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German Pages 131 [132] Year 1861
Aus alten und neuen Lauen
i'Oll
Karl von Alfen.
Berlin. Verlag von Georg Weimer.
Inhalt. ThemistolleS...................................................................................................
3
Uwe Jen- Lornsen........................................................................................
5
Im Berner Oberland .
.
7
Venedig...............................................................................................................
9
Dichter-Liebe......................................................................................................... 11 Der Tag von Bornhöved....................................................................................13 Deutschland'- Trauer..........................................................................................23
Gerhard der Große, Graf von Holstein, Herzog von Schleswig
.
Schlachtentod.......................................................................................
28
35
Idstedt..................................................................................................................... 37
Anaba sis....................................................................... Die Heimath..............................................................................................
38
.
44
Auf der Feldwache............................................................................................... 46
Victrlx cauasa Diis placuit, aed victa Catuni..................................... 47 Hans von Raumer..................................................................
50
Der Gottesdienst in Angeln...............................................................................51
Papinian................................................................................................................51 Der Becher................................................................................................................57
Aus dem „Hort der Dichtung". I. Wodan und Frigga...............................................................................61
II. Wodan mäht..........................................................................................69
III. GunlödS Gesang.................................................................................... 71 VI. Wodan und Gunlöd.............................................................................. 74
V. Skulda'S Gesang.................................................................................... 75 An Amanda...........................................................................................................78
An dieselbe
..................................................................................................... 80
Maria...................................................................................................................... 81
Poesie..................................................................................................................... 82
IV
Florence Nightingale
S'ltt ........................................................................ 83
Auf KoSciuczko's Hügel bei Krakau......................................................... 85 Der Herzogin Louise Sophie von Augustenburg..................................... 87 Die Marmorbraut.................................................................
.
90
Die Palmen..................................
92
Die Tochter Iephta. Erster Monolog.......................................................................................93
Zweiter Monolog.................................................................................. 97
Dritter Monolog................................................................................ 103
Amalaswintha
.107
Bettina's Tod...........................................................................................ui Die eiserne Krone..................................................................................... 115 An Karl von Holtei................................................................................ 117
Heinrich von Arnim................................................................................H9 An König Wilhelm.................................................................................... 121
Den Ständen Holsteins Drei Fürsten.....................................................................
124
.
126
Alts alten und nenen Tagen.
Themistokles. 1843. Athens gepriesenen Hallen saßen Jünglinge beim Mahl —
Blut der Syrakuser Traube röthete den Goldpokal. Wie den Becher übenvallend schäumend stieg die Purpurflut — So aus jeder Wange sprühte Lebenssülle, Jugendmuth.
Ob man hier von Rosen - Jungfrauen — dort vom Vaterlands sprach,
Oder siegend hier die Wahrheit aus des Sehers Lippen brach — So gewannst du über Alle, Himmelstochter, doch den Sieg,
Freude, die mit goldnem Flügel vom Olympos niederstieg.
Einen hast du nicht bezwungen, Siegerin, der lächelt nicht —
Ernst wie Pallas' Götterauge blickt sein stolzes Angesicht. Weit entrückt hat seine Seele sich der Gäste munterm Schwarm — Quält nach Ruhn» ihn heißes Schmachten, peinigt ihn der Liebe Harm?
Und des Gastmahls junger König nimmt ein Lautenspiel zur Hand — Prüft den Ton mit leichtem Finger, bis er sich den rechten sand —
4 Hebet an, ein Lied zu singen — singt mit süßer stimme Ton
Wie der Thraker herzbesiegend — schmeichelnd wie Anakreon. Reicht dem Nächsten dann die Laute, und auch der hat sie gestimmt. Und gesungen, daß ein jeglich Herz in Lust und Wonne schwimmt. Und von Hand zu Hand ging weiter so die Laute durch die Reihn,
Jeder sang von Lieb' und Rosen, Frühling, Vaterland und Wein. Als sie nun zu dem gekommen, der so finster sitzt und schweigt, Hat er schweigend sie empfangen — schweigend weiter sie gereicht. Und es höhnten ihn die Andern, sprachen: „nicht dem srohen Kreis
Nahe sich, wer zu der Laute nicht ein Lied zu singen weiß." Und erröthend sprach der Jüngling: „Lieder singen lernt' ich nie —
Aber nennt zu Hellas' Ehre eine That, — ich leiste sie!" Weiter wanderte die Laute — und als unter Phöbos' Joch
Längst die Himmelsroffe flogen — klangen hell die Lieder noch. Und wer waren jene Sänger? — ihre Namen hört' ich nicht —
Gleich den Rosen ihres Festes welkten sie im Morgenlicht. Willst du wissen, wie der Jüngling, der nicht singen konnte, hieß?
Durch Aeonen trägt ihn brausend der Gesang von Salamis!
5
Uwe Jens Lornsen. 1843. rifa! Recht und Wahrheit, Freiheit und Auferstehn
Vom Fall der Knechtschaft heischte zum ersten Mal
Tein kühnes Wort — du, Schleswig-Holsteins Erster Tribun und Erwecker, Lornsen!
Gewaltiger! seh' ich leuchten die Flammenschrist, Mit der du Worte des Zornes niederschriebst
Von deines Landes Gramgeschicken,
Wie es in Knechtschaft und Schmach dahinsank — Und wie bu geißelst Kleinmuth und Sklavensinn
Besternter Volksverräther — und wie dein Wort Ernst mahnend von den ewigen Rechten Tonnergewaltig zermalmend predigt: —
O dann durchzuckt ein flammend Gefühl die Brust — Läßt mich nicht ruh'n, bis endlich die Thräne quillt —
Die heiße Thräne — sie vom Stolze Ach! und vom Jammer zugleich geboren.
6 Dem Lande Sohn sein, ewiges Hochgefühl,
Für welches Lornsen kämpfte und kämpfend starb — Dem Lande Sohn sein, o des Schmerzes! Welches sein brechender Blick vergebens In weiten Fernen suchte — das Vaterland
Stieß dich von sich — am Strande des blauen See's, An Rousseau's Wiege ragt dein Hügel —
Nicht wo das heimische Nordmeer brandet. Einst kommt ein Tag — einst leuchtet ein Morgenroth,
Wo die gehäufte Schmach von Jahrhunderten Vor einer Jubelsonne wegstiebt,
Wo von den Gräbern die Felsen stürzen — Wo Schleswig-Holstein königlich aufersteht, Und seine Dränger zürnend von dannen stößt, Und seine Freiheit von den Würgern
Wiedergewinnt, und sein Recht zurücknimmt — Dann holen wir vom User des Genfer-See's
Die Urne, die dein heilig Gebein empfing — Und betten dich an deiner Nordsee,
Deren Gesang dich die Freiheit lehrte! —
3m Lerner Oberland. 1844. Freiheit! sei hier mein erster Sturm-Akkord! Mein erster Gruß, mein erstes Jubelwort! Freiheit! Freiheit! wer sänge je von dir,
Wenn nicht auf diesen Bergen, wenn nicht hier. Als in der Welt dein letzter Hochaltar Von der Tyrannen Faust zerbrochen war — Da hast du hier den Tempel dir erbaut, Wo über Firnen rein der Aether blaut.
Hoch wuchs empor, urkrästig, ungeschwächt In freier Männer Brust das ewige Recht.
Vor Ingrimm schnaubte das Tyrannenthum,
Doch was es brütete, ward dir zum Ruhm. Die Lanzenmeere donnerten heran Hochaufgeschwellt vom östlichen Orkan —
Doch höher noch geschwellt von Freiheitslust Warf sich entgegen eine Heldenbrust.
Und floß dein leuchtend Himmelsauge nie Von Thränen über — damals strömten sie.
Und schmetternd, wie ein Freiheits-Hohelied Braust durch die Zeit der Name Winkelried.
8 Unendliche, allgegenwärt'ge Macht! Zwar ahnen wir dich auch in Kerker-Nacht —
Zwar bist du denen, die du liebst, auch da,
Wo Knechtschaft jeden Raum verpestet, nah.
Doch hier, wo Jener, der aus Urstoff wob, Der Erde Innerstes nach Außen hob — Hier aus den Bergen, wo der Gletscher schwillt.
Zu hellen Strömen flutend überquillt — Sich an der Felsenbrust der Bach zerreibt,
In Glanzatomen schimmernd niederstäubt — Wo lufterschütternd die Lawine rollt,
Der Schneesturm mit den Tannenwipfeln grollt — Ter Strahlengott die Firnen nie verläßt, Eh' er den Kus; auf ihre Stirn gepreßt, Von welchem sie in jungfräulichem Blühn Von neuem stets in süßer Schaam erglühn —
Wo sich Natur ins Ungeheure dehnt,
Des Menschen Auge und sein Maas; verhöhnt —
Berg über Berg unb Fels auf Felsen thürmt. Titanengleich des Himmels Festen stürmt, Zuletzt erschöpft sich in sich selbst verliert.
Und ein gewaltig Einerlei gebiert — Da, wo der Fuß nicht weiter klimmen kann —
Da ist dein Heiligstes — hinan — hinan! —
9
Venedig. 1844. ^ls von des Lido's Marmormauer Mit uns die Gondel heimwärts flog,
O Freunde, sagt! wie mancher Schauer Von Seligkeit die Brust durchzog.
Wie kühlten sich des Tages Gluten Im Abendwest so lind und lau —
Wie goß auf leichtgeschwellte Fluten
Der Himmel sein verklärtes Blau. Und bald begann es aufzuflammen,
Wo fern das Schneegebirge ragt, Und Meer und Himmel floß zusammen
In Eines Riesenfeuers Pracht. Und matt vom ungewohnten Prangen,
Inr feuchten glühenden Revier Erhob mit sehnendem Verlangen Das Auge sich zu dir — zu dir,
10 Du stiller Waller im Gefilde
Des Abends, der du groß und klar
Versilbertest in frommer Milde, Was nicht in Glut vergoldet war.
Du standest da so ruhig heiter,
Des nahen Sieges so bewußt, Den treuen leuchtenden Begleiter,
Den Abendstern an deiner Brust.
In meiner Seele war's so Helle —
Sie trug ein Bild voll Sonnenschein — Das prägte an geweihter Stelle
Sich wunderbar dem Busen ein:
Ich sah, wie unter Hochzeittönen Im Bucentaur entgegenschwamm
Dir, Adria, der stolzen Schönen,
Der herzogliche Bräutigam.
Ich dachte deiner großen Tage, Und deines Jammers, Adria!
Da sank zu deinem Sarkophage Die Thräne hin — Venetia!
11
Dichter-Liebe. 1845.
Er zog von hinnen in die Ferne, Hinweg von jenem theuren Ort, Wo er sie schaute viel und gerne, Zu unbekannten Menschen fort.
Und sie in ihrer Jugend Glanze Hat seiner halb wcht mehr gedacht — Bald hat sie unterm Myrtenkränze Den Auserwählten angelacht. Er aber hat es nicht verloren Vom Herzen, ihr geweihtes Bild, Das seine Jugend sich erkoren Zu seines Lebens Schirm und Schild.
Sie war's, die ihm im Wogendrange Der Welt, ein leuchtend Sternbild, stand — Sie war bei ihm, wenn er die Schlange, So oft sie nahte, überwand —
12 Bei ihm, wenn er mit festem Muthe, In reinem, selbstvergeßnen Drang
Nach dieser Erde höchstem Gute, Dem Heil des Vaterlandes, rang. Ihm war ein Saitenspiel gegeben;
Er schlug's — doch schlug er's anders nicht,
Als ihren Namen zu erheben Hoch zu des Ruhmes Sternenlicht.
Und als ihm sein Gesang erworben
Von Lorbeern den verdienten Kranz, Ist er den Schlachtentod gestorben
Zur Rettung seines Vaterlands. Ihr Name schwebt' auf seinem Munde,
Sein letztes Lied an sie erklang, Als siegend in der Todeswunde
Sein Geist sich zu den Sternen schwang. Daß dieses Herz, das er getragen
In liederreicher Heldenbrust,
Treu bis zum Tod für sie geschlagen — Hat die Geliebte nie gewußt.
13
Der Tag von Lornhöved. AuS einem größeren Gedichte. 1846.
I. Bornhövd — zu Bornhövd aus.der Haide
Da lud uns der Däne zum Tanz — Zum Tanz im Eisengeschmcide, Mit der Jungfrau im blutigen Kleide —
Blutrosen im düsteren Kranz. Das mar ein so rosiger Morgen —
Hell glänzte das sonnige Licht, C halte dich, Lonne, verborgen!
Dein Strahlen bereitet uns Sorgen — O Sonne! wir brauchen dich nicht! ODanebrog! flammst ja so blutig! Nicht schreckt uns dein höhnender Gruß. Die Nessel naht sich dir muthig —
Und preßt auf die Lippe dir glutig
Den tödtlich verzehrenden Kuß.
14 Herr Waldemar! hoch aus dem Schimmel,
Was schaust du so düster darein? Wir schaun ja so freudig gen Himmel —
Beginne denn, Schlachtengetümmel, Umfaßt euch, ihr eisernen Reihn.
Ha! Holsten-Ritter, ihr Treuen,
Wie saßt ihr mit wildem Begehr!
Sie werden den Tanz noch bereuen! O laßt sie des Festes sich freuen!
Sie kamen ja weit dazu her! Ihr Holsten-Bauern, ihr Schnellen!
Der Däne lernt’ es so gern Von euch, das Feld zu bestellen —
Wie ihr rieselt mit blutigen Wellen — Er kam ja dazu aus der Fern’! —
Wie fliegen im Kampfe die Stunden! Hoch steht schon die Sonn’ aus der Wacht, Und brennt in die purpurnen Wunden — Schon tausende hat sie gesunden —
Doch nimmer ermüdet die Schlacht. Schon weichen, schon weichen die Streiter
Von Seelands umwaldetem Strand — Kühn flattert die Reffel, und heiter.
Und tödtlicher lodert, je weiter
Sie bohrt, ihr vernichtender Brand.
15 Vergebens, vom Helmbusch umwallet,
Der König die Reihen durchbricht — So laut sein Rusen erschallet: „Steht Dänen! siegt oder fallet!"
Er hemmt die.Weichenden nicht. Aus einmal stockt das Gewimmel. — Wie? hat sie ein Zauber gebannt?
„Sieg!" rief der König vom Schimmel — „So seht doch — es schlägt ja der Himmel
Den Feind mit leuchtender Hand!" Jst's Wahrheit, Holsten, ihr wendet?
Ihr weicht — ihr senket den Speer? —
O weh euch! — vom Strahle geblendet, Den die Sonn’ in s Auge euch sendet, Erblickt ihr die Feinde nicht mehr.
O Schmach! so sind wir verloren!
Was thaten wir, himmlische Macht,
Daß uns zum Verderben erkoren, Dem Dänen, dem Feinde verschworen Der himmlische Sonnenstrahl lacht! ? Und jauchzend gewahrt es der Däne:
„O rettender, himmlischer Schein!"
Er bohrt die gefräßigen Zähne Wie die hungergepeitschte Hyäne
In der Holsten Glieder hinein.
16
II. „Allmächtiger, zu dir, zu dir,
Da es mit unsrer Kraft zu Ende, In unsern Nöthen flehen wir,
Daß deine Macht den Jammer wende! — O sende
Hernieder deine heiligen Schaaren Uns zu bewahren
Vor Schmach und Ketten — Nur deine Macht,
Tu Herr der Schlacht!
Viag uns vom Tode retten! Willst du dies Volk verderben,
So ftomm, so treu und gut! Herr-------- nimm mein Blut,
Laß für mein Volt mich sterben!" Graf Adolf ries's und hob empor
Zu Gottes Thron die Heldenrechte — Ten Holsten drang der Nus ins Ohr,
Als säug' ein heiliger Geisterchor,
Der Rettung und Erbarmen brächte.
17
III. Und „Wunder! Wunder! Wunder!" schrie Mit einmal die bedrängte Schaar —
Was war es? was erblickten sie?
O unbegreiflich! wunderbar!
Am Himmel eine Jungfrau stand,
Holdselig Lächeln im Gesicht — Um's blendend grelle Sonnenlicht Hielt einen Schleier-sie gespannt. Nun, tapfere Holsten, faßt euch wieder!
Die Engel steigen zu euch nieder — Nie ward, so lang die Erde steht,
So schnell erhört ein fromm Gebet — Und wie der Sturmwind kam der Graf geflogen — Tas Banner riß er aus des Trägers Hand — Und schwang's begeistert aus zum Himmelsbogen: —
„Mir nach, Ihr Tapfern, uns ist Gott gewogen! Die Heiligen retten unser Vaterland!" —
18 IV. Und neu entbrennt der Kamps: zwar hemmt der Sonnen
Gedämpfter Glanz den tapfern Blick nicht mehr!
Doch allzuviel hat schon der Feind gewonnen — Allzu verworren war das Holstenheer. Zuviel des Heldenblutes war verronnen
Erschöpfung wand aus mancher Hand den Speer. So soll das Nesielbanner dennoch fallen,
Und Tanebrog im Siegesjubel pmlleii?!
Was will aus einmal dieser Jubel heißen? Woher dies Siegsgeschrei mit Einem Mal?
Von wannen kommt sie, diese Schaar von Eisen,
Den Helden gleichend in Walhalla's Saal —?
Wie sich Gebirge von Gebirge reißen, Und donnernd stürzen in's entsetzte Thal —
So aus des Dänenheers verhaßten Ketten Riß sich ein Volk, ein Brudervolk zu retten. Dithmarschens altberühmte Heldenschaaren,
Ihr Bauernfürsten, ewig hochgeehrt!
Die Freiheit euch, das höchste Gut zu wahren,
Lieh't ihr dem Fremden euer Riesenschwert. Ihr wolltet Freiheit für des Kampfs Gefahren —
Sie war der einzige Sold, den ihr begehrt —
Und ihr bedachtet nicht, von Stolz geblendet, Daß s o errungen auch die Freiheit schändet.
19 Zur rechten Stunbe fandet ihr das Rechte —
Euch rief der Herr zum endlichen Entscheid,
Ob Holsteins Binder Freie oder Knechte —
Und euer Spruch erging zur rechten Zeit — Lebendig ward der deutsche Sinn, der echte,
Und ward zur That in alter Herrlichkeit — Arminen gleich, als Roma's Adler flogen Braust ihr heran zum Troß den Danebrogen.
Heran zu uns! Daß unser Arm empfange
Tas Volk, das sich zu unsern: Stamm bekennt!
Tu, Täne, wehrst umsonst dem Flammendrange, Ter lodernd in uns nach Umarmung brennt.
Umschlungen in des Sieges Feierklange Siebst du das Volk, das deine List getrennt —
Vor den zusammendonnernden Gewittern Wird deines großen Königs Macht zersplittern.
20 V. Tank, ewiger Tank, du allmächtiger Gott,
Tu hast uns erhört in der gräßlichsten Noth —
Das Verderben im Wunder gewendet, Und die Nettungsschaaren gesendet!
Du wolltest uns einig, du wolltest uns frei — Trum standst du uns zweimal gewaltiglich bei — Nun gilt es, den Fremden zu fegen Von heimischer Scholle, von holstischer Flur —
Vernichtet von ihm sei die winzigste Spur — Tas walte der himmlische Segen! — Und wie, wenn die Ebbe vom Nordsee-Strand
Die Wogen, die schneeweißgemähnten, gebannt —
Das Gefild mit fröhlichem Lärm
Tie Füllen hüpfend umschwärmen —
Tann plötzlich mit tobendem, wälzenden Schwall Tie Sturmflut kommt, in gewaltigem Prall
Ihr Reich sich.zurückzugewinnen — Und die Heerde in banger verworrener Flucht
Mit den brausenden Wogen den Wettlauf versucht,
Dem dräuenden Tod zu entrinnen. Bornhövd! So sah dein heilig Gefild Tas Fliehen des Dänen, so plötzlich und wild —
Es hob in verzweifeltem Grimme Der König vergebens die Stimme.
21 Du hältst es nicht aus' dein geschlagenes Heer —
Lieh hin! dein Tanebrog flattert nicht mehr! O fliehe die holstische Haide!
Was blickst du zum Himmel so finster und stier —
Erwartest von ihm du ein neues Panier
Zum Lohn für gebrochene Eide!? „Ha Dänemark! ewige Schmach über dich!"
Schrie Waldemar — ließest den König im Stich! Weh! Ehre und Krone verloren! Ms;, suhle noch einmal die Sporen!"
Und mit donnerndem Hufe sprengt er herein In die Dänenzermalmenden, jauchzenden Reihn —
Er suchte den Tod im Gewimmel.
Lang kämpfte der Leu, bis vom mächtigen Schlag Tithmarsischer Kolbe der Panzer zerbrach — Und über ihn ging das Getümmel.
Richt ward es dein Loos, du gewaltiger Held, Den Tod dir zu finden aus blutigem Feld,
Wohin dich die Rache gebettet.
Ein Holste hat dich gerettet. Den Deinen kam Niemand zu helfen herbei —
Doch schallte zum Himmel ihr Wehegeschrei: Der König, der König gefallen! —
Da war sie zu Ende, die herrliche Schlacht, Da ließ Gras Adolf zur fröhlichen Jagd
Die schmetternden Hörner erschallen.
— 22
VI Tas Vaterland ist frei! mit Blute Auf der Tyrannen Rücket: hin
Geschrieben ist's, die vor der Ruthe Des Zorns in ihre Heimath flieh'».
Zu ihrem beltumzognen Hause Begleite sie das Donnerwort:
Tu Ostseewoge, brause, brause
(Ss in die fernsten Zeiten fort. Wir aber jauchzen dir entgegen,
Tu hehres Freiheitssonnenlicht,
Tas mit den Nachtigallenschlägen Des Siegs uns unsern Hainen bricht.
Wir sehn ja noch in andern Tagen Von deinem golden Purpurschein
Tie letzten Hoffnungsstrahlen ragen
In eine Welt voll Schmerz hinein. Nein! nicht umsonst find blutige Saaten,
Bornhövd, in deinen Schoos; gestreut!
Wir kennen unsrer Väter Thaten —
Es foninit ein Tag, der sie erneut. Zeugt nimmermehr in Marmorschöne (Sin stolzes Denkmal euch davon —
Blickt dennoch stolz, ihr Holstensöhne, Auf Eures Landes Marathon!
23
Vcntschllmd's Trauer. Im Herbstc 1848. war es denn ein Traum, der uns betrog? O Fluch dann dem, der ihn so früh uns raubte,
Den fußen Schlaf, der unsre Stirn' umzog — Tenn göttlich war, woran die Seele glaubte!
Bon bluterrungner Freiheit träumten wir — Von einem Vaterland, das neugeboren — Und mit der Sehnsucht flammender Begier,
Du leuchtend Wesen, griffen wir nach dir — Wir sind erwacht — und Alles ist verloren.
Verloren?! Wie? wer spricht dies feige Wort? Jst's nicht genug, so herrlich träumen können ? Wir schlummern wieder ein — wir setzen fort
Den holden Traum — das wird uns Gott ja gönnen.
Doch weh' uns! ein Gewitter braust heran, Wir hören schon des fernen Donners Grollen — Schon wühlt in unsren Eichen der Orkan — Das ist die Zeit nicht, wo man schlummern kann — Es will das Schicksal, das; mir machen sollen.
24
Doch von bem theuern Bild uns trennen? nein! Das ist nicht möglich! lieber mag im Grimme
Tie Welt sich stürzen über unser Sein, Daß es zerschmettert in das Nichts verschwimme. Wir träumten uns ein Volk von Riesenmacht — Unzählig, wie der Sand om großen Meere — Fest wie der Fels, an den die Woge kracht —
Untrennbar wie die Phalanx in der Schlacht — Ein Volk der Kraft, der Herrlichkeit, der Ehre.
Europa's Nationen sahn wir stehn —
Halb fürchtend — halb bewundernd uns betrachten — Wir durften ihnen kühn in's Antlitz sehn —
Wir fürchteten uns nicht vor Völkerschlachten.
Mag Albion spotten, mag uns Moskau drohn — In Beider Schooß der Skandinave bellen —
Sie öffnet uns die Bruderarme schon
Die freiheitsstolze Helden-Nation — An solchem Bund wird Ostens Trutz zerschellen.
Es war kein Traum! wie stolz und selbstbewußt Sahn wir die Jugend zu den Waffen stürmen — Das theure Land, das die entblößte Brust
Dem frechen Seelands-Räuber bot, zu schirmen.
25
Cs war kein Traum, wie vor der Heldenschaar Ter Däne wich von unserm heiligen Boden — Wie siegestrunken sich Germaniens Aar
Gen Norden schwang — der stolzen Fänge Paar
Geschärft zur Rache der geliebten Todten.
0 Zeit des Ruhmes und der Herrlichkeit! Noch tönen uns ins Ohr die Liegesklänge —
Und doch! du liegst so weit, so ewig weit. Cs trennte dich von uns Aeonen-Länge. Wo ist des Kampfes — wo des Sieges Preis?
Cs ist der Hohn des Volks, das wir bezwungen.
Wo grünt das blutbespritzte Lorbeer-Reis Für unsre Tapfern —? wo im Welten-.streis
Liegt jenes Vaterland, das wir errungen ?
0 hört es künftige Zeiten! hört die Schmach! Tie siegestrunknen Heere sind zerstoben
Vor einem Worte das Britannien sprach, Vor einem Finger, den der Zar erhoben!
Der freien Völker erstes, einziges Gut — Tie Chre ist verkauft von Zirämersleuten.
Dem Mammon floß der jungen Helden Blut — Dem Mammon rieselte die Thränenflut
Tem Blick entströmt von Müttern und von Bräuten.
26
Tie Hölle hat sich wieder aufgethan! Tie wir aus ewig glaubten zu begraben,
Verrath und Feigheit fifccn obenan — Und die wir sortgcscheucht, die finstern Raben,
Die an den Königsburgen halten Wacht, Sind wieder da — die edle Bürgertugend
Hat schnödem Kleinsinn wieder Platz gemacht.
Weh dem, der Großes noch zu denken wagt — Weh die vor Allem, thatendurst'ge Jugend.
Verachtet von den Völkern, klein und groß —
Geflohn von seinen Besten und gemieden — Tas wäreDeutschlands, meines Deutschlands Loos?! O wär' ihm lieber Untergang beschieden!
O nimmer — nimmermehr! verzweifelt nicht, Tie ihr so treu geglaubt an schönere Zeiten — . Sie werden kommen, ob das Herz auch bricht —
Und wäre noch so fest die Nebelschicht —
Tie Sonne wird sich doch ihr Recht erstreiten.
Wir hoffen muthig aus ein neu Geschlecht — Schon hören wir sein erstes, leises Mahnen —
Es kommt mit neuem Glauben, neuem Recht — Und streiten wird es unter andern Fahnen.
Tie Alten, die im Sklaventhum ergraut, Sie sind es nicht, aus welche unser Hoffen — Und unser Glaube seine Festen baut —
Heran! Verlobte ihr der Freiheitsbraut! Mit Eisen brecht zu ihr die Bahn euch offen! —
28
Gerhard der Große, graf von Holstein, Herzog von Schleswig. 1849. silnb hast du lang geschlafen, Tu Harfe mein —
Nun soll vom großen Grasen
Gesungen sein.
Wie Schlachtdrommeten-Schmettern
Tie Kriegerbrust durchfährt — Soll durch die Fluren wettern
Tas Lied vom Geert.
Nicht niedrig war sein Linnen —
Nicht klein sein Ziel —
Gin Königreich gewinnen Tas däucht' ihm Spiel.
Wie kam ihm solches Wagen, Tem Herrn vom kleinen Land? Gr hat — ich will's euch sagen —
Sein Nolk gekannt!
29 Hoch an der Eider thronte
Ter Rendsburg Pracht — Tort führt der Sieggewohnte
Sein Heer zur Schlacht.
„Wär'n euer dreimal mehre,
Wär't ihr den Dänen gleich — Ter Sieg bringt dreifach Ehre — D'rum freuet euch!" —
Ta riesen Holsteins Mannen:
Hoch lebe Geert! Irisch zogen sie von dannen Gen Nord gekehrt. Herab von Gottorfs Schlosie
Sah'n sie den Dänen nah'n — Ihn führt aus hohem Rosse Sein König an.
Herr Christoph will es wagen —
Er und sein Sohn, Tas Recht sich zu erjagen
Zum Dänen-Thron. „Wohl, das; sich's hier entscheide!" Der Holste jubelt froh.
Groß war und weit die Haide — Man heißt sie „Loh".
30 Und mit Trommeten-Schallen
Tie Losung fiel. Ter Erste stürmt von Allen Ter Graf zum Ziel.
Wie prangt im Morgenglühen Des Helmes Federzier —
Tie Flammenblicke sprühen Hell durch's Visier.
Wie nach Kometen-Bahnen Ter Lichtschweis saust,
So sind die Holstenfahnen
Ihm nachgebraust.
Tie Silbernessel wehte Tie Haide kühn hinan — Tie weiften Flügel blähte
Der Stormarn-Schwan.
Ausslammt in Purpurblüthen
Sie nun, die Schlacht — Als ob die Funken sprühten Aus Hekla's Schacht —
Welch Toben, welches Drängen, Welch Speer- und Pfeil-Geschwirr,
Da Ross und Mann sich mengen
Im Kampfgewirr.
31
Doch wo die stolze Mähne Vom Grasenross'
Sich hob — wie da der Düne Von dannen schoß! Der „kahle" Graf (im Spotte
So ihn der Däne schmähet)
Wie kahl er von der Rotte Die Haide mäht!
Da traf ein Pfeil den Renner Gezielt von fern —
Heran, ihr Holstenmänner
Zu eurem Herrn! Ber Gott! vor allen Braven
(*in schlichter Bauersmann — Der beut zuerst dem Grafen Sein Streitroß an.
Das that den Helden freuen.
„.Hnie hin, Gesell!
Ich schlage dich Getreuen Zum Ritter schnell." „ „Gilt nicht, Herr Graf, das wäre,
Beim Himmel! nichts für mich! Auch auf der Bauern - Mähre
Gut kämpft es sich!"" —
32 In immer stolzern Wogen
Ter Schlachtstrom schwillt — Von Dämmrung war umzogen Schon das Gefild,
Und als im Abendstrahle
Erglühte Gottorfs Bucht, Kehrt sich mit Einem Male Ter Feind zur Flucht.
Welch plötzlich Todesschrecken
Sein Heer durchfuhr, Ich konnt' es nicht entdecken —
Ich künde nur: Wie von der Windsbraut Toben Spreu auseinandersprüht —
So waren sie zerstoben
Gen Nord und Süd.
Tu bleicher König, weile!
Nicht so geschwind In dein Verderben eile!
Verloren sind
Dir alle deine Reiche — Ein enger Todtenschrein — Ein Platz für deine Leiche Ist kaum noch dein!
33
Und du aus fliidjt’fleni Rosse,
Tu Königssohn! Ach! daß du dem Geschosse Im Kampf entflohn!
Dich warf ein Sturz im Graben In frühen Todes Schoos —
Für einen Königsknaben Welch klüglich Loos! -
Der Holstenritter Blüthe
Saß nun beim Mahl Bis hell der Morgen glühte
In Gottorfs Saal.
Da ward gezecht, gesungen
Rach freier, deutscher Art —
Ta ließ den Lauf der Zungen Manch grauer Bart.
Empor ein edler Zecher
Vom Sitze sprang — Schlug mächtig an den Becher,
Daß laut es klang.
„Den Ritter," rief er, „höhn' ich,
Der nicht den Becher leert
Dem neuen Danen-König Dem großen Geert!"
34 Und wie aus Aschenglimmen Die Flamme quillt, Von hundert Heldenstimmeu
Der Jubel schwillt. Doch Schweigen hat geboten
Ter Gras mit mächt'gem Wort.
Da ward's wie bei den Todten
So stille dort.
„„Mrst Waldemar ist Erbe Im Dünenland — Wer daran tastet, sterbe!
Mein Wort ist Pfand. Dem guten Recht gegolten
Hat diese heiße Schlacht —
Sie hat das was wir wollte::
Uns eingebracht.
Zu unsrer Arbeit Lohne Bat für mein Haus
Ich mir die Herzogskrone Von Schleswig aus.
Es giebt seit dieser Stunde Kein Süderjütland mehr —
Darauf trinkt bis zum Grunde
Den Becher leer!""
.35
Lchlachtento-. 1849.
^aß wir so heiß den heiligen stampf begehren, Das wäre Thorheit, hieße Fieberwahn? O sie ist leicht erstürmt, die Burg der Ehren —
Bekränzt mit Rosen ist des Ruhmes Bahn.
Und preist uns nicht, wenn wir den Tod verachten —
Er lockt uns ja mit reizender Gewalt — Wir, die wir schlagen unsres Landes Schlachten,
Wir sehn den Tod in himmlischer Gestalt.
Und säh'n wir ihn, wie ihn zuerst ein Feiger Gemalt, wie sehr verachteten wir ihn!
Den Knochenmann mit seinem Stundenzeiger Ten sollten Männer, sollten Krieger flichn! Sein Grinsen mag die Kinder wohl entsetzen — Wir blieben schon bei Gräßlicherem kalt: Die wir sür's Vaterland die Schwerter wetzen.
Wir sehn den Tod in himmlischer Gestalt.
36
Ja, wenn es dröhnt im eisernen $efilbe, Wenn das ersehnte Wetter sich erhebt, Dann kommt aus lichten Höh'n, voll Ernst und Milde Ein Paradiesesbild herabgeschwebt. Ein frischer Lorbeer weht in ihrer Rechten, Sieg und Triumph von ihren Lippen schallt, Wir, die für unsre liebe Heimath fechten, Wir sehn den Tod in himmlischer Gestalt.
37
Idstedt. 1850.
^Eer diesen Tag vermag zu überleben —
Der darf vor nichts mehr auf der Erde beben. War's nicht genug an zwei beweinten Dramen — An Ostrolenka's und Philippi's Namen?!
Dies stille Dorf in grüner Wälder Grunde Ist nun das dritte in dem düstern Bunde.
38
Anabasis. 3m Jager nach der Schlacht von Idstedt. 1850.
^ch ball’ ein Buch in Händen — Das soll zu allen Zeiten
Im Felde mich begleiten, Und wenn ich traurig bin —
Und nichts will Tröstung spenden, Mach’ ich das Büchlein offen —
Mit Muth und frischem Hoffen Erfüllt es meinen Sinn. Im Buche steht beschrieben,
Wie einst vor vielen Jahren Die wackerste der Schaaren, Zehntausend an der Zahl,
Auszog von Muth getrieben
Aus ihrem Vaterlande
Hin zu des Euphrats Strande Und zu des Tigris Thal.
39 Ich sah' sie kühn und heiter
Durch viele hundert Steilen
Zum Ziele vorwärts eilen Jn's ferne Perser - Reich.
Des großen Königs Streiter Die zogen ihr entgegen Wohl zehnfach überlegen —
Das galt den Helden gleich.
Sie warfen sich in Eile Auf die Barbaren - Glieder — Und Alles stürzte nieder
Vor ihrem Heldenschwert.
Wohin die Griechenpfeile, Die Griechenlieder drangen, Hat sich mit Furcht und Bangen
Der Feind zur Flucht gekehrt.
Was hals ihr kühnes Ringen?
Die feigen Söldnerschaaren, Die ihre Bündner waren,
Sind längst zerstoben ja —
Der Fürst, für den sie gingen Zum Kamps, ist längst gefallen,
Verlaffen stehn von Allen Die Griechensöhne da.
40_ Allein in fremden Landen
In weiter, weiter Ferne,
Wo kaum dieselben Sterne
Wie über Hellas glühn — Umschwärmt von wilden Banden,
Die heis; nach Rache schnauben — An Rettung da zu glauben,
Wer wäre wohl so kühn?!
Da galt es doch verzagen —
Da galt's zu übergeben Die Waffen, und um's Leben
Die Sieger anzuflelm — Wenn Flügel sie nicht tragen,
Ist keine Hoffnung blieben,
Das Vaterland, die Lieben Rur einmal noch zu sehn.
Als Alle nun verloren Sich gaben, Alle schwiegen.
Da kam emporgestiegen Ein Held in Iugendzier — Den hatte Gott erkoren
Zum Krieger und zum Weisen, Und seinen Namen preisen
Aeonen für und für.
JJ
Der sprach vom Geist getrieben: „Uns Alle füllt das Schnell
Die Heimath, der Hellenen Geliebtes Land zu sehn.
Stebt's droben so geschrieben, Und muff en wir verderben, Laßt nils als Griechell sterben
Und zu dell Vätern gehn.
Doch sank von tallsend Stegen, Die uns zur Rettung schimmern,
9iur Einer nicht zu Trümmern,
Ist nllr ein einziger Pfad Von hunderttausend Wegen
Uns zur Erlösung offen,
So laßt uns lnuthig hoffen Aus guter Götter Rath—:
Laßt uns den Pfad betreten,
lind tapfer vorwärts drillgeil, Und unaufhaltsam ringen
Bis wir den Hafen schau'n.
Ulld laßt uns wacker beten Zu unsrer Väter Göttern — Den starken, weiseil Rettern
Uns fröhlich anvertrau'n.
42 Als Tenophon geendet Braust durch zehntausend Kehlen
Der männlich freien Seelen
Unsterblicher Entschluß —
Muth ward und Trost gespendet Aus hoher Götter Sphären — Da weinte Freudenzähren
Der Menschheit Genius. —
Fch lese mit Entzücken
Wie die Heroenschaaren Durch Heere von Barbaren,
Durch Fährniß ohne Maß, Durch Ströme sonder Brücken —
Durch Wüsten sonder Ende — Durch Eis und Sonnenbrände Gedrängt ohn' Unterlaß.
Und wie sie nie verzagten Die großen Heldenherzen Bei allem Leid und Schmerzen,
Und endlich durch die Nacht Die Nettungssterne tagten,
Und durch den Wolkenschleier
In königlicher Feier Erstand der Sonne Pracht.
43 Da lag's vor ihren Blicken Tiesdunkel, nimmer endend,
Holdselig, strahlenblendend,
Allmächtig, groß und hehr — Da haben mit Entzücken
Die Götter dich vernommen Unsterbliches Willkommen:
Das Meer, das Meer, das Meer! Und an das Ufer brausend
In schwanenweißen Bogen Antworteten die Wogen
In jubelndem Gesang
Dem Gruße der Zehntausend,
Daß es den Hellas-Söhnen
Wie in der Heimath Tönen Der Siegeshymnus klang. Er, der da hals den Siegern
Zum Licht emporzudringen — Nach herrlichen: Gelingen
Der Heimath sich zu sreu'n — Der wird auch hier den Kriegern, Die für das Recht sich schlagen. Nach kummervollen Tagen
Sieg imb Triumph verleih',:
44
Die Heimath. 1850.
äre dennoch mir für ewige Zeiten Ganz verloren meiner Heimath Strand! Späh' ich wirklich aus in öde Weiten
Nun vergebens nach dem Wiegenland. Wo der Kindheit Monumente ragen,
Darf ich niemals, niemals wieder sehn — Nicht ein Lebewohl den Lüsten sagen, Die um meiner Insel Haine wehn.
Ach! von allen Erdenparadiesen Glich kein Land dem Land, das mich gebar.
Dunkle Waldcspracht — smaragd'ne Wiesen — Und das Meer so blau — die Lust so klar.
Schöner glühten dort im Lenz die Rosen — Herrlicher des Abendsternes Pracht — Und durchträumt aus wonniglichen Mosen
Ward so manche Sommer-Mondscheinsnacht.
45 Fluren, die des Friedens Heimath waren, 3aßt, wie tarn zu euch der Krieg hinein? Warum mußten Tritte fremder Schaaren
Unsre süße Insel uns entweihen ? Warum mußten unsre stillen Näume Widerhallen von der Angst Gestöhn,
Und die holde Ostsee ihre Lchäume Purpurn wälzen zu des Users Höb'n?
Weh uns! alle Nosen sind gefallen! Nimmer werden wir den Willkommslaut
An der Trümmerstütte wieder lallen, Die von Blut und Thränen überthaut.
Weggeschmettert sind des Lebens Hulden,
Wie vom Blitz der junge Eichbaum bricht — Alles Kämpfen, Beten, Opfern, Dulden Nettete die Batererde nicht!
46
Äuf der Feldwache. 1850. ^^ondscheinüberstrahlte Haide,
Helle Sommer - Sternennacht — Ach! ihr habt die Seele beide Heut so traurig mir gemacht? Holde theure Schatten schweben
Nieder aus der Nebelflut —
O, sie halten einmal Leben,
Prangten einst in Jugendglut. Als dies Bild, das liebe holde, Jungfräulich in Blüten stand
Strahlte in des Friedens Golde
Noch das süße Vaterland. Und die Blüten sind verflogen, Und der holde Friede wich —
Nichts als trübe Nebelwogen! —
Ach, wie einsam fühl' ich mich? —
47
Victrix causa Diis placuit, scd victa Catoni. 1851. du Heer, das sich sür's Necht geschlagen,
Du letztes, das für Deutschlands Ehre stand — Du darfst den Lorbeer stolz und freudig tragen, Den dir das Vaterland mit Zorn und Klagen
Um deine blut'ge Heldenlocke wand.
Du darfst in's Auge sehn den feigen Spöttern,
Hinweisend auf dein schartig Heldenschwert — Die Sache, die da siegte, war den Göttern, Doch die besiegte war dem Cato wertb. Wohl sind sie köstlich, Marathons Altäre —
Die Freiheit jauchzt beim Namen Salamis Doch leuchtet himmlischer die stille Zäbre,
Die sie zu überwundner Helden Ehre Auf Missolunghi's Gräber fallen lies;. Der Edlen Name prangt in Sternenlettern, Die bis zum Tode sich getreu bewährt —
Die Sache, die da siegte, war den Göttern,
Doch die besiegte war dem Cato werth.
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O es (am anders, anders als wir dachten — Doch sollten darum wir die That bereifn?! Daß wir der Ehre blufge Opfer brachten —
Für unsres Rechtes Heiligthümer wachten, Und ihrem Schänder unser stolzes „Nein" Entgegenriesen in der Feldschlacht Wettern, Da hätt" ein eitles Wähnen uns bethört!?
Die Sache, die da siegte, war den Göttern, Doch die besiegte war dem Eato werth.
Nein! ob der Sieg auch tausendmal verloren —
Ob sich des Glückes Mächte tausendmal Zum Freund den Rechtsverhöhner auserkoren,
Es war kein Wahn, dem dieses Volk geschworen, Und nimmermehr bereut es seine Wahl!
Ward uns versagt, den Wüthrich zu zerschmettern
Ward uns der Siegesheimzug nicht bescheert — Die Sache, die da siegte, war den Göttern, Doch die besiegte war dem Eato werth.
Und wer hat uns besiegt? bei Gott, der Däne
Doch nimmermehr — wir standen ja bereit Zu neuer Schlacht, wir nahmen die Hyäne, Die uns umschlich, auf's Korn — sie wies die Zähne —
Wir aber warteten der rechten Zeit.
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Doch eine Schlange kroch aus faulen Brettern Und hat auf uns ihr tödtlich Gift entleert — Die Sache, die da siegte, war den Göttern, Doch die besiegte war dem Cato werth. Cntselzliches geschah in allen Zonen — Und Niesenfrevel hat die Wett gesehn — Nie aber ist von allen Nationen. Die von Gibraltar bis nach Thule wohnen, So unerhörtes einem Volk geschehn. Vor Scham erröthend streicht aus ihren Blättern Tie Muse, was den Deutschen sonst geehrt — Die Sache, die da siegte, war den Göttern, Doch die besiegte war dem Cato werth.
50
Hans von Kaumer. 1851. starb! Tu Unersorschlicher, der ist
Und war und sein wird — eine Frage nur Vergieb uns Thörichten in unsern Thränen!
War dieser es nicht werth, im heiligen Land, Für das sein Schwert, den besten Schwertern sich Vermählend flog — im Todestatarakte
Hinabzudonnern in die dunkle Schlucht, Durch welche sich die reine Welle ringt
Nach kurzem Kampf zu blumigen Gefilden?
Ich sprech's: ein Wetter Gottes zog heraus, Und unter Donnern redete der Herr: „Ob er es werth gewesen, fragtest du,
Zu fallen für mein heil'ges Tulderland? Er war's! Doch nicht in diesen düstern Schlachten,
Worin vergeudet wurde edles Blut
Wahnsinnigem Unverstand zum Opfer.
9tur
Im Jubeldonner der Besreiungsschlacht War dieser Geist es werth, empdrzusteigen.
Die Stunde schlug noch nicht — so ließ ich ihn Im ersten Hauch des Frühlings zu mir tragen!"
51
Drr Gottesdienst in Ängeln. 1851. I freies Angel-Erbe, in deiner Wälder Zier —
In deiner Saaten Fülle —o sprich! was that man dir?
Tu Land, dem jede Ader von Kraft und Leben schwoll. Auf das, wie Mannawunder der Segen Gottes quoll —
Was ist aus dir geworden — was ist mit dir geschehn?
Wo hat man solche Wandlung aus Erden je gesehn?
Versengte Dörfer rauchen — zertreten liegt die Saat — Wer waren die Mordbrenner? wer war's, der dich zertrat ?
Wo sonst der Mann dem Manne so frei die Hand gedrückt, —
Ta schleicht man sich vorüber, vor Gram das Haupt gebückt —
Tie es doch sonst getragen so stattlich, stolz und frei, Als ob's die Zeit noch immer der großen Ahnen sei. Ich sah in andern Tagen der frommen Bauern Zahl
Zum Gotteshause wallen, zum heiligen Abendmahl — Wo mild das Wort des Lebens so warm und lauter quoll Aus treuer Hirten Munde — des heil'gen Geistes voll.
52 Jetzt seh' ich keine Waller zum Hause Gottes mehr — Wohl leuchtet hell der Sonntag — der Kirchenweg ist leer —
Sie trieben längst von hinnen den Hirten fromm und rein — Und setzten statt des Treuen den fremden Miethling ein, Der nicht des Volks Gedanken, selbst seine Sprache nicht Versteht, und frevelnd predigt, sich selber zum Gericht.
II. Aber wenn die nächtigen Schatten aus das Angelland gefallen
Eine stille Männerschaar seh ich durch die Fluren wallen. Fanden wohl sich still zusammen in des Eichwalds düstern Tiefen,
Wenn des Landes Peiniger, wenn der Kirche Schänder schliefen;
Wallten dann empor zum Hügel, wo die heiligen Eichen ragrn, Die zum Bardenlied gerauscht in der Heldenväter Tagen. Steine lagen, Riesensteine, halb bedeckt von Eichenblättern, Tie getrotzt der Zeiten Wucht, und der Nordorkane Wettern.
Schauer weh'n um diese Stätte, Schauer, die das Herz erhelen, Weil der alten Herrlichkeit stolze Schatten sie umschweben.
Weil von mächtigen Bardieten noch die alten Zweige klingen, Noch empor zu Wodans Thron mächt'ge Heldenchöre dringen
Und die Angelmänner hielten still und schaarten sich im Kreis» Um den Altar — fromm entblößt ward das Haupt in alter Beise — Und in ihre Mitte trat ein Mann, gewaltig anzuschauen,
Dem die Locken von der Stirne fluteten, die silbergrauen.
53 Auf den Opferstein getreten sprach er: „Meine theuern Brüder!
Preiset Gott, er schenkt uns heut' eine Nacht der^Weihe wieder. Seinen Diener, unsern Hirten, trieben sie mit Hohn von dannen. Und sein Wort, es wird zu Gift in der Zunge der Tyrannen.
Darum wollen wir die Kirche, die zum Spott geworden, meiden: Darum sind wir hingewallt zum Altar der alten Heiden.
Gott ist überall, und wo sich zwei versammeln. Ihm zu dienen,
Sprach des Heilands eigner Mund, bin ich mitten unter ihnen.
Auf denn, unser Lied des Trostes stimmet an zu Jesu Ehre:
(Sine feste Burg ist Gott, eine gute Wasf' und Wehre! Und da braust empor, als rauschten ineinander Wasserfälle
Aus der tiefen Männerbrust des Gesanges heilige Welle. Hatten wohl die alten Eichen, ob sie dauern ein Jahrtausend, Nimmer ein Bardiet gehört, so von Gottes Obern brausend.
Und als der Gesang geendet, hat noch viel der Greis gesprochen
Wie der Kinder Israel Druck der Herr so ost gebrochen. Hat erzählt vom Schwert des Herrn, wie es Gideon geschwungen,
Flammen aus der Männer Blick — Thränen sind daraus gedrungen. Endlich hat er sie gesegnet, die dem Herrn zu dienen kamen —
Und getröstet und gestärkt sprachen Alle: Amen, Amen! —
54
Papinian. 1851. ■M'i aS mit dem Glauben nicht verträglich — Was dem Gewissen widerspricht —
Tas, soll man sagen, ist unmöglich, Denn der Gerechte kann es nicht."