvermögen bestimmten Formen abgeleiteten Merkmale besonderer vorgestellter Objekte. Besondere oder abgeleitete Ontologie. Diese begreift: Erstens. Die Wissenschaft der notwendigen und allgemeinen Merkmale der durch Verstand und Sinnlichkeit vorstellbaren, und folglich objektiv Erkennbaren Gegenstände, Metaphysik der sinnlichen Natur. Wissenschaft der notwendigen und allgemeinen Gesetze der Sinnenwelt. Zweitens die Wissenschaft der nur durch reine Vernunft vorstellbaren, und in so ferne unbegreiflichen, aber in der Form der Vernunft bestimmten und darum notwendig denkbaren Gegenstände, Metaphysik der übersinnlichen Natur. Wissenschaft

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der Gegenstände der intellektuellen Welt. Höhere Metaphysik. Die Metaphysik der übersinn | lichen Natur oder die höhere Metaphysik begreift: Erstens. Die Wissenschaft der nur durch Vernunft vorstellbaren Substanz des vorstellenden vernünftigen Subjektes. Rationale Psychologie. Zweitens. Die Wissenschaft der nur durch Vernunft vorstellbaren Kausalität des vorstellenden vernünftigen Subjekts – Rationale Ätiologie. Theorie der Freiheit. Drittens. Die Wissenschaft des nur durch Vernunft vorstellbaren Inbegriffs der in durchgängiger Gemeinschaft gedachten endlichen Gegenstände, Rationale Kosmologie. Wissenschaft der Intellektuellen, der Physischen und Moralischen Welt. Viertens. Die Wissenschaft des nur durch Vernunft vorstellbaren unendlichen Subjektes, welches als die gemeinschaftliche Ursache der physischen und moralischen Welt gedacht werden muß. Rationale Theologie. Die Einteilung der Praktischen Philosophie nächstens.76

II Über das Bedürfnis, die Möglichkeit und die Eigenschaften eines allgemeingeltenden ersten Grundsatzes der Philosophie

Who, through laziness or avocation do not, or for want of time, or true helps, or for other causes cannot penetrate into the P r i n c i p l e s of Knowledge and trace truth to its F o u n t a i n a n d o r i g i n a l ; it is natural for them and almost unavoidable to take up with some b o r r o w e d principles, which being reputed and presumed to be the proofs of other things, are thought not to need any other proof themselves. Locke1

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Es gibt nichts Allgemeingeltendes in der Philosophischen Welt, selbst diesen Satz nicht ausgenommen. Gesetzt also, welches zu behaupten ich nicht unbescheiden genug bin, gesetzt auch meine Überzeugung von der Unentbehrlichkeit und Möglichkeit eines Allgemeingeltenden Grundsatzes der Philosophie überhaupt wäre an sich noch so unwidersprechlich gegründet; ich hätte den Grund wirklich gefunden, der in einen Grundsatz aufgelöset einst allgemeingeltend werden könnte; und ich besäße die seltene und schwere Kunst meine Gedanken so deutlich und so schön wie unser Garve 2 einzukleiden, so würde ich gleichwohl vergebens hoffen auch nur die unbefangensten und hellsten | Köpfe auf meine Seite zu bringen; und dies aus dem einzigen Grunde, weil ich von keinem Satze, der auch nur unter ihnen allgemein gälte, ausgehen könnte. Ich halte einen allgemeingeltenden ersten Grundsatz für das Eine was der Philosophie Not ist, für dasjenige was sie er ringen muß, wenn sie der Menschheit die Vorteile gewähren soll, welche sie derselben von jeher verheißen hat, welche diese von ihr zu erwarten berechtiget ist, und deren Bedürfnis vielleicht noch nie so hoch als gegenwärtig gestiegen ist; wo Denkart und Grundsätze auf das Wohl und Weh der Menschheit einen mehr als jemals entscheidenden Einfluß gewonnen haben, und der Kampf der Vernunft mit dem Zufall über die Lenkung der menschlichen Angelegenheiten so heiß geworden ist. Es wird mir nicht gelingen auch nur den zehnten Teil unter den zahlreichen berufenen und unberufenen Richtern, die in unsern gelehrten Zeitungen, Journalen, Bibliotheken, Magazinen über mich Gericht halten werden, zu überzeugen; ich werde kaum von einigen unter Ihnen verstanden werden. Allein ich zähle auf diejenigen unter meinen Lesern, die mein Buch nicht aus der einzigen Absicht um in demselben Ungereimtheiten zu

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entdecken, lesen werden. Ich zähle insbesondere auf die, welche mit mir über | einen oder den anderen der Sätze einig sind, die ich meiner Betrachtung zum Grund legen werde; und will es eben darum mit mehr als Einem solchen Satze versuchen. Glücklich genug, wenn es mir gelingt, wenigstens die Aufmerksamkeit einiger Selbstdenker auf dasjenige zu lenken, was ich für das Eine, was der Philosophie Not ist, halte. Es ist unsrem Zeitalter Glück zu wünschen, daß die Anzahl von Philosophen nicht mehr so unbeträchtlich ist, welche überzeugt sind, daß es notwendige und allgemeine Pflichten und Rechte der Menschheit gebe; Pflichten die von der bürgerlichen Gesellschaft weder vorgeschrieben noch aufgehoben werden können; Rechte, die der Staat weder geben noch nehmen kann; Pflichten und Rechte, die schlechterdings allgemeingültig sein würden, nicht nur wenn sie auch nicht allgemein – sondern wenn sie auch noch gar nicht – geltend wären; weil sie dann wenigstens gelten s o l l t e n . Diese Philosophen sind mit mir überzeugt, daß zwar die Beschränktheit der Menschlichen Natur nie zugeben könne, daß diese Pflichten und Rechte in der Ausübung und in allen einzelnen Fällen, allgemeingeltend werden; aber daß es die Bestimmung derselben Natur sei diesem ihr durch die Vernunft vorgesteckten notwendigen Ziele sich unaufhörlich zu nä | hern. Sie sind mit mir überzeugt, daß in den gegenwärtigen bürgerlichen Verfassungen Positive sogenannte Pflichten und Rechte festgesetzt sind, durch welche die Erkenntnis und Ausübung jener natürlichen Pflichten und Rechte vielmehr gehindert als befördert wird, und daß der vielfältige Widerspruch zwischen demjenigen was in der Gesellschaft moralisch unmöglich, aber politisch wirklich ist, zwischen dem was die Vernunft des Weisern vorschreibt, und der Zufall durch die Stimme des Stärkern gebeut; zwischen den Gesetzen der moralischen Natur, die von wenigen und noch dazu unter sich uneinigen Selbstdenkern verteidiget und den auf Herkommen, Übermacht und die Dummheit des großen Haufens gegründeten Gesetzen der Politischen Kunst, die von vielen und durch einerlei Vorteil Verbündeten

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Unterdrückern behauptet werden – daß sage ich dieser Widerspruch die Quelle der meisten und größten Übel sei, unter welchen die Menschheit seufzet. Sie sind mit mir überzeugt, daß zwar die natürlichen Rechte und Pflichten darum noch nicht notwendig ausgeübt werden, weil sie erkannt sind, aber daß sie unmöglich ausgeübt werden können ohne erkannt zu sein; indem sich die Moralischen Gesetze eben dadurch von den Physischen unterscheiden, daß diese auch ohne, jene aber nur durch unsern Wil | len, mit Absicht, und folglich nicht ohne vorhergehende Erkenntnis befolgt werden, und daß endlich von dieser Erkenntnis und ihrer Beschaffenheit nicht nur der sittliche Wert einzelner Menschen, sondern die Beurteilung, Verbesserung oder Verschlimmerung, der positiven Einrichtungen und durch sie das bürgerliche Wohl und der moralische Wert ganzer Staaten als von einer Conditio sine qua non abhänge. Diese Erkenntnis muß individuell sein; in wie ferne durch sie die Gewissenspflichten: allgemein; in wieferne durch sie die Moralität der positiven Einrichtungen und Gesetze der Staaten bestimmt werden soll. Diese Einrichtungen und Gesetze sind freilich nicht durch Einhelligkeit oder Mehrheit der Stimmen weder des weiseren, noch des größern Teils der Bürger zur Wirklichkeit gekommen; sie können nichts weniger als der Ausdruck des allgemeinen vernünftigen Willens, nichts weniger als die Anwendung der auch nur von den Weisesten allgemein anerkannten Pflichten und Rechte der Menschheit auf die Angelegenheiten der bürgerlichen Gesellschaft heißen. Die Vernunft, die sich erst im Schoße der Gesellschaft aus einem bloßen Vermögen zur selbsttätigen Kraft entwickeln sollte, konnte auf die politischen Verfassungen keinen andern Einfluß haben, als der durch | die Grade ihrer jeweiligen Entwicklung bestimmt wurde. Es wurden ihr durch äußere Bedürfnisse politische Gesetze abgedrungen, lange bevor sie zum Bewußtsein der im innern ihrer Natur bestimmten moralischen Gesetze gelangt war. In eben dem Verhältnisse als ihre Kenntnis von ihrer eigentümlichen Handlungsweise dunkel, verworren

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und unbestimmt war, konnte diese Handlungsweise weniger, mußten sinnliches Bedürfnis, Leidenschaften, Zufall mehr Anteil an den Bestimmungsgründen haben, die sie bei den positiven Gesetzgebungen und den verschiedenen Modifi kationen derselben vor Augen hatte. So unmöglich aber die vorhergehende Erkenntnis der allgemeinen Pfl ichten und Rechte der Menschheit bei der Entstehung der Staatsverfassungen und der ursprünglichen Gesetze derselben war, so unentbehrlich ist sie zur richtigen Beurteilung der Rechtmäßigkeit, und zur Möglichkeit einer Verbesserung derselben, die nicht dem Zufalle überlassen bleiben soll. Zu diesem Endzwecke nun müssen die Pflichten und Rechte der Menschheit überhaupt und ihrem letzten Bestimmungsgrunde nach von einem Teile der Bürger allgemein anerkannt sein, und dieser Teil muß auf die Begriffe derjenigen, welche die gesetzgebende Macht ausüben, unmittelbar und durch die Stimme des Volks Einfluß erhalten. So lange der | Lehrstand in dem größern Teil seiner Glieder gar nichts von Pflichten und Rechten der Menschheit weiß, in dem kleinern und aufgeklärteren Teile aber über die wesentlichen Begriffe von denselben im Streit begriffen ist: so lange steht der Einfluß der Sittlichkeit auf Gesetzgebung und Regierung unter der Gewalt des Zufalls und dieser ist der oberste Regent der Menschheit; wenn man nicht etwa um den Zufall auszuschließen, die Gottheit an die Stelle desselben, und als den unfehlbaren Lenker aller Handlungen herbeirufen, und das Elend der Menschen, welches eine Folge ihrer Unwissenheit ist, unmittelbar auf die Rechnung der göttlichen Vernunft setzen will. So lange die Pfl ichten und Rechte der Menschheit überhaupt nicht einmal unter den Selbstdenkern ausgemacht, so lange diese über das Wesen derselben in entgegengesetzte Parteien getrennt sind; so lange sind diese Pflichten und Rechte für die Staaten und ihre Lenker ganz Problematisch; und so gut als gar nicht vorhanden. Sie zeichnen sich dadurch von den positiven Rechten und Pflichten aus, daß sie gar nicht existieren, wenn sie nicht durch ihre bestimmt erkannten Gründe

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existieren. Sie existieren daher auch nur für einzelne, nicht für einen Staat, wenn die bestimmten Begriffe von denselben nur | in einzelnen, und zwar so vorhanden sind, daß sich auch diese über die wesentlichen Merkmale derselben nicht vereinigen können. Für alle, deren Urteil von andern bestimmt werden muß, ist dasjenige was unter diesen andern streitig ist, gar nicht da. Wenn also die Gesetzgeber nicht selbst zu den streitenden Parteien gehören; so ist nichts natürlicher als daß sie auf die streitigen Pfl ichten und Rechte der Menschheit, wie bisher größtenteils der Fall war, wirklich keine Rücksicht nehmen. Schwanken sie zwischen den Parteien hin und her, so stellen sie widersprechende Gesetze auf; heben z. B. die Todesstrafen auf und ersetzen sie durch andere Attentate an der Menschheit; geben und rauben zu gleicher Zeit die Gewissensfreiheit, und opfern aus Liebe fürs gemeine Beste des Staats die unverlierbaren Rechte der einzelnen Glieder desselben auf. Gehören sie aber zu einer Partei, so setzen sie ihre Privatüberzeugungen durch das Übergewicht an Physischer Stärke durch; und sind eben darum Despoten und Tyrannen. Auch an die höchste Pflicht ist derjenige in seinem Gewissen nicht gebunden, der sie nicht erkennt, und der Gebrauch des unverlierbarsten Menschenrechts ist eine wirkliche Ungerechtigkeit; wenn er dafür gehalten wird. Die gerechtesten Gesetze sind für diejenigen, welche durch sie gebunden werden sollen, ungerecht, | wenn außer dem Gesetzgeber niemand von ihrer Gerechtigkeit überzeugt ist; wenn diejenigen, die eben so sehr als der Gesetzgeber befugt sind diese Gerechtigkeit zu beurteilen, über dieselbe entgegengesetzte Urteile fällen; und wenn der Gesetzgeber für seine Überzeugung durch nichts als durch das Schwert entscheiden kann. Wenn auch nicht zu erwarten ist, daß der große Haufen die positiven Gesetze moralisch, das heißt nicht bloß gezwungen, sondern aus freiem Willen beobachtet, so müssen sie doch so beschaffen sein, daß jeder der sich durch Geisteskraft aus dem großen Haufen emporschwingt, sie moralisch beobachten kann, und daß er, wenn er seine unverlierbaren Rechte und Pflichten kennen gelernt

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hat, nicht genötigt ist denselben zuwiderzuhandeln um ein guter Bürger zu sein, oder welches dann eben so viel heißt, um nicht sein Leben oder sein Eigentum an den Gesetzen verwirkt zu haben. Der Grund warum der große Haufen nicht von der Gerechtigkeit der positiven Gesetze überzeugt werden kann, muß doch wenigstens nicht in den Gesetzen selbst liegen. Er liegt aber wirklich in denselben, wenn die Selbstdenker von gleichem Range über diese Gerechtigkeit geteilt sind; und sie müssen über dieselbe so lange geteilt bleiben als sie sich nicht über die allgemeinen | Pfl ichten und Rechte der Menschheit überhaupt vereinigen können. Daß diese Pflichten und Rechte von Geschäftsmännern und Weltleuten so ganz verkannt sind, daß auch schon der Namen derselben in den Ohren vieler lächerlich klingt, befremdet mich nicht. Ich erstaune vielmehr, daß für diese Pflichten und Rechte bisher schon so vieles geschehen ist, da ihre Verteidiger mit ihren Gegnern verglichen eine so ungleiche Partei ausmachen. Die letztern werden durch einerlei Interesse vereiniget, kämpfen für etwas das schon im Besitz ist, verteidigen feststehende Objekte; während die erstern durch eine ungeheuere Verschiedenheit der Vorstellungsarten getrennt, für etwas das zwar sein soll, aber in der wirklichen Welt kaum hin und wieder an schwachen Spuren bemerkbar ist, und über dessen Wesen sie selbst unter sich uneinig sind, streiten. Sie sind der schwächere Teil und ihre bessere Sache kann ihnen nicht eher das Übergewicht verschaffen, als bis sie selbst bestimmte Begriffe von dieser bessern Sache haben, bis sie aufhören dieselbe unter sich selbst zu verkennen und in der Verteidigung derselben einander kräftiger entgegenzuarbeiten, als ihnen durch ihre geistlosen Gegner widerstanden werden kann. Ihr Sieg ist gegenwärtig nicht viel mehr als ein | schwärmerischer Traum einzelner Menschenfreunde, der gewöhnliche Spott kalter Egoisten; er ist aber ein unausbleiblich gewisses Faktum, sobald die Selbstdenker nicht mehr ihre eigenen Gegner sind. Und sollten sie dieses ewig bleiben müssen. Oh! dann sind die Rechte und Pflichten der Menschheit nichts weiter als ein

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angenehm täuschendes Meteor, das über dem Horizonte der Spekulation nur eine Zeitlang glänzen und bald wieder verlöschen muß, das unaufhörlich seine bunten Farben wechselt, und jedem Beobachter unter andern Strahlenbrechungen erscheint. Oder sollten sie an sich festgegründet, reell, unveränderlich sein; aber nur in dieser Eigenschaft für uns allein nicht vorhanden sein? Sind sie dann aber Pflichten und Rechte der Menschheit? Was geht uns ihre Gründlichkeit, Realität und Unveränderlichkeit an, wenn sie nicht für uns festgegründet, reell, unveränderlich sind. Sie sind weder festgegründet noch unveränderlich, noch reell für uns, so lange ihre letzten Gründe nicht entdeckt und unter denjenigen, welche zur Untersuchung der letzten Gründe berufen sind, allgemeingeltend; so lange der einzig-mögliche erste Grundsatz der Moral und der erste Grund | satz des Naturrechts unter den Selbstdenkern unentschieden sind. 3 Da sie nicht wie etwas das sich mit Händen greifen läßt, unabhängig von unsrer Denkkraft, sondern nur durch unser Denken, durch die richtige Bestimmung ihrer Gründe, da sind; so sind sie nur dann erst unveränderlich und festgegründet da, wenn die Bestimmung dieser Gründe, wenn ihre Erkenntnis unveränderlich und festgegründet ist. Die Vernunft hat nur eine einzige in ihrer Natur gegründete, und ihre Natur ausmachende Handlungsweise, und die Gründe, die sie aus dieser Handlungsweise entlehnt, können daher auch nur einzig und für Alle nur ebendieselben sein. In wieferne also die Sittlichkeit nichts als die eigentümliche Handlungsweise der Vernunft ist, 4 in soferne kann sie nur ein einziges oberstes Gesetz haben, und dieses, wenn es bestimmt ausgedrückt werden soll, kann nicht auf verschiedene Weise noch weniger durch Ausdrücke, die einen entgegengesetzten Sinn haben, aufgestellt werden. Man muß also entweder zugeben, daß die letzten Gründe der Pflichten und Rechte der Menschheit nicht durch die Sittlichkeit und ihr Grundgesetz bestimmt werden, oder annehmen daß sich diese letzten Gründe nur auf eine und ebendieselbe Weise bestimmt ausdrücken lassen; und daß unter den mehrern Aus-

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drücken dieser letzten Gründe nur ein | Einziger, oder Keiner im strengsten Sinne der Bestimmte sein könne. In wie ferne die letzten Gründe unserer Pfl ichten und Rechte nicht durch Empfi nden, sondern durchs Denken für uns da sind; in so ferne sind sie nur in der Eigenschaft des bestimmten Sinnes gewisser Sätze da; und so lange man über diese Sätze nicht einig ist; ist man auch über den bestimmten Sinn derselben, oder welches eben so viel ist, über die letzten Gründe selbst nicht einig; da sich ihr bestimmter Sinn nicht durch verschiedene Sätze ausdrücken läßt, und da jeder Satz nur einen einzigen bestimmten Sinn haben kann. Hier kommt alles auf die Formel an, welche die durchgängige Bestimmtheit 5 ihres Sinnes dadurch äußert, daß sie von den Selbstdenkern für die einzige Passende anerkannt ist. Der Buchstabe tötet 6 nur dann wenn er dort Verschiedenheit der Meinungen ausschließt, wo sie unvermeidlich ist. Aber da wo der Gegenstand seine Wirklichkeit nur von dem Sinne erhält, in welchem er gedacht wird, wo der Gegenstand selbst vernichtet wird, wenn der einzig richtige Sinn verfehlt ist, da belebt der Buchstabe, an den der Geist gebunden ist. Ein Vernunftgesetz, welches nur in der Einheit unter welcher etwas gedacht werden muß, bestehen kann, läßt sich nur auf ei | nerlei Weise, und nur durch einerlei Grund bestimmt denken, so mannigfaltig seine Folgen in den Anwendungen seines einzigen Grundes sein mögen; und in wie ferne etwas nur dann richtig gedacht werden kann, als es sich auf einerlei Weise denken läßt: in so ferne kann es auch nur auf einerlei Weise richtig ausgedrückt werden. Gibt es verschiedene Sittengesetze oder nur ein Einziges? und bestehet die Einheit dieses Einzigen nicht in der Einheit seines Sinnes? und wodurch läßt sich die Einheit des Sinnes festhalten und darstellen als durch die Einheit des Ausdrucks? Diejenigen unter den zahlreichen Widerlegern meiner Theorie, welche meine Behauptung von allgemeingeltenden ersten Grundsätzen und einer möglichen Übereinstimmung der Selbstdenker über Prinzipien, durch Anspielung auf Glaubensartikel und Religionsvereinigung lächerlich zu machen such-

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ten, haben also, wie manches andere, bei ihrer hastigen Beurteilung auch wohl nicht den Unterschied zwischen allgemeingeltenden Prinzipien und – Glaubensartikeln erwogen. Die Übereinstimmung über Prinzipien läßt sich nur durch die vollkommenste Freiheit, die Übereinstimmung über Glaubensartikel nur durch äußern Zwang der Vernunft erhalten. Das allgemeine Gel | ten der passendsten Formel ist die notwendige Folge einerseits der Übereinstimmung der entwikkelten allgemeinen Vernunft mit sich selbst, andererseits aber des einstimmigen freien Urteils aller Selbstdenker. Eine solche Formel schränkt die Freiheit der Vernunft so wenig ein, daß sie ihr dieselbe vielmehr auf alle Weise zusichert. Diese Freiheit besteht nicht in Gesetzlosigkeit; und kann nur in so ferne behauptet werden als die Vernunft ihr eigenes Gesetz befolgt, und durch die Befolgung desselben sich gegen die Unterjochung unter fremde Gesetze sichert. Ihr ursprüngliches und in so ferne nicht aus andern abzuleitendes Gesetz muß aber unveränderlich sein, und als menschliche an Zeichen gebundene Vernunft kann sie sich dieser Unveränderlichkeit nur durch Unveränderlichkeit der Formel versichern. Diese Einheit und Unveränderlichkeit der Formel der letzten Prinzipien erfolgt aus der Natur der letzten Prinzipien selbst. Bevor diese noch nicht entdeckt sind; ist jene Unveränderlichkeit und Einheit eben so unmöglich als sie, wenn sie ohne dieselbe möglich wäre, den Fortschritten des menschlichen Geistes verderblich sein würde. Das wirkliche Vorhandensein hingegen der letzten einzigen Prinzipien muß sich Anfangs durch einen heftigen Kampf der Anhänger aller der Verschiedenen, welche bisher dafür gegolten | haben, gegen diese Einzigen, in der Folge aber durch das Allgemeingelten derjenigen Formeln äußern, welche in jeder Sprache den Sinn der einzig richtigen Prinzipien am bestimmtesten auszudrücken vermögen.7 »Aber wie? ist nicht der unermeßliche Schauplatz des Vorstellbaren und Erkennbaren ein unaufhaltsamer Strom von Veränderungen, der alles was in den Meinungen der Menschen noch so scheinbar feststeht, mit sich fortreißt? Wechselt nicht

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die Natur unaufhörlich ihre Gestalten? und müssen unsre Begriffe nicht eben darum, wenn sie wahr sein sollen, unaufhörlichem Wechsel unterworfen sein? Und ist die Kenntnis der unveränderlichen Gesetze, nach welchen jene Veränderungen vorgehen, je von diesem Wechsel ausgenommen gewesen? Was bezeugt die Geschichte der Philosophie augenscheinlicher? Lehrt nicht ein Tag den andern, werden nicht die ausgemachtesten Entdeckungen durch darauf folgende berichtiget oder widerlegt, frühere Einsichten durch spätere verdrängt? und würde nicht ein auf unveränderlichen und allgemeingeltenden Prinzipien feststehendes System, wenn es auch möglich wäre, den Fortschritt der menschlichen Erkenntnis aufhalten und mit demselben die der menschlichen Natur eigentümliche Perfektibilität aufheben?« Wir wollen sehen! | Alles Philosophieren war von jeher ein allgemeines, fortwährendes, unaufhaltsames Bestreben der Selbstdenker das Unveränderliche im Gebiete des Vorstellbaren von dem Veränderlichen zu unterscheiden, und durch bleibende unveränderliche Merkmale festzuhalten. Das letztere muß freilich so lange mißlingen als nicht der letzte vorstellbare Unterscheidungsgrund des notwendigen vom zufälligen entdeckt und auf ein allgemein Evidentes gegen alle Mißverständnisse gesichertes letztes Prinzip zurückgeführt ist. Die Idee einer Wissenschaft des Unveränderlichen existiert lange schon, und sie war eben so unvermeidlich als das Philosophieren selbst. Nur durch den Charakter der Wissenschaft des Unveränderlichen wurde die Philosophie von der Geschichte, die auf das Veränderliche eingeschränkt ist, unterschieden. Die anhaltende Aufmerksamkeit auf das Unveränderliche entdeckte gewisse Überzeugungen, an denen sich dasselbe bald genug sowohl durch das Bewußtsein der Notwendigkeit als durch das allgemeine Gelten unverkennbar an Tag legte. Die Logischen Sätze, daß sich kein Subjekt ohne Prädikat und umgekehrt denken lasse, und daß unter Subjekt das für sich bestehende, unter Prädikat das im Subjekte bestehende, gedacht werde, daß sich kein Grund ohne Folge und umgekehrt denken lasse, und daß

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unter Grund | dasjenige gedacht werde, wodurch ein anderes bestimmt gesetzt wird, daß sich ein Ganzes nicht ohne Teile denken lasse, und daß unter Teilen ein Vieles gedacht werde, das sich wechselseitig ausschließt und durch eine wechselseitige Verknüpfung das Ganze ausmacht; 8 diese Sätze drangen sich durch ihre innere Evidenz so sehr auf, daß sie gar bald alle wesentliche Verschiedenheit der Ausdrücke unmöglich machten, und nicht weniger als die Mathematischen Theoreme allgemein wahr befunden wurden. Eben darum weil sie wenigstens in ihrem logischen Gebrauch als etwas ausgemachtes vorausgesetzt, und als Prinzipien des Philosophierens stillschweigend zum Grund gelegt wurden, kamen sie desto seltner in den Schriften der Philosophen vor, die sich größtenteils mit dem Streitigen beschäftigten. Diese Sätze, mit den Mathematischen zusammengenommen, hätten schon allein die Unterscheidung des Unveränderlichen in das Absolut und Hypothetisch Notwendige, und dadurch die Unterscheidung der Philosophie in Wissenschaft des schlechthin Unveränderlichen und des Veränderlichen in wie ferne es durch das schlechthin unveränderliche bestimmt ist, und die Idee einer reinen und angewandten Philosophie veranlassen müssen. Die Logik, Metaphysik und die sogenannte allgemeine Praktische Philosophie 9 in allen ihren bisherigen Zustän | den und Schicksalen zeugen von dem rastlosen Bestreben die Idee einer reinen Philosophie zu realisieren; einem Bestreben das so lange mißlingen muß, als man nicht über ein festes allen Absolut Notwendigen gemeinschaftliches und dasselbe von den Hypothetischen unterscheidendes Merkmal einig wird, welches die Grenzen sowohl als den Inhalt aller reinen Philosophie bestimmt. So lange dieses Merkmal nicht entdeckt und anerkannt ist, so lange ist die Wissenschaft des Absolut notwendigen nicht außer ihrem schwankenden und unbestimmten Begriffe vorhanden, und dasjenige was unter ihrem Namen aufgestellt wird, bleibt so lange veränderlich. Das Absolut notwendige in der menschlichen Erkenntnis wird aus Mangel eines bestimmten unterscheidenden Charakters mit dem Hypothetischnotwendigen

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verwirrt, und wie dieses durch neue Entdeckungen in der Natur oder der Ideenwelt verändert wird, so verändert sich auch die angebliche Wissenschaft des Absolutnotwendigen. Eben dieser Mangel macht es auch unmöglich sich der Vollständigkeit der absolutnotwendigen Erkenntnisse zu versichern, ohne welche jene nie zu einem feststehenden Ganzen werden kann. Sie enthält zwar mit unter absolutnotwendige Sätze; aber da diese kein anderes Merkmal für sich haben als das Bewußtsein ihrer Notwendigkeit und ihr | allgemeines Gelten, da der Grund ihrer Notwendigkeit und ihres Allgemeingeltens streitig ist, so sind sie bloß zufälligerweise entdeckt, so gibt es kein Prinzip nach welchem sich ihr gemeinschaftlicher Ursprung, ihre ursprüngliche Bedeutung und ihre vollständige Zahl erschöpfen ließe. Wird nun das völlig bestimmte gemeinschaftliche Merkmal des Absolutnotwendigen entdeckt; und läßt es sich auf einen allgemeingeltenden gegen alles Mißverständnis gesicherten Grundsatz zurückführen, so hört von dieser Zeit an die Veränderlichkeit der reinen Philosophie auf, oder es geht vielmehr damit die Epoche an wo reine Philosophie aufhört eine bloße Idee zu sein. Und wie? wenn dieses Merkmal kein anders wäre als der bestimmte Begriff der Vorstellbarkeit, oder des Vorstellungsvermögens? Würde dann der menschliche Geist das Wesen der Dinge an sich, an dessen Erforschung er bisher vergeblich so viele Kräfte verschwendet hat, zu erschöpfen ja auch nur zu kennen brauchen, um sich des letzten Grundes alles notwendigen in seinen Erkenntnissen zu bemächtigen? Würde er dann den ganzen Schauplatz aller vergangenen, gleichzeitigen und künftigen Veränderungen durchlaufen und das Ende der Zeiten abwarten müssen, um den Grund des | schlechthin Unveränderlichen so weit er für ihn kennbar ist, festzusetzen? Würde dieser Grund in wie ferne er in demjenigen bestünde, was unveränderlich im Vorstellungsvermögen bestimmt ist, nicht jedem Selbstdenker nahe genug liegen, und in wie ferne er alles den Individuen Eigentümliche ausschlöße, und nur das allen menschlichen Vorstellungsvermögen gemeinschaftliche

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begriffe, nicht eben so allgemein als notwendig sein, und so bald er verstanden würde allgemein gelten müssen? Würde er, in wie ferne er keine andern als die letzten Gesetze des bloßen Vorstellens beträfe, der Veränderlichkeit der innern und äußern Erfahrung widersprechen und den Fortschritten des menschlichen Geistes, die doch in nichts anderem als in der richtigen Anwendung der unveränderlichen Gesetze des Denkens und Erkennens auf die Erscheinungen bestehen können, Schranken setzen? Oder müßte er nicht dadurch, daß er jene Gesetze vollständig und allgemeingültig aufzustellen diente, den menschlichen Geist in Stand setzen, seine künftigen Fortschritte vom Zufalle unabhängig zu machen, und nach unwandelbaren, mit sich selbst durchgängig einstimmigen, durch eigene Selbsttätigkeit bestimmten Prinzipien zu lenken? Und würde der Friede auf dem Gebiete der reinen Philosophie, der dann erfolgen müßte, der | Übung der Denkkräfte nachteilig sein; da doch durch ihn eben diesen Denkkräften in dem Gebiete der angewandten Philosophie ein unermeßliches Feld zweckmäßiger, und ungehinderter Tätigkeit eröffnet würde? Würde der menschliche Geist durch das Ende eines Streites verlieren, der das bloße Verkennen seines Vermögens zum Grunde, und die Bekanntschaft mit demselben durch allmähliche Entwicklung seiner Gesetze zum Zweck hatte; und der folglich, wenn diese Bekanntschaft errungen ist, weder Grund noch Zweck haben kann? Das Problem der reinen Philosophie oder der Wissenschaft des Absolutnotwendigen und Unveränderlichen würde seiner vornehmsten Bedingung nach aufgelöset sein, wenn es ein letztes Merkmal des Absolutnotwendigen und Unveränderlichen gäbe, worüber sich alle Selbstdenker vereinigen könnten und müßten. Selbst diejenigen, welche die Unmöglichkeit einer solchen Vereinigung einzusehen glauben, werden mir zugeben müssen, daß dieselbe unter der in ihren Augen freilich unmöglichen Voraussetzung wegfallen müßte, Erstens daß es einen Satz gebe über den wirklich alle Selbstdenker ohne es zu wissen einig sind, und Zweitens daß dieser Satz eben derjenige sei,

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aus welchem sich das letzte Merkmal des Unveränderli | chen ableiten und sowohl in Rücksicht auf seine Bedeutung als auch seine Gründlichkeit bestimmen läßt. Durch die wirkliche und nach und nach allgemein anerkannte Ableitung dieses Merkmals würde jener Satz zum allgemeingeltenden ersten Grundsatze alles Philosophierens erhoben werden. Bevor ich den Satz aufstelle, von dem ich glaube, daß er einst diese Würde behaupten dürfe, will ich meinen Begriff von Grundsätzen und dem ersten Grundsatze der Philosophie überhaupt näher zu bestimmen suchen. Grundsatz heißt jeder Satz, durch welchen mehrere andere Sätze bestimmt werden. Ich sage: Sätze bestimmt werden, und entferne mich dadurch von den bisherigen Erklärungen des Grundsatzes, in welchen derselbe bald »Eine Erkenntnis aus welcher die Möglichkeit vieler Erkenntnisse erkannt wird«10 bald »ein Satz der den Wahrheitsgrund anderer Sätze enthält«11 bald »ein Satz aus welchem andere erfolgen«12 usw. heißt, und in welchen samt und sonders mehr oder weniger Veranlassung enthalten ist, die eigentliche Bestimmung, und die Grenzen des Gebrauches eines Grundsatzes zu verkennen. Der Grundsatz bestimmt nur die Form, nicht die Materie anderer Sätze, nicht die Subjekte und Prädikate anderer Urteile, sondern nur ihre Verknüpfung. Andere Sätze | also aus einem Grundsatze ableiten, heißt nicht die Vorstellungen der Prädikate und Subjekte, welche den Inhalt dieser Sätze ausmachen, sondern nur die Verbindung oder vielmehr die Notwendigkeit der Verbindung dieser Vorstellungen, durch welche sie allein zu Sätzen werden, aus dem Grundsatze ableiten. Man hat das eigentümliche Verfahren der Philosophie besondere Sätze aus allgemeinen abzuleiten so oft aus dem Grunde getadelt, weil das Allgemeine im besondern, nicht aber das Besondere im allgemeinen enthalten wäre. Man hat sogar geglaubt, daß die Philosophie darum nicht Wissenschaft des Allgemeinen, und philosophieren nicht das Besondere aus dem Allgemeinen ableiten heißen könne. Allein nie hat die Philosophie, die nicht für die Mißgriffe ihrer einzelnen Sachwalter stehen kann, das Besondere aus dem Allgemeinen

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in dem Sinne abgeleitet, als ob es in demselben begriffen wäre, sondern immer nur in wieferne es unter demselben enthalten ist.13 Es würde eine lächerliche Einbildung sein, wenn man annehmen wollte, daß eine ganze Wissenschaft in ihrem ersten Grundsatze wie eine Iliade in einer Nußschale eingewickelt liege, und daß man nur den ersten Grundsatz zu besitzen brauche, um die ganze Wissenschaft in seiner Gewalt zu haben.14 Im Gegenteil wird man den ersten Grundsatz nur dann erst in dieser Eigenschaft kennen, wenn | man den ganzen Inhalt der Wissenschaft wenigstens seinen wesentlichen Bestandteilen nach kennt. Der Grundsatz drückt nur den Inhalt eines Gattungsbegriffes aus, durch welchen auch der Umfang dieses Begriffes zwar im Allgemeinen bestimmt wird, aber in welchem derselbe in Rücksicht seiner besondern Teile nicht enthalten ist.15 Der Satz, der den allgemeinen Begriff von Pflicht ausdrückt, bestimmt zwar den Umfang alles desjenigen was Pflicht heißen kann im allgemeinen; aber nicht die besonderen Pflichten, in wieferne sie besondere sind. Die Wissenschaft erhält also unmittelbar nur ihre Form; ihre Materialien aber nur in soferne durch den ersten Grundsatz, als dieser dazu dient fremde Materialien aus ihrem Gebiete auszuschließen, und die noch fehlenden aufzusuchen, welche nie in ihm selbst enthalten sein und also auch nie durch ihn selbst geliefert werden können, wohl aber unter ihm stehen müssen. Ein Grundsatz und zwar ein erster Grundsatz ist zu jeder Wissenschaft unentbehrlich, die nicht historisch sein, oder welches eben so viel heißt, die aus der Kenntnis des Allgemeinen und Notwendigen bestehen soll. Das Notwendige und Allgemeine kann nicht wie das Individuelle durch Empfindung und Anschauung; sondern muß durch Denken, oder Urteilen erkannt werden und läßt sich in so | ferne nur durch Sätze ausdrücken; und zwar durch lauter Sätze die durch mittelbares Urteilen oder durch Vernunftschlüsse erhalten werden; in dem sich die unmittelbaren Urteile, die Urteile des Verstandes (die Iudicia intuitiva) immer nur aufs Individuelle beziehen, während das allgemeine und notwendige das Objekt der Vernunft ist. Alle Sätze daher, wel-

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che zum Inhalt einer philosophischen Wissenschaft gehören, müssen durch Vernunftschlüsse bestimmt werden, das heißt, jeder derselben muß von Prämissen unter welchen (der Obersatz) ein notwendiger und Allgemeiner Satz, ein Grundsatz, ist, abgeleitet, oder sie müssen selbst ein solcher Grundsatz sein. Gleichwie aber ein zum Inhalt einer Wissenschaft gehöriger Satz nur dadurch den Philosophischen wissenschaftlichen Rang erhält, daß er entweder selbst als Grund oder als Folge notwendig und allgemein, daß er entweder selbst Grundsatz, oder ein unter dem Grundsatz stehender, und durch denselben bestimmter Folgesatz ist: so erhält der ganze Inhalt oder der Inbegriff aller solcher Sätze nur dadurch den Rang einer Philosophischen Wissenschaft, daß alle diese Sätze unter sich genau zusammen hängen, die Folgesätze einander bei- und ihren Grundsätzen unter geordnet, die niederen Grundsätze von höheren Gemeinschaftlichen abgeleitet, und diese unter einen Einzigen obersten begriffen | werden. Nur durch diesen obersten Grundsatz erhalten alle übrigen zu derselben Wissenschaft gehörigen Sätze, erhält der ganze Inhalt die Einheit Einer Wissenschaft, in dem jener Grundsatz das allgemeine Prädikat aufstellt, das allen Prädikaten und Subjekten im ganzen Umfange der Wissenschaft zukömmt, und wodurch sie in diesen Umfang zusammengefasset werden. Indem er durch die ihm zunächst untergeordneten Grundsätze, deren Notwendigkeit einzig in ihm gegründet ist, der mittelbare Grund der Notwendigkeit aller übrigen ist; so verdankt ihm das ganze Gebäude der Wissenschaft, das nur durch ihn Systematisch wird, seine ganze Festigkeit, die nur durch den durchgängigen Zusammenhang aller Sätze, und durch Zurückführung aller auf Einen möglich ist. Diese Idee des Systemes als der wesentlichen Form jeder philosophischen Wissenschaft ist nichts weniger als neu.16 Allein bis jetzt hat noch kein Versuch sie auch nur in Einem Teile der Philosophie zu realisieren, gelungen. Man ist der mißlungenen Versuche über diese mit der Mathematischen verwechselte Form der Wissenschaft 17 endlich überdrüssig geworden; hat

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sie ganz aufgegeben, und die Philosophie in Aphoristischer und Rhapsodischer Form abgehandelt.18 Nichts kann erbärmlicher sein als die Deklamatio | nen der Popularphilosophen gegen den Zwang der streng wissenschaftlichen Form, und nichts lächerlicher als ihr Spott über Systeme überhaupt. Er trifft nur ihren eigenen verworrenen unrichtigen Begriff vom philosophischen Systeme. Nur das in der Idee verfehlte und in der Ausführung mißlungene System legt dem Geiste Fesseln an; während ihm das echte und dieses Namens würdige System allein seine Freiheit beim Philosophieren zusichert, indem er sich eben dadurch daß er sich strenge an seine eigenen Gesetze bindet, vom Einflusse des Zufalls unabhängig erhält. In den theoretischen Teilen der Philosophie, z. B. in der Logik und Metaphysik, ist schon lange fast keine Rede mehr von ersten Grundsätzen dieser Wissenschaften, und da man bei ihnen das System nicht nur für entbehrlich, sondern sogar für nachteilig hält, so ist freilich nichts natürlicher als daß man sich um die Hauptbedingung des Systemes, den ersten Grundsatz, nicht weiter bekümmert. In den praktischen Teilen, z. B. in der Moral und dem Naturrecht, wo Verhaltungsregeln, die durch Gesetze bestimmt werden, den ganzen Inhalt ausmachen, springt das Bedürfnis eines Obersten Grundgesetzes freilich mehr in die Augen; und zwingt jeden der entweder seinen Grundbe | griff von Moral und Naturrecht aufstellt oder ein Kompendium über diese Wissenschaften schreibt, einen von ihm selbst sogenannten ersten Grundsatz aufzustellen. Allein die Menge und Verschiedenheit dieser ersten Grundsätze ist eine nur allzu bekannte Tatsache, so wenig sie auch die Aufmerksamkeit der Lehrer der Moral und des Naturrechtes beschäftigt. Viele dieser Grundsätze stehen unter einander in einem offenbaren und geraden Widerspruch, und auch diejenigen über welche sich mehrere Schriftsteller vereinigt haben, werden von ihren Verteidigern, sobald es unter ihnen selbst über den Sinn zur Sprache kömmt, auf so mannigfaltige Weise erklärt und angewendet, daß zuletzt kein Zweifel übrig bleiben kann, die Eintracht habe die bloße Formel allein betroffen. Mit

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denen, welche dafür halten, daß Moral und Naturrecht gar keiner ersten Grundsätze bedürften, oder daß der erste Grundsatz eben nicht ein Einziger sein dürfte, kann ich mich hier nicht weiter einlassen. Aber die Übrigen, welche die von ihnen entdeckten oder gewählten ersten Grundsätze für die einzig möglichen und richtigen halten, möchte ich zu bedenken bitten: ob nicht der diesen Grundsätzen von andern Selbstdenkern verweigerte Beifall in diesem Falle Grund genug enthalte ihnen ihre Überzeugung verdächtig zu machen? Sollte wohl ein unausgemach | ter, streitiger, nicht jedem Selbstdenker einleuchtender Satz unter Philosophen Grundsatz heißen können? Der erste Grundsatz muß seine Evidenz schon mit sich selbst in die Wissenschaft bringen, die er begründen soll. Er ist im Gebiete derselben der einzige unerweisliche Satz, weil er allem, was sich in diesem Gebiete erweisen läßt zum Grunde liegen muß, und folglich nicht ohne Zirkel durch das was durch ihn bewiesen werden soll, bewiesen werden kann. Sein Beweis, wenn er eines Beweises bedarf, liegt daher ganz außer den Grenzen seiner Wissenschaft. Daß keiner der bisher aufgestellten ersten Grundsätze der Moral und des Naturrechtes ein Axiom ist, daß jeder Beweise zuläßt und Beweise bedarf, leuchtet schon aus dem Umstande ein, daß keiner allgemein angenommen ist. Woher haben nun diese Grundsätze ihre Beweise gezogen? Ich fürchte, die meisten aus der Wissenschaft selbst, die auf sie gebaut werden sollte. Die wenigen schärferen Denker, welche sie außerhalb des Gebietes dieser Wissenschaft aufsuchten, gerieten in einen noch immer fortwährenden Streit über die Frage: wo denn diese Beweise eigentlich zu fi nden wären? Nichts blieb unversucht, Metaphysik, Hyperphysik, Psychologie, Geschichte, innere und äußere Er | fahrung bald einzeln bald dies alles zusammen genommen. Aber diese von allen Seiten her zusammengerafften Gründe überzeugten selten einen andern Selbstdenker außer dem Verfasser selbst von der Richtigkeit seines ersten Grundsatzes, dessen Gegenteil von einem andern mit nicht geringerem Aufwande zahlreicher und mannigfaltiger Gründe erhärtet wurde. Alle bisherigen Beweise

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der ersten Grundsätze setzten selbst wieder Grundsätze voraus, die eines weiteren Beweises bedurften; und da dieser weitere Beweis entweder gar nicht gegeben oder von einem eben so wenig ausgemachten Satze hergeholt wurde: so war alles bisherige Beweisen der bisher angenommenen ersten Grundsätze vergeblich. Keiner konnte unter den Selbstdenkern allgemeinen Eingang fi nden. Man vergaß, daß ein Beweis nur dann allgemein einleuchten könne, wenn er sich auf einen allgemeineinleuchtenden Grundsatz zurückführen läßt, der zwar eben darum nicht bewiesen werden kann und darf, aber der als ein solcher allgemein anerkannt sein muß.19 Im Gebiete der Philosophie gibt es nichts schlechterdings unerweisliches, den ersten Grundsatz aller Philosophie ausgenommen, der eben darum ein allgemeingeltender Satz sein muß. Selbst die letzten Prinzipien welche von der Philosophie aufgestellt wer | den, müssen, so unerweislich sie an sich selbst sind, gleichwohl in der Eigenschaft der letzten Prinzipien erwiesen, und es müssen die Gründe ihrer Unerweislichkeit dargetan werden. Der Satz des Widerspruchs 20 der bisher im Gebiete der Metaphysik eine so wichtige Rolle gespielt, und von vielen für den ersten Grundsatz dieser Wissenschaft gehalten wurde, ist nur darum mißverstanden worden, und nur darum bisher vieldeutig geblieben, weil man den eigentlichen Grund seiner Unerweislichkeit verfehlt, und durch einen leidigen Zirkel in dieser Unerweislichkeit selbst aufgesucht hat. Schon der bisher angenommene Ausdruck desselben: Es ist unmöglich, daß etwas zugleich sei und nicht sei; 21 enthielt eine Zweideutigkeit, von der es sich kaum begreifen läßt, wie sie schärferen Denkern verborgen bleiben konnte. Sein nämlich kann entweder das bloße logische oder das reelle Sein; das bloße gedacht werden, oder das von Denken unabhängige Vorhandensein; 22 das was die bloße Kopula est in einem Urteile überhaupt bezeichnet, oder was man sonst durch exsistere ausdrückt bedeuten. Eben dieses gilt von dem Ausdruck Unmöglich, unter welchem sowohl das Sich nicht denken lassen, als auch das Nicht existieren können, verstanden werden kann. 23 Von dieser Doppelsinnigkeit haben

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die Metaphysiker freilich den Vorteil | gezogen, daß sie so wie es ihr Bedürfnis heischte bald das Nichtexistieren können aus dem Nichtgedacht werden können, bald das Nichtgedacht werden können aus dem Nichtexistieren können beweisen konnten, ohne in beiden Fällen einer andern Formel zu bedürfen. Aber auch selbst der durch Kant berichtigte Ausdruck dieses Grundsatzes: Keinem Dinge kommen widersprechende Merkmale zu, 24 bedarf um gegen Mißverstand gesichert zu werden, einer Ableitung, durch welche sein Sinn durchgängig bestimmt wird. Das Wort Ding kann das was sich denken läßt, und in so ferne durch den bloßen Verstand, oder das was existieren kann, und in so ferne unabhängig vom Verstande, möglich ist bedeuten; und hat es nur gar zu oft ohne Unterschied bedeutet; und der Ausdruck: Was keinen Widerspruch in sich faßt, 25 wodurch man bald das Ding als denkbar bald als Ding an sich bezeichnete, hat diese Doppelsinnigkeit nur noch mehr befördert. Auf die Frage: Was ist denn das Ding in wie ferne es denkbar ist? war die Antwort: Dasjenige, was an dem Dinge an sich nicht widerspricht; was an sich sein kann, was in dem Dinge an sich nicht wechselseitig aufgehoben wird. Und auf die Frage: Was ist denn dieses nicht widersprechende am Dinge an sich; und woran wird es erkannt? war wieder die einzig | mögliche Antwort: das was sich denken läßt, und folglich durch seine Denkbarkeit durch die Verträglichkeit im Gedanken erkannt wird. Man leitete also die Denkbarkeit oder die Verträglichkeit im Gedanken von der Verträglichkeit außer dem Gedanken, und diese wieder von jener ab. Soll bei dem Satze des Widerspruchs diesem Mißbrauche vorgebeugt werden; so muß der Begriff der Denkbarkeit, der diesem Satze zum Grunde liegt, nicht mehr wie bisher aus diesem Satze sondern aus dem Begriffe der Vorstellbarkeit zu der sich Denkbarkeit und Anschaulichkeit und Empfi ndbarkeit wie Arten zu ihren Gattungen verhalten, abgeleitet werden. Die Denkbarkeit kann nichts anders sein, als die im Vermögen des Subjektes bestimmte Möglichkeit (die Form) desjenigen Vorstellens welches Denken heißt, und im Verbinden mehrerer Vorstellungen (zweier im Urteile und dreier im

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Vernunftschluß) besteht. Wodurch sich die Tätigkeit, die zu diesem Verbinden gehört, von der Tätigkeit, die beim Vorstellen überhaupt unentbehrlich ist, auszeichne, welche Art von Vorstellungen sich durch den Verstand verbinden lassen; und d. g. Fragen mehr, die zum bestimmten Begriff des eigentlichen Denkens wesentlich gehören, lassen sich schlechterdings nur dadurch beantworten, daß man das Vorstellen, welches kein Denken ist, aber das Denken als eine | Art unter sich begreift, vom Denken, wie jede Gattung von seiner Art zu unterscheiden weiß. Der Begriff der Denkbarkeit muß aus dem höhern Begriffe der Vorstellbarkeit in wie ferne er nicht in sondern unter demselben enthalten ist, abgeleitet werden; aus welchem sich allein zeigen läßt, was dem Denken in wie ferne es als ein bloßes Vorstellen, vom Sein unterschieden ist, zukömmt, und der Denkbarkeit in wieferne sie als bloße Vorstellbarkeit vom Sein können des Dinges an sich unterschieden wird, eigentümlich sei. Durch die sowohl in der Kritik der Vernunft als auch in der Theorie des Vorstellungsvermögens vorgenommenen Untersuchungen ergibt es sich daß der Satz des Widerspruchs nur die umgekehrte, durch zwei Negationen ausgedrückte Formel des bejahenden Satzes ist, der die Form des Denkens ausdrückt: die Merkmale eines Gegenstandes müssen sich durch die ihnen entsprechenden Vorstellungen verbinden lassen; 26 und daß folglich der Satz des Widerspruches schlechterdings weder der erste noch irgend ein anderer Grundsatz der Metaphysik, sondern der erste Grundsatz der Logik oder der Wissenschaft sei, welche die aus den ursprünglichen Formen (den Gesetzen) des Denkens abgeleiteten Regeln vorträgt; und sich mit | dem bloßen Gebrauch des Verstandes und der Vernunft allein und ausschließend beschäftiget. Dieser Grundsatz in seinem in der Theorie des V. V. bestimmten Sinne der Logik zum Grunde gelegt, schließt alles aus dem Gebiete derselben aus, was nicht aus den Gesetzen des Verstandes und der Vernunft in Rücksicht auf die Form des Denkens abgeleitet werden kann, und folglich alles was in die Metaphysik und in die empirische Psychologie gehört;

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und gebietet hingegen alles dasjenige aufzunehmen, was unter der allgemeinen Form des Denkens steht, alle besondere unmittelbar und mittelbar dem ersten Grundgesetze untergeordneten Gesetze des Denkens; welche letztere samt und sonders aus dem erstern ihre durchgängige Erweislichkeit, und ihren systematischen Zusammenhang erhalten müssen. Ungeachtet es aller bisherigen Logik an einem ersten Grundsatze fehlte (eine bekannte Tatsache die sich auch vollkommen daraus begreifen läßt, daß ihr wirklicher erster Grundsatz von der Metaphysik usurpieret wurde) so fehlte es dieser Wissenschaft darum gleichwohl so wenig als der Mathematik an allgemeingeltenden Sätzen; ein ausschließender Vorzug, wodurch sich diese beiden Wissenschaften im Gebiete der bisherigen Philosophie auszeichneten. Diese Sätze drückten | nämlich durch gewisse Formeln die Gesetze aus, die der Verstand und die Vernunft bei allem ihren richtigen und unrichtigen Gebrauch befolgen müssen, und über welche man sich eben darum bald genug vereinigen mußte, weil ohne sie vorauszusetzen selbst alles Streiten unmöglich gewesen wäre. Man ist z. B. in der ganzen Philosophischen Welt darüber einig, daß sich kein Subjekt ohne Prädikat, und kein Grund ohne Folge, kein Ganzes ohne Teile, kein Vernunftschluß ohne Mittelbegriff, keine Gattung ohne Art, keine Art ohne Individuen usw. denken lasse. 27 Der Mangel eines ersten allgemeingeltenden Grundsatzes konnte zwar das reine, mit fremden Zusätzen unvermischte, Aufstellen, die vollständige Entdeckung und Aufzählung, und den durchgängigen Systematischen Zusammenhang; aber nicht das Anerkennen und allgemeine Fürwahrhalten dieser Sätze, wenn sie zufälliger Weise entdeckt wurden, hindern. Allein mit diesen allgemeingeltenden Sätzen war allerdings viel für die Logik oder die Wissenschaft der Regeln des Denkens, aber schlechterdings nichts für denjenigen Teil der Philosophie, der die notwendigen und allgemeinen Merkmale der Gegenstände aufstellen sollte, für die Ontologie, und die ihr untergeordneten Wissenschaften, mit einem Worte, für die Metaphysik gewonnen, welche gleichwohl in |

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neueren Zeiten vorzugsweise die Philosophie, die reine Philosophie, so wie die Ontologie die erste Philosophie hieß. 28 Dieser sogenannten Wissenschaft der ersten Erkenntnisgründe der menschlichen Erkenntnis fehlte es zwar nicht, wenn man den mißverstandenen und vieldeutigen, und in seinem bestimmten Sinne der Logik angehörigen Satz des Widerspruchs, in wieferne er diesen Besitz usurpierte, dafür gelten lassen will, an einem allgemeingeltenden ersten Grundsatze, aber desto mehr an irgend einem andern allgemeingeltenden Satze. So wie aus dem logischen Subjekt eine metaphysische Substanz, aus dem logischen Grunde eine metaphysische Ursache, aus der logischen Allgemeinheit eines Obersatzes eine metaphysische Allgemeinheit des Wesens wurde, 29 ging der Streit zwischen Dogmatikern und Skeptikern, Materialisten und Spiritualisten, Idealisten und Realisten an; ein Streit der den Sinn jedes Metaphysischen Theorems, jeder Defi nition betraf, und doch wohl die Metaphysiker auf die Vieldeutigkeit ihrer letzten Prinzipien, und auf den Mangel eines ersten allgemeingeltenden Grundsatzes ihrer Ontologie hätte aufmerksam –, der ihnen wenigstens den Besitz ihres angeblichen ersten Grundsatzes hätte verdächtig machen sollen. Unmittelbare Evidenz, welche alle weitere Erklärung entbehrlich und unmöglich | macht, ist ein ausschließender Vorzug der Mathematischen Erklärungen, durch welche der Gegenstand selbst aufgestellt, und seine genetische Möglichkeit in der Anschauung vorgestellt wird. Jede metaphysische Erklärung kann keine andere als solche Merkmale aufstellen, die sich bloß denken, das heißt durch Begriffe die wieder andere verknüpfte Merkmale enthalten, und sich auf nichts individuelles, sondern wieder auf allgemeine Merkmale beziehen, vorstellen lassen. 30 Jede Metaphysische Erklärung setzt daher wieder eine andere voraus, in welcher die Merkmale der ersten wieder erklärt, das heißt zergliedert aufgestellt werden müssen; und diese Zergliederung muß so lange fortgesetzt werden bis man auf Merkmale gelangt, die sich nicht weiter zergliedern lassen, aber eben darum durch sich selbst einleuchten, von

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jedem Selbstdenker auf eben dieselbe Weise vorgestellt, allgemeingeltend sein müssen. So lange diese Zergliederung nicht vollendet ist, ist man nicht sicher: ob man nicht in eine der unentwickelten Erklärungen ein Merkmal zu viel oder zu wenig aufgenommen und folglich unrichtig erklärt hat. Daß dies letztere bei den bisherigen Erklärungen des Begriffes vom Dinge überhaupt, oder von dem Etwas, wirklich der Fall gewesen sei, beweiset schon die Vieldeutigkeit die dieser Begriff, der an der Spitze der Metaphysik | steht, und auf alle übrigen entscheidenden Einfluß hat, in diesen Erklärungen mit sich führte.31 In allen denselben wurde zwar die Denkbarkeit als das notwendige und allgemeine Merkmal des Dinges angegeben; aber wenn man ja eine Erklärung der Denkbarkeit nötig fand, suchte man sie nicht im Begriffe des bloßen Denkens auf, sondern man stieg wieder in den Begriff eines Dinges herab, und glaubte die Denkbarkeit richtig erklärt zu haben, wenn man sie für die im Dinge an sich gegründete Abwesenheit des Widerspruchs erklärte. Weil die Merkmale des Dinges an sich sich nicht aufheben, so heben sich auch jene im Gedanken nicht auf. Auf diese Weise setzte der Begriff des Denkbaren, bloß logischen Dinges, den Begriff des reellen und dieser den Begriff von jenem voraus. Und da der Begriff des Dinges im Satze des Widerspruches unentbehrlich ist, so mußte freilich dieser Satz das Schicksal jenes Begriffes teilen. Durch diese Doppelsinnigkeit des Begriffes eines Dinges erhielt der Satz des Widerspruchs seine Rolle in der Metaphysik und nur durch sie läßt es sich begreifen, wie man diese Wissenschaft für die Wissenschaft der Objekte im strengsten Sinne (der von bloßen Vorstellungen verschiedenen Dinge) halten, und ihr gleichwohl den Begriff eines logischen Dinges, das als ein sol | ches nichts außer dem Gedanken ist, zum Grund legen konnte. In wieferne der erste Grundsatz der Metaphysik den Begriff eines Dinges überhaupt ausdrückt, in soferne muß er, und die sogenannte Defi nition des Dinges, die durch ihn aufgestellt wird, keiner weitern Erklärung aus der Metaphysik bedürfen; denn sonst könnte er nicht ohne Zirkel allen metaphysischen

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Erklärungen zum Grund gelegt werden. Er kann keine solche Erklärung zulassen, weil er bei allen vorausgesetzt wird. Die Metaphysik kann von der Defi nition eines Dinges nur dasjenige Merkmal entwickeln, welches in der Sprache der Logiker der nächste Unterschied des Begriffes heißt. Das sogenannte Merkmal der Gattung, unter welcher das Ding steht, (denn es gibt wirklich noch eine Höhere als das Ding in wieferne es Objekt der Metaphysik ist) kann in der Defi nition desselben an der Spitze der Wissenschaft nur aufgestellt werden; seine Entwicklung liegt außer den Grenzen derselben; indem es kein dem metaphysischen Gegenstande, kein den Dingen als Dingen eigentümliches Merkmal betrifft. Dieses Merkmal der Gattung muß sich daher entweder in einem allgemeingeltenden Satze ausdrücken lassen; oder wenn dieses nicht der Fall ist, wenn dasselbe weiterer Entwick | lung bedarf, so muß diese um sich der Richtigkeit des Begriffes durch Vollständigkeit seiner Merkmale zu versichern, den Begriff völlig erschöpfen. Es muß also eine Wissenschaft möglich sein, welche selbst der bisher für die erste Philosophie gehaltenen Ontologie vorhergeht, und welche das erste Prinzip der Metaphysik überhaupt, das diese nur voraussetzen nicht beweisen kann, in seinen Prämissen bestimmt und gegen alles Mißverständnis gesichert aufstellt. Worin diese Wissenschaft aber bestehen müsse, dürfte nicht schwer zu erraten sein; wenn man den Begriff eines Dinges etwas schärfer ins Auge faßte. Man versteht unter Ding in eigentlicher Bedeutung des Worts den Gegenstand einer Vorstellung in wieferne derselbe im Bewußtsein von der bloßen Vorstellung unterschieden wird. Man nennt freilich auch die bloße Vorstellung ein Ding, aber nur dann und nur in soferne, wenn und in wieferne Sie selbst vorgestellt, Gegenstand einer andern Vorstellung, wird, und in dieser Eigenschaft von dieser andern unterschieden wird. Das Ding kann also nicht als das Vorstellbare überhaupt, sondern muß als das in der Eigenschaft eines Objektes, d. h. eines Vorgestellten Vorstellbare erklärt werden. Durch diese n e u e Erklärung des Dinges wird das

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Wahre in | der bisherigen und ältern bestätiget und ergänzt. Denken heißt Vorstellungen verbinden, und denkbar heißt ein Gegenstand nur in soferne als sich die Vorstellungen die seinen Merkmalen korrespondieren, verbinden lassen. Das Denken heißt also nicht eben so viel als Vorstellungen haben oder hervorbringen, sondern schon vorhandene Vorstellungen verbinden, und dadurch eine Neue Vorstellung erzeugen, welche Begriff heißt. Das Denken ist also ein Vorstellen des schon Vorgestellten, und ein Gegenstand heißt Denkbar oder ein Ding, in wieferne er als ein Vorgestelltes vorstellbar ist. Unter Ding wird der Inbegriff vorgestellter Merkmale, Einheit des Vorgestellten, Objektive Einheit verstanden, welche nur ein Produkt eines vorgestellten Mannigfaltigen sein kann, und in soferne vorhergehende Vorstellungen voraussetzt. Wenn nun diese Erklärung: das Ding, oder das Objekt in eigentlicher Bedeutung, ist dasjenige was in der Eigenschaft des Vorgestellten vorstellbar ist, der Metaphysik zum Grunde gelegt wird: so kann von dieser Erklärung nur das Merkmal des Nächsten Unterschiedes: nämlich der Begriff von dem was die Eigenschaft des Vorgestellten hat, entwickelt werden. Der Begriff der nächsten Gattung (welche zugleich die höchste Vorstellbare ist) der Begriff des Vorstellbaren überhaupt liegt ganz außer dem Gebiet der | Metaphysik, welches nur die Dinge als die vorgestellten, und die vorstellbaren Gegenstände a l s s o l c h e begreift. Gleichwohl muß der Begriff des Vorstellbaren, den die Metaphysik voraussetzt, und den sie nicht entwickeln kann und darf, entwickelt werden, wenn nicht das Denkbare, wie bisher oft genug geschehen ist, mit dem Vorstellbaren verwechselt, und in den Begriff des Dinges von dem das Vorstellbare ein wesentliches (das Gattungs-) Merkmal ist, nicht ein unentwickelter und durch Mangel oder Überfluß unrichtiger Begriff aufgenommen werden soll, der auf die ganze Metaphysik durch ihren ersten Grundsatz entscheidenden Einfluß hat, und ihr ganzes Gebäude schwankend macht. Die Wissenschaft, welche also der Metaphysik vorgehen und den ersten Grundsatz derselben begründen muß, kann keine andere sein als die Theorie des Vorstellungsvermögens,

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als diejenige Wissenschaft, in welcher die Vorstellbarkeit in wieferne sie keine Eigenschaft der vorgestellten Gegenstände, kein Metaphysisches Prädikat ist, sondern in wieferne sie im Vermögen des Vorstellenden Subjektes gegründet ist, untersucht und entwickelt wird. Logik und Metaphysik, die vornehmsten Wissenschaften der theoretischen Philosophie, können also keine durchgängig be | stimmten und in soferne einst allgemein zu gelten fähigen ersten Grundsätze erhalten: so lange man fortfährt, diese Grundsätze lediglich innerhalb dem Gebiete dieser Wissenschaften aufzusuchen, und so lange man das Gattungsmerkmal der Begriffe, die von diesen Grundsätzen ausgedrückt werden müssen, nicht in einer höher gelegenen Wissenschaft entwickelt aufstellt, die keine andere als die Wissenschaft des bloßen Vorstellungsvermögens sein kann. Dies gilt nicht weniger, und zwar aus ebendenselben Gründen von den beiden vornehmsten Wissenschaften der praktischen Philosophie, der Moral nämlich und dem Naturrechte. Ihre ersten Grundsätze müssen Grundgesetze des durch praktische Vernunft bestimmten Begehrungsvermögens ausdrükken, und der Sinn dieser Grundgesetze kann, in wieferne er von dem Begriffe von praktischer Vernunft, und Begehrungsvermögen abhängt, durchaus nicht in der Moral und im Naturrechte bestimmt werden; sondern setzt in dieser Rücksicht die von beiden Wissenschaften verschiedenen und denselben vorhergehenden Theorien der Praktischen Vernunft und des Begehrungsvermögens und durch diese die Theorien der theoretischen Vernunft und des Vorstellungsvermögens voraus. Denn die Form des Begehrungsvermögens ist in Rücksicht auf das | jenige was in ihr a priori bestimmt ist nur durch die Form des Vorstellungsvermögens bestimmt; die Möglichkeit des Begehrens hängt von der Möglichkeit des Vorstellens ab; und der Begriff von praktischer Vernunft läßt sich nur aus dem Begriff der Vernunft überhaupt und folglich nicht ohne den Begriff der theoretischen Vernunft zu Hülfe zu nehmen ableiten.

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Ich nenne die Wissenschaft desjenigen was von der Logik und Metaphysik, von der Moral und dem Naturrechte, oder wie auch diese Wissenschaften zusammen genannt werden, von der theoretischen und praktischen reinen Philosophie vorausgesetzt wird, und durch sie nicht herbeigeschafft werden kann, die Elementarphilosophie, und nehme für sie den von der Ontologie sonst usurpierten Namen Philosophia prima in Anspruch. Der bisherige Mangel einer solchen Elementar philosophie, – eine Lücke die wohl kein Verteidiger des bisherigen Zustandes der Philosophie gegen meine im Ersten Buche meines Versuches aufgestellte Schilderung 32 verbergen kann – macht den Mangel der bisherigen ersten Grundsätze der Logik, Metaphysik, der Moral und des Naturrechtes, den Streit über den Sinn der letztern, und das Mißlingen aller Versuche über dieselben einig zu werden, so vollkommen begreiflich, | daß daraus sich das bisherige Schicksal dieser ersten Grundsätze und der davon abhängige Zustand der ihnen untergeordneten Wissenschaften a priori demonstrieren läßt. Allein dem Mangel einer Elementarphilosophie kann nur durch eine Wissenschaft abgeholfen werden, die selbst auf ihrem ersten und zwar auf einem allgemeingeltenden ersten Grundsatze feststehet; und die Theorie des bloßen Vorstellungsvermögens kann nicht eher und nur in soferne den Rang dieser Wissenschaft und der Elementarphilosophie behaupten als und wieferne ihr erster Grundsatz ein allgemeingeltender Satz ist. Ohne einen Grundsatz, über den alle Selbstdenker über kurz oder lang einig werden können und müssen, ist schlechterdings keine Hoffnung möglich, daß sich dieselben über dasjenige was im Gebiete der Spekulation noch über den ersten Grundsätzen der besondern Wissenschaften hinaus gelegen ist, und folglich auch über diese Grundsätze selbst jemals vereinigen werden. Je höher sich die Spekulation über das Gebiet der Erfahrung erheben muß: desto mehr nimmt das Bedürfnis eines im Gebiete der Spekulation selbst befi ndlichen festen Punktes zu, den alle Selbstdenker vor Augen haben müssen, um sich nicht in eben dem Verhältnisse von einander zu entfernen als sie tiefer

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in dieses Gebiet eindringen. Die Begriffe, die noch | allgemeiner und abstrakter sind, als diejenigen, welche durch die ersten Grundsätze der Moral etc. ausgedrückt werden, und sich durch dasjenige was unter ihnen steht nicht bestimmen lassen, müssen ewig unbestimmt bleiben, wenn man nicht über etwas das über ihnen steht, einig werden kann. Sie werden ewig vieldeutig und schwankend bleiben; so lange sie von jedem Selbstdenker auf eine andere Weise gedacht werden können; und werden von jedem Selbstdenker auf eine andre Weise gedacht werden müssen, so lange nicht alle Selbstdenker ein letztes Prinzip anerkennen, von dem sie gemeinschaftlich ausgehen, und worauf sie ihre Vorstellungsarten zuletzt zurückführen können. Es ist entweder keine Elementarphilosophie, keine Wissenschaft, durch welche die Begriffe, die von den ersten Grundsätzen der theoretischen und praktischen Philosophie vorausgesetzt werden, durchgängig bestimmt aufgestellt werden, möglich, oder der erste Grundsatz dieser Wissenschaft muß ein allgemeingeltender Satz sein. Die Wissenschaft der Wissenschaften muß auf etwas völlig ausgemachtem feststehen oder sie verdient diesen Namen nicht. Das bisherige Benehmen der Philosophen, wenn ihnen das Bedürfnis des Allgemeingeltenden (nicht etwa Grundsatzes aller | Philosophie, sondern) des Ausgemachten notwendigen und Unveränderlichen überhaupt auffiel, worauf sie ihre Behauptungen zu gründen hätten, ist auffallend sonderbar. Die Einen beriefen sich auf die Natur, die Andern auf die Erfahrung, wieder andre auf ein angebornes System ewiger Wahrheiten, und wieder andre spotteten über diese alle; indem sie das Allgemeingeltende in der Philosophie für etwas schlechterdings unmögliches hielten. 33 Die Skeptiker würden unwiderlegbar gewesen sein, wenn sie sich bloß darauf eingeschränkt hätten, die Wirklichkeit des allgemeingeltenden in der Philosophie außer der Logik und Mathematik zu leugnen, und wenn sie nicht aus dieser Wirklichkeit des Nicht allgemeingeltenden auf die Unmöglichkeit des Gegenteils geschlossen hätten. Die Dogmatiker haben das Allgemeingeltende außer dem Gebiete

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der Philosophie, in den Dingen an sich vorausgesetzt, und darüber vergessen etwas allgemeingeltendes in dem Gebiete der Philosophie aufzusuchen; sie haben die allgemeingeltenden Gründe mit allgemeingeltenden Grundsätzen verwechselt. Die Vernunft, die Erfahrung, die Natur mögen freilich in einem gewissen Sinne allgemeingeltende Gründe enthalten, und selbst allgemeingeltende Gründe heißen können. Aber die Philosophie hat es mit der Vernunft, der Erfahrung und der Natur nicht | unmittelbar, sondern vermittelst der Begriffe zu tun, die sie von denselben aufstellt, und die nur denn allgemeingeltende Begriffe heißen können, wenn sie sich in allgemeingeltenden S ä t z e n aufstellen lassen. Ein allgemeingeltender Grund kann nur denn und nur in soferne ins Gebiet der Philosophie übergehen, wenn und in wieferne er zum G r u n d s a t z e wird; und die Philosophie hat keinen allgemeingeltenden letzten Grund, so lange sie keinen solchen Grundsatz hat. Jedoch es ist Zeit, daß ich die Bedingungen näher beleuchte die dieser Grundsatz zu erfüllen hat.

Erörter ung mei nes Beg r i f fes vom a llgemeingeltenden Gr undsatze der Philosophie 1. Er muß die Elementarphilosophie unmittelbar und die ganze übrige Philosophie mittelbar begründen; und darf daher weder aus der reinen noch aus der angewandten, von der Elementarphilosophie abgeleiteten, Philosophie hergenommen sein. Nicht einmal aus einem der Elementarphilosophie ei | gentümlichen Satze darf er abgeleitet werden, weil er an der Spitze aller dieser Sätze stehen muß. Der Grund seiner Notwendigkeit muß also ganz außer dem Gebiete aller Philosophie liegen, und sich folglich durch kein philosophisches Raisonnement entwickeln lassen. 2. Er muß durchaus keines Raisonnements bedürfen um wahr befunden zu werden, und in wieferne ein solcher Satz

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nur ein Faktum ausdrücken kann, muß er selbst ein Faktum ausdrücken. 3. Dieses Faktum muß allen Menschen zu allen Zeiten und unter allen Umständen unter welchen Sie darüber reflektieren können, durch die bloße Reflexion einleuchten. Es kann also dasselbe in keiner Erfahrung des äußern Sinnes bestehen, welche sich immer auf individuelle Umstände bezieht. 4. Dieses Faktum kann auch nicht in einer Erfahrung des innern Sinnes bestehen, in wieferne unter Erfahrung sinnliche Wahrnehmung, innere Empfi ndung, verstanden wird, die immer individuell ist, und sich keineswegs allgemein mitteilen läßt. 5. Dieses Faktum muß in uns selbst vorgehen, und da es, wenn es allgemein einleuchtend sein soll, weder an eine bestimmte Erfahrung noch an ein gewisses Rai | sonnement gebunden sein darf, muß es deshalben alle möglichen Erfahrungen und alle Gedanken, deren wir uns bewußt sein können, begleiten können. 34 6. Dieses Faktum kann eben darum in nichts anderm als Im Bewußtsein selbst bestehn, und der Satz, durch den es ausgedrückt wird, muß dies Bewußtsein, soweit dasselbe vorstellbar ist, ausdrücken. 7. Dieser Satz heißt: Die Vorstellung wird im Bewußtsein vom Vorgestellten und Vorstellenden unterschieden und auf beide bezogen. 35 Dieser Satz gilt allgemein, sobald er verstanden wird, und er wird verstanden sobald er mit Reflexion gedacht wird; indem durch denselben nichts behauptet wird, als die Handlung, die im Bewußtsein vorgeht, und die jeder durch Reflexion über dasselbe unmittelbar als Wirklich anerkennt. Jeder weiß, daß er das Objekt seiner Vorstellung von der Vorstellung selbst, und vom Subjekte unterscheidet, und dieselbe Vorstellung sich, d. h. dem Subjekte sowohl, in wieferne er sich dasselbe als das Vorstellende denkt, als auch dem Objekte, in wieferne er dasselbe als das Vorgestellte denkt, beimesse, das heißt, daß er die Vorstellung auf Subjekt und Objekt beziehe. In wieferne also jener Satz | nichts als dieses unbezweifelte Faktum und folg-

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lich nichts über die Natur der Vorstellung des Vorstellenden und Vorgestellten an sich behauptet, nicht angeben soll, was die Vorstellung unabhängig vom Objekt und Subjekt, oder was Eines von diesen beiden unabhängig von der Vorstellung sei; in soferne kann er weder geleugnet, noch bezweifelt, noch mißverstanden werden. Er wird aber notwendig mißverstanden, wenn man durch ihn mehr oder weniger versteht, als durch ihn ausgedrückt wird, nämlich mehr als das bloße Bewußtsein, oder die Unterscheidung der Vorstellung von – und die Beziehung derselben auf Objekt und Subjekt. Er wird notwendig mißverstanden, wenn man die drei Dinge, womit sich die Handlung des Unterscheidens und Beziehens beschäftiget, durch andere Merkmale denkt, als die unmittelbar durch diese Handlungen bestimmt, zu denselben unmittelbar im Bewußtsein selbst vorausgesetzt werden, und die das aus diesen Handlungen sich ergebende Verhältnis jener Dinge gegen einander ausdrücken. Der durchs bloße Bewußtsein bestimmte Begriff der Vorstellung wird mißverstanden, wenn man unter Vorstellung mehr oder weniger denkt als: dasjenige was im Be | wußtsein vom Objekt und Subjekt unterschieden und auf beide bezogen wird. Der durchs bloße Bewußtsein bestimmte Begriff des Subjektes wird mißverstanden, wenn man unter dem Subjekte mehr oder weniger denkt, als dasjenige, worauf die vom Objekte unterschiedene Vorstellung bezogen wird, und was sich dabei als das durch die Vorstellung Unterscheidende; das heißt, das Vorstellende verhält. Der durchs bloße Bewußtsein bestimmte Begriff des Objektes wird mißverstanden, wenn man unter dem Objekte mehr oder weniger denkt, als dasjenige worauf die vom Subjekte unterschiedene Vorstellung bezogen wird, und was sich dabei als das durch die Vorstellung vom Subjekte Unterschiedene, das Vorgestellte, verhält. Alle diese drei Begriffe werden mißverstanden, wenn man ihre Gegenstände, nämlich die Vorstellung, das Vorstellende und Vorgestellte durch irgend etwas anders als durch ihre

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gegenseitige Verhältnisse denkt, durch welche sie und unter welchen sie allein im Bewußtsein vorkommen und dasselbe ausmachen. Sie werden also in dem Momente mißverstanden, als man entweder die Vorstellung, oder das Vorstellende, oder das Vorgestellte als ein Ding an sich und un | abhängig von den übrigen denken zu können glaubt. Der Satz des Bewußtseins wird daher mißverstanden und von allen denjenigen für nichts weniger als allgemeingeltend befunden werden müssen, welche die in demselben aufgestellten Begriffe nicht aus dem Bewußtsein, sondern aus was immer für einem bisherigen Philosophischen Systeme ableiten, oder diesen Begriffen Merkmale einmischen, die sich nicht aus dem bloßen Bewußtsein ergeben, sondern aus ihren Meinungen über die Substanz der Seele oder über die Natur der Dinge an sich, oder der vorstellenden Kräfte u. d. m. hergeholt sind. Wer sich unter dem von der Vorstellung unterschiedenen Objekte das Ding, das in der Metaphysik das Ding an sich, —íôïò —í, heißt, und unter dem vom Objekte und der Vorstellung unterschiedenen Subjekte eine von allen Objekten unabhängige Substanz, und unter der Vorstellung nichts als die Handlung dieser Substanz zu denken gewöhnt hat, und diese Begriffe den Ausdrücken im Satze des Bewußtseins unterschiebet, der denkt durch diesen Satz keineswegs was jeder denken muß, der nichts als das bloße Bewußtsein durch denselben denkt, und was er selbst denken müßte, wenn er sich entschließen könnte, oder wenn es sein zur zweiten | Natur seiner Vernunft gewordenes System zuließe, von seiner Überzeugung über die Natur der Dinge auf eine Zeitlang zu abstrahieren, und sein bloßes Bewußtsein um dasjenige zu befragen was er sich unter Vorstellung, Vorstellenden und Vorgestellten denken würde, wenn sein System über die Bedeutungen dieser Worte noch nichts festgesetzt hätte. Dieser Entschluß dürfte nun freilich von vielen Philosophen von Profession, die mit ihrer bisherigen Philosophie zufrieden sind, aus mancherlei größtenteils psychologischen zum Teil auch politischen und hin und wieder sogar Ökonomischen Gründen wohl nicht zu erwarten sein. Der Satz

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des Bewußtseins, der nur unter denjenigen allgemein gelten kann, die ihn für nichts anders als für den Satz des Bewußtseins gelten lassen, wird daher von allen den berühmten und unberühmten Philosophen, die etwas aus ihrem System in denselben hineintragen wollen oder müssen, keineswegs für allgemeingeltend erkannt werden. Allein bei dem durch das gegenwärtige allgemeine Schwanken aller Systeme immer weiter um sich greifenden skeptischen Mißtrauen gegen alle Metaphysischen Dogmen ist es vielleicht um desto mehr zu hoffen, daß sogar unter den Philosophen von Profession mehrere dem Be | wußtsein, gegen welches allein kein Skeptizismus aushält, mehr als ihren einstweiligen Systemen zutrauen, und ihren ursprünglichen von jedem System unabhängigen Begriff von Vorstellung, Vorstellenden und Vorgestellten hervorzusuchen geneigt sein dürften. Junge denkende Köpfe hingegen, die mit der Philosophie, welche sie auf Akademien gehört haben, unzufrieden sind, oder sich überhaupt noch gar kein System gemacht haben, werden den Satz des Bewußtseins in einem von metaphysischem Dunste ganz ungetrübten Lichte derjenigen Evidenz erblicken, die er durch die bloße Reflexion über das unmittelbar sich selbst aufdringende Faktum erhält, das durch ihn aufgestellt wird. Wenn ich also den Satz des Bewußtseins einen allgemeingeltenden Satz nenne, so behaupte ich dadurch keineswegs, daß derselbe nicht aus Veranlassungen, die ganz außer ihm selbst liegen, mißverstanden werden könne und wirklich mißverstanden werde. Auch die Defi nition des Zirkels kann dieses Schicksal haben, wenn man die Worte derselben etwas anders ausdrücken läßt, als sie wirklich ausdrücken. Daß dieses aber selten oder nie der Fall ist, kömmt daher daß die Merkmale des Zirkels angeschaut werden können; während sich die Merkmale des Bewußtseins nur d e n k e n lassen und nur durch Begriffe denken lassen, in | welche sich leicht fremde Merkmale eindringen können. Ich nenne ihn nichts destoweniger nicht bloß allgemeingültig, das heißt einen solchen, der von jedem, der ihn versteht, als wahr befunden wird, sondern

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allgemeingeltend, das heißt einen solchen, der von jedermann verstanden wird; weil ihn wirklich jedermann verstehen muß, der sich durch ihn nichts als den bloßen Satz des Bewußtseins und folglich kein Philosophisches Theorem über Objekte, die Vorstellung, und das Vorstellende denkt, welches freilich der Satz an sich nicht verhindern kann. 36 Ich nenne ihn allgemeingeltend nur in wieferne er das Bewußtsein ausdrückt, und erkenne ihn im entgegengesetzten Falle und in jeder andern Rücksicht für nichts weniger als allgemeingeltend; und also auch nur für diejenigen allgemeingeltend, die nichts als das Bewußtsein durch ihn denken. Aber auch für diese letzteren ist er bloß durch diesen Umstand allein ein allgemeingeltender Satz, und noch kein wirklicher Grundsatz, noch weniger der erste Grundsatz der Elementarphilosophie, und durch dieselbe der Philosophie überhaupt. Als Grundsatz kann er nur dann, und nur in soferne anerkannt werden, wenn und in wieferne mehrere Sätze durch ihn bestimmt werden, und als Grundsatz der Elementar | philosophie, in wieferne durch ihn diejenigen Sätze bestimmt werden, welche den Inhalt der Elementarphilosophie ausmachen, und die folglich den ersten Grundsätzen der abgeleiteten theoretischen und praktischen Philosophie, der Logik, Metaphysik usw. als Bestimmungsgründe ihres Sinnes zum Grunde liegen müssen. So lange also jene Sätze der Elementarphilosophie nicht wirklich und allgemeingültig aus ihm abgeleitet sind: so lange kann er auch nicht als unmittelbar erster Grundsatz dieser Wissenschaft gelten. Wenn mir diese Ableitung bisher nicht gelungen hat, oder auch andern nicht besser gelingen sollte: so würde dieses zwar noch lange nichts gegen den Anspruch jenes Satzes auf den Rang des ersten allgemeingeltenden Grundsatzes beweisen; aber dieser Anspruch wäre darum gleichwohl so lange noch unbewiesen, bis jene Ableitung wirklich zu Stande käme. Die Richtigkeit einer solchen Ableitung kann aber freilich wieder nur von denjenigen beurteilt werden, welche den Satz 15 der ] OrA die

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des Bewußtseins nicht auf die oben angedeutete Weise mißverstanden haben. Wenn in die Begriffe, die durch ihn aufgestellt und bestimmt sind, Merkmale hineingelegt werden, die nicht hinein gehören, so werden die Folgesätze, die ich bisher aus den rein ge | dachten Begriffen gezogen habe, widersprechend befunden werden müssen. Wenn ich mir die Vorstellung durch keine andern Merkmale denke, als die ich im bloßen Bewußtsein allein und unmittelbar wahrnehme; mein Beurteiler aber der Vorstellung Merkmale aus seiner Philosophie aufdringt; so ist es schlechterdings unmöglich, daß ihm dasjenige was ich aus meinem Begriffe folgere, einleuchten könne, und je weniger er selbst gewahr wird, daß er in meinen Begriff etwas aus seinem Systeme hineingetragen habe, desto weniger wird er geneigt sein, mir zu glauben, daß er mich mißverstanden habe. Beispiele liefert die bisherige Geschichte der kritischen Philosophie bis zum Übermaße. Kant folgert mit strenger Genauigkeit aus seinen bestimmten Grundbegriffen, und seine Gegner fi nden seine Folgerungen widersprechend, weil sie ohne es selbst zu merken seinen Grundbegriffen ihre schwankenden Merkmale unterschieben. Ungeachtet aber der wirkliche Rang des Satzes des Bewußtseins als erster Grundsatz der Elementarphilosophie nur durch die wirkliche Ableitung dieser Wissenschaft aus demselben über allen Zweifel erhoben werden kann, indem der erste Grundsatz als solcher nicht vor der Wissenschaft, die er begründet und nicht ohne dieselbe vorhan | den sein kann; so läßt sich doch unabhängig von der Wirklichkeit der Elementar philosophie zeigen, daß, wenn eine solche Wissenschaft zu Stande kommen soll, der Satz des Bewußtseins ihr erster Grundsatz sein müsse; und dieses nicht bloß darum weil er ein allgemeingeltender Satz ist, und dadurch eine, aber auch nur Eine, der unnachsichtlichen Bedingungen des ersten Grundsatzes der Elementarphilosophie erfüllt; sondern weil er unter allen möglichen allgemeingeltenden Sätzen der Einzige ist, der die Elementarphilosophie begründen kann. In ihm und durch ihn sind die letzten und allgemeinsten

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Merkmale alles Vorstellbaren bestimmt. Alles Vorstellbare ist entweder ein Objekt, oder das vostellende Subjekt, oder die Vorstellung selbst. Die letzten und allgemeinsten Merkmale dieser drei einzig möglichen Klassen des Vorstellbaren sind folgender maßen durch den Satz des Bewußtseins bestimmt. a) Unter einem Objekte läßt sich ursprünglich nichts anders denken, als dasjenige, was sich im Bewußtsein von dem Vorstellenden und der Vorstellung unterscheiden, und worauf sich eine Vorstellung beziehen läßt. Dies ist auch der ursprüngliche Begriff eines Dinges, worunter das Objekt einer Vorstellung verstan | den wird, das Vorstellbare, das wovon eine Vorstellung möglich ist, und das eben darum von der Vorstellung die von ihm möglich ist, und die darauf bezogen wird, unterschieden ist, übrigens aber sich im Bewußtsein nie als das durch die Vorstellung Unterscheidende, sondern immer als das Unterschiedene verhält. Eine Vorstellung selbst wird zum Dinge, wenn sie Objekt einer andern Vorstellung wird, und folglich sie selbst, und nicht bloß durch sie, vorgestellt wird. Das Vorstellende wird zum Dinge, wenn es Objekt einer besondern Vorstellung wird, wobei sich dasselbe als Objekt durch die Vorstellung von sich selbst als Subjekte unterscheidet; in der einen Rücksicht sich als das durch die Vorstellung unterscheidende, in der andern als das Unterschiedene verhält. Das Ding mag also ein Prädikat des Vorstellenden, der Vorstellung oder von Etwas, das weder Vorstellendes noch Vorstellung (Sache) ist, sein; so bedeutet es immer nur das im Bewußtsein vom Subjekt und der Vorstellung unterschiedene, worauf sich eine Vorstellung beziehen läßt, oder das Objekt. b) Unter dem vorstellenden Subjekte läßt sich ursprünglich, und bevor man über die Natur desselben philosophiert hat, nichts anders denken, als dasjenige, was im Be | wußtsein vom Objekte und der Vorstellung unterschieden, worauf die vom Objekte unterschiedene Vorstellung bezogen wird, und das sich dabei als das Unterscheidende und Beziehende verhält. Es heißt ursprünglich nur darum das Vorstellende, weil ihm die vom Objekte unterschiedene Vorstellung beigelegt

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wird; und wird nur in soferne von allem, was bloßes Objekt heißt, unterschieden, als es sich als das durch die Vorstellung Unterscheidende verhält. Daher auch das eigentümliche Merkmal des vorstellenden Subjektes durchaus nicht aus was immer für einem Begriffe von etwas das bloß als Objekt gedacht werden kann, sondern nur aus dem Bewußtsein sich ableiten läßt. c) Unter der Vorstellung läßt sich ursprünglich durchaus nichts anders denken, als, was im Bewußtsein vom Objekt und Subjekt unterschieden, und auf beide bezogen wird. Diese Merkmale, die durch ihre Vereinigung den Begriff der Vorstellung ausmachen, sind nicht aus den Begriffen vom Unterscheiden, Beziehen, Objekt und Subjekt überhaupt abgeleitet: sondern sie quillen zugleich mit diesen Begriffen samt und sonders und unmittelbar aus dem bloßen Bewußtsein. Ich habe zwar von der Vorstellung keinen Begriff ohne mir zu | gleich das Objekt und Subjekt zu denken, aber auch keine Begriffe vom Objekt und Subjekt ohne mir nicht auch die Vorstellung zu denken. Keiner dieser Begriffe läßt sich daher aus dem andern ableiten, und ihr gemeinschaftlicher Entstehungsgrund ist das Bewußtsein. Das letzte eigentümliche Merkmal der bloßen vom Objekte und Subjekte unterschiedenen Vorstellung ist außer diesem Unterschiede selbst, die doppelte Beziehung auf Objekt und Subjekt. Dieses Merkmal läßt sich durchaus nicht weder aus einem vom Begriffe der Vorstellung unabhängigen Begriffe vom Objekte, noch vom Subjekte, noch von beiden zusammen ableiten. Dasjenige also, wodurch sich die Vorstellung vom Subjekte sowohl als allem was bloß Objekt ist, unterscheidet, leuchtet nur unmittelbar in und mit dem Bewußtsein ein. In wieferne also der Satz des Bewußtseins der einzige sein kann, durch welchen die ursprünglichen letzten denkbaren Merkmale alles vorstellbaren bestimmt werden, der Inhalt der Elementarphilosophie aber teils aus diesen Merkmalen selbst teils aus dem was aus ihnen unmittelbar erfolgt, bestehen muß: in soferne kann der Satz des Bewußtseins allein der erste Grundsatz der Elementarphilosophie sein. |

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Ungeachtet das Bewußtsein Vorstellung, Objekt, und Subjekt als drei unzertrennlich verknüpfte Dinge begreift; so ist doch das Verhältnis dieser Dinge zum Bewußtsein eben so wenig als derselben unter einander auf gleiche Weise bestimmt. Die Vorstellung bezieht sich unmittelbar auf beides, Objekt und Subjekt; das Objekt und Subjekt hingegen beziehen sich nur mittelbar vermittelst der Vorstellung auf einander. Die Vorstellung kömmt unmittelbar, Objekt und Subjekt aber nur vermittelst der Vorstellung im Bewußtsein vor; nur durch die Unterscheidung von und die Beziehung auf die Vorstellung werden sie zu Bestandteilen des wirklichen Bewußtseins. Das positive Merkmal, unter welchem das Subjekt oder das durch die Vorstellung Unterscheidende, und das Objekt oder das durch die Vorstellung Unterschiedene im Bewußtsein vorkommen, besteht in der auf beide bezogenen Vorstellung, wodurch das eine zum Vorstellenden, das andere zum Vorgestellten wird. Als bloßes Subjekt und bloßes Objekt kommen sie nur dadurch vor, daß die Vorstellung von ihnen unterschieden wird; folglich nur durch die von ihnen unterschiedene Vorstellung, die Negation der bloßen Vorstellung. Der Satz des Bewußtseins drückt also unmittelbar nur das Merkmal der Vorstellung aus. | Die Sätze, welche aus dem bloßen Satze des Bewußtseins abgeleitet werden können und müssen, können keine andern als solche Prädikate aufstellen, welche unmittelbar der Vorstellung, den Objekten aber und dem Subjekte nur mittelbar, das heißt nur in soferne zukommen, als die Vorstellung auf sie bezogen und von ihnen unterschieden wird. Die Wissenschaft, welche durch den Satz des Bewußtseins begründet wird, ist also bloße Wissenschaft desjenigen was der Vorstellung als bloßen Vorstellung eigentümlich ist, dem Subjekte aber und den Objekten nicht eigentümlich zukömmt, sondern denselben nur in Beziehung auf die Vorstellung positiv oder negativ beigelegt wird, und also ursprünglich nichts als Prädikat der bloßen Vorstellung ist. Sie ist folglich Wissenschaft der innern Bedingungen, der wesentlichen Merkmale der Vorstellung, desjenigen wodurch die Vorstellung zur Vorstellung wird; und in wieferne dasjenige was

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bloß zu den innern Bedingungen der Vorstellung gehört und worin die Möglichkeit der Vorstellung gegründet ist, das Vorstellungsvermögen heißt, in soferne ist die Wissenschaft, die sich auf den Satz des Bewußtseins bauen läßt, keine andere als die Wissenschaft des Vorstellungsvermögens. | Ich habe vorher zu zeigen gesucht, daß die Wissenschaft, welche dasjenige aufstellt was von den ersten Grundsätzen der Logik, Metaphysik usw. vorausgesetzt wird, die Elementarphilosophie, Wissenschaft des bloßen Vorstellungsvermögens sein müsse. Jetzt zeigt sich, daß der einzige Satz auf den sich eine Elementarphilosophie, wenn je eine zu Stand kommen sollte, gründen ließe, keine andere Wissenschaft begründen könne, als die Wissenschaft des bloßen Vorstellungsvermögens, und daß diese auch darum die Elementarphilosophie sein müsse. Der Begriff der Vorstellung wird ursprünglich nicht durch Abstraktion des Gemeinschaftlichen von den verschiedenen Arten der Vorstellungen erhalten, sondern quillt unmittelbar aus dem Bewußtsein und wird durch den Satz des Bewußtseins bestimmt. Er stellt die Vorstellung auf in wieferne sie weder Gattung noch Art ist, ihr Merkmal, das vor aller Spekulation, durch welche Gattung und Art erst bestimmt werden, im Bewußtsein vorkömmt, und bei der Bestimmung der Gattung, welche dieses Merkmal nicht erzeugen sondern nur angeben kann, vorausgesetzt wird. Daß die sinnliche Vorstellung der Begriff, die Idee Vorstellungen sind, und was sie als Vorstellungen sind, weiß ich nicht | daher weil sie sinnliche Vorstellungen etc. sind, sondern daher, weil sie im Bewußtsein als dasjenige vorkommen, was vom Vorgestellten und Vorstellenden unterschieden und auf beide bezogen wird. Dieses Merkmal ist ihnen im Bewußtsein und durchs Bewußtsein bestimmt, und würde ohne dieses Bestimmtsein im Bewußtsein durch die Vergleichung der sinnlichen Vorstellung, des Begriffes und der Idee durch welche es nur als das gemeinschaftliche Merkmal als das Merkmal der Vorstellung ü b e r h a u p t entwickelt wird, nie herausgebracht werden können. Durch die Vergleichung der sinnlichen Vorstellung, des Begriffes und der Idee unterein-

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ander wird das ihnen zwar gemeinschaftliche, aber nur durch den Satz des Bewußtseins bestimmte Merkmal zum Merkmale der Vorstellung überhaupt; die ihnen eigentümlichen und sie unterscheidenden Merkmale hingegen zu Merkmalen der sinnlichen Vorstellung usw. erhoben. Allein eben dadurch ergibt es sich auch, daß nur dasjenige was der sinnlichen Vorstellung usw. gemeinschaftlich ist, sich unmittelbar aus dem Satze des Bewußtseins ableiten lasse; das ihnen Eigentümliche hingegen entweder gar nicht aus diesem Satze, oder nur vermittelst anderer nicht weniger als er allgemeingeltender Sätze, die aber durch ihn ihren bestimm | ten Sinn erhalten, und in soferne unter ihm stehen, abgeleitet werden könne. Solche Sätze gibt es nun wirklich, und sie drücken, wenn sie mit dem Satze des Bewußtseins verglichen werden, eben so viele Arten des Bewußtseins aus, zu denen sich das in jenem ausgedrückte Bewußtsein, wie Gattung verhält. Einer dieser Sätze zum Beispiel stellt dasjenige Bewußtsein auf, welches bei der Erkenntnis statt fi ndet: Wir sind uns vorgestellter Objekte als solcher bewußt, die von der vorgestellten Vorstellung und dem vorgestellten Vorstellenden im Bewußtsein unterschieden werden. Ich nenne diesen Satz den Satz der Erkenntnis; und halte ihn für denjenigen, aus welchem sich die eigentümlichen Merkmale derjenigen Arten von Vorstellungen, die der Erkenntnis als solcher wesentlich sind, ableiten lassen. 37 Ein anderer dieser Sätze drückt diejenige Art des Bewußtseins aus, welche ich das Selbstbewußtsein nenne. Wir sind uns unsers vorstellenden Subjektes als eines Vorgestellten bewußt; und ich halte ihn für denjenigen aus welchem sich das Charakteristische der reinen Erkenntnis oder der Erkenntnis a priori ableiten läßt. 38 Wie diese Sätze, die sich | übrigens schon durch ihre eigene Evidenz genug empfehlen, mit dem Satze des Bewußtseins zusammenhängen, wird sich bei der Entwicklung des Begriffes vom Bewußtsein (in der folgenden Abhandlung) bestimmter zeigen lassen. Daß sie aber, in wieferne sie ein Bewußtsein überhaupt ausdrücken, durch den Satz des Bewußtseins überhaupt bestimmt werden, leuchtet ohne weiteres von selbst ein. Sie sind also auch selbst als die

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Erster Grundsatz der Philosophie

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allgemeingeltenden ersten Grundsätze der Theorien besonderer Arten von Vorstellungen dem Satze des Bewußtseins als ihrem sie wissenschaftlich bestimmenden Grundsatze eben so untergeordnet; als die Arten des Bewußtseins unter der Gattung Bewußtsein überhaupt stehen. Das Bewußtsein ist also die Quelle aller Grundsätze der Elementarphilosophie, und diese Grundsätze sind Sätze, welche nichts als ein Bewußtsein ausdrücken. Der erste Grundsatz drückt dasjenige aus was bei allem Bewußtsein vorgeht, und begründet die Theorie des Vorstellungsvermögens überhaupt, die Prämissen, das Fundament der Elementarphilosophie. Der Satz welcher das Bewußtsein des von allen Vorstellungen und dem Vorstellen | den unterschiedenen Gegenstandes ausdrückt begründet die Theorie des Erkenntnisvermögens überhaupt; der Satz der objektiven Erkenntnis die Theorie der Sinnlichkeit und des Verstandes, und der Satz der subjektiven Erkenntnis oder der Satz, welcher das Bewußtsein des von allen Objekten und allen Vorstellungen unterschiedenen Subjektes ausdrückt, die Theorie der Vernunft. Der richtige Begriff von Vorstellung überhaupt, der sich aus dem Satze des Bewußtseins ergibt, und in der Theorie des Vorstellungsvermögens überhaupt entwikkelt wird, kann in den Theorien der Sinnlichkeit, des Verstandes und der Vernunft eben so wenig entbehrt werden, als die diesen Theorien eigentümlichen ersten Grundsätze, welche selbst den bestimmten Begriff der Vorstellung voraussetzen, und nur dann das Eigentümliche der Sinnlichen Vorstellung des Begriffes und der Idee bestimmen können, wenn sie selbst durchgängig, und folglich auch in den in ihnen enthaltenen Gattungsmerkmalen bestimmt sind. Nur durch ihre allgemein | geltenden Ersten Grundsätze und ihren Zusammenhang mit der auf einem absolut ersten Grundsatze feststehenden Theorie des Vorstellungsvermögens überhaupt, können die Theorien der Sinnlichkeit des Verstandes und der Vernunft zu Teilen der Elementarphilosophie erhoben werden.

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III Neue Darstellung der Hauptmomente der Elementarphilosophie

T h o u g h t we own praeeminent, and consess the Realest of Things; the only Existence of which we are made sure, by being c o n s c i o u s . All else m a y be only Dream and shadow. All which S e n s e suggests m a y be deceitful. The S e n s e i t s e l f remains still, R e a s o n subsists, and T h o u g h t mainteins its Eldership of Being. Shaftesbury1

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Der Satz des Bewußtseins

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§ I . Im Bewußtsein wird die Vorstellung durch das Subjekt vom Subjekt und Objekt unterschieden und auf beide bezogen. 3 Dieser Satz drückt hier unmittelbar nichts als die Tatsache aus, die im Bewußtsein vorgeht; die Begriffe hingegen von Vorstellung, Objekt, und Subjekt nur mittelbar, das heißt, in wieferne sie durch jene Tatsache bestimmt werden. Vor dem Bewußtsein gibt es keinen Begriff von Vorstellung, Objekt und Subjekt; und diese Begriffe sind ursprünglich nur durch das Bewußtsein möglich, | in welchem, und durch welches Vorstellung, Objekt und Subjekt zuerst von einander unterschieden und aufeinander bezogen werden. Die ursprünglichen Merkmale, unter welchen die drei Bestandteile des Bewußtseins Vorstellung, Objekt und Subjekt im Bewußtsein vorkommen, können, in wieferne sie die ursprünglichen sind, durch keine Abstraktion von was immer für vorgestellten Objekten erhalten werden; weil jedes Objekt die Vorstellung durch die es, und das Vorstellende, dem es vorgestellt wird, als etwas im Bewußtsein von demselben unterschiedenes, und auf dasselbe sich beziehendes voraussetzt. Die Merkmale also, welche der Vorstellung, dem Objekt und dem Subjekte, in wie ferne sie Bestandteile des Bewußtseins sind, zukommen, quillen unmittelbar aus dem Bewußtsein selbst, ohne alle Abstraktion, setzen in so ferne durchaus kein Raisonnement voraus, und gehen aller Philosophie vorher. Der Satz des Bewußtseins setzt also keine philosophisch bestimmten Begriffe von Vorstellung, Objekt, und Subjekt voraus, sondern sie werden in ihm und durch ihn erst be-

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Hauptmomente der Elementarphilosophie

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stimmt und aufgestellt. Diese Begriffe können nur durch Sätze ausgedruckt werden die durch den Satz des Bewußtseins ihren Sinn erhalten, ganz in ihm enthalten sind, und unmittelbar aus ihm abgeleitet werden.

Der ursprüngliche Begriff der Vorstellung § II . Die Vorstellung ist dasjenige, was im Bewußtsein durch das Subjekt vom Objekt und Subjekt unterschieden, und auf beide bezogen wird. | Das Merkmal, unter welchem hier die Vorstellung aufgestellt wird, ist durch Refl exion über das Bewußtsein, nicht durch Abstraktion von den verschiedenen Arten der Vorstellungen erhalten. Durch dasselbe wird die Vorstellung als Vorstellung, und noch keineswegs als Vorstellung überhaupt, noch nicht als Gattung, gedacht. Im Gattungsbegriffe der Vorstellung, wird zwar eben dieses Merkmal, aber nur in soferne gedacht, als dasselbe das Gemeinschaftliche der sinnlichen Vorstellung, des Begriffes und der Idee begreift; wobei freilich von dem Eigentümlichen dieser Arten der Vorstellung abstrahiert werden muß. Allein im reinen Begriffe der bloßen Vorstellung wird die Vorstellung bloß in wieferne sie im Bewußtsein vor aller Spekulation über dieselbe, und folglich vor der Bestimmung des Gattungsbegriffs vorkommt, gedacht; und durch dasjenige Merkmal gedacht, welches durch die Bestimmung der Gattung und der Arten nicht erzeugt, nur erläutert werden kann, und bei der Abstraktion vorausgesetzt, durch dieselbe gefunden, aber nicht gegeben wird. Daß die sinnliche Vorstellung, der Begriff usw. Vorstellungen sind, und was ich mir unter ihnen als Vorstellungen denke, weiß ich ursprünglich nur durch das Bewußtsein. Sie sind nicht Vorstellungen weil sie etwas Gemeinschaftliches haben, sondern, weil ihnen dasjenige gemeinschaftlich ist, was im Bewußtsein als Vorstellung vorkömmt; weil sinnliche Vorstellung Begriff usw. etwas ist, das im Bewußt-

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sein vom Objekt und Subjekt unterschieden, und auf beide bezogen wird. Nur dadurch sind sie Vorstellungen; nicht, weil sie sinnliche Vorstellungen, Begriffe, Ideen sind. Die Eigenschaften, die den sinnlichen | Vorstellungen, den Begriffen und Ideen als bloßen Vorstellungen zukommen, lassen sich nicht aus dem, was ihnen als Arten eigentümlich ist, ableiten; und das, was ihnen gemeinschaftlich ist, läßt sich nur aus dem Begriffe der Vorstellung als eines Bestandteils des Bewußtseins bestimmen.

Der ursprüngliche Begriff des Objektes § III . Das Objekt ist dasjenige, was im Bewußtsein durch das Subjekt vom Subjekt und der Vorstellung unterschieden, und worauf die vom Subjekte unterschiedene Vorstellung bezogen wird. Der Begriff, unter welchem hier das Objekt aufgestellt wird, enthält keine anderen Merkmale als die durch Reflexion aus dem Bewußtsein, und schlechterdings nicht durch Abstraktion aus den Arten der Objekte geschöpft sind. Er liefert das ursprüngliche letzte charakteristische Merkmal, das selbst dem Gattungsbegriffe eines Objektes zum Grunde liegt, und denselben möglich macht. Das Objekt, als ein solches, kann nur als dasjenige gedacht werden, was im Bewußtsein als etwas vom Subjekte und der Vorstellung unterschiedenes vorkömmt, und worauf die Vorstellung, nachdem sie vom Subjekte unterschieden worden, bezogen wird. Die Vorstellung wird zuweilen selbst, aber immer nur dadurch zu einem Objekte, daß eine neue von ihr verschiedene Vorstellung, durch welche sie selbst vorgestellt wird, auf sie bezogen wird. Das Vorstellende wird nur dadurch zum Objekte, daß es sich durch eine besondere Vorstellung von sich selbst unterscheidet, wo | bei es sich in der Eigenschaft des Subjektes als das durch die Vorstellung Unterscheidende, als das Vorstellende, und in der Eigenschaft des Objektes als

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das durch die Vorstellung Unterschiedene, das Vorgestellte verhält. Das Objekt überhaupt kann also ursprünglich nur als dasjenige gedacht werden, was im Bewußtsein vom Subjekt und der Vorstellung unterschieden, und worauf die vom Subjekte unterschiedene Vorstellung bezogen wird. Das Objekt heißt Gegenstand, ein Ding, in wieferne es als dasjenige gedacht wird, was sich auf die von ihm unterschiedene Vorstellung, und durch dieselbe auf das Vorstellende, bezieht. Das Objekt heißt ein Vorgestelltes in wie ferne die von ihm und dem Subjekte unterschiedene Vorstellung auf dasselbe bezogen ist. Das Objekt heißt ein Ding an sich, in wie ferne die Vorstellung, die sich auf dasselbe beziehen läßt, von demselben unterschieden wird. (Daher das Objekt zwar zugleich; aber in ganz entgegengesetzten Rücksichten ein Vorgestelltes, und ein Ding an sich heißen kann. Unter dem Prädikate des Vorgestellten widerspricht ihm das Prädikat eines Dinges an sich, und umgekehrt.)

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Der ursprüngliche Begriff des Subjektes § IV. Das Subjekt ist dasjenige, was im Bewußtsein durch sich selbst von der Vorstellung und dem Objekte unterschieden, und worauf die vom Objekte unterschiedene Vorstellung bezogen wird. | Der Begriff, unter welchem hier das Subjekt aufgestellt wird, enthält keine anderen Merkmale als die ursprünglich aus dem Bewußtsein selbst geschöpft sind, und welche allen andern, die dem vorstellenden Subjekte beigelegt werden können, entweder unmittelbar, oder mittelbar zum Grunde liegen müssen. Sie sind aus keiner besondern, weder äußeren noch innern Erfahrung abstrahiert, sondern quillen unmittelbar aus dem Bewußtsein, das jede Erfahrung begleitet. In

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diesem rein vorgestellten Begriffe des Subjektes liegt, wenn er nicht verfälscht wird, keines derjenigen Merkmale des vorstellenden Subjektes, worüber von den Anhängern der verschiedenen philosophischen Sekten gestritten wird; keines außer denjenigen, die jeder denkende Kopf denken muß, wenn er über das bloße Bewußtsein reflektiert, keines, dessen Sinn nicht vollständig durch den Satz des Bewußtseins bestimmt würde. Diesem Satze zufolge, kann Das Subjekt überhaupt nur als dasjenige gedacht werden, was im Bewußtsein vom Objekt und der Vorstellung unterschieden, und worauf die vom Objekte unterschiedene Vorstellung bezogen wird, und was sich im Bewußtsein als das vermittelst der Vorstellung Unterscheidende verhält, und dadurch vom Objekte, das sich nur als das vermittelst der Vorstellung Unterschiedene verhält, sich auszeichnet. Das Subjekt heißt das Vorstellende, in wieferne die vom Objekte unterschiedene Vorstellung auf dasselbe bezogen wird. Das Subjekt heißt Subjekt an sich, in wieferne die auf dasselbe bezogene Vorstellung von demselben unterschieden wird. (Daher das Subjekt zwar zugleich, aber in ganz entgegengesetzten Rücksichten das Sub | jekt an sich, und das Vorstellende heißt.) Unter dem Prädikate des Vorstellenden widerspricht ihm das Prädikat des Subjekts an sich, und umgekehrt.

Der ursprüngliche Begriff der bloßen Vorstellung § V. Die bloße Vorstellung ist dasjenige, was sich im Bewußtsein auf Objekt und Subjekt beziehen läßt, und von beiden unterschieden wird. 4 In wieferne die Vorstellung wirklich auf das Objekt bezogen wird, kömmt nicht nur sie, sondern auch das Objekt, das Vorgestellte; – in wieferne sie auf das Subjekt wirklich bezogen wird, kömmt nicht nur sie, sondern auch das Subjekt, das Vorstellende, im Bewußtsein vor. Wenn sie daher als bloße

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Vorstellung gedacht werden soll: muß sie nicht, in wieferne sie wirklich auf Objekt und Subjekt bezogen wird, sondern nur in wieferne sie auf beide bezogen werden kann, gedacht werden. Dasjenige, was im Bewußtsein auf Objekt und Subjekt bezogen wird, muß zwar nicht der Zeit, aber doch seiner Natur nach vor den Handlungen des Bezogenwerdens da sein; in wieferne nichts bezogen werden kann, wenn nichts vorhanden ist, was sich beziehen läßt. Im Bewußtsein geht also in soferne die bloße Vorstellung dem Objekte und Subjekte vorher, als sie den Grund der Möglichkeit des Subjektes und Objektes, in wie ferne dieselbe im Bewußtsein vorkommen können, enthält. Beide kommen im Bewußtsein nur durch die Vorstellung, nur dadurch vor, daß die Vorstellung auf sie bezogen wird; dies ist aber nur dadurch möglich daß die bloße Vor | stellung, das heißt, dasjenige vorhanden ist, was sich auf beide beziehen läßt. Die bloße Vorstellung ist daher dasjenige, was u n m i t t e l b a r im Bewußtsein vorkömmt, während Objekt und Subjekt nur mittelbar und duch die bloße Vorstellung, nämlich dadurch, daß die auf sie bezogene Vorstellung von ihnen unterschieden wird, als Objekt und Subjekt im Bewußtsein vorkommen, und nur durch dieses Unterscheiden, als etwas von der bloßen Vorstellung Verschiedenes gedacht werden können. Subjekt sowohl als Objekt sind im Bewußtsein nur durch die bloße Vorstellung möglich; als das Vorstellende und Vorgestellte nur dadurch, daß sich die Vorstellung auf sie beziehen; als Subjekt und Objekt an sich nur dadurch, daß sie sich von ihnen unterscheiden läßt. Die bloße Vorstellung läßt sich zwar nicht ohne Objekt und Subjekt denken, weil sie nur als etwas, das sich auf Objekt und Subjekt beziehen läßt, denkbar ist. Aber sie läßt sich auch nur als etwas von beiden Unterschiedenes denken, und nur als etwas, welches seiner Natur nach dem Objekt und Subjekt im Bewußtsein vorhergeht, beide zu Bestandteilen des Bewußtseins erhebt, und das Prädikat ausmacht, unter dem beide im Bewußtsein gedacht werden müssen.

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Ich unterscheide die Merkmale, welche in dem durch den Satz des Bewußtseins bestimmten Begriffe der bloßen Vorstellung zusammengefaßt werden müssen, in Innere, und Äußere. Dasjenige, was auf Objekt und Subjekt bezogen werden kann, läßt sich eben darum nicht ohne Objekt und Subjekt denken, unter den Merkmalen seines Begriffes müssen also die | Merkmale von Objekt und Subjekt vorkommen. Aber da die bloße Vorstellung nur als etwas vom Objekt und Subjekt unterschiedenes gedacht werden kann: so sind Objekt und Subjekt nur äußere Merkmale jenes Begriffes. Die inneren müssen aus demjenigen bestehen, was in der bloßen Vorstellung selbst enthalten ist, und was sich in ihr, und wodurch sie sich auf das von ihr unterschiedene Objekt und Subjekt beziehen läßt. Auch dieses läßt sich nicht ohne Objekt und Subjekt, aber auch nur als etwas von beiden Verschiedenes denken. Nur in diesem Sinne habe ich in meinem Versuche behauptet, und behaupte es noch: daß Objekt und Subjekt aus dem Inbegriffe der inneren Bedingungen der bloßen Vorstellung ausgeschlossen werden müssen; 5 nicht als ob sich diese ohne jene denken ließen, sondern nur, in wie ferne diese von jenen unterschieden werden müssen. Objekt und Subjekt gehören nicht an sich, nicht unmittelbar, sondern nur vermittelst desjenigen, was sich in der bloßen Vorstellung auf sie beziehen läßt, in den Begriff der bloßen Vorstellung.

Der ursprüngliche Begriff des Vorstellungsvermögens

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§ VI . Das Vorstellungsvermögen ist dasjenige wodurch die bloße Vorstellung, das heißt das, was sich im Bewußtsein auf Objekt und Subjekt beziehen läßt, aber von beiden unterschieden wird, möglich ist, und was in der Ursache der Vorstellung d. h. in demjenigen, welches den Grund der | Wirklichkeit einer Vorstellung enthält, vor aller Vorstellung vorhanden sein muß. 6

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Wenn man dasjenige, welches den Grund der Wirklichkeit der bloßen Vorstellung enthält, die vorstellende Kraft nennt: so ist das Vorstellungsvermögen das Vermögen dieser Kraft, oder dasjenige, wodurch sich die Kraft in ihrer Wirkung, der Vorstellung, äußert, und was folglich vor dieser Wirkung als Bedingung derselben in der Kraft bestimmt vorhanden sein mußte. Ob diese Kraft das vorstellende Subjekt selbst, oder in demselben nur vermittelst der Objekte vorhanden sei; ob das Vorstellungsvermögen bloß im Subjekte allein oder nicht; oder in wieferne es in demselben vorhanden sein müsse, läßt sich dann erst fragen und beantworten, wenn man weiß, worin dieses Vermögen besteht, oder was man sich unter demselben zu denken hat. § VII . So wie die sinnliche Vorstellung, der Begriff und die Idee gemeinschaftlich den Namen Vorstellung führen, und dieser unter dem Prädikat der Vorstellung überhaupt dasjenige, was jenen unter sich gemein ist, bezeichnet: so heißen Sinnlichkeit, Verstand und Vernunft als die Vermögen der sinnlichen Vorstellung des Begriffes und der Idee – Vorstellungsvermögen und das, was ihnen unter sich gemeinschaftlich ist, das Vorstellungsvermögen überhaupt.7 Jede sinnliche Vorstellung (die in wieferne sie sich unmittelbar aufs Subjekt beziehen läßt Empfi ndung – | aufs Objekt – Anschauung heißt) jeder Begriff, jede Idee ist eine Vorstellung; aber nicht jede Vorstellung ist eine sinnliche, nicht jede ein Begriff, nicht jede eine Idee. 8 So müssen zwar auch Sinnlichkeit, Verstand und Vernunft jedes für sich als Vorstellungsvermögen, aber dieses als keines jener besonderen Vermögen gedacht werden. Sinnlichkeit Verstand und Vernunft zusammengenommen machen den Umfang nicht den Inhalt des Begriffes vom Vorstellungsvermögen aus. 9 Sie müssen notwendig gedacht werden, wenn dasjenige gedacht werden soll, was unter dem Begriff des Vorstellungsvermögens überhaupt enthalten ist; sie müssen aber eben so notwendig ausgeschlossen werden, wenn nur dasjenige gedacht werden

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soll, was in dem Begriff des Vorstellungsvermögens überhaupt, enthalten ist.10 Nicht alles, was im Vorstellenden vorgeht; nicht einmal alles was zum Bewußtsein desselben gelangt, kann Vorstellung heißen, sondern nur dasjenige, was sich auf Objekt sowohl als Subjekt beziehen läßt, und von beiden unterschieden wird. Also nicht jedes Leiden, jedes Wirken, jede Veränderung des Gemütes, nicht das, was als Anstalt der Vorstellung vorhergeht, oder als Mittel oder Folge dieselbe begleitet. Daß man jede Veränderung des Gemütes Vorstellung nannte, beweist, wie sehr der Begriff einer Vorstellung verkannt wurde.11 Vorstellung hieß jede Veränderung im Gemüte, das Gemüt aber die vorstellende Kraft oder die Kraft, welche Vorstellungen, Veränderungen im Vorstellenden, das heißt in demjenigen hervorbringt, welches diese Veränderungen hervorbringt. – So lautet der Zirkel in dem sich die bisherige Erklärung des Begriffes der Vorstellung herumdreht. | Unter Vorstellungsvermögen wird daher auch nicht jedes Vermögen zu wirken und zu leiden das im Vorstellenden vorhanden sein mag, sondern nur dasjenige verstanden, wodurch die bloße Vorstellung möglich ist, und von dem erst untersucht werden muß, ob, und in wieferne dasselbe dem Subjekte zukomme. In wieferne in der Philosophie die Kenntnis des Besondern nur durch die Kenntnis des Allgemeinen, in Rücksicht auf den wissenschaftlichen Charakter, das heißt die Notwendigkeit und apodiktische Gewißheit, bestimmt wird: in soferne ist keine philosophisch wissenschaftliche Erkenntnis des sinnlichen, verständigen und vernünftigen Vorstellungsvermögen ohne genau bestimmte Wissenschaft des Vorstellungsvermögens überhaupt möglich. Alles was am Vorstellungsvermögen überhaupt gefunden wird, gilt von Sinnlichkeit, Verstand und Vernunft, aber keinesweges umgekehrt. § VIII . Das Vorstellungsvermögen überhaupt, kann zwar nicht außerhalb der vorstellenden Kraft, und außerhalb der

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Sinnlichkeit, dem Verstand und der Vernunft vorhanden sein; aber der Begriff desselben läßt sich nicht aus der Kraft, sondern nur aus der Wirkung derselben nämlich der bloßen Vorstellung; und zwar nur aus dem Begriffe derselben, in wie ferne er durch den Satz des Bewußtseins bestimmt wird, ableiten.12 Die wirkende Ursache, der Grund der Wirklichkeit, der bloßen Vorstellung heißt die vorstellende Kraft; worin sie auch bestehen, und woraus sie auch entstehen | mag. Diese ist von der bloßen Vorstellung, wie jeder Grund von seiner Folge, wie jede Ursache von ihrer Wirkung, verschieden. Ihre Substanz, oder die Substanzen, woraus sie besteht, ist oder sind daher keineswegs in der bloßen Vorstellung enthalten, welche das einzige ist wodurch sie sich im Bewußtsein äußert.13 Was also in der bloßen Vorstellung, ihrer Wirkung, von ihr vorkommen kann, kann nichts anders als ihre Handlungsweise, die Form ihres Vermögens sein. Aber da sie sich nur durch ihre Wirkung und nicht vor ihrer Wirkung äußern kann: so läßt sich auch ihre Handlungsweise, die Form ihres Vermögens, nur aus dieser Wirkung, der bloßen Vorstellung, erkennen. Das Vorstellungsvermögen muß also notwendig verkannt werden, wenn man den Begriff desselben aus der vorstellenden Kraft und nicht aus der bloßen Vorstellung ableitet, und anstatt den Begriff der Kraft, vermittelst des durch die bloße Vorstellung bestimmten Begriffs von Vermögen zu bestimmen, das Vermögen sowohl, als die bloße Vorstellung, sich durch die vorstellende Kraft zu erklären sucht. Wenn man mit den Materialisten diese Kraft in der Reizbarkeit gewisser Organisationen, und mit den Spiritualisten in einer unkörperlichen Substanz aufsucht, bevor man aus dem Begriffe der bloßen Vorstellung den Begriff des Vorstellungsvermögens entwickelt hat, welches doch das einzige ist, wodurch die vorstellende Kraft ihre Natur offenbart. Die Merkmale des Vorstellungsvermögens, können nur aus den Merkmalen der bloßen Vorstellung, als einer solchen, und folglich durchaus nicht von dem Sub | jekte oder

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den Objekten an sich abgeleitet werden. Alles was im Bewußtsein von der bloßen Vorstellung unterschieden werden muß, zum Beispiel die Gegenstände der äußern Erfahrung als Dinge an sich, und die Substanz selbst, der das Vorstellungsvermögen angehört, ist zu dieser Ableitung schlechterdings untauglich. Sowohl die Lockische Erklärung des Ursprungs der Vorstellungen aus der Erfahrung,14 als auch die Leibnizische aus der vorstellenden Substanz15 müssen also schon darum verdächtig sein: weil sie ohne Ableitung der Merkmale des bloßen Vorstellungsvermögens aus der bloßen Vorstellung geschehen sind. Allein nur derjenige Begriff der bloßen Vorstellung, der durch den Satz des Bewußtseins bestimmt wird, ist zu dieser Ableitung geschickt; nicht der Begriff der Vorstellung überhaupt, in wieferne er bloß aus den Begriffen der sinnlichen Vorstellung, des Begriffes und der Idee, ohne Rücksicht auf seine ursprünglichen nur aus dem Bewußtsein quellenden Merkmale abstrahiert wird. (Ich berufe mich hierüber auf die vorhergehende Abhandlung.) 16 Um also den bestimmten Begriff des bloßen Vorstellungsvermögens, oder die inneren Merkmale desselben zu erhalten, muß der durch den Satz des Bewußtseins bestimmte Begriff der bloßen Vorstellung vollständig entwickelt werden.17 § IX . Die bloße Vorstellung muß aus zwei verschiedenen Bestandteilen bestehen, die durch ihre Vereinigung und ihren Unterschied die Natur, oder das Wesen, einer bloßen Vorstellung ausmachen.18 | Die bloße Vorstellung ist dasjenige, was sich im Bewußtsein auf Objekt und Subjekt beziehen läßt, aber von beiden unterschieden wird. Sie muß daher aus etwas bestehen, was sich in ihr, und wodurch sie sich auf Objekt und Subjekt beziehen läßt, und was vom Objekte und Subjekte unterschieden wird. Da aber Objekt und Subjekt nicht nur von der bloßen Vorstellung, sondern auch unter sich im Bewußtsein unterschieden werden: so muß auch dasjenige in der Vorstellung,

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wodurch sie sich aufs Objekt, von dem, wodurch sie sich aufs Subjekt bezieht unterschieden werden. In jeder Vorstellung müssen daher zwei verschiedene Bestandteile gedacht werden, die durch ihre Vereinigung dasjenige ausmachen, was sich auf Objekt und Subjekt beziehen läßt, durch ihren Unterschied aber den Grund der doppelten Beziehung einer und ebenderselben Vorstellung enthalten. Um diesen Beweis richtig zu fassen, muß vornehmlich darauf gesehen werden, daß Objekt und Subjekt im Bewußtsein, nicht nur von der bloßen Vorstellung, sondern auch von einander unterschieden werden. Im Bewußtsein der Gegenstände êáôE dîï÷Þí, wo man sich eines Vorgestellten bewußt ist, das von der vorgestellten Vorstellung, und dem vorgestellten Vorstellenden unterschieden wird, leuchtet die Unterscheidung zwischen Objekt, – und Subjekt freilich am auffallendsten ein. Aber sie ist auch an demjenigen Bewußtsein, welches das Vorstellende selbst zu seinem Objekte hat, dem Selbstbewußtsein, nicht zu verkennen, wenn man etwas genauer über diese Art von Bewußtsein reflektiert. Auch hier wird Objekt vom Subjekt unterschieden; ja das Selbstbewußtsein läßt sich nur dadurch denken, daß | das Ich das Subjekt, in der Eigenschaft des Subjektes, des Vorstellenden, sich von sich selbst, in der Eigenschaft des Objektes des Vorgestellten, durch eine besondere Vorstellung unterscheidet. Es muß also im Bewußtsein überhaupt, und folglich in jeder Art des Bewußtseins die demselben wesentliche Unterscheidung zwischen Objekt und Subjekt auch durch die bloße Vorstellung, und zwar durch einen in derselben vorhandenen doppelten Grund der Möglichkeit ihrer doppelten Beziehungen bestimmt sein. § X . Dasjenige, was sich in der bloßen Vorstellung, und wodurch sich die bloße Vorstellung aufs Objekt bezieht, heißt der Stoff der Vorstellung.19 Der Stoff der Vorstellung in der hier bestimmten Bedeutung ist meines Wissens bisher ganz verkannt worden, und man hat

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den Ausdruck Stoff in Rücksicht auf die vorstellende Kraft für alles was sich vorstellen läßt, und vorgestellt ist, für das Objekt einer möglichen oder wirklichen Vorstellung, für das Vorstellbare gebraucht, und daher auch das, was sich i n der Vorstellung auf das von derselben unterschiedene Objekt bezieht (den wahren Stoff) mit dem Objekte selbst verwechselt. Der Stoff der Vorstellung ist dasjenige, was in der Vorstellung, und wodurch die Vorstellung einem Gegenstande angehört, er vertritt in der Vorstellung die Stelle des außer der Vorstellung befindlichen Gegenstandes, ist Repräsentant desselben, und durch ihn vergegenwärtigt die Vorstellung etwas von ihr selbst Verschiedenes. 20 | Keine Vorstellung kann also ohne Stoff sein; und die leere Vorstellung, ist nicht die Vorstellung ohne Stoff, sondern die Vorstellung deren Gegenstand nichts außer der Phantasie wirkliches ist. 21 § XI . Dasjenige, was sich in der Vorstellung und wodurch sich die Vorstellung auf das Subjekt bezieht heißt die Form der Vorstellung. 22 Der Stoff, dasjenige was in der Vorstellung dem Gegenstande angehört, kann nur dadurch zur Vorstellung werden, daß das andere zu ihm hinzu komme, wodurch die Vorstellung dem Subjekte angehört. Dasjenige aber, was zum Stoff hinzukommen muß, wenn aus ihm Vorstellung werden soll, ist die Form der Vorstellung, also ist die Form der Vorstellung dasjenige, was in der Vorstellung dem Vorstellenden angehört. 23 Der Stoff einer Vorstellung wird durch das Objekt derselben bestimmt. Die Form des Stoffes als Stoff, wodurch sich ein Stoff von dem andern unterscheidet, hängt also von den Objekten ab. So unterscheidet sich die Vorstellung eines Hauses von der Vorstellung eines Baumes nur durch den in beiden verschiedenen Stoff, der durch die verschiedenen Objekte bestimmt ist. Aber als bloße Vorstellungen haben beide

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dieselbe Form, ohne welche sie auch unmöglich beide den gemeinschaftlichen Namen Vorstellung führen können – eine Form, die der bei diesen Beispielen von außen her gegebene Stoff nur im Gemüte annehmen konnte. Das Subjekt heißt auch nur in soferne das Vorstellende, als es die Vorstellung erzeugt, das heißt, einen | ihm gegebenen Stoff zur Vorstellung erhebt, ihm die Form der Vorstellung erteilt. 24 Diese Form also; das, wodurch der bloße Stoff zur wirklichen Vorstellung wird, gehört dem Vorstellenden an. Was also im Bewußtsein nie als das Vorstellende vorkommen kann, sondern immer nur als ein Vorgestelltes vorkommen muß, z. B. jeder Gegenstand der äußern Erfahrung, kann an der Form der bloßen Vorstellung durchaus keinen Anteil haben; und alles, was von diesen Gegenständen zu den Vorstellungen derselben geliefert wird, gehört zum bloßen Stoffe dieser Vorstellungen. Diesen von Dingen außer uns gegebenen Stoff, hat Locke mit den aus ihm erzeugten Vorstellungen verwechselt, indem er behauptet, die einfachen Vorstellungen von Beschaffenheiten der Außendinge würden durch bloße Einwirkung dieser Dinge gegeben. 25 So wie Leibniz die bloße Form der Vorstellung mit der Vorstellung selbst verwechselt hat, indem er die Vorstellungen durch das Vorstellende hervorbringen, nicht aus einem gegebenen Stoffe erzeugen ließ; und sogar bei den Vorstellungen äußerer Gegenstände den durch Eindruck gegebenen Stoff für entbehrlich hielt. 26 § XII . Das Objekt heißt das Vorgestellte, in wie ferne die Vorstellung durch ihren Stoff auf dasselbe bezogen wird – Ding an sich, in wieferne es als dasjenige gedacht wird, dem der b l o ß e Stoff der Vorstellung angehört. 27 | Ein Objekt wird dadurch vorgestellt, daß eine Vorstellung darauf bezogen wird. Die Vorstellung, das heißt, nicht der bloße Stoff, sondern der Stoff, der die Form der Vorstellung von dem Vorstellenden erhalten hat, der Stoff unter einer

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Form, die er dem Subjekte, nicht dem Objekte verdankt – auf das Objekt bezogen, macht dasselbe zum Vorgestellten. Das Ding, dem ein Stoff in einer Vorstellung korrespondiert, oder korrespondieren kann, von dem also zwar dieselbe Vorstellung in Rücksicht ihres Stoffes abhängt, das aber in keiner seiner Beschaffenheiten von der Vorstellung abhängt, ist Ding an sich. – Eben dasselbe Ding wird Gegenstand in wieferne ihm in einer Vorstellung ein Stoff entspricht – und ein Vorgestelltes, in wieferne dieser Stoff unter der Form der Vorstellung darauf bezogen wird. Als Ding an sich kommt es daher nur in soferne im Bewußtsein vor, als die Vorstellung von ihm unterschieden; und ist es nur in soferne denkbar, als die Vorstellung nicht darauf bezogen, als es nicht vorgestellt, wird. § XIII . Kein Gegenstand ist als Ding an sich vorstellbar. 28 Ein Gegenstand ist Ding an sich; in wieferne der bloße Stoff: – er ist ein Vorgestelltes; in wieferne die Vorstellung (der Stoff unter der Form der Vorstellung) auf ihn bezogen wird. Wenn er also als Ding an sich ein Vorgestelltes sein könnte: so müßte der bloße Stoff zugleich Vorstellung, und folglich auch die Form der Vorstellung sein können; und das Bewußtsein, welches nur durch einen wesentlichen Unterschied zwischen Stoff und Form möglich ist, wäre unmöglich. | Der Gegenstand ist vorstellbar, in wieferne sich eine Vorstellung auf ihn beziehen läßt; er ist Ding an sich, in wieferne sich der bloße Stoff einer Vorstellung, und also keine Vorstellung auf ihn beziehen läßt; er ist also als Ding an sich nicht vorstellbar. Ebenderselbe Gegenstand kann und muß also zwar zugleich Ding an sich und Vorstellbar sein: aber in ganz entgegengesetzten Rücksichten. Er ist Ding an sich, in wieferne er nicht vorstellbar; und vorstellbar, in wieferne er nicht Ding an sich ist. Der vorgestellte Gegenstand ist als solcher kein Ding an sich, und als Ding an sich, kein vorgestellter

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Gegenstand. Das Merkmal des Dinges an sich im Bewußtsein ist die Vorstellung negativ auf das Ding bezogen, d. h. die vom Objekte unterschiedene Vorstellung. In wieferne man unter der Natur, oder auch dem Wesen der Dinge, dasjenige versteht, was die Dinge an sich, und folglich unabhängig von unsern Vorstellungen sind: in soferne ist das Wesen, oder die Natur der Dinge unbegreiflich, weil Dinge an sich nicht vorstellbar sind. Diese Unbegreiflichkeit ist von vielen behauptet; ihr Grund von manchem geahndet; in der Kritik der Vernunft angedeutet, aber in der Theorie des Vorstellungsvermögens gezeigt worden, i n w i e f e r n e er im Vorstellungsvermögen liegt. § XIV. Die Verwechslung des vorgestellten Objektes mit dem Dinge an sich, oder die Übertragung der Form der Vorstellung von dem Vorstellbaren auf das Nichtvorstellbare, ist unvermeidlich: so lange man nicht | dasjenige, was an den vorgestellten oder vorstellbaren Gegenständen dem Vorstellungsvermögen angehört, oder welches eben so viel heißt, so lange man die Formen der bloßen Vorstellungen nicht als solche entdeckt und erkannt hat. Der Gegenstand wird nur dadurch vorgestellt, daß der Stoff unter der Form der Vorstellung auf ihn bezogen wird. Es wird also notwendigerweise dem vorgestellten Gegenstande die Form der Vorstellung zugleich mit dem Stoffe beigelegt, die ihm auch als Vorgestellten aber nur als Vorgestellten zukömmt, und doch gleichwohl auch als Dinge an sich so lange beigelegt werden muß, so lange ich nicht an dem Vorgestellten dasjenige, was an ihm bloße Form der Vorstellung ist, kennen und unterscheiden gelernt habe. Die Vorstellung würde aufhören Vorstellung, und dadurch auch der Gegenstand aufhören ein Vorgestelltes zu sein, wenn der Stoff sich von der Form trennen ließe. 29 Die Form muß also schlechterdings mit dem Stoffe zugleich dem Gegenstand beigelegt werden, sobald er vorgestellt wird. Den Stoff allein im Bewußtsein auf ihn beziehen wol-

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len, würde eben so viel sein als ihn ohne eine Vorstellung kennen, oder eine Vorstellung ohne die Form der Vorstellung, das heißt eine Vorstellung, die keine Vorstellung ist, von ihm haben wollen. Eben darum ist die Vorstellung des Gegenstandes als Dinges an sich unmöglich. Um also die Form der Vorstellungen kennen zu lernen, darf dieselbe nicht mit dem Dinge an sich, oder auch dem bloßen Stoffe verglichen werden (welches, | da der Stoff im Bewußtsein nicht von der Form der Vorstellung trennbar, und das Ding an sich nicht vorstellbar ist, unmöglich wäre). Aber die Form der Vorstellung läßt sich (so fern anders von ihr eine Vorstellung möglich ist) gar wohl mit einem Vorgestellten das nicht bloße Form der Vorstellung ist, vergleichen; woran zwar eben die Form der Vorstellung, aber nicht rein, sondern an einem durch ein Objekt gelieferten Stoff realisiert, vorkömmt. Dasjenige, wodurch sich das Vorgestellte von der bloßen Form der Vorstellung auszeichnet, gehört dem Dinge an sich; die Form der Vorstellung aber, dem Vorstellungsvermögen an. Die Unterscheidung der Form der Vorstellung von dem Vorgestellten ist schlechterdings überflüssig, wenn von Gegenständen die Rede ist, die durch die fünf sinnlichen Werkzeuge empfunden werden, und zwar in soferne von ihnen die Rede ist als sie empfunden werden, wobei sich das Gemüte mehr leidend als tätig verhält. Allein bei der Untersuchung des Vorgestellten, welches bloß gedacht wird; oder auch des Empfi ndbaren in wieferne es gedacht wird, wobei sich also das Gemüt mehr wirkend als leidend verhält, und an den Merkmalen des Vorgestellten durch den Verstand, der sie bearbeitet hat, einen besondern Anteil nimmt, ist die Unterscheidung desjenigen, was an dem Vorgestellten bloßes Produkt des Gemütes ist, von dem, was dem Gemüte dazu von außen gegeben ist oder nicht, schlechterdings unentbehrlich. Da, wie sich in der Folge ergeben wird, 30 alle Spaltungen in der philosophischen Welt, Materialismus und Spiritualis-

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mus, Atheismus und Theismus, Supernaturalismus und Naturalismus, Dogmatismus und | dogmatischer Skeptizismus, 31 – so wie der Mangel allgemeingeltender Prinzipien der Moral, des Naturrechts, der Philosophie überhaupt und aller übrigen Wissenschaften die von der Philosophie ihre Prinzipien entlehnen –, so sehr von der Verwechslung des Vorgestellten mit dem Dinge an sich abhängen, daß sie mit diesem Mißverständnisse stehen und fallen müssen: so muß alle Reformation der Philosophie von der Untersuchung der bloßen Vorstellung ausgehen, und die Theorie des Vorstellungsvermögens Grundlage einer neuen Philosophie werden. § XV. In der bloßen Vorstellung ist der Stoff dem Subjekte gegeben, und die Form von demselben hervorgebracht. 32 In der Vorstellung ist der Stoff dasjenige, wodurch sie dem Objekte als dem Vorgestellten; und die Form dasjenige, wodurch sie dem Subjekte als dem Vorstellenden angehört. Es muß also der Stoff von der Form in dieser Eigenschaft verschieden sein; das heißt: die Form muß dem Vorstellenden angehören, in wieferne dasselbe sich beim Bewußtsein als das Vorstellende, als die Ursache der Vorstellung verhält, und der Stoff muß dem Vorstellenden in dieser Rücksicht nicht angehören: die Form muß Wirkung, und der Stoff nicht Wirkung des Vorstellenden sein. Gleichwohl muß der Stoff in jeder Vorstellung notwendig vorkommen; er muß also dem Vorstellenden, das an ihm die Form hervorbringt, gegeben sein. 33 Die Vorstellung, folglich Stoff und Form, wird im Bewußtsein auch aufs Subjekt bezogen. Aber sie kann demselben unmöglich auf eben dieselbe Weise in | Rücksicht auf Stoff und Form angehören. Der Stoff kann ihm nur als etwas sich auf das Objekt beziehendes, und in soferne dem Subjekte nicht ursprünglich eigenes, sondern Gegebenes beigelegt werden; während die Form, dasjenige, wodurch der Stoff zur Vorstellung geworden ist, ursprüngliches Eigentum des Subjektes sein muß, das nur dadurch das Vorstellende heißt,

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daß es Vorstellung erzeugt. Das Bewußtsein, das doppelte Bezogenwerden der Vorstellung auf Objekt und Subjekt ist nur dadurch möglich, daß sich der Stoff in der Vorstellung als das Gegebene, von der Form, als dem Hervorgebrachten unterscheide. Vorstellung kann dem Vorstellenden weder gegeben, noch von demselben hervorgebracht, sondern sie muß durch dasselbe erzeugt werden. 34 Zur Erzeugung gehört ein Stoff, den sich keine endliche Kraft hervorbringen kann (Stoff hervorbringen heißt erschaffen) und der folglich gegeben werden muß; 35 und eine Form, die dasjenige ist, was an dem Stoffe hervorgebracht wird. Locke läßt die einfachen Vorstellungen (die sich nicht weiter zergliedern lassen) dem Gemüte gegeben; Leibniz läßt die Vorstellungen überhaupt vom Gemüt hervorgebracht werden. 36 § XVI . Das Vorstellungsvermögen besteht also aus zwei wesentlich verschiedenen und wesentlich vereinigten Bestandteilen; erstens aus Rezeptivität, worunter das Vermögen den Stoff zu einer Vorstellung zu empfangen – zweitens aus Spontaneität, worunter das Vermögen an dem Stoff die Form der Vorstellung hervorzubringen verstanden wird. 37 | Beim bloßen Gegebenwerden des Stoffes verhält sich das vorstellende Subjekt leidend. Unter der Rezeptivität als einem Teile des Vorstellungsvermögens muß also ein bloß sich leidend verhaltendes Vermögen, bloße Empfänglichkeit, gedacht werden. Also nicht etwa das Empfi ndungsvermögen. Denn in wieferne unter Empfi ndung schon eine Vorstellung verstanden wird, die nicht ohne Form und folglich nicht ohne Hervorbringen möglich ist, in soferne kann man unter Empfi ndungsvermögen keineswegs die bloße Empfänglichkeit des Gemütes verstehen. Jede bisherige Philosophie hat immer in den Begriff des leidenden Vermögens Merkmale des tätigen eingemengt, und in soferne noch nie den reinen und richtigen Begriff von Rezeptivität aufgestellt. 38

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Zum Hervorbringen gehört Tätigkeit; beim Hervorbringen der Form an dem Stoffe verhält sich also das vorstellende Subjekt tätig, und zwar Selbsttätig, in wieferne es sich nicht als Werkzeug eines andern, sondern als das hervorbringende Subjekt selbst verhält. Einem Subjekte kömmt Spontaneität (Selbsttätigkeit in weiterer Bedeutung) zu, in wieferne es den Grund seiner Handlung in sich selbst enthält. 39 In wieferne also der Grund der Handlung, des Hervorbringens der Form, als im Vorstellenden vorhanden gedacht werden muß (das auch nur darum das Vorstellende heißt) in soferne muß das tätige Vermögen, das sich bei der Vorstellung äußert, Spontaneität heißen. Die Spontaneität in diesem Sinne genommen darf also durchaus nicht als ein Vermögen Vorstellungen (etwa Begriffe oder Ideen) hervorzubringen gedacht werden, und kann folglich schlechterdings weder den Verstand, | noch die Vernunft bedeuten. Denn auch die dem Verstande und der Vernunft eigentümlichen Vorstellungen müssen einen Stoff haben, der nicht durch Spontaneität hervorgebracht werden kann. Jede bisherige Philosophie hat in den Begriff des tätigen Vermögens Merkmale des leidenden eingemengt, in wieferne sie durch die Tätigkeit (die so oft mit dem Intellektuellen, dem Verstande und der Vernunft verwechselt wurde) nicht die Form sondern Vorstellungen, und zwar nur Vorstellungen gewisser Art hervorbringen ließ; als ob nicht zur Vorstellung überhaupt Tätigkeit gehörte. Sie hat also den reinen und richtigen Begriff von Spontaneität verfehlt. Und hier läßt sich endlich der Begriff von vorstellender Kraft, den Leibniz, und Locke durch ihre einseitigen, aus entgegengesetzten Gesichtspunkten angestellten, Untersuchungen des Vorstellungsvermögens unentwickelt gelassen; – und die neueren Schriftsteller durch die sogenannte eklektische Art zu philosophieren, vielleicht nur noch mehr verwirrt haben, etwas genauer, als bisher möglich war, bestimmen. Wenn man sich über die Bedeutung des Ausdruckes vorstellende Kraft verstehen will – (wenn nicht der Eine diesen, ein An-

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derer einen andern Sinn damit verbinden soll, während sich beide zu verstehen glauben, weil sie ebendasselbe Wort im Munde führen): so darf durchaus nicht die Substanz der das Vorstellungsvermögen angehört, und über deren Natur und Begriff die philosophische Welt in Parteien geteilt ist; sondern es muß der im Subjekte (was auch die Natur desselben sein mag) befi ndliche Grund der Wirklichkeit der Vorstellung dabei gedacht werden. Dieser Grund der | Wirklichkeit muß freilich auch den Grund der Möglichkeit der Vorstellung in sich enthalten; es muß in ihm der Grund enthalten sein, warum durch ihn Vorstellung und nicht etwas anderes möglich ist. Die Kraft begreift das Vermögen in sich, daher auch das Vorstellungsvermögen so oft mit der vorstellenden Kraft verwechselt wird. Aber das Vermögen ist noch nicht die Kraft, und die Kraft enthält mehr als das bloße Vermögen. 40 Was ist nun dieses Mehrere ? Die Leibnizianer, und die Spiritualisten überhaupt, nennen es die Substanz, welche das Vermögen hat, und deren Wesen in unaufhörlicher Wirksamkeit besteht. 41 Daher denn auch die vorstellende Substanz keinen Augenblick ohne Vorstellung wäre. Allein diese ganze Theorie von vorstellender Kraft, die erst noch vor kurzem Herr Platner in seinen Aphorismen zu erhärten versucht hat, 42 stürzt durch Berichtigung des verworrenen Begriffes von Vorstellung und Vorstellungsvermögen dahin. Das vorstellende Subjekt, wenn man dasselbe nicht im Pantheismus zur Gottheit erheben will, hat kein Vermögen den Stoff, und folglich auch keine Kraft eine Vorstellung (Form und Stoff) hervorzubringen. 43 Die Substanz der Seele, sobald darunter eine endliche verstanden wird, kann also unmöglich die vorstellende Kraft sein, in wieferne unter dieser Kraft der Grund der Wirklichkeit der Vorstellung selbst verstanden wird. Der Grund der Wirklichkeit der bloßen Form der Vorstellung, die Spontaneität, ist freilich eine Kraft, aber sie ist als Spontaneität noch keineswegs vorstellende Kraft; indem sie nur in Verbindung mit Rezeptivität das Vorstellungsvermögen ausmacht, und auch durch die Rezeptivität

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selbst noch nicht zur vorstellenden Kraft | zur Ursache der Vorstellung (in Rücksicht auf Stoff und Form) wird. Weder das Vorstellungsvermögen, als im Subjekte vorhanden; noch das Subjekt zum Vorstellungsvermögen hinzugedacht, können also vorstellende Kraft im strengsten Sinne, Grund der Wirklichkeit der Vorstellung dasjenige wodurch die Vorstellung (nicht erzeugt, sondern) hervorgebracht wird, sein. Versteht man aber unter der vorstellenden Kraft nicht dasjenige, wodurch die Vorstellung hervorgebracht, sondern wodurch sie von dem Subjekte erzeugt wird: so ist die vorstellende Kraft nichts, als das Vorstellungsvermögen, in wieferne dasselbe in dem Vorstellenden vorhanden ist, und sich in wirklichen Vorstellungen äußert, folglich Rezeptivität und Spontaneität, in wieferne sie in der Natur des Subjektes bestimmt sind, welches nur durch sie das Vorstellende heißen kann. Der Ausdruck: vorstellende Kraft, kann auch nur in dieser Bedeutung einen vernünftigen Sinn haben, wenn er auf ein endliches Vorstellendes z. B. die menschliche Seele angewendet wird. Aber er bezeichnet auch alsdann nichts weniger als die Substanz des vorstellenden Subjektes, noch auch den völlig zureichenden Grund der Wirklichkeit der Vorstellung; sondern nur den Anteil der dem vorstellenden Subjekte an einer wirklichen Vorstellung zukömmt, und der durch die wirkliche Rezeptivität und Spontaneität desselben bestimmt wird. Die ursprüngliche Beschaffenheit der Rezeptivität und Spontaneität sind also die einzigen ursprünglichen Merkmale der vorstellenden Kraft, in wieferne unter diesem Ausdruck, die Seele verstanden wird, | Merkmale, die ganz verfehlt werden müssen, wenn man den Begriff des Vorstellungsvermögens aus der vorstellenden Substanz und nicht aus der bloßen Vorstellung ableitet. § XVII . Da die Form der Vorstellung nur a n dem gegebenen Stoffe hervorgebracht werden kann; der Stoff aber sich nur in soferne geben läßt, als das Vorstellende Empfänglichkeit für denselben hat: so hängt die Form, welche der Stoff im Gemüte

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erhält, eben sowohl von der Rezeptivität, als von der Spontaneität ab; und diese kann bei der Hervorbringung der Form nur der Beschaffenheit von jener gemäß wirken. 44 Kein endliches Wesen kann etwas aus Nichts hervorbringen, und jedes ist in so ferne bei allem Hervorbringen an die Beschaffenheit desjenigen, was ihm gegeben sein muß, gebunden. Der Stoff der Vorstellung aber, in wieferne unter ihm nicht dieser oder jener gewisse Stoff, sondern nur das was gegeben werden muß verstanden wird, hängt in soferne von der ursprünglichen Beschaffenheit der Rezeptivität ab. Nur dasjenige kann dem Subjekte gegeben werden, was dasselbe empfangen kann. Die Weise des Hervorbringens muß sich also nach der Weise des Empfangens richten, und die Form der Vorstellung wird nicht nur durch die Spontaneität, sondern auch durch die Rezeptivität bestimmt. Die Form der Vorstellung besteht also erstens in der Form welche dem Stoffe durch die bloße Empfänglichkeit | bestimmt ist, und zweitens in dem, was dieser Form gemäß, durch die Tätigkeit hervorgebracht wird. Sie ist das Resultat von demjenigen, was an einer Vorstellung durch die Weise der Empfänglichkeit und der Tätigkeit bestimmt wird. Sie wird zwar hervorgebracht, aber nur durch eine an die Weise der Rezeptivität gebundene Spontaneität. Das Vorstellungsvermögen überhaupt, und folglich die ursprüngliche Beschaffenheit der Rezeptivität und Spontaneität, läßt sich nur aus dem Begriffe der bloßen Vorstellung ableiten, und zwar die Spontaneität aus der Form, die Rezeptivität aus dem Stoffe der Vorstellung überhaupt. 45 Da nun aber der Stoff selbst wieder nach dem erst gesagten, durch die Empfänglichkeit bestimmt wird: so würde die Ableitung von dieser aus jenem ein Zirkel im Erklären sein, wenn nicht die Beschaffenheit des Stoffes in der Vorstellung die zwar durch die Empfänglichkeit im Gemüte bestimmt sein muß, in unserer Erörterung anders woher, als aus dieser Empfänglichkeit erwiesen würde.

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§ XVIII . Wenn die Unterscheidung des Vorstellenden, und Vorgestellten durch die Vorstellung im Bewußtsein möglich sein soll: so muß der Stoff der Vorstellung ein Mannig faltiges und die Form der Vorstellung Einheit des Mannigfaltigen sein. 46 1. Im Bewußtsein verhält sich das Subjekt als das durch die Vorstellung Unterscheidende, das Objekt, als das durch die Vorstellung vom Subjekte zu Unter |scheidende; oder welches eben so viel heißt: im Bewußtsein kömmt das Subjekt als das Unterscheidende, das Objekt als das Unterschiedene, und die Vorstellung als dasjenige vor, wodurch das Unterscheidende vom Unterschiedenen unterschieden wird. Auch bei derjenigen Art von Bewußtsein, welche das Selbstbewußtsein heißt (und welche allein gegen diese Behauptung angeführt werden könnte, weil bei ihr das Subjekt selbst vorgestellt wird) wird das Vorstellende als Subjekt und als Objekt, als das denkende und als das gedachte Vorstellende unterschieden; und verhält sich in der ersten Rücksicht als das durch die Vorstellung Unterscheidende; in der zweiten, als das durch die Vorstellung Unterschiedene; vorstellend, und vorgestellt. Als das Unterscheidende kann es nicht zugleich das Unterschiedene sein – (so wenig als das Auge sich selbst sehen kann). 47 Dahingegen das vorstellende Subjekt durch seine Selbsttätigkeit das Vorstellungsvermögen in wieferne ihm dasselbe gegeben nicht von ihm hervorgebracht ist, von sich selbst als dem aus dem gegebenen Hervorbringenden (in einer Vorstellung seines Vorstellungsvermögens) unterscheiden kann. 2. Dasjenige, was in der Vorstellung dem durch dieselbe vom Subjekt unterschiedenen Objekte angehört, muß etwas zu Unterscheidendes – ein Mannig faltiges überhaupt; dasjenige hingegen, was in der Vorstellung dem Unterscheidenden, und in soferne Nichtzuunterscheidenden angehört; muß Einheit sein. Die Vorstellung, durch welche im Bewußtsein das Objekt unterschieden wird, wird selbst wieder vom | Objekte unterschieden. Gleichwohl kann das Objekt nur dadurch zu ei-

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nem im Bewußtsein unterschiedenen Objekte werden, daß es vorgestellt wird, das heißt, daß etwas ihm angehöriges in der bloßen Vorstellung enthalten ist. Durch dasjenige also, was dem Gegenstande in der Vorstellung angehört, muß derselbe in der Vorstellung als etwas zu unterscheidendes bestimmt sein. Dasjenige aber, wodurch etwas als ein Zuunterscheidendes bestimmt ist, kann nur ein Mannig faltiges sein. Ist nun aber die Beziehung der Vorstellung auf das durch sie zu unterscheidende (das Objekt) nur durch Mannigfaltigkeit bestimmt: so muß die Beziehung derselben auf das durch sie Unterscheidende, und in so ferne nicht Unterschiedene, durch das Gegenteil des Mannigfaltigen, durch Einheit, bestimmt sein. 3. Der Stoff der Vorstellung muß als solcher ein Mannigfaltiges, und die Form Einheit des Mannigfaltigen sein. Nur durch den Stoff bezieht sich die Vorstellung auf das im Bewußtsein durch sie zu Unterscheidende (den Gegenstand); und nur durch die Form auf das im Bewußtsein durch sie Unterscheidende (das Subjekt). Die Beschaffenheit, welche dem Stoffe in der Vorstellung als Stoff derselben zukommt, muß also den Grund enthalten, durch welchen das Objekt zu etwas durch die Vorstellung Zu-unterscheidenden wird, oder, welches eben so viel heißt, sie muß den Grund der Möglichkeit der Unterscheidung des Objekts vom Subjekt enthalten. Der Grund der Möglichkeit einer Unterscheidung kann aber nur in der Mannigfaltigkeit liegen; dem Stoff der Vorstellung muß als einem solchen Mannigfaltigkeit zukommen. In wieferne aber der Stoff von der Form; das Hervorgebrachte, vom Gegebenen; das was sich aufs Subjekt, von dem was sich | aufs Objekt bezieht, wesentlich verschieden sein muß; das von dem Mannigfaltigen überhaupt verschiedene, nichts als Einheit sein kann: in soferne muß die Form der Vorstellung Einheit des Mannigfaltigen sein. Durch die hervorgebrachte Einheit bezieht sich also die Vorstellung auf das Subjekt, – auf das, was im Bewußtsein sich als das Unterscheidende, und in soferne bloß tätige ver-

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hält; durch das gegebene Mannigfaltige auf das Objekt, das sich im Bewußtsein als das vom Subjekte Unterschiedene, woran sich die Tätigkeit äußert, und dem der Stoff der Tätigkeit angehört, verhält. Als Bestätigung mag noch folgendes dienen: Wenn ein Gegenstand erkannt werden soll, muß er sich von andern Gegenständen unterscheiden lassen. Dies ist nur dadurch möglich, daß er verschiedene Bestimmungen enthält, ein Inbegriff mannig faltiger Merkmale ist. Es muß ihm also in der Vorstellung, durch die er Erkennbar sein soll, ein Mannigfaltiges entsprechen. Das was dem Gegenstande in einer Vorstellung entspricht, ist aber der Stoff; dieser muß also ein Mannigfaltiges sein. Das Mannigfaltige kann zwar als Quantität durch das vorstellende Subjekt vermittelst des Messens und Zählens bestimmt, und als Qualität wahrgenommen, oder entdeckt, aber nie hervorgebracht werden, welches ein Schaffen, und eine unendliche Kraft voraussetzt. Das endliche Vorstellende kann an dem gegebenen Mannigfaltigen nichts als Einheit, und zwar nur in wieferne ihm dasselbe als Stoff seiner Vorstellungen gegeben ist (nicht an dem Dinge an sich) hervorbringen. Auch das Unterscheiden an dem schon | zur Vorstellung erhobenen Mannigfaltigen ist keine vom Hervorbringen der Einheit (vom Verbinden) verschiedene Handlung. Das Verbinden des Zusammengehörigen, ist ein Trennen des Nichtzusammengehörigen; und die Spontaneität unterscheidet das verschiedene Vorgestellte, indem sie das schon vorher auf mehrere Einheiten gebrachte Mannigfaltige auf eine höhere Einheit bringt. § XIX . Die Rezeptivität besteht in dem Vermögen ein Mannigfaltiges zu empfangen, und die im Vorstellungsvermögen bestimmte Mannigfaltigkeit des Stoffes, in wieferne er nur als ein solcher empfangen werden kann, heißt die Form der Rezeptivität, und macht die Natur derselben als eines Bestandteils des Vorstellungsvermögens aus. 48

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Die Natur der Rezeptivität, in wieferne darunter ein Teil des Vorstellungsvermögens verstanden wird, kann nur in demjenigen bestehen, was im Vorstellungsvermögen vorausgesetzt werden muß, wenn dasselbe für den Stoff einer Vorstellung empfänglich sein soll. Dies kann aber nichts anders sein, als die im Vermögen des Vorstellenden bestimmte Möglichkeit ein Mannigfaltiges zu empfangen. Wo ein Vorstellungsvermögen ist, muß das Vermögen einen Stoff unter der Form der Mannigfaltigkeit zu empfangen, dasein; und die Mannigfaltigkeit ist in soferne im bloßen Vorstellungsvermögen bestimmt, in wieferne sie die in demselben bestimmte Art und Weise der Empfänglichkeit ausmacht. | Nur wenige unter den Spiritualisten, die gewöhnlich in ihrem unbestimmten Begriffe von vorstellender Kraft die Empfänglichkeit mit der Tätigkeit des Vorstellungsvermögens vermengten, haben sich die Frage: Worin jene Empfänglichkeit bestünde? und keiner in dem hier bestimmten Sinne vorgelegt. Wenn Leibniz die Seele für die Kraft erklärt, sich die Welt nach dem Zustand des organischen Körpers vorzustellen: 49 so hat er damit keinesweges angegeben, worin die bestimmte Empfänglichkeit des Vorstellenden bestehe; sondern vielmehr woraus sie entstehe (nämlich aus der Lage des organischen Körpers) voreilig – nämlich bevor er sich die Frage: Worin sie bestehe? vorgelegt hat, zu bestimmen gesucht. Ob die Empfänglichkeit des Gemütes in der bloßen Substanz der Seele, und zwar in einer einfachen, von der Organisation verschiedenen Substanz; oder in der Verbindung derselben mit der Organisation, oder wie die Materialisten glauben, in der bloßen Organisation gegründet sei? oder, ob sich überhaupt auch nur fragen lasse, worin sie gegründet sei? woraus sie entstehe? wie die Substanz der sie angehört, beschaffen sei? – läßt sich doch wohl nur dann erst untersuchen, wenn man mit sich selbst darüber einig ist, was man unter der Rezeptivität, in wieferne dieselbe zum Vorstellungsvermögen gehört, verstehe. Ein Umstand, der bisher ganz vernachläßigt wurde.

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Wenn der Materialist die Rezeptivität in der Reizbarkeit der Organisation bestehen läßt: so beweist er dadurch, daß er sich die Frage, worin besteht die Rezeptivität entweder nie, oder doch nie in ihrem bestimmten Sinne vorgelegt habe; daß er die Rezeptivität, in wieferne sie ein Teil des Vorstellungsvermögens ist, verkenne; und bevor er sich die Fra | ge: Was er denn unter dieser Rezeptivität zu verstehen habe? vorlegte; die Natur der Rezeptivität aus der angeblichen Bekanntschaft mit dem Subjekte des Vorstellungsvermögens abgeleitet habe. § XX . Die Spontaneität besteht, in dem Vermögen an dem gegebenen Mannigfaltigen Einheit hervorzubringen, oder dasselbe zu verbinden. Die im Vorstellungsvermögen bestimmte, und im Verbinden bestehende Handlungsweise heißt die Form der Spontaneität, und macht die Natur derselben, als eines Bestandteils des Vorstellungsvermögens aus. 50 Die Natur der Spontaneität des Vorstellungsvermögens besteht in der ihr eigentümlichen Handlungsweise beim Hervorbringen der Form an dem gegebenen Stoffe und folglich, da dieser ein Mannigfaltiges sein muß, im Verbinden, wodurch Einheit des Mannigfaltigen, die Form der Vorstellung, hervorgebracht wird. Die Spontaneität des Vorstellungsvermögens wurde von den Materialisten entweder ganz vergessen, indem sie das ganze Vorstellungsvermögen für eine Art von bloßer Rezeptivität, z. B. für die Reizbarkeit gewisser organischer Körper hielten – oder doch völlig verkannt, indem sie die Handlung des Vorstellenden (Körpers) in einer bloßen Reaktion bestehen ließen. Aber gesetzt auch die Handlung der Spontaneität wäre eine Reaktion: so wird doch der Materialist zugeben müssen, daß er selbst nicht unter jeder | Einwirkung und Gegenwirkung die in der Körperwelt geschieht, eine Vorstellung verstehe; und daß er folglich keineswegs angegeben habe, was unter Vorstellungsvermögen verstanden werden müsse, wenn er nichts weiter davon zu sagen weiß, »als

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ein Vermögen auf eine Einwirkung zurückzuwirken.« Daß aber das Hervorbringen der Form der Vorstellung, das Verbinden des gegebenen Mannigfaltigen, das heißt, dasjenige, was man unter der Handlung der Spontaneität verstehen muß, wenn man einen bestimmten Begriff von Vorstellung überhaupt hat, sich nicht als bloße Reaktion denken lasse, ergibt sich durch nähere Entwickelung der im Verbinden bestehenden Handlungsweise der Spontaneität, zumal, in wieferne sie beim Verstande und der Vernunft wirkt. Die Spiritualisten haben die Spontaneität, unter welcher sie eigentlich das ganze, mit der Kraft verwechselte Vorstellungsvermögen verstanden, nicht weniger verkannt, und hätten dasselbe schon darum verkennen müssen, weil sich der Anteil der Spontaneität an der Vorstellung und die Handlungsweise derselben nur dann bestimmen läßt, wenn man den Stoff von der Form der Vorstellung unterschieden, und sich die Frage: Worin die Rezeptivität, die zu jeder Vorstellung gehört, bestehe, beantwortet hat; Bedingungen, an welche den Spiritualisten sein unrichtiger Begriff von vorstellender Kraft nicht denken ließ. Die Handlungen des Verstandes und der Vernunft, in welchen man bisher allein Spontaneität unter dem Namen des Intellektuellen wahrgenommen zu haben scheint, bestehen, wenigstens in wieferne sie sich, anerkanntermaßen im Urteile, und im Vernunft | schlusse äußern, im unmittelbaren, und mittelbaren – (durch den Mittelbegriff) Verbinden eines Subjektes, und (eines positiven, oder negativen) Prädikates. So weit man also die Spontaneität bisher kannte, äußerte sie sich durch Verbinden. § XXI . Die Formen der Rezeptivität und Spontaneität sind in dem vorstellenden Subjekte in, und mit dem Vorstellungsvermögen, dessen Natur sie ausmachen, gegeben und folglich vor aller Vorstellung vorhanden. 51 Die Rezeptivität macht nur durch ihre Form – das heißt als Empfänglichkeit für ein Mannigfaltiges; und die Spontanei-

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tät ebenfalls nur durch ihre Form – das heißt als Vermögen das Mannigfaltige zu verbinden das Vorstellungsvermögen aus. Diese Formen sind also vom Vorstellungsvermögen unzertrennlich; und folglich im vorstellenden Subjekte mit dem Vorstellungsvermögen und durch dasselbe vorhanden. Das Subjekt des Bewußtseins muß Rezeptivität und Spontaneität haben, bevor es eine wirkliche Vorstellung hat. Das Vorstellungsvermögen ist das Einzige Prädikat, welches uns die Natur des Subjektes, das wir Seele nennen, ausdrückt. Wir kennen die Seele nur als das vorstellende Subjekt, das heißt als ein Subjekt, welches Rezeptivität und Spontaneität hat, und dieselbe durch Vorstellungen äußert. Die Kenntnis, die wir von unserer Seele haben können, verhält sich also, wie unsere Bekanntschaft mit den ursprünglichen, und erworbenen Beschaffenheiten des Vorstellungsvermögens. | Das Subjekt kann als das Vorstellende nichts als Vorstellungen erzeugen, und bei denselben nur die Einheit an dem Mannigfaltigen hervorbringen, das seiner Rezeptivität gegeben ist. Seine Rezeptivität und Spontaneität und die Form derselben, die zu allen seinen Handlungen vorausgesetzt wird, ist also von diesen Handlungen unabhängig; kann von ihm nicht hervorgebracht; muß ihm gegeben sein. Gegeben heißen die Formen der Rezeptivität und Spontaneität nur in wieferne sie im Vorstellenden vorhanden sind, ohne durch dasselbe hervorgebracht zu sein. Um das Gegebensein dieser Formen, von dem Gegebensein des Stoffes der Vorstellung zu unterscheiden, wollen wir den Stoff das a posteriori; jene Formen aber, das a priori gegebene nennen. Dieses, weil die Formen der Rezeptivität und Spontaneität im Subjekte vorhanden sein müssen, bevor ein Stoff zu einer Vorstellung gegeben ist, da sich der Stoff nur dann geben läßt, wenn Rezeptivität und Spontaneität da sind – Jenes; weil der Stoff nur einem schon vorhandenen Vorstellungsvermögen gegeben werden kann. In dem bloßen Vorstellungsvermögen und durch dasselbe

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sind dem Subjekte nichts als die bloßen Formen der Rezeptivität und Spontaneität gegeben; und durch diese allein ist nichts als die Form der bloßen Vorstellung möglich. Diese kann zwar selbst wieder vorgestellt, das heißt Gegenstand einer Vorstellung werden, aber nur ein solcher Gegenstand der nichts als Form der Vorstellung ist, folglich weder das Subjekt selbst, noch eine Eigenschaft desselben, noch ein vom Subjekte verschiedenes außer demselben befi ndliches Objekt noch eine Eigenschaft desselben. Der | Form der Vorstellung, als solcher (folglich ohne Beimischung eines ihr in dieser Eigenschaft nicht zukommenden Merkmales) rein vorgestellt, muß freilich in der von ihr unterschiedenen Vorstellung, durch welche sie vorgestellt wird, ein Stoff entsprechen, da keine Vorstellung ohne Stoff sein kann. Aber dieser Stoff repräsentiert in der Vorstellung kein anderes Objekt, als die Form der Vorstellung; welche bloß ihrer Möglichkeit nach in den durchs Vorstellungsvermögen gegebenen Formen der Rezeptivität und Spontaneität bestimmt, ihrer Wirklichkeit nach aber, etwas durch die Spontaneität jenen Formen gemäß hervorgebrachtes ist. Wenn also kein anderer Stoff dem Subjekte gegeben wäre, als derjenige, der der Form der Vorstellung entspricht, und bloß seiner bestimmten Möglichkeit nach im Vorstellungsvermögen gegeben ist: so würde auch dem Subjekte keine andere Vorstellung möglich sein, als die Vorstellung dieser Form (und der ihr untergeordneten Arten der Formen der sinnlichen Vorstellung, des Begriffes und der Idee) keine Vorstellung eines Gegenstandes unter welchem mehr als die Form einer Vorstellung gedacht wird. Es muß also dem Subjekte, oder vielmehr der Rezeptivität desselben ein von der Form der Rezeptivität und Spontaneität verschiedener, und nicht dieselben repräsentierender Stoff, ein Stoff a posteriori gegeben sein, wenn ein Gegenstand, der nicht bloße Form der Vorstellung ist, vorgestellt werden soll. Ich nenne den Stoff der nicht in den Formen des Vorstellungsvermögens (und folglich nicht in der Sinnlichkeit dem Verstande und der Vernunft) bestimmt ist, einen bloßen

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Stoff, weil er von allem, was bloße Form der Vor | stellung ist, wesentlich verschieden, nur in der Eigenschaft eines Stoffes gegeben sein muß. 52 Die Unentbehrlichkeit des bloßen Stoffes a posteriori, läßt sich freilich nicht aus der bloßen Vorstellung überhaupt und dem Satze des Bewußtseins überhaupt allein erweisen, sondern setzt das Bewußtsein eines von der Form der Vorstellung verschiedenen Gegenstandes eine Art von Bewußtsein voraus, von der erst noch die Rede sein wird. 53 Aber, da ich bei meinen Lesern sehr wohl annehmen zu können glaubte, es bedürfe keines Beweises für sie, daß wir Vorstellungen von Gegenständen haben, die wir für keine Formen, das heißt Merkmale bloßer Vorstellungen halten: so glaubte ich den Beweis der Unentbehrlichkeit des Stoffes a posteriori (durch welchen ich in meinem Versuche den Idealism zu widerlegen versucht habe) 54 in die Theorie des Vorstellungsvermögens überhaupt, um so mehr aufnehmen zu können, da der Begriff vom empirischen Stoffe über die Lehre von der Form der Vorstellung überhaupt viel Licht verbreitet, und weil sich die Unentbehrlichkeit so wie die Natur dieses Stoffes, zwar nicht ohne die Voraussetzung des Bewußtseins von Gegenständen die keine Merkmale der Vorstellungen sind, aber keineswegs aus dieser Voraussetzung sondern vielmehr nur aus dem Begriffe von der Form der Vorstellung erweisen und erklären läßt. Einer unter den vielen Richtern meines Versuches, die denselben, bevor sie ihn verstanden haben beurteilen zu müssen glaubten, hat daher wohl sehr übereilt behauptet, ich habe den Stoff a posteriori in den Begriff der Vorstellung überhaupt, | so wie manches andere hineingelegt, um ihn alsdenn aus demselben herausfi nden zu können.55 Sowohl der empirische Stoff als der reine muß als Stoff in der Vorstellung gegeben sein; 56 weil der Stoff nur als ein Gegebenes möglich ist. Er kann aber nicht auf eine und ebendieselbe Art gegeben sein. Der Unterschied zwischen den Arten dieses Gegebenseins, wird sich um so viel bestimmter entwickeln lassen, wenn wir den Begriff des Gegeben-

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seins in wiefern er den Stoff überhaupt betrifft, vollständig bestimmt haben. Die Vorstellung überhaupt entsteht durch das Gegebensein des Stoffes, und durch die Hervorbringung der Form. Sie setzt also zwei verschiedene Veränderungen im Vorstellenden voraus; die Eine in der Rezeptivität, durch welche der Stoff gegeben; die Andere in der Spontaneität, durch welche an dem Stoff die Form der Vorstellung hervorgebracht wird. Selbst der reine Stoff setzt eine Veränderung in der Rezeptivität voraus, durch welche das seiner Möglichkeit nach im bloßen Vermögen bestimmte, als Stoff einer besondern Vorstellung der Rezeptivität gegeben, und von ihr empfangen wird. Die Formen der Vorstellungen sind nur in den Formen des bloßen Vorstellungsvermögens a priori bestimmt, und das a priori an ihnen gegebene, sind die bloßen Formen der Rezeptivität und Spontaneität, die nicht als Stoff von Vorstellungen a priori gegeben sind. Der den Vorstellungen dieser Formen notwendige Stoff, entsteht wie der empirische dadurch, daß er der Rezeptivität gegeben wird; folglich in soferne ebenfalls a posteriori; und obwohl es die Spontaneität ist, welche | den Stoff der bloß seiner Möglichkeit nach im Vorstellungsvermögen a priori bestimmt ist, in der Rezeptivität seiner Wirklichkeit als Stoff nach, a posteriori bestimmt: so wird er doch von der Rezeptivität nur durch ein leidendes Verhalten empfangen; und er entsteht in soferne in derselben nur durch eine Veränderung, wobei sich das Subjekt leidend verhält. § XXII . Die Veränderung, welche in dem Subjekte dadurch vorgeht, daß der Rezeptivität desselben ein Stoff gegeben wird, heißt Affiziert werden, und die Handlung wodurch der Stoff gegeben wird – Affizieren. 57 Die Rezeptivität kann sich beim Empfange des Stoffes nur leidend verhalten; die Veränderung, durch welche dieser Stoff gegeben wird, ist also eine Veränderung bei der sich das Gemüt leidend verhält, ein Affi ziert werden.

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Alles Empfangen des Stoffes ist also ein Affiziertwerden, und alles Geben desselben, ein Affi zieren. Das Gegebene a posteriori (der Stoff der Vorstellungen) zeichnet sich also von dem a priori und folglich nicht als Stoff gegebenen (den Formen des Vorstellungsvermögens) dadurch aus, daß diese durch kein Affiziertwerden dem Subjekte gegeben sind, sondern bei allem Affiziertwerden desselben vorausgesetzt werden müssen; jenes aber nur durch Affizieren gegeben sein kann. § XXIII . Der Stoff heißt subjektiv bestimmt, in wieferne er durch die Form der | Rezeptivität; er heißt objektiv bestimmt in wieferne er durch das Objekt, dem er in der Vorstellung korrespondiert, bestimmt ist. 58 Da der empirische Stoff nur in soferne sich geben läßt, als die Rezeptivität ihn empfangen kann: so hat er seine Beschaffenheit als Stoff einer Vorstellung seiner Übereinstimmung mit der Form der Rezeptivität, welcher er im Gemüte angemessen ist, zu danken. In wieferne er aber in einer bestimmten Vorstellung diesem, oder jenem Gegenstande entspricht, und demselben angehört, in soferne muß seine Beschaffenheit von diesem, oder jenem Gegenstande abhängen. In der einen Rücksicht ist er durch das Vorstellungsvermögen, und in soferne durch das Subjekt; in der andern aber, durchs Objekt bestimmt. § XXIV. Der Stoff wird durchs Affi ziertwerden bestimmt, in wieferne seine objektive Beschaffenheit in der Rezeptivität lediglich vom Affiziertwerden abhängt; er wird durch Affiziertwerden gegeben; wie ferne sein bloßes Vorhandensein als Stoff in der Rezeptivität vom Affiziertwerden abhängt.59 Die objektive Beschaffenheit des Stoffes in der Vorstellung eines gegenwärtigen Baumes hängt lediglich davon ab, daß ich so, und nicht anders, von außen her affiziert werde. Die individuelle Weise des Affizierens wird objektiv durch den Gegenstand; aber der Stoff in der Rezeptivität objektiv le-

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diglich durchs Affiziertwerden bestimmt. Es wird sich bald zeigen, 60 daß es Vorstellungen gebe, deren Stoff in der Rezeptivität durchs | Affi ziertwerden zwar gegeben werden muß; aber nicht durch dasselbe seiner Beschaffenheit nach bestimmt sein kann. In allen Vorstellungen ohne Unterschied hingegen, muß der Stoff durchs Affiziertwerden gegeben sein. Denn wenn in der Rezeptivität ein Stoff zu einer Vorstellung vorhanden sein soll: so muß in ihr die Veränderung vorgehen, wobei sie sich leidend verhält, sie muß affi ziert werden. Es kann daher keine angebornen Vorstellungen geben. Gleichwohl entstehen die Vorstellungen auch in Rücksicht des durch Affiziertwerden gegebenen, nicht auf gleiche Weise. § XXV. Der Stoff, der nicht nur in Rücksicht auf sein Vorhandensein in der Rezeptivität als Stoff, sondern auch in Rücksicht auf seine objektive Beschaffenheit, durchs Affi ziertwerden bestimmt ist, heißt der empirische Stoff, und die Vorstellung, die aus ihm entstanden ist, eine empirische Vorstellung. 61 Wenn nicht nur das Dasein, sondern auch die Beschaffenheit des Stoffes, erst durchs Affi zieren im Vorstellenden bestimmt werden muß, so kann sich der Stoff auf nichts a priori Bestimmtes beziehen; so kann er in der Vorstellung nichts repräsentieren, was schon im bloßen Vorstellungsvermögen vorhanden wäre. Bezieht er sich aber auf etwas im bloßen Vorstellungsvermögen vorhandenes: so muß seine objektive Beschaffenheit durch dasselbe, als seinen Gegenstand, folglich a priori bestimmt sein. Wenn die Beschaffenheit des Stoffes | erst durchs Affiziertwerden im Vorstellenden bestimmt werden muß: so ist sie nicht im bloßen Vorstellungsvermögen und durch dasselbe bestimmt, sondern durch etwas so das Vorstellungsvermögen voraussetzt und folglich vom bloßen Vermögen verschieden ist. Diese Beschaffenheit ist dann nur a posteriori im Subjekte bestimmbar, und der Stoff ist in jeder Rücksicht empirisch zu nennen. Auch die durch ihn entstandene Vorstellung kann auf nichts

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a priori Bestimmtes bezogen werden, und führt darum den Namen der Empirischen. § XXVI . Der Stoff a posteriori heißt der Subjektive, in wiefern er seiner Beschaffenheit nach, durch ein Affiziertwerden von Innen (durch eine Handlung des seine Rezeptivität affi zierenden Subjektes) der Objektive, in wieferne er durch ein Affi ziertwerden von Außen (durch etwas vom Subjekte verschiedenes) bestimmt ist. 62 Die Vorstellung selbst kann, wie das Bewußtsein der Vorstellung beweist, als Veränderung in uns vorgestellt, das heißt, Objekt einer von ihr im Bewußtsein unterschiedenen Vorstellung werden. Da jede Vorstellung nur durch die von der Spontaneität hervorgebrachte Form zur Vorstellung wird: so kann der Stoff, der ihr als einem vorgestellten Objekte entspricht, nur in demjenigen Affi ziertwerden, und durch dasselbe bestimmt sein, welches dann in der Rezeptivität vorgeht, wenn die Spontaneität an dem in derselben vorhandenen Stoffe die Form hervorbringt. Der Stoff, der eine Vorstellung zum Objekte hat, besteht in dem Affiziert | sein durch die Spontaneität, welches bei dem Verbinden des in der Rezeptivität vorhandenen Mannigfaltigen geschieht, durch welches die Form hervorgebracht wird. Nur in wieferne die Vorstellung ihrer Form nach, eine durch die Spontaneität des Subjektes bewirkte Veränderung in der Rezeptivität ist, kann sie als eine dem Subjekte angehörige Vorstellung vorgestellt werden. Das Affiziertsein von innen, welches dann den ihr entsprechenden Stoff a u s m a c h t , ist eben darum ein bloß subjektiver, nur durch das Subjekt, aber a p o s t e r i o r i bestimmter Stoff. Die Vorstellung, welche unmittelbar auf einen im Bewußtsein vom vorstellenden Subjekte und seinen Vorstellungen unterschiedenen Gegenstand – auf ein äußeres Objekt – bezogen wird, muß, wie sich in der Folge ergeben wird, 63 einen Stoff haben, der seiner objektiven Beschaffenheit nach von Außenher, und folglich im Vorstellenden durch ein bloßes Af-

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fiziertsein, durch ein Etwas, das im Bewußtsein nur als Objekt vorkommen kann, bestimmt ist. Diesen Stoff nenne ich daher den Objektiven. Der objektive Stoff, und alle aus ihm entstandenen Vorstellungen, sind jederzeit empirisch, weil der durch ein Affi ziertwerden von Außen her bestimmte Stoff, sowohl in Rücksicht seiner Beschaffenheit, als seines Daseins in der Rezeptivität, nur durch Affi ziertsein bestimmt sein kann. Hingegen ist nur derjenige subjektive Stoff empirisch, der seiner objektiven Beschaffenheit nach, durchs Affiziertsein von Innen bestimmt ist, und jederzeit nur die Vorstellung als Veränderung in uns folglich keineswegs die bloße Form der Vorstellung | zum Objekt hat. Da überhaupt jeder Stoff, der seinen Grund nicht außer dem Subjekte hat subjektiv heißen kann: so kann der a priori im Vorstellungsvermögen in Rücksicht seiner Beschaffenheit, und nur in Rücksicht seines Vorhandenseins in der Rezeptivität als Stoff – a posteriori bestimmte Stoff, der der vorgestellten Form der Vorstellung entspricht, subjektiver Stoff a priori heißen. § XXVII . Der Stoff, der in Rücksicht seiner objektiven Beschaffenheit in dem Subjekte durch kein Affiziertwerden sondern durchs Vorstellungsvermögen; und nur in Rücksicht auf sein Vorhandensein in der Rezeptivität als Stoff, durch Affiziertwerden von Innen bestimmt ist, heißt der reine (a priori bestimmte) Stoff, und die aus ihm entstandenen Vorstellungen, welche die Formen der Vorstellungen zu ihren Gegenständen haben, heißen reine Vorstellungen, oder Vorstellungen a priori. 64 Die Objekte dieser Vorstellungen sind vor aller Vorstellung im Vorstellungsvermögen bestimmt, durch sie wird also nichts, das erst durch ein Affi ziertwerden im Vorstellungsvermögen bestimmt werden müßte und in soferne ein Vorstellungsvermögen als schon vorhanden voraussetzte – nichts a posteriori vorgestellt. Die objektive Beschaffenheit des Stoffes dieser Vorstellungen ist durch das bloße Vorstellungsvermögen, in welchem die Formen der Rezeptivität

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und Spontaneität vorhanden sind, bestimmt. Gleichwohl aber ist auch dieser Stoff nur seiner möglichen Beschaffenheit nach, durch seine | Gegenstände im Vorstellungsvermögen bestimmt. Wirklich vorhanden, als Stoff besonderer Vorstellungen ist er nur dann, wenn er durch eine Handlung der Spontaneität, die ihre eigene Rezeptivität, den a priori bestimmten Formen gemäß affiziert, als Stoff dieser Vorstellungen gegeben wird, wovon bei näherer Entwicklung derjenigen Spontaneität, welche Vernunft heißt, die Möglichkeit erst einleuchten kann. § XXVIII . Durch die Formen der Rezeptivität und Spontaneität, ist die Form der Vorstellung überhaupt, und durch diese ist das Merkmal aller Gegenstände, in wieferne sie vorstellbar sind, a priori bestimmt; ein Merkmal, das in so ferne ein notwendiges und allgemeines Merkmal alles Vorstellbaren ist. 65 Ein Gegenstand wird vorstellbar, in wieferne sich eine Vorstellung auf ihn beziehen läßt. Auf jeden Gegenstand muß also auch die Form der Vorstellung überhaupt bezogen werden; sie muß ihm als einem Vorgestellten beigelegt werden, und sein Merkmal in wieferne er ein Vorgestelltes ist, ausmachen. Dieses Merkmal kömmt dem Vorgestellten notwendig zu, weil es nur durch dasselbe ein Vorgestelltes ist – allgemein weil sich ohne dasselbe kein Vorgestelltes denken läßt. Daher ist Einheit des Mannig faltigen überhaupt ein notwendiges und allgemeines Merkmal alles desjenigen, was wirklich vorgestellt wird, und sich vorstellen läßt. Was von der Vorstellung und dem Vorgestellten überhaupt gilt, muß von allen Arten von Vorstellungen | und Vorgestellten gelten, und folglich von den Vorstellungen der Sinnlichkeit, des Verstandes und der Vernunft als bloßen Vorstellungen, und ihren Objekten, als Vorgestellten. Was also in der Sinnlichkeit, dem Verstande, und der Vernunft, in wieferne sie bloße Vorstellungsvermögen sind, bestimmt ist, die Formen der sinnlichen Vorstellung, der Vorstellung des Verstandes und der Vernunft, auf die durch diese Vor-

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stellungen vorgestellten Gegenstände bezogen, machen notwendige und allgemeine Merkmale dieser Gegenstände aus. Aber freilich nur in so ferne, als diese Gegenstände ein Vorgestelltes sind. Es wird daher durch eine Idee (Vorstellung der Vernunft) eben so wenig als durch eine sinnliche Vorstellung, der Gegenstand als Ding an sich vorgestellt. Der Gegenstand auf den eine sinnliche Vorstellung bezogen ist, (die Erscheinung – Phaenomenon) und der Gegenstand, auf den eine Idee bezogen ist (das Vernunftwesen – Noumenon) sind beide nur in sofern vorstellbar, als ihnen die Formen der Vorstellung beigelegt werden, die ihnen an sich nicht zukommen können. Auch die Vernunft vermag also nicht Dinge an sich vorzustellen und das Noumenon ist als ein Vorgestelltes von dem Dinge an sich wesentlich verschieden. Wenn wir die Erscheinung von dem Dinge, das ihr zum Grunde liegt, unterscheiden: so haben wir von diesem Dinge keine Vorstellung als Dinge an sich, sondern als einem durch keine sinnliche Vorstellung, sondern eine bloße Idee vorgestellten, einem Noumenon; von dem wir nie wissen könnten, ob es nicht ein bloßes Produkt unserer Vernunft wäre, wenn nicht die Erscheinung, durch das was an ihr gegeben ist, für die Wirklichkeit des außer der Vorstellung | befi ndlichen bürgte. Die Idee der Gottheit, welcher ihre Realität, das heißt ihre Anwendbarkeit auf etwas was nicht bloße Idee ist durch die praktische Vernunft verbürgt wird, ist nicht Vorstellung der Gottheit als eines Dinges an sich, sondern als eines bloßen Noumenons. Alle Merkmale, die der Gottheit als einem Vorgestellten, und so weit sie vorstellbar ist, zukommen, sind lediglich in der Form der Vernunft bestimmt, und können also nicht das, was die Gottheit an sich ist, sondern nur wie sie von uns gedacht werden muß, was sie im Verhältnis auf unser Vorstellungsvermögen ist, wie wir sie uns bezeichnen müssen, bedeuten. Um also dem alten, alle Philosophie verwirrenden, und die wesentlichsten Zwecke derselben (allgemeingültige Prinzipien unserer Pfl ichten und Rechte in diesem, und des Grundes unserer Erwartung von einem zukünftigen Leben

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ausfi ndig, und nach und nach allgemeingeltend zu machen) vereitelnden Mißverständnisse abzuhelfen, müssen die im Vorstellungsvermögen, und folglich in der Sinnlichkeit, dem Verstande und der Vernunft bestimmten Formen der Vorstellungen entdeckt werden, um durch sie die Merkmale zu erhalten, die den vorgestellten Gegenständen, in wieferne sie Vorgestellte sind, und folglich zwar notwendig und allgemein, aber auch keineswegs an sich zukommen, und die daher als ein ursprüngliches Eigentum des Gemütes (als das a priori Vorstellbare) von den Gegenständen, die kein ursprüngliches Eigentum des Gemütes sind, sondern nur durch einen demselben durch Affiziertwerden gegebenen Stoff (obzwar auch nur unter jenen Formen) repräsentiert werden (dem a posteriori Vorstellbaren ) unterschieden werden müssen, | wenn man sich nicht mit eingebildeten und ewig streitigen Kenntnissen der Dinge an sich täuschen, und die Kenntnis der wirklich in unserm Vorstellungsvermögen bestimmten letzten Gründe unserer Rechte und Pfl ichten usw. darüber vernachlässigen will. So wie die Form der Vorstellung überhaupt, und das Vorstellungsvermögen überhaupt, nur durch die Zergliederung des Begriffes der bloßen Vorstellung überhaupt gefunden werden konnte: so lassen sich die Formen der Vorstellungen der Sinnlichkeit, des Verstandes und der Vernunft, und diese drei Arten des Vorstellungsvermögens nur durch die Zergliederung der sinnlichen, verständigen, und vernünftigen Vorstellung entdecken; 66 und wie das Bewußtsein überhaupt das Prinzip der Zergliederung für den Begriff der Vorstellung überhaupt an die Hand gab: so müssen die Arten des Bewußtseins die eigentlichen Prinzipien für die Zergliederung der Arten von Vorstellungen enthalten. Es muß also vor allen Dingen das Bewußtsein erörtert werden, um uns der Arten desselben zu versichern.

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§ XXIX . Das Bewußtsein überhaupt besteht im Bezogenwerden der Vorstellung durch das Subjekt auf Objekt und Subjekt, und ist von der Vorstellung überhaupt unzertrennlich. 67 Bei der obigen Theorie des Vorstellungsvermögens überhaupt, liegt das Bewußtsein, und das durch dasselbe einleuchtende Urteil: Die Vorstellung wird vom Objekt und Subjekt denen sie angehört unterschie | den als ein bloßes Faktum zum Grunde, das dort nur als Faktum angenommen werden, und erst nach der Zergliederung des Begriffes der Vorstellung, erörtert werden kann. Durch das Bewußtsein wird die Vorstellung vom Objekt, und Subjekt unterschieden (Tatsache). Nun aber kann, wie aus der Theorie des Vorstellungsvermögen erhellt, die Vorstellung nur dadurch vom Vorgestellten unterschieden werden, daß sie in Rücksicht ihrer Form aufs Vorstellende; – und nur dadurch vom Vorstellenden, daß sie in Rücksicht ihres Stoffes aufs Vorgestellte bezogen wird; also muß das Bewußtsein (so weit sich dasselbe entwickeln läßt) im Bezogenwerden der V. auf Objekt, und Subjekt bestehen.68 Man ist sich Etwas bewußt, in wieferne Etwas vorgestellt, d. h. eine Vorstellung auf einen Gegenstand bezogen; – man ist sich des Etwas bewußt, in wieferne dem Subjekte vorgestellt, das heißt eine Vorstellung aufs Subjekt bezogen wird. 69 Nur durch das Bezogenwerden wird wirklich vorgestellt, d. h. dem Subjekte ein Objekt vergegenwärtiget. Ohne Bewußtsein überhaupt läßt sich also keine Vorstellung überhaupt als wirklich denken.70 Die Behauptung der Wirklichkeit und Möglichkeit bewußtseinloser Vorstellungen hat ihren Grund, teils in dem unentwickelten und unrichtigen Begriffe von Vorstellung überhaupt, indem man alles, was im Gemüte vorgeht, jedes Affiziertwerden, jede Äußerung der Tätigkeit, jede Anstalt zur Vorstellung Vorstellung nannte; teils in dem unrichtigen

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Begriff von einer die Vorstellungen hervorbringenden Kraft, die als eine sol | che, ihrem Wesen zufolge, nie nichthervorbringend sein könnte, daher denn die Seele unaufhörlich, und folglich auch ohne Bewußtsein, Vorstellungen haben mußte; teils endlich in dem unentwickelten Begriffe vom Bewußtsein selbst, in welchem man das Bewußtsein überhaupt, und folglich auch das dunkle Bewußtsein mit dem klaren verwechselte, und daher wo kein klares Bewußtsein statt fand, das Bewußtsein überhaupt, leugnete.71 Das Vorstellende heißt in Rücksicht aufs Bewußtsein das Subjekt; das Vorgestellte, das Objekt des Bewußtseins. In wie ferne jeder der drei wesentlichen Bestandteile des Bewußtseins überhaupt, besonders vorgestellt, und in soferne Objekt eines besondern Bewußtseins werden kann: in soferne gibt es drei Arten (es sind nicht mehrere, und nicht wenigere möglich) des Bewußtseins. 1. Bewußtsein der Vorstellung bei welchem (nicht die Vorstellung überhaupt, sondern) eine im Bewußtsein wirkliche und besondere Vorstellung vorgestellt, d. h. Gegenstand einer Vorstellung, und in soferne Objekt eines besondern Bewußtseins wird, durch welches man sich seiner Vorstellung als einer Vorstellung bewußt wird. 2. Bewußtsein des Vorstellenden (Selbstbewußtsein) bei welchem das Subjekt des Bewußtseins, in wieferne es das Vorstellende ist, zum Objekt einer besondern Vorstellung, und durch dieselbe eines besondern Bewußtseins wird, durch welches man sich seiner Selbst, seines Ichs, bewußt ist. 3. Bewußtsein des Vorgestellten bei welchem ein Objekt des Bewußtseins, das ein bloßes Objekt, und folglich weder Vorstellung, noch das Subjekt ist, zum Objekt einer besondern Vorstellung, und durch dieselbe | eines besondern Bewußtseins wird, durch welches man sich des Objektes in wieferne es ein Vorgestelltes ist, bewußt ist, wobei also das schon Vorgestellte, durch eine neue Vorstellung als ein solches vorgestellt werden muß.72

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§ XXX . Das Bewußtsein überhaupt heißt klar, in wieferne es Bewußtsein der Vorstellung ist.73 Bewußtsein überhaupt fi ndet statt, sobald man sich etwas vorstellt. Man kann sich etwas bewußt sein, ohne daß man sich der Vorstellung durch welche man sich etwas bewußt ist, insbesondere, und als einer solchen, bewußt ist. In diesem Falle ist Bewußtsein, aber dunkles Bewußtsein vorhanden; welches sich nur dann aufklärt, wenn man sich die Vorstellung durch welche etwas vorgestellt wurde als Vorstellung vorstellt, und sich also des Vorstellens bewußt wird. Jedem klaren Bewußtsein muß also ein dunkles vorhergegangen sein. Denn man muß vorher vorgestellt haben, man muß eine Vorstellung besitzen, bevor man sich dieselbe vorstellen kann.

Drei Arten des klaren Bewußtseins 1) Das Bewußtsein der Vorstellung ist klar, in wieferne es bloßes Bewußtsein der Vorstellung ist. 2) Das Bewußtsein des Vorstellenden, das Selbstbewußtsein, ist klar, in wieferne es von dem Bewußtsein der Vorstellung, durch welche das Subjekt als das Vorstellende vorgestellt wird, begleitet ist. 3) Das Bewußtsein des Vorgestellten ist klar, in wieferne es von dem Bewußtsein der Vorstellung, durch welche | das Vorgestellte vorgestellt wird, begleitet ist. Jedes Bewußtsein also (das Bewußtsein überhaupt) ist klar, in wieferne es Bewußtsein der Vorstellung ist; und jedes ist dunkel, in wieferne bei ihm kein Bewußtsein der Vorstellung statt fi ndet. § XXXI . Das Bewußtsein überhaupt heißt deutlich, in wieferne es Bewußtsein des Vorstellenden als eines solchen, Selbstbewußtsein, ist.74 Klarheit des Bewußtseins fi ndet statt, sobald man sich seiner Vorstellung bewußt wird. Dies kann man ohne sich seiner selbst als des Vorstellenden insbesondere bewußt zu werden,

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das heißt, ohne sich sein Selbst besonders (durch eine eigene Vorstellung) vorzustellen, sein Ich als dasjenige zu denken, dem die vorgestellte Vorstellung angehört. In diesem Falle ist klares, aber undeutliches Bewußtsein vorhanden, welches nur dann deutlich wird, wenn man sich außer der Vorstellung auch noch seiner Selbst, als des Vorstellenden, bewußt wird. Jedem deutlichen Bewußtsein, muß also ein klares vorhergegangen sein. Denn man muß vorher die Vorstellung als Vorstellung vorgestellt haben, bevor man sich als das Vorstellende – das heißt als dasjenige, dem die Vorstellung angehört, vorstellen kann. Es geht also der Weg jederzeit vom undeutlichen Bewußtsein durchs klare, zum deutlichen.

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Drei Arten des deutlichen Bewußtseins 1) Das Bewußtsein des Vorstellenden (das Selbstbewußtsein) ist deutlich, in wieferne es bloßes Selbst | bewußtsein ist. 2) Das Bewußtsein der Vorstellung, und 3) des Vorgestellten sind deutlich, in wieferne sie vom Selbstbewußtsein begleitet sind. Jedes Bewußtsein also (das Bewußtsein überhaupt) ist deutlich, in wieferne es Selbstbewußtsein ist. § XXXII . Das Bewußtsein, dessen Objekt weder eine bloße Vorstellung, noch das Vorstellende, sondern ein von beiden unterschiedenes Vorgestelltes ist, heißt Erkenntnis. Selbstbewußtsein, und Bewußtsein der bloßen Vorstellung sind von dem, was im eigentlichen Verstande Erkenntnis heißt, wesentlich verschieden. Das Objekt des Selbstbewußtseins ist das vorgestellte Vorstellende, das Objekt des Bewußtseins der Vorstellung die vorgestellte Vorstellung; das Objekt der Erkenntnis, ein Vorgestelltes, welches weder eine Vorstellung, noch das Vorstellende, sondern bloßes Objekt, und im Bewußtsein nur als ein Solches vorstellbar ist.

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§ XXXIII . In der Erkenntnis wird der vorgestellte Gegenstand sowohl von der vorgestellten Vorstellung als auch von dem vorgestellten Vorstellenden unterschieden.75 | Die Überzeugung von der Wirklichkeit des Faktums, das durch diesen Satz angekündiget wird, muß ganz der Reflexion eines jeden über sein eigenes Bewußtsein überlassen werden. Wenn man sich nicht bloß seiner Vorstellung, und seines Vorstellenden, sondern eines Objektes, das man von beiden unterscheidet bewußt wird; befi ndet man sich nicht in dem Zustande des bloßen Bewußtseins einer Vorstellung, oder des bloßen Selbstbewußtseins, sondern in demjenigen der Erkenntnis heißt. Bei jeder Erkenntnis ist klares und deutliches Bewußtsein (Bewußtsein der Vorstellung, und Selbstbewußtsein) wesentlich; denn ohne Bewußtsein der Vorstellung, als einer solchen, und des Vorstellenden als eines solchen, ist das Unterscheiden des vorgestellten Gegenstandes von der vorgestellten Vorstellung und dem vorgestellten Vorstellenden, und folglich die Erkenntnis selbst, nicht denkbar. Jede Erkenntnis ist ein klares und deutliches Bewußtsein, wird von dem Bewußtsein der Vorstellung und dem Selbstbewußtsein begleitet, und ist mit dem Bewußtsein des Objektes zusammengenommen, aus allen drei Arten des Bewußtseins zusammen gesetzt; und daher die vollständigste Kraftäußerung des Vorstellenden im theoretischen Gebrauche seiner Vermögen. Aber die Erkenntnis kann ein klares und deutliches Bewußtsein sein; sie kann vom Bewußtsein der Vorstellung, und dem Selbstbewußtsein begleitet werden, ohne darum vom klaren Bewußtsein der Vorstellung, und vom deutlichen Selbstbewußtsein jederzeit begleitet zu sein.76 Das Bewußtsein

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der Vor | stellung ist klar (§ XXX . 1.) in wieferne dasselbe (wie zuweilen der Fall ist) bloßes Bewußtsein der Vorstellung ist, indem die Aufmerksamkeit auf die Vorstellung allein, als den Gegenstand des Bewußtseins gerichtet wird. Das Selbstbewußtsein ist deutlich, in wieferne dasselbe (wie zuweilen der Fall ist) bloßes Selbstbewußtsein ist, indem die Aufmerksamkeit auf das Vorstellende allein, als den Gegenstand des Bewußtseins gerichtet wird. In den entgegengesetzten Fällen ist das Bewußtsein der Vorstellung als ein solches d u n k e l ; das Selbstbewußtsein als ein solches u n d e u t l i c h . Aber das Bewußtsein des Gegenstandes ist klar, wenn dasselbe von einem Bewußtsein der Vorstellung (dasselbe sei nun als ein solches klar, oder dunkel) – es ist deutlich, wenn dasselbe vom Selbstbewußtsein (dasselbe sei als ein solches deutlich oder undeutlich) begleitet wird. Gleichwie man die Wirklichkeit bewußtseinloser Vorstellungen behauptet, und das Vorhandensein des dunkeln Bewußtseins zum Vorteil der dunkeln Vorstellungen (durch welche man so manches deutlich machen wollte) leugnete; 77 weil man weder vom Bewußtsein noch von Vorstellung deutliche Begriffe hatte: so wird man auch die Möglichkeit und Wirklichkeit der Erkenntnis ohne das Bewußtsein der Vorstellung und ohne Selbstbewußtsein behaupten, weil man in den ursprünglichen Begriff der Erkenntnis der aus dem Bewußtsein allein geschöpft werden muß, Merkmale aufzunehmen gewohnt ist, die aus philosophischen Hypothesen, Systemen und Raisonnements gezogen sind, welche aber, wenn sie ihren Zweck nicht verfehlen sollten, den reinen, im Bewußtsein be |stimmten Begriff der Erkenntnis voraussetzen, und nicht verdrängen müßten. Die Erkenntnis ist aus allen drei Arten des Bewußtseins zusammengesetzt, dem klaren Bewußtsein, dem Selbstbewußtsein und dem Bewußtsein des Gegenstandes als eines 1 Die Seitenzahl springt hier im Original von 224 auf 229, um dann wieder

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solchen, welches, obwohl es sich ohne die beiden ersten nicht denken läßt, gleichwohl durch sie allein, noch nicht vorhanden ist. Wie ist nun Bewußtsein des Gegenstandes als eines solchen, in wieferne es vom Selbstbewußtsein, und vom Bewußtsein einer Vorstellung als einer solchen unterschieden wird, möglich? Schlechterdings nur dadurch, daß in demselben eine Vorstellung vorkömmt, die weder auf eine andere Vorstellung, noch auf das Vorstellende bezogen wird; denn die eine Beziehung würde bloßes Bewußtsein der Vorstellung, die andere, bloßes Selbstbewußtsein hervorbringen. In jedem Bewußtsein ist das Objekt ein Vorgestelltes; aber nicht in jedem, nur im Bewußtsein des Gegenstandes als eines solchen ist das Objekt ein bloßes Vorgestelltes. Das Vorgestellte ist nur durch Beziehung der Vorstellung auf den Gegenstand möglich. Das bloße Vorgestellte muß also nur durch Beziehung der Vorstellung auf den bloßen Gegenstand, durch unmittelbare Beziehung der Vorstellung auf etwas, was keine Vorstellung und kein Vorstellendes ist und was ich daher bloßes Objekt nenne, möglich sein. Allein durch diese aufs bloße Objekt bezogne Vorstellung, ist der Gegenstand im Bewußtsein zwar ein bloßes Vorgestelltes, keineswegs aber noch als ein solches vorgestellt.78 Dies letztere ist nur durch die Unterscheidung desselben vom Gegenstande des Selbstbewußtseins, und von der bloßen | Vorstellung möglich; und es ist daher noch eine besondere Vorstellung notwendig, durch welche das bloße Vorgestellte als ein Solches vorgestellt wird; eine Vorstellung, welche das Vorgestellte (die auf den Gegenstand unmittelbar bezogene Vorstellung) zum Objekte hat, und durch deren Beziehung auf das bloße Vorgestellte dasselbe von der vorgestellten bloßen Vorstellung und dem vorgestellten Vorstellenden im Bewußtsein unterschieden wird. Nur in wieferne man unter Erkenntnis das Bewußtsein des bloßen Vorgestellten als eines solchen, versteht, kann man in uneigentlicher Bedeutung sagen: ich erkenne meine bloße Vorstellung, oder mein bloßes Ich, in wiefern man

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sich der Vorstellung oder des Vorstellenden, als eines vorgestellten bewußt ist; das heißt, in wieferne man weiß, daß man sich seine Vorstellung, und sein Ich vorstellt. Aber da nur dasjenige ein eigentliches Objekt heißen kann, was sich in Rücksicht auf das Subjekt und dessen Vorstellungen, als Objekt verhält, und folglich in jeder Rücksicht vom Subjekt und allen Vorstellungen unterschieden ist: so kann auch nur das Bewußtsein eines solchen Objektes Erkenntnis im eigentlichen Sinne dieses Wortes heißen. Die Erkenntnis kann freilich ein Bezogenwerden der Vorstellung auf einen bestimmten Gegenstand genannt werden. Aber diese Formel ist zur Defi nition der Erkenntnis darum schlechterdings untauglich, weil nicht jedes Bezogenwerden der Vorstellung auf einen bestimmten Gegenstand Erkenntnis heißen kann; man müßte denn beweisen können, daß der Aus | druck bestimmter Gegenstand nur von den Gegenständen der Erkenntnis gebraucht werden könne, und zu diesem Behufe vorher zeigen, was man unter diesen Gegenständen verstehe. Jede Vorstellung, die zu den Graden logischer Vollkommenheit, welche Klarheit und Deutlichkeit der Vorstellung (nicht des Bewußtseins) heißen, erhoben sind, haben (logisch) bestimmte Gegenstände, und wenn diese auch wirklich solche Objekte wären, denen die ganze Welt die Erkennbarkeit abspricht.79 Über dieses sind im Bewußtsein der Vorstellung und im Selbstbewußtsein die vorgestellte Vorstellung und das vorgestellte Subjekt völlig bestimmte Gegenstände auf welche Vorstellungen bezogen werden. Nur eine solche Formel kann Erklärung der Erkenntnis heißen, welche der Vieldeutigkeit des Ausdruckes bestimmter Gegenstand in dem Begriffe der Erkenntnis vorbeugt. Versteht man nun unter dem bestimmten Gegenstande (bei der Erkenntnis) denjenigen, der weder als vorgestellte Vorstellung noch als das vorgestellte Vorstellende in einem Bewußtsein vorkommt, – wie man ihn denn so denken muß, wenn man Erkenntnis nicht mit dem Selbstbewußt-

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sein und dem Bewußtsein der Vorstellung verwechseln will: so muß, wenn ein solches Bewußtsein des Gegenstandes, oder Erkenntnis überhaupt, möglich sein soll, der Gegenstand auf zwei sehr verschiedene Arten b e s t i m m t sein. Erstens als Gegenstand in der bloßen Vorstellung, und zweitens als vorgestellter Gegenstand im Bewußtsein. 80 Als Gegenstand in der bloßen Vorstellung – vermittelst eines gegebenen Stoffes, der sich unmittelbar auf | das was keine Vorstellung und nicht das Subjekt selbst ist, folglich (als bloßer Stoff) auf das Ding an sich bezieht, und woraus denn die Vorstellung entsteht, durch welche der noch nicht vorgestellte Gegenstand zu einem Vorgestellten wird. Als Vorgestellter Gegenstand im Bewußtsein – durch eine zweite Vorstellung, durch welche der durch die erste zu einem Vorgestellten erhobene Gegenstand als ein Vorgestelltes vorgestellt das heißt zu einem Objekte des Bewußtseins als ein Vorgestelltes erhoben wird. Durch die Eine dieser Vorstellungen wird der bloße Gegenstand ein Vorgestelltes, durch die Andere ein Erkanntes; die Eine entsteht unmittelbar aus dem gegebenen Stoffe, der in ihr unmittelbar das bloße Objekt repräsentiert; die Andere aus der auf den Gegenstand bezogenen Vorstellung, und folglich aus einem Stoffe, der in ihr das bloße Objekt nur vermittelst der auf dasselbe bezogenen Vorstellung repräsentiert; durch die Eine wird der bloße Gegenstand vermittelst des ihm korrespondierenden Stoffes angeschaut; durch die Andere wird er durch eine aus der auf ihn unmittelbar bezogenen Vorstellung hervorgebrachte besondere Vorstellung gedacht. 81 § XXXIV. Zum Bewußtsein des Gegenstandes als eines solchen, und folglich auch zur Erkenntnis überhaupt, gehören zwei verschiedene Vorstellungen; die Eine, welche unmittelbar auf den bloßen Gegenstand bezogen wird, und Anschauung, und die Andere, welche mittelbar (vermittelst) der Ersten auf den bloßen Gegenstand bezogen wird, und Begriff heißt. 82 | Der Gegenstand der Erkenntnis unterscheidet sich vom Gegenstande einer Vorstellung überhaupt dadurch, daß bei

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diesem nicht ausgemacht ist, ob er ein schon Vorgestelltes sei, oder nicht; ob er ein bloßes Vorgestelltes, oder eine vorgestellte Vorstellung, oder das vorgestellte Vorstellende sei; während der Gegenstand der Erkenntnis ein bloßes und zwar schon Vorgestelltes sein muß, indem unter Erkenntnis das Bewußtsein des Gegenstandes als eines bloßen Vorgestellten verstanden wird, ein Bewußtsein, das sich nicht ohne Vorstellung des schon Vorgestellten als eines solchen denken läßt. Die Erkenntnis muß also eine Vorstellung enthalten, durch welche der bloße Gegenstand zum Vorgestellten erhoben, und eine Andere, durch welche er in dieser Eigenschaft vorgestellt, das heißt Objekt des Bewußtseins wird. Ein bloßer Gegenstand, in wieferne er noch kein Vorgestelltes war, wird zu einem Solchen dadurch, daß eine Vorstellung unmittelbar auf ihn bezogen wird, die dann Anschauung heißt. Ein Gegenstand, der bereits ein Vorgestelltes ist, wird als ein solches dadurch vorgestellt, daß er vermittelst der Vorstellung durch die er zum Vorgestellten wird d. h. durch die Anschauung, Objekt einer neuen Vorstellung wird, die Begriff heißt; und welche zum unmittelbaren Objekte die Anschauung; zum mittelbaren aber, das durch die Anschauung Vorgestellte, das bloße Vorgestellte hat. Anschauung ist bei der Erkenntnis die auf den bloßen Gegenstand unmittelbar, – Begriff, die auf denselben mittelbar bezogene Vorstellung, und nur durch das Bezogenwerden dieser beiden Vorstellungen | aufs bloße Objekt entsteht Erkenntnis. Aber dieses Bezogenwerden setzt das Vorhandensein der beiden Vorstellungen voraus, die als bloße Vorstellungen vom bloßen Objekte unterschieden werden. Die Anschauung als bloße Vorstellung, oder die bloße Anschauung ist also eine Vorstellung die sich unmittelbar auf ein bloßes Objekt beziehen läßt; und der Begriff eine Vorstellung, die sich mittelbar auf ein bloßes Objekt beziehen läßt. Die wirklich auf den bloßen Gegenstand unmittelbar bezogene Vorstellung kann in soferne, als sie auf den Gegenstand bezogen ist, nicht bloße Vorstellung, und auch nicht bloße Anschau-

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ung heißen. Dies letztere heißt sie, in wieferne sie die vom bloßen Objekt im Bewußtsein unterschiedene Vorstellung ist. Wie diese Unterscheidung der bloßen Anschauung vom bloßen Objekte im Bewußtsein möglich ist, wird in der Theorie des Verstandes gezeigt werden. Wie unbestimmt der Begriff der bloßen Anschauung, und des Bewußtseins auch selbst von Freunden und Verteidigern der kritischen Philosophie gedacht werde, mag man daraus schließen, daß mir einer derselben den Einwurf machte. »Ich hätte schon im Satze des Bewußtseins nicht sowohl den Begriff der bloßen Vorstellung überhaupt, als der Anschauung aufgestellt, indem daselbst die Vorstellung als dasjenige angegeben würde, was auf das Objekt bezogen wird.« 83 Er versichert zwar meinen Versuch studiert zu haben (der freilich nicht bloß gelesen werden darf, wenn er verstanden werden soll) – Allein er mag ihn doch ein wenig eilfertig studiert haben, wie man es wohl bei Schriften die man nur um sie zu widerlegen liest, | zu halten pflegt. Sonst müßte er wohl gefunden haben, daß im Satze des Bewußtseins nur von demjenigen die Rede ist, was allen Arten des Bewußtseins wesentlich ist; und folglich von der Vorstellung nur in wieferne sie auf ein Objekt überhaupt – das entweder eine bloße Vorstellung – oder das Vorstellende oder ein bloßes Vorgestelltes sein kann – bezogen wird; die also doch wohl noch nicht Anschauung heißen kann, worunter ich nur diejenige Vorstellung verstehe, die sich auf ein bloßes Objekt unmittelbar beziehen läßt, und durch deren Bezogenwerden aufs bloße Objekt, dasselbe zum bloßen Vorgestellten wird. Durch die Anschauung allein, auch in wieferne sie wirklich aufs Objekt bezogene Vorstellung ist, kann durchaus nichts erkannt werden. Denn durch die Anschauung wird der Gegenstand nur vorgestellt; nicht, als ein Vorgestelltes vorgestellt. Durch das unmittelbare Bezogenwerden der Vorstellung auf den Gegenstand, ist (während desselben) alle Unterscheidung des Gegenstandes von der bloßen Vorstellung unmöglich; Vorstellung und Objekt, machen in so-

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ferne im Bewußtsein nur Eines aus; und da die Klarheit des Bewußtseins, Bewußtsein der Vorstellung als einer solchen fodert; beim Anschauen aber die Vorstellung mit dem Objekte zusammengenommen, gar nicht als Vorstellung vorgestellt wird: so fi ndet in diesem Gemütszustande ein bloßes dunkles Bewußtsein, ohne alle Erkenntnis statt. Aber, wenn schon die Anschauung nicht Erkenntnis sein kann: so ist sie doch der Anfang, und eines der Elemente jeder Erkenntnis, die sich nicht ohne eine Vorstellung denken läßt, durch welche ein bloßes | Objekt zu einem bloßen Vorgestellten erhoben, d. h. unmittelbar vorgestellt wird. Hieraus folgt auch, daß die Erkenntnis durch einen bloßen Begriff eben so wenig denkbar ist, als ohne Begriff durch bloße Anschauung. Gleichwohl ist beides, auch von einem Verteidiger der kritischen Philosophie behauptet worden, 84 unter andern auch darum, weil das Tier ohne Begriffe; ein Sauderson aber ohne Anschauung (das Licht) erkenne. 85 Allein ich glaube den unvernünftigen Tieren mit dem Selbstbewußtsein die Eigentliche Erkenntnis – dem blindgebornen aber nur die Anschauung vermittelst des Auges absprechen zu müssen. § XXXV. In wieferne die Anschauung einen Bestandteil der Erkenntnis überhaupt ausmacht; in soferne ist sie eine Vorstellung, die aus einem bloß gegebenen Stoffe, und folglich aus keiner andern Vorstellung entsteht. 86 Die Anschauung ist nur in soferne ein Bestandteil der Erkenntnis, als zur Erkenntnis eine Vorstellung gehört, durch die der bloße Gegenstand als solcher, folglich nicht, als ein schon Vorgestelltes, sondern unmittelbar vorgestellt, und folglich durch die er erst zum Vorgestellten wird. Die Vorstellung durch die der Gegenstand erst zum Vorgestellten wird, kann nicht aus einer andern, das heißt aus einem Stoffe, der schon die Form der Vorstellung angenommen hat, sondern muß aus einem bloßen, unmittelbar gegebenen, Stoffe entstehen. Eine solche Vorstellung hat einen

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Stoff der | in der Vorstellung unmittelbar, Repräsentant des Gegenstandes ist; zwischen ihr, und dem Gegenstande liegt keine andere Vorstellung, und ihr Entstehungsgrund liegt im Gegebensein des bloßen Stoffes. 5

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§ XXXVI . In wieferne der Begriff einen Bestandteil der Erkenntnis überhaupt ausmacht, in soferne ist er eine Vorstellung, die aus einer andern Vorstellung, folglich aus einem Stoffe der schon die Form der Vorstellung angenommen hat, entsteht. 87 Der Begriff ist nur in soferne ein Bestandteil der Erkenntnis, als zu derselben eine Vorstellung gehört, durch die der Gegenstand als ein schon Vorgestelltes, und folglich durch eine Vorstellung, die sich nicht unmittelbar auf den bloßen Gegenstand, sondern vermittelst der auf ihn unmittelbar bezogenen Vorstellung, durch die er ein Vorgestelltes wird, bezieht. Der Begriff hat also den Gegenstand unter der Form der Vorstellung zum unmittelbaren Objekte, und er kann nur dadurch entstehen, daß das dem Gegenstand in der Anschauung entsprechende Mannigfaltige, welches schon die Form der Vorstellung angenommen hat, in dieser Eigenschaft Stoff einer neuen Vorstellung wird. Der Stoff dieser Vorstellung ist denn das Mannigfaltige des Vorgestellten, aus welchem, in wieferne es neuerdings die Form der Vorstellung erhält, Einheit des vorgestellten Mannig faltigen wird, die auf den Gegenstand bezogen, demselben das Merkmal der Objektiven Einheit gibt, d. h. ihn im Bewußtsein zu einem vorgestellten Objekte macht. | Die Vorstellung überhaupt, die ihrer Form nach, in der hervorgebrachten Einheit des gegebenen Mannigfaltigen besteht, begreift also zwei Arten von Vorstellungen unter sich; die Anschauung, oder die Vorstellung, die ihrer Form nach in der hervorgebrachten Einheit des gegebenen bloßen Mannigfaltigen (das noch nicht die Form der Vorstellung angenommen hat) und den Begriff, oder die Vorstellung die ihrer Form nach, in der hervorgebrachten Einheit des zwar

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Gegebenen aber schon zur Vorstellung erhobenen, des vorgestellten Mannigfaltigen, besteht. Eine Vorstellung unmittelbar auf ein noch nicht vorgestelltes Objekt beziehen heißt Anschauen; Eine Vorstellung auf ein schon vorgestelltes Objekt beziehen, heißt nicht bloß denken, sondern erkennen. Denken hingegen heißt einen Begriff erzeugen, oder das Mannigfaltige des Vorgestellten, das folglich schon in einer andern Vorstellung enthalten sein muß, neuerdings verbinden; und, da das Mannigfaltige des Vorgestellten, die Merkmale eines Gegenstandes ausmacht: so heißt denken soviel, als die Merkmale eines Vorgestellten verbinden, welche in der bloßen Anschauung dem vorstellenden Subjekte in keiner andern Verbindung, als daß sie in Einer Vorstellung vorkamen, vergegenwärtigt wurden, während sie in der Erkenntnis durch den Begriff als in Eine Objektive Einheit gehörig, als Merkmale Eines Vorgestellten vergegenwärtigt werden. Die ganze philosophische Welt ist darüber einig, daß ein Objekt aus dem Inbegriffe verschiedener Merkmale bestehe; aber nur die kritische Philosophie vermochte zu zeigen, worin der Grund dieser Eigenheit eines Objektes liege, und daß die objektive Einheit von ihm | nur als von einem Vorgestellten (und folglich nicht vom Dinge an sich) und zwar nur als von einem, nicht durch bloße Anschauung, sondern noch überdies durch einen Begriff vorgestellten, gelten könne. In wieferne die Anschauung aus dem bloßen Gegebenen entsteht; kann sie nur durch ein Affiziertwerden entstehen – d. h. durch eine Veränderung im Subjekte, wobei sich dasselbe leidend verhält, während der Begriff durch eine Handlung der Spontaneität entstehen muß. Der Begriff wird aus der Anschauung, und folglich (wenigstens unmittelbar) aus einem nicht durchs Affiziertwerden Gegebenen, erzeugt. In wieferne er Begriff ist, entsteht er also durch eine Veränderung, wobei sich das Gemüt bloß tätig verhält. Auch bei der Anschauung ist die Spontaneität tätig, in wieferne sie an dem durch Affiziertwerden Gegebenen, die Form der Vorstellung

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hervorbringt. Aber der Entstehungsgrund der Anschauung als einer solchen liegt nicht in dieser Handlung der Spontaneität, sondern in einem leidenden Verhalten der Rezeptivität, durch welches die Spontaneität gezwungen an dem gegebenen Stoff die Form der Vorstellung erzeugt; während der Entstehungsgrund des Begriffes in einer nicht durch Einwirkung abgedrungenen Handlung, sondern in der sich ungezwungen äußernden Tätigkeit der Spontaneität liegt, die einen schon von ihr verbundenen Stoff noch einmal verbindet, und sich folglich mit einem Stoffe beschäftiget, den sie nicht unmittelbar durch Affiziertwerden erhalten hat. | Folgende Erörterungen die nicht mehr die Erkenntnis überhaupt; und folglich nicht die alle Arten von Erkenntnis betreffenden Eigenschaften entwickeln, sollen hier nur einstweilen noch problematische Begriffe aus einander setzen, durch welche die Theorie der Erkenntnisarten nicht vorgetragen (denn dies kann erst geschehen, nachdem jede ihr Prinzip erhalten haben wird) sondern nur vorbereitet werden soll. § XXXVII . Die Rezeptivität heißt von Innen affi ziert, in wieferne sie durch die Spontaneität des vorstellenden Subjektes affiziert ist; sie heißt von Außen affiziert, in wieferne sie affiziert ist, aber nicht durch die Spontaneität. Durchs Affiziertwerden, wird entweder das bloße Vorhandensein; oder, das Vorhandensein, und die Beschaffenheit des Stoffes zugleich bestimmt. In jeder Anschauung muß das Vorhandensein des Stoffes unmittelbar durchs Affiziertwerden bestimmt sein. Denn die Anschauung entsteht unmittelbar durch das Gegebene, d. h. durch diejenige Veränderung, bei der sich das Subjekt leidend verhält, und welche das Affi ziertwerden heißt. Auch der Begriff entsteht, aber nicht unmittelbar sondern nur vermittelst der Anschauung, die ihm seinen Stoff liefert, durch Affiziertsein; und in so ferne gilt der Satz daß der Stoff

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(der bloße Stoff) der Vorstellung überhaupt (der Anschauung unmittelbar; des Begriffes mittelbar) durch Affiziertsein gegeben werden muß. | Ungeachtet aber das Vorhandensein des Stoffes in jeder Anschauung die Folge des bloßen Affiziertseins ist; und der Stoff in dieser Rücksicht im vorstellenden Subjekt durchs Affiziertsein, bestimmt werden muß, so ist doch nicht immer die Beschaffenheit des in der Anschauung vorhandenen Stoffes eine Folge des bloßen Affiziertseins, und der Stoff wird in Rücksicht auf seine eigentümliche Form nicht immer durchs Affi ziertsein bestimmt. 1) Durchs Affiziertwerden wird nicht nur das Vorhandensein, sondern auch die (objektive) Beschaffenheit des Stoffes bestimmt, wenn die Anschauung durch ein Affiziertwerden von Außen entsteht, folglich der Stoff der Rezeptivität von Außen her geliefert wird. Denn in diesem Falle hängt nicht nur das Dasein des Stoffes vom Affiziertwerden, sondern auch seine Beschaffenheit von der Art des Affiziertseins ab, und zwar von der Art des Affi ziertseins, die lediglich außer dem Vorstellenden und dem Vorstellungsvermögen bestimmt ist. Der Grund, daß ein solcher, von Außen gegebener Stoff diese und keine andere Beschaffenheit hat, liegt außer dem Vorstellenden; und daß er in der Rezeptivität mit diesen objektiven Beschaffenheiten vorkommt, ist eine bloße Folge des Affiziertseins von außen. Die Beschaffenheit, unter welcher er im Gemüte vorkommt, ist nicht nur ihrer Wirklichkeit, sondern sogar ihrer Möglichkeit (im Gemüte) nach durch Affi ziertsein bestimmt. 2) Durchs Affiziertwerden wird nicht nur das Vorhandensein, sondern auch die objektive Beschaffenheit des Stoffes bestimmt, wenn die Anschauung durch ein Affiziertwerden von Innen entsteht, und zwar das | bloße Affiziertwerden von Innen die bloße durch Spontaneität in der Rezeptivität bewirkte Veränderung als eine solche den Stoff der Anschauung ausmacht, und folglich eine bloße Vorstellung als Veränderung in uns angeschaut wird. Denn in diesem Falle hängt

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nicht nur die Wirklichkeit, sondern auch die Beschaffenheit des Stoffes vom Affi ziertsein ab; da dieser Stoff hier nichts anders als das Affi ziertsein von Innen selbst ist. Die Beschaffenheit, unter welcher er im Gemüte vorkömmt, ist ihrer Wirklichkeit und Möglichkeit nach durchs Affi ziertsein bestimmt, in wieferne sie selbst nichts anders ist, als dieses Affi ziertsein. 3) Durchs Affiziertwerden wird nur das Vorhandensein, und nicht die objektive Beschaffenheit des Stoffes bestimmt, wenn zwar die Anschauung durch ein Affiziertwerden von Innen entsteht, aber dies Affi ziertwerden den Stoff nur liefert, nicht ihn selbst ausmacht, und dieser Stoff seiner objektiven Beschaffenheit nach in der Form des bloßen Vorstellungsvermögens bestimmt ist. Der Grund, daß ein solcher Stoff in einer Anschauung vorkommt, liegt zwar im Affiziertsein von Innen; daß er aber unter dieser und keiner andern Beschaffenheit vorkommt, liegt nicht im Affi ziertsein, sondern in dem vor allem Affiziertsein vorhandenen Vorstellungsvermögen. Nur die Wirklichkeit nicht die Möglichkeit eines solchen Stoffes ist durchs Affiziertwerden – die Möglichkeit ist schon vor allem Affiziertwerden im Vorstellenden bestimmt. § XXXVIII . Die Anschauung, deren Stoff seiner objektiven Beschaffenheit nach, im Vorstellenden durch bloßes Affiziertwerden bestimmt ist, heißt sinnlich. 88 | Man hat eine Vorstellung, die nicht von der positiven Kraft, sondern vom leidenden Verhalten des Vorstellenden abhängt, von jeher sinnlich genannt, und unter Sinnlichkeit nicht das tätige, sondern das sich leidend verhaltende Vermögen (eine Beschränkung der Tätigkeit) verstanden. Kant nennt das Vermögen »durch die Art des Affiziertseins, zu Vorstellungen zu gelangen« Sinnlichkeit. 89 Aber soll nicht die Ursache, warum er hierüber so sehr mißverstanden worden zum Teil wenigstens hierin liegen, weil der in der Kritik der Vernunft unbestimmt gebliebene Begriff von Vorstellung, von

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Stoff, und den Verschiedenheiten desselben, es so schwer, oder gar unmöglich machten, sich auf die Frage: in wieferne man durch Affiziertsein zu Vorstellungen gelangen könnte? bestimmte Antworten zu geben. Durch die Art des Affiziertseins gelangt das Vorstellende nur dann zu Vorstellungen, wenn der Stoff einer Vorstellung (wenn Vorhandensein und Beschaffenheit des Stoffes) lediglich durch Affiziertsein bestimmt ist; wenn der Stoff seiner Form nach nur durch die Veränderung, wobei sich das Gemüt leidend verhält, im Gemüte möglich ist. Das Vorstellende gelangt aber keineswegs durch die Art des Affiziertwerdens zu einer Vorstellung, bei welcher der Stoff seiner Beschaffenheit, und bestimmten Möglichkeit nach, gar nicht vom Affiziertwerden abhängt, ob er gleich nur durch Affiziertwerden der Rezeptivität als Stoff gegeben werden kann; sondern wo er seiner Beschaffenheit und Möglichkeit nach, schon vor allem Affiziertsein, im bloßen Vermögen, vorhanden sein muß. | § XXXIX . Die Anschauung, deren Stoff seiner objektiven Beschaffenheit nach im Vorstellenden durchs bloße Vorstellungsvermögen bestimmt ist, heißt Intellektuell. Man hat das Wort: Intellektuell, von jeher gebraucht, um das Nichtsinnliche im Vorstellenden zu bezeichnen. Auch nennt man diejenige Vorstellung Intellektuell, bei welcher nicht die Vorstellung durch den Gegenstand, sondern der Gegenstand durch die Vorstellung bestimmt wird. Dasjenige, was im bloßen Vorstellungsvermögen bestimmt ist, ist nur seiner Möglichkeit nach bestimmt, und kann seiner Wirklichkeit nach nur durch Handlung des Vorstellenden bestimmt werden. Die Formen des Vorstellungsvermögens, sind zwar ihrer bestimmten Möglichkeit nach dem Subjekte gegeben; aber sie sind nicht eher als wirkliche Gegenstände denkbar, bis das Subjekt diese Formen dadurch, daß es seine Rezeptivität diesen Formen gemäß affizierte, von der bloßen Möglichkeit im bloßen Vermögen, zur Wirklichkeit in der Vorstellung erhoben hat.

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Um vorstellbar zu sein, müssen sie sich durch eine Vorstellung als Objekte vom Subjekt im Bewußtsein unterscheiden lassen. Das Mannigfaltige, das ihnen als Stoff in der Vorstellung entspricht, muß alsdann nicht im bloßen Vermögen, sondern in einer wirklichen Vorstellung bestimmt sein. Dieses Mannigfaltige also, welches in der Vorstellung der Form des Vorstellungsvermögens entspricht, und im Vorstellungsvermögen vor der Vorstellung bloß seiner Möglichkeit nach bestimmt war, muß in der Vorstellung durch die Handlung der Spontaneität seiner Wirklichkeit nach bestimmt werden. | Die bloßen Formen des Vorstellungsvermögens, als etwas Wirkliches betrachtet, haben in soferne ihre Wirklichkeit der Vorstellung zu danken. Als etwas Mögliches, sind sie bloß im Subjekt bestimmt vorhanden, welches aber, weil es sich in jeder Vorstellung als Subjekt, und als das Unterscheidende verhält, sich selbst nie Objekt, nicht das zu Unterscheidende werden kann, außer dadurch, daß es die ihm a priori gegebene Form des Vorstellungsvermögens, durch die es ein vorstellendes Objekt ist, aus einem in seinem bloßen Vermögen bestimmten, (möglichen) zu einem im Bewußtsein bestimmten, (wirklichen) Gegenstand erhebt. § XL . In wieferne eine Anschauung durch ein Affiziertwerden von Außen entsteht; in soferne heißt sie äußere Anschauung, und bezieht sich auf einen Gegenstand, der weder als eine Vorstellung noch als das Vorstellende, sondern nur als ein von beiden Unterschiedenes bloßes Objekt vorgestellt werden kann. 90 Der Stoff ist dasjenige, wodurch eine Vorstellung auf ihren Gegenstand bezogen, und wodurch der Gegenstand in der bloßen Anschauung bestimmt wird. Der von Außen gelieferte Stoff repräsentiert daher etwas außer dem Gemüte Befi ndliches; die Vorstellung wird durch ihn auf einen Gegenstand außer dem Gemüte bezogen; und es kann durch ihn in der Anschauung kein anderer Gegenstand bestimmt sein, als der weder eine Vorstellung, noch das Vorstellende ist. Das Subjekt verhält sich beim Affiziertwerden von Außen

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(durch etwas vom Subjekte Verschiedenes) schlechter | dings leidend, und kann eben darum, den durch ein solches Affiziertwerden erhaltenen Stoff, nicht auf sich selbst beziehen. § XLI . Jede äußere Anschauung ist sinnlich, und das Vermögen der äußern Anschauung heißt der Äußere Sinn. 91 Die äußere empirische Anschauung entsteht durch ein Affi ziert werden von Außen, wobei sich das Gemüt bloß leidend verhalten kann, und der Stoff der Vorstellung nicht nur seinem Vorhandensein in der Rezeptivität, sondern auch seiner objektiven Beschaffenheit nach durchs Affiziertsein bestimmt wird. Eine solche Anschauung aber heißt eine Sinnliche. § XLII . In wieferne eine Anschauung, durch ein Affiziertwerden von Innen entsteht, heißt sie überhaupt eine innere Anschauung; und wenn ihr Stoff im Affiziertwerden selbst besteht: so heißt sie innere sinnliche Anschauung, und bezieht sich auf einen Gegenstand der nur als eine Vorstellung vorgestellt werden kann. Das Vermögen der inneren sinnlichen Anschauung heißt der innere Sinn. 92 Der nicht von außenher dem Vorstellenden gelieferte Stoff repräsentiert in soferne auch keinen außer dem Gemüte befi ndlichen Gegenstand; und die unmittelbar aus ihm entstandene Vorstellung kann nicht auf etwas außer sondern muß auf etwas in dem Gemüte bezogen werden. Es wird durch sie etwas im Gemüte, – es wird von Innen angeschaut. | Wenn nun durch das Affi ziertsein von Innen nicht ein von diesem Affiziertsein Verschiedener, und seiner Beschaffenheit nach im bloßen Vorstellungsvermögen a priori bestimmter Stoff geliefert wird (der das durch die Form des Vorstellungsvermögens Bestimmte zum Gegenstand haben würde) sondern wenn das bloße Affiziertsein selbst die Beschaffenheit des Stoffes ausmacht: so kann der Gegenstand der durch diesen Stoff repräsentiert wird, nichts anders sein,

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als dasjenige, was vermittelst des Affi ziertseins durch die Spontaneität im Vorstellenden wirklich wird, nämlich das sich leidend Verhalten der Rezeptivität und das Handeln der Spontaneität, das heißt die Veränderung im Vorstellenden, wobei die Rezeptivität affiziert wird (d. h. den Stoff empfängt) und die Spontaneität wirkt, (d. h. die Form hervorbringt) mit einem Worte – die Vorstellung selbst. Sie wird dann der Gegenstand einer unmittelbar auf sie bezogenen Vorstellung – einer inneren sinnlichen Anschauung. Anschauung heißt die sinnliche Vorstellung in wieferne sie sich unmittelbar aufs bloße Objekt; – Empfi ndung, in wieferne sie sich unmittelbar aufs Subjekt beziehen läßt. Durch die innere Anschauung kann eine Vorstellung nur in ihrer unmittelbaren Beziehung aufs Subjekt vorgestellt werden – denn in ihrer unmittelbaren Beziehung aufs Objekt, als Anschauung läßt sie sich nur durch einen Begriff vorstellen; oder welches eben so viel heißt: die unmittelbare Vorstellung einer Empfi ndung ist innere Anschauung; die unmittelbare Vorstellung einer Anschauung, ist ein Begriff. Von der Empfi ndung ist nur eine Anschauung, | kein Begriff; und von der Anschauung nur ein Begriff, keine Anschauung möglich. § XLIII . Wenn der Stoff einer inneren Anschauung, seiner objektiven Beschaffenheit nach, nicht durchs Affi ziertsein, sondern im Vorstellungsvermögen bestimmt ist: so heißt die innere Anschauung Intellektuell, und bezieht sich auf ein Objekt, das weder als eine bloße Vorstellung, noch als das Vorstellende, sondern nur als die a priori bestimmte und in soferne dem Subjekte eigentümliche Form der Vorstellung vorgestellt werden kann. Die Anschauung des im bloßen Vorstellungsvermögen bestimmten, kann nur eine innere Anschauung sein, weil es Anschauung desjenigen ist, was im vorstellenden Subjekte, als einem solchen, bestimmt ist, und der ihr entsprechende Stoff seinem Vorhandensein nach, nur durch Handlung der ihre Rezeptivität affizierenden Spontaneität gegeben werden

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kann. Aber sie kann keine sinnliche Anschauung sein, weil die Beschaffenheit dieses Stoffes, nicht durchs Affi ziertsein, sondern vor allem Affi ziertsein, im bloßen Vorstellungsvermögen bestimmt ist. Der Stoff der sinnlichen inneren Anschauung, besteht im bloßen Affiziertsein selbst, in dem Mannigfaltigen, was Veränderung in uns heißt; der Stoff der inneren intellektuellen Anschauung besteht keineswegs im Affiziertwerden, ungeachtet er durch dasselbe als Stoff gegeben ist, sondern in dem Mannigfaltigen, welches einem Gegenstande angehört und durch denselben bestimmt wird, der seiner Möglichkeit nach | im bloßen Vorstellungsvermögen; seiner Wirklichkeit nach aber, durch die Handlung der Spontaneität welche die bloße Form der Vorstellung aus dem, was im Vorstellungsvermögen bestimmt ist, erzeugt, – vorhanden ist. Die Form der Vorstellung, kommt zwar, als solche, bloß durch die Spontaneität des Subjektes zur Wirklichkeit, sie muß das Hervorgebrachte sein. Aber sie wird aus dem a priori im bloßen Vorstellungsvermögen gegebenen hervorgebracht, und ist dadurch von allen bloßen Vorstellungen verschieden, die aus einem durch Affiziertwerden, und in soferne a posteriori gegebenen Stoff erzeugt werden. Sie kann daher im Bewußtsein nie als eine bloße Vorstellung; und in wieferne sie durch das Subjekt hervorgebracht ist, nie als das Vorstellende; folglich nur als ein von beiden unterschiedenes, als ein bloßes Objekt vorkommen, aber freilich als ein Objekt, das nur durch den inneren Sinn, und folglich auch als nichts außer dem Vorstellenden befi ndliches, angeschaut werden kann. Es wird sich bei der Zergliederung der Formen der Vorstellungen zeigen, 93 daß nicht alle unmittelbar vorgestellt – angeschaut, sondern daß mehrere derselben nur begriffen, werden können, aber daß die letztern eben darum nur mittelbar, das heißt in wieferne sie sich auf die Anschauungen der ersten beziehen, vorstellbar sind. Auch werden wir die Intellektuelle Anschauung, oder die Anschauung a priori, in

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die rein intellektuelle und rein sinnliche, unterscheiden, und das Mannigfaltige von dieser, in der Form der Sinn | lichkeit, von jener aber in der Form der Vernunft bestimmt fi nden.

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§ XLIV. In wieferne sich die Erkenntnis auf intellektuelle oder auf sinnliche Anschauung gründet: ist sie entweder rein, intellektuell (Erkenntnis a priori) oder empirisch, sinnlich (Erkenntnis a posteriori). Das Vermögen der Ersteren heißt das Obere Erkenntnisvermögen; der Andern, – das Untere. Da bei der Erkenntnis überhaupt das bloße Vorgestellte durch die Anschauung geliefert wird: so ist die Erkenntnis, wie die Anschauung, sinnlich oder intellektuell, je nachdem der Stoff aus dem die Anschauung entsteht, durch Affi ziertsein, oder durchs Vorstellungsvermögen bestimmt ist. Die Gegenstände der intellektuellen Anschauung sind durch die Formen des Vorstellungsvermögens im Vorstellenden v o r aller Vorstellung bestimmt; der Stoff, der ihren Vorstellungen entspricht kann dem Vorstellenden nicht nur nicht von Außen durch Eindruck gegeben; sondern nicht einmal durch ein Affi ziertsein von Innen seiner Beschaffenheit nach, bestimmt sein, da alles Affi ziertwerden von Außen, die bestimmte Form der Rezeptivität, und das Affi ziertwerden durch Spontaneität, außerdem noch die bestimmte Form der Spontaneität, als schon im Vermögen bestimmt vorhanden, voraussetzen. Diese Formen werden also a priori vorgestellt. Aber da im bloßen Vorstellungsvermögen | auch nichts anderes als seine Form bestimmt sein kann: so ist auch diese Form, in wieferne sie sich an den Formen der Vorstellungen äußert, das Einzige, unmittelbar a priori Vorstellbare; und in wieferne zur Erkenntnis a priori Anschauung a priori gehört, – das Einzige a priori Erkennbare; und jede Erkenntnis a priori, muß Erkenntnis einer Form des Vorstellungsvermögens sein. Da die Gottheit und das Subjekt des Vorstellungsvermögens keine Formen unseres Vorstellungsvermögens sind: so sind sie auch nicht a priori Erkennbar. Gleichwohl kann

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der in der entwickelten Vernunft zu entdeckende Überzeugungsgrund für das Dasein Gottes Erkenntnisgrund (nicht für das Dasein Gottes) sondern für die Wahrheit der Überzeugung heißen, weil er in der Form der Vernunft liegt. Die Gegenstände der sinnlichen Anschauung sind im vorstellenden Subjekte keineswegs vor aller Vorstellung, sondern erst in, und durch die Vorstellung bestimmt, in welcher die Beschaffenheit ihres Stoffes durch Affiziertwerden gegeben ist. Sie werden also nur a posteriori, nur durch etwas, was erst im Gemüte entsteht, vorgestellt. So ist das Affi ziertsein von Innen, das den Stoff der innern sinnlichen Anschauung ausmacht, etwas, das Rezeptivität und Spontaneität als schon im Gemüte vorhanden, voraussetzt, und im Subjekte, welches dieses Vermögen besitzt, erst entsteht. Noch auffallender leuchtet dies bei dem Stoffe ein, der durchs Affiziertsein von Außen geliefert wird. | Durch die innere sinnliche Anschauung, welche die bloße Vorstellung zum Gegenstande hat, ist gar keine; durch äußere empirische Anschauung aber, keine andere, als Erkenntnis a posteriori möglich. In wieferne die intellektuelle Erkenntnis, in Rücksicht auf die Wirklichkeit ihres Stoffes, von der Selbsttätigkeit des Subjektes; die Empirische und Sinnliche hingegen in dieser Rücksicht lediglich von der Rezeptivität und dem Affiziertsein derselben abhängt, in soferne heißt das Vermögen der Erstern, als der edlere Teil des Vorstellungsvermögens – das Höhere; das Vermögen der Andern, als der jenem untergeordnete Teil – das untere Erkenntnisvermögen. Dieses ist nur allein ein Objekt von jenem, welches sich selbst zum Objekte werden kann. Das obere Erkenntnisvermögen ist die Vernunft; das Untere, als Vermögen der sinnlichen Anschauung – Sinnlichkeit; und als Vermögen der aus solchen Anschauungen erzeugten Begriffe, – Verstand; welche beide zusammengenommen, das untere Erkenntnisvermögen ausmachen. In wieferne nur die Erkenntnis a posteriori, Erkenntnis von Objekten êáôE dîï÷Þí heißen kann, in soferne läßt sich

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die Erkenntnis überhaupt, in Objektive, und Subjektive unterscheiden. Jene beschäftigt sich mit den Gegenständen des äußern Sinnes, der äußern Erfahrung; diese hingegen mit demjenigen, was nicht | außer dem vorstellenden Subjekte sondern in demselben vor aller Vorstellung bestimmt, nicht Vorstellung aber Form derselben; nicht Gegenstand, aber Bedingung der Erfahrung; und übrigens wirklicher vom Subjekt und der bloßen Vorstellung verschiedener Gegenstand etwas im eigentlichen Verstande Erkennbares ist.

IV Über das Verhältnis der Theorie des Vorstellungsvermögens zur Kritik der reinen Vernunft

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»Man ist es schon lange her gewohnt, alte und abgenutzte Erkenntnisse dadurch neu aufgestutzt zu sehen, daß man sie aus ihren vormaligen Verbindungen herausnimmt, ihnen ein systematisches Kleid nach eigenem beliebigem Schnitte, aber unter neuen Titeln anpaßt; und nichts anders wird der größte Teil der Leser auch von der Kritik der reinen Vernunft zum Voraus erwarten.« (S. Prolegomena zu einer jeden künftigen Metaphysik. Vorrede) 2 In dieser bereits buchstäblich erfüllten Weissagung von einem Teile der bisherigen Schicksale der Kritik der reinen Vernunft 3 fi nde ich sehr bestimmt das Schicksal bezeichnet, welches mein Versuch einer neuen Theorie des Vorstellungsvermögens, nicht nur etwa von den Gegnern, | sondern selbst von einigen der erklärtesten Freunde der kritischen Philosophie erfahren hat. 4 Wenn man gleich die Erkenntnisse, die man in diesem Versuche aufgestutzt zu fi nden glaubte, nicht alt und abgenutzt nennen konnte: so hielt man sie gleichwohl für keine anderen, als solche, welche bereits in der Kritik der Vernunft feststünden, und an denen nichts als ein verändertes systematisches, nach einem willkürlichen Schnitte verfertigtes, Kleid, und der Titel: Theorie des Vorstellungsvermögens, neu wäre. 5 In einer der mir zu Gesicht gekommenen Beurteilungen 6 erklärte man diese Arbeit für nichts weniger als entbehrlich; denn man fand an ihr eine Beleuchtung des kantischen Werks durch Erörterung einiger Begriffe, die zwar, schon in diesem Werke deutlich genug aufgestellt wären, aber in Rücksicht auf die häufigen Mißverständnisse, denen sie gleichwohl wie die Erfahrung lehrte, unterworfen blieben, eine weitere Erörterung und Ausführung nicht überflüssig gelassen hätten. Man erklärte zwar die Wege, die ich mir zu den Resultaten der kritischen Philosophie gebahnt habe, für neu und eigentümlich; aber an diesen Resultaten erkannte man nicht nur, wie ich selbst, die

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Kantischen, sondern durchaus keine andern als die Kantischen.7 Wenigstens hat man keine andern ausgezeichnet; und die | Frage: »Ob durch die Theorie des V. V. (wenigstens nach der Absicht des Verfassers) die bereits aufgestellten Gründe der kritischen Philosophie bloß beleuchtet oder mit neuen vermehrt werden sollten?« oder welches eben so viel heißt: »Ob durch dieselbe die Wissenschaft selbst, oder nur ihre Darstellung, gewinnen sollte?« blieb auch in den meisten Rezensionen dahin gestellt. In Einer derselben 8 ist diese Frage freilich sehr entscheidend beantwortet. Der Rezensent hält die »Analyse des Allgemeinbegriffes Vorstellung «, welche die Basis meiner Theorie ausmacht zwar an sich »für etwas für den Denker immer interessantes, gleichsam ein philosophisches Kunststück, aber für nicht unumgänglich nötig, nicht Bedürfnis für den Forscher des Erkenntnisvermögens« 9 und ist überzeugt daß »Vorstellung und Vorstellungsvermögen a u f k e i n e Weise Prämissen für die Wissenschaft des Erkenntnisvermögens abzugeben vermöchten.«10 Hätte ich also auch nicht seiner Meinung nach aus »dem Begriff der Vorstellung offenbar mehr entwickelt als in demselben liegen kann«11 und wäre mir daher auch nicht sogar das philosophische Kunststück in soferne mißlungen: so würde ich doch gleichwohl meinen Zweck die Prämissen der kritischen Philosophie aufzustellen verfehlt haben. Die Freunde der kritischen Philosophie müssen um so geneigter | sein, der Meinung beizutreten, daß eine Theorie des Vorstellungsvermögen überhaupt nichts zur Gründung dieser Philosophie unentbehrliches leisten könne – wenn sie, wie bei mehreren der Fall ist, schon vorher überzeugt sind, daß der Verfasser der Kritik d. r. V. keinem andern Philosophen in dieser Rücksicht etwas zu tun übrig gelassen habe, als seine Ideen deutlicher auseinander zu setzen. Immerhin möchte das Verhältnis der Theorie des V. V. zur Kritik der Vernunft verkannt werden; wenn bei diesem Verkennen gleichwohl der Zweck meines Versuchs, der mir, wenn ich ihn nicht selbst verkenne, mehr als die Anerkennung des Wertes meiner Arbeit am Herzen liegt, und wie mir meine

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strengsten Richter einräumen müssen am Herzen liegen soll, erreichbar wäre. Dieser Zweck ist es, der mir die nachfolgende Erörterung über jenes Verhältnis zu fordern scheint, durch welche meine Eitelkeit wenig oder gar nichts gewinnen kann. Ich weiß, daß mein Versuch für neun Zehnteile des lesenden Publikums ganz ungenießbar ist; weiß, daß von dem einen Zehnteile, welcher die Freunde der spekulativen Philosophie begreifen möchte, neun Zehnteile meinen Versuch schon darum nicht lesen, teils weil sie gegen die Kantische Philosophie über | haupt, teils weil sie durch die Berichte der Rezensenten gegen meine Beleuchtung derselben eingenommen sind. Ich weiß, daß das Verhältnis meiner Theorie zur Kritik d. V. allen Gegnern der Kantischen Philosophie ganz und gar gleichgültig sein; und daß meine Erörterung darüber von ihnen eben so gewiß, als die Absicht derselben von den meisten Freunden jener Philosophie, und am wahrscheinlichsten von denen, die sie veranlaßt haben, mißverstanden werden müsse.12 Ich habe eben so wenig die Neigung als das Vermögen, mir auch nur ein Blatt aus dem unverwelklichen Kranze zuzueignen, den die N a c h w e l t dem Reformator der Philosophie 13 zuerkennen wird. Ich habe laut und öffentlich (Briefe über die Kantische Philosophie Leipzig bei Göschen 1790. S. 106 u. f.) beteuret und wiederhole es noch einmal: »Daß ich die Kritik der Vernunft für das größte unter allen mir bekannten Meisterwerken des philosophischen Geistes halte; daß ich durch Sie in Stand gesetzt worden bin mir alle meine philosophischen Zweifel auf eine Kopf und Herz völlig befriedigende Weise zu beantworten; und daß sie meiner lebendigsten Überzeugung nach alle Data zur Auflösung des großen Problemes, das durch die von mir (in den beiden ersten Briefen) geschilderte Erschüt | terung auf den Feldern der Wissenschaften herbeigeführt und aufgeworfen ist,14 geliefert habe. Die völlig neue, und ganz vollendete Entwicklung des Erkenntnisvermögens, die in ihr enthalten ist, vereiniget die großen aber einander entgegengesetzten Gesichtspunkte, aus welchen Locke und Leibniz den menschlichen Geist untersucht haben, und erfüllt, ja, übertrifft sogar die

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strengen Forderungen, die David Hume an die Philosophen in Rücksicht auf die Gewißheit ihrer Grundsätze getan hat. Alle ihre Hauptmomente lassen sich auf einen allgemeingeltenden Grund zurückführen, der nur in einen bestimmten Ausdruck eingekleidet, und im Zusammenhang mit seinen Folgen aufgestellt werden darf, um zum allgemeingeltenden Grundsatze zu werden usw.« 15 In einer Note urteile ich über das Verhältnis meines Versuches zur Kritik d. V. folgendermaßen: »Dies (die Zurückführung der Hauptmomente der kr. Philosophie auf einen allgemeingeltenden Grund) habe ich in meiner Theorie des V. V. zu leisten versucht. Wenn dieser Versuch nicht ganz mißlungen hat: so stellt er die ganze kritische Elementarphilosophie u n a b h ä n g i g von den Gründen, auf welchen sie in der Kr. d. r. V. feststeht, von neuem auf; und | dient, da er auf einem ganz verschiedenen Wege zu eben denselben Resultaten führt, den Kantischen Entdeckungen, als eine den Rechnungsproben ähnliche Bestätigung.«16 In diesen beiden Urteilen fi nde ich kein Wort, das ich zurücknehmen dürfte; aber desto mehrere Behauptungen, die ich zu erörtern habe: indem ich das Verhältnis der Theorie des V. V. zur Kritik der Vernunft aus einander setze. Die Hauptmomente der Kritik der Vernunft sind meiner Überzeugung nach die in derselben entdeckten und vollständig aufgezählten Formen der Anschauungen, der Begriffe und der Ideen, in wieferne sie in der Natur der Sinnlichkeit, des Verstandes und der Vernunft a priori bestimmt sind, und Dingen an sich nicht zukommen können. In wieferne außer diesen Formen nichts im ganzen Erkenntnisvermögen a priori bestimmt sein kann, i n s o f e r n e konnte und mußte ich die vollständige Aufstellung derselben eine ganz vollendete Entwicklung des Erkenntnisvermögens nennen; und in wieferne durch diese Formen die Prinzipien der Logik, Metaphysik, der Moral etc. bestimmt sind, und aus denselben allgemeingültige Erkenntnisgründe für die Grundwahrheiten der Religion und der Moralität, und allge | meingültige erste

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Grundsätze der Moral und des Naturrechts sich ableiten lassen; i n s o f e r n e behauptete ich, daß die Kritik der Vernunft alle Data zur Auflösung des großen Problems geliefert habe, das durch die von mir in meinen vorhergegangenen Briefen geschilderte Erschütterung auf den Feldern der Wissenschaften herbeigeführt und aufgeworfen ist.17 Daß die Formen der Vorstellungen, so wie sie in der Kritik d. V. aufgestellt werden, auf keinen allgemeingeltenden Grundsatz zurückgeführt sind; und daß in diesem Werke von keinem ersten Grundsatze der Wissenschaft des Erkenntnisvermögens, noch weniger von einem ersten Grundsatze der Philosophie überhaupt, die Rede sei, welcher die Elementarphilosophie unmittelbar und durch dieselbe die von ihr abgeleitete theoretische und praktische Philosophie mittelbar begründen soll, weiß jeder Leser desselben. Wenn aber jene in der Kritik zuerst aufgestellten Formen sich durch einen andern Versuch (den meinigen oder einen andern) wirklich auf einen allgemeingeltenden Grund zurückführen lassen; wenn sie, einem ersten Grundsatze untergeordnet, wirklich nichts zum vollständigen Systeme der Elementarphilosophie fehlen lassen, so beweist der Umstand, daß sie in dem kantischen Werke | noch auf keinen allgemeingeltenden Grundsatz zurückgeführt, und noch nicht als der Inhalt der Elementarphilosophie aufgestellt sind, nicht nur nichts gegen ihre Allgemeingültigkeit: sondern er ist sogar eine schlechterdings notwendige Bedingung, ohne welche die darauf folgende Entdeckung des allgemeingeltenden ersten Grundes, und das auf demselben aufzuführende Gebäude der Elementarphilosophie gar nicht möglich gewesen wären.18 Gesetzt, der Satz des Bewußtseins wäre wirklich der allgemeingültige, einst allgemeingeltende, erste Grundsatz der Elementarphilosophie; so konnte er doch in dieser Eigenschaft auf dem analytischen Wege (der bei der ersten Entdeckung der einzig mögliche ist) nur erst nach dem Begriffe der bloßen Vorstellung, und dieser erst nach den Begriffen von den Vorstellungen der Sinnlichkeit des Verstandes und der Vernunft

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entdeckt werden.19 Die Entdeckung der Folge muß notwendig der Entdeckung des Grundes vorhergehen; die wissenschaftlichen Prämissen einer Erkenntnis können erst nach vorhandener Erkenntnis gesucht werden; und der wesentliche Inhalt einer Wissenschaft muß vorher gefunden sein, bevor das Prinzip, welches der Wissenschaft ihre Form gibt, zum Bewußtsein gelangen kann. Wenn die | Kritik der Vernunft nicht durch die von ihr aufgestellten Formen der Vorstellungen die wesentlichen Merkmale der sinnlichen Vorstellungen, der Begriffe und der Ideen vollständig entdeckt hätte, so wäre die Frage um das wesentliche Merkmal der Vorstellung überhaupt unbeantwortlich; ja! in wieferne sie keinen bestimmten Sinn gehabt hätte, unmöglich gewesen. Die Begriffe von Gattung und Arten sind zwar Produkte der Vernunft; aber sie werden durch die Vernunft nicht aus Nichts, sondern aus Vorstellungen hervorgebracht, deren Inhalt vorher zu unserm Bewußtsein gelangen muß, bevor er unter die der Vernunft eigentümlichen Gesichtspunkte gebracht werden kann. Da müssen dann die Vorstellungen, welche den Inhalt zu den Begriffen der Arten liefern, denjenigen vorhergehen, aus welchen der Gattungsbegriff gebildet wird. Nur in diesem Verstande kann, aber muß auch, behauptet werden, daß die Arten den Gattungen vorher gehen müssen. Nicht als ob man einen bestimmten Begriff von den Arten, als Arten, haben könnte; bevor man einen bestimmten Begriff von der Gattung hat, unter welche die Arten gehören, und durch den sie allein Arten einer Gattung sind; sondern weil die Vernunft den Begriff der Gattung nur aus demjenigen, was den Arten gemeinschaftlich ist, bilden kann, dieses Gemeinschaftliche aber nur erst dann zum | Bewußtsein gelangt, wenn der Stoff, aus welchem die Begriffe der Arten gebildet werden, vollständig zum Bewußtsein gelangt ist. Hätte die Kritik der Vernunft an den Formen der sinnlichen Vorstellungen der Begriffe und der Ideen nicht die wesentlichen Merkmale erschöpft, aus welchen sich die Begriffe der drei Arten von Vorstellungen bilden lassen; so wäre die Bildung des Gattungsbegriffs der Vorstellung überhaupt unmöglich gewesen.

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Aber dadurch, daß sie die vollständigen Materialien für die Begriffe von den Arten geliefert, und in soferne sowohl die Begriffe der Arten als der Gattung Vorstellung möglich gemacht, ja sogar den Inhalt der Begriffe der Arten in Rücksicht auf das jeder derselben Eigentümliche aufgestellt hat; dadurch hat sie noch weder den Begriff der Gattung selbst als einen solchen entdeckt, noch weniger aber denselben von seinem letzten Grunde abgeleitet. Da sie den Begriff der Vorstellung überhaupt, folglich die Gattung, wirklich unbestimmt gelassen hat; so hat sie in soferne auch die Begriffe von sinnlicher Vorstellung, Begriff und Idee in Rücksicht auf dasjenige, wodurch sie zu bloßen Vorstellungen werden, und was sie zu Arten E i n e r Gattung macht, unbestimmt lassen müssen; und ungeachtet sie daher die voll | ständigen Materialien zu einer Theorie der Sinnlichkeit, des Verstandes und der Vernunft geliefert hat, so hat sie doch keineswegs diese Theorien selbst geliefert, die nur als Theorien der Arten von der Theorie der Gattung unzertrennlich aufgestellt werden können. »So hätte der Verfasser der Kritik der Vernunft die Vorstellung überhaupt entweder unrichtig denken, oder die von ihm richtig gedachten Begriffe der sinnlichen Vorstellung etc. ohne das Merkmal der Vorstellung überhaupt denken müssen?« –. Weder das Eine noch das Andere! Ungeachtet in der Kritik der Vernunft der Begriff der Vorstellung überhaupt nirgends entwickelt und bestimmt wird: 20 so wird er doch in derselben eben so wenig unter wesentlich fehlenden oder überflüssigen Merkmalen aufgestellt, und selbst die Stellen, wo von empfangenen, gegebenen, hervorgebrachten Vorstellungen gesprochen, und folglich der Vorstellung manches beigelegt wird, was ihr, dem bestimmten Begriffe zu Folge, nicht zukommen kann, lassen sich aus dem Zusammenhange auf eine Art erklären, aus der sichs ergibt, daß zwar der Verf. der Kritik d. V. den Begriff der Vorstellung unbestimmt gelassen, aber in demselben nichts unrichtiges vorausgesetzt habe. Der Begriff der sinnlichen Vorstellung, des Begriffs und der Idee lassen sich freilich nicht ohne das Merkmal | der bloßen Vorstellung, aber wohl ohne das durchgän-

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gig entwickelte Merkmal der bloßen Vorstellung denken. Nicht alles, was in einem Begriffe vorgestellt wird, wird in demselben ausdrücklich und bestimmt gedacht. Wer denkt immer in seinem richtigen Begriffe vom Zirkel ausdrücklich das Merkmal der Figur, ohne welches sich doch kein Zirkel denken läßt? Die ganze Kritik der Vernunft ist voll von Beweisen, daß sich ihr Verfasser die sinnliche Vorstellung sowohl als den Begriff und die Idee als etwas vorgestellt haben müsse, das von Objekt und Subjekt im Bewußtsein unterschieden und auf beide bezogen werden müsse. Aber sie enthält auch nicht weniger Beweise, daß er sich das Wesen der Vorstellung überhaupt nicht ausdrücklich durch diese Merkmale gedacht habe. Die Arten lassen sich zwar nicht ohne das Merkmal der Gattung vorstellen, aber diese wird keineswegs durch die eigentümlichen Merkmale der Arten vorgestellt. Die sinnliche Vorstellung, der Begriff, und die Idee lassen sich zwar nicht ohne das gemeinschaftliche Merkmal, wodurch sie Vorstellungen sind, denken; aber dieses Merkmal wird keineswegs durch die eigentümlichen Merkmale gedacht, wodurch eine Vorstellung der Sinnlichkeit, oder dem Verstande, oder der Vernunft angehört. Man kann daher die | besondern Merkmale, welche der sinnlichen Vorstellung, dem Begriff, und der Idee eigentümlich sind, und welche (mit dem Merkmale der Vorstellung zusammengenommen) die Arten der Vorstellungen ausmachen, gar wohl aufgestellt haben, ohne deswegen darum das Merkmal der Vorstellung entwickelt, und auf seinen letzten Grund zurückgeführt zu haben. Dies kann und darf man sogar, wenn man nicht die Absicht hat in den eigentümlichen Merkmalen der sinnlichen Vorstellung, des Begriffs und der Idee die Arten der Gattung Vorstellung als solche aufzustellen, oder welches eben so viel heißt, eine Theorie des Vorstellungsvermögens zu liefern. Wer aber diese Absicht hat, kann sich mit jenen besonderen Merkmalen nicht begnügen; er muß das gemeinschaftliche aufsuchen, das zwar in dem Begriffe der sinnlichen Vorstellung, des Begriffs und der Idee, neben den besondern, aber nicht durch die besondern gedacht wird, und also noch immer undeut-

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lich und unbestimmt geblieben sein kann, wenn auch jene in Rücksicht auf ihre Eigentümlich keiten bestimmt und deutlich entwickelt sind. 21 Die Handlungsweise, durch welche unsre Begriffe im Bewußtsein entwickelt werden, ist derjenigen entgegengesetzt, durch welche sie vor dem Bewußtsein erzeugt wer | den müssen. Der Begriff wird durch Zusammenfassung erzeugt; durch Zergliederung entwickelt. 22 Auf dem Wege der Zergliederung muß der mehr zusammengesetzte Begriff dem weniger zusammengesetzten vorhergehen, ungeachtet auf dem Wege der Zusammenfassung dieser jenem vorhergeht. Bevor der Begriff der Vorstellung überhaupt entwickelt werden kann, müssen die Begriffe der sinnlichen Vorstellung, des Begriffs und der Idee entwickelt werden; und nur in soferne kann man sagen, daß diese Begriffe jenem vorhergehen, und seine Entdeckung und Entwicklung möglich machen. In der Zusammenfassung geht hingegen jener als der Begriff desjenigen Merkmales vorher, durch welches die drei Arten zu Vorstellungen erhoben werden; als dasjenige, wodurch die andern allein als Vorstellungen denkbar sind; und in soferne als der Grund der Arten, in wieferne diese keine Objekte, kein Subjekt, sondern Vorstellungen bezeichnen. Die sinnliche Vorstellung, der Begriff und die Idee werden nicht durch dasjenige, was sie zur sinnlichen Vorstellung, zum Begriff und zur Idee, sondern durch das, was sie zu Vorstellungen macht, von den Objekten überhaupt und dem Subjekte unterschieden. Ihre eigentümlichen und besondern Merkmale müssen vorher durch das Merk | mal der bloßen Vorstellung bestimmt sein, wenn durch sie die sinnliche Vorstellung, der Begriff, die Idee – von den Dingen an sich, das heißt den Dingen, denen das Merkmal der Vorstellung nicht zukommt, unterschieden werden sollen. Sinnlichkeit, Verstand und Vernunft, Erkenntnis- und Begehrungsvermögen sind nur dadurch von dem Vermögen, das wir den Objekten außer uns beilegen müssen, unterscheidbar, daß sie Vorstellungsvermögen sind, und zusammengenommen das Vermögen eines Subjektes ausmachen,

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das wir nur als das Vorstellende von solchen Dingen, die wir nur als Vorgestellte zu denken vermögen, unterscheiden. Die strenge und eigentliche philosophische Theorie alles dessen, was zum Vorstellungsvermögen gehört und Vorstellungsvermögen heißt, die systematische Wissenschaft, die den Umfang des Vorstellungsvermögens aufstellen soll, muß daher in einer Theorie des Vorstellungsvermögens überhaupt die Merkmale der bloßen Vorstellung vorher wissenschaftlich aufstellen, das heißt einem ersten Grundsatze unterordnen: bevor sie die Theorien des sinnlichen, verständigen und vernünftigen Vorstellungsvermögens wissenschaftlich aufstellt, das heißt ihren respektiven ersten Grundsätzen unterordnet, welche letztere den ersten Grundsatz der Wissenschaft | des Vorstellungsvermögens überhaupt schlechterdings notwendig voraussetzen. Die Kritik der Vernunft hat nicht nur keinen ersten Grundsatz aller Philosophie, keinen für die Wissenschaft des Vorstellungsvermögens, sondern auch keinen für die Theorie des Erkenntnisvermögens überhaupt, keinen für die besondern Theorien der besondern Erkenntnisvermögen, keinen für die Theorie der Sinnlichkeit, des Verstandes und der Vernunft aufgestellt. – Den Satz den sie in dem Systeme der Grundsätze des reinen Verstandes (193 N. A.) 23 als den Obersten angibt: Jeder Gegenstand steht unter den Bedingungen der synthetischen Einheit des Mannig faltigen in einer möglichen Anschauung; 24 ist nur das Grundgesetz für den Gebrauch des Verstandes bei der Erfahrung, das oberste Gesetz der Erfahrung, in wieferne dieselbe durch Sinnlichkeit und Verstand möglich ist, und setzt um nicht mißverstanden zu werden, und sogar nur um erweislich zu sein, die richtigen Theorien der Sinnlichkeit, des Verstandes und des Vorstellungsvermögens voraus. Ungeachtet also die Kritik der Vernunft die M a t e r i a l i e n zur Theorie der Sinnlichkeit, des Verstandes und der Vernunft, zu den Theorien des Erkenntnisvermögens, und zum Teil auch des Begehrungsvermögens geliefert hat; so hat sie doch | diese Theorien selbst nicht geliefert; sie hat keine Wissenschaft dieser Vermögen aufgestellt; zu welchem Behuf sie die wesentlichsten Bedingungen der Wis-

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senschaft als Wissenschaft, die ersten Grundsätze, nicht einmal angedeutet, vielweniger aber herbeigeschafft hat. 25 Der Mangel der erwähnten ersten Grundsätze fällt der Kritik der Vernunft und ihrem großen Verfasser auch nicht im geringsten zur Last. Denn er hat keineswegs die Absicht gehabt, in seinem Werke die Wissenschaft des Vorstellungsvermögens, oder auch des Erkenntnisvermögens, zu liefern. Die Absicht jenes Werkes, die auch schon bestimmt genug durch den Titel bezeichnet wird, war, dasjenige was durch reine Vernunft möglich ist, und insbesondere die Möglichkeit der Metaphysik, als einer angeblichen Wissenschaft des Übersinnlichen, zu untersuchen. Um das Vermögen der reinen Vernunft zu bestimmen mußte dieselbe von der Sinnlichkeit und dem mit der Sinnlichkeit wirkenden Verstande unterschieden, und folglich auch das Vermögen der bloßen Sinnlichkeit und des bloßen Verstandes untersucht werden. Allein der Gang dieser letztern Untersuchungen mußte durch ihren Zweck bestimmt, und folglich auch beschränkt werden, der kein anderer als Kri |tik der reinen Vernunft war. Auf diesem Wege hat Kant die Formen der Vorstellungen der Sinnlichkeit, des Verstandes und der Vernunft wirklich entdeckt, aber er hat sie nur in Rücksicht auf seinen Zweck entwickelt, der kein anderer war, als zu zeigen, daß nur von Erscheinungen, und von keinem Dinge an sich, objektive Erkenntnis möglich sei. Die Kritik der Vernunft hat die Sinnlichkeit, den Verstand und die Vernunft, bloß in Rücksicht auf die durch diese Vermögen mögliche Erkenntnisse untersucht, und zwar nur in Rücksicht auf diejenige Erkenntnisse, welche die Objekte im strengsten Sinne, das heißt, diejenigen betreffen, die nicht nur keine Vorstellungen, sondern auch keine Formen derselben, sondern von beiden im Bewußtsein unterschieden sind. Von diesen hat sie gezeigt, daß sie nur als Erscheinungen durch Sinnlichkeit und Verstand zusammengenommen, und durchaus nicht durch reine Vernunft erkennbar sind; und daß reine Vernunft schlechterdings keine erkennbaren Objekte haben könne. Sie hat die Erkenntnis überhaupt in Erkenntnis a posteriori und a priori

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unterschieden; gezeigt, daß nur Erkenntnis a posteriori von solchen Gegenständen möglich wäre, die keine Formen der Vorstellungen sind; daß die Erkenntnis a | priori nur diese Formen zu ihren Objekten haben könne, und daß dieselben als Merkmale von Dingen außer uns ihre objektive Realität, d. h. ihre Anwendbarkeit auf Gegenstände, die keine bloßen Formen der Vorstellungen sind, nur durch Beziehung auf das a posteriori Erkennbare, auf Erscheinungen, erhalten könnten. Sie hat aber, weil dies außer ihrem Zwecke lag, keineswegs die Fragen um das, was der Erkenntnis a priori und posteriori gemeinschaftlich ist? wie sich Erkenntnis überhaupt von Vorstellung überhaupt unterscheide? welche Arten von Vorstellungen die Erkenntnis überhaupt ausmachen? usw. untersuchet. Daher blieb auch noch immer der völlige Unterschied zwischen den beiden Arten des Erkenntnisvermögens, dem Vermögen a posteriori und a priori zu erkennen, dem objektiven oder untern und dem subjektiven oder obern, dem sinnlichen und rein vernünftigen Erkenntnisvermögen, demjenigen, welches den Stoff seiner Vorstellung durch Sinnlichkeit, und demjenigen, welches ihn durch Vernunft erhält, – der künftigen Wissenschaft des Erkenntnisvermögens zu erörtern überlassen. Die Theorie des Vorstellungsvermögens hingegen (worunter ich immer, wenn ich nicht den Ausdruck: ü b e r h a u p t beifüge, nicht nur die Theorie des V. V. überhaupt, | sondern auch des sinnlichen, verständigen und vernünftigen V. V. verstanden wissen will) untersucht die Sinnlichkeit, den Verstand und die Vernunft keineswegs in Rücksicht auf das durch sie Erkennbare, noch weniger in Rücksicht auf das durch sie objektiv Erkennbare allein, sondern in Rücksicht auf das durch sie Vorstellbare überhaupt. 26 Die Formen der Vorstellungen sind nur in wieferne sie mit den Vorstellungen auf die Objekte derselben bezogen werden, Formen des Erkennens; in wieferne sie hingegen mit den Vorstellungen nicht auf Objekte, sondern auf das Subjekt bezogen werden, sind sie die bestimmten Formen des Begehrens. Das sinnliche, verständige und vernünftige Vorstellungsvermögen begreift daher sowohl die durch diese

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Vermögen bestimmten Formen des Begehrens als des Erkennens unter sich, das sinnliche, verständige, vernünftige Begehrungs- und Erkenntnisvermögen. Daher auch die in meinem Versuche aufgestellten Theorien des sinnlichen, verständigen und vernünftigen Vorstellungsvermögens durchaus nicht den Titel: Theorie des Erkenntnisvermögens überhaupt führen sollten. (Ob wohl die beiden ersten von derjenigen Art des Bewußtseins, welche Erkenntnis heißt, abgeleitet sind; welches mich auch zu jener unrichtigen Überschrift verleitet hat; 27 die doch durch den Haupttitel des gan | zen Buchs, der nur einen Versuch über das Vorstellungsvermögen ankündiget, einigermaßen berichtiget wird.) Die Kritik der reinen Vernunft ist Propädeutik der Metaphysik; und wird von ihrem Verfasser selbst so genannt. 28 Die Theorie des Vorstellungsvermögens soll Elementarphilosophie sein; Wissenschaft der Prinzipien aller Philosophie, der theoretischen und der praktischen, der formalen und der materialen Philosophie; nicht der Metaphysik allein. 29 Die Priorität der Formen der Vorstellungen wird in der Kr. d. r. V. aus der Notwendigkeit dieser Formen; und diese aus der nur durch sie denkbaren Möglichkeit der Erfahrung bewiesen. Aus dieser ursprünglichen Bestimmung jener Formen »die Erfahrung möglich zu machen« wird gezeigt, daß ihre objektive Realität auf Gegenstände der Erfahrung eingeschränkt sei. 30 Die Formen der sinnlichen Vorstellungen, und der Vorstellungen des Verstandes sind als konstitutive, die Formen der Ideen als regulative Prinzipien der Erfahrung, deduziert. 31 Die Erfahrung ist daher der eigentliche letzte Grund, das Fundament, über welchem das herrliche Lehrgebäude der Kr. d. r. V. aufgeführt ist. Die Vorstellung der Wahrnehmungen in einem gesetzmäßigen, notwen |dig bestimmten Zusammenhang als ein Faktum angenommen, von welchem Kant wohl voraussetzen konnte, daß es ihm eingestanden werden würde, ist die Basis des Kantischen Systems. (Die Beweise für die Priorität der Formen der Anschauungen aus der Notwendigkeit und Allgemeinheit der mathematischen Sätze 32 sind allerdings merkwürdig, aber überzeugen nur den-

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jenigen, der schon einen bestimmten Begriff von Anschauung hat, die absolute Notwendigkeit jener Sätze einräumt, und nicht mit einigen Mathematikern selbst die ganze Notwendigkeit der Mathematik für hypothetisch erklärt.) 33 Die Priorität der Formen der Vorstellungen wird in der Theorie des Vorstellungsvermögens nicht aus ihrer Notwendigkeit; sondern diese aus jener, jene aber aus der Möglichkeit des Bewußtseins bewiesen. Es wird nämlich gezeigt, daß das Bewußtsein überhaupt unmöglich wäre, wenn die hervorgebrachte Einheit des gegebenen Mannigfaltigen, worin die Form der Vorstellung überhaupt besteht, nicht im bloßen Vorstellungsvermögen bestimmt wäre. Was von der Gattung gilt, gilt auch von allen Arten. Es ist daher durch diesen Beweis die Priorität aller Formen der Vorstellungen, der Sinnlichen, des Begriffs und der Idee, erwiesen; obwohl dieselbe auch noch in den ihnen ei | gentümlichen Theorien aus der Möglichkeit der besondern Arten des Bewußtseins, unter denen sie stehen, einleuchtet. Das Bewußtsein ist der eigentliche letzte Grund, das Fundament, über welchen die Theorie des Vorstellungsvermögens aufgeführt ist; die Unterscheidung und Beziehung der Vorstellung auf Objekt und Subjekt als ein Faktum angenommen, das ich für allgemeingeltend halte, ist die Basis m e i n e s Systems. Die Erfahrung, welche als das Fundament der Deduktion der Formen der Vorstellungen zum Zwecke der Kritik der Vernunft vollkommen hinreicht, kann durchaus nicht das Fundament derjenigen Deduktion abgeben, durch welche diese Formen in der Wissenschaft sowohl des Vorstellungsvermögens überhaupt, als auch des sinnlichen, verständigen, vernünftigen Vorstellungsvermögens aufgestellt werden müssen. Das Fundament jeder Wissenschaft als einer solchen, muß sich durch einen Grundsatz ausdrücken lassen, und das Fundament der Wissenschaft des Vorstellungsvermögens, in wieferne dieselbe Elementarphilosophie sein soll, muß sich durch einen Grundsatz ausdrücken lassen, der durchaus von keinem andern Satze abgeleitet werden kann und darf, und folglich der absolut erste Grundsatz und eben darum ein durchs bloße Bewußtsein un-

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mittelbar | einleuchtender Satz sein muß. Man mag den Satz, der die Erfahrung ausdrücken soll, in was immer für eine Formel einkleiden, so wird er zur Bestimmung seines Sinnes und zum Beweise seiner Notwendigkeit andere Sätze voraussetzen. Der Begriff der Erfahrung, wie derselbe von Kant gebraucht wird, muß notwendig durch Merkmale gedacht werden, welche nichtsweniger als unmittelbar durchs bloße Bewußtsein, sondern durch philosophisches Raisonnement bestimmt werden müssen, wenn sie einen durchgängig bestimmten festen gegen Vieldeutigkeit gesicherten Sinn erhalten sollen. Die Begriffe der Vorstellung, der sinnlichen Wahrnehmung, der Gegenstände, des Zusammenhangs und der Notwendigkeit, sind lauter wesentliche Bestandteile des kantischen Begriffes von der Erfahrung, und bedürfen der Entwicklung und Bestimmung ihres Sinnes und zwar einer solchen, die durchaus nicht aus der Kritik der Vernunft gezogen werden kann, weil der Begriff der Erfahrung, in wieferne er Basis des Kantischen Systems ist, nicht nur schlechterdings nicht auf dieses System gebaut, sondern auch nicht einmal aus demselben ohne Zirkel erklärt werden kann. Dieses gilt hingegen keineswegs vom Satze des Bewußtseins. Die Begriffe, die | durch ihn aufgestellt werden, enthalten keine andern Merkmale, als welche ursprünglich in dem Bewußtsein, und durch dasselbe bestimmt sind, und folglich keines Raisonnements, keiner Ableitung aus höhern Merkmalen bedürfen, um einen durchgängig bestimmten Sinn zu erhalten. Die Merkmale, unter welchen er die Vorstellung, das Objekt und Subjekt aufstellt, sind die allgemeinsten, höchsten, letzten, ursprünglich durchs Bewußtsein selbst bestimmten Merkmale alles Begreiflichen und Vorstellbaren; und lassen also eben so wenig eine Ableitung und weitere Bestimmung ihres Sinnes zu, als sie derselben bedürfen; so wie die Handlungen des Unterscheidens und Beziehens, oder des Trennens und Verbindens, die er als bloße Fakta ankündiget, unmittelbar im Bewußtsein, und durch dasselbe einleuchten, da sie bloße Bestandteile des Bewußtseins selbst sind. Der Satz des Bewußtseins bedarf daher keiner Ableitung aus irgend einem Satze der Wissenschaft,

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die er begründet; er ist die letzte Quelle aller wissenschaftlichen Evidenz, während die Quelle seiner Evidenz außer allem Gebiete der Wissenschaft im bloßen Bewußtsein liegt. Dies gilt ebenfalls von denjenigen Sätzen, welche die besondern Arten des Bewußtseins ausdrücken, auf welche in der Theorie des V. V. die besondern Theorien der Sinnlichkeit, des Verstandes und der | Vernunft gebaut werden. Sie setzen zwar den Satz des Bewußtseins und die Merkmale, die durch denselben aufgestellt und in der Theorie des V. V. überhaupt entwickelt sind, voraus; aber dasjenige, was sie zu diesen Merkmalen hinzutun, ist unmittelbar aus dem besondern Bewußtsein, welches sie ankündigen, geschöpft; und in soferne von allem Raisonnement unabhängig, und als ursprüngliches letztes Merkmal zum ersten Grundsatz der respektiven Theorie geschickt, welche darauf gegründet ist. Der Weg, den die Kr. d. r. V. einschlägt, um zu zeigen, daß die notwendige Verknüpfung der sinnlichen Wahrnehmungen, welche die Erfahrung ausmacht, nur durch die a priori im Gemüte bestimmten Formen der Anschauungen und Begriffe bestimmt sein könne, geht von der Erörterung der Urteile aus, durch welche allein eine solche Verknüpfung denkbar ist, und welche in der Kr. d. V. die synthetischen Urteile a priori heißen. Unter synthetischen Urteilen versteht Kant diejenigen, bei welchen das Prädikat außer dem Begriffe des Subjekts liegt, folglich erst durch das Urteil mit dem Subjekte verknüpft, und bei welchen daher diese Verknüpfung ohne Identität gedacht wird; während er diejenigen Urteile | analytisch nennt, bei welchen das Prädikat im Begriffe des Subjekts selbst liegt, folglich nicht erst durch das Urteil mit dem Subjekte verknüpft wird, und bei welchen daher diese Verknüpfung nur durch Identität gedacht wird. Im synthetischen Urteile wird ein Begriff durch ein neues Merkmal erweitert; im analytischen hingegen bloß vermittelst der Auseinandersetzung eines schon in ihm (undeutlich) gedachten Merkmals erläutert. Bei dem analytischen Urteile liegt der Grund warum zwischen Subjekt und Prädikat Verknüpfung

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statt fi ndet im Begriffe des Subjekts; beim synthetischen hingegen außer demselben. 34 Nicht weniger gegründet als diese Unterscheidung der Urteile in analytische und synthetische, ist die Einteilung der letztern in synthetische Urteile a posteriori und a priori. Unter den erstern versteht Kant diejenigen, bei welchen der Grund der Verknüpfung des Prädikats mit dem Subjekte in der Erfahrung und zwar in der Wahrnehmung, in der Apprehension des im sinnlichen Eindrucke Gegebenen liegt; unter den zweiten hingegen diejenigen, welche, weil sie notwendig und allgemein sind, ihren Grund nicht in dem durch Empfi ndung in unsrem Bewußtsein Bestimmten, (das immer zufällig und individuell ist), sondern in dem ursprünglich im Gemüte Bestimmten haben müssen. 35 Die Frage: wie sind solche synthe | tische Urteile a priori möglich? leitet in der Folge das ganze Problem ein, welches durch die Kritik der Vernunft aufgelöset wird. Es wird nämlich gezeigt, daß gewisse synthetischen Urteile, die in der Mathematik und Naturwissenschaft wirklich vorkommen, nur dadurch möglich sind, daß die Formen der sinnlichen Anschauungen Raum und Zeit in dem Vermögen der Sinnlichkeit a priori bestimmt, und folglich a priori vorstellbar sind, und dadurch die Vernunft in Stand setzen, aus der Anschauung a priori die Prädikate zu schöpfen, welche sie mit den Subjekten verknüpft, oder wie Kant sich ausdrückt, »aus dem bloßen Begriffe des Subjektes zu einer Anschauung herauszugehen«, 36 um den Begriff durch ein neues Prädikat zu erweitern, das vor dem Urteile noch nicht im Begriffe selbst vorhanden war. In wieferne nun die Gegenstände der empirischen Anschauungen, die Erscheinungen, welche das Gebiet der Erfahrung ausmachen, unter den Formen der Anschauungen und durch dieselben vorgestellt werden müssen, in soferne kommen denselben die Prädikate der in den Formen der Anschauungen a priori bestimmten synthetischen Urteile notwendig und allgemein zu; und es ist in soferne begreiflich und erwiesen, daß und wie die Erfahrung Vorstellung der Erscheinungen in einem notwendigen Zusammenhange sein könne und müsse. |

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Durch dieses Raisonnement müssen freilich diejenigen überzeugt werden, welche sich die Erfahrung wirklich als die Vorstellung der Gegenstände der sinnlichen Wahrnehmungen in einem notwendigen Zusammenhang denken; und dabei die Notwendigkeit und Allgemeinheit der Merkmale, aus welchen dieser Zusammenhang besteht, als einen wirklichen Charakter der Erfahrung als einen solchen annehmen. Dies ist aber wohl nur bei den wenigsten bisherigen Philosophen der Fall. Sehr viele verstehen unter Erfahrung als einer solchen, den Inbegriff zufälliger Wahrnehmungen; eben darum, weil sie unter dem Gebiet der Erfahrung die Sinnenwelt verstehen, der Sinnlichkeit aber keine andere Vorstellung als des Veränderlichen, Zufälligen, Relativen, zutrauen. Sie glauben daher das Notwendige und Allgemeine, das den Gegenständen bei der Erfahrung beigelegt wird, und was nur durch bloßes Raisonnement, durch Gebrauch der Denkkraft, (welche die Dinge, wie sie an sich sind, vorstellt) 37 und nicht durch Erfahrung entdeckt werden kann, 38 käme keineswegs den Gegenständen der Erfahrung als solchen zu. Diese Philosophen sind durch die Kritik der Vernunft, in wieferne dieselbe den Begriff der Erfahrung oder der »Vorstellung des notwendigen Zusammenhangs der Gegenstände sinnlicher Wahrnehmungen« 39 als | Basis ihres Lehrgebäudes annimmt; so fest auch diese Basis an sich ist, schlechterdings unwiderlegbar. Für sie ist die Wirklichkeit und Unentbehrlichkeit synthetischer Urteile a priori nicht ausgemacht. Das einzige Merkmal, das die Kritik der Vernunft für die Priorität dieser synthetischen Urteile angeben kann, ist die Notwendigkeit und Allgemeinheit derselben, und der Grund, aus welchem sowohl das wirkliche Vorhandensein notwendiger und allgemeiner Urteile, als auch ihre synthetische Natur abgeleitet wird, ist die Erfahrung als notwendige Verknüpfung der s i n n l i c h vorgestellten Gegenstände. Wer also die Erfahrung, unter diesem Begriff gedacht, leugnet, für den kann es keine synthetischen Urteile a priori geben. Er muß einräumen, daß die notwendigen und allgemeinen Urteile synthetisch sein müssen, wenn die Erfahrung unter dem Kantischen Begriffe denkbar sein soll; aber so wie er diesen Begriff bestrei-

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tet, fällt für ihn der Grund weg, jene Urteile für synthetisch zu halten. Sollte es sich hieraus nicht begreifen lassen, wie ein Mann, dem das Leibnizische System durch langen Gebrauch geläufig geworden ist, z. B. H. Eberhard, 40 die Beweise des Kantischen Systemes ihrer Gründlichkeit unbeschadet, mit dem besten Willen und ohne sie völlig mißver | standen zu haben, gleichwohl nicht überzeugend fi nden könne? 41 »Allein hat nicht Kant noch einen andern Weg eingeschlagen, das Vorhandensein synthetischer Urteile a priori zu erweisen? hat er nicht gezeigt, daß die Mathematik wirklich solche Urteile, und zwar unabhängig von aller Erfahrung, enthalte?« Allerdings hat er dies, und ich bin auch mit mehrern andern vollkommen davon überzeugt worden. Allein außerdem daß dieser Beweis außerhalb der Basis des Kantischen Systems der kritischen Philosophie, nämlich außerhalb der Erfahrung, liegt, und in soferne der wissenschaftlichen Form desselben Abbruch tun müßte, wenn er nicht als eine bloße Erläuterung, sondern als ein Teil des Fundaments angesehen würde; – kann er nur diejenigen überzeugen, welche 1) mit Kant die Notwendigkeit der mathematischen Urteile als absolut und nicht mit mehrern Mathematikern als bloß hypothetisch annehmen, und in soferne die Priorität derselben leugnen, 2) die Anschauung für eine vom bloßen Begriffe wesentlich verschiedene Vorstellung halten. Dieser letztere Unterschied wird in der Kr. d. V. bei der Erörterung des Unterschieds zwischen synthetischen und analytischen Ur | teilen, und der Behauptung, daß die Mathematik synthetische Urteile enthalte, bloß vorausgesetzt. Er wird freilich in der Folge in der transzendentalen Ästhetik und Logik vollständig genug entwickelt; aber bei d i e s e r Entwicklung ist schon die Unterscheidung zwischen analytischen und synthetischen Urteilen und das wirkliche Vorhandensein synthetischer Urteile a priori z u m G r u n d gelegt. Die synthetische Natur eines notwendigen Urteils läßt sich, wenn sie nicht aus der Form der Sinnlichkeit und des Verstandes, zu deren Entwicklung sie erst den Weg bahnen soll, und in der Kr. d. V. wirklich bahnt, durch einen Zirkel abgeleitet werden soll, nicht

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ohne den vorher ausgemachten und bestimmten Unterschied zwischen Anschauung und Begriff erörtern. Daß das Prädikat eines gegebenen mathematischen Urteils nicht schon im bloßen Begriffe des Subjektes enthalten sei, und dem Subjekte nur in soferne beigelegt werden könne, als man aus dem bloßen Begriffe zu einer Anschauung desselben herausgehe, kann nur von denjenigen verstanden werden, die sich unter einer Anschauung eine ihrer Natur nach vom Begriffe wesentlich verschiedene Vorstellung denken. Für den größten Teil unsrer bisherigen Philosophen, welche die Anschauung und den Begriff nicht nur verwechseln, sondern auch selbst dann, wenn | sie dieselben unterscheiden, gewöhnlich für eine und eben dieselbe Vorstellung, die nur in verschiedenen Rücksichten gebraucht, und in verschiedenen Graden von logischer Vollkommenheit vorhanden ist, halten, 42 ist daher die Kantische Erörterung des mathematisch synthetischen Urteils wirklich unverständlich gewesen. Es ist ihnen eine und ebendieselbe Vorstellung, welche als Anschauung unmittelbar auf den Gegenstand bezogen, alle Merkmale desselben verworren enthält, und als Begriff eben dieselben aber durch den Verstand entwickelte, Merkmale vorstellt. Eben dieselbe Vorstellung ist es, welche ihnen im Zustande der Verworrenheit der in derselben enthaltenen Merkmale sinnlich, und im Zustande der Entwicklung dieser Merkmale intellektuell heißt. 43 Ihnen entsteht daher das mathematische Urteil keineswegs dadurch, daß man aus dem bloßen Begriffe des Subjekts zu einer ganz verschiedenen Vorstellung desselben herausgeht, in welcher erst zu dem Subjekte hinzukommt, was vorher in demselben nicht vorgestellt war; sondern dadurch, daß die verworrene Vorstellung des Subjekts zu einer deutlichen, die Anschauung zu einem Begriff erhoben wird; dadurch daß ein Prädikat, welches schon vorher in der Vorstellung des Subjekts, aber nur undeutlich und ohne unser Bewußtsein enthalten war, durch eine Handlung | des Verstandes aus dem Totalbegriff herausgehoben, und zum Bewußtsein gebracht wird. Daher ist ihnen jedes mathematische Urteil analytisch. Wenn Kant behauptet, das Urteil 5 + 3 = 8

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sei ein synthetisches, weil in dem bloßen Begriffe von drei und fünf noch keineswegs die Summe acht gedacht würde, und weil man, um diese Summe herauszubringen, aus dem bloßen Begriffe zu einer Anschauung herausgehen müsse, in welcher allein diese Summe erzeugt werden könne; 44 so behauptet der Leibnizianer, dieses Urteil sei ein analytisches, weil man um die Summe 8 herauszubringen, aus der unentwickelten und undeutlichen Vorstellung von 3 und 5, welche die Summe wirklich, aber undeutlich, enthalten, nur einen deutlichen Begriff zu machen nötig habe. Wer drei und fünf gedacht habe, der habe auch eben dadurch acht gedacht; um sich aber dieser Summe bewußt zu werden, bedürfe er keiner neuen Vorstellung, sondern der bloßen Verdeutlichung der vorigen. 45 Ich kann mich hier auf das bisherige Schicksal, das die Lehre von den synthetischen Urteilen bei den Gegnern der kritischen Philosophie erfahren hat, berufen. Diese Lehre ist von ihnen nach dem eigenen Geständnisse des Vf. d. Kr. d. r. V. wirklich mißverstanden worden; 46 und gleichwohl ist sie der Schlüssel zum ganzen Lehrgebäude desselben. Kant | selbst gesteht, daß die Unterscheidung zwischen analytischen und synthetischen Urteilen durchaus kein Lehrstück der Logik sei; und daß es die Logik mit lauter analytischen Urteilen zu tun habe. 47 Die Logik betrachtet die Urteile nur unter derjenigen Form, unter welcher sie im Bewußtsein vorkommen, Gegenstände des Bewußtseins sein können. Man ist sich aber eines Urteils nur als einer bestimmten Verknüpfung eines positiven oder negativen Prädikats mit einem Subjekte bewußt; wobei es schlechterdings unmöglich wird, das Prädikat als etwas zu denken, das nicht unter die Merkmale des Subjekts gehöre, und mit den übrigen zusammengenommen nicht den Begriff des Subjekts ausmache. Wenn ich mir des Urteils 3 + 5 = 8 bewußt werde, so weiß ich daß das Merkmal = 8 so notwendig dem Subjekte 3 + 5 angehöre, daß ich dieses Subjekt selbst zerstören müßte, wenn ich ihm das Gegenteil jenes Merkmals beilegen wollte. Ich weiß, daß dieses Merkmal nicht erst durch mein Bewußtsein unter die übrigen Merkmale des Subjekts aufgenommen, sondern als

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ein dem Subjekte vor allem Bewußtsein eigentümliches Prädikat entdeckt sei. Durch jedes logische Urteil wird die Verknüpfung zwischen Prädikat und Subjekt nur im Bewußtsein bestimmt; welche daher ihren Grund vor allem Bewußt | sein und unabhängig von demselben haben muß. Im logischen Urteile wird nicht die Verknüpfung vorgenommen, sondern als bereits vorhanden vorgestellt. Diese Verknüpfung, in wieferne sie eine Handlung der Spontaneität ist, muß freilich vorhergegangen sein; jede Analysis setzt eine Synthesis voraus; und in wieferne die Handlung jener dem Bewußtsein vorhergehenden Verknüpfung selbst ein Urteil genannt wird, in soferne ist sie ein synthetisches Urteil, welches dem analytischen zum Grunde liegt. Allein dieses synthetische Urteil kann nie, als ein Urteil, Gegenstand des Bewußtseins werden; in welchem jedes Urteil nur als bereits bestimmte (vorgenommene) Verknüpfung zwischen Subjekt und Prädikat vorkommen kann. Wer also die Urteile aus dem bloß logischen Gesichtspunkte betrachtet, und dies muß jeder, der sich das Urteil unter der Form denkt, unter welcher es in seinem Bewußtsein vorkömmt, der kann unmöglich andere als analytische Urteile für möglich halten; der muß die Unterscheidung und den Begriff des synthetischen Urteils entweder ganz leugnen oder doch in einem ganz andern Sinn nehmen, als sie in der Kr. d. V. aufgestellt werden. Daher das allen Gegnern der Kr. d. V. gemeinschaftliche Mißverstehen des synthetischen Urteils. | Die Begriffe vom synthetischen Urteile, von denen die Kr. d. V. ausgeht, sind daher zwar allerdings richtig; aber die Erörterungen durch welche sie in diesem Werke aufgestellt worden, müssen notwendig von allen denjenigen mißverstanden werden, welche die Voraussetzungen, die denselben als ausgemacht zum Grunde liegen, in einem ganz andern Sinn nehmen, als sie Kant genommen hat. Dies ist schlechterdings unvermeidlich, weil die Worte Vorstellung, Anschauung, Begriff, deren Bedeutung Kant bei jener Erörterung als bekannt voraussetzt, oder doch wenigstens nicht vollständig entwickelt, für die Rationalisten sowohl als für den Empiriker, das heißt

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für den bei weitem größten Teil der Leser und Beurteiler der Kr. d. r. V. einen ganz andern Sinn als für den Kritischen Philosophen haben. Die Theorie des Vorstellungsvermögens kann und muß diese in der Kr. d. r. V. unvermeidliche und ihr eben darum nicht zur Last fallende Klippe vermeiden. Sie geht schlechterdings nicht vom Begriffe des synthetischen Urteils aus, dessen sie nicht eher bedarf, als bis derselbe vollständig aus den von ihm ganz unabhängigen Prämissen entwickelt ist. Der erste Punkt, von dem sie ausgeht, ist ein Satz, der allgemein gilt und nicht mißverstanden werden kann, in wie | ferne durch ihn nichts als das bloße Bewußtsein gedacht wird. Das Lehrstück vom synthetischen Urteile kömmt in ihr nur als eine Folge, nicht als Grund; als Erläuterung, nicht als Begründung der Wissenschaft des Vorstellungs- und Erkenntnisvermögens vor. Alles, was bei der Aufstellung der Formen der Vorstellungen, dem Hauptgeschäfte der Kr. d. r. V., in diesem Werke als Grund gebraucht wird, kömmt bei der Aufstellung eben dieser Formen in der Theorie des Vorstellungsvermögens als bloße Folge vor; und man kann in dieser Rücksicht mit Recht behaupten, daß diese nicht einen bloß verschiedenen, sondern den gerade entgegengesetzten Weg zu eben denselben Resultaten zeigt. In der transzendentalen Ästhetik wird aus der Priorität der Vorstellungen von Raum und Zeit, die daselbst erwiesen wird, geschlossen, daß sie die Formen der Anschauungen sind. In der Theorie des sinnlichen Vorstellungsvermögens wird daraus, daß der bloße Raum und die bloße Zeit die Formen der sinnlichen Vorstellungen sind, welches daselbst gezeigt wird, geschlossen, daß Raum und Zeit etwas a priori bestimmtes sein müssen. Der Beweis der Priorität von Raum und Zeit wird in der Kr. d. V. aus ihrer Not | wendigkeit und Allgemeinheit hergenommen; welche beide in der Theorie des V. V. bloß als Folgen jener Priorität vorkommen. 48 Die Beweise, durch welche in der Kr. d. r. V. z. B. die Notwendigkeit der Vorstellung des Raums erwiesen wird, sind, meiner

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innigsten Überzeugung zu folge, wahr und gründlich; aber keineswegs, so wie sie daselbst aufgestellt sind, gegen die Mißverständnisse gesichert, die eine notwendige Folge der aus den bisherigen philosophischen Systemen entspringenden entgegengesetzten Denkarten sind. Die Notwendigkeit des Raumes folgt allerdings, wie in der Kr. d. r. V. behauptet wird, notwendig daraus, »daß die empirische Wahrnehmung von etwas als außer uns und außer einander, als zugleich und nach einander die Vorstellung, (oder vielmehr die bestimmte Möglichkeit der Vorstellung) von Raum voraussetzt.« 49 Allein so lange die Begriffe der Vorstellung und der Form der bloßen Vorstellung überhaupt unbestimmt sind; und solange sich aus dem bestimmten Begriffe dieser Form nicht zeigen läßt, daß der Raum die Form der Vorstellung des äußern Sinnes sein müsse, wenn Gegenstände als außer uns und als außer einander befi ndlich vorgestellt werden sollen: so lange wird der Gegner der kritischen Philosophie zugeben, daß zur Vorstel | lung des Außereinanderseins der Gegenstände, die Vorstellung des Raums notwendig sei; aber er wird zu behaupten fortfahren, daß die Möglichkeit der Vorstellung des Raums im Gemüte erst durch ebendieselben Gegenstände außer uns bestimmt werde, die nicht ohne diese im Gemüte bestimmte Möglichkeit, als außer einander und neben einander vorgestellt werden können. 50 Er wird die Vorstellung des Raums, zumal da sie nicht ohne vorhergegangene empirische Vorstellungen des erfüllten und leeren Raums zum Bewußtsein gelangen kann, 51 zwar als eine notwendige Bedingung der Vorstellung des Außereinanderseins der Dinge, aber nur als eine solche einräumen, welche ihren Grund in den Dingen selbst hat; 52 ungefähr wie die Vorstellung des Goldes notwendig der Vorstellung der Geschmeidigkeit des Goldes vorhergehen muß, aber darum gleichwohl eben so wie diese durch Eindruck bestimmt wird. – Den Beweis für die Notwendigkeit des Raums aus der Notwendigkeit in der Geometrie, fällt ohnehin für alle diejenigen weg, welche diese Notwendigkeit, in wieferne sie keine Folge des logischen Grundsatzes des Widerspruchs ist, für bloß hypothetisch ansehen.

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Die Notwendigkeit der Vorstellung des Raums und der Zeit folgt in der Theorie des V. V. aus dem Beweise, durch welchen Raum | und Zeit als Formen der sinnlichen Vorstellung aufgestellt sind. In der Theorie des V. V. überhaupt wird aus der Möglichkeit des Bewußtseins erwiesen, daß die Form jeder Vorstellung Einheit des Mannigfaltigen überhaupt sein, und daß diese Einheit ein Produkt der Spontaneität und die Mannigfaltigkeit überhaupt in der Form der Rezeptivität gegründet sein müsse. Dadurch ist denn auch erwiesen, daß die Formen der Vorstellung sowohl des äußern als des innern Sinnes, als Einheiten des Mannigfaltigen überhaupt in der Natur des Vorstellungsvermögens bestimmt sein müssen. Die Theorie der Sinnlichkeit muß alsdenn aus dem Bewußtsein des von aller vorgestellten Vorstellung und dem vorgestellten Subjekte als unterschieden vorgestellten äußeren Gegenstandes beweisen, daß der Stoff zur Vorstellung des äußern Sinnes nur unter der Form des außereinander- und – des innern Sinnes nur unter der Form des nacheinander befi ndlichen Mannigfaltigen gegeben werden müsse, und daß die Form der Vorstellung des äußern Sinnes in der Einheit des Mannig faltigen unter der Form des Außereinanderseins, und die Form der Vorstellung des innern Sinnes in der Einheit des Mannig faltigen unter der Form des Nacheinanderseins bestehen müsse. Um aber einzusehen, daß die Einheit des Mannigfaltigen unter der Form des Außerein | ander- und Nacheinanderseins, wirklich dasjenige ist, was durch die Worte bloßer Raum und bloße Zeit bezeichnet wird, bedarf es nichts weiter als, daß man die Bedeutungen dieser Worte im engsten Sinne aufsucht, das heißt sich die Begriffe des bloßen, vom leeren und erfüllten verschiedenen, Raums und der bloßen Zeit bestimmt denke. Es ergibt sich alsdenn, daß Raum und Zeit nur in soferne die Formen der sinnlichen Vorstellungen sind, als unter ihnen nichts als der bloße Raum und die bloße Zeit, folglich weder der leere noch der erfüllte Raum und Zeit, sondern nur die Form des außereinander- und nacheinander befi ndlichen Mannig faltigen auf Einheit gebracht, gedacht wird. Wenn dies einmal verstanden ist: so ergeben sich alle Eigen-

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tümlichkeiten, welche in der Kr. d. r. V. vom Raum und der Zeit und ihren Vorstellungen behauptet und erwiesen werden, aber bisher nur von sehr wenigen verstanden worden sind, von selbst. Es zeigt sich aber auch alsdenn, daß der in der Kr. d. V. unbestimmt gebliebene Begriff der Vorstellung den Verfasser derselben zu Ausdrücken verleitet habe, durch welche Mißverständnisse zum Teil gerechtfertigt werden können. Um hier nur Ein Beispiel davon anzuführen: so wird in der Kr. d. V. behauptet, Raum und Zeit wären Vorstel | lungen, und zwar, weil sich jede nur auf einen einzigen Gegenstand bezöge, Anschauungen. 53 Die Theorie des Vorstellungsvermögens zeigt, daß Raum und Zeit i n k e i n e m Ve r s t a n d e Vorstellungen, und daß nicht jede Vorstellung eines einzelnen Objektes Anschauung heißen könne, wenn nicht vorher bestimmt ist, was man unter einem einzelnen Objekte verstehe. Der Theorie gemäß müssen die angeführten Behauptungen der Kr. d. V. so ausgedrückt werden: »Der bloße Raum und die bloße Zeit werden durch solche Vorstellungen vorgestellt, deren jede nur einen einzigen Gegenstand hat, (da es nur Eine Form der Vorstellung des äußern und nur Eine des innern Sinnes gibt) und sich unmittelbar, d. h. durch keine andere Vorstellung, auf denselben beziehen, und in soferne Anschauung sind.« Wie jedem Begriffe, so muß auch dem Begriffe des Raums die Anschauung desselben vorhergehen; indem der Begriff eine Vorstellung des schon durch eine andere Vorstellung Vorgestellten ist. Die Vorstellung des bloßen Raums stellt aber nichts als die Einheit im Außereinandersein, folglich weder Grenzen noch Teile des Raums vor (welche Merkmale desselben wären, und in demselben erst bestimmt werden müßten) sondern den Raum ohne alle andre demselben als bloßem Raume nicht wesentliche Merkmale, folglich nur einen | Einzigen und unbegrenzten Raum. Welches alles von der Zeit hier nicht bewiesen werden kann, ohne das eben gesagte zu wiederholen. Da Raum und Zeit in keinem Sinne Vorstellungen heißen können, da sie nicht nur von den Vorstellungen, durch die sie vor-

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gestellt werden, als Gegenstände derselben, sondern als a priori bestimmte Formen der Vorstellungen des äußern und innern Sinnes von allen, was eine bloße Vorstellung heißen kann, verschieden, und in soferne eigentliche Objekte a priori sind: 54 so kann ihnen wohl in keinem eigentlichen Verstande bloße Idealität zukommen, und die Lehre, welche Raum und Zeit als bloße Formen der sinnlichen Vorstellungen angibt, 55 kann nicht, ohne zu Mißverständnissen Gelegenheit zu geben, Idealismus heißen; auch selbst dann nicht, wenn diese Benennung durch das Beiwort des Tranzendentalen eingeschränkt wird. 56 Idealismus heißt, selbst der Kr. d. V. zu folge, die Lehre, daß es keine anderen Subjekte als vorstellende, und keine anderen Prädikate als bloße Vorstellungen gebe. 57 Wenn man freilich mit Kant und den K a n t i a n e r n den Raum und die Zeit Vorstellungen und Anschauungen nennt, so kann die Lehre der Kritik eine idealistische Lehre heißen. Allein wenn, wie die Theorie des V. V. er | weiset, der Name Vorstellung dem bloßen Raume und der bloßen Zeit durchaus nicht zukommen kann: wenn diese nur als Formen gewisser Vorstellungen vorstellbar sind, und in dieser Eigenschaft wirkliche Gegenstände besonderer Vorstellungen sind, 58 durch die sie vorgestellt werden: so legt sich die kritische Philosophie ohne alle Not den Namen Eines der bisherigen philosophischen Systeme, die durch sie aufgehoben werden müssen, bei, wenn sie sich Idealismus nennt. Als Gegenstände reiner Anschauungen sind Raum und Zeit weder bloße Vorstellungen, noch Merkmale bloßer Vorstellungen; das letztere werden sie, wenn sie als Formen der empirischen Anschauungen in der Erfahrung vorkommen; aber dann hören sie auf bloßer Raum und bloße Zeit zu sein, und werden nur als erfüllter Raum und erfüllte Zeit vorgestellt. Man könnte also eben so gut gegen die K a n t i a n e r behaupten, daß Raum und Zeit in ihrem empirischen Gebrauch, wo sie Merkmale der empirischen Vorstellungen werden und folglich aufhören bloßer R. und bloße Z. zu sein, Idealität hätten; wenn diese Benennung nicht in jeder Rücksicht, um Mißverständnisse zu vermeiden, besser ganz aufgehoben würde. |

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Die Kritik der r. V. hat in der transzendentalen Analytik die ursprünglichen Formen der Begriffe vollständig und zu meiner völligen Überzeugung als solche aufgestellt. Das vornehmste Hauptstück der Analytik besteht in der Deduktion dieser Formen, durch welche sowohl ihre Priorität, als ihr Charakter als Formen der Begriffe vortrefflich, und aus dem Gesichtspunkte, der in der Kr. d. V. genommen ist, unübertrefflich entwickelt wird. »Die transzendentale Deduktion der Begriffe a priori (heißt es S. 126 der neuern Ausgabe) hat ein Principium, worauf die ganze Nachforschung gerichtet werden muß, nämlich dieses: daß sie als Bedingungen der Möglichkeit der Erfahrung erkannt werden müssen. Begriffe, die den objektiven Grund der Möglichkeit der Erfahrung abgeben, sind eben darum notwendig.« 59 Bei dieser Deduktion nun, welche die Möglichkeit der Erfahrung zum Prinzip hat, wird mit Grund »der Begriff der Erfahrung als der Vorstellung der Gegenstände der sinnlichen Wahrnehmung in einer notwendigen Verknüpfung« vorausgesetzt. Allein es tritt hier wieder die oben erwähnte Schwierigkeit ein,60 daß nicht alle Philosophen in diesem unstreitig richtigen Begriffe von der Erfahrung übereinstimmen, daß viele die Notwendigkeit des objektiven Zusammenhangs keineswegs als Prädikat der Erfahrung gelten lassen, und | durchaus nicht in den Begriff der Erfahrung (die ihnen als solche, bloße Wahrnehmung des Zufälligen ist) aufgenommen wissen wollen. Diese können nun nicht wohl durch die in der Kritik d. V. vorgenommene Entwicklung des Erkenntnisvermögens widerlegt werden; weil ihr unrichtiger Begriff von Erfahrung durch keine Resultate widerlegt werden kann, welche ihnen nur aus einem von ihnen angestrittenen Begriffe bewiesen worden sind. Allein die Kantische Deduktion der Kategorien nimmt noch ein anderes Prinzip zu Hülfe, das S. 136 aufgestellt, der Grundsatz der synthetischen Einheit der Apperzeption und das oberste Prinzip alles Verstandesgebrauchs genannt, und folgendermaßen ausgedruckt wird: »Daß alles Mannigfaltige der Anschauung unter Bedingungen der ursprünglich synthetischen Einheit

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der Apperzeption stehe.« 61 Unter diesem Prinzip stehen, wie es ferner daselbst heißt, »alle mannigfaltigen Vorstellungen der Anschauung: soferne sie in Einem Bewußtsein müssen verbunden werden können.« 62 Es wird in der Folge gezeigt, daß die Formen der Urteile und die in denselben bestimmten Formen der Begriffe die Bedingungen jener synthetischen Einheit wären, und folglich durchaus ihren Grund im bloßen Verstande, und | keine andere Anwendung, als auf die Anschauungen, und nicht auf Dinge an sich haben müßten. 63 Ich gestehe, daß mir dieser Teil der Kritik d. r. V. unter allen der schwerste war, und daß ich endlich unter andern auch darin einen Grund dieser Schwierigkeit gefunden habe, daß bei dieser ganzen Erörterung der Begriff des Bewußtseins überhaupt unbestimmt geblieben, und durchaus nicht angegeben ist, was unter Bewußtsein überhaupt hier verstanden werde, und wodurch sich dasselbe sowohl von der bloßen Vorstellung, als auch dem empirischen und dem transzendentalen, dem Selbstbewußtsein und dem Bewußtsein der Gegenstände als solcher unterscheide; wie es sich als Gattung zu seinen Arten verhalte. Ich fand endlich daß in der Erörterung jenes Grundsatzes von der Identität des Selbstbewußtseins in Rücksicht auf alle möglichen Vorstellungen als zu Einem Subjekte gehörig, die Rede sei, die sich durchaus nicht denken lasse, wenn nicht gewisse Formen der Verknüpfung der Vorstellungen in der Handlungsweise der verknüpfenden Spontaneität bestimmt wären. 64 In dieser Rücksicht fand ich auch den Grundsatz der synthetischen Einheit der Apperzeption über alle Einwendung erhaben; aber auch nicht bloß auf das Mannigfaltige der Anschauun | gen, sondern aller Vorstellungen überhaupt anwendbar, die im Bewußtsein vorkommen können. Die bloßen Empfi ndungen, welche als solche auf keine Begriffe gebracht, nur als Vorstellungen vorgestellt, bloß als Veränderungen in uns angeschaut, nie (als eigentliche Objekte) gedacht werden können, müssen sich nicht weniger in Einem Subjekte des Bewußtseins verbinden lassen, und in soferne einer Synthesis unterworfen sein, die aber gleichwohl nicht diejenige sein kann, durch welche die

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Begriffe erzeugt werden, und von welcher bei der Deduktion der Kategorien allein die Rede sein kann. Die Begriffe, durch welche die Anschauungen verknüpft sind, müssen sich gleichfalls wieder in Einem Bewußtsein verbinden lassen, und in soferne einer von der Synthesis der Anschauungen unterschiedenen Synthesis unterliegen, deren Form in den Formen der Ideen bestimmt ist, und welche selbst wieder einen doppelten sehr verschiedenen Gebrauch hat; einen logischen, in welchem sie alles Denkbare vermittelst der logischen Form von Gattung und Art, und einen transzendentalen, durch welchen sie das Gebiet der Erfahrung vermittelst der transzendentalen Form des absoluten Objekts, der absoluten Ursache und der absoluten Gemeinschaft, in einen durchgängigen Zusammenhang bringen. Der Grundsatz der synthetischen Einheit der | Apperzeption, wird daher meiner Meinung nach nicht richtig ausgedrückt: wenn nichts weiter behauptet wird, als: »Alles Mannigfaltige der Anschauung steht unter den Bedingungen der ursprünglichen synthetischen Einheit«; 65 weil alles Mannigfaltige, von was immer für einer Vorstellung, auch der Empfi ndung und des Begriffes unter diesen Bedingungen stehen muß. Er gilt freilich auch von den Anschauungen, auf welche er in der kantischen Deduktion der Kategorien allein angewendet wird; aber nicht in wieferne sie Anschauungen, sondern Vorstellungen überhaupt sind. Durch ihn läßt sich freilich erweisen, daß die Formen, unter welchen die Vorstellungen verbunden werden, ihren Grund in dem Verbindenden, in der a priori bestimmten Handlungsweise der Spontaneität, haben müssen, und daß folglich die Kategorien (vorausgesetzt, daß sie nichts als solche Formen sind) ihren Grund in dem Vermögen der Spontaneität haben, und nur Verknüpfungsarten von bloßen Vorstellungen, nicht aber von Dingen an sich sind; weil sich nur Vorstellungen im Bewußtsein verknüpfen lassen. Ja, auch selbst die Notwendigkeit der Kategorien, die eine Folge ihrer Priorität ist, läßt sich in sofern aus jenem Grundsatz dartun. Aber alles dieses erfolgt aus demselben für die Kategorien, nicht in wieferne sie Kategorien, sondern in wie | ferne sie Formen der Verknüpfung

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von Vorstellungen überhaupt sind, und erfolgt mit eben derselben Notwendigkeit und Gründlichkeit für die Formen der Ideen, die in den drei Formen der Vernunftschlüsse bestimmt sind, ja sogar für die logischen Formen von Gattung und Arten, und überhaupt für alles was a priori bestimmte Verknüpfungsart von Vorstellungen heißen kann. Daß durch die zur Einheit des Bewußtseins unentbehrliche a priori bestimmte Synthesis der Vorstellung nicht bloß subjektive, sondern auch objektive Einheit des Bewußtseins bestimmt sei, wird in der kantischen Deduktion der Kategorien aus der Priorität der Formen jener Synthesis sehr richtig geschlossen. 66 Wahr ist es, daß die Verknüpfung der Vorstellungen, die als objektiv gedacht, d. h. auf Objekte, die keine Vorstellungen und nicht das Vorstellende sind, angewendet werden soll, nicht willkürlich sein kann; und in soferne notwendig sein muß. 67 Allein aus jener Notwendigkeit und aus jenem Bestimmtsein a priori folgt noch keineswegs die Anwendbarkeit auf Objekte als solche. 68 Auch die bloße logische Synthesis bloßer Vorstellungen ist notwendig und a priori bestimmt. Dies hat der Verf. d. Kr. d. r. V. selbst gefühlt, und daher in seine Formel des Grundsatzes der synthetischen Einheit des Bewußt | seins nicht Vorstellungen überhaupt (von denen derselbe doch als Grundsatz der Einheit des Bewußtseins gelten muß) sondern nur Anschauungen aufgenommen; worunter er, wie sich aus dem ganzen Zusammenhange schließen läßt, ebenfalls nicht Anschauungen überhaupt, sondern äußere, das heißt, solche Anschauungen verstanden hat, durch welche bloße, vom Subjekt und seinen bloßen Vorstellungen und allen a priori bestimmten Formen derselben verschiedene, Objekte vorgestellt werden. Beim Begriffe dieser Anschauungen wird auch der Begriff solcher Objekte vorausgesetzt. Daß unter den Objekten dieser Anschauungen nicht Dinge an sich, sondern nur Erscheinungen verstanden werden müssen, ist in der transzendentalen Ästhetik 69 aus der Natur der sinnlichen Anschauungen für alle diejenigen erwiesen, welche mit Kant von eben demselben richtigen Begriff der Erfahrung ausgehen, und die absolute Notwendigkeit der mathematischen Sätze

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zugeben. Für diese hat es dann keine Schwierigkeit überzeugt zu werden, daß die Verknüpfung derjenigen Objekte, die nichts als Erscheinungen sind, nur vermittelst der Verknüpfung der Anschauungen geschehen könne, welche nur in soferne notwendig ist, als sie in der zur Einheit des Bewußtseins unentbehrlichen a priori in den Formen der Spontaneität gegründeten Synthesis bestimmt | ist. Allein die Kenner der Dinge an sich, welche das Prädikat der Notwendigkeit aus ihrem Begriffe von Erfahrung ausschließen, die Notwendigkeit der mathematischen Sätze für hypothetisch, diese Sätze selbst aber bloß für analytisch, und die Objekte der äußern Anschauungen für Dinge an sich halten, müssen eben darum zwischen einem objektiven und subjektiven Grund der Verknüpfung der äußeren Anschauungen unterscheiden, und den ersten unmittelbar in den Dingen an sich, den letzten aber zwar unmittelbar in der vorstellenden Substanz, aber mittelbar wieder in den Dingen an sich aufsuchen.70 Sie leugnen keineswegs weder die Notwendigkeit noch die Priorität dieser Verknüpfung, in wieferne dieselbe in den bloßen Vorstellungen bestimmt ist; aber sie leugnen, daß der objektive Grund der a priori bestimmten Verknüpfung anderswo als in den Dingen an sich aufzusuchen sei; leugnen, daß diese Verknüpfung unter den Vorstellungen stattfi nden und notwendig sein würde, wenn sie nicht in den Dingen an sich stattfände, und in denselben notwendig wäre; behaupten, daß zwar die Gesetze der Verknüpfung der Vorstellungen im Vorstellenden a priori bestimmt wären; aber daß sie in demselben darum so und nicht anders bestimmt wären, weil diese und keine andere Gesetze in den Dingen an sich gegründet wären. Da die Vorstellun | gen der Seele Dinge an sich repräsentierten, und die Vorstellungen mit den Dingen an sich übereinstimmen müßten, wenn sie wahr sein sollen; so müßten durch die Gesetze der Verknüpfung der Vorstellungen keine andere als Gesetze der Verknüpfung der Dinge an sich repräsentiert werden.71 Diesen Unbequemlichkeiten wird in der Deduktion der Kategorien, die der Theorie des Vorstellungsvermögens e i g e n t ü m l i c h ist, dadurch zuvorgekommen, daß diese von dem Bewußtsein

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des Gegenstandes als eines solchen, (das heißt, des vom vorgestellten Subjekt und der vorgestellten Vorstellung unterschiedenen Vorgestellten) als einer Tatsache ausgeht; aus der Möglichkeit dieses Bewußtseins die Natur der Anschauung und des Begriffs entwickelt; zeigt, daß jede Anschauung, die weder eine bloße Vorstellung, noch eine bloße Form der Vorstellung zum Objekt haben soll, durch Affiziertwerden von außen entstehen müsse; zeigt, daß das bloße Vorgestellte, welches durch das Bezogenwerden der auf diese Art entstandenen sinnlichen Vorstellung aufs bloße Objekt entsteht, durch eine neue Vorstellung (die Produkt des Verstandes ist) vorgestellt werden müsse, wenn daraus Bewußtsein des bloßen Vorgestellten als eines solchen entstehen soll. Auf diese Art wird es einleuchtend, daß die Vorstellung | des Gegenstandes als eines solchen, welche von den Kennern der Dinge an sich immer für Vorstellung des Dinges an sich angesehen wird, und welche in der Tat ursprünglich, nur aus derjenigen Art von Bewußtsein, welche Erkenntnis heißt, geschöpft wird, keineswegs Vorstellung des Dinges an sich sei und sein könne, wenn auch nicht schon in der Theorie des V. V. überhaupt die Unmöglichkeit der Vorstellung des Dinges an sich erwiesen worden wäre. Wir kennen das bloße Objekt, so wie die bloße Vorstellung, und das bloße Vorstellende nur durchs Bewußtsein, und zwar jedes durch eine andere besondere Art des Bewußtseins. Das Bewußtsein, wodurch wir das Objekt als ein solches kennen, ist nur dadurch möglich, daß das bloße Objekt erstens zum bloßen Vorgestellten durch Anschauung, zweitens zum gedachten Vorgestellten durch Begriff werde. Wir können uns also eines bloßen Objekts nicht als eines Dinges an sich, sondern nur als eines vorgestellten bewußt werden. Die Vorstellung des Vorgestellten, durch welche dasselbe zum Objekt des Bewußtseins wird, ist nicht durch das Ding an sich, sondern nur durch das Vermögen möglich, das Vorgestellte (die aufs Objekt bezogene Anschauung eines Dings) vorzustellen, oder durch das Vermögen, aus der auf den Gegenstand unmittelbar bezogenen Vorstellung | einen Begriff zu erzeugen, durch den Verstand. Die Spontaneität dieses Vermögens

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verbindet das in der Anschauung vorkommende und mit derselben aufs Objekt bezogene Mannigfaltige (das Mannigfaltige des bloßen Vorgestellten) und erzeugt durch dieses Verbinden Einheit des Mannigfaltigen Vorgestellten, objektive Einheit, welche das eigentümliche Merkmal eines jeden Gegenstandes als Gegenstand ist; der nur als Inbegriff seiner Merkmale gedacht werden kann.72 Die durch den Verstand aus der Anschauung vermittelst des Begriffs erzeugte objektive Einheit ist das allgemeinste Prädikat, durch welches das Angeschaute, die aufs Objekt bezogene Anschauung, als Objekt gedacht wird, (und man kann sich desselben als Objekts nicht durch bloße Anschauung, das heißt, nicht ohne dasselbe zu denken, bewußt werden). In wieferne im Bewußtsein des bloßen Objekts als eines solchen, die durch den Verstand erzeugte Vorstellung auf das bloße Vorgestellte, (d. h. auf die sinnliche aufs Objekt bezogene Vorstellung) bezogen wird; insoferne wird die objektive Einheit, das allgemeinste Prädikat (eines Gegenstandes als eines solchen) auf das Angeschaute als Subjekt bezogen, das heißt, es wird über das Angeschaute geurteilt. | Man versteht unter einem eigentlichen Urteil (das kein Vernunftschluß ist) das unmittelbare, das Anschauende, oder dasjenige, dessen Subjekt durch eine Anschauung vorgestellt wird. Wenn in einem Urteile das Subjekt nicht unmittelbar, sondern durch ein Merkmal vorgestellt; folglich nicht bloß angeschaut, sondern auch gedacht wird: so bezieht sich das Prädikat des Urteils nicht unmittelbar, sondern nur durch das Merkmal, wodurch das Subjekt gedacht wird, und also durch einen Mittelbegriff, aufs Subjekt; und das Urteil ist kein eigentliches Urteil des Verstandes, sondern ein (wenigstens versteckter) Vernunftschluß. Wenn nun das eigentliche Urteil im Bezogenwerden eines aus der Anschauung erzeugten Begriffs auf die Anschauung, oder eines gedachten Prädikats auf ein angeschautes Subjekt besteht; so besteht die allgemeinste Form des Urteils aus dem Bezogenwerden des allgemeinsten durch den Verstand vorstellbaren Prädikats, welches in der objektiven Einheit besteht, auf das allgemeinste

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Subjekt, oder das unmittelbar Vorgestellte, das Anschauliche überhaupt. Auf diese Weise kann es, meiner Meinung nach, allein sichtbar werden wie die logische Form der Urteile zum Leitfaden der Deduktion der Kategorien oder der Formen der Begriffe werden könne. Es muß näm | lich gezeigt werden, daß das allgemeinste Prädikat eines Urteils, durch welches die allgemeinste Form des Urteils bestimmt wird, in der allgemeinsten Kategorie nämlich, in der objektiven Einheit, bestehe. Da die objektive Einheit Produkt des Verstandes ist, so muß alles, was bloßes Prädikat der objektiven Einheit als solcher ist, und folglich dem Angeschauten nur durch objektive Einheit zukommt, Produkt des Verstandes; und seine Form muß, so wie die Form der objektiven Einheit selbst, im Verstande a priori bestimmt sein. Um aber die übrigen Kategorien als bloße in der Handlungsweise des Verstandes bestimmte Modifi kationen der objektiven Einheit zu entdecken, ist die bloße, (auch an sich richtige und vollständige) Aufstellung der Formen der Urteile, welche in der Kritik der Vernunft vorgenommen ist,73 meines Erachtens noch nicht hinreichend. Es muß dabei die Vollständigkeit dieser Formen selbst erwiesen; es muß gezeigt werden, daß nur die angegebenen vier Momente (der Quantität, Qualität, Relation, Modalität) und nicht mehr und nicht weniger; und in jedem derselben nur drei Formen der Urteile nicht mehr und nicht weniger möglich sind. Dies ist, meines Wissens, in der Kritik der Vernunft nicht geschehen; und | da von dem Beweise dieser Vollständigkeit die Erweislichkeit des wirklich gerechten Anspruchs der Kr. d. r. V., das ganze Feld des Verstandes ausgemessen und die Stammbegriffe dieses Vermögens erschöpft zu haben, abhängt: so dürfte wohl schon in dieser Rücksicht allein der Theorie des V. V. von der Kr. d. r. V. noch etwas mehr als die bloße weitere Erörterung der Kantischen Begriffe übrig gelassen worden sein. Die Theorie des V. V. hat diesem Bedürfnisse der kritischen Philosophie dadurch abgeholfen, daß sie die Vollständigkeit der von Kant aufgestellten Formen der Urteile, durch eine

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vollendete Zergliederung des Begriffs eines Urteils erwiesen, und diesem Begriffe die vier Momente der Urteile sowohl, als die ihnen untergeordneten Formen durch lauter dichotomische Einteilungen untergeordnet hat.74 Ich trage um so weniger ein Bedenken zu behaupten, daß diese Deduktion der Formen der Urteile jeden, der sie verstehen kann und will, durch ihre Augenscheinlich keit und Neuheit überraschen muß: da ich hier aufrichtig gestehe, und als ein psychologisches Phänomen für bemerkenswert halte, daß mir die Hauptidee dieser Deduktion, nachdem ich über vier Wochen den Begriff eines Urteils mit großer Anstrengung festgehalten und vielfältig verge | bens gedreht und gewendet habe, mit aller Klarheit und Bestimmtheit im Traume eingefallen ist. Kaum in einer oder der andern aus den vielen Anzeigen meiner Theorie ist von diesem derselben so sehr eigentümlichen Lehrstücke auch nur im Vorbeigehen Erwäh nung geschehen. Vermutlich weil dasselbe für keine Ungereimtheit gehalten wurde.75 Im dritten Hauptteile der Kr. d. r. V. in welchem der V. seinen Zweck, die Möglichkeit der Metaphysik, als angeblicher Wissenschaft der übersinnlichen Gegenstände als Dinge an sich zu untersuchen, unmittelbar ausführt,76 wird die Natur der Vernunft auf eine diesem Zwecke vollkommen angemessene Art entwickelt. Die Formen der Ideen, oder der ursprünglichen und eigentümlichen Vorstellungen der Vernunft werden entdeckt und aufgestellt; 77 aber nicht wie dieses in der Wissenschaft des bloßen Vernunftvermögens überhaupt, in der Theorie der Vernunft, geschehen kann und soll: sondern wie es in der transzendentalen Dialektik, »in der Logik und Kritik des aus der mißverstandenen Vernunft entspringenden Scheins«78 geschehen mußte. Um die Quelle dieses Scheins zu entdecken wird die ursprüngliche und eigen | tümliche Handlungsweise der Vernunft, in wieferne sie als bloße, reine, Vernunft wirkt, aus den allgemeinen und besondern Formen der Vernunftschlüsse entwikkelt; wobei die Form der Vernunftschlüsse mit Recht als ein

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bekanntes logisches Faktum angenommen wird, und in soferne als das Prinzip, das die transzendentale Dialektik zum Grunde legt, angesehen werden kann.79 »Wie der reine Verstand aus der logischen Funktion desselben, und seine reinen Begriffe aus der verschiedenen Form der Urteile: so kann reine Vernunft aus ihrer logischen Funktion im Schließen, und können ihre Begriffe aus den verschiedenen Formen der Vernunftschlüsse erkannt werden. 80 Vernunftbegriffe verhalten sich zu den Vernunftschlüssen, wie Kategorien zu den Urteilen. 81 Die Vernunft sucht durch jeden Vernunftschluß zu einem bedingten Erkenntnis (Urteile) eine Bedingung, und so weiter in aufsteigender Reihe der Prosyllogismen die Bedingungen der Bedingung, und vollendet ihr logisches Geschäft der Vernunfteinheit nur im Unbedingten. 82 Ohne diese Totalität in der Reihe der Prämissen wenigstens vorauszusetzen ist kein Urteil für die Vernunft a priori möglich. 83 Diese Totalität der Bedingungen, oder das schlechthin in aller Beziehung Unbedingte, ist also der allgemeine Begriff der reinen Vernunft, kein bloß re | flektierter, sondern ein geschlossener, den die Vernunft aus ihren ursprünglichen subjektiven Gesetzen notwendig erzeugt.« 84 Die Theorie der Vernunft kann es bei der Ableitung der Idee des Unbedingten keineswegs dabei bewenden lassen. Ihr kann es nicht genug sein, zu zeigen, daß die Vernunft zu ihren Schlüssen der Idee des Unbedingten bedarf; sondern sie muß angeben, wie die Vernunft zu dieser Idee gelangt. Dies ist nur vermittelst der vorhergegangenen Theorie des V. V. überhaupt möglich, in welcher die Form der Vorstellung als Einheit des Mannigfaltigen überhaupt aufgestellt ist; und woraus sich ergibt, daß auch die Form einer Idee, als bloßer Vorstellung, Einheit des Mannigfaltigen sein müsse. In der Theorie der Sinnlichkeit ist gezeigt worden, daß die Form der sinnlichen Vorstellung in der Einheit des der Form der sinnlichen Rezeptivität angemessenen, und in soferne bedingten Mannigfaltigen; 85 – in der Theorie des Verstandes, daß die Form des Begriffes, als eines solchen, in der Einheit des durch Sinnlichkeit Vorgestellten, des sinnlich An-

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schaulichen, in soferne ebenfalls durch Sinnlichkeit bedingten Mannigfaltigen bestehe. 86 Die Theorie der Vernunft hat endlich darzutun, daß die Form der Idee, als einer solchen, in der Einheit eines von der | Bedingung der Form der Sinnlichkeit schlechterdings unabhängigen, und in soferne unbedingten Mannig faltigen bestehen müsse. Sie zeigt, daß das Mannigfaltige, womit sich die Spontaneität der Vernunft, als solche, zunächst beschäftiget, seiner Form nach in der bloßen Form des Verstandes, und folglich nicht außer der Spontaneität selbst, bestimmt sei, und daß es folglich nur durch Handlung der Spontaneität im dritten Grade gegeben werden könne; welche bei Erzeugung der Idee nicht wie die Spontaneität im ersten Grade bei der Erzeugung der Form an dem durch Affi ziertwerden gegebenen Mannigfaltigen gezwungen handle (der Einwirkung entgegenwirke); nicht wie die Spontaneität im zweiten Grade bei der Erzeugung des Begriffs aus der Anschauung an die Form der Sinnlichkeit gebunden; sondern als bloße Spontaneität frei handle. Sie zeigt, daß eben darum, weil das Mannigfaltige der Vernunft in den Formen der Begriffe bestimmt ist, dieses Mannigfaltige ein Mannigfaltiges des Verknüpften, als eines solchen, die Modifikation der bloßen Einheit, und in soferne gerade das Gegenteil von dem Mannigfaltigen des Verstandes sein müsse, welches in der Form der Sinnlichkeit, als ein außereinander und nach einander befi ndliches Mannigfaltige als Modifi kation des bloßen Mannig faltigen bestimmt ist, – daß endlich | eben darum dem Mannigfaltigen der Vernunft die Bedingung von Zeit und Raum w i d e r s p r e c h e n müsse. 87 Die neue Darstellung der Hauptmomente der Elementarphilosophie wird noch weiter gehen: sie wird an dem Satze des Selbstbewußtseins das eigentümliche erste Prinzip der Theorie der Vernunft aufstellen, und aus demselben die Form des Vernunftschlusses eben so entwickeln, wie sie in der Theorie des Verstandes die Form der Urteile aus dem Satze der objektiven Erkenntnis ableiten wird. Es wird sich daselbst zeigen, daß das Selbstbewußtsein nur durch die a priori vorgestellten Formen der bloßen Vorstellungen, und daß die Vorstellungen dieser Formen

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nur durch Vernunft, das heißt, durch einen dritten, von den im Verstande und in der Sinnlichkeit sich äußernden Graden der Spontaneität verschiedenen, Grad, durch ungezwungene und ungebundene, folglich als absolute Selbsttätigkeit wirkende, Spontaneität möglich sei. Wobei sich denn auch die Möglichkeit und Beschaffenheit der der Vernunft eigentümlichen Erkenntnis a priori als Erkenntnis des Vorstellungsvermögens in ihrer vollen Evidenz ergeben wird. Die Kr. d. r. V. zeigt ganz ihrem Zweck gemäß und mit gehöriger Rücksicht auf ihr | letztes Prinzip, die Möglichkeit der Erfahrung; »als Vorstellung der sinnlichen Wahrnehmung in einem notwendigen Zusammenhange« daß durch die Idee des Unbedingten kein Merkmal eines Objekts der Erfahrung, als eines solchen, vorgestellt werde, 88 daß daher von der Idee des Unbedingten und den unter ihr enthaltenen besondern Ideen keine solche Deduktion, wie die Analytik von den Kategorien geliefert hat, möglich sei; 89 und daß sich von den Ideen kein konstitutiver, die Gegenstände der Erfahrung als solche bestimmender, sondern nur ein regulativer, die bloßen Begriffe der Gegenstände verbindender, Gebrauch machen lasse. Es versteht sich hier von selbst, daß durch das vortreffliche und völlig konsequente Raisonnement, wodurch dieses alles ausgeführt ist, gleichwohl nur diejenigen überzeugt werden können, die von einerlei richtigem Begriffe der Erfahrung gleich vom Anfange her mit dem Verfasser ausgegangen sind; und welche mit ihm den l e t z t e n konstitutiven Grund der vorgestellten Objekte, als solcher, im Verstande, und nicht in den Dingen an sich, anerkennen. Aber auch diejenigen, welche den auf die Sinnlichkeit sich a priori beziehenden Verstand für den konstitutiven Grund der Erscheinungen als solcher, annehmen, und die | Gegenstände der Erfahrung, in wieferne sie die Erfahrung ausmachen, für bloße Erscheinungen halten, würden gleichwohl den logischen Teil der transzendentalen Dialektik mißverstehen; die in demselben vorgetragene Lehre von der Natur der Vernunft zugeben, und nichts destoweniger, wie bisher, das in der Natur der Vernunft bestimmte Merkmal des Unbedingten für ein Merkmal

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der Dinge an sich halten können; wenn nicht durch den darauf folgenden kritischen Teil, oder durch die Kritik der rationalen Psychologie, Kosmologie, und Theologie so vortrefflich dagegen gesorgt wäre. Sie könnten sonst zugeben, daß die Vorstellung des Unbedingten ihren subjektiven Grund weder in der Sinnlichkeit noch im Verstande, sondern nur in der Vernunft habe, und daß durch dieselbe kein objektives Merkmal der Erscheinungen oder der Gegenstände der Erfahrung, als solcher, vorgestellt werde; aber sie können behaupten, daß durch das Unbedingte die objektive Beschaffenheit der Dinge an sich vorgestellt werde; daß das subjektive Vermögen der Vernunft in Rücksicht auf die Vorstellung des Unbedingten ursprünglich der objektiven Beschaffenheit der Dinge an sich angemessen, daß folglich der Grund der Vorstellung des Unbedingten zwar unmittelbar in dem Vermögen der Vernunft, aber zuletzt und unmittelbar in den Dingen an sich be | stimmt sei, und daher durch Vernunft die Dinge an sich im Gegensatz mit den Erscheinungen, nicht bloß negativ gedacht, sondern positiv erkannt werde, in wieferne sich die Vorstellung des Unbedingten unmittelbar aufs Ding an sich bezöge. Ich kenne selbst mehr als Einen kritischen Philosophen, welcher das Noumenon, den durch reine Vernunft vorgestellten Gegenstand, mit dem Dinge an sich verwechselt, 90 und die Erscheinung dem Dinge an sich, nicht dem von diesem himmelweit verschiedenen Noumenon entgegensetzt; und der in soferne zwar der Sinnlichkeit und dem Verstande (die er mit Kant auf Erfahrung einschränkt) aber nicht der Vernunft die Erkenntnis der Dinge an sich abspricht. Ich weiß, daß eine gewisse Akkomodationsphilosophie in Vorschlag gebracht wird 91 welche die kritischen und unkritischen Philosophen durch gegenseitige Annäherung vereinigen soll. Der Kantianer und der Antikantianer sollen beiderseits von der Strenge ihrer bisherigen Lehre von der Erkenntnis nachgeben; der Eine die Erkennbarkeit der Dinge an sich durch Vernunft eingestehen, wofür ihm der Andere die Nichterkennbarkeit derselben durch Verstand und Sinnlichkeit einräumet, und mit ihm die Gegenstände der Erfahrung als Erscheinungen anerkennt. »Unser alter Besitz«, höre ich hier einen

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Kenner der Dinge an sich im Namen | der Dogmatiker behaupten, »ist durch die Eine Hälfte der Kr. d. V. nicht einmal angegriffen, geschweige denn erschüttert worden. In der transzendentalen Ästhetik, in der Analytik, und in demjenigen Teile der Dialektik, welcher der Kritik der bisherigen Metaphysik vorhergeht, ist keineswegs die Unmöglichkeit der Erkenntnis überhaupt von Dingen an sich, sondern nur der Erkenntnis durch Sinnlichkeit und Verstand erwiesen. Aus der Natur dieser Vermögen, in wieferne dieselbe aus dem Prinzip der Möglichkeit der Erfahrung abgeleitet worden, ergibt sich, daß durch sie nichts als Erscheinungen erkennbar sind. Allein da bei jener Ableitung die Gegenstände der Erfahrung, als solche, vorausgesetzt sind: so können auch die Gründe, durch welche die Erkenntnis auf Erscheinungen eingeschränkt wird, nur von den Gegenständen der Erfahrung, als solchen, gelten; von denen in dieser Eigenschaft allein erwiesen ist, daß sie nur unter der Form der a priori bestimmten sinnlichen Anschauung und der sich auf dieselbe beziehenden ebenfalls a priori bestimmten Kategorien, und also nicht als Dinge an sich erkennbar sind. Daraus, daß die Dinge an sich, welche den Erscheinungen zum Grunde liegen, nicht durch Verstand und Sinnlichkeit anerkannt; daß ihnen kein durch Sinnlichkeit bestimmtes Prädikat beigelegt werden kann, folgt kei | neswegs, daß sie nicht durch Vernunft als Dinge an sich vorgestellt, und als solche erkannt werden können. 92 Ja! auch nicht einmal daraus, daß die Form, unter welcher sie von der Vernunft vorgestellt werden, a priori in der Natur des Vernunftschlusses bestimmt ist, folgt, daß diese Form nicht auch an den Dingen an sich bestimmt sein könne, und daß nicht dieselbe, in wieferne sie in den Dingen an sich vorhanden ist, der letzte Grund ihres Vorhandenseins im Vorstellenden sei. In der Leibnizischen Philosophie ist die ganze Form der Vernunft in einem System angeborner Wahrheiten a priori im Vorstellenden, und darum gleichwohl nicht weniger in den vorgestellten Gegenständen an sich bestimmt; ja, sie ist im Vorstellenden bloß darum so und nicht anders bestimmt, w e i l sie in den Dingen an sich so, und nicht anders bestimmt ist; und die Ver-

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nunft ist in soferne das eigentliche obere Erkenntnisvermögen, welches die Dinge, wie sie an sich beschaffen sind, erkennt. Das Transzendente und Überschwengliche der Ideen trifft nur die Erscheinung; während dasselbe den Dingen an sich vollkommen anpaßt. Wir geben alles dasjenige zu, was in der Kr. d. V. in der Abhandlung von den Phänomenen und Noumenen 93 und der Amphibolie der Refl exionsbegriffe 94 gegen die Übertragung der Merkmale der Erscheinungen auf Dinge an | sich, 95 gegen das Intellektuieren der Erscheinungen, und Sensifizieren der Dinge an sich behauptet wird; 96 wir geben zu, daß die Vorstellung des Dinges an sich eine bloße Idee, und zwar eine Idee sei, durch welche bloß negative Merkmale vorgestellt werden können. Aber wir behaupten, daß dieses von der Vorstellung des Dinges an sich nur in soferne gelten könne, als sie auf Erscheinungen bezogen, und das Ding an sich mit der Erscheinung verglichen wird. Auf das Ding an sich bezogen, ist diese Idee nichts weniger als eine bloße Idee, werden durch sie nichts weniger als bloß negative Merkmale vorgestellt; oder das Ding an sich müßte selbst ein Nichts sein; welches doch offenbar den Behauptungen der Kr. d. r. V. widerspräche, die so oft auf das Ding an sich, als den Grund der Erscheinungen, verweisen. Die Idee auf das Ding an sich bezogen, ist wahre eigentliche Erkenntnis durch Vernunft; sie ist eine auf einen bestimmten Gegenstand bezogene Vorstellung. Wahr ist es, ihr Gegenstand ist in keiner sinnlichen Vorstellung bestimmt, ist als Gegenstand der Erfahrung völlig unbestimmt; er ist mit dem, was von ihm erscheint, verglichen = x; aber für die Vernunft ist er, so weit er es für sie als endliche Vernunft sein kann, durch alle die Merkmale bestimmt, die Kant aus der Natur der Vernunft selbst abgeleitet hat, und durch | welche das Ding an sich, als ein solches, nicht vorgestellt werden könnte, wenn sie nicht demselben, als einem solchen, zukämen. Wir wissen freilich durch diese Merkmale nur sehr wenig und nur das Allgemeine der Dinge an sich: aber dies wenige wissen wir um so gewisser, da wir es durch Vernunft wissen, und es ist um so viel wichtiger, da es dasjenige, was den Erscheinungen zum Grunde liegt, betrifft. Wir wissen und erkennen

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dadurch die Dinge an sich als Substanzen, denen Raum und Zeit widerspricht, die also in soferne einfach weder zerstörbar noch überhaupt veränderlich sind. Wir wissen und erkennen, daß die Vernunft, in wieferne sie das Vermögen ist, Dinge an sich und den notwendigen in denselben ursprünglich und zuletzt bestimmten Zusammenhang dieser Dinge vorzustellen, in ihren Handlungen durch Gesetze bestimmt werde, die zuletzt in den Dingen an sich bestimmt sind, daß also ihre Freiheit in der Moralität nur in der bloßen Unabhängigkeit von den Erscheinungen, als solchen, bestehe, daß der Leibnizische Determinismus, die vollkommste, ja die einzig mögliche Theorie der Freiheit des Willens sei usw.« 97 Ich gestehe, daß ich dieses Raisonnement des Kenners der Dinge an sich aus der Kritik der Vernunft durch nichts als durch | denjenigen Teil zu widerlegen vermöchte, der auch eigentlich in derselben dazu bestimmt ist, und durch den ich dasselbe für wirklich widerlegt halte; nämlich durch die bewundernswürdige Untersuchung, durch welche in dem Grunde der rationalen Psychologie ein Paralogismus, im ganzen Inhalt der rationalen Kosmologie, Antinomien, und in dem Objekte der rationalen Theologie ein bloßes Ideal der reinen Vernunft aufgedeckt wird. 98 Hier wird durch eine vollständige I n d u k t i o n aller Arten der Noumenen erwiesen, daß in denselben und durch dieselben keineswegs Dinge an sich e r k a n n t werden können; und daß die Merkmale der Noumenen auf die Dinge an sich, die durch dieselben für uns a n g e d e u t e t werden, übertragen, teils geradezu widersprechend, teils grundlos werden müssen. Nur dadurch hat mich die Kritik d. r. V. überzeugt, daß durch die Vorstellung der Noumenen keine Erkenntnis der Dinge an sich, als solcher, selbst durch bloße Vernunft möglich sei; während sie mir bei allen den mir ganz einleuchtenden Betrachtungen, durch welche sie die Ideen aus der bloßen Form der Vernunft ableitete, noch immer die Möglichkeit zu denken gelassen hat, daß diese Ideen zwar im Vorstellenden a priori –; aber darum gleichwohl auch die durch sie vorgestellten Merkmale in den Dingen an sich bestimmt sein, | und als solche den objektiven Grund jener

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Form enthalten können. Durch die spezielle Kritik der angeblichen übersinnlichen Erkenntnis fi nde ich hingegen nicht nur erwiesen, daß Dinge an sich durch Vernunft nicht erkennbar, sondern sogar, daß sie nicht vorstellbar sind. Jede Vorstellung des Dinges an sich, als eines solchen, würde eben darum zugleich Erkenntnis sein; man mag die Erkenntnis Vorstellung eines bloßen Objekts, als eines solchen, oder auch Vorstellung eines bestimmten Gegenstandes nennen. In wieferne also die Vorstellung des Dinges an sich nur als Erkenntnis möglich wäre, ist durch eben die Gründe, aus welchen sich die Unmöglichkeit der Erkenntnis desselben ergibt, auch die Unmöglichkeit der Vorstellung erwiesen. Der richtige Lehrsatz der Theorie der Vernunft, »daß das durch Vernunft vorgestellte und vorstellbare Ding kein Ding an sich sein könne, daß die Formen der Ideen auf die Dinge an sich, als solche, nicht bezogen werden dürfen, daß sich die Form der Vernunft keineswegs als Form der Dinge an sich denken lasse« 99 läßt sich also zwar aus der transzendentalen Dialektik; aber nur durch die eben erwähnte Induktion erweisen; welches für den Zweck jenes Werks »die Möglichkeit der Metaphysik zu untersuchen«100 | vollkommen; aber nicht für eine Theorie der Vernunft, nicht für die Wissenschaft des Vernunftvermögens, zureicht. Diese muß den gerade entgegengesetzten Weg einschlagen. Sie muß eben dieselbe Induktion, aus welcher in der Kr. d. V. jener Lehrsatz erfolgt, aus dem Lehrsatze; und diesen daher aus ganz andern Gründen beweisen. In der Kr. d. V. kann und darf geschlossen werden; weil durch [die] psychologische, die kosmologischen und die theologische Ideen101 der reinen Vernunft kein Ding an sich, als ein solches, vorgestellt, oder welches hier eines ist, erkannt werden kann; so kann, da in diesen Ideen die Gegenstände der reinen Vernunft erschöpft sind, kein Ding an sich überhaupt durch Vernunft als ein solches vorgestellt oder erkannt werden. Aber in der Theorie der Vernunft kann und darf nur geschlossen werden: Weil durch Vernunft kein Ding an sich überhaupt, als ein solches, vorstellbar oder erkennbar ist: so können weder die Seele, noch die Welt,

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noch die Gottheit, in wieferne sie durch Vernunft vorgestellt werden, als Dinge an sich vorgestellt, oder erkannt werden.102 So kann aber auch nur in der Theorie der Vernunft, in wieferne sie ein Teil der Theorie des Vorstellungsvermögens ist, ge | schlossen werden. Der Beweis a priori, daß Dinge an sich überhaupt, als solche, nicht vorstellbar sind, kann nur aus dem durch den Satz des Bewußtseins bestimmten Begriffe der Vorstellung geführt werden, und ist in soferne nur in der Theorie des Vorstellungsvermögens überhaupt, und durch dieselbe möglich. Allein so wie in derselben erwiesen ist, daß Dinge an sich, als solche, nie zu einem Vorgestellten werden können, und daß die Vorstellung überhaupt auf kein Ding an sich, als ein solches, sich beziehen lasse: so ist dieses eben darum auch von allen Arten der Vorstellungen, und der durch sie vorstellbaren Gegenstände, und folglich auch von den Ideen und ihren Objekten erwiesen. Die Theorie der Vernunft, als solche, fügt zu diesem Beweise, durch welchen der Vernunft schon a priori alle Vorstellbarkeit der Dinge an sich abgesprochen ist, noch den besondern aus der speziellen Natur des vernünftigen Vorstellungsvermögens geschöpften Grund hinzu, aus welchem erhellt, daß die Vernunft noch weniger als die Sinnlichkeit selbst Dinge an sich vorzustellen vermöge; indem in den äußern Anschauungen sich wenigstens der bloße Stoff unmittelbar auf Dinge an sich bezieht, während die | Ideen auch sogar durch ihren Stoff nur auf bloße Begriffe des Verstandes, Produkte der Spontaneität bezogen werden können. Ich glaube durch diesen ganzen Aufsatz denjenigen, von denen ich verstanden zu werden glücklich genug bin, gezeigt zu haben, daß die Theorie des Vorstellungsvermögens ein Versuch sein soll, die eigentlichen und letzten Prinzipien, welche Kant bei dem meiner Überzeugung nach völlig gründlichen Fundamente, worauf er die Kritik der Vernunft gebaut hat, noch unentwickelt und unbestimmt voraussetzte, und bei dem Zustande, in welchem er die Philosophie gefunden hat, voraussetzen mußte, entwickelt und bestimmt anzugeben.

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Das Fundament der Kritik der Vernunft nenne ich diejenigen Begriffe und Sätze die in diesem Werke (da doch in keinem alles bewiesen werden kann) ohne Beweis als ausgemacht aufgestellt und allen in demselben enthaltenen Entwicklungen und Beweisen zum Grund gelegt sind. Dergleichen sind die Begriffe von Erfahrung, von Vorstellung, von Gegenstand, Urteil, Vernunftschluß u. d. m. in wieferne sie nicht erst durch die Kr. d. V. entwickelt, sondern den sie betreffenden Entwicklungen selbst als Prinzipien | vorhergehen. In dieser Rücksicht konnten und mußten gewisse Merkmale dieser Begriffe als bekannt angenommen, und als ausgemacht vorausgesetzt werden, von denen man ohne die Kr. d. V. mit Unrecht eines fehlerhaften Zirkels zu beschuldigen nicht behaupten kann, daß sie erst durch die Beweise die auf sie gebaut worden sind, erwiesen worden wären. Der Begriff der Erfahrung z. B. »als Vorstellung der durch Sinnlichkeit vorgestellten, oder sinnlich wahrgenommenen Gegenstände in einen bestimmten oder notwendigen Zusammenhang« mußte mit allen seinen Merkmalen als ein keiner weitern Erörterung bedürfender Begriff vorausgesetzt werden, wenn die Möglichkeit der Erfahrung das Prinzip der Deduktion der Formen der Vorstellung abgeben sollte. Jedes seiner Merkmale, in wieferne es erst durch diese Deduktion erwiesen worden wäre, würde nur durch einen Zirkel erwiesen worden sein. Gleichwohl ist nicht zu leugnen, und die bisherige Erfahrung hat es genug bestätiget, daß jene von Kant als ausgemacht angenommenen Merkmale nicht für alle seine Leser und Prüfer ausgemacht waren, und daß durch die verschiedenen Systeme der bisherigen Philosophie gewisse Vorstellungsarten bestimmt sind, vermöge welcher die kantischen angenommenen Fundamentalsätze | in einem ganz anderen Sinne als dem kantischen angenommen werden mußten. Eine Erörterung dieser Fundamentalsätze, welche den Sinn, in welchem dieselbe in der Kr. d. V. vorausgesetzt werden müßten, entwickelte; und zwar durch Gründe entwickelte, welche nicht aus der Kritik der Vernunft genommen sind, – eine Erörterung, welche die eigentlichen Prämissen der Kritik der Vernunft

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aufstellt, schiene mir daher schlechterdings notwendig, wenn das Schicksal der kritischen Philosophie eine andere Wendung nehmen sollte. Diese Prämissen, müssen, wenn sie nicht selbst wieder anderer Prämissen bedürfen sollen, allgemeingeltende Sätze sein; und ich glaube dieselben an denjenigen Sätzen gefunden zu haben, welche das Bewußtsein überhaupt, und seine drei Arten ausdrücken. Unter anderen Argumenten, durch die mir ein Freund der k a n t i s c h e n Philosophie, das Verdienst jene Prämissen geliefert zu haben, streitig macht; und welche in meinen bisherigen Erörterungen bereits beantwortet sind, ist mir vorzüglich Eines aufgefallen, das einem sogenannten argumento ab invidia sehr gleich sieht, und welches mich durch die von mir selbst anerkannte Gründlichkeit des Erfinders der kritischen Philosophie, der | jene Prämissen wenn sie nicht entbehrlich gewesen wären, selbst geliefert haben würde, zurecht zu weisen sucht.103 Ich will hier nicht wiederholen, daß der Zweck der Kritik der Vernunft die Aufstellung meiner Prämissen keineswegs unmittelbar forderte, ihrer Unentbehrlichkeit zur eigentlichen Wissenschaft des Erkenntnisvermögens (welche durch die Kritik der Vernunft nicht aufgestellt werden sollte) sowohl als der Gründlichkeit Kants unbeschadet; – nicht daß jene Prämissen, da sie eingestandener maßen erst durch die Kr. d. r. V. und nach derselben gefunden werden konnten; eben darum nicht in der Kr. d. V. sich entdecken und aufstellen ließen. – Aber darauf muß ich hier aufmerksam machen, daß die ersten Grundsätze meiner Prämissen wirklich in der Kr. d. V. selbst zwar stillschweigend aber doch schlechterdings notwendig vorausgesetzt werden; und daß kein einziger Fundamentalsatz dieses Werkes feststehen kann, wenn man ihm jene Grundsätze als seine Unterlage wegnimmt. Läßt sich wohl der Begriff von Erfahrung, in wieferne derselbe nicht erst | durch die Resultate der Kr. d. r. V. erörtert und festgesetzt: sondern bei diesen Resultaten als ihre vornehmste Stütze vorausgesetzt wird, ohne den Begriff von dem bloßen Objekte, oder dem vom vorgestellten Vorstellenden und der vorgestellten Vorstellung unter-

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schiedenen vorgestellten Objekte, als einem solchen denken? und kann dieser Begriff ursprünglich anders woher als aus dem Bewußtsein des Gegenstandes als eines solchen, und dem Satze der dasselbe ausdrückt, abgeleitet werden? Und durch welchen Beweis läßt sich dartun, daß die Form der Anschauung des Begriffs und der Idee den Gegenständen nur durch die auf sie bezogene bloße Vorstellung, und also nicht an sich zukommen; wenn hier nicht der Satz des Bewußtseins, der das Unterschieden- und Bezogenwerden der Vorstellung auf Objekt und Subjekt als ausgemachte Tatsache aufstellt und aussagt, vorausgesetzt wird? Die ganze Kr. d. V. beschäftiget sich mit der Erörterung des Unterschiedes zwischen den Formen der drei Arten der Gattung von Vorstellung, und den durch sie vorgestellten Gegenständen als Vorgestellten und als Dingen an sich; und setzt in so | ferne auf allen Blättern die Unterscheidung der bloßen Vorstellung von dem bloßen Subjekte und dem bloßen Objekte voraus, welche ursprünglich nur durchs Bewußtsein einleuchtet, älter ist als alle Philosophie, und von aller Philosophie unabhängig, auch vor der Kritischen vorhergehen, und zwar vorzüglich dieselbe begründen muß.

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V Über die Möglichkeit der Philosophie als strenge Wissenschaft1

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Jeder redlich geführte Streit unter Philosophen setzt ein Mißverständnis, entweder von der Seite des Angreifers, oder des Verteidigers, oder von beiden voraus. Der Eine kann sich von der Behauptung des Andern nicht überzeugen, entweder weil er dieselbe und ihre Gründe nicht verstanden hat; oder weil sie wirklich falsch ist. Ist das Letztere der Fall, und sind die Gründe, durch welche der Angreifer diese Falschheit beweist, wirklich wahr, so kann der Streit unmöglich fortdauern, ohne daß diese Gründe von dem Verteidiger mißverstanden wären. Man weiß nicht, daß man sich mißverstanden habe; bevor man nicht auf den Grund des Mißverständnisses gelangt. Dies ist nicht immer, und bei philosophischen Mißverständnissen sehr selten, der Fall; und daher endigen die Streitigkeiten der Philoso | phen gemeiniglich damit, daß nichts durch sie entschieden wird, und beide Teile auf ihrer Meinung beharren. So selten sich aber auch ein Mißverständnis in seinem Grunde äußert, (und daher auch so selten für ein Mißverständnis erkannt wird) so gewiß und so notwendig äußert sich jedes in seiner Folge durch Verschiedenheit der Überzeugung, durch Drang zur Widerlegung, mit einem Worte dadurch, daß man der Behauptung eines andern entweder unmittelbar, oder doch in ihren Folgesätzen, den Beifall zu versagen genötigt wird. Wird die Behauptung selbst und unmittelbar für unrichtig gehalten: so wird das Mißverständnis nicht selten bald genug gehoben, wenn der geleugnete Satz bewiesen, und durch den Beweis die Erklärung seines eigentlichen Sinnes gegeben wird. Allein wenn ein behaupteter Satz aus einem bloßen Mißverständnisse, und folglich in einem ganz andern Sinn, als in welchem er aufgestellt war, zugegeben, und nur eine seiner Folgerun19 durch Verschiedenheit ] NTM durch den Widerspruch

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gen, und noch dazu eine sehr entfernte Folgerung, geleugnet wird; – dann wird der Streit endlos, die Parteien sind in diesem Falle durch einen Satz getrennt, über den sie einig zu sein glauben, der eben darum zwischen ihnen unerörtert bleibt, und der sie, je weiter sie ihren Streit fortsetzen, desto weiter von einander entfernt. Je zahlreicher die Glieder der | Kette sind, durch welche die angestrittene Folgerung mit ihrem mißverstandenen Grunde zusammenhängt, desto weniger wird von beiden Seiten der eigentliche Punkt des Mißverständnisses geahndet. Der Eine beschuldiget den Andern, eine richtige Folge zugestandener Vordersätze geleugnet; der Andere den Einen, einen Satz ohne Grund als erwiesen behauptet zu haben; und beide gehen entweder damit aus einander, daß sie sich wechselseitig einer Versündigung gegen die Logik beschuldigen, oder der Eine fordert, und der Andere gibt Erörterungen, die, weil sie den Punkt des Mißverständnisses als einen beiderseits zugestandenen Satz nicht betreffen, den Streit nur noch verwickelter machen. Zwar sehr oft, aber nichtsweniger als jederzeit, sind Kurzsichtigkeit des Geistes, Unwissenheit, Übereilung, verblendende Leidenschaft usw. die Veranlassung solcher versteckter Mißverständnisse, welche das Gebiet der Philosophie bisher zu einem Kampfplatz gemacht haben, auf dem so viel gestritten, und so wenig ausgemacht worden ist. Es gibt Mißverständnisse unter den Philosophen, die schlechterdings auf die Rechnung der Philosophie selbst, oder wenn man lieber will, der Stufe der Entwicklung gehören, auf welcher sich die philosophierende Vernunft bei ihrem allmählichen Fortschritte befi ndet. | Hieher zähle ich vor allen diejenigen, die ihren Grund in dem bisherigen leidigen Zustande, oder vielmehr gänzlichen Mangel der Elementarphilosophie, haben. Alles, was ich in den vorhergehenden Abhandlungen über Elementarphilosophie gesagt habe, wird nicht verhindern kön-

28 allmählichen Fortschritte ] NTM allmächtigen Fortschreiten

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nen, daß nicht ein Teil meiner Leser unter dieser Wissenschaft die Ontologie, ein anderer die Logik, oder gar die empirische Psychologie verstehe. Ich erkläre daher noch einmal, daß ich unter Elementarphilosophie das einzig mögliche System der Prinzipien, auf welche sowohl theoretische als praktische, sowohl formale als materiale Philosophie gebauet werden muß, verstehe. Daß es bisher keine solche Wissenschaft gegeben habe ist Tatsache. Die Elementarphilosophie, wie ich sie mir denke, existiert entweder gar nicht, oder steht auf einem allgemeingeltenden Grundsatze fest; ist in allen ihren Teilen ausgemacht, und schließt alle Streitigkeiten aus ihrem Gebiete aus. Eine nicht weniger bekannte Tatsache ist es, daß über die Prinzipien unserer Pflichten und Rechte in diesem, und den Grund unsrer Hoffnung im künftigen Leben unter den Philosophen (jetzt mehr als jemals) gestritten wird. Allein daß dieser Streit aus Mißverständnissen entstanden sei und fortdauere, die auf dem Ge | biete der Elementarphilosophie ihren Grund haben, dürfte wohl den wenigsten meiner Leser einleuchten. Gleichwohl kenne ich nichts gewissers. Wer den Streit über die ersten Grundsätze der Moral und des Naturrechts, und über die Erkenntnisgründe der Grundwahrheiten der Moralität und Religion lange und aufmerksam, und mit demjenigen Interesse beobachtet, welches die Wichtigkeit seiner Gegenstände fordert, der wird im Kurzen gewahr werden, daß es dabei nicht nur an denjenigen Prinzipien fehle, worüber, sondern auch aus welchen, und durch welche gestritten wird. Die ganze Aufmerksamkeit der Streitenden ist gewöhnlich auf die Beweise gerichtet, wodurch sie ihre streitigen Sätze zu sichern hoffen; und bei der Führung der Beweise selbst auf die Entwicklung eines Begriffs, von dem der eine voraussetzt, (32)– 6 Alles … verstehe. ] NTM Ich verstehe unter dieser Wissen-

schaft weder die Ontologie, noch die Logik, noch die empirische Psychologie; sondern das einzig mögliche System der Prinzipien, auf welche sowohl theoretische als praktische, sowohl formale als materiale Philosophie gebaut werden muß.

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daß sich ihn der andere noch nicht entwickelt habe. Darüber wird gewöhnlich das Fundament der Beweise und der Entwicklung um so mehr vernachlässiget, jemehr man dasselbe durch Sätze, von denen man weiß, daß sie der andere zugibt, ausgedruckt und gesichert glaubt. Man denkt kaum an dieses Fundament; eben weil es unstreitig, weil es ausgemacht ist; und weil das Streitige und Auszumachende allein dem Geiste vorschwebt; | und so wird durch eine den Philosophen vielleicht eigentümliche Täuschung das Mittel über den Zweck vergessen. Ohne Sätze, die als ausgemacht angenommen sind, ist freilich kein Beweis möglich; aber durch das Ausgemachtsein eines Satzes ist noch keineswegs seine völlige Tauglichkeit zum Grunde eines Beweises vorhanden. Diese hängt von seinem Zusammenhang mit dem auf ihn gebauten Beweise, oder der Kette von Sätzen, woraus der Beweis besteht; und die Richtigkeit jenes notwendigen Zusammenhangs von der durchgängigen Bestimmtheit des zugestandenen Satzes ab. Da nun in unsrer gegenwärtigen Methode zu philosophieren die Beweise selten in ihrer logisch bestimmten Form vorgetragen; da nur die für die wichtigsten gehaltenen Glieder der Kette ausdrücklich aufgestellt; da Viele, und Verschiedene als ausgemacht angenommene Behauptungen vorausgeschickt, und die Sätze, welche erörtert werden, mit solchen, die keiner Erörterung bedürfen sollen, vermengt werden; so ist es wohl begreiflich genug, wie es zugehe daß durch die Beweise unsrer philosophischen Streiter das Streitige bei allem Unstreitigen, wodurch es geschlichtet werden soll, nicht nur für ihre Gegner, sondern auch für

8 –10 ; und so wird … vergessen. ] NTM . Man hält es für platt, sich

in Erörterungen über das Bekannte und Eingestandene einzulassen, deutet es kurz und flüchtig an, und vergißt dabey, daß nicht die Beweise, die man mit Sorgfalt und Genauigkeit aufgestellt, sondern jene flüchtig angedeuteten sogenannten Gemeinplätze das Fundament des aufgeführten Gebäudes ausmachen. 10 als ausgemacht angenommen ] NTM ohne Beweis zugestanden 11 das Ausgemachtsein ] NTM das Zugestandenseyn

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unparteiische Zuschauer, immer solange streitig bleibt, bis es durch eine neue Streitfrage zu | der schon der Keim in der Vorigen lag, verdrängt wird. Es ist keineswegs gleichgültig, woher das Ausgemachte, das einem philosophischen Beweise zum Grunde gelegt wird, genommen, und wodurch es ausgemacht sei. Um den großen Haufen in der philosophischen Welt und außer derselben zu über reden, darf man sich nur an die herrschenden Vorurteile festhalten. Ja sogar um einen Selbstdenker in die Enge zu treiben, wird es selten an Lieblingsmeinungen und übereilten Behauptungen desselben fehlen, die man zu seinem Vorteil benutzen kann um gegen ihn ex Concessis zu argumentieren. Die Geschichte der Streitigkeiten über die kantische Philosophie liefert genug sehr merkwürdige und neue Beispiele dieses Verfahrens. Aber der Philosoph, dem mehr an dem Vorteile der Wissenschaft, die er bearbeitet, als an der Überführung und Beschämung eines Gegners gelegen ist, wird nicht nur die Kunstgriffe der Sykophanten sondern auch alle Gründe verwerfen, die nicht im eigentlichen Verstande philosophisch sind, und aus dem gemeinen Leben ins Gebiet der Wissenschaft aufgenommen, in demselben Unordnung und Verwirrung anrichten müssen. Das Ausgemachte, das er annimmt, muß philosophisch ausgemacht sein; im Gebiete der | Philosophie einheimisch entweder durch philosophische Gründe bestimmt, oder – selbst der erste Grundsatz aller Philosophie sein. Das philosophisch Ausgemachte läßt sich weder auf historische Data, noch auf Naturerscheinungen zurückführen. Es muß entweder selbst ein allgemeingeltender philosophischer Grundsatz, oder doch durch einen solchen bestimmt sein. Allein was heißt jetzt nicht alles philosophischer Grundsatz! 19 im eigentlichen ] NTM im eigentlichsten 25 selbst … sein. ] NTM der erste Grundsatz aller Philosophie und

folglich der lezte Bestimmungsgrund alles philosophisch bestimmbaren seyn. 28 allgemeingeltender ] NTM allgemeingenommener

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Seitdem die Leibnizisch-Wolffi sche Schule durch die empirische, eklektische oder populäre Weise zu philosophieren verdrängt ist: hört man selten, daß sich die streitenden Parteien auf allgemeingeltende Grundsätze berufen. Es gehört nach einer ziemlich allgemeinen und von vielen vorzüglichen Schriftstellern angenommenen Meinung zum Charakter eines Selbstdenkers, daß er seine eigentümlichen Grundsätze haben, und aufstellen müsse. Das Ausgemachte, worauf er diese Grundsätze baut, und das er um so weniger entbehren kann, je eigentümlicher seine Grundsätze sind, heißt ihm gewöhnlich ein Ausspruch des gesunden Menschenverstandes, und wird als ein solcher alles Beweises eben so wenig bedürftig als fähig gehalten. 3 In wieferne er nun seinen eigentümlichen Grundsatz von einem unerweislichen Satze durch Raisonnement abgeleitet hat, in soferne | glaubt er denselben zum Rang eines philosophischen Grundsatzes erhoben zu haben, und sein Gegner würde als höchst intolerant, oder ungesittet ausgerufen werden, wenn er diesen Rang in Anspruch nehmen wollte. So werden fast in jeder philosophischen Abhandlung die Grundsätze erst hervorgebracht, und neu ausgeprägt, welche in derselben gebraucht werden. Daß das Ausgemachte, welches dabei zum Grunde gelegt wird, in jeder dieser Schriften anders lautet, und nicht bloß eine andre Formel hat, sondern sogar verschiedene Begriffe enthält, befremdet niemand; indem man voraussetzt, daß der gesunde Menschenverstand, der der Philosophie die letzten unerweislichen Prinzipien liefert, bei aller Verschiedenheit nicht nur des Ausdrucks, sondern auch der Vorstellungsarten gar wohl mit sich selbst übereinstimmen müsse, wenn man auch das Wie davon nicht immer einzusehen vermöge. Allein das als ausgemacht angenommene mag von dem streitenden Philosophen, der es aufstellt, entweder als unmittelbarer Ausspruch des gesunden Menschenverstandes oder als ein durch jenen zuletzt erwiesenes Theorem der philosophierenden 3 f. allgemeingeltende ] NTM allgemeinangenommene 8–10 und das er … sind, ] fehlt in NTM

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Vernunft angenommen werden, so kann derselbe gleichwohl nie sicher sein, ob sein Gegner mit der Formel nicht Begriffe verbindet, die wenigstens | ein oder das andere Merkmal enthalten, welches mit der Bedeutung in welcher er jene Formel aufstellt, im geraden Widerspruche steht, ohne daß der Gegner, der damals nur die gemeinschaftlich angenommenen Merkmale vor Augen hatte, den Satz darum für weniger ausgemacht annimmt. Oft genug werden die ohne Gründe von der einen Partei aufgestellten und von der andern angenommenen Sätze bloß darum als ausgemacht angesehen, weil sie von keinen Gründen begleitet sind, die, wenn sie angegeben wären, deutlich genug zeigen würden, daß der Satz von dem einen Streiter in einem Sinne aufgestellt ist, in welchem ihn der andere nimmermehr zugegeben haben würde. Der Materialist gibt bei der alten Fehde über die Natur der Seele, dem Spiritualisten den Satz zu, daß kein Ding zugleich sein und nicht sein könne; der Spiritualist versteht dabei unter Ding die Substanz des Dings an sich; der Materialist hingegen eine bloße Eigenschaft dieser Substanz. Der Eine schließt aus jenem Satze, daß die Substanz, welche Seele heißt, und deren absolute Einheit er bewiesen hat, absolute Einheit sei, und eben darum nicht aus Teilen bestehen könne; der Andere hingegen räumt jenen Satz sowohl als die absolute Einheit ein, aber nur als eine Eigenschaft der Substanz, welche | die Mannigfaltigkeit der Teile nicht ausschließt, sondern vielmehr voraussetzt. 4 Der ausgemachte Satz ist nur in soferne gegen alles versteckte Mißverständnis gesichert, als er für beide Streitende durchgängig bestimmt ist. Allein wie kann man gewiß sein, daß irgend ein Satz diese Bedingung eines wahren Grundsatzes erfülle: wenn man die Begriffe, welche in demselben verbunden sind, nicht vorher durch eine vollendete und richtige Zergliederung erschöpft hat; und nicht weiß, daß dieses auch von der andern Partei geschehen ist? Woher kann man sonst gewiß sein, daß nicht von der einen oder der andern Seite, oder von beiden, in die Zusammenfassung mehrerer Merkmale, welche den Begriff des Subjektes, oder des Prädikats, oder beider

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ausmacht, ein Merkmal zuviel oder zu wenig aufgenommen worden sei? Etwa daher, daß das Subjekt und Prädikat durch Worte bezeichnet werden, von deren Bedeutung man entweder allgemein-, oder doch von beiden Streitenden angenommene, Erklärungen hat? Aber gilt dies dann auch wieder von den Worten, die in diesen Erklärungen vorkommen, oder vielmehr von ihren Bedeutungen? Gibt es von jedem Worte der Erklärung wieder solche Erklärungen; und von diesen wieder solche aufwärts bis zu Sätzen, bei denen alles Erklären unmöglich ist, die für | jeden, der sie denkt, unmittelbare Evidenz haben, und durch dieselbe eben so sehr gegen alles Mißverständnis gesichert als allgemeingeltend sind? Sei auch ein als ausgemacht angenommener und andern zum Grunde gelegter Satz immerhin von beiden Parteien zugegeben; sein Subjekt und Prädikat werde sogar von beiden durch ebendieselbe Formel erklärt; wenn gleichwohl auch nur an Einem der Begriffe, welche den Wortsinn dieser erklärenden Formel ausmachen, eines oder mehrere Merkmale, aus welchen er zusammengesetzt ist, unrichtig sind; wenn von dem einen Streiter, ein überflüssiges Merkmal aufgenommen; von dem andern ein wesentlich hineingehöriges weggelassen ist; so muß der von beiden angenommene Satz den Streit, der durch ihn geschlichtet werden soll, in eben dem Verhältnis mehr verwirren, und dessen Beendigung erschweren, je tiefer das neue Mißverständnis, durch welches das alte vergrößert wird, beiden Streitenden verborgen ist. So wird z. B. bei manchem Streit über die Natur der Seele der Satz: die Sinnlichkeit ist beim Erkennen unentbehrlich, von beiden Parteien angenommen; auch wohl das Wort: Sinnlichkeit von beiden durch die Formel, das Vermögen der Seele Eindrücke zu empfangen, erklärt. Aber der eine Streiter denkt sich unter dem Worte: Eindrücke, wirkliche Vor | stellungen, und die Sinnlichkeit ist ihm in soferne nicht eine Art, sondern die Gattung Vorstellungsvermögen selbst. Der andere versteht unter Eindrücken nichts als äußere Veranlassungen, bei welchen die vorstellende Kraft ihr von der Sinnlichkeit sonst unabhängiges Vermögen äußert; und die Sinnlichkeit ist ihm in soferne eine zufällige

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Beschaffenheit des Vorstellungsvermögens. Der Eine denkt sich in seiner Zusammenfassung der sämtlichen Merkmale der Sinnlichkeit um Ein Merkmal zuviel, der Andere um Eines zu wenig; und ihre gemeinschaftliche Überzeugung von der Unentbehrlichkeit der Sinnlichkeit ist soweit entfernt, sie einander näher zu bringen, daß sie vielmehr durch dieselbe viel weiter auseinander kommen müssen. 5 Kein Satz, der nur durch andere Sätze durchgängig bestimmt, und gegen Mißverständnis gesichert werden kann, kann in der Philosophie als ein absolut erster Grundsatz angenommen und bei philosophischen Streitigkeiten mit Sicherheit vor Mißverständnis ohne Erörterung aufgestellt werden. Der absolut erste Grundsatz muß, wenn es einen solchen gibt, die Bestimmtheit seines Sinnes durch keinen andern Satz erhalten können und dürfen; und folglich durch sich selbst gegen alle Mißverständnisse gesichert | sein. Die Merkmale der Begriffe, welche durch ihn aufgestellt werden, müssen daher durch ihn selbst bestimmt werden können; von keinen andern Merkmalen sich ableiten lassen, und folglich in ihm, als die letzten ursprünglichen Merkmale alles Vorstellbaren enthalten sein. (Dies kann meiner Überzeugung nach von keinem andern Satze gelten als dem Satze des Bewußtseins. Die Begriffe von Subjekt, Objekt, und Vorstellung, die durch ihn aufgestellt werden, werden durch ihn selbst, oder durch das Unterscheiden und Beziehen, welches er ausdrückt, bestimmt. Sie lassen sich von keinen andern Merkmalen ableiten, quillen unmittelbar aus dem durch diesen Satz ausgedruckten Bewußtsein, und sind die letzten ursprünglichen Merkmale alles Vorstellbaren. Der Satz des Bewußtseins ist daher ein durch sich selbst durchgängig bestimmter Satz, und zwar der einzig mögliche; indem alle übrigen nur Begriffe aufstellen können, die durch andere Sätze bestimmbar sind; und deren Merkmale notwendig zuletzt auf diejenigen zurückgeführt werden müssen, welche im Satze des Bewußtseins ursprünglich bestimmt sind.) 20–33 Anstelle dieses in Klammern stehenden Abschnittes fi ndet man in NTM

folgende Fußnote Daß dieses von keinem andern Satze als dem Satze

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Der durch sich selbst bestimmte Satz sei und heiße aber auch, welcher und wie er wolle: so kann doch Er allein das Ausgemach | te, welches ohne Besorgnis eines möglichen Mißverständnisses angenommen werden kann, sein. Jeder andere Satz kann nur in soferne als ein gegen Mißverständnis gesicherter Ausgemachter gebraucht werden, als er vermittelst des durch sich selbst bestimmten Satzes bestimmt worden ist. So lange also in der Philosophie der durch sich selbst bestimmte Satz nicht gefunden und aufgestellt ist, so lange kommt allen als ausgemacht angenommenen Sätzen der Charakter des ausgemachten nur in einer sehr uneigentlichen und schwankenden Bedeutung zu; sie können so lange samt und sonders nur zufälliger weise richtig verstanden werden, und es gibt kein sicheres Mittel sie gegen versteckte Mißverständnisse zu sichern.

des Bewußtseyns, »die Vorstellung wird im Bewußtseyn vom Vorstellenden und Vorgestellten unterschieden und auf beyde bezogen« gelten könne, habe ich in dem 1sten B. Meiner Beyträge zur Berichtigung bisheriger Mißverständnisse in der Philosophie, Jena bey Mauke, der diese Michaelismesse erscheint, und sich ganz mit dem Fundamente der Elementarphilosophie beschäftiget, umständlich zu zeigen gesucht. Die Begriffe von Subjekt, Objekt und Vorstellung, die durch ihn aufgestellt werden, werden durch diesen Satz, oder durch das Unterscheiden und Beziehen, welches er ausdrückt, bestimmt; sie lassen sich von keinen andern Merkmalen, als denjenigen, unter welchen sie im Bewußtseyn vorkommen, ableiten, quillen unmittelbar aus dem durch diesen Satz ausgedruckten Bewußtseyn, und sind die lezten ursprünglichen Merkmale alles Vorstellbaren. Der Satz des Bewußtseyns ist daher ein durch sich selbst durchgängig bestimmter Satz, und zwar der einzig mögliche; indem alle übrigen nur aus Begriffen bestehen können, die durch andere Sätze bestimmbar sind, und deren Merkmale nothwendig zulezt auf diejenigen zurückgeführt werden müssen, welche im Satze des Bewustseyns ursprünglich bestimmt sind. 6 f. er vermittelst ] NTM er zulezt vermittelst 9 nicht gefunden und aufgestellt ist, ] NTM nicht gefunden, aufgestellt und anerkannt ist:

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Der durch sich selbst bestimmte Satz kann und muß ein allgemeingeltender Satz sein. Ein nicht durchgängig bestimmter Satz kann aus einem bloßen Mißverständnisse als ein Ausgemachter aufgestellt werden. Dies ist allzeit der Fall; wenn der Grund der Verbindung des Prädikats mit dem Subjekte in einem überflüssigen Merkmale liegt, welches in die Begriffe unvermerkt aufgenommen, oder in einem fehlenden das unvermerkt aus denselben weggelassen wurde; das aber, wenn es bemerkt worden wäre, das Urteil unmöglich gemacht haben würde. In diesen | Fällen wird der von dem einen Streiter als ausgemacht gehaltene und aufgestellte Satz von dem andern, der jene Begriffe richtig denkt, geleugnet werden müssen. Der Fall kann auch umgekehrt sein, und der als ausgemacht aufgestellte wahre Satz kann von dem andern, der in die Begriffe desselben ein überflüssiges Merkmal aufnimmt, oder aus denselben ein wesentliches wegläßt, geleugnet werden. Dies ist bei dem durch sich selbst bestimmten Satze unmöglich. Da die Merkmale, die er enthält, durchgängig durch die Handlung des Urteilens selbst bestimmt werden: so kann er entweder gar nicht, oder er muß richtig gedacht werden; und er läßt sich in soferne weder durch ein Mißverständnis behaupten noch leugnen. Die Merkmale der Begriffe werden bei ihm nicht als durch andere Sätze bestimmt vorausgesetzt, sondern erst durch ihn selbst bestimmt gesetzt. Um sich der ursprünglichen Merkmale seiner Begriffe vollständig bewußt zu werden, bedarf es bei diesem Satze keines Raisonnements, wobei unrichtige Voraussetzungen einschleichen könnten; sondern der bloßen Reflexion über die Bedeutung der Worte, die durch ihn selbst für die Tatsache 6–8 welches in die Begriffe … das ] NTM das in einen der Partial-

begriffe, aus welchen der Begriff entweder des Prädikats oder des Subjekts zusammengesezt ist, unvermerkt aufgenommen wird, oder wenn dieser Grund in der Abwesenheit eines wesentlichen Merkmales liegt, das unvermerkt aus dem Begriffe weggelassen wurde, welches 24 ursprünglichen Merkmale ] NTM Merkmale

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die er ausdrückt, bestimmt wird. Er bedarf keiner Prämissen; läßt keine Prämissen zu; sondern stellt alles, was er um verstanden zu werden bedarf, selbst auf. | (Ob und in wieferne dieses bei dem Satze, der nichts als das Faktum des Bewußtseins ausdrückt, der Fall sei, mag hier unentschieden bleiben. Dies allein behaupte ich, daß dieser Satz, wenn er ein durch sich selbst durchgängig bestimmter Satz ist, und in wieferne er ein solcher ist, entweder gar nicht gedacht werden kann, oder durch sein Gedachtwerden selbst gegen Mißverständnis gesichert, und in soferne allgemeingeltend ist.) Der durch sich selbst bestimmte Satz kann nur ein E i n z i g e r sein. In wieferne er durch sich selbst bestimmt ist, kann ihm kein anderer Satz, durch den er, oder irgend eines seiner Merkmale, bestimmt würde, vorhergehen. Die Merkmale, die er aufstellt, können daher auch unter keinen höheren und allgemeineren Merkmalen enthalten, sondern müssen selbst die höchsten und allgemeinsten, sein. Ließe sich ein höheres und allgemeineres Merkmal denken, das nicht durch ihn und in ihm bestimmt wäre; so müßten die in ihm enthaltenen Merkmale jenem, als dem höheren untergeordnet, und in soferne durch dasselbe bestimmt sein; er wäre also kein durch sich selbst bestimmter Satz. Er muß daher die höchsten und allgemeinsten Merkmale, die sich vorstellen lassen, und in soferne dasjenige, was allem Vorstellbaren gemeinschaftlich ist; folglich, | die höchste vorstellbare Gattung aufstellen. Da diese nur eine Einzige sein kann: so muß auch er, als der die Einzig mögliche höchste Gattung bestimmende Satz, wesentlich Einzig sein. (Ich muß es hier abermal den schärfern Denkern unter meinen Lesern überlassen, auszumachen: ob sie sich einen Satz denken können, der dem Satze des Bewußtseins in der Reihe untergeordneter Sätze vorhergehen kann? und ob das Merkmal der Vorstellbarkeit, das 5 ausdrückt, der Fall sei ] In NTM als Fußnote ausdrückt: »die Vorstel-

lung wird im Bewußtseyn vom Objekt und Subjekt unterschieden, und auf beyde bezogen« – der Fall sey 3–10 Der in Klammern stehende Text erscheint in NTM als Fußnote

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unmittelbar durch ihn aufgestellt wird, nicht unter allen Vorstellbaren das höchste und allgemeinste sei. Allgemeiner ist es doch wohl als das Merkmal des Denkbaren, d. h. das durch den Verstand Vorstellbare, welches in dem vieldeutigen Begriffe eines Dinges, bisher für das Allgemeinste gehalten wurde.) Von der Zeit an, als der durch sich selbst bestimmte Satz, welcher er auch sein mag, gefunden ist, befi ndet sich die Philosophie im Besitze eines allgemeingeltenden einzigen obersten Satzes, der also in soferne im strengsten Sinn Grundsatz, und zwar Grundsatz aller Grundsätze, der erste Grundsatz nicht der Metaphysik, nicht der Logik, sondern der Philosophie ist. Alles als ausgemacht angenommene muß dann in wieferne es um gegen Mißverständnisse gesichert zu werden, eines Grundsatzes bedarf, mittelbar | oder unmittelbar, durch jenen ersten Satz bestimmt werden. Ich sage in wieferne es eines Grundsatzes bedarf; und wiederhole, daß hier weder von historischen noch physischen Datis, daß hier nur von eigentlich Philosophischen Problemen, und vorzüglich von den noch unausgemachten Gründen unserer Rechte und Pfl ichten, und unserer Erwartung jenseits des Grabes, die Rede ist. Ich sage mittelbar oder unmittelbar; und es sollte sich wohl von selbst verstehen, daß nicht alles, was in der Philosophie als Grundsatz aufgestellt werden kann und muß, unmittelbar unter dem ersten denkbaren Satze enthalten sein könne. Allein es kann keinen in der Philosophie denkbaren Grundsatz geben, der nicht mittelbar dem ersten untergeordnet werden müßte, wenn er durchgängig bestimmt werden soll. Jeder muß wenigstens durch seine Prämissen, d. h. durch die höheren Merkmale, die in seinem Subjekte zusammengefaßt sind, von dem Ersten Grundsatze als dem letzten befestigten Ringe abhängen, in welchem alle Verkettungen 5 Der in Klammern stehende Text erscheint in NTM als Fußnote 8 einzigen ] NTM einzig möglichen, 17 f. daß hier nur von … Problemen, ] NTM daß nur von Ueber-

zeugungen, die nicht durch Wahrnehmung, sondern durch Denken allein möglich sind,

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philosophisch bestimmter Begriffe zuletzt zusammenlaufen, und von dem sie alle festgehalten werden. Wenn der durch sich selbst bestimmte Satz nicht gemißbraucht werden, wenn er bei dem Streite der Philosophen über die | Gründe unsrer Pfl ichten und Rechte usw. mit Erfolg benutzt werden soll; so muß vor allen Dingen auf ihn die Elementarphilosophie gebaut werden. Der erste Grundsatz aller Philosophie stellt nichts als die höchsten und allgemeinsten Merkmale alles Vorstellbaren, als eines solchen, und zwar durchgängig bestimmt, aber keineswegs durchgängig entwickelt auf. Bevor nicht eine vollendete Entwicklung alles zergliedert hat, was in den durch den ersten Grundsatz bestimmten Merkmalen zusammengefaßt ist, wird er selbst zwar richtig gedacht werden können, aber unfruchtbar bleiben müssen. Man wird sich der Gattungsmerkmale, die in ihm für die ihm untergeordnete Begriffe und Grundsätze enthalten sind, nicht deutlich bewußt werden, und daher immer in Gefahr sein, bei seiner Anwendung auf die letztern, wesentliche Merkmale fehlen, oder überflüssige einschleichen zu lassen. (Wenn der Satz des Bewußtseins der erste Grundsatz der Philosophie ist, so macht die vollendete Entwicklung der durch ihn bestimmten Merkmale der bloßen Vorstellbarkeit überhaupt, die Theorie des Vorstellungsvermögens überhaupt, und diese die Basis der Elementar philosophie aus – aber auch nur die bloße Basis.) Nach der vollendeten Entwicklung desjenigen, was in dem durch sich selbst be | stimmten Satze bestimmt ist, kömmt es vor allen Dingen darauf an, daß diejenigen Begriffe oder Sätze, die nicht in, sondern unter jenem unmittelbar enthalten sind, entdeckt und aufgestellt werden. Ich verstehe darunter diejenigen Begriffe oder Sätze, welche sich zu dem Ersten wie die Arten zu ihrer n ä c h s t e n Gattung verhalten, und folglich Merkmale aufstellen, die den Seinigen untergeordnet, aber nicht in ihnen enthalten sind. Werden diese Begriffe oder Sätze übersprungen: 17 seiner ] NTM ihrer 19–24 Der in Klammern stehende Text erscheint in NTM als Fußnote

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so wird der erste Grundsatz und die durch ihn aufgestellte Basis der Elementarphilosophie zu ihrem Zwecke völlig unnütz. Bei dem Streite z. B. über die ersten Grundsätze der Moral und des Naturrechtes können dann die vorgeschlagenen Grundsätze dieser Wissenschaften keineswegs auf den ersten aller Philosophie zurückgeführt und an demselben geprüft werden; weil es an den Mittelbegriffen, an den dazwischen gelegenen Grundsätzen, fehlt. Jeder Gattungsbegriff, der nicht durch den absolut ersten Grundsatz unmittelbar bestimmt ist, muß allen Versuchen, ihn mit Erfolg zu entwickeln, widerstehen, so lange die zwischen ihm und dem Allerersten gelegenen Zwischengattungen unbestimmt und unentwickelt bleiben. Wird auch nur eine Einzige übersehen: so sind eben dadurch in den Prämissen der untergeordneten Gattung und des Satzes, der | dieselbe ausdrückt, unbestimmte Merkmale enthalten, die nur durch einen Zufall gegen Unrichtigkeit gesichert werden können. Wird die unmittelbar Nächste übersehen, und dafür unmittelbar zu der Entferntern übergegangen: so fehlt unter den Merkmalen der letztern entweder ein Wesentliches, oder dasselbe wird durch ein Fremdes ersetzt. (Die Grundsätze, welche unmittelbar unter dem Satze des Bewußtseins stehen, sind die Sätze, welche die besonderen Arten des Bewußtseins ausdrükken 1) das Bewußtsein der Vorstellung, 2) das Bewußtsein des Subjektes, oder das Selbstbewußtsein, 3) das Bewußtsein des Objekts als eines solchen, – welches Erkenntnis heißt; in wieferne es zum Bewußtsein des von der vorgestellten Vorstellung und dem vorgestellten Vorstellenden unterschiedenen Vorgestellten erhoben, und folglich von den beiden ersten Arten des Bewußtseins begleitet wird. Die Sätze, welche diese drei Arten des Bewußtseins ausdrücken, werden nur in Rücksicht des in ihnen enthaltenen Gattungsmerkmals, des Bewußtseins überhaupt, durch den Satz des Bewußtseins bestimmt; in Rücksicht der jedem derselben eigentümlichen, und die Art des Bewußtseins, die er ausdrückt, sowohl von der Gattung als den übrigen Arten unterscheidenden Merkmale, ist jeder nicht weniger als der Satz des Bewußtseins über | haupt, wieder durch sich selbst

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bestimmt; wie jener, aus der bloßen Tatsache, die er ausdrückt, ohne Raisonnement durch Reflexion einleuchtend, und in soferne allgemeingeltend. So wie durch den Satz des Bewußtseins der Begriff der Vorstellung und des Vorstellbaren überhaupt, als die höchste Gattung durchgängig bestimmt, und aus demselben durchgängig entwickelt werden muß: so müssen aus den Sätzen des besondern Bewußtseins die Begriffe der besondern Arten der Vorstellung z. B. der sinnlichen, der verständigen, der vernünftigen Vorstellung, und des durch Sinnlichkeit, Verstand und Vernunft Vorstellbaren, als die nächsten unmittelbaren Arten des Vorstellbaren durchgängig bestimmt, und durchgängig entwickelt werden. Diese Entwicklungen machen dann den Inhalt der Theorien des Erkenntnisvermögens überhaupt, dann der Sinnlichkeit, des Verstandes und der Vernunft aus, durch welche die Elementarphilosophie erschöpft ist. Sie ist als Elementarphilosophie die Wissenschaft desjenigen, was unmittelbar durchs Bewußtsein und die durch sich selbst bestimmten allgemeingeltenden Sätze, welche dasselbe ausdrükken, bestimmt ist; die Wissenschaft der Vorstellungen, als solcher, und folglich auch des Vorstellbaren überhaupt, und des durch Sinnlichkeit, Verstand und Vernunft Vorstellbaren; die Wissenschaft der Formen der | Vorstellungen; und in soferne weder theoretische, noch praktische Philosophie, sondern die Prämisse für beide. Die bloße Vorstellung, die Gattung mit ihren Arten ist Objekt der Elementarphilosophie; die aufs Objekt bezogene Vorstellung, die Gattung mit ihren Arten, Objekt der theoretischen; und die aufs bloße Subjekt bezogene Vorstellung, die Gattung mit ihren Arten, Objekt der praktischen Philosophie.) Weder theoretische noch praktische Philosophie können mit irgend einem Erfolg als wirklich feststehende, gegen Mißverständnis gesicherte und in ihren Prinzipien allgemeingeltende Wissenschaften bearbeitet werden; bevor nicht die Elementarphilo-

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sophie über ihrem Fundamente vollendet feststeht. So lange auch nur ein Einziges in den Umfang der Elementarphilosophie wesentlich gehöriges Merkmal unbestimmt und unentwickelt geblieben ist: so lange sind die Prämissen, welche von den Grundsätzen der theoretischen und praktischen Philosophie vorausgesetzt werden, und als Gattungsbegriffe in denselben vorkommen müssen, unvollständig, und folglich auch die Grundsätze selbst nicht durchgängig bestimmt, schwankend, vieldeutig, und nichts weniger als für allgemeine Überzeugung der Selbstdenker gemacht. | Sollte ich mir daher wohl zuviel herausnehmen, wenn ich euch, ihr Selbstdenker unter meiner Nation, die ihr laut zu philosophieren Beruf und Muße habt, im Namen des Einen, was der Menschheit Not ist, und im Namen dessen, was euch nächst diesem das Heiligste sein muß, unserer gemeinschaftlichen Vernunft beschwöre, alles Streiten, über die ersten Grundsätze unserer Pflichten und Rechte in diesem, und den Grund unsrer Hoffnungen im künftigen Leben, alles Streiten über den Vorzug der Kantischen, Leibnizischen, Lockischen, oder was immer für einer andern Philosophie, ja sogar auch selbst alle Versuche, Lockische, Leibnizische, Kantische, oder was immer für eines andern Schriftstellers, Grundsätze zu prüfen, zu widerlegen, zu beweisen, zu erörtern, so lange einzustellen, bis ihr die Frage über das Eine was der Philosophie, und in soferne euch allen gemeinschaftlich, Not ist, aufgeworfen, untersucht, entschieden habt! Das Resultat aller eurer bisherigen Streitigkeiten war immer nur eine neue Streitfrage. Freunde der kritischen Philosophie! mit Recht haltet ihr den Streit zwischen Leibniz und Locke über Rationalismus und Empirismus, mit Recht den Streit zwischen Hume und den Dogmatikern über Skeptizismus und | Dogmatismus durch die Kritik der Vernunft für entschieden. Aber ist nun eure Philosophie, das Resultat dieser Entscheidung, darum weniger angefochten? Und hat es je eine verwickeltere Fehde gegeben, als die gegenwärtige zwischen den Verteidigern und Gegnern Eurer Philosophie? Ich sehe den Versuch über das Vor-

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stellungsvermögen für das Resultat an, das ich aus den Streitpunkten zwischen den Kantianern und Antikantianern, zu deren Beilegung ich durch denselben beizutragen wünschte, gezogen habe. Allein meine Theorie ist noch kaum ein Jahr in den Händen des Publikums; 6 und ihre Freunde haben es schon mit den Kantianern sowohl als den Antikantianern aufzunehmen. Jeder andere neue Versuch, der nicht von etwas wirklich Allgemeingeltenden ausgeht, und sich nicht mit Vorbeigehung alles anderen mit der Erörterung dieses Allgemeingeltenden in der Eigenschaft des Ersten Grundsatzes beschäftiget, muß notwendig eben dieses Schicksal haben; und sein glücklichster Erfolg kann kein anderer sein, als daß er eine alte Streitigkeit über eine neue vergessen macht. Männer, die ihr diesen Versuch eurer Prüfung nicht unwert findet! wollt Ihr, daß ich der Wohltat eurer Belehrung empfäng | lich werden soll; so geht entweder mit mir von dem Grundsatze aus, den ich für einen allgemeingeltenden Satz halte, oder richtet die ganze Schärfe eurer Kritik gegen diesen Einzigen Satz. Aber ihr selbst müßt dabei von einem andern allgemeingeltenden Satz ausgehen, wenn euch daran liegt, von mir und euren übrigen Lesern nicht mißverstanden zu werden. Es muß ein allgemeingeltender Satz als erster Grundsatz möglich sein, oder die Philosophie ist als Wissenschaft unmöglich; und die Gründe unsrer sittlichen Pfl ichten und Rechte, und folglich diese Pflichten und Rechte selbst müssen ewig unentschieden bleiben; und der Zufall muß ewig bei der Lenkung menschlicher Angelegenheiten die Rolle behalten, die eurer Überzeugung nach, ihr Edlen, der Vernunft gebührt. Ihr wollt den Zufall vom Throne der Vernunft stürzen; und lasset ihm selbst die Lenkung der Fehde über, die ihr ihm angekündigt habt. Er ist es, der die Stelle des obersten Prinzips 3 durch denselben ] OrA durch dieselbe fehlt in NTM 8–10 und sich … beschäftiget, ] fehlt in NTM 24 als Wissenschaft ] NTM als eigentliche und strenge Wissenschaft

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eurer Philosophie einnimmt; so lange ihr dieselbe unbesetzt lasset. Auf ihn wird es ferner wie bis jetzt ankommen, ob eure Geisteswerke hin und wieder in einigen Punkten von einigen verstanden werden dürften oder nicht; und das Schicksal der edelsten Früchte eures | Fleißes und eurer Talente wird größtenteils von seiner Laune abhängen. Kann es euch gleichgültig sein, auch sogar von den Verwandten eures Geistes und Herzens, von denen, für die ihr zunächst gedacht und geschrieben habt, nicht verstanden, aus Mißverständnis gelobt und getadelt zu werden? – Was soll E u c h der Beifall, der euch nicht belohnen, der Tadel, der euch nicht belehren kann, weil sie eure Meinung verfehlt haben? Je tiefer euer Streit ins Gebiet der Spekulation hineingespielt wird, und dies muß mit jedem eurer Werke, das einen neuen Streitpunkt aufstellt, der Fall sein; desto mehr nimmt die Anzahl derjenigen ab, welche nicht nur etwa Teilnehmer, sondern auch nur Zuschauer des Streits zu sein, Zeit, Talente, Lust, Beruf haben. Unter den Wenigen, die ihn fortführen, bestehet der größte Teil aus kalten hypochondrischen Grüblern, welche nach ausgetrockneter Quelle der Empfi ndung die Spekulation nur als Spekulation interessiert, und denen ihr Gedankenspiel nur durch eine immer zunehmende Spitzfündigkeit anziehend bleiben kann –, und aus brausenden Jünglingen, die mit ihren ersten Lanzen den Kampfplatz im Staub verhüllen. | Sichtbar nimmt seit einer geraumen Zeit der Einfluß der Philosophie auf die übrigen Wissenschaften ab, und die Gleichgültigkeit der Pfleger und Freunde der letzteren gegen die ersteren zu. Von der Theologie und Jurisprudenz wird sie kaum mehr für die alte Dienstmagd erkannt; 7 und selbst die aufgeklärteren Theologen und Juristen, stolz auf dasjenige, was sie durch den Beistand der Geschichte geleistet haben, glauben ihrer entbehren 11 f. der Beifall, der … sie ] NTM der Beyfall, der euch nicht beleh-

ren kann, weil beyde 25 seit einer geraumen Zeit ] fehlt in NTM 29 aufgeklärteren ] NTM aufgeklärtesten

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zu können. 8 Wie sehr müßt ihr dieses verzeihlich fi nden, ihr Philosophen, wenn ihr bedenkt, wie sauer es auch dem besten Kopfe, den sein Beruf an die zahllosen Arbeiten des Geschäftsmannes oder des Gelehrten fesselt, werden muß, durch die Dornenwege der Spekulation bis in euer Heiligtum vorzudringen, welches ihr immer weiter aus dem Gebiete der wirklichen Welt, und immer tiefer ins Reich der Möglichkeiten entrückt; – wie gerecht der Unwille eines solchen Kopfes sein muß, wenn er in diesem Heiligtume, im hohen Rate der Selbstdenker von Profession, keinen andern Aufschluß als einen solchen erhält, der von drei Parteien gegen Eine verworfen wird. 9 | Durch ein allgemeingeltendes Prinzip allein kann und muß die Schmach von der Philosophie hinweggenommen werden, in Rücksicht auf die übrigen Wissenschaften entweder eine Sklavin oder ganz unbrauchbar zu sein. Sie wird durch dasselbe im strengsten Sinne zur Königin aller Wissenschaften, die ihr diesen Rang ohne Neid und willig eingestehen werden, sobald sie im Stand sein wird, ihnen die Festigkeit und die Würde wahrer Wissenschaften zu geben, die sie ihnen bisher vergebens verheißen hat, und welche diese gleichwohl anderswoher nicht erhalten können. Männer, die ihr mich versteht, wenn von dem Einen, das der Menschheit Not ist, die Rede ist! die ihr euch, da wo es aufs Handeln ankömmt, durch einen Blick, durch einen Händedruck als Kinder eines und ebendesselben Geistes erkennt! die ihr nur Einen Willen habt! sollt ihr ewig unter euch selbst eure fürchterlichsten Gegner bleiben müssen, so bald ihr eine Feder ansetzt um das auszudrücken, was ihr bei ebendemselben Wollen denkt, woran ihr euch als Brüder erkennt? So klein euer über den Erdboden zerstreuetes Häuflein ist; so wenig ihr | um eure Zwecke durchzusetzen, die List und Gewalt eurer Gegner mit List und Gewalt zurücktreiben könnt, so seid ihr gleichwohl von dem Zeitpunkte an die Stärkeren, als ihr bei eurem lauten Denken von einem unter euch allgemeingeltenden Grundsatze ausgeht. Durch die erste und eigentümlichste K r a f t der Menschheit, durch Vernunft, für die und durch die ihr

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gegen Dummheit und Unwissenheit kämpft, müßtet ihr längstens schon die Stärkeren gewesen sein: wenn ihr nicht euch unter einander selbst entgegenzuarbeiten genötigt gewesen wäret. Nur durch euren gegenseitigen Kampf, in welchem immer der Eine niederreißt, was der Andere gebaut hat, könnt und müsset ihr euer Ansehen und euren Einfluß vernichten. Und dieser, von der Zeit da ein erstes Prinzip gefunden ist, unnütze Kampf muß mit allen seinen unseligen Folgen ewig fortwähren, ohne je den Zweck jedes vernünftigen Kampfes, den Frieden, herbeizuführen, so lange der erste Grundsatz, von dem ihr bei euren Untersuchungen ausgeht, nicht eben so Einzig und euch allen gemeinschaftlich ist, als das Gesetz, nach welchem der Gott | in uns, die handelnde Vernunft, euer Wollen bestimmt, und bei aller Verschiedenheit der Vorstellungsarten der Köpfe, die schöne Eintracht der Herzen gründet; die dadurch notwendig gewinnen muß, wenn auch ihr eigentlicher Ursprung keinem von euch ein Geheimnis mehr sein wird.

6–8 Und … Kampf ] NTM Und dieser Kampf 12 f. als das Gesetz … bestimmt, ] NTM als das große Gesetz, nach

welchen [sic!] eure praktische Vernunft euer Wollen bestimmt,

VI Erörterungen über den Versuch einer neuen Theorie des Vorstellungsvermögens

I must own, that I have not had the good Luck to receive any Light from those Exceptions I have met with in print against any part of my book – – My meaning, I fi nd, is often mistaken, and I have not the good Luck to be every where rightly understood. Locke1

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Ich habe in meinem Versuche alle bisherige Philosophie des Mangels allgemeingeltender erster Grundsätze beschuldiget, und diese Beschuldigung durch Tatsachen und Vernunftgründe (wenigstens meiner Meinung nach) erwiesen. 2 Die meisten unter den mir zu Gesicht gekommenen Rezensionen haben mich bald genug überzeugt, daß von eben so vielen Philosophen von Profession (den mir bekannten Verfassern jener Rezensionen) der Sinn jener Beschuldigung durchaus nicht verstanden, und das Gewicht derselben nicht gefühlt worden sei. Vergebens habe ich die so sehr bekannte, aber vielleicht eben darum so sehr unbemerkt gebliebene Tatsache beleuchtet, daß wir nicht nur keinen allgemein angenommenen Erkenntnisgrund für die Grundwahrheiten der Moralität und der Religion, sondern auch keine allgemein aner | kannten ersten Grundsätze der Moral und des Naturrechtes haben, daß wir darum weder eine Philosophie der Religion besitzen, die auch nur von der Hälfte derjenigen, die auf den Namen der Philosophen die vollgültigsten Ansprüche haben, dafür anerkannt wird, noch daß wir auch dasjenige, womit wir uns bisher unter dem Namen der Moral und des Naturrechtes beholfen haben, für eigentliche und strenge Wissenschaft zu halten berechtigt sind. Vergebens machte ich auf das wirkliche Dasein von Naturalisten und Supernaturalisten, Dogmatikern und dogmatischen Skeptikern, Theisten und Atheisten, Spiritualisten und Materialisten, Deterministen, und Fatalisten aufmerksam; deren Meinungen, in wieferne sie auf die Entwicklung und Berichtigung unsrer Begriffe von den Pflichten und Rechten der Menschheit in diesem, und dem Grund unsrer Erwartung in einem künftigen Leben unmittelbaren Einfluß haben, mit dem höchsten und heiligsten Interesse der Menschen innigst zusammenhängen, und folglich von einer Wichtigkeit sind, die nur

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der seichte und leichtsinnige Afterphilosoph sich selbst verbergen kann, wenn er jene Meinungen für längst widerlegt ausgibt, gleichwohl aber ihre großen Verteidiger sich nicht vom Halse zu schaffen weiß. Vergebens habe ich zu zeigen gesucht, daß der hohe Rat der Selbst | denker über jede Hauptfrage der Philosophie in vier Parteien geteilt sei, die durch ihre im geraden Widerspruche stehenden Hauptsätze laut genug ankündigen, daß die philosophierende Vernunft, die sich nicht selbst widersprechen kann, über diese Fragen nichts anders entschieden habe, als daß keine der Entscheidungen, die von Einer Partei gegen drei behauptet werden, die Ihrige sei. Vergebens zog ich daraus den einer weitern Überlegung nicht ganz unwürdigen Schluß, daß man entweder für Eine Partei mit Ausschluß aller drei übrigen die philosophierende Vernunft in Anspruch nehmen, oder eingestehen müsse, daß die Entscheidungen der Partei, zu der man bisher gehört habe, eben so wenig als die Entscheidungen der übrigen durch die philosophierende Vernunft gegeben seien, und daß man die Widersprüche unter den Hauptsätzen der Parteien, die der Vernunft nicht zur Last fallen können, entweder auf die Rechnung der bisherigen Philosophie überhaupt setzen, oder seine Meinungen mit Ausschluß aller übrigen für die einzig mögliche Philosophie erklären müsse. 3 Durch nichts von allem diesem ist der tiefe dogmatische Schlummer 4 einiger rezensierenden Antikantianer unterbrochen worden, und in ihren gedruckten Träumen über mein Buch ist teils gar keine Rücksicht auf jene kritischskeptischen Erinnerungen, 5 teils | nur eine solche sichtbar, die aufs höchste ein dunkles Gefühl einer mißfälligen Störung ihres Schlummers ankündiget. So fertiget mich z. B. Herr Feder in den Göttinger Anzeigen bloß mit dem Machtspruche ab, daß meine Schilderung des Zustandes der bisherigen Philosophie von Sachkundigen ganz übertrieben befunden werden müsse. 6 – Unter welchen Sachkundigen freilich wohl die glücklichen Besitzer des gesunden Menschenverstandes gemeint sein dürfen, welche durch das Geheimnis des durch Supernaturalismus moderierten Naturalismus sich des Wahrheitsgefühls des großen

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Haufens zu bemächtigen wissen; aus Bescheidenheit das durch Glauben rektifi zierte Wissen des Theismus, Spiritualismus und Determinismus n u r in einem g e w i s s e n S i n n e für die einzig wahre Philosophie erkennen; und aus philosophischchristlicher Toleranz den spitzfi ndigen Atheisten Spinoza, den grübelnden Skeptiker Hume, und den seichten materialistischen und fatalistischen Verfasser des Systems der Natur 7 und ihre noch lebenden Anhänger noch immer g e w i s s e r m a ß e n für Philosophen gelten lassen. Vergebens habe ich es nicht beim Aufstellen und Erörtern jener unbezweifelten Tatsache bewenden lassen, sondern den letzten Grund derselben anzugeben gesucht. 8 | Vergebens habe ich diesen Grund an der allgemeinherrschenden Verwechslung des Dings in wieferne dasselbe vorstellbar ist, mit dem Dinge an sich, oder in der Übertragung der Formen der bloßen Vorstellung auf dasjenige dem diese Form widerspricht, aufgedeckt, und zu diesem Behuf den Begriff der bloßen Vorstellung, d. h. desjenigen was allen Arten von Vorstellungen gemein ist, und eben darum nicht auf Dinge an sich übertragen werden darf, zu erschöpfen versucht; nachdem ich ihn vorher vermittelst eines durchs Bewußtsein allgemeingeltenden Satzes bestimmt habe. 9 Einer meiner Rezensenten, ein Verteidiger der kritischen Philosophie und zwar ein wirklich selbstdenkender Kopf,10 behauptete geradezu, daß die Theorie des Vorstellungsvermögens überhaupt durchaus nicht die Prämisse für die Theorie des sinnlichen Vorstellungsvermögens des Verstandes und der Vernunft sein könne; 11 und erklärte die Entwicklung des Begriffes der Vorstellung überhaupt aus eben dem Grunde für nichts weniger als unumgänglich notwendig, aus welchem ich sie für unentbehrlich ansahe; nämlich weil Vorstellung überhaupt nur die Gattung, Anschauung, Begriff und Idee aber die Arten sind.12 Vergebens habe ich darzutun gesucht, daß der Mangel anerkannter Erkenntnisgründe für die Grundwahrheiten der Religion | und der Moralität, und erster Grundsätze der Moral und des Naturrechtes eine notwendige Folge jenes alle philo-

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sophischen Begriffe verwirrenden Mißverständnisses sei; daß die einander widersprechenden Systeme der Parteien durch das Verkennen des Vorstellungsvermögens entstehen und fortdauern müssen, daß z. B. die Übertragung der Form der äußern sinnlichen Anschauung auf Dinge an sich den Materialismus, – der Form der Idee (Vorstellung der Vernunft) den Spiritualismus, die vorausgesetzte Unentbehrlichkeit der Vorstellung eines Dinges an sich zur Erkenntnis überhaupt neben der bemerkten Unmöglichkeit einer solchen Vorstellung den dogmatischen Skeptizismus erzeugt habe und ewig erzeugen müsse.13 Vergebens suchte ich auffallend zu machen, wie sich alle bisherigen metaphysischen Lehrgebäude, wenn sie noch nicht aufgestellt wären, bloß allein dadurch neu erfi nden und mit ungleich größerer Festigkeit als es ihren Urhebern möglich war, aufstellen ließen: wenn man die durch eine vollendete Zergliederung des bloßen Vorstellungsvermögens entdeckten Formen der verschiedenen Arten bloßer Vorstellungen als einzelne wesentliche Merkmale der Dinge an sich annähme, und die innere Natur dieser Dinge aus ihnen ableitete.14 Von allem diesem wurde in den Beurteilungen der Antikantianer teils gar keine Kenntnis genom | men, teils so gesprochen, daß ich nur aus meinen angeführten Worten allein merken konnte, daß von meinen Behauptungen die Rede sein sollte. Vergebens versuchte ich zu zeigen, daß, wenn der bisher ganz verborgene, und nur durch die kritische Philosophie zuerst aufgedeckte Grund des allgemeinherrschenden Mißverständnisses nach und nach hinweggeräumt sein würde: alle aus diesem Mißverständnisse entstandenen Sekten und Spaltungen ohne weiteren Streit von selbst aufhören; die Ursache des bisherigen Mangels allgemeingeltender erster Grundsätze der Moral, des Naturrechtes usw. von selbst hinwegfallen, und folglich mit der Kritik der Vernunft eine ganz neue Epoche für die Philosophie, für die Wissenschaften überhaupt und für die durch die Wissenschaften kultivierte Menschheit angehen müsse; daß jene Hinwegräumung von dem Augenblicke an möglich, und für die Zukunft unausbleiblich wirklich werden müsse, als man

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wirklich einen allgemeingeltenden Grund ausfi ndig gemacht hat, durch welchen sich die allgemeinsten Merkmale alles Vorstellbaren aus ihrer ursprünglichen Quelle ableiten und mit einer nach und nach allgemein einleuchtenden Evidenz bestimmen ließen; und daß endlich jener allgemeingeltende Grund im Bewußtsein | als seiner einzig möglichen Quelle, wirklich vorhanden sei, und sich durch ein Urteil ankündige, welches alle Bedingungen eines ersten Grundsatzes aller Philosophie überhaupt erfüllt, und von dem ich in meinem Werke die Prämissen der kritischen Philosophie wirklich abzuleiten versucht habe.15 Vergebens glaubte ich, es wäre das Erste Berufsgeschäft eines Philosophen zu den Pflichten und Rechten der Menschheit, von denen er überzeugt ist, daß sie allgemein gelten sollten, allgemeingeltende Grundsätze aufzusuchen; er wäre durch gesunde Logik gehalten, seine noch nicht allgemeingeltenden Grundsätze durch Gründe zu beweisen, welche nur dann philosophische heißen können, wenn sie zuletzt auf einem ausgemachten über allen Streit erhabenen Fundamente feststünden; und wenn er philosophische Gegner, deren Meinung er dem moralischen Interesse der Menschheit für nachteilig hielte, widerlegen wolle, so müsse er von solchen Grundsätzen ausgehen, die von seinen Gegnern nicht weniger als von ihm selbst, für wahr erkannt wären. Der bei weitem größte Teil meiner Beurteiler hat alles dieses weder einer Erwägung noch auch der bloßen Erwähnung würdig gefunden; und einige darunter haben mit meinem allgemeingeltenden Grundsatze ein Gespötte getrieben, das um so abgeschmackter und armseliger war, da es | bloß Ungereimtheiten betraf, die in dem Sinn meines Grundsatzes, wie ich mir denselben denke, gar nicht stattfi nden, folglich nicht mir, sondern den Spöttern selbst angehören.16 Ich kann daher nichts anders vermuten, als daß ich von dem größten Teile meiner übrigen Leser eben so, wie von dem größten Teile meiner Rezensenten, gänzlich mißverstanden worden sei. Eine beträchtliche Menge von Liebhabern und Anfängern des philosophischen Studiums sind über dieses durch die Berichte, die ihnen von dem Buche nichts als Ungereimt-

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heiten ankündigten, vom Lesen und Selbstprüfen desselben abgeschreckt worden.17 Ich kann sicher annehmen, daß selbst unter den akademischen Lehrern der Philosophie, die über das zum achtenmal aufgelegte Lehrbuch des Herrn Feder 18 lesen, und diesen in der Tat verdienstvollen Mann für »einen großen Philosophen, und für den Ersten halten, der den Teutschen die Philosophie in einer körnigten und eleganten Sprache vortrug, gründlich ist ohne trocken zu sein« usw., daß, sage ich, unter diesen nicht wenige sich wohl hüten werden, ihre Zeit durch das Studieren eines Werkes zu verderben, von dem ihnen jener kompetente Richter so wenig Vorteilhaftes und so viel Schlimmes gesagt hat. | Das Vorhaben auf jeden, meinem Versuche in den öffentlichen Beurteilungen desselben, entgegengesetzten Zweifel und Einwurf in meinen Beiträgen Rücksicht zu nehmen, war wohl der unbesonnenste Vorsatz, den ich je in meinem Leben gefaßt habe.19 Ein Einfall, der nur einem Schriftsteller in den ersten Momenten einer schweren und seiner Meinung nach glücklich vollbrachten Arbeit zu vergeben ist, wo ihm die subjektive Evidenz der Gründe seines Systemes im höchsten Grade der Lebhaftigkeit vorschwebt, und ihn nur gar zu leicht vergessen macht, daß dasjenige was für ihn ausgemacht ist, und worauf er gebauet hat, nicht so fort auch für andere ausgemacht sein müsse. Sehr bald haben mich die Beurteilungen meines Versuches überzeugt, daß es mir schlechterdings unmöglich sein würde, auch nur den kleinsten Teil der zahllosen Einwürfe und Bedenklichkeiten, die in denselben vorkommen, zur Befriedigung ihrer Urheber zu beantworten, daß jede Antwort wieder neue Mißverständnisse veranlassen, die Streitpunkte vervielfältigen, die Hauptmomente meines Versuchs in unnütze Nebenfragen verwickeln, die Aufmerksamkeit der Wenigen, welche ich bei meiner Arbeit zunächst vor Augen habe, sowohl als auch meine eigene Zeit und Kraft von der Hauptsache ablenken, und durch vergebliche Anstrengung verschwenden wür | de. Ich sah sehr bald ein, daß ich und meine Gegner über keinen einzigen Satz völlig gleich, und unter denjenigen, die wir

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unsre Grundsätze nennen, gerade das Gegenteil denken; daß es für uns nichts im eigentlichen Verstande gemeinschaftlich ausgemachtes gebe; und daß wir uns daher in dem Verhältnisse mehr von einander entfernen müßten, als wir uns einander zu nähern strebten. Ich sah ein, daß die Beantwortung der meisten Einwürfe nur durch Aufstellung solcher Grundsätze geschehen könnte, welche keineswegs unmittelbar, sondern nur vermittelst ganzer dazwischengelegener Wissenschaften mit meinem ersten Grundsatze zusammenhängen; und daß der Versuch einer solchen Beantwortung nichts geringeres als ein ziemlich weitläuftiges Buch erfordern würde. Ich sah ein, daß eben dieselben im bisherigen Zustande der Philosophie und einer durch Gewohnheit tiefeingewurzelten, oder durch vielfältige Anstrengung tief eingeprägten entgegengesetzten Denkart, gelegenen Gründe, aus denen ich mir das bisherige Schicksal der kantischen Philosophie in meiner Abhandlung über dasselbe erklärte, 20 für meinen Versuch eben dieselben Folgen haben müßten. Ich sah ein, daß wenn dieser Versuch auch den Bedenklichkeiten der Wenigen, welche sich von den Hauptmomenten der kritischen Philosophie bloß darum nicht | überzeugen konnten, weil sie mit den in der Kr. d. V. unbewiesen zum Grund gelegten und als ausgemacht angenommenen Voraussetzungen ganz andere Begriffe als der Verf. verbanden –, abzuhelfen vermöchte: er doch für den bei weitem größern Teil der Gegner dieser Philosophie eben darum noch vielmehr Schwierigkeit haben müsse, weil er sich in den Grundbegriffen noch weit mehr von allem bisher Angenommenen entfernt. Ich sah, mit einem Worte ein, daß mir, um meine Theorie sowohl gegen die bisherigen als gegen künftige Mißverständnisse zu sichern, kein anderes Mittel übrig bliebe, als meine Prinzipien, ohne mich dabei in besondere persönliche Erörterungen einzulassen, so genau und so vollständig als ichs vermochte zu entwickeln, und den Erfolg meiner Bemühungen ruhig der Zeit zu überlassen. Ich beschloß daher meinen Versuch einer neuen strengen Prüfung zu unterwerfen; die in derselben vorkommenden Veranlassungen zu Mißverständnissen sorgfältig aufzusuchen; zu

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erörtern was der Erörterung bedurfte; und die Mängel, die ich von Zeit zu Zeit entdecken würde, getreu und aufrichtig meinen Lesern anzuzeigen. Bei dieser Untersuchung fand ich bald genug wie sehr man die wirklichen Fehler meines Buchs, über diejenigen übersehen hat, die man mir aus | Mißverstand aufbürdete, und daß die Gegner der kritischen Philosophie keineswegs nötig gehabt hätten Ungereimtheiten aus ihrem eigenen Vorrat in den Sinn meiner Worte zu legen, um mich und das Publikum zu überzeugen, daß mein Versuch nicht ohne Fehler sei. 21 Ich schränke mich für jetzt auf das zweite Buch und den Anfang des dritten ein; und werde sowohl diejenigen Fehler, die mir bei der gegenwärtigen Anzeige entwischen und in der Folge bekannt werden dürfen, als auch diejenigen, die ich in den Theorien der Sinnlichkeit des Verstandes und der Vernunft 22 entdecken werde, in der Folge gewissenhaft nachholen. (1) Durch die Neuheit der Evidenz, die der Satz des Bewußtseins damals für mich hatte, geblendet, habe ich denselben nicht ganz mit derjenigen Vorsicht und Behutsamkeit aufgestellt, welche der erste Grundsatz meines Systems erforderte. 23 Sein Rang als solcher, hätte ihm durch eine besondere Erörterung zugesichert, und er selbst nicht ohne Auszeichnung unter den andern Aphorismen vorgetragen, sondern der Aufmerksamkeit der Leser sorgfältiger vorgehalten werden sollen. Die Entwicklung der ursprünglich und unmittelbar durch ihn bestimmten Be | griffe von Vorstellung, Objekt und Subjekt, hätte von der Entwicklung der aus denselben gefolgerten Merkmale der Vorstellung und des Vorstellungsvermögens genauer abgesondert vorhergeschickt werden sollen. Dadurch würden die Erörterungen über die bloße Vorstellung überhaupt, hin und wieder deutlicher und kürzer geworden, und der Abschnitt über die Nichtvorstellbarkeit der bloßen Form und des bloßen Stoffes 24 ganz entbehrlich geworden sein. Diese Unterlassungssünde, welche ich durch manches Mißverständnis gebüßt habe, hoffe ich durch die zweite Abhandlung in diesen Beiträgen und den Anfang der dritten gut zu machen.

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(2) Die Darstellung des Beweises von dem Theoreme: daß der Stoff in der Vorstellung überhaupt ein Mannig faltiges sein müsse, ist mir gänzlich mißlungen; und vielleicht würde ich dies noch jetzt nicht wissen, wenn mich nicht ein Rezensent (in keiner der vielen Rezensionen, die mir zu Gesicht gekommen, ist dieser Hauptfehler gerügt) sondern der Scharfsinn eines meiner Zuhörer Herrn Forbergs aus dem Altenburgischen, 25 dem ich hier öffentlich dafür danke, darauf aufmerksam gemacht hätte. So, wie ich diesen Beweis in der Theorie S. 282 aufgestellt habe, läßt sich derselbe umkehren und aus eben den Vordersätzen beweisen, daß die Form der | Vorstellung ein Mannigfaltiges und der Stoff Einheit sein müsse. Nicht zu erwähnen, daß außerdem noch mehr als Ein Satz dabei vorkömmt, der die Begriffe, die er ausdrücken soll, äußerst unbestimmt andeutet. Z. B. »dasjenige in der Vorstellung, woran sich etwas unterscheiden lasse, müsse Stoff sein; und alles was in der Vorstellung Stoff wäre, müsse sich unterscheiden lassen, d. h. mannigfaltig sein.« 26 Jedoch die ganze Mangelhaftigkeit der Darstellung, so wie der durch meine Schuld vielleicht nur von wenigen erratene Sinn dieses Arguments, wird sich am augenscheinlichsten durch die Vergleichung desselben mit dem 18. § der III . Abhandlung 27 ergeben, wo ich den eigentlichen Nervus Probandi, den ich dort ungeachtet alles nicht geringen Fleißes, den ich mir auf diesen Beweis verwendet zu haben bewußt bin, seltsam genug, gänzlich aus den Augen verloren habe, aufstelle, und durch denselben Eines der wichtigsten Theoreme der Fundamentallehre, wenigstens meiner Überzeugung nach, befestige. (3) Es wird in der Theorie des Vorstellungsvermögens überhaupt gezeigt, daß der Stoff der Vorstellung gegeben, die Form hervorgebracht werden müsse; auch wird bei jeder Gelegenheit die Form das Hervorgebrachte, ein bloßes Produkt der Spontaneität | genannt. 28 Wenn dieses nicht bei mehr als einer Gelegenheit mißverstanden werden sollte: so hätte es einer nähern Bestimmung der Frage bedurft: »In wieferne die Form hervorgebracht heißen könne?« die von mir ungeachtet sie mir öfters

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vorschwebte, gleichwohl vergessen wurde. Der bloße Raum und die bloße Zeit sind bloße Formen der sinnlichen Vorstellungen; und können gleichwohl keineswegs bloß hervorgebracht, bloße Produkte der Spontaneität, sein. Ich hätte nämlich, wie dieses in andern Rücksichten in der Theorie wirklich geschehen ist, 29 auch bei dieser Gelegenheit zwischen der Form, die dem Stoffe einer Vorstellung als Stoff, durch die Form der Rezeptivität, und der Form, die ihm durch die Spontaneität bestimmt ist, und durch die er zur Vorstellung erhoben wird, unterscheiden sollen. Jene besteht in der Mannigfaltigkeit, diese in der Einheit; in beiden zusammengenommen – die Form der Vorstellung; die also nur in Rücksicht auf die Einheit hervorgebracht heißen kann. Der bloße Raum und die bloße Zeit sind auch in Rücksicht auf die Einheit, unter welcher sie vorgestellt werden, in der Tat Produkte der Spontaneität, während sie in Rücksicht auf das Außereinander- und Nacheinandersein des Mannigfaltigen überhaupt, die gegebene Form der Rezeptivität des äußern und innern Sinnes sind. | Jener Unbestimmtheit und den durch sie möglichen Mißverständnissen, habe ich in der Fundamentallehre § 17 30 abzuhelfen gesucht. (4) Die wichtigste Unterlassungssünde bei der Erörterung der Erkenntnis überhaupt besteht darin, daß ich derselben den (damals freilich mir selbst noch unbekannten) Satz nicht vorhergeschickt habe, durch welchen der Begriff der Erkenntnis überhaupt in wieferne ursprünglich und unmittelbar durch das Bewußtsein bestimmt ist, ausgedruckt wird, den Satz, den ich in der Fundamentallehre Satz der Erkenntnis nenne, und für einen nicht weniger allgemeingeltenden Satz als den des Bewußtseins halte: »Wir sind uns eines vorgestellten Gegenstandes, als eines solchen, bewußt, der von der vorgestellten Vorstellung und dem vorgestellten Vorstellenden im Bewußtsein unterschieden wird.« 31 Aus diesem Satze ergibt sich 1) was in der Theorie noch nicht angegeben ist, daß zur Erkenntnis Bewußtsein der Vorstellung, und Selbstbewußtsein (wiewohl nicht immer klares Bewußtsein der Vorstellung, und deutliches Selbstbewußtsein) wesentlich gehören; 2) Was zwar in der Theorie behauptet und

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erwiesen ist, 32 aber ohne jenen Satz keineswegs genug einleuchten kann, nämlich: daß zur Erkenntnis, in | wieferne sie vom bloßen Bewußtsein der Vorstellung und vom Selbstbewußtsein unterschieden, und Bewußtsein des bloßen Gegenstandes ist, zwei verschiedenartige Vorstellungen, Anschauung nämlich und Begriff, gehören. Im § 42 der Theorie wird der Begriff der Erkenntnis folgendermaßen aufgestellt: »Das Bewußtsein des Gegenstandes heißt Erkenntnis überhaupt in wieferne bei demselben die Vorstellung auf den bestimmten Gegenstand bezogen wird.« 33 Ich muß diese Formel, in wieferne sie dort die Erklärung des Begriffs der Erkenntnis abgeben soll, zurücknehmen und als untauglich erklären, diesen Rang zu behaupten. 34 Sie kann nur durch Erklärungen, welche den bestimmten Begriff der Erkenntnis schon voraussetzen, gegen Mißverständnis gesichert werden. Es ist freilich in ihr vom Bewußtsein des Gegenstandes, welches kurz vorher als eine vom Bewußtsein überhaupt unterschiedene Art des Bewußtseins ausgezeichnet wurde, 35 die Rede. Allein da sowohl die Vorstellung als das Vorstellende vorgestellt werden können, in soferne ebenfalls bestimmte Gegenstände heißen, und man sich derselben als vorgestellter (als Gegenstände seiner Vorstellung) bewußt werden kann; so ist durch den Ausdruck bestimmter Gegenstand das Objekt der Erkenntnis, ein Gegenstand, der im Bewußtsein als bloßer Gegenstand, | als etwas, das weder Vorstellung noch das Subjekt ist, vorkommen muß, keineswegs bestimmt genug bezeichnet. Es ist freilich in der beigefügten Erörterung genau aus einander gesetzt, was bei der Erkenntnis unter bestimmten Gegenstand verstanden werden müsse. 36 Allein das hätte aus der Erklärung selbst, und durch dieselbe einleuchten sollen. Daß der Gegenstand der Erkenntnis, als ein solcher, auf eine doppelte Weise, einmal in der bloßen Vorstellung durch das Gegebensein des Stoffes, und das zweitemal im Bewußtsein durch eine Handlung des Verstandes bestimmt werden, und folglich in dieser Eigenschaft nur durch ganz wesentlich verschiedene Vorstellungen, Anschauung, und Begriff, vorgestellt werden müsse, läßt sich nur daraus erweisen, weil sonst das

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Bewußtsein des Gegenstandes, als eines solchen, welches durch den Satz der Erkenntnis ausgedrückt wird, und ein Faktum ist, unmöglich wäre. Da nun aus der unrichtigen Erklärung der Erkenntnis (§ 42 d. Theorie) keineswegs die Unentbehrlichkeit und die Natur der Anschauung und des Begriffs für die Erkenntnis überhaupt, unmittelbar erfolgt: so habe ich durch jene Erklärung selbst Veranlassung zu einem Einwurfe gegeben, der mir von einem kritischen Philosophen 37 gemacht | wurde, welcher jene Erklärung zugibt, ja zu der seinigen macht, aber behauptet, daß die Erörterung derselben, welche Anschauung und Begriff als unentbehrlich zur Erkenntnis überhaupt angibt, nicht von dieser, sondern nur von einer Art von Erkenntnis gelten könne. Da meiner eigenen Behauptung zufolge die Erkenntnis in dem Bezogenwerden der Vorstellung auf den bestimmten Gegenstand bestünde, der Gegenstand aber bald in einer bloßen Anschauung, bald in einem bloßen Begriffe, bald in einer bloßen Idee bestimmt sein könne; so ließe sich keineswegs behaupten, daß die Erkenntnis überhaupt immer in Anschauung und Begriff bestehen müsse. Er läßt daher auch Erkenntnisse durch bloße Anschauungen, bloße Begriffe, und bloße Ideen zu, und glaubt ein Mittel, die Gegner der kritischen Philosophie, in Rücksicht auf ihre vornehmste Bedenklichkeit, zu befriedigen, dadurch gefunden zu haben, daß er seinen Begriffen zufolge, ihnen die Erkenntnis der Gottheit, der Seele usw. durch Vernunft einräumen könne. 38 Meiner Überzeugung nach kann dieses nicht eingeräumt werden, ohne sich nicht zwar nicht sehr weit von dem Buchstaben, aber desto weiter von dem Geiste der Kritik der Vernunft, zu entfernen, und das Wesen der kritischen Philosophie aufzugeben. Es | kömmt hier nicht aufs bloße Wort: Erkenntnis, sondern auf die Bedeutung desselben, den Begriff der Erkenntnis, an; und dieser kann keineswegs durch die auf was immer für einen bestimmten Gegenstand, sondern nur durch die auf den als ein bloßes Objekt (vom Subjekt und der Vorstellung unterschiedenen) vorgestellten Gegenstand bezogene Vorstellung,

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ausgedrückt werden. Zu der in diesem Sinne gedachten Erkenntnis ist Anschauung und Begriff schlechterdings unentbehrlich; bei der Erkenntnis a posteriori sinnliche, bei der a priori intellektuelle Anschauung. Diese letztere entsteht zwar durch Spontaneität, aber aus dem, was im Vorstellungsvermögen unmittelbar a priori gegeben ist, und wodurch folglich nichts als die in dem bloßen Vermögen bestimmte Form der Vorstellung, repräsentiert werden kann; die daher das einzige a priori Erkennbare ist. Auch die drei ursprünglichen Formen der Idee, aus welchen durch Vernunfthandlungen die Idee der Gottheit erzeugt wird, sind a priori erkennbar; sie sind unmittelbar im Vorstellungsvermögen durch die a priori gegebene Form desselben bestimmt; und werden als Verknüpfungen des durch intellektuelle Anschauung vorgestellten unbedingten a priori gegebenen Mannigfaltigen gedacht, und in soferne durch Begriffe und Anschauungen vorgestellt. Das Mannigfaltige, das dabei an | geschauet wird, ist nichts als die Form der Rezeptivität, und zwar der dem vernünftigen Vorstellungsvermögen eigentümlichen Rezeptivität (das unbedingte Mannigfaltige) aber es ist ein unmittelbar gegebenes Mannigfaltige, und repräsentiert in der Vorstellung einen wirklichen Gegenstand, der weder Vorstellung, noch das Subjekt ist; nämlich die Form der Rezeptivität. Es findet hier also wahre Erkenntnis statt. Allein bei der Idee der Gottheit, die nichts unmittelbar im Vorstellungsvermögen bestimmtes vorstellt, sondern nur aus dem unmittelbar bestimmten hervorgebracht wird, kann das unbedingte Mannigfaltige, ohne welches sich diese Idee nicht denken läßt, nicht als Repräsentant der Gottheit, als Stoff, der unmittelbar auf die Gottheit bezogen werden könnte, angesehen werden. Es bleibt dasselbe immer nicht durch das Objekt: Gottheit, sondern durch das Objekt: Form der Rezeptivität, bestimmt; und bedeutet folglich in soferne nichts als diese Form. Die Idee der Gottheit ist also, als solche, sogar von jeder intellektuellen Anschauung entblößt; weil die in ihr wirklich vorkommende Anschauung, nicht auf die Gottheit, sondern nur auf die Form der Rezeptivität anwendbar ist. Es ist also keine

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E r k e n n t n i s der Gottheit möglich; und wenn das Mannigfaltige, das in der Idee der Gottheit vorkommt, und nie unmittelbar auf | sie bezogen werden kann; mittelbar auf dieselbe bezogen werden soll, so muß ein von jenem Mannigfaltigen verschiedener Grund dasein, durch welchen jene Beziehung vermittelt wird. Dies ist in der kritischen Philosophie die praktische Vernunft. Sie nötiget die theoretische Vernunft anzunehmen, daß die Idee der Gottheit keine bloße Idee sei, das heißt, sie nötiget dieselbe, jene Idee auf etwas von dem Subjekte und seinen Vorstellungen und den Formen derselben Verschiedenes zu beziehen. Auf diese Weise werden wir in Stand gesetzt, durch das Mannigfaltige in der Idee, das zwar an sich die bloße Form der Rezeptivität bedeutet, etwas von dieser Form Unterschiedenes zu bezeichnen, welches wir uns vermöge der praktischen Vernunft als etwas wirkliches vorstellen müssen; aber theoretisch keineswegs erkennen, oder begreifen, sondern nur glauben können. (5) Im dritten Buche, welches den Titel: Theorie des Erkenntnisvermögens überhaupt, führt, ist nichts mehr vernachlässiget, und nichts weniger zu finden, als was meiner jetzigen Überzeugung nach diesen Namen in eigentlicher Bedeutung führen kann, und soll, während dafür die Theorien der besondern Erkenntnisv. in den Erörterungen der Sinnlichkeit usw. welche nicht Theorie des Erkenntnisver | mögens überhaupt heißen können, in diesem Buche ausführlich abgehandelt sind. Der Begriff der Erkenntnis überhaupt, so wie er durch den durch sich selbst bestimmten und in soferne allgemeingeltenden Satz der Erkenntnis überhaupt bestimmt wird, ist der Gattungsbegriff der Erkenntnis, welcher die Begriffe der nächsten Erkenntnisarten, der Erkenntnis a priori und a posteriori, nicht in, sondern unter sich begreift; und folglich bloß diejenigen Merkmale, die diesen beiden Arten gemeinschaftlich sind, enthalten darf. Schon auf der 345. S. der Theorie von den Worten: »Sie muß daher auch durch die Art und Weise« usw. angefangen, 39 betreffen die Erörterungen bald die Erkenntnis überhaupt, bald nur eine Art derselben, nämlich die sinnliche, die mit jener vermengt wird.

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S. 351 wird übereilt genug sogar das Vermögen der Anschauung als die Sinnlichkeit im eigentlichsten Verstande erklärt. 40 Diesen sehr beträchtlichen Fehler habe ich in der Fundamentallehre durch die daselbst neu aufgestellte Theorie des Erkenntnisvermögens überhaupt zu verbessern gesucht, welche ich die Leser der Theorie an die Stelle desjenigen, was vom 42. bis 46. § gesagt ist, anzunehmen ersuche. 41 (6) Eine Folge des nicht genug bestimmten Begriffs der Erkenntnis überhaupt | war der ganz vernachlässigte Begriff der Anschauung überhaupt, der mit dem Begriffe der sinnlichen Anschauung vermengt blieb. Anschauung nämlich ist die Vorstellung, die unmittelbar aufs bloße Objekt bezogen wird, und unmittelbar aus dem gegebenen (noch nicht zur Vorstellung erhobenen) Stoffe entsteht. Ist dieser Stoff seiner Beschaffenheit nach a priori im Vorstellungsvermögen bestimmt, und in soferne in demselben und durch dasselbe gegeben, wie dieses bei allen Vorstellungen der Form der Rezeptivität der Fall ist; so heißt die Anschauung: a priori; während diejenige, welche durch einen Stoff, dessen Beschaffenheit im Gemüte erst durch das Affi ziertwerden bestimmt wird, entsteht, Anschauung a poste riori oder empirische Anschauung heißt. Die Anschauung a priori heißt intellektuell, in wieferne ihr im bloßen Vermögen, seiner Beschaffenheit nach, bestimmter Stoff nur durch eine Handlung der Selbsttätigkeit (der intellektuellen Kraft) seiner Wirklichkeit nach, als Stoff einer besondern Vorstellung in der Rezeptivität bestimmt werden kann. Die Theorie des obern Erkenntnisvermögens gibt noch eine nähere Erörterung der intellektuellen Anschauung, welche aber in der Fundamentallehre noch nicht geliefert werden darf; entwickelt dann die besondern Arten derselben, nämlich die reinsinnliche Anschauung, welche durch die | Formen der sinnlichen Rezeptivität bestimmt ist, und ein Mannigfaltiges unter der Form des Außereinander- und Nacheinanderseins zum Gegenstand hat;

1 S. 351 ] OrA S. 251.

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und die reinvernünftige, welche durch die Form der übersinnlichen Rezeptivität bestimmt ist, und ein unbedingtes Mannigfaltige zum Gegenstand hat. Die letztere ist die Anschauung, auf welche die reinvorgestellten Formen der Ideen bezogen werden müssen; und durch welche dieselben allein Gegenstände einer Erkenntnis a priori werden können. Man versuche es, diese Formen der Ideen, ohne Beziehung der in denselben gedachten Einheit auf ein als unbedingt und unmittelbar vorgestelltes (angeschautes) Mannigfaltige überhaupt, vorzustellen; und man wird bald fi nden, daß die demselben wesentliche reinvernünftige Anschauung, keine müßige Subtilität ist. Die Erörterung der intellektuellen Anschauung überhaupt gehört zur Theorie des Erkenntnisvermögens überhaupt, und ist von mir in der Fundamentallehre nachgeholt. 42 Die einzige Erörterung, bei der die sinnliche Erkenntnis mit der Erkenntnis überhaupt vermengt ist, 43 ausgenommen, habe ich durch die bisherige Prüfung in meiner Theorie nichts entdecken können was ich zurücknehmen, – und außer den so eben angemerkten, und in der Fundamentallehre | ausgeführten, neuen Entwicklungen, nichts, was ich hinzuzusetzen wünschte. Diese letzteren ausgenommen ist die Fundamentallehre ein bloßer gedrängter Auszug aus der Theorie des Vorstellungsvermögens überhaupt, der die nähern Erörterungen, die in derselben vorkommen, keineswegs überflüssig machen soll und kann; so wenig als die Fortsetzung der neuen Darstellung der Elementarphilosophie in den folgenden Bänden der Beiträge, diese Folge in Rücksicht auf die in meinem Versuche aufgestellten Theorien der Sinnlichkeit des Verstandes und der Vernunft haben werden. 44 Mit eben der Aufrichtigkeit, und aus derselben Liebe zur Wissenschaft, womit ich die Fehler meines Buches, die ich bisher selbst bemerkte, und den, worauf mich einer meiner Zuhörer45 aufmerksam machte, eingestanden und zu verbessern gesucht habe, würde ich hier auch diejenigen bekennen, welche meine Rezensenten angegeben haben, wenn ich sie, oder auch nur Einen darunter für Fehler meines Buchs zu erkennen vermöchte.

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Ich weiß, daß die Klage über Mißverständnis, welche von den Freunden der kritischen Philosophie gegen die Gegner derselben so oft und so laut geführt wurde, auf einem Reichstage der jetzt lebenden Philoso | phen von Profession durch eine sehr überwiegende Mehrheit der Stimmen als unstatthaft abgewiesen werden würde. Der bei weitem größere Teil der Stimmenden würde aus Gegnern jener Philosophie bestehen, die so sehr sie in dem Sinne, den sie den Hauptmomenten der Kritik der reinen Vernunft beilegen, von einander abweichen, gleichwohl darüber unter sich einig sind, daß sie diese Hauptmomente widerlegt und f o l g l i c h – verstanden hätten. Sie könnten und sollten es wohl freilich selbst bemerken, daß fast ein jeder von ihnen den Philosophen von Königsberg46 anders verstanden habe. Allein, da jeder von ihnen überzeugt ist, daß seine Widerlegung den Sinn des gemeinschaftlichen Gegners getroffen habe: so weiß er dadurch, daß jeder andere Widerleger, als ein solcher, in der Hauptsache Recht haben müsse; und glaubt, daß die Verschiedenheit der Meinungen unter den zahlreichen Widerlegern, bloße Zufälligkeiten betreffe, über welche sich Männer, die in der Hauptsache gleich denken, nicht veruneinigen dürften. Ich weiß, daß man meine Klagen über Mißverständnisse auch dann, wenn ich sie mit Tatsachen belegt, wenn ich sie durch deutlich erörterte Beispiele erwiesen habe, noch immer unrechtmäßig gefunden, weil man auch diese Erörterungen nicht verstanden hat; und daß man, um sie nicht ganz un | begreiflich zu fi nden, sie für einen polemischen oder vielmehr sykophantischen Kunstgriff erklärt hat, zu dem ich meine Zuflucht genommen hätte, um das drückende Gewicht der gegnerischen Beweise von mir abzuwälzen. Ich weiß endlich, daß man sogar dem Stifter der kritischen Philosophie 47 das sonst jedem Schriftsteller zugestandene Recht für den zuverlässigsten Ausleger seiner eigenen Worte zu gelten, streitig machte; daß man nicht nur seiner Versicherung, er habe das was man ihn behaupten ließ, wirklich nicht behaupten wollen, Glaubwürdigkeit absprach, sondern geradezu zu beweisen suchte, daß man seine Philosophie besser als er

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selbst verstehe. 48 Dies alles weiß ich; und trage gleichwohl nicht das mindeste Bedenken, hier noch einmal laut und öffentlich zu erklären, daß die Hauptidee meines Versuchs kaum in ein paar unter den vielen mir zu Gesicht gekommenen Rezensionen desselben richtig und bestimmt angegeben, in einigen ganz mit Stillschweigen übergangen, in allen übrigen offenbar verkannt, verdreht, und gemißdeutet ist; zu erklären, daß in besagten Rezensionen die wirklichen Fehler, so wie die wirklichen Verdienste meines Buchs bei allem Tadel und allem Lobe durchgängig übersehen, und daß ich von den meisten, insonderheit aber von Herrn Feder in den göttingischen Anzeigen und Herrn Flatt in | den tübingischen, 49 so grob mißverstanden worden bin, daß ich ihre Einwendungen nicht einmal als Winke ähnlichen Mißverständnissen durch deutlichere Auseinandersetzung meiner Meinungen vorzubeugen benutzen kann. Den Beweis von dieser meiner Behauptung kann ich freilich nicht durch eine detaillierte Prüfung aller jener Einwürfe, welche aus einer Reihe von Bänden bestehen müßte, aber ich kann und will ihn dadurch führen, daß ich die Gründe meiner mißverstandenen Theoreme immer mehr und mehr entwickle. Dies habe ich in den vorhergehenden Abhandlungen getan, und will es in den folgenden Bänden dieser Beiträge ferner tun. Um indessen die Rechtmäßigkeit meiner Klage über Mißverständnis durch ein paar Beispiele zu erläutern, wähle ich eine Rezension von einem Gegner und eine von einem Freund der kritischen Philosophie, mit deren kurzen Beleuchtung ich wenigstens von meinen Antikantischen Gegnern auf ewig Abschied genommen haben will. 50

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Ur t e i l des Herrn Prof. Flatt in Tübingen über die Theorie des Vorstellungsvermögens 39. St. der Tübing. Anz. nebst meinen Bemerkungen über dasselbe1 Mit der Versicherung, daß vorliegendes Werk eine vorzügliche Aufmerksamkeit verdiene, und von einem nicht gemeinen Scharfsinn zeuge, würden wir sicherlich für alle unsere philosophischen Leser, und mit einem Auszuge aus demselben (wenn je die Grenzen unserer Blätter einen solchen gestatteten), für die meisten derselben wenigstens, zu spät kommen. In Ansehung derjenigen aber, die mit dem wesentlichen der in dieser Schrift vorgetragenen Theorie noch nicht bekannt sind, wollen wir der kurzen Übersicht derselben, die man von dem Hrn. Verf. selbst zu erwarten hat, nicht durch einen Auszug vorgreifen, der auf alle Fälle jener an Vollkommenheit nicht gleich kommen würde. Wir begnügen uns daher, einige von den Bemerkungen, die uns bei dem Durchlesen der gegenwärtigen Schrift aufgefallen sind, auszuheben (1). In dem I . Buche, welches von dem Bedürfnisse einer neuen Theorie des menschlichen Vorstellungsvermögens handelt, 2 fi nden sich manche treffende, und, nach unsern Einsichten wenigstens unbe | zweifelt richtige Bemerkungen: Manche andere aber scheinen uns so wenig, als der Ton (2) welchen sich der Hr. Verfasser, andern Philosophen gegenüber, erlaubt, gerechtfertiget werden zu können. Zu diesen rechnen wir z. B. das, aus der Allg. Liter. Zeitung schon bekannte, 3 Resultat der philosophischen Geschichte in Beziehung auf die Frage vom Dasein Gottes, welches S. 80 f. von neuem aufgestellt, 4 und von welchem S. 82 behauptet wird, daß es jedem merkwürdig sein müsse, der je in seinem Leben über Religion selbst gedacht, und für Religion gefühlt habe. 5 Denn für uns, und, soviel wir wissen, auch für mehrere (?) andere (vergl. z. B. die Sokratische Unterhaltungen.

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III . B. S. 305 ff. Eberhards philos. Magazin II . B. IV. St. Nr. V. VI . 6 )

ist es sehr einleuchtend, daß die Methode, nach welcher allein jenes Resultat herausgebracht werden konnte, nichts weniger als allgemeingültig ist. Aber auch die Richtigkeit des Resultats angenommen, so ist es doch eben nicht so leicht einzusehen, warum es gerade für jeden merkwürdig sein müsse, der je über Religion gedacht und für Religion gefühlt hat (3). Warum der Hr. Verf. S. 80, 96 und in mehreren andern Stellen des I . B.7 der gar nicht unansehnlichen Partei von Philosophen, welche die Vernunft mit der Offenbarung verbinden, gar nicht erwähnt, wissen wir uns nicht zu erklären (4). Daß (S. 96) 8 der Supernaturalist die Freiheit für das Vermögen, das Schlimmste zu wählen, halte, ist nicht allgemein wahr (5). Die S. 99 9 vorkommende Äußerung, daß alle, Hrn. R. bekannte, Philosophen bis auf Kant darüber einig seien, es gebe in dem von ihm bestimmten Sinn kein Sittengesetz, könnte leicht | zu dem Wahn verleiten, als ob dem Hrn. Verf. einige der Vorzüglichsten vorKantischen Philosophen unbekannt sein (6). Was S. 13110 von den Skeptikern behauptet wird, gilt (wie jedem, der den Sextus . Empiricus gelesen hat, bekannt ist:) von denen, die gewöhnlich diesen Namen führen, oder von den Pyrrhonisten, nicht: denn diese wissen von gar keinem Dogma, und stellen daher auch die Unerweislichkeit der objektiven Wahrheit nicht als Dogma auf 11 (7). Daß (S. 162) 12 eine Vorstellung von der Gottheit vor aller Offenbarung im Gemüte vorhanden sein müßte, wenn der Mensch eine noch so außerordentliche Erscheinung für göttlich erkennen sollte; ist eine Behauptung, die allerdings sehr klar ist, wenn man sie in diesem Sinn nimmt: Das für göttlich erkennen irgend einer Erscheinung setzt (der logischen Ordnung, aber nicht gerade der Zeitordnung nach) die Vorstellung von Gott voraus. Wie aber hieraus, oder aus irgend einem andern ausgemachten Satz, gefolgert werden könne, daß die Vorstellung von Gott,

1 V. VI. ] OrA und TgA IV. V. 18 sein ] lies seien

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und die Überzeugung von der Realität desselben nicht durch Offenbarung hervorgebracht werden könne, ist uns durchaus nicht klar (8). Daß (S. 156 f.) 13 alle bisherige Gegner der Kantischen Philosophie die Kantische Kritik mißverstanden haben, läßt sich, dünkt uns, daraus, daß Hr. R. von allem, was diese Männer darin anstößiges fanden, gerade das Gegenteil gefunden zu haben behauptet, so wenig, als aus dem vorliegenden Werke schließen (9). Denn in diesem finden sich manche von den Sätzen und Beweisen gar nicht, auf welche sich die von jenen vorgebrachten Einwendungen beziehen (10). | Was die Theorie des Vorstellungsvermögens betrifft, die den Inhalt des II . B. ausmacht,14 und die nach S. 19815 lauter allgemeingeltende Prämissen enthalten soll (11) so würde Rez., wenn er zur Partei der Skeptiker gehörte, sich berechtigt glauben, beinahe keinen von den darin vorkommenden Hauptsätzen unangefochten zu lassen. Schon die Idee, allgemeingeltende Sätze aufzustellen, würde ihn sehr natürlich zu der Frage veranlassen: Ist es überhaupt möglich, und wie ist es möglich, mit Gewißheit zu wissen, daß irgend ein Satz, was es auch immer für einer sein mag, allgemeingeltend sei? (12) Aber auch davon abgesehen, so würde er, wenn er auch von der skeptischen Strenge etwas nachlassen wollte, nicht unterlassen können, vor allen Dingen den im § 7 enthaltenen Satz,16 von dem so viele andere abhängen, in Anspruch zu nehmen, und den Hrn. Verf. eines Teils zu versichern, daß er durch sein Bewußtsein zwar zum Glauben der Wirklichkeit einer Vorstellung, aber nicht zur Annahme eines von dem Inhalt der Vorstellung selbst unterschiedenen Objekts, sich genötigt fühle, und falls jener dieser Versicherung nicht glauben wollte, den Beweis zu fordern, daß er das Bewußtsein leugne oder gar verloren habe; andernteils aber sich einen strengen Erweis der stillschweigend angenommenen Voraussetzung zu erbitten, daß von der subjektiven Nötigung auf objektive Notwendigkeit und Wahrheit sicher geschlossen werden könne (13). Die in nicht geringer Anzahl vorhandene Stellen, 1 desselben ] TgA derselben, überall

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wo von einem Affiziertwerden, von einem Hervorgebrachtwerden der Vorstellungen durch Etwas, von einem Bestimmt werden des Stoffs durch den von der Vorstellung | unterschiedenen Gegenstand, von einem tätigen Vermögen, welches die Form der Vorstellung hervorbringe usw. (z. B. S. 231 f., 258 f., 267, 273 usw.) 17 die Rede ist, würden ihn berechtigen, zu fragen, worauf sich denn die Befugnis gründe, den Satz des Grundes oder der Kausalität in der Theorie des Vorstellungsvermögens überhaupt als allgemeingeltend vorauszusetzen, oder wie, ohne Voraussetzung desselben, die in jenen Stellen vorkommenden Behauptungen erwiesen werden können (14). Und diese Zweifel würden schon für sich allein, wegen des genauen Zusammenhangs der bezweifelten Sätze mit so vielen andern, zulänglich sein, um seinen Beifall in Ansehung des Wesentlichsten der R. Theorie zurück zu halten, wenn es ihm auch nicht gelingen sollte, manche andere willkürliche und nur bittweise angenommene Sätze, oder gar Paralogismen und Sophismen, und mit unter etwa auch Widersprüche, aufzufi nden (15). Vielleicht würde er es auch ratsam finden – für ganz überflüssig wenigstens könnte er es nicht halten –, den Hrn. Verf. aufzufordern, zu erweisen, daß z. B. auch Sextus Empiricus und Hume die von ihm als allgemeingeltend aufgestellten oder vorausgesetzten Prämissen für wahr erkannt haben (16). An der Stelle eines Berkeleyischen Idealisten würde Rez. zwar das S. 299 18 behauptete Dasein der Dinge außer uns sehr gerne einräumen, aber einerseits den von Hrn. R. gegebenen Beweis von diesem Satze19 e b e n gar nicht überzeugend finden, und andererseits sich von ihm eine bündige Widerlegung der Meinung erbitten, daß die Vorstellung von der Körperwelt durch die Einwürkung Gottes auf das vorstellende Subjekt hervorgebracht werden könne 20 (17). | Wäre Rez. ein Dogmatiker von der Wolffi schen Schule, so möchte ihm zwar vielleicht die Form des von Hrn. R. aufgeführten Gebäudes in sofern gefallen, als es ihm scheinen könnte, der Hr. Verf. habe aus wenig Bauzeug der Erfahrung gezimmert. Aber Festigkeit und Harmonie würde er hie und da daran vermissen; und eben deswegen sich des Wunsches nicht erwehren können, daß

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die Wolffische Methode etwas genauer möchte befolgt worden sein (18). Was aber die in der vorliegenden Theorie aufgestellten Hauptsätze betrifft; so würden ihm einige derselben – z. B. folgende: Dinge an sich sind würklich; die Vorstellungen sind in Dingen an sich gegründet; das Dasein der Dinge außer uns ist gewiß, 21 usw. allerdings sehr willkommen sein (19). Allein er würde die Vereinbarkeit dieser Sätze mit andern Behauptungen des Hrn. Verf. leugnen; und z. B. so schließen: Wenn das Prädikat der Würklichkeit – wenn das Prädikat: Ursache von etwas sein, den Dingen an sich beigelegt werden kann; so ist es falsch, was (z. B. S. 250) 22 behauptet wird, daß dem Dinge an sich kein einziges in der Vorstellung vorkommendes Prädikat, außer dem leeren Titel eines Subjektes, zugeteilt werden könne; und wenn Dinge an sich etwas sein sollen, worin irgend etwas anders gegründet ist, oder wodurch es bestimmt wird (z. B. S. 231 f., 273) 23 , so muß auch zugestanden werden, daß der Satz der Kausalität transzendentale Gültigkeit habe (20). Überdies würde er, als Wolffianer, nicht ermangeln, manche von den Schlüssen des Hrn. Verf. in schulgerechter Form darzustellen, um zu erweisen, daß sie keine Schlußkraft haben (z. B. S. 245 ff.) 24 , und hie und da auch genauere | Bestimmungen und deutlichere Erklärungen sich zu erbitten (22). An der Stelle eines Verteidigers der echten Kantischen Lehre, so wie sie in Kants Kritik der reinen Vernunft vorgetragen wird, würde er vielleicht einen Versuch machen, zu zeigen, einmal, daß die von der Kantischen Theorie abweichenden Sätze, die in gegenwärtiger Schrift vorkommen, nicht erweislich sein; und dann, daß der Weg, den Kant in seiner Kritik einschlägt, bei weitem sicherer sei, als der, den Hr. R. betreten hat (23). Als Populärphilosoph (in dem Sinn, in dem der Hr. Verf. dieses Wort zu nehmen scheint) 25 würde er zwar einige von seinen Behauptungen mit voller Überzeugung unterschreiben, andere aber für unerwiesen, für problematisch, oder für unwahrscheinlich erklären, vorzüglich aber den Hrn. Vf. daran erinnern, daß er 27 sein ] lies seien

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selbst (z. B. § 7) 26 einen Ausspruch des gemeinen Menschenverstandes mit einer für die philosophische Welt allgemeingeltenden Wahrheit verwechselt habe (24). So würde etwa Rez. verfahren, wenn er zu irgend einer von den angeführten Parteien gehörte. Allein er kann versichern, daß er zu keiner von diesen gehöre. Ob er aber irgend einer andern, oder überall keiner Partei anhänge; dies mag wohl für unsere Leser, so wie für den Hrn. Verf., wenigstens eben so gleichgültig sein, als es für Rez. ist, welche Sätze von irgend einem philosophischen Individuum für allgemeingeltend oder für allgemeingültig erklärt werden (25). In Ansehung des III . Buchs, 27 in welchem die Theorie des Erkenntnisvermögens in einem ganz neuen Lichte dargestellt wird, müssen wir uns, in Hinsicht auf die Grenzen unserer Blätter, auf die einzige Bemerkung einschränken, daß wir nicht | einsehen, wie (S. 491) 28 der Satz des Widerspruchs als unmittelbare Folge von irgend einem andern betrachtet werden könne, da alle, unmittelbare sowohl als mittelbare, Folgerungen jenen Satz voraussetzen (26). Wir wagen es nicht zu mutmaßen, wie bald oder wie spät gegenwärtigem Werke das goldene Zeitalter der Philosophie nachfolgen werde, in welchem, wie man sagt, Dogmatiker, Kritiker und Skeptiker, über den Begriff von Vorstellung und über alle Hauptsätze der Philosophie ganz unter sich einig, unter der Leitung allgemeingeltender Prinzipien, und vielleicht auch – irgend eines philosophischen Hirten, zu einer Herde vereint sein werden (27).

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Meine Bemerkungen (1) Herr Flatt, der durch mehrere polemische Schriften gegen die kantische Philosophie als ein sehr eifriger Gegner derselben bekannt ist, 29 erwiedert hier eine Anzeige seiner fragmentarischen Beiträge in der A. L. Z. in welcher ich behauptet, und durch ein paar Beispiele zu zeigen gesucht habe, daß sich seine daselbst geäußerten Bedenklichkeiten gegen die Kr. d. r. V. auf das gewöhnliche Mißverständnis des für vorstellbar gehalte-

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nen Dinges an sich zurückführen ließen. 30 Daß er den Verfasser gedachter Rezension nicht verkannt habe, hat er in einer auf einem besondern Blatte abgedruckten und der Tübing. Anzeigen beigelegten Antikritik, 31 dadurch bewiesen, daß er dieselbe mit einem etwas gewaltsam herbeigezogenen und vermutlich ironisch sein sollenden Ausfalle auf das bekannte Resultat der Philosophischen Geschichte über das Dasein Gottes 32 beschloß. Um aber in seiner | vor uns liegenden Anzeige die Erwiederung ja nicht verkennen zu lassen, gibt er mir wörtlich das Kompliment zurück, das ich ihm in meiner Rezension seiner Fragmente mit gutem Gewissen machen zu können geglaubt habe. 33 (2) Diese Klage über den Ton hat H. F. mit Herrn Feder, 34 aber auch mit demselben den einem Rezensenten schlechterdings unverzeihlichen Fehler dabei gemein, daß er sie ohne allen Beweis, ohne ein einziges Beispiel, aufstellt. H. Flatt, der sich desjenigen, was er für Ironie hält, so oft ohne alle Veranlassung gegen genannte Schriftsteller bedient, beliebe zu bedenken, daß ich mir denselben Ton, den ich nie gegen ein Individuum angenommen habe, gegen das Abstraktum Popularphilosoph gar wohl erlauben konnte, S. Unten die Anmerkung (4). (3) Da wo H. F. nicht mit Gründen gegen mich ficht, gilt m e i n e Behauptung wohl eben so viel als die S e i n i g e . Ich behaupte also, daß es mir sehr einleuchtend ist, die Methode nach welcher ich jenes Resultat herausgebracht habe, sei wirklich allgemeingültig; sei aber von Herrn Flatt, sowohl als im Eberhardschen Magazin 35 ganz verfehlt und verkannt worden: (die Sokr. Unterhaltungen habe ich nicht gelesen) dasselbe habe hingegen mehreren andern von wenigstens eben so großer Autorität wirklich eingeleuchtet. Ich erkläre auch, daß ich nicht einsehen könne: wie jenes Resultat, wenn es wahr ist, nicht jedem merkwürdig sein müsse, der je über Religion gedacht und für Religion gefühlt hat. (4) Dies nicht zu erklären wissen ist doch wohl kein Beweis, daß ich keinen Grund gehabt habe, die | hier angeführte Partei aus meiner Klassifi kation wegzulassen. Dieser Grund ist, weil ich sie für keine b e s o n d e r e Philosophische Partei ansehe. – Indem ihre Lehre in einem aus Naturalismus und Supernaturalis-

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mus zusammengesetzten (und meiner Überzeugung nach sich selbst widersprechenden) Koalitionssysteme besteht; und in die Klassifi kation der ursprünglichen Systeme keineswegs jede der unzählbaren Kombinationen, Modifi kationen, Klassen usw. derselben aufgenommen werden darf. (5) Freilich gilt dies nicht von vielen inkonsequenten Supernaturalisten, von denen der Eine mehr der Andere weniger, der Eine dies der Andere jenes aus dem Naturalismus aufnimmt. Aber konnte oder sollte denn in meinem Buche von jeder Erscheinung in der Philosophischen Welt die Rede sein? Der konsequente Supernaturalist kennt keine natürliche Freiheit, die nicht Zügellosigkeit wäre. (6) Aus dieser Veranlassung können aber auch nur diejenigen s o von mir wähnen, welche den von Kant bestimmten Sinn des Sittengesetzes so wenig, als Herr Flatt, verstanden haben. Die übrigen wissen mit mir, daß auch wenn man die Handlungsweise der Vernunft bei der Sittlichkeit nicht durch Wollust, sondern lediglich durch den in den Dingen an sich gegründeten notwendigen Zusammenhang, und folglich durch Naturnotwendigkeit, bestimmen läßt, man eben dadurch den Kantischen Sinn des Sittengesetzes völlig verfehlt habe; und daß man wenigstens das Vergnügen an jenem Zusammenhange zu Hülfe nehmen müsse, wenn man den Willen nicht mechanisch genötiget, oder welches eben so viel heißt, vernichtet wissen will. | (7) Was in meinem Buche Seite 131 von den Skeptikern behauptet wird, wird, wie es daselbst ausdrücklich und o f t genug angemerkt ist, von den D o g m a t i s c h e n Skeptikern behauptet. Ich habe mit den übrigen nichts zu tun, Sextus mag von ihnen gesprochen haben oder nicht. Ich habe es nur mit denjenigen Parteien zu tun, welche Grundsätze und ein System haben. Alle übrigen zähle ich zu den Popularphilosophen, und gestehe, daß ihnen durch philosophische Gründe nicht beizukommen sei. Der Skeptiker, der sogar darüber zweifelt, ob man an der objektiven Wahrheit zweifeln müsse, geht mich nichts an; und ist in der Eigenschaft eines solchen Skeptikers in meinen Augen nichts weniger als Philosoph. 36

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(8) Mir hingegen ist durchaus nicht klar, wie die Idee von der Gottheit in der Seele einer übernatürlichen Erscheinung der logischen Ordnung nach zwar vorhergehen, aber darum gleichwohl der Zeitordnung nach auf die Erscheinung erst folgen könne. Allein ich gestehe, daß mir Herr Flatt in der Wissenschaft des Übernatürlichen zu sehr überlegen ist, als daß ich mich mit ihm über solche Fragen einlassen könnte. (9) Ich habe auch nirgendwo behauptet; ist mir auch nicht einmal im Traume eingefallen, daß man dieses daraus schließen könne oder solle. Wozu diese einem Philosophen unanständige Neckerei ? (10) Der Beweis hievon dürfte wohl schwerer fallen als die Behauptung; und es würde durch denselben neuerdings an Tag kommen, daß jemand der wie Hr. F. die Kritik der V. nicht verstanden hat, | auch über die gegen dieselbe vorgebrachten Einwendungen nicht wohl ein richtiges Urteil zu fällen vermöge. (11) S. 198 behaupte ich freilich »daß die Theorie des Vorstellungsvermögens keines anderen als allgemeingeltende Prämissen zuläßt.« 37 Aber will Hr. Flatt, oder kann er nicht wissen, daß ich keinen andern Satz als den des Bewußtseins für allgemeingeltend ausgebe? (12) Man müßte freilich zur Partei der Pyrrhoniker oder derjenigen, die an ihren eigenen Zweifeln über die Zweifelhaftigkeit der objektiven Wahrheit zweifeln, 38 gehören, wenn man meine Theorie auf diese Weise anfechten wollte. Philosophische Skeptiker werden mir zugeben, daß die Logik für die Logiker, und die Mathematik für die Mathematiker wirklich allgemeingeltende Sätze habe. (13) Herr Flatt nimmt hier den Satz des Bewußtseins in Anspruch, in welchem und durch welchen nicht mehr und nicht weniger behauptet wird, als daß die Vorstellung im Bewußtsein von ihrem Objekt und Subjekt unterschieden und auf beide bezogen werde? Welche von den beiden Tatsachen, die in diesem Satz ausgedrückt werden, will er dann geleugnet haben? das Unterscheiden? oder Beziehen? oder gar beide? Das hat er wohl, da er seine Einwendung hinschrieb, selbst nicht

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gewußt. Er hat den ganzen Satz mißverstanden. Ich kann ihm versichern, daß Ich durch denselben weder die Wirklichkeit der Vorstellung, noch des von der Vorstellung unterschiedenen Objektes behauptet, und ihm weder Glauben | an das Dasein der Vorstellung, noch Annahme des von ihr unterschiedenen Objektes zugemutet habe. Er kann unbeschadet desjenigen, was in d i e s e m Satze behauptet wird wenn er dazu seine Gründe zu haben glaubt, die Unterscheidung z. B. seiner Vorstellung von seinem durch dieselbe vorgestellten Freunde für grundlos erklären. Aber er erlaube mir zu behaupten, daß er diese Unterscheidung als eine bloße Tatsache, als etwas das im Bewußtsein vorgeht, nicht zu leugnen vermöge. Da im Satze des Bewußtseins nichts als das Unterschieden- und Bezogenwerden der Vorstellung aufs Objekt und Subjekt behauptet wird, und folglich durch ihn die objektive Notwendigkeit so wenig behauptet, als vorausgesetzt wird; so werde ich mir den strengen Beweis dieser mir Schuld gegebenen Voraussetzung zu erlassen bitten. – Wie hier der spöttelnde Ton, den Herr Flatt da am liebsten annimmt, wo er am wenigsten versteht, was er beurteilt, – wie überhaupt einen Mann, der so viel Anlage zeigt, deutliche Begriffe zu verwirren, das Richteramt über philosophische Werke kleide, überlasse ich meinen Lesern zu beurteilen. (14) Was mich zu dem (logischen) Gebrauch, den ich von dem Satze des Grundes in den hier angeführten Erörterungen mache, berechtigte, ist leicht anzugeben. Dasjenige Etwas, wodurch auch Herr Flatt sich ohne Beweis berechtiget glaubte, mich hierüber zur Rechenschaft zu ziehen, die Vernunft; die schlechterdings keinen Schritt tun kann, ohne nicht jenen Satz vorauszusetzen, und die folglich auch selbst dort, wo sie den Grund dieser Voraussetzung angeben wollte, denselben wieder zu diesem Geschäfte selbst | voraussetzen müßte. Es ist schale Neckerei, jemanden zum Beweis desjenigen aufzufordern, ohne welches sich gar kein Beweis denken läßt. Daß der Stoff der Vorstellung gegeben die Form hervorgebracht werden müsse; 30 denselben ] OrA derselben

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usw. beweise ich nicht aus dem Satze des Grundes, sondern aus der sonst gar nicht denkbaren Möglichkeit des Bewußtseins. Mich darüber zur Rechenschaft ziehen, daß ich dabei den Satz des Grundes brauche, heißt eben so viel, als mich befragen: warum ich beim Denken Vernunftschlüsse mache, und was mich berechtige meine Vernunft zu gebrauchen? (15) Dies kann freilich jemanden, der meinen ersten Grundsatz durchaus mißverstanden hat, nicht schwer werden; zumal, wenn er in meinem Buche nichts als die genannten Dinge aufsucht. Sind beweislose Insinuationen d i e s e r A r t anderen Philosophen gegenüber erlaubt? (16) Ich habe nur einen Einzigen Satz (den des Bewußtseins) als allgemeingeltend aufgestellt, und trage kein Bedenken zu behaupten: daß auch Sextus Empiricus und wer immer sonst, das, was ich in diesen Satz aufstelle, wahr gefunden haben. 39 Es mag Skeptiker gegeben haben, welche den von der Vorstellung durch die er vorgestellt wird unterschiedenen Gegenstand selbst wieder für eine bloße Vorstellung erklärten, aber es hat keinen gegeben, der sich der Unterscheidung zwischen der Vorstellung und dem Vorgestellten erwehren konnte; dem es nicht unmöglich gewesen wäre, sein Stück Brod als Objekt von der Vorstellung, für welche es Objekt ist, nicht zu | unterscheiden. Was er auch über die Gründlichkeit dieser Unterscheidung gedacht haben mag; so mußte er doch die Unterscheidung aus dem Grunde zugeben, weil er sie selbst vorgenommen hat, und vornehmen mußte, um sich des Objektes bewußt zu werden. (17) Und ich würde, diesen Idealisten einerseits um den bestimmten Grund fragen, warum er jenen Beweis eben gar nicht überzeugend fände? andrerseits aber ihm versichern, daß die Theorie des Vorstellungsvermögens für denjenigen der sie verstanden hat entweder selbst diese bündige Widerlegung jener Meinung sei; oder daß sie erst in ihren Hauptmomenten widerlegt werden müsse, wenn jene Meinung, die nur durch den mißverstandenen Begriff der Vorstellung möglich war, und durch die Berichtigung dieses Begriffes von selbst wegfällt, nur irgend denkbar sein soll.

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(18) Und ich würde diesen Wolffianer auffordern diesen Mangel an Harmonie und Festigkeit zu beweisen, oder über seinen unbewiesenen Tadel lächeln. (19) Diese Freude des Wolffianers würde sehr voreilig sein, und beweisen, daß er mich so wenig als Herr Flatt verstanden habe; indem die Bedeutung, die ich diesen Sätzen gebe, gerade das Gegenteil von derjenigen ist, in welcher sie von der Wolffischen Schule gebraucht werden. (20) So lange Herr Flatt nicht aufhören wird die Noumenen mit den Dingen an sich zu vermengen: so lange wird ihm die kritische Philosophie unbegreiflich oder ungereimt vorkommen müssen. Die Dinge an sich haben aber in seiner Denkart zu tief eingewur | zelt, und ihre Vorstellbarkeit ist viel zu innig mit den meisten und gerade den wichtigsten seiner ausgemachten Überzeugungen verwebt, als, daß ich, oder wer immer sonst ihn je dahin bringen könnte, die Dinge an sich mit den Augen der kritischen Philosophie anzusehen. Sonst würde ich ihn zu bedenken bitten, daß freilich jedes Objekt, das heißt alles was Gegenstand einer Vorstellung sein kann, auch ein Ding an sich sein müsse, aber als ein solches weder ein Vorgestelltes noch Vorstellbares Objekt sein könne. Das Objekt ist vorstellbar in wieferne sich die von ihm unterschiedene Vorstellung auf dasselbe beziehen läßt. Es ist Ding an sich in wieferne die Vorstellung nicht darauf bezogen wird, und folglich in wieferne es kein vorgestelltes Ding ist. Als ein solches ist es also nicht vorstellbar, oder nur durch das Leugnen der Vorstellbarkeit vorstellbar. Alle Prädikate können nur in soferne auf Objekte bezogen werden, als diese vorstellbar sind. Das Prädikat der Erkennbaren Wirklichkeit, Kausalität usw. wird den Objekten beigelegt welche Dinge an sich sind, aber nicht a l s Dingen an sich sondern in wieferne sie durch sinn liche Vorstellung vorgestellte Objekte, Erscheinungen, sind. In wieferne aber dasjenige, was in ihnen der Erscheinung zum Grunde liegt, nicht durch Sinnlichkeit und Verstand vorstellbar ist, sondern nur durch Vernunft gedacht werden kann: in soferne werden die Gegenstände, die in Rücksicht auf Sinnlichkeit und Verstand Erscheinungen sind, in Rücksicht auf die Ver-

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nunft zu Noumenen das heißt zu Gegenständen, die durch auf sie bezogene Vorstellungen, der Vernunft vorgestellt, und folglich zwar Dinge an sich sind, aber auch durch Vernunft, nicht als solche vorgestellt sind. Das Prädi | kat der Wirklichkeit das ihnen als Noumenen beigelegt wird bezeichnet nur eine denkbare Wirklichkeit. Aber auch diese kömmt zwar den Noumenen, die Dinge an sich sind; aber nur als Noumenen, das heißt in so ferne zu, als sie nicht Dinge an sich sind; welche sich nur als Etwas, dem die Form der Vorstellung widerspricht, denken lassen. (22) Abermal Insinuationen, die laut genug offenbaren, wie sehr es Hr. Flatt am Herzen lag, ja recht viel und weit mehr Böses über mein Buch zu sagen, als er beweisen konnte. (23) Es ist in der Tat lächerlich, Herrn Flatt, dem schon von so vielen Kennern der Kantischen Philosophie und so oft bewiesen worden ist, daß er diese Philosophie nicht verstehe, von der echten Kantischen Lehre hier sprechen zu hören. Ich kenne kaum jemand der weniger im Stand wäre zu beurteilen, in welchen Punkten meine Lehre von der kantischen abweicht, und mit derselben übereinstimmt. H. F. kennt meinen Weg so wenig als den Kantischen; und will daß man ihm auf sein Wort glauben soll, dieser sei bei weitem sicherer als jener! (24) In Rücksicht auf diese Erklärung würde ich ruhig die Beweise abwarten; jene Erinnerung aber würde mich nur im Munde eines Populärphilosophen nicht befremden. Denn jeder andere müßte wissen, daß der erste Grundsatz aller Philosophie kein durch Philosophische Gründe erweislicher Satz sein könne und dürfe, aus dem sehr einfachen und einem Philosophen vielleicht nur in der Gemütsstimmung, in der mich H. F. rezensiert hat, nicht einleuchtenden Grunde: – Weil er der E r s t e ist. | (25) Wie verträgt sich diese Gleichgiltigkeit mit dem Spotte und der zurückgehaltenen und verdorbenen Galle, die allenthalben an dieser Beurteilung, und selbst an dieser Versicherung der Gleichgültigkeit, so merklich ist? (26) Die Ursache warum Herr Flatt nicht einsehen konnte, wie der Satz des Widerspruchs als Folge von dem Satz, der

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die Form des Denkens ausdrückt, angesehen werden kann, liegt darin weil H. Flatt den letztern Satz, und folglich auch meine Behauptung nicht verstanden hat. Der Satz, der die Form des Denkens ausdrückt heißt: »Was Denkbar sein soll, dessen vorgestellte Merkmale müssen sich verbinden lassen.« Eben dieser Satz negativ ausgedrückt, und folglich bloß umgekehrt, heißt: Wessen vorgestellte Merkmale sich nicht verbinden lassen, das ist nicht denkbar. Daraus folgt die Formel, und die Wahrheit desjenigen, was in der Formel aufgestellt wird: Keinem Denkbaren kommen widersprechende Merkmale zu. Der Satz des Widerspruchs druckt die Form des Denkens aus, und hat in so ferne seinen G r u n d in der Denkbarkeit. (27) Durch diesen Schluß der der ganzen Rezension vollkommen würdig ist, scheint sich Herr Flatt gegen seine kurz vorher angebrachte Protestation seinen Platz in meiner versuchten Klassifi kation der Philosophen sehr bestimmt genommen zu haben. S. 136 meines Versuches heißt es: »Der Versuch den Streitigkeiten der Parteien ein Ende zu machen oder vielmehr, das Mißverständnis der Vernunft durch welches diese Streitigkeiten unterhalten werden, zu heben, scheint diesen Welt- und Menschenkennern | (den P o p u l a r p h i l o s o p h e n ) ein Vorhaben zu sein, dem sie noch zu viel Ehre erwiesen, wenn sie es mit dem Projekt einer Vereinigung, der im heilröm. Reiche privilegierten Glaubensbekenntnisse in Eine Klasse setzten.« 40 Wahrscheinlich ist Herrn Flatts Ironie, eine Figur, bei welcher er wirklich seinem Talente Gewalt antun muß, so gerne er sie auch zu gebrauchen scheint – eine Reminiszenz von dieser Stelle. Es kann Herrn Flatt nicht schwer werden diese meine Bemerkungen über seine Rezension samt und sonders vor seinem Publikum zu widerlegen; oder auch dieselben durch eine Rezension meiner Beiträge in den Tübinger Anzeigen zu erwiedern. Wenn er mir dartut, daß ich ihn nicht überzeugt habe: so sagt er mir dadurch nichts Neues; nichts was ich nicht vorhergesehen hätte, bevor ich diese Bemerkungen niederschrieb; folglich auch nichts, worauf ich etwas zu erwiedern hätte.

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Rez. war schon durch die neulich angezeigten Briefe über die Kantische Philosophie 42 und einige andre Aufsätze mit einer besondern Ehrfurcht für das philosophische Genie des Hrn. Prof. Reinhold erfüllt, als er am Schlusse der bereits im vorigen Jahre erschienenen und in diesen Blättern von ihm angezeigten kleinen Schrift über die Schicksale der Kantischen Philosophie 43 seine Ankündigung einer neuen Theorie des menschlichen Vorstellungsvermögens fand. 44 Daß er in diesem Werke schon damals ein Produkt seltenen Tiefsinns erwartete, braucht er nach dem bei eben angezogener Veranlassung gefälltem Urteile nicht erst zu äußern, darf nicht erst ausdrücklich versichern, daß er lange keinem philosophischen Buche mit solcher Sehnsucht entgegengesehen hat, als diesem. Allein bei aller Zuversicht auf das Talent dieses Weltweisen konnte er doch über die Hauptidee desselben nicht einig werden. Längst zwar mußte er beobachtet haben, daß die durch Erscheinung der Kantischen Theorie des Erkenntnisvermögens 45 entstandenen Spaltungen und die so lange Dauer derselben ihren Grund nur darin haben | können, daß die verschiedenen streitenden Parteien noch nicht über die Prinzipien einig sind, daß sie sogar mit denjenigen Sätzen, in welchen sie übereinzustimmen glauben, sehr verschiedene, oft entgegengesetzte Bedeutungen verbinden. Allein ob er schon sehr wohl einsah, daß es ein sehr großer Gewinn wäre, wenn man die Hauptmomente der Kantischen Theorie auf einen allgemeingeltenden Grund zurückführen könnte, der nur in einen bestimmten Ausdruck eingekleidet und im Zusammenhange mit seinen Folgen aufgestellt 27 f. ein sehr großer ] NLgA ein großer

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werden dürfte, um zum allgemeingeltenden Grundsatze zu werden; so konnte er doch auf keine Weise begreifen, wie eine Theorie des bloßen Vorstellungsvermögens dazu dienen könnte, wie diese die Prämissen zur Theorie des Erkenntnisvermögens enthalte, und durch sie die ganze kritische Elementarphilosophie, unabhängig von den Gründen, auf welchen sie in der Kritik der reinen Vernunft beruht, von neuem dargestellt werden können sollte. 46 Vorstellung war ihm ein Allgemeinbegriff für das Gemeinsame des Anschauens, Denkens und Begreifens, so wie Vorstellungsvermögen für die gemeinsamen Bedingungen des Daseins und der Wesentlichkeit dieser Arten. 47 So wie er sich Vorstellung nicht als Basis der Anschauung, des Gedankens und des Schlusses dachte, so konnte ihm auch das Vorstellungsvermögen nicht für ein Grundvermögen gelten, auf welches sich Sinnlichkeit Verstand und Vernunft stützten. 48 Vorstellung und Vorstellungsvermögen waren ihm nur Gemeinbegriffe, deren wir auch bei ebenfalls bestimmten Begriffen von Sinnlichkeit, Verstand und Vernunft ganz entbehren könnten. Auf diese Weise | schien es ihm unmöglich: 1) den Begriff Vorstellung als den allgemeingeltenden Grund anzusehen, auf welchen man die Hauptmomente der Kantischen Philosophie zurückführen könne und müsse; und noch unmöglicher: 2) bloß durch Analysis desselben die wesentlichsten Resultate dieser Philosophie selbst, welche doch gewiß nichts anders sind, als die Bestimmung des Wesens und der Grenzen der Sinnlichkeit, des Verstandes und der Vernunft, auf einem neuen Wege zu entdekken. Dieses schien ihm gerade so schlechterdings unmöglich, als z. B. aus dem bloßen Begriffe, Gefühl, die Theorie der sinnlichen und moralischen Gefühle zu entwickeln. Mit diesen Voraussetzungen unternahm er die Lektüre vorliegenden Werks, und wie sehr er auch überall die fast beispiellose Zergliederungsgabe des Verf. bewundern mußte, so fand er doch am Ende seine Furcht im Ganzen mehr bestätigt als widerlegt. – Der schon besonders abgedruckte und in den Merkur eingerückte 17 bei ebenfalls bestimmten ] NLgA allenfalls bey bestimmten

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Aufsatz über die bisherigen Schicksale der Kantischen Philosophie 49 eröffnet das Werk; dann folgt das erste Buch; Abhandlung über das Bedürfnis einer neuen Untersuchung des menschlichen Vorstellungsvermögens. 50 Hier geht der Verf. von dem Satze aus: daß die Philosophie bisher weder allgemeingeltende Erkenntnisgründe für die Grundwahrheiten der Religion und der Moralität, noch allgemeingeltende erste Grundsätze der Moral und des Naturrechts aufgestellt habe, zeigt, daß die Ursache davon in der unrichtigen Behandlung der Theorie des Erkenntnisvermögens liege, und geht mit der Behauptung, daß diese nur nach Erörterung des Vorstellungsvermögens allgemeingültig erfolgen könne, zu der Wissenschaft desselben selbst über, welches den Inhalt des zweiten Buches aus | macht. 51 Das Gemälde von dem innern Zwiste der Philosophie im Betreff der wichtigsten Angelegenheiten der Menschheit, welches der Verf. hier liefert, 52 scheint Rez. wenige Punkte weggerechnet, durchaus treffend, und stimmt mit den Resultaten seiner eigenen Lektüre und Erfahrung überein; auch ist es ihm, seit er Kanten gefaßt hat, sonnenklar, daß diese schief behandelte Wissenschaft der Erkenntniskräfte jenen innern Zwiespalt verursacht hat, und noch unterhält: allein davon, daß dieser schlechterdings eine besondere Theorie des bloßen Vorstellungsvermögen vorhergehen müsse, hat ihn weder die Übergangswendung des würdigen Verf. (S. 189) 53 noch seine Theorie selbst überzeugt. Wenn, dünkt ihm, die Theorie der Sinnlichkeit, des Verstandes, und der Vernunft richtig und vollständig entwickelt worden, wie es denn von Kant geschehen, so ist die Analyse des Allgemeinbegriffs Vorstellung, freilich für den Denker immer etwas interessantes, gleichsam ein philosophisches Kunststück, aber nicht unumgänglich nötig, nicht Bedürfnis für den Forscher des Erkenntnisvermögens. Einige gemeinsame Momente der Anschauung, des Gedankens und des Schlusses werden allerdings durch dieselbe konzentriert und unter einen Gesichtspunkt gefaßt; allein, zu geschweigen, daß dadurch immer nichts neues gedacht wird, was nicht schon in den besondern Theorien jener enthalten wäre, so ist auch die Methode nur dem Scheine nach

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kürzer und einleuchtender; denn in Gedanken muß der Analyst doch alle die Begriffe durchlaufen, welche in die Sphäre des Allgemeinbegriffes gehören. Die Vorstellung und das Vorstellungsvermögen sind nicht das prius, sondern das posterius, und können auf keine Weise | Prämissen für die Wissenschaft des Erkenntnisvermögens abgeben. Der größere Teil des zweiten Buches scheint Rezens. der sprechendste Beweis für diese Behauptungen zu sein. Eben so sehr fi ndet Rezens. seine zweite Befürchtung dadurch bestätigt: Herr Reinhold entwickelt offenbar aus dem Begriffe der bloßen Vorstellung mehr, als darin liegen kann. In ihm liegt, wenn Rez. sich nicht völlig täuscht, nichts von Unterscheidung des Gegenstandes von der Vorstellung durchs Bewußtsein (§ XV. S. 230) 54 ; nichts vom Gegebensein und Hervorbringen, leiden und selbsttätig sein (§ XVIII . S. 255) 55 nichts von einem von außenher gegebenen objektiven Stoffe (§ XXVIII . S. 297) 56 , nichts, woraus man das Dasein äußerer Dinge erweisen könnte (§ XXIX . S. 299) 57. Alle diese Begriffe und Sätze konnte Hr. R. nur in sofern aus dem Begriffe der Vorstellung in engster Bedeutung (§ XI . S. 214, 218) 58 herauswickeln, wiefern er ihm unvermerkt den Begriff der Vorstellung in weiterer Bedeutung (S. 217) 59 unterschob. Die Paragraphen XXXIII – XXXVII 60 wo der Verf. zeigt, wie in bestimmten Rücksichten die bloße Vorstellung auch Empfi ndung, Gedanke, Anschauung, Begriff und Idee heißen könne, wünschte Rez. gar nicht geschrieben, indem sie eine nur zu gewöhnliche Sprachverwirrung zu entschuldigen scheinen können. Rez. erspart sich die weitere Ausführung dieser Bemerkungen hier um so lieber, da er nächstens einen kritischen Versuch über die Theorie des Vorstellungsvermögens besonders herausgeben wird,61 und hofft, daß der ihm so verehrungswerte Verfasser derselben diese Beurteilung wenigstens der Triebfeder und Absicht nach nicht mit so manchen andern bereits erschienenen 62 | in eine Klasse werfen wird, gesetzt auch, er fände sie zum Teil so schief, als diese. – Im dritten Buche handelt der Verf. von der Theorie des Erkenntnis34 Buche ] NLgA Bande

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vermögens,63 und hier hat Rez. mit ungemeiner Bewunderung, besonders die Lehren vom Bewußtsein, dem Verstande und der Vernunft, ganz erschöpft gefunden. In der Tat so erschöpft, daß er nicht weiß, ob noch irgend jemand jemals etwas werde hinzusetzen können. Den Beschluß machen Grundlinien der Theorie des Begehrungsvermögens, 64 welche der Verf. in einem besondern Werke ausführlich behandeln wird. 65

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E rör t e r u n g der in der angeführten Anzeige enthaltenen Einwürfe (Intellbl. der A. L. Z. N. 80. 1790) 66

Seit dem ich einen bestimmten Begriff von Philosophie errungen zu haben glaube, bin ich überzeugt, daß sich die philosophische Erkenntnis von der historischen vorzüglich dadurch unterscheide, daß in dieser das Allgemeine durch das Besondere, in jener das Besondere durchs Allgemeine bestimmt wird, und daß die eigentlich philosophische, und folglich systematische Darstellung der Theorien sämtlicher Arten einer Gattung, von dem Begriffe der Gattung ausgehen, denselben in dieser Eigenschaft erschöpfen, und den durch Zergliederung gefundenen und systematisch geordneten Inhalt dieses Begriffes als Theorie der Gattung, und eigentliche Prämisse den Theorien der Arten zum Grund legen müsse, nicht um die Eigenheiten, wodurch sich die Arten von einander unterscheiden daraus abzuleiten, sondern um ihren Zusammenhang unter einander, und ihre notwendigen und allgemeinen Eigenschaften, (den Hauptaugen merk der Philosophie), begreiflich zu machen. 67 So muß der Theorie der Pflichten die Theorie der Pflicht überhaupt als Prämisse vorhergehen; und, damit ich mich eines wider mich angeführten Beispiels bediene,68 | so läßt sich, meiner Überzeugung nach, nur dann erst eine wahrhaft philosophische Theorie der menschlichen Gefühle (des physischen, ästhetischen, moralischen) hoffen, wenn der Begriff des Gefühls überhaupt völlig entwickelt sein, und seine Entwickelung als Prämisse, jener Theorie der Gefühlsarten gebraucht werden wird. Der gegenwärtig noch immer in der Philosophie herrschende verworrene Begriff vom moralischen Gefühl zieht seine Verworrenheit eben so sehr aus dem unentwickelten Begriffe 13 Zergliederung ] IB der A. L. Z. vollständige Zergliederung

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von Gefühl als von Moralität. So dachte ich, als ich meinen Theorien der Sinnlichkeit, des Verstandes, und der Vernunft, als besonderen Arten der Gattung Vorstellungsvermögen die Theorie der letztern als Prämisse zum Grunde legte, und jene besonderen Theorien in keinem andern Sinne darauf zu bauen suchte, als der Verfasser der Rezension, wenn er der Erste den Begriff von Pflicht überhaupt entwickelt hätte, die Theorien der besonderen Pfl ichten auf denselben erbauet haben würde. Ich bin mir bewußt nur durch jene Prämisse in Stand gesetzt worden zu sein, in m e i n e r Theorie des Erkenntnisvermögens die Lehre von Sinnlichkeit, Verstand und Vernunft auf meine eigene Weise, unabhängig von allen in der Kritik der Vernunft gebrauchten Gründen, ohne die Artikulation des kantischen Systems und die demselben eigene Terminologie vorzutragen. Ich konnte daher kaum meinen Augen trauen, als ich in einer Rezension, welche mir das Zeugnis gibt, die Lehre vom Bewußtsein, Verstand und Vernunft ganz erschöpft zu haben, 69 das Urteil las: Vorstellung und Vorstellungsvermögen könnten AUF KEINE WEISE die Prämissen für die Wissenschaft des Erkenntnisvermögens abgeben.70 »Die Theorie des Vorstellungsvermögens überhaupt wäre etwas in Rücksicht auf die | Theorie des Erkenntnisvermögens sehr entbehrliches, ein bloßes philosophisches Kunststück.«71 Und warum dieses? Ich fi nde in der ganzen Rezension keinen andern Grund angegeben; als »weil der Begriff der Vorstellung, wie sich der Verf. ausdrückt, nicht die Basis, nicht das Prius, sondern das Posterius in Rücksicht der Begriffe von sinnlicher Vorstellung, Begriff und Idee wären.« 72 Bei der analytischen Untersuchung, durch welche die Theorie vorbereitet wird, muß freilich von der sinnlichen Vorstellung zum Begriffe, von diesem zur Idee, und von dieser zu dem ihnen gemeinschaftlichen Merkmal Vorstellung überhaupt hinaufgestiegen werden. Aber die vollendete Theorie muß von der Gattung zu den Arten herabsteigen. Ganz unbegreiflich ist mir, wie der Verf. behaupten konnte; »Vorstellung und Vorstellungsvermö9 bewußt ] IB der A. L. Z. auch bewußt

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gen wären nur Gemeinbegriffe (sollte wohl heißen Gegenstände allgemeiner – (das heißt hier Gattungs) Begriffe; und folglich Gattungen) deren man auch allenfalls (?) bei bestimmten Begriffen von Sinnlichkeit etc. ganz entbehren könnte.«73 I c h kann bei dem philosophisch bestimmten Begriff einer Art des Begriffes der Gattung durchaus nicht entbehren. Höchst ungerecht aber ist der Vorwurf, daß ich in der Theorie des Vorstellungsvermögens überhaupt dem Begriffe der V. in engster Bedeutung unvermerkt den Begriff in weiterer untergeschoben habe, um die daselbst vorgetragene Theorie herauszubringen.74 Denn jedes daselbst vorkommende und das Vorstellungsvermögen überhaupt betreffende Theorem ist aus dem Begriffe der Vorstellung überhaupt in wie ferne sie durchs Bewußtsein von Objekt und Subjekt unterschieden wird (welches doch von der sinnlichen Vorstellung, dem Begriffe und der Idee gilt) abgeleitet. Die Ableitung des | Daseins äußerer Dinge steht nur als Exkursion dort. Ungegründet ist auch die Behauptung: »daß ich den Begriff der Vorstellung als den allgemeingeltenden Grund meiner Theorie angegeben habe.«75 Ich habe mich deutlich darüber erklärt, und die ganze Abhandlung beweist dies, daß ich das Bewußtsein für diesen Grund halte; und der durch dasselbe einleuchtende Satz: die Vorstellung ist vom Vorstellenden und Vorgestellten unterschieden, liegt meiner ganzen Entwickelung des Begriffes der V. zum Grunde. Mir ist nie in den Sinn gekommen, wie mir die Rez. Schuld gibt, die Eigentümlichkeiten der sinnlichen Vorstellung des Begriffes und der Idee, aus der Vorstellung überhaupt abzuleiten, das ganze dritte Buch zeigt auch, daß ich dieses nicht getan habe. Allein dasselbe sollte doch auch bemerken lassen, daß ich um diese Eigentümlichkeiten so zu entwickeln, wie ich sie entwickelt habe, des Begriffes der V. überhaupt nicht entbehren konnte. Das Hauptmoment der kritischen Philosophie ist (oder ich verkenne diese Philosophie ganz) die Hinwegräumung des 8 der ] OrA und IB der A. L. Z. des 25 der sinnlichen Vorstellung ] OrA des sinnlichen Verf. IB der A. L. Z.

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Mißverständnisses, welches die Merkmale, die den Vorstellungen als bloßen Vorstellungen (den Anschauungen, Begriffen und Ideen) eigentümlich sind, und den Gegenständen nur in wieferne sie ein Vorgestelltes sind zukommen, auf die Dinge an sich überträgt. – Und schon die von den kritischen Philosophen selbst noch nicht genug vermiedene Verwechselung des Noumenons mit dem Dinge an sich sollte den Rez. der selbst kritischer Philosoph ist, abgehalten haben, über die Entbehrlichkeit der Theorie des Vorstellungensvermögens ein so rasches und hartes Urteil zu fällen. In der neuen Darstellung der Hauptmomente meiner Theorie, die ich gegenwärtig unter der Feder habe,76 und die mit dem ersten Bande meiner B e i t r ä g e auf | Michaelis erscheinen wird,77 werde ich unter andern auch den besonderen Theorien der Sinnlichkeit, des Verstandes und der Vernunft, das besondere Prinzip ihrer Eigentümlichkeiten, das ebenfalls im Bewußtsein gelegen ist, ausdrücklicher und bestimmter beifügen,78 und also dem Verdachte, als ob ich die Arten nur allein durch die Gattung bestimmt hätte, noch deutlicher zuvorkommen.

18 Im IB der A. L. Z. (Sp. 655) geht der Text folgendermaßen weiter Das

Schicksal, das mein Versuch vor den meisten kritischen Richterstühlen bisher erfahren hat, sollte freylich mehr abschreckend als ermunternd für mich seyn. Allein ich gestehe es, daß ich wenigstens für die Sache, womit er sich beschäftiget, ein besseres Schicksal erwarte, und daß diese Erwartung mich in meinem Vorhaben bestärkt, alle meine Kräfte auf die Beleuchtung dieser Sache zu verwenden. Lang und vielfältig habe ich bey dieser Arbeit die Schriften der Gegner insbesondere der Herren Feder, Eberhard und Flatt nicht ohne Erfolg für mich, aber, wie ich aus ihren Beurtheilungen sehe, ohne allen Erfolg für diese Herren benutzt, wie denn die Hn. Feder und Flatt (laut ihren Recensionen in den Göttingschen und Tübingschen gelehrten Zeitungen) in meinem Buche nichts als Scharfsinn, Ungezogenheiten und Ungereimtheiten gefunden haben. Ich erkläre hiemit, daß ich mich für ganz unvermögend erkenne, die Bedenklichkeiten dieser Herren zu ihrer, und [i]hres Publicums Befriedigung zu heben. Jena den 15 Junius 1790. C a r l L e o n h a r d R e i n h o l d .

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Antwort des Herrn Prof. Heydenreichs (Intell. Bl. der A. L. Z. 1790. N. 88) 79 Erst nach oft wiederholtem reiflichem Erwägen fällte ich in den Leipziger gel. Anz. über die Theorie des menschlichen Vorstellungsvermögens von meinem v i e l g e l i e b t e n F r e u n d e , dem Herrn Prof. Reinhold in Jena, dasjenige Urteil, in welchem er, weit entfernt die mindeste Veranlassung zum weitern Nachdenken zu finden, nur Stoff zum Staunen und Mißtrauen in seine Sinnen antrifft. Da ich, wie ich auch bereits in jener Rezension angekündigt habe, einen besondern Versuch über die Theorie des Vorstellungsvermögens 80 herauszugeben gesonnen bin, so erkläre ich hiermit nur so viel, daß ich auch nicht eine Silbe von jener Anzeige zurücknehme, sondern alle meine Behauptungen zur völligen Befriedigung aller parteilosen Denker erweisen will, und mache nur über die Erklärung meines Freundes einige wenige Bemerkungen. Meine Haupteinwürfe in jener Anzeige sind: (1) Die Theorie des bloßen Vorstellungsvermögens enthält nicht die notwendigen Prämissen zur Theorie des Erkenntnisvermögens, der Begriff der bloßen Vorstellung kann nicht als allgemeingeltender | Grund angesehen werden, auf welchen man die Hauptmomente der Kantischen Philosophie zurückführen müsse. Wenn Herr Reinhold (S. 654 des Int. Bl. Z. 23 v. u.) 81 d i e s e s (?) behauptet zu haben leugnet, so kann ich wohl, ohne unanständig zu sein, versichern, daß ich meinen Augen nicht traute, indem ich es las. Hat mein F r e u n d vergessen, was er schrieb S. 63 der Vorrede seiner Theorie: etc. »Er (der Verf.) wurde äußerst überrascht, als er an den auf diesem Wege gefundenen Resultaten gewisse bisher allgemein verkannte Merkmale fand, welche vollständig entwickelt und systematisch geordnet, einen Begriff von der Vorstellung überhaupt ausmachten, der durch seine Natur durchgängig gegen das bisherige Mißverständnis gesichert, und der Kantischen Theorie des Erkenntnisvermögens zum G r u n d e gelegt, auch dieser eben dieselbe Sicherheit, zu verschaffen schien«, 82 vergessen, was 21 S. 654 ] OrA und IB der A. L. Z. S. 154

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er schrieb S. 67 Z. 7 v. o. »die Theorie des Vorstellungsvermögens, welche die Prämissen zur Theorie des Erkenntnisvermögens liefern soll«, 83 usw. vergessen, was er schrieb S. 190 Z. 10 v. u. »Sobald man über das Vorstellungsvermögen einig ist, hat man sich in den Besitz eines allgemeingültigen Prinzips gesetzt, aus welchem sich in der Folge die Grenzen des Erkenntnisvermögens – bestimmen lassen müssen.«? 84 – Was die Sache selbst betrifft, so werde ich in der angekündigten Schrift zeigen, daß Kant für seine Theorie der Sinnlichkeit, des Verstandes und der Vernunft keiner Theorie des bloßen Vorstellungsvermögens notwendig bedürfte, daß seine Theorien dieser Vermögen, welche nach H. R. Raisonnement nicht eigentlich philosophisch sind, (S. den Eingang der Erklärung gegen mich) 85 recht eigentlich philosophisch sind, wenn | er sie gleich auf keine Analyse der bloßen Vorstellung gegründet hat. Ich füge jetzt nur so viel hinzu, daß ich nicht begreife, wie sich meinem F r e u n d e der Gedanke, daß doch wohl der gründliche Kant, wenn wirklich die Theorie der bloßen Vorstellung für die Theorie des Erkenntnisvermögens notwendig wäre, nicht ermangelt haben würde, diese auf jene zu gründen, nicht aufdringt, und zu einigem Mißtrauen gegen seine Überzeugung bestimmt. 2. Herr Reinhold entwickelt aus dem Begriffe der bloßen Vorstellung mehr als darin liegt. Ich beweise dies in der Rez. aus fünf Sätzen der Reinholdischen Theorie, wo er aus dem Begriffe der Vorstellung im engsten Sinne, (bei welchem man Subjekt und Objekt wegdenkt (§ XI . S. 214, 218)) 86 Dinge entwickelt, welche aus ihnen gar nicht entwickelt werden können, ohne Subjekt und Objekt hinzuzudenken, unter andern, aus dem Satze, wo er aus dem Begriffe der bloßen Vorstellung im engsten Sinne einen Beweis für das Dasein der äußern Dinge herleitet. Diese Behauptung findet er höchst ungerecht, läßt sich aber bloß auf den Satz vom Dasein äußerer Dinge ein, und sagt: »Die Ableitung des Daseins äußerer Dinge steht nur als EXKURSION dort.« 87 Ich will 1 v. o. ] OrA und IB der A. L. Z. v. u. 26 ihnen ] IB der A. L. Z. ihm

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nicht sagen, was für eine Wirkung diese Wendung m e i n e s F r e u n d e s auf mich gemacht hat; erwartet hätte ich eine solche von einem solchen Manne nicht. Nun frage ich aber jeden unbefangenen Leser, ob durch diese Wendung H. R. gerechtfertigt ist. Gesetzt auch, man erlaubte ihm, was jedem Schriftsteller unerlaubt ist, eine Reihe Dogmatischer Paragraphen, ohne Grund und Ankündigung, durch ein ganz fremdartiges Glied zu unter | brechen, und noch dazu einen Schein von bündigem Zusammenhange zu erkünsteln, gesetzt man erlaubte ihm in eine philosophische Ideenreihe über den Begriff der bloßen Vorstellung den Beweis eines Satzes hineinzudrängen, welcher bloß durch den Zusammenhang mit jener Ideenreihe nicht erwiesen werden kann, sondern seinen Beweis anders woher fordert, und alles so anzulegen, damit die Welt glaube, der Satz sei ein natürliches Resultat jener Ideen reihe allein; so zeigt ja doch das Verhältnis des Paragraphes über den Idealismus 88 zu dem Ganzen, daß er nach der Überzeugung H. R. bei der Abfassung des Buches nicht Exkursion sein sollte, sondern, daß er wirklich aus dem Begriffe der bloßen Vorstellung im engsten Sinne den Idealismus zu widerlegen glaubte, daß er jenen Satz als das wahre bündige Resultat aller von ihm für wahr gehaltenen Grundsätze vom XV. § an, 89 als ein wirklich in die Reihe gehörendes Glied aufstellte. Nun zeige aber Herr Reinhold, daß im Begriffe der bloßen Vorstellung im engsten Sinne etwas liege von Unterscheidung des Gegenstandes von der Vorstellung durchs Bewußtsein (§ XV ) 90 von Gegebensein und hervorbringen, leiden und selbsttätig sein (§ XVIII ) 91 von einem von außenher gegebenen Stoffe (XXVIII ) 92 wenn man nicht Subjekt und Objekt hinzudenkt, also den Begriff Vorstellung in weiterer Bedeutung (S. 217) 93 nimmt. Oder sind jene Paragraphen auch Exkursionen? Noch bemerke ich, daß die von H. R. S. 654 Z. 4 v. o. 94 unrichtig angeführten Worte im Original der Rezension also lauten: »Wenn, dünkt Rez., die Theorie der Sinnlichkeit, des Verstandes, und | der Vernunft richtig und vollständig entwikkelt worden, wie es denn von Kant geschehen, so ist die Analyse des Allgemeinbegriffs Vorstellung, freilich für den Den-

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ker immer etwas Interessantes, gleichsam ein philosophisches Kunststück, aber nicht unumgänglich nötig für den Forscher des Erkenntnisvermögens.« 95 Jetzt kein Wort mehr über die ganze Sache, kein Wort über manche einzelne Teile der Erklärung, welche eine Gegenbemerkung verstatteten, selbst kein Wort über das Betragen meines Freundes, eine Anzeige, welche die wärmste Ehrfurcht atmet, durch eine Erklärung zu erwiedern, in welcher keine Spur von Achtung und Zutrauen sichtbar ist, ein Betragen, welches eben so wenig mein Gleichgewicht stören, als mich verführen kann meine Hochschätzung seiner Verdienste nur im Mindesten herabzustimmen. Der Geist der wahren Weisheit sei mit ihm und mir, und erhalte uns immer eine freie Stille der Seele; sie allein gibt dem Vortrage der Wahrheit jenen reinen Schimmer, welcher, wie Blicke unschuldiger Liebe, die Geister unauflöslich an sie fesselt. Leipzig, am 3. Julius. Karl Heinrich Heydenreich Prof. der Philos.

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Ungeachtet die Gründe, durch welche ich die Einwürfe der Leipziger Rezension in den in diesen Beiträgen gelieferten Abhandlungen gehoben zu haben glaube; die uneigennützige Liebe zu unsrer gemeinschaftlichen Wissenschaft, die Herr Prof. Heydenreich durch mehr als Eine unzweideutige Probe an Tag gelegt | hat; und selbst das Prädikat des vielgeliebten Freundes womit er mich in der obigen Erklärung vor dem Publikum beehrt, mir keine geringe Hoffnung einflößen, daß er seinen Vorsatz: nicht eine Silbe von jener Anzeige zurückzunehmen mit der Zeit noch ändern dürfte: so ist es doch nicht unwahrscheinlich, daß die Gründe, durch welche er alle seine Behauptungen gegen meine Theorie zur völligen Befriedigung aller parteilosen Denker in einem besonderen Versuche über jene Theorie erwei-

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sen will, von denjenigen ganz verschieden sind, die er in der Anzeige mehr angedeutet als aufgestellt hat. In diesem Falle werde ich, sobald ich diesen Versuch, dem ich mit Verlangen entgegen sehe, sorgfältig geprüft haben werde, entweder die Entbehrlichkeit der Theorie des Vorstellungsvermögens überhaupt öffentlich eingestehen, oder die neuen Einwürfe gegen dieselbe beantworten: welches ich, da H. H. über die Hauptmomente der kantischen Philosophie mit mir einig ist, gar wohl tun kann ohne meinem Vorsatze ungetreu zu werden an keinem philosophischen Streite, bei dem nicht gemeinschaftliche Prinzipien zum Grund liegen teil zu nehmen. Ich bedaure, daß mir H. Hs Bemerkungen für diesesmal Gegenbemerkungen abnötigen, die ihm unmöglich gefallen können, und die ich weit lieber dem ungenannten Rezensenten 97 entgegengestellt hätte. Es war mir unerwartet H. H. seine Waffen gegen mich richten; noch unerwarteter ihn dabei sich s o benehmen zu sehen. Er hatte alles Recht seinen Augen nicht zu trauen, indem diese gelesen haben: Ich hätte geleugnet behauptet zu haben: die Theorie des V. V. enthielte die notwendigen Prämissen zur Theorie des Erkenntnisver | mögens. 98 Denn ich habe diesen Satz nicht nur in meiner Erklärung nicht geleugnet, sondern sehr ausdrücklich behauptet, und den Sinn meiner Behauptung weitläufig auseinandergesetzt. Geleugnet habe ich hingegen je behauptet zu haben: der B e g r i f f der bloßen Vorstellung könne als allgemeingeltender Grund angesehen werden, auf welchen man die Hauptmomente der kantischen Philosophie zurückführen müsse. Dieser von mir geleugnete Satz wird von H. H. unmittelbar mit jenem von mir nicht geleugneten sondern behaupteten Satze zusammengestellt und die Beschuldigung: ich hätte beide geleugnet, wird durch die Stellen aus meinem Buche, in welchen ich den behaupteten wirklich behauptet habe, scheinbar genug gerechtfertiget! Ich will glauben daß mich H. H. mißverstanden habe. Aber es war hier eben nicht schwer mich zu verstehen. In meiner Erklärung heißt es: »Ungegründet ist die Behauptung (des H. Pr. Hs) daß ich den Begriff der Vorstellung als

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den allgemeingeltenden Grund meiner Theorie angegeben habe. Ich habe mich deutlich darüber erklärt, und die ganze Abhandlung beweist dies, daß ich das Bewußtsein für diesen Grund halte, und der durch dasselbe einleuchtende Satz liegt meiner ganzen Entwicklung des Begriffes der V. zum Grunde.« 99 Dieses konnte ich allerdings behaupten ohne vergessen zu haben, daß ich in der Vorrede zu meiner Theorie schrieb: »Ich hätte gewisse Merkmale gefunden, welche vollständig entwickelt und systematisch geordnet einen Begriff von der Vorstellung überhaupt ausmachten, der durch seine Natur durchgängig gegen das bisherige Mißverständnis | gesichert, und der kantischen Theorie des Erkenntnisvermögens zum Grund gelegt, auch dieser eben dieselbe Sicherheit zu verschaffen schien.«100 H. Hs. Augen müssen sehr flüchtig über diese Stelle hinweggeeilt haben, in dem sie an derselben den Umstand des vollständigen Entwikkeltwerdens und des systematischen Aufstellens – das heißt des Ableitens der Merkmale des Begriffes der Vorstellung aus einem ersten Grundsatze, welchen (und nicht den Begriff der V.) ich freilich für allgemeingeltend halte – übersehen konnten. Oder ist der Begriff von Vorstellung, und der Grundsatz durch welchen derselbe bestimmt wird, Eins und ebendasselbe? Und sind diese beiden Dinge in der Stelle aus der Vo r r e d e nicht genug unterschieden; warum hält sich H. H. lieber an diese Stelle, als an die weitläufige Auseinandersetzung dieses Unterschiedes in der Theorie selbst? Warum nimmt er in seiner Antwort auf die Erinnerung in meiner Erklärung, daß das Bewußtsein, und nicht der Begriff der Vorstellung, dasjenige sei, was ich für den allgemeingeltenden Grund der Theorie halte, keine Rücksicht?? Das in dem Munde eines vielliebenden Freundes etwas befremdende Argumentum ab invidia, welches mich in die Notwendigkeit setzen soll: entweder die Entbehrlichkeit meines Versuches zuzugeben, oder Kanten die Gründlichkeit abzusprechen, ist in der Abhandlung über das Verhältnis der Theorie zur Kritik wie ich dafür halte, beantwortet. H. H. fährt fort: »H. R. entwickelt aus dem Begriffe der bloßen Vorstellung mehr als darin liegt. Ich beweise dies in der Rezension a u s fünf

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Sätzen der Reinholdi | schen Theorie, wo er aus dem Begriffe der Vorstellung im engsten Sinn (bei welchem man Subjekt und Objekt wegdenkt § XI . S. 214, 218) Dinge entwickelt, welche aus ihm nicht entwickelt werden können, ohne Subjekt und Objekt hinzuzudenken – «101 – Hier fi ndet man abermal Veranlassung auf die Augen, ja sogar auch auf die Hand des Herrn Prof. mißtrauisch zu werden. Offenbar hat seine Hand sich verirrt, da sie anstatt: Ich behaupte dies von fünf Sätzen, die Worte: Beweise, und: aus, niederschrieb. Man lese noch einmal die Rezension nach, auf welche sich H. H. hier beruft. »In ihm (heißt es daselbst nämlich im Begriffe der bloßen Vorstellung) liegt, wenn Rez. sich nicht völlig täuscht, nichts von Unterscheidung des Gegenstandes«102 usw. Behaupten, daß etwas nicht in einem Begriffe liege, und dasselbe beweisen sind aber zwei so ganz verschiedene Dinge, daß sie nur durch die H a n d verwechselt werden können. Noch schlimmer für die Beurteilung meiner Theorie ist der Streich, den die Augen ihrem Herrn Besitzer bei der Anführung des § XI . S. 214 und S. 218 meiner Theorie gespielt haben; indem sie in den a. O. von wegdenken des Subjektes und Objektes aus dem Begriffe der Vorstellung in engster Bedeutung gelesen haben. Denn § XI . S. 214 ist zwar vom Begriffe der V. in engster Bedeutung aber mit keinem Worte von einem solchen Wegdenken die Rede; 103 und S. 218 wird zwar von einem Ausgeschlossen werden des O. und S. aus einem Begriffe – aber nicht dem Begriffe der Vorstellung, sondern des Vo r s t e l l u n g s v e r m ö g e n s in engster Bedeutung gesprochen.104 | Das Wort Exkursion, so wie die durch dasselbe bezeichnete Sache, die Hr. H. für eine von mir ihm gegebene Blöße ansieht, und auf welche er sich bei seiner Fehde sehr viel zu Gute tut, betrifft ein Einziges Theorem, das ich noch immer nach einer neuerdings vorgenommenen Prüfung für richtig, aber der Theorie, wenigstens diesem Teile derselben, keineswegs für wesentlich halte, und darum Exkursion genannt habe. Gesetzt aber, jenes Theorem wäre unrichtig; was gewinnt dadurch Hrn. Hs. Behauptung: daß die übrigen vier Theoreme unrichtig; und die Theorie des V. V. überhaupt entbehrlich wäre? Wozu seine

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ganze Deklamation gegen das Wort Exkursion, das mich noch dazu über keinen Punkt rechtfertigen sollte? Die Aufforderung: »Nun zeige Herr Reinhold, daß im Begriffe von Vorstellung im engsten Sinne von Unterscheidung des Gegenstandes usw.«105 ist wohl, auf das gelindeste ausgedrückt, unüberlegt. Denn dies habe ich ja in der Theorie so gut ichs vermochte zu zeigen versucht; dies war eben das Hauptgeschäfte der Theorie. Es ist an H. H. zu zeigen, daß in jenem Begriffe nicht liege, was ich in demselben gefunden zu haben glaube. Aber bei diesem Geschäfte müßten ihm freilich seine Augen getreuere Dienste leisten, als bei seinem bisherigen Durchblättern meines Versuches, und selbst wieder bei der in der letzten Aufforderung vorgenommenen Zitation. Er meint, daß die Dinge, die ich im Begriffe der bloßen Vorstellung gefunden habe, nicht in demselben liegen, »wenn man nicht Subjekt und Objekt hinzudenkt, also den Begriff der Vorstellung in weiterer Bedeutung nimmt« und zitiert S. 217 meines Versuches. Man schlage S. 217 auf; | und man wird fi nden, daß Hrn. Hs. Augen hier wieder anstatt Vo r s t e l l u n g s v e r m ö g e n – Vo r s t e l l u n g in weiterer Bedeutung gelesen haben. – »In diesem Inbegriffe, (heißt es daselbst) der den Inhalt des Begriffes vom Vorstellungsvermögen in weiterer Bedeutung ausmacht, ist das vorstellende Subjekt (nämlich als vorstellende Kraft) und sind die vorgestellten Objekte, in wieferne sie zur Vorstellung beitragen, mit enthalten.«106 Das Unterscheiden übrigens der Vorstellung vom Objekt und Subjekt, als Tatsache des Bewußtseins, und das angebliche Wegdenken des Objekts und Subjekts aus dem Begriffe der Vorstellung, wobei vorausgesetzt würde, daß sich die Vorstellung ohne Objekt und Subjekt denken ließen, soll doch wohl nicht Einerlei sein? Im Begriffe der bloßen Vorstellung lassen sich Objekt und Subjekt auch bei aller Unterscheidung derselben von der V. durchaus nicht wegdenken, da die Vorstellung nur dasjenige ist, und nur als dasjenige gedacht werden kann, was sich im Bewußsein auf Objekt und Subjekt beziehen läßt. Aber diese doppelte Beziehung hebt die Unterscheidung der V. vom

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Objekt und Subjekt so wenig auf, daß sie vielmehr ohne dieselbe nicht einmal denkbar wäre. Die Vorstellung ist weder O. noch S. aber durch ihre inneren Bestandteile mit beiden unzertrennlich verknüpft. Es fällt sonderbar auf, gleich nach der Stelle in welcher sich H. H. einer unrichtigen Anführung meiner Worte, welche einen wesentlichen Punkt betrifft, schuldig gemacht hat, eine Rüge von mir unrichtig angeführter Worte zu fi nden, wobei ich, da ich aus | dem Gedächtnisse anführte, bloß von den Worten des H. H. abgewichen bin. Ich setzte nämlich anstatt nicht unumgänglich nötig, den Ausdruck entbehrlich; und ließ die Worte: für den Denker immer etwas interessantes, weg; vermutlich weil ich das was durch sie gesagt werden sollte, schon durch den Ausdruck: philosophisches Kunststück genug angedeutet fand. Noch sonderbarer fand ich, daß sich H. H. in seiner Erklärung so oft auf seine F r e u n d s c h a f t gegen mich beruft, und in der Meinigen Spuren von Achtung und Zutrauen vermißt. Ich hatte es mit einem ungenannten Rezensenten zu tun, der, wie ich überzeugt war und noch bin, die Hauptidee meines Buches unrichtig gefaßt hatte, und sie dem Publikum unrichtig angab. Für diesen Dienst konnte er doch wohl nicht Bezeugungen von Achtung und Zutrauen erwarten; so wenig als für die Komplimente, die er mir in der Rezension macht, und die, da er die Hauptsache verwirft, bloß Nebendinge betreffen. Ich überlasse es dem Leser zu beurteilen: ob in meiner Erklärung auch nur Ein Ausdruck vorkommt, der Verachtung und Mißtrauen anzeigte; und ob der Ton der in derselben herrscht durch den Ton der Heydenreich. Erklärung erwidert sei. In der Rezension hat H. H. an mir bloß als ungenannter Rezensent gehandelt. Der Freund würde seine Klage gegen mein Buch, zumal eine Klage, die nichts geringeres als die Hauptidee desselben betrifft, vorher dem Freunde mitgeteilt, und die Rechtfertigung desselben vernommen haben, bevor er sie vor den Richterstuhl des Publikums gebracht | hätte. Dies hat H. H. nicht getan. Indem ich mich gegen einen ungenannten Rez. zu verteidigen suche, tritt H. H. aus dem Inkognito hervor, nennt sich vor dem Pu-

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blikum meinen Freund, versichert, mein Betragen vermöge sein Gleichgewicht nicht zu stören, und fi ndet für nötig, mich in sein öffentliches Gebet um wahre Weisheit einzuschließen! Jena, den 15. September 1790.

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Anmerkungen zur ersten Abhandlung 107 (1) Die angeführte Erläuterung steht an der Spitze der Federschen Logik und Metaphysik sechste Auflage, im Eingange, welcher vorläufiger Begriff der Philosophie überschrieben ist, und lautet wie folgt: »Wenn gleich jedwedes Nachdenken, wodurch eine Erkenntnis, was auch ihr nächster Gegenstand sein mag, deutlich, zusammenhängend, und bis auf die ersten Gründe zurückgeführt wird, philosophieren heißen kann: so macht doch die Philosophie selbst nur einen Teil der gelehrten Kenntnisse aus. Und wie verschieden auch die Seiten sind, von welchen derselbe von jeher angesehen worden ist, oder angesehen werden kann, wie abstechend auch selbst die Erklärungen der Philosophen von ihrer Wissenschaft dem ersten Anschein nach sein mögen: so ist doch so viel außer Zweifel, daß es in der Philosophie um die wichtigsten derjenigen Erkenntnisse zu tun sei, d i e d u r c h d e n b l o ß e n G e b r a u c h d e r Ve r n u n f t herausgebracht werden können; um die Kennt | nis der Natur, und ihrer allgemeinen Wirkungsgesetze.«108 Der vorläufige Begriff, welcher dem Vortrag einer Wissenschaft vorhergeschickt wird, muß zwar als ein solcher ein unentwickelter aber durchaus kein unbestimmter Begriff sein. H. F. s. Leser müssen sich um so genauer an seinen vorläufigen Begriff von der Philosophie überhaupt halten, da es ihm nicht gefallen hat, im ganzen Werke einen andern als diesen vorläufigen aufzustellen. Die Unbestimmtheit des charakteristischen Merkmals in diesem Begriffe, von dem ich in meiner Abhandlung spreche, wird durch jede nähere Bestimmung in der Federschen Erörterung größer. Erstens durch das Merkmal des Wichtigsten. Was ist hier das Wichtigste und was das weniger Wichtige? Wo

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fängt das Unwichtige, das sich durch den bloßen Gebrauch der Vernunft herausbringen läßt an? »Das muß die Philosophie zeigen.«109 Wie kann es also beim vorläufigen Begriff der Philosophie als bekannt vorausgesetzt werden? Gesetzt aber auch ich wollte, was durch die allgemeinste Übereinstimmung für das Wichtigste, womit sich die Philosophie beschäftiget, anerkannt ist, bestimmt angeben: die Pflichten und Rechte der Menschheit in diesem und der Grund der Erwartung für das künftige Leben, so weit sie durch Vernunft bestimmbar sind; so würde auch dieser viel bestimmtere Begriff, doch noch für den vorläufigen von der Philosophie um vieles zu enge sein. Denn man würde im Umfange desselben mit Recht die Logik, und die metaphysischen Elemente der Physik vermissen. Allein, wie sehr nimmt die Unbestimmtheit des Federschen Begriffes dadurch zu, daß er noch die Kenntnis der Natur | und ihrer allgemeinen Wirkungsgesetze hinzufügt. Was heißt hier Natur? Wird dies Wort im weitesten Verstande genommen; wie kann dann die Kenntnis der Natur, mit dem Wichtigsten was durch bloße Vernunft herausgebracht werden kann einerlei sein. Wird es in einer engeren Bedeutung gebraucht; so ist man noch mehr darüber verlegen, was hier unter Natur gemeint sein könne. Freilich kann H. F. darauf rechnen, daß nur der kleinste Teil seiner Leser diese Verlegenheit fühlen wird. Anfänger gleiten gemeiniglich darüber hinweg; und je unbestimmter ein Begriff ausgedrückt ist, desto willkommner ist er dem Popularphilosophen, dem er durch seine Geschmeidigkeit das Kopfbrechen erspart. Am willkommensten aber muß jener vorläufige Begriff der zahlreichen Partei sein, welche sich zu dem aus dem gepaarten Supernaturalism und Naturalism bestehenden Koalitionssystem110 bekennt. Die Philosophia ist ihr derjenige Teil der gelehrten Kenntnisse, der sich mit der Natur abgibt, aber ohne einen anderen Teil, der das Übernatürliche zum Objekt hat und Theologia heißt, inanis fabula ist. Die Eine hat es mit dem Wenigen, Ungewissen und Unbedeutenden zu tun, was sich durch nichts weiter als durch b l o ß e (sich selbst überlassene) Vernunft herausbringen läßt; die andere mit dem Vielen, Zuverlässigen

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und Wichtigen, welches bei dem übernatürlichen Lichte des von oben herab eingegossenen Glaubens einleuchtet. (2) Les sens, quoique necessaires pour toutes nos connoissances actuelles, ne sont point suffisantes pour nous les donner tous; puisque les sens ne donnent jamais que des exemples; cest à dire des veritès parti | culieres ou individuelles. Or tous les exemples qui confi rment une verite generale, de quelque nombre qu’ils soient, ne suffisent pas pour etablir la necessitè universelle de cette meme verité, car il ne sait pas, que ce qui est arrivé, arrivera toujours de meme. – D’ou il paroit, que les verites necessaires, telles qu’on les trouve dans les Mathematiques pures, et particulierement dans l’Arithmetique, et dans la Geometrie doivent avoir des principes, dont la preuve ne depend point des exemples, ni pas consequent de temoignage des sens quoique sans le sens on ne seroit jamais avisè d’y penser. – La Logique encore avec la Metaphysique, et la Morale, dont l’une forme la Theologie l’autre la Jurisprudence naturelles, toutes deux sont pleines des telles verites; et par consequent leur preuve ne peut venir, que des principes internes, qu’on appelle innès. Leibniz. Nouveaux Essais sur l’entendement humain, Avant propos.111 (3) Es muß jedem aufmerksamen Leser des Lockischen Werkes Essay on human understanding auffallen, daß der große Verfasser desselben, der sonst jeden andern der Philosophie wichtigen Begriff, mit eben so großer Sorgfalt und Ausführlichkeit als ungemeinen Scharfsinn entwickelt, über die Begriffe von Notwendigkeit und Allgemeinheit mit einer Flüchtigkeit hinwegeilt, die er sich sonst bei der unbedeutendsten Nebensache nie erlaubt hat. Von der Notwendigkeit sagt er T. I . K. 21 Of Power: § 13 »Wherever Thought is wholly wanting, or the power to act and forbear according to the direction of thought, there necessity takes place.« 112 Wahrscheinlich würde er sich nicht einmal so weit darüber herausgelassen | haben, wenn ihn nicht seine Betrachtung über die Freiheit des Willens113 (die Mißlungenste im ganzen Werke) darauf geführt hätte. »Universality is only in signs« 114 ist seine Meinung von der Allgemeinheit. Mit dieser gänzlich unbestimmten und unrichtigen Vorstellungsart von

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den wesentlichsten Momenten der ganzen Philosophie hängt dann freilich die ziemlich unphilosophische Beschreibung die er anstatt einer Logisch bestimmten Erklärung K. 17. II . T. von der Vernunft aufstellt,115 sein gänzliches Verkennen der in der Natur der Vernunft gegründeten Form des Vernunftschlusses und sein Widerwillen gegen die Logischen aus der Angabe der nächsten Gattung und des nächsten Unterschiedes bestehenden Defi nitionen sehr genau zusammen. (4) Zur S. 378 Zeile 8 nach: befunden werden müsse.116 Dies ist wenigstens der einzige Sinn, den die folgende Äußerung, durch welche Herr Feder das erste Buch meines Versuches im 14 St. der diesjährigen Göttinger Anz. charakterisiert, für mich hat. »Im ersten Buche wird der Zustand der Philosophie, sonderlich auf teutschen Universitäten auf eine Weise geschildert, die freilich manchen zum Lachen, manchen zum Mitleiden bewegen dürfte.«117 Ruhig überlasse ich es der Zeit, diese Prophezeiung zu bestätigen, oder zu widerlegen. So viel ich bisher bemerken konnte: war die Wirkung jener Schilderung bei manchen Beifall, bei manchen Unwillen, bei Niemanden weder Gelächter noch Mitleiden, außer bei Einigen beides über eine S. 155 befi ndliche Stelle, die aber nicht mir gehört.118 | Herr Feder fährt in dieser Rezension, die mir als ein Beleg meiner Charakteristik der Popularphilosophie merkwürdig ist, folgendermaßen fort: »Ob aber gesetzte, und der Sachen kundige Männer die dabei gebrauchten Ausdrücke, Vergleichungen, Anspielungen und den ganzen Ton billigen werden; ob insbesondere die drei berühmten und Verdienstvollen Männer, denen der Verfasser als seinen väterlichen Freunden dies Buch als ein Denkmal seiner Verehrung zugeeignet hat, von Born, Kant und Wieland 119 hierinne ihm ihren Beifall geben werden, daran zu zweifeln hält sich Rez. für berechtiget.«120 – Wenn mich H. F. in dieser Stelle den Freunden seiner Philosophie (denn andere dürften ihm kaum auf sein bloßes Wort glauben) als einen ungezogenen Jungen vorführt: so erscheint er auf der anderen Seite in den Augen von den Freunden der Meinigen – als ein Praeceptor, der dem Jungen nicht gewachsen ist; und daher den

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Vater zu Hülfe ruft. Ich habe diejenige Stelle, über welche sich, zwar nicht H. F., aber doch die Popularphilosophie am meisten und vielleicht allein zu beklagen Ursache hat, (die Charakteristik derselben S. 133 u. d. f.) 121 bevor ich sie dem Druck übergab, demjenigen unter den drei Männern, bei dem es mir durch die Nähe unsrer Wohnorte allein möglich war,122 von Wort zu Wort vorgelesen; er hat sie im Julius 1789 der Berl. Monatschrift 123 und endlich im Buche selbst gelesen; und er hat den uneingeschränkten Beifall, den er mir bei meinem Vorlesen darüber (und insbesondere über die Einkleidung derselben) bezeugt hat, nach seiner eigenen Lektüre nicht nur nicht zurückgenommen, sondern vollkommen bestätiget.124 Bemerkt aber H. F. ich hätte mich unter den drei, von | ihm ernannten, Schiedsrichtern gerade an denjenigen gewendet, bei dem ich am meisten auf die Parteilichkeit des Vaters zählen konnte: so vergesse er nicht darüber, daß dieser gerade der Mann ist, dessen Urteil über Ton und Schreibart die beiden andern auch dann zu unterschreiben geneigt sein würden, wenn sie auch wirklich weniger parteiisch für mich gesinnt wären. »Unterdessen« (sagt H. F. weiter) »will er« (der Rez.) »weil er doch einmal Partei ist, das Urteil gern andern überlassen.«125 Fürwahr! eine rednerische Figur die den Sophisten besser als den Philosophen kleiden würde. Warum überläßt er eine Rezension, bei der er sich im Falle Partei und Richter zugleich zu sein befi ndet, nicht einem Unparteiischen? Und sollte es nicht ein Grundsatz jeder rezensierenden gelehrten Zeitung, (wie es bei der hiesigen Allg. Litt. Zeitung wirklich ist) sein, daß ein Schriftsteller, gegen den ein anderer Klage geführt, oder der gegen diesen bekanntlich eine Klage zu führen hat, denselben durchaus nicht rezensieren darf? Hätte H. F. seinen Lesern anstatt ihnen sein unbewiesenes Urteil in den Mund zu legen, lieber die Beweise desselben vorgelegt; hätte er die Unanständigkeit meiner Ausdrücke, Gleichnisse und Anspielungen, durch Beispiele belegt: so würden die Unparteiischen unter ihnen gefunden haben, daß ich es in jenen Stellen mit keiner Person, sondern lediglich mit solchen Mei-

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nungen zu tun habe, deren Schädlichkeit und Ungereimtheit ich erwiesen zu haben glaubte, die auch als Meinungen nicht einem Individuo sondern ganzen Klassen eigentümlich sind, und die ich nur als solche vor Augen | hatte. Die Charakteristik der Popularphilosophie hat freilich ironische Züge. Aber da dieser Afterweisheit 126 durch Spekulationen, welche als leere Spitzfi ndigkeiten von ihr verachtet werden, so wenig beizukommen ist: warum sollte ich nicht auch das Mittel gegen sie anwenden dürfen, das Sokrates durch seinen Gebrauch gegen die Sophisten geheiliget hat,127 und das ich noch dazu, nicht wie Er, gegen Einzelne, sondern nur gegen das Abstraktum: Popularphilosophie richte? Wirklich habe ich diese letztere so bestimmt charakterisiert, daß sie im Ganzen genommen unmöglich von einem selbstdenkenden aufmerksamen Leser für die individuelle Philosophie irgend eines berühmten oder unberühmten Schriftstellers angesehen werden kann; obwohl sich jeder unsrer Empiriker oder Eklektiker, und insbesondere auch Herr Feder, in einzelnen Zügen getroffen fi nden mag, bei denen ich gleichwohl keinen einzelnen vor Augen hatte. Wo das letztere in meinem Buche der Fall war, habe ich die Personen genannt, und dann wohl nie mit Wissen den Ausdruck der Achtung vergessen, den ich Ihren Verdiensten schuldig zu sein glaubte. Unbegreiflich ist mir, wodurch ich H. F. Veranlassung gegeben habe, in der Rez. zu behaupten, ich hätte »Ihn namentlich an der Spitze der Popularphilosophen figurieren lassen« 128 um so unbegreiflicher, da ich mir bewußt bin, ihn nie an der Spitze von irgend einer Partei auch nur gedacht zu haben. »Die Vo r w ü r f e « rezensiert H. F. weiter »die den bisherigen Philosophen allen: (Einen, versteht sich, ausgenommen) 129 gemacht werden, vereinigen sich mit einander darinne, daß sie vernachlässiget haben, sich mit dem Vorstellungs- und Erkenntnisvermögen be | kannt zu machen. Dies (?) sei die Ursache, warum sie sich in Parteien geteilt, die so lange mit so wenigem Erfolg sich herumstritten, weil sie alle Recht und alle Unrecht haben, nämlich jede in gewissen Stücken; kurz alles verkehrt angefangen, einen ganz verkehrten Gang genommen (S. 177, 225) und also das Ziel

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verfehlt haben.«130 Wäre ich nicht so vollkommen überzeugt, daß der Rezensent mich wirklich in dem (ich weiß hier kein passenderes Wort:) groben Sinne, in welchem er hier meine Behauptungen anklagt, verstanden habe: so würde ich Ihn der vorsätzlichen Verdrehung meiner Worte, und der Absicht beschuldigen müssen, mich dem Unwillen aller meiner Zeitgenossen, die auf den Namen Philosoph gültige oder ungültige Ansprüche machen, preis zu geben. Wenn man unter Vorstellungs- und Erkenntnisvermögen das versteht, was bisher und insbesondere von H. F. darunter verstanden wurde: so haben freilich alle Philosophen, H. F. sogar nicht ausgenommen mehr oder weniger das Vorstellungs- und Erkenntnisvermögen untersucht, gekannt, und erklärt, und Ich der dies geleugnet haben soll, erscheine dann freilich in einem sehr albernen Lichte. Sollte mein Buch nicht Beweise enthalten, daß ich weder unwissend noch ungerecht genug bin, zu wähnen, alle Philosophen bis auf Kant hätten »alles verkehrt angefangen« (diesen Populären Ausdruck hat mir H. F. aus seiner Sprache geliehen) oder auch nur sie hätten (ohne Einschränkung und in jeder Rücksicht) »einen verkehrten Gang genommen, und das Ziel verfehlt.« Diese beiden letztern von mir gebrauchten, und von H. F. aus dem Zusammenhang gerissenen Ausdrücke geben an den zitierten Stellen in meinem Buch einen ganz andern Sinn | als in der Rezension. S. 177 heißt es: »Eine Folge des verkehrten Ganges, den man bisher bei der Untersuchung des Erkenntnisvermögens genommen hat« 131 – usw. Vorher wurde gezeigt, in wieferne ich diesen Gang verkehrt nenne. S. 225 aber behaupte ich »daß das bisherige Philosophieren i n s o f e r n e eine schiefe Richtung genommen habe« (dies wollte wohl H. Feder durch das Ziel (welches?) verfehlt haben andeuten) » a l s derselbe entweder in der Metaphysik von dem allgemeinsten, oder in der empirischen Psychologie von dem individuellsten Dinge ausging« mit Vorübergehung der bloßen Vorstellung, die von beiden durchs Bewußtsein unterschieden ist, ohne welche aber von beiden keine Wissenschaft möglich ist.132 Wie oft habe ich hingegen eingestanden und behauptet, daß das System der Kritischen Philosophie

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selbst das Resultat der vereinigten Resultaten der vorhergegangenen Systeme sei! wie oft habe ich in meinen Schriften von den Verdiensten der Unsterblichen Selbstdenker Descartes, Spinoza, Locke, Leibniz, Wolff mit Ehrfurcht, Bewunderung und Dankbarkeit gesprochen. Daß ich ihre von ihnen unentwickelt gebliebenen Begriffe von Vorstellung und Erkenntnis nach einer genauen Prüfung für schwankend und unbestimmt erkläre, nennt H. F. Vorwürfe machen!! Um in diesem Sinne den bisherigen Philosophen keine Vorwürfe zu machen, kenne ich kein anderes Mittel als hübsch alles beim Alten bewenden zu lassen. Und welche Vorwürfe hat dann nicht H. F. selbst seinen Vorgängern und Zeitgenossen, und neuerlich Kanten in der Schrift über Raum und Kausalität gemacht! 133 »Nicht einmal eine Erklärung, was Erkenntnis sei oder heißen soll, fand der Verf. b e i d e n Philo | sophen außer bei Locke, dessen Erklärung aber falsch ist. Rezensent fand Erklärungen dieses und der verwandten Begriffe in den Logiken der drei ersten zu ihrer Zeit berühmt gewesenen Philosophen, nach denen er griff, des Corvini, Reusch und Rötenbeck.«134 Ich habe die Philosophen genannt, bei denen ich vergebens nach einer Erklärung der Erkenntnis gesucht zu haben behauptete. Sie sind (S. 184) Leibniz, Wolff, Bilfi nger, Baumgarten, Platner, und Reimarus.135 Die zu ihrer Zeit berühmt gewesenen Philosophen, an die mich H. F. verweist, habe ich nicht gelesen, werde sie auch nie lesen, da mir die Schriften derjenigen, die noch und zwar mit Recht berühmt sind, und es wohl immer bleiben werden, genug zu tun geben. Da ich mich aus den in diesen Beiträgen ausführlich entwickelten Gründen mit H. F. in keine besonderen Erörterungen einlassen kann, welche die Prinzipien, die Beschaffenheit, den Einfluß usw. der kritischen Philosophie betreffen: so muß ich seine übrigen Bemerkungen über mein Buch unerwiedert lassen.

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Johann Georg Heinrich Feder, Rezension von: Karl Leonhard Reinhold, Versuch einer neuen Theorie des menschlichen Vorstellungsvermögens, Prag und Jena 1789 5

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(Göttingische Anzeigen von gelehrten Sachen unter der Aufsicht der königl. Gesellschaft der Wissenschaften. 14. Stück. Den 23. Januar 1790. S. 129 –139) Prag und Jena. Bei C. Widmann und J. M. Mauke: Versuch einer neuen Theorie des menschlichen Vorstellungsvermögens. Von K. L. Reinhold. 1789. 579 S. gr. Octav. Im ersten Buch eine Abhandlung über das Bedürfnis einer neuen Untersuchung des menschlichen Vorstellungsvermögens; im zweiten die Theorie des Vorstellungsvermögens überhaupt; im dritten die Theorie des Erkenntnisvermögens überhaupt, nebst der Theorie des Begehrungsvermögens im Grundrisse. Im ersten Buche wird der bisherige Zustand der Philosophie, sonderlich auf den deutschen Universitäten, auf eine Weise geschildert, die freilich manchen zum Lachen, und manchen zum Mitleiden bewegen wird. Ob aber gesetzte und der Sachen kundige Männer die dabei gebrauchten Ausdrücke, Ver | gleichungen, Anspielungen und den ganzen Ton billigen werden; ob insbesondere die drei berühmten und verdienstvollen Männer, denen der Verf., als seinen väterlichen Freunden, dies Buch, als ein Denkmal seiner Verehrung, zugeeignet hat, von Born, Kant und Wieland, hierinne ihm ihren Beifall geben werden; daran zu zweifeln, hält sich Rez. für berechtigt. Unterdessen will er, da er doch einmal Partei ist, das Urteil gern andern überlassen. Die Vorwürfe, die den bisherigen Philosophen allen (Einen, versteht sich, ausgenommen) 1 gemacht werden, vereinigen sich mit einander darinne, daß sie vernachlässigt haben, mit dem Vorstellungs-

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und Erkenntnis-Vermögen sich bekannt zu machen. Dies sei die Ursache, warum sie sich in Parteien geteilt, die so lange mit so wenigem Erfolge sich herumstritten, weil sie alle recht und alle unrecht haben, nämlich jede in gewissen Stücken; kurz alles verkehrt angefangen, einen ganz verkehrten Gang genommen (S. 177, 225) 2 , und also das Ziel verfehlt haben. Nicht einmal eine Erklärung von dem, was Erkenntnis sei oder heißen solle, fand der Verf. bei den Philosophen, außer bei Locke, dessen Erklärung aber – falsch ist. 3 (Rez. fand Erklärungen dieses und der verwandten Begriffe in den Logiken der drei ersten, zu ihrer Zeit berühmt gewesenen, Philosophen, nach denen er griff, des Corvini, Reusch und Rötenbeck; 4 und es möchte also wohl nicht schwer sein, eine große Menge philosophischer Schriften, zumal aus der Periode der Defi nitionen, namhaft zu machen, in welchen sich die vermißten Erklärungen fi nden. Soll aber, was der Verf. sagt, nicht von eigentlichen Erklärungen oder Defi nitionen verstanden werden, sondern von einer | andern Art der Aufklärung oder Erörterung: so darf man fragen, in welcher Logik oder Psychologie sich nicht eine Erörterung des Begriffs vom Erkenntnisvermögen fi nde? Alle diese Bemühungen der Philosophen kann nun freilich der Verf., so wie die Lockische Erklärung, für fehlerhaft halten. So durfte er aber doch nicht sagen, daß die Philosophen vernachlässigt haben, mit dem Erkenntnisvermögen sich bekannt zu machen; sondern mußte seinen Vorwurf dahin einschränken, daß sie es nicht recht gemacht haben, d. h. nicht so, wie der Verf. glaubt, daß es geschehen müsse.) Aber, sagt der V. weiter, sie verdarben es gleich dadurch, daß sie in die Untersuchungen über das Erkenntnisvermögen, Fragen und Hypothesen über die Natur der Seele und ihr Verhältnis zum Körper, und mehrere metaphysische, am Ende vielleicht unbeantwortliche, Fragen einmengten. 5 (Dieser Vorwurf trifft allerdings manchen berühmten Philosophen mehr oder weniger; aber doch bei weitem nicht alle; wie der Augenschein leicht lehren kann. Freilich so vorsichtig, wie der Verf. nur allein immer vom Vermögen, von Rezeptivität und Spontaneität zu reden, ohne der Seele und des Leibes anders dabei zu erwäh-

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nen, als nur etwa zur Warnung, daß daran noch gar nicht gedacht werden müsse; ließ sich vielleicht noch keiner angelegen sein. Aber so wenig einen Versuch dieser Art Rez. schlechtweg tadeln oder für verdienstlos erklären will: so muß es doch auch bald einleuchten, daß es einen großen Unterschied mache, ob man nur so im Allgemeinen, wie der Verf. hier tut, von Vorstellung und Erkenntnis handelt; ohne sich auf die verschiedenen Arten einzulassen; auf die verschiedenen Arten der äußern Empfi ndung, auf Einbildungskraft, Gedächtnis, Erin | nerung, von welchen, so wie von den mancherlei Arten des pathologischen Scheins, hier im mindesten nichts vorkömmt; oder ob von diesem allen gehandelt wird, so wie bei einer vollständigen Erörterung des Erkenntnisvermögens, und nach des Rez. Einsichten, selbst behuf der praktischen Logik, geschehen muß? Ob sich nun von diesem allen gründlich und verständlich handeln lasse, ohne von innerer und äußerer Organisation, von Leib und Seele zu sprechen; das möchte noch wohl erst auszumachen sein. Rez. gesteht, daß er sich dies nicht zutraue; wohl aber, alles dies so zu tun, daß den metaphysischen Untersuchungen, den Fragen von der Substanz der Seele, ihrer Einfachheit, usw. dabei im mindesten nicht vorgegriffen werde. Dies glaubt er in seinen Vorträgen bisher immer beobachtet zu haben; daß er es wenigstens beobachten wollte, zeigt der Plan seiner Lehrbücher.) Schlimmer sei es in der Philosophie geworden – so urteilt der Verf. weiter – in dem Maße, wie man so sehr angefangen hat, auf Sachkenntnis und Beobachtung zu dringen. 6 (Anstatt der Beweise aus Defi nitionen; und vielleicht ließe sich mit gleichem Rechte noch hinzusetzen, auf das Studium der philosophischen Geschichte). Am größten aber ward das Verderben und der Unfug, als vollends die Popularphilosophie überhand nahm.7 (Freilich ein zweideutiges Ding. Da der Verf. den Rezensenten namentlich an der Spitze der Popularphilosophen figurieren läßt: so wird es nicht unschicklich oder am unrechten Orte sein, wenn dieser sich darüber erklärt, in welchem Sinn des Wortes er sich bemüht hat, und immer mehr sich bemühen wird, populär zu philosophieren. In dem Sinne näm-

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lich, daß er nichts für Philosophie annimmt, und | ausgibt, was sich nur im metaphysischen Kabinett, nicht auch in den andern Disziplinen und im gemeinen Leben, gebrauchen läßt; daß er eben deswegen für ratsam hält, von gemeinverständlicher Sprache und gemeiner Vorstellungsart, so wenig, als möglich, sich zu entfernen; daß er überzeugt, und hauptsächlich durch das Studium der philosophischen Geschichte überzeugt ist, wie nur sehr selten diese Entfernung vorteilhaft und nötig ist, und wenn dies wirklich der Fall ist, der abweichende Satz sich immer leicht auf gemeine Erfahrungen müsse zurückbringen, und dadurch begreiflich machen lassen, wie sich dies am Kopernikanischen Satze sehen läßt; daß er endlich es für sehr zweckmäßig hält, einen Unterschied zu beobachten zwischen Untersuchungen, wie man sie mit einem gemischten Haufen von Anfängern anstellt, und solchen, die wohl in Schriften oder Unter redungen mit Ausgewählten sich anstellen lassen. Gesetzt z. B. daß die Art zu philosophieren, die in der, dem geübten Denker gewiß immer schätzbar bleibenden, Kritik der Reinen Vernunft, und auch in der gegenwärtigen Schrift des Verf. sich fi ndet, in der Gründlichkeit der Aufschlüsse und Einsichten um mehrere Grade weiter führte; der Verf. gesteht in der Vorrede, daß er die Kritik der R. V. fünfmal las, ehe er mit dem Geist derselben ganz vertraut wurde; daß er ein Jahr der vollkommensten Muße darauf verwendet, und in demselben aller andern Lektüre sich fast ganz enthalten habe. 8 Mußte dies ein Mann, der, wie er uns zugleich versichert, schon lange die Philosophie zu einem Hauptgeschäfte sich gemacht, in den berühmtesten Schriften sie studiert, und drei Jahre selbst gelehrt hatte: 9 wie sollte es mit unsern jungen Studierenden dann werden, wie mit ihren | übrigen akademischen Beschäftigungen, wenn wir mit ihnen so philosophieren wollten? Ich kann vermuten, was der Verf. hierauf erwiedern möchte. Aber ich glaube, ohne weiter etwas hinzu zu setzen, das Urteil nun schon andern überlassen zu können.) Nun das System des Verf. beruht, so weit sichs, ins Kurze gezogen, verständlich machen läßt, auf folgenden Hauptsätzen. Eine jede Vorstellung bezieht

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sich auf ein vorstellendes Subjekt und auf einen Gegenstand, welcher vorgestellt wird.10 In jeder Vorstellung läßt sich auch unterscheiden der Stoff, als dasjenige, was dem Gegenstande entspricht oder ihn repräsentiert, und die Form, in welcher und mittelst welcher der Gegenstand im Vorstellungsvermögen vorgestellt wird.11 Diese Form der Vorstellung, die mit der Form des Vorgestellten nicht verwechselt werden muß (S. 239) 12 wird also durch die Natur des Vorstellungsvermögens bestimmt; wird nicht durch Affizierung vom Gegenstande gegeben, wie der Stoff. Im Vorstellungsvermögen läßt sich unterscheiden Rezeptivität, Fähigkeit, affi ziert zu werden, den Stoff der Vorstellung zu empfangen, und Spontaneität, das tätige Vermögen, welches an dem gegebenen Stoffe die Form der Vorstellung hervorbringt.13 Die allgemeinste Form der Rezeptivität ist Mannig faltigkeit, und die allgemeinste Form der Spontaneität ist Einheit, oder Verbindung zur Einheit.14 Ohne Mannigfaltigkeit im Stoffe und ohne Vereinigung des Mannigfaltigen durch die Spontaneität ist keine Vorstellung und kein Bewußtsein möglich.15 Keine Vorstellung ist ohne Bewußtsein; aber nicht jedes Bewußtsein ist klar; es gibt auch ein dunkles Bewußtsein (S. 346).16 Das Bewußtsein entsteht, wenn eine Vorstellung, die, wie gesagt, allemal auf einen Gegenstand und ein | vorstellendes Subjekt sich bezieht, auf eines und das andere wirklich bezogen wird. Dennoch läßt sich das Bewußtsein einteilen in Bewußtsein des Gegenstandes, der Vorstellung und des vorstellenden Subjektes (vergl. S. 321 u. 333).17 Schon bei der bloßen sinnlichen Vorstellung, welche, so fern sie auf das vorstellende Subjekt bezogen wird, Empfi ndung heißt, und Anschauung, so fern sie auf das Objekt bezogen wird; schon hiebei äußert sich die Spontaneität durch Zusammenfassung oder Apprehension des Mannigfaltigen im Stoffe.18 Aber noch mehr bei der wirklichen Erkenntnis, welche in der Verbindung einer Anschauung mit einem Begriffe besteht.19 Die Begriffe entstehen, ihrer Form nach, aus der Natur des Verstandes; und es lassen sich die allgemeinen Formen derselben aus der Verstandeshandlung des Urteilens, worauf alles Denken hinausläuft, deduzieren. 20 Sie sind also in so fern,

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ihrer Form nach, a priori. Aber alle wirkliche Erkenntnis, und alle wirkliche Vorstellungen sind a posteriori ; setzen ein Affiziertwerden der Rezeptivität und einen gegebenen Stoff voraus. 21 Also auch die Vorstellungen von Raum und Zeit, die die Formen der Sinnlichkeit ausmachen. 22 Nur ihrer Möglichkeit nach, oder nach ihrem (der bloßen Formen) in dem Vorstellungsvermögen selbst liegenden, Stoffe sind sie a priori. Da zu den wirklichen Vorstellungen des A. Sinnes ein Affi ziertwerden und ein objektiver Stoff erforderlich ist: so ist also das Dasein der Gegenstände außer uns eben so gewiß, als das Dasein einer Vorstellung überhaupt (S. 299). 23 Unterdessen kann doch auch die Rezeptivität durch die Spontaneität affiziert werden; denn dies geschieht bei den innern Empfi ndungen.24 – Obgleich bei jeder wirklich werdenden Vorstellung das Vorstellungsvermö | gen sich selbsttätig beweiset: so ist doch diese Selbsttätigkeit nicht frei bei der bloßen Empfi ndung, sondern ist da nur eine gezwungene Gegenwirkung. Beim Ursprung der Erkenntnis aber, die durch Verbindung der Verstandesbegriffe mit der Anschauung entsteht, wirket die Spontaneität schon freier; weil das, was der Verstand dazu hergibt, der Begriff, ganz sein Eigentum ist; die Spontaneität dabei zwar an einen Stoff gebunden ist, diesen aber nach eigentümlichen Gesetzen des Verstandes formet. Am freiesten aber beweiset sich das Vorstellungsvermögen als Vernunft; deren Geschäfte die Verbindung alles dessen ist, was der Verstand durch seine Begriffe und Urteile zur Erkenntnis gebracht hat. 24 Absolute Einheit ist das oberste Gesetz der Vernunft. Hieraus entstehen alle der Vernunft eigene Ideen (Ideen im engsten Sinn); die Ideen von einem absoluten Grunde, von völliger Gemeinschaft, Vollständigkeit und Grenzenlosigkeit der Erscheinungen und Dinge in der Welt usw. Diese Ideen beziehen sich unmittelbar gar nicht auf Gegenstände außer dem Vorstellungsvermögen und Anschauungen; sondern nur auf die Begriffe des Verstandes. Und eben deswegen ist die Spontaneität bei dem Gebrauche dieser Ideen ganz 11 S. 299 ] GAgS S. 99

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frei. Aber eben deswegen, weil sie mit keiner Anschauung verknüpft sind, geben sie auch keine Erkenntnis; sind nicht von konstitutivem, sondern nur von regulativem Gebrauche. 26 – Aus allem erhellet also, daß Erkenntnis der Dinge an sich, der Substanzen, welche die Philosophen in ihrer Metaphysik so oder anders bisher zu haben glaubten oder einander streitig machten – eine contradictio in adjecto ist. Denn die Erkenntnis der Dinge an sich müßte eine Erkenntnis ohne alle Form, eine Erkenntnis ohne Anschauung, eine Erkenntnis eines bloßen Stoffs | außer aller Beziehung auf das vorstellende Subjekt, sein. Unterdessen ist es gewiß, daß es Dinge an sich gibt; so gewiß, als es Gegenstände gibt. Sie sind dasjenige, was dem Stoffe der Vorstellung, außer der Vorstellung zum Grunde liegt. Dieser Stoff gehört dem Dinge an sich an. Aber er kann doch nur in der Form des vorstellenden Subjektes vorgestellt u. erkannt werden (S. 249, 251, 541 ff.). 27 – Diese Sätze hat der Verf. mit vielem Scharfsinn, und beständiger Vorsicht, Mißverständnissen auszuweichen, mit einander verbunden, und zum Teil weiter entwickelt. Und was denn nun – in Absicht auf die bisherigen Mängel der Philosophie – zu Stande gebracht? Rez. bescheidet sich, daß es ihm, einem Einzelnen, nicht zukomme, hierüber sogleich abzusprechen; und er will daher dies gern künftigen Erfolgen und Erfahrungen zu entscheiden überlassen. Unterdessen glaubt er doch einzusehen, und vermutet, daß es mehrern andern leicht zu begreifen sein wird, wie die bisherigen Streitigkeiten der Materialisten und Spiritualisten, Influxisten, Leibnizianer, Idealisten, Spinozisten und wie die Parteien, die der Verf. so oft aufführet, weiter heißen, in dem Grunde, den er, bei aller seiner Zusammenziehung, noch übrig läßt, in seiner eigenen Sprache von Spontaneität und Rezeptivität, sehr bald wieder anfangen könnten. Und wenn es dann vollends wieder zu den bestimmtern Anwendungen käme, von welchen sich der Verf. entfernt hält; wenn die bestimmten Vorstellungen von der aus Leib und Seele bestehenden menschlichen Natur, und den mancherlei Zuständen und Äußerungen des Vorstellungsvermögens, die sich in die Länge nicht abhalten lassen, sich wieder

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in die Untersuchung und Erörterung einmengen sollten? – Nichts desto weniger wird der Denker immer manche treffliche, auf | die eine oder die andere Weise brauchbare, Bemerkungen fi nden. Insbesondere wird es mehrern, so wie dem Rez., angenehm sein, manchen Satz der Kantischen Kritik der gewöhnlichen Vorstellungsart näher gebracht, und wiederum einige Mißverständnisse aufgehellt zu sehen. Was aber die Sätze anbelangt, in welchen der Verf. noch mit K. die bisherige Philosophie bestreitet: so ist sehr leicht zu bemerken, und der Verf. weiset auch selbst ausdrücklich darauf, daß die Differenz sich hauptsächlich um den Begriff von Erkenntnis dreht; den, wie der Verf. urteilt, Kant zuerst richtig angegeben hat. Bisher nämlich hieß Erkenntnis so viel, als eine gegründete Vorstellung von einer Sache; eine auf die Gesetze des Verstandes, und also auch auf die Merkmale der Wahrheit, gegründete Vorstellung. Vermöge dieses Begriffs wurde die menschliche Erkenntnis bisher in gewisse, wahrscheinliche und zweifelhafte, in direkte und analogische, in Erkenntnis aus der Erfahrung und aus Schlüssen, eingeteilt; und man glaubte einige, wenn gleich unvollkommene, Kenntnis auch vom längst Vergangenen und vom Künftigen, von den unsichtbaren Kräften, nach ihren Wirkungen, und so von dem Gemüte anderer Menschen, von den Dingen, die an sich sind ( in sensu diviso ), wenn gleich nicht, wie sie an sich sind ( in sensu composito ), 28 endlich also auch einige Erkenntnis von Gott und seinen Eigenschaften behaupten zu dürfen. Wenn nun aber zu jeder Erkenntnis Anschauung erfordert wird: so ist dies freilich alles ganz anders. Denn daß wir Gott, die Dinge an sich, die Kräfte des menschlichen Gemütes und anderer Dinge, die Zukunft und die Begebenheiten der Vorzeit, anschauen können; wird niemand behaupten wollen. Und kömmt es also nur darauf an, ob dieser Sprachge | brauch allgemein angenommen werden wird. Im Grunde ginge nichts dabei verloren, wenn man, anstatt, wir erkennen und wissen, sagte, wir haben Grund anzunehmen, die Vernunft nötigt uns zu denken und zu behaupten; wie ja auch bisher schon diese Redensarten für jene, eben in den bestrittenen Fällen, häufig gebraucht worden sind. Nur könnte

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doch noch einige Bedenklichkeit entstehen, wenn, nach dieser neuen Philosophie, weiter gelehrt würde, was nicht nur aus den Gründen derselben folgt, sondern auch bei unserm Verf., wie sonst, als Hauptsatz ausdrücklich vorkömmt, daß keine unserer Vorstellungen, keines von allen unsern Prädikaten, auf die Dinge an sich, also insbesondere auch nicht auf Gott, anwendbar sein; weil sie alle keine Realität und keinen Sinn haben, außer in so fern sie auf Anschauung bezogen werden. Denn wenn wir also auf das Subjekt, welches wir Gott nennen, keines von den Prädikaten unsers Verstandes anwenden, wenn wir also auch nicht Güte, Weisheit, Allmacht, Regierung und Vorsehung von Gott prädizieren, oder bei Gott mit gutem Grunde uns denken können: was soll uns der Name; oder was soll uns der nach eben dieser Philosophie durch die praktische Vernunft notwendige Glaube an Gott; wenn wir nicht mit gutem Grunde und vernünftiger Weise, Eigenschaften und Verhältnisse dabei annehmen und uns denken dürfen? Hier muß also wohl auch noch Mißverständnis sein; und läßt sich weitere Aufklärung von den Freunden dieser Philosophie erwarten. Die Vorrede handelt bis S. 68 von den bisherigen Schicksalen der Kantischen Philosophie. Vermutlich ist dies der sonst schon gedruckte, und von einem andern Mitarbeiter in diesen Blättern angezeigte, Aufsatz. 29

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A N MER KU NGEN DES H ER AUSGEBER S

vor r ede ( s. 3– 9 ) Siehe auch die Vorrede von Briefe I, S. V – VI : »Nicht ohne Kummer glaubt er [der Empfänger der Briefe] bemerkt zu haben, daß der Zustand unsrer wissenschaftlichen und gelehrten Kultur durch ein sich immer weiter ausbreitendes Streben nach dem h a n d g r e i f l i c h S o l i d e n bestimmt werde, daß der nie sehr große Enthusiasmus der Nation für ihre Dichter und Philosophen sichtbar abnehme, daß die Sittlichkeit durch die Sittenlehrer immer allgemeiner zur eigennützigen Klugheit herab gewürdiget, daß die Rechte der Menschheit von den Rechtverständigen immer ausdrücklicher aus dem Vortheile eines einzelnen Staates erklärt, daß die Angelegenheiten der Religion von hell denkenden Köpfen bey Seite gesetzt, und größtentheils dem fruchtlosen Kampfe zwischen den Vertheidigern des Aberglaubens und Unglaubens überlassen werden, daß die Elementarphilosophie durch das Bestreben, sie der Vorstellungsart des gemeinen Mannes näher zu bringen, ausarte, und der Werth der Lehrbücher nach dem Verhältnisse, in welchem sie das Denken ersparen, geschätzt werde, daß jede Schrift, die neue Ideen aufstellt, in eben dem Verhältnisse mißverstanden, widerlegt, und verschrieen werde, und daß endlich die wenigen Selbstdenker in ihren von Zeit zu Zeit fast gegen den Dank des Publikums, erscheinenden Versuchen sich unter einander mehr als jemals, mit und ohne Vorsatz, und so bestimmt entgegen arbeiten, daß immer der Eine niederreißt, was der Andere gebaut hat. Da meiner Ueberzeugung nach die Hauptquelle dieses Unwesens da, wo sie mein Freund am wenigsten vermuthet hatte, i m i n n e r e n Z u s t a n d e der Philosophie selbst, und zwar in dem gänzlichen Mangel derjenigen Principien liegt, die er für längst gefunden hält …« 2 Folgendes war zu lesen im IB der A. L. Z., Nr. 134, Sonnabends, den 21. November 1789, Sp. 1111–1113, unter der Rubrik 1

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Anmerkungen des Herausgebers

»Literarische Anzeigen, I. Ankündigungen neuer Bücher«: »Beyträge zur Berichtigung bisheriger Misverständnisse in der Philosophie von Carl Leonhard Reinhold. Meine Gedanken über das dringende Bedürfniß und den kürzesten Weg der Reformation der Philosophie, zu welcher meiner Ueberzeugung nach der Philosoph von Königsberg den Grund gelegt hat, liegen dem Publikum in meinen theils im Deutschen Merkur ( Jun. und Jul. d. J.) in der berlin. Monatschrift ( Jul. d. J.) und im neuen Deutschen Museum ( Jul. Aug. Sept. d. J.) zerstreuten, theils im ersten Buche des in der letzten Michaelsmesse Jena bey Mauke herausgekommenen Versuches einer neuen Theorie des menschlichen Vorstellungsvermögens gesammelten Aufsätzen vor Augen. Ich habe im genannten Werke (2 und 3 B.) dem bisherigen Mangel eines unter den Philosophen allgemeingeltenden Princips abzuhelfen, die noch fehlenden Prämissen der kantischen Theorie des Erkentnißvermögens aufzustellen, und einen Schlüssel zu der so sehr misverstandnen Kritik der reinen Vernunft zu liefern gesucht. Dieser Versuch, der sich mit einer neuen Zergliederung des verkannten Vorstellungsvermögens beschäftigt, hat manche Bemerkung über die verschiedene Erklärungsarten, Lehrbegriffe und Systeme der bisherigen Philosophie, manche Erörterung angefochtner Hauptsätze der Kritik der Vernunft, und manche nähere Bestimmung und Nutzanwendung meiner eigenen Theorie veranlaßt, die im Werke selbst aus vielerley Rücksichten keinen Platz fi nden konnten. Diese in meinem Pulte vorräthigen, und zum Theile druckfertigen Materialien werden durch den gewissenhaften Gebrauch, den ich von den künftigen Belehrungen meiner öffentlichen Beurtheiler machen werde, durch die Erläuterungen, die ich über jedes etwa dunkelgebliebene Lehrstück meiner Theorie, und die Auflösungen, die ich über jeden Zweifel und Einwurf zu geben entschlossen bin, von Zeit zu Zeit beträchtlich vermehrt werden. Vielleicht ist es den Freunden, vielleicht auch manchem Gegner der kritischen Philosophie, am wahrscheinlichsten aber unpartheyischen Forschern, die sich das Studium derselben erleichtert wünschten, nicht unangenehm, wenn ich meinen erläuternden Aufsätzen, die ich bald in die Form von Abhandlungen, bald von Briefen, bald auch von Dialogen einkleide, ein besonderes Periodisches Blatt widme, welches der Zerstreuung derselben in mehreren Journalen zuvor- und der schnelleren Bekanntma-

Vorrede

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chung zustatten käme. Von der Zahl der Subscribenten, die sich bis . Ende Februars des kommenden Jahres eingefunden haben werden, wird es abhängen, ob bereits in der nächstfolgenden Ostermesse das erste Stück erscheinen soll, welches sechs bis acht Bogen stark seyn dürfte, und welchem die übrigen Stücke so schnell hintereinander nachfolgen werden, als es meine der Philosophie gänzlich gewidmete Muße zulassen wird. Ich ersuche meine Gönner und Freunde die Namen der Subscribenten, welche dem ersten Stücke vorgedruckt werden sollen, gegen die gewöhnlichen Vortheile und meinen besten Dank postfrey an mich selbst einzusenden. Jena den 12 November 1789. C a r l L e o n h a r d R e i n h o l d , Sachsenweimar. Rath u. Prof. der Philosophie zu Jena.« Dieselbe Ankündigung, wenn auch mit einigen kleinen Abweichungen, erschien auch in den Gothaischen gelehrten Zeitungen, 96. Stück, den 2. Dezember 1789, S. 855 – 856, unter der Rubrik »Kurze Nachrichten«. 3 Das Wort »Elementarphilosophie« greift offensichtlich Kants Idee einer »transzendentalen Elementarlehre« auf: KrV, B 33: AA, III , S. 49. 4 Zum Unterschied zwischen System und Aggregat hatte sich schon J. H. Lambert geäußert; vgl. z. B.: Logische und philosophische Abhandlungen, hg. von J. Bernouilli, Bd. 1, Berlin / Dessau 1782, XLVII . Fragment, S. 510: »Jede Wissenschaft und jeder Theil derselben, kann als ein System angesehen werden, in so ferne ein System der Inbegrif von Ideen und Sätzen ist, die zusammengenommen als ein Ganzes betrachtet werden können. In einem System muß Subordination und Connexion seyn.« Ebd., Bd. 2, hg. von J. Bernouilli, Berlin / Leipzig 1787 (dieser zitiert aus A. Diemer (Hg.), System und Klassifikation in Wissenschaft und Dokumentation, Meisenheim am Glan 1968, S. 165): »§ 2. Wir können inzwischen hiebey Ausschliessungsweise gehen, und damit dem Begriff S y s t e m alles das entgegen setzen, was man ein C h a o s , ein G e m i s c h e , einen H a u f e n , einen K l u m p e n , eine Ve rw i r r u n g , eine Z e r r ü t t u n g etc. nennt.« Diesbezüglich siehe A. von der Stein, Der Systembegriff in seiner geschichtlichen Entwicklung, in: A. Diemer (Hg.), System und Klassifikation in Wissenschaft und Dokumentation, a. a. O., S. 1–13, insbesondere S. 12.

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Anmerkungen des Herausgebers

i. ü ber den begr i f f der ph i losoph ie ( s. 11– 65) In bezug auf diese Abhandlung siehe auch K. L. Reinhold, »Ueber den Begrif der Geschichte der Philosophie. Eine akademische Vorlesung«, in: G. G. Fülleborn (Hg.), Beyträge zur Geschichte der Philosophie, 1. St. 1791, S. 5 – 35. 2 Vgl. A. A. Cooper, Third Earl of Shaftesbury, Characteristicks of Men, Manners, Opinions, Times, vol. I: Soliloquy: or Advice to an Author, Part III , Sect. 1, in: Ders., Standard Edition. Complete Works, selected Letters and posthumous Writings. In English with parallel German Translation. Edited, translated and commented by G. Hemmerich & W. Benda, Bd. I, 1, Stuttgart – Bad Cannstatt 1981, S. 220. 3 Von »Materialien« und »Gebäude« ist auch in der Transzendentalen Methodenlehre der KrV die Rede: B 735: AA, III , S. 465. 4 Reinhold meint hier die sogenannte »Popularphilosophie«, d. h. die Phase der deutschen Aufklärung, die sich auf den Empirismus Lockes beruft und durch eklektische Tendenzen gekennzeichnet ist. Hauptvertreter dieser Philosophie sind unter anderem T. Abbt, J. G. H. Feder, Ch. Garve, M. Mendelssohn, Ch. F. Nicolai. 5 Reinhold dürfte sich hier auf eine Defi nition der Schulphilosophie beziehen; man denke z. B. an die folgende Stelle von Wolffs Logica: »Notio completa est, quae notas sufficientes exibet ad rem in statu quolibet agnoscendam & ab aliis distinguendam …« (Philosophia rationalis sive logica, methodo scientifica pertractata et ad usum scientiarum atque vitae aptata, Francofurti et Lipsiae 1740, in: Ch. Wolff, Gesammelte Werke, neu hg. und bearb. von J. École, H. W. Arndt, C. A. Corr, J. E. Hofmann und M. Thoman, Hildesheim – New York 1965 –1986, Abt. II , Bd. I. 2., § 92, S. 160); »Facile autem patet, rem nullam simpliciter apprehendi posse, nisi cujus notionem seu ideam habemus.« (Ebd., § 35, S. 127) Vgl. auch die Metaphysik Baumgartens: »Der Inbegrif aller Bestimmungen, welche in einem Dinge zusammen möglich sind, ist die durchgängige Bestimmung, ( omnimoda determinatio ). Ein Ding ist entweder durchgängig bestimmt, oder nicht. § 10. Jenes ist ein einzelnes Ding ( indiuiduum, singulare ), dieses ein allgemeines ( vniuersale ).« (A. G. Baumgarten, Metaphysik, Neue vermehrte Auflage, Halle 1783, § 114, S. 46 – 47; daß Reinhold sie in der Eberhard-Ausgabe benutzte, wird klar 1

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anhand S. 371 seines Versuchs.) Siehe auch die Vernunftlehre Reimarus’: »Ein ausführlicher, d. i. ausführlich-deutlicher Begriff, ( Notio completa , i. e. complete distincta ) ist, wenn man alle Merkmaale anzugeben weiß, welche zusammengenommen zureichen, ein Ding allezeit zu kennen und von allen andern zu unterscheiden.« (H. S. Reimarus, Die Vernunftlehre, als eine Anweisung zum richtigen Gebrauche der Vernunft in dem Erkenntniß der Wahrheit, aus zwoen ganz natürlichen Regeln der Einstimmung und des Widerspruchs hergeleitet, Hamburg 17663, § 71, S. 63) 6 Hier spricht Reinhold die Kantische Unterscheidung zwischen Analysis und Synthesis an. Von »Zergliederungen« war auch in der KrV die Rede: »Ein großer Theil und vielleicht der größte von dem Geschäfte unserer Vernunft besteht in Z e r g l i e d e r u n g e n der Begriffe, die wir schon von Gegenständen haben.« (B 9: AA, III , S. 32) 7 Vgl. dazu die KrV, B 749 – 752, 863 – 865: AA, III , S. 473 – 475, 540 – 541. 8 Zum »Begriff des Goldes« vgl. die Transzendentale Methodenlehre der KrV, B 749, 756: AA, III , S. 474, 477. 9 Anspielung auf die bereits erwähnte Methodenlehre der KrV: B 755 – 756: AA, III , S. 477. 10 Mit der Zergliederung hatte sich die Vernunftlehre Reimarus’ befaßt: a. a. O., § 74, S. 66 – 67; §§ 148 –149, S. 147–149. 11 Von nächster Gattung und nächstem Unterschied war schon bei Aristoteles die Rede: Top. I, 103 b. Reinholds Behauptung kann auch als Antwort auf J. G. H. Feder ausgelegt werden: »Und doch sind viele damit nicht zufrieden; sondern fordern noch, daß durch absolute, nicht durch relative, Bestimmungen die Sache charakterisirt werde; daß die Defi nition nicht negativ sey; daß sie nicht eine Eintheilung enthalten, hingegen den Begriff der nächsten Gattung, und das Unterscheidende der Art, besonders angeben solle. Es ist gut, wenn alles dieß geschehen kann. Aber so erforderlich sind diese Stücke doch nicht, als wie die vorhergehenden, und viele unserer Begriffe können auf diese Weise nicht defi niret werden.« (Logik und Metaphysik, Göttingen 1786, S. 94) Reinhold hatte die Begriffe »Gattung« und »Art« in bezug auf die Prinzipien der »Homogeneität« und der »Spezification« schon im Versuch (3. Buch, § LXXXI , S. 521) diskutiert.

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Anmerkungen des Herausgebers

Hierzu siehe z. B. die Wolffische Logica: »Per defi nitiones res ad suas species et genera distincte reducuntur.« (Philosophia rationalis sive logica, a. a. O., Abt. II , Bd. I. 2., § 179, S. 205); »Genus et differentia specifi ca ad defi nitionem suffi ciunt.« (Ebd., § 186, S. 208) Siehe auch die Ontologie Crusius’: »In dem logikalischen Wesen also können zweyerley Eigenschaften vorkommen, nehmlich genera , welche der Sache zwar stets zukommen, aber die sie mit andern gemein hat; und propria , oder eigenthümliche Eigenschaften, welche der Sache nicht nur stets zukommen, sondern auch ihr eigen sind. Wie ferne die propria in der Defi nition zur Unterscheidung der Sache von allen andern angewandt werden, so heissen sie differentia specifica.« (Ch. A. Crusius, Entwurf der nothwendigen Vernunft-Wahrheiten, wiefern sie den zufälligen entgegen gesetzet werden (Leipzig 1745), in: Ders., Die philosophischen Hauptwerke, hg. von G. Tonelli, Bd. 2, Hildesheim 1964, Die Ontologie, oder Lehre von dem Wesen und den allgemeinesten Unterschieden der Dinge überhaupt, 3. Cap., § 30, S. 46 – 47) Vgl. auch die Metaphysik Baumgartens: »Diejenigen Bestimmungen eines niedrigern Dinges, die in seinem höhern noch unbestimmt sind, sind sein Unterschied ( differentia ). Der Unterschied einer Gattung ( differentia generica ) ist der Inbegrif derjenigen Bestimmungen, welche in ihr bestimmt, aber in ihrer höhern Gattung noch unbestimmt sind. Der Unterschied einer Art ( differentia specifica ) ist der Inbegrif derjenigen Bestimmungen, welche in ihr bestimmt aber in ihrer niedrigsten Gattung noch unbestimmt sind.« (A. a. O., § 117, S. 48) Vgl. auch: »Ein besonderer Begriff besteht folglich aus dem allgemeinen, und seinem eigenen Unterschiede. ( Ex Genere & Differentia specifica .)« (H. S. Reimarus, Die Vernunftlehre, a. a. O., § 57, S. 49); »Jedes Ding trägt an sich gemeinsame und eigenthümliche Merkmale des Geschlechts (221): Merkmale der Gattung, und Merkmale der Art.« (E. Platner, Philosophische Aphorismen nebst einigen Anleitungen zur philosophischen Geschichte. Erster Theil. Neue durchaus umgearbeitete Ausgabe, Leipzig 1784, § 222, S. 69) Reinhold könnte die Begriffe »differentia« und »genus« auch bei J. Locke gefunden haben: »And one may, in this instance, see what gave occasion to the rule, that a defi nition must consist of genus and differentia …« (An Essay concerning Human Understanding, B. III , Ch. III , § 10, in: The Works of John Locke. A new Edition, corrected. In ten Volumes, London 1823 (Nachdruck Aalen 1963), vol. 2, S. 171) 12

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Siehe z. B. Aristoteles (Metaphysik, II , 1, 993b, 19); es ist sehr wahrscheinlich, daß Reinhold sich vor allem auf die Wolffische Tradition bezieht: »Philosophia est scientia possibilium, quatenus esse possunt.« (Ch. Wolff, Discursus praeliminaris de philosophia in genere. Caput II. De philosophia in genere, in: Philosophia rationalis sive logica, a. a. O., Abt. II , Bd. I. 1., § 29, S. 13) 14 Hierzu siehe KrV, B 741: AA, III , S. 469: »Die p h i l o s o p h i s c h e Erkenntniß ist die Ve r n u n f t e r k e n n t n i ß aus B e g r i f f e n , die mathematische aus der C o n s t r u c t i o n der Begriffe. Einen Begriff aber c o n s t r u i r e n , heißt: die ihm correspondirende Anschauung a priori darstellen.« 15 Schon Kant hatte zwischen der mathematischen und der philosophischen Erkenntnis unterschieden: Die erste müsse ihren Begriff intuitiv darstellen, die zweite müsse sich mit diskursiven Urteilen begnügen (Prolegomena zu einer jeden künftigen Metaphysik, die als Wissenschaft wird auftreten können (Riga 1783): AA, IV, S. 281; vgl. auch KrV, AA, III , S. 469). 16 Vgl. auch K. L. Reinhold, Versuch, 3. Buch, § LXXXIII , S. 541: »Alle bisherigen philosophischen Systeme sind Versuche das grosse Räthsel des Absoluten, das die Vernunft zum Behufe der Erfahrung fordert, und das in der Erfahrung vergebens aufgesucht wird, zu lösen. Sie sind aber mißlungene Versuche, in wieferne sie alle samt und sonders die wahre Bedeutung und den Grund dieses Absoluten verfehlt haben, obwohl sie zur Entdeckung desselben als Vorübungen unentbehrlich waren.« 17 Sokrates (470 v. Chr., Athen – 399 v. Chr., Athen), Antisthenes (der Sokratiker) (um 366 v. Chr.), Aristippos von Kyrene (um 435 v. Chr.), Platon (427 v. Chr., Athen – 347 v. Chr., Athen). 18 Ein Beispiel dafür ist die Sammelschrift Der Philosoph für die Welt, hg. von J. J. Engel, Theil 1– 2, Leipzig 1775 –1777. Siehe aber auch Feders Defi nition der Philosophie: »Das Wort Philosophie ist durch den Misbrauch und die verschiedenen Bedeutungen, in welchen man es bisweilen genommen, doch nicht so unbestimmt geworden, daß man es nicht für seine wahre Bedeutung erkennen sollte, wenn man darunter die Wissenschaft von allgemeinen und nützlichen Vernunftwahrheiten verstehet. Und in dieser Bedeutung nehmen wir es auch hier …« ( J. G. H. Feder, Grundriß der Philosophischen Wissenschaften nebst der nöthigen Ge13

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Anmerkungen des Herausgebers

schichte zum Gebrauch seiner Zuhörer, Coburg 17692, 2. Abt., 1. Kap., § 1, S. 47– 48) 19 »Und wie verschieden auch die Seiten sind, von welchen derselbe [der Teil der Philosophie als »Theil der gelehrten Kenntnisse«] von jeher angesehen worden ist, oder angesehen werden kann; wie abstechend auch selbst die Erklärungen der Philosophen von ihrer Wissenschaft dem ersten Anschein nach seyn mögen: so ist doch soviel ausser Zweifel, daß es in der Philosophie um die wichtigsten derjenigen Erkenntnisse zu thun sey, die durch den blossen Gebrauch der Vernunft herausgebracht werden können! um die Kentniß der Natur und ihrer allgemeinen Wirkungsgesetze …« ( J. G. H. Feder, Logik und Metaphysik, a. a. O., 1786, S. 3 – 4) Eine ähnliche Defi nition fi ndet sich bei G. E. Schulze: »Die Philosophie ist … die Wissenschaft derienigen Grundwahrheiten der menschlichen Erkenntniß, die aus der Betrachtung der Dinge durch den bloßen Gebrauch der Vernunft gefunden und erkannt werden.« (Grundriß der philosophischen Wissenschaften, 2 Bde., Wittenberg und Zerbst 1788 –1790, insbesondere Bd. 1, § 1, S. 2) 20 Es handelt sich um die schon erwähnte Logik und Metaphysik. 21 »Ueber den Ursprung der Begriffe, besonders der allgemeinen, ist immer viel Streites unter den Philosophen gewesen. So viel ist gewiß, daß es an hinlänglichen Gründen fehlt, wenn man behaupten will, daß sie anderswoher als aus den Empfi ndungen entstehen, oder wenn man überhaupt angebohrne Begriffe behaupten will …« ( J. G. H. Feder, Logik und Metaphysik, a. a. O., 1786, S. 53) 22 Zu dieser Defi nition von »Erfahrung« siehe auch unten, Beyträge I, S. 283, 286, 303, 322. Die Philosophie Feders wird auch diskutiert in K. L. Reinhold, »Über den Begrif der Geschichte der Philosophie. Eine akademische Vorlesung«, a. a. O., S. 7– 9. 23 Dies ist die Defi nition von Leibniz und den Leibnizianern. Siehe z. B. Leibniz’ Monadologie, § 32, in: Die philosophischen Schriften von Gottfried Wilhelm Leibniz, hg. von C. I. Gerhardt, 7 Bde., Berlin 1875 – 90, insbesondere Bd. 6, S. 612. Vgl. auch »Ueber die Schranken der menschlichen Erkenntniß«, in: Philosophisches Magazin, hg. von J. A. Eberhard, I. Bd., 1. St. 1788, S. 9 – 29, insbesondere S. 21: »Das ist die gesammte Materie, aus der, nach den Gesetzen der

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Form, die auf dem Satze des Widerspruchs oder des zureichenden Grundes beruhen, das System der menschlichen Erkenntnis muß zusammengesetzt werden.« In bezug darauf siehe auch Beyträge II, S. 56. 24 Reinhold bezieht sich hier auf die neue Diskussion zwischen Eberhard und Kant, wie sie z. B. in Kants Schrift Über eine Entdekkung, nach der alle neue Kritik der reinen Vernunft durch eine ältere entbehrlich gemacht werden soll (1790) zum Ausdruck kommt. Reinhold hatte sich mit dem Philosophischen Magazin von Eberhard schon früher befaßt: siehe seine Rezension des 3. und 4. Stücks der Zeitschrift in der A. L. Z., Nr. 174, Donnerstags, den 11. Junius 1789, Sp. 577– 584; Nr. 175, Freytags, den 12. Junius 1789, Sp. 585 – 592; Nr. 176, Sonnabends, den 13. Junius 1789, Sp. 593 – 597. Eberhards Zeitschrift war wiederholt auf das Thema des zureichenden Grundes zurückgekommen: siehe z. B. 1. Bd., 3. St., 1789, S. 243 – 248. Darüber hinaus diskutiert Reinhold die Thesen der Zeitschrift Eberhards in einigen Briefen mit Kant: siehe AA, Kant’s Briefwechsel, Bd. II , 1789 –1794, 1. Aufl.: Kant an Reinhold, Nr. 337, Königsberg, 12. 05. 1789, S. 33 – 40; Kant an Reinhold, Nr. 338, Königsberg, 19. 05. 1789, S. 40 – 48; Reinhold an Kant, Nr. 343, Jena, 14. 06. 1789, S. 57– 60. 25 Eine Diskussion dieser Defi nition von »Philosophie« fi ndet sich auch in K. L. Reinhold, »Über den Begrif der Geschichte der Philosophie. Eine akademische Vorlesung«, a. a. O., S. 8. 26 Feder hatte dieses Thema bereits diskutiert: siehe seine Logik und Metaphysik, a. a. O., 1786, S. 431– 442. Für die sich darauf beziehenden Defi nitionen siehe unter anderem Ch. Wolff (Vernünfftige Gedancken von Gott, der Welt und der Seele des Menschen, auch allen Dingen überhaupt, in: Ders., Gesammelte Werke, a. a. O., Abt. I, Bd. I. 2., § 945, S. 583 – 584), H. S. Reimarus (Abhandlungen von den vornehmsten Wahrheiten der natürlichen Religion, Hamburg 17815, Die vierte Abhandlung. Von Gott und göttlichen Absichten in der Welt, § 6, S. 233), Ch. A. Crusius (Entwurf, a. a. O., Die theoretische natürliche Theologie, oder die Lehre von der Wircklichkeit, den Eigenschaften und den Wercken GOttes, 1. Cap., § 227, S. 405), J. G. H. Feder (Grundriß der Philosophischen Wissenschaften, a. a. O., 2. Abt., 3. Kap., § 38, S. 128 –129). 27 Anspielung auf den Skeptizismus.

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Anmerkungen des Herausgebers

»Daß wir … weder sagen können, was die Dinge an sich sind (ein Ausdruck der scharf beleuchtet gar keinen Sinn hat) …« ( J. G. H. Feder, Ueber Raum und Caussalität zur Prüfung der Kantischen Philosophie, Göttingen 1787, Hauptstück I, § 17, S. 83). Im ersten Buch seines Versuchs (S. 155) hatte Reinhold sich sowohl mit dieser Schrift als auch mit Logik und Metaphysik auseinandergesetzt. 29 Von der Geschichte als »Hülfswissenschaft« des Philosophen hatte Feder in der Logik und Metaphysik (Frankfurt und Leipzig 17835, S. 10 –11) gesprochen; ebenda (S. 11) hatte er behauptet: »Geschichte liefert der Philosophie die einzigen Gründe vieler Behauptungen.« In bezug darauf siehe auch die Logica Wolffs: »Cognitio eorum, quae sunt atque fiunt, sive in mundo materiali, sive in substantiis immaterialibus accidant, historica a nobis appellatur. (Discursus praeliminaris de philosophia in genere. Caput I. De triplici cognitione humana, historica, philosophica et mahematica, in: Philosophia rationalis sive logica, a. a. O., Abt. II , Bd. I . 1, § 3, S. 2); »Cognitio rationis eorum, quae sunt, vel fiunt, philosophica dicitur.« (A. a. O., § 6, S. 3) Vgl. auch Bilfi nger: »Inde discrimen est cognitionis historicae & philosophicae. Historicam vocamus, si quis norit, quid fiat sub his vel illis circumstantiis. Philosophicam, si caussas & vires norit, a quibus pendet effectus sub hisce circumstantiis. Philosophi enim est, nihil sine ratione.« (G. B. Bilfi nger, Dilucidationes philosophicae de Deo, anima humana, mundo, et generalibus rerum affectionibus, Tubingae 1725, in: Ch. Wolff, Gesammelte Werke. Materialien und Dokumente, hg. von J. École, H. W. Arndt, Ch. A. Corr, J. E. Hofmann, M. Thomann, Bd. 18, Hildesheim – New York 1982, § CCLXXIX , S. 264) Von Bedeutung auch Ch. A. Crusius, Weg zur Gewißheit und Zuverläßigkeit der menschlichen Erkenntniß, Leipzig 1747, § 4, S. 7–10, in: Ders., Die philosophischen Hauptwerke, a. a. O., Bd. 3, Hildesheim 1965. Vgl. auch folgende Stelle bei Reimarus: »Das klare und deutliche Erkenntniß von Theilen und Arten betrifft entweder bloß ihre Wirklichkeit, nach der Erfahrung; und heißt der Begriff historisch. Oder es betrifft den Grund ihrer Möglichkeit und äussere Ursache; und dann heißt der Begriff philosophisch.« (H. S. Reimarus, Die Vernunftlehre, a. a. O., § 64, S. 56) 30 »Die Metaphysik ist die Wissenschaft der ersten Erkenntnißgründe in der menschlichen Erkenntniß.« (A. G. Baumgarten, Metaphysik, a. a. O., § 1, S. 1) Von der Metaphysik Baumgartens 28

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war schon im ersten Buch von Reinholds Versuch (S. 184 –185) die Rede. 31 »Zu der Metaphysik wird die Ontologie, die Cosmologie, die Psychologie, und die natürliche Theologie gerechnet.« (A. G. Baumgarten, Metaphysik, a. a. O., § 2, S. 1) 32 Vgl. z. B. diese Stelle von Flatts Rezension (TgA, 39. St., 17. 05. 1790, S. 312) des Versuchs von Reinhold: »Wir wagen es nicht zu muthmasen, wie bald oder wie spät gegenwärtigem Werke das goldene Zeitalter der Philosophie nachfolgen werde, in welchem, wie man sagt, Dogmatiker, Critiker und Skeptiker, über den Begriff von Vorstellung und über alle Hauptsäze der Philosophie ganz unter sich einig, unter der Leitung allgemeingeltender Principien, und vielleicht auch – irgend eines philosophischen Hirten, zu einer Heerde vereint seyn werden!« Daß Reinhold hier an die Flatt-Rezension seines Versuchs denkt, entnimmt man einer Seite von Beyträge I: siehe unten, S. 417. 33 Hierzu siehe z. B. die Ontologia Wolffs: »Ens universale est, quod omnimode determinatum non est, seu quod tantummodo continet determinationes intrinsecas communes pluribus singularibus, exclusis iis, quae in individuis diversae sunt.« (Philosophia prima, sive Ontologia, methodo scientifica pertractata, qua omnis cognitionis humanae principia continentur, Francofurti et Lipsiae 1736 in: Ders., Gesammelte Werke, a. a. O., Bd. II . 3, § 230, S. 190) Vgl. auch Baumgarten: »Nothwendig ( necessarium) ist dasjenige, dessen Gegentheil unmöglich ist …« (Metaphysik, a. a. O., § 81, S. 32) »Ein allgemeines Ding, welches nur einzelne Dinge unter sich begreift, ist eine Art ( species ), welches aber auch allgemeine Dinge unter sich begreift, ist eine Gattung ( genus ). (Ebd., § 116, S. 48) Vgl. auch die Logik und Metaphysik Feders (a. a. O., 17835, S. 317– 321). 34 Sowohl der Begriff des Flügelpferdes als auch derjenige des weißen Bären kommen auch im Fundament (S. 33) wieder vor. 35 Das ist die Schuldefi nition; siehe z. B. Wolff: »Cujus oppositum impossibile, seu contradictionem involvit (§. 79.), id Necessarium dicitur.« (Philosophia prima, sive Ontologia, a. a. O., § 279, S. 227) 36 »Dasjenige, dessen Gegentheil schlechterdings unmöglich ist, ist an sich schlechterdings und unbedingt nothwendig ( necessarium in se, metaphysice, intrinsecus, absolute, geometrice, lo-

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Anmerkungen des Herausgebers

gice ), und seine Nothwendigkeit ist eine innerliche und unbedingte Nothwendigkeit ( necessitas absoluta, consequentis ). Dasjenige, dessen Gegentheil nur äusserlich unmöglich ist, ist bedingt und äusserlich nothwendig ( necessarium hypothetice, externe, secundum quid ), und seine Nothwendigkeit ist eine äusserliche oder bedingte Nothwendigkeit (necessitas hypothetica, consequentiae ).« (A. G. Baumgarten, Metaphysik, a. a. O., § 81, S. 32 – 33) 37 Siehe die oben (S. 37) angeführte Defi nition Baumgartens. 38 Die Leibnizianer, wie Reinhold selbst (siehe unten, Beyträge I, S. 42) erklärt. 39 »Diese angebohrnen Begriffe oder Grundsätze der Vernunft (89) enthalten in sich alle ewige nothwendige Wahrheiten, und folglich den Grund aller reindemonstrativen Wissenschaften; das zusammenhangende System derselben in der Seele ist das, was man die Vernunft nennt.« (E. Platner, Philosophische Aphorismen (1784), a. a. O., § 92, S. 31) 40 Vgl. E. Platner, Philosophische Aphorismen (1784), a. a. O., § 87, S. 29. 41 Außer der bereits erwähnten von E. Platner (Philosophische Aphorismen (1784), a. a. O., § 92, S. 31) vgl. unter anderem folgende Defi nitionen: »Ratio est facultas nexum veritatum universalium intuendi seu perspiciendi.« (Ch. Wolff, Psychologia empirica, methodo scientifica pertractata, qua ea, quae de anima humana indubia experientiae fi de constant, continentur et ad solidam universae philosophiae practicae ac theologiae naturalis tractationem via sternitur, Francoforti & Lipsiae 1738, in: Ders., Gesammelte Werke, a. a. O., II . Abt., 5. Bd., Part. I., Sect. III , Cap. IV, § 483, S. 372); »Ratio enim hic dicitur facultas cognoscendi nexum rerum, & veritatum.« (G. B. Bilfi nger, Dilucidationes philosophicae, a. a. O., § CCLXXVI , S. 261) 42 Siehe z. B. Platner: »Die ursprünglichen Begriffe, oder Grundsätze der reinen Vernunft sind nicht ein bloßes unwirksames Vermögen, sondern sie sind stets bereit und bestrebt sich anzuwenden und zu äußern, in den durch Sinnen oder Gedächtniß vorschwebenden Ideen.« (Philosophische Aphorismen (1784), a. a. O., § 93, S. 31) 43 Eine Diskussion der Philosophie Platners fi ndet sich auch in K. L. Reinhold, »Über den Begrif der Geschichte der Philosophie. Eine akademische Vorlesung«, a. a. O., S. 6 – 7.

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Hierzu siehe z. B. die Deutsche Metaphysik Wolffs: »Die Einsicht, so wir in den Zusammenhang der Wahrheiten haben, oder das Vermögen den Zusammenhang der Wahrheiten einzusehen, heisset Vernunft.« (Vernünfftige Gedancken von Gott, der Welt und der Seele des Menschen, auch allen Dingen überhaupt, a. a. O., Abt. I, Bd. I. 2, § 368, S. 224) 45 »Les sens quoyque necessaires pour toutes nos connoissances actuelles ne sont point suffisans pour nous les donner toutes, puisque les sens ne donnent jamais que des exemples, c’est à dire des verités particulieres ou individuelles. Or tous les exemples qui confi rment une verité generale de quelque nombre qu’ils soyent, ne suffisent pas pour établir la necessité universelle de cette même verité, car il ne suit point, que ce qui est arrivé, arrivera de même. … D’où il paroist que les verités necessaires telles qu’on trouve dans les Mathematiques pures et particulierment dans l’Arithmetique et dans la Geometrie doivent avoir des principes dont la preuve ne depende point des exemples, ny par consequence du temoignage des sens, quoyque sans les sens on ne se seroit jamais avisé d’y penser. … La Logique encor avec la Metaphysique et la Morale dont l’une forme la Theologie et l’autre la Jurisprudence, naturelles toutes deux, sont pleines de telles verités, et par consequent leur preuve ne peut venir que des principes internes qu’on appelle innés.« (G. W. Leibniz, Nouveaux essais sur l’entendement par l’auteur du systeme de l’ harmonie preestablie, in: Die philosophischen Schriften von Gottfried Wilhelm Leibniz, a. a. O., Bd. 5, S. 43); »Die Metaphysik ist die Wissenschaft der ersten Erkenntnißgründe in der menschlichen Erkenntniß.« (A. G. Baumgarten, Metaphysik, a. a. O., § 1, S. 1) Siehe auch Ch. A. Crusius, Weg zur Gewißheit und Zuverläßigkeit der menschlichen Erkenntniß, a. a. O., § 1, S. 3 – 4: »Wenn man den Begriff der Philosophie dem Sprachgebrauche, so viel möglich, gemäß bestimmen will; so muß man unter derselben den Inbegriff derjenigen Erkenntniß verstehen, welche mit solchen Vernunftwahrheiten zu thun hat, deren Object beständig fortdauret. … 1) Sie [eine philosophische Wahrheit] muß sich durch die blosse Vernunft erkennen lassen; 2) Sie muß ein Object haben, welches entweder schlechterdings nothwendig und unveränderlich ist, oder welches wenigstens in der gegenwärtigen Welt dergestalt beständig fortdauret, daß es natürlicher 44

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Anmerkungen des Herausgebers

Weise niemals völlig zu seyn aufhöret.« Vgl. auch G. E. Schulze, Ueber den höchsten Zweck des Studiums der Philosophie. Eine Vorlesung, Leipzig 1789, S. 91: »Es wird also nunmehr darauf ankommen, daß wir zeigen, in wie fern das Studium der Philosophie, oder der Wissenschaft übersinnlicher Vernunftwahrheiten …« 46 In bezug darauf vgl. folgende Stelle: »Die ganze Welt verlangt jetzo von einem Philosophen, daß er ein Eklektiker sey, d. i. daß er, wie man sich ausdrückt, selbst denke, aus den vielen entgegengesetzten Meinungen die beste auswähle, und diese mit allen ihren Gründen unterstützt seinen Schülern vortrage.« (Ch. Meiners, Revision der Philosophie, Erster Theil, Göttingen und Gotha 1772, S. 60 – 61); »Der wackere verträgliche Hume ist dieser Meinung, und mit ihm noch viele andere englische Philosophen (Essai I. sur l’entend humain.). Er setzt die Philosophie des gemeinen Lebens den abstracten tief forschenden Speculationen entgegen, die er Metaphysik nennt. In Deutschland kennt man die erstere fast gar nicht, weil wir nur noch wenige Schriftsteller haben, die wahre Philosophie in der Sprache der schönen Welt allgemein gemacht haben.« (Ebd., S. 202) Dazu vgl. auch K. L. Reinhold, Versuch, 1. Buch, § II , S. 139: »Das synkretistische übelzusammengestoppelte Aggregat unbestimmter vieldeutiger Sätze, mit dem er [der Popularphilosoph] unter dem Namen eklektischer Weltweisheit prahlt …« 47 Siehe z. B. folgende Stelle aus dem Grundriß Feders: »Dasjenige, womit sich unsere Erkenntniß anfängt, sind Vorstellungen von den Dingen, die auf unsere Sinne wirken. Wann sich diese Vorstellungen vermehren, so können sie mit einander verglichen, getheilt und zusammengesetzt werden. (§. 3.) Auf diese Art bekommen wir Vorstellungen, die nicht unmittelbar, so wie wir sie denken, von den Sinnen herrühren, Begriffe von dem Verhältniß der Dinge auf einander, allgemeine Begriffe, Begriffe, von denen wohl oft keine Gegenstände ausser der Einbildung vorhanden.« ( J. G. H. Feder, Grundriß der Philosophischen Wissenschaften, a. a. O., 2. Abt., 2. Kap., § 4, S. 55) 48 »Aus dieser Vergleichung der Dinge entsteht in unserer Erkenntniß die Verbindung der gemeinschaftlichen Beschaffenheiten … In dem Reich der Begriffe, ist ein solcher Begrif ein abgesondertes Ding ( ens rationis ) und er heißt ein allgemeines Ding, weil

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er nur solche Beschaffenheiten beysammen hat, die einer ganzen Gattung oder einem ganzen Geschlecht gemein sind, nicht eine einzige, die nicht ein jedes aus dieser Gattung oder aus diesem Geschlechte auch hätte. Man kann aber leicht überzeugt werden, daß ausser unsern Vorstellungen unter den wirklich vorhandenen Dingen, kein solches allgemeines Ding sey, sondern daß lauter einzelne Dinge ( indiuidua ) existiren.« ( J. G. H. Feder, Grundriß der Philosophischen Wissenschaften, a. a. O., 2. Abt., 3. Kap., § 6, S. 89) 49 »The better to understand the nature, manner, and extent of our knowledge, one thing is carefully to be observed concerning the ideas we have; and that is, that some of them are simple and some complex. Though the qualities that affect our senses are, in the things themselves, so united and blended, that there is no separation, no distance between them; yet it is plain the ideas they produce in the mind enter by the senses simple and unmixted …« ( J. Locke, An Essay concerning Human Understanding, B. II , Ch. II , § 1, in: The Works of John Locke, a. a. O., vol. 1, S. 99) 50 Vom Zirkel sowohl bei Locke als auch bei Leibniz spricht Reinhold auch im Fundament, S. 49 – 50; in bezug auf Locke siehe auch Beyträge II, S. 190 –191. 51 »In dem Abschnitte von der Philosophie und Logik habe ich mich bemühet, meinen Lesern begreiflich zu machen, warum derjenige Theil der Seelen-Lehre, der uns betrifft, und sich auf inneres Gefühl und Beobachtungen gründet, von der Vernunftlehre nicht getrennet werden könne.« (Ch. Meiners, Revision der Philosophie, a. a. O., S. 203) 52 Im Versuch (1. Buch, § 1, S. 86) war Jacobi von Reinhold als Supernaturalist bezeichnet worden. In einem Brief vom 13. März 1790 schreibt Reinhold an Jacobi: »So hätte denn also die Art wie I h r e r in jenem Versuche gedacht wird bey Ihnen Zweifel über meine wahren Gesinnungen gegen Sie veranlaßt. Ich habe Sie und Schlossern als Vertheidiger des Supernaturalismus angeführt, weil ich keine andern Vertheidiger dieses Systems kenne, die den Namen von Philosophen, der nur Selbstdenkern gebührt, im strengsten Sinne verdienten, und weil ich den Supernaturalismus nicht wie seine Naturalistischen Gegner für Unphilosophie, sondern für einen der V i e r ächt philosophischen Gesichtspunkte

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Anmerkungen des Herausgebers

halte, aus welchem die Wahrheit vorher einseitig beleuchtet werden mußte, bevor der fünfte entdeckt war, der das Wesen, was aus jenen Vieren gesehen wurde, vereinigt.« (Aus F. H. Jacobi’s Nachlaß, hg. von R. Zoeppritz, Leipzig 1869, 1. Bd., Nr. 40, S. 134 –135) 53 »Whence has it all the materials of reason and knowledge? To this I answer, in one word, from experience.« ( J. Locke, An Essay concerning Human Understanding, a. a. O., B. II , Ch. I, § 2, S. 82); »First, Our senses, conversant about particular sensible objects, do convey into the mind several distinct perceptions of things, according to those various ways wherein those objects do affect them … This great source of most of the ideas we have, depending wholly upon our senses, and derived by them to the understanding, I call sensation.« (Ebd., § 3, S. 83); »Secondly, The other fountain from which experience furnisheth the understanding with ideas, is the perception of the operations of our own mind within us, as it is employed about the ideas it has got; … I call this reflection « (ebd., § 4, S. 83); »These simple ideas, the materials of all our knowledge, are suggested and furnished to the mind only by those two ways above-mentioned, viz. sensation and reflection.« (Ebd., B. II , Ch. II , § 2, S. 99); »External objects furnish the mind with the ideas of sensible qualities, which are all those different perceptions they produce in us; and the mind furnishes the understanding with ideas of its own operations.« (Ebd., B. II , Ch. I, § 5, S. 84) 54 »In this part the understanding is merely passive; and whether or no it will have these beginnings, and as it were materials of knowledge, is not in its own power.« ( J. Locke, An Essay concerning Human Understanding, a. a. O., B. II , Ch. I, § 25, S. 98); »We have hitherto considered those ideas, in the reception whereof the mind is only passive, which are those simple ones received from sensation and reflection before-mentioned, whereof the mind cannot make one of itself, nor have any idea which does not wholly consist of them.« (Ebd., B. II ., Ch. XII , § 1, S. 153) 55 Hierzu siehe auch die Vorrede des Versuchs von Reinhold, S. 6 – 7: »Indessen daß die positive Theologie und die Volksreligion durch allmälige Reinigung der Mythologie an Sittlichkeit und Vernunftmässigkeit zunahm, die Kenntniß unsres Planeten durch physische Geographie, Länder- und Völkerkunde ausser-

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ordentliche Fortschritte that, und die empirische Seelenlehre von allen Seiten her mit den wichtigsten Aufschlüssen über die verborgensten Eigenheiten des menschlichen Geistes und Herzens bereichert wurde, wurden die rationale Theologie, Cosmologie und Psychologie theils vernachlässiget theils gemißhandelt.« 56 Vgl. z. B. die Aphorismen Platners: »Genie (260), wenn darunter etwas mehr verstanden werden soll, als ein vorzüglicher Grad von Vollkommenheit in irgend einem Theile des Erkenntnißvermögens, ist nur allein zur philosophischen Beobachtung nöthig. Die Fähigkeiten des analytischen Beobachters (256) sind besondere Gaben, und die Fähigkeiten des praktischen (258) sind vorzügliche Gaben – Talente. Gaben und Talente sind nicht Genie.« (E. Platner, Philosophische Aphorismen (1784), a. a. O., § 261, S. 81) 57 Damit ist nicht nur die Zeit des Sturms und Drang überhaupt gemeint, sondern auch diejenige Hälfte des 18. Jahrhunderts, die unter dem Einfluß der englischen Philosophie (vor allem Shaftesbury, Addison, Young) steht: man denke z. B. an Herder und an den jungen Goethe. Zum Thema des »Genies« siehe unter anderem G. E. Schulze, Grundriß der philosophischen Wissenschaften, a. a. O., 1. Bd., § XXIII , S. 189 –197; J. A. Eberhard, Allgemeine Theorie des Denkens und Empfi ndens, Berlin 1776, S. 209 – 255; J. B. Dubos, Réflexions critiques sur la poésie et sur la peinture, 2 Bde., Paris 1719, Seconde partie, section I, S. 1–12, »Du genie en generale«; J. G. Sulzer, Entwickelung des Begriffs vom Genie, in: Ders., Vermischte philosophische Schriften. Aus den Jahrbüchern der Akademie der Wissenschaften zu Berlin gesammelt, Leipzig 1782, S. 307– 322. Eine Hymne an das Genie fi ndet sich im 56. Physiognomischen Fragment J. C. Lavaters: vgl. seine Ausgewählten Schriften, hg. von J. K. Orelli, I. Bd., Zürich 18593, S. 324 – 330. 58 Ein klassisches Beispiel sind für Reinhold die Aufsätze von Garve; siehe dessen Versuch über die Prüfung der Fähigkeiten, Aus dem achten Bande der Neuen Bibliothek der schönen Wissenschaften und freyen Künste, in C. Garve: Sammlung einiger Abhandlungen. Aus der Neuen Bibliothek der schönen Wissenschaften und der freyen Künste, Leipzig 1779, S. 8 –115. Nachdruck in: Ders., Gesammelte Werke, hg. von K. Wölfel, I. Abt., Bd. V, Hildesheim 1985. In bezug auf dieses Thema siehe auch C. L. Reinhold, Fundament, S. 24.

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Hierzu vgl. die Beschreibung der eklektischen Philosophie in einem Buch, das Reinhold für seine Vorlesungen benutzte: J. Gurlitt, Abriß der Geschichte der Philosophie. Zum Gebrauch der Lehrvorträge, Leipzig 1786, S. 255 – 256. Man denke aber auch an die Französische Aufklärung: eine Liste der Werke, die sich mit den verschiedensten Themen befaßt hatten, fi ndet sich in U. Dierse, »Die nützliche Wahrheit. Begriffe und Motive der ›philosophes‹«, in Archiv für Begriffsgeschichte, 26 (1982), S. 193 – 210: Delisle de Sales, Philosophie der Natur (1770), Voltaire, Philosophie der Geschichte (1765); S. von Storchenau, Philosophie der Religion (1772 – 75); E. Danielsen, Die wahre Philosophie des Christentums (1775); V. R. de Mirabeau, Ruralphilosophie (1764); Fr. E. von Glaubitz, Die anmuthige Philosophie (1713); H. Knoll, Philosophie in anmuthigem Gewande (1781); J. G. Schmidt, Rokenphilosophie (1729); Philosophie de la Canaille, aus dem Franz. übers. von C. M. Baltzer (1760); J. J. Engel, Der Philosoph für die Welt (1775); M. J. Sedaine, Le Philosophe sans le savoir (1765); H. C. Hirzel, Der philosophische Kaufmann (1775). 60 Vgl. auch K. L. Reinhold, Versuch, 1. Buch, § I , S. 119: »Unsre unphilosophischen Rechtslehrer scheinen dabey die alten Rollen der orthodoxen Theologen übernommen zu haben, indem sie mit ebendemselben Geiste die Urkunden des positiven Rechts, wie jene die Urkunden der positiven Theologie, verfechten. Sie glauben an den leidigen Buchstaben von Gesetzen, an deren Daseyn Unwissenheit und Uebermacht wenigstens eben so viel Antheil hatten als das Streben der dämmernden Vernunft und das dunkle Gefühl des Rechtes in fi nsteren Zeitaltern, das Palladium der Menschheit aufzubewahren, während der Despot diese Gesetze nur in so ferne gelten läßt als er in ihnen Mittel zu seinem letzten Zwecke, der willkührlichen Gewalt antrift …« 61 Dieser Defi nition stellt Reinhold ein Jahr später eine andere zur Seite: »… Philosophie im strengsten Sinne des Wortes ist W i s s e n s c h a f t d e s b e s t i m m t e n v o n d e r E r f a h r u n g u n a b h ä n g i g e n Z u s a m m e n h a n g e s d e r D i n g e .« (K. L. Reinhold, »Ueber den Begrif der Philosophie. Eine akademische Vorlesung«, a. a. O., S. 13) 62 Vgl. unter anderem: »The common name of substances, as well as other general terms, stand for sorts; which is nothing else but the being made signs of such complex ideas, wherein seve59

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ral particular substances do, or might agree, by virtue of which they are capable of being comprehended in one common conception, and signified by one name.« ( J. Locke, An Essay concerning Human Understanding, Book 3, Ch. 6, § 1, in: a. a. O., S. 207); »Ab eodem fonte nascuntur illae voces insignificantes, substantiae abstractae, essentia separata, aliaquae similia.« (Th. Hobbes, De corpore, Pars I, Caput 3, in: Ders., Opera Philosophica, hg. von W. Molesworth, London 1839, Bd. 1, S. 30); »It will be urged that thus much at least is true, to wit, that we take away all corporeal substances. To this my answer is, that if the word substance be taken in the vulgar sense, for a combination of sensible qualities, such as extension, solidity, weight, and the like; this we cannot be accused of taking away. But if it be taken in a philosophical sense, for the support of accidents or qualities without the mind: then indeed I acknowledge that we take it away, if one may be said to take away that which never had any existence, not even in the imagination.« (G. Berkeley, A Treatise concerning The Principles of Human Knowledge, in: A. A. Luce and T. E. Jessop (Ed. by), The Works of George Berkeley Bishop of Cloyne, Bd. 2, Nendeln 1979 (Nachdruck der Ausgabe 1949), S. 56); »The idea of a substance as well as that of a mode, is nothing but a collection of simple ideas, that are united by the imagination, and have a particular name assigned them, by which we are able to recal, either to ourselves or others, that collection.« (D. Hume, A Treatise of Human Nature, vol. I, 1, sect. 6, in: Ders., The Philosophical Works, edited by T. H. Green and T. H. Grose, Bd. 1, Aalen 1992 (Nachdruck der Ausgabe London 1886), S. 324). Die Diskussion des Begriffs »Substanz« wurde auch von einigen deutschen Philosophen, z. B. von J. G. H. Feder, wiederaufgenommen; dazu siehe G. Zart, Einfluss der englischen Philosophen seit Bacon auf die deutsche Philosophie des 18. Jahrhunderts, Berlin 1881, S. 135. 63 »Je trouvay donc que leur [des ›unités reelles‹] nature consiste dans la force, et que de cela s’ensuit quelque chose d’analogique au sentiment et à l’appetit; et qu’ainsi il falloit les concevoir à l’imitation de la notion que nous avons des a m e s .« (G. W. Leibniz, Systeme nouveau de la nature et de la communication des substances, aussi bien que de l’union qu’il y a entre l’ame et le corps, in: Die philosophischen Schriften von Gottfried Wilhelm Leibniz, a. a. O., Bd. 4, S. 479);

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Anmerkungen des Herausgebers

»Natura animae in eadem vi repraesentativa consistit.«(Ch. Wolff, Psychologia rationalis methodo scientifica pertractata, qua ea, quae de anima humana indubia experientiae fide innotescunt, per essentiam et naturam animae explicantur, et ad intimiorem naturae ejusque autoris cognitionem profutura proponuntur, Francofurti & Lipsiae 1740, in: Ders., Gesammelte Werke, a. a. O., Abt. II , Bd. 6, § 67, S. 45); »Dicitur Anima substantia repraesentativa universi pro situ corporis organici in universo.« (G. B. Bilfi nger, Dilucidationes philosophicae, a. a. O., § CCLXXXVIII , S. 274); »Die Gedanken sind Vorstellungen. Folglich ist meine Seele eine Vorstellungskraft. §. 371.« (A. G. Baumgarten, Metaphysik, a. a. O., § 372, S. 169); »Meine Seele ist eine Kraft §. 371. welche vorstelt §. 372. diese Welt §. 373. nach der Stellung meines Körpers. §. 376.« (Ebd., § 377, S. 171); »Ich (21) und Seele (20), sind gleichgeltende Worte.« (E. Platner, Philosophische Aphorismen (1784), a. a. O., § 23, S. 9); »Alle Wirkungen der Seele sind, im weitern Sinne des Worts, Ideen (31): folglich ist die Seele eine Ideen- oder Vorstellungskraft.« (Ebd., § 32, S. 12); »So ist also die menschliche Seele eine unabläßig wirkende Vorstellkraft – ein stets nach Vorstellungen bestrebtes, und stets mit Vorstellungen beschäftigtes Wesen (34 – 61).« (Ebd., § 66, S. 23); »Die Grundkraft der menschlichen Seele kann also nichts anders seyn als das Bestreben Vorstellungen zu haben.« ( J. A. Eberhard, Allgemeine Theorie des Denkens und Empfi ndens, a. a. O., S. 32 – 33); »Denn da die Seele, wie niemand läugnen kann, eine thätige Substanz ist, so muß ihr eine gewisse Art von Thätigkeit oder von Kraft natürlich seyn. Und ohne Zweifel besteht ihre natürliche Thätigkeit darinn, Ideen hervorzubringen, oder, wenn man will, Ideen aufzunehmen und mit einander zu vergleichen; das heißt zu denken.« ( J. G. Sulzer, Untersuchung über den Ursprung der angenehmen und unangenehmen Empfi ndungen, in: Ders., Vermischte philosophische Schriften. Aus den Jahrbüchern der Akademie der Wissenschaften zu Berlin gesammelt, a. a. O., S. 1–100, insbesondere 1. Abschnitt: Allgemeine Theorie des Vergnügens, S. 5) 64 Vgl. auch K. L. Reinhold, Versuch, 1. Buch, § IV, 167: »… in einer Reihe angebohrner Vorstellungen (und wie sich einige Leibnitzianer ausdrücken, in einem Systeme angebohrner Wahrheiten) …« 65 Hierzu siehe folgende Stellen: »Wiederum, da ein jedes für sich bestehendes Ding eine Kraft hat, daraus als aus einer

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Quelle seine Veränderungen fl iessen (§. 114. 115.); so muß auch die Seele eine dergleichen Kraft haben, daraus ihre Veränderungen herfl iessen …« (Ch. Wolff, Vernünfftige Gedancken von Gott, der Welt und der Seele des Menschen, auch allen Dingen überhaupt, a. a. O., Abt. I, Bd. I. 2, § 744, S. 464); »Alle Wirkungen der menschlichen Seele, lassen sich in der Erfahrung erklären und in der Theorie ableiten, aus dem Grundbegriffe der Vorstellungskraft. Vorstellungen haben von der Beschaffenheit der Sache, heißt erkennen; von der Beziehung der Sache auf den selbsteigenen Zustand, empfi nden; und wenn es in der Vorhersehung ist, Wollen, Erkenntniß und Willensvermögen.« (E. Platner, Philosophische Aphorismen (1784), a. a. O., § 67, S. 23 – 24) 66 Siehe z. B. die Psychologia rationalis Wolffs: »Deus harmoniam praestabilivit, quatenus animae junxit corpus, in quo existere potest series motuum perceptionibus & appetitionibus animae consentientium, & cum fecit rerum materialium nexum, ut motus isti ad actum perducantur per continuas in organa sensoria impressiones extrinsecus factas.« (A. a. O., § 624, S. 557). Siehe auch die Delucidationes philosophicae von Bilfi nger, a. a. O., § CCCLVI , S. 379 – 380. 67 Beispiele für diese philosophischen Thesen fi nden sich u. a. bei Descartes, Spinoza und Leibniz. Vgl. z. B. folgende Stellen: »Omnis res cui inest immediate, ut in subiecto, sive per quam existit aliquid quod percipimus, hoc est aliqua proprietas, sive qualitas, sive attributum, cujus realis idea in nobis est, vocatur Substantia.« (R. Descartes, Secundæ Responsiones, in Ders., Œuvres de Descartes, VII , publiées par Ch. Adam & P. Tannery, Paris 1996, S. 161) Nach Descartes gibt es drei Substanzen, »Mens«, »Corpus« und »Deus« (ebd., S. 161–162); »Præter Deum nulla dari, neque concipi potest substantia.« (B. de Spinoza, Ethica Ordine Geometrico demonstrata, Pars I, Propositio XIV, in: Spinoza Opera, Bd. 2, hg. von C. Gebhardt, Heidelberg 1972, S. 56) Von mehreren Substanzen spricht Leibniz in seiner Monadenlehre (siehe Monadologie, in: Die philosophischen Schriften von Gottfried Wilhelm Leibniz, a. a. O., Bd. 6, S. 607– 623). Man kann auch auf die Profession de foi du vicaire savoyard von Rousseau verweisen: »Vous remarquerez que par ce mot de substance j’entens en général l’être doüé de quelque qualité primitive, et abstraction faite de toutes modifications particuliéres ou secondaires. Si donc toutes les qualités primitives qui

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Anmerkungen des Herausgebers

nous sont connues peuvent se réunir dans un même être, on ne doit admettre qu’une substance, mais s’il y en a qui s’excluent mutuellement, il y a autant de diverses substances qu’on peut faire de pareilles exclusions.« ( J.-J. Rousseau, Emile ou de l’éducation, livre IV, in: Œuvres complètes, vol. 4, édition publiée sous la direction de B. Gagnebin et M. Raymond, Paris 1969, S. 584) 68 Vgl. auch K. L. Reinhold, Versuch, 2. Buch, § XIII , S. 222: »Es ist hier nicht die Frage, woraus das Vorstellungsvermögen entstehe, sondern worin es bestehe, nicht um den Ursprung, sondern lediglich um die Beschaffenheit des Vorstellungsvermögen; nicht woher das Vorstellungsvermögen seine Bestandteile erhalte, sondern, was es für Bestandteile habe; nicht wie sich das Vorstellungsvermögen genetisch erklären lasse, sondern was man denn unter Vorstellungsvermögen zu verstehen habe. Der Unterschied zwischen diesen beyden Fragen ist so allgemein verkannt worden, daß er nicht oft genug eingeschärft werden kann. Man vernachlässigte immer diejenige, über deren Beantwortung man durchaus vorher hätte einig seyn müssen, wenn über die andere, welche alle Köpfe beschäftigte, eine befriedigende Auskunft möglich sein sollte.« Siehe auch ebd., 1. Buch, § IV, S. 179 –180 und 2. Buch, § VIII , S. 204. 69 Siehe z. B. E. Platner: »Weil die Ideen der Sinne und der Phantasie durchaus Verhältnisse sind, und Schein unserer Denkart (794): so können sie nicht taugen zur Beantwortung jener Fragen der Metaphysik (4).« (Philosophische Aphorismen (1784), a. a. O., § 814, S. 264) 70 Vgl. Ch. Wolff: »Ontologia seu Philosophia prima est scientia entis in genere, seu quatenus ens est.« (Philosophia prima, sive Ontologia, a. a. O., § 1, S. 1) Siehe auch die Metaphysik Baumgartens: »Die Ontologie ( Ontosophia, metaphysica, metaphysica vniuersalis, architectonica, philosophia prima ) ist die Wissenschaft der gemeinern oder abstractern Prädicate des Dinges.« (A. a. O., § 4, S. 2); »Weil die gemeinern Prädicate des Dinges, zu den ersten Erkenntnißgründen der menschlichen Erkenntniß, gehören: so wird die Ontologie mit Grunde zu der Metaphysik gerechnet. §. 1. 4.« (Ebd., § 5, S. 3) 71 »Was nicht Nichts ist, was vorgestelt werden kan, was keinen Widerspruch enthält, was nicht, A und nicht A, zugleich ist, ist Etwas, Möglich, und eine Sache, ( aliquid, possibile, res ). § 7.«

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(A. G. Baumgarten, Metaphysik, a. a. O., § 8, S. 4) In bezug darauf siehe auch die Deutsche Metaphysik Wolffs: »Alles was seyn kan, es mag würcklich seyn oder nicht, nennen wir ein Ding.« (Vernünfftige Gedancken von Gott, der Welt und der Seele des Menschen, auch allen Dingen überhaupt, a. a. O., § 16, S. 9); »Was weder ist, noch möglich ist, nennet man Nichts.« (Ebd., § 28, S. 15); Crusius: »Das Wort Ding wird in zweyerley Verstande genommen … In dem weitern Verstande heißt es so viel als etwas, und wird dem nichts entgegen gesetzet. … In der engern Bedeutung leget man den Nahmen eines Dinges nur den wirklichen Dingen bey, und setzet sie demjenigen entgegen, was nicht wirklich vorhanden ist.« (Ch. A. Crusius, Entwurf, a. a. O., § 11, S. 20 – 21); Feder: »Aber was heißt das, Etwas? Es ist der Name alles dessen, was sich vorstellen und gedenken lässet, was einen Begriff giebt. Dem Etwas steht das Nichts entgegen. Nichts ist also das, was sich nicht gedenken lässet, was keinen Begriff giebt.«; »Ein Ding, in der weitläufigsten Bedeutung dieses Namens, heißt nur so viel, als Etwas. Das Nichts, das dem Etwas entgegen steht, wird daher auch ein Unding genennt.« ( J. G. H. Feder, Logik und Metaphysik, a. a. O., 1786, S. 250); »Auch das Mögliche muß etwas seyn. Folglich darf das Mögliche keinen Widerspruch in sich fassen. Was einen Widerspruch in sich fasset, ist unmöglich. Und unmöglich heißt so viel, als was nicht seyn kann. Also, was einen Widerspruch in sich fasset, kann nicht seyn. Oder, es ist unmöglich, daß dasselbe zugleich sey und nicht sey « (ebd., S. 250 – 251). 72 Vgl. z. B. die Vernunftlehre Reimarus’: »Eben diese Regeln der Vernunft [die Regeln der Einstimmung und des Widerspruchs] sind der Grund aller Wahrheit. Denn die Wahrheit im Denken ( Veritas Logica ) besteht in der Uebereinstimmung unserer Gedanken mit den Dingen, woran wir gedenken. Demnach bezieht sich die Wahrheit im Denken auf die wesentliche Wahrheit in den Dingen selbst, ( Veritatem Metaphysicam ) vermöge welcher sie ein Etwas, nicht aber ein Unding, Nichts, oder Schimäre sind. Wenn sich nun zeigen läßt, daß sich die wesentliche Wahrheit der Dinge nach eben den Regeln der Einstimmung und des Widerspruchs richtet, wornach wir auch denken: so muß auch zwischen der logischen und wesentlichen Wahrheit eine Einstimmung seyn; d. i. wenn wir nach den Regeln der Einstimmung und des Widerspruchs denken: so müssen auch unsere Gedanken mit den Din-

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Anmerkungen des Herausgebers

gen selbst übereinstimmen, oder wahr gedacht seyn.« (H. S. Reimarus, Die Vernunftlehre, a. a. O., § 17, S. 11) Von Interesse ist auch folgende Stelle, die in einer anderen Form die Kritik Reinholds ausdrückt: »Wir wollen nun auch auf die allgemeinen Gegenstände unseres Denkens, auf das allgemeinste in dem Stoff, in dem materiali unserer Erkenntniß, sehen. Dies sind ohne Zweifel das Mögliche, das Wirkliche, ein Etwas, ein Ding, und die entgegengesetzten Begriffe. Je allgemeiner diese Begriffe sind, desto schwehrer ist es das gemeinschaftliche und das unterscheidende derselben ( genus et differentiam specificam ) anzugeben. Sollte ich mich irren, wenn ich behaupte, daß aus diesem Grunde der Begrif von der Wirklichkeit oder der Existenz am allerschwehrsten zu erklären? Denn ob wir uns gleich was bestimmtes dabey gedenken, so ist es doch schwehr, wo nicht ohnmöglich, diesen Gedanken abzusondern und zu erklären, ohne daß wir bey der Erklärung wieder auf dasjenige zurück kommen, was wir erklären wollten.« ( J. G. H. Feder, Grundriß der Philosophischen Wissenschaften, a. a. O., 2. Abt., 3. Kap., § 3, S. 86 – 87) 73 Reinhold wird in einer Fußnote zu einem Aufsatz von F. C. Forberg (Des Herrn Hofrath und Professor Schwab Gedanken über die Reinholdsche Theorie des Vorstellungsvermögens. Im 2ten St. des 3ten Bandes des Eberhardschen Magazins. Geprüft von M. F. C. Forberg), verfaßt als Antwort auf die Einwände von J. Ch. Schwab (Ueber den Reinholdischen Versuch einer neuen Theorie des menschlichen Vorstellungsvermögens, in: Philosophisches Magazin, hg. von J. A. Eberhard, III . Bd., 2. St., 1790, S. 125 –147), auf dieses Thema zurückkommen: »Das außer uns befi ndliche Objekt, wird durch Sinnlichkeit und Verstand als Erscheinung, durch Vernunft aber als Noumenon vorgestellt. In dieser letztern Eigenschaft wird es als der Grund des in der sinnlichen Anschauung gegebenen Stoffes gedacht. Das positive Prädikat eines Noumenons und denkbaren Grundes kömmt ihm daher nur in sofern zu, als es ihm wegen des gegebenen Stoffes beygelegt werden muß (als man durch die Erscheinung dazu berechtiget wird.) Das negative Prädikat des Dinges an sich aber nur in sofern als es auch als Noumenon nur ein vorgestelltes, und eben darum kein Ding an sich ist, und die Form der Idee als Form der Vorstellung von ihm geläugnet werden muß.« (Fundament, S. 191, Fußnote); »Das Ding an sich bedeutet so lange den bloßen negati-

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ven Begriff der Vorstellbarkeit, als es nicht durch den gegebenen Stoff in einer Vorstellung für uns realisiert wird; wodurch das negative Merkmal der Vorstellung seine Anwendbarkeit auf etwas außer uns erhält.« (Ebd., S. 213, Fußnote) 74 Siehe K. L. Reinhold, Versuch, 3. Buch, § LXXIX , S. 502: »Die in der ursprünglichen Handlungsweise der Vernunft bestimmte Form der Idee überhaupt besteht in der Einheit des den Formen der Anschauung widersprechenden, und a n den blossen Formen der Urtheile bestimmten, und folglich von den Bedingungen des empirischen Stoffes unbedingten Mannigfaltigen, die darum auch die unbedingte, oder absolute Einheit heißt.« Vgl. auch ebd., § LXXXII , S. 522 – 526. 75 Anspielung auf Feder: »… so ist doch soviel ausser Zweifel, das es in der Philosophie um die wichtigsten derjenigen Erkenntnisse zu thun sey, die durch den blossen Gebrauch der Vernunft herausgebracht werden können! …« ( J. G. H. Feder, Logik und Metaphysik, a. a. O., 1786, S. 4) 76 Reinhold wird diese Einteilung nie ausführen, die praktische Philosophie wird eher die Form annehmen, die sie in Briefe II bekommt, wo unter anderem eine Theorie des Willens vorgeschlagen wird. In einem Brief vom 18. Juni 1792 schreibt Reinhold an J. B. Erhard: »Durch meinen neuen Begriff vom Willen … ist es mir < erst > möglich geworden, eine Theorie des Begehrungsvermögens zu liefern, woran ich sonst nicht selten gezweifelt habe. Durch den Willen und die a priorischen Vermögen, die in demselben im Spiele sind, erhielt ich erst genauere Begriffe vom Begehren und dem, was dabei a priori und a posteriori gegeben sein muß. Aber bevor der zweite Band der Briefe, der Michaelis erscheinen soll, heraus ist, und in welchem ich mich mit Freiheit und Willen in Rücksicht auf Moral beschäftige, darf ich für die Theorie des Begehrungsvermögens nichts weiter vornehmen.« (Zitiert aus: I. C. Diez, Briefwechsel und Kantische Schriften, a. a. O., S. 912) Was die Darstellung der Theorie des Begehrungsvermögens in Beyträge II betrifft, siehe die Ankündigung dieses Bandes: IB der A. L. Z., Nr. 53, Mittwochs, den 2. May 1792, Literarische Anzeigen. I. Ankündigungen neuer Bücher, Sp. 425 – 427.

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Anmerkungen des Herausgebers

ii. erst er grundsatz der philosophie (s. 67–110) Vgl. J. Locke, An Essay concerning Human Understanding, a. a. O., B. I, Ch. III , § 26, S. 55. 2 Christian Garve, geb. 7. Januar 1742 in Breslau, gest. 1. Dezember 1798 ebd., 1766 Dozent in Leipzig, 1770 a. o. Professor der Phil., übersetzte und kommentierte 1772 A. Ferguson, Grundsätze der Moralphilosophie; 1773 E. Burke, Ueber den Ursprung unserer Begriffe vom Erhabenen und Schönen; 1798 1. Teil der Ethik von Aristoteles mit der Abhandlung »Uebersicht der vornehmsten Principien der Sittenlehre von dem Zeitalter des Aristoteles an bis auf unsre Zeiten«; 1792 –1802 Versuche über verschiedene Gegenstände aus der Moral, der Litteratur und dem gesellschaftlichen Leben (5 Teile). Als Vermittler der Gedanken der englischen Moralphilosophie sowie als Publizist gewann er großen Einfluß. 3 Von der Bedeutung der Wissenschaft für die Regierung war schon bei J. G. Herder die Rede; vgl. Vom Einfluß der Regierung auf die Wissenschaften und der Wissenschaften auf die Regierung, Berlin 1780, S. 90: »Unbeständigkeit in Meinung endlich, schwacher Skepticismus verderbt Alles. Das fehlt einem Regenten nur, zu wissen, daß nichts wahr, daß Alles wahr und falsch, gut und böse sei, nachdem mans ansieht, und daß es eigentlich keinen Zwek menschlicher Handlungen und menschlichen Daseyns in der Welt gebe, über alles lasse sich disputiren, alles lasse sich mahlen … Da ists besser, daß der Regent nicht schreiben gelernt habe und nur tüchtige, feste Hand behalte, einmal schreiben oder allenfalls fechten zu lernen, als daß ihm jezt durch seine Wissenschaft Verstand, Hand und Auge gelähmt sei, nichts mehr im rechten Lichte zu sehen, zu wollen und zu begreifen. Verderbte Wissenschaft ist tausendmal ärger, als Unwissenschaft; wahres und das feinste Gift der Seele.« 4 Vgl. K. L. Reinhold, Versuch, Grundlinien der Theorie des Begehrungsvermögens, S. 570: »Das auf diese Weise durchgängig bestimmte Objekt des rein-vernünftigen Triebes heißt Moralität oder Sittlichkeit «. 5 Dieser Ausdruck gehört zur metaphysischen Tradition der Schulphilosophie; siehe z. B. die Metaphysik Baumgartens: »Der Inbegrif aller Bestimmung, welche in einem Dinge zusammen mög1

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lich sind, ist die durchgängige Bestimmung, (omnimoda determinatio).« (A. a. O., § 114, S. 46) Oder Feder: »Alles, was wirklich ist, ist gänzlich bestimmt; (omnimodo determinatum) das heißt, von allen nur ersinnlichen contradictorisch entgegengesetzten Prädicaten kömmt ihm eines oder das andere zu.« ( J. G. H. Feder, Logik und Metaphysik, a. a. O., 1786, S. 257) Der Ausdruck kommt auch bei Kant vor, in bezug auf das transzendentale Ideal: »Ein jedes D i n g aber seiner Möglichkeit nach steht noch unter dem Grundsatze der d u r c h g ä n g i g e n B e s t i m m u n g , nach welchem ihm von a l l e n m ö g l i c h e n Prädicaten der D i n g e , so fern sie mit ihren Gegentheilen verglichen werden, eines zukommen muß.« (KrV, B 599 – 600: AA, III , S. 385); »Also ist es ein transscendentales I d e a l , welches der durchgängigen Bestimmung, die nothwendig bei allem, was existirt, angetroffen wird, zum Grunde liegt und die oberste und vollständige materiale Bedingung seiner Möglichkeit ausmacht, auf welcher alles Denken der Gegenstände überhaupt ihrem Inhalte nach zurückgeführt werden muß.« (KrV, B 604: AA, III , S. 388) 6 Anspielung auf eine Stelle Paulus’: »Er hat uns fähig gemacht, Diener des Neuen Bundes zu sein, nicht des Buchstabens, sondern des Geistes. Denn der Buchstabe tötet, der Geist aber macht lebendig.« (2. Korinther, 3, 6) 7 In bezug darauf siehe auch diese Stelle aus einem Brief Reinholds an Baggesen vom 18. März 1793: »Du wirst über mich lächeln; aber ich kann mir nicht helfen, zu glauben, daß, so lange und wo keine Elementarphilosophie feststeht, auch sogar unter Philosophen von Profession selbst, keine durchgängig bestimmten, und auch nur unter ihnen allgemeingültigen Principien der R e c h t e möglich sind. Vom Dache kann einmal kein Gebäude angefangen werden. Und was auch Philosophen und Unphilosophen gegen mein Glaubensbekenntniß seufzen und spötteln mögen, Elementarphilosophie ist das Eine, was der Wissenschaft, und Wissenschaft ist das Eine, was sogar der Moralität selbst in Rücksicht auf Cultur (nicht jedes Einzelnen, sondern der Menschheit) Noth ist. Zu g e m e i n s c h a f t l i c h e n Unternehmungen gehört Einverständniß, und zwar nicht bloßes Einverständniß der G e f ü h l e zu Unternehmungen, die von Begriffen ausgehen müssen. Weg mit allen Revolutionen, die durch Gewalt und Leiden-

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schaften durchgesetzt werden müssen!« (Aus Jens Baggesen’s Briefwechsel, a. a. O., I, Nr. 52, S. 258 – 259) 8 In bezug darauf siehe z. B. Ch. Wolff: »Enunciatio constat ex duobus terminis, quorum unus significat rem, de qua judicatur, alter id, quod eidem tribuitur, vel ab eo removetur.« (Philosophia rationalis sive logica, a. a. O., § 199, S. 216); »Illud, de quo judicatur, dicitur Subjectum: quod vero rei cuidam tribuitur, vel ab ea removetur, Praedicatum.« (Ebd., § 200, S. 217); »Posita actione causae efficientis sufficientis ponitur effectus, & contra si datur effectus, detur etiam necesse est causa ejusdem effi ciens suffi ciens.« (Philosophia prima, sive Ontologia, a. a. O., § 898, S. 661); »Was nun aber durch das Thun seine Würcklichkeit erreicht, wird die Würckung genennet. Hingegen dasjenige Ding, welches durch sein Thun dem Möglichen zur Würcklichkeit verhilft, das ist, etwas hervor bringet, wird eine würckende Ursache genennet.« (Vernünfftige Gedancken von Gott, der Welt und der Seele des Menschen, auch allen Dingen überhaupt, a. a. O., § 120, S. 62 – 63); »Wenn viele Dinge zusammen eines machen; so heisset das eine ein Ganzes; die vielen Dinge aber nennet man in Ansehung des Ganzen seine Theile.« (Ebd., § 24, S. 13); »Da nun die Theile zusammen genommen das Ganze sind; so muß auch das Ganze seinen Theilen zusammen genommen gleich seyn: denn wie könte ein Ding sich nicht selber gleich seyn (§. 22.)? …« (Ebd., § 25, S. 14) Oder Ch. A. Crusius: »Erstlich muß man wenigstens eine Idee haben, welche man zuerst denket, und von welcher man sich vorstellen will, wie sich eine andere gegen sie verhalte, diese heisset das Subject. … Ferner muß wenigstens ein Begriff da seyn, von welchem man ein gewisses Verhältniß gegen das Subject denken will, und derselbe heisset das Prädicat.« (Weg zur Gewißheit, a. a. O., § 218, S. 407) Oder J. G. H. Feder: »… ein ausgedrucktes Urtheil heißt ein logischer Satz, das wovon wir urtheilen, das Subject, das, was wir von jenem bejahen oder verneinen, das Prädicat …« (Grundriß der Philosophischen Wissenschaften, a. a. O., 2. Abt., 2. Kap., § 7, S. 57); »Man nimmt an 1) daß eine Welt ein Ganzes sey; 2) Daß alle seine Theile in einer gewissen Verbindung miteinander stehen; denn sonst wären sie nicht Theile eines Ganzen.« (Ebd., 2. Abt., 3. Kap., § 29, S. 118); »Ein mündlich oder schriftlich ausgedrucktes Urtheil ist ein logischer Satz. Es erhellet aus der gegebenen Erklärung eines Satzes, daß drey Stücke dabey wesentlich sind; eine

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Sache, oder ein Begriff, von welchem etwas bejahet, oder verneinet wird, und ein Zeichen der Bejahung oder Verneinung. Das erste Stück wird das Subject genennet, das andere heißt das Prädicat, und das dritte das Bindewort, ( copula) .« (Logik und Metaphysik, a. a. O., 1786, S. 81– 82) 9 »Philosophia practica universalis est scientia affectiva practica dirigendi actiones liberas per regulas generalissimas« (Ch. Wolff, Philosophia practica universalis, methodo scientifica pertractata. Pars prior, theoriam complectens, qva omnis actionum humanarum differentia, omnisqve juris ac obligationum omnium, principia, a priori demostrantur, Francofurti & Lipsiae 1737, in: Ders., Gesammelte Werke, a. a. O., Abt. II , Bd. 10, § 3, S. 2). 10 Reinhold dürfte sich hier auf die folgende Defi nition Jakobs beziehen: »Eine Erkentniß, aus welcher die Möglichkeit vieler Erkentnisse erkannt wird, heißt ein Grundsatz …« (L. H. Jakob, Grundriß der allgemeinen Logik und kritische Anfangsgründe zu einer allgemeinen Metaphysik, a. a. O., § 6, S. 3). Siehe auch die Vernunftlehre Reimarus’: »Alle Wissenschaft fl ießt nämlich aus Grundsätzen, das ist, aus Sätzen, die für sich ohne Beweis klar, folglich unmittelbarer Einsicht sind, aber zur Einsicht anderer den Grund legen, soferne sie allgemein sind. (§ 128.)« (A. a. O., § 233, S. 247). 11 Siehe folgende Defi nition Wolffs: »Principium cognoscendi dicitur propositio, per quam intelligitur veritas propositionis alterius.« (Philosophia prima, sive Ontologia, a. a. O., § 876, S. 649) 12 Dazu siehe das Wörterbuch Schmids: »G r u n d s a t z , Princip ist jede allgemeine Erkenntniß, woraus sich andere Erkenntnisse ableiten und begreifen lassen. Crit. 346.« (C. Ch. E. Schmid, Wörterbuch zum leichtern Gebrauch der Kantischen Schriften nebst einer Abhandlung, Zweyte vermehrte Ausgabe, Jena 1788, S. 204) Vgl. auch: »Urtheile a priori, sofern sie die Möglichkeit anderer Urtheile bestimmen und selbst von keinen höhern abhängen, heißen Grundsätze.« (C. Ch. E. Schmid, Critik der reinen Vernunft im Grundrisse, Zweyte verbesserte Auflage, Jena 1788, § 111, S. 54) 13 Wie schon in der Einleitung erwähnt, bezieht sich Reinhold hier auf einen Einwand, den Heydenreich in seiner Rezension des Versuchs erhoben hatte. 14 In der Fundamentschrift spricht Reinhold von einem Marmorblock, aus dem die wirkliche Bildsäule herauszubringen ist (Fun-

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Anmerkungen des Herausgebers

dament, S. 16). M. Bondeli (Das Anfangsproblem, a. a. O., S. 119, Fußnote 104) hat vorgeschlagen, diese Stelle von Beyträge I in bezug auf die KrV (B 862: AA, III , S. 539) zu interpretieren. Bei Kant liest man: »Niemand versucht es, eine Wissenschaft zu Stande zu bringen, ohne daß ihm eine Idee zum Grunde liege. Allein in der Ausarbeitung derselben entspricht das Schema, ja sogar die Defi nition, die er gleich zu Anfange von seiner Wissenschaft giebt, sehr selten seiner Idee; denn diese liegt wie ein Keim in der Vernunft, in welchem alle Theile noch sehr eingewickelt und kaum der mikroskopischen Beobachtung kennbar verborgen liegen.« 15 Von »Umfang« und »Inhalt« in bezug auf die »Gattung« war schon bei Kant die Rede: KrV, B 682: AA, III , S. 433 – 434. 16 Sie gehört z. B. zur Schulphilosophie; siehe Bilfi nger: »Principio distingui velim, modum tractandi popularem, & Systematicum sive scientificum. Popularem voco omnem illum, qui opponitur demonstrationi Systematicae. Demonstrationem vero Systematicam Logici norunt illam esse, in qua nullus terminus adhibetur, nisi prius explicatus; nulla defi nitio usurpatur in demonstratione, nisi cujus possibilitas fuerit ante ostensa; nulla propositio admittitur, nisi ex terminis semel intellectis constet, eius oppositum esse contradictorium, aut ex defi nitionibus antea praemissis, & eiusmodi per se claris propositionibus in bona forma inferatur.« (G. B. Bilfi nger, Dilucidationes philosophicae, a. a. O., § CCCLXXI , S. 402) Vgl. auch den bereits erwähnten J. H. Lambert, Logische und philosophische . Abhandlungen, hg. von J. Bernouilli, Bd. 1, Berlin / Dessau 1782, XLVII . Fragment, S. 510: »Jede Wissenschaft und jeder Theil derselben, kann als ein System angesehen werden, in so ferne ein System der Inbegrif von Ideen und Sätzen ist, die zusammengenommen als ein Ganzes betrachtet werden können. In einem System muß Subordination und Connexion seyn …« 17 Mögliche Anspielung auf die »methodo scientifica pertractata« von Ch. Wolff. Siehe auch die Dilucidationes philosophicae Bilfi ngers: »Potest ea tractatio sic ordinari, ut mathematicam secutus methodum nihil in explicando aut demonstrando aut respondendo supponas, nisi traditum in antecedentibus.« (G. B. Bilfi nger, Dilucidationes philosophicae, a. a. O., Ratio instituti, § IV, S. 3) 18 Zu dieser Reaktion auf die Schulphilosophie hatte sich Reinhold schon im Versuch geäußert: »Wolf hatte dadurch, daß er den

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Entdeckungen des grossen Leibnitz wissenschaftliche Form gab, ein vollendetes System dogmatischer Metaphysik aufgestellt, dem kein Dogmatiker nach ihm etwas beträchtliches zu nehmen, oder hinzuzufügen gewußt hat, und von welchem die späteren Eklektiker nur dann erst abzuweichen anfiengen, als sie beim Vortrag der Metaphysik die wissenschaftliche Form für die rhapsodische aufgaben.« (A. a. O., Vorrede, S. 2) 19 Zu diesem Thema siehe Reinholds Versuch: »Ueber den ersten Grundsatz der Moral« (S. 99 –117) und »Ueber den ersten Grundsatz des Naturrechts« (S. 117–120). 20 Die Diskussion des Satzes des Widerspruchs wird im Fundament wiederaufgenommen: siehe S. 29 ff., wo sich Reinhold explizit auf diese Seite der Beyträge bezieht. 21 Reinhold dürfte sich hier auf die Schulphilosophie beziehen. Siehe z. B. die Deutsche Metaphysik Wolffs: »Es kan etwas nicht zugleich seyn und auch nicht seyn. Diesen Satz nennen wir den Grund des Widerspruchs.« (Vernünfftige Gedancken von Gott, der Welt und der Seele des Menschen, auch allen Dingen überhaupt, a. a. O., § 10, S. 6) Vgl. auch die Metaphysik Baumgartens: »Nichts ist A und nicht A, ( nihil negatiuum, irrepraesentabile, impossibile, repugnans, contradictionem inuoluens, contradictorium, implicans ) oder, einander widersprechende Prädicate sind in keinem Subjecte beysammen; oder es ist unmöglich, daß etwas zugleich sey und nicht sey. Dieser Satz heißt der Satz des Widerspruchs, und der schlechterdings erste Grundsatz.« (A. a. O., § 7, S. 3 – 4) Siehe auch E. Platner, Philosophische Aphorismen (1784), a. a. O., § 821, S. 265: »Wo in einem Begriffe Widerspruch ist (820), da wird gesetzt, daß etwas zugleich sey, und auch nicht sey. Der Grundsatz: es ist nicht möglich, daß etwas zugleich sey, und auch nicht sey, heißt der Satz des Widerspruchs. Demnach ist alles Unmögliche gegen den Satz des Widerspruchs.« 22 Siehe KrV, A 244 (AA, IV, S. 160): »… daß das Nichtsein eines Dinges sich selbst nicht widerspreche, ist eine lahme Berufung auf eine logische Bedingung, die zwar zum Begriffe nothwendig, aber zur realen Möglichkeit bei weitem nicht hinreichend ist«; KrV, B 302 (AA, III , S. 207): »Denn das Blendwerk, die logische Möglichkeit des B e g r i f f s (da er sich selbst nicht widerspricht) der transscendentalen Möglichkeit der D i n g e (da dem Begriff

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Anmerkungen des Herausgebers

ein Gegenstand correspondirt) zu unterschieben, kann nur Unversuchte hintergehen und zufrieden stellen.« 23 Zu diesem Thema hatte Reinhold auch in seinem Versuch Stellung genommen: »Denn alle diese Erklärungen [darüber, was Notwendigkeit sei] setzen den ganz unbestimmt gebliebenen Begriff der Möglichkeit voraus, bey dem man entweder das unbestimmte sich denken lassen von dem eben so unbestimmten Seyn können im Cirkel ableitete, oder, die Bestimmung dessen, was sich denken läßt und Seyn kann, in den nichvorstellbaren Dinge [sic!] an sich aufsuchte.« (3. Buch, § LXXV, S. 480) Von dieser Schrift siehe auch S. 490 – 492. 24 Vgl. KrV, B 190: AA, III , S. 141: »Der Satz nun: Keinem Dinge kommt ein Prädicat zu, welches ihm widerspricht, heißt der Satz des Widerspruchs …« Eine Diskussion dieses Grundsatzes auch im Fundament, S. 31. Davon war schon im Versuch die Rede: 3. Buch, § LXXVI , S. 491: »Der Begriff der Erkennbarkeit setzt also den Begriff der Denkbarkeit voraus; und wie jener in ein Urtheil aufgelöset den Grundsatz der Erkennbarkeit giebt, so wird aus dem in ein Urtheil aufgelöseten Begriffe der Denkbarkeit der Grundsatz der Denkbarkeit überhaupt erhalten, der folgendermassen ausgedrückt wird: Wenn ein Gegenstand denkbar seyn soll, so muß sich das vorgestellte Mannigfaltige verbinden lassen; oder eben derselbe Satz verneinend ausgedrückt: Ein Gegenstand dessen vorgestelltes Mannigfaltige sich nicht verbinden läßt, ist nicht denkbar; woraus sich als unmittelbare Folge der Satz ergiebt: Keinem denkbaren, und folglich auch keinem gedachten Gegenstand, kommen widersprechende Merkmale zu.« 25 Siehe den bereits erwähnten § 8 der Metaphysik Baumgartens: a. a. O., § 8, S. 4; siehe auch Platner: »Möglich (818) ist das, was als Begriff frey ist von Widerspruch. Figürlich nennt man einen gedenklichen Begriff, ein Ding (506).« (Philosophische Aphorismen (1784), § 819, S. 265) 26 Vgl. KrV, B 190 ff.; AA, III , S. 141 ff.; K. L. Reinhold, Versuch, 3. Buch, S. 491. 27 In bezug darauf siehe oben, Beyträge I, S. 109 –110. 28 »Die Ontologie ( Ontosophia, metaphysica, metaphysica vniuersalis, architectonica, philosophia prima) …« (A. G. Baumgarten, Metaphysik, a. a. O., § 4, S. 2)

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Siehe das »System der transscendentalen Ideen« der KrV, B 390 ff.: AA, III , S. 257 ff. 30 Anspielung auf die Transzendentale Methodenlehre der KrV, 1. Hauptstück »Die Disciplin der reinen Vernunft«, wo Kant behauptet hatte: »Die p h i l o s o p h i s c h e Erkenntniß ist die Ve rn u n f t e r k e n n t n i ß aus B e g r i f f e n , die mathematische aus der C o n s t r u c t i o n der Begriffe. Einen Begriff aber c o n s t r u i r e n , heißt: die ihm correspondirende Anschauung a priori darstellen. Zur Construction eines Begriffs wird also eine n i c h t e m p i r i s c h e Anschauung erfordert, die folglich, als Anschauung, ein e i n z e l n e s Object ist, aber nichts destoweniger als die Construction eines Begriffs (einer allgemeinen Vorstellung) Allgemeingültigkeit für alle mögliche Anschauungen, die unter denselben Begriff gehören, in der Vorstellung ausdrücken muß.« (B, 741; AA, III , S. 469) 31 Siehe z. B. die Ontologia Wolffs: »Aliquid est, cui notio aliqua respondet.« (Philosophia prima, sive Ontologia, a. a. O., § 59, S. 41); »Ens dicitur, quod existere potest, consequenter cui existentia non repugnat.« (Ebd., § 134, S. 115) 32 K. L. Reinhold, Versuch, »Erstes Buch. Abhandlung über das Bedürfniss einer neuen Untersuchung des menschlichen Vorstellungsvermögens«, S. 69 –192. 33 Gemeint sind die Materialisten (sowohl Spinoza als d’Holbach), die Empiristen (Locke), die Leibnizianer und die Skeptiker. Zu Reinholds Klassifi kation der verschiedenen philosophischen Systeme siehe unsere Einleitung zu Beyträge II. 34 Anspielung auf die Kantische Einheit der Apperzeption, auf das »Ich denke«, das »alle meine Vorstellungen begleiten k ö n n e n « muß (KrV, B 131–132: AA, III , S. 108). 35 Siehe auch K. L. Reinhold, Versuch, 2. Buch, § VII , S. 200: »Man ist, durch das Bewußtseyn genöthiget, darüber einig, daß zu jeder Vorstellung ein vorstellendes Subjekt, und ein vorgestelltes Objekt gehöre, welche Beyde von der Vorstellung, zu der sie gehören, unterschieden werden müssen.« 36 Diese Unterscheidung zwischen »allgemeingeltend« und »allgemeingültig« wird schon im Versuch angeführt: »Das allgemeingeltende Princip in der Philosophie unterscheidet sich von dem allgemeingültigen dadurch, daß es nicht nur, wie dieses, von jedem der es versteht als wahr befunden, sondern auch von jedem ge29

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Anmerkungen des Herausgebers

sunden und philosophirenden Kopfe wirklich verstanden wird.« (1. Buch, § 1, S. 71) 37 Siehe unten, Beyträge I, S. 223. 38 Siehe auch K. L. Reinhold, Versuch, 3. Buch, § XXXVIII , S. 326: »2.) Das Bewußtseyn des Vorstellenden als eines solchen, das Selbstbewußtseyn, hat das Vorstellende selbst zum Gegenstande, das also dabey vorgestellt, das heißt Objekt einer von ihm als Subjekt und als Objekt verschiedenen blossen Vorstellung werden muß, die durch ihr Bezogenwerden das Selbstbewußtseyn, dessen Gegenstand, durch das Wort Ich bezeichnet wird, ausmacht.«

iii. h au p t mom en t e der el em en ta r ph i losoph ie ( s. 111–177) Vgl. A. A. Cooper, Third Earl of Shaftesbury, Characteristicks of Men, Manners, Opinions, Times, insbesondere The Moralists, a Philosophical Rapsody. Being a Recital of certain Conversations on Natural and Moral Subjects, Part III , Sect. I, in: Ders., Standard Edition. Complete Works, a. a. O., Bd. II , 1, Stuttgart – Bad Cannstatt 1987, S. 280 – 282. 2 Die Fundamentallehre stellt auch das einzige dar, was Reinhold als neue Exposition der Hauptmomente der Elementarphilosophie geschrieben hat; noch im Fundament (S. 101) liest man: »Die Defi nitionen der sinnlichen Vorstellung, des Begriffs, und der . Idee, welche die Fortsetzung der in meinen Beyträgen angefangenen n e u e n Darstellung der Hauptmomente der Elementarphilosophie aufstellen wird …« 3 Hierzu vgl. die bereits erwähnte Formel: K. L. Reinhold, Versuch, 2. Buch, § VII , S. 200. 4 In bezug darauf siehe auch ebd., 2. Buch, § XIV, S. 227: »Ungeachtet sich in keiner Defi nition angeben läßt, was die Vorstellung an sich sey; so können, und müssen sich doch die Merkmale angeben lassen, durch welche sie gedacht wird, und welche, in wieferne sich ohne dieselben die Vorstellung nicht denken läßt, unter die innern Bedingungen der Vorstellung gehören.« In den folgenden Paragraphen gibt Reinhold die Merkmale der bloßen Vorstellung an. 5 Ebd., § VII , S. 202 und § XII , S. 218. 1

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Siehe ebd., § XII , S. 217: »Wenn man sich unter Vorstellungsvermögen den Inbegriff alles desjenigen denkt, was zunächst und unmittelbar zu den Bedingungen der Vorstellung gehört, so ist in diesem Inbegriffe das vorstellende Subjekt, und sind in demselben die vorgestellten Objekte, in wieferne sie zur Vorstellung beytragen, mit enthalten.« 7 Siehe ebd., S. 218: »Wenn man sich unter Vorstellungsvermögen den Inbegriff desjenigen denkt, was nur zu den inneren Bedingungen der Vorstellung, (was nur zur blossen Vorstellung) in weiterer Bedeutung gehört; So ist: … 2) In diesem Inbegriffe Sinnlichkeit, Verstand und Vernunft enthalten, weil diese zu den innern Bedingungen der Empfi ndung, des Begriffes, und der Idee gehören, welche durch das Wort Vorstellung in weiterer Bedeutung zusammengefaßt werden.« 8 Siehe ebd., § IX , S. 210 – 211: »Iede Empfi ndung, jeder Gedanke, jede Anschauung, jeder Begriff, jede Idee ist eine Vorstellung; aber nicht jede Vorstellung ist Empfi ndung, nicht jede ist Gedanke, u. s. w.; oder dieß alles zusammengenommen.« Vgl. auch 1. Buch, § V, S. 189: »Nicht jede Vorstellung ist Erkenntniß, aber jede Erkenntniß ist Vorstellung.« 9 Siehe ebd., § XI , S. 214: »Das Wort Vorstellung in dieser Bedeutung bezeichnet nur den Inhalt des Begriffes der Vorstellung überhaupt, den man von dem Umfange desselben wohl unterscheiden muß.« 10 Siehe ebd., S. 214 – 215: »Iener Inhalt hingegen ist sehr klein, denn er schließt alles aus, was nicht in den Begriff der Vorstellung überhaupt, gehört, und folglich die Merkmale der Sinnlichkeit des Verstandes, der Vernunft, wodurch sich die Vorstellungen der Sinnlichkeit, des Verstandes und der Vernunft von einander unterscheiden.« 11 Dazu siehe auch die Vorrede des Versuchs (Ueber die bisherigen Schicksale der kantischen Philosophie), S. 62 – 63. 12 Siehe K. L. Reinhold, Versuch, 2. Buch, § XIII , S. 222: » Das Vorstellungsvermögen kann unmöglich von seiner Ursache (diese liege nun in dem Subjekte, in den Objekten, oder in beyden,) abgeleitet werden, bevor man noch nicht weiß, was man darunter verstehe, d. h. bevor man dasselbe nicht aus seiner Wirkung der blossen Vorstellung kennt.« 6

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Anmerkungen des Herausgebers

Siehe ebd.: »Es ist hier nicht die Frage: woraus das Vorstellungsvermögen entstehe; sondern worin es bestehe, nicht um den Ursprung, sondern lediglich um die Beschaffenheit des Vorstellungsvermögen; nicht woher das Vorstellungsvermögen seine Bestandtheile erhalte, sondern, was es für Bestandtheile habe; nicht wie sich das Vorstellungsvermögen genetisch erklären lasse, sondern was man denn unter Vorstellungsvermögen zu verstehen habe.« 14 Vgl. J. Locke, An Essay concerning Human Understanding, a. a. O., B. II , Ch. I, § 2, S. 82. 15 »L’experience est necessaire, je l’avoue, afi n que l’ame soit determinée à telles ou telles pensées, et afi n qu’elle prenne garde aux idées qui sont en nous; mais le moyen que l’experience et les sens puissent donner des idées? L’ame at-elle des fenêtres, ressemblet-elle à des tablettes? est-elle comme de la cire? Il est visible que tous ceux qui pensent ainsi de l’ame, la rendent corporelle dans le fonds. On m’opposera cet axiome receu parmy les Philosophes, q u e r i e n n’e s t d a n s l ’a m e q u i n e v i e n n e d e s s e n s . Mais il faut excepter l’ame même et ses affections. N i h i l e s t i n i n t e l l e c t u , q u o d n o n f u e r i t i n s e n s u , excipe: n i s i i p s e i n t e l l e c t u s .« (G. W. Leibniz, Nouveaux Essais sur l’Entendement par l’Auteur du Systeme de l’Harmonie Préétablie, L. II , Ch. I, § 2, in: Die Philosophischen Schriften von Gottfried Wilhelm Leibniz, a. a. O., Bd. 5, S. 100) Vgl. auch folgende Stellen: »… je les [les ›formes substantielles‹] appelle peutestre plus intelligiblement f o r c e p r i m i t i v e s , qui ne contiennent pas seulement l’a c t e ou le complement de la possibilité, mais encor une a c t i v i t é originale.« (Ders., Systeme nouveau de la nature et de la communication des substances, aussi bien que de l’union qu’il y a entre l’ame et le corps, in: a. a. O., Bd. 4, S. 479); »Il s’ensuit de ce que nous venons de dire, que les changemens naturels des Monades viennent d’un p r i n c i p e i n t e r n e , puisqu’une cause externe ne saurait influer dans son interieur.« (Ders., Monadologie, 11, in: a. a. O., Bd. 6, S. 608) 16 Dazu siehe K. L. Reinhold, Versuch, 2. Buch, § VIII , S. 202 – 209. Zur vorherigen Abhandlung siehe oben, S. 155 –156, 159 – 161. 17 Dazu siehe K. L. Reinhold, Versuch, § XIII , S. 220 – 221: »Der Inbegriff desjenigen, was nur zu den inneren Bedingungen der Vorstellung überhaupt gehört; oder das Vorstellungsvermögen 13

III . Hauptmomente der Elementarphilosophie

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in engster Bedeutung, läßt sich seiner Beschaffenheit nach weder von dem vorstellenden Subjekte, oder der Seele, noch von den vorgestellten Objekten sondern nur allein aus dem richtigen Begriffe der blossen Vorstellung ableiten.« 18 Siehe ebd., § XVI , S. 235: »Beydes Stoff und Form machen zwar nur durch ihre Vereinigung die Vorstellung aus, und lassen sich nicht von einander trennen, ohne daß die Vorstellung selbst dadurch aufgehoben würde. Gleichwohl sind sie wesentlich verschiedene Bestandteile der Vorstellung, und können nicht miteinander verwechselt werden, ohne ein Mißverständniß zu verursachen, das in der Philosophie von äusserst wichtigen Folgen seyn muß, und bisher wirklich gewesen ist.« 19 Siehe ebd., § XV, S. 230: »Zu jeder Vorstellung gehört als innere Bedingung (als wesentlicher Bestandtheil der blossen Vorstellung) etwas, welches dem Vorgestellten (dem von der Vorstellung durchs Bewußtseyn unterschiedenen Gegenstande,) entspricht; und dieß nenne ich den S t o f f der Vorstellung.« 20 Siehe ebd., S. 232: »Der Stoff ist derjenige Bestandtheil der Vorstellung, von dem sich ihr Name (repräsentatio) eigentlich herschreibt, durch den die Sprache etwas im Bewußtseyn vorkommendes, bezeichnet, wodurch ein anderes ausser dem Bewußtseyn, vertreten, repräsentiert, dem Bewußtseyn vorgehalten wird.« 21 Siehe ebd., S. 232 – 233: »›Aber giebt es nicht leere Vorstellungen?‹ O ja! wenn darunter Vorstellungen verstanden werden, deren Stoff durch einen Gegenstand bestimmt ist, dem das Prädikat der Wirklichkeit mit Unrecht beygelegt ist, weil er entweder nirgends vorhanden ist, oder weil er gar einen Widerspruch in sich faßt. Aber auch diese Vorstellungen, welche mit Recht leer heissen, haben in wieferne sie wirkliche Vorstellungen sind, auch wirklich einen Stoff, etwas das ihnen ihrem, für wirklich gehaltenen, Gegenstande entspricht, und ohne welches sie gar keine Vorstellungen seyn würden. Leere Vorstellung kann also nie Vorstellung ohne allen Stoff bedeuten; welches freylich in der bisherigen Philosophie nicht immer der Fall gewesen ist.« 22 Siehe ebd., § XVI , S. 235: »Zur Vorstellung überhaupt gehört als innere Bedingung (als wesentlicher Bestandtheil der blossen Vorstellung) etwas, wodurch der blosse Stoff zur Vorstellung wird, und dieses Etwas nenne ich die Form der Vorstellung.«

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Anmerkungen des Herausgebers

Siehe ebd., S. 236 – 237: »1) Man ist hoffentlich mit mir darüber einig, daß jede Vorstellung (1) aus etwas bestehen müsse, was sich auf das von ihr im Bewußtseyn unterschiedene Objekt bezieht. Dieß habe ich den Stoff genannt; und es ist dasjenige, wodurch das Vorgestellte (der Gegenstand) der Vorstellung angehört, und welches in der Vorstellung dem Gegenstande angehört; (2) Aus etwas, was sich auf das von der Vorstellung im Bewußtseyn ebenfalls unterschiedene, Subjekt (das Vorstellende) bezieht. Es ist dieses dasjenige, wodurch die Vorstellung dem Gemüth angehört, und was an der Vorstellung dem Gemüthe angehört; und kann nichts anderes seyn als dasjenige wodurch der sonst blosse Stoff einer Vorstellung, wirkliche Vorstellung ist; das heißt die Form der Vorstellung, welche der Stoff nur im Gemüthe, und nur durch das Vorstellungsvermögen erhalten konnte.« 24 Siehe ebd., S. 239: »Die Form der Vorstellung aber kann dem vom Gegenstande bestimmten Stoffe nicht durch das Vorgestellte, sondern nur durchs vorstellende, nicht durch das Objekt, sondern nur durch das Subjekt ertheilt werden.« 25 »… Our Senses, conversant about particular sensible objects, do convey into the mind several distinct perceptions of things, according to those various ways wherein those objects do affect them« ( J. Locke, An Essay concerning Human Understanding, a. a. O., B. II , Ch. I, § 3, S. 83). 26 Siehe oben, Anmerkung 15, Kap. III . 27 In bezug darauf siehe K. L. Reinhold, Versuch, 2. Buch, § XVII , S. 244 – 255. 28 Siehe ebd., S. 244: »Dem Begriffe einer Vorstellung überhaupt widerspricht die Vorstellung eines Gegenstandes in seiner eigenthümlichen von der Form der Vorstellung unabhängigen Form, oder des sogenannten Dinges an sich; d. h. kein Ding an sich ist vorstellbar.« 29 Siehe ebd., S. 245: »Ungeachtet aber einerseits nur durch diesen wesentlichen Unterschied zwischen Stoff und Form das Bewußtseyn und die Vorstellung selbst möglich ist, so ist andererseits nur durch die Unzertrennlichkeit vom Stoff und Form eben dieses Bewußtseyn, und die Vorstellung möglich; die sich nur dadurch denken läßt, das der Stoff aufhöre blosser Stoff zu seyn und die Form der Vorstellung erhalten habe, welche von ihm 23

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nicht abgesondert werden kann, ohne die Vorstellung und mit ihr das Bewußtseyn und selbst die Unterscheidung zwischen Subjekt und Objekt aufzuheben.« 30 Vgl. unten, Beyträge I, S. 215 – 218; 376 – 381. 31 Wie im Versuch (Vorrede, S. 11) erklärt wird, steht Spinoza für den Dogmatismus, Pascal für den Supernaturalismus und Hume für den dogmatischen Skeptizismus. 32 Siehe ebd., 2. Buch, § XVIII , S. 255: »In jeder Vorstellung muß der blosse Stoff gegeben seyn, und die blosse Form an demselben hervorgebracht werden.« 33 Im Versuch hatte Reinhold folgende Unterscheidung angeführt: »Der Stoff ist nur in soferne Bestandtheil der blossen Vorstellung, in wieferne er gegeben i s t , nicht in wieferne er gegeben w i r d ; in wieferne er in der Vorstellung vorkömmt, nicht in wieferne er in etwas von der blossen Vorstellung verschiedenen, sey es was immer, gegründet ist. Das Gegeben werden, und das Geben des Stoffes, muß also von dem Gegeben seyn in der wirklichen blossen Vorstellung unterschieden, und aus dem Begriffe derselben als etwas das nicht innere Bedingung der Vorstellung ist, weggelassen werden. Das Gegeben werden, und Geben des Stoffes ist also (ob zwar eine ganz unumgängliche aber doch nur) äussere Bedingung, und alles was zu demselben gehört kann nur zum Vorstellungsvermögen in weiterer Bedeutung gezählt werden.« (Ebd., S. 262) 34 Siehe ebd., S. 258, 260: »Iede endliche Vorstellung, jede Vorstellung die in und mit dem Bewußtseyn entsteht, muß erzeugt werden.«; »Vorstellung kann weder gegeben, noch empfangen, noch hervorgebracht, sie muß erzeugt werden.« 35 In bezug darauf siehe ebd., S. 262. 36 Siehe ebd., S. 260 – 261: »Locke hatte die unstreitige Unentbehrlichkeit des Gegebenseyns beym Vorstellen überhaupt vor Augen …. Leibnitz hingegen hatte die eben so unstreitige Unentbehrlichkeit des Hervorbringens vom Vorstellen überhaupt vor Augen …« 37 Siehe ebd., §§ XIX , XX , S. 264, 267: »Das Vorstellungsvermögen besteht erstens aus der Receptivität, oder der Empfänglichkeit für den Stoff einer Vorstellung, worunter ein blos sich leidend verhaltendes Vermögen verstanden wird.«; »Das Vorstellungsvermögen besteht zweytens aus der Spontaneität, oder dem thätigen

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Anmerkungen des Herausgebers

Vermögen, welches an dem gegebenen Stoffe die Form der Vorstellung hervorbringt.« 38 Siehe ebd., § XIX , S. 265: »Allein da man bey der bisherigen unbestimmten Vorstellungsart vom Gemüthe, wenn ja von einer Empfänglichkeit der sogenannten Seele die Rede war, alles ohne Unterschied in diesen Ausdruck zusammenfaßte, was zur Vorstellung die man Empfi ndung nannte, oder zum sogenannten Empfangen der Vorstellung gehört, und folglich auch das zur Vorstellung überhaupt unentbehrliche Hervorbringen in den verworrenen Begriff der Empfänglichkeit mit aufnahm; so ist es keineswegs überflüssig hier auf die reine Bedeutung des Wortes Receptivität aufmerksam zu machen, und gegen die Einmischung alles Merkmals von Thätigkeit in dem Begriff von Receptivität zu warnen.« 39 Dazu siehe ebd., § XX , S. 269. 40 Siehe ebd., S. 270: »Ich bedarf wohl nach allem was bisher über das Vorstellungsvermögen von mir gesagt wurde, keiner Rechtfertigung, warum ich die Thätigkeit, in wieferne sie zum Vorstellungsvermögen im strengsten Sinne gehört, durchaus nicht Kraft genannt wissen will.« 41 »Facultates animae eidem non insunt, nisi quatenus vis perceptiva seu universi repraesentativa diverso modo modificabilis.« (Ch. Wolff, Psychologia rationalis, a. a. O., § 81, S. 59); »Natura animae in eadem vi repraesentativa consistit.« (Ebd., § 67, S. 45); »Es muß aber die Kraft nicht mit einem blossen Vermögen vermenget werden: denn das Vermögen ist nur eine Möglichkeit etwas zu thun: hingegen da die Kraft eine Quelle der Veränderungen ist (§. 115.) …« (Ders., Vernünfftige Gedancken von Gott, der Welt und der Seele des Menschen, auch allen Dingen überhaupt, a. a. O., § 117, S. 61); »Eine jede würkliche Substanz handelt, §. 140. 133. 26. folglich hat sie eine Möglichkeit zu handeln §. 24. oder ein Vermögen ( facultas, potentia actiua ).« (A. G. Baumgarten, Metaphysik, a. a. O., § 144, S. 60); »Differt autem facultas a Vi, quod facultas dicit nudam agendi potentiam; Vis dicat nisum & conatum ad agendum.« (G. B. Bilfi nger, Dilucidationes philosophicae, a. a. O., § CCLII , S. 243); »Die Kraft in dem weitesten Verstande ist die an ein Ding verknüpfte Möglichkeit eines andern Dinges § 29. Zuletzt muß dieselbe allezeit an eine Substanz verknüpft seyn.« (Ch. A. Crusius, Entwurf, a. a. O., Die Ontologie, oder

III . Hauptmomente der Elementarphilosophie

363

Lehre von dem Wesen und den allgemeinesten Unterschieden der Dinge überhaupt, 5. Cap., § 63, S. 112 –113); »Eine wahre Grundkraft muß der Sache mit einer Beständigkeit zukommen, sonst ist sie ein blosses Vermögen …« (Ebd., 5. Cap., § 71, S. 123); »Die Seele wirkt: folglich ist sie eine Kraft (im engern Verstande), ein besonderes, einzelnes Ding: folglich nach dem philosophischen Sprachgebrauch, eine Substanz.« (E. Platner, Philosophische Aphorismen (1784), a. a. O., § 30, S. 11); »In einer jeden Substanz sind gewisse bleibende Bestimmungen, Eigenschaften, in welchen die Möglichkeit aller Richtungen und aller Grade ihrer Kraft gegründet ist. Daher der abgezogene Begriff des Vermögens, oder der Kraft in der weitern Bedeutung (929 930).« (Ebd., § 934, S. 326); »Wenn eine Grundkraft dasjenige in einem Dinge seyn muß, was den hinreichenden Grund aller Accidenzen des Dinges in sich hat: so kann sie nichts anders als eine Substanz seyn.« ( J. A. Eberhard, Allgemeine Theorie des Denkens und Empfi ndens, a. a. O., S. 22) 42 Siehe z. B. seine Philosophischen Aphorismen (1784), a. a. O., I. Buch, 1. Hauptstück, Ueber das innere Wesen der Seele, § 30, S. 11. Damit hatte sich Reinhold schon im 2. Buch seines Versuchs (S. 279) auseinandergesetzt. 43 Anspielung auf den Pantheismusstreit zwischen Mendelssohn und Jacobi; Reinhold selbst hatte sich mit diesem Thema schon beschäftigt in seiner Anzeige von Herders Gott. Einige Gespräche (Der Teutsche Merkur, Weimar 1787, Bd. IV, S. CLXI – CLXXI ) sowie in Briefe I, S. 141–145. Dazu siehe auch Versuch, Vorrede, S. 8, Fußnote: »Man vergleiche zum Beyspiel was in der neusten Zeit Mendelsohn, Iacobi, Rehberg und Herder über den Spinozismus geschrieben haben.« Die Schriften dieser Autoren, die in diesem Zusammenhang von Interesse sind, sind in chronologischer Reihenfolge: M. Mendelssohn, Morgenstunden oder Vorlesungen über das Dasein Gottes, 1785; F. H. Jacobi, Ueber die Lehre des Spinoza in Briefen an den Herrn Mendelssohn, 1785; A. W. Rehberg, Ueber das Verhältniß der Metaphysik zu der Religion, 1787; J. G. Herder, Gott. Einige Gespräche, 1787. Dazu vgl. E. S. Mirbt, Kant und seine Nachfolger oder Geschichte des Ursprungs und der Fortbildung der neueren deutschen Philosophie, I Bd., Jena 1841, S. 287– 352. 44 Zu der in diesem Paragraphen enthaltenen Korrektur des Versuchs siehe unten, Erörterungen, S. 390 – 391.

364 45

Anmerkungen des Herausgebers

Siehe K. L. Reinhold, Versuch, 2. Buch, §§ XVIII – XX , S. 255 –

272. Siehe ebd., § XXIV, S. 283: »Wenn das wirkliche Bewußtseyn möglich seyn soll, so muß der Stoff, das Gegebene, in der Vorstellung ein Mannig faltiges, und die Form, das Hervorgebrachte, Einheit seyn.« Dieser Paragraph des Versuchs wird durch denjenigen der Neuen Darstellung korrigiert. Wie Reinhold selbst sagt (vgl. unten, S. 388), hatte sich Forberg gegen den im Versuch enthaltenen Beweis vom Stoff als einem Mannigfaltigen geäußert und dadurch Reinhold dazu gebracht, diesen neuen Beweis aufzustellen. 47 Aus Briefe I (S. 242 – 243) weiß man, daß Reinhold das Thema des Auges von Locke übernimmt: »Daß die Seele durch den ä u ß e r e n S i n n nichts als K ö r p e r, und durch den i n n e r e n nichts als ihre eigenen Vo r s t e l l u n g e n , – sich selbst aber in ihrem Unterschiede von ihren Vorstellungen so wenig anzuschauen vermag, als das Auge, das bey allem Sehen nur das Sehende seyn muß, nie das Gesehene werden kann, hat schon L o c k e ziemlich bestimmt angedeutet.« 48 Siehe K. L. Reinhold, Versuch, 2. Buch, §. XXV, S. 285: »Die Form der Receptivität besteht in der Mannigfaltigkeit überhaupt, in wieferne dieselbe die im Vorstellungsvermögen gegründete und bestimmte Bedingung des Stoffes in der Vorstellung ist.« Siehe auch ebd., § XXII , S. 278. 49 In diesem Zusammenhang verweist der Versuch (S. 372 – 373) auf Baumgarten und Bilfi nger. Von diesen Autoren siehe nun folgende Stellen: »Meine Seele ist eine Kraft §. 371. welche vorstelt §. 372. diese Welt §. 373. nach der Stellung meines Körpers. §. 376.« (A. G. Baumgarten, Metaphysik, a. a. O., § 377, S. 171); »Asseruimus Animae potentiam repræsentandi res, ut extra se positas, secundum mutationes, quas in certa corporis parte organica faciunt.« (G. B. Bilfi nger, Dilucidationes philosophicae, a. a. O., § CCLII , S. 243). 50 Siehe K. L. Reinhold, Versuch, 2. Buch, § XXVI , S. 288: »Die Form der Spontaneität besteht in der Verbindung (der Synthesis) des gegebenen Mannigfaltigen überhaupt.« 51 Siehe ebd., § XXVII , S. 291– 292: »Die Formen der Receptivität und Spontaneität sind dem vorstellenden Subjekte in und 46

III . Hauptmomente der Elementarphilosophie

365

mit dem Vorstellungsvermögen gegeben, und in demselben vor aller Vorstellung bestimmt vorhanden.« 52 Siehe ebd., § XXVIII , S. 297: »Zur Wirklichkeit der Vorstellung überhaupt gehört ein von den Formen der Receptivität und Spontaneität verschiedener, dem Subjekte nicht im Vorstellungsvermögen, sondern von aussen her gegebener Stoff, welcher der objektive Stoff heißt.« 53 Siehe unten, S. 223 ff., das Bewußtsein der Erkenntnis. 54 Siehe K. L. Reinhold, Versuch, 2. Buch, § XXIX: »Das Daseyn der Gegenstände ausser uns ist also eben so gewiß, als das Daseyn einer Vorstellung überhaupt.«, S. 299 – 302. 55 Vgl. Heydenreichs Rezension des Versuchs: »Herr Reinhold entwickelt offenbar aus dem Begriffe der bloßen Vorstellung mehr, als darin liegen kann. In ihm liegt, wie Rec. sich nicht völlig täuscht, … nichts von einem von aussenher gegebenen objectiven Stoffe … Alle diese Begriffe und Sätze konnte Hr. R. nur in so fern aus dem Begriffe der Vorstellung in engster Bedeutung (§. XI . S. 214. 218) herauswickeln, wiefern er ihm unvermerkt den Begrif der Vorstellung in weiterer Bedeutung (S. 217) unterschob.« (NLgA, Nr. 46, den 7. Junius 1790, S. 365 – 366) 56 Siehe K. L. Reinhold, Versuch, 2. Buch, § XXIX S. 301: »Ich nenne den Stoff, in wieferne er im blossen Vorstellungsvermögen, und also im Gemüthe, vor aller Vorstellung bestimmt ist Stoff a priori; in wieferne er aber erst in und mit einer wirklichen Vorstellung durchs afficiertwerden bestimmt werden muß, Stoff à posteriori, oder den empirischen Stoff.« 57 Siehe ebd., S. 300: »Aller Stoff in was immer für einer Vorstellung muß durch ein Afficiertwerden der Empfänglichkeit gegeben seyn … Die hierzu erforderliche Handlung des Afficierens …« 58 Siehe ebd., § XXVII , S. 294 – 295: »Wenn er [der Stoff] also in besondern Vorstellungen, die keinen andern Gegenstand als jene Form haben Stoff der Vorstellung wird, so ist er wenigstens kein dem Vorstellungsvermögen von aussen her gegebener, sondern ein in demselben vor aller Vorstellung, durch seinen Gegenstand bestimmter, in der Vorstellung aber durch Handlung des Gemüths gegebener Stoff. Wir wollen ihn daher den subjektiven Stoff nennen, um ihn von demjenigen, der dem Gemüthe schlechterdings nur als blosser Stoff, und von aussen her gegeben seyn

366

Anmerkungen des Herausgebers

muß, und den wir daher den objektiven Stoff nennen wollen, zu unterscheiden.« 59 Siehe ebd., § XXIX , S. 300 – 302. 60 Siehe unten, § XXVII , S. 214 – 215; § XXXVII , S. 241– 243. 61 Siehe K. L. Reinhold, Versuch, 2. Buch, § XXX , S. 302: »Alle Vorstellungen, die einen objektiven Stoff enthalten, sind Vorstellungen à posteriori oder empirische Vorstellungen.« 62 Siehe ebd., § XXVII , S. 295 und § XXIX , S. 302. 63 Siehe unten, § XXXVII , S. 241– 243. 64 Siehe K. L. Reinhold, Versuch, 2. Buch, § XXXI , S. 304: »Die Vorstellungen der blossen Formen der Receptivität und der Spontaneität, enthalten einen im Vorstellungsvermögen a priori bestimmten Stoff, und heissen darum Vorstellungen a priori.« 65 Siehe ebd., § XXXII , S. 307: »Die Vorstellungen à priori sind in wieferne durch Sie nothwendige und allgemeine Merkmale der Vorstellung überhaupt vorgestellt werden, nothwendige und allgemeine und in dieser Rücksicht von aller Erfahrung unabhängige Vorstellungen.« 66 Siehe ebd., S. 312: »So wie sich die Beschaffenheit des Vorstellungsvermögens überhaupt nur durch den durchgängig bestimmten Begriff der blossen Vorstellung überhaupt entdecken läßt; so können das sinnliche, das verständige, und das vernünftige Vorstellungsvermögen, oder Sinnlichkeit, Verstand und Vernunft, nur aus den blossen Vorstellungen der Sinnlichkeit des Verstandes und der Vernunft erkannt werden.« 67 Siehe ebd., 3. Buch, § XXXVIII , S. 321: »Das Bewußtseyn überhaupt besteht aus dem Bezogenwerden der blossen Vorstellung auf das Objekt und Subjekt; und ist von jeder Vorstellung überhaupt unzertrennlich.« 68 Siehe ebd., S. 323: »Zu jedem Bewußtseyn gehört Vorstellung; aber auch noch mehr als Vorstellung, nämlich das Subjekt und Objekt, die von der Vorstellung im Bewußtseyn unterschieden sind.« 69 Siehe ebd., S. 325: »Das, was sich bewußt ist, heißt das Subjekt des Bewußtseyns; wessen es sich bewußt ist, der Gegenstand des Bewußtseyns. Durch das Beziehen der Vorstellung auf den Gegenstand ist sich das Subjekt etwas bewußt, durch das Beziehen auf das Subjekt; ist es sich Etwas bewußt.«

III . Hauptmomente der Elementarphilosophie

367

Siehe ebd., S. 327: »In allen diesen drey Arten des Bewußtseyns [der Vorstellung, des Vorstellenden und des Gegenstandes] (die in der Folge näher erörtert werden) ist das was ihnen gemeinschaftlich ist, was das Bewußtseyn überhaupt ausmacht, und ihnen den Namen des Bewußtseyns zuwege bringt das Bezogenwerden der blossen Vorstellung aufs Objekt und Subjekt, welche wir daher für die eigentliche Natur des Bewußtseyns überhaupt annehmen müssen.« 71 Reinhold meint hier die Leibnizianer bzw. Platner als Hauptvertreter dieser Theorie, wie er selbst im Versuch (ebd., S. 328 – 331) erklärt. 72 Siehe ebd., S. 325 – 326. 73 Siehe ebd., § XXXIX , S. 331: »Das Bewußtseyn überhaupt ist klar, in wieferne dasselbe Bewußtseyn der Vorstellung ist.« 74 Siehe ebd., § XL , S. 333: »Das Bewußtseyn überhaupt ist deutlich in wieferne es Bewußtseyn des vorstellenden Subjektes, als des vorstellenden, d. h. Selbstbewußtseyn, ist.« 75 Siehe ebd., § XLII , S. 340: »Das Bewußtseyn des Gegenstandes heißt Erkenntniß überhaupt, in wieferne bey demselben die Vorstellung auf den bestimmten Gegenstand bezogen wird.« 76 Siehe ebd., S. 341, Fußnote: »Das Bewußtseyn des Gegenstandes heißt also auch nur in Rücksicht auf das Bezogenwerden der Vorstellung auf den Gegenstand Erkenntniß. In Rücksicht des Bezogenwerdens auf das Subjekt heißt das Erkenntniß Bewußtseyn. Das klare oder deutliche Bewußtseyn des Gegenstandes ist daher von der Klarheit und Deutlichkeit der Erkenntniß wohl zu unterscheiden.« 77 Zu diesem Thema siehe oben, Beyträge I, § XXIX , S. 219 – 220. 78 Siehe K. L. Reinhold, Versuch, 3. Buch, § XLII , S. 341: »Beym Bewußtseyn überhaupt wird die Vorstellung auf den Gegenstand bezogen, der noch nicht vorgestellt ist, aber eben dadurch vorgestellt wird; beym Bewußtseyn des Gegenstandes wird die Vorstellung auf den Gegenstand als Gegenstand bezogen, der eben darum schon vorher vorgestellt, das heißt Gegenstand seyn mußte bevor er in dieser Eigenschaft vorgestellt werden konnte.« 79 Hierzu siehe auch unten, Beyträge I, S. 392 – 393. 80 Siehe K. L. Reinhold, Versuch, 3. Buch, § XLII , S. 340 – 341. 70

368

Anmerkungen des Herausgebers

Siehe ebd., S. 344: »Diese Vorstellung des Gegenstandes, in welcher derselbe als das vorgestellte vorgestellt (gedacht) wird, setzt eine andere Vorstellung voraus, in welcher er zuerst vorgestellt wird, und die sich auf ihn unmittelbar und nicht in wieferne er bereits (in einer andern Vorstellung) vorgestellt ist, bezieht (durch welche er angeschaut wird).« 82 Siehe ebd., § XLIII , S. 345, und § XLIV, S. 348: »Zur Erkenntniß überhaupt gehört Erstens eine besondere Art von Vorstellung, die durch die Art wie die Receptivität afficiert ist entsteht, sich unmittelbar auf den Gegenstand bezieht, und Anschauung in engerer Bedeutung heißt.«; »Zur Erkenntniß überhaupt gehört zweytens eine besondere Art von Vorstellung, die vermittelst einer Handlung der Spontaneität entsteht, sich nur mittelbar, durch eine andere Vorstellung, auf den Gegenstand bezieht, und Begriff in engerer Bedeutung heißt.« 83 Reinhold bezieht sich hier auf die Rezension Heydenreichs, die er am Ende von Beyträge I publiziert. Siehe auch unten S. 428. 84 Es handelt sich um Ludwig Heinrich Jakob. Siehe unten, S. 324, 393 – 394. 85 Nicolaus Sauderson (oder Saunderson), Blindgeborener, aber trotzdem Geometer, lehrte Mathematik in Cambridge. Er wird zum Gegenstand der zeitgenössischen philosophischen Diskussion. D. Diderot (Lettre sur les Aveugles) hatte sich mit ihm befaßt. Auch L. H. Jakob (Kritische Versuche, a. a. O., insbesondere Zweiter Versuch. Beschreibung der verschiedenen Arten der Erkenntnisse, S. 583) hatte sich auf ihn berufen, um eine der von Reinhold entgegengesetzte These zu vertreten, der zufolge es auch Erkenntnisse ohne Anschauungen gibt. 86 Siehe K. L. Reinhold, Versuch, 3. Buch, §§ XLIII –XLV, S. 345 – 351. 87 Siehe ebd., S. 345 – 351. 88 Siehe ebd., § XLVII , S. 356: »Die blosse Vorstellung heißt sinnlich in wieferne sie durch die Art wie die Receptivität afficiert wird, unmittelbar entstanden ist.« 89 »Die Fähigkeit (Receptivität), Vorstellungen durch die Art, wie wir von Gegenständen afficirt werden, zu bekommen, heißt Sinnlichkeit.« (KrV, B 33: AA, III , S. 49) 81

IV. Verhältnis der Theorie des V. V. zur KrV

369

Siehe K. L. Reinhold, Versuch, 3. Buch, § L , S. 365: »In wieferne die sinnliche Vorstellung durch die Art wie die Receptivität von aussen afficiert wird entsteht, heißt sie in ihrer Beziehung aufs Subjekt äussere Empfi ndung, in Beziehung aufs Objekt – äussere Anschauung; die bestimmte Fähigkeit der Receptivität aber von aussen afficirt zu werden – der äussere Sinn.« 91 Siehe Anmerkung zu § XL . 92 Siehe K. L. Reinhold, Versuch, 3. Buch, § LI , S. 368: »In wieferne die sinnliche Vorstellung durch die Art wie die Receptivität von innen afficiert wird entsteht, heißt sie in ihrer Beziehung aufs Subjekt innere Empfi ndung; aufs Objekt – innere Anschauung; die bestimmte Fähigkeit der Receptivität aber von innen afficiert zu werden – der innere Sinn.« 93 Reinhold wird diesen Punkt nie behandeln, seine Neue Darstellung bricht mit der Fundamentallehre ab; hierzu siehe unten, S. 399 – 400. 90

i v. v er h ä lt n is der t h eor ie des vor st el lu ng sv er mögens z u r k r i t i k der r ei n en v er n u n f t ( s. 179 –228 ) Dieses Motto stammt aus dem lateinischen Aristoteles: »Hoc autem invento facile est addere et augere reliquum; quod et circa rethoricas orationes accidit, paene autem et circa alias omnes artes.« (Aristoteles secundum translationem quam fecit Boethius, De sophisticis elenchis, edidit B. G. Dod, Leiden – Bruxelles 1975, S. 59, Z. 6 – 8); Boethius bezog sich seinerseits auf 183b 25 der erwähnten Aristotelischen Schrift. Der Satz wird mit der Zeit zu einem geläufigen Sprichwort, daher auch seine Verwendung durch Reinhold; man fi ndet es z. B. bei Vico wieder, De nostri temporis studiorum ratione, XII : »Et vulgo ferunt ›facile inventis addere‹« (G. Vico, Opere, a cura di A. Battistini, Bd. I, Milano 1990, S. 196). 2 I. Kant, Prolegomena zu einer jeden künftigen Metaphysik, die als Wissenschaft wird auftreten können, Vorwort: AA, IV, S. 261. 3 Reinhold bezieht sich hier auf die Auseinandersetzung zwischen Kant und Eberhard; wie bereits erwähnt, hatte letzterer die These vertreten, die neue kritische Philosophie stelle eine andere Form der Philosophie Leibniz’ dar. 1

370

Anmerkungen des Herausgebers

Reinhold weist hier nicht nur auf die von Antikantianern (z. B. Flatt und Feder) verfaßten Rezensionen hin, sondern auch auf die von einigen Kantianern stammenden Besprechungen seines Versuchs: zwei Beispiele dafür sind die Rezensionen von K. H. Heydenreich, die Reinhold in Beyträge I publiziert (siehe unten), und von A. W. Rehberg, auf die Reinhold mit einer »Erklärung« antwortet (IB der A. L. Z., Nr. 137, Mittwochs, den 2. December 1789, Sp. 1138 –1140); dieser »Erklärung« folgt dann eine »Antwort« von Rehberg (IB der A. L. Z., Nr. 15, Sonnabends, den 30. Januar 1790, Sp. 118 –120). 5 Außer den schon erwähnten Rezensionen Heydenreichs und Rehbergs vgl. z. B. die Annalen der neuesten Theologischen Litteratur und Kirchengeschichte, 2. Jhg. 1790, 6. Woche, S. 89: »Er [der Rezensent] begreift nicht, wie ferne der H. V. seine Theorie eine neue Theorie nennen kann. In Absicht Kants ist sie es wenigstens für den Rec. nicht. Wer die Eintheilung in der Kritik der reinen Vernunft S. 320. der alten, und S. 376. der 2ten Ausgabe mit Verstande gelesen hat, ingleichen das, was in der alten Ausgabe über das Bewustseyn vorkommt, weiß es mehr als zu vollständig, was Kant von Vorstellungen überhaupt denkt und voraussetzt.« 6 Die in der A. L. Z. (Nr. 357, Donnerstags, den 19. November 1789, Sp. 417– 424; Schluß: Nr. 358, Freytags, den 20. November 1789, Sp. 425 – 429) erschienene Rezension (Verfasser: A. W. Rehberg), auf die Reinhold schon in einer »Erklärung« im IB der A. L. Z. (Nr. 137, Mittwochs, den 2. December 1789, Sp. 1138 –1140) geantwortet hatte. 7 A. L. Z., Nr. 357, den 19. November 1789, Sp. 417: »Es ist nicht zu läugnen, daß die Dunkelheit und Verwirrung, die in den bisherigen philosophischen Systemen in Ansehung der Begriffe vom Vorstellen, Empfi nden, Denken und Erkennen so sichtbar ist, an dem Mißverstehen der Kritik der reinen Vernunft einen merklichen Antheil hat. So deutlich auch Kant diese Begriffe, außer dem ersten, der sich nicht weiter erklären läßt, bestimmt und von einander unterschieden hat; so zeigt doch ein großer Theil der ihm gemachten Einwürfe, wie sehr darin der wahre Sinn und der wesentliche Unterschied derselben übersehen worden. Das Unternehmen des Hn. Prof. Reinhold, eine genaue Theorie des Vorstellungs- und Erkenntnißvermögens zu entwerfen, und das Kantische 4

IV. Verhältnis der Theorie des V. V. zur KrV

371

System auch von dieser Seite desto mehr ins Licht zu setzen, verdient daher allen Beyfall.« In seiner schon erwähnten »Erklärung« behauptet Reinhold in bezug auf die Rezension Rehbergs: »Aber mir kann es nichts weniger als gleichgültig seyn, daß mein Versuch gerade in der A. L. Z. als ein blosser Commentar eines fremden Systems angekündigt wird.« (IB der A. L. Z., Nr. 137, Mittwochs, den 2. December 1789, Sp. 1139) 8 Die schon erwähnte Rezension Heydenreichs in den NLgA (Nr. 46, den 7. Junius 1790, S. 362 – 366). Daß Heydenreich Probleme hatte, Reinholds Theorie des Vorstellungsvermögens zu verstehen, wird auch von Forberg behauptet: »In Leipzig … lernte ich Heydenreich kennen, der mir erklärte, daß er Reinhold’s Theorie ungleich schwerer zu verstehen gefunden, als die Kantische Kritik …« (F. C. Forberg, Lebenslauf eines Verschollenen, Hildburghausen und Meiningen 1840, S. 43) 9 NLgA, a. a. O., S. 365: »Wenn, dünkt ihm [dem Rezensenten], die Theorie der Sinnlichkeit, des Verstandes, und der Vernunft richtig und vollständig entwickelt worden, wie es denn von Kant geschehen, so ist die Analyse des Allgemeinbegrifs Vorstellung, freylich für den Denker immer etwas interessantes, gleichsam ein philosophisches Kunststück, aber nicht unumgänglich nöthig, nicht Bedürfniß für den Forscher des Erkenntnißvermögens.« 10 Ebd.: »Die Vorstellung und das Vorstellungsvermögen sind nicht das prius, sondern das posterius, und können auf keine Weise Prämissen für die Wissenschaft des Erkenntnißvermögens abgeben.« 11 Ebd.: »Herr Reinhold entwickelt offenbar aus dem Begriffe der bloßen Vorstellung mehr, als darin liegen kann.« 12 Man muß allerdings daran erinnern, daß der Rezensent des 3. und 4. Stücks des Philosophischen Magazins von Eberhard Reinhold zu einer Stellungnahme über das Verhältnis zwischen Kritik und Theorie des Vorstellungsvermögens eingeladen hatte: »Jener Rec. ist also immer noch einmal den Beweis von der Uebereinstimmung seiner Behauptung mit der Kantischen, und denn den Beweis von der Allgemeingültigkeit des angeführten Grundes schuldig.« (TgA, 78. St., 28. September 1789, S. 624) 13 Immanuel Kant. 14 Siehe Briefe I: »E r s t e r B r i e f . Der Geist unsers Zeitalters und der gegenwärtige Zustand der Wissenschaften kündigt eine

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Anmerkungen des Herausgebers

allgemeine Reformation der Philosophie an.« (S. 3 – 39); »Z w e y t e r B r i e f . Fortsetzung des Vorigen. Bedürfniß einer obersten Regel des Geschmacks, leitender Principien für politische Theologie und Jurisprudenz, hauptsächlich aber eines ersten Grundsatzes des Naturrechts und der Moral.« (S. 39 – 79) 15 Siehe ebd., S. 106 –107. 16 Ebd., S. 107, Fußnote. In bezug auf dieses Thema siehe auch ebd., S. 109. 17 Die Briefe über die Kantische Philosophie waren in acht Teilen schon zwischen August 1786 und September 1787 im Teutschen Merkur erschienen. Von »E r s c h ü t t e r u n g aller bisher bekannten Systeme« spricht Reinhold auch in Briefe I (a. a. O., S. 12). 18 Am 14. Juni 1789 sandte Reinhold seinen Versuch an Kant; im Begleitbrief schrieb er: »Sie haben mir zwar Ihr Urtheil über meine Abhandlung ü b e r d i e S c h i c k s a l e I h r e r P h i l o s o p h i e , die Gottlob gute Wirkung zu thun anfengt, noch nicht mitgetheilt, und waren wahrscheinlich bisher abgehalten sie zu lesen. Gleichwohl wage ich die Zudringlichkeit ihnen das erste Buch des Werkchens wozu jene Abhandlung die Vorrede seyn soll gegenwärtig zu übersenden, mit der Bitte sie in abgerissenen, und geschäftefreyen Viertelstündchen gefälligst zu durchblättern. Das zweyte Buch welches die eigentliche Theorie des Vorstellungsvermögens überhaupt enthält, sehe ich für die eigentlichen P r ä m i s s e n Ihrer Theorie des Erkenntnißvermögens, und den Schlüssel zur Kritik der Vernunft an. Finden sie daß es das e r s t e wirklich ist: so werde ich bitten, daß sie mir die Stelle ihres Briefes in welcher sie mir dieß Zeugniß geben werden, dem Vo r b e r i c h t e den ich dem ganzen Werke voranschicken will einzuverleiben erlauben. Merkwürdig ist es immer, daß alle wesentliche Resultate ihrer Kritik der Vernunft in jener auf das blosse B e w u ß t s e y n gebauten Theorie ihre vollkommste Bestättigung fi nden, und die für sich selbst feststehende Theorie des Erkenntnißvermögens auf einem ganz verschiedenen Wege eben so unerschütterlich befunden wird. Ich nenne sie S c h l ü s s e l zur Cr. d. V. in wie ferne alles was den Gegnern davon bisher Geheimniß war, durch den blossen Begrif der blosen Vorstellung aufgeschlossen wird. Die eigentliche Theorie des Vorstellgsv. wird, da sie nicht viel über sechs Bogen betragen wird, wohl auch in sechs Wochen gedruckt seyn,

IV. Verhältnis der Theorie des V. V. zur KrV

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und von mir sogleich an Sie gesendet werden. Das dritte Buch wird die Applikation auf die Theorie [des] Erkentnißvermögens enthalten.« (Kant’s Briefwechsel, AA, Bd. 2, 1. Aufl., Nr. 343, S. 58) 19 Dazu vgl. auch K. L. Reinhold, Versuch, Vorrede, S. 67– 68. 20 Vgl. aber folgende Stelle der Transzendentalen Dialektik der KrV : »Die Gattung ist Vo r s t e l l u n g überhaupt ( repraesentatio ). Unter ihr steht die Vorstellung mit Bewußtsein ( perceptio ). Eine P e r c e p t i o n , die sich lediglich auf das Subject als die Modification seines Zustandes bezieht, ist E m p f i n d u n g ( sensatio ), eine objective Perception ist E r k e n n t n i ß ( cognitio ). Diese ist entweder A n s c h a u u n g oder B e g r i f f ( intuitus vel conceptus ) …« (B 376 – 377: AA, III , S. 249 – 250) 21 Auf diese Seiten (269 ff.) wird im Fundament (S. 75) verwiesen. 22 Wie bereits gesagt, stehen »Zusammenfassung« und »Zergliederung« für die Kantischen Begriffe von »Synthesis« und »Analysis«. Siehe auch oben, S. 10 ff. 23 Nämlich die 1787 erschienene Ausgabe der KrV. 24 »D e s S y s t e m s d e r G r u n d s ä t z e d e s r e i n e n Ve rs t a n d e s Zweiter Abschnitt. Vo n d e m o b e r s t e n G r u n d s a t z e a l l e r s y n t h e t i s c h e n U r t h e i l e « (B 193: AA, III , S. 143); »Das oberste Principium aller synthetischen Urtheile ist also: ein jeder Gegenstand steht unter den nothwendigen Bedingungen der synthetischen Einheit des Mannigfaltigen der Anschauung in einer möglichen Erfahrung.« (B 197; AA, III , S. 145) 25 In bezug darauf liest man im Fundament, S. 71– 72: »Zu dieser Wissenschaft, die ich, in wieferne sie aller theoretischen und praktischen Philosophie gemeinschaftlich zum Fundamente dient, allgemeine Elementarphilosophie nenne, hat zwar die Kritik der Vernunft Materialien; aber nicht einmal die Idee, geschweige denn das wirkliche Fundament, aufgestellt; und wenn diese Wissenschaft jemals zu Stande kommen soll: so muß die philosophirende Vernunft auf dem analytischen Wege noch einen Schritt weiter fortrücken, als sie in der Kritik der Vernunft gekommen ist; und dieser Schritt ist dann der letzte, den sie auf dem analytischen Wege zu höhern Principien thun kann. Durch ihn und nur durch ihn allein, ist das letzte und eigentliche Fundament der P h i l o s o p h i e entdeckt.«

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Anmerkungen des Herausgebers

Siehe K. L. Reinhold, Versuch, 1. Buch, § V, S. 188 –189: »Es ist schlechterdings unmöglich, sich über den allgemeingültigen Begriff des Erkenntnißvermögens zu vereinigen, so lange man über das Wesen des Vorstellungsvermögens verschieden denkt.« 27 Siehe ebd., 3. Buch: Theorie des Erkenntnisvermögens überhaupt; in bezug darauf vgl. auch unten, Beyträge I, S. 397– 398. 28 »… so können wir eine Wissenschaft der bloßen Beurtheilung der reinen Vernunft, ihrer Quellen und Grenzen als die P r o p ä d e u t i k zum System der reinen Vernunft ansehen. Eine solche würde nicht eine D o c t r i n , sondern nur K r i t i k der reinen Vernunft heißen müssen …« (B 25: AA, III , S. 43); »Die Philosophie der reinen Vernunft ist nun entweder P r o p ä d e u t i k (Vorübung), welche das Vermögen der Vernunft in Ansehung aller reinen Erkenntniß a priori untersucht, und heißt K r i t i k , oder zweitens das System der reinen Vernunft (Wissenschaft), die ganze (wahre sowohl als scheinbare) philosophische Erkenntniß aus reiner Vernunft im systematische[n] Zusammenhange, und heißt M e t a p h y s i k …« (B 869: AA, III , S. 543 – 544) 29 Hierzu siehe auch Fundament, S. 62 – 63; 69 – 70, 114 –116. 30 »Folglich haben die Kategorien keinen anderen Gebrauch zum Erkenntnisse der Dinge, als nur so fern diese als Gegenstände möglicher Erfahrung angenommen werden.« (B 147–148: AA, III , S. 117); »Raum und Zeit gelten als Bedingungen der Möglichkeit, wie uns Gegenstände gegeben werden können, nicht weiter als für Gegenstände der Sinne, mithin nur der Erfahrung.« (B 148: AA, III , S. 118); »Wenn eine Erkenntniß objective Realität haben, d. i. sich auf einen Gegenstand beziehen und in demselben Bedeutung und Sinn haben soll, so muß der Gegenstand auf irgend eine Art g e g e b e n werden können.« (B 194: AA, III , S. 144); »… die Bedingungen der M ö g l i c h k e i t d e r E r f a h r u n g überhaupt sind zugleich Bedingungen der M ö g l i c h k e i t d e r G e g e n s t ä n d e d e r E r f a h r u n g und haben darum objective Gültigkeit in einem synthetischen Urtheile a priori.« (B 197: AA, III , S. 145) 31 »… die transscendentalen Ideen sind niemals von constitutivem Gebrauche, so daß dadurch Begriffe gewisser Gegenstände gegeben würden … Dagegen aber haben sie einen vortrefflichen und unentbehrlich nothwendigen regulativen Gebrauch …« 26

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(B 672: AA, III , S. 427– 428); »Und dieses ist die transscendentale Deduction aller Ideen der speculativen Vernunft, nicht als c o n s t i t u t i v e r Principien der Erweiterung unserer Erkenntniß über mehr Gegenstände, als Erfahrung geben kann, sondern als r e g u l a t i v e r Principien der systematischen Einheit des Mannigfaltigen der empirischen Erkenntniß überhaupt …« (B 699: AA, III , S. 443) 32 Hinweis auf die transzendentalen Erörterungen der Begriffe von Raum und Zeit (B 40 – 41, 48 – 49: AA, III , S. 54, 59). Siehe auch B 64 ff.: AA, III , S. 68 ff. 33 Siehe z. B. J. A. H. Reimarus, Ueber die Gründe der menschlichen Erkentniß und der natürlichen Religion, Hamburg 1787: »In der That bedient sich auch der Mathematiker immer einer Voraussetzung wenn er Fortschritte in seiner Wissenschaft macht.« (§ 21, S. 42); »… wenn ein Ding das ist; so ist es das und nichts anders. Eben dieses Bedingte des Ausspruches, wohl zu erwägen, gilt von aller sogenannten mathematischen Nothwendigkeit …« (§ 34, S. 95). Oder J. C. Schwab, »Ueber die geometrischen Beweise, aus Gelegenheit einer Stelle in der Allgemeinen Litteratur-Zeitung«, in: Philosophisches Magazin, hg. von J. A. Eberhard, 3. Bd., 1791, S. 397– 407. Mit diesem Thema hatte sich schon J. Schultz auseinandergesetzt: siehe seine Prüfung der Kantischen Critik der reinen Vernunft, Erster Theil, a. a. O., S. 75 – 79, 82 – 84. Auf diesen Aufsatz der Beyträge I verweist das Fundament, S. 130. 34 KrV, A 6 –10 (AA, IV, S. 20 – 22); B 10 –14 (AA, III , S. 33 – 36). 35 Ebd., A 1– 2 (AA, IV, S. 17); B 1– 4 (AA, III , S. 27– 29). 36 »Der Begriff von Zwölf ist keinesweges dadurch schon gedacht, daß ich mir bloß jene Vereinigung von Sieben und Fünf denke, und ich mag meinen Begriff von einer solchen möglichen Summe noch so lange zergliedern, so werde ich doch darin die Zwölf nicht antreffen. Man muß über diese Begriffe hinausgehen, indem man die Anschauung zu Hülfe nimmt …« (B 15: AA, III , S. 37) 37 Siehe z. B. die Metaphysik Baumgartens: »Die Vorstellung einer Sache, und vornemlich ihres Wesens, durch den Verstand ist das Verstehen oder Begreifen derselben ( conceptio ). Begreiflich ( conceptibile ) ist dasjenige, wovon, und vornemlich von dessen Wesen, eine deutliche Vorstellung gemacht werden kan, und zwar

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Anmerkungen des Herausgebers

an sich und schlechterdings ( conceptibile in se, absolute ) dessen Begreifung, wenn man es an sich selbst betrachtet, möglich ist.« (A. a. O., § 463, S. 220) 38 Siehe z. B. Platner: »So untersucht also die Metaphysik allenthalben, nicht was das Wirkliche sey nach der Erfahrung sondern was das einzige Mögliche und Nothwendige sey, nach der reinen Vernunft.« (Philosophische Aphorismen (1784), a. a. O., § 817, S. 264 – 265) 39 Oben (S. 26) hatte sich Reinhold folgendermaßen ausgedrückt: »… zur bloßen Erfahrung, das heißt zu einem Inbegriff zusammenhängender Wahrnehmungen erhoben.« Diese Defi nition verweist auf diejenigen der KrV : »Das mannigfaltige in einer sinnlichen Anschauung Gegebene gehört nothwendig unter die ursprüngliche synthetische Einheit der Apperception, weil durch diese die E i n h e i t der Anschauung allein möglich ist (§ 17).« (B 143: AA, III , S. 115); »Erfahrung ist ein empirisches Erkenntniß, d. i. ein Erkenntniß, das durch Wahrnehmungen ein Obiect bestimmt. Sie ist also eine Synthesis der Wahrnehmungen, die selbst nicht in der Wahrnehmung enthalten ist, sondern die synthetische Einheit des Mannigfaltigen derselben in einem Bewußtsein enthält, welche das Wesentliche einer Erkenntniß der O b j e c t e der Sinne, d. i. der Erfahrung (nicht bloß der Anschauung oder Empfi ndung der Sinne), ausmacht.« (B, 218 – 219: AA, III , S. 158) 40 Johann August Eberhard (1739, Halberstadt – 1809, Halle), Professor für Philosophie in Halle. 41 Reinhold bezieht sich hier auf die verschiedenen Stellungnahmen von Eberhard, die im Philosophischen Magazin erschienen waren. Siehe insbesondere 1. Bd., 3. St., 1789, S. 307– 332: »Ueber die Unterscheidung der Urtheile in analytische und synthetische«. Vgl. auch ebd., S. 290 – 306: »Ueber den wesentlichen Unterschied der Erkenntniß durch die Sinne und durch den Verstand«. 42 Die Leibnizianer. 43 Vgl. folgende Stellen: »… unter welchen Umständen, diese Urkraft unter der Gestalt bald des Erkennens bald des Empfi ndens erscheine …« ( J. A. Eberhard, Allgemeine Theorie des Denkens und Empfi ndens, a. a. O., S. 31); »Warum trennet doch K a n t allen B e g r i f f von der A n s c h a u u n g ? In der Anschauung selbst lieget auch schon der a n s c h a u l i c h e (intuitive) B e g r i f f .« (G. A.

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Tittel, Kantische Denkformen oder Kategorien, Frankfurt a. M. 1787, S. 54); »… es ist immer eine und eben dieselbe Erkenntnißkraft, welche empfi ndet, in so fern sie sich der Erscheinungen und Vorstellungen bewust ist, und denkt, in so fern sie die Verhältnisse der Gedanken erkennt.« (Ch. G. Selle, Grundsätze der reinen Philosophie, Berlin 1788, S. 33) 44 Obwohl Kant nicht von »5 + 3 = 8«, sondern von »7 + 5 = 12« spricht, bezieht sich Reinhold auf den 5. Abschnitt der KrV, B 15 (AA, III , S. 37): »Man muß über diese Begriffe hinausgehen, indem man die Anschauung zu Hülfe nimmt …« Siehe auch B 205: AA, III , S. 150. 45 Vgl. »Ueber die apodiktische Gewisheit«, in: Philosophisches Magazin, hg. von J. A. Eberhard, 2. Bd., 2. St., 1789, S. 173 –174: »Ich setze voraus, daß mir die Namen der Zahlen bekannt sind, und daß ich weiß 11 + 1 sey die Defi nition von 12; so sehe ich nicht, warum ich nicht durch die Zergliederung des Begriffs des Subjekts 7 + 5 fi nden sollte, daß durch dieses Subjekt nur die Zahl und keine andere bestimmt werden kann.« Siehe auch folgende Stellen: »In 7 und 5 fi nd’ ich eben so viel Einheiten als in 12; und in 12 gerad soviel als in 7 und 5. Also ist ihr Inhalt gleich.« (G. A. Tittel, Kantische Denkformen oder Kategorien, a. a. O., S. 71); »Dem zufolge wird also der Satz sieben und fünf machen zwölf analytisch seyn müssen. Unter allen möglichen Theilen von zwölfe fi nden sich auch sieben und fünf; mithin um zu sagen, sieben und fünf sind zwölf, ist nicht nöthig, aus dem Begriffe von zwölf herauszugehen.« (D. Tiedemann, »Ueber die Natur der Metaphysik; zur Prüfung von Hrn Professor K a n t s Grundsätzen«, in: Hessische Beiträge zur Gelehrsamkeit und Kunst, I. Bd., 1785, Erstes Stück, XIII , S. 115); »Die neue Mathematik … ist das Resultat der Analyse der Begriffe Zahl und Raum. Ob also schon ihre Wahrheiten in synthetischen Urtheilen zum Theil dargestellt werden, so werden sie doch durch Analysis gefunden.« (H. Corrodi, Versuch über Gott, die Welt, und die menschliche Seele. Durch die gegenwärtigen philosophischen Streitigkeiten veranlaßt, Berlin und Stettin 1788, III . Abt., 3. Absch., § 1, S. 351) 46 Reinhold meint hier die bereits erwähnten Briefe, die Kant an ihn geschrieben hatte und in denen er Stellung gegen das Philosophische Magazin Eberhards bezogen hatte. Die Auseinanderset-

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Anmerkungen des Herausgebers

zungen hatten sich außerdem in der Kantischen Schrift Über eine Entdeckung, nach der alle neue Kritik der reinen Vernunft durch eine ältere entbehrlich gemacht werden soll (1790) widergespiegelt. 47 Siehe KrV, B 76: AA, III , S. 75: »Die erste [die Logik des allgemeinen Verstandesgebrauchs] enthält die schlechthin nothwendigen Regeln des Denkens, ohne welche gar kein Gebrauch des Verstandes stattfi ndet, und geht also auf diesen unangesehen der Verschiedenheit der Gegenstände, auf welche er gerichtet sein mag.« Vgl. auch KrV, B 78: AA, III , S. 76: »Als allgemeine Logik abstrahirt sie von allem Inhalt der Verstandeserkenntniß und der Verschiedenheit ihrer Gegenstände und hat mit nichts als der bloßen Form des Denkens zu thun.« KrV, B 190, 191: AA, III , S. 141, 142: »Der Satz nun: Keinem Dinge kommt ein Prädicat zu, welches ihm widerspricht, heißt der Satz des Widerspruchs und ist ein allgemeines, obzwar bloß negatives Kriterium aller Wahrheit, gehört aber auch darum bloß in die Logik … Daher müssen wir auch den S a t z d e s W i d e r s p r u c h s als das allgemeine und völlig hinreichende P r i n c i p i u m a l l e r a n a l y t i s c h e n E rk e n n t n i ß gelten lassen«. 48 Am 28. März 1792 wird Reinhold in einem Brief an Baggesen schreiben: »Lieber Baggesen! Ich weiche unter Andern auch darin von Kant ab, daß ich mir kein Vorstellungsvermögen ohne reine Sinnlichkeit, und keine reine Sinnlichkeit ohne Raum und Zeit denken kann. Entweder hat der erste Seraph am Throne Gottes kein Vorstellungsvermögen, oder er schaut die Dinge außer sich im Raume an: vide Versuch einer neuen Theorie des Vorstellungsvermögens.« (Aus Jens Baggesen’s Briefwechsel, a. a. O., I, Nr. 35, S. 168) 49 »Der Raum ist kein empirischer Begriff, der von äußeren Erfahrungen abgezogen worden. Denn damit gewisse Empfi ndungen auf etwas außer mir bezogen werden (d. i. auf etwas in einem andern Orte des Raumes, als darin ich mich befi nde), imgleichen damit ich sie als außer und n e b e n einander, mithin nicht bloß verschieden, sondern als in verschiedenen Orten vorstellen könne, dazu muß die Vorstellung des Raumes schon zum Grunde liegen.« (B 38: AA, III , S. 52) 50 »… so ist doch wenigstens in der das Kantische Argument begründenden Erfahrung nichts, was uns hinderte, die Vorstel-

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lung des Raumes, so wie Menschen sie haben, als ein allmähliges Product der mit einander vereinigten Empfi ndungen des Gesichts und des Gefühls zu halten.« ( J. G. H. Feder, Ueber Raum und Caussalität, a. a. O., Hauptstück I, § 6, S. 24); »Also, daß etwas aussereinander ist, erkennen wir zuerst daran, daß wir mehrere Akte der Sensation, oder der Vorstellung von Sensation wiederholen, und jeden von ihnen noch fortdauern lassen, indem wir den folgenden gewahrnehmen.« (D. Tiedemann, »Ueber die Natur der Metaphysik; zur Prüfung von Hrn Professor K a n t s Grundsätzen«, a. a. O., S. 119); » Dieser Unterschied giebt den Begriff von ausser uns, und die Unterscheidung der Verhältnisse mehrerer Dinge überhaupt die allgemeine Vorstellung von ausser einander, oder vom Raume, so wie die Unterscheidung der Veränderungen, oder der Folge unserer Gedanken, den Begrif von Zeit.« ( J. A. H. Reimarus, Ueber die Gründe der menschlichen Erkentniß und der natürlichen Religion, Hamburg 1787, § 9, S. 13); »Das Ausser- und Nebeneinanderseyn der Dinge ist also eine Eigenschaft, welche diesen Dingen an sich selbst, unabhängig von aller vorstellenden Kraft, zukommt.« (A. Weishaupt, Zweifel über die Kantischen Begriffe von Zeit und Raum, Nürnberg 1788, S. 84) Siehe auch J. G. E. Maaß, »Ueber die transscendentale Aesthetik«, in: Philosophisches Magazin, hg. von J. A. Eberhard, 1. Bd., 2. St., 1788, S. 117–149, insbesondere S. 125: »Man könnte demnach sagen: der Raum ist ein Verhältniß, daß den Dingen, sofern sie als außer mir, oder als außer einander erscheinen, nothwendig zukömmt; daher kann ich dieselben, in sofern ich sie als außer mir, oder als außer einander vorstelle, nicht ohne den Raum gedenken; die Vorstellung des Raums liegt dabey nothwendig zum Grunde, und wird eben dadurch, daß Vorstellungen von Dingen, als außer mir, und als außereinander, gesetzt werden, auch mit gesetzt.« Ebd., S. 130: »Allein … kann auf der Nothwendigkeit der Vorstellung des Raums a priori die apodiktische Gewißheit der geometrischen Grundsätze nicht beruhen«; B. Stattler, Anti-Kant, 3 Bde., München 1788, insbesondere Bd. 1, S. 221: »Sondern weil mehrere von unsrer Seele, und von sich selbst untereinander numerisch unterschiedene Dinge, kraft des Satzes des Widerspruches, nothwendig außer unsrer Seele, und außer einander, jedes in einem verschiedenen Orte existiren, und folglich nothwendig einen objektiven Raum ausmachen: … so

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Anmerkungen des Herausgebers

können sie als unmittelbare Objekte, und zugleich wirksame Ursachen unsrer sinnlichen Ideen, durch ihre zusammengesetzte Wirkung auch nur solche ebenfalls zusammgesetzte unmittelbare Vorstellungen in unsrer Seele bewirken, welche sie in ihrem Beysammendaseyn als einen Raum ausmachend vorstellen.« Die Kritik an den Leibnizianern kann Reinhold schon bei Schmid gefunden haben: »Wenn, nach Leibnitz System (§. 19.), unsre menschliche Anschauung Dinge an sich selbst, obgleich durch die Sinne verworren und dunkel vorstellt, so muß das Außereinanderseyn und Nacheinanderseyn an den Dingen selbst haften, und Raum und Zeit müssen als wesentliche, intelligible d. h. dem Verstande unmittelbar gegebene Formen (Bestimmungen) der Dinge und ihrer dynamischen d. h. würksamen, von Kraft abhängigen äussern Verhältnisse an sich selbst betrachtet werden. Raum ist alsdann die Ordnung in der Gemeinschaft (Wechselwürkung) der Substanzen; Zeit die Verknüpfung ihrer Zustände als Gründe und Folgen, beyde wie sie durch die Sinne verworren als eine für sich bestehende Anschauung vorgestellet und durch eine Abstraction des Verstandes gedacht werden.« (C. Ch. E. Schmid, Critik der reinen Vernunft im Grundrisse, Zweyte verbesserte Auflage, a. a. O., § 22, S. 10) In bezug auf unser Thema hatte C. G. Fürstenau, Rezensent von Reinholds Versuch für die Annalen der neuesten Theologischen Litteratur und Kirchengeschichte (vgl. 2. Jhg. 1790, 7. Woche, S. 99), behauptet: »Unbegreiflich ist es, wie Hr. R. noch immer die Priorität der Vorstellung des Raums aus der apodiktischen Gewisheit der geometrischen Wahrheiten zu beweisen gedenke. Rec. der sich fast sein ganzes Leben hindurch mit Mathematik beschäftiget hat, getraut sich Hrn. R. wenn ihm daran gelegen ist, unumstößlich zu zeigen, daß, wenn auch die ganze Vorstellung vom Raume, von Ausser- und Nebeneinander, durch Eindrücke der äußern Sinne in uns käme, dennoch die apodiktische Gewisheit der Geometrie auch nicht das mindeste verlieren würde.« Ein Echo dieser Kritik fi ndet sich in F. G. Born, Versuch über die ursprünglichen Grundlagen des menschlichen Denkens und die davon abhängigen Schranken unserer Erkenntniß, Leipzig 1791, S. 44 – 45. Für Fürstenaus Antwort an Born siehe Annalen der neuesten Theologischen Litteratur und Kirchengeschichte, 1792, 42. Woche, S. 660 ff.; auch in: K. G. Hausius (Hg.), Materialien zur Geschichte

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der critischen Philosophie. In drey Sammlungen. Nebst Einer historischen Einleitung zur Geschichte der Kantischen Philosophie, I. Bd., Leipzig 1793, S. 128 –130. 51 »Wo nichts ist, wo es leer ist, da ist Raum. So urtheilen wir, daß der Raum unendlich sey. Braucht es dazu eines angebornen Begriffes?« ( J. G. H. Feder, Ueber Raum und Caussalität, a. a. O., Hauptstück I, § 13, S. 54); »Ich denke, diese Erfahrungen sollen einleuchtend beweisen, daß der seinem Gefühl überlassene Mensch, unter dem Raum eine sichtbare und fühlbare Leere versteht, in welcher dichtere Körper können hinterlegt werden. Dies nennen sodann alle den leeren Raum …« (A. Weishaupt, Zweifel über die Kantischen Begriffe von Zeit und Raum, a. a. O., S. 37– 38); »Auf diese Weise bildet sich die Idee einer unendlichen, ununterbrochenen, gleichartigen, aber leeren Ausdehnung, in welcher, unerachtet sie selbst nicht körperlich ist, doch wirklich alle körperliche Erscheinungen enthalten sind, welche daher, auch nach Wegnahme derselben, noch übrig ist, und in welche der weggenommene Körper immer wieder gesetzt werden kann, kurz, des Raums.« ( J. F. Abel, Plan einer systematischen Metaphysik, Stuttgart 1787, S. 15) Dazu vgl. auch K. L. Reinhold, Versuch, 3. Buch, § LIX , S. 389 – 390. 52 Hierzu vgl. z. B. »Ueber die logische Wahrheit oder die transscendentale Gültigkeit der menschlichen Erkenntniß«, in: Philosophisches Magazin, hg. von J. A. Eberhard, I. Bd., 2. St., 1788, S. 150 – 174, insbesondere S. 169: »Die einfachen Elemente der concreten Zeit liegen also völlig außerhalb der Sphäre der Sinnlichkeit; das ist der Beobachtung der bisherigen Metaphysik gar nicht entgangen, und Leibnitz hat darüber mit seinem gewöhnlichen Tiefsinne philosophirt.« Vgl. auch M. Maaß, »Ueber die Antinomie der reinen Vernunft«, in: ebd., I. Bd., 4. St., 1789, S. 469 – 495, insbesondere S. 477: »Raum und Zeit sind Erscheinungen; ihre letzten Gründe liegen in dem Einfachen …, welches demnach der Grund (die Bedingung) ihrer Möglichkeit ist.« Vgl. auch folgende Stellen: »… nicht die G e m ü t h s v o r s t e l l u n g von Raum ist es, die mich nun erst auf das A u s s e r- und N e b e n e i n a n d e r s e y n der äussern Gegenstände leitet; sondern das unmittelbar a n s c h a u l i c h e Ausser- und Nebeneinanderseyn der Dinge … « (G. A. Tittel, Kantische Denkformen oder Kategorien, a. a. O., S. 86); »Raum und Zeit sind daher Dinge, deren zureichender Grund nicht bloß in dem

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Erkenntnißvermögen, sondern auch in den Gegenständen der Erkenntniß zu suchen ist.« (Ch. G. Selle, Grundsätze der reinen Philosophie, a. a. O., S. 42) Platner, der versucht hatte, Leibniz’ und Kants Theorie des Raumes zu versöhnen, hatte schon Jakob entgegnet: »Leibnitz und Wolf sagen: der Raum ist die Ordnung der nebeneinander seyenden Dinge. Diese Ordnung ist nicht, wie Hr. Platner meint, allein im Verstande, sondern muß auch in den Dingen seyn.« (L. H. Jakob, Prüfung der Mendelssohnschen Morgenstunden oder aller spekulativen Beweise für das Daseyn Gottes in Vorlesungen, Leipzig 1786, Anhang, S. 325) Für Platner siehe Philosophische Aphorismen (1784), a. a. O., § 905, S. 302; § 908, S. 302 – 303. 53 »Der Raum ist eine nothwendige Vorstellung a priori …« (B 38; AA, III , S. 52); »Der Raum wird als eine unendliche g e g e b e n e Größe vorgestellt … Also ist die ursprüngliche Vorstellung vom Raume A n s c h a u u n g a p r i o r i und nicht B e g r i f f .« (B 40: AA, III , S. 53); »Die Zeit ist eine nothwendige Vorstellung, die allen Anschauungen zum Grunde liegt.« (B 46: AA, III , S. 57); »Die Zeit ist kein discursiver oder, wie man ihn nennt, allgemeiner Begriff, sondern eine reine Form der sinnlichen Anschauung. Verschiedene Zeiten sind nur Theile eben derselben Zeit. Die Vorstellung, die nur durch einen einzigen Gegenstand gegeben werden kann, ist aber Anschauung.« (B 47: AA; III , S. 58) 54 Auf die Substantialität des Raums hatte bereits Schultz in seinen Erläuterungen hingewiesen: »… so ist jene einzige unendliche Substanz, die der Raum seyn soll, eine bloße Substanz in der Vorstellung, die außer uns gar nichts ist, folglich so wenig die Form, als die Materie einer Substanz an sich ausmacht, und der Grund, warum wir es nicht vermeiden können, uns den Raum als eine Substanz vorzustellen, liegt also bloß darin, weil der Raum in unserer Vorstellung einer Substanz die Form ausmacht.« ( J. Schultz, Erläuterungen über des Herrn Professor Kant Critik der reinen Vernunft, Königsberg 1784, S. 159) 55 Vgl. folgende Stellen: »Der Raum ist nichts anders, als nur die Form aller Erscheinungen äußerer Sinne, d. i. die subjective Bedingung der Sinnlichkeit, unter der allein uns äußere Anschauung möglich ist.« (B 42: AA, III , S. 55); »Die Zeit ist nichts anders als die Form des innern Sinnes, d. i. des Anschauens unserer selbst und unseres innern Zustandes.« (B 49: AA, III , S. 59)

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Diese Stelle der Beyträge I erinnert an die Kritik Feders: »… und wie er selbst die Hauptfolge kurz und deutlich zusammenfaßt, (Proleg. S. 62) alle Körper, mit sammt dem Raum, darin sie sich befi nden, müssen für nichts als bloße Vorstellungen in uns gehalten werden, und existiren nirgends anders, als bloß in unsern Gedanken. Ist dieses nicht der offenbare Idealismus? So ruft er selbst dabey aus. Und erwartet doch wohl, daß wir Nein sagen, oder diesen Idealism wenigstens nicht mit dem bisher bekannten vermengen sollen; weil sein Name transcendentaler oder formeller Idealism heißt.« ( J. G. H. Feder, Ueber Raum und Caussalität, a. a. O., Hauptstück I, § 15, S. 63) Was Kant angeht, siehe folgende Stellen: »Unsere Erörterungen lehren demnach die R e a l i t ä t (d. i. die objective Gültigkeit) des Raumes in Ansehung alles dessen, was äußerlich als Gegenstand uns vorkommen kann, aber zugleich die I d e a l i t ä t des Raums in Ansehung der Dinge, wenn sie durch die Vernunft an sich selbst erwogen werden, d. i. ohne Rücksicht auf die Beschaffenheit unserer Sinnlichkeit zu nehmen. Wir behaupten also die e m p i r i s c h e R e a l i t ä t des Raumes (in Ansehung aller möglichen äußeren Erfahrung), obzwar die t r a n s s c e n d e n t a l e I d e a l i t ä t desselben, d. i. daß er Nichts sei, so bald wir die Bedingung der Möglichkeit aller Erfahrung weglassen und ihn als etwas, was den Dingen an sich selbst zum Grunde liegt, annehmen.« (B 44: AA, III , S. 56); »Unsere Behauptungen lehren demnach e m p i r i s c h e R e a l i t ä t der Zeit, d. i. objective Gültigkeit in Ansehung aller Gegenstände, die jemals unsern Sinnen gegeben werden mögen. … Dagegen bestreiten wir der Zeit allen Anspruch auf absolute Realität, da sie nämlich, auch ohne auf die Form unserer sinnlichen Anschauung Rücksicht zu nehmen, schlechthin den Dingen als Bedingung oder Eigenschaft anhinge. … Hierin besteht also die t r a n s s c e n d e n t a l e I d e a l i t ä t der Zeit, nach welcher sie, wenn man von den subjectiven Bedingungen der sinnlichen Anschauung abstrahirt, gar nichts ist und den Gegenständen an sich selbst (ohne ihr Verhältniß auf unsere Anschauung) weder subsistirend noch inhärirend beigezählt werden kann.« (B 52: AA, III , S. 61) Bereits am 13. März 1790 hatte Reinhold in einem Brief an Jacobi behauptet: »Was S i e bei Gelegenheit des Berkeleyschen Idealismus von dem Kantischen schreiben hat sich Kant selbst beyzumessen. Warum hat er sich selbst zum Idealisten gemacht, wel56

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ches wohl eben nicht nöthig gewesen wäre? Ich halte seine ganze Theorie vom transcendentalen Idealism für eine technische Vorstellungsart: eine kunstreiche Maschine, die ich bewundere, aber für entbehrlich halte. Die Ersten Erfi nder bedienen sich nicht immer der e i n f a c h s t e n Mittel. Ich halte mit der lebendigsten Ueberzeugung die kritische Philosophie für keinen I d e a l i s m u s . Diese Benennung kommt nur demjenigen Systeme zu, das keine andern Subjekte als Vorstellende und folglich keine andern Accidenzen als Vorstellungen anerkennt.« (Aus F. H. Jacobi’s Nachlaß, a. a. O., I, Nr. 40, S. 136) 57 »Der Idealism (ich verstehe den m a t e r i a l e n ) ist die Theorie, welche das Dasein der Gegenstände im Raum außer uns entweder bloß für zweifelhaft und u n e r w e i s l i c h , oder für f a l s c h und u n m ö g l i c h erklärt …« (B 274: AA, III , S. 190) 58 Daß der Raum ein Gegenstand sei, wurde bereits von Feder behauptet: »Nach der natürlichen, unverkünstelten Vorstellung scheint mir allerdings gesagt werden zu können … daß der Raum, oder die leere Ausdehnung, an sich ein Gegenstand unserer Vorstellungskraft sey.« ( J. G. H. Feder, Ueber Raum und Caussalität, a. a. O., Hauptstück I, § 22, S. 93) 59 »Die transscendentale Deduction aller Begriffe a priori hat also ein Principium, worauf die ganze Nachforschung gerichtet werden muß, nämlich dieses: daß sie als Bedingungen a priori der Möglichkeit der Erfahrung erkannt werden müssen (es sei der Anschauung, die in ihr angetroffen wird, oder des Denkens). Begriffe, die den objectiven Grund der Möglichkeit der Erfahrung abgeben, sind eben darum nothwendig.« (B 126: AA, III , S. 105) 60 Siehe oben, S. 286 – 288. 61 KrV, B 136 (AA, III , S. 111). 62 KrV, B 136 –137 (AA, III , S. 111). 63 KrV, §§ 19 – 23; B 140 –149: AA, III , S. 113 –118. 64 »Ein Mannigfaltiges, das in einer Anschauung, die ich die meinige nenne, enthalten ist, wird durch die Synthesis des Verstandes als zur n o t h w e n d i g e n Einheit des Selbstbewußtseins gehörig vorgestellt, und dieses geschieht durch die Kategorie.« (B 144: AA, III , S. 115) Und als Fußnote zu diesem Satz: »Der Beweisgrund beruht auf der vorgestellten E i n h e i t d e r A n s c h a u u n g , dadurch ein Gegenstand gegeben wird, welche je-

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derzeit eine Synthesis des mannigfaltigen zu einer Anschauung Gegebenen in sich schließt und schon die Beziehung dieses letzteren auf Einheit der Apperception enthält.« (Ebd.) 65 »Der oberste Grundsatz eben derselben [der Möglichkeit aller Anschauung] in Beziehung auf den Verstand ist: daß alles Mannigfaltige der Anschauung unter Bedingungen der ursprünglich-synthetischen Einheit der Apperception stehe.« (B 136: AA, III , S. 111) 66 »Die t r a n s s c e n d e n t a l e E i n h e i t der Apperception ist diejenige, durch welche alles in einer Anschauung gegebene Mannigfaltige in einen Begriff vom Object vereinigt wird. Sie heißt darum o b i e c t i v und muß von der s u b j e c t i v e n E i n h e i t des Bewußtseins unterschieden werden, die eine B e s t i m m u n g d e s i n n e r e n S i n n e s ist, dadurch jenes Mannigfaltige der Anschauung zu einer solchen Verbindung empirisch gegeben wird.« (B 139: AA, III , S. 113) 67 »Dadurch allein wird aus diesem Verhältnisse e i n U r t h e i l , d. i. ein Verhältniß, das o b i e c t i v g ü l t i g ist und sich von dem Verhältnisse eben derselben Vorstellungen, worin bloß subjektive Gültigkeit wäre, z. B. nach Gesetzen der Association, hinreichend unterscheidet.« (B 142: AA, III , S. 114) 68 In einem ganz anderen Zusammenhang hatte bereits Feder dasselbe behauptet: »Aber sein Gebrauch [vom Begriff der Ursache] schränkt sich nicht bloß auf Gegenstände der Erfahrung oder der unmittelbaren Anschauung. Denn es ist der Natur unsers Verstandes gemäß, aus dem, was wir durch die Erfahrung mit Gewißheit erkannt haben, angemessene Schlüsse und Vermuthungen uns entstehen zu lassen.« ( J. G. H. Feder, Ueber Raum und Caussalität, a. a. O., Hauptstück II , § 27, S. 123) 69 »Wir haben also sagen wollen: daß alle unsre Anschauung nichts als die Vorstellung von Erscheinung sei; daß die Dinge, die wir anschauen, nicht das an sich selbst sind, wofür wir sie anschauen, noch ihre Verhältnisse so an sich selbst beschaffen sind, als sie uns erscheinen …« (B 59: AA, III , S. 65) 70 Siehe z. B. »Ueber die Schranken der menschlichen Erkenntniß«, in: Philosophisches Magazin, hg. von J. A. Eberhard, I. Bd., 1. St., 1788, S. 9 – 29, insbesondere S. 21– 22: »Die äußern Gegenstände dieser Begriffe sind wirklich in concreto oder in dem Einzelnen,

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Anmerkungen des Herausgebers

und ihre Wirklichkeit kann a priori und a posteriori erkannt werden.« »Ueber die logische Wahrheit oder die transscendentale Gültigkeit der menschlichen Erkenntniß«, in: ebd., I. Bd., 2. St., 1788, S. 150 –174, insbesondere S. 173: »Also für den reinen Verstand ist der letzte Grund der Erscheinungen … in den einfachen Substanzen.« »Weitere Anwendung der Theorie von der logischen Wahrheit oder der transcendentalen Gültigkeit der menschlichen Erkenntniß«, in: ebd., I. Bd., 2. St., 1789, S. 243 – 262, insbesondere S. 248: »Daß die innern Gegenstände unserer Vorstellungen, wenn sie Erscheinungen sind, in Etwas ihren Grund haben müssen, das nicht Erscheinung ist, das ist, wie ich glaube, an den sinnlichen Bildern von dem Raume und der Zeit überzeugend bewiesen worden.« »Ueber die apodiktische Gewisheit«, in: ebd., II . Bd., 2. St., 1789, S. 129 –185, insbesondere S. 129: »Wir glauben uns nun hierin schon beträchtlich vorgearbeitet zu haben, wenn wir so glücklich gewesen sind, die transscendentale Gültigkeit der ersten Grundsätze der menschlichen Erkenntniß und die Erkennbarkeit der Dinge an sich, oder desjenigen, was wahre Realität und nicht Erscheinung ist, gegen alle vernünftigen Zweifel zu schützen.« Vgl. auch den empirischen Standpunkt Feders: »Der Begriff von Ursache ist völlig empirischen Ursprungs.« ( J. G. H. Feder, Ueber Raum und Caussalität, a. a. O., Hauptstück II , § 27, S. 123) Hier sei daran erinnert, daß schon F. H. Jacobi davor gewarnt hatte, den transzendentalen Idealismus Kants mit demjenigen Leibniz’ oder Mendelssohns zu verwechseln: auch in letzterem sei von »Ordnung«, »Harmonie« und »Zusammenstimmung des Mannigfaltigen« die Rede, deren Bedingungen lägen aber »außer mir im Gegenstande«. »Also ist hier der Gegenstand auch Gesetzgeber für den Verstand, in Absicht des Begriffes, den er nach ihm bildet; der Begriff wird nach allen seinen Theilen und Verhältnissen durch den Gegenstand gegeben, und nur das B e g r e i f e n s e l b s t liegt allein in mir.« (F. H. Jacobi, Ueber den transscendentalen Idealismus, als Beilage von David Hume über den Glauben, oder Idealismus und Realismus (1787), in: Ders., Werke, hg. von F. Roth und F. Köppen, Leipzig 1819, Bd. II , S. 301, Fußnote *) 71 Dazu siehe auch eine von Reinhold rezensierte Schrift Flatts: »Denn nach seiner [Kants] Behauptung ist der Begriff von Succession lediglich auf Erscheinungen, nicht auf Dinge an sich an-

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wendbar. Nach seiner Behauptung giebt es also auch keine wahrhaft wirkliche, keine außer unserer Vorstellung reelle Entstehung. – Nach seiner Behauptung ist alles Entstehung bloßer Schein.« Und dann als Anmerkung: »Man kann, so viel ich einsehe, eine Erscheinung mit Recht einen bloßen Schein nennen, wenn und in so fern derselben Nichts von Seiten der Dinge an sich oder Nichts wahrhaft wirkliches (kein ïíôïó ïí ) entspricht. (Vergl. Jakobi über Ideal. und Real. S. 99.)« ( J. F. Flatt, Fragmentarische Beyträge zur Bestimmung und Deduktion des Begriffs und Grundsatzes der Caussalität, und zur Grundlegung der natürlichen Theologie, in Beziehung auf die Kantische Philosophie, Leipzig 1788, S. 72) Vgl. auch folgende Stellen: »Wie führ’ ich den Beweiß? wie bring’ ich ihn so weit, daß er [der Skeptiker] die von mir behauptete A l l g e m e i n h e i t und N o t h w e n d i g k e i t eingestehen muß? Und wenn ich ihn nicht von anschaulicher Erkenntniß und Erfahrung unabhängig führen kann: so ist nun die angebliche Nothwendigkeit und Allgemeinheit a priori eine leere und grundlose Behauptung.« (G. A. Tittel, Kantische Denkformen oder Kategorien, a. a. O., S. 64); »Ein Urtheil ist subjektiv, wenn es weiter nichts besagt, als daß wir so und so empfi nden, uns etwas so und so vorstellen; objektiv, wenn diese Empfi ndung oder Vorstellung auf einen auser derselben vorhandenen Gegenstand bezogen, und dem die empfundenen oder vorgestellte Beschaffenheit beigelegt wird.« (D. Tiedemann, »Fortsetzung der Prüfung von Hrn Prof. K a n t s Gedanken über die Natur der Metaphysik«, in: Hessische Beiträge zur Gelehrsamkeit und Kunst, I Bd., 1785, Zweites Stück, III , S. 244 – 245); »Die Verhältnisse der Dinge gründen sich auf die Verknüpfung derselben.« (Ch. G. Selle, Grundsätze der reinen Philosophie, a. a. O., S. 35) Vielen von diesen Thesen kann Reinhold auch im Philosophischen Magazin Eberhards begegnet sein: vgl. z. B. den kurzen Aufsatz »Recapitulation der Hauptsätze, die bisher in diesem phil. Mag. sind bewiesen worden«, 2. Bd., 3. St., 1789, S. 380 – 383. 72 Reinhold hatte das Thema bereits in seiner Rezension der Fragmentarischen Beyträge (a. a. O.) Flatts behandelt: A. L. Z., Nr. 3, Sonnabends, den 3. Januar 1789, Sp. 18 – 22. Eine polemische Antwort auf Reinholds Rezension fi ndet sich in: Philosophisches Magazin, hg. von J. A. Eberhard, 1. Bd., 4. St., 1789, S. 406 – 412: »Berichtigung eines Urtheils in der allgem. Litt. Zeitung«.

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Anmerkungen des Herausgebers

KrV, A 70 (AA, IV, S. 60); B 95 (AA, III , S. 87). 74 K. L. Reinhold, Versuch, 3. Buch, §§ LXXII , S. 440 – 460. 75 Kurz danach antwortet J. Ch. Schwab auf diese Erklärung Reinholds: vgl. Eberhards Philosophisches Archiv (I, 1, 1792, S. 35 – 44): »Prüfung der Reinholdischen Deduction der Kantischen Kategorien«. 76 Reinhold bezieht sich hier auf die 2. Abteilung der transzendentalen Logik, d. h. auf die transzendentale Dialektik der KrV. 77 KrV, B 377– 396: AA, III , S. 250 – 260. 78 »Um deswillen hat man diese Benennung der Dialektik lieber als eine K r i t i k d e s d i a l e k t i s c h e n S c h e i n s der Logik beigezählt, und als eine solche wollen wir sie auch hier verstanden wissen.« (B 86: AA, III , S. 81) 79 »Es giebt von ihr [von der obersten Erkenntniskraft, d. h. der Vernunft] wie von dem Verstande einen bloß formalen, d. i. logischen, Gebrauch, da die Vernunft von allem Inhalte der Erkenntniß abstrahirt, aber auch einen realen, da sie selbst den Ursprung gewisser Begriffe und Grundsätze enthält, die sie weder von den Sinnen, noch vom Verstande entlehnt. Das erstere Vermögen ist nun freilich vorlängst von den Logikern durch das Vermögen mittelbar zu schließen (zum Unterschiede von den unmittelbaren Schlüssen, consequentiis immediatis ) erklärt worden; das zweite aber, welches selbst Begriffe erzeugt, wird dadurch noch nicht eingesehen. Da nun hier eine Eintheilung der Vernunft in ein logisches und transscendentales Vermögen vorkommt, so muß ein höherer Begriff von dieser Erkenntnißquelle gesucht werden, welcher beide Begriffe unter sich befaßt …« (B 355 – 356: AA, III , S. 237– 238) 80 »… indessen wir nach der Analogie mit den Verstandesbegriffen erwarten können, daß der logische Begriff zugleich den Schlüssel zum transscendentalen und die Tafel der Functionen der ersteren zugleich die Stammleiter der Vernunftbegriffe an die Hand geben werde.« (B 356: AA, III , S. 238) 81 »E r s t l i c h geht der Vernunftschluß nicht auf Anschauungen, um dieselbe unter Regeln zu bringen (wie der Verstand mit seinen Kategorien), sondern auf Begriffe und Urtheile.« (B 363: AA, III , S. 242); »Die Form der Urtheile (in einen Begriff von der Synthesis der Anschauungen verwandelt) brachte Katego73

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rien hervor, welche allen Verstandesgebrauch in der Erfahrung leiten. Eben so können wir erwarten, daß die Form der Vernunftschlüsse, wenn man sie auf die synthetische Einheit der Anschauungen nach Maßgebung der Kategorien anwendet, den Ursprung besonderer Begriffe a priori enthalten werde, welche wir reine Vernunftbegriffe oder t r a n s s c e n d e n t a l e I d e e n nennen können …« (B 378: AA, III , S. 250) 82 »Z w e i t e n s sucht die Vernunft in ihrem logischen Gebrauche die allgemeine Bedingung ihres Urtheils (des Schlußsatzes), und der Vernunftschluß ist selbst nichts andres als ein Urtheil vermittelst der Subsumtion seiner Bedingung unter eine allgemeine Regel (Obersatz). Da nun diese Regel wiederum eben demselben Versuche der Vernunft ausgesetzt ist, und dadurch die Bedingung der Bedingung (vermittelst eines Prosyllogismus) gesucht werden muß, so lange es angeht, so sieht man wohl, der eigenthümliche Grundsatz der Vernunft überhaupt (im logischen Gebrauche) sei: zu dem bedingten Erkenntnisse des Verstandes das Unbedingte zu fi nden, womit die Einheit desselben vollendet wird.« (B 364: AA, III , S. 242) 83 »Diese logische Maxime kann aber nicht anders ein Principium der r e i n e n Ve r n u n f t werden, als dadurch daß man annimmt: wenn das Bedingte gegeben ist, so sei auch die ganze Reihe einander untergeordneter Bedingungen, die mithin selbst unbedingt ist, gegeben (d. i. in dem Gegenstande und seiner Verknüpfung enthalten).« (B 364: AA, III , S. 243) 84 »Was es auch mit der Möglichkeit der Begriffe aus reiner Vernunft für eine Bewandtniß haben mag: so sind sie doch nicht bloß reflectirte, sondern geschlossene Begriffe.« (B 366: AA, III , S. 244); »Wenn sie das Unbedingte enthalten, so betreffen sie etwas, worunter alle Erfahrung gehört, welches selbst aber niemals ein Gegenstand der Erfahrung ist: etwas, worauf die Vernunft in ihren Schlüssen aus der Erfahrung führt, und wornach sie den Grad ihres empirischen Gebrauchs schätzt und abmißt, niemals aber ein Glied der empirischen Synthesis ausmacht.« (B 367– 368: AA, III , S. 244 – 245) 85 K. L. Reinhold, Versuch, 3. Buch, §§ XLVI – LXVI , S. 351– 421. 86 Vgl. ebd., §§ LXVII – LXXVI , S. 422 – 497.

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Anmerkungen des Herausgebers

»Theorie der Vernunft«: ebd., §§ LXXVII –LXXXVI , S. 498 – 559. Vgl. ebd., § LXXVII , S. 498 – 499: »Der Stoff des Begriffes in engster Bedeutung ist zwar auch ein vorgestelltes, und folglich bereits durch Spontaneität verbundenes Mannigfaltiges; aber ein Mannigfaltiges, das durch die blosse Art des Afficiertseyns als Stoff der Vorstellung bestimmt, und das durch die Spontaneität im ersten Grade der Form der Sinnlichkeit gemäß verbunden ist. Der Stoff der Idee hingegen ist ein durch den Verstand, durch mehrere Begriffe, vorgestelltes Mannigfaltiges, das der Verstand, der zweyte Grad der Spontaneität, nach seiner eigenthümlichen Form verbunden hat, und das durch den dritten Grad der Spontaneität verbunden zur Einheit des Gedachten (nicht des Angeschauten), zur Einheit des bereits nach der blossen Form der Spontaneität in Begriffen verbundenen, zur Vernunftheit wird.« Hierzu siehe auch ebd., § LXXXIII , S. 534 – 537 sowie § XLVII , S. 357, wo in bezug auf die Sinnlichkeit vom »ersten Grad der Spontaneität« die Rede ist; § LXVII , S. 423, wo man in bezug auf den Verstand behauptet: »Die Spontaneität handelt hier in einem weit höheren Grade …« Vom höheren »Grad von Thätigkeit« hatte Reinhold schon in Briefe I, S. 248 gesprochen. 88 »… (denn die absolute Totalität der Bedingungen ist kein in einer Erfahrung brauchbarer Begriff, weil keine Erfahrung unbedingt ist) …« (B 383: AA, III , S. 253) 89 »Von diesen transscendentalen Ideen ist eigentlich keine o b j e c t i v e D e d u c t i o n möglich, so wie wir sie von den Kategorien liefern konnten. Denn in der That haben sie keine Beziehung auf irgend ein Object, was ihnen congruent gegeben werden könnte, eben darum weil sie nur Ideen sind.« (B 393: AA, III , S. 259) 90 Reinhold dürfte sich auf L. H. Jakob und C. Ch. E. Schmid beziehen; er hatte Jakobs Grundriß für die A. L. Z. rezensiert: »Das ganze Werk ist hauptsächlich damit beschäftiget, zu zeigen, daß sich nur Phänomene erkennen lassen; und gleich der erste §. desselben Werkes stellt einen Begriff von Erkenntniß auf, nach welchem die Gottheit, die durch einen Inbegriff mehrerer Vorstellungen in einem Bewußtseyn gedacht wird, und jedes Noumenon, das sich mit Bewußtseyn vorstellen läßt, so gut als die Phänomene erkennbar seyn müßte! Diese Unbestimmtheit in einem Begriffe, um welchen sich die ganze kritische Philosophie herumdreht, wird in der Folge 87

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fast bey jeder Gelegenheit vermehrt, wo von Erkenntniß die Rede ist.« (A. L. Z., Nr. 11, Montags, den 11. Januar 1790, Sp. 82 – 83) Der Paragraph, auf den sich Reinhold hier bezieht, lautet folgendermaßen: »Etwas erkennen heißt: mit Bewußtseyn sich etwas vorstellen. Erkentniß heißt der Inbegriff mehrerer Vorstellungen in Einem Bewußtseyn.« (Grundriß der allgemeinen Logik, a. a. O., § 1, S. 1) Die im § 17 enthaltenen Reflexionen Jakobs über die verschiedenen Bedeutungen des Begriffs »Gegenstand« analysierend, behauptet Reinhold weiter in seiner Rezension: »Dafür hat Hr. J. eine Unterscheidung übergangen, die von ungleich größerer Erheblichkeit ist, nämlich die Bestimmung (oder an diesem Orte nur die Erwähnung) des merkwürdigen Unterschiedes zwischen Dingen an sich, dem von den Formen unserer Vorstellung unabhängigen Dinge, und dem unter der bloßen Form von Begriffen oder Ideen vorgestellten Dinge, dem eigentlichen Noumenon oder Verstandeswesen, welches eben so wenig als das unter der Form der sinnlichen Vorstellung Vorgestellte, oder die Erscheinung, ein Ding an sich ist.« (A. a. O., Sp. 84) In diesem Zusammenhang siehe auch die Stichwörter »Ding an sich« und »Noumenon« in: C. Ch. E. Schmid, Wörterbuch (1788), a. a. O., S. 135 –139, 268. Vor einer solchen Verwechslung hatte schon Schultz in seinen Erläuterungen gewarnt: »Hieraus läßt sich nun leicht erkennen, daß die gewöhnliche Eintheilung der Dinge in Phaenomena und Noumena gar keinen Grund hat. Durch Phaenomena versteht man Erscheinungen, so fern sie als Gegenstände gedacht werden. Durch Noumena ( intelligibilia ) würde man also Dinge verstehen müssen, die bloß Gegenstände des Verstandes sind, und gleichwohl als solche, obgleich nicht sinnlich, sondern coram intuitu intellectuali, angeschauet werden können. Nun sollte man denken, daß der Begriff der Erscheinung schon von selbst die objective Realität des Noumenon an die Hand gebe. Denn wenn uns die Sinne etwas bloß vorstellen, wie es erscheint, so muß dieses Etwas doch auch an sich selbst ein Ding, mithin ein von unserer Sinnlichkeit unabhängiger Gegenstand, also ein Gegenstand einer nicht sinnlichen Anschauung d. i. des Verstandes seyn. Auf die Art scheinen also die Dinge an sich selbst, d. i. das Etwas, das ihrer Erscheinung als ihr Object entsprechen muß, dergleichen Noumena zu seyn, die der reine Verstand vor sich, ohne alle Ein-

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Anmerkungen des Herausgebers

mischung der Sinnlichkeit, unmittelbar erkennen könnte, und so würde eine Erkentniß möglich seyn, in welcher gar keine Sinnlichkeit angetroffen wird, und die vor sich schlechthin objective Realität hat, so daß uns dadurch Gegenstände vorgestellt werden, wie sie sind, da hingegen im empirischen Gebrauche unsers Verstandes Dinge bloß erkannt werden, wie sie erscheinen. Allein diese Folgerung ist nichtig. Denn dieses Etwas, auf welches wir eine jede Erscheinung, als auf ihr Object nothwendig beziehen müssen, ist für uns ein Etwas = x, wovon wir nicht das mindeste wissen, noch wissen können; mithin kann dieses nicht ein Noumenon heißen, sondern es bedeutet bloß einen ganz unbestimmten Gegenstand, dessen Begrif bey allen Erscheinungen immer eben derselbe, nämlich bloß der ganz unbestimmte Gedanke von Etwas überhaupt ist.« ( J. Schultz, Erläuterungen über des Herrn Professor Kant Critik der reinen Vernunft, a. a. O., S. 70 – 71) 91 Reinhold bezieht sich hier einerseits auf das Philosophische Magazin Eberhards, das zu beweisen versucht hatte, daß die Philosophie Kants sich im wesentlichen nicht von der von Leibniz unterscheide; andererseits auf Kantianer wie L. H. Jakob (siehe oben, Einleitung). Gegen die »Koalitionssysteme« spricht sich Reinhold auch in Briefe I, S. 124 aus. Der Ausdruck dürfte aus der theologischen Diskussion stammen; von »Accomodationschristenthum« hatte z. B. schon J. G. Herder gesprochen: vgl. Briefe, das Studium der Theologie betreffend, 2. Theil, Weimar 1780, S. 278. 92 »Kant glaubt, daß die metaphysischen Säze niemals von constitutivem sondern blos von regulativem Gebrauch seien … Er bedient sich, diß zu erweisen, des allgemeinen Beweises, weil Kategorien ohne Anschauung blosse Formen ohne Inhalt seien, Metaphysische Wesen, Dinge an sich aber niemals eine Anschauung zulassen. Anschauung ist ohne Zweifel zur Anwendung jeder Kategorie nothwendig, weil diese sonst keinen Inhalt hat, weil also ohne sie nichts als eine blose Form gedacht wird. Auch ist es ganz ohne Zweifel, daß das intelligible nicht angeschaut werden kann. Aber laßt uns untersuchen, ob wir in den Fällen, von denen die Rede ist, nicht einen Ersaz für den Mangel einer unmittelbaren Anschauung erhalten. Die Seele als intelligibles Wesen oder Metaphysisch betrachtet nenne ich: das unbekannte Etwas, das die Ursache meiner Vorstellungen ist. … Aber wird hiedurch

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jener oben Geforderte Ersaz gegeben? wird nicht auf diese Art eine blosse Form unter dem Ausdruck Seele gedacht? – Gewiß nicht; denn der Begriff: Ursache meiner Vorstellungen, gibt ja einen bestimmten Inhalt an, durch welchen Seele von andern Dingen an sich z. E. von der Ursache der Bewegungen unterschieden wird, und so ist also der Mangel einer unmittelbaren Anschauung … ersezt …« ( J. F. Abel, Versuch über die Natur der speculativen Vernunft, zur Prüfung des Kantischen Systems, Frankfurt und Leipzig 1787, S. 62 – 63) 93 KrV, B 294 – 315 (AA, III , S. 202 – 214): »Von dem Grunde der Unterscheidung aller Gegenstände überhaupt in Phaenomena und Noumena .« 94 KrV, B 316 ff. (AA, III , S. 214 ff.): »Von der Amphibolie der Reflexionsbegriffe durch die Verwechselung des empirischen Verstandesgebrauchs mit dem transscendentalen.« 95 »… Ohne diese Überlegung mache ich einen sehr unsicheren Gebrauch von diesen Begriffen, und es entspringen vermeinte synthetische Grundsätze, welche die kritische Vernunft nicht anerkennen kann, und die sich lediglich auf einer transscendentalen Amphibolie, d. i. einer Verwechselung des reinen Verstandesobjects mit der Erscheinung, gründen.« (B 325 – 326: AA, III , S. 220) 96 »… Leibniz i n t e l l e c t u i r t e die Erscheinungen, so wie Locke die Verstandesbegriffe … insgesammt s e n s i f i c i r t …« (B 327: AA, III , S. 221) 97 Siehe z. B. Abel: »Aber wenn wir endlich wirklich in die intelligible Welt selbst wo keine angeschaute Begriffe mehr Statt fi nden, hinübertreten, gelten auch da noch unsere Formen? … Da Kategorien ganz nach jenen Gesezen und durch dieselbe gebildet sind, so kommt es auch bey ihnen nicht darauf an, ob wir angeschaute oder nicht angeschaute Dinge beurtheilen, so passen sie also vielmehr auf alle Arten der Gegenstände, folglich auch auf transcendentale.« ( J. F. Abel, Plan einer systematischen Metaphysik, a. a. O., S. 114 –115) Siehe auch »Ueber die Schranken der menschlichen Erkenntniß«, in: Philosophisches Magazin, hg. von J. A. Eberhard, I. Bd., 1. St., 1788, S. 9 – 29, insbesondere S. 22: »Auf diese Weise wird die objective Wahrheit des höchsten Wesens erkannt.«

394

Anmerkungen des Herausgebers

KrV, B 399 – 432 (AA, III , S. 262 – 281), B 432 – 599 (AA, III , S. 281– 385), B 599 – 670 (AA, III , S. 385 – 426). 99 Hier bezieht sich Reinhold auf Stellen der Theorie der Vernunft, in denen die Idee des absoluten Subjektes (Versuch, § LXXXIV ) diskutiert wird; vgl. auch ebd., 3. Buch, S. 542: »Das Objektive, welches den Erscheinungen des äusseren Sinnes zum Grunde liegt, ist dasjenige, dem der blosse in der Anschauung gegebene Stoff ohne die Form die er im Gemüthe angenommen hat, angehört; das nicht vorstellbare Ding an sich, das aber dadurch, daß alle an der Erscheinung durch Sinnlichkeit bestimmten Prädikate von ihm hinweggedacht, und nur die Prädikate, die der blosse Verstand daran bestimmt hat, durch Vernunft zusammengenommen werden, als ein blosses Vernunftwesen, d. h. unter der Form der Vernunfteinheit vorstellbar wird.« Oder S. 544: »Da aber diese Einheit ein in der blossen Handlungsweise der Vernunft bestimmtes, und durch Handlung der Vernunft erzeugtes Produkt der Spontaneität ist, so wird das Ding an sich, das dem Vorstellungsvermögen zum Grunde liegt, keineswegs als Ding an sich, sondern nur unter der Form, welche die Vernunft der Vorstellung desselben bestimmt, vorgestellt«. Siehe auch S. 499: »Durch die Idee wird daher weder ein empirischer Gegenstand, der nur angeschaut werden, noch ein unmittelbares Merkmal desselben, das nur durch den Verstand gedacht werden kann, sondern nur ein Merkmal des Merkmals, das die Vernunft durch Verbindung der durch den Verstand gedachten Merkmale erzeugt hat, vorgestellt.« 100 Die dritte Frage der Einleitung der KrV lautet nämlich folgendermaßen: »Wie ist die Metaphysik als Wissenschaft möglich?« (B 22: AA, III , S. 41) 101 Reinhold bringt hier seine Auffassung des numerischen Unterschieds zwischen den Ideen der Vernunft zum Ausdruck: eine einzige (die psychologische und die theologische, Ich und Gott), mehrere (die kosmologischen). 102 Siehe auch K. L. Reinhold, Versuch, § XVII , S. 254 – 255: »Wenn ich hoffen dürfte, von meinen Lesern verstanden zu werden, eine Hoffnung, die ich auf nichts als auf den Umstand gründen kann, daß mein Problem leichter aufzulösen ist, als das Kantische so wird man die von Kant erwiesene Unmöglichkeit der Erkenntniß des Dinges an sich auf einem kürzeren Wege zu be98

V. Philosophie als strenge Wissenschaft

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greifen anfangen. Das Ding an sich ist nicht Vorstellbar; wie sollte es Erkennbar seyn?« 103 Der »Freund der Kantischen Philosophie« ist Karl Heinrich Heydenreich, der in seiner bereits erwähnten Rezension des Versuchs behauptet hatte: »Wenn, dünkt ihm [dem Rezensenten], die Theorie der Sinnlichkeit, des Verstandes, und der Vernunft richtig und vollständig entwickelt worden, wie es denn von Kant geschehen, so ist die Analyse des Allgemeinbegrifs Vorstellung, freylich für den Denker immer etwas interessantes, gleichsam ein philosophisches Kunststück, aber nicht unumgänglich nöthig, nicht Bedürfniß für den Forscher des Erkenntnißvermögens.« (NLgA, Nr. 46, 7. 6. 1790, S. 365) Das Thema vom »argumentum ab invidia« taucht erneut auf in der Abgenötigten Gegenantwort Reinholds (siehe unten, S. 441). v. ph i losoph ie a l s st r enge w issensch a f t ( s. 229 –251) Mit dem Titel Vorschlag und Bitte an die streitenden Philosophen bereits erschienen in: NTM, 10. Stück, Oktober 1790, S. 134 –160. 2 Das Archimedische Motto kommt schon bei Jacobi vor; siehe sein Ueber die Lehre des Spinoza, in Briefen an Herrn Moses Mendelssohn, 1785, 17892, in: F. H. Jacobi, Werke, a. a. O., Bd. IV/1, S. 1. 3 In bezug darauf siehe z. B. folgende Stelle bei Eberhard: »Verstehe ich darunter [unter dem gesunden Menschenverstand] die unleugbaren Wahrheiten, die in den Grundsätzen der menschlichen Erkenntniß und den unmittelbaren Erfahrungen enthalten sind, so werde ich die Regel ohne Bedenken annehmen.« ( J. A. Eberhard, Vermischte Schriften, Erster Theil, Halle 1784, V. Clairsens und Tiefheim oder von dem gemeinen Menschenverstande, S. 145) Vgl. auch Feder: »Der Philosoph muß in gewissen Dingen schlechterdings nicht mehr wissen und bestimmen wollen, als einem jeden der gemeine Menschenverstand zu erkennen gibt; sonst verirrt und verwirrt er sich, er mag es übrigens auch noch so gelehrt und scharfsinnig anfangen.« ( J. G. H. Feder, Ueber Raum und Caussalität, a. a. O., Hauptstück I, § 16, S. 64 – 65) 4 Hierzu siehe K. L. Reinhold, Versuch, 3. Buch, § LXXXIV, S. 547– 548, 551– 553. 1

396

Anmerkungen des Herausgebers

Dazu vgl. ebd., 1. Buch, S. 174 –184: »Was ist unter Sinnlichkeit zu verstehen?« 6 Dieser Teil von Beyträge I erscheint nämlich im Oktober 1790, der Versuch hingegen zur Michaelimesse 1789. 7 Hinweis auf die mittelalterliche Defi nition der Philosophie als »ancilla theologiae«; der Ausdruck kommt zum ersten Mal vor bei Clemens Alexandrinus (geb. etwa 150, gest. zwischen 211 und 216): Stromateis, I, 5. 8 Auf dieses Thema wird Reinhold auch in Beyträge II, S. 163 zurückkommen. 9 Hier faßt Reinhold seine »Neue Entdeckung« (vgl. IB der A. L. Z., Nr. 231a, Donnerstags, den 25. September 1788, Sp. 831– 832; Versuch, S. 79 – 82; Briefe I, S. 119 –134) sowie eine der im ersten Buch des Versuches enthaltenen Hauptthesen zusammen. 5

v i. erört erungen über den v ersuch (s. 253–272) Vgl. J. Locke, An Essay concerning Human Understanding, a. a. O., The Epistle to the Reader, S. 1ii–1iii. 2 K. L. Reinhold, Versuch, 1. Buch, § I , S. 71–120. 3 Ebd., § II , S. 120 –141. 4 Vom »dogmatischen Schlummer« war schon in Kants Prolegomena zu einer jeden künftigen Metaphysik, die als Wissenschaft wird auftreten können (Riga 1783) die Rede: AA, IV, S. 260. 5 Vom »kritischen Zweifel« hatte Reinhold in seinem Versuch (1. Buch, § II , S. 120) gesprochen. 6 »Im ersten Buche wird der bisherige Zustand der Philosophie, sonderlich auf den deutschen Universitäten, auf eine Weise geschildert, die freylich manchen zum Lachen, und manchen zum Mitleiden bewegen wird. Ob aber gesetzte und der Sachen kundige Männer die dabey gebrauchten Ausdrücke, Vergleichungen, Anspielungen und den ganzen Ton billigen werden … daran zu zweifeln, hält sich Rec. für berechtigt.« (GAgS, 14. Stück, den 23. Januar 1790, S. 129 –130) In bezug darauf siehe auch unten, S. 450 ff. 7 Paul-Henry Thiry d’Holbach (1723, Edesheim – 1789, Paris): sein Système de la nature erschien 1770. 1

VI . Erörterungen über den Versuch

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K. L. Reinhold, Versuch, 1. Buch, § V, S. 188 –192. 9 Ebd., 2. Buch, § XII , S. 216 – 220; § XVII , S. 244 – 255. 10 Karl Heinrich Heydenreich, der Reinholds Versuch in den NLgA (Nr. 46, den 7. Junius 1790, S. 362 – 366) rezensiert hatte. 11 NLgA, a. a. O., S. 363: »Allein ob er schon sehr wohl einsah, daß es ein grosser Gewinn wäre, wenn man die Hauptmomente der Kantischen Theorie auf einen allgemein geltenden Grund zurückführen könnte, der nur in einen bestimmten Ausdruck eingekleidet und im Zusammenhange mit seinen Folgen aufgestellt werden dürfte, um zum allgemeingeltenden Grundsatze zu werden; so konnte er doch auf keine Weise begreifen, wie eine Theorie des bloßen Vorstellungsvermögens dazu dienen könnte, wie diese die Prämissen zur Theorie des Erkenntnißvermögens enthalte, und durch sie die ganze kritische Elementarphilosophie, unabhängig von den Gründen, auf welchen sie in der Kritik der reinen Vernunft beruht, von neuem dargestellt werden können sollte.« 12 Ebd., S. 363: »Vorstellung war ihm ein Allgemeinbegrif, für das Gemeinsame des Anschauens, Denkens und Begreifens, so wie Vorstellungsvermögen für die gemeinsamen Bedingungen des Daseyns und der Wesentlichkeit dieser Arten.«; S. 364: »Vorstellung und Vorstellungsvermögen waren ihm nur Gemeinbegriffe, deren wir auch allenfalls bey bestimmten Begriffen von Sinnlichkeit, Verstand und Vernunft ganz entbehren könnten.« Siehe auch S. 365: »… allein, zu geschweigen, daß dadurch immer nichts neues gedacht wird, was nicht schon in den besondern Theorieen jener enthalten wäre …« 13 K. L. Reinhold, Versuch, 2. Buch, § XVII , S. 252 – 254. 14 Ebd., §§ XVIII – XXXVII , S. 255 – 318. 15 Ebd., Vorrede, S. 63 – 66; 1. Buch, § III , S. 141–146. 16 Siehe z. B. die Rezension J. F. Flatts: »Die in nicht geringer Anzahl vorhandene Stellen, wo von einem Affi ciert werden, von einem Hervorgebracht werden der Vorstellungen durch Etwas, von einem Bestimmt werden des Stoffs durch den von der Vorstellung unterschiedenen Gegenstand, von einem thätigen Vermögen, welches die Form der Vorstellung hervorbringe u. s. w. (z. B. S. 231. f. 258. f. 267. 273. u. s. w.) die Rede ist, würden ihn berechtigen, zu fragen, worauf sich denn die Befugnis gründe, den Satz des Grundes oder der Causalität in der Theorie des Vorstellungsver8

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Anmerkungen des Herausgebers

mögens überhaupt als allgemeingeltend vorauszusezen, oder wie, ohne Voraussetzung desselben, die in jenen Stellen vorkommenden Behauptungen erwiesen werden können. Und diese Zweifel würden schon für sich allein, wegen des genauen Zusammenhangs der bezweifelten Säze mit so vielen andern, zulänglich seyn, um seinen Beyfall in Ansehung des Wesentlichsten der R. Theorie zurückzuhalten, wenn es ihm auch nicht gelingen sollte, manche andere willkürliche und nur bittweise angenommene Säze, oder gar Paralogismen und Sophismen, und mit unter etwa auch Widersprüche, aufzufi nden.« (TgA, 39. Stück, 17. May 1790, S. 309 – 310) 17 Am 13. März 1790 schreibt Reinhold an Jacobi: »Mein guter Genius, dessen Güte für seinen Zögling ich Ihnen wohl schon einmal angerühmt habe, scheint mich durch Ihre Achtung und Liebe sehr reichlich für das Verkanntwerden und den Haß entschädigen zu wollen, die mir aus Veranlassung meines Ve r s u c h e s von meinen Professionsverwandten bevorstehen und wovon ich bereits einige derbe Proben erfahren habe und noch mehrere erwarte. Möchte ich doch immer von Leuten gemishandelt werden, an denen die Wahrheit nichts mehr zu verlieren hat. Aber daß durch ihre schiefen, zum Theil lügenhaften Berichte ans Publikum so mancher fähige junge Kopf vom Lesen meines Buches abgehalten wird, in welchem doch so manches vorkömt, das ihn zum Denken (welches ihm die F e d e r ’s u . s . w. durchaus ersparen wollen) nöthigen würde – das mag ihnen die Philosophie vergeben, die freylich, wie die Religion, am allermeisten durch ihre Priester verunstaltet zu werden gewohnt ist.« (Aus F. H. Jacobi’s Nachlaß, a. a. O., 1. Bd., Leipzig 1869, Nr. 40, S. 134) 18 Reinhold irrt sich: 1786 war erst die 6. Auflage von Feders Lehrbuch Logik und Metaphysik in Göttingen erschienen; hier die verschiedenen Auflagen: 1. Aufl. 1769, 2. Aufl. 1771, 3. Aufl. 1772, 4. Aufl. 1774, 5. Aufl. 1777, 6. Aufl. 1786 (die von Reinhold benutzte: siehe unten, S. 446), 7. Aufl. 1790, 8. Aufl. 1794. 19 Siehe die Ankündigungen von Beyträge I in unserer Einleitung. 20 K. L. Reinhold, Ueber die bisherigen Schicksale der Kantischen Philosophie, Jena 1789; die Abhandlung war schon im Teutschen Merkur (Bd. 2, 1789, S. 3 – 37; 113 –135) erschienen.

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So schreibt Reinhold an Baggesen in einem Brief vom 1. Januar 1791: »Daß Sie meinen Versuch über das Vorstellungsvermögen gelesen haben und noch lesen werden, ist mir eine höchst wichtige und höchst erfreuliche Nachricht. … Die Dunkelheiten, die Sie im dritten Buche gefunden, haben ihren Grund theils in der complicirteren Natur seines Inhalts, theils auch in den Fehlern, die ich mir in der Darstellung zu Schulden kommen ließ.« (Aus Jens Baggesen’s Briefwechsel, a. a. O., I, Nr. 2, S. 9) 22 K. L. Reinhold, Versuch, 3. Buch, bzw. §§ XLVI – LXVI , S. 351– 421; §§ LXVII – LXXVI , S. 422 – 497; §§ LXXVII – LXXXVI , S. 498 – 559. 23 Im Fundament (S. 108) wird Reinhold dasselbe zugestehen: »In meinem Versuche einer neuen Theorie des menschlichen Vorstellungsvermögens ist freylich dieses Fundament als ein solches mehr angedeutet, als ausführlich dargestellt. Ich habe diesem Mangel durch meine Beyträge, und zwar durch die in denselben enthaltenen Abhandlungen über den ersten Grundsatz und über die Möglichkeit der Philosophie als Wissenschaft, gegen welche mir bis itzt noch keine Einwürfe zu Gesicht gekommen sind, und die auch von dem den 1sten B. der Beyträge beurtheilenden Kunstrichter in der A. L. Z. nur im Vorbeygehen erwähnt werden, abzuhelfen gesucht. Auch habe ich daselbst den Anfang einer neuen Darstellung der Hauptmomente der Elementarphilosophie geliefert, in welcher ich die strengwissenschaftliche Ableitung der Theorie des Vorstellungsvermögens überhaupt aus dem Satze des Bewußtseyns und den aus ihm geschöpften Grunderklärungen versucht habe.« 24 K. L. Reinhold, Versuch, 2. Buch, § XXII , S. 276 – 279. 25 Vgl. Forbergs Autobiographie: »Ich bin geboren in Meuselwitz, einem hübschen und nahrhaften Marktflecken im Fürstenthum Altenburg, am 30. August 1770.« (F. C. Forberg, Lebenslauf eines Verschollenen, a. a. O., S. 3); »Der Beweis des Satzes, daß der Stoff der Vorstellung ein Mannigfaltiges sein müsse, nahm er [Reinhold] auf meine Einwendungen zwar in den Beiträgen S. 197 und 388 zurück, allein ich hütete mich wohl gegen seinen neuen eben so wenig genügenden Beweis nochmals Einwendungen zu erheben.« (Ebd., S. 31) 26 K. L. Reinhold, Versuch, 2. Buch, § XXIII , S. 282: »In der von dem Subjekte zu unterscheidenden Vorstellung also muß sich et21

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Anmerkungen des Herausgebers

was unterscheiden lassen, und dasjenige in ihr woran sich etwas unterscheiden läßt, kann nur der Stoff seyn, und alles was in der Vorstellung Stoff ist, muß sich unterscheiden lassen, d. h. M a n n i g f a l t i g seyn.« 27 Siehe oben die Neue Darstellung, § XVIII , S. 196 – 200. 28 K. L. Reinhold, Versuch, 2. Buch, § XVIII , S. 255 – 264; § XX , S. 267– 272. 29 Siehe z. B. ebd., § XVI , S. 239 – 240: »Die Form der Vorstellung muß genau von der Form des Vorgestellten, oder des Gegenstandes, unterschieden werden; und ungeachtet vom letztern eigentlich nur in der Theorie des Erkenntnißvermögens die Rede seyn darf, so muß hier doch eine Zweydeutigkeit in dem Ausdrucke Form des Vorgestellten angemerkt werden, welche dem richtigen Begriffe von der Form der Vorstellung nachtheilig seyn könnte. … Die eigenthümliche Form des blossen Stoffes, die man die objektive nennen könnte, um sie von der Form der Vorstellung, die der durch den Gegenstand bestimmte Stoff im Gemüthe annehmen muß, und welche füglich die subjektive heissen kann, zu unterscheiden, kann durchaus nicht von der letztern getrennt, d. h. ohne die Form der Vorstellung, im Bewußtsein vorkommen.« Siehe auch ebd., § XXV, S. 285: »Die Form der Receptivität besteht in der Mannigfaltigkeit überhaupt, in wieferne dieselbe die im Vorstellungsvermögen gegründete und bestimmte Bedingung des Stoffes in der Vorstellung ist.« Ebd., § XXVI , S. 288: »Die Form der Spontaneität besteht in der Verbindung (der Synthesis) des gegebenen Mannigfaltigen überhaupt.« 30 Siehe oben, S. 195 –196. 31 Siehe oben die Neue Darstellung, § XXXIII , S. 223, und Versuch, 3. Buch, § XLII , S. 340 – 341. 32 K. L. Reinhold, Versuch, 3. Buch, § XLII , S. 344 sowie §§ XLIII – XLV, S. 345 – 351. 33 Ebd., § XLII , S. 340: »Das Bewußtseyn des Gegenstandes heißt Erkenntniß überhaupt, in wieferne bey demselben die Vorstellung auf den bestimmten Gegenstand bezogen wird.« 34 Hier sei daran erinnert, daß der Rezensent (wahrscheinlich J. W. A. Kosmann) des Versuchs für das Allgemeine Magazin (I. Bd., 1. St., 1791, S. 198) von dieser Änderung bereits wußte; er behauptete nämlich: »Herr Reinhold wird, wie Recensent aus

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einem Schreiben von ihm weiß, obige Defi nition zurücknehmen, und in seinem neuen Werke durch eine neue ersetzen«. 35 K. L. Reinhold, Versuch, 3. Buch, § XXXVIII , S. 325 – 326: »Das Bewußtseyn der Vorstellung, das Bewußtseyn des Vorstellenden (das Selbstbewußtseyn) und das Bewußtseyn des Vorgestellten verhalten sich zum Bewußtseyn überhaupt, wie Arten zur Gattung. … 3) Das Bewußtseyn des Gegenstandes hat den von der Vorstellung unterschiedenen Gegenstand zum Objekte …« 36 Ebd., § XLII , S. 341 ff. 37 Es dürfte sich um Ludwig Heinrich Jakob handeln. Dieser schreibt an Kant am 4. Mai 1790: »Zugleich erlauben Sie eine Anfrage den Begriff oder vielmehr den Ausdruck E r k e n n t n i ß betreffend zu thun, worüber ich vor kurzen mit HE. Reinhold in Zwiespalt gerathen bin. So viel ich sehe gebrauchen Sie in der Crit. d. R. V. den Ausdruck Erkenntniß in einem doppelten Sinne, einmal daß er d i e G a t t u n g der objektiven Vorstellungen bedeutet und der Empfi ndung entgegensteht, so daß Anschauung und Begriff A r t e n derselben folgl. selbst Erkenntnisse sind; das andere Mahl heissen Erkenntnisse solche Vorstellungen, die aus einer Anschauung und einem Begriffe zusammengesetzt sind. HE. R. gebraucht es durchgehends in dem letztern Sinne, und wo in der Cr. d. r. V. gesagt wird, daß kein Erkenntniß übersinnl. Objekte möglich sey, wird der Ausdruck Erkenntniß ebenfalls nur im letztern Sinne genommen.« (Kant’s Briefwechsel, 1789 –1794: AA, Bd. 11, 1. Aufl., Nr. 402, S. 164) 38 Siehe oben, Beyträge I, S. 324. Vgl. auch L. H. Jakob, Kritische Versuche, a. a. O., insbesondere den 2. Versuch, Beschreibung der verschiedenen Arten der Erkenntnisse, S. 581– 583: »Allgemeine Begriffe sind nichts anders, als solche Merkmale, wodurch wir auch Gegenstände erkennen können, die wir noch gar nicht angeschauet haben, und wir haben also vermittelst dieser Begriffe schon allemal eine gewisse Vorstellung von den Dingen, wenn auch das Daseyn der letztern uns ganz unbekannt, oder ihr Nichtseyn gar gewiß ist. …. Ich setze nähmlich immer zum Voraus, daß man mir zugiebt, derjenige müsse einen Begriff von einer Sache haben, der, wenn er auch schon niemals eine Anschauung oder Impression davon gehabt hat, dennoch im Stande ist, die Sache zu erkennen, so bald ihm die dem Begriffe entsprechende Anschauung wirk-

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Anmerkungen des Herausgebers

lich gegeben wird.« Oder den 4. Versuch, Von den verschiedenen Arten der Erkenntnisse ihrem Inhalte nach und der Gewißheit derselben, S. 674: »Denn Erkenntnisse heißen alle Vorstellungen, so ferne sie auf bestimmte Gegenstände bezogen werden. Nun sind zwar die übersinnlichen Gegenstände nicht gegeben, werden also zwar nicht als bestimmt vorgestellt, aber doch als nothwendig und an sich bestimmt vorausgesetzt. Es heißt aber nicht blos diejenige Vorstellung eine Erkenntniß, die sich auf eine für uns mögliche oder schon g e g e b e n e Anschauung bezieht, sondern wenn sie nur auf irgend einen wirklichen Gegenstand geht, es mag dieser von unserm Subjekte angeschauet werden können oder nicht.« Oder den 9. Versuch, Kritische Entscheidung über Humes Skepticismus in Ansehung der Erkenntniß der Dinge an sich, S. 813: »Wenn wir also Begriffe auf Gegenstände überhaupt beziehen, die unserm Anschauungsvermögen gar nicht gegeben werden können; so müssen diese Begriffe für uns so lange leer bleiben, bis uns ein Anschauungsvermögen solcher Art gegeben wird, welches die unmittelbare Vorstellung solcher Objekte möglich macht. H u m e hat also ein volles Recht an der Realität dieser übersinnlichen Erkenntniß zu zweifeln, so ferne die Objekte an sich a p r i o r i unabhängig von irgend einem Anschauungsvermögen bestimmt werden sollen.« Diese und andere Stellen der Versuche Jakobs greift Reinhold in seiner Rezension von David Hume an und widerlegt sie: vgl. A. L. Z., Nr. 174 –175, Mittwochs, den 4. Julius 1792, Sp. 17– 32. Daß Reinhold die hier vertretenen Thesen kannte, ist zeitlich möglich: Jakobs Buch wird in den Gothaischen gelehrten Zeitungen schon am 4. August 1790 (62. St., S. 581– 587) rezensiert; eine Rezension dieser Schrift erscheint auch in den GAgS (144. Stück, S. 1441–1448) am 9. September 1790. Wie bereits gesehen, hatte sich Reinhold mit der Position Jakobs jedenfalls schon anläßlich seiner Rezension des Grundrisses befaßt. 39 K. L. Reinhold, Versuch, 3. Buch, § XLII , S. 345: »Sie muß daher auch durch die Art und Weise wie die Receptivität afficiert worden ist, unmittelbar entstanden seyn …« 40 Ebd., § XLV, S. 351: »Wir werden in der unmittelbar folgenden Untersuchung [in der Theorie der Sinnlichkeit] an dem Vermögen der Anschauungen ein besonderes vom Verstande wesentlich verschiedenes, aber mit ihm zur Erkenntniß überhaupt gleich

Urteile und Erörterungen

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unentbehrliches Vorstellungsvermögen kennen lernen, dem der Name Sinnlichkeit in der eigentlichsten Bedeutung zukömmt.« 41 Siehe K. L. Reinhold, Versuch, 3. Buch, S. 340– 351. 42 Siehe oben: Neue Darstellung, § XXXIX , S. 245 – 246; § XLIII , S. 249 – 251. 43 K. L. Reinhold, Versuch, 3. Buch, §§ XLII – XLIII , S. 340 – 348. 44 Die hier von Reinhold erwähnte Fortsetzung wird nie erscheinen. 45 Es handelt sich um Friedrich Carl Forberg: siehe oben, S. 388. 46 Immanuel Kant. 47 Immanuel Kant. 48 Anspielung auf die Stellungnahme des Philosophischen Magazins von Eberhard, der zufolge die Philosophie Kants sich nicht wesentlich unterscheidet von der von Leibniz. 49 GAgS, 14. Stück, 23. Januar 1790, S. 129 –139; TgA, 39. Stück, 17. May 1790, S. 306 – 312. 50 Auch Feder wird Reinhold nicht antworten; noch in den Kurzen Anzeigen, die in der von ihm und Meiners herausgegebenen Philosophischen Bibliothek ( IV. Bd., 1791, S. 230) erscheinen, wird er behaupten: »Sie [die Beiträge] werden ihre Absicht gewiß in manchem Stücke bey vielen erreichen. Und der Verf wird wohl auch nicht hier zum letztenmal an seinen bisherigen Schriften etwas zu verbessern gefunden haben. Mehr habe ich in den G. A. [Göttingischen Anzeigen] über diese Schrift gesagt. Auf alles, was mich persönlich darinne angeht, erwiedere ich, meinen längst angenommenen Grundsätzen getreu, auch hier nichts.«

u rt ei l e u n d erört eru ngen ( s. 273–312) »Prag und Jena. Versuch einer neuen Theorie des menschlichen Vorstellungsvermögens von Carl Leonhard Reinhold. 1789. S. 579. in 8.« TgA, 39. St., 17. May 1790, S. 306 – 312. 2 »Erstes Buch. Abhandlung über das Bedürfniss einer neuen Untersuchung des menschlichen Vorstellungsvermögens«, §§ I – V, S. 69 –192. 1

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Der Rezensent bezieht sich auf die »Neue Entdeckung« Reinholds, die in der A. L. Z. (Nr. 231a, Donnerstags, den 25. September 1788, Rubrik »Literarische Nachrichten«, Sp. 831– 832) erschienen war. 4 Vgl. K. L. Reinhold, Versuch, 1. Buch, S. 80 – 82. 5 Vgl. ebd., S. 82: »Wenn diese meines Wissens von niemand bisher bemerkte, und bey der sonst so durchgängigen Uneinigkeit höchst auffallende Einhelligkeit von drey Partheyen gegen eine einzige über die angeführten wichtigen Hauptsätze jedem merkwürdig seyn muß, der je in seinem Leben über Religion selbst gedacht, und für Religion gefühlt hat …« 6 Vgl. J. C. Pfenninger, Sokratische Unterhaltungen über das Aelteste und Neuste aus der christlichen Welt. Ein Versuch, 3 Bde., Leipzig 1786 – 89, insbesondere Bd. 3, XXIV: Anmerkungen zu Reinholds Resultaten, der Geschichte der philosophischen Lehre von Gott, S. 305 – 325, wo »das merkwürdige Resultat philosophischer Geschichte von Reinhold, das in der allgemeinen LitteraturZeitung, Sept. 1788, eingerückt ist« (S. 305 – 306) diskutiert und z. B. auf Reinholds These, der zufolge der gemeine Menschenverstand allgemein über die Hauptfrage nach dem Dasein Gottes entschieden hat, folgendes entgegnet wird: »Dieß alles erwogen, fi ndet sich wohl, daß die Entscheidung des gemeinen Menschenverstandes unter den Nationen weniger allgemein und einhellig im Grunde ist als scheint …« (S. 314). Als Hauptargument wird vorgebracht, die von Reinhold vorgeschlagene Einteilung der Positionen in bezug auf dieses Thema sei aus verschiedenen Gründen unzulässig. Die im Philosophischen Magazin erschienenen und von Flatt zitierten Aufsätze haben folgende Titel: »Wie weit stimmt die Leibnitzische und Kantische Vernunftkritik überein?« ( II . B., 4. St., Nr. IV, S. 431– 435) und »Ueber ein neues merkwürdiges Resultat der philosophischen Geschichte, in Beziehung auf die Frage vom Daseyn Gottes« ( II . B., 4. St., Nr. V, S. 436 – 446). Hier haben wir es offensichtlich mit einem Druckfehler zu tun, denn der erste Aufsatz befaßt sich mit dem Thema »Ding an sich«: außer dem V. kommt auch der Aufsatz Nr. VI (»Ueber Herr Reinholds Resultate der Geschichte der philosophischen Lehre von Gott«, II . B., 4. St., Nr. VI , S. 447– 459) in Frage, wo – genau wie im V. Beitrag – Reinholds Klassifi kation der Hauptparteien in bezug auf die phi3

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losophische Lehre von Gott bestritten wird. Deshalb haben wir den Text entsprechend korrigiert. 7 Vgl. K. L. Reinhold, Versuch, 1. Buch, S. 80: »Allein, leider, hat die bejahende Hauptparthey dießfalls nichts vor der verneinenden voraus; denn auch sie trennt sich in zwey eben so sehr entgegengesetzte Partheyen, wovon die eine den Erkenntnißgrund für das Daseyn Gottes innerhalb, die andere aber ausserhalb des natürlichen Gebiethes der Vernunft gefunden zu haben vorgiebt, die eine denselben Vernunftbeweiß, die andere aber Offenbarung nennt, die eine das Glauben der andern, die andere das Wissen der einen bestreitet, (dogmatische Theisten und Supernaturalisten).« Ebd., S. 96: »Die bejahende Hauptparthey wird kaum durch die unbestimmte Behauptung: daß es überhaupt einen Erkenntnißgrund für die Freyheit gebe, zusammengehalten; so sehr ist sie mit sich selbst über die Frage uneinig: ob dieser Erkenntnißgrund in der natürlichen Vernunft, oder in der übernatürlichen Offenbarung aufzusuchen sey?« Siehe auch S. 84, 87, 113 –114, 127–128, 150, 152, 162 –163. 8 Vgl. ebd., S. 96: »Der Supernaturalist hält alle Vernunftgründe für die Denkbarkeit der Freyheit für Täuschungen des Eigendünkels der verkehrten Vernunft. Die natürliche Freyheit ist ihm gerade das Gegentheil von dem, was sie dem dogmatischen Theisten ist. Dieser hält sie für das Vermögen das Beste, jener für das Vermögen das Schlimmste zu wählen«. 9 Vgl. ebd., S. 99: »Versteht man aber ein Gesetz darunter, das sich unter allen möglichen dadurch unterscheidet, daß es nur in so ferne beobachtet werden kann als es keinem andern Zwecke untergeordnet wird, ein Gesetz, welches nur in so ferne erfüllt werden kann, als es lediglich um seiner selbst willen erfüllt wird, ein Gesetz, das sich mit keiner Sanktion, bey der die Abhängigkeit des menschlichen Willens von Lust und Unlust zum Grunde liegt, verträgt: so wird man nur von sehr wenigen verstanden, von den meisten für einen grillenhaften Schwärmer angesehen, und fast alle werden darüber einig seyn, daß es in diesem Sinne kein Sittengesetz gebe«. 10 Vgl. ebd., S. 131: »Die Unerweislichkeit der objektiven Wahrheit ist das Dogma dieser Sekte [des dogmatischen Skeptizismus], welches, sobald es einmal angenommen ist, nur durch eine offenbare aber darum nicht weniger gewöhnliche Inkonsequenz mit

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Anmerkungen des Herausgebers

philosophischen Ueberzeugungen bestehen kann, bey welchen Nothwendigkeit und Allgemeinheit vorausgesetzt wird.« 11 Siehe Sextus Empiricus (um 200 n. Chr.), Pyrrhonische Hypotyposen (Grundriß der pyrrhonischen Skepsis): I, 7, 14; II , 1, 10. 12 Vgl. K. L. Reinhold, Versuch, 1. Buch, S. 162: »›Durch göttliche Offenbarung ‹ antwortet der Supernaturalist, ›welche das natürliche, oder durch Erbsünde entstandene Unvermögen der Vernunft ersetzt.‹ Diese Antwort kann freylich Leute befriedigen, die starkgläubig genug sind, um die Ueberzeugung, daß die durch ein Wunder in dem menschlichen Gemüthe hervorgebrachte Vorstellung der Gottheit mehr als eine leere Vorstellung (keine Einbildung) sey, durch ein zweytes Wunder bewirken zu lassen; und sich auf diese Weise über die Bedenklichkeit hinwegzusetzen, daß eine Vorstellung von der Gottheit vor aller Offenbarung im Gemüth vorhanden seyn müßte, wenn der Mensch eine noch so ausserordentliche Erscheinung (Wunder) für untrüglich, übernatürlich, göttlich erkennen, das heißt, mit dem richtigen Begriffe von der Gottheit zusammenstimmend fi nden sollte«. 13 Vgl. ebd., S. 156 –157, Fußnote *): »Aber diejenigen Leser, die durch meine in der Vorrede versuchte Erklärung dieses sonderbaren Phänomens nicht befriediget sind, haben ja freye Wahl: ob sie dafür halten wollen, daß die Gegner der kantischen Philosophie … oder daß ich, der von allen, was diese Männer in der Kritik der Vernunft anstössiges fanden, gerade das Gegentheil gefunden hat – den Philosophen von Königsberg nicht verstanden haben.« 14 »Zweytes Buch. Theorie des Vorstellungsvermögens überhaupt«, §§ VI – XXXVII , S. 193 – 318. 15 Vgl. K. L. Reinhold, Versuch, 2. Buch, § VI , S. 198: »Da es also in der philosophischen Welt noch keineswegs ausgemacht ist, ob, und in wieferne die Organisation zu den Bedingungen der Vorstellung überhaupt gehöre; die Theorie des Vorstellungsvermögens aber keine andere als allgemeingeltende Prämissen zuläßt …« 16 Vgl. ebd., § VII , S. 200: »Man ist, durch das Bewußtseyn genöthiget, darüber einig, daß zu jeder Vorstellung ein vorstellendes Subjekt, und ein vorgestelltes Objekt gehöre, welche Beyde von der Vorstellung, zu der sie gehören, unterschieden werden müssen.« 17 Vgl. ebd., § XV, S. 231– 232: »Der Stoff, oder dasjenige, was in der Vorstellung dem von der Vorstellung verschiedenen Gegen-

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stande entspricht, wird zwar durch den letztern, dessen Stelle er in der Vorstellung vertritt (den er repräsentirt ) bestimmt …« Ebd., § XVIII , S. 258 – 259: »… wäre die Form der Vorstellung an dem gegebenen Stoffe nicht durch das Gemüth hervorgebracht …« Ebd., § XX , S. 267: »Die Vorstellung ist nur dadurch im Bewußtseyn möglich, daß der Stoff gegeben, die Form hervorgebracht werde (§. XVIII .) und das Hervorbringen gehört schlechterdings zur inneren Bedingung (der Form) der blossen Vorstellung. Ich sage das Hervorbringen. Der Stoff muß in der Vorstellung durchs Gegebenseyn, wobey sich das Gemüth leidend, die Form durchs Hervorbringen, wobey sich das Gemüth thätig verhält, entstehen.« Ebd., § XXI , S. 273: »Die Vorstellung der im Subjekte gegründeten Receptivität und Spontaneität ist nur in soweit möglich, als das Subjekt selbst vorstellbar ist.« Vgl. auch S. 262, 264 – 265, 269, 271. 18 Vgl. ebd., § XXIX , S. 299: »Das Daseyn der Gegenstände ausser uns ist also eben so gewiß, als das Daseyn einer Vorstellung überhaupt.« 19 Vgl. ebd.: »Da der Stoff in einer Vorstellung dasjenige ist, was dem von der Vorstellung verschiedenen Gegenstande entspricht, so muß die Vorstellung, die einen objektiven, einen von aussen her gegebenen Stoff hat, auch einen ausser dem Gemüthe befi ndlichen Gegenstand haben. In wieferne nun der objektive Stoff zur Wirklichkeit der Vorstellung überhaupt unentbehrlich ist, in soferne ist aus dem Daseyn einer Vorstellung überhaupt, das Daseyn der Dinge ausser uns eben so erwiesen, als das Daseyn eines Vorstellungsvermögens, und eines von jenen Dingen verschiedenen Subjektes, dem das blosse Vorstellungsvermögen angehört, und das wir unser Ich nennen.« 20 »From all which I conclude, there is a mind which affects me every moment with all the sensible impressions I perceive. And from the variety, order, and manner of these, I conclude the Author of them to be wise, powerful, and good, beyond comprehension.« (G. Berkeley, Three Dialogues between Hylas and Philonous, II , in: The Works of George Berkeley Bishop of Cloyne, a. a. O., vol. 2, S. 215) 21 Vgl. K. L. Reinhold, Versuch, 2. Buch, § XVII , S. 248: »Die Dinge an sich können so wenig geläugnet werden, als die vorstellbaren Gegenstände selbst.« Ebd., § XVII , S. 249: »Das Ding an

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Anmerkungen des Herausgebers

sich und seine von der Form der Vorstellung verschiedenen Beschaffenheiten, sind nicht nur nichts unmögliches; sondern sogar etwas zur blossen Vorstellung unentbehrliches, weil keine blosse Vorstellung ohne Stoff, und kein Stoff ohne etwas ausser der Vorstellung, das nicht die Form der Vorstellung hat, d. h. ohne das Ding an sich denkbar ist.« Ebd., § XVII , S. 251: »Dadurch werden diese Prädikate keineswegs blosse Vorstellungen, denn der Stoff, der ihnen in der Vorstellung entspricht, gehört allerdings den Dingen an sich an«. Ebd., § XXIX , S. 299: »Das Daseyn der Gegenstände ausser uns ist also eben so gewiß, als das Daseyn einer Vorstellung überhaupt.« 22 Vgl. ebd., § XVII , S. 250: »Denn wird das angeblich vorstellbare Ding an sich nicht als ein von allen vorstellbaren Prädikaten entblößtes Subjekt gedacht, wird ihm ein einziges in der Vorstellung vorkommendes Prädikat, ausser dem leeren Titel eines Subjektes, zugetheilt, so hört es auf Ding an sich zu seyn«. 23 Vgl. ebd., § XV, S. 231– 232: »Der Stoff, oder dasjenige, was in der Vorstellung dem von der Vorstellung verschiedenen Gegenstande entspricht, wird zwar durch den letztern, dessen Stelle er in der Vorstellung vertritt (den er repräsentirt ) bestimmt«; ebd., § XXI , S. 273: »Von dem vorstellenden Subjekte a n s i c h , d. h. in seiner eigenthümlichen, von der Form der blossen Vorstellung verschiedenen Form ist alle Vorstellung unmöglich. (§. XVII .) Die Vorstellung der Receptivität und Spontaneität in wieferne sie im Subjekte an sich gegründet sind, setzt also etwas unmögliches voraus, und ist folglich selbst unmöglich.« 24 Vgl. ebd., § XVII , S. 245 – 246: »Daher läßt sich weder der blosse Stoff, abgesondert von der Form, noch die blosse Form abgesondert von allem Stoffe vors Bewußtseyn bringen, sondern nur beydes zusammengenommen in seiner unzertrennlichen Vereinigung; und bey der Unterscheidung zwischen Objekt und Subjekt im Bewußtseyn, wird nicht die Form der Vorstellung abgetrennt vom Stoffe, sondern die ganze Vorstellung durch ihre Form auf das Subjekt, und nicht der Stoff abgetrennt von Form sondern die ganze Vorstellung durch ihren Stoff auf den Gegenstand bezogen.« 25 Siehe z. B. ebd., Vorrede, S. 24 – 25: »Was sollte aber auch den Populärphilosophen bewegen können, die ungeheuren Schwierig-

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keiten zu überwinden, die eine Untersuchung dieser Art für ihn haben muß? Ihm kann es nicht einmal im Traume einfallen, daß es der Philosophie an unentbehrlichen Principien mangeln sollte. Die Seinige ist auf Formeln gebaut, die durch die für sich feststehenden praktischen Grundwahrheiten, zu deren Beweis sie auf allen Akademien gebraucht worden, geheiliget, und bewährt, aus der Schule ins gemeine Leben übergegangen sind, und nun als Aussprüche des allgemeinen Menschensinnes gestempelt aus dem gemeinen Leben wieder in die Schule aufgenommen werden; Formeln die man nicht bezweifeln darf ohne nicht dadurch seinen Anspruch an den Sensus communis, und mit demselben sein Recht an den Namen eines Philosophen einzubüßen.« 26 Vgl. ebd., 2. Buch, § VII , S. 200: »Man ist, durch das Bewußtseyn genöthiget, darüber einig, daß zu jeder Vorstellung ein vorstellendes Subjekt, und ein vorgestelltes Objekt gehöre, welche Beyde von der Vorstellung, zu der sie gehören, unterschieden werden müssen.« 27 »Drittes Buch. Theorie des Erkenntnißvermögens überhaupt«, §§ XXXVIII – LXXXVIII , S. 319 – 579. 28 Vgl. K. L. Reinhold, Versuch, 3. Buch, § LXXVI , S. 491: »Der Begriff der Erkennbarkeit setzt also den Begriff der Denkbarkeit voraus; und wie jener in ein Urtheil aufgelöset den Grundsatz der Erkennbarkeit giebt, so wird aus dem in ein Urtheil aufgelöseten Begriffe der Denkbarkeit der Grundsatz der Denkbarkeit überhaupt erhalten, der folgendermassen ausgedrückt wird: Wenn ein Gegenstand denkbar seyn soll, so muß sich das vorgestellte Mannigfaltige verbinden lassen; oder eben derselbe Satz verneinend ausgedrückt: Ein Gegenstand dessen vorgestelltes Mannigfaltige sich nicht verbinden läßt, ist nicht denkbar; woraus sich als unmittelbare Folge der Satz ergiebt: Keinem denkbaren, und folglich auch keinem gedachten Gegenstand, kommen widersprechende Merkmale zu.« 29 Vgl. J. F. Flatt, Fragmentarische Beyträge, a. a. O.; Briefe über den moralischen Erkenntnißgrund der Religion überhaupt und besonders in Beziehung auf die Kantische Philosophie, Tübingen 1789. 30 »Leipzig, b. Crusius: Fragmentarische Beyträge zur Bestimmung und Deduction des Begriffs der Causalität und zur Grundlegung der natürlichen Theologie; in Beziehung auf die Kantische Philosophie. Von

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J. F. Flatt, Prof. der Philos. zu Tübingen. 1788. 190 S. 8. (12 gr.)«, A. L. Z., Sonnabends, Nr. 3, den 3. Januar 1789, Sp. 18 – 22. Vgl. z. B. folgende Stelle: »Und so zeigte sichs dann, daß die Vorstellung des Dinges an sich, welche Hr. Flatt für die Vorstellung des wahrhaft wirklichen angesehen hat, ein bloßer Schein war, während dasjenige, was er für bloßer Schein hielt, in einem ganz ausnehmenden Verstande das wahrhaft wirkliche zu heißen verdiente.« (Sp. 22) 31 In den Tübingischen gelehrten Anzeigen (1789 – 90) findet sich nur eine »Erklärung« Flatts, allerdings nicht zur A. L. Z.-Rezension seiner Fragmentarischen Beyträge, sondern zur Besprechung seiner Briefe über den moralischen Erkenntnißgrund der Religion überhaupt und besonders in Beziehung auf die Kantische Philosophie, die in der A. L. Z. (Nr. 169, Freytags, den 18. Junius 1790, Sp. 625 – 629) erschienen war. Dies der Titel von Flatts Erklärung: Kurze Erklärung über die Recension meiner Briefe über den moralischen ErkenntnißGrund der Religion in der Jenaischen All. Litt. Zeitung 1790, Nr. 169., im Anhang des 56. St., 15. Juli 1790. Die Erklärung ist folgendermaßen datiert: »Tübingen, den 15. Jul. 1790.« Flatt hatte allerdings als Antwort auf Reinholds Rezension seiner Fragmentarischen Beyträge eine »Antikritik« im Philosophischen Magazin Eberhards ( II . Bd., 3. St., 1789, S. 384 – 390) veröffentlicht; darin war aber vom »Resultat« der Geschichte vom Dasein Gottes nicht direkt die Rede. 32 Es handelt sich um die bereits erwähnte »Neue Entdeckung« Reinholds. 33 Reinhold meint hier den Anfang von Flatts Rezension, der demjenigen seiner eigenen entspreche: »Die fragmentarische Beschaffenheit dieser Beyträge sowohl, als der Raum, den wir uns bey dieser Anzeige erlauben dürfen, machen uns einen nur irgend verständlichen Auszug aus denselben unmöglich, den wir von dieser Schrift um so lieber gegeben hätten, da sie einerseits dem ungemeinen Tiefsinne und der gewiß eben so seltenen Belesenheit ihres Verfassers Ehre macht, andererseits aber nur auf sehr wenige Leser zählen kann.« (A. L. Z., Sonnabends, Nr. 3, den 3. Januar 1789, Sp. 18) 34 In seiner Rezension von Reinholds Versuch für die GAgS (14. St., 23. Januar 1790, S. 129 –139) hatte Feder bemerkt: »Ob aber gesetzte und der Sachen kundige Männer die dabey gebrauchten

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Ausdrücke, Vergleichungen, Anspielungen und den ganzen Ton billigen werden …« (S. 129 –130) 35 Siehe Philosophisches Magazin, hg. von J. A. Eberhard: »Ueber ein neues merkwürdiges Resultat der philosophischen Geschichte, in Beziehung auf die Frage vom Daseyn Gottes« (1790, II . B., 4. St., Nr. V, S. 436 – 446) und »Herr Reinholds Resultate der Geschichte der philosophischen Lehre von Gott« (1790, II . Bd., 4. St., Nr. VI , S. 447– 459). 36 Dazu wird das Philosophische Magazin Eberhards Stellung nehmen in einem Aufsatz mit dem Titel »Vergleichung des Skepticismus und des kritischen Idealismus«: »Dieser Zweifel sollte dem Pyrrho vielmehr den Namen eines Philosophen sichern; weit entfernt, daß er ihn um dieses Zweifels willen sollte verwirkt haben. Das Wesen seiner Philosophie, wie wir oben gesehen haben, bestand darin, daß unsere gegenwärtige Erkenntniß nur subjective Gründe habe, er konnte also ihre objective Wahrheit oder ihre nothwendige Uebereinstimmung mit den Gegenständen zwar nicht behaupten, er konnte aber auch ihre nothwendige Verschiedenheit von den Gegenständen nicht beweisen. Denn da er nicht leugnete, daß die Gegenstände an sich gewiß seyen, da er also die Gründe der Ungewißheit nicht in die Beschaffenheit der Gegenstände, sondern in die gegenwärtige Beschaffenheit unserer Erkenntniß setzte: so konnte er nicht sagen: unsere Erkenntniß ist nothwendig ungewiß, sie muß mithin ewig ungewiß bleiben; er konnte folglich den Satz: Alles ist ungewiß, nicht als völlig ausgemacht festsetzen. Er philosophirte also sehr zusammenhängend. … Ist es philosophisch, zu sagen: ich habe ein System, wodurch der Skepticismus widerlegt werden kann, und hinterher zu erklären: der Skeptiker geht mich nichts an, er ist in meinen Augen nichts weniger als Philosoph? Was würden die Vertheidiger der kritischen Philosophie zu dem Dogmatiker sagen, welcher sich erst vermessen hätte, ihr System zu widerlegen, und hinterher, wenn er es nicht könnte, in der Verzweiflung erklärte: die kritische Philosophie geht mich nichts an, ihr Vertheidiger ist in meinen Augen nichts weniger als Philosoph?« (I. Bd., 1. St., 1791, S. 114 –115) 37 K. L. Reinhold, Versuch, 2. Buch, § VI , S. 198: »Da es also in der philosophischen Welt noch keineswegs ausgemacht ist, ob, und in wieferne die Organisation zu den Bedingungen der Vorstellung

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Anmerkungen des Herausgebers

überhaupt gehöre; die Theorie des Vorstellungsvermögens aber keine andere als allgemeingeltende Prämissen zuläßt …« 38 Siehe die schon erwähnten Pyrrhonischen Hypotyposen von Sextus Empiricus (I, 7, 14). Vgl. auch K. L. Reinhold, Versuch, 1. Buch, § II , S. 133 –134; hier spricht Reinhold vom Skeptizismus der Popularphilosophie, »der die Möglichkeit allgemeingeltender Grundsätze der Philosophie gerade zu läugnet, dafür aber an dem gesunden Menschenverstande ein untrügliches Orakel entdeckt zu haben glaubt, dessen Aussprüche sich eben durch ihre Unerklärbarkeit und Unerweislichkeit in seinen Augen als die ächten Principien alles Erklärens, und Erweisens rechtfertigen. Was er leicht verstehen zu können glaubt, ist ihm entweder selbst ein solcher Ausspruch oder wenigstens ein aus demselben abgeleiteter Folgesatz; alles hingegen, was mehr als gewöhnlichen Aufwand der Denkkraft zu fordern scheint, und wäre es auch selbst ein Beweis von einer seiner eigenen Behauptungen, ist für ihn Gegenstand seines Zweifelns, und wird von ihm als eine dem gesunden Menschenverstande widersprechende Grübeley abgewiesen.« 39 Vgl. z. B. Sextus Empiricus, Pyrrhonische Hypotyposen, II , 7, 80. 40 Vgl. K. L. Reinhold, Versuch, 1. Buch, § II , S. 136. 41 »Prag und Jena. Bey Widtmann und Maucke: Versuch einer Theorie des menschlichen Vorstellungsvermögens von Karl Leonhard Reinhold. 1789. 8. 579 S. (••)«, NLgA, Nr. 46, den 7. Junius 1790, S. 362 – 366. Wie man einem noch nicht publizierten Brief an Reinhold entnimmt, hatte Heydenreich den Versuch ungefähr Mitte Oktober 1789 erhalten: »Leipzig. d. 22sten October 1789. Jetzt nichts weiter, vortreflicher Reinhold, als meinen wärmsthen Dank für Ihr übersendetes Werk, und das, was meinem Herzen näher ist, Ihren liebevollen Brief. Beydes bekam ich erst vor acht Tagen, nach meiner Zurückkunft von einem vierzehntägigen Aufenthalte auf dem Lande, woraus Sie sich die Verspätigung meiner Antwort erklären können, welche auserdem etwas gar zu unhöflich seyn würde. Des harten Druckes von tausenderley Arbeiten ungeachtet bin ich Ihre Theorie schon ganz durchlaufen; studiert habe ich Sie noch nicht. Die Schärfe ihrer Analysis, und die große Kunst, die Genesis unsrer Erkenntnisse, welche den meisten bey Kant nur eine Reyhe todter entium rationis scheinen muß, in

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einem Spiele lebendiger Kräfte, mit einer gewissen, ich möchte sagen dramatischen Art, darzustellen, sind indessen bereits für mich Ideal geworden. Nächstens mehreres. Heydenreich.« (Karlsruhe, Badische Landesbibliothek, K 703) 42 Heydenreich bezieht sich hier auf die Rezension von Briefe I, die in den NLgA (Nr. 45, den 4. Junius 1790, S. 358 – 360) erschienen war. 43 Vgl. NLgA, Nr. 50, den 22. Junius 1789, S. 396 – 397. 44 »Hieraus entstand ein Versuch einer neuen Theorie des menschlichen Vorstellungsvermögens, bey welchem es der Verfasser mit dem Begriffe der bloßen Vorstellung allein zu thun hatte, der sich der geringeren Anzahl seiner Merkmale wegen viel leichter erschöpfen ließ, als der viel kompliciertere Begrif der Erkenntniß, zu dessen völligen Erörterung in der kantischen Kritik Sinnlichkeit, Verstand und Vernunft untersucht werden mußten.« (K. L. Reinhold, Ueber die bisherigen Schicksale der kantischen Philosophie, Jena 1789, S. 65 – 66) Datum: Jena, den 8. April 1789. 45 Heydenreich meint hier insbesondere die Kritik der reinen Vernunft (1. Aufl. 1781, 2. Aufl. 1787). 46 Heydenreich bezieht sich hier auf Reinholds Beschreibung der philosophischen Auseinandersetzungen über die Kantische Kritik und auf die Notwendigkeit der Theorie des Vorstellungsvermögens. 47 In einem Brief vom 4. Mai 1791 wird Erhard an Reinhold schreiben: »›Sobald die Vorstellung aber ein Objekt hat, so ist sie eine Anschauung, und die Vorstellung überhaupt ist das Abstraktum von Sinnlichkeit, Verstand und Vernunft, und sie kann daher nur nach der Entwicklung von diesem bestimmt und einige Reflexionen darüber angestellt werden‹, so sagte Herr Heydenreich zu mir, und Sie, mein innigst verehrter Freund, sehen daraus, daß er mit Herrn Rehberg gerade auf Einem Fleck steht.« (Denkwürdigkeiten des Philosophen und Arztes Johann Benjamin Erhard, hg. von K. A. Varnhagen von Ense, Stuttgart und Tübingen 1830, S. 301– 302) 48 Heydenreich bezieht sich hier auf die Paragraphen VIII – XII des Versuchs. 49 Diese Schrift Reinholds war zuerst im Teutschen Merkur (Ueber das bisherige Schicksal der Kantischen Philosophie, 1789, II , S. 3 – 37; II , S. 113 – 35) und dann als eigenständiges Werk: Ueber die bisherigen

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Schicksale der Kantischen Philosophie, Jena 1789, erschienen. Im Versuch als Vorrede, S. 1– 68. 50 »Erstes Buch. Abhandlung über das Bedürfniss einer neuen Untersuchung des menschlichen Vorstellungsvermögens«, §§ I – IV, S. 69 –192. 51 »Zweytes Buch. Theorie des Vorstellungsvermögens überhaupt«, §§ VI – XXXVII , S. 193 – 318. 52 Vgl. K. L. Reinhold, Versuch, 1. Buch, §§ I – II , S. 71–141; 2. Buch, §§ VI – X , S. 195 – 214. 53 Vgl. ebd., 1. Buch, § V, S. 189: »Man nehme was immer für einen Begriff der Erkenntniß an: so setzt er den Begriff der Vorstellung voraus. Nicht jede Vorstellung ist Erkenntniß, aber jede Erkenntniß ist Vorstellung.« 54 Vgl. ebd., 2. Buch, § XV, S. 230: »Zu jeder Vorstellung gehört als innere Bedingung (als wesentlicher Bestandtheil der blossen Vorstellung) etwas, welches dem Vorgestellten (dem von der Vorstellung durchs Bewußtseyn unterschiedenen Gegenstande,) entspricht; und dieß nenne ich den S t o f f der Vorstellung.« 55 Vgl. ebd., § XVIII , S. 255: »In jeder Vorstellung muß der blosse Stoff gegeben seyn, und die blosse Form an demselben hervorgebracht werden.« 56 Vgl. ebd., § XXVIII , S. 297: »Zur Wirklichkeit der Vorstellung überhaupt gehört ein von den Formen der Receptivität und Spontaneität verschiedener, dem Subjekte nicht im Vorstellungsvermögen, sondern von aussen her gegebener Stoff, welcher der objektive Stoff heißt.« 57 Vgl. ebd., § XXIX , S. 299: »Das Daseyn der Gegenstände ausser uns ist also eben so gewiß, als das Daseyn einer Vorstellung überhaupt.« 58 Vgl. ebd., § XI , S. 214: »Das Wort Vorstellung fasset in seiner engsten Bedeutung nur dasjenige zusammen, was die Empfi ndung, der Gedanke, die Anschauung, der Begriff, und die Idee untereinander gemeinschaftliches haben.« Ebd., § XII , S. 218 – 219: »Wenn man sich unter Vorstellungsvermögen den Inbegriff desjenigen denkt, was nur zu den inneren Bedingungen der Vorstellung in engster Bedeutung gehört: so muß aus diesem Inbegriffe nicht nur das vorstellende Subjekt und das vorgestellte Objekt … sondern auch noch Sinnlichkeit, Verstand und Vernunft ausgeschlossen werden;

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und er enthält nur dasjenige, was weder ausschliessend zur Vorstellung der Sinnlichkeit, noch der Vorstellung des Verstandes, noch der Vorstellung der Vernunft, sondern was zur Vorstellung überhaupt, zur Vorstellung êáôE åîï÷çí gehört.« 59 Vgl. ebd., § XII , S. 217: »Wenn man sich unter Vorstellungsvermögen den Inbegriff alles desjenigen denkt, was zunächst und unmittelbar zu den Bedingungen der Vorstellung gehört, so ist in diesem Inbegriffe das vorstellende Subjekt, und sind in demselben die vorgestellten Objekte, in wieferne sie zur Vorstellung beytragen, mit enthalten.« 60 Vgl. ebd., S. 313 – 318. 61 Diese Schrift ist nie erschienen. 62 Siehe oben die Liste der Versuch-Rezensionen. 63 »Drittes Buch. Theorie des Erkenntnißvermögens überhaupt«, §§ XXXVIII – LXXXVIII , S. 319 – 579. 64 K. L. Reinhold, Versuch, Grundlinien der Theorie des Begehrungsvermögens, S. 560 – 579. 65 Ebd., 3. Buch, S. 575, Fußnote *), behauptet Reinhold, er denke daran, eine Theorie des Begehrungsvermögens »auf die gegenwärtige Theorie des Vorstellungsvermögens folgen zu lassen«. 66 IB der A. L. Z., Nr. 80, Sonnabends den 26. Junius 1790, Literarische Anzeigen., III . Vermischte Anzeigen., Sp. 653 – 655: Erklärung über die Anzeige meines Versuches über das Vorstellungsvermögen in den Leipziger gel. Anz. 7 Junius 1790. Einige Tage zuvor war folgende Anzeige erschienen: »Die Antwort auf die Erklärung des Hrn. Rath Reinhold gegen die in den Leipz. Gel. Anz. befi ndliche Recension seiner Theorie des Vorstellungsvermögens wird in einem der nächsten Intelligenzblätter der Allg. Litt. Zeit. erfolgen.« (Kunst- und Buchhandlungs-Zeitung der Neuen Leipziger gelehrten Anzeigen, Nr. 8, den 16. Julius 1790, S. 30) 67 Diesbezüglich wird Forberg Reinhold verteidigen gegen Heydenreich: »Er [Heydenreich] hält die Zergliederung des Begriffes von Vorstellung und Vorstellungs-Vermögen ü b e r h a u p t für ein philosophisches Kunststück, und dem Forscher des Erkenntnis-Vermögens keinesweges unentbehrlich, und verspricht, in einem kritischen Versuche über die Theorie des Vorstellungsvermögens diese Behauptungen zur Befriedigung für alle partheylose Denker zu erweisen – ein Versprechen, dessen Erfüllung man

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dem Scharfsinne des Herrn Heydenreich, nach den vortreflichen Erörterungen des Verfassers der Theorie in den Beyträgen zur Berichtigung bisheriger Misverständnisse etc. um so eher erlassen dürfte, je weniger zu begreifen ist, wie eine philosophische und systematische Theorie der Arten ohne vorausgeschickte Theorie der Gattung zu liefern möglich sey.« (C. F. Forberg, »Ueber das bisherige Schicksal der Theorie des Vorstellungs-Vermögens«, in: G. G. Fülleborn (Hg.), Beyträge zur Geschichte der Philosophie, 1. St., 1791, S. 91–110, insbesondere S. 107) 68 In seiner Rezension (a. a. O., S. 364) hatte Heydenreich behauptet, durch die Analysis des Begriffs »Vorstellung« die Resultate der Kantischen Philosophie zu entdecken, scheine ihm »gerade so schlechterdings unmöglich, als z. B. aus dem bloßen Begriffe Gefühl die Theorie der sinnlichen und moralischen Gefühle zu entwickeln.« 69 Vgl. NLgA, a. a. O., S. 366: »Im dritten Bande handelt der Verf. von der Theorie des Erkenntnißvermögens, und hier hat Rec., mit ungemeiner Bewunderung, besonders die Lehren vom Bewußtseyn, dem Verstande und der Vernunft, ganz erschöpft gefunden. In der That so erschöpft, daß er nicht weiß, ob noch irgend jemand etwas werde hinzusetzen können.« 70 Vgl. NLgA, a. a. O., S. 365: »Die Vorstellung und das Vorstellungsvermögen sind nicht das prius, sondern das posterius, und können auf keine Weise Prämissen für die Wissenschaft des Erkenntnißvermögens abgeben.« 71 Vgl. ebd.: »… so ist die Analyse des Allgemeinbegrifs Vorstellung, freylich für den Denker immer etwas interessantes, gleichsam ein philosophisches Kunststück, aber nicht unumgänglich nöthig, nicht Bedürfniß für den Forscher des Erkenntnißvermögens.« 72 Vgl. ebd.: »Die Vorstellung und das Vorstellungsvermögen sind nicht das prius, sondern das posterius, und können auf keine Weise Prämissen für die Wissenschaft des Erkenntnißvermögens abgeben.« Vgl. auch S. 363 – 364: »So wie er [der Rezensent] sich Vorstellung nicht als Basis der Anschauung, des Gedankens und des Schlusses dachte, so konnte ihm auch das Vorstellungsvermögen nicht für ein Grundvermögen gelten, auf welches sich Sinnlichkeit, Verstand und Vernunft stützten.«

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Vgl. NLgA, a. a. O., S. 364: »Vorstellung und Vorstellungsvermögen waren ihm [dem Rezensenten] nur Gemeinbegriffe, deren wir auch allenfalls bey bestimmten Begriffen von Sinnlichkeit, Verstand und Vernunft ganz entbehren könnten.« 74 Vgl. NLgA, a. a. O., S. 365 – 366: »Alle diese Begriffe und Sätze konnte Hr. R. nur in so fern aus dem Begriffe der Vorstellung in engster Bedeutung … herauswickeln, wiefern er ihm unvermerkt den Begrif der Vorstellung in weiterer Bedeutung … unterschob.« 75 Vgl. NLgA, a. a. O., S. 364: »Auf diese Weise schien es ihm [dem Rezensenten] unmöglich: 1) den Begrif Vorstellung als den allgemeingeltenden Grund anzusehen, auf welchen man die Hauptmomente der Kantischen Philosophie zurückführen könne und müsse«. 76 Sie erscheint zum ersten Mal in diesem Band der Beyträge: siehe oben, S. 167– 254. 77 Die Ankündigung des Erscheinens fi ndet sich im IB der A. L. Z., Nr. 143, 30. 10. 1790, Sp. 1183. 78 In der Tat erschien nur deren erster Teil, die Fundamentallehre. 79 Intelligenzblatt der Allgem. Literatur-Zeitung, Nr. 88, Mittwochs den 14. Julius 1790., Literarische Anzeigen., II . Vermischte Anzeigen., Sp. 718 – 720: A n t w o r t . Ueber die Erklärung des Herrn Prof. Reinhold gegen die Anzeige seiner Theorie des menschlichen Vorstellungsvermögens in den Leipziger gel. Anz. 7 Junius 1790. (S. Intell. Bl. der A. L. Z. 1790. N. 80.). 80 Siehe NLgA, a. a. O., S. 366: »… da er [der Rezensent] nächstens einen kritischen Versuch über die Theorie des Vorstellungsvermögens besonders herausgeben wird«. 81 Vgl. IB der A. L. Z., a. a. O., Sp. 654: »Ungegründet ist auch die Behauptung: ›daß ich den Begriff der Vorstellung als den allgemeingeltenden Grund meiner Theorie angegeben habe.‹« 82 Vgl. K. L. Reinhold, Versuch, Vorrede, S. 62 – 63. 83 Vgl. ebd., Vorrede, S. 67. 84 Vgl. ebd., 1. Buch, § V, S. 190. 85 Vgl. IB der A. L. Z., a. a. O., Sp. 653: »Seit dem ich einen bestimmten Begriff von Philosophie errungen zu haben glaube, bin ich überzeugt, daß sich die philosophische Erkenntniß von der historischen vorzüglich dadurch unterscheide, daß in dieser das Allge73

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meine durch das Besondere, in jener das Besondere durchs Allgemeine bestimmt wird, und daß die eigentlich philosophische, und folglich systematische Darstellung der Theorien sämmtlicher Arten einer Gattung, von dem Begriffe der Gattung ausgehen, denselben in dieser Eigenschaft erschöpfen, und den durch vollständige Zergliederung gefundenen und systematisch geordneten Inhalt dieses Begriffes als Theorie der Gattung, und eigentliche Praemisse den Theorien der Arten zum Grund legen müsse, nicht um die Eigenheiten, wodurch sich die Arten von einander unterscheiden daraus abzuleiten, sondern um ihren Zusammenhang unter einander, und ihre notwendigen und allgemeinen Eigenschaften, (den Hauptaugenmerk der Philosophie,) begreiflich zu machen.« 86 Siehe oben, Anmerkung 58, Teil: Urteile und Erörterungen. 87 Vgl. IB der A. L. Z., a. a. O., Sp. 654. 88 Siehe K. L. Reinhold, Versuch, 2. Buch, § XXIX , S. 299 –300. 89 Vgl. ebd., S. 230 ff. 90 Siehe oben, Anmerkung 54, Teil: Urteile und Erörterungen. 91 Siehe oben, Anmerkung 55, Teil: Urteile und Erörterungen. 92 Siehe oben, Anmerkung 56, Teil: Urteile und Erörterungen. 93 Siehe oben, Anmerkung 59, Teil: Urteile und Erörterungen. 94 Vgl. IB der A. L. Z., a. a. O., Sp. 654: »Die Theorie des Vorstellungsvermögens überhaupt wäre etwas in Rucksicht auf die Theorie des Erkenntnißvermögens sehr entbehrliches ein bloßes philosophisches Kunststück.« 95 Vgl. NLgA, a. a. O., S. 365. 96 Im IB der A. L. Z., Numero 91, Sonnabends, den 17ten Julius 1790, Sp. 744, unter der Rubrik »Literarische Anzeigen, III . Vermischte Anzeigen«, läßt Reinhold folgende Mitteilung erscheinen: »Die mir durch die Gegenerklärung Intell. Bl. N. 88. auf meine Erklärung N. 80. abgenöthigte Antwort kann in diesen Blättern als Replike keinen Platz fi nden*), wird aber, da sie zur Beleuchtung meiner in gedachter Gegenerklärung nicht weniger als in der Leipz. Recension misverstandenen und gemisdeuteten Theorie gehört, in dem I B. meiner Beyträge unausbleiblich erscheinen. Indessen bitte ich die Leser, welche sich für diese Streitsache interessiren dürften, einstweilen meine Erklärung nach gelesener Gegenerklärung noch einmal zu lesen, und mit derselben in

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Rücksicht auf Gründe und Ton zu vergleichen. Den 15 Julius 1790. R e i n h o l d . « Unter *) begründeten die Herausgeber der A. L. Z. die Unmöglichkeit, Reinholds Gegenantwort zu veröffentlichen, in folgender Art und Weise: »*) Wir müssen nochmals bey dieser Gelegenheit erinnern, daß wir von unserm Grundsatz, in solchen Verhandlungen, welche Antikritiken betreffen, nie mehr als die erste Erklärung über eine Recension und die Anwort des Recensenten auf dieselbe aufzunehmen, durchaus nicht abgehen können, weil sonst des Streites kein Ende seyn würde, welches in der Regel unsern Lesern immer nicht anders als unangenehm seyn müßte, so lehrreich auch in einzelnen Fällen, wie in dem gegenwärtigen, die weitern Verhandlungen seyn dürften. Allein da jeder Einsender, sich hier im Fall der Ausnahme zu befi nden, behaupten würde; so können wir keinen andern Weg einschlagen, als über der strengsten und unverbrüchlichsten Beobachtung der Regel auch hier zu halten, wie wir es in allen andern Fällen gewohnt sind. Die Herausgeber der A. L. Z.« 97 Heydenreichs Rezension war in NLgA wie üblich anonym erschienen. 98 Siehe oben, Beyträge I, S. 431. 99 Vgl. IB der A. L. Z., a. a. O., Sp. 654. 100 Siehe K. L. Reinhold, Versuch, Vorrede, S. 62 – 63. 101 Siehe oben, Beyträge I, S. 428. 102 Siehe oben, ebd. 103 Siehe oben, Anmerkung 58, Teil: Urteile und Erörterungen. 104 Siehe oben, Anmerkung 58, Teil: Urteile und Erörterungen. 105 Vgl. IB der A. L. Z., Nr. 88, 14. 7. 1790, Sp. 720: »Nun zeige aber Herr Reinhold, daß im Begriffe der blosen Vorstellung im engsten Sinne etwas liege von Unterscheidung des Gegenstandes von der Vorstellung durchs Bewußtseyn (§. XV.) von Gegebensein und Hervorbringen, Leiden und Selbsttätigsein (§. XVIII .) von einem von außenher gegebenen Stoffe ( XXVIII .) wenn man nicht Subjekt und Objekt hinzudenkt, also den Begrif Vorstellung in weiterer Bedeutung (S. 217.) nimmt. Oder sind iene Paragraphen auch Exkursionen?« 106 Vgl. K. L. Reinhold, Versuch, 2. Buch, § XII , S. 217: »Wenn man sich unter Vorstellungsvermögen den Inbegriff alles desjenigen denkt, was zunächst und unmittelbar zu den Bedingungen der Vorstellung gehört, so ist in diesem Inbegriffe das vorstel-

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lende Subjekt, und sind in demselben die vorgestellten Objekte, in wieferne sie zur Vorstellung beytragen, mit enthalten.« 107 Das gilt nur für die ersten drei Anmerkungen; die vierte bezieht sich auf S. 378. 108 Vgl. J. G. H. Feder, Logik und Metaphysik, a. a. O., 1786, S. 3 – 4. 109 Reinhold zitiert hier die angeführte Stelle aus Feders Schrift frei. 110 Gegen die »Koalitionssysteme« spricht sich Reinhold auch in Briefe I, S. 124 aus. 111 Reinhold zitiert mit einigen Fehlern den Text Leibniz’, der folgendermaßen lautet: »Les sens quoyque necessaires pour toutes nos connoissances actuelles ne sont point suffisans pour nous les donner toutes, puisque les sens ne donnent jamais que des exemples, c’est à dire des verités particulieres ou individuelles. Or tous les exemples qui confirment une verité generale de quelque nombre qu’ils soyent, ne suffisent pas pour établir la necessité universelle de cette même verité, car il ne suit point, que ce qui est arrivé, arrivera de même. … D’où il paroist que les verités necessaires telles qu’on trouve dans les Mathematiques pures et particulierment dans l’Arithmetique et dans la Geometrie doivent avoir des principes dont la preuve ne depende point des exemples, ny par consequence du temoignage des sens, quoyque sans les sens on ne se seroit jamais avisé d’y penser. … La Logique encor avec la Metaphysique et la Morale dont l’une forme la Theologie et l’autre la Jurisprudence, naturelles toutes deux, sont pleines de telles verités, et par consequent leur preuve ne peut venir que des principes internes qu’on appelle innés.« (Nouveaux essais sur l’entendement par l’auteur du systeme de l’ harmonie preestablie, in: Die philosophischen Schriften von Gottfried Wilhelm Leibniz, a. a. O., 5. Bd., S. 43) 112 Vgl. J. Locke, An Essay concerning Human Understanding, a. a. O., B. II , Ch. XXI , § 13, S. 243. 113 Siehe ebd., B. II , Ch. XXI , § 7 ff., S. 240 ff. 114 »To return to general words, it is plain by what has been said, that general and universal belong not to the real existence of things, but are the inventions and creatures of the understanding, made by it for its own use, and concern only signs, whether words or ideas.« (Ebd., vol. 2, B. III , Ch. III , § 11, S. 172)

Urteile und Erörterungen

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Ebd., B. IV, Ch. XVII : Of reason. 116 Vgl. Beyträge I, S. 378 (unsere Ausgabe, S. 256). 117 GAgS, 14. Stück, den 23. Januar 1790, S. 129. 118 Auf Seite 155 seines Versuchs bezieht sich Reinhold auf eine Stelle der Logik und Metaphysik Feders. 119 Ignaz von Born (1742 –1791), Immanuel Kant (1724 –1804), Christoph Martin Wieland (1733 –1813). 120 GAgS, 14. Stück, den 23. Januar 1790, S. 129 –130. 121 Siehe K. L. Reinhold, Versuch, § II , S. 132 –139. 122 Es handelt sich um Christoph Martin Wieland, Schwiegervater von Reinhold und damals in Weimar wohnhaft. 123 Dieser Teil des ersten Buches des Versuchs war mit dem Titel »Von welchem Skeptizismus läßt sich eine Reformation der Philosophie hoffen?« in der Berlinischen Monatsschrift, 1789, XIV, 7. St., Julius, 49 – 73, erschienen. 124 Am 18. Juli 1789 schreibt Wieland an Reinhold: »Ich habe Ihren der Berliner Monatsschrift no. 6 einverleibten Aufsatz mit dem lebhaftesten Vergnügen gelesen, und werde durch alles was ich von Ihnen lese immer mehr überzeugt, daß Sie eine große Epoke in der Philosophischen Welt machen und eine Revolution zu Stande bringen werden, die für die künftigen Generationen durch ihre Folgen von großer Wichtigkeit seyn wird.« (Wieland und Reinhold. Original-Mittheilungen, a. a. O., Nr. 35, S. 113) Siehe auch folgenden Brief, zwar ohne Datum, aber wegen seines Inhalts auf Reinholds Versuch beziehbar: »Ich freue mich mit Ihnen, Mein liebster Reinhold, daß Sie doch wenigstens 14 Tage zum freyen Athemhohlen vor sich sehen … Ein großes Werk ist nun vollbracht, und Sie werden nun künftig die Philosophie auf einem von Ihnen selbst gebahnten Wege, aus der höchsten Region der reinen Vernunft wieder zu uns andern concreten Menschen herunter zu führen, Zeit, Beruf und Neigung bekommen.« (Ebd., 37. Wieland an Reinhold, 1789, S. 116) 125 GAgS, 14. Stück, den 23. Januar 1790, S. 130. 126 Von der »Afterweisheit« hatte Feder behauptet: »Aber ein Hauptgrund der Afterweisheit ist von jeher dieß gewesen, daß man eine Erkenntnißart auf die andere reduciren, aus der andern erklären wollte; oder wo man dieß nicht konnte, eine um der andern willen verwarf.« ( J. G. H. Feder, Ueber Raum und Caussali115

422

Anmerkungen des Herausgebers

tät, a. a. O., Haupt. I, § 21, S. 83) Vom »Aftertiefsinn« hatte Feder auch in der Vorrede zur dritten Ausgabe (Göttingen, den 12. Sept. 1771) seiner Logik und Metaphysik gesprochen (vgl. hier S. V). Von »Afterphilosophie« und »Afterweisen« spricht Reinhold auch in Briefe I, S. 369, 342. 127 Die Sokratische Ironie. 128 »Da der Verf. den Recensenten namentlich an der Spitze der Popularphilosophen figuriren läßt …« (GAgS, 14. Stück, den 23. Januar 1790, S. 132) 129 Ironische Anspielung auf Immanuel Kant. 130 GAgS, 14. Stück, den 23. Januar 1790, S. 130. 131 K. L. Reinhold, Versuch, 1. Buch, § IV, S. 177. 132 »Da endlich der Begriff der Vorstellung bey dem Begriff eines Dinges vorausgesetzt wird, so ist es offenbar, daß dieser letztere wichtige Begriff, der aller Metaphysik zum Grunde liegt, so lange vieldeutig und schwankend bleiben mußte, so lange der erstere nicht durchgängig bestimmt und festgesetzt war; daß die Philosophie ihre Untersuchungen keineswegs, wie man bis itzt dafür hielt, entweder mit dem Individuellsten der uns vorstellbaren Dinge, unsren vorstellenden Ich, oder mit dem allgemeinsten, dem Dinge überhaupt, sondern mit der Vorstellung beginnen müsse; und daß daher der ganze Gang, den alles Philosophieren bisher genommen hat, gleich von dem ersten Punkte, wovon er ausgieng, eine schiefe Richtung hatte.« (K. L. Reinhold, Versuch, 2. Buch, § XIII , S. 224 – 225) 133 Reinhold bezieht sich hier auf die bereits erwähnte Schrift von J. G. H. Feder, Ueber Raum und Caussalität. 134 GAgS, 14. Stück, den 23. Januar 1790, S. 130. Hier die genaueren Angaben: Ch. J. A. Corvinus, Institutiones philosophiae rationalis, Jenae 1739; J. P. Reusch, Systema logicum, antiquiorum atque recentiorum item propria praecepta exhibens, Jenae 1734; G. P. Roetenbeccius, Logica vetus et nova, Francofurti et Lipsiae 1703. Von Corvinus ist auch in G. Ch. Oertel, Vita et Fata Johannis Georgii Henrici Federi, Nevstadii ad Aissvm 1789, S. 13, die Rede. 135 »… was sie unter erkennen verstünden. Ich habe weder von dem unsterblichen Leibnitz noch von seinen würdigen Anhängern Wolf, Bilfi nger, Baumgarten eine bestimmte Erörterung hierüber auffi nden können.« (K. L. Reinhold, Versuch, 1. Buch, § IV,

Anhang

423

S. 184) Platner und Reimarus erwähnt Reinhold an anderen Stellen seines Versuchs: siehe z. B. 1. Buch, § IV, S. 155 –156, 188; 2. Buch, § XX , S. 270; § XXXII , S. 310; 3. Buch, § XXXVIII , S. 322 – 323, 330, § LXXVI , S. 489, Fußnote. Ebenfalls im Versuch (1. Buch, § IV, S. 155 –156) nennt Reinhold einige Namen von Philosophen, deren Werke er kennt: Platner, Eberhard, Tiedemann, Reimarus, Feder, Meiners, Selle, Weishaupt, Flatt, Maaß, Tittel und Stattler. Von Meiners und Platner spricht Reinhold auch in Briefe I, S. 292; S. 325 – 326, Fußnote erwähnt er Eberhard und Platner. In einem Brief an Ch. G. Voigt von Anfang November 1786 nennt Reinhold folgende Namen: Feder, Meiners, Eberhard, Garve, Selle, Tiedemann, Platner, Ulrich (K. L. Reinhold, Korrespondenzausgabe der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Bd. 1: Korrespondenz 1773 –1788, hg. von R. Lauth, E. Heller und K. Hiller, Stuttgart – Bad Cannstatt 1983, Nr. 35, S. 149 –151).

a n h a ng ( s. 313–321) Immanuel Kant. 2 K. L. Reinhold, Versuch, 1. Buch, § IV, S. 177–178: »Eine natürliche Folge des ganz verkehrten Ganges, den man bisher bey der Untersuchung des Erkenntnißvermögens genommen hat! Anstatt daß man gesucht hätte vorher darüber einig zu werden, was man unter Erkenntnißvermögen und Erkennbarkeit verstünde, und dann erst zu bestimmen in wieferne das Subjekt des Erkenntnißvermögens (die Seele) erkennbar wäre; gieng man von dem als einfache oder zusammengesetzte Substanz angenommenen Subjekte aus, um aus den Begriffen, die man sich von demselben gemacht hatte, das Erkenntnißvermögen zu bestimmen …« Ebd., 2. Buch, § XIII , S. 225: »… und daß daher der ganze Gang, den alles Philosophieren bisher genommen hat, gleich von dem ersten Punkte, wovon er ausgieng, eine schiefe Richtung hatte.« 3 Siehe z. B. ebd., 1. Buch, § IV, S. 170 –171; 2. Buch, § XVIII , S. 260 – 261; 3. Buch, § LXXVI , S. 488 – 489. 4 Siehe oben, Anmerkung 134, Teil: Urteile und Erörterungen. 5 Siehe z. B. K. L. Reinhold, Versuch, 1. Buch, § IV, S. 177. 1

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Anmerkungen des Herausgebers

Siehe z. B. ebd., § II , S. 133. 7 Siehe z. B. ebd., und auch S. 122 –123. 8 Siehe ebd., Vorrede, S. 53 – 55: »Der peinliche Gemüthszustand, der bey ihm [dem Verfasser, sc. Reinhold] eine sehr natürliche Folge dieser Ueberzeugung war, und die Begierde, desselben es koste auch was es wolle los zu werden, waren die ersten und stärksten Triebfedern des Eifers und der Anstrengung, womit er sich dem Studium der Kritik der reinen Vernunft hingab, nachdem er an derselben unter andern auch den Versuch wahrzunehmen glaubte, die Erkenntnißgründe der Grundwahrheiten der Religion und der Moral von aller Metaphysik unabhängig zu machen. Die vollkommenste Musse, die ihm bey seinem Aufenthalt in Weimar zu Theil wurde, bestätigte ihn in dem Entschlusse, nicht eher nachzugeben, als bis er sich alle Räthsel, die ihm fast auf jeder Seite jenes tiefsinnigen Werkes aufstießen, gelöset hätte. Ie mehr er an die ungeheuren Schwierigkeiten zurückdenkt, die er bey dieser Arbeit zu bekämpfen hatte, und von denen er sich fast eben so oft niedergeschlagen als gereizt fühlte, desto mehr wird er überzeugt, daß er denselben ohne diese Musse und ohne jenes Bedürfniß seines Kopfes und Herzens durchaus nicht gewachsen gewesen wäre. Bey der ersten äusserst aufmerksamen Durch lesung sah er nichts als einzelne schwache Lichtfunken aus einem Dunkel hervorschimmern, das sich kaum bey der fünften ganz verloren hatte. Ueber ein Iahr lang enthielt er sich fast aller andern Lektüre …« 9 Siehe ebd., S. 51– 52: »Drey Iahre hindurch hatte er [der Verfasser, sc. Reinhold] philosophische Vorlesungen nach dem leibnitzischen Systeme gehalten, und die Schriften des grossen Stifters desselben, so wie seines würdigen Gegners Locke, waren ihm keineswegs nur aus den neuern philosophischen Produkten unsrer Landesleute bekannt.« 10 Ebd., 2. Buch, § VII , S. 200 – 202. 11 Ebd., §§ XV – XVI , S. 230 – 244. 12 Ebd., § XVI , S. 239: »… Die Form der Vorstellung muß genau von der Form des Vorgestellten, oder des Gegenstandes, unterschieden werden …« 13 Ebd., § XIX – XX , S. 264 – 272. 14 Ebd., § XXV – XXVI , S. 285 – 291. 6

Anhang

425

Ebd., § XXVII , S. 291– 297. 16 Ebd., 3. Buch, § XXXVIII , S. 323, 327; § XLIII , S. 346. 17 Ebd., § XXXVIII , S. 321: »Das Bewußtseyn überhaupt besteht aus dem Bezogenwerden der blossen Vorstellung auf das Objekt und Subjekt; und ist von jeder Vorstellung überhaupt unzertrennlich.« Ebd. § XL , S. 333: »Das Bewußtseyn der Vorstellung ist deutlich, in wieferne das Gemüth sich neben der Vorstellung auch noch seiner Selbst als des Vorstellenden, – das Bewußtseyn des Gegenstandes, in wieferne das Gemüth neben dem Gegenstand auch noch seiner selbst, – und das Selbstbewußtseyn ist deutlich in wiefern das Gemüth dabey sich keines andern Gegenstandes ausser seiner selbst bewußt ist.« 18 Ebd., § XLVIII , S. 359 – 362; § LV, S. 381– 382. 19 Ebd., § LXVII , S. 422 – 423: »Allein wir haben bereits oben (S. 347) eine andere Art von Vorstellung kennen gelernt, die jeder Erkenntniß so wie die Anschauung, unentbehrlich, aber von ganz entgegengesetzter Beschaffenheit ist; eine Vorstellung nämlich, die keineswegs unmittelbar durch die Art wie die Rezeptivität afficiert wird, sondern – unmittelbar durch die Art, wie die Spontaneität handelt, d. h. durch Verbinden entsteht.« Ebd., S. 423: »Die Spontaneität handelt hier [im Verstande] in einem weit höheren Grade …« 20 Ebd., §§ LXX – LXXII , S. 433 – 460. 21 Siehe z. B. ebd., § LXVIII , S. 426– 427. 22 Ebd., § LIX , S. 389 – 398; § LXI , S. 402 – 408. 23 Ebd., § L , S. 365 – 368; ebd. 2. Buch, § XXIX , S. 299. 24 Ebd., 3. Buch, § LI , S. 368 – 377. 25 Ebd., § LXXXIII , S. 534 – 538. 26 Ebd., § LXXXI , S. 511, 516; § LXXXII , S. 522 – 526. 27 Ebd., 2. Buch, § XVII , S. 249: »Sie [die Dinge an sich] sind dasjenige Etwas, welches dem blossen Stoffe einer Vorstellung ausser der Vorstellung zum Grunde liegen muß …« Ebd. S. 251: »Dadurch werden diese Prädikate keineswegs blosse Vorstellungen, denn der Stoff, der ihnen in der Vorstellung entspricht, gehört allerdings den Dingen an sich an …« Ebd., 3. Buch, § LXXXIV, S. 541– 542. 28 Mittelalterliche Unterscheidung zwischen zwei Modalitäten der Proposition, die entweder zusammengesetzt (in sensu com15

426

Anmerkungen des Herausgebers

posito) oder getrennt (in sensu diviso) ist. Diese Unterscheidung spielt eine wichtige Rolle in der Syllogistik; dazu siehe »Syllogismus / Syllogistik«, in: J. Ritter und K. Gründer (Hg.), Historisches Wörterbuch der Philosophie, Bd. 10, Basel 1998, Sp. 687– 707. 29 Vgl. GAgS, 84. Stück, den 25. May 1789, S. 841– 843.

PER SON EN R EGIST ER

Abbt, Th. 326 Abel, J. F. 381, 393 Adam, Ch. 343 Addison, J. 339 Ameriks, K. XXXII Antisthenes 23, 329 Archimedes 395 Aristippos von Kyrene 23, 329 Aristoteles 327, 329, 348, 369 Arndt, H. W. 326, 332

Born, F. G. 380 Born, I. von 308, 313, 421 Burke, E. 348

Baggesen, K. L. und F. Ch. A.

Danielsen, E. 340 Descartes, R. 42, 312, 343 Diderot, D. 368 Diemer, A. 325 Dierse, U. 340 Diez, I. C. XI , 347 Dod, B. G. 369 Dubos, J. B. 339

XV

Baggesen, J. XV, 349, 378, 399 Baltzer, C. M. 340 Battistini, A. 369 Baum, G. XX Baumgarten, A. G. XXXVI , 30, 33, 54, 312, 326, 328, 332–335, 342, 344–345, 348, 353–354, 362, 364, 375, 422 Benda, W. 326 Berkeley, G. 276, 341, 383, 407 Bernouilli, J. 325, 352 Bienenstock, M. XXXIV Bilfi nger, G. B. 312, 332, 334, 342–343, 352, 362, 364, 422 Boethius 369 Bondeli, M. XXII – XXIII , XXV, 352

Clemens Alexandrinus 396 Corr, C. A. 326, 332 Corrodi, H. 377 Corvinus, Ch. J. A. 312, 314, 422 Crusius, Ch. A. 328, 331–332, 335, 345, 350, 362

Eberhard, J. A. XXIV, XXXI , 199, 274, 279, 295, 326, 330–331, 339, 342, 346, 363, 369, 371, 375–377, 379, 381, 385, 387, 392–393, 395, 403, 410–411, 423 École, J. 326, 332 Engel, J. J. 329, 340 Erhard, J. B. 347, 413 Feder, J. G. H. XV, XXXV– XXXVI , 26, 256, 260, 272,

428

Personenregister

279, 295, 305–306, 308–313, 326–327, 329–333, 336–337, 341, 345–347, 349–350, 370, 379, 381, 383–386, 395, 398, 403, 410, 420–423 Ferguson, A. 348 Fichte, J. G. XXV, XXXIII Flatt, J. F. XV, XX, XXXV, 272–273, 278–282, 284–286, 295, 333, 370, 386–387, 397, 404, 409–410, 423 Forberg, F. C. XXIII –XXIV, 263, 346, 364, 371, 399, 403, 415–416 Frank, M. XXII –XXIII , XXV

Fuchs, E. XXII Fülleborn, G. G. XI , 326, 416 Funke, G. XXXII Fürstenau, C. G. 380 Gagnebin, B. 344 Garve, Ch. 69, 326, 339, 348, 423 Gebhardt, C. 343 Gerhardt, C. I. 330 Glaubitz, Fr. E. von 340 Goethe, J. W. von 339 Goubet, J.-F. XXXIV Green, Th. H. 341 Grose, Th. H. 341 Gründer, K. 426 Gueroult, M. XXXIV Gurlitt, J. 340 Hammacher, K. XXII Hausius, K. G. 380 Heller, E. 423

Hemmerich, G. 326 Henrich, D. XI , XXIII Herder, J. G. 339, 348, 363, 392 Heydenreich, K. H. XV–XVI , XIX–XX , XXIII , XXXV, XXXVII , 287, 296, 299– 304, 351, 365, 368, 370–371, 395, 397, 412–413, 415–416, 419 Hiller, K. 423 Hirzel, H. C. 340 Hobbes, Th. 341 Hofmann, J. E. 326, 332 Holbach, P.-H. Th. d’ 355, 396 Hume, D. 42–43, 184, 247, 257, 276, 336, 341, 361 Ivaldo, M. XXII Jacobi, F. H. 337, 363, 383, 386, 395, 398 Jakob, L. H. XXVIII – XXXIII , 351, 368, 382, 390–392, 401–402 Jessop, T. E. 341 Kant, I. XI , XIV, XVII , XXIII , XXVIII –XXX , XXXII , XXXVII–XXXVIII , 6, 9, 88, 104, 169, 181–185, 191, 193, 195–202, 207–208, 210–211, 215, 220, 222, 225–227, 235, 247, 261, 274–275, 277–278, 280, 285, 287–289, 296–298, 300–301, 308, 311–313, 320, 325, 327, 329, 331, 349, 352, 355,

Personenregister

369–373, 376–378, 382–383, 386, 392, 394–397, 401, 403, 413, 416–417, 421–423 Keil, R. XI Klemmt, A. XXVII Knoll, H. 340 Kopernikus, N. 316 Köppen, F. 386 Kosmann, J. W. A. XXVIII , XXX , 400 Kroner, R. XXV Lambert, J. H. 325, 352 Lauth, R. XX , 423 Lavater, J. C. 339 Leibniz, G. W. XXXVI , XXXVIII , 36, 39, 49, 123, 126, 131–132, 139, 183, 199, 221, 223, 236, 247, 307, 312, 330, 335, 337, 341, 343, 353, 358, 361, 369, 381–382, 386, 393, 420, 422, 424 Locke, J. 39, 43, 67, 123, 126, 131–132, 183, 247, 253, 307, 312, 314, 328, 337–338, 341, 348, 355, 358, 360–361, 364, 393, 396, 420, 424 Luce, A. A. 341 Maaß, J. G. E. 379, 423 Maaß, M. 381, 423 Maimon, S. XV Meiners, Ch. 336–337, 403, 423 Mendelssohn, M. 326, 363, 386 Mirabeau, V. R. de 340 Mirbt, E. S. 363

429

Molesworth, W. 341 Moretto, G. XXII Mues, A. XXII Nicolai, Ch. F. XV, 326 Oertel, G. Ch. 422 Orelli, J. K. 339 Pascal, B. 361 Paulus 349 Pfenninger, J. C. 404 Piché, C. XVI Platner, E. XXXVI , 36–37, 133, 312, 328, 334, 339, 342–344, 353–354, 363, 367, 376, 382, 423 Platon 23, 329 Pyrrhon von Elis 411 Raymond, M. 344 Rehberg, A. W. XI , 363, 370– 371, 413 Reid, Th. XX Reimarus, H. S. 312, 327–328, 331–332, 345, 351, 423 Reimarus, J. A. H. 375, 379 Reinhold, E. XI , XV Reinhold, K. L. XI–XXXVIII , 274–277, 287, 290, 295–298, 301–303, 312, 325–334, 336–340, 342, 344, 346– 349, 351–358, 360–361, 363–374, 376–378, 380–381, 383, 386–392, 394–407, 409–415, 417–424 Reusch, J. P. 312, 314, 422 Ritter, J. 426

430

Personenregister

Rötenbeck, G. P. 312, 314, 422 Roth, F. 386 Rousseau, J.- J. 343–344 Sales, D. de 340 Sauderson (oder Saunderson), N. 164, 368 Schmid, C. Ch. E. 351, 380, 390–391 Schmidt, J. G. 340 Schrader, W. H. XVIII, XXII Schultz, J. 375, 382, 391–392 Schulze, G. E. 330, 336, 339 Schwab, J. Ch. XXIII–XXIV, 346, 375, 388 Sedaine, M. J. 340 Seebohm, Th. XXXII Selle, Ch. G. 377, 382, 387, 423 Sextus Empiricus 274, 276, 280, 283, 406, 412 Shaftesbury (A. A. Cooper), Third Earl of 11, 111, 326, 339, 356 Sokrates 23, 310, 329, 422 Spinoza, B. de 42, 257, 312, 343, 355, 361 Stattler, B. 379, 423 Storchenau, S. von 340 Sulzer, J. G. 339, 342 Tannery, P. 343 Teichner, W. XVI

Thoman, M. 326, 332 Tiedemann, D. 377, 379, 387, 423 Tilliette, X. XXXIV Tittel, G. A. 376–377, 381, 387, 423 Tonelli, G. 328 Ulrich, J. A. H. 423 Varnhagen von Ense, K. A. 413 Verra, V. XV Vico, G. 369 Voigt, Ch. G. 423 Voltaire (Arouet), F. M. de 340 von der Stein, A. 325 Weishaupt, A. 379, 381, 423 Wieland, Ch. M. XI , 308, 313, 421 Wölfel, K. 339 Wolff, Ch. XXXVI, XXXVIII , 39, 236, 276– 277, 284, 312, 326, 328–329, 331–335, 342–345, 350–353, 355, 362, 382, 422 Young, E. 339 Zart, G. 341 Zoeppritz, R. 338

SACH R EGIST ER

Ableitung 82, 88, 103–104, 123, 135, 195, 217, 221, 294 Abstraktion XXI , 108, 113– 115, 380 Affi zieren / Affi zierung 145–147, 317, 365 Affi ziertsein / Affi ziert werden 59, 145–149, 152–153, 166 – 176, 213, 218, 269, 276, 318, 365, 390, 397 Aggregat 4, 325, 336 Akkomodationsphilosophie XXXI , 220 Allgemeines / Allgemeinheit XXXVI , 23–24, 30–31, 33–37, 39–40, 42, 44, 51–53, 58–60, 82–83, 91, 121, 193, 198, 203, 222, 307, 387, 406, 417–418 Allgemeingeltendes 69, 97– 98, 248 Allgemeingültigkeit 185, 355, 371 Analyse / Analysis XXXVII , 182, 202, 288–289, 297–298, 327, 371, 373, 377, 395, 412, 416 Analytik, transzendentale 208, 219, 221 Anschauen 164, 166, 288, 382, 397 Anschaulichkeit 63–64, 88

Anschauung XVII , XXVIII , XXX , XXXIII , XXXVIII , 16, 18–19, 21, 63, 83, 91, 120, 161–169, 171, 173–175, 184, 190, 193–194, 196–197, 199–203, 206–214, 218, 228, 257, 265–267, 269, 288–290, 295, 317–321, 329, 347, 355, 357, 368, 373, 375–377, 380, 382–385, 388–389, 392– 394, 401–402, 413–414, 416, 425 – a posteriori / a priori 174–175, 269, 382 –, äußere / innere 171–174, 176, 211–212, 225, 258, 369, 382 –, empirische 172, 176, 197, 207, 269 –, intellektuelle XXXII – XXXIV, 170, 173–175, 267, 269–270 –, rein intellektuelle / rein sinnliche / rein vernünftige 175, 269–270 –, sinnliche 169, 172–176, 197, 211, 221, 258, 267, 269, 346, 382–383 Anschauungsvermögen XXXIII , 402 Antikantianer XXXI , XXXV, XXXVII , 220, 248, 256, 258, 370 Antinomie 223

432

Sachregister

Anwendbarkeit / Anwendung XII , XXXIV, 4, 36, 71, 76, 81, 151, 192, 209, 211, 244, 324, 347, 392 Apperzeption 208–210, 355, 376, 385 Apprehension 37, 197, 317 Arithmetik 67, 307, 335, 420 Art XXI –XXIII , XXVI , XXVIII , XXXVIII , 17, 20, 24–25, 31, 39, 44, 47, 49–50, 88–90, 108–110, 114–115, 124, 132, 136, 140, 143– 144, 150, 152, 154, 157–158, 161, 163, 165, 167–168, 170, 186–189, 192–194, 196, 209–211, 213, 223, 225–228, 236, 238, 245–246, 251, 257–258, 265–266, 268–269, 288, 292–295, 315, 327–328, 332–333, 337, 342, 367–369, 374, 390, 393, 397, 401–402, 407, 409, 416, 418, 421, 425 Ästhetik, transzendentale 199, 203, 211, 221 Atheismus /Atheist 42, 130, 255, 257 Ätiologie, rationale 65 Axiom 86 Bedingung XXV, 24, 52, 85, 98, 104, 107–108, 119, 141, 177, 185, 190, 208–210, 217–218, 237, 259, 288, 347, 349, 353, 357–359, 361, 364, 373–374, 381–386, 389–390, 397, 400, 406–407, 411, 414–415, 419

Begehren 95, 347 Begehrungsvermögen 60, 63, 95, 189, 193 Begreifen 288, 375, 386, 397 Begriff XVII, XX–XXII, XXIV, XXVIII–XXXI, XXXVI–XXXVIII , 5–6,

8, 14–21, 24, 26, 28, 30–33, 37, 39–40, 44, 46, 48, 50, 52, 54–55, 57–58, 64, 72, 78–79, 83, 85, 88–89, 91–95, 97–98, 100–102, 104, 106, 108, 110, 113–117, 119–123, 131–133, 135, 139, 141, 143– 144, 152–154, 158, 161–167, 173, 176, 181–182, 184–189, 194–206, 208–219, 225–228, 233, 236–241, 243–247, 255, 257–258, 261, 263–269, 278, 282–283, 288–290, 292– 298, 300–303, 306–307, 312, 314, 317–318, 320, 326–330, 332–333, 336, 341, 343, 345–347, 349–351, 353–357, 359–363, 365, 368, 370–379, 382, 384–386, 388–393, 395, 397, 401, 406, 409, 413–419, 422–423 – der Philosophie XIV, XVII , 13–22, 24–29, 34, 36, 39–41, 44–49, 51, 61, 292, 305– 306, 335 –, allgemein geltender / allgemeingültiger 98, 374 –, allgemeiner 83, 97, 217, 336, 382, 401 –, angeborener 36, 330, 334, 381

Sachregister

–, bestimmter XIX , 13, 15–18, 22, 24, 29, 31, 45–46, 61, 73–74, 89, 100, 104, 110, 119, 122–123, 141, 158, 186–187, 194, 204, 225, 244, 262, 269, 288, 292, 294, 366, 397, 417 –, reiner XXI , 8, 114, 131, 217 –, ursprünglicher 105, 113– 117, 119, 158, 334 Begründung XXXVIII , 203 Beobachtung 18, 40, 315, 337, 339, 352, 381, 419 Beschaffenheit XII , XXXII , 22, 38, 40–41, 71, 126–127, 134–135, 137, 142, 146–150, 167–170, 172–176, 219–220, 239, 269, 312, 336–337, 343–344, 358–359, 366, 383, 387, 408, 410–411, 425 Bestandteil XX–XXI , XXIII , XXVI , 83, 113, 115, 118, 123, 131, 138, 140, 154, 164–165, 195, 304, 344, 358–359, 361, 414 Bestimmtheit 15, 76, 216, 234, 239 Bestimmtwerden 276, 397 Bestimmung XII , 23, 27, 44, 70, 75, 82, 108, 114, 138, 193, 195, 263, 277, 288, 324, 326–327, 333, 349, 354, 363, 380, 385, 391 Bestimmungsgrund 72, 103, 235 Beweis 42, 86–87, 124, 144, 188, 193–195, 199, 203– 205, 215, 225–226, 228, 231, 233–236, 263, 271–272,

433

275–276, 279, 281–282, 285, 290, 298, 302, 309, 315, 335, 351, 364, 371, 387, 392, 399, 405, 409, 412 Bewußtsein XVIII –XXI , XXIII –XXVI , XXIX , XXXVII –XXXVIII , 7, 17, 30, 39, 48, 56, 58–59, 62– 63, 71, 78, 80, 93, 99–103, 105–110, 113–119, 121–124, 126–131, 136–138, 142, 144, 152–154, 156–165, 171, 174, 186, 188–189, 191, 193–197, 200–202, 204–205, 209–213, 239–240, 242, 245–246, 257, 259, 264–265, 275, 281–282, 290–291, 293–295, 298, 301, 303, 311, 317, 355, 359–361, 364–365, 367, 370, 373, 376, 385, 390–391, 400, 406– 409, 414, 416, 419 – der Vorstellung XXVI – XXVII , 148, 154–159, 161, 164–165, 245, 264 – 265, 317, 367, 401, 425 – des Gegenstandes / Objekts / Vorgestellten XXVI , 144, 154–156, 158–159, 161–162, 209, 212–214, 228, 245, 265–266, 317, 367, 401, 425 – des Vorstellenden (Subjekts) (s. auch Selbstbewußtsein) XXVI , 154–157, 245, 317, 356, 367, 401 – überhaupt 109, 152–156, 209, 227, 245, 265, 366–367, 401, 425

434

Sachregister

–, bloßes XVIII , XXXVIII , 7, 100–101, 104, 106, 117, 157, 195–196, 372 –, deutliches / dunkles / klares XXVII , 154–158, 164, 264, 317, 367 Beziehen / Beziehung XXI , XXIII –XXIV, XXXIV, 100, 106–107, 124, 137, 159, 173, 192, 194–195, 239–240, 268, 270, 281, 319, 366, 369, 385, 390 Bezogensein / Bezogenwerden 118, 131, 153, 160, 162–163, 213–214, 228, 266, 282, 356, 366–367, 425 Charakter 38–39, 44, 78–79, 121, 198, 208, 240 Data 235, 243 Deduktion XVIII , 58, 194, 208, 216, 219, 226, 375, 384, 390 – der Kategorien 208, 210– 212, 215, 219 Defi nition XXVII , XXIX , XXXV–XXXVI , 13–14, 16, 29–30, 44, 47, 91–93, 102, 160, 308, 314–315, 327–331, 333–334, 340, 352, 356, 376–377, 396, 401 Denkbares / Denkbarkeit 19, 35, 55, 88–89, 92, 94, 210, 243, 286, 354, 405, 409 Denken 8, 15, 18–19, 25, 34, 55–56, 64, 75–76, 81, 83, 87–90, 92, 94, 166, 243,

250, 283, 286, 288, 307, 317, 323, 345–346, 349, 370, 378, 384, 397–398 Denkkraft 5, 16, 35, 75, 81, 198, 412 Determinismus / Determinist 223, 255, 257 Deutlichkeit XXVI , 160, 367 Dialektik, transzendentale 216–217, 219, 221, 224, 388 Ding, denkbares / logisches / reelles 92 –, vorgestelltes / vorstellbares XII , XXIX , 56 Ding an sich / außer uns XII –XIII , XVI –XVII , XXIX–XXXII , XXXIV, XXXVI , 8, 54–57, 80, 88–89, 92–94, 98, 100–101, 116, 123, 126–130, 138, 151– 152, 161, 166, 184, 189, 191, 198, 209–213, 216, 219–225, 228, 237, 257–258, 276–277, 279–280, 284–285, 295, 319–321, 332, 337, 346, 360, 379–380, 386, 391–395, 404, 407–409, 425 Dogma / Dogmatiker / Dogmatismus 28–29, 91, 97, 130, 221, 247, 255, 274, 276, 278, 333, 353, 361, 411 Eigenschaft XIII –XIV, XX– XXI , XXVII , XXXVI , 23, 58, 75–76, 83, 87, 93–95, 115, 124, 130, 143–144, 162, 165, 167, 185, 207, 221, 237, 248, 265, 280, 292, 320–

Sachregister

321, 328, 337, 341, 343, 346, 363, 367, 379, 383, 418 Einbildungskraft 5, 7, 41, 43– 44, 57, 61, 315, 341 Eindruck 16, 18, 27–28, 36, 38, 40–43, 59, 126, 175, 197, 204, 238, 341, 343, 358, 380, 407 Einheit XXV, 76–77, 94, 136–138, 140, 142, 150, 165, 190, 194, 205–206, 211–212, 214, 217–218, 263–264, 270, 317, 347, 355, 364, 375, 377, 384–385, 389–390, 394 –, absolute / unbedingte 237, 318, 347 –, objektive / subjektive 94, 165–166, 211, 214–215, 385 –, synthetische 208–211, 373, 376, 385, 389 Einwirken / Einwirkung 126, 140–141, 167, 218, 276 Eklektiker 44, 310, 336, 353 Elementarphilosophie XIV– XV, XVII –XVIII , XXI , XXIII , XXV–XXVII , XXXII , XXXVI –XXXVII , 3–4, 7–8, 57, 59, 62–63, 96– 98, 103–104, 106, 108, 110, 184–185, 193–194, 218, 232– 233, 240, 244–247, 270, 288, 323, 325, 349, 356, 373, 397, 399 Empfangen / Empfänglichkeit 38, 131, 134–135, 139, 141, 146, 362, 365 Empfi ndbares / Empfi ndbarkeit 88, 129

435

Empfi nden / Empfi ndung XXX , 15–16, 18–19, 25–26, 28, 36, 41, 56, 76, 83, 99, 120, 131, 173, 197, 209–210, 249, 290, 315, 317–318, 330, 338, 357, 362, 369–370, 373, 376, 378–379, 387, 401, 414 Empfi ndungsvermögen 131 Empiriker / Empiristen / Empirismus 27, 39, 42–44, 51, 202, 247, 310, 326, 355 Erfahrung XXXI , 18, 26– 28, 30, 32, 34–36, 38, 40, 42–43, 53, 60, 96–99, 116, 123, 177, 181, 190, 193–199, 207–208, 210–212, 219–222, 226–227, 276, 289, 316, 319–320, 329–330, 332, 338, 340, 343, 358, 366, 373– 376, 378, 381, 383, 385, 387, 389–390, 395 –, äußere / innere 43, 81, 86, 116, 123, 126, 177 Erkennbares / Erkennbarkeit XXXII , 28, 34, 36, 53, 77, 160, 175, 177, 192, 220, 267, 354, 386, 409, 423 Erkennen 25, 81, 166, 238, 343, 370, 376, 391 Erkenntnis XVII , XXVI – XXXIV, 13, 27, 29–30, 37–38, 41–42, 51, 70–72, 75, 78–80, 82, 91, 109, 121, 156–162, 164–167, 175, 181, 186, 191, 193, 213, 217, 219– 224, 245, 264–268, 292, 305, 312, 314–315, 317–320, 329–330, 332, 335–338,

436

Sachregister

343–344, 346–347, 351, 355, 357, 365, 367, 373–375, 378, 382, 386–392, 394–395, 401–402, 411–414, 417, 421, 425 – a posteriori / a priori 109, 175–176, 191–192, 219, 267– 268, 270, 318 – überhaupt XXVI , XXVIII , 167, 177, 192, 221, 258, 264–266, 268–270, 367–368, 400 –, empirische / reine 109, 175– 176, 374, 376 –, intellektuelle / sinnliche 175–176, 268, 270 –, objektive / subjektive 110, 177, 191 Erkenntnisgrund XX , 30, 54, 91, 176, 184, 233, 255, 257, 289, 332, 335, 344, 351, 405, 424 Erkenntnisvermögen XX , XXXVIII , 29, 40, 46, 63, 182–185, 189, 191–193, 203, 208, 227, 289–290, 293, 296–297, 299, 310–311, 314–315, 334, 339, 371, 374, 382, 395, 415–416, 423 –, höheres /oberes / unteres 175–176, 192, 222, 269 Erörterung XI , XIII , XIX , XXI , 8, 40, 135, 167, 181, 183, 196, 199–200, 202, 209, 215, 226–228, 234, 239, 248, 262, 264–266, 268– 271, 289, 305, 312, 314–315, 320, 324, 375, 383, 413, 416

Erscheinung (s. auch Phänomenon) XII , XXVIII , XXX–XXXI , XXXIV, 81, 151, 191–192, 197, 211–212, 219–222, 235, 274, 280–281, 284, 287, 318, 346, 377, 381– 382, 386, 391–394, 406 Evidenz 44, 79, 85, 91, 102, 109, 196, 219, 238, 259–260, 262 Faktum (s. auch Tatsache) XX , 74, 99, 102, 153, 157, 193–195, 217, 242, 266 Fatalist 255 Folge XXXVII –XXXVIII , 3–4, 13, 32, 61, 76, 78, 84, 90, 121–122, 168, 184, 186, 203–204, 210, 231, 251, 257, 261, 278, 285, 287, 332, 350, 359, 379–380, 397, 409, 424 Folgesatz 84, 104, 231, 412 Form XIX , XXII , XXV, XXIX–XXX , XXXIV, XXXVI , 19, 22–25, 27, 38, 42, 59–61, 63–64, 82–85, 88–90, 122, 125–128, 130– 135, 140, 143, 145–146, 148– 149, 168, 170–176, 184, 186, 193, 196–197, 199, 201–203, 205, 207–212, 214–218, 221, 223–224, 228, 234, 258, 263–264, 267, 270, 276, 286, 308, 317–319, 331, 346–347, 352–353, 359–361, 364–365, 378, 380, 382–383, 388– 394, 400, 407–408, 414, 424

Sachregister

– der Rezeptivität XXV, XXXIII , 138, 141–143, 145–146, 149–150, 175, 205, 264, 267–270, 317, 364–366, 400, 414 – der Spontaneität XXV, 140– 145, 150, 175, 317, 364–366, 390, 400, 414 – der Vorstellung XVIII , XXV, 50, 52–53, 57–60, 62– 63, 125–129, 131, 133–135, 137, 140–141, 143–145, 148– 153, 164, 166–167, 173–175, 177, 185–186, 191–194, 203– 207, 213, 218, 226, 246, 257, 263–264, 267–268, 276, 282, 285, 317, 346, 359, 362, 391, 397, 400, 407–408, 424 – des Begehrens / Erkennens 192–193 Freiheit 60–61, 65, 77, 85, 223, 274, 280, 307, 347, 405 Fundament XIV, XXI , 3, 110, 193–194, 199, 225–226, 234, 240, 259, 373, 399 Fundamentalsatz 51, 226–227 Gattung XXI –XXIII , XXVII , XXX , XXXVII – XXXVIII , 21, 24, 31, 44, 49–50, 54, 88–90, 93, 108– 110, 114–115, 186–188, 194, 209–211, 228, 238, 242, 244–247, 257, 268, 292–295, 328, 333, 337, 346, 352, 373, 401, 416, 418 –, nächste 20–21, 24–25, 47, 94, 308, 327

437

Gebrauch 26, 157, 190, 198– 199, 207, 210, 219, 282, 305–306, 310, 318–319, 324, 330, 347, 374, 378, 385, 388–389, 392–393 Gedanke 64, 69, 88, 92, 99, 288–290, 297, 342, 345– 346, 357, 377, 379, 383, 392, 414, 416 Gefühl 44, 256, 288, 292–293, 337, 340–341, 349, 358, 379, 381, 416 Gegenstand (s. auch Objekt) XVII , XXIII , XXVI , XXVIII , XXXI , XXXVI , 15, 18, 22, 24, 31, 40–41, 43–44, 52–53, 56–61, 63– 65, 76, 89–91, 93–94, 100, 110, 116, 123–129, 137–138, 143–144, 146, 148, 150–154, 158–166, 170–177, 190, 192– 193, 195, 197–198, 200–202, 204, 206–208, 213–214, 216, 219–222, 224–226, 228, 233, 265–267, 269–270, 276, 283–285, 290, 294–295, 298, 302–303, 305, 317, 319, 336, 346, 349, 354, 356, 359–360, 365–366, 368, 373–375, 378, 381–387, 389, 391–394, 397, 400–402, 406–409, 411–412, 414, 419, 424 – an sich / außer uns 40, 204, 318, 365, 383, 407–408, 411, 414 –, bestimmter 160, 222, 224, 265–266, 367, 400, 402

438

Sachregister

–, vorgestellter XXVII , 38, 63, 95, 127–128, 151–152, 157, 161, 198, 205, 226, 228, 264, 266 Geist, menschlicher 22–23, 61, 77, 80–81, 183 Gemüt 40, 121, 126, 129, 131, 134–135, 139, 145–146, 152–153, 166, 168–172, 176, 196, 204, 269, 274, 320, 360, 362, 365, 381, 394, 400, 406–407, 425 Genie 23, 43, 287, 339 Geometrie 64, 204, 307, 335, 380, 420 Gerechtigkeit 73–74 Geschichte 26, 30, 43–44, 78, 86, 104, 249, 279, 315–316, 332, 404, 410 Gesellschaft, bürgerliche 70–71 Gesetz 4–5, 15, 19–20, 23, 34, 39, 44, 64, 71–78, 81, 85, 89–90, 95, 190, 212, 217, 223, 251, 305–306, 318, 320, 330, 340, 385, 393, 405 Gewißheit 121, 184, 275, 379–380, 385 Glauben 61, 275, 282, 307, 405 Gott / Gottheit XXVIII – XXIX , XXXII –XXXIV, 29, 43, 50, 60–61, 72, 133, 151, 175–176, 225, 251, 266–268, 274, 276, 279, 281, 320–321, 343, 390, 404– 406, 410

Grad 160, 200, 218–219, 260, 316, 339, 363, 389–390, 425 Grund XIV, XVI , XXXII – XXXIV, XXXVII – XXXVIII , 3–4, 6–7, 9, 18–19, 24, 26, 28–30, 32–35, 38, 40, 44–45, 47, 50–51, 54–55, 58, 60–61, 63, 69, 72, 75–76, 78–80, 84, 86– 87, 90–91, 98, 101, 118–120, 122, 124, 132–134, 137, 149, 151, 153, 166, 168, 182, 184, 186, 189, 196–199, 202– 204, 209–210, 219, 221–226, 231–235, 237, 241, 243–244, 247–248, 255, 257–261, 268, 272, 279–280, 282–283, 285–288, 293, 298–299, 305–306, 312, 318–321, 329–330, 332, 334, 336, 345–346, 351, 371, 380, 382, 386, 391, 397, 399, 404–405, 421 –, allgemein geltender XIII , XVIII , XX , 59, 62, 98, 184–185, 259, 287–288, 294, 296, 300–301, 397, 417 –, erster / letzter 29, 35, 42, 54, 59, 75–76, 80, 152, 185, 187–188, 193–194, 221, 257, 381, 386 –, objektiver / subjektiver 208, 212, 220, 223, 384, 411 –, zureichender 28–30, 35–36, 50, 54, 57–58, 134, 381 Grundkraft 342, 363 Grundsatz XIII , XVII , XXII –XXIII , XXVI ,

Sachregister XXIX , XXXVII , 3, 19, 36–

37, 40–43, 69, 82–84, 87– 88, 97, 103, 110, 184, 190, 194, 204, 208–211, 235–237, 243–245, 247–248, 261, 280, 288, 298, 301, 309, 334, 348, 351, 354, 379, 385, 388–389, 393, 395, 403, 409, 419 – der Moral und des Naturrechts XX , 97, 245, 255, 257–258 – der Philosophie XIX–XX , 69, 243 –, allgemein geltender XIII – XIV, XVI , 69, 76, 80, 82, 90–91, 96, 98, 103, 110, 184–185, 233, 235–236, 250, 255, 258–259, 289, 397, 412 –, allgemeingültiger 184–185 –, erster XIV, XIX , XXXVI , 69, 75–76, 82–83, 85–87, 89–92, 94–97, 103–104, 106, 108, 110, 184–185, 190–191, 194, 196, 227, 233, 235, 239, 243–245, 247–248, 251, 255, 257–259, 261–262, 283, 285, 289, 301, 353, 386, 399 Grundwahrheit der Religion und der Moralität XX , 61, 184, 233, 255, 257, 289, 424 Gültigkeit 277, 374, 383, 385– 386 Handlung XXXVIII , 19, 72, 99–101, 118, 132, 138, 140– 142, 145, 148, 150, 166–167,

439

170–171, 173–174, 195, 200, 202, 218, 223, 241, 265, 267, 269, 317, 348, 351, 365, 368, 394 Hervorbringen / Hervorgebrachtwerden 131–132, 135, 140–141, 276, 290, 298, 361–362, 397, 407, 419 Ich 124, 154, 156, 159–160, 342, 355–356, 407, 422 Ideal 223, 349 Idealismus / Idealist 91, 144, 207, 276, 283, 298, 319, 383–384, 386 Idee XVII , XXI , XXVIII – XXXI , XXXIII –XXXIV, XXXVII , 4, 14, 50, 52, 58, 60–61, 64, 78–80, 84–85, 108, 110, 114–115, 120, 123, 132, 143, 151, 182, 184, 186–189, 193–194, 210–211, 216–219, 222–225, 228, 257– 258, 266–268, 270, 272, 275, 281, 287, 290, 293–295, 304, 318, 323, 325–326, 342–344, 346–347, 350, 352, 356–357, 374–375, 380–381, 389–391, 394, 414 Individualität / Individuelles / Individuum 31, 39–40, 42– 44, 59, 61, 80, 83, 90, 278– 279, 333 Induktion 223–224 Influxist 319 Inhalt XXII , 16–17, 19, 22, 25–26, 36, 61, 79, 82–84, 103, 106, 120, 185–187, 223,

440

Sachregister

246, 275, 289, 292, 349, 352, 357, 377–378, 388, 392–393, 399, 418 Kantianer XXXI , XXXV, 207, 220, 248, 370, 392 Kategorie 210, 215, 217, 221, 374, 384, 388–390, 392–393 Kausalität 65, 284, 312 Klarheit XXVI , 160, 164, 216, 367 Körper (Leib) 139–140, 314– 315, 319, 342–343, 364, 381, 383 Kosmologie 65, 220, 223, 333, 339 Kraft 50, 71, 122, 131, 133, 138–139, 141, 154, 169, 250, 269, 295, 320, 332, 341–343, 358, 362–364, 376–377, 380, 384, 388 –, vorstellende 35, 49, 101, 120–122, 125, 132–134, 139, 141, 238, 303, 342, 362, 379 Kritik der (reinen) Vernunft XII , XIV, XXXVII , 6, 27–28, 34, 89, 128, 169, 181, 183– 188, 190–191, 193–199, 201– 204, 206–209, 211, 215–216, 219, 221–224, 226–228, 247, 258, 261, 266, 271, 275, 277, 281, 288, 293, 301, 316, 320, 324, 370–373, 397, 401, 406, 413, 424 Leibnizianer XXXVIII , 36– 37, 39, 133, 201, 319, 330, 334, 342, 355, 367, 376, 380

Logik 24–25, 30, 34, 64, 79, 85, 89–91, 95–97, 103, 108, 184, 199, 201, 216, 232–233, 243, 259, 281, 306–307, 313, 315, 335, 337, 378, 388, 420 Mangel XIII , XVI , 3, 5, 17, 21–22, 30, 46, 79–80, 90– 91, 94, 96, 130, 191, 232, 255, 257–258, 262, 284, 319, 323–324, 392–393, 399 Mannigfaltiges / Mannig faltigkeit XXIII –XXV, XXXIII , 94, 136–142, 148, 150, 165– 166, 171, 174–175, 190, 194, 205, 208–210, 214, 217–218, 237, 263–264, 267–270, 317, 347, 354, 364, 373, 375–376, 384–386, 390, 399–400, 409 Materialien XXXVII , 13–14, 22, 42, 57, 83, 187, 190, 324, 326, 338, 373 Materialismus / Materialist 91, 122, 129, 139–140, 237, 255, 258, 319, 355 Materie XXII , 22, 82, 330, 382 Mathematik XXXVIII , 64, 90, 97, 194, 197, 199, 281, 307, 335, 377, 380, 420 Menschenverstand, gesunder (gemeiner) 236, 256, 278, 395, 404, 412 Merkmal XVII , XIX , XXI , XXIV, XXVII , XXXIV, 6– 7, 16–29, 31–36, 38, 40–42, 46–47, 51, 53–60, 62–64, 73,

Sachregister

78–80, 82, 88–95, 100–102, 104–110, 113–117, 119, 122– 123, 128–129, 131–132, 134, 138, 143–144, 150–152, 158, 165–166, 186–190, 192, 195– 196, 198, 200–201, 206–207, 214, 219–220, 222–223, 226, 237–242, 244–246, 258–259, 262, 268, 286, 293, 295– 296, 301, 305, 320, 326– 328, 347, 354, 356–357, 362, 366, 394, 401, 409, 413 Metaphysik 24–25, 30, 43–44, 63–65, 79, 85–87, 89–90, 92–96, 101, 103, 108, 184, 191, 193, 216, 221, 224, 243, 307, 311, 319, 332, 335–336, 344, 353–354, 374, 376, 381, 394, 420, 422, 424 Methode 234, 274, 277, 279, 289, 352 Mißverständnis XII –XIII , XV–XVIII , XXXVI , 3, 7, 9, 78, 80, 88, 93, 130, 152, 181, 204, 206–207, 231–232, 237–243, 246, 249, 258, 260–262, 264–265, 271–272, 278, 286, 295–296, 301, 319, 321, 359 Modalität 215, 425 Möglichkeit XII , XIV, XXIX , XXXVI , 32, 41, 45, 55, 59, 69, 72, 82, 91, 95, 108, 118, 124, 133, 137, 143, 145, 150, 153, 158, 168–171, 174, 191, 194, 204–205, 213, 216, 219, 223–224, 250, 318, 332, 349, 351, 353–354, 358,

441

362–363, 374, 381, 385, 389, 399, 412 – der Erfahrung 193, 208, 219, 221, 226, 383–384 – des Bewußtseins 194, 283 –, bestimmte 32, 38, 48, 51– 52, 54, 58–59, 88, 139, 204 Moral 25, 30, 60, 75, 85–86, 95–96, 130, 184–185, 233, 255, 289, 307, 335, 347, 420 Moralität 71, 223, 293, 349 Natur 15, 19, 29, 35, 38–39, 48, 64–65, 70–71, 77–78, 80, 97–98, 100, 105, 118, 122, 128, 133, 138–142, 144, 184, 198–200, 205, 211, 213, 216, 219, 221–222, 237–238, 258, 266, 296, 301, 305–306, 308, 314, 317, 319, 330, 335, 342, 362, 385, 399 Naturalismus / Naturalist 130, 255–256, 279–280, 306 Naturrecht 60, 75, 85–86, 95– 96, 130, 185, 233, 255, 289 Negation 56, 89, 107 Notwendiges XXXVI , 23–24, 30–34, 36, 38–40, 42, 51, 58–60, 78, 83, 198, 376 –, absolut / hypothetisch 33– 36, 52–53, 62, 79–81 Notwendigkeit XXII 5, 31–35, 40, 42, 44, 51, 53, 58, 78, 80, 82, 84, 98, 121, 193–195, 198–199, 203–205, 208, 210–212, 280, 301, 307, 334–335, 354, 375, 379, 387, 406, 413, 420

442

Sachregister

–, absolute / innerliche / unbedingte 33, 334 –, hypothetische / äußerliche / bedingte 33, 58, 334 –, objektive 275, 282 Noumenon XII –XIII , XXIX , XXXIV, 151, 220, 222–223, 284–285, 295, 346, 390–392 Objekt (s. auch Gegenstand) XIX–XX , XXIII –XXIV, XXVI , XXXI –XXXIII , XXXVI , 18, 26–27, 35, 51, 53, 60, 74, 83, 93–94, 99– 102, 105–107, 110, 113–121, 123–131, 136–138, 143, 146, 148–150, 153–154, 156–157, 159–166, 171, 173–174, 176, 188–189, 191–192, 194–195, 206–207, 209–214, 219, 223–225, 227–228, 239, 246, 262, 265–266, 269, 275, 281–284, 294, 297–298, 302–304, 306, 317, 335, 338, 346, 348, 355–357, 360–361, 366–367, 369, 376, 380, 385, 390, 392–393, 401, 408, 413, 419, 425 –, vorgestelltes XIX , XXIV, XXVI , 50, 63–64, 109, 128, 148, 165, 219, 228, 284, 303, 355, 357, 359, 406, 409, 414–415, 419 Offenbarung 274–275, 405– 406 Ontologie 54, 57, 64, 90–91, 93, 96, 233, 333, 344, 354

Organisation 122, 139–140, 315, 411 Pantheismus 133 Paralogismus 223, 276 Pfl icht 44–45, 60–61, 70–76, 83, 151–152, 233, 243–244, 247–248, 255, 259, 292–293, 306 Phänomen (s. auch Erscheinung) XII , XXIX , 151, 216, 222, 390–391, 406 Phantasie 8, 16, 19, 29, 125, 344 Philosoph von Profession 4, 13, 25, 101–102, 250, 255, 271, 349 Philosophia prima XVIII , 54, 57, 96, 344, 354 Philosophie XII – XVII , XXVI , XXXIV–XXXVI , 3–5, 8, 13–17, 19, 21–31, 33–36, 38–54, 59–62, 78–79, 82, 84–85, 87, 90–91, 96– 98, 102, 104, 113, 121, 130– 132, 151, 182–183, 190, 193, 225–226, 228, 232–233, 235–236, 239–240, 243– 245, 247–250, 255–261, 278, 285, 289, 292, 305– 308, 310, 313, 315–316, 319–321, 323–325, 329– 333, 335–337, 339–340, 347–348, 355, 359, 372–374, 396, 398–399, 409, 411–412, 417–418, 421–422 – der Philosophie XVIII , XXXVI , 44

Sachregister

– überhaupt XVII , 3, 24, 26, 30, 34, 49, 63, 103, 130, 305 –, allgemeine praktische 79, 351 –, angewandte 34, 36, 53, 79, 81 –, eklektische XXXVI , 39, 340 –, empirische 42, 53, 62 –, erste 91–92 –, Kantische XXVIII , 183, 227, 235, 247, 261, 271, 275, 278, 285, 288, 296, 300, 406, 416–417 –, kritische XIII , XVI , XXIX , XXXII , 4, 8–9, 27, 104, 163, 166, 181–182, 184, 199, 201, 204, 207, 215, 227– 228, 247, 258–259, 261–262, 266, 268, 271–272, 284, 294, 311–312, 324, 369, 384, 390, 411 –, Leibnizische / Leibniz-Wolffische XXXVI , 36, 39, 221, 247 –, Lockische 247 –, Popular- 40, 308–310, 315, 326, 412 –, praktische 63, 65, 95–97, 103, 185, 193, 233, 246–247, 347, 373 –, reine 34, 36, 39, 53, 60, 62– 63, 79–81, 91, 96 –, theoretische 63–64, 95–97, 103, 185, 193, 233, 246–247, 373 Popularphilosoph 4–5, 14, 24, 28, 40, 85, 277, 279–280,

443

285–286, 306, 310, 315, 336, 408, 422 Prädikat XXII , XXXII , XXXVIII , 31–33, 54–55, 57, 78, 82, 84, 90, 95, 105, 107, 116–117, 120, 141–142, 196–197, 200–202, 207–208, 212, 214–215, 221, 237–238, 241, 277, 284–285, 299, 321, 344, 346, 349–351, 353– 354, 359, 378, 394, 408, 425 Prämisse XXIII , XXXVII – XXXVIII , 8, 84, 93, 110, 182, 186, 203, 217, 226–227, 242–243, 245–247, 257, 259, 275–276, 281, 288, 290, 292–293, 296–297, 300, 324, 371–372, 397, 406, 412, 416, 418, 420 Prinzip XII , 4, 9, 29–30, 36, 57, 60–61, 76–77, 79–81, 130, 152, 167, 184, 186, 193, 208–209, 217, 221, 226–227, 233, 246, 248, 261, 287, 295, 300, 307, 312, 323, 327, 335, 351, 358, 373, 375, 378, 384, 389, 409, 412, 420 –, allgemein geltendes XII – XIII , 3, 77–78, 130, 250, 278, 324, 333, 355 –, allgemeingültiges XX , 151, 297, 349, 355 –, erstes / letztes XIII , XXV, 3, 43, 54, 57–59, 62–63, 77–78, 87, 91, 93, 97, 218–219, 225, 236, 251 Priorität 193–194, 198–199, 203, 208, 210–212, 380

444

Sachregister

Propädeutik 193, 374 Psychologie 43, 65, 86, 89, 220, 223, 233, 311, 314, 333, 339 Pyrrhoniker 274, 281 Qualität / Quantität 138, 215 Raisonnement 7, 98–99, 113, 158, 195–196, 198, 219, 223, 236, 241, 246, 297 Rationalismus / Rationalist 39, 43, 51, 202, 247 Raum 197, 203–207, 218, 223, 312, 318, 374–375, 377–384, 386 –, bloßer 21, 64, 205–207, 264 –, erfüllter / leerer 204–205, 207, 381 Realität XXXIV, 40, 43, 56, 75, 151, 192–193, 274, 321, 374, 383, 386, 391–392, 402 Recht 44–45, 60–61, 70–76, 151–152, 233, 243–244, 247–248, 255, 259, 306, 323, 340, 349 Reflexion XXI , 42, 99, 102, 114–115, 157, 241, 246, 338, 413 Reizbarkeit 122, 140 Relation XXII , 215 Religion 44, 60, 255, 273–274, 279, 323, 398, 404 Rezeptivität 59, 131, 133–135, 138–143, 145–150, 167–168, 170, 172–173, 176, 217, 269, 314, 317–319, 361–362, 368– 369, 402, 407–408, 425

Satz XXII –XXIII , XXXVIII , 31, 69–70, 76, 78, 80–85, 89–91, 93, 96–98, 102–104, 107–110, 113, 167, 190, 193–196, 203, 211–212, 226–227, 231–234, 236–244, 246, 248, 257, 260, 263– 264, 274–278, 281, 283–287, 289–290, 297–298, 300, 316, 320–321, 325, 333, 336, 350–352, 354, 365, 377–378, 389, 392, 398–399, 409, 417 – der Erkenntnis XXVII , 109, 157–161, 218, 264–266 – der Kausalität 276–277, 397 – des Bewußtseins XIX–XX , XXII–XXIII , XXV–XXVII , 99, 101–110, 113–114, 117, 119, 122–123, 144, 163, 185, 195–196, 225, 228, 239–241, 244–246, 262, 264, 281– 283, 331, 399 – des / vom (zureichenden) Grund(es) 276, 282–283, 331, 397 – des Selbstbewußtseins 218 – des / vom Widerspruch(s) XXXVI , 87–89, 91–92, 204, 278, 285–286, 353–354, 378–379 Schließen 37, 217 Seele XXVIII , 37, 42, 49, 60–61, 101, 133–134, 139, 142, 154, 212, 224, 237–238, 266, 281, 314–315, 319, 334, 341–343, 348, 358–359, 362–364, 379–380, 392–393, 423

Sachregister

Selbstbewußtsein XXVII , 109, 124, 136, 155–160, 164, 209, 218, 264–265, 356, 367, 384, 401, 425 Selbsttätigkeit 27, 36, 59–60, 81, 132, 136, 176, 219, 269, 318 Sinn, äußerer / innerer 64, 99, 172, 174, 177, 204–207, 264, 318, 364, 369, 380, 382, 385, 394 Sinnlichkeit XXVII , XXXI , XXXIV, 26–28, 30, 36–39, 50–51, 58–59, 62, 64, 120– 122, 143, 150, 152, 169, 175–176, 184–185, 188–192, 198–199, 217–221, 225–226, 238–239, 246, 268–269, 288, 293–294, 318, 346, 357, 366, 368, 378, 381–383, 390–392, 394, 397, 403, 413–417 Sittengesetz 43, 76, 274, 280 Sittlichkeit 60–61, 72, 75, 280, 323, 338, 348 Skeptiker / Skeptizismus 42– 43, 91, 97, 102, 130, 247, 255, 257–258, 274–275, 278, 280–281, 331, 333, 348, 355, 361, 387, 405, 411–412 Spinozismus / Spinozisten 319, 363 Spiritualismus / Spiritualist 42, 91, 122, 129–130, 133, 139, 141, 237, 255, 257–258, 319 Spontaneität 131–135, 138, 140–142, 145, 148, 150, 166–

445

168, 171, 173–176, 202, 205, 209–210, 212–213, 218–219, 225, 263–264, 267, 314, 317–319, 361, 368, 390, 394, 407–408, 425 Staat 70–73, 323 Stoff XIX , XXIII –XXV, XXXIII , 4, 8, 15, 18, 27, 53, 57, 59–60, 125–135, 137–138, 140, 142–150, 152, 161, 164–165, 167–176, 186, 192, 205, 225, 262–265, 267, 269, 276, 296, 298, 317–319, 346–347, 359–362, 364–365, 390, 394, 397, 400, 406– 408, 414, 419, 425 – a posteriori / a priori 143– 144, 148–149, 172, 174, 365 – der Vorstellung 57, 59, 124– 126, 135–137, 139, 141–142, 146–147, 153, 170, 172, 264, 282, 317, 319, 359, 361, 365, 390, 399, 414 –, empirischer / reiner 144– 147, 149, 347, 365 –, objektiver / subjektiver 148– 149, 290, 318, 365–366, 407, 414 Subjekt XIX–XX , XXII – XXIII , XXV–XXVI , XXXII –XXXIII , XXXVII –XXXVIII , 31, 33, 39, 48–50, 55–56, 60, 65, 78, 82, 84, 88, 90–91, 99, 100–101, 105–107, 110, 113–119, 121, 123–127, 130–134, 136–137, 140–143, 145–149, 153–155, 160–161,

446

Sachregister

166–167, 170–177, 188–189, 192, 194–197, 200–202, 209, 211, 214–215, 228, 237–239, 241, 243, 262, 265–268, 277, 281–282, 294, 297–298, 302–304, 321, 343, 350– 351, 353, 356–357, 360–361, 365–367, 369, 373, 377, 384, 394, 399, 402, 407–408, 414, 419, 423, 425 –, vorgestelltes 160, 205, 213 –, vorstellendes XIX , XXIV, 35–38, 40, 48–50, 63–64, 95, 105–106, 109, 116–117, 120, 131–134, 136, 138, 141– 142, 148, 166–168, 173, 176– 177, 207, 276, 303, 317, 319, 355, 357, 359, 364, 367, 406, 408–409, 414–415, 419–420 Substanz 48–50, 65, 91, 101, 122–123, 133–134, 139, 212, 223, 237, 315, 319, 340–344, 362–363, 380, 382, 386, 423 Supernaturalismus / Supernaturalist 42–43, 130, 255– 256, 274, 279–280, 306, 337, 361, 405–406 Synthesis XXXVIII , 202, 209–212, 327, 364, 373, 376, 384–385, 388–389, 400 System XIV, XX , 4–5, 7, 9, 13, 24, 27, 31, 78, 84–85, 101–102, 104, 158, 185, 190, 193, 195, 199, 204, 207, 226, 233, 258, 260, 262, 280, 293, 311–312, 316, 325, 329, 334, 352–353, 355, 370–371, 374, 384, 392, 411, 420, 424

– der (angeborenen) ewigen Wahrheiten 37, 39, 97, 221, 342 – der prästabilierten Harmonie 49 Tatsache (s. auch Faktum) XX , 113, 153, 213, 228, 233, 241, 246, 255, 257, 271, 281–282, 303 Theismus / Theist 42, 130, 255, 257, 405 Theologie 65, 220, 223, 333, 335, 338–340 Theorie der Sinnlichkeit XXXVII , 58, 110, 187, 190, 196, 205, 217, 246, 257, 262, 270, 289, 293, 295–296, 298, 371, 395, 402 – der Vernunft XXXVII , 58, 110, 187, 190, 196, 216–218, 224–225, 246, 257, 262, 270, 289, 293, 295–296, 298, 371, 394–395 – des Begehrungsvermögens 190, 313, 347, 415 – des Erkenntnisvermögens XXIII , XXV, XXVII , 110, 190, 193, 246, 268–270, 278, 287–291, 293, 296–297, 300–301, 313, 324, 370, 372–373, 397, 400, 416, 418 – des Verstandes XXXVII , 58, 110, 163, 187, 190, 196, 217–218, 246, 257, 262, 270, 289, 293, 295–296, 298, 371, 395

Sachregister

– des Vorstellungsvermögens XI –XII , XIV–XV, XVII – XX , XXIII –XXIV, XXXV, XXXVIII , 3, 6, 58, 60, 62, 89, 94, 96, 110, 128, 130, 144, 153, 181–184, 188, 190, 192–194, 196, 203, 205–207, 212–213, 215, 217, 225, 244, 257, 263, 270, 275–276, 281, 283, 288–290, 293–297, 300–302, 313, 370–372, 397–399, 406, 412–413, 415, 417–418 Transzendentalphilosophie XXXII , XXXVII Umfang 23, 49, 62, 83–84, 120, 190, 306, 337, 352, 357 Unsterblichkeit XXXII Unterscheiden / Unterscheidung / Unterschiedenwerden 100, 107, 118, 124, 129, 136, 138, 157, 159, 163, 194–196, 202, 228, 239–240, 281– 283, 290, 298, 302–303, 355, 361, 379, 391, 408, 419, 425–426 Unterschied, nächster 20–21, 24–25, 93–94, 308, 327, 346 Ursache 8, 28, 47–48, 65, 91, 119, 122, 130, 134, 169, 209–210, 258, 277, 285, 289, 309–310, 314, 332, 350, 357–358, 380, 392–393 Urteil 73, 82, 87–88, 141, 153, 184, 196–197, 199–202, 214–218, 226, 241, 259, 281, 287, 293, 295–296, 309, 318,

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347, 350–351, 354, 377, 385, 387–389, 409 –, analytisches / synthetisches XXXVIII , 196–197, 199, 201–203, 373 –, synthetisches a priori / a posteriori 196–199, 374 Urteilen 37, 83, 241, 317, 329 Veränderung 121, 145, 148– 149, 166–168, 170, 173–174, 209, 343, 358, 362, 364, 379 Verbindung XXII , 82, 133, 138–141, 148, 166, 181, 195, 214, 241, 317–318, 336, 364, 385, 394, 400 Vereinigung 16, 56, 81, 106, 123, 317, 359, 375, 408 Verfassung 70–72 Verknüpfung XXXIII , XXXVIII , 19, 79, 82, 196– 198, 201–202, 208–212, 267, 380, 387, 389 Vermögen 37, 45, 48–51, 53, 58–60, 71, 81, 88, 95, 120– 122, 131–133, 138–142, 145, 147, 157, 169–171, 175–176, 183, 189, 191–193, 197, 210, 213, 215, 220–221, 223, 238, 267, 274, 297, 314, 334–335, 343, 347, 362–363, 374, 388, 397, 405, 416 – der Anschauungen / der Begriffe XXX , 172, 269, 402 –, leidendes / tätiges 37–38, 131–132, 169, 276, 317, 361–362

448

Sachregister

Vernunft XXVII , XXXI , XXXIII –XXXIV, 8, 16, 19–20, 26–28, 36–39, 43, 45, 50–51, 53, 58–62, 64– 65, 69–72, 75, 77, 83, 89–90, 95, 98, 101, 120–122, 132, 141, 143, 150–152, 175–176, 184–185, 188–189, 191–192, 197, 216–225, 246–248, 250–251, 256, 258, 266, 274, 280, 282–286, 288, 291, 293, 305–306, 308, 318, 320, 329–330, 334–335, 338, 340, 345–347, 352, 357, 366, 374–375, 383, 388–389, 393–394, 397, 405–406, 413–417 –, philosophierende 9, 232, 236–237, 256, 373 –, praktische / theoretische XXXIV, 60, 95, 151, 251, 268, 321 –, reine 28, 39, 64, 191, 216– 217, 220, 223–224, 334, 374, 376, 389, 421 Vernunftschluß 83–84, 89– 90, 141, 211, 214, 216–218, 221, 226, 283, 288–289, 308, 320, 385, 388–389, 416 Verstand XXVII , XXX– XXXI , XXXIV, 8, 40, 50–51, 53, 58, 62, 64, 83, 88–90, 120–122, 129, 132, 141, 143, 150, 152, 176, 184– 185, 188–193, 199–200, 209, 213–215, 217–221, 225, 243, 246, 265, 284, 288, 291,

293, 317–318, 320–321, 338, 346, 348, 357–358, 366, 375, 378, 380, 382, 384–386, 388–394, 397, 402, 413–417, 420, 425 Vollkommenheit 160, 200, 273, 339 Vorgestelltes XVII , XXV– XXVI , XXX , XXXIII – XXXIV, 30, 39, 52–53, 56–57, 63, 94, 99–102, 107– 109, 116–118, 124, 126–130, 136, 138, 150–151, 153–154, 156, 159–166, 175, 190, 206, 213–215, 217, 225, 240, 245, 265, 283, 294–295, 317, 346, 359–360, 391, 400, 414, 424 Vorstellbares / Vorstellbarkeit 7–8, 52, 54–59, 62, 77–78, 80, 88–89, 93–95, 105, 125, 128, 150, 152, 175, 192, 195, 225, 239–240, 242–244, 246, 259, 284, 347 Vorstellen 25, 39, 48, 52, 54– 56, 58, 63, 81, 88–89, 94– 95, 361, 370, 391 Vorstellendes XXV, XXVII , XXXII –XXXIII , 18–19, 30, 35–39, 48–53, 56–59, 99– 103, 105, 107–108, 110, 113, 115–118, 121, 124–126, 130– 132, 134, 136, 138–140, 142, 145, 147–148, 153–160, 163, 168–175, 190, 211–213, 221, 223, 240, 294, 356, 360, 425 –, vorgestelltes XXVII , 109, 124, 156–157, 159–160, 162, 227, 245, 264

Sachregister

Vorstellung XVI –XVII , XIX– XXVI , XXIX–XXXIII , XXXVI –XXXVII , 8, 16, 30, 35–36, 40–43, 48–53, 55–60, 63, 82, 88–89, 93–94, 99–110, 113–121, 123–138, 140–151, 153– 166, 169–173, 175–177, 182, 185–189, 191–195, 197–214, 216–220, 222–226, 228, 238–240, 246, 251, 257–258, 262–269, 274–278, 282–285, 288–290, 293–295, 298, 300–301, 303–304, 312, 315–321, 333, 336–338, 340–343, 347, 355–362, 364–368, 371, 373, 375, 377–382, 384–387, 390–393, 395, 397, 399–402, 406–410, 413–417, 419–420, 422, 425 – in engster Bedeutung / in weiterer Bedeutung 290, 294, 297–298, 302–303, 357, 365, 414, 417, 419 – überhaupt XIX , XXI , XXXVII , 50, 52, 56, 108– 110, 114, 120, 123, 132, 144–145, 152–154, 165, 168, 186–189, 192, 194, 209, 211, 225, 257, 262–263, 293–294, 296, 318, 357–360, 365–366, 370, 373, 406–408, 411–415, 425 –, angeborene 49, 147, 342 –, bewußtseinlose 153, 158 –, bloße XVII , XIX–XXI , XXIII , XXXVII , 17, 48– 50, 52, 57–58, 63, 92–93,

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106–107, 114–115, 117–126, 130, 134–135, 137, 144, 152, 156, 159, 161–163, 168, 173– 174, 176–177, 185, 187–190, 204, 207, 209–213, 217–218, 228, 246, 257–258, 262, 265, 283, 290, 295–298, 300–303, 311, 356–357, 359, 361, 365–367, 371–372, 383, 407–408, 413–414, 419, 425 –, einfache 41–43, 126, 131, 337–338, 341 –, empirische / reine 59–61, 147–149, 204, 207, 365 –, intellektuelle / sinnliche XXI , XXX , XXXVII , 39, 50, 52–53, 58, 108–110, 114– 115, 120, 123, 143, 150–152, 170, 173, 186–189, 193–194, 200, 203, 205, 207, 213–214, 217, 222, 246, 264, 284, 293–294, 317, 356, 368–369, 391 –, leere 125, 359, 406 –, vorgestellte XXVII , 109, 124, 156–157, 159–160, 162, 205, 213, 227, 245, 264 Vorstellungsvermögen XI , XIX–XXI , XXV, XXXIII – XXXIV, XXXVIII , 37–39, 46, 48–53, 57, 60–64, 80, 95, 108, 119–123, 128–129, 131–134, 136, 138–141, 143, 145–146, 149–150, 152, 168– 171, 173–176, 182, 189–191, 193–194, 203, 205, 219, 224–225, 238–239, 258, 262, 267, 269, 288–290,

450

Sachregister

293, 297, 310–311, 313–314, 317–319, 324, 344, 357–358, 360–362, 364–366, 371, 374, 378, 394, 397, 399–400, 403, 407, 414–417, 419 – in engster Bedeutung / in weiterer Bedeutung 302– 303, 358–359, 361 – überhaupt XVIII , 120–121, 135, 152, 190, 194, 294, 366, 415 –, bloßes XXXIII , XXXV– XXXVI , 46, 48, 54, 57, 59–64, 108, 123, 139, 142, 145, 147, 149–150, 170, 172– 175, 194, 258, 288–289, 297, 365, 407 –, sinnliches / vernünftiges / verständiges 62, 121, 267, 366 Wahrheit 31, 37, 43, 51, 176, 256, 278, 286, 307, 320, 329–330, 334–336, 338, 345, 351, 377–378, 380, 393, 395, 398, 409, 420 –, ewige / notwendige 31, 37, 39, 49, 334 –, objektive 274–275, 280– 281, 405, 411 Wahrnehmung 18, 26, 99, 193, 195–198, 204, 208, 219, 243, 338, 343, 360, 376 Wesen 25, 37–38, 52, 72, 74, 80, 91, 123, 128, 133, 135, 154, 188, 266, 288, 333, 338, 342, 355, 374–375, 392–394, 411–412

Wirken / Wirkung 48, 56, 120–122, 130, 298, 305– 306, 308, 320, 342–343, 350, 357, 380 Wirklichkeit XII , 29, 42, 58, 71, 76, 97, 104, 119–120, 122, 133–134, 143, 145, 151, 153, 157–158, 168–171, 174, 176, 198, 269, 275, 277, 282, 284–285, 332, 346, 350, 359, 365, 386, 407, 414 Wissen 4, 15, 18, 57, 61, 257, 405 Wissenschaft XIV, XVI , XVIII , XXXV–XXXVI , XXXVIII , 17, 20, 25, 28– 31, 33–34, 36, 39, 41–43, 45–54, 57, 59–65, 78–81, 83–87, 89–97, 103–104, 107–108, 121, 130, 182–183, 185–186, 190–197, 216, 224, 227, 233, 235, 245–246, 248–250, 258, 261, 270, 281, 289–290, 293, 299, 305, 311, 325, 329–330, 332, 334– 336, 340, 344, 348–349, 351–352, 371, 373–375, 394, 399, 416 – der Wissenschaften XVIII , 97 –, strenge XIV, XXXVI , 13, 248, 255 Wolffianer 277, 284 Zeit 64, 118, 197, 203, 205– 207, 218, 223, 318, 374–375, 378–383, 386 –, bloße 205–207, 264

Sachregister

–, erfüllte / leere 205, 207 Zergliederung XI , 5, 17–21, 41, 91–92, 152, 174, 189, 216, 237, 258, 288, 292, 324, 327, 373, 377, 415, 418 Zirkel XXIII –XXIV, 33, 36–37, 42, 55, 86–87, 92, 121, 135, 195, 199, 226, 337, 354 Zufall 17, 69–70, 72, 81, 85, 245, 248

451

Zufälliges / Zufälligkeit 24, 33, 38–39, 51, 53, 59, 61, 78, 198, 208 Zusammenfassung 17–19, 20–21, 32–33, 189, 237, 239, 317, 373 Zusammensetzung 18–19 Zweck, 72, 81, 151, 158, 182– 183, 191–192, 194, 216, 219, 224, 227, 234, 245, 250–251, 340, 348, 405