Behavioral Contract Theory: Einfluss sozialer Präferenzen auf die Steuerung dezentraler Organisationseinheiten [1 ed.] 9783428526369, 9783428126361

Neue Erkenntnisse von Psychologen, experimentellen Wirtschaftsforschern, Evolutionstheoretikern und Neurobiologen belege

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German Pages 255 Year 2008

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Behavioral Contract Theory: Einfluss sozialer Präferenzen auf die Steuerung dezentraler Organisationseinheiten [1 ed.]
 9783428526369, 9783428126361

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K A I J. SANDNER

Behavioral Contract Theory

Betriebswirtschaftliche Forschungsergebnisse Begründet von

Professor Dr. Dr. h. c. mult. Erich Kosiol (1899-1990) Fortgeführt

von dessen Schülerkreis

Herausgegeben von

Professor Dr. Ernst Troßmann Universität Hohenheim

in Gemeinschaft mit

Professor Dr. Oskar Grün Wirtschaftsuniversität Wien

Professor Dr. Wilfried Krüger Justus-Liebig-Universität Gießen

Professor Dr. Hans-Ulrich Küpper Ludwig-Maximilians-Universität München

Professor Dr. Gerhard Schewe Westfälische Wilhelms-Universität Münster

Professor Dr. Axel von Werder Technische Universität Berlin

Band 136

Behavioral Contract Theory Einfluss sozialer Präferenzen auf die Steuerung dezentraler Organisationseinheiten

Von

Kai J. Sandner

Duncker & Humblot • Berlin

Die Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät der Ludwig-Maximilians-Universität München hat diese Arbeit im Jahre 2007 als Dissertation angenommen.

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Alle Rechte vorbehalten © 2008 Duncker & Humblot GmbH, Berlin Fotoprint: Berliner Buchdruckerei Union GmbH, Berlin Printed in Germany ISSN 0523-1027 ISBN 978-3-428-12636-1 Gedruckt auf alterungsbeständigem (säurefreiem) Papier entsprechend ISO 9706© Internet: http://www.duncker-humblot.de

Geleitwort Die Wirtschaftswissenschaften gehen üblicherweise davon aus, dass wirtschaftliche Entscheidungsträger egoistisch ihren individuellen Nutzen maximieren und konnten mit dieser Hypothese leistungsfähige Theorien entwickeln. Die Ergebnisse verschiedener Disziplinen wie der Psychologie und der neueren experimentellen Entscheidungsforschung lassen aber erkennen, dass sich viele Menschen nicht an diesen Wertkriterien orientieren. Für ihr Verhalten sind andere, „soziale" Präferenzen bestimmend. Diese können wie Neid und Schadenfreude negativ oder wie Altruismus positiv auf andere gerichtet sein. Damit stellt sich für die Wirtschaftswissenschaften die Frage, inwieweit sich hierdurch ihre Theorien und deren Ergebnisse ändern. Herr Sandner widmet sich diesem äußerst aktuellen und wichtigen Thema. Er greift neue Forschungsansätze zur Wirkung solcher Präferenzen auf Anreiz- und Entlohnungssysteme auf und führt diese in beeindruckender Weise weiter. Unter Verwendung des Instrumentariums der PrincipalAgent-Theorie kann er in formal hervorragender Weise herleiten, wie die Entlohnungssysteme unter realistischen Bedingungen bis hin zu stochastischer und technologischer Abhängigkeit gestaltet werden sollten. Die von ihm abgeleiteten Ergebnisse sind in hohem Maße überzeugend und bestätigen Zusammenhänge, die man ansonsten nur intuitiv vermutet. So leuchtet ein, dass Neid zur Konkurrenz zwischen gleichgestellten Mitarbeitern führt, der von der Unternehmung leistungssteigernd genutzt werden kann. Die von Herrn Sandner herausgefundenen Erkenntnisse sind in hohem Maße innovativ. So entwickelt er erstmals Ansätze, um die Wirkung von Altruismus in diese Problemstellung einzubeziehen. Die Arbeit bewegt sich inhaltlich und methodisch an der vordersten Front der modernen Forschung. Zugleich liefert sie Einsichten von hoher praktischer Relevanz. Deshalb ist ihr eine große Verbreitung in Wissenschaft und Praxis zu wünschen. Ferner gibt sie Anstöße für die weitere Forschung nicht nur zu Anreiz- und Entlohnungssystemen, sondern weit darüber hinaus für die Personalführung, die Organisation und die Behandlung unternehmensethischer Fragen. München, im Herbst 2007

Prof. Dr. Dr. h.c. Hans-Ulrich

Küpper

Vorwort Soziale Präferenzen sind nach derzeitigem Erkenntnisstand als Prägungen bereits frühzeitig beim Menschen in den unbewussten Hirnzentren angelegt, wobei Genetik und die Wahrnehmungen der ersten Kindheitsphase, insbesondere durch die elterliche Erziehung, eine wesentliche Rolle spielen. Das individuelle Persönlichkeitsbild ist damit aber längst nicht vollständig abgeschlossen, wie ich rückblickend anhand meines eigenen Beispiels feststellen kann. Zwei Phasen der „späteren" Lebensabschnitte, an die ich mich bereits bewusst erinnern kann, habe ich dabei als besonders prägend empfunden. Die erste war altersbedingt die Schulzeit während der Mittelstufe, die zweite zu einem deutlich späteren Zeitpunkt das Verfassen der Dissertation am Institut für Produktionswirtschaft und Controlling der LudwigMaximilians-Universität München. Zwei Dinge sind aus meiner Sicht für die persönlichkeitsbeeinflussende Wirkung von letzterem ausschlaggebend: Zum einen der für eine derartige Forschungsarbeit typische Leidensdruck, den ich zu einem frühen Stadium besonders intensiv miterleben musste. Zum anderen das soziale Umfeld, welches einen in diesen Stresssituationen, in denen man besonders lern- und aufnahmefähig ist, begleitet. Allen voran steht in diesem Zusammenhang mein Doktorvater Herr Prof. Dr. Dr. h.c. Hans-Ulrich Küpper, der sich nicht nur in der Forschung auf dem Papier mit unternehmensethischen Fragestellungen befasst, sondern dem die dort typischerweise behandelten Inhalte persönlich besonders am Herzen liegen. Durch das Vorleben seiner Ideale war er für mich zu jeder Zeit ein glaubwürdiges Vorbild, auf dessen ehrliche Meinung ich mich immer verlassen konnte. I n den schwierigen Phasen zu Beginn und gegen Ende hat er mir mit Ruhe und Einfühlungsvermögen die richtigen Wege aufgezeigt und mit zahlreichen inhaltlichen Anregungen während der gesamten Bearbeitung das Gelingen der Dissertation maßgeblich beeinflusst. Seine Fairness und die Förderung von Individualität haben mich tief beeindruckt. Dadurch hat er mich fachlich und menschlich in einer Weise geprägt, wie ich es vor Beginn der Promotion nicht für möglich gehalten hätte. Für weitere Prägungen, die ich während der Promotion erfahren habe, ist das soziale Umfeld des Lehrstuhls verantwortlich. Durch die außerordentlich lockere und kameradschaftliche Atmosphäre kommt allen Kollegen ein

VIII

Vorwort

bedeutender Anteil am Gelingen der Arbeit zu. Sie haben zusätzlich maßgeblich dazu beigetragen, dass ich die Promotionszeit als eine der schönsten Phasen meines Lebens in Erinnerung behalten werde. Für vielzählige fachliche Diskussionen und inhaltliche Verbesserungsvorschläge gilt mein besonderer Dank den Herren Prof. Dr. Gunther Friedl, Dr. Alexander Susanek, Philipp Schreck, Matthias Notz und Wolfgang Götz. Das Ergebnis wurde im Februar 2007 von der Fakultät für Betriebswirtschaft der LudwigMaximilians-Universität München unter dem Titel „Behavioral Contract Theory - Agencytheoretische Analyse des Einflusses der sozialen Präferenzen Neid, Schadenfreude und Altruismus auf die Verknüpfung und Gewichtung von Performancemaßen zur anreizkompatiblen Steuerung dezentraler Einheiten im Mehragentenfall" als Dissertation angenommen. Herrn Prof. Dr. Ralf Elsas danke ich für die freundliche Übernahme des Korreferats. Der größte Dank gilt den Personen, die meine (sozialen) Präferenzen und sonstigen Persönlichkeitsmerkmale bereits vor aber auch während meiner bewussten Wahrnehmung maßgeblich geprägt haben - meinen Eltern. Mein Vater ist für mich mit seinem Fleiß und seiner Vernunft ein wichtiges Vorbild. Durch diese Eigenschaften hat er sich und seiner Familie in der Nachkriegszeit einen Wohlstand erarbeitet, aus dem heraus mir das Studium und die Promotion erst ermöglicht wurden. Meiner Mutter danke ich vor allem für ihre Herzlichkeit und Hilfsbereitschaft. Beide waren und sind für mich mit ihrer Liebe, Erziehung und fortwährenden Unterstützung wichtige Bezugspunkte, auf deren Rat ich mich zu jeder Zeit verlassen kann. Freundschaft ist ein hohes Gut, deren Wert mir gerade während der Promotion wieder besonders deutlich vor Augen geführt worden ist. Für die fortwährende Bereitschaft zur Hilfe, aber auch die erforderliche Ablenkung danke ich insbesondere meinen langjährigen Weggefährten und Begleitern Oscar Alvarez Alvarez und Ferdinand Kiermaier, von denen ich auch menschlich im Laufe der Jahre viel gelernt habe. Beide weisen sehr von meinen eigenen verschiedene Persönlichkeitsmerkmale auf, was wahrscheinlich auch der Grund für unser gutes Harmonieren ist. Gegensätze ziehen sich an. I n dieser alten Weisheit kann ein Indiz für den empirischen Gehalt der wesentlichsten theoretischen Erkenntnis der vorliegenden Untersuchung gesehen werden: verschiedene Typen ergänzen sich und arbeiten in der Gruppe am besten zusammen. München, im Herbst 2007

Kai Sandner

Inhaltsverzeichnis A. Kennzeichnung des Untersuchungsgegenstandes I.

Notwendigkeit einer Berücksichtigung von sozialen Präferenzen bei der Analyse der Verknüpfung und Gewichtung von Performancemaßen zur anreizkompatiblen Steuerung dezentraler Einheiten im Mehragentenfall

II. Vorgehensweise der Untersuchung B. Grundlagen fiir die Untersuchung des Einflusses sozialer Präferenzen auf die Steuerung dezentraler Einheiten I.

Charakterisierung sozialer Präferenzen

1

1 4

7 7

II. Einfluss von Rahmenbedingungen organisatorischer Beziehungen auf die Ausprägung der Wirkungsweise sozialer Präferenzen . . .

11

III. Auswahl des Basisansatzes zur Entwicklung des Modellelements soziale Präferenzen in der agencytheoretischen Analyse

16

C. Stand der Forschung und Einordnung des Untersuchungsgegenstandes

19

I.

Stand der empirischen Analyse

19

1. Experimentelle Untersuchungen vertikaler Vertragsbeziehungen

19

2. Experimentelle Untersuchungen horizontaler Vertragsbeziehungen

22

II. Bedeutung der Experimente für die theoretische Analyse des Einflusses sozialer Präferenzen auf die Steuerung dezentraler Einheiten

23

III. Stand der theoretischen Analyse

26

1. Theoretische Ergebnisse bei vertikalem Vergleich

27

X

Inhaltsverzeichnis

2. Theoretische Ergebnisse bei horizontalem Vergleich

28

IV. Einordnung in die Literatur und Abgrenzung des Untersuchungsgegenstandes

29

D . Modelltheoretische Analyse des Einflusses von Neid und Schadenfreude auf die Steuerung dezentraler Einheiten bei horizontalem Vergleich von Agenten und technologischer Unabhängigkeit

33

I.

Annahmen und Beschreibung des formalen Modellaufbaus . . . .

33

II. Analyse des Einflusses von Neid und Schadenfreude auf die optimale Gestaltung des Entlohnungssystems bei technologischer Unabhängigkeit

45

1. Berechnung des optimalen Entlohnungssystems im Fall von Neid und Schadenfreude bei technologischer Unabhängigkeit . . . .

45

2. Analyse des Referenzfalls ohne Neid und Schadenfreude bei stochastischer Abhängigkeit und technologischer Unabhängigkeit

49

3. Analyse mit Neid und Schadenfreude bei stochastischer und technologischer Unabhängigkeit

50

4. Analyse mit Neid und Schadenfreude bei stochastischer Abhängigkeit und technologischer Unabhängigkeit

55

a) Analyse mit Neid und Schadenfreude eines Agenten bei stochastischer Abhängigkeit und technologischer Unabhängigkeit

55

b) Analyse mit Neid und Schadenfreude beider Agenten bei stochastischer Abhängigkeit und technologischer Unabhängigkeit

59

III. Analyse der Vorteilhaftigkeit des Einflusses von Neid und Schadenfreude aus Unternehmenssicht bei technologischer Unabhängigkeit

66

1. Analyse der Auswirkung von Neid und Schadenfreude auf das Unternehmensergebnis bei einseitigem horizontalem Vergleich und technologischer Unabhängigkeit

66

2. Analyse der optimalen Ausprägung von Neid und Schadenfreude bei beidseitigem horizontalem Vergleich und technologischer Unabhängigkeit

71

Inhaltsverzeichnis

XI

IV. Vergleich der Erkenntnisse des Moral Hazard Modells bei Neid und Schadenfreude und technologischer Unabhängigkeit mit den Ergebnissen des Standard Modells ohne soziale Präferenzen . . .

78

E. Modelltheoretische Analyse des Einflusses von Neid und Schadenfreude auf die Steuerung dezentraler Einheiten bei horizontalem Vergleich von Agenten und technologischer Abhängigkeit

81

I.

Analyse des Einflusses von Neid und Schadenfreude auf die optimale Gestaltung des Entlohnungssystems bei technologischer Abhängigkeit

81

1. Berechnung des optimalen Entlohnungssystems in der Situation mit technologischer Abhängigkeit

81

2. Analyse des Referenzfalls ohne Neid und Schadenfreude bei stochastischer und technologischer Abhängigkeit

87

3. Analyse mit Neid und Schadenfreude bei stochastischer Unabhängigkeit und technologischer Abhängigkeit

89

4. Analyse mit Neid und Schadenfreude bei stochastischer und technologischer Abhängigkeit

94

a) Analyse mit Neid und Schadenfreude eines Agenten bei stochastischer und technologischer Abhängigkeit

94

b) Analyse mit Neid und Schadenfreude beider Agenten bei stochastischer und technologischer Abhängigkeit

100

II. Analyse der Vorteilhaftigkeit des Einflusses von Neid und Schadenfreude aus Unternehmenssicht bei technologischer Abhängigkeit

102

1. Analyse der Auswirkung von Neid und Schadenfreude auf das Unternehmensergebnis bei einseitigem horizontalem Vergleich und technologischer Abhängigkeit

102

2. Analyse der optimalen Ausprägung von Neid und Schadenfreude bei beidseitigem horizontalem Vergleich und technologischer Abhängigkeit

106

III. Vergleich der Erkenntnisse des Moral Hazard Modells bei Neid und Schadenfreude und technologischer Abhängigkeit mit den Ergebnissen des Standard Modells ohne soziale Präferenzen

109

I

nhaltsverzeichnis

F. Modelltheoretische Analyse des Einflusses von Neid und Schadenfreude auf die Steuerung dezentraler Einheiten bei horizontalem Vergleich von Agenten und Bestehen einer Produktionsexternalität I.

112

Analyse des Einflusses von Neid und Schadenfreude auf die optimale Gestaltung des Entlohnungssystems bei Produktionsexternalität

112

1. Berechnung des optimalen Entlohnungssystems in der Situation mit Produktionsexternalität

112

2. Analyse des Referenzfalls ohne Neid und Schadenfreude bei stochastischer Abhängigkeit und Produktionsexternalität . . . .

117

3. Analyse mit Neid und Schadenfreude bei stochastischer Unabhängigkeit und Produktionsexternalität

120

4. Analyse mit Neid und Schadenfreude bei stochastischer Abhängigkeit und Produktionsexternalität

122

a) Analyse mit Neid und Schadenfreude eines Agenten bei stochastischer Abhängigkeit und Produktionsexternalität . . .

122

b) Analyse mit Neid und Schadenfreude beider Agenten bei stochastischer Abhängigkeit und Produktionsexternalität . . .

124

II. Analyse der Vorteilhaftigkeit des Einflusses von Neid und Schadenfreude aus Unternehmenssicht bei Produktionsexternalität . .

129

III. Vergleich der Erkenntnisse des Moral Hazard Modells bei Neid und Schadenfreude und Produktionsexternalität mit den Ergebnissen des Standard Modells ohne soziale Präferenzen

132

G. Konsequenzen und Probleme einer Berücksichtigung altruistischer Präferenzen

135

I.

Modelltheoretische Analyse des Einflusses von Altruismus auf die Steuerung dezentraler Einheiten bei technologischer Unabhängigkeit

135

1. Analyse des Einflusses von Altruismus auf die optimale Gestaltung des Entlohnungssystems bei technologischer Unabhängigkeit

135

a) Berechnung des optimalen Entlohnungssystems im Fall von Altruismus bei technologischer Unabhängigkeit

135

Inhaltsverzeichnis

XIII

b) Analyse mit Altruismus bei stochastischer und technologischer Unabhängigkeit

139

c) Analyse mit Altruismus bei stochastischer Abhängigkeit und technologischer Unabhängigkeit

142

aa) Analyse mit Altruismus eines Agenten bei stochastischer Abhängigkeit und technologischer Unabhängigkeit . . .

142

bb) Analyse mit Altruismus beider Agenten bei stochastischer Abhängigkeit und technologischer Unabhängigkeit

144

2. Analyse der Vorteilhaftigkeit des Einflusses von Altruismus aus Unternehmenssicht bei technologischer Unabhängigkeit . . . .

145

a) Analyse der Auswirkung von Altruismus auf das Unternehmensergebnis bei einseitigem horizontalem Vergleich und technologischer Unabhängigkeit

145

b) Analyse der optimalen Ausprägung von Altruismus bei beidseitigem horizontalem Vergleich und technologischer Unabhängigkeit

148

II. Analyse des Einflusses verschiedenartiger sozialer Präferenzen auf die Steuerung dezentraler Einheiten bei technologischer Unabhängigkeit

151

1. Analyse des Einflusses verschiedenartiger sozialer Präferenzen auf die optimale Gestaltung des Entlohnungssystems bei technologischer Unabhängigkeit

151

a) Berechnung des optimalen Entlohnungssystems im Fall von verschiedenartigen sozialen Präferenzen bei technologischer Unabhängigkeit

151

b) Analyse mit verschiedenartigen sozialen Präferenzen bei stochastischer Abhängigkeit und technologischer Unabhängigkeit

154

2. Analyse der optimalen Ausprägung verschiedenartiger sozialer Präferenzen bei beidseitigem horizontalem Vergleich und technologischer Unabhängigkeit

155

III. Auswirkung der Modellstruktur auf die Aussagefähigkeit der Ergebnisse bei einer Modellierung altruistischer und verschiedenartiger Präferenzen

159

I

nhaltsverzeichnis

H . Einfluss sozialer Präferenzen auf die Verknüpfung und Gewichtung von Performancemaßen — Erkenntnisse und Perspektiven

165

Anhang

173

I.

Mathematische Beweisführung zu den formalen Ergebnissen 1 und 2

173

1. Berechnung des Optimierungskalküls des Prinzipals mit Neid und Schadenfreude bei technologischer Unabhängigkeit . . . .

173

2. Herleitung der optimalen Werte der Beteiligungsparameter mit Neid und Schadenfreude bei Moral Hazard und technologischer Unabhängigkeit

175

3. Berechnung des optimalen Zielfunktionswerts für den Prinzipal mit Neid und Schadenfreude bei technologischer Unabhängigkeit

178

II. Mathematische Beweisführung zu den formalen Ergebnissen 5 und 6

180

1. Berechnung des Optimierungskalküls des Prinzipals mit Neid und Schadenfreude bei technologischer Abhängigkeit

180

2. Herleitung der optimalen Werte der Beteiligungsparameter mit Neid und Schadenfreude bei Moral Hazard und technologischer Abhängigkeit

182

3. Berechnung des optimalen Zielfunktionswerts für den Prinzipal mit Neid und Schadenfreude bei technologischer Abhängigkeit

186

III. Mathematische Beweisführung zu den formalen Ergebnissen 8 und 9

190

1. Berechnung des Optimierungskalküls des Prinzipals mit Neid und Schadenfreude bei Bestehen einer Produktionsexternalität

190

2. Herleitung der optimalen Werte der Beteiligungsparameter mit Neid und Schadenfreude bei Moral Hazard und Produktionsexternalität

192

3. Berechnung des optimalen Zielfunkt ions werts für den Prinzipal mit Neid und Schadenfreude bei Bestehen einer Produktionsexternalität

196

Inhaltsverzeichnis

X

IV. Mathematische Beweisführung zu den formalen Ergebnissen 11 und 12

198

1. Berechnung des Optimierungskalküls des Prinzipals mit Altruismus bei technologischer Unabhängigkeit

198

2. Herleitung der optimalen Werte der Beteiligungsparameter mit Altruismus bei Moral Hazard und technologischer Unabhängigkeit

199

3. Berechnung des optimalen Zielfunktionswerts für den Prinzipal mit Altruismus bei technologischer Unabhängigkeit

202

V. Mathematische Beweisführung zu den formalen Ergebnissen 15 und 16

203

1. Berechnung des Optimierungskalküls des Prinzipals mit verschiedenartigen sozialen Präferenzen bei technologischer Unabhängigkeit

203

2. Herleitung der optimalen Werte der Beteiligungsparameter mit verschiedenartigen sozialen Präferenzen bei Moral Hazard und technologischer Unabhängigkeit

206

3. Berechnung des optimalen Zielfunktionswerts für den Prinzipal mit verschiedenartigen sozialen Präferenzen bei technologischer Unabhängigkeit

209

Literaturverzeichnis

211

Sachregister

223

Abbildungsverzeichnis Abb. 1:

Untersuchungsfeld der Arbeit

Abb. 2:

Klassifikation von sozialen Präferenzen nach der Auswirkung einer Ergebnisveränderung anderer Personen auf das subjektive Empfinden

10

Ebenen und Rahmenbedingungen des Einflusses sozialer Präferenzen im Beziehungsgeflecht der Organisation

11

Einfluss der Produktionstechnologie auf die Ausprägung der Wirkungsweise sozialer Präferenzen

14

Darstellung des Modells der Unternehmung mit den wesentlichen Einflussgrößen

34

Abb. 6:

Zeitlicher Ablauf der Vertragsbeziehung

44

Abb. 7:

Darstellung des Wertebereichs für den Beteiligungsparameter c*2 in Abhängigkeit von der Korrelation Q sowie der Stärke von Neid und Schadenfreude JCA in der Situation mit technologischer Unabhängigkeit 58

Abb. 8:

Darstellung des Einflusses der Stärke von Neid und Schadenfreude beider Agenten auf die Wertigkeit der Beteiligungsparameter OL\ und ÖL2 in Abhängigkeit von der Korrelation Q bei technologischer Unabhängigkeit 61

Abb. 9:

Darstellung des Zielfunktionswerts des Prinzipals in Abhängigkeit von der Korrelation Q sowie der Stärke von Neid und Schadenfreude kA in der Situation mit technologischer Unabhängigkeit

Abb. 3:

Abb. 4:

Abb. 5:

Abb. 10: Einfluss der Stärke von Neid und Schadenfreude des Agenten A kA auf den Zielfunktionswert des Prinzipals bei wesentlich höherer Bedeutung des Agenten B in der Situation mit technologischer Unabhängigkeit

5

69

70

Abbildungsverzeichnis

XVII

Abb. 11: Darstellung des Zielfunktionswerts des Prinzipals in Abhängigkeit von der Stärke von Neid und Schadenfreude des Agenten A kA sowie der Stärke von Neid und Schadenfreude des Agenten B kß bei technologischer Unabhängigkeit

76

Abb. 12: Einflüsse der sozialen Präferenzen Neid und Schadenfreude auf die optimale Gestaltung des Entlohnungssystems bei technologischer Unabhängigkeit

79

Abb. 13: Darstellung des Wertebereichs für den Beteiligungsparameter ß\ in Abhängigkeit von der Korrelation g sowie der Stärke von Neid und Schadenfreude kA in der Situation mit technologischer Abhängigkeit

97

Abb. 14: Darstellung des Wertebereichs für den Beteiligungsparameter a2 in Abhängigkeit von der Korrelation g sowie der Stärke von Neid und Schadenfreude kA in der Situation mit technologischer Abhängigkeit

99

Abb. 15: Darstellung des Zielfunktionswerts des Prinzipals in Abhängigkeit von der Korrelation g sowie der Stärke von Neid und Schadenfreude kA in der Situation mit technologischer Abhängigkeit

105

Abb. 16: Darstellung des Zielfunktionswerts des Prinzipals in Abhängigkeit von der Stärke von Neid und Schadenfreude des Agenten A kA sowie der Stärke von Neid und Schadenfreude des Agenten B kß in der Situation mit technologischer Abhängigkeit

108

Abb. 17: Einflüsse der sozialen Präferenzen Neid und Schadenfreude auf die optimale Gestaltung des Entlohnungssystems bei technologischer Abhängigkeit

110

Abb. 18: Darstellung der Optimalbereiche von Teamentlohnung und relativer Leistungsbewertung bei Bestehen einer Produktionsexternalität in der Situation ohne Neid und Schadenfreude

120

Abb. 19: Einflüsse der sozialen Präferenzen Neid und Schadenfreude auf die optimale Gestaltung des Entlohnungssystems bei Bestehen einer Produktionsexternalität

133

Abb. 20: Darstellung des Zielfunktionswerts des Prinzipals in Abhängigkeit von der Stärke des Altruismus des Agenten A UA und der Stärke des Altruismus des Agenten B riß in der Situation mit technologischer Unabhängigkeit

150

XVIII

Abbildungsverzeichnis

Abb. 21: Daxstellung des Zielfunktionswerts des Prinzipals in Abhängigkeit von der Stärke des Altruismus des Agenten A TIA und der Stärke von Neid und Schadenfreude des Agenten B fcß in der Situation mit technologischer Unabhängigkeit 158 Abb. 22: Darstellung der optimalen Ausprägung von (sozialen) Präferenzen in den verschiedenen untersuchten Konstellationen

166

Tabellenverzeichnis Tab. 1:

Tab. 2:

Tab. 3:

Tab. 4:

Tab. 5:

Tab. 6:

Tab. 7:

Tab. 8:

Numerisches Beispiel zur Darstellung des Einflusses der Gewichtung von Neid und Schadenfreude sowie des Anspruchsniveaus auf die Wertigkeit der Gewichtungsfaktoren in den Beteiligungsparametern

54

Auswirkungen einer Veränderung der Gewichtung von Neid und Schadenfreude beider Agenten auf die vier Beteiligungsparameter bei stochastischer Abhängigkeit und technologischer Unabhängigkeit

60

Sensitivitäten der Beteiligungsparameter auf Veränderungen der personenbezogenen Einflussgrößen in der Situation mit Neid und Schadenfreude beider Agenten bei stochastischer Abhängigkeit und technologischer Unabhängigkeit

63

Sensit ivitäten der Beteiligungsparameter auf Veränderungen der umweltbezogenen Einflussgrößen in der Situation mit Neid und Schadenfreude beider Agenten bei stochastischer Abhängigkeit und technologischer Unabhängigkeit

65

Numerisches Beispiel zur Darstellung des Einflusses der Ausprägung von Neid und Schadenfreude beider Agenten auf den Gewichtungsfaktor in der Verhaltensreaktion des Agenten A . . .

73

Numerisches Beispiel zur Darstellung des Einflusses der Ausprägung von Neid und Schadenfreude beider Agenten auf den Gewichtungsfaktor in der Verhaltensreaktion des Agenten B . . . .

74

Auswirkungen einer Veränderung der Gewichtung von Neid und Schadenfreude beider Agenten auf die vier Beteiligungsparameter bei stochastischer Unabhängigkeit und technologischer Abhängigkeit

93

Auswirkungen einer Veränderung der Gewichtung von Neid und Schadenfreude beider Agenten auf die vier Beteiligungsparameter bei stochastischer und technologischer Abhängigkeit

101

XX Tab. 9:

Tab. 10:

Tab. 11:

Tab. 12:

Tab. 13:

Tabellenverzeichnis

Optimalbereiche von Teamentlohnung und relativer Leistungsbewertung bei Produktionsexternalität in der Situation ohne Neid und Schadenfreude

118

Auswirkungen einer Veränderung in der Gewichtung von Neid und Schadenfreude des Agenten A kA auf die vier Beteiligungsparameter in Abhängigkeit von der Stärke der Produktionsexternalität des Agenten B PBI

123

Auswirkungen einer Veränderung in der Gewichtung von Neid und Schadenfreude beider Agenten kA bzw. kß auf die vier Beteiligungsparameter in Abhängigkeit von der Stärke der Produktionsexternalitäten PA2 bzw. PBI

125

Auswirkungen einer Veränderung in der Gewichtung der Entgelte altruistischer Agenten in ihren jeweiligen Nutzenfunktionen auf die vier Beteiligungsparameter bei stochastischer Abhängigkeit und technologischer Unabhängigkeit

144

Auswirkungen einer Veränderung der Stärke verschiedenartiger sozialer Präferenzen auf die vier Beteiligungsparameter bei stochastischer Abhängigkeit und technologischer Unabhängigkeit .

154

Symbolverzeichnis ai

Aktion des Agenten A zur Beeinflussung des Performancemaßes des eigenen Bereichs

o>2

Aktion des Agenten A zur Beeinflussung des Performancemaßes des Bereichs von Agent B

bi

Aktion des Agenten B zur Beeinflussung des Performancemaßes des Bereichs von Agent A

62

Aktion des Agenten B zur Beeinflussung des Performancemaßes des eigenen Bereichs

x\

Performancemaß des Verantwortungsbereichs von Agent A

X2

Performancemaß des Verantwortungsbereichs von Agent B

ei

Zufallseinfluss auf das Bereichsergebnis des Agenten A

62

Zufallseinfluss auf das Bereichsergebnis des Agenten B

q

Korrelation der Zufallseinflüsse ei und €2

CA 1

Gewichtungsfaktor der Anstrengungskosten des Agenten A für Leistung in seinem Bereich

ca2

Gewichtungsfaktor der Anstrengungskosten des Agenten A für Leistung im Bereich des Agenten B

Cßi

Gewichtungsfaktor der Anstrengungskosten des Agenten B für Leistung im Bereich des Agenten A

Cß2

Gewichtungsfaktor der Anstrengungskosten des Agenten B für Leistung in seinem Bereich

PAI

Produktivität des Agenten A hinsichtlich seiner Leistung zur Erfüllung der eigenen Aufgabe

PA2

Produktivität des Agenten A hinsichtlich seiner Leistung zur Erfüllung der Aufgabe des Agenten B bzw. Stärke der Produktionsexternalität im Bereich von A

Symbolverzeichnis

PBI

Produktivität des Agenten B hinsichtlich seiner Leistung zur Erfüllung der Aufgabe des Agenten A bzw. Stärke der Produktionsexternalität im Bereich von B

PB2

Produktivität des Agenten B hinsichtlich seiner Leistung zur Erfüllung der eigenen Aufgabe

ao

Fixer Entlohnungsbestandteil des Agenten A

ßo

Fixer Entlohnungsbestandteil des Agenten B

ai

Variabler Entlohnungsbestandteil des Agenten A zur Bestimmung der Beteiligung am eigenen Bereichsergebnis

ÖL?.

Variabler Entlohnungsbestandteil des Agenten A zur Bestimmung der Beteiligung am Bereichsergebnis des Agenten B

ß\

Variabler Entlohnungsbestandteil des Agenten B zur Bestimmung der Beteiligung am Bereichsergebnis des Agenten A

/?2

Variabler Entlohnungsbestandteil des Agenten B zur Bestimmung der Beteiligung am eigenen Bereichsergebnis

SA

Entgelthöhe des Agenten A

SB

Entgelthöhe des Agenten B

rp

Risikoaversionskoeffizient des Prinzipals

VA

Risikoaversionskoeffizient des Agenten A

TB

Risikoaversionskoeffizient des Agenten B

JCA

Gewichtungsfaktor für die Stärke von Neid und Schadenfreude des Agenten A

kB

Gewichtungsfaktor für die Stärke von Neid und Schadenfreude des Agenten B

IA

Anspruchsniveau des Agenten A im Fall von Neid und Schadenfreude

IB

Anspruchsniveau des Agenten B im Fall von Neid und Schadenfreude

771a

Gewichtungsfaktor des eigenen Entgelts in der Nutzenfunktion von A im Fall von Altruismus des Agenten A

Symbolverzeichnis

XXIII

TÍA

Gewichtungsfaktor des Entgelts von B in der Nutzenfunktion von A im Fall von Altruismus des Agenten A

ms

Gewichtungsfaktor des eigenen Entgelts in der Nutzenfunktion von B im Fall von Altruismus des Agenten B

riß

Gewichtungsfaktor des Entgelts von A in der Nutzenfunktion von B im Fall von Altruismus des Agenten B

Up

Nutzenfunktion des Prinzipals

UA

Nutzenfunktion des Agenten A

UB

Nutzenfunktion des Agenten B

GA{')

Soziale Präferenzfunktion des Agenten A im Fall von Neid und Schadenfreude

GB(-)

Soziale Präferenzfunktion des Agenten B im Fall von Neid und Schadenfreude

HA(-)

Soziale Präferenzfunktion des Agenten A im Fall von Altruismus

HB(')

Soziale Präferenzfunktion des Agenten B im Fall von Altruismus

CEA

Sicherheitsäquivalent des Agenten A

CEB

Sicherheitsäquivalent des Agenten B

SA(-)

Entlohnungsfunktion des Agenten A

SB(')

Entlohnungsfunktion des Agenten B

VA(-)

Arbeitsleidfunktion des Agenten A

VB(')

Arbeitsleidfunktion des Agenten B

al

Optimale Arbeitsleistung des Agenten A im Fall von Neid und Schadenfreude bei technologischer Unabhängigkeit

6J

Optimale Arbeitsleistung des Agenten B im Fall von Neid und Schadenfreude bei technologischer Unabhängigkeit

al*

Optimale Arbeitsleistung des Agenten A zu Gunsten seines Bereichs im Fall von Neid und Schadenfreude bei technologischer Abhängigkeit

XXIV

Symbolverzeichnis

ö2*

Optimale Arbeitsleistung des Agenten A zu Gunsten des Bereichs von B im Fall von Neid und Schadenfreude bei technologischer Abhängigkeit

bl*

Optimale Arbeitsleistung des Agenten B zu Gunsten des Bereichs von A im Fall von Neid und Schadenfreude bei technologischer Abhängigkeit

&2*

Optimale Arbeitsleistung des Agenten B zu Gunsten seines Bereichs im Fall von Neid und Schadenfreude bei technologischer Abhängigkeit

al**

Optimale Arbeitsleistung des Agenten A im Fall von Neid und Schadenfreude bei Bestehen einer Produktionsexternalität

b%**

Optimale Arbeitsleistung des Agenten B im Fall von Neid und Schadenfreude bei Bestehen einer Produktionsexternalität

Q* (^a)

Kritischer Wert des Korrelationskoeffizienten für den Agenten A im Fall von Neid und Schadenfreude bei technologischer Unabhängigkeit

ß*(kß)

Kritischer Wert des Korrelationskoeffizienten für den Agenten B im Fall von Neid und Schadenfreude bei technologischer Unabhängigkeit

Q*A

Kritischer Wert des Korrelationskoeffizienten für den Agenten A bei technologischer Abhängigkeit ohne soziale Präferenzen Kritischer Wert des Korrelationskoeffizienten für den Agenten B bei technologischer Abhängigkeit ohne soziale Präferenzen

Up(kA ,kß)

Optimaler Second-Best Nutzenwert des Prinzipals im Fall von Neid und Schadenfreude bei technologischer Unabhängigkeit

Up*(kA ,kß)

Optimaler Second-Best Nutzenwert des Prinzipals im Fall von Neid und Schadenfreude bei technologischer Abhängigkeit

Up**(kA ,kß)

Optimaler Second-Best Nutzenwert des Prinzipals im Fall von Neid und Schadenfreude bei Bestehen einer Produktionsexternalität

a\

Optimale Arbeitsleistung des Agenten A im Fall von Altruismus bei technologischer Unabhängigkeit

6*

Optimale Arbeitsleistung des Agenten B im Fall von Altruismus bei technologischer Unabhängigkeit

Symbolverzeichnis

XX

Optimaler Second-Best Nutzenwert des Prinzipals im Fall von Altruismus bei technologischer Unabhängigkeit Optimale Arbeitsleistung des Agenten A im Fall von verschiedenartigen sozialen Präferenzen bei technologischer Unabhängigkeit Optimale Arbeitsleistung des Agenten B im Fall von verschiedenartigen sozialen Präferenzen bei technologischer Unabhängigkeit Kritischer Wert des Korrelationskoeffizienten für den Agenten B im Fall von verschiedenartigen sozialen Präferenzen bei technologischer Unabhängigkeit Optimaler Second-Best Nutzenwert des Prinzipals im Fall von verschiedenartigen sozialen Präferenzen bei technologischer Unabhängigkeit

A . K e n n z e i c h n u n g des Untersuchungsgegenstandes I . Notwendigkeit einer Berücksichtigung von sozialen Präferenzen bei der Analyse der Verknüpfung und Gewichtung von Performancemaßen zur anreizkompatiblen Steuerung dezentraler Einheiten i m Mehragentenfall Erfolgreich geführte Unternehmen sind gekennzeichnet durch klare Zuständigkeiten, Arbeitsteilung, Spezialisierung sowie wirkungsvolle Anreizsysteme zur zielgerichteten Motivation der Mitarbeiter. A b einer bestimmten Größe ist von der Unternehmensleitung (Prinzipal) jedoch keine Detailkenntnis mehr über das Leistungsverhalten und die Effektivität der einzelnen organisatorischen Einheiten zu erwarten. Als wirkungsvolle Gegenmaßnahme erweist sich eine Organisationsstruktur mit dezentralen Einheiten (Agenten). I n dieser Delegationsbeziehung wird die Verantwortung für die zu erbringenden Bereichsergebnisse vom Prinzipal auf die Agenten übertragen. Ziel ist es, das Know How sowie die Fachkompetenz in den Abteilungen zu nutzen und kurze Entscheidungswege zu gewährleisten. Auf der einen Seite entstehen wechselseitige Abhängigkeiten zwischen den im Unternehmensverbund miteinander kooperierenden Parteien. Andererseits kann es durch den technologischen Wissensvorsprung der Agenten zu nicht beobachtbaren und unerwünschten Handlungen kommen. 1 Zur Vermeidung dieser Möglichkeiten muss der Prinzipal Steuerungssysteme implementieren, deren wesentlicher Bestandteil Verträge sind, die durch eine motivierende Wirkung zielkonformes Verhalten der Agenten sicherstellen.

1 Das Problem der Leistungsreduktion aufgrund v o n unterschiedlichen Informationsständen bei konkurrierenden Zielsetzungen w i r d i n der Agency-Theorie als M o r a l Hazard bezeichnet. Vgl. hierzu grundlegend Mirrlees (1976), Mirrlees (1999), Jensen/Meckling (1976), H o l m s t r ö m (1979) u n d G r o s s m a n / H a r t (1983).

2

A . Kennzeichnung des Untersuchungsgegenstandes

I n den bisherigen Untersuchungen zur Principal-Agent-Theorie 2 sind zwei grundlegende Prinzipien, das Anreizintensitätsprinzip und das Informationsprinzip, entwickelt worden, die empfehlen, wie Vertragsbeziehungen zum Nutzen des Prinzipals optimal zu gestalten sind. Das Anreizintensitätsprinzip beinhaltet, dass die Ergebnisbeteiligung eines Agenten umso höher sein sollte, je geringer seine Risikoaversion ist und je geringer die Schwankungen des Performancemaßes sind. 3 Das Informationsprinzip wiederum besagt, dass alle informativen Indikatoren hinsichtlich der Leistung des Agenten bei der Performancemessung berücksichtigt werden sollten, wobei Indikatoren mit größerer Präzision stärker zu gewichten sind. 4 Bei der Betrachtung des Falls von mehreren horizontal angeordneten Agenten hat das Informationsprinzip zur Konsequenz, dass ihre individuellen Bereichsergebnisse bei positiv korrelierten Umwelteinflüssen durch Anwendung von Entlohnungssystemen auf Basis relativer Leistungsbewertung negativ miteinander zu verknüpfen sind. 5 Eine weitere Empfehlung der Agency-Theorie ist, dass Teamentlohnung in Form einer positiven Verknüpfung der Bereichsergebnisse vorzuziehen sein kann, wenn eine Zusammenarbeit der Agenten erforderlich ist und die Korrelation der Umwelteinflüsse einen kritischen Wert nicht überschreitet. 6 Die aufgeführten Ergebnisse sind wichtige Aussagen der bisherigen Agency-Theorie. Sie beruhen auf der Annahme, dass alle Menschen ausschließlich ihre materiellen Eigeninteressen verfolgen. Erkenntnisse der experimentellen Wirtschaftsforschung, 7 der Psychologie und der Neurowissenschaften 8 belegen jedoch, dass für eine nicht vernachlässigbare Anzahl von Personen zusätzlich soziale bzw. ethische Gesichtspunkte handlungsbestimmend sind. Ihr Verhalten wird von persönlichen Wertvorstellungen wie Fairness, aber auch Neid und Schadenfreude beeinflusst. Sie basieren auf Persönlichkeitsmerkmalen, den so genannten sozialen Präferenzen. Diese individuellen Eigenschaften können dazu führen, dass die Verantwortlichen bei der Entscheidungsfindung je nach Veranlagung nicht nur ihre materiellen Ei-

2 F ü r einen Überblick über bisherige Ergebnisse der Agency-Theorie vgl. g r o m / R o b e r t s (1992), Gibbons (2005), Prendergast (1999), L a m b e r t (2001). 3

V g l . Spremann (1987), S. 22-26 u n d L a u x (1990), S. 278 ff.

4

V g l . H o l m s t r ö m (1979), S. 75-89.

5

V g l . H o l m s t r ö m (1982), S. 334-338.

Mil-

6

V g l . hierzu exemplarisch I t o h (1992), S. 330-332 u n d R a m a k r i s h n a n / T h a k o r (1991), S. 264. 7

V g l . F e h r / S c h m i d t (2003), F e h r / F a l k (2002), Fehr/Fischbacher (2002) sowie Camerer (2003), S. 43-113. 8

V g l . Fehr/Fischbacher/Kosfeld (2005).

I. Berücksichtigung sozialer Präferenzen bei der Verhaltenssteuerung

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geninteressen verfolgen, sondern gleichzeitig auch die Konsequenzen ihrer Entscheidungen für andere Personen sowie deren Intentionen oder Präferenztypen mit berücksichtigen. Die Effektivität einer praktischen Umsetzung der agencytheoretischen Vertragsempfehlungen ist jedoch maßgeblich von der Verhaltensreaktion der Agenten und damit von der Realitätsnähe des in der Theorie zugrunde gelegten Menschenbilds beeinflusst. Daraus ergibt sich die Notwendigkeit einer Einbeziehung sozialer Präferenzen in die Gestaltung der Anreizverträge durch den Prinzipal. Insbesondere sind die oben genannten Ergebnisse auf ihre Gültigkeit zu überprüfen. Das Ziel dieser Untersuchung ist es daher, modelltheoretisch zu analysieren, wie die Performancemaße von dezentralen Einheiten auf derselben horizontalen Organisationsebene durch die Berücksichtigung der sozialen Präferenzen Neid, Schadenfreude und Altruismus anreizkompatibel miteinander zu verknüpfen und zu gewichten sind, 9 wobei eine Beschränkung auf lineare Vergütungsverträge erfolgt. Die Frage nach der Verknüpfung betrifft dabei in erster Linie die Auswahlentscheidung zwischen den grundsätzlich anwendbaren Entlohnungsarten, welche über die positiven oder negativen Vorzeichen der Performancemaße beider Agenten in ihrer jeweiligen Entlohnungsfunktion festgelegt werden. I n diesem Zusammenhang ist zu untersuchen, unter welchen Bedingungen sich eine Teamentlohnung und wann eine relative Leistungsbewertung durch die Berücksichtigung von Neid, Schadenfreude und Altruismus aus Perspektive des Prinzipals jeweils als optimal erweist. Bei der Gewichtung wird hingegen analysiert, mit welchen Multiplikatoren die Bereichsleiter an ihren erwirtschafteten Ergebnissen beteiligt werden. Insbesondere ist zu prüfen, wie sich deren Wertigkeiten mit einer unterschiedlich starken Ausprägung der sozialen Präferenzen beider Agenten verändern. Die Ergebnisse werden jeweils in Relation zu den Referenzfällen bei monetär eigennützigem Verhalten betrachtet und den bisherigen Erkenntnissen der Standard-Agencytheorie gegenübergestellt. Durch die Interdependenz zwischen den Entscheidungen des Prinzipals über die Festlegung der Entlohnungsart sowie die Gewichtung der Performancemaße können beide Tatbestände nicht unabhängig voneinander festgelegt werden und sind daher gemeinsam zu betrachten. Anhand der Resultate zur optimalen Gestaltung des Entlohnungssystems wird zusätzlich der Frage nachgegangen, mit welchen Persönlichkeits9 F ü r agencytheoretische Analysen der Verknüpfung u n d Gewichtung v o n Performancemaßen bei monetär eigennützigem Verhalten vgl. auch Christensen/Feitham (2005), insbesondere S. 573 ff. sowie grundlegend B a n k e r / D a t a r (1989), F e l t h a m / X i e (1994) u n d D a t a r / K u l p / L a m b e r t (2001).

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A . Kennzeichnung des Untersuchungsgegenstandes

merkmalen von Agenten in einem Team der größtmögliche Nutzen für den Prinzipal erreicht wird. Für eine möglichst hohe Aussagefähigkeit der Ergebnisse ist es erforderlich, Asymmetrien zwischen den Agenten umfassend zu berücksichtigen. I n den modelltheoretischen Analysen wird daher angenommen, dass sie sich sowohl in der A r t als auch in der Ausprägung ihrer sozialen Präferenzen unterscheiden können. Darüber hinaus besteht die Möglichkeit, dass sie asymmetrisch hinsichtlich ihrer sonstigen Persönlichkeitsmerkmale wie Grad der Risikoaversion, Produktivität sowie Anstrengungskosten sind und ihre Bereichergebnisse unterschiedlichen Zufallseinflüssen unterliegen. Um die Robustheit der Erkenntnisse zu gewährleisten, werden verschiedene Umfeldbedingungen der Anreizgestaltung durch den Prinzipal betrachtet. Über die zugrunde gelegte Produktionstechnologie wird dabei unterschieden, ob und in welcher Form die Agenten mit ihren Handlungen Einfluss auf das Bereichsergebnis des jeweils anderen nehmen können sowie ob und wie stark die Umweltvariablen miteinander korrelieren.

I I . Vorgehensweise der Untersuchung Kapitel B. beschreibt wichtige Grundlagen für die Untersuchung des Einflusses sozialer Präferenzen auf die Steuerung dezentraler Einheiten. Ausgehend von den unterschiedlichen Persönlichkeitsmerkmalen der Agenten wird das Zusammenwirken der organisatorischen Verflechtungen mit den sozialen Präferenzen dargestellt und die Eignung der existierenden Ansätze für die Abbildung in einem theoretischen Principal-Agent-Modell untersucht. Kapitel C. gibt einen Überblick über den experimentellen sowie den theoretischen Stand der Forschung. Darauf bezugnehmend werden die Bedeutung der Experimente für die theoretische Analyse des Einflusses sozialer Präferenzen auf die Steuerung dezentraler Einheiten behandelt und der Untersuchungsgegenstand der vorliegenden Arbeit in die bestehende Literatur eingeordnet bzw. von ihr abgegrenzt. I n den Kapiteln D. bis G. wird das theoretische Modell für nachfolgende Untersuchungen schrittweise entwickelt:

• Feststellen des Einflusses der sozialen Präferenzen Neid , Schadenfreude und Altruismus mit ihren • Auswirkungen auf die Vertragsgestaltung zur Steuerung dezentraler Einheiten sowie

I I . Vorgehensweise der Untersuchung

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• Beantwortung der Präge nach den optimalen Persönlichkeitsmerkmalen von Agenten in einem Team für das Erzielen des bestmöglichen Unternehmensergebnisses aus Perspektive des Prinzipals bei beidseitigem horizontalem Vergleich. Die Kapitel DE. und F. beschränken sich dabei zunächst auf die differenzierte Analyse des Einflusses von Neid und Schadenfreude eines bzw. beider Agenten, wobei zwischen verschiedenen Produktionstechnologien unterschieden wird, die jeweils eine spezifische Form der gegenseitigen Beeinflussung abbilden. Während Kapitel D. den Fall technologischer Unabhängigkeit betrachtet, erweitern die Kapitel E. und F. die Untersuchung um Konstellationen, in denen sich die Agenten gegenseitig helfen und schaden können bzw. in denen eine in der Produktion bestehende Externalität bewirkt, dass sich die Anstrengungen eines Agenten für das eigene Ergebnis direkt im Bereichsergebnis des anderen niederschlagen. Der Nutzenvergleich des Prinzipals in den SituatioCharaktereigenschaften von B Egoismus

Egoismus

Kapitel D, £, F

Neid/Schadenfreude

Altruismus

Kapitel D, E, F

Kapitel G

Kapitel D, E, F

Kapitel G

Kapitel G

Kapitel G

< § >

1

cti 'S Neid/Scha- Kapitel D, E, F S denfreude bO 'C ö

1 M u

Altruismus

Kapitel G

Abbildung 1: Untersuchungsfeld der Arbeit

nen mit und ohne soziale Präferenzen verdeutlicht seine Möglichkeit, vom Vorteilsstreben neidiger und schadenfroher Agenten zu profitieren. Dieses Ergebnis wirft die Frage auf, wie sich die Berücksichtigung von eher als positiv wahrgenommenen Charaktereigenschaften sowie die Kombination der unterschiedlichen Typen auf sein Nettoergebnis auswirken und ist der

6

A . Kennzeichnung des Untersuchungsgegenstandes

Ausgangspunkt für die nachfolgende Untersuchung in Kapitel G. Die bisherige Modellkonstruktion wird dazu um die Einbeziehung altruistischer Präferenzen erweitert. Es ergibt sich das in Abbildung 1 dargestellte Untersuchungsfeld der Arbeit mit den verschiedenen Fällen, für die jeweils das optimale Anreizsystem aus Perspektive des Prinzipals zu berechnen und anschließend die Vorteilhaftigkeit auf Basis der Nutzenwerte zu untersuchen ist. Der Fokus von Kapitel G. liegt auf einer Gegenüberstellung der Ergebnisse in den verschiedenen Situationen aus Abbildung 1, um daraus Rückschlüsse auf die charakterliche Zusammensetzung eines idealisierten Teams zu ziehen. Wegen der inhaltlichen Analogien ist die Analyse der optimalen Gestaltung des Entlohnungssystems in diesem Teil der Untersuchung komprimierter angelegt, als jene von Neid und Schadenfreude in den Kapiteln D., E. und F. Insbesondere erfolgt eine stärkere Konzentration auf den Fall technologischer Unabhängigkeit. Abschließend wird auf Probleme einer Modellierung altruistischer Präferenzen eingegangen. Kapitel H. fasst die wesentlichen Erkenntnisse der Modellentwicklung zusammen und beschreibt Perspektiven für das zukünftige Forschungsprogramm auf dem Gebiet der „Behavioral Contract Theory".

B , G r u n d l a g e n für die U n t e r s u c h u n g des Einflusses sozialer Präferenzen a u f die Steuerung dezentraler E i n h e i t e n I . Charakterisierung sozialer Präferenzen Die unterschiedlichen Persönlichkeitsmerkmale 1 von Menschen führen dazu, dass sie sich in einer Gruppe spürbar und sichtbar verschieden verhalten, wobei grundsätzlich Eigennutz der Ausgangspunkt für die nachfolgende Analyse ist. 2 Zu dieser Eigennützigkeit kommen je nach Person unterschiedliche Formen sozialer Präferenzen, die dazu führen, dass die Menschen das Wohlergehen und die Handlungsweise anderer Personen in ihrem eigenen Verhalten berücksichtigen. „ A person exhibits social preferences if the person not only cares about the material resources allocated to her but also cares about the material resources allocated to relevant reference agents." 3 Die Fragen nach ihrem Ursprung und ihrem Nutzen konnten in der Forschung trotz der Bedeutung bisher nicht geklärt werden. Obwohl in der Wissenschaft gegenwärtig keine einheitliche Meinung existiert, spricht vieles dafür, dass sich Präferenzen im Rahmen eines evolutionären Prozesses entwickeln 4 , wobei die „genetisch oder bereits vorgeburtlich bedingten 1 Persönlichkeitsmerkmale werden spieltheoretisch als Präferenzen i n den Nutzenfunktionen abgebildet. 2 A u c h wenn Präferenzen nur schwierig zu beobachten sind, existieren i n der L i t e r a t u r keine Belege dafür, dass der eigene materielle N u t z e n für die E r k l ä r u n g individuellen Verhaltens keine Rolle spielt. 3 4

Fehr/Fischbacher (2002), S. C2.

J e n s e n / H a r e / C a l l / T o m a s e l l o (2006) belegen experimentell die reine Eigennützigkeit v o n Schimpansen. A n h a n d ihres beobachteten Verhaltens konnten weder Gehässigkeit noch A l t r u i s m u s festgestellt werden. Die A u t o r e n k o m m e n auf dieser G r u n d lage zu dem Ergebnis, dass soziale Präferenzen ein typisches Unterscheidungsmerkmal der menschlichen Spezies sind. Die entsprechenden Veranlagungen haben sich demnach i n den vergangenen sechs M i l l i o n e n Jahren seit der Zeit entwickelt, i n der sich Menschen u n d Schimpansen denselben Vorfahren teilten. V g l . hierzu auch Glimcher (2003), S. 172-273 u n d S. 319-336. Die Bedingungen für ihre Stabilität werden formal i n der evolutionären Spieltheorie untersucht. F ü r einen Überblick vgl. S e t h i / S o m a n a t h a n (2003) sowie Henrich (2004).

8

B. Grundlagen für die Untersuchung des Einflusses sozialer Präferenzen

Charakterzüge . . . knapp die Hälfte unserer Persönlichkeit... " 5 ausmachen. Zusätzliche Prägungen erfolgen durch das soziale Umfeld in frühester Kindheit. 6 Die entsprechenden Veranlagungen sind demnach bereits zu einem frühen Stadium der Persönlichkeitsentwicklung im Gehirn verankert und bestimmen, ob wahrgenommene Geschehnisse emotional als positiv oder negativ empfunden werden. Derartige Bewertungen erfolgen i m Bereich der unbewussten Hirnzentren, „die für das - immer bewusste - Denken und das bewusste sowie das unbewusste Handeln in hohem Maße bestimmend sind. . . . Dies spricht dafür, dass Präferenzen . . . in den unbewussten Schichten des Gehirns verankert sind" 7 und situationsbedingt abgerufen werden. I n der ökonomischen Literatur werden typischerweise die folgenden Formen sozialer Präferenzen unterschieden: 8 • Neid: Neid entsteht aus dem Vergleich der eigenen Situation mit der von anderen. Er ist das Gefühl des Unbehagens über das Glück oder den Erfolg von Mitmenschen im Verhältnis zum eigenen. Der Begriff Missgunst bezeichnet zusätzlich die Einstellung der Habenden gegenüber den Nichthabenden, denen sie keine Verbesserung ihrer Situation gönnen. 9 • Schadenfreude: Schadenfreude entsteht wie Neid ebenfalls aus dem Vergleich der eigenen Situation mit der von anderen. Sie ist das Gefühl der Freude am Leid oder Unglück eines/mehrerer anderen. 10 • Altruismus: Altruismus wird definiert als „ein Verhalten, das anderen nützt und nicht in Erwartung einer externen Belohnung erfolgt." 1 1 Er beinhaltet die Freude am Wohl anderer und entsteht nicht als Reaktion auf erfahrenen Altruismus. 1 2 5

R o t h (2003), S. 552. V g l . hierzu u n d z u m Folgenden auch K ü p p e r (2006b), S. 66-68.

6

V g l . K ü p p e r (2006a), S. 15 sowie Singer (2005), S. 708 ff.

7

K ü p p e r (2006a), S. 14. V g l . zu dieser These auch R o t h (2005), insbesondere die Ausführungen auf S. 696 ff. 8

V g l . hierzu den Überblick i n Fehr/Fischbacher (2002), S. C 2 - C 4 .

9

F ü r eine philosophische B e t r a c h t u n g des Neides vgl. Schock (1966), insbesondere S. 75-122. 10 F ü r eine philosophische A n n ä h e r u n g an den Begriff der Schadenfreude vgl. Heider (1958). 11 M a c a u l y / B e r k o w i t z (1970), S. 3. F ü r eine allgemeinere Kennzeichnung v o n A l truismus vgl. H u n t (1992), S. 16 ff. Z u m Verhältnis von A l t r u i s m u s u n d Eigennutz vgl. Kirchgässner (2000), S. 58-64. 12 Diese Definition weicht v o m i n der Moralphilosophie typischerweise zugrunde gelegten Verständnis ab. D o r t geht m a n i n der Regel davon aus, dass sich ein altruistischer Agent nur für das Wohlergehen anderer u n d nicht für das eigene W o h l interessiert.

I. Charakterisierung sozialer Präferenzen

9

• Reziprozität: Als Reziprozität bezeichnet man das Prinzip der Gegenseitigkeit („wie du mir, so ich dir"). Durch die wechselseitige Abhängigkeit der Menschen wird es in der Soziologie als universelles soziales Prinzip angesehen. 13 Gleichzeitig ist es die Voraussetzung für das Entstehen von menschlichen Beziehungen und Vertrauen. Reziprozität äußert sich in der Belohnung großzügigen Verhaltens (positive Reziprozität) sowie der Bestrafung opportunistischen Verhaltens (negative Reziprozität). 14 „Die Wahrnehmung einer Handlung als großzügig oder opportunistisch hängt von der Fairness oder Unfairness der Konsequenzen und den hinter einer beobachteten Handlung vermuteten Intentionen a b " 1 5 , wobei der Begriff Fairness das von Person zu Person unterschiedliche Empfinden akzeptierter Gerechtigkeit und Angemessenheit bezeichnet. 16 Die Bestimmungsgröße für die Fairness der Intentionen ist daher wiederum die Gleichmäßigkeit der Ergebnisverteilung. • Ungleichheitsaversion: Ungleichheitsaverse Personen versuchen mit ihrem Verhalten eine ihrer Wahrnehmung nach faire Ergebnisverteilung zu erreichen. Das bedeutet, dass sie sich altruistisch gegenüber anderen verhalten, wenn deren Ergebnis unterhalb einer als gerecht wahrgenommenen Vergleichsgröße liegt. Umgekehrt empfinden sie Neid bzw. Missgunst und wollen das Ergebnis der anderen reduzieren, wenn deren Ergebnis die Vergleichsgröße übersteigt. 1 7 • Scham/Schuldgefühle: Diese treten als negatives Empfinden auf, wenn eine sozial unerwünschte Handlung begangen wird. Daraus resultiert die Bereitschaft, entstehende Vorteile mit anderen zu teilen. Ungleichheitsaversion und Reziprozität sind Ausprägungen bedingt kooperativer Eigenschaften, die in vielen Situationen zu ähnlichen Verhaltensweisen führen. 1 8 Die Ursache ist, dass beide das Streben nach einer fairen bzw. gleichmäßigen Ergebnisverteilung als wesentliche Motivation beinhalten. Subsumiert man daher Reziprozität unter Ungleichheitsaversion, lassen 13

V g l . Becker (1956), S. 1 ff.

14

V g l . K o l m (2000), S. 115 ff.

15

Fehr/Fischbacher (2002), S. C3 (Englisch i m Original).

16

F ü r eine philosophische Definition von Fairness vgl. Rawls (1979), S. 133 f.

17

V g l . hierzu u n d z u m vorangegangenen P u n k t Fehr/Fischbacher (2002), S. C3.

18

V g l . Fehr/Fischbacher (2002), S. C3. A n h a n d experimenteller Befunde w u r d e gezeigt, dass die Modellierung von Ungleichheitsaversion eine Vielzahl scheinbar reziproker Verhaltensweisen erklären kann. V g l . hierzu F e h r / S c h m i d t (1999), S. 825 ff. u n d Ockenfels (1999), S. 139 ff.

10

B. Grundlagen für die Untersuchung des Einflusses sozialer Präferenzen

sich die beschriebenen sozialen Präferenzen entsprechend Abbildung 2 1 9 danach unterscheiden, wie sich die Veränderung des Ergebnisses einer anderen Person B auf das eigene Wohlergehen (Person A) auswirkt. 2 0 Die von anVeränderung des Ergebnisses von B Reduktion

Steigerung

< C5 / • Altruismus T3 NutzenS steigernd • UA, bei E A Ö

• Schadenfreude >

EB

• UA, bei

EB

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EA

1

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• Neid Nutzensenkend • UA, bei E B

• Schuldgefühle >

EA

• UA, bei

EA

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EB

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Abbildung 2: Klassifikation von sozialen Präferenzen nach der Auswirkung einer Ergebnisveränderung anderer Personen auf das subjektive Empfinden

deren als negativ wahrgenommenen Präferenzen Neid und Schadenfreude treten bei Menschen häufig gemeinsam auf. 2 1 Sie können zusammen auch als Konkurrenzdenken bezeichnet werden, welches die Maximierung des eigenen Ergebnisses relativ zu dem der anderen Gruppenmitglieder beinhaltet. 2 2 Neid und Schadenfreude werden daher im weiteren Verlauf der Untersuchung gemeinsam betrachtet und den von anderen eher als posit i v wahrgenommenen Präferenzen Ungleichheitsaversion bzw. Reziprozität gegenübergestellt. I n der modelltheoretischen Behandlung werden zudem

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I n der A b b i l d u n g steht U A für Ungleichheitsaversion u n d EA bzw. EQ bezeichnet das materielle Ergebnis von Person A bzw. B . 2 0 Äquivalent dazu ist die A u s w i r k u n g der Veränderung des Durchschnittsergebnisses einer Referenzgruppe auf den eigenen Nutzen. 2 1 F ü r eine aktuelle Untersuchung des Zusammenhangs von Neid u n d Schadenfreude vgl. van D i j k / O u w e r k e r k / G o s l i n g a / N i e w e g / G a l l u c c i (2006). 2 2

M a n spricht allgemein auch v o n Gehässigkeit, wenn Personen den zusätzlichen materiellen Payoff der relevanten Referenzgruppe, unabhängig v o n der Ergebnisverteil u n g u n d unabhängig v o m beobachteten Handeln, immer negativ bewerten. V g l . hierzu Fehr/Fischbacher (2002), S. C4.

I I . Organisatorische Einflüsse auf die Wirkungsweise sozialer Präferenzen 11

rein altruistische Präferenzen berücksichtigt. Die mit ihnen eng verbundenen Scham- und Schuldgefühle bleiben hingegen unbeachtet.

I I . Einfluss von Rahmenbedingungen organisatorischer Beziehungen auf die Ausprägung der Wirkungsweise sozialer Präferenzen I n der Unternehmenspraxis sowie in den Principal-Agent Modellen werden Organisationsstrukturen zugrunde gelegt, wie sie in Abbildung 3 dargestellt sind. Die Beziehung der im Unternehmen miteinander verbundenen Personen ist durch die aufgeführten Rahmenbedingungen gekennzeichnet. Auf der vertikalen Organisationsebene bestehen zwischen dem Prinzipal

Horizontale Rahmenbedingungen: 1. Technologische Abhängigkeit 2. Stochastische Abhängigkeit 3. Möglichkeit von Absprachen

Abbildung 3: Ebenen und Rahmenbedingungen des Einflusses sozialer Präferenzen im Beziehungsgeflecht der Organisation

und seinen Agenten Interdependenzen, die wesentlich durch die Anreizgestaltung des Prinzipals beeinflusst werden. Diese bestimmt, welches Entgelt die Agenten für ihre erbrachten Anstrengungen erhalten und wie erzielte Überschüsse zwischen den am Leistungserstellungsprozess beteiligten Personen aufgeteilt werden. Die Beziehung der Agenten untereinander auf der horizontalen Organisationsebene wird im Wesentlichen durch die

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B. Grundlagen für die Untersuchung des Einflusses sozialer Präferenzen

interne Rahmenbedingung technologische Abhängigkeit, die externe Rahmenbedingung stochastische Abhängigkeit sowie die Möglichkeit der Agenten beschrieben, untereinander Absprachen zu treffen. Eine technologisch bedingte Abhängigkeit liegt vor, wenn die Agenten i m Rahmen des Leistungserstellungsprozesses nicht unabhängig voneinander agieren können, sondern in irgendeiner Form miteinander kooperieren müssen. Insbesondere die Teamarbeit kommt in vielen modernen Organisationsstrukturen vor. Ursache für das mögliche Bestehen stochastischer Abhängigkeiten sind externe Zufallseinflüsse, die durch die gemeinsame Verbundenheit i m Unternehmen zumindest teilweise alle Agenten gleichermaßen betreffen. Eine räumlich enge Zusammenarbeit und die Möglichkeit zu wechselseitiger Beobachtung haben zur Konsequenz, dass die Agenten ihr Leistungsverhalten untereinander je nach Anreizgestaltung des Prinzipals in Form von Seitenverträgen 23 aufeinander abstimmen können. Soziale Präferenzen können sich in dem beschriebenen Beziehungsgeflecht sowohl auf der vertikalen als auch auf der horizontalen Organisationsebene auswirken. Bei vertikalem Auftreten von sozialen Präferenzen vergleichen sich die Agenten über Hierarchieebenen hinweg mit ihrem jeweiligen Vorgesetzten. Ein Beispiel für die Relevanz dieses Einflusses kann in der aktuellen Diskussion um die Höhe und Transparenz der Managergehälter in Deutschland gesehen werden. Bei horizontalem Auftreten hingegen vergleichen sich Agenten derselben Hierarchiestufe untereinander. Die Geheimhaltung der Gehälter und ihrer Zusammensetzung in vielen Großbetrieben deutet darauf hin, dass die Geschäftsführung kontraproduktive Effekte befürchtet, wenn für die Agenten die Möglichkeit besteht, ihre Entgelte untereinander zu vergleichen. Nachdem soziale Präferenzen im Unterbewusstsein abgespeichert sind und situationsbedingt abgerufen werden, 2 4 sind sie bei der Berücksichtigung in der Anreizgestaltung als Gegebenheiten zu betrachten. Ob und in welcher Form die bereits früher erworbenen sozialen Präferenzen das Verhalten der im Unternehmen tätigen Personen beeinflussen, hängt wiederum von den konkret vorliegenden Handlungsbedingungen ab. Allgemeine Kriterien für das Auftreten und die Wirkungsweise sozialer Präferenzen sind

2 3 Seitenverträge sind aufgrund ihrer Illegalität gerichtlich nicht durchsetzbar u n d daher notwendigerweise unvollständig. F ü r agencytheoretische Untersuchungen der opt i m a l e n Anreizgestaltung bei Möglichkeit der Agenten untereinander Absprachen zu treffen vgl. T i r o l e (1986), T i r o l e (1988), I t o h (1993), Macho-Stadler/Perez-Castrillo (1993) sowie F e i t h a m / H o f m a n n (2006a) u n d F e l t h a m / H o f m a n n (2006b). 2 4

V g l . hierzu A b s c h n i t t B . I .

I I . Organisatorische Einflüsse auf die Wirkungsweise sozialer Präferenzen 13

die Art und Regelmäßigkeit der Interaktionsbeziehung 25 sowie der Grad der Vollständigkeit von Verträgen 26. Von den eingangs beschriebenen Rahmenbedingungen der zwischenmenschlichen Beziehungen in innerbetrieblichen Kooperationen haben daher vor allem die Art der Anreizgestaltung durch den Prinzipal sowie die Art der technologischen Abhängigkeit einen Einfluss auf die Ausprägung der Wirkungsweise sozialer Präferenzen. Die Art der Anreizgestaltung wird vor allem in Experimenten zum „GiftExchange- Spiel" 27 untersucht. Es zeigt sich, dass großzügige Vertragsangebote des Prinzipals bei den Agenten mit der entsprechenden Veranlagung das Empfinden von Fairness bewirken, wodurch ihre als positiv wahrgenommenen sozialen Präferenzen Ungleichheitsaversion bzw. Reziprozität das Verhalten beeinflussen. 28 Umgekehrt führt die Gestaltung von Anreizverträgen mit leistungsabhängigen Vergütungsbestandteilen dazu, dass Neid und Schadenfreude zwischen den Agenten auf horizontaler Ebene auftreten können. 2 9 Die experimentellen Untersuchungen kommen in der Folge zu dem Ergebnis, dass unvollständige Bonusverträge die höchste Anreizwirkung erzielen und von daher vorzuziehen sind. 3 0 Das Problem dieser Experimente 3 1 und der aus den Ergebnissen abgeleiteten Vertragsempfehlungen ist, dass sie in der Regel lediglich kurzfristige Vertragsengagements mit einmaliger Beurteilung auf Grundlage beobachtbarer Handlungen der

2 5 Von entscheidender Bedeutung sind hierbei vor allem der G r a d der A n o n y m i t ä t der Spieler sowie deren Möglichkeit sich untereinander zu belohnen u n d zu bestrafen. V g l . Gintis (2000), S. 240 f. 2 6

A u f anonymen M ä r k t e n , i n denen alle relevanten Informationen über M a r k t p r e i se vertraglich spezifiziert werden können (z.B. A u k t i o n s - u n d O l i g o p o l m ä r k t e ) , spielen soziale Präferenzen für das menschliche Verhalten keine Rolle. Regelmäßige, persönliche Interaktionen m i t Sanktionsmöglichkeiten bei unvollständig spezifizierten Verträgen hingegen führen dazu, dass soziale Präferenzen das individuelle Verhalten bestimmen. V g l . hierzu Gintis (2000), S. 239-241 u n d F e h r / S c h m i d t (2003), S. 242-244. 2 7

B e i m „Gift-Exchange-Spiel" spezifiziert der P r i n z i p a l auf der ersten Stufe für den Agenten eine Entgeltzahlung sowie ein gefordertes Leistungsniveau, das aufgrund der U n vollständigkeit seines Vertrages nicht gerichtlich durchgesetzt werden kann. Der Agent reagiert i n Abhängigkeit des beobachteten Entgeltangebotes m i t der W a h l seines A n strengungsniveaus. V g l . hierzu F e h r / K i r c h s t e i g e r / R i e d l (1993), F e h r / K i r c h s t e i g e r / R i e d l (1998) u n d F e h r / F a l k (1999). Neuere Studien erweitern das „Gift-Exchange Spiel" z.B. u m eine Belohnungs- u n d / o d e r Bestrafungsoption des Prinzipals. 2 8 F ü r einen Überblick vgl. Gächter/Fehr (2002), S. 20 ff. u n d F e h r / S c h m i d t (2003), S. 244 ff. 2 9

V g l . G ü t h / K ö n i g s t e i n / K o v ä c s / Z a l a - M e z o (2001).

3 0

Vgl. F e h r / K l e i n / S c h m i d t (2004), S. 11 ff.

3 1 Z u einer grundsätzlichen K r i t i k an der Vorgehensweise experimenteller Untersuchungen vgl. das Interview v o n Sergiu H a r t m i t Robert A u m a n n i n A u m a n n / H a r t (2005), S. 711 ff. sowie A b s c h n i t t C . I I .

14

B. Grundlagen für die Untersuchung des Einflusses sozialer Präferenzen

Agenten durch den Prinzipal betrachten. I m Gegensatz dazu sind in der Unternehmenspraxis bestehende Vertragsverhältnisse überwiegend langfristig ausgelegt. Deren Nachteil ist, dass sich die Agenten der Beobachtung durch den Prinzipal entziehen. Trotz der damit verbundenen negativen Verhaltenswirkungen besteht daher die Notwendigkeit, explizite Anreizverträge zu verwenden, welche die beobachtbaren Ergebnisse der Agenten berücksichtigen. Die Art der technologischen Abhängigkeit bestimmt die Interaktionsbeziehung zwischen den Agenten. Entsprechend Abbildung 4 sind grundsätzlich drei Fälle unterscheidbar. Für den Extremfall der reinen TeamprodukVollstfindige Unabhängigkeit

Gegenseitige Beeinflussung

Technologische Unabhängigkeit

• Jeder Agent verantwortet ein Performancemaß • Leistung aller Agenten für alle Maße, z.B.

Jt. = a;

x, = a, + bt, A: a¡ , i = 1,2 B: b¡ , i = 1,2

Reine Teamproduktion

• Ein Performancemaß, zu dem • alle Agenten beitragen, z.B

Ausmaß technologischer Abhängigkeit

• mehrere Ressourcen »nicht separierbar • gehören nicht einer Person, z.B.

N x

= Y é

a

i

* =

niin[alv..,

;'=1

Offentliches-Gut-Spiel der Agenten

Zunehmender Einfluss von Ungleichheitsaver^sion und Reziprozität Zunehmender Einfluss von"" Neid und Schadenfreude

Abbildung 4: Einfluss der Produktionstechnologie auf die Ausprägung der Wirkungsweise sozialer Präferenzen

tion 32 arbeiten die Agenten in die gleiche Richtung. Ihre Interaktionsbeziehung hat den Charakter eines Öffentlichen-Gut-Spiels. 33 Die Experimente 3 2 A l c h i a n / D e m s e t z (1972) definieren T e a m p r o d u k t i o n erstmals als einen P r o d u k t i onsprozess, in dem zur Herstellung eines O u t p u t s mehrere Ressourcen benötigt werden, die nicht separierbar sind u n d nicht einer einzigen Person gehören. V g l . A l c h i a n / D e m s e t z (1972), S. 779. 3 3 B e i m Öffentlichen-Gut-Spiel tragen mehrere Personen auf ihre Kosten z u m N u t z e n der Allgemeinheit bei. V g l . hierzu grundlegend Olsen (1965).

I I . Organisatorische Einflüsse auf die Wirkungsweise sozialer Präferenzen 15

zeigen, dass in derartigen sozialen Dilemma-Situationen vor allem Fairnessempfinden und damit die sozialen Präferenzen Ungleichheitsaversion bzw. Reziprozität das individuelle Verhalten kennzeichnen. 34 Bei technologischer Unabhängigkeit hingegen agieren die Agenten weitestgehend unabhängig voneinander. I n dieser Situation haben eher Neid und Schadenfreude einen Einfluss auf ihr Verhalten. 3 5 Zwischen den beiden Extremfällen besteht die dritte Möglichkeit, dass die Agenten jeweils für die eigenen Performancemaße verantwortlich sind, gleichzeitig aber auch die des anderen Agenten beeinflussen können. Aus dieser Situation heraus resultiert eine strategische Interaktion zwischen den Agenten in Form von gegenseitiger Belohnung und Bestrafung. Dadurch wird ermöglicht, dass die sozialen Präferenzen Ungleichheitsaversion bzw. Reziprozität auf der horizontalen Ebene das Verhalten der Agenten bestimmen. 3 6 Die typischerweise getrennte Bewertung der Agenten bei gleichzeitiger Verantwortlichkeit für das eigene Bereichsergebnis sowie die mangelnde gegenseitige Beobachtbarkeit führen hingegen zu einer stärkeren Konzentration auf das eigene Wohlergehen und die Abgrenzung im Vergleich zu den anderen Agenten. Es besteht eine größere Ähnlichkeit zum Fall technologischer Unabhängigkeit, für den das Auftreten von Neid und Schadenfreude bei vielen Menschen nachgewiesen werden konnte. Bisher existieren keine empirischen Untersuchungen, die näheren Aufschluss über das Verhalten in diesem Kontext geben. I n der Konstellation, in der soziale Präferenzen auftreten, wird ihre Auswirkung auf die Vertragsgestaltung des Prinzipals durch die horizontalen Rahmenbedingungen (1) A r t der stochastischen Abhängigkeit, (2) A r t der technologischen Abhängigkeit und (3) Möglichkeit von Absprachen beeinflusst. Eine Unterscheidung dieser Szenarien ist für die nachfolgende Analyse daher zwingend erforderlich.

3 4 Das resultierende bedingt kooperative Verhalten ist bei der Mehrheit v o n I n d i v i duen i n Experimenten z u m Öffentlichen-Gut-Spiel beobachtbar. V g l . hierzu Falk (2001), S. 6 f., B e m i n g h a u s / E h r h a r t / G ü t h (2002), S. 256, Fehr/Gächter (2000) u n d Fischbac h e r / G ä c h t e r / F e h r (2001). F ü r einen allgemeinen Überblick experimenteller Ergebnisse zu Öffentlichen-Gut-Spielen vgl. Ledyard (1995). 3 5 3 6

V g l . hierzu G û t h / K ô n i g s t e i n / K o v à c s / Z a l a - M e z o (2001).

Die Bedeutung von Fairness u n d Reziprozität ist i n dieser S i t u a t i o n besonders hoch, wenn die Spieler sequentiell über ihre Leistungsniveaus entscheiden u n d wiederholt miteinander interagieren.

16

B. Grundlagen für die Untersuchung des Einflusses sozialer Präferenzen

I I I . Auswahl des Basisansatzes zur Entwicklung des Modellelements soziale Präferenzen in der agencytheoretischen Analyse Eine Abbildung der unterschiedlichen Persönlichkeitsmerkmale von Personen in spieltheoretischen Modellen bedeutet, dass der Nutzen eines Spielers neben dem eigenen materiellen Ergebnis auch von demjenigen der Mitspieler, den Vorstellungen über ihre Handlungen oder deren Präferenzparameter abhängig i s t . 3 7 Ziel bei der Modellierung sozialer Präferenzen ist es, Theorien mit einer universellen Anwendbarkeit zu entwickeln, die dazu in der Lage sind, eine Vielzahl experimenteller Ergebnisse gleichzeitig zu erklären. 38 Die in den vergangenen Jahren entstandenen Modellansätze lassen sich in drei unterscheidbare Gruppen einteilen: 3 9

• Distributional Approaches :40 I n der klassischen Nutzentheorie wird typischerweise angenommen, dass die Spieler Präferenzen über die Verteilung von materiellen Ressourcen haben. Diese Sichtweise wird in fast allen Anwendungen in der Form verengt, dass sich jeder Entscheidungsträger lediglich für die eigenen materiellen Ressourcen interessiert. Die „Distributional Approaches" erweitern die (neo-)klassische Perspektive um die Annahme, dass neben dem eigenen monetären Ergebnis die Verteilung monetärer Ergebnisse zwischen allen Spielern ihr Verhalten determiniert. Unter ihrer Verwendung können alle der in Abschnitt B.I. beschriebenen Arten von sozialen Präferenzen mit Ausnahme der Reziprozität in formalen Modellen abgebildet werden. Für letztere besteht wie beschrieben jedoch die Möglichkeit einer Approximation über die Ungleichheitsaversion nach Fehr/Schmidt (1999), wobei zu beachten ist, dass sich die dahinter liegenden Motivstrukturen der Personen bei den beiden Formen von bedingt kooperativen sozialen Präferenzen unterscheiden.

3 7

M a n spricht i n diesem Zusammenhang auch von interdependenten Präferenzen.

3 8

E i n häufig genanntes A r g u m e n t gegen die Berücksichtigung sozialer Präferenzen ist, dass m a n durch eine entsprechende Spezifikation der Nutzenfunktionen nahezu jedes beliebige Ergebnis rechtfertigen kann. D e m ist zu entgegnen, dass Nutzenfunktionen nicht fallweise angepasst, sondern allgemein für die E r k l ä r u n g typischer menschlicher Verhaltensweisen entwickelt werden. V g l . hierzu exemplarisch Camerer (2003), S. 101 ff. 3 9 V g l . hierzu auch den Überblick in F e h r / S c h m i d t (2003), S. 218-230 sowie I t o h (2004), S. 22-25. 4 0

V g l . B o l t o n (1991), F e h r / S c h m i d t (1999), Bolton/Ockenfels (2000).

I I I . Basisansatz zur Entwicklung des Modellelements soziale Präferenzen

17

• Intention Based Modelling: 41 Einige der durchgeführten Experimente belegen, dass neben den monetären Konsequenzen auch die Bewertung der hinter den beobachteten Handlungen stehenden Intentionen einen Einfluss auf das Verhalten von Personen h a t . 4 2 Derartige Phänomene können mit einer Anwendung der „Distributional Approaches" zumindest nicht unmittelbar berücksichtigt werden. Entsprechend wird bei den Ansätzen des „Intention Based Modelling" angenommen, dass die Spieler das Verhalten ihrer Mitspieler hinsichtlich der dahinter liegenden Absichten bewerten und ihre Reaktion vom Ergebnis dieser Bewertung abhängig machen. Formal bedeutet dies, dass der Nutzen eines Spielers nicht mehr nur von den monetären Payoffs, sondern auch von seinen Annahmen über die Absichten der anderen sowie ggf. den Vorstellungen über deren Annahmen über die eigene Strategienwahl abhängig ist. Die Modellierungsform des „Intention Based Modelling" wird vor allem zur Darstellung der sozialen Präferenz Reziprozität verwendet. • Type Based Modelling; 43 Ausgangspunkt für die Entwicklung dieser Ansätze ist das Bestreben, eine größere Nachvollziehbarkeit bei der Abbildung der intentionsbasierten Reziprozität zu erreichen. Sie versuchen folglich, Elemente der einfachen „Distributional Approaches" mit jenen des „Intention Based Modelling" zu verbinden, ohne die Modellkomplexität dabei zu stark zu erhöhen. Ausgehend vom Grundgedanken, dass die Verteilung über monetäre Ergebnisse das Verhalten der Spieler beeinflusst, 44 wird als charakteristisches Merkmal angenommen, dass zudem die Präferenztypen der Mitspieler und nicht deren Absichten die eigenen Entscheidungen bestimmen. Formal äußert sich dies darin, dass die eigene Nutzenfunktion und damit das eigene Verhalten auch von der Ausprägung der Präferenzparameter in der Nutzenfunktion der anderen (Referenz-)Spieler abhängig ist. Auf diese Weise kann beispielsweise abgebildet werden, dass ein Spieler i das monetäre Wohl eines anderen Spielers j stärker berücksichtigt, wenn der andere sich mehr für das Wohl von i interessiert. Proble4 1 V g l . grundlegend zu diesem Ansatz R a b i n (1993) sowie die neueren Analysen von Falk/Fischbacher (2001), Charness/Rabin (2002) u n d Dufwenberg/Kirchsteiger (2004). 4 2

V g l . hierzu exemplarisch die Studien v o n Falk/Fehr/Fischbacher (2000) u n d F a l k / Fehr/Fischbacher (2005). 4 3 4 4

V g l . Levine (1998), C o x / F r i e d m a n / G j e r s t a d (2004).

Wegen dieses Konstruktionsmerkmals nehmen F e h r / S c h m i d t (2003), S. 218-224 beispielsweise keine Unterscheidung zwischen den „ D i s t r i b u t i o n a l Approaches" u n d dem „ T y p e Based M o d e l l i n g " vor.

18

B. Grundlagen für die Untersuchung des Einflusses sozialer Präferenzen

me bei einer derartigen Spezifikation entstehen immer dann, wenn die anderen Spieler nicht beobachtet werden können. I n diesem Fall wird jedes sequentielle Spiel zu einem Signalisierungsspiel, bei dem die Spieler Vorstellungen über die Typen der anderen formen müssen, um optimale Strategien zu bestimmen. M i t dieser Modellierungsart können grundsätzlich alle der in Abschnitt B.I. gekennzeichneten Arten von sozialen Präferenzen formal abgebildet werden. Als Auswahlkriterien für die Eignung zur Abbildung der sozialen Präferenzen Neid, Schadenfreude und Altruismus in der nachfolgenden entscheidungstheoretischen Modellentwicklung werden die Transparenz der formalen Darstellung und die mathematische Handhabbarkeit zugrunde gelegt. Die Anwendung des „Intention Based Modelling" erfordert den Einsatz der psychologischen Spieltheorie. 45 Das hat zur Konsequenz, dass die theoretischen Modelle bereits für einfache Entscheidungssituationen sehr komplex werden und kaum noch handhabbar sind. Bei Principal-AgentModellen mit Moral Hazard handelt es sich um dynamische Spiele mit unvollkommener Information, für die eine Berücksichtigung der Intentionen von Spielern mathematisch kaum noch darstellbar ist. Diese Argumentation gilt aufgrund der Komplexität in dem betrachteten Kontext analog für das „Type Based Modelling". Die „Distributional Approaches" hingegen ermöglichen die einfache Abbildung einer Vielzahl möglicher Verhaltensweisen bei gleichzeitig transparentem Modelldesign und werden deswegen als Grundlage für den Untersuchungsgegenstand dieser Arbeit verwendet. 46 „Social comparison of workers w i t h others, and the implications of those comparisons for wage setting, may also be neatly modeled by these („Distributional Approaches", A.d.V.) theories." 47

4 5

V g l . hierzu grundlegend Geanakoplos/Pearce/Stacchetti (1989) u n d R a b i n (1993).

4 6

I n den Experimenten zeigt sich zwar, dass nicht nur die Konsequenzen v o n Handlungen u n d Ergebnissen für eine Fairness-Beurteilung relevant sind, sondern auch die Intentionen bzw. das Verfahren. Gleichzeitig w i r d jedoch festgestellt, dass sich durch die Modellierung v o n Ergebnisvergleichen eine hohe U b e r e i n s t i m m u n g theoretischer Ergebnisse m i t den experimentellen Befunden herstellen lässt. Die „ D i s t r i b u t i o n a l A p p r o a ches" können daher als zulässige A p p r o x i m a t i o n der M o t i v e realen Verhaltens angewendet werden. V g l . hierzu Falk (2001), S. 4 f., F e h r / S c h m i d t (1999), S. 825 ff., Ockenfels (1999), S. 131 ff. 4 7

Camerer (2003), S. 116.

C. S t a n d der Forschung u n d E i n o r d n u n g des Untersuchungsgegenstandes I . Stand der empirischen Analyse Die empirischen Untersuchungen des Einflusses sozialer Präferenzen auf die Steuerung dezentraler Einheiten lassen sich in zwei Gruppen systematisieren: Empirische Feldstudien treffen Aussagen über die psychologischen Motive der Vertragsparteien auf Basis von in der Realität gewonnenen Daten. Gneezy/Rustichini (2000) finden Anhaltspunkte dafür, dass die Einführung von Bestrafungen das kontraproduktive Verhalten der Agenten noch verstärkt. Bewley (1995) sowie Bewley (1999) führte als Einziger eine Befragung unter Arbeitgebern durch mit dem Ziel zu erklären, warum Löhne trotz hoher Arbeitslosigkeit nicht fallen. Das Ergebnis ist, dass die Arbeitgeber eine schlechtere Arbeitsmoral sowie weniger kooperatives Verhalten der Mitarbeiter befürchten. Laborexperimente ermöglichen die gezielte Untersuchung menschlichen Verhaltens in kontrollierten Entscheidungssituationen. 1 Sie sind der Ausgangspunkt für die Entwicklung theoretischer Modelle, die das menschliche Entscheidungsverhalten realistischer abbilden können. Ihre Ergebnisse verdeutlichen, dass soziale Präferenzen bei der Gestaltung von Anreizverträgen auf vertikaler und horizontaler Organisationsebene zu berücksichtigen sind.

1. Experimentelle Untersuchungen vertikaler Vertragsbeziehungen Die bisherigen Untersuchungen vertikaler Principal-Agent-Beziehungen beschäftigen sich vor allem mit den Auswirkungen von nicht vollständig geregelten Arbeitsverträgen auf die Anstrengungen der Agenten sowie deren Konsequenzen für die optimale Anreizgestaltung. Durch die fehlende Möglichkeit, Entgelt Zahlungen in Abhängigkeit der erbrachten Leistung oder 1

V g l . Gintis (2000), S. 241 f.

20 C. Stand der Forschung und Einordnung des Untersuchungsgegenstandes

eindeutig verifizierbarer Performancemaße vor dritten Parteien wie z.B. Gerichten durchzusetzen, entstehen Verhaltensspielräume, welche die Möglichkeit eröffnen, dass Egoismus, aber auch soziale Präferenzen wie Fairness und Reziprozität, bei den interagierenden Personen auftreten. Ausgangspunkt sind die experimentellen Studien zum „Gift-Exchange-Spiel" von Fehr/Kirchsteiger/Riedl (1993), Fehr/Kirchsteiger/Riedl (1998), Fehr/Falk (1999), Falk/Gächter/Koväcs (1999), Gächter/Falk (2002) u.a., die belegen, dass die Agenten ihre Leistungsbereitschaft mit steigenden Entlohnungsangeboten erhöhen. Eine erste Gruppe von Experimenten erweitert das „Gift-ExchangeSpiel" um eine zusätzliche Belohnungs- und/oder Bestrafungsmöglichkeit des Prinzipals. Fehr/Gächter/Kirchsteiger (1997) kommen zu dem Ergebnis, dass eine Bestrafungsoption allein 2 trotz großzügiger Lohnangebote nur schwach reziprokes Verhalten der Agenten hervorruft. Erst die zusätzliche Belohnungsoption 3 bewirkt höhere Leistungsniveaus. Fehr/Gächter (2002) untersuchen eine Situation ohne Belohnungsoption und zeigen, dass die Bezahlung eines sicheren Fixgehaltes 4 höhere Anstrengungen bei den Agenten bewirkt als die Androhung einer Bestrafung. Sie ziehen daraus die Schlussfolgerung, dass freiwillige Kooperation durch explizite Anreizverträge verdrängt werden kann. Fehr/Schmidt (2000) untersuchen die unterschiedliche Wirkungsweise von impliziten Bonus- und expliziten Anreizverträgen auf eine freiwillige Kooperation der Agenten. Sie beobachten, dass ein Großteil der Prinzipale den Bonusvertrag wählt. Die Mehrzahl der Agenten vertraut auf die Fairness des Prinzipals, den freiwilligen Bonus zu bezahlen. Das erbrachte Leistungsniveau ist im Durchschnitt deutlich höher als jenes bei expliziter Anreizgestaltung. Fehr/Klein/Schmidt (2004) erweitern dieses Experiment um den Vertrauensvertrag. Durch paarweisen Vergleich des impliziten Bonus- bzw. Vertrauensvertrags mit dem expliziten Anreizvertrag belegen sie, dass die Fairness des Prinzipals, nicht aber das Vertrauen auf die Fairness der Agenten als M i t t e l zur endogenen Vertragsdurchsetzung verwendet werden kann. Falk/Kosfeld (2005) verallgemeinern die bisherigen Ergebnisse, indem sie belegen, dass Kontrollen und explizite Anreize von Agenten generell als Signal des Misstrauens und Einschränkung der Handlungsfreiheit empfunden werden. Diese reduzieren folglich ihre intrinsische Motivation, im Interesse des Prinzipals zu handeln.

2

E i n derartiger Vertrag w i r d auch als expliziter

Anreizvertrag

bezeichnet.

3

E i n Vertrag m i t optionaler Belohnungszahlung durch den P r i n z i p a l heißt Bonusvertrag. 4

E i n derartiger Vertrag w i r d auch als impliziter

Vertrauensvertrag

impliziter

bezeichnet.

I. Stand der empirischen Analyse

21

Festzuhalten ist, dass der reine Bonusvertrag in Verbindung mit Fairness in allen Experimenten zum „Gift-Exchange-Spiel" die höchste Anreizwirkung erzielt. Die Ergebnisse der Studie von Maximiano/Sloof/Sonnemans (2004) deuten darauf hin, dass sämtliche Erkenntnisse dieser Gruppe von Experimenten auch in einem Mehragentenkontext auf vertikaler Ebene ihre Gültigkeit behalten. Eine zweite Gruppe von Experimenten untersucht, inwieweit Fairness eine Rolle bei der Aufteilung erwirtschafteter Überschüsse zwischen Prinzipal und Agenten spielt. Güth/Klose/Königstein/Schwalbach (1998), Fehr/Gächter (1998) sowie Anderhub/Gächter/Königstein (2002) kommen zu dem Ergebnis, dass die Prinzipale häufig anreizkompatible Entlohnungssysteme (Teilungsregeln) vorschlagen und die Agenten anreizkompatibel darauf reagieren. Als unfair empfundene Vertragsangebote werden häufig abgelehnt. Trotz dieser Ergebnisse hat Reziprozität auch in dieser Situation eine Bedeutung: Güth/Klose/Königstein/Schwalbach (1998) belegen, dass großzügigere Vertragsangebote mit höherem fixen Entlohnungsbestandteil höhere Anstrengungen der Agenten induzieren. Anderhub/Gächter/Königstein (2002) und Keser/Willinger (2000) bestätigen die Beobachtung, dass eine faire Aufteilung der Überschüsse zu höheren Leistungsniveaus führt, als von der klassischen Vertragstheorie prognostiziert. Sie ziehen daraus die Folgerung, dass materielle Anreize keine Verdrängung freiwilliger Kooperation bewirken. Keser/Willinger (2002) weisen jedoch darauf hin, dass Fairnessüberlegungen nur dann eine Bedeutung für die Aufteilung erwirtschafteter Überschüsse haben, wenn diese hinreichend hoch sind. Cabrales/Charness (2004) zeigen anhand einer Situation mit Teamproduktion und „Hidden Information", dass zwei unterschiedlich produktive Agenten jeweils die sie relativ zum Prinzipal benachteiligenden Vertragsangebote häufig ablehnen. Als Reaktion darauf schlagen die Prinzipale in den Folgeperioden mit zunehmender Ablehnungsquote immer großzügigere Vertragmenüs vor. Diese Ergebnisse lassen erkennen, dass vertikale Fairness durch die Berücksichtigung von Teamproduktion auf horizontaler Ebene nicht beeinflusst wird. Der Vergleich beider Gruppen von Experimenten deutet darauf hin, dass Fairness mit zunehmender Vollständigkeit der Verträge eine immer geringere Rolle spielt. Diese Vermutung wird durch die Beobachtung von Falk/Kosfeld (2005), „ . . . that a large fraction of agents . . . lower their performance if the principal implements a more complete contract" (S. 4) unterstützt. Fehr/Schmidt (2004) untersuchen anhand eines 2-AufgabenPrincipal-Agent Modells (Aufgabe 1: kontrahierbar; Aufgabe 2: nicht kontrahierbar), ob ein impliziter Bonusvertrag zu mehr freiwilliger Koopera-

22 C. Stand der Forschung und Einordnung des Untersuchungsgegenstandes

tion und damit aus Sicht des Prinzipals zu besseren Ergebnissen als ein expliziter Anreizvertrag mit linearer Anteilsrate führt. Obwohl beide Vertragsarten Freiräume für reziprokes Verhalten beinhalten, zeigt sich, dass die Bezahlung großzügiger (fixer) Entlohnungen bei Anwendung der Anteilsrate keine intrinsische Motivation bewirkt und daher nicht profitabel ist. I m Gegensatz dazu strengen sich die Agenten bei Gebrauch des im^ pliziten Bonusvertrags i m Vertrauen auf die Fairness des Prinzipals bei beiden Aufgaben stark an. I m Ergebnis scheint die unvollständigere beider Vertragsarten überlegen.

2. Experimentelle Untersuchungen horizontaler Vertragsbeziehungen Gegenwärtig existieren nur wenige Experimente, welche die Bedeutung sozialer Präferenzen zwischen gleichrangigen Agenten untersuchen. G ü t h / Königstein/Koväcs/Zala-Mezo (2001) erforschen die Leistungsbereitschaft zweier Agenten unterschiedlicher Produktivität in Abhängigkeit von ihrer Information über das Vertragsangebot des anderen. Als Steuerungsinstrument verwendet der Prinzipal einen expliziten linearen Anreizvertrag. Die Ergebnisse für den Fall wechselseitiger Beobachtung belegen, dass als unfair empfundene Entgeltangebote zu Protestreaktionen in Form von Ablehnungen und Leistungsreduktion führen. Charness/Kuhn (2004) zeigen, dass diese Ergebnisse ihre Gültigkeit verlieren, wenn der Prinzipal die intrinsische Motivation seiner Agenten, z.B. durch Zahlung eines hohen Fixgehaltes, nutzen möchte. Anhand eines „Gift-Exchange-Spiels" belegen sie, dass Neid zwischen reziprok auf das Vertragsangebot des Prinzipals reagierenden Agenten keine Rolle spielt. Die Gegenüberstellung der Erkenntnisse beider Experimente legt die Vermutung nahe, dass explizite Anreize nicht nur die intrinsische Motivation der Agenten auf vertikaler Ebene verdrängen, sondern gleichzeitig zu Neidreaktionen auf der horizontalen Ebene führen können. Beide Studien behandeln die Agenten jedoch weitgehend unabhängig voneinander. Die Experimente zu Öffentlichen-Gut-Spielen 5 belegen im Gegensatz dazu, dass soziale Präferenzen zwischen den Agenten gerade in Situationen mit Externalitäten in der Produktion einen leistungssteigernden Effekt haben können. Rossi/Warglien (2000) und Meidinger/ Rulliere/Villeval (2001) untersuchen, inwieweit faire Ergebnisaufteilungen des Prinzipals dabei helfen, das Trittbrettfahrerverhalten zweier Agenten

5

V g l . Ledyard (1995) für einen Überblick.

I I . Bedeutung der Experimente für die theoretische Analyse

23

in einer Situation mit Teamproduktion zu reduzieren. Ihre Ergebnisse weisen darauf hin, dass kooperatives Verhalten der Agenten untereinander zunimmt, wenn der Prinzipal eine gerechte Aufteilung des erwirtschafteten Teamergebnisses vorschlägt.

I I . Bedeutung der Experimente für die theoretische Analyse des Einflusses sozialer Präferenzen auf die Steuerung dezentraler Einheiten Die bisher durchgeführten Experimente verdeutlichen, dass soziale Präferenzen einen Einfluss auf die Wirkung von Verträgen haben und vom Prinzipal daher bei seiner Anreizgestaltung zu berücksichtigen sind, wenn er negative Auswirkungen auf seine Zielerreichung vermeiden will. Die Experimente geben außerdem Anhaltspunkte für die in Abschnitt B.II, beschriebene Situationskomponente, welche das Auftreten und die Wirkungsweise von sozialen Präferenzen in Bezug auf das Leistungsverhalten der Agenten bestimmt. Eine empirische Fundierung von Annahmen in theoretischen Moral-Hazard Modellen ist mit den bisherigen Ergebnissen jedoch nur eingeschränkt möglich. Ein wesentliches Problem liegt dabei in der fehlenden direkten Beobachtbarkeit von Präferenzen, 6 die eine unmittelbare Verknüpfung von Theorie und Empirie erschwert. Der Rückschluss von den beobachteten Ergebnissen auf die dahinter liegenden Motive ist nur mit Interpretationsspielräumen möglich. Dennoch können die theoretischen Modelle denkbare Erklärungen für die empirischen bzw. experimentellen Beobachtungen liefern und sie in diesem Sinne rationalisieren. Umgekehrt geben die Ergebnisse normativer Principal-Agent Modelle Anhaltspunkte für die Generierung von Hypothesen, die wiederum empirisch und experimentell zu testen sind, auch wenn diese Vorgehensweise von einigen Autoren mit Skepsis betrachtet wird: „ M a n mag einwenden . . . , dass theorieabweichende Entscheidungen durch eine hinreichend allgemeine Nutzenkonzeption (z.B. nicht monetäre Auszahlungen oder soziale Präferenzen) rationalisierbar sind . . . Unter 6

I n der jüngeren Vergangenheit w i r d verstärkt an M e t h o d i k e n gearbeitet, u m Präferenzparameter mess- bzw. beobachtbar zu machen. Insbesondere die Verknüpfung v o n Experimenten m i t Analyse- u n d Auswertungsverfahren der Hirnforschung scheint i n diesem Zusammenhang vielversprechend. V g l . hierzu exemplarisch Camerer/Loewenstein/Prelec (2005), Fehr/Fischbacher/Kosfeld (2005) sowie die Sonderausgabe der Zeitschrift „Games and Economic Behavior" (Nr. 52, 2005) z u m T h e m a „Neuroeconomics".

24 C. Stand der Forschung und Einordnung des Untersuchungsgegenstandes

empirischen Gesichtspunkten sind solche Rationalisierungen jedoch problematisch. Denn dabei werden nicht-beobachtbare Präferenzparameter unterstellt, so dass das resultierende Verhaltensmodell ohne zusätzliche Annahmen über die Verteilung der Parameter nicht empirisch testbar ist . . . (Aus der Annahme der Einkommensmaximierung abgeleitete, A.d.V.) Hypothesen basieren auf einer beobachtbaren, ökonomisch relevanten . . . Größe, der monetären Auszahlung. Der empirische Nachweis, dass und in welcher Weise Entscheidungen unter bestimmten Bedingungen systematisch von der Vorhersage der Einkommensmaximierung abweichen, kann m.E. informativer sein, als die Erkenntnis, dass das Verhalten für eine verallgemeinerte Nutzenkonzeption rationalisierbar ist." 7 Eine generellere K r i t i k betrifft die Realitätsnähe der durchgeführten Experimente: „Ich habe schwerwiegende Bedenken hinsichtlich dem, was zwar als Behavioral Economics bezeichnet wird, aber nicht wirklich Behavioral ist . . . Behavioral Economics untersucht bestenfalls künstliche Laborsituationen . . . Es werden Experimente mit „echten" Entscheidungen durchgeführt, die monetär entlohnt werden. Aber selbst dann ist der monetäre Payoff gewöhnlich sehr gering. A m schlimmsten ist, dass die Entscheidungssituationen nicht denen im wirklichen Leben entsprechen . . . Die gesamte Situation ist künstlich. Die Teilnehmer sind nicht daran gewöhnt und ihre Entscheidung hat keine wirklichen Konsequenzen . . . Kurz, ich habe ernste Bedenken hinsichtlich Behavioral Economics, wie es praktiziert wird. Echtes Behavioral Economics existiert: empirische Feldstudien . . . Hier wird analysiert wie sich Menschen in vertrauten Alltagssituationen i m wirklichen Leben verhalten." 8 Derartige empirische Untersuchungen, auf die für eine Fundierung der Annahmen in theoretischen Modellen zurückgegriffen werden könnte, existieren bisher jedoch nur in einem geringen Umfang. Auch betont eine Vielzahl von Wissenschaftlern die Vorteile der experimentellen Forschungsmethodik 9 und weist die aufgeführten Kritikpunkte mit dem Hinweis darauf zurück, dass „Zweifel an der Übertragbarkeit (der Ergebnisse auf die Realität, A.d.V.) die Notwendigkeit von ausgeklügelteren Experimenten begründen, aber keine Abweisung der experimentellen Methodik per se zulassen." 10 Trotz der immer wieder geäußerten generellen K r i t i k an der experimentellen Wirtschaftsforschung 11 ist die mit ihr gewon7 8

Königstein (2001), S. 558.

Aumann/Hart (1990), S. X I . 9

(2005), S. 711-712. F ü r eine ähnliche K r i t i k vgl. auch A u m a n n

V g l . hierzu exemplarisch Crawford (1997), S. 207.

10

Camerer (2003), S. 4 (Englisch i m Original).

11

V g l . hierzu auch die frühe Untersuchung von Picot (1975), insbesondere S. 106 ff.

I I . Bedeutung der Experimente für die theoretische Analyse

25

nene Erkenntnis der Relevanz sozialer Präferenzen in verschiedenartigen Entscheidungssituationen daher inzwischen unbestritten. „Among experimentalists - and others paying attention to the evidence - the debate over whether there are systematic, non-negligible departures from self-interest is over." 1 2 Ein weiteres Problem bei der empirischen Fundierung resultiert aus dem jeweils unterschiedlichen Untersuchungsfokus der bisher durchgeführten Experimente und der theoretischen Moral Hazard Modelle, wodurch eine Verknüpfung beider Forschungsbereiche erschwert wird. Während die oben beschriebene erste Gruppe der Experimente primär die Unvollständigkeit von Verträgen in Einmalsituationen betrachtet, bei denen den Agenten jeweils unterschiedliche Vertragstypen angeboten werden, gehen die theoretischen Modelle von asymmetrisch verteilten Informationen zwischen den handelnden Akteuren aus und untersuchen die Festlegung der Vertragsparameter expliziter Anreiz V e r t r ä g e . Eine Auswahlentscheidung zwischen verschiedenen Vertragstypen wird allenfalls in Signalisierungsspielen 13 untersucht. Eine höhere Relevanz für die normativen theoretischen Moral Hazard Modelle hat daher die zweite Gruppe von Experimenten, welche die Aufteilung des erwirtschafteten Ergebnisses zwischen Prinzipal und Agenten betrachtet. Sie konzentrieren sich jedoch auf die Festlegung des Fixgehalts, das in den theoretischen Modellen von untergeordneter Bedeutung ist. Deren Fokus liegt auf der Festlegung der variablen Vergütungsbestandteile. Eine stärkere inhaltliche Annäherung beider Forschungsstränge scheint aufgrund der institutionellen Beschränkungen bei der Gestaltung von Laborsituationen eher über empirische Studien möglich. Vor diesem Hintergrund wird erkennbar, warum sich die bisherigen agencytheoretischen Untersuchungen der Moral Hazard Problematik nur wenig bemühen, ihre geänderten Annahmen für die jeweils betrachtete Situation empirisch oder experimentell zu fundieren. 14 Sie beschränken sich vielmehr auf den allgemeinen Verweis auf einige der erwähnten Experimente, um die Relevanz sozialer Präferenzen für die Vertragsgestaltung zu verdeutlichen. Eine derartige Vorgehensweise scheint vor dem Hintergrund gerechtfertigt, dass die Menschen von Geburt an und durch die Erziehung geformt so 12 R a b i n (2002), S. 666. V g l . hierzu auch R a b i n (2002), S. 657-660 u n d S. 6 6 6 668, Fehr/Schmidt (2003), S. 208 ff. sowie die Ausführungen in Camerer (2003) z u m U l t i m a t u m s p i e l auf S. 43. 13 V g l . hierzu beispielhaft die theoretischen Analysen v o n Sliwka (2003) u n d Herold (2004). 1 4 V g l . hierzu sämtliche Modelle, die i n den A b s c h n i t t e n C . I I I . l . u n d C . I I I . 2 . referenziert werden.

26 C. Stand der Forschung und Einordnung des Untersuchungsgegenstandes

verschieden sind, 1 5 dass man in der Unternehmenspraxis alle möglichen von den in Abschnitt B.I. beschriebenen Typen vorfindet. Die Agencytheorie weist darauf hin, dass die Verträge idealerweise für jeden von ihnen anders zu gestalten sind, und ermöglicht konkrete Empfehlungen für die jeweilige praktische Umsetzung. Eine stärkere Verschränkung von Theorie und Empirie bzw. Experimenten wäre dennoch wünschenswert, um insbesondere auch die Situationskomponente, welche das Auftreten und die Wirkungsweise sozialer Präferenzen beeinflusst, stärker zu berücksichtigen. Dies gilt gerade auch vor dem Hintergrund, dass die „Behavioralisten" im Unterschied zum „As If"-Ansatz von Milton Friedman (1953) nicht nur am Aussagegehalt der Ergebnisse interessiert sind, sondern auch eine höhere (psychologische) Realitätsnähe in den zur Herleitung verwendeten Annahmen erreichen wollen. 1 6 Aus den genannten Gründen wird das nachfolgende Agencymodell ohne stärkere Bezugnahme auf die Experimente entwickelt. Zuvor ist der Untersuchungsgegenstand in die bereits bestehende Literatur einzuordnen und von ihr abzugrenzen. Zu diesem Zweck werden die bestehenden theoretischen Analysen nachfolgend kurz zusammengefasst und systematisiert.

I I I . Stand der theoretischen Analyse Die theoretischen Analysen auf dem Gebiet „Behavioral Contract Theory" lassen sich nach dem verfolgten Wissenschaftsziel ebenfalls in zwei Gruppen systematisieren. Die erste Gruppe versucht, die experimentellen Beobachtungen theoretisch zu begründen. Fehr/Klein/Schmidt (2004) und Fehr/Schmidt (2004) erklären ihre in Abschnitt C.I.l. beschriebenen experimentellen Beobachtungen auf Basis der Ungleichheitsaversion nach Fehr/Schmidt (1999). Herold (2004) modelliert ein Signalisierungsspiel, um zu zeigen, dass der Prinzipal Angst hat, Misstrauen zu signalisieren und sich daraus endogen eine Unvollständigkeit von Verträgen entwickeln kann. Die zweite Gruppe verwendet die experimentellen Beobachtungen als Ausgangspunkt, um die Annahmen in den normativen Modellen der klassischen Vertragstheorie realistischer zu fassen und daraus neue Erkenntnisse 15

V g l . hierzu A b s c h n i t t B . I .

16

V g l . Camerer (2005), S. 2.

I I I . Stand der theoretischen Analyse

27

für die Anreizgestaltung abzuleiten. Innerhalb dieser Gruppe unterscheidet die theoretische Literatur zwei Ebenen: • Vergleich von Nutzenwerten auf der vertikalen Ebene vom Agenten zum Prinzipal, • Vergleich von Nutzenwerten auf der horizontalen Ebene von Agent zu Agent.

1. Theoretische Ergebnisse bei vertikalem Vergleich Englmaier/Wambach (2005) betrachten die Ungleichheitsaversion eines Agenten gegenüber dem Prinzipal anhand eines sehr allgemein gehaltenen Modells, welches nicht exakt lösbar und nur für Tendenzaussagen geeignet ist. Sie untersuchen die Fälle: a) beobachtbare bzw. nicht beobachtbare Handlung und Risikoneutralität des Agenten sowie b) beobachtbare bzw. nicht beobachtbare Handlung und Risikoaversion des Agenten. Zentrale Aussage ist, dass sich durch Ungleichheitsaversion eine Tendenz zu einer gleichmäßigeren Aufteilung erwirtschafteter Überschüsse zwischen Prinzipal und Agent sowie zu linearen Verträgen ergibt. Englmaier/Wambach (2005) beweisen, dass Holmström's (1979, 1982) „Sufficient Statistics Result" im Einagentenfall mit ungleichheitsaversem Agenten keine Gültigkeit mehr besitzt. Für den Fall der Risikoaversion kommen sie zu keinen klaren Ergebnissen. Itoh (2004) verwendet ein durch speziellere Annahmen exakt lösbares Modell mit der Annahme eines risikoneutralen Agenten. Er kommt zu dem Ergebnis, dass der Prinzipal von der Ungleichheitsaversion seines Agenten nicht profitiert. Es besteht für ihn lediglich die Möglichkeit, das Vorteilsstreben eines konkurrierenden Agenten auszunutzen. Mayer/Pfeiffer (2004) und Mayer (2006) untersuchen, wie sich Neid und Schadenfreude auf die in der Agency-Theorie entwickelten Prinzipien der Anreizgestaltung auswirken. Als bisher Einzige verwenden sie das LEN-Modell für die Berücksichtigung von Risikoaversion des Agenten. Das Ergebnis ist, dass der Prinzipal durch gezielte Vertragsgestaltung die soziale Präferenz als Instrument zur Motivation nutzen und ein höheres Ergebnis erzielen kann. Dur/Glazer (2004) untersuchen ebenfalls die Auswirkung der Eigenschaft Neid. Sie kommen zu dem gegenteiligen Ergebnis, dass Neid die Leistung des Agenten mindert. Als Ausgleich muss der Prinzipal stärkere extrinsische Anreize in Form von leistungsabhängiger Vergütung verwenden. Sein Nutzen wird dadurch reduziert.

28 C. Stand der Forschung und Einordnung des Untersuchungsgegenstandes

2. Theoretische Ergebnisse bei horizontalem Vergleich Rey Biel (2004) untersucht die Auswirkungen von Ungleichheitsaversion zwischen den Agenten auf horizontaler Ebene. Er kommt für die Situation mit technologischer Abhängigkeit (Teamproduktion) und ohne Unsicherheit zu dem Ergebnis, dass die Wohlfahrtsvergleiche der Agenten untereinander einen intrinsischen Motivationseffekt auf ihre Leistung haben. Itoh (2004) ändert das Modell von Rey Biel (2004) so ab, dass Unsicherheiten berücksichtigt werden können. Technologische Abhängigkeiten bleiben unbeachtet. Er bestätigt die Ergebnisse von Rey Biel (2004) und verallgemeinert sie auf konkurrierende Präferenzen. Zusätzlich vergleicht Itoh (2004) die Entlohnungsformen Teamentlohnung und relative Leistungsbewertung in Abhängigkeit des Grades der Unsicherheit und der Persönlichkeitsmerkmale der Agenten. Durch den Vergleich der jeweils entstehenden Nutzenwerte zieht Itoh (2004) Rückschlüsse darauf, welche A r t von Präferenzen aus Sicht des Prinzipals wünschenswert sind. Beide Autoren verwenden für die Ergebnisse die Annahme, dass nur begrenzte Verschuldungsmöglichkeiten der Agenten bestehen. Bartling/von Siemens (2005) zeigen i m Gegensatz dazu in ihren Untersuchungen, dass der Prinzipal nicht von der Ungleichheitsaversion horizontaler Agenten profitieren kann, wenn man auf die Annahme begrenzter Verschuldungsmöglichkeiten verzichtet. Die Agency-Kosten steigen in diesem Fall mit zunehmender Ungleichheitsaversion der Agenten an. Sie weisen außerdem nach, dass Holmström's (1979, 1982) „Sufficient Statistics Result" auch bei Ungleichheitsaversion zwischen horizontalen Agenten keine Gültigkeit mehr hat und eine Tendenz zu fairen Entgeltverteilungen besteht. Zu vergleichbaren Ergebnissen kommen Dierkes/Harreiter (2006) sowie Neilson/Stowe (2004) bei linearen Vertragsvereinbarungen. Letztere zeigen zudem, dass trotz der intrinsischen Motivationswirkung sozialer Präferenzen die vom Prinzipal zu zahlende Ungleichheitsprämie mit wachsender Ungleichheitsaversion der Agenten steigt. Demougin/Fluet (2003) untersuchen die Auswirkung von Neid auf die Anreizwirkung von individuellen und Gruppenbonuszahlungen. Sie legen dar, dass individuelle Bonuszahlungen sowohl die Anreize als auch den Disnutzen der Anstrengung verstärken. Ein individueller Bonus ist im Vergleich zu einem Gruppenbonus vorteilhaft, wenn die verfügbaren Performancemaße nur einen geringen Informationsgehalt und die Agenten keine günstigen Alternativen haben. Grund/Sliwka (2005) wenden die Ungleichheitsaversion nach Fehr/Schmidt (1999) auf ein Turniermodell an. Das Ergebnis ist, dass der Prinzipal trotz der fehlenden begrenzten Verschuldungsmöglichkeit bei gegebener Preisstruktur von der Ungleichheitsaversion seiner Agenten

I V . Einordnung und Abgrenzung des Untersuchungsgegenstandes

29

profitiert. Gestaltet der Prinzipal hingegen die Turnierpreise selbst, implementiert er zu geringe Anstrengungsniveaus und kann sich im Vergleich zum Fall mit eigennützigen Agenten nicht verbessern. I m Gegensatz zu den bisher diskutierten Ansätzen endogenisieren Rob/Zemsky (2002) und Huck/ Kübler/Weibull (2006) die Präferenzen bzw. sozialen Normen der Agenten. Beide untersuchen eine Situation mit Teamproduktion. Rob/Zemsky (2002) analysieren die Frage, inwieweit die Präferenzen der Unternehmensmitglieder durch die Gestaltung materieller Anreize beeinflusst werden können. Das Ergebnis ist, dass starke Anreize für eine individuelle Aufgabe zwar zu hohen gegenwärtigen Gewinnen führen, gleichzeitig aber die Kooperationsbereitschaft der Agenten und damit zukünftige Gewinne reduzieren. Auf diese Weise kann sich durch geeignete Anreizsetzung eine Vielzahl möglicher Unternehmenskulturen entwickeln. Huck/Kübler/Weibull (2006) untersuchen, ob soziale Normen eine Reduktion von Trittbrettfahrerproblemen bei Teamarbeit bewirken können. Sie kommen zu dem Ergebnis, dass eine Reduktion möglich ist und geringe Veränderungen der materiellen Anreize zu großen Leistungsveränderungen der Agenten führen können. Ihr Modell liefert daher eine mögliche Erklärung für die Verdrängung intrinsischer durch extrinsische Motivation. Bartling/von Siemens (2004) untersuchen ebenfalls das Trittbrettfahrerverhalten in der Teamproduktion, aber bei exogen gegebenen Präferenzen. Sie bestätigen, dass eine Reduktion des Problems durch faires Verhalten möglich ist.

I V . Einordnung in die Literatur und Abgrenzung des Untersuchungsgegenstandes Die bisherigen theoretischen Untersuchungen zeigen, wie auch die Experimente, dass zwischen sozialen Präferenzen und materiellen Anreizen komplizierte Wechselwirkungen bestehen. Dies bedeutet, dass der Analyserahmen der Principal-Agent-Theorie grundsätzlich angepasst werden muss. Der Einfluss verschiedener sozialer Präferenzen bei vertikalem Vergleich im Ein-Agenten-Fall wurde in der theoretischen Literatur bereits weitgehend untersucht. 17 Insbesondere wurde auch die Wechselwirkung zwischen sozialen Präferenzen und Risikoaversion beachtet. 18 Die verwendeten Modelle bei horizontalem Vergleich gehen im Gegensatz dazu größtenteils von risi-

1 7

V g l . E n g l m a i e r / W a m b a c h (2005), I t o h (2004) u n d D u r / G l a z e r (2004).

18

V g l . Mayer/Pfeiffer (2004).

30 C. Stand der Forschung und Einordnung des Untersuchungsgegenstandes

koneutralen Agenten aus. 1 9 Die auch hier vom Prinzipal zu berücksichtigenden Wechselwirkungen zwischen sozialen Präferenzen und Risikoaversion wurden bisher nicht eingehend untersucht. 2 0 I n dieser Arbeit wird daher ein Modell entwickelt, das die Berücksichtigung von Risikoaversion bei horizontalem Vergleich der Agenten ermöglicht. I n den bisherigen Studien wird außerdem angenommen, dass sich die Agenten in ihren Präferenzen nicht unterscheiden. I n der Realität ist jedoch davon auszugehen, dass die miteinander kooperierenden Personen unterschiedliche Eigenschaften haben. Dieser Umstand findet in der vorliegenden Arbeit dadurch Berücksichtigung, dass der Einfluss verschiedenartiger sozialer Präferenzen auf das Entlohnungssystem und das erwartete Nettoergebnis des Prinzipals schrittweise untersucht wird. U m zu möglichst klaren Erkenntnissen über die jeweiligen Auswirkungen zu kommen, konzentriert sich die Analyse auf die Extremfälle Neid und Schadenfreude einerseits sowie Altruismus andererseits. Heterogenitäten werden in der Form berücksichtigt, dass zunächst Neid und Schadenfreude sowie Altruismus bei beiden Agenten verschieden stark ausgeprägt sein können, wobei insbesondere auch der Extremfall einseitiger sozialer Präferenzen behandelt wird. Anschließend werden die Konsequenzen von verschiedenartigen sozialen Präferenzen beider Agenten untersucht. Durch diese Vorgehensweise sind insbesondere Rückschlüsse auf die optimale Teamzusammensetzung von Agenten nach ihren sozialen Präferenzen möglich. Die bisher verwendeten Modelle sind zudem entweder sehr allgemein formuliert und daher nur für Tendenzaussagen geeignet 21 oder ermöglichen lediglich die Bestimmung der Entlohnungshöhe in Abhängigkeit der eingetretenen Umweltzustände. 22 Die i m Accounting unter dem Oberbegriff Performance Measurement diskutierten Fragestellungen der Gewichtung und Verknüpfung von Performancemaßen können mit ihnen nicht ausrei19

V g l . Rey B i e l (2004), I t o h (2004), B a r t l i n g / v o n Siemens (2004), B a r t l i n g / v o n Siemens (2005), Neilson/Stowe (2004), D e m o u g i n / F l u e t (2003), G r u n d / S l i w k a (2005), R o b / Z e m s k y (2002), H u c k / K ü b l e r / W e i b u l l (2006). 2 0 Ausnahmen sind die theoretischen Analysen von Mayer (2006), S. 149 ff. sowie Dierkes/Harreiter (2006). 2 1

V g l . hierzu exemplarisch die M o d e l l k o n s t r u k t i o n e n v o n E n g l m a i e r / W a m b a c h (2005), D e m o u g i n / F l u e t (2003), D u r / G l a z e r (2004) u n d B a r t l i n g / v o n Siemens (2005). Sie ermöglichen eine explizite Berechnung v o n Nutzenwerten u n d Entscheidungsvariablen nur unter Verwendung zusätzlicher A n n a h m e n . E i n Wohlfahrtsvergleich des Prinzipals i n der S i t u a t i o n m i t u n d ohne soziale Präferenzen ist daher nicht möglich. 2 2 I t o h (2004) verwendet ein diskretes Zwei-Punkte-Modell, das nach den Entscheidungsparametern aufgelöst werden kann u n d eine Berechnung der Nutzenwerte ermöglicht.

.

n o r n g und

r n u n g des Untersuchungsgegenstandes

chend analysiert werden. 23 I n der vorliegenden Arbeit wird daher ein exakt lösbares Mehragenten-LEN-Modell zugrunde gelegt, bei dem die Bereichsleiter linear an den zur Verfügung stehenden Leistungsindikatoren beteiligt werden. Ziel dieser Modellauswahl ist es, durch die Einbeziehung von Neid, Schadenfreude und Altruismus die Forschungslücke des Einflusses oben genannter sozialer Präferenzen auf die Gewichtung und Verknüpfung der Performancemaße zweier Agenten zu schließen. Entsprechend der Rahmenbedingungen ihrer Interaktionsbeziehung sind dabei die Fälle • stochastische Abhängigkeit/Unabhängigkeit und • technologische Abhängigkeit/Unabhängigkeit während der gesamten Analyse zu unterscheiden, wobei zwei verschiedene Formen der technologischen Abhängigkeit betrachtet werden. Um die Aussagefähigkeit dieser Betrachtungen zu gewährleisten, wird im Unterschied zu einem großen Teil der bisherigen Studien außerdem zugelassen, dass sich die Agenten neben den sozialen Präferenzen auch in ihren sonstigen Persönlichkeitsmerkmalen unterscheiden und die Umwelteinflüsse unterschiedlichen Schwankungen unterworfen sind. Die größten Ähnlichkeiten zu dem in diesem Beitrag entwickelten Modell haben jene in Mayer (2006), S. 149 ff. und Dierkes/Harreiter (2006). Mayer (2006) spezifiziert den sozialen Präferenzterm jedoch so, dass jeder von zwei Agenten einen bestimmten Anteil des Gesamtergebnisses für sich beansprucht. Der horizontale Vergleich von Agenten untereinander wird nicht betrachtet. Dierkes/Harreiter (2006) wiederum bilden eine äquivalente Situation zu jener im vorliegenden Beitrag ab. Technologische und stochastische Abhängigkeiten bleiben jedoch unberücksichtigt. 24 Die Frage der Verknüpfung und Gewichtung von Performancemaßen wird nicht explizit 2 3

Ausnahmen sind das P r i n z i p a l - E i n - A g e n t e n - M o d e l l von Mayer/Pfeiffer (2004) sowie die Untersuchungen von Mayer (2006), S. 149 ff. u n d Dierkes/Harreiter (2006). 2 4 Diese A n n a h m e vereinfacht die betrachtete S i t u a t i o n erheblich. Bei reiner Betracht u n g v o n stochastischen u n d / o d e r technologischen Abhängigkeiten ist eine Separation des gesamten Entscheidungsproblems i n j e eines für jeden der Agenten möglich. Bei ausschließlicher Berücksichtigung von sozialen Präferenzen wiederum lässt sich das gesamte Entscheidungsproblem i n j e eines für jedes der Performancemaße separieren. Werden beide Formen der Interdependenzen auf horizontaler Ebene gleichzeitig betrachtet, erfüllen die Beteiligungsparameter s i m u l t a n mehrere Funktionen, wodurch eine Zerlegung des Entscheidungsproblems nicht mehr möglich ist. V g l . hierzu auch die detaillierten A n a l y sen i n den K a p i t e l n D. bis G. sowie die Ausführungen i n A b s c h n i t t D . I I . l . , insbesondere die Fußnoten 18 u n d 19 m i t dem zugehörigen H a u p t t e x t .

32 C. Stand der Forschung und Einordnung des Untersuchungsgegenstandes

adressiert, und die Heterogenität der Agenten in ihren sozialen Präferenzen nicht thematisiert. Die vorliegende Arbeit erweitert die bisherigen Untersuchungen dadurch um folgende Aspekte: • Analyse des Einflusses verschiedenartiger sozialer Präferenzen auf die Verknüpfung und Gewichtung von Performancemaßen bei horizontalem Vergleich dezentraler Einheiten unter Berücksichtigung • der Risikoaversion und der • Heterogenität von Agenten sowie • der zwischen ihnen bestehenden stochastischen und technologischen Abhängigkeiten. Nicht betrachtet wird die Möglichkeit von Absprachen der Agenten untereinander. Ferner erfolgt in der modelltheoretischen Untersuchung eine Einschränkung auf Neid, Schadenfreude und Altruismus. Andere Formen sozialer Präferenzen wie insbesondere Ungleichheitsaversion bleiben zunächst in dieser Arbeit unbeachtet. Diese Begrenzungen können aber grundsätzlich in dem formulierten Modell berücksichtigt werden und sind Erweiterungsmöglichkeiten für zukünftige Forschungsarbeiten. Ebenfalls nicht Gegenstand der Untersuchung ist die Situation mit reiner Teamproduktion, in der die sozialen Präferenzen Ungleichheitsaversion und Reziprozität im Vordergrund stehen. Würde man sie berücksichtigen, ergäbe sich die mögliche Existenz multipler Gleichgewichte, 25 die als soziale Normen interpretiert werden können. Damit verbunden ist die Notwendigkeit einer neuen Modellformulierung auf Grundlage der stochastischen evolutionären Spieltheorie. 26 I m weiteren Verlauf der Untersuchung wird das Prinzipal-Zwei-AgentenModell für die Analyse des Einflusses der sozialen Präferenzen Neid, Schadenfreude und Altruismus auf die Verknüpfung und Gewichtung von Performancemaßen zur anreizkompatiblen Steuerung dezentraler Einheiten im Mehragentenfall entwickelt.

2 5

V g l . Falk (2001), S. 6 f.

2 6

V g l . hierzu K a n d o r i / M a i l a t h / R o b (1993), Y o u n g (1993) sowie Y o u n g (1998).

D . M o d e l l t h e o r e t i s c h e A n a l y s e des Einflusses v o n N e i d u n d Schadenfreude a u f die Steuerung dezentraler E i n h e i t e n b e i h o r i z o n t a l e m Vergleich v o n A g e n t e n u n d technologischer U n a b h ä n g i g k e i t I . Annahmen und Beschreibung des formalen Modellaufbaus Ausgangspunkt der Betrachtung ist das in Abbildung 5 dargestellte Prinzipal-Zwei-Agenten-Modell. Es charakterisiert die Delegationsbeziehung zwischen einem Prinzipal P und seinen Agenten A und B, die sich auf derselben horizontalen Organisationsebene befinden. Seine Grundstruktur basiert auf der Arbeit von Holmström/Milgrom (1991), die das LENModell 1 von Spremann (1987) auf den Mehraktionenkontext erweitert haben. Itoh (1992) wiederum verwendet diesen theoretischen Analyserahmen erstmals für die Untersuchung kooperativen und konkurrierenden Verhaltens im Mehragentenfall. Für die vorliegende Analyse wird der oben genannte Modellrahmen um eine verallgemeinerte Nutzenkonzeption zur Abbildung sozialer Präferenzen auf horizontaler Ebene der Organisation erweitert. Untersucht werden die Auswirkungen der Charaktereigenschaften Neid, Schadenfreude und Altruismus von Agenten auf die Verknüpfung und Gewichtung ihrer Performancemaße. Die Modellierung der sozialen Präferenzen Neid und Schadenfreude orientiert sich an der Spezifikation von Mayer/Pfeiffer (2004), die den Fall des vertikalen Vergleichs eines Agenten mit dem Prinzipal betrachten. 2 Die Modellierung von Altruismus wieder1 L E N steht für „ L i n e a r E x p o n e n t i a l N o r m a l Mode". „ L i n e a r " bezieht sich auf die L i n e a r i t ä t der Ergebnisfunktion, „ E x p o n e n t i a l " auf die exponentiellen Risikonutzenfunktionen der Agenten u n d „ N o r m a l M o d e " auf die Normalverteilung der Störterme. 2 V g l . Mayer/Pfeiffer (2004), S. 1048-1050. Eine Schwäche ihrer Spezifikation besteht darin, dass sie den E x t r e m f a l l beinhaltet, i n dem der Agent lediglich einen verschwindend geringen A n t e i l a m Unternehmensergebnis erhält u n d dennoch Schadenfreude gegenüber dem Prinzipal empfindet, der praktisch den gesamten Überschuss für sich beansprucht.

34 D. Einfluss von Neid/Schadenfreude bei technologischer Unabhängigkeit

Unternehmen X Prinzipal P Charakterisiert durch individuelle Nutzenfunktion U p Leitet bzw. steuert das Unternehmen X und besitzt eine Produktionstechnologie der Form Xi=fi(£i). Delegiert Verantwortung und Entscheidungskompetenz an dezentrale Einheiten

Agent A

Agent B

Charakterisiert durch individuelle Nutzenfunktion JJ A mit sozialer Präferenz

Charakterisiert durch individuelle Nutzenfunktion U B

Verantwortlich für das Bereichsergebnis X j

. '

B,

mit sozialer Präferenz G 5 ( - ) b z w . H B( ) Verantwortlich fiir das Bereichsergebnis ^

a. Umwelteinflüsse £. mit Erwartungswert 0, Varianz 2

und Kovarianz O"-j

Abbildung 5: Darstellung des Modells der Unternehmung mit den wesentlichen Einflussgrößen

Diese P r o b l e m a t i k t r i t t bei der i m nachfolgenden M o d e l l verwendeten Spezifikation nicht auf.

I. Annahmen und Beschreibung des formalen Modellaufbaus

35

um ist angelehnt an die Formulierung von Bester/Güth (1998) und geht zurück auf Edgeworth (1881). 3 Für die Untersuchung werden folgende Annahmen und Handlungsweisen im LEN-Modell definiert: 1. Beide Agenten A und B verantworten jeweils ihr Bereichsergebnis als Performancemaß, wobei x \ das Bereichsergebnis des Agenten A und #2 das Bereichsergebnis des Agenten B bezeichnet. 4 Beide Bereichsergebnisse sind linear abhängig von den durch den Prinzipal nicht beobachtbaren Aktionen a^, bi der Agenten sowie den ebenfalls nicht beobachtbaren additiv verknüpften Störgrößen und ¿2- Letztere bilden beispielsweise in der Praxis bestehende Messungenauigkeiten oder exogene, durch die Agenten nicht kontrollierbare Einflüsse ab. Die Auswirkung ist, dass der Prinzipal nicht von den Bereichsergebnissen als den einzigen für ihn beobachtbaren Größen auf die Aktionen der Agenten schließen kann. Beide Störgrößen sind normalverteilt mit einem Erwartungswert in Höhe von 0 und den Varianzen o \ bzw. 2 bestimmt werden: (D.l)

x\ =pAiai

;

x 2 = PBib 2 + e 2 .

Umgekehrt heißt die Ergebnisfunktion technologisch abhängig , wenn die Performancemaße beider Agenten jeweils nicht nur durch die eigenen Aktionen, sondern auch durch die des anderen Agenten beeinflusst werden. I n der nachfolgenden Analyse sind zwei unterschiedliche Formen technologischer Abhängigkeit voneinander zu unterscheiden. Die erste Produktionstechnologie der Form (D.2)

Xi = PA1Ü1 +PBlbl

+ Ci

;

#2 =

PA2Ü2

+ PB2&2 + €2,

beschreibt eine Situation, in der beide Agenten nicht nur Anstrengungen zur Beeinflussung des eigenen Bereichsergebnisses unternehmen 3

V g l . B e s t e r / G ü t h (1998), S. 197-198 sowie Edgeworth (1881), S. 53.

4

Zur Bedeutung monetärer Performancemaße vgl. Vancil (1979), S. 82-85.

36 D. Einfluss von Neid/Schadenfreude bei technologischer Unabhängigkeit

können, sondern zusätzlich die Möglichkeit haben, durch spezifische Handlungen das Bereichsergebnis des jeweils anderen Agenten zu verändern. Die Handlungsvariablen a2 bzw. b\ bezeichnen die Aktionen des Agenten A bzw. B zur Beeinflussung des Bereichsergebnisses des jeweils anderen Agenten. Positive Werte können als Hilfe, negative als Sabotage interpretiert werden. Die Parameter PAI undp^2 bzw. PBI undp#2 in den Gleichungen D . l und D.2 bilden jeweils die unterschiedlichen Produktivitäten beider Agenten in Bezug auf ihre jeweiligen Tätigkeiten ab. Die zweite Produktionstechnologie der Form (D.3)

x i = a i +PB1&2 + ei

;

£2 = &2 +PA2CLI + ¿2,

beschreibt dagegen eine Situation, in der beide Agenten m i t den Anstrengungen für das eigene Bereichsergebnis gleichzeitig auch das Bereichsergebnis des jeweils anderen Agenten beeinflussen. Die Parameter PBI undpA2 in Gleichung D.3 sind Maßzahlen für die Stärke der zwischen den Agenten bestehenden Externalität und werden auf den Wertebereich p b 1,PA2 € [0? 1] beschränkt. Zum Zweck einer semantischen Vereinfachung w i r d die Produktionsfunktion vom T y p D.3 i m Folgenden als Produktionsfunktion mit Produkt ionsexternalität bezeichnet. Die Begrifflichkeit m i t technologischer Abhängigkeit hingegen identifiziert die Produktionsfunktion vom T y p D.2. Beide Produktionsfunktionen gehören i n dem i n Abbildung 4 entwickelten Raster zu der Situation, in der sich die Agenten gegenseitig beeinflussen und jeweils eigene Bereichsergebnisse verantworten. Der dort beschriebene Fall der reinen Teamproduktion, bei dem mehrere Agenten m i t ihren Leistungen zu einem Gesamtergebnis beitragen und keine individuellen Performancemaße verfügbar sind, w i r d in der Modellentwicklung nicht weiter betrachtet. b) Die Ergebnisfunktion heißt stochastisch unabhängig, wenn die Störgrößen beider Bereichsergebnisse unkorreliert (g = 0) sind. Sie heißt umgekehrt stochastisch abhängig, wenn die Korrelation g ^ 0 ist, wobei der absolute Wert der Korrelation ein Maß für die Stärke der zwischen den Bereichen bestehenden stochastischen Abhängigkeit ist. Der Wertebereich von g wird für die Analyse auf das positive Intervall g € [0; 1] begrenzt, da auf verschiedene dezentrale Einheiten in der Unternehmenspraxis durch die gemeinsame Verbundenheit i m selben Unternehmen vor allem positiv korrelierte Zufallseinflüsse wirken. Zusätzlich w i r d angenommen, dass beiden Agenten durch die Ausübung ihrer Tätigkeit nicht-monetäre Anstrengungskosten entstehen, die über die

I. Annahmen und Beschreibung des formalen Modellaufbaus

37

allgemeinen quadratischen Arbeitsleidfunktionen 5 (D.4)

VA (01,02)

=

i C A i a l

+

i c A 2 0 2

;

VB(6I,6

2

)

=

i c

B

i b l

+

^ c

B 2

b

2

konkretisiert werden. Sie vereinfachen sich für den speziellen Fall technologischer Unabhängigkeit sowie die Situation mit Produktionsexternalität zu

(D.5)

V A(ai) = \cAia\

;

V B{b 2) =

\cB*b\.

Die Parameter cai , ca2 > cbi ? Cß2 sind Gewichtungsfaktoren, welche die Unterschiede in der Stärke des empfundenen Arbeitsleids beider Agenten in Abhängigkeit der bearbeiteten Aufgabe beschreiben. 2. Beide Agenten werden auf Grundlage eines linearen Anreiz Vertrages 6 der Form

(D.6)

SA = a 0 4- OL\X 1 + A2x 2

;

SB = ßo + ßixi + ß2x 2

entlohnt, wobei ao > ßo die fixen und ot\, ß\, 0L2 , die variablen Vergütungsbestandteile bezeichnen. Beide Agenten können folglich nicht nur in Abhängigkeit ihres eigenen Bereichsergebnisses, sondern auch in Abhängigkeit des Bereichsergebnisses des anderen Agenten vergütet werden. Über die Wertigkeit der Ausprägung der Parameter a2 und ß\ entstehen unterschiedliche Entlohnungsarten: a) 0C2 = Obzw. ß\ = 0 (Individuelle Entlohnung): Ausschließlich das persönliche Performancemaß entscheidet über die Entlohnungshöhe. b) a 2 < Obzw.ßi < 0 (Relative Leistungsbewertung): Die eigene Entlohnungshöhe wird durch ein besseres Ergebnis des anderen Agenten negativ beeinflusst. Daraus entsteht ein Wettbewerbsverhältnis zwischen den dezentralen Einheiten. c) c*2 > Obzw.ßi > 0 (Teamentlohnung): Die eigene Entlohnungshöhe wird durch ein besseres Ergebnis des anderen Agenten positiv beeinflusst. Es werden zusätzliche Anreize für eine Zusammenarbeit der Agenten geschaffen. 5 Arbeitsleid bedeutet, dass i m Unternehmen v o n den Bereichsleitern (Agenten) A r beit zu erbringen ist, die aber v o n ihnen nicht gerne ausgeführt w i r d . 6 Die O p t i m a l i t ä t linearer Anreizverträge ist i n der L i t e r a t u r u m s t r i t t e n . Eine erste theoretische Fundierung liefern H o l m s t r ö m / M i l g r o m (1987). Weitere Rechtfertigungen finden sich i n Ewert/Wagenhofer (1993) u n d Pfingsten (1995). F ü r eine kritische Diskussion des L E N - M o d e l l s vgl. Hemmer (2004).

i f

von Neid/Schadenfreude bei tech

Unabhängigkeit

3. Die allgemeinen Risikonutzenfunktionen beider Agenten und des Prinzipals sind exponentiell. Aufgrund seiner Möglichkeiten zur Risikodiversifikation wird der Prinzipal für die folgende Analyse als risikoneutral angenommen, d.h. sein Risikoaversionskoeffizient r p wird gleich Null gesetzt. Daraus ergibt sich, dass die Nutzenfunktion des Prinzipals dem Erwartungswert aus der Summe beider Bereichsergebnisse abzüglich der Lohnzahlungen an die Agenten A und B entspricht:

(D.7)

UP = E[xi +X2- SA(-) ~ SB(-)].

Die beiden Agenten A und B sind im Gegensatz zum Prinzipal strikt risikoavers. Die Stärke ihrer Risikoaversion wird durch die konstanten Risikoaversionskoeffizienten r A > 0 und VB > 0 beschrieben, wobei höhere Werte von r eine stärkere Risikoaversion abbilden. Die Kombination beider Annahmen ist die notwendige Voraussetzung für das Entstehen des Moral Hazard Problems. Angenommen wird ferner, dass sich die Agenten in ihren Präferenzen unterscheiden. Neben den materiellen Eigeninteressen ist für beide Agenten bei der Wahl ihrer Anstrengungsniveaus auch das Wohlergehen des jeweils anderen Agenten maßgeblich, wobei in der Modellentwicklung zwei verschiedene Formen sozialer Präferenzen abgebildet werden: (1) Modellierung von Neid und Schadenfreude Bei Betrachtung von Neid und Schadenfreude wird das Entscheidungsverhalten der Agenten neben der Entlohnung SA bzw. SB und den nichtmonetären Arbeitsleidkosten VA bzw. VB für die Durchführung der operativen Maßnahmen auch durch die soziale Präferenzfunktion GA (S A (-)»Sß{-)) b z w . GB (SA(')

> &B('))

beeinflusst. F ü r d e n A g e n t e n A v e r g l e i c h t sie ex-

post die realisierte Entlohnung SB des Agenten B mit dem eigenen Entgelt SA- Ergibt sich ein positiver Wert, fühlt sich der Agent A benachteiligt und erleidet einen Disnutzen (Neid). Die Folge ist, dass der Prinzipal die Entlohnung des A erhöhen muss, damit dieser an der Kooperation teilnimmt. Ergibt sich umgekehrt ein negativer Wert, hat der Agent A einen höheren Nutzen (Schadenfreude) und akzeptiert eine geringere Entlohnung bzw. arbeitet mehr für denselben Lohn. Gleiches gilt entsprechend für die soziale Präferenz des Agenten B. Unterstellt sei im Folgenden die soziale Präferenzfunktion der Form

(D.8)

Agent A:

GA (S A(-), SB(-)) = M ^ S B ( - ) - SA(-))

(D.9)

Agent B:

GB

(SA(-) , & > ( • ) ) =

M'* 0). Er gibt die Höhe des Disnutzens aufgrund einer aus Sicht des Agenten ungleichen Aufteilung des Ergebnisses an. Ist der Parameter fc^bzw. kß = 0, liegt keine soziale Präferenz bei dem betreffenden Agenten vor. Je größer kA bzw. kß, umso größer ist die Nutzenveränderung des Agenten A bzw. B bei ungleicher Entgeltverteilung. Der Wertebereich von fc^undfeß wird daher durch das Intervall k A , k ß G [0;oo] beschrieben. Der Parameter Ia gibt das Anspruchsniveau des Agenten A an. Er definiert, bei welchem Verhältnis der Entlohnungen der Agenten A und B sich die Auswirkung der sozialen Präferenz auf den Nutzen des Agenten A von nutzenmindernd auf nutzensteigernd umkehrt. Ist beispielsweise Ia = 1, empfindet der Agent A Neid und erleidet einen Disnutzen, wenn er nicht mindestens dieselbe Entlohnung erhält wie der Agent B. Er empfindet umgekehrt Schadenfreude und erhält einen zusätzlichen Nutzen, wenn er mehr als der Agent B verdient. Für Werte von Ia > 1 existiert ein Bereich, in dem der Agent A trotz eines höheren eigenen Entgelts mit seiner Entgeltzahlung relativ zu der des Agenten B unzufrieden ist, da er ihm selbst seine geringere Entlohnung nicht gönnt. 7 Unterstellt man beispielsweise IA = 2, hat Agent A einen Disnutzen, wenn er nicht mindestens doppelt so viel verdient wie Agent B. In diesem Fall empfindet er erst dann Schadenfreude gegenüber dem Agenten B, wenn das Verhältnis der Entlohnungszahlungen SA • Sß den Wert IA übersteigt. Werte von IA < 1 würden umgekehrt bedeuten, dass es Ergebnisverteilungen gibt, bei denen der Agent A selbst dann Schadenfreude empfindet, wenn er ein geringeres Entgelt erhält als der Agent B. Dies erscheint nicht plausibel. Der Wertebereich von Ia wird daher auf das Intervall Ia G [1;oo] begrenzt. Gleiches gilt entsprechend für den Parameter Iß, welcher in analoger Weise das Anspruchsniveau des Agenten B abbildet. 8 (2) Modellierung von Altruismus Altruismus beinhaltet im Gegensatz zu Neid und Schadenfreude die Freude eines Agenten am monetären Erfolg des anderen. Daraus resultiert die Bereitschaft, sich für ein gegebenes eigenes Entgelt (SA bzw. Sß) zum Wohle des Prinzipals mehr anzustrengen. Die Nutzenfunktionen beider Agenten 7 D u r c h diese allgemeinere Darstellung ist es möglich, auch das eingangs i n K a p i t e l B . I . erwähnte Persönlichkeitsmerkmal Missgunst als Spezialfall der sozialen Präferenz Neid i m M o d e l l abzubilden. 8

Eine zusätzliche Eigenschaft der verwendeten Spezifikation ist, dass hohe Werte von IA bzw. Iß über die m u l t i p l i k a t i v e Verknüpfung m i t fc^ bzw. kß den Einfluss der sozialen Präferenz verstärken. D a d u r c h w i r d modelltheoretisch abgebildet, dass besonders ehrgeizige Personen m i t einem hohen eigenen Anspruchsniveau i n ihrem Handeln tendenziell stärker durch Neid u n d Schadenfreude beeinflusst werden als Personen m i t einem vergleichsweise geringen eigenen Anspruchsniveau.

i f

von Neid/Schadenfreude bei tech

Unabhängigkeit

sind streng monoton steigend in SA und SB-9 Zusätzlich ist zu berücksichtigen, dass die Agenten wegen der stärkeren Konzentration auf das Entgelt des anderen ihren eigenen Entgelten unter Umständen eine geringere B e d e u t u n g beimessen. D i e soziale P r ä f e r e n z f u n k t i o n b z w . HB

(SA(')

,SB(-))

HA(SA(')

,SB('))

u m f a s s t d a h e r b e i d e E n t g e l t e SA b z w . SB u n d b e -

stimmt zusammen mit den nicht-monetären Arbeitsleidkosten V A bzw. VB die Handlungsweisen der Agenten. Für die modelltheoretische Untersuchung der Auswirkungen von Altruismus wird die folgende Spezifikation der sozialen Präferenzfunktion zugrunde gelegt: (D.10)

Agent A:

H A (&*(•),&*(•))

= mASA(-)

+

nASB(-)

(D.ll)

Agent B:

H B (S A(-), Sb(-)) = mBSB(')

+

nBSA(-).

I n ihr sind die monetären Entgelte SA und SB für beide Agenten perfekte Substitute. Die in der Formel verwendeten sozialen Präferenzparameter KA , n ß > 0 geben die Stärke der Ausprägung des Altruismus an und können wie bei Neid und Schadenfreude für beide Agenten unterschiedliche Werte annehmen. Sie bestimmen den zusätzlichen Nutzen eines Agenten bei einer Erhöhung des Entgelts des jeweils anderen. Für nA bzw. n # = 0 liegt keine soziale Präferenz bei dem betreffenden Agenten vor. M i t einem Anstieg von nA bzw. nß vergrößert sich der zusätzliche Nutzen bei einer Erhöhung des Entgelts des jeweils anderen Agenten. Der Wertebereich von nA und nß wird daher durch das Intervall nA,nß € [0;oo] beschrieben. Die in den Formeln D.10 bzw. D . l l enthaltenen Parameter m A bzw. mß bestimmen die Bedeutung des eigenen Gehalts für das subjektive Wohlergehen. Für TUA bzw. mß = 0 erfolgt eine vollständige Konzentration auf das Gehalt des anderen Agenten, TUA bzw. mß = 1 bedeuten hingegen eine im Vergleich zur Situation ohne Altruismus unveränderte Gewichtung des eigenen Gehalts. Der Wertebereich von m A bzw. mß wird daher auf das Intervall mA , m ß € [0; 1] begrenzt. Agenten mit einer sozialen Präferenzfunktion der Form D.10 bzw. D . l l versuchen, mit ihren Handlungen die gewichtete Summe der monetären Payoffs zu maximieren. Eine derartige Spezifikation hat sich bereits in den von Andreoni/Miller (2002) durchgeführten Experimenten zum Diktatorspiel bewährt, für das sie bei rund 20% der teilnehmenden Personen altruistische Verhaltensweisen nachweisen und mit der vorliegenden Modellierungsform erklären konnten. I n der nachfolgenden Analyse werden insbesondere die Fälle (D.12)

m A = mB = 1

9 Die zugrunde gelegte Definition von Altruismus in A b s c h n i t t B.I. erfordert die formale Eigenschaft, dass die ersten partiellen Ableitungen der Nutzenfunktion eines altruistischen Agenten nach den Entgelten beider Agenten s t r i k t positiv sind.

I. A n n a h m e n u n d Beschreibung des formalen Modellaufbaus

41

und (D.13)

m A + TIA = I

;

MB

+TIB = 1

unterschieden. Für letzteren lassen sich die sozialen Präferenzterme auch darstellen als (D.14) H A(')

Agent A: = (l-nA)SA(-)

Agent B: + nASB(-)

; H B (•) = (1 - nB)SB(-)

+

nBSA(-),

; H B (•) = &>(•) + nB(S A(-)

- &*(•))•

wobei diese Ausdrücke wiederum umgeformt werden können zu (D.15) H A(-)

Agent A:

Agent B:

= SA(-) + nA(S B(-)-SA(-))

Es zeigt sich, dass eine Gewichtung der Entgelte wie in D.13 einer Situation entspricht, in der sich die Agenten vergleichen. Bei einem höheren eigenen Entgelt empfinden sie Scham/Schuldgefühle , und es entsteht ein zusätzlicher Disnutzen. Die Leistungsbereitschaft sinkt. Umgekehrt erhalten sie aufgrund ihres Altruismus einen zusätzlichen Nutzen, wenn das eigene Entgelt hinter dem des anderen Agenten zurückbleibt. 1 0 Die Darstellung D.14 entspricht jener in Bester/Güth (1998) und geht zurück auf Edgeworth (1881). 11 Der Wertebereich der Parameter Ui,i = A,B wird bei dieser Betrachtung auf (D.16)

0 < nA < 1

;

0 < nB < 1

beschränkt, da Werte außerhalb dieses Intervalls eine negative Gewichtung des eigenen Gehalts oder des Gehalts des anderen Agenten bedeuten würden. Die Verhältnisse der Gewichtungsfaktoren ^ bzw. und

10 Aus dieser Darstellung w i r d die formale Ähnlichkeit zur Modellierung von Neid u n d Schadenfreude ersichtlich. Die Formulierung der Ungleichheitsaversion nach Fehr/Schmidt (1999) umfasst die K o m b i n a t i o n der Spezifikationen D.8 bzw. D.9 u n d D.14. Deren Gültigkeit hängt jedoch davon ab, ob das eigene Entgelt höher ist, als das des anderen oder umgekehrt. Es w i r d unterstellt, dass ein Agent bei jeder ungleichen Ergebnisverteilung einen Disnutzen erleidet. 11 I m Unterschied zu B e s t e r / G ü t h (1998) sind die Anstrengungskosten der beiden Agenten kein Bestandteil ihrer sozialen Präferenzen. Andernfalls würde auch das empfundene Arbeitsleid eines Agenten durch seinen A l t r u i s m u s gemindert. Dies erscheint jedoch nicht plausibel. Wahrscheinlicher ist die vorliegende Formulierung, bei welcher der Agent aufgrund seiner Leistung unverändert Arbeitsleid empfindet und lediglich die resultierenden monetären Rückflüsse anders bewertet. Es w i r d außerdem eine höhere Vergleichbarkeit z u m Fall m i t Neid u n d Schadenfreude hergestellt, bei dem die A n strengungskosten ebenfalls kein Bestandteil des Vergleichs beider Agenten sind. Welche Spezifikation die Realität besser abbildet, ist eine empirische Frage, die auf Grundlage der Ergebnisse untersucht werden muss.

i f

von Neid/Schadenfreude bei tech

Unabhängigkeit

bzw. werden von Edgeworth (1881) als „Koeffizienten der effektiven Sympathie" bezeichnet. Wertigkeiten von ^ < 1 ( y r ^ x < 1), ^ < 1 < 1) bedeuten, dass sich ein Agent zwar an höheren Entgelten des anderen erfreut, sein eigenes Entgelt in der Wertigkeit aber dennoch über jenes des anderen stellt. Für > 1 ( ^ j > 1), ^ > 1 ( y ^ - > 1) hingegen ist der Agent sogar bereit, auf eigenes Gehalt zu verzichten, wenn der andere zum Ausgleich dafür mehr bekommt. Diese Form des Altruismus, bei der das Wohl eines anderen über das eigene Wohlergehen gestellt wird, kann auch als selbstloses Verhalten bezeichnet werden. Ein wesentlicher Unterschied zwischen den Fällen D.12 und D.13 besteht in der Verschiebung des Referenzpunkts. Während selbstloses Verhalten für D.12 erst bei einem Grad des Altruismus von nA bzw. nß = 1 beginnt, ist dies für D.13 bereits ab einer Ausprägung von n A bzw. nß = 0,5 der Fall. Die exponentiellen Nutzenfunktionen beider Agenten sind additiv separierbar in die einzelnen monetären sowie nicht-monetären Elemente und lassen sich allgemein schreiben als (D.17)

Neid und Schadenfreude:

Ui = — exp{—ri[Si(-)

— Gi(-) — V ^ ( - ) ] }

,

i=A,B

(D.18)

Altruismus:

Ui = — exp{—ri[Hi(-)

— V*(-)]}

,

i=A,B.

Sie sind gekennzeichnet durch einen streng monoton steigenden und konkaven Verlauf. Die Monotonieeigenschaft gewährleistet, dass jedem Wert der Differenz aus dem monetären Entgelt und dem psychologischen Payoff ein eindeutiger Nutzenwert zugeordnet werden kann. Durch die positive Steigung erhöht sich der Nutzenwert mit zunehmenden Vermögenszuwächsen, wobei der Grenznutzen aufgrund der Konkavität abnimmt. Die Normalverteilung aller Parameter hat bei exponentiellen Risikonutzenfunktionen zur Konsequenz, dass sich die Nutzenwerte beider Agenten mit Hilfe des Erwartungswert-Varianz-Prinzips explizit über die Sicherheitsäquivalente 1 2

12 A l s Sicherheitsäquivalent bezeichnet m a n denjenigen sicheren Betrag, dessen N u t zenwert für den Entscheider gerade die gleiche Höhe hat wie der Erwartungswert des Nutzens über die eigentliche, unsicherheitsbehaftete Zielgröße. V g l . L a u x (1990), S. 3 8 41 u n d L a u x (2005), S. 216. F ü r eine A b l e i t u n g v o n Sicherheitsäquivalenten bei exponentiellen N u t z e n f u n k t i o n e n u n d normalverteilten Umwelteinflüssen vgl. Hofmann (2001), S. 70 u n d S. 189 ff. sowie V a r i a n (1994), S. 190 u n d 457.

43

I . A n n a h m e n u n d B e s c h r e i b u n g des f o r m a l e n M o d e l l a u f b a u s

Neid und Schadenfreude: (D.19)

CEi = E[Si(>) - Gi(.)] - ^Var[Si(-)

- Gocl A-+oo

pB2

^ - ö H- 7\b