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German Pages 166 [176] Year 1913
Friedrich Naumann
Eine (Drientmfe über Athen, Ronstantinopel, Baalbek, Nazareth, Jerusalem, Rairo, Neapel
7. unveränderte Auflage
Berlin J9J3 Verlag von Georg Reimer
Inhalt, Die Reise: Seite Einleitung................................................ \ Auf dem Mittelmeer...................................................................................... 4 Athen und die Griechen.................................................................................. \2 Konstantinopel.................................................................................................. *9 Türkische Wirtschaft......................................................................................... 27 In Syrien.......................................................................................................... 34 Baalbek............................................................................................................. 36 Damaskus.......................................................................................................... 40 Nazareth und Galiläa.................................................................................. 44 Nach Jerusalem.............................................................................................. 53 Jerusalem und die heiligen Stätten............................................................. 62 Der deutsche Kaiser und Palästina............................................................. 7\ Templer und Zionisten.................................................................................. 75 Nach Ägypten.................................................................................................. so Kairo.................................................................................................................. 82 Pyramiden und wüste................................................................................. 87 heimfahrt.......................................................................................................... 92 Neapel.............................................................................................................. 97 Religiöse Ergebnisse...................................................................................... \02 Mohammedanismus und Lhristentum............................................................. 104 Der historische Christus......................................................................................m Orientpolitik......................................................................................................*22 Die Geschichte der Alten.....................................................................................\25 Araber und Türken.............................................................................................. \27 Kultur, Wirtschaft, Verwaltung des Osmanenreiches.................................^29 Armenierfrage......................................................................................................J35 Europa im Orient..............................................................................................j4j Deutschland und die Türkei..............................................................................^45
Die zehn ganzseitigen Bilder zeichnete Pfarrer Julius Hartmann in Dorn* Han (Württemberg). Die achtundvierzig Skizzen im Text sind vom Verfasser.
scheinlich waren unsere mittelalterlichen Städte hygienisch nicht besser, als das jetzige Konstantinopcl. sicher nicht besser.
Der Zustand der Straßen und Däuser war
Das Bildungsniveau war schlechter.
c) Mißverhältnisse, die aus dem nachlässigen, faulen Betrieb des türkischen Verwaltungssystems stammen. verwerflich.
Diese letzteren allein sind direkt
Auch ein vorzügliches Regiment würde aus Konstantinopel
keine abendländische moderne Stadt machen können, so wenig wie irgend ein Regiment Deutschland in kurzer Zeit zu einem ganz sozialistischen Staate umgestalten könnte.
Geschichtliche Umwandlungen gehen ihren eigenen
Gang, und das, was die Politik beitragen kann, um sie zu beschleunigen, ist zwar größer, als die Trägheit der alten herrschenden Klaffen zugeben will, aber doch immerhin nur etwas. Als besondere Schäden der türkischen Verwaltung gelten die Überzahl der Beamten, die Unreellität des Verwaltungssystems und die Art der Steuererhebung.
Ein ortskundiger Deutscher sagte: Von JOO Leuten, die
mit dem Fez auf dem Kopfe über die Brücke gehen, sind 50 Beamte. Es giebt Beamte ohne Gehalt, die nur Beamte werden, um Nebenvorteile zu gewinnen.
Mft sitzen die unwissendsten Leute auf den Bänken in Türkrnwirlschast.
30 den Bureaux, die unseren Schulbänken gleichen. Angestellte Beamte müssen auf einen Teil ihres Gehaltes verzichten, damit ein Vetter chres vor gesetzten von diesem Teil angestellt werden kann. — (Dft warten die Be amten auf ihr Geldgehalt ein halbes oder ganzes Jahr.
Sie bekommen
ihre regelmäßige Naturalbezahlung: Dl, Reis uud Mehl und leben davon, bis sie eines Tages herbeigerufen werden, um zu hören, daß es nicht wohl anginge, ihnen die ganze Summe zu zahlen — es fei kein Geld da. Der Mann nimmt dann 30 oder 50 pTt. und geht als Türke ruhig nach Hause: Allah will esl Um ein Übermaß von Beamten zu erhalten, muß Geld geschafft werden, mehr Geld, als zu den Staatsaufgaben direkt erforderlich wäre. Man macht Schulden, aber auch Schulden sind nicht umsonst.
Der moderne Militär-
betrieb fordert viel mehr, als mit einem alten, noch dem Naturalwescn angchörigen Steuerwesen erlangt werden kann.
Daher
treten neben dem alten Steuerwesen neue abendländische auf.
Steuerreformen
unvermittelt
Man muß für eine nur eben ertrag»
liche Cigarre HO Pf. zahlen.
Inlandszölle
innerhalb des türkischen Reiches bestehen noch vielfach. Die Hauptlast aber ist der Zehnte, der durch Zollpächtcr eingetrieben wird, die statt (0 pTt. oft 20 pTt. oder 30 pdt. nehmen. In manchen Gebieten drückt diese Steuerform so, daß es sich nicht verlohnt, überhaupt einen Gewinn zu machen. sprochcn
Der Stcuerpächter (biblisch ge»
der Zöllner) ist im allgemeinen der Armenier. *
*
Mitten in Aonstantinopel liegen alte Friedhöfe. IPenn wir in Pera wenige Schritte von unserem Gasthaus abwärts gingen, waren wir auf einem düsteren abschüssigen Felde, wo unter alten Cyprcssen schmale, steile CürKrngräbrr.
31 Grabsteine mit und ohne Turban stehen.
Der Turban auf dem Grab
stein soll denen gehören, die in XRetfa waren. hamedaner die erste Stelle der Welt.