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HANDBUCH ZUM NEUEN TESTAMENT BEGRÜNDET VON HANS LIETZMANN I N VERBINDUNG MIT FACHGENOSSEN HERAUSGEGEBEN VON G Ü N T H E R
BORNKAMM
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DIE APOSTELGESCHICHTE ERKLÄRT VON
D.HANS CONZELMANN PROFESSOR I N GÖTTINGEN 2., verbesserte Auflage Mit einer Karte
197 2 J.C.B. MOHR (PAUL SIEBECK.) TÜBINGEN
© Hans Conzelmann J. C. B. M ohr (Paul Siebedc) Tübingen 1963 Alle Rechte vorbehalten Ohne ausdrückliche Genehmigung des Verlags ist es auch nicht ges1a11e1, das Buch oder Teile daraus auf photomechanischem Wege (Photokopie, M ikrokopie) zu vervidfälcigen Printed in Germany Satz und Druck: Gulde-Druck, Tübingen Einband: Heinrich Koch, Großbuchbinderei, Tübingen
ISBN 3 16 108711 9 (brosch.) ISBN 3 16 108712 7 (Lw.) eISBN 978-3-16-160479-9 unveränderte eBook-Ausgabe 2022
VORWORT Die hier vorgetragene Auslegung der Apostelgeschichte ist bewußt beim alten Stil des Handbuches geblieben. Dieser Typ von Auslegung scheint mir bis heute seinen Wert für den akademischen Unterricht, für die Information des Nicht-Theologen, aber auch für die Arbeit des Pfarrers und Religionslehrers behalten zu haben. Er leistet dem Studenten Widerstand gegen die Neigung, fertige Ergebnisse zu übernehmen, und bietet statt dessen das Material für die eigene Arbeit am Text. Ich habe mich bemüht, die Literaturangaben so auszuwählen, daß mit ihrer Hilfe alles Wesentliche gefunden werden kann. Der erste Dank, der hier auszusprechen ist, gilt Ernst Haencken. Wir haben unser Verständnis des lukanischen Schrifttums zunächst unabhängig voneinander gefunden. Dann erwuchs eine Zusammenarbeit, die mich ständig bereicherte. Herrn Kollegen Wieacker, Göttingen, verdanke ich die Übersetzung und Kommentierung eines schwierigen juristischen Textes (Beilage 11). Meine ehemalige Assistentin, Fräulein Susi Hausammann, hat mir bei der Herstellung des Manuskripts unermüdlich geholfen. Ihr Anteil geht weit über eine nur technische Hilfe hinaus. In die Arbeit trat später mein jetziger Assistent, Herr Heinz-Dieter Knigge, ein, der auch die letzte Durchsicht vornahm, ferner Herr stud. theol. et phil. Wolfgang Hinze. Der Verlag Vandenhoeck und Ruprecht ermöglichte die Beigabe einer Karte. Geismar bei Göttingen, den 23. 5.1963
Harn Conzelmann
V O R W O R T Z U R 2. A U F L A G E Die Neuauflage ist berichtigt und ergänzt. Herrn Verleger Dr. h. c. Hans Georg Siebeck und seinen Mitarbeitern sowie meinem Assistenten, Herrn Wolfgang Hinze, schulde ich Dank für die ungewöhnliche Mühe, die sich bei der Herstellung der neuen Fassung gegeben haben. Die 1. Auflage war als Zeichen des Dankes für die Verleihung der Würde eines Doktors der Theologie der Theologischen Fakultät zu Heidelberg gewidmet. Die Dankbarkeit gegenüber der damaligen Fakultät gilt unverändert weiter. Geismar bei Göttingen, den 2.5.1972
Hans Conzelmann
EINLEITUNG I . ÄUSSERE BEZEUGUNG
Ob die P a s t o r a l b r i e f e die Act kennen, ist fraglich. Es besteht zwar eine gewisse theologiegeschichtliche Ähnlichkeit (Traditionsgedanke, Handauflegung, Ordination; beide verknüpfen gegen den geschichtlichen Befund die Presbyterialverfassung mit Paulus). Daneben bestehen aber erhebliche Unterschiede, und literarische Abhängigkeit der Past ist nicht sicher nachzuweisen. I I Tim 3 ll spielt auf Erlebnisse des Paulus in Antiochia (Pisidiae), Iconium und Lystra an. Aber darüber kann es auch außerhalb der Act Überlieferungen gegeben haben, vgl die Rolle dieser Landschaft in den Akten des Paulus und der Thekla. Die Namen der Großmutter und Mutter des Timotheus I I Tim 15 stammen ja nicht aus den Act. Die Nennung des Lukas I I Tim 411 beweist ebenfalls nichts, vgl Phm 24 Col 414. Bei den A p o s t o l i s c h e n V ä t e r n findet man Anklänge. Aber zT handelt es sich um bloße Berührung im Ausdruck oder um Wendungen der Gemeindesprache, so I Clem 22-Act 217; I Clem 54.7—Act 125; vgl Ign Mg 5i Pol Phil 92 Herrn sim IX 273; Pol Phil 23-Act 2035 ;vgl I Clem 13 lf. (s HKöster Synopt Überlieferung bei den Apost Vätern, TU 65, 1957, 5f); Pol Phil 63-Act 752 vgl I Clem 17i Justin Dial 16; Pol Phil 122-Act 25 4ia vgl Col I23 Pred I13 3 i ; diese Stelle berührt sich ferner mit Act 821 (vgl Col I12) und 20 32; I I Clem 20s-Act 3i5 531 vgl Hebr 2io; I I Clem 44-Act 419 vgl Mt 10281 Clem 14i I I Clem 54 (s zSt); Herrn sim I X 282-Act 541 9ie 1526. Ähnlich liegen die Dinge, wo auf festes Formelgut angespielt wird: I Clem 592-Act 26i8; Barn 72-Act 1042 vgl Pol Phil 2 i I I Clem l l I I Tim 4i I Petr 4s Ep Ap 16 (27); Pol Phil l2-Act 224. Barn 19s Did 4s erinnern an Act 432, stammen aber aus dem Zwei-Wege-Katechismus; die Form in Act ist stärker hellenistisch. Es bleiben noch drei Stellen. Die Verwandtschaft zwischen I Clem 181 und Act 1322 beruht auf Benutzung derselben schriftgelehrten Tradition. Das Logion Act 2035 steht auch I Clem 21 Did 15. Da es hier nicht als Herrnwort bezeichnet ist, besteht keine Abhängigkeit von Act, s Köster 233f. Endlich genügt die Ähnlichkeit von Barn 5sf und Act 12 D(!) nicht zum Beweis literarischer Abhängigkeit. Was Ignatius betrifft, so kann man sich schwer vorstellen, daß er bei der Abfassung seines Eph-Briefes Act 20i7ff kannte, s Bauer Rechtgläubigkeit 86f. Aus Ep Diogn 34 (vgl Act 14i5 1724b) ist ebenfalls nichts zu erschließen; Anklänge dieser Art finden sich übrigens auch im „Evangelium Veritatis" (174fF 1824 33ff 197ff 15 ). Von den Anklängen bei J u s t i n (Apol I 393-Act 4i3; 49s-Act 1348; I I lOs-Act 1723) ist der gewichtigste Apol I 50i2-Lc 2349 2425.44f Act 18, s ThZahn Gesch des ntl Kanons 12,1889, 508f 580f; skeptisch AHarnack Das NT um das Jahr 200,1889,51 £f. Zu M a r c i o n vglTert Marc V l f ; Praescr 22. JCO'Neill The Theology of Acts in its Historical Setting 1961, 28ff., bestreitet, daß Justin Lk kennt. Zugleich betont er die Strukturähnlichkeit zwischen beiden in der Theologie. Zu seiner Erklärung derselben su. Ausführlich benützt sind die Act in der E p i s t u l a A p o s t o l o r u m (2. Jh, zur Datierung HDuensing bei Hennecke I 127). Auf festem Boden befinden wir uns um 180. Das M a r t L u g d (Euseb Hist Eccl V 25) zitiert Act 7 60 (ohne Angabe der Stelle). Die P e t r u s a k t e n (um 190, vor den Paulusakten verfaßt) setzen die Existenz der Act voraus, s WSchneemelcher in Hennecke I I 187. Die P a u l u s a k t e n (vor 197, s Tert Bapt 17) dürften sie kennen (WSchneemelcher in: Apophoreta 250); über das sachliche Verhältnis s u. Direkt als Werk des Lukas bezeichnet sind sie im C a n o n M u r a t o r i und bei Irenaus. Can Mur 34f (Textherstellung von HLietzmann KIT 1,7; zSt ThZahn Gesch des ntl 1 H d b . z. NX 7: Conzelmann 2. Aufl.
Einleitung
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Kan I 1, 1888, 52 f): Acta autem omnium apostolorum sub uno libro scripta sunt. Lucas optimo Theophüo comprendit, quae sub praesentia eins singula gerebantur, sicuti et semota passione Petri evidenter declarat, sed et profectioni Pauli ab urbe ad Spaniam proficiscentis. Über Lukas ebd 2 f: Tertium evangelii librum secundum Lucam. Lucas iste medicus post ascensum Christi, cum eurn Paulus quasi ut iuris studiosum secum adsumpsisset, nomine suo ex opinione conscripsit, dominum, tarnen nec ipse vidit in carne... Für iuris studiosum werden Konjekturen vorgeschlagen s Lietzmann KIT 1,5; EKlostermann ZNW 22, 1923, 308 f; Hae 10 f; doch sind dieselben nicht genügend begründet. I r e n a u s nennt Lukas sectator et discipulus apostolorum (Haer III 10 l); o äxolov&OQ IJavXov (III I i ) ; inseparabilis fuit a Paulo et cooperarius eius in evangelio (III 14 l ; es folgt ein Hinweis auf die Act, speziell auf das „Wir" 15 39 16 8 ff). Der „antimarcionitische" Lukasprolog weiß (Text bei Huck-Lietzmann, Synopse, S. VIII): " Ecniv 6 Aovxäg 'Avru>xevs Zvgog latgä; r f j rix»V> fta^f^flS &mxrc6Ä yevöfievoq xai {¡aregov IlavXo) naQaxoAovdrjaas /¿¿X6lS fiagtvQlov avrov, öovtevoag TÜ> XVQIIO äizegiandora);, äyvvaiog, ärexvog ETCÖV dyöorpcovxa reaadQoiv (vgl. septuaginta quattuor) ¿xoi/irjihj & r f j Bouatlq. nhrtQrj- Ttvevfiaxoi aylov. Es folgt eine längere Darlegung über die Abfassung des Lc-Ev; der Schluß lautet: xal mov (vgl LXX) hervor, b und eis verschwimmen (840 1922). idv steht mit Ind 831, ebenso Iva 2124. Zeitgemäß ist der Gebrauch der coniug periphr (Björck su). Der Gen des substantivierten Inf hat sich über den üblichen Gebrauch hinaus ausgebreitet s Bl-Debr § 400; Radermacher 189f. Es zeigt sich die typisch hellenistische Auflösung der Satzkonstruktion: in der Zunahme des gen absol (vgl 2134 22i7) und Acc c Inf (auch wo Subj des regierenden Verbs und des Inf identisch sind; 254 636). Bl-Debr §§ 406.423. Solözismen: 2320 27io 2620. Unmittelbar neben gewählter Wortstellung findet sich Vernachlässigung der Kongruenz 26 2 ff. Einige lukanische Eigentümlichkeiten: fiev odv; ylvea&ai mit Inf; xai nach Relativum; Relativsätze, die eigentlich Hauptsätze sind; ADebrunner Gnomon 28, 1956, 588 erklärt sie als Latinismen; doch vgl Hae 108 A 5; DTabachovitz Eranos 30, 1932, 99ff.; AWerner Byz Zeitschr 31, 1931, 258 ff. Besonders umstritten ist Umfang und Art der „ S e m i t i s m e n " . Manche halten sie für ein Indiz aramäischer Quellen (CCTorrey; Beg I I 44 ff.). Aber sie finden sich auch in sicher redaktionellen Partien und erweisen sich bei näherem Zusehen als LXX-Griechisch, vgl etwa plerophorisches avundvai
8 26 f 2210; ¿v ¡xtaw I i s 1722; im rd aihö 2i; Umschreibungen m i t 7CQÖoa)7iov 3 20, %elf)
7 35. Sie sind ein bewußt gewähltes Stilmittel. WWilcox The Semitisms of Acts 1965 (dazu EHaenchen ThLZ 91, 1966, 355ff.); RAMartin NTSt 11, 1964/65, 38ff. Auch die Vorliebe für Doppelausdrücke (s die Tabellen bei RMorgenthaler Die luk Geschichtsschreibung als Zeugnis I 1949, 22ff.) hat ihre Entsprechung in manchen Teilen der L X X (bes I I Macc); zu vergleichen ist außerdem der Stil der Inschriften (Ditt Or 233 4 9 f. 23414 f. 19 24419f. 30615 31922); Dion Hai I I 233 242ff.; endlich hieratisches Latein, Liv X X I X 27iff. Lit: ENorden Die antike Kunstprosa »1909, 480ff.; Cadbury Style; Beg I I 30ff. 66ff.; HLjungvik Beiträge zur Syntax der spätgriechischen Volkssprache, 1932 (Skrif utg av K H u m Vetensk Samf i Upps 273); GBjörck "Hv Siddaxwv, (ebd 322) 1940; AWifstrand SEÄ 5, 1940, 139ff.; ders SvTKv 16, 1940, 243ff.; HFDSparks JThSt NS 1, 1950, 16ff.; NTurner NTSt 2, 1955/56, lOOff.; JPalm Über Sprache und Stil des Diodor von Sizilien 1955; DTabachovitz Die Septuaginta und das NT 1956; HJCadbury Four Features of Lucan Style, in: Studies in LukeActs 87 ff. V . QUELLEN
Da Lk über seine Quellen keine Auskunft gibt, sind wir auf indirekte Kriterien angewiesen: Stil (Durchschimmern eines Berichtes in fremder Sprache), Wechsel der Begrifflichkeit, der Gesichtspunkte (Urteile über Personen, Ereignisse), Widersprüche, Dubletten usw.
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Einleitung
In der zweiten Hälfte des Buches ist die Fragestellung übersichtlich: Sie geht iw auf die Abschnitte, die in der ersten Pers plur geschrieben sind, su. Im ersten Teil ist das Problem komplizierter (vgl die Referate bei Hae 13ff., Trocme, Dupont Sources). Eine Vorstufe der Quellenscheidung ist die Annahme, eine vom historischen Lk stammende, geschichtstreue Grundschrift sei überarbeitet und entstellt worden (Sorof, Loisy). Andere rechnen mit e i n e r Quelle, die von Lk ergänzt sei (zB durch das Sprachwunder in Kap 2, die Berichte über Paulus und Antiochia; BWeiß). Die Annahme von zwei parallelen Quellen (unter dem Eindruck, daß in den vorderen Kapp Dubletten vorliegen, bes in 4 und 6) wurde am bekanntesten in der Fassung Harnacks (Beiträge III). Er nimmt die Schauplätze als Kriterium und unterscheidet: 1) eine jerusalemisch-cäsareensische Quelle (A) 3 i - 5 i e 85-40 9 3 i - l l i 8 12i-23. 2) Parallel läuft eine legendarische Fassung (B) Kap 2 617-42. 3) Dazu tritt von 6i an eine antiochenisch-jerusalemische Quelle 61-84 1119-30 1225-1535. A und B laufen parallel, A und die dritte Quelle ergänzen sich. Natürlich gibt es vielfache Modifikationen. So nimmt Beyer zwei Quellen für die Pfingstgeschichte an, Beg f ü r das Martyrium des Stephanus, die Gründung der Gemeinde von Cäsarea (Petrus, Philippus), für den Besuch des Paulus und Barnabas in Jerusalem (1119-30 und 151 ff.). Die neuere Entwicklung der Hypothese führt gelegentlich in die Nähe der Formgeschichte (bei Cerfaux, Trocme, s Dupont Sources 58). Die Annahme einer antiochenischen Quelle wird festgehalten vonWendt, JJeremias, Bultmann. Sie umfaßt nach JJeremias: 61-84 (s Harnack) 9i-30 (anders als Harnack) 1119-30 1225-1428 1535 ff. (also gegen Harnack nicht 151-34). PBenoit bricht 91-30 wiederausund nimmt diesen Abschnitt mit Kapp 13f. zusammen; diese Stücke beruhen nach ihm auf einem unabhängigen Dossier. Um es einzufügen, habe Lk die redaktionellen Klammern 1225 und 151 f. geschaffen. In der antiochenischen Quelle schloß also 153 an 1127-30 an; damit ist die Identität der „beiden" Reisen erwiesen. Eine Krise der Quellenanalyse zeichnet sich bereits bei Wellhausen und Wendland ab. Programmatisch führt Dibelius die formgeschichtliche Betrachtung ein, s u; es bleibt aber die Frage nach schriftlichen Quellen als der Zwischenstufe zwischen mündlicher Tradition und der Bearbeitung des Materials durch Lk. Als E r g e b n i s kann man feststellen, daß eine Quellenscheidung auf Grund sprachlicher Indizien (aramäisches Substrat) nicht gelungen ist. Andererseits beweist die relative Einheitlichkeit des Stils noch nicht, daß keine Quellen benutzt sind. Das Lc-Ev, wo wir die Arbeitsweise des Verf kontrollieren können, zeigt, wie Lk seine Quellen sprachlich überarbeitet. Die Frage ist: Verarbeitete Lk größere Quellen, die einen Geschichtszusammenhang (aus Jerusalem usw) darstellten, oder nur einzelne Traditionen, deren ursprüngliche Form nur vermutungsweise zu rekonstruieren ist? Sie mögen ihm schon schriftlich vorgelegen haben. Jedenfalls erfindet er seine einzelnen Geschichten nicht; er gestaltet sie nur erzählerisch und fügt sie in einen Zusammenhang ein. Indizien für das Urteil sind a) die Erzählungstechnik. Die Geschichte von der Befreiung des Petrus 12 3 ff. zeigt stilistische Besonderheiten. Ist daraus auf eine schriftliche Vorlage zu schließen? Doch genügt das Stilkriterium allein nicht für den Nachweis einer solchen, b) Auch die Nennung von Personen und Schauplätzen bietet nur unsichere Anhaltspunkte. ZB weist man darauf hin, daß zunächst Barnabas vor Paulus rangiere, und führt das gelegentlich auf eine Quelle zurück. Aber es kann sich auch um bewußte Gestaltung einer Entwicklung durch Lk selbst handeln. Für die Gründung der Gemeinde von Cäsarea hat Lk zwei Traditionen; aber die Aufteilung nach Quellen gelingt nicht mehr. Auch die Beobachtung von Dubletten ist nicht durchschlagend. Es bleibt die Möglichkeit der historischen Erklärung (daß es sich zB in Kap 4 und 5 um verschiedene Ereignisse handle) oder der formgeschichtlichen Erklärung, daß nicht durchlaufende Quellen, sondern umlaufende Einzelgeschichten verarbeitet seien. Da zwischen den einzelnen Episoden keine vorlukanischen Verbindungsstücke auszumachen sind, bleibt die Behauptung durchlaufender Quellenstränge im ersten Teil der Act prekär, zumal sich an einzelnen Stellen zeigen läßt, daß die Verknüpfung erst von Lk geschaffen ist, zB der Zusammenhang zwischen dem Wunder in Kap 3 und der Verfolgung in Kap 4. Am ehesten wird schriftliches Material greifbar, wo Listen geboten werden (65 131-3), wo sich in einer Erzählung unorganische (lukanische verknüpfende) Einsprengungen finden (18 l9f.), wo Widersprüche auftreten, Ereignisse aus einer nichtlukanischen Perspektive gesehen werden (Antiochia!), wo der Stil auf eine Vorlage schließen läßt (so 12 3 ff.) oder eine Erzählung durch die Einfügung in den Zusammenhang verstümmelt wurde
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(19 13 ff.)- Es steht also fest, daß Quellen benützt sind. Eine andere Frage ist, ob ihre Rekonstruktion noch möglieh ist. Sie ist zu verneinen. Was bleibt also an möglichen schriftlichen Vorlagen? Wahrscheinlich eine Sammlung von Geschichten aus Jerusalem, die am Kreis der Zwölf interessiert war. Hinweise darauf, daß sie schriftlich vorlag, sind Nachrichten, die nicht zum lukanischen Gesamtbild passen: 4 36f.; lukanische Einfügungen in einen Zusammenhang (s zu 5 4). Eine „hellenistische" Sammlung scheint Jerusalem und Antiochia verknüpft zu haben; daß auch sie schriftlich abgefaßt war, zeigt zB 6 1 - 6 , weiter das Martyrium des Stephanus. Ferner: In der Legende von der Bekehrung des Saulus scheinen Spannungen zwischen der Urfassung und dem lukanischen Bild zu bestehen. Überhaupt ist der Traditionskomplex „Saulus und Jerusalem" merkwürdig (s zu 22 3). Zu den Konsequenzen für die Rekonstruktion der Ereignisse s EHaenchen Die AG als Quelle für die christliche Frühgeschichte, Aufs I I 312ff.; HConzelmann Geschichte des Urchristentums 1969, 23if. D a s Q u e l l e n p r o b l e m im z w e i t e n Teil ( „ W i r " - B e r i c h t und „ I t i n e r a r " ) . Wenn bestimmte Abschnitte in der ersten Pers plur erzählt sind, so wird man zunächst schließen, daß der Erzähler Augenzeuge ist. Die Frage ist dann, ob sich der Verfasser der Act („Lukas") zeitweilig bei Paulus befand oder ob er den Beriebt eines Augenzeugen (des Lukas?) einarbeitet. Für das letztere spricht die abrupte Art, wie das „Wir" aufzutauchen pflegt, für das erstere die Einheitlichkeit des Stils (Harnack). Freilich ist dieses Argument nicht stichhaltig, s o. Die Schwierigkeit wird erhöht, weil man in diesem Fall damit rechnen muß, daß der Verfasser das „Wir" gelegentlich getilgt oder aber auf Nachbarabschnitte ausgedehnt hat. Daher schlägt Dibelius einen neuen Weg ein. Da uns das „Wir" keinen sicheren Leitfaden liefert, setzt er bei der Stilkritik (Stil im umfassenden Sinn der Formgeschichte verstanden) an: Deutlich heben sich nüchterne Angaben über Routen, Stationen, Gastfreunde von erb aulichen Geschichten ab. So unterscheidet Dibelius zwischen diesen und dem Rahmen, in den sie eingebettet sind. Den Rahmen bestimmt er als durchgehende Quelle, ein „Itinerar". E r stützt sich ua auf die Tatsache, daß auch solche Stationen aufgeführt sind, an denen nichts geschieht, deren Nennung also nicht durch den Zweck des Buches begründet ist. Sie müssen dem Verfasser vorgegeben sein. Dieser habe also jeweils am passenden Ort seine Einzelgeschichten eingefügt; Nahtstellen seien noch sichtbar (14s. 20). Die Wir-Form hat möglicherweise erst Lukas geschaffen, „um seinen eigenen Anteil an den Reisen des Paulus zu kennzeichnen" (Aufsätze 93). Diese Hypothese hat sieb weithin durchgesetzt. Sie wird von Haenchen aufgenommen und durch die redaktionsgeschichtlicheFrage ergänzt: An wen muß der Leser denken, wenn er auf dieses „Wir" stößt? Haenchen: an Timotheus und Silas. Aber gerade an diese beiden kann der Leser nicht denk e n ^ sie sich schon vor dem Auftauchen des „Wir" bei Paulus befinden. Außerdem müßte vorausgesetzt werden, daß bereits der erste (!) Leser des Buches den Verfasser nicht kennt (die Widmung von Lk-Ev und Act also fingiert ist; über den Zusammenhang von Widmung und „Wir" s HJCadbury NTSt 3,1957/58,128 if). Überhaupt erheben sich gegen die Annahme eines Itinerars oder Tagebuches (so Trocme) Bedenken s GSchille ThLZ 84,1959,165ff. Sollte es sich um ein Reisetagebuch handeln, so wäre dieses vermutlich beim Schiffbruch vor Malta vernichtet worden (ADNock Gnomon 25,1953,499). Übrig wären dann Erinnerungen geblieben; damit aber wäre die l i t e r a r i s c h e Hypothese als solche aufgehoben. Gewichtiger ist die Tatsache, daß das Tagebuch in sich nicht einheitlich wäre. Die Angaben über Routen zu Lande unterscheiden sich von denen über Seerouten (nur hier herrscht das „Wir"), und aus diesen hebt Bich der Bericht über die Reise nach Rom als Größe sui generis heraus, was Dibelius wohl sah. Daher nimmt er an, der Verfasser habe hier einen fertigen, literarischen Reisebericht benützt. Es handelt sich um die einzigeBeschreibung von Reiseerlebnissen des Paulus (9i ff. ist ja ein ganz anderer Fall). Sollten Angaben über solche ausgerechnet in einem „Itinerar" völlig gefehlt haben (man denke an die Andeutungen I I Cor 1126 ff.)? Ebenso Notizen über den Verkehr mit anderen Gemeinden? Wir finden ja nichts von dem bewegten Hin und Her zwischen Ephesus und Korinth, das wir aus den Korintherbriefen kennen. Die Darstellung des Itinerars wäre genau so einlinig-schematisch wie die des Verfassers selbst (Schille; s auch Dupont Sources 156.160). So fragt man sich, ob nicht umgekehrt der Verfasser die Routen aus einzelnen Angaben zu einem Ganzen gestaltete. Daß er dabei auch gleichgültige Zwischenstationen einfügte, kann rein literarisch erklärt werden, vgl etwa die Streckenbeschreibung bei Xenoph Eph 1 1 1 f. (Die Stelle gehört zu den nicht epitomisierten Partien des Xenophon von Ephesus!). Zur Verwendung des Tagebuchstils durch Historiker vgl Lucian Histor consc 16 (ebd 24). Über die Zuverlässigkeit geographischer Angaben: Betz 90 A5. Das Problem des „Wir" ist schwerlich zu lösen, wenn man nicht den geographischen Raum
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berücksichtigt, den es deckt. Es stellt ja den Berichterstatter nicht als Mitarbeiter dar, sondern als Begleiter im Baum zwischen (Troas -) Philippi - Jerusalem und Cäsarea - Rom, also als Gewährsmann weniger für die Missionstätigkeit als für die Gefangenschaft des Paulus. Der geographische Horizont ist der des Küstengebietes. Für diese Beobachtungen bietet die Itinerar-Hypothese keine Erklärung. So bleibt das Bätsei des Wir-Berichtes nach wie vor ungelöst. Sicher ist nur, daß durch das „Wir" der Eindruck von Augenzeugenschaft erweckt werden soll. Vgl die Persiflage in Lucians Wahren Geschichten (Beilage 3; weiter: Beilage 1,2); s zu 16io. Lit: Harnack Beiträge III; Hae 72ff.; Trocm6 pass; Dupont Sources pass; Bultmann Quellen; MHShepherd A Venture in the Source Analysis of Acts, Munera Studiosa 1946, 91-105. EHaenchen Das „Wir" in der Apostelgeschichte und das Itinerar, ZThK 58, 1961, 329ff. = Aufs I 227ff. zeigt den Zusammenhang des „Wir" mit der schriftstellerischen Gestaltung und Absicht des Lk: „Es dient einmal dazu (Kap 16), einen entscheidenden Augenblick in der paulinischen Mission historisch zu sichern; zum anderen kann es den Leser sich unmittelbar mit dem Leben des Paulus verbunden fühlen lassen (Kap 20f.; 27f.). Aber da Lukas (von wenigen Ansätzen abgesehen) das „Wir" nicht mit der Schilderung des paulinischen Handelns und Bedens verbindet und da Paulus der eigentliche Mittelpunkt der zweiten Actahälfte ist, ließ sich das „Wir" im zweiten Sinne nur in den Abschnitten verwenden, die keine besonderen Paulustaten berichteten." (366)
VI. D E R
SCHRIFTSTELLER
a) Die Form des Ganzen. Daß Lk „Literatur" schreiben will, zeigt schon die Tatsache der Proömien und Widmungen an, s zu 1 l. Er deutet gelehrtes Wissen an (8 27), läßt die christlichen Zeugen vor Repräsentanten der politischen und geistigen Welt gewandt auftreten und weist damit auch auf den Bildungsstand seines eigenen Berichtes hin. Er stilisiert je nachdem archaisch-biblisch, um die „Urzeit" der Kirche zu charakterisieren (womit man - auf anderem literarischem Niveau - die archaische Tönung am Anfang des Geschichtswerkes des Livius vergleichen mag), oder aber er stilisiert modern (Paulus in Athen, Paulus vor Agrippa II.); s EPlümacher Untersuchungen zum Verhältnis der Ag des Lk zur hellenistischen Literatur, Diss Göttingen 1967. Für die Charakteristik des Ganzen bleibt man am besten bei der allgemeinen Bezeichnung „historische Monographie". Für diese Gattung gibt es in der griechisch-römischen wie in der jüdischen (I. II. III. Macc) Literatur Vorbilder (zur speziellen Gattung der Praxeis s zum Proömium). Die Tendenz zu monographischer Aufgliederung ist damals sogar in die Universalgeschichte eingedrungen (Diodor). Natürlich überschneiden sich die Gattungen: In der Geschichtschreibung finden sich novellistische und romanhafte Motive (vgl die Überarbeitung der biblischen Geschichte durch Josephus; MBraun Griech Roman und hellenistische Geschichtsschreibung 1934). Ebenso überschneiden sich Geschichtschreibung und Biographie (trotz FLeo Die griech-römische Biographie 1901; zur Korrektur vgl WSteidle Sueton und die antike Biographie 1951; ADihle Studien zur griech Biographie, AGG III. F Nr 37, 1956), vgl etwa das Programm Ciceros (an Lucceius, Fam V 12), Tac Agricola (mit seinem Mittelstück). Im Ganzen ist der Gattungsvergleich in dieser Allgemeinheit relativ unergiebig. Es zeigen sich immer nur einzelne Entsprechungen. Die Form der Act als ganze ist weithin durch die spezifischen geschichtlichen und theologischen Anschauungen des Verf geprägt (vgl seine Formung des Lc-Ev). So sind die B e d e n nicht nach dem Vorbild der profanen griechischen Geschichtsschreibung gestaltet (weder der klassischen noch der hellenistisch-rhetorischen, etwa eines Dionys von Halikamass; Dibelius Aufs 120ff.), sondern nach der theologischen Intention. Lk verfolgt nicht die Absicht biographischer Vollständigkeit. Er charakterisiert nicht die Persönlichkeit, individuelle Eigenart, Aussehen, Tugenden, vor allem nicht den Tod. Die Biographie des Paulus ist - außerhalb der Missionsgeschichte - auf wenige schematische Andeutungen begrenzt. Im Vergleich zum Roman fehlt die Schilderung von Abenteuern (Reiseerlebnissen mit Räubern usw), obwohl sich Paulus in „klassischen" Romanlandschaften bewegt. Und das kann nicht einfach mit Mangel an Stoff erklärt werden (Lk kennt zB die Flucht aus Damaskus). In dieser Hinsicht ist der Vergleich mit den apokryphen Apostelakten aufschlußreich, wo das alles wuchert, s RSöder Die apokr Apostelgeschichten und die romanhafte Literatur der Antike 1932; MBlumenthal Formen und Motive in den apokr Apostelgeschichten 1933; GBornkamm Mythos und Legende in den apokr Thomasakten 1933, vgl die Beschreibung des Aussehens Act Pauli et Theclae 3, das Reisemotiv,
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das erotische Motiv. Wir empfinden es als Mangel, daß Lk keine Auskunft über seine Quellen gibt. Doch ist ein solches Verschweigen dem antiken Historiker erlaubt, vgl das Verfahren des Josephus im „Jüdischen Krieg". Schwer wiegt freilich das Fehlen chronologischer Angaben, obwohl Lk das Erfordernis als solches kennt (Lc 3 i f ) . Diesen Mängeln stehen erhebliche schriftstellerische Qualitäten gegenüber. Wenn er auch keine Kunstprosa schreibt (s o), so versteht er es doch, sein Buch zu einer Stil- und Sinnganzheit zu gestalten. Er beherrscht den „dramatischen Episodenstil" (Haenchen), den wir in zeitgenössischen Geschichtswerken (Curtius Rufus) und im Roman finden. Die Darstellung ist außerordentlich konzentriert. Dabei weiß er abzuwechseln. Er versieht Szenen mit Lokalkolorit (Lystra, Philippi, Ephesus) und erzeugt Stimmung: in Athen, beim Abschied in Milet, in den großen Verhörszenen des Schlußteils, im Seefahrtbericht. Weniger stark ist er in der Wiedergabe farbigen Details (daher fällt eine Ausnahme, 123 ff., so stark auf). Die Wundergeschichten wirken gegenüber den synoptischen zersagt; diese Beobachtung bestätigt sich durch einen Vergleich zwischen Mk- und Lk-Ev. Vgl Lk 4 35 14 i-6 und s zu 3 l - n 9 32-35.36-42. Das bedeutet zugleich: Die Gestaltung ist stärker literarisch. Die Episoden des Lk sind nur noch teilweise mit den Kategorien der Formgeschichte zu erfassen. Daher ist auch die genaue Bestimmung der Form seiner Vorlagen nicht mehr möglich. So zieht er 1 15-26 zwei Überlieferungen zusammen und gestaltet so einen dramatischen Vorgang. Eine Analogie ist in der lukanischen Passionserzählung die Umgestaltung der markinischen Darstellung der Verleugnung des Petrus und des Verhörs Jesu. Die Erzählungsweise ist nicht so sehr farbig als dramatisch, mit Hervorhebung einer Peripetie, die den Leser zur Pointe hinführt, die ihrerseits programmatischen oder lehrhaften Sinn hat. Eine lehrreiche Analogie bietet Livius, der an manchen Stellen die gleichmäßig fortlaufende Erzählung des Polybius in Episoden zusammenzieht und damit zugleich auflöst; die Episoden sind aus sich selbst verständlich, setzen aber gerade so auch dem Gesamtablauf ihre Lichter auf; s Plümacher. Nach der anderen Seite läßt sich das Niveau des Lk durch Vergleich mit den apokryphen Apostelgeschichten bestimmen. Kennzeichnend für diese ist Auflösung bzw Fehlen fester Formen (vgl außer den Apostelgeschichten auch das Petrusevangelium); Primitivität der Szenen (Kindheitsgeschichte des Thomas); Auflösung in einen romanhaften Zusammenhang hinein (vgl auch das Protevangelium des Jakobus). Von besonderem Interesse sind natürlich die Paulusakten (dazu WSchneemelcher in Hennecke II 221 ff., vgl auch 177ff. zu den Petrusakten). Vgl etwa mit der Ananias/Sapphira-Geschichte Act 5 l - n die Rufina-Geschichte Actus Petri cum Simone 2; die Wucherung der Simon-Magus-Szenen; mit der Rettung des Eutychos Act 20 7 ff. die Erweckung des Patroklos im Martyrium des Paulus l f . Exorzismus: Actus Petri cum Simone 11; Mirakelstil: ebenda 13.20f.25ff. (mechanische Vermehrung der Heilungsgeschichten); Strafwunder: ebenda 32; mit Reue und Wiederherstellung: Paulusakten P Heid 32-34 (Hennecke II 252f.). Der Mangel an Form entspricht dem Inhalt und der Tendenz: Das sinnlose Mirakel wuchert ebenso wie das „Erbauliche" (Bekehrung durch Mirakel). Es ist dem Autor ad Theophilum gelungen, die einzelnen Ereignisse zu einem Ablauf zusammenzufassen, dessen Sinn der Leser versteht, indem er ihm folgt: Lk macht den „Richtungssinn" der Ereignisse verständlich (Dibelius; HHommel ZNW 46, 1955, 147). Die wichtigsten Mittel der Darstellung sind: die Art der Anordnung und Verknüpfung der Ereignisse; Summarien, welche den Ablauf unterbrechen, um aus diesem ein Bild abzuziehen und dadurch den Sinn zu zeigen; eingelegte Reden. Lit: Wikenhauser Geschichtswert 68ff.; Gärtner 18ff.; OSeeck Die Entwicklung der antiken Geschichtsschreibung 1898; FJacoby Über die Entwicklung der griech Historiographie, Klio 9, 1909, 80ff.; ders Griech Geschichtsschreibung, Antike 2, 1926, lff.; PScheller De hellenistica historiae conscribendae arte, Diss Leipzig 1911; EHowald Vom Geist antiker Geschichtschreibung 1944; ESchwartz Griech Geschichtsschreibung 1957. b) Der A u f b a u ist durchsichtig: Zwei Hauptteile schildern die beiden Epochen, in die sich die Kirchengeschichte gliedert - die Zeit der Urkirche und der Weltmission des Paulus; dieser schlägt die Brücke zur Gegenwart. In jener ersten bleibt die Kirche an das Gesetz gebunden; in der zweiten sind die Heidenchristen - durch Beschluß der Urkirche - frei geworden. So ist sowohl die heilsgeschichtliche Kontinuität zwischen der Kirche und Israel samt der Verheißung gewahrt wie die innerkirchliche Kontinuität als geschichtlicher Vorgang gezeigt. Diese Gedanken werden durch die kunstvolle Verschlingung beider Teile noch klarer. Schon der erste Teil weist ja auf den zweiten voraus durch das geradlinige Ausgreifen der Mission zu den Samaritanern, dann - im Modell - zu
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den Heiden (Kap 10f.). Schon jetzt tritt der Träger der Weltmission in die Arbeit ein und macht die Kirche durch die Modellmission der ersten Reise (Kap 13f.) reif für die Lösung von Kap 15. Dieses Programm der Geradlinigkeit (welche im Sinne des Autors die göttliche Führung dieser Geschichte anzeigt) bedeutet natürlich Schematisierung und Ausscheidung von historischem Stoff, der uns heute unschätzbar wäre: Große Gebiete sind übergangen, obwohl der Verf von Gemeinden in denselben weiß (Syrien, Cilicien). Im vorderen Teil schieben sich noch gelegentlich Schauplätze nebeneinander: Jerusalem und Samaria, Jerusalem und Cäsarea. Das ist aus der Absicht heraus erforderlich: Jerusalem muß der bleibende Ausgangspunkt sein; zugleich muß sich die Botschaft Bahn brechen. Dem gleichen Gedanken dient die Verknüpfung des Saulus mit der Urgemeinde. Im zweiten Teil ist die Handlung dann nur noch einlinig: Neben dem jeweiligen Arbeitsort des Paulus wird ein anderer Schauplatz nur noch in Andeutungen sichtbar (Ephesus/Korinth 1824ÉF.). So hören wir während des jahrelangen Aufenthaltes in Ephesus nichts über die Vorgänge in anderen Gemeinden, obwohl sich in Korinth einiges ereignete. Überhaupt ist das Bild der Kirche auf wenige Striche skizzenhafter Art reduziert. Von der Mannigfaltigkeit innerkirchlicher Strömungen, zB der sich formierenden Gnosis, erfahren wir schlechterdings nichts. Es gibt - über den einen großen Übergang von Kap 15 hinaus keine innere Entwicklung der Kirche (auch nicht ihrer Verfassung!). Das wichtigste Stilmittel, um diese Einlinigkeit zu gewinnen, ist die Schematisierung der Mission des Paulus zu Reisen. Sie beherrscht das Geschichtsbild bis in die Gegenwart. Geschichte ist für Lk identisch mit Heilsgeschichte, dh der Geschichte Israels, Jesu, der Kirche. Ein weltgeschichtlicher Horizont als Rahmen oder Hintergrund wird nicht gezeichnet. Die Angaben über zeitgenössische Ereignisse sind spärlich und auf Fälle begrenzt, wo das Schicksal der Kirche berührt wird. Das römische Imperium interessiert nur, sofern es in die Mission eingreifen kann, also in der politischen Apologetik. O'Neill 54ff. 166ff. c) Die S u m m a r i e n bilden ein hervorragendes Mittel der Interpretation. Das unmittelbare Vorbild lieferte Mk. Es finden sich kleine aiinnma.rigp.hn Notizen (114 67 931 f.), die leicht als redaktionelle Gebilde zu erkennen sind, und drei große Summarien (242-47 4 3 2 - 3 5 5 1 2 - 1 6 ) . Beide Gruppen bieten keinen zusätzlichen Stoff, sondern Zusammenfassung. Nun stellen die drei großen ein Problem, sofern sie nicht logisch aufgebaut zu sein scheinen. Daher wird vielfach angenommen, in ihnen lagern zwei Schichten übereinander. Entweder hätte Lk selbst eine Quelle überarbeitet (Cerfaux) oder ein Späterer den lukanischen Text durch Interpolation (Benoit) erweitert. Mit sprachlichen Argumenten ist freilich diese zweite Annahme nicht zu beweisen, und der unorganische Aufbau dürfte sich aus der Funktion der Summarien im Ganzen erklären. Sie müssen ja eine ganze Anzahl Motive aufnehmen und die Stellung der Gemeinde in zweifacher Hinsicht beschreiben: nach innen und außen. Entscheidend für das Urteil ist die Beobachtung am Verfahren des Lk im E v : Das Summar Me I14 hat er Lc 4i4 aufgenommen und in der Mitte aus Mc l2iff. erweitert. So schuf er ein Schema: Schauplatz - Ausbreitung des Rufes - Tätigkeit (obwohl der mittlere Topos logisch an den Schluß gehörte); vgl weiter Mc 132 mit Lc 440 ff. (aus Mc 311 f. erweitert). Sie spiegeln die Struktur des Geschichtsverständnisses: es beruht nicht auf kausaler Verknüpfung, sondern auf dem Finden des Gesamtsinnes in den einzelnen Vorgängen. Lit: s zu 247; Beg V 392ff.; LCerfaux EphTheoILov 13, 1936, 6 6 7 f f . ; 16, 1939, 5ff.; JJeremias ZNW 36, 1937, 2 0 6 f f . = Abba 1966, 240f.; PBenoit in: Aux sources 1 ff.; HZimmermann BZ NF 5,1961, 71 ff. d) Die R e d e n . Mit der Einfügung von „Reden" lehnt sich Lk an den allgemeinen Brauch der antiken Geschichtschreibung an. Reden dienen sowohl der Belehrung als der delectatio; diese ist ja ein selbständiger Zweck der Historiographie, s Dibelius Aufs 123 3; HHommel ZNW 46, 1955, 152f.; vgl aus dem Judentum I I Macc 225 1539. Er gestaltet seine Reden freilich in völlig selbständiger, seiner Gesamtauffassung entsprechender Weise (Dibelius Aufs 120ff.), wobei offensichtlich Eindrücke aus der alttestamentlichen und jüdischen Literatur mitspielen (Abschiedsreden: vgl Act 2018 ff. mit Jos 23; I Sam 12; heilsgeschichtliche Rückblicke s zu Act 7 usw). Wie in der zeitgenössischen Literatur überhaupt handelt es sich nicht um verkürzte Wiedergabe wirklicher Reden, sondern um schriftstellerische Gebilde. Sie lassen sich nach Typen gliedern. Den vorderen Teil beherrschen die Missionsreden vor Juden (und dem Gottesfürchtigen Cornelius mit seinem Anhang); sie werden zuerst von Petrus gehalten. Gegen den Schluß des ersten Teils wird er von Paulus abgelöst (13isff.). Dieser letzteren Rede verleiht Lk am Schluß (1338f.) eine leichte paulinische Färbung. Trotzdem wollen die Reden nicht die individuelle Art des Red-
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ners vorfähren, sondern die substantielle Einheit der urchristlichen, dh normativen Predigt (es ist zu beachten, daß Lk bald darauf Petrus in derselben paulinisierenden Weise sprechen läßt, 15 6 ff.). Übrigens sind sie nicht als Musterpredigten entworfen (gegen Dibelius). Sie geben zwar das apostolische Kerygma wieder, sollen aber nicht als homiletisches Stilmuster dienen. Das ergibt sich schon daraus, daß sie als spezifische Judenpredigten gestaltet sind (z Zt des Lk ist die Judenmission nicht mehr aktuell), also die historische Reflexion des Lk auf den Unterschied zwischen Urzeit und Gegenwart spiegeln. Sie sind auch nicht nach einem homiletischen, sondern nach einem literarischen (wenn auch primitiv-literarischen) Schema gebaut (vgl CFEvans JThSt NS 7, 1956, 25ff.; anders JATRobinson ebda 177ff.).Dieses läßt die spezifisch lukanische Theologie, sein Verständnis von Christologie, Schrift, Verheißung-Erfüllung, Heil-Buße-Taufe erkennen. Die durchschnittlichen Elemente des Aufbaus sind: Am Anfang kann eine B i t t e um Gehör stehen; dieses Motiv hat Parallelen im Aufruf der alttestamentlichen Propheten wie in der hellenistischen Gerichts (Verteidigungs-)rede (in den „heidnischen Märtyrerakten", s zu 2u). Es folgt die V e r k n ü p f u n g von S i t u a t i o n und Bede, gelegentlich mit der Technik des Mißverständnisses. Die Situation kann sich auch im Innern der Bede abzeichnen; doch bestimmt sie nicht die durchschnittliche Topologie derselben. Gern steht dann am Anfang des eigentlichen Corpus ein S c h r i f t w o r t . An dieses schließt sich das christologische K e r y g m a an, dann der Schriftbeweis. D >n Abschluß bildet der H e i l s z u s p r u c h ; dabei wird auf die Buße als die Bedingung des Heils hingewiesen. Gelegentlich läßt Lk den Redner unterbrochen werden. Das ist natürlich ein literarischer Kunstgriff : Die Unterbrechung erfolgt, wenn alles Erforderliche gesagt ist. Für sich steht der heilsgeschichtliche Abriß der Bede des Stephanus Act 7. Er folgt (einer Quelle? und) alttestamentlichen Vorbildern; Lk hat diese Stilform in der Bede des Paulus 13x5 ff. benutzt und mit der Form der „Petrus"-Beden verschmolzen. Von den Ansprachen an Heiden ist nur die Areopagrede zur „Bede" ausgebaut, s d. Singular ist dann noch die Abschiedsrede in Milet, s d. Endlich haben wir noch die großen Verteidigungsreden des Paulus (samt der Anklagerede des Tertullus), die ganz auf die Situation und den lukanischen apologetischen Zweck abgestimmt sind. Lit: Dibelius Aufs 120ff.; FFBruce The Speeches in the Acts of the Apostles 1942; ESchweizer ThZ 13,1957,1ff.;JTTownsend AnglThR 42, i960,150ff.; UWilckens Die Missionsreden der AG, H963; O'Neill 71 ff.; PSchubert The Final Cycle of Speeches in the Book of Acts, JBL 87, 1968, lff. Wilckens, O'Neill und Schubert sehen einen engen Zusammenhang zwischen Reden und Szenen einerseits, zwischen den einzelnen Reden andererseits: Diese schreiten mit dem Fortgang der Handlung fort, bestimmen diesen ihrerseits und ergänzen sich inhaltlich. Nun bestehen natürlich Zusammenhänge: Die Reden sind mit den Szenen verknüpft und lösen Wirkungen aus. Die Abfolge von Reden an Juden, Heiden, Christen, Reden zur Verteidigung entspricht dem Geschichtsablauf. Andererseits gibt es bewußte Wiederholungen. Die Reden sprechen eine Botschaft aus, die nicht von der rahmenden Szene und der Stellung im Ganzen der Act bestimmt ist. Darin liegt ein (von Dibelius hervorgehobener) Unterschied von den Reden der griechisch-römischen Geschichtsschreibung.
V I I . L E I T E N D E G E D A N K E N (GESCHICHTSBILD)
Fundament ist ein Gesamtbild der Heilsgeschichte und ihrer Gliederung in drei Epochen: Zeit Israels, Zeit Jesu (als Mitte), Zeit der Kirche. Dieses Bild ist vor allem aus dem Lc-Ev zu erheben. In den Act wird es weniger entwickelt als vorausgesetzt. Damit ist die sachliche Zuordnung der beiden Bücher bestimmt. Die Fortsetzung des Ev durch die Act ist keine zufällige, rein literarisch motivierte. Voraussetzung ist, daß die Kirche als geschichtliche Größe begriffen ist, die ihren eigenen Zeitraum hat, m a W daß die eschatologische Naherwartung in ein Geschichtsbild umgesetzt wurde. Die drei Epochen stehen in enger Verbindung zueinander: Jede knüpft an die vorausgehende an und führt sie in gewisser Weise weiter, besitzt aber auch ihr eigenes, zusätzliches Charakteristikum. Die erste ist die Zeit des Gesetzes und der Weissagung, die mittlere die Zeit der Verkündigung des Gottesreiches (Lc 16i«) und der Darstellung desselben in den Taten Jesu, die dritte die Zeit der Kirche, welcher der Geist geschenkt ist und damit die Kraft zur Weltmission (in der mittleren Epoche besaß nur Jesus den Geist, und zwar in anderer Weise als jetzt die Gläubigen, vgl Lc 322 mit
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Me 110 einerseits, Act 2 3 andererseits ; in der Zeit des AT kam der Geist nur sporadisch in der Form der augenblicklichen Inspiration auf einzelne). Daß die Kirche als Größe mit eigener geschichtlicher Dimension begriffen ist, zeigt sich darin, daß Lk auch innerhalb der dritten Epoche noch einmal gliedert: Die Urzeit der Kirche ist eine Epoche sui generis, die sich von der „heutigen" Form der Kirche abhebt. Sie besitzt eine nur ihr eigene, unwiederholb&re Struktur. Denn in ihr lebten die Augenzeugen des Wirkens Jesu und der Auferstehung. Die zugeordnete Institution ist der Zwölferapostolat (s GKlein Die zwölf Apostel 1961 und dazu Hae 676ff.). Die Verfassung der Urgemeinde kann daher gar nicht beibehalten werden. Zwar überträgt Lk das Amt der Ältesten auf die ganze Kirche, aber nur nebenbei; es dient nicht der programmatischen Darstellung der Kontinuität. Eine apostolische Sukzession kann es bei diesem Geschichtsbild nicht geben (unter seinem Zwang muß ja Lk sogar dem Paulus den Aposteltitel versagen; zu der Ausnahme 144. 14 s d). Die Urkirche war im Unterschied zur gegenwärtigen an das Gesetz gebunden, wodurch die Kontinuität mit Israel gewahrt ist. Ihre Gütergemeinschaft läßt sie zwar in idealem Lichte erstrahlen; aber diese Lebensform ist nicht als zeitloses Ideal einer Kirchenverfassung gemeint, an dem die Gegenwart zu messen wäre. Bei der Gründung der paulinischen Gemeinde ist davon gar nicht die Bede. Lk kennt weder eine Theorie des Abfalls der Kirche von ihrer ursprünglichen Liebe noch die einer fortschreitenden Entartung (obwohl er mit einer solchen Geschichtsauffassung einen Lieblingsgedanken der hellenistischen Geschichtsschreibung hätte aufgreifen können, s HErbse RhMus 94, 1951, 163). Die Verknüpfung zwischen beiden kirchengeschichtlichen Epochen ist durch das Apostelkonzil hergestellt (zum Literarischen s o), praktisch durch die Annahme des „Aposteldekrets", das also ebenfalls seinen spezifisch geschichtlichen Sinn hat. Der wichtigste Faktor der Kontinuität ist die gleichbleibende Lehre, d h im Sinne des Lk die Tradition des Bildes Jesu und seiner Lehre (Lk kennt keine Entwicklung der Lehre !) ; dazu kommt der Geist als ständiger Besitz der Kirche. Es ist bezeichnend, daß die Kontinuität der Kirchengeschichte nicht eine solche von Institutionen ist. Gerade die Stellung des Paulus, der ja den Zusammenhang zwischen beiden Zeiträumen herstellt, wird nicht „amtlich" definiert, sondern rein soteriologisch : er ist das „auserwählte Werkzeug". Diese Gesamtauffassung prägt auch das Bild des P a u l u s . Dieses ist natürlich nicht von Lk frei entworfen. Lk steht in einer paulinischen Tradition (JJervell Zur Frage der Traditionsgrundlage der Ag, StTh 16, 1963, 25ff. ; PBorgen Von Paulus zu Lk, StTh 20,1966,140fF.). Aber in dieser ist das Bild des Paulus bereits stark verwandelt (s zB zu 22 3). Und Lk selbst bringt dazu noch seine eigene Auffassung zur Geltung. ZB muß sich Paulus auf Grund des historischen Schematismus an das Gesetz binden. Nicht er, sondern nur die Urgemeinde kann die Freiheit der Heidenchristen herstellen, d h die Freiheit wird nicht mehr primär theologisch, durch die paulinische Rechtfertigungslehre, begründet, sondern historisch-kirchenrechtlich. Vom Geschichtsverständnis ist auch die Auffassung von der Schrift bestimmt, wie sie sich im S c h r i f t b e w e i s dokumentiert. Dieser setzt ja die Kontinuität der Heilsgeschichte voraus. Inhaltlich ist er noch überwiegend auf die Christologie beschränkt. Der weitergreifende Ausbau erfolgt erst später (Justin Apol 131.48 Iren Haer IV 33 n ff. Tert Marc IV Orig Cels I 50 usw). Der Horizont des Schriftbeweises reicht - entsprechend dem heilsgeschichtlichen Schema - bis zum Anbruch des Gottesreiches. Die Einsicht in den Sinn der Schrift ist vom Auferstandenen erschlossen (Lc 2425 ff.), dh die Schrift wird vom Osterglauben interpretiert. JDupont EphemTheolLov 29,1953,289 ff. = Études 245 ff. macht darauf aufmerksam, daß die Geburt Jesu im Schriftbeweis der Act fehlt. Zum Ganzen s MdZ 146ff. ; MRese Atl Motive in der Christologie des Lk 1969. Über das Formale der Schriftbenutzung: THoltz Untersuchungen über die atl Zitate bei Lk, TU 104, 1968; seine These: Die Zitate, die sich an den Wortlaut der LXX halten, entnimmt Lk unmittelbar aus dieser, bzw: Wo Lk die Schriftstellen selbst herbeiholt, hält er sich an LXX. Das ist der Fall bei den Zitaten aus Zwölfprophetenbuch, Jesaja und Psalmen. Die übrigen Zitate, die stärker von LXX abweichen, entnimmt er aus Vorlagen, etwa Testimonien (die ebenfalls auf LXX basieren). Semitische Vorlagen der Zitate sind nicht nachzuweisen. Die C h r i s t o l o g i e und die christologische Titulatur ist dieselbe wie im Lk-Ev. Die abweichenden Nuancen (CFDMoule in: Studies in Luke-Acts 159ff.) erklären sich aus der Verschiedenheit des Gegenstandes in beiden Büchern. So spielt natürlicherweise jetzt der xtîgtoç-Titel eine stärkere Rolle; bezeichnend ist weniger der statistische Unterschied als die Tatsache, daß Lk diesen Titel auch in sein Evangelium einführte. Erst in den Act kann Lk im Zuge seines Biblizismus
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XQiorög frei titular entfalten. In der Christologie fehlt der Gedanke der Präexistenz. Es herrscht durchweg straffe Subordination. Die Sühnebedeutung des Todes Christi klingt nur gerade einmal in einer überkommenen Wendung an (2028), ist aber nicht entfaltet. D a s Heilsereignis ist vielmehr die Auferstehung. Sie wird in dreifacher Weise aktualisiert: zuerst in der direkten christologischen Aussage über die Auferstehung bzw Erhöhung Christi, wodurch der Gläubige der göttlichen Lenkung der Kirchengeschichte und des künftigen Heils versichert wird; dieser Ausblick wird konkretisiert, indem Christi Auferstehung als Prototyp der a l l g e m e i n e n Totenauferstehung ausgelegt wird; wir beobachten in der lukanischen Eschatologie eine Verschiebung von der kosmologischen Konzeption der Auferstehung auf eine individuelle Erwartung hin. Drittens bedeutet Christi Auferstehung den großen Einschnitt in der Weltgeschichte. Die Zeiten der „Unwissenheit" sind dahin. Seit Gott die Auferstehung als „Beweis" darbot (1731), gibt es für das Ausweichen vor der Predigt keine Entschuldigung mehr. Nur an diesem Wendepunkt kommt die Weltgeschichte als solche in den Blick. Denn das ganze Verhältnis zur Welt ist durch das Medium der heilsgeschichtlichen Theologie hindurch verstanden. Für das Verhältnis zu Israel ist das ow deutlich: Die Kirche steht in Kontinuität zum alten Gottesvolk. Auf der anderen Seite stößt sie bei den „Juden" auf Unglauben und wendet sich nunmehr zu den Heiden. Auch die Völkerwelt wird ausschließlich aus der Perspektive der Mission gesehen. Gerade jener Einschnitt, das Ende der Zeit der Geduld Gottes, wird nicht weltgeschichtlich anschaulich gemacht. Er wird nicht aus einer innergeschichtlichen Entwicklung abgeleitet (etwa mit Hilfe der zeitgenössischen Idee von „Ursprung und Entartung"; vgl etwa KReinhardt Poseidonios über Ursprung und Entartung 1928), die sich doch in der Mitte der Areopagrede geradezu aufzudrängen scheint. Dieser Zeitpunkt zeigt sich vielmehr ausschließlich in der Verkündigung der Auferstehung. Übrigens bleibt auch das Verständnis der Welt als S chöp fung im Rahmen des Verkündigungsstils. Es wird nicht durch einen Naturbegriff entfaltet. Endlich gibt es keine theoretische Anthropologie, keine Reflexion über Fatum und Willensfreiheit, daher auch keine Grundlagenproblematik des Wundergedankens, sondern nur die apologetische Abgrenzung von Wunder und Magie, welche das Buch durchzieht und in paradigmatischen Szenen erscheint (8 6-24 13 6-12 19 11-20; anders GKlein Der Synkretismus als theologisches Problem in der ältesten christlichen Apologetik, ZThK 64, 1967, 40ff. = Rekonstruktion und Interpretation 1969, 262 ff.). Die Begrenzung auf die kirchliche Perspektive ermöglicht endlich die eigentümlich rationale Gestaltung der politischen Apologetik (s MdZ 128ff.). Sie wird nicht durch einen Staats-, Rechtsoder Geschichtsbegriff fundiert. Lk scheidet das „Grundsätzliche" aus der Argumentation aus. Er läßt sich weder auf den römischen Staatsgedanken als solchen ein noch auf die Thematik von Monotheismus - Staat - Kirche im allgemeinen, sondern begnügt sich mit dem Nachweis, daß die christliche Verkündigung das Imperium nicht tangiert. Sie ist primär Verkündigung der Auferstehung, und das ist ein Fall, der das römische Strafrecht nicht betrifft. Die oft gehörte Behauptung, Lk wolle den Römern das Christentum als das wahre Judentum nachweisen, um auch für die Christen die den Juden gewährten Privilegien zu beanspruchen, hat in den Texten keinen Anhalt. Lk appelliert nicht an spezielle römische Gesetze, sondern nur an den Rechtsstaat selbst. Das Christentum als „religio licita" durchzusetzen, konnte ihm schon deswegen nicht einfallen, weil es diesen Begriff gar nicht gab. Tertullian formuliert ihn gelegentlich ad hoc (Apol 21,1). Daß es sich nicht um einen tt handelt, zeigt die Formulierung: Sed quoniam edidimus antiquissimie Judaeorum instrumentis sectam istam esse sufjultam, quam aliquante novellam, vi Tiberiani temporis, plerique sciunt, profitentibus nobis qttoque, fortasse an hoc nomine de statu eius retraeteiur, quasi sub umbraculo insignissimae religionis, certe (!) licitae, aliquid propriae praesumptionis abscondat...
Der Ausdruck ist im Anschluß an den Begriff der collegia (jetzt illicita) gebildet, doch deckt sich dieser keineswegs mit dem, was die moderne Forschung dem angeblichen Begriff der religio licita unterschiebt; letzte zusammenfassende Behandlung (aber mit ungerechtfertigter Verwendung der religio licita): LSGuterman Religious Toleration and Persecution in Ancient Roman 1954. Zur Sache: MdZ 128ff. In Wirklichkeit muß man zwei Perspektiven unterscheiden: die heilsgeschichtliche, aus welcher die Kontinuität zwischen Israel und Kirche sichtbar wird, und die praktischapologetische; hier rückt Lk die Christen von den „Juden" energisch ab und appelliert an die Einsicht des Staates. Gerade diese Doppelheit ist bezeichnend und aus der Ganzheit seines heilsgeschichtlichen Verständnisses von Theologie erklärlich.
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Über die viel verhandelten „Tendenzen" ist von den positiven, theologischen Gedanken her zu urteilen. Denn die lukanische Geschichtsschreibung ist in erster Linie auf Lehre, Verkündigung und Begründung derselben angelegt, nicht auf Polemik (mit WCvanUnnik Die Ag und die Häresien, ZNW 58, 1967, 240fF.). Das gilt angesichts von zwei Fronten: a) Gegen die Juden. Lk wirft ihnen - auch im Blick auf die Gegenwart - Umtriebe gegen die Christen vor. Aber er bestreitet nicht den heilsgeschichtlichen Zusammenhang der Kirche mit Israel, ja, er arbeitet ihn gerade aus. Die Auseinandersetzung ist in erster Linie grundsätzlich-theologisch, erst in zweiter aktuell; JJervell Das gespaltene Israel und die Heidenvölker, StTh 19, 1965, 68 ff. b) Gegen die Gnosis. Die Theologie des Lk ist sachlich durch und durch ungnostisch. Er betont die Körperlichkeit des auferstandenen Jesus (Lk 24 38f.), vertritt eine futurische, kosmische Eschatologie, hat ein ungnostischesWelt- und Geschichtsbild usw. Daher finden viele in seinem Werk eine antignostische Tendenz (GKlein; CHTalbert Luke and the Gnostics 1968; gegen Klein: Hae 675ff.). Aber Lk polemisiert nicht ausdrücklich gegen gnostische Häresie. Welche Rolle diese in seiner Umgebung spielt, ist nicht zu erkennen. Wenn er sie vor Augen haben sollte, bekämpft er sie durch Schweigen. Es bleibt jedenfalls beim argumentum e silentio. V I I I . D I E CHRONOLOGIE
Das einzige feste Datum im NT, der Synchronismus Lk 3 if., gibt nur einen ungefähren Anhalt. Es setzt das Auftreten Johannes' des Täufers in das 15. Jahr des Tiberius, d i 28/29 n Chr (zur Unsicherheit der Berechnung s Finegan 259ff.). Aber es ist nicht festzustellen, woher Lk dieses Datum hat, aus einer Quelle oder aus eigener Berechnung; auch sagt Lk nicht, wie lange der Täufer und wie lange Jesus auftrat. Den größeren Rahmen ergeben die Nennungen von Personen: Pilatus ist Statthalter ca 26-36. Claudius (11 28 18 2) regiert 41-54. Die Abgrenzung der Regierungszeiten der Statthalter Felix und Festus ist unsicher. Felix amtiert ca 52 (53)-55 oder 60, Festus entsprechend von 55 oder 60-62 (s Exkurs zu 23 24). Agrippa I. (12 if.20-23, s Exkurs zu 12 1) regiert über ganz Palästina 41-44. Kaiphas ist Hoherpriester ca 18-37; zu Ananias s zu 23 2, zu Agrippa II. Exkurs zu 25 13. Der Fixpunkt für die absolute Chronologie ist der „Gallio-Stein", s Exkurs zu 18 12. Nach ihm ist der Aufenthalt des Paulus in Korinth auf ca 49/51 anzusetzen. Fällt das Apostelkonzil in die Zeit um 48/49 (s Exkurs zu 15 29), fand die Berufung des Paulus - nach Gal 1 isfF. ca 13-16 Jahre früher - um 32/35 statt. Die Datierung der Ereignisse nach Korinth ist ganz unsicher (in Klammer die Ansätze von Hae und WGKümmel Einleitung in das NT 151967, 178f.): Ephesus bzw „dritte Missionsreise" zwischen 52 und 56 (Hae: bis 54; Kümmel: bis 55/56); es folgt die Reise nach Jerusalem, zwei Jahre Gefangenschaft in Cäsarea bis 57/58 (anders Hae zu 24 27), Transport nach Rom, dort wieder zwei Jahre Gefangenschaft. Paulus dürfte um 60 hingerichtet worden sein, jedenfalls nicht erst in der neronischen Verfolgung (64). Hae: Paulus war nur kurz in Cäsarea gefangen, wurde im Herbst 55 nach Rom überführt, kam im Frühjahr 56 dort an, starb 58. JFinegan Handbook of Biblical Chronology 1964.
INHALTSÜBERSICHT Widmung, Proömium 11. 2. Abschiedsreden Jesu 18-8 und Himmelfahrt 19-11. Die Urgemeinde 1 ia-14. Wahl eines Ersatzmannes für Judas 115-26. Die Ausgießung des Geistes 2i-13. Rede des Petrus 2i4-36. Ihre Wirkung 237-41. Summar: Das Leben der Gemeinde 242-47. Heilung eines Lahmen durch Petrus 31-10. Rede des Petrus 311-26. Verhaftung des Petrus und Johannes 41-4 und Verhör vor dem Hohen Rat 4s-22. Gebet der Gemeinde 423-31. Summar: Das Leben der Gemeinde 432-37. Ananias und Sapphira Ö1-11. Summar: Zeichen und Wunder 512-16. Verhaftung, wunderbare Befreiung und Verhör der Apostel vor dem Hohen Rat 517-42 mit dem Votum des Gamaliel 634-39. Einsetzung der sieben Gemeindepfleger 61-7. Der Angriff auf Stephanus 08-71. Seine Rede vor dem Hohen Rat 72-53. Martyrium des Stephanus und Ausbruch der Verfolgung 754-83. Mission in Samarien durch Philippus, Bekehrung des Simon Magus 84-13. Angliederung der neuen Kirche an die Urgemeinde und Zusammenstoß des Petrus mit Simon Magus 814-25. Bekehrung eines äthiopischen Ministers 826-40. Berufung des Saulus9i-i9a. Sein Auftreten in Damaskus und Flucht 9 i9b-25. Saulus in Jerusalem (und Tarsus) 926-31. Heilung des Äneas, Erweckung der Tabitha durch Petrus 982-43. Erste Heidenbekehrung (durch Petrus) 10i-48 mit einer Vision des Petrus über Rein und Unrein IO9-I6 und Rede des Petrus IO34-43. Bericht in Jerusalem 111-18. Ausbreitung der Kirche bis Antiochia 1119-26. Prophezeiung des Agabus und Kollekte für Jerusalem 1127-30. Verfolgung in Jerusalem 121 f., Gefangennahme und wunderbare Befreiung des Petrus 12 3-19. Der schreckliche Tod des Verfolgers 1220-25.' Erste Missionsreise. Aussendung des Barnabas und Saulus 131-3. Mission auf Cypern (Sergius Paulus, Barjesus) 134-12. Antiochia Pisidiae 1313-52 mit Rede des Paulus 13i6-4i. Ikonium 14i-5. Lystra 14e-20a. Derbe, Rückkehr 142ob-28. Das Apostelkonzil 151-29. Rückkehr des Paulus und Barnabas nach Antiochia 1530-35. Die große Missionsreise. Zusammenstoß zwischen Paulus und Barnabas 1536-39. Aufbruoh 15 40 f. Besuch bei den Gemeinden der ersten Reise, Beschneidung des Timotheus 161-5. Reise nach Troas und Vision (Ruf nach Mazedonien) 166-10. Philippi 1611-40 (Bekehrung der Lydia 1612 bis 15; Exorzismus 1616-18; Einkerkerung und wunderbare Befreiung des Paulus und Silas samt Bekehrung des Kerkermeisters I619-40). Tbessalonich 171-9. Beröa 1710-15. Athen (mit
Inhaltsübersicht
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Areopagrede) 1716-34. Korinth (mit Verhandlung vor Gallio) I81-17. Reise über Ephesus nach Palästina und Rückkehr 1818-23. Apollos 1824-28. Die Johanneschristen in Ephesus 19i-7. Ephesus 198-40 (die Söhne des Skeuas 1913-17; Aufruhr des Demetrius 1923-40). Reise durch Mazedonien nach Korinth und Rückkehr nach Troas 201-6. Predigt in Troaa und Erweckung des Eutychus 207-12. Reise nach Milet 20i3-i6. Abschied von den Ältesten der Gemeinde von Ephesus 2017-8 8. Reise nach Tyrus 211-6, Cäsarea (mit Prophezeiung des Agabus) 217-14, Jerusalem: Ankunft, Begrüßung und Vereinbarung über ein Gelübde 2115-26. Verhaftung des Paulus 2127-40. Rede vor dem Volk (mit der zweiten Fassung seiner Berufungsgeschichte) 221-21. Paulus gibt sich als römischer Bürger zu erkennen 2222-29. Vorführung vor dem Hohen R a t 2230-23n. Anschlag, Überführung nach Cäsarea 2312-35. Verhandlung vor Felix 24i-23. Paulus und Felix 2424-27. Paulus vor Festus, Appellation an den Kaiser 251-12. Paulus spricht vor Agrippa I I . und Festus 2513-26 32 (mit der dritten Fassung der Berufungsgeschichte). Überführung nach Rom mit Seesturm, Schiffbruch, Aufenthalt auf Malta, Weiterreise und Ankunft 2 7 i - 2 8 i e . In Rom 28i7-3i.
LITERATUR NEUERE KOMMENTARE (nur mit Verfassernamen angeführt) WMLDEWETTE-FOVERBECK Kurze Erklärung der A G 4 1870; EPREUSCHEN (Handbuch z N T IV/1) 1 9 1 2 ; H H W E N D T (Meyers K o m m I I I ) »1913; RKNOPF ( S c h r i f t e n d e s N T 3) »1917; ALOESY L e s
Actes des Apôtres 1920; THZAHN (Komm z NT 5) »-41922/27; EJACQUIER Les Actes des Apôtres 1926; FJFOAKES-JACKSON The Acts of the Apostles 1931 (81951); The Beginnings of Christianity I vol 1 - 5 , e d KLAKE a n d FJFOAKES-JACKSON, 1 9 2 0 / 3 3 ( K o m m e n t a r i n v o l 4 v o n KLAKE u n d HJCADBURY) ; HWBEYER ( N T D 5) 1 9 3 3 ( 5 1945) ; JAFINDLAY T h e A c t s o f t h e A p o s t l e s 1 9 3 4 ( 3 1946) ; AWi-
KENHAUSER (Regensburger N T 5) 1938 ( 3 1956); OBAUERNFEIND (Theol Handkomm 5) 1939; F F BRUCE The Acts of the Apostles 1951 ( 2 1952); LCERFAUX und JDUPONT, Les Actes des Apôtres
(La sainte bible) 1954 (21958) ; RPJRENIÉ Les Actes des Apôtres 1954 ; EHAF.NCHEN (Meyers Komm III) I01956 (151968); CSCWilliams A Commentary on the Acts of the Apostles 1957; CHRIEU The Acts of the Apostles 1957.
TEXTAUSGABEN UND ARBEITEN ZUR TEXTKRITIK
FBLASS Acta apostolorum sive Lucae ad Theophilum liber alter, editio philologica, 1895; ders Acta apostolorum secundum formam quae videtur Romanam 1896; THZAHN Die Urausgabe der AG des Lukas (Forsch zur Geschichte des ntl Kanons IX) 1916; JHROPES in Beginnings vol 3, 1926; ACClark The Acts of the Apostles 1933; FGKENYON The Western Text of the Gospels and Acts 1939; CSCWILLIAMS Alterations to the Text of the Synoptic Gospels and Acts 1951; AFJKLIJN A Survey of the Researches into the Western Text of the Gospels and Acts 1949; ders NovTest 3, 1959, Iff., 161 ff.; EHAENCHEN ZThK 54, 1957, 22ff. = Aufs I 172ff.
FORSCHUNGSBERICHTE
WGKÜMMEL ThR NF 14, 1942, 81ff. 155ff.; 17, 1948, 3ff. 103ff.; 18, 1950, Iff.; 22, 1954, 138ff. 191FF.; JDUPONT Les problèmes du livre des Actes 1950 = Études 11ff.; ders Les sources du livre des Actes 1960; EGRÄSSER ThR NF 26, 1960, 93FF. ; AJMATILL JR Luke as a Historian in criticism since 1840, Diss Vanderbilt University 1959; CKBARRETT Luke the Historian in Recent Study 1961. UNTERSUCHUNGEN
JWEISS Über die Absicht und den literarischen Charakter der AG 1896; WMRAMSAY The Church in the Roman Empire '1897; ders St Paul the Traveller and Roman Citizen '1903; ders The Bearing of Recent Discoveries on the Trustworthiness of the NT 1915; AHARNACK Lukas der Arzt (Beiträge zur Einl ins NT I) 1906; ders Die AG (Beiträge III) 1908; ders Neue Untersuchungen zur AG (Beiträge IV) 1911; ENORDEN Agnostos Theos 1913 ; JWELLHAUSEN Kritische Analyse der AG, AGG 15/2,1914; CCTORREY The Composition and Date of Acts 1916; ders Documents of 2 Hdb. z. NT 7: Conzelmann 2. Aufl.
Literatur
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the Primitive Church 1941 ; H J C A D B U R Y The Style and Literary Method of Luke 1920; ders The Making of Luke-Acts 1927 (Neudr 1958) ; ders Luke and the Horse-Doctors, JBL 52,1933, 55ff.; ders The Book of Acts in History 1955; E D M E Y E R Ursprung und Anfänge des Christentums I-UT, 1921/23; AWIKENHAÜSER Die AG und ihr Geschichtswert 1921; MGOGUEL Introduction au NT III 1922; ders La naissance du christianisme 1946; ders L'église primitive 1947; W L K N O X St Paul and the Church of Jerusalem 1925; ders St Paul and the Church of Gentiles 1939; ders The Acts of the Apostles 1948; H P E T E R S Der Aufbau der AG, Philol 85, 1930, 52ff.; E K S M P S O N EvangQuart 2,1930, 389ff. (Lk und Vettius Valens); C H D O D D The Apostolio Preaching and its Developments 1936; B S E A S T O N The Purpose of Acts 1936; L C E R Ï A U X La composition de la première partie du livre des Actes, EphemTheol Lov 13,1936, 667 ff. ; JJEREMIAS Untersuchungen zum Quellenproblem der AG, ZNW 36, 1937, 205ff. = Abba 1966, 238ff.; JGewiess Die urapostolische Heilsverkündigung 1939; SEJohnson A Proposed Form-Critical Treatment of Acts, AnglThR 21, 1939, 22fF.; GZuntz Textual Criticism of the Acts of the Apostles, Classica et Mediaevalia III, 1940, 20ff. ; WAMcDonald Archaeology and St Paul's Journeys in Greek Lands, BiblArch 3, 1940, 18ff.; 4, 1941, Iff.; 5, 1942, 36ff.; MMParvis ebda 8, 1945, 62ff.; FFBruce The Speeches in the Acts of the Apostles 1942; GDKilpatrick Western Text and Original Text in the Gospels and Acts, JThSt 44, 1943, 24ff.; FWBeare The Sequence of Events in Acts 9-15 and the Career of Peter, J B L 62, 1943, 295ff.; ders Note on Paul's First Two Visits to Jerusalem, JBL 63, 1944, 407ff.; RLiechtenhan Die urchristliche Mission 1946; MBlack An Aramaic Approach to the Gospels and Acts 1946 (31967); RMorgenthaler Die lukanische Geschichtsschreibung als Zeugnis I - I I , 1949; MDibelius Aufsätze zur AG (hrsg von HGreeven) 1951 (Neudrucke) ; PhVielhauer Zum „Paulinismus" der AG, EvTh 10, 1950/51, Iff. = Aufsätze zum NT, ThB 31, 1965, 9ff.; KThieme Le plan des „Actes des Apôtres" et la chronologie de son contenu, Dieu vivant 26, 1954, 127ff.; JWDoeve Jewish Hermeneutics in the Synoptic Gospels and Acts 1954; ELohse Lk als Theologe der Heilsgeschichte, EvTh 14, 1954, 256ff.; FStagg The Book of Acts 1955; CSmits Oud-Testamentische Citaten in het NT II, 1955, 165 ff.; HJCadbury Acts and Eschatology, in: The Background of the NT and its Eschatology (Festschr CHDodd) 1956, 300ff.; ETrocmé Le „Livre des Actes" et l'histoire 1957; ÀTNikolainen Zur Frage nach der Komposition der AG (schwed), SEÂ 22/23, 1957/58, 119ff. ; AEhrhardt The Construction and Purpose of the Acts of the Apostles, StTh 12, 1958,45 ff. = The Framework of the NT Stories 1964,64 ff.; RBultmann Zur Frage nach den Quellen der AG, NTEssays (Studies in Memory of TWManson) 1959, 68ff. = Exegetica 1967, 412ff.; JDupont Les sources du livre des Actes 1960; HConzelmann Geschichte, Geschichtsbild und Geschichtsdarstellung bei Lk, ThLZ 85, 1960, 241 ff.; CGYoung Jerusalem in the NT 1960; WCvan Unnik The „Book of Acts" the Confirmation of the Gospel, NovTest 4, 1960, 26ff.; WBieder Die AG in der Historie 1960; WEltcstcr Lk und Paulus, Festschr HHommel 1961, Iff.; GSchulze Das Paulusbild des Lk, Diss Kiel 1961 ; RTannchill A Study in the Theology of Luke-Acts, AnglThR 43, 1961, 195ff.; UWilckens Die Missionsreden der AG 1961 (21963); HZimmermann Die Sammelberichte der AG, BZ N F 5, 1961, 71 ff.; HDBetz Lukian von Samosata und das NT, TU 76, 1961; WSchmithals Das kirchliche Apostelamt 1961; FHahn Das Verständnis der Mission im NT 1963; LEKeck Mandate to Witness. Studies in the Book of Acts 1964; AQMorton und GHCMacGregor The Structure of Luke and Acts 1964; EEEllis Present and Future Eschatology in Luke, NTSt 12, 1965, 27ff.; HFlender Heil und Geschichte in der Theologie des Lk 1965; WOtt Gebet und Heil 1965; GVoss Die Christologie der lukanischen Schriften in Grundzügen 1965; LEKeck und JLMartyn (ed) Studies in Luke-Acts (Festschr PSchubert) 1966; JDupont Études sur les Actes des Apôtres 1967; AGeorge Israel dans l'oeuvre de Luc, RB 75, 1968, 481 ff.; HKasting Die Anfänge der urchristlichen Mission 1969; FSchütz Der leidende Christus. Die angefochtene Gemeinde und das Christuskerygma der lukanischen Schriften 1969; Bibliographie: AJMatill und MBMatill A Classified Bibliography of Literature on the Acts of the Apostles 1966.
VERZEICHNIS DER ABKÜRZUNGEN Achill Tat: Achilles Tatius Act Alex : Acta Alexandrinorum ed HAMusurillo 1961 Ael Arist: Aelius Aristides AG: Apostelgeschichte AGG- Abhandlungen der Gesellschaft der Wissenschaften zu Göttingen (phil-hist Klasse) AmJournalTheol: American Journal of Theology AnatolStud: Anatolian Studies presented to Sir WMRamsay 1923 AnglThR: Anglican Theological Review Apoll Rhod: Apollonius Rhodius Apophoreta: Festschr EHaenchen, BZNW 30,1964 ARW: Archiv für Religionswissenschaft Aux sources: Aux sources de la tradition chrétienne (Festschr MGoguel) 1950 Bauer Leben Jesu: WB. Das Leben Jesu im Zeitalter der neutestamentlichen Apokryphen 1909 Bauer Rechtgläubigkeit: WB. Rechtgläubigkeit und Ketzerei im ältesten Christentum 1934 Bauer sv: WB. Griechisch-deutsches Wörterbuch zu den Schriften des NT und der übrigen urchristlichen Literatur '1958 sub voce Beg: The Beginnings of Christianity Part I: The Acts of the Apostles ed FJFoakes-Jackson und KLake, I - V 1920-1933 Betz: HDB. Lukian von Samosata und das Neue Testament 1961 Bfd : O Bauernfeind (s Kommentare) BGU: Berliner Griechische Urkunden Aegyptische Urkunden aus den königlichen Museen zu Berlin: Griechische Urkunden I-VHI1895-1933 BiblArch: The Biblical Archaeologist Bieler I. II: LB. QEIOZ ANHP 2Bde 1935/36 Bill: (HLStrack und) PBillerbeck Kommentar zum NT aus Talmud und Midrasch, 4 Bde 1922 bis 1928; dazu Indices Bd 5 1956 u Bd 6 1961 Black: MB. An Aramaic Approach to the Gospels and Acts '1967 Bl-Debr: FBlass Grammatik des neutestamentlichen Griechisch bearb v ADebrunner "1969 Bolkestein: HB. Wohltätigkeit und Armenpflege im vorchristlichen Altertum 1939 Bornkamm Aufs I: GB. Das Ende des Gesetzes, Ges Aufsätze I, »1958 Bornkamm Aufs II: GB. Studien zu Antike und Urchristentum, Ges Aufsätze II, 1959 Bousset- Greßmann : WBousset Die Religion des Judentums im späthellenistischen Zeitalter hrsg v HGreßmann »1926 Braun Qumran: HB. Qumran und das NT I. I I 1966 Braun Radikalismus: HB. Spätjüdisch-häretischer und frühchristlicher Radikalismus I. I I 1957 feullCorrHell: Bulletin de Correspondance Hell Hellénistique BullLittEccl: Bulletin de Littérature Ecclésiastique Bultmann Synopt Trad : RB. Die Geschichte der synoptischen Tradition '1957 Bultmann Quellen: RB. Zur Frage nach den Quellen der Ag, in: NT Essays (Studies in Memory of TWManson) 1959, 68-80 = Exegetica 1967, 412 ff. ByzZeitschr: Byzantinische Zeitschrift Cabrol-Leclercq : FC. et HL. Dictionnaire d'Archéologie chrétienne et de Liturgie 1903 ff.
Verzeichnis der Abkürzungen
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Cadbury Style: HJC. The Style and Literary Method of Luke 1920 Cadbury Book: HJC. The Book of Acts in History 1956 Callim: Callimachus Campenhausen Amt: HvC. Kirchliches Amt und geistliche Vollmacht in den ersten drei Jahrhunderten 1953 Cerfaux: LC. La composition de la première partie du livre des Actes, EphemTheolLov 13,1936, 667 ff CIG: Corpus inscriptionum Graecarum 1828-77 CIJ: Corpus inscriptionum Judaicarum I 1936 I I 1952 CIL: Corpus inscriptionum Latinarum 1863-1909 CIS: Corpus inscriptionum Semiticarum 1881-1932 ClassRev: The Classical Review CodJust: Codex Justinianus ConiectNeot: Coniectanea Neotestamentica Cullmann Tauflehre: OC. Die Tauflehre des NT 1948 Cullmann Christologie: OC. Die Christologie des NT U958 Dalman Orte: GD. Orte und Wege Jesu 31924 Deißmann LvO: AD. Licht vom Osten «1923 Deißmann Paulus: AD. Paulus 2192ö DAWien: Denkschrift der kaiserl Akademie in Wien Dessau ILS: HD. Inscriptiones Latinae Selectae I - I I I 1892-1916 Dibelius Aufs: MD. Aufsätze zur Apostelgeschichte hrsg v HGreeven, '1961 Dibelius Botschaft: MD. Botschaft und Geschichte (Ges Aufsätze) hrsg v GBomkamm, 11953 I I 1956 Diet de la Bible: LVigouroux Dictionnaire de la Bible I - V 1895-1912, dazu Suppl hrsg v LPirot 1928 ff. Dig: Digestae im Codex Iuris Civilis Dio Cass : Dio Cassius Dio Chrys: Dio Chrysostomus Dion Hai: Dionysius Halicarnassensis Ditt Syll: WDittenberger Sylloge inscriptionum Graecarum »I-IV1915-1924 («I-IH 1898-1901) Ditt Or: WDittenberger Orientis Graeci inscriptiones selectae I - I I 1903-1905 Dupont Études: JD. Études sur les Actes des Apôtres 1967 Dupont Sources: JD. Les sources du Livre des Actes 1960 EpAp: Epistula Apostolorum EpAr: Aristeasbrief EphemTheolLov: Ephemerides Theologicae Lovanienses EpJer: Epistula Jeremiae Epp: E J E . The Theological Tendency of Codex Bezae Cantabrigiensis in Acts 1986 ÉxpT: The Expository Times FGH: FJacoby • Die Fragmente der griechischen Historiker 1923 ff. F H G : C und ThMüller Fragmenta Histori corum Graecorum I - V 1848-1870 Gewieß: JG. Die urapostolische Heilsverkündigung 1939 Gärtner: BG. The Areopagus speech and natural revelation 1955 Grässer: EG. Das Problem der Parusieverzögerung in den synoptischen Evangelien und in der AG 21960 GymnHelv: Gymnasium Helveticum Hae: EHaenchen (s Kommentare) Haenchen Aufs I: EH. Gott und Mensch, Ges. Aufsätze I, 1965 Haenchen Aufs II: EH. Die Bibel und wir, Ges. Aufsätze II, 1968 Hanson: StH. The Unity of the Church in the NT 1946 HarvStudClassPhil : Harvard Studies in Classical Philology HThR: The Harvard Theological Review Hennecke: EH. Neutestamentliche Apokryphen Shrsg v WSchneemelcher I 1959. I I 1964 Holtz: TH. Untersuchungen über die alttestamentlichen Zitate bei Lk, TU 104, 1988
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IG: Inscriptiones Graecae 1873ff. InscrBritMus: Ancient Greek Inscriptions in the British Museum 1874 ff. InscrRom: Inscriptiones Graecae ad res Romanas pertinentes ed RCagnat I-IV 1911-14 Itin Anton: Itinerarium Antonini Jahrb des Dt Arch Inst: Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts Jeremias Jerusalem: J J . Jerusalem zur Zeit Jesu 31962 Jeremias Heiligengräber: J J . Heiligengräber in Jesu Umwelt 1958 Jones Cities: AHMJ. The Cities of the Eastern Roman Provinces 1937 JQR: Jewish Quarterly Review JEH: Journal of Ecclesiastical History JRSt : Journal of Roman Studies Juster I. II : JJ. Les Juifs dans L'Empire Romain I-II1914 Kenyon The Western Text: FGK. The Western Text of the Gospels and Acts 1939 Kirsten-Kraiker: EK.-WK. Griechenlandkunde 41962 Klein: GK. Die zwölf Apostel 1961 Klijn Survey : AFJK. A Survey of the Researches into the Western Text of the Gospels and Acts 1949 Kühner-Gerth : LKühner Ausführliche Grammatik der griechischen Sprache II 1/2 hrsg v FBlass und BGerth 1890-1904 Lietzmann KIT: HL. Kleine Texte für Vorlesungen und Übungen Magie I. II: DM. Roman Rule in Asia Minor 1-11 1950 Mas: Masora Mayser: EM. Grammatik der griechischen Papyri I-II 1906-1934 Max Tyr: Maximus von Tyrus MdZ: HConzelmann Die Mitte der Zeit 41962 Moulton-Milligan : JHM.-GM. The Vocabulary of the Greek Testament illustrated from the Papyri and other non-literary Sources I-VIII1914-1929, »1949 MPG: Patrologia Series Graeca ed JPMigne MPL: Patrologia Series Latina ed JPMigne Munck Heilsgeschichte: JM. Paulus und die Heilsgeschichte 1964 Musurillo: HAM. The Acts of the Pagan Martyrs 1954 NGG: Nachrichten von der Königlichen Gesellschaft der Wissenschaften zu Göttingen NedTheolTijdscbr: Nederlands Theologisch Tijdschrift O'Neill: JCO'N. The Theology of Acts in its Historical Setting 1961 NJK1A: Neue Jahrbücher für das klassische Altertum Nilsson II: MPN. Geschichte der griechischen Religion Bd II, Handbuch der Altertumswissenschaft V/2,2 1950 Norden Agn Theos: EN. Agnostos Theos 1913 NouvClio: La Nouvelle Clio NovTest: Novum Testamentum OLZ: Orientalistische Literaturzeitung OrSib: Oracula Sibyllina PEgerton: Papyrus Egerton PGM: KPreisendanz Papyri Graecae Magicae 1 1928 II1931 PLond: Papyrus London POxy: The Oxyrrhynchus Papyri Peripl Mer Erythr: HFrisk Le périple de la mer Erythrée, in: Göteborgs Högskolas Ârsskrift 33,1 1927 Philol : Philologus Preisigke: FP. Wörterbuch der griechischen Papyrusurkunden I-III 1927 Pr: EPreuschen (s Kommentare) Prümm: KP. Religionsgeschichtliches Handbuch für den Raum der altchristlichen Umwelt *1954 PW: APauly Real-Encyclopädie der klassischen Altertumswissenschaft neubearb v GWissowa u a 1892 ff.
Verzeichnis der Abkürzungen
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RAC: Reallexikon für Antike und Christentum hrsg v ThKlauser 1950ff. Radermacher: LR. Neutestamentliche Grammatik '1925 Ramsay Church: WMR. The Church in the Roman Empire «1897 Ramsay StPaul: WMR. St.Paul the Traveller and Roman Citizen '1903 RB: Revue Biblique RE: Realencyclopädie für protestantische Theologie und Kirche 24 Bde 'hrsg v AHauck 1896-1913 RechScRel: Recherches de Science religieuse Reicke Diakonie: BR. Diakonie, Festfreude und Zelos 1951 Reicke Glaube: BR. Glaube und Leben der Urgemeinde 1957 Rese: MR. Alttestamentliche Motive in der Christologie des Lk 1969 RevArch: Revue Archéologique RevBén: Revue Bénédictine RHFhR: Revue d'Histoire et de Philosophie Religieuses RhMus: Rheinisches Museum für Philologie RivArcheolCrist: Rivista di Archeologia Cristiana SAB: Sitzungsberichte der Preussischen (Deutschen) Akademie der Wissenschaften zu Berlin, phil-hist Klasse SAH: Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, phil-hist Klasse Schoeps I: HJScb. Theologie und Geschichte des Judenchristentums 1949 Schoeps II: HJSch. Aus frühchristlicher Zeit 1950 Schürer: ESch. Geschichte des jüdischen Volkes im Zeitalter Jesu Christi *-41901-1911 Schultze Landschaften: VSch. Altchristliche Städte und Landschaften I-III 1913-1930 SEÁ: Svensk Exegetisk Ársbok Söder: RS. Die apokryphen Apostelgeschichten und die romanhafte Literatur der Antike 1932 Sorot: MS. Die Entstehung der Apostelgeschichte 1890 Stadiasmus: Anonymi Stadiasmus Maris Magni, in: CMüller Geographi Graeci minores I 1856, 427 ff. Strecker: GSt. Das Judenchristentum in den Pseudoklementinen 1958 SupplEpigrGr: Supplementum Epigraphicum Graecum ed JJEHondius I - I X 1923-1938 Surkau: HWS. Martyrien in jüdischer und frühchristlicher Zeit 1938 SVF: JvArnim Stoicorum Veterum Fragmenta I-IV 1903-1924 SvTKv: Svensk Teologisk Kvartalskrift SymOsl: Symbolae Osloenses Tabachovitz: DT. Die Septuaginta und das KT, in: Skrifter utg av Svenska Institutet i Athen 1956 TabPeut: Peutinger'sche Tafel ed KMiller 1888 TheolQuart: Theologische Quartalschrift ThStKr: Theologische Studien und Kritiken ThWb: Theologisches Wörterbuch zum Neuen Testament hrsg v GKittel 1933ff., v GFriedrich 1949 ff. Torrey: CCT. The Composition and Date of Acts 1916 Trocmé: ÉT. Le „Livre des Actes" et l'histoire 1957 UppsUnivArsskr: Uppsala Universitets Arsskrift Val Max: Valerius Maximus VettVal: Vettius Valens VigChrist: Vigiliae Christianae Voß: GV. Die Christologie der lukanischen Schriften in Grundzügen 1965 VT: Vetus Testamentum We: HHWendt (s Kommentare) Wendland Literaturformen: PW. Die urchristlichen Literaturformen •••1912 Wikenhauser Geschichtswert: AW. Die Apostelgeschichte und ihr Geschichtswert 1921 Wilckens: ÜW. Die Missionsreden der AG 21963 Wilcox: MW. The Semitisms of Acts 1965 Williams Alterations: CSCW. Alterations to the Text of the Synoptic Gospels and Acts 1951
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Verzeichnis der Abkürzungen
Xenoph Eph: Xenophon von Ephesus ZkTh: Zeitschrift für katholische Theologie ZRGG: Zeitschrift für Religions- und Geistesgeschichte Zu den Kommentaren s Literatur S 17 Für die hier nicht aufgeführten Abkürzungen (insbesondere Zeitschriften und antike Schriftsteller) vgl ThWb.
Act Ii
Widmung
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1 Das erste Buch habe ich verfaßt, lieber Theophllus, über alles, was Jesus (von An2 fang) tat und lehrte, bis zu dem Tage, da er nach Auftrag an die Apostel, durch den 3 heiligen Geist, die er erwählt hatte, entrückt wurde. Ihnen erwies er sich nach seiner Passion in vielen Bezeugungen als lebendig, indem er ihnen während vierzig Tagen er, beim gemeinsamen Mahl gebot er 4 schien und die Lehre vom Gottesreich sagte. Und —— als sie versammelt waren, ihnen, nicht von Jerusalem zu weichen, sondern auf die Verheißung des Täters zu warten, Die inscriptio nqâÇeiç + àjiocrcéXmv B (D schreibt nQaÇiç, was als Itazismus anzusehen ist) ist schwerlich ursprünglich (ThWb VI 644). Für das griechische Buch ist ein Titel auch in der hellenistischen Zeit entbehrlich (ENachmanson Der griech. Buchtitel Göteborgs Högskolas Arsskrift 47/19,1941,31). Zu ngdieig als Gattung und Buchtitel vgl Callisthenes FGH 124 T 26 ; F 1 4 (mit Jacoby's Kommentar) ; Sallust Coniuratio Catilinae 42 : ... statui res gestas populi Romani carptim, ut quaeque memoria digna videbantur, perscribere;... Wikenhauser 94ff.; PW X 1686. 1 1 Indem Lk ein Proömium (s zu Le I1-4) wenigstens andeutet, erhebt er literarische Ansprüche und stellt sein Buch als Monographie vor. Auch die W i d m u n g entspricht literarischer Sitte, RGraefenhain De more libros dedicandi, Diss Marburg 1892; JRuppert Quaestiones ad historiam dedicationis librorum pertinentes, Diss Leipzig 1911 ; Wikenhauser 133ff.; JKroymann Art Widmung, Lexikon der Alten Welt 1965, 3272. Die Anrede ist kürzer als im LcEv (vgl Jos Ap I 1 mit II 1). Xôyoç „Buch" wie Philo Omn Prob Lib 1. nqwftoç im Sinn von TIOOXEQOÇ ist hellenistisch, s zu Joh 1 15 ; man braucht also nicht zu folgern, Lk habe noch ein drittes Buch geplant (Zahn). Tiâç mit attrahiertem Relativum: Lc 2 20 3 19 9 43 (red.!) Act 3 21 10 39 13 38; Bl-Debr § 294. aQxea&m ist zu einer Art Hilfsverb verblaßt, s zu Mc 1 45. Außer dem Einfluß des Aramäischen (ni$>) kommt auch innergriechische Sprachentwicklung in Frage (Tabachovitz 24ff.), vgl auch unbetontes lateinisches coepi (WSüß Gnomon 23, 1951, 314). Immerhin ist zu beachten, daß Lk gern auf den „Anfang" des Wirkens Jesu hinweist (Lc 3 23 23 5 Act 1 22 10 37) und daß ij(jiaro eine Entsprechung im Proömium des LcEv hat (ävw&ei>). Natürlich ist nicht gemeint, daß das erste Buch den A n f a n g seines Wirkens erzähle und das zweite die F o r t s e t z u n g desselben (nach der Erhöhung), sondern sein Wirken von Anfang an (BegIV3). Die Geburtsgeschichte ist übergangen; sie spielt in der lukanischen Heilsökonomie keine Rolle, noieïv xal ôiôdaxsiv (Mc 6so Mt 5i9) bezeichnet den ganzen Umfang des Wirkens Jesu. 2 ôià nvevfiaroç âyiov paßt weder zu svreiMjuevoç noch zu eieMtjaro; Dibelius Aufs 81 f. will den Passus streichen; läßt man ihn stehen, zieht man ihn besser zu êvreiM/j,evoç (gegen Hae). Die Zeugen des „westlichen" Textes haben den Schaden auf verschiedene Weise zu heilen versucht; ihre Textformen sind durchweg sekundär und hängen mit dem SB-Text von Lc 24 50 ff. zusammen (sie streichen ävekii/bupfirj und in Lc 24 51 àveQ äv&gamog, naze de äyyekov Ttgoawnov EI%EV. Der Vers (ein lukanischer Einschub; er stört zwischen v 14 und7i, Surkau 108f.) zeigt die christliche Märtyreridee in statu nascendi; vgl MartPol 12i. Die natürliche Fortsetzung ist dann die Vision 7ssf. Die Rede ist in das (erweiterte) Martyrium von Lk eingeschoben (Dibelius Aufs 145).VII2-53 Die Rede des S t e p h a n u s . Dieselbe Anrede steht 22 1. 2-7 A b r a h a m . Die Ereignisse seiner Geschichte variieren in den heilsgeschichtlichen Abrissen stärker als die der Mosezeit, s RStorch Die Stephanusrede Ag 72-53, Diss Göttingen 1967, 11 ff.; NADahl The Story of Abraham in Luke-Acts, in: Studies in Luke-Acts 139ff. 2 Der Gott der Herrlichkeit: Ps 29 (28)s LXX. w$ ¿£ äqyvQov nsTtoirjfisvrjv näaav.
Act 1222
Die erste Missionsreise
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22 Herodes eine Königsrobe an, nahm auf der Tribüne Platz und hielt eine Ansprache. Da 23 schrie ihm das Volk zu: „Gottes Stimme und nicht eines Menschen!" Sofort schlug ihn der Engel des Herrn dafür, daß er nicht Gott die Ehre gegeben, und er wurde Ton Würmern zerfressen und verschied. 24.25 Das Wort des Herrn aber wuchs und nahm zu. Barnabas aber und Saulus kehrten aus Jerusalem zurück, nachdem sie ihr Hilfswerk erfüllt hatten, und nahmen Johannes mit Beinamen Markus mit. 13 Es waren zu Antiochia in der dortigen Gemeinde Propheten und Lehrer: Barnabas, Symeon, genannt Niger, der Cyrenäer Lucius, Manaen, ein Milchbruder des Tetrarchen 2 Herodes, und Saulus. Als sie nun dem Herrn dienten und fasteten, sprach der heilige Geist: „Sondert mir Barnabas und Saulus aus für das Werk, für das ich sie berufen habe." 3 Da fasteten und beteten sie, legten ihnen die Hände auf und verabschiedeten sie. 4 Sie nun, vom heiligen Geist ausgesandt, zogen nach Seleukia hinab und fuhren von dort 5 nach Cypern. Und als sie nach Salamis kamen, verkündeten sie das Wort Gottes in den 6 Synagogen der Juden. Sie hatten auch Johannes als Gehilfen. Sie durchzogen die ganze Insel bis Paphos. Da trafen sie einen Zauberer, einen jüdischen Lügenpropheten namens 7 Barjesus, der sich in der Umgebung des Prokonsuls Sergius Paulus, eines einsichtigen Mannes, befand. Dieser ließ Barnabas und Paulus zu sich rufen und verlangte, das Wort 8 Gottes zu hören. Ihnen widersetzte sich Elymas der Zauberer - so wird nämlich sein Name xaûiÇeiv èm (rov) ßrjfiaroq ist fester Ausdruck, Joh 19i3; ßrj/ua: EAC II, 129f. 22 èneqxbvei : Hofstil, s EPeterson ZsystTheol 7,1930, 697. Zur Verherrlichung der Stimme vergleicht Lösch 17 ff. die Verehrung der göttlichen Stimme des Nero, zB Dio Cassius LXIII 29: die Menge huldigt dem aus Griechenland heimgekehrten Nero : NSQCDVI TÖ> 'Hgaxlel, NSQCOVI TU) 'ATCÖVMVI, Avyovars, Avyovcrte, isgà fie&a naiävag ygdg i^fiev ¿v rolg ösajuolg, f j Alyvmia oweixexo ajio rfjg Xvnrjg, xai ¿nrjxQoärö fiov Ng äyaftoi rs eiai (sc ot iteoi) xal (piXolev rj/iäg, are drj ¿¡vyyevelg dvxag out cor. otio yaQ rcör §eä>v ecprj ro TÜ)V äv&Q(L)7i(ov elvai yevoq, ovx and Tvtavmv ovd' daid riydvrcov. Gottes- und Menschenverständnis dieser Stelle sind im NT singulär. Doch ist zu beachten, daß solche Sätze längst im hellenistischen Judentum benützt wurden, um den jüdischen Gottesgedanken zu beschreiben; Philo Leg All I I I 4: nävra yag nenXrjQwxev o dedg xa.i diä nävrmv diehqXvdev xal xevov ovöev ovde egrj/uov anoÄeÄomev eavrov, I 44; Aristobul fr 4 (s Beilage 6) zitiert Arat Phain 1-9 zur Erklärung der biblischen Schöpfungsgeschichte ( !) und versteht die Verse einfach von der Allgegenwart und Weltregierung des Schöpfers. Der Zweck der Aussage bei Lk ist kein ontologischer - über das aus der Natur zu erhebende Wesen des Menschen; sie zielt vielmehr kritisch auf die Herstellung des richtigen Gottesdienstes. In diesem Sinn wird sie in 29 ausgewertet. Die Logik leuchtet zunächst nicht ein. Wenn der Mensch gottesverwandt ist, legt sich doch nahe, daß man „das Göttliche" in Menschengestalt abbilden kann. Man versteht die Gedankenführung aber, wenn man sieht, daß sich zwei Motive kreuzen: a) das griechische, daß Lebendiges nur durch Lebendiges dargestellt werden kann (Reitzenstein), vgl Dio Chrys X I I 83; b) das jüdische, daß der Schöpfer nicht durch Geschaffenes abgebildet werden darf; Sap Sal 135 153ff. Die nahehegende Synthese, daß der Mensch das lebendige Bild Gottes sei, ist aber nicht vollzogen. Singulär ist wieder die neutrische Redeweise: ro ftelov; auch sie ist aber bereits ins hellenistische Judentum eingedrungen (Philo, Aristobul, Jos; s Bauer sv). Um den Unterschied von Kultbildern und geweihten Statuen kümmert sich Lk so wenig wie um denjenigen zwischen den Bildern und den Göttern selbst (darüber zB Heraklit fr 5 = Diels 22 B 5; Plut Mor 379 cd; Lucian setzt ironisch Götter mit Statuen gleich: Jup Trag 7). Griechische Bilderkritik: Max Tyr I I : ei fteoig ayakfiaxa iÖQmeov. Durchschlagend wird sie freilich nicht; BvBorries Quid veteres philosophi de idolatria senserint, Diss Göttingen 1918; PW Suppl V 472 ff. Im hellenistischen Judentum spielt sie natürlich eine große Rolle: Bei et Draco, Ep Jerem, Sap Sal 13ff. Die außerjüdische Welt ist darauf aufmerksam geworden: Strabo XVI 760ff. = Poseidonios FGH 87 F 70 (anders WAly Strabons Geographie 1957, 191 ff.); Hekataios von Abdera F G H 264 F 6; Tac Hist V 4. 301. Ohne gedankliche Überleitung folgt der letzte, spezifisch c h r i s t l i c h e Teil. Es herrscht auch hier nicht der Stil der Argumentation, sondern der Verkündigung. Hommel klassifiziert ihn als E p i l o g , in welchem nicht das zentrale Anliegen stehen könne. Aber schon die Szenerie hatte auf diesen Inhalt als den zentralen hingewiesen (vi8). So bilden der erste, biblisch gefärbte Teil der Rede und dieser christologische
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auf dem Areopag
Act 1738
die Klammer um den anthropologischen Mittelteil. Die ganze Weltgeschichte wird nur unter dem Gesichtspunkt des e i n e n , bestimmenden Einschnitts gesehen, der in der Auferstehung Christi vollzogen ist. So ergeben sich die beiden Epochen der äyvota (s zu 1327) und der Verkündigung, der Gelegenheit zur /¿ecdvoia (MdZ 92; Pseud-Clem Horn I 7 s: o rrjg (lexavoiaq xaigög); J D u p o n t Sciences Eccl 12, 1960, 166ff. = fitudes 450ff.; navrag navxayov-, ders NTSt 6,1959/60,153 f. = Stüdes 417f. Der Universalismus der Rede(Stichwort nag und Derivate) wird hier aktualisiert. Mit dem Stichwort äyvoia f ü h r t Lk zum Eingang der Rede und zu einem Stichwort bereits der Szenerie zurück. 31 Ps 9 9 96 (95) 13 98 (97)o. Die Eschatologie ist, gut lukanisch, nicht auf N ä h e des Gerichts eingestellt, sondern auf seine Tatsächlichkeit als solche; Vorbedingung ist die allgemeine Auferstehung der Gerechten und Ungerechten (2415). ev dvöoi y.rX\ der Name ist bereits vis genannt, ev bei xgtveiv: y.Qi&di'TO) ev ävdgoig rgioig Ditt Syll 2 850s; zum forensischen Gebrauch von ev s weiter Bauer sv ev I 3. nlariv naQe%ew. den Beweis erbringen (nicht: „Glauben" gewähren), Jos Ant II 218; Vett Val 277, 29 f. Auch dieser Gedanke ist lukanisch MdZ 101 f.; 191. Daß der Schlußteil den Zielpunkt bildet, zeigt auch der szenische Hinweis auf das „Befremdliche" der Botschaft für griechische Ohren v 32. Aeschyl Eumen 647f.: ävÖQoq ö'eneiöäv alu ävaanaarj xovig äna£ ßavorrog, ovrcg ecrr' ävaaraaig. Celsus bei Orig Cels V 14; Tert Resurr Carn 39; RMGrant Miracle and Natural Law in Graeco-Roman and Early Christian Thought 1952, 221 ff. Die Szenerie hat ihre Entsprechung in 212f.; vgl Corp Herrn I 29; Or Sib 1171 ff.; Pseud-Clem Horn 1101; offenbar liegt verbreiteter Missionsstil vor. Der Spott ist Folie für die Überlegenheit des deloq ävr'jo, vgl Betz 111 A 3 . Die A R E O P A G R E D E . 1 . Diese ist nicht die verkürzte Wiedergabe einer wirklichen Rede des Paulus, so daß man ihre ursprüngliche Fassung durch hypothetisches Auffüllen der Andeutungen zurückgewinnen könnte (so WSchmid). Sie ist kein Resümee, sondern ein spezifisch literarisches Gebilde. Bahnbrecher dieser Erkenntnis sind ENorden und MDibelius; Norden weist sie einem verbreiteten Typ von literarischer Missions-,.Rede" zu. Er vergleicht: Corp Herrn I 27f.; VII lf.; Od Sal 33; das Kerygma Petri; Pseud-Clem Horn I 7 ( = Ree I 7). Vgl weiter Or Sib 1150fif. fr I. III. Als Elemente der Gattung bestimmt Norden: „Aufforderung zur Erkenntnis Gottes als eines menschenunähnlichen, geistigen Wesens und zu der dadurch bedingten Sinnesänderung, Prädikation dieses Gottes und die rechte Art seiner Verehrung (nicht blutige Opfer, sondern im Geiste), ewiges Leben und Seligkeit als Lohn solcher Erkenntnis" (Agn Theos 129f.). Freilich ist damit das Spezifische des Aufbaus unserer Rede noch nicht genügend erklärt, s u. Und ganz verfehlt ist die These, die ganze Rede sei eine Interpolation nach dem Muster einer in Athen gehaltenen Rede des Apollonius von Tyana. Sie ist vielmehr vom Autor ad Theophilum in Anlehnung an vorhandene Muster gestaltet. Jedenfalls ist seit Norden erkannt, daß es für die Interpretation nicht genügt, die einzelnen Motive zu bestimmen, sondern daß ein ganzer Motivkomplex als solcher zu beobachten und daß die K o m p o s i t i o n zu analysieren ist. Über Norden hinaus ist noch mehr nach dem Weg zu fragen, auf dem die Motive zum Verfasser kamen, und nach seinem eigenen Anteil am Aufbau (Nauck). Dabei gibt die Verklammerung von Szenerie und Rede (Stichwort yivcöaxeiv, fremder und bekannter Gott, Jesus und Auferstehung) die ersten Hinweise. Dadurch gibt Lk der Rede trotz der Anlehnung an einen Typ einen individuell-historischen Charakter; sie soll nicht mehr einfach zeigen, wie ohristliche Missionspredigt überhaupt aussehen soll, sondern wie damals in jener unvergleichlichen Begegnung der einmalige Paulus mit den Repräsentanten des griechischen Geistes fertig wurde. Das wurde er im Sinn des Lk wirklich; der Szenenschluß soll nicht einen Mißerfolg des Paulus darstellen, sondern das Versagen des Griechentums (Hae). Dieser „historische" Sinn zeigt sich auch in der S p r a c h e . Lk bemüht sich um gehobenen Stil (Optativ), attische Färbimg; er verwendet rhetorische Stilmittel (Parechese, Paronomasie, Alliteration). Freilich kommt er nicht zum Periodenbau; die Konstruktion kann sehr hart sein (vaef.); der Wortgebrauch weicht zT vom üblichen ab (¿go&eola, xdQcryfia); es zeigen sich LXX-Elemente. 2. L u k a s u n d P a u l u s . Die „Echtheit" der Rede kann auch nicht dadurch bewiesen werden, daß man sie und die PaulusBriefe auf Anklänge durchmustert. Daß es Verwandtes gibt, ist selbstverständlich, da beide in der kirchlichen Tradition stehen und von demselben Credo ausgehen. Solche Anklänge sind
Act 1784
Rede auf dem Areopag
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34 Paulus aus ihrer Mitte. Einige Männer aber schlössen sich ihm an und wurden gläubig, darunter auch der Areopagit Dionysius und eine Frau namens Damaris und andere mit ihnen.
im ganzen urchristlichen Schrifttum zu finden. Bei Paulus gibt es Formulierungen, die einfach geläufige Gemeindegedanken aussagen (I Th lsf.). Die Frage ist vielmehr, ob einerseits das Motivganze der Areopagrede bei Paulus eine Parallele hat und ob sich andererseits in ihr spezifisch paulinische Theologumena finden. Es fehlt die Rechtfertigungslehre, die Thematik von Zorn Gottes, Glauben und Gesetz, Werken, die theologia crucis, das dialektische Verständnis von Zukunft und Gegenwart, die Naherwartung des Herrn. Und wenn sich hier wie ß m 1 Elemente der stoischen theologia naturalis finden, so ist doch der Umfang derselben und der Stil ihrer theologischen Verwendung völlig verschieden, wie besonders MPoblenz zeigt. An die Stelle des paulinischen StA naqidcoxev avrovg 6 deog tritt hier die relative Entschuldigung auf Grund der äyvoia, das Gewährenlassen Gottes. Bei Paulus begegnet nicht die stereotype Anordnung der Motive (I Th l a f . bietet kein Gegenargument, da sich Paulus dort gerade an ein vorgegebenes Schema hält, s zSt). Die Erkennbarkeit Gottes ist für ihn kein eigenes Thema; er setzt sie voraus (Rm 118ff.; I Cor 118ff.). Schon der Aufbau des Rm zeigt, daß bei ihm das Gerichtsmotiv am Anfang steht. Die Struktur der Eschatologie und Soteriologie ist verschieden und damit der gesamte Duktus der Gedankenentwicklung. Vgl dazu Bornkamm Aufs II 121 ff. 3. D e r S t o f f u n d s e i n e V o r g e s c h i c h t e . Die neuesten Untersuchungen haben im wesentlichen Nordens Bestimmung bestätigt: das jüdisch-christliche Grundmotiv, das stoische Begleitmotiv. Zwar ist gerade das Kernstück stoisch (mit platonischer Komponente; Poseidonios! Hommel). Aber der Stoff ist Lk sichtlich durch jüdisch-hellenistische Vermittlung zugekommen, wie die Parallelen vor allem bei Aristobul und in den Apostolischen Konstitutionen zeigen (Nauck; s Beilagen 8-9); auf denselben Traditionsweg weisen auch die Parallelen in I Clem (19f. 33. 40). So kompakt der stoische Mittelteil wirkt, so ist doch nicht zu übersehen, daß gerade die Spezifika der stoischen Thematik fehlen: die Herstellung eines Zusammenhangs zwischen dem Begreifen des Kosmos, dem Wesen des Menschen und der Methode des Erkennens (der Welt, Gottes, seiner selbst), zwischen Erkennen und ethischer Lebensgestaltung im Sinne der philosophischen Existenz. Von der Entfaltung eines Welt-, Gottes- und Menschenbild es (mit der Terminologie von Makro- und Mikrokosmos, (pvoig, vöfio;, Adyoc, vovg) kann man nicht reden. Eine Theorie der natürlichen Erkenntnismöglichkeit wird nicht entwickelt. Im Vergleich mit Poseidonios fehlt zB der Entwicklungsgedanke, die genetische Erklärung der Welt, Menschheit, Religion, das Motiv von Kosmos und Sympathie. Übrigens fehlt auch im Vergleich mit den jüdischen und frühchristlichen Parallelen die Naturbeschreibung. Es genügt also nicht, die Motive zusammenzustellen und durch Vergleichsmaterial zu beleuchten. Man muß auch die R e d u k t i o n beachten, in welcher sie erscheinen. Dazu gehört auch die Beachtung des neuartigen Rahmens, in den sie gefügt sind, also 4. der K o m p o s i t i o n . In dieser zeichnet sich das Schema des zweigliedrigen Typs des frühen Credo ab: Gott, der Schöpfer - Jesus Christus, der kommende Richter (I Th 19f.). Den Ursprung dieses Schemas (Gott-Christus) läßt etwa I Cor 8e erkennen, wo auch bereits der Bezug der „objektiven" Aussage auf den Menschen in der Welt hergestellt ist. Anunserer Stelle nun sind erster und zweiter Artikel des Credo zum literarischen Rahmen geworden; in diesem wird die Bestimmung des Menschen zum ausdrücklichen Thema. Für diese Disposition gibt es im einzelnen Vorbilder, zB für das Einsetzen beim Hinweis auf Gott den Schöpfer (und Erhalter), vgl I Clem 192 332, Const Apost aaO, Ep Ap 3 (14) Or Sib aaO. Und daß man mit dem Hinweis auf das Gericht abschließt, ist ein Schema, das den Aufbau der Logienqueiie wie der Darstellung der Lehre Jesu bei Mk bestimmt, weiter den Aufbau der Reden des Mt (GBomkamm). Der Ruf zur Umkehr ist am Schluß der „Petrus"-Reden wie in den von Norden beigezogenen Stellen festes Motiv; Corp Herrn I 28; Od Sal 33e; Pseud-Clem Horn I 73.6; Or Sib I 16s. Nauck nimmt besonders für die jüdische Missionsrede ein dreigliedriges Schema creatio-conservatiosalvatio an. In der Tat findet sich ein entsprechender Motivzusammenhang (Gebet Manasses). Aber es ist nicht als strenges Dispositionsschema durchgeführt. In dieser Hinsicht ist Lk original. Sachlich bedeutet dies ein Novum in der Reflexion über den Menschen im Lichte des Credo. So ist die Leistung des Lk über die literarische hinaus eine theologische. Seine Neukonzeption der Eschato-
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Das Ergebnis in Athen. Korinth
Act 1734
logie wird hier folgerichtig auf die Anthropologie ausgedehnt. 5. A u f n a h m e w i e R e d u k t i o n der t h e o l o g i s c h e n M o t i v e wollen ebenso bedacht sein wie die Geschichtlichkeit jedes theologischen Entwurfes,wenn man versucht, die Rede für die Stützung einer systematischen theologia naturalis, einer Lehre von der „Anknüpfung", auszuwerten. Daß Lk anknüpfen will und sich philosophischer Gedanken bedient, ist klar, ebenso, daß er bedeutend weiter geht als Paulus. Aber daa läßt sich nicht einfach in die These umsetzen: „Lk vertritt eine theologia naturalis", zumal es nicht angeht, die Aussagen ungeschichtlich zu „werten", zu übernehmen oder abzulehnen; sie wollen an ihrem geschichtlichen Ort und in ihrem eigenen Sachzusammenhang verstanden werden, als damaliger Versuch, das Credo auszulegen. Die moderne, abstrakte Frage nach der Einzigkeit oder Mehrzahl von „Offenbarungsquellen" ist Lk unbekannt, weil die Offenbarung noch nicht zum Begriff abstrahiert ist. Da weder Schöpfung und Erlösung noch fldes quae und qua creditur auseinanderklaffen, braucht man sich auch um daa Verhältnis eines „theologischen" und eines, .philosophischen" Monotheismus keine Sorge zu machen. Auch das Reden von Gott ist noch nicht im Sinne eines Gottes-Begriffs abstrakt geworden. Es fehlt jede Reflexion auf „natürliche" Möglichkeiten der Vernunft (und vollends auf eine Verdunkelung derselben beim Ur-Fall). Die Meinung ist einfach: Wenn die Heiden begreifen, daß e i n Gott, der Schöpfer, ist, und Buße tun, dann g l a u b e n sie ja. Und dann wissen sie, daß sie das von jeher hätten begreifen müssen. Lk stellt hier eine Einsicht in die Struktur des Glaubens dar: dieser weiß, daß uns Gott - unabhängig von unserem Begreifen immer schon nahe war und daß unser Unglaube also nicht auf Gott, sein Fernsein, abgeschoben werden kann. Lit: Grundlegend sind: ENorden Agnostos Theos 1913; MDibelius Paulus auf dem Areopag SAH 1938/39 = Aufs 29 ff. Umfassende Darstellung (mit fast vollständiger Bibliographie): BGärtner The Areopagus Speech and Natural Revelation 1955; FSkutsch ARW 13, 1910, 291 fif.; RReitzenstein NJK1A 16,1913, 393£f.; ThBirt RhMus 69,1914, 342fif.; WSchmid Philol 95,1942, 79ff.; MPohlenz ZNW 42, 1949, 69ff.; PhVielhauer EvTh 10, 1950/51, lfif. = Aufsätze zum NT, ThB 31,1965,9ff.; GSchrenk Studien zu Paulus 1954,131 ff.; WEltester in: Ntl Studien für RBultmann 1954, 202ff.; ders NTSt 3, 1956/57, 93ff.; HHommel ZNW 46, 1955, 145ff.; ders ZNW 48, 1957, 193ff.; WNauck ZThK 53, 1956, 11 fif.; NPStonehouse Paul before the Areopagus 1957; ESchweizer ThZ 13, 1957, lff. = Neotestamentica 1963, 418ff.; FMußner BZ NF 1, 1957, 125ff.; ders Trierer ThZ 67, 1958, 344ff. = Sol salutis 1967, 235ff.; HConzelmann Gymn Helv 12, 1958, 18 ff.; HPOwen NTSt 5, 1958-59,133 ff.; J-CLebram Der Aufbau der Areopagrede, ZNW 55,1964, 221 ff.; H-UMinke Die Schöpfung in der frühchristlichen Verkündigung nach dem Ersten Clemensbrief und der Areopagrede, Diss Hamburg 1966.
In 34 werden die konkreten Nachrichten ans Athen sichtbar, die dem Lk vorlagen; sie sind dürftig. Man erkennt noch, daß es nicht zur Bildung einer Gemeinde kam. An den Namen des Dionysius wird später das bekannte Schriftenkorpus (des Mystikers PseudDionysios-Areopagita) geheftet. Zum Namen Aa/iagig vgl Suppl Epigr Gr 11, 1954, Nr 903 (zu IG V/I, 972); ebda Nr 669 a. b; vgl noch IG V / 1 , 1 3 0 2 ; die Änderung in Ad/uaXig ist
überflüssig. XV11I K O R I N T H wurde 146 vChr von den Römern zerstört, von Cäsar als römische Kolonie (Laus Julia Corinthierms, s Corinth Vol VIII Part III Nr 130) neu gegründet. Bald war sie dank ihrer Lage am Isthmus, über den ein großer Teil des Ost-West-Handels ging (die Schiffahrt fürchtete die Fahrt um den Peloponnes), wieder eine blühende Handels- und Industriestadt, seit 27 vChr Hauptstadt der Provinz Achaia (seit 44 nChr senatorische Provinz). Die verbreitete Vorstellung, daß hier der orientalische Einfluß auf das religiöse Leben besonders stark gewesen sei, hat keinen Anhalt in den literarischen und archäologischen Quellen. Der blühende Isiskult (Apul Met XI) war längst gräzisiert. Sprichwörtlich war die Sittenlosigkeit der Stadt (Strabo VIII p 378: ov TKIVTÖQ ävSgdg ig Koqiv&öV ¿A&'o TIXOVQ. „xoQiv&tdiea&au"). RE» VII 165fif.; PW Suppl IV 991ff.; VI 182fif.; Kirsten-Kraiker 313ff.; über die amerikanischen Ausgrabungen: Corinth lfif., 1929ff. Lk hat über das Auftreten des Paulus einzelne gute Nachrichten. Es finden sich Tatsachenangaben,wie sie bisher in solcher Häufimg nicht vorkamen: über Arbeitsverhältnisse, Dauer, Namen, Örtlichkeiten, Termine. Aber das Gesamtbild ist auch hier stark stilisiert; das zeigt ein Vergleich mit den Korintherbriefen. Wir erfahren nichts über die Beziehungen zu den anderen Gemeinden während dieser
8 Hdb. 2. NT 7: Conzelmann 2. Aufl.
Act
I8.1
Korinth
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18 2 Danach schied Paulus von Athen und kam nach Korinth. Und er fand einen Juden namens Aquila, der aus Pontus stammte und neulich yon Italien gekommen war, und seine Frau Priscilla, weil Claudius angeordnet hatte, daß sich alle Juden aus Rom zu entfernen 3 haben. Zu diesen kam er, und weil er vom gleichen Handwerk war, blieb er bei ihnen und 4 arbeitete. Sie waren nämlich Zeltmacher von Beruf. Er predigte jeden Sabbat in der Syn5 agoge und suchte Juden und Griechen zu überzeugen. Als dann Silas und Timotheus von Mazedonien ankamen, ging Paulus völlig im Predigen auf und bezeugte den Juden, daß 6 Jesus der Messias sei. Als sie sich aber widersetzten und lästerten, schüttelte er seine Kleider aus und sagte zu ihnen: „Euer Blut über euer Haupt! Ich bin unschuldig und werde von 7 jetzt an zu den Heiden gehen." Und er ging von dort weg und kam in das Haus eines Gottes8 fttrchtigen namens Titius Justus, dessen Haus an die Synagoge angrenzte. Der Synagogenvorsteher Crispus aber wurde mit seinem ganzen Hause gläubig an den Herrn, und viele 9 Korinther, die ihn hörten, wurden gläubig und ließen sich taufen. Da sprach der Herr nachte 10 in einem Gesicht zu Paulus: „Fürchte dich nicht, sondern rede, schweige nicht! Denn ich bin mit dir, und niemand wird Hand an dich legen, dir Böses zu tun; denn ich habe ein großes 11 Volk in dieser Stadt." Er verweilte ein Jahr und sechs Monate und lehrte unter ihnen das Wort Gottes. 12 Während Gallio Statthalter von Achala war, erhoben sich die Juden einmütig gegen 13 Paulus, führten ihn vor den Richtstuhl und erklärten: „Dieser verführt die Leute, Gott
Zeit (I Th!), nichts von der Vielfalt religiöser Motive im Innern der korinthischen Gemeinde, ihrem enthusiastischen Charakter, der rasch aufkeimenden Gnosis, der Tendenz zur Aufspaltung in Gruppen. Die Zuverlässigkeit einzelner Nachrichten ist damit nicht bestritten. Angaben wie in V2 sind nicht erfunden. Aber welcher Art die Nachrichtenquelle war, ist nicht mehr auszumachen (jedenfalls kein altes Tagebuch, s zu vs). Zur Komposition des Materials zu einem fortlaufenden Bericht s Hae 473 ff. Man sieht das Verhältnis von Material und eigener Gestaltung besonders an der Darstellung des Verhältnisses zur Synagoge. Konkrete Angaben werden nach dem Muster des Anknüpfungsachemas geordnet, vgl den Programmsatz v« mit 1346 28as. 2 Daß Aquila und Priscilla als Juden bezeichnet sind, schließt nicht aus, daß sie bereits Christen sind. Denn die Angabe soll einfach zeigen, warum sie aus Rom wegziehen mußten. Auch im I Cor wird die Bekehrung des Ehepaares nicht erwähnt, ja, daß es erst durch Paulus zum Christentum gekommen wäre, ist durch diesen Brief sogar ausgeschlossen ( I i i f f . 1615). Dann haben wir hier eine früheste Spur des Christentums in Rom - und in Korinth! Lk freilich hat sie verwischt, weil Paulus als der Gründer der Gemeinde erscheinen muß (er ist es auch in Wirklichkeit - und in seinem eigenen Bewußtsein; I Cor 36; von einer vorpaulinischen G e m e i n d e kann man nicht sprechen). Priscilla = Priska: I Cor 1619 Rm 163 II Tim 419. Das Edikt des Claudius erwähnt Sueton Claud 25: Judaeos imjndsore Chresto assidue tumuUuantis Roma exjmlü. Datiert wird es Orosius Hist Contra Pag VII 6isf. (CSEL 5, 451): anno eiusdem nono ( = 49 nChr) exjndsos per Claudium urbe Judaeos Josephus refert (über die Herkunft dieser Nachricht AHarnack SAB 1912, 674ff.). Über Roms Judenpolitik: MSimon Verus Israel 2 1964; Claudius: HIBell Jews and Christians in Egypt 1924 (Text des PLondon 1912!). 3 Hier finden wir endlich eine Bemerkung über den Alltag des Paulus, vgl I Th 29 I Cor 4i2 9iff. axrjvoTtoiÖQ nach sy p und Rufin etwa „Sattler". 4 ist eine redaktionelle, schematische Notiz. Juden in Korinth: Philo Leg Gaj 36. Es wurde eine Inschrift gefunden: [avva]yojyfj 'Eßgfaiwv],DeißmannLvO 12f. 6 Vgl 1 7 u f . I Th 3i f. e. avvei%exo y.xl kann dahin erklärt werden, daß Paulus von jetzt an auf Handarbeit verzichten und täglich (nicht nur am Sabbat) predigen konnte, weil er aus Mazedonien Geld erhielt (II Cor 119; Hae) EHenschel Theol Viat 2, 1950, 213ff. Das harte Nebeneinander von v i und 5 erklärt sich daraus, daß Lk auf jeden Fall sein Schema
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Verhandlung vor Gallio
Act 1813
durchführen wollte (in V4!). Auch die Formulierung von 5b ist lukanisch; die Sache wird durch 173 erklärt. 6 Zur Geste s zu 13si; I I Esdr 15i3 LXX. Zur grundsätzlichen Erklärung s zu 1348; sie schließt nicht aus, sondern ein, daß Paulus am nächsten Ort wieder in die Synagoge geht (vie). 7 Nach der von Hae vorgeschlagenen Erklärung von V5 könnte man hier eine Andeutung finden, daß Paulus seine (Arbeit und) Wohnung bei Aquila/Priscilla aufgab (so schon D 614h); doch handelt es sich (nach'dem Zusammenhang) um den Wechsel des Lehrlokals; darum ist auch betont, daß der neue Raum neben der Synagoge lag. 8 Crispus : I Cor 1 u . Der dort genannte Erstbekehrte von Achaia, Stephanas (I Cor 1 ie 16is), ist hier nicht erwähnt. Stammte unsere Stelle aus einem „Itinerar", so wäre dieses unzuverlässig und abgeschliffen; GSchille ThLZ 84, 1959, 168. Der Erfolg wird wieder in einer lukanisch-schematischen Formulierung vermerkt. „Haus": s zu 16 15. 9-11 Die Vision erklärt nicht nur die Länge des Aufenthaltes in Korinth, sondern speziell auch die Bedeutung der korinthischen Gemeinde zur Zeit des Lk (vgl dazu den zeitgenössischen I Clem!); sie beleuchtet im voraus die Szene vor Gallio. Zu beidem s MGoguel RHPhR 12, 1932, 321 ff. „Fürchte dich nicht" ist uralte Beschwichtigungsformel bei Epiphanien (HGreßmann ZAW 34,1914,254ff., LKöhler Schweiz Theol Zeitschr 36, 1919, 33ff., JBegrich ZAW 52, 1934, 81 ff.). Sie findet sich auch bei den Griechen: Herod I 9, Aristoph Ra 1092, Lucian Dial deor X X 7. 12 gibt uns den wichtigsten Anhalt für die Chronologie des Paulus (und des Urchristentums), den wir überhaupt besitzen, da wir die Statthalterschaft des Gallio mit Hilfe der berühmten Gallio-Inschrift von Delphi datieren können (4 Fragmente im Museum zu Delphi). Lucius JUNIUS GALLIO AHNAEANUS (IG VII 1676) ist der ältere Bruder des Philosophen Seneca (er heißt von Hause aus M Annaeus Novatus, wurde von L Junius Gallio adoptiert). Die Inschrift lautet (mit Rekonstruktionsversuch, Abbildung bei Deißmann Paulus, Tafel I und Dict de la Bible, s u; Rekonstruktion bei Deißmann Paulus 212ff.; Ditt Syll II 801 D; Groag 32ff.): Tißig[tog KXavStog KJatafaQ üeßaarjdg r[eQfiavixóg, ÒQxieqeiig fiéyurrog, örifiaexixrjg ¿£ovj/olag[rò iß', avT0XQét Mnason, oder ist die Notiz eine lukanische Vorwegnahme? Doch wäre dann die Fortsetzung (rfj dsf!] ¿movarj) sehr hart. 18!. erinnern an 154. 12 und erweisen sich dadurch als lukanische Redaktion. Was zugrunde liegt, ist nur noch zu ahnen. Es fällt auf, daß J a k o b u s nur für einen Augenblick auftaucht. Daß die „Zwölf" nicht erwähnt sind, wird freilich den Tatsachen entsprechen: die Leitung der Gemeinde war bereits auf Jakobus übergegangen; HvCampenhausen Die Nachfolge des Jakobus ZKG 63, 1950/51, 133ff. Zugleich entspricht das Fehlen der Zwölf dem Duktus der lukanischen Geschichtsdarstellung: Das Apostelkonzil war der Wendepunkt von der apostolischen zur nachapostolischen Epoche, die durch Jakobus in Jerusalem und Paulus in der Welt repräsentiert wird. Von 20 fällt Licht auf 15 21; doch handelt es sich nunmehr um Judenchristen. 21 Der Leser der Act weiß, daß die Vorwürfe falsch sind. Paulus hat das Gesetz immer eingehalten; er hat Timotheus beschnitten. Die Vorwürfe beleuchten - als abgewiesene! - den Prozeß des Paulus: die Anklagen (245) sind im voraus erledigt (24i3ff. 258). Das Geschick des Paulus hat sich gerade bei der Ausübung einer Gesetzesleistung erfüllt. Die Wirklichkeit sah freilich anders aus. Rm 104 mußte vom Juden genau im Sinne dieser Vorwürfe verstanden werden (wenn er nicht gleichzeitig die schwierigen Gedankengänge von Rm 3 und 7 zur Kenntnis bekam), und Paulus ist sich darüber im klaren: Rm 1531. Von V21 aus ist der Sinn von 22 gegeben: rt ovv eariv meint nicht, daß die Gemeindeleitung Zweifel hegt (ein entsprechender vorlukanischer Sinn ist in dieser Wendung nicht zu suchen); sie fragt nur, was angesichts der Lage zu tun ist. „Man wird hören" scheint auf Juden besser zu passen als auf Judenc h r i s t e n ; s o wurde auch schon vermutet, V20 habe sich ursprünglich auf Juden bezogen (ESchwartz, Pr). Doch ist der Blick an dieser Stelle noch nicht auf den Angriff gegen Paulus gerichtet, sondern auf die Bereinigung der innerkirchlichen Lage. 23 Der Vorschlag der Ältesten entspricht dem lukanischen Kirchenverständnis , der Kontinuität von Israel-Judenchristentum-Heidenchristentum (durch das Aposteldekret). Der folgende Bericht macht freilich Schwierigkeiten,wenn man die jüdischen Vorschriften über Gelübde vergleicht; doch rührt das daher, daß Lk von diesen keine genaue Kenntnis hat. In sich selbst ist seine Darstellung ohne Widerspruch. Mit £vyr\ kann ein Nasiräatsgelübde gemeint sein; Num 6iff. Philo Ebr 2; Bill II 80ff. 747ff. 755ff. Zu diesem gehört das Scheren des Haupthaares, s zu 18is. Die Lesart ey eavröjv (gegen a tfjg qxovrjg rovco. Über den „Ägypter" s Jos Bell I I 261 ff. Ant X X 169ff. Er führte seine Anhänger (nach Bell aus der Wüste, nach Ant aus Jerusalem) auf den ölberg. Felix griff ein; ein Teil kam um, ein Teil wurde gefangen; nach Ant waren es 400 Tote und 200 Gefangene, während Bell von 30000 Anhängern redet. Beg IV zSt fragen, ob eine Verwechslung von ¿ 1 = 4 und A = 30 vorliege. Der Anführer entkam. Seine Bewegung muß von derjenigen der Sikarier (von sica, Dolch; Jos Bell II 254ff. Ant X X 186; MHengel Die Zeloten 1961,47ff.) unterschieden werden. Lk trägt einfach alles zusammen, was er über jüdische politische Bewegungen weiß, um das Christentum von allen zu distanzieren. Auch Josephus berichtet ja vom Ägypter, den Sikariern und Auszugsbewegungen in die Wüste (Bell II 259f.) an derselben Stelle; s Beilage 5. 39 ovx äarjfiog ist beliebte Litotes; von Städten Dion Hai I I 357; Achill Tat VIII 3 i : ¿Xev&SQÖg re ÜJV xal noXecug ovx äaiqfxov. Tarsus: Ditt Or 5787f.: TaQOoq, rj ngarrrj x[al] fieyiarrj/xat xaXXiarrj fi/rfcgönoXig; Strabo XIV p 673. Nach Lk ist Paulus also Doppelbürger (von Tarsus und Rom); das ist seit der Kaiserzeit möglich, ANSherwin-White The Roman Citizenship 1939, 188ff.; SLGuterman Religious Toleration and Persecution in Ancient Rome 1951, 19 ff.; MHammond HarvStud in Class Phil 60, 1951, 147ff.; Cambridge Ancient History X I 458f. Instruktiv für die Entwicklung sind die Edikte des Augustus von Kyrene, s dazu AvPremerstein Zeitschr der Savigny-Stiftung, Rom Abt 48, 1928, 448ff.; Cadbury Book 81 f. Die Bitte des Paulus und ihre Gewährung ist unvorstellbar. 40 „hebräisch" = aramäisch (anders HOtt Nov Test 9, 1967, 22), vgl Joh 5 2 Jos Ant XVIII 228. Zur Rednergeste: 12 17 13 16 26 1. XXII 1-21 Die ganze V e r t e i d i g u n g s r e d e vor dem Volk ist, wie die bisherigen Reden, eine Schöpfung des Lk. Der im Augenblick wichtigste Punkt, der Vorwurf der Tempelschändung, kommt nicht zur Sprache, und das ist bewährte literarische Technik. Am Schluß wird wieder das Kunstmittel der Unterbrechung be-
Act 223
Rede des Paulus vor dem Volk
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daß er sie in hebräischer Sprache anredete, hielten sie noch mehr Buhe. Und er sprach: 3 „Ich bin Jude, geboren zu Tarsus in Cilicien, autgezogen aber in dieser Stadt, zu den Füßen Gamaliels ausgebildet nach der genauen Norm des väterlichen Gesetzes, ein Eiferer für Gott, 4 wie ihr es alle heute seid. Ich habe diesen Weg bis zum Tode verfolgt, indem ich Männer und 6 Frauen binden ließ und ins Gefängnis einlieferte, wie mir auch der Hohepriester und das ganze Ältestenkollegium bestätigen kann. Ton ihnen habe ich auch Briefe an die Brüder in Damaskus erhalten und bin gereist, um auch die dortigen gebunden nach Jerusalem zu 6 bringen, damit sie gestraft werden. Als ich aber unterwegs war und mich Damaskus näherte, 7 geschah es, daß mich um Mittag plötzlich yom Himmel her ein helles Licht umstrahlte, und ich stürzte zu Boden und hörte eine Stimme zu mir sagen: ,Saul, Saul, was verfolgst du 8 mich?' Ich erwiderte: ,Wer bist du, Herr?' Und er sprach zu mir: ,Ich bin Jesus, der Nazo9 räer, den du verfolgst/ Meine Begleiter sahen zwar das Licht, hörten aber nicht die 10 Stimme dessen, der zu mir sprach. Ich sagte: ,Was soll ich tun, Herr?' Da sprach der Herr zu mir:,Stehe auf, gehe nach Damaskus, und dort wird dir von allem gesagt werden, was 11 dir zu tun geboten ist.' Da ich aber wegen des Glanzes jenes Lichts nicht mehr sehen konnte, 12 wurde ich von meinen Begleitern an der Hand geführt und kam so nach Damaskus. Ein gewisser Ananias, ein frommer Mann nach dem Gesetz, in gutem Ruf bei allen dortigen 13 Juden, kam zu mir, trat heran und sagte zu mir: ,Bruder Saul, werde wieder sehend!' 14 Und zur selben Stunde konnte ich (ihn) wieder erblicken. Und er sagte: ,Der Gott unserer Väter hat dich erwählt, seinen Willen zu erkennen und den Gerechten zu sehen und die 15 Stimme aus seinem Munde zu hören. Denn du sollst für ihn Zeuge sein vor allen Menschen 16 dessen, was du gesehen und gehört hast. Und nun, was zauderst du? Stehe auf, laß dich 17 taufen und dir deine Sünden abwaschen, indem du seinen Namen anrufst!' Als ich nun
nutzt, nachdem Lk den Paulus alles sagen ließ, was er an dieser Stelle gesagt haben wollte (Dibelius Aufs 138). E r erhebt hier die Auseinandersetzung zwischen Christent u m und Judentum ins Grundsätzliche. 1 Zur Anrede vgl 7 2 (aber dort an das Synhedrium!). Bitte um Gehör: s zu 2 14 (Stil der Verteidigungsrede!). Voranstellung des Possessivpronomens: Bl-Debr § 473 1. Die Wortgruppe anoloyeioftm t r i t t in diesen Kapiteln hervor, vgl Philostr Vit Apoll VII 29, 32ff. 40f. V I I I 1 mit der großen Rede V I I I 7. Zu 2 vgl 21 40. Die Varianten des Bekehrungsberichtes sind zu 9 1 ff. besprochen. 3 Der a u t o b i o g r a p h i s c h e R ü c k b l i c k ist auf die Situation hin formuliert: Paulus muß sich als Juden darstellen und muß zugleich seinen (der Menge bekannten, 21 28f.) Umgang mit Nichtjuden erklären. Daß dadurch seine Treue gegen das Gesetz nicht beeinträchtigt wurde, läßt ihn Lk nicht mehr darlegen, aus Gründen der Komposition. Zum biographischen Schema yeyevvrj/iievoQ-ävaxe&ga/ufiEVOQ-TieTiaLdEVfiivog s zu 7 20. Arrian Bithynica F r 1 2 (II p 197 Roos; vgl ebenda I I p X L I I I ) über sich selbst: Nixofirjdeiov ydo [xi] xo ysvog avxov ev xavxrj xrj avyyqa(p f j dioqi^ei, ev avtfjxe yevvrj'&fjvai xalxQarpfjvai xai naideirdrjvai. Nicolaus von Damaskus F G H 90 F r 126. Ovid Trist IV 10 3 ff.: Sulmo mihi patria est... editus hinc ego sum... protinus excolimur teneri curaque parentis imus ad insignes urbis ab arte vires. Procop Are X 1. WCvanUnnik Tarsus or Jerusalem 1962. Zur jüdischen Erziehung: WJentsch Urchristliches Erziehungsdenken 1951, 85 ff. Lk setzt voraus, daß die Familie nach Jerusalem übersiedelte (26 4, vgl dagegen Gal 122). Gamaliel (s zu 5 34) war Hillelit. Über Elemente der Schule Hilleis, die Prinzipien der hellenistischen Hermeneutik aufgenommen hatte, in der exegetischen Methode des Paulus s JJeremias Paulus als Hillelit, in: Neotestamentica et Semitica (Studies in honour of Principal MBlack) 1969, 88ff. TiaQa rovg nodag (Lc 835 IO39) ist (auf Grund des Schemas) zu naiöeveiv zu
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Berufung und Auftrag des Paulus
Act 2217
ziehen. naxQ&og vo/iog, CrjAcorrrfg: vgl Gal I n . Zum lukanischen (!) Bild des Gamaliel paßt das nicht, doch ygl 26 s, wo ebenfalls das Stichwort äxQißtfg steht. axQißeia in Verbindung mit vo/tog: Isoer 7 « ; vgl Jos Bell II 162 Vita 191. \r\Xony]c, fteov: Musonius 37s; Epict II 14is; vgl Num 25is ß m 10a; t,r\hoxr\g ist auch Stichwort der Biographie (vom Schüler), Nicolaus von Damaskus FGH 90 F 132; Marceil Vit Thuk 35. Der lukanische Paulus verwirft nicht wie der historische seinen Eifer für das Gesetz (Phil 34ff.), sondern nur die falschen Konsequenzen, die er daraus einst zog. 4 f\ obög: 9a. äxQi ftavarov: 9i (qpovog) 26io. 5 Lk rafft die Zeit zusammen; man hat den Eindruck, es herrsche noch derselbe Hohepriester wie damals (obwohl Paulus dann 23 s den Hohenpriester nicht kennt!). Der Charakter des Selbstberichts ist gewahrt. Im Bericht 9iff. heißt es: tiqoq rag awayoDydg. H i e r spricht der Jude Paulus von seinen „Brüdern". nQsaßvreQiov (zumWort JJeremias ZNW 48, 1957,127ff.) = Synhedrium, Lc 22ee. 6 Die Zeitangabe fehlt in der ersten Version; s zu 2613. 9 Hören und Sehen ist gegenüber 97 vertauscht. Das hängt mit der Steigerung des Lichtmotivs zusammen. Zwischen Akkusativ (hier und 2614) und Genitiv (9 7) bei äxoveiv besteht kein Unterschied mehr, HRMoehring Nov Test 3,1959,80ff. 11 £>ßkenetv ist ungewöhnlich gebraucht. Ist zu lesen OYAENEBAEIION (B)? 13 avaßXineiv heißt „die Augen aufschlagen" oder „wieder sehend werden"; hier liegt die zweite Bedeutung vor, obwohl dazu elg airtov nicht paßt. Hae meint, slg avrov sei eine Interpolation, die dem ebenfalls unpassenden kfißMiteiv in v n entspreche. 141. Die Färbung ist - wieder angepaßt an die Situation - stärker biblisch als 917; Ananias spricht als Judenchrist. JiQOxetQiCa): s zu 3ao. Der „Wille" Gottes befaßt das Ganze seines Heilplanes in sich; 20a7. o öixaiog: 3 u . Zur Vorordnung des Sehens vor dem Hören s MdZ 179. /idgncvg ist bei Lk zunächst der Augenzeuge des Wirkens und der Auferstehung Jesu, s zu 1 ai f. Hier nun wird der Begriff so erweitert, daß auch Paulus einbezogen und zum Bindeglied zwischen der apostolischen und nachapostolischen Zeit werden kann; Wilckens 146; Klein 117. Zum „Zeugnis" gehört auch eben dieser Bericht (vgl II Macc 334-36!); NBrox Zeuge und Märtyrer 1961,55ff.16 r 1 /xekkeig ist nicht psychologisch auszumünzen, als hätte Paulus noch letzte Bedenken gehabt. Es ist eine (schon klassische) Floskel wie: „auf!". Vielleicht war sie Kultformel bei Initiationsriten; vgl CorpHerm I 26; Apul Met XI 22; auch ActThom 73.78; GAnrich Das antike Mysterienwesen 1894,82 A 5; vgl auch das stilverwandte xi xcokvei, s zu 8 37. Lk verbindet die griechische Wendung mit der j üdischen xal vvv, s zu 317.17-21 Die Predigt in Damaskus und Jerusalem ist durch die VisionimTempel ersetzt, die in den beiden Parallelen fehlt. Sie gehört zu jenem Traditionskomplex, der Paulus biographisch mit Jerusalem verknüpft (v3 23is) und das lukanische Paulusbild bestimmt. Woher Lk diese Nachrichten hat, ist nicht mehr auszumachen. Jedenfalls spiegeln sie eine Spaltung der Überlieferung über Paulus schon in früher Zeit. Zum Problem s OLinton The Third Aspect StTh 3,1949,79ff.Mit Gal li7ff. ist diese Darstellung nicht auszugleichen. Die Episode paßt auch nicht zu 9 39 f. An sich setzt sie keine vorausgehende Berufimg voraus, ja, sie paßt gar nicht zu einer solchen und bildet eine konkurrierende Variante zur Berufung vor Damaskus (anders CBurchard Der dreizehnte Zeuge, FRLANT 103,1970,164f.: die Geschichte setzt einen bekehrten Paulus voraus, konkurriert also nicht schlechthin mit der Damaskusvision, zumal diese ursprünglich nicht die Berufung, sondern die Bekehrung erzählt). Natürlich hat Lk in den Bestand eingegriffen. Von ihm stammt der Rückverweis auf Stephanus (dem früher die Einführung des Paulus in die Stephanusgeschichte entspricht). Er nimmt die Geschichte auf, weil er damit die Kontinuität von Urgemeinde in Jerusalem und heutiger Kirche darlegen kann und weil er außerdem in der speziellen Situation das Verhältnis des Paulus (und Christi, MdZ 68ff. 153f.) zum Tempel klarstellen kann. Durch die Bindung der Autorität des Paulus an diesen heilsgeschichtlichen Ort tritt zwischen beauftragenden Christus und beauftragten Paulus außer der durch Ananias repräsentierten Kirche eine weitere Mittelgröße ein; das ist für das Paulusbild des Lk symptomatisch; Klein
Act 221
Vision und Auftrag des Paulus
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18 nach Jerusalem zurückgekehrt war und im Tempel betete, geriet ich in Ekstase und sah ihn, wie er zu mir sprach: ,Eile und gehe schleunig aus Jerusalem, denn sie werden von dir 19 kein Zeugnis Uber mich annehmen/ Und ich sagte: ,Herr, sie wissen doch, daß ich die, 20 welche an dich glauben, gefangen setzen und in den Synagogen prügeln ließ. Und als das Blut des Stephanus, deines Zeugen, vergossen wurde, da stand ich selber dabei und hatte 21 Gefallen daran und bewachte die Kleider derer, die ihn umbrachten/ Und er sprach zu mir: 22 ,Gehe, denn ich will dich weit unter die Heiden senden!'" Bis zu diesem Wort hörton sie ihn an. Dann erhoben sie ihre Stimme: „Hinweg von der Erde mit diesem! Denn er darf 23 nicht leben." Und sie schrieen und schwenkten ihre Kleider und warfen Staub in die Luft. 24 Da befahl der Tribun, ihn in die Kaserne zu führen, und gebot, ihn unter Geißelung zu 25 verhören, um zu erfahren, aus welchem Grund sie so gegen ihn schrieen. Als man ihn für die Riemen aber ausstreckte, sagte Paulus zu dem dabeistehenden Centurio: „Ist mit Riemen 26 es bei euch erlaubt, einen Römer, noch dazu ohne Urteil, auszupeitschen?" Als der Centurio das hörte, ging er zum Tribunen und erstattete Meldung: „Was tust du da? Dieser 27 Mensch ist nämlich Römer." Da kam der Tribun herbei und sagte zu ihm: „Sage mir, bist 28 du Römer?" Der sagte: „ J a " . Der Tribun erwiderte: „Ich habe dieses Bürgerrecht für eine 29 hohe Summe erworben." Paulus sagte: „Ich aber habe es durch Geburt." Sofort ließen nun die, die ihn verhören sollten, von ihm ab, und der Tribun fürchtete sich, als er erfuhr, daß er Römer sei, weil er ihn hatte fesseln lassen. 30 Am folgenden Tag wollte er Gewißheit bekommen, warum er von den Juden angeklagt werde; so ließ er ihn von den Fesseln befreien und befahl, daß die Hohenpriester und das ganze Synhedrium zusammenkommen sollten, ließ Paulus hinunterbringen und vor sie stellen. 23 Paulus blickte das Synhedrium an und sprach: „Brüder, ich habe mein Leben mit einem 2 völlig guten Gewissen vor Gott geführt bis zu diesem Tag." Da befahl der Hohepriester 3 Ananias den Umstehenden, ihn auf den Mund zu schlagen. Da sagte Paulus zu ihm: „Dich wird Gott schlagen, du getünchte Wand. Du sitzest da, um mich nach dem Gesetz zu richten, 4 und gegen das Gesetz befiehlst du, mich zu schlagen?" Die Umstehenden sagton: „Du 6 schmähst den Hohenpriester Gottes?" Da sagte Paulus: „Ich wußte nicht, Brüder, daß er der Hohepriester ist. Denn es steht geschrieben: ,Einem Fürsten deines Volkes sollst du nicht 6 fluchen/" Da aber Paulus erkannte, daß der eine Teil aus Sadduzäern, der andere aus Pharisäern bestand, schrie er im Synhedrium: „Brüder, ich bin Pharisäer, Sohn von Pharisäern. 152ff. 17 Zu der unmöglichen Konstruktion vgl Lc 321; Bl-Debr §§ 278. 4234.18 Der Gedanke, daß die Heidenmission durch die Verstockung Israels ausgelöst wird, ist schon in das Gleichnis vom Gastmahl (Lc 14I«-24) eingearbeitet. Im Vergleich mit Paulus (Rm 9-11) fehlt die Hoffnung auf die Bekehrung Israels vor dem Weltende; seine Abkehr vom Heil ist endgültig, beachte den abschließenden Ausblick 2828. 19 Der Einwand gegen einen Auftrag Gottes ist schon im AT verbreitetes Motiv. Das Zeugnis eines „Bekehrten" gilt als besonders überzeugend - bis heute. 20 s o. Das Wort fiaQtvg entwickelt sich in Richtung auf „Blutzeuge", wenn auch die technische Bedeutung noch nicht erreicht ist (mit Hae). Brox (s zu vis) 61 ff. bestreitet den „martyriologischen" Sinn, muß aber zugeben, daß die Bedeutung an dieser Stelle singulär ist. 22 Die Unterbrechung durch die „Juden" bei der Erwähnung des Heils für die Heiden ist bewußte Pointe (Dibelius Aufs 138). Zum Kunstmittel der Unterbrechung s o. In Wirklichkeit ist die Rede vollständig. Zum Impf xa&rjxev s Bl-Debr § 3582. 23 gutrecv (sie!) kann das Abwerfen (Lucian Syr Dea 51) oder das Schwenken der Kleider meinen; Beg V 275f.; vgl iactare togas Ovid Am III 274: et date iactatis tmdique signa togis. Zur Szene Philo in Flacc 144; Pseud-Lucian De Salt 83. Vgl noch P Lond 2785,36f. (Akten des Isidor B p22 Musuxillo): Qrfcwq r f j de£i[q.J/ro Ifiartov
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Paulus vor dem Synhedrium
Act 23e
eQQifyjsv]; aber die Rekonstruktion ist unsicher, Musurillo 137; dieser rekonstruiert jetzt nach Heliodor Aeth VI 8: xai rote o]\ QT/ZCOQ, x f j öe£i[q. neQQ^dfievog...]/ xo i/idtiov, EQQi[y)£v eavrov %afial]J xal ebtev ml. Act Alex p 15. 24 Die Anwendung der Folter ist bei Nichtbürgem und Sklaven Vorschrift, ThMommsen ZNW 2,1901, 90 A7; ders Kömisches Strafrecht 938f. 25 Zur juristischen Problematik s zu 162of.; vgl noch LWenger Die Quellen des römischen Rechts 1953,292. Ttqmeiveiv: entweder „mit Riemen", für das Auspeitschen ; oder besser, ,für die Riemen''. et bei direkter Frage ist hellenistisch; 2137; Bl-Debr § 4403. Zu xataxgivsiv kann ergänzt werden: „ohne Verhör" ( I 6 3 7 ) oder „ohne Verurteilung"; Cic Verr I I 5, 66, 170: Facinus est vincire civem Romanum, scelus verberare, prope parricidium necare. Die Frage, warum sich Paulus erst so spät auf sein Bürgerrecht beruft, beantwortet sich durch den Hinweis auf die schriftstellerische Technik des Lk. Ein kurzer Dialog schafft die Grundlage für den weiteren Verlauf des Prozesses. 28 xecp&laiov „Kapital". Uber Kauf des Bürgerrechts unter Claudius: Dio Cass LX 17 5ff.Über die Verleihung überhaupt: ANSherwin-White The Roman Citizenship 1939, bes 181 ff. Zum höheren Ansehen des Altbürgers vgl Ovid Trist IV 10 7 f.: Si quid id est, usque a proavis vetus ordinis heres, non modofortunae munerefactus eques. Juden als römische Bürger: Juster II 15ff. s zu 21s». 29 s zu I621. 30 Dieser Vorgang ist historisch unmöglich: der Tribun fürchtet sich, weil er sich an einem römischen Bürger vergriffen hat; aber er läßt ihn über Nacht noch in Fesseln; er vernimmt Paulus nicht selbst, sondern läßt den römischen Bürger einer jüdischen Behörde vorführen. Über den Sitzungsraum des Synhedriums gehen die Angaben des Josephus und der Mischna auseinander; Bill I 997ff. X X I I I 1 Vgl 24ie. Zum Begriff des „guten Gewissens" s Exk zu I Tim 15; JStelzenberjjer Syneidesis im NT 1961,49 ff. Wie mit dieser Behauptung „die (angebliche) Tötung des Stephanus und anderer Christen sich verträgt, darf man freilich nicht fragen" (Hae). 2 Ananias war seit ca 48 (Jos Ant X X 103) Hoherpriester; aus Ant XX179 ergibt sich, daß er während der Amtszeit des Felix abgesetzt wurde. Im Jahre 66 wurde er vom Pöbel ermordet, Bell II 441 f. Es ist aber nicht nötig, v 3 als vaticinium ex eventu zu erklären. rvTtretv xrl ist eine jüdische Fluchformel. Ist auch „getünchte Wand" ein gängiges Schimpfwort (mit Anklang an Ez 13io ff., vgl CD VIII12)? Natürlich darf man nicht psychologisierend auf den Charakter des Ananias (Jos Ant X X 205ff.)verweisen. Lk will das Judentum, sein gebrochenes, heuchlerisches Verhältnis zum Gesetz (vgl 7soff.) in seinem Repräsentanten charakterisieren. Die ganze Szene ist unvorstellbar: Wie sollte Paulus den Vorsitzenden nicht erkannt haben! Zugrunde liegt eine vage Nachricht, nicht ein geschichtstreuer Bericht. 4f. Die Reaktion ist unmöglich matt und die Auskunft des Paulus undenkbar. Eine „Erklärung" des Nichterkennens aus angeblicher Kurzsichtigkeit des Paulus ist komisch. Aber im Sinn des Lk ist die Erwiderung in Ordnung: Paulus erweist sich wieder als Muster des Gehorsams gegen das Gesetz (Overbeck), und aus Gründen der Komposition darf es noch nicht zum Konflikt kommen (Hae). Das Zitat stammt aus E x 2227. 6 In dem naiv erzählten taktischen Schachzug des Paulus (vgl dagegen Phil 33-5) schlägt der anekdotische Stil durch. Das Part Aor ist in einer Einzelanekdote besser verständlich als in einem Geschichtszusammenhang, in dem Paulus als ehemaliger Vertrauensmann dieses Gremiums (22s - Präsens juagrvgeV.) gilt. Was Paulus über seinen Glauben sagt, ist dem lukanischen Bilde angemessen: der allgemeine Auferstehungsglaube ist das Band zwischen dem (echten) Judentum und dem Christentum. Die Juden müßten daher einsehen, daß ihr Glaube im Christentum zur Erfüllung kommt. einig und ävaaraatg bilden ein Hendiadyoin; OLagercrantz ZNW 31, 1932, 86f.; GBjörck Coniect Neot IV 1940, 2f.; Lk vermeidet dadurch einen doppelten Genitiv. Man darf also nicht die ebeig (etwa als Hoffnung auf den Messias; von dem ist absichtlich nicht die Rede, s zu 25i9) vom Auferstehungsglauben unterscheiden. Die Frage, deretwegen Paulus nach 22 so vorgeführt wird, wird überhaupt nicht berührt. Vielmehr dient die Szene zur grundsätzlichen Verhältnisbestimmung zwischen Judentum und Christentum. Im Blick auf den
Act 237
Im Synhedrium
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7 Wegen der Hoffnung aui Aulerstehung der Toten werde ich gerichtet." Als er dies sagte, gab es einen Zwist zwischen den Pharisäern und Sadduzäern, und die Menge entzweite sich. 8 Denn die Sadduzäer sagen, es gebe keine Auferstehung noch Engel noch Geist. Die Phariftllos 9 säer aber behaupten dies Es gab ein großes Geschrei, und einige Schriftgelehrto von beides. der Pharisäerpartei erhoben sich und erklärten heftig: „Wir finden nichts Schlimmes an 10 diesem Menschen. Wenn ein Geist oder ein Engel mit ihm gesprochen hat?" Da es heftigen Zwist gab, befürchtete der Tribun, Paulus könnte von ihnen zerrissen werden. So ließ er die Truppe herabkommen und ihn aus ihrer Mitte herausholen und in die Kaserne führen. 11 In der folgenden Nacht trat der Herr zu ihm und sprach: „Sei getrost! Denn wie du von mir in Jerusalem Zeugnis abgelegt hast, so mußt du auch in Rom Zeugnis ablegen." 12 Als es Tag geworden war, schmiedeten die Juden ein Komplott und verschworen sich, 13 weder zu essen noch zu trinken, bis sie Paulus getötet hätten. Es waren mehr als vierzig, 14 die diese Verschwörung machten. Diese gingen zu den Hohenpriestern und Ältesten und sagten: „Wir haben uns mit einem heiligen Schwur verschworen, nichts zu genießen, bis 15 wir Paulus getötet haben. Werdet also jetzt ihr mit dem Synhedrium beim Tribunen vorstellig, er solle ihn zu euch herabftthren lassen, als wolltet ihr seine Angelegenheit genauer 16 untersuchen. Wir aber sind bereit, ihn umzubringen, bevor er in der Nähe ist." Aber der Schwestersohn des Paulus hörte von diesem Anschlag. Da kam er und ging in die Kaserne 17 und berichtete es Paulus. Paulus rief einen der Centurionen herbei und sagte: „Führe diesen 18 Jungen Mann zum Tribunen! Denn er hat ihm etwas zu berichten." Der nahm ihn und führte ihn zum Tribunen und sagte: „Der Gefangene Paulus rief mich und bat mich, diesen 19 Jungen Mann zu dir zu führen, da er dir etwas zu sagen habe." Da nahm ihn der Tribun bei der Hand, führte ihn beiseite und erkundigte sich: „Was hast du mir zu berichten?" 20 Er sagte: „Die Juden haben vereinbart, dich zu bitten, daß du morgen Paulus in das Synhe21 drium hinabbringen lassest, als wollte es über ihn Genaueres in Erfahrung bringen. Du nun sei ihnen nicht zu Willen! Denn mehr als vierzig Mann von ihnen lauern ihm auf. Sie haben sich verschworen, weder zu essen noch zu trinken, bis sie ihn umgebracht haben, und nun 22 sind sie in Bereitschaft und warten nur auf die Zusage von dir." Da entließ der Tribun den 23 Jüngling und gebot ihm, niemandem zu verraten, „daß du mir das angezeigt hast." Und er ließ zwei von den Centurionen rufen und sagte: „Macht 200 Soldaten bereit, nach (Jäsarea 24 zu marschleren, und 70 Reiter und 200 Leichtbewaffnete (?), ab neun Uhr abends!" Sie sollen auch Maultiere bereitstellen, um Paulus darauf zu setzen und ihn heil zum Statt25.26 halter Felix zu bringen. Und er schrieb einen Brief folgenden Inhalts: „Claudius Lysias 27 entbietet dem erlauchten Statthalter Felix seinen Gruß. Diesen Mann, den die Juden erweiteren Verlauf ist damit schon gezeigt, daß diese Cyrrjcrig das römische Recht nicht berührt (s zu I815). 7 deutet die Hoffnungslosigkeit des Judentums an (wenn es den Glauben verweigert) ; es ist in sich gespalten. 8 Lk weiß, daß die Sadduzäer den Glauben an die Auferstehung ablehnen (Lk 2027 ff. Jos Bell II 165); aber er kennt nicht ihre Begründung, nämlich die Beschränkung auf die Tora und die Ablehnung der Tradition. So verschiebt er ihr Bild: Sie erscheinen als Skeptiker. Nach seiner Meinung sind sie keine rechten Juden. rä ä/ntporega: lockerer hellenistischer Sprachgebrauch (vgl 19ie). 9 Die gewünschte Wirkung tritt prompt ein, und der Leser sieht, daß sich die Juden über ihre eigene Religion nicht im klaren sind. 11 Sei: 1921 Jos Vit 208f. 1211. Der weitere Bericht scheint wieder auf eine selbständige Anekdote zurückzugehen, welche nichts von einem Verhör vor dem Synhedrium weiß (Pr) und sich sogar mit einem solchen stößt. Das Motiv vom Mordanschlag hat Lk in Kap 25 wiederholt. 12 avaxQoeprj bedeutet hier „Verschwörung", vgl vi3. ävaßejuariCeo&ai: vgl aeth Hen 64f.; Bill II 767 IV 293ff. (Hier auch über die Möglichkeiten, sich
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Anschlag. Überführung nach Cäsarea
Act 2327
von einem solchen endgültigen Schwur wieder zu lösen; davon erfährt der Leser natürlich nichts). 13-15 Der 2B-Text hat geglättet. 16 Dieser Vorschlag ist nur in einer Einzelanekdote verständlich, nicht im jetzigen Zusammenhang, avv r
ç. Das für den Erzähler Wichtige ist im finiten Verb berichtet. AGRIPPA II ist der Sohn Agrippa« I (des „Herodes" von Kap 12), also der Bruder der Drusilla. Er war in Rom erzogen und regierte ca 50-100 nChr über ein Gebiet, das mehrfach vergrößert wurde. Seine Schwester Berenike ( = äve/ico zu avxoqrd-aXfielv gezogen hat! Pr; Beg) oder zu amoyrd-aXfielv (Bauer sv). 16 VTiodga/iovreg: „im Windschutz". Clauda (der Name ist, wie die meisten aus dieser Gegend, nicht einheitlich überliefert), heute Gaudhas, liegt ca 40 km südlich von Phönix; Plin N H I V 61; Stadiasmus 328; Ptolem I I I 17n. Über das Beibot: Breusing 168f.; es soll eingeholt werden, damit es nicht von den Wellen zerstört wird; s noch zu V30. In 17 fällt der Ubergang in die 3. Person auf. Ist das Absicht oder Nachlässigkeit? ßolj&eiai ist nicht klar; ist es t t? Philo Jos 33: cocmeg yaLQ xvßeQvtjrrjg Talg rä>v nvev/ndrojv fxeraßoXalg avfi/xexaßaXXsi rag Tcgog evjiXoiav ßorj&eiag. Ist gemeint, daß sie zum Einholen des Beibootes einen Flaschenzug benützten oder daß sie dem Schiff „Hilfen" (im Sinn eines t t) gaben, indem sie es „untergürteten" (was für antike Kriegsschiffe belegt ist)? Wie das technisch gehandhabt wurde, ist umstritten: a) der Länge nach, und zwar über Deck. Das entspricht ägyptischen Bildern, kommt aber für die großen Getreidefrachtschiffe nicht in Betracht, b) Der Länge nach rund um das Schiff (Breusing 170 ff.), c) Der Breite nach im Innern, d) Der Breite nach um das Schiff (Smith 210ff.; Balmer 160ff.); s noch Beg V 345ff.; PW Suppl V 944ff.; Suppl IV 776ff. (hier: vno£u)wvvai sei gleichbedeutend mit £evyvvvai und bezeichne lediglich das Ausbessern von Schäden). %aXäoavreg xrX: a) Reffen der Segel, Ramsay St Paul 329. b) Die Möglichkeit des Gegenteils erwägen Beg IV zSt: „Segel setzen" (%aXäv als Gegenteil von avareXXeiv, vgl vis, auf Grund der Variante von syP ua, wo statt axevog steht: latia. c) Balmer 355ff.; Niederlegen der Großrahe, die man noch mit einem Sturmsegel benützt hat. d) Niederlassen eines Treibankers, um die Geschwindigkeit herabzusetzen, s Plut Mor 507 a : veojg fiev yäg aQTtayeiarjg mto nvevfiarog emXa/ußdvovtai ansigatg (Schleiftrossen) xai äyxvnaig r0 rd%og ä/nßXvvovreg. Bei Lucian Toxaris 19 (s Beilage 2) werden Taue im Schlepp ausgeworfen, nicht wegen der Geschwindigkeit, sondern um den Anprall der Wogen zu vermindern. Breusing 177 ff. Syrte: Die Gewässer sind wegen ihrer Untiefe gefürchtet; Jos Bell II 381: ai (poßegai xai rolg äxovovaiv UvQteig; StraboXVII p 835; Dio Chrys V8ff. (I p 80 vArnim). 18 exßoliq 11; vgl V38; Jona l s L X X ; Lucian de merc cond 1; Achill Tat III 29: xal o xvßeQvrjrrjg exsXeve QÜvteiv rov (pogrov; Jos Bell I 279f. 20 vgl Thuk I 65; zum Imperf als Tempus der Erzählung vgl v i . Achill Tat I I I 24: Qhpavteg rag eXjtidag. Orientierung ist damals nur nach den Gestirnen möglich. 21 bis 26 Z w e i t e e i n g e l e g t e E p i s o d e . V27 schließt an 20 an. 21 f. nimmt lof. auf. Paulus kann wieder in Aktion treten, nachdem er recht behalten hat. Aber „diese Szene ist völlig unwirklich" (Hae 634): eine Rede in höchster Seenot, im Orkan, axa&eig: wie ein Redner auf der Tribüne. 21 äaixta ist nicht Mangel an Nahrungsmitteln, sondern Appetitlosigkeit (Seekrankheit! V33ff.). 22 Brachylogie. 23f. naqiaxafxai i s t t t i n Epiphanien, sEPfister
Schiffbruch
Act 2723
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nur das Schiff. Denn heute Nacht trat ein Engel des Gottes, dem ich gehöre und dem ich diene, zu mir und sagte:,Fürchte dich nicht, Paulus! Du mußt vor den Kaiser treten; und siehe, Gott hat dir alle deine Fahrtgenossen geschenkt/ Darum seid guten Mutes, Männer! Denn ich vertraue Gott, daß es so kommen wird, wie mir gesagt worden ist. Wir müssen auf eine Insel stoßen." 27 Als nun die Tierzehnte Nacht kam, seit wir in der Adria trieben, bemerkten die Seeleute 28 mitten in der Nacht, daß Land auf sie zukam. Sie loteten und fanden zwanzig Klafter; und 29 als sie nach einer kurzen Strecke wieder loteten, fanden sie fünfzehn Klafter. Aus Furcht, wir könnten auf Klippen auflaufen, warfen sie Tom Heck vier Anker aus und flehten den 30 Tag herbei. Als jedoch die Seeleute aus dem Schiff zu flüchten versuchten und das Boot ins 31 Meer ließen unter dem Vorwand, sie wollen auch vom Bug Anker auswerfen, sagte Paulus zu dem Centurio und den Soldaten: „Wenn diese nicht auf dem Schiff bleiben, könnt ihr 32 nicht gerettet werden." Da kappten die Soldaten die Haltetaue des Bootes und ließen es 33 fallen. Bis es aber tagen wollte, forderte Paulus alle auf, Speise zu sich zu nehmen: „Heute ist der vierzehnte Tag, daß ihr wartet und ohne Nahrung bleibt und nichts zu euch genom34 men habt. Darum fordere ich euch auf, Speise zu euch zu nehmen. Das ist für eure Bettung 35 gut. Denn keiner von euch wird ein Haar von seinem Haupte verlieren." Nach diesen Wor36 ten nahm er Brot, dankte Gott vor ihnen allen, brach es und begann zu essen. Da faßten 37 alle Mut und nahmen ebenfalls Speise zu sich. Wir waren aber auf dem Schiff insgesamt 38 276 Seelen. Als sie sich sattgegessen hatten, erleichterten sie das Schiff dadurch, daß sie das 39 Getreide ins Meer warfen. Als es Tag wurde, erkannten sie das Land nicht, bemerkten aber eine Bucht mit einem günstigen Strande; auf diesen wollten sie, wenn möglich, das Schiff 40 auflaufen lassen. Und sie kappten die Anker und ließen sie ins Meer fallen; zugleich lösten sie die Haltetaue der Steuerruder, holten das Vorsegel vor den Wind und hielten auf den 41 Strand zu. Sie gerieten auf eine Untiefe und ließen das Schiff auflaufen. Der Bug rammte sich ein und saß unbeweglich fest, das Heck aber wurde von der Wucht (der Wogen) zerPW Suppl IV 280; ACameron HThR 32, 1939, 158. 161 f.; Monumenta Asiae Minoris Antiqua IV, 279, Z lOff.: exoXAaihjv vjtd xov §eov noXXä f xJai oveiqoig ¡uoi naQecnac&r)
xai enevnoöoDV... Die Wortstellung §eov äyyeXog ist lukanisch (Hae). Das Motiv der Rettung aus Seenot durch Eingreifen eines Gottes (Isis, Serapis, Dioskuren) ist verbreitet; Lucian Navig 9; RSöder 162ff.; PW Suppl IV 277ff. Außerdem ist besonderer göttlicher Schutz in Gefahr einfteZog-aviriQ-Motiv,Bieler 1119f. 27 schließt ursprünglich an V20 an. Im jetzigen Zusammenhang geht die Prophezeihung des Paulus in Erfüllung diaq>SQea&ai: „quer durch". „Adria" nach damaligem Sprachgebrauch, Jos Vita 15 (Schiffbruch xaxä fieaov xov Adgiav, nämlich auf der Fahrt nach Rom). Ptol III 171: (Kreta) negiogiCezai am5 ¡XH övofiäv VTIO XOV 'Aögiaxixov neXayovg III 4i: R\ EixeXia negiexstai...
aaio de ävaxoXwv vno xov 'Adgiov neXdyovQ. Vgl noch III 151. Zur
zurückgelegten Strecke Breusing 189 (Clauda-Malta ca 470 sm Luftlinie), vnevoow: am Tosen der Brandung (Smith 121; vgl B: nQoaa%eiv = Korruption aus ngoarj^etv; gig s: resonare) oder aus dem Schleifen des Treibankers (Breusing 193); gegen die letztere Deutung ist nicht einzuwenden, dafür sei die Tiefe - zunächst noch über 30 m - zu groß gewesen. Die Zahl ist ja literarisch - Lk ist schwerlich beim Loten dabeigestanden und hat mitgezählt. Zur Ausdrucksweise „das Land näherte sich ihnen" vgl die Umschreibung von „sichten" 21a. 28 ogyvid = 6 Fuß = 1,80 m. 29 Dio Chrys VII 2 (I p 190 vArnim): %ei(iöyvog de yevo/j,evov %aXenä>t; xai fwXig disady&rjfiev ngog xä xolXa xrjg Evßoiag • xo fisv DFJ äxäxiov (leichtes Fahrzeug) EIQ XQa%VV xiva aiyiaXov vno xotg xgrj/ivoig exßaXovxeg
öteqr&e igav...
Lucian Verae Narr I 6 (Beilage 3): nach siebzehn Tagen Sturm xa&OQCö-
fiev ov noQQü) vfjaov vyrrjXrjv xai daaetav, ov XQa%eZ negirjxovfiivrjv
xä> xvjuaxi; Pseud-
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vor Malta
Act 2741
Clem Epist Clem 144 s zu v « . Die Anker müssen vom Heck auageworfen werden, da es im Sturm nicht möglich ist, das Schiff zu wenden (anders Stammler). 30 Das Verhalten der Seeleute wird von den Nautikern verteidigt: sie haben gar nicht fliehen wollen. Flucht bei Nacht, Sturm und Brandung an einer unbekannten Küste wäre Selbstmord gewesen. Es handle sich um ein notwendiges Manöver; sie wollten auch vom Bug Anker werfen. Beim herrschenden Winde müßte man diese im Beibot (axdqrrj/scapha „Beibot" : EZinn AIIOPOZ IÜTHPIA, Horaz Carm I I I 2962, Festschr HHommel 1961, 185ff.) vom Schiff wegbringen; zog man dann die Taue an, war das Schiff gesichert; Breusing 193f. Die Soldaten und Paulus hätten sich also in verhängnisvoller Weise geirrt. Sie wären am Schiffbruch schuld. Doch ist zu berücksichtigen, daß die Flucht der Besatzung ein Romanmotiv ist, Achill Tat I I I 3; Petronius 102 vgl 114; wie soll die ganze Besatzung im Boot Platz finden, was doch Voraussetzling für ihr Entkommen ist? 31 Lk jedenfalls läßt durch seine neue Einlage (v3i) für keine andere Deutung Raum. 32 gehört wieder zur Quelle. Aber schon mit 33 beginnt wieder ein dem Paulus gewidmeter Einschub. Sein Anfang ist diesmal nicht genau zu bestimmen, da Lk in den Bestand seiner Quelle eingriff. Man könnte V39 an 32 anschließen. Aber die unmotivierte Zahlenangabe in 37 wird schon zur Quelle gehört haben (Dibelius Aufs 173f.); diese wird erzählt haben, daß man bis zum Tagesanbruch Fracht aaswarf, vgl die Dublette ä%Qi ôè ov rjfieQtirjfie?2ev yivecr&ai 33 und öre ôè rj/MQa èyévero V39. Auch xoQeaêévreç ôè rQOfpfjç kann aus ihr stammen. Lk hätte dann sein Motiv aus ihr selbst herausgesponnen (wie oben V12). Die Interpolation umfaßt also wohl 33-36. 34 TIQOÇ mit Gen im NT nur hier. Thuk I I I 591 : ov TIQOÇ rrjç fuiezÉQaç ôofyç râôe; Jos Ant XVI313. Zum Bild vgl I Sam 1445 II Sam 14n Le 127 2118.35 meint nicht das Begehen einer Eucharistie (im SEB-Text ist eine solche angedeutet). Die Schilderung ist einfach der christlichen Mahlsitte angeglichen; anders BReicke ThZ 4, 1948, 401 ff., der freilich einschränken muß (da auch die nichtchristlichen Mitreisenden teilnehmen), es habe sich um eine „Präfiguration" der Eucharistie gehandelt. Eine merkwürdige Erfindung ad hoc, um die Geschichtlichkeit der Szene zu stützen. 37 Die Zahl ist durchaus möglich; Jos Vita 15! B sa: sechsundsiebzig; das wird durch Verschreibung von ÜAOIQCOF in ÜAOIQQCÖF entstanden sein, wobei die Erinnerung mitspielte, daß Lk sonst vor Zeitangaben œç zu setzen pflegt (hier liegt ein Quellenstück vor s o). Man wollt« die Zahl schon als „Dreieckszahl" (Summe der Zahlen 1-24) erklären (FHColson Triangular Numbers in the NT, JThSt 16, 1915, 72). Doch ist in der Umgebung nichts von Symbolik zu bemerken. 38 Vgl 18. Die Maßnahme ist nötig, da man kein Boot mehr hat, also das ganze Schiff möglichst nahe an Land bringen muß. 39 Die heutige St-Pauls-Bucht an der NO-Küste von Malta hat (heute) keinen guten Strand. èÇw&eîv : t t „auflaufen lassen". Zur Stimmung (Sturm - an Syrte vorbei - fremder Strand - Schiffbruch - Barbaren) : Cadbury Book 24f. GrHen 1014ff: [ooä]t£ rovç vavy.XrjQOvç rovç TI?MI[ÇO]/uhovç rr/v êdkaaaav, vno rov x[A.vôw]voç xal %eificovoç aeaafXev ]/j,ê[va rà] nkoîa avrtov, xal %eifxaÇ6nevoi nd[v]rsç yoßoViXat, ë£w ôèrà [ayaêà navra] xal rà vndqxovra avrcöv exßdXXo[vaivJeiç xYjv D('i/.(iO(7(iv. 40 Man macht das Schiff los, indem man die Ankertaue loswirft. Die Steuerruder waren beim Sturm festgebunden (Breusing 102f.). OQXE/JMV = artemo, das Vorsegel; nur mit diesem ist das Schiff manövrierfähig, Breusing 79f. Köster Das antike Seewesen 121. 172ff. (Abb.). 41 Der rânoç ôi&dXaaaoç kann eine Untiefe, Sandbank sein. Eine solche Untiefe liegt in der St-Pauls-Bucht (heute 12 m unter Wasser; aber man muß mit Veränderungen seither rechnen). Andere Deutungen: „Landzunge" (vgl Pseud-Clem Epist Clem 144: rà âxQùjxrjQia xal rà xqa%éa (v29 !) reür xonojv... ôv&dXaaaoi ôè xal êrjQiwôeiç r¿7101, was Rufin umschreibt: promontoria - loca confragosa - bithalassa vero loca, quae duplieibus undae fallacis aestibus verberantur, oder endlich „Meerenge", in unserm Fall zwischen Malta und der Insel Salmonetta (Smith 143, Balmer 413ff.). èmxéXXeiv xrjv vavv: Homer Od 9, 148f. 546. Auch êgeiôco steht bei Homer. Vergil
Act 2742
Rettung
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42 trümmert. Da beschlossen die Soldaten, die Gefangenen zu töten, damit keiner schwimmend 43 entkomme. Aber der Centurio wollte Paulus retten und verhinderte ihr Vorhaben. Er befahl, diejenigen, welche schwimmen könnten, sollten zuerst Uber Bord springen und sich , , , ., „ , , „ . Wrackstücken vom Schiff. 44 aufs Land retten und die übrigen teils auf Planken, teils auf den Schultern der Schiffsleute. Und so kam es, daß alle aufs Land gerettet wurden. 28 2 Und als wir gerettet waren, erkannten wir, daß die Insel Malta hieß. Und die Barbaren erwiesen uns ungewöhnliche Gastlichkeit. Sie zündeten nämlich ein Feuer an und holten 3 uns alle wegen des einsetzenden Regens und der Kälte heran. Ais nun Paulus einen Haufen Reiser zusammenraffte und auf das Feuer legte, fuhr infolge der Hitze eine Schlange heraus 4 und biß sich an seiner Hand fest. Als die Barbaren das Biest an seiner Hand hängen sahen, sagten sie zu einander: „Dieser Mensch ist auf jeden Fall ein Mörder. Dem Meer ist er ent5 gangen. Aber die 0 chtigkei t läßt ihn nicht am Leben." Er jedoch schüttelte das Dike 6 Biest von sich ins Feuer, und es widerfuhr ihm kein Übel. Sie aber warteten darauf, er werde anschwellen oder plötzlich tot umfallen. Als sie lange Zeit gewartet hatten und sahen, daß ihm nichts Ungewöhnliches widerfuhr, schlug ihre Meinung um und sie sagten, er sei ein Gott. 7 In jener Gegend hatte der „Erste der Insel", Publius, Güter. Dieser nahm uns auf und 8 beherbergte uns drei Tage freundlich. Nun lag der Vater des Publius gerade an fiebriger Ruhr krank. Paulus ging zu ihm und betete, legte ihm die Hände auf und heilte ihn. 9 Daraufhin kamen auch die anderen Leute auf der Insel, die Krankheiten hatten, und 10 wurden geheilt. Sie erwiesen uns viele Ehrungen und luden uns bei der Abfahrt alles Nötige auf. 11 Nach drei Monaten fuhren wir auf einem alesandrinischen Schiff ab, das auf der Insel Aen V 206: inlisaque prora pependit. eXvexo: vgl Achill Tat III 5i. 421. Offenbar hat Lk den Hinweis auf Paulus in die Quelle eingefügt. 44 Ist im nvcov masculmisch zu fassen (vgl 12i 15s)? Dann könnte man wenigstens den Kasuswechsel bei ETIL verstehen. Andererseits weist der Zusammenhang eher auf ein neutrisches Verständnis. Xenoph Eph II 1110: evavricp de nvevjuari >care%6fievoi xat rfjg vethg diaQQayeiorjg fiohg ev oavioi nveg aw&evreg eV alytaXov nvog fjtöov. Der S E E F A H R T B E R I C H T ist die einzige Schilderung von Reiseerlebnissen in den Act. Er ist daher mit Hilfe der Itinerarhypotbese nicht zu erklären. Gerade von den früheren Notizen über Seereisen hebt sich dieser Stil völlig ab. Das hat der entschlossenste Vertreter des Itinerars, Dibelius, natürlich gesehen. Er baut daher die (von Wellhausen, Wendland angeregte) Hypothese aus, hier habe eine vorgefundene literarische Reiseschilderung „als Vorbild, Modell oder Quelle gedient". Sie sei durch Einlage einiger Episoden, in denen Paulus „auftritt", in das Buch eingepaßt worden (Aufs 173f.). Das Thema der Einschübe ist: Paulus der Retter. In der Tat lassen sich die PaulusEpisoden ausscheiden, ohne daß eine Lücke entsteht, ja, zT wird der Ablauf so erst verständlich (vi2!). Was übrig bleibt, ist in höherem Grade literarisch als irgend ein anderer Teil des Buches, vgl das Material bei Norden Agn Theos 313 und s die Beilagen: Lucian Toxaris 19f.; Verae Narr I 6; Navig 7£f.; Achill Tat III lff. Haenchen wendet ein, in den Romanen seien die Reiseabenteuer eng mit den Personen der Handlung verknüpft. Man hätte also nicht eine fertige Schilderung von irgendwoher übernehmen können. Nun braucht man sich ja auch das Verfahren nicht so mechanisch vorzustellen. Es genügt, daß es ein festes Stilmodell gab, das übrigens als ein solches von den Personen der Handlung einigermaßen ablösbar ist, wie man besonders deutlich bei Achilles Tatius sieht. Die erste Person Plural ist in diesen Schilderungen stereotyp. Haenchens Einwand, schon im Grundbericht kämen Soldaten vor, schon dieser sei also Erlebnisbericht, geht zu leicht über die Tatsache hinweg, daß jedenfalls Paulus darin nicht vorkommt, daß man also von einem Erlebnisbericht nicht mehr sprechen kann. Es ist ferner zu beachten, daß
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Auf Malta
Act 28ii
zwischen dem Bericht bis Malta und dem Bericht von Malta nach Born ein gewisser Dissensus besteht: von Malta an erscheint Paulus nicht mehr als Gefangener. Damit wechselt das „Wir" seinen Sinn. Das kann man als Indiz dafür ansehen, daß in Kap 27 eine Vorlage (eines Begleiters des Paulus) benutzt ist (Hae). Die andere Möglichkeit ist, daß Lk nach einem ihm vorschwebenden Modell arbeitete. Lit: Reiche Bibliographie in Cabrol-Leclercq 10,1318ff.; JSmithThe Voyage and Shipwreck of StPaul 41880; JBreusing Die Nautik der Alten 1886; HBalmer Die Romfahrt des Apostels Paulus 1905; ChrVoigt Die Romfahrt des Apostels Paulus, Hansa 53, 1916, 725ff.; AKöster Die Nautik im Altertum 1914; ders Das antike Seewesen 1923; WStammler AG 27 in nautischer Beleuchtung 1931 ; EdeStDenis La vitesse des navires anciens, Rev Arch 6e ser tom XVIII 1941, 121 ff.; dagegen LCasson Speed under Sail of Ancient Ships, Transact and Proceed of the Am Philol Ass 82,1951,136 ff.; ders The Isis and Her Voyage, ebd 81,1950,43 ff.; BHDHermesdorf Sint Paulus temidden van zeerechtelijke vraagstukken, Stud Cath 9, 1954, 237ff.; PW Suppl IV 776ff. ; V 906ff. JDauvillier Bull Litt Eccl 61,1960, 3ff. ; EHaenchen Act 27, in: Zeit und Geschichte (Festschr RBultmann) 1964, 235 ff. XXVIII 1 Malta: Strabo XVII p 832ff.; AMayr Die Insel Malta im Altertum 1909; Cabrol-Leclercq 10, 1318ff. 2 ßäoßaqoi: sie sprechen einen punischen Dialekt; bilingue Inschriften : CIG I I I 5753. ; CIS 1124. Zum Motiv von den freundlichen Barbaren s JJüthner Hellenen und Barbaren 1923, 54ff. „Wir": sobald eine konkrete Szene gezeichnet wird, sind die „Wir" ein übersichtlicher Kreis. Lk hat sich freilich keine Rechenschaft gegeben, daß das „Wir" seinen Sinn ändert. Daß Paulus Gefangener ist, ist vergessen. Die militärische Begleitung verschwindet ganz. 3f. Diese Anekdote weltlichen Charakters (Dibelius Aufs 15. 173) ist in einem abgeschliffenen Episodenstil berichtet. Ihr scheint ein literarisches Motiv zugrunde zu liegen, s Anthol Pal VII 290 (eine Grabinschrift) : AaiXcma xal /xavirjv éXofjg ngocpvyóvra •&akàaorjs vavrjyóv, Aißvxatg XEÌ/IEVOV ¿v ipafiàfìoig, ov% sxàg rjióvcov, nvfiàxo) ßeßaQrj/jdvov vTtvcp, yv/ivóv, datò crcvyEQfjg mg xa/ie vavqrfroQÌrjg, exxave Xvyqóg S%ig. ri juarrjv nQÒg xvjuax' è/ióx&ei, rrjv enl yfjg tpevywv fioiQav òipeiXo/uévrjv. e%iòva : ob es auf Malta Giftschlangen gibt bzw gab, ist nicht zu fragen; übrigens beißen sich Giftschlangen nicht fest. Es soll ein echtes Wunder erzählt werden. Ebensowenig ist zu fragen, ob es ein punisches Äquivalent zur griechischen Dike gab. Der Schriftsteller läßt die Barbaren so sprechen. 6 Part Praes bei Vorzeitigkeit: es steht für das Imperf; Bl-Debr § 3393. Die Konstruktion von «b (Genit absol mit folgendem Partizip fisxaßaXrjfievoi) ist sehr hart. Die höchste Steigerung des &elog-avriQ-Motivs in den Act, anders als 14 n ohne kritischen Vorbehalt (Dibelius Aufs 180: „heidnisch empfunden, nicht christlich"; es ist immerhin zu berücksichtigen, daß das Motiv Analogien in der jüdischen Apokalyptik hat, s O'Neill 152). In den apokryphen Apostelgeschichten hat sich das Motiv weit verbreitet; Act Thom 106: rò oXxiòa rw axdtpei • ròw òè nXwrrjqwv èxaarog ianevòov / l e r a n r j ò a v ev&a xal ròv x v ß e q v t j r r j v écoqàxeoav, è ioxov ralg alo&rjosoiv èniorrjoag. 7. xal ènl näoi rovroig, dèonota XVQIE, rig èna£iwg dirjytfoerai ve