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German Pages 176 Year 2014
Scriptor Praxis
HANS-LUDWIG KRECHEL (Hrsg.)
Französisch unterrichten: planen, durchführen, reflektieren
Herausgeber und Autorinnen/Autoren: Dr. Hans-ludwig Krechel ist Fachleiter Französisch und Kernseminarleiter am Zentrum für schulpraktische Lehrerausbildung Bonn, hat langjährige Unterrichtserfahrung als Lehrer für Französisch und Erdkunde (bilingual) am Gymnasium Kreuzgasse in Köln und arbeitet in der Lehrerfortbildung sowie im Hochschulbereich. Dr. Claudia Brors unterrichtet Französisch und Deutsch an der Liebfrauenschule in Bonn. Dr. Moritz Burgmann unterrichtet Französisch und Geschichte (bilingual) am Hardtberg-Gymnasium in Bonn. Nathalie Damien ist Lehrerin für Französisch und Englisch am Rhein-Sieg-Gymnasium in St. Augustin. Anne Ebbinghaus unterrichtet Französisch, katholische Religion und Sport am Clara-Fey-Gymnasium in Bonn-Bad Godesberg und arbeitet für das IFL Mühlheim im Bereich der Lehrerfortbildung. Julia Glatt ist Lehrerin für Französisch und Englisch am Gymnasium in Waldbröhl. Elisabeth Gröger unterrichtet Französisch und Sozialwissenschaften an der Madenschule in Euskirchen. Stephanie Jaquet ist Lehrerin für Französisch und Musik am Beethoven-Gymnasium in Bonn. Anika Krieb ist Lehrerin für Französisch und Englisch am Städtischen Gymnasium in Rheinbach. AurtHie lamers-Etienne ist Lehrerin für Französisch und Deutscham Albertus-Magnus-Gymnasium in Bensberg. Jennifer Mockenhaupt unterrichtet Französisch und Mathematik am Gymnasium am Ölberg in Oberpleis. Dr. Anne Rah unterrichtet Französisch und Englisch am Heinrich-Böll-Gymnasium in Troidorf-Sieglar. Susanne Reischke ist Fachleiterin für Französisch am Zentrum für schulpraktische Lehrerausbildung Bonn sowie Lehrerin für Französisch und Erdkunde am Clara-Fey-Gymnasium in Bonn-Bad Godesberg. Julia Schinhofen unterrichtet Französisch und Musik am Cusanus Gymnasium in Koblenz. Nicola Schulze Wettendorf hat langjährige Unterrichtserfahrung in den Fächern Französisch, Englisch und Erdkunde (bilingual) am Luisen-Gymnasium in Düsseldorf und an der Deutschen Schule in Malaysia. lucia Sirnon unterrichtet Französisch und Englisch am Johannes-Gymnasium in Lahnstein. Vah~rie Wehage ist Lehrerin für Französisch und Englisch am Gymnasium in Hennef. Projektleitung: Gabriele Teubner-Nicolai, Berlin Redaktion: Peter Süß, Heidelberg Zeichnungen: Steffen Jähde, Sundhagen Umschlagkonzept: Kerstin Zipfel, München Umschlaggestaltung: LemmeDESIGN, Berlin Umschlagfoto: © contrastwerkstatt - Fotolia.com Layout/technische Umsetzung: fotosatz griesheim GmbH, Griesheim www.cornelsen.de Die Links zu externen Webseiten Dritter, die in diesem Titel angegeben sind, wurden vor Drucklegung sorgfältig auf ihre Aktualität geprüft. Der Verlag übernimmt keine Gewähr für die Aktualität und den Inhalt dieser Seiten oder solcher, die mit ihnen verlinkt sind. 1. Auflage 20 14 © 2014 Cornelsen Schulverlage GmbH, Berlin
Das Werk und seine Teile sind urheberrechtlich geschützt. Jede Nutzung in anderen als den gesetzlich zugelassenen Fällen bedarf der vorherigen schriftlichen Einwilligung des Verlages. Hinweis zu den §§ 46, 52 a UrhG: Weder das Werk noch seine Teile dürfen ohne eine solche Einwilligung eingescannt und in ein Netzwerk eingestellt werden. Dies gilt auch für Intranets von Schulen und sonstigen Bildungseinrichtungen. Druck: CPI - Clausen & Bosse, Leck ISBN 978-3-589-22694-8
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Inhalt gedruckt auf säurefreiem Papier aus nachhaltiger Forstwirtschaft.
Inhalt Vorwort,
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2 2.1
Kriterien für guten Französischunterricht ,
Hans-Ludwig Krechel
Französischunterricht planen,. Eine Unterrichtsreihe planen.
13 13
Claudia Brors 2.2 Eine Unterrichtsstunde planen. Nicola Schulze Wettendorf
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3 3.1
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3.2 3.3 3.4 3.5 3.6 3.7 3.8 3.9 3.10 3.11 3.12
Französisch unterrichten Geeignete'Unterrichtseinstiege finden. Susanne Reischke Lernaufgaben sinnvoll gestalten. Anika Krieb, fennifer Mockenhaupt Intelligentes Üben und Differenzieren. Nathalie Damien, Julia Glatt Selbstorganisiertes und kooperatives Lernen . Anne Rah, Elisabeth Gröger Einführung sprachlicher MitteL Nathalie Damien, Julia Glatt Selbstständiges Arbeiten mit Sachtexten Moritz Burgmann Umgang mit Chansons und Raps. Stephanie faquet, Julia Schinhofen Arbeit mit Filmen und Videosequenzen Anne Ebbinghaus Rollenspiele . AunWe Lamers-Etienne, Nicola Schulze Wettendorf Stationenlernen. Lucia Sirnon Lernspiele. Valerie Wehage Die mündliche Klassenarbeit . Anika Krieb, Anne Rah
52 61 71 82 91 100 107 117 125 '
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~ HA: Tagebucheintrag
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Schreiben
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~ Gedichte und Chansons über Paris ; + strategies ~ Vergleich positives/negatives Bild ; von Paris + kreativer Ansatz; ~ Operatorenliste für Klausur
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Umgangmit Texten
.
Methodenkompetenz
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···~·····
: Umgangmit ~ Strategien für Klausur; : übung Gedichtanalyse (als Vorbe- Texten und Methoden~ reitung für Klausur) kompetenz
produktive Umschrift
. Dossier ; Gedicht ~Chanson ; Strategien ; Redemittel : Operatoren
; Gedicht- und ; Chanson~ analyse
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: Dossier
. .. ....... . .. ., .............. . .......... ...... , ..... . '•
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: Besprechung und weitere übung : vor Klausur
UG
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~ Text der Wahl in Gedicht oder Di: alog umschreiben, dabei zentrale ~ Ausdrücke und stilistische Mittel ; übernehmen
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arbeitsteilige PA
; Plakat
: schriftlich sichern, auf Plakat er; gänzen ~
Lehrbuch
Methodenkompetenz
~
Kriterien: bogen zur · Selbst- und : Fremd; kontrolle; ~ Gedicht
~
~ Korrektur in ; PAoderGA
:PA
~ Klausur: Lied oder Gedicht über Paris, z. B. "Le Front de Seine"; · Analyse, Vergleich mit besprochenem Seine-Gedicht; commentaire: ; Bezug auf Stadtentwicklung, : moderne Bauten : Einführung in Probleme der : banlieue; wird in späterer Reihe
........... · ver.t.i~!~.~?. ~~~~C:~ .~~!?.~~:~~~I_l. Evaluation und Planung der Folgereihe
Interkulturel- ; Dossier le Kompetenz ~ Methodenkompetenz
: Fragebogen
·~······~~·············~··~··········
Webcode: N0226948-002
Eine Unterrichtsreihe planen
Gesamtschema zur gelungenen Reihenplanung schulinternes Curriculum
ministerielle Vorgaben
vorbereitende Überlegungen
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Sachanalyse und Recherche kriteriengeleitete Materialauswahl unterschiedliche Textsorten
inhaltliche Schwerpunktsetzung und Aufbau der Reihe
1
Methoden Arbeitsformen Schüleraktivierung und Motivation
Lernwege planen
didaktische Kriterien, z. B. Gegenwartsbezug, exemplarisehe Bedeutung ... Kompetenzschwerpunkte: z. B. Lesen, Schreiben, Sprechen, Umgang mit Texten, interkulturelle Kompetenz ... steigender Komplexitätsgrad Medieneinsatz Berücksichtigung verschiedener Lerntypen fächerübergreifender Ansatz? Projekt?
Strategievermittlung
Ergebnissicherung
zeitlicher Rahmen
Überprüfung des Lernerfolgs
Instrumente der Selbstkontrolle
Evaluation
2.2 Eine Unterrichtsstunde planen
Nicola Schulze Wettendorf
Im Kontext von Bildungsreformen, kompetenzorientierten Lehrplänen oder Kernlehrplänen, der Arbeit mit Jahresplänen, der Forderung nach fächerübergreifendem Unterricht und vielen anderen Faktoren, die den Unterrichtsalltag immer komplexer werden lassen, soll nicht vergessen werden, dass die einzelne Unterrichtsstunde nach wie vor im Zentrum des Schulalltags steht. Sie ist das eigentliche "Kerngeschäft" des Lehrers. Um den Unterrichtserfolg nicht zum Zufallsprodukt werden zu lassen, ist es notwendig, die Stunde gut zu planen. Planung bedeutet hier: Den Lernprozess strukturieren und somit für die Schüler erleichtern sowie hinterfragen, welche Kompetenzen die Schüler erwerben sollen bzw. welche Kompeten-
Französischunterricht planen
Webcode: N0226948-003
zensie für den Umgang mit dem gewählten Unterrichtsgegenstand bereits besitzen müssen. Planung bedeutet nicht nur Hilfestellung für die Schüler, sondern auch Sicherheit für den Lehrer: Ist die Stunde in die längerfristigen unterrichtlichen Zusammenhänge der Reihe sinnvoll eingebettet? Sind die Lernziele richtig gewählt? Ist der Gegenstand für die Lerngruppe geeignet? Habe ich adäquate Methoden ausgewählt? Und nicht zuletzt ist ein gewisses Maß an Planung die Voraussetzung für Spontaneität und Flexibilität bei der Durchführung der Unterrichtsstunde, denn wer zuvor den Unterrichtsgegenstand analysiert und die relevanten Lernziele herausgearbeitet hat, kann im Unterrichtsgeschehen flexibel sein und den Verlauf der Stunde verändern, ohne das Stundenziel aus den Augen zu verlieren (vgl. THALER 2007, 88). Im Fremdsprachenunterricht bedeutet Planung immer auch, zu prüfen, wo im Verlauf des Unterrichts den Schülern Gelegenheit zum Sprechen, zum Anwende1,1 des Gelernten in möglichst authentischen Kommunikationssituationen gegeben werde,n kann. Nur dann kann die Schulstunde den Erfordernissen eines modernen, kommunikativen Fremdsprachenunterrichts genügen und die Schüler zur Erlangung interkultureller Handlungsfähigkeit führen. Die Unterrichtsstunde im Gesamtzusammenhang Auch wenn es hier um die Planung der Einzelstunde geht, ist es notwendig, sich die vielfaltigen Verknüpfungen mit übergeordneten Zusammenhängen bewusst zu machen, da sie alle in jeweils unterschiedlichem Maße Einfluss auf die Planung der Einzelstunde haben. GER
Reihe
I Stunde I
I
andere Fächer
Eine Unterrichtsstunde planen
Generell ist es notwendig, die Unterrichtsplanung entsprechend des Schemas von außen nach innen zu entwickeln. Um sicher zu sein, dass die Schüler die für das Fach und die Jahrgangsstufe relevanten Kernkompetenzen erreichen, müssen zunächst die Vorgaben des GER und des Lehrplans berücksichtigt werden, um anhand dieser Leitlinien die Jahresplanung zu erstellen. Dieser Schritt erfolgt in der Regel im Team mit weiteren Kollegen und ist zu Beginn des Schuljahres abgeschlossen. Hier soll auf curriculare Vorgaben und Prozesse der Jahresplanung nicht weiter eingegangen werden; im Vordergrund steht die Einzelstunde mit Blick auf ihre Position und Funktion in der Unterrichtsreihe. Die Planung einer Stunde ändert sich maßgeblich, je nachdem, ob eine Unterschiedliche Stunde zu Beginn, im Verlauf oder zum Abschluss der Reihe platziert wird. Funktionen von Manche Stunden dienen dazu, weitere Phasen der Unterrichtsreihe vorzuUnterrichtsstunden bereiten, indem die Schüler sich im Umgang mit bestimmten Methoden (oder im Fremdsprachenunterricht auch mit bestimmten Wortfeldern) üben, um so Folgestunden zu entlasten. Ebenso sind Stunden denkbar, die zu Beginn einer Unterrichtsreihe Vorwissen aktivieren und für die Schüler abrufbar zur Verfügung stellen, so wie am Ende einer Reihe Stunden die Funktion der Wiederholung, Reflexion oder Evaluation einnehmen können. Je nach Ort und Funktion in der Reihe sind somit gänzlich unterschiedliche Herangehensweisen an die Planung der Lernprozesse notwendig. Somit bleibt es unerlässlich, bei der Planung der Einzelstunde den Blick auf das gesamte Unterrichtsvorhaben nicht zu verlieren. Vor allem aus Gründen des Zeitmanagements ist dies ein wichtiger Aspekt, da einzelne Unterrichtsphasen gelegentlich ausufern und zu wahren "Zeitfressern" werden können, wodurch der Erfolg der gesamten Reihe und das Erreichen der übergeordneten Lernziele und angestrebten Kompetenzen gefährdet werden. Nicht zuletzt sollten vor der Unterrichtsplanung (dies betrifft sowohl die Planung der Reihe als auch ggf. der Einzelstunde) mögliche Verknüpfungen mit anderen Fächern ausgelotet werden. Im Fremdsprachenunterricht kann in vielerlei Hinsicht auf fachfremde Inhalte zurückgegriffen werden. Das können etwa im Bereich Landeskunde Inhalte der Fächer Geschichte oder Erdkunde sein; besonders naheliegend ist eine weitere Fremdsprache, in der bestimmte sprachliche Strukturen bereits erarbeitet wurden, welche als "Schablone" oder kontrastiv das Erlernen des Französischen erleichtern können (z. B. if-clauses und si-Sätze). Die Absprache mit Kollegen kann in manchen Fällen zur Planung eines fachübergreifenden Projekts führen.
Vorgehen bei der Stundenplanung- das"Grobgerüst"
Das Vorgehen bei der Planung einer Unterrichtsstunde soll anhand von drei wesentlichen Aspekten dargestellt werden: Ziele/ Kompetenzen
~t
I
...----Inh-rute
~ I
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Verlauf
'--------'
Der Verlauf ergibt sich- quasi als Ergebnis der Planung- aus den zuvor für die konkrete Stunde bestimmten Zielen, Kompetenzen und Inhalten. Dabei kann die Planung sowohl von den Zielen bzw. dem angestrebten Kompetenzerwerb als auch von den Inhalten her begonnen werden (vgl. TscHEKAN 2012, 50). Ein Beispiel: Der Lehrer hat eine thematisch in die Unterrichtsreihe passende Kurzgeschichte gefunden, die er verwenden möchte. Anhand der vorliegenden Kurzgeschichte (Inhalt) bestimmt er nun die Kompetenzen, die die Schüler durch die Arbeit mit dem Text erwerben oder festigen sollen, sowie die Lernziele der Stunde. Umgekehrt kann die Lehrkraft im Rahmen der Unterrichtsreihe den Erwerb einer bestimmten Kompetenz, etwa das Anfertigen einer Zusammenfassung, für eine Stunde vorsehen und sucht nun nach dem geeigneten Inhalt, d. h. nach einem Text, mit dem sich das Vorhaben umsetzen lässt. Wichtig ist, dass die Output-OrienOutput-Orientietierung (Was sollen die Schüler am Ende der Stunde können?) bei der Un- rung als wichtiges terrichtsplanung im Vordergrund steht, denn nur so können kompetenzorientierte Unterrichtssituationen entstehen. Bei der weiter unten skizzierten Unterrichtsstunde steht der Kompetenzerwerb/dasLernziel am Beginn der Planung: Die Kompetenzen "einen Weg beschreiben und einer Wegbeschreibung folgen" sollen geübt und gefestigt werden. Ein weiterer Leitgedanke bei der Planung war der Wunsch nach Schülerorientierung und praktischer Anwendung. Davon ausgehend entstand die Idee, die Schüler Wege im Schulgelände beschreiben und finden zu lassen. Lernziele/Kompetenzen
Um Lernziele und Kompetenzerwerb für eine Unterrichtsstunde zu bestimmen, müssen Antworten auf folgende Fragen gefunden werden: Welches Ziel verfolge ich mit meiner Unterrichtsstunde (übergeordnetes Stunden-
Eine Unterrichtsstunde planen
Festlegung eines Stundenziels
ziel)? Welche Teilziele müssen zur Realisierung des Stundenziels erreicht werden? Welche (Teil-)Kompetenzen sollen in der Stunde besonders gefördert werden? Das Festlegen eines konkreten, übergeordneten Stundenziels ist wichtig, um der Stunde eine klare Linie zu geben und letztlich auch den Erfolg des Unterrichts messen zu können. Andernfalls entsteht eine Tendenz zu unstrukturierten Unterrichtseinheiten, in denen den Schülern die nötige Transparenz fehlt, da unklar ist, wo Prioritäten gesetzt werden und welche Richtung der Lernprozess nehmen soll. Ebenso sollte eine Anhäufung von Teilzielen und somit eine Überfrachtung der Stunde vermieden werden, denn dadurch besteht die Gefahr, Struktur und Orientierung im Stundenverlauf zu verlieren. Bei der Festlegung von Stundenziel und angestrebtem Kompetenzerwerb ist es unabdingbar, Position und Funktion der Stunde in der Unterrichtsreihe zu betrachten. Über welche Kompetenzen müssen die Schüler bereits verfügen, um die angestrebten Lernziele erreichen zu können? Welcher Kompetenzerwerb in Folgestunden soll mit der aktuellen Unterrichtsstunde vorbereitet werden? Inhalte
Eine klare, möglichst knappe Formulierung des Stundenthemas und somit des Unterrichtsgegenstandes ist ebenso nötig wie die konkrete Formulierung präziser Lernziele, um der Stunde einen klaren Rahmen zu geben. Nur wenn die Lehrkraft in der Lage ist, Schwerpunkte zu setzen und ein Stundenthema präzise zu formulieren, können die Schüler den Unterrichtsgegenstand nachvollziehen und einordnen. Planungsleitlinien sind dabei der jeweilige Lehrplan, ggf. der Jahresplan sowie die übergeordnete Unterrichtsreihe. Die zentralen Fragen in dieser Planungsphase lauten: Mit welchem Beispiel/Inhalt kann das angestrebte Lernziel erreicht werden? Was ist das Stundenthema? Neben den offiziellen Vorgaben des Lehrplans spielen bei der Wahl des Didaktische Inhalts ganz besonders die Voraussetzungen der Lerngruppe eine Rolle. Reduktion Genau hierin besteht nach ZIENER das "Freiheitspotenzial" eines an Kompetenzen bzw. Bildungsstandards ausgerichteten Unterrichts (ZIENER 2008, 43). Da die Lehrpläne die Zielperspektive insbesondere über Kompetenzen bestimmen, ist es das Vorrecht der Lehrkraft, diese durch geeignete Inhalte zu füllen. Dabei gilt es zum einen, eine gründliche Sachanalyse im Sinne der didaktischen Reduktion zu betreiben, welche nach der fachwissenschaftlichen Betrachtung des gewählten Inhalts (u. a. Thema eingrenzen, strukturieren, zentrale Begriffe herausstellen, Wesentliches von Unwesentlichem
trennen) noch einmal die Frage nach den damit durch die Schüler erreichbaren Kompetenzen stellt. Zum anderen muss eine sorgfaltige Lerngruppenanalyse erfolgen, um beispielsweise den altersbedingten Interessen der Gruppe Rechnung zu tragen. Letzteres stand im Vordergrund bei der Planung der weiter unten vorgestellten Stunde. Da es sich um eine Stunde im zweiten Lernjahr handelt, stand die Frage nach Motivation und Schülerorientierung sowie -aktivierung im Vordergrund. Es schien offensichtlich, dass Schüler der 7. Klasse mehr Interesse an ihrer direkten Umgebung haben als an Stadtplänen ihnen fremder Städte. Ebenso wird von jüngeren Schüler die Möglichkeit, sich im Unterricht zu bewegen, sogar den Klassenraum zu verlassen, meist positiv bewertet. Letztlich beinhaltet die Aufgabe einen gewissen Wettbewerbscharakter, da die Schüler den richtigen Zielpunkt der Wegbeschreibung finden möchten. Verlauf Steht fest, welche Lernziele und Kompetenzerweiterungen bei der Behandlung welcher Inhalte erreicht werden sollen, werden anhand dieser Vorgaben der Verlauf der Stunde geplant und der Lernprozess strukturiert. Dabei spielen folgende Leitfragen eine Rolle: Wie können die Kompetenzerweiterungen in dieser Lerngruppe am besten erreicht werden? Welche Anordnung der Lernphasen ist sinnvoll? Wie kann der Lernprozess der Schüler am besten unterstützt werden? Wichtig ist hier, die Besonderheiten der jeweiligen Lerngruppe in den Mittelpunkt zu stellen. Während für alle Schüler einer Jahrgangsstufe/Schulform über den Lehrplan dieselben Lernziele und Kompetenzen festgelegt sind, z. T. auch die Inhalte entweder durch curriculare Vorgaben, Absprachen mit Kollegen oder das Lehrbuch bindend sind, orientiert sich der Verlauf an den Voraussetzungen der Lerngruppe.
Eine Unterrichtsstunde planen
Checkliste für die Lerngruppenanalyse Geschlechterverhältnis, Heterogenität, Klassenklima, auffallige Schüler ••
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Größe/Nutzung des Klassenraumes; Position der Stunde im Schultag, z. B. nach einer Doppelstunde Sport, erste/letzte Schulstunde, vor/nach einer Klassenarbeit etc. Diese Frage muss bei der inhaltlichen Planung und Festlegung der Lernziele bereits (teilweise) beantwortet werden. Hier spielt auch die Position der Stunde in der Unterrichtsreihe eine Rolle.
Vorkenntnisse in Bezug auf das zu erwartende Sprachhandeln: Welche Schwierigkeiten sind an welchen Stellen zu erwarten? Wo liegen Stärken und Schwächen der Lerngruppe? Wo sind für welche Schüler-
.l?:~~R~~. ~~~~~:~~~~~ H~~~~~. ?:~~~!?~ ..... ,,..... . Über welche methodischen Kompetenzen verfügen die Schüler bereits? Wo liegen Stärken und Schwächen der Lerngruppe?
. ..................... . ......................... . "
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Ist es eine ruhige oder eine eher gesprächsbereite Schülergruppe? Positive/ negative Erfahrungen im Umgang mit verschiedenen Sozialformen, z. B. Gruppenarbeit ·~
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ren? Wie kann ich damit umgehen? Muss
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