171 60 23MB
German Pages 92 Year 2023
DEUTSCHE DEMOKRATISCHE REPUBLIK DEUTSCHE AKADEMIE DER LANDWIRTSCHAFTSWISSENSCHAFTEN ZU BERLIN
ARCHIV FÜR
GARTENBAU
1964 • 12. BAND • H E F T 2
Herausgeber: Deutsche Demokratische Republik • Deutsche Akademie der Landwirtschaftswissenschaften zu Berlin Chefredakteur: Prof. Dr. Dr. h. c.
JOHANNES RBINHOLD
Redaktionskollegium: Prof. Dr. Dr. h. c. GUSTAV B E C K E R , Prof. Dr. Dr. h. c. GERHARD F R I E D R I C H , Prof. Dr. Dr. h. c. JOHANNES Prof. Dr. H E L M U T R U P P R E C H T Redaktionelle Bearbeitung: Prof. Dr. Dr. h. c.
REINHOLD,
JOHANNES REINHOLD, MARIA S T E I N
Das Archiv für Gartenbau erscheint in Helten mit einem Umfang von je 5 Druckbogen (80 Seiten). Die innerhalb eines Jahres herausgegebenen 8 Hefte bilden einen Band. Das letzte Heft eines Bandes enthält Inhalts-, Autorenund Sachverzeichnis. Der Bezugspreis je Heft beträgt 6 , - DM. Die Schriftleitung nimmt nur Manuskripte an, deren Gesamt umfang 25 Schreib maschinensei ten nicht überschreitet und die bisher noch nicht, auch nicht in anderer Form, im In- oder Ausland veröffentlicht wurden. Jeder Arbeit ist eine Zusammenfassung mit den wichtigsten Ergebnissen (nicht länger als 20 Zeilen), wenn möglich auch in russischer und englischer bzw. französischer Sprache, beizufügen. Gegebenenfalls erfolgt die Übersetzung in der Akademie. Manuskripte sind zu senden an den Chefredakteur, Prof. Dr. Dr. h. c. J . REINHOLD, Institut für Gemüsebau, Großbeeren bei Berlin. Die Autoren erhalten Umbruchabzüge zur Korrektur mit befristeter Terminstellung. Bei Nichteinhaltung der Termine erteilt die Redaktion Imprimatur. Das Verfügungsrecht über die im Archiv abgedruckten Arbeiten geht ausschließlich an die Deutsche Akademie der Landwirtschaftswissenschaften zu Berlin über. Ein Nachdruck in anderen Zeitschriften oder eine Übersetzung in andere Sprachen darf nur mit Genehmigung der Akademie erfolgen. Kein Teil dieser Zeitschrift darf in irgendeiner Form — durch Fotokopie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren — ohne schriftliche Genehmigung der Akademie reproduziert werden. Für jede Arbeit werden unentgeltlich 100 Sonderdrucke geliefert. Das Honorar beträgt 4 0 , - DM je Druckbogen und schließt auch die Urheberrechte für das Bildmaterial ein. Dissertationen, auch gekürzte bzw. geänderte, werden nicht honoriert. Verlag: Akademie-Verlag GmbH, Berlin W 8, Leipziger Straße 3-4, Fernruf: 22 04 41. Telex-Nr. 011773. Postscheckkonto: Berlin 35021. Bestellnummer dieses Heftes: 1039/XII/2. Veröffentlicht unter der Lizenznummer 1276 des Presseamtes beim Vorsitzenden des Ministerrates der Deutschen Demokratischen Republik. Gesamtherstellung: IV/2/14 • V E B Werkdruck Gräfenhainichen • 1039. All rights reserved (including those of translations into foreign languages). No part of this issue may be reproduced n any form, by photoprint, microfilm or any other means, without written permission from the publishers.
DEUTSCHE DEMOKRATISCHE REPUBLIK D E U T S C H E AKADEMIE DER L A N D W I R T S C H A F T S W I S S E N S C H A F T E N ZU B E R L I N
ARCHIV FÜR
GARTENBAU t55 -H CU w CQ O
w l-H w Q
|
u o Q 5
1
I «J cn §
M 1
0
I 1 •s i>
•c u 3
£
1 2
Ol c 3
^ "O C O 00 Tjl
o e jh o
C O io ® C O
io cn cc o c a ce > Oí (N Oi C O IO
O 1> -rt tte
C C O < N 00 ce io a in oo th x « O N IO" t~" co" oo" co" «i co" o" O" i t-"Ttí C (M
I
O C ^ b ~ V I Cíj 4— ) > Hffl-a w ^o ^ • • w en c "i ir! H .„ — ni -tí g « ® Iß rOtí — T3 "Ö a) i 'O be ai tí M Tj N (D -j. N XZ l—' U
Gi M 0JH 02
O o
V
fü cd •
CO CO
m
ooo
o
IC
2.1.2.3.
M >
3
bjO
>
'-3
03
"O OS
oo lO OS
o CO OS
CO Ol
IN CO OS
bo 3 3 3 3 3 3 )H O M > M > > T3 3 D
X
a>ota>o>a>
tut für PflanzenzDichtung Quedlin
3
251,2
3
228,4
3
1962
3
cxoKyouyoioioioi
N IN N -rt oo" Ol TH IN IN M
1961
0)
N o" 0C -rt
1961-1962
0 1 0 0 0 0 C 0 1 0 1 0 1 0 1 0 1
1960
PQ
a rOl •rt
hCCO-^OiarHINOl
xi ö 3
1960-1961
d
£ II 13 •+J -+J
¡3 o
je ha
Kosten DM/ha
Archiv für Gartenbau, XII, Band, Heft 2, 1964
141 © I- © !© CO © © © © (M © (M !N t, 1904
am Standort Hohenleipisch ein. Diese Reihenfolge gilt nicht nur für das Jahr 1961, sondern trifft auch für die anderen Untersuchungsjahre zu. Der Blühbeginn der einzelnen Sorten ist nicht nur von theoretischem, sondern auch von praktischem Interesse. Frühblühende Sorten sind häufiger spätfrostgefährdet als spätblühende. Daher versucht die Praxis, spätblühende Sorten bei allen Obstarten stärker im Anbau zu berücksichtigen, um auf diese Weise die Spätfrostgefährdung herabzumindern. Nicht zuletzt ist es die späte Blüte der Schattenmorelle, die ihr, abgesehen von anderen Eigenschaften, eine Vorrangstellung in der obstbaulichen Praxis einräumt. Nach den vorliegenden Beobachtungen ist festzustellen, daß nicht in jedem Jahr die Sorten gleichsinnig reagieren, z. B. ist Vaceks Weichsel nicht immer die frühestblühende Sorte in Marquardt, sondern es gab auch Jahre, in denen sie ein bis zwei Tage nach anderen frühblühenden Sorten ihre ersten Blüten öffnete. Faßt man das umfangreiche, vierjährige phänologische Beobachtungsmaterial der eingangs ausgewiesenen Standorte zusammen, so ergeben sich für die beobachteten Sauerkirschsorten folgende drei Gruppen: a) f r ü h b l ü h e n d e Sorten: I. C. Schmidts F r ü h e Weichsel Kirchheimer Weichsel N a u m b u r g e r Ostheimer Ostheimer von Voigt Reinhardts Ostheimer Schwedische Glaskirsche Tieftaler Weichsel Vaceks Weichsel Weihmanns Ostheimer b) mittelblühende Sorten: Diemitzer Amarelle Günthers Weichsel H e i m a n n 23 Königin Hortense Köröser Weichsel Krassa Sewera Ludwigs Frühe Möhrkes Bierkirsche Monomach
P a n d y s Weichsel Petrakowka Schinkels W'eichsel Schraderhof Auslese Spanische Glaskirche Vits WTeichsel Werdersche Glaskirsche Wladimirskaja Zmiancka c) s p ä t b l ü h e n d e Sorten: Doppelte N a t t e Haackes Dunkelsaftige H a a c k e Schneider Auslese H e i m a n n 26 Plodorodnaja Polshir Q u e r f u r t e r Preßsauerkirsche Schattenmorelle Schirpotreb
Die Differenzen zwischen den Aufblühterminen der früh- und spätblühenden Sorten bei Sauerkischen sind im Vergleich zu dsnen des Kernobstes geringer, aber doch so deutlich, daß eine derartige Unterteilung gerechtfertigt ist. In Jahren mit zögernder Aufblüte treten sie erwartungsgemäß deutlicher in Erscheinung als in Jahren mit „Explosiv-Blüte". 2.
Befruchtungsbiologisch-zytologische Untersuchungen
Der Empfehlung neu gezüchteter oder lokal bewährter Sorten des In- und Auslandes für den allgemeinen Anbau muß die Klärung der befruchtungsbiologischen Verhältnisse vorausgehen. Die Kenntnis der Befruchtungsverhältnisse gewinnt
BI.ASSK, Ptiacnolofiischc U n t e r s u c h u n g e n an S a u e r k i r s c h s o r t e n
150
um so mehr an Bedeutung, als im modernen Großflächenobstbau bei den einzelnen Obstarten nur wenige Sorten in Blocks zur Aufpflanzung kommen. Die früher üblichen kleinflächigen Mischpflanzungen bargen weniger das Risiko in sich, durch Unkenntnis der befruchtungsbiologischen Eigenarten Fehlschläge zu erleiden. Bei den nachstehend dargelegten Bestäubungsversuchen wurden in erster Linie die bisher nicht im Anbau befindlichen Sorten berücksichtigt. Zum Vergleich sind die bei den bekannten und z. T. zugelassenen Sorten gewonnenen Ergebnisse mit angeführt. Bestäubungsversuche, gleichzeitig mit denselben Sorten an mehreren Standorten vorgenommen, erhöhen die Sicherheit der Aussage gegenüber der Prüfung an nur einem Standort. Wo deshalb die Möglichkeit bestand, wurden die Selbstungsprüfungen alljährlich an mehreren Standorten durchgeführt. Den praktischen Erfordernissen entsprechend mußte die Frage der S?lbst fertilität der Sorten in den Vordergrund gerückt werden. Für den Anbau sind nur diejenigen Sauerkirschsorten vom befruchtungsbiologischen Aspekt aus gesehen zu empfehlen, die hochgradig selbstfruchtbar sind, da sie erfahrungsgemäß die größere Ertragssicherheit aufweisen. Da bei Sauerkirschen voll selbstfertile Sorten mit nachgewiesener Ertragshöhe und Ertragssicherheit vorhanden sind, sollte Selbstfertilität die Voraussetzung bei jeder Neuzulassung sein. Die Literatur über die Befruchtungsverhältnisse der Obstgehölze, besonders der 20er und 30er Jahre, ist außerordentlich umfangreich. Eine umfassende Darstellung, die alle wichtigen wissenschaftlichen Arbeiten berücksichtigt, liegt von KRÜMMEL [7] vor. Nur wenige Ergebnisse befruchtungsbiologischer Untersuchungen an Kirschen sind in der Nachkriegszeit veröffentlicht worden: R U P P , A. und THATE [14] (Köröser Weichsel), KOCH, H . J . [5] (Köröser Weichsel), P F E F F E R , R. undFuNK, TH. [12] (Köröser Weichsel), KRÜMMEL, H. [8] (Süßkirsche und Sauerkirsche), KRÜMMEL, H. [9] (Süßkirsche und Sauerkirsche), BLASSE, W. [2] (Bastarde Sauer- x Süßkirsche), KRÜMMEL, H . [10] (Sauerkirsche), GROH, W. [3] (Süß- und Sauerkirsche). 2.1.
Methodik:
Zur Prüfung der Selbstfertilität wurden die mit Blütenknospen besetzten Triebe im Ballonstadium bzw. kurz vor Erreichen dieses Stadiums eingetütet. Zum Eintüten wurden Pergamintüten verwendet. Mindestens zweimal erfolgte das Bepinseln der reifen Narben mit dem sorteneigenen Pollen. Bei Sortenwechsel erfolgte die Reinigung des Pinsels in Alkohol. Nach der Abblüte wurden die Tüten entfernt und der Ansatz an zwei Terminen, nach der ersten Fallperiode und vor Beginn der Fruchtreife, ausgezählt. Dem Zahlenmaterial liegen die Zählungen nach der ersten Fallperiode zugrunde, in der die unbefruchteten Blüten abgestoßen wurden. Zur Kontrolle wurden „frei abgeblühte" Blütentriebe etikettiert und ausgezählt. Als selbstfertil wurde in diejenigen Sorten eingestuft, bei denen sich der prozentuale Ansatz nach freier Abblüte mit demjenigen nach Selbstung weitgehend deckt. Die Sorten, bei denen jährlich ein sehr niedriger Ansatzprozentsatz nach Selbstung gegenüber freier Abblüte vorlag und bei denen außerdem der Ansatz in den einzelnen Jahren stark variierte, wurden der Gruppe schwach selbstfruchtbar bzw. teilweise selbstfertil zugeordnet.
A r c h i v f ü r ('.artenbau, X I I . B a n d , H e f t 2, 1964
151
Alle Sorten, die keinen Ansatz nach wiederholter Selbstung an mehreren Standorten aufwiesen, wurden als selbstfertil bezeichnet. 2.2.
Befruchtungsbiologische Ergebnisse:
Neben selbststerilen und selbstfertilen Sorten treten bei Sauerkirsche alle Übergänge in den Fertilitätsverhältnissen auf. Die als „teilweise selbstfertil" bzw. als „schwach selbstfertil" erkannten Sorten sind im praktischen Anbau wie selbststerile zu behandeln, d. h. sie dürfen nicht in reinsortigen Beständen zur Anpflanzung kommen. Geeignete Befruchtersorten müssen jeweils ermittelt werden. Die Zusammenfassung der in der wichtigsten und neueren Literatur vorliegenden Ergebnisse und die in den letzten Jahren vorgenommenen eigenen Prüfungen vervollständigen unsere Kenntnisse über das befruchtungsbiologische Verhalten der bekannten und in Prüfung befindlichen Sauerkirschsorten. Für die Mehrzahl der Sorten kann damit dieser Fragenkomplex als geklärt angesehen werden. Bei einigen Sorten empfiehlt es sich jedoch, die vorliegenden Ergebnisse durch weitere Prüfungen zu untermauern, sofern eine Anbaupropagierung für bestimmte Standorte erfolgen sollte. Die nachstehende Aufstellung faßt die gewonnenen Ergebnisse zusammen. Somit sind nur folgende Sorten in reinen Blocks anzubauen, da sie sich an verschiedenen Standorten als hochgradig selbstfertil erwiesen: Schattenmorelle, Heimann 23, Heimann 26, Haacke-Schneider-Auslese (Schattenmorelle-Auslese), HaackesDunkelsaftige (Schattenmorelle-Auslese), Petrakowka, Diemitzer Amarelle, Werdersche Glaskirsche, Schwedische Glaskirsche, Krassa Sewera, Ludwigs Frühe. Die wiederholt als selbstfertil angesprochene Querfurter Preßsauerkirsche brachte nach Selbstung so unbefriedigende Erträge, daß ein reinsortiger Anbau nicht empfehlenswert ist.
Abb. 1. Selbstungsansatz bei der Sorte „ H e i m a n n 26" in der Sortenversuchsanlage Stendal 1962.
152
BLASSE, P h a e n o l o g i s c h c U n t e r s u c h u n g e n an S a u e r k i r s c h s o r t e n
Tabelle 2 Die Befruchtungseigenschaften der geprüften Sauerkirschsorten Fertilitätsverhältnisse
Weichsel Diemitzer Amarelle Haackes Dunkelsaftige Haacke-Schneider-Auslese Heimann 23 Heimann 2(j Krassa Sewera Ludwigs Frühe Petrakowka Schattenmorelle Schwedische Glaskirsche Werdersche Glaskirsche Doppelte Natte I. C. Schmidts Weichsel Möhrkes Bierkirsche Monomach Plodorodnaja Polshir Querfurter Preßsauerkirsche Schirpotreb Vaceks Weichsel Vits Weichsel Wladimirskaja Zmiancka Günthers Weichsel Kirchheimer Weichsel Königin Hortense Köröser Weichsel Naumburger Ostheimer Oberdorlaer Lichtkirsche Ostheimer von Voigt Pandys Weichsel Reinhardts Ostheimer Schinkels Weichsel Spanische Glaskirsche Tieftaler Weichsel K
-
KOBEL
[4]
Kr -
KRÜMMEL [6, 7, 8, 9, 10]
R
RUDLOFF
-
selbstfertil selbstfertil selbstfertil selbstfertil selbstfertil selbstfertil selbstfertil selbstfertil selbstfertil selbstfertil selbstfertil teilw. selbstfertil teilw. selbstfertil teilw. selbstfertil teilw. selbstfertil teilw-. selbstfertil teilw. selbstfertil teilw. selbstfertil teilw. selbstfertil teilw. selbstfertil teilw. selbstfertil teilw. selbstfertil teilw. selbstfertil selbststeril selbststeril selbststeril selbststeril selbststeril selbststeril selbststeril selbststeril selbststeril selbststeril selbststeril selbststeril
und
SCHANDERL
[13]
Gr
GROH
B1 -
BLASSE — nach eigenen
Autoren Kr, K, R, Bl B1 B1 Kr, B1 Kr, B1 B1 Kr B1 K, Kr, R, u.a. K, B1 Kr, B1 Kr, B1 Kr, Gr, Bl B1 BI B1 Bl Kr, Bl Bl Kr, Gr, Bl BI Bl Bl Bl Bl K, Kr, R, Bl Kr, u. a Bl Kr, Bl K, Kr, R, Bl Kr Kr, Bl Bl Kr, Gr Bl
(3]
Untersuchungsergebnissen
B e i den meisten Sorten bestätigten sich die bereits vorliegenden Befunde. B e i mehreren Sorten östlicher Herkunft wie Polshir, Plodorodnaja, Zmianka, Wladimirskaja und Monomach, waren die Selbstungsresultate so schwankend und niedrig, daß sie nur als schwach selbstfertil angesehen werden können. Dagegen erweisen sich die Sorten Petrakowka und Krassa Sewera als voll selbstfruchtbar. Von MITSCHURIN [11] liegen keine Selbstungsergebnisse und befruchtungsbiologische Prüfungen vor.
A r c h i v für Gartenbau, X I I . B a n d , Heft 2, 1964
153
Abb. 2. Ansatz nach freier Abblüte bei der Sorte „Heimann 2 3 " in der Sortenversuchspflanzung Stendal 1962. Die schon von KRÜMMEL [8] als sehr unsicher und wechselnd im Selbstungsergebnis erkannte Vaceks Weichsel zeigte das gleiche Verhalten in den hiesigen Prüfungen. Wurde z. B . im J a h r e 1960 in Stendal fast kein Selbstungsansatz erreicht, so brachte sie 1961 ein befriedigendes Ergebnis mit 2 2 , 6 % Ansatz. E s ist anzunehmen, daß die aus warmen Gebieten der C S S R stammenden Sorte bei uns auf die oft auftretenden Witterungsumschläge mit vermindertem Fruchtansatz reagiert. Das gleiche trifft auch für die übrigen als „teilweise selbstfruchtbar" gekennzeichneten Sorten zu. Erfreulich ist es, daß sich die hochgradige Selbstfertilität von Heimann 2 3 und Heimann 2 6 bestätigte, da es sich hierbei um Sorten handelt, die auch in bezug auf andere Wertmerkmale günstig zu beurteilen sind. 2.3.
Zytologische Untersuchungsergebnisse:
In Ergänzung der Prüfung der Selbstfertilität wurden die zytologischen Verhältnisse während der Teilungsstadien der Pollenmutterzelle von 34 Sorten in Carmin-Essigsäure-Quetschpräparaten untersucht. Dabei interessierte vorrangig das Abweichen vom normalen Teilungszyklus in der Anaphase I, Anaphase I I und die Tetraden-Bildung. Die zahlenmäßige Auswertung der Anaphase I ergab bei den Amarellen einen höheren Störungsgrad als bei den Weichsein, wie er auch von BARG [1] festgestellt wurde. Die Art der Störung ist bei Weichsein und Amarellen ähnlich: Die Univalenten, die eine Folge der Tri- und Quadrivalentbildung sind, finden sich am R a n d e der Spindeln oder sind aus dem R a u m der Spindel in das P l a s m a der Pollenmutterzelle verlagert, wo sie eliminiert werden oder zur Bildung von Mikrokernen führen. 11
A r c h i v für G a r t e n b a u , X I I . B a n d , Heft 2, 1 9 6 4
154
BLASSE, Phaenologische U n t e r s u c h u n g e n an S a u e r k i r s c h s o r t e n
Dieser Unregelmäßigkeit in der Anaphase I ist es zuzuschreiben, daß es zu Verhältnissen kommt, die von der normalen Chromosomen-Verteilung 16:16 abweichen. Die Variation der Verteilung geht von 14—18 Chromosomen, die auf den Polplatten zählbar waren.
Abb. 3. Schattenmorelle 2 n = 32 Chromosomen. Mikroskopische Vergrößerung: 90 x 4,1; fotografisch nachvergrößert. Orceinfärbung
Abb. 4. Reduktionsteilung bei Schattenmorelle n = 16 Anaphase I 15 Chromosomen sichtbar, 1 verdeckt
Archiv lür G a r t e n b a u , X I I . B a n d , Heft 2. H)H4
155
In der Anaphase I I sind die Verteilungsstörungen weniger häufig. Wenn Anomalien ähnlich wie bei Anaphase I auftreten, dann lagen sie in erster Linie bei Amarellen und Glaskirschen vor. Auch hier wurden Nachzügler beobachtet, die die Polwanderung nicht mitmachten und solche Chromosomen festgestellt, die am Rande der Pollen-Mutterzelle im Plasma lagen. Diese Erscheinungen sind ein Spiegelbild zu den in der heterotypischen Teilungsphase aufgetretenen Anomalien. 2.4.
Tetradenzustand:
Die in den J a h r e n 1960—1962 ausgezählten Tetraden der untersuchten Sorten wiesen Abweichungen vom Zwei- bis zum Sechszellstadium auf. W ä h r e n d Dyaden häufiger beobachtet wurden, waren Hexaden seltener zu finden. Die wiederholt festgestellte unterschiedliche Größe der Tetradenzellen deutet auf ihre hyper- bzw. hypoploide Chromosomenzahl hin. Diesen anomalen Tetradenzellen muß ihre Entwicklung zu normalen Pollenzellen abgesprochen werden, was auch durch die Ergebnisse der durchgeführten Pollenkeimprüfung bestätigt wird. Aber auch viele der als normal anzusehenden Tetradenzellen sind nicht voll funktionsfähig, da sie wahrscheinlich schon durch geringfügige chromosomale Differenzen zur K e i m unfähigkeit verurteilt sind, ohne daß das äußere Bild der Tetradenzellen dies erkennen läßt.
Abb. 5. Abnorme Tetradenbildung bei der Sauerkirschsorte „Schirpotreb" Marquardt 1961 Die Tetradenauswertung zeigt bei den meisten Sauerkirschsorten und Amarellen sowie Glaskirschen einen geringen Störungsgrad. Ein deutliches Herausragen aus dem Mittel trifft nur für die Sorte Polshir zu. Auffällig ist hier der hohe Grad an Dyaden, wodurch aber das Pollenkeimergebnis nicht nennenswert beeinflußt wurde. Die Tetradenauswertung bestätigt die zytologischen Befunde, denen zufolge unter den geprüften Sauerkirschen keine zytologisch abnormen Typen vorkommen [BLASSE 2],
156 2.5.
BLASSE, P h a e n o l o g i s c h e U n t e r s u c h u n g e n an S a u e r k i r s c h s o r t e n
Pollenkeimprüfung:
Für den Erfolg einer Bestäubung ist ausreichende Keimfähigkeit des Pollens die erste Voraussetzung. Daher ist es erforderlich, die Keimfähigkeit des Pollens der Sorten, die im befruchtungsbiologischen Versuch mit einbezogen werden, zu prüfen. Aus der Tetradenauszählung lassen sich nach dreijähriger Prüfung keine Rückschlüsse auf die Pollenqualität der einzelnen Sorten ziehen. Selbst die Sorte Polshir, die im dreijährigen Mittel nur 5 8 % normale Tetraden ausbildete, zeigte Pollenkeimungsergebnisse, die keineswegs abnorm waren. Als Sorten mit hoher Pollenkeimfähigkeit, d. h. mit über 3 0 % wurden in zweijähriger Prüfung erkannt: Schattenmorelle, Köröser Weichsel, Querfurter Preßsauerkirsche, Heimann 26, Haackes Dunkelsaftige, Haacke-Schneider-Weichsel, Schirpotreb, Wladimirskaja, Doppelte Natte. Alle anderen Sorten lagen unter 30° „ Keimfähigkeit. Hierzu gehören auch alle Amarellen und Glaskirschen. Von den als hochgradig selbstfertil festgestellten Sorten sind Heimann 23 und Krassa Sewera der Gruppe mit schlechter Pollenkeimfähigkeit zuzuordnen. Daraus ergibt sich, daß es selbst bei geringer Keimfähigkeit des Pollens im künstlichen Medium zu hohen Selbstungsansätzen kommen kann. Extrem niedrige Pollenkeimergebnisse, die auf zytologisch bedingte PollenSterilität zurückzuführen wären, liegen bei den geprüften Sorten nicht vor. 3.
Zusammenfassung
In Sauerkirschsortenversuchen an verschiedenen Standorten der Deutschen Demokratischen Republik werden zugelassene Sorten, Lokalsorten, Typenauslesen und Sorten aus der Sowjetunion, Polen und der CSSR auf ihre obstbauliche Eignung geprüft. An diesem umfangreichen Material von 35 Sorten wurden phänologische und befruchtungsbiologisch-zytologische Untersuchungen vorgenommen. 1. Die phänologischen Untersuchungen führten zur Klassifizierung von frühblühenden, mittelblühenden und spätblühenden Sorten. Auf unterschiedliche Standorteinflüsse reagieren besonders frühblühende Sorten mit differenziertem Blühbeginn. Die spätblühenden Sorten werden weniger häufig durch Spätfrost gefährdet und sind obstbaulich von besonderem Interesse. 2. Die befruchtungsbiologische Prüfung konzentrierte sich auf die Ermittlung des Selbstfertilitätsgrades. Als selbstfertil erwiesen sich: Diemitzer Amarelle, Haackes Dunkelsaftige, Haacke-Schneider-Auslese, Heimann 23, Heimann 26, Krassa Sewera, Ludwigs Frühe, Petrakowka, Schattenmorelle, Schwedische Glaskirsche und Werdersche Glaskirsche. Alle übrigen Sorten sind nur teilweise oder schwach selbstfertil bzw. selbststeril 3. Die zytologischen Untersuchungen der Reduktionsteilung ergaben bei Amarellen einen höheren Störungsgrad als bei Weichsein. Die Tetraden wiesen bei allen Sorten nur geringe Abweichungen von dem Normalzustand auf. Das Tetra-
Archiv für Gartenbau, X I I . Band, Heft 2, 1964
157
denbild gestattet keine Rückschlüsse auf die Pollenkeimfähigkeit. Als Sorten mit hoher Pollenkeimfähigkeit wurden: Schattenmorelle, Koröser Weichsel, Querfurter Preßsauerkirsche, Heimann 26, Haackes-Dunkelsaftige, Haacke-Schneider-Weichsel, Schirpotreb, Wladimirskaja und Doppelte Natte ermittelt. Auch bei prozentual niedriger Pollenkeimung im künstlichen Medium kann es zu hohen Selbstungsansätzen kommen. Pe3ioMe B pa3JiH*ffibix MecTax n p o H 3 p a c T a m i H TepMaHCKOii ^eMOKpaTHnecKoii PeCnyÖJIHKH npOBOflHTCH HCnHTaHHH paÜOHHpOBaHHblX COpTOB BHIIIHH, MeCTHtIX COpTOB, THIIOBHX OTÖOpOB H COpTOB H3 C0BeTCK0r0 COK)3a, IloJIblUH H H C G P OTHOCHTGJIbHO HX npHfOAHOCTH K B03,I];ejIHBaHHIO.
d)eHOJiorHHecKHe nccjieflOBaHHH npuBejiH K KJiaccH(|)HKau;HH COpTOB Ha paHOiiBeTymne, cpejjHeijBeTymHe H no3flHeijBeTymHe. OcoöeHHO paHon,BeTymHe copTa pearnpyioT jjH