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German Pages 92 Year 2022
DEUTSCHE AKADEMIE DER LANDWIRTSCHAFTSWISSENSCHAFTEN ZU BERLIN
ARCHIV FÜR
GEFLÜGELZUCHT UND
KLEINTIERKUNDE Begründet als
„ARCHIV FÜR GEFLÜGELKUNDE« im Jahre 1926 von Jan Gerriets
10. BAND • HEFT 4 . 1961
AKADEMIE-VERLAG-BERLIN
INHALTSVERZEICHNIS Ein Beitrag zur Drohnenflugweite und Belegstellenpraxis Von F. Hoffmann
und K.
Steiner
Seite 201—218
Die Robinie, der wichtigste nektarspendende Baum der Rumänischen Volksrepublik Von E. V.
Sanduleak
Seite 219—234
Eine bienenkundliche Reise in die Volksrepublik China Von H.
Oschmann
Seite 235—255
Über die Domestikation der Hummeln Von, F.
Zapletal
Seite 256—262
Berichte Seite 263—284
Buchbesprechungen Seite 285—286 Das Archiv für Geflügelzucht und Kleintiei$unde erscheint in einzelnen Heften mit einem Umfang von Je 4 Druckbogen. Die Hefte, die innerhalb eines Jahres herauskommen (6 Hefte), bilden einen Band. Das letzte Heft des Bandes enthält Inhalts-, Autoren- und Sachverzeichnis. Es werden nur Manuskripte angenommen, die bisher noch in keiner anderen Form im In- oder Ausland veröffentlicht worden sind. Der Umfang soll nach Möglichkeit 1% Druckbogen (etwa 35 Schreibmaschmenseiten) nicht überschreiten. Die Autoren erhalten Fahnen- und Umbruchabzüge mit befristeter Terminstellung, bei deren Überschreitungdurch den Autor von der Redaktion Imprimatur erteilt wird. In den Fällen, in denen die Lesung durch den Autor (Ausländer) auf sehr große Schwierigkeiten stößt oder sehr zeitraubend wäre, wird die Prüfung durch die Schriftleitung vorgenommen. Das Verfügungsrecht über die im Archiv abgedruckten Arbeiten geht ausschließlich an die Deutsche Akademie der Landwirtschaftswissenschaften zu Berlin über. Ein Nachdruck in anderen Zeitschriften oder eine Übersetzung In andere Sprachen darf nur mit Genehmigung der Akademie erfolgen. Kein Teil dieser Zeitschrift darf in irgendeiner Form — durch Fotokopie, Mikrofilm oder irgendein anderes Verfahren — ohne schriftliche Genehmigung der Akademie reproduziert werden. Jeder Autor erhält von der Akademie unentgeltlich 100 Sonderdrucke und ein Honorar von 40,— DM für den Druckbogen. Das Honorar schließt auch die Urheberrechte für das Bildmaterial ein. Dissertationen, auch gekürzte bzw. geänderte, werden nicht honoriert. , Jeder Arbeit muß vom Autor eine Zusammenfassung der wichtigsten Ergebnisse beigegeben werden. Sofern er in der Lage ist, soll er diese gleich übersetzt in russisch und englisch bzw. in einer dieser Sprachen liefern. Gegebenenfalls wird die Übersetzung in der Akademie vorgenommen. Bezugspreis je Heft (etwa 64 Seiten) 5 , — DM. Herausgeber: Deutsche Akademie der Land Wirtschaftswissenschaften zu Berlin. Chefredakteur: Prof. Dr. phll. Dr. agr. h. c. Dr. med. vet. h. c. J a n G e r r i e t s , ehem. Direktor des Instituts für Kleintierzucht der Humboldt-Universität zu Berlin. Redaktion: Dr. G. P r i t s c h , Institut für Geflügel- und Pelztierzucht der Humboldt-Universität zu Berlin, Berlin N 4, Invalidenstraße 42. Verlag: Akademie-Verlag GmbH., Berlin W 8 , Leipziger Straße 3—4. Fernruf 220441, Telex-Nr. Oll 773. Postscheckkonto:Berlin 35021. Bestell-Nr. dieses Heftes: 1041/X/4. Kartengenehmigung: MDI der D D R Nr. 6384 und 6641/K 11. Veröffentlicht unter der Lizenz-Nr. ZLN 5006 des Ministeriums für Kultur, Hauptverwaltung Verlagswesen. Gesamtherstellung: V E B Druckerei ,,Thomas Müntzer" Bad Langensalza. Allrights reserved (including those of translations into foreignlanguages). No part of this issue may bereproduced in any form, by photoprint, microfUm or any other means, wihout written permission from the publishers* Printed in Germany.
DEUTSCHE AKADEMIE D E R L A N D W I R T S C H A F T S W I S S E N S C H A F T E N ZU B E R L I N
ARCHIV FÜR
GEFLÜGELZUCHT UND
KLEINTIERKUNDE Begründet als
.ARCHIV FÜR GEFLÜGELKUNDE" im Jahre 1926 von Jan Gerriets
Schriftleiter
Prof. Dr. phil. Dr. agr. h. c. Dr. med. vet. h. c. Jan Gerriets ehem. Direktor des Instituts für Kleintierzucht der Humboldt-Universität Berlin
10. BAND . HEFT 4 • 1961
AKADEMIE-VERLAG-BERLIN
A r c h i v für Geflügelzucht und Kleintierkunde, 1 0 . Band, 1 9 6 1 , H e f t 4
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An« dem Institut für Tierzucht und Milchwirtschaft der Friedrich-Schiller-Universität Jena (Direktor: Prof. Dr. Dr. h. c. F. Hofmann) Abteilung Kleintierzucht
F. HOFMANN und K . STEINER
Ein Beitrag zur Drohnenflugweite und Belegstellenpraxis Eingegangen: 1 . 1 0 . i960
I. Einleitung und Schrifttum Die Flugweite der Drohnen war in den letzten Jahrzehnten Gegenstand zahlreicher Betrachtungen, ist sie doch entscheidend für die Rein- oder Fehlpaarung der Königinnen auf allen Belegstellen. Als erster ging unseres Wissens v. BERLEPSCH auf die Flugweite der Drohnen ein. In seinem vor hundert Jahren erschienenen Werke „Die Biene und die Bienenzucht in honigarmen Gegenden nach dem gegenwärtigen Standpunkt der Theorie und Praxis" schrieb er: „Nach meinen Erfahrungen nützt zur ächten Vermehrung ein isolirter Stand, in dessen halbstündiger Runde sich keine heimischen Bienen befinden, so gut wie nichts, weil entweder die Königinnen in der Regel in größerer Entfernung von ihrem Stock befruchtet werden, oder was mir wahrscheinlicher erscheint, weil die Drohnen bei hellem Himmel und warmer stiller Witterung stundenweit ausschweifen." Es hat nicht an Versuchen und Verfahren gefehlt, Reinpaarungen, besonders in der Zeit der Einfuhr der Italiener- und Krainerbiene vor dem ersten Weltkrieg zu erzielen. WANKLER berichtet von negativen Ergebnissen der benutzten Vereinsbelegstelle, die reichlich 6 km von anderen Bienenständen entfernt war und sagt abschließend, „ich habe daher zu den Belegstellen gar kein Vertrauen. Das Köhlersche Verfahren, wonach man die Jungköniginnen und die bestimmten Drohnen beim späten Abendsonnenschein fliegen lassen soll und eine weitere Methode, bei der die Flügel der Jungköniginnen ein klein wenig gestutzt werden, brachten nach Altmeister WANKLER auch keinen Erfolg, „denn die Drohnen anderer Stände sind auch gute Flieger und finden die weniger flugfähigen Königinnen doch." Auch in den späteren Jahren hat es an Untersuchungen nicht gefehlt, dem Problem Drohnenflugweite und Reinpaarung der Königinnen näher zu kommen (ARMBUSTER). 1928/29 erregten die Mitteilungen von K L A T T unter den Bienenzüchtern großes Aufsehen, wonach Königinnen 7—8 km vom Festland entfernt begattet wurden, als sie ohne Drohnen im Großen Bruch der Frischen Nehrung aufgestellt wurden. Die Versuche waren leider nicht exakt, so daß evtl. Wilddrohnen zum Zuge gekommen waren. Trotzdem hatten diese und andere Ergebnisse zur Folge — BÖTTCHER z. B. konnte bei 3 km nur 67% reinbegattete Königinnen erzielen — daß der ursprüngliche geforderte bienenfreie Halbmesser von 3 km besonders für unsere Landbslegstellen als unzureichend erkannt wurde und daß die Inseln vor der Nord- und Ostseeküste einwandfreie Paarungen ergeben. Nach ZANDER müßte eine zuverlässige Belegstelle einen bienenfreien Halbmesser von 10 km haben. G Ö T Z E glaubte 14*
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annehmen zu können, daß höchstens sehr isolierte und in einem Umkreis von mehr als 8 km bienenfreie Plätze, wie Meeresinseln und Hochgebirgsplftze als paarungssicher gelten können. In jüngster Zeit konnte PEER in einem 5 6 km bienenfreien Gebiet bei Aufstellung von zwanzig Vatervölkern noch in einer Entfernung von 16,8 km drei Begattungen bei zwölf aufgestellten Königinnen ( = 25%) in einer Zeitspanne von 31 Tagen erzielen. Die Begattungsergebnisse sind aus nachstehender Tabelle ersichtlich.' Tabelle 1 Begattungsergebnisse in den verschiedensten Entfernungen vom Vatervölkerstand (nach PEER) Entfernung in km
Zahl der aufgest. Königinnen
o
19-1
22,4
15
23
31 Tagen
Begattungsergebnis
in%
100
6 9.7 12,8 16,8
Zahl der begatteten Königinnen nach
9 12 12
11 11
75 66,6 41,6
25 o o
Mit zunehmender Entfernung der Begattungsvölkchen von der Belegstelle sinkt zwar das Begattungsergebnis und um so mehr Zeit ist zur Begattung erforderlich, entscheidend ist aber, daß auf diese Entfernungen überhaupt noch Begattungen erfolgen. Die Ergebnisse lehren uns, daß Großstände in der Umgebung der Belegstelle diese mit Drohnen vollkommen eindecken können. Selbst auf Entfernungen von 12,8 und 16,8 km sind noch beachtliche Prozentsätze Fremdpaarungen möglich. LAWRECHIN fordert für die Ausschließung von Fremdpaarungen 22—25 km Entfernung bis zum nächsten Bienenstand. Nimmt man die Tatsache der Mehrfachpaarung hinzu, so kann es vorkommen, daß unter Umständen kaum eine Reinpaarung zustande kommt, wenn auf der Belegstelle nicht für ein zahlreiches Heer von vollkräftigen Drohnen gesorgt wird; dann kommt man evtl. auch mit geringeren Abständen aus (ZANDER). RUTTNER fordert deshalb für Landbelegstellen die Aufstellung von zehn gutgepflegten Vatervölkern bei gleichzeitiger Verlegung der Zucht ins Frühjahr, um zu rassereinen Paarungen zu kommen. Wie die frühzeitige Erzeugung von Drohnen erreicht werden kann, schildert v. BERLEPSCH wie folgt: „Ist die durchwinterte italienische Beute nicht sehr volkreich, so muß sie im zeitigen Frühjahr durch Einstellung heimischer, dem Auslaufen möglichst naher Brutwaben verstärkt werden, da das Zubringen von Bienen die Königin leicht in Gefahr bringen könnte. Beginnt dann die Pollentracht, so müssen zwischen die brutbesetzten Arbeiterwaben zwei leere Drohnenwaben, namentlich solche, die oben unter den Wabenträgern etwas Arbeiterwachs haben, eingehängt,
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muß die Beute möglichst •warmgehalten und mit dünnflüssigem Honig wiederholt, etwa in halbpfiindigen Portionen gefüttert werden. Auch thut man wohl, Waben, die vielen Pollen enthalten, in die Nähe des Brutnestes zu stellen, und an schönen Tagen Mehl im Freien zu füttern. Nur so ist es zu ermöglichen, daß die Königin vor der naturgemäßen Zeit Drohneneier legt. Hat sie diese endlich abgesetzt und sind theilweise kleine Drohnenmaden ausgeschloffen, so muß man der italienischen Beuten die brutbesetzten Drohnenwaben entnehmen und eine weisellos gemachten hemischen Beute zum Ausbrüten einstellen." LUDWIG (1906) gibt den leistungsmäßig besten Völkern (10%) des Vorjahres zwecks Lieferung eines ausgesuchten Stabes von Befruchtern eine ganze Drohnenwabe (GERSTUNG-Ständer). Gute Erfolge von frühzeitiger Drohneneilage schon Ende März erreichte WEISS, indem er die Drohnenwaben im oberen Teil mit Sojapoll füllte, mit Honigwasser übersprühte ( 1 : 1 ) und diese an das Brutnest hängte. Unsere Methode weicht etwas davon ab. Bekanntlich duldet die Biene keinen leeren Raum im Brutnest. Gibt man zur Salweidenblüte eine aufgerissene Futterwabe ins Brutnest und schneidet unter dem Futterkranz eine handtellergroße Fläche aus, so wird man nach einigen Tagen eine Herzwabe mit Drohnenzellen darin finden, die sofort von der Königin bestiftet wird. Evtl. kann man mit einer kleinen Reizfütterung mit Eiweiß-Zuckerteig den Ausbau der Herzwabe beschleunigen, wenn eine Schlechtwetterperiode eintreten sollte. Nach unseren Erfahrungen pflegt jedes weiselrichtige jungbienenstarke Volk (Wintersitz auf 6—8 Waben im GERSTUNG-Maß) der Carnica-Rasse seine Drohnen auch bei nachher einsetzendem Schlechtwetter, wenn es sehr eng gehalten wird. Das Eng- und Warmhalten, und, wenn nötig, das Füttern mit Honig im Frühjahr empfiehlt schon ZANDER bei der Vorbereitung der Vatervölker, verwirft aber die sonst beliebten imkerlichen Maßnahmen, wie das Verstärken mit Brut oder Bienen anderer Völker. Daß v. BERLEPSCH sehr scharf beobachtete, geht auch aus den Angaben über Drohnenflug und Witterung hervor. „Die Witterung ist hier (für die Befruchtung) das hauptsächlich Entscheidende, untergeordneter die größere oder kleinere Menge in der Luft vorhandener Drohnen. Am schnellsten werden die Königinnen fruchtbar bei heißem windstillen Wetter und hellem Himmel, am spätesten bei Wind und trüben Himmel." SOCZEK bestätigt in ihren Versuchen 1953/56 an umfangreichem Material diese Erfahrungen von v. BERLEPSCH. Das Maximum der Begattungsflüge liegt bei 23—28 °C, 4 m pro Sekunde Windstärke und bei o—2 Zehntel Bewölkung. Nach ihren Erfahrungen sind die Drohnen besonders empfindlich gegen ,bewölkt'. V. BERLEPSCH berichtet auch schon von Beobachtungen der mehrmaligen Begattung, die erst hundert Jahre später durch exakte Versuche nachgewiesen wurde. V. BERLEPSCH deutete allerdings diese Beobachtungen von DZIERZON, VOGEL, v. BERLEPSCH, HUBER u. a. — letztere sahen die jungen Königinnen abermals mit dem unverkennbaren Begattungszeichen zurückkehren — dahingehend, daß die Befruchtung bei der ersten Begattung nicht gelungen sei, möglicherweise der Same untauglich oder die Samenfaden nicht in die Samentasche eindringen konnten.
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LUDWIG berichtet von den Beobachtungen des Imkers F R A N K E , der die weit größere Zahl der Königinnen 2 — auch jmal mit dem Zeichen der Begattung zurückkehren sah. Auch weitere Beobachtungen der Mehrfachpaarung, sowie die exakten Versuche von ROBERTS (USA), konnten die Zweifel der Imker Europas nicht zerstreuen. Dazu bedurfte es der Untersuchungen von RUTTNER & RUTTNER, A L B E R und JORDAN im Jahre 1953 auf der Liparischen Insel Vulcano, nachdem schon T R J A S K O festgestellt hatte, daß die Eileiter der vom Begattungsflug zurückgekehrten Jungweisel ein Mehrfaches der Samenmenge eines Drohnes enthalten. Die Versuche von Vulcano hatten zusammenfassend folgendes Ergebnis: 1. Die Paarungsperiode ist bei warmem, ruhigem, schönen Wetter am kürzesten (vgl* v. BERLEPSCH); zur vollen Paarung dürften mindestens in der Regel drei Tage notwendig sein. 2. Etwa 75% der Königinnen fliegen mehr als einmal zur Begattung aus. Die meisten kehrten zweimal mit dem Begattungszeichen zurück. Es kann auch schon vor dem abgestreift sein. Bis zu sechs erfolgreiche Hochzeitsflüge wurden beobachtet. 3. Schlechtes Wetter nach dem ersten Paarungsflug hat teils Eilagebeginn (nie so rasch wie nach Vollpaarung), teils nochmaliges Ausfliegen zur Folge. Königinnen mit gestörtem Paarungsverlauf befriedigen nicht in der Leistung. 4. Der Faktor Wetter ist ausschlaggebend fiir die Vollpaarung. Man muß das wahrscheinlich zu erwartende Schönwetter in den Zuchtplan einbeziehen, was anhand der langjährigen Beobachtungen einigermaßen sicher von unseren Meteorologen vorauszusagen ist. K Ä S T N E R gibt fiir die Belegstelle Oberhof — eine der besten Landbelegstellen der DDR in 820 m Höhe über N N — die erste Dekade im Monat Juni als günstigste Begattungszeit nach den Erfahrungen von Vulcano an. Der Wert der guten fremddrohnensicheren Belegstellen ist durch die Mehrfachpaarung noch größer geworden. DREHER weist daraufhin, daß die evtl. auftretenden Mischpaarungen die Zuchtarbeit stark komplizieren und der Reinzüchter durch ein großes Ubergewicht von Edeldrohnen diese eindämmen kann. RUTTNER fordert neuerdings einen bienenfreien Radius von mindestens 4 km und Besetzung der Belegstellen mit vier Vatervölkern. Außerdem empfiehlt er die Frühzucht. Über die Zahl von vollkräftigen Drohnen, die ein Volk der K-Rasse gut pflegen kann, liegen die Erfahrungen von A L B E R vor. Danach kann ein Volk 1000 Drohnen ordnungsgemäß ernähren, mehr sollte man nicht verlangen, „denn 3000 unterernährte Schwächlinge sind weniger wert als 300 schneidige Drohnen". Die Beobachtungen ALBERs, wonach bei Völkern, die mit Drohnen überlastet sind, tausende von Drohnen auf den Frischhonigflächen und nur eine kleine Zahl auf den Brutwaben mit den Ammenbienen in Berührung kommen, werden von ihm so gedeutet, daß die Bienen nur soviel ernähren können. F R E E konnte in Versuchen feststellen, daß Drohnen besonders während der ersten acht Leb ans tage von Jungbienenammen gefüttert werden und wahrscheinlich Futtersaft erhalten. Sie können aber auch schon vom ersten Lebenstag an selbst Honig auf-
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nehmen. Auf den Brutwaben fand FREE durchschnittlich 7,5, auf Vorratswaben 14,6 und am Bodenbrett 22 Tage alte Drohnen; durchschnittlich 23 Tage alte Drohnen werden durch Flugbienen mißhandelt. Diese Untersuchungen wurden vom 25. Juli bis 18. August durchgeführt, also kurz vor der Drohnenschlacht 1 Unseres Erachtens müßten diese Untersuchungen in der Schwarmzeit wiederholt werden, wenn die Drohnen das beherrschende Element im Volk darstellen. Man könnte sich dabei radioaktiver Isotope bedienen. GÖSSWALD und KLOFT bestätigten in Versuchen mit radioaktiven Isotopen (P 32), daß Drohnen die gleiche Futterart und -menge wie ihre Arbeiterschwestern aufnehmen und bereitwillig den größten Teil ihres Honigblaseninhalts an Arbeitsbienen (30—40 mg) verfüttern. RUTTNER gibt die obere Grenze, die ein Vatervolk pflegen kann, mit 3000 an, wobei das Drohnenvolk ständig einen Futterteigvorrat mit Eiweißzusatz haben soll. Nach BRAUN kann ein auf Drohnen gutgepflegtes Vatervolk für 200 Königinnen die Drohnen liefern. RUTTNER verlangt auf 50 Jungfern ein Drohnenvolk. Diese abweichenden Meinungen über die Zahl der von einem Volk gutgepflegten Drohnen und die für eine gute Begattung notwendigen Drohnen — in Versuchen RUTTNERs reichten tausend Drohnen für eine erfolgreiche Begattung von 20 Königinnen nicht aus — muß uns bis zur vollständigen Klärung dieser Fragen und der breiten Anwendung der künstlichen Besamung dahin streben lassen, eine maximale Zahl von kräftigen Drohnen für wenige zu begattende Königinnen auf unseren Belegstellen zur Verfugung zu haben. Sicher gibt es in unseren Mittelgebirgen (Thüringer Wald, Harz, Erzgebirge) noch erschließbare bienenfreie abgelegene Plätze, damit in Oberhof und einigen anderen Belegstellen die angelieferten Königinnen nicht erst tagelang auf das Freiwerden von Schutzkästchen und dann auf die Begattung warten müssen. Nicht nur, daß wir selbst damit die Zucht nicht voranbringen können, die vielen Versager unter diesen Königinnen lassen auch manchen zuchtinteressierten Bienenhalter bei seinen Feld-, Wald- und Wiesenbienen bleiben, wenn er einen solchen Versager für gutes Geld erstanden hatte. Wir ersehen daraus, daß das Geheimnis um Drohn und Königin, um die Begattung mehr und mehr gelüftet wird. Man muß aber auch mit Bedauern feststellen, daß die Imker die Erfahrungen und Erkenntnisse der letzten Jahrzehnte nur zögernd in die Praxis übertragen. Daß es noch großer Anstrengungen von maßgebender Seite bedarf, in der Zucht- und Belegstellenpraxis einen grundlegenden Wandel herbeizuführen (DROEGE u. a.), braucht wohl nicht besonders herausgestellt zu werden. Unsere Untersuchungen sollen dazu beitragen, die Frage der Flugweite der Drohnen im bergigen Gelände klären zu helfen. II. Material, Methode und Geländeverhältnisse Für unsere Nahwanderungsversuche (Ergebnisse noch unveröffentlicht) standen uns 70 Völker der K-Rasse des Universitäts-Lehrbienenstandes Jena in Altenbergazur Verfügung. Für die Standbegattungen im zeitigen Frühjahr werden einige aus erwählte Völker zur frühzeitigen Drohnenerzeugung gebracht. Diese Völker sind
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selbstverständlich auch die stärksten und deshalb besonders gut für die Wanderung geeignet. Aus wirtschaftlichen Gründen gingen diese, bis auf die Zuchtvölker, mit auf die Nahwanderung, nachdem die Frühzucht abgeschlossen war. i. Beutenart, Herrichtung der Beute für das Auffangen der Rückflüge Die in den Versuchen benutzten Völker saßen alle in GERSTUNG-Ständerbeuten, mit viertel- bzw. halbhohen Honigaufsätzen. Da etwa 50% der Beuten des Lehrbienenstandes Fünffach-Beuten (Regalbeuten) sind, mußte ein Teil der vorgesehenen Völker in Einzelbeuten umgehängt werden, die vor den jeweils umzuhängenden Völkern aufgestellt wurden. Dies geschah 24—36 Stunden vor der Wanderung. Damit war die Gewähr gegeben, daß der alte Standplatz unverändert blieb und alle zurückkehrenden Arbeitsbienen oder Drohnen in ihre geruchs- und gesichtsmäßig unveränderte Beute heimfinden konnten, auf die sie vorher eingeflogen waren. Die Beute wurde innen so hergerichtet, daß zwar die anfliegenden Bienen oder Drohnen ohne weiteres hereinfliegen konnten, aber durch einen angewandten Kunstgriff nicht wieder das etwas verkleinerte Flugloch fanden: Das Fenster wurde fast an die Vorderwand geschoben und der Fensterkeil hochgeklemmt. Durch ein waagerechtes Brettchen zwischen Vorderwand (innen) und Fenster wurde verhindert, daß die Bienen bzw. Drohnen an der Vorderwand innen hochklettern konnten. Sie gelangten also in den Raum zwischen Fenster- und Hinterwand. An Stelle des üblichen Holzdeckels, das diesen Raum verdunkelt hätte, wurde eine Glasscheibe angebracht, die Licht in die Beute fallen ließ. Abgesehen von der leichten Beobachtungsmöglichkeit von hinten und des störungsfreien Anfluges, was u. E. beim Auffangen und Registrieren von Rückflügen von großer Bedeutung ist, wurde erreicht, daß die dem Lichte zuströmenden Drohnen und Bienen in den seltensten Fällen das verkleinerte Flugloch fanden. Es konnten so größere Rückflugzahlen in einer bestimmten Zeiteinheit erfaßt werden. Handelte es sich um zahlenmäßig geringe Rückflüge, wurden die Ankommenden gleich abgetötet, sobald sie in den hinteren Raum gelangten. War die Zahl der Rückkehrer sehr groß, wurden diese mit Stickoxyd (Lachgas) narkotisiert, herausgefegt und ausgezählt. War es nicht möglich, den Zeitraum zwischen zwei Auszählungen auf höchstens eine Stunde ausdehnen zu lassen, wurde zur besseren Bindung der Rückflüge eine Wabe mit offener Brut und Weiselzelle bzw. eine begattete Königin der Versuchsbeute zugesetzt. Eine Leerbeute, selbst die eigene, die noch den Volksgeruch hat, genügt nach unseren Erfahrungen nicht, die Bienen bzw. Drohnen längere Zeit zu binden. Schon nach 10—15 Minuten beginnen sie unruhig auf dem Flugbrett nach dem Weisel zu suchen, zeigen also deutlich Weisellosigkeit. Es ist bekannt, daß Drohnen ohnehin nicht sonderlich volkstreu sind. Durch Zeichnen von Drohnen, die auf ihren alten Stock zurückflogen, konnte festgestellt werden, daß nach einer Stunde die ersten bei benachbarten Völkern in zwanzig Meter Entfernung um Einlaß bettelten. Daß durch eine Leerbeute am alten Platz Flugbienen nicht an diesen gebunden werden können, geht aus den Ergebnissen der Verstellungsversuche von F R E E eindeutig hervor; 7}% der hier angetroffenen Feldbienen fanden zum neuen Platz bei isolierter Aufstellung zurück.
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HOFMANN u. STEINER, Drohnenflugweite und Belegstellenpraxis 2. Transport der Versuchsvölker
Der Transport der Versuchsvölker war auf Grund der schwierigen Gelände- und Wegverhältnisse nur mit dem Pferdegespann möglich. j . Versuchsgelände Der Heimatstand liegt in einem engen Seitental der Saale zwischen Kahla und Rothenstein im Parkgelände des Lehr- und Versuchsgutes Altenberga entlang des Forellenbaches. Die Höhe über N N beträgt 200 m. Der steile Nordhang des Tales ist mit Buchen bewachsen. Auf dem Höhenrücken nach Süden hin (etwa 600—800 m breit) finden wir Kieferr-, Fichten- und Mischwald, außerdem eine etwa 10 ha große Ackerfläche, den sogenannten Weißacker. Der Südhang dieses Höhenrückens läuft aus im „Reinstädter Grund" — ein breiteres Tal von Reinstädt bis Kahla — und ist auf der Höhe von Röttelmisch und Gumperda bis zum Beginn der steilen Hänge der