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Handbuch zum Neuen Testament Begründet von Hans Lietzmann fortgeführt von Günther Bornkamm herausgegeben von Andreas Lindemann
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An die Hebräer von
Herbert Braun
1984
J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) Tübingen
CIP-Kurztitelaufaahme der Deutschen Bibliothek Handbuch zum Neuen Testament/ begr. von Hans Lietzmann. Fortgef. von Günther Bornkamm. Hrsg. von Andreas Lindemann. - Tübingen: Mohr Teilw. begr. von Hans Lietzmann, hrsg. von Günther Bornkamm.
NE: Lietzmann, Hans [Begr.); Bornkamm, Günther [Hrsg.); Lindemann, Andreas [Hrsg.] 14. Braun, Herbert: An die Hebräer. -1984 Braun, Herbert:
An die Hebräer/ von Herbert Braun. -Tübingen: Mohr, 1984. (Handbuch zum Neuen Testament; 14) ISBN 3-16-144869-3 kart. ISBN 3-16-144790-5 Hgewebe
eISBN 978-3-16-160488-1 unveränderte eBook-Ausgabe 2022
© J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) Tübingen 1984. Alle Rechte vorbehalten. Ohne ausdrückliche Genehmigung des Verlags ist es auch nicht gestattet, das Buch oder Teile daraus aufphotomechanischem Wege (Photokopie, Mikrokopie) zu verviefäl tigen. Printed in Germany. Satz und Druck: Gulde-Druck GmbH, Tübingen. Eindband: Heinrich Koch, Großbuchbinderei, Tübingen.
Für Margret Saal
Vorwort Eine Neubearbeitung des Hebräerbriefs im Handbuch ist fällig. Seit der Kommentierung durch Hans Windisch Hb 2 1931 stehen in mancherlei Hinsicht neue Materialien zur Verfügung. Für die Textkritik die in The Greek N e w Testament von Aland Black Metzger Wikgren 1966 und in Nestle-Aland N o v u m Testamentum Graece 26 1979 neu verwendeten Papyri und Minuskeln. Für die religionsgeschichtliche Einordnung des Hb wurden neu wichtig: die jüdischen Qumrantexte (Auflistung und Sigel bei DBarthelemy JTMilik Discoveries in thejudaean Desert I, Qumran Cave I, 1955, S 46-48; KG Kuhn Konkordanz zu den Qumran-Texten 1960, S V—VII, Nachträge in Revue de Q u m r a n IV 2, 1963, S 175 f). Ferner: die gnostischen Nag-Hammadi-Funde aus Ägypten (Auflistung und Sigel durch JMRobinson NTSt 14, 1968, S 356 ff; Texte bei JMRobinson The Nag Hammadi Library in English 1977). Schließlich: an neuen Mandaica, übersetzt von Lady ESDrower, werden im Kommentar benutzt: The Haran Gawaita The Baptism of Hibil Ziwa 1953 The Canonical Prayerbook of the Mandaeans 1959 The Thousand and Twelve Questions 1960 The Coronation of the Great Sislam 1962 The Great „First World" The Lesser „First World" 1963. Sodann ist zu verwerten die beträchtliche Anregung durch die seit 1931 erschienenen Kommentare und Spezialarbeiten zum Hb; siehe das Verzeichnis der benutzten Kommentare und das Literaturverzeichnis. Der Kommentar sieht seine Hauptaufgabe darin, das theologische Profil dieses interessanten spätchristlichen Textes im Zusammenhang der alttestamentlichen, jüdischen, christlichen und außerchristlichen damaligen Religionswelt möglichst scharf herauszuarbeiten. Die Notierung des für den Hb typischen Wortschatzes, zum Beispiel seiner hapax Legomena, dient diesem Ziel; besonders auch, was seinen theologischen Unterschied zum Corpus Paulinum kennzeichnet. Aber die Formalien sollen dabei nicht zu kurz kommen: die Textkritik versucht, alle einschlägigen heutigen Belege zu nennen; der mit dem hellenistischen Griechisch nicht hinreichend vertraute Benutzer findet für Grammatik und Rhetorik entsprechende Verweise. Für den Benutzer des Kommentars sind nachfolgende Hinweise wichtig. Die im Kommentar verwendeten Abkürzungen sind zu entnehmen dem Theologischen Wörterbuch (ThW) X S 53 ff, dem Griechischen Wörterbuch von WBauer 5 1971 und der „Religion in Geschichte und Gegenwart" 3 . Für die Textkritik aus: Tischendorf NT 8 1869 1872 und den dazugehörigen Prolegomena von CRGregory 1884; ferner EvDobschütz ENestles Einfuhrung in das griechische N T 4 1923, KAland Kurzgefaßte Liste 1963 und Nestle-Aland NT 2 6 1979; schließlich GZuntz The Text of the Epistles 1953 BMMetzger A Textual Commentary in the Greek N T 1971. Z u m Inhalt ist spezielle Literatur vor jedem Vers angegeben; dort nicht Verzeichnetes ist dem alphabetischen Literaturverzeichnis zu entnehmen, das aber die spezielle Literatur ebenfalls enthält. Normalerweise ist die Literatur nur bis 1980 benutzt. Grammatiken, Wörterbücher und ähnliche Hilfsmittel werden unter diesem Stichwort gesondert verzeichnet. Kommentare sind im Verzeichnis nach ihrem Erscheinungsjahr geordnet. Jeder wichtige Begriff des Hb wird normalerwei-
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Vorwort
se im Kommentar bei seinem Ersterscheinen behandelt; bei weiterem Vorkommen erfolgt ein kurzer Rückverweis darauf. Der Nachweis für das Vorkommen einer Vokabel will veranschaulichen: der Hb entnimmt seinen Sprachschatz, abgesehen von dem allgemeinchristlichen Sprachgebrauch, aus der Septuaginta ( L X X ) und aus hellenistisch-außerbiblischer Literatur. Die L X X wird von mir zitiert normalerweise nach Swete, selten nach Rahlfs oder der neuen Göttinger Ausgabe. Für den im Hb verwendeten L X X - T e x t siehe OMichel Kommentar 12 , 1966, S 112 Anmerkung 2; ferner EAhlborn Die SeptuagintaVorlage des Hebräerbriefs, Dissertations-Manuskript Göttingen 1966; FSchröger Der Verfasser des Hebräerbriefs als Schriftausleger 1968. Es ist mir ein wichtiges Bedürfnis, meinen ausdrücklichen Dank auszusprechen: an Herrn Kollegen WRGLoader Australien für die Überlassung zahlreicher Kopien aus der Sekundär-Literatur; an das Institut für neutestamentliche Textforschung in Münster, seinen Direktor, Herrn Kollegen Aland und seine Mitarbeiter, für laufende treue Beratung in Fragen der Textkritik; an die Mitarbeiter der hiesigen Universitäts-Bibliothek, vor allem an Frau Bibliotheks-Oberamtsrätin Strecker. Besonders an Herrn Oberbibliotheksrat Dr. Beßlich für die einem bibliothekswissenschaftlichen Laien wie mir schwierige Umsetzung von Wettstein-Zitaten in die heute gültige Zitierungsweise und für viele sonstige bibliographische Hilfe. An die Seminar-Bibliothek der hiesigen Katholischen Fakultät für selbstlose Hilfe in der Literatur-Beschaffung. Schließlich an meine Fakultät: an Herrn Privatdozenten Dr. D.-A. Koch, an Herrn Assistenten W. Weiß für wichtige Korrekturhilfe, an Herrn Stief, den Leiter der Seminarbibliothek und seinen Mitarbeiter, Herrn Kenst, für vielerlei freundliche, immer bereite Hilfen, beim Auffinden von Büchern, beim Maschinenschreiben und beim Kopieren.
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Einleitung In seiner theologischen Struktur vollzieht der H b vielfach einen Alleingang. Die Gotteslehre hat etwas griechisch Rationalistisches, siehe 11,6; vergleiche des H b Vorliebe f ü r allgemeingültige Sätze, 7,7. Die Christologie ist zwar allgemein-spät-neutestamentlich insofern, als sie Jesus „ G o t t " nennt (siehe 1,8) u n d das formulierte Bekenntnis verwendet (siehe 3,1); der T o n auf Jesu Auffahrt statt auf der Auferstehung oder E r w e c k u n g seines Leibes ist sogar frühchristlich (siehe 1,3 13,20). Aber Jesus als Abglanz u n d Prägebild Gottes 1,3, als himmlischer Hoherpriester im himmlischen Kultdienst 2,17 8,1-10,18, seine Analogie zu Melchisedek 5,6 Exkurs (7,1-17) - diese Aussagekomplexe eignen im N T allein d e m H b . Ebenso die von Jesus vollbrachte Sühne als nicht alttestamentlichuneigentlich, sondern als wirklich, als Sache des Gewissens, 9,9.14 10,22; desgleichen die v o n Jesus bewirkte W e g b a h n u n g ins himmlische Heiligtum 10,19 f. N e b e n der zeitlicheschatologischen Linie (siehe zum Beispiel 2,5 3,13 und öfter) liegt ein starker T o n auf d e m Gegensatz v o n „uneigentlich-welthaft" u n d „wirklich-jenseitig" (siehe zu „wirklich" 8,2, „bleiben" 7,3, „unerschütterbar" 12,28, „Schatten" 8,5 u n d zu d e m „Geschaffenen" 12,27); die L X X , allegorisch-gnostisch interpretiert, „beweist" diese dualistische W e r tung, z u m Beispiel 11,13-1613,9-14. Käsemanns E n t w u r f , im Gottesvolk passim, der die gnostische Versetzung des H b unterstreicht, sieht grundsätzlich richtig, auch w e n n m a n bei der Zitierung dualistischer Belegtexte wird .vorsichtiger sein müssen (siehe 2,17 Exkurs). Das Verhältnis Jesu zu den Christen ist im H b , anders als sonst i m N T , eigentümlich distanziert; und das trotz Jesu Mitfuhlens 4,15. Im H b fehlt evXpump, avv Xpiorw, niaieveiv eis, nioii