Bauen in China: Handbuch für Architekten und Ingenieure 9783034608992

DAS HANDBUCH FÜR ARCHITEKTEN, DIE IM BOOMMARKT CHINA ERFOLGREICH AKTIV WERDEN WOLLEN «Bauen in China» gibt als erste P

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German Pages 220 Year 2013

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Table of contents :
Vorwort
BOOMMARKT CHINA
A 1 Die wirtschaftliche Entwicklung Chinas
A 2 Chinesische Architektur- und Bautradition im Wandel
A 2.1 Besonderheiten traditioneller chinesischer Architektur
A 2.2 Kulturgeschichtliche Hintergründe
A 2.3 Neubauten des «äußeren Erscheinungsbildes»
A 2.4 Die Rolle ausländischer Architekten
A 2.5 Die Zentralachse
A 2.6 Anpassungsdruck durch Energieknappheit
A 3 Don’t kill the dragon - Städtebau in China
A 3.1 Der gegenwärtige Städtebau in China
A 3.2 Neuer Lebensraum für die Provinzhauptstadt Kunming
A 3.3 Die neue Stadt Chenggong
A 3.4 Erfahrungen
RAHMENBEDINGUNGEN IN CHINA
B 1 Projektsteuerung in China
B 1.1 Gesetzliche Grundlagen
B 1.2 Projektentwicklung
B 1.3 Planung und Bauausführung
B 1.4 Projektmanagement in der Praxis
B 1.5 Planungs-und Baukosten
B 2 Baurecht in China
B 2.1 Einführung
B 2.2 Bau- und Planungsrecht
B 2.2.1 Grundlagen des chinesischen Baurechts
B 2.2.2 Ausländische Aktivitäten im Bauwesen
B 2.2.3 Der Bauvertrag
B 2.2.4 Haftung
B 2.2.5 Architekten-und Ingenieurverträge
B 2.2.6 Vertragsgestaltung
B 2.2.7 Rechtsdurchsetzung
B 2.3 Ausschreibungen
B 2.4 Urheberrechtsschutz für Architekten und Ingenieure
PLANEN IN CHINA
C 1 Markteintritt und Akquisition
C 2 Niederlassungen in China
C 3 Wirtschaftlichkeit von Aufträgen in China
C 4 Arbeiten in chinesischen Planungsbüros - Erfahrungen
C 5 Dos - Don’ts
ERFAHRUNGSBERICHTE D 1 Planungsaufträge in China
D 2 gmp - Gerkan, Marg und Partner
D 3 PJAR - Philip Johnson / Alan Ritchie Architects
D 4 Romses Architects
D 5 Bruno Braun Architekten
D 6 HPA - HaiPo Architects
ANHANG
E 1 Kontaktadressen
E 2 Literaturverzeichnis
E 3 Stichwortverzeichnis
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Bauen in China: Handbuch für Architekten und Ingenieure
 9783034608992

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BAUEN IN CHINA HANDBUCH FÜR ARCHITEKTEN UND INGENIEURE

BERT BIELEFELD LARS-PHILLIP RUSCH

BAUEN IN CHINA HANDBUCH FÜR ARCHITEKTEN UND INGENIEURE BIRKHÄUSER – VERLAG FÜR ARCHITEKUR BASEL BOSTON BERLIN

Abbildungen: Seite 43, 129, 211 Bert Bielefeld, alle anderen Abbildungen durch die jeweiligen Textautoren

Dieses Buch ist auch in englischer Sprache erschienen (ISBN 3-7643-7416-0).

Bibliografische Information der Deutschen Bibliothek. Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar.

Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Die dadurch begründeten Rechte, insbesondere die der Übersetzung, des Nachdrucks, des Vortrags, der Entnahme von Abbildungen und Tabellen, der Funksendung, der Mikroverfilmung oder der Vervielfältigung auf anderen Wegen und der Speicherung in Datenverarbeitungsanlagen, bleiben, auch bei nur auszugsweiser Verwertung, vorbehalten. Eine Vervielfältigung dieses Werkes oder von Teilen dieses Werkes ist auch im Einzelfall nur in den Grenzen der gesetzlichen Bestimmungen des Urheberrechtsgesetzes in der jeweils geltenden Fassung zulässig. Sie ist grundsätzlich vergütungspflichtig. Zuwiderhandlungen unterliegen den Strafbestimmungen des Urheberrechts.

© 2006 Birkhäuser – Verlag für Architektur, Postfach 133, CH-4010 Basel, Schweiz Ein Unternehmen von Springer Science + Business Media Gedruckt auf säurefreiem Papier, hergestellt aus chlorfrei gebleichtem Zellstoff. TCF ∞ Printed in Germany ISBN-10: 3-7643-7415-2 ISBN-13: 978-3-7643-7415-0 987654321 www.birkhauser.ch

Inhaltsverzeichnis

Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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BOOMMARKT CHINA A1 Die wirtschaftliche Entwicklung Chinas Dr. Bert Bielefeld / Lars-Phillip Rusch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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A2

Chinesische Architektur- und Bautradition im Wandel Dr. Andreas Szesny . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Besonderheiten traditioneller chinesischer Architektur . . . . Kulturgeschichtliche Hintergründe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Neubauten des «äußeren Erscheinungsbildes» . . . . . . . . . . . . . Die Rolle ausländischer Architekten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Die Zentralachse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anpassungsdruck durch Energieknappheit . . . . . . . . . . . . . . . .

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Don’t kill the dragon – Städtebau in China Matthias Wehrlin . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Der gegenwärtige Städtebau in China . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Neuer Lebensraum für die Provinzhauptstadt Kunming . . . . Die neue Stadt Chenggong . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Erfahrungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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RAHMENBEDINGUNGEN IN CHINA B1 Projektsteuerung in China Hans-Peter Holler . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . B 1.1 Gesetzliche Grundlagen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . B 1.2 Projektentwicklung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . B 1.3 Planung und Bauausführung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . B 1.4 Projektmanagement in der Praxis. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . B 1.5 Planungs- und Baukosten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

45 45 47 51 53 59

A A A A A A

2.1 2.2 2.3 2.4 2.5 2.6

A3 A A A A

3.1 3.2 3.3 3.4

B2 B 2.1 B 2.2

B 2.3 B 2.4

Baurecht in China RA Dr. Christian Gloyer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Einführung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Bau- und Planungsrecht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . B 2.2.1 Grundlagen des chinesischen Baurechts . . . . . . . . . . . B 2.2.2 Ausländische Aktivitäten im Bauwesen . . . . . . . . . . . B 2.2.3 Der Bauvertrag . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . B 2.2.4 Haftung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . B 2.2.5 Architekten- und Ingenieurverträge .. . . . . . . . . . . . . B 2.2.6 Vertragsgestaltung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . B 2.2.7 Rechtsdurchsetzung .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ausschreibungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Urheberrechtsschutz für Architekten und Ingenieure . . . . . .

62 62 67 67 69 71 73 74 81 84 85 90

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Inhaltsverzeichnis

PLANEN IN CHINA C1 Markteintritt und Akquisition Werner Sübai. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . C2

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Niederlassungen in China Nikolaus Goetze . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

105

Wirtschaftlichkeit von Aufträgen in China Quinn Lu / Michael Pruss . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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Arbeiten in chinesischen Planungsbüros – Erfahrungen Gordon Brandenfels . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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Dos – Don’ts Dr. Bert Bielefeld / Lars-Phillip Rusch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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ERFAHRUNGSBERICHTE D1 Planungsaufträge in China Dr. Bert Bielefeld / Lars-Phillip Rusch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

131

C3 C4 C5

D2

gmp – Gerkan, Marg und Partner Nikolaus Goetze . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

133

PJAR – Philip Johnson / Alan Ritchie Architects Stephan Jentsch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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Romses Architects Scott Romses . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

165

Bruno Braun Architekten Bruno Braun . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

183

HPA – HaiPo Architects Kerstin Hartmann . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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ANHANG E1 Kontaktadressen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . E2 Literaturverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . E3 Stichwortverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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D3 D4 D5 D6

Vorwort

Viele Architekturbüros zeigen selbstbewusst gigantische Projekte aus dem Reich der Mitte. Wer etwas auf sich hält, probiert sein Glück in China – so scheint es. Hohe Wachstumsraten ermöglichen Unternehmen und Privatleuten die schnelle Realisierung kühner Vorhaben. Dies gilt ganz besonders für den Baubereich. Anzahl und Größe der Bauprojekte in den chinesischen Boomregionen sind beeindruckend und füllen derzeit den Wirtschaftsteil und das Feuilleton europäischer Tageszeitungen. Gut ausgebildete Architekten und Stadtplaner gibt es weltweit, die internationale Konkurrenz ist groß, und auch in China steigt der Ausbildungsstandard kontinuierlich. Doch die Qualitäten der Architektur und Stadtplanung in Deutschland und Europa sowie das Können der Architekten, Ingenieure und Stadtplaner werden in China besonders geschätzt. Dies kommt der internationalen Wettbewerbsfähigkeit deutscher Architekten, Ingenieure und Stadtplaner zugute. Weiterhin spielt die Fähigkeit zur Innovation, insbesondere zur technischen Innovation, eine große Rolle. Der Schritt über die Grenze eröffnet Chancen: neue Marktpotentiale nutzen, außergewöhnliche Projekte umsetzen, andere Kulturen kennen lernen. Planen und Bauen in China eröffnet ausländischen Planern nicht gekannte Möglichkeiten, Visionen umzusetzen und sich zu entwickeln. Der Schritt ins Ausland ist jedoch immer mit Bedacht zu gehen. In China haben nicht-asiatische Planungsbüros einige Hürden zu überwinden: Der Akquisitionsaufwand in China ist erheblich höher, kulturell bedingte Missverständnisse können auftreten und nicht wenige Projekte sind aufgrund der geographischen Distanz und Notwendigkeit einer häufigen Präsenz vor Ort schwierig durchzuführen. Daher ist die Information über die Chancen und Risiken in China wichtig und notwendig. Wer ernsthaft an einem planerischen Engagement in China interessiert ist, sollte über eine stabile wirtschaftliche Basis im eigenen Land verfügen und interkulturelle Kompetenzen sowie eine Affinität zu den Menschen und der Kultur in China aufweisen. In Deutschland unterstützt die Bundesarchitektenkammer, der Dachverband der deutschen Architektenkammern, mit dem Netzwerk Architekturexport NAX diesen Schritt ins Ausland. Das NAX hat sich zum Ziel gesetzt, durch Vernetzung, das heißt vor allem durch Informations- und Erfahrungsaustausch zwischen deutschen und ausländischen Planern, Unternehmern und Investoren sowie durch geziel-

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Vorwort

tes Marketing, die Chancen der Architekten auf den ausländischen Märkten, auch in China, zu erhöhen, was den grenzüberschreitenden Austausch von Architektenleistungen erleichtert und die berufliche Mobilität der Architekten weltweit erhöht. Daher schätzen wir Bauen in China als fundierten und wichtigen Beitrag, der sowohl ernsthafte Informationen und Hilfen liefert wie auch das architektonische Interesse an einem so einzigartigen Land wie China fördert. Der vorliegende Band der Reihe Bauen in führt in die komplexen Marktbedingungen ein und lässt erfahrene Freiberufler aus Deutschland und anderen westlichen Ländern zu Wort kommen. Kapitel A stellt dem Leser den chinesischen Städtebau und die Entwicklung der Architektur vom traditionellen Wohnen bis heute vor. Kapitel B erläutert die wirtschaftlichen und rechtlichen Rahmenbedingungen für eine erfolgreiche Planungstätigkeit in China. In Kapitel C geben Planer, die direkt in China arbeiten, Empfehlungen zu den Themen Markteintritt und Akquisition, Möglichkeiten einer Niederlassung, Wirtschaftlichkeit von Aufträgen und Arbeitsweise in chinesischen Planungsbüros sowie zu den Verhaltensregeln für China. Das Kapitel D umfasst klassische Erfahrungsberichte inklusive einer Präsentation eigener Arbeiten. Wichtige Adressen und Hinweise auf weiterführende Literatur im Anhang runden den Band ab. Dr. Thomas Welter, Referent für Wirtschaft und Gesellschaft, Netzwerk Architekturexport (NAX), Bundesarchitektenkammer Deutschland

Boommarkt China A1

Die wirtschaftliche Entwicklung Chinas Dr. Bert Bielefeld / Lars-Phillip Rusch

Die Voraussetzungen für Planungen, Bauausführungen und die Zusammenarbeit mit chinesischen Planern und Bauherren in China lassen sich für ausländische Architekten und Ingenieure nicht mit Erfahrungen aus Amerika und Europa vergleichen. China ist der lebhafteste Baumarkt weltweit und hat einen individuellen Charakter aus einer Mischung traditioneller, sozialistischer und marktwirtschaftlicher Einflüsse entwickelt. Wirtschaft und Entwicklung Ein Blick auf die Wirtschaftsdaten der Volksrepublik China versetzt in Staunen. Einerseits hat sich das Land innerhalb von nur zehn Jahren zur sechstgrößten Volkswirtschaft und zur drittgrößten Handelsnation entwickelt, andererseits ist China mit einem durchschnittlichen Pro-Kopf-Einkommen von nur knapp über 1 000 US-Dollar auch das größte Entwicklungsland der Erde. Das 1990 beschlossene Zehnjahresprogramm sieht vor, China zu reformieren und gegenüber der Welt zu öffnen. Die sozialistische Marktwirtschaft wurde zu diesem Zeitpunkt in die Statuten der Kommunistischen Partei Chinas und 1993 in die Verfassung übernommen. Diese Öffnung hat zu dem wirtschaftlichen Wachstum geführt, das für viele Chinesen eine Verbesserung der Lebensverhältnisse bedeutet, ohne dass jedoch für die vielen Fragen der Menschenrechtsproblematik bisher ausreichende Antworten gefunden wurden. Nirgendwo auf der Welt sind die Gegensätze zwischen Wohlstand und Armut, Stadt und Land, Hightech und Ursprünglichkeit so deutlich wie in China. Die rasante Entwicklung scheint noch lange nicht beendet zu sein. Fünfundzwanzig Jahre nach dem Beginn einer Politik der «Reform und Öffnung» ist China 2001 der Welthandelsorganisation beigetreten und hat damit ein weiteres Zeichen zur Öffnung gegenüber der Welt gesetzt. Ein Markt von fast 1,3 Milliarden Menschen auf einer Fläche von 9,6 Millionen Quadratkilometern steht der Welt offen und verlangt nach Entwicklung und neuen Standards in allen Bereichen des Lebens.

Reform und Öffnung

12 Soziales Gefälle

Die wirtschaftliche Entwicklung Chinas

Während westliche Ansprüche in den großen Metropolen übernommen und erfüllt werden, leben mehr als 800 Millionen Menschen auf dem Land, von denen circa 400 Millionen von der Landwirtschaft direkt abhängig sind. Das wirtschaftliche und soziale Gefälle, das sich zwischen der ländlichen Bevölkerung im Nordosten, Westen und Zentralchina und den boomenden Städten in den Küstenregionen zeigt, ist der chinesischen Bevölkerung und Regierung nicht verborgen geblieben. Durchschnittlich verdient die Bevölkerung in den Städten dreimal so viel wie auf dem Land. Die Industrie und der Dienstleistungssektor tragen mit über 50 Prozent beziehungsweise 30 Prozent zum Bruttoinlandsprodukt bei. Der Anteil der Landwirtschaft liegt bei rund 15 Prozent. Die Attraktivität der Städte wächst immer weiter, während die ländlichen Gebiete nur mühsam oder gar nicht mit der Entwicklung Schritt halten. Entwicklungsprogramme und steuerliche Erleichterungen sollen dem entgegenwirken. Trotzdem sehen viele Menschen auf dem Land keine Zukunft mehr und es kommt zu immensen Wanderbewegungen in die Städte. Die gigantische Zahl von circa 130 Millionen Wanderarbeitern trägt ihren Anteil zum Wachstum der Städte bei. Arbeitskräfte sind billig und der Mangel an modernen Maschinen und Methoden wird durch den nicht endenden Zustrom von Wanderarbeitern ausgeglichen. Obwohl die Ausbeutung dieser Arbeiter mit den Idealen der chinesischen Gesellschaft nicht zu vereinbaren ist, wird das Problem stillschweigend toleriert. Eine soziale Absicherung oder ärztliche Versorgung der Wanderarbeiter gibt es nicht. Die Frage, ob ausländische Planer einen Einfluss auf diese Situation auf den eigenen Baustellen haben, ist fraglich, denn der Einfluss auf die Organisation der Bauabwicklung ist in der Regel sehr gering. Dass darunter nicht nur die Qualität der Ausführung der Bauprojekte leidet, wird aus Erfahrungsberichten dort tätiger Architekten deutlich (siehe auch Kap. D «Erfahrungsberichte»). Wachstum und «Leuchtturmprojekte» Die Darstellung des Wandels und der Öffnung Chinas wird der Welt durch die chinesische Regierung offensiv vor Augen geführt. Die Olympischen Spiele in Peking 2008 und die Weltausstellung in Shanghai 2010 sind Projekte, die dies nur zu deutlich symbolisieren; sie werden als Erfolg der Regierung auf ihrem Reformkurs gefeiert. In Peking wird zurzeit an circa 20 000 Baustellen gleichzeitig gearbeitet. Die Parks und Grünflächen sollen sich bis 2008 vervierfachen. Shanghai hat mit dem Transrapid den schnellsten Zug, mit dem 492 Meter hohen Shanghai World Financial Center eines der höchsten Gebäude, einen der größten Seehäfen und einen der größten Flughäfen der Welt. Im ultramodernen Stadtteil Pudong laufen die Bauarbeiten für die Weltausstellung 2010 auf Hochtouren.

13

Die wirtschaftliche Entwicklung Chinas

Energiepolitik und der Einfluss auf die Bauwirtschaft Das schnelle Wachstum in allen Bereichen der chinesischen Wirtschaft führt naturgemäß auch zu großen Problemen. Spielte vor einigen Jahren der Energieverbrauch der Bevölkerung, der Industrie und der Gebäude im Allgemeinen keine Rolle, können mittlerweile die Probleme der Energiebeschaffung und der Luftverschmutzung in den Ballungsräumen sowie der steigenden Kosten nicht mehr ignoriert werden. So übertraf im Jahr 2004 sogar der Anstieg des Energieverbrauchs mit circa 15 Prozent das rasante Wirtschaftswachstum von 9,5 Prozent. Allein in den letzten drei Jahren wuchs der chinesische Energiebedarf um 65 Prozent. Unter Berücksichtigung der Tatsache, dass circa 67 Prozent der in China benötigten Energie durch Kohle erzeugt wird und die dabei verwendeten Verfahren weit von westlichen Standards entfernt sind, lässt ahnen, welche Belastungen in den Ballungsräumen entstehen und welche Einsparpotentiale vorhanden sind, die über kurz oder lang genutzt werden müssen. Im Jahr 2004 stieg der weltweite Kohleverbrauch um mehr als 6 Prozent, zwei Drittel dieser Steigerung wurde durch China verursacht. Die hierdurch bedingten zurückgehenden Exporte chinesischer Kohle wirken sich auf den Weltmarktpreis aus: Neben anderen Faktoren hat dies im Jahr 2004 zu einer Erhöhung des europäischen Richtpreises für Kohle von 69 Prozent geführt. Weltweit steigen die Rohstoffpreise zum Beispiel für Öl und Stahl sprunghaft an. Der Energie- und Rohstoffbedarf der chinesischen Wirtschaft kann nicht durch den eigenen Binnenmarkt gedeckt werden. Ganze Stahlproduktionsanlagen werden in Europa abgebaut und in China wieder aufgebaut. Wie lange kann eine Wirtschaft dieses rasante und nicht nachhaltige Wachstum verkraften? Erste Schritte werden unternommen, um gegenzulenken. Mittlerweile fordert die chinesische Regierung die Ergreifung notwendiger Maßnahmen zur Energieeinsparung bei Gebäuden. Energiesparende Einrichtungen bei Anlagen mit hohem Energiebedarf werden gefördert, das Wachstum von energieintensiven Branchen beschränkt. Diese, durch die Politik gesetzten Zeichen sind eindeutig und beziehen sich auch auf den Planungs- und Baumarkt: Als Erstes sollen Mindeststandards bei Wohnungsneubauten erfüllt und die riesigen Bestände aufgewertet werden. Neue Wohngebäude und öffentliche Bauten sollten so wenig Energie und Platz wie möglich in Anspruch nehmen. Das chinesische Bauministerium sieht es mittlerweile als seine Hauptaufgabe an, energie- und platzsparende Bauten vehement zu fördern. Das gesamte volkswirtschaftliche System und das Bewusstsein der Bevölkerung soll in Richtung eines bewussten und sparsamen Umgangs mit Energie entwickelt werden. In Europa und Amerika schon lange standardisierte Verfahren und Tech-

Maßnahmen der Staatsführung

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Die wirtschaftliche Entwicklung Chinas

nologien halten auf dem chinesischen Baumarkt Einzug: angefangen beim Einbau von thermostatischen Regelungen der Heizungen in Wohngebäuden über die Wiederverwendung von Abwärme bei neuen Lüftungs- und Klimatisierungssystemen und den Einsatz wassersparender Einrichtungen bis hin zur Verwendung von umweltfreundlichen und energiesparenden Baustoffen. Das Umdenken seitens der Bauherren findet nur sehr langsam statt, ist aber mittelfristig unumgänglich. Die Vorgaben, die von der chinesischen Regierung zur Steigerung der Nachhaltigkeit gemacht wurden, werden bisher nur zögernd umgesetzt. Die Umsetzung dieser neuen Anforderungen ist indes eine Chance für ausländische Planer und Hersteller von entsprechenden Bauprodukten. Das Know-how wird auf neu organisierten Messen und Expertenforen vorgestellt und beworben.

A2

Chinesische Architektur- und Bautradition im Wandel Dr. Andreas Szesny

Der Wandel, der sich um die Jahrtausendwende in der chinesischen Bau- und Architekturlandschaft vollzieht, ist die Nachgeburt einer Revolution. Die historischen Veränderungen Chinas im politischen und gesellschaftlichen Bereich manifestieren sich nun, da die ökonomische Grundlage dafür geschaffen ist, auf städtebaulicher und architektonischer Ebene in völlig neuen, zum Teil chaotischen Formen. In wenigen Jahrzehnten soll die Urbanisierungsrate des bevölkerungsreichsten Landes der Erde von derzeit knapp über 30 auf fast 50 Prozent gebracht werden. Einige Rahmenbedingungen dieses gewaltigen Paradigmenwechsels sollen zum besseren Verständnis dessen, was derzeit in China passiert, im Folgenden beleuchtet werden. Die Veränderungen des Denkens und Handelns der Menschen in China erfolgten aufgrund einschneidender historischer Ereignisse, insbesondere aufgrund der «Großen chinesischen Kulturrevolution» zwischen 1966 und 1976. Als sich in Deutschland und anderen westli-

Abb. 2.1: Ein Transparent an einem Bürogebäude in Guangzhou mit der Aufschrift «China entwickeln»

16

Angriff auf traditionelles Wohnen

Chinesische Architektur- und Bautradition im Wandel

chen Ländern die 68er-Bewegung mit verschiedenen Mitteln gegen die bestehenden Systeme wandte, kulminierten in China das Machtstreben eines angeschlagenen Führers, weit verbreitete Überdrüssigkeit an der eigenen Kultur und die Vermischung chinesischer revolutionärer Verhaltensmuster mit westlichem Gedankengut, insbesondere in Form des Marxismus, in einem Bildersturm, der weltweit im 20. Jahrhundert seinesgleichen sucht: Die chinesische Kulturrevolution zwang ältere Menschen zur Aufgabe traditioneller Werte und ließ jüngeren über einen Zeitraum von mindestens einem Jahrzehnt keine Chance, sich solche anzueignen. Während dieses Zeitraums wurden unendlich viele kleinere religiöse Stätten, Hausaltäre und Tempel zerstört und nicht wieder aufgebaut. Um größere und bedeutsame chinesische Kulturgüter zu verteidigen, wurde sogar die Armee eingesetzt. Während solche Übergriffe durch so genannte Rotgardisten erfolgten, vollzog sich der Angriff auf die traditionellen Strukturen des allgemeinen Wohnraums und der herkömmlichen Stadtplanung subtiler und mit weniger unmittelbarer Vehemenz und Brutalität, aber über einen weitaus längeren Zeitraum, nämlich von den 1950er Jahren bis heute. Vor allem seit den 1990er Jahren, als es die finanziellen Mittel zu erlauben begannen, erlebt China ein revolutionäres Nachbeben im Bereich von Architektur und Bauwesen. Dieses vermag heute insbesondere Architekten und Planer in einen ähnlichen Bann zu ziehen, wie damals die Kulturrevolution Teile der westlichen Intellektuellen.

Abb. 2.2: Luxuswohngebäude und Muschelmuseum am Xinghai Square in Dalian

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Besonderheiten traditioneller chinesischer Architektur

Die Genehmigung des CCTV-Gebäudes von Rem Koolhaas in Peking erfolgte nach einigem Hin und Her nicht zuletzt, um der Welt zu zeigen, wozu die chinesische Hauptstadt mittlerweile in der Lage ist, nämlich neue Maßstäbe zu setzen. China ist nicht mehr, wie es früher war. Sein Denken hat sich geändert, und dem folgt seine Architektur. Hier stellt sich die Frage, wodurch traditionelle chinesische Architektur gekennzeichnet ist und warum sie aufgegeben wurde.

A 2.1

Besonderheiten traditioneller chinesischer Architektur

Die Überlieferung von Baukunst erfolgte im historischen China lediglich in mündlicher Form. Zwar konnte Architektur den Bildungsstand und den gesellschaftlichen Status eines Bauherrn und Bewohners widerspiegeln, den Planern und Erbauern wurde dabei aber keine besondere kreative Freiheit zugestanden. Einen gewissen Einfluss konnten Fengshui-Berater ausüben, die mit unterschiedlichen Methoden die Ausrichtung eines Gebäudes und der Wohnräume zum Energiefluss der Umgebung darstellten und dies auch heute wieder vermehrt tun, nachdem es in der Volksrepublik zeitweilig in Misskredit geraten war. Die Ablehnung traditioneller Lebensformen und damit auch ihrer funktionellen Umgebung erfolgte nach der Kulturrevolution sehr bewusst. Erst seitdem in den 1990er Jahren eine Rückbesinnung auf die eigene Tradition stattfand, ist der Versuch erkennbar, historische chinesische Elemente wieder einzusetzen. Dies hat zu einer gewissen «Stilblütenarchitektur» geführt: Der Einsatz traditioneller Dächer auf Glasgebäuden resultierte nicht mehr aus einem funktionalen oder religiösen Bedürfnis heraus, sondern um Identität stiftende Merkmale einer Moderne mit chinesischer Prägung zu schaffen.

Einflüsse der Bautradition

Über Jahrhunderte war Holz der Hauptbaustoff. Die traditionellen Hofhäuser – hutongs waren die klassischen Gebäudeformen für die Unterbringung des Hofstaats und adeliger Familien. Sie weisen, wie der bedeutende chinesische Architekturhistoriker Liang Sicheng belegt, im Wesentlichen die Verwendung von Holz als Hauptmaterial und von Balkensystemen auf. Als ordnende Elemente gelten hölzerne Ochsenkopfkapitelle – dougong, dazu Wandelgänge im Außenbereich mit gleichzeitiger Angliederung weiterer Räume (siehe Abb. 2.3). Die besondere ästhetische Qualität entsteht durch die Dachverzierungen der Wandelgänge, durch Terrassen, Holzschnitzereien, eine besondere Farbauswahl, die Organisation der Höfe, und damit die funktionale Anpassung an traditionelle chinesische Lebensformen.

hutongs

18

Chinesische Architektur- und Bautradition im Wandel

Abb. 2.3: Klassischer chinesischer Wohnhof

Zwar gab es in der Han-Dynastie (206 v. Chr.–220 n. Chr.) Ansätze zur Verwendung von Stein beim Bau von Gräbern und Ahnentempeln, für allgemeine Gebäudenutzungen konnte sich dieses Material aber im traditionellen China nicht durchsetzen. Die Materialwahl ist wohl ein zentraler Grund dafür, dass es kein traditionelles Streben nach dem Erhalt ursprünglicher Bausubstanz gibt. Mit dem Festhalten am Holzbau erfolgten Abriss und Neuaufbau jeweils zu Zäsuren geschichtlichen Neubeginns oder nach Brand- und Naturkatastrophen. Die Ausführung baulicher Aktivitäten im traditionellen China resultierte jeweils aus moralphilosophischen Vorstellungen, die sich an der traditionellen, konfuzianischen Etikette orientierte. Inzwischen wird Holz im Wohnungsbau selten oder gar nicht mehr verwendet. Aber es ist das Material, das über Jahrhunderte prägende Wirkung auf den traditionellen und daher kulturell verwurzelten Umgang mit Architektur hatte. Wir können aus diesem Grund festhalten, dass sich Holzarchitektur und der traditionelle Umgang mit Bauwerken gegenseitig beeinflusst haben. Aufgrund der leichteren Vergänglichkeit von Holz entstand ein prinzipiell anderes Verhältnis zur Baukunst als beispielsweise in Europa. Das chinesische wurde zudem vom interpretativen Rahmen der chinesischen Denktradition begünstigt, die zyklische Veränderungen als Willen des Himmels an-

19

Kulturgeschichtliche Hintergründe

sah. Daher konzentrierte sich die chinesische Baukunst eher darauf, pragmatische Anwendungen zum jeweils passenden Zeitpunkt zu finden, als nach allgemein gültigen und unumstößlichen Kategorien zu suchen und diesen auch in baulicher Form Ausdruck zu verleihen. Schon die Tatsache, dass die chinesische Bezeichnung für «Stadt» – chengshi mit dem Schriftzeichen für «Mauer» beginnt, weist darauf hin, dass Mauern konstitutiver Bestandteil von Städten, rechtwinklig angeordneter Quartiere und Hofhausanlagen waren. Nicht der Marktplatz, sondern das politische Machtzentrum bildete den Kern einer traditionellen chinesischen Stadt. Ihre Funktionen wurden streng reglementiert um diese «Axis Mundi» herum aufgebaut. In diesem Machtzentrum zelebrierte der Herrscher im Einklang mit den zyklischen Veränderungen im Kosmos die überlieferten Rituale, die zur Bewahrung der Harmonie zwischen Himmel und Erde für nötig erachtet wurden. Dieser Funktion wurden alle anderen untergeordnet und nach ihrer Bedeutung um das Machtzentrum herum angelegt. In einer so stratifizierten und streng reglementierten Gesellschaft hatte alles und jeder seinen genauen Platz und seine vorgeschriebene Funktion.

A 2.2

Struktur traditioneller Städte

Kulturgeschichtliche Hintergründe

In Parks oder auf öffentlichen Plätzen kann man in China häufig Personen beobachten, die den betonierten Boden als Schreibfläche für ihre Kalligraphieübungen verwenden. Da nicht Tinte, sondern Wasser für die Schriftzeichen verwendet wird, sind diese nur für begrenzte Zeit als Ausdruck eines bestimmten Gemütszustandes, kombiniert mit den technischen Fähigkeiten des Schreibenden erkennbar. Nur vereinzelte Niederschriften berühmter und gelehrter Herrscher oder Heiliger sind archiviert, auf Stein, Holz und Papier materialisiert und an exponierten Stellen für alle Welt sichtbar gemacht. Nicht das Material selbst hat dabei den meisten Wert, sondern die Beschreibung des Zustandes, den es zum Ausdruck bringt. Vor diesem Hintergrund wird der Umgang mit Gebäuden der heutigen Zeit mit einer Lebensdauer von 20 Jahren besser nachvollziehbar. Wenn sie abgewohnt sind, können sie abgerissen und durch neue ersetzt werden. Dabei handelt es sich nicht nur um traditionelle Wohngebiete mit einem Alter von mehr als 50 oder 100 Jahren, sondern auch um Gebäude aus den 1960er und 1970er Jahren: Beton- und Ziegelbauten, die im Rahmen der dringenden Wohnraumbeschaffung

Umgang mit Wohnungsbestand

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Chinesische Architektur- und Bautradition im Wandel

erstellt wurden, im Geiste eines durch die Orientierung am zeitweiligen Vorbild der Sowjetunion gesteuerten Pragmatismus. Wandel traditionell verankert

Übergänge von einem Zustand in einen anderen wurden schon im alten China systematisch verfolgt und im Buch der Wandlungen – Yijing, das zu den konfuzianischen Klassikern gezählt wird, beschrieben. Auf diese Weise konnten Phänomene des Wandels in Bilder, Schriftzeichen und Hexagramme gefasst werden. Im heutigen China wird Wandel zielgerichtet verstanden und dementsprechend instrumentalisiert. Anders als im Deutungssystem früherer Zeiten werden Veränderungen nicht mehr in Zyklen betrachtet. Im modernen China ist häufig nicht mehr einfach die Rede von «Wandel» – yi, sondern von «Entwicklung» – fazhan.

Abb. 2.4: Erweiterungsbau eines Hotels in Qingdao (2006) Abriss und Entwicklung

Zwar nicht im Yijing vertreten, aber als Zeichen der Veränderung im heutigen China allgegenwärtig ist das Schriftzeichen für «Abriss» – chai. Mit ihm werden Gebäude gekennzeichnet, die in Kürze von ihren Bewohnern geräumt werden müssen, um Platz für «Entwicklung» zu machen. Ob es sich dabei um Bauten handelt, die der historischen Situation Chinas angemessen sind, oder ob damit die Kulturrevolution auf architektonischer Ebene ihre Vollendung findet, ist Interpretationssache. Während wir es beim Buch der Wandlungen mit einer Hilfskonstruktion für die Interpretation von Wandel und Veränderung zu tun haben, die das chinesische Denken durchdrungen hat, können wir das durch Deng Xiaoping (einflussreichster

Neubauten des «äußeren Erscheinungsbildes»

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Politiker und faktisches Staatsoberhaupt Chinas zwischen 1978 und 1997) ausgegebene Motto «Entwicklung ist ein ehernes Prinzip» als propagandistischen Aufruf zur Akzeptanz der Veränderung äußerer Lebensumstände begreifen. Dass die meisten Betroffenen den Umzug aus der Rückständigkeit beengter und heruntergekommener traditioneller Wohngebiete in eine Dreizimmerwohnung mit sanitären Anlagen und fließend Wasser zunächst begrüßen, versteht sich von selbst. Allerdings erfolgen die Neuerschließungen traditioneller Wohngebiete nicht immer mit Fingerspitzengefühl, manchmal sogar mit emotionsloser Härte ohne Sensibilität gegenüber Bewohnern und gewachsenen Strukturen. Diese Beispiele, wo über das verständliche Ziel neuen Wohnraum zu schaffen, aus Profitgier hinausgeschossen wurde, sind auf ihre Art Spätfolgen der Kulturrevolution. Aus einem anderen kulturellen Blickwinkel argumentierend, ordnen wir das Handeln der Akteure im heutigen China gerne irgendwo zwischen pragmatisch-anpassungsfähig und leichtfertig-unverantwortlich ein. «Architektur ist für meine Landsleute wie Kleidung» soll der große Architekturhistoriker Liang Sicheng über seine Landsleute gesagt haben. Er meint damit, dass die regelmäßige Erneuerung der Bausubstanz im funktionalen Kontext traditioneller gesellschaftlicher Denk- und Lebensformen vorgesehen war. Dieser funktionale Kontext wurde durch das Eindringen westlicher Kolonialmächte zunächst herausgefordert, mit dem Ende des 19. Jahrhunderts innerhalb der chinesischen Gesellschaft in Frage gestellt und schließlich, insbesondere zur Zeit der Kulturrevolution, völlig negiert. Mit der radikalen Veränderung der gesamten gesellschaftlichen Konstruktion musste sich auch die Architektur verändern: Weder die Substanz, noch der funktionale traditionelle Hintergrund der Gebäude wurden von nun an als bewahrenswert angesehen. Bis allerdings die wirtschaftlichen Grundlagen für eine flächendeckende Umsetzung eines baulichen Neubeginns gegeben waren, sollten weitere 30 Jahre vergehen.

A 2.3

Neubauten des «äußeren Erscheinungsbildes»

Nach dem Tod von Mao Zedong und nach der Übergangsregierung durch Hua Guofeng im Jahr 1978 übernahm der als Pragmatiker bekannte Deng Xiaoping die Regierungsgeschäfte in China. Aufgrund der flächendeckenden Maßnahmen der permanenten Revolution, die sich über mehr als ein Jahrzehnt hingestreckt hatte, verfügte Deng

Regelmäßige Erneuerung

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Chinesische Architektur- und Bautradition im Wandel

über ein einzigartiges Reich: mehr als eine Milliarde Menschen, bei denen gerade der Versuch unternommen worden war, sämtliche traditionellen Wertvorstellungen zu löschen wie die Festplatte eines Computers. Abgesehen davon, dass sich historische Erinnerungen nicht ohne Weiteres löschen lassen, steckte darin auch eine ungeheure Chance, Neues zu erschaffen. Seit den 1990er Jahren finden nun in China die bisher wohl größten baulichen Veränderungen der Menschheitsgeschichte statt. Begonnen wurden sie von Akteuren, die, wenn sie im Jahr 1996 zwischen 45 und 65 Jahren alt waren, im Jahr 1966, also zu Beginn der Kulturrevolution, zwischen 15 und 35 Jahren zählten. Diese Menschen waren entweder aktiv als Rotgardisten tätige oder passiv als kritisierte Klassenfeinde betroffen. Im Nachhinein ist diese Generation aufgrund der erlittenen Traumata, der versäumten Schulausbildung und der jahrelang andauernden chaotischen Verhältnisse als Opfer anzusehen. Und genau diese Generation kam in den 1990er Jahren in die Situation, über das neue Gesicht Chinas entscheiden zu können, zeitgleich mit der von Jiang Zemin ins Leben gerufenen Kampagne der «drei Repräsentanten», die den Schulterschluss von politischer und wirtschaftlicher Macht wieder salonfähig machte. xingxiang gongcheng

Im Jahr 1992, also nach der Inspektionsreise von Deng Xiaoping in den Süden, bekamen so genannte Bauten des äußeren Erscheinungsbildes – xingxiang gongcheng großen Aufwind. Die positive Beurteilung der Stadt Shenzhen durch den Parteivorsitzenden spornte Parteisekretäre in allen größeren Städten Chinas an, es der neuen Metropole im Süden gleich zu tun und durch wirtschaftlichen Aufbau zu glänzen. Um diesen für alle sichtbar zu machen, mussten daher Hochhäuser auch an Stellen gebaut werden, wo erfahrene Stadtplaner nicht unbedingt dazu geraten hätten. Nicht wenige solcher Projekte wurden schließlich doch als Fehlentscheidungen erkannt oder den Investoren ging das Geld aus, wobei allerdings dann oft schon der Rohbau stand und als ungenutzte Architekturruine stehen blieb. Nachdem einer ganzen Generation traditionelle Werte des Maßhaltens ausgetrieben wurden, ist es nicht weiter verwunderlich, dass ihr zeitweilig der Sinn für Maßstäblichkeit verloren gegangen ist. Dass traditionelle chinesische Bausubstanz für die meisten Akteure keinen Wert mehr darstellte, wurde bereits gezeigt. Ein zweiter Fall sind gut erhaltene Gebäude aus Stein, die allerdings aus Sicht der Chinesen von imperialistischen Aggressoren, so die Schulbücher, erbaut worden waren. Doch zu der Wut über diese Phase der chinesischen Geschichte gesellt sich immer auch der Respekt für die technische Leistung und die Ästhetik der wichtigsten Bauwerke. Von Abriss bedroht und betroffen sind vielmehr Mischformen chinesischer und

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Die Rolle ausländischer Architekten

Abb. 2.5: Plakat mit der Aufschrift «Nur Entwicklung ist ein bleibendes Prinzip» vor dem Rathaus von Qingdao (2006)

westlicher Architektur wie die lilong-Gebäude in Shanghai oder die zweistöckigen Hofgebäude mit deutsch erscheinenden Fassaden und Ziegeldächern in Qingdao.

A 2.4

Die Rolle ausländischer Architekten

Der chinesische Reformer Kang Youwei schlug vor über 100 Jahren vor, westliches Wissen in einem chinesisch geprägten Rahmen anzuwenden. Erst heute wird dies auf breiter Ebene praktiziert – ein Beispiel für die Sickerzeit, die manche Ideen benötigen. Zu Lebzeiten Kangs erfolgte die Anwendung westlichen Wissens eher gegen den Willen vieler Chinesen. Auch die ausländischen Architekten, die das Erscheinungsbild von Guangzhou, Shanghai, Tianjin, Qingdao, Dalian, Wuhan und anderer Städte prägten, waren nicht auf Wunsch und Einladung ihrer chinesischen Gastgeber gekommen. Daher kann auf chinesischer Seite koloniale Architektur immer auch als Erinnerung an eigene Schwäche wahrgenommen werden. Wo dies nicht mehr der Fall ist, zeugt es von neuem chinesischem Selbstbewusstsein und der Bereitschaft, Geschichte objektiv zu betrachten.

Akzeptanz westlicher Einflüsse

Neues Selbstbewusstsein und ein gesunder Geltungsdrang führen dazu, dass heute westliche Architekten in großer Zahl nach China eingeladen werden, um einen Beitrag zum Aufbau des neuen China

Neue Denkweisen und Realitäten

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Chinesische Architektur- und Bautradition im Wandel

zu leisten. Angesteckt von den planerischen Möglichkeiten und vermeintlichen Freiheiten entstehen zum Teil unglaubliche Visionen, von denen manche sogar umgesetzt werden. Sehr viele Hoffnungen müssen sich jedoch einer Reihe harter Realitäten des chinesischen Umfeldes beugen. Daraus ergeben sich leicht Missverständnisse mit einigem Konfliktpotential. Die Gratwanderung zwischen den eigenen Vorstellungen und Interessen und denen des Auftraggebers bestimmt jedes Projekt. Zu nennen sind unterschiedliche finanzielle Vorstellungen, unterschiedliche ästhetische Ansprüche, unterschiedliche Vorstellungen von Qualität und Umweltschutz. Ausländische Architekten müssen sich einerseits bemühen, nicht missionarisch zu wirken, und andererseits Acht geben, nicht als bloße Ideengeber ausgenutzt zu werden.

Abb. 2.6: Baustelle des von Zaha Hadid geplanten Opernhauses in Guangzhou Fragmente traditionellen Denkens im Wohnungsbau

In direktem Zusammenhang zu traditionellen Vorstellungen steht beispielsweise die Vorliebe von chinesischen Wohnungskäufern für Wohnungen mit Südausrichtung. Klimatische Bedingungen allein erscheinen dafür als Erklärung nicht ausreichend. Jeder Architekt, der in China mit der Planung von Wohnanlagen beauftragt wird, bekommt es früher oder später mit entsprechenden Erwartungshaltungen des Bauherrn zu tun, auch wenn er anfänglich ein noch so modernes, europäisches oder gar deutsches Konzept gefordert hat. Die traditionelle Erwartung an die Anordnung der Gebäude mit Blick von Norden nach Süden ist ungebrochen. Diese Vorstellung von einer optimierten Ausrichtung ist im kollektiven Bewusstsein

Die Zentralachse

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der Chinesen tief verankert und bestimmt auch heute das Verhalten von Wohnungskäufern.

A 2.5

Die Zentralachse

China hat erst im letzten Jahrhundert mit einer jahrtausendealten Denk- und Herrschaftstradition gebrochen, die den Kaiser und die Gebäude, aus denen er als Himmelssohn seine Wirkkraft als Verbindungsglied zum Kosmos entfaltete, in den Mittelpunkt allen Geschehens stellte, auch und gerade räumlich als «Axis Mundi». Seit der Reichseinigung durch den ersten Kaiser Qin Shihuang im Jahr 223 v. Chr. fungierten die Städte Xi’an, Luoyang, Kaifeng, Hangzhou, Nanjing und Peking als Machtzentren, im Durchschnitt aber nicht viel länger als 350 Jahre. Nach dem Ende des chinesischen Bürgerkrieges mit der Ausrufung der Volksrepublik China durch Mao Zedong am Platz des Himmlischen Friedens wurde Peking wieder Regierungssitz, nachdem Jiang Kaishek aus Nanjing regiert hatte. Damit schlugen die neuen Machthaber zwei Fliegen mit einer Klappe: Erstens konnte zum alten Regierungssitz und den dazu gehörigen Netzwerken eine räumliche Trennung geschaffen werden. Zweitens bedienten sich Mao und seine kommunistische Partei der machtvollen Symbolik des ehemaligen Kaiserpalastes, der verbotenen Stadt: Mao nahm die Zentralachse der traditionellen chinesischen Machtarchitektur in Besitz und dominiert diese bis heute. Sein Konterfei blickt nach wie vor gen Süden auf den Tiananmen-Platz. Sein Mausoleum steht als Pilgerstätte für Millionen von Besuchern aus ganz China mitten auf diesem Platz, auf der Zentralachse der Macht. Der chinesische Architekturhistoriker Liang Sicheng soll gegen Ende der 1950er Jahre wuterfüllt und mit Tränen in den Augen nicht davor zurückgeschreckt sein, Mao Zedong für seine Entscheidung zu kritisieren, die alte Stadtmauer von Peking bis auf einige Zugangstore abzureißen und statt ihrer eine Ringstraße zu bauen, die heute in Peking als zweiter Ring, unter dem auch die U-Bahn verläuft, bekannt ist. Fragen wir uns heute, wo die Hintergründe für diese Entscheidung von Mao lagen, so stoßen wir auf folgende Punkte: Zunächst die Tendenz, Zeugnisse und Hinterlassenschaften der alten chinesischen Kultur als nutzlos, wenn nicht gar als hinderlich und schädlich anzusehen; weiter das Festhalten an der lokalen Manifestation des Zentralmachtgedankens durch den Tiananmen-Platz und seine Umgebung. Mao wollte sich nicht dem Gedanken öffnen, dem historischen Zentrum von Peking weitere Zentren gegenüber zu stellen und damit

Zentralisierung in Peking

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Chinesische Architektur- und Bautradition im Wandel

die lokale Nachvollziehbarkeit des Zentralmachtgedankens aufzuheben, wie es der in Cambridge ausgebildete Liang angedacht hatte. Russischen Beratern, die eine Modernisierung des historischen Zentrums vorgeschlagen hatten, wurde der Vorzug gegenüber dem an europäische Vorbilder angelehnten Vorschlag einer Dezentralisierung Pekings gegeben. Die Anordnung des Olympic Green im Norden der historischen Zentralachse von Peking lässt bis heute Rückkopplungen dieser stadtplanerischen Entscheidung mit der traditionellen chinesischen Anordnung religiös oder machtpolitisch bedeutsamer Gebäude auf einer Nord-Süd-Achse ahnen. Dezentralisierung in anderen Städten

In anderen chinesischen Städten wurden dagegen in den letzten Jahren Planungsentscheidungen getroffen, die durch Dezentralisierung oder Zentrumsverlagerungen völlig neue Entwicklungen im Bereich der Stadtplanung ermöglichen. So wird in der südchinesischen Stadt Guangzhou eine neue Stadtachse angelegt, die eine Zentrumsverlagerung von mehreren Kilometern, den Ausbau des U-Bahn-Netzes sowie moderne Neuerschließungen bei gleichzeitiger Schonung der alten Zentren ermöglicht. Eine ähnliche Entscheidung wurde für die Stadt Qingdao getroffen, wo bereits in den späten 1990er Jahren ein neues politisches und wirtschaftliches Zentrum entstand, das den Erhalt der kolonial geprägten Altstadt erst möglich machte. Auch verkehrstechnisch leidet Peking unter einer Reihe von zu spät oder falsch getroffenen Entscheidungen. Das System von Ringstraßen ist durch das schwach ausgebaute U-Bahn-Netz nicht zu entlasten, so dass der tägliche Verkehrskollaps mittlerweile das Leben in Peking prägt.

A 2.6 Energieknappheit

Anpassungsdruck durch Energieknappheit

Seit Jahren ist erkennbar, dass China auf eine Energiekrise zusteuert. Darauf wurde in der Vergangenheit kaum oder nur mit Lippenbekenntnissen reagiert. Mittlerweile gibt es regelmäßige Stromund damit Produktionsausfälle, die den Wirtschaftsstandort China ins Mark treffen können. Allerdings lässt der kürzlich verabschiedete 11. Fünfjahresplan eine Kehrtwendung erkennen, erstmals sind hier für den Umweltschutz umfassende Maßnahmen vorgesehen, die auch auf deutsch-chinesischer Ebene in der so genannten Qingdao-Initiative Ausdruck finden sollen.

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Anpassungsdruck durch Energieknappheit

Da die Gewinnoptimierung für den Investor und die Schönheit der Fassade für den betrachtenden Politiker momentan noch die höchste Anziehungskraft ausüben, haben viele neue Gebäude einen unnötig hohen Energieverbrauch. Ein Beispiel für ein solches Projekt aus jüngster Zeit ist der zweite Soho Komplex in Peking: städtebaulich ansehnliche weiße Würfel ohne besondere Wärmedämmung, einfach verglast ohne Sonnenschutz, mit hohen Energieverlusten im Sommer wie im Winter. Als avantgardistische Investoren lässt sich ein junges Paar feiern, das sich in der Pekinger Planungsausstellung dadurch hervorhebt, als Sponsoren eine futuristische, von Zaha Hadid entworfene Wohnküche zu präsentieren. Ein weiteres Beispiel von vielen für Sorglosigkeit im Umgang mit Energie ist das neue Messezentrum in Dalian: ein schmucker Glaspalast, der Aussteller und Besucher binnen kurzer Zeit zum Schwitzen bringt, da weder an Sonnenschutz noch an eine ordentliche Durchlüftung gedacht wurde. Ob man dies den ausländischen, in ihrem eigenen Land doch meist gar nicht so unachtsamen Architekten oder den in anderen Punkten gar nicht so sparsamen Bauherren vorwerfen muss, ist müßig zu diskutieren. Bisher mangelte es schlichtweg an den Strukturen für die Umsetzung von energiesparenden Maßnahmen auf breiter Ebene.

Unnötig hoher Energieverbrauch

Abb. 2.7: Sonnenschutz vor, aber nicht an der Glasfassade des neuen Messezentrums Dalian

Die Hoffnung, dass sich dies nun ändert, ist im Hinblick auf den alljährlichen Neubau von 1,4 Milliarden Quadratmeter Wohnraum in China allenthalben gegeben. Aufhorchen lassen Aussagen wie die

Erste Ansätze gegen Energieverschwendung

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Chinesische Architektur- und Bautradition im Wandel

von Zhou Dadi, einem Vertreter der staatlichen Kommission für Entwicklung und Reform, anlässlich einer Konferenz in Peking: Es sollte nicht der Verbrauch von Luxus gefördert werden wie bei Glasgebäuden, die zwar wunderbar aussehen, aber deutlich mehr Energie als andere verbrauchen. Streng genommen gilt dies auch für viele neue Flughäfen und andere Gebäude, ob in Peking, Shanghai, Guangzhou oder anderen Städten. Es ist eine spannende und offene Frage, in welcher Weise die chinesische Gesellschaft und ihre Architektur auf den Anpassungsdruck, der durch Energieknappheit ausgelöst wird, reagieren werden. Zum Autor: Dr. Andreas Szesny wurde 1966 in Bielefeld geboren und studierte in München, Taipei und Peking. Seit über 15 Jahren verfolgt er gesellschaftliche, wirtschaftliche und architektonische Transformationsprozesse in China aus nächster Nähe. Derzeit leitet er ein Servicezentrum für kleine und mittelständische Unternehmen in der chinesischen Küstenstadt Qingdao.

A3

Don’t kill the dragon – Städtebau in China Matthias Wehrlin

Die wirtschaftliche, gesellschaftliche und auch kulturelle Entwicklung Chinas verläuft in einer wohl geschichtlich einmaligen Geschwindigkeit. Was heute gilt, ist morgen überholt. Dieser Erfahrungsbericht reflektiert berufliche Erfahrungen im Zeitraum von 1996 bis 2005 und bezieht sich auf städtische Verhältnisse. Angesichts der Größe, der geographischen und kulturellen Vielfalt des «Reiches der Mitte», und des Stadt-Land-Gefälles können kaum generelle Aussagen gemacht werden. Zu verschieden sind die Bedingungen in diesem von Zentralasien bis zum Pazifik, vom Nordosten bis zu den tropischen Regionen im Grenzgebiet zu Vietnam, Laos und Myanmar reichenden, bevölkerungsreichsten Staat der Erde. Allein in der südwestlichen Provinz Yunnan beispielsweise werden 25 verschiedene Ethnien gezählt. Die örtliche Gleichzeitigkeit verschiedener Kulturen und Entwicklungszustände ist eine wichtige Gegebenheit der Stadtplanung, die einen rasant expandierenden Siedlungsraum organisieren muss und dabei auf Lebensformen stößt, die sich über Jahrzehnte und Jahrhunderte eingespielt haben. Dieses auf eine 5 000 Jahre alte Geschichte zurückblickende Land gibt sich im Zeitraum von wenigen Jahrzehnten ein neues Gesicht. Eine Operation am lebenden und arbeitenden Körper geht in einmaliger Geschwindigkeit vor sich.

A 3.1

Der gegenwärtige Städtebau in China

Seit der wirtschaftlichen Öffnung unter Deng ist etwa ein Vierteljahrhundert vergangen. Das wirtschaftliche Wachstum wird weitgehend in Städten generiert, wobei ein eindeutiger Schwerpunkt auf die Megastadtstrukturen im Osten entfällt. Die Zuwanderung in die Städte und der dortige zunehmende Wohlstand führen zu einem exponentiellen Wachstum des Bedarfes an Siedlungsflächen pro Kopf. Die meisten Städte Chinas sind in einer Phase außerordentlichen Wachstums, die geschichtlich bislang einmalig ist. Nach wie vor hält auch die Bereitstellung von wirtschaftlichen Entwicklungsachsen und -zonen an, die der Schwerindustrie, der verarbeitenden Industrie und dem Dienstleistungssektor dienen sollen.

Wachstumsfaktoren für Siedlungsflächenbedarf

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Don’t kill the dragon – Städtebau in China

Überlagerung und Abfolge von Konzepten

In der relativ kurzen Zeit des wirtschaftlichen Aufschwungs haben sich die Entwicklungsperspektiven mehrmals grundsätzlich verschoben. Laufend mussten die Masterpläne auf neue Horizonte und größere Maßstäbe ausgerichtet werden. Die chinesischen Partner haben uns oft mit ihrer Weitsicht, mit einem visionären Ansatz ihres Denkens und Handelns überrascht, wenn es darum ging, veraltete Konzepte zugunsten solcher zu verlassen, die qualitativ und quantitativ neue Perspektiven eröffnen konnten. Diese kurze Planbeständigkeit, sowie das eher unübersichtliche System der verschiedenen Planungsebenen, Planungsinstrumente und Zuständigkeiten führt aber auch dazu, dass Entscheidungen letztlich eher willkürlich gefällt werden müssen und dass ein koordiniertes, abgestimmtes Planungssystem fehlt.

Stadträumliche Identität

Die Städte Chinas sind in einer Phase außerordentlichen Wachstums, die geschichtlich einmalig ist. Die verantwortlichen Behörden und die beauftragten Planer und Architekten haben in äußerst kurzer Zeit räumliche Strategien sowie städtebauliche und architektonische Lösungen zu entwickeln und darüber zu entscheiden. Es ist eine besondere Herausforderung, Städte, Orte und Quartiere zu bauen, die nicht nur funktional genügen, sondern auch Identität, Unverwechselbarkeit und emotionale Qualität bieten. 1979 begann unter Deng die schrittweise wirtschaftliche Neuorientierung und Öffnung, die zu dem bekannten wirtschaftlichen Wachstum der letzten Jahrzehnte geführt hat. Obwohl auch europäische Architekten und Stadtplaner in China arbeiten, ist der vorherrschende Einfluss amerikanisch geprägter städtebaulicher Konzepte offensichtlich. Flächenintensive, autogestützte und auf die einzelne Investition ausgerichtete Ansätze sind augenscheinlich. Es ist denkbar, dass die nächste historische Entwicklungsphase die «chinesische Zeit» (Dynastie) sein könnte. Eine Zeit der selbstsicheren Rückbesinnung auf eigene Traditionen und Werte. Es könnte sein, dass wieder Stadträume und Bauten erstellt werden, die mehr mit dem jeweiligen Ort, mit den Menschen und ihren Bedürfnissen zu tun haben, als die gesichtslosen Städte, Quartiere und Siedlungen, die zurzeit an vielen Orten realisiert werden. Die zunehmende touristische Anziehung der verbliebenen historischen Städte, wie zum Beispiel Dalis oder Lijiangs in der Provinz Yunnan, zeigt, dass Identität und Maßstäblichkeit in der modernen chinesischen Gesellschaft zunehmend wieder gefragt sind und dass eine gewisse Rückbesinnung stattfindet. Es dürfte eine anspruchsvolle Aufgabe der Stadtplanung werden, Siedlungen zu entwerfen, die auf eine moderne Art stadträumliche Werte generieren, die mit jenen dieser historischen Städte vergleichbar sind.

Der gegenwärtige Städtebau in China

Viele der aktuellen Planungen und Projekte wirken sehr schematisch, beliebig und repetitiv. Dem gegenüber haben Städte, die über Jahrhunderte gewachsen sind und die sich kontinuierlich entwickeln und erneuern konnten, eine höhere Komplexität und einen größeren Reichtum an räumlich-funktionalen Themen als Städte, die in kurzer Zeit aus dem Boden gestampft wurden. Vor dem Hintergrund, dass in China in diesen Jahrzehnten sehr viel Siedlungsraum auf einen Schlag neu entworfen und realisiert wird, kommt dem Einbezug vorhandener Strukturen von Landschaft, Siedlung und Verkehr eine besondere Bedeutung zu. Diese «Störungen» können, überlagert mit den neuen Mustern, eine gewisse Komplexität erzeugen. Die Verzahnung von neuen räumlichen Elementen mit lokalen Spuren bereichert und schafft unverwechselbare Orte. Beim Entwurf des Stadtteils Wulong, Teil von Kunmings Satellitenstadt Chenggong, sind wir diesen Weg des Einbezugs der lokalen topographischen Gegebenheiten und der vorhandenen Siedlungsmuster und historischen Verkehrswege gegangen.

Abb. 3.1: Karte von Kunming, Anfang des 20. Jahrhunderts. 1905 fand mit der Einrichtung einer Wirtschaftszone, in der sich ausländische Kaufleute niederlassen konnten, eine erste Öffnung statt. Kunming war bereits damals durch eine unter der französischen Kolonialherrschaft gebauten Schmalspurbahn mit Hanoi verbunden.

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Don’t kill the dragon – Städtebau in China

A 3.2

Neuer Lebensraum für die Provinzhauptstadt Kunming

Kunming ist die Hauptstadt der im Südwesten Chinas liegenden Provinz Yunnan. Die südlichste Provinz Chinas zählt über 40 Millionen Einwohner und erstreckt sich über verschiedene Klimazonen. Sie umfasst tropische und subtropische Gebiete an den Grenzen zu Myanmar, Laos und Vietnam ebenso wie Ausläufer des östlichen Himalaya-Massivs. Noch leben in dieser südlichen Provinz 25 Minderheiten. Kunming liegt auf einer Höhe von rund 2 000 Metern über dem Meeresspiegel. Die Stadt grenzt an den flachen, rund 40 Kilometer langen Dian-See und ist von Hügelzügen umschlossen, die für die Siedlungsentwicklung Grenzen setzen. Kunming wurde im 8. Jahrhundert n. Chr. gegründet: Im Jahr 743 besuchte Ge Loufeng, König des Nanzhao Reiches, die Kun Präfektur und stellte fest, dass die Hü-

Abb. 3.2: 1982 ist Kunming noch eine kompakte Stadt. Gut sichtbar sind die Dörfer und Industrieanlagen, die linear entlang von Verkehrswegen angeordnet sind.

Neuer Lebensraum für die Provinzhauptstadt Kunming

Abb. 3.3: Entwicklungsplan 1987. Noch wird eine Stadt innerhalb eines Durchmessers von rund acht bis zehn Kilometern entworfen.

gel einen schützenden Hintergrund bilden, während das flache Land zwischen den Hügeln Nahrung für die Menschen liefern könnte. Die Situation heute: Kunming ist durch die topographischen Bedingungen von anderen konkurrierenden Städten vergleichbarer Bedeutung getrennt. Guiyang zum Beispiel, die Hauptstadt der Provinz Guizhou, ist 450 Kilometer entfernt. Die strategisch wichtige Lage Kunmings im Süden des Reiches der Mitte führt zu bedeutsamen Infrastrukturprojekten. Als Voraussetzung für die weitere wirtschaftliche Entwicklung sollen die Verkehrswege ausgebaut werden. Neben der Aufwertung der Anbindung an die bedeutenden chinesischen Zentren soll je ein neuer Verkehrskorridor aus Eisenbahnlinie und Hochleistungsstraße nach Myanmar, Bangkok und Hanoi gebaut werden. Kunming erhält einen neuen internationalen Flughafen, der künftig auch als Hub dienen soll. Bedeutende Logistikzentren sind im Aufbau.

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Don’t kill the dragon – Städtebau in China

Abb. 3.4: 1996 werden im Norden und im Süden Stadterweiterungen geplant.

Die Stadtgemeinde Kunming umfasst ein Gebiet von rund 10 000 Quadratkilometern, das 1997 etwa 3,2 Millionen Einwohner zählte. Die Einwohnerzahl der Kernstadt betrug damals etwa zwei Millionen. Während die Bevölkerung in den ländlichen Gebieten abnimmt, wird heute davon ausgegangen, dass in Kunming selbst bis zum Jahr 2020 ein Lebensraum für mehr als sieben Millionen Einwohner bereitgestellt werden muss. Hier einige Hinweise zur neueren Planungsgeschichte: Die Planung von 1987 ging noch von einer fleckenförmigen Stadt mit einem Durchmesser von acht bis zehn Kilometern aus. Bereits Mitte der 1990er Jahre zeigte sich, dass je im Norden und im Süden fingerförmige Siedlungsergänzungen eingezont werden muss-

Die neue Stadt Chenggong

Abb. 3.5: Die Vision einer vernetzten Stadtregion mit einem Radius von circa 50 Kilometern begleitet Kunming in das 21. Jahrhundert.

ten. Mittlerweile sind diese beiden Stadtteile weitgehend überbaut. Zur «‘99 Kunming International Horticultural Exposition» gab sich die Stadt ein neues Gesicht. Wichtige neue Straßenachsen und Grünanlagen wurden gebaut, ein Lichtkonzept umgesetzt sowie die erste, mit den Fachleuten der Partnerstadt Zürich entwickelte Busachse in Betrieb genommen. Heutiger konzeptioneller Rahmen ist eine Entwicklungsstrategie, die eine vernetzte Stadtstruktur mit einem Radius von circa 50 Kilometern anstrebt, deren Kernstück das Stadtsystem um den Dian Lake sein wird. Hier sollen drei neue Städte entstehen. Chenggong mit einer geplanten Einwohnerzahl von 950 000 wird die bedeutendste dieser Satellitenstädte werden.

A 3.3

Die neue Stadt Chenggong

Chenggong grenzt unmittelbar an die Kernstadt und soll Raum für bis zu zehn Universitäten bieten, die eng mit den Hightech-Firmen zusammenarbeiten, die hier angesiedelt werden sollen. Teile der

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Don’t kill the dragon – Städtebau in China

Stadtverwaltung werden nach Chenggong verlegt werden. Ein riesiges Logistikzentrum und eine internationale Blumenbörse bieten neben einem Entwicklungsgebiet, das dem Sport dienen soll, Arbeitsplätze. Privilegiert durch die reizvolle Lage in einem leicht terrassierten Gelände zwischen den Hügeln und dem Dian Lake werden hier hochwertige Wohngebiete entstehen. Dem Masterplan für Chenggong von 2004 liegt das Ergebnis eines internationalen Wettbewerbs aus dem Jahr 2003 zugrunde. Für die Umsetzung und weitere Konkretisierung wurde das Stadtgebiet in sieben Planungsperimeter aufgeteilt, die an chinesische und internationale Teams zur Bearbeitung vergeben wurden.

Abb. 3.6: Masterplan Chenggong of Kunming mit Eintrag des Planungsgebietes Wulong (2004)

Die neue Stadt Chenggong

Wulong – Schwarzer Drache – wird ein Stadtteil von Chenggong werden. Wulong liegt zwischen der Hauptachse der neuen Stadt Chenggong und dem Dian Lake. Das Quartier umfasst 16,5 Quadratkilometer und wird etwa 150 000 Einwohner beherbergen. Ein großer Sportcampus bestimmt das Thema dieses Stadtteils. Das nördlich anschließende Quartier ist den Blumen gewidmet, weil dort die internationale Blumenbörse ihren Standort hat.

37 Städtebauliche Planung für den Stadtteil Wulong in Chenggong

Abb. 3.7: Chenggong of Kunming, Stadtteil Wulong. Das städtebauliche Konzept im Maßstab 1:5000 bildet die Grundlage für die einzelnen Bebauungspläne, die im Maßstab 1:2000 gezeichnet werden.

Unser Schweizer Team arbeitete im Rahmen eines Joint Ventures mit dem Kunming Urban Planning and Design Institute (KUPDI), einem ehemals staatlichen, heute privatisierten Planungsinstitut. Nach den Leitlinien des generellen Masterplans 2004–2020 sollte innerhalb von drei Monaten eine städtebauliche Planung im Maßstab 1:5000 erarbeitet werden, die anschließend in Zonen-, Bebauungs-, Erschließungs- und Realisierungspläne im Maßstab 1:2000 umgearbeitet wurden. Während der Bearbeitung fanden mit dem Auftraggeber, dem Chenggong New Town Management Commitee, nur zwei Zwischenbesprechungen statt. Folgende Planungsprinzipien standen am Anfang der Arbeit: Es sollte eine prägende räumliche Vision für Wulong entworfen werden, welche die Voraussetzung für die Entwicklung zu einem unverwechselbaren Stück Stadt schafft. Dabei sollten die Grundsätze Nachhaltigkeit und das städtebauliche Konzept selbstverständlich respektiert werden. Die Erhaltung und Schaffung von Identität und räumlicher Qualität stehen im Zentrum des generellen städtebaulichen und landschaftli-

Städtebauliches und landschaftliches Konzept

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Don’t kill the dragon – Städtebau in China

Abb. 3.8: Das städtebauliche Konzept definiert die wichtigsten räumlichen Strukturen, lässt aber viel Spielraum für die architektonische Interpretation.

chen Konzeptes. Deshalb sollten jene räumlichen Elemente, die einen spezifischen Teil des Gebietes als besonderen Ort auszeichnen, erhalten und verstärkt werden. Eine entscheidende Rolle spielten dabei die Hügel, die den künftigen Stadtraum gliedern und Aussichtspunkte anbieten. Der südliche Hügelzug gab dem Gebiet den Namen Wulong – Schwarzer Drache. Der nicht mehr benutzte Flugplatz Chenggong wird als landmark in den Entwurf integriert und trägt zur Unverwechselbarkeit des Ortes bei. Dieser Flugplatz wurde im Zweiten Weltkrieg angelegt, um von Indien aus China mit Nachschub zu beliefern, und hat im Rahmen der neueren, bewegten Geschichte Chinas Erinnerungswert. Gegenüber dem eher uniformen Masterplan wird eine Verdeutlichung der Polarität zwischen Siedlung einerseits sowie Landschaft und Wasser andererseits angestrebt. Die Siedlungsgebiete wurden konzentrierter angeordnet. Ihnen wird ein zusammenhängendes System von Landschaften, Grünräumen und Parks mit unterschiedlichen Qualitäten gegenübergestellt. Die Straßenachsen unterliegen klaren städtebaulichen Regeln. Die Straßen sind Teil des öffentlichen Raumes und ordnen sich im Rahmen ihrer Funktion der Gestaltung unter. Die Hauptachse wird als verkehrsarmer linearer Park gestaltet und verbindet das Zentrum von Chenggong mit dem Dian Lake. Die geometrische Ordnung des neuen Straßensystems wird durch die Spuren des historischen Straßen- und Wegesystems durchbrochen.

Die neue Stadt Chenggong

Die alte Verbindungsstraße von Chenggong nach Süden ist eine wichtige Spur in der Landschaft und sollte auch deshalb integriert werden, weil eine größere Zahl von Grundstücken von dieser Straße aus erschlossen ist. Damit wird auch die Etappierung erleichtert. Die Integration weiterer lokaler Verbindungsstraßen und landwirtschaftlicher Bewirtschaftungswege kann zur Identitätsstiftung und zum Verständnis des Ortes beitragen. Voraussetzung für diese Integration ist die Eignung im Zusammenhang mit der geplanten neuen Nutzung. Alle Siedlungsränder werden präzise definiert. Es soll keine «ausfransenden» Ränder, sondern nur deutlich ausformulierte Übergän-

Abb. 3.9: Situation einer möglichen Bebauung

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Don’t kill the dragon – Städtebau in China

Abb. 3.10: Nutzungsplan 1:5000

ge zwischen Siedlung und Landschaft geben, die auch entsprechend respektiert werden sollen. Das Nutzungskonzept für Wulong sieht Dienstleistungs-, Freizeit- und Detailhandelsnutzungen beiderseits der Hauptachse vor. Der Sportcluster umfasst Trainingsanlagen, Unterkünfte, Therapie- und Wellnessanlagen sowie Einrichtungen für den Zuschauersport. Drei Wohngebiete sind je um die Quartierzentren organisiert. Das Entwicklungskonzept für die einzelnen Hügel sieht wie folgt aus: Wulong-Hügel: Die heutige «ökologische Wüste» wird als Park mit ortstypischen Yunnan-Pflanzen gestaltet. Die Aussichtspagode liegt

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Erfahrungen

genau in der Achse einer wichtigen Straße. Ein Restaurant und weitere Infrastrukturen sind vorgesehen. «Sport»-Hügel: Der frei zugängliche Hügel soll aufgeforstet werden und eignet sich für Wandern, Jogging, Fahrradfahren etc. Chenggong-Hügel: Hier soll auf einer Gruppe von drei Hügeln, die zum Teil bereits baulich genutzt werden, ein Stadtpark entstehen, in dem auch eine Aussichtsplattform und ein Restaurant vorgesehen sind. Zwei Straßenbahnlinien, die an den neuen Hauptbahnhof von Chenggong angebunden werden und in der ersten Entwicklungsphase als BRT (Bus Rapid Transport) betrieben werden können, bilden das Rückgrat der Erschließung mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Eine umfassende Buserschließung in der Fläche ist vorgesehen. Das interne Verkehrsnetz wird durch eine neue Straße entlastet, die parallel zur Autobahn führen wird. Durchgehende Langsamverkehrsnetze und Straßenquerschnitte, die ein sicheres Überqueren zulassen, sind weitere wichtige Elemente des Verkehrskonzeptes.

Abb. 3.11: Chenggong heute

A 3.4

Erfahrungen

Die Radikalität, mit der die Entwicklung der Städte Chinas vorangetrieben wird, beeindruckt. Die Offenheit für Neues, der internationale Austausch von Ideen und Konzepten, die Ausrichtung auf den

Erschließungssystem

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Don’t kill the dragon – Städtebau in China

internationalen Städtewettbewerb sind heute selbstverständlich. Das Niveau der Professionalität hat innerhalb kurzer Zeit wesentlich zugenommen. Die politisch und administrativ Verantwortlichen und die Planer stehen angesichts der Nachfrage nach neuem Siedlungsraum unter einem enormen Zeitdruck. Die wechselhafte Geschichte des 20. Jahrhunderts hat dazu geführt, dass eine neue Generation sozusagen aus dem Nichts Konzepte entwerfen, entscheiden und realisieren muss, ohne auf eine mit Westeuropa vergleichbare Tradition zurückgreifen zu können. Dies führt oft zu einem gewissen Eklektizismus. Internationale Vorbilder, vor allem aus dem angelsächsischen Raum, werden direkt übernommen, eine Reflexion der örtlichen klimatischen, topographischen, kulturellen, siedlungsgeschichtlichen Situation bleibt aus. So entstehen beliebig austauschbare Städte und Stadtteile. Ein kohärentes, verbindliches Planungssystem fehlt heute. Das Zusammenspiel übergeordneter Masterpläne, lokaler Nutzungs- und Bebauungspläne und konkreter Bau- und Infrastrukturprojekte ist nicht durchschaubar. Auch scheinen verbindliche Richtlinien und Normen zu fehlen. Für komplexe Projekte, wie den neuen Bahnhof von Chenggong, fehlen Erfahrungen mit leistungsfähigen Projektorganisationen, die mehrere Institutionen umfassen. Don’t kill the dragon

Zum Abschluss noch ein Hinweis zum Titel dieses Beitrags. Im Sommer 2001 hatte ich die Gelegenheit, mit Professoren und weiteren Fachleuten des Architekturinstituts der Universität Nanjing den Masterplan für den Campus Pukou der Universität Nanjing zu entwerfen. Jenseits des Jangze-Flusses, am Rande einer Ebene, lag das Gelände, eingebettet in die Ausläufer einer Hügelformation. Während der Diskussionen hatte ich mehrmals Entwurfsideen auch von den Grundsätzen des Fengshui abgeleitet. Als ich in einem Fall von den Prinzipien abwich und einen kleinen Ausläufer der Hügelformationen «opfern» wollte, kamen mir direkt die von mir ins Spiel gebrachten Regeln entgegen: «Don’t kill the dragon». Fengshui ist in der Stadtplanung wieder ein Thema. Auch wir beziehen uns bei unseren städtebaulichen Entwürfen darauf und werden von unseren chinesischen Partnern verstanden. Zum Autor: Matthias Wehrlin ist freischaffender Stadtplaner in Bern. Er arbeitet vorwiegend in der Schweiz und gelegentlich auch in Frankreich, Deutschland und Österreich. Seit 1996 ist er im Rahmen der Städtepartnerschaft Zürich–Kunming tätig. Heute betreut er weitere Projekte in den Provinzen Yunnan und Jiangsu.

Rahmenbedingungen in China B 1 Projektsteuerung in China Hans-Peter Holler

B 1.1

Gesetzliche Grundlagen

Die Bauindustrie in China ist im Begriff zu einem der am stärksten regulierten Industriezweige zu werden. Obwohl im Baubereich nicht annähernd die gleiche Überwachung und Kontrolle wie beispielsweise in der Telekommunikation besteht, sind im Immobilienbereich für Herstellung und Betrieb von Gebäuden eine unübersichtliche Anzahl von Gesetzen, Verfahren, Genehmigungen und Prüfungen erforderlich. Ingenieure, Architekten, Berater, Gutachter und Baufirmen müssen jeweils für ihren Fachbereich einen Befähigungsnachweis vorlegen. In einem Zertifikat sind exakt der Leistungsumfang sowie die Größe und der Schwierigkeitsgrad von Projekten bestimmt, die bearbeitet werden dürfen. Bis Ende 2004 wurden Projektmanagementleistungen in keinem gesetzlichen Rahmen erfasst. Inzwischen wurde vom Ministry of Construction ein vorläufiges Gesetz, die Construction Project Management Interim Measures, vorgelegt. Diese Interim Measures traten am 1. Februar 2004 in Kraft und regeln das formale Projektmanagement. In vielen Ländern ist Projektmanagement ein weit gespanntes Feld, das eine Vielzahl von unterschiedlichen Berufsfeldern und Leistungen umfasst. Der Versuch, diese Leistungen gesetzlich zu regeln, wurde bisher als unmöglich betrachtet. Projektmanagement sollte durch die Anwendung von Vertragsrecht geregelt werden anstatt über normative Vorschriften. Die Interim Measures gelten für alle Projektmanagementleistungen, die für Bauprojekte erbracht werden, bei denen der Investor eine dritte Firma für professionelle Management- und Beratungsleistungen eingeschaltet hat. Sie beinhalten außerdem eine Reihe von Aktivitäten, die den Investor bei seinen Aufgaben unterstützen: – Projektentwicklung, Wirtschaftlichkeitsuntersuchungen und Investment; – Standortuntersuchungen, Planungs- und Baugenehmigungsauflagen; – Vorbereitung der Planungsanforderungen, Organisation von Wettbewerben und die Beurteilung von Wettbewerbsergebnissen,

Leistungsbild Construction Project Management – Interim Measures

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Projektsteuerung in China

– – – –

Durchführung von Ausschreibungen für Planungsleistungen und Planungsüberprüfungen, Aufstellen und Überwachen der Planungsverträge, Mitwirkung bei der Optimierung der Ausführungsplanung; Mitwirkung bei der Ausschreibung von Bauüberwachungsleistungen; Mitwirkung bei der Ausschreibung von Bauleistungen; Mitwirkung bei der Überwachung der Bauleistungen, Termin-, Kosten- und Qualitätskontrollen; Mitwirkung bei der Abnahme, Übernahme und Inbetriebnahme.

Die Auflistung zeigt, dass Projektmanagement den gesamten Zyklus des Bauprozesses erfasst, beginnend mit der Unterstützung bei der Projektentwicklung, über Wirtschaftlichkeitsuntersuchungen, Ausschreibungen und Vergaben bis zur Überwachung der Planungs- und Bauleistungen und der Inbetriebnahme. Jedes Unternehmen, ob aus dem In- oder Ausland, das Leistungen aus diesem Leistungskatalog erbringt, unterliegt den Regelungen der Interim Measures. Für das Ausüben von Projektmanagementleistungen war bisher in China keine besondere Qualifikation erforderlich. Bis heute gibt es keine staatliche Stelle, die ein Projektmanagementzertifikat erteilt. Die Provisional Measures verlangen inzwischen von Projektmanagementunternehmen den Nachweis einer Qualifikation in einem oder mehreren der nachfolgend aufgelisteten Leistungsbereichen: – – – – – –

Beratung Planung Bauabwicklung Bauüberwachung Kostenplanung Ausschreibung und Vergabe

Die Provisional Measures schreiben weiterhin die Unabhängigkeit des Projektmanagers vor. Verflechtungen zu Baufirmen innerhalb eines Projektes sind nicht zulässig. Interessenskonflikte zwischen dem Bauherrn und den planenden und ausführenden Firmen sollen dadurch vermieden werden. Der Projektmanager handelt im Auftrag und im Interesse des Bauherrn. In den Provisional Measures ist vorgesehen, dass das Honorar für Projektmanagementleistungen frei vereinbart werden kann. Außerdem ist die Beteiligung über einen vereinbarten Prozentsatz an Einsparungen, die das Projektmanagement durch besondere Maßnahmen oder Vorschläge erreicht hat, möglich.

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Projektentwicklung

Durch die Einführung der Provisional Measures besteht die Gefahr, dass professionelles Projektmanagement in China nicht unbedingt gefördert wird. Um ein qualifizierter Projektmanager zu werden, würde es demnach ausreichen, einen Kurs zu belegen, Regeln zu lernen und schließlich erfolgreich eine Prüfung abzulegen. Dieser Typ von Projektmanager beherrscht sicherlich alle Theorien, hat aber wenig Erfahrung, um diese Theorien erfolgreich im täglichen Projektablauf einzusetzen. Projektmanagementleistungen für Bauprojekte sind in China noch nicht weit verbreitet. Professionelles Projektmanagement wird im Wesentlichen von ausländischen Unternehmen angeboten. Die Organisation von Planung, Ausschreibung, Vergabe und Projektdurchführung liegt in China traditionell in den Händen der Designinstitute einerseits und der Projektentwicklungs- und Generalunternehmen andererseits. Zunehmend versuchen chinesische Bauleitungsunternehmen (Site Supervision) zusätzlich Projektmanagementleistungen anzubieten. Auch in den großen chinesischen Projektentwicklungsund Bauunternehmen sind Projektmanagementabteilungen entstanden. Diese Abteilungen werden jetzt in selbständige Projektmanagementfirmen umgewandelt. Das Ministry of Construction (MOC) propagiert offensiv die Einführung von Projektmanagementleistungen im Bausektor. Im Jahr 2003 hat das MOC eine Empfehlung zur Förderung der Entwicklung von Vertragsmanagement und Projektmanagement herausgegeben. Um chinesische Unternehmen auf diesem Weg schnell und effektiv zu fördern, war es nahe liegend, die international üblichen Vorgehensweisen im Projektmanagement einfach zu übernehmen. Im Rahmen dieser Maßnahmen hat das MOC im August 2004 den Code of Management of General Project Contracting für Bauprojekte veröffentlicht. Diese Empfehlung ist im Grundsatz eine nationale Norm und definiert unter anderem Standards für Projektmanagement, Terminplanung, Kostenplanung, Qualitäts- und Sicherheitsmanagement und Vertragsmanagement. Die Einführung dieser Empfehlung ist ein weiterer Schritt, mit dem Grundlagen für die erfolgreiche Realisierung von komplexen Projekten innerhalb des Termin- und Kostenrahmens bei gleichzeitig guter Qualität geschaffen werden.

B 1.2

Projektmanagement in China

Projektentwicklung

Abgesehen von Regierungsinvestitionen spielt im chinesischen Immobilienmarkt internationales Kapital eine bedeutende Rolle. Dabei dominieren Investoren aus Hongkong, Taiwan und Singapur. Haupt-

Investoren

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Bodennutzungsrecht

Projektsteuerung in China

interesse der Projektentwickler und Investoren ist die Schaffung von hochwertigen Büroflächen, exklusiven Wohnappartements und Einfamilienhäusern sowie Einkaufszentren, welche die höchsten Renditen versprechen. Die Stadtplanungsabteilung beeinflusst die Bodenverteilung; sie ist gleichzeitig Verwalter und Beteiligter beim Bodenverteilungs- und Planungsprozess. Nach der Reform des Bodennutzungssystems ist die Verpachtung von Grundstücken zu einer wichtigen Einnahmequelle geworden. Während die Stadtregierung die Investitionsbedingungen begünstigt, beteiligt sie sich selber durch die staatlichen Immobilienunternehmen mit eigenem Kapital an Projektentwicklungen. Dadurch wird ermöglicht, dass die Stadtregierung aufgrund eigener Interessen, Zuständigkeiten und Weisungsbefugnissen die Planungsabteilung zwingen kann, bei Planungsprinzipien Zugeständnisse zu machen. Projektentwickler und Investoren, die in einen Markt mit fairen Wettbewerbsbedingungen investieren wollen, werden durch die Machtposition der Stadtregierung und dem damit möglichen korrupten Verhalten abgeschreckt. Die Vorschriften über Art und Umfang der baulichen Nutzung werden durch Einflussnahme oft verändert. Die Bodennutzungsrechte sind zeitlich befristet und betragen je nach Art der Nutzung zwischen 40 und 70 Jahre: – Handel – Industrie – Wohnen

40 Jahre 50 Jahre 70 Jahre

Abb. 1.1: Ablauf bei der Verteilung von Grundstücken

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Projektentwicklung

Bei der Verteilung von Grundstücken fungieren drei Verwaltungsabteilungen: Administrativplanungs-, Stadtplanungs- und Bodenverwaltungsamt (siehe Abb. 1.1). Unter diesen Abteilungen hat das Administrativplanungsamt die dominierende Rolle. Es bestimmt auf Grundlage eines Entwicklungsplanes die Art und das Maß der baulichen Nutzung eines Grundstückes. Der Antrag für die Nutzungsgenehmigung eines Grundstückes muss an das Administrativplanungsamt gestellt werden. Nach dem Erhalt der Planungsgenehmigung wird beim Bodenverwaltungsamt eine weitere Bodennutzungsgenehmigung beantragt. Als Regierungsabteilung ist dieses Amt für die Requirierung des Bodens vom ehemaligen Grundstücknutzer zuständig. Das Grundstück bleibt aber immer Eigentum des Staats. Die Gebäude hingegen (Büro- und Wohngebäude) sind eigentumsfähig. Parallel zum Prozess der Nutzungsgenehmigung verläuft der Prozess für die Baugenehmigung. Die Funktionen der beteiligten Regierungsabteilungen sind miteinander verflochten. Die Vorstellungen des Projektentwicklers und die Interessen des Stadtplanungs- und Bodenverwaltungsamtes sind oft unterschiedlich.

Abb. 1.2: Planungs- und Genehmigungsprozess

Um eine endgültige Baugenehmigung zu erhalten, müssen zahlreiche Bedingungen, die von den Verwaltungsabteilungen vorgegeben und die oft widersprüchlich sind, erfüllt werden. Durch bürokratische Hemmnisse entstehen Verzögerungen und zusätzliche Kosten.

Baugenehmigung

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Projektsteuerung in China

Die Kontakte zu den Genehmigungsstellen werden auf drei Ebenen gepflegt: 1. Ebene Bürgermeister, stv. Bürgermeister, stv. Parteisekretär 2. Ebene Genehmigungsbehörden, Energieversorgung, Feuerwehr 3. Ebene Kontakte über Designinstitute und Unternehmer

Ausschreibung und Vergabe

Bei der Erschließung von Bauflächen müssen die örtlichen und lokalen Planungs- und Baunutzungsvorgaben berücksichtigt werden. Die Planungsgenehmigung wird vor Projektbeginn bei den Behörden eingeholt. Nach Bauabschluss werden die Bauabnahme und die Nutzungsgenehmigung beantragt (Construction Completion and Checking und Acceptance Documents). Hierzu sind die Dokumente von mindestens zehn Behörden, unter anderem Brandschutz, Qualitätskontrolle, Sicherheit, Hygiene etc. erforderlich. Diese Unterlagen werden bei der Baubehörde zur Prüfung und Genehmigung eingereicht. Die Baubehörde kann dann Änderungen anordnen. Wenn innerhalb von 15 Tagen kein Nutzungsverbot ausgesprochen wird, gilt die Nutzungsgenehmigung als erteilt. Für Projekte mit öffentlichem Interesse (z. B. Infrastruktur) oder Projekte mit ganzer oder teilweiser Finanzierung aus staatlichen Mitteln und andere, durch den Staat finanzierte Projekte (z. B. chinesisch-ausländische Joint Ventures) besteht die Verpflichtung zur öffentlichen Ausschreibung, die durch einen Tendering Agent organisiert wird. (Siehe auch Kap. B 2.3) Eine Sonderform ist eine genehmigungspflichtige, beschränkte Ausschreibung. Bei diesem Verfahren können die Bieter ausgewählt

Abb. 1.3: Vergabeabläufe

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Planung und Bauausführung

werden und es kann Einfluss auf die Zusammensetzung des Vergabekomitees genommen werden. Dieses Verfahren ist für Joint-VentureProjekte zulässig. Die öffentlichen Ausschreibungen auf Grundlage von Leistungsverzeichnissen werden gegen eine Gebühr von Tendering Agents durchgeführt. Diese Büros legen fest, welche Firmen zur Ausschreibung eingeladen werden, verschicken die Ausschreibungsunterlagen, werten die Angebote aus und entscheiden aufgrund von festgelegten Auswertungskriterien, welche Firma beauftragt wird. Obwohl von den chinesischen Behördenvertretern oft gewünscht, besteht für rechtlich eigenständige Firmen (wholly owned company) keine Verpflichtung zur öffentlichen Ausschreibung. Ausländische Investoren bevorzugen deshalb, den Ausschreibungs- und Vergabeprozess selbst zu kontrollieren. Dadurch können bei der Vergabe Firmen beauftragt werden, die am besten in der Lage sind, das Projekt entsprechend der Planungs-, Bauzeit- und Qualitätsanforderungen zu realisieren.

B 1.3

Planung und Bauausführung

Eine zentrale Rolle spielen die etwa 2 000 Design Institutes der chinesischen Baubranche. Von den planerischen Aufgaben her sind sie mit Architektur- und Planungsbüros in Deutschland vergleichbar; ihre Macht ist jedoch wesentlich größer, da sie mehrere Aufgaben im Planungsprozess ausführen: – – – – – – –

Architektenleistungen Tragwerksplanung Ingenieurbau Baugrunduntersuchung Technische Gebäudeausrüstung Landschaftsplanung Raumbildender Ausbau

Grundlegende Unterschiede zu westlichen Büros sind die Verflechtungen mit staatlichen Institutionen und Auftraggebern, die Unternehmensgröße von 1 000 bis 2 000 Mitarbeitern sowie die Verflechtung mit Unternehmen der Baustoff- und Bauindustrie, die in Deutschland und Europa verboten sind. In China haben Tochtergesellschaften der Design Institutes teilweise einen Marktanteil von 50 Prozent, da die Institute an allen Planungsvorgängen beteiligt sind und zum Beispiel Materialien bestimmen können. Im gleichen Maße üben die Institute Einfluss auf die Ausschreibungen aus.

Design Institutes

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Baufirmen

Projektsteuerung in China

In China werden keine Generalübernehmerleistungen (Design-andBuild-Leistungen) vergeben. Die Designinstitute halten das Monopol im Planungsbereich. Chinesischen Baufirmen fehlt die Planungserfahrung, die Firmen in Europa oder den USA in der Regel haben. Während in Deutschland die HOAI die Planungstiefe für die einzelnen Planungsphasen (Phase eins bis fünf) definiert, wird die Planung in China durch Baukataloge – guobiao unterstützt. In diesen Katalogen sind standardisierte Planungen und Details enthalten. Die Designinstitute kopieren die Planungsverfahren der ausländischen Planer. Sie verwenden Standarddetails und CAD-Programme zur Erstellung der Ausführungspläne. Die zentrale Regierung schreibt vor, dass Designinstitute alle Planungs- und Ingenieurleistungen für ein Projekt ab einer bestimmten Größenordnung komplett erbringen müssen. Dazu zählen Entwurfsplanung, Genehmigungsplanung und Ausführungsplanung sowie die Erstellung von Ausschreibungsunterlagen. Designinstitute sind staatliche Unternehmen. Die Planungsqualität ist von Institut zu Institut sehr unterschiedlich und einige Institute arbeiten nicht nach international üblichem Standard. Insbesondere bei ausländischen Investoren üben die Designinstitute einen wesentlichen Einfluss auf Baukosten, Termine und Qualitäten aus. Die Institute sind in die Klassen A bis D eingeteilt (siehe auch Kap. B 2.2.5 Seite 74). In China sind in der Baubranche Generalunternehmer, aber auch spezialisierte Firmen für bestimmte Gewerke vertreten. Baufirmen unterscheiden sich nach drei Arten von Eigentumsverhältnissen: – Staatsbetriebe (state-owned enterprise) unter der direkten Leitung der staatlichen Finanzplanung. Diese Firmen sind gut ausgerüstet und in der Lage, komplexe Bauvorhaben auszuführen. – Baubetriebe im Besitz von staatlichen Kollektiven. Diese Bauunternehmen werden von einem Kollektiv geführt und sind nicht direkt an das Ministerium angeschlossen. Tatsächlich sind es staatliche Unternehmen. Provinzen und Kommunen haben lokale Grossunternehmen (Holding), die direkt an die lokale Baukommission berichten. Die Rolle dieser Unternehmen ist es, eine Reihe von Baufirmen und Baustoffherstellern zu koordinieren. – Baubetriebe im Besitz von echten Kollektiven. Die echten kollektiven Betriebe arbeiten in ländlichen Räumen und werden von Städten und Nachbarschaft-Komitees geleitet. Analog zu den Designinstituten müssen auch die Baufirmen über bestimmte Lizenzen verfügen und sind in vier Klassen eingeteilt. Die

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Projektmanagement in der Praxis

Klassifizierung bestimmt, welche Art und Größe von Projekten ausgeführt werden dürfen. Kriterien sind Anlagevermögen, Erfahrung und Referenzen. Die China State Construction Engineering Corporation (CSEC) übertrifft alle anderen Unternehmen in der Baubranche in Bezug auf Umsatz und Mitarbeiteranzahl. Das Unternehmen ist in über 50 einzelne Baufirmen unterteilt und hat insgesamt bis zu 190 000 Mitarbeiter.

B 1.4

Projektmanagement in der Praxis

Auf die theoretische Darstellung von Projektsteuerungs- und Projektmanagementleistungen wird im Rahmen dieser Ausarbeitung verzichtet. Hierzu gibt es umfangreiche Fachliteratur. Folgendes ist jedoch für einen erfolgreichen Projektmanager auch in China unabdingbar:

Grundlagen

– Er muss mit anderen Menschen ohne Vorurteile zusammenarbeiten können. – Er muss klare Vorstellungen vom Ablauf des Planungs- und Bauprozesses haben. – Er braucht ausgereifte Expertensysteme und Erfahrung. – Er muss von allen Beteiligten als Koordinator akzeptiert werden. Voraussetzung für die richtige Strukturierung der Abläufe ist, dass der Projektmanager die Interessen aller Beteiligten angemessen berücksichtigt. Bei einer Missachtung dieser Grundregel ist die Bereitschaft zur konstruktiven Mitarbeit bei den Projektbeteiligten, insbe-

Abb. 1.4: Projektablaufstrukturen

Ziele der Projektsteuerung

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Projektsteuerung in China

sondere bei der Herkunft aus unterschiedlichen Kulturkreisen, äußerst gering. Ablaufstrategie

Grundlage ist eine detaillierte Analyse der Vorstellungen und Forderungen des Auftraggebers. Anforderungen an Funktion, Konstruktion und Ausbau werden vom Projektsteuerer eingehend untersucht und aufeinander abgestimmt. Zu einem frühen Zeitpunkt müssen die Beteiligten entscheiden, welche Materialien oder Geräte importiert werden, damit die Fristen für Bestellung, Transport und Zollabfertigung in die Terminplanung einfließen. Alternativ können in China hergestellte Joint-Venture-Produkte oder lokale Materialien und Geräte beschafft werden. In diesem Fall ist für zusätzliche Qualitätsund Kostenvergleiche sowie für die Bewertung von Referenzangaben Zeit einzuplanen. Die Entscheidung, ob Materialien importiert oder lokal beschafft werden, hat einen wesentlichen Einfluss auf den Kostenrahmen. Auf die Auswahl geeigneter Materialien und Detailausbildung ist besonders zu achten. Die Planungsanforderungen müssen auf die Leistungsfähigkeit des Designinstituts und der örtlichen Baufirmen abgestimmt werden. Eine gute Abstimmung zwischen den ausländischen Planern und dem Designinstitut ist Voraussetzung für die Einhaltung des Planungs- und Bauablaufes. Beim Bauablauf spielt der ausreichende Kapazitätseinsatz eher eine untergeordnete Rolle. Viel wichtiger ist es, darauf zu achten, dass ausreichend und qualifiziertes Überwachungspersonal auf der Baustelle eingesetzt wird. Oft werden ungelernte Wanderarbeiter beschäftigt und es mangelt am fachgerechten Einsatz von Baustoffen, sorgsamem Umgang mit Materialien und am qualitativen Anspruch. Bei der Auswahl von Subunternehmern für Gewerke mit hohem Vorfertigungsgrad (Stahlbau, Fassade, Technik) muss die Leistungsfähigkeit, die Qualität und die Maschinenausstattung in den Fabriken überprüft werden. Neben der Steuerung des Bauablaufes spielt die Einbindung der vorgeschriebenen Bauüberwachung eine wesentliche Rolle. Hier ist das Engagement des Projektmanagements zusätzlich gefordert. Der Einsatz von Projektmanagern mit Praxiserfahrung unterstützt bei der Koordination der Einzelabläufe, überwacht die Ausführungsqualität und die Einhaltung der Material- und Planungsvorgaben und koordiniert zwischen Bau- und Technikgewerken. Bei größeren und komplexen Projekten ist die ständige Präsenz eines zusätzlichen Constructionmanagers auf der Baustelle sinnvoll.

Projektorganisation

Optimale Bauwerke entstehen durch klare Zielvorgaben, kreative Planung und professionelle Abwicklung. Durch «Ordnung schaffen» und

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Projektmanagement in der Praxis

«das Richtige zum rechten Zeitpunkt tun» werden Reibungsverluste reduziert, Qualität geschaffen sowie Kosten und Zeit gespart. Zusammenfassend sind für einen erfolgreichen Projektablauf folgende Projektmanagementleistungen erforderlich: – Aufbau der Projektstruktur, Vertragswesen (Unterstützung durch Projektsteuerung), – Definition der Zielvorgaben für Zweck und Umfang der Bauaufgabe, – Entscheidungsfindung und Entscheidungsdokumentation (Vorbereitung durch Projektsteuerung), – Sicherstellung der Genehmigungsfähigkeit (Unterstützung durch Projektsteuerung, Kooperation mit chinesischen Partnern mit guten Behördenkontakten), – Überwachung der Termin-, Kosten- und Qualitätsziele (Durchführung durch Projektsteuerung). Entscheidend bei Projekten in China ist, dass zur Unterstützung des Bauherrn bei der Projektleitung ein unabhängiger Projektsteuerer engagiert wird. Dieser muss im übergeordneten Bauherreninteresse die Koordination und Terminabwicklung und das Kostencontrolling wahrnehmen und die Projektleitung bei Entscheidungsvorbereitungen und anderen Bauherrenaufgaben unterstützen. Die Projektsteuerung soll direkt bei der Gesamtprojektleitung entweder in Linien- oder Stabsfunktion angesiedelt werden. In der Linienfunktion ist die Projektsteuerung befugt, Weisungen gegenüber Projektbeteiligungen anzuordnen, sofern es sich um ablauf- und kostenrelevante Maßnahmen handelt. In der Stabsfunktion werden von der Projektsteuerung Unterlagen und Empfehlungen ausgearbeitet, die dann von der Projektleitung des Bauherrn durchgesetzt werden. Ausführliche lokale und regionale Recherchen sowie Markt- und Standortanalysen gehen jeder Grundstücksentscheidung voraus. Hierzu gehören auch Beurteilungen zu Topographie und Baugrundsituation, beides Faktoren, die die Baukosten erheblich beeinflussen. Bei Industriebauvorhaben stehen oft mehrere Industrieparks in direktem Wettbewerb. Um Interessenskonflikte zu vermeiden, sollten in der Auswahlphase grundsätzlich keine örtlichen Planungsbüros involviert werden. Von besonderer Bedeutung ist die Zieldefinition des Projektes. In einem Raum- und Funktionsprogramm werden Organisationskonzepte, Erschließungskonzepte und Gestaltungsvorgaben zusammengefasst. Im Raumprogramm werden detaillierte Vorgaben zu Flächenvorgaben und Nutzungsbereichen definiert, dazu gehören Aussagen zu Achsmaß, Raumabmessungen sowie Raum- und Geschosshöhen.

Grundstücksauswahl

Programming

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Projektsteuerung in China

Abb. 1.5: Beispiel Terminplan Planungs- und Vorbereitungsphase

Bei Industriebauten müssen Prozessabläufe und Produktionslogistik festgelegt werden. Vorplanung bis Entwurfsplanung (Systemplanung)

Bei Projekten in China sollte zumindest die Vorplanung in der Hand des ausländischen Büros liegen, anschließend erstellt das chinesische Planungsbüro die Entwurfs- und Ausführungsplanung. Besser, aber auch aufwändiger ist es, wenn das ausländische Büro auch eine qualifizierte Entwurfsplanung erstellt. Hierzu gehört die zeichnerische Darstellung des Gebäudes in Grundrissen, Schnitten, Ansichten und Leitdetails, technische Beschreibungen mit der Festlegung der Gebäude- und Technikstandards und aller wichtigen Schemata. Darüber hinaus kann durch eine Systemplanung ein wirtschaftliches, gebäudetechnisches Planungskonzept definiert werden. Zunehmende Bedeutung gewinnt in China die Reduzierung des Energieverbrauchs und der Emissionen. Innovative Lösungen können im Planungsprozess integriert werden. Alternativ kann auch das Modell «Design and Build» ausgewählt werden: Ein Generalunternehmer wird sowohl mit der Planung als auch der Bauausführung beauftragt. In diesem Fall ist man auf die Zusammenarbeit mit internationalen Baufirmen angewiesen, chinesische Firmen bieten in der Regel keine Planungsleistungen an.

Auswahl des Planungsbüros

Der Auswahl des geeigneten Planungsbüros kommt eine entscheidende Bedeutung zu. Die Einführung eines Präqualifizierungsverfahrens bringt wesentliche Erkenntnisse über Leistungsfähigkeit, Fachkenntnisse und Qualität. Im Rahmen dieses Verfahrens erhalten drei

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Projektmanagement in der Praxis

bis fünf Bewerber Vorentwurfsunterlagen und das Bauprogramm. Daraufhin werden Bewerbungsgespräche geführt, Referenzobjekte besichtigt und die Büros vor Ort besucht. Augenmerk liegt dabei auf der Planungsqualität, der Materialkenntnis, dem Detaillierungsgrad sowie der CAD- und Büroausstattung. Besonders relevant ist das Koordinationsvermögen zwischen Bau- und Technikplanung. Während dieser Planungsphase ist die Koordination und Kontrolle der Planungsabläufe und -inhalte besonders wichtig. Keinesfalls darf die Planung in China dem Designinstitut allein überlassen werden. In regelmäßigen Planungs- und Koordinationsbesprechungen wird mit den Planern die gesamte Planung auf Einhaltung der Vorgaben und der Standards überprüft. Wichtig sind die Koordination der Trassenführung und die Überprüfung auf Kollisionspunkte. Auch während der Ausführungsplanung ist eine regelmäßige Koordination, Kontrolle und Unterstützung erforderlich. Die Koordination der Bau- und Technikgewerke innerhalb des Planungsteams ist oft ein Schwachpunkt. Wichtige Details und Schnittführungen müssen eingefordert werden. In China ist es nicht üblich, Details in Maßstäben von 1:20 bis 1:5 darzustellen, diese Planungsleistungen müssen mit viel Überzeugungsarbeit abgefragt werden. Die Ausschreibungsunterlagen nach chinesischem Standard sind weniger detailliert als vergleichbare westliche Ausschreibungen. Besonderen Wert sollte auf detaillierte Ausführungszeichnungen gelegt werden. In der Rangfolge steht die Zeichnung vor den Ausschreibungsunterlagen. In der Ausschreibung ist es nicht erlaubt, für Produkte Fabrikatvorgaben zu machen. Materialien müssen produktneutral beschrieben werden. Dadurch hat die Baufirma die Möglichkeit, ohne Zustimmung des Auftraggebers minderwertiges Material einzusetzen. Gebäude mit gravierenden Qualitäts- und Ausführungsmängeln sind die Folge. Um diese negativen Folgen zu umgehen, versuchen die Architekten die Standardvorgaben zu überziehen, um dem Einsatz von Materialien mit geringerer Qualität vorzubeugen. Hinzu kommt, dass chinesische Planungs- und Industrienormen veraltet sind und dem nationalen oder internationalen Standard noch nicht angepasst wurden. In der Regel werden fünf bis zehn Firmen (Generalunternehmer oder Firmen für Einzelgewerke) zur Angebotsabgabe aufgefordert. Oft werden auch ausländische Firmen, die in China vertreten sind, angefragt. Die Angebote dieser Firmen liegen deutlich über den Angeboten der chinesischen Konkurrenz. Nach der Angebotsauswertung werden mit den günstigsten Bietern Verhandlungen geführt. Grundlage der Vergabeentscheidung sind Referenzprojekte, Ausführungsqualität und die Bewertung von Sondervorschlägen.

Entwurfs- und Genehmigungsplanung

Ausführungsplanung

Ausschreibung und Vergabe

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Projektsteuerung in China

Abb. 1.6: Ablaufdiagramm Ausschreibung und Vergabe

Bauablauf- und Fertigstellungsphase

Aufgrund des schlechten Baugrundes ist in China die Tiefengründung auf Schwemmland verbreitet. Um Zeit zu gewinnen, können die Tiefbauarbeiten vorgezogen ausgeschrieben und an Spezialtiefbaufirmen vergeben werden. Die Gesetzgebung schreibt den Einsatz einer örtlichen Bauüberwachung – Site Supervision – und eines Quantity Surveyors (siehe Kap. B 2.2.3 Seite 72) vor. Das Leistungsbild der Site Supervision kann in China nicht mit den Leistungen der Objektüberwachung (Bauüberwachung z. B. gemäß der deutschen HOAI Phase 8) gleichgesetzt werden. Die chinesischen Bauleitungsbüros bieten unter den Begriffen «Qualitätsüberwachung» und «Sicherheitsmanagement» folgendes Leistungsbild an: – – – – – – –

Sichtung der Ausführungspläne, Qualitätskontrolle der Baumaterialien, Qualitätskontrolle der Baumaschinen und Geräte, Baustellensicherheit, Aufnahme des aktuellen Baufortschritts, Prüfung der Qualifikation des Baustellenpersonals, Anforderung und Prüfung der Bestandsunterlagen.

Nur Baustellen, die auch den Eindruck von geordnetem Vorgehen vermitteln, können Qualität und Effektivität erzeugen. Sauberkeit und Sicherheit gehören dazu. Auf diesem Gebiet muss auf chinesischen Baustellen Pionierarbeit geleistet werden. Es ist sinnlos, den Generalunternehmer entgegen seiner Vorstellung zu einem bestimmten Arbeitsablauf zu zwingen. Vielmehr ist Entgegenkommen angeraten, um die vorhandenen Fertigungs- und Montagemethoden optimal auszunützen.

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Planungs- und Baukosten

Qualitätskontrolle beginnt bereits in der Planungsphase. In der Phase der Bauausführung muss sichergestellt werden, dass die angeforderten Baustoffe auch wirklich eingebaut und produktspezifische Einbauvorschriften eingehalten werden. Zu den ausgeschriebenen Standards kann der Unternehmer Alternativvorschläge einbringen. Diese werden anhand von Mustern und Referenzen geprüft und freigegeben. Es hat sich bewährt, vor Ausführungsbeginn Musterräume zu bauen, um dort die Detail- und Materialvorgaben zu testen und um rechtzeitig Material- und Detailverbesserungen einleiten zu können. Für Fassaden, Dachflächen und sonstige kritische Bauteile ist die Überprüfung und Freigabe der Ausführungsqualität in Form von Mock-ups vor Produktionsbeginn unerlässlich. Am Schluss der Qualitätskontrolle stehen die Beseitigung der Mängel und die Inbetriebnahmephase. Die offizielle Abnahme erfolgt in China mit der Schlussabnahme (final acceptance). Für die erfolgreiche Abnahme ist die Zustimmung des Planungsamts, der Brandschutzbehörde und des Gesundheits- und Umweltamts erforderlich. Die Bestandspläne sollten vom Planungsbüro erstellt werden, da die Baufirma diese in der Regel zu spät und in schlechter Qualität liefert.

Dokumentation

Bauvorhaben in China sind dadurch gekennzeichnet, dass viele Beteiligte auf der Basis divergierender Informationen von verschiedenen Standorten aus miteinander unter Termin- und Kostendruck arbeiten müssen. Daraus resultiert die Notwendigkeit, eine «digitale Plattform» zu schaffen, die es auf der einen Seite den Projektbeteiligten ermöglicht, auf die aktuellen Dokumente zuzugreifen, eine zielorientierte Kommunikation zu führen und die anfallenden Aufgaben nachzuhalten. Auf der anderen Seite soll die Projektleitung über eine zentrale Termin- und Aufgabenüberwachung inklusive Reporting verfügen. Vor diesem Hintergrund hat sich die Einführung von Projekt-Kommunikationssystemen bewährt. Diese Systeme verbinden die Projektbeteiligten, steuern den Workflow, verteilen Nachrichten und stellen Dokumente und weitere Informationen zur Verfügung.

Kommunikation

B 1.5

Planungs- und Baukosten

Das Leistungsbild des Quantity Surveyors (QS) in China entspricht dem englischen Vorbild. Quantity Surveying ist der Oberbegriff für Kostenplanung und Kostenkontrolle. QS umfasst das Vergabe- und

Quantity Surveying

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Projektsteuerung in China

Vertragsmanagement, beide sind Bestandteile des Kostenkontrollprozesses. Der Quantity Surveyor wird direkt vom Bauherrn beauftragt und unterstützt bei der Planung und Kontrolle der Projektinvestition. Er vertritt die finanziellen Interessen des Bauherrn über die gesamte Projektabwicklung. Während der Realisierungsphase bewertet der QS den Leistungstand zur Festlegung der Abschlagszahlungen und die Nachtragsforderungen, unterstützt bei der Abwehr von Mängelrügen bzw. bewertet und verhandelt berechtigte Nachforderungen mit den Unternehmern. Im Rahmen des Projektmanagements wird eine effektive Kostenkontrolle durchgeführt. Sämtliche Kostendaten werden in ein Kostenüberwachungssystem aufgenommen. Die Kostenüberwachung ist kein passives System. Durch die genaue Kontrolle des Projektes können Kostenveränderungen bereits in der Anfangsphase erkannt werden. Ursachen und Auswirkungen von kostenverändernden Maßnahmen werden frühzeitig an die Projektleitung übermittelt, um gegebenenfalls Gegenmaßnahmen einleiten zu können. Die Möglichkeiten der Kostenbeeinflussung sind mit dem Abschluss der Planungsphase weitgehend erschöpft. Die Grafik Abb. 1.7 zeigt die Einflussmöglichkeit in Bezug auf den Projektverlauf.

Abb. 1.7: Beeinflussbarkeit von Kosten

Die Grafik macht deutlich, dass die Ausführungsentscheidungen in den ersten Planungsphasen entscheidend für die Festlegung des Kostenrahmens sind. Mit Abschluss der Planung und während der Bauausführung nimmt die Bedeutung des Controllings zu.

Planungs- und Baukosten

Trotz des für westliche Verhältnisse überwältigenden Investitionsvolumens ist eine professionelle Kosten- und Terminkontrolle in China nur sehr selten anzutreffen. Auch sind Bauherren, die unternehmerisch erfolgreich sind und hohe finanzielle Mittel in ein Bauprojekt stecken, bei der Durchführung und Steuerung von Planungs- und Baumaßnahmen oft unkundig und vertrauen auf ihre in anderen Branchen gemachten Erfahrungen. Auch wenn in China eine mit der westlichen Welt nicht vergleichbare Unternehmenskultur herrscht, wird ein professionelles Projektmanagement in Zukunft unabdingbar sein, um Bauinvestitionen zielgerecht und erfolgreich umzusetzen. Zum Autor: Hans-Peter Holler ist seit 2004 als Geschäftsführer der Drees & Sommer Shanghai für China und den Raum Asien-Pazifik zuständig. Er ist seit 1974 für Drees & Sommer tätig. Von 1982 bis 1984 ging er als Berater für Planung und Abwicklung verschiedener Bauvorhaben im Auftrag des Deutschen Entwicklungsdienstes nach Sansibar. Von 1994 bis 1999 war Hans-Peter Holler als Gesamtprojektleiter für das DaimlerChrysler Projekt «Potsdamer Platz» verantwortlich. 1999 wurde er Mitglied der Geschäftsleitung der Drees & Sommer GmbH Berlin und Geschäftsführer der Drees & Sommer / Kohlbecker Gesamtplan GmbH. In dieser Funktion betreute er verschiedene Botschaftsneubauten, den Umbau des Olympiastadions Berlin sowie den Neubau einer Formel-1-Rennstrecke.

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B2

Baurecht in China RA Dr. Christian Gloyer

B 2.1

Einführung

Rechtssystem der Volksrepublik China

Gerade für Europäer und Amerikaner ist China eine fremde Welt. Dies gilt nicht nur im kulturellen Sinne, auch das Rechtsverständnis und die Rechtspraxis in China unterscheiden sich deutlich von derjenigen der westlichen Welt. Der Zentralbegriff des Rechts, auf Chinesisch fa, bedeutet sowohl «Gesetz» als auch «Methode» beziehungsweise «Weg». Das Wort für Recht im Sinne eines Rechtsanspruchs einer Person – quanli setzt sich zusammen aus einem Bestandteil, der «Macht» bedeutet, und einem, der mit «Nutzen» beziehungsweise «Profit» übersetzt werden kann. Schon hier wird ersichtlich, dass das chinesische Konzept des Rechts nicht die gleiche Rigidität besitzt wie das europäische. Gesetze sind als Methoden und Richtlinien der Staatsmacht zu verstehen, Rechte als vorteilhafte, aber nicht notwendigerweise unveräußerliche Positionen von Einfluss und Macht.

Sozialistischer Rechtsstaat

Die Volksrepublik China bekennt sich in der Präambel ihrer Verfassung zum sozialistischen Rechtsstaat. Danach sind sämtliche Staatsorgane auf allen Ebenen verpflichtet, die Verfassung und das Recht einzuhalten (Artikel 5 der Verfassung). Ferner garantiert die Verfassung ausdrücklich den Schutz der legalen Rechte und Interessen von ausländischen Unternehmen, die in China tätig sind. Der Begriff «sozialistischer Rechtsstaat» bedeutet im Wesentlichen zweierlei: In der Verfassung selbst ist eine sozialistisch geprägte Eigentumsordnung vorgesehen. Diese sieht unter anderem vor, dass Grundstücke in den Städten sowie sämtliche Bodenschätze der öffentlichen Hand gehören. Hinsichtlich des Eigentums an Produktionsmitteln gibt es ein zweigleisiges Konzept: Zum einen gilt der Vorrang öffentlichen Eigentums an Produktionsmitteln, um die kapitalistische Ausbeutung des Menschen durch den Menschen zu unterbinden; allerdings ist ein komplementärer Sektor ländlicher und städtischer Privatwirtschaft zugelassen (gemäß Artikel 6–11 der Verfassung). Das legale Privateigentum ist verfassungsmäßig garantiert und geschützt, Enteignungen sind nur in gesetzlichen Grenzen und zum Wohle der Allgemeinheit zulässig und entschädigungspflichtig. Ferner beinhaltet das Adjektiv «sozialistisch», dass das Recht in China an das Ziel der Verwirklichung des Kommunismus unter der

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Einführung

Führung der Kommunistischen Partei Chinas (KPCH) und an die Beachtung des Marxismus-Leninismus sowie der Ideen Mao Zedongs und der Theorie Deng Xiaopings gebunden bleibt. Wie bereits ausgeführt, ist der Begriff des Rechts im Chinesischen schillernder als im deutschen und europäischen Sprachgebrauch. Recht bedeutet immer auch Methode, das heisst Mittel zum Zweck. Die Bezeichnung «Norm» wäre daher eigentlich der dem chinesischen fa nähere Begriff. Von großer Bedeutung in der chinesischen Rechtspraxis ist die Unterscheidung zwischen Rechtsnormen und Parteinormen. Letztere sind von der KPCH und ihren Gremien festgelegte politische Leitlinien, die etwa auch Vorgaben für bestimmte Wirtschaftssektoren enthalten. Diese Parteinormen – und dies steht in absolutem Widerspruch zur rechtsstaatlichen Tradition des Westens – gehen im Konfliktfalle dem Gesetzesrecht vor. Wichtig ist die Unterscheidung von äußeren, das heißt öffentlich zugänglichen oder veröffentlichten Normen, und inneren (neibu) Normen, die für den internen Dienstgebrauch der chinesischen Verwaltungsorgane bestimmt sind. Innere Normen können etwa das Ermessen der zuständigen Beamten bei der Genehmigung eines Projektes mit ausländischer Beteiligung lenken. Obwohl die Bedeutung der inneren Normen in den letzten Jahren spürbar abgenommen haben soll, insbesondere nach dem WTO-Beitritt, ist dieses Instrument, dessen sich die chinesische Verwaltung seit Jahrhunderten bedient, dennoch weiterhin in Gebrauch und sollte bei ausländischen Investitionen in China als Unsicherheitsfaktor berücksichtigt werden.

Rechtsnormen versus Parteinormen

Allgemeinzugängliche und interne Normen

Zu beachten ist, dass die zweiundzwanzig Provinzen Chinas, die fünf autonomen Regionen und die vier der Zentralebene, der höchsten Regierungsebene Chinas, direkt unterstellten Städte Peking, Shanghai, Tianjin und Chongqing in den meisten für ausländische Investoren und Planer relevanten Bereichen ihre eigenen Vorschriften erlassen können. Diese dürfen zwar nicht im Widerspruch zu den Gesetzen und Verordnungen der Zentralebene stehen, in der Praxis tauchen jedoch nicht selten solche bewussten oder unbewussten Abweichungen von den Pekinger Vorgaben auf. Daneben sollten ausländische Geschäftsleute ihr Augenmerk immer auf die Handhabung bestimmter Gesetze durch die lokalen Behörden richten. Hier ergeben sich von Ort zu Ort, von Region zu Region oft erhebliche Unterschiede.

Lokale Bestimmungen und Gepflogenheiten

Das Justizwesen Chinas hat weiterhin großen Reformbedarf. Angesichts des raschen wirtschaftlichen Wandels und der zunehmenden Öffnung und Liberalisierung der Gesellschaft wächst in China das

Justizwesen

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Baurecht in China

Bedürfnis nach einer verlässlichen Justiz, die auch komplizierte Erscheinungsformen einer modernen Marktwirtschaft bewältigt. Probleme liegen hier vor allem in der mangelnden Ausbildung der Richter, zum Teil auch der Anwaltschaft. In der Vergangenheit wurden häufig Parteifunktionäre oder Militärs ohne juristische Ausbildung zu Richtern ernannt, nachdem die juristischen Fakultäten des Landes in der Hochzeit der Kulturrevolution geschlossen waren. Diese Richterschaft ist gerade in komplexen Fällen gelegentlich überfordert und produziert Urteile, die auch mit dem chinesischen Gesetzesrecht nicht in Einklang stehen, viel weniger noch mit dem Rechtsempfinden betroffener ausländischer Investoren. Korruption

Korruption ist sicherlich eine Schwachstelle der chinesischen Beamten- und Richterschaft sowie ein Verhalten, das offiziell als «lokaler Protektionismus» umschrieben wird. Dies bezeichnet die erhebliche Neigung staatlicher Stellen, Ortsansässige gegenüber Fremden und ganz allgemein Chinesen gegenüber Ausländern zu bevorzugen. In den beiden Metropolen Peking und Shanghai ist die Richterschaft generell besser ausgebildet und wohl auch weniger anfällig für Korruption und lokalen Protektionismus als im Hinterland; auch dies sind Umstände, die bei der Standortwahl nicht unterschätzt werden sollten.

Zivilrecht

Das Zivilrecht Chinas ist im Wesentlichen kontinentaleuropäisch geprägt. Über den Umweg Russlands haben insbesondere die großen deutschen Gesetzeswerke, allen voran das Bürgerliche Gesetzbuch (BGB), maßgeblichen Einfluss ausgeübt. Diese ohnehin vorhandene Basis ist durch verschiedene Kooperationen deutscher und chinesischer Einrichtungen, etwa der Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ) oder des Deutschen Patentamtes, in den letzten Jahren und Jahrzehnten bearbeitet worden, so dass deutsche Rechtspraktiker sich in der chinesischen Rechtssystematik sehr gut zurechtfinden. Als maßgebliche chinesische zivilrechtliche Gesetzgebungswerke auch für Ausländer in China von Bedeutung sind – ohne Anspruch auf Vollständigkeit – anzuführen: – – – – – – –

Allgemeine Prinzipien des Zivilrechts Vertragsgesetz Zivilprozessgesetz Gesellschaftsgesetz Außenhandelsgesetz Arbeitsgesetz Insolvenzgesetzgebung

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Einführung

Die Allgemeinen Prinzipien des Zivilrechts (1987) enthalten vieles, was zum Beispiel in Deutschland im Bürgerlichen Gesetzbuch (BGB) niedergelegt ist. Sie sind allerdings in weiten Teilen, insbesondere im Vertragsrecht, äußerst lückenhaft und entsprechen längst nicht mehr dem heutigen Stand der Gesetzgebungstechnik Chinas. Der chinesische Gesetzgeber hat die Reformbedürftigkeit dieses Gesetzes erkannt und bereitet seit mehreren Jahren ein Zivilgesetzbuch vor.

Allgemeine Prinzipien des Zivilrechts

Das Vertragsgesetz (1999) enthält mit seinen 428 Paragraphen wichtige schuldrechtliche Regelungen, etwa zur Form und zum Zustandekommen des Vertrages. Ferner sind einige moderne Vertragstypen in dieses Gesetz aufgenommen, die für den Baubereich wesentlich sind: neben dem Bauvertrag auch die Treuhand, den Kommissionssowie den Maklervertrag. Die im Vertragsgesetz angesprochenen Bauverträge umfassen Planungs-, Überwachungs- und Bauleistungen für Bauprojekte, sind also für Architekten und planende Ingenieure verbindlich.

Vertragsgesetz

Wie bereits oben ausgeführt, schlägt sich das sozialistische Rechtssystem Chinas vor allem in der Bodenordnung nieder. Laut Verfassung gibt es kein Privateigentum an Grund und Boden in den Städten; auf dem Lande und in den vorstädtischen Gebieten ist daneben noch Kollektiveigentum an urbarem Land und Hügelland vorgesehen, es existiert jedoch kein explizites Privateigentum an Grund und Boden. Statt eines Eigentumsrechts gewährt der Staat den Bürgern Landnutzungsrechte, die übertragbar sind (Artikel 10 Abs. 4 der Verfassung). In den einschlägigen Gesetzen und Verordnungen, insbesondere dem Bodenverwaltungsgesetz (Land Administration Law, 1998) und den Bestimmungen über Immobilienentwicklung in den Städten finden sich Regeln über die Übertragung und die Belastung von Landnutzungsrechten. Die Landnutzungsrechte sind mit einigen signifikanten Ausnahmen eigentumsähnlich ausgestaltet. Sie sind zeitlich befristet: bei kommerzieller oder industrieller Nutzung auf 40 bzw. 50 Jahre, bei Wohnnutzung auf 70 Jahre. Es gibt ein Register, in welches sämtliche Rechtsakte, die ein Landnutzungsrecht betreffen, einzutragen sind. Landnutzungsrechte können zum Beispiel auch mit Hypotheken belastet werden. Bei Auseinandersetzungen über Bestand und Umfang von Landnutzungsrechten ist ein Verwaltungsverfahren bei der Lokalregierung einem Gerichtsverfahren bei den Volksgerichten vorgeschaltet.

Bodenordnung

Im Bodenverwaltungsgesetz ist ganz allgemein eine Flächennutzungsplanung vorgeschrieben. Vorrang haben dabei laut Gesetz die Erhal-

Flächennutzungsplanung

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Baurecht in China

tung von landwirtschaftlichen Nutzflächen, der Umweltschutz sowie die verbesserte Ausnutzung bebauten Landes. Die Provinz- und Lokalregierungen haben bei ihren Plänen die Vorgaben der Zentralregierung einzuhalten und diese den übergeordneten Behörden zur Genehmigung vorzulegen. Neben den allgemeinen Flächennutzungsplänen sind noch so genannte Jahrespläne für den Baubereich sowie für Bauprojektentwicklung und Stadtplanung vorgesehen. Zur Überwachung der Umsetzung der landwirtschafts-, industrieund umweltpolitischen Vorgaben der Zentralregierung ist ein System statistischer Erhebung und Informationsverarbeitung vorzuhalten. Um eine bessere Ausnutzung des Bodens zu gewährleisten, wird das Brachliegenlassen von Land mit Bußgeldern und in schweren Fällen mit dem Entzug des Landnutzungsrechts geahndet. Die Umwandlung von landwirtschaftlich genutzten Flächen in Bauland bedarf ab einer bestimmten Größe (35 bzw. 70 Hektar) der Genehmigung der Zentralregierung. Auf diese Weise soll der Flächenverbrauch kontrolliert und zumindest verlangsamt werden. Das Bodenverwaltungsgesetz enthält Vorschriften über das Verfahren der Enteignung und der in solchen Fällen zu zahlenden Entschädigung, die Landnutzungsgebühren sowie Straf- und Bußgeldvorschriften für Verstöße gegen das Gesetz. Hervorzuheben ist, dass das Gesetz die Nichtigkeit von Enteignungen oder Landnutzungsgenehmigungen vorsieht, deren Umfang und Zwecke nicht im Einklang mit den Zielen des Bodenverwaltungsgesetzes stehen. Umweltverträglichkeitsprüfung

Von besonderer Bedeutung für Bauprojekte ist das Gesetz über die Umweltverträglichkeitsprüfung (2003), das für Projekte mit «erheblicher» Auswirkung auf die Umwelt eine Pflicht zur Erstellung eines umfassenden Berichts über die Umweltauswirkungen sowie ein Genehmigungsverfahren vorsieht; nur bei Projekten mit «sehr geringer» Umweltauswirkung genügt die bloße Registrierung.

Umfassende Regelwerke für Auslandsinvestitionen

China hat in den letzten Jahrzehnten ein komplexes Regelwerk für die Behandlung ausländischer Investitionen aufgestellt. Die Gesetzund Verordnungsgebung umfasst unter anderem die Gesetze über Equity Joint Ventures, Cooperative Joint Ventures und 100 Prozent in ausländischem Besitz befindliche Gesellschaften nebst deren Ausführungsbestimmungen, Gesetze über in ausländischem Besitz befindliche Holdinggesellschaften sowie Regelungen über den Technologieimport und -export. Flankiert wird diese Gesetzgebung durch steuerrechtliche Regelungen, die den Auslandsinvestitionsgesellschaften (Foreign Invested Enterprise, FIE) in China zum Teil erhebliche Vorteile gewähren.

Bau- und Planungsrecht

Aus rechtlicher Sicht ist das Verhältnis der für FIEs geltenden Sonderregeln zu der für alle Unternehmen in China geltenden zivilrechtlichen Gesetzgebung nicht immer frei von Widersprüchen, die zum Teil zu erheblicher Rechtsunsicherheit führen können. Zwar gilt der Grundsatz der Inländerbehandlung, das heißt, FIEs sind als chinesische Unternehmen dem für alle chinesischen Unternehmen geltenden Gesetzesrecht unterworfen. Dieser Grundsatz wird jedoch nicht bruchlos umgesetzt.

B 2.2

67 Verhältnis der Auslandsinvestitionsgesetze zur allgemeinen Gesetzgebung

Bau- und Planungsrecht

B 2.2.1 Grundlagen des chinesischen Baurechts Maßgebliche Rechtsgrundlage für den Baubereich ist das Vertragsgesetz (1999), das Regelungen über den Bau- und Architektenvertrag enthält, das Baugesetz (1998), die Verwaltungsvorschriften über die Bauqualität (2000, im Folgenden Qualitätsvorschriften genannt), das Ausschreibungsgesetz (2000) sowie das Regierungsvergabegesetz (2003). Seit mehreren Jahren ist eine Novelle des Baugesetzes in Vorbereitung, die Ende 2006 verabschiedet werden soll. Sofern sich hieraus wesentliche Veränderungen im Verhältnis zum derzeit geltenden Recht ergeben, wird darauf in den betreffenden Abschnitten dieses Kapitels eingegangen. Bauunternehmen können sich nicht beliebig an Projekten beteiligen, sondern erhalten nach Maßgabe Ihrer Qualifikation und ihrer Erfahrung Befähigungsnachweise von den zuständigen Behörden, die den zulässigen Tätigkeitsbereich geographisch sowie nach Größenordnung und den Anforderungen des Bauvorhabens eingrenzen. Die Einstufung der Unternehmen erfolgt jährlich neu, so dass ein allmählicher Aufstieg eines Bauunternehmens möglich ist.

System der Befähigungsnachweise

Das chinesische Baurecht zeichnet sich durch eine Trennung von Planung, Errichtung und Bauüberwachung aus. Die Bauüberwachung ist bei größeren Vorhaben regelmäßig an eine hierfür qualifizierte Agentur (die auch ein Planungsunternehmen sein kann) zu vergeben, die von den übrigen Beteiligten des Vorhabens unabhängig sein soll. Diese Trennung soll die Qualität und Sicherheit des Bauvorhabens gewährleisten, wurde in der Vergangenheit aber von ausländischen Unternehmen als nicht im Einklang mit der internationalen Praxis des integrierten Projektmanagements (Engineering Procurement and Construction, EPC, turnkey) kritisiert. Auch in der Baugesetznovelle bleibt die Bauüberwachung zumindest bei Vorhaben mit staatlicher

Trennung von Planung, Errichtung und Bauüberwachung

68

Baurecht in China

Beteiligung von den übrigen Bauleistungen getrennt, wenngleich auch hier eine Tendenz zur Lockerung festzustellen ist. Vergabe durch Ausschreibung

Bauaufträge sind bevorzugt im Wege der offenen Ausschreibung zu vergeben (Artikel 19 des Baugesetzes); Bauvorhaben, die für eine offene Ausschreibung nicht geeignet sind, können freihändig vergeben werden. Diese Regelung lässt Spielraum für Interpretation und Missbrauch. Nach der Baugesetznovelle soll die freihändige Vergabe daher nur noch bei solchen Projekten zulässig sein, die besondere Anforderungen in technologischer oder fachlicher Hinsicht stellen. Ferner enthält die Novelle ein Verbot der Auswahl von Unternehmern durch Missbrauch von Verwaltungskompetenzen.

Die Baugenehmigung

Ab einer bestimmten Größe des Vorhabens ist vor Baubeginn die Erteilung einer Baugenehmigung erforderlich. Ohne Genehmigung darf der Bau nicht begonnen werden. Der Prüfungsumfang einer solchen Baugenehmigung ist erheblich weiter als zum Beispiel beim deutschen Pendant. Erfasst sind nicht nur die genauen bau- und planungsrechtlichen Gesichtspunkte, sondern etwa auch die Finanzierung des Vorhabens. Nach der Baugesetznovelle soll eine zusammenfassende Baugenehmigung ebenso möglich sein wie einzelne Baugenehmigungen für bestimmte Teile sowie für bestimmte zeitliche Abschnitte des Bauwerkes. Neben der eigentlichen Baugenehmigung müssen unter anderem vorliegen: – eine Genehmigung der Landnutzung, – eine Planungsgenehmigung der lokalen Planungsbehörde. Die Einzelheiten des Verfahrens der Baugenehmigung variieren von Stadt zu Stadt und können daher in diesem Buch nicht sinnvoll dargestellt werden.

Gebäude- und Materialstandards

China hat eine Vielzahl eigener Gebäude- und Materialstandards erlassen. Diese orientieren sich häufig an westlichen Maßstäben (zum Beispiel der DIN), sind aber nicht selten veraltet. Die Materialstandards, die von der Staatlichen Wirtschafts- und Handelskommission (State Economic and Trade Commission, SETC) erlassen werden, sind entweder empfehlender oder zwingender Natur. Empfehlenden Charakter haben zum Beispiel Standards zur Verwendung von Materialien der Schallisolierung, während viele der Standards, welche die Qualität und die Verwendung von Zement und Beton regeln, zwingend sind. Die zwingenden Standards sind von den Vermessungs- und Planungsunternehmen unbedingt zu beachten, die Planungsvorgaben

69

Bau- und Planungsrecht

müssen diesen Standards entsprechen. Die Nichtbeachtung der zwingenden Standards ist mit Geldbußen sanktioniert. Es ist Planern jedoch untersagt, Hersteller und Bezugsquellen für Ausrüstung und Materialien festzulegen. Ein Grund für die zum Teil sehr starren Vorschriften ist die berechtigte Sorge des chinesischen Gesetzgebers, dass es bei Fehlen zwingender Vorschriften zur Verwendung minderwertiger Materialien kommt, was eine Gefahr für die Sicherheit der Gebäudenutzer und der Öffentlichkeit darstellt. Über eine genaue Kenntnis dieser Standards verfügen in der Regel nur einheimische Planungsbüros. Viele ausländische Planer betrachten die chinesischen Gebäude- und Materialstandards als ein wesentliches Hindernis für ihren Markteintritt in China.

Kenntnisse über Standards

Dass die Standards häufig nicht den Stand der Technik widerspiegeln und Qualität und Sicherheit beim Bauen teilweise eher behindern als fördern, hat inzwischen auch der chinesische Gesetzgeber erkannt: In der Baugesetznovelle ist eine unverzügliche Überprüfung und Änderung eines Standards für den Fall vorgeschrieben, dass sich dieser als nicht geeignet erweist, die Qualität eines Bauwerkes sicherzustellen. B 2.2.2 Ausländische Aktivitäten im Bauwesen Bereits seit Beginn der Öffnungspolitik Deng Xiaopings Anfang der 1980er Jahre sind Ausländer an Bauprojekten in China beteiligt, zunächst allerdings auf Großprojekte beschränkt, die von internationalen Institutionen wie der Weltbank gefördert wurden. Ausländische Bauunternehmen kamen in den 1980er und 1990er Jahren auf projektbezogener Basis nach China. Um in China tätig zu sein, mussten die ausländischen Unternehmen ihre Befähigung zur Mitwirkung an einem bestimmten Projekt nachweisen und erhielten im Anschluss eine – wiederum projektbezogene – Geschäftslizenz. Dauernde China-Präsenz konnte sich in dieser Zeit also auf die Gründung eines (im Vergleich zur Gründung eines Tochterunternehmens oder Joint Ventures) wenig aufwendigen Repräsentanzbüros beschränken. Innerhalb des Bausektors war ausländische Beteiligung nur in folgenden Fällen möglich: – Projekte, die ausschließlich mit ausländischem Kapital finanziert wurden; – Projekte, die durch Kredite internationaler Institutionen, etwa der Weltbank, finanziert wurden und bei denen die Auftragsvergabe durch eine internationale Ausschreibung erfolgte;

System projektbezogener Beteiligung

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Baurecht in China

– Chinesisch-ausländische Joint-Venture-Projekte, die technische Expertise verlangten, über welche der chinesische Partner des Joint Venture nicht verfügte; – Projekte, die zwar von Chinesen finanziert waren, aber bei denen ebenfalls ausländische Expertisen erforderlich waren – hier waren Kooperationen mit chinesischen Partnern möglich. Joint Ventures im Bausektor

Neben einer projektbezogenen Tätigkeit war es ausländischen Unternehmen seit 1995 (unter vergleichsweise strengen Auflagen, was Mindestkapital und Qualifikation der Beteiligten angeht) gestattet, im Baubereich Joint Ventures mit chinesischen Partnern zu gründen.

Seit 2004: Neues Regime für ausländische Aktivitäten im Baubereich

Mit Inkrafttreten der gemeinsam vom Bauministerium und dem Außenhandelsministerium verabschiedeten Bestimmungen über die Verwaltung von Auslandsinvestitionsunternehmen im Baubereich (im Folgenden die Bauregeln genannt) nebst Ausführungsbestimmungen ab dem 1. April 2004 ist das alte System der projektbezogenen Registrierung hinfällig. Stattdessen sind ausländische Unternehmen, wenn sie sich an chinesischen Bauprojekten beteiligen wollen, gehalten, ein Auslandsinvestitionsunternehmen (nachfolgend Bau-FIE genannt) zu gründen. Eine Ausnahme besteht bei Projekten, die von internationalen Finanzinstitutionen wie der Weltbank oder der Asian Development Bank (ADB) finanziert werden. Die Vorzüge der Neuregelung sind: – Erstmalig ist die Gründung von 100-Prozent-Töchtern ausländischer Unternehmen im Baubereich gestattet, deren Tätigkeitsbereich allerdings eingeschränkt ist. – 100-Prozent-Töchter und Bau-Joint-Ventures sind den gleichen Anforderungen an ihre Qualifikation unterworfen wie rein chinesische Unternehmen und genießen damit Inländerbehandlung. – 100-Prozent-Töchter dürfen Bauprojekte von FIEs nicht mehr nur in Notfällen, sondern auf Wunsch des FIE immer dann übernehmen, wenn der ausländische Joint-Venture-Partner Mehrheitsgesellschafter des FIE ist. Der Hauptnachteil der Neuregelung besteht darin, dass ausländische Unternehmen, die chinesische Bauprojekte akquirieren wollen, nunmehr zu einer ständigen Präsenz in China gezwungen sind, mit erheblichem Kapital- und Arbeitskräfteeinsatz. Ferner wird kritisiert, dass ausländische Unternehmen mit internationalem Ruf, aber ohne vorangegangene China-Erfahrung für ihre 100-Prozent-Tochter nur einen Befähigungsnachweis der niedrigsten Stufe erhalten. Dies lässt ausländischen Einsteigern im Wesentlichen drei Optionen:

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Bau- und Planungsrecht

– Sie arbeiten sich über mehrere Jahre die Stufenleiter der Befähigungsnachweise in China hinauf, um auf diese Weise zu den anspruchsvolleren Projekten zu gelangen. – Sie suchen sich einen chinesischen Partner für ein Joint Venture, der bereits über den erwünschten Befähigungsnachweis verfügt. – Die dritte Variante besteht in dem Erwerb von Anteilen an einem bestehenden chinesischen Unternehmen. Zu beachten ist allerdings, dass nach den Ausführungsbestimmungen der Bauregeln der alte Befähigungsnachweis nicht einfach weiter Gültigkeit besitzt, sondern nach Anteilserwerb eine Neubewertung zu erfolgen hat. Es ist allerdings noch nicht endgültig geklärt, ob bei einem Joint Venture das Prinzip der Meistbegünstigung gilt (der höchste vorhandene Befähigungsnachweis einer der Partner kommt dem Joint Venture insgesamt zugute) oder ob nicht die Mehrheitsverhältnisse im Joint Venture bei der Einstufung der Qualifikation eine Rolle spielen. Artikel III.2.(2) und (3) der Verwaltungsbestimmungen scheinen für eine eher restriktive Tendenz zu sprechen, allerdings lässt die Baugesetznovelle eine differenzierte Anerkennung der Qualifikationen der Mitglieder von Bieter- beziehungsweise Arbeitsgemeinschaften ausdrücklich zu. B 2.2.3 Der Bauvertrag Regelungen über den Bauvertrag finden sich im Vertragsgesetz, im Baugesetz und in den Verwaltungsbestimmungen über die Bauqualität. Sie sind aber sehr lückenhaft. Bauverträge sind in schriftlicher Form abzuschließen. Wird dieses Erfordernis nicht eingehalten, so ist der Vertrag zunächst nichtig; hat aber die eine Seite erfüllt und die andere Seite die Leistung angenommen, so ist der Vertrag dennoch wirksam. Zulässig sind sowohl Generalunternehmerverträge, bei denen der Generalunternehmer die Vermessungs- und Planungsleistungen an Subunternehmer vergibt, als auch die getrennte Vergabe der Vermessungs-, Planungs- und Durchführungsleistungen durch den Auftraggeber an einzelne Unternehmer, die dann jeweils unmittelbar dem Besteller verpflichtet sind. Unzulässig ist aber die künstliche Aufspaltung eines Vorhabens, das als eine Einheit behandelt werden soll, in mehrere getrennte Einzelvorhaben. Der Bauvertrag soll Bestimmungen über folgende Punkte enthalten: – Umfang des Vorhabens – Bauzeit – Zeitplan für die einzelnen Gewerke

Vertragsschluss

Vertragsarten

Mindestinhalt des Bauvertrages

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Baurecht in China

– – – – – – – –

Qualität Kosten Lieferzeiten von technischer Ausrüstung Verantwortlichkeit für die Lieferung von Material und Ausrüstung Zahlung Abnahme Qualitätsgarantie und deren Laufzeit Pflichten der Parteien.

Bauüberwachung

Im Regelfall ist die Bauüberwachung vom Auftraggeber an eine hierfür qualifizierte, von den übrigen am Bau Beteiligten unabhängige Agentur zu vergeben. Dieses Prinzip wird durch die Baugesetznovelle insofern gelockert, als nur bei Projekten mit Staatsmitteln eine gesonderte Bauüberwachung vorgeschrieben ist. Das mit der Bauüberwachung beauftragte Unternehmen ist im Verhältnis zum Bauunternehmen Vertreter des Auftraggebers. Es trägt eine Überwachungsverantwortung für die Qualität der Bauausführung. Werden maßgebliche Unterlagen im Rahmen der Bauausführung nicht von dem für die Bauüberwachung Verantwortlichen abgezeichnet, ist die folgende Etappe der Bauausführung unzulässig.

Prüf- und Überwachungspflichten

Es sind einige Bauüberwachungspflichten zu beachten. Das Bauunternehmen hat Prüf- und Überwachungspflichten im Hinblick auf die Qualität der gelieferten Ausrüstung und des Materials, insbesondere für den gelieferten Beton. Die Prüfung ist dabei schriftlich zu dokumentieren. Entdeckt der Bauunternehmer während der Bauausführung einen Mangel der Planung, so ist er verpflichtet, eigene Vorschläge zur Abhilfe zu machen. Der Unternehmer ist ferner verpflichtet, nach Abnahme des fertiggestellten Bauwerkes eine Qualitätsgarantieerklärung abzugeben. Diese soll genau den Umfang der Garantie, deren zeitliche Begrenzung sowie die Pflichten des Unternehmers beschreiben. In den Qualitätsvorschriften sind bestimmte Mindestgarantiezeiten für einzelne Gebäudebestandteile vorgeschrieben.

Abnahme

Vor Ingebrauchnahme des Bauwerks ist eine Abnahme zwingend vorgeschrieben; fehlt diese, darf das Bauwerk nicht in Gebrauch genommen werden. Der Auftraggeber soll das Bauwerk abnehmen und einen Bericht den zuständigen Behörden übermitteln; diese können nach der Überprüfung gegebenenfalls die Ingebrauchnahme des Bauwerks stoppen und eine erneute Abnahme anordnen.

73

Bau- und Planungsrecht

B 2.2.4 Haftung Der Unternehmer haftet für das ihm zurechenbare Verfehlen der vorgeschriebenen Qualitätsmerkmale und ist zur kostenlosen Nachbesserung oder auch zum Neubau verpflichtet. Verzögert sich hierdurch die Fertigstellung, haftet er wegen Vertragsbruchs, das heißt, grundsätzlich ist er zum Schadensersatz verpflichtet. Bei Qualitätsmängeln, die von der oben genannten Qualitätsgarantie umfasst sind, schuldet der Unternehmer Nachbesserung und Schadensersatz. Die vertraglichen Ansprüche verjähren nach Artikel 135 der Allgemeinen Prinzipien des Zivilrechts (APZ) in der Regel nach zwei Jahren. Dies gilt allerdings nicht für solche Ansprüche, die von der Qualitätsgarantie umfasst sind; diese sollen nach Maßgabe der Garantieabrede verjähren, für Fundamente und tragende Elemente gilt zumindest die angemessene Gebrauchszeit des Bauwerks als vereinbart.

Haftung gegenüber dem Auftraggeber

Der Unternehmer haftet während der angemessenen Gebrauchszeit des Bauwerks für Schäden an Körper und Eigentum Dritter auf Schadensersatz. Fraglich ist, wie die angemessene Gebrauchszeit näher bestimmt werden kann. Einfluss auf die Bestimmung der angemessenen Gebrauchszeit dürften nicht zuletzt die Festlegungen der Parteien haben, denn in den oben bereits erwähnten Verwaltungsbestimmungen ist festgelegt, dass die vertragliche Qualitätsgarantie des Unternehmers für Fundament und tragende Bestandteile jedenfalls mindestens deren angemessene Gebrauchszeit umfassen soll, die sich aus den Planungsunterlagen ergibt. Eine zeitliche Grenze stellt wohl die Regelung des Artikels 137 der APZ dar, wonach sämtliche (deliktischen) Ansprüche innerhalb von 20 Jahren nach der Verletzungshandlung (der fehlerhaften Planung oder Ausführung) verjähren. Zu beachten ist aber, dass die Volksgerichte in Ausnahmefällen befugt sind, im Rahmen der Billigkeit eine längere Verjährungsfrist anzusetzen. Einen solchen Ausnahmefall, insbesondere bei größeren, bedeutenden Bauwerken mit öffentlicher Nutzung anzunehmen, liegt nahe. Entsprechend gibt es vereinzelte Stimmen in der chinesischen Fachliteratur, die eine Fortdauer der Haftung für mindestens 25 Jahre (also weit über die Regelverjährung der APZ hinaus) annehmen. Um die Haftungsrisiken überschaubar zu halten, kann der Abschluss entsprechender Versicherungen daher nur dringend angeraten werden.

Haftung gegenüber Dritten

Vergibt ein Generalunternehmer in zulässiger Weise einzelne Gewerke an Subunternehmer, so haftet der Subunternehmer dem Generalunternehmer für die vertraglich vorgegebene Qualität des Gewerkes, und beide haften gesamtschuldnerisch dem Auftraggeber für die Qualität dieses Gewerkes.

Verhältnis Generalunternehmer / Subunternehmer

74 Zwingendes Recht

Chinesische Planungsbüros

Baurecht in China

Ohne dass dies im Vertragsgesetz ausdrücklich festgelegt wäre, ist davon auszugehen, dass die wenigen Regeln über den Bauvertrag zwingendes Recht sind, eine vertragliche Abweichung folglich unzulässig wäre; zulässig dürften aber vertragliche Definitionen oder Spezifizierungen vager, offener gesetzlicher Begriffe sein. B 2.2.5 Architekten- und Ingenieurverträge Bis vor wenigen Jahren waren alle chinesischen Planungsbüros in staatlicher Hand, viele sind es bis heute noch. Wesentliche Schwachpunkte des Architekten- und Ingenieurwesens in China waren bisher wie schon erwähnt die fehlende Kenntnis moderner, innovativer Bautechnik, die fehlende Kenntnis internationaler Standards im Bauwesen sowie ganz allgemein fehlende Erfahrung im internationalen Geschäft, einschließlich der dafür erforderlichen Sprachkenntnisse. Es ist davon auszugehen, dass sich der Abstand zu den international führenden Planungsfirmen in den kommenden Jahren verringern wird, nicht zuletzt aufgrund der Kooperationen zwischen chinesischen und ausländischen Architekten und Ingenieuren.

Klassifizierung der Planungsbüros

Chinas Planungsbüros sind in vier Klassen unterteilt: A, B, C und D. Planungsbüros der Klasse A unterliegen keiner Beschränkung hinsichtlich der Größe, dem Schwierigkeitsgrad oder dem Standort eines beworbenen Projektes. Die Klassen B und C sind auf die jeweilige Herkunftsprovinz oder den Standort des Planungsbüros beschränkt, die Klasse D darf keine unterirdischen Strukturen planen.

Zusammenarbeit chinesischer und ausländischer Planer

Im Bereich der Planungs- und Ingenieurleistungen stehen ausländischen Unternehmen für ein China-Engagement grundsätzlich drei Wege offen: – Die Gründung eines Auslandsinvestition-Planungsunternehmens (Joint Venture oder 100-Prozent-Tochter) bzw. Kauf von Anteilen an einem bestehenden chinesischen Unternehmen – Die Gründung eines auf Beratungsleistungen beschränkten FIE – Die grenzüberschreitende Erbringung von Planungsleistungen für oder gemeinsam mit einem chinesischen Planungsbüro

Planungsunternehmen mit ausländischer Beteiligung

Für die Tätigkeit ausländischer Planer und Ingenieure in China sind die Bestimmungen über die Verwaltung von Auslandsinvestitionsgesellschaften für die Bau- und technische Planung (im Folgenden Planungsvorschriften genannt) von erheblicher Bedeutung, die im Jahre 2002 in Kraft getreten sind. In der Struktur ähneln die Planungsvorschriften den oben erwähnten Bauregeln. Ein signifikanter Unterschied zu den Bauregeln besteht jedoch darin, dass die Auslandsinvestition-

Bau- und Planungsrecht

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Planungsunternehmen (Foreign Investment Design Enterprise, FIDE) im Verfahren zur Erteilung eines Befähigungsnachweises strengeren Regeln unterworfen sind als chinesische Planer. Sie durchlaufen genau wie die chinesischen Planer das oben genannte Bewertungsverfahren (Artikel 11, 15 der Planungsvorschriften). Dies bedeutet, dass die fehlende Erfahrung mit chinesischen Bauvorhaben – auch wenn die sonstige Qualifikation hervorragend ist – zu einer Einstufung in der niedrigsten Klasse führt. Daneben bürden die Planungsvorschriften den FIDEs zusätzliche Lasten auf: – 25 Prozent des gemäß Befähigungsnachweis erforderlichen Personals einer 100-Prozent-Tochter müssen ausländische Architekten oder Ingenieure sein, die in China registriert sind; bei Joint Ventures liegt die Zahl bei einem Achtel. – Jeder in China registrierte, ausländische Experte eines FIDE hat eine Anwesenheitspflicht von mindestens sechs Monaten in China (mit steuerlichen Konsequenzen). Diese Regeln stellen erhebliche Barrieren für eine umfassende Tätigkeit von ausländischen Unternehmen im Planungsbereich auf und sind entsprechend heftig von ausländischen Unternehmen und Organisationen kritisiert worden. Unter dem WTO-Regime dürften sie längerfristig nicht überleben. Neben der Neugründung eines FIDE – allein oder in Form eines Joint Ventures mit einem chinesischen Partner – stellt sich selbstverständlich wie bei Bauunternehmen allgemein die Frage, ob nicht auch ein FIDE durch Erwerb von Anteilen an einem bestehenden chinesischen Planungsbüro möglich ist. Dies ist grundsätzlich zu bejahen. Wir sind der Auffassung, dass in einem solchen Fall die strengeren Regeln der Planungsvorschriften nicht eingreifen, sofern sie den Personalschlüssel, die Anwesenheitspflicht etc. betreffen; es ist allerdings damit zu rechnen, dass eine Neubewertung des Befähigungsnachweises zu erfolgen hat. Zuständig für die Erteilung von Befähigungsnachweisen sind die Provinzregierungen. Die Erteilung eines Befähigungsnachweises der Klasse A für den Baubereich bedarf allerdings der Genehmigung des Staatsrates. Neben der Gründung eines Planungsbüros in Form eines FIE haben ausländische Architekten und Ingenieure auch die Möglichkeit, ebenfalls in Form eines FIE, in China Beratungsleistungen anzubieten. Nach vorherrschender Meinung ist dies nicht an die engen Gründungs- und Tätigkeitsvoraussetzungen der Planungsvorschriften gebunden. Dies bedeutet jedoch nicht, dass die Qualifikation des aus-

Beratungsleistungen in China

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Baurecht in China

ländischen Gründers von den zuständigen Behörden nicht geprüft würde; es besteht hier allerdings ein weiter Ermessensspielraum der Behörden, mit allen Vor- und Nachteilen für den Antragsteller. Die Vorteile einer solchen Gründung liegen auf der Hand: – Geringere Kapital- und Personalbelastung als bei der Gründung eines Planung-FIE, – Dadurch höhere Flexibilität und – im härter werdenden Wettbewerb – Kostenvorteile, – Auch komplexere Aufgaben können durch fallweise Zusammenarbeit mit chinesischen Kooperationspartnern bewältigt werden. Wesentlicher Nachteil eines solchen Vorgehens ist der Ausschluss von vielen Ausschreibungen mangels Befähigungsnachweis für bestimmte Planungsleistungen. Grenzüberschreitende Kooperationsformen

Neben den in den Planungsvorschriften vorgesehenen Joint-VentureGründungen sowie dem Kauf von Anteilen an einem bestehenden chinesischen Planungsunternehmen, der im Ergebnis ebenfalls zu einem Joint Venture führt, sind weitere Kooperationsformen zwischen chinesischen und ausländischen Planungsbüros möglich. Praxisrelevant sind vor allem fallbezogene Kooperationen zwischen chinesischen und ausländischen Planungsbüros, die kein FIDE in China etabliert haben. Auch dieser Bereich hat inzwischen eine gesetzliche Regelung erfahren: die Vorläufigen Regeln über die Bauplanung von ausländischen Unternehmen in China (2004, im Folgenden die Vorläufigen Regeln genannt). Wesentliche Elemente dieser Bestimmungen sind: – Prüfungs- und Zeichnungspflicht durch chinesische Planer (Architekten, Ingenieure), – Grenzüberschreitende Zahlungen (in Devisen) ist grundsätzlich zulässig, – Mindestinhalt von Kooperationsverträgen, die insbesondere die Abgrenzung der jeweiligen Verantwortungsbereiche enthalten sollen, – Pflicht des Bestellers, die Vorlage der (ausländischen) Befähigungsnachweise und weiterer Dokumente vom ausländischen Unternehmen zu verlangen. International gebräuchliche Vertragsmuster International gebräuchlich sind vor allem die Musterverträge, die von der Fédération internationale des ingenieurs-conseils (FIDIC) mit Sitz in Genf herausgegeben werden. Daneben existiert eine ganze Reihe von Vertragsmustern für den Baubereich, die vorwiegend aus dem angelsächsischen Rechtskreis (aus England und den USA) stammen.

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Bau- und Planungsrecht

Zu erwähnen sind in diesem Zusammenhang noch die Orgalime-Turnkey Contracts for Industrial Works, die vom Europäischen Verband der mechanischen, elektronischen und Metallartikelindustrie herausgegeben werden und der schlüsselfertigen Erstellung von Industrieanlagen dienen sollen. Wegen der herausragenden Bedeutung der FIDIC-Vertragswerke, die auch in China vordringen, sollen deren wesentliche Konzepte nachfolgend vorgestellt werden. Allen Regelwerken gemeinsam ist die Ausrichtung auf den Ingenieur. Das FIDIC Red Book regelt die Rechtsbeziehungen zwischen Auftraggeber, Unternehmer und Planer im Wesentlichen nach dem Modell des Construction Contracts, das heißt, der Auftraggeber engagiert den Bauunternehmer bzw. den Planer direkt. Die Vergütung wird auf der Basis eines Systems der Einheitspreise und des Aufmaßes berechnet. Eine weitere Besonderheit ist die herausgehobene Stellung des Planers bzw. des Ingenieurs, der zum Beispiel bei Streitigkeiten als Schiedsrichter zwischen Unternehmer und Auftraggeber fungiert. Die Rechtsbeziehungen zwischen Auftraggeber und Planer werden im Red Book allerdings nicht geregelt.

FIDIC Red Book

Das FIDIC Silver Book kommt vor allem bei Build-Operate-TransferProjekten zur Anwendung, das heißt bei schlüsselfertig zu erstellenden Bauwerken, die gegen einen Pauschalpreis vom Unternehmer, der auch die Planung übernimmt, errichtet werden. Im Vergleich zum Red Book trägt der Unternehmer größere Risiken. Das Silver Book regelt also den klassischen Schlüsselfertigbau: Es gibt einen Entwurf, der planerisch präzisiert (z. B. Statik, Ausführungsplanung) und umgesetzt werden soll.

FIDIC Silver Book

Das FIDIC Yellow Book geht noch einen Schritt weiter und übernimmt auch die gesamte Entwurfsplanung. Es setzt das Konzept des Plant (Design and Build) Contracts um: Der Unternehmer übernimmt ebenso wie im Silver Book die Planungs- und Ausführungsleistungen zu einem Pauschalpreis, der in Abschlägen gemäß Baufortschritt zu leisten ist (Ratenzahlungen gemäß Zahlungsplan). Dieser Vertrag wird oft im Kraftwerks- und Anlagenbau benutzt.

FIDIC Yellow Book

In China werden die FIDIC-Regeln bisher vor allem bei Großprojekten mit internationaler Beteiligung und Finanzierung zur Vertragsgrundlage gemacht. Vor allem die Weltbank und die Asian Development Bank bestehen regelmäßig auf den FIDIC-Regeln (insbesondere auf dem Red Book). Bei Projekten mittlerer Größe werden die FIDIC-Regeln allerdings bisher selten angewandt. In der Praxis bedeutet dies,

Anwendung der FIDIC-Regelwerke in China

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Baurecht in China

dass man sich zumindest bei Großprojekten auf das Grundgerüst und die Terminologie der Allgemeinen Bedingungen (General Conditions) der FIDIC verlassen kann. Die Ausgestaltung der speziellen Bedingungen ist allerdings dann dem Einzelfall überlassen. Da diese Verträge Planungsleistungen beinhalten und international sehr verbreitet sind, werden Planer (Architekten und Ingenieure) oft von Bauunternehmen hinzugezogen und arbeiten darüber in der Regel als Nachunternehmer des Bauunternehmens im Ausland. Gesetzliche Vorgaben des Architekten- und Ingenieurvertrages Die Regelungen über den Architekten- oder Planungsvertrag sind noch spärlicher als die über den Bauvertrag im Allgemeinen. Vorgeschrieben ist ein Mindestinhalt des Architektenvertrages, welcher folgende Vertragsbedingungen enthalten soll: – ein Zeitlimit für die Preisgabe der für die Planung relevanten Informationen und Dokumente, – eine Schätzung des Budgets, – die Aufstellung der Qualitätsanforderungen, – Regelungen bezüglich des Honorars, – sowie andere Bedingungen der Zusammenarbeit wie zum Beispiel Verfahren der Streitbeilegung. Führt ein Verzug oder ein Fehler des Architekten oder Ingenieurs zu einer Verzögerung des Baus, ist dieser zur Nachbesserung, Reduzierung seines Honorars sowie zum Schadensersatz verpflichtet. Umgekehrt kann der Architekt vom Auftraggeber die Vergütung von Mehraufwendungen verlangen, die er infolge des Verschuldens des Auftraggebers zu erbringen hatte (Artikel 285 des Vertragsgesetzes). Baugesetznovelle: Vergütungsregeln

Die Sicherstellung der Vergütung der am Bau Beteiligten ist in der Praxis weiterhin ein gravierendes Problem. Die Baugesetznovelle enthält daher einige wichtige Regelungen zu den Zahlungspflichten des Auftraggebers gegenüber seinen Vertragspartnern, insbesondere auch den Planern. Danach soll der Vertrag mit dem Planer eine Methode der Vergütung festlegen. Für Unternehmer und Planer kommen vereinbarte Vorschusszahlungen ebenso in Betracht wie eine Vergütung nach Baufortschritt oder die Vereinbarung eines Pauschalpreises. Der Unternehmer bzw. der Planer soll nach Fertigstellung und Abnahme eine Schlussrechnung stellen. Können sich die Parteien hinsichtlich deren Höhe nicht einigen, kann der Unternehmer bzw. der Planer einen Sachverständigen mit der Überprüfung und Feststellung des Honorars beauftragen, dessen Feststellungen für den Auftraggeber bindend sind. Kommt er mit der Bezahlung in Verzug, steht dem Planer ein Zurückbehaltungsrecht an seiner Leistung zu, ebenso wie

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Bau- und Planungsrecht

das Recht, Verzugszinsen und Ersatz seiner weiteren Verzugsschäden zu verlangen. Haftung Die Haftung für die Planung übernimmt zunächst der in China registrierte Architekt oder Planer, der die Planungsunterlagen unterzeichnet hat (Artikel 19 Satz 2 der Bestimmungen über die Bauqualität). Grundsätzlich gilt: Für Fehler des Architekten bzw. des Ingenieurs haftet dieser gegenüber seinem unmittelbaren Vertragspartner, also entweder dem Generalunternehmer oder dem Auftraggeber. Ist der Architekt bzw. der Ingenieur als Subunternehmer verpflichtet, haften der Unternehmer und der Architekt dem Bauherrn/Auftraggeber als Gesamtschuldner (Artikel 29 Abs. 2 des Baugesetzes). Die Bestimmung in Artikel 282 des Vertragsgesetzes, wonach der Unternehmer für Körper- und Eigentumsschäden haftet, die während der angemessenen Gebrauchszeit des Baus eintreten und auf den Unternehmer zurückzuführen sind, dürfte auch auf den Planer anzuwenden sein, soweit Schäden an Körper und Eigentum auf seine Planungsleistung zurückzuführen sind. Zumindest muss der Planer mit einem Regress des Unternehmers rechnen, falls dieser von geschädigten Dritten in Anspruch genommen wird. Die Schwierigkeiten bei der Bestimmung der angemessenen Gebrauchszeit muss daher auch der Planer in sein Kalkül einbeziehen und etwa für einen entsprechenden Versicherungsschutz sorgen.

Haftung gegenüber Dritten

In China ist in der Regel die Planungsarbeit von der Bauüberwachung getrennt. Daher kommt für Architekten und Ingenieure in der Regel nur eine Haftung wegen fehlerhafter Planung in Betracht (anderes gilt bei Design-and-Build-Projekten). Diese Haftung trifft den ausländischen Partner einer grenzüberschreitenden Zusammenarbeit ohne FIE nur eingeschränkt, da der chinesische Planungspartner zur Prüfung und Abzeichnung der Planungsunterlagen des ausländischen Partners verpflichtet ist. Hat der ausländische Partner den Planungsfehler (mit-)verschuldet, ist er aber kein direkter Vertragspartner des Auftraggebers, kommt allenfalls ein Regress des chinesischen Planungsbüros gegen den ausländischen Planer in Betracht. Hat ein FIDE Planungsfehler begangen und ist hierdurch ein Schaden entstanden, so haftet es grundsätzlich selbst.

Planungsfehler

Verursacht der Planer durch Verzug oder mangelhafte Planung eine Verzögerung des Baus, ist er zur Nachbesserung, Reduzierung seines Honorars sowie zum Schadensersatz verpflichtet (Artikel 280 des Vertragsgesetzes).

Umfang der Haftung

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Baurecht in China

Nicht gesetzlich geregelt ist der Fall, dass das Bauwerk zwar pünktlich errichtet wird, sich aber nach Fertigstellung herausstellt, dass die vertraglichen Vorgaben vom Planer nicht eingehalten wurden. Hier ist zu unterscheiden: Hat der Planer eine vertragliche Garantie übernommen, so steht seine Haftung außer Frage. Anders könnte die Rechtslage bei Fehlen einer solchen expliziten Garantie sein. Es ist davon auszugehen, dass auch in solchen Fällen im Prinzip Schadensersatz zu leisten ist, der allerdings nachweisbar und messbar sein muss (gegeben etwa im Falle der Unterschreitung beispielsweise von Geschossflächenzahlen). Im gegenteiligen Fall bedarf es der Festlegung einer Vertragsstrafe.

Preisrecht

Honorare Das Preisgesetz Chinas ist grundsätzlich auch auf die Dienstleistungen von Ingenieuren und Architekten anwendbar, überlässt es aber den zuständigen Behörden, bei Bedarf Preisvorschriften für einzelne Dienstleistungen von besonderer Bedeutung für die öffentliche Wohlfahrt – hierzu zählen auch Planungsleistungen – zu erlassen. Entsprechend hat der Staatsrat gemeinsam mit dem Bauministerium im Jahre 2002 die Verwaltungsbestimmungen über die Honorare von Vermessern und Planern im Baubereich und hierauf aufsetzend die Standards für Honorare von Bauplanern erlassen. Deren wesentlicher Inhalt ist wie folgt: – Bei Bauprojekten ab einer Größenordnung über 5 Millionen RMB (= knapp 500 000 Euro) werden staatliche Richtpreise festgesetzt; bei Projekten unterhalb dieser Schwelle ist die Preisfindung den Parteien überlassen. – Es gibt ein Grundhonorar für die Entwurfs- und für die Ausführungsplanung; ferner kann für zusätzliche Leistungen eine zusätzliche Vergütung verlangt werden. – Der Richtpreis kann bei herausragender Qualität des Projektes (etwa bei Verwendung neuer Technologien oder besonderer Umweltfreundlichkeit) um bis zu 25 Prozent überschritten werden. Fraglich ist, ob die Preisvorschriften auch für ausländische Architekten, die in China tätig sind, zwingend sind. Nach ihrem Wortlaut sind die Vorschriften auf sämtliche Bauvorhaben innerhalb Chinas anwendbar. Dennoch ergibt sich aus den einschlägigen Vorschriften, dass sich ausländische Architekten zumindest auf Ausnahmeregelungen berufen können, falls ihre Honorare von den genannten Bestimmungen abweichen. So soll das Honorar eines ausländischen Planers, sofern wegen der technologischen Erfordernisse eines Projektes seine Hinzuziehung erforderlich wird, auf der Grundlage der Preisvorschriften von den

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Bau- und Planungsrecht

Parteien ausgehandelt werden, das heißt, die Honorarvorschriften sind hier lediglich ein unverbindlicher Referenzmaßstab. Dies folgt auch aus Artikel 12 der oben genannten Vorläufigen Regeln, wonach zwar einerseits die Standards der Honorierung in China zu beachten sind, die Vergütung aber durch Verhandlungen unter Berücksichtigung internationaler Gepflogenheiten und der tatsächlichen Arbeitslast festzulegen ist. In der Praxis fallen die Architektenhonorare erheblich niedriger aus als im Westen: nach inoffiziellen Zahlenangaben meist 50 Prozent, gelegentlich auch zwischen 20 und 30 Prozent. Dies liegt vor allem am starken Wettbewerb und am immer noch vergleichsweise niedrigen Entwicklungsniveau des Landes. Werden Planungsleistungen von einem Planung-FIE oder offiziell von einem chinesischen Planungsbüro in China erbracht, sind diese in der chinesischen Währung Renminbi (RMB) zu vergüten. Eine Bezahlung in Fremdwährung ist unzulässig. Allerdings sind solche Summen über autorisierte Banken konvertierbar. Dies setzt allerdings eine ordnungsgemäße Dokumentation voraus (Nachweis der Herkunft der Beträge, Nachweis über Steuerzahlungen, Nachweis eines Beschlusses des FIE-Vorstandes über die Gewinnverteilung). Sofern Leistungen grenzüberschreitend erbracht werden – etwa von ausländischen Planungsbüros direkt für große chinesische Planungsbüros oder FIEs, die Außenhandelsbefugnis haben – kommt eine Vergütung in Devisen (Dollar, Euro) in Betracht. B 2.2.6 Vertragsgestaltung Auch wenn die Vertragsgestaltung in diesem Buch nicht umfassend dargestellt werden kann, sollen doch die wichtigsten Aspekte im Folgenden dargelegt werden. Zunächst ist dies die Rechtswahl: Bei Verträgen mit internationalem Bezug besteht für die Parteien grundsätzlich die Option, die Anwendung des Rechts des Herkunftslandes eines der Beteiligten (oder gar eines dritten Landes) zu vereinbaren. In China ist dabei Folgendes zu beachten: Die Wahl eines ausländischen Rechts als Vertragsgrundlage ist bei Verträgen zwischen zwei chinesischen Beteiligten – und als solche gelten auch FIEs – nicht möglich. Dagegen kommt eine Rechtswahl bei grenzüberschreitenden Dienstleistungen, etwa bei Verträgen zwischen einem ausländischen Planer und einem chinesischen Partner, grundsätzlich in Betracht. Das Problem dabei ist, dass von chinesischen Gerichten eine Rechtswahl nicht selten ignoriert wird. Bestimmungen des chinesischen Gesetzesrechts werden als zwingend interpretiert (ordre public).

Währungsregime

Rechtswahl

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Baurecht in China

Das chinesische Preisrecht der Architekten und Ingenieure (siehe oben) ist zwar als grundsätzlich zwingend anzusehen, lässt aber der Honorarbestimmung vor allem bei avancierten Vorhaben sehr viel Spielraum. Leistungsumfang

Der Leistungsumfang wird nicht wie in einigen europäischen Staaten aus Honorarordnungen oder Verbandsvorlagen abgeleitet, sondern ist im Detail zu vereinbaren. Um spätere Streitigkeiten über Änderungswünsche, Sonderleistungen und Ähnliches zu vermeiden, sollte eine möglichst präzise, ausführliche Leistungsbeschreibung angestrebt werden.

Vergütung

Eines der größten Probleme ausländischer Planer in China ist die Sicherstellung ihrer Vergütung. Es gibt hier verschiedene Wege, dies zu erreichen: Manche Planer verlangen von ihren chinesischen Auftraggebern Vorschüsse, die bis zu 50 Prozent des Auftragsvolumens ausmachen. Dies setzt eine entsprechende Verhandlungsposition voraus, ist aber in China durchaus üblich. Die Abrechnung nach Zeitabschnitten (Monaten, Vierteljahren) dagegen, so vorteilhaft sie für den Planer sein mag, ist in China unüblich und dürfte in der Regel schwer verhandelbar sein. Am ehesten scheint eine Absicherung der Vergütung durch ein System der Abrechnung nach abgrenzbaren Bauabschnitten durchsetzbar zu sein. Das im Folgenden erklärte bill-of-quantity-Konzept der FIDIC-Regeln hat in China bereits Anwendung gefunden: Als Daumenregel kann gelten, dass nicht mehr als 30 Tage Arbeit unvergütet vorgeleistet werden sollten. Weiter gilt als Grundregel, dass der Löwenanteil der Arbeit nicht erledigt sein sollte, bevor nicht jedenfalls ein signifikanter Anteil des Honorars gezahlt wurde.

Haftungsregelungen im Vertrag

Bei Verwendung von fit-for-purpose-Klauseln ist Vorsicht geboten. Nach angloamerikanischem Rechtsverständnis übernimmt der Unternehmer (Subunternehmer, Planer) eine verschuldensunabhängige Haftung für das Erreichen der Planungsziele. In den FIDIC-Regeln werden diese nicht ausdrücklich verwendet, zum Teil aber vorausgesetzt. Fazit: Wie oben ausgeführt, sind die gesetzlichen Regelungen über die Haftung des Planers für Schäden Dritter an Körper und Eigentum durch Mängel des Bauwerks, die auf die Tätigkeit des Planers zurückzuführen sind, zwingend und können mit Wirkung zu Lasten Dritter (etwa der künftigen Nutzer des Bauwerks) nicht wirksam abbedungen werden. Selbst eine Rechtswahl dürfte hier – jedenfalls in den

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Bau- und Planungsrecht

Augen eines chinesischen Gerichtes – insoweit unwirksam sein, als sie die Ansprüche solcher Geschädigter ausschließt. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, die eigene Haftung zu minimieren:

Vertragliche Haftungsminimierung

– Haftungsminimierung durch Abgrenzung der Verantwortungsbereiche: Sinnvoll erscheint insbesondere im Verhältnis zum etwa vorhandenen chinesischen Partnerbüro eine möglichst präzise vertragliche Festlegung der jeweiligen Verantwortungsbereiche. – Freistellungsansprüche gegen Vertragspartner (Generalunternehmer): Hier kann auch ein Freistellungsanspruch gegen den Partner für Ansprüche Dritter vorgesehen werden. – Haftung gegenüber dem Besteller/Generalunternehmer: Gegenüber Ansprüchen des Auftraggebers oder Generalunternehmers wegen Schäden durch Planungsfehler gelten die obigen Empfehlungen sinngemäß. Empfehlenswert ist die Festlegung von angemessenen Ausschlussfristen für Schadensersatzansprüche des Auftraggebers bzw. des Unternehmers. – Haftungsminimierung durch Gründung eines FIDE: Ein wesentlicher Vorteil der Gründung eines FIDE ist die Minimierung von Haftungsrisiken durch Zwischenschaltung einer eigenständigen juristischen Person in Form eines FIDE. Selbstverständlich kann eine solche Risikominimierung auch offshore durch die Beteiligung einer in einem Drittland ansässigen Tochter erreicht werden. Vertragsstrafen sind zwar nach chinesischem Recht grundsätzlich zulässig und auch empfehlenswert, allerdings besteht für die Betroffenen die Möglichkeit, eine Anpassung der Vertragsstrafen an die Höhe der tatsächlich erlittenen Schäden durch die Volksgerichte zu erreichen. Diese Option kann vertraglich nicht abbedungen werden (außer durch eine Rechtswahl, siehe oben).

Vertragsstrafen

Die Anzeige von Mängeln oder Beschwerden sollte formalisiert sein, um künftigem Streit vorzubeugen. Dies beinhaltet etwa auch die Festlegung von Fristen für die Mitteilung von Mängeln.

Mängelanzeigen

Unbedingt vertraglich geregelt werden sollte das Verfahren der Streitbeilegung. Sinnvoll ist hierbei Vereinbarung einer Schlichtungsinstanz, die eine vorläufige Entscheidung trifft, welche anschließend eventuell gerichtlich oder schiedsgerichtlich überprüft

Streitbeilegung

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Baurecht in China

werden kann. Dies wird auch von den FIDIC-Regeln favorisiert. Daneben ist im Regelfall – außer bei kleineren Vorhaben – wegen der Unwägbarkeiten der chinesischen Justiz die Wahl eines Schiedsgerichtes empfehlenswert. Dies soll im folgenden Kapitel näher erläutert werden.

Durchsetzung von Forderungen ausländischer Gläubiger

B 2.2.7 Rechtsdurchsetzung Die Durchsetzung der Forderungen ausländischer Gläubiger gegen chinesische Unternehmen ist regelmäßig durch folgende Umstände erschwert: – durch das Phänomen des lokalen Protektionismus, – durch das Problem der unzureichenden Professionalität und Verlässlichkeit der chinesischen Justiz, – durch das Verschwinden des Vertragspartners oder – durch die mangelnde Vollstreckbarkeit ausländischer Gerichtsentscheidungen. Es kommt immer wieder vor, dass der Vertragspartner «abtaucht», dabei seinen Geschäftssitz und seine Firma aufgibt und entweder vollkommen von der Bildfläche verschwindet oder aber – mit neuer Firma und Adresse ausgestattet – kurze Zeit später seine Geschäfte wieder aufnimmt und sich für die Erfüllung der Forderung des ehemaligen Partners unzuständig fühlt. Solchen auch nach chinesischem Recht grundsätzlich missbilligten Praktiken ist mit Rechtsmitteln nur unter erheblichem Aufwand beizukommen. Bei der Zusammenarbeit mit staatlichen Planungsbüros besteht daneben die Gefahr, dass diese aufgelöst werden und die ehemaligen Beschäftigten private Planungsbüros gründen, ohne die Verpflichtungen des früheren Rechtsträgers zu übernehmen. Ferner ist der Umstand zu erwähnen, dass die Parteien in ihren Verträgen – vielleicht auf Drängen des ausländischen Partners – einen ausländischen Gerichtsstand vereinbart haben. Hier ist größte Vorsicht geboten, da zum Beispiel Urteile deutscher Gerichte in China regelmäßig nicht anerkannt und somit auch nicht vollstreckt werden können.

Durchsetzung von Forderungen chinesischer Gläubiger

Haben sich die Parteien auf einen chinesischen Gerichtsstand geeinigt, hat der chinesische Gläubiger zunächst einen gewissen Heimvorteil. Diesen kann er sich aber nur dann zunutze machen, wenn der ausländische Vertragspartner signifikante Werte in China hat, auf die in der Vollstreckung zugegriffen werden können (etwa das Vermögen eines FIE). Die Vollstreckung chinesischer Gerichtsurteile im Ausland trifft auf dieselben Schwierigkeiten wie umgekehrt auch.

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Ausschreibungen

Eine pauschale Empfehlung für Gerichtstands- und Schiedsklauseln kann es nicht geben. Die Vorzüge eines Schiedsgerichtes sind die größere Sachkunde und der schnellere Erhalt eines rechtskräftigen Titels, nachteilig sind die zum Teil erheblich höheren Kosten. Ausländische Planer sollten unbedingt darauf achten, dass ihre Haftpflichtversicherung die Wahl eines Schiedsgerichtes abdeckt, was bei Standardverträgen zum Beispiel in Deutschland nicht der Fall ist. Bei Großprojekten ist die Wahl eines Schiedsgerichtes aus dem Kreis der bekannten internationalen Institutionen, wie zum Beispiel die Stockholm chamber of commerce oder die Zürcher Handelskammer, vorzuziehen. Entscheidungen von «Ad-hoc-Schiedsgerichten», also solchen, die eigens für den zu entscheidenden Fall zusammengerufen werden, sind in China nicht anerkannt. Daneben ist auch die Wahl eines innerchinesischen Schiedsgerichtes, etwa der CIETAC (China International Economic and Trade Arbitration Commission) in Peking, möglich, in dessen Richterliste auch Ausländer aufgenommen sind. Dies kann gegebenenfalls gewisse Vorteile bei der Vollstreckung bringen, da Schiedssprüche von CIETAC nicht mit einem «Ausländermalus» behaftet sind. Von der Vereinbarung eines ausländischen Gerichtsstandes sollte aus den oben genannten Gründen im Regelfall abgesehen werden. Innerhalb Chinas ist es sinnvoll, ein Gericht der Metropolen (Peking, Shanghai) zu wählen, vorzugsweise aus einer Stadt, die nicht Unternehmenssitz des chinesischen Partners ist.

B 2.3

Ausschreibungen

Die chinesische Regierung hat bereits vor einigen Jahren – in etwa zeitgleich mit der parallelen Entwicklung in der Europäischen Union – das Bedürfnis nach einer transparente Regelung der Vergabe öffentlicher Aufträge erkannt. Wie in Europa, kam man auch in China zu dem Schluss, dass eine Vergabe im Wege öffentlicher Ausschreibung ein Verfahren bietet, das im Regelfall zu den besten und preisgünstigsten Lösungen führt und gleichzeitig hilft, die Korruption einzudämmen, die in China weit verbreitet ist. Entsprechend hat China mit dem Ausschreibungsgesetz (1999), dem Regierungsvergabegesetz (2002) und einer Fülle nachrangiger Vorschriften den Bereich der Auftragsvergabe durch die öffentliche Hand – vergleichbar dem umfassenden Anwendungsbereich der EU-Vergaberichtlinien – einem festen Regelwerk unterstellt. Das Volumen öffentlicher Aufträge, das dem Ausschreibungsregime Chinas unterliegt, ist groß: Halboffizielle Schätzungen gehen von

Gerichtsstands- und Schiedsklauseln

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Baurecht in China

einer jährlichen Auftragssumme von bis zu 4 000 Milliarden Renminbi (ca. 400 Milliarden Euro) bis zum Jahre 2008 aus. Es lohnt sich also, sich mit dem Vergaberecht Chinas zu befassen. Rechtsgrundlagen

Das chinesische Vergaberecht ist durch eine Hierarchie von Normen bestimmt, die sich in vier Ebenen gliedern lässt: 1. Auf der höchsten Ebene stehen das bereits erwähnte Ausschreibungsgesetz und das Regierungsvergabegesetz. 2. Auf der zweiten Ebene sind die Erlasse des Staatsrates zu beachten. 3. Auf der dritten Ebene existieren Ausführungs- und Verwaltungsbestimmungen, die von der Staatlichen Planungs- und Entwicklungskommission (State Development Planning Commission, SDPC) oder anderen Behörden (insbesondere von den Fachministerien oder den Behörden der Provinzebene) verabschiedet werden. 4. Auf unterster Ebene sind Verwaltungsanweisungen zur Verwaltung und Überwachung der Projekte zu beachten. Hinzu kommen häufig lokale Bestimmungen, die nicht immer in Einklang mit den nationalen Regelungen stehen. Als wichtigstes lokales Regelwerk sind die Pekinger Ausschreibungsbestimmungen zu nennen, die neben den nationalen Normen Grundlage des Ausschreibungsverfahrens für die Bau- und Infrastrukturvorhaben rund um die Olympischen Spiele 2008 in Peking sind.

Verhältnis Regierungsvergabegesetz / Ausschreibungsgesetz

Das Ausschreibungsgesetz ist in seinem Anwendungsbereich auf Großvorhaben im Infrastrukturbereich beschränkt, die entweder mit internationalen Krediten oder aus festen Kapitalfonds finanziert werden, während das Regierungsvergabegesetz den Anwendungsbereich der Ausschreibungsvorschriften auf sämtliche Formen staatlicher Vergabe erweitert. Dies betrifft die Vergabe von Bauvorhaben wie von Dienstleistungen sowie der Beschaffung von Gütern oberhalb bestimmter Schwellenwerte, die in einem zentralen Katalog der Regierungsvergabe zusammengefasst sind. Explizit vom Anwendungsbereich des Regierungsvergabegesetzes ausgeschlossen ist die militärische Beschaffung, implizit die Auftragsvergabe durch staatseigene Betriebe. Das Regierungsvergabegesetz enthält im Vergleich zum Ausschreibungsgesetz detailliertere Vorschriften zum Verfahren der Ausschreibung. Ferner regelt das Regierungsvergabegesetz die Fälle, in denen von einer Ausschreibung ausnahmsweise abgesehen werden darf.

Bevorzugung inländischer Anbieter

Das Regierungsvergabegesetz schreibt vor, dass grundsätzlich inländische Anbieter zu bevorzugen sind, es sei denn, die Vergabe an

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Ausschreibungen

einen inländischen Anbieter ist unmöglich oder wirtschaftlich nicht vertretbar oder es handelt sich um eine Beschaffung zur Verwendung außerhalb Chinas. Dies ist ein bedauerlicher, häufig kritisierter legislatorischer Rückschritt. Klärungsbedürftig ist in diesem Zusammenhang, inwieweit Planung-FIEs Inländerstatus genießen. Dies ist nach Erachten des Autors uneingeschränkt zu bejahen; zu befürchten ist aber, dass die behördliche Praxis (wie in anderem Zusammenhang geschehen) auch die Mehrheitsverhältnisse eines FIE in Blick nimmt. Das chinesische Vergaberecht kennt zwei Verfahren der Ausschreibung, die öffentliche und die nichtöffentliche Vergabe. Die nichtöffentliche Vergabe bedeutet eine Einladung zur Abgabe eines Angebotes an einen geschlossenen Kreis von Bietern. In der Praxis, insbesondere bei der Ausschreibung von großen Bauvorhaben (etwa der U-Bahn Peking), wird nicht selten ein Verfahren der Präqualifikation durchgeführt. Hierbei ergeht zunächst eine Aufforderung zur Abgabe eines Angebotes an die Öffentlichkeit. In diesem Angebot wird auf ein System generalisierter Qualifikationskriterien Bezug genommen, welchem die interessierten Unternehmen zu genügen haben. Paragraph 18 des Ausschreibungsgesetzes lässt offen, ob die Qualifikation der Bieter auf einer ersten Stufe oder im Rahmen der Gesamtbewertung des Angebotes erfolgt. Die Bestimmung von Paragraph 16 der Pekinger Ausschreibungsregeln sieht ein zweistufiges Verfahren der Präqualifikation vor, überlässt es aber dem Auftraggeber, die Kriterien der Präqualifikation festzulegen. Regelmäßig wird hierbei ein bestimmtes staatliches Qualifikationszertifikat für Projekte einer bestimmten Größenordnung in einem bestimmten Segment des Bau- und Infrastruktursektors eingefordert (der leitende Ingenieur zum Beispiel muss ein Zertifikat der Klasse A für Ingenieurwesen und Brückenbau des Bauministeriums der Volksrepublik China aufweisen). Das Ausschreibungsgesetz überlässt es der Provinzebene festzulegen, in welchen Fällen eine öffentliche und in welchen eine nichtöffentliche Ausschreibung stattzufinden hat. So machen die Pekinger Ausschreibungsbestimmungen die öffentliche Ausschreibung zur Regel, nichtöffentliche Ausschreibungen sind regelmäßig nur dann zulässig, wenn wegen besonderer technologischer oder Umweltanforderungen ohnehin nur ein sehr kleiner Kreis potentieller Bieter in Betracht kommt (Paragraph 11 Ziffer 1 bis 3 der Pekinger Ausschreibungsbedingungen).

Arten der Ausschreibung

Sämtliche staatlichen Stellen sind gehalten auszuschreiben, wann immer dies gesetzlich vorgesehen ist; es gilt ein allgemeines Verbot, die Ausschreibungsgesetze zu umgehen.

Allgemeines Umgehungsverbot

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Baurecht in China

Verbot diskriminierender Behandlung

Das Vergaberecht schreibt für Ausschreibungen ein offenes und faires Verfahren vor und verbietet die diskriminierende Behandlung einzelner Bieter. Ferner sind auch regelwidrige Absprachen zwischen den Bietern sowie zwischen einzelnen Bietern und dem Auftraggeber verboten und unter bestimmten Voraussetzungen unter Strafe gestellt.

Bietergemeinschaften / Konsortien

Das Vergaberecht lässt Bietergemeinschaften zu. Jedes Mitglied der Bietergemeinschaft muss die in der Ausschreibung geforderten Qualifikationen in eigener Person erfüllen; die Einstufung der Qualifikation einer Bietergemeinschaft erfolgt nach Maßgabe des niedrigstqualifizierten Mitgliedes, was die Attraktivität von Bietergemeinschaften gerade für hochqualifizierte Unternehmen nicht eben erhöht. Wettbewerbsbeschränkende Abreden durch Bietergemeinschaften sind ebenso unzulässig wie der vom Auftraggeber in wettbewerbsbeschränkender Absicht ausgeübte Druck zur Bildung einer Bietergemeinschaft (Paragraph 32 des Ausschreibungsgesetzes).

Tendering Agents

Der Auftraggeber kann die Ausschreibung selbst oder durch einen so genannten Tendering Agent durchführen lassen. Tendering Agents sind vom chinesischen Staat zugelassene, auf derartige Verfahren spezialisierte Unternehmen.

Ablauf des Verfahrens

Zwischen der Bekanntmachung der Ausschreibung in landesweiten Publikationen und dem Ablauf der Angebotsfrist muss ein Zeitraum von mindestens zwei Wochen liegen. Verspätet eingegangene Angebote werden nicht berücksichtigt. Die Eröffnung der Angebote erfolgt im Beisein aller Bieter. Anschließend bewertet eine Bewertungskommission die Angebote. Diese Kommission ist eine Gruppe von Fachleuten, die entweder vom Auftraggeber oder vom Tendering Agent gestellt wird. Personen, die ein Interesse am Ausgang der Ausschreibung haben, sind von der Bewertungskommission auszuschließen. Die Bewertungskommission wählt das Angebot aus, das den Zuschlag erhalten soll, die Auswahlkriterien unterliegen dabei strenger Geheimhaltung. Die Empfehlung der Bewertungskommission ist für den Auftraggeber bindend. Innerhalb von 30 Tagen nach Zuschlag soll zwischen dem erfolgreichen Bieter und dem Auftraggeber ein schriftlicher Vertrag geschlossen werden.

Subunternehmer

Das Unternehmen, das den Zuschlag erhalten hat, darf den Auftrag weder als Ganzes noch in wesentlichen Teilen Dritten zur Ausführung überlassen. Die Beschäftigung von Subunternehmern für nicht wesentliche Teile des Auftrages ist jedoch zulässig.

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Ausschreibungen

Verstöße gegen die oben genannten Verfahrensregeln sind mit Bußgeldern belegt. Im Falle betrügerischen Zusammenwirkens mehrerer Bieter oder von Bietern und Auftraggebern zum Nachteil des Staates sind auch strafrechtliche Sanktionen vorgesehen. Wichtiger noch für die benachteiligten Bieter dürfte die regelmäßig vorgesehene Rechtsfolge der Nichtigkeit des Zuschlages sein. Schreibt eine staatliche Stelle ein Vorhaben nicht aus, obwohl dieses ausgeschrieben werden müsste, so können unter anderem die für das Vorhaben vorgesehenen Finanzmittel zeitweilig eingefroren oder sogar das Vorhaben selbst zeitweilig eingestellt werden. Bei bestimmten besonders gravierenden Verstößen gegen das Vergaberecht ist ein Schadensersatzanspruch für benachteiligte Bieter vorgesehen, etwa für den Fall einer manipulativen Zusammenarbeit zwischen mehreren Bietern oder zwischen einem Bieter und dem Auftraggeber, sofern hierbei mittels Bestechung des Auftraggebers oder der Mitglieder der Bewertungskommission der Zuschlag angestrebt wird.

Rechtsfolgen von Verstößen

Im Falle von Verstößen gegen die Vergabegesetze haben Bieter das Recht, innerhalb bestimmter Fristen eine Gegenvorstellung bei dem Auftraggeber bzw. eine Beschwerde gegenüber der zuständigen Aufsichtsbehörde zu erheben. Bleiben diese ohne Ergebnisse, kann Verwaltungsklage bei den Volksgerichten erhoben werden.

Rechtsbehelfe

Das Ausschreibungsgesetz erlaubt ebenso wie das Regierungsvergabegesetz bei Ausschreibungen mit internationaler Finanzierung oder Finanzhilfe eine Abweichung von den Regeln des Ausschreibungsgesetzes, die aber nicht dem Gemeinwohlinteresse der Volksrepublik China zuwiderlaufen dürfen.

International finanzierte Ausschreibungen

Wichtig ist hier vor allem, dass Änderungen der Ausschreibungsbedingungen nur zulässig sind, wenn diese spätestens 15 Tage vor Ablauf der Angebotsfrist sämtlichen Bietern mitgeteilt werden. Die Frist zwischen Bekanntmachung und Angebotsabgabe, die Angebotsfrist, soll mindestens 30 Tage, bei erstrangigen Vorhaben 45 Tage betragen. Bei Ausschreibung von Rohentwurfsplanungen beträgt sie 20 Tage. Ausländische Planer, die an einer inländischen Ausschreibung teilnehmen, bedürfen hierzu der Genehmigung der Provinzebene. Da außerdem der einzureichende Entwurf von einem unterzeichnungsberechtigten Planungsbüro abgezeichnet und gestempelt werden muss, ist eine Teilnahme ausländischer Planer an chinesischen Planungswettbewerben ohne chinesischen Partner oder ein eigenes PlanungFIE praktisch ausgeschlossen.

Ausschreibungen für Bauplanungen

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Baurecht in China

Erwähnenswert ist außerdem, dass die Ausschreibungsbekanntmachung auch eine Regelung über die Entschädigung der Bieter enthalten soll, die nicht an der Ausschreibung teilgenommen haben. Vergabepraxis

In der Praxis kann davon ausgegangen werden, dass bei großen Projekten der Zentralebene sowie bei international finanzierten Projekten die oben genannten Vergaberegeln eingehalten werden. Weltbankprojekte oder solche, die von der Asian Development Bank (mit-)finanziert werden, folgen ohnehin eigenen Standards, die vom chinesischen Vergaberecht ausdrücklich zugelassen sind. Bei Vorhaben unterhalb dieser Ebenen kommt es immer wieder zu Verstößen gegen das Vergaberecht. Zu nennen sind insbesondere: – Die Nichtausschreibung von Vorhaben, die eigentlich ausschreibungspflichtig sind; in diesem Zusammenhang zu sehen ist auch die Verkürzung der vorgesehenen Ausschreibungsfristen zu Lasten ortsfremder Bieter oder die Bekanntmachung in vergleichsweise unbekannten Fachpublikationen statt in den auch international beachteten landesweiten Medien; – Das manipulative Zusammenwirken einzelner Bieter mit dem Auftraggeber; – Die Einmischung von unzuständigen Behörden in das Ausschreibungsverfahren, nicht selten mit dem Ziel, eine Bevorzugung einheimischer Bieter zu erreichen (Stichwort «lokaler Protektionismus»); – Bestechung von Mitgliedern der Bewertungskommission oder der für den Zuschlag zuständigen Angestellten des Auftraggebers. Diese Liste ist nicht abschließend. Ausländische Planer sollten darauf achten sicherzustellen, die erforderlichen inländischen Qualifikationsnachweise entweder selbst (als Planung-FIE) oder in Person des chinesischen Partners zu besitzen. Außerdem sollten sie vorab vertraglich die Kosten ihrer Teilnahme am Wettbewerb klären und durch vertragliche und andere Maßnahmen den Urheberrechtsschutz der Entwürfe absichern.

B 2.4 Grundlagen des Urheberrechtsschutzes

Urheberrechtsschutz für Architekten und Ingenieure

Das chinesische Urheberrechtsgesetz (2002) erkennt in Artikel 4 Ziffer 9 auch Bauwerke als schutzfähig an. Die Ausführungsbestimmungen zum Urheberrechtsgesetz präzisieren dies dahingehend, dass Bauwerke schutzfähig sein sollen, sofern sie in der Form des Bauwerkes oder seiner Bestandteile eine ästhetische Bedeutung aufweisen. Das

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Urheberrechtsschutz für Architekten und Ingenieure

Bauwerk muss also eine schöpferische Leistung verkörpern. Mit dem Bauwerk geschützt sind auch die Pläne, Entwürfe, Zeichnungen, die seiner Errichtung dienen. Wie im Bereich des Immaterialgüterrechtsschutzes in China allgemein lassen sich auch bei der Durchsetzung der geistigen Eigentumsrechte von Architekten und Ingenieuren in der Praxis erhebliche Defizite feststellen. Nachahmungen der Gestaltungsvorschläge etwa auf Architekturwettbewerben durch Konkurrenten, sogar der ungenehmigte Nachbau eines an einem bestimmten Ort errichteten Gebäudes in einer anderen Stadt oder Provinz kommen vor. Dies liegt zum einen an den Defiziten der chinesischen Justiz im Allgemeinen wie auch daran, dass das Konzept eines Gebäudes als urheberrechtsschutzfähiges Werk in China noch keine allgemeine Anerkennung gefunden hat. Hinzu kommt, dass in der einschlägigen Literatur und Rechtspraxis der Begriff des «Werkes» noch nicht abschließend konturiert ist, insbesondere der aus dem deutschen Recht stammende Begriff der «Schöpfungshöhe» als Voraussetzung für die Schutzfähigkeit wird weiterhin diskutiert. Zum Urheberrechtsschutz von Bauwerken sind bereits Streitfälle vor chinesischen Gerichten hängig, höchstrichterliche Entscheidungen fehlen derzeit aber noch. Zum Autor: Dr. Christian Gloyer ist als Rechtsanwalt auf ausländische Direktinvestitionen in China spezialisiert und beherrscht Mandarin in Wort und Schrift. Er war zunächst mehrere Jahre für eine deutsche Großkanzlei in München und Hong Kong tätig, danach als selbständiger Anwalt in Berlin. 2004 gründete er die Sozietät BGKW Rechtsanwälte. Die Sozietät betreut sowohl deutsche Unternehmen mit Chinaengagement als auch chinesische Unternehmen, die in Deutschland aktiv sind.

Rechtspraxis

Planen in China C1

Markteintritt und Akquisition Werner Sübai

Über einen Kontakt zu einem chinesischen Investor, den ich auf meiner ersten Reise nach China kennen lernte, bekam ich im Jahr 2001 eine Einladung nach China. Der chinesische Bauherr stellte uns unterschiedliche Projekte vor, die zur Entwicklung anstanden, woraus sich ein erster projektbezogener Kontakt ergab. Nach meiner Rückkehr nach Deutschland wurde lange über das Projekt und dessen Rahmenbedingungen diskutiert, doch erhielten wir keinen Planungsauftrag und die Entwicklung der Zusammenarbeit kam auf dem Datenhighway von Shanghai nach Düsseldorf aufgrund der großen geographischen Distanz und der daraus resultierenden schwerfälligen Kommunikation zum Erliegen. Die erste realistische Chance zum Eintritt in den chinesischen Markt bot sich für das Büro HPP durch die Einladung zu einem Wettbewerb in Shanghai, der sich mit dem Thema Wohnungsbau beschäftigte. Unterschiedliche Wohnungsbautypen sollten für eine neue Satellitenstadt entwickelt werden, wobei es sogar ein bescheidenes Bearbeitungshonorar gab. Im Frühjahr 2003 gewann HPP den Wettbewerb und bearbeitete das Projekt bis zur Genehmigungsplanung. Dieses erste Projekt bildete die Plattform für weitere Aktivitäten in China: Seit diesem Zeitpunkt betätigen wir uns planerisch rege auf dem chinesischen Markt. Wir beteiligen uns an Wettbewerben und Studien und erarbeiten ausgewählte Planungskonzepte auf Bauherrenanfrage. Die Exotik und das Interesse für das Neue sind längst in den Hintergrund getreten und werden von den Routinen des Architektenalltags überlagert. So individuell sich Kontakte und Zugangsoptionen wie in unserem Fall ergeben haben, lassen sich doch Parallelen und allgemein gültige Systematiken erkennen, die im folgenden Kapitel behandelt werden sollen. Eintritt in den chinesischen Markt Der wichtigste Faktor für den Eintritt in den chinesischen Markt ist der (internationale) Bekanntheitsgrad des Architekturbüros. Dieser Bekanntheitsgrad erleichtert dem Architekten das Entree bei Bau-

Bekanntheitsgrad

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Markteintritt und Akquisition

Abb. 1.1: Für die «Satellitenstadt» Anting New Town im Distrikt Jiading im Südwesten von Shanghai hat HPP vier unterschiedliche Wohngebäudetypen entwickelt: Geschosswohnungsbau im Blockrand, . . .

Abb. 1.2: . . . Stadtvillen, . . .

herren, die an westlicher Planungsqualität interessiert sind. Chinesen sind in der Regel davon überzeugt, dass die Bekanntheit eines Büros und vor allem dessen Mitarbeiterzahl eine klare Aussage über die Qualität der Planung und die Professionalität gibt.

Markteintritt und Akquisition

Abb. 1.3: . . . Punkthäuser und . . .

Abb. 1.4: . . . ein Langhaus.

Regelmäßige Publikationen tragen dazu bei, den Bekanntheitsgrad des Architekturbüros und die geplanten sowie realisierten Projekte zu kommunizieren. In China besitzt das Printmedium einen hohen Stellenwert. Eine international ausgerichtete Homepage ist eine weitere Grundvoraussetzung. Bei der Recherche nach geeigneten Oversea-Archi-

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Markteintritt und Akquisition

tekten stellt das Internet für einen chinesischen Bauherrn eine erste Kontaktmöglichkeit und Informationsquelle dar. Von Vorteil ist, wenn sowohl die Publikationen als auch die büroeigene Website in Englisch und idealerweise in Mandarin aufgebaut sind. (Gleiches gilt natürlich auch für die Printmedien.) Beiträge in chinesischen Fachzeitschriften und architekturbezogenen chinesischen Internetforen stellen einen weiteren Baustein für ein gezieltes Marketing dar. Präsentationen und Selbstdarstellung

Tritt man in direkten Kontakt mit chinesischen Bauherren, unterstützt eine kleine Dokumentation der aktuellen Projekte in einem handlichen Flyer die persönliche Akquisition vor Ort. Dieser Flyer ist im Prinzip wie eine Visitenkarte des eigenen Büros zu verstehen, der auf die interaktive Büropräsentation als grundlegendes Akquisitionswerkzeug verweist. In einer solchen Präsentation lassen sich die individuellen Büroeigenschaften sowie mögliche Spezialisierungen oder auch Projekte mit Detailvertiefung ideal darstellen. Die Chinesen sind – anders als die Europäer – technikverliebt und bedauerlicherweise auch sehr anspruchsvoll. Jede Form der Präsentation und Projektdarstellung sollte daher aufwändiger gestaltet sein als normalerweise in Europa. Der chinesische Bauherr möchte Bilder sehen. Wer die imposantesten Bilder zeigt, so ist die Auffassung vieler Bauherren, muss auch der beste Planer sein.

Kontaktaufnahme

Einen ersten Kontakt mit chinesischen Bauherren kann man als ausländisches Architekturbüro auf unterschiedlichen Wegen erreichen: über Wettbewerbe, direkte Kontaktaufnahmen, Kontaktbörsen, Fachreisen und -messen und andere. Wichtig ist, nicht von kurzfristigem Erfolg auszugehen. Lässt sich ein europäisches Architekturbüro auf den chinesischen Markt ein, so sollte diese Aufgabe von einer Person übernommen werden, die sich persönlich und professionell mittel- oder langfristig engagieren möchte (Inhaber, Geschäftsführer, Partner). Nur über Einzelpersonen mit stetiger Präsenz funktioniert der Aufbau von Beziehungen und die hierarchische Stellung des Ansprechpartners im Planungsbüro ist für den chinesischen Bauherrn viel wichtiger, als dies in Europa der Fall ist. Ist die Kontaktperson ein Geschäftsführer oder Büroinhaber, so geht man von einem ehrlichen und intensiven Interesse des Planungsbüros aus, wohingegen die Betreuung durch angestellte Projektleiter als Desinteresse wahrgenommen werden kann. Das große Mentalitäts- und Sprachproblem ist in der Regel nur über chinesische Architekten, die entweder im deutschen Büro oder aber in der chinesischen Dependance des Architekturbüros tätig sind, zu lösen. Der ausländische Architekt, der Mandarin spricht und somit

Markteintritt und Akquisition

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Abb. 1.5: Das neue Landmark Building des Nanjing International Financial Mansion Center: Der gesamte Gebäudekomplex und das 330 m hohe Hochhaus zeichnen sich durch ein innovatives und nachhaltiges Konzept aus.

in der Lage ist, in China ohne sprachliche Vermittlung zu kommunizieren, benötigt diese chinesischen Vertrauenspersonen nicht im selben Maße. Allerdings ist auch für diesen Architekten das lokale Know-how unabdingbar, um Strukturen und Beziehungen verstehen und nutzen zu können. Wettbewerbe sind eine wichtige Akquisitionsmöglichkeit in China. Darauf zu warten, dass man als Architekturbüro zu einem Wettbewerb eingeladen wird, kann man sich erst dann leisten, wenn man schon an einigen Verfahren mit positivem Resultat teilgenommen hat. Für die ersten Einladungen muss das Architekturbüro etwas tun:

Wettbewerbe als Akquisitionsmöglichkeit

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Markteintritt und Akquisition

Stadtverwaltungen besuchen, sich empfehlen, Bauherren anschreiben und von den eigenen Fähigkeiten überzeugen. Dies geschieht am besten persönlich und vor Ort. Der direkte Austausch mit dem Bauherrn während der ersten Projektphasen hilft, die Akzeptanz und das Verständnis für die eigene Entwurfshaltung zu gewinnen. Über die Wettbewerbsbearbeitung entsteht dann nach und nach ein Beziehungsgeflecht, durch welches das Büro sich Schritt für Schritt weiter entwickeln kann.

Abb. 1.6: Das Fenglin Biomedical Center in Shanghais historischem Stadtteil Xuhui: Die städtebauliche Konzeption des Campus verbindet zukunftsweisend die Anforderungen eines Knowledge Hubs mit den Anliegen einer nachhaltigen städtebaulichen Restrukturierung.

Niederlassungen als Akquisitionsbasis

Präsenz vor Ort HPP ist derzeit dabei, sich über die regelmäßigen Reisen nach China hinaus ein Standbein in China aufzubauen. Ein Büro vor Ort ist ein wesentliches Akquisitionsinstrument: Man ist für den chinesischen Bauherrn schnell erreichbar, verfügt über eine Infrastruktur vor Ort und kann ohne Zeitverzug schlagkräftig agieren. Dabei darf die Größe Chinas nicht unterschätzt werden: Das Land besitzt eine geographische Ausdehnung in der Nord-Süd-Achse, die der Distanz von Norwegen bis nach Sizilien entspricht. Dieser Markt lässt sich nicht mit dem europäischen Markt vergleichen, und mit einer gewissen Selbstbeschränkung im Aktionsradius tut man sich einen großen Gefallen.

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Markteintritt und Akquisition

Ferner stellt die bewusste Auseinandersetzung mit den Mentalitätsunterschieden zwischen Europäern und Chinesen eine Erleichterung des gegenseitigen Verständnisses dar. Diese können selbst in China regional grundverschieden sein. Der größte Unterschied zwischen der heimatlichen Akquisition und der in China liegt darin, dass man sich in der Regel nicht unmittelbar persönlich austauschen kann. Die wenigsten chinesischen Bauherren sprechen Englisch oder Deutsch, so dass in der Regel immer über einen Dritten kommuniziert werden muss. Bei der Bürodarstellung ist man so ganz auf die gestalterische und technische Qualität angewiesen, die durch die Publikationen, Präsentationen und Flyer vermittelt werden, sowie von den Fähigkeiten des Dolmetschers oder der eigenen chinesischen Mitarbeiter. Es ist zudem für Außenstehende schwierig herauszufinden, welcher Mitarbeiter in einem chinesischen Unternehmen der richtige Ansprechpartner für ein spezielles Anliegen ist oder wer für die internen Entscheidungsprozesse zuständig ist. Hierarchien und Zuständigkeiten werden nicht wie in Europa oder Amerika offen nach außen kommuniziert, sondern müssen sukzessive in Erfahrung gebracht werden. Oftmals fallen Entscheidungen nicht in dem Kreis, in dem diese besprochen werden, sondern unter Ausschluss des Architekten in einem hochrangiger besetzten Gremium.

Eingehen auf Mentalitätsunterschiede

Kommunikationsprozesse und Besprechungen verlaufen anders als gewohnt. Wir können uns in Deutschland oder Europa zumeist schnell und sachbezogen über ein spezielles Planungsthema verständigen, selbst in einem Kreis von Beteiligten, die zum ersten Mal zusammenkommen. Hierbei legen wir Wert auf die Klärung von Problemstellungen und vereinbaren, welcher der Anwesenden was zur Lösung des jeweiligen Problems beitragen kann. Solche Besprechungen verlaufen bei uns in der Regel hierarchiefrei und sind in der Diskussion für alle Beteiligten offen, die etwas zur Sache beitragen können. Wir arbeiten in definierten Projektstrukturen, deren Ziel es ist, in einem bestimmten Zeit- und Kostenrahmen eine Bauaufgabe, die zuvor inhaltlich, gestalterisch und qualitativ festgelegt wurde, umzusetzen. Wir definieren möglichst genau die Zielkonditionen, bevor wir uns auf den Weg machen.

Deutsche oder europäische Kommunikationsprozesse

In China scheint es oftmals genau umgekehrt zu funktionieren: Der Bauherr macht sich mit einer bestimmten Idee auf den Weg, ohne genau zu wissen, wie sein Ziel aussieht oder wie er ans Ziel kommt. Die Planung bzw. das Planungsziel sind nicht klar definiert und somit unterschiedlichen Änderungseinflüssen ausgesetzt. Es kann passieren, dass vor Planungsbeginn versäumt wurde, eine Bedarfsuntersu-

Chinesische Kommunikation

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Markteintritt und Akquisition

chung oder Marktabfrage für das neue Gebäude zu erstellen, und der Entwurf deshalb während des Planungsverlaufs an völlig neue Anforderungen, Standorte, Volumina oder Funktionen angepasst werden muss. Es ist auch möglich, dass der chinesische Bauherr bestimmte formale Ideen entwickelt, die sich konstruktiv aber nicht einfügen lassen. Solche und ähnliche Situationen kommen immer wieder vor und man muss als Planer die nötige Flexibilität mitbringen, um sie zu meistern. Gemeinsames Essen, um sich der gegenseitigen Wertschätzung zu versichern, ist ein Ritual, das von der Wertigkeit unserem Projektablaufplan entspricht. Oftmals werden dabei wichtige Informationen auf informeller Ebene nebenbei erwähnt. China ist nach wie vor ein Schwellenland, und die Chinesen lieben es, technische Errungenschaften und ihren damit verbundenen Wohlstand darzustellen. Genauso erwarten sie von ihren Gästen entsprechend «hofiert» zu werden. Ein Mitbringsel aus der eigenen Heimatstadt, etwas Typisches aus der Region, zeigt dem Bauherrn, woher man kommt und hilft beim Kennenlernen das erste Eis zu brechen.

Vergütung von Wettbewerben

Investitionsaufwand in der Akquisition Gutachten und Wettbewerbe sind von Seiten des Präsentationsaufwands sehr umfangreich, werden in der Regel allerdings honoriert. Zusätzlich zum Bearbeitungshonorar werden in einem Wettbewerbsverfahren der Preisträgergruppe oft auch Preisgelder ausgezahlt. Die Vergütung für Gutachten und Wettbewerbe hängt von den Projektzielen und dem Stellenwert der Planungsaufgabe ab, kostendeckend ist sie vielfach nicht. Während des Wettbewerbsverfahrens werden zudem oft Veränderungen des Leistungsbilds beschlossen. Es besteht in der Regel jedoch nicht die Möglichkeit, das Bearbeitungshonorar dem tatsächlichen Aufwand anzupassen. Da die Vergütung meist erst im Nachhinein ausgezahlt wird und das Einklagen von Honorarforderungen oder gar Urheberrechten nur selten Erfolg versprechend ist, sollte man die Seriosität eines Bauherrn prüfen, um vor dem Hintergrund des Arbeitsaufwands eine berechtigte Chance zur Weiterbearbeitung zu erkennen. Entweder baut man dabei auf eigene Vertrauenspersonen und Kontakte oder man lässt sich von lokalen Unternehmensberatungen wie der AHK/GCIC (deutsche Auslandshandelskammer) oder anderen unabhängigen Institutionen beraten.

Pflege und Aufbau von Kontakten

Generell bedeutet die Akquisition im internationalen Umfeld einen höheren Aufwand als im eigenen Land. Lange Reisen, Jetlag und das fremde Umfeld erhöhen den Aufwand und führen zu außerordentli-

Markteintritt und Akquisition

chen Belastungen bei den agierenden Personen. Es gilt auch hier: Ein neuer Weg bedeutet immer erst einmal eine Investition. Solange man nicht mit einer eigenen Niederlassung vor Ort ist, ist es wichtig, auch aus der Ferne gute Kontakte und Beziehungen aufzubauen und diese auch unabhängig von einer konkreten Planungsaufgabe zu pflegen. Vertrauen schaffen und eine stetige Verbindung zu potentiellen Auftraggebern sind grundlegende, aber auch aufwändige Maßnahmen, sich allmählich im chinesischen Markt zu etablieren. Es empfiehlt sich dabei, von Einzelpersonen unabhängig zu bleiben und ein möglichst breites Netzwerk zu spannen. Neben dem Aufbau von Beziehungen zu Auftraggebern sollte man in China auch mit zuverlässigen Dienstleistern (Plotservice, Modellbau etc.) zusammenarbeiten – allein schon aus dem Grund, das eigene Reisegepäck während der Geschäftsreisen so klein wie möglich zu halten. Es ist bei engen Terminvorgaben der Wettbewerbsauslober meist notwendig, aus dem Heimatland Daten und Unterlagen (z. B. zur Vervielfältigung) an chinesische Dienstleister zu schicken und sich bei der eigenen Ankunft auf die Qualität der in der Zwischenzeit produzierten Unterlagen verlassen zu können. Persönliches Resümee Global stark wachsende Märkte wie China besitzen einen hohen Bedarf an klassischen Planungsleistungen. Diesen Aufgaben müssen wir uns neben den einheimischen veränderten Anforderungen stellen, um mittel- und langfristig einen Fortbestand unserer Planungsbüros zu gewährleisten. Wir müssen uns auf das beziehen, was uns als europäische Architekten und Ingenieure auszeichnet, was unseren Vorsprung zur chinesischen, aber auch zu anderer internationaler Konkurrenz ausmacht. Hier sehe ich vor allem Innovation, Kreativität, Ressourcen schonendes Bauen, komplexes Denken und planerische Erfahrung, die sich über viele Jahrzehnte in den führenden Industrieländern entwickelt und sich zu unserem nachhaltigen Kapital angesammelt haben. China wird für westliche Architekten sicher noch für zehn Jahre mit attraktiven Planungsaufgaben aufwarten können. Ich persönlich werde China nicht mehr aus den Augen verlieren. Zu intensiv war und ist meine Beziehung zu diesem Land. Während der letzten Jahre habe ich außerordentliche Situationen erlebt, die mich persönlich weitergebracht haben und meinem Blick auf globale Zusammenhänge eine andere Sichtweise gegeben haben. Egal, wie man sich China nähert und aus welcher Perspektive man die Entwicklung des Landes und der Städte betrachtet: In diesem riesigen Land mit seinen ebenso riesigen Städten stecken große Risiken, aber auch enorme Chancen.

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Markteintritt und Akquisition

Abb. 1.7: Die fließende Architektur der Hauptverwaltung von East China Grid: Durch eine Überlagerung gewachsener Strukturen und zukünftiger Stadtentwicklungen formt sich ein Gebäudeensemble, das Innovation und technologische Ausprägung in seiner Architektur reflektiert.

Zum Autor: Werner Sübai arbeitet als Projektpartner bei HPP Hentrich-Petschnigg & Partner KG in Düsseldorf. Das Studium der Architektur absolvierte er von 1983 bis 1988 an der Bergischen Gesamthochschule Universität Wuppertal. Nach dem Studium arbeitete er von 1988 bis 1989 im Architekturbüro Overdiek und Petzinka und ist mit einer Unterbrechung seit 1989 im Büro HPP tätig.

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Niederlassungen in China Nikolaus Goetze

Fast alle renommierten Architekten weltweit sind inzwischen auch in China vertreten und nehmen dort an Wettbewerben teil oder führen bereits Projekte aus. Trotz der meist sehr großen Bauaufgaben haben nicht alle in China international tätigen Architekturbüros auch eine Niederlassung vor Ort, die den Status eines so genannten Representative Office hat. Der Vorteil einer solchen Niederlassung liegt jedoch vor allem darin, dass sich durch die ständige Präsenz in China zum einen der Blickwinkel erweitert und zum anderen durch die Nähe zum aktuellen Geschehen Wettbewerbe, Gutachten und mögliche Bauaufgaben einfacher und schneller wahrgenommen und beurteilt werden können. Mittlerweile setzen chinesische Bauherren in zunehmendem Maße die Niederlassung eines Architekturbüros als entscheidende Vorbedingung für eine mögliche Zusammenarbeit voraus. Wir haben uns daher schon kurz nach Beginn unserer Tätigkeit in China entschieden, ein solches Representative Office in Peking zu gründen. Im Oktober 2000 eröffneten wir dort unsere erste Niederlassung, in der heute elf chinesische und sechs deutsche Mitarbeiter unser Büro vertreten. Im April 2004 kam dann eine weitere Dependance in Shanghai hinzu mit inzwischen 20 Mitarbeitern, von denen 14 Chinesen sind. Entscheidend für den Erfolg einer Niederlassung in China ist ein ausgewogenes Verhältnis von chinesischen zu deutschen Mitarbeitern. Denn für einen chinesischen Bauherrn ist es selbstverständlich, dass er von qualifizierten und erfahrenen deutschen Architekten vor Ort betreut wird, ebenso wie es für unsere deutschen Mitarbeiter unerlässlich ist, dass ihre chinesischen Kollegen sie unterstützen. Die Mitarbeiter der gmp-Niederlassungen in China repräsentieren in erster Linie unser Büro, akquirieren darüber hinaus aber auch neue Wettbewerbe, die dann in einem der Büros in Deutschland bearbeitet werden. Anschließend präsentieren sie diese Entwürfe den Bauherren, ebenso wie die in Deutschland erarbeiteten Pläne laufender Projekte. Sowohl unser Büro in Shanghai als auch die Pekinger Niederlassung betreut unser chinesischer Partner Herr Wu Wei gesamtbetrieblich in Abstimmung mit der deutschen Geschäftsleitung, der neben Meinhard von Gerkan und Volkwin Marg sieben weitere Partner angehören. Beiden chinesischen Büros steht zudem jeweils noch ein deutscher Büroleiter vor. Die weiteren Mitarbeiter sind den jeweiligen in China zu realisierenden Bauvorhaben zugeordnet.

Niederlassungen in China

Representative Offices

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Niederlassungen in China

Aufgabenverteilung zwischen deutschen und chinesischen Mitarbeitern

Unsere deutschen Mitarbeiter in China arbeiten ausschließlich als Architekten, während die chinesischen Mitarbeiter sowohl in den Planungsteams als auch in der Büroadministration, wie zum Beispiel in der Buchhaltung oder im Sekretariat, tätig sind, da es für diese Aufgaben zwingend erforderlich ist, chinesisch zu sprechen und sich mit den chinesischen Gepflogenheiten, wie zum Beispiel Steuern und Arbeitsrecht, perfekt auszukennen. Einige der Architekten aus Deutschland sind sehr erfahrene und langjährige Mitarbeiter von gmp und haben bereits in unseren deutschen Büros herausragende Bauvorhaben realisiert. Sie werden von jungen, dynamischen Architekten unterstützt, die einen Aufenthalt in Shanghai oder Peking als besondere Herausforderung für ihre Karriere ansehen. Im Durchschnitt bleiben die deutschen Architekten etwa zwei bis drei Jahre in China, bevor sie in eines unserer Büros in Deutschland zurückkehren. Ähnlich wie bei den deutschen gibt es auch bei den chinesischen Mitarbeitern ein ausgewogenes Verhältnis zwischen erfahrenen Architekten und Absolventen, die gerade ihr Architekturstudium beendet haben. Um die gute Zusammenarbeit zwischen den Büros in Deutschland und China zu unterstützen, bieten wir auch bewährten chinesischen Mitarbeitern die Chance, für eine längere Zeit in einem der gmp-Büros in Deutschland zu arbeiten. Unsere Erfahrungen haben gezeigt, dass gerade dieser fachliche aber auch kulturelle Austausch eine kontinuierliche Bearbeitungsqualität für unsere vielen Auslandsprojekte garantiert.

Wahl der Standorte Peking und Shanghai

gmp hat sich ganz bewusst für die beiden Standorte Peking und Shanghai entschieden, da diese beiden Großstädte derzeit in einem abenteuerlichen Tempo zu prosperierenden Weltstädten heranwachsen und aufgrund ihrer Internationalität ideale Voraussetzungen für Niederlassungen ausländischer Architekturbüros bieten. Neben den Großereignissen der Olympischen Spiele 2008 in Peking und der Expo 2010 in Shanghai ist es auch die Konkurrenz unter den Büros, die für den nötigen Ansporn sorgt. So wird eine in Shanghai ansässige Niederlassung nur schwerlich Projekte in Peking erhalten, wie umgekehrt eine Pekinger Niederlassung kaum in Shanghai ausgelobte Wettbewerbe mit Erfolg bearbeiten wird. Zudem bieten beide Großstädte mit ihrem stark besiedelten Umland über Jahre hinaus ein großes Potential an spannenden Bauaufgaben. Darüber hinaus darf man nicht vergessen, dass die Flughäfen dieser Städte ideale Ausgangspositionen sind, um von Shanghai aus Projekte in Südchina und von Peking aus Projekte im Norden des Landes zu betreuen.

Niederlassungen in China

Es ist nur bei außergewöhnlich großen Bauvorhaben notwendig, projektbezogene, temporäre Niederlassungen in anderen chinesischen Städten einzurichten. Dies bot sich für uns beispielsweise beim Bau des Shenzhen Convention & Exhibition Center an: Im Jahr 2001 hatten wir für unseren Wettbewerbsentwurf den ersten Preis gewonnen und wurden anschließend mit der Planung beauftragt. Während der Bauphase etablierten wir ein Büro in Shenzhen, in dem hauptsächlich unser deutscher Bauleiter das riesige Projekt betreute, das mit einem Bauvolumen von rund 255 000 Quadratmetern in nur knapp zwei Jahren realisiert wurde. Die chinesische Gesetzgebung schreibt vor, dass Niederlassungen ausländischer Architekturbüros momentan nur in Form von Representative Offices möglich sind. Diese dürfen lediglich als Koordinationsstelle dienen, selbst aber keine Planungsleistungen erbringen, weshalb unsere Entwürfe, wie bereits erwähnt, weiterhin in unseren Büros in Deutschland entstehen. Dementsprechend sind die Representative Offices auch nicht berechtigt Bauanträge zu stellen und müssen bei allen Bauvorhaben mit einem renommierten lokalen Partnerbüro zusammenarbeiten, das seinerseits die Lizenz zur Einreichung von Bauanträgen hat. Wir treten als Generalplaner auf, der das lokale Büro als Subunternehmer ins Planungsteam aufnimmt. Ebenso kommt es bei vielen Bauaufgaben auch vor, dass uns der Bauherr nur für spezielle Leistungsphasen beauftragt. Ab 2006 wird die chinesische Regierung jedoch aufgrund der WTO-Verpflichtungen erstmals auch Planungslizenzen an die Niederlassungen internationaler Büros vergeben. Die Einbindung internationaler Fachplaner zum Beispiel für die Tragwerkplanung oder die technische Gebäudeausrüstung beschränkt sich in China meist auf die Vorentwurfsphase. Bei sehr großen Projekten, wie beispielsweise dem Bau von Messen oder Opernhäusern, werden die Fachplaner darüber hinaus auch für Teile der Ausführungsplanung beauftragt. Alle weiteren Leistungsphasen werden jedoch von den lokalen chinesischen Partnerbüros erbracht. Dabei ist zu beklagen, dass bei dieser Aufgabenteilung leider nicht selten innovative Ansätze der ausländischen Ingenieure der Routine der an ihrer Stelle beauftragten chinesischen Fachleute zum Opfer fallen. Die Abstimmungen mit den Genehmigungsbehörden übernimmt ebenfalls fast ausschließlich das chinesische Partnerbüro. Allerdings werden die internationalen Architekten zur Präsentation vor dem Genehmigungsgremium eingeladen. Im Gegensatz dazu haben wir mit den jeweiligen Stadtplanungsbehörden sowie der Feuerpolizei

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Rechtliche Grundlagen

Schnittstellen mit Fachplanern, Behörden und Bauherren

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Niederlassungen in China

häufiger Kontakt, da hier oftmals der Rat ausländischer Experten gefragt ist. Der wichtigste Aspekt der Niederlassungen in China ist jedoch die erst auf diese Weise mögliche, stetige und intensive Kommunikation zwischen den deutschen Bürostandorten und den Representative Offices vor Ort. Aus der geographischen Nähe der beiden gmp-Niederlassungen in Shanghai und Peking zu den chinesischen Bauherren und den zuständigen Behörden entsteht ein wichtiges und unersetzliches Vertrauensverhältnis, das vielen Missverständnissen vorbeugt und beste Voraussetzungen bietet, den Planungsteams in Deutschland konkrete Vorgaben zur weiteren Bearbeitung der Projekte zu liefern. Andererseits birgt die örtliche Nähe aber auch das Risiko, dass durch zu viele Treffen ein zunächst zielgerichteter Planungsprozess im Laufe der Verhandlungen aufgeweicht wird. Fazit Niederlassungen bieten die besten Voraussetzungen, ein Land sowie dessen Kultur und die Mentalität der Bevölkerung kennen zu lernen und einen engen Kontakt herzustellen, ohne den eine optimale Zusammenarbeit in aller Regel nicht möglich ist. Eine Niederlassung vereinfacht aber nicht nur die Kommunikation, sondern sichert auch den eigenen Qualitätsanspruch. Sie ist daher umso wichtiger, je weiter sie vom Hauptsitz des Büros entfernt ist. Es ist jedoch zwingend erforderlich, dass alle Dependancen stets in engem Kontakt zum Hauptsitz der Architekten stehen. Der Austausch von Informationen und Wissen muss permanent in beide Richtungen gewährleistet sein, um Synergien und Qualität der Bürophilosophie sicherzustellen. Ansonsten besteht die Gefahr, dass sich Niederlassungen zunehmend verselbständigen und aufgrund fehlender Kontrolle der Name des Architekturbüros durch mangelnde Qualität in Mitleidenschaft gezogen wird. Demgegenüber garantiert die Mitarbeit ausländischer Architekten, die bereits mehrere Jahre in Büros in ihren Heimatländern Erfahrungen sammeln konnten, dass auch in den chinesischen Niederlassungen die Authentizität und Originalität des Hauptbüros gewahrt sowie der Anspruch an die bauliche Qualität aufrechterhalten wird. Zum Autor: Nikolaus Goetze studierte von 1980 bis 1987 an der RWTH Aachen Architektur. In den Jahren 1985 und 1986 war er Teilnehmer an der Master Class von Professor Holzbauer an der Hochschule für Angewandte Kunst in Wien. Seit 1987 ist Nikolaus Goetze Mitarbeiter im Büro von Gerkan, Marg und Partner, seit 1994 als assoziierter Partner und seit 1998 als Partner.

Niederlassungen in China Zu den mit ihm realisierten Projekten gehören unter anderen die Zürich Versicherung, Domstraße in Hamburg, Ku’Damm-Eck, Berlin, Gerling Versicherung, Stuttgart, Guangzhou Development Central Building, Guangzhou/P. R. China, Luchao Harbour City, Shanghai/P. R. China, Shenzhen Convention and Exhibition Center, Shenzhen/P. R. China, Nanning International Convention and Exhibition Center, Nanning/P. R. China, Archives and Exhibition Halls Pudong, New District Shanghai/P. R. China und das The Palm Hotel, Dubai, Vereinigte Arabische Emirate. Nikolaus Goetze hält regelmäßig Vorträge über seine berufliche Tätigkeit in China und nimmt an Preisgerichtsverfahren sowie Symposien zur Stadtentwicklung von Hamburg teil.

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Wirtschaftlichkeit von Aufträgen in China Quinn Lu / Michael Pruss

Der chinesische Planungs- und Baumarkt bietet durch sein enormes Wachstumspotential riesige Chancen für ausländische Firmen. Allerdings ist auch großes Engagement und die Bereitschaft zu einigen Risiken erforderlich, um in diesem Markt bestehen zu können. Dieses Kapitel versucht Faktoren zu erläutern, die für die Wirtschaftlichkeit von Aufträgen in China von Bedeutung sind.

Staatliche Planungsbüros

Chinesische Privatbüros

Zunächst stellt sich die Frage, warum ausländische Architekten in China überhaupt Aufträge erhalten. Ein Hauptgrund liegt darin, dass ausländische Architektur in China einen guten Ruf genießt und für hohe Standards und professionelles Arbeiten steht. Insbesondere deutsche Architekten sind ein Markenzeichen für hochwertige Architektur und garantieren präzise Planung und gestalterische Qualität. Projekte mit hohem Prestige werden tendenziell an internationale Planer vergeben und bekannten internationalen Büros im Vergleich zu chinesischen Büros daher auch weitaus höhere Honorare bezahlt. Die Mentalität europäischer Ingenieure vermittelt Planungssicherheit und seriöses Verhalten gegenüber den Bauherren. Obwohl europäische Architektur den höheren Stellenwert genießt, orientiert sich der chinesische Architekturgeschmack vorwiegend an der amerikanischen Baukultur. Europäische Ingenieure sind für besondere Prestigeobjekte, hoch technisierte Gebäude und bei Klienten mit internationaler Erfahrung sehr begehrt. An großen und etablierten Planungsbüros mangelt es in China indes nicht. Es gibt über 10 000 staatliche Büros in China mit teilweise 500 bis 1 000 Mitarbeitern, die alle notwendigen Planungslizenzen (vgl. Kap. B 2) besitzen. Diese Planungsbüros sind ehemalige Designinstitute des Ministeriums (z. B. Ministry of Construction, Ministry of Aeronautics etc.) oder Designinstitute der Städte und Provinzen (z. B. Institute of Architectural Design in Shanghai und Peking). Daneben sind seit 1994 auch private Ingenieurbüros erlaubt. Zur Gründung müssen Lizenzen (A, B, C) beantragt werden, die abhängig von Bürogröße, Leistungsfähigkeit, Berufserfahrung und Kapital sind. Viele Büros haben ähnliche Strukturen wie Architekturbüros in

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Wirtschaftlichkeit von Aufträgen in China

Europa und sind daher für internationale Planer im Umgang einfacher als staatliche Institute. Dagegen gibt es nur sehr wenige eigenständige Ingenieurbüros für Tragwerk- und Haustechnikplanung. Die Fachplaner (Haustechnik und Statik) sind in der Regel in die Bürostruktur der Designbüros integriert. Leistungsumfang Da die Ausführungsplanung und die Kontrolle der Bauausführung aufgrund des Lizenzsystems weitestgehend in der Hand chinesischer Büros liegen, begrenzen sich wirtschaftliche Aktivitäten ausländischer Büros in der Regel auf Wettbewerbe und Entwurfsleistungen. Um die Wirtschaftlichkeit eines möglichen Planungsauftrags in China zu prüfen, ist es zunächst grundlegend, sich in diesen Phasen ein Bild über die zu erwartende Vergütung und den dafür zu leistenden Aufwand zu verschaffen. Es ist aufgrund der Besonderheiten des chinesischen Planungsmarkts grundsätzlich nicht möglich, die Bearbeitungstiefe zwischen Projekten in China und Projekten in Europa oder Amerika zu vergleichen. Dies ist einer der Gründe, warum viele namhafte Büros bei ersten Aufträgen in China große Unsicherheiten zeigen und Projekte nicht wirtschaftlich durchführen. Als Grundlage einer möglichen Vergütung spielt natürlich der Leistungsbereich eine große Rolle. In der Regel werden im Planungsvertrag exakte Beschreibungen der Aufgabe und des Planungsumfangs (Planarten, Plananzahl, Planungstiefe, Sonderleistungen wie z. B. Perspektiven und Animationen), die Zahlungsmodalitäten sowie die Festlegung eines Zeitrahmens und eines Zahlungsplans ausgehandelt. Obwohl diese Bedingungen in China vertraglich fixiert werden, verändern sie sich aber im Gegensatz zu vielen europäischen Ländern während der Bearbeitung laufend. Bei Wirtschaftlichkeitsbetrachtungen sind deshalb eine größere Flexibilität und ein wechselhafter Planungsaufwand zu berücksichtigen. Die Angabe Entwurfsplanung im vertraglichen Leistungsumfang sagt recht wenig über den eigentlichen Arbeitsaufwand aus, wenn man diesen mit Projekten in Europa vergleicht. Eine Entwurfsplanung in China ist beispielsweise weitaus weniger ausführungsbezogen als in Deutschland oder Großbritannien, dafür ist der Präsentationsaufwand immens hoch. Auch wird in China in den seltensten Fällen eine Beauftragung über den Entwurf hinaus erteilt: Ausführungsplanungen werden von einheimischen Büros übernommen, so dass für das ausländische Büro eine möglicherweise beauftragte Ausführungsplanung eher durch die Vorgabe von Leitdetails oder die Beratung des

Fachingenieure

Wirtschaftlichkeitsbetrachtungen

Vergleichbarkeit mit europäischen Projekten

Vertraglicher Leistungsumfang

Bearbeitungstiefe der Planungsphasen

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Weitere Kostenfaktoren

Honorarbestimmungen

Grundlage des Honorars

Wirtschaftlichkeit von Aufträgen in China

Designinstitutes geprägt ist als durch die lückenlose Planerfassung aller Anschlussdetails. Solche Unterschiede sind für die Einschätzung des Planungsaufwands natürlich relevant und sollten vor Angebotsabgabe betrachtet werden. Ein wesentlicher Kostenfaktor bei Projekten in China sind die Reise- und Nebenkosten. Häufig werden neben zyklischen Besuchen vor Ort häufig kurzfristige Termine anberaumt, um neu aufgeworfene Fragen zu klären. Dies erfordert einen hohen Reiseaufwand, solange keine Niederlassung vor Ort gegründet wurde. Will das ausländische Planungsbüro auch in späteren Planungsphasen Einfluss auf die Gestaltung und Umsetzung des Entwurfs nehmen, ist oft ein intensiver Kontakt zum ortsansässigen Designinstitut notwendig, der in der Regel nur über einen Beratungsvertrag vergütet wird. Weiterhin sind Transportkosten für Modelle und Planmaterial zu beachten, was viele Büros veranlasst, Dienstleistungen für Modellbau, Broschüren und Ähnliches in China zu nutzen. Honorare Zur Berechnung der Honorarhöhe existiert unabhängig von eigenen Wirtschaftlichkeitsberechnungen eine chinesische Entgeltverordnung ähnlich der deutschen HOAI, die jedoch nur für chinesische Büros gilt und in vielen Fällen eine Orientierung und Verhandlungsgrundlage darstellt. Für die Bereiche Architectural Design (Hochbau), Interior Design (Innenraumdesign), Landscape Planning (Landschaftsarchitektur) und Urban Development (Stadtplanung) werden Honorare für die jeweiligen Leistungsphasen ausgewiesen. Die Tabellen unterscheiden in Bautypen (Wohnungsbau, öffentliche Bauten, Denkmalschutz, etc.) und Bauklassen, welche gemäß dem Planungsaufwand drei Preiskategorien bilden. Je größer das Bauvolumen, desto geringer wird der prozentuale Rechenansatz des Honorars. Da für viele ausländische Architekten aufgrund ihrer reinen Entwurfstätigkeit die Baukosten in der Regel nicht direkt erfassbar sind oder seitens des Bauherrn nicht immer korrekt kommuniziert werden, richtet sich das Angebot eines internationalen Büros meist nicht nach den tatsächlichen Baukosten, sondern nach Bruttogeschossflächen bzw. Grundstücksflächen im Masterplan. Internationale Büros können aufgrund der höheren Anforderungen und Erwartungen höhere Preise verlangen. Im Angebot müssen die Nebenkosten dafür jedoch kalkuliert und inbegriffen sein.

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Wirtschaftlichkeit von Aufträgen in China

Honorare sind Verhandlungssache. Zu Beginn der Verhandlungen sollte ein ausreichender Verhandlungsspielraum einkalkuliert sein, um gegebenenfalls auf Kompromissvorschläge eingehen zu können. Für komplette Planungsleistungen vom Vorentwurf bis zur Ausführungsplanung können chinesische Büros in den Provinzen für Wohnungsbau circa 1–3 Euro/m2 und für Büro-/Ladenbau circa 4–8 Euro/m2 veranschlagen. In städtischen Großräumen wie Shanghai erhöhen sich diese Werte auf circa 2–5 Euro/m2 für Wohnungsbau und circa 6–12 Euro/m2 für hochwertigen Büro-/Ladenbau. Je größer die Bauvorhaben sind, desto mehr Mengenrabatt muss allerdings eingeräumt werden. Von dieser Summe können internationale Planer lediglich 20–30 Prozent für Entwurfsleistungen in Anspruch nehmen, da wie bereits geschildert Genehmigungs- und Ausführungsplanungen nicht erbracht werden dürfen. Je nach Bekanntheitsgrad und Renommee der ausländischen Büros können diese allerdings das zwei- bis dreifache Honorar der lokalen Büros verlangen. Der Verhandlungsspielraum muss mit 10–30 Prozent einkalkuliert werden. Die Verhandlungsgebaren unterscheiden sich sehr stark, je nach Provinzen und Regionen.

Honorarverhandlungen

Am Beispiel eines hochwertigen Bürobaus in einer Großstadt soll im Folgenden die Honorarberechnung dargestellt werden: Bei einer Fläche von beispielsweise 30 000 Quadratmetern und einem Richtwert von 6–12 Euro/m2 ergibt sich eine Honorarspanne von 180 000– 360 000 Euro. Setzt man den Anteil für die Grundlagenermittlung bis zur Entwurfsplanung mit circa einem Viertel an, ergibt sich für ein lokales Planungsbüro eine Honorarsumme von circa 45 000–90 000 Euro. Für ein ausländisches Büro lassen sich derartige Honorarangebote leicht verdoppeln, so dass eine Angebotssumme von circa 90 000– 180 000 Euro möglich ist. Der Bauherr wird sich nicht immer an diesen Rahmen halten, sondern versuchen auf einer geringeren Basis zu verhandeln. Umgekehrt kann ein renommiertes Büro auch wesentlich höhere Honorare verlangen. Ein entscheidender Faktor ist die Vermarktungsstrategie des Bauherrn und das Verhandlungsgeschick der Beteiligten. Beratungshonorare für Ausführungsplanung und Ingenieurleistungen können als Pauschalhonorar frei vereinbart werden. Hier gibt es keine klaren Vorgaben, Auftreten und Fingerspitzengefühl sind entscheidend.

Honorarberechnung

Planungsbüros sollten auf jeden Fall eine Anzahlung verlangen (üblich sind circa 10–30 Prozent) und nach Abgabe von Planungsleistungen Abschlagszahlungen einfordern. Dazu wird im Vorfeld ein

Zahlungskonditionen

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Wirtschaftlichkeit von Aufträgen in China

detaillierter Zahlungsplan ausgehandelt, in dem die Planungsphasen sinnvoll gegliedert sind. Planlieferungen dürfen erst nach Eingang der An- und Abschlagszahlungen erfolgen. Das Nichtbeachten dieser Regel birgt ein erhebliches Risiko für den Auftragnehmer. Bei der letzten Zahlung besteht ein Restrisiko, dass diese nicht gezahlt wird. Demzufolge muss die abschließende Planungsleistung geringfügig gehalten werden. Gerichtsverfahren, um Geldforderungen einzuklagen, sind zeit- und kostenaufwändig, ohne dass sie direkten Erfolg versprechen. Währung

Anfangsinvestitionen

Präsenz vor Ort

Das Honorar sollte in der jeweiligen ausländischen Landeswährung auf ein Konto im Land des Planungsbüros überwiesen werden. In der Regel wird das Honorar in Dollar oder Euro vereinbart, wodurch ebenfalls Währungsrisiken gegenüber der chinesischen Währung Renminbi vermindert werden können. Ein Transfer von eigenem Kapital aus China heraus ist rechtlich und finanziell problematisch. Bürokratische Genehmigungen beim Transfer sind sehr zeitintensiv. Daher sollte vertraglich geklärt werden, wer die Kosten für Wechsel- und Überweisungsgebühren trägt und wie finanzielle Details (z. B. Umsatzsteuer) gehandhabt werden. Gewinnmöglichkeiten Die Erstellung von städtebaulichen Entwürfen und Konzepten ist eine bevorzugte Aufgabe für internationale Planer. Allerdings werden in der Regel nur die eigenen Kosten abgedeckt und selten Gewinne erzielt. In Hinsicht auf Marktpräsenz und eigene Referenzen sind diese Planungsleistungen jedoch nicht zu unterschätzen. Sie sind eine Voraussetzung, um die profitablere Beauftragung für die Entwicklung des konkreten Hochbauentwurfs zu erhalten. Das Schematic Design (Entwurfsplanung) hat mit bis zu 30 Prozent den größten Anteil am Gesamthonorar. Bis zu den ersten gewinnbringenden Aufträgen sollte das ausländische Planungsbüro eine lange Vorbereitungsphase mit entsprechenden Investitionen einplanen. Der Aufwand für die Suche von Partnern vor Ort, die Pflege von Bauherrenkontakten und die Sammlung von Referenzen lohnt sich nur für «gesunde» und am Markt stabile Büros. Büros die ständige Präsenz zeigen und sich im Markt gut positionieren, haben auch die Chance Direktaufträge zu erhalten. Die Bearbeitung aller rechtlich möglichen Phasen von der Designentwicklung bis zur Beratung der Ausführungsplanung bietet durch die Größe der Projekte ein hohes Gewinnpotential. Es ist zu erwarten, dass sich die Beschränkungen für internationale Planer in den nächsten Jahren lockern oder sogar entfallen. Die Aussicht, dass die Gründung eines

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Wirtschaftlichkeit von Aufträgen in China

Büros und die Übernahme der Ausführungsplanung durch ausländische Planer in Zukunft möglich werden, ist jedoch sehr gering. Nach derzeitigem Stand sollten ausländische Architekten und Ingenieure ab Anfang 2009, also fünf Jahre nach dem Beitritt Chinas in die WTO, eigene Büros gründen dürfen. Kostenrisiken In den entwurflichen Leistungsphasen bestehen für internationale Planungsbüros nur geringfügige juristische Risiken. Baurechtliche und haftungsrechtliche Probleme bestehen in der Regel nicht. Das Hauptrisiko ist der Verlust der Honorarzahlungen, das durch Beachten einiger Grundregeln (siehe Zahlungskonditionen) minimiert werden kann. (Siehe auch Kap. B 2) Die Zahlungsmoral der chinesischen Bauherren ist in Abhängigkeit von ihrer Professionalität und Erfahrenheit im Umgang mit westlichen Geschäftspartnern sehr unterschiedlich. Bei überschwänglichen Versprechungen ist, wie überall auf der Welt, Vorsicht geboten. Große und international erfahrene Firmen hingegen achten auf ihren Ruf und sind hinsichtlich der Verlässlichkeit von Zahlungen nicht besser oder schlechter als westliche Bauherren. Sehr häufig und schnell entstehen neue private Gesellschaften. Viele Auftraggeber fusionieren und gründen eine neue Firma. Bei unerfahrenen, instabilen Gesellschaften droht ein früher Konkurs und damit der Verlust ausstehender Planungshonorare. Ein sehr hohes Risiko für Architekten und Ingenieure bergen Aufträge von Tochtergesellschaften privater Investoren, die für Bauvorhaben spezielle Projektfirmen gründen. Zeichnen sich negative Entwicklungen ab, wird unter Umständen die Firma aufgelöst. Als Grundregel in China gilt bei einer solchen Konstellation: Keine Ingenieurplanungen übergeben, bevor die vorhergehende Planungsleistung honoriert wurde! Einige Firmen werden mit der Absicht gegründet, Gelder für angeblich Gewinn versprechende Investitionen zu sammeln. Architekten werden dabei benutzt, um für die Vermarktung eindrucksvolle Planungen und gerenderte Perspektiven zu erstellen. Vor derartigen Geschäften sollte man sich hüten, denn nicht selten werden die Investoren und Planer um ihr Geld betrogen. Bei öffentlichen Bauherren besteht hingegen die Gefahr, dass Projekte durch politische Richtungsänderungen eingestellt werden. Den Planern gegenüber bestehen keine Verbindlichkeiten. Das bedeutet, dass beauftragte Büros gegebenenfalls ohne Kompensation des Planungsaufwands den Auftrag verlieren.

Zahlungsmoral

Insolvenzen

Politische Veränderungen

116 Risiken bei Wettbewerben

Wirtschaftlichkeit von Aufträgen in China

Die meisten Aufträge über wichtige öffentliche Gebäude werden auch in China über Wettbewerbsverfahren vergeben. Bei staatlichen Wettbewerben wird für die Teilnahme eine Schutzgebühr erhoben, wobei bei Abgabe des Entwurfs eine geringfügige Bearbeitungspauschale ausbezahlt wird. Der Gewinner erhält ein Preisgeld, welches beim späteren Honorar mit in Ansatz gebracht wird. Bei privaten Wettbewerbsauslobern muss auf die Seriosität des Wettbewerbs geachtet werden. So kann es zum Beispiel passieren, dass kein Gewinner ernannt und der Preis einbehalten wird, wobei der Projektentwickler die Entwürfe aber behält und einen davon möglicherweise ohne die Zustimmung oder Beteiligung des Entwurfsverfassers umsetzt. Wettbewerbe erfordern, in China wie überall auf der Welt, einen hohen Arbeitsaufwand und sind finanziell riskant, sie sind aber dennoch notwendig, um rentable Projekte zu erhalten. Fazit Im chinesischen Markt sind der Akquisitionsaufwand und das Präsentationsniveau im Vergleich zu Europa außerordentlich hoch. Somit sollte der Weg nach China gut vorbereitet und mit einem gesunden finanziellen Polster begangen werden, um kurzfristige Misserfolge kompensieren zu können. Viele Architekten aus Europa und Amerika unterschätzen zudem das Verhandlungsgeschick chinesischer Bauherren und Projektentwickler, die harte und findige Verhandlungen führen können, zugleich aber langfristige und treue Kontakte ermöglichen. Daher ist es notwendig, sich auch bezüglich Planungskosten und Wirtschaftlichkeit auf die kulturellen Unterschiede einzulassen und sie zu verstehen. Erst mit diesen Erkenntnissen gelangt man zum Erfolg. Zu den Autoren: Quinn Lu studierte Architektur an der Universität Dortmund, Deutschland, und machte seinen Master-Abschluss in Städtebau an der Tshinghua Universität (VR China). Von 1988 bis 2002 arbeitete er bei PEP-Architekten, LTK und Obermeyer. Quinn Lu ist Geschäftsführer der Werkhart International Group (Manager Office Shanghai). Michael Pruss studierte Architektur an der Fachhochschule Bochum. Von 1999 bis 2005 arbeitete er als planender Architekt bei Erling + Partner mit Schwerpunkt Städtebau und Gesundheitswesen. Seit 2005 arbeitet er in China als Mitarbeiter der Werkhart International Group.

C4

Arbeiten in chinesischen Planungsbüros – Erfahrungen Gordon Brandenfels

Der Bauboom in China ermöglicht nicht nur kleinen und großen Architektur- und Planungsbüros auf dem chinesischen Markt tätig zu werden, sondern bietet auch dem Einzelnen die Chance, berufliche Erfahrungen in China zu sammeln. Die persönliche Motivation dort zu arbeiten, ergibt sich einerseits aus dem Wunsch, die Kultur, die sich von den westlichen deutlich unterscheidet, und deren planungshistorischen Hintergrund kennen zu lernen, andererseits sind zurzeit die Bauaufgaben in ihrer Art, Größe und Vielzahl auf dem chinesischen Markt einmalig und stellen für jeden Planer eine reizvolle Herausforderung dar. Bevor man in China arbeiten kann, sind einige Dinge zu beachten und zu organisieren. Hierauf und auf den Arbeitsalltag wird im Folgenden eingegangen.

Persönliche Motivation

Die Visabestimmungen für China unterscheiden sich je nach Herkunftsland, Dauer und konkretem Zweck der Reise. Um in China geschäftlich tätig zu sein, benötigt man ein Business-Visum. Hierzu ist neben den üblichen Unterlagen ein Einladungsschreiben von einer staatlichen oder staatlich legitimierten Stelle vorzulegen. Im Land selbst kann man, wenn man eine Stelle bei einem in China registrierten Unternehmen hat, ein Arbeitsvisum beantragen, das normalerweise auf zunächst zehn Monate erteilt wird. Für das Arbeitsvisum muss das einstellende Unternehmen einen Zeitraum von circa ein bis zwei Monaten einplanen. Das Business-Visum ist mit einer Gültigkeit für ein Jahr zu bekommen und die maximale Dauer pro Aufenthalt ist auf 90 Tage begrenzt (manchmal gibt es hier Änderungen, so dass Visa in den Intervallen von 30, 60 und 90 Tagen maximale Aufenthaltsdauer erteilt werden). Die Ausstellung eines Business-Visums im Express-Verfahren (Express-Visum) dauert, wenn alle Unterlagen vorliegen, einen Tag – in der Regel sollte man jedoch einen Zeitraum von zwei Wochen einplanen. Welche Unterlagen und Formalitäten im Einzelnen erforderlich sind, kann über die chinesischen Botschaften bzw. Konsulate erfragt werden. Darüber hinaus hat sich eine Reihe von Agenturen auf die Beschaffung von Visa spezialisiert.

Visum für China

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Arbeiten in chinesischen Planungsbüros – Erfahrungen

Krankenversicherung

Für das Land sollte eine private Krankenversicherung abgeschlossen werden, da im Allgemeinen die gesetzlichen Krankenkassen nicht für die medizinische Versorgung in China aufkommen, sofern man nicht von seinem Arbeitgeber entsendet wurde. Um sicher zu gehen, sollte man sich bei der heimatlichen Krankenkasse informieren.

Wohnen

Plant man einen längeren Arbeitsaufenthalt in China, kann man neben dem Fluggepäck auch eigene wichtige Gegenstände per Schiff einführen lassen. In China ist es durchaus nicht ungewöhnlich, komplett eingerichtete Wohnungen zu mieten. In den großen Städten bietet sich einem die Möglichkeit, in nur von Ausländern genutzten Wohnsiedlungen zu leben. Diese sind nach deren Lebensgewohnheiten eingerichtet – aber in der Regel auch sehr teuer. Es ist auch möglich, sich auf dem freien Wohnungsmarkt mit Hilfe des Arbeitgebers eine Wohnung zu suchen. Eine annehmbare Wohnung in Shekou kostet etwa 300 Euro im Monat.

Büroalltag

Beim Arbeiten in China muss man sich als Europäer oder Amerikaner zunächst an andere Arbeitsbedingungen gewöhnen, beginnend mit der Größe und Ausstattung des Arbeitsplatzes. Oft befindet sich der Arbeitsplatz in einem Großraumbüro, das durch kleine Stellwände in einzelne Arbeitsplätze unterteilt ist, die nur circa 1,5 m × 1 m groß sind. Es ist recht schwierig, in einer solch kleinen Box große Pläne zu bearbeiten. Meiner Erfahrung nach ist auch die sonstige Ausstattung, wie zum Beispiel Stühle und Tische, oft sehr klein, so dass das tägliche Sitzen und Zeichnen anstrengend ist. Ein weiterer wesentlicher Unterschied besteht darin, dass die Projekte, meist Siedlungsprojekte, oft Dimensionen einer hiesigen Kleinoder Mittelstadt haben. Die Bearbeitungsgeschwindigkeit für alle Projekte ist enorm hoch, wobei die Bearbeitungsintensität erheblich schwankt. Ein Siedlungsprojekt für circa 3 000 Einwohner kann zum Beispiel innerhalb von sechs bis acht Monaten geplant werden. Da von den Mitarbeitern erwartet wird, dass sie ständig dem Büro zur Verfügung stehen und die Arbeit Priorität in ihrer Lebensgestaltung hat, erscheinen Maßnahmen einer guten und sinnvollen Arbeitsorganisation nicht erforderlich. Die Erzeugung eines sehr hohen Termindrucks ist weit verbreitet. So werden zum Beispiel bei einem Meeting am Freitagabend Änderungen von Planungsdetails besprochen, die bis Montagvormittag erledigt sein müssen. Danach schließen sich oft Leerlaufzeiten an, in denen das Projekt überhaupt nicht bearbeitet wird. Für die Angestellten in größeren Büros ist es dann normal, während der Arbeits-

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Arbeiten in chinesischen Planungsbüros – Erfahrungen

zeit nur mäßig versteckt entweder zu schlafen, Zeitung zu lesen oder auch einfach im Internet mit Freunden zu chatten. Das Aufgabenspektrum für westliche, ausländische Fachkräfte ist normalerweise auf die Konzeption, den Vorentwurf, den Entwurf und die Erstellung von Leitdetails beschränkt. Mit der Zuweisung dieses Aufgabenspektrums hofft man, das spezifische Leistungsvermögen der Ausländer auszuschöpfen, westliches Design in die Entwürfe einfließen zu lassen und diese damit besser verkäuflich zu machen.

Aufgaben für westliche Mitarbeiter

Die personelle sowie räumliche Struktur des relativ kleinen Planungsbüros, in dem ich in China zu arbeiten begann, unterscheidet sich deutlich von westlichen Standards. Die zehn chinesischen Mitarbeiter waren mit Ausnahme des Büroinhabers weiblich und ausgebildete Architektinnen, Innenarchitektinnen, Agrarökonominnen oder Graphikerinnen. Außerdem gab es drei männliche philippinische Mitarbeiter, die Landschaftsarchitektur studiert hatten. In China wurde damals noch kein Studium der Landschaftsarchitektur angeboten. Das Büro bestand aus einem großen Raum von circa 35 Quadratmetern, der durch Arbeitsboxen unterteilt war. Vor der Fensterfront standen die Arbeitstische der ausländischen Mitarbeiter. Die chinesischen Mitarbeiterinnen saßen bei künstlicher Beleuchtung im Rauminneren. Gelegentliche Besprechungen fanden im Zimmer des Büroinhabers statt. Außerdem gab es noch einen winzigen Raum ohne Fenster, in dem die Buchführungsangestellte saß. Die Arbeit in diesem Büro wurde vom Büroinhaber organisiert. Neben den Kundenkontakten entwickelte er auch die Gestaltungsrichtlinien für die Projekte. Die philippinischen Kollegen und ich waren für die Entwurfsarbeit und die Entwicklung von Details zuständig, während die Chinesinnen die Umsetzung der Handzeichnungen in CAD zu bewältigen hatten. Die Projektleitung für einzelne Projekte lag normalerweise bei zwei erfahrenen chinesischen Kolleginnen, da diese die Kommunikation nach außen erledigen konnten. Das Büro bearbeitete schwerpunktmäßig die Außenanlagen großer Wohnsiedlungsprojekte. Die Gestaltung der Wohnsiedlungen erfolgte durch ein Architektur- und Städtebaubüro, das mit meinem Büro kooperierte.

Bürostrukturen

In meinen Tätigkeitsbereich fiel die Aufgabe, Ideenskizzen für die Außenanlagen zu entwickeln, die dann durch die chinesischen Mitarbeiterinnen mit großer Geschwindigkeit in CAD-Zeichnungen umgesetzt wurden. Das erste Projekt umfasste die Erarbeitung einer Konzeption für sämtliche Freiräume in einer Siedlung für circa 5 000 Menschen. Für mich war es ungewohnt, die Ideenskizzen ohne Com-

Ablauf der Arbeitstage

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Arbeiten in chinesischen Planungsbüros – Erfahrungen

puter zu erarbeiten, da mittlerweile in den westlichen Ländern auch Skizzen fast ausschließlich direkt am Computer entwickelt werden. Spannend und neu war für mich auch der Ablauf der Arbeitstage. Der Arbeitstag begann um 8 Uhr und endete zwischen 17:30 Uhr und 22:00 Uhr. Normalerweise wurde die Fünf-Tage-Woche eingehalten, doch waren Überstunden, auch am Wochenende, relativ üblich. An den Wochentagen gab es eine sehr ausgedehnte Mittagspause von ein bis eineinhalb Stunden, in der viele Kollegen essen gingen. Nach dem Essen holten sich die chinesischen Kollegen Liegestühle oder Schlafmatten hervor oder schoben einfach nur zwei Bürostühle zusammen und machten einen Mittagsschlaf. Das Licht in den Büroräumen wurde dann oft zentral ausgeschaltet. War die Zeit der Mittagspause um, kam das Arbeiten wieder langsam in Schwung. Das Ende des Arbeitstages ließ sich nie genau voraussehen. An manchen Tagen gingen die Mitarbeiter zu geregelten Arbeitszeiten nach Hause, oft musste abends jedoch noch gearbeitet werden. Auch das Wochenende wurde häufig durch Büroarbeit in Anspruch genommen, denn die Kunden legten gerne Termine auf den Sonntag, um sich über den aktuellen Projektstand zu informieren. Alter von Berufsanfängern

Im internationalen Vergleich sind die deutschen Studienabsolventen recht alt. Meine philippinischen Kollegen waren mit circa 21 Jahren ausgebildete Landschaftsarchitekten (Bachelor) und mit 26 Jahren, in einem Alter, in dem ich in China meine erste Stelle nach dem Studium antrat, schon lange im Beruf.

Unterschiede zwischen Chinesen und Ausländern

Meines Erachtens ist die Herangehensweise an Aufgaben oder Problemstellungen und deren Bearbeitung der grundlegende Unterschied zwischen chinesischen und ausländischen Mitarbeitern. Während die in China ausgebildeten Ingenieure darauf getrimmt werden, möglichst schnell ein passables Ergebnis zu erstellen, wird bei der Ausbildung in der westlichen Welt besonders die Kreativität und Individualität des Einzelnen gefördert.

Mitarbeiterfluktuation

In China ist es aufgrund des Fachkräftemangels auch in der Architektur üblich, dass die Mitarbeiter nach einer sehr kurzen Zeit abgeworben werden oder sich selbst aktiv nach einer neuen Stelle umschauen. Oft ist gerade die Einarbeitungszeit vorüber, wenn der Mitarbeiter zu einem Konkurrenten wechselt. Ein häufiger Grund für den raschen Wechsel ist der Wunsch nach besserer Bezahlung – der derzeitige Arbeitgeber wird von seinem Mitarbeiter informiert, dass dieser eine neue Stelle in Aussicht hat, bei der er zum Beispiel 15 bis 25 Euro mehr im Monat verdient.

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Arbeiten in chinesischen Planungsbüros – Erfahrungen

In einem australischen Architekturbüro, für das ich später in China arbeitete, gab es diese Problematik nicht. Die Mitarbeiter wurden von vornherein sehr gut bezahlt, und zusätzlich zum Basisgehalt wurde eine Prämie für eine gesamte Arbeitsgruppe entrichtet, wenn ein Projekt mit gutem Erfolg abgeschlossen wurde. Jeder Mitarbeiter wurde respektiert und seine Arbeit gewürdigt – allerdings unter der Voraussetzung, dass er das Firmencredo befolgte. Dieses hieß, alles zu tun, um für den Kunden die bestmöglichen Leistungen zu erbringen. Zu diesem Zweck wurden monatlich alle Mitarbeiter einberufen und mussten einen Vortrag der Geschäftsführung über gute und verbesserungswürdige Architekturleistungen in dem Unternehmen anhören. Diese Qualitätssicherung im Unternehmen gewährleistete, dass sich alle Beschäftigten für ihr Projekt verantwortlich fühlten. Ein weiterer Grund für die geringe Fluktuation in diesem Unternehmen war das sehr gute Image der Firma. In rein chinesischen Büros habe ich hingegen erlebt, dass die angestellten Architekten im Shanghaier Winter bei Temperaturen unter dem Gefrierpunkt in ungeheizten Büroräumen mit undichten Fenstern unter unheimlichem Zeitdruck und bis tief in die Nacht arbeiten mussten. Teilweise versuchten die Mitarbeiter dann mit Handwärmflaschen, die neben der Tastatur lagen, ihre Finger beweglich zu halten. Vergleicht man diese stark unterschiedlichen Arbeitsbedingungen, kann man ermessen, welche Bandbreite für die Arbeit als Architekt oder Ingenieur in China vorhanden ist. Der Lohn für westliche Angestellte, die in China in einem lokalen Büro arbeiten, liegt üblicherweise mit circa 1 200 bis 2 000 Euro deutlich über dem Gehalt für chinesische Architekten, das bei circa 250 bis 650 Euro liegt. Der normale Fabrikarbeiter kann sich und seine Familie mit einem Lohn von circa 50 Euro pro Monat versorgen – für Ausländer sind die Lebenshaltungskosten jedoch erheblich höher, da auch die Ansprüche gemessen am chinesischen Standard in der Regel wesentlich höher liegen. Ein Getränk in einem Lokal kostet zum Beispiel zwischen fünf und zehn Euro. Natürlich möchte man nicht auf gewisse Produkte wie Kaffee, Käse und Milch verzichten, die in China aber extrem teuer sind. Käse wird zum Beispiel aus Neuseeland importiert und kostet das Doppelte bis Dreifache von dem, was man in Deutschland dafür zahlt.

Gehälter / Bezahlung

Leben und Arbeiten als Ingenieur oder Architekt in China ist eine Bereicherung für das ganze Leben. Man sprengt Grenzen im Kopf bezüglich der Machbarkeit von Projekten – lernt aber gleichzeitig neue Grenzen in zeitlicher und organisatorischer Hinsicht kennen. Neben

Ausblick

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Arbeiten in chinesischen Planungsbüros – Erfahrungen

den für europäische Maßstäbe unglaublichen Dimensionen der Projekte sind es aber gerade die kulturellen Erfahrungen und die immer noch deutlich spürbaren Traditionen im alltäglichen Detail, die einen bleibenden Eindruck hinterlassen und auch die Persönlichkeit sowie den eigenen Werdegang prägen. Zum Autor: Gordon Brandenfels studierte Landeskultur und Umweltschutz in Rostock und Landschaftsarchitektur an der Gesamthochschule Kassel. Nach seinem Studium arbeitete er in Shenzhen, woraus zahlreiche Kontakte und Wettbewerbsbeteiligungen erwuchsen. Seit 2002 führt er das 1973 gegründete Büro Brandenfels landscape + architecture in Münster, das seit 2002 eine Niederlassung in Shanghai unterhält.

C5

Dos – Don’ts Dr. Bert Bielefeld / Lars-Phillip Rusch

Wie die Erfahrungsberichte in Kapitel D zeigen, gibt es in China und bei Verhandlungen mit chinesischen Geschäftspartnern eine Vielzahl von Verhaltensweisen, Gepflogenheiten und Gewohnheiten, die über den Erfolg des Engagements oder den weiteren Projektverlauf entscheiden können. Einige Unterschiede zu den vom europäischen und amerikanischen Baumarkt bekannten und gewohnten Verhandlungen werden schnell deutlich. Die Gründe hierfür liegen einerseits in der historischen Entwicklung der Gesellschaften in Ost und West und dem damit verbundenen Verständnis von Individualität, andererseits aber auch in der allgemeinen Auffassung von der Bedeutung von Verträgen und Vereinbarungen. Während die Tradition den Chinesen seit je her als Teil einer Gemeinschaft sieht, steht in der westlichen Kultur die individuelle Freiheit des Einzelnen im Vordergrund. Erfahrungen zeigen, dass man die hieraus gewachsenen Verhaltensweisen zwar nachvollziehen und mit wachsender Erfahrung im Umgang miteinander ein entsprechendes Verständnis entwickeln kann; sie zu übernehmen und völlig zu verstehen ist aber so gut wie unmöglich. Dies beinhaltet aber nicht das allgemeine Verhalten im zwischenmenschlichen Umgang miteinander. Die Höflichkeit gebietet es gerade in China, die dort üblichen Benimmregeln zu befolgen und es zu vermeiden, den Gastgeber oder Geschäftspartner, vielleicht auch ungewollt, zu beleidigen, so dass er sein Gesicht verliert. Im geschäftlichen Umgang sind westlich geprägte Geschäftspartner auf das Ergebnis der Arbeit fixiert. Das Handeln ist darauf ausgerichtet, direkt die gestellte Aufgabe zu lösen und dem gesetzten Ziel in den vorher geplanten Strukturen und Terminen näher zu kommen und es zu erreichen. Die chinesische bzw. asiatische Vorgehensweise ist eher vom Miteinander der Geschäftspartner bestimmt. Es sollte daher immer ein grundsätzliches Ziel sein, bei Verhandlungen eine freundschaftliche und partnerschaftliche Atmosphäre zu schaffen. Distanziertes Verhalten wird von Chinesen als Desinteresse und Arroganz missverstanden. Verhandlungen sollten geduldig, freundlich, aber auch zäh geführt werden. Wer schnell von seinen Positionen oder berechtigten Forderungen abweicht und leichtfertig nachgibt, gilt als schwach. Natürlich arbeiten die Chinesen auch mit dem Fokus, Ziele zu erreichen, der Weg muss aber nicht so geradlinig verlau-

Richtig verhandeln – Ziele erreichen

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Dos – Don’ts

fen, wie man es in Europa oder Amerika in der Geschäftswelt gewohnt ist. Viele der Autoren berichten über lange und detailreich vorbereitete Besprechungen und Präsentationen ihrer Projekte, die letzten Endes seitens der chinesischen Verantwortlichen mehr oder weniger beiläufig zur Kenntnis genommen wurden. Die Entscheidung fiel oft nicht auf Grund der inhaltlichen Qualität der einzelnen Arbeit, vielmehr spielten das Prestige der Planer und deren bereits realisierte Projekte die Hauptrolle. Diese Faktoren gepaart mit der sozialen Kompetenz, auf den Bauherrn einzugehen, ihn nach der Präsentation beim zeitlich viel umfassenderen Essen und Trinken zu unterhalten, sind die ausschlaggebenden Gründe für oder gegen eine weitere Zusammenarbeit. Regeln in Amerika und Europa gelten auch in China

Sich auf die Versicherung verlassen, das sei so üblich beziehungsweise das sei nicht üblich, ist nicht nur in China, sondern überall falsch. Was für die Zusammenarbeit in westlichen Ländern gilt, gilt natürlich auch hier. Eine diskrete Überprüfung des chinesischen Partners vor der Zusammenarbeit schafft eine gewisse Sicherheit und kann gleichzeitig Grundlage für die richtige Herangehensweise an ein Projekt sein. Bei Verträgen und sonstigen Dokumenten ist im Zweifel die chinesische Version maßgeblich, diese sollte daher sorgfältig auf Übereinstimmung mit der englischen bzw. deutschen Fassung überprüft werden. Aus diesem Grund spielen auch die bei Verhandlungen notwendigen Dolmetscher eine besondere Rolle. Sie müssen die Feinheiten und Zwischentöne der chinesischen Seite verstehen und weitergeben sowie vielleicht zu direkt übersetzte und dadurch unhöflich wirkende Äußerungen der Situation anpassen. Oft kann man in ungewohnten Situationen auch die Dolmetscher um Rat fragen.

Vorleistungen und Vergütungen

Da wie in den Erfahrungsberichten beschrieben der Ablauf eines Projektes nie genau vorhersehbar ist und Bauvorhaben, die an einem Tag sicher zur Ausführung kommen, sich am nächsten Tag als völlig unrealisierbar herausstellen, sollten Vorleistungen überschaubar gehalten werden. Es ist sehr ratsam, für Planungen realistische Vorschüsse und Vergütung nach Planungs- und Baufortschritt über Pauschalen zu vereinbaren. Hier gilt die Regel: Die Vorsichtsmaßregeln, die man in anderen Ländern anwendet, sollte man auch in China praktizieren. Bei der Übernahme von Verpflichtungen sollte man darauf achten, den Einsatz von Zeit, Personal und Mitteln zu begrenzen und diese Grenzen auch deutlich zu benennen. Die Kunst ist es, auf der vorhandenen Vertrauensbasis den richtigen Weg zwischen der eigenen Sicherheit und den Wünschen und Zielen des Bauherrn zu finden. Dabei ist oftmals nicht die Größe des

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Dos – Don’ts

Projektes entscheidend, sondern der Nutzen für das eigene Unternehmen. Über kleine Projekte können Vertrauen aufgebaut und die eigene Expertise unter Beweis gestellt werden. Versuche von Bauherren, durch die Verpflichtung «großer Namen» Einfluss auf die Realisierbarkeit von Projekten zu nehmen und Behörden damit unter Druck zu setzen, mögen ihnen zwar Vorteile verschaffen, rücken sie aber vor den Augen der Behörden in ein schlechtes Licht. Auch das «Unterlaufen» von eigentlich zuständigen Genehmigungsbehörden durch Aufspaltung von Projektgrößen oder sonstige Verschleierungsmaßnahmen führt in der Regel nicht zum Ziel. Die entsprechenden Behörden kennen solches Vorgehen. Die gesetzlichen Regelungen dazu sind eindeutig. Die für erfolgreiches Agieren im chinesischen Markt notwendigen Beziehungen und Kontakte lassen sich nicht durch einen einmaligen Besuch mit einem möglichen Geschäftsabschluss knüpfen. Regelmäßige Besuche, Besprechungen und gemeinsame Essen schaffen Vertrauen und stärken die persönliche Bindung. Im chinesischen Verständnis werden diese Bindungen immer als Bindung zwischen Personen und nicht zwischen Firmen oder Gesellschaften angesehen. Diese sind für Chinesen wesentlich wichtiger als eine auf einem Stück Papier, in einem Vertrag fixierte geschäftliche Beziehung. Ein Wechsel zwischen den Ansprechpartnern sollte für die chinesische Seite daher möglichst vermieden werden oder sehr behutsam durch Einführung erfolgen. Die Pflege der Beziehungen, den so genannten guanxi, ist die Grundlage des geschäftlichen Lebens in China. Sie werden von Jugend an aufgebaut und gepflegt. Einmal als kompetenter Geschäftspartner und damit oft auch als Freund akzeptiert, kann man sich der Unterstützung als Teil der Gruppe gewiss sein. Chinesen definieren sich über den Erfolg, den sie und die Personen, mit denen sie sich umgeben, erzielen. Erfolge, die man gemeinsam erreicht, stärken die Position aller daran Beteiligten. Nicht nur der Bauherr wird für ein gelungenes Projekt gelobt, sondern auch die Planer und ausführenden Firmen. Man wird weiter empfohlen und empfiehlt weiter, knüpft neue geschäftliche und persönliche Beziehungen und kann so sein Geschäftsfeld vergrößern.

guanxi

Hierarchien sind wesentlich stärker ausgeprägt als im Westen und bilden die Grundlage der sozialen Ordnung. Der gegenseitige Respekt in der Familie und der Gesellschaft zwischen Älteren und Jüngeren sowie in der Geschäftswelt zwischen Vorgesetzten und Angestellten ist einer der Grundsätze. Die daraus abzuleitenden Verpflichtungen beruhen immer auf Gegenseitigkeit: Der Vorgesetzte ist verantwort-

Hierarchien

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Dos – Don’ts

lich für das berufliche und private Wohlergehen seiner Angestellten und kann dafür Loyalität von seinen Mitarbeitern erwarten. Bricht eine Seite diese Regel, fühlt sich die andere Seite auch nicht mehr gebunden. Der chinesische Geschäftspartner will und muss «gepflegt» werden. Er erwartet es, mit mindestens gleichrangigen Partnern zu verhandeln. Die ranghöchste Person einer Besprechung ist immer auch der Wortführer. Er trifft die Entscheidungen und bestimmt den Ablauf der Besprechung. Traditionelle Abläufe wie zum Beispiel die Begrüßung oder den Beginn des Essens werden durch ihn vorgenommen. Entsprechungen werden natürlich von den Gästen erwartet: Der ranghöchste Gast muss die freundlichen Wort ebenso erwidern und den Gastgeber, seine Freundlichkeit und Großzügigkeit loben. Er wird damit gegenüber allen an Prestige («Gesicht») gewinnen. Wenn jemand Sie als seinen «Freund» bezeichnet, bedeutet dies nicht unbedingt das Gleiche wie in Europa. Auch gleichrangige Geschäftsbeziehungen haben für Chinesen oft die gleiche Bedeutung wie eine Freundschaft. Freundschaftliche Kontakte werden mit gelegentlichen Geschenken, Einladungen und Gefälligkeiten unterhalten. Im Namen der Freundschaft können auch Forderungen gestellt werden, «die man als Freund nicht ausschlagen kann». «Freunde» meinen es umgekehrt auch oft zu gut mit einem und sind beleidigt, wenn man die Einladung zu einem exzessiven Karaoke-Abend oder in einen zwielichtigen Nachtclub nicht annehmen möchte. Nimmt man doch an, wird gegenseitige Verschwiegenheit über die vorgefallenen Ereignisse erwartet. Gesicht

Das «Gesicht» stellt nach asiatischer Denkweise die Reputation bzw. das Ansehen einer Person dar. Erfolg, Großzügigkeit, Gelassenheit stärken das eigene Gesicht. Anderen diese Dinge zu gewähren, stärkt deren Gesicht und damit wiederum auch das eigene. Bei Verhandlungen, Präsentationen und Festen sollte man stets darauf bedacht sein, das Gesicht des Gegenübers zu bewahren und zu stärken. Durch Lob der Taten, der Kultur, der Erfolge, auch der gemeinsamen, steigt das soziale Ansehen. Kleine Gesten sind dabei in China sehr wichtig: Die Reihenfolge bei der Begrüßung zum Beispiel muss der Reihenfolge der Wichtigkeit der Personen entsprechen. Auch das Überreichen und Annehmen von Visitenkarten und Geschenken sollte nicht beiläufig passieren. Ein Ausdruck des Respekts ist es, Visitenkarten oder Geschenke immer mit beiden Händen zu übergeben und auch entgegenzunehmen. Ein angemessenes Maß an Bewunderung, durch kurzes Betrachten der Visitenkarte zum Ausdruck gebracht, stärkt das Gesicht des Gegenübers. Zur Orientierung und um sich die Namen der Beteiligten

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Dos – Don’ts

einzuprägen, kann man ruhig die Visitenkarten mit kleinen Vermerken versehen, die es erleichtern, sich an die betreffende Person zu erinnern und sie auch im Nachhinein richtig zuzuordnen. Zur Festigung der Geschäftskontakte werden oft regelrechte «Gelage» veranstaltet. Das Essen nimmt in der chinesischen Kultur einen hohen Stellenwert ein. So kann man durch eine nicht erfolgte Einladung einen potentiellen Kunden ebenso verprellen, wie man durch einen gelungenen Abend viele Bonuspunkte sammelt. Als Gastgeber wird ein Chinese immer versuchen, alle Wünsche des Gastes zu erfüllen. Es wird zum Beispiel immer mehr Essen und Getränke geben als nötig ist. Der Versuch alles aufzuessen, wie es in westlichen Ländern als Zeichen dafür gilt, dass es geschmeckt hat, gilt in China als unhöflich und wird den chinesischen Gastgeber veranlassen, weitere Speisen zu bestellen, um nicht geizig zu wirken. Es werden meist abenteuerlich anmutende Gerichte aufgetischt: das Beste und Exotischste, was die jeweilige Region zu bieten hat. Viele Schalen werden in der Mitte des Tisches verteilt, aus denen sich jeder mit den eigenen Stäbchen bedienen kann. Wenn man etwas nicht essen möchte, kann man es diskret an den Rand des eigenen kleinen Tellers schieben. Der Teller wird regelmäßig vom Bedienpersonal ausgewechselt. Trinkgelder sind nicht üblich, auch nicht bei großen Geschäftsessen, nach denen man vielleicht das Gefühl hat, man müsse das Personal für ihre Mühe und Geduld entschädigen. Unerfüllbare Wünsche zu äußern, bringt allerdings den Gastgeber in eine peinliche Situation, in der er sein «Gesicht» verlieren kann. Dies sollte man auf jeden Fall zu vermeiden suchen. Zum Leidwesen vieler Ausländer ist mit dem Essen oft exzessives Trinken verbunden. Im Süden Chinas wird meist Bier oder Wein getrunken, im Norden jedoch gerne starker Reisschnaps – baijiu. Wenigstens mit den wichtigsten Personen in der Runde sollte man ein Glas trinken. Frauen wird meist zugestanden, nur Bier zu trinken, das höflich bestellte Wasser wird jedoch schon als kleiner Affront angesehen. Durch immer wieder ausgesprochene Entschuldigungen und Begründungen kann man diese Beleidigungen vielleicht noch in ein mitleidiges Verständnis wandeln. Es ist jedoch zu empfehlen, zu den wichtigen Geschäftsessen wenigstens eine trinkfeste Person mitzubringen. Nur der Hinweis auf gesundheitliche Probleme oder religiöse Gründe können als ernsthafte Entschuldigung gelten, sollten aber nicht leichtfertig als Ausrede benutzt werden.

Essen und Trinken

Nach beendetem Treffen werden die Gäste zur Tür gebracht. Wichtige Persönlichkeiten sollte man mindestens bis zum Aufzug oder sogar

Verabschiedung

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Dos – Don’ts

bis vor das Haus begleiten. Gemeinsam wartet man auf den Aufzug bzw. das Auto und bleibt noch bis zur Abfahrt stehen. Zur Verabschiedung reicht ein kurzer Händedruck. Farben und Zahlen

In China stehen gerade Zahlen außer der Vier mit Glück in Verbindung. Das chinesische Wort für vier klingt wie das Wort für sterben. Die Verwendung sollte daher vermieden werden. Auch die Farben Weiß und Schwarz sowie dunkle Farben stehen für Trauer und Tod. Helle und freundliche Farben sind dagegen Symbole für Erfolg und Glück. Fazit Es sei darauf hingewiesen, dass die angesprochenen Verhaltensweisen, Situationen und Regeln nur eine vereinfachte Verallgemeinerung darstellen. Ein Rezept, auf jeden Menschen und jede Situation richtig und angemessen einzugehen, kann es nicht geben. Hier ist Fingerspitzengefühl, Beharrlichkeit sowie der Wunsch und die Fähigkeit, neue Situationen kennen zu lernen, gefragt und die Grundlage richtigen Handelns. Chinesen sind stets daran interessiert, Probleme gemeinsam zu lösen, Fehler zu verzeihen und so gemeinsamen Erfolg zu erzielen. Wir danken den Autoren für die zahlreichen Tipps und Anregungen zu diesem Kapitel.

Erfahrungsberichte D1

Planungsaufträge in China Dr. Bert Bielefeld / Lars-Phillip Rusch

Sich einen Markt zu erschließen, der über 10 000 Kilometer entfernt liegt und dessen Kultur, Sprache und Traditionen sich stark von den eigenen unterscheiden, ist ein großer Schritt für ein Planungsbüro. Doch besitzt der Planungs- und Baumarkt Chinas für ausländische Architekten und Ingenieure eine fast magische Anziehungskraft. Westliche Architektur ist für chinesische Bauherren sehr attraktiv, so dass viele amerikanische und europäische Planungsbüros vor Ort sind und sich um Aufträge in China bemühen bzw. diese erfolgreich durchführen. Der Einstieg in den chinesischen Markt erfolgt dabei auf sehr unterschiedliche Weise. Kontakte zu bereits in China tätigen Planungsbüros, Kontaktreisen oder Fachexkursionen, persönliche Beziehungen zu Bauherren sowie Partnerschaften zwischen Städten oder Universitäten haben die Tür nach China geöffnet. Der Schritt nach China und die Verfolgung des Weges zum Erfolg in China bedürfen einer großen Offenheit für Neues, großem persönlichem Engagement und der Freude an der eigenen Arbeit. Die folgenden Berichte geben einen Einblick in die Erfahrungen westlicher Planungsbüros, die in China tätig sind. Dabei sind alle Erfahrungsberichte von denjenigen Mitarbeitern, Projektleitern oder Geschäftsführern verfasst, die für die Projektbearbeitung in China verantwortlich sind. Alle Autoren haben direkte und persönliche Projekterfahrungen in China gesammelt und berichten aus ihrer täglichen Arbeit. Auch decken die Beiträge eine große Spanne unterschiedlicher Projektarten und -größen ab. Ob die planerische Arbeit die Entwicklung ganzer Großstädte im Nirgendwo, die Weiterentwicklung und Anpassung vorhandener Stadtstrukturen an das rasante Wachstum, die Planung und Realisierung von Hochhäusern, Sportstätten oder Museen, den Neubau eines qualitätvoll detaillierten Einfamilienhauses oder aber die mühevolle Rekonstruktion und Renovierung historischer Bausubstanz beinhaltet, die Erfahrungen der Autoren zeugen von einer immensen Bandbreite planerischer Möglichkeiten in China. Darüber hinaus besteht ein riesiger Bedarf an technischem Knowhow. Bauverfahren und Bauprodukte, die in Europa und Nordamerika

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Planungsaufträge in China

zum alltäglichen Handwerkszeug der Planer gehören, erobern sich erst langsam mit Öffnung des Marktes einen festen Platz. Nirgendwo auf der Welt sind die Planungs- und Bauaufgaben so vielfältig und kurzweilig. Sei es für das kleine Büro mit wenigen Mitarbeitern oder die «Architekturfabrik» mit zahlreichen Niederlassungen in Europa, Amerika und China, der chinesische Baumarkt birgt viele Chancen – aber mindestens genauso viele Risiken. Wir möchten Ihnen in den folgenden Beiträgen eine Vielfalt an Sicht- und Herangehensweisen von Global Playern bis hin zu mittelständischen und kleinen Architekturbüros präsentieren, die ihren Weg nach China gesucht und gefunden haben.

D2

gmp – Gerkan, Marg und Partner Nikolaus Goetze

Der Beginn unserer Aktivitäten in China war keine strategische Entscheidung, sondern ging mit mehreren glücklichen Zufällen einher: zum einen mit zwei völlig verschiedenen, ungewöhnlichen Projekten und zum anderen mit einer Architekturausstellung in Peking. Im Jahr 1998 nahmen wir an einem in Deutschland ausgelobten Wettbewerb zum Bau der Deutschen Schule in Peking teil. Die Wettbewerbsbedingungen und -anforderungen waren uns vertraut, ebenso die Konkurrenz der teilnehmenden deutschen Architekten. Selbst das Preisgericht bestand nur aus deutschen Jurymitgliedern. Einzig das Land, in dem die Schule gebaut werden sollte, war uns bis dato völlig fremd. Die überaus kurzfristig angesetzte Bauzeit wurde zunächst von allen Wettbewerbsteilnehmern belächelt. Später mussten wir jedoch erkennen, dass dies nur ein kleiner Vorgeschmack auf das überaus rasante und für deutsche Verhältnisse unvorstellbare Tempo in China war. Nachdem unser Entwurf mit dem ersten Preis ausgezeichnet worden war und das Bundesbauministerium gmp mit der Realisierung beauftragt hatte, ahnten wir, welches Abenteuer vor uns lag: Mitten in der aufstrebenden und pulsierenden Hauptstadt Chinas – auf einer Insel deutschen Hoheitsgebiets – sollte nun die Deutsche Schule Peking geplant und auch gebaut werden. Nach einer sehr detaillierten Planungsphase übernahm Philipp Holzmann als Generalunternehmer die schwierige Aufgabe, zusammen mit gmp und den in China zur Verfügung stehenden bescheidenen Mitteln das Bauvorhaben nach den Qualitätsvorstellungen des Bundesbauministeriums innerhalb kürzester Zeit zu realisieren. Ohne die nach China entsandten Architekten und Bauleiter hätte das Projekt während der äußerst schwierigen Bauphase jedoch großen Schaden genommen: Ständig mussten diese mit den chinesischen Subunternehmern, die ihre Erfahrungen bisher nur im Massenwohnungsbau hatten sammeln können, um die Ausführungsqualität eines jeden Details kämpfen. Oftmals mussten bereits fertiggestellte Bauteile mehrfach wieder abgerissen werden, bis die Arbeiten endlich die gewünschte Qualität erreichten, was sich dann sogleich in den glücklichen Gesichtern der entnervten Planer und Bauleiter widerspiegelte. Stück um Stück wuchs eine Schule mit für deutsche und

Aufbruch nach China

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gmp – Gerkan, Marg und Partner

insbesondere auch für chinesische Verhältnisse außergewöhnlich hohen baulichen Qualität heran. Erst im Nachhinein wurde uns klar, dass bei diesem Bauvorhaben der Bauherr und das Bauunternehmen aus Deutschland sowie die uns geläufige deutsche Baugesetzgebung ideale Bedingungen zur Realisierung eines Gebäudes dieser Qualität in China waren. Der erste chinesische Auftrag

Der nun folgende, erste rein chinesische Auftrag, die Realisierung des Nanning International Congress and Exhibition Center (NICEC), sollte uns dies sogleich in der Praxis vor Augen führen. Nanning, die überaus gastfreundliche Hauptstadt der Provinz Guangxi, lobte im März 1999 einen internationalen Wettbewerb zum Bau einer neuen Messe aus. Im Mai wurde gmp nach einer persönlichen Vorstellung des Entwurfs mit dem ersten Preis ausgezeichnet. Kurz darauf entschied der zuständige Gouverneur jedoch, das Grundstück zu verlegen, so dass der ursprüngliche Entwurf komplett überarbeitet werden musste. Es folgten fünf Überarbeitungen, bis schließlich mit den Vertragsverhandlungen begonnen werden konnte. Nach fünf Tagen und drei Nächten war der Vertrag immer noch nicht abgeschlossen. Da aber schon ein Pressetermin bekannt gegeben worden war, entschieden sich beide Seiten für eine «Scheinvertragsunterzeichnung» unter den Augen der Öffentlichkeit. Nach der

Abb. 2.1: NICEC – Messe- und Kongresszentrum Nanning, Abb.: Jan Siefke

gmp – Gerkan, Marg und Partner

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Abb. 2.2: NICEC – Messe- und Kongresszentrum Nanning, Abb.: Jan Siefke

Pressekonferenz wurde der gerade unterschriebene «Scheinvertrag» zerrissen und die Verhandlungen gingen weiter. Nach der offiziellen und endgültigen Vertragsunterzeichnung für den Auftrag zum Bau des Messe- und Kongresszentrums fanden schließlich große Festessen statt, begleitet von freundschaftlichen Trinksprüchen, die den künftigen gemeinsamen Aktivitäten ein stabiles Fundament geben sollten. Während dieser Essen wurden eingestandene Niederlagen verarbeitet und die praktische Zusammenarbeit zwischen Architekt und Bauherr konnte beginnen. Der Vertrag wurde während der fünfjährigen Planungs- und Bauzeit des NICEC kein einziges Mal mehr aus der Schublade geholt. Alle Probleme wurden stattdessen kontrovers, aber freundschaftlich, meist bei einem abendlichen Essen, gelöst. Auch bei den folgenden Projekten haben wir die Erfahrung gemacht, dass diese Vertragsverhandlungen für die chinesischen Bauherren immer auch ein Medium sind, um ihre Vertragspartner besser kennen zu lernen und um herauszufinden, wie diese auf Stresssituationen reagieren, wie leicht sie sich ablenken lassen, wie kompromissbereit sie sind und wie sich die Partner schließlich insgesamt gegenüber dem mehrköpfigen Verhandlungsteam verhalten. Ein zweiter Einstieg in den chinesischen Markt gelang uns auf eine ganz andere, aber mindestens ebenso effektive Art und Weise: Anlässlich des XX. UIA-Kongresses, der im Jahr 1999 in Peking stattfand, bekam gmp erstmals die Möglichkeit, seine Projekte in einer Einzelausstellung der chinesischen Öffentlichkeit vorzustellen. Unter dem Titel «Building for the Public» organisierten wir im YanHuang Art Museum in Peking eine Werkschau, zu deren Eröffnung rund 600 chinesische Gäste kamen. Das Fernsehen drehte ein Fea-

Architekturausstellung in Peking

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Abb. 2.3: GDCB – Guangzhou, Abb.: gmp

ture über gmp, und so wurden wir quasi über Nacht auch in China bekannt. Der chinesische Planungsmarkt

Seit einiger Zeit ist die euphorische Aufbruchstimmung von Deutschland gen Asien allgegenwärtig: einst vernachlässigte deutsch-chinesische Städtepartnerschaften werden wiederbelebt und gestärkt, es finden vermehrt diplomatische Reisen auf höchster Ebene statt und fast vergessen geglaubte Geschäftsbeziehungen werden aufgetaut und vertieft.

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Abb. 2.4: Museum Shanghai Pudong, Abb.: gmp

Die Hoffnung auf einen neuen Mega-Markt, verbunden mit ungewöhnlichen und interessanten Aufträgen verleitet viele dazu, dieses Abenteuer zu wagen. Die schwierige Wirtschaftslage und der politische Stillstand in Deutschland sowie die Desillusion eines geeinten Europas mögen weitere Gründe sein. Es stellt sich nun die Frage, ob China der Aufstieg zur Weltmacht gelingen oder die postkommunistische Wirtschaftsmacht nach der Anfangseuphorie kollabieren wird. Für die erste These sprechen die hohen Wachstumsraten, die aufgrund des großen Binnenmarkts weiter anhalten werden, so dass sich das mit einem durchschnittlichen Pro-Kopf-Einkommen von knapp über 1 000 US-Dollar immer noch größte Entwicklungsland der Welt schon bald zur führenden Wirtschaftsmacht des 21. Jahrhunderts entwickeln wird. Die Skeptiker bezeichnen China jedoch als bürokratischen «Papiertiger» und prophezeien den Zusammenbruch des Systems unter der immensen Staatsverschuldung. Hinzu kommt, dass der WTO-Beitritt Chinas Ende 2001 die bereits existierenden sozialen Verwerfungen weiter verschärft hat. Demgegenüber lässt die chinesische Führung keine Gelegenheit aus, auf ihre Erfolge seit Beginn der wirtschaftlichen und politischen Öffnung im Jahr 1978 hinzuweisen: Die sechstgrößte Volkswirtschaft und drittgrößte Handelsnation der Welt gilt für ausländische Investoren als attraktivster Wirtschaftsstandort in Asien. Der Beitritt zur WTO stärkt Chinas internationale Anerkennung zusätzlich. Einen Vorgeschmack auf den künftigen Partner gibt allerdings die Dauer der Beitrittsverhandlungen, die sich über immerhin 15 Jahre erstreckten.

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Jedes Jahr verbucht die Regierung in Peking neue Rekorde beim Wirtschaftswachstum, das im Jahr 2004 eine Höhe von 9,5 Prozent erreichte. Die Devisenreserven sind weltweit die zweithöchsten und betragen derzeit über 600 Milliarden US-Dollar. 200 Millionen der rund 1,3 Milliarden Chinesen leben nicht mehr in Armut. Eine schnell gewachsene städtische Mittelschicht stützt den Konsum und kauft Wohnungen, Autos und andere Statussymbole. Bis Ende des Jahrzehnts dürfte die chinesische Wirtschaft größer sein als die deutsche. Im Jahr 2039 – so die Prognosen – wird China die USA, trotz deren ebenfalls beachtlichem Wirtschaftswachstum, überholt haben. Weitere Erfolge für China – nicht nur in wirtschaftlicher Hinsicht – sind die bevorstehenden Olympischen Spiele 2008 in Peking und die Expo 2010 in Shanghai. Diese guten Nachrichten dominieren die chinesische Presse, während Negativschlagzeilen gerne übersehen oder gar nicht erst veröffentlicht werden, wie beispielsweise politische Unruhen, die, von der Staatsmacht unterdrückt, nicht nach außen dringen dürfen. Das Staudammprojekt bei Chongqing ist ein prominentes Beispiel für die allgegenwärtige Umweltzerstörung. Auch Korruption und Rechtsunsicherheit bis hin zur Willkür gehören eindeutig zu den Standortnachteilen. In Bezug auf die Bauwirtschaft wirken sich die hohen Wachstumsraten zuweilen negativ aus, da die Überhitzung der Wirtschaft zu einer Inflation der Baupreise führt. Um dem entgegenzuwirken, stoppt die Regierung zurzeit Großprojekte, bis sich der Markt wieder beruhigt hat. Eine große Gefahr für die wirtschaftliche, soziale und politische Stabilität ist das dramatisch wachsende Wohlstandsgefälle von der reichen Küstenregion hin zu den armen Provinzen in Zentral- und Westchina. Die Landbevölkerung stellt mit 800 Millionen den weitaus größten Teil der Gesamtbevölkerung dar. Da die Landwirtschaft aber nur noch knapp 15 Prozent zum Bruttoinlandsprodukt beiträgt und die Einkommen der Bauern stagnieren, muss mit einer zunehmenden Landflucht gerechnet werden, die den jetzt schon herrschenden Bevölkerungsdruck auf die Städte zum Explodieren bringen wird. Seit den 1990er Jahren gab es in den chinesischen Betrieben mehr als 30 Millionen Entlassungen, wobei der Beitritt zur WTO kurzfristig den Druck auf die Arbeitsmärkte weiter erhöht. Aus meiner Sicht verfolgt die jetzige chinesische Führung unter Präsident Hu Jintao den wirtschaftlichen Öffnungsprozess Chinas jedoch glaubhaft und versucht, Verpflichtungen gegenüber der WTO als in-

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nenpolitischen Hebel zu nutzen, um unpopuläre Reformen durchzusetzen. Während vieler Krisen hat die Regierung Umsicht und Kompetenz bewiesen, so dass das Vertrauen in die positive Entwicklung überwiegt und zu einem immer stärker werdenden Run auf China führt. Die Hoffnung eines noch unerschlossenen «Super-Marktes» hat nicht nur die Schwergewichte der deutschen Industrie, wie beispielsweise Bayer, ThyssenKrupp, VW (Marktanteil von 50 Prozent) und BASF, nach China gelockt. Mittelständische Unternehmen sind gefolgt und verstärken das deutsche Engagement in China, was viele in ihrer Euphorie schon jetzt das «chinesische Jahrhundert» ausrufen lässt. Die Bauaufträge, die gmp momentan in China verwirklicht, basieren allesamt auf Wettbewerbsgewinnen. Seit 1999 hat gmp an circa 130 chinesischen Wettbewerben teilgenommen und bisher 10 Projekte fertiggestellt. Derzeit befinden sich 16 Bauvorhaben in der Ausführungsplanung bzw. im Bau. Den Wettbewerben geht jeweils ein Bewerbungsverfahren voraus, bei dem die teilnehmenden Architekten ihre Erfahrungen und bereits realisierten Projekte im Bereich der gewünschten Bauaufgabe nachweisen müssen. Dies können zum Beispiel Flughäfen, Krankenhäuser, Museen oder Hochhäuser sein. In der Regel werden dann etwa vier bis zehn Büros ausgewählt, die am Wettbewerb teilnehmen dürfen. Das Bearbeitungshonorar kann bis zu 95 000 US-Dollar betragen. Die Wettbewerbssituation in Deutschland könnte man in diesem Zusammenhang mit der Fußballbundesliga vergleichen, während sie

Abb. 2.5: Modell Lingang

Projektakquisition durch Wettbewerbe

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Abb. 2.6: Perspektive vom Lingang-See, Abb.: gmp

in China eher der Champions League entspricht, da alle namhaften Architekturbüros aus den USA, Kanada, Australien, Japan, Großbritannien, Frankreich, Italien, der Schweiz und den Niederlanden sich dort tummeln. Dies führt zu einem erhöhten Aufwand: Neben den auf großformatigen Tafeln aufgezogenen Plänen sind Modelle in möglichst großem Maßstab, Perspektiven und zunehmend auch dreidimensionale Filme ein Muss bei der Präsentation eines Entwurfs. Ebenso ist es zu einer Selbstverständlichkeit geworden, dass die Architekten ihre Wettbewerbsbeiträge persönlich vorstellen, was zuweilen dazu führen kann, dass man durch ein spontanes Schreiben gebeten wird, innerhalb von 24 Stunden in China zu sein, um an der Präsentation teilzunehmen. Das üblicherweise mit einem internationalen Gast besetzte, ansonsten aber rein chinesische Preisgericht entscheidet sich dann meist für zwei Entwürfe und überlässt dem Bürgermeister der jeweiligen Gemeinde das letzte Wort. Architektenhonorare und Wirtschaftlichkeit

Der Leistungsumfang ausländischer Architekten beinhaltet Vorentwurf und Entwurf sowie die Leitdetails der Ausführungsplanung und die künstlerische Oberbauleitung. Das zwingend erforderliche chinesische Partnerbüro vor Ort übernimmt sowohl die Ausführungsplanung als auch die Bauleitung. Vom Bauherrn beauftragte Drittfirmen kümmern sich um Ausschreibung und Vergabe der Arbeiten. Da ein chinesischer Architekt immer als Generalplaner agiert und somit neben den eigentlichen Architektenleistungen auch die Planung der Haustechnik, der Statik, der Infrastruktur etc. übernimmt, aber nur 2,5 Prozent der anrechenbaren Kosten erhält, sind die Architektenhonorare im Vergleich zu Deutschland sehr niedrig. Zwar wird einem ausländischen Büro als Generalplaner mit 2,5 bis 5 Prozent der anrechenbaren Kosten ein etwas höheres Honorar zugestanden. Aufgrund der extrem niedrigen Baupreise, die nur ein Viertel

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bis ein Drittel der deutschen Preise betragen, liegt das Honorar aber dennoch weit unter den in Deutschland üblichen Beträgen. Tendenziell wird sich die Honorarsituation für ausländische Planungsbüros in Zukunft sogar noch verschlechtern, da es nach einer neuen Regelung keine unterschiedlichen Honorare für chinesische und ausländische Planer mehr geben soll. Dies macht deutlich, dass unsere chinesischen Bauvorhaben, seien es Opernhäuser, Museen, Hochhäuser, Messen oder Flughäfen, zwar allesamt spannende Herausforderungen für gmp darstellen, der Ertrag aber dennoch in keinem Verhältnis zum Aufwand steht und sich die Wirtschaftlichkeit solcher Aufträge eher bescheiden ausnimmt. Ein europäisches Büro kann meines Erachtens nur dann in China wirtschaftlich überleben, wenn es mehrere Projekte und Bauvorhaben gleichzeitig betreut und die daraus entstehenden Synergien wie Reiseaufwand und Auslastung erfahrener Teams sinnvoll zu nutzen weiß.

Abb. 2.7: SZCEC – Messe und Kongresszentrum Shenzhen, Abb.: Jan Siefke

Auch nach unserer mehrjährigen Tätigkeit in China, sind wir noch immer von der Dynamik und Schnelligkeit beeindruckt, mit der dort auch größte Bauvorhaben vorangetrieben und verwirklicht werden. Neben der hohen Geschwindigkeit spielen einerseits eine gehörige Portion Mut und andererseits Termintreue eine wichtige Rolle. Als immer wieder faszinierend empfinde ich auch den Gegensatz von antiquierten Bauweisen, die gänzlich ohne Maschinen auskommen, dafür aber umso mehr Arbeitskräfte erfordern, und hochtechnisierten Arbeiten, bei denen die neuesten Technologien zur Anwendung kommen, wie zum Beispiel bei der Fassadengestaltung.

Bauausführung mit Lowund Hightech-Mitteln

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Zum ersten Mal erlebten wir die rückständig anmutenden Baumethoden beim Messe- und Kongresszentrum in Nanning, das an dieser Stelle wiederum beispielhaft für viele unserer Bauvorhaben in China steht. Die Pfahlgründung des rund 90 000 Quadratmeter großen Komplexes wurde von unzähligen Ehepaaren bewerkstelligt: Der Mann bohrte sich mit Handwerkzeugen Meter um Meter in die Erde hinein, unterstützt von seiner Ehefrau, die mit einem Korb die Erde hinaufzog, um ihn im Gegenzug mit Wasser und Nahrung zu versorgen. Am Ende der mehrtägigen Arbeit wurde der Ehemann über eine Hängeleiter wieder heraufgeholt. Unerfahrene Wanderarbeiter aus dem Westen Chinas, die während der Bauzeit wie selbstverständlich auf der Baustelle lebten, erstellten den Rohbau. Dabei kompensierte ein hohes Talent an Improvisation das fehlende handwerkliche Können. Zu unserem Leidwesen ist dies auch oft der baulichen Qualität der Gebäude anzusehen. Demgegenüber wurden die kühnsten Membrankonstruktionen mit Hilfe erfahrener Firmen aus dem Ausland problemlos realisiert. Hierbei scheute der chinesische Bauherr weder Kosten noch Mühen, um den vom Bürgermeister verabschiedeten Entwurf detailgetreu umzusetzen. Nach der langen Planungsphase erwuchs aus der intensiven Zusammenarbeit zwischen Bauherr und Architekt meist ein eingeschworenes Team, das alle Höhen und Tiefen eines schwierigen Bauvorhabens meisterte, was schließlich auch dazu führte, dass gmp mit der Erweiterung des NICEC beauftragt wurde – eine seltene Geste, da es in China nicht unüblich ist, weitere Bauphasen mit den schon vorhandenen Plänen, aber ohne die ausländischen Architekten zu realisieren. Partnerbüros und eigene Niederlassungen

Bei der Realisierung jedes neuen Projekts schließt gmp, wie bereits erwähnt, einen Kooperationsvertrag mit einem renommierten Partnerbüro der jeweiligen Stadt ab. Auf diese Weise haben wir mittlerweile mit zahlreichen lokalen Partnerbüros zusammengearbeitet, deren Planungskompetenz von hochprofessionell und engagiert bis hin zu unerfahren oder gar einseitig profitorientiert einzustufen ist. Die zahlreichen Bauvorhaben, die wir in China betreuen, und die Vielzahl der Wettbewerbe, an denen wir teilnehmen, erforderten jedoch schon bald die Gründung eines eigenen Büros vor Ort. So eröffneten wir im Oktober 2000 unser erstes chinesisches Büro in Peking. Zurzeit sind dort 13 chinesische und 7 deutsche Mitarbeiter beschäftigt. Seit 2003 sind wir mit einem weiteren Büro auch in Shanghai vertreten. Dort arbeiten 14 Chinesen und 6 deutsche Architekten. Darüber hinaus haben wir im Zusammenhang mit dem Neubau des

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Abb. 2.8: Xinyuan Tower Beijing Chateau, Abb.: gmp

vietnamesischen Parlaments, für das wir 2003 den Wettbewerb gewinnen konnten, im Jahr 2004 ein Büro mit 5 Architekten in Hanoi eröffnet. Immer wieder werden wir in China mit einem nur schwer zu durchschauenden «Gesetzeswald» konfrontiert. Dieses Problem kann nur dadurch gelöst werden, dass wir als deutsche Planer zu einem mög-

Rechtssicherheit und Haftungsfragen

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lichst frühen Zeitpunkt mit einem chinesischen Partner eine Planungsgemeinschaft eingehen. Dieses Modell birgt allerdings – wie auch schon geschehen – das Risiko, dass der chinesische Partner nach einer kurzen Zusammenarbeit mit dem westlichen Architekturbüro den Bauherrn davon überzeugt, dass auch ohne den ausländischen Partner weitergeplant und gebaut werden könne. Denn schließlich habe er selbst aufgrund der bisherigen Zusammenarbeit genug von seinem erfahrenen Partner aus dem Westen lernen können. Ein weiteres Problem stellt die Haftung für Planungsfehler dar: Deutsche Versicherungsunternehmen haften lediglich für die Fehler des versicherten Architekturbüros. Da die chinesischen Bauherren die Architekten aber meist als Generalplaner beauftragen, haften diese dann auch für die Leistungen der Partner vor Ort, was zu einem nur schwer kalkulierbaren Risiko werden kann. Kultureller Austausch und Mentalitätsunterschiede

Bei Worten wie «China» oder «chinesischer Markt» glänzen bei in dieser Hinsicht noch unerfahrenen Planern die Augen. Diejenigen, die bereits ihre Erfahrungen vor Ort gesammelt haben, verhalten sich zögerlicher und weisen zugleich auf einige nicht zu unterschätzende Probleme hin: Dies sind zum einen die Mentalitätsunterschiede sowie die fremde Sprache und zum anderen gewisse, zuweilen auftretende «Missverständnisse». Die chinesische Mentalität unterscheidet sich sehr von der unsrigen und erschließt sich uns auch erst nach mehreren Aufenthalten in Asien. Europäer handeln häufig emotionaler, während ein Chinese seine Emotionen meist hinter verschiedenen anderen Verhaltensweisen verbirgt. Hier denke ich zum Beispiel an das chinesische Lächeln, das keineswegs immer Zustimmung bedeutet. Dies zu erkennen und sich auch bewusst zu machen, beugt vielen Enttäuschungen vor. Auch die unzähligen Komplimente, die wir erhalten, bedeuten nicht unbedingt, dass der Bauherr mit unseren Entwürfen einverstanden ist. Vielmehr möchte er durch solche Komplimente seine Achtung und seinen Respekt bekunden. Die Aussage «no problem» bedeutet daher häufig, dass es eben doch sehr viele Probleme zu lösen gilt. Des Weiteren ist die Vermeidung des Gesichtsverlusts nicht zu unterschätzen. Sie steuert das Handeln eines jeden Chinesen, und ich habe gelernt, einen Chinesen deshalb möglichst nie in eine Situation zu bringen, in der er etwa einen Fehler eingestehen muss oder möglicherweise keine Antwort geben kann. Was so genannte «Missverständnisse» angeht, mussten wir die Erfahrung machen, dass die Reputation europäischer Architekten dazu genutzt bzw. missbraucht wird, um bestehende behördliche Vorgaben

gmp – Gerkan, Marg und Partner

auszuhebeln. So erwartete beispielsweise einer unserer chinesischen Bauherren, dass gmp geeignete Argumente fände, ein behördlich auf 100 000 Quadratmeter begrenztes Bauvolumen in seiner Fläche zu verdoppeln. Aus städtebaulicher Sicht geforderte Grünzüge sollten überbaut oder festgesetzte Gebäudehöhen um 40 bis 50 Meter überschritten werden. Dass in einem solchen Verfahren «Missverständnisse» zwischen Bauherr und Behörden entstehen können, ist offensichtlich. Als ausländischer Architekt muss man hier besonders aufpassen, nicht zwischen die Fronten zu geraten. Auch die Unerfahrenheit mancher Bauherren bekommt man häufig durch die sehr knapp bemessenen Termine zu spüren. Wir haben erlebt, dass Planungsaufgaben, für die in Europa drei Monate Zeit benötigt würden, in China innerhalb von zwei Wochen zu erbringen sind. Bei all den geschilderten Negativeindrücken sind aber auch die vielen positiven Erlebnisse nicht zu vergessen: China vermittelt mit seiner alten Kultur zauberhafte Eindrücke. Städte wie Peking, Shanghai, Guangzhou entwickeln sich zwar einerseits zu modernen Metropolen, andererseits findet man aber noch überall Inseln alter, vergangener Pracht, die uns viel über die kulturelle Vergangenheit Chinas erzählen. Auch die aufregenden Kulturlandschaften, wie zum Beispiel in Guilin, prägen die Vielfalt Chinas. Ein weiterer sehr angenehmer Aspekt ist die vorbildliche chinesische Gastfreundschaft, von der wir nur lernen können. Häufig wurden wir von unseren Bauherren vom Flughafen abgeholt und befanden uns auf unseren vielen Reisen in ständiger Begleitung. Ganz zu schweigen von den opulenten Essen, bei denen im Anschluss an die formellen Besprechungen meist erst die wirklich wichtigen Entscheidungen getroffen wurden.

Abb. 2.9: Neues Nationalmuseum in Peking, Vogelperspektive, Abb.: gmp

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gmp – Gerkan, Marg und Partner

Fazit Seit dem Beitritt zum WTO-Abkommen ist China mit seinen 1,3 Milliarden Einwohnern trotz aller geschilderten Schwierigkeiten ein attraktiver Wirtschaftspartner für die westliche Welt und insbesondere auch für uns Architekten: Es werden Flughäfen, Bahnhöfe, Sportarenen, Messe- und Kongresszentren gebaut, wobei man die vielen Büro- und Wohnungsbauprojekte, deren Größe für uns Europäer schier unvorstellbar ist, ebenfalls nicht übersehen darf. Der kulturelle Austausch von Ideen und Arbeitsweisen, gepaart mit der wirtschaftlichen Dynamik des aufstrebenden Chinas, stellt nach wie vor eine spannende Herausforderung dar und ich bin mir sicher, dass hier ein Zukunftsmarkt für alle Dienstleistungen entstehen und der noch immer vorhandene Protektionismus hoffentlich einem liberalen, offenen Markt weichen wird. Der Berufsstand des Architekten findet zunehmend Anerkennung und Respekt. Baukultur im europäischen Verständnis spiegelt sich in China durch den wachsenden Anspruch an nachhaltigem und qualitätsvollem Bauen wieder. Zum Autor: siehe Seite 108.

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PJAR – Philip Johnson / Alan Ritchie Architects Stephan Jentsch

Philip Johnson Architects besteht seit über 50 Jahren. Mit zwischenzeitlich bis über 100 Mitarbeitern hat das Büro in Amerika, Europa und dem Nahen Osten zahlreiche Gebäude, Inneneinrichtungen und Städtebauten realisiert. Das Büro heißt heute Philip Johnson / Alan Ritchie Architects (PJAR) und hat seinen Hauptsitz in New York. Vor zehn Jahren begann das Büro mit einzelnen Projekten in China, denen bald weitere Aufträge folgten. Zunächst mit einem Partnerbüro in China kooperierend, war es bald deutlich, dass eine effiziente Arbeit, die den Ansprüchen des Büros gerecht würde, nur mit Mitarbeitern vor Ort sinnvoll war. So wurde vor zwei Jahren eine Niederlassung in Shanghai gegründet. Mit zunächst wenigen Mitarbeitern bearbeitete das Büro anfangs Projekte, die noch in der ersten Phase in den USA begonnen worden waren. Durch die Präsenz in China kamen aber schnell neue Aufträge dazu, so dass PJAR heute 20 Mitarbeiter in China beschäftigt und bei gleichbleibender Entwicklung in den nächsten Jahren auf zunächst 30 Mitarbeiter wachsen soll. Ich selbst arbeite seit zwei Jahren in Shanghai. Das Interesse am Potential des Büros und das Wachstum und die Veränderungen der Großstädte Chinas waren für mich persönlich Gründe, nach Shanghai zu ziehen. Die Herausforderungen der Arbeit hier, die unkonventionelle Antworten erfordern, und die Möglichkeit, meinen westlichen Architekturbegriff mit dem chinesischen Verständnis für Kunst und Architektur zu bereichern, sind nur einige Argumente dafür, eine Zeit lang in China zu leben.

Einstieg in den chinesischen Markt

Das Wachstum der chinesischen Städte und die Geschwindigkeit, mit der sich das Erscheinungsbild der Städte durch Abriss, Um- und Neubau beständig verändert, sind beeindruckend. Die meisten Aufträge übertreffen in Höhe, Größe, Funktionsstruktur und Geschwindigkeit der Entwicklung das meiste, was Architekten aus dem Westen kennen. Zusätzlich wird die Baubranche durch besondere Ereignisse stimuliert: Für die Olympischen Spiele 2008 in Peking wurden Stadterneuerungen und zahlreiche Großbauten initiiert, die Expo 2010 in Shanghai wirkt als Katalysator für den Immobilienmarkt.

Der chinesische Bauund Planungsmarkt

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PJAR – Philip Johnson / Alan Ritchie Architects

Der Bauboom in den großen Städten hält seit etwa 15 Jahren an und wird vermutlich auch noch einige Jahre eine hohe Nachfrage nach Architektenleistungen erhalten. Neben den Hauptstädten ist nun auch in den kleineren Städten (das sind in China Städte mit 5 Millionen Einwohnern) die Nachfrage nach Büros, Wohn- und Geschäftsbauten gestiegen. Die kaum übersehbare Anzahl an diesen Städten, die oft im Westen unbekannt sind, bietet abseits der Metropolen in den nächsten zehn Jahren ein zusätzliches Baupotential. Die meisten Projekte in China sind Großprojekte. Planungen in städtebaulichem Maßstab sind oft verbunden mit der architektonischen Ausarbeitung; mehrgeschossige Gebäude verschiedener Funktion und Hochhäuser sind die üblichen Aufträge. Gebäudekomplexe oder sogar einzelne Gebäude haben meist Größen von über 20 000 Quadratmeter bis zu über 300 000 Quadratmeter. Darüber hinaus werden Landschaftsplanungen, Entwurfsstudien und Innenarchitekturen an ausländische Firmen vergeben. Problematisch für ausländische Architekten ist der chinesische Wohnungsbaumarkt. Die stark verdichteten Wohnhochhauskomplexe (GFZ bis 5.0) sind in Grundriss und Fassade stark kommerziell orientiert. Für Investoren sind diese Wohnkomplexe aber sehr lukrativ. Planungsbüros in China

In China gibt es prinzipiell zwei inländische Typen von Architekturbüros: Die so genannten Local Design Institutes (LDI) decken den größten Teil des Markts ab. Sie sind ganz oder teilweise privatisierte Betriebe. Ursprünglich waren sie einer bestimmten Region zugeordnet, wo sie noch heute ihr Hauptgeschäftsfeld haben. Die meisten LDIs bieten außer den Architektur- auch Ingenieurleistungen an. Auch die Universitäten haben eigene praktizierende Architekturabteilungen, die sich oft aus Lehrenden der Universität zusammensetzen und regional oder je nach Qualifizierung landesweit viele Aufträge bekommen. Der zweite Typus sind kleine und mittlere Büros, die von Chinesen zum Teil mit Ausländern gegründet wurden und zunehmend erfolgreich auftreten. In China sind inzwischen zahlreiche ausländische Firmen aktiv. Sehr früh kamen australische Architekturbüros, die heute in mehreren Städten Niederlassungen besitzen. Die meisten amerikanischen Großbüros haben Tochterbüros in China und haben bereits prestigeträchtige Bauten realisiert. Aus Europa sind nur wenige Architekten mit einem Firmensitz in China vertreten. Meist arbeiten diese mit chinesischen Partnern zusammen oder entsenden Mitarbeiter vorübergehend während bestimmter Planungsphasen eines Projekts.

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Der Charakter der Projekte ist mit dem amerikanischen Markt vergleichbar: Gebäudetypologien (Shoppingmalls, Hochhaus etc.), geschlossene Hochhaus-Wohnanlagen und eine stark kommerzielle Orientierung in verdichteten Strukturen großer Städte sind Voraussetzungen, die wir aus den USA kennen. Akquisition und Bauherrenbetreuung Ein Projekt in China zu beginnen, ist grundsätzlich nicht schwierig. Der Enthusiasmus der Bauherren und die große Anzahl der Projekte bei noch relativ wenigen kompetenten und erfahrenen Architekten macht die Akquisition eines Projektes zunächst einfacher als in Amerika oder Europa. Während man im Westen abschätzen kann, wie weit sich Akquisitionsleistungen lohnen und ab wann man ein Honorar erwarten kann, kann sich in China die Akquisitionsphase jedoch länger hinziehen. Man muss leider im gesamten Verlauf des Projektes mit ständigen Unsicherheiten und Änderungen der Rahmenbedingungen rechnen. Wir treffen auf drei unterschiedliche Arten neuer Kunden: 1. Anfragen, die wir über Empfehlungen von Bauherren bekommen, 2. Generelles Interesse aufgrund der Reputation unseres Büros und 3. Kunden, denen unser Büro bei anderen Anlässen vorgestellt wurde. Wir erbringen Vorleistungen in Form von kurzen Vorschlägen zum Projekt bis hin zu ersten Studien. Darüber hinaus nehmen wir an eingeladenen, bezahlten Wettbewerben teil. Eher selten sind dies große internationale Wettbewerbe. Städte und Gemeinden müssen ihre Aufträge als Wettbewerbe öffentlich (national) ausschreiben. Ebenfalls fordern die Planungsämter für Projekte, die das Stadtbild beeinflussen, Entwürfe verschiedener Architekten. Für ausländische Büros sind beide Varianten nur interessant, wenn der Bauherr den Architekten direkt zu einer Teilnahme einlädt. Zahlreiche Architekturmessen bilden eine weitere Möglichkeit, mit potentiellen Kunden in Kontakt zu treten. Es wird viel über die so genannten guanxi gesprochen: Dies sind im weiten Sinne persönliche Beziehungen, um Aufträge zu erhalten. Viele chinesische Architekten haben enge Verbindungen zu bestimmten Teilen der Regierung, zur Stadtverwaltungen, zu Investoren oder Firmengruppen, die aus staatlichen Unternehmen hervorgegangen sind. Von diesen Firmen erhalten sie regelmäßig Aufträge und sind dort im Wettbewerb eindeutig im Vorteil. Begegnet man einer solchen Konstellation als Konkurrent um einen Bauherrn oder in einem

guanxi – Beziehungen

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Wettbewerb, lohnt sich die Teilnahme selten. Allerdings werden die guanxi auch oft überschätzt. Als ausländisches Architekturbüro kann man sich ebenfalls in absehbarer Zeit durch gute Arbeit und persönliches Engagement eine längerfristige Beziehung zu einem Bauherrn aufbauen, wichtig sind dazu allerdings oft die Fähigkeiten chinesischer Mitarbeiter. In der Regel erwartet der Bauherr vom Architekten den sofortigen Beginn des Projekts, oft bevor ein Vertrag oder die Vorgehensweise beschlossen ist. Chinesische Architekten können sehr schnell und effizient komplette Vorentwürfe produzieren, und als ausländisches Büro muss man sich dieser Konkurrenz stellen. Der Bauherr lässt sich erst durch den Entwurf überzeugen, den Architekten zu beauftragen. Der erste Entwurf ist aber selten der endgültige, oft ist dies eine Art Studie – allerdings hinsichtlich des Entwurfs schon detailliert –, mit deren Hilfe der Bauherr und die Projektbeteiligten beginnen, über Größe, Funktionen und natürlich den Charakter des Projekts zu entscheiden. Kommunikation mit dem Bauherrn

Die Kommunikation mit dem Bauherrn bleibt während des gesamten Projektes ein bedeutender Faktor. Für die Kooperation sind Interesse und Eingehen auf die Wünsche des Bauherrn und ein Verständnis für seine stilistischen Vorstellungen wichtig. Dieses Verständnis des Architekten als Berater des Bauherrn ist in den USA üblich, während viele Europäer in China am Beharren auf ihrer architektonischen Konsequenz scheitern. Die meisten Entscheidungen werden im persönlichen Gespräch getroffen, eine formelle schriftliche Kommunikation ist vielen chinesischen Bauherren nicht sehr geläufig. Bauherren und ihr Hintergrund sind schwer einzuschätzen. Firmenstrategische Verflechtungen und politische Entscheidungen werden oft erst im Verlauf des Projektes verständlich. Wir begegnen vielen Auftraggebern mit geringer Erfahrung in Bauprojekten, weil die Firmen ursprünglich aus einem anderen Geschäftsfeld kommen. Die öffentliche Hand hat meist lange Hierarchien, in denen Entscheidungen verschoben werden. Andererseits kann die Stadtverwaltung dadurch, dass es kein privates Landeigentum gibt, relativ einfach ihre Ansprüche als Bauherr durchsetzen und ist für Architekten kalkulierbarer als halbstaatliche oder private Firmen, die schnell in Konflikt mit dem Bauamt kommen können.

Folgeprojekte

Bei erfolgreichem Projektverlauf sind fast immer weitere Projekte zu erwarten, oft auch von Geschäftspartnern des Bauherrn oder von Fir-

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men, die mit ihm in Verbindung stehen. Als Architekt das Vertrauen eines Bauherrn zu erhalten, kann langfristig viele Aufträge einbringen; viele chinesische Architekten sind daher bei einer unnachgiebigen Durchsetzung ihrer Honorarforderungen zurückhaltend. Man muss in China abwägen, ob das Bestehen auf einer vollständigen Honorierung nicht den Weg zu zukünftigen Aufträgen versperrt. Wir arbeiten in China mit ähnlichen Verträgen wie in den USA. Dies ist möglich, weil vieles in der Architektenpraxis aus den USA übernommen wurde. Die Beschreibung von Leistungen, Leistungsphasen und Voraussetzungen sind in diesem Fall ähnlich; viele unserer Auftraggeber haben bereits zuvor mit amerikanischen Firmen gearbeitet und kennen diese Vorlagen. Auch die Zahlungsarten und Zahlungsvereinbarungen gleichen sich, aber gerade bei lokalen, kleineren Bauherren sind oft Anpassungen in Leistung, Honorar und Zahlungszeitpunkt nötig. In China wird wie in anderen Ländern nach Leistungsphasen bezahlt. Für ausländische Firmen ist dabei ein höherer bis doppelter Satz im Vergleich zu chinesischen Büros üblich und wird mit dem höheren Aufwand (Bearbeitung im Ausland, Reisekosten, höhere Qualität) begründet. Es empfiehlt sich, einen Vertragsanwalt in China zu konsultieren, der die Richtigkeit und Anwendbarkeit des Vertrages prüft. Da die Verträge in chinesischer Sprache abgefasst sind, ist es nötig, sie durch eine Person prüfen zu lassen, die die juristische Sprache perfekt beherrscht. In der Praxis stellen sich die Verträge und deren Einhaltung problematischer dar: Aufwendige Verträge rufen bei manchen Bauherren eher Befremden hervor, als dass sie den Leistungsumfang klären, da viele Bauherren den Vertrag eher als Referenz denn als Leistungsgrundlage betrachten. Das Verhältnis zum Bauherrn würde leiden, wenn man im Projektverlauf exakt auf Vertragsklauseln verweisen würde. Gerade Änderungen im Vorentwurf sind vertraglich schwer fassbar. Außerdem ändern sich laufend Voraussetzungen wie zum Beispiel Größe oder Funktion des Baus und damit die Grundlagen für den Vertrag. Vergütung und Wirtschaftlichkeit in China Die erste Phase eines Projektes ist finanziell schwer zu kalkulieren, da eher die Anzahl der Änderungen im Entwurf die Kosten verursachen als die Größe oder der Anspruch des Bauwerks. Ebenso ist für den Bauherrn der Erfolg des Projektes unklar, er wird daher mit Honorarzahlungen für einen Entwurf zurückhaltender sein. Die Wirt-

Planungsverträge

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schaftlichkeit in dieser Phase wird entscheidend durch die Erfahrung des ausländischen Architekten bestimmt. Ab wann man weitere unbezahlte Leistungen verweigert und wie aufwendig eine Präsentation sein sollte, ist nur im Einzelfall einschätzbar. In den weiteren Phasen (Schematic Design/Design Development) werden zwar auch noch verschiedene Optionen entwickelt, aber die Arbeit ist wesentlich konkreter. Welche Leistungen das Büro erbringt und wie hoch die Vergütung ist, kann dann klarer definiert werden. Schwierig ist die Wirtschaftlichkeit in der Ausführung. Hier arbeitet der ausländische Architekt mit einem vorlageberechtigten Local Design Institut (LDI) zusammen. Der Arbeitsaufwand, um die nötige Qualität zu erreichen, kann in dieser Phase schnell den Anteil am Honorar übersteigen. Oft wird das ausländische Büro an dieser Leistungsphase nur als Berater beteiligt. Allgemein ist das Lohnniveau in China niedrig, das Resultat ist leider eine hohe Fluktuation der Mitarbeiter. Die Löhne werden daher durch Beteiligung am Profit des Projekts bzw. durch Bonuszahlungen ergänzt. Trotzdem sind die Lohnkosten weit geringer als in den USA und Europa. Die Infrastruktur, wie Computer oder Ähnliches, ist in China in der Regel günstiger als in den USA und Europa; ebenso Inlandreisen und computergenerierte Bilder oder Print-Media-Ausgaben. Andererseits haben im Zentrum der großen Städte die Mieten zumindest europäisches Niveau. Nicht zu unterschätzen sind auch die Reisen der Mitarbeiter, in unserem Fall nach New York, bei denen zusätzlich zu den Flügen Unterbringung, Spesen und die Reisezeit gerechnet werden müssen. Verglichen mit den sonstigen Ausgaben ist das ein beträchtlicher Faktor. Bilanzierend ist es schwer, eine allgemeine Aussage hinsichtlich der Wirtschaftlichkeit zu machen. Es ist wohl falsch, China als eine Goldgrube zu bezeichnen. Es gibt zwar viele Projekte und auch der Umsatz steigt, aber auf der Gewinnseite macht sich das nicht sofort bemerkbar. Inwieweit man eine Kostendeckung erreicht, hängt sehr von der Struktur des Büros ab. Die viel gescholtene Zahlungsmoral in China ist sicher auch ein Problem, dass aber durch Erfahrung und Verständnis für eine andere Geschäftskultur in Grenzen gehalten werden kann. Wie man von einer boomenden Ökonomie erwarten kann, sind zwar Gewinne möglich, aber es ist sicher zu bedenken, dass in China der Architekt das Risiko seines Bauherrn zu einem gewissen Grad mitträgt. Langfristig gedacht ist die Erfahrung, die man nach einigen Jahren Arbeiten in China gesammelt hat, ein Bonus, der den Architekten für andere Bauherren attraktiv macht, die unter Umständen zuverläs-

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siger und professioneller wirtschaften und damit sicherere Projekte ermöglichen. Leistungsumfang und Ausführung der Planungen In China ist die amerikanische Phaseneinteilung üblich: beginnend mit dem Schematic Design (Vorplanung), folgt das Design Development (Entwurfsplanung) und schließlich das Construction Design (Ausführungsplanung). Wie bei den meisten ausländischen Büros liegt unser Schwerpunkt in China zurzeit in den Leistungsphasen Schematic Design bis Design Development und in Städtebauprojekten. Zusätzlich arbeiten wir an Vorstudien sowie an Studien zum architektonischen, kulturellen und kommerziellen Hintergrund des Projekts. Seitdem wir eine Niederlassung in Shanghai haben, sind wir auch in China an der Ausführungsphase beteiligt. Um die gewünschte Qualität der Detaillierung zu erreichen, ist es notwendig, möglichst intensiv an der Ausführung beteiligt zu sein. Die meisten ausländischen Büros sind nicht planvorlageberechtigt. Für die Vorlageberechtigung muss ein Büro hohe Anforderungen erfüllen. Unter anderem müssen in China vorlageberechtigte Architekten sowie Ingenieure angestellt sein. Daher sind ausländische Büros gezwungen, mit LDIs zusammenzuarbeiten. Während der Ausführungsplanung stationieren wir unsere Mitarbeiter im Büro vor Ort, damit diese zusammen mit den dort tätigen Kollegen Ausführungspläne erstellen und die Qualität der Ausführung überwachen. Die Bauausführung in China erfordert vom ausländischen Architekten Geduld, da die chinesischen Bauleistungen von amerikanischen oder europäischen Qualitätsanforderungen weit entfernt sind. Viele Bauarbeiter sind ungelernte Kräfte, häufig Wanderarbeiter aus fernen Provinzen. Ausführungsplanungen in der uns bekannten Detaillierung sind allein schon deshalb selten, weil die Pläne auf der Baustelle nicht verstanden werden. Bautechnisch sind die Gebäude sehr einfach konzipiert, weder Statik noch Fassadenkonstruktion sind besonders aufwendig. Details folgen meist den bekannten Konstruktionsmethoden. Die Entwicklung und Durchführung eines neuen Details erfordert viele Diskussionen mit der Baufirma bis hin zur Anwesenheit bei der Ausführung. Unserer Erfahrung nach gibt es aber auch hier Unterschiede. Mit ambitionierten Bauherren und guten LDIs kann man durchaus qualitativ hochwertige Gebäude entwickeln. Hochwertige Materialien wie Naturstein oder Glas sind in China ebenso günstig wie arbeitsaufwendige Einzellösungen auf der Baustelle, die durch niedrige Löhne möglich werden.

Beauftragte Leistungsphasen

Umsetzung der Planung

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Termindruck und Bearbeitungszeiten

Architekten werden in China vor die Herausforderung gestellt, unter hohem Zeitdruck Entwürfe anfertigen zu müssen. Wir haben beispielsweise innerhalb von zehn Tagen eine Shoppingmall mit Wohntürmen und Park entworfen, Pläne gezeichnet, Computer-Renderings erstellt, diese gedruckt, als Buch gebunden und mit einem Modell präsentiert. In der Diskussion stellte sich dann heraus, dass die Baugrenzen anders verliefen und statt der Wohntürme ein Hotel geplant werden sollte. Daraufhin haben wir wieder in beeindruckend kurzer Zeit den Entwurf mit Perspektiven und Modell angepasst. Das hat sich noch zweimal in ähnlicher Weise wiederholt. Die schnelle Umsetzung der Projekte führt ebenfalls immer wieder zu Überraschungen: So hatte ich mit einem Projekt zu tun, für welches der Bauherr uns immer wieder zur Eile anhielt und schließlich genaue Vorschläge für das Stützenraster machte. Wie sich herausstellte, hatte man, um Zeit zu sparen, schon mit dem Gießen der Fundamente begonnen.

Projektgrößen

Beeindruckend ist in China auch der Umgang mit «Größe». Riesige Stadtentwicklungen oder Planungen werden sehr zügig umgesetzt. Wo bei uns ein Gang durch viele Instanzen nötig wäre, entscheidet hier ein Bürgermeister beim Abendessen. In China gibt es keinen privaten Landbesitz, das Land wird als Erbpacht je nach Projektart über 50 oder 70 Jahre an Privatleute verpachtet. Was danach geschieht, ist kaum absehbar. Die Regierung kann durch dieses System Infrastruktur- und Stadtplanungen zügig durchsetzen. Unterstützt durch die günstige und zum Teil unkritische Kreditvergabe der Banken können Projekte schnell realisiert werden. Es ist wichtig, eine kritische Distanz zum Projekt und zum Bauherrn zu bewahren, gleichzeitig aber selbst in absurden Situationen das Projekt ernsthaft zu unterstützen und Interesse zu zeigen. In einem Projekt befanden wir uns zu Beginn überraschend in einer Pressekonferenz, die auf mehreren Sendern live übertragen wurde. Dieses Projekt wurde eine Woche später aus unklaren Gründen beendet. Andererseits arbeitet man oft an Projekten, die – was manchmal an der Seriosität zweifeln lässt – nach nur fünfminütiger Präsentation durch ein mehrstündiges Essen und vor allem Trinken beschlossen werden, aber letztlich zügig und gut realisiert werden. Man muss jeden potentiellen Bauherrn ernst nehmen. Das kostet Zeit, aber man kann erst nach einiger Erfahrung die Situation richtig einschätzen. Kritik an und Fragen nach der Realisierbarkeit des Projektes werden oft als Arroganz aufgefasst.

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Die oben schon angesprochene Beziehung zum Bauherrn ist in China von großer Bedeutung. Zweifellos reicht es nicht, mit dem Bauherrn einen Vertrag abzuschließen und sich dann erst wieder zur Präsentation zu sehen. Viele Bauherren lieben es, den Architekten oft und ausgiebig zu besuchen. Nach kurzer Diskussion über den Fortgang des Projekts, erwartet er ein gemeinsames Mittagessen. Danach ist es angebracht, realisierte Projekte zu besichtigen. Das Abendessen in einem besonderen Restaurant wird mit dem Besuch einer KaraokeBar abgerundet. Falls am nächsten Tag noch Zeit ist, wird dieses Programm wiederholt. Das alles klingt für manche Ohren nicht sehr professionell, doch muss beachtet werden, dass viele Bauherren den Architekten nicht nach seinen Werken beurteilen, sondern nach der Art, wie man zusammenarbeitet – und eben auch isst und trinkt. Diese persönliche Kommunikation fordert viel Reisezeit und Einsatz. Im amerikanischen oder europäischen Effizienzdenken reichte ein Anruf oder Brief aus, doch ein chinesischer Bauherr schließt aus dem persönlichen Erscheinen des Architekten und seiner Mitarbeiter auf das Interesse an seinem Projekt. Niederlassungen Die meisten ausländischen Architekten gründen ihre Niederlassungen zunächst in Shanghai, Peking oder Shenzhen, da zahlreiche Projekte nach wie vor in diesen Städten oder benachbarten Regionen geplant werden, und auch die Firmensitze vieler Bauherren dort liegen. Philip Johnson / Alan Ritchie ist seit zwei Jahren mit einem Büro in Shanghai vertreten. Nachdem wir zunächst aus New York die Projekte in China bearbeiteten, schien es uns notwendig, dem Bauherrn in China Kontaktpersonen und ein kompetentes Büro vor Ort zur Verfügung zu stellen, von dem auch Akquisition betrieben werden kann. Von Beginn an waren an diesen Projekten chinesische Architekten beteiligt. Es war uns wichtig sicherzustellen, dass unsere Arbeit in Entwurf, Funktion und kultureller Eigenart chinesischen Ansprüchen gerecht wird. Deshalb sind etwa 70 Prozent unserer Angestellten Chinesen, die unser Büro entwurflich, technisch, sprachlich und auch kulturell in China verankern. Die Struktur ist flexibel in Projektteams unterteilt, in denen Ausländer und Chinesen zusammenarbeiten. Für bestimmte Projekte stationieren wir zudem Architekten aus New York vorübergehend in China. Rechtsfragen und Rechtssicherheit in China Bei Rechtsfragen in China muss man nach meiner Erfahrung zwischen der Gesetzeslage und der Anwendung in der Praxis unterscheiden. Bei Vertragsstreitigkeiten ist das Rechtssystem im Grunde dem Wes-

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ten ähnlich. Im Vertrag wird das Gericht festgelegt, das im Streitfall entscheidet. Einen Bauherrn auf Zahlung für erbrachte Leistungen zu verklagen, ist allerdings unüblich und wenig Erfolg versprechend. Diese Streitfälle werden fast immer außergerichtlich beigelegt. Versicherungen

Wie die meisten Büros haben wir auch in China eine Berufshaftpflichtversicherung. Da ausländische Architekturbüros in der Regel

Abb. 3.1: Pennzoil Plaza, Houston, Texas, USA

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selten bauvorlageberechtigt sind, ist das Risiko, dass Schäden entstehen, jedoch gering. Darüber hinaus fallen Versicherungen für chinesische Mitarbeiter an: Krankenversicherungen, Rentenversicherungen etc. müssen zumindest teilweise vom Arbeitgeber übernommen werden. Persönliches Resümee Ich bin vor mehr als zwei Jahren nach China gekommen. Vorher, während meines Aufenthaltes in London und später in den Niederlanden, kam ich in Kontakt mit Projekten in Osteuropa und China, und es schien mir viel versprechend, die Entwicklungen dort zu beob-

Abb. 3.2: Wangqiao-Projekt Masterplan

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achten und durch meine Arbeit daran mitzuwirken. Eine Motivation für die Arbeit in China war sicher auch die Schwerfälligkeit des europäischen Marktes und der Eindruck, dass sich meine Ideen dort eher verwirklichen lassen als dies in Europa jetzt möglich wäre. Der erste Schritt zum Verständnis Chinas ist, sich bewusst zu machen, dass man nichts versteht. Auch wenn die Geschichte Chinas geographisch und kulturell zusammenhängt, war seine Entwicklung bis heute von Zerrissenheit und Diskontinuität geprägt. Hier liegt ein Grund, warum heute der Kompromiss die eindeutige Entscheidung ersetzt. Sprachform ist eher die grundsätzliche Bemerkung als die persönliche Meinung, zum Konsens erklärt man oft die Metapher. In China wird eine rationale Eindeutigkeit nur als eine Möglichkeit unter vielen betrachtet. China hat gegenwärtig eine schizophrene Natur. Während westliche Gedanken überall Niederschlag finden, versucht China auch seine zerstörten Wurzeln wiederzuentdecken. Während moderne Hochhäuser alte Strukturen zerstören, werden Shoppingmalls als alte Tempelanlagen verkleidet. Das zerrissene Bild der Gegenwart, nur Augenblicke bestehend, bevor es in ein anderes übergeht, ist Konstruktion und Dekonstruktion zugleich, der Abriss ist permanenter als der Bau selbst. Die Fälschung wird zum subversiven Wert einer entfesselten Wirtschaft vor den alten Illustrationen der Politik. Architektur ist ein Spiegel dieser Entwicklung: Gebäude und Städte bilden kurze Projektionen der Bedürfnisse und Wünsche in der rasenden Veränderung.

Abb. 3.3: Wangqiao-Projekt Business Villa

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Beispielprojekte Die Projekte geben einen Überblick über unsere Arbeit in China in den letzten Jahren. Während wir in den USA auf eine lange Bautradition verweisen können, sind wir in China vergleichsweise in einer frühen Phase. Die Projekte entwickeln sich aber zügig, so dass jetzt bereits zwei der gezeigten Projekte im Bau sind. ACCU in Wangqiao ist ein Städtebau- und anschließender Architekturentwurf für ein Grundstück nahe Shanghai. Das Programm sah einen Bürokomplex, Gastronomie und etwa 30 freistehende Gebäude

Abb. 3.4: Wangqiao-Projekt Business Villa Typ II

Abb. 3.5: Wangqiao-Projekt Bürokomplex

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Abb. 3.6: Ghiri-Projekt Vogelperspektive

vor, die als kleine Bürogebäude oder in vier Einheiten unterteilt als Apartments dienen konnten. Das Grundstück war frei von Gebäuden, bis auf ein 96 Jahre altes Wohnhaus. Dieses Wohnhaus sollte im Konzept der Bebauung zentrale Bedeutung bekommen. Gemeinsam mit dem Bauherrn wurde beschlossen, das Gebäude zu erhalten und zu restaurieren. Diese Geste des Respekts vor alten Strukturen sollte als Alternative zum üblichen Abriss die neue Architektur bereichern. Der Bürokomplex übernahm von dem alten Gebäude das Prinzip des Hofhauses, indem die Gebäude geschlossen, halboffen und ganz

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geöffnet einen Hof bilden. Die 30 Einzelgebäude wurden «Business Villen» genannt, als Hinweis auf ihre mögliche Funktion als Büro oder Wohnungen. Die Offenheit der Funktion war auch die Problematik der Fassadenstruktur. Da fast alle inneren Wände variabel waren, bildete die Fassade den Schwerpunkt und nicht der Raum. Das Konzept sah daher vor, die Fassade zum Raum zu machen. Durch Vorund Rücksprünge, verschiedene Materialien und eingekerbte Loggien und Balkone wurde die Fassade raumgreifend. Drei verschiedene Materialtypen Stein, Holz und Glas bildeten Gruppen im Städtebau und entwickelten damit charakteristische Gebiete. Halb versenkte Parkgaragen unter diesen Gruppen bildeten nachbarschaftliche Plätze.

Abb. 3.7: Ghiri-Projekt Turm I

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Abb. 3.8: Ghiri-Projekt Schemaschnitt Turm I

Der Wettbewerb zum Entwurf von Twin Towers wurde 2004 zur Beteiligung eingeladener, bekannter, internationaler Büros in Guangzhou ausgeschrieben. In einem neu geplanten CBD sollten an einer zentralen Achse zwei Türme entworfen werden. Das entwickelte Gebäude besteht aus drei Türmen, die im mittleren Bereich ineinander gewachsen sind. Diese Struktur erfüllt die schwierigen Anforderungen an Nutzung, Fläche und Belichtung. Hochhäuser sind stets Symbole im Stadtbild, besonders in China manifestiert sich der Bedarf nach einer ikonographischen Form in Dekorationen an Fassade und Dach. Die Herausforderung war, ein charakteristisches Gebäude zu entwerfen, das in Einfachheit und Funktionalität schlüssig ist. Shi Shan Lu ist ein Städtebauprojekt in Suzhou bei Shanghai. Der Auftraggeber wollte ein 2,3 Quadratkilometer großes Gebiet entlang

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Abb. 3.9: Shi-Shan-Road-Projekt Vogelperspektive

Abb. 3.10: Shi-Shan-Road-Projekt Höhenentwicklung

einer wichtigen Straße analysieren und neu strukturieren. Die Straße ist die Verbindung zur Innenstadt und zugleich Zentrum des Gebietes. Der Städtebau sollte Zeichen eines erforderlichen Umdenkens werden. Existierende Strukturen zu respektieren, schont Ressourcen, erhält die Identität eines Stadtteils und schafft einen zeitlich kontinuierlichen Raum, der urbane Systeme erst ermöglicht.

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Abb. 3.11: Shi-Shan-Road-Projekt Masterplan

Zum Autor: Stephan Jentsch, Dipl.Ing. Architekt (NL), arbeitet als Senior Architect/Project Manager bei Philip Johnson / Alan Ritchie Architects in Shanghai. Das Studium der Architektur absolvierte er an der RWTH Aachen und der ETH Zürich. Während des Studiums sammelte er praktische Erfahrung im Architekturbüro Prof. Gottfried Böhm in Köln. Nach dem Studium war er für das Büro KPF in London, bei eea (Erick van Egeraat) Architects, Rotterdam und als Partner bei MADA s.p.a.m. (Architects), Shanghai tätig.

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Romses Architects Scott Romses

Für unsere Arbeit im Ausland und unsere Entwicklung als Architekten bildet das Reisen, das Vergnügen, einen Ort ganz neu kennen zu lernen, eine eminent wichtige Bereicherung. Wer sich aus der eigenen Kultur, den vertrauten Bequemlichkeiten und Orten in ein neues Land, eine neue Kultur versetzt, kann die Welt wie mit den Augen eines Kindes sehen. Diesen Zustand der Aufgeschlossenheit und Neugierde wünscht man sich als Architekt. Unsere Arbeit in China ermöglicht uns, in einem Ausmaß und mit einer Geschwindigkeit, die in Vancouver undenkbar wären, zu beobachten, Ideen auszuprobieren und zu agieren. In erster Linie waren es diese Faktoren, die uns die Arbeit in China schmackhaft machten, und sie halten unser Interesse an einem langfristigen Engagement auch heute noch wach. Der entstehende chinesische Architekturmarkt hat große Aufmerksamkeit in den Medien gefunden, wer aber in diesen Markt einsteigen möchte, sollte dies nicht mit der Absicht tun, schnell reich zu werden, und ebenso wenig mit der hoch fliegenden Vorstellung, die Grenze zu den 1,3 Milliarden Einwohnern niederzureißen. Man muss sich engagieren, bereit sein, sich langfristig einzulassen, ein Gespür für die Kultur und die Geschäftspraktiken entwickeln, wenn man Erfolg haben will. Es bieten sich gewaltige Möglichkeiten, aber neben den erfolgreichen Unternehmen stehen auch die gescheiterten, die vergebens viel Zeit, Geld und Mühe verschwendet haben. Wie es begann Vor dem Bericht über den Beginn der Arbeit unseres Büros in China ist ein Blick auf die Bedingungen in Vancouver erforderlich, die jenen Schritt zu einer vergleichsweise natürlichen Etappe in der Entwicklung unseres Unternehmens machten. Vancouver ist eine Hafenstadt, die starke Vorteile aus ihrer geographisch günstigen Lage am Rande des Pazifischen Ozeans bezieht. Daher üben China und andere asiatische Länder einen starken Einfluss auf alle Bereiche unserer Gesellschaft und unserer Kultur aus. Das Arbeiten innerhalb der chinesischen Kultur und Geschäftswelt ist ein uns bereits vertrautes Gebiet, denn ein großer Teil der Bevölkerung Vancouvers besteht aus Chinesen, und die Mehrzahl unserer Auftraggeber für hiesige Projekte sind ebenfalls Chinesen. Für chinesische Auftraggeber nun, die aus-

Vorteil Vancouver

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ländisches Fachwissen in Anspruch nehmen möchten, ist es deshalb sehr unkompliziert, mit Unternehmen aus Vancouver zusammenzuarbeiten, und infolgedessen ist ein stabiles Netzwerk von Architekten und Landschaftsarchitekten entstanden, die sehr aktiv in ganz China arbeiten. Dass der kanadische Dollar etwas schwächer notiert als der US-amerikanische und die politische Reputation Kanadas weniger umstritten ist als die der USA, sind nach Ansicht vieler weitere Wettbewerbsvorteile gegenüber unseren amerikanischen Nachbarn. Unser erstes chinesisches Projekt ergab sich aus den genannten Umständen sowie aus einem Hinweis, der aus dem engmaschigen Netzwerk dort bereits tätiger Architekturbüros kam. Das Büro Hughes Condon Marler Architects kannte uns und äußerte ein beiläufiges Interesse an einer Zusammenarbeit bei dem prestigeträchtigen Projekt für ein Unterhaltungszentrum und Hotel in Qingdao. Damals war die Marktlage für Architekten in Vancouver flau und die Aussicht, im Ausland an einem herausragenden Großprojekt zu arbeiten, ungeheuer spannend und exotisch zugleich. Das war vor zehn Jahren, und seit jener Zeit sind wir unausgesetzt in China tätig. Die Einschätzung des chinesischen Marktes Zur Zeit unseres ersten Projekts in China hätte ich mir nicht vorstellen können, heute hier diesen Bericht zu schreiben, nachdem ich gerade von meiner 25. Chinareise aus Harbin zurückgekehrt bin. Jenes erste Projekt war seinerzeit nur ein exotisches Zwischenspiel zwischen den vielen Projekten, die wir damals in Vancouver ausführten. Die erste Reise nach Qingdao und Peking öffnete meine Augen aber nicht nur für eine Kultur, die sich anschickte, enormen internationalen Einfluss zu gewinnen, sondern auch für ein architektonisches Marktpotential, wie es das in der westlichen Welt nicht gab. Ich kehrte heim, begeistert von dem Erfolg unseres Projektes und mehr noch von den Aussichten, die der chinesische Markt meinem Büro eröffnete, zu expandieren und sich größeren architektonischen Aufgaben zu stellen. Qualität statt Quantität

Seither ist es ein fester, langfristiger Bestandteil unserer Unternehmensstrategie, Aufträge in China zu suchen und zwar nicht nur wegen der Gewinnaussichten: Seit jenem allerersten Projekt vor zehn Jahren arbeitet unser Büro ständig an irgendeinem Projekt in China. Heute kenne ich die Größe und das Potential des chinesischen Marktes im Bereich der Architektur wesentlich besser: Die Chancen sind dort gegenwärtig wahrscheinlich größer als irgendwo sonst auf der Welt, dennoch sollte man sich nicht von dem Medienrummel und dem Maßstab der Bauprojekte verführen lassen. Mir geht es mehr um

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Abb. 4.1: Unterhaltungszentrum und Hotel, Qingdao

die Qualität als um die Quantität. Zwar gibt es zahllose Bauprojekte, an denen man in China arbeiten kann, aber Projekte, die alle notwendigen Bestandteile enthalten, damit ein inspirierendes, kulturell relevantes, nachhaltig bemerkenswertes Gebäude bzw. ein Teil einer Stadtplanung entstehen kann, sind durchaus dünn gesät. Meinen persönlichen Überzeugungen und Zielen folgend, suche ich bewusst die seltenen Projekte mit diesem Potential, da ich um die proble-

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Abb. 4.2: Klubhaus in Peking

matische Qualität der Mehrzahl der Bauprojekte weiß, die lediglich städtischen Raum ausfüllen, ohne einen nennenswerten Beitrag zum Gefüge des Ortes, dem Leben seiner Bewohner oder der Umwelt zu leisten. Es wäre leicht möglich, auf eine Auftragssuche in Vancouver gänzlich zu verzichten und das Büro ausschließlich auf das Arbeiten in China auszurichten. Das Gleichgewicht zwischen unseren Aktivitäten im Ausland und hier definiert meiner Überzeugung nach jedoch für unser Büro das architektonische Lernen und Praktizieren, und deswegen sind die Typologie, die Qualität des Bauherrn und die intellektuelle Herausforderung eines Projekts die dominierenden Gesichtspunkte für unsere Projektauswahl.

Verträge

Akquisitionen in China Im Bereich der Verträge liegen wahrscheinlich die wichtigsten Problemfelder für die Arbeit in China. Jeder kennt wohl die «Horrorgeschichten» von Architekturbüros, die wegen Streitigkeiten und Problemen bei ihrer Arbeit in China am Ende nicht bezahlt wurden oder sogar Bankrott anmelden mussten. Uns sind zwar generell größere vertragliche Probleme erspart geblieben, doch haben auch wir aus Fehlern die Fallstricke schlecht konzipierter Verträge kennen gelernt. Sich auf eine Arbeit in China einzulassen und davon auszugehen, der Auftraggeber werde sich an die Geschäfts- und Berufspraktiken halten, an die man im Westen gewöhnt ist, wäre im besten Fall naiv. Es gilt, ein Verständnis für die Kultur chinesischer Geschäftspraktiken zu entwickeln, damit überhaupt die Möglichkeit einer gesunden, langfristigen Arbeitsbeziehung entstehen kann. Da Projekte in China typischerweise nicht linear fortschreiten, sondern es viele Veränderungen und plötzlich auftretende, unvorherge-

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sehene Probleme gibt, muss man äußerst sorgsame, vorausschauende Überlegungen anstellen und sich vertraglich gegen Abweichungen von der ursprünglich vereinbarten Leistung absichern. Viele ausländische Büros setzen viel Geld und Zeit ein, reisen nach China, um sich einen Vertrag zu sichern, und müssen am Ende feststellen, dass aus all diesen Bemühungen nichts herausspringt. Die Kunst der Vertragsaushandlung erfordert viel Geduld und die Bereitschaft, sich auf die kulturell geprägten Feinheiten der Vertragsführung einzulassen und ein Verständnis für die Unterschiede der Geschäftskulturen zu entwickeln. Wettbewerbe sind sehr verbreitet, gelten aber für Architekten als besonders problematisch. In Kanada gibt es sehr klare und strenge Richtlinien für Wettbewerbe – alle im Bemühen, gleiche Spielbedingungen für alle Beteiligten zu schaffen. In China sind die Regeln und Umfeldbedingungen für Wettbewerbe sehr uneinheitlich und daher scheinbar viel schwerer einschätzbar. Es ist allgemein bekannt, dass Beziehungen eine Grundsäule der chinesischen Geschäftskultur bilden, und es heißt, dass viele Wettbewerbe aufgrund dieser subjektiven Praxis gewonnen wurden. Deswegen lasse ich mich in China nur mit aller Vorsicht auf Wettbewerbe ein. Die Wettbewerbe für erstrangige Projekte in Metropolen wie Peking oder Shanghai werden in der Regel offiziell und professionell durchgeführt, es gibt aber eine ganze Reihe von Wettbewerben unterhalb jener prestigeträchtigen, die weniger professionell veranstaltet werden, und bei diesen lasse ich größere Vorsicht walten. Wird man zur Teilnahme an einem bestimmten Wettbewerb aufgefordert, sollte man viele Fragen stellen, dann erkennt man in aller Regel schnell, ob er ernst gemeint ist oder nur ein Versuch des Bauträgers, die Löhne und Honorare zu drücken. Besondere Eigenschaften des Auftraggebers Eine Grundbedingung für jedes erfolgreiche Projekt, gleichgültig wo, ist ein Verhältnis zwischen Bauherr und Architekt, das auf Vertrauen, Ehrlichkeit und Integrität beruht. Die Tatsache, dass man bei der Arbeit in China typischerweise das erste Mal mit seinem Auftraggeber zusammenarbeitet, lässt das Verhältnis, ganz zu schweigen von den sprachlichen und kulturellen Unterschieden, oft fremdartig und mysteriös erscheinen. Deswegen ist es beim Neueinstieg in den chinesischen Markt entscheidend, zunächst einmal tragfähige, langfristige Beziehungen aufzubauen. Die chinesische Geschäftskultur beruht in großem Umfang auf persönlichen Kontakten und Beziehungen. Die chinesischen Auftraggeber sind möglicherweise bei der ersten Zusammenarbeit genauso unsicher und vorsichtig, wie man selbst ist;

Wettbewerbe einschätzen

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je schneller es gelingt, eine Vertrauensbasis aufzubauen, desto eher wird man bei der Arbeit in China Erfolg haben. Die Mehrzahl meiner Beziehungen zu Auftraggebern weichen wohl von der dortigen Norm ab. Mein Büro wird häufig von einem ausführenden Architekturbüro in Peking engagiert, das ich lange kenne und mit dem ich bei vielen unserer chinesischen Projekte zusammengearbeitet habe. Im Verlauf unserer zehnjährigen Zusammenarbeit haben wir großes gegenseitiges Vertrauen und eine verlässliche Freundschaft aufgebaut, wodurch ein großer Teil der üblichen Probleme entfällt. Das Vertragsverhältnis zum Auftraggeber ist dabei zweistufig: Mein Büro schließt einen direkten Vertrag mit dem Ausführungsbüro, das seinerseits einen Vertrag mit dem Auftraggeber für das jeweilige Projekt abschließt. Die Arbeit mit diesem Modell hat Vorteile und Nachteile, die in diesem kurzen Bericht nicht im Einzelnen dargestellt werden können. Was die spezifischen Eigenschaften der chinesischen Auftraggeber betrifft, muss man sich vor stereotypen Vorstellungen hüten. Sie sind so einzigartig und verschieden wie die Auftraggeber im eigenen Land. Es lassen sich jedoch immerhin tendenziell einige übereinstimmende Merkmale feststellen. Zunächst einmal sollte man nicht überrascht sein, wenn einem beim ersten Kennenlernen ein relativ junger Auftraggeber gegenübertritt. Viele Personen in leitenden Positionen gehören der jungen, sehr gut ausgebildeten Generation an. Diese Menschen haben im Ausland studiert und sind nach China zurück-

Abb. 4.3: Silvercity Commercial Village, Dongying

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Abb. 4.4: Silvercity Commercial Village, Dongying

gekehrt, um dort Führungspositionen zu übernehmen. Zum Zweiten hatte ich die vorgefasste Meinung, dass Führungspositionen ganz überwiegend ein männliches Privileg seien. Das ist zwar teilweise durchaus noch der Fall, doch lässt sich erfreulicherweise konstatieren, dass nun auch Frauen sehr hohe Positionen in der Geschäftswelt und der Verwaltung erreichen. Unter meinen Auftraggebern finden sich auch viele Frauen, die ebenfalls dieser gut ausgebildeten, jungen Generation angehören. Das vielleicht typischste Merkmal der chinesischen Auftraggeber ist meiner Erfahrung nach die große Unterstützung und Aufgeschlossenheit für die Entwicklung zeitgemäßer, kreativer Lösungen bei unseren Projekten. Unsere Auftraggeber in Vancouver sind im Vergleich dazu wesentlich konservativer. China scheint sehr daran interessiert, eine moderne, zukunftsorientierte Gesellschaft zu entwickeln und in der Welt auch als solche wahrgenommen zu werden; dieses Interesse durchdringt alle gesellschaftlichen Schichten. Verträge: Planung und Entwurf Wie oben erwähnt, können Verträge ein schwieriger und zeitaufwändiger Aspekt eines Projektes sein. Weil sich die professionellen Normen der Projektausführung im eigenen Land und in China stark unterscheiden können, wird der Vertrag zur «Brücke», welche die Erwartungen beider Vertragskontrahenten verdeutlicht. Diese Dokumente müssen daher mit aller Sorgfalt und Genauigkeit aufgesetzt werden, um im Verlauf des Projekts Streitigkeiten und Probleme zu vermeiden. Unter anderem muss man bei der Aufsetzung der Verträge besonderes Augenmerk der nur zu bekannten Tatsache widmen, dass die Auftraggeber häufig nur sehr begrenzte Informationen über das Grundstück, das Programm, den Umfang der Arbeiten und die bei

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diesem Projekt zu erfüllenden Anforderungen zur Verfügung stellen. In Vancouver hat der Auftraggeber die professionelle Verpflichtung, dem Architekten derartige Standardinformationen vor Arbeitsbeginn zu geben, in China kommt es hingegen häufig vor, dass wir gerade einmal eine grobe Skizze der Grundstücksgrenzen erhalten und aufgefordert werden, dafür das zu entwickeln, was wir als Bauprogramm «für das Beste» halten. Daraus erwächst zweifellos für uns ein großes Ausmaß an Unsicherheit, und wir müssen viel Zeit einsetzen, um das Programm und die Parameter für das Projekt zu entwickeln. Ich kann das prinzipiell nicht empfehlen, da in der Folge Haftpflichten entstehen können, falls sich einige der unterstellten Annahmen als falsch erweisen sollten. Es kann beispielsweise geschehen, dass man für eine Wohnerschließung einen bestimmten Haustypus und eine bestimmte Gebäudegröße vorsieht und dann später erfährt, dass jene Typologie in dieser Stadt und bei ihrer Bevölkerung nur schlecht vermarktbar ist. Ohne Kenntnis der Kultur und der Markttrends in dem Gebiet, für das man entwirft, lassen sich in diesen Fragen keine tragfähigen Entscheidungen treffen. Es kann schwierig sein, Planungsverträge aufzusetzen, da es meinen Erfahrungen nach für diese Art von Projekten ganz unterschiedliche Erwartungen gibt. Man sollte viele Fragen über Liefermöglichkeiten, das Ausmaß der Arbeiten, Einzelheiten der Arbeit, Terminsetzungen etc. stellen, bevor man auch nur einen Vertragsentwurf aufsetzt. In China herrscht die Norm, Honorare als Kosten pro Quadratmeter zu berechnen. Hier muss man vorsichtig sein, denn Architektur bzw. Stadtplanung ist kein Produkt, kein Gegenstand wie etwa ein Fußboden, der nach Quadratmetern bezahlt werden kann, sondern vielmehr eine Dienstleistung, die aufgrund einer genauen Einschätzung des Arbeitsumfangs berechnet werden sollte. Wo möglich sollte man die typischen Quadratmeterpreise ermitteln, damit man sie als Bezugsgröße für die eigenen Honorarberechnungen verwenden kann. Eine weitere wichtige Quelle für potentielle Vertragsstreitigkeiten ist das Ausmaß der Detaillierung, das in den frühen Stufen eines Projekts erwartet wird. Die «Konzeptplanungsstufe» kann für uns bei einer Masterplanung beispielsweise ein paar grobe Planskizzen und diagrammatische Darstellungen bedeuten, der chinesische Auftraggeber erwartet aber möglicherweise in der Konzeptphase bereits ein viel detaillierteres Konvolut von Zeichnungen. Viel Ärger und Zeit, die für die Nachfragen hinsichtlich der Kundenerwartungen für derartige Planungsstufen aufgewendet werden müssen, lassen sich ersparen, wenn man Vergleichszeichnungen anderer, ähnlicher Projekte anfordert, die verdeutlichen, was erwartet wird.

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Auch Bauverträge werden in China häufig nach «Quadratmetern bebaubarer Fläche» berechnet, und auch dafür gelten die oben formulierten Warnungen. Ich benutze für die Erstellung meiner Honorarvorstellungen derartige Faktoren nicht, sondern orientiere mich an dem, was ich fordern würde, wenn das Projekt in Vancouver verwirklicht werden würde, und schlage dann einen bestimmten Prozentsatz für die zusätzlichen Kommunikationsaufwendungen und Zeit kostenden Koordinierungsmaßnahmen auf, die aus der Tatsache entstehen, dass das Projekt in China gebaut wird. Außerdem ist es erforderlich und wird erwartet, im Verlauf des Projekts bei zahlreichen Gelegenheiten nach China zu fliegen. Manchmal lässt es sich nur schwer vorhersagen, wie viele Reisen und wie lange Aufenthalte notwendig sein werden, deshalb ist es äußerst wichtig, dass derartige Zusatzaufwendungen nicht auf das Grundhonorar angerechnet werden. Es sollte vereinbart werden, dass die durch unvorhersehbare Reisen entstehenden Kosten durch gesonderte Aufwandsentschädigungen zu begleichen sind. Wenn der Auftraggeber einen Standardvertrag verwendet und die Zustimmung zu diesem zur Bedingung macht, gebietet es die Vorsicht, diesen vor irgendwelchen Vereinbarungen von den eigenen Rechtsanwälten genau prüfen zu lassen. Die Vergütung der Arbeit Bei der Arbeit in China ist die größte Sorge, ob man überhaupt bezahlt werden wird. Wir kennen alle die Geschichten von Büros, die wegen ausbleibender Zahlungen Bankrott anmelden mussten. Die Tatsache, dass der Auftraggeber auf der anderen Seite der Erdkugel ansässig ist, lässt einen wahrlich nicht ruhiger schlafen, wenn die Bezahlung ausbleibt. Wir verhalten uns sehr vorsichtig und haben in dieser Hinsicht glücklicherweise noch nie größere Probleme gehabt. Zu unserem Schutz bestehen wir auf einigen Bedingungen: Vor der Aufnahme irgendwelcher Arbeiten sollte stets ein Vorschusshonorar vereinbart und gezahlt worden sein. Bei unseren Projekten war es stets möglich, wenigstens 20 bis 25 Prozent des Gesamthonorars als Vorschuss zu erhalten. Eine zweite Vorkehrung besteht darin, die Gesamtarbeit in kleine, bestimmbare Stufen aufzugliedern und die volle Bezahlung für die jeweilige Stufe zu verlangen, bevor die damit verknüpfte Arbeitsleistung übergeben wird. Einfacher gesagt: Die Entwürfe werden erst geliefert, wenn die Bezahlung eingegangen ist. Wenn der Auftraggeber darauf besteht, einen Teil der Honorarzahlungen bis zum Ende des Projekts zurückzuhalten, sollte der Umfang jener Schlusszahlung so gering wie möglich gehalten werden (5 bis 10 Prozent der Gesamtsumme). Falls eine Vertragsstreitigkeit auftritt, ist es nämlich dieser Teil des Honorars, den man dann mit einiger Wahrscheinlichkeit nicht erhalten wird.

Bauverträge

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Für den Auftraggeber kann es Schwierigkeiten geben, Zahlungen zu leisten, insbesondere in ausländischen Devisen. In der Regel braucht er eine amtliche Genehmigung, um Gelder ins Ausland zu transferieren, und bestimmte internationale Zusatzvereinbarungen mit Firmen und Banken müssen geschlossen sein, bevor die Gelder angewiesen werden können. Bevor man die Arbeit beginnt, sollte man sich überzeugen, dass der Auftraggeber diese Maßnahmen bereits getroffen hat; denn sonst können sich langwierige Zahlungsverzögerungen aus der Tatsache ergeben, dass die Bürokratie immer noch mit der Prüfung seiner Finanzvereinbarungen beschäftigt ist. In Bezug auf Zahlungen verwenden die chinesischen Auftraggeber häufig den US-amerikanischen Dollar als Bezugsgröße. Bei langfristigen Projekten sollte deswegen eine Eventualklausel gegen größere Kursschwankungen im Verlauf des Projekts in den Vertrag eingebaut werden. Da der kanadische Dollar deutlich schwächer als der US-amerikanische notiert, wirken sich Kursschwankungen in der Regel zu unserem Vorteil aus. Gleichwohl haben auch wir bei einem langfristigen Projekt, dessen Honorar zu einem Zeitpunkt vereinbart worden war, als der kanadische Dollar sehr niedrig stand, infolge des erfolgten Kursanstiegs bei unserem Honorar einen Verlust von mehr als 10 Prozent hinnehmen müssen. Unkosten und Gewinnaussichten bei Projekten in China Als wir vor zehn Jahren mit unseren Auslandsprojekten begannen, waren wir in der Frage unserer Honorarforderungen und ihrer Folgen recht naiv. Wir sind bei den ersten Projekten finanziell nicht allzu gut gefahren, haben aber aus unseren Fehlern gelernt und wirtschaften jetzt besser. Wir werden bei diesen Projekten nicht reich, was den vielen gesagt sein soll, die in dieser Absicht auf den chinesischen Markt streben. Für mich ist der ökonomische Gewinn bei der Arbeit in China ein sekundärer Faktor, obwohl ich selbstverständlich bei jedem Projekt einen Profit erzielen will und alles tue, um dies sicherzustellen. Wir wollen in unserem Büro nie mehr als ein oder zwei Projekte in China zur selben Zeit bearbeiten, obschon es möglich wäre, mehr Aufträge anzunehmen, mehr Mitarbeiter einzustellen und unser Volumen und den potentiellen Gewinn beträchtlich auszuweiten. Man muss jedoch bestimmte private und berufliche «Unkosten» gegen den aus solchen Projekten fließenden potentiellen Gewinn abwägen. Als Eigentümer des Büros muss ich mich stark in die Projekte einbringen, denn die meisten Auftraggeber erwarten, dass ich mich persönlich beteilige und nicht nur Mitarbeiter nach China schi-

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cke. Diese Projekte lassen sich deshalb nicht leicht delegieren und erschweren insofern meine Arbeit in Vancouver und meine Beziehungen zu den heimischen Auftraggebern. Auf persönlicher Ebene stellen die zahlreichen Chinareisen eine Belastung für meine Frau und meine Familie dar. Das sind einige der Kosten, die das Arbeiten in China verursacht, und deswegen versuche ich, die Aufträge in dem oben geschilderten Rahmen zu halten. Ein positiver finanzieller Aspekt der chinesischen Projekte ist die Tatsache, dass sie viel schneller voranschreiten als die Projekte im Inland. Entsprechend ergibt sich aus ihnen ein schneller Zahlungsstrom, weswegen sie dazu beitragen können, den langsamen Cashflow, der bei lokalen Projekten zuweilen auftritt, zu kompensieren. Man darf aber nicht vergessen, dass die hohe Geschwindigkeit bei der Umsetzung jener Projekte Belastungen für die Mitarbeiter schafft, weil viele Stunden am Tag gearbeitet werden müssen, um die eng gesetzten Termine zu halten. Auch in diesem Bereich gilt es, die finanziellen Vorteile gegen die langfristigen nachteiligen Wirkungen auf das Berufs- und Privatleben abzuwägen. Der Umfang der Projekte Alle Bereiche der chinesischen Gesellschaft erleben ein starkes Wachstum, und deshalb ist der Umfang der Projekte, für die ausländische Beteiligung und ausländisches Expertenwissen gewünscht wird, sehr groß. Ob es um die Planungsstrategien und die Infrastruktur für eine neue Stadt oder um ein ganz spezielles Museumsprojekt geht, alle Bereiche des Architektenberufs finden hier Arbeitsmöglichkeiten. Unser Büro konzentriert sich auf Stadtplanung sowie auf Gebäude von herausgehobener Bedeutung. Wir haben jedoch in verschiedenen Städten auch bei zahlreichen Geschäfts- und Wohnbauten mitgewirkt. Masterplanung für Wohnzwecke Die Mehrzahl der Projekte, die heute in China unternommen werden, sind Wohnerschließungen. Der Zustrom in die Städte sorgt für eine immense Zunahme bei der Errichtung hochverdichteten Wohnraums in allen größeren Städten Chinas. Unser Büro war für mehrere große Planungsprojekte im Wohnungsbau verantwortlich und arbeitet derzeit an einer 130 Hektar großen Wohnerschließung in Harbin. Meines Erachtens erweist sich insbesondere in solchen Planungs- und Stadtplanungsbereichen das westliche Expertenwissen als effektiv. Unsere Erfahrungen mit Nachhaltigkeit und ökologischem Bauen sowie unsere Erfahrung und unser Interesse an der Förderung einer reichen, vielfältigen und vielgestaltigen städtischen Umwelt sind bestens ge-

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Abb. 4.5: Stadtentwicklung Tiger Beach, Dalian

Abb. 4.6: Masterplan Shandong Tao, Qingdao

eignet, den in China herrschenden Status quo zu verändern, der von uninspirierten und monotonen Wohnvierteln geprägt ist. Städtebauliche Gestaltung Das Entstehen dynamischer Metropolen wie Shanghai und Peking hat das Bewusstsein für die Bedeutung städtebaulicher Gestaltung bei der Modernisierung der städtischen Zentren Chinas sehr geschärft. Diese Entwicklung strahlte in die anderen Großstädte überall in China aus, so dass zahlreiche städtebauliche Wettbewerbe und Projekte ins Leben gerufen wurden. Ein Gebiet, das besonders der Verbesserung bedarf, ist der öffentliche Raum, und Architekten und Landschaftsarchitekten spielen hierbei eine führende Rolle. Unser Büro

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Abb. 4.7: Wettbewerb Qingdao International Airport

hatte das Glück, bei einigen zentralen städtebaulichen Projekten mitarbeiten zu können, so bei dem internationalen Wettbewerb für den neuen Flughafen Qingdao und sein Umland sowie bei dem Projekt für einen wichtigen öffentlichen Platz, die Xidan Plaza in Peking. Gebäude von herausgehobener Bedeutung Wir arbeiten sehr gern auf stadtplanerischer Ebene, konzentrieren uns aber nicht minder auch auf die Erstellung kühner, innovativer Entwurfslösungen für wichtige öffentliche Gebäude. Die Chinesen sind dem Modernismus gegenüber sehr aufgeschlossen, wie eine einzige Fahrt durch eine Stadt wie Shanghai deutlich zeigt. Nach meiner Meinung schließen sie sich aber tendenziell der Architektur des Auslands zu eng an, so dass Stadt-Pasticcios und Gebäude ent-

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Abb. 4.8: Konzept für die Umgestaltung des Xidan Plaza, Peking

stehen, die schnittmusterhaft westlichen Architekturvorstellungen folgen. Mit jedem neuen Entwufsprojekt wurden uns die Kultur, das Land und die Leute vertrauter, so dass wir hoffentlich dazu beitragen, Gebäude zu verwirklichen, die für die Bedürfnisse der Menschen und für ihre Kultur Bedeutung entfalten. Entwurf von Wohnbauten Große Verbesserungen wurden in China in den letzten zehn Jahren im Wohnungsbau erzielt. Mit dem zunehmenden Wohlstand der entstehenden Mittelschicht wächst das Verlangen nach größeren und komfortableren Wohnungen. Angesichts der Notwendigkeit extrem verdichteter Bebauung ist es eine anspruchsvolle Aufgabe, die neuen Erschließungen so lebenswert, gesund und das Zusammenleben fördernd wie möglich zu gestalten. In China werden sehr spezifische und einzigartige Anforderungen an das Wohnen gestellt, die Architekten aus dem Ausland genau kennen müssen, wenn sie auf diesem Markt erfolgreich sein wollen. Wer einfach westliche Wohnformen in China kopieren will, findet keine gute Aufnahme. In den letzten zehn

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Jahren haben wir zahlreiche Wohnerschließungen von hoher und geringer Bebauungsdichte ausgeführt, die gut angenommen wurden, weil wir die positiven Aspekte westlicher Wohnmodelle mit den kulturellen Normen der chinesischen Gesellschaft in Übereinstimmung zu bringen bestrebt waren. Eigentümlichkeiten während der Projektausführung Oben wurde bereits erwähnt, dass Geschwindigkeit ein wichtiger Faktor bei der Arbeit in China ist. Man ist stolz darauf, Aufgaben schnell zu lösen, und das gilt auch für den Architektenberuf. Typischerweise wurden Bauvorhaben von sehr großen, staatlichen Architektenbüros ausgeführt, die den Entwurf und die Konstruktionszeichnungen für das betreffende Gebäude sehr schnell erstellten. Eine Fahrt durch eine beliebige chinesische Stadt reicht aus, um die negativen Ergebnisse dieses beschleunigten Vorgehens zu erkennen. Wir verwenden viel Zeit darauf, unseren Auftraggebern deutlich zu machen, dass man mehr Zeit braucht, um qualitativ hochwertige Gebäude zu schaffen. Doch trotzdem ist heute der Zeitfaktor immer noch das größte Hindernis. Zum Zweiten spielt die Kommunikation beim Bauen eine viel größere Rolle als bei vergleichbaren Projekten im Heimatland. Idealerweise braucht man einen guten Bauleiter in China, der sich über die anstehenden Tagesfragen mit einem austauscht, den Fluss der Informationen und den Austausch der Entwurfszeichnungen zwischen Architekt und Auftraggeber erleichtert und einem Informationen zu den verschiedenen Bauvorschriften, Planungsrichtlinien und weiteren für das Projekt relevanten Fragen gibt. Die Technologie in Form von EMails, Webkonferenzen, FTP-Sites usw. ist sehr hilfreich, doch nichts kommt letztlich einem persönlichen Gespräch, zumindest per Telefon, gleich. Die geographische Lage kommt diesem Bedürfnis entgegen, da aufgrund der Zeitzonen das Ende unseres Arbeitstags in Vancouver mit dem Tagesbeginn in China übereinfällt. Wir können also am Ende unseres Tages eine Liste von Fragen oder Zeichnungen, die besprochen werden müssen, nach China mailen und erhalten die Antwort gleich am nächsten Morgen. Das Projekt schläft also nie: irgendjemand arbeitet immer daran, entweder in Vancouver oder in China. Ein weiteres einzigartiges Charakteristikum, das geeignet ist, Probleme aufzuwerfen, besteht darin, dass die Entwurfszeichnungen für jedes Projekt von einem in China registrierten Büro ausgeführt werden müssen. Typischerweise arbeitet das ausländische Büro also nur an dem Entwurf, die weitere ausführende Arbeit übernehmen andere. Es lohnt sich deshalb, die guten vor Ort verfügbaren Büros in Erfah-

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rung zu bringen; manchmal kann man den Auftraggeber überzeugen, eines von diesen zu beauftragen, und so dazu beitragen, dass die Qualität des Entwurfs in der Ausführung nicht verschlechtert wird. Zusammenarbeit und Zusammenschluss mit ortsansässigen Unternehmen Die Zusammenarbeit ist ein integraler Bestandteil unserer Arbeitsweise und -philosophie. Im Verlauf der Jahre haben wir ein Netzwerk mit leistungsfähigen Unternehmen und Einzelpersonen aus vielen Fachgebieten aufgebaut, die alle unsere Begeisterung und unseren Einsatz für qualitativ hochwertige Entwürfe teilen. Dank dieser Allianzen können wir zudem unser Kernteam erweitern, um uns den Herausforderungen besonders anspruchsvoller Projekte effektiv zu stellen. Unsere Arbeit in China wird in aller Regel in einer solchen Form von Zusammenarbeit ausgeführt, um den oft starken Zwängen, die typischerweise mit den schnell umzusetzenden Großprojekten verbunden sind, wirksam begegnen zu können. Darüber hinaus ist es wichtig, eine verlässliche Zusammenarbeit mit einem in China ansässigen Büro aufzubauen. Wir arbeiten in dieser Weise mit einem Büro in Peking zusammen, das uns bei der Akquise neuer Projekte sowie bei der Ausführung von Projekten sehr unterstützt und mit uns, wenn das erforderlich ist, zusammenarbeitet. Idealerweise braucht man ein Unternehmen, das man kennt und dem man vertrauen kann oder das zumindest gute Empfehlungen von anderen, in China tätigen ausländischen Büros mitbringt. Man sollte ein Büro finden, das zu der eigenen Philosophie passt, ähnliche Erfahrungen hat und das, vor allem anderen, in der Lage ist, Zeit und Mitarbeiter zur Verfügung zu stellen, um die Hilfe zu geben, die man ganz gewiss brauchen wird. Rechtsfragen Glücklicherweise sind bei unseren Projekten niemals rechtliche Probleme aufgetreten. Wenn auch der Prozessweg in China wahrscheinlich selten beschritten wird, muss man dennoch seine Hausaufgaben machen, will man Klagen vermeiden. Da mittlerweile sehr viele ausländische Unternehmen in China tätig sind, gibt es viele Informationen zu allen rechtlichen Fragen. Überdies gibt es zahlreiche Kanzleien, die auf internationales Recht spezialisiert sind. Empfehlenswert ist, die eigene berufsständische Vereinigung über die Pläne zu informieren, dass man in China arbeiten will, da sie einem in rechtlichen und berufsspezifischen Fragen wahrscheinlich weiterhelfen kann. Die Leitlinie bei der Arbeit an Großprojekten, an denen

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viele Menschen und große Summen an Investitionskapital beteiligt sind, muss sein, jene Fragen nicht außer Acht zu lassen, bloß weil das Projekt in einem anderen Weltteil realisiert wird. Ein Rechtsanwalt erklärte mir kürzlich, dass man keineswegs aufgrund der Tatsache, dass das Projekt in China durchgeführt wird, sicher davon ausgehen kann, nicht in Kanada verklagt zu werden – auch solche Fälle kommen vor. Haftungsfragen und Versicherungen Das vielleicht größte Problem in Haftungsfragen besteht darin, dass die ausländischen Büros in der Regel nur die Entwurfszeichnungen liefern, während lokale chinesische Unternehmen die Ausführungszeichnungen erstellen und die Bauaufsicht führen. Deswegen muss man es vermeiden, stellvertretende Haftung für Handlungen dieser lokalen Unternehmen zu übernehmen. Ich glaube, dass, wenn es zu Gerichtsverhandlungen käme, die Haftung meist oder stets den lokalen Architekten zuerkannt werden würde, dennoch ist es nur vernünftig, eine Haftungsbeschränkung aufgrund der oben geschilderten Arbeitsform ausdrücklich vertraglich festzuhalten. Wie den meisten Architekten ist es mir ein Anliegen, dass die Integrität unserer Entwürfe in den Ausführungszeichnungen und während der baulichen Umsetzung durch die lokalen Firmen gewahrt bleibt. Deswegen versuche ich häufig, jene Firmen in der Fertigstellung des Projekts zumindest zu beobachten und zu beraten. Das beschwört die Gefahr von Haftpflichten herauf, weswegen man sich dagegen durch eine Vertragsklausel schützen sollte. Unabdingbar ist es außerdem, seine berufliche Rechtsschutzversicherung von jeder geplanten Tätigkeit im Ausland zu informieren, denn dies kann die Höhe der Versicherungsprämie beeinflussen, und in manchen Fällen deckt die Versicherung Arbeit im Ausland auch gar nicht ab. In unserem Fall sank unsere Versicherungsprämie sogar ein wenig, weil die Haftungswahrscheinlichkeit geringer war als bei einer vergleichbaren Arbeit in Vancouver. Das hat aber damit zu tun, dass wir in der Regel wenig mit der Bauausführung zu tun haben. Persönliche Erfahrungen mit der Arbeit in China Dass ich zehn Jahre nach jenem ersten Projekt in Qingdao weiterhin in China arbeite, zeugt allein schon von meinem fortgesetzten, engagierten Interesse an der Arbeit dortzulande. Wie schon angedeutet, sind die Gewinnmöglichkeiten und der gewaltige Markt für mein Engagement nicht allein ausschlaggebend. Auf persönlicher Ebene macht es mir Freude, von den Menschen und aus meinen Erfahrungen in China zu lernen. Ich bin immer aufs Neue von dem gewaltigen Aus-

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maß der dortigen Veränderungen fasziniert und bin mir sicher, dass China sehr bald alle Bereiche unseres Lebens, die Geschäftswelt, die Kultur, die Künste, die Politik usw., maßgeblich beeinflussen wird. Im Verlauf dieses Wandels zu einer mobileren städtischen Gesellschaft wird jedoch ein großer Druck auf das soziale Gefüge und die Umwelt entstehen. Dazu beizutragen, dass dieser Druck nicht übergroß wird, ist fürwahr eine lohnende Aufgabe. Ich bin überzeugt, dass jedes ausländische Büro, das ernsthaft auf den chinesischen Markt gehen will, dies jetzt tun sollte. In den wenigen Jahren, seit ich dort tätig bin, habe ich eine starke Zunahme des Expertenwissens und der gestalterischen Fähigkeiten feststellen können – in nicht allzu ferner Zukunft wird unsere Hilfe dort nicht mehr gefragt sein. Zum Autor: Scott Romses leitet das Büro Romses Architects in Vancouver, Kanada, das aus einem interdisziplinären Team aus acht Mitarbeitern besteht und Projekte unterschiedlicher Größe und Komplexität durchführt. Romses studierte an der University of British Columbia, bevor er sein Architekturstudium an der University of California in Los Angeles mit dem Mastertitel abschloss. Seine Masterarbeit wurde als die jahrgangsbeste ausgezeichnet. Danach arbeitete er zwei Jahre bei Thom Mayne und Michael Rotundi für das bekannte Büro Morphosis. Seit der Rückkehr nach Vancouver hat er, neben der Leitung seines Büros, mehrere Entwurfsstudienkurse an der School of Architecture der University of British Columbia durchgeführt. Zahlreiche seiner Projekte in Los Angeles und Vancouver sind ausgezeichnet worden. Gegenwärtig engagiert er sich stark bei Projekten in ganz China, die in Zusammenarbeit mit anderen Architekten, mit Landschaftsarchitekten und Stadtplanern realisiert werden. Obwohl ein Großteil seiner Arbeiten dem Bereich der Stadtplanung angehört, widmet er sich auch bewusst besonderen Projekten im kleineren Maßstab, die seinem fortgesetzten Interesse an Handwerklichkeit, Materialität und Konstruktion entgegenkommen. Die Architektur von Scott Romses ist bereits in verschiedenen Galerien ausgestellt worden, unter anderem bildete sie einen Teil der großen Gruppenausstellung Artropolis in Vancouver.

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Bruno Braun Architekten Bruno Braun

So unterschiedlich die Aufgabenbereiche von Architekten sind, so sehr divergieren sie auch von Land zu Land. Je fremder die Kulturen und je unterschiedlicher die Riten, Formen und Formeln sind, desto ausgeprägter sind auch die Gegensätze und Missverständnisse. Da man oft unbedarft mit einer Portion Selbstüberschätzung und der Überzeugung ans Werk geht, die eigene Erfahrung sei überall anzuwenden, erkennt man diese Unterschiede meist nicht sofort, und das Verständnis für Zusammenhänge erschließt sich nur in kleinen Schritten. Allmählich wächst die Erkenntnis, dass es nichts bringt, Vergleiche zu Bekanntem zu ziehen und immer wieder von vorne anzufangen. Schematisches Vorgehen kann zwar helfen, sich in einer bekannten Umgebung mit einer ähnlichen Auftragsgestaltung oder vergleichbaren Partnern zurechtzufinden, grenzüberschreitende Architektentätigkeit muss sich jedoch in andere kulturelle Umfelder hineinversetzen. Unterschiede in der Projektdurchführung gibt es in rechtlicher Hinsicht, in den Planungs- und Bauabläufen und nicht zuletzt im Hinblick auf die Motive und Mentalitäten der Bauherren sowie in der Gestik des Bauens im Allgemeinen. Die Fähigkeit zu Kooperationen mit Bauherren, am Bau Beteiligten und Architekten vor Ort ist deshalb ungleich schwierig, jedoch unverzichtbar, da sie wichtige Brücken schlägt, die Kommunikation zwischen allen Beteiligten ermöglicht und eine Idee und Planung erst realisierbar macht. Anhand der Beispiele eines Einfamilienhauses in Peking, eines Hotelund Verwaltungsgebäudes in Liu Lin, weitab von jeglicher westlicher Berührung, und der Restauration und Umnutzung einer mittelalterlichen Hofanlage inmitten der historischen Stadt Pin Yao möchte ich berichten, wie Projekte mit chinesischen Partnern zur Verzweiflung, zu unermesslicher Anstrengung, jedoch auch zu unglaublichen neuen Erfahrungen und Perspektiven führen können. Mein Büro hat seit Jahren in verschiedenen Ländern gebaut. Meistens war der Auftraggeber aus Deutschland oder unsere Planung wurde für deutsche Unternehmen erstellt, die ihre Anlagen im Ausland errichteten. Das China-Engagement ist anders, weil es ausschließlich chinesischen Bauherrschaften gilt und mit chinesischen Partnern abgewickelt wird.

Projekte in China

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Abb. 5.1: Eine Straße in Pin Yao

Durchführung des Auftrags

Einfamilienhaus in Peking Der erste Auftrag in China ist durch eine «Huckepack-Akquisition» entstanden: Ein Bekannter unterhielt geschäftliche Beziehungen zu einer chinesischen Handelsfirma. An ihn wurde die Bitte gestellt, für den Bau eines Einfamilienhauses in Peking einen deutschen Architekten zu benennen. Nach einem Besuch der Bauherrin in Deutschland, bei dem einige Referenzobjekte besichtigt wurden, war man sich sehr schnell einig, dass eine gute Zusammenarbeit möglich würde. Mehrere Besuche in Peking folgten, bei denen über Raumprogramm, Funktionalität, Baugrundstücke und erste Skizzen gesprochen wurde. Es entwickelte sich eine sehr private Atmosphäre, in die auch Eltern, Geschwister und Freunde einbezogen wurden. Ein Vertrag oder etwas Ähnliches wurde nicht abgeschlossen, es wurde auch nie darüber gesprochen. Es galt als verbindlich, was in den langen Gesprächen an Terminen, Planungen, Material- und Farbkonzepten festgelegt wurde. Die Ausführungsplanung wurde in Deutschland erstellt und erfolgte im Maßstab 1:20 oder 1:10 mit allen Angaben in englischer Sprache. Die Leitung der Arbeiten vor Ort wurden als Generalplanung an einen chinesischen Architekten übergeben. Das Büro überprüfte unsere Planung auf die Einhaltung technischer Regeln, landesüblicher Gesetze und Normen, war verantwortlich für die ausführenden

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Abb. 5.2: Ein Baumarkt in Peking

Handwerker und Bauarbeiter vor Ort und die Einhaltung der festgelegten Ausführungsfristen. Dem deutschen Architekten wurde eine Art «Generaloberbauleitung» übertragen. Der Bauherrin oblag es, die Materialien für die einzelnen Gewerke auszuwählen. So reiste ich mehrere Tage mit dem gesamten Familienclan durch die gut sortierten «Baumärkte» in Peking und der weiteren Umgebung, suchte das gewünschte Baumaterial und bestellte nach den Massenermittlungen die entsprechenden Mengen. Überraschungen gab es immer wieder. Entweder kam das Baumaterial nicht auf der Baustelle an, es wurde unsachgemäß transportiert und war nicht mehr zu gebrauchen oder das bestellte Holz für den Innenausbau wurde in rohen Baumstämmen angeliefert, die an Ort und Stelle erst in einer einfach eingerichteten Schreinerwerkstatt von Wanderbauarbeitern bearbeitet wurden. Der gesamte Innenausbau, die Einrichtung sowie die Ausstattung des circa 500 Quadratmeter Wohnfläche umfassenden Hauses musste geplant und eingerichtet werden. Viele bewegliche Teile wurden in Deutschland ausgesucht, per Container nach China verschifft und vor Ort zusammengebaut. Ursprünglich wünschte sich die in Neuseeland ausgebildete, chinesische Bauherrin eine Villa mit mediterranem Charakter – ein ausschließlich westlich orientiertes Importprodukt. Durch stetige Überzeugungsarbeit, auch traditionelle Gestaltungsregeln und -elemente in der neu entstehenden Architektur zu berücksichtigen, gelang es, die international erfolgreiche Unternehmerin für die Wertschätzung der landestypischen Baukultur im Innenausbau und der Möblierung

Gestaltungswünsche

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zu sensibilisieren. So stehen heute alte chinesische Antiquitäten neben modernen Möbelstücken. Nach fast zweijähriger Bauzeit, mit einigen Baustillständen dazwischen, wurde das Haus übergeben. Das fertig gestellte Haus in Peking fiel auf und führte zu weiteren Aufträgen in China.

Die Bauaufgabe

Firmenzentrale in Liu Lin In der Kleinstadt Liu Lin in der Provinz Shan Xi, ungefähr in der Mitte zwischen Peking und Shanghai in westlicher Richtung, entsteht derzeit die neue Firmenzentrale eines privaten, chinesischen Bergbauunternehmens. Die Konzernzentrale, die ursprünglich von einem chinesischen Planungsbüro entwickelt wurde, besteht aus einem Büro- und Verwaltungsbereich sowie einem zusätzlichen Kongress- und Schulungszentrum. Ergänzt wird das Gebäudeensemble von zwei 21-geschossigen Wohntürmen, die für einen ausgesuchten Teil der über 5 000 Mitarbeiter des Unternehmens vorgesehen sind. In der abgelegenen Provinzhauptstadt Liu Lin, mitten in einem Bergbaugebiet mit Untertagebau und Koksherstellung, entsteht so ein neues städtebaulich prägendes Areal. Zusammen mit einer Aufforstungsinitiative und der Anlage eines großen Stausees soll die flächengreifende Maßnahme zur Rekulti-

Abb. 5.3: Erstes Obergeschoss der Firmenzentrale in Liu Lin

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vierung der durch den Bergbau stark beeinträchtigten Landschaft beitragen und damit die Verantwortung des Unternehmens für die Region dokumentieren. Über private Kontakte und aufgrund kleinerer Referenzobjekte in China beauftragte der Bauherr mich im Jahr 2003 mit der Umplanung seines Firmenkomplexes. Gemeinsam mit dem Führungsteam des Unternehmens wurde das Raumprogramm neu erstellt, die vorhandene Konstruktionsstruktur analysiert und auf mögliche Veränderungen untersucht. Insbesondere die Organisation der Bürobereiche und der Hotelfunktionen wurde intensiv bearbeitet. Der Eingangsbereich und der Kongressbereich für 1 000 Teilnehmer wurden völlig neu entwickelt. Die Architektur des äußeren Erscheinungsbilds und die Innenraumgestaltung wurden neu definiert und Vorschläge für die Fassadengestaltung erarbeitet. Intensive Beratungsgespräche in China und gemeinsame Exkursionen zu beispielhaften Projekten in Deutschland waren erforderlich, um die chinesische Delegation mit europäischen Standards und Lösungen bekannt zu machen und ihr Wissens- und Wunschstreben zu befriedigen. Während man sich in der Materialwahl schnell darauf einigen konnte, regionale Materialien in China und ihre traditionelle Verwendung zu berücksichtigen, sollte auf Wunsch des Bauherrn im Innenausbau vorzugsweise eine europäische Ausstattung zum Einsatz kommen. Unsere Leistung umfasst die komplette Entwurfs- und Ausführungsplanung der Hochbauten, des gesamten Innenausbaus und der beweglichen Einrichtung. Weil die englische Sprache in der Provinz nicht verbreitet ist, werden alle Pläne und Angaben, die für die Realisierung notwendig sind, in chinesischer Schrift ausgeführt. Alle Gespräche und jeder Schriftverkehr muss übersetzt werden. Darunter leidet oft die wichtige, direkte Kommunikation mit dem Bauherrn und seinen Mitarbeitern. Durch den immer anwesenden Dolmetscher gehen Nuancen in Gestik und Wortklang verloren. Dies bereitete am Anfang der Zusammenarbeit große Probleme. Der kulturelle Unterschied, das oft fehlende bautechnische Fachwissen und die sehr unterschiedlichen Temperamente der beteiligten Personen konnten wegen des Filters der Übersetzung oft nicht überwunden und ausführlich diskutiert werden. Oft ging das Wesentliche verloren. Erst mit der Zeit und durch ständiges Beobachten und Vergleichen der Gestik, Erhören der Sprachmelodie und mit Hilfe von spontanen Strichzeichnungen und perspektivischen Darstellungen wurde eine Verständigung auch ohne Dolmetschen möglich und schafft das Vertrauen zwischen Bauherr und Architekt, das für die Verwirklichung des gemeinsamen Werks nötig ist.

Vorgehensweise

Kommunikation zwischen Planer und Bauherr

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Abb. 5.4: Detail des Konferenzraums der Firmenzentrale in Liu Lin

Zusammenarbeit mit chinesischen Planungsbüros

Das Zusammenwirken mit den chinesischen Architekten vor Ort gestaltet sich bei diesem Projekt außerordentlich schwierig. Der Bauherr hat einzelne Planungsbüros mit unterschiedlichen Aufgaben betraut, die jedoch alle Pläne und Angaben aus Deutschland übernehmen müssen. Für die Fassade ist ein anderes Büro zuständig als zum Beispiel für den Rohbau. Die technischen Gewerke werden aus einem Entwurf nach deutschen Normen von einem chinesischen Ingenieurbüro übernommen und in der Ausführung den Gegebenheiten, Normen und Gesetzen der örtlichen Situation angepasst. Für den Ausbau ist wiederum ein «Teilgeneralübernehmer» mit eigenem Planungsteam verantwortlich, der meine Ausführungspläne und das Gestaltungskonzept umsetzen muss. Es ist eine schwierige und auch zeitraubende Koordination erforderlich, die vom gesamten Planungsteam manche Geduldsprobe erfordert. Oft ist auch ein «Konkurrenzdenken» zwischen den einzelnen Partnern zu spüren, bis hin zu Empfindlichkeiten und Ignoranz. So passiert es, dass Angaben nicht richtig umgesetzt werden und nur mit großem Aufwand korrigiert werden können: Treppenansätze werden vertauscht, Geschosshöhen ohne Rücksicht auf angrenzende Bauteile willkürlich erhöht, etc. Dabei ist es erstaunlich, dass der Bauherr trotz eindeutiger Zuordnung der Ausführungsfehler, den Verursacher nie vor «versammelter Mannschaft» maßregelte. Erst in kleiner Runde zu später Stunde wird un-

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Abb. 5.5: Die Baustelle in Liu Lin

Abb. 5.6: Wanderarbeiter leben auf der Baustelle

tersucht, warum es zu den Fehlern gekommen ist und unter großem Palaver versichert, dass dies nicht mehr vorkommen wird. Ungeklärt bleibt jedoch immer, wer die Kosten der Nachbesserung tragen wird. Das Baugeschehen wird immer wieder durch Energiemangel und andere wirtschaftliche, politische oder nicht in Erfahrung zu bringende Gründe unterbrochen und angekündigte Baustellenbesuche werden dann kurzfristig abgesagt. Dabei ist zu erwähnen, dass die Reise zur Baustelle in Liu Lin ein Abenteuer für sich darstellt. Die Straßen

Unterbrechungen und Transportprobleme

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Abb. 5.7: Abenteuerliche Verkehrswege

in der Provinz sind durch die Lastwagentransporte der Kohle und des Koks permanent verstopft und die zahlreichen Brückenbauwerke total überlastet. Schwere Verkehrsunfälle, enorme Straßenschäden und Einbrüche von Brückenbauwerken sind nicht selten und haben schon oft einen Abbruch der Reise erfordert. Trotz aller Umstände wurde im Juli 2004 der Rohbau der Gebäude nahezu abgeschlossen. Die Natursteinplatten der neu entwickelten Fassade wurden in einem Steinbruch in der Mongolei hergestellt. Während die Außenanlagen mit Stausee und Brücke bereits nahezu fertig gestellt sind, ist mit dem Innenausbau im Herbst 2005 begonnen worden. Mit der Fertigstellung wird im November 2006 gerechnet.

Weltkulturerbe Pin Yao

Sanierung einer historischen Hofanlage Ein weiteres Projekt, das zurzeit bearbeitet wird, erfordert wiederum ganz neue Anstrengungen. Es gilt, eine chinesische Hofanlage aus dem 17. Jahrhundert in der Stadt Pin Yao zu restaurieren und zu einem Hotel umzubauen. Pin Yao ist eine vollkommen erhaltene Stadt aus dem 17. Jahrhundert mit einer intakten Stadtmauer von sechs Kilometer Länge. Nicht nur die Bauwerke sind erhalten und haben alle Kulturrevolutionen unbeschadet überstanden, sondern man glaubt, dass sich auch das Leben und Arbeiten innerhalb der Stadt kaum verändert hat. Pin Yao ist Weltkulturerbe und wird allmählich für den Tourismus behutsam erschlossen.

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Abb. 5.8: Die Hofanlage in Pin Yao

Meine Erfahrungen im Umgang mit historischer Bausubstanz in Deutschland haben diesen Auftrag möglich gemacht. Bisher fand die alte Baukultur in China in einem gigantischen Neubau-Boom kaum Beachtung, doch in letzter Zeit werden immer mehr staatliche Institutionen, private Bauherren und die Öffentlichkeit auf die historischen Anlagen und Einzelbauten aufmerksam. Es fehlt jedoch oft an Know-how im Umgang mit der vorhandenen Bausubstanz. Hier kann

Abb. 5.9: Die «Werkstatt» auf der Baustelle

Umgang mit historischer Bausubstanz

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Abb. 5.10: Dachdecker in Pin Yao

Planungsaufgabe

die jahrelange Erfahrung aus Deutschland helfen, wobei jedoch nicht jede Restaurierung im direkten Vergleich angegangen werden kann: Spezielle oder traditionelle, ortsübliche Techniken müssen studiert und erforscht werden. In Pin Yao ist es von Vorteil, dass traditionelles Handwerk zum Teil noch präsent ist und die Instandsetzungen mit dessen Hilfe erfolgen können. Dabei hat sich bei diesem Projekt eine spannende und überaus fruchtbare Zusammenarbeit entwickelt. Die Aufgabe ist nun, nach dem Erfassen der Bausubstanz und dem Herstellen von Bestandsplänen ein kleines Gästehaus oder Hotel für 25 Personen mit Konferenzbereich, kleinem Restaurant und der notwendigen Wirtschaftseinrichtungen zu planen. Die gesamte Aufgabe liegt bei uns; vor Ort wird von der Bauherrschaft ein Team aus verantwortlichen Technikern (aus Bergbau und

Abb. 5.11: Grundriss des Gästehauses in Pin Yao

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Handwerksfirmen) bestimmt, die in Absprache mit uns die Planung umsetzen werden. Geplant sind in diesem Zusammenhang auch längere Aufenthalte von Mitarbeitern aus Deutschland. Dies ist in der Kleinstadt Pin Yao möglich, und bei einem sachkundigen Bauherrn benötigt es auch keinen ortsansässigen Architekten für diese Umbaumaßnahme. Mit den Arbeiten soll im Frühjahr 2006 begonnen werden. Fazit Nach sechs Jahren Tätigkeit in China lässt sich sagen, dass das Planen für und das Bauen in China ein außergewöhnliches Erlebnis ist. Die Begegnung mit einer völlig anderen Kultur, einer Umwelt, die unterschiedlicher kaum vorstellbar ist, und der direkte Kontakt und Dialog mit den Menschen in diesem Land machen die kreative und technische Arbeit ungemein spannend und erfahrungsreich. Hohe Anerkennung und Akzeptanz der Konzepte und der Gestaltungsvorschläge erlaubten mir große Gestaltungsfreiheit beim Bauherrn. Die Grenzen liegen jedoch meist bei der bautechnischen und handwerklichen Unfähigkeit vor Ort, der Unerfahrenheit und ab und an auch einer Schlamperei bei der Ausführung. Die gleichen Maßstäbe an exakte Ausführung und Einhaltung der Normen und technischen Bauregeln anzulegen wie in Europa, würde jeden peniblen Bauleiter zum Wahnsinn treiben. Eine Verbesserung ist aber glücklicherweise bereits spürbar. Qualität wird immer mehr eingefordert. Dies ist mitunter ein Grund, warum öfter ausländische Architekten engagiert werden. Das Engagement in China erfordert Einfühlungsvermögen und die Bereitschaft, mit Geschick und Kompetenz beratend und nicht belehrend zu wirken. Geduld und ein Stück Gelassenheit ist unbedingt notwendig. Zum Autor: Bruno Braun gründete 1979 in Düsseldorf sein Architekturbüro in Partnerschaft mit A. Triet. Im Oktober 2003 erfolgte nach Auflösung der Partnerschaft die Gründung der BRUNOBRAUN ARCHITEKTEN. Düsseldorf. Das Tätigkeitsfeld des Büros umfasst Planungsleistungen für alle Bauaufgaben mit Schwerpunkten auf Bauten für öffentliche und private Verwaltung, Industrie und Gewerbe, Restaurierungen, Sanierung und Umnutzung historischer und denkmalgeschützter Gebäude, hier besonders von kirchlichen Bauten, und Bauten für Gesundheit und Pflege (Kur- und Rehakliniken, Altenpflegeheime und besondere Einrichtungen für Behinderte und Demenzerkrankte). Bruno Braun ist Mitglied im Bund Deutscher Architekten BDA und seit Februar 2002 Vorsitzender des BDA in Düsseldorf.

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D 6 HPA – HaiPo Architects Kerstin Hartmann

Als eines der ältesten und führenden privaten Architekturbüros in Shanghai konnten wir bei HPA Architects den sich wandelnden Markt seit fast 15 Jahren beobachten. Durch die zunehmende Marktpenetration ausländischer Architekten wird die Konkurrenz innerhalb der Architekturszene anspruchsvoller, vielseitiger, spannender, aber auch härter. Das gibt uns die Chance und die Aufgabe, uns in einem immer weiter werdenden Feld der Möglichkeiten zu positionieren und zu behaupten. Zum Büro HPA

Das Büro HPA (HaiPo Architects) wurde 1993 in Shanghai unter dem Namen HPGI (HaiPo Group International) gegründet. Die beiden Partner Paul Chen und Haiqing Wu hatten nach dem Architekturstudium an der Tongji Universität Shanghai einen Masterstudiengang in den USA absolviert. Nach zehn Jahren Studium und Büromitarbeit in Kalifornien bzw. New Jersey beschlossen sie, in das Anfang der 1990er Jahre schon boomende China zurückzukehren und gemeinsam ein Architekturbüro in Shanghai zu gründen. Zu dieser Zeit wurde der Markt überwältigend von den großen staatlichen Architekturinstituten beherrscht, da es in China erst ab den 1980er Jahren erlaubt war, ein privates Büro zu gründen. Jungen Architekten, die in China noch keine Bauprojekte vorweisen konnten, wurde nur wenig Vertrauen entgegen gebracht. Ein neuer Auftrag war nur mit Referenzen zu bekommen. Andererseits gab es auch viel zu tun: Nach der Öffnung des Landes 1976 und den darauffolgenden schwierigen Jahren des Lernens hatte sich die Wirtschaft 1990 endlich aus der Inflationsspirale befreit und war bereit, zu wachsen und Städte zu bauen. So konnte HPGI einen Investor finden, der bereit war, das Risiko einzugehen, mit unerfahrenen Architekten zu arbeiten. Das Projekt, das Shanghaier Kaufhaus No. 2 an der belebten HuaiHai Road in der ehemaligen Französischen Konzession, erschien als verhältnismäßig kleine Bauaufgabe mit «nur» sieben Geschossen den Architekturinstituten nicht lukrativ genug; sie wollten sich lieber auf große, prestigeträchtige Projekte konzentrieren. Umso besser für Chen und Wu, die mit dem Kaufhaus endlich einen realen Bauauftrag ergattert hatten und so auch bei anderen Bauherren ein höheres Ansehen genießen konnten. Mit dem Kaufhaus No. 2 in der Tasche konnten Chen und Wu nun weitere Aufträge an Land ziehen.

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HPA – HaiPo Architects

Abb. 6.1: Das Kaufhaus Novel No. 2 ist an einer prominenten Ecke zwischen der HuaiHai-Einkaufsstraße und der MaoMing-Road situiert.

In den folgenden Jahren entstanden so unter anderen drei Bürohochhäuser in der neuen Wirtschaftszone Hongqiao und einige Einkaufsund Freizeitkomplexe in und um Shanghai. Um Genehmigungsplanungen bei der Stadt einzureichen, ist die so genannte Grade 1 Licence nötig. Bis heute wird sie nur sehr selten vergeben, und so war es nötig, eine Partnerschaft mit einem staatlichen Institut einzugehen, um deren Lizenz nutzen zu können. Die Partnerschaft und Freundschaft mit ECADI, dem größten Shanghaier Planungsinstitut, währte lange. Viele der frühen Projekte von HPGI wurden auch durch ECADI-Fachingenieure betreut. Die Auswirkungen der Asienkrise 1997 bekam auch HPGI in Form von einem starken Rückgang der Aufträge zu spüren. Das Büro musste verkleinert werden. In den darauffolgenden Jahren erholte sich der Markt wieder, es wurde wieder gebaut. 1997 hatte das Büro nur 24 Mitarbeiter, 1999 waren es 45, 2002 schon 60. Bis heute sind wir auf insgesamt circa 100 Mitarbeiter angewachsen. Davon sind etwa die Hälfte Architekten, die andere Hälfte Innenarchitekten, Ingenieure und administrativ Tätige. Im Jahr 1999 erwarb HPA 49 Prozent des insolventen Architekturinstitutes ZhongFu, wodurch auch

Interne Bürostruktur

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eine Grade 1 Licence in den Besitz des Büros überging. Seitdem können wir einen kompletten Planungsservice anbieten, einschließlich aller Ingenieurleistungen und dem Innenausbau. Die Bürostruktur ist über die Jahre gewachsen und folgt nur sehr groben Regeln. Was ungewöhnlich ist für China: es gibt bei HPA keine starken und offensichtlichen Hierarchien. Alle Mitarbeiter sind zumindest auf dem Papier gleichgestellt, es gibt keine Bezeichnungen wie Junior und Senior Architect. Dennoch teilen sich die Angestell-

Abb. 6.2: Der so genannte Cyber Tower steht nahe dem zentralen People Square im Zentrum von Shanghai.

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ten in erfahrene und registrierte Architekten sowie jüngere Hochschulabsolventen auf. Ebenfalls eher ungewöhnlich für China ist die durchschnittliche Verweildauer im Unternehmen, die bei über zwei Jahren liegt. Die langjährigen Mitarbeiter sind zum Teil schon seit über zehn Jahren dabei. Dies erklärt sich aus der familiären Atmosphäre im Büro, dem die beiden Partner Paul Chen und Haiqing Wu vorstehen. Die Kommunikation läuft sehr direkt bei diesen beiden zusammen.

Abb. 6.3: Ein 35-geschossiger Büroturm ragt aus einer 5-geschossigen Sockelzone heraus.

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Ich selbst bin im Herbst 2003 als erster Ausländer in das Büro aufgenommen worden. Als sich mir die Chance bot, für eine Zeit in Shanghai zu leben und zu arbeiten, habe ich nicht lange gezögert. Gerade durch den Kontakt zu den chinesischen Kollegen von HPA gibt es jeden Tag Neues zu entdecken und zu lernen. Für beide Seiten ergibt sich so eine äußerst fruchtbare Zusammenarbeit, so dass inzwischen noch stärker Ausländer – Europäer und Amerikaner – hinzugekommen sind und noch hinzukommen werden. Konkurrenz zu ausländischen Büros

Nach über einem Jahrzehnt Planungstätigkeit hat sich HPA inzwischen eine stabile Position in der Shanghaier Architektenszene erarbeitet. Doch durch die vermehrte Ansiedlung ausländischer Architekten müssen auch wir uns umstellen. Denn trotz der US-Lizenzen von Chen und Wu wird das Büro als lokales Büro angesehen und muss durch andere Qualitäten als einen ausländischen Namen hervorstechen. Ob das hohe Prestige ausländischer Firmen, unbeachtet ihres Angebots und ihrer Qualität, nur eine vorübergehende Modeerscheinung ist und die Chinesen in Zukunft wieder verstärkt Vertrauen zu den eigenen Produkten fassen werden, wird sich zeigen. Vorerst jedoch muss sich ein chinesisches Büro wie HPA im harten Konkurrenzkampf um den kleiner werdenden Markt gegen die ausländischen Büros behaupten. Das tun wir durch den umfassenden Service mit einem durchgängigen Ansprechpartner während des gesamten Planungsprozesses, aber auch durch verstärkte Betonung nicht-standardisierten chinesischen Designs. Denn oft genug wird eine Planungsaufgabe in China durch reines Nachbauen von Vorbildern bestritten oder dieselbe Siedlung an anderer Stelle noch einmal gebaut. Die langjährigen Erfahrungen ermöglichen uns, mit den teilweise extrem beschränkten finanziellen und technischen Mitteln zu einem ansehnlichen Ergebnis zu kommen.

Integration von westlichen Mitarbeitern

Doch auch das ist oft nicht genug, um gegen die ausländische Konkurrenz zu bestehen. Deshalb hat das Büro seit 2003 selbst einige wai guo ren – Draußen-Land-Menschen – angestellt, welche die Bürokultur merklich internationalisiert haben. Durch den engen Kontakt zwischen chinesischen und ausländischen Kollegen ist das Interesse am «Draußen» noch mehr gewachsen und es wird versucht, viel voneinander zu lernen. Nach außen hin bringen die «Langnasen» für HPA einen starken Prestigegewinn. Sobald ein Projekt gegenüber dem Bauherrn von einem Ausländer präsentiert wird, steigt das Vertrauen in den Entwurf.

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Neben der Tätigkeit als Entwurfsarchitekturbüro hat sich HPA mit seinem zweiten Standbein als lokales Partnerbüro ausländischer Büros etabliert. Auf der einen Seite kommen immer wieder chinesische Bauherren auf uns zu, um uns für die Ausführungsplanung bereits fertig gestellter Entwürfe zu engagieren, auf der anderen Seite gibt es aber auch von einer frühen Planungsphase an langjährige Kooperationen mit Partnerbüros wie DDG (Development Design Group) aus Baltimore. Das Architekturbüro HPA lebt von Folgeaufträgen. Wie in China üblich, werden Geschäftskontakte – guanxi sehr eng ausgebaut und sind stark von persönlichen Sympathien abhängig. Ist das Vertrauensverhältnis intakt, werden die Kunden immer wieder kommen und sich nicht auf den langwierigen Aufbau neuer Geschäftsbeziehungen einlassen. So hat der erste Auftraggeber von HPA, der Bauherr des Kaufhauses No. 2, erst im Frühjahr 2005 wieder die Ausführungsplanung des zweiten Bauabschnittes seiner neuesten Wohnanlage an HPA vergeben, nachdem schon der Entwurf des ersten Bauabschnitts von uns stammt.

Akquisition des Büros

Selbst bei einem Wechsel der Führung der Bauträger- bzw. Investorfirmen bleiben die persönlichen Kontakte bestehen. Ein Baubeauftragter wird in seiner neuen Firma auf die Architekten, die er aus seiner vorherigen Firma kennt, in der Regel wieder zurückgreifen. So wächst der Kundenstamm inzwischen von selber weiter, solange HPA seine Aufgabe zur Zufriedenheit der Kunden bewerkstelligt. Direktes Marketing wird, wie auch in Europa allgemein üblich, ausschließlich über die Verteilung der Bürobroschüre und die Internetseite betrieben. Wir beteiligen uns nur noch an Wettbewerben, wenn die Bauaufgabe besonders interessant ist. Aufträge für weithin sichtbare Hochhäuser sind zum Beispiel nur über Wettbewerbe zu bekommen, es sei denn, ein international bekanntes Planungsbüro kann mit seinem Namen und seinem Prestige überzeugen. Da Wettbewerbe nicht anonym sind, sondern auch stark über die persönliche Präsentation entschieden werden, ist auch hier der Imagegewinn durch die «hauseigenen Ausländer» von Vorteil. Doch auch Wettbewerbe werden oft genug durch die bestehenden gesellschaftlichen Kontakte entschieden. Die persönlich bekannten Architekten werden zum Wettbewerb eingeladen, auch die Entscheidung für den Gewinner kann auf politisch-gesellschaftlicher Ebene geschehen. So ist es auch schon vorgekommen, dass bei mehreren Wettbewerben mit immer den gleichen Teilnehmern ganz bewusst

Beteiligung an Wettbewerben

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Abb. 6.4: Entlang einer Hauptverkehrsstraße durch den neuen Gewerbepark in Suzhou erstreckt sich der eine Fläche von 119 Hektar umfassende Masterplan in Form von zwei parallel laufenden Zonen unterschiedlicher Textur.

zwei unterschiedliche Sieger festgelegt wurden, um beiden einen Auftrag zukommen zu lassen, damit niemand das Gesicht verliert. Besonderheiten bei der Kundenbetreuung

Gerade deshalb ist es so wichtig, die persönlichen Kontakte aufrechtzuerhalten: sei es durch Einladungen zum Essen, einschließlich ausgiebigem Trinkgelage, sei es durch Befriedigung der wildesten architektonischen Wünsche – der Kunde ist König. Es kommt häufig vor, dass ein Kunde mit einer konkreten Skizze oder Beispielfotos auf uns zukommt und eine genaue Implementierung seiner Vorstellungen erwartet. Andererseits berücksichtigen die Investoren auch genau die Vorstellungen ihrer eigenen Kunden, denen sie die Bauten, Wohnungen oder Ladengeschäfte verkaufen. Es ist zum Beispiel üblich, ein Einkaufszentrum ohne genaue Kenntnis der späteren Eigentümer oder Mieter zu planen. Ein Hochglanzprospekt sowie ein großmaßstäbliches Modell wird erstellt, und das Projektmarketing kann beginnen. Dies führt häufig dazu, dass Käufer bzw. Mieter die Planung komplett revidieren, da die Größenverhältnisse der Einheiten nicht ihren Bedürfnissen entsprechen. Viele der Bauherren bzw. Bauherrenvertreter verfügen nicht über Fachwissen und fällen ihre Entscheidungen stark aus dem Bauch heraus. Es zählen der persönliche Geschmack und stilistische Moden.

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Deshalb versuchen die Planer von HPA immer, im Gespräch mit den Kunden auch ein wenig «Fortbildung» zu betreiben und den Bauherren die Angst vor dem Unbekannten zu nehmen. Da die meisten Bauprojekte zum Verkauf bestimmt sind, muss für die Geldgeber das Verhältnis zwischen experimentellem Bauen, nutzbarer Fläche und Profit maximiert werden. Es erfordert einiges an psychologischem Feingespür, um einen Bauherrn vom Nutzen so elementarer Dinge wie zentraler Klimaanlage statt einzelner Splittereinheiten oder Doppel- statt Einfachverglasung zu überzeugen. Aus finanziellen Gründen müssen oft viele Materialien und Details reduziert werden, häufig scheitert die Ausführung aber auch am technischen Know-how der ausführenden Firmen. Auch die vertragliche Seite läuft stark über guanxi-Beziehungen. Obwohl von Anfang an ein schriftlicher Vertrag vorliegt, ist alles verhandelbar. In dieser Beziehung ist das Geschäftsleben sehr asiatisch. Im Vertrag wird die Aufgabe definiert und der Umfang der Arbeit, die Vergütung sowie der Zeitrahmen festgelegt. Doch wenn der immer zu enge Terminplan nicht eingehalten werden kann, wird der Kunde es mit einer Entschuldigung bewenden lassen. Umgekehrt sind säumige Zahlungen nur sehr schwer einklagbar, eine Verzinsung wäre undenkbar.

Planungsverträge

Die Vergütung der Architekten wird stark vom Markt bestimmt. So wird ein ausländisches Büro, das mit seiner Exklusivität wirbt und kein Büro vor Ort unterhält, aufgrund der höheren Löhne zum Beispiel in den USA oder in Europa für die gleiche Arbeit ein höheres Honorar erhalten als ein chinesisches lokales Büro. Aufgrund der niedrigen lokalen Löhne ist ein Preisunterschied für die verschiedenen Anbieter durchaus gerechtfertigt. Doch sobald eine Zweigstelle mit chinesischen Mitarbeitern betrieben wird, fallen in der Regel die Preise. Inzwischen reicht ein fremdländischer Name allein nicht mehr aus, einen höheren Preis zu rechtfertigen. HPA ist mit seiner Qualität und seinen Leistungen innerhalb der Gruppe der chinesischen Büros im oberen Drittel, international im unteren Drittel angesiedelt. Die Honorarforderungen werden meist anhand der erstellten Fläche und der geforderten Qualität des Gebäudes – Ausstattung und technologischer Standard – kalkuliert und nicht an die Baukosten gekoppelt. Da die chinesischen Bauherren oft die tatsächlichen Baukosten verschweigen und diese auch nur schwer nachvollziehbar sind, hat es sich eingebürgert, das Honorar nach Fläche zu berechnen. In dieser Summe sind, außer den Druckkosten für die Pläne oder Präsentationen, sämtliche Kosten, die mit dem Projekt verbunden

Vergütung für die Arbeit

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sind eingeschlossen; inklusiv Geschäftsreisen und teils erheblicher Mehrarbeit für wiederholte Änderungen im Raumprogramm. Diese müssen bei Vertragsabschluss bereits mitverhandelt werden, sollen sie zusätzlich zum Grundhonorar erstattet werden. Honorarzahlungen

Es ist üblich, dass die Bezahlung nach vollendeter Leistungsphase erfolgt. Leider kommt es sehr oft vor, dass der Auftraggeber die Leistung als nicht vollständig ansieht und die Zahlung zurückhält. Oder auch, dass ein Projekt nach Vertragsschluss in mehrere Bauabschnitte aufgeteilt wird und erst nach Vollendung der jeweiligen Phase des letzten Bauabschnittes gezahlt wird. In so einer Situation muss das Büro die komplette Zeit vorfinanzieren, was HPA zum Glück bisher immer möglich war.

Wirtschaftlichkeit von Projekten

Aufgrund der nach wie vor niedrigen Lohnkosten für lokale Mitarbeiter und einem günstigen Mietvertrag für die Büroräume können die Architekten von HPA sehr profitabel arbeiten. Der konkrete Aufwand für ein Projekt hängt stark davon ab, wie genau der Bauherr seine Ziele kennt. Dies ist oft genug nicht der Fall, so dass während des Projektverlaufs bis zum Schluss immer wieder teils fundamentale Änderungen vorgenommen werden müssen. Normalerweise bearbeiten wir diese Änderungen ohne zusätzliche Honorierung im Gegenzug für ein vertrauensvolles Verhältnis zwischen Bauherrn und Architekt. An einem Projekt arbeiten in der Regel zwischen einer und drei Personen, nur in Zeiten hohen Termindrucks werden zusätzliche Helfer ins Team genommen. Da die Terminpläne regelmäßig sehr knapp gesetzt sind, gibt es für einen einzelnen Mitarbeiter an einem einzigen Projekt immer genug zu tun. So werden mehrere Projektmitarbeiten eher hintereinander geschaltet als parallel oder in Phasen gestaffelt: Das Projekt verbleibt beim gleichen Mitarbeiter, doch während einer Projektpause kann er sich dann auch einem zweiten Projekt widmen.

Leistungsumfang

Das Büro HPA bietet – mit Varianten – drei unterschiedliche Leistungspakete an. Zum einen können wir durch unsere Grade 1 Licence und die damit verbundenen hauseigenen Fachingenieure schlüsselfertige Planung bieten, vom Konzept über den Entwurf, Werkplanung bis hin zu Ausführung und Bauleitung. Die Projekte vor Ort in Shanghai betreuen wir im Allgemeinen bis zur Fertigstellung selbst. Bei Projekten in anderen Provinzen Chinas geben wir die Ausführung meist aufgrund der unterschiedlichen Baugesetzgebung, aber auch wegen der räumlichen Distanz, an lokale Planungsbüros ab. In diesem Fall fungiert HPA als Entwurfsarchitekt, der den Vorentwurf

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und den Entwurf erstellt, bei der Genehmigung des Bauvorhabens mit den lokalen Behörden involviert ist und ansonsten die Werkplanung nur beratend unterstützt. Im umgekehrten Fall ist HPA für die Ausführungsplanung anderer Architekten zuständig. Diese sind meist ausländische Büros, die in China über keine Lizenz verfügen, aber auch große chinesische Büros, die die Ausführungsplanung und Bauleitung nicht selber machen wollen. Innerhalb der Bürostrukturen gibt es speziell designierte Mitarbeiter, die sich ausschließlich auf die Werk- und Ausführungsplanung konzentrieren und darin sehr routiniert sind; andere sind für die neuen Entwürfe zuständig. So gestaltet sich die bürointerne Übergabe eines Projektes vom Entwurfs- zum Ausführungsstadium ähnlich wie die Übergabe eines Projektes von einem anderen Büro an HPA. Nur der jeweilige Projektleiter ist von Anfang bis Ende dabei.

Ablauf des Planungsprozesses

Der Planungs-, Genehmigungs- und Realisierungsablauf funktioniert im Großen und Ganzen analog zum amerikanischen System mit SD (Schematic Design), DD (Design Development), CD (Construction Design) und Bauleitung vor Ort. Absprachen mit Bauherren und Behörden sind oft informell und sehr kurzfristig angesetzt. Dennoch werden schon ab sehr frühen Phasen perfekte Visualisierungen und bunte Beispielbilder erwartet, die den Entscheidungsprozess unterstützen. Wenn einem einzelnen Entscheidungsträger, zum Beispiel dem Bürgermeister, ein Rendering gefällt oder missfällt, kann das ganze Projekt unmittelbar anerkannt bzw. abgelehnt sein. Zusätzlich zu den Präsentationstafeln und einem Präsentationsbuch werden die Genehmigungspläne mit unserem Architektenstempel formell eingereicht. Wegen der ständigen Eile können die Planungen nicht so stark in die Tiefe gehen, wie dies in den USA oder in Europa der Fall ist. Der Schwerpunkt liegt vor allem auf dem äußeren Erscheinungsbild eines Gebäudes. Die Funktion folgt der Form, experimentelle Grundrisse sind nicht erwünscht, da sie sich nicht so leicht vermarkten lassen wie die altbekannten Muster von Wohnungen, Ladengeschäften oder Büros, die man im ganzen Land sehen kann. Die Details werden nur selten in großem Maßstab gezeichnet, sondern stattdessen praxisnah auf der Baustelle diskutiert und in Zusammenarbeit mit den ausführenden Firmen ausgearbeitet. Allzu komplizierte Details würden ohnehin auf wenig Verständnis stoßen, da die chinesischen Bauarbeiter meist nur über geringe Bildung verfügen und keine fachspezifische Ausbildung genießen. Eine große Rolle spielen deshalb die erstellten Computerperspektiven, die im

Darstellungstiefe und -art der Planung

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Zweifel als Vorbild herangezogen werden. Es lastet eine große Verantwortung auf diesen Bildern, die unter Anleitung des jeweiligen Entwurfsarchitekten durch externe Rendering-Firmen erstellt werden. In einer Rendering-Firma werden die Aufgaben hoch spezialisiert verteilt, so dass in der Regel an einem Projekt drei Personen mitarbeiten. Der erste erstellt das Computermodell nach Plänen des Architekten, der ihm ständig unterstützend und korrigierend beiseite stehen muss. Als nächstes werden die Farben und Materialien nach den Wünschen des Architekten zugeordnet. Diesem Schritt müssen wir besondere Aufmerksamkeit widmen, damit die meist gestalterisch ungeschulten Computerfachleute keine eigenen, falschen Entscheidungen treffen. Nachdem man sich auf Blickwinkel und Brennweite

Abb. 6.5: Der Electric Tower in Shanghai: Der neue Hauptsitz der Shanghaier Stromgesellschaft entstand aus dem Umbau einer halbfertigen und insolventen Bauruine.

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Abb. 6.6: Die Passage des Electric Tower

des «Fotos» geeinigt hat, wird das Bild gerendert, um zum Schluss noch einen Feinschliff in Form von Menschen, Autos, Bäumen usw. zu erhalten. Immer wieder müssen die einzelnen Schritte kontrolliert und angepasst werden, um dem Endprodukt die gewünschte Erscheinung zu geben. Der hohe Zeitaufwand der Computerperspektiven begründet sich aus der großen Wichtigkeit, die diesen zukommen. Schon bei den ersten Präsentationen vor den Bauherren entscheidet sich das Schicksal eines Projektes über die Qualität der Renderings. Großformatig auf

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Hochglanzpapier ausgedruckt, zeigen sie auch fachfremdem Publikum, wie das Projekt in der Realität wirken wird. In der Ausführungsphase dienen die Computerperspektiven, wie oben erwähnt, als direktes Vorbild. Besonderheiten bei der Durchführung von Projekten

Die schnellen Projektabläufe und die Kultur des «Self-Made-Man» in China führen zu einer oftmals chaotischen Organisation. Viele Abläufe werden immer wieder neu erfunden, so dass sich ein Standard nicht durchsetzen kann und sich die Beteiligten jedes Mal neu orientieren müssen. Dies wirkt sich auf alle Bereiche der Planung und Durchführung von Projekten sowohl bürointern als auch im Kundenkontakt aus. Beispielsweise kommt es nicht selten vor, dass geschäftliche EMails erst gelesen werden, wenn der Empfänger telefonisch über den Eingang der E-Mail informiert wurde. Auch ein gemeinsames elektronisches Postfach einer ganzen Firma ist weit verbreitet. Bis die entsprechende Information zum Empfänger gelangt, kann einige Zeit verstreichen. Die interne wie externe Kommunikation ist sehr stark von einzelnen Personen abhängig, da die Informationen üblicherweise nicht schriftlich festgehalten werden. Da die Mitarbeiter von HPA meist lange in der Firma bleiben, kann das Wissen an die Kollegen weitergegeben werden. Doch bei vielen Firmen in China ist die Mitarbeiterfluktuation sehr hoch, so dass sich mit jedem neuen Ansprechpartner die Prämissen grundlegend ändern können. Das kann zur völligen Niederlegung einer fast fertigen Planung führen, zumindest aber dazu, dass viele bereits geklärte Fragestellungen erneut diskutiert werden.

Kooperationen und Niederlassungen

HPA unterhält neben der Hauptniederlassung in Shanghai seit 2001 eine Zweigstelle in Peking. Anfangs war diese ausschließlich auf Innenarchitektur spezialisiert, doch ist die Architekturseite im Moment stark im Wachsen begriffen. Das Pekinger Büro wird von Haiqing Wu von Shanghai aus betreut, betreibt aber zum Teil seine eigene Akquisition vor Ort. Beide HPA-Büros arbeiten wie schon erwähnt immer wieder projektbezogen mit anderen, meist ausländischen Büros zusammen. Die Kontakte werden oft auf persönlicher Basis hergestellt, bevor eine Kooperation in Frage kommt. Wie die genaue Hierarchie der Büros im Team ist, wird immer wieder neu definiert: Mal ist es eine gleichberechtigte Zusammenarbeit, mal wird die Arbeit aufgeteilt oder zwei parallele Alternativen erstellt, mal ist HPA der Kontaktarchitekt vor Ort, der dem entwerfenden Büro administrativ unter die Arme greift.

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Eine langjährige Zusammenarbeit verbindet uns mit dem amerikanischen Büro DDG (Development Design Group), mit denen wir einige kommerzielle, aber auch Luxus-Wohnprojekte durchgeführt haben. Gemeinsam mit dem deutschen Architekturbüro Bauwerk aus Münster gewannen wir 2003 den Wettbewerb für die neue Deutsche Schule in Shanghai. Die Ausführungsplanung hat allerdings ein anderes lokales Büro übernommen. Auch mit auswärtigen Landschaftsarchitekten kooperieren wir. Zahlreiche unserer Bauten stehen in Verbindung mit den Freianlagen der Hongkonger Landschaftsarchitekten von ADI, auch mit Firmen aus Singapur und sogar aus Europa arbeiten wir zusammen. Bei einer Zusammenarbeit während der Entwurfsphase wird der Partnerarchitekt meist mit uns das Planungsgebiet besichtigen, vielleicht für einen ersten Workshop vor Ort bleiben, und dann in seinem Heimatland die genauere Planung ausarbeiten. Die Kommunikation läuft dann per E-Mail und Telefon mit den Englisch sprechenden Mitarbeitern von HPA. Im Falle eines Problems mit chinesischen Kontaktpersonen fungieren wir hin und wieder auch als direkte Dolmetscher und Vermittler in einer Telefonkonferenz. So können die sprachlichen und interkulturellen Missverständnisse im Gespräch gelöst werden. Bei Bauherrenpräsentationen und Behördengängen treten beide Architekturbüros gemeinsam auf. In dem Fall, dass HPA als lokaler Architekt für einen anderen Designer auftritt, versuchen wir, die Vorstellungen des Entwerfers so gut wie möglich zu verstehen, um sie dann so genau wie möglich umzusetzen. Durch ständigen Kontakt zwischen HPA und dem Entwurfsarchitekten während der Werkplanungs- und Ausführungsphase können immer wieder Korrekturen vorgenommen werden. Als in China sehr erfahrenes Büro sind wir in der Lage, trotz Kompromissen im Budget oder in der Materialwahl durch sorgfältige Detailplanung und teils langwierige Gespräche mit den ausführenden Firmen das gewünschte Ergebnis zu erzielen. Obwohl das Rechtssystem der Volksrepublik China inzwischen zu ansehnlichem Umfang angewachsen ist, werden nach wie vor viele Fragen auf informeller Ebene gelöst. Gerade die Chinesen untereinander verlassen sich auf ihre guten Beziehungen zueinander und regeln das Zusammenleben im gegenseitigen Geben und Nehmen. Von Ausländern wird hier aber meist mehr Geben als Nehmen erwartet. In den zehn Jahren in den USA haben Paul Chen und Haiqing Wu umfangreiche Erfahrungen mit dem amerikanischen Rechtssystem sammeln können, so dass die Unterschiede hier besonders deut-

Rechtsfragen und Rechtssicherheit

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lich werden. Seit Gründung der gemeinsamen Firma in Shanghai haben wir die Streitigkeiten mit Auftraggebern und Subunternehmern meist im Gespräch gelöst. Ein Rechtsanwalt wird nur in seltenen Fällen zu Hilfe gerufen und selbst dann bleibt es meist bei der Androhung einer Klage. Das chinesische Rechtssystem ändert sich mehr und mehr zum Schutze des schwächeren Parts. Damit steigen die Chancen, im Fall eines Streits berechtigte Honorarforderungen auch realisieren zu können. Da auch der Konterpart dies weiß, werden Androhungen einer Klage ernst genommen und führen meist zur Begleichung der ausstehenden Summe. Fehler des Architekten können oft durch eine ernst gemeinte Entschuldigung vergolten werden. Im Gegenzug wird auch eine tolerante Haltung gegenüber den Wünschen des Auftraggebers erwartet. Ein zum Teil erheblicher Mehraufwand für immer neue Varianten und Änderungen ist der Preis für ein sorgenfreies Leben, was Architektenhaftung betrifft. Problem der Urheberrechte

Ein weiteres Problem ist die ungefragte Veröffentlichung des Werkes und damit ein Verstoß gegen das Urheberrecht. Doch da geistiges Eigentum in der chinesischen Alltagskultur nicht verankert ist, wäre ein Vorgehen dagegen durch einen Einzelnen nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Da durch zahlreiche Veröffentlichung die Bauten auch bekannter werden und dies teilweise auch im Interesse des Architekten ist, wird meistens nichts gegen solche kleineren Verstöße unternommen.

Versicherung des Büros

Da das chinesische Gesetz für Architekten keine eigene Versicherung vorschreibt, ist das Büro HPA auch nur minimal versichert. Es ist üblich, dass der Bauherr die Versicherungskosten für die Projektphase übernimmt und damit für Schäden oder Folgen von Fehlern aufkommen kann. Der von der Regierung empfohlene Standardvertrag, der von uns in kleinen Varianten verwendet wird, sieht eine maximale Architektenhaftung in Höhe des gesamten Projekthonorars vor. Das bedeutet, dass wir im schlimmsten Fall an einem Projekt umsonst gearbeitet haben könnten. Die Rechtssprechung kann bei großen Schäden aufgrund von sehr großer Fahrlässigkeit als Höchststrafe den Entzug der Lizenz verhängen. Damit kann ein Büro nicht mehr unabhängig arbeiten, weshalb dieser Extremfall nach Kräften vermieden werden muss. Wenn die guanxi-Beziehungen intakt sind und beide Seiten sichtbar ihr Bestes tun, wird es jedoch nicht dazu kommen und auch größere Fehler werden als menschlich verziehen.

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Abb. 6.7: Als luxuriöses Wohnquartier am südlichen Stadtrand von Shanghai bietet Royal Garden viel Freiraum und parkartiges Wohnen auf engstem Raum.

Abb. 6.8: Niedrige, mittelhohe und höhere Wohngebäude staffeln sich linear um die zentrale Gartenachse in die Höhe.

Perspektive und Ausblick Nach fast eineinhalb Jahrzehnten architektonischer Arbeit wollen wir uns in Zukunft verstärkt um ein internationales Flair im Büro und im Kundenkontakt bemühen. Wir werden immer mehr Projekte außerhalb von China durchführen, um den überregionalen Bekanntheitsgrad zu steigern. Die Partnerschaften mit internationalen

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Architekturbüros sollen weiter ausgebaut und vertieft werden. Der Schwerpunkt angenommener Aufträge wird sich mehr in Richtung öffentlicher und kommerzieller Projekte bewegen und weg von standardisiertem Wohnungsbau. Dabei soll jedoch die Anzahl der Mitarbeiter nicht weiter erhöht werden, da mit zunehmender Bürogröße die Anonymität unter den Mitarbeitern zu groß würde, um eine angemessene Kommunikation zu gewährleisten. Als privates Planungsbüro in Shanghai streben wir stets nach hoher Entwurfsqualität in Verbindung mit bestmöglichem Service. Die Architekten von HPA haben dies in zahlreichen Bauvorhaben von großer Bandbreite unter Beweis gestellt, unter anderem in Masterplanung, Bürogebäuden, kommerziellen Projekten und Wohngebäuden, Bildungseinrichtungen, Freizeiteinrichtungen und Raumgestaltung. Das Portfolio hat HPA großes Ansehen in Fach- und Kundenkreisen eingebracht, zahlreiche Bauten wurden mit Fachpreisen und Publikationen honoriert. Zur Autorin: Kerstin Hartmann arbeitet als Associate Architect im Büro HPA Architects in Shanghai, China. Sie studierte von 1993 bis 2000 an der Technischen Universität München Architektur und in den Jahren 1995 bis 1996 an der Technischen Universität Graz. Nach ihrer Tätigkeit als Assistant Architect bei JMP John McAslan + Partner in London von 2000 bis 2001, einer freien Mitarbeit bei ITGA in Gauting im Jahr 2002 und Arbeit als Architekt und Project Manager bei PA GmbH Papadopoulos Associates in München von 2002 bis 2003 ist Kerstin Hartmann seit Ende 2003 Associate Architect bei HPA HaiPo Architects in Shanghai.

Anhang E1

Kontaktadressen

Autoren Dr. Bert Bielefeld / Lars-Phillip Rusch www.bauwesen.uni-dortmund.de Dr. Andreas Szesny www.qgsc.com Matthias Wehrlin www.wehrlin.ch Dr. Christian Gloyer www.bgkw-law.de Hans-Peter Holler www.dreso.com/china Werner Sübai www.hpp.com Scott Romses www.romsesarchitects.com Stephan Jentsch www.pjar.com Bruno Braun www.brunobraun-architekten.de Kerstin Hartmann www.hpa.cn Nikolaus Goetze www.gmp-architekten.de Gordon Brandenfels www.brandenfels.com Quinn Lu / Michael Pruss www.werkhart.com

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Kontaktadressen

Botschaften und Konsulate Deutsche Botschaft in China Deutsche Botschaft in der Volksrepublik China 17, Dongzhimenwai Dajie, Chaoyang Beijing 100600 VR China Tel.: 0086 / 10 / 65 32 21 61 Fax: 0086 / 10 / 65 32 53 36 E-Mail: [email protected] Chinesische Botschaft in Deutschland Botschaft der Volksrepublik China Märkisches Ufer 54 10179 Berlin Tel.: 0049 / 30 / 27 58 8 0 Fax: 0049 / 30 / 27 58 8 221 E-Mail: [email protected] www.china-botschaft.de Konsularabteilung der Botschaft der Volksrepublik China Brückenstraße 10 10179 Berlin Tel.: 0049 / 30 / 27 588 572 Fax: 0049 / 30 / 27 588 519 Britische Botschaft in China British Embassy Consular Section Kerry Centre 1 Guanghualu, Beijing, 100020 Tel.: 00 86 / 10 / 85 29 66 00 Fax: 00 86 / 10 / 85 29 60 81 E-Mail: [email protected] Chinesische Botschaft in Großbritannien Embassy of the People’s Republic of China 49 Portland Place London W1B 1QL Tel.: 0044 / 20 / 7299 4049 US-Amerikanische Botschaft in China United States Embassy of Beijing Ambassador Clark T. Randt, Jr. Xiu Shue Bei Jie 3, 100600 Tel.: 00 86 / 10 / 65 32 38 31 Fax: 00 86 / 10 / 65 32 20 39 Chinesische Botschaft in den USA Embassy of the People‘s Republic of China 2201 Wisconsin Avenue, N.W. Washington D.C. 20007 Tel.: 00 1 / 202 / 338 6688 Fax: 00 1 / 202 / 588 9760

Botschaften und Konsulate Französische Botschaft in China Ambassade de France en Chine 3, San Li Tun Dongsanjie, Chaoyang District, Pékin 100600 Tel.: 00 86 / 10 / 85 32 80 80 Fax: 00 86 / 10 / 85 32 48 41 Internet: www.ambafrance-cn.org Chinesische Botschaft in Frankreich Ambassade de la République Populaire de Chine en France 9, Avenue Victor Cresson 92130 Issy Les Moulineaux Tel.: 0033 / 1 / 01 47 36 00 71 Fax: 0033 / 1 / 47 36 34 46 Internet: www.amb-chine.fr Österreichische Botschaft in China Österreichische Botschaft Peking Jianguomenwai, Xiushui Nanjie 5, 100600 Peking Tel.: 00 86 / 10 / 65 32 20 61 Fax: 00 86 / 10 / 65 32 15 05 E-Mail: [email protected] Chinesische Botschaft in Österreich Internet: www.chinaembassy.at Chinesische Botschaft in der Schweiz Botschaft der Volksrepublik China Kalcheggweg 10, 3006 Bern Tel.: 0041 / 31 / 352 73 33 Fax: 0041 / 31 / 352 73 34 Internet: www.china-embassy.ch Section consulaire Visa Tel.: 0041 / 31 / 351 45 93

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Kontaktadressen

Weitere Internetadressen: Auswärtiges Amt der Bundesrepublik Deutschland www.auswaertiges-amt.de Netzwerk Architekturexport der Bundesarchitektenkammer www.architekturexport.de Kontaktplattform deutscher Planer www.planned-in-germany.de Bundesagentur für Außenwirtschaft www.bfai.de Deutsche Außenhandelskammer China www.china.ahk.de IHK Köln (Schwerpunktkammer China) http://www.ihk-koeln.de Sinolog Projektservice Ostasien GmbH www.sinolog.de Royal Institute of British Architects www.riba.org Architectes Français à l’ Export www.archi.fr/afex Col.legi d’Arquitectes de Catalunya www.coac.net/international

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Literaturverzeichnis

Kapitel A2 – Bauer, Wolfgang: China und die Hoffnung auf Glück. Deutscher Taschenbuch Verlag: München, 1990. – China Daily: «Forum hears voices for sustainable development». S.5. Beijing, 07.10.2005. – Chung, Judy; Inaba, Jeffrey; Koolhaas, Rem; Leong, Sze Tsung (eds.): Project on the City 1: Great Leap Forward. Taschen: Köln, 2001. – Junhua, Lü; Rowe, Peter G.; Jie, Zhang (eds.): Modern Urban Housing in China 1840–2000. Prestel: Munich, London, New York, 2001. – Liang, Sicheng: Zhongguo jianzhushi (Geschichte der chinesischen Architektur). Baihua wenyi chubanshe: Tianjin, 1998. – Maar, Christa; Burda, Hubert (ed.): Iconic Turn: Die neue Macht der Bilder. DuMont: Köln, 2004. – Warner, Torsten: Deutsche Architektur in China: Architekturtransfer. Ernst & Sohn: Berlin, 1994.

Kapitel A3 – Chenggong of Kunming, P.R. China; The Regulatory Plan of Chenggong, Planungsbericht 2005, unter www.wehrlin/publikationen als pdf abrufbar. – Fingerhuth, Carl; Joost, Ernst (Hrsg.): The Kunming Project. Urban Development in China – A Dialogue. Birkhäuser Verlag: Basel, Boston, Berlin, 2002. – Lutz, Albert; Museum Rietberg Zürich (Hrsg.): Dian. Ein versunkenes Königreich in China. Verlag Museum Rietberg, 1986. – Xue, Liu (ed.): Spring City Kunming, The Past, the Present and the Future. Verlag der Stadt Kunming, 2004.

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Stichwortverzeichnis

A Abnahme 59, 72 Administrativplanungsamt 49 Akquisition 98, 102, 149 Arbeitsalltag 117 Arbeitsgesetz 64 Architektenhonorare 81, 140 Architektenvertrag 67, 78 Architekturausstellung 135 Aufgabenverteilung 106 Auftraggeber 170 Ausführungsplanung 52, 57 Ausführungsqualität 133 Auslandsinvestitionen 66 Auslandsinvestitionsgesellschaften 66 Ausschreibung 50, 57, 68, 87, 89 Ausschreibungsgesetz 67, 85 Außenhandelsgesetz 64 B Bauüberwachung 67, 72 Bauüberwachungspflichten 72 Bauabnahme 50 Bauausführung 141, 153 Bauboom 148 Baufirmen 52 Baugenehmigung 49, 68 Baugesetz 67, 71 Baugesetznovelle 78 Bauland 66 Bausubstanz 21, 191 Bautradition 17 Bauvertrag 65, 67, 71, 74, 173 Bearbeitungsgeschwindigkeit 118 Bearbeitungshonorar 102 Bearbeitungstiefe 111 Bearbeitungszeit 154 Befähigungsnachweis 45, 67, 71, 75 Bekanntheitsgrad 95, 113 Benimmregeln 123 Beratungsleistungen 75 Bestechung 89 Beziehungen 125

Bietergemeinschaften 88 Bodennutzungsrecht 48 Bodenordnung 65 Bodenverwaltungsgesetz 65 Buch der Wandlungen 20 Büropräsentation 98 Bürostruktur 119, 195 Business-Visum 117 C chai 20 Chenggong 35, 37 chengshi 19 Chongqing 63, 138 CIETAC 85 Computerperspektiven 205 Construction Project Management Interim Measures 45 CSEC 53 D Deng Xiaoping 20, 21, 63 Design and Build 56 Design Institutes 51 Designinstitute 47, 50, 52, 54, 57, 110, 112 Deutsche Schule Peking 133 Dezentralisierung 26 dougong 17 E Eigentumsordnung 62 Energieknappheit 26 Energieverbrauch 13, 56 Enteignungen 62 Entwicklung 29 Entwicklungsperspektiven 30 Entwurfsplanung 56, 111, 114 Erschließung 41, 50 Erschließung von Bauflächen Expo 2010 106, 138, 147 F Fachingenieure 111 fazhan 20 Fédération internationale des ingenieurs-conseils 76

FIDE 75, 76, 79, 83 FIDIC 76, 77 FIE 66, 67, 70, 74–76, 79, 81, 84, 87, 89, 90 Flächennutzungsplanung 65 Flexibilität 111 G Gehälter 121 Genehmigung der Landnutzung 68 Genehmigungsplanung 57 Generalplaner 107, 140 Generalplanung 184 Generalunternehmer 52, 56, 73 Generalunternehmerverträge 71 Gerichtsstand 84 Geschäftsessen 102, 124–127, 135, 145, 154, 200 Geschäftslizenz 69 Großprojekte 148 Grundstück 49 Grundstücksauswahl 55 guanxi 125, 149, 199 guobiao 52 H Haftung 73, 79, 82, 144, 181 Haftungsminimierung 83 Haftungsrisiken 73 Harbin 175 Hofhäuser 17 Hongqiao 195 Honorar 80 —— für Projektmanagementleistungen 46 Honorarberechnung 113 Honorarbestimmungen 112 Honorarverhandlungen 113 Honorarzahlungen 202 hutongs 17 I Identität 30 Insolvenz 115 Interim Measures 45

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Stichwortverzeichnis Internet 98 Investoren 47

Mitarbeiter 119, 198 Mitarbeiterfluktuation 120

J Joint Venture 66, 69, 70, 74 Justizwesen 63

N Nanning 134, 142 Niederlassungen 100, 105, 107, 142, 155 Normen 63 Nutzungsgenehmigung 49

K Kang Youwei 23 Klassifizierung der Planungsbüros 74 Kommunikation 101, 150, 179, 187, 206 Kontaktaufnahme 98 Kontakte 103, 125 Kooperationsformen 76 Korruption 64 Kostenbeeinflussung 60 Kostenfaktor 112 Kostenplanung und Kostenkontrolle 59 Krankenversicherung 118 Kulturrevolution 15, 21 Kundenbetreuung 200 Kunming 32 Kursschwankungen 174 L Landnutzungsrecht 65 Lebensumstände 21 Leistungsumfang 82, 140, 153, 202 Liang Sicheng 21, 25 lilong-Gebäude 23 Liu Lin 183, 186 Lizenz 52, 195 Local Design Institutes 148, 152, 153 M Mängel 83 Mao Zedong 21, 25, 63 Marketing 98 Masterplan 36 Materialien 54, 57 Materialstandard 68 Materialwahl 18 Mentalitäten 101, 183, 144

O Objektüberwachung 58 Olympische Spiele 12 P Parteinormen 63 Partnerbüros 142, 199 Peking 25, 63 Pin Yao 183, 190 Planung, schlüsselfertig 202 Planungsbüros 74, 110 Planungsfehler 79 Planungsgenehmigung 68 Planungslizenzen 110 Planungsprozess 203 Planungsvertrag 78, 151 Planungsvorschriften 74 Präqualifikation 87 Präsentationsaufwand 111 Preisvorschriften 80 Projektgrößen 154 Projektmanagement 54 Projektmanagementleistungen 45 Provisional Measures 46 Q Qingdao 166, 177 Qualifikation 46 Quantity Surveyor 58, 59 R Recht 63 Rechtsdurchsetzung 84 Rechtsfragen 207 Rechtsnormen 63 Rechtsschutzversicherung 181 Rechtssystem 62 Rechtswahl 81

Regierungsvergabegesetz 67, 85, 86 Renminbi 81, 114 Representative Office 105, 107 S Schadensersatz 79 Schiedsgericht 85 Schlussabnahme 59 Schlussrechnung 78 Shan Xi 186 Shanghai 63, 195 Shenzhen 22 Siedlungsflächenbedarf 29 Site Supervision 58 Sozialistischer Rechtsstaat 62 Stadtplanung 29, 30, 66 Standards 69, 110 Standortanalysen 55 Standorte 106 Streitbeilegung 83 Subunternehmer 73, 88 Südausrichtung 24 Suzhou 162 T Tendering Agent 50, 88 Tianjin 63 Tochterunternehmen 69 traditionelle Städte 19 U Umweltverträglichkeitsprüfung 66 Urbanisierungsrate 15 Urheberrecht 208 Urheberrechtsgesetz 90 V Vergabe, freihändig 68 —— nichtöffentlich 87 —— öffentlich 87 Vergabepraxis 68, 90 Vergaberecht 86, 87 Vergütung 78, 82, 102, 124, 173, 201 Verhaltensweisen 123 Verhandlungen 123

220 Verpachtung von Grundstücken 48 Versicherungen 73, 156, 208 Verträge 151, 168, 171 Vertragsarten 71 Vertragsgesetz 65, 67, 71 Vertragsgestaltung 81 Vertragsschluss 71 Vertragsstrafen 83 Vertragsverhältnis 170 Vertragsverhandlungen 135 Verwaltungsbestimmungen über die Bauqualität 71 Verwaltungsvorschriften über die Bauqualität 67 Visabestimmungen 117 Volkswirtschaft 11 Vorleistungen 124 Vorplanung 56

Stichwortverzeichnis Vorschüsse 82 Vorschusshonorar

173

W Wachstum 13 Währung 114 Währungsregime 81 Wanderarbeiter 12, 54 Wangqiao 159 Website 98 Weltausstellung 12, 106, 138, 147 Welthandelsorganisation 11 Wettbewerbe 99, 116, 139, 169 Wirtschaftlichkeit 110, 111, 151, 202 Wirtschaftswachstum 138 Wohnen 118 Wohnungsbau 24, 178

Wohnungsbaumarkt 148 WTO-Beitritt 137 X xingxiang gongcheng

22

Y yi 20 Yijing 20 Z Zahlungskonditionen 113 Zahlungsmodalitäten 111 Zahlungsmoral 115 Zehnjahresprogramm 11 Zentralachse 25 Zivilprozessgesetz 64 Zivilrecht 64