Basics Raumgestaltung [2. Aufl.] 9783035612431, 9783035610017

Understanding and designing space Architecture does not consist of two-dimensional drawings – it is built space. The v

198 28 17MB

German Pages 88 Year 2016

Report DMCA / Copyright

DOWNLOAD PDF FILE

Table of contents :
Inhalt
Vorwort
Einleitung
Raumwahrnehmung
Raumtypen
Parameter der Raumgestaltung
Elemente und Mittel der Raumgestaltung
Schlusswort
Anhang
Danksagung
Literatur
Bildnachweis
Die Autoren
Recommend Papers

Basics Raumgestaltung [2. Aufl.]
 9783035612431, 9783035610017

  • 0 0 0
  • Like this paper and download? You can publish your own PDF file online for free in a few minutes! Sign Up
File loading please wait...
Citation preview

ENTWERFEN

ENTWERFEN DARSTELLUNGSGRUNDLAGEN KONSTRUKTION BERUFSPRAXIS BAUPHYSIK UND HAUSTECHNIK BAUSTOFFKUNDE LANDSCHAFTSARCHITEKTUR STÄDTEBAU THEORIE

MATERIALITÄT

Materialien sind nicht nur notwendige Baustoffe, sie spielen eine entscheidende Rolle in der Wirkung und Aussagekraft von Gebäuden. Materialität und Stofflichkeit sind deshalb ein wichtiger Bestandteil des architektonischen Entwerfens. Basics Materialiät stellt die Eigenschaften der wichtigsten Baustofftypologien vor und erläutert deren fachgerechten Einsatz.

BASICS

www.birkhauser.com

BASICS ENTWERFEN RAUM GESTALTUNG Ulrich Exner, Dietrich Pressel

Ulrich Exner, Dietrich Pressel

Raumgestaltung

Ulrich Exner, Dietrich Pressel Bert Bielefeld - Sebastian El Khouli

Entwurfsidee Raumgestaltung

Birkhäuser BIRKHÄUSER Basel BASEL

Inhalt Vorwort _7 Einleitung _9 Raumwahrnehmung _11 Nah- und Fernsinne _12 Der kognitive Apparat _14 Phänomenologie des Raums _14

Raumtypen _16 Funktionsräume _16 Genius Loci _18 Privat und öffentlich _20 Wohn- und Arbeitsräume _24 Kultur- und Freizeiträume _26 Bewegung und Verbindung _28 Repräsentation _30 Dauerhafte und temporäre Nutzung _31 Inszenierung und imaginäre Räume _33

Parameter der Raumgestaltung _35 Gebäude im Kontext _35 Maßstäblichkeit und Raumgröße _35 Innen und außen _36 Ordnung und Zufall _37 Dichte – Leere _39 Zeit und Raum _41 Raumkonditionen _42 Material _43 Atmosphäre _43

Elemente und Mittel der Raumgestaltung _45 Idee und Konzept _45 Raumnotation _49 Komposition, Proportion, Dimension _54 Raum, Gestalt, Struktur _60 Raumbegrenzung und -verbindung _61 Schichtung _64 Transparenz _65

Choreografie des Raums _66 Licht und Schatten _68 Wärme, Feuchte, Schall, Geruch _72 Material, Textur, Ornament und Farbe _74 Möbel – feste und bewegliche Elemente _79

Schlusswort _81 Anhang _82 Danksagung _82 Literatur _82 Bildnachweis _83 Die Autoren _84

Vorwort Die Konzeption und Ausbildung von Räumen ist eine wesentliche Aufgabe in der architektonischen Gestaltung. Ob es sich um Landschaftsräume, Stadträume oder Räume innerhalb von Gebäuden handelt, immer lassen sich vergleichbare Prinzipien und Parameter aufzeigen, mit deren Hilfe Raum gestaltet und wahrgenommen wird. Raum kann also bewusst durch Architekten, Stadtplaner oder andere geformt werden, er wird jedoch ebenso durch seine Nutzung und durch die Zeit geprägt und verändert. Freilich ist Raumwahrnehmung oder -bewertung niemals objektiv und muss immer im Zusammenhang mit den individuellen Sinneswahrnehmungen und dem soziokulturellen Hintergrund des Betrachters oder Nutzers gesehen werden. Dies eröffnet jedoch eine große Vielfalt von Gestaltungsmöglichkeiten. Der vorliegende Band Basics Raumgestaltung fügt dem Themenblock Entwerfen einen wichtigen Baustein hinzu, der das Phänomen Raum unabhängig von spezifischen Funktionen und Fachdisziplinen betrachtet. Eingangs wird als wichtige Voraussetzung des Folgenden aufgezeigt, mit welchen Sinnen Menschen ihre Umgebung wahrnehmen, diese Sinnesreize verarbeiten und auf Grundlage ihres Erfahrungsschatzes bewerten. Um die Vielfalt von Räumen darzustellen, werden anschließend verschiedene Raumtypologien und ihre spezifischen Eigenschaften erläutert und im Kontext zueinander betrachtet. Grundlegende Prinzipien, die bei der Gestaltung fast aller Räume zum Tragen kommen, werden im Kapitel „Parameter der Raumgestaltung“ beschrieben und im Kapitel „Elemente und Mittel der Raumgestaltung“ anhand einzelner Gestaltungsmittel konkretisiert und mit Beispielen hinterlegt. Ziel der Autoren ist es, dem Leser ein Verständnis für die besonderen Eigenschaften von Räumen und die Möglichkeiten der bewussten Einflussnahme auf die spätere Wirkung zu vermitteln. Bert Bielefeld, Herausgeber

7

Einleitung Raum ist für das menschliche Dasein bestimmend, und ein Großteil dieser räumlichen Umgebung ist von Menschen gestaltet. Das menschliche Leben spielt sich immer in Räumen ab, sei es in einer Landschaft, einer Stadt, einem Haus oder einem Zimmer. Fast selbstverständlich verlassen sich Menschen darauf, dass ihre gebaute und natürliche räum­ liche Umgebung beständig ist, obwohl Erdbeben oder Kriege Räume plötzlich zerstören können. Mit ihren Sinnen nehmen Menschen Räume unmittelbar, individuell und immer wieder auf neue Art und Weise wahr. In bestimmten Räumen wird gern oder ungern spaziert, geruht, geträumt oder gearbeitet. Ein Wald oder eine Straße können morgens einladend und nachts bedrohlich wirken. Innerhalb von Sekunden wird eine räumliche Situation als eng oder weit, sicher oder bedrohlich, einladend oder abstoßend wahrgenommen und beeinflusst entsprechend das Verhalten. Auf einer Wanderung wird für die Rast zielsicher ein Ort ausgesucht, an dem die Sonne scheint und der Wind nicht zu stark ist, aber ausreichend kühlt, an dem sich ein schöner Ausblick bietet und die Klänge aus der Umgebung so gut absorbiert werden, dass sie die gewünschte Ruhe nicht stören. Die Atmo­sphäre eines solchen Platzes detailliert zu beschreiben bereitet Mühe, weil mehrere Aspekte gleichzeitig den Gesamteindruck bestimmen und einzeln nicht bewusst wahrgenommen und analysiert werden. Menschen gestalten ihre räumliche Umgebung, um sich vor Naturgewalten zu schützen und ihren unterschiedlichen Verhaltens-, Arbeitsund Lebensweisen, Bedürfnissen und Vorstellungen Ausdruck zu geben. Ein Großteil der räumlichen Umgebung ist fremdbestimmt und vorge­ geben, häufig nach den Vorstellungen und privaten Interessen anderer, nach natürlichen Gegebenheiten oder dem Willen einer politischen Mehrheit. Gebaute Räume können durch ihre Form, Materialität, durch Licht oder Farben die Sinne und den Kopf stimulieren, durch ­ihren Maßstab Schutz oder Geborgenheit bieten und mit ihrer Gestalt Überraschung, Staunen, Freude oder Wohlbefinden auslösen. Die ­Erfindung eines räumlichen Behälters ermöglicht zugleich immer die Erfindung seiner Bespielung. Die Raumgestalt kann als gebaute Umsetzung der kulturell-weltanschaulichen, ortsspezifischen, ökonomischen, politischen, sozial oder durch Nutzung bedingten Parameter beschrieben werden, die die menschliche Existenz bestimmen. Diese Parameter sind ständigen Veränderungen unterworfen und prägen die gebauten Räume immer wieder neu. Sowohl die für einzelne Individuen maßgeblichen als auch die für Gruppen relevanten Anforderungen und Vorstellungen sind in der Raumgestalt zu erkennen – gelegentlich für Jahrtausende und manchmal nur für wenige Stunden.

9

Abb. 1: Eine Konservendose bietet größtmögliches Volumen mit material­optimierter Außenfläche und beliebig austauschbarer Oberflächen­gestaltung.

Raumgestaltung lässt sich allgemein als jede Form aktiver Raumaneignung definieren, unabhängig davon, ob es sich um ein Zimmer oder eine Landschaft handelt. Raum steht als sinnlich und kognitiv wahrnehmbare Beziehung zwischen Dingen, Körpern oder Elementen der belebten Natur im Mittelpunkt dieses Bandes. Im Folgenden werden die menschliche Wahrnehmung der gebauten und natürlichen Umwelt, die für Räume charakteristischen Phänomene und die für deren Gestaltung zur Ver­ fügung stehenden Mittel und Elemente vorgestellt.

10

Raumwahrnehmung Voraussetzung für jede Raumgestaltung und deren Wirkung ist die menschliche Wahrnehmung des umgebenden Raums mit den Sinnen und dem kognitiven Apparat. Alle vom Raum ausgehenden Sinnesreize werden im Gehirn verarbeitet. Das Empfinden, Verhalten und die Bewegungen im Raum sind hiervon unmittelbar beeinflusst. Man geht davon aus, dass der Mensch bis zu dreizehn Sinne besitzt, darunter die fünf Hauptsinne Sehen, Hören, Tasten, Riechen, Schmecken und der Gleichgewichtssinn. Manche Menschen verfügen nicht über alle Sinne oder können bestimmte Sinnesreize, wie zum Beispiel Licht oder ­Geräusche, nur in sehr geringem Umfang aufnehmen. Mit Hilfe des Gleichgewichts­organs wird zum Beispiel die Erdanziehung und hierdurch die vertikale Richtung als ständige Orientierungsrichtung im Raum wahrgenommen. Die Raumwahrnehmung dient der für das tägliche Leben grundlegenden Orientierung, ohne dass alle Raumeigenschaften vollständig regis­ triert werden könnten. Im Alltag werden ständig neue und unbekannte Räume genutzt. Viele Informationen im Raum werden mit den Sinnen und kognitiv so schnell verarbeitet, dass sie ohne Einschaltung des Ver­ standes zu bestimmten Verhaltens- und Handlungsweisen führen. Die menschliche Erkenntnis- und Informationsverarbeitung lässt einen Raum sehr schnell als behaglich, unbehaglich, beklemmend oder schützend erscheinen, ohne dass einzelne Raumeigenschaften bewusst wahrgenommen werden: Bereits beim Betreten eines Cafés fällt die Entscheidung, ob die Raumatmosphäre gefällt oder nicht. Raumwahrnehmung ist immer individuell geprägt: Erwachsene er­ leben einen Ort, an dem sie sich in ihrer Kindheit aufhielten und den sie als groß in Erinnerung behalten haben, viele Jahre später als klein. Gleichzeitig gibt es aber viele Raumeigenschaften, die von mehreren Menschen ähnlich wahrgenommen werden, anders könnten zum Beispiel räumliche Orientierungs- und Leitsysteme nicht funktionieren. Die Wahrnehmung der räumlichen Umgebung findet meist in Bewegung statt, und die Beschaffenheit einer räumlichen Situation kann dazu anregen.





◯ Hinweis: Der kognitive Apparat bezeichnet die Funk-

◯ Hinweis: Sinnliche Wahrnehmung heißt auf Grie-

tionen des Menschen, die mit Wahrnehmung, Lernen, Erinnern und Denken, also der menschlichen Erkenntnis- und Informationsverarbeitung, in Zusammenhang stehen.

chisch „aísthesis“. In der Philosophie bezeichnet der Begriff „Ästhetik“ die Theorie der sinnlichen Wahrnehmung. In der Alltagssprache wird heute „ästhetisch“ allerdings meist als Synonym für „schön“ verwendet.

11

Abb. 2: Die genaue Beschaffenheit von Stoffen wird mit den Nahsinnen wahrgenommen.

Abb. 3: Gerichteter Blick, begrenzt auf das menschliche Blickfeld

Abb. 4: Entfernungsabschätzung bis zur Himmels­ treppe in der marokkanischen Wüste

Abb. 5: Ankunft bei der Himmelstreppe nach zwei­ stündigem Fußmarsch

NAH- UND FERNSINNE

Nahsinne



Für die Wahrnehmung sind überwiegend die fünf menschlichen Sinne Sehen, Hören, Tasten, Schmecken und Riechen verantwortlich. Diese Sinne sind beim Menschen unterschiedlich stark ausgeprägt > Tab. 1 und erzeugen erst im Zusammenspiel miteinander einen vollständigen Sinneseindruck. So verbindet sich das Bild der rauen Oberfläche eines Holzbrettes mit der ertasteten Tiefe seiner Maserung und dem Geruch des Holzes. Mit den Nahsinnen Riechen, Tasten und Schmecken wird direkter Kontakt zum Wahrnehmungsobjekt hergestellt. Alle drei sind unabhängig vom Licht und weitgehend ständig verfügbar. Für das Wohlbefinden im Raum ist der Tastsinn wesentlich, weil über die Haut Fühlung mit der räumlichen Hülle aufgenommen wird.

12

Tab. 1: Aufnahmekapazitäten der fünf Hauptsinne in Bits pro Sekunde Sehen

Tasten

Hören

Riechen

Schmecken

10.000.000

1.000.000

100.000

100.000

1.000

Tab. 2: Sichtweiten bei verschiedenen Witterungen Sehr klare Sicht

Klare Sicht

Leicht diesige Sicht

Diesige Sicht

Starker Dunst, leichter Nebel

Schneetreiben, dichter Nebel

50–80 km

20–50 km

10–20 km

4–5 km

2 km

0,01 km

Auch akustische und optische Signale stehen bei der Wahrnehmung in wechselseitiger Beziehung. Neuronale Verknüpfungen strukturieren diese Signale und geben Informationen über Orientierungen im direkten Umfeld des Menschen. So ist ein Sehen, das von gezielten akustischen Signalen begleitet wird, selektiver als in einem akustisch diffusen Raum. Visuelle Signale erzeugen über die Augenlinse ein zweidimensionales Abbild der Umwelt auf der Netzhaut. Dieses Bild führt mit Hilfe der neuronalen Netzwerkarchitektur des Gehirns und Erfahrungswerten zur Wahrnehmung eines räumlich komplexen Gebildes. Die Interpretation der visuellen Signale hängt auch von individuellen Erfahrungen ab. Wie am rückwärtigen Höhenzug in den Abbildungen 4 und 5 zu erkennen ist, sind Konturen auf weite Entfernung schwer wahrnehmbar und wirken flächig. Dies erschwert die genaue Einschätzung der Entfernung. Im Gegensatz dazu ermöglichen zum Beispiel die vertrauten Witterungsund Sichtverhältnisse > Tab. 2 einem Mitteleuropäer die relativ sichere Bewertung der Distanz in einer geläufigen Landschaft.

● Beispiel: Die Beschaffenheit eines Stoffes wird

ertastet, gerochen und betrachtet. Sie wird als ­angenehm bewertet, wenn alle drei Einzelfaktoren als stimmig erfahren werden (siehe Abb. 2).

13

Fernsinne

DER KOGNITIVE APPARAT

Raumelemente als Zeichen

Wie oben beschrieben, werden die Sinneseindrücke von Räumen mit dem Verstand bzw. dem kognitiven Apparat mehr oder weniger bewusst interpretiert und beeinflussen das Verhalten, Denken und Fühlen. Ein Raumelement kann ein intuitives Verhalten bewirken, als Bedeutungs­ träger wahrgenommen werden oder Erinnerungen auslösen. Die Wahrnehmung eines Raumelementes als Zeichen ähnelt dem ­Lesen eines Textes. In Analogie zu Theorien und Methoden der Linguistik werden sinnlich wahrgenommene Reize von Raumelementen als Zeichen „gelesen“ und deren Bedeutungen vom menschlichen Intellekt ­verarbeitet und interpretiert. Die Elemente des Raums werden auf diese Weise als Träger von Informationen angesehen, die etwas über ihre ­unmittelbare Präsenz Hinausgehendes bedeuten. PHÄNOMENOLOGIE DES RAUMS

Die Philosophie der Phänomenologie vertritt die Auffassung, dass die Raumerfahrung unmittelbar von der menschlichen Wahrnehmung ­geprägt wird und demnach das Verhältnis des Menschen zur Welt von sinnlicher Erkenntnis bestimmt ist. Empfindung und Bewusstsein sind im Körper schon angelegt, bevor sich das Denken ihnen zuwendet. Im Zuge der menschlichen Entwicklung bilden sich durch die körperliche Erfahrung Vorstellungen von Dingen, Raum und Zeit. Da das menschliche Dasein und der Körper untrennbar mit dem Raum in Beziehung stehen,

Abb. 6: Beeindruckende Raumatmosphäre in einer Moschee in Istanbul

14

kommt der Raumgestalt eine wesentliche Bedeutung für das Lernen und den allgemeinen Erkenntnisgewinn zu. Die atmosphärische Wirkung eines Raumes ist für das Wohlbefinden von Menschen wesentlich. Sie kann nur ungenau definiert werden, ist nicht zu messen und nur eingeschränkt analytisch zu begründen, gleichzeitig aber eine wesentliche räumliche Qualität. Ihre diffuse Beschaffenheit erschwert es, sie zu planen, darzustellen oder sich über sie zu verständigen. Ein mit Kerzen beleuchteter Raum wird in der Regel als „gemütlich“ empfunden. Doch die flackernden Kerzenflammen, das farbige Schimmern oder das diffuse Dunkel aller raumbegrenzenden Flächen allein reichen für diesen atmosphärischen Raumeindruck nicht aus. Neben den visuellen Aspekten wirken weitere Sinnesreize wie der Wachsgeruch, die Wärme der Kerzenflammen sowie ihr gelegentliches Knistern und ergeben zusammen die einladende Atmosphäre. > Abb. 6

15

Atmosphäre

Abb. 7: Das Schneckenhaus bildet das Lebewesen in seinem Inneren ab.

Raumtypen



Viele Raumformen werden durch gleiche Nutzungen, menschliche Vorstellungen, Verhaltensweisen und Bedürfnisse oder vergleichbare örtliche Bedingungen geprägt. Sie bilden räumliche Archetypen, die abhängig von Klima, Region oder Zeitpunkt in unterschiedlichen Kulturen ähnlich zu finden sind. So sind Nutzungen wie Wohnen, Produktion oder Religionsausübung oft an der baulichen Gestalt ablesbar. Die räumliche Hülle und die Gestalt des Bauwerks bilden den Verwendungszweck deutlich erkennbar ab. > Abb. 7 Im Folgenden werden einige häufig auftretende Raumtypen vor­ gestellt, an denen sich der Einfluss der Nutzung auf die Raumgestalt gut ablesen lässt. Die Nutzung bestimmt aber nie allein die Form, stets sind weitere Parameter der Raumgestaltung relevant, die im darauffolgenden Abschnitt erläutert werden. Obwohl Menschen Räume während der Nutzung ihren wechselnden Bedürfnissen immer wieder neu anpassen und verändern, bleiben viele bauliche Eigenschaften eines Raumtyps bestehen. Funktionsräume

Raumformen werden immer von Funktionen geprägt. Alle gebauten Räume sind Orte für menschliche Interaktionen, Handlungen, Rituale, Spiele oder Spektakel. Sie bestimmen die Raumgestalt maßgeblich, und umgekehrt werden die Nutzer und Funktionen von den räumlichen

16

N W

O S

Abb. 8: Grundriss Basilika

­ egebenheiten beeinflusst. Ein Raum kann der für eine spezifische HandG lung notwendige Behälter sein oder auch keine besondere funktionale Zuweisung haben. Raumtypen lassen sich daran erkennen und unterscheiden, ob und wie deutlich eine spezifische Funktion in ihrer baulichen Gestalt zum Ausdruck kommt. Besondere technische Erfordernisse können die Raumgestalt sehr stark prägen und, wenn sie mehrfach gebaut werden, eine eigene Gebäudetypologie bilden. Oft sind Infrastruktur- und ­Ingenieurbauwerke sehr direkt von einer spezifischen Nutzung abgeleitet und andere Nutzungen nur begrenzt möglich. > Abb. 9 Das Gegenteil ist ein Raumtyp, der verschiedenen Nutzungen offensteht. Diese Fähigkeit ist seine raumprägende Funktion. So hat ein ­öffentlicher städtischer Platz nur wenige ausgeprägte funktionale Zuweisungen. Allein durch seine Größe ermöglicht er viele unterschiedliche ­Aktivitäten.

● Beispiel: Eine Basilika ist ein über die Jahrhunderte

in verschiedenen Variationen gebauter ­prägnanter Raumtyp (ursprünglich ein profaner Bautyp). Der Zugang zur länglichen Halle erfolgt von Westen. Sie ist auf die meist nach Osten in Richtung Jerusalem ­orientierte Apsis ausgerichtet. Dort steht, für alle gut sichtbar, der Altar für die Ausführung der religiösen Riten (siehe Abb. 8).

17

Abb. 9: Technische Erfordernisse begründen Raumtypen wie z. B. die historischen Windtürme, die seit Jahrhunder­ten in den arabischen Ländern für die Belüftung benutzt werden, oder die Kühltürme der Kraftwerke in den Industriestaaten.

Genius Loci Ort bestimmt ­Raumtyp



Die Beschaffenheit eines Ortes schafft Raumtypen, weil sie die Raumstruktur und -form grundlegend beeinflusst: Ein abschüssiger ­Felshang erfordert eine andere Haus- und Tragwerksform als ein flaches Gelände. Daneben beeinflussen örtliche Wind-, Temperatur- oder Lichtverhältnisse die Gebäudeausrichtung, die Art und Zahl der Öffnungen oder die Beschaffenheit der Gebäudehülle. > Abb. 10

Abb. 10: Höhlenwohnungen stellen einen von den örtlichen Verhältnissen bestimmten Raumtyp dar.

18

Abb. 11: Wohn- oder Bürocontainer sind örtlich weitgehend unabhängig einsetzbare Räume.

Demgegenüber gibt es auch weitgehend ortsunabhängige Raum­ typen, wie zum Beispiel Flughafenterminals, die an vielen Orten universell einsetzbar sind und andere kontextuelle oder funktionale Bezüge bilden. Auch industriell hergestellte Wohn- und Bürocontainer sind relativ orts­unabhängig nutzbar und dementsprechend gestaltet. > Abb. 11 Eine Landschaft, eine Stadt, eine Straße oder ein Zimmer sind durch ihre spezifische Größe gekennzeichnete Raumtypen. Die Größe bestimmt die möglichen Handlungen und die Bedeutung, die ihnen zugewiesen wird. Ein Zimmer kann nur eine bestimmte Zahl von Objekten, Personen und Handlungen aufnehmen und wird meist als Raum mit privatem oder mit halb öffentlichem Charakter wahrgenommen, der für nur wenige Personen bestimmt ist. Ein städtischer Platz ist ein für alltägliche Lebens­ vorgänge vieler Menschen ausreichend dimensioniertes Lebensumfeld, etwa zum Arbeiten, Einkaufen, Essen, Wohnen oder Kommunizieren. Der Wohnraum, der städtische Raum und der große, unbekannte Raum stehen für drei das menschliche Dasein bestimmende Raumdimensionen: der den Schutz eines Nests ausstrahlende Privatraum, das vertraute Territorium von Stadt oder Dorf und der weite Raum des Alls. Material ist ein wesentlicher Faktor für eine ortsbezogene Bautypologie. Ein örtlich in großer Menge günstig verfügbarer Baustoff lässt ­typische Raumstrukturen entstehen, die mehrfach zu finden sind und

● Beispiel: Dient eine oberhalb eines Abhangs

­gelegene Straße der Erschließung, kann die Zugangsebene im Obergeschoss liegen. Gebäudegrundriss und Raumform werden daran ausgerichtet.

19

Dimension

Material

Abb. 12: Lehmbauten in Südost-Anatolien und ein Gebäude in Holzrahmenkonstruktion in einer waldreichen Gegend sind Beispiele für Bauten, die mit ortsspezifischen Materialien erbaut wurden.

­deren Formen auf die besonderen Eigenschaften und Verarbeitungsmöglichkeiten des Materials zurückzuführen sind. > Abb. 12 PRIVAT UND ÖFFENTLICH

Öffentlicher Raum

Räume sind davon gekennzeichnet, ob sie allen Bürgern zugänglich und von ihnen nutzbar sind oder nicht. Je nach Nutzungsmöglichkeit, ­Dimension und Beschaffenheit haben Räume einen eher privaten oder öffentlichen Charakter, der sehr schnell erkannt wird und sich unmittelbar auf das Verhalten im Raum auswirkt. Die Grenzen zwischen privat und öffentlich sind fließend, weil private und öffentliche Nutzungen sich oft mischen oder verändern. Ob ein Raum privat oder öffentlich ist, wird maßgeblich von seiner Größe, dem Grad der sozialen Kontrolle und der Durchlässigkeit, aber auch durch Anzahl und Art der Öffnungen seiner Raumhülle bestimmt. Der öffentliche Raum ist der allen zugängliche, offene Zwischenraum im gebauten Gewebe der Siedlungen. Er ist immer dort, wo Raum auf ­unterschiedliche Weise von der Allgemeinheit in Anspruch genommen wird, und dient als Bewegungs-, Handlungs-, Informations- und Verweilraum zugleich. Gruppen und Individuen unterschiedlicher gesellschaft­ licher Schichten, Nationalitäten und Kulturen können sich im öffentlichen Raum treffen, miteinander kommunizieren und Geschäfte abschließen. Dies ist der Platz zur freien Meinungsäußerung und dem Austausch von Ideen und Meinungen ohne mediale Vermittlung. Der öffentliche Raum wird von seiner Dimension geprägt. Er muss in der Regel genügend Bewegungsraum für viele Menschen bieten, gleichzeitig bestimmen Autos, Straßen oder Schnellbahnen seine Abmessungen, weil er zumeist auch als Verkehrs- und Verbindungsraum dient. Mit der Gestaltung dieses Raumtyps lassen sich soziale Bewegungsabläufe und Aktivitäten steuern und kontrollieren, sodass ihm auch politische Bedeutung zukommt. Seine

20

Abb. 13: Städtischer öffentlicher Raum

Abb. 14: Öffentlicher Platz in Valencia

Gestalt wird im Laufe der Zeit oft vielfältig überformt und bildet meist sehr verschiedene Nutzungen und Bedeutungen ab. Der öffentliche Raum bietet größere Bewegungsfreiheit als der vergleichsweise enge Privatraum. Die soziale Kontrolle und Beobachtung durch andere beschränkt und schützt die Handlungen im öffentlichen Raum, weil sie die Einhaltung sozialer Verhaltensnormen sichert. > Abb. 13 Wo die soziale Kontrolle nicht funktioniert, entstehen unwirtliche Orte, die keine Aufenthaltsqualität besitzen und an denen keine öffentlichen Handlungen mehr stattfinden. Öffentlichen Plätzen und Gebäuden werden häufig symbolische und repräsentative Funktionen zugewiesen, die die Entwicklung urbaner Strukturen in ihrem Kontext beeinflussen. Politische, wissenschaftliche, wirtschaftliche oder religiöse Entwicklungen sowie neue Fortbewegungsund Kommunikationsmittel verändern laufend Gestalt, Bedeutung und Nutzung des öffentlichen Raums. Öffentlicher Raum ist häufig ein ortsspezifisch geprägter Raumtyp: Besondere Gerüche, eine spezifische Klang­absorption, das Klima oder ortstypische Kleidung, Bewegungen und

◯ Hinweis: Gegen einen tätlichen Übergriff wird in

einem belebten, das heißt sozial kontrollierten, öffentlichen Raum in der Regel eingeschritten und Hilfe geleistet. Im öffentlichen Landschaftsraum fehlt da­gegen die soziale Kontrolle. Dies sorgt für ein Gefühl fast unbegrenzter Freiheit, die aber auch in Angst umschlagen kann.

21

Soziale Kontrolle



Plätze

Abb. 15: Hauszeile mit Werbetafeln und dreidimensionalen Objekten





­ ktivitäten der Menschen bestimmen den Raumeindruck und die RaumA nutzung. Öffentliche Räume und deren „Bespielung“ in südlichen Ländern unterscheiden sich aus kulturellen und klimatischen Gründen grundlegend von denen im Norden. > Abb. 14 Immer da, wo sich Menschen aufhalten, werden öffentliche Räume auch von privaten Interessen bestimmt oder nach dem Willen der politischen Mehrheit gestaltet. Die Kontrolle über Nutzung und Gestaltung des öffentlichen Raums ist ein Ausdruck von Macht. Der öffentliche Raum wird oft von der Notwendigkeit guter Orientierung und den dafür erforderlichen Zeichen und Elementen geprägt, die in großer Zahl aufgestellt sind.

◯ Hinweis: Aus privaten ökonomischen Interessen wer-

den Fassaden im öffentlichen Raum zu Werbe- und Informationsflächen. Ob und in welchem Umfang eine selbst bestimmte und individuelle Aneignung des öffentlichen Raums möglich ist, bestimmt den Grad der Gedanken- und Bewegungsfreiheit (siehe Abb. 15).

22

Abb. 16: Öffentlicher Raum, umgeben von gleich­ förmigen stereotypen Gebäuden mit monofunktionaler Nutzung

Abb. 17: Vielfältig geformter Straßenraum mit ­multifunktionaler Nutzung

Der Privatraum ist ein Raumtyp, der die Privatsphäre des Einzelnen schützen soll. Hier können Handlungen stattfinden, die nicht von der Allgemeinheit kontrolliert werden. Das eigene Zimmer oder die Wohnung sind typische Privaträume. Ihre Raumgestalt ist vielfach auf die menschliche Körpergröße bezogen und von Aktivitäten und Gegenständen geprägt, die nicht oder nur teilweise mit der Allgemeinheit geteilt werden sollen. Dieser Raumtyp hat meist eine feste Raumhülle, die das Innen und Außen deutlich voneinander abgrenzt und Rückzugsmöglichkeit, Sicherheit, Vertrautheit und Inti­ mität bietet. Sie ist mit verschließbaren Öffnungen so ausgebildet, dass sie dem Bewohner Kontrolle darüber ermöglicht, wer wann und in welchem Umfang Einblick oder Zugang erhält.

◯ Hinweis: Forderungen nach immer mehr Regel­

mäßigkeit im Stadtgewebe erzeugen gleichförmige Strukturen, die häufig nur noch eine Funktion ­aufweisen. Die Aneignung dieser Räume durch unterschiedliche Nutzer nimmt stetig ab (siehe Abb. 16 und 17).

23

Privatraum

Abb. 18: Individuell geprägter Wohnraum

Wohn- und Arbeitsräume

Individualität und ­Intimität

Der Wohnraum ist durch die Tatsache gekennzeichnet, dass er weitgehend nach persönlichen Bedürfnissen gestaltet werden kann, wobei zwischen gleichartigen und individuellen Bedürfnissen zu unterscheiden ist. Gleichartige Bedürfnisse sind für die Mehrheit der Menschen Primärbedürfnisse: Ein Dach über dem Kopf zu haben, eine Waschgelegenheit oder Sicherheit gehören dazu. Die individuellen Bedürfnisse gehen über die allgemeinen hinaus und zielen auf individuelle Selbstverwirklichung und oft auch Selbstdarstellung im eigenen persönlichen Umfeld. > Abb. 18 Der Wohnraum spiegelt die Persönlichkeit der Bewohner. Nach der Kleidung ist er die dem Körper nächste Raumhülle. Viele Elemente und Materialien des Wohnraums werden deshalb so ausgewählt, dass der körperliche Kontakt mit ihnen angenehm ist. Wie ein Nest bietet er Intimität, Wärme und Schutz. Innerhalb des Wohnraums gibt es Zonen und Bereiche je nach Wohnfunktion. Durch die Erschließung oder mit der Gestaltung von Blickbeziehungen und Abgrenzungen wird der Wohnraum in verschlossene und geöffnete Bereiche unterteilt. Räume, die körperliche Bedürfnisse aufnehmen, sind gegenüber Besuchern oder der Öffentlichkeit weitgehend verschlossen, wie zum Beispiel der Schlafraum oder das Bad. Sie haben wenige, kleine oder nur schwer von ­außen einsehbare Öffnungen und sind weiter vom Eingang entfernt als die Wohnräume. Andere Räume wiederum sollen für Bekannte oder Fremde zugänglich sein, sie können der Inszenierung und Zurschaustellung der eigenen Persönlichkeit dienen. Finden Wohnen und Arbeiten an einem Ort statt, kann der öffentliche Raum zu einem Bestandteil des Wohnraums werden und umgekehrt.

24

Darüber hinaus gibt es Räume wie Krankenhäuser, Altenheime, ­ aisenhäuser oder Hotels, die besondere Bedürfnisse gesellschaftlicher W Gruppen erfüllen. In Krankenhäusern werden einerseits Krankheiten kontrolliert und Kranke durch bauliche Grenzen abgesondert, sodass die ­körperliche Unversehrtheit der Gesunden gewährleistet ist. In Krankenhäusern und Altenheimen werden andererseits aber auch körperlicher Verfall und Sterblichkeit räumlich ausgegrenzt. Hotels dienen einem ­vorübergehenden Aufenthalt auf Reisen, zum Wohnen bei festlichen Anlässen oder beruflichen Zusammenkünften. Werkstätten, Produktionshallen oder Büros sind Räume, deren Gestalt von Arbeitsabläufen, den dort herzustellenden Produkten und dafür notwendigen Maschinen und Geräten bestimmt wird. Für die Arbeiter oder Angestellten müssen ausreichend Licht, Luft und Bewegungsraum zur Verfügung stehen, vor allem damit die Arbeitskraft erhalten bleibt. Je nach Anzahl der Beschäftigten ergeben sich ­unterschiedliche Arbeitsraumtypen. Produktionsstraßen brauchen Raumhüllen in bestimmter Größe, damit sie aufgenommen werden können. Sie sind sehr stark nutzungsbezogen, vor allem an der Größe der Maschinen orientiert und weniger für den Aufenthalt von Menschen gestaltet. Werkstätten des Handwerks nehmen möglichst zweckmäßig Bezug auf die Tätigkeiten und Bedürfnisse der Mitarbeiter, da diese einen größeren Anteil an der Produktion haben. Arbeitsplätze, die öffentlich zugänglich sind, wie in Verkaufsstätten, orientieren sich in erster Linie an den Anforderungen und Bedürfnissen der Käufer. Büroarbeitsplätze sind vor allem für geistige Arbeit gemacht, der Bedarf an Bewegungsraum ist begrenzt. Da sich die Raumanforderungen für diese Arbeiten nur geringfügig unterscheiden, ist die Raumtypologie von Büros oft ähnlich. Ziel und Nutzen von Unternehmen ist es, Gewinne zu erwirtschaften, sodass für die Gestaltung von Arbeitsräumen Kosten-Nutzen-Berechnungen bestimmend sind. Um zu verhindern, dass dies die Gesundheit der Arbeitskräfte beeinträchtigt, werden in vielen Ländern gesetzliche Vorgaben für die Gestaltung von Arbeits- und Sozialräumen gemacht, die ­arbeitsmedizinische Erkenntnisse für den Erhalt der Gesundheit berücksichtigen. Da Büros und Produktionsstätten für wechselnde Arbeitskräfte gestaltet sind, bestehen nur eingeschränkte Möglichkeiten, das Büro oder den Arbeitsplatz mit persönlichen Dingen individuell zu gestalten.

● Beispiel: Das Tragwerk von Druckereigebäuden muss

vor allem das Gewicht der Maschinen berücksichtigen und so stark sein, dass während des Druckvorgangs möglichst wenige Vibrationen im Gebäude entstehen.

25

Besondere ­Wohnräume

Arbeitsräume ●

Kultur- und Freizeiträume

Kontemplative Orte



Sakrale Räume



Freizeit- und Kulturräume ermöglichen Spiele, Spektakel, Zeremonien, Einkauf oder Ausstellungen, die nicht Teil des alltäglichen Wohnens und Arbeitens sind. Sie sind für viele Nutzer geeignet, im Stadtgewebe herausgehoben und so als Bauten mit besonderer Funktion gut erkennbar. Räumlich entsprechen sie dem Wunsch des Publikums, sich vorübergehend vom vertrauten Alltag abzuwenden. Sie sind öffentlich zu­gänglich, bieten viele Raumqualitäten und ermöglichen Aktivitäten in Gesellschaft, die im Privat- und Arbeitsraum nicht vorgesehen sind. Ein städtischer Park, ein Schwimmbad oder Landschafts- und Naturräume außerhalb der Stadt sind klassische Freizeiträume. > Abb. 19 Religiöse Zeremonien und Besuche von Kirchen, Moscheen oder Tempeln geben spirituelle Impulse, die durch passende Raumtypen verstärkt werden. Museen, Theater oder Bibliotheken sind Orte der Bildung, gleichzeitig erfüllen sie kommunikative und gesellschaftliche Funktionen. Auch kommerzielle Freizeitparks oder Einkaufszentren bieten als halb öffentliche Räume (eingeschränkte Nutzungszeiten, nur zahlendes Publikum) die Möglichkeit der Ablenkung vom Alltag, sie sind aber vor allem von Geschäftsinteressen dominiert. Einige Freizeit- und Kulturräume dienen der Kontemplation. Sie sind in der Regel für eine konzentrierte und dauerhafte Nutzung gestaltet, wie zum Beispiel Bibliotheken und Lesesäle. Der kontemplative Raum lebt von besonderen Proportionen, Materialien, dem Licht und der Farbe. Seine besondere Stimmung ist für jeden erfahrbar. > Abb. 20 Auch sakrale Räume sind kontemplative Räume, deren erhabener ­Atmosphäre sich kaum jemand entziehen kann. Solche Räume werden unmittelbar als angenehm empfunden, und das Verhalten wird an den Raum angepasst, etwa durch eine gesenkte Stimme. Emotionale Reak­ tionen sollen im Sakralraum gezielt hervorgerufen werden, um die Konzentration auf die religiösen Inhalte zu steigern.

● Beispiel: Lesesäle sind Orte der Ruhe und Konzen­

tration. Hier wird alles einer einzigen Funktion, der konzentrierten Lektüre und dem Studium, untergeordnet. Leseräume verfügen einerseits über private Bereiche für temporäre Nutzung, sind jedoch gleich­ zeitig öffentliche Räume mit einer starken Kontrolle sozialer Handlungen.

26

◯ Hinweis: Der Sakralraum kann wegen seiner ­Rituale, seiner speziellen Akustik, seiner ungewöhnlichen Raumdimension und oft auch wegen seiner besonderen Gerüche beim Besucher Erinnerungen an andere Räume hervorrufen. Diese Raumwirkungen lassen sich auch für andere Funktionen adaptieren.

Abb. 19: Unterschiedliche Räume zur Freizeitgestaltung

Abb. 20: Kontemplativer Raum für konzentriertes Lesen

Abb. 21: Archaischer Baukörper und Innenraum regen zur Kontemplation an.

27

Abb. 22: Muslimische Pilger vor der Kaaba in Mekka

Emotionale Beeinflussung mit Hilfe von Raumwirkungen wird gezielt auch bei Räumen mit nicht religiöser Nutzung eingesetzt, zum Beispiel bei Repräsentations- und Sitzungsräumen von Unternehmen oder staatlichen Einrichtungen. Bewegung und Verbindung

Viele Räume sind von regelmäßigen horizontalen und vertikalen Bewegungen und Wegeverbindungen geprägt. Flure, Korridore, Treppenräume, Straßen, Unterführungen, Tunnel oder Brücken bilden den Raumtyp des Verkehrsraums. Für Menschen und ihre Transportmittel gibt es je nach Art der Nutzungen, Ziele und Geschwindigkeiten unterschiedlich geformte Verbindungsräume. Ihre überwiegende Mehrzahl ist deutlich gerichtet. Ihre Funktion als Bewegungsraum prägt einen Großteil der Zwischenräume im Gebäudegewebe der Stadt. Treppenhäuser, Rampen oder Fahrstühle nehmen die vertikalen Bewegungen auf. Es gibt die ganz auf eine möglichst effiziente Verbindung von Orten ausgerichteten Verkehrsräume und solche mit gleichzeitiger Aufenthaltsqualität. Öffentliche Straßen bieten häufig beides: Weiten oder verengen sie sich, nehmen die Aufenthaltsmöglichkeiten zu oder ab. Platz und Kreuzung sind wegen der Aufnahme mehrerer Wege ungerichtete Verkehrsräume und können gleichzeitig andere öffentliche Funktionen beherbergen. Oft entstehen durch funktional bestimmte Verkehrswege Resträume, die zusätzlichen, temporären Nutzungen Platz bieten. > Abb. 23

28

Abb. 23: Verkehrsräume und Verbindungsräume

Neben Containern, die zum zeitweiligen Wohnen oder Arbeiten immer wieder an neuen Orten aufgestellt werden, sind Autos, Flugzeuge, Seilbahnkabinen, Schiffe oder Züge bewegliche Räume. Ihre Gestalt ist weitgehend ortsunabhängig und richtet sich vor allem nach der Funktion, der Art der Bewegung und Sicherheitserfordernissen. Der Aufenthalt in diesen Räumen ist für die Dauer des Transports von einem zum anderen Ort befristet. Der Innenraum eines Autos zum Beispiel kann bei weiten Reisen oder im Stau auch ein Raum für längere Aufenthalte sein. Dementsprechend werden bewegliche Orte oft mit Hilfe von weichen Polstern, Textilien, Leder und Unterhaltungselektronik so gestaltet, dass sie wohnlich wirken. Gleichzeitig sind, mitunter stärker als bei ortsfesten Räumen, repräsentative Bedürfnisse wichtig, weil die beweglichen Räume meist besser von anderen und an verschiedenen Orten einsehbar sind oder von mehreren Menschen gleichzeitig genutzt werden. Für mobile Räume gibt es mehrere ortsgebundene Raumtypen, Stationen zum Parken, Serviceeinrichtungen oder Ein- und Ausstiegsorte, wie beispielsweise Bahnhöfe, Tankstellen, Straßenbahnhaltestellen, Parkhäuser, Busbahnhöfe oder ­Flug­häfen. Ihre Gestalt richtet sich vor allem nach dem jeweiligen Verkehrsmittel, aber auch nach der Funktion dieser Orte als Stätten des Abschieds und der Ankunft.

29

Mobile Räume

Abb. 24: Repräsentative Formensprache aus unterschiedlichen Jahrhunderten

Repräsentation

Öffentliche Gebäude, aber auch Wohnungen repräsentieren immer Haltungen des Besitzers oder Bewohners und sprechen den Nutzer oder Besucher persönlich an, weisen ihn ab oder beeinflussen ihn auf andere Weise. Theaterräume, Kirchenräume, Rathäuser oder Parteizentralen bringen ihre Inhalte vorwiegend mit architektonischen oder innenarchitektonischen Mitteln zum Ausdruck: Erlesene Materialien in Rathäusern sollen das Selbstbewusstsein der Gemeinde würdevoll darstellen, Parteizentralen mit ­Glasfassaden verweisen metaphorisch auf Transparenz gegenüber den Bürgern, Gerichtsgebäude symbolisieren über ihre funktionale Grundriss­anordnung hinaus die Machtansprüche des Staates, oder Schauspielhäuser stimmen atmosphärisch auf die imaginäre Welt des Theaters ein. > Abb. 24 Häufig wird die Wirkung eines sehr großen Gebäudes oder ein weiter Abstand zu kleinen benachbarten Bauten dazu genutzt, Macht zu repräsentieren. In der „Alltagsarchitektur“ sind die Repräsentationsmerkmale nicht so offensichtlich wie bei öffentlichen Gebäuden. Es werden Räume geschaffen, die nicht direkt auf die Bedürfnisse individueller Nutzer ­zugeschnitten sind, sondern von Planern für eine bestimmte Zielgruppe geschaffen werden. Ökonomische Vorgaben lassen ein individuelles

30

Abb. 25: Das Sumela-Kloster ist ein Ort mit einer Jahrhunderte andauernden Nutzung; ein Zelt ist nur für t­ emporäre Zwecke geeignet.

Wohnumfeld oft nicht zu, sodass häufig gleichförmige Wohntypen entstehen. Der Nutzer ist eine abstrakte Größe in der Vorstellung des Planers. Die Lebensgestaltung vieler Bewohner ist den Planungsentscheidungen Dritter unterworfen – der Planer repräsentiert und überträgt seine Sichtweise vom Wohnen auf Dritte. Im Gegenzug versuchen die Bewohner, ihr Repräsentationsbedürfnis mit Hilfe einer individuellen Raumaneignung zur Geltung zu bringen. Besondere Möbel, eine möglichst ­einzigartige Ausstattung, beispielsweise spezielle Vorhänge oder eine besonders individuelle Eingangstürgestaltung, sollen die Individualität nach außen darstellen. > Kap. Elemente und Mittel der Raumgestaltung Räume repräsentieren Ordnungsvorstellungen, Gewalt, Kontrolle oder Macht. Gefängnisse, geschlossene psychiatrische Anstalten oder gelegentlich ganze Staatsgebiete sind Orte, die die Bewegungsfreiheit der Insassen einschränken und kontrollieren sollen. Dauerhafte und temporäre Nutzung

Räume lassen sich nach ihrer Nutzungsdauer unterscheiden, da diese einen Raumtyp schon bei seiner Entstehung beeinflusst. Für dauerhafte Bauten wie Denkmäler, Bunker oder Mausoleen werden eine beständige Form, langlebiges Material und eine feste Konstruktion gewählt. Durch Abnutzungen des Materials oder vielfältige Überformungen, die den ­Ursprung nur noch als Fragment erkennen lassen, kann eine sehr lange Nutzung die Raumgestalt prägen. > Abb. 25 Im Gegensatz dazu werden Produktionsstätten für die angenommene Dauer des Produktabsatzes, Zelte gar nur für Stunden oder Tage gebaut. Räume werden anlässlich von Festen temporär bespielt oder geschmückt, und für Prozessionen oder Umzüge werden ganze Straßenräume um­

31

Abb. 26: Schiffsdock ohne und mit temporärer Nutzung

Abb. 27: Kokerei Zollverein, Essen: Eine Industrie­ brache wird temporär als Freibad genutzt.

Abb. 28: „Public Viewing“ während der Fußball-­ Weltmeisterschaft 2006 in Frankfurt am Main

◯ Hinweis: Die Auflösung oder der Wegzug großer

­Firmen zieht oftmals ganze Stadtbereiche in Mitleidenschaft. Auf den entstehenden großen Brachflächen können temporäre Nutzungen eine zeitweilige Um­gestaltung des vorhandenen Raums bewirken (siehe Abb. 27).

32

Abb. 29: Eine Deckenabhängung bildet einen Hohlraum von 30 cm.

Abb. 30: Menschliche Wahrnehmung orientiert sich an der eigenen Größe: Figuren verwandeln den Decken- in einen Theaterraum.

gestaltet. Städtische Brachflächen werden temporär genutzt und baulich neuen Nutzungen angepasst. > Abb. 26 Manchmal wirken temporäre räumliche „Implantate“ als Anregung für neue Nutzungen, weitere bauliche Entwicklungen oder soziale Prozesse und erzeugen einen „Schneeballeffekt“ für ihren jeweiligen Kontext. > Abb. 28 Sind die neuen Nutzungen erfolgreich, werden aus ursprünglich nur temporär konzipierten Bauten schließlich dauerhafte Gebäude.



Inszenierung und imaginäre Räume

Ähnlich wie bei den Raumtypen für Kultur- und Freizeitnutzungen werden auch bei Bühnenbauten alltägliche funktionale Zusammenhänge ­vorübergehend aufgelöst. Imaginäre Räume sind meist temporäre ­Veränderungen eines Raumtyps. Analog zur Handlung eines Bühnenstücks werden für den Bühnenraum mehrere Bilder entworfen und jeweils auf- und abgebaut. Die Zuschauer sollen mit Hilfe der gebauten Szenerie für die Dauer des Bühnenstücks in eine imaginäre Welt entführt werden. Die räumlichen Mittel oder Lichteffekte weisen über sich hinaus und sollen die Vorstellungskraft anregen. > Abb. 29 und 30 Mit Mitteln der Szenografie können Raumideen modellhaft gezeigt und getestet werden. Bauten für Verkaufsmessen oder Ausstellungen sind szenografische Bauten, um Firmenprodukte oder Exponate möglichst ansprechend und anschaulich in Szene zu setzen. Der „Trompe-l’œil-Effekt“ ist ein szenografisches Element, um die Raumgrenzen realer Raumtypen aufzulösen. Dabei wird ein perspektivisches Bild auf die Raumoberfläche gemalt und so die Illusion von räumlicher Tiefe erzeugt. > Abb. 31

33

Trompe-l’œil-Effekt

Abb. 31: Trompe-l’œil-Effekt: realer und imaginärer Raum

Imaginäre Räume

Abb. 32: Aus der Vorstellung gezeichneter, imaginärer Raum

Architektonische Ideen auf Papier oder als Modell sind Entwürfe für eine noch nicht vorhandene Raumgestalt. Viele Architekten nutzen die Freiheit der Imagination zur Ideenfindung, in dem sie bestimmte Gesetzmäßigkeiten, beispielsweise die Schwerkraft oder das Außenklima, vor­ übergehend außer Kraft setzen. Gelegentlich entstehen dabei irreale oder dysfunktionale Räume, die eher einem Traum als einem begehbaren Bauwerk zu ähneln scheinen. > Abb. 32

34

Parameter der ­Raumgestaltung Neben Funktion und Nutzung gibt es mehrere besondere Eigenschaften des Raums, die für die Raumgestaltung bedeutend sind und als spezifisch räumliche Qualitäten zur Geltung gebracht werden können. Ein grundlegendes Entwurfselement für Architektur und Stadtplanung ist vor allem der Raum zwischen den Dingen, der durch Gestaltung und Positio­ nierung von einzelnen baulichen Elementen oder Gegenständen strukturiert wird. Der körperlich mit allen Sinnen und kognitiv mit dem Verstand wahrnehmbare Raum ist in seinen unterschiedlichen Dimensionen von den raumspezifischen Phänomenen geprägt. Sie bestimmen Art, Verwendung und Wirkung der raum­gestalterischen Mittel. Gebäude im Kontext

Jeder Ort hat eine eigene räumliche Umgebung. Die Gestaltung e­ ines Bauwerks verändert die Form der angrenzenden Räume, umgekehrt beeinflussen diese dessen Gestaltungsmöglichkeiten. Ein Ort ist zumeist vielschichtig geprägt: Neben der gebauten oder natürlichen Umgebung gibt es zahlreiche historische, kulturelle oder soziale Bezüge, die auch zum Kontext des Ortes gehören. Die Art und Weise sowie Anzahl und ­Intensität der Bezugnahme charakterisieren eine Raumgestalt als kontextuell oder autonom, wenn keine oder nur schwach ausgeprägte Verbindungen zu den Gegebenheiten der Umgebung vorhanden sind. Ein Dorf, eine Stadt oder ein Landschaft sind unterschiedliche bauliche Kontexte, die jeweils die Gebäudegestalt mitbestimmen. So ist zum Beispiel die Geschosshöhe oftmals von den Nachbargebäuden oder die Grundrissaufteilung von der natürlichen Belichtung abgeleitet. MaSSstäblichkeit und RaumgröSSe

Die vor allem nutzungsbedingt regelmäßig vorkommenden Größen von Räumen und Gebäuden werden immer in Relation zur menschlichen Körpergröße und den benachbarten Räumen wahrgenommen. Dieses Größenverhältnis bestimmt die Wahrnehmung von groß und klein. Ein in Bezug auf den menschlichen Körper kleines Gebäude wirkt neben einem sehr großen durch den starken Kontrast noch kleiner und umgekehrt. Eine weitere Einflussgröße für die Wahrnehmung der Größenverhältnisse ist der individuelle Erfahrungshintergrund spezifischer Raumgrößen, die als Referenzgröße dienen. > Abb. 33 Wer auf einem Dorf mit ausschließlich eingeschossigen Häusern aufgewachsen ist, wird also Größenrelationen anders einschätzen als eine Person, die in einer Stadt mit Hochhäusern groß geworden ist.

35



Abb. 33: Größenrelationen in einem Steinbruch

Die relative Wahrnehmung der Raumgröße wirkt auf den Menschen ein, zum Beispiel auf die Art und Weise, wie er sich im Raum bewegt, oder bei der Ausbildung eines Gefühls von Schutz und Geborgenheit. Ab einer bestimmten Raumgröße wirkt ein Raum nicht mehr gefasst, sondern ­undifferenziert, und selbst die Größenwirkung geht verloren. Architekten und Planer haben in der Baugeschichte mehrere Maßsysteme entwickelt, die sich jeweils auf die menschliche Körpergröße beziehen, eines der jüngsten ist Le Corbusiers „Modulor“. > Kap. Elemente und Mittel der Raumgestaltung

Innen und auSSen

Jede Raumgrenze definiert ein Hier und ein Dort. Der Eindruck von innen und außen entsteht, wenn zusätzliche Raumgrenzen den Raum so einfassen, dass eine bestimmte Raumtiefe wahrgenommen werden kann. Die Raumhülle vermittelt zwischen innen und außen, die Art und Anzahl der Öffnungen bestimmt die Beziehung zwischen beiden. > Abb. 34 Das Innere eines Gebäudes kann von außen deutlich sichtbar oder unsichtbar sein. Während eine sehr dünne, gläserne Raumhülle den

◯ Hinweis: Da Größe relativ ist, können Fehleinschät-

● Beispiel: Ein Saal, der kein Fenster nach außen hat,

zungen vorkommen: Ein Möbel wirkt im Verhältnis zur großen Verkaufshalle eines Möbelhauses sehr klein und zierlich, später in einer kleinen Wohnung plötzlich unangemessen groß.

kann bei einem langen Vortrag ermüdend wirken. Ein Fenster zur Straße oder zu einem Park bietet dem ­Publikum Abwechslung und dem Auge und Geist ­Bewegungsfreiheit, weil der Grad räumlicher Geschlossenheit verringert wird.

36

Abb. 34: Eine verglaste Fassade bildet einen Übergang von innen nach außen.

­Übergang zwischen innen und außen fließen lässt, bilden die dicken ­ ußenwände mittelalterlicher Festungsanlagen, in die Kammern oder A ­Nebenräume eingebaut werden können, eine kompakte Trennung. Art und Anzahl der Öffnungen oder die Durchlässigkeit der Raumgrenze vermitteln den Eindruck eines offenen oder geschlossenen Raumes. Die Öffnungen können jedoch nur Ausblicke in angrenzende Räume oder Durchgänge ermöglichen, was den Raumeindruck von offen oder geschlossen verstärkt.

Offen und   geschlossen



Ordnung und Zufall

Die Landschaft kann als Raum betrachtet werden, der von natür­ lichen Einflüssen und Bedingungen geprägt ist, doch gleichzeitig häufig als ungeordnet und chaotisch wahrgenommen wird. Der vorgefundene Raum wird von Menschen geordnet, indem er geteilt und indem Bereiche voneinander abgegrenzt werden. Da der Landschaftsraum in seiner ­Topografie oder durch seinen Bewuchs nach seiner eigenen, natürlichen Gesetzmäßigkeit geformt ist, bedeutet jede architektonische oder städtebauliche Gestaltung eine Mischung von natürlichen und künstlich geschaffenen Ordnungen. Neben der geplanten und zielgerichteten Gestaltung von Räumen bleibt wegen der großen Anzahl und den sehr vielfältigen und komplexen Beziehungen der raumbildenden Elemente immer ein Großteil der Raumgestaltung dem Zufall und der Organisation durch die Nutzer unterworfen. > Abb. 35 Deshalb ist es sinnvoll, Bereiche einzuplanen, deren Nutzung und Gestaltung den Bewohnern offensteht. In einer Stadt sind meistens Bestandsbauten mehrerer vergangener Epochen vorhanden, die ältere Ordnungsvorstellungen repräsentieren und häufig auch noch nach Jahrhunderten gut im Stadtgewebe erkennbar sind. In vielen Städten vermischen und überlagern sich alte und neue

37

Zufall

Abb. 35: Bauen ohne vorgegebenes Ordnungsprinzip



Fremd- und ­selbstbestimmte ­Ordnungen

Ordnungen sowie zufällige Bauten so, dass sie kaum noch auseinanderzuhalten sind und der Eindruck labyrinthischer Unordnung entsteht. Menschen müssen bei ihren Bewegungsabläufen im Alltag ständig mit unterschiedlichsten räumlichen Ordnungen zurechtkommen. Viele davon sind vom Staat, von Architekten, Stadtplanern oder Fachingenieuren, aber nicht von den Nutzern selbst gestaltet. Der eigene Wohnraum ist einer der wenigen Alltagsräume, der zumindest in Teilen nach eigenen Ordnungsvorstellungen gestaltet werden kann. Private Wohnräume geben Auskunft darüber, wie die Bewohner selbst den Raum gestalten, wenn sie relativ frei von den Ordnungs­ vorstellungen anderer sind. Hier ist oft die individuelle Vorstellung des bergenden Nests als Ordnungsprinzip erkennbar. Die Bewohner über­ lagern vorgefundene Räumlichkeiten mit ihren Gegenständen und passen sie ihren eigenen Vorstellungen an. Innerhalb dieser selbstbestimmten Ordnung werden Veränderungen sehr schnell bemerkt, sodass schon bei wenigen Abweichungen das Gefühl von Unordnung entsteht.

● Beispiel: Nicht mehr genutzte römische Amphi­

theater sind in einigen Städten überbaut worden und im Laufe der Zeit an neue Nutzungen, wie zum Beispiel Wohnen, angepasst worden. Die alte räumliche Ordnung ist nur noch im Stadtgrundriss erkennbar, über sie wurde eine neue bauliche Ordnung gelegt.

38

Abb. 36: Durch den Horizont begrenzte Raumtiefe

Ein weiteres raumtypisches Ordnungsprinzip sind die für die Orientierung wichtigen Richtungen im Raum. Vertikal wird aufgrund der Schwerkraft ein Oben und Unten unterschieden, waagerecht bestimmt der Horizont als konstant wahrnehmbare Linie mit linker und rechter Seite unser Blickfeld. Alle Elemente im Raum und die Lichtverhältnisse bestimmen die optische Wahrnehmung der Tiefenausdehnung, doch erst die Bewegung macht sie als dritte räumliche Dimension und somit den Raum insgesamt erfahrbar. > Kap. Parameter der Raumgestaltung, Zeit und Raum Die Tiefenausdehnung ist für die menschliche Raumerfahrung grundlegend, denn ohne sie wäre keine Körperbewegung möglich. Der Horizont ist die konstante waagrechte Raumgrenze in der Tiefe. Sie wird als unendlich wahrgenommen, weil sie nie erreicht oder berührt werden kann. > Abb. 36 Gerichtete Räume regen zur Bewegung in der Hauptrichtung an, um ihre Ausdehnung zu erfahren und zu erleben. Diese Hauptrichtung wird mit den Sinnen wahrgenommen, und in diese Richtung hat der Körper die weiteste Bewegungsfreiheit. Ungerichtete Räume, zum Beispiel ein ­Innenhof oder ein städtischer Platz, geben keine Bewegungsrichtung vor, sondern laden, wenn sie genügend groß und gut belichtet sind, zum Verweilen ein. Da die Orientierung im Raum von den Raumgrenzen bestimmt wird, lässt die Richtungswirkung nach, je mehr sie mit Öffnungen ver­ sehen sind. Dichte – Leere

Ein Raum kann so mit Dingen gefüllt sein, dass er entweder ein­ladend offen oder beklemmend eng wirkt, denn das Gefühl, sich nicht bewegen zu können, löst Ängste aus. Umgekehrt lädt ein weiter Raum dazu ein, sich frei zu bewegen, kann aber aufgrund seiner Leere und Größe auch bedrohlich und unbelebt wirken. Es fällt in einem leeren Raum schwerer­,

39

Richtung und Orientierung

Abb. 37: Der Eindruck städtischer Dichte entsteht durch vielfältige, reichhaltige Gestal­tung und zahl­ reiche menschliche Aktivitäten.



die Position des eigenen Körpers zu bestimmen, denn es fehlen Dinge, die dem Auge die Messung und Einschätzung der Abstände erlauben. Die Raumgröße in Relation zum Körper oder zu Gegenständen, der Maßstab, wird nicht deutlich. Für die Sinne, den Körper oder den Kopf gibt es hier nur wenige Möglichkeiten, eine Verbindung aufzunehmen. Ein bestimmtes Maß an räumlicher Dichte ist für das Wohl­befinden von Menschen daher notwendig.

● Beispiel: Bei privaten Festen passiert es oft, dass

◯ Hinweis: Gebrauchsspuren wie Kratzer, Abplatzun-

sich die ersten Gäste in der Küche versammeln. Ein kleiner Raum, voll mit Gegenständen, in dem viele unterschiedliche Aktivitäten, zum Beispiel für die Bewirtung der Gäste, stattfinden, wirkt einladender als das große, für die Gäste vorgesehene Wohnzimmer.

gen an Ecken oder vergilbte Tapeten geben Auskunft über die Dauer der Nutzung und die Bewohner eines Raums. Sie erwecken aber auch den Eindruck von Authentizität.

40

Abb. 38: Zeitspuren im Raum durch Alterung und Verfall von Material

Ob ein Raum voll oder leer wirkt, wird jeweils individuell in Bezug auf die eigene Körpergröße erlebt. Auch Erfahrungswerte, die momentane Stimmung, die Bewegungsfreiheit oder durch den Raum hervorgerufene Erinnerungen spielen eine Rolle. Der subjektive Eindruck räumlicher Dichte wird sehr schnell und unmittelbar als angenehm oder abstoßend wahrgenommen und ist nicht messbar. > Abb. 37 Zeit und Raum

Raum wird stets in Verbindung mit Zeit erlebt: Der Aufenthalt an e­ inem bestimmten Ort findet immer zu einem bestimmten Zeitpunkt statt. Schon einen Augenblick später kann sich der Ort verwandelt haben, da sich die Beleuchtung oder die Aufmerksamkeit des Betrachters verändert haben oder Dinge im Raum an anderer Stelle sind. Der Gang durch ein räumliches Gefüge lässt Zeit und Raum deutlich erleben, denn eine Raumsequenz kann, abhängig vom Tempo, nur innerhalb einer bestimmten Dauer durchlaufen werden. Da Zeit und Raum Parameter sind, die das menschliche Dasein bestimmen, wird die Erinnerung häufig von der Erinnerung an einen Raum gestützt. Räume sind auch in ihrer physisch-materiellen Beschaffenheit zeitlich bestimmt, weil alle Materialien altern und ihre Konsistenz sich mit der Zeit verändert. Sonnenlicht, mechanischer Abrieb oder Verschleiß können dafür ausschlaggebend sein. > Abb. 38 Oft bestehen Räume aus vielen, zu ganz unterschiedlichen Zeiten entstandenen Elementen und geben Zeugnis von vergangenen Epochen. Zeitliche Dauer kann daher an der Beschaffenheit von Räumen wahr­ genommen werden. > Kap. Raumtypen, Dauerhafte und temporäre Nutzung.

41



Raumkonditionen





Die Raumwirkung wird von mehreren physikalischen und chemischen Bedingungen wie Temperatur, Feuchte, Raumakustik, Licht oder Geruch beeinflusst. All diese Konditionen sind typisch räumliche Eigenschaften, die zusammenwirken, sich mit der Zeit verändern und hauptsächlich mit den Nahsinnen wahrgenommen werden. Die Wirkungen der Raumkonditionen sind auch von der Beschaffenheit der Raumhülle abhängig, die eine mehr oder weniger durchlässige Membran zwischen innen und ­außen darstellt und über die sich zum Beispiel Temperaturdifferenzen ausgleichen. Die Haut wiederum wirkt als Membran zwischen dem mensch­ lichen Körper und dem umgebenden Raum, selbst geringe Temperaturveränderungen oder Unterschiede der Luftfeuchtigkeit werden sehr schnell wahrgenommen. Die Raumtemperatur wirkt sich direkt auf den Nutzer aus, weshalb sie immer auf dessen Tätigkeiten abgestimmt wird. Unterhalb von 18 °C werden zum Beispiel Bürotätigkeiten stark beeinträchtigt, körperliche ­Arbeit ist bei dieser Temperatur dagegen sehr angenehm. Hohe Temperaturen wiederum schließen bestimmte körperliche Arbeiten aus. Auch die Kleidung wirkt als Hülle und beeinflusst die Wirkung der Raumkonditionen auf den Körper. Der Feuchtegehalt im Raum hängt unmittelbar mit der Raumtemperatur zusammen, da warme Luft mehr Feuchte aufnehmen kann als kalte. Ab einer bestimmten Temperatur, dem sogenannten Taupunkt, wird aus dem Wasserdampf in der Raumluft Wasser, das sich an Raumoberflächen niederschlägt, deren Temperatur niedriger als der Taupunkt ist. Die raumbegrenzenden Oberflächen beeinflussen auch maßgeblich die Raumakustik. Sie reflektieren die Schallwellen oder nehmen sie je nach Oberflächenbeschaffenheit auf. Schallschluckende Wände reflektieren den Schall nicht, die Schallwellen dringen in das Material ein und werden absorbiert.

◯ Hinweis: Eine Oberfläche, die deutlich kälter als die

◯ Hinweis: Eine starke Schallreflexion durch harte,

Raumluft und der menschliche Körper ist, erweckt den Eindruck von Unbehaglichkeit. Sie entzieht dem Körper Wärme und lässt den Eindruck von Kälte entstehen, weil die Temperaturen der Oberflächen im Raum in ständiger Wechselwirkung stehen und sich gegenseitig ausgleichen.

geschlossenporige Oberflächen kann wegen langer Nachhallzeit die Verständigung im Raum erschweren oder sogar unmöglich machen. Der Schall wird ­mehrfach reflektiert und kaum absorbiert. Zu hohe Lautstärke kann die sogenannte Schmerzgrenze des menschlichen Ohrs übersteigen, ein Aufenthalt im Raum ist dann ohne Lärmschutz nicht mehr möglich.

42

Abb. 39: Materialbestimmte Raumöffnung

Licht ist als Tages- und Kunstlicht ein wesentliches Element der Raumgestaltung und grundlegendes Medium, um Informationen über die Raumausdehnung und -beschaffenheit zu erhalten. Ohne die Lichtreflexio­ nen ihrer Oberflächen sind Raumgrenzen und somit Räume nicht erkennbar, umgekehrt ist Licht nur durch reflektierende Oberflächen wahrnehmbar. Die raumbegrenzenden Oberflächen reflektieren das einfallende Licht unterschiedlich stark und geben Auskunft über die Raumausdehnung. Mit Abnahme der Kontraste in der Raumtiefe und mit Farben im bläulichen Farbspektrum steigert sich der Eindruck räumlicher Tiefe. Material

Das gewählte Material und die mit ihm möglichen Konstruktionen haben Einfluss auf die Raumform. Materialien bestimmen die Verarbeitung, die Länge von Spannweiten oder die Art und Beschaffenheit der Raumgrenzen. So hängt die Größe von Öffnungen in einer Wand oder die Länge der stützenfreien Überdachung eines Raums davon ab, ob es sich um ­einen Massiv- oder Skelettbau aus Holz, Stahl oder Beton handelt. > Abb. 39 Aber nicht nur Textur und Aufbau, Farbe oder Geruch der Materialien bestimmen die Anmutung von Räumen. Auch die verfügbaren Größen der raumbildenden Bauelemente, deren Konstruktion und somit die Raumformen sind immer vom gewählten Material und dessen Herstellungs- und Verarbeitungsmöglichkeiten abhängig. Atmosphäre

Die Atmosphäre ist ein für die Raumgestaltung wichtiges Element und entsteht durch die Bewältigung funktionaler, ästhetischer und technischer Anforderungen: Sie wird von allen sinnlich und kognitiv wahrnehmbaren Parametern und Eigenschaften des Raums zusammen mit

43

Licht

den menschlichen Aktivitäten in diesem Raum bestimmt und entzieht sich weitgehend dem rationalen Verständnis. So ist der individuell wahrgenommene „Wohlfühleffekt“ nur schwer zu bestimmen. Dennoch ist das Herstellen von Atmosphäre überall da, wo Menschen sich aufhalten, ein  wichtiger Bestandteil der Raumgestaltung, denn eine Atmosphäre kann einladend oder abweisend sein, zu bestimmten Tätigkeiten oder Er­ innerungen anregen oder aber auch für eine kurze Verweildauer im Raum sorgen.

44

Elemente und Mittel der Raumgestaltung Im Folgenden werden die Mittel und Elemente, die für die Raum­ gestaltung zur Verfügung stehen, ihre Einsatzmöglichkeiten und ihre jeweilige Wirkung vorgestellt. Wie erwähnt stehen die bei der Raumgestaltung eingesetzten Mittel und die sich daraus ergebende Atmosphäre eines Raumes in enger Wechselwirkung. Idee und Konzept

Die Idee für einen Entwurf geht dem Einsatz aller raumbildenden Mittel und Elemente voraus. Sie kann experimentell entwickelt, auf Grundlage einer Analyse von gegebenen Parametern rational bestimmt oder intuitiv gefunden werden – meist resultiert die Idee für einen Entwurf aus einer Mischung dieser Möglichkeiten. > Abb. 41 Die Entwurfsidee enthält die Anordnung der vorgegebenen, von den Nutzern gewünschten Räume und deren architektonische Umsetzung. Sie bildet die Grundlage für die Verwendung von Gestaltungsmitteln und -­elementen. Aus der Entwurfsidee entsteht das architektonische oder städtebauliche Konzept. Es ist das grundlegende Ordnungsprinzip und kann zum Beispiel von einer ungewöhnlichen Erschließung, einem speziellen Tragwerk, axialen Bezügen zur Umgebung, den typischen Bewegungsabläufen der Nutzer oder einer besonderen Anordnung von Räumen und Nutzungen bestimmt sein. > Abb. 42

Abb. 40: Wohnungsbau, weitgehend ohne Berücksichtigung des verfügbaren ­Raumgestaltungsrepertoires

45

Konzept

Abb. 41: Auch bildhafte Darstellungen können für die Entwicklung von Grundrissen oder Gebäuden genutzt werden. Hier dient ein Ornament als grafische Entwurfsgrundlage für einen Gebäudegrundriss.



Nutzung

Ist das Konzept gefunden, wird in Zeichnungen und Modellen getestet, ob alle Anforderungen befriedigend gelöst werden können. Dies kann zu einer Reihe von Versuchen führen, bis die richtige Lösung gefunden ist. Da viele raumbildende Mittel und Elemente wie Farbe, Licht, Klang, Textur oder die Nutzung veränderlich sind, ist sehr zu empfehlen, ein übergeordnetes und die Raumgestalt prägendes Raumkonzept zu entwickeln, aus dem die räumliche Idee deutlich zu erkennen ist. > Abb. 43 Unterschiedliche Nutzungen wie Wohnen, Büroarbeit oder Industrieproduktion prägen Raumtypen und räumliche Konzepte. > Kap. Raumtypen

46

Abb. 42: Ein bestehendes Haus wird mit einem zweiten Haus umbaut – das Konzept eines Hauses im Haus.

Abb. 43: Räumliches Konzept: Ein Platz wird von einer in Linien, Flächen und Volumen aufgelösten Gebäude­ struktur geprägt, gleichzeitig gibt sein Raumvolumen dem kleinteiligen Gebäude Halt und unterstützt dessen formale Aussage.

◯ Hinweis: Weitere Informationen und Anregungen zur

Entwicklung eines Konzeptes finden sich in Basics ­Entwurfsidee von Bert Bielefeld und Sebastian El khouli sowie in Basics Methoden der Formfindung von Kari ­Jormakka, erschienen im Birkhäuser Verlag, Basel 2007 und 2008.

47

Abb. 44: Die temporäre Nutzung verändert eine bestehende Umgebung. Hier wurde in einer Baulücke für fünf Jahre ein kleiner Markt in Leichtbauweise errichtet.

Abb. 45: Die neue Raumstruktur bezieht sich auf das Umfeld eines Containerhafens – das vorgefundene Prinzip der Stapelung wird thematisiert.

Kontext

Bei Bestandsbauten ist eine bestimmte Nutzung von Räumen meist vorgegeben, sie kann jedoch neu festgelegt und so als Mittel der Raum­ gestaltung eingesetzt werden. Wird in einem ursprünglich für eine ­spe­zifische ­Nutzung konzipierten Raum ein neues und ungewohntes Raumprogramm realisiert, verändern auch die neuen Nutzergruppen und deren Aktivitäten die Raumgestalt. > Abb. 44 Die am bestehenden Ort ungewohnten Nutzergruppen, die womöglich anders als die bisherigen Nutzer gekleidet, zu anderen Zeiten an­ wesend sind oder sich anders bewegen, verändern die Raumwirkung. Durch die Dinge, die sie mitbringen, passen sie den Raum vorübergehend an ihre Bedürfnisse an und gestalten ihn temporär um. Eine ungewöhnliche Nutzung kann auch dazu dienen, tradierte oder nicht mehr zeit­ gemäße funktionale Bezüge in Frage zu stellen. Vorgefundene Eigenschaften der Umgebung oder Bestandsgebäude bilden Kontexte. Auf diese Stimmungsqualitäten oder Besonderheiten des Ortes kann ein Entwurf für ein Bauwerk Bezug nehmen. > Abb. 45

48

Ein Kontext kann zum Beispiel städtebaulich, historisch oder sozial bestimmt sein. Vorhandene Nutzungen und Gegebenheiten in der Umgebung, wie etwa Einkaufsmöglichkeiten oder eine stark befahrene Straße als störende Lärmquelle, beeinflussen die Planung des Raumprogramms und somit die Gestalt eines Neubaus. Die räumlichen Beziehungen eines Bauwerks zu einzelnen Kontexten können als Gestaltungsmittel dienen. Der Kontext kann mit vielen Öffnungen in einer Wand gezielt einbezogen oder mit Hilfe einer geschlossenen, massiven Wand ausgeblendet werden. So stellt ein Fenster, das einen Ausblick aufs Meer erlaubt, einen deutlichen Bezug zum Landschaftsraum her. Fehlt es hingegen, wird ein Teil der Umgebung ausgeblendet und die Beziehung zu diesem Aspekt des Kontextes verweigert. Auch an der Gebäudeform, ihrer materiellen Beschaffenheit oder am Raumprogramm lässt sich die Beziehung zum Kontext ablesen. Die Verwendung eines ortstypischen Baumaterials verweist auf die Umgebung. Ein mit solchem Material gebautes Gebäude ähnelt in seiner Materialität, Farbe und Textur seinen Nachbarbauten und fügt sich gut ein. Darüber hinaus bestimmen der Maßstab oder die Gebäudeform, ob ein Bauwerk zu dem gegebenen Kontext passt oder einen Kontrast bildet. Raumnotation

Jede Raumgestaltung erfordert zunächst die Kenntnis der bestehenden räumlichen Situation oder des Ortes, der gestaltet werden soll. Bei Ortsbegehungen eines neu zu gestaltenden Terrains oder Gebäude­ bestandes werden die Gegebenheiten erkundet und aufgenommen. Man spricht dabei von Raumnotation. Sie umfasst die quantitative und qualitative Erfassung aller Raumeigenschaften, die zeichnerisch, mit Hilfe von Notizen und Texten, fotografisch oder auch filmisch dokumentiert und gemessen werden können. Unter Verwendung von Messgeräten wird versucht, die Raumausdehnung und -beschaffenheit des gegebenen Ortes für den späteren Einsatz der verfügbaren raumgestalterischen Mittel möglichst objektiv zu erfassen und zu dokumentieren. Neben traditionellen Messinstrumenten wie Maßband, Zollstock und Schlauchwaage ermöglichen digitale Lasermessgeräte die präzise Messung der Raumausdehnungen in allen drei Dimensionen.

◼ ◯

◼ Tipp: Da nicht immer geeignete Messgeräte wie ein

◯ Hinweis: Die Genauigkeit der Messung wird in der

Zollstock zur Verfügung stehen, ist es gut zu wissen, wie lang der eigene Schritt oder wie breit die eigene Hand ist, um Strecken ohne Messgeräte grob abmessen zu können.

Regel der Gestaltungsaufgabe angepasst. Der Bau eines Möbels erfordert eine andere Maßgenauigkeit als eine Straßenkreuzung. Die Maße werden für die ­Planung als objektiv und wahr angenommen, sind aber meistens nur Näherungswerte.

49

Tab. 3: Gebräuchliche Maßstäbe für die Darstellung von unterschiedlich großen Räumen:   1 cm im Plan = × cm in der Realität

Maßstäbliche ­Darstellung

Landschaft

Stadt

Gebäude

Werkzeichnung für die   Bauausführung

Möbel

Konstruktions­-  detail

1:100.000– 1:2000

1:10.000– 1:500

1:500– 1:100

1:50–1:20

1:20–1:1

1:10–1:1

Mit Hilfe von Raumnotationen und der Sammlung von technischen Informationen können räumliche Gegebenheiten und Raumgestaltungs­ ideen den Nutzern, Handwerkern und allen am Bau Beteiligten vermittelt werden. Der ansonsten nur individuell und direkt vor Ort anschauliche Raum wird so dargestellt, dass Informationen über seine Eigenschaften an andere weitergegeben und ortsunabhängig für die bauliche Realisierung von Raumgestaltungsideen mitgeteilt werden können. Als Arbeitsgrundlage für die Raumgestaltung werden Räume in ­einem verkleinerten Maßstab dargestellt. Der Maßstab wird so gewählt, dass das Ausgabeformat (z. B. Papierausdruck) bequem zu handhaben ist und die für den jeweiligen Zweck notwendigen Detailinformationen gut erkannt und genutzt werden können. > Tab. 3 Alle Linien in der Zeichnung abstrahieren die Beschaffenheit des ­realen Raums, weil dort keine Linien, sondern lediglich verschiedene Oberflächen und Materialien zu sehen sind, die aneinanderstoßen oder sich überlagern. Die Darstellung des Raums erfolgt in der Regel durch zweidimensionale Zeichnungen: Grundriss, Schnitt (Aufriss) und Ansicht. Diese orthogonalen Projektionen von raumbegrenzenden Flächen sind die grundlegenden Notationsmittel, mit deren Hilfe Raum dargestellt, ­definiert und kommuniziert wird. > Abb. 46 Die orthogonale Plandarstellung informiert über die geometrische und maßliche Beschaffenheit des Raums. Gleichzeitig vereinfacht und ab­strahiert sie aber auch dessen Komplexität, da sie nie erschöpfend Auskunft geben kann. Weitere Untersuchungen von Raumeigenschaften, wie zum Beispiel der Klangabsorption, der materiellen Beschaffenheit der  raumbildenden Oberflächen (Textur, Farbe, Materialaufbau), Orts­ begehungen zu verschiedenen Tageszeiten oder die Kenntnis der Geschichte des Ortes können für die Realisierung von Gestaltungsideen zweck­mäßig sein. Für diese räumlichen Aspekte sind nur wenige geeignete Notationsinstrumente wie Lichtstärke- und Schallpegelmessgeräte vorhanden. Auch Gespräche mit Nutzern oder Nachbarn bringen häufig wertvolle und unerwartete Informationen über die für einen Ort typischen Bedingungen.

50

Abb. 46: Schema orthogonal-räumlicher Darstellung

Zur Überprüfung und Vermittlung von Raumgestaltungsideen wird Raum als feststehendes Bild, mit Hilfe von filmischen Mitteln perspek­ tivisch oder im Modell dargestellt. Laien verstehen die orthogonalen ­Projektionen häufig nicht, die perspektivische Darstellung und der ver­ kleinerte Nachbau sind ihrer Raumwahrnehmung ähnlicher und deshalb für die Vermittlung von Raumgestaltungsideen sehr hilfreich.

51

Raumsimulation

Abb. 47: Einfache Liniengerüstperspektive

Abb. 48: Raumdarstellung mit Projektion von Bildern aus dem baulichen Kontext auf das Modell zur Überprüfung und Bewertung des räumlichen Eingriffes

Die Perspektive kann den dreidimensionalen Raum der Wirklichkeit sehr nahe und fotorealistisch oder abstrakt nur als Liniengerüst zeigen. Der dreidimensionale Raum wird auf eine Bildebene projiziert, alle Tiefenlinien laufen diagonal auf einen Punkt (oder mehrere) am Horizont zu. > Abb. 47 Da die Betrachter ein individuell unterschiedliches Abstraktionsvermögen haben, kann eine sehr genaue fotorealistische Darstellung den Eindruck erwecken, als sei eine Gestaltungsidee schon Wirklichkeit, und die Auftraggeber und Nutzer könnten auf sie keinen Einfluss mehr nehmen. Eine Handskizze kann die Idee gleichermaßen verständlich und ­offen für Veränderungen wirken lassen. Raum lässt sich heute mit Hilfe von leistungsstarken Computern so simulieren, dass der Eindruck von Bewegung in einem dreidimensio­nalen Raum entsteht. Der Standpunkt und die Augenhöhe des Betrachters sind hier veränderbar und dadurch der alltäglichen Raumerfahrung ähnlich.

52

Abb. 49: Von der Skizze zum Präsentationsmodell

Neben der perspektivischen Darstellung sind Modelle gebräuchlich, um Räume maßstäblich verkleinert zu simulieren und darzustellen. Modelle sind für das Verständnis räumlicher Zusammenhänge, für die Maßstäblichkeit, die Ausarbeitung wie auch die Vermittlung von Gestaltungsideen sehr hilfreich. Modelle ermöglichen ein besseres Raumverständnis und eine direktere Vermittlung von Ideen, weil sie der alltäglichen dreidimensionalen Raumerfahrung am ähnlichsten sind. Der Standpunkt und die Augenhöhe des Betrachters sind beim Modell frei beweglich. Neben den visuellen können am Modell auch die haptischen Eindrücke einzelner Materialien vermittelt oder Lichtqualitäten getestet werden. > Abb. 48 Modelle von Räumen oder Raumteilen, wie zum Beispiel von einem Fassadenelement, werden zur Bemusterung bis zum Maßstab 1:1 gebaut, um über die geplante Ausführung beratschlagen zu können. > Abb. 49

◯ Hinweis: Weitere Informationen und Anregungen zur

räumlichen Darstellung und Vermittlung von Raum­ konzepten finden sich in Basics Technisches Zeichnen von Bert Bielefeld und Isabella Skiba, in Basics CAD von Jan Krebs, in Basics Modellbau von Alexander ­Schilling sowie in Basics Architekturfotografie von Michael ­Heinrich, alle erschienen im Birkhäuser Verlag.

53

Raummodelle



Komposition, Proportion, Dimension

Ordnung und Zufall



Experimentelle ­Formfindung

Alle Mittel und Elemente der Raumgestaltung werden in einer räumlichen Komposition vereint. Die Komposition impliziert einen Gestalter, der die raumbildenden Elemente aktiv und zielgerichtet zusammenstellt und ordnet. Ähnlich einer musikalischen Komposition werden raumbildende Elemente und Räume so geplant bzw. komponiert, dass sie zu­ einander in Beziehung stehen. Einzelne Räume oder Raumfolgen werden nach Nutzungsanforderungen und ästhetischen Vorstellungen und Ideen komponiert. Die funktionale Notwendigkeit einer Verbindung zwischen zwei Punkten prägt die Raumkomposition ebenso wie die Stelle, von der aus ein Bauwerk erschlossen wird, oder der Flächenbedarf einer Maschine. Die architektonische Raumkomposition kann sich nach geo­ metrischen Regeln, Proportionssystemen, Gefühl, einem zweidimensionalen Bild, axialen Bezügen zu Punkten in der Umgebung oder auch nach besonderen topografischen Eigenschaften einer Landschaft richten. Ein Großteil der Raumgestaltung und -komposition erfolgt im Alltag durch die Bewegungen der Nutzer und deren bewegliche Gegenstände im Raum. Schon der Geruch oder die Stimme einer Person können einen Raumeindruck stark verändern. Die Positionierung neuer Elemente in ­einem bestehenden Raum verändert dessen bisherige Ordnung und Komposition. Besonders für eine längere Nutzungsdauer sind die Positionen der raumbildenden Elemente nie erschöpfend vorhersehbar oder planbar. Ein Teil der Komposition muss deshalb dem Zufall unterworfen bleiben und entzieht sich der gestalterischen Kontrolle. Daher integrieren viele Raumkompositionen von Anfang an Bereiche, die für beliebige Nutzungen offen sind. Spannungsvolle Räume lassen sich außer durch rational-analytische Herangehensweisen auch experimentell erzeugen: Aus einfachen geometrischen Körpern werden mit wenig Aufwand räumlich komplexe Figuren. Zweidimensionale rechteckige Figuren oder dreidimensionale geometrische Formen mit größtmöglicher Ordnung, wie zum Beispiel ein Würfel oder eine Kugel, werden durch Teilung, Spiegelung, Faltung oder

● Beispiel: Beim Wohnungsbau sind die späteren Nut-

zer meist unbekannt. Für die individuellen Möbel der Bewohner, wie zum Beispiel Schrank, Bett oder Stühle, müssen Freiräume vorgesehen werden. Deren spätere Gestalt entzieht sich weitgehend dem Einfluss des „Raumkomponisten“.

54

Abb. 50: Kompositionsexperimente mit Papierstreifen

Abb. 51: Kompositionsexperimente mit gefundener natürlicher Form

andere geometrische Gesetzmäßigkeiten zu vielfältigen Raumformen transformiert. > Abb. 50, 51 und 52 Zweidimensionale Materialien (Pappe, Holz, Metall usw.) entwickeln sich zu dreidimensionalen Figuren, indem sie entsprechend ihrer Materialeigenschaften (steif oder flexibel) zu unterschiedlichen Figuren

55

Abb. 52: Kompositionsexperiment mit geometrischer Grundform durch Teilung und Gliederung

Proportion



­geformt werden. Solche Objekte können nach qualitativen Gesichtspunkten vervollkommnet werden: Dynamik der Spannung, Lichtspiel auf den Oberflächen, Zufälligkeit der räumlichen Ausformung usw. Eine geänderte Darstellungsart und die Zuweisung einer anderen Größe ergeben in einer weiterführenden Entwicklungsphase (z. B. einer 3D-Animation) ein konkretes Bild dieser räumlichen Objekte. Das kann bis hin zu einem konkreten Gebäudeentwurf weitergeführt werden. Eine scheinbar zufällige Raumkonfiguration wird zu einem Bauwerk und bleibt in einem solchen Prozess ablesbar. Bei der Betrachtung verschiedener Gegenstände oder leerer Hüllen entstehen unterschiedliche Assoziationen, die eine Idee hervorrufen und einen Entwurfsprozess in Gang setzen können. Ein Modell kann so zu ­einem direkten Medium zur Umsetzung einer Idee werden. Das Arbeiten mit einem Modell ermöglicht auf diese Weise die sofortige Kontrolle und Rückkopplung einer Vorstellung. Diese Interaktion zwischen handwerklicher Arbeit und konzeptioneller Geistesleistung erzeugt Sicherheit in der Beurteilung der eigenen Arbeit. Das Repertoire an eigenen Umsetzungsstrategien wird so allmählich erweitert. Die Raumproportion beschreibt das Verhältnis von Breite, Höhe und Länge eines Raums oder mehrerer Räume zueinander. Für viele Jahrhunderte waren bestimmte räumliche Proportionen mit festen geo­metrischen Regeln und Maßen ein verbindliches Gestaltungsmittel. Ein gewähltes und als ausgewogen empfundenes Maßverhältnis der Proportionen, wie zum Beispiel der Goldene Schnitt, bestimmte die Abmessungen aller Raumelemente in Grundriss, Schnitt und Details. Ein auf Basis des ­Goldenen Schnitts gestalteter Raum wirkt meist ruhig und ausgewogen. >  Abb. 53

In der Architekturgeschichte gab es immer wieder Ansätze, allgemeinverbindliche Proportionslehren und -systeme zu entwickeln und ­anzuwenden. Le Corbusiers „Modulor“ war der Versuch, für alle Raum-

56

a

b

Abb. 53: Geometrische Streckenteilungen eines Dreiecks nach dem Goldenen Schnitt

elemente auf den menschlichen Körper bezogene allgemeingültige Proportionen festzulegen. Der Goldene Schnitt und mathematische Zah­ lenreihen (Fibonacci-Reihe) bestimmen seine Proportionslehre. Auch konstruktive Elemente können Proportionen vorgeben. Die Verwendung von Ziegelsteinen als kleinstes Bauelement schafft beispielsweise ein modulares Raster und kann für die Raummaße bestimmend sein. In ­Japan  gibt es das bis heute angewandte traditionelle Maßsystem der ­Tatami-Matte, deren Abmessungsproportion 1:2 (85 × 170 cm) die Raumproportionen bestimmt. Ihre Länge orientiert sich in etwa an der durchschnittlichen Körperlänge von Japanern. Ein traditioneller japanischer Raum ist sechs Matten groß. Das heute dominierende metrische Maßsystem hat – anders als die in England oder den USA gebräuchliche Einheit „foot“ und viele andere historische Maßsysteme – keinen Bezug mehr zum menschlichen Körper, sondern zum Umfang der Erdkugel.



◯ Hinweis: Zwei Strecken stehen im Verhältnis des

◯ Hinweis: Einige Raumproportionen werden von der

Goldenen Schnittes zueinander, wenn sich die größere zur kleineren verhält wie die Summe aus beiden zur größeren. Teilung einer Strecke im Verhältnis des ­Goldenen Schnittes: a verhält sich zu b wie a + b zu a. In der Natur und beim menschlichen Körper tritt dieses Maßverhältnis sehr häufig in Erscheinung. Der Goldene Schnitt wird in Architektur, Kunst und Musik gleichermaßen angewendet und als ausgewogene und harmo­nische Proportion empfunden. In Zahlen beträgt das Verhältnis 1,618:1.

industriellen Massenproduktion und der Größe ihrer Transportmittel wie Schiffscontainer oder Europaletten beeinflusst. Die auf deren optimale Ausnutzung ab­gestimmte Größe von Gegenständen und Geräten, wie zum Beispiel die Grundfläche von Küchengeräten, beeinflusst die Gestaltung und Abmessungen von Küchen.

57

Abb. 54: Raumwirkungen von verschiedenen Raumformen

Dimension

Ein Raum mit quadratischen Grundabmessungen und gleicher Höhe wirkt sehr ruhig, da alle Raumkantenlängen gleich groß sind. Die einzelnen Raumabmessungen werden immer im Zusammenhang und auf den Körper bezogen wahrgenommen. Wird die Höhe verdoppelt, ergibt sich eine stark vertikale Wirkung. Wird eine der Grundabmessungen verlängert, erhält der Raum eine Richtung, die dazu anregt, sich in dieser zu bewegen. Ist die Raumhöhe so niedrig, das man kaum aufrecht stehen kann, wird ein solcher Raum als zu niedrig und beengend wahrgenommen, weil in die Höhe keine Positionsveränderung des Körpers möglich ist. Dasselbe gilt für einen schmalen Korridor mit einer Breite, die gerade für eine Person ausreicht. Da sich hier keine Aufenthaltsmöglichkeiten bieten, wird rasch ein Ausgang gesucht. > Abb. 54 Die erheblichen Dimensionsunterschiede der Raumtypen und die Gewöhnung an bestimmte häufig vorkommende Größenverhältnisse können als Gestaltungsmittel eingesetzt werden, um räumliche Kontraste zu bilden. Die Proportionen von Räumen stehen immer miteinander und zur menschlichen Körpergröße in Beziehung. Ein Gebäude mit alltäglicher Größe wirkt in unmittelbarer Nähe zu einem besonders großen Bauwerk kleiner, als es ist. Umgekehrt wirkt das größere Gebäude daneben höher, als wenn es isoliert stände. Werden in sehr große Räume Elemente mit kleineren Größen eingebaut, die aus dem Alltag vertraut und auf den menschlichen Körper bezogen sind, wird die beeindruckende Gesamt­ raumwirkung noch gesteigert. > Abb. 55

58

Abb. 55: Die auf alltägliche Zimmerdeckenhöhe gehängten Leuchten der Blauen Moschee in Istanbul steigern­ das Raumgefühl, indem die Höhe des Sakralraums in Relation zur Körper­ größe deutlich wird.

Leere und Dichte sind wesentliche Aspekte der Raumkomposition. Die Entstehung von räumlicher Dichte hängt davon ab, wie stark ein Raum mit Menschen, Gegenständen und Assoziationsmöglichkeiten gefüllt oder durch Aktivitäten belebt wird. Die Erfahrung des Körpers im Raum, d. h. der Abstände zwischen Körper und Raumgrenzen oder Gegenständen, und die kognitive Raumwahrnehmung bestimmen die Wahrnehmung von Leere und Dichte. Wird ein Raum als zu voll erlebt, kann die Positionsbestimmung des Einzelnen unmöglich und der Raumeindruck beängstigend sein (ein potenzieller Grund für Massenpaniken). Ein bestimmtes Verhältnis von räumlicher Dichte und Leere bestimmt das individuelle Wohl­ befinden des Betrachters, ohne dass sich dies verbindlich definieren oder messen ließe. > Abb. 56 Der Grad der räumlichen Dichte wird dennoch als Mittel der Raumgestaltung eingesetzt, da er auf viele Menschen ähnlich wirkt. Durch eine Vergrößerung des Abstands zwischen Gegenständen oder Gebäuden nimmt die Dichte ab. Es entsteht zunehmend der Eindruck von Leere, und es fehlen dann notwendige Raumkoordinaten, die eine Positionsbestimmung mit Hilfe der Abmessung und der Abstände ermöglichen. Erst das Zusammenspiel verschiedener Elemente mit wahrnehmbaren Zwischenräumen schafft Raum. In der Wüste, bei völliger Dunkelheit oder auf dem offenen Meer können sichtbare Raumgrenzen ganz fehlen und den Raum so leer erscheinen lassen, dass er bedrohlich wirkt.

59

Leere und Dichte

Abb. 56: Schwarzpläne von Berlin und Kairo: Unterschiedliche städtische Dichte wird anhand der abstrakten ­ arstellung der Gebäudemassen und der Leerräume des urbanen Gefüges sichtbar. D

Abb. 57: Subtraktive, orthogonale Einschnitte in einen Kubus und eine in die konstruktive Struktur aufgelöste Figur.

Raum, Gestalt, Struktur



Grundsätzlich ist vorauszuschicken, dass die von der Schwerkraft bestimmte tektonische Struktur auf jeden Fall die Raumgestalt beeinflusst. Diese kann darüber hinaus konstruktiv oder formal bestimmt sein. So kann das Tragwerk eines Gebäudes flächig-massiv ohne sichtbare konstruktive Struktur oder filigran in Streben aufgelöst entworfen werden. > Abb. 57 Fließend ineinandergehende oder geometrisch klar voneinander ­ab­gegrenzte Räume, eingeschnittene Hohlräume, Raumzellen in einem größeren Raum, orthogonal oder frei geformte Raumgrenzen ergeben ­unterschiedliche Raumstrukturen, die dem gebauten Raum eine jeweils eigene Gestalt geben.

60

Raumbegrenzung und -verbindung

Das Setzen von Raumgrenzen ist ein grundlegendes Mittel der Raumgestaltung. Raumgrenzen unterteilen und zonieren den unendlichen Raum oberhalb der Erdoberfläche. Existieren mehrere Raumgrenzen, die Breite, Tiefe und Höhe begrenzen, entsteht eine Raumhülle. Aus den zwei Seiten einer einzelnen linearen Raumgrenze wird ein Innen und ein ­Außen. Die Raumhülle schützt vor Kälte und Hitze, Feuchte oder Lärm und unliebsamen Blicken. Ob sie offen oder geschlossen wirkt, wird vom Grad ihrer Durchlässigkeit zwischen innen und außen bestimmt. Beschaffenheit und Teilung der raumbegrenzenden Flächen vermitteln den Eindruck eines geschlossenen oder offenen Raumes, bestimmen die Lichtverhältnisse und die Größenrelationen im Raum. Gliederungselemente lassen Böden, Wände und Decken plastischer wirken, und die entstehenden Schatten betonen die Raumgrenze. Die Verbindung zwischen Räumen und von Innen- und Außenraum wird durch Öffnungen in den raumbegrenzenden Flächen oder durch ­eigenständige Räume geschaffen. Sie bieten Zugang oder Ausblick in die angrenzenden Räume und verknüpfen sie in der Ebene und in der Ver­ tikalen miteinander. Die Raumhülle gleicht einer Membran, die durch die Türen und Fenster perforiert ist. Anzahl und Form der Raumverbindungen, die Durchlässigkeit dieser Membran sowie der davon bestimmte Lichteinfall sind wichtige Gestaltungsmittel und bestimmen den Raumeindruck. > Abb. 58–62 Für die Wirkung der Öffnungen im Raum ist wesentlich, ob sie nur ­einen Ausblick oder auch einen Ausgang gestatten, also ob und wie eine Überwindung der Raumgrenze möglich ist. Öffnungen der raumbegrenzenden Flächen sorgen außerdem für Tageslicht, Frischluft oder Temperaturveränderungen im Innenraum. Fenster erlauben Blicke durch eine Raumgrenze hindurch in beide Richtungen. Während Tore für die Durchfahrt von Autos bemessen sind, sollen der menschlichen Körpergröße angepasste Türen Gäste zum Eintreten einladen und gleichzeitig Schutz der Privaträume bieten, indem sie ungebetenen Zutritt verwehren. Daher sind Raumöffnungen oft so ausgebildet, dass die Offenheit mit Türen, Vorhängen, Jalousien oder Fensterläden gesteuert werden kann.

◯ Hinweis: Die Schwerkraft und der Kräfteverlauf der

Lasten kann sichtbar gemacht und betont werden oder auch hinter anderen Gestaltungsmerkmalen zurück­ treten.

61

Raumhülle

Raumverbindungen

Abb. 58: Eine Lichtquelle, die von einer Seite oder fron­ tal kommt, erzeugt hohe Kontraste auf Wänden und Fußboden. Das Licht wird als blendend empfunden.

Abb. 59: Eine von oben einfallende Lichtquelle sorgt für gleichmäßige Ausleuchtung und nimmt dem Raum die Tiefenwirkung. Trotz großer Öffnung entsteht ein geschlossener Raumeindruck.

Abb. 60: Raumhohe Wandöffnungen ermöglichen f­ ließende Übergange zum nächsten Raum. Eine groß­ zügige Lichtquelle lässt im Raum Hell- und Dunkel­-  zonen entstehen.

Abb. 61: Das Lichtband einer umlaufenden Lichtquelle ermöglicht eine gute Rundumsicht. Eine niedrige Brüs­ tung weitet den Raum auf und lässt ihn größer wirken.

Ob eine Wandöffnung nur 70 × 200 cm groß ist und einen Türsturz hat oder in doppelter Breite und in voller Raumhöhe ausgebildet ist, verändert den Raumeindruck. Ersteres lässt einen Raum geschlossen und vom nächsten abgegrenzt wirken, Letzteres lässt den Eindruck einer ­Auflösung der Raumgrenze und des Ineinanderfließens zweier Räume entstehen. Ein nahtloser Übergang von Bodenbelag und Decke steigert diese Wirkung. Eine bis zum Boden reichende Wandöffnung vermittelt gegenüber einem Fenster mit Brüstung den Eindruck größerer Offenheit. Ein bis zur Decke reichendes Fensterband betont die Horizontale. Eine raumhohe Glaswand wiederum löst die Grenze zwischen innen und außen fast vollständig auf, sodass der Eindruck verschwindet, innen zu sein, und sich der Raum weit auszudehnen scheint. Die Auflösung einer Raumkante zum Durchblick oder Durchgang lässt einen Raum stark geöffnet

62

Abb. 62: Mehrere Lichtquellen und Öffnungen perforie­ ren den Raum ohne erkennbares Ordnungsschema. Er wirkt unruhig und offen.

­erscheinen und betont die Diagonale im Raum. Die aufgelöste Kante schwächt den Eindruck der Umhüllung, lässt die Konstruktion instabiler erscheinen und erzeugt Unruhe. Die Position und Ausrichtung der Öffnungen gliedert Wände und ­Decken in horizontale und vertikale Teilflächen. Ausschnitte in Wänden und Decken lassen die sichtbaren Bereiche der angrenzenden Räume zu Bildern und Bestandteilen des Raums werden, die Fenster- oder Tür­ rahmen werden zu deren Bilderrahmen. Vertikal werden Räume mit Treppen, Rampen, Fahrstühlen oder Leitern durch Öffnungen in Böden oder Decken verbunden. Vertikalverbindungen sind diagonale Elemente für die Bewegung im Raum. Sie können zur Bewegung stimulieren, aber auch unruhig wirken. Die geneigte Fläche einer Rampe oder die horizontalen Stufen von Treppen werden aus ästhetischen oder konstruktiven Gründen entweder offen oder aber in abgesonderten Räumen positioniert, um Schallübertragung oder eine mögliche Brandausbreitung zu vermeiden (Treppenhaus, Treppen- und

◯ Hinweis: Türschwellen markieren den Übergang

z­ wischen innen und außen. Sie werden in historischen Gebäuden vieler Kulturen oft so gestaltet, dass der Wechsel zwischen innen und außen und die Beschaffenheit der Raumgrenze deutlich erfahrbar werden. Eine hohe Schwelle oder eine Bemalung betonen die Raumzone in Wandstärke zwischen innen und außen. Heute sind zusätzlich die Forderungen nach Schwellenfreiheit zu beachten.

63



Vertikal­verbindungen

Abb. 63: Vertikalverbindung: Treppenhaus mit ­Treppenauge in einem Bürogebäude

Fahrstuhlkern). > Abb. 63 Die Gestaltung von Treppenaugen betont und stärkt die Verbindungen in der Vertikalen und Diagonalen für die Kommunikation und das Licht. Sehr hohe Räume können in Teilbereichen zwei Geschosse aufnehmen. Sind sie zum hohen Raum hin offen ausgebildet (Galerie), fließen die Räume ineinander und verschränken sich zu einem großen Raum mit Raumzonen in unterschiedlicher Höhe. Eine andere vertikale Verbindungsmöglichkeit ist die Verschränkung von Ebenen durch Höhenversatz, wie dies zum Beispiel beim Split-Level jeweils auf der halben Geschosshöhe geschieht. Schichtung

Wo eine Materialoberfläche oder die Oberfläche eines dreidimen­ sionalen Körpers endet, sind die daneben-, davor- oder dahinterliegenden Oberflächen zu sehen. Die Art der Schichtung prägt Räume und bestimmt ihre Tiefenwirkung. Gleichzeitig lässt sie verschiedene Zeitpunkte und Veränderungen deutlich werden. Die hintereinander im Raum angeordneten Elemente können ­gestaltet und positioniert werden, um die räumliche Tiefenwirkung zu beeinflussen. Dies geschieht mit gestaffelt angeordneten oder hintereinander

● Beispiel: Eine Stützenreihe teilt eine lange Fassade

in mehrere Abschnitte, deren Maß der Körpergröße eher entspricht als die Gebäudelänge insgesamt, deren tatsächliche Ausdehnung unangenehm wirken würde. Diese Stützenreihe erzeugt einen Rhythmus, der die Bewegung durch den Raum entlang der Fassade anregt und lenkt.

64

Abb. 64: Sowohl eine einfache, schnell zu erfassende als auch eine komplexe Schichtung von Bauteilen steigert die Tiefenwirkung des Raumes.

g­ eschichteten Bauteilen, die die Raumtiefe in einzelne Zonen oder Abschnitte aufteilen und die Raumausdehnung ablesbar werden lassen.



>  Abb. 64

Aufgrund der Schwerkraft ist Schichtung auch ein für die Vertikale bestimmendes Prinzip der Raumgestaltung. Gebäude werden geschaffen, indem Bauteile vertikal aufeinander geschichtet werden. Durch diese Stapelung von Elementen werden Schwerkraft und Senkrechte betont und wahrnehmbar. Die Ablesbarkeit ihres inneren Aufbaus lässt eine Struktur transparent wirken. So sind etwa die Fassaden von Hochhäusern in der Regel mit Öffnungen, Gesimsen oder Brüstungen vertikal gegliedert, um die Höhenwirkung zu steigern. Die Ablesbarkeit der zu verschiedenen Zeitpunkten entstandenen Schichten im Raum, die sowohl an den Oberflächen als auch an Bauteilen unterschiedlichen Alters deutlich werden, lässt die Geschichte und Entstehung von Räumen wahrnehmbar werden. Bestimmte Elemente des Raumes bieten Informationen über die Vergangenheit und laden dazu ein, zu assoziieren und sich das Alter des Raums, historische Ereignisse oder frühere Bewohner zu vergegenwärtigen. Indem bei Neugestaltungen von bestehenden Gebäuden diese älteren Spuren sichtbar bleiben, wird zeitliche Dauer transparent. Auch Städte, Stadträume und Landschaften sind sehr oft geschichtete Gebilde, bei denen sich mehrere räumliche Ordnungen und viele zufällige Gestaltungen überlagern, sodass sie nicht transparent, sondern labyrinthisch wirken. Transparenz

Wie viel raumbegrenzende Flächen von dem erkennen lassen, was sie verdecken, ist von der Perforation durch Öffnungen und vom Grad ­ihrer Lichtdurchlässigkeit abhängig. Transparenz und Verhüllung werden als Raumgestaltungsmittel auch eingesetzt, um Intimität und Privatheit

65

Vertikale Schichtung

Schichtung und Transparenz

Abb. 65: Die Spiegelungen auf einer Glasscheibe können den Eindruck von Transparenz verringern und erzeugen je nach Lichtsituation eigenwillige Bilder.

s­ owie öffentlichen Zugang zu steuern. Während ein Fensterglas durchsichtig ist und Vorhangstoffe allenfalls Konturen im Gegenlicht erkennen lassen, verdeckt eine Mauer alles, was sich jenseits von ihr befindet. Sind Räume und Raumfolgen in ihrer Ausdehnung, Beschaffenheit oder Anordnung deutlich wahrnehmbar, entsteht der Eindruck von räumlicher Transparenz. Die Möglichkeit für Nutzer oder Besucher, die eigene Position im Raum zu kennen, sich orientieren zu können und zum Beispiel den Ein- und Ausgang leicht zu finden, lässt Räume transparent wirken. Gleichermaßen bewirkt ein Blick in das Innere eines Gebäudes, die Wahrnehmung davon, welche Nutzung es birgt oder wie dessen Grundriss gestaltet ist, einen Eindruck von Transparenz. > Abb. 65 Choreografie des Raums



Die räumliche Choreografie bezeichnet die Abfolge von Räumen als Mittel der Raumgestaltung. Sie beeinflusst die Bewegungen und das Verhalten der Nutzer im Raum. In der Regel wird Raum wahrgenommen, während sich seine Nutzer oder Betrachter durch ihn bewegen, wobei ihre Bewegungslinie zugleich frei und von der Beschaffenheit des Raums oder der Raumfolgen beeinflusst ist. > Abb. 66 Folgt am Ende eines langen schmalen Flurs ein runder Raum ohne eine dominierende Raumrichtung und auf diesen wiederum ein mehrere Geschosse hohes Treppenhaus, so ist die Choreografie dieser Raum­ sequenz sehr kontrastreich und kann unruhig, aber auch überraschend wirken und dazu anregen, die oberen Geschosse zu erkunden. Der enge

66

Abb. 66: Unterschiedliche Platztypen und Verbindungen zum Stadtgewebe führen zu jeweils anderen Bewegungsmustern im Raum.

und niedrige Vorraum einer Kirche ist als Übergang von außen nach innen gezielt eingesetzt, um die Besucher zu überwältigen und die Raumwirkung des Hauptraums zu steigern. Mit der Gestaltung der Raum­ proportionen und der Raumfolgen lassen sich das Verhalten und die Art und Weise der Bewegungsrichtung im Raum beeinflussen. Räume können so inszeniert werden, dass sie die Nutzer dazu anregen, sich wie Darsteller in einem Bühnenstück passend zur gestalteten Szenerie zu verhalten. Dies wird zum Beispiel beim Schmücken von Räumen für Feste versucht, das die Gäste zeitweilig in eine nicht alltägliche Situation und eine besondere Stimmung versetzen soll. Eine Raumfolge kann so spannungsreich gestaltet sein, dass sie den gesamten Wahrnehmungsapparat herausfordert. Sowohl in der Ebene als auch in der Vertikalen können die Bewegungslinien durch einen Raum oder eine Folge von Räumen gerade, geknickt oder gebogen und für langsame oder zügige Bewegung gestaltet werden. Mittelalterliche Städte wirken oft labyrinthisch, weil sie sehr reichhaltige Raumeindrücke bieten, alle Sinne gleichzeitig ansprechen und die motorischen Fähigkeiten herausfordern. Die Bewegungslinie hat hier nur wenige lange lineare Abschnitte, stattdessen ist sie von zahlreichen Richtungswechseln und einer Folge von kurzen und längeren Weg­ abschnitten mit unterschiedlichen Raumproportionen gekennzeichnet.

● Beispiel: Eine erkennbare Folge von Räumen macht

neugierig und lädt dazu ein, sie zu durchschreiten. In einem einzelnen Raum mit zwei Öffnungen geht man von der Tür zum Fenster in Richtung des Lichts und ­wieder zurück. Bei zwei Türöffnungen in einem ansonsten leeren Raum ergibt sich eine Bewegungslinie von Tür zu Tür.

67

Abb. 67: Reichhaltiger und eintöniger Verkehrsraum (U-Bahn-Station)

Der ­mittelalterliche Platzraum lädt zum Verweilen ein und zwingt nicht zur Bewegung – zumal Autos häufig als Gefahrenquelle fehlen. Heutige Stadträume und Gebäude, die an die Bewegungsradien von Autos angepasst sind, unterfordern häufig die Beweglichkeit der Fußgänger oder Rad­fahrer und wirken eintönig und ermüdend. > Abb. 67 Die Bewegung in der Vertikalen ist wegen der zum Erdmittelpunkt ausgerichteten Schwerkraft mühseliger als die in der Ebene. Daher bestimmen Bequemlichkeit, Rhythmus und Dauer der Vertikalbewegung die Gestaltung der Steigung von Treppen und Rampen. Zwischenpodeste bieten Gelegenheit zur Verschnaufpause beim Aufstieg, ermöglichen Richtungswechsel der Lauflinie und teilen die Vertikalbewegung in Abschnitte. Anhand der in einem Raum zu erwartenden Bewegungsmuster kann auch seine Form ermittelt werden. Mit Diagrammen werden die wichtigsten regelmäßigen Bewegungen als formbestimmende Parameter auf­ gezeichnet. Die räumliche Hülle wird möglichst direkt nach dieser Zeichnung geformt, sodass ihre Richtung, ihr Umfang, ihre Intensität und Geschwindigkeit die Raumform prägen. Die Gebäudegestalt wird als Funktion der zu bestimmten Zeiten erwarteten Bewegungen ausgebildet. Auch für die Gestaltung von Möbeln, Objekten oder im Maschinenbau werden Bewegungsabläufe empirisch ermittelt, um möglichst an die Bewegung angepasste Formen zu bestimmen. Licht und Schatten

Für den Menschen ist Licht der sichtbare Bereich der elektromagnetischen Strahlung. In der Physik hingegen steht „Licht“ für das gesamte elektromagnetische Wellenspektrum. Es gibt von der Sonne erzeugtes Tages­licht und künstliches Licht von unterschiedlichen elektrischen Lichtquellen, das jeweils von den Raumoberflächen reflektiert wird. Da Raum nur bei ausreichender Sichtbarkeit der Raumgrenzen in seinen Abmes-

68

Abb. 68: Raumverschattungen von unterschiedlichen Flächen erzeugen sogar bei ein­ fachsten räumlichen Konfigurationen eine hohe Plastizität.

sungen visuell wahrnehmbar ist, heißt Raumgestaltung stets auch Lichtgestaltung. Die raumbegrenzenden Oberflächen reflektieren das einfallende Licht unterschiedlich stark, machen die Raumausdehnung sichtbar und ermöglichen so die Orientierung über die eigene Position im Raum.

◯ Hinweis: Der sichtbare Bereich des Lichts erstreckt

sich von etwa 380 bis 780 Nanometer (nm) Wellenlänge, was einem Frequenzspektrum von etwa 789 bis zu 385 THz entspricht. Eine genaue Grenze lässt sich nicht angeben, da die Empfindlichkeit des menschlichen Auges an den Grenzen des Lichtspektrums nicht abrupt, sondern allmählich abnimmt.

69



Tab. 4: Wellenlängen der Spektralfarben des Lichts (in Nanometern) Violett

Blau

Grün

Gelb

Orange

Rot

380–420

420–490

490–575

575–585

585–650

650–750

Tab. 5: Typische Beleuchtungsstärken in Lux (Mitteleuropa) Heller Sonnentag

Lichtfarbe

◯◯

100.000 lx

Bedeckter Sommertag

20.000 lx

Bedeckter Wintertag

3500 lx

TV-Studio

1000 lx

Zimmer + Bürobeleuchtung

750 lx

Flurbeleuchtung

100 lx

Straßenbeleuchtung

10 lx

Kerze in 1 Meter Entfernung

1 lx

Vollmondnacht

0,25 lx

Ohne Raum, Objekte, Schwebstoffe oder Feuchtigkeit in der Luft, die Reflexionen erzeugen, wird Licht nicht wahrnehmbar. Stoffliche und opake Oberflächen durchdringt Licht nur eingeschränkt oder gar nicht. Je nach Position, Intensität und Ausrichtung der Lichtquelle wird daher immer auch Schatten erzeugt. > Abb. 68 Innerhalb des für den Menschen sichtbaren Bereichs teilt sich Licht in mehrere Spektrallichtfarben auf. Die zugehörige Lichtfarbe wird durch die Wellenlänge des Maximums des kontinuierlichen Spektrums bestimmt und einer entsprechenden Farbtemperatur (TCP), gemessen in Kelvin (K), zugeordnet. > Tab. 4

◯ Hinweis: Der Glühfaden in einer Glühlampe erzeugt

◯ Hinweis: Licht ist wie Schall oder Abgase ein

durch eine relativ gleichmäßige Wellenlänge ein kontinuierliches Spektrum, ähnlich dem des Sonnenlichts.

Umweltfaktor. Lichtimmissionen von Beleuchtungs­ anlagen können Menschen und Tiere erheblich stören oder auch technische Prozesse behindern.

70

Abb. 69: Licht von oben und der Seite bewirkt stärkere räumliche Plastizität.

Da ähnlich wie bei Farben die Lichtwahrnehmung sehr individuell und eine Verständigung darüber schwierig ist, wird Licht gemessen. > Tab. 5 Hell und dunkel sind wesentliche Mittel der Raumgestaltung und werden sowohl durch die Wahl der Lichtquelle als auch der raumbildenden Oberflächen beeinflusst. Licht verändert sich, abhängig von der Tagesund Jahreszeit, und gehört damit zu den labilen Gestaltungselementen. Als Mittel der Raumgestaltung muss Licht so geplant werden, dass es immer wieder unterschiedlichen Nutzungen und Tageszeiten angepasst werden kann. Räume können gegenüber dem Licht verschlossen oder ge­ öffnet werden, wenn es eine bestimmte Nutzung oder ein individuelles Bedürfnis so vorgeben. Sie wirken je nach Art und Positionierung der Lichtöffnungen unterschiedlich.

◯ Hinweis: Maßeinheiten für Licht sind: Candela

(lat. „Talglicht“, „Wachslicht“), die Lichtstärke, foto­ metrische Basiseinheit für Lichteinheiten (cd); Lumen (lat.: „Licht“, „Leuchte“), der Lichtstrom, fotometrische Einheit des Lichtstroms (lm); Lux, Beleuchtungsstärke und spezifische Helligkeit (Lichtausstrahlung), Messung mit dem Luxmeter, lässt sich in Lichtstrom und Lichtstärke umrechnen (lx).

71



Wärme, Feuchte, Schall, Geruch

Wärme



Feuchte



Die physikalischen Raumkonditionen sind ebenfalls Mittel der Raumgestaltung, die dynamisch geplant werden müssen, weil sie sich ständig verändern. Die Wahl der materiellen Beschaffenheit der Raumhülle, d. h. der Membran zwischen innen und außen mit unterschiedlichen und veränderlichen Bedingungen, bestimmt die Raumkonditionen. Der Grad der Wärmeleitfähigkeit eines Materials ist verantwortlich dafür, wie schnell einem warmen Körper oder der Raumluft Wärme entzogen wird oder wie sich der Ausgleich eines Temperaturunterschieds zwischen innen und außen vollzieht. Sind die Wärmeleitfähigkeiten der Materialien und deren Oberflächentemperaturen sehr unterschiedlich, können als unangenehm empfundene Luftbewegungen entstehen, die einen Raum subjektiv kühl erscheinen lassen, obwohl ausreichend geheizt wird. Auch bei Bauteilen, die regelmäßig durch die Nutzer berührt werden (Fußböden, Türgriffe, Sitzmöglichkeiten usw.), ist auf die Wärmeleitfähigkeiten zu achten, um in diesen Bereichen (z. B. für die barfüßige Nutzung eines privaten Wohnraums) eine angenehme Aufenthaltsqualität zu erzeugen. Die Raumtemperatur ist auf die jeweilige Nutzung abzustimmen, da zum Beispiel für körperliche Arbeiten eine geringere Raumtemperatur erforderlich ist als für Bürotätigkeit. Auch haben ältere Menschen häufig ein stärkeres Wärmebedürfnis als jüngere, und die Wahrnehmung der Raumtemperatur ist individuell unterschiedlich. Bei der Beheizung von Räumen wird direkte Wärmestrahlung, die auf die Haut trifft (z. B. von der Sonne oder von Röhrenheizkörpern), und Konvektionswärmezufuhr über die Raumluft unterschieden. Außerdem bestimmt die Raumtemperatur auch die Raumluftfeuchte. Die Raumhülle und die Raumluft nehmen Wasserdampf auf. Die Luftfeuchte bezeichnet den Anteil des Wasserdampfs am Gasgemisch der Erdatmosphäre oder in Räumen. An der relativen Luftfeuchte ist ablesbar, in welchem Grade die Luft mit Wasserdampf gesättigt ist.

● Beispiel: Die Körperwärme einer Hand wird von

◯ Hinweis: 50 % relative Luftfeuchtigkeit bedeutet,

einem Stein schneller aufgenommen als von einem Stück Holz. Durch die raschere Abkühlung der Hand erscheint der Stein kälter als das Holz, auch wenn die gemessenen Oberflächentemperaturen gleich sind.

dass die Luft nur die Hälfte der Wasserdampfmenge enthält, die bei der jeweiligen Temperatur maximal ­enthalten sein könnte. Bei 100 % relativer Luftfeuchtigkeit ist die Luft vollständig mit Wasserdampf gesättigt. Wird dieser Wert überschritten, schlägt sich die überschüssige Feuchtigkeit als Kondenswasser an Ober­flächen nieder, oder es kommt zu Nebelbildung.

72

Tab. 6: Nachhallzeiten für bestimmte Nutzungen (Frequenzbereich von 100 bis 5000 Hz) Aufnahme- und Regieräume

Klassenzimmer, Hörsäle

Kombibüro

Musikdarbietung (je nach Art der Musik)

Tab. 6 In einem Konzertsaal ist ihre präzise Gestaltung für die Hörer und Musiker unabdingbar, aber auch viele andere Räume, wie zum Beispiel Großraumbüros, erfordern bestimmte Schalleigenschaften. Großzügige Sakralräume werden meist durch lange Nachhallzeiten und starke Schallreflexion geprägt, hingegen wirken akustisch sehr dumpfe Räume oft klein und beengt. Auch die von Materialien und anderen Menschen ausgehenden Ausdünstungen beeinflussen das Empfinden beim Aufenthalt in Räumen (­Bibliothek, Kirche, Schule, Umkleideräume usw.). Bei starkem Geruch treten alle anderen räumlichen Aspekte in den Hintergrund und machen

73

Schall

Geruch

einen Aufenthalt im Raum unangenehm. Dagegen können Geruchsveränderungen einen angenehmen Raumeindruck bewirken, wenn Positives assoziiert wird. Solche Gerüche werden zum Beispiel in Kaufhäusern in einzelnen Bereichen eingesetzt, um den Aufenthalt angenehm zu machen. Material, Textur, Ornament und Farbe





Neue Materialien

Die Wirkung der raumbildenden Flächen wird von allen verwendeten Materialien zusammen bestimmt. Neben den spezifischen materiellen Beschaffenheiten sowie Oberflächen- und Materialtexturen beeinflussen  auch tiefer liegende Eigenschaften der Materialien den Raumeindruck. > Tab. 7 Die Materialtextur wird zunächst von der handwerklichen oder industriellen Materialverarbeitung, aber auch vom Gebrauch, der Abnutzung oder der Witterung bestimmt. Die meisten Materialien lassen sich mit groben, feinen, glatten, matten, spiegelnden oder rauen Oberflächen­ texturen herstellen. Die Beschaffenheiten der Oberflächentexturen beeinflusst neben den Lichtverhältnissen und der Raumakustik auch die Raumtemperatur und -feuchte. Eine auf die Bewegungen der Nutzer im Raum abgestimmte Schwingung der raumbegrenzenden Flächen kann bewirken, dass ein Raum einladend und angenehm wirkt, ähnlich wie bequeme Kleidung. Ständig werden neue Materialien, wie Nano- oder Kompositwerkstoffe, entwickelt und in der Raumgestaltung eingesetzt. Die Nanotechnologie ermöglicht neue Materialoberflächen, -beschichtungen und  -­texturen, die spezielle Funktionen erfüllen. Die Veränderungen der Oberflächenstruktur sind so klein, dass sie vom Menschen mit bloßem Auge nicht wahrgenommen werden können.

◼ Tipp: Materialien, die für einen Raum vorgesehen

◯ Hinweis: Der Gang auf einer Holzbalkendecke mit

sind, können mit Hilfe von Materialcollagen gezeigt werden. Von Vorteil ist es, wenn die für den Einsatz geplanten Materialien angefasst und im Zusammenhang gesehen werden können.

Dielen, auf einem Estrich in einem Stahlbetonbau oder über Stahlbleche unterscheidet sich deutlich durch die Elastizität, das Schallverhalten und gegebenenfalls die Wärmeabsorption.

74

Tab. 7: Materialien für die Raumgestaltung (Auswahl) Naturstein

Kunststein

Holz

Glas

Natur­ fasern und Stoffe

Metall

Kunst­ stoffe und Komposite

Sonstige

Tiefen- und Erdguss­ gestein Gabbro Granit Diorit Basalt Diabas Bimsstein Basaltlava Porphyr Tuffgestein

Ziegelstein Kalk­ sandstein Klinker Ton­platten (Cotto)

Nadelhölzer Laubhölzer (auch Obsthölzer, Wurzel­ hölzer) Tropen­ hölzer Bambus Stroh Schilfrohr Holz­werk­ stoffe aller Art Holz­faser Kork Kokos­ schalen

Industrie­ glas Sicherheits­ glas (VSG)

– Filze und Vliese – Webstoff – Flecht­-  gewebe

Guss­metall, Walz­metallLegie­r ungen

Stroh­lehm Lino­leum As­phalt Epoxyd­harz Plexiglas Acryl­glas Schaum­ stoffe Mine­r al­ wolle Fo­lien Harze (Be­schich­ tungen) Thermo­ plaste – Poly­-  ethylen – Nylon – PET – Polys­tyrol – Poly­amid – Poly­ester – Poly-  ­propylen Duro­plaste – Poly­ester – Bake­lit – Ny­lon – Poly-   ­urethan – Kunst­harz – Epoxyd­-  harz – Mela­min Elasto­mere – Kaut­schuk (Gum­mi) – Poly­-  urethan

Mine­r a­ lische ­Verbin­ dungen Putze Kalk­putz Zemen­tputz Gips­putz

Sediment­ gestein Schiefer Kalkstein (Kalksand­ stein, Travertin) Konglomerat Dolomit Grauwacke Sandstein Quarzit Metamorphe Gesteine Gneis Marmor Quarzit Schiefer

Lehm­stein Stein­guss/ Beton (Zement, Wasser, Sand, Kies) – Ortbeton – Terrazzo – Fertig­-  beton – Betonstein – Estriche – Agglo-  ­ marmor – Trans-  ­parenter  Beton – Kalk­-  zement-  ­stein Keramik Quarz­ werkstoff

Fensterglas Glasrohre Drahtglas

Tierische Fasern (gespon­nen, gedrillt)

Glasstein Glaswolle Glasfaser Glasmosaik Glasperlen

Wolle (Schafs­ wolle, Alpaka, Lama, Angora, Kasch­mir, Kamel­haar, Mo­hair) Haar (Ziegen, Rinder, Yak, ­Rosshaar) Seide (Maul­beer, Tus­sah, Mu­schel) Horn Fell Leder Pflan­zen­ fasern Leinen Ramie Flachs Kokos Baumwolle Kapok Brenn­nessel Hanf Jute Sisal Bambus Gräser (Gras­ tapeten)

Eisen   (Stahl, Edelstahl) Kupfer Blei Nickel Aluminium Zink Zinn Titan Silber Gold Massiv (Rohre, Stäbe) Platten Drähte Gewebe Folien Legie­r ungen Schäume

Neue ­Materialien Nano­ material (von 1–100 nm) Farb­ beschich­ tungen (Acryl, ­Kunstharz) Faser­ materia­lien Mikro­fasern Mine­ ralische Fa­sern As­best Fa­sern aus natür­li­chen Poly­meren Vis­kose Poly­amide (Ny­lon) Modal Pappe Papier Tapeten Papier­ maschee Chemie- und Ke­r amik­ fasern

75

Stoffe und  Papiere

Oft entstehen auch neue Materialmischungen mit besseren kon­ struktiven Eigenschaften, die sogenannten Komposite. Durch das Experimentieren mit neuen Zuschlagstoffen wird beispielsweise lichtdurch­ lässiger ­Beton entwickelt. Für die Bewehrung werden Kunststoffe anstelle von Stahl eingesetzt, die wesentlich dünnere Platten ermöglichen. Stoffe und Papiere sind zeitlich nur begrenzt einsetzbare Raumgestaltungsmittel, da sie sich schnell durch Gebrauch abnutzen. Ähnlich den Möbeln können auch Stoffe und Textilien im Raum bewegt und an unterschiedlichen Stellen eingesetzt werden. Ihre geringe Steifigkeit, Leichtigkeit, vielfältige Textur und die breite Palette farbiger Gestaltungsmöglichkeiten machen sie zu begehrten Mitteln der Raumgestaltung für Wand, Decke, Boden, Möbel oder zur Verschattung. Typische textile Elemente und Materialien in der Raumgestaltung sind: —— Teppich (Boden und Wand): Wolle, Kunststoffe, Baumwolle, Seide, Jute, Sisal —— Tapete, Tapisserie (Wand und Decke): Wolle, Baumwolle, Seide, ­Leinen, Metalle —— Vorhang (Innen- und Außenwand): Baumwolle, Wolle, Kunststoffe, Seide, Leinen, Metallgewebe —— Decken und Kissen (Möbel): Wolle, Baumwolle, Seide, Leinen, ­Kunststoffe

Ornament

Da Textilien und Papiere im Gegensatz zu Stein oder Metall in ihrer stofflichen Qualität Kleidung entsprechen, wirken sie auf viele Menschen angenehm und vertraut. Meist sind sie weich, entziehen dem mensch­ lichen Körper keine Wärme, lassen sich gut bewegen und werden deshalb gerne berührt. Textilien und Stoffe dienen in der Raumgestaltung außerdem der Klang­absorption, da sie offenporige Materialien mit großer Oberfläche sind. Sie lassen Luftbewegungen sichtbar werden und dienen der Verschattung oder dem Schutz vor Regen. Abstrakte oder figürliche Formen oder Objekte, die sich wiederholen, werden als Ornament bezeichnet (von lat. „ornare“, „schmücken“). Mit den entstehenden Mustern können Raumelemente und Oberflächen

◯ Hinweis: Im kulturell vom Islam geprägten Raum

wurden wegen des Bilderverbots sehr filigrane, ­komplexe und vielfältige Ornamente entwickelt und für die Textil- und Raumgestaltung eingesetzt.

76

Abb. 70: Ornament im öffentlichen Raum

gestaltet und gegliedert werden. Außerdem können Ornamente Bedeutungen tragen und wie eine Beschriftung wirken. Tapeten haben oft ­ornamentale ­Muster, aber auch Naturstein kann eine auffällige Maserung haben, die wie ein Ornament wirkt. In einem Stadtgrundriss können ­regelmäßig wiederkehrende Gebäudeformen durch ihre Anordnung Muster bilden. Die Fugen des Bodenbelags eines Gehwegs können als Ornamentmuster gestaltet und wahrgenommen werden. > Abb. 70 Viele abstrakte Ornamentmuster sind von Naturformen oder Bildern abgeleitet. Ein Ornament kann auf eine Fläche aufgemalt sein oder als plastisches, dreidimensionales Element Fläche und Raum gliedern. In

77



Farbe





g­ otischen Kirchen wirken die vielen baulichen Elemente und Verzierungen an Stützen und Wänden ornamental und steigern die Plastizität durch vielfältige Licht- und Schattenwürfe. Oft werden Ornamente zur Gliederung großer Flächen oder Räume eingesetzt, die ohne diese als zu groß, zu leer oder gelegentlich sogar als bedrohlich empfunden werden. Große Flächen und Räume werden in auf die menschliche Körpergröße bezogene Felder und Bereiche aufgeteilt, um den Nutzern eine leichtere Positionsbestimmung und Orientierung im Raum zu gestatten. Mit visuellen und taktilen Sinnesreizen füllen ­Ornamente Räume so, dass der Eindruck der Leere abgeschwächt wird oder verschwindet. Zu viele verschiedene oder zu stark gegliederte und plastisch wirkende Ornamente indes drängen den Raumeindruck in den Hintergrund. Jede raumbegrenzende Oberfläche reflektiert natürliches oder künstliches Licht und wird farbig wahrgenommen. Die Farbwirkung wird dabei durch Material, Materialtextur und Beschaffenheit der Oberfläche bestimmt. Die Gesamtfarbwirkung eines Raums ist unterschiedlich intensiv und abhängig vom Licht, dem Grad und Winkel der Reflexion sowie der materiellen Farbbeschaffenheit der Oberflächen. Durch Farbe können Räume in Bereiche und Zonen aufgeteilt werden, und die Ausrichtung von Räumen kann betont oder abgeschwächt werden. Ein weißer Raum mit schwarzem Fußboden wirkt höher als bei umgekehrter Anordnung. Auch auf die Wahrnehmung der raumbegrenzenden Flächen haben Farben Einfluss: Helle, kontrastarme Farben lassen Räume weiter und größer als dunkle oder kontrastreiche wirken, weil der Abstand des Betrachters zur raumbegrenzenden Fläche und deren Größe weniger deutlich wahrnehmbar ist. Die räumliche Tiefenwirkung kann mit Hilfe von Farbe gesteigert werden, indem Farben mit kühler Farbtemperatur und schwachen Kontrasten im Hintergrund eingesetzt werden.

◯ Hinweis: Da die Farbwirkung des reflektierten Lichts

◯ Hinweis: Farbe hat Einfluss auf die Verweildauer im

jeweils nur mit Hilfe des Auges eines individuellen Betrachters eintritt, ist es schwierig, Farben für die Raumgestaltung verbal festzulegen. Deshalb kommen Farbfächer und Musterflächen zum Einsatz, mit deren Hilfe Farbmuster ausgewählt und vermittelt werden können.

Raum. Eine intensive orange-gelb-rote Farbigkeit sorgt erfahrungsgemäß für eine kürzere Verweildauer als etwa eine weiß-grünliche. Schnellrestaurantketten nutzen diese Gegebenheit: Der dort gewählte Farbklang orange-rot-gelb sorgt dafür, dass sich die Kunden nach dem Essen nur kurze Zeit aufhalten und bald Platz für neue Gäste machen.

78

Möbel – feste und bewegliche Elemente

Elemente der Raumgestaltung sind im Allgemeinen alle Dinge, die zwischen ihren Oberflächen Räume bilden. Es gibt feste und bewegliche Elemente des Raums. Stützen sind als Bestandteil des Tragwerks fest eingebaute Elemente, die Position von Möbeln ist frei wählbar. Räume sind stets von den Wechselwirkungen aller Elemente geprägt, die das ­Raumvolumen bilden. Hat ein Element eine stärkere Wirkung als alle ­übrigen, wird die Raumqualität auch dann immer von allen Elementen gemeinsam gebildet. Sie bilden Raum zwischen ihren Oberflächen und ­stehen auf diese Weise miteinander in Beziehung. > Abb. 71 Möbel sind als Raumgestaltungselemente fest in die Raumhülle integriert oder beweglich. Sie bilden eine flexible Sekundärstruktur in der Primärstruktur der Raumhülle. Möbel sind diejenigen Elemente, mit ­denen der Nutzer sich den Raum individuell aneignet. > Abb. 72 Sie bilden eigenständige Beziehungen: Einem Tisch etwa werden mehrere Stühle zugeordnet, und durch eine bestimmte Möbelgruppe entsteht im Raum ein Bereich. Ein Raumeindruck kann durch Möbel sehr stark verfremdet werden, auch können eine vorgefundene Raumaussage und die Wirkung der räumlichen Primärstruktur unterstützt oder sogar gesteigert werden. Aufgrund ihrer Dimension laden Möbel dazu ein, sie zu nutzen und zu berühren. Da sie sich gut eignen, um der menschlichen Körpergröße angepasste und für die alltägliche Raumerfahrung gebräuchliche Teilräume zu schaffen, werden sie gerade in sehr großen Volumen gern als  Gestaltungsmittel eingesetzt. In öffentlichen städtischen Räumen,

Abb. 71: Möbelschablone

79

Möbel

Abb. 72: Ein bewegliches Möbelelement kann der gegebenen Raumform gut angepasst werden, während für beengte Raumverhältnisse ein funktionales Möbel entwickelt wurde, das genau auf diese abgestimmt ist.



Wohnungen oder Büros dienen Möbel als bewegliche Raumelemente oft dazu, die jeweilige Raumgestalt zu gliedern und an wechselnde Nutzungen anzupassen. Mit Hilfe von Möbeln kann auch die Dichte in einem Raum rasch und effektiv erhöht oder verringert werden. Der Mensch nimmt durch die Nutzung von Möbeln körperliche Verbindung zum Raum auf. Ein Stuhl im Raum erzeugt bereits durch die Vorstellung, Platz zu nehmen, eine einladende Wirkung. In der privaten Wohnung stehen oft Möbel, mit denen sich Erinnerungen an Verwandte und Ereignisse verbinden, sodass ihre Form und Beschaffenheit in den Hintergrund tritt. Das Möbel wird dann zum ­Medium für Emotionen und Erinnerungen im persönlichen Umfeld.

● Beispiel: Die Dimensionierung von Möbeln kann

ganz unterschiedlich sein: Ein üblicherweise klein dimensioniertes Bett kann als Himmelbett bis zu ­Raumgröße wachsen, sodass es als Raum im Raum zu einem Aufenthaltsraum wird.

80

Schlusswort Das menschliche Dasein spielt sich im Raum und in der Zeit ab. Ziel der Raumgestaltung ist es daher, gebauten Räumen und Orten, in denen sich Menschen aufhalten, durch Umsetzung funktionaler, technischer, intellektueller und ästhetischer Anforderungen eine mit den Sinnen spürbare und kognitiv erfassbare Präsenz zu verleihen. Die vielfältigen Quali­ täten von Räumen werden kontinuierlich sowohl sinnlich als auch kognitiv wahrgenommen – intensiv oder eher beiläufig. Gleichzeitig verändern Menschen ständig mehr oder weniger aktiv und auf unterschiedlichste Art und Weise ihre jeweilige räumliche Umgebung. Mensch und Raum stehen also stets in einer dynamischen wechselseitigen Beziehung. Räume können so gestaltet werden, dass sie den Nutzern vielfältige Möglichkeiten zur Interaktion und ansprechende Aufenthaltsqualitäten bieten und dass viele Aspekte des menschlichen Daseins berücksichtigt ­werden. Die Raumgestaltung dient dazu, die gebaute Umwelt mit einer bestimmten Atmosphäre auszustatten, die dazu geeignet ist, individuelles Wohlbefinden, Handlungen, soziale Interaktion sowie die Beziehung zur räumlichen Umgebung positiv zu beeinflussen. Die Stimmung oder Raumatmosphäre ist die Summe der vielfältigen, sinnlich und kognitiv wahrnehmbaren räumlichen Phänomene. Ob eine Raumgestalt von ihren Nutzern akzeptiert, frequentiert oder sogar längerfristig weiterentwickelt wird, ist von der komplexen Wechselbeziehung zwischen Mensch und Raum abhängig. Die Atmosphäre ­eines Raums kann dauerhaft oder nur für kurze Zeit gestaltet sein – meist verändert sie sich mit der Zeit. Schon die neue Nutzung eines bestehenden Raums kann die Atmosphäre ohne baulich-materielle Umgestaltung der Raumform verändern, weil die Anwesenheit anderer Nutzer sie neu bestimmt. So lässt sich die Atmosphäre eines Raums im Voraus nicht vollständig planen, und auch die Raumempfindung in einem Neubau kann schwerlich für die Gesamtdauer seiner Nutzung konserviert werden. Gänzlich unplanbar ist die Raumatmosphäre jedoch nicht. Dafür steht das hier vorgestellte vielfältige Repertoire an Mitteln und Elementen für die Raumgestaltung zur Verfügung: Idee und räumliches Konzept, Handlungen und Präsenz von Menschen, Licht, Raumform und Choreografie von Raumfolgen, Textur und Materialität der raumbildenden Elemente sowie Akustik beeinflussen im dauernden und komplexen Wechselspiel die räumliche Atmosphäre und ihre Wahrnehmung. Alle diese Faktoren können bewusst für eine sensible Raumgestaltung eingesetzt werden. Die Abwägung, ob und wie den Nutzern klare Raumstrukturen vorgegeben werden oder ob möglichst viel Spielraum für die eigene An­ eignung gewährt wird, gehört zu den spannenden Aufgaben der Raumgestaltung.

81

Anhang Danksagung

Die Autoren schulden Dank: Bert Bielefeld für seine Geduld und sein kritisches Redigieren, Judith Raum für ihr kritisches Redigieren, Tina Jacke­ für die Bildbearbeitung, Petra Klein für die organisatorische ­Unterstützung und Sigrun Musa für die Bildbearbeitung.

Literatur

Rudolf Arnheim: Die Dynamik der architektonischen Form, DuMont Buchverlag, Köln 1980 Gaston Bachelard: Poetik des Raumes, Hanser, München 1960 Franz Xaver Baier: Der Raum, 2. rev. Auflage, Verlag der Buchhandlung Walther ­König, Köln 2013 Gernot Böhme: Atmosphäre, Suhrkamp Verlag, 7., erw. Auflage, Berlin 2013 Otto Friedrich Bollnow: Mensch und Raum, 11. Auflage, Verlag W. ­Kohlhammer, Stuttgart 2010 Michel de Certeau: Kunst des Handelns, Merve-Verlag, Berlin 1988 Fred Fischer: Der animale Weg, Artemis Verlag, Zürich 1972 Kenneth Frampton: Grundlagen der Architektur: Studien zur Kultur des Tektonischen, Oktagon-Verlag, München 1993 Walter Gölz: Dasein und Raum, Max Niemeyer Verlag, ­Tübingen 1970 Max Jammer: Das Problem des Raumes, Wissenschaftliche ­Buchgesellschaft, 2., erw. Auflage, Darmstadt 1980 Hugo Kükelhaus: Unmenschliche Architektur, 6. Auflage, Gaia, Köln 1988 Wolfgang Meisenheimer: Choreografie des architektonischen ­Raumes, Verlag der Buchhandlung Walther König, Köln 1999 László Moholoy-Nagy: Malerei – Fotografie – Film, Ohlenroth’sche Buchdruckerei, Erfurt 1927 Paul von Naredi-Rainer: Architektur und Harmonie. Zahl, Maß und ­Proportion in der abendländischen Baukunst, 7., überarb. Auflage, DuMont Buchverlag, Köln 2001 Christian Norberg-Schulz: Logik der Baukunst, Birkhäuser Verlag, ­Basel 2014 Colin Rowe, Robert Slutzky: Transparenz, 4., erw. Auflage, Birkhäuser Verlag, Basel 1997 Bernard Rudofsky: Architektur ohne Architekten: Eine Einführung in die anonyme Architektur, Residenz-Verlag, Salzburg 1989 Axel Seyler: Wahrnehmen und Falschnehmen, Anabas, Frankfurt 2004

82

Bildnachweis

Abbildung Seite 8: Albrecht Heubner: Mindestwohnung, 1927, © 2008. ­Digital Image, The Museum of Modern Art, New York/Scala, ­Florenz Abbildung 1: Christoph Ahlers Abbildung 4 und 5: Hannsjörg Voth: Himmelstreppe, Foto: Maike ­Niederprüm Abbildung 7 links: Ammonit, Foto: Detlef Menzel Abbildung 7 rechts: Röntgenbild eines Schneckenhauses, Foto: ­ForumS9 Abbildung 9 rechts: Atomkraftwerk, Foto: Sabine Wolf Abbildung 10: Höhlenwohnungen in Kappadokien, Türkei, Foto: I¸sık Aydemir Abbildung 11 rechts: Dietrich Pressel: Containeratelier, Foto: Thomas Rodemeier Abbildung 12 links: Lehmbauten in Süd-Ost-Anatolien, Foto: Ebru Erdönmez Abbildung 12 rechts: INDEX Architekten: Bürogebäude, Foto: Christoph Lison Abbildung 13: Ebru Erdönmez Abbildung 19 rechts: Öffentlicher Raum in Seoul, Foto: Stefany Kim Abbildung 20: Bibliothek in Graz, Foto: Sigrun Musa Abbildung 22: Eralp Erdönmez Abbildung 23: site specific_SHANGHAI 04 © Olivo Barbieri Abbildung 24 links: Sigrun Musa Abbildung 25 links: Sumela-Kloster, Türkei, Foto: Burak Haznedar Abbildung 25 rechts: osa_office for subversive architecture: ­Campinski-Osa-Workshop TU Darmstadt, Foto: Floris Besserer Abbildung 27: Dirk Paschke und Daniel Milohnic: Werksschwimmbad, Kokerei Zollverein – Stiftung Industriedenkmalpflege und ­Geschichtskultur, Essen 2001, Foto: Roman Mensing Abbildung 31: Tim Haas and Linda Cassels-Hofmann of Art Effects Abbildung 34: INDEX Architekten: Bürogebäude, Foto: Christoph Lison Abbildung 40: Wohnhäuser in Seoul, Foto: Stefany Kim Abbildung 42: Meixner Schlüter Wendt: Haus Wohlfahrt-Laymann, Foto: Christoph Kraneburg Abbildung 43: Santiago Cirugeda, Recetas Urbanas: Prothese ­Institution, Castellón, Foto: Ulrich Exner Abbildung 44: Verburg Hoogendijk Architekten: Temporärer ­Supermarkt, Foto: Ulrich Exner Abbildung 50: Thomas Börm: Studienarbeit Raumgestaltung, Universität Siegen Abbildung 51: Kerstin Kaiser: Studienarbeit Raumgestaltung, Universität Siegen

83

Abbildung 52: Mathias Both: Studienarbeit Raumgestaltung, Universität Siegen Abbildung 57 links: Marko Hassel: Studienarbeit Raumgestaltung, ­Universität Siegen Abbildung 57 rechts: Maike Niederprüm: Studienarbeit ­Raumgestaltung, Universität Siegen Abbildung 63: Oberfinanzdirektion Frankfurt am Main, Foto: Sigrun Musa Abbildung 64 links: Aldo Rossi: Friedhof San Cataldo, Foto: Bert Bielefeld Abbildung 64 rechts: Enric Miralles und Carme Pinós: Zentrum für rhythmische Sportgymnastik, Alicante, Foto: Ulrich Exner Abbildung 67 rechts: U-Bahn-Station, Seoul, Foto: Stefany Kim Abbildung 69: Christoph Ahlers Abbildung 70: Stefan Schilling: Zeil-Projekt, Frankfurt Abbildung 72 links: bfa, büro für architektur: Wohnhaus, Foto: Valentin Wormbs Abbildung 72 rechts: INDEX Architekten: Die Bank – variables Möbel, Foto: Stefan Schilling Von den Autoren stammen die Abbildungen: 2, 3, 6, 8, 9 links, 11 links, 14–18, 21 links und rechts, 24 rechts, 26 links und rechts, 28–30, 32, 33, 35–39, 41, 43, 44 links und rechts, 45 links und rechts, 46–49, 53–55, 56 links und rechts, 58–62, 64 rechts, 65, 66, 67 links, 68

Die Autoren

Ulrich Exner, Prof. Dipl.-Ing., Architekt, Professur für Raumgestaltung und ­Entwerfen an der Universität Siegen, ­INDEX ­Architekten in Frankfurt am Main Dietrich Pressel, Dipl.- Ing., Architekt, bis 2013 wissenschaftlicher ­Mitarbeiter im Lehrgebiet Raumgestaltung und Entwerfen an der Universität Siegen, pressel & müller architekten in Frankfurt am Main

84

Ebenfalls in dieser Reihe bei Birkhäuser ­erschienen: Entwerfen Basics Entwerfen und Wohnen Jan Krebs ISBN 978-3-03821-521-9 Basics Entwurfsidee Bert Bielefeld, Sebastian El khouli ISBN 978-3-0346-0675-2

Basics Architekturfotografie Michael Heinrich ISBN 978-3-03821-522-6 Als Kompendium erschienen: Basics Architekturdarstellung Bert Bielefeld (Hrsg.) ISBN 978-3-03821-528-8

Basics Methoden der ­Formfindung Kari Jormakka ISBN 978-3-0356-1032-1

Konstruktion Basics Stahlbau Katrin Hanses ISBN 978-3-0356-0364-4

Basics Materialität M. Hegger, H. Drexler, M. Zeumer ISBN 978-3-0356-0302-6

Basics Betonbau Katrin Hanses ISBN 978-3-0356-0361-3

Basics Barrierefrei Planen Isabella Skiba, Rahel Züger ISBN 978-3-7643-8958-1

Basics Dachkonstruktion Tanja Brotrück ISBN 978-3-7643-7682-6

Als Kompendium erschienen: Basics Entwurf Bert Bielefeld (Hrsg.) ISBN 978-3-03821-558-5

Basics Fassadenöffnungen Roland Krippner, Florian Musso ISBN 978-3-7643-8465-4

Darstellungsgrundlagen Basics Freihandzeichnen Florian Afflerbach ISBN 978-3-03821-543-1 Basics CAD Jan Krebs ISBN 978-3-7643-8086-1 Basics Modellbau Alexander Schilling ISBN 978-3-0346-0677-6 Basics Technisches Zeichnen Bert Bielefeld, Isabella Skiba ISBN 978-3-0346-0676-9

Basics Holzbau Ludwig Steiger ISBN 978-3-0346-1329-3 Basics Mauerwerksbau Nils Kummer ISBN 978-3-7643-7643-7 Basics Tragsysteme Alfred Meistermann ISBN 978-3-7643-8091-5 Basics Glasbau Andreas Achilles, Diane Navratil ISBN 978-3-7643-8850-8

Als Kompendium erschienen: Basics Baukonstruktion Bert Bielefeld (Hrsg.) ISBN 978-3-0356-0371-2

Bauphysik und Haustechnik Basics Raumkonditionierung Oliver Klein, Jörg Schlenger ISBN 978-3-7643-8663-4

Berufspraxis Basics Kostenplanung Bert Bielefeld, Roland Schneider ISBN 978-3-03821-530-1

Basics Wasserkreislauf im ­Gebäude Doris Haas-Arndt ISBN 978-3-0356-0565-5

Basics Ausschreibung T. Brandt, S. Th. Franssen ISBN 978-3-03821-518-9

Landschaftsarchitektur Basics Entwurfselement Pflanze Regine Ellen Wöhrle, Hans-Jörg Wöhrle ISBN 978-3-7643-8657-3

Basics Projektplanung Hartmut Klein ISBN 978-3-7643-8468-5

Basics Entwurfselement ­Wasser Axel Lohrer, Cornelia Bott ISBN 978-3-7643-8660-3

Basics Terminplanung Bert Bielefeld ISBN 978-3-7643-8872-0 Basics Bauleitung Lars Phillip Rusch ISBN 978-3-03821-519-6 Als Kompendium erschienen: Basics Projekt Management ­Architektur Bert Bielefeld (Hrsg.) ISBN 978-3-03821-461-8 Städtebau Basics Stadtbausteine Th. Bürklin, M. Peterek ISBN 978-3-0356-1002-4 Basics Stadtanalyse Gerrit Schwalbach ISBN 978-3-7643-8937-6

Reihenherausgeber: Bert Bielefeld Konzeption: Bert Bielefeld, Annette Gref Layout Printausgabe: Andreas Hidber EPUB-Herstellung: Kösel Media, Krugzell Library of Congress Cataloging-in-Publication data A CIP catalog record for this book has been ­applied for at the Library of Congress. Bibliografische Information der Deutschen ­Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen National­ bibliografie; ­detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de ­abrufbar. Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Die dadurch begründeten Rechte, insbesondere die der Übersetzung, des Nachdrucks, des ­Vortrags, der Entnahme von Abbildungen und ­Tabellen, der Funksendung, der Mikroverfilmung oder der Vervielfältigung auf anderen Wegen und der Speicherung in Datenverarbeitungs­

anlagen, bleiben, auch bei nur auszugsweiser Verwertung, vorbehalten. Eine Vervielfältigung dieses Werkes oder von Teilen dieses Werkes ist auch im Einzelfall nur in den Grenzen der ­gesetzlichen Bestimmungen des Urheberrechtsgesetzes in der jeweils geltenden Fassung zulässig. Sie ist grundsätzlich vergütungspflichtig. Zuwiderhandlungen unterliegen den Straf­ bestimmungen des Urheberrechts. Dieses Buch ist auch als Printausgabe (ISBN 978-3-0356-1001-7) und in englischer Sprache (ISBN PDF 978-3-0356-1239-4; ISBN EPUB 9783-0356-1320-9) erschienen. © 2016 Birkhäuser Verlag GmbH, Basel Postfach 44, 4009 Basel, Schweiz Ein Unternehmen der Walter de Gruyter GmbH, Berlin/Boston ISBN 978-3-0356-1243-1 PDF ISBN 978-3-0356-1154-0 EPUB

www.birkhauser.com