226 30 307MB
German Pages [321] Year 2021
THOMAS JOCHER ULRIKE WIETZORREK
DACHRÄUME
ENTWERFEN KONSTRUIEREN BEWOHNEN
IMPRESSUM – INHALTSVERZEICHNIS
HERAUSGEBER Deutsches Dach-Zentrum e. V., Hamburg (DE)
VORWORT 004 Dachräume entwerfen, konstruieren, bewohnen
IDEE Thomas Jocher
PLANUNGSGRUNDLAGEN Dachräume entwerfen und konstruieren
GRUNDKONZEPTION Thomas Jocher, Ulrike Wietzorrek
ENTWERFEN Gebäudetypologie und Wohnfunktionen GEBÄUDETYPOLOGIE Abstandsflächen GRZ – GFZ – Vollgeschoss Flächenberechnungen Aufenthaltsräume und Gebäudeklassen Rettung Brandschutz Technische Gebäudeausrüstung Treppe, Treppenraum und Aufzug
008 010 012 014 016 018 024 026
WOHNFUNKTIONEN Anthropometrie Reinigen und Pflegen Kochen Essen – Wohnen – Schlafen Abstellen Fenster und Türen
036 040 044 048 050 052
KONSTRUIEREN Das geneigte Dach als Teil der Gebäudehülle Schutzfunktionen und Bauteilschichten Tragwerk und Dämmung Wärmedämmstoffe Winterlicher Wärmeschutz Gebäudeenergiegesetz (GEG) Sommerlicher Wärmeschutz Feuchteschutz Energetische Sanierung Exemplarische Dachaufbauten Schallschutz Brandschutz Witterungsschutz – Decken oder Dichten Deckwerkstoffe im Überblick Regensichernde Zusatzmaßnahmen An- und Abschlüsse aus Metall Entwässerung Dachflächenfenster
054 056 058 060 062 063 064 070 072 074 076 078 082 128 130 132 134
INHALT, GESTALTUNG, TEXTE UND REDAKTION Ulrike Wietzorrek ZEICHNUNGEN GRUNDLAGEN UND PROJEKTTEIL 002 Ulrike Wietzorrek Sonja Schneider, Claudia Gerster, Tanja Kottermair Daria Cheremisinova LAYOUT Ulrike Wietzorrek, Sonja Schneider
REDAKTION UND LEKTORAT Steffi Lenzen (Projektleitung) Eva Schönbrunner, Heike Werner Sandra Leitte (Schlusskorrektur) Duy Mac, Charlotte Petereit ZEICHNUNGEN DETAILSCHNITTE PROJEKTTEIL Ralph Donhauser, Marion Griese, Barbara Kissinger, Dejanira Ornelas Bitterer, Ulrike Wietzorrek COVER UND HERSTELLUNG / DTP Simone Soesters REPRODUKTION ludwig:media, Zell am See (AT) DRUCK UND BINDUNG Eberl & Kœsel GmbH & Co. KG, Altusried-Krugzell (DE) PAPIER Brillianta Calandré weiß (Umschlag), Magno Volume (Innenteil) Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Die dadurch begründeten Rechte, insbesondere die der Übersetzung, des Nachdrucks, des Vortrags, der Entnahme von Abbildungen und Tabellen, der Funksendung, der Mikroverfilmung oder der Vervielfältigung auf anderen Wegen und der Speicherung in Datenverarbeitungsanlagen bleiben, auch bei nur auszugsweiser Verwertung, vorbehalten. Eine Vervielfältigung dieses Werkes ist auch im Einzelfall nur in den Grenzen der gesetzlichen Bestimmungen des Urheberrechtsgesetzes in der jeweils geltenden Fassung zulässig. Sie ist grundsätzlich vergütungspflichtig. Zuwiderhandlungen unterliegen den Strafbestimmungen des Urheberrechts. Das in diesem Buch veröffentliche Datenmaterial ist mit keinerlei Gewährleistung verbunden. Es wird infolgedessen keine Verantwortung für die Richtigkeit der Angaben und keine daraus folgende Haftung übernommen, die aus der Anwendung dieses Datenmaterials entsteht.
006
© 2021, zweite überarbeitete Auflage Detail Business Information GmbH, München (DE) detail.de ISBN: 978-3-95553-533-9 (Print) ISBN: 978-3-95553-534-6 (E-Book)
DACHRÄUME ENTWERFEN, KONSTRUIEREN, BEWOHNEN
ESSAY Das Dach als räumliches Mittel – eine kleine Typenlehre Ulrike Wietzorrek
138
PROJEKTKATALOG BERNARDO BADER, Einfamilienhaus in Krumbach, Österreich BUCHNER BRÜNDLER, Casa d´Estate in Linescio, Schweiz TEGNESTUEN VANDKUNSTEN, Ferienhaus auf Læsø, Dänemark THOMAS KRÖGER, Werkhaus in Gerswalde, Deutschland MECK ARCHITEKTEN, Ferienhaus in Maria Alm, Österreich UNTERLANDSTÄTTNER, Einfamilienhaus in Krailling, Deutschland ACME, Hunsett Mill in Stalham, Großbritannien DEKLEVA GREGORIČ, Compact Karst House in Vrhovlje, Slowenien PETER HAIMERL, Schusterbauerhaus in München, Deutschland ATELIER SCHEIDEGGER KELLER, Haus mit zwei Stützen in Wilen, Schweiz MILLER & MARANTA, Altes Hospiz Sankt Gotthard-Pass, Schweiz LETH & GORI, Wohnhaus in Fredensborg, Dänemark BERNARDO BADER, Einfamilienhaus in Schwarzach, Österreich MECK ARCHITEKTEN, Schmales Haus in München, Deutschland THOMAS KRÖGER, Schwarzes Haus in Pinnow, Deutschland CARAMEL, Atriumhaus in Wien, Österreich LETH & GORI, Brick House in Nyborg, Dänemark RESELL + NICCA / PIR II OSLO, Wochenendhaus auf Ryfylke, Norwegen SE(ARCH), Wohnhaus in Metzingen, Deutschland BUCHNER BRÜNDLER, Wohnhaus Bernoulli in Basel, Schweiz STÜCHELI, Wohnbebauung in Fruthwilen, Schweiz PEDEVILLA, Haus am Mühlbach in Taufers, Italien JARMUND / VIGSNÆS, Haus in den Dünen in Suffolk, Großbritannien NEFF NEUMANN, Wohnungsbau Silberahorn in Küsnacht, Schweiz EDELAAR MOSAYEBI INDERBITZIN, Wohnungsbau in Zürich, Schweiz RUDOLF + SOHN, Dachgeschossausbau in München, Deutschland MEILI, PETER MÜNCHEN, Wohn- und Geschäftshaus in München, Deutschland BKK-3, FRANZ SUMNITSCH MIT JOHNNY WINTER, Miss Sargfabrik in Wien, Österreich ARCHITEKTURWERKSTATT DWORZAK-GRABHER, Stickereiloft in Lustenau, Österreich ETH STUDIO MONTE ROSA / BEARTH DEPLAZES LADNER, Monte-Rosa-Hütte bei Zermatt, Schweiz POOL, Dreifamilienhaus in Oberrieden, Schweiz CEBRA, JDS, SEARCH UND LOUIS PAILLARD, Wohnbebauung Iceberg in Aarhus, Dänemark KCAP ARCHITECTS & PLANNERS, Wohnungsbau Het Baken in Deventer, Niederlande AMUNT, Wohnhaus Schreber in Aachen, Deutschland BEVK PEROVIC´ , Haus R am Bohinjsee, Slowenien FUHRIMANN HÄCHLER, Haus Presenhuber in Vnà, Schweiz STUDIO PUISTO, 3-Square House am Saimaa-See, Finnland AMUNT, Einfamilienhaus JustK in Tübingen, Deutschland CARUSO ST JOHN, Brick House in London, Großbritannien ANHANG Planungsregeln und Literatur Sachwortregister und Kontaktdaten Abbildungsnachweis
156 158 162 166 170 174 178 182 186 190 194 198 202 206 210 214 218 222 226 230 234 238 242 246 250 254 258 262 266 270 274 278 282 286 290 294 298 302 306 310
314 316 318
003
004
a
VORWORT
DACHRÄUME ENTWERFEN, KONSTRUIEREN, BEWOHNEN
Das Dach ist eines der bestimmendsten Elemente der Architektur. In seiner geneigten Form gehört es zu dem allseits vertrauten Bild vom Haus, und auch lange nach der Entwicklung des Flachdachs taucht das Satteldach in der Kinderzeichnung auf und steht dabei zeichenhaft für Schutz, Heimat und Behausung. [1] Lange Zeit gilt das Vorhandensein eines Daches überhaupt als eine Grundbedingungen für ein Haus. Das Modell der Urhütte findet über Vitruv und Laugiers Eingang in die Architekturtheorie: Vier Stützen und ein schräggestelltes Dach aus Ästen, das einen Giebel formt, bilden dabei das Grundmotiv aller Architektur. Während Wände und Fenster fehlen, entwickelt sich das Dach als lesbares Zeichen zum poetischen Motiv. Ein flaches Dach wirkt neutral, ein geneigtes Dach ist ungleich ausdrucksstärker in seiner gestischen Wirkung. Während es als klassisches Sattel- oder Walmdach nach außen körperhaft in Erscheinung tritt, kontextuelle Bezüge aufnimmt und ein städtebauliche Funktion ausübt, spielte der Raum unter dem geneigten Dach für das Wohnen jedoch lange Zeit keine Rolle. Als bauphysikalischer Pufferraum ist der Dachboden bis ins 20. Jahrhundert ein abgeschiedener, dunkler und ungenutzter Raum und dient allenfalls als Lagerfläche oder zum Trocknen der Wäsche. Das gesamte innere Raumvolumen funktioniert als feuchtigkeits- und temperaturregelnder Puffer. Doch längst stellt die bauphysikalische Machbarkeit keine unüberwindbare Hürde mehr da. Die moderne Bautechnik erlaubt die Ausführung von zunehmend flacher geneigten, dichten, hochgedämmten und ohne Gefahr von Tauwasserausfall ausgeführten Dachkonstruktionen. Somit bieten vormals ungenutzte Dachräume Potenzial für die Schaffung von zusätzlichem Wohnraum. Neben dem nachträglichen Dachgeschossausbau tritt aber auch der Neubau geneigter Dächer sowohl mit seiner klassischen Differenzierung Dach zu Unterbau als auch in Form skulpturaler Gebäudehüllen, bei denen zwischen Fassade und Dach kaum unterschieden wird, zunehmend in den Fokus der Architekturdiskussion. Der Umgang mit dem geneigten Dach erlaubt uns dabei grundlegend, über den Raum des Wohnens und die damit verknüpften Typologien nachzudenken. Meist wird die Ausdehnung von Wohnräumen lediglich in Flächenmaßen angegeben. Man mietet beispielsweise eine 80-m2-Wohnung oder ein 130 m2 großes Haus, doch nie ist die Rede von dem Rauminhalt. Diese Konvention setzt voraus, dass der Raum des Wohnens auf eine durchgängige Höhe von ungefähr 2,50 m festgelegt ist. Dass weitaus weniger über differenzierte Raumhöhen nachgedacht wird als über Grundrisse, mag an der rationalistischen Herangehensweise und den ökonomischen Zwängen liegen, die sich in der Moderne begründen und mit denen sich die Architektur bis heute auseinanderzusetzen hat. Manch einer mag eine vom Standard abweichende Raumkonfiguration sogar als unfunktional oder verschwenderisch erachten. Doch berücksichtigt diese Sichtweise nicht, dass architektonischer Raum neben einer objektiv messba-
ren, metrischen Dimension auch über eine phänomenologische Komponente verfügt, die für das Wohnen ebenso bedeutsam ist wie das sich in Quadratmetern ausdrückende Flächenmaß. Differenzierte Raumhöhen und dynamische Schnittführungen lassen sich sehr wohl legitimieren, wenn wir das Erzeugen von Stimmungen als eine elementare Funktion der Architektur des Wohnens begreifen. Die Beispiele in diesem Buch zeigen, dass sich gerade durch die Auseinandersetzung mit dem geneigten Dach räumliche Typologien ergeben können, die dazu dienen, die gedankliche Fixierung auf den Grundriss aufzubrechen und sich stattdessen der komplexen Verkettung von Räumen in Grundriss und Schnitt zuzuwenden. Maßnahmen im Schnitt setzen Schwerpunkte im Raum, können Orientierungen betonen oder das Licht modellieren. Differenzierte Schnittlösungen ermöglichen den Räumen, Eigenschaften zu entwickeln – Orte der Repräsentation, Großzügigkeit und Gemeinschaft einerseits bzw. des intimen Rückzugs und der Behaglichkeit andererseits. Bei vielen der in diesem Buch versammelten Beispiele führt die Beschäftigung mit dem geneigten Dach nicht nur zu »abgesonderten« Dachräumen, sondern durchdringt das Konzept für das ganze Haus. Mit der Hinwendung zum Atmosphärischen gewinnt das geneigte Dach nicht nur innenräumlich, sondern auch bezogen auf seine äußere Gestalt zunehmend an Bedeutung in der zeitgenössischen Architekturdiskussion. In diesem Sinne dient diese Publikation dem Versuch, die architektonischen Möglichkeiten des geneigten Dachs in seiner Gänze aufzufächern.
005
b
[1] Vgl.: Janson, Alban; Tigges, Florian: Grundbegriffe der Architektur. Das Vokabular räumlicher Situationen. Basel 2013, S. 50ff.
a b c
Thomas Kröger Landhaus in Fergitz Deutschland 2014 Frontispiz von Marc-Antoine Laugiers Essai sur l’architecture: allegorische Darstellung der Vitruvianischen Urhütte, Charles Eisen 1755 Ruinelli Associati Architetti Wohnhaus in Soglio Schweiz 2009 c
Ortgang
GRUNDBEGRIFFE DES GENEIGTEN DACHS Grat First
Kehle Traufe Ortgang Grat First
a
b
c
Kehle Traufe
d
e
f
g
h
i
j
k
l
m
n
o
006
einseitiger Dachreiter
D1 DACHFORMEN
Fledermausgaube Dreiecksgaube Dachreiter einseitiger Dachreiter Fledermausgaube Dreiecksgaube Dachreiter
D1 DACHFORMEN a b c d e f g h i j k l m n o
Flachdach Pultdach Satteldach Sheddach Grabendach Walmdach Krüppelwalmdach Mansarddach Mansarddach mit Walm Mansarddach mit flacher Zinne Tonnendach Spitzbogendach Schalendach Zeltdach Kegeldach
GRUNDLAGEN
D3 DACHTRAGWERKE (historisch) a Pfettendach mit einfach stehendem Stuhl b Pfettendach mit mehrfach stehendem Stuhl c einfaches Hängewerk d doppeltes Hängewerk e Sprengwerk f Mansarddach g Sparrendach h Kehlbalkendach i Kehlbalkendach mit einfach stehendem Stuhl j Kehlbalkendach mit doppelt stehendem Stuhl k Kehlbalkendach mit liegendem Stuhl
Zwerchhaus mit Satteldach und gedecktem Dreiecksgiebel Schlepptrapezgaube schräge Schleppgaube Lukarne Gaube mit zeltdachförmigem Dachaufbau Zwerchhaus mit Satteldach und gedecktem Dreiecksgiebel Walmgaube Schlepptrapezgaube Gaube mit Bogendach schräge Schleppgaube Walmgaube mit First Lukarne Flachdachgaube Gaube mit zeltdachförmigem Dachaufbau Schleppgaube Walmgaube Giebelgaube D2 GRUNDBEGRIFFE Gaube mit Bogendach Walmgaube mit First Flachdachgaube
DACHRÄUME ENTWERFEN UND KONSTRUIEREN
EINFÜHRUNG IN DIE PLANUNGSGRUNDLAGEN Mit dem ersten großen Themenblock dieses Buchs, den »Planungsgrundlagen«, wollen wir Architekten ein umfassendes Kompendium für die Planung und Realisierung geneigter Dächer zu Wohnzwecken an die Hand geben. Ziel ist es, den Planer umfassend und übersichtlich über die grundlegenden Planungsregeln zu informieren, die sich von den entsprechenden Gesetzen, Normen, Verordnungen und technischen Richtlinien ableiten. Der Fokus liegt dabei auf der zeichnerischen Aufarbeitung der jeweiligen Grundprinzipien und Mindestanforderungen, sodass diese schon früh im Planungsprozess berücksichtigt werden können. Dem Architekten wird dadurch die Planungssicherheit vermittelt, die er benötigt, um eine maximale Freiheit in der Entwurfskonzeption zu erlangen. Während die meisten Publikationen, die sich mit dem geneigten Dach beschäftigen, die Thematik auf die Konstruktion reduzieren, stellt dieses Buch ebenso das Dach als räumliches Mittel mit seinem architektonischen Potenzial in das Zentrum der Betrachtung. Umfängliche Informationen zu Entwurf und Konstruktion werden somit gleichermaßen systematisch strukturiert aufbereitet. Als praxisnahes Nachschlagewerk umfassen die Planungsgrundlagen Informationen aus dem Baurecht, der Gebäudelehre und Bauphysik. Darüber hinaus bietet das Buch eine Übersicht über zu verwendende Baustoffe sowie grundlegende Konstruktionsprinzipen, um das geneigte Dach als Teil der Gebäudehülle zu realisieren. Die Struktur der Planungsgrundlagen lehnt sich dabei am Planungsprozess eines Wohngebäudes mit einem geneigten Dach an – unabhängig davon, ob es sich um einen Neubau oder einen Umbau im Bestand handelt und führt von den grundlegenden gebäudetypologischen Entscheidungen bis hin zur Konstruktion im Detail. Die Planungsgrundlagen gliedern sich dazu in zwei Teile: das räumliche Entwerfen und das Konstruieren. ENTWERFEN Der erste Teil der Planungsgrundlagen widmet sich dem Entwerfen und ist in »Gebäudetypologie« und »Wohnfunktion« untergliedert. Die »Gebäudetypologie« beschäftigt sich mit den Grundprinzipien der Gestalt und der Raumbildung, die sich in den baurechtlichen Anforderungen begründen. Ausgehend von der Baukörpergestalt und der baulichen Ausnutzung und Platzierung auf dem Grundstück, führt er über zu den räumlich-typologischen und materiellen Grundanforderungen. Ein besonderer Fokus liegt dabei auf dem Brandschutz. Die materiellen und räumlichen Anforderungen an ein Dachgeschoss richten sich nach der Einordnung in die Gebäudeklassen, die wiederum abhängig von der Höhe des höchsten Aufenthaltsraums über dem Gelände ist. An eine Wohnnutzung in einem Dach geschoss der Gebäudeklasse 5 werden vollkommen andere Anforderungen gestellt als an einen Dachraum
ENTWERFEN UND KONSTRUIEREN
in einem Einfamilienhaus. Schon kleine Eingriffe in die Substanz können weitreichende baurechtliche Konsequenzen nach sich ziehen, die nicht nur materiell-kon struktiver, sondern auch räumlich-typologischer Natur sind. Vertieft betrachtet werden in diesem Zusammenhang die den Dachwohnungen zugeordneten Erschließungsräume und Rettungswege. Die »Wohnfunktionen« beschäftigen sich mit der Wechselwirkung zwischen Nutzer und Raum. Ausgehend vom menschlichen Körper als Bezugssystem wird untersucht, wie sich die grundsätzlichen Wohnfunktionen unter dem geneigten Dach realisieren lassen. Hierzu dient die Aufbereitung räumlicher Grundbausteine der Funktionen Wohnen, Essen, Kochen, Schlafen, Arbeiten, Reinigen und Pflegen in Abhängigkeit von der besonderen Raumgeometrie geneigter Dächer. Einheitliche maßstäbliche Zeichnungen propagieren ein Entwerfen im Schnitt und vermitteln die Grundlagen von Mindestraumbedarf, Raumbeziehung und Raumwahrnehmung ganz im Sinne einer Entwurfshaltung, die nicht vorgegebene, starre Grundrissdispositionen in den Vordergrund stellt, sondern ein situatives Aneignen durch den Bewohner ermöglicht. KONSTRUIEREN Der zweite Teil der Planungsgrundlagen beschäftigt sich mit der Konstruktion. Ausgehend von den Schutzfunktionen, die das Dach als Teil der Gebäudehülle übernehmen muss, werden die grundsätzlichen Kon struktionsprinzipien des geneigten Dachs aufgezeigt. Vertieft aufbereitet präsentieren sich die Deckungen, denen als äußeres Kleid des Baukörpers ein besonderes Gestaltungpotenzial innewohnt (>>> Schutzfunktionen und Bauteilschichten, S. 054).
räume und Vollgeschosse etc. ensprechend der jeweils geltenden LBO in Listenform gegenübergestellt. Nicht alle DIN-Normen sind gesetzlich verbindlich. Normen haben für sich genommen zunächst keine Gesetzeskraft, sondern lediglich Empfehlungscharakter. Ihre hohe Durchsetzungskraft begründet sich auf dem ihnen innewohnenden, qualifizierten Sachverstand. Vielfach tragen sie zu den anerkannten Regeln der Technik bei, die der Planer zu berücksichtigen hat. Durch die Anwendung von Normen lassen sich Rechtsstreitigkeiten vermeiden, weil sie eindeutige Festlegungen enthalten. Durch den Rechtsakt Dritter können Normen Verbindlichkeit erlangen, wenn z. B. in privaten Verträgen (Werkverträgen) oder in Gesetzen und Verordnungen (bauordnungsrechtlich eingeführte Normen) auf sie Bezug genommen wird.
007
Pfettendach
Sparrendach
a
g
PLANUNGSREGELN Die einzelnen Kapitel beziehen sich auf einschlägige Planungsregeln, Gesetze, Verordnungen und technische Richtlinien.
b
h
MUSTERBAUORDNUNG (MBO) UND DIN-NORMEN Vor dem Hintergrund regionaler Bauweisen weicht das Bauordnungsrecht in einzelnen Aspekten erheblich voneinander ab. Um jedoch grundsätzliche Prinzipien, die das Bauordnungsrecht betreffen, vermitteln zu können, bezieht sich diese Publikation auf die Musterbauordnung in Deutschland (MBO 2002, zum letzen Mal geändert am 27.09.2019). Dabei ist es wichtig zu wissen, dass die MBO sowie die mit ihr in Zusammenhang stehenden Musterverordnungen selbst keine Gesetzeskraft haben, sondern lediglich einen Orientierungsrahmen für die Bauordnungsgesetzgebung der Länder bieten, mit dem Ziel, die dem Landesrecht unterliegenden Landesbauordnungen (LBO) zu vereinheitlichen. Erst die Bestimmungen der 16 verschiedenen Landesbauordnungen und die aufgrund dieser erlassenen Rechtsverordnungen bilden die maßgeblichen gesetzlichen Grundlagen des Bauordnungsrechts. Um exemplarisch landesspezifische Unterschiede aufzuzeigen, wurden beispielsweise Abstandsflächen, Aufenthalts-
c
i
d
j
e
k
f D3 HISTORISCHE DACHTRAGWERKE
h2
h1
T =
4 0,
H
=
+ h1
·H
3h 1/ 2
h
2
+ 45°
=
VORGABEN GEMÄSS § 6 MUSTERBAUORDNUNG Abstandsflächen müssen auf dem Grundstück selbst liegen, bei angrenzenden öffentlichen Verkehrs-, Grünund Wasserflächen dürfen sie bis zu deren Mitte reichen (A7). Sie dürfen sich nicht überdecken (Ausnahme: Abstandsflächen von Wänden, die in einem Winkel von > 75° zueinander stehen). Die Tiefe der Abstandsfläche bemisst sich nach der Wandhöhe H. Sie wird senkrecht zur Wand gemessen. Die Wandhöhe h ist das Maß von der Geländeoberfläche bis zum Schnittpunkt der Wand mit der Dachhaut oder bis zum oberen Abschluss der Wand (A1). Die Höhe von Dächern mit einer Neigung 45°: 1/4 HD > 70°: 1 HD
HG = 1/2 x Giebelhöhe x keine tatsächliche Giebelfläche / Differenzierung gedachte Giebelfläche
BAYERN
25.05.21
Art. 6 BayBO Absatz 5
Gemeinde ≤ 250 000 Einwohner 0,4 H GE / GI: 0,2 H ≥3m
≤ 70°: 1/3 HD > 70°: 1 HD
nein
Art. 6 BayBO Absatz 5 a
Gemeinde > 250 000 Einwohner 1H MK / UG: 0,4 H; GE / Gl: 0,2 H ≥ 3 m; Schmalseitenprivileg 2
≤ 45°: 0 HD > 45°: 1/3 HD > 70°: 1 HD
3
keine Differenzierung
2 1
keine Differenzierung
BERLIN
12.10.20
§ 6 BauO Bln
0,4 H GE /GL: 0,2 H ≥3m
H ist das lotrechte Maß von jedem Punkt des oberen Abschlusses der Wand oder der Dachhaut.
3m
BRANDENBURG
09.02.21
§ 6 BbgBO
0,4 H, GE /Gl 0,2 H ≥ 3 m;
H ist für sämtliche (auch fiktive) Wandabschnitte, 3 m Dachaufbauten etc. gesondert zu ermitteln
BREMEN
22.09.20
§ 6 BremLBO
0,4 H; GE /GI: 0,2 H ≥ 3m
< 70°: 1/3 HD ≥ 70°: 1 HD
nein
3m
HAMBURG
20.02.20
§ 6 HBauO
0,4 H; GE /Gl: 0,2 H ≥ 2,5 m
< 70°: 1/3 HD ≥ 70°: 1 HD
nein
keine Differenzierung
HESSEN
03.06.20
§ 6 HBO
0,4 H; GE /Gl: 0,2 H ≥3m
< 45°: 0 HD ≥ 45°: 1/3 HD ≥ 70°: 1 HD
nein
keine Differenzierung
MECKLENBURGVORPOMMERN
26.06.21
§ 6 LBauO M-V
0,4 H; GE /Gl: 0,2 H ≥3m
< 70°: 1/3 HD ≥ 70°: 1 HD
nein
3m
NIEDERSACHSEN
10.11.20
§ 5 NBauO
0,5 H; GE /Gl: 0,25 H ≥3m
Der Abstand ist zur nächsten Lotrechten zu messen. Er richtet sich jeweils nach der Höhe des Punkts über der Geländeoberfläche. 3
keine Differenzierung
NORDRHEINWESTFALEN
30.06.21
§ 6 BauO NRW
0,4 H GE / GI: 0,2 H MK: 0,25 H ≥3m
≤ 45°: 0 HD > 45°: 1/3 HD > 70°: 1 HD
≤ 70°: 1/3 HG > 70°: 1 HG
3m
RHEINLAND-PFALZ
03.02.21
§ 8 LBauO
0,4 H; GE /Gl: 0,25 H ≥3m
≤ 45°: 0 HD > 45°: 1/3 HD > 70°: 1 HD
wenn Summe DN ≥ 140°: 1 HG, ansonsten 1/3 HG
keine Differenzierung
SAARLAND
04.12.19
§ 7 LBO
0,4 H; GE /Gl: 0,2 H ≥3m
≤ 45°: 0 HD > 45°: 1/3 HD > 70°: 1 HD
wenn Summe DN ≥ 140°: 1 HG, ansonsten 1/3 HG
3m
SACHSEN
12.04.21
§ 6 SächsBO
0,4 H; GE /Gl: 0,2 H ≥3m
< 70°: 1/3 HD ≥ 70°: 1 HD
nein
3m
SACHSEN-ANHALT
18.11.20
§ 6 BauO LSA
0,4 H; GE /Gl: 0,2 H ≥3m
< 70°: 1/3 HD ≥ 70°: 1 HD
nein
3m
SCHLESWIGHOLSTEIN
01.10.19
§ 6 LBO
0,4 H; GE /Gl: 0,2 H ≥3m
≤ 45°: 0 HD > 45°: 1/4 HD > 70°: 1 HD
nein
3m
THÜRINGEN
23.11.20
§ 6 ThürBO
0,4 H; GE /Gl: 0,2 H ≥3m
< 70°: 1/3 HD ≥ 70°: 1 HD
nein
3m
zusätzlich zu den aufgelisteten Regelungen gibt es eine Vielzahl von zu beachtenden Sonderbestimmungen, z. B. bezüglich Grenzbebauungen, Garagen etc.; abweichende Maße der Abstandsflächentiefe sind möglich, soweit dies zur Gestaltung des Ortsbilds oder zur Verwirklichung der Festsetzungen einer städtebaulichen Satzung erforderlich ist, ausreichende Belichtung sowie der Brandschutz müssen gewährleistet sein; Maßnahmen zum Zweck der Energieeinsparung und Solaranlagen an bestehenden Gebäuden bleiben bei der Bemessung außer Betracht, wenn sie eine Stärke von nicht mehr als 0,25 m aufweisen und mindestens 2,50 m von der Nachbargrenze entfernt bleiben (MBO). 2 vor zwei Außenwänden mit Länge ≤ 16 m: 0,5 H ≥ 3 m 3 Giebelformen bis zu 6 m Breite bleiben außer Betracht
3m
≤ 70°: 1/3 HG > 70°: 1 HG
3m
≤7m
BUNDESLAND
A6 ABSTANDSFLÄCHE GEBÄUDEKLASSE 1 UND 2
≤ 3 oberirdische Geschosse: T = 3 m
≥2
≤ 1,5
1
ENTWERFEN – GEBÄUDETYPOLOGIE
A7 ABSTANDSFLÄCHE 3m AUF DEM GRUNDSTÜCK UND AUF ÖFFENTLICHEM GRUND
T1 ORIENTIERUNGSWERTE FÜR OBERGRENZEN FÜR DAS MASS DER BAULICHEN NUTZUNG GEMÄSS BAUNVO § 17 1 GRZ
GFZ
reines Wohngebiet (WR) allgemeines Wohngebiet (WA)
0,4
1,2
besonderes Wohngebiet (WB)
0,6
1,6
Dorfgebiet (MD) dörfliches Wohngebiet (MDW) Mischgebiet (MI)
0,6
1,2
Kerngebiet (MK)
1,0
3,0
urbanes Gebiet (MU)
0,8
3,0
1
Überschreitungen möglich (besondere städtebauliche Gründe)
010
GR 1 GR 2
Grundstücksfläche
G1 VOLLGESCHOSSBESTIMMUNG (vgl. Tabelle T2) Das Dachgeschoss ist ein Vollgeschoss, wenn a A > 2/3 bzw. 3/4 B bezogen auf das darunterliegende Geschoss A und B werden bestimmt über die geforderte lichte Raumhöhe (LRH) gemäß T2, LBO b A > 2/3 bzw. 3/4 B bezogen auf das darunterliegende Geschoss A und B werden bestimmt über die geforderte Geschosshöhe (GH) gemäß T2, LBO c A > 2/3 bzw. 3/4 (A + ∑B) bezogen auf dasselbe Geschoss A und B werden bestimmt über die geforderte
MASS DER BAULICHEN NUTZUNG Grundflächen- und Geschossflächenzahl sind wesentliche Kenngrößen zur Festsetzung des Maßes der baulichen Nutzung (städtebauliche Dichte), sie sind in der Baunutzungsverordnung (BauNVO) geregelt. Beide Kenngrößen sind mögliche Festsetzungen (Maximalwerte) in einem Bebauungsplan nach § 30 BauGB bzw. dienen als Vergleichswerte für die Zulässigkeit eines Bauvorhabens innerhalb der im Zusammenhang bebauten Ortsteile nach § 34 BauGB. Für die unterschied lichen Baugebiete sind in der BauNVO spezifische Obergrenzen festgelegt (T1).
GRZ = Grundfläche (GR) / Grundstücksfläche
GRUNDFLÄCHENZAHL GRZ (§ 19 BauNVO) Die GRZ gibt an, wie viel Quadratmeter Grundfläche je Quadratmeter Grundstücksfläche zulässig sind, mit dem städtebaulichen Ziel, die Bodenversiegelung zu begrenzen (G2): GRZ = Grundfläche (GR)/Grundstücksfläche
G2 GRUNDFLÄCHENZAHL GRZ 2
a
b GF
Grundstücksfläche GFZ = Geschossfläche (GF) / Grundstücksfläche G3 GESCHOSSFLÄCHENZAHL GFZ2
GRUNDLAGEN
GRUNDFLÄCHE GR Unter der Grundfläche versteht man die Fläche, die von baulichen Anlagen überdeckt wird. Maßgeblich ist die vertikale Grundrissprojektion aller Geschosse (äußerste Begrenzung inklusive Putz, Dämmschichten etc.). Bei Gebäuden mit schrägen Umfassungswänden ist die größte Grundrissausdehnung maßgebend. Während Terrassen und in den Luftraum hineinragende Bauteile wie Erker oder Balkone mit angerechnet werden, bleiben geringfügige Dachüberstände und -gesimse unberücksichtigt (>>> Flächenberechnungen, S. 012). Bei der Ermittlung der Grundfläche sind die Grundflächen von Garagen, (überdachten) Stellplätzen mit ihren Zufahrten, Nebenanlagen (nach § 14, BauNVO) und bauliche Anlagen unterhalb der Geländeoberfläche, durch die das Baugrundstück lediglich unterbaut wird, mitzurechnen. Die zulässige GR darf durch die Grundfläche dieser Anlagen um 50 %, i. d. R. jedoch höchstens bis zu einer GRZ von 0,8 überschritten werden. BESONDERHEIT BEI GENEIGTEN DÄCHERN Geneigte Dächer haben keinen Einfluss auf die Bestim-
d
lichte Raumhöhe (LRH) gemäß T2, LBO A > 2/3 bzw. 3/4 (A + ∑B) bezogen auf dasselbe Geschoss A und B werden bestimmt über die geforderte Geschosshöhe (GH) gemäß T2, LBO
Lichte Raumhöhe (LRH): Das Maß wird von der OK FFB bis zur UK der Decke gemessen. Bei obersten Geschossen bezieht sich das Maß auf die UK der Dachkonstruktion. Geschosshöhe (GH): Das Maß wird von der OK FFB bis zur OK FFB des darüberliegenden Geschosses gemessen. Bei obersten Geschossen bezieht sich das Maß auf die OK Dachhaut.
mung der GRZ, lediglich weit ausladende Dachüberstände oder -gesimse sind zu berücksichtigen. GESCHOSSFLÄCHENZAHL GFZ (§ 20 BauNVO) Die GFZ legt die städtebauliche Dichte eines Baugebiets fest und ist darüber hinaus ein wichtiges Indiz für die wirtschaftliche Nutzbarkeit eines Grundstücks. Die Geschossflächenzahl gibt an, wie viel Quadratmeter Geschossfläche je Quadratmeter Grundstücksfläche zulässig sind (G3.a): GFZ = Geschossfläche (GF)/Grundstücksfläche GESCHOSSFLÄCHE GF Die Geschossfläche ist nach den Außenmaßen der Gebäude in allen Vollgeschossen zu ermitteln. Die Geschossfläche von Nebenanlagen wie Balkone, Loggien oder Terrassen sowie Garagen, soweit sie in den Abstandsflächen zulässig sind, bleiben unberücksichtigt. Räume, also auch Dachräume, die sich über mehrere Geschosse erstrecken, sind nur in ihrer Grundfläche auf die Geschossfläche anzurechnen (>>> Flächenberechnungen, S. 012). VOLLGESCHOSSE BauNVO Der Begriff des Vollgeschosses ist in der BauNVO de finiert. Gemäß § 20 gelten als Vollgeschosse alle Geschosse, die entsprechend der landesrechtlichen Vorschriften Vollgeschosse sind oder auf ihre Zahl angerechnet werden. VOLLGESCHOSSE MBO §2 Die MBO verweist entsprechend der BauNVO darauf, dass der Begriff des Vollgeschosses im Landesrecht festzulegen ist. Lediglich bezogen auf Wohngebäude der Gebäudeklassen 1 und 2 gelten Geschosse als Vollgeschosse, die über ≥ 2/3 ihrer Grundfläche (>>> Flächenberechnungen, S. 012) eine für Aufenthaltsräume in solchen Gebäuden erforderliche lichte Höhe haben. VOLLGESCHOSSE LBO Die einzelnen Bauordnungen der LBO weichen bezüglich der Definition der Dachgeschosse als Vollgeschos-
A
B
c
d
B
GH
B
A
B
B
A
B
GH
B
B
GH
GH
LRH
A
GH
B
B
GH
B
B
LRH
LRH
b
A
LRH
a
A
GH
B
GH
B
GH
A
B
LRH
LRH
LRH
A
GH
GFZ – GRZ – VOLLGESCHOSS
LRH
LRH
LRH
B
GH
BESONDERHEIT BEI GENEIGTEN DÄCHERN Die Ausformulierung des Dachs hat einen erheblichen Einfluss auf die Vollgeschossfrage. Vor allem bei einem nachträglichen Dachgeschossausbau ist besondere Vorsicht geboten. So kann sich beispielsweise durch den nachträglichen Einbau einer Gaube ein ehemals nicht anzurechnendes Geschoss in ein Vollgeschoss verwandeln und somit die maximal zulässige GFZ überschreiten (G3.b). Generell ist zu beachten, dass auch in Geschossen, die keine Vollgeschosse darstellen, Aufenthaltsräume möglich sind und somit die Rettungs wege für dieses Geschoss sichergestellt sein müssen (>>> Aufenthaltsräume und Gebäudeklassen, S. 014).
GESCHOSSE GEMÄSS § 2 MBO § 2 der MBO (Begriffe, Absatz 5) definiert unter dem Begriff Geschosse die oberirdischen Geschosse, die mit ihrer Deckenoberkante im Mittel mehr als 1,40 m über die Geländeoberfläche hinausragen. Ansonsten handelt es sich um Kellergeschosse. Hohlräume zwischen der obersten Decke und der Bedachung, in denen Aufenthaltsräume nicht möglich sind, zählen dagegen nicht als Geschosse. Dachgeschosse sind Geschosse mit mind. einer geneigten Dachfläche. Staffelgeschosse sind mind. gegenüber einer Außenwand des Gebäudes zurückgesetzte oberste Geschosse.
ENTWERFEN – GEBÄUDETYPOLOGIE
011
T2 MINDESTFORDERUNGEN DER MBO/LBO FÜR VOLLGESCHOSSE (VEREINFACHTE DARSTELLUNG) BUNDESLAND
STAND DER LBO
GESCHOSSE HÖHENLAGE Ü. GELÄNDE
VOLLGESCHOSS ALLGEMEIN
MBO
2002, letzte Änderung 27.09.19
DOK im Mittel ≥ 1,40 m ü. Geländeoberfläche
gemäß § 20 Abs. 1 BauNVO ist der Begriff des Vollgeschosses im Landesrecht festzulegen; bei Wohngebäuden der Gebäudeklasse 1/2: ≥ 2/3 der GF ≥ geforderte LRH der entsprechenden Gebäudeklasse
BADENWÜRTTEMBERG
18.07.19
DOK im Mittel ≥ 1,40 m ü. Geländeoberfläche
≥ 2,30 m GH
≥ 3/4 der GF des dlG ≥ 2,30 m GH; gilt generell für das oberste Geschoss
BAYERN
25.05.21
DUK im Mittel ≥ 1,20 m ü. Geländeoberfläche
≥ 2/3 der GF ≥ 2,30 m GH
keine Differenzierung
keine Differenzierung
BERLIN
12.10.20
DOK im Mittel ≥ 1,40 m ü. Geländeoberfläche
≥ 2/3 der GF ≥ 2,30 m LRH
≥ 2/3 der GF des dlG ≥ 2,30 m LRH
≥ 2/3 der GF des dlG ≥ 2,30 m LRH
BRANDENBURG
09.02.21
alle oberirdischen Geschosse außer Technikgeschosse
BBREMEN AB A
B22.09.20
DOK im Mittel ≥ 1,40 m ü. Geländeoberfläche OK Rohdecke ≥ 2 m ü. Geländeoberfläche oder ≥ 1,40 m ü. Straße
≥ 2,30 m GH
≥ 2/3 der GF des dlG ≥ 2,30 m; Messpunkte: OK Rohdecke bis OK RD bzw. UK Dachkonstruktion gilt generell für die beiden obersten Geschosse
HAMBURG
20.02.20
DOK im Mittel ≥ 1,40 m ü. Geländeoberfläche
≥ 2,30 m LRH
≥ 2/3 der GF des dlG ≥ 2,30 m LRH; gilt generell für das oberste Geschoss
HESSEN
03.06.20
DOK im Mittel ≥ 1,40 m ü. Geländeoberfläche
≥ 2,30 m GH
≥ 3/4 der GF des dlG ≥ 2,30 m GH; GH wird bei Geschossen mit Dachflächen bis Oberkante der Tragkonstruktion gemessen
MECKLENBURGVORPOMMERN
26.06.21
DOK im Mittel ≥ 1,40 m ü. Geländeoberfläche
≥ 2/3 der GF ≥ 2,30 m LRH
keine Differenzierung
NIEDERSACHSEN
10.11.20
DOK im Mittel ≥ 1,40 m ü. Geländeoberfläche
≥ 1/2 der GF ≥ 2,20 m LRH
≥ 2/3 der GF des dlG ≥ 2,20 m LRH gilt generell für das oberste Geschoss
NORDRHEINWESTFALEN
30.06.21
DOK im Mittel ≥ 1,60 m ü. Geländeoberfläche
≥ 2,30 m LRH
≥ 3/4 der GF des dlG ≥ 2,30 m LRH
keine Differenzierung
RHEINLANDPFALZ
03.02.21
im Mittel ≥ 1,40 m ü. Geländeoberfläche
≥ 2/3 der GF ≥ 2,30 m GH
≥ 3/4 der GF ≥ 2,30 m GH
≥ 2/3 des dlG ≥ 2,30 m GH
SAARLAND
04.12.19
DOK im Mittel ≥ 1,40 m ü. Geländeoberfläche
≥ 2,30 m LRH
≥ 3/4 der GF des dIG ≥ 3/4 der GF des dIG ≥ 2,30 m LRH ≥ 2,30 LRH
SACHSEN
12.04.21
DOK im Mittel ≥ 1,40 m ü. Geländeoberfläche
≥ 2/3 der GF ≥ 2,30 m LRH
keine Differenzierung
SACHSENANHALT
18.11.20
DOK im Mittel ≥ 1,60 m ü. Geländeoberfläche
≥ 2/3 der GF ≥ 2,30 m LRH; GK 1/2: ≥ 2/3 der GF ≥ der geforderten LRH für Aufenthalträume der Gebäudeklasse
SCHLESWIGHOLSTEIN
01.10.19
DOK im Mittel ≥ 1,40 m ü. Geländeoberfläche
≥ 3/4 der GF ≥ 2,30 m GH
≥ 3/4 des dlG ≥ 2,30 m GH
≥ 3/4 des dlG ≥ 2,30 m GH
THÜRINGEN
23.11.20
DOK im Mittel ≥ 1,40 m ü. Geländeoberfläche
≥ 2/3 der GF ≥ 2,30 m LRH
keine Differenzierung
keine Differenzierung
GH
GH GH
LRH
se erheblich voneinander ab. Der Begriff des Vollgeschosses wurde in einigen Landesbauordnungen sogar ersatzlos gestrichen. Aufgrund dieses Regelungsdefizits gelten die Festlegungen früherer Bauordnungen. Einen Überblick über die Einstufung eines Geschosses als Vollgeschoss gibt Tabelle T2. Als Höhenbezug für die Bestimmung eines Vollgeschosses dient die lichte Raumhöhe oder die Geschosshöhe (G1). Kellergeschosse, die bezüglich ihrer Höhenlage nicht die Anforderung an Geschosse erfüllen, gelten nicht als Vollgeschosse. In Gebieten, in denen ein wirksamer Bebauungsplan vorliegt, ist eventuell die Fassung der AB B B AB B Bauordnung zum Zeitpunkt der Festsetzung des Bebauungsplans gültig. LRH
LRH
LRH
G1 BESTIMMUNG VON VOLLGESCHOSSEN IN DACHGESCHOSSEN
VOLLGESCHOSS DACHGESCHOSS
VOLLGESCHOSS STAFFELGESCHOSS
keine Differenzierung
keine Differenzierung
DOK = Deckenoberkante über Gelände; GF = Geschossfläche; GH = Geschosshöhe; LRH = lichte Raumhöhe; dlG = darunterliegendes Geschoss
GÜLTIGE FASSUNG DER BauNVO: GFZ /GRZ Bei der Bestimmung der GFZ und der GRZ ist darauf zu achten, dass diese nicht grundsätzlich auf Basis der aktuellen Fassung aus dem Jahr 1990 zu ermitteln sind, sondern jeweils die BauNVO heranzuziehen ist, die am Tag der Bekanntmachung des Bebauungsplans (soweit ein Bebauungsplan für das Gebiet vorliegt) anzuwenden war. Die verschiedenen BauNVO unterschieden sich z. B. hinsichtlich der Anrechnung von Nebenanlagen, unterirdischen Bauteilen, aber auch der Aufenthaltsräume in Dachgeschossen, die keine Vollgeschosse sind.
2
VOLLGESCHOSS Generell zählt das Dachgeschoss als Vollgeschoss, wenn die geforderte lichte Raum- bzw. Geschosshöhe über einen bestimmten, nach der jeweiligen Landesbauordnung unterschiedlichen Prozentsatz der Grundfläche des darunterliegenden Geschosses bzw. desselben Geschosses vorhanden ist (vgl. Tabelle T2).
S
B
S
4. OG
4. OG
3. OG
3. OG B
2. OG L
2. OG L
1. OG
1. OG EG
EG
T1 RELEVANTE FLÄCHEN FÜR DIE BGF GEMÄSS DIN 277
T2 RELEVANTE FLÄCHEN FÜR DIE GF (GFZ) GEMÄSS BauNVO 1
T3 RELEVANTE FLÄCHE FÜR DIE GR (GRZ) GEMÄSS BauNVO
Geschoss Erläuterung
Flächen anzurechnen
Geschoss Erläuterung
Flächen 1 anzurechnen
S
Spitzboden nicht nutzbar, zu geringe Höhe
nein
S
Spitzboden kein Geschoss
nein
Die Grundfläche wird bestimmt durch die vertikale Grundrissprojektion der max. Außenmaße. Schräge Umfassungswände, Balkone, Erker, etc. werden berücksichtigt. (>>> GFZ – GRZ – Vollgeschoss, S. 010)
4. OG
unausgebautes Dachgeschoss, ungenutzt, aber durch späteren Ausbau nutzbar, Dachschrägen
ja (Regelfall)
4. OG
Dachgeschoss kein Vollgeschoss
nein
Dach- / Galeriegeschoss Luftraum, Dachschrägen
ja (Regelfall) ohne Luftraum
3. OG
Dach- / Galeriegeschoss Vollgeschoss
ja, ohne Luftraum
zweigeschossiger Raumbereich teilweise Dachschrägen Balkon (B)
ja (Regelfall)
2. OG
Vollgeschoss Balkon (B)
ja nein
1. OG
Normalgeschoss Loggia (L)
ja (Regelfall) ja (Sonderfall)
1. OG
Vollgeschoss Loggia (L)
ja nein
EG
Normalgeschoss
ja (Regelfall)
EG
Vollgeschoss
ja
3. OG
012 2. OG
ja (Sonderfall)
1
FLÄCHENBERECHNUNGEN Zur Flächenberechnung eines Gebäudes gibt es verschiedene Berechnungsgrundlagen. Die wichtigsten Regelwerke sind die Baunutzungsverordnung (BauNVO), die DIN 277-1 (Grundflächen und Rauminhalte von Bauwerken im Hochbau) sowie die Verordnung zur Berechnung der Wohnfläche (Wohnflächenverordnung – WoFlV). Die verschiedenen Regelwerke dienen unterschiedlichen Zwecken. Mit den Berechnungen gemäß der BauNVO wird das Maß der baulichen Nutzung auf einem Grundstück bestimmt (>>> GFZ – GRZ – Vollgeschoss, S. 010). DIN 277-1 bildet dagegen die Grundlage für die Ermittlung der Bauwerks- und Nutzungskosten und den Vergleich der Wirtschaftlichkeit von Bauwerken. Die nach DIN 277 ermittelten Flächen können aber auch für die Festlegung der Wohn- und Mietflächen verwendet werden. Während DIN 277 keine Bewertung der Flächen beinhaltet, tut dies jedoch die Wohnflächenberechnung. Die Ermittlung der Flächen nach WoFlV weicht somit erheblich von DIN 277 ab. Allerdings werden in DIN 277 keine Wohnflächen, sondern die Netto-Raumflächen ermittelt. Die Vorschriften der WoFlV gelten für Flächenberechnungen nach dem Wohnraumförderungsgesetz. Beim frei finanzierten Wohnungsbau kann wahlweise nach der Wohnflächenverordnung oder DIN 277 verfahren werden. VERGLEICH DER BERECHNUNGSGRUNDLAGEN Da sich die BauNVO und DIN 277 teilweise identischer Begriffe bedienen (z. B. Grundfläche) kommt es immer wieder zu Verwechslungen: So wird die Geschoss fläche (GF) oftmals mit der Brutto-Grundfläche (BGF) verwechselt. Zum Vergleich der Anrechenbarkeit der verschieden Flächen in Abhängigkeit von der Berechnungsgrundlage dienen die Übersichten T1/2 und F1/2. Dabei werden insbesondere die Besonderheiten
GRUNDLAGEN
gemäß BauNVO Fassung 2017 (zuletzt geändert 2021)
der Anrechenbarkeit von Flächen in den Dachgeschossen aufgezeigt. Die verschiedenen Berechnungsgrundlagen weichen in kleinen, aber wichtigen Details voneinander ab. So werden beispielsweise die Balkongrundflächen nach DIN 277 zu 100 % in die Nutzfläche eingerechnet, während sie nach WoFlV nur zu einem Viertel bis zur Hälfte als Wohnfläche Berücksichtigung finden. Unterschiedliche Zuordnungen bzw. Bewertungen gibt es u. a. auch hinsichtlich der Dachschrägen oder der Nebenräume im Kellergeschoss. BRUTTO-GRUNDFLÄCHE (BGF) GEMÄSS DIN 277 In Anlehnung an die Facility Management Norm (DIN EN 15 221) wurde DIN 277 im Jahr 2016 grundlegend überarbeitet. Da sie u. U. noch nicht in den einzelnen Landesbauordnungen gesetzlich eingeführt ist, sind baurechtlich nachzuweisende Flächen (z. B. Größe von Nutzungseinheiten zur Einordnung eines Gebäudes in eine Gebäudeklasse; >>> Gebäudeklassen, S. 014) weiterhin nach der alten Fassung aus dem Jahr 2005 zu bestimmen. Die Gliederung der Grundflächen des Bauwerks wurde in der neuen DIN vereinfacht und auf zwei Gliederungsebenen reduziert: Die Brutto-Grundfläche (BGF) unterteilt sich in die Konstruktions-Grundfläche (KGF) und die Netto-Raumfläche (NRF), die sich wiederum aus der Nutzungsfläche (NUF), Technikfläche (TF) und Verkehrsfläche (VF) zusammensetzt. Die Nutzungsfläche (NUF) kann bei Bedarf weiter untergliedert werden. Bei der Ermittlung der Flächen sind alle nutzbaren Grundflächen zu berücksichtigen, auch wenn diese nicht genutzt werden, wie z. B. Flächen in unausgebauten Dachräumen. Hierbei ist es unerheblich, ob es sich um ein Vollgeschoss handelt oder nicht. Grundflächen und Rauminhalte sind getrennt nach den Grundrissebenen (z. B. Geschossen) des Bauwerks und getrennt
GESCHOSSFLÄCHE (ZUSATZ ZU TABELLE T2) a I. d. R. werden nur die Flächen der Geschosse angerechnet, bei denen es sich um Vollgeschosse handelt. Abweichend davon kann im Bebauungsplan festgelegt werden, dass Flächen von Aufenthaltsräumen in anderen Geschossen einschließlich der zu ihnen gehörenden Treppenräume und Umfassungs wände ganz oder teilweise mitzurechnen sind. b Die Flächen werden nicht getrennt nach unterschiedlichen Höhen ausgewiesen. Eine Minderung der Geschossflächen unter Dachschrägen ist unzulässig. c Die Geschossfläche wird ermittelt auf Höhe OK FFB. Die Flä chenberechnung bezieht sich auf die max. Außenmaße.
nach unterschiedlichen Höhen der Geschosse zu ermitteln. Dies gilt insbesondere für Grundflächen unter bzw. über schräg verlaufenden Flächen oder unter Lufträumen (nicht dargestellt in F1, T1). Bei der Ermittlung der Flächen und Rauminhalte sind die tatsächlichen Fertigmaße anzusetzen. Die Flächenberechnung bezieht sich auf die Außenmaße der Konstruktion, einschließlich Bekleidung (Außenkante Fassade oder Dachhaut). Die Maße eines Geschosses werden auf Höhe OK FFB bestimmt. Stark verändert gegenüber der Vorgängerfassung wurde die Unterscheidung von Flächen und Rauminhalten hinsichtlich ihrer Umschließung. Anstelle der drei Bereiche a (vollständig umschlossen, vollständig überdeckt), b (teilweise umschlossen, vollständig überdeckt) und c (teilweise umschlossen, nicht überdeckt) werden die Räume jetzt entweder dem Regelfall (R, vorher a), vollständig umschlossene Räume und Grundflächen, oder dem Sonderfall (S, vorher b und c), nicht bei allen Begrenzungsflächen vollständig umschlossen, zugewiesen (F1, T1). WOHNFLÄCHEN GEMÄSS WoFlV Unter der Wohnfläche versteht man die Summe der anrechenbaren Flächen der Räume, die zu einer Wohneinheit zählen. Zur Wohnfläche gehören die Grund flächen von Zimmern sowie Flure und Dielen, ebenso Nebenräume wie Vorräume, Besen- und Speisekammern und andere Schrankräume, Küchen, Bäder und Toilettenräume. Auf die Wohnfläche werden nicht ange rechnet: Kellerräume und Abstellräume, die sich außerhalb der Wohnung befinden; Waschküchen, Boden-, Trocken- und Heizungsräume sowie Garagen. Die Wohnflächen werden in allen Geschossen ermittelt, unabhängig davon, ob es sich um ein Vollgeschoss handelt oder nicht.
200
100 200
100
FLÄCHENBERECHNUNGEN
Voll berechnet werden Grundflächen von Räumen oder Raumteilen mit einer lichten Höhe ≥ 2,0 m. Dazu zählen auch Fenster und offene Wandnischen, die bis zum Boden reichen, mit einer Tiefe ≥ 13 cm, Erker und Wandschränke mit einer Grundfläche ≥ 0,5 m2 sowie Raumteile unter Treppen. Zur Hälfte berücksichtigt werden Grundflächen von Raumteilen mit einer lichten Höhe ≥ 1,0 m und ≤ 2,0 m. Unberücksichtigt bleiben die Grundflächen von 200 Raumteilen mit einer lichten Höhe < 1,0 m. 100 200 Von der Wohnfläche abgezogen werden Schornsteine und Mauervorsprünge, frei stehende Pfeiler und 100 Säulen ≥ 0,1 m2, die in ganzer Raumhöhe durchgehen, Türni-
schen, Vormauerungen und Verkleidungen, sofern ihre Grundfläche ≥ 0,1 m2 beträgt und sie eine Höhe von ≥ 1,5 m aufweisen (z. B. Vorwandinstallationen im Badezimmer). Treppen mit ≥ 3 Steigungen und deren Treppenabsätze bleiben bei der Berechnung der Wohnflächen außer Betracht. Grundflächen von Loggien, Balkonen, Terrassen und Dachgärten werden meist zu einem Viertel, jedoch max. bis zur Hälfte angerechnet (F2). Die Wohnflächenangaben ergeben i. d. R. kleinere Wer200 te als die Nutzflächenangaben, diese sind wiederum 100 kleiner als die Grundflächenangaben (diese Regel gilt besonders für das Dachgeschoss mit Schrägen und für Wohnungen mit Terrassen und Balkonen).
200 100
A–A
200 200 100 100 200 100 A–A B–B SCHNITTE, M 1:200
B–B
A
A–A
A–A
A
A–A
B
B–B
B–B
B
B–B
Konstruktions-Grundfläche (KGF)
Brutto-Grundfläche (BGF = KGF + NRF)
Nutzungsfläche (NUF) Technikfläche (TF) Netto-Raumfläche (NRF = NUF + TF + VF)
Verkehrsfläche (VF)
F1 FLÄCHENERMITTLUNG NACH DIN 277: GRUNDFLÄCHEN UND RAUMINHALTE VON BAUWERKEN IM HOCHBAU
ENTWERFEN – GEBÄUDETYPOLOGIE
GRUNDRISS DACHGESCHOSS, M 1:200
lichte Raumhöhe ≥ 2,00 m Wohnfläche 100 % lichte Raumhöhe ≥ 1,00, ≤ 2,00 m Wohnfläche 50 % Loggien, Balkone Terrasse Wohnfläche ≥ 25 %, ≤ 50 % anrechenbar F2 WOHNFLÄCHENBERECHNUNG (WoFlV)
013
ss
h(
150
Aufenthaltsräume müssen im Dachgeschoss eine lichte Raumhöhe von mindestens 2,20 m über der Hälfte ihrer Nutzfläche 2,20 m haben, wobei Raumteile mit einer lichten Höhe unter 1,50 m außer Betracht bleiben.
Aufenthaltsraum möglich: wenn FLÄCHE A ≥ Summe FLÄCHE B
B
150
150
LRH
h
LRH
Aufenthaltsraum lic
A AG2 ANFORDERUNG AUFENTHALTSRAUM, MINDESTFENSTERFLÄCHE
ANFORDERUNGEN GEMÄSS § 47 MBO UND LBO scheidenden Details von den Anforderungen der MBO Aufenthaltsraum mög Nach § 47 MBO müssen Aufenthaltsräume eine lichte ab (T1). Raumhöhe von mind. 2,4 m haben. Ausgenommen davon sind Aufenthaltsräume in Wohngebäuden der BESONDERHEITEN IM DACHGESCHOSS Gebäudeklassen 1 und 2 sowie Aufenthaltsräume in Aufenthaltsräume im Dachgeschoss dürfen i. d. R. geDachräumen, die auch geringere Raumhöhen aufweiringere Raumhöhen aufweisen (meist zwischen 2,2 und sen dürfen. Damit sie ausreichend belichtet und belüf2,3 m), die in Wohngebäuden der Gebäudeklassen 1 tet werden können, muss das Rohbaumaß der Fensund 2 teilweise noch unterschritten werden können. teröffnungen mind. 1/8 der Netto-Grundfläche des Aufgrund der geneigten Flächen muss die geforderte Raums einschließlich der Netto-Grundfläche verglaster lichte Raumhöhe nur auf einem Teil der Grundfläche Vorbauten und Loggien haben. Fensterlose Küchen gewährleistet sein. Raumteile mit einer Höhe unter oder Kochnischen sind in Wohnungen zulässig, wenn 1,5 m bleiben dabei meist außer Betracht. Geneigte eine wirksame Lüftung gewährleistet ist. Die einzelnen Fenster sowie Oberlichter anstelle von Fenstern kön§ 47 MBO: Aufenthaltsräume müssen eine lichte Raumhöhe von mindestens 2,40 m haben. Landesbauordnungen weichen in kleinen, aber Dies ent-gilt nicht nen gestattet werden, wenn keine wegen für Aufenthaltsräume in Wohngebäuden der Bedenken Gebäudeklassen 1 und 2 sowie für Aufenthaltsräume im Dachraum. des Brandschutzes bestehen. LRH
014 AUFENTHALTSRÄUME GEMÄSS § 2 MBO In § 2 der Musterbauordnung (MBO) werden Aufenthaltsräume als Räume definiert, die nicht nur zum vorübergehenden Aufenthalt von Menschen bestimmt oder geeignet sind. Zu Aufenthaltsräumen zählen Wohn- und Schlafräume, Küchen oder Arbeitszimmer. Keine Aufenthaltsräume sind dagegen Abstellräume, Bäder, Flure oder Treppenhäuser sowie andere Räume mit Nebenfunktionen. An Aufenthaltsräume werden Mindestanforderungen bezüglich der Raumhöhe, Belichtung mit Tageslicht sowie Belüftung gestellt. Das Bauordnungsrecht und der davon abhängige Brandschutz beziehen sich i. d. R. auf das Vorhandensein von Aufenthaltsräumen.
h
T1 MINDESTANFORDERUNGEN DER MBO/LBO AN AUFENTHALTSRÄUME (VEREINFACHTE DARSTELLUNG) Stand der LBO
geregelt in
Lichte Raumhöhe (LRH)
LRH Dachgeschoss
Mindestfensterfläche 4 / Netto-Grundfläche
MBO
2002, letzte Änderung 27.09.19
§ 47 MBO
2,4, geringere Raumhöhe möglich 2
geringere (ger.) Raumhöhe (RH) möglich
1/8
BADENWÜRTTEMBERG
18.07.19
§ 34 LBO
2,3
≥ 1/2 GF ≥ 2,2 1
1/10
BAYERN
25.05.21
Art. 45 BayBO
2,4 2
≥ 1/2 NF ≥ 2,2 1
1/8
BRANDENBURG
09.02.21
§ 47 BbgBO
2,4 2
ger. RH möglich
1/8
BREMEN
22.09.20
§ 47 BremLBO
2,4 2
≥ 1/2 GF ≥ 2,3 1
1/8
HAMBURG
20.02.20
§ 44 HBauO
2,4 (2,3 GK 1/2)
≥ 1/2 GF ≥ 2,3 1
1/8
HESSEN
03.06.20
§ 50 HBO
2,4
≥ 1/2 Netto GF ≥ 2,2 1 1/8
MECKLENBURGVORPOMMERN
26.06.21
§ 47 LBauO M-V
2,4 1 (2,3 1 GK 1/2)
≥ 1/2 GF ≥ 2,3 1
1/8
NIEDERSACHSEN
10.11.20
§ 43 NBauO
≥ 2/3 GF ≥ 2,4 1
≥ 1/2 GF ≥ 2,2 1
ausreichend
NORDRHEINWESTFALEN
30.06.21
§ 46 BauO NRW
2,4 (2,3 GK 1/2)
≥ 1/2 GF ≥ 2,2 1
1/8
RHEINLANDPFALZ
03.02.21
§ 43 LBauO
2,4
keine Differenzierung 1/10 außer 1
SAARLAND
04.12.19
§ 45 LBO
2,4 2
ger. RH möglich
1/8
SACHSEN
12.04.21
§ 47 SächsBO
2,4
≥ 1/2 GF ≥ 2,3 1
1/8
SACHSENANHALT
18.11.20
§ 46 BauO LSA
2,4 2
ger. RH möglich
1/8
SCHLESWIGHOLSTEIN
01.10.19
§ 48 LBO
2,4
≥ 1/2 GF ≥ 2,3 1
1/8
THÜRINGEN
23.11.20
§ 47 ThürBO
2,4 2
ger. RH möglich
1/8
LRH
Bundesland
BERLIN
GK 1/2 Anforderung an die lichte Raumhöhe von Aufenthaltsräumengiltimnicht Dachgeschoss 12.10.20 3 bis 5 § 47 BauO Bln 2,5 ≥ 1/2 Netto GF ≥ 2,3 1 1/8 Gebäudeklasse
Raumteile mit h < 1,50 m bleiben außer Betracht 4 Rohbaumaß 1
GRUNDLAGEN
2
Aufenthaltsräume mü mindestens 2,20 m ü wobei Raumteile mit
150
AG1 ANFORDERUNG AUFENTHALTSRAUM, LICHTE RAUMHÖHE
Ausnahmen für GK 1/2 möglich
3
Ausnahmen für einzelne Aufenthaltsräume möglich
GEBÄUDEKLASSEN – ANFORDERUNGEN AUS DEM BRANDSCHUTZ Die Definition der Gebäudeklassen erfolgt in § 2 der MBO. Man unterscheidet fünf Gebäudeklassen. Die Differenzierung erfolgt u. a. nach den verschiedenen Anleitertechniken der Feuerwehr und den damit verbundenen maximalen Anleiterhöhen. Die wesentlichen Kriterien zur Einstufung eines Gebäudes in eine Gebäudeklasse sind somit die Höhenlage des Fußbodens des höchstgelegenen Geschosses, in dem ein Aufenthaltsraum möglich ist, die Anzahl und Grundfläche der Nutzungseinheiten, eine frei stehende oder angebaute bzw. ober- oder unterirdische Bauweise (z. B. Tiefgaragen). Für die Planung eines Dachgeschosses ist es von essenzieller Bedeutung, in welche Gebäudeklasse ein Bauvorhaben eingestuft wird. In Abhängigkeit von der Gebäudeklasse ergeben sich die Anforderungen an den Brandschutz. Diese Anforderungen beziehen sich sowohl auf die räumlich-typologischen Kriterien, wie z. B. die Ausprägung von Rettungswegen, das Vorhan§ 47 MBO: Aufentha densein von Treppenräumen, Galerien oder die Dies Lagegilt nicht für Au sowie für Aufenthalts von Fensteröffnungen, als auch auf die materiellen Anforderungen an die Bauteile wie die von tragenden Wänden, Decken oder Dächern. An ein frei stehendes Einfamilienhaus mit einem ausgebauten Dach werden grundsätzlich andere Anforderungen gestellt als an
AUFENTHALTSRÄUME UND GEBÄUDEKLASSEN
1400
14 m 13 12 11 10 9
840
8
ca. 1220
6
300
/2
Klappleiter
≥1 /2
Steckleiter
Schiebeleiter dreiteilig
Hakenleiter
Leiterlängen und Rettungshöhen bei einem von 70° M 1:200 AG3 LEITERARTEN/-LÄNGEN UND Anstellwinkel RETTUNGSHÖHEN BEI ANSTELLWINKEL
eine Dachgeschosswohnung in einem fünfgeschos sigen Wohnungsbau. Grundsätzlich gilt: Je höher die Gebäudeklasse, desto höher sind die Anforderungen an den Brandschutz. Normale Einfamilienhäuser fallen in die GK 1 oder 2, mit dem einzigen Unterschied, dass Häuser der GK 2 nicht frei stehend sind. Mehrfamilienhäuser mit mehr als zwei Wohneinheiten unter einer Höhe des obersten Fußbodens von 7 m ohne Beschränkung der Größe der Nutzungseinheiten fallen in GK 3. GK 1 bis 3 umfassen alle Wohngebäude mit geringer Höhe, d. h. mit einer Fußbodenhöhe ≤ 7 m. Unter GK 4 fallen Gebäude mit einer Fußbodenhöhe von ≤ 13 m und ≤ 400 m2 BGF (je Nutzungseinheit). GK 5 umfasst alle sonstigen Gebäude (Fußbodenhöhe > 7 m, ≤ 22 m).
70°; HUBRETTUNGSWAGEN MIT DREHLEITER M 1:333
AG4 EMPOREN UND GALERIEN OHNE EIGENE RETTUNGSWEGE
GEBÄUDEKLASSEN Die Gebäudeklasse definiert sich über die Höhe der Fußbodenoberkante des höchstgelegenen Geschosses, in dem ein Aufenthaltsraum möglich ist, über der Geländeoberfläche im Mittel. Die Grundflächen der Nutzungseinheiten sind die Brutto-Grundflächen (nach DIN 277); bei der Berechnung der Brutto-Grundflächen bleiben Flächen in Kellergeschossen außer Betracht. SONDERBAUTEN Neben der Einordnung in die Gebäudeklassen werden Gebäude besonderer Art (z. B. Hochhäuser) und Nutzung (z. B. Gaststätten) als Sonderbauten definiert. Für diese gelten zusätzlich zu den Anforderungen in Abhängigkeit der Gebäudeklassen weitere Bestimmungen.
Bei der Bestimmung der BGF (gemäß DIN 277) bleiben die Flächen im Keller geschoss außer Betracht. h Maß der Fußbodenoberkante des höchst gelegenen Geschosses, in dem ein Aufenthaltsraum möglich ist, über der Gelände oberfläche im Mittel. NE Nutzungseinheit
NE 1 NE 2
GEBÄUDEKLASSE 1 gemischt genutzt wie Wohngebäude (GK 1) Trennwände fh
oder fh/fb WABW
h ≤ 7m
NE 1 NE 2
NE
NE
NE
NE
NE
h≤7m
1
NE
hochfeuerhemmend (hf) feuerhemmend (fh)
NE
GEBÄUDEKLASSE 2 gemischt genutzt wie Wohngebäude (GK 2) Trennwände fh
NE NE
NE
NE
NE 1
NE 2
NE
NE
GEBÄUDEKLASSE 2 reine Wohngebäude angebaut ≤ 2 Nutzungseinheiten ∑ BGF1 aller NE ≤ 400 m2 h≤7m Außenwand mind. B2
ENTWERFEN – GEBÄUDETYPOLOGIE hochfeierhemmend
NE
NE NE
NE
GEBÄUDEKLASSE 3 sonstige Gebäude frei stehend oder angebaut Anzahl der NE unbegrenzt ∑ BGF1 aller NE unbegrenzt h≤7 Außenwand / Fassade mind. B2
NE
NE NE
NE
NE hf + M WABW
NE 2
NE
h≤7m
NE 1
NE
oder fh/fb WABW
NE
h≤7m
NE
oder fh/fb WABW
NE 2
h ≤ 7m
NE 1
feuerbeständig
[1] entnommen aus: Versicherungskammer Bayern, Risk-Manage ment (Hrsg.): Die Bayerische Bauordnung 2013. Brandschutz technische Inhalte im Überblick.
feuerbeständig (fb)
NE
GEBÄUDEKLASSE 1 reine Wohngebäude frei stehend ≤ 2 Nutzungseinheiten ∑ BGF1 aller NE ≤ 400 m2 h≤7m Außenwand mind. B2
a Die Galerie erstreckt sich im Wesentlichen nur über den Hauptraum, mit dem sie in offener Sichtbeziehung steht. Der offene Blickkontakt zu der darunterliegenden Nutzung muss möglich sein. b Die Fläche der Galerie ist nicht größer als die Fläche der verbleibenden Deckenöffnung des Hauptraums (gemessen in Höhe des Galeriefußbodens). c Die Galerie darf nicht größer sein als die Hälfte der anrechenbaren Grundfläche des Hauptraums und darf sich nicht über fremde Nutzungseinheiten erstrecken. d Die Galerie darf selbst weder abgeschlossene Räume, noch Verbindungsöffnungen zum nicht ausgebauten Dachraum haben.
MATERIELLE ANFORDERUNGEN AN BAUTEILE
AG5 GEBÄUDEKLASSEN
NE 1 NE 2
AG4 EMPOREN UND GALERIEN [1] Emporen und Galerien werden als Einbau einer zweiten Ebene in den darunterliegenden Hauptraum und somit als Teil des Aufenthaltsraumes und nicht als eigenständiges Geschoss gewertet. Die MBO definiert diesbezüglich keine konkreten Vorgaben. Gemäß bayerischem Baurecht sind folgende Kriterien vollständig zu erfüllen:
NE
GEBÄUDEKLASSE 4 freistehend oder angebaut Anzahl der NE unbegrenzt BGF 1 je NE ≤ 400 m2 7 m < h ≤ 13 m Außenwand mind. A oder F 30 Fassade mind. B1
NE
NE NE
NE
NE
NE
NE
NE
7 m < h ≤ 22 m
ca.190
1 0
≤1
ca. 340
2
NE
Brandwand
3
460 ca. 700
4
7 m < h ≤ 13 m
5
ca. 440
65 –75°
7
NE
NE
GEBÄUDEKLASSE 5 sonstige / unterirdische Gebäude frei stehend oder angebaut Anzahl der NE / BGF 1 je NE unbegrenzt 7 m < h ≤ 22 m Außenwand mind. A oder F 30 Fassade mind. B1
015
T1 RETTUNGSWEGE ERSTER RETTUNGSWEG
ZWEITER RETTUNGSWEG
ANLEITERBZW. AUFSTELLFLÄCHEN
notwendige Treppe
notwendige Treppe
nicht erforderlich
notwendige Treppe
Rettungsleitern der Feuerwehr
erforderlich
b 4
11
4
11
7 r=1
0,5
Sicherheitsnicht nicht , sodass ich zu reetende Personenerforderlich bemerkbar machen können treppenhaus erforderlich
aß
a
a
1,1
5
3
11
0,8
R3 ANLEITER-, AUFSTELL- UND BEWEGUNGSFLÄCHEN FÜR DIE FEUERWEHR
> 100
≥ 220
max. Brüstungshöhe ≤ 800
R2 ANLEITERBARES DFF TRAUFABSTAND > 100 cm Anleiterbares Dachflächenfenster als 2. Rettungsweg Abstand von Traufe > 1 m
GRUNDLAGEN
Durchgang (offen) Türöffnung (Haustür) - Brüstungshöhe max. 1,20 m oder Ausstieg
≥ 350
68°–75°
ca .
≤ 700
≥ 100
≥ 200
≥ 125
≥ 200
≤ 700
ca.
≤ 120
100
100
≤ 100
Anleiterbares Dachflächenfenster als 2. Rettungsweg Abstand von Traufe ≤ 1 m Türöffnung (Wohnungstür)
Durchfahrt
M 1:100
≥ 220
≥ 120
Anleiterbares Dachflächenfenster als 2. Rettungsweg Abstand von Traufe ≤ 1 m Dachflächenfenster (DFF) freie Öffnungsfläche mind. 90 ≈ 120 cm (MBO)
≤ 120
R1 ANLEITERBARES DFF TRAUFABSTAND ≤ 100 cm
≤ 120
max. Brüstungshöhe ≤ 800
68°–75°
≥ 90
≤ 700
Die anleiterbaren Stellen müssen von unten ausreichend einsehba
≤ 120
ca .
≤ 120
100
≤ 100
≥ 100
Dachflächenfenster (DFF) freie Öffnungsfläche mind. 90 ≈ 120 cm (MBO)
ERSTER UND ZWEITER RETTUNGSWEG § 33 MBO wegs ein Fenster pro Nutzungseinheit mit Rettungs Gemäß MBO müssen für Nutzungseinheiten mit mind. geräten der Feuerwehr erreicht werden kann. einem Aufenthaltsraum (z. B. Wohnungen) in jedem Geschoss mind. zwei voneinander unabhängige RettungsRETTUNGSFENSTER IM DACHGESCHOSS wege ins Freie vorhanden sein. Beide Rettungswege Als Rettungsfenster können stehende Fenstertypen dürfen jedoch innerhalb des Geschosses über densel(Giebel- und Gaubenfenster), aber auch liegende Typen ben notwendigen Flur führen. Für Nutzungseinheiten, die (Dachflächenfenster) herangezogen werden. Das Retnicht zu ebener Erde liegen, muss der erste Rettungstungsfenster muss von der Straßenebene erkennbar weg über eine notwendige Treppe führen. Der zweite und so angeordnet sein, dass sich Menschen bemerkRettungsweg kann eine weitere notwendige Treppe oder bar machen können und eine anleiterbare Stelle für die eine mit Rettungsgeräten der Feuerwehr erreichbare Feuerwehr mit einer tragbaren Leiter oder einer DrehleiStelle der Nutzungseinheit sein. Ein zweiter Rettungsweg ter besteht. Gemäß § 37 MBO müssen Rettungsfenster ist nicht erforderlich, wenn die Rettung über einen sicher eine lichte Öffnung von ≥ 0,90 ≈ 1,20 m aufweisen und erreichbaren Treppenraum möglich ist, in den Feuer dürfen nicht höher als 1,20 m angeordnet sein. Dachund Rauch nicht eindringen können (Sicherheitstreppenflächenfenster müssen eine dementsprechend genüraum). Gebäude, deren zweiter Rettungsweg über Retgend große Öffnung aufweisen, Schwingfenster sind tungsgeräte der Feuerwehr führt und bei denen die als Rettungsfenster nicht zugelassen. Oberhalb eines r sein, sodass ich zu reetende Personen bemerkbar machen können Oberkante der Brüstung von zum Anleitern bestimmten Dachflächenfensters, das als Rettungsfenster dient, ist Fenstern oder Stellen mehr als 8 m über der Gelände ggf. ein Schneefanggitter vorzusehen. Der Abstand zur oberfläche liegt, dürfen nur errichtet werden, wenn die Traufkante (Dachrinne) von Fenstern in Dachschrägen Feuerwehr über die erforderlichen Rettungsgeräte wie oder Dachaufbauten muss horizontal gemessen ≤ 1,0 m 90 Hubrettungsfahrzeuge verfügt. Für Galerien und Emposein. Falls≥ dies nicht möglich ist, können zur Sicherung ≥ 125 ≥ 60 120 ren trifft die Anforderung an zwei≥ Rettungswege nicht der Personen auf der Dachfläche ein Ausstiegspodest zu, da es sich bei ihnen nicht um ein eigenständiges oder Trittstufen (≥ 25 ≈ 90 cm) mit Haltegriff und RetGeschoss handelt, sondern um einen untergeordneten tungsbalkon bis zu diesem Abstand vorgesehen werDachflächenfenster (DFF) Raumbereich eines Aufenthaltsraums (>>> AG4, S. 015). den. Hierzu ist jedoch eine Abweichung erforderlich. freie Öffnungsfläche mind. 90 ≈ 120 cm (MBO) Erfolgt der erste und zweite Rettungsweg jeweils über Der Einbau von Rettungsfenstern ist nur im Bereich von eine eigene notwendige Treppe bzw. ein SicherheitsDächern mit harter Bedachung zulässig. treppenhaus, dann sind keine Anleiter- oder Aufstell Notwendiges Fenster Notwendiges Fenster Notwendiges Fenster Durchgang (offen) für die Feuerwehr Lichtes nötig.Mindestinnenmaß Erfolgt der zweite ANFORDERUNG GEMÄSS LBO Lichtesflächen Mindestinnenmaß Lichtes Mindestinnenmaß ≤§ 100 Ausnahme LBO Bayern über ein Rettungsfenster, 37 MBO MBO Rettungsweg so müssen daDie§ 37geforderte Rettungsfenstergröße ist fast in allen Art. 35 BayBO gegen Anleiter-, Aufstell- und Bewegungsflächen im Bauordnungen gleich. Lediglich in Bayern ist eine weitöffentlichen Straßenraum bzw. auf dem Baugrundstück aus geringere Größe von ≥ 0,60 ≈ 1,00 m zugelassen. vorgesehen werden. In Abhängigkeit von der GebäuIn Baden-Württemberg ist eine Unterschreitung der ≥ 300 (350) dehöhe sind gemäß der Muster-Richtlinie über Flächen geforderten Maße bis zu einer Mindestgröße von für die Feuerwehr die notwendigen Zu- und Durchgän≥ 0,60 ≈ 0,90 m in Absprache mit der zuständigen ge bzw. Zu- oder Durchfahrten vorzusehen. Bei einer Brandschutzbehörde möglich. ≥ 90 Brüstungshöhe von ≤ 8 m ist eine Rettung mit tragbaren Leitern möglich. Zufahrten und Aufstellflächen für DIE WICHTIGSTEN PLANUNGSREGELN max. Brüstungshöhe FEUERWEHR 68°–75° ≤ 800 erforderlich. Hubrettungsfahrzeuge sind dann nicht • MBO / LBO Gemäß § 33 Musterbauordnung (MBO) ist es ausrei• Muster-Richtlinien über Flächen für die Feuerwehr. chend, wenn zur Sicherstellung des zweiten Rettungs02/2007 ≤ 120
016
T L
≥1,25
≥7,0
≥3,5
≥1,25
≥7,0 ≥7,0
≤6,0 (b)
RETTUNG
≤9,0 (b)
Brüstungshöhe 8 m bis 18 m: Brüstungshöhe ab 18 m:
Aufstellfläche rechtwinklig zur Aussenwand
Bewegungsflächen Bewegungsflächen
≥ 2,0 ≥ 3,5
a
Bewegungsflächen
b>> S. 028) 7. Klärung der Lage und Größe von Rettungsfenstern; Lage von Fenstern zu Brandwänden (>>> S. 016/022) 8. Klärung der Erreichbarkeit von Rettungsfenstern (>>> S. 016) 9. Klärung der Anschlüsse an übergeordnete Brand-, Gebäudeabschluss- und Treppenraumwände im Dachbereich (>>> S. 076) BRANDSCHUTZ IM BESTAND Bei einem nachträglichen Ausbau eines Dachgeschos- 019 ses entstehen i. d. R. veränderte Rahmenbedingungen, die eine Neubewertung des Umbaus nach aktuellen baurechtlichen Anforderungen notwendig machen. Diese beziehen sich auf die beabsichtigte Maßnahme, nicht aber auf Bereiche, die von der Maßnahme nicht berührt werden (Bestandsschutz, gilt nur für einen genehmigten Bestand). Falls bei dem beabsichtigten Dachausbau aufgrund der Qualitäten des Bestands bestimmte Anforderungen aus dem aktuellen Baurecht nicht eingehalten werden können, kann in Absprache mit der Brandschutzbehörde über das rechtliche In strument der Abweichung u. U. von einzelnen Anforderungen abgewichen werden. Abweichungen erfordern normalerweise Kompensationsmaßnahmen. DIE WICHTIGSTEN PLANUNGSREGELN • MBO • DIN 4102 Brandverhalten von Baustoffen und Bautei len. Teil 1 und 2. 05/1998 und 09/1977 • DIN EN 13 501 Klassifizierung von Bauprodukten und Bauarten zu ihrem Brandverhalten. Teil 1 und 2. 01/2010 und 12/2016 • Muster-Verwaltungsvorschrift Technische Baubestim mungen (MVV TB), Deutsches Institut für Bautechnik (DIBt), Ausgabe 2020/1 1
BEISPIELHAFTES VORGEHEN BEIM DACHAUSBAU 1. Einstufung des Gebäudes in die richtige Gebäudeklasse in Abhängigkeit von der Größe der Nutzungseinheit sowie der Höhe des Fußbodens des obersten Geschosses, in dem Aufenthaltsräume möglich sind (>>> S. 014) 2. Klärung, ob Galerien und Emporen als eigenständiges Geschoss oder lediglich als Einbau in den darunterliegenden Aufenthaltsraum zählen (>>> S. 015) 3. Ableitung der materiellen Anforderungen an tragende Stützen, Wände, aussteifende Bauteile, Trennwände, Brandwände, Decken, Treppen und Treppenräume etc. (>>> S. 020/022/026/028) 4. Ableitung evtl. weiterer materieller Anforderungen,
bweichend hiervon sind brennbare Baustoffe in hochfeuerhemA menden und feuerbeständigen Bauteilen zulässig, sofern sie den technischen Baubestimmungen entsprechen. Dies zieht eine weitreichende Erleichterung des Holzbaus bis zur Hochhausgrenze (Gebäudeklasse 4 und 5) nach sich. Holzbauteile sind möglich, wenn sie den Anforderungen der Muster-Holzbaurichtlinie (M-HolzBauRL) entsprechen. Ausgenommen hiervon sind Brandwände und Wände in Treppenräumen bzw. von Rettungswegen.
T3 BAUAUFSICHTLICHE BEZEICHNUGNEN NACH MBO Bauteil
Baustoff
feuerhemmend
fh
hochfeuerhemmend
hf
feuerbeständig
fb
Brandwand
BW
Brandwandersatzwand
BWEW
normal entflammbar
ne
schwer entflammbar
se
nicht brennbar
nb
in wesentlichen Teilen nicht brennbar
wnb
2. OG
W2
W1/NE1
h≤7m
2. OG W1
W/ NE1 h≤7m
W2
W/NE1
1. OG = DG1
W1 h≤7m W1
NE2
W1
W/ NE1 h≤7m W / NE1
W1
NE2
W1
W1
W1/NE1
EG W1
NE2
oder fh/fb WABW
W2
W1 h≤7m
W1
EG
W2
W1/NE1
UG
NE2
h≤7m
NE2 1. OG
W1/ NE1
W2
W2 1. OG
W1
W2 EG
W1
W2
UG
NE2 2. OG = DG
2. OG = DG
NE2 1. OG
h≤7m
1.OG
W1/NE1
c
2. OG W1/NE1
NE2 2. OG = DG
W2
W2
W2
W1/ NE1 h≤7m
c
2. OG = DG W1
W2
1.OG
c
h≤7m NE2 1. OG = DG1
2. OG = DG
h≤7m
1. OG
c
W1/NE1
NE2
b
NE2 2. OG = DG
1. OG
W1
W2
b
W2
W2
W1/ NE1
h≤7m
1.OG = DG1
b
2. OG = DG
W2 2. OG
1. OG = DG1
b W1
a
NE2 2. OG
h≤7m
NE2 1. OG = DG1
a
W2
NE2 2. OG
W1/NE1
1. OG = DG1
a W2
W1/ NE1 h≤7m
W2
1. OG = DG1
a
W2 2. OG
W1
NE2
1. OG = DG1
020
W1
NE2
oder fh/fb WABW
2. OG W1
W/ NE1 h≤7m
W1/NE1
NE2
W1/NE1
NE2
1. OG
h≤7m
W1
h≤7m
W2
EG W1/NE1
NE2 UG
UG
d
d
d
d
GEBÄUDEKLASSE 1 (reine Wohnnutzung)
GEBÄUDEKLASSE 1 (gemischt genutzt)
GEBÄUDEKLASSE 2 (reine Wohnnutzung)
GEBÄUDEKLASSE 2 (gemischt genutzt) !"#$%&"'()**"+-#
B1 ANFORDERUNG AN DIE ERFORDERLICHE FEUERWIDERSTANDSDAUER VON WÄNDEN UND DECKEN (TRAGEND UND RAUMABSCHLIESSEND) IM DACHGESCHOSS
ME GRUNDLAGEN
eingeschossiger Dachausbau bzw. oberste Ebene eines mehrgeschossigen Dachausbaus
erforderliche Feuerwiderstandsdauer der Bauteile im Dach Tragende und aussteifende Bauteile Wände, Decken, Stützen Trennwände 1 Dach- bzw. Deckenanschluss von Trennwänden, Trennwandführung bis zur
GEBÄUDEKLASSE GK 1
GK 2
GK 3
GK 4
GK 5
-
-
-
-
-
fh 4
fh 4
fh
fh
fh
Dachhaut oder
Dachhaut oder
Dachhaut oder
Dachhaut oder
Dachhaut oder
Rohdecke, mit Rohdecke fh 3, 4
Rohdecke, mit Rohdecke fh 4
Rohdecke, mit Rohdecke fh
Rohdecke, mit Rohdecke fh
Rohdecke, mit Rohdecke fh
Bauteile zum Abschluss von Räumen mit Explosions- o. erhöhter Brandgefahr (Wände, Decken, Böden)
fh 3, 4
fb 2, 4
fb 2
fb 2
fb 2
Dachschrägen, wenn die raumabschließenden Bauteile (z. B. Decken) bis zur Dachhaut geführt werden
-
-
-
-
-
Dachschrägen, wenn die raumabschließenden Bauteile (z. B. Decken) nicht bis zur Dachhaut geführt werden
fh 3, 4
fh 4
fh
fh
fh
a
Quelle: Appel, Stephan: Brandschutz im Detail – Dächer. FeuerTRUTZ Network GmbH. Köln 2015
GRUNDLAGEN
Trennwände nach Abs. 2 müssen als raum abschließende Bauteile von Räumen oder Nutzungseinheiten innerhalb von Geschossen ausreichend lang widerstandsfähig gegen die Brandausbreitung sein (§ 29 Abs. 1 MBO). Sie sind u. a. erforderlich zwischen Nutzungseinheiten sowie zwischen Nutzungseinheiten und anders genutzten Räumen, ausgenommen notwendige Fluren und zum Abschluss von Räumen mit Explosions- oder erhöhter Brandgefahr (§ 29 Abs. 2 MBO). 2 Bei feuerbeständigen Bauteilen müssen auch deren tragende und aussteifende Bauteile in den darunterliegenden Geschossen feuerhemmend ausgeführt werden, auch wenn an das übrige Gebäude keine Anforderungen gestellt werden. 3 Bei feuerhemmenden Bauteilen in der GK 1 müssen auch deren tragende und aussteifende Bauteile in den darunterliegenden Geschossen feuerhemmend ausgeführt werden, auch wenn an das übrige Gebäude keine Anforderungen gestellt werden. 4 Das gilt nicht für Wohngebäude. 1
T1 ANFORDERUNGEN IM DACHGESCHOSS, WENN DARÜBER KEINE AUFENTHALTSRÄUME MÖGLICH SIND GEMÄSS MBO a
BRANDSCHUTZ – EIN- UND MEHRGESCHOSSIGE DACHAUSBAUTEN
NE1
NE2
NE1 h≤7m
2. OG NE 1
NE1
NE2 h ≤ 13 m
4. OG NE1
NE2
7. OG NE1
NE2
1. OG = DG1
6. OG = DG1
a NE1
a NE1
NE2
NE1
NE2
h≤7m NE1
h ≤ 13 m
NE2
NE1
6. OG=DG1
2. OG = DG NE1
b NE1
NE2 h≤7m
NE2 4. OG = DG
NE2
NE1
1. OG
NE2 7. OG = DG
h ≤ 13 m NE1
NE2
NE1
6. OG
c
c
NE1
NE2 6. OG = DG
NE1
NE2 5. OG
NE1
NE2
NE1
NE1
NE2
1.OG NE1
NE2
h≤7m
oder fh/fb WABW
NE2
EG NE1
NE2
NE2
NE1
NE2
2. OG
1. OG NE1
NE1
NE2 EG
NE1
NE1
NE1
NE2
ZWEIGESCHOSSIGES DACH in beiden DGs Aufenthaltsräume möglich; Trennwandführung bis zur Rohdecke im Dachraum DG 2: Rohdecke inklusive der sie tragenden und aussteifenden Bauteile feuerhemmend (Ausnahme GK 1/2 reine Wohnnutzung: keine Anforderung) Dach ohne Anforderungen DG 1: Dachtragwerk mit Anforderung in Abhängigkeit der Gebäudeklasse
b
ZWEIGESCHOSSIGES DACH in beiden DGs Aufenthaltsräume möglich Trennwandführung bis unter die Dachhaut DG 2: Dach ohne Anforderungen DG 1 Dachtragwerk mit Anforderung in Abhängigkeit der Gebäudeklasse
c
EINGESCHOSSIGES DACH im DG Aufenthaltsräume möglich Trennwandführung bis zur Rohdecke im Dachraum Rohdecke inklusive der sie tragenden und aussteifenden Bauteile feuerhemmend
d
EINGESCHOSSIGES DACH im DG Aufenthaltsräume möglich Trennwandführung bis unter die Dachhaut Dach ohne Anforderungen
feuerbeständig (fb) hochfeuerhemmend (hf)
NE2 UG
feuerhemmend (fh) 1.2+3+4"%"56"77"8&
d
d
GEBÄUDEKLASSE 4
GEBÄUDEKLASSE 5
!"#$%&"'()**"+/
a
NE Nutzungseinheit W Wohnungen
EG
UG
GEBÄUDEKLASSE 3
NE2 1. OG
NE2
UG
d
NE2 2. OG
NE1
Brandwand
2. OG = DG NE1
NE1
7 m < h ≤ 13 m
hochfeuerhemmend + M WABW
NE2
NE2 3. OG
3. OG NE1
NE2 4. OG
4. OG = DG
7 m < h ≤ 22 m
NE1
BRANDSCHUTZ IM DACH Anforderungen an die Feuerwiderstandsdauer von Decken und Wänden, tragend und raumabschließend; die Anforderungen an ein zweigeschossiges Dach entsprechen den Anforderungen an ein mehrgeschossiges Dach.
h ≤ 22 m
NE2
3. OG
c
h ≤ 22 m
NE2
3. OG = DG1
b NE1
NE2 7. OG
NE1
NE2
1. OG = DG1
b
h ≤ 22 m
NE2
3. OG = DG1
a
NE2
192+3+6:;64"%"56"77"8& 1