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German Pages 86 [88] Year 1970
DEUTSCHE DEMOKRATISCHE REPUBLIK DEUTSCHE AKADEMIE DER LANDWIRTSCHAFTSWISSENSCHAFTEN ZU BERLIN
ARCHIV FÜR
GARTENBAU
w
n CJ
% 0$ W w
Q
6
0- 6 0-12 0-18
546 oder 560 546 oder 560 546 oder 560
50 20 Reagenzglas
Beim Fehlen einer Küvette mit der Schichtlänge 20 m m empfiehlt sich, ab einem Gehalt über 6,0 mg Mg/100 g Boden die Messung gleich im Reagenzglas, in dem die Untersuchungslösung angesetzt wurde, durchzuführen. Ist nicht die Gewähr von einheitlich geeichten Reagenzgläsern gegeben, so muß zur photometrischen Auswertung immer das gleiche Reagenzglas verwendet werden. Um zu überprüfen, welche Abweichungen zwischen den Gehaltszahlen der Titangelb- und Brillantgelbmethode bei Böden mit niedrigen Mg-Gehalten (>10 mg Mg/100 g Boden) bestehen, wurden verschiedene Freilandböden untersucht (Abb. 8). Aus der Abb. 8 ist zu ersehen, daß eine gute Übereinstimmung auch bei niedrigen Mg-Gehalten zwischen beiden Untersuchungsverfahren
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Archiv für Gartenbau, X V I I . B a n d , Heft 8, 1969 Mg/100gBodon 10
y-0.83% bei verschiedenen Magnesiumgehalten des Bodens Methode Ablesung Küvetten in der Eichkurve (mg Mg/1 (mm) Lösung) Brillant- 0 - 6 gelb 0-12 0-18
Titangelb 0-1,0
abgenommene ml Extraktionsfiltrat zur Untersuchung
% Fehler bei Abweichungen um 1 £>% bei Bestimmung von mg Mg/100 g Boden 2
5
10
15
20
25
30
50
75
50 5* 20 5 Reagenzglas 5
9,9 4,0 2,0 2,1 8,0 4,0 2,9 2,2 1,6 6,0 3,9 4,0 4,0 3,2 3,0 3,1
50 50 50
9,1 5,6 3,3 3,3 7,0 5,5 3,5 3,3 3,3 2,8 4,6 4,8 4,2 4,3 3,1 2,3 3,8
20** 10 4
* 5 ml Unterauchungslösung + 5 ml Magnesiumreagenz abgenommene ml mit Keagenzlösung und destilliertem Wasser auf 100 ml aufgefüllt
besteht. Die Abweichungen in den Paralleluntersuchungen vom Mittelwert waren bei der Titangelb- und Brillantgelbmethode etwa gleich. E s wurde weiterhin untersucht, wie sich Schwankungen von + 1 D % bei Wahl der jeweilig günstigsten Standardreihe und Küvettenschichtlänge unter Beachtung des einzuhaltenden Verdünnungsverhältnisses auf das Analysenergebnis bezogen auf 100 g Boden bei beiden Verfahren auswirkt. Wie aus der Tabelle 4 hervorgeht, ist der Fehler bei der Titangelb- und Brillantgelbmethode etwa gleich groß. Die Untersuchungen zeigten, daß hinsichtlich der Analysengenauigkeit zwischen der Titangelbmethode und dem empfohlenen Untersuchungsverfahren mit Brillantgelb keine wesentlichen Unterschiede bestehen. Das empfohlene Verfahren hat aber einige arbeitswirtschaftliche Vorteile. Durch das Ansetzen der Untersuchungslösung im Reagenzglas entfällt das Auffüllen des Meßkolbens. Eine neue Standardreihe ist nicht zu jeder Untersuchungsreihe aufzustellen. Dieses ist nur beim Ansetzen einer neuen Magnesiumreagenzlösung (etwa alle 37
Archiv für Gartenbau, B d . 1 7 , H e f t 8 , 1 9 6 9
M. DREWS, Methode zur Mg-Bestimmung
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3 Wochen) erforderlich. B e i Erdproben, bei denen vorher die H ö h e des Magnesiumgehaltes nicht eingeschätzt werden kann, ist es möglich, i m Bereich v o n 0 bis 30 m g Mg/100 g B o d e n ohne Ansetzen einer neuen U n t e r s u c h u n g s l ö s u n g die photometrische Auswertung vorzunehmen, w a s durch W a h l einer anderen K ü v e t t e n s c h i c h t l ä n g e erfolgen kann. Arbeitsvorschrift a) Reagenzlösung zur Magnesiumbestimmung Lösung 1: 2 g Gummi arabicum werden mit 70 ml Wasser auf dem Wasserbad gelöst und zu 100 ml aufgefüllt. Diese Lösung ist mehrere Monate haltbar. Lösung 2: 0,2 g Brillantgelb (C26H18OgN4S2Na) werden in einem Liter Gemisch Wasser und Methanol 1: 1 gelöst. In dunklen Flaschen ist die Lösung mehrere Monate haltbar. Lösung 3: 13 g Calciumhydroxid (Ca(OH)2) oder Calciumoxid (CaO) werden in einem Liter gelöst. Diese Lösung ist jedesmal neu anzusetzen. Lösung 4 : Brillantgelbmischlösung 1 Teil Brillantgelblösung (Lsg 2) werden mit 9 Teilen klarer frischer, gesättigter Calciumhydroxidlösung (Lsg 3) gemischt. Die Lösung ist in dunklen Flaschen mehrere Wochen haltbar. Lösung 5: 0,002%ige Magnesiumreagenzlösung 25 ml der 2%igen Gummi-arabicum-Lösung (Lsg 1) werden mit 1 Liter Brillantgelbmischlösung (Lsg 4) versetzt. Diese Lösung ist in dunklen Flaschen aufbewahrt, etwa 3 Wochen haltbar. Die Lösung 1 und 3 muß filtriert werden. b) Standardlösung Magnesiumstammlösung: 2,475 g wasserfreies MgS0 4 (es wird MgS0 4 • 7 H 2 0 bei 300 °C 7 Stunden bis zur Gewichtskonstanz getrocknet) werden zu 1 Liter gelöst (1 ml = 0,5 mg Mg). Zur Haltbarmachung gibt man vor dem Auffüllen 35 ml konz. HCl zu. Gebrauchslösung: Von der Magnesiumstammlösung werden 100 ml abpipettiert und auf 1 Liter mit destilliertem Wasser aufgefüllt (1 ml = 0,05 mg Mg). c) Extraktionslösung: 0.025.n Calciumchloridlösung 2,75 g CaCl2 • 6 H 2 0 werden mit destilliertem Wasser in 1 Liter gelöst. d) Bestimmung des Magnesiums in Gewächshauserden (Schnellmethode) 1. Standard: 0 bis 18 mg Mg/1 (entspricht 0 bis 180 mg Mg/1 Erde). Von der Standardgebrauchslösung werden 0, 3, 6, 9, 12, 18, 24, 30 und 36 ml mit einer Bürette abgenommen und mit der 0,025 n Calciumchloridlösung auf 100 ml aufgefüllt. 2. Durchführung 2 0 ml Erde werden mit einem PVC-Rohr abgemessen (GÖHLER und D R E W S , 1 9 6 7 ) und dann in ein Becherglas überführt. Auf die Erde werden, nachdem sie aufgelockert wurde,
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200 ml 0,025 n Calciumchloridlösung gegeben. E r d e u n d Extraktionslösung werden bis zum Filtrieren 2 S t u n d e n stehengelassen. Nach Zugabe der Extraktionslösung u n d dann alle weitere 15 Minuten sowie vor dem Abfiltrieren nach 2 Stunden wird der Boden mit einem Glasstab jeweils etwa 15 Sekunden lang gerührt. * Zur Bestimmung werden 5 ml Bodenfiltrat abgemessen u n d in ein geeichtes Reagenzglas gegeben. D a n a c h werden 5 ml 0,002%ige Magnesiumreagenzlösung (Lsg 5) zugegeben. Dies k a n n bei der Schnellmethode m i t einer Kippipette erfolgen. Die kolorimetrische Auswertung wird im Reagenzglas a m Spektralkolorimeter „Spekol" mit Reagenzglasansatz bei der Wellenlänge 560 n m vorgenommen 1 . Abgelesen werden die -D%. Zur Berechnung des Magnesium gt halte s auf 1 E r d e werden die aus der Eichkurve erhaltenen Werte m i t 10 multipliziert ( = mg Mg/1 Erde). e) Bestimmung des Magnesiums in Freilandböden u n d Gewächshauserden nach der Met h o d e S C H A C H T S C H A B E L (1954). 1. Standardreihe a) S t a n d a r d : 0 bis 18 m g Mg/1. Gleiche Standardreihe wie bei der Schnellmethode. Zur Bestimmung von Mg-Gehalten ab 6 m g Mg/100 g Boden (Messung in Reagenzgläsern). b) S t a n d a r d : 0 bis 12 mg Mg/1. Von der Gebrauchslösung werden 0, 1, 2, 4, 6, 8, 10, 12, 15, 18, 21 und 24 ml mit einer B ü r e t t e abgenommen und mit der 0,025 n Calciumchloridlösung auf 100 ml aufgefüllt. Zur Bestimmung von Gehalten zwischen 3 bis 20 mg Mg/100 g Boden (Messung mit K ü v e t t e n der Schichtlänge 20 mm). c) S t a n d a r d : 0 bis 6 m g Mg/1. Von der Gebrauchslösung werden 0, 1, 2, 3, 4, 5, 6, 8, 10 u n d 12 ml mit einer B ü r e t t e abgenommen u n d m i t der 0,025 n Calciumchloridlösung auf 100 ml aufgefüllt. Zur Bestimmung v o n Mg-Gehalten zwischen 0 bis 9 mg Mg/100 g Boden (Messung mit K ü v e t t e n der Schichtlänge 50 mm). 2. D u r c h f ü h r u n g Von dem erhaltenen Calciumchloridbodenextrakt werden 5 ml in ein geeichtes Reagenz, glas gegeben und danach m i t 5 ml Magnesiumreagenz (Lsg 5) versetzt. J e nach dem zu erwartenden Magnesiumgehalt im Boden wird die Messung mit der in Tabelle 3 genannten Küvettenschichtlänge und die Auswertung nach der in dieser Tabelle angeführten S t a n d a r d reihe (Wellenlänge 560 nm) durchgeführt. Zur Berechnung des Magnesiumge haltes auf 100 g Boden werden die aus der Eichkurve erhaltenen W e r t e m i t 2 multipliziert ( = mg Mg/100 g Boden).
Zusammenfassung Zur Bestimmung des Magnesiums in Erden und Böden wurde die Brillantgelbmethode überprüft. Zu den Gehaltszahlen der Titangelbmethode 'wurde eine sehr gute Übereinstimmung gefunden. Auf der Grundlage dieser Ergebnisse wurde eine Schnellmethode zur Bestimmung des Magnesiums in unter Glas genutzten Erden und Böden entwickelt. Zur Extraktion des Magnesiums werden zu 20 ml Erde 200 ml 0,025 n Calciumchloridlösung zugegeben und nach 2 Stunden bei mehrmaligem Rühren im Erdextrakt das Magnesium mit Brillantgelb bestimmt. Zur photometrischen Auswertung (Wellenlänge 560 nm) werden in ein Reagenzglas, in dem auch die Messung erfolgt, 5 ml Erdextrakt und 5 ml Magnesiumreagenz gegeben. 1
Die photometrische Auswertung muß bis 30 Minuten nach dem Anfärben der Untersuchungslösung abgeschlossen sein.
37*
M. DREWS, Methode zur Mg-Bestimmung
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Mit dem gleichen empfohlenen Untersuchungsverfahren können auch sehr niedrige und hohe Mg-Gehalte in dem nach der Methode S C H A C H T S C H A B E L ( 1 9 5 9 ) erhaltenen Bodenextrajst bestimmt werden. Das Untersuchungsverfahren hat gegenüber der Titangelbmethode einige arbeitswirtschaftliche Vorteile. Der Arbeitsaufwand kann um mindestens 40% gesenkt werden. Pe3K)Me
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Summary The suitability of the brillant yellow method above all for rapid determination of magnesium in horticultural earths and soils For determining magnesium in earths and soils, the author checked brillant yellow method. Very close agreement was found with the values established with the titanium yellow method. A method for rapid determination of magnesium in soils and earths used under glass was devised on the basis of the above results. For magnesium extraction 200 ml of 0.025 n calcium chloride solution are added to 20 ml earth; after two hours and repeated agitation magnesium is determined in the earth extract by means of brillant yellow. For photometric analysis (wave length 560 nm) earth extract and 5 ml magnesium reagent are put into a test tube where the measurement is performed. With the same recommended test method one can also determine very low and high Mg-contents in the soil extract obtained by the method of S C H A C H T S C H A B E L
Archiv für Gartenbau, XVII. Band, Heft 8, 1969
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(1959). As compared with the titanium yellow method, this test method has several advantages regarding labour input. Labour input may be reduced by at least 40 per cent. Literatur DREWS, M.: Untersuchungen, über den Nährstoff- und Salzgehalt in Gurkenerden in Gemüsebaubetrieben. Arch. Gartenbau 12 (1964), 355—364. D R E W S , M . : Untersuchungen über die Veränderung der Nährstoffgehalte in Gurkenerden im L a u f e einer Kulturperiode. Arch. Gartenbau 14 (1966), 339—355. DREWS, M.: Organisation und D u r c h f ü h r u n g der Erd- u n d Bodenuntersuchung in den Gewächshauswirtschaften der Deutschen Demokratischen Republik. D t . Gartenbau 15 (1968), 9 0 - 9 4 . DREWS, M., u n d H.-G. KAUFMANN: Untersuchungen über die Magnesium Versorgung ge müsebaulich genutzter E r d e n unter Glas. Wiss. Z. Humboldt-Univ. Berlin, Math.Naturwiss. Reihe, J g . X V I (1967), H . 3, 413-419. EDSON, S. N . : R a p i d Determination of soil magnesium using Brillant yellow. Agr. J . vol 58 (1966), 104-106. E D S O N , S. N . , a n d R . H . M I L L S : Chem. An. 4 6 ( 1 9 5 7 ) , 4 - 5 . G Ö H L E R , F . , u n d M . D R E W S : Chemische Betriebslaboratorien in Gewächshauswirtschaften „ f ü r sie notiert", iga, E r f u r t 1967. GRAD, W . : Kolorymetryczwa metoda oznaczania Raswo ro zpuszczalnego magnezu W. glebie za pomoca zolcienie brylanto y przystosowana do oznaczen masow ych. Roczniki N a u k rolniczych, Ser. A, 86 (1962), 645-661. SCHACHTSCHABEL, P . : Das pflanzenverfügbare Magnesium des Bodens u n d seine Bestimmung. Z. Pflanzenernährung, D ü n g u n g u. B o d t n k u n d e 67 (1954), 9—23. S C H I L L I N G , G . : Über die Magnesiumbestimmung mit Titangelb. Z. Landw. Versuchs- u. Untersuchungswesen 3 (1957), 236-243. Anschrift des Autors: Dr. M. Drews I n s t i t u t f ü r Gemüsebau Großbeeren der D A L zu Berlin
Arch. Gartenbau • Bd. 17 • 1969 • H. 8 • 8.561-563 • Berlin Institut für Gemüsebau Großbeeren der Deutschen Akademie der Landwirtschaftswissenschaften zu Berlin Zentrallabor des Kooperationsverbandes „berliner blumen"
J O C H E N SCHRÖDER u n d HANS-GÜNTHER
KAUFMANN
Einige ökonomische Untersuchungen zum Pflanzenschutzaufwand für die Gurkenproduktion unter Glas Eingegangen am 14. April 1969
1.
Einleitung
Zur Erzielung hoher Erträge in der Gurkenproduktion unter Glas sind phytohygienische Maßnahmen eine Grundvoraussetzung. Bisher konnte die Bedeutung von Pflanzenschutzmaßnahmen häufig nur aus betrieblichen Einzelergebnissen bzw. einem geschätzten durchschnittlichen Wirkungsgrad abgeleitet werden. Derartige Einschätzungen entsprechen bereits gegenwärtig vor allem im Anbau unter Glas und Plasten, der bekanntlich zur Erzielung hoher Erträge einen intensiven Pflanzenschutz erfordert, immer weniger den zu stellenden Anforderungen. Eine Reihe neuerer Arbeiten haben auf verschiedenen Gebieten der pflanzlichen Produktion die Bedeutung des Pflanzenschutzes für ein hohes Produktionsniveau hervorgehoben ( G L E B O W , 1 9 6 4 , H O L L N A G E L , 1 9 6 5 , J A N N E R M A N N , 1 9 6 7 , SCBURICHT, 1 9 6 7 u n d URWANK,
1966).
Am Beispiel des im Gemüsebau unter Glas in der DDE. gegenwärtig bedeutungsvollstem Gemüses, der Gewächshausgurke, wird versucht, in Auswertung betrieblicher Aufzeichnungen zu einer genaueren Einschätzung der gegenwärtig zweckmäßigen Aufwendungen im Pflanzenschutz für die Gurkenproduktion unter Glas und Plasten zu gelangen.
2.
Untersuchungsmaterial und Untersuchungsmethodik
Für die Untersuchungen stand Zahlenmaterial aus fünf Anbaujahren (1963 bis 1967) aus einer Vielzahl von Gurken-Spezialbetrieben der D D R zur Verfügung. Das Zahlenmaterial umfaßte mehrjährige Angaben über die erzielten Erträge, ferner Kennzahlen über die jeweiligen finanziellen Aufwendungen an Pflanzenschutzmitteln sowie hinsichtlich der Gesamtkosten, der erzielten Erlöse, des Kostensatzes und des Reineinkommens. F ü r die Beurteilung des Zusammenhanges zwischen Pflanzenschutzmaßnahmen und Ertragshöhe mußten vorrangig die von einer großen Anzahl von Betrieben bekannten Kosten für den Pflanzenschutzmittelaufwand stellvertretend f ü r den
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J. SCHRÖDER, H.-G. KAUFMANN, Ökonomische Untersuchungen zum Fflanzenschutzaufwand
Gesamtaufwand als Basis herangezogen werden. Angaben über den Gesamtaufwand, der auch die Arbeitszeitaufwendungen umfaßt, waren nur aus wenigen Betrieben zu erhalten. Erfahrungsgemäß steht jedoch der Mittelaufwand in enger Beziehung zum Gesamtaufwand für Pflanzenschutzmaßnahmen. Die aus einigen Betrieben zur Verfügung stehenden Angaben über den Arbeitszeitaufwand für Pflanzenschutzarbeiten wurden gesondert ausgewertet. Aufwendungen für die Bodendämpfung und allgemeine Hygienemaßnahmen sind in diesen Werten nicht enthalten. Die den Berechnungen zugrunde liegenden Angaben umfassen also im wesentlichen den für die Bekämpfung von Krankheiten und Schädlingen entstandenen direkten Aufwand für Pflanzenschutzmittel sowie die für ihre Anwendung notwendige Arbeitszeit. Es gelangten hierbei die von der Biologischen Zentralanstalt der DAL zu Berlin geprüften anerkannten sowie von der BZA und den Bezirkspflanzenschutzämtern empfohlenen Präparate (überwiegend phosphororganische Akarizide und Insektide sowie organische Fungizide) zur Anwendung. Mit Hilfe mathematisch-statistischer Verfahren, insbesondere mit Hilfe von Korrelations- und Regressionsanalysen wurde der Zusammenhang zwischen dem finanziellen Aufwand an Pflanzenschutzmitteln bzw. den Arbeitszeitaufwendungen und den Erträgen sowie den ökonomischen Ergebnissen der Betriebe untersucht. Für die Darstellung der Entwicklung des Pflanzenschutzaufwandes im Gurkenanbau unter Glas wurden Trendberechnungen durchgeführt. Eine ausführliche Darstellung der hierfür gewählten Auswertungsmethodik findet sich bei S C H R Ö D E R und K A U F M A N N (1970). 3.
Untersuchungsergebnisse
3.1.
Entwicklung und Effektivität des Aufwandes an Pflanzenschutzmitteln
Zur Darstellung der Entwicklung der Kosten für den Pflanzenschutzmitteleinsatz wurden Trendberechnungen für den untersuchten Zeitraum von fünf Jahren durchgeführt (Abb. 1). M/m' 0,60.
0,50o DDR
0/i0-
fi'S •
0J0-
Bn.Ltipiig
0,20-
Abb. 1. Trends der Pflanzenschutzmittelkosten (M/m2) DDR gesamt und Bezirk Leipzig
0J01963
IS6i
1955
1966
1907 Jahre
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Der Trend der Mittelkosten f ü r eine repräsentative Auswahl von Spezialbetrieben der D D R weist einen gleichmäßigen Anstieg der Pflanzenschutzmittel kosten aus. 1967 wurden durchschnittlich Mittelkosten von rd. 0,60 M/m'2 festgestellt, die im wesentlichen auf einen steigenden Mitteleinsatz zurückgeführt werden können. Demgegenüber ergeben sich für einzelne Bezirke der DDR z. T. deutliche Abweichungen. Während z. B. im Bezirk Leipzig ab 1964 ein Zurückbleiben im Pflanzenschutzmittelaufwand gegenüber dem DDR-Trend zu verzeichnen war, kam es ab 1966 zu einem stärker steigenden Einsatz, was zu einer starken Annäherung an das Gesamtmittel führte. Um festzustellen, wie sich der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln weiter entwickeln soll und welche Aufwendungen als zweckmäßig anzusehen sind, wurden Untersuchungen über den Zusammenhang zwischen den Mittelkosten, den Erträgen bei Gewächshausgurke und den ökonomischen Kennzahlen der Betriebe durchgeführt. Bei den Auswertungsarbeiten zeigte sich, daß neben dem zur Grundgesamtheit gehörenden dichten Punktesch warm einzelne Werte auftraten, die weit von der Regressionsgeraden entfernt liegen. Es handelt sich hierbei vor allem um Werte für Zusammenhänge zwischen Pflanzenschutzmittelkosten und Erträgen bei sehr hohem Ertragsniveau. Bei näherer Betrachtung dieser Unterschiede wurde deutlich, daß ein hohes Ertragsniveau von mehr als 30 kg/m 2 ein gut funktionierendes System der Betriebsorganisation sowie ein sehr hohes Niveau der Anbaumethodik voraussetzt, das gut organisierte vorbeugende Pflanzenschutzmaßnahmen in sich einschließt. Die optimale Gestaltung der Wachstumsfaktoren ermöglicht es in diesem Falle, mit relativ geringeren Aufwendungen für Pflanzenschutzmittel auszukommen. Für die ermittelten Wertepaare (insgesamt 99) wird der Zusammenhang zwischen Pflanzenschutzmittelkosten und Ertragshöhe durch ein Polynom 2. Grades verhältnismäßig gut wiedergegeben (Abb. 2). Der aufgefundene Zusammenhang folgt der Funktion y = 12,98 + 15,90 x - 9 , 6 6 z 2 y = Ertrag in kg/m2 x = Pflanzenschutzmittelkosten in M/m2
[1]
Durch Nullsetzen der 1. Ableitung von Funktion [1] erhält man den Kostenaufwand, der dem Höchstertrag entspricht: y = 15,90 x = 0,84.
19,32 x
[2]
Ein optimaler Pflanzenschutzmittelaufwand ist dann erreicht, wenn die 1. Ableitung [2] gleich dem Kosten-Erlös-Verhältnis ist ( S C H A D E R E I T , 1967). I n parallel durchgeführten Untersuchungen waren als dazugehöriger Erlös je kg Gurkenertrag in Spezialbetrieben einschließlich Vertragszuschläge 3,20 M ermittelt worden (SCHRÖDER und K A U F M A N N , 1970). Die Gesamtkosten f ü r Pflanzenschutzmaßnahmen werden je 0,10 M/m 2 Pflanzenschutzmittel im Bereich des Funktionsmaximums mit 0,16 M kalkuliert. I n diesem Wert sind die zusätzlichen Aufwendungen für Transport, Ausbringung und anteilige Ernte-
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J. SCHRÖDER, n . - G . K A U T MANN, ö k o n o m i s c h e U n t e r s u c h u n g e n z u m P f l a n z e n s c h u t z a u f w a n d
Erlrag
n -SS y-l2.se, 15.S0.-S,« S - 0,10 P « I
15.
10.
Abb. 2. Beziehungen zwischen Pflanzenschutzmittelkosten (M/m2) und Erträgen (kg/m 2 ) bei Gewächshausgurke
mehrkosten einbegriffen. Für den optimalen Pflanzenschutzmittelaufwand ergibt sich daraus [3] Aus dieser Gleichung resultieren als optimaler Wert Pflanzenschutzmittelkosten von ebenfalls 0,84 M/m 2 . Die höchste Effektivität des Pflanzenschutzmitteleinsatzes liegt danach im Bereich zwischen etwa 0,15 und 0,60 M/m 2 . Ab Kosten von etwa 0,60 M/m 2 steigt die Funktion nur noch langsam, so daß weitere Aufwendungen durchschnittlich weniger effektiv sind. Insgesamt zeigt diese Analyse den erwarteten positiven Zusammenhang zwischen dem Pflanzenschutzmittelaufwand und der Ertragshöhe im Gurkenanbau unter Glas. Die aufgefundene Schwankungsbreite der Werte ist als normal zu bezeichnen, wenn man bedenkt, daß nicht jeder Verzicht auf Pflanzenschutzmaßnahmen Ertragsausfälle zur Folge haben muß. Schwankungen können sich zusätzlich aus fehlerhafter Abrechnung der Pflanzenschutzmittelkosten im Buchwerk der untersuchten Betriebe ergeben. Als besonders wirkungsvoll erweisen sich nach Üen vorliegenden Ergebnissen die jeweils ersten Aufwendungen (vergleiche Abb. 2). Die Erhöhung des Mittelaufwandes um 0,10 M/m 2 bewirkt nach den vorliegenden Ergebnissen im Aufwandsbereich von 0,15 bis etwa 0,60 M/m 2 eine durchschnittliche Ertragssteigerung um 0,75 kg/m 2 . Für das gesamte Funktionsbereich bis zum Maximum ergibt sich ein mittlerer Nutzkoeffizient (JANNEEMANN, 1967) von etwa 13, der den hohen ökonomischen Nutzen dieser Pflanzenschutzmaßnahmen kennzeichnet. Im weitere i Verlauf der Untersuchungen kam es darauf an, den Einfluß des Pflanzenschutzaufwandes auch in seiner Auswirkung auf einige ökonomische Kennzahlen zu verfolgen. Bei der Ermittlung des Einflusses der Pflanzenschutz-
Archiv f ü r Gartenbau, XVII. Band, Heft 8,1969
555
mittelkosten auf das Bruttoprodukt (hier gleich Erlöse) zeigte sich, daß der Zusammenhang zwischen Mittelkosten und Bruttoumsatz einer ähnlichen Funktion folgt wieder Zusammenhang zwischen Mittelkosten und Erträgen (Abb. 3). Der Zusammenhang wird befriedigend durch eine Funktion mit verändertem Verlauf wiedergegeben. Bei ähnlicher Schwankungsbreite wie bei der vorgenannten Regression geht diese Funktion von einem Aufwand ab etwa 0,45 M/m 2 in einen flacheren Verlauf über. Diese Tatsache läßt sich gut mit dem Vorhandensein zusätzlicher Einflußgrößen, wie z. B. mit dem Wirken der ökonomisch über den Preis stark bewerteten Frühzeitigkeit der Erträge erklären, die weiteren Einflüssen unterliegt. Das Erreichen eines flacheren Kurvenverlaufes ab einem Mittelaufwand von etwa 0,45 M/m 2 steht mit der bekannten Tatsache in Zusammenhang, daß größere Ausfälle im Gurkenanbau unter Glas bei mangelndem Pflanzenschutz häufig erst im Verlaufe der Ertragsperiode eintreten, also zu einem Zeitpunkt, zu welchem der finanziell gut bewertete Frühertrag bereits einen beträchtlichen Teil der Gesamteinnahmen sichergestellt haben kann. I m Bereich bis etwa 0,45 M/m 2 entspricht nach dem aufgefundenen Zusammenhang ein um 0,10 M höherer Kostenaufwand minimal einem etwa um 3,00 M höherem Bruttoumsatz/m 2 bis zu einem Aufwand von l,30M/m 2 eirem Bruttoumsatz von minimal etwa 1,00 M/m 2 , also ökonomisch in jedem Falle interessanten Größenordnungen (vergleiche Abb. 3). Statistisch gesicherte Beziehungen bestanden ferner zwischen den Pflanzenschutzmittelkosten und den Gesamtkosten (Abb. 4). Der Zusammenhang wird durch ein Polynom 2. Grades wiedergegeben. Die Funktion zeigt bei Mittelkosten von 0,87 M/m 2 einen Wendepunkt, ein Zeichen, daß die Beteiligung der Mittelkosten an den Gesamtkosten außerordentlich schwanken kann. Sie liegen danach zwischen 0,3 und 2,0%. Die größte Konstanz wird bei den höchErlös M/m1
Abb. 3. Beziehung zwischen Kosten für Pflanzenschutzmittel (M/m2) und Bruttoprodukt (M/m2) bei Gewächshausgurke
J . SCHRÖDER, H.-G. KAUFMANN', ökonomische Untersuchungen zum L'flanzenschutzaufwand
556 Gesamtkoslen
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