Basics Barrierefrei Planen [2. Aufl.] 9783035612448

Access for all: planning barrier-free Buildings are not conceived solely with average people in mind; they offer a pro

188 55 14MB

German Pages 84 Year 2017

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Table of contents :
Inhalt
Vorwort
Einleitung
Einschränkungen und Behinderungen
Barrierearten
Planungsanforderungen
Bauliche und technische Anforderungen
Raumkonzepte
Aussenanlagen
Schlusswort
Anhang
Literatur
Vorschriften und Normen
Bildnachweis
Die Autoren
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Basics Barrierefrei Planen [2. Aufl.]
 9783035612448

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ENTWERFEN

ENTWERFEN DARSTELLUNGSGRUNDLAGEN KONSTRUKTION BERUFSPRAXIS BAUPHYSIK UND HAUSTECHNIK BAUSTOFFKUNDE LANDSCHAFTSARCHITEKTUR STÄDTEBAU THEORIE

MATERIALITÄT

Materialien sind nicht nur notwendige Baustoffe, sie spielen eine entscheidende Rolle in der Wirkung und Aussagekraft von Gebäuden. Materialität und Stofflichkeit sind deshalb ein wichtiger Bestandteil des architektonischen Entwerfens. Basics Materialiät stellt die Eigenschaften der wichtigsten Baustofftypologien vor und erläutert deren fachgerechten Einsatz.

BASICS

www.birkhauser.com

BASICS ENTWERFEN BARRIEREFREI PLANEN Isabella Skiba, Rahel Züger

Isabella Skiba, Rahel Züger

Barrierefrei ­Planen

Isabella Skiba,- Rahel ZügerEl Khouli Bert Bielefeld Sebastian

Entwurfsidee Barrierefrei ­Planen

Birkhäuser BIRKHÄUSER Basel BASEL

Inhalt Vorwort _7 Einleitung _9 Einschränkungen und Behinderungen _13 Motorische Einschränkungen _13 Sensorische Einschränkungen _14 Kognitive Einschränkungen _16

Barrierearten _17 Barrieren in der Bewegung _17 Barrieren in der Bedienung _19 Barrieren in der Orientierung _20

Planungsanforderungen _22 Planung für Kinder _23 Planung für ältere Menschen _25 Planung für Gehbehinderte und Rollstuhlfahrer _26 Planung für Sehbehinderte und Blinde _29 Planung für Hörgeschädigte und Gehörlose _32 Planung für Menschen mit kognitiven Einschränkungen _33

Bauliche und technische Anforderungen _35 Konstruktive Bauteile _35 Haustechnik _45 Erschließungselemente _46

Raumkonzepte _52 Hauseingangsbereich _52 Verkehrsflächen und Gebäudeflure _53 Wohnungseingangsbereich _54 Wohn- und Schlafräume _55 Arbeitsbereiche _57 Bäder- und Sanitärräume _58 Küchen und Speiseräume _62 Balkone und Terrassen _64

AuSSenanlagen _66 Gehwege und Plätze _66 Leitsysteme im Außenraum _69 Parkplätze und Garagen _73

Schlusswort _76 Anhang_77 Literatur _77 Vorschriften und Normen _78 Bildnachweis _81 Die Autoren _81

Vorwort Die Chancengleichheit für möglichst viele Menschen ist ein wich­tiges Bestreben einer sozialen Gemeinschaft. Welchen Platz Menschen aus verschiedenen gesellschaftlichen Schichten, unterschiedlichen Alters oder mit unterschiedlichsten Fähigkeiten in der Gesellschaft finden, ist oft eine Frage des kollektiven Selbstverständnisses und der persönlichen Situation. Die Chancengleichheit spiegelt sich nicht nur in politischen oder bildungsbezogenen Aspekten wieder, sie wird ebenso durch unsere physische Umwelt geprägt. Die Ausgestaltung von öffentlichen Bereichen und die Organisation des öffentlichen Lebens bestimmen maßgeblich mit, wie groß der Kreis derer ist, die ohne Einschränkungen daran teilnehmen können. So sind gerade Architekten, Landschaftsarchitekten und Stadt­planer aufgefordert, die Bedürfnisse von Menschen mit Einschränkungen zu berücksichtigen und ihnen einen unabhängigen und selbstbestimmten Alltag zu ermöglichen. Barrierefreiheit bedeutet in diesem Zusammenhang, Baumaßnahmen so zu planen, dass auch Menschen mit Behinderungen, Kinder oder ältere Menschen keine Hindernisse und Hürden vorfinden. Das Buch Basics Barrierefrei Planen soll als Planungsgrundlage und Hilfestellung bei der Gestaltung von Lebensräumen dienen. Die Autorinnen beschreiben sehr anschaulich, welche Arten von Einschränkungen zu berücksichtigen sind und wie daraus Barrieren in der gebauten Umgebung entstehen. Aus diesen Zusammenhängen heraus zeigen sie die planungsrelevanten Anforderungen einzelner Nutzergruppen auf. Aus der Sensibilisierung für die Bedürfnisse in ihrer Mobilität eingeschränkter Menschen werden praxisnahe und für das Entwerfen direkt anwendbare Gestaltungsgrundsätze abgeleitet, so dass das vorliegende Buch ein wichtiges Handbuch für jeden angehenden Architekten ist. Bert Bielefeld, Herausgeber

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Einleitung Betrachtet man Normierungen für das Planen und Bauen, so beziehen sich diese zumeist auf einen „durchschnittlichen Menschen“, für den ein Gebäude funktional ausgerichtet, für dessen Anforderungen das Wohnumfeld gestaltet und der Arbeitsplatz optimal ausgestattet wird. Statistisch gesehen, entsprechen die meisten Menschen diesem Planungsvorbild, die gebaute Umwelt ist deshalb an ihre Bedürfnisse an­ gepasst. Ein nicht unerheblicher Anteil der Menschen weicht jedoch vom Durchschnitt ab und kann die gebaute Umwelt nicht uneingeschränkt nutzen. Diese Bevölkerungsgruppen werden von großen Teilen des gesellschaftlichen Lebens ausgeschlossen und im Alltag behindert. Dabei sollte jedem Einzelnen das Recht auf einen Lebensraum eingeräumt ­werden, welchen er unabhängig und weitgehend ohne fremde Hilfe und hemmende Barrieren nutzen kann. Dieser barrierefreie Lebensraum umfasst nicht nur die persönliche Wohnung, sondern auch das Wohnumfeld ­inklusive aller gesellschaftlichen Bereiche. Barrierefreiheit bedeutet neben der baulichen Situation auch die gedankliche Gleichstellung aller Menschen. Der Leitgedanke dabei ist, dass man nicht behindert ist, sondern durch seine Umwelt behindert wird. Die Begriffe Universal Design und Design for all spiegeln die Grundlagen der Planung bei Gebäuden, Produkten und Dienstleistungen wieder. Besondere Bedürfnisse haben Personengruppen, die in ihrem ­Umfeld Einschränkungen in den Bereichen Mobilität, Information und Kommunikation in Kauf nehmen müssen. Hierzu gehören unter anderem: —— Menschen, die in ihren Bewegungsmöglichkeiten eingeschränkt sind, z. B. Gehbehinderte, ältere Menschen oder klein- bzw. ­großwüchsige Menschen —— Menschen mit Wahrnehmungseinschränkungen wie Blinde und Sehbehinderte oder Gehörlose und Hörbehinderte —— Menschen mit kognitiven Einschränkungen wie psychisch Kranke, Sprach- und Lernbehinderte oder Demenzkranke Aber auch Personen, die nicht unter dauerhaften Einschränkungen leiden und eventuell nur kurzfristig in ihrer Mobilität und damit in ihrer Selbständigkeit eingeschränkt sind, müssen sich in ihrem Umfeld zurechtfinden können: Kinder, die die Welt der Erwachsenen mit anderen Augen wahrnehmen, Schwangere oder Eltern mit Kinderwagen, die sich in einer beparkten Straße bewegen möchten, oder Menschen mit temporären ­Erkrankungen oder Verletzungen, die beispielsweise durch Brüche oder Verstauchungen in ihrer Motorik eingeschränkt sind.

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Menschen mit Einschränkungen

gehbehindert

schwerhörig kognitiv eingeschränkt

Barrierefreiheit

sehbehindert

rollstuhlnutzend blind gehörlos mehrfach behindert

Abb. 1: Mehrdimensionales Modell der Barrierefreiheit

Ziele der ­Barrierefreiheit



Demografische ­Entwicklung

Alle diese Personengruppen benötigen für eine weitgehend aktive Teilnahme am normalen Alltag besondere Unterstützungen, die die ­Anforderungen eines mobilen Durchschnittsmenschen übersteigen. Die Maßnahmen, die durch eine barrierefreie Gestaltung der Umwelt ergriffen werden, haben zum Ziel, die Integration dieser Personengruppen in die täglichen Lebensabläufe zu ermöglichen. Der Aspekt der Gleichberechtigung aller Menschen ist in vielen Staaten und internationalen Organisationen ein selbstverständliches Grundrecht und häufig gesetzlich verankert. Somit steigt auch das Ver­ständnis für spezielle Bedürfnisse in der Bevölkerung und lässt das barrierefreie Planen von Gebäuden und Stadträumen zu selbstverständlichen Planungsparametern werden. Die demografische Entwicklung einer Bevölkerung spielt eine wesentliche Rolle: Wird eine Gesellschaft immer älter, so müssen die Wohnungen zunehmend auf die Bedürfnisse älterer Menschen angepasst ­werden. Steigt hingegen die Geburtenrate, stehen vor allem Kinder­ betreuungsplätze und öffentliche Spielflächen im gesellschaftlichen ­Interesse. Diese Verschiebungen in der Alterspyramide basieren oft auf gesellschaftlichen, politischen oder wirtschaftlichen Veränderungen, die bereits viele Jahre zuvor prognostizierbar sind. > Abb. 3 und 4 Die Bevölkerungsentwicklung unterliegt zudem auch kurzfristigen Veränderungen, die durch politisch oder wirtschaftlich motivierte Menschenwanderung ausgelöst werden kann.

◯ Hinweis: Mit der Erklärung von Barcelona haben

sich 1995 viele Staaten dazu verpflichtet, behinderten ­Menschen in ihrer Gesellschaft die gleichen Rechte und Möglichkeiten einzuräumen wie nicht behinderten Menschen. Ebenso haben die Vereinten Nationen und viele Staaten in ihrer Gesetzgebung generelle Vorgaben zur Gleichberechtigung von behinderten Menschen gemacht.

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Anteil der behinderten Menschen 2014 11,70%

Portugal

14,30%

Niederlande 12,40%

Italien

16,10%

Großbritanien 10,40%

Frankreich

13,90%

Spanien

18,40%

Deutschland 0,00%

5,00%

10,00%

15,00%

20,00%

25,00%

Abb. 2: Gesellschaftlicher Anteil der Menschen mit offiziell bestätigter Behinderung (Datenquelle: EUROSTAT, Abb. 2: Gesellschaftlicher Anteil der Menschen mit offiziell bestätigter Behinderung (Datenquelle: EUROSTAT, 2016) 2016)

Altersaufbau Altersaufbau 2014 2014

GSPublisherEngine 0.91.100.60

Männer

600.000

300.000 600.000

100

100

100

100

90

90

90

90

80

80

80

80

70

70

70

70

60

60

60

60

50 Männer 40

50 Frauen 40

Frauen

Männer

50 Männer 40

50 Frauen 40

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30

30

30

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20

20

20

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10

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0 300.000

0 300.000 600.000 300.000 600.000

Abb. 3: Pyramide in Deuchtschland Deutschland 2014 Abb. 3: Demografische Pyramide in Deuchtschland 2014 Abb. 3:Demografische Demografische Pyramide in 2014 (Datenquelle:(Datenquelle: Destatis, 2016) (Datenquelle: Destatis, 2016) Destatis, 2016)

GSPublisherEngine 0.90.100.66

Altersaufbau Altersaufbau 2060 2060

600.000

300.000 600.000

0 300.000

Frauen

0 300.000 600.000 300.000 600.

Abb. 4: Pyramide in in Deuchtschland Deutschland 2060 Abb. 4:Demografische Demografische 2060 Abb. 4: Demografische Pyramide in Deuchtschland 2 (Datenquelle:(Datenquelle: Destatis, 2016) Destatis, 2016) (Datenquelle: Destatis, 2016)

Während des Lebenszyklus eines Menschen verändern sich seine Bedürfnisse. So unterscheiden sich jeweils die Anforderungen an einen Wohnraum für Kinder, alte Menschen oder Menschen im mittleren ­Erwachsenenalter deutlich voneinander. Eine barrierefreie Planung

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Lebenszyklus von Menschen

­beinhaltet also auch eine zukunftsorientierte und vorausschauende Bauweise, die nicht nur die momentanen Bedürfnisse der Nutzer berücksichtigt, sondern auch versucht, deren Lebensräume so zu gestalten, dass eine angepasste und gefahrenfreie Nutzung durch Kinder oder eine spätere Umnutzung im Alter oder mit eingeschränkter Mobilität möglich ist.

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Einschränkungen und ­Behinderungen Zum Verständnis der speziellen Bedürfnisse von Menschen mit Behinderung oder mit besonderen Anforderungen ist es sinnvoll, sich die unterschiedlichen Arten von Einschränkungen vor Augen zu führen. Diese können physischer oder psychischer Natur sein, sie können vererbt, ­angeboren oder im Laufe des Lebens z. B. durch Krankheiten, Unfälle oder Alterungsprozesse erworben worden sein. Einschränkungen können eine unterschiedliche Ausprägung von geringen bis hochgradigen Behinderungen aufweisen und kombiniert zu Mehrfachbehinderungen führen. Auch die altersbedingte Abnahme der Fähigkeiten kann im Laufe der Zeit, besonders wenn mehrere Leiden gleichzeitig auftreten, Mobilitätseinschränkungen mit sich bringen. Grundsätzlich ist eine eindeutige Zuordnung der Einschränkungen und Bedürfnisse einer behinderten Person pauschal nur schwer erfassbar, da diese von persönlichen Indikatoren und Fähigkeiten der Person abhängig sind. Um jedoch die Bedürfnisse von behinderten Menschen besser einschätzen und daraus Handlungsweisen für den Entwurfsprozess ableiten zu können, werden die Fähigkeiten und Einschränkungen von Menschen wie folgt kategorisiert: —— Motorische Einschränkungen/Bewegung und Mobilität —— Sensorische Einschränkungen/Sinneswahrnehmung —— Kognitive Einschränkungen/mentale Verarbeitung und ­Gedächtnis

Ausprägung von Einschränkungen





MOTORISCHE EINSCHRÄNKUNGEN

Motorische Einschränkungen betreffen den Bewegungsapparat des Menschen und dessen Mobilität. Äußerlich direkt erkennbar sind dabei Fehlbildungen oder Schäden an den Gliedmaßen, darüber hinaus sorgen

◯ Hinweis: Aus diesem Grund sind pauschalierte

◼ Tipp: Wer für Menschen mit einer Behinderung

­ ussagen wie „die notwendige Bewegungsfläche eines A Rollstuhlfahrers“ in diesem Buch eher als Erfahrungswert und somit als Empfehlung zu verstehen denn als präzise einzuhaltende Maßvorgabe. Auch unterscheiden sich nationale Vorschriften und Normungen hier deutlich voneinander.

plant, muss sich in deren Erfahrungswelt einfühlen können. Viele Behinderungsarten lassen sich über Hilfsmittel wie Sehbeschränkungen, Rollstuhlfahrten oder bewegungseinschränkende Kleidung nachahmen, sodass die Einschränkung persönlich erfahrbar wird.

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Cerebrale Schäden

Rückenmark­schäden

Schäden des ­vegetativen ­ ervensystems N

Klein- bzw. ­ roßwuchs G

aber auch Schäden am zentralen Nervensystem, am Muskelapparat oder am Skelettsystem für motorische Störungen. Auch Hirnschäden (cerebrale Schäden) können Störungen im Bewegungsapparat verursachen, sie müssen jedoch nicht gleichzeitig eine geistige Einschränkung bedeuten. Die meisten cerebralen Schäden, die nicht schon vor oder bei der Geburt entstehen, sind die Folgen eines Schlaganfalls, der häufig eine einseitige Körperlähmung hervorruft. Aufgrund von Krankheiten und Unfällen können auch spastische Lähmungen entstehen. Inwieweit die Einschränkung ausgeprägt ist, ist von der Art und Schwere des entstandenen Schadens abhängig. Dieser äußert sich durch Koordinationsstörungen, spastische Lähmungen eines oder mehrerer Gliedmaßen bis zur Lähmung einer Körperseite oder des ganzen Körpers. Wirbelsäulen- bzw. Rückenmarkschäden führen häufig zu Querschnittslähmungen, die die oberen oder unteren Extremitäten betreffen können. Die Querschnittslähmung wird durch Beschädigung der Nervenstränge entlang der Wirbelsäule verursacht und kann sich durch motorische und sensorische Einschränkungen sowie eine Beeinträchtigung des vegetativen Funktionssystems zeigen. Die Beeinträchtigungen können einzeln oder gemeinsam in unterschiedlicher Ausprägung auftreten und zu einer Mehrfachbehinderung führen. Durch das vegetative Nervensystem werden die lebenserhaltenden Funktionen gesteuert. Durch Schädigung des Rückenmarks und eine daraus resultierende Leistungsminderung der einzelnen Organsysteme und der Reflexaktivität können Einschränkungen der Blasen- und Darmfunktion, Herz- und Blutkreislauffunktion sowie der Regulation der Körpertemperatur entstehen. So bringen z. B. Herz- und Kreislaufinsuffizienz ­einen begrenzten Aktionsradius mit Kurzatmigkeit, Leistungseinbußen und schneller Ermüdung mit sich. Kleinwuchs und Großwuchs können aus Vererbungen, vorgeburt­ lichen Schädigungen oder krankhaften Wachstumsstörungen resultieren. Vergleichbar mit Kleinwuchs sind die Anforderungen für Kinder in der Wachstumsphase. Die wichtigsten Einschränkungen entstehen dabei in der Höhenerreichbarkeit. SENSORISCHE EINSCHRÄNKUNGEN

Visuelle ­Wahrnehmung

Sensorische Einschränkungen betreffen die Sinneswahrnehmungen Sehen, Hören, Fühlen, Riechen und Schmecken. Nicht alle Sinne sind für die bauliche Gestaltung barrierefreier Lebens- und Arbeitsbereiche ­relevant. Bei visuellen Einschränkungen handelt es sich um verschiedene Beeinträchtigungen der Sehkraft. Eine Sehbehinderung und deren Entwicklung kann die visuelle Wahrnehmung in unterschiedlichem Maße beeinflussen – von leicht eingeschränkter Sehfähigkeit, Farbenblindheit oder Nachtblindheit bis zur vollständigen Blindheit. > Abb. 5 und 6

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Abb. 5: Orientierung an einem öffentlichen Bahnzugang mit normaler Sehkraft

Abb. 6: Das gleiche Motiv mit eingeschränkter Sehkraft (Grauer Star und Makuladegeneration)

Bei auditiven Einschränkungen reicht die Bandbreite von leichter Schwerhörigkeit bis zu vollständiger Taubheit, die bei angeborenen Hörbehinderungen zu gestörter Entwicklung des Sprachzentrums als Folgebehinderung führt. Es können sich zudem Beeinträchtigungen des Gleichgewichts- und Orientierungssinns einstellen, wodurch Gehunsicherheit und Schwindel hervorgerufen werden können. Hörgeschädigte Menschen sind außerdem teilweise nicht in der Lage, Signale räumlich zuzuordnen, sodass bei gleichzeitig auftretenden Geräuschquellen (z. B. sprechende Menschen und Verkehrslärm) eine Überforderung der Wahrnehmung ­eintritt. Unter haptischer Wahrnehmung wird in einem weiten Sinn das Fühlen und die Verarbeitung der erfühlten Reize im Gehirn verstanden. Haptische Einschränkungen in der Sensibilität lassen sich in zwei unterschiedliche Bereiche unterteilen. Die Oberflächensensibilität (Exterozeption) umfasst alle taktilen Wahrnehmungen wie Berührung, Druck oder Vibration sowie das Temperatur- und Schmerzempfinden. Die ­Tiefensensibilität (Propriozeption) hingegen beinhaltet die innere Wahrnehmung des eigenen Körpers – insbesondere den Lage-, Kraft- und Bewegungssinn – und ist somit wesentliche Grundlage für koordinierte und kontrollierte Be­ wegungen wie das Gehen. Olfaktorische Störungen (Geruchssinn) oder gustatorische Schäden (Geschmackssinn) müssen nur in Einzelfällen bei der Planung von Ge­ bäuden berücksichtigt werden. So kann beispielsweise im Brandfall ein Mensch mit gestörtem Geruchssinn Brand- oder Abgasgeruch nicht wahrnehmen und könnte so die Brand- oder Vergiftungsgefahr zu spät ­bemerken.

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Auditive Wahrnehmung

Haptische Wahrnehmung

Sonstige Wahrnehmungen

KOGNITIVE EINSCHRÄNKUNGEN

Kognitive Störungen beeinflussen die Informationsverarbeitung im Gehirn. Die Informationen der oben beschriebenen Sinneswahrnehmungen müssen vom Gehirn gefiltert, verarbeitet und bewertet werden. ­Kognitive Fähigkeiten umfassen im weitesten Sinne alle Denkvorgänge wie z. B. Lernen und Erinnern, Erkennen und bildliche Vorstellung, Schlussfolgern und Urteilen sowie Planen und Wünschen. Aus kognitiven Störungen kann eine Vielzahl von Einschränkungen wie Gedächtnisstörungen, Denkstörungen, Autismus, fehlende soziale Fähigkeiten oder Verhaltensauffälligkeiten resultieren, die oftmals mit anderen motorischen oder sensorischen Störungen einhergehen. Eine Störung, die vielfach auf den Alterungsprozess zurückgeht, ist die ­Demenz, deren häufigstes Erscheinungsbild die Alzheimer-Krankheit ist. Bei Demenzkranken verlangsamen sich die kognitiven Prozesse im Gehirn. Ca. 30 % der 90-Jährigen leiden an einer Form von Demenz, wobei Frauen häufiger betroffen sind als Männer. Alle Erkrankten haben mit kognitiven Einschränkungen zu kämpfen, welche zu Veränderungen der emotionalen Kontrolle, des Sozialverhaltens und der Motivation führen können. Im Zuge der demografischen Entwicklung muss in den nächsten Jahrzehnten mit einem Anstieg der Demenzerkrankungen gerechnet werden. Die individuellen Fähigkeiten und Einschränkungen eines Menschen sind Grundlage einer Planungsaufgabe, um dem Betroffenen ein möglichst selbständiges Leben zu ermöglichen.

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Barrierearten Für die oben genannten, dauerhaft beeinträchtigten Menschen, aber auch für alle Menschen in temporären Sondersituationen (z. B. Kinder, Schwangere, kranke Menschen) existieren im alltäglichen Leben insbesondere bauliche Barrieren, welche die Selbständigkeit einschränken oder sogar komplett verhindern. Um diese erkennen und verstehen zu können, werden im Folgenden einige typische Barrierearten vorgestellt. BARRIEREN IN DER BEWEGUNG

Die Bewegung von Menschen mit Einschränkungen wird häufig durch Barrieren in der baulichen Umgebung behindert. Dazu zählen Höhenunterschiede, zu kleine oder fehlende Bewegungsflächen oder zu schmale Durchgangsbreiten. Auch für den Durchschnittsbürger nicht relevante Kleinigkeiten können für gehandikapte Menschen, welche in Körperkraft, Gehgeschwindigkeit, der Balance oder der Koordination eingeschränkt sind, zu hohen Hürden werden. Die Überwindung von Höhenunterschieden ist eine der Hauptschwierigkeiten im täglichen Leben von motorisch eingeschränkten Menschen, denn vertikale Barrieren treten in allen Bereichen des Lebens auf. So kann die Nutzung von öffentlichen Verkehrsmitteln unmöglich werden, wenn nicht entsprechende barrierefreie Zugänge vorhanden sind. Ein ­hoher Bordstein oder Eingangsstufen können nicht nur für Rollstuhl­fahrer, sondern auch für gehbehinderte Menschen oder Eltern mit Kinderwagen zur Barriere werden. Auch im persönlichen Wohn- und Arbeitsumfeld sind Barrieren all­ gegenwärtig. Die Zufahrt oder der Zugang zum Haus, die Türschwelle im  Hauseingang oder zu Balkonen, die innere vertikale Erschließung über Treppen sind augenfällige Beispiele. Oft stecken Barrieren jedoch in ­Detaillösungen, die ohne Sensibilisierung für die Bedürfnisse von

◼ Tipp: Um ein Bewusstsein für Barrieren im öffent­

lichen Leben zu entwickeln, hilft es, sich vorzustellen, wie z. B. ein Rollstuhlfahrer oder ein blinder Mensch den Tagesablauf eines Gesunden bewältigen würde. So ist es sehr aufschlussreich, bei der Benutzung einer U-Bahn, beim Besuch eines Geschäftes oder bei Be­hördengängen bewusst den Weg für Behinderte nachzuvollziehen.

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Höhen­unterschiede



Abb. 7: Stufen als unüberwindbare Barriere für ­Rollstuhlfahrer

Durchgänge und ­Bewegungsflächen

Abb. 8: Eine Wasserrinne als Barriere und Gefahr im öffentlichen Raum

­Menschen mit Einschränkungen gar nicht wahrgenommen werden. So ist vielleicht ein unebenes Pflaster auf dem Zugangsweg mit einem Rollstuhl nicht befahrbar, oder der Einstieg in eine Badewanne bzw. Dusche wird zu einem unüberwindbaren Hindernis. Sind Menschen auf die Benutzung von Hilfsmitteln wie Gehhilfen oder Rollstühle angewiesen, ändern sich die Anforderungen an Durchgangsbreiten und Bewegungsflächen deutlich. Kann sich ein gesunder Mensch an einem Auto, das den Bürgersteig beparkt, vorbeizwängen oder die Straßenseite wechseln, ist der Weg für Menschen mit Gehhilfsmitteln möglicherweise versperrt. > Abb. 7, 8 und 9 Bei öffentlichen Bauten und in öffent­lichen Verkehrsmitteln müssen nicht nur horizontal ebene Zugänge geschaffen werden, sie müssen auch in ihrer Breite ausreichend dimen­ sioniert sein. Bewegungsflächen sind auch im persönlichen Arbeits- und Wohnumfeld ein wesentlicher Aspekt für die Selbständigkeit von motorisch eingeschränkten Menschen. Gerade die höheren Anforderungen an Breite und Ausdehnung von Verkehrs- und Tätigkeitsbereichen sind in Fluren und Tür- bzw. Fensteröffnungen, vor Arbeitsplätzen, Möbeln und Sanitärobjekten zu berücksichtigen. Oft sind die Verkehrswege in Fluren und Aufenthaltsräumen zwar ausreichend breit, aber die Übergänge zwischen den Räumen erfordern eine erhöhte Anstrengung durch das Öffnen einer Tür und sind ein Nadelöhr für Menschen mit Gehhilfen oder Rollstühlen. Türen, die beim Öffnen in die Stellfläche eines Rollstuhlfahrers schwingen, oder Drehtüren > Abb. 10 sind für diesen nur mit großer Mühe zu passieren, da er gleichzeitig den Türgriff in sitzender Position bedienen und mit dem Rollstuhl zurückweichen muss.

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Abb. 9: Barriere durch einen zugeparkten Fußweg mit Baustelle

Abb. 10: Drehtür als Barriere für Rollstuhlfahrer

BARRIEREN IN DER BEDIENUNG

Neben ausreichend konzipierten Verkehrs- und Bewegungsflächen umfasst die barrierefreie Planung von Gebäuden auch die anthropometrische Anordnung von Bedienelementen und visuellen Informationen. Rollstuhlfahrer, Kinder, Klein- und Großwüchsige nehmen ihre Umwelt aus einer anderen Perspektive wahr und stoßen deshalb bei Bedien­ elementen, die in Abstimmung auf einen gesunden Durchschnittsmenschen montiert sind, auf Probleme. Solche Elemente sind beispielsweise ­Tür- und Fenstergriffe, Türklingeln, Lichtschalter, Steckdosen, Heizungs­regler, Sanitärobjekte und ihre Bedienelemente (Wasserhahn, Spültaste, ­Dusche), Küchen und Bedienfelder in Aufzügen. Werden sie horizontal außerhalb von Armradien oder vertikal in schwer erreichbaren Höhen montiert, sind sie für gehandikapte Personen nicht nutzbar. Außer­halb der normalen Höhe angebrachte Bedienelemente für

◯ Hinweis: Anthropometrie bezeichnet die Feststel-

lung und Anwendung der Form- und Maßverhältnisse des menschlichen Körpers. Hierzu gehören z. B. ­Körpergröße, Gewicht, Rumpf-, Arm- und Beinlängen. Die anthropometrische Anordnung meint demnach die sinnvolle Gestaltung von Arbeitsplätzen oder Möbeln entsprechend der menschlichen Maße. Gerade bei motorischen Schäden und Klein- bzw. Großwuchs sind anthropometrische Überlegungen wichtige Planungsgrundlagen.

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Positionierung von Bedien­elementen

Abb. 11: Bedienelemente außerhalb der Reichweite von Kindern

Ergonomische ­Barrieren

Abb. 12: Die Ruftaste eines Aufzugs ist zu hoch und durch Gegenstände verstellt.

Sehbehinderte und Blinde bilden e­ benfalls eine Barriere, da diese nicht in gewohnter Höhe vorgefunden werden. > Abb. 11 und 12 Auch die Gestaltung von Einbauteilen, Bedienelementen oder ­Möbeln kann Menschen mit Einschränkungen beeinträchtigen. So sind kleine Zifferntasten eines Aufzugs oder einer Zugangskontrolle für Menschen mit motorischen oder haptischen Störungen nicht zu bedienen und für Menschen mit visuellen Störungen oft nicht zu identifizieren. Fehlen Hilfs­ mittel wie Handläufe oder Sitzgelegenheiten, werden lange Verkehrswege für alte oder kranke Menschen anstrengend. Auch können sanitäre Einrichtungen ohne Haltegriffe oder Sitzgelegenheiten die selbständige Nutzung behindern und Hilfe notwendig machen. Arbeitsflächen oder Waschbecken, die z. B. mit Schränken unterbaut sind, können nur bedingt von Rollstuhlfahrern genutzt werden, da sie Bedienelemente wie etwa die Wasserhähne nicht erreichen können. BARRIEREN IN DER ORIENTIERUNG

Visuelle Barrieren­

Vor allem Menschen, die sensorische Einschränkungen haben, stoßen auf Probleme, weil ihnen die umfassende Orientierung über alle Sinne nicht möglich ist. Je nachdem, welcher Sinn nicht oder nur eingeschränkt zur Verfügung steht, sind die Barrieren sehr unterschiedlich, oft jedoch ohne fremde Hilfe nicht überwindbar. Ein Großteil der Informationen im täglichen Leben ist visuell geprägt; der Sehsinn ist der wichtigste Sinn der Wahrnehmung. Schon bei leichten Seheinschränkungen treten schnell Probleme auf, wenn notwendige Informationen wie Haltestellenschilder im öffentlichen Nahverkehr oder Informations- und Klingelschilder sehr klein gestaltet werden.

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Bei zunehmender Sehbehinderung wird außerdem die Orientierung in Straßen- oder Innenräumen schwieriger, da oft nur noch Farben oder Kontraste wahrgenommen werden können. Gerade kontrast- und farben­ überladene Umgebungen sind dann räumlich nicht mehr einzuordnen und erschweren die selbständige Aneignung. Blinde Menschen haben weitaus mehr Barrieren zu überwinden, da sie sich ohne Orientierungshilfen lediglich auf ihr Gehör, ihren Geruch und ihre haptischen Sinne verlassen können. Gerade in undifferenzierten und unbekannten Straßen- und Innenräumen ist eine Orientierung nur schwer möglich. Auch beinhaltet die Veränderung von Räumen eine große Gefahr, da sich blinde Personen in der Regel an Erfahrungen orientieren und Veränderungen nicht einkalkulierte Barrieren darstellen. Akustische Barrieren treffen hörgeschädigte und gehörlose Menschen bei allen Arten der Kommunikation. Im öffentlichen Raum sind ­Ereignisse, die von hörenden Menschen auch außerhalb des Sichtfeldes erkannt werden, nur bedingt wahrnehmbar und können potenzielle Gefahrenquellen darstellen. Akustische Informationen wie z. B. Ansagen in öffentlichen Verkehrsmitteln, Türklingeln oder Warnsignale (Brand­melder, Sirenen) sind nicht verwertbar, obwohl sie eventuell lebensrettend sein könnten. Die beschriebenen Barrieren sollten mit zwei einander ergänzenden Sinnen umgangen werden. Diese alternative Wahrnehmung nach dem Zwei-Sinne-Prinzip erleichtert das Orientieren und Erfassen von Informationen. Die Sinne Hören, Sehen und Tasten können sich ergänzen und ausgleichen: Statt Sehen = Hören und Tasten/Fühlen Statt Hören = Sehen und Tasten/Vibration Dieses Prinzip sollte vor allem bei Alarm-, Notruf- und Gefahrmeldeanlagen verwendet werden. Es erleichtert aber auch die Informations­ aufnahme und die Kommunikation.

◼ Tipp: Zum Verständnis für die Probleme von Blinden

in der visuellen Welt hilft es, unter Sicherung durch eine Begleitperson selbst gewohnte und ungewohnte Wege mit verbundenen Augen zu bewältigen. Durch ­diesen Selbstversuch wird deutlich, wie viele offensichtliche und versteckte Barrieren blinde Menschen in ihrer Umwelt antreffen.

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Akustische Barrieren

Zwei-Sinne-Prinzip

Planungsanforderungen Das oberste Ziel barrierefreien Planens sollte darin bestehen, das Leben von eingeschränkten oder behinderten Menschen entsprechend ihrer Bedürfnisse zu erleichtern. Ein barrierefreies Gebäude zu ent­werfen bedeutet in diesem Sinne, eine selbständige und einfache Gebäude­ benutzung für Menschen mit Behinderung zu gewährleisten. Aus der Planungsaufgabe heraus stellt sich dabei zunächst die Frage nach dem zukünftigen Nutzer: —— Planen für ein Individuum: adaptive Anpassung an die Bedürfnisse einer bestimmten Person —— Planen für eine Gruppe: auf ein bestimmtes durchschnittliches Nutzerprofil zugeschnittene Konzeption —— Planen für unspezifische Nutzer: möglichst vollständige Berücksichtigung aller Menschen mit unterschiedlichsten Anforderungen Planen für ein ­Individuum

Planen für eine Gruppe

Planen für ­unspezifische Nutzer

Besteht die Planungsaufgabe darin, beispielsweise für eine bestimmte Person eine Wohnung zu entwerfen, lässt sich diese exakt auf das Nutzerprofil anpassen. Menschen mit Einschränkungen können ­direkt in die Planung mit einbezogen werden und ihre Bedürfnisse formulieren, oder der Planer macht sich selbst ein Bild, indem er den zukünftigen Nutzer in seinem Alltag begleitet. So kann die Planung eng auf die spezifischen Fähigkeiten und Einschränkungen der Person abgestimmt werden. Dabei muss bedacht werden, dass nicht nur für die Gegenwart geplant werden soll, sondern dass sich die Bedürfnisse im Laufe eines Lebens verändern. Menschen werden älter, ihre Mobilität nimmt ab, sodass auch individuell zugeschnittene Planungskonzepte eine gewisse Flexibilität für die Zukunft enthalten sollten. Wird für eine bestimmte Zielgruppe geplant, muss der Planer sich an den durchschnittlichen Anforderungen dieser Gruppe orientieren. ­Gerade bei Gebäuden wie Kindergärten, Seniorenwohnheimen oder speziellen Schulen – z. B. für Sehbehinderte – müssen einerseits die spezifischen Bedürfnisse und Fähigkeiten der eingeschränkten Nutzer bedacht werden, andererseits aber auch die nicht eingeschränkten Nutzer (Besucher, Betreuungspersonal) berücksichtigt werden. Probleme können ent­stehen, wenn durch Mehrfachbehinderungen sehr spezielle und individuelle Bedürfnisse vorhanden sind. Trotz der Adaption auf das wesentliche Einschränkungsmerkmal sind Gebäude für diese Personen dann nicht ­immer barrierefrei. Wenn Orte von einer Vielzahl unterschiedlicher Menschen genutzt werden, muss für möglichst viele Menschen die Barrierefreiheit sichergestellt werden. Dies gilt für alle öffentlichen Außen- und Verkehrs­flächen,

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110 cm

80 cm

90–100 cm

70–80 cm

80 cm

90 cm

Abb. 13: Platzbedarf verschiedener Menschen mit besonderen Anforderungen in der ­Mobilität

öffentliche Gebäude wie Behörden oder Gesundheitseinrichtungen, kulturelle Bauten, Freizeitfunktionen usw. Hierbei sind alle Menschen mit einzubeziehen, deren Einschränkungen eine zumindest teilweise selbständige Mobilität ermöglichen. Es entstehen jedoch zwangsläufig Situa­ tionen, in denen Einzelpersonen aufgrund ihrer spezifischen Fähigkeiten Barrieren vorfinden oder Barrierefreiheit für die einen eine Barriere für andere darstellt. Im Folgenden sollen einige typische Nutzerprofile von Menschen mit Einschränkungen beispielhaft dargestellt werden. Dabei werden auch Kinder und ältere Menschen ohne Behinderungen einbezogen, da die Planungen für diese Personengruppen unter ähnlichen Gesichtspunkten stattfinden. Insbesondere bei der individuellen Planung sind die in ­diesem Buch dargestellten Parameter im Einzelfall anzupassen. PLANUNG FÜR KINDER

Kinder haben eine völlig andere Raumwahrnehmung als Erwachsene. Sie sehen Räume aus einem anderen physischen und geistigen Blick­ winkel. Die Welt der Erwachsenen, die sie sich erst sukzessive erobern müssen, steckt für sie voller Barrieren und Hindernisse. Vor allem die Höhe von Bedienelementen wie Türgriffe oder Schalter, Sanitärobjekte und Möbel bereitet ihnen zunächst Schwierigkeiten. In den seltensten Fällen sind Wohnungen auf die Bedürfnisse von Kindern zugeschnitten. Denn Entwicklung und Wachstum der Kinder würden auf der einen Seite eine konstante Anpassung in kurzen Zeitabschnitten erfordern, und andererseits sind gerade die täglichen Herausforderungen eine wichtige Übung für die Entwicklung der motorischen Fähigkeiten. Planungen, die bewusst auf die Bedürfnisse von Kindern ­zugeschnitten sind, sind primär in Betreuungseinrichtungen (Kindergärten, Kinder­ tagesstätten, Freizeitstätten) und bei öffentlichen Spielplätzen anzu­ treffen. Auch Grundschulen gehen zum Teil auf die verschiedenen Wachstumsphasen der Schüler ein, indem Sanitärkerne, Bedienelemente und

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Nutzerprofil

Planungs­aufgaben

Abb. 14: Waschbecken in niedriger Höhe für Kinder

Prinzipien für die ­Planung

Abb. 15: Fensteranordnung auf Spiel- und Krabbelhöhe von Kleinkindern

Möbel entsprechend dimensioniert und Fenster- bzw. Brüstungshöhen den kindlichen Maßen angepasst werden. > Abb. 14 und 15 Um die Selbständigkeit von Kindern schon früh zu fördern, ist es notwendig, Objekte, die von ihnen bedient werden sollen, in entsprechender Höhe zu installieren. Da diese aber nicht an jede Wachstumsphase angepasst werden kann, ist es sinnvoll, die Erreichbarkeit in einem Alter zu gewährleisten, in dem die Benutzung gefahrlos und einfach erlernt werden kann, bevor dann Türgriffe oder Toiletten in Normalhöhe benutzt werden. Niedrige Waschbecken und Toiletten sowie ein zweiter Handlauf oder Türgriff sind für Kinder in vielen Gebäuden wünschenswert. Außerdem sollte grundsätzlich auch auf eine ausreichende und nicht zu überkletternde Absturzsicherung geachtet werden. Schon abwärts führende Treppenläufe können für kleine Kinder gefährlich sein. Ebenso sollten scharfe Kanten und Stolperfallen vermieden werden. Die eher temporär zu betrachtenden Höhenanforderungen von Kindern sind in Wohnbereichen von Kleinwüchsigen dauerhaft zu berücksichtigen. Besondere Planungsaufgaben für Menschen mit Klein- oder Großwuchs sind die Höhen von Tür-, Fenster- und Schrankgriffen sowie Bedienungselementen wie Fahrstuhltasten und Lichtschalter, die lichte Höhe von Räumen und Türen und gegebenenfalls ein Mehrbedarf an ­Stellfläche, bedingt durch den fehlenden Stauraum in nicht nutzbaren Oberschränken, etwa in Küchen.

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PLANUNG FÜR ÄLTERE MENSCHEN

Von der Kindheit bis ins Alter verändern sich die Anforderungen und Bedürfnisse eines Menschen an seine Wohn-, Arbeits- und Freizeitumgebung. Menschen, die in fortgeschrittenem Alter noch nicht von den in den folgenden Kapiteln beschriebenen Einschränkungen betroffen sind, möchten sich eventuell dennoch so niederlassen, dass das Wohnumfeld und der Wohnraum eine fortschreitende Einschränkung der Mobilität ­zulässt und unterstützt. So sollen die Wohnräume für notwendige Ein­ bauteile bei motorischen und sensorischen Einschränkungen funktional und konstruktiv vorbereitet sein und das Umfeld entsprechende Serviceund Betreuungsleistungen bereithalten, sofern diese notwendig werden ­sollten. Typische Planungsaufgaben für Senioren sind vor allem flexible Wohnkonzepte und alle Arten von altersbezogenen Freizeit-, Sport- und Rehabilitationsfunktionen. Bei Wohnfunktionen reicht die Bandbreite von Betreuungsangeboten, die im Bedarfsfall angegliederte Servicedienstleistungen vorrangig in den eigenen Wohnräumen anbieten, bis zu Seniorenwohnanlagen, die für die Bedürfnisse von älteren Menschen konzipiert und gebaut werden. Die Planungsaufgaben umfassen dabei Anpassungen des bestehenden Wohnbereichs an die sich wandelnden Ansprüche über seniorengerechte Wohnformen und Wohngemeinschaften bis hin zu klassischen Seniorenpflegeheimen. Immer mehr in die öffentliche Diskussion gerät auch das Generationenwohnen, das verschiedene Altersschichten in einer gemeinsamen Wohnform versammelt. Insbesondere in Gesellschaften, die in der Bevölkerungszusammensetzung zunehmend altern, werden auch die Kultur-, Sport- und Freizeitangebote und der stadträumliche Umbau für ältere Menschen immer wichtiger. Dies bezieht sich nicht nur auf Einschränkungen wie Rollstuhlgerechtigkeit, sondern vor allem auf die Interessen und Bedürfnisse ­dieser Bevölkerungsschicht.

◯ Hinweis: Für Menschen, die den Schritt in ein alten-

gerechtes Wohnumfeld wagen, ist es oft sehr wichtig, nicht allzu viel von ihrem gewohnten Wohnkomfort ­aufgeben zu müssen. Gibt es Möglichkeiten, in Würde in eigenen Wohnräumen mit den Erinnerungen an ein langes Leben zu altern, ist dies nicht zu vergleichen mit einem möblierten Zimmer in einem Altenheim mit festgelegtem Tagesablauf.

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Nutzerprofil



Planungs­aufgaben

Prinzipien für die ­Planung



Das Ziel für die Planung von Wohnräumen ist, ein Lebensumfeld zu schaffen, welches mit dem bisherigen vergleichbar ist, in dem aber trotzdem auf eventuell auftretende Einschränkungen individuell reagiert werden kann. Dies bedeutet, dass Wohnräume möglichst behaglich gestaltet werden, wobei die notwendige Technik wie Hebesysteme optisch nicht im Vordergrund steht, jedoch vorhanden oder zumindest nachrüstbar sein muss. Alle baulichen Vereinfachungen wie Ebenerdigkeit, ausreichende Türbreiten, Vermeidung von Türschwellen, ausreichende Bewegungsflächen, behindertengerechte Bäder und Anschlussmöglichkeiten für technische Hilfen (z. B. Notruftaster, Hebegeräte usw.) sollten dabei bedacht werden. Gerade in gemischten Wohnformen ist es konzeptionell wichtig, für die Bewohner Kommunikationsmöglichkeiten untereinander zu schaffen, gleichzeitig aber auch die individuelle Privatsphäre zu schützen und Rückzugsmöglichkeiten anzubieten. Außerhalb des eigenen Wohnbereichs spielt vor allem die Nutzung und Erreichbarkeit von Servicedienstleistungen (z. B. ärztliche Versorgung, Pflegedienste, Essen usw.) und Freizeiteinrichtungen (z. B. kulturelle Einrichtungen, Seniorensport, Einkaufsmöglichkeiten, Grünflächen) eine wichtige Rolle. Auch ist die Erreichbarkeit des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) wesentlich für die Attraktivität eines seniorengerechten Wohnquartiers. PLANUNG FÜR GEHBEHINDERTE UND ROLLSTUHLFAHRER

Nutzerprofil



Unabhängig vom Alter stellen Gehbehinderte und Rollstuhlfahrer spezielle Anforderungen an ihre Wohnumgebung und den öffentlichen Raum. Sie müssen in der Regel auf Hilfsmittel zurückgreifen, um sich fortzu­ bewegen. Wege innerhalb und außerhalb von Gebäuden müssen deshalb auf die Maße der Hilfsmittel sowie auf den Bewegungsraum abgestimmt werden. > Kap. Außenanlagen, Gehwege und Plätze und Kap. Bauliche und technische Anforderungen, Erschließungselemente

◯ Hinweis: Weitere Informationen zu Wohnfunktionen sind in Basics Entwerfen und Wohnen von Jan Krebs, erschienen im Birkhäuser Verlag, Basel 2014, zu finden. Einzelheiten speziell zum Wohnen für ältere ­Menschen werden im Entwurfsatlas Wohnen im Alter von Eckhard Feddersen und Insa Lüdtke, erschienen im Birkhäuser Verlag, Basel 2009, dargestellt.

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◯ Hinweis: Mobilitätsbedürfnisse können im Gegen-

satz zu anderen Einschränkungen durch die „normale“ Gebäude- und Außenraumplanung relativ einfach erfüllt werden, weswegen Barrierefreiheit in der Architektur oft fälschlicherweise auf Rollstuhlgerechtigkeit reduziert wird.

100 cm

130 cm

120 cm

E

70 cm

75 cm

120–140 cm

150–170 cm

60 cm

Bewegungsfläche

E 70 cm

175 cm

Benutzer inkl. Helfer

Elektrischer Rollstuhl

75 cm

60 cm

140 cm

Benutzer

Manueller Rollstuhl

120–140 cm

E 210 cm

150–170 cm

Abb. 18: Bewegungsflächen von Menschen mit Gehhilfsmitteln

Je nach Grad der Mobilitätseinschränkung werden Hilfsmittel wie Gehhilfen (Gehstock, Unterarmgehstützen bzw. Krücken, Gehgestelle, Rollatoren) und Rollstühle eingesetzt, > Abb. 16 und 17 wobei unterschied­ liche Abmessungen verschiedener Modelle zu berücksichtigen sind und auch der Platzbedarf eines möglichen Helfers bedacht werden sollte. >  Abb. 18 Bei der Dimensionierung der Bewegungsflächen ist zu beachten,

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Hilfsmittel

210 cm

Gehwagen

Abb. 17: Beispiel eines Rollstuhls

200 cm

Abb. 16: Beispiel eines Gehwagens (Rollator)

140 cm

85 cm 40 cm

Abb. 19: Höhenanbringung von Bedienelementen

Planungs­aufgaben

Prinzipien für die ­Planung

dass mit vielen Hilfsmitteln keine Seitwärtsbewegung möglich ist. Bei der Statik muss ggf. das hohe Eigengewicht eines Elektrorollstuhls eingeplant werden. Die Belange von Gehbehinderten und Rollstuhlfahrern müssen in ­allen öffentlichen Planungsaufgaben berücksichtigt werden, in seniorengerechten Wohngebäuden, öffentlichen Gebäuden (Behörden, Schulen, Kultur­einrichtungen usw.), medizinischen Einrichtungen, Freizeiteinrichtungen, religiösen Stätten und im städtischen Außenraum. > Kap. ­Außenanlagen Bei der Planung stehen vor allem die Bewegungsmöglichkeiten und der Bedarf an Bewegungsflächen im Vordergrund. So müssen möglichst alle vertikalen Barrieren wie Höhenversprünge, starke Steigungen oder Schwellen vermieden und alle Problemstellen wie Durchgänge und ­Bewegungsflächen in Türbereichen und vor Möbeln entsprechend groß gestaltet werden. Aber auch die Höhen von Arbeitsflächen und Bedienelementen wie Schaltern und Armaturen, Schrank- und Fensterbeschlägen sollten dem Bewegungs- und Greifradius des Rollstuhlfahrers an­ gepasst sein. > Abb. 19 Abstützmöglichkeiten erleichtern gehbehinderten Menschen ein siche­res und selbständiges Bewegen. Besondere Vorkehrungen sind vor allem bei der Gestaltung der Sanitärräume z. B. durch befahrbare ­Duschen oder unterfahrbare Waschtische zu treffen. > Kap. Raumkonzepte, Bäder und Sanitär­räume Auch sind ausreichend Abstellflächen für einen Rollstuhl ­sowie bei elektrischem Antrieb eine Ladestation vorzusehen. Wichtig ist ferner die Berücksichtigung des Sichtbereichs und des Greifradius von sitzenden Menschen. > Abb. 20 Einrichtungsgegenstände, Bedienelemente und Fenster sollten so angebracht sein, dass sie ohne Überstrecken der Wirbelsäule erreicht werden können. > Kap. Bauliche und technische Anforderungen, Konstruktive Bauteile

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160

140 cm

120 100 80 60

40 cm

besser 70 cm min. 50 cm

20

0 20 40 60

Abb. 20: Greifradius eines Rollstuhlfahrers

PLANUNG FÜR SEHBEHINDERTE UND BLINDE

Unsere Umwelt ist aufgrund der Dominanz des Sehsinns auf die visu­ elle Orientierung und Kommunikation ausgerichtet. Daher erfordert das Planen für Sehbehinderte und Blinde ein vollständiges Überdenken der gewohnten Alltagsrituale. Menschen mit Sehbehinderungen stoßen auf Barrieren, die einem normal Sehenden niemals als solche auffallen würden. Im Vergleich zu Rollstuhlfahrern bestehen jedoch kaum räumliche Grenzen in der Mobilität, solange Sehbehinderte sich orientieren und zurechtfinden können. Sehbehinderte und blinde Menschen müssen über Details den Gesamtzusammenhang erfassen können, während Sehende erst das Gesamte und dann das Detail erkennen. Deshalb ist die Ein­ beziehung der Betroffenen in den Planungsprozess ein wichtiger Faktor für den Erfolg einer Maßnahme. Als Hilfsmittel werden traditionell Hooverstöcke (weiße Langstöcke), speziell trainierte Blindenführhunde und Armbinden als Signal für Außenstehende (z. B. Autofahrer) eingesetzt. Der Hooverstock erspürt in einer regelmäßigen Pendelbewegung Hindernisse. > Abb. 21 Gleichzeitig kann der Blinde sich an Bodenstrukturen orientieren. Ergänzend können GPS-­ gesteuerte Geräte die Orientierung im öffentlichen Raum erleichtern. Planungsschwerpunkte sind neben spezialisierten Gebäuden wie Schulen für Sehbehinderte der individuelle Wohnbereich und die Teilnahme am öffentlichen Leben. Gerade die Orientierung im öffentlichen Außenraum, im öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) und in öffentlich zugänglichen Gebäuden ist ein wesentlicher Faktor bei der Barrierefreiheit für Sehbehinderte. Im Arbeitsbereich sind alle visuell geprägten Arbeitsinstrumente (Computer, Schriftstücke usw.) der Seheinschränkung anzupassen.

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Nutzerprofil

Hilfsmittel

Planungs­aufgaben

Abb. 21: Nutzung des Hilfsmittels Hooverstock zur ­ ortbewegung F

Abb. 22: Gefahrstellen für blinde Menschen bei ­ berhängenden Bauteilen ü

Abb. 23: Unzureichend gesicherte Baustelle als Gefahr für blinde Menschen

Abb. 24: Elemente im Straßenraum als Stoß- und ­ tolpergefahr S

Prinzipien für die ­Planung

Generell gilt für optische Einschränkungen, dass alle Gefahren­quellen (wie Stützen, auskragende Bauteile, Höhenversprünge) in Bewegungs­ bereichen vermieden oder zumindest deutlich erkennbar sein sollten. Bei eingeschränkter Sehfähigkeit helfen auch deutliche farbige Markierungen von Gefahrenstellen. Die Farben dienen als optischer Hinweis, um die Erkennbarkeit auch ohne Schriftzeichen zu ermöglichen (bei Markierungen von Garagenhöfen oder Etagen eines öffentlichen Gebäudes).

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Brailleschrift (Blinden- oder Punktschrift)

A

B

C

D

E

F

G

H

I

J

K

L

M

N

O

P

Q

R

S

T

U

V

W

X

Y

Z

st

au

eu

ei

ie

ch

sch

1

2

3

4

5

6

7

8

9

0

:

.

?

!

-

"

"

Zahlzeichen

,

;

Abb. 25: Buchstaben und Zahlen der Brailleschrift

Gleichzeitig sind Schattenbildungen zu vermeiden, indem Räume hell und ohne Blendung ausgeleuchtet werden. Weil sich Blinde wie erwähnt mit Hilfe von Hooverstöcken orientieren, müssen alle Gefahren in Kopf- und Oberkörperhöhe auch auf dem Boden durch Aufkantungen oder Ähnliches entsprechend erkennbar sein. Über taktile Elemente als Führungslinie im Pflaster werden auch große Plätze für Blinde erschließbar.

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Brailleschrift

Für die Orientierung in Gebäuden können sprachunterstützte Haustechnik (Lifte) oder einfache akustische Signale optische Wahrnehmungen ersetzen. In der Regel helfen auch taktile Elemente, wie Leitlinien an Wänden und Boden (z. B. durch Materialwechsel), Reliefpläne, wieder­ erkennbare Duftmarken (z. B. durch gezielt gesetzte, stark riechende Pflanzen) oder spezielle Schriftzeichen und Symbole, die Orientierung zu verbessern. Normale Schriftzeichen (z. B. Etagennummern im Aufzug) können mit großen Buchstaben und erhabenem Relief dargestellt werden. Dann ist die Schrift sowohl für sehende, sehbehinderte wie blinde Menschen wahrnehmbar. Umfangreiche Informationen sollten aber zusätzlich in der sogenannten Brailleschrift dargestellt werden. Diese genormte Punktschrift kann durch Prägen, Einfräsen oder Einsetzen angebracht werden. > Abb. 25 PLANUNG FÜR HÖRGESCHÄDIGTE UND GEHÖRLOSE

Nutzerprofil

Hilfsmittel

Planungs­aufgaben

Prinzipien für die ­Planung

Hörgeschädigte und Gehörlose stoßen vor allem bei akustischen Kommunikationsformen auf Barrieren, seien es gesprochene Informatio­ nen oder akustische Warnsignale. Diese Einschränkungen sind in vielen Alltagssituationen im Haushalt, vor allem aber im öffentlichen Leben zu finden. Bei akustischen Schädigungen werden als Hilfsmittel Hörgeräte und, weil das Gehör eng mit dem Gleichgewichtssinn verknüpft ist, bei Gleichgewichtsstörungen im Bedarfsfall Rollstühle eingesetzt. Hörgeräte verstärken das eingehende Signal. Der Nachteil ist jedoch, dass mehrere gleichzeitig wahrnehmbare Schallquellen, die ein normal Hörender ohne Schwierigkeiten differenziert verarbeiten kann, zu einem akustischen Chaos verschmelzen können. Da das menschliche Wahrnehmungssystem stark visuell geprägt ist, können Hörgeschädigte im Vergleich zu Sehgeschädigten besser in ihrer gebauten Umwelt zurechtkommen. Neben speziellen Gebäuden wie Gehörlosenschulen sind es daher vor allem Details, welche die Planung für Hörgeschädigte und Gehörlose bestimmen. Hierzu gehören alle konstruktiven und technischen Bauteile wie Aufzüge oder Alarmanlagen, die sich ausschließlich über akustische Signale mitteilen. Sie müssen durch visuelle Reize wie Warnlichter ergänzt werden. Im öffentlichen Raum können akustische Signale sehr einfach visuell unterstützt werden (z. B. Anzeigetafeln). Schwieriger sind akustische Signale im Straßenverkehr wie Huptöne zu bemerken. Hörende Menschen nehmen auch außerhalb ihres Sichtfeldes herannahende Fahrzeuge wahr und können über die Geräusche Geschwindigkeiten und Abbrems­ vorgänge interpretieren. Gehörlosen fehlt diese Möglichkeit, sodass der Straßenverkehr für sie eine Vielzahl von Gefahrenquellen birgt. Im Wohnumfeld ist vor allem die Haustechnik betroffen: Bei Türklingeln, Telefon und diversen Haushaltsgeräten müssen akustische Signale durch visuelle ersetzt ­werden. In der Arbeitswelt fehlen jedoch häufig Warnmeldugen an

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◯ Hinweis: In Museen, Theatern, Kinos oder anderen

öffentlich zugänglichen Gebäuden können Übertra­ gungs­­anlagen ein direktes Audiosignal an ein Hörgerät senden, sodass alle Störgeräusche und Qualitäts­ verluste unterbunden werden.

das Gehör. So sollten Brandmeldeanlagen in keinem Fall nur akustische Signale senden. Um das akustische Durcheinander in Räumen mit mehreren Schallquellen (Restaurants, Hörsäle usw.) zu minimieren, sollten sie schalltechnisch ausgeglichen (z. B. durch kurze Nachhallzeiten, Schalldämmung) ausgeführt werden. Auch erleichtern helle, schattenfreie Räume das ­Ablesen an den Lippen.



PLANUNG FÜR MENSCHEN MIT KOGNITIVEN EINSCHRÄNKUNGEN

Viele kognitive Einschränkungen haben zur Folge, dass eine selbständige Lebensführung nicht mehr möglich ist und die Betroffenen betreut werden müssen. Sie sind dabei auf eine räumlich-soziale Umwelt angewiesen, die sowohl ihre Einbußen als auch ihre spezifischen Verhaltensweisen berücksichtigt oder sogar kompensiert. Dabei können bauliche Maßnahmen bzw. Raumkonzepte das Wohlbefinden und die Lebens­ qualität der Betroffenen erheblich beeinflussen. Demgegenüber lassen sich die Barrieren für lern- oder sprachbehinderte Menschen viel leichter überwinden. Die Bandbreite von kognitiven Einschränkungen ist so groß, dass allgemeine Planungsgrundsätze nur schwer festzulegen sind. Für bestimmte Gruppen wie Demenzkranke lassen sich jedoch Leitsätze für die Planung formulieren. Bei der Planung für kognitiv beeinträchtigte Menschen findet ein Para­digmenwechsel statt: Der Betroffene kann nicht mehr unbedingt selbständig an der Gesellschaft teilnehmen und braucht Vorgaben, die seine Lebenswelt klar definieren. Im Gegensatz zu den oben genannten Planungsaufgaben werden bei kognitiv Behinderten teilweise bewusst Barrieren gegenüber Gefahrenbereichen oder der Außenwelt aufgebaut, um sie zu schützen oder ihnen Sicherheit zu geben. Typische Planungsaufgaben sind neben spezialisierten Schulformen alle Varianten des Wohnens von der Integration in eine normale Wohn­ situation bis hin zu Heimen für Menschen mit bestimmten kognitiven ­Einschränkungen (z. B. Heime für Demenzkranke).

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Nutzerprofil

Planungs­aufgaben



Temperatur- und Schmerz­empfindung

Die Umgebung für Demenzkranke sollte ihrem Erinnerungsvermögen entsprechend mit wiedererkennbaren und einfachen Elementen gestaltet sein. Überschaubare Räume mit einfacher Orientierung sind großen Atrien und klein strukturierten Gebäudeformen vorzuziehen. Gerade und nicht zu lange Flure und thematisch zusammenhängende Räume (z. B. Café, Speiseraum, Gemeinschaftsraum) helfen bei der Orientierung. Für das typische Wandern von Demenzkranken sind Rundwege in Innen­fluren und im abgesicherten Außenbereich sinnvoll. Wenn die Betroffenen der Obhut einer Pflegeperson bedürfen, sind gerade in häuslicher Umgebung zusätzliche persönliche Rückzugsmöglichkeiten innerhalb der Wohnung vorzusehen, um der starken psychischen Belastung der Betreuungsperson entgegenzuwirken. Unabhängig davon, ob eine kognitive oder sensorische Störung die Ursache ist, muss bei Einschränkungen im Bereich der Temperatur- und Schmerzempfindung oft die fehlende Wärmeregulationsfähigkeit aus­ geglichen werden. Hier ist es wichtig, Gefahrenstellen mit Verbrennungsgefahr zu vermeiden, indem beispielsweise Heizkörper verkleidet werden, die Warmwasserbereitung auf eine bestimmte Temperatur gedrosselt wird und sich die Raumtemperatur automatisch steuert. Auch sollten scharfe Kanten mit harten Oberflächen oder andere ­Verletzungsgefahren nach Möglichkeit vermieden werden, weil diese bei Störungen in der Tiefensensibilität > Kap. Einschränkungen und Behinderungen, Senso­ rische Einschränkungen oder bei Epilepsie große Gefahrenquellen bedeuten können.

◯ Hinweis: Die Milieutherapie versucht durch eine

s­ pezielle Gestaltung der Umwelt des Erkrankten eine positive Beeinflussung des Patienten zu erreichen. Oft helfen eigene Möbel oder zumindest Elemente aus der Zeit, als der Demenzkranke noch gesund war, die Verunsicherung zu reduzieren.

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Bauliche und technische Anforderungen KONSTRUKTIVE BAUTEILE

Die Decken-, Wand- und Bodenkonstruktion muss nicht nur bei der Schwellenfreiheit auf Bodenebene die Belange behinderter Menschen berücksichtigen. Wände und Decken müssen darüber hinaus so konstruiert sein, dass Befestigungen von Einrichtungs-, Halte-, Stütz- und Hebevorrichtungen problemlos angebracht werden können. Dies können ­einfache Handläufe, aber auch Hebeanlagen für die Umbettung sein, die erforderlich werden, wenn Menschen nicht mehr selbständig zwischen Rollstuhl und Bett wechseln können. Oberflächen Bei der Auswahl der Oberflächenmaterialen sollten je nach Bauteil folgende Eigenschaften berücksichtigt werden: —— Mechanische Eigenschaften wie Festigkeit, Elastizität und ­Strapazierfähigkeit —— Rutschhemmende und antistatische Eigenschaften —— Pflege- und Reinigungsmöglichkeiten —— Feuchtigkeitsresistenz —— Schalltechnische Eigenschaften wie Absorptionsgrad —— Farbliche Gestaltung und Lichtreflexionsgrad Für Rollstuhlfahrer, gehbehinderte, blinde und ältere Menschen gibt es zusätzliche Anforderungen an den Bodenbelag. So sollte er in Wohnbereichen fußwarm sein, und er darf sich weder spiegeln noch elektrostatisch aufladen. Er muss ferner trittschallgedämmt sein und unempfindlich gegenüber Beanspruchungen durch Rollstuhl oder Gehstock. Im gesamten Bewegungsbereich, vor allem in den Nassbereichen, die barfuß begangen werden, ist auf die Rutschfestigkeit zu achten. Um Unfälle zu vermeiden, sollten keine Absätze oder Schwellen in den Nassräumen eingebaut werden. Eventuell auftretende Nässe sollte möglichst direkt abgeführt werden. Alle Abdeckungen und Bodeneinläufe müssen niveaugleich sein. Bei rutschhemmenden Bodenbelägen ist auch immer auf eine sachgerechte Reinigung zu achten. Die erforderliche Trittsicherheit muss durch den Bodenbelag sichergestellt werden. Für verschiedene Nutzungen sind verschiedene Rutschfestigkeitsklassen festgelegt. > Abb. 26, 27 und Tab. 1

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Bodenbelag

Rutschfestigkeit

Abb. 26: Rutschfestigkeit wird durch Bodenfliesen mit Profilierung erzeugt.

Abb. 27: Kontrastreiche Bodenflächengestaltung vor einer Gefahrenstelle

Tab. 1: Typische Rutschfestigkeitsklassen Nutzung

Rutschfestigkeit

Außenbereiche

R10–R12

Parkplätze im Freien

R10–R11

Rampen im Außenbereich

R12

Eingangsbereiche innen, Treppen, Flure

R9–R10

Gruppenräume

R9–R10

Gemeinschaftsküchen

R11–R12

Großküchen

R12–R14

Sanitärräume

R10–R11

Trockene Barfußbereiche (z. B. Umkleiden)

A

Duschbereiche, Schwimmbeckenumgänge

B

Ins Wasser führende Treppen und Rampen

C

Für das Befahren mit einem Rollstuhl spielt die Festigkeit des Bodenbelags eine erhebliche Rolle. Eine möglichst geringe Verformung ­reduziert die Reibungskräfte, die das Fahren behindern. Genügend Festigkeit für Rollstühle weisen Beläge aus PVC, Linoleum, keramische Fliesen, Parkett und andere Hartstoffbeläge auf. Teppiche hingegen eignen sich nur ­bedingt und bei vollflächiger Verklebung.

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Die Wände müssen sich vor allem durch ausreichende Festigkeit g­ egenüber Beschädigungen z. B. durch Rollstühle auszeichnen und trag­ fähig genug sein, um Halte- und Hebeeinrichtungen sicher anzubringen. Bei Wänden aus Mauerwerk und Beton stellt dies grundsätzlich kein Problem dar, bei Leichtbauweise sollte allerdings auf eine entsprechende Verstärkung der Konstruktion geachtet werden. Bei der Gestaltung der Wandoberfläche muss auf die leichte Reinigung, die Art der Beläge und Farben geachtet werden. Zur besseren Orientierung können unterschiedliche Farben und Materialien verwendet werden. Gerade für sehbehinderte Menschen ist eine kontrastreiche Farbgebung für die Orientierung wichtig. > Kap. Planungsanforderungen, Planung für Seh-

Wandflächen

Oberflächen­ gestaltung

◼◯

behinderte und Blinde

Behinderte Menschen leiden oft unter störender Schalleinwirkung, wenn sie längere Zeit und schutzlos einer Lärmbelastung ausgesetzt sind. Die Akustik von Räumen und der Schallschutz sind insbesondere für Menschen mit sensorischen Störungen wichtig, weil für sie der verbleibende Hörsinn für Orientierung und Kommunikation von großer Wichtigkeit ist. >  Kap. Planungsanforderungen, Planung für Hörgeschädigte und Gehörlose Viele Hörgeschädigte können zudem nicht abschätzen, wie sich Lautstärke auf andere auswirkt, sodass Fernseher oder Radios in hoher Lautstärke Nachbarn stören können. Daher müssen die Konstruktionen unter schallschutztechnischen und die Oberflächen unter akustischen Aspekten geplant ­werden.

Akustik und Schallschutz

Türen Türen sind Engstellen und stellen Erschwernisse für behinderte Menschen dar. Das lichte Durchgangsmaß sollte nicht unter 90 cm und bei mechanisch zu bedienenden Türen nicht über 100 cm liegen, um dem Rollstuhlfahrer ein sicheres Durchfahren zu ermöglichen. Auch auf die Durchgangshöhe von mindestens 210 cm sollte geachtet werden, um großen sehbehinderten Menschen ein sicheres Gefühl für eine ausreichende Kopfhöhe zu geben. Die Laibungstiefe sollte so gering wie möglich, mög-

◼ Tipp: Geeignet sind vor allem Erdfarbtöne, die

◯ Hinweis: Kontrastreiche Farbgebung bedeutet in

Sicherheit beim Begehen assoziieren (ähnlich wie bei einem Waldboden oder Holzdielenboden). Blautöne sollten vermieden werden, denn besonders für ältere, demenzkranke Menschen sieht ein blauer Boden wie eine rutschige Wasseroberfläche aus.

­ iesem Zusammenhang z. B. ein weißer Streifen d auf dunklem Grund oder schwarze Schrift auf gelben Grund. Grün auf Rot oder Gelb auf Blau ist für Farb­ blinde wegen der Unterscheidung der unterschied­ lichen Grautöne nicht geeignet.

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120 cm

Bewegungsfläche Drehflügeltür

190 cm

mind. 50 cm

mind. 50 cm

120 cm

50 cm

150 cm

150 cm

120 cm

Bewegungsfläche Schiebetür

Abb. 28: Bewegungsflächen vor Türen

Material

Bewegungs­f lächen – ­Bewegungs­abläufe

Kraftbetätigte ­Türen

Schutz­vorrichtungen

lichst unter 26 cm, geplant werden, damit Rollstuhlfahrer Türgriffe aus dem Rollstuhl heraus erreichen können. Für blinde Menschen ist es wichtig, das Profil des Türrahmens ertasten zu können. Ebenso können taktile Markierungen im Bodenbelag auf eine Tür hinweisen. Für sehbehinderte Menschen sollte immer auf einen möglichst großen Kontrast zwischen Tür und Wandfarbe geachtet ­werden. Transparente Glastüren müssen durch Beklebungen kenntlich werden. Türblätter und Zargen sollten im Stoßbereich der Rollstühle zusätzlich mit einem widerstandsfähigen Material verstärkt werden. Wenn Haus- oder Wohnungseingangstüren aus Dichtigkeitsgründen eine Schwelle benötigen, sollte diese einfach überfahrbar und nicht über 2 cm hoch ausgebildet sein. Mechanische Türdichtungen können im Türblatt eingebaut werden und mit der Türschließung ausfahren. Um behinderten Menschen das selbständige Türöffnen zu ermöglichen, muss eine ausreichende Bewegungsfläche vor und hinter der Tür vorgesehen werden. > Abb. 28 Bei Schiebetüren muss die Bewegungs­fläche auf beiden Seiten breiter sein, da der Türbeschlag wandert und immer im Greifbereich liegen muss. Kraftbetätigte Türen sind gerade für Menschen mit eingeschränkter Hand- und Armfunktion, Rollstuhlfahrer und Kinder einfach zu bedienen, weil sie elektrisch angetrieben und durch einen Impuls geöffnet werden. Das Bedienelement muss jedoch außerhalb der Bewegungsfläche des Öffnungsflügels liegen. Die Tür sollte sich in Gehrichtung öffnen und genügend Zeit zum Durchqueren lassen, bevor sie wieder schließt. > Abb. ­29–31 Sicherheitsvorkehrungen gegen Unfälle beim Türschließen müssen unbedingt beachtet werden. Gerade bei Bauten für ältere Menschen und Kinder ist eine Quetschschutzvorrichtung unerlässlich. Dies betrifft sowohl die Durchgangsfläche als auch den Schutz an der Bandseite der Türe, um das Einklemmen von Fingern zu vermeiden. Der Schutz kann durch eine Lichtschranke oder einen textilen Fingerklemmschutz, der den Bereich zwischen Tür und Zarge abdeckt, gewährleistet werden.

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Abb. 29: Kraftbetätigte Tür mit vorgelagertem ­ chalterpult S

150 cm Taster

mind. 50 cm

Taster

mind. 150 cm

mind.150cm

120 cm

Abb. 30: Kraftbetätigte Tür mit integriertem ­ andschalter für Rollstuhlfahrer W

mind. 250 cm

Abb. 31: Grundriss einer behindertengerechten kraftbetätigten Tür

Türgriffe an nicht kraftbetätigten Türen sollten wegen der unterschiedlichen Anforderungen während des Durchfahrens auf Band- und Innenseite unterschiedlich gestaltet sein. Bedienelemente, die in einer Höhe von 85 cm angebracht sind, können Rollstuhlfahrer gut erreichen. Drückergarnituren sollten als bogen- oder u-förmige Griffe ausgeführt werden. An der Bandseite sollte zum besseren Schließen der Tür eine vertikale Griffstange angebracht werden, die sowohl von Rollstuhlfahrern wie auch gehenden Menschen benutzt werden kann. Auf der Innenseite wird neben dem eigentlichen Türgriff eine horizontale Griffstange in 85 cm Höhe montiert, damit Rollstuhlfahrer die Tür hinter sich zuziehen können. > Abb. 32 Bei Türen zu Sanitärräumen sollte die Öffnung von außen möglich sein, wobei die Türen nicht in den Sanitärraum aufschlagen dürfen, um

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Bedienelemente

120 cm 150 cm 150 cm

Abb. 32: Bewegungsabläufe beim Türöffnen und Türschließen

Drehschiebetür

Raumspartür mit Faltmechanismus

Abb. 33: Drehschiebetür und Raumspar-Schwenktür

Sonderformen von ­Türen

Eingangstüren

in einer Notsituation einen schnellen Zugang zu ermöglichen. In Wohnungseingangstüren erhöht ein zusätzliches Guckloch („Spion“) in Höhe eines Rollstuhlfahrers die Sicherheit für den Bewohner. Sonderformen der barrierefreien Türen sind beispielsweise die besonders platzsparende Drehschiebetür oder die Raumspar-Schwenktür. >  Abb. 33 Karussell- bzw. Drehtüren sind für Behinderte und ältere Menschen nicht geeignet, daher sollte zusätzlich immer eine behinderten­ gerechte Tür vorhanden sein. Eine Überdachung oder ein zurückgesetzter Eingangsbereich ermöglichen ein trockenes und windgeschütztes Eintreten in das Gebäude. Bei Windfängen ist auf einen ausreichenden Abstand zwischen Innen- und ­Außentür zu achten. Bewährt hat sich eine Tiefe von mindestens 250 cm und eine Breite von 200 cm.

40

Abb. 34: Heizkörper erschweren das Erreichen von hohen Fenstergriffen.

Abb. 35: Bodentiefe Fenster mit Sicherung und ­Handlauf

Fußabstreifer sollten nicht lose auf dem Boden liegen, sondern ­ iveaugleich im Bodenbelag eingearbeitet werden. Dies beseitigt Stolper­ n gefahren und erlaubt Rollstuhlfahrern die Reinigung der Räder. Zu diesem Zweck sollte der Fußabstreifer so lang sein, dass die Räder eine komplette Umdrehung vollziehen können. Fenster Gerade für bewegungseingeschränkte und ältere Menschen ist das Fens­ter zur Kontaktaufnahme mit der Umwelt wichtig. Ein richtig positioniertes Fenster steigert erheblich die Wohn- und Aufenthaltsqualität ­eines Raumes. Damit ein Rollstuhlfahrer ein Fenster selbständig öffnen kann, darf der Fenstergriff nicht in der Flügelmitte, sondern muss möglichst weit unten in Greifhöhe angeordnet sein. Die Beschläge sollten leichtgängig und das Fenster nicht zu groß sein, um den nötigen Anpressdruck beim Schließen gering zu halten. Heizkörper vor dem Fenster behindern die Benutzung. > Abb. 34

◯ Hinweis: Für sehbehinderte und blinde Menschen

ist es wichtig, dass alle Bedienungseinrichtungen, also auch der Fenstergriff, sich in öffentlichen Gebäuden immer an der gleichen Stelle befinden, damit sie leicht auffindbar sind.

41



mind. 50 cm

Abb. 36: Notwendige Bewegungsfläche zum Öffnen eines Drehflügel-Fensters

max. 120 cm

max. 60 cm

165 cm

27–30°

85 cm

125 cm

140 cm

Abb. 37: Ideale Anordnung von Fenstern für Rollstuhlfahrer

Brüstung

Fenster­anordnung

Fensterarten

Die Brüstung sollte maximal 60 cm hoch und das Fenster nicht durch Riegel in Sichthöhe (ca. 125 cm) unterteilt sein, damit ein behinderter Mensch im Rollstuhl freien Ausblick hat. Dies steht häufig im Gegensatz zu den öffentlich-rechtlichen Vorschriften zur Höhe der Abstürzsicherung, sodass konstruktive Lösungen durch Umwehrungen oder Festverglasungen gefunden werden müssen. > Abb. 37 Die richtige Anordnung des Fensters im Raum trägt zur Unfallvermeidung bei, indem Öffnungsflügel nicht in Verkehrsflächen, sondern gegen Wände oder Möbelstücke öffnen. Statt große, einteilige Fenster empfehlen sich Unterteilungen in kleine Öffnungsflügel. In jedem Fall ist an eine auch für einen behinderten Bewohner leichte Reinigung zu denken. Dreh- und Kippfenster sind aufgrund des Anpressdrucks für Menschen mit Oberarmschwächen nicht immer bedienbar, und der geöffnete Flügel stellt für Sehgeschädigte eventuell eine Gefahrenquelle dar. Horizontale Schiebefenster sind dagegen für viele behinderte Menschen gut benutzbar, da sie nicht in den Raum ragen. Allerdings ist immer auf eine

42

leichtgängige Führung zu achten. Oberlichtfenster sollten stets elektrisch betrieben werden oder zumindest mit einem vom Rollstuhl bedienbaren Gestänge außerhalb von Bewegungsflächen ausgerüstet sein. Schwingfenster (mit waagrechter Achse in der Flügelmitte) oder nach oben zu öffnende Schiebefenster sind nicht zu empfehlen. Rollläden zur Einbruchhemmung und Verdunklung sowie Sonnenschutzvorrichtungen müssen selbständig bedient werden können. Dies ist in der Regel nur über einen elektrischen Antrieb oder ein mechanisches Gestänge möglich. Geländer, Handläufe und Radabweiser An Wänden, Durchgängen und Treppen erleichtern Geländer, Handläufe, Haltegriffe und Radabweiser die Fortbewegung von Menschen mit Einschränkungen. Handläufe und Geländer sind im Treppen- und Rampenbereich unerlässlich. Handläufe helfen behinderten Menschen jedoch auch auf Fluren, teilweise sogar in Wohn- und Sanitärräumen. Diese Hilfsmittel sollten so fest montiert sein, dass sich ein behinderter Mensch mit seinem ganzen Gewicht darauf stützen bzw. sich daran hochziehen kann. In Treppenbereichen oder langen Fluren kann der Handlauf auch für blinde und sehbehinderte Menschen als taktiles Orientierungsinstrument genutzt werden. Kleine erhabene Symbole oder Veränderungen des Rohrquerschnitts informieren über Stockwerke oder Unterbrechungen. Der Handlauf selber sollte sicher und angenehm zu greifen sein. Bewährt hat sich eine runde oder ovale Querschnittsform von 30–45 mm mit ausreichend Abstand zu den Wandflächen. > Abb. 38 Für Rollstuhlfahrer liegt die ideale Höhe eines Handlaufs bei 85 cm, sodass für gehende Erwachsene bzw. für die bauaufsichtlich geforderten Absturzsicherungen gegebenenfalls ein zweiter Handlauf angebracht werden muss. > Abb. 39 Wo ein Schutz vor Überfahren eines Randes oder einer Kante notwendig ist, sorgen Radabweiser oder Führungsbleche für Sicherheit.

◯ Hinweis: Bei der Planung von ausreichend großen

Bewegungsflächen müssen zusätzlich zu den Raum­ maßen auch die lichten Breiten zwischen zwei Hand­ läufen berücksichtigt werden. Somit liegen durch ­Addition von Putzdicken und Handläufen die Rohbaumaße oft deutlich über den geforderten Mindestmaßen.

43

Rollläden und Sonnenschutz

Geländer und Handläufe



Radabweiser und Stoßleisten

5 cm

7,5 cm

5 cm

5 cm

3–4,5 cm

Abb. 38: Handlaufarten und Wandabstand

Abb. 39: Doppelter Handlauf für verschiedene Nutzer

85 cm

35 cm

Handlauf Stoßleiste Fußleiste

85 cm

Handlauf Stoßleiste Fußleiste

Abb. 40: Prinzipien waagerechter Stoßleisten

Abb. 41: Radabweiser als Wandschutz

­ iese sollten eine Höhe von 10–15 cm aufweisen. Auch an Wänden könD nen waagerechte Stoßleisten oder Radabweiser in unterschiedlichen Ausführungen (z. B. ein Holzbrett oder Metallrohr) angebracht werden. Eine Wandbeschädigung durch Rollstuhlräder kann so verhindert werden. >  Abb. 40 und 41 Zusätzlich schützen Eckschutzschienen die Wandecken in Bewegungsflächen.

44

HAUSTECHNIK

Ältere und behinderte Menschen reagieren auf das Raumklima häufig empfindlicher als andere Menschen. Wegen ihrer eingeschränkten Mobilität haben sie ein höheres Wärmebedürfnis. Dabei muss darauf ­geachtet werden, dass die Temperatur auch in Liege- und Sitzebene ­ausreichend hoch ist. Blinde und sehbehinderte Menschen haben einen engeren Kontakt zu Oberflächen. Deshalb spielt für sie die Oberflächentemperatur eine wichtigere Rolle. Ein Klima wird als angenehm emp­ funden, wenn der Unterschied zwischen Luft- und Oberflächentempe­ raturen gering ist. Gerade ältere Menschen empfinden eine zu kalte Oberflächentemperatur z. B. bei schlecht gedämmten Häusern als Zugerscheinung. Eine automatische Temperaturanpassung der Raumlufttemperatur an die Außenlufttemperatur ist sinnvoll, trotzdem sollte jede Heizung selbständig und individuell regulierbar sein. Der Nutzwert einer behindertengerechten Wohnung hängt unter ­anderem von der gut geplanten und funktionierenden Elektroinstallation ab. Elektrische Geräte und Anlagen sind gerade für Menschen mit Einschränkungen ein wichtiges Hilfsmittel im Alltag. Ziel einer behindertengerechten Elektroplanung ist die selbständige Bedienung und Benutzung aller elektrischer Einrichtungen. Gehandikapte Menschen haben häufig ein erhöhtes Sicherheits­ bedürfnis. Eine Gegensprechanlage, eventuell mit Videobild, sowie automatische Lichtsensoren können für ein höheres Sicherheitsgefühl sorgen. Außerdem kann ein Hausnotrufdienst an die Telefonanlage gekoppelt werden, auch Notruftasten in Sanitärräumen sind sinnvoll. Bei allen Geräten, Schaltern und Steckdosen muss auf die Bewegungsflächen geachtet werden. Rollstuhlfahrer benötigen eine Bedienhöhe von 85 cm sowie einen Wandabstand von mindestens 50 cm. > Abb. 20, Seite 29 Für blinde und sehbehinderte Menschen empfiehlt sich jedoch eine Installation in gängiger Höhe, damit diese sie leichter finden ­können. Tasten sollten groß und leichtgängig sein, Kippschalter eine einheitliche Einstellung haben (z. B. nach unten gekippt = Licht an). Taktile ­Bezeichnungen auf den Tasten und eine kontrastreiche Gestaltung erleichtern sehbehinderten Menschen außerdem die Nutzung. Sprechanlagen in Wohnungen und die Klingelanlage im Eingangs­ bereich sollten für Rollstuhlfahrer und Kinder gut zu erreichen sein. Gleichzeitig sollte die Klingel unmittelbar neben der Tür liegen, um lange Wege für Rollstuhlfahrer zu vermeiden und ein schnelles Aufdrücken der Türe zu ermöglichen. Die taktile Erfassbarkeit der Klingeltableaus ist für seh- und hörbehinderte Menschen wichtig. Für eine Türöffnung ohne ­direkte Bedienelemente ist die Steuerung über Funkmelder möglich, ­sodass sich die Eingangstür automatisch öffnet, sobald ein Bewohner sich ihr nähert.

45

Raumklima

Elektro­installation

Sicherheit

Schalter und Steckdosen

Klingel- und Gegensprech­anlage

Beleuchtung in ­Räumen

Außen­beleuchtung

Gleichmäßige, schatten- und blendfreie Beleuchtung erleichtert sehbehinderten Menschen die Orientierung. In Wohnräumen von Blinden muss für Besucher eine Beleuchtung vorhanden sein. Diese sollte so programmiert sein, dass sie nach einem definierten Zeitraum selbsttätig ­erlischt. Generell sind in Erschließungsbereichen und öffentlichen Gebäuden über Bewegungssensoren gesteuerte Lichtquellen sinnvoll. Einerseits werden so Baunutzungskosten reduziert, andererseits müssen Menschen mit Einschränkungen keine Lichtschalter suchen und erreichen. Eine gute Außenbeleuchtung ist zur Vermeidung von Unfällen und für das persönliche Sicherheitsempfinden wichtig und kann über einen Bewegungsmelder oder einen Dämmerungsschalter gesteuert werden. ERSCHLIESSUNGSELEMENTE

Vertikale Erschließung

Treppenraum

Die vertikale Erschließung in Gebäuden ist für Rollstuhlfahrer, aber auch für blinde und sehbehinderte Menschen von besonderer Bedeutung. Neben dem Aufzug sind auch Treppen und Rampen mit besonderen ­Anforderungen barrierefrei zu gestalten. Treppen Treppenlänge und Treppenbreite sollten nicht nur baurechtlichen ­Anforderungen genügen, sondern auch für die möglichen Benutzer an­ gepasst werden. Eine Breite von 135 cm ermöglicht eine gefahrlose Begegnung von auf- und abwärtsgehenden Personen. Die Treppen sollten nicht zu lang sein und gegebenenfalls durch ein Zwischenpodest unterbrochen werden. Für gehbehinderte Menschen ist eine Sitzgelegenheit im Podestbereich wünschenswert. Das Treppenauge sollte so schmal wie möglich und Treppenläufe sollten geschlossen sein, um das Herunter­ blicken und damit eventuell verbundene Schwindel- oder Unsicherheitsgefühle zu verhindern. Podeste sollten dort, wo auch Rollstuhlfahrer Zugang haben (z. B. vor Aufzügen), ausreichend groß sein, sodass sich die Bewegungsfläche vor dem Aufzug und der Bewegungsradius der Treppenbenutzung nicht überlagern. Für einen Rollstuhlfahrer sollte immer eine Bewegungsfläche von mindestens 150 cm × 150 cm vorhanden sein. Bei Fluchttreppenhäusern ist auf genügend Stellfläche für die Anzahl dort lebender Rollstuhlfahrer zu achten, damit sie im Brandfall bis zum Eintreffen der Feuerwehr im Treppenhaus einen sicheren Wartebereich finden können. Der Treppenlauf muss gerade und mit durchgehend gleichem Steigungsmaß konstruiert werden. Nur so ist eine komfortable Nutzung ohne Stolpergefahr für ältere und gehbehinderte Menschen gewährleistet. Der Auftritt darf zudem nicht über die Setzstufe hinausragen, da Benutzer ­ansonsten leicht mit der Zehenspitze oder Ferse am Übertritt hängen bleiben und stolpern könnten.

46

Abb. 42: Treppengeländer mit zusätzlichem Handlauf für Kinder

Abb. 43: Rampe im Außenraum mit Zwischenpodest

Wichtig ist auch die Oberflächengestaltung des Treppenbelags.   Gerade für sehbehinderte Menschen ist eine farbliche Unterscheidung zwischen Setz- und Trittstufe hilfreich. Zudem erleichtern rutschhemmende Signalstreifen an der Trittstufenkante und besondere Markierungen an der ersten und letzten Stufe eines Treppenlaufes die Benutzung der Treppe. Neben Absturzsicherungen müssen Handläufe an beiden Seiten der Treppe angebracht werden und dürfen keine Unterbrechungen aufweisen. Die Handläufe benötigen für eine gute Greifbarkeit eine Höhe von 85 cm. > Kap. Bauliche und technische Anforderungen, Konstruktive Bauteile Um blinde Menschen besser führen zu können, sollte der Handlauf 30 cm waagerecht ins Podest hineinragen. In Gebäuden, die auch von Kindern benutzt werden, ist ein zusätzlicher, niedriger Handlauf sinnvoll. > Abb. 42

Bodenbelag

> Kap. Bauliche und technische Anforderungen, Konstruktive Bauteile

Rampen Rampen sind nicht nur für Rollstuhlfahrer, sondern auch für Menschen mit Gehhilfen oder Kinderwagen eine geeignete Hilfe, um geringe Höhendifferenzen zu bewältigen. Für Rollstuhlfahrer ist bei Rampen neben der Breite vor allem das Gefälle von Bedeutung. Um eine Rampe selbständig befahren zu können, ist ein Gefälle von maximal 6 % praktikabel. Ab einer Rampenlänge von 6 m sollte ein waagerechtes, mindestens 150 cm langes Zwischenpodest vorhanden sein, um dem Benutzer eine Möglichkeit zum Ausruhen zu geben. Eng gewendelte Rampen sind für Rollstuhlfahrer schwierig zu befahren und sollten vermieden werden. ­Erforderlich ist hingegen ein beidseitiger Handlauf in 85 cm Höhe, der 30 cm über An- und Austritt hinausragt. Seitliche Radabweiser in einer Höhe von mindestens 10 cm verhindern, dass der Rollstuhl von der Rampe

47

Handlauf

max. 6% Steigung

30 cm

max. 600 cm

150 cm

max. 600 cm

30 cm

150 cm

Radabweiser h = mind.

10 cm

85 cm

durchgehender Handlauf h = 85 cm

85 cm

150 cm

max. 6% Steigung

mind. 120 cm

Abb. 44: Schnitt und Grundriss einer rollstuhlgerechten Rampe

abkommen kann. Die lichte Breite der Rampe von mindestens 120 cm darf sich durch die Radabweiser jedoch nicht verringern. > Abb. 43 und 44 Die Verlängerung einer Rampe darf nicht zu Gefahrenquellen wie Straßen, Treppen usw. führen. Rampen sollten zudem nie das einzige Mittel zur Niveauüberwindung sein, sondern immer in Verbindung mit Treppen oder Aufzügen geplant werden. Für Nutzer mit Geheinschränkungen, die Stufen einfacher bewältigen können, besteht dann die Wahlfreiheit.



Maße



Aufzüge Aufzüge ermöglichen Rollstuhlfahrern, Gehbehinderten und älteren Menschen ein selbständiges Überwinden von Stockwerken und müssen bei allen öffentlichen Gebäuden und privaten Mehrfamilienhäusern einge­ plant werden. Ein Aufzug muss so konstruiert sein, dass ihn ein behinderter Mensch barrierefrei benutzen und bedienen kann. Während bei privaten Gebäuden ein Aufzug erst ab vier bis fünf Geschossen notwendig ist, sollte bei öffentlichen Gebäuden ein barrierefreier Zugang zu allen Aufenthaltsräumen gewährleistet sein. Wichtig ist, dass auch die Parkplätze, insbesondere Tiefgaragen, mit dem Aufzug zu erreichen sind. Aufzüge, die Rollstühle aufnehmen sollen, benötigen eine lichte Fahrkorbinnenfläche von mindestens 1,10 m × 1,40 m. Der Aufzugsschacht ist je nach Aufzugstyp deutlich größer. Der barrierefreie Aufzug muss von der öffentlichen Verkehrsfläche aus schwellenlos erreichbar sein und sollte in allen Geschossen halten. Sinnvoll und oft auch gesetzlich gefordert ist mindestens ein Aufzug, der auch Lasten und Krankentragen aufnehmen kann. Für diesen ist dann eine lichte Fahrkorbinnenfläche von mindestens 1,10 m × 2,10 m notwendig.

48

Abb. 45: Aufzug mit rollstuhlgerechter Ruftaste

Abb. 46: Ein Rollstuhlfahrer bedient einen Aufzug.

Die Aufzugstüren sollten ein lichtes Maß von 90 cm nicht unterschreiten und möglichst auf voller Höhe durch Lichtschranken gesichert sein. Die Schlitzbreite zwischen Schacht- und Fahrkorbschwelle muss so gering wie möglich sein, um ein Hängenbleiben von Geh- und Blinden­ stöcken zu vermeiden. Die Türen sollten ferner kraftbetätigt sein und eine lichte Höhe von mindestens 210 cm aufweisen. > Abb. 45 Wichtig zum Rangieren vor dem Aufzug ist eine Bewegungsfläche von mindestens 150 cm × 150 cm. Liegt die Aufzugstür gegenüber einem Treppenabgang, ist eine Fläche von 150 cm × 250 cm notwendig, um sowohl dem Rollstuhlfahrer als auch dem Personenverkehr der Treppenanlage eine reibungslose und gefahrlose Benutzung zu ermöglichen. Da der

Aufzugstüren

Bewegungs­f lächen

◯ Hinweis: Aufzüge können im Brandfall zum Problem

◯ Hinweis: Für die Planung und den Betrieb von Auf­

für Gehbehinderte werden, da sie bei Feuer oder Rauchentwicklung nicht genutzt werden dürfen. Sie fahren dann ins Erdgeschoss und bleiben dort mit geöffneten Türen stehen. Gehbehinderte und Rollstuhlfahrer werden so ihres einzigen Fluchtwegs beraubt, sodass alternative Rettungswege bedacht werden ­müssen.

zügen gibt es in allen Ländern genaue Vorschriften. Technische und geometrische Planungsgrundlagen wie Schachtgrößen und -höhen in Abhängigkeit vom Fahrkorbinnenmaß sind bei den Herstellern erhältlich.

49

mind. 140 cm

mind. 110 cm

150 cm 150 cm

Bewegungsfläche sollte nicht in der Verkehrsfläche liegen

Abb. 47: Flächenbedarf für Rollstühle im Treppenhaus vor einem Aufzug

­ ollstuhlfahrer bei kleinen Fahrstühlen vorwärts in den Fahrstuhl fährt, R benötigt er beim Herausfahren rückwärts genug Platz zum Wenden. >  Abb. 47

Bedienelemente

Die Bedienelemente sollten für alle Benutzer leicht erreichbar sein. Hierbei sind vor allem Rollstuhlfahrer und Blinde besonders zu beachten. Die Bedientasten müssen etwa 50 mm groß sein und sollten eine er­ habene Schrift bzw. Symbole (z. B. eine Alarmglocke) aufweisen, damit sie auch von blinden oder Sehbehinderten gelesen werden können. Um das Ertasten zu erleichtern und um ein Abrutschen zu vermeiden, sollten die Tasten einen erhöhten Rand haben, sodass jeweils ein Taster exakt betätigt werden kann. Rollstuhlfahrer benötigen zusätzlich oder alternativ eine waagerechte und von oben einsehbare Anordnung der Bedienelemente, die mindes­ tens 50 cm vom äußeren Fahrstuhlrand entfernt sein und 85 cm über dem Fußboden liegen müssen. > Abb. 48 und 49 Das Bedienungstableau sollte rechts und links von einem Handlauf eingerahmt werden, der vor allem gehbehinderten Menschen als sichere Stütze dient. Gegenüber der Fahrstuhltür unterstützt ein Spiegel in Sitzhöhe die Orientierung von Rollstuhlfahrern beim rückwärtsgewandten Verlassen. Vor allem für sehbehinderte und blinde Menschen ist oft ein zweites senkrechtes Tableau in einer Höhe sinnvoll, in der diese es in der Regel erwarten würden. Um blinden Menschen Informationen über die Stockwerke zu geben, ist zusätzlich zum optischen Signal auch ein akustisches Signal als Stockwerkansage einzuplanen.

50

–1 0

2

3

5 1 cm

max. 100 cm

85 cm

10 cm

1

0 -1

2 1

4 3

6 5

8 7

Beispiel für die Anordnung von zwei Reihen

Abb. 48: Maße einer normgerechten, waagrechten Bedienleiste

Abb. 49: Waagrechte Bedienleiste für Rollstuhlfahrer

Wenn nur kleine Höhenunterschiede überwunden werden müssen (z. B. am Eingangspodest), helfen integrierte Hubbühnen, die ausschließlich für gehbehinderte Menschen und Rollstuhlfahrer konzipiert sind. In denkmalgeschützten Gebäuden und Privathäusern ist der nachträgliche Einbau von Aufzügen oft nicht möglich, sodass Treppenlifte zum Einsatz kommen, die entlang des Treppenlaufes mit einer fahrbaren Sitzgelegenheit Höhenunterschiede überwinden.

51

Hubbühnen und Treppenlifte

Raumkonzepte Neben der Barrierefreiheit in Außenbereichen und bei öffentlichen Gebäuden > Kap. Außenanlagen, Gehwege und Plätze sowie Parkplätze und Garagen sind vor allem die Anforderungen im Wohnbereich Planungsaufgaben für den ­Architekten. Daher wird im Folgenden der Schwerpunkt auf die Wohnfunktionen gelegt, die auch auf Seniorenheime oder Gastronomiegebäude übertragbar sind. Darüber hinaus werden Besonderheiten im Arbeits­ umfeld und bei öffentlich zugänglichen Bauten vorgestellt. HAUSEINGANGSBEREICH



Briefkästen

Abstellplatz für ­Rollstuhl und ­Kinderwagen

Außerhalb des Gebäudes erstreckt sich die barrierefreie Planung auf die Fläche zwischen Grundstücksgrenze und Gebäudeeingang. Hier sind neben Wegen auch Pkw-Stellplätze, Spielplätze, Gartenanlagen, eine Müllsammeleinrichtung und ausreichende Außenbeleuchtung zu berücksichtigen. Bei Briefkastenanlagen sollten die Briefkästen im Greifbereich von Rollstuhlfahrern liegen und unterfahrbar sein. > Abb. 51 Bei Bauten für vorwiegend ältere Personen kann eine Briefkasten­ anlage im Innenbereich zur besseren Orientierung auch farbig gestaltet ­werden. Fußabstreifer sollten nicht lose auf dem Boden liegen, sondern niveau­gleich im Bodenbelag eingearbeitet werden. > Abb. 52 Dies reduziert die Stolpergefahren und erlaubt Rollstuhlfahrern die Reinigung der Räder. Zu ­diesem Zweck sollte der Fußabstreifer aber so lang sein, dass die Räder eine komplette Umdrehung vollziehen können. Im inneren Eingangsbereich zwischen Außen- und Wohnraum sind für Bewohner mit Rollstühlen Rollstuhlabstellplätze vorzusehen, die auch zum Wechsel zwischen Rollstühlen dienen können. Dieser ist besonders dann notwendig, wenn im Außenbereich ein Elektrorollstuhl benutzt wird, der im Innern zu schwer und zu unbeweglich wäre und dort durch ein

◯ Hinweis: Müllsammelstellen außerhalb des Gebäu-

des müssen von den Bewohnern selbständig zu erreichen und zu befüllen sein. Gerade bei größeren Mülltonnen ist es notwendig, diese tiefer als das befahrbare Niveau zu stellen. Tonnen in einer Einfüllhöhe von 70 cm können auch von einem Rollstuhlfahrer benutzt werden (Abb. 50).

52

70–80 cm

mind. 150 cm

70–80 cm

mind. 150 cm

Abb. 50: Tiefer gestellte Mülltonnen

Abb. 51: Höhenerreichbarkeit von Briefkastenanlagen

Abb. 52: Ebenerdige Fußabstreifer vor einer ­ ingangstür E

leichtes, manuell betriebenes Modell ersetzt wird. Dabei ist auf eine g­ enügend große Abstellfläche zu achten, um das Umsteigen von Rollstuhl zu Rollstuhl zu gewährleisten. > Abb. 53 Eine Steckdose in Bedienhöhe von 85 cm ist für das Aufladen eines Elektrorollstuhls notwendig. Abstell­ flächen für Kinderwagen sollten ebenfalls eingeplant werden. VERKEHRSFLÄCHEN UND GEBÄUDEFLURE

Flure und andere Verkehrsflächen sollten immer hindernisfrei gestaltet sein. Offene Türen, Fensterflügel oder vorkragende Bauteile, die in die Verkehrsfläche ragen, stellen eine Barriere bzw. Gefahrenquelle für Sehbehinderte und Blinde dar. Durch Nischen im Türbereich oder die gezielte Planung der Aufschlagsrichtung von Türen und Fenstern kann der Flur weitgehend hindernisfrei gestaltet werden. Rollstuhlfahrer sollten zudem in behindertengerechten Wohngebäuden problemlos aneinander

53

mind. 150 cm mind. 150 cm

E

mind. 190 cm

mind. 180 cm

150 cm

Abb. 53: Rollstuhlabstell- und -wechselplatz mit Rangierfläche

Abb. 54: Notwendige Bewegungsbreiten in allgemeinen Verkehrsflächen und Fluren

Orientierung

vorbeifahren können. Aus diesem Grund müssen Flure mindestens 150 cm, besser 180 cm breit sein. > Abb. 54 Durch Materialwechsel im Bodenbelag und kontrastreiche Gestaltung der Wände kann die Orientierung verbessert werden. Die Beleuchtung kann auch als Wegeführung genutzt werden, indem besondere ­Beleuchtungen auf Abzweige, Aufzüge und Treppen hinweisen. WOHNUNGSEINGANGSBEREICH

Wohnungseingangstüren benötigen zu beiden Seiten eine ausreichende Bewegungsfläche. > Kap. Bauliche und technische Anforderungen, Konstruktive Bauteile Der innere Eingangsbereich hinter der Wohnungseingangstür umfasst Flur, Garderobe, möglicherweise ein WC und einen Abstellraum sowie­den Zugang zu den weiteren Räumen. Er muss bei der Planung für Behinderte so dimensioniert werden, dass der oder die Bewohner auch

54

Garderobe

mind. 160 cm

Wohnungseingang

Abb. 55: Eingangsbereich mit seitlicher Garderobe

bei geöffneten Türen volle Bewegungsfreiheit haben. Ein Rollstuhlfahrer benötigt für eine Drehung um 360° eine Bewegungsfläche von mindestens 160 cm × 160 cm bei geöffneten Türen. > Abb. 55 Zum inneren Eingangsbereich gehören auch die Garderobe und ein Ablagebrett für Schlüssel und Telefon. Bei großzügigen Eingangsbereichen ist die Anbringung eines Handlaufs sinnvoll. Ungünstig für einen Rollstuhlfahrer ist ein schmaler und tiefer Eingangsbereich, da er beispielsweise durch die Garderobe zusätzlich behindert wird. Ideal ist die Planung einer seitlichen Nische für Garderobe und Ablage. WOHN- UND SCHLAFRÄUME

Wohnbereiche für behinderte Menschen zu gestalten heißt vor allem, ihnen ein selbständiges Leben zu ermöglichen. Mit Hilfe von Einrichtungsgegenständen kann die Erhaltung der Eigenständigkeit erreicht oder verbessert werden. Eine wichtige Aufgabe ist aber auch die Vermeidung von Unfällen. Schränke und Regale sind für behinderte Menschen und gerade für Rollstuhlfahrer oft nicht in voller Tiefe und Höhe nutzbar. Sinnvoll sind hier schwenkbare Querfächer, Karussells, verschiebbare Böden und ­Fächer sowie ausziehbare Böden und Kleiderstangen. Roll- und Schiebe­ türen erleichtern das Öffnen. Die Möbel sollten kippsicher sein und ­gelegentliches Abstützen aushalten. Liegen und Stühle sollten immer die gleiche Höhe wie der Rollstuhl aufweisen (46–48 cm), um ein einfaches Umbetten zu ermöglichen. ­Größere Einrichtungsgegenstände müssen für Rollstuhlfahrer unterfahrbar gestaltet werden. Vor allem bei Tischen ist auf die richtige Höhe von ca. 80 cm mit einer lichten Unterfahrbarkeit von 67 cm zu achten. Verstellbare Arbeitsflächen bei Tischen sind sinnvoll. Bei allen Einrich-

55

Wohn- und Aufenthalts­bereiche

200 cm 150 cm

Schlafräume

tungsgegenständen muss ein Bewegungsraum von mindestens 150 cm vor den Möbeln geplant werden. Bei blinden Menschen steht nicht die optische, sondern die über andere Sinne erreichte Wohnlichkeit im Vordergrund, sodass Wohnbereiche sich deutlich von denen sehender Menschen unterscheiden. Blinde haben u. a. einen im Vergleich zu Sehenden um 80 % größeren Platz­bedarf für Bücher, die wegen der Brailleschrift umfangreicher sind. Der Schlafraum ist ein Ort der Ruhe und Privatheit. Behinderte Menschen verbringen mehr Zeit in diesen Räumen als nicht behinderte. Dies sollte bei der Raumgestaltung beachtet werden. In Pflegeeinrichtungen ist der Schlafraum oft gleichzeitig auch der private Wohnraum. Rollstuhlfahrer, Sehbehinderte, Blinde und Betagte haben unterschiedliche Anforderungen an die Stellung eines Bettes. Für den Rollstuhlfahrer sind besondere Bewegungsflächen einzuhalten, je nachdem ob er seitlich oder längs in ein Bett einsteigt. > Abb. 56 Einzelbetten von schwerstbehinderten pflegebedürftigen Menschen müssen an zwei Seiten zugänglich sein. Die Tiefe der Bewegungsflächen sollte auf einer Seite 150 cm und auf der ­anderen Seite 90 cm betragen. Gegebenenfalls sind Hebeeinrichtungen, die auch über eine direkte Verbindung mit Sanitärräumen verfügen können, statisch bei der Deckenlast zu berücksichtigen. Vom Bett aus sollten durch zusätzliche Lichtschalter, Alarmmelder und Steckdosen alle notwendigen Bedienelemente zu erreichen sein. Aus praktischen und hygienischen Gründen kann eine direkte Zuordnung von Schlaf- und Sanitärraum sinnvoll oder notwendig sein.

150 cm

100 cm

120 cm

Abb. 56: Bewegungsflächen am Bett eines ­Rollstuhlfahrers

56

ARBEITSBEREICHE

Bei der Arbeitsplatzgestaltung muss neben den in den obigen Kapiteln beschriebenen Zugänglichkeiten und Bewegungsflächen vor allem das persönliche Arbeitsumfeld sinnvoll und den Fähigkeiten des behinderten Mitarbeiters entsprechend geplant und gestaltet werden. In Produktions- und Werkstattbereichen sind außer bei spezialisierten Behindertenwerkstätten in der Regel kaum barrierefreie und behindertengerechte Arbeitsplätze vorzufinden. Diese müssten im Einzelfall erst eingerichtet werden. Hierbei muss auf die zugrunde liegenden ­Arbeitsabläufe, aber vor allem auch auf die durch die jeweiligen Einschränkungen notwendigen Sicherheits- und Unfallschutzaspekte geachtet werden. Gehörgeschädigte können beispielsweise Gefahren nur visuell wahrnehmen, sodass der Arbeitsbereich so ausgerichtet werden muss, dass die möglichen Gefahrenquellen frontal und somit im Sichtfeld ­liegen. Büro- und Computerarbeitsplätze müssen – unabhängig davon, ob sie im Wohnbereich oder an einer Arbeitsstelle liegen – ergonomisch so gestaltet sein, dass der Arbeitende alle Arbeitsmittel und technischen Geräte problemlos erreichen kann. Neben Unterfahrbarkeit von Tischen ist bei Rollstuhlfahrern und motorisch eingeschränkten Menschen vor ­allem die direkte Bedienbarkeit im Greifradius wichtig. Anzeigearten und Eingabegeräte von Computern lassen sich den spezifischen Erfordernissen anpassen, ein großes Problem stellt in der ­Arbeitswelt jedoch der Austausch mit nicht behinderten Personen dar: Texte sind in der Regel nicht in Brailleschrift oder als Hörbuch vorhanden, Kunden sind den Umgang mit behinderten Menschen nicht gewöhnt, Tele­ fonate gestalten sich für Hörgeschädigte schwierig. Tastaturen in Braille­ schrift, E-Mail-Korrespondenz und Computerprogramme, die Texte vorlesen können oder über eine Spracherkennung verfügen, erleichtern die Kommunikation zwischen behinderten und nicht behinderten ­Menschen.

◯ Hinweis: Die barrierefreie Verfügbarkeit von

Massen­medien und Internet ist ein wesentlicher Faktor für die Unabhängigkeit von Menschen mit Einschränkungen. Das WWW-Konsortium hat hierzu die Web ­Content Accessibility Guidelines herausgegeben, die das Internet durch übersichtliche Webseiten mit großen Schriften und Symbolen barriereärmer gestalten sollen.

57

Produktions­ arbeitsplätze

Büro- und Computer­ arbeitsplätze

Kommunikation



30 cm

95 cm

150 cm

150 cm

150 cm

150 cm

70 cm

20 cm

150 cm

150 cm Badewanne

Dusche

Waschtisch

150 cm Toilette

Abb. 57: Bewegungsflächen für Dusche, Badewanne, WC und Waschbecken

BÄDER UND SANITÄRRÄUME

Sanitär­ausstattung

Dusche

Behindertengerechte Sanitärräume sollten so geplant sein, dass sie selbständig und weitgehend ohne fremde Hilfe benutzt werden können. Die Anordnung des Sanitärraumes innerhalb der Wohnung sollte gut auf die individuellen Anforderungen des Nutzers abgestimmt werden. So kann die Erreichbarkeit von der Diele aus ebenso sinnvoll sein wie die vom Schlafraum. Wird ein zusätzliches Gäste-WC eingeplant, sollte der Anordnung des Hauptbades neben dem Schlafzimmer immer Vorrang ­gegeben werden. Bei Rollstuhlfahrern gelten besondere Anforderungen an Bewegungsflächen, Türen und Schwellen sowie Sanitärobjekte und Bedienungs­ vorrichtungen. > Kap. Bauliche und technische Anforderungen Die richtige Wahl der Sanitärausstattung und der dazugehörigen ­Armaturen und Hilfsmittel ist für behinderte und ältere Menschen von ausschlaggebender Bedeutung. Die in öffentlichen Gebäuden geltenden Abmessungen für Sanitärobjekte können im privaten Wohnraum den individuellen Bedürfnissen angepasst werden. Bei der Raumgrößenplanung sollte zudem genügend Standfläche für eine Waschmaschine und für Bade­zimmermöbel vorgesehen werden. Eine Fußbodenheizung bietet nicht nur ausreichenden Komfort, sie macht auch Stolperfallen wie Fußmatten überflüssig. Jedes Sanitärobjekt benötigt ausreichend Bewegungsfläche mit ­einer Mindestgröße von 150 cm × 150 cm. Eine Überlagerung der Bewegungsflächen ist möglich, da normalerweise nicht mehrere Nutzer gleichzeitig ein Bad benutzen. > Abb. 57 und 58 Gehbehinderte Menschen und Rollstuhlfahrer benötigen eine ­Dusche, die schwellenfrei begeh- bzw. befahrbar ist. Der Duschplatz ist Bewegungsfläche und Duschfläche zugleich und sollte mit einem klappbaren Duschsitz sowie verschiedenen Haltegriffen ausgestattet sein, die das Umsetzen vom und in den Rollstuhl ermöglichen. > Abb. 59 und 60 Ein boden-

58

150

75

20

60

95

40 30

70

Austauschbarkeit Duschplatz/Badewanne Abb. 58: Überlagerung der Bewegungsflächen im Bad bei Austauschbarkeit von Dusche und Badewanne

Abb. 59: Überlagerung der Bewegungsflächen von Dusche und Toilette

Abb. 60: Ein rollstuhlgerechter Duschsitz

Abb. 61: Badewanne mit Einstiegsmöglichkeit für ­ ehbehinderte G

gleicher Ablauf, zu dem ein leichtes Gefälle von 1–2 % führt, ist selbst­ verständlich. Bei den Armaturen ist der Griffradius vom Duschsitz aus zu beachten. Duschabtrennungen sollten immer so angebracht werden, dass sie den Bewegungsfreiraum nicht einschränken. Leicht gängige Duschvorhänge eignen sich für den Spritzwasserschutz am besten. Badewannen sind von gehbehinderten Menschen und Rollstuhl­ fahrern nur bedingt nutzbar. Das Ein- und Aussteigen kann jedoch durch mechanische Hilfsmittel wie Hebegeräte oder Wannenlifte erleichtert und unterstützt werden. Alternativ gibt es Wannen, die über eine Tür begehbar sind oder sich komplett bewegen lassen. > Abb. 61 Haltegriffe sind u­nabdingbar für eine selbständige Nutzung der Badewanne.

59

Badewanne

Abb. 62: Rollstuhlgerechtes WC mit unterfahrbarem Waschtisch

Waschtisch



Toilette

Waschtische sollten für Rollstuhlfahrer in einer Höhe von ca. 80 cm angebracht werden. Sie müssen in der vollen Tiefe unterfahrbar sein, im Randbereich von 30 cm wird dabei eine lichte Höhe von 67 cm benötigt. >  Abb. 62

Rechts und links vom Waschbecken sollten Halte- bzw. Stützgriffe angebracht werden, die gleichzeitig als Handtuchhalter fungieren können. Bei einer geringen Waschtischtiefe von 45– 50 cm können ­Armaturen und Seifenspender besser erreicht werden. Alle Einrichtungsgegenstände wie Ablagen, Seifenspender usw. müssen im Greifbereich angeordnet werden. Die Höhe von Spiegeln sollte auf die Sitzhöhe des Rollstuhl­ fahrers abgestimmt sein (Unterkante 90–100 cm). Bei unterschiedlichen Nutzern kann ein höhenverstellbares Waschbecken sinnvoll sein. Das WC sollte eine erhöhte Sitzfläche von 46–48 cm haben, um ein problemloses Umsetzen vom Rollstuhl auf das WC zu ermöglichen und gebehinderten Menschen das Hinsetzen und Aufstehen zu erleichtern. Zusätzlich sind an beiden Seiten Armstützen in 85 cm Höhe anzubringen,

◯ Hinweis: Für Rollstuhlfahrer sind spezielle Wasch­

tische erhältlich, die mit einem Flachsyphon ausgestattet werden. So stören keine Installationen unterhalb des Waschtisches. Bei der Planung muss daher der erhöhte Wandanschluss von Abwasser- und Zuwasseranschlüssen bedacht werden.

60

70 cm

70 cm

15 cm 55 cm

Rückenstütze

mind. 95 cm Toilette mit beidseitiger Bewegungsfläche

Abb. 63: WC mit Halte- bzw. Stützgriffen und ­ bstandsflächen A

die bei Bedarf hochgeklappt werden können. Der Abstand zwischen den Griffen sollte 70 cm betragen, sie sollten in der Länge 15 cm über das WC hinausragen. Die Bewegungsfläche neben dem WC sollte ein Umsteigen von beiden Seiten aus möglich machen. > Abb. 63 Gebräuchliche Spüleinrichtungen wie Druckspüler oder Spülkästen sind für behinderte und ältere Menschen oft nicht zu betätigen. Daher ist im Vorderbereich des Stützgriffes ein Taster zur Betätigung der Spüle zu montieren. Wenn viele Kinder oder kleinwüchsige Menschen den Sanitär­ raum benutzen, sollten niedrige WCs und Urinale in einer Höhe von ca. 48 cm geplant werden. Bedienungsvorrichtungen wie zum Beispiel Sanitärarmaturen oder Toilettenspüler sind in einer Höhe von 85 cm im Greifradius anzubringen. Die Elemente sollten leicht zu bedienen und nicht scharfkantig sein. Einhebelmischer mit verlängertem Bedienteil oder mit Bewegungsmelder unterstützen die selbständige Benutzung, wobei eine Temperatur­regelung vor Verbrühungen schützt.

◯ Hinweis: Höhenverstellbare WCs lassen sich stufen-

los bis zu 30 cm höher oder niedriger einstellen. Die Einstellung kann auch während des Gebrauchs vorgenommen und somit als Aufstehhilfe genutzt werden. Die Steuerung erfolgt per Fernbedienung. Zudem sollte die Gesamttiefe des WCs 70 cm betragen, um das Umsteigen zu erleichtern.

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Bedienelemente

20 cm

95 cm

90 cm 50 cm

85 cm

70cm

70 cm

130 cm

150 cm

150 cm

70 cm

95 cm

Abb. 64: Mindestanforderungen eines öffentlichen Behinderten-WCs

Öffentliche ­WC-Anlagen

WC-Anlagen in öffentlichen Gebäuden und in der Gastronomie sollten mindestens ein geschlechtsneutrales Behinderten-WC und einen ­Wickelplatz mit niedriger Toilette für Kinder aufweisen. Die Anforderungen an WC, Waschtisch und Spiegel entsprechen den oben beschriebenen, jedoch ist bei öffentlichen WC-Anlagen immer eine Notrufanlage notwendig, die vom WC und vom Boden aus erreichbar ist. Ferner sollte ein Bodenablauf vorgesehen werden, der die Reinigung erleichtert. > Abb. 64 Bei WC-Anlagen in Parks oder auf öffentlichen Plätzen muss eine größere Bewegungsfläche für Rollstuhlfahrer mit Elektrorollstühlen eingeplant werden. Die Mindestraumfläche darf dabei nicht durch Heizkörper oder Leitungsabkastungen verkleinert werden. KÜCHEN UND SPEISERÄUME

Arbeitsabläufe

Küchenraum

Bei der Küchenplanung ist die optimale Organisation der Abläufe maßgebend. Unterschiedliche Behinderungsarten führen zu individuell abgestimmten Küchenplanungen, viele Grundlagen sind jedoch allen gemein. Jede längere Wegstrecke und jeder zusätzliche vertikale Hebe­ vorgang bedeuten für behinderte und betagte Menschen eine körper­liche Anstrengung und für blinde und sehbehinderte Menschen eine Einschränkung in der Orientierung. Daher ist eine folgerichtige Anordnung der ­Küchenelemente erforderlich. > Abb. 65 und 66 Der Küchenraum darf wegen der notwendigen Bewegungsflächen nicht zu knapp bemessen sein, eine zu große Küche erschwert jedoch ­einen reibungslosen Arbeitsablauf. Wichtig bei der Küchenplanung ist ferner die Anordnung der Fenster. Vor allem bei Fenstern oberhalb der

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Essen vorbereiten Spülen Kochen Einzeilige Form

Arbeitsfläche mind. 60 cm

Arbeitsfläche 60 – 90 cm Spüle 90 cm

Zweizeilige Form

Abstf. 30 cm Herd 60 cm

Abb. 65: Arbeitsabläufe und Arbeitsplätze in der Küche

Winkelform

U-Form

Abb. 66: Verschiedene Küchenformen mit Arbeits­ bereichen und Bewegungsradien

Arbeitsplatte muss die Erreichbarkeit auch durch Behinderte gewährleis­ tet sein. Für blinde und sehbehinderte Menschen sollten mögliche Unfall­ quellen wie scharfe Kanten vermieden werden. Geöffnete Türen sollten einen Drehwinkel von 180° haben, damit sie nicht in den Raum stehen, oder durch Falt- bzw. Schiebetüren ersetzt werden. Alle Bedienungselemente müssen im Greifbereich des Nutzers liegen. > Kap. Barrierearten, Barrieren in der Bedienung Dies gilt vor allem für Steck­ dosen, die häufig an der Wand oberhalb der Arbeitsplatte liegen. Eine ­Alternative wäre die Anordnung an der Frontseite der Arbeitsplatte. Bei der Spüle hat sich ein herausnehmbarer Wasserhahn bewährt. Rollstuhlfahrer benötigen auch in Küchen unterfahrbare Arbeits­ platten und Einrichtungsteile. > Abb. 67 Tiefer gesetzte Herde erlauben ­ihnen eine Einsicht in Kochtöpfe. > Abb. 68 Auch die Höhe der Arbeitsplatte ist abhängig von der Bewegungsart und Körpergröße der Benutzer. > Tab. 2 Bei behindertengerechter Planung der Küche mangelt es häufig an Stauraum wegen der fehlenden Unter- und Oberschränke. Sogenannte Apothekerschränke mit Auszügen sind raumsparend und enthalten viel Platz. Bei allen Schränken sollte darauf geachtet werden, dass für Behinderte gerade im Fußbereich bis ca. 30 cm Höhe ein Erreichen nur schwer möglich ist. Ein Essplatz in der Küche ermöglicht es, dass Teile der Küchenarbeit am Esstisch ausgeführt werden können. Ein separater Essbereich sollte sowohl von der Küche als auch vom Wohnbereich zu erreichen sein. Auch der Blickkontakt zwischen Küche und Wohnraum erleichtert gerade für schwerhörige oder taube Menschen die Kommunikation.

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Einrichtungs­ gegenstände

Essplatz

Abb. 67: Küche mit unterfahrbarer Spüle für ­Rollstuhlfahrer

Abb. 68: Tiefer gesetzter Herd für einen Rollstuhlfahrer

Tab. 2: Arbeitshöhen in Abhängigkeit von der Körpergröße Körpergröße

Arbeitshöhe

Im Rollstuhl sitzend

70–80 cm (Unterfahrhöhe 67 cm)

155 cm

85 cm

160–165 cm

90 cm

170–175 cm

95 cm

180–185 cm

100 cm

190–200 cm

105 cm

BALKONE UND TERRASSEN

Größe

Eine Terrasse im Erdgeschoss oder ein Balkon erweitern den Wohnbereich von gehbehinderten Menschen und Rollstuhlfahrern in den ­Außenraum, der ansonsten unter Umständen nur unter Anstrengung ­erreicht werden kann. Ebenerdige Terrassen ermöglichen eine einfache Anbindung an Wegenetze im Außenraum. Balkone oder Loggien dagegen sichern die Privatsphäre. Überdachung und seitlicher Wetterschutz ­reduzieren Einblicke und ermöglichen auch bei unbeständigem Wetter den Aufenthalt im Freien. Ist die Wohnung nach Süden oder Westen orientiert, sollte auch auf ausreichenden Sonnenschutz geachtet werden. Auch bei der Planung von Freisitzen müssen die Bewegungsflächen der Benutzer berücksichtigt werden, wobei Rollstuhlfahrer mehr Raum brauchen als andere Benutzer. Sinnvoll ist ferner, dass genügend Platz

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125

Abb. 69: Mindestfläche eines Balkons für Rollstuhl­ fahrer

60 cm

30 cm

90 cm

mind. 150 cm

mind. 300 cm

Abb. 70: Balkon mit zweiteiliger Brüstung für Rollstuhlfahrer

für Stühle oder einen Tisch vorhanden und der Sichtradius des Nutzers in die Umgebung möglichst groß ist. > Abb. 69 Die Brüstung muss allen Anforderungen als Absturzsicherung und dem Sicherheitsgefühl der Bewohner genügen, gleichzeitig sollte Rollstuhlfahrern eine möglichst freie Sicht ermöglicht werden. > Abb. 70 Bei der Gestaltung der Balkon- oder Terrassentüren sind einfach zu bedienende Beschläge zu bevorzugen. Die für die Abdichtung meist notwendige Schwelle von 15 cm lässt sich über konstruktive Details (z. B. abgedeckte, überfahrbare Entwässerungsrinne) weitgehend schwellenfrei gestalten, sodass ein selbständiges Erreichen des Freisitzes möglich ist. >  Kap. Bauliche und technische Anforderungen, Konstruktive Bauteile

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Brüstungshöhe

Aussenanlagen Den Außen- und Stadtraum nutzen Menschen unabhängig von ihrem Alter oder eventuellen Einschränkungen, er muss also universellen ­Ansprüchen genügen. Dies ist aufgrund topografischer Bedingungen, historisch gewach­ sener Straßenräume oder sonstiger Zwänge nicht immer einfach umsetzbar. Doch es ist immer zu überlegen, wie örtliche Gegebenheiten behindertengerecht nachgerüstet werden können, um Barrieren zu minimieren oder umgehbar zu machen. GEHWEGE UND PLÄTZE

Damit Gehwege von allen Menschen benutzt werden können, ­müssen bei der Planung folgende Punkte beachtet werden: —— —— —— —— ——

Die Breite von Gehwegen Die Berücksichtigung von Längs- und Quergefällen Die Materialität des Belags Die Bordsteinorientierung und -ausbildung Die Anordnung von Orientierungshilfen > Kap. Außenanlagen, Leitsysteme und Signalanlagen

Mindestbreite von Gehwegen



Eine besondere Herausforderung stellen große Plätze dar, da dort die Orientierung für Menschen mit Sehbehinderungen schwierig sein kann. Aber auch Grünanlagen und Spielplätze sollten so gestaltet werden, dass eine selbständige Benutung für Behinderte möglich ist. Die Mindestbreite von Gehwegen sollte 150 cm betragen. Ein breiterer Gehweg (mind. 165 cm) ermöglicht zudem eine bessere Handhabung eines Rollstuhls im Gefälle und eröffnet ab einer Breite von 180–200 cm die Möglichkeit, dass zwei Rollstühle aneinander vorbeifahren können. >  Abb. 71

◯ Hinweis: Die angegebenen Zahlen und Maße sind

Richtwerte. Je nach nationaler bzw. regionaler Gesetzgebung und Normung können die geforderten Werte hiervon nach oben und unten abweichen. Für konkrete Planungsprojekte können die Richtwerte jedoch als Mindestanforderungen dienen, die einzuhalten sind.

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150 cm

180–200 cm min. 180 cm

Abb. 71: Begegnungszonen auf Gehwegen

Das Längsgefälle sollte für Rollstuhlfahrer 6 % nicht übersteigen. Bei Gefälle muss die Bodenschwellenfreiheit zudem mit eventuell notwen­ digen Abflussrinnen zur Abführung von Niederschlagswasser abgestimmt werden. Die Ablaufrinnen sind so flach zu gestalten, dass sie ohne ­Pro­blem überfahrbar sind. Es kann auch ein leichtes Quergefälle des ­Gehweges geplant werden, das aber so ausfallen muss, dass der Rollstuhlfahrer nicht zum ständigen Gegenlenken gezwungen wird. Seitlich abfallende Wege müssen gegen Absturz gesichert sein. Der Bordstein ist für gehbehinderte Menschen, insbesondere für Rollstuhlfahrer, ein großes Hindernis. Damit er ohne Probleme selbständig überfahren werden kann, muss er auf maximal 3 cm abgesenkt werden, sollte aber gleichzeitig noch mit einem Blindenstock erfasst werden ­können. > Abb. 72 und 73 Für sehbehinderte Menschen ist außerdem eine gestalterische Unterscheidung zwischen Bodenbelag und Bordstein hilfreich. Auch sind Fußgänger- und Radweg deutlich voneinander abzusetzen. In Grünanlagen machen seitliche Wegebegrenzungen, z. B. Rasenbegrenzungssteine, Wege auch für blinde Menschen ertastbar. Absperrungen und Schranken sind für Blinde mit dem Blindenstock schwer ertastbar, da sie häufig nicht bis zum Boden reichen und so vom Blindenstock „unterlaufen“ werden. > Abb. 74 Eine zusätzliche bodentiefe oder bodennahe waagerechte Absperrung oder eine warnende Bodenmarkierung unterhalb der Schranke mindern diese Gefahr. Poller oder ähnliche Bauteile benötigen einen Abstand von ca. 100 cm, damit Rollstuhlfahrer zwischen ihnen durchfahren können. Sie sollten auch immer über eine für den Blindenstock erfassbare Höhe verfügen, um die Stolper- und Sturzgefahr für blinde und sehbehinderte Menschen zu reduzieren. Aus diesem Grund dürfen auch im Kopfbereich keine Hindernisse angebracht werden, da sie mit einem Blindenstock nicht erfasst werden und schwere Verletzungen hervorrufen können. Eine große ­Gefahr

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Gefälle

Bordsteinkanten

Absperrungen und Schranken

Abb. 74: Diese Absperrung eines Gehweges ist mit dem Hooverstock nicht wahrnehmbar.

Abb. 75: Die abgebildete Baugrubensicherung an einem Straßenübergang ist für blinde Menschen gefährlich.

120 cm

Abb. 73: Eine für Rollstuhlfahrer unüberwindbare ­ ordsteinkante B

100 cm 150 cm

30 cm

Abb. 72: Kombination aus schwellenfreier Bordsteinkante und Aufmerksamkeitsbereich

Abb. 76: Banknische mit Rollstuhlplatz im Außenraum

68

geht in der Regel von schlecht gesicherten Baustellen im Straßenraum aus, wenn Blinde sie auf gewohnten Wegen nicht erwarten. > Abb. 75 und Kap. Planungsanforderungen, Planung für Sehbehinderte und Blinde

Ältere und gehbehinderte Menschen sind für gelegentliche Ruhe­ zonen und Sitzmöglichkeiten dankbar. Im Innenstadtbereich und in Parkanlagen ist es wünschenswert, alle 100 m eine Ruhebank aufzustellen. Neben Bänken ist eine Abstellfläche für Rollstühle, Kinderwagen usw. ­vorzusehen. > Abb. 76 Seitlich abfallende Wege müssen gegen Absturz gesichert sein. Bei Steigungen von 4–6 % sollten im Abstand von 6–10 m ebene Ruheflächen für Rollstuhlfahrer angeordnet werden. Als Bodenbeläge sollten nur griffige und rutschhemmende Materialien mit einer planen Verlegung zum Einsatz kommen. Selbst bei Verschmutzungen, Nässe oder Schnee müssen Schuhe und Rollstuhl ge­ nügend Halt finden. Betonsteine, Gussasphalt oder ähnliche Beläge haben sich hier bewährt. Eine zu grobe Struktur sollte aber vermieden werden, denn sie erhöht den Reibungswiderstand der Rollstuhlräder. Der Bodenbelag kann durch Materialwechsel oder verschiedene ­Verlegearten auch gleichzeitig für eine bessere Orientierung sorgen.

Sitzbereiche als Ruhezonen

Bodenbeläge

LEITSYSTEME IM AUSSENRAUM

Im Außenbereich helfen Leitsysteme und Bodenindikatoren seh­ behinderten Menschen bei der Orientierung. Sie werden insbesondere dann eingesetzt, wenn ein erhöhtes Sicherheitsbedürfnis wie etwa an Bahnsteigen besteht. > Abb. 77 und 78

Abb. 77: Bodenrillen vor der Bahnsteigskante

Abb. 78: Hinweisstreifen an einer Bushaltestelle

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Leitlinien



Aufmerksamkeits­ felder

Materialität von ­Leitsystemen

Mit Leitlinien, Begleitstreifen, Auffangstreifen und Aufmerksamkeitsfeldern werden Richtungsänderungen und Gefahrenstellen markiert und angezeigt. Leitlinien oder Begleitstreifen kennzeichnen eine Bewegungsstrecke. Sie bestehen aus 25 bis maximal 60 cm breiten Streifen aneinander­ gelegter Bodenindikationsplatten mit Rillen. Die Rillen sollten zur Nutzung mit dem Hooverstock immer in Laufrichtung führen und haben vor allem dann eine gute Ertastbarkeit, wenn die Verlegung der Leitstreifen in glattes Pflaster erfolgt. Beginn und Ende des Leitsystems müssen mit quer zur Gehrichtung verlaufenden, ca. 90 × 90 cm breiten Hinweis­ streifen oder gehwegbreiten Auffangstreifen markiert sein. > Abb. 81 und 82 Mit Hilfe von Leitlinien kann auch der nötige Abstand zu Fahrbahn oder Gleisanlagen sichergestellt werden. Der Abstand zur Bordsteinkante sollte 50–60 cm betragen. Bei Verlegung an Engpässen können die Leitlinien in einem Abstand von 30 cm zur Bordsteinkante verlegt werden und müssen in einem Abstand von 50 cm an fest installierten Einrichtungsgegenständen vorbeiführen. Aufmerksamkeitsfelder zeigen Abzweigungen, Richtungsänderungen und Niveauwechsel an oder machen auf Informationstafeln aufmerksam. Sie sollten in ihrer Breite deutlich größer als die Leitlinie sein (mind. 60 cm, besser 90 cm). > Abb. 82 Noppenbeläge eignen sich dafür besonders gut, da sie über eine ungerichtete Struktur verfügen. Das Material der Aufmerksamkeitsfelder sollte auch mit den Füßen wahrnehmbar sein. Zur Unterscheidung von den Leitlinien können ein anderes (z. B. elastisches) Material oder eine auffällige Oberflächenstruktur (z. B. Noppensteine) eingesetzt werden. Eine Noppenhöhe von 4–5 mm ermöglicht das Ertasten mit Blindenstock und Fuß. > Abb. 81 Zusätzlich zu den Aufmerksamkeitsfeldern sollten Auffangstreifen quer über die Bürgersteigsbreite verlegen werden, um das Auffinden von Überwegen (z. B. das Auffinden einer Ampelschaltung) zu erleichtern. Für die Gestaltung von Leitsystemen lassen sich Betonwerksteine, keramische Fliesen und Platten, Hartgummi, Metall oder auch Natursteine einsetzen. Wichtig ist, dass neben den taktilen Unterschieden auch ein akustischer und visueller Kontrast zum angrenzenden Belag entsteht.

◯ Hinweis: Im Straßenraum nutzen blinde Menschen

bei fehlenden Leitsystemen andere taktile Elemente und Kanten zur Orientierung. Oft werden diese jedoch mit Stadtmöbeln, Aufstellern, abgestellten Fahrrädern usw. verstellt, so dass Gefahrenquellen entstehen (siehe Abb. 79 und 80).

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Abb. 79: Hindernisse auf dem Weg einer ertastbaren Bodenverlegung

Abb. 80: Aufsteller und Hindernisse entlang einer Kante im Bodenpflaster

Abb. 81: Leitlinie und Aufmerksamkeitsfeld mit ­ erschiedenen Oberflächenstrukturen v

Abb. 82: Aufmerksamkeitsfeld vor einem Abzweig

Zur visuellen Erfassung ist auf einen ausreichend großen Leuchtdichtekontrast der Bodenindikatoren zum angrenzenden Bodenbelag zu ­achten. Neben Leitsystemen auf dem Boden sind auch akustische Signale im Straßenraum notwendig, um z. B. sehbehinderte Menschen an Signalanlagen (Ampeln) auf die Gehphasen aufmerksam zu machen. Ampeln werden daher mit Taktgebern und Vibrationsplatten ausgestattet, die auch von blinden oder sehbehinderten Menschen erfasst werden können. Taktgeber geben zum Auffinden der Ampelanlage ein regelmäßiges Tonsignal aus, das sich während der Grünphase deutlich verändert.

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Signalanlagen

Abb. 83: Taktgeber an einer Ampel



Abb. 84: Ampelanlage mit taktiler und akustischer ­ ührung F

>  Abb. 83 und 84 Vibrationsplatten unterstützen zusätzlich hör- und seh­ geschädigte Menschen durch die Vibration der Außenplatte während der Grünphase. Die Signalgeber müssen in einer Flucht in der Mittelachse des Übergangs angeordnet werden. Bei Fußgängerfurten und Radfahrerfurten mit gemeinsamem Signalgeber sollten sie auf der Grenze der beiden Furten liegen. Die Gehrichtung wird durch einen erhabenen, tastbaren Pfeil an der Unterseite der Signalgeber gekennzeichnet, wo ebenfalls Hinweise zu schienengebundenen Verkehrsmitteln, weitere Anforderungstaster oder Schutzinseln angebracht werden können. Die Bewegungsflächen auf Verkehrsinseln sollten möglichst 300– 400 cm breit und 250 cm tief sein, um auch Rollstuhlfahrern ein sicheres Überqueren zu ermöglichen.

◯ Hinweis: Unter Fußgängerfurten werden Überwege

für Fußgänger, etwa an einer Ampel oder mit einer ­Querungshilfe, verstanden. Fußgängerüberwege sind immer Überwege mit einem Zebrastreifen.

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750 cm 350 cm Abb. 85: Gekennzeichneter Behindertenparkplatz mit Rampe zum Bürgersteig

Abb. 86: Behindertengerechter Parkplatz mit ­ ewegungszonen B

PARKPLÄTZE UND GARAGEN

Bei Wohnanlagen und öffentlichen Gebäuden sind immer auch Stellplätze für behinderte Menschen erforderlich. Bei öffentlichen Gebäuden sollten ca. 3 %, besser 5 % der Parkplätze für behinderte Personen vorgesehen werden, mindestens jedoch ein Parkplatz. Die Kennzeichnung muss deutlich mit Hilfe eines Rollstuhlsymbols erfolgen. > Abb. 85 Nicht nur behinderte Menschen benötigen besondere Berücksich­ tigung beim Stellplatz. Auch Eltern mit Kindern sind für eine größere Parkbucht dankbar. Der Umgang mit Kind und Kinderwagen erfordert wie der mit dem Rollstuhl zusätzlichen Platz neben dem Fahrzeug. Behindertengerechte Parkplätze sollten möglichst nahe am Eingang des Gebäudes oder am Ausgang des Parkhauses markiert werden. Beides muss vom Behindertenparkplatz aus barrierefrei erreichbar sein, ­indem die Bordsteinkanten auf maximal 3 cm abgesenkt und optisch ­gekennzeichnet werden, damit ein selbständiges Bewegen mit dem Rollstuhl möglich ist. Die Maße für einen Behindertenparkplatz müssen den Anforderungen entsprechend größer dimensioniert werden. Zusätzlich zur Auto­breite braucht ein Rollstuhlfahrer an der Ausstiegsseite Platz zum Umsteigen in den Rollstuhl. So ergibt sich eine Parkplatzbreite von mindestens 350 cm. Auch die Parkplatztiefe sollte verlängert werden, um das Be- und Entladen des Kofferraums auch aus dem Rollstuhl heraus zu ermöglichen. Die Parkplatztiefe sollte deshalb mindestens 750 cm betragen. > Abb. 86

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Lage von Behinderten­ parkplätzen

Anordnung – Maße

350 cm

150 cm

ca. 650 cm

Abb. 87: Senkrechte Anordnung zweier Parkplätze mit gemeinsamer Ausstiegsfläche

Garagen

Orientierung

Abb. 88: Parallele Anordnung des Parkplatzes zur ­Fahrbahn

Bei mehreren senkrechten Behindertenstellplätzen kann die Fläche zwischen ihnen von zwei Rollstuhlfahrern genutzt werden. > Abb. 87 Parallel zur Fahrbahn angeordnete Behindertenparkplätze sind nur dann sinnvoll, wenn es dem Fahrer möglich ist, auf der fahrbahnabgewandten Seite auszusteigen. Andernfalls muss der Abstand zur Fahrbahn so breit sein, dass er gefahrlos aussteigen kann. Hierbei ist ein Abrollen auf die Fahrbahn durch das Vermeiden von Gefälle zu verhindern. Auch hier müssen die Parkplätze so lang sein, dass ein Erreichen des Kofferraums auch mit Rollstuhl möglich ist. > Abb. 88 Bei der Planung von Einzelgaragen müssen die Abstandsflächen ebenfalls berücksichtigt werden. Garagentore von privaten Garagen sollten immer motorisch über eine Fernsteuerung zu öffnen sein. Mehrgeschossige Sammel- und Tiefgaragen benötigen einen behindertengerechten Aufzug. In Parkhäusern sollten die Behindertenparkplätze im Erdgeschoss liegen. Nur so können Rollstuhlfahrer und geh­ behinderte Menschen auch im Brandfall ohne Aufzug ins Freie gelangen. Behindertenparkplätze in Parkhäusern oder Tiefgaragen können auch vor der Schranke platziert werden, da Bedienungselemente wie Ticket­ automaten von Menschen mit Behinderungen oft nicht vom Auto aus ­erreicht werden können. Gerade in Großgaragen bietet sich ein Parkleitsystem zur besseren Orientierung an. Dieses sollte nicht nur die freien Parkplätze anzeigen,

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sondern auch auf die Lage der barrierefreien Stellplätze hinweisen. ­Bodenbzw. Wandmarkierung, die Farbgestaltung oder bewusst gesetzte Beleuchtungselemente können die Orientierung verbessern. Bodenmarkierungen eignen sich außerdem zur sicheren Fußgängerführung zu Aufzügen, Treppenhäusern und Ausgängen.

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Schlusswort Barrierefreies Planen und Bauen besteht nicht nur aus einzuhaltenden Normen und Anforderungskatalogen, vielmehr drückt es eine grundsätzliche Haltung zur gesellschaftlichen Integration aller aus. Neben den beschriebenen technischen Umsetzungen ist Design for all vor allem ein bewusster Umgang mit den Nöten und Anforderungen eingeschränkter Menschen im Alltag. Barrieren zu erkennen und vermeiden zu helfen ist dabei die wesentliche Aufgabe. Die Sensibilisierung für die Bedürfnisse behinderter Menschen ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Architekten und Ingenieure haben die Möglichkeit, die Grundlagen für eine barrierearme Welt zu schaffen. Sie gestalten mit ihren Planungen wesentlich die täglich genutzte Umgebung. Über allgemeine Planungshinweise hinaus sind funktionsspezifische und durch Normen und Gesetzgebung festgeschriebene Parameter einzuhalten, wobei es keinen starren Lösungsweg für barrierefreies Planen geben kann. Je nach Nutzer und Bauaufgabe sollte es sich der Planer zum Ziel setzen, individuelle und zukunftsfähige Lösungen zu finden, denn barrierefreie Gebäude ­helfen nicht nur den direkt Betroffenen. Sie sind flexibel und nachhaltig nutzbar und somit ein Gewinn für alle.

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Anhang Literatur

Karl Deters, Heike Böhmer, Joachim Arlt: Planungshilfen zur Umsetzung des barrierefreien Bauens, Fraunhofer IRB Verlag, Stuttgart 2004 Jürgen Dettbarn-Reggentin (Hrsg.): Praxisbuch Barrierefreies Bauen: Planung, Umsetzung, Finanzierung, Recht, Bundesanzeiger, Köln 2014 Mark Dudek: Entwurfsatlas Schulen und Kindergärten, 2., durchges. Auflage, Birkhäuser ­Verlag, Basel 2011 Dagmar Everding, Volker Sieger, Simone Meyer: Handbuch Barrierefreies Bauen, 2., aktual. und erw. Auflage, R. Müller, Köln 2015 Eckhard Feddersen, Insa Lüdtke: Entwurfsatlas Wohnen im Alter, ­Birkhäuser Verlag, Basel 2009 Oliver Herwig: Universal Design: Lösungen für einen barrierefreien ­Alltag, Birkhäuser Verlag, Basel 2008 Land Salzburg, Abteilung Soziales (Hrsg.): Barrierefrei bauen, Salzburg 2008 Roland König: Leitfaden Barrierefreier Wohnungsbau, 3., durchges. und erw. Auflage, Fraunhofer IRB Verlag, Stuttgart 2012 Gerhard Loeschcke, Daniela Pourat: Wohnungsbau für alte und ­behinderte Menschen, Kohlhammer Verlag, Stuttgart 1996 Gerhard Loeschcke, Daniela Pourat: Betreutes Wohnen, Kohlhammer Verlag, Stuttgart 1996 Lothar Marx: Barrierefreies Planen und Bauen für Senioren und ­behinderte Menschen, Krämer Verlag, Stuttgart 1994 Nadine Metlitzky, Lutz Engelhardt: Barrierefrei Städte bauen – ­Orientierungssysteme im öffentlichen Raum, Frauenhofer IRB ­Verlag, Stuttgart 2008 Ernst Neufert: Neufert Bauentwurfslehre, 41. Auflage, Springer Vieweg, Wiesbaden 2015 Ulrike Rau (Hrsg.): Barrierefrei – Bauen für die Zukunft, 3., vollständig überarb. Auflage, Beuth, Berlin 2013 Christian Schittich (Hrsg.): Integriertes Wohnen, Birkhäuser Verlag, ­Basel 2007 Axel Stemshorn (Hrsg.): Barrierefrei – Bauen für Behinderte und Betagte, 5., erw. Auflage, Alexander Koch Verlagsanstalt, Leinfelden-Echterdingen 2003

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Vorschriften und Normen Internationale Normen E ISO 3864

Grafische Symbole – Sicherheitsfarben und Sicherheitszeichen

ISO 4190-5

Aufzüge – Befehlsgeber, Anzeigen und zusätzliche Einbauten

ISO 21542:2011-12

Barrierefreiheit von Gebäuden und sonstigen Bauwerken

EN ISO 9999

Technische Hilfen für behinderte Menschen – Klassifikation und Terminologie

EN ISO 10535

Lifter zum Transport von behinderten Menschen – Anforderungen und Prüfverfahren

OENORM ISO 11548-1:2003-11-01

Kommunikationshilfen für blinde Menschen – Identifikatoren, Namen und Zuordnung zu codierten Zeichensätzen für 8-Punkt-Braille-Zeichen – Teil 1: Allgemeine Richtlinien für Braille-Identifikatoren und Bedeutungsanzeiger

OENORM ISO 11548-2:2003-11-01

Kommunikationshilfen für blinde Menschen - Identifikatoren, Namen und Zuordnung zu codierten Zeichensätzen für 8-Punkt-Braille-Zeichen - Teil 2: Zeichensätze, die auf dem lateinischen Alphabet basieren

ISO 9241-171:2008

Ergonomics of human-system interaction -- Part 171: Guidance on software accessibility

28 CFR Part 36 (USA)

Nondiscrimination on the Basis of Disability by Public Accommodations and in Commercial Facilities; ADA Standards for Accessible Design

Europäische Normen EN 81-70

Sicherheitsregeln für die Konstruktion und den Einbau von Aufzügen – Besondere Anwendungen für Personen- und Lasten­ aufzüge – Teil 70: Zugänglichkeit von Aufzügen für Personen einschließlich Personen mit Behinderungen

EN 179

Schlösser und Baubeschläge – Notausgangsverschlüsse mit Drücker oder Stoßplatte für Türen in Rettungswegen – Anforderungen und Prüfverfahren

EN 614-1

Sicherheit von Maschinen – Ergonomische Gestaltungsgrundsätze – Teil 1: Begriffe und allgemeine Leitsätze

EN 1125

Schlösser und Baubeschläge – Paniktürverschlüsse mit horizontaler Betätigungsstange für Türen in Rettungswegen – Anforderungen und Prüfverfahren

EN 1155

Schlösser und Baubeschläge – Elektrisch betriebene Feststellvorrichtungen für Drehflügeltüren – Anforderungen und Prüfverfahren (enthält Änderung A1:2002)

DIN EN 60601-252:2010-12

Medizinische elektrische Geräte - Teil 2-52: Besondere Festlegungen für die Sicherheit einschließlich der wesentlichen Leistungsmerkmale von medizinischen Betten (IEC 60601-2-52:2009); Deutsche Fassung EN 60601-2-52:2010

EN 12182

Technische Hilfen für behinderte Menschen – Allgemeine Anforde­ rungen und Prüfverfahren

EN 12217

Türen – Bedienungskräfte – Anforderungen und Klassifizierung

EN 12464

Licht und Beleuchtung – Beleuchtung von Arbeitsstätten

EN 12978

Türen und Tore – Schutzeinrichtungen für kraftbetätigte Türen und Tore – Anforderungen und Prüfverfahren

CEN/TS 15209

Taktile Bodenindikatoren gefertigt aus Beton, Ton und Stein

EN 60118-4

Akustik – Hörgeräte – Teil 4: Induktionsschleifen für Hörgeräte – Magnetische Feldstärke

EN 60849

Elektroakustische Notfallwarnsysteme

78

Deutsche Vorschriften und Normen BGG

Gesetz zur Gleichstellung behinderter Menschen (Behinderten­ gleichstellungsgesetz)

DIN EN 81-70:2005-09

Sicherheitsregeln für die Konstruktion und den Einbau von Aufzügen - Besondere Anwendungen für Personen- und Lastenaufzüge - Teil 70: Zugänglichkeit von Aufzügen für Personen einschließlich Personen mit Behinderungen; Deutsche Fassung EN 81-70:2003 + A1:2004

DIN CEN/TS 81-76:2011-10

Sicherheitsregeln für die Konstruktion und den Einbau von Aufzügen - Besondere Anwendungen für Personen- und Lastenaufzüge - Teil 76: Personenaufzüge für die Evakuierung von Personen mit Behinderungen; Deutsche Fassung CEN/TS 81-76:2011

DIN EN 81-82:2013-12

Sicherheitsregeln für die Konstruktion und den Einbau von Aufzügen – Bestehende Aufzüge – Teil 82: Regeln für die Erhöhung der Zugänglichkeit von bestehenden Aufzügen für Personen einschließlich Personen mit Behinderungen; Deutsche Fassung EN 81-82:2013

DIN VDE 0833-4:2014; VDE 0833-4:2014-10

Gefahrenmeldeanlagen für Brand, Einbruch und Überfall – Teil 4: Festlegungen für Anlagen zur Sprachalarmierung im Brandfall

DIN EN ISO 7010:2012-10

Graphische Symbole - Sicherheitsfarben und Sicherheitszeichen Registrierte Sicherheitszeichen (ISO 7010:2011); Deutsche Fassung EN ISO 7010:2012

DIN EN 12183:2014-06

Muskelkraftbetriebene Rollstühle - Anforderungen und Prüfverfahren; Deutsche Fassung EN 12183:2014

DIN EN 12184:2014-06

Elektrorollstühle und -mobile und zugehörige Ladegeräte - Anforderungen und Prüfverfahren; Deutsche Fassung EN 12184:2014

DIN 15306

Aufzüge – Personenaufzüge für Wohngebäude – Baumaße, ­Fahrkorbmaße, Türmaße

DIN 15309

Aufzüge – Personenaufzüge für andere als Wohngebäude sowie Bettenaufzüge – Baumaße, Fahrkorbmaße, Türmaße

DIN 18040-1:2010-10

Barrierefreies Bauen – Planungsgrundlagen – Teil 1: Öffentlich zugängliche Gebäude

DIN 18040-2:2011-09

Barrierefreies Bauen – Planungsgrundlagen – Teil 2: Wohnungen

DIN 18040-3:2014-12

Barrierefreies Bauen –Planungsgrundlagen – Teil 3: Öffentlicher Verkehrs- und Freiraum

DIN 18032-1

Sporthallen – Hallen und Räume für Sport und Mehrzwecknutzung – Teil 1: Grundsätze für die Planung

DIN 18034

Spielplätze und Freiräume zum Spielen, Anforderungen und Hinweise für die Planung und den Betrieb

DIN 18041

Hörsamkeit in kleinen bis mittelgroßen Räumen

DIN 18065

Gebäudetreppen – Definitionen, Messregeln, Hauptmaße

DIN 18650-2

Schlösser und Baubeschläge – Automatische Türsysteme – Teil 2: Sicherheit an automatischen Türsystemen

DIN 32974:2000-02

Akustische Signale im öffentlichen Bereich – Anforderungen

DIN 32975 (Norm Entwurf)

Gestaltung visueller Informationen im öffentlichen Raum zur barrierefreien Nutzung

DIN 32976:2007-08

Blindenschrift – Anforderungen und Maße

DIN 32977-1

Behinderungsgerechtes Gestalten; Begriffe und allgemeine Leitsätze

DIN 32981

Zusatzeinrichtungen für Blinde und Sehbehinderte an Straßen­ verkehrs-Signalanlagen (SVA) – Anforderungen

DIN 32982

8-Punkt-Brailleschrift für die Informationsverarbeitung – Identifika­ toren, Benennungen und Zuordnung zum 8-Bit-Code

DIN 32984

Bodenindikatoren im öffentlichen Verkehrsraum

DIN 32986:2015-01

Taktile Schriften und Beschriftungen - Anforderungen an die Darstellung und Anbringung von Braille- und erhabener Profilschrift

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DIN 33942

Barrierefreie Spielplatzgeräte – Sicherheitstechnische Anforderungen und Prüfverfahren

DIN 51130:2014-02

Prüfung von Bodenbelägen – Bestimmung der rutschhemmenden Eigenschaft – Arbeitsräume und Arbeitsbereiche mit Rutschgefahr – Begehungsverfahren –Schiefe Ebene

DIN 77800

Qualitätsanforderungen an Anbieter der Wohnform „Betreutes Wohnen für ältere Menschen“

VDI 6000

Ausstattung von Sanitärräumen

VDI 6008

Barrierefreie und behindertengerechte Lebensräume – Anforde­ rungen an die Elektro- und Fördertechnik

GUV-I 8527

Bodenbeläge für nassbelastete Barfußbereiche

ZH 1/571 BGR

Merkblatt für Fußböden in Arbeitsräumen und Arbeitsbereichen mit Rutschgefahr

DIN Fachberichte 124

Gestaltung barrierefreier Produkte

DIN Fachberichte 131

Leitlinien für die Bedürfnisse von älteren Menschen

Österreichische Vorschriften und Normen BGStG

Bundesgesetz über die Gleichstellung von Menschen mit Behinde­ rungen (Bundes-Behindertengleichstellungsgesetz)

ÖNORM B 1600

Barrierefreies Bauen – Planungsgrundlagen

ÖNORM B 1601

Spezielle Baulichkeiten für behinderte oder alte Menschen – ­Planungsgrundsätze

ÖNORM B 1602

Barrierefreie Schul- und Ausbildungsstätten und Begleiteinrichtungen

ÖNORM B 1603

Barrierefreie Tourismuseinrichtungen – Planungsgrundlagen

ÖNORM B 1610

Barrierefreie Gebäude und Anlagen – Anforderungen für die Beurteilung der Barrierefreiheit

ÖNORM A 3011

Grafische Symbole für die Öffentlichkeitsinformation

ÖNORM A 3012

Visuelle Leitsysteme für die Öffentlichkeitsinformation

ÖNORM B 2608

Sporthallen – Richtlinien für Planung und Bau

ÖNORM B 5330-1

Türen – Teil 1: Allgemeines

ÖNORM B 5371

Gebäudetreppen – Abmessungen

ÖNORM B 5410

Sanitärräume im Wohnbereich – Planungsgrundlagen

ÖNORM B 8115-3

Schallschutz und Raumakustik im Hochbau – Teil 3: Raumakustik

ÖNORM V 2100

Technische Hilfen für sehbehinderte und blinde Menschen – Taktile Markierungen an Anmeldetableaus für Fußgänger

ÖNORM V 2102-1

Technische Hilfen für sehbehinderte und blinde Menschen – Taktile Bodeninformationen – Teil 1: Für Wege in Baulichkeiten und im ­öffentlichen Raum bei Fahrgeschwindigkeiten bis max. 80 km/h

ÖNORM V 2104

Technische Hilfen für blinde, sehbehinderte und mobilitätsbehinderte Menschen – Baustellen- und Gefahrenbereichsabsicherungen

ÖNORM V 2105

Technische Hilfen für sehbehinderte und blinde Menschen – Tastbare Beschriftungen und Informationssysteme

Vornorm ÖNORM CEN/TS 15209

Taktile Bodenindikatoren gefertigt aus Beton, Ton und Stein

Schweizerische Vorschriften und Normen BehiG

Bundesgesetz über die Beseitigung von Benachteiligungen von Menschen mit Behinderungen (Behindertengleichstellungsgesetz)

BehiV

Verordnung über die Beseitigung von Benachteiligungen von Menschen mit Behinderungen (Behindertengleichstellungs­ verordnung)

SIA 500

Hindernisfreie Bauten

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Merkblätter und Planungshilfen der Schweizerischen Fachstelle für behindertengerechtes Bauen: 1/85

Behindertengerechte Sanitäranlagen, Ausgabe 1988

2/96

Behindertengerechte Aufzugsanlagen

3/98

Finanzierung individueller baulicher Anpassungen

4/91

Küchen im Wohnungsbau – anpassbar Ausgabe 1987

5/98

Befahrbare Duschen

6/10

Rollstuhlgerechte Möblierung mit Tischen

7/10

Rollstuhlgängigkeit bei Sonderbauten

8/92

Treppenlifte für Behinderte

9/13

Rollstuhlgängige Balkon- und Terrassentürschwellen

10/10

Automaten und Bedienungselemente

11/99

Schulbauten: Konzepte, Anforderungen, Checkliste

13/05

Sehbehindertengerechtes Bauen, Checklisten

14/05

Leitliniensysteme für Blinde

15/05

Fussgänger-Lichtsignale

16/07

Randabschlüsse

Bildnachweis

Coverabbildung: David Hollnack Abbildungen: 7, 27, 34, 35, 46, 59, 68, Kapitelbild Bautechnische und technische Anforderungen, Kapitelbild Raumkonzepte: Birgit Wehner, Felsenmeerschule, LWL-Förderschule in Hemer Abbildung 8: Adrian Simut, London Abbildungen 10, 12, 30, 41, 49, 51, 62, 73, 84, Kapitelbild Planungsanforderungen: Lea Böhme, Michael U. Grotz Abbildungen 14, 15, 26, 42: Rahel Züger, AWO Kita Schalthaus Beisen, Essen­­ Abbildung 16, 17: Bestrossi, www.wikimedia.de Abbildung 77: www.wikimedia.de Abbildungen 60, 61, 67: Hayo Harms, Zentrum für Körperbehinderte, Wohnanlage Kilianshof, Würzburg Alle anderen Abbildungen von den Autorinnen. Für die Unterstützung bei der Erstellung von Zeichnungen danken wir Adrian Simut.

Die Autoren

Isabella Skiba, Dipl.-Ing., freiberufliche Architektin, langjährige Erfahrung in verschiedenen Architekturbüros insbesondere im Bereich Barrierefreies Planen und Bauen Rahel Züger, Dipl.-Ing., Diplom an der Technischen Universität Dortmund 2006, seitdem als freiberufliche Architektin tätig

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Reihenherausgeber: Bert Bielefeld Konzeption: Bert Bielefeld, Annette Gref Layout Printausgabe: Andreas Hidber EPUB-Herstellung: Kösel Media, Krugzell Library of Congress Cataloging-in-Publication data A CIP catalog record for this book has been ­applied for at the Library of Congress. Bibliografische Information der Deutschen ­Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen National­ bibliografie; ­detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de ­abrufbar. Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Die dadurch begründeten Rechte, insbesondere die der Übersetzung, des Nachdrucks, des ­Vortrags, der Entnahme von Abbildungen und ­Tabellen, der Funksendung, der Mikroverfilmung oder der Vervielfältigung auf anderen Wegen und der Speicherung in Datenverarbeitungs­

anlagen, bleiben, auch bei nur auszugsweiser Verwertung, vorbehalten. Eine Vervielfältigung dieses Werkes oder von Teilen dieses Werkes ist auch im Einzelfall nur in den Grenzen der ­gesetzlichen Bestimmungen des Urheberrechtsgesetzes in der jeweils geltenden Fassung zulässig. Sie ist grundsätzlich vergütungspflichtig. Zuwiderhandlungen unterliegen den Straf­ bestimmungen des Urheberrechts. Dieses Buch ist auch als Printausgabe (ISBN 978-3-0356-1008-6) und in englischer Sprache (ISBN PDF 978-3-0356-1269-1; ISBN EPUB 9783-0356-1185-4) erschienen. Überarbeitete und ergänzte Neuausgabe © 2016 Birkhäuser Verlag GmbH, Basel Postfach 44, 4009 Basel, Schweiz Ein Unternehmen der Walter de Gruyter GmbH, Berlin/Boston ISBN 978-3-0356-1244-8 PDF ISBN 978-3-0356-1158-8 EPUB www.birkhauser.com