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German Pages [134] Year 1990
ENZYKLOPÄDIE DEUTSCHER GESCHICHTE BAND 4
ENZYKLOPÄDIE DEUTSCHER GESCHICHTE BAND 4 HERAUSGEGEBEN VON LOTHAR GALL IN VERBINDUNG MIT PETER BLICKLE, ELISABETH FEHRENBACH, JOHANNES FRIED, KLAUS HILDEBRAND, KARL HEINRICH KAUFHOLD, HORST MÖLLER, OTTO GERHARD OEXLE, KLAUS TENFELDE
ALTES REICH UND
EUROPÄISCHE STAATENWELT 1648-1806 VON HEINZ DUCHHARDT
R. OLDENBOURG VERLAG MÜNCHEN 1990
CIP-Titelaufnahme der Deutschen Bibliothek
Enzyklopädie deutscher Geschichte / hrsg. von Lothar Gall München : Oldenbourg. Verbindung mit Peter Blickle
in
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ISBN 3-486-53691-5 NE: Gall, Lothar [Hrsg.] Bd. 4. Duchhardt, Heinz: Altes Reich und Staatenwelt. 1990
europäische
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Duchhardt, Heinz:
Altes Reich und europäische Staatenwelt: 1648-1806/ Heinz Duchhardt. München : Oldenbourg, 1990 (Enzyklopädie deutscher Geschichte ; Bd. 4) ISBN 3-486-55421-2 brosch. ISBN 3-486-55431-X Gewebe
von
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© 1990 R.
Oldenbourg Verlag, München
Das Werk ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der Grenzen des Urheberrechtsgesetztes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und die Bearbeitung in elektronischen Systemen.
Umschlagentwurf: Dieter Vollendorf, München
Gesamtherstellung: R. Oldenbourg Graphische Betriebe GmbH, München ISBN 3-486-55431-X (gebunden) ISBN 3-486-55421-2 (broschiert)
Vorwort deutscher Geschichte" soll für die BenutFachhistoriker, Studenten, Geschichtslehrer, Vertreter benachbarter Disziplinen und interessierte Laien ein Arbeitsinstrument sein, mit dessen Hilfe sie sich rasch und zuverlässig über den gegenwärtigen Stand unserer Kenntnisse und der Forschung in den verschiedenen Bereichen der deutschen Geschichte informieren können. Geschichte wird dabei in einem umfassenden Sinne verstanden: Der Geschichte der Gesellschaft, der Wirtschaft, des Staates in seinen inneren und äußeren Verhältnissen wird ein ebenso großes Gewicht beigemessen wie der Geschichte der Religion und der Kirche, der Kultur, der Lebenswelten und der Mentalitäten. Dieses umfassende Verständnis von Geschichte muß immer wieder Prozesse und Tendenzen einbeziehen, die säkularer Natur sind, nationale und einzelstaatliche Tendenzen übergreifen. Ihm entspricht eine eher pragmatische Bestimmung des Begriffs "deutsche Geschichte". Sie orientiert sich sehr bewußt an der jeweiligen zeitgenössischen Auffassung und Definition des Begriffs und sucht ihn von daher zugleich von programmatischen Rückprojektionen zu entlasten, die seine Verwendung in den letzten anderthalb Jahrhunderten immer wieder begleiteten. Was damit an Unscharfen und Problemen, vor allem hinsichtlich des diachronen Vergleichs, verbunden ist, steht in keinem Verhältnis zu den Schwierigkeiten, die sich bei dem Versuch einer zeitübergreifenden Festlegung ergäben, die stets nur mehr oder weniger willkürlicher Art sein könnte. Das heißt freilich nicht, daß der Begriff "deutsche Geschichte" unreflektiert gebraucht werden kann. Eine der Aufgaben der einzelnen Bände ist es vielmehr, den Bereich der Darstellung auch geographisch jeweils genau zu bestimmen. Das Gesamtwerk wird am Ende rund hundert Bände umfassen. Sie folgen alle einem gleichen Gliederungsschema und sind mit Blick auf die Konzeption der Reihe und die Bedürfnisse des Benutzers in ihrem Umfang jeweils streng begrenzt. Das zwingt vor allem im darstellenden Teil, der den heutigen Stand unserer Kenntnisse Die
"Enzyklopädie
zer
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VI
Vorwort
auf knappstem Raum zusammenfaßt
ihm schließen sich die Darlegung Erörterung Forschungssituation und eine entsprechend gegliederte Auswahlbibliographie an -, zu starker Konzentration und zur Beschränkung auf die zentralen Vorgänge und Entwicklungen.Besonderes Gewicht ist daneben, unter Betonung des systematischen Zusammenhangs, auf die Abstimmung der einzelnen Bände untereinander, in sachlicher Hinsicht, aber auch im Hinblick auf die übergreifenden Fragestellungen, gelegt worden. Aus dem Gesamtwerk lassen sich so auch immer einzelne, den jeweiligen Benutzer besonders interessierende Serien zusammenstellen. Ungeachtet dessen aber bildet jeder Band eine in sich abgeschlossene Einheit-unter der persönlichen Verantwortung des Autors und in völliger Eigenständigkeit gegenüber den benachbarten und verwandten Bänden, auch was den Zeitpunkt des Erscheiund
nens
der
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angeht. Lothar Gall
Inhalt Vorwort des Verfassers. /.
Enzyklopädischer Uberblick 1. Reich und Staatenbeziehungen: Das Profil des internationalen Systems im Ancien Regime. 2. Kaiser, Reich und europäisches Kräftespiel im Jahrhundert nach dem Westfälischen Frieden 3. Reich und europäisches System im Zeichen des deutschen Dualismus 1740- 1806
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Grundprobleme und Tendenzen der Forschung 1. Ludwig XIV. und das Reich
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2. 3. 4. 5. 6.
Die Niederlande und das Reich Das Tiirkenproblem. Das Reich und die Nordischen Kriege. Preußens Aufstieg in die europäische Pentarchie Das Dritte Deutschland zwischen Wien, Berlin, Versailles und Petersburg. 7. Das napoleonische Frankreich und das Reich
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33
53 63 67 73 78 87 91
Quellen und Literatur A. Quellen 1. Vertrags-und allgemeine Aktensammlungen. 101 2. Quellen zur Reichspolitik europäischer Mächte 102 3. Quellen zur Außenpolitik deutscher Stände. 103 a. Kaiser/Österreich. 103 b. (Brandenburg-)Preußen 103 c. Kleinere Reichsstände. 104 4. Quellenkunden. 104 .
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B. Literatur 1. Allgemeines, Einführungswerke, Grundsatzfragen 2. Übergreifende Darstellungen und Sammelwerke
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105 106
VIII
Inhalt
3. Handbücher. 107 109 4. Reich und europäisches Kräftespiel 5. Österreichs Außen-und Reichspolitik. 110 112 6. (Brandenburg-)Preußens Reichs-und Außenpolitik 7. Die deutschen Mittel- und Kleinstaaten und die in114 ternationalen Beziehungen 115 Mächte 8. Zur Außenpolitik europäischer .
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Register
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Themen und Autoren. 126
Vorwort des Verfassers Ein EDG-Band, der die Einbettung des Reiches und seiner Einzelglieder in die internationale Politik in der Zeit zwischen dem Westfälischen Frieden und dem Ende des Ancien Regime darstellen soll, bedarf mehr als einer Vorbemerkung. 1. Internationale Politik, das Zusammenspiel von staatlichem
Ehrgeiz, Prestigedenken, Traditionen, demographischen Faktoren, wirtschaftlicher und militärischer Leistungskraft eines Staates und einer Staatenfamilie, stellt für das Ancien Regime derzeit gewiß keinen Forschungsschwerpunkt dar. Entsprechend groß sind die Forschungslücken, und entsprechend problematisch ist es, über eine Bilanz der Forschung hinaus zu plausiblen Strukturierungen vorstoßen zu wollen. Die Forschung, zumal die deutsche, hat sich in den vergangenen Jahrzehnten weit mehr mit der Gestaltung des
frühmodernen Staates, mit dem Dualismus Fürst Stände und seiner Überwindung, mit den Versuchen, den Staat zu modernisieren, beschäftigt als mit dem interständischen und zwischenstaatlichen Neben-, Mit- und Gegeneinander, das seit den 1960er Jahren mit dem durchaus abschätzig gemeinten Schlagwort der "Diplomatiegeschichte", die keine Zukunft mehr habe, belegt wurde. Bezeichnenderweise stammt die einzige neuere Gesamtdarstellung, die das europäische Kräftespiel im ausgehenden Ancien Regime veranschaulicht und analysiert freilich auf die aktive und passive Rolle des Reiches in der internationalen Politik nur beiläufig ein-
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von englischer Seite (McKay/Scott). 2. Das ausgehende Ancien Regime, die Epoche des Absolutismus, des Aufgeklärten Absolutismus und auch noch der Revolution, war für das deutsche Reich eine eindeutig fürstenbezogene Ära, in der die außenpolitischen Entscheidungen primär, wenn nicht ausschließlich von den Präferenzen und dem Weltbild des Fürsten, von den Traditionen der Dynastie her getroffen wurden. Eine so enge Verschränkung von Außenpolitik mit wirtschafts- und gesellschaftspolitischen Faktoren und Erfordernissen, wie sie uns aus dem 20. Jahrhundert geläufig ist, war dem Ancien Regime fremd. Dementsprechend ist auch eine stärker politiktheoretisch orientier-
geht -,
Vorwort des Verfassers
2
Forschung, die nach den Interdependenzen von Innen- und Außenpolitik fragt, also nach den Abhängigkeiten von Gesellschaftsordnungen von ihrer internationalen Umwelt bzw. nach den Rückwirkungen der Innenpolitik auf die Außenpolitik von Staaten, für das Ancien Regime bisher kaum existent. Das neue Buch von Paul Kennedy, das in seinen ersten Kapiteln das Zusammenspiel von Außen- und Innenpolitik bzw. deren Gegenläufigkeit auch für das vorrevolutionäre Europa nachzuzeichnen sucht, stellt insofern sicher einen Schritt in die richtige Richtung dar. 3. Da das frühneuzeitliche deutsche Reich seiner komplizierten verfassungsrechtlichen Struktur wegen nur bedingt in die inter-
te
nationale Politik einbindbar und kaum zu einer kontinuierlichen Außenpolitik fähig war, da andererseits es wird darauf zurückzukommen sein die mit dem jus foederis begabten Stände sich mit mehr oder weniger großem Erfolg einen Platz im internationalen System zu sichern suchten, versteht es sich von selbst, daß der Außenpolitik der ambitionierten deutschen Einzelstaaten ein angemessener Platz in Darstellung und Forschungsteil eingeräumt wurde. 4. Die Abgrenzung zu den Nachbarbänden erfolgte in Abstimmung mit den betreffenden Autoren und dem für die internationalen Beziehungen zuständigen Mitherausgeber der Reihe, Herrn Kollegen K. Hildebrand, Bonn. Schließlich ein Wort des Dankes: Meine Münsteraner Mitarbeiter haben mich, vor allem in der Endphase der Manuskriptherstellung, mit Hinweisen und Recherchen tatkräftig unterstützt; Frau U. Daoudi sorgte mit gewohnter Zuverlässigkeit für die zügige Erstellung der Druckvorlage; K. Hildebrand gab vielfältige Anregungen und übte förderliche Kritik; L. Gall war wie stets ein aufmerksamer, auf Klarheit und Lesbarkeit des Textes bedachter Hauptherausgeber. Ihnen allen, ebenso wie Herrn Dr. A. Dieckmann vom Oldenbourg Verlag, der das Manuskript einer letzten gründlichen Durchsicht unterzog, sei von Herzen gedankt. -
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Münster, im Mai 1989
Heinz Duchhardt
I.
Enzyklopädischer Überblick
1. Reich und Staatenbeziehungen: Das Profil des internationalen Systems im Ancien Regime. Die internationalen
Beziehungen siedelten sich im politischen
die Mitte des 17. Jahrhunderts, das bis "System" AlteuTopas dahin allenfalls ein embryonales Völkerrecht entwickelt hatte, das aber immerhin mit dem 1648 direkt oder indirekt festgeschriebenen Prinzip der grundsätzlichen Gleichheit der Staaten einen deutlichen Schritt nach vorn in das "moderne" Staatensystem hinein getan hatte, vorrangig auf den Ebenen 'Krieg' und 'Friedensschluß' an und weiteten sich, nicht zuletzt dank einer sich verfestigenden Diplomatie, erst allmählich auf die Ebenen 'Friedenswahrung' und 'weltwirtschaftliche Verflechtung' aus. Es gibt zeitgenössische und moderne Theorien über Staatlichkeit und Staatenbeziehungen, die darauf hinauslaufen, der Krieg sei Funktion des im Zei(gewissermaßen ein konstitutives Element des Staates im Zeitalter Krieges des Absolu" des Absolutismus egewesen, weil nur die Permanenz des Krieges ° tismus den Adel davon abgehalten habe, sich nach innerstaatlichen "Betätigungen" im Stil der Fronde umzusehen; der Adel sei durch den Krieg nach außen abgelenkt worden und erst dadurch zu einem herrschaftsstabilisierenden Faktor geworden [66: Kunisch, La guerre 412]. Über solche Theorien wird natürlich immer diskutiert werden können, viel mehr aber spricht für andere Erklärungsmodelle, die Wesen und Permanenz des Krieges im ausgehenden Ancien Regime und die Funktion des Krieges im Prozeß der Staatsverdichtung und der sich intensivierenden Staatenbeziehungen aus Weltbild und Selbstverständnis der Epoche abzuleiten versuchen: Da ist zum einen ganz zentral der persönliche Ehrgeiz und die Ruhmbegierde des Fürsten zu gewichten, der sich selbst durch den und im Krieg zu bewähren suchte und der deswegen keine Gelegenheit ausließ, rational nur bedingt erklärbare Kriege vom Zaun zu brechen, die zwar rechtlich begründet wurden und dem Staat objektivierbare Vorteile bringen sollten, die oft genug aber nur um
?'ter
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4
I.
Enzyklopädischer Überblick
einer bloßen Laune entsprangen. Die Staatenbeziehungen waren gerade im Zeitalter des Absolutismus in extrem hohem Maß von Konkurrenz geprägt, von dem Wunsch, die bisherigen Hierarchisierungen in der Staatenwelt, die etwas mit Traditionen und Weltbildern zu tun hatten, abzulösen durch neue Staatenordnungen, die auf rationale, zählbare Macht, auf politisch-militärische Erfolge, auf die intensive Staatsverdichtung abhoben. Eine solche Staatenordnung war durch nichts außer durch fürstlichen Durchsetzungswillen präfiguriert. Sie war deswegen auch ständigen Schwankungen unterworfen, und es bedurfte im Idealfall permanenter Aktivitäten, um die eigene Stellung zu verbessern oder zumindest zu halten. Da Republiken wie z. B. die Niederlande sich an einem solchen Wettbewerb, in den dann gezielt auch die Künste, insbesondere die Architektur, einbezogen wurden, nicht beteiligen konnten, wurde nur noch evidenter, wie gering ihr ohnehin reduzierter Rang war, zumal den nichtmonarchischen Staatswesen ein entscheidender Kristallisationskern und Reflex von Herrschaftsverdichtung und fürstlichem Prestigedenken fehlte, der Hof. Zum anderen gab es zwischen den Dynastien des Ancien Regime eine derart intensive Vernetzung und familiäre Interaktion, daß biologische Krisen eines Herrscherhauses eine ganze Fülle von Ansprüchen und Prätendenten auf den Plan riefen. Im Erbfolgekonflikt ist dynastische Konflikte als geradezu der gewissermaßen systemimmanente, strukturell beding"Systemkonflikte" te Konflikt des absolutistischen Zeitalters zu sehen unbeschadet der Tatsache, daß dynastische Momente auch nur bloße Anlässe und Vorwände für den Austrag machtpolitischer Gegensätze sein konnten: Der Staat war ein noch wesentlich dynastisch erzeugtes und geprägtes Gebilde und nahm direkt an allen Veränderungen und Auszehrungen dynastischer Art teil, die sich auch deswegen im Zeitalter des Absolutismus häuften, weil die Fürstenherrschaft "allmählich in die Jahre gekommen war" [KuNlSCHj und von einem akuten Mangel an männlicher Deszendenz bedroht wurde (Gesamthaus Habsburg, Bayern, auch Frankreich). Der Erbfolgekonflikt im weitesten Sinn war jedenfalls das epochentypische Mittel, um mit einem Mindestmaß an Legalität, das stets konstruiert werden konnte, ein Maximum an territorialem und demographischem Zuwachs zumindest anzustreben und damit die eigene Position im zeittypischen Wettbewerb der Fürsten und Staaten untereinander zu verbessern. Für die Epoche waren solche Erbkonflikte, solche aus der biologischen Krise einer Dynastie hervorgehenden "SystemkonStaatenbeziehungen und Staatenkonkurrenz
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1. Das Profil des internationalen
Systems im Ancien Regime
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flikte", zunächst einmal nicht friedlich lösbar, weil beim Aussterben eines Fürstenhauses immer mit sehr vielen dynastisch legitimierbaren Ansprüchen zu rechnen war. Sie wurden häufig dann noch mit anderen Rechtstiteln verknüpft, so daß jeder systembedingte Erbfolgekonflikt immer die Gefahr implizierte, sich zu einem allgemeinen Kräfteringen um eine Neuverteilung der politischen Gewichte auszuweiten dies zumal vor dem Hintergrund, daß Europa, das im frühen 18. Jahrhundert zwei verschiedene Großregionen betreffende Konflikte noch relativ sauber auseinanderhalten konnte, seitdem immer mehr zu einer wirklichen Einheit zusammenzuwachsen begann. Voll durchdringen konnten die europäischen Mächte mit ihren Erbansprüchen im übrigen kaum jemals, weil sich sehr bald politische Mechanismen herausbildeten, um "Supermachtbildungen" einer Dynastie zu verhindern (z.B. die völkerrechtliche Trennung zweier Linien eines Hauses wie 1713) bzw. weil sich eine politische Ideologie formierte, um territoriale und politische Veränderungen für alle europäischen Mächte akzeptabel zu machen. Das 'Gleichgewicht der Kräfte' wurde nicht zuletzt wegen seiner mit dem mathematisch-physikalischen Weltbild der Epoche übereinstimmenden Bildlichkeit seit etwa 1700 zur großen politischen Metapher und Leitlinie des Ancien Regime, die nicht zufällig von der neuen Großmacht jenseits des Kanals aus deren Innenpolitik als Regulativ auf die Staatenbeziehungen übertragen wurde. Neben dem dynastischen und dem aus der Ruhmsucht des Herrschers entspringenden Krieg kannte das Ancien Regime etliche weitere Kriegstypen wie z.B. den kommerziell-kolonialen Krieg, die aber für unseren Zusammenhang weniger relevant sind, weil das Reich und seine Glieder, von ganz wenigen Ausnahmen abgesehen (Brandenburg, Österreich), niemals wirklich auf die Meere und nach Außereuropa ausgriffen. Stärkere Beachtung verdienen dagegen diejenigen Kriege, die von einer außereuropäischen Großmacht nach Europa hineingetragen und gerade vom Reich zeitweise als eine wirkliche Existenzbedrohung empfunden wurden. Den Türkenkriegen, die sich in ihrer Wucht und beiderseitigen Hemmungslosigkeit von den sonst eher "statischen", berechneten und häufig auch berechenbaren Kriegen der Epoche nicht unwesentlich abhoben, wohnte auch im ausgehenden 17. Jahrhundert immernoch so etwas wie eine universalchristliche Komponente inne, Motive einer Art Kreuzzugsideologie, die von der Kurie ideell und materiell eifrig gefördert wurden und z.B. 1684 zum förmlichen Abschluß -
Gleichgewicht det Kräfte als
neue
politische Ideologie
weitere
typen
Kriegs-
6 einer neuerlichen
I.
Enzyklopädischer Überblick
Heiligen Liga
führten. Dabei
bezogen
andere
europäische Staaten, vor allem das Frankreich des Roi-Tres-Chretien, die Osmanen und die Türkenkriege aber seit langem schon ganz gezielt in ihre Außenpolitik ein, ohne an einem solchen "Partner"
Reich und
euro-
päische Kriege
außenpolitische "Mehrschichtig-
keit" des Reiches
außenpolitische Kompetenz des Reichstags
ideologisch Anstoß zu nehmen. Das Reich als Corpus nahm an diesen Kriegen unterschiedlichen Typus generell nur dann Anteil, wenn und soweit es um die Verteidigung des Status quo ging. Bezeichnenderweise zog es sich in dem Moment von den Türkenkriegen zurück, in dem die Hofburg zu einer aggressiv-offensiven Politik auf dem Balkan überging. In Erbfolgekonflikte wurde das Reich allenfalls indirekt verstrickt, und Krieg um des Ruhms, der gloire willen ging vom Reich natürlich erst recht nicht aus. Das alles gilt aber nicht für die einzelnen Fürsten, für die persönlicher Ruhm sehr wohl zu einem Antriebsmoment für eine expansiv-aggressive Außenpolitik werden konnte (Friedrich der Große) und die auch Erbfolgekonflikte für ihre ganz spezifischen Einzelinteressen auszunutzen suchten (Bayern). Damit ist ein Punkt erreicht, von dem aus die Besonderheit der Reichsgeschichte und die spezifische Problematik jeder Untersuchung von "Reich" und internationalen Beziehungen zu beleuchten ist. Im Unterschied zu den europäischen Zentralstaaten sind hier für den Bereich der Außenpolitik immer wenigstens drei, wenn nicht vier Ebenen zu unterscheiden: die des Reiches als Corpus, die des Kaisers als Chef des habsburgischen Länderkonglomerats, die der Reichskreise, denen gerade im ausgehenden 17. Jahrhundert kontinuierlich ein Mehr an militärischer Zuständigkeit zuwuchs, und die der Fürsten. Hier liegen auch die Schwierigkeiten der Darstellung, weil nicht nur eine außenpolitische Mehrschichtigkeit im Auge zu behalten ist, sondern weil das Behaupten einer solchen Mehrschichtigkeit bereits in eine der großen Kontroversen der Reichspublicistik und der Reichspolitik hineinführt. Sofern sich das Reich als Corpus außenpolitisch engagierte, trat bei Entscheidungen über Krieg und Frieden seit dem Westfälischen Frieden ein komplizierter Beschlußfassungsmechanismus des Reichstags in Aktivität, der zwar nicht, wie in den Staten generaal der Niederlande, der Einstimmigkeit bedurfte, aber trotzdem aufwendig und mühsam genug war, weil zumindest eine qualitativ deutliche Mehrheit in den drei Kurien für eine solche Entscheidung gewonnen werden mußte. Im europäischen Vergleich war das durchaus atypisch; in den europäischen Monarchien, selbst in Großbritannien, und in den deutschen Fürstenstaaten traf der
1. Das Profil des internationalen
Systems
im Ancien
7
Regime
Souverän Entscheidungen über Krieg und Frieden absolut selbständig. Er dokumentierte damit immer aufs neue, daß das Machtzentrum des Staates allein in ihm ruhte, und er hatte meist die Stände auch so weit domestiziert bzw. an den kurzen Zügel genommen, daß in einem "normalen", begrenzten Krieg kaum Finanzierungsprobleme erwuchsen (wobei andererseits freilich die Ressourcen des Landes, die Belastbarkeit der Untertanen, der chronische Mangel an ausgebildeten Soldaten, die Begrenztheit der auswärtigen Subsidien in aller Regel eine moderate Kriegführung geradezu erzwangen). Die von Pufendorf konstatierte "Monstrosität" des Reiches spiegelte sich nicht zuletzt in seiner außenpolitischen Schwerfälligkeit, wenn nicht Unfähigkeit. Mit dem jus belli war im Westfälischen Friedensvertrag der Gesamtheit der Stände auch das korrespondierende jus pacis zugesprochen worden [IPO VIII,2], also die Mitwirkung an und Zustimmung zu den Friedensschlüssen, vorausgesetzt das Reich war als Corpus an einem Konflikt beteiligt gewesen. Diese Abrundung des außenpolitischen Mitspracherechts der Reichsversammlung diente manchen Völkerrechtstheoretikern als Schluß einer Argumentationskette, daß das Reich als solches 1648 zu einem Völkerrechtssubjekt geworden sei. Freilich sollte in der politischen Praxis fortan der Kaiser, für den ein mit außenpolitischer "Souveränität" begabtes Reich einen empfindlichen Prestigeverlust und einen gewaltigen politischen Abtrag bedeutete, dieses Recht des Reiches bei jeder Gelegenheit zu unterlaufen suchen schließlich auch mit Erfolg. So wie er generell immer erhebliche Bedenken gegenüber Reichsmediationen oder auch der Einschaltung von Ständegruppen (Kurfürstenkolleg) in internationale Konflikte hatte, also das Tätigwerden des Reiches oder von Gremien des Reiches auf der internationalen Bühne bzw. die Übernahme von völkerrechtlichen Funktionen durch sie zu verhindern suchte, so sabotierte er bei den großen Friedenskongressen im Zeitalter Ludwigs XIV. die gleichberechtigte Teilnahme von Reichsdeputationen regelmäßig. Das gelang, nachdem das Reich in den Holländischen Krieg (16721678) formell nicht eingetreten war und deswegen auch keinen -
Anspruch hatte,
in Nimwegen (1676-79, vgl. S. 19) mitzuverhanseiner außenpolitischen Kompetenz Gebrauch zu machen, ebenso in Rijswijk (1697) wie in Utrecht (1713) und damit waren für das gesamte 18. Jahrhundert die Weichen gestellt, daß das Reich von der europäischen Friedensherstellung ausgeschlossen blieb. Der Kaiser ließ seitdem mit einer Vollmacht des
deln und
von
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armierte Stände und Friedens-
kongresse
I.
Enzyklopädischer Überblick
Reichstags durch seine Diplomaten den Reichsfrieden verhandeln, der dann der Regensburger Reichsversammlung vorgelegt und durch ein Reichsgutachten gebilligt wurde, ohne daß das Reich materiell noch jemals Veränderungen hätte vornehmen können. Wesentlich dramatischer verlief der Kampf der mächtigeren, insbesondere der "armierten" Stände um ihre Zulassung zu den europäischen Friedenskongressen, den einzigen Foren, auf denen im Ancien Regime Völkerrecht fixiert und weiterentwickelt wurde. Es hätte der Logik des im Westfälischen Frieden zugestandenen Bündnisrechts entsprochen, den Ständen, sofern sie als selbständig Handelnde an einem kriegerischen Konflikt beteiligt gewesen waren, den Zutritt zu diesen Kongressen als gleichberechtigte Partner zu gestatten. Aber dagegen opponierten nicht nur die europäischen Mächte, die ein beachtliches Repertoire an Maßnahmen und Instrumentarien entwickelten Verweigerung von Pässen, Nichtannahme von Beglaubigungen usw. -, um reglementierend einzugreifen und die Reichsstände ihre politisch-völkerrechtliche Inferiorität spüren zu lassen, sondern auch der Kaiser, der ohnehin gegenüber fortschreitender außenpolitischer Selbständigkeit von Reichsfürsten erhebliche Vorbehalte hatte, ohne sie allerdings generell unterbinden zu können oder zu wollen. In Nimwegen kam es zu heftigen Auseinandersetzungen um die Zulassung und den Status von reichsfürstlichen Diplomaten, die keinen Geringeren als Leibniz zu einer juristisch-politischen Stellungnahme veranlaßten, der berühmten Flugschrift "Caesarinus Fürstenerius" (1677). Die diskriminierende Zurücksetzung der brandenburgischen Gesandten in Rijswijk war für Kurfürst Friedrich III. ein Grund neben anderen, nun mit Macht die Erlangung des Königstitels zu betreiben, um dadurch zumindest formale Parität mit den europäischen Kronen zu -
erreichen. In der Tat ist es dann sieht man von dem Sonderfall Sachsen-Polen und den weifischen Kurfürsten auf dem britischen Thron ab allein die Krone Preußen gewesen, deren Integration in die europäische Völkerrechtspraxis sich relativ problemlos vollzog. Wenn schon die Teilhabe der Einzelstände an der Völkerrechtspraxis und an der "großen Politik" auf hohe Mauern der Ablehnung stieß konnte es dann gelingen, Ständegruppierungen Reichskreise und wie die Reichskreise oder Zusammenschlüsse von Reichskreisen Kreisassoziatio- (Kreisassoziationen) als Partner der europäischen Mächte auf den nen in der interzu etablieren und damit in den Rang von Völnationalen Politik Friedenskongressen kerrechtssubjekten zu heben? Über diese Frage ist zwischen -
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I. Das Profil des internationalen
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Regime
wo die Kreisassoziation in der Tat eine Zeitlang im Konzert der Großen mitverhandelte, und Utrecht lebhaft gestritten worden, zumal dies die Frage also, ob eine Summe von QuasiSouveränen ein Mehr an Souveränität besaß rechtlich ungeklärt war. Politisch jedenfalls sind die Kreisassoziationen nach dem Spanischen Erbfolgekrieg (1701-1714) wieder aus dem Rampenlicht verschwunden und niemals mehr als Faktor der großen Politik in Erscheinung getreten. So blieb die vollgültige Teilhabe an der internationalen Politik und an der Völkerrechtspraxis der Epoche letztlich eben doch ein Reservatum des Kaiserhofes und der Stände mit stehendem Heer und entsprechendem Rang, und auch sie taten sich meist noch schwer genug, allen Verpflichtungen, die aus einem solchen Status erwuchsen, immer gerecht zu werden. Selbst der Kaiserhof war am diplomatische der Beginn der Epoche des Absolutismus noch keineswegs mit allen Vernetzung Höte Staaten durch Gesandtschaften europäischen ständige diplomatisch verbunden, zumal der diplomatische Dienst exorbitante und im 18. Jahrhundert noch einmal explosionsartig wachsende Kosten verursachte und auf gewisse Eigenleistungen des auf diesen Außenposten Verwendung findenden Adels der Habsburgermonarchie einfach angewiesen war. Weitaus knauseriger noch waren (und mußten sein) die preußischen Könige, die allenfalls ein recht grobmaschiges Diplomatennetz über den Kontinent warfen, die aber längst nicht durch eigene Gesandte an allen Höfen präsent waren dies um so weniger, als dem Berliner Hof trotz der kurzzeitigen Einrichtung einer Diplomatenschule (1747) ebensowenig wie den meisten Staaten des Kontinents ein effizientes diplomatisches Corps zur Verfügung stand, so daß Kosten-Nutzen-Rechnungen sich oft zu Lasten der Diplomatie an sich auswirkten. Die Teilhabe an der internationalen Politik war immer auch ein Kostenproblem und schloß schon von daher die große Masse der Reichsstände eo ipso aus. Wenn es richtig ist, daß die ständige Diplomatie zum entscheidenden Kriterium des modernen Staatensystems wurde [McKay/Scott], dann waren die weitaus meisten deutschen Fürsten im 18. Jahrhundert in dieses System nicht voll integriert.
Rijswijk,
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Der Titel dieses Buches assoziiert zunächst einmal den Völkerrechtscharakter des Reiches, weil nur Völkerrechtssubjekte "normale" diplomatisch-politische Beziehungen mit anderen Staaten unterhalten können. Von kompetenter völkerrechtlicher Seite wird dem Reich auch für die Zeit nach 1648 dieser Völkerrechts-
Völkerrechts Charakter des Reicnes?
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1.
Enzyklopädischer Überblick
Charakter aber bestritten, weil nicht eine Summe von Völkerrechtssubjekten (=die Reichsstände) ein neues Völkerrechtssubjekt formieren könnten [143: Randelzhofer, Völkerrechtliche Aspekte 194 und 196f. j. Auf der anderen Seite ist es ganz unstreitig, daß das Reich aktiv und passiv an den völkerrechtlichen und internationalen Beziehungen des ausgehenden Ancien Regime teilhatte und z.B. Friedensverträge abschloß, deren Vollzug es im allgemeinen dem Kaiser bzw. kaiserlichen Diplomaten übertrug; sich selbst behielt es lediglich die Ratifikation vor. Völkerrechtshistoriker haben deswegen dem in seinen Innen- und Außenbeziehungen durch den Westfälischen Frieden neu geordneten Reich lediglich den Status eines "beschränkten Völkerrechtssubjekts" zugestanden [ebd. 197]. Auf jeden Fall soll die Fassung des Buchtitels nicht in dem Sinn verstanden werden, daß im folgenden allein die politischvölkerrechtlichen Beziehungen des auf dem Reichstag sich konstituierenden und durch den Kaiser repräsentierten "Corpus" Reich zu seinen europäischen Nachbarn zu beleuchten wären. Dies ist um so weniger angängig, als die Einbindung des Reiches in die internationalen Beziehungen sich mehr und mehr reduzierte und das Reich in der nachludovizianischen Epoche im europäischen Konzert keine aktive Potenz an sich mehr war, so daß nicht zu Unrecht formuliert werden konnte, im Sinn der europäischen Politik habe sich das zunehmend "entpolitisiert" [78: Aretin, Reich 50]. Zu fraReich mächtepolitische Rolle der Einzelgen jst natürlich auch nach den Außenbeziehungen der durch die westfälischen Friedensverhandlungen und ihren Einschluß in die Instrumenta von 1648 zumindest mit einer Quasi-Souveränität bedachten deutschen Stände, nach ihrer Einbindung und Integration in das europäische Kräftespiel, nach der aktiven oder passiven Rolle, die sie in mächtepolitischer Hinsicht gespielt haben. Die Staats- und völkerrechtliche Voraussetzung für ein solches Engagement war im Westfälischen Frieden geschaffen (bzw. wiederbelebt) worden: Nachdem noch der Prager Frieden (1635) ganz anderes vorgesehen und neben dem jus armorum ein auswärtiges Bündnisrecht allein dem Kaiser zu reservieren gesucht hatte, war 1648 den Bündnisrecht Ständen das von ihnen faktisch seit langem wahrgenommene Bündnisrecht mit auswärtigen Souveränen wieder zugesprochen worden, also das u.a. auch das uneingeschränkte aktive und passive Gesandtschaftsrecht implizierende "Recht zu außenpolitischer Handlungsfähigkeit" [128: böckenförde 471 ]. Am Bündnisrecht, das in der Vergangenheit Kaiser und Stände vice versa einander bestritten hatten und für dessen Zuerkennung an die Stände die
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französische Diplomatie in Münster energisch gestritten hatte, entschied sich im Reich die "Verstaatung". Der Prozeß der Staatwerdung der Territorien fand in der Zuweisung des Bündnisrechts seine Abrundung, womit die deutschen Fürsten endgültig zu "Mitträgern des zwischenstaatlichen Verkehrs" [128: BÖCKENFÖRDE 473] und das Reich auch in den Augen der zeitgenössischen Juristen zu einem sowohl staatsrechtlich wie völkerrechtlich strukturierten Verband wurden. Freilich besaßen die deutschen Fürsten trotz der Fülle von völkerrechtlichen Verträgen, die sie in der Folge abschlössen, weder objektiv noch in den Augen des Kaisers und der europäischen Staaten eine "Souveränität", die über jeden Zweifel erhaben war, reduzierte auch wenn in französischen Quellen Bündnisrecht und Souveräni- Souveränität der Reichsstände tät gelegentlich gleichgesetzt wurden. Die Reichspublicistik hat denn auch häufig statt von Souveränität lediglich von der niedrigerrangigen "Superioritas" gesprochen. Die Bindungen an das Reich, die nicht zuletzt im Lehenssystem ihren Ausdruck fanden, und die Einschränkungen des Bündnisrechts, das defensiven Charakter haben mußte und sich nicht gegen Kaiser und Reich richten durfte, ließen erwarten, daß die Parität der deutschen Fürsten von den anderen Völkerrechtssubjekten keineswegs spontan anerkannt werden würde. Dies, die Anerkennung als vollwertige Teilnehmer des zwischenstaatlichen Verkehrs, war in den Jahrzehnten nach Teilhabe am 1648 in der Tat besonders umstritten: Die Reichsstände, allen voran zwischenstaatlichen Verkehr die Kurfürsten, versuchten sich selbst völkerrechtlich-politisch zu profilieren, indem sie beispielsweise Bemühungen in Szene setzten, zwischenstaatliche Konflikte durch ihre guten Dienste oder ihre Vermittlung zu beenden. Die rheinischen Kurfürsten engagierten sich u.a. in der Endphase des französisch-spanischen Krieges 1657/58, sie schalteten sich in die französisch-kurialen Auseinandersetzungen der 1660er Jahre ein, und sie bemühten sich schließlich sogar vor und in der Anfangsphase des Holländischen Krieges, seinen Ausbruch und seine Ausweitung zu einem europaweiten Konflikt zu verhindern. Generell waren sie dabei nicht sehr erfolgreich der Pyrenäenfriede z.B. wurde 1659 zwar in Anwesenheit kurfürstlicher Diplomaten, aber nicht durch ihre Vermittlung abgeschlossen -, auch wenn die Parifikation der Kurfürsten mit den gekrönten Häuptern im ausgehenden 17. Jahrhundert im diplomatisch-politischen Verkehr partiell akzeptiert zu werden begann. Das aber galt nicht für die große Masse der Nicht-Kurfürsten, die trotz ihrer militärischen Potenz (Münster, Hessen-Kassel) und trotz aller -
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Enzyklopädischer Überblick
der im Bündnisrecht liegenden Möglichkeiten zum eigeVorteil auf der europäischen Bühne niemals über den Status von minderberechteten Statisten hinauskamen. Dennoch, auch wenn die Stände ä la longue längst nicht alle Bedeutung des Chancen nutzen konnten, die ihnen die Instrumenta Pacis WestphaWestfälischen licae zu eröffnen schienen, kann die Schlüsselrolle der Verträge von Friedens Münster und Osnabrück auch hinsichtlich der internationalen Beziehungen kaum in Zweifel gezogen werden: Nicht nur, daß implizit oder explizit neue Staaten, die sich auf ehemaligem Reichsgebiet formiert hatten, in ihrer Souveränität völkerrechtlich anerkannt wurden, nicht nur, daß der Westen des Reiches bedenklicher Kompromißformeln wegen dem Zugriff Frankreichs faktisch geöffnet wurde. Das Reich wurde durch die Reichsstandschaft Schwedens und die Garantenrolle Frankreichs und Schwedens auch in einem beachtlichen Maß der Kontrolle der Nachbarmächte unterworfen, das das Bündnisrecht der Reichsstände kaum ausgleichen konnte. Nicht minder wichtig war, daß die außenpolitische Beweglichkeit des Kaisers deutlich eingeengt wurde, um künftighin Alleingänge zu unterbinden, die das Reich nicht mittragen konnte oder wollte. Mit der Nichtannahme der päpstlichen Protestation gegen den Westfälischen Frieden durch den Kaiser und selbst den katholischen Teil der Stände war klargestellt worden, daß das Reich auf dem Weg zu einem Staatenverbund war, der sich in seine innere Struktur nicht mehr hereinreden ließ; konfessionelle Differenzen, das verdeutlichten auch andere Bestimmungen des Westfälischen Friedens wie die Einrichtung der Corpora Evangelicorum und Catholicorum und das Institut der itiö in partes, sollten auf jeden Fall weder zu interständischen noch gar zu internationalen Konflikten Anlaß geben.
Nutzung nen
1648 war eine internationale Ordnung geschaffen worden, die nicht dem von Richelieu zeitweise favorisierten System kollektiver Sicherheit mit dem zentralen Aspekt der gegenseitigen Besitzstandsgarantie aller europäischer Staaten entsprach, sondern die Intention und aus dem Kerngedanken der Kontrolle und Wahrung des Status quo Kollaps der in Mitteleuropa durch zwei Garantiemächte erwuchs. Dieses SyFriedensordnung stem, das mit der Perspektive verbunden war, daß der politische von 1648 und staatsrechtliche Friedenszustand im Reich als der Mitte Europas eine befriedende Ausstrahlung auf den ganzen Kontinent haben würde, setzte freilich außenpolitische Selbstbeschränkung der Großmächte und vor allem der Garantiemächte voraus. Daran aber
1. Das Profil des internationalen
Systems
im Ancien
Regime
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es in eklatanter Weise, und dies zog demzufolge sehr rasch auch den Kollaps des gesamten westfälischen Friedenssystems nach sich. Schweden sah sich schon nach wenigen Jahren aufgrund der Struktur seines Militärsystems gezwungen, die Friedensordnung im Ostseebereich infrage zu stellen (1. Nordischer Krieg 1655-1660), auch wenn für die neue wittelsbachische Dynastie in Stockholm, die in der Nachfolge Königin Christines in der Person des Pfalzgrafen Karl (X.) Gustav den Weg von Zweibrücken an die Ostsee gefunden hatte, vor dem Hintergrund ihrer imperialen Welthandelspolitik das Reich meist nur von zweitrangiger Bedeutung war. Entscheidender war deswegen etwas anderes: Das internationale System des ausgehenden Ancien Regime, in das zwar der Kaiser und wichtige Reichsstände, aber, wie zu zeigen war, kaum das Reich als Corpus eingebunden war, bezog seine Signatur zunächst primär aus dem Expansionismus und der Aggressivität derjenigen Großmacht (Frankreich), die die Wunden des 30jährigen Krieges und ihrer mit dem Stichwort 'Fronde' zu fassenden innerstaatlichen Krise relativ am schnellsten zu überwinden vermocht hatte und die am konsequentesten daran ging, das absehbare Machtvakuum (Niedergang der bisherigen Großmacht Spanien) den eigenen Interessen gemäß aufzufüllen. Gegen eine solche durchaus in Richtung "Supermachtbildung" tendierende Hegemonialpolitik Frankreichs, die im übrigen auch das Reich tangierte (Reunionen, Burgundischer Reichskreis, Lothringen) und die auf eine Art "informellen Imperialismus" zumindest im Westen und Süden des Reiches abzielte, formierte sich ein europäischer Widerstand, aus dem das große mächtepolitische Leitthema erwuchs, das die europäische Politik bis in die Revolutionsära hinein bestimmte: das Gleichgewicht der Kräfte. Die Idee bzw. Ideologie der Balance of Power war auf ein Großmächtesystem ausgerichtet, dessen Glieder sich gegenseitig kontrollierten bzw. Veränderungen nur nach dem Prinzip der Convenance bzw. der Reziprozität erlaubten. Dieses System war trotz der bemerkenswert dauerhaften britisch-französischen Entente nach Utrecht relativ lange instabil, weil es mit einer Macht rechnen mußte, die Veränderungen des Status quo anstrebte und die ihren eigenen Niedergang aufzuhalten suchte (Spanien), und weil lange nicht sicher war, wer es letztlich neben England, Frankreich und der Casa d'Austria komplettieren würde. Diese Entscheidung fiel seit den 1740er Jahren, als sich Preußen und Rußland, dessen mächtepolitischer Aufstieg unter Peter dem Großen in der nachpetrinischen Zeit zunächst keine entsprechende
mangelte
Hegemonialpoli-
tik Frankreichs
Balance of Power als Reaktion
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Pentarchie
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Fortsetzung gefunden hatte, als neue europäische Großmächte etablierten und als fast gleichzeitig politisch-diplomatische Verände-
diplomatische rungen eintraten (Renversement des alliances 1756), die die Strukturen der europäischen Politik radikal veränderten ("diplomatische Revolution"). Eine Konsequenz dieser Umgruppierung des eurozen päischen Mächtesystems war nach 1763 der Rückzug Großbritanniens aus der Kontinentalpolitik und eine Lähmung Frankreichs, das sich im übrigen aus der Reichspolitik weitgehend verabschiedete, was insgesamt eine deutliche Schwerpunktverlagerung der
Revolution und ihre Konsequen-
Großmachtpolitik nach Ostmitteleuropa und Südosteuropa (Polen,
Balkan/Osmanisches Reich) nach sich zog. Erst mit dem Ausbruch der Revolution in Frankreich rückte Westeuropa wieder ins Zentrum der internationalen Politik ein Ereignis, das freilich nicht system nur mit einer gewissen Verzögerung Koalitionen zur Restitution des Status quo ante provozierte, sondern auch eine Politik des Ausnützens der Situation zugunsten nackter Eigeninteressen förderte (Preußen, 2. und 3. Teilung Polens). Um 1806 war das alte europäische Balancesystem dann endgültig kollabiert. Europa stand in der Gefahr, zu einem System zu degenerieren, dessen hervorstechendes Merkmal die mehr oder weniger enge Abhängigkeit vom napoleonischen Kaisertum war. Es war ein Symptom für den Untergang der alten politischen Strukturen, daß 1806 auch das Alte Reich zu einem formalen Ende gebracht wurde.
Revolution von 1789 und Staaten-
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2. Kaiser, Reich und europäisches Kräftespiel im Jahrhundert nach dem Westfälischen Frieden Viele Reichsstände wußten verständlicherweise unmittelbar nach der Beendigung des säkularen Kräfteringens (1648) mit ihren neuen Möglichkeiten und Handlungsspielräumen noch nicht allzu viel anzufangen. Bedroht mußten sie sich zudem mutatis mutandis und regional unterschiedlich in wenigstens zweifacher HinSicherheit der sieht fühlen: Von einem Kaiserhaus, dessen Tendenz zum AbsoluReichsstände tismus und zur Stärkung des Zentralismus nur mit Mühe hatte gebremst werden können und von dem eine revisionistische Politik erwartet werden mußte, und von einem Nachbarn im Westen, dem die Stände viel von ihrer neu festgeschriebenen "Libertät" und ihrer außenpolitischen Bewegungsfreiheit verdankten, der ihnen im El-
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2. Kaiser, Reich und
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saß und in Lothringen, das zusehends zu einem französischen Satelliten reduziert wurde, aber auch bedenklich nahe rückte. Um sich vor der drohenden zusätzlichen Gefahr zu schützen, in den fortdauernden französisch-spanischen Konflikt hineingezogen zu werden, und um den europäischen und deutschen Nachbarn mit ihren stehenden Heeren wenigstens ein bescheidenes Warnsignal zu geben, schlössen sich die kleinen und mittleren deutschen Fürsten in den 1650er Jahren zu einer Vielzahl kreisinterner oder Assoziationen kreisübergreifender Assoziationen zusammen, also zu Defensivallianzen. Diese vielen Bündnisse erwuchsen freilich zugleich auch aus dem Gefühl, daß auf den habsburgischen Kaiser im Verteidigungsfall eine Reichskriegsorganisation existierte ja noch nicht kein Verlaß sei, dessen dynastischer Internationalismus mehr und mehr Unbehagen auslöste, das sich u.a. in der Wahlkapitulation Leopolds I. (1658) und im Rheinbund manifestierte, dem Versuch, Rheinbund mit Frankreichs Unterstützung die Reichsstände ohne den Kaiser zu organisieren und diesen in die politische und territoriale Ordnung des Westfälischen Friedens zu zwingen. Das Zögern, sich außenpolitisch über die Reichsgrenzen hinweg zu binden, teilten freilich neben den relativ wenigen Rheinbundmitgliedern nicht alle deutschen Fürsten. Hier ist etwa an den "Großen" Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Brandenburg zu Außenpolitik des denken, für den mit dem Westfälischen Frieden, der ihm als unge- Großen Kurfürsten liebten Nachbarn in Pommern die Krone Schweden aufzwang, eine gewisse Europäisierung seiner Politik bereits vorprogrammiert war und der die Chance, den vom Kaiser faktisch preisgegebenen Norden des Reiches politisch wiederaufzufüllen, mit beachtlicher Konsequenz nutzte. Der Hohenzollernfürst suchte seit Beginn der 1650er Jahre in heftigen Kämpfen mit den verschiedenen Ständen seines zersplitterten Landes das Heer zu "perpetuieren" und machte sich dann etwa im Gefolge des berühmten Waldeckischen Unionsplans, des Projekts einer Formierung der reichsfürstlichen Opposition gegen den Kaiser unter brandenburgischer Führung auch schon Gedanken darüber, wie ausländische Kronen, Frankreich, aber auch Schweden, in ein antihabsburgisches Bündnis eingegliedert werden könnten. Mit dem Ausbruch des Nordischen Krieges 1655, der u.a. sein von der Krone Polen lehensabhängiges Herzogtum Preußen bedrohte, geriet der Große Kurfürst schließlich unter den Zwang, eine außenpolitische Option vornehmen zu müssen. Er schloß sich zunächst Schweden an, wurde aber dann von einem ziemlich heftigen und sehr berechnenden "Wechselfieber" erfaßt, -
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das ihn mehrmals recht skrupellos die Fronten wechseln ließ. Am Ende konnte Friedrich Wilhelm zwar nicht den Erfolg verzeichnen, Schweden aus Vorpommern zu verdrängen, aber er konnte immerhin die allseitige Zustimmung zur Lehensunabhängigkeit Preußens erlangen. Sieht man einmal von den Habsburgern ab, so war der Große Kurfürst damit der erste Reichsstand, der einen wirklichen Brückenkopf außerhalb der Reichsgrenzen errichtet hatte. Das Beispiel, die nach wie vor bestehende unsichere und wenig stabile Lage in Europa für die Verfolgung individueller Ziele Christoph Bern- und Ansprüche auszunutzen, wirkte anregend. Christoph Bernhard hard von Galen von Ga]en etwa, der Münsteraner "Kanonenbischof", provozierte über viele Jahre hinweg (sogar bis zur Teilnahme an entsprechenden europäischen Auseinandersetzungen) eine Art Kleinkrieg gegen die auf den Meeren und in Übersee verstärkt unter Druck geratenden Niederlande, die am Ende nicht imstande waren, die Unterwerfung der Stadt Münster unter die Landesherrschaft des Bischofs zu verhindern. Andere Landesfürsten stabilisierten ihre Landeshoheit nicht gegen den Widerstand einer ausländischen Macht, sondern geradezu mit deren Hilfe: Dem Mainzer KurfürstErzbischof Johann Philipp von Schönborn, der politischen "Seele" des Rheinbundes, gelang die Reduktion Erfurts zu einer Landstadt nur mit französischer Truppenhilfe. Dies lenkt den Blick nochmals zurück zum Rheinbund von 1658, der aus der Angst vor dem habsburgischen Ehrgeiz und den latenten Wiener Tendenzen zur Infragestellung der Friedensordnung von 1648 erwachsen, aber auch dadurch begünstigt worden Frankreichs war, daß Frankreich sich im Westfälischen Frieden die Garantie des Reichspoimk neuen politischen und Verfassungssystems des Reiches reserviert hatte, die jederzeit zu einem Interventionsrecht ausgestaltet werden konnte. Diese Denkfigur, daß dem Reich ein im eigentlichen Sinn geschlossener Staatscharakter fehle und deshalb den Garantiemächten ein Interventionsrecht zustehe, war von Frankreich bei den langen Friedensverhandlungen von Münster mit großer Konsequenz vertreten worden und bedeutete letztlich, daß das Reich primär zu einem "Objekt europäischer Politik" wurde, zum "europäischen Knoten, in dem das Geflecht staatlicher Machtinteressen in Europa" zusammenlief [BÖCKENFÖRDE]. Die Krone Frankreich hat, dieser Funktion ganz entsprechend, im Jahrzehnt nach dem Thronwechsel im Reich zu Leopold l. (1658) die Fäden der Reichspolitik viel deutlicher, energischer und virtuoser in der Hand gehabt als die Hofburg, hat Uber den Rheinbund hinaus auf der Grundlage
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von bilateralen Verträgen ein Klientelsystem im Reich aufgebaut, hat ihre diplomatische Präsenz an den Höfen, in den Kreisen und am Reichstag, der seit 1663 in Permanenz in Regensburg tagte, ganz augenfällig verstärkt. Der Einfluß Frankreichs im Reich und auf das Reich war unübersehbar relativ häufig übernahm die Bourbonenkrone etwa auch Schiedsrichterfunktionen in interständischen Konflikten wie etwa in kurmainzisch-kurpfälzischen Streitigkeiten 1658 oder im sog. Wildfangstreit (beendet 1667) -, wenn auch eine gewisse gegenläufige Tendenz offenkundig ist, Interventionen Ludwigs XIV. aufgrund des Garantie- und Interventionsrechts von 1648 tunlichst zu vermeiden. Die diplomatisch-politische Offensive Frankreichs zahlte sich zunächst auch durchaus aus: Der Zugriff Ludwigs XIV. auf die spanischen Niederlande (Devolu- Reich und tionskrieg 1667-1668), der das Reich an sich elementar berührte, Devolutionskrieg weil es hier um einen Teil des Burgundischen Reichskreises ging, wurde zwar lebhaft diskutiert, löste aber, weil viele Stände eine direkte Gefahr für sich noch nicht erkennen konnten, kaum politischen Druck auf Paris aus, so daß es erst einer nordisch-seemächtlichen Koalition Englands, der Niederlande und Schwedens bedurfte (Tripleallianz 1668), um Frankreichs Bäume nicht in den Himmel wachsen zu lassen und es zum Frieden zu zwingen, der vorteilhaft genug blieb. Für viele deutsche Fürsten, die, aus welchen Gründen auch immer, der Hofburg mit Distanz gegenüberstanden oder von ihr etwas erwarteten, wurde es oft geradezu zu einem Automatismus, sich in das französische Allianzensystem eingliedern zu lassen, das bis in die ausgehenden 1660er Jahre die Reichspolitik überdeutlich dominierte um so mehr, als auch Wien keineswegs einen klaren Kurs hielt und sich z.B. 1668 zu einem sensationellen, allerdings geheim bleibenden Teilungsvertrag mit Frankreich über das spanische Erbe bereitfand, der die österreichische Position kräftig unterminierte. Den deutschen Fürsten ging es darum, vor dem Hintergrund ihrer chronischen Finanznot in den Genuß von Subsidien und Pensionen zu gelangen und ein Pressionsmittel in die Hand zu bekommen, das ihren politischen "Wert" erhöhte; Frankreich zielte allgemein auf die Schwächung der Stellung des Kaisers im Corps germanique ab, hatte aber auch konkretere Zielvorstellungen wie die Ablösung der Habsburger vom Kai- Frankreich und sertum zu eigenen oder eines Dritten Gunsten; die Verträge mit das Kaisertum einigen Kurfürsten (Bayern, Sachsen, Brandenburg) belegen das ebenso nachdrücklich wie schon die französische Politik im In-
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terregnum
von
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Prestigeverlust Ludwigs XIV.
Umschwung in der öffentlichen Meinung
Schlüsselrolle des Holländischen
Krieges
Reichskrieg?
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Seit den ausgehenden 1660er Jahren veränderte sich die Situation dann jedoch spürbar: Wegen der vielen völkerrechtswidrigen Akte Frankreichs gingen das Ansehen und der Einfluß des Roi-Soleil im Reich zurück, und der Kaiserhof, der sich aus dem habsburgischen Internationalismus gelöst hatte, nahm an Gewicht ebenso deutlich wieder zu. Bezeichnend war, daß der Rheinbund 1668 nicht mehr verlängert wurde und daß ein kluger Kopf wie der junge Leibniz dem Roi-Soleil wenig später den guten Rat zu geben versuchte, künftighin seine expansiven Aktivitäten doch tunlichst nach Außereuropa zu verlagern (Consilium Aegyptiacum). Auch wenn einige deutsche Fürsten wie z.B. Kurbrandenburg oder Kurbayern ihre französischen Allianzen zunächst noch aufrechterhielten und um 1670 die Krone Frankreich ihre deutsche Klientel sogar nochmals beachtlich aufzufüllen vermochte, fand insgesamt doch, nachdrücklich gefördert von einer Garde kaiserlicher Publizisten mit Lisola an ihrer Spitze, ein deutlicher Umschwung in der öffentlichen Meinung statt, der auch die Hofburg rasch von ihrem Neutralitätsvertrag mit Frankreich von 1671 wieder Abstand gewinnen ließ. Er zeigte sich insbesondere darin, daß die wegen der Okkupation Lothringens (1670) zusätzlich empörten deutschen Fürsten in dem von Ludwig XIV. vom Zaun gebrochenen Holländischen Krieg sich fast geschlossen mit den Niederlanden und der Hofburg solidarisierten. "Die sich streng an die Bedingungen des Westfälischen Friedens haltende Politik Leopolds l. und die Eroberungspolitik Ludwigs XIV. brachten Frankreich um alle Chancen des Garantiesystems" [Arettn]. Die Ansicht ist zumindest tendenziell richtig, daß spätestens mit dem Holländischen Krieg von der Fiktion Abschied genommen werden mußte, das Garantiesystem von 1648 könne in ein wirkliches europäisches Friedenssystem überführt werden. Dem Holländischen Krieg und dem ihn abschließenden Nimwegener Frieden (1678/79) kommt damit in der Geschichte der internationalen Beziehungen ebenso eine Schlüsselrolle zu wie hinsichtlich des Beziehungsgeflechts zwischen dem Reich und seinen Nachbarn. Der Westfälische Friede hatte der Gesamtheit der Stände das Mitentscheidungsrecht über Krieg und Frieden zugesprochen, und an sich hätte es bei den offenkundigen Rechtsverletzungen der Krone Frankreich für die Hofburg nahegelegen, den Reichstag um ein entsprechendes Votum für einen Reichskrieg zu ersuchen. Die Hofburg vermied einen solchen Schritt, möglicherweise aufgrund der (wohl irrigen) Befürchtung, in Regensburg
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dafür keine überzeugende Mehrheit finden zu können obwohl spätestens seit 1674, seit dem Überwechseln von Kurköln und Münster ins niederländisch-kaiserliche Lager, Frankreich im Reich als fast total isoliert und ohne Klientel gelten konnte. Das Reich als Corpus nahm an dem Krieg also nicht teil, deswegen blieben trotz einer entsprechenden Intervention folgerichtig auch der Reichstag bzw. eine Reichsdeputation von den Friedensverhandlungen ausgeschlossen. Wohl aber beteiligten sich außer dem Kaiser etliche deutsche Reichsfürsten an dem militärischen Konflikt, die dann natürlich auch den Anspruch erhoben, an den Friedensverhandlungen gleichberechtigt beteiligt zu werden. Hier freilich war der Widerstand der über alle politischen Differenzen hinweg solidarischen europäischen Kronen vorläufig nicht zu überwinden: den Diplomaten der deutschen Fürsten blieb der Zutritt zu den "offiziellen" Kongreßverhandlungen verwehrt. Lediglich das militärisch erstarkte Kurbrandenburg, das einen guten Teil des Krieges in Norddeutschland gegen Schweden einschließlich der für sein militärisches Renommee wichtigen Schlacht von Fehrbellin (1675) allein bestritten und dort beachtliche Erfolge erzielt hatte, wurde davon ausgenommen und wurde nach Abschluß des Nimwegener Vertragspaketes in einem separaten Vertrag wieder an die Seite Frankreichs zurückgeführt. Der völkerrechtlich-zeremonielle Rangvorsprung der europäischen Mächte vor den deutschen Ständen war damit gewahrt worden. Manche ambitionierten Stände, die sich selbst im Besitz der völkerrechtlichen Parität wähnten, reagierten auf diese Zurücksetzung außerordentlich pikiert: von Leibniz' Federkrieg im Auftrag des Weifenhauses war bereits die Rede. Der Holländische Krieg hatte darüber hinaus für das Gesamtspektrum der Außenbeziehungen des Reiches und der Einzelstände eine Signalwirkung. Sieht man von Einzelbeispielen wie etwa Kurbrandenburg oder etwas später den weifischen Staaten ab, die zunächst im französischen Lager blieben oder individueller Ambitionen wegen vorübergehend nach dort abwanderten, so begannen sich zwischen Kaiser und Reich eine neue Solidargemeinschaft zu bilden und ein Zusammengehörigkeitsgefühl zu entwickeln, das vor dem Hintergrund der elementaren Verletzung der Reichsinteressen durch die Krone Frankreich im Zuge der Reunionen sich in den frühen 1680er Jahren nur noch verstärkte. Die Option für das französische Bündnis verlor für die meisten Stände den Charakter einer wirklichen Alternative, und insofern ist in der staatengeschichtlichen Perspektive die Entscheidung Ludwigs XIV. für die-
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Reichsfürsten und
Nimwegener Friedenskongreß
neue
Solidar-
gemeinschaft Kaiser
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Reunionenfrage
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sen Krieg sicher mit einer negativen Konnotation zu versehen. In Umrissen zeichneten sich in und nach Nimwegen die Grundstrukturen der späteren Großen Allianz ab: ein im wesentlichen um den Kaiser geschartes Reich, das im Verein mit den Niederlanden und Spanien (und später vor allem auch England) den politischen Höhenflug Frankreichs zu unterbinden suchte. Es war vor allem die weit übers Ziel hinausschießende Politik der Reunionen, mit der Frankreich endgültig einen Gutteil seines Kredits im deutschen Reich wieder verspielte. Zwar war es keineswegs ein Automatismus, daß sich das Reich nach 1679 relativ geschlossen hinter der Hofburg sammelte einige Projekte wie begrenzte Mediatisierungen zugunsten des Kaiserhauses hätten die Stimmung schnell wieder verändern können. Aber die Empörung über Frankreich und die offenkundigen Defizite der französischen Diplomatie, die für die komplizierten Strukturen und Spielregeln der Reichspolitik oft das nötige Fingerspitzengefühl vermissen ließ, sorgten dann doch für die entschiedene Wendung gegen den Nachbarn im Westen, zumal ein Versuch des Reichstags, durch eine Reichsdeputation in der Reunionenfrage einen Kompromiß herbeizuführen, von Frankreich 1682 brüsk zum Scheitern gebracht wurde. Für die Wiener Hofburg, die trotz allen Sympathie- und Prestigegewinns mit dem Scheitern ihres Modells einer Reichskriegsverfassung und der Option des Reichstags für die Kreise als Organisationsgrundlage des Reichsheeres (1681) endgültig Abschied von den Träumen einer monarchischen Umgestaltung des Reiches nehmen mußte, rückte gleichwohl seit den frühen 1680er Jahren ein anderes Kraftfeld immer mehr in den Mittelpunkt ihres politischen Handelns. Man kann hier sicher cum grano salis von einer Art Perspektivenwechsel sprechen, der zumindest für einige Jahre die Option für den Südosten in der österreichischen Gesamtpolitik deutlich hervortreten ließ, jetzt eben nicht mehr nur im Sinn des Reagierens, sondern im Sinn des aktiven Vorgehens gegen die Türken. Dabei ist freilich immer zugleich der enge Zusammenhang von Ungarn/Siebenbürgen und Türkenproblematik mit der ludovizianischen Hegemonialpolitik mit im Auge zu behalten, die dieses Kraftfeld ihrem Interesse gemäß zu instrumentalisieren suchte. Der erneute Ansturm der Osmanen 1683 gegen die österreichische Monarchie und das christliche Abendland konnte nur dank einer spontanen Waffengemeinschaft mit anderen bedrohten Anrainerstaaten (Polen, Venedig) und etlichen deutschen Fürsten abgewehrt werden. Die endgültige Sicherung der Erblande, zu denen seit der -
Perspektivenwechsel der Hofburg: Option für den Türkenkrieg
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Erblichmachung der Stephanskrone (1687) faktisch und rechtlich auch Ungarn zählte, ließ in der "Heiligen Liga" mit Venedig und Polen und der Einladung zum Beitritt an Rußland in Umrissen eine neue Mächtekonstellation entstehen, deren gemeinsamer Nenner die Reduzierung des Osmanenstaates war, ein Ziel, dem Leopold zeitweise bisherige politische Prioritäten opferte und das ihn insbesondere 1684 auf den Ausgleich mit Frankreich unter Einschluß der (zumindest provisorischen) Anerkennung der Reunionen eingehen ließ (Regensburger Stillstand). Neben der im offenkundigen Niedergang befindlichen mittelmeerischen und merkantilen Großmacht Venedig zählte zu dieser Interessengemeinschaft auch Rußland, das sich gerade erstmals von den altrussischen Traditionen zu emanzipieren begann und sich auf den Weg nach Europa machte. Der lange Türkenkrieg der Casa d'Austria, der sich bis zum Frieden von Karlowitz (1699) hinzog und der den Aufstieg Österreichs in den Kreis der europäischen Großmächte besiegelte, war freilich in zunehmendem Maß auch eine Sache des Reiches nicht im staatsrechtlichen Sinn, aber politisch und militärisch, denn ohne die militärische Hilfe und die Führungspersönlichkeiten aus dem Reich wäre dieser weite Vorstoß auf den Balkan undenkbar gewesen. Der Kaiser sah sich bereits 1688 allerdings vor der Notwendigkeit, sich erneut im Westen gegen Frankreich zu exponieren, das seine letzten politischen Stützpunkte auf Reichsboden zu behaupten suchte (Kölner Koadjutorwahl 1688) und einen dynastischen Wechselfall in der Kurpfalz und daraus abgeleitete Ansprüche zum Vorwand nahm, um einen neuen Krieg vom Zaun zu brechen und um mit ungewöhnlicher Brutalität gegen den Südwesten des Reiches vorzugehen. Frankreich hatte die Phase allgemeiner Erschöpfung nach dem Holländischen Krieg entschlossen genutzt, um die Reunionen durchzuführen, um sich Straßburg einzuverleiben (1681), um zudem in Oberitalien Positionsgewinne zu erzielen, und es hatte mit der Besetzung Luxemburgs 1684 das Vaubansche Festungssystem fast komplettieren können. Auf ernsthaften, aktiven Widerstand war Ludwig XIV. dabei kaum gestoßen. Es war ihm zudem gelungen, sich diesen Erfolg in einem 20jährigen Waffenstillstand völkerrechtlich garantieren zu lassen (Regensburger Stillstand, 1684). Die latente Empörung im Reich war zumindest in dessen protestantischem Teil dann jedoch unter dem Eindruck der Aufhebung des Edikts von Nantes (1685) und der Hugenottenverfolgungen zum Ausbruch gekommen. Frankreich stand, nachdem der Große Kurfürst der französischen Allianz den Rücken
antiosmanische
Interessengemeinschaft
Aufstieg Öster-
reichs zur Großmacht
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Erfolge und schläge der
Rück-
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gekehrt hatte, vor der Gefahr, daß seine Klientel und damit sein politischer Einfluß auf das Reich zu Nichts zusammenschrumpfte,
und hier mußte gegengesteuert werden wobei der militärische Konflikt möglichst zu begrenzen war. Im Unterschied zur Situation eineinhalb Jahrzehnte zuvor stand diesmal in Wilhelm von Oranien allerdings ein Antipode bereit, um den Widerstand zu formieren: Es bildete sich, nachdem mit der Glorious Revolution auch England Große Allianz auf diesen Weg verpflichtet worden war, 1689/90 eine große antiludovizianische Koalition, der der im Südosten nach dem Fall Belgrads entlastete Kaiser allen religiösen Bedenken zum Trotz und eine Reihe größerer Reichsfürsten beitraten, die z. T. obendrein auch noch konfessionell motiviert waren. Erstmals erwirkte Kaiser Leopold, ob mit dem oder ohne das Bewußtsein von einer "deutschen Sendung", bleibe dahingestellt, auch eine förmliche Reichskrieg Reichskriegserklärung, an die sich freilich ein altes Thema der Reichsverfassungsgeschichte nicht alle Stände gebunden fühlten. Zudem traten die Vereinigungen mehrerer "vorderer" Reichskreise zum militärischen Selbstschutz (Heilbronner Allianz) ausdrücklich in quasi-völkerrechtliche Beziehungen zu europäischen Mächten, um ihre politischen Interessen mit denen der Allianzpartner abzustimmen. Das politische Ziel der deutschen Teilnehmer dieser ersten "Großen Allianz" war im übrigen weit gesteckt und schloß beispielsweise die Rückgängigmachung sämtlicher Reunionen und die Zurückdrängung Frankreichs in die Grenzen von 1648 ein. Der neue Krieg hatte somit ein ganzes Bündel von Ursachen und zudem einen gewichtigen kolonial-überseeischen Aspekt. InBegriffiichkeit sofern ist eine prägnante Begrifflichkeit hier besonders schwierig. Ganz irreführend ist sicher die in der französischen Historiographie bevorzugte Variante "Guerre de la Ligue d'Augsbourg", weil sie das militärische Gewicht und die Bedeutung dieses Verteidigungsbündnisses bei weitem überschätzt. Der Begriff "Pfälzischer Erbfolgekrieg" ist ebenso problematisch, weil es Frankreich nie um die Erbfolge an sich ging, sondern nur um bestimmte Rechte und Allodialien. Immerhin ist der Anspruch des Herzogs von Orleans zum Auslöser des Krieges geworden, so daß einiges für den Terminus "Orleansscher Krieg" spricht. Die englische Variante "Nine Years' War" ist am neutralsten, aber damit auch relativ konturenlos. In der Geschichte der internationalen Beziehungen markiert der "Orleanssche Krieg" den Übergang zu dem Versuch, dem Expansionismus einer europäischen Großmacht eine neue politische "Philosophie" entgegenzustellen, die das Schlagwort vom "Gleich-
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gewicht der Kräfte" auf den Punkt brachte.
Die Balancetheorie, als deren Spiritus rector Wilhelm III. von Oranien gelten kann, basierte auf der Vorstellung, daß das tatsächliche, vermeintliche oder drohende Übergewicht einer Macht in Europa (und auch in Übersee) bei den übrigen Staaten einen Automatismus in Gang setzen müsse, einer solchen Gefahr bzw. einem solchen Zustand mit politischen und gegebenenfalls auch militärischen Mitteln entgegenzutreten. Wenn 1648 der Versuch gemacht wurde, eine Friedensordnung aus einem Rechtssystem erwachsen zu lassen, so lag der Gleichgewichtsdoktrin die Vorstellung von einer bestimmten Adhäsion und Kohäsion souveräner Staaten zugrunde, von einem freien Spiel der Kräfte, das sich wechselnden Situationen anzupassen in der Lage war. Rechtstitel, so sehr sie bis weit ins 18. Jahrhundert hinein auch immer bemüht wurden, wurden in einem solchen politischen System eher obsolet als hilfreich; das System funktionierte nur, wenn man von Recht und Ansprüchen bis zu einem gewissen Grad abstrahierte. In dieses zunächst mit einem antifranzösischen Affekt behaftete System waren das Reich, einzelne Reichsstände und auch reichsinterne Allianzen von Anfang an integriert freilich erneut mit einem minderen Status: Das Reich, vertreten durch den Reichstag, erklärte zwar jetzt erstmals den Reichskrieg, blieb von den Rijswijker Friedensverhandlungen trotz einer in Aktivität tretenden Reichsdeputation im wesentlichen aber ausgeschlossen (und mußte es am Ende sogar erleben, daß über seinen Kopf hinweg mit der Rijswijker Klausel, dem Versuch, in dem sensiblen Bereich der Konfessionsverhältnisse Veränderungen zu oktroyieren, eine Art Treibgas in die Reichspolitik hineingebracht wurde, das über Jahrzehnte hinweg von außerordentlicher Explosivität war). Auch die Kreisassoziation und einzelne Reichsstände (u.a. Brandenburg), die sich militärisch engagierten, konnten auf die politische Liquidierung des Krieges keinerlei substantiellen Einfluß ausüben, der insgesamt die kühnen Hoffnungen der deutschen Stände und Kreise mehr oder weniger bitter enttäuschte. In der staatengeschichtlichen Perspektive haben der Orleanswenn wir ihren sche Krieg und der Rijswijker Friede (1697) einmal außer Akzent hier Betracht lassen außereuropäischen durchaus einen doppelten Charakter: Zum einen hat der Friede, der schon im Blick auf den vor der Tür stehenden spanischen Erbfall beschleunigt abgeschlossen worden war, einen eher transitorischen Charakter, insofern etwa dem Aachener Frieden ein halbes Jahrhundert später vergleichbar, weil er über die brennendste Frage der
Balancetheorie
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Reich und
Rijswijker Friede
Bewertung des Rijswijker
Friedens in
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tengeschichtlicher Perspektive
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Epoche kommentarlos hinwegging. Zum anderen aber demonstrierte der Orleanssche Krieg, daß die Phase der französischen Hegemonie in Europa definitiv ihrem Ende entgegenging, weil sich inzwischen ein europäischer und deutscher Widerstand formiert hatte und weil sich dieser Widerstand zudem auf eine politische Ideologie stützen konnte, deren politische Durchschlagskraft und harmonisierende Wirkung nicht unterschätzt werden darf. Mit dem Orleansschen Krieg trat im europäischen System und in den Staatenbeziehungen ein deutlicher Wandel ein, den man auch in Frankreich fühlte, wo der Rijswijker Friede ausgesprochen unpopulär war.
Seine eigentliche Bewährungsprobe und Sternstunde zugleich Spanischer Erbfolgekrieg erlebte das System des europäischen Gleichgewichts im Spanischen Erbfolgekrieg (1701-1714), jenem seit Jahrzehnten absehbaren und sich mit der epochalen Entscheidung über die französische Hegemonie in Europa verknüpfenden Konflikt um die spanische Erbmasse nach dem Aussterben des spanischen Hauses Habsburg (Tod Karls II. 1700). Generationen von Fürsten und Politikern, darunter auch deutsche Reichsfürsten wie Johann Philipp von Schönborn, hatten bereits Versuche in Szene gesetzt, diesen Konflikt vorzeitig beizulegen. Nach dem Scheitern vieler Teilungspläne und nach etlichen unvermuteten Todesfällen, etwa des bayerischen Kurprinzen, ohne die die Entwicklung durchaus in eine andere Richtung hätte laufen können, sollte sich nun erweisen, daß weder die besseren dynastischen Ansprüche noch testamentarische Verfügungen ausreichten, um einen der Kontrahenten hier der österreichische Erzherzog Karl, dort der Bourbone Philipp von Anjou in den Genuß des ungeschmälerten Besitzes kommen zu Außenpolitik lassen. Dabei muß man freilich sehen, daß der junge Kaiser Joseph Josephs I. j jn den Augen vieler zeitgenössischen Beobachter ein wirklicher Hoffnungsträger, den Interessen der 1702 wiederaufgelegten Großen Allianz längst nicht immer die erste Priorität einräumte, sondern in der fast leitmotivischen Spannung von österreichischer Großmacht- und intensivierter Kaiserpolitik der Bereinigung der -
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ungarischen
Probleme oder der Reaktivierung der kaiserlichen Lehnsrechte in Italien, auch auf die Gefahr eines Konfliktes etwa mit dem Papst hin, weit mehr Aufmerksamkeit schenkte als der Unterstützung des Bruders in Katalonien oder gemeinsamen bzw. konzertierten militärischen Operationen in Südfrankreich. ÜberGroße Allianz haupt war das Klima in der Allianz trotz der guten militärischen Zusammenarbeit zwischen Prinz Eugen und Marlborough längst -
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nicht immer von Schönwetterperioden geprägt, weil, wie die österreichischen Diplomaten Wratislaw und Gallas in London mehr als einmal erfahren mußten, eine Identität der Interessen eben nicht differierende Erbzw. nur begrenzt vorhanden war. Diese Interessenidentität exi- wartungshorizonte stierte noch nicht einmal zwischen dem Kaiser einerseits und dem Reich, den Kreisen und den armierten Ständen andererseits, die im Bewußtsein der epochalen und den ganzen Kontinent berührenden Bedeutung dieses Konflikts in den Krieg eintraten und deren politischer Erwartungshorizont von den Zielen der Hofburg zum Teil nicht unerheblich differierte -im politischen Weltbild der Stände und Kreise spielte beispielsweise das Elsaß noch eine ungleich größere Rolle als in dem der Hofburg. Als nach dem überraschenden Tod Kaiser Josephs I. 1711 sein Bruder als Karl VI. zum Kaiser gewählt wurde, verkomplizierte sich die Lage weiter, da nun ja eine Vereinigung des spanischen Weltreiches mit dem römisch-deutschen Kaisertum und damit eine neuerliche Gefährdung des europäischen Gleichgewichts durch eine neue "Supermacht" drohte eine habsburgische "Universal- Gefahr einer habsmonarchie". In dieser besonderen Situation kehrte Großbritannien burgischen "Unidem bisherigen Allianzpartner abrupt den Rücken und sorgte dafür, versalmonarchie" daß das spanische Imperium im Frieden von Utrecht 1713 geteilt wurde. Doch sahen die beiden Hauptbetroffenen, Kaiser Karl VI. und der nunmehrige spanische König Philipp V, diese Regelung Friede von Utrecht noch längst nicht als das letzte Wort an, und deswegen blieben die internationalen Beziehungen wenigstens bis 1725, bis zur überraschenden Versöhnung der beiden Kontrahenten im Wiener Frieden, erheblich belastet. Auch der dem Spanischen Erbfolgekrieg parallellaufende Nor- Nordischer Krieg dische Krieg (1700-1721) war keineswegs dazu angetan, die Enttäuschungen auf habsburgischer Seite zu kompensieren: Zwar nahm der Kaiserhof an diesem Konflikt zwischen einer nordischen Allianz und der Krone Schweden und deren Territorial- und Wirtschaftsexpansionismus lange nicht direkt teil, sondern versuchte ihn eher diplomatisch zu beeinflussen. Die Bemühungen Wiens aber, den Krieg vom Reichsboden völlig fernzuhalten bzw. ihn beizulegen, scheiterten ziemlich kläglich, so daß die Hofburg am Ende eher passiv zusehen mußte, wie die Ostsee-Anrainerstaaten die schwedische Liquidationsmasse zu territorialen Arrondierungen nutzten, darunter neben dem das Tor nach Europa und in die Großmachtstellung nun weit aufstoßenden Zarenreich auch Preußen und Hannover(-England). Preußens und Hannovers erfolgrei-
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1.
Enzyklopädischer Überblick
che Aktivitäten in der Endphase des Nordischen Krieges steigerten deren Selbstbewußtsein natürlich weiter und waren der Tendenz keineswegs förderlich, den Reichsverband zu einem gefügigen Rückwirkungen Instrument habsburgischer Reichspolitik umzugestalten. Der Norauf den Reichsver- dische Krieg bestätigte indirekt, daß im Norden des Reiches sieht band man von der Personalunion Sachsen-Polen einmal ab, die jetzt endgültig unter eine Art politische Vormundschaft ihrer beiden Nachbarn in Ost und West geriet Staaten mit einem europäischen Anspruch im Entstehen begriffen waren, von denen zumindest Preußen unter seinem neuen König mit einem beachtlichen und bald auf halb Europa ausstrahlenden Modernisierungspotential versehen war. Kaiser Karl VI. mußte sich nicht nur zähneknirschend der außen-und innenpolitische Proble- englischen Intervention im Sinn des europäischen Gleichgewichts me der Hofburg fügen (Friede von Rastatt 1714) und auch für das Reich zustimmen (Friede von Baden 1714). Er mußte nicht nur, nachdem der zukunftsträchtige Versuch einer Verständigung mit Versailles mit Ludwigs XIV. Tod (1715) abgebrochen war, eine bedenkliche außenpolitische Isolierung akzeptieren, in die er geriet, weil ihm allgemein die Absicht unterstellt wurde, die Utrechter Friedensordnung zu revidieren. Und seine Isolierung verstärkte sich eher noch, weil die großen und spektakulären Erfolge in den Türkenkriegen, die Österreich flächenmäßig an die erste Stelle unter den Großmächten rückten, natürlich Neider auf den Plan riefen. Darüber hinaus hatte der lange Krieg im Westen, Süden und Norden Europas auch den Desintegrationsprozessen im Reich weiteren Auftrieb gegeben. In der Endphase des Spanischen Erbfolgekrieges hatte Joseph I. über die Frage der von der Nördlinger Allianz betriebenen Reichsbarriere einen überaus grundsätzlichen Konflikt mit dem Direktor dieser Kreisassoziation, dem Mainzer Kurfürsten Lothar Franz von Schönborn, auszutragen, ob Reichsstände oder Ständegruppen eine eigene Außenpolitik gegebenenfalls auch am Kaiser vorbei treiben dürften, in diesem Fall mit den Niederlanden, die eine solche Barriere zu garantieren bereit waren. Der Kaiser hatte in diesem Punkt eine offensichtliche Niederlage einstecken müssen, weil es ihm nicht gelungen war, den Abschluß dieses Bündnisses zu verhindern (das freilich aus anderen Gründen dann nie ratifiziert wurde). Gravierender aber noch war etwas anderes: Eine Vielzahl von Dynastien und Dynasten suchte völkerrechtliche und zeremonielle Parität mit den europäischen Kronen dadurch zu erreichen, daß sie -
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2. Kaiser, Reich und
europäisches Kräftespiel
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sich in den Wahlkronen brachten (Sachsen/Polen 1697, später Hessen-Kassel/Schweden 1718) oder dynastische Erbrechte wahrnahmen (Hannover/England 1714). Nimmt man die Fülle von Kronprojekten z. B. wittelsbachischer Kurfürsten hinzu, wird man von einer deutlichen Tendenz zur Aufweichung des Reichsverbandes sprechen können, weil die neuen Könige und Fast-Könige natürlich zunächst einmal europäische Politik zu treiben suchten. Das mußte zwangsläufig auch die innerreichische und internationale Stellung des Kaisers berühren, die sich vor dem Hintergrund einer ungewohnten, auf die Aufrechterhaltung des Utrechter Systems und des Status quo in Europa setzenden englisch-französischen Entente (1717), der spanischen Revisionsabsichten und -maßnahmen und der eigenen Unzufriedenheit ohnehin in eine schwierige Lage versetzt sah: Preußen z.B. blieb zwar zunächst im kaiserlichen Lager, aber schon Georg l. von Großbritannien(-Hannover) setzte nicht ohne Geschick den habsburgischen Kaiser unter außenpolitischen Druck, um innenpolitische Konzessionen (Belehnungen, Entgegenkommen im pfälzischen Religionsstreit usw.) zu erreichen. Die Annäherung zwischen den beiden protestantischen norddeutschen Staaten (1723 Vertrag von Charlottenburg), deren Gegensatz bisher fast eine Art Strukturelement der deutschen und internationalen Politik gewesen war und die sich nun, u.a. wegen einer dezidiert katholischen Politik des Wiener Ministeriums mit Graf Schönborn als Motor, aufeinander zu bewegten, ließ in seiner Konsequenz den Norden des Reiches der Kontrolle der Hofburg immer mehr entgleifür die habsburgische Reichspolitik eine Fatalität. Offen ins ten gegnerische, d.h. bourbonische Lager wanderten zwar nur die wittelsbachischen Kurfürsten ab, die zum Teil bereits im Spanischen Erbfolgekrieg ihren eigenen Weg gegangen waren und dafür Reichsacht und Sequester über sich hatten ergehen lassen müssen und die sich nun in völlige finanzielle und politische Abhängigkeit von Frankreich begaben. Aber zweifellos drohte seit dem Beginn der 1720er Jahre der Hofburg massiv die Gefahr, daß sich im Reich eine große antikaiserliche und damit desintegrative Partei bildete, ein von Frankreich protegiertes und gestütztes Gegengewicht "in einem für Wien durchaus sensiblen Bereich" [PRESS]. Verschärft wurde diese für den Kaiser kritische Situation zudem noch durch eine ungewöhnliche Labilität und Inkonsistenz der internationalen Beziehungen, die kaum eine Konstante kannten und die sich über viele Jahre hinweg auf einem ganz schmalen Grat zwischen Krieg
eigene Königswürden begründeten (Preußen 1701), Besitz
von
europäische Ambi tionen deutscher Staaten
Wien und die norddeutschen Monarchien
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Desintegrationserscheinungen
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I.
Enzyklopädischer Überblick
und Frieden bewegten. Nur durch die für die Epoche ungewöhnliche britisch-französische Entente wurde ein Abgleiten in einen neuerlichen heißen Krieg vermieden. Die Parallelen zu den 1650er Jahren sind dabei nicht zu überinternationale sehen: Auch jetzt eine instabile Lage und ein Großmächtesystem, Lage in den das nach dem Ausscheiden Schwedens, der Niederlande und Spafrühen 1720er niens relativ ungefestigt war und in dem Großbritannien nur beJahren dingt eine Art Führungsrolle übernahm, auch jetzt erhebliche Widerstände im Reich gegen eine "spanische", primär dynastische Politik der Hofburg, auch jetzt eine wieder massiver werdende Reichspolitik Frankreichs, die nun auch wieder in größerem Stil über die geistlichen Wahlen in den Erz- und Hochstiften zu einer beachtlichen Klientelbildung führte, der die finanziell mit dem Rücken zur Wand stehende Hofburg nur mit Mühe etwas entgegensetzen konnte, für die der Verlust des bisherigen hauptsächlichen Geld- und Subsidiengebers Großbritannien überhaupt nicht zu verkraften war. Dies um so weniger, als Wien seiner vorrangigen Sonderziele wegen der Ostendekompanie, der Garantie der die Töchter Karls VI. begünstigenden Erbfolgeordnung, der Pragmatischen Sanktion, der seit den frühen 1720er Jahren ein Gutteil seiner außenpolitischen Aktivitäten gewidmet war innerreichisch und international erpreßbar zu werden begann und aus einer extrem schwierigen außenpolitischen Situation nur dadurch einen Ausweg fand, daß es während des Kongresses von Cambrai 1725 zur allgeAllianzenwechsel meinen Verblüffung ein Agreement mit dem am unversöhnlichsten 1725 scheinenden Gegner, mit Spanien, traf, das u.a. eine Heiratsverbindung ins Auge faßte und Regelungen bezüglich der von Spanien für Don Carlos reklamierten mittelitalienischen Fürstentümer vorsah. Die Wiener Allianz provozierte auf der Stelle eine Gegenallianz (Herrenhausener Bündnis 1725), in dem sich mit Frankreich neben Großbritannien-Hannover nun auch Brandenburg-Preußen zusammenschloß. König Friedrich Wilhelm I. kehrte zwar nach einiger Zeit an die Seite der Hofburg zurück. Aber die ausgehenden 1720er Jahre verdeutlichten doch nachdrücklich die Gefahr, die der Hofburg aus der Einbindung der "potentiores" des Reiches in die internationale Politik in Verbindung mit der sich erneut intensivierenden französischen Klientelbildung im Reich erwachsen konnte: Die Europapolitik Georgs I. und Georgs II. hatte, ob man das wahrhaben wollte oder nicht, im Sinn der "Hanoverian connection" natürlich direkte Auswirkungen auf das Reich, dem die Weifen als Kurfürsten angehörten. Ihr Widerstand etwa gegen die Ostende-
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2. Kaiser, Reich und
europäisches Kräftespiel
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oder die Wiener Vorstellungen über die italienischen Fürstentümer hatte selbstverständlich, gewollt oder ungewollt, Rückwirkungen auf Klima und Stimmung im Reich, ebenso wie die neuen kommerziellen Rivalitäten beiderseits des Kanals die Reichspolitik nicht unbelastet ließen. Spanischerseits hielt das Bündnis mit der Hofburg längst nicht neue das, was es versprochen hatte, so daß, nachdem der Kaiserhof außenpolitische während des Kongresses von Soissons (1727/28) die Chance des Konstella,ionen Ausscherens aus diesem Bündnis nicht wahrgenommen hatte, 1729 Madrid der ungeliebt gewordenen Allianz den Rücken kehrte (Vertrag von Sevilla) und an die Seite der beiden Westmächte zurückkehrte. Für den Kaiser bedeutete das erneut den Rückfall in die außenpolitische Isolation, die freilich längst nicht mehr so bedrückend war wie in den frühen 1720er Jahren, weil mit Rußland (seit dem Vertrag von 1726) und Preußen (seit dem Berliner Vertrag von 1728) nun doch bereits zwei gewichtige Partner der Hofburg zur Seite standen. Diese insofern nur noch relative Isolation wurde zudem durch eine verstärkte Reichspolitik wettgemacht (1731 Reichsgarantie der Pragmatischen Sanktion), ehe es dann gelang, das alte Bündnis mit Großbritannien zu erneuern. Der hinter dem Rücken Kardinal Fleurys ausgehandelte und deswegen von ihm als desavouierend empfundene Wiener Vertrag (1731) besiegelte faktisch, auch wenn das nicht das Ziel seiner Architekten gewesen war, den Kollaps der britisch-französischen Entente, die Europa immerhin fast eineinhalb Jahrzehnte lang vor dem neuerlichen großen kriegerischen Konflikt bewahrt hatte. Bei der ersten Bewährungsprobe zahlte sich diese Wiederauflage des "Alten Systems" von 1689 und 1702 allerdings nicht aus. Die Krise nach dem Tod des Wettiners August des Starken und der Polnischer sich anschließenden Doppelwahl nahm Frankreich zum Vorwand, Thronfolgekrieg um (gemeinsam mit der Krone Spanien) gegen den "Dreibund" Österreich, Preußen und Rußland vorzugehen, der sich zur Stützung der Kandidatur Kurfürst Friedrich Augusts von Sachsen gebildet hatte. Diese "Entente cordiale der drei Schwarzen Adler" [M. G. Müller] übte bereits seit den 1720er Jahren eine Art Protektorat über die Adelsrepublik aus und konnte sich nun gegenüber einer von langer Hand vorbereiteten französischen Aktion durchsetzen, mit dem polnischen Exilkönig Stanislaus Leszczynski, Ludwigs XV. Schwiegervater, das ostmitteleuropäische Sicherheitssystem
kompanie
Einsturz zu bringen. Auch das Reich trat erneut in diesen Krieg die polnische Thronfolge (1733-1735) ein, allerdings verwei-
zum um
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Enzyklopädischer Überblick
gerten sich abermals, bezeichnend genug, einige der wittelsbachischen Kurfürsten, die bereits Mitte der 1730er Jahre sehr deutlich die Weichen für die Stunde X, den mutmaßlich söhnelosen Tod des
Habsburgers, zu stellen begannen. Der militärisch eher belanglose Krieg am Oberrhein und in Italien, der von erheblichen politischen Spannungen und Divergenzen in beiden Lagern nicht frei war, in dem Großbritannien seinen Bündnisverpflichtungen zudem nicht nachkam, hatte für das Reich die Konsequenz, daß nun Lothringen definitiv über die staatsrechtliche Zugehörigkeit Lothringens entletzten
schieden wurde, ein Thema der internationalen Politik seit 1648: Der Herzog von Lothringen wurde mit der ein dynastischer Zufall gerade frei werdenden Toskana entschädigt, während Österreich in den Genuß der letzten Garantie der habsburgischen Erbfolgeordnung durch eine europäische Großmacht, der Frankreichs, gelang-
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te.
So war dieser Krieg um die polnische Thronfolge durchaus mehr als eine Episode oder ein bloßer "Betriebsunfall", er stellte vielmehr Weichen für die Zukunft und zeigte auch, daß internationale Konflikte keineswegs immer einer vermittelnden neutralen Großmacht bedurften, um liquidiert zu werden dem vermittlerlosen Friedensschluß sollte in den nächsten Jahrzehnten eine begrenzte Zukunft gehören. Der Krieg, den das Reich formell übrigens nicht beendete, enthüllte freilich zugleich nochmals die Schwächen des Reichskriegswesens und die Defizite des österreiTürkenkrieg chischen Militärwesens, die vollends unübersehbar wurden im Türkenkrieg der späten 1730er Jahre, in den Wien eigentlich eher ungewollt als Allianzpartner Rußlands hineintrudelte und der die Hofburg wieder weit hinter die Positionen des Friedens von Passarowitz (1718) zurückwarf. In Verbindung mit dem neuerlichen selbst Berlin Positions- Anwachsen der französischen Klientel im Reich Verbesserungen schloß sich 1739 aus Enttäuschung über das Verhalten des Kaisers Frankreichs jfl der jülich-bergischen Frage in einem Geheimvertrag Versailles und vor dem Hintergrund einer offen antihabsburgischen an Politik etlicher Reichsstände waren die Perspektiven der Wiener Hofburg am Beginn des neuen Jahrzehnts alles andere als ermutigend, auch wenn es angesichts ernsthafter Bemühungen um einen grundsätzlichen Ausgleich mit Fleurys Frankreich seit 1736 keineswegs sicher war, daß der säkulare Konflikt mit der bourbonischen Krone irreversibel war und sich für alle Zeiten perpetuieren würde. Versucht man, die Strukturen der Beziehungen von Kaiser und Reich zu den europäischen Mächten und ihre Einbindung in das -
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2. Kaiser, Reich und
europäisches Kräftespiel
1740
1648
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europäische Mit- und Gegeneinander zwischen den beiden Epochenjahren 1648 und 1740 zu umreißen, so scheinen sieben Gesichtspunkte besonders festhaltenswert: 1. Das dem Reich im Westfälischen Frieden zugebilligte jus belli ac pacis, also seine völkerrechtliche Handlungsfähigkeit,
konnte sich nicht entscheidend durchsetzen, weil der Kaiser eine eigenständige Friedenspolitik des Reiches, die sein Prestige unterhöhlen mußte, regelmäßig zu unterlaufen wußte. Das System des Westfälischen Friedens verhinderte es zwar, daß die Umwandlung des Reiches in eine absolute Monarchie noch einmal ernsthaft zur Diskussion stand. Aber die Praxis erwies sehr rasch, daß das Reich in seiner nunmehr definitiv staatenbiindischen Form keine Chance hatte, von den europäischen Mächten zu einem gleichrangigen völkerrechtlichen Partner aufgewertet zu werden. Der Organismus des Reiches entfernte sich somit immer weiter von der europäischen Großmächtepolitik, um so mehr als aktive Machtpolitik und Reich eigentlich einen Widerspruch in sich selbst darstellten. Es ist kein Zufall, daß das Reich zwar viele Kompendien seines staatsrechtlichen Ist-Zustandes, aber kaum eine Staats- und staatentheoretische Literatur im eigentlichen Sinn hervorbrachte, in der auch Momente wie Macht, Expansion, Rivalität wirklich gewichtet wurden. 2. Die Reichsstände individuell wurden von den europäischen Mächten zwar als Allianzpartner und als Brückenköpfe im Reich, voll aber erst in dem Augenblick akzeptiert, wenn das Haupt des betreffenden Fürsten mit einer Königskrone versehen war: Die brandenburgischen Diplomaten wurden 1697 in Rijswijk noch diskriminierend zurückgesetzt, 1713 in Utrecht aber als vollwertige Verhandlungs- und Vertragspartner akzeptiert. 3. Was den Kaiser und seine Erblande betrifft, so war das außenpolitische Leitthema sicher das Verhältnis zur Krone Frankreich: Die ungeklärte Elsaßfrage war von der ersten Stunde an eine schwere Hypothek, die spanische Politik der Casa d'Austria trug ein übriges dazu bei, die Spannungen zu vertiefen, die durch Ludwigs XIV. Annexionen und den jahrzehntelangen Vor-Kampf um das spanische Erbe eine weitere Dimension erhielten. Wenigstens zweimal, 1648 und 1713/14, machte die Hofburg den bourbonischen Gegenspieler in Paris als Verantwortlichen für ernüchternddeprimierende politische Rückschläge aus und reagierte in den jeweils folgenden Jahren mit einer mehr oder weniger dezidierten frankophoben Politik darauf.
Reich und Groß-
mächtepolitik
Reichsstände und
europäische Politik
habsburgisch-
bourboni scher
Antagonismus
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I.
Enzyklopädischer Überblick
einen Perspektivenwechsel vor, so wird man Frankreichs konstatieren müssen, daß Frankreich sich bis etwa zum Beginn des Reichspolitik Holländischen Krieges eine beachtliche Klientel unter den Reichsfürsten zu schaffen und dabei auch in traditionell kaiserorientierte Beziehungsgeflechte (geistliche Staaten) einzubrechen vermochte. Dies wurde erleichtert durch Frankreichs Garantenrolle, aber letztlich erst ermöglicht durch ein verbreitetes Mißtrauen gegenüber dem habsburgischen Kaiser, durch die diplomatische Präsenz Frankreichs an den Schlüsselstellen im Reich und durch die reichen Subsidien, mit denen der Kaiserhof nicht mithalten konnte. Unter dem Eindruck der ludovizianischen Annexionspolitik orientierte sich die große Masse der Reichsstände dann freilich auf den Kaiser zurück, ohne daß es auch nach dem Spanischen Erbfolgekrieg ausgeschlossen gewesen wäre, daß deutsche Fürsten aus dem zweiten und sogar dem ersten Glied ein Bündnis- und Subsidienverhältnis zu Versailles suchten. Es gab auf jeden Fall keine nationalen Bedenken, die einer solchen Option entgegengestanden hätten. 5. Politisch bzw. territorialpolitisch gelang es Frankreich, seine Staatsgrenze bzw. sein politisches Glacis kontinuierlich nach Osten vorzuschieben, über die Lösung der Elsaßfrage in seinem Sinn und über die Reunionen bis hin zur faktischen Teilung des Burgundischen Reichskreises infolge des Anfalls der FrancheComte 1678. Die vielen Projekte, Frankreich auf die Grenzen von 1648 zurückzudrängen, wurden von der französischen Diplomatie auf den Friedenskongressen relativ mühelos unterlaufen bzw. scheiterten an der Uneinigkeit und/oder Unentschlossenheit der jeweiligen Alliierten. 6. Eine mit der Frankreichs vergleichbare Außenpolitik ins Reichspolitik anderer europä- Rejcn hinein ist bei keiner anderen europäischen Macht feststellischer Mächte aucn njcnt ^ei Schweden, der zweiten Garantiemacht des Westfälischen Friedens. Der Unterschied zwischen Frankreich und Schweden, die 1648 prinzipiell dieselbe Ausgangsposition hatten und von denen doch nur der Bourbonenstaat in der Lage war, im ganzen Reich mit dem Kaiser zu konkurrieren, ist evident. Natürlich entwickelten sich vereinzelt Bündnisverträge deutscher Fürsten mit den Niederlanden oder Schweden, aber daß z.B. auch London in dieser Hinsicht sehr viel zurückhaltender als Versailles war, belegt nichts mehr als die Tatsache, daß Großbritannien sich in den späten 1720er Jahren aus finanziellen und staatsrechtlichen Gründen weigerte, sich an die wittelsbachische Hausunion zu binden. England ist wohl generell erst seit der Glorious Revolution für 4. Nimmt
man
3. Reich und
europäisches System
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die deutschen Fürsten als politischer Partner erkennbar und denkbar geworden. Als neuer Allianzpartner erschien seit ca. 1720 das Zarenreich auf der deutschen, insbesondere norddeutschen Bühne, ein Partner, der zunächst bei wachsendem generellem Interesse allseits noch als unberechenbar eingestuft wurde, der dann aber durch eine gezielte Heiratspolitik in den niederdeutschen Raum hinein seine Westbindung zu konsolidieren suchte und der seit dem Ende des Nordischen Krieges gemeinsam mit Österreich und vor allem Preußen in die Rolle eines Organs zur Kontrolle der Schwäche und Labilität Polens hineinwuchs. 7. Neben der Rivalität mit Frankreich und der Tendenz, sich neue Struktur der gegen die bourbonische Übermacht auf "Große Allianzen" nach Türkenpohtik dem Muster 1689/90 zu stützen, wurde die kaiserliche Außenpolitik entscheidend von der Bedrohung durch die Osmanen geprägt. Seit der Abwehr der Türken 1683 vor Wien boten sich für den konzeptionellen Neuansatz, nicht bloß zu reagieren, sondern das Osmanenreich auf dem Balkan wieder zurückzudrängen, als gewissermaßen "natürliche" Verbündete Österreichs Venedig, Polen und das aus dem Schatten der europäischen Geschichte heraustretende Zarenreich an (Heilige Liga von 1684). Festhaltenswert ist, daß die Wiener Hofburg seit dem Beginn des offensiven Vorgehens gegen die Osmanen, das u.a. in den Friedensschlüssen von Karlowitz 1699 und Passarowitz 1718 seinen Niederschlag fand, mit gutem Grund auf offizielle Reichsbeihilfen in Form von Türkensteuern oder Militärstellung verzichtete, sondern auf separate Truppenverträge mit ausgewählten Reichsständen setzte. Reichstürkenhilfen wären mit Sicherheit, wenn überhaupt, nur für den Defensivfall zu erwirken gewesen. Reichspolitik und österreichische Großmachtpolitik gingen hier sehr bewußt getrennte Wege.
3. Reich und europäisches System im Zeichen des deutschen Dualismus 1740 1806 -
Mit dem Jahr 1740 bekam die internationale Politik
neue
neue
Konturen, und auch die Reichspolitik wurde mit bisher unbekann-
scne
ten
Faktoren konfrontiert: mit einer diesem Friedens- und Rechts-
wahrungsverband ungeläufigen Machtpolitik, die den Status quo zu verändern suchte; mit dem Beginn eines Dualismus, der letztlich
außenpoliti-
Konturen
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wissenschaftliche
Durchdringung Mächtepolitik
der
Österreichischer Erbfolgekrieg
I.
Enzyklopädischer Überblick
eine Folge des seit langem zu beobachtenden partiellen Rückzugs der Hofburg aus dem Reich war und der in seiner Konsequenz eine gefährliche Sprengkraft für das Reich gewann; mit dem Durchsetzungsvermögen Frankreichs und seiner deutschen Allianz, das bis dahin für undenkbar gehalten worden war. Diesem Einschnitt in der Reichspolitik entsprach im übrigen auch, daß man sich an den Höfen und in den Universitäten vor dem Hintergrund der neuen Dimensionen von Politik stärker wissenschaftlich mit politischen Grundfragen zu beschäftigen begann und beispielsweise seit den ausgehenden 1740er Jahren die vergleichende Staatenkunde ("Statistik") in den Rang einer exakten, als politische Entscheidungshilfe gedachten Wissenschaft erhob. Auch die Balance-of-PowerDoktrin als die politische Philosophie der Epoche, bisher vor allem ein Tummelplatz der britischen Publizisten, fand nun mehr und mehr wissenschaftliches Interesse auch im Reich, wobei hier insgesamt freilich die kritischen, distanzierten, wenn nicht sogar ironischen Stimmen dominierten; Justis Einstufung der Balancepolitik als "Chimäre" (1758) ist insofern gewiß kein Zufall. Die vieljährigen und oft zu einem Handicap der österreichischen Außenpolitik gewordenen Bemühungen der Wiener Hofburg, eine reichs- und europaweite Garantie der Pragmatischen Sanktion zustandezubringen, stellten sich nach dem überraschenden und vorzeitigen Tod Kaiser Karls VI. (20. Okt. 1740) als eine ungeheure Fehlkalkulation und Fehlinvestition heraus. Eine Reihe von Fürsten, an ihrer Spitze zunächst der junge Preußenkönig Friedrich IL, nutzte das Erlöschen der Habsburgerdynastie umgehend bzw. mit Verzögerung aus, um sich teils in der Konsequenz, teils in Abwendung von bisherigen politischen Verhaltensmustern Teile der Erblande anzueignen oder um gar die gesamte Existenz des habsburgischen Territorienkonglomerats in Frage zu stellen, dessen Integrität der nunmehrige Kaiserkandidat Karl Albrecht von Bayern niemals garantiert hatte. Diese Wendung hin zum nur mühsam ummäntelten Machiavellismus wurde allerdings entscheidend begünstigt dadurch, daß einerseits die Londoner Walpole-Regierung bis zu ihrem Sturz 1742 der Überseepolitik den Vorzug vor einem kontinentalen Engagement gab und vor allem den seit 1739 andauernden Kolonialkrieg gegen die bourbonischen Mächte betrieb (Captain Jenkins' War), und andererseits dadurch, daß in Versailles der eher irenische Kardinal Fleury von einer Partei der "Falken" überspielt wurde, die in dieser Situation die Früchte der seit den 1720er Jahren wieder intensivierten französischen Deutschlandpo-
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Haltung der "Westmächte"
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litik zu ernten und mittels der Aufteilung des österreichischen Erbes Wien auf Dauer als kontinentalen Rivalen auszuschalten hoffte. Die Kaiserwahl des wittelsbachischen Kurfürsten Karl Albrecht (Karl VII.) wäre ohne den massiven französischen Druck ausgeschlossen gewesen, denn: "Nie war Bayern politisch und militärisch so schwach wie zum Zeitpunkt seines Griffs nach der Kaiserwürde" [PRESS]. Die Koalitionen Frankreichs mit Preußen einerseits und den Verlauf und KonWittelsbachern andererseits waren freilich reine Zweckbündnisse, sequenzen des Österreichischen aus denen Preußen je nach seinen ganz individuellen Bedürfnissen Erbfolgekrieges ausscherte bzw. in die es wieder eintrat und denen es offensichtlich an innerer Kohärenz erheblich mangelte. Als sich 1742 Großbritannien entschloß, seinen Bündnisverpflichtungen doch nachzukommen und den in Außereuropa entbrannten Hegemonialkampf gegen Frankreich nun auch in Mitteleuropa an der Seite Maria Theresias fortzusetzen, war es klar, daß die hoffnungsvollen Versailler und Münchener Träume von 1740/41 sich nicht realisieren würden und das ganze Interesse Frankreichs und Bayerns nur noch darin bestehen konnte, mit möglichst wenig Gesichts- und Prestigeverlust aus dem Erbfolgekonflikt herauszukommen. Bayern gelang das nach dem Tod Kaiser Karls VII. (1745) nur um den ernüchternden Preis der Aufgabe aller Großmachtträume und seiner Reduktion auf den Status einer sehr bescheidenen Mittelmacht. Versailles, München und auch Berlin mußten es zudem hinnehmen, daß die Reichskrone wieder in Wien ihren Träger fand, wobei freilich das Kaiseramt und damit die Reichsidee durch das wittelsbachische "Zwischenspiel" einen geradezu irreparablen Schaden erlitten hatten und in der politischen Philosophie der neuen Dynastie in Wien die österreichische Großmachtpolitik nun endgültig und allein zu dominieren begann. Nachdem die deutschen Staaten mit Ausnahme Österreichs bereits 1745 aus dem Krieg ausgeschieden waren, führte der englisch-bourbonische Antagonismus zu seiner Verlängerung noch bis 1748, wobei das Hauptziel der Hofburg darin bestand, nach dem definitiven, allerdings mental noch nicht akzeptierten Verlust Schlesiens sich um Kompensationen außerhalb des Reiches zu bemühen. Der Aachener Friede (1748) zeigte jedoch, daß auch das Illusion war; er bestätigte im wesentlichen den Status quo ante, mutete Österreich aber außer dem Verlust Schlesiens auch noch nicht unbeträchtliche Einbußen in Italien zu. Freilich verlor das Italien damit nun seine Rolle war die andere Seite der Medaille als potentieller und tatsächlicher Krisenherd. -
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Großmacht Preußen
I.
Enzyklopädischer Überblick
Der Österreichische Erbfolgekrieg (1740-1748) stellt unter dem hier zu behandelnden Thema in mehrfacher Hinsicht einen Einschnitt dar. Zum einen entstand in seinem Verlauf mit Preußen ejne neue europäische Großmacht auf deutschem Boden, so daß fortan berücksichtigt man zudem die Personalunion HannoverLondon nicht nur die Einflußsphäre des Kaisers noch empfindlicher auf den Süden und Westen des Reiches (cum grano salis) zusammenschrumpfte, sondern auch ein natürlicher Antipode Wiens bereitstand, um den sich die antikaiserlich/antihabsburgische Opposition gruppieren konnte. Damit hing ein zweites zusammen: Vor dem Hintergrund des Negativ-Images, das Frankreich im Verlauf des Erbfolgekrieges zuwuchs, verlor der Nachbar im Westen recht abrupt seine jahrhundertealte Funktion als Protektor und Organisator der deutschen Opposition; insofern lag es ganz in der mächtepolitischen Logik, wenn im Rahmen des Renversement des alliances 1756 das seit langem ventilierte Bündnis zwischen Wien und Versailles zustandekam und Frankreich nun auch offiziell als der innerreichische Konkurrent und Kontrahent der Hofburg wegfiel. Kurbayern etwa konnte, weil seine Funktion als ein von Frankreich zu instrumentalisierendes Gegengewicht gegen Österreich nun entfallen war, nie mehr eine ähnliche Rolle in der deutschen Politik spielen wie in den 1730er Jahren und hielt sich folgerichtig reichspolitisch nach 1756 deutlich zurück. Dieses Bewußtsein von einer sich wandelnden bzw. gewandelten außenpolitischen Großwetterlage, die alle europäischen Großmächte bisherige Positionen überdenken, neue Präferenzen keimen und wachsen ließ und die auch überall der Reformbereitschaft neue Impulse verlieh, um die Voraussetzungen zu schaffen, für kommende Auseinandersetzungen gewappnet zu sein, ist ein besonderes Charakteristikum der wenigen Friedensjahre zwischen 1748 und dem Ausbruch des Sie-
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Rückzug reichs
Frankdem Reich
aus
benjährigen Krieges.
Schon 1748, spätestens aber seit 1756 war damit auch vorgezeichnet, daß der Gegensatz zweier im Reich verwurzelter Groß-
mächte, der preußisch-österreichische Dualismus, fortan die Reichspolitik prägen würde ein Gegensatz, der neben dem sich
verstärkenden weltpolitischen Antagonismus GroßbritannienFrankreich zu einem nicht geringen Teil für den Allianzenwechsel von 1756 direkt verantwortlich war. Denn es kann gar keine Frage sein, daß es neben Rußland Österreich war, das am entschiedensten und konsequentesten die neue mächtepolitische Konstellation betrieb, um Schlesien doch noch einmal zur Disposition zu stellen: -
3. Reich und
europäisches System
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Wien und Berlin, dem der Norden des Reiches als Einflußsphäre fast widerstandslos zugefallen war, würden um die Formierung einer Klientel bemüht sein, um den Status quo zu revidieren bzw. zu erhalten, beide würden sich zu diesem Zweck auch an andere Großmächte anlehnen müssen, und dies konnte nur darauf hinauslaufen, daß auch die deutschen Stände ihre außenpolitischen Präferenzen an ihrer jeweiligen Orientierungsmacht ausrichteten. Anders formuliert: Das Reich spaltete sich seit 1756 in eine österreichisch-französische Hälfte einerseits und eine preußische Hälfte andererseits. Die beiden deutschen Konkurrenten agierten auch im Reich als Großmächte und instrumentalisierten das Reich für ihre europäische Politik, wobei Preußen insgesamt flexibler war und die Möglichkeiten der Reichsverfassung gegen Österreich auszuspielen suchte. Die Hofburg hatte demgegenüber mit dem Handicap fertigzuwerden, stärker an die Spielregeln der Reichsverfassung gebunden zu sein; z. B. gelang es dem Kaiser anders als im Spanischen Erbfolgekrieg nicht mehr, die Durchsetzung der Reichsacht gegen einen Stand zu erzwingen, der in seinen Augen die Reichsverfassung so offenkundig mit Füßen getreten hatte. Dieser Reichsstand war, anders als zu Beginn des Jahrhunderts, diesmal eben eine Potenz von europäischem Gewicht, die sich einer Klientel im Reich sicher sein konnte und die nun, anders als seinerzeit die Wittelsbacher, auch eine massive Propaganda in Gang zu setzen wußte, in der neben Völker- und staatsrechtlichen Motiven (Legitimität des Präventivschlages von 1756 ?) auch konfessionelle Momente noch einmal in beachtlichem Maß instrumentalisiert wurden, die innerreichisch und im Blick auf den Allianzpartner jenseits des Kanals von nicht unerheblicher Bedeutung waren. Die Reichsverfassung war dieser Situation schon 1756 nicht mehr gewachsen, weil sie für die Fortsetzung von Machtpolitik auf Reichsebene weder über Instrumentarien noch über Prinzipien verfügte. Der momentane Ausgleich zwischen Berlin und Wien 1763 im Frieden von Hubertusburg konnte nicht darüber hinwegtäuschen, daß sich im Reich die Strukturen des europäischen Großmächtesystems widerspiegelten; der preußisch-österreichische Antagonismus, der dem britisch-französischen allerdings nur bis 1762 entsprach, reflektierte die Staatenbeziehungen ins Reich. Immerhin ist die Befürchtung, die beiden deutschen Orientierungsmächte könnten sich eines Tages vielleicht doch noch einmal einigen, aus dem'politischen Denken im Dritten Deutschland nie ganz verschwunden und eins der Motive gewesen, über die politische -
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preußisch-öster-
reichischer Dualismus
Auswirkungen auf Reichssystem und Reichsverfassung
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eben dieses Reiches zwischen den Großmächten nachzudenken. Die Signifikanz des Einschnitts 'Hubertusburg' rührt freilich nicht nur daher, daß er den preußisch-österreichischen Dualismus gewissermaßen in die deutsche Verfassungswirklichkeit hineintrug, sondern auch von einem veränderten Gewicht der beiden deutschen Großmächte im europäischen System: Österreich hatte sein erklärtes politisches Ziel ein weiteres Mal nicht erreicht, auch das Bündnis mit Versailles hatte sein Prestige keineswegs gefördert, so daß nun entweder ein neuer, die Scharten auswetzender außenpolitischer Aktionismus oder aber die Wendung zur Innenpolitik erfolgen mußte; da der neue Kaiser Joseph II. sicher kein "geborener" Außenpolitiker mit einer großen Konzeption oder auch nur entsprechendem Fingerspitzengefühl war, konnten Fehlleistungen auf diesem Gebiet, die auch Kaunitz nicht mehr zu korrigieren vermochte, nicht ausgeschlossen werden. Preußen dagegen hatte sich behauptet, wuchs nach Hubertusburg, vor allem dank des für seine Sicherheit essentiellen, unverzichtbaren Bündnisses mit Rußland von 1764, rasch in eine Führungsrolle im europäischen Konzert hinein, "entdeckte" nun auch die Reichspolitik und konnte vor dem Hintergrund der Defizite und Fehlleistungen der Hofburg auch hier rasch zu einer wirklichen politischen Alternative werden. Bei wem die besseren Karten lagen, sollte sich schon bald nach Hubertusburg abzeichnen. Die europäische Pentarchie war nach dem Siebenjährigen Krieg zum einen dadurch gekennzeichnet, daß Großbritannien (unter einem neuen Herrscher, Georg III., der vor dem Bruch mit Preußen nicht zurückgeschreckt war, wobei freilich das Bündnis von 1756 beiderseits allen späteren Beteuerungen zum Trotz wohl nur als eine begrenzte Vernunftehe mit beigegebener Scheidungsurkunde eingestuft worden war) sich vom Kontinent mehr und mehr zurückzog, obwohl es in den 1760er und 1770er Jahren noch diesen und jenen Wiederannäherungsversuch an die übrigen Großmächte gab. London bekam dann zudem in Amerika rasch genug eigene Probleme. Zum anderen wurde es ebenso rasch unübersehbar, daß Frankreich seiner innenpolitischen Schwäche und Defizite wegen aller Finanz-, Verwaltungs- und Militärreformen ungeachtet zu einer entschlossenen Außenpolitik kaum noch imstande war. Deshalb verlagerte sich die Gestaltung der europäischen Politik mehr und mehr nach Ostmitteleuropa und Osteuropa. Die Grundkonstellation sah dabei so aus, daß Rußland und Preußen in dem einen
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Lager und Österreich in dem anderen standen und daß Preußen in dieser Partnerschaft mit der Zarin über die bloße Erhaltung des Status quo und die Gewährleistung der eigenen Sicherheit hinaus rasch in die Rolle einer aktiven, Initiativen entfaltenden und auch wieder hungrig werdenden Großmacht hineinwuchs, während die Hofburg über einen bloßen Papier-Alliierten, Frankreich, nicht hinauskam und ihr Prestige im Reich eben wegen dieser unpopulären Allianz mit Versailles, aber auch wegen vielfältigen eigenen Fehlverhaltens mehr und mehr abnahm. Insgesamt aber war die Außenpolitik in dem Kräftedreieck Petersburg, Berlin, Wien in den Kräftedreieck PeJahren nach dem Frieden zunächst einmal eher von Beharrung, von tersburg wien erin Friedenswahrung geprägt, wofür z. B. das berühmte Nordische System des russischen Außenministers Panin steht, weil alle Staaten nach dem Krieg Zeit brauchten, um wieder Atem zu schöpfen. Wien, Berlin und Petersburg mit seiner deutschstämmigen Zarin (Katharina IL), die im übrigen den Wettbewerb mit Friedrich II. und Joseph II. um das Höchstmaß an Reformoffenheit und Modernisierungsfähigkeit durchaus suchte, waren in diesem Spannungsfeld zwar punktuell durchaus einmal auf einen Nenner zu bringen: Als in Polen nach dem Übergang der Krone an den einheimischen Magnaten Stanislaus August Poniatowski, dessen Wahl erneut Rußland und Preußen gemeinsam betrieben hatten, sich die überraschende und nicht geplante Möglichkeit abzeichnete, daß sich die kraftlose polnische Adelskonföderation in einen modernen und ambitionierten Staat verwandeln könnte, griffen die drei östlichen Großmächte gemeinsam ein und vollzogen nach dem Prinzip der Convenance die 1. Teilung Polens (1772) für Österreich eine Art l. Teilung Polens Ersatz für den irreversiblen Verlust Schlesiens, für Preußen ein erneuter Versuch, seine militärstrategische Position zu verbessern und das Mißverhältnis zwischen militärischer Stärke und Bruttosozialprodukt, also Ertragskraft des Landes, etwas ausgeglichener zu gestalten, der (erfolgreiche) Versuch auch, eine mögliche Zusammenarbeit St. Petersburgs und Wiens auf dem Balkan, die das eigene Bündnis mit der Zarin gefährden konnte, zu verhindern. Dieser Vorgang war aber durchaus atypisch. Die Regel war, daß Berlin und Wien gegeneinander arbeiteten, wobei für die Hofburg Frankreich als Alliierter kaum noch zählte und Rußland, sofern es nicht durch seine wiederholten Türkenkriege anderweitig absorbiert war, die preußische Politik moderat unterstützte. Am eindringlichsten zeigte sich das und zugleich die erneute Rückwirkung der Reichspolitik auf die internationalen Beziehungen im Bayerischen -
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Bayerischer Erbfolgekrieg (1778/79), also jenem Versuch Kaiser Josephs IL, ein Erbfolgekrieg altes österreichisches Lieblingsprojekt zu verwirklichen und sich beim Aussterben der dortigen wittelsbachischen Linie unter offenkundiger Mißachtung des Reichsrechts in den Besitz eines mehr oder weniger großen Teils des Kurfürstentums Bayern zu setzen. Seit der l. Teilung Polens war die deutsche und die europäische Öffentlichkeit ungleich stärker als bisher sensibilisiert für solche Versuche nacktem Egoismus entspringender und alle traditionellen Bindungen negierender staatlicher Veränderungen, und da hier die anderen Großmächte an den beabsichtigten Veränderungen nicht beteiligt werden konnten, entstand ein zusätzliches Widerstandspotential. Der Widerstand im Reich rührte aber natürlich vor allem daher, daß die Realisierung dieses Projekts ganz Süddeutschland dem kaiserlichen Zugriff ausgeliefert hätte und die Verfassungswirklichkeit ein solches Übergewicht Österreichs nicht verkraften konnte, so daß wohl ernsthaft die "Sprengung des Reiches" [Press] hätte befürchtet werden müssen. Unter erstmaliger Stilisierung als Beschützer der Reichsverfassung was um so leichter fiel, als die Reichsferne Josephs II. allen Beobachtern inzwischen offenkundig war gelang es Preußen dank russischer Assistenz nicht nur, diesen Plan zu vereiteln, sondern zugleich auch seinen absehbaren Terrivon Friede torialzuwachs in Franken (Ansbach-Bayreuth) völkerrechtlich gaTeschen rantieren zu lassen (Teschener Friede 1779). Zwei Mächte waren es, die dies und den Teschener Frieden insgesamt garantierten: Frankreich einerseits, das sich vor dem Hintergrund seines Engagements im amerikanischen Unabhängigkeitskrieg (1775-1783) bewußt abseits gehalten und das Preußen Garantiemacht auch hatte wissen lassen, und Rußland andererseits. Das Zarenreich Rußland hatte sich schon seit Generationen nicht nur darum bemüht, politisch einen Fuß in das deutsche Reich zu setzen, sondern auch darum, seinem hohen Prestigedenken gemäß mit spektakulären völkerrechtlichen Aufgaben bedacht zu werden. Die gewissermaßen völkerrechtliche Öffnung des Reiches für Rußland als Garantiemacht war zugleich ein implizites Eingeständnis, daß das Reichssystem mit den beiden Großmächten und ihrem das Dritte Deutschland mehr oder weniger dezidiert einbeziehenden Konfrontationskurs ohne eine gewisse Außensteuerung nicht mehr funktionierte. Rußland nutzte seine neue Rolle, ganz ähnlich wie Frankreich nach 1648, nun konsequent aus, um sich im Reich eine eigene Klientel zu schaffen: durch verstärkte diplomatische Präsenz, aber auch durch eine gezielte dynastische Politik, die gerade die süd-
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deutschen Höfe weit stärker als bisher mit Petersburg verband. Dagegen kühlten parallel zu der von Joseph II. nach Teschen betriebenen Intensivierung der österreichisch-russischen Beziehungen, die in einem völkerrechtlich absonderlichen, in die Form eines Briefwechsels gekleideten geheimen Defensivvertrag vom Frühsommer 1781 ihren Ausdruck fand, seit den frühen 1780er Jahren die russisch-preußischen Beziehungen spürbar ab, weil es Katharina II. ebenso wie allen anderen Großmächten ungeheuer riskant erschien, mit Preußen beim Tod seines Monarchen in einer allzu engen Allianz zu stehen. Die Frage, die die Höfe Europas bewegte, war, wie ein Preußen, bei dem Schwäche- und Degenerationssymptome unübersehbar geworden waren, den Verlust einer überragenden Führungspersönlichkeit und die Thronfolge überstehen würde, ob unter Umständen sein Großmachtstatus nochmals zur Disposition gestellt wurde. Dies war ein Problem, das den Berliner Hof selbst bewegte, hatte doch z. B. Friedrich der Große in seinem 2. Politischen Testament von 1768 bezweifelt, daß Preußen bereits eine wirkliche Großmacht sei. Zu den Großmächten zu gehören, das war im Ancien Regime nie ein Dauerzustand und damit nicht irreversibel, aber von allen Großmächten blieb doch Preußen immer am ehesten eine Großmacht auf Abruf, eine Großmacht auf tönernen Füßen. Der alte König hatte zwar in den 1780er Jahren verschiedentlich versucht, die drohende oder gar schon bestehende außenpolitische Isolierung Preußens zu überwinden, so, indem er nach dem Bekanntwerden des österreichisch-russischen Geheimbündnisses von 1781, das er gegen seinen Staat gerichtet glaubte, Kontakte mit Frankreich anknüpfte, aber letztlich war dies alles daran gescheitert, daß keine der außerdeutschen Großmächte daran interessiert war, in einen etwaigen neuen innerdeutschen Krieg hineingezogen zu werden. Aus diesem koalitionslosen Zustand Preußens in den frühen 1780er Jahren, der dadurch noch brisanter wurde, daß Katharina II. durch Romanzoff im dezidiert antipreußisch-proösterreichischen Sinn auf das Dritte Deutschland einzuwirken suchte, und aus dem neuerlichen Versuch Josephs IL, den Tausch Bayerns gegen die österreichischen Niederlande doch noch zu bewerkstelligen, resultierte dann auch die Politik, den aus dem Unsicherheits- und Ohnmachtsgefühl der mindermächtigen Reichsfürsten erwachsenen Gedanken eines Fürstenbundes umzubiegen in Richtung auf eine auf Berlin hin orientierte und damit latent kaiserfeindliche Assoziation. Der Fürstenbund von 1785, in den die Hofburg nicht mehr
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einzubrechen vermochte, war für den alten Friedrich ein Instrument, um unter Ausnutzung der starken Vorbehalte gegenüber Joseph II. sich eine militärisch potente Klientel in Norddeutschland zu schaffen, auf die sich Preußen beim Thronwechsel verlassen konnte. "Der deutsche Fürstenbund wurde für Friedrich zum Ersatz einer europäischen Allianz" [Aretin]. Als das Ziel einer Allianz mit einer europäischen Großmacht im Bündnis mit Großbritannien, das sich unter dem jungen Premierminister Pitt nach zwei Jahrzehnten faktischer Abstinenz seit 1786 zögernd wieder um eine Art Europapolitik bemühte und in den Niederlanden preußische Unterstützung suchte, 1788 erreicht war, verlor der Fürstenbund für Preußen deswegen auch jedes Interesse, so daß diese Organisation des antikaiserlichen Lagers unter preußischer Führung, die immerhin für einige Jahre den Status quo im Reich garantiert hatte, bereits vor Ausbruch der Revolution im Nachbarland faktisch kollabierte. Die neue britisch-niederländisch-preußische Allianz von 1788 befreite Berlin von den wichtigsten außenpolitischen Sorgen, verlor aber für den neuen König Friedrich Wilhelm II. schon bald deswegen wieder an Reiz und Attraktivität, weil sie unter Pitts Einfluß einen stramm antirussischen Kurs einzuschlagen suchte, Kaiser Joseph IL, dem seit den mittachtziger Jahren ein Gutteil außenpolitische Probleme SOgar seiner traditionellen Klientel davonlief und der in den nichtJosephs II. deutschen Teilen der Erblande (Ungarn, Niederlande) vor immer größere Probleme gestellt wurde, geriet gegen Ende seiner Regierungszeit auch außenpolitisch zusehends in Schwierigkeiten: Die Allianz mit Frankreich zeigte u.a. wegen Meinungsverschiedenheiten in den Niederlanden (Barrierevertrag, Handelsfreiheit für die Scheidemündung) unübersehbare Risse und Verschleißerdie Annäherung an Rußland bot hier zwar einen scheinungen, gewissen Ausgleich, sie war aber stets mit der Hypothek belastet, daß Östereich wie 1738 eher ungewollt in Konflikte auf dem Balkan hineingezogen wurde. Nachdem Joseph sich bereits 1775 aus der türkischen Liquidationsmasse die Bukowina angeeignet hatte, trat er in den ausgehenden 1780er Jahren mehr nolens als volens erneut in den russisch-türkischen Krieg ein, in dem es kaum um lebenswichtige österreichische Interessen ging, der vielmehr aus Wiener Sicht andere Mißerfolge kompensieren und indirekt Rußland zu einer gemeinsamen Revanchepolitik gegen Preußen Preußen und Fürstenbund
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geneigt machen sollte, der letztlich aber nur Josephs Mangel an Feldherrenfähigkeiten vollends enthüllte und die Demontage einer bedeutenden Persönlichkeit weiter beschleunigte.
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sehen, daß der Ausbruch der Revolution in Frankreich wenige
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der europäischen Mächte auf die Revolution
Monate vor Josephs II. Tod wie für Alteuropa mit seinen verkrustesozialen und politischen Strukturen insgesamt, so auch für die internationalen Beziehungen im besonderen zu einem säkularen Einschnitt werden sollte. Sozialrevolutionäre Aufstände, innenpolitische Krisen gab es 1789 in Europa gleich an mehreren Stellen (Niederlande, Ungarn, Polen), der Türkenkrieg Rußlands und Österreichs, der schwedisch-russische Krieg mußten zwangsläufig mehr Aufmerksamkeit auf sich ziehen als die Ereignisse in Frankreich, die eine kritische Öffentlichkeit im übrigen ja schon seit längerem prognostiziert hatte. Deswegen dominierte unbeschadet des Widerhalls der Revolution bei den deutschen und europäischen Intellektuellen in der offiziellen Politik der Staaten und Stände zunächst einmal Abwarten, gelegentlich sogar eine gewisse Schadenfreude, daß ein Rivale seiner innenpolitischen Probleme wegen außenpolitisch neutralisiert war, Überlegungen, ob und wie man diese Schwäche einer Großmacht ausnützen könne. Zu einem Thema der internationalen Politik wurden Frankreich und die dortige Revolution jedenfalls nicht vor 1792. Dabei waren es weniger der Druck der Emigranten auf die europäischen Mächte, sondern vielmehr die Sorge um die Sicherheit der königlichen Familie, der Herrscherwechsel im Reich auf den eher als sein Vater kriegerisch gestimmten Franz II. und die bedrohten Feudalrechte der deutschen Fürsten im Elsaß, die den außenpolitischen Umschwung bewirkten. Zu den Voraussetzungen zählte aber selbstverständlich auch, daß die europäischen Mächte einschließlich Österreich und Preußen sich anderswo so entlasten konnten, daß sie zu einer aggressiven und sich jetzt rasch ideologisch aufladenden Frankreichpolitik übergehen konnten. Der Ausbruch der Revolution in Frankreich hatte deswegen erst mit erheblicher Verzögerung die außenpolitische Konsequenz, daß die bisherige Partnerschaft Wiens mit Versailles, die immerhin drei Jahrzehnte lang leidlich funktioniert hatte, endgültig zerbrach. Die Revolution bewirkte zudem dies nun freilich ein fast säkularer Vorgang -, daß sich die beiden deutschen Großmächte erstmals Annäherung seit über einem halben Jahrhundert wieder miteinander verbünde- Berlin Wien ten, um in monarchischer Solidarität die alte Ordnung westlich des Rheins wiederherzustellen und die Dynastie zu restituieren (Pillnitzer Erklärung 1791, Allianz 1792). Der gemeinsame Gegensatz zu einer neuen Welt jenseits des Rheins, die offensichtlich etwas
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anderes war und etwas anderes wollte als Alteuropa, überbrückte den Dualismus. Dieser Hintergrund und der Zwang zur Wiederannäherung an Preußen waren verantwortlich dafür, daß die Option und Perspektive 'Türkenkrieg als Voraussetzung für den deutschen Krieg' von der Hofburg rasch fallengelassen und der Türkenkrieg nach Josephs Tod so schnell wie möglich, allerdings ohne territorialen Gewinn, liquidiert wurde (Friede von Sistova August 1791). Freilich darf man das ideologische Moment der monarchimonarchische Solidantät? scnen Solidarität und der Restitution der alten Sozialordnung auch nicht überbetonen: Ursprünglich war keineswegs an ein abgestimmtes und konzertiertes Eingreifen der beiden deutschen Großmächte gedacht, vielmehr hoffte man die Schwächung der Großmacht Frankreich durch die Revolution, in die sie nach allgemeiner Einschätzung selbstverschuldet hineingeraten war, für eigene Vergrößerungen und Arrondierungen nutzen zu können. Seit dem Frühjahr 1792 wurde zwischen Berlin und Wien über eine EntschädiArrondierungs- gung für die zu erwartenden Kriegskosten verhandelt. Dabei kam Politik der Mächte neben dem Leitthema eines Tauschs Bayerns gegen die österreichischen Niederlande auch eine erneute Teilung Polens ins Gespräch, bei der lediglich umstritten war, ob an einer 2. "Partage" auch Katharina II. beteiligt werden sollte. Natürlich hatte auch die von den Mächten des alten Systems als revolutionär eingestufte polnische Verfassung von 1791 Überlegungen begünstigt, hier ein weiteres Mal einzugreifen, aber entscheidend war das Gefühl, eine momentane Einigkeit zu proportionalen Vergrößerungen nach dem Prinzip der Convenance ausnutzen zu sollen, wobei auf der preußischen Wunschliste vor allem Danzig und Thorn und damit die Kontrolle des Weichselhandels standen. Verkompliziert wurde die Situation dadurch, daß sich im Reich namentlich von seiten weitere eine Verstärkung der deutHannover-Englands gegen schen Großmächte zu Lasten europäischer Nachbarn Widerspruch erhob, zumal sich die Kräfteverhältnisse im Reich durch den Anfall Ansbach-Bayreuths an die hohenzollernsche Stammlinie ohnehin bereits zu Preußens Gunsten verschoben hatten. Die Widerstände im Reich vermochten allerdings weitere Expansionen der deutschen Großmächte nicht zu verhindern. Daß davon zunächst ausschließlich Preußen profitierte, das in diesen Jahren eine nicht unproblematische und riskante Polenpolitik trieb und sich zeitweise sogar mit den dortigen Nationalisten verbündete mit dem Hintergedanken, an die Stelle des russischen ein preußisches Protektorat zu setzen, war so nicht vorherzusehen. Nachdem -
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Österreichs Arrondierungspolitik seit der Besetzung der Niederlan-
de durch die französischen Revolutionäre faktisch der Boden entzogen war, einigte sich Berlin über den Kopf Kaiser Franz' hinweg mit der Zarin über eine 2. Teilung Polens (1793), die unter anderem auch den Wunsch der Hofburg nach Abtretung Ansbach-Bayreuths Makulatur werden ließ. Französische Forscher gehen so weit zu sagen, daß diese bemerkenswert lange Konzentration der Ostmächte auf die Polenfrage letztlich die Revolution gerettet habe [TuLARD], die Außenpolitik der Mächte also die französische Innenpolitik entlastet und damit indirekt geformt habe. Die territorialen Erwerbungen im Reich und zu Lasten Polens machten Preußen im Prinzip zu einer saturierten Großmacht mit einer größeren Ausdehnung als je zuvor, während der politische Druck auf die Hofburg, mit dem Rivalen mitzuhalten, nun noch um ein Vielfaches größer wurde. Die Hoffnungen, die sich diesbezüglich mit dem Krieg der 1. Koalition (1792-1797) verbanden ein Bündnis, das wesentlich von Großbritannien organisiert worden war und außer einigen südeuropäischen Staaten auch Preußen und Österreich umfaßte -, platzten jedoch rasch wie Seifenblasen. Das Jahr 1793 desillusionierte die Hofburg in mehr als einer Hinsicht: Das Vorgehen gegen die Revolutionäre, die im Oktober 1793 die aus Österreich stammende Königin aufs Schafott schickten, wuchs über eine bloße Polizeiaktion rasch hinaus dem entsprach ein sich verschärfendes innerstaatliches Vorgehen gegen die Jakobiner. Belgien war in die Hand der Revolutionäre gefallen, und es wurde seit Valmy (20. Sept. 1792) gänzlich unwahrscheinlich, daß irgendeines der vorrangigen österreichischen Kompensationsobjekte (Niederlande, Elsaß) von der Republik ohne allergrößte Not preisgegeben werden würde. Hinzu kam, daß die von Hannover-England angeführte Opposition der deutschen Mittel-und Kleinstaaten nach der einseitigen Vergrößerung Preußens vollends leicht argumentieren konnte, den beiden deutschen Großmächten gehe es im Grunde gar nicht um die Bekämpfung der Revolution im Nachbarland, sondern lediglich unter Ausnutzung des Ausfalls einer der Mächte der Pentarchie um den Ausbau ihrer eigenen Machtstellung. Dieser augenscheinlich überhaupt nicht abwegige Vorwurf wirkte sich z. B. massiv aus, als die Hofburg die nach dem Übergang von Mainz an das revolutionäre Frankreich im Oktober 1792 akut werdende Frage der Reichshilfe zur Reichsverteidigung an den Regensburger Reichstag herantrug und hier erleben mußte, daß die Stände sich nur auf eine nominell eigenständige Reichsarmee einließen und es
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auch zunächst ablehnten, dem revolutionären Frankreich formell den Krieg zu erklären. Das hatte überhaupt nichts mit Sympathie für das revolutionäre Regime zu tun und auch nichts damit, daß Sozialrevolutionäre Konflikte im eigenen Land den Konservatismus der deutschen Fürsten etwa relativierten, sondern einzig damit, daß die Skepsis gegenüber der Affinität beider deutscher Großmächte zum Reich inzwischen ganz tief verwurzelt war. Insgesamt erwies es sich sehr schnell, daß der gemeinsame Kampf gegen die Revolution kein taugliches Mittel war, um den Reichsverband wieder zu kräftigen und zusammenzuschweißen. Das Mißtrauen der Stände gegenüber der eigensüchtigen PoliMißtrauen der Stände gegenüber tik der beiden bisherigen Orientierungsstaaten, der Verdacht, PreuPreußen und ßen und würden gemeinsam die Kriegssituation zu neuÖsterreich Österreich erlichen territorialen Vergrößerungen auszunutzen suchen (was im übrigen den Trias-Fürstenbund-Projekten einen neuerlichen Auftrieb gab), waren nur zu berechtigt: In den Plänen des neuen leitenden Wiener Ministers, Thugut, spielte das Reich keine Rolle mehr, ihm, dem "Kriegsbaron", dem zynischen Aufsteiger aus kleinen Verhältnissen, ging es nur noch darum, Österreich im Reich (und natürlich auch außerhalb des Reiches, etwa in Italien) zu vergrößern. Dafür diente auch bereits eine völlige, im Einvernehmen mit Preußen, aber unter Ausschaltung der übrigen Großmächte zu bewerkstelligende Umgestaltung des Reiches als Denkmodell. Preußens Interesse am Reich reduzierte sich letztlich nur noch darauf, seine Kriegskosten auf die Stände abzuwälzen, nachdem England und Österreich sich hier verweigert hatten. Vor diesem Hintergrund zog das Reich schließlich die Konsequenz aus seiner doppelten Bedrohung durch Preußen und Österreich, indem es seit der Wilhelmsbader Konferenz vom September 1794 eine eigene ständische Armee aufzubauen plante, um seinem Bedürfnis nach einem annehmbaren Frieden Nachdruck zu verleihen. Es war das letzte Mal, daß in dem allgemeinen europäischen Kräfteringen um die Zukunft des Ancien Regime und das Schicksal der Pentarchie das Reich mit Hessen-Kassel, Pfalzbaiern, Baden und anderen mittleren Staaten an der Spitze seine Zukunft in die eigene Hand zu nehmen suchte. Obwohl der Plan am Ende moderate Unterstützung bei Rußland fand, brachte ihn Wien rasch zu Fall, selbstverständlich mit der Konsequenz, daß der Kredit des Kaisers weiter sank und das Reich nun vollends auf Distanz zur Hofburg ging. Ende 1794 setzten Bemühungen ein, die auch mit der bedrohlich wachsenden Finanznot in den Ländern und der -
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Gefahr der innerstaatlichen Destabilisierung zusammenhingen, Schweden und Dänemark um eine Friedensvermittlung zwischen dem Reich und Frankreich zu ersuchen. Schließlich kam es zum allergrößten Mißvergnügen des Wiener Kabinetts zu einem Reichsschluß, der den beiden deutschen Großmächten gemeinsam die Friedensherstellung übertrug. Während Österreich diesen Auftrag faktisch negierte, nahm Preußen Verhandlungen mit den Revolutionären auf, die allerdings nicht zum erhofften Reichsfrieden, sondern zum preußisch-französischen Sonderfrieden von Basel (1795) Sonderfriede von führten, zur Liquidation eines Krieges, in den Preußen ohnehin Basel "mit größerem Mißvergnügen als je zuvor" [MÖLLER] eingetreten war, zu einer zehnjährigen Neutralität, die letztlich auch die Vorbedingung war für jenen gewaltigen kulturellen Aufschwung Preußens und der norddeutschen Neutralitätszone, dem für die deutsche Geistes- und Literaturgeschichte eine so zentrale Bedeutung zukommt. Man könnte den Basler Sonderfrieden als einen ersten Ausbruch aus der bisherigen Solidargemeinschaft interpretieren, und ganz sicher war er auch eine Art Todesstoß für die Solidarität der an der Erhaltung des Status quo orientierten europäischen Monarchen. Viel erhellender aber ist es, nach den Gründen zu fragen, warum sich die Hofburg diesem Schritt nicht sofort anschloß, und Österreichs hier gab nun eindeutig nicht die Ideologie, sondern der großmächt- Außenpolitik liche Egoismus den Ausschlag. Zum einen gewann Österreich mit England gerade damals den lange vermißten und entbehrten Subsidienpartner, der der chronischen Finanznot abhelfen sollte aber Subsidien von der Seele des Widerstands gegen das Revolutionsregime setzten natürlich Fortsetzung des Krieges voraus. Zum anderen konnte Thugut mit der zweiten Großmacht, die vorläufig keine Kompromisse mit den Revolutionären einzugehen gewillt war, mit Rußland, Einvernehmen über eine erneute (3.) Aufteilung Polens 3. Teilung Polens (1795) erzielen, die Österreichs Vergrößerungswünsche befriedigte (zugleich freilich auch Preußen nochmals beträchtlich ausdehnte), die allerdings ebenfalls an die stillschweigende Bedingung des Verbleibens im Krieg geknüpft war. Österreich, von der revolutionären Publizistik und in der praktischen Politik zunehmend zum ideologischen Hauptgegner des Revolutionsregimes stilisiert, hat deswegen erst zwei Jahre später, in Campo Formio, seinen Frieden Friede von mit dem revolutionären Frankreich gemacht bzw., im Gegensatz Campo Formio zu Preußen, machen müssen -, der vor allem auch die italienischen Positionen der Hofburg kräftig verwirbelte. Der Unterschied ist -
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freilich nur graduell: Beide, Preußen wie Österreich, überließen das Reich sich selbst, auch die Hofburg schwenkte definitiv auf die Österreichs am Linie ein, den Ausgleich mit Frankreich auf Kosten des Reiches zu Reich suchen. Und da das Reich ohne eine der beiden oder beide Großmächte über einen mächtepolitisch inferioren Status nicht hinauskam, stand, sofern in Wien und Berlin nicht ein radikales Umdenken einsetzte, schon 1797 seine Existenz ernsthaft in Frage oder aber seine Anlehnung an eine andere europäische Großmacht. Berlin schied im übrigen mit dem Basler Frieden faktisch aus der europäischen Politik aus, so sehr England und Rußland in der Folge auch immer wieder Bemühungen in Szene setzten, Preußen aus seiner selbstgewählten Neutralität zu lösen und in die nächsten Koalitionen hineinzuführen. Friedrich Wilhelm II. und (seit 1797) Friedrich Wilhelm III. konzentrierten sich im wesentlichen auf Preußens Organisation und Schutz der norddeutschen Neutralitätszone, die Neutralität wegen der Zugehörigkeit Preußens zum Fränkischen Reichskreis auch einen Teil Süddeutschlands umfaßte und die für das übrige Reich wachsende Attraktivität gewann, ehe Preußen 1806 kurzzeitig dann nochmals auf der europäischen Bühne erschien. Eine solche Entwicklung, die Anlehnung des Reiches an eine andere Großmacht, wurde um so unausweichlicher, seit Preußen aus dieser norddeutschen Neutralität heraus mit der Demontage des Auflösungs- Reiches begann, indem es sich von Frankreich einige zu säkularisymptome sierende Reichsstifte übertragen ließ (1796), und seit vor dem Hintergrund der Fortsetzung des Krieges durch das nunmehr mit England und Rußland verbündete Österreich (2. Koalition 17991802) etliche Reichsfürsten separat mit Frankreich abschlössen (Hessen-Kassel, Braunschweig) und damit die zentrifugalen Tendenzen im Reich verstärkten. Die revolutionäre Propaganda hatte viele von einer solchen Politik bisher abgehalten, nun eröffnete Wende in der ihnen der Verzicht Frankreichs auf die Revolutionierung Südfranzösischen deutschlands und das sichtbar werdende Konzept einer FlurbereiDeutschlandpolitik nigung mit dem Ziel der Schaffung potenter Mittelstaaten scheinbar einen neuen Handlungsspielraum. Wem es nicht gelang, seinen darum bemüht war fast Frieden mit Frankreich abzuschließen nur aber den es wenigsten (u.a. Baden, gelang jeder, vorläufig Württemberg) -, der versuchte sich anderweitig zu retten, wobei nachdem Österreich den erneuten Versuch einer militärischen Sicherung des Reiches durch eine Kreisassoziation der vorderen sich vor allem der Weg Kreise zum Scheitern gebracht hatte anbot, um die Aufnahme in die norddeutsche Neutralitätszone Desinteresse Preußens und
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nachzusuchen. Obwohl man im Reich ahnte oder gar wußte, daß Österreich das Schicksal des Reiches völlig gleichgültig geworden war, schlug es dann aber doch wie eine Bombe ein, als (geraume Zeit nach Campo Formio durch gezielte französische Indiskretionen) die völlige Preisgabe des linken Rheinufers durch den römisch-deutschen Kaiser und die Auslieferung der Festung Mainz durch einen Mann, der in seiner an die Franzosen bekannt wurde Wahlkapitulation wenige Jahre zuvor sich immerhin ausdrücklich auf den Schutz und die Integrität des Reichscorpus verpflichtet hatte. Die unter Frankreichs Führung in Rastatt eingeleiteten Verhandlungen über die aus einer solchen Amputation notwendig folgenden Säkularisationen (1797/98) wurden zwar durch Österreichs Wiedereintritt in den Krieg (1799) noch einmal unterbrochen, aber es war klar, daß weder Berlin noch Wien irgendeine Perspektive und Konzeption für das Reich mehr hatten; es ging nur noch um nackte Bereicherung und Wahrung des Großmachtstatus, um sonst nichts. Und dies wirkte sich auch auf die "große Politik" aus: Es war ohne jeden Zweifel Wiens selbstsüchtige und die potenten Alliierten brüskierende Politik der Wahrung oder sogar Ausdehnung seiner italienischen Machtstellung, die die 2. Koalition zum Scheitern brachte. Das offenkundige Regierungschaos in Wien vor und im Gefolge des auch für das Reich folgenreichen französischösterreichischen Friedens von Luneville (1801) tat ein übriges, um die Stände zu veranlassen, ihr letztes Heil in der Anlehnung an das übermächtige napoleonische Frankreich zu suchen, nachdem anders akzentuierte Trias-Projekte, die z. B. gerade einen Fürstenbund der Mindermächtigen zur Abwehr des französischen Einflusses im Auge gehabt hatten (Kurfürst Wilhelm von Hessen-Kassel u.a.), über das Stadium der Diskussion wieder einmal nicht hinausgelangt waren. Die denkbare und von dem neuen Zaren Alexander I. an sich auch gewünschte Einbeziehung der Garantiemacht Rußland in das Säkularisations- und Entschädigungsgeschäft unterblieb, weil die Hofburg ein russisch-preußisches Zusammenspiel befürchtete und weil Napoleon an diesen Fragen viel zu sehr interessiert war, als daß er sich deren Regelung hätte aus der Hand nehmen lassen. Es waren Napoleon und Talleyrand, die die "territoriale Revolution" im Reich [PRESS] diktierten. Daß Preußen sich an Frankreich orientierte und mit Napoleons Zustimmung 1801 auch Hannover besetzte, lag in der Logik des Basler Sonderfriedens. Nun schlössen sich die mittleren deutschen Fürsten an, in denen es teilweise wie in Bayern ja eine lange politische Tradition -
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zur Vergrößerung des eigenen Handlungsspielraums gegenüber dem Kaiserhof für Versailles zu optieren Stände, die die Frankreich Zweck des an zum Anlehnung politischen Überlebens mit dem Motiv verbanden, ihre Länder zu geschlossenen und kompakten Staaten auszubauen. Die bisherige Zersplitterung und nur bedingte völkerrechtliche Handlungsfähigkeit sollte zur vollen Staatssouveränität Staatssouveränität weiterentwickelt werden. Waren die deutschen und Modernisie- Staaten des Ancien Regime ihrer vielen strukturellen Schwächen rung und Defizite wegen nur ansatzweise modernisierungsfähig gewesen, so sollten nun moderne Staatswesen entstehen, die jeden Gedanken an eine Rückkehr zum alten Hierarchisierungsmodell weit von sich weisen mußten. Mit diesen arrondierten und reformoffenen Staaten hatte sich das Reich endgültig überlebt, auch wenn es bis zuletzt mehr oder weniger verzweifelte Bemühungen gab (Dalberg!), die Reichsstrukturen gegebenenfalls auch mit Napoleons Hilfe zu retten. Es waren zunächst Bayern, Württemberg, Baden und HessenVorreiterrolle der süddeutschen Darmstadt, die in dieser Hinsicht die Vorreiterrolle übernahmen Mittelstaaten und, ohne von Wien daran gehindert zu werden und ohne auf ihre Reichsbindungen Rücksicht zu nehmen, bereits im Sommer 1801 mit Paris Verträge abschlössen, die ihnen erhebliche Arrondierungen in Aussicht stellten. Der Wettlauf um die Gunst des Korsen und um neue Staatsqualitäten von Frankreichs Gnaden hatte damit begonnen, der sich unter dem Eindruck der Schaffung des erblichen österreichischen Kaisertitels (1804) ein überdeutliches Signal! und des 3. Koalitionskrieges (1805), in dem es Österreich allein noch um seine italienische Stellung ging, dann weiter beschleunigFriedensschlüsse te: Im Schönbrunner Vertrag (1805) ließ sich Preußen, das erneut von Schönbrunn seiner schwächlichen Rolle treu geblieben und sich trotz heftigen und Preßburg Drängens der Alliierten vom 3. Koalitionskrieg ferngehalten hatte, den Besitz von Hannover bestätigen, im Preßburger Frieden mußte Franz II. (I.) sich mit Rangerhöhungen der süddeutschen Fürsten (König, Großherzog) einverstanden erklären, deren Territorien zudem weiter arrondiert wurden. Zwar sollte mit diesen Rangerhöhungen das Verbleiben der süddeutschen Staaten im Reichsverbund nicht in Frage gestellt werden, aber da sich bei Napoleon in den darauffolgenden Monaten die Option eines reichsunabhängigen Fürstenbundes unter französischer Vorherrschaft durchsetzte, stellten die Rangpromotionen des Preßburger Friedens doch letztlich den Anfang vom Ende dar. Der unter erheblichem Druck Napoleons zustandegekommene und mit der Reichsverfassung nicht mehr zu
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vereinbarende Rheinbund (1806) mit seinen 16 bzw. 17 deutschen Rheinbund von Mitgliedern, die formell ihren Austritt aus dem Reich erklärten, 1806 konnte nur noch eine logische Konsequenz haben: die Niederlegung der Kaiserkrone durch Franz II. (I.) und die staatsrechtlich allerdings eher fragwürdige, durch einen bloß einseitigen Resignationsakt zustandekommende Auflösung des Reiches (6. Aug. Auflösung des -
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Reiches
Es war bezeichnend, daß das Verschwinden eines Reiches, das im letzten halben Jahrhundert immer mehr zu einem seiner "Philosophie" widersprechenden Großmächtesystem pervertiert war, die Wogen der öffentlich-publizistischen Diskussion kaum noch hochgehen ließ. Zwar gab es in der Publizistik Stimmen (Winkopp, Vogt u.a.), die gerade vom "rheinischen Bund" Anstöße für ein strafferes und einheitlicheres Reichssystem erhofften, aber die realen Verhältnisse des Bundes, dessen staatsrechtliche Binnenstruktur immer defizitär blieb und der sich außenpolitisch immer mehr zu einem bloßen napoleonischen Hilfsorgan entwickelte, standen damit in überdeutlichem Kontrast. Es war, wenn man so will, eine Ironie der Geschichte, daß Preußen, das sich seit 1795 aus dem Rückkehr Reich zurückgezogen hatte und das den Zerfaserungs- und Zerfalls- Preußens in die internationale prozeß des Reiches ebensowenig wie der Rivale in Wien gestoppt Politik und hatte, just in der Phase der Auflösung des Reiches sich zur Rück- Zusammenbruch kehr in die internationale Politik entschloß, weil es zu Recht befürchten mußte, vollends zum napoleonischen Satelliten degradiert zu werden. Zwei Monate nach dem Ende des Heiligen Römischen Reiches deutscher Nation erlitt Preußen bei Jena und Auerstedt jene vernichtende Niederlage (14. Okt. 1806), die seinen mächtepolitischen Höhenflug jäh stoppte und von der es sich über Jahre hinweg nicht erholen sollte.
II.
Grundprobleme und Tendenzen der Forschung 1.
Ludwig XIV.
und das Reich
Hintergrund des in der Vergangenheit immer wieder spannungsvollen deutsch-französischen Verhältnisses haben die Beziehungen der Krone Frankreich zu Kaiser und Reich in der Epoche Ludwigs XIV. seit jeher ein starkes Interesse der Geschichtswissenschaft gefunden, die sich ja nicht immer von ihrer zeitgeschichtlichen Einbettung und der politischen Prädisposition Vor dem
zeitliche und sachliche Schwerpunkte der französischen
ihrer Ansätze frei machen kann; überaus bezeichnend ist z. B., wie intensiv sich die französische Historiographie dem vorrevolutionäHistoriographie ren deutsch-französischen Verhältnis im Gefolge und unter dem Eindruck der als ein Negativerlebnis empfundenen Bismarckschen Reichsgründung [Auerbach, Waddington, Pages u.a.] zugewandt hat. Dabei fällt freilich auf, daß die deutschen und französischen Arbeiten meist nur die bilateralen Beziehungen eines einzelnen deutschen Territoriums mit Frankreich aufgriffen [Bayern: Doeberl, Strich; Sachsen: Auerbach; Kurmainz: Badalo-Dulong usw.], während übergreifende Darstellungen des französischreichischen Interessen- und Verträgenetzwerks seit dem alten "Klassiker" Bertrand Auerbachs [253] im wesentlichen ausblieben. Aber auch sonst ist das Panorama der deutsch-französischen Beziehungen in der Epoche Ludwigs XIV, die ja als eine Art Höhepunkt des Einflusses des Nachbarlandes auf das deutsche Reich gilt, noch von etlichen Grauzonen durchsetzt; eine Wirkungsgeschichte des Rheinbundes von 1658 zählt z. B. nach wie vor zu den Desideraten der Forschung. Rechtlich gründete sich Frankreichs Reichspolitik zunächst einmal auf den Garantieartikel des Westfälischen Friedens, dann Garantieartikel vor allem aber auf das Bündnisrecht der Reichsstände, das es jedem und ständisches als Reichsfürsten erlaubte, Vertragsbeziehungen mit auswärtigen Staa- Bündnisrechtder Grundlagen sicher eine dehnbare Formulie- französischen ten aufzunehmen, sofern sie sich richteten. So wie die allge- Reichspolitik Kaiser und Reich nicht gegen rung -
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Grundprobleme
und Tendenzen der
Forschung
meinen Konturen und der politische Gehalt des Westfälischen Friedens seit der bahnbrechenden Monographie fritz DlCKMANNs [131] durch die monumentale Aktenedition der "Acta Pacis Westphalicae" immer deutlicher werden, ist gerade der Bündnisartikel durch eine verfassungsgeschichtliche Studie sowohl in seiner Genesis als auch in seinen Konsequenzen besonders sorgfältig erhellt worden [128: böckenförde]. Die meisten Reichsstände waren freilich weder finanziell noch von den strukturellen Voraussetzungen her unmittelbar nach Kriegsende in der Lage, ihrerseits eine eigenständige und selbstbewußte Außenpolitik zu treiben, so daß Frankreichs Einflußnahme auf die Reichspolitik zunächst oft über die vielen Stände- und Kreisassoziationen erfolgte, die sich vor dem Hintergrund des habsburgischen "Internationalismus" bildeten und die ein besonders typisches Merkmal der politischen und Verfassungsgeschichte des Reiches in der unmittelbaren Nachkriegszeit sind. Den großen Erfolgen der französischen Reichspolitik, die in ihrem Kern eine Resultante des massiven Mißtrauens vieler deutscher Fürsten gegenüber der Hofburg waren Philipp Wilhelm von Pfalz-Neuburg mag hier stellvertretend genannt sein [243: und die im Rheinbund gipfelten, dem Versuch, das Rheinbund Schmidt] Reich ohne den Kaiser an der Seite Frankreichs zu organisieren, folgte freilich schon nach wenigen Jahren eine deutliche Trendwende. Die aus Ernüchterung und Enttäuschung erwachsende Abwendung deutscher Fürsten von Ludwig XIV. seit den ausgehenden 1660er Jahren und ihr Weg zurück an die Seite der Hofburg läßt schwindendes sich an vielen Beispielen belegen; Johann Philipp von Schönborn, Prestige der Kurfürst-Erzbischof von Mainz und einer der Gründungsväter Frankreichs ^ Rjjgjnbunde^ jst eins von ihnen, ein Kirchenfürst, der seine wachsende Emanzipation von der Krone Frankreich dann in verstärkte Aktivitäten auf der europäischen Bühne einmünden ließ, um nun dadurch seinen Handlungsspielraum gegenüber der Hofburg in etwa zu wahren [254: Badalo-Dulong; 233:Jürgensmeier].Etwas atypisch ist vielleicht sein Trierer Kurkollege Karl Kaspar von der Leyen, der, ohne französische Unterstützung auf den Trierer Erzstuhl gelangt, schon dem Rheinbund nur unter französischem Druck beigetreten war und sich seit 1668 dann wieder umorientierte, freilich eher in Richtung spanische Niederlande als in Richtung Kaiserhof (was die "idealistische" Sicht, die Stände hätten sich generell wieder mehr auf die Würde des Kaisertums besonnen, zumindest punktuell relativiert) [85: hatton, Louis XIV, Beitrag -
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XIV. und das Reich
PlLLORGET]. Es war kein genereller Automatismus, daß Enttäuschung über Frankreich und Prestigegewinn des Kaisers bei den
deutschen Fürsten sofort in herzliche Affinität zur Wiener Hofburg umschlugen; wenn es die französische Diplomatie darauf anlegte, konnte sie durchaus auch in dieser Phase nochmals Positionsgewinne im Reich erzielen wie z.B. in den ganz frühen 1670er Jahren, als sie den Holländischen Krieg politisch vorzubereiten und abzusichern begann. Zu den durchgehenden Motiven der französischen Deutsch- Frankreichs landpolitik in der gesamten Epoche Ludwigs XIV. zählen die Ver- P°llt,k "dritten Parteien" suche, im Kriegsfall im Reich sog. "dritte Parteien" aufzubauen, die sich vermittelnd und mit Interventionsdrohungen zwischen die Kriegsgegner stellten und damit letztlich den französischen Interessen dienten. Freilich ist es erst durch die jüngste Forschung verdeutlicht worden, daß die Dritte-Partei-Projekte keineswegs von Anfang an ein originäres Mittel der französischen Reichspolitik waren. Der Idee nach aus dem Garantieartikel des Instrumentum Pacis Osnabrugense mit seiner vorgeschriebenen Abfolge von gütlicher Vermittlung und bewaffneter Intervention erwachsen, bildeten sich häufig ohne französisches Zutun Ständegruppen, die sich vor oder in Konflikten mit dem Ziel der Wahrung oder Wiederherstellung des Friedens um Vermittlung bemühten und bei deren Scheitern militärisches Eingreifen zu Lasten der friedensunwilligen Macht androhten. Diese "dritten Parteien" waren vom Prinzip her parteiisch nur für den Frieden, aber keineswegs immer wie das Beispiel der Tripleallianz von 1668 belegt (s. S. 17) eo ipso profranzösisch. Es wurde freilich zur Regel, daß Frankreich solche Ansätze von "dritten Parteien" als Ersatz gewissermaßen für förmliche Koalitionen mit Reichsfürsten in seinem Sinn zu instrumentalisieren wußte, weswegen das Klischee entstehen konnte, die "dritte Partei" sei per definitionem ein frankreichorientiertes Institut und ein bloßes Werkzeug der Pariser Politik gewesen [130: -
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Decker]. Für die erste Phase des Holländischen Krieges ist in einer "dritte Partei" im minuziösen und vorbildlichen Untersuchung [130: Decker] der Holländischen Nachweis geführt worden, daß Frankreichs primäres politisches neg Ziel die Abschneidung der Niederlande vom effektiven oder potentiellen Unterstützungspotential der Reichsstände war und wie eben unter Berufung auf den Westfälischen Frieden die Reichsfürsten auf das Prinzip der Nichteinmischung, also der Unterlassung jeglicher Hilfeleistung an die Generalstaaten, festgelegt wer-
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Grundprobleme
und Tendenzen der
Forschung
den sollten. In dieser Spannung und in dem Bemühen, zur Vermeidung eines Konfliktes einen Kurs des Lavierens zwischen den Parteien zu steuern, versuchten sich Fürsten vor allem solche, die offen oder latent mit Frankreich noch sympathisierten im Sinn von "dritten Parteien" zu formieren, die explizit oder implizit immer auch mit dem Anspruch auftraten, vermittelnd in das Geschehen einzugreifen. Hier sind u.a. die wittelsbachischen bzw. pfalz-neuburgischen Projekte und Verhandlungen zu nennen. Gerade der politische Schwebezustand, daß im Holländischen Krieg eine förmliche Kriegserklärung des Reiches an Frankreich nicht erfolgte, leistete allen solchen Plänen Vorschub, die sich freilich erst im Vorfeld und während des Kölner Friedenskongresses konkretisierten, als eine förmliche Reichsmediation ins Auge gefaßt wurde. Auch dieses Projekt scheiterte am Ende zwar, zumal sich Schweden als natürlicher Partner einer solchen Gruppierung bald selbst zum Kriegseintritt an der Seite Frankreichs entschloß. Aber die jahrelangen Bemühungen um eine "dritte Partei" zeigen doch sehr deutlich, wie rasch vor dem Hintergrund der europäischen Zuspitzung das Gefühl der Machtlosigkeit und das Sicherheitsbedürfnis im Reich wuchsen und wie die Fürsten nach Handlungsspielraum zwischen den Großmächten suchten. Dem erneuten Druck einer Art "dritten Partei" in der Endphase des Holländischen Krieges, an der sich neben dem neutral gebliebenen Kurbayern nun u.a. auch die Kurpfalz und Kursachsen beteiligten, begegnete der Kaiser politisch dann durch den Friedensschluß, Ein mit der Studie von decker korrespondierender, ihr zeit"dritte Partei" im Orleansschen tjcn vorangehender Versuch, die Bemühungen Frankreichs zu reKneg konstruieren, seine fast totale diplomatische Isolierung in der Anfangsphase des Orleansschen Krieges durch den Aufbau einer "dritten Partei" in Norddeutschland zu überwinden [85: Hatton, Louis XIV, Beitrag Fayard], blieb vom Ansatz und vom Volumen des benutzten Quellenmaterials her bescheidener. Immerhin gelang es dem französischen Diplomaten d'Asfeld mit Subsidienversprechungen zunächst, Hannover, Münster und Sachsen-Gotha dazu zu bewegen, dem Kaiser nicht mehr als die konstitutionsmäßig vorgeschriebenen Truppen zur Verfügung zu stellen und diese Stände sogar zu Beratungen über ein Friedenskonzept zusammenzubringen. Dann aber brach dieses Projekt doch wieder in sich zusammen, weil Hannover vom Kaiserhof das bekam, was es verlangte (9. Kur) und deswegen ausscherte, weil Ludwig XIV. seiner aggressiven und provokanten Politik wegen für viele deutsche Fürsten wieder -
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Attraktivität verlor und weil die französischen Subsidien, das Instrument der neuen französischen Reichspolitik, an natürliche, vom enger werdenden Staatshaushalt gesteckte Grenzen stießen. Die vergleichende Untersuchung solcher Projekte, solcher letztlich dann scheiternden Anläufe für eine bestimmte Politik, steckt noch in den Anfängen, obwohl es sich dabei sicher um einen besonders reizvollen und weiterführenden Akzent in der modernen Geschichtsforschung handelt. Die großen Linien der französischen Politik dem Kaiser und den einzelnen Ständen gegenüber sind dagegen in ihren Strukturen und Etappen seit langem bekannt. Was die Beziehungen zwischen Versailles und Wien betrifft, die durchweg von Kälte, von offener oder verdeckter Feindschaft geprägt waren, so haben hier in jüngerer Vergangenheit vor allem die Bemühungen Beachtung gefunden, allen politischen und mensch- habsburgischlichen Schwierigkeiten zum Trotz einen partiellen oder gar globa- bourbonischer len Ausgleich zu finden. Max Braubach hat, was letzteres betrifft, Aus8leicn? die lange Vorgeschichte des Renversement des alliances von 1756 erhellt, die bis in die Epoche Ludwigs XIV. zurückreicht und in der immer wieder einmal Verständigungsbemühungen zu fassen sind, am handfestesten wohl in der Phase nach dem Spanischen Erbfolgekrieg (1701-1714) vor dem Hintergrund einer vermeintlichen protestantischen Bedrohung ("letzte Instruktionen" Ludwigs XIV.) [157: Braubach, Versailles]. Punktuell sind sie aber auch greifbar in jenem merkwürdigen, ursprünglich erstmals wohl von Kurmainz ins Gespräch gebrachten französisch-kaiserlichen Teilungsvertrag über das spanische Erbe von 1668, in dem sich eine profranzösische Faktion am Wiener Hof kurzzeitig durchsetzte, damit zugleich aber ä la longue die Position Kaiser Leopolds beim Ringen um das spanische Erbe entscheidend schwächte [85: Hatton, Louis XIV, an
eigentliche
Beitrag Berenger],
Diese Politik der vorzeitigen Verständigung über das zentrale Thema des europäischen Kräftespiels und der Staatenbeziehungen wurde schon nach kurzer Zeit von beiden Seiten wieder aufgegeben; Frankreich kehrte zu seiner Politik der Klientelbildung im Reich zurück, zu seiner Politik, Autorität und Prestige des Kaisers in den Institutionen und Gremien des Reiches zu untergraben. Nachdem der Rheinbund 1668 nicht mehr erneuert worden war und die allgemeine Stimmung im Reich gegen Frankreich umzuschlagen drohte, was sich u.a. darin ausdrückte, daß bilaterale Verträge mit deutschen Reichsfürsten (Münster 1667) eher zu einer Ausnah-
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II.
Grundprobleme
und Tendenzen der
Forschung
wurden, bedurfte der französische Hof dafür nicht nur eines verbesserten diplomatischen Netzwerkes, sondern auch Deutscher, deren Stimme z. B. in der Germania sacra Gehör zu finden vermochte. Eine dieser Gestalten, auf deren Schultern die französische und Träger Repräsentanten Reichspolitik ruhte, war Wilhelm Egon von Fürstenberg, dem in der französischen den 1970er Jahren gleich zwei biographische Untersuchungen geReichspolitik: widmet worden sind. Max Braubach [259: braubach, FürstenFürstenberg hat berg] Fürstenberg als einen der Träger und Interpreten der französischen Reichspolitik gewürdigt, als einen Mann, der unaufhörlich tätig war, "um dem König eine starke Klientel im Reich zu schaffen, eine Partei unter den Reichsständen zu bilden, die stark genug war, um Beschlüsse des Reiches gegen ihn zu verhindern und seinen Einfluß auf Deutschland immer weiter auszudehnen, ohne daß es darüber zu kriegerischer Auseinandersetzung kam" [503]. Gleichzeitig hat Braubach jedoch auch erkannt, daß bei allem Aktivismus Fürstenberg weder ein wirklicher Staatsmann mit einer Perspektive war noch daß er entscheidenden Einfluß auf die große Politik zu gewinnen vermochte; zu einer Schlüsselfigur, auch wenn das nach seiner Inhaftierung durch die Kaiserlichen im Holländischen Krieg zeitweise so aussah, wurde er letztlich nie. Diese Sicht ist von J. T. O'Connor eher noch verstärkt worden [292: O'Connor], der Fürstenberg allenfalls bis 1671 einen gewissen Einfluß auf die französische Reichspolitik einräumt, ihm dann aber nur noch die bescheidene Rolle eines bloßen Agenten, eines "negotiator out of season... more often than not reduced to a cipher" [199] zubilligt. Fürstenberg habe für die französische Diplomatie zweifellos manchen Kontakt und manche Beziehung zu deutschen Fürsten angebahnt und eingeleitet, und er habe sicher auch die Vorstellung gehabt, damit einem dauerhaften Frieden zwischen Frankreich und dem Reich zu dienen, aber eine zentrale Gestalt in der französischen Politik sei er weder vor noch nach 1671 gewesen. Daß Ludwig XIV. auch nach dem Stimmungsumschwung zugunsten des habsburgischen Kaisers mit Fürstenbergs und anderer Hilfe ein weiteres Beispiel ist etwa der sächsische Feldmarschall Hans Adam von Schöning immer wieder diplomatische Erfolge bei den deutschen Fürsten erzielte, ist für die Forschung stets ein dankbares Thema welche Handlungsspielräume hatten deutsche Fürsten vor dem Hintergrund des säkularen habsburgisch-bourboMethoden der nischen Kräfteringens, welcher Methoden bediente sich die franzöfranzösischen sische Politik? Ludwig XIV. verfügte über ein bestimmtes ReperPolitik toire von politischen Maximen [87: Hatton/Bromley, William me
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III, Beitrag lossky], zu denen etwa die Vorstellung
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von der grundsätzlichen Interessendivergenz zwischen den deutschen Fürsten und dem Kaiser zählte. Aus dieser Grundposition heraus suchte Ludwig XIV. deswegen auch dann Kontakte mit deutschen Fürsten, wenn ein Widerhall denkbar unwahrscheinlich war; die Bemühungen um den bayerischen Kurfürsten Max Emanuel in den späten 1680er Jahren zeigen dies beispielsweise, dessen schließliches Überwechseln ins französische Lager freilich eher Zufällen als einer konstanten Werbungspolitik zu verdanken war. Max Emanuel mußte sich nach der Eröffnung des spanischen Testaments nolens volens zwischen Österreich und Frankreich entscheiden, die Option für Versailles entsprang einzig politischer Spekulation, aber nicht der politischen Logik. Das Beispiel Kurbayern ist insgesamt besonders typisch für die Möglichkeiten und Methoden, aber auch die Grenzen der französischen Reichspolitik [83: FS Weber, Beitrag Press].Das große Leitthema der französischen Reichspolitik war, Gegengewichte gegen das Haus Österreich zu schaffen und zu stützen, und dies konnte um so eher bei einem Reichsstand gelingen, der sich seit jeher in einem großen Spannungsverhältnis und einer ausgeprägten dynastischen Rivalität zum unmittelbaren Nachbarn befand. Kurfürst Ferdinand Maria von Bayern und sein Kanzler Schmid hatten sich seit 1658 mehr oder weniger deutlich, bei aller Wahrung notwendiger Loyalitäten, auf Frankreich gestützt, um so mehr als das schon damals vorausgesagte baldige Aussterben der Habsburger mit Frankreichs Protektion die höchsten Gewinne zu versprechen schien. Ludwig XIV. hatte den Bündnisvertrag dann aber doch erstaunlicherweise erst in dem Augenblick abgeschlossen als seine Klientel im Reich abzubröckeln begann und der (1670), Kurswert eines Alliierten Kurbayern enorm stieg. Ferdinand Maria hatte im Holländischen Krieg die französischen Erwartungen nicht enttäuscht und sich u.a. für die Neutralisierung bzw. Neutralität des Reiches eingesetzt. Er war aber 1679 früh verstorben, und unter seinem Sohn Max Emanuel setzte dann eine rasche Umorientierung an die Seite der Hofburg ein persönlicher Präferenzen des neuen Kurfürsten wegen, aber u.a. auch deswegen, weil das Erlöschen des Hauses Habsburg wieder in weite Ferne gerückt zu sein schien und weil sich ein junger Kurfürst der wachsenden antifranzösischen Stimmung im Reich kaum ganz entziehen konnte. Wenn es in den folgenden beiden Jahrzehnten diplomatisch-politische Kontakte Kurbayerns mit Versailles gab, dann waren das letztlich, aus baye-
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und Tendenzen der
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rischer Sicht, bloße
Spielereien; Max Emanuel schien, von der Hofburg vielfältig gefördert auch, fest im Wiener System eingebun-
den. Ein Herausbrechen des Wittelsbachers aus dieser Front konnte der französischen Diplomatie erst zu dem Zeitpunkt gelingen, als für dynastische Ambitionen Max Emanuels, die prononciert auf die Königskrone zielten, von Wien kurzfristig nichts mehr zu erhoffen war. Rivalitäten, unbefriedigter Ehrgeiz, finanzielle Nöte waren für Versailles die wichtigsten Eintrittspforten ins Reich. War Max Emanuel von Bayern sicher kein Fürst, der aus die Beispiele Hannover und innerer Überzeugung abwanderte, dann aber doch mit erheblichen Brandenburg Subsidiensummen im Lager Ludwigs XIV. gehalten werden konnte, so gilt ähnliches auch für die Hannoveraner Herzöge, die um des Kurhutes willen mit Bündniswechseln an die Seite Versailles' die Hofburg in Zugzwang zu setzen suchten [244: Schnath], oder insbesondere für den Großen Kurfürsten. Friedrich Wilhelm I. hat von allen deutschen Fürsten wohl am skrupellosesten von seinem Bündnisrecht mit auswärtigen Kronen Gebrauch gemacht und sich für längere Zeit mit Frankreich liiert, in der vergeblichen Hoffnung, Ludwigs XIV. Unterstützung in der leidigen Pommernfrage gegen Schweden zu gewinnen. Im einzelnen ist darüber an anderer Stelle zu berichten (Kap. II/5). Freilich dürfen die Fähigkeiten der französischen Diplomatie Defizite der französischen im Reich auch nicht überschätzt werden. Nach 1679 war es für Diplomatie etliche Jahre allein Kurbrandenburg (bis 1685), das in der französischen Klientel verblieb, sieht man von einigen eher kurzlebigen anderen Beispielen aus der Anfangsphase des Orleansschen Krieges einmal ab. Dies korrespondiert mit einigen neueren Untersuchungen, welche die Defizite der französischen Diplomatie, auch ihr mangelndes Fingerspitzengefühl und ihre nur begrenzte Einsicht in die Mechanismen der Reichspolitik, betonen [145: Schindling; 83: FS Weber, Beitrag Dotzauer]. Der diplomatische Dienst des Bourbonenstaates war von strukturellen Schwächen nicht frei und hinkte organisatorisch in mancher Hinsicht hinterher [74: Roosen]. Bezeichnenderweise brachte Versailles 1682 den überaus perspektivenreichen Versuch, mittels eines Kongresses unter Zuziehung einer Reichsdeputation einen Gutteil der Empörung über die Reunionen politisch aufzufangen, brüsk zum Scheitern und trieb damit die große Masse der deutschen Stände dem Kaiser geradezu in die Arme. Sieht man von den Wittelsbachern ab, gelangen Versailles nach 1690 kaum noch politische Einbrüche in die deutsche Staa-
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tenwelt. Es setzte eine erneute deutliche Verhärtung ein, für die exemplarisch die Selbstverteidigungskoalitionen mit ausdrücklich antifranzösischer Zielrichtung genannt werden mögen. Die Neuauflage der staatsrechtlich außerordentlich interessanten Assoziation der sog. "vorderen" Reichskreise schon im Orleansschen Krieg und vollends dann in der Nördlinger Allianz von 1702 erwuchs nicht nur aus dem Gefühl der permanenten Bedrohung. Diese Defensivallianz war vielmehr auch durchaus geeignet, mit ihren massiven politischen und militärischen Forderungen die Wiener Politik zu stützen, einen Kaiser, der nach dem kurzlebigen Flirt einer Hofkamarilla mit Frankreich in den ausgehenden 1660er Jahren zu einer unzweifelhaft und glaubwürdig antifranzösischen Politik zurückgekehrt war, der er bis zu seinem Tod treu bleiben sollte [183: SPiELMANj.Bei aller Starrheit seines politischen Denkens war freilich selbst ein Mann wie Leopold I. flexibel genug, seit 1692 hinter dem Rücken der Alliierten Geheimverhandlungen mit der Krone Frankreich mit dem Ziel eines Separatfriedens aufzunehmen, in die immerhin hochrangige Berater involviert waren und in denen es u.a. um das Schicksal des Elsaß ging. Diese Geheimkontakte, die Srbik erhellt hat [184], führten allerdings zu keinem Erfolg und bewogen letztlich Ludwig XIV. dann, den Sprengsatz an einer anderen Stelle der Koalition anzulegen. Eine Verständigung zwischen Ludwig XIV. und den Habsburgern über das spanische Erbe gelang bis zum Tod des letzten spanischen Habsburgers nicht, obwohl Leopold I. auch nach dem Scheitern des 1. Partagetraktats noch gelegentlich mit dem Gedanken einer solchen Lösung des europäischen Kardinalproblems gespielt hat. Diese Verständigung wurde in dem Augenblick vollends unwahrscheinlich, als mit Joseph I. ein absolut frankophober Kaiserden Thron bestieg, dessen kurze Regierungszeit zunehmend das Interesse der Forschung auf sich zieht [78: Aretin; 165: Ingrao; 177: Press].Dabei stehen zwar seine Personalpolitik, die Spannung zwischen österreichischer Großmacht- und Kaiserpolitik, seine Entschlossenheit, den außenpolitischen Freiraum der Stände, der Kreise und der Nördlinger Allianz zu begrenzen, im Vordergrund. Es ist aber auch deutlich geworden, wie konsequent der junge Habsburger indirekt französische Positionen zum Einsturz brachte, etwa indem er die ungarische Opposition endgültig befriedete und damit der Versailler Politik einen traditionellen Hebel entwandte, oder indem er zu Frankreichs Lasten die kaiserlichen Rechte in Italien im Sinn des habsburgischen Hausinteresses umfassend re-
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Selbstverteidi-
gungskoalitionen
mit antifranzösischer Zielrichtung
politische Flexibilität Leopolds I. gegenüber Frankreich
frankophobe Politik Josephs
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aktivierte. Die Alliierten haben diese Konzentration Josephs I. auf Italien und Ungarn statt auf den Krieg in Westeuropa stets kritisiert und es dem Kaiser auch übel genommen, daß er seinen Bruder in Spanien nur halbherzig unterstützte und sich gemeinsamen Unternehmungen in Südfrankreich versagte; dies hat ihnen und Victor Amadeus von Savoyen den Absprung aus der Großen Allianz 1711/12 nach seinem Tod sicher erleichtert. War die französische Diplomatie zumindest in den Phasen krisenhafter Zuspitzung während der Kriege, auf den Friedenskongressen trotz aller Mängel der kaiserlichen Diplomatie oft genug überlegen, der zudem nur selten Publizisten vom Rang Lisolas zur Seite standen, die die Wiener Politik ähnlich publikumswirksam "verkauften" wie das der ludovizianischen Propader Vorsprung ganda gelang, so war auch die französische Militärorganisation und französischen Mi-politik der habsburgischen meist um Längen voraus. Zwar haben litärorganisation französische Kriegführung und Militärpolitik nicht immer den Konventionen der Epoche entsprochen, aber sie waren erfolgreich -erfolgreicher jedenfalls als lange Zeit das habsburgische Heerwesen. Kurt von Raumer hat schon vor sechs Jahrzehnten gezeigt in einem Buch, das mit gutem Grund nun nochmals aufgelegt worden ist [296: Raumer, Zerstörung] -, daß die im Orleansschen Krieg so ungeheuer große Empörung auslösende Zerstörung der Pfalz nicht nur auf die wirtschaftliche und kriegswirtschaftliche Schädigung des Gegners abzielte, sondern vor allem auf die Entfeludovizianische stigung und die Glacisbildung. Das Glacis, also ein Streifen verwüMilitärpolitik steten Landes, der gegnerischen Heeren auf absehbare Zeit keine Subsistenzmöglichkeiten mehr bot, war insofern eher für zukünftige Konflikte gedacht und ordnet sich ein in jene große nationale Anstrengung, Frankreich mittels eines Festungssystems bzw., wo nicht möglich, mittels militärisch nicht nutzbarer Zonen vor potentiellen Aggressionen zu schützen. Daß der Orleanssche Krieg, nicht nur, aber auch deswegen, in seinem Kern aus der Sicht des Roi-Soleil ein eher defensiver Vorgang war, wird von der allerneuesten Forschung [260: boutant] mehr und mehr betont, die insofern defensiver wieder eher an die vom defensiven Charakter der ludovizianischen Charakter der Außenpolitik insgesamt überzeugten Altmeister der französischen ludovizianischen wie Georges Pages und Gaston Zeller anAußenpolitik? Historiographie knüpft. Auch Boutants These, daß die südosteuropäischen Erfolge des Kaisers den Kriegsentschluß des Roi-Soleil 1688 entscheidend herbeigeführt hätten, wird wohl noch weiter zu diskutieren sein. -
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2. Die Niederlande und das Reich
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2. Die Niederlande und das Reich Die Einbindung des Reiches in die europäische Politik seit 1648 unter dem Vorzeichen von Garantiesystem, Bündnisrecht der Stände und außenpolitischer Zuständigkeit des Reiches führt mit fast zwingender Notwendigkeit nicht nur zum Fragenkomplex 'Frankreich und Reich', sondern auch zum Verhältnis der Vereinigten Niederlande zum Reichsverband und seinen Einzelgliedern der Republik, die sich um die Mitte des 17. Jahrhunderts ja nicht nur auf dem Höhepunkt ihrer globalen, europäischen, ozeanischen und kolonialen Machtstellung befand, sondern die seit den ausgehenden 1660er Jahren immer deutlicher auch in die Rolle des eigentlichen Gegenspielers des Bourbonenstaates hineinwuchs. Zwar ist vor kurzem mit einigem Recht festgestellt worden, Hollands Einfluß im Reich nach 1648 sei "noch weitgehend unerforscht" [78: Aretin, Reich 207], aber über die Grundmuster der niederländischen Europa- und damit auch Reichspolitik und die Beziehungen zu den unmittelbaren Anrainerstaaten herrscht inzwischen doch leidlich Klarheit. Für die 1648 völkerrechtlich anerkannte, allerdings staatsrechtlich nicht präzise vom Reichscorpus getrennte Republik, bis dahin Alliierter der Krone Frankreich, standen im unmittelbaren Gefolge des Münsteraner Friedens zunächst einmal völlig andere Themen im Mittelpunkt ihrer ohnehin eher passiven, mit strukturellen Schwierigkeiten kämpfenden und in ein dichtes ökonomischkommerzielles Bedingungsgeflecht verwobenen Außenpolitik [268: Franken] als die Beziehungen zu Kaiser und Reich, auf das ein führender Repräsentant wie de Witt durchaus mit Verachtung herabsah [308: Smit, 29].Neben dem Aufbau des Kolonialreiches, das vorrangig Frieden und allenfalls Instrumentarien zum Ausbalancieren der maritimen Konkurrenten erforderte, war das vor allem schon in der Phase des "distanzierten Einvernehmens" mit Frankreich [58: Hahlweg, Barriere 61 ] die Sicherung der spanischen Niederlande vor den französischen Ambitionen. Aus dieser latenten Sorge erwuchs dann das große politische Leitthema der Republik: zu verhindern, daß vom südlichen Nachbarn aus im Zuge der Liquidation der spanischen Erbmasse die Sicherheit und Existenz der Generalstaaten bedroht werden konnte. Das bedeutete spätestens seit dem Devolutionskrieg (1667/68) in deutlicher Abkehr von der bisherigen Politik des Ratspensionärs Jan de Witt -
Stellung der Generalstaaten im internationalen
Kräftespiel
Schwerpunkte niederländischer
Außenpolitik nach 1648
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Niederlande und Frankreich
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Grundprobleme
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Forschung
[301, 302: Rowen] den allmählichen Ubergang zur Konfrontationspolitik gegenüber Frankreich, und das rückte die Niederlande seit 1672 dann Schritt um Schritt an die Wiener Hofburg heran,
"Sicherheit" in der niederländischen Politik
Aktivierung des deutschen Nordwestens im niederländischen Sinn?
deren Allianz über die Etappen 1673, 1689 und 1701 zu einer Konstante der niederländischen Außenpolitik unter oranischen Vorzeichen wurde. Die Sicherheit der kleinen Republik, die 1697/98 erstmals für wenige Jahre den älteren Barrieregedanken in praktische Politik umsetzte [272: Hahlweg, Untersuchungen] und die später dann (1715) durch die Einräumung von sieben Barriereplätzen in den südlichen Niederlanden mit dem entsprechenden Besatzungsrecht ihre Sicherheit gewissermaßen in die eigene Hand nahm, bestimmte zu einem guten Teil auch ihre Politik gegenüber den deutschen Ständen. Die Generalstaaten begriffen aber zunehmend auch, daß aller sich intensivierenden Reichspolitik der Habsburger zum Trotz der Nordwesten des Reiches eine eher "kaiserferne" Region blieb, die im Sinn der eigenen Interessen aktiviert werden konnte. Aus dynastisch-persönlichen, aber auch konfessionellen Gründen wurden die Beziehungen zu Kurbrandenburg, das im niederrheinischwestfälischen Reichskreis immer mehr die Fäden zu ziehen begann, besonders gepflegt nicht ohne Erfolg, denn der Große Kurfürst war 1672 einer der ersten, der der Republik zu Hilfe kam. Aber die niederländische Reichspolitik intensivierte sich auch sonst seit den frühen 1670er Jahren beachtlich. Es ist zunehmend klarer geworden, welche "Wasserscheide" die den Niederlanden gegenüber extrem aggressive Politik des Münsteraner "Kanonenbischofs" Christoph Bernhard von Galen für die Reichspolitik der Republik bedeutete, die erst von nun an die nordwestdeutschen geistlichen Staaten als Objekt ihrer Außenpolitik "entdeckte" [79: Braubach, Diplomatie 185-196].Galen hatte im Zuge seiner Bemühungen um die Reduktion der Stadt Münster und um die innere Konsolidierung des Hochstiftes nicht nur etliche kleinere und größere militärische Auseinandersetzungen mit dem Nachbarstaat. Er versuchte vielmehr von Münster aus auch, erfüllt von einer geradezu fanatischen Entschlossenheit, den ungeliebten Nachbarn "über den Hauffen zu werfen", europäische Koalitionen gegen die Republik bis hin zu einem Offensivvertrag mit England 1665 zustandezubringen, die sich durchaus zu einer potentiellen Existenzgefährdung ausweiten konnten der Krieg Galens gegen die Niederlande lief ja dem 2. englisch-niederländischen See- und Handelskrieg parallel, und auch der Holländische Krieg sah ihn in seiner Anfangsphase mili-
Bischof Galens
Kampf gegen die Republik
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2. Die Niederlande und das Reich
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tärisch und politisch an der Seite des Roi-Soleil! Nach Galens Tod (1678) und nachdem die Generalstaaten aus dem Holländischen Krieg eher gestärkt als geschwächt hervorgegangen waren, wurde dem nordwestdeutschen Teil des Reiches deswegen auch erkennbar mehr Aufmerksamkeit geschenkt. Der Holländische Krieg hatte das Sicherheitsdefizit der Generalstaaten bloßgelegt; 'Sicherheit' gewann für die Republik seitdem eine neue politische Qualität, und zur niederländischen Sicherheit konnten, aktiv oder passiv, natürlich auch die deutschen Fürsten beitragen. Seit den 1680er Jahren Niederlande und wurde es zur Regel, daß holländische Diplomaten auf die Bischofs- geistliche Staaten wahlen in den benachbarten Hochstiften einzuwirken suchten, und während des Orleansschen Krieges vermochte die Republik einen sicherlich nicht proniederländisch gestimmten geistlichen Fürsten wie den Münsteraner Bischof Friedrich Christian von Plettenberg zu einem Subsidienvertrag und zur Truppenstellung zu bewegen. In einer für die Niederlande außerordentlich brisanten Situation am Beginn des Spanischen Erbfolgekrieges, als Kurköln tief im französischen Fahrwasser war, gelang es, das niederländisch-münstersche Vertragsverhältnis zu festigen, obwohl Plettenberg immerein unsicherer Kantonist blieb. Die Holländer sorgten dann gegen andersgerichtete Bestrebungen der Wiener Hofburg 1706 für die Wahl eines ihnen genehmen Nachfolgers in Münster (Metternich), den sie langfristig an die Republik zu binden vermochten, womit ein guter Teil Westfalens zumindest unter indirekten niederländischen Einfluß kam. Die niederländischen Barrierevorstellungen führten zur gleichen Zeit übrigens auch zu einer Verstärkung der diplomatischen Präsenz Hollands in den geistlichen Staaten an Mosel und Mittelrhein. In den letzten Jahren ist aber auch zunehmend deutlich gewor- Niederlande als des den, wie das "reichische" Deutschland, desillusioniert, mit Hilfe Partner reichischen des Kaisers oder Frankreichs seine Existenz wirklich sichern zu Deutschland können, seit dem Ende des 17. Jahrhunderts auf die Niederlande zuzugehen begann, jene Macht also, der trotz aller Krisensymptome seit den 1680er Jahren nochmals eine Weichenstellungs- und Steuerungsfunktion im europäischen Staatensystem zuwuchs. Hier spielte die Kreisassoziation eine Schlüsselrolle, also jene unter der faktischen Leitung des Mainzer Kurfürst-Erzbischofs stehende Selbstschutzorganisation der kleineren Reichsstände im Süden und Westen des Reiches, die in der Endphase des Orleansschen Krieges in die Große Allianz eintrat, dort eine vom Kaiserhof durchaus unabhängige Außenpolitik zu initiieren begann und den engen
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Niederlande und
beiderseits abnehmendes Interesse nach 17L
und Tendenzen der
Forschung
die in der Person Wilhelms von Oranien mittlerweile Seemächte suchte. Es gab auf seiten des katholischen vereinigten Kirchenfürsten dezidierte Pläne, in Wiederaufnahme früherer Anein förmliches Bündnis mit den Niederlanden sätze z.B. 1681 abzuschließen, das wohl nur deshalb nicht zustandekam, weil die Generalstaaten die Große Allianz in Rijswijk vorzeitig verließen. Seine Renaissance erlebte dieses Projekt aber dann in der Endphase des Spanischen Erbfolgekrieges, als nach einem tiefgehenden Verfassungskonflikt über das Recht der Kreise zu einer eigenständigen Außenpolitik und vor dem Hintergrund einer weitgehenden Interessenidentität der Kreisassoziation und der Niederlande im Hinblick auf eine linksrheinische Reichsbarriere [78: Aretin, Reich] nach dem Tod Josephs I. ein Vertrag zwischen den Niederlanden und den assoziierten Kreisen der Nördlinger Allianz ausgehandelt wurde, in dem die Seemacht ausdrücklich die Verpflichtung, für die Reichsbarriere zu sorgen, übernahm. Aber wieder wurden die Hoffnungen der Reichskreise, an einer auswärtigen Macht eine feste Stütze zu finden, hinfällig, weil der Haag diesen Vertrag nicht mehr ratifizierte und mit den englisch-französischen Sonderverhandlungen zur Beendigung des Spanischen Erbfolgekrieges den Kollaps seiner gesamten Reichspolitik erlebte. Ernsthafte Bemühungen, die Generalstaaten noch einmal zum Protektor von Reichsständen oder Ständegruppierungen zu machen, hat es seitdem hier klaffen in der Forschung allerdings noch große Lücken wohl kaum mehr gegeDen wje mjt dem utrechter Frieden (1713) ja ohnehin die Großmachtstellung der Republik sich ihrem Ende zuneigte. Die Generalstaaten, die immerhin nunmehr seit Jahrzehnten auf die Politik an ihren deutschen Grenzen z.B. bei Bischofswahlen Einfluß genommen hatten und in denen möglicherweise während des Spanischen Erbfolgekrieges sogar noch einmal Tendenzen Auftrieb erhielten, wieder in den Reichsverband zurückzukehren [ 144: Reese, 255f.], haben auch ihrerseits ihre Reichspolitik erkennbar reduziert und nach Utrecht kaum mehr mit ähnlicher Energie und Konsequenz in die benachbarten Bischofswahlen eingegriffen wie in den Jahren um 1700. Die Republik, so ist es formuliert worden [285: Lademacher, 159], war offensichtlich zu klein, um dauernd den Part einer starken See- und Landmacht gleichermaßen spielen zu können. So wie generell ihre Europapolitik entsprechend der traditionellen Devise "keine Kriege, keine Allianzen" auf bloße Neutralität und vorsichtige Wahrung des Besitzstandes zusammenschrumpfte und die Niederlande bezeichnenderweise der Quadru-
Anschluß
Nördlmger Allianz
Grundprobleme
an
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3. Das
Türkenproblem
67
pelallianz von 1718 nicht mehr beitraten, im Polnischen Thronfolgekrieg (1733-1735), im Österreichischen Erbfolgekrieg (17401748) und im Siebenjährigen Krieg (1756-1763) [262: Carter] ihr Heil
Part der Niederlande im internationalen System des 18. Jahrnach den hunderts
noch in schwacher Neutralität suchten und Türkenkriegen auch nie mehr, vor allem nicht im Polnischen Thronfolgekrieg, an ihre Rolle als gesuchter Friedensvermittler anzuknüpfen vermochten, sank sie rasch auch für Kaiser und Stände in die Rolle eines uninteressant gewordenen Partners zurück, von dem vor allem eins nicht mehr zu haben war: Subsidien. Die Funktion der Niederlande als einer Schlüsselmacht des europäischen Kräftespiels wie als eines bewegenden Faktors in der Reichspolitik reduziert sich also letztlich auf das Vierteljahrhundert um 1700, ohne daß man über dieser Feststellung aus dem Auge verlieren sollte, daß die Republik noch bis weit ins 18. Jahrhundert hinein ein Wirtschaftsriese blieb politische und wirtschaftliche Potenz klafften hier seit dem Ende des Spanischen Erbfolgekrieges besonders eklatant auseinander. Wirklich interessant wurde die Republik bezeichnenderweise für die deutschen Großmächte erst wieder, als dort das (iranische Regime und damit die bisherige Sozialordnung von der Patriotenbewegung über den Haufen geworfen wurde und Preußen Intervention daraufhin 1787 unter Ausnutzung seiner durch den Türkenkrieg der Preußens gegen beiden anderen Ostmächte gegebenen Bewegungsfreiheit mit eng- Patriotenbewegung lischer Zustimmung im restaurativen Sinn intervenierte. Wenn man die Patrioten als die Vorläufer der späteren niederländischen Revolutionäre von 1795 sieht, dann prallten damals, 1787, die zumindest die l. Hälfte des 19. Jahrhunderts prägenden Prinzipien erstmals mit Macht aufeinander, die Revolution und die Restauration. nur
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3. Das Die
Türkenproblem
Auseinandersetzungen mit dem Osmanischen Reich, in die
ausgehenden 16. Jahrhundert die habsburgischen Kaiser ganz systematisch immer auch das Reich eingebunden hatten (ohne dem Vorwurf zu entgehen, dies sei primär eine Angelegenheit der Erblande), gingen nach dem langen Waffenstillstand von Zsitva-Torok (1606) zunehmend in die alleinige Regie der Wiener Hofburg über. Das Osmanische Reich, das im Gefolge des Herrscherwechsels von Aufschwung des 1648 seit 1650 einen neuerlichen politischen Aufschwung erlebte Osmanenreiches selt eine interessante Koinzidenz von politischem Neubeginn in Altim
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68
Reichstürkenhilfe?
II.
Grundprobleme
und Tendenzen der
Forschung
europa und bei seinem "Erbfeind" -, war dabei zunächst der aktive, aggressive Teil, während der Kaiserhof ohne größere politische Perspektive lediglich zu reagieren vermochte. Zwar schaltete Leopold I. 1663 noch einmal das Reich ein, um eine Reichstürkenhilfe ein Vorhaben, das indirekt zur Etablierung des Imzu erwirken merwährenden Reichstages in Regensburg führte -, aber er nahm mit gutem Grund in der Folgezeit von dieser Praxis Abstand und begnügte sich damit, militärische Verbände einzelner Reichsfürsten für den Türkenkrieg zu mieten. Es war ihm im Vorfeld der Schlacht von St. Gotthard a.d. Raab und des diesen militärischen Sieg längst nicht optimal umsetzenden Friedens von Vasvär (1664), der im Gegenteil dem Osmanenreich seine größte territoriale Ausdehnung auf dem Balkan einbrachte, von vielen Reichsfürsten auch sehr klar gemacht worden, daß dies Konflikte waren die in aller Regel von dem umstrittenen Siebenbürgen ihren Ausgang nahmen -, die mit dem Reich nur noch wenig zu tun hatten. Daß vor einem solchen Hintergrund die Begeisterung für den Türkenkrieg im Reich allenfalls gedämpft war und die meisten Landesherrschaften wie es für die Krone Schweden und ihre deutschen Besitzungen nachgewiesen worden ist [258: BÖHME] höchstens halbherzig, aber in aller Regel erfolglos versuchten, die Stellung der Türkenkriegskontingente als Hebel zur Etablierung absolutistischer Prinzipien zu nutzen, erscheint nur zu verständlich. Aber damit verlor die Türkenproblematik keineswegs ihren direkten oder indirekten Einfluß auf die Reichspolitik, und für die Wiener Hofburg rückte sie seit 1683 für einige Jahrzehnte fast sogar ins Zentrum ihrer Politik. Insofern kann es nicht überraschen, daß die Forschung, stimuliert noch durch das Jubiläum 1683-1983, hier besonders rege ist. Während die politischen und militärischen Ereignisse um den ersten Vorstoß der Türken gegen die Erblande, den Sieg der kaiserlichen Truppen bei St. Gotthard a.d. Raab und den Frieden von Vasvär, durch eine Monographie von G. WAGNER gut aufgearbeitet sind [185], ohne daß auch dort die merkwürdige Diskrepanz zwischen militärischem Sieg der Österreicher und diplomatischer Niederlage im Frieden ganz schlüssig hätte erklärt werden können, hat sich die Forschung der letzten Jahre darauf konzentriert, die österreichisch-türkischen Beziehungen in das allgemeine europäische Kräftespiel einzuordnen und den mentalitätsmäßigen Hintergrund der Politik (Bild vom anderen, öffentliche Meinung/Publizistik ^ } ^ erhe,len z ß fjnden die nach der Kette militärischer -
Türkenkrieg von
1663/64
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mentaliiätsgeschichtliche
Forschungsansätze
3. Das
69
Türkenproblem
Niederlagen gegen die Casa d'Austria im ausgehenden 17. Jahrhundert sich verändernden Mentalitäten im Osmanischen Reich verstärkt Interesse, die eine gewisse Öffnung für die westliche Kultur ("Tulpenzeit"), ein zögerndes Heranwagen an westlich beeinflußte Reformen (z. B. im militärischen Bereich) einschließen [277: Beiträge SCHAENDLINGER, YENISEHIRLIOGLU, STAJNOVA].
Was die Außenpolitik betrifft, so hat das Verhältnis zwischen Versailles und der Pforte, das fast seismographisch auf die Westpolitik der Hofburg reagierte, besondere Beachtung gefunden. Hatte die zeitgenössische deutsche Publizistik immer wieder unterstellt, es gebe ein förmliches Bündnis zwischen dem Roi-Soleil und dem Sultan, um dem Kaiser einen Zweifrontenkrieg aufzuzwingen, so kann eine solche These heute als widerlegt gelten [311: WAISSENBERGER, Beitrag Berenger, 37-45].Wohl aber gab es eine Interessenidentität, die Ludwig XIV, der als Repräsentant einer dynastischen Realpolitik einen völlig anderen Typ des Politikers verkörperte als Leopold L, immer auch das Bündnis mit der ungarischen Opposition gegen die Habsburger suchen ließ, das aber in der konkreten Situation des Jahres 1683 weitgehend folgenlos blieb, weil die räumliche Distanz, aber auch psychologische Barrieren es nicht zu Abstimmungen und zur Koordination kommen ließen. Auf der anderen Seite war die christliche Solidargemeinschaft 1683 nochmals letztmals ideologisch derart aufgeladen, was sich etwa auch in einer breiten Flugschriftenliteratur niederschlug, daß Ludwig XIV. es nicht wagen konnte, die für ihn extrem günstige Situation im Westen des Reiches unmittelbar auszunutzen. Die Gründe für den militärischen Sieg am Kahlenberg (12. Sept. 1683) und für die sich anschließende Serie von weiteren Erfolgen gegen die Pforte sind inzwischen hinlänglich geklärt: Eine umfassende, vom Papst nachhaltig geförderte Koalition gegen die Osmanen, ein gelungener Kriegsplan, der 1683 wohl unabhängig voneinander von Johann III. Sobieski und Karl V. von Lothringen konzipiert wurde, überragende Feldherrenleistungen am Kahlenberg des polnischen Königs, dessen Beziehungen zum Kaiser übrigens in der Folge dann wieder rasch gefroren, Karls von Lothringen, dessen Anteil am Sieg zugunsten Sobieskis von der Forschung etwas relativiert worden ist, und Waldecks, später des Prinzen Eugen trafen zusammen mit strukturellen Defiziten des Türkenreiches, insbesondere einer zunehmenden Lähmung der Zentralgewalt, die vor den überfälligen inneren Reformen kapitulierte und sich auch zu einer effizienten Außenpolitik unfähig -
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Beziehungen Pforte reich
Frank-
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christliche Soli-
dargemeinschaft 1683
Schlacht
am
Kahlenberg
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strukturelle Defizite des Osmanenreiches
70
11.
Grundprobleme
und Tendenzen der
Forschung
erwies [168: Kroener, 188f.]. Freilich würde man das Ereignis von 1683 gewaltig überschätzen, wenn man annähme, die Pforte sei damit militärisch schon am Ende gewesen. Allerdings wurde das Osmanenreich von der Hofburg, nachdem dort im Gefolge der Kahlenbergschlacht die Grundsatzentscheidung gefallen war, in Österreichs Über- Zukunft von der Reaktion zur Aktion überzugehen, auf dem Balkan gang von der mehr oder weniger kontinuierlich zurückgedrängt, von einem KaiReaktion zur der sich in seiner "kämpferischen Frömmigkeit" nunmehr "mit Aktion ser, ganzem Herzen dem Kreuzzug gegen den Islam widmete" [183: Spielman, 188], den er freilich immer nur als die andere Seite seiner grundsätzlichen antiludovizianischen Option verstand. Dem so etwa Mitte der 1690er Jahre ganz entsprechend, gab es durchaus Situationen, in denen Leopold dem Kampf gegen Ludwig XIV. zeitweise den Vorrang einräumte vor dem Türkenkrieg. Die Erfolge auf dem Balkan haben jedenfalls im Verlauf eines knappen halben Jahrhunderts die Monarchie nicht unwesentlich verändert, deren Prestige ebenso wie ihre Wirtschaftskraft wuchsen, die sich vor innenpolitische und administrative Herausforderungen etwa das Problem der Grenzsicherung gestellt sah, die bewältigt werden mußten und die cum grano salis auch Impulse für bescheidene -
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Modernisierungen gaben. Die Forschung hat neben
diesen qualitativen Veränderungen der österreichischen Politik allem die Zuständigkeiten für den vor Zuständigkeiten und Verantwort- Wandel von der Reaktion zur Aktion thematisiert: den Hofkriegslichkeiten in Wien rat, der auch für die politischen und diplomatischen Beziehungen mit der Pforte verantwortlich war [180: regele], jene berühmte "Ostpartei" mit zunächst Lobkowitz und Auersperg an der Spitze, die den Vorrang des Türkenkrieges vor der Westpolitik reklamierte und die dann nachdrückliche Unterstützung erfuhr von Nuntius Buonvisi und der Kurie bzw. Papst Innozenz XL überhaupt, vor allem seit dort der französische Einfluß zunahm. Ein von der Forschung häufig aufgegriffenes Thema stellen natürlich immer auch die militärischen Auseinandersetzungen dar, die Rivalitäten zwischen den Heerführern, die Probleme um die adäquate Besetzung des Postens der Oberkommandierenden; längst nicht jeder Feldherr wurde den Anforderungen des Türkenkrieges gerecht. Der Türkenkrieg war für die Casa d'Austria lange weit emotionale Aufla- mehr als ein beliebiger internationaler Konflikt, er war immer dung des Türken- emotional und mündete im Unterschied zu den militäaufgeladen krieges: "Ideolo- rischen zwischen christlichen Staaten beAuseinandersetzungen der Vernichgie tung" merkenswert lange in eine "Ideologie der Vernichtung" [kroe-
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3. Das
Türkenproblem
ner], die für die Kriegführung der Epoche eher atypisch war und die insbesondere bei Zenta (1697) blutige Triumphe feierte. Prinz Eugen hat mit seiner gelegentlich hasardeurhaften, jedenfalls unkonventionellen und mit der Kriegstheorie längst nicht immer in Einklang stehenden Kriegführung diesen Irrationalismen unbewußt wohl Rechnung getragen. Freilich setzte in dieser Hinsicht im Verlauf des letzten Türkenkrieges des Savoyers wohl ein gewisser mentaler und psychologischer Wandel ein. als das kaiserliche Heer sich in seinem Verhalten zunehmend an den europäischen Normen orientierte und damit auch signalisierte, daß aus dem "ideologischen Außenseiter" eine Macht geworden war, deren Existenz und Erhaltung für das europäische Kräftespiel wenn nicht essentiell, so doch zumindest wünschenswert war. Die Wiederauflage einer Heiligen Allianz zur Vernichtung des Osmanenreiches wurde im 18. Jahrhundert undenkbar, in einer Epoche, die vielmehr zur Kenntnis nahm, wie sich Osmanenreich auf die Pforte in vielfacher Hinsicht militärisch-diplomatisch, selbst dem Weg zur "euMacht völkerrechtlich in den Kreis der europäischen Mächte hineinbe- ropäischen" wegte und z. B. bezeichnenderweise im Österreichischen Erbfolgekrieg den Mächten sogar ihre Friedensvermittlung anbot. Die ersten ständigen diplomatischen Vertretungen in den westlichen Hauptstädten als Signum der Zugehörigkeit zum Staatensystem wurden zwar erst ganz am Ende des 18. Jahrhunderts, seit 1793, errichtet. Aber man wird dennoch sagen können, daß die Pforte seit ca. 1740 ein mehr oder weniger integraler Bestandteil dieses Sy-
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stems war.
Nach dem
verhängnisvollen Türkenkrieg
der
späten 1730er
Jahre, der zum ersten Mal das ganze Ausmaß der militärischen und
militärorganisatorischen Defizite des Kaiserstaates offenlegte, engagierte sich die Hofburg auf dem Balkan im Prinzip nur noch, um überdimensionierte russische Positionsgewinne zu verhindern, aber nicht mehr, um die eigene Grenze zu Lasten des türkischen Reiches dramatisch nach Süden zu verschieben. Durchaus atypisch war der überstürzte und unüberlegte bzw. aus der Überlegung, dadurch Rußland für seine deutsche Revanchepolitik gewinnen zu können, geborene Versuch Josephs II. in den ausgehenden 1780er Jahren, seine vielen politischen Mißerfolge durch einen glänzenden Türkenkrieg an der Seite der Zarin zu kompensieren. Er endete fast erwartungsgemäß in einer totalen Enttäuschung. In Wien hatte im wesentlichen bereits um 1740 die Einsicht gesiegt, daß mit der Pforte ein modus vivendi gefunden werden müsse, der sich am
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72
II.
Grundprobleme
und Tendenzen der
Forschung
Status quo orientierte; der Zugriff auf Liquidationsteile des abbröckelnden muslimischen Riesenreiches gehörte ganz sicher nicht mehr zu den primären Zielen der habsburgischen Politik im ausgehenden Ancien Regime. Dies sieht die letzte Gesamtdarstellung von "Austria's Eastern Question" worunter nur die Türkenpolitik zu verstehen ist zwar zum Teil auch, aber sie stellt dennoch kaum einen großen Schritt der Forschung nach vorne dar [181: RoiDER]. Abgesehen davon, daß die wünschenswerten Analysen der Interdependenz von Innen-, Wirtschafts-, Militär- und Außenpolitik fehlen bzw. nicht überzeugen und daß die Prozesse von decision-making in der Hofburg kaum erhellt werden, muten die Schlußfolgerungen Roiders durchaus merkwürdig an. Sie laufen darauf hinaus, Habsdefensive Politik burg habe es versäumt, den ganzen Balkan zu annektieren, und ein Fehler ? zwar aus Mangel an Entschlußkraft und um eine Zunahme des orthodoxen Bevölkerungsanteils zu verhüten. Von den Forschungsdesideraten kann hier nur eins genannt Einbindung des werden: das Hineinwachsen des Osmanischen Reiches in das Jus Osmanenreiches Publicum Europaeum, der Weg in die Rechtsgemeinschaft der in das Jus PubliStaaten. Es war bezeichnenderweise am Tiefpunkt cum Europaeum europäischen osmanischen Prestiges und türkischer Macht, im Frieden von Karlowitz (1699), daß die Pforte erstmals bestimmte Konventionen und Regeln des staatlichen Nebeneinanders in Europa für sich akzeptierte (Vermittler, feste Grenzen, Friede statt befristetem Waffenstillstand). Von hier führt ein offenbar recht geradliniger, wenn intern auch keineswegs unumstrittener Weg der Anpassung an die Spielregeln und Normen der europäischen Politik hin zu den Bemühungen des Osmanenreiches selbst, für diese Staatengemeinschaft Aufgaben und völkerrechtliche Funktionen zu übernehmen, wie sie erstmals wohl in Vermittlungsangeboten im Österreichischen Erbfolgekrieg greifbar werden. Diese türkischen Aktivitäten und ihre Resonanz in den europäischen Hauptstädten und in der öffentlichen Meinung könnten sich als ein besonders reizvolles und besonders ergiebiges Forschungsfeld erweisen. Die Reformen auf dem Gebiet der Diplomatie in der Regierungszeit Selims III. u.a. österreichische Status quo-Politik gegenüber der Pforte
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Errichtung ständiger Botschaften in Wien und Berlin [290: NAFF] waren freilich eher eine wichtige Etappe in einem längerfristigen Prozeß als bereits dessen Abschluß. mit der
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4. Das Reich und die Nordischen
73
Kriege
4. Das Reich und die Nordischen
Kriege
Staatengeschichtlich wurden die Jahrzehnte zwischen 1690 und 1720 nicht nur vom Kollaps der französischen Hegemonie und der Errichtung eines neuen Gleichgewichtssystems im Westen und Süden Europas geprägt, sondern parallel dazu von erdrutschartigen Verschiebungen im Osten und Norden des Kontinents; am Ende dieses Zeitraums war die Großmacht eines Jahrhunderts aus ihrer Großmachtrolle verdrängt und die Geburt einer neuen, freilich noch nicht in dieser Funktion anerkannten Großmacht vollzogen. Wie konnten die deutschen Anrainerstaaten die Formierung eines neuen politischen Systems im Ostseebereich und in Ostmitteleuropa, das ihre Interessen elementar berühren mußte, beeinflussen. Die Forschung hat in den letzten Jahrzehnten deutlich herausgearbeitet, daß die Strukturveränderungen in Ostmitteleuropa außer mit der neuen Dynamik des russischen Großreiches und dem persönlichen Ehrgeiz eines militärisch genialen schwedischen Königs mit der letztlich nicht voll erklärbaren Schwäche und Konkurrenzunfähigkeit der polnischen Königsrepublik zusammenhingen. Es ist, u.a. durch die Arbeiten W. Medigers, aber auch deutlich geworden, wie sehr Rußlands Aufstieg eine Reaktion auf die schwedische Handelsmachtpolitik war, die auf eine die gesamte Ostsee umgreifende Handelskontrolle und ihre fiskalische Ausnutzung abzielte und die nur durchzuhalten war, wenn eine adäquate militärische Macht zur Verfügung stand. Schwedens Expansionstendenzen unter dem Vorzeichen der "Imperial experience" [ROberts] zielten vor dem Hintergrund des nach dem 30jährigen Krieg kaum wesentlich abgebauten Militärpotentials folgerichtig zunächst einmal gegen das schwächste Glied unter den Ostseeanrainern, gegen Polen, das im 1. Nordischen Krieg in den 1650er Jahren an den Rand des totalen militärischen Zusammenbruchs gebracht wurde. In dieses Kräftefeld griff erstmals auch der brandenburgische Kurfürst ein, dem außer der Souveränität über das von der Republik lehensabhängige Herzogtum Preußen wohl auch noch andere Teile Großpolens als Erwerbungsobjekte vorschwebten, wenn der ungeliebte Nachbar Schweden schon nicht aus Vorpommern zu verdrängen war. Mit einem recht skrupellosen Doppelspiel gelang es Brandenburg zwar, das erstgenannte Ziel zu erreichen, aber gegen die drohende Aufteilung Polens erhob sich dann doch massiver Widerstand, zunächst von Seiten der Nieder-
mächtepolitische Voraussetzungen der Verschiebungen in Ostmitteleuropa und im Ostseebereich
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Dynamik
Rußlands und Schwedens
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1. Nordischer
Krieg
74
II.
Grundprobleme
und Tendenzen der
Forschung
um ihre Handelsbeziehungen fürchteten, dann aber auch Seiten des Kaisers, für den aus politischen und wirtschaftspolitischen Gründen die Errichtung eines neuen dominium maris baltici mit einer unmittelbaren Nachbarschaft Schwedens einfach inakzeptabel war; dies war im übrigen auch der unmittelbare Anlaß für das Eingreifen der Hofburg in den Konflikt, die seit 1657 gemeinsam mit den Niederlanden Friedrich III. von Dänemark zum Kriegseintritt ermuntert und ihn politisch und materiell unterstützt hatte. Die Forschungslage zum habsburgischen Engagement im 1. Nordischen Krieg ist freilich eher unbefriedigend; lediglich das militärische Eingreifen der Hofburg ist in jüngerer Vergangenheit schärfer konturiert worden [175: Opitz]. Mit dem Souveränitätsgewinn in Preußen war der brandenburBrandenburg und die KönigsgjSche Staat zum dritten "natürlichen" Gegner der Königsrepublik republik geworcjen scnon allein aus geopolitischen Gründen. Wenn den drei Anrainerstaaten die Okkupation polnischen Gebiets trotzdem während der dem Frieden von Oliva (1660) folgenden Jahrzehnte nicht gelang, dann hing das vor allem mit dem Bewußtsein zusammen, daß die europäische Staatenwelt eine schrankenlose Selbstbereicherung nicht akzeptieren würde, aber auch damit, daß alle drei Staaten zunächst einmal mit innenpolitischen Fragen, mit der je anders gelagerten Durchsetzung des Absolutismus, beschäftigt waren. Die staatliche Anlehnung an ein deutsches Landesfürstentum Personalunion (Kursachsen) hat seit 1697 die Chancen der polnischen Republik, Sachsen Polen jn diesem Hegemonialkampf im Ostseebereich bestehen und überleben zu können, dann sogar scheinbar noch einmal verbessert, weil mit dem ersten wettinischen König nicht nur ein neuer politischer Gestaltungswille, sondern auch ein gewisses Durchsetzungsvermögen in Warschau einzogen. Der neue König wurde natürlich von der ersten Stunde an Partner Rußlands und Dänemarks in der Nordischen Allianz, die sich in den späten 1690er Jahren mit dem Ziel der Eingrenzung der schwedischen Machtstellung formierte. Aber die Hoffnungen, die sich mit der neuen Dynastie verbanden, lösten sich rasch wieder im Nichts auf, weil August der Starke in der polnischen Krone lediglich einen Rückhalt für eine offensive Reichs- und Europapolitik sah und diese für ihn primär deswegen interessant war, weil sie, ob bei fortdauernder Personal- oder aber bei Realunion, die wirtschaftlichen und militärischen Ressourcen Polens dem Haus Wettin nutzbar machen sollte. Da seine Bemühungen, sich aus dem schwedischen Kuchen mit Livland ein großes Stück herauszuschneiden, rasch scheiterten, mithin auch seine
lande, die von
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4. Das Reich und die Nordischen Kriese
75
Großmachtträume schnell zerstoben, reduzierte sich Polens Rolle als kriegführende Partei im (2.) Nordischen Krieg (1700-1721) immer mehr, bis noch während des Krieges jene "Außensteuerung Polens vermittels der Lenkung und Instrumentalisierung der Parteiengegensätze" [M.G. Müller] zustandekam, die für die Folgezeit so typisch werden sollte. Denn, das hat die Forschung überzeugend herausgearbeitet, dieser letzte große Nordische Krieg war nicht nur ein Hegemonialkampf zwischen Karl XII. und Zar Peter, sondern zugleich, zumindest in seiner zweiten Phase, "ein Konflikt um die politische Beherrschung und Manövrierung der Adelsrepublik" [316: zernack, Zeitalter 68f.|. Bezeichnenderweise hatten sowohl Rußland als auch Schweden schon in den polnischen Wahlkampf nach Sobieskis Tod eingegriffen, und ein zentrales Ergebnis des großen und langen Krieges ist sicherdarin zu sehen, daß Rußland und Preußen gemeinsam im Sinn einer "negativen Polenpolitik" [Zernack] dafür Sorge trugen, daß die Staatsgewalt in Polen, die August der Starke vergeblich zu "verabsolutieren" gesucht hatte, über Jahrzehnte hinweg schwach blieb, weil die angrenzenden Großmächte einen kraftlosen, abfedernden Puffer zwischen sich für notwendig hielten. In der deutschen und in der internationalen Forschung hat neben seinem großen Gegenspieler Karl XII. der Sachsenkönig natürlich immer Beachtung gefunden [226: CzOK|, darunter insbesondere auch seine Beziehungen zum Schwedenkönig, die in der Konvention von Altranstädt (1706) ihren von dem Wettiner aus gesehen negativen Höhepunkt fanden, den (zeitweiligen) Verlust der polnischen Krone [161: Conrads). Die Wiedereinsetzung in die Königswürde konnte, bezeichnend genug, dann nur noch mit russischer Hilfe bewerkstelligt werden, eine Art symbolischer Akt für die nun beginnende lange Fremdbestimmung und Außensteuerung der polnischen Politik. So sehr sich mit Ausnahme des direkt involvierten sächsischen Kurfürsten natürlich die Reichsstände in der ersten Phase des Nordischen Krieges abseits hielten und ihren Verpflichtungen im Spanischen Erbfolgekrieg Vorrang einräumten, so sehr versuchten einige von ihnen nach 1713/14, die Schwäche Schwedens für ihre eigenen territorialen Ziele oder ihr außenpolitisches Renommee auszunutzen. Die Politik Preußens bis zum Regierungswechsel von 1713 und dem Utrechter Frieden, die 1953 E. Hassinger dargestellt hat [198], war von einem Lavieren auf einem ganz schmalen Grat geprägt, von dem unbezweifelbaren Wunsch nach -
"Außensteuerung" Polens
"negative Polenpolitik" Rußlands und Preußens
August der Starke
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Preußens Rolle im Nordischen Krieg
76
II.
Grundprobleme
und Tendenzen der
Forschung
territorialen Abrundungen und Auffüllungen und nach der Anerkennung der Königswürde, andererseits von der Einsicht in die Begrenztheit der Ressourcen des preußischen Staates, die ein gleichzeitiges erfolgreiches militärisches Engagement im Westen und im Osten/Norden faktisch ausschloß. Preußen hat deswegen lange eher einen Neutralitätskurs gesteuert, sich trotz vieler Bemühungen der Republik, Dänemarks und Rußlands nicht vor den antischwedischen Karren spannen lassen, auch wenn Polen gewisse Konzessionen zu machen waren, hat stattdessen eine Vermittlerrolle zu übernehmen gesucht, hat insbesondere auch der Versuchung widerstanden, gemeinsam mit dem Zaren auf eine rasche "Partage" Polens hinzuarbeiten. Friedrich I. hat durchaus die beiden Konflikte in Ost und West in einem Funktionszusammenhang gesehen und sich mehrmals allerdings vergeblich bemüht, die Ostkoalition an die Haager Allianz heranzuführen. Aber alle diese Aktivitäten brachten ihm weit mehr Mißtrauen als Vertrauen ein, so daß sich der König 1703 sogar in ein Defensivbündnis mit Karl XII. umorientierte, wobei diese begrenzte Partnerschaft allerdings von der ersten Stunde an höchst problematisch war und letztlich den Hohenzoller nur in die undankbare Rolle eines Mahners hineinbrachte, die sich nicht auszahlen konnte. Wenn Preußen trotzdem mehr als zwei Jahre an der Seite des Schwedenkönigs ausharrte, dann vor allem, um den Besitz des Kronlandes Preußen nicht zu -
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gefährden.
Nachdem seit 1707 die am Spanischen Erbfolgekrieg beteiligMächte mit unterschiedlicher Zielsetzung sich politisch mit dem Nordischen Krieg zu beschäftigen begannen, trat Preußens Funktion weiter zurück, auch wenn es nach wie vor von den Ostmächten heftig umworben wurde. Erst ganz am Ende von Friedrichs I. Regierungszeit wurde in der preußischen Politik ein Umdenken erkennbar, das konstatierte, daß die seit über zehn Jahren angestrebte Vermittlerrolle deswegen unerreichbar geblieben war, weil Preußen allein für eine solche Aufgabe noch zu wenig Gewicht in die Waagschale brachte und infolgedessen auf eine stärkere Kooperation mit anderen Mächten angewiesen war. Diesen Ansatz übernahm der neue König Friedrich Wilhelm [. nun aber bezeichpreußisch-russi- nenderweise nicht. Er setzte stattdessen fortan voll auf die Partnersche Partnerschaft schaft mit Rußland, das ihm bereits 1714 den Besitz des größten Teils Vorpommerns garantierte und dessen Allianz in dieser oder jener Form dann für lange Zeit zu einem Strukturelement der preußischen Politik werden sollte eben in dem schon genannten ten
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4. Das Reich und die Nordischen
Kriege
77
Sinn eines faktischen Protektorats über die aus ihrem Schwächezustand nicht mehr herauskommende Adelsrepublik. Eher zu Interessengegensätzen zwischen Berlin und Petersburg führte dagegen in der zweiten Hälfte des Nordischen Krieges die Mecklenburgfrage, also die Entscheidung darüber, in wessen Einflußbereich dieses geteilte, von schweren inneren Krisen und einem Verfassungskonflikt geschüttelte, aber strategisch und weltwirtschaftlich höchst interessante Herzogtum gelangen würde. Durch die Forschungen W. Medigers [138: Mediger, Mecklenburg] ist deutlich geworden, wie früh Zar Peter I, Mecklenburg in sein politisches Kalkül und seine Verhandlungen einbezog und wie rasch dieses Land mit seinem Hafen Wismar dann zu einem Streitobjekt namentlich zwischen Rußland und Hannover-England wurde, das sich 1715 der nordischen Koalition anschloß. Hannover hatte dabei zwar zunächst einmal aus der schwedischen Liquidationsmasse "nur" Bremen und Verden im Blick. Aber vor dem Hintergrund, daß der durch seine Nichte dem Herzog Karl Leopold dynastisch verbundene Zar Peter I. sich in Mecklenburg festzusetzen drohte, weitete sich die Politik des hannoverschen Staatsmannes Bernstorff rasch auf den Schutz der westlichen Ostsee vor einer russischen Hegemonie aus, und in dieser Hinsicht war sie letztlich auch erfolgreich. Bezeichnend für die kommerziell-ozeanischen Perspektiven, die der Zar mit seiner Mecklenburg-Politik verband, war, daß er nach dem endgültigen Scheitern seiner Ambitionen in dieser Region rasch auf eine neue dynastische Karte setzte, indem er seine Tochter Anna mit dem Herzog Karl Friedrich von HolsteinGottorp verheiratete, dessen Familie verlockende Ansprüche auf den dänischen Thron besaß und somit mittelfristig zu einer großen Hilfe auch für die russische Schiffahrtspolitik werden konnte. Diese Zurückweisung des russischen Handelsexpansionismus in Mecklenburg ist sicher aber auch ein wesentlicher Grund für die Wendung der russischen Politik auf die Einflußsicherung in Polen und auf territoriale Expansion im Südwesten und Süden zu Lasten der Türkei, mittelfristig im übrigen auch ein Grund dafür, daß sich die russisch-britischen Beziehungen später dann bald über das Kommerzielle hinaus "politisierten". Bemerkenswert schlecht ist im Vergleich dazu die Forschungslage hinsichtlich der kaiserlichen Politik im Nordischen Krieg. Auch wenn dieser Konflikt für die drei Habsburger bis 1713/14 niemals im Mittelpunkt ihrer politischen Aktivitäten stehen konnte, waren sie in der Großregion natürlich diplomatisch präsent. Dabei
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II.
Grundprobleme
und
Tendenzen der Forschung
konzentrierten sich die Bemühungen der kaiserlichen Diplomaten lange wohl darauf, die Nordische Allianz geschlossen oder in Teilen in die Haager Allianz einzubinden bzw. zumindest die Wiederauflage der alten, traditionellen Waffenbrüderschaft VersaillesStockholm zu verhindern. Ein zweiter Schwerpunkt der kaiserlichen Diplomatie in Ostmitteleuropa war, die gefährlichen Kontakte zwischen den dortigen Parteien und den ungarischen Aufständischen zu unterbinden. Da seit 1707 die Krone Frankreich in der Sorge um das Schicksal ihres traditionellen schwedischen Verbündeten in diesem oft verwirrenden und unübersichtlichen ostmitteleuropäischen Kräftespiel weitaus aktiver als bisher wurde, standen die Wiener Gesandten oft genug vor schwierigen Situationen. Sie wurden dadurch nicht einfacher, daß sich Großbritannien in der Phase vor Utrecht konsequent nicht in die nordischen Auseinandersetzungen hineinziehen ließ. Das große Thema für Wien war darüber hinaus, ein Übergreifen dieses Konflikts auf das Reich zu verhindern; hier sollte ein Kongreß in Braunschweig die notwendigen Beschlüsse fassen. Er endete freilich mit einem völligen Mißerfolg und machte der Hofburg vielleicht endgültig klar, daß ihr im Nordischen Krieg keine Schlüsselrolle eingeräumt wurde dies um so weniger, als sich die militärischen Aktivitäten Kaiser Karls VI. bald nach Rastatt ja wieder auf den Balkan verlagerten. -
5. Preußens
Ziele und Ergebder Außenpolitik des Großen Kurfürsten
nisse
Aufstieg in die europäische Pentarchie
Brandenburgs Vorstoß in den Kreis der dirigierenden europäischen Großmächte war, auch wenn er im 19. Jahrhundert von der borussischen Historiographie in diesem Sinn glorifiziert und stilisiert worden ist, keineswegs das Ergebnis einer immer konsequenten Politik, und er vollzog sich vor allem nicht von heute auf morgen. Es war ein hundertjähriges Bemühen mit vielen Rückschlägen, das letztlich erst durch das militärische und politische Hasardspiel König Friedrichs II. erfolgreich abgeschlossen wurde und das in seinen (im Darstellungsteil nicht zusammenfassend behandelten) ereignisgeschichtlichen Grundlinien vorab zu skizzieren ist. Auch wenn die borussische Geschichtsschreibung das häufig anders darzustellen suchte, ging der Außenpolitik des Großen Kurfürsten (1640-88) der eigentliche große, zukunftsweisende Zug
5. Preußens
Aufstieg in die europäische Pentarchie
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nämlich durchaus ab. Die Zurückdrängung, nicht Ausschaltung der Stände mit dem Ziel der Errichtung und Perpetuierung des stehenden Heeres das war der Trend der Zeit, und hier ging der Hohenzollernfürst allenfalls entschlossener und zügiger vor als andere deutsche Territorialfürsten, während sich der Einsatz des brandenburgischen Heeres politisch nicht auszahlte, weil das primäre Ziel, die Verdrängung der Schweden aus Vorpommern, letztlich eben nicht erreicht wurde. Die "Westfälische Allianz" der beiden Garantiemächte von 1648 blieb im wesentlichen intakt, und selbst die vielen skrupellosen Bündniswechsel des brandenburgischen Kurfürsten, die das Prinzip der Bündnisfreiheit sicher gewaltig strapazierten, führten nicht zu dem (immer noch eher begrenzten) Ziel der Vertreibung Schwedens aus der unmittelbaren Nachbarschaft, so daß unter dem Strich als außenpolitisches Ergebnis von Bedeutung und Dauerhaftigkeit lediglich die Lehensunabhängigkeit (Ost-)Preußens bleibt, die freilich für das spätere Königtum von essentieller Bedeutung war. Mit dem Regierungswechsel zu Friedrich III. (1688-1713) gelangte die brandenburgische Außenpolitik in ein ruhigeres Fahrwasser insofern, als nun die Allianz mit der Wiener Hofburg für ein halbes Jahrhundert (bis 1739/40) zum bestimmenden Faktor wurde. Sie führte das nordostdeutsche Kurfürstentum nicht nur in die antiludovizianischen "Großen Allianzen" seit 1689, sondern ihr verdankte es indirekt seine militärische Potenz sollte auf der Seite bleiben auch die preußische Königswürde von "richtigen" 1701. Nachdem König Friedrich 1. im Gegensatz zu Kaiser und Reich den Frieden von Utrecht unterschrieben hatte, nahm er die Chance wahr, in die Endphase des Nordischen Krieges einzugreifen und das alte hohenzollernsche Ziel der Verdrängung Schwedens von der südlichen Ostseeküste (fast) zu erreichen. Gleichzeitig spitzte sich allerdings die Rivalität mit dem aufstrebenden Kurhannover immer mehr zu, und außerdem gewann Preußen in der Germania sacra das Odium, die Reichskirche bei passender Gelegenheit völlig über den Haufen werfen zu wollen. Diese Perhorreszierung Preußens im katholischen Deutschland verstärkte sich vor dem Hintergrund seines Verhaltens im pfälzischen Religionsstreit der frühen 1720er Jahre noch weiter. In die internationalen Beziehungen begann Preußen nicht nur aufgrund der ruckartigen Steigerung seines Militärpotentials durch Friedrich Wilhelm L, sondern vor allem durch seine Partnerschaft mit Rußland zur Kontrolle Polens ["Negative Polenpolitik": Zer-
Friedrichs I.
außenpolitische Erfolge
-
-
Negativimage
Preußens in der Germania sacra
Partnerschaft mit Rußland zur Kontrolle Polens
so
U.
Grundprobleme
und Tendenzen der
Forschung
nack] und durch seine wachsende Bedeutung bei den Bündnisver-
Umorientierung
nach Versailles
schiebungen der Mittzwanziger Jahre hineinzuwachsen. Sein außenpolitischer Ehrgeiz war allerdings nach wie vor außerordentlich begrenzt und reichte in seinem Volumen über die Sicherung der eigenen Existenz und die jülich-bergische Erbschaft noch kaum hinaus. Die Enttäuschung über den Mangel an Entgegenkommen Kaiser Karls VI. in diesem letztgenannten Punkt sorgte dann dafür, daß Berlin, noch während des Polnischen Thronfolgekrieges eng an der Seite der Hofburg, seit den ausgehenden 1730er Jahren wieder den Kontakt mit Versailles suchte (1739 Geheimvertrag). Nach dem Überfall Friedrichs II. auf das habsburgische Schlesien, mit dem nicht nur die auf rechtlichen Ausgleich von Konflikten bedachten Prinzipien der Reichspolitik eklatant verletzt, sondern auch das System der Pragmatischen Sanktion, die Preußen immerhin ausdrücklich garantiert hatte, zum Einsturz gebracht wurden, verstärkten sich diese Bindungen an Versailles weiter, die auch Friedrichs geistigem Profil und seiner kulturellen Präferenz am meisten entsprachen. Friedrich war zwar opportunistisch genug, diese Allianz, die der Sicherung Schlesiens und der Stützung des wittelsbachischen Kaisertums Karls VII. diente, auch kurzzeitig einmal aufzukündigen, aber insgesamt bestimmte sie doch eineinhalb Jahrzehnauch über den Aachener Frieden te preußischer Außenpolitik der im Besitz Schlesiens Preußen hinaus, bestätigte. Aus dem Gefühl des Gefährdetseins und der Befürchtung heraus, daß die etablierten Großmächte den preußischen Parvenü doch wieder zurückstutzen könnten, begann sich Friedrich II. in den Mittfünfziger Jahren dann aber doch nach einer Ergänzung dieses Bündnisses mit Frankreich umzusehen. Der Westminster-Vertrag mit Großbritannien sollte sich freilich ungewollt zur größten Krise des preußischen Staates vor der napoleonischen Ära überhaupt auswachsen, weil er das epochale Renversement des alliances und eine antipreußische Koalition der stärksten Kontinentalmächte hervorrief, der Preußen im Siebenjährigen Krieg nur mit viel Glück standhalten konnte zumal es wegen des parallel laufenden Kolo-
Preußen und das Renversement des alliances
nialkrieges zwischen England und den bourbonischen Mächten militärisch weitgehend auf sich allein gestellt war. An die Stelle des Allianzpartners Großbritannien, der bereits 1762 wieder mit Berlin brach, trat dann unter neuen Regenten das russische Zarenreich zu einem Zeitpunkt, als Preußen nun definitiv zum Kreis der europäischen Großmächte gerechnet werden mußte, nachdem es sich nicht nur militärisch behauptet hatte, sondern auch unstreitig im -
-
Preußens Zu-
gehörigkeit
zur
Pentarchie
5. Preußens
Aufstieg in die europäische Pentarchie
81
Besitz des ökonomisch, politisch und strategisch wichtigen Schlesien war. Der Preußenkönig selbst empfand die Zugehörigkeit Preußens zur europäischen Pentarchie freilich immer als etwas Fragiles, weil ihm mehr als jedem anderen bewußt war, wie vergleichsweise schlecht die strukturellen (demographischen, wirtschaftlichen) Voraussetzungen Preußens zur Wahrung des Großmachtstatus waren. Preußen hat im Verein mit der Zarin Katharina in den 1770er Jahren zwar bestimmte politische und territoriale Positionsverbesserungen erzielt (1. Teilung Polens 1772, Anwartschaft auf Ansbach-Bayreuth im Teschener Frieden 1779), hat sich dann aber, vor allem seit sich die Zarin zunehmend nach Österreich hin zu orientieren begann, mehr und mehr auf die Reichspolitik verlegt, die zu einer Art Ersatz für die vorläufig nicht mögliche Großmachtpolitik wurde. Der Fürstenbund von 1785 (vgl. S. 41f.) war insofern nicht nur eine Frucht des deutschen "Dualismus", sondern gleichzeitig der Versuch des alten Preußenkönigs und Begründers des preußischen Großmachtstatus, das Reich zu aktivieren, um seinem Nachfolger nicht einen Staat gänzlich ohne jeden Verbündeten zu hinterlassen. Ob Preußen 1786 beim Tod Friedrichs des Großen wirklich noch zur europäischen Pentarchie gezählt werden konnte, ist deswegen mit Fug und Recht zu bezweifeln. So weit die großen Linien und Strukturen der brandenburgischen bzw. preußischen Außenpolitik zwischen dem Westfälischen Frieden und dem Tod Friedrichs des Großen, die die Forschung im vergangenen Vierteljahrhundert an etlichen Punkten deutlich aufgehellt hat. Die Spannung zwischen politischem Wollen und praktischer Außenpolitik läßt sich bei den Hohenzollernfürsten besonders gut anhand ihrer Selbstreflexionen veranschaulichen, ihrer Politischen Testamente, in denen dem Nachfolger allgemeine politische Leitlinien und konkrete Empfehlungen an die Hand gegeben wurden. Der Weg vom patriarchalischen Denken des Landesfürsten hin zum ambitionierten Großmachtdenken Friedrichs IL ist mehrfach nachgezeichnet worden, so zuletzt von Dietrich und von Schöllgen [191: Dietrich; 212: Schöllgen], wobei trotz einer schon etwas älteren eindringlichen Quellenanalyse von erika bosdie sog. "Reveries politiques" Friedrichs des Großen von bach 1752 die Forschung nach wie vor faszinieren, die von beiden Autoren im Gegensatz zu Bosbach in ihrer Wertigkeit und Verbindlichkeit [Dietrich: "feste Pläne..., die bei sich bietender Gelegenheit zu verwirklichen waren": 39] wieder höher eingestuft werden. schöllgen hat die brandenburgisch-preußischen Politischen Te-
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Reichspolitik als Ersatz für Großmachtpolitik: der Fürstenbund
politisches Wollen und praktische Außenpolitik im Spiegel der Politischen Testamente
82
II.
Grundprobleme
und Tendenzen der
Forschung
stamente in die Kontinuitätslinien der preußischen und deutschen Politik einzuordnen versucht und erkennt im Sicherheitsbedürfnis des territorial zersplitterten hohenzollernschen Staatsgebildes vor und nach 1740 den eigentlichen Kern der Lageanalysen der preußischen Herrscher, das begrenzte und moderate Arrondierungen, letztlich aber eine explizite Politik der Friedenswahrung nahelegen mußte. Die Außenpolitik des Großen Kurfürsten stellt für die ForSprunghaftigkeit und Widersprüchihrer Sprunghaftigkeit und Widersprüchlichkeit wegen seit schung lichkeit der ein besonderes Problem dar; das galt zumal für die borussiAußenpolitik des jeher sche Großen Kurfürsten Historiographie vor der Reichsgründung und im BismarckReich [Droysen, Fehling], die viele Kapriolen schlagen mußte, um Preußens bis ins 17. Jahrhundert zurückprojizierten "deutschen Beruf" mit den mehrfachen Allianzen Friedrich Wilhelms 1. mit dem Sonnenkönig zu vereinbaren und dem großen Publikum verständlich zu machen. Der endgültige und definitive Bruch mit Versailles erfolgte ja erst unter dem Eindruck der Aufhebung des Edikts von Nantes 1685 ganz am Ende des politischen Lebens des Großen Kurfürsten. Wie bei so vielen kontroversen Themen der preußischen Geschichte, bedurfte es wohl erst des formalen Endes Preußens und eines neu entwickelten Verständnisses dafür, die Politik deutscher Fürsten aus ihrer Zeit, aus den Zwängen und Möglichkeiten des Reiches heraus zu erklären, um dem Kurfürsten gerechter zu werden. So sind in letzter Zeit Skepsis und Mißtrauen Berlins dem Kaiserhof gegenüber stärker gewichtet worden, die die Selbständigkeitstendenzen des Hohenzollernfürsten verstärkt hätfranzösisches ten, so daß er, besonders nach 1679, ganz allein die eigene Position Bündnis von 1679 habe wahren wollen, ohne deswegen den territorialen Status des Reiches und die Wiederherstellung einer Art europäischen Gleichgewichts aus dem Auge zu verlieren [207: opgenoorth]. Man sieht hier kommen ältere Argumentationen offenbar zu neuen Ehren wohl auch wieder schärfer, wie sehr die Entscheidung von 1679 für die französische Allianz unter dem politischen Druck stand, daß die niederrheinischen Territorien elementar gefährdet waren und daß ein Weiterkommen in der Pommernfrage auf absehbare Zeit wohl nur mit Versailles möglich schien [100: McKay/Scott 36]. Es ist zudem sehr deutlich geworden, wie sich Brandenburgs allmählicher politischer Aufstieg im ausgehenden 17. Jahrhundert unter den strukturellen Voraussetzungen der Reichsverfassung vollzog [211: schindling], die man erst seit der Königskrönung von 1701 allmählich zu überwinden suchte. -
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5. Preußens
Aufstieg in die europäische Pentarchie
S3
So minuziös das Ereignis, das Umfeld und die politischen Königskrönung Auswirkungen der für Preußens Großmachtambitionen unerläßli- von 1701 chen Königskrönung vom 18. Januar 1701 inzwischen untersucht sind [193: Duchhardt; 194: Duchhardt; 189: Baumgart], so unbefriedigend ist nach wie vor die Forschungslage zur Außenpolitik des ersten Preußenkönigs allgemein. Die neue Biographie von Friedrich [, in der linda und marsha frey [196] kann, obwohl gerade in den au- neueren Forschung ßenpolitischen Kapiteln sogar Archivalien zitiert werden (!), nicht befriedigen; im Ansatz mag diese und jene Wertung z.B. daß Preußens Haltung im Nordischen Krieg nicht nur von Hilflosigkeit gekennzeichnet war gar nicht einmal unzutreffend sein, aber das erkenntnisleitende Interesse ist als eher naiv einzustufen, so daß die Revision des Friedrich-Bildes, was die Reichs- und Außenpolitik betrifft, sicher noch aussteht. Auch eine neuere Untersuchung der Rolle Preußens im Spanischen Erbfolgekrieg als Partner und Teilhaber der Großen Allianz [195: feckl] vermag längst nicht in allen Punkten zu überzeugen; der Nachweis, daß die preußische Wirtschaft für Heer und Krieg keine Grundlage darstellte, und die Behauptung, die preußischen Gewinne hätten in keinem Verhältnis zum militärischen Aufwand gestanden, genügen ja wohl noch nicht. Als subtilster und eindringlichster Forschungsbeitrag zur Außenpolitik des ersten Preußenkönigs muß deswegen nach wie vor die in anderem Zusammenhang behandelte ältere Studie von Hassin-
-
ger
[198] gelten.
Von den Hohenzollernfürsten in dem hier zur Diskussion ste- außenpolitisches henden Zeitraum galt Friedrich Wilhelm I., Preußens "innerer Kö- Ungeschick Friedrich Wilhelms i.? nig", lange als der außenpolitisch am wenigsten Geschickte und Ambitionierte. Dieses Urteil hatte zuletzt noch Oestreich [204: oestreich, Friedrich Wilhelm L,] 16) unterstrichen, und es konnte sich im übrigen auch auf eine einschlägige Selbstaussage des Monarchen in seinem Politischen Testament stützen. Erst in allerjüngster Zeit, ausgehend zunächst von einer segmenthaften Analyse seiner Frankreichpolitik, ist diese Bewertung deutlich in Zweifel gezogen worden; wenigstens in den ersten Jahren seines Königtums hat der "Soldatenkönig" eine durchaus aktive und erfolgreiche Frankreichpolitik betrieben und ist von Versailles ohne Frage bereits in das machtpolitische Kalkül einbezogen worden [201: Malettke]. Ob Friedrich Wilhelm [. über außenpolitisches Geschick verfügte, mag deswegen vorläufig dahingestellt bleiben, wenn insgesamt gewisse Zweifel auch nicht zu unterdrücken sind; eins aber hatte er sicher nicht: Fortune. Sein großes außenpolitisches Ziel,
S4
neue
Akzente in
der
Forschung
erdiefriderizianische Auljen-
ii.
Grundprobleme
und Tendenzen der
Forschung
Jülich-Berg, erreichte er eben nicht. Darüber wurde vielmehr 1738 über seinen Kopf hinweg anderweitig verfügt, Auch in die Erforschung der friderizianischen Außenpolitik ist erst jn allerjüngster Vergangenheit wieder Bewegung gekommen, HaUe HuBATSCH in einem
Forschungsbericht von 1978/79 [Neue zur Brandenburg-Preußischen Geschichte 1, 1979, Forschungen Politik 295-317] an außenpolitischen Arbeiten aus den 1960er und 1970er Jahren lediglich auf Manfred Schlenkes Studie über die bilateralen Beziehungen England-Preußen 1740-63 und ihren Widerhall in der öffentlichen Meinung verweisen können [305], so hat das Friedrich-Gedenkjahr 1986 in einer Reihe von Aufsätzen die Politik des Preußenkönigs gegenüber anderen europäischen Mächten und gegenüber der jungen amerikanischen Republik deutlich erhellt [199: Hauser, Beiträge Mediger, Hauser, Hatton, Giese°
L
brecht],
Außenpolitik war natürlich immer ein "Totum", ein innerlich verbundenes Gesamtwerk, dennoch kommt der Frankreichpolitik des Königs insgesamt ein besonderer Rang zu: Die Verbindung mit und die Option für Frankreich war, allem Opportunismus und aller am dortigen Regime geäußerten Kritik zum Trotz, ein Grundelement seiner politischen Philosophie seit der Mitte der 1730er Jahre, und bezeichnenderweise suchte der König auch nach dem Siebenjährigen Krieg immer wieder den Kontakt mit Versailles [202: MlECK, Die Staaten des westlichen Europa in der friderizianischen Außenpolitik], widmete dann freilich auch den Beziehungen zur jungen amerikanischen Republik verstärkt Aufmerksamkeit. Im Rahmen der Untersuchungen von Friedrichs Außenpolitik, die die erste einschlägige Äußerung des Kronprinzen, den berühmten Natzmer-Brief, nach wie vor kontrovers diskutieren [210: schieder, Friedrich; 202: MlECK], wird natürlich immer wieder die Schlüsselrolle deutlich, die dem Siebenjährigen Krieg hinsichtlich Preußens Großmachtrolle zukommt, ein Konflikt, den Preußen und sein König zwar nur mit viel Glück und einer extremen Risikobereitschaft überstanden was im übrigen zu einem guten Teil aber auch der Unfähigkeit und den strukturellen Defiziten der gegnerischen Koalition zuzuschreiben war [200: kunisch, Mirakel] -, der aber Preußens Zugehörigkeit zur europäischen Pentarchie endgültig bestätigte auch wenn das nur ein höchst fragiler Großmachtstatus war. Der Siebenjährige Krieg stellte insofern nicht nur für das europäische Mächtesystem insgesamt, sondern auch für Preußens Aufstieg eine echte Wasserscheide dar. -
-
5. Preußens
Aufstieg in die europäische Pentarchie
85
Auch die Beziehungen Preußens zur Pforte vor und nach dem Preußen und die Freundschafts- und Handelsvertrag von 1761, in denen die Moldau- pforte fürstentümer häufig eine Scharnierfunktion hatten, sind neu aufgearbeitet und in das komplizierte Kräftespiel auf dem Balkan eingeordnet worden [190: Berindei]. Insgesamt war die Türkenpolitik Friedrichs des Großen freilich keineswegs von einem großen politischen Atem getragen oder stringent, sondern eher beiläufig und immer von der Rücksicht auf Rußland geprägt, was die politischen Führer des Osmanenreiches wohl niemals recht erkannten; nach dem Siebenjährigen Krieg verflachten die bilateralen Beziehungen zusehends wieder [208: Pröhl], Außerordentlich intensiv ist in letzter Zeit über die preußische Preußens PolenPolenpolitik geforscht worden. Seitdem Klaus Zernack unter Politik dem schlüssigen, aber als Begriff nicht ganz unproblematischen Stichwort der "negativen Polenpolitik" das gemeinsame Bemühen Preußens und Rußlands um Perpetuierung des anarchischen Schwächezustands Polens als Strukturelement der internationalen Beziehungen im 18. Jahrhundert herausgearbeitet hatte, hat sein Schüler Michael G. Müller gezeigt, wie entschlossen die späteren beiden Teilungsmächte seit 1736 die Ansätze für innere Reformen in Polen, die zweifellos vorhanden waren, zum Scheitern brachten, weil der Souveränitätsverlust der Republik den Großmachtambitionen Preußens und Rußlands am ehesten entgegenkam. Es gelang den beiden Großmächten mit großer Konsequenz auch, die polnischen
eigene, selbständige Bündnispolitik zu unterlaufen und zu neutralisieren [203: Müller]. Die 1. Teilung Polens selbst, die schon die Zeitgenossen durchaus als Bruch in der politischen Ordnung Alteuropas empfanden, wird inzwischen mehr und mehr in diese longue cluree einer spezifischen ProtektoratspoBemühungen
um
eine
litik Rußlands und Preußens bzw. der drei östlichen Kronen seit den 1720er Jahren eingeordnet, wobei die Forschung mit Nachdruck, wenn auch nicht unwidersprochen, darauf hinweist, wie stark der Gedanke einer Aufteilung der Adelsrepublik gerade im politischen Denken der Hohenzollernfürsten angelegt war und wie sehr letztlich auch Preußen die treibende Kraft im Vorfeld des ersten Teilungsaktes war, durch den Preußens europäisches Gewicht endgültig bestätigt wurde. Freilich verstärkte, dies ist ebenso unbestritten, die 1. Teilung Polens auch das Gewicht Rußlands nachdrücklich, das nach einer langen Phase der Beharrung und reduzierter Dynamik erst jetzt an die Grundlegung der Großmachtstellung in der Zeit wiederanknüpfen konnte. Andere verharmlosen-
petrinischen
l.
Teilung
Polens
86
11.
ürundprobleme
und Tendenzen der
Forschung
de Interpretationen, etwa, den beiden deutschen Mächten sei es 1772 primär um die "Eindämmung Rußlands" gegangen, können heute als abgetan gelten [139: müller, Teilungen]. Bei alledem ist Begrifflichkeit es keine Frage, daß die 1. Teilung Polens ein Produkt primär, wenn nicht nur der Großmächtebalance war; im Wandel der Terminologie von den auch eine polnische Eigenverantwortung assoziierenden "polnischen Teilungen" hin zu den "Teilungen Polens" kommt dies sinnfällig zum Ausdruck. Die bilateralen Beziehungen Berlins und Petersburgs sind lanPreußen und Rußland ge von dieser Polenfrage und dem Türkenproblem geprägt gewesen [214: Stribrny], bevor sie nach dem Frieden von Teschen (1779), bei dem Katharina noch an der Seite des Preußenkönigs gestanden hatte, sich faktisch zugunsten der neuen russisch-österreichischen Allianz auflösten [125: Aretin, Russia]. Rußland als neuer Faktor der internationalen Politik beeinflußPreußen und te nachhaltig auch die Beziehungen Dänemarks zu Preußen, die für Dänemark die Zeit Friedrichs IL gewaltigen Spannungen unterworfen waren: Die dänische Regierung sah sich aus einem tiefen Mißtrauen gegenüber dem Preußenkönig heraus außerstande, dem Hohenzollernkönig in der über 20jährigen Krise seines Staates materiell oder politisch beizustehen; Friedrich trug dem u.a. dadurch Rechnung, daß er seinerseits mit Macht die strukturellen Wirtschaftsreformen in Dänemark zu verhindern suchte [197: Hartmann]. Von einer großen norddeutschen Aktionsgemeinschaft ist jedenfalls im ganzen 18. Jahrhundert nie mehr die Rede gewesen. Daß und wie sehr Friedrich der Große über allen Großmachtambitionen die Möglichkeiten und Chancen der Reichspolitik nie Friedrichs Reichspolitik unterschätzte, insofern als wirklicher Reichspolitiker anzusprechen ist, hat ebenfalls vor kurzem erst V. Press verdeutlicht. Bei allem Engagement im Dritten Deutschland war Friedrichs Reichspolitik freilich immer eine Komponente seiner Europapolitik, eine "Blockadepolitik", eine "negative Konzeption", um Österreichs Rückhalt im Reich zu beeinträchtigen, sein Klientelsystem aufzulösen. Auch nach 1763 war, allen verbalen Beteuerungen zum Trotz, Friedrichs Reichspolitik nicht wirklich "systemangemessen", sondern zielte auf die Instrumentalisierung des Reiches zugunsten des preußischen Großmachtanspruchs, auch wenn sie sich traditioneller Methoden der Reichspolitik bediente [192: duchhardt,
Beitrag Press].
87
6. Das Dritte Deutschland und die Mächte
6. Das Dritte Deutschland zwischen Wien, Berlin, Versailles und Petersburg Zu den reizvollsten Sujets der hier behandelten Thematik zählt die Außenpolitik der deutschen Mittelstaaten zwischen dem Frieden von Hubertusburg und der Französischen Revolution Staaten, die bisher bei allem dynastischen Ehrgeiz mehr oder weniger fest in das Reichssystem eingebunden gewesen waren und die vor dem Hintergrund des preußisch-österreichischen Dualismus und des drohenden Kollapses der Reichsverfassung nunmehr versuchen mußten, ihre staatliche Integrität durch förmliche Anlehnung an eine der deutschen oder europäischen Großmächte zu retten. Um so erstaunlicher ist, wie wenig einschlägige Arbeiten zur Außenpolitik der Staaten des Dritten Deutschland bisher vorliegen der zugegebenermaßen "spannende" Dualismus hat hier in der Vergangenheit sicher manche Forschungskapazitäten absorbiert. Beispielsweise existiert noch keine überzeugende Gesamtdarstellung der bayerischen Außenpolitik in der Endphase des Ancien Regime, nachdem eine neue Untersuchung mit guten Gründen zwar, aber nichtsdestoweniger bedauerlich mit 1764/65 abbricht, für die Phase seit dem Tod des wittelsbachischen Kaisers 1745 bis dahin freilich, bei allen strukturellen Schwierigkeiten und Unbeholfenheiten, noch eine recht lebhafte Außenpolitik konstatiert [242: Schmid], auch wenn vieles auf halbem Weg stehen blieb [222: Black, Problems]. So sind für Bayern bisher vorrangig die Tauschpläne im Vorfeld und im Gefolge des Bayerischen Erbfolgekrieges zum Forschungsgegenstand gemacht worden [221, 123: aretin], also die Bemühungen Karl Theodors, das zunächst ungeliebte Bayoder vielleicht auch ern gegen die österreichischen Niederlande gegen Galizien? zu vertauschen. Für die Wiener Hofburg war dies vor dem Hintergrund des Dualismus die große Chance, von Bayern aus den gesamten süddeutschen Raum "aufzurollen" und hier eine Hegemonie zu begründen, die ihre Stellung im Reichssystem und im europäischen Kräftespiel nachhaltig aufwerten mußte [176: Press, Bayern). Daß dies nicht mehr gelang, war sicher nicht nur der preußischen Intervention zuzuschreiben, sondern auch dem Wirken der beiden Vermittlermächte von Teschen (1779), von denen namentlich Rußland nun eine aktive Reichspolitik initiierte, die bisher allenfalls in ihren Umrissen bekannt ist. Die Rückwirkungen der russisch-deutschen dynastischen Heiraten (s. S. 40f.) -
Rückwirkungen
des preußischösterreichischen Dualismus auf die Mittelstaaten
-
Defizite in der Forschung: das
Beispiel Bayern
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-
-
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Rußlands Reichsnach 1779
politik
88
II.
Notwendigkeit Option für die Hofburg: das Beispiel Württemberg
Einschränkung Handlungsspielraums: das Beispiel Hannover des
und Tendenzen der
Forschung
auf die Außenpolitik sowohl des Zarenreiches wie der betreffenden deutschen Staaten sind beispielsweise noch kaum erhellt. Bayern ist nicht untypisch für jene Gruppe mittlerer süd- und südwestdeutscher Staaten, die bis 1756 den epochalen Gegensatz Wien Versailles zu einer vergleichsweise selbständigen Außenpolitik ausgenutzt hatten und die nun, da sie nicht ins preußische Fahrwasser geraten wollten, fast notwendig für die Hofburg optierten bzw. zumindest sich mit ihr arrangierten. Zu diesen Staaten gehört insbesondere auch Württemberg, wo der preußische Einfluß lange höchst beachtlich gewesen war, zumal er sich auf die im Dauerkonflikt mit dem Landesherrn befindlichen Stände stützen konnte, wo aber dann noch im Siebenjährigen Krieg Herzog Karl Eugen die Grundsatzentscheidung für den Kaiserhof durchsetzte, sich damit zugleich aber seiner außenpolitischen Handlungsfreiheit begab. Da der Kaiser 1770 auch am "Erbvergleich" mit den württembergischen Ständen mitwirkte, gewann er viele indirekte Einflußmöglichkeiten auf die Stuttgarter Politik und gliederte, auch wenn das nicht mehr sein primäres Anliegen war, Württemberg wieder weitgehend in seine reichische Klientel ein. Bezeichnend genug, entzog sich der Herzog 1785 den preußischen Werbungen für den Fürstenbund, statt dessen kam es 1788 zu einer dynastischen Verbindung mit der Hofburg, ohne daß freilich auch sie eine besondere Herzlichkeit in den bilateralen Beziehungen hervorgerufen hätte [238: Press, Württemberg]. War für etliche süddeutsche Staaten, die bisher dem österreichisch-französischen Antagonismus eine gewisse außenpolitische Selbständigkeit verdankt hatten, mit dem Renversement des alliances der Handlungsspielraum zugunsten der Hofburg faktisch auf Null zusammengeschrumpft, so gilt ähnliches auch für norddeutsche Stände. Kurhannover, dessen Rolle im Reichssystem des 18. Jahrhunderts erst vor kurzem neu beleuchtet wurde [240: Press, Kurhannover; 227: Dann, Hannover], hatte bis 1756 als Partner der Hofburg und Gegengewicht zu Preußen im Norden des Reiches immer eine besondere Rolle gespielt, und zeitweise hatte es vor und nach dem Aachener Frieden durchaus geschienen, als ob neben den preußisch-österreichischen nun auch noch, ihn überlagernd und potenzierend, ein preußisch-hannoverscher Dualismus treten würde. Diese Gefahr war vor dem Hintergrund der aus der beiderseitigen Gefährdung erwachsenen "Vernunftehe" von 1756 gebannt worden, mit der sich Hannover auf Dauer aus den traditionellen Bindungen an die Hofburg löste. Damit erlosch auch seine Funktion -
der
Grundprubleme
6. Das Dritte Deutschland und die Mächte
89
Gegengewicht, zumal Georg III. dem Stammland der Dynastie noch ein begrenztes Interesse entgegenbrachte und der Kaiserhof, außenpolitisch nach Frankreich orientiert, das weifische Kurfürstentum aus seiner Klientel entließ und der preußischen Hegemonie preisgab. Das widersprach zwar deutlich den Tendenzen der Hannoveraner Regentschaft, wurde aber auch dadurch begünstigt, daß sich London nach dem Pariser Frieden weitgehend aus der Kontinental- und damit Reichspolitik zurückzog und insofern auch das Gewicht und den Spielraum des norddeutschen Nebenlandes als
nur
drastisch reduzierte. Faktisch ist die hannoversche Politik seit 1763 ohne jeden größeren Ehrgeiz auf die Verteidigung des territorialen Status quo geschrumpft, wobei das Verhältnis zu Berlin immer, trotz aller Betonung der gemeinsamen protestantischen Interessen, ambivalent blieb. Dementsprechend ist Hannover eher zögernd und auf Drängen Georgs III. dem Fürstenbund beigetreten, konnte sich hier allerdings, nachdem die destruktiven Züge der preußischen Fürstenbundpolitik hervorgetreten waren, mit Maßen wieder profilieren, weil es nun in den Augen vieler kleiner Reichsstände zu einer Art Hoffnungsträger wurde, von dem man glaubte, er werde sich für die Erhaltung und Fortschreibung der Reichsverfassung besonders nachdrücklich einsetzen [240: press, Kurhannover]. Der Weg zum Fürstenbund konnte freilich auch von der "an- Impulse für den deren Seite" aus beschritten werden, von bisherigen Parteigängern Fürstenbund aus dem "preußischen Preußens. Das (calvinistische) Hessen-Kassel hatte im SiebenjähLager" rigen Krieg fest an der Seite Friedrichs des Großen gestanden. Gerade vom Hof Landgraf Friedrichs II. gingen aber dann, wie eine neue Arbeit von P. Burg nochmals unterstreicht [129: burg], die ersten Impulse für einen zwischen den beiden Großmächten stehenden, neutralen Bund der Mindermächtigen aus. Diese ersten Bemühungen, die, wie neueste polnische Forschungen verdeutlicht haben [225: Cegielski], direkt oder indirekt mit der 1. Teilung Polens und Zusammenhang der Befürchtung, auch über das Reich könne nun ein ähnliches von 1. Teilung Polens und Schicksal hereinbrechen, zusammenhängen, blieben zwar ergebFürstenbundplänen
vor dem Hintergrund der akuten Gefährdung der Reichsverfassung und der als bedrohlich empfundenen Territorialveränderungspläne der Hofburg dann jedoch im Sinn eines trialistischen Unionsplanes wieder aktualisiert, auch wenn dieses Projekt eines Bundes der kleinen und mittleren deutschen Staaten im Verlauf der Verhandlungen seine Richtung gründlich änderte und am Ende ein "preußischer" Fürstenbund herauskam.
nislos. Sie wurden
90
Ersatzfunktion des Fürstenbundes
II.
Grundprobleme
und Tendenzen der
Forschung
Der Fürstenbund als ein Instrument letztlich der
preußischen
Politik, eine Art Ersatz auch für die aktuell nicht mögliche Europaund
Pentarchiepolitik,
ist durch die
Forschungen
Aretins
[123:
Aretin, Heiliges Römisches Reich] besonders gut erhellt. Seine
in die Geschichte der politischen Trias-Idee hat Burg [129: Burg], während über die österreichischen Bemühungen, den Fürstenbund zu verhindern oder zu unterlaufen, weniger intensiv gearbeitet worden ist. Die Hofburg war, das haben die Forschungen Aretins und Kohlers [135] geklärt, sehr wohl früh über die Fürstenbundbestrebungen informiert. Sie blieb aber in der Defensive, weil sie die Realisierungschancen eines solchen Bundes als minimal einstufte, und sie gab mit dem Bekanntwerden des Scheiterns ihrer Geheimverhandlungen mit Zweibrücken über das bayerisch-niederländische Tauschprojekt den Verhandlungen indirekt einen gewaltigen Schub. Ihr Versuch, die preußischen Aktivitäten durch einen Gegenbund sich totlaufen zu lassen, kam (Frühsommer 1785) bei weitem zu spät. Erfolglos blieben letztlich auch die Bemühungen St. Petersrussische Versu- burgs, das Dritte Deutschland in größerem Stil für die Hofburg zu che, das Reich zu aktivieren, mit der sich die Zarin seit 1781 in einem Bündnis Gunsten Österbefand. Rußland, das in Teschen mit der Funktion einer Garantiereichs zu aktivieren macht einen politischen und völkerrechtlichen Prestigeerfolg errungen zu haben glaubte, hatte durch seinen Diplomaten Romanzoff etliche Staaten des Dritten Deutschland, darunter Karl Eugen von Württemberg und Friedrich II. von Hessen-Kassel, intensiv im österreichischen Sinn umwerben lassen, u.a. mit dem Lockmittel neuer Kurwürden, ohne am Ende doch verhindern zu können, daß mehrere dieser Staaten dem Fürstenbund beitraten. Es wird inzwischen immer deutlicher erkannt, daß die Garantiemacht Rußland, deren Garantenrolle in den 1790er Jahren noch einmal eine beachtliche publizistische Resonanz finden sollte, in den frühen 1780er Jahren manche Chancen vertan hat, die Reichsverfassung zu stärken und mit neuem Leben zu erfüllen [125: Aretin, Russia]. Die Gründungsphase des Fürstenbundes stand in der Spannung, ob sich das Moment der Verfassungserhaltung, der Verfassungsveränderung und -modernisierung oder aber das Moment der politischen Instrumentalisierung als das stärkere erwies. Es sollte zum Schicksal des Fürstenbundes werden, daß das letztgenannte Motiv den Sieg davontrug und deswegen für Preußen in dem Augenblick auch jedes Interesse erlosch, als Berlin wieder über ein politisches Bündnis mit einer Großmacht verfügte.
Einbettung
verdeutlicht
7. Das
7. Das
napoleonische
Frankreich und das Reich
91
napoleonische Frankreich und das Reich
Mit dem Forschungsbericht über die Napoleonzeit kommt eine Epoche ins Blickfeld, die sich vom Ancien Regime in mehr als einer Hinsicht unterscheidet seit der Revolution veränderten sowohl Kriegführung wie Völkerrecht und zwischenstaatliche Beziehungen ihren Charakter nicht unerheblich, was man etwa an Phänomenen wie der levee en masse oder substantiellen Wandlungen im Vertragswesen [56: Fisch) ablesen kann. Die gelegentlich diskutierte Frage, ob und inwiefern die napoleonischen Kriege in ihrer Dimension und Kompromißlosigkeit nicht vielleicht doch "nur" eine Übersteigerung der Kriegspraxis des vorrevolutionären Europa gewesen seien, verkennt wohl den entscheidenden Unterschied: Keineswegs alle Kriege des 18. Jahrhunderts sind mit dem Bild von der "gezähmten Bellona" zu fassen, selbst in Frankreich erreichte die aufgeklärte Kriegskritik vor 1789 kaum je das breite Publikum, aber dem Ancien Regime blieb der politische Ansatz immer fremd, ganz Europa direkt oder indirekt der Herrschaft eines einzigen Staates zu unterwerfen. Die Begrenzung der Kriegsziele und das Dogma vom Gleichgewicht der Kräfte markieren den tiefen Graben zwischen Ancien Regime und napoleonischem Anspruch. Seit dem Verzicht der beiden deutschen Großmächte auf das linke Rheinufer in den Friedensschlüssen von Basel und Campo Formio und dem offenkundigen Desinteresse Wiens und Berlins am Reich war es für kaum einen Beobachter mehr zweifelhaft, daß nun geradezu die Existenz des Reiches auf dem Spiel stand. Das Jahr 1796/97 markierte nicht nur einen ersten Höhepunkt der französischen Machtstellung in Europa Spanien verbündet sich mit Frankreich, die Apenninen-Halbinsel wird nach den Vorstellungen Bonapartes neu aufgeteilt u.a. -, sondern drohte auch das ganze Reich dem französischen Einfluß zu öffnen: der Rastatter Gesandtenkongreß, der über die Entschädigung der ihrer linksrheinischen Besitzungen verlustig gegangenen Reichsfürsten entscheiden sollte, fand nicht zufällig unter französischer Vermittlung statt. Welche Handlungsspielräume und politischen Optionen stellten sich nach 1797 der deutschen Staaten weit, dem Dritten Deutschland, überhaupt noch, nachdem der Reichskrieg in seiner ersten Phase 1792-96 außer exorbitanten Kosten [223: Borck 124ff.] kaum greifbare Ergebnisse erbracht hatte? Von einem Zusammengehen mit einer der beiden deutschen Großmächte konnte -
neue
DimensioAußen-
nen von
politik
Existenzkrise des Reiches
-
Handlungsspielräume der deutschen Staaten?
92
nach
il
Grundprobleme
Lage der Dinge
keine
und Tendenzen der
Forschung
Existenzsicherung
mehr erwartet
wer-
den; die Stände mußten sich deswegen (1) selbst neu organisieren, (2) nach preußischem Beispiel den Status permanenter Neutralität suchen oder (3) mit mehr oder weniger großer Zielstrebigkeit den
politischen Anschluß an das revolutionäre Staatswesen jenseits des Rheins ins Auge fassen, das inzwischen seine "natürlichen Gren-
zen" erreicht hatte und sich anschickte, den ganzen Kontinent an den Segnungen seiner Revolution teilhaben zu lassen, nachdem bis dahin in der Deutschlandpolitik des Revolutionsregimes keine klare Priorität zugunsten einer der denkbaren Alternativen (Aufteilung des Reiches gemeinsam mit Österreich und Preußen, Flurbereinigung unter Arrondierung der Mittelstaaten, Fürstenbund als "klassisches" Mittel französischer Reichspolitik) erkennbar geworden war.
Neuorganisation des Reiches?
1. Eine
Neuorganisation des Reiches und seines Selbstbehauptungswillens konnte 1797 angesichts der allgemeinen Apathie so gut wie ausgeschlossen werden. Der Reichskrieg dauerte zwar noch mit Unterbrechungen bis 1801 an. aber er wurde mehr und mehr zu einer bloßen Farce, seit sich nach dem reichsverfassungswidrigen
Ausscheiden des Schwäbischen Reichskreises (1796) immer mehr Stände faktisch zurückzogen (Bayern im Frühherbst 1796) und die Neutralität (Sachsen im November 1796) suchten. Für die Kreise, die in den Jahren zuvor noch einmal ein beachtliches politisches Leben entwickelt hatten [123: Aretin I, 362f.], wurde diese Entscheidung übrigens häufig zu einer Zerreißprobe und beschleunigte, wie es für den Schwäbischen Kreis nachgewiesen worden ist, den inneren Zerfall und die Auflösung der Institutionen [223: borck]. Über die Gründung eines Fürstenbundes zur Erhaltung der Reichsverfassung war zwar 1795/96 verschiedentlich diskutiert worden [123: Aretin I, 336], aber daß das Reich seit der Einrichtung der norddeutschen Neutralitätszone längst ein Torso geworden und sein weiteres Auseinanderfallen nur noch eine Frage der Zeit war, konnte keinem mit den Verhältnissen vertrauten Beobachter verborgen bleiben.
2. Seit der Neutralisierung Preußens hatte unter den deutschen bewegung Ständen, ob Frankreich benachbart oder räumlich entfernt, eine förmliche Neutralitätsbewegung eingesetzt, die aus der durch Thuguts Politik genährten Erkenntnis erwuchs, daß das Reich von Österreich, dessen Truppen Süddeutschland 1797 wie feindliches Gebiet behandelten, nichts mehr zu erwarten hatte. Die Pax Borussica im Norden des Reiches, die über den Fränkischen Reichskreis
Neutralitäts-
7. Das
napoleonische
Frankreich und das Reich
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auch in den Süden ausgriff und die ungewollt dafür sorgte, daß dort eigenartigerweise die Strukturen des Ancien Regime länger intakt blieben als irgendwo sonst im Reich, übte auf die Stände in der Mitte und im Süden nicht nur eine verständliche Faszination aus, sondern entwickelte natürlich auch eine entsprechende Sogwirkung. Der Erfolg dieser Bemühungen blieb den deutschen Ständen fast generell versagt. Die Alternative war natürlich immer der Separatfriede mit dem und damit die Option für das Revolutionsregime, und gerade die besonders gefährdeten südwestdeutschen Fürsten haben diesen Weg folgerichtig dann auch schon seit 1796 zögernd zu beschreiten begonnen. 3. Das Entstehen einer mehr oder weniger dezidiert französi- Bildung einer schen Partei unter den deutschen Reichsständen kann man ziemlich französischen Partei unter den genau mit dem Beginn des Rastatter Kongresses (1797) datieren, Reichsständen seit den Reichsständen die Unehrlichkeit der österreichischen Politik bewußt wurde, die immer noch vorgab, auf der Basis der Integrität des Reiches verhandeln zu wollen, und die zur gleichen Zeit die kaiserlichen Truppen aus dem Reich zurückrief. Die Reaktion hat Aretin treffend umschrieben: "Mit Entsetzen sahen sich die Stände durch den Kaiser den Franzosen preisgegeben. Unter diesem Schock zerfiel die Einheit des Reiches. Die größeren Stände wandten sich sofort in Selbsthilfe an die französischen Gesandten" [123: Aretin I, 348]. Dieses Anschluß-Suchen an Frankreich, das sich in Franken z. B. schon 1796 in Plänen niedergeschlagen hatte, den ganzen Reichskreis als Republik dem revolutionären Staat zu unterstellen [ebd. I, 365], unter dem Vorzeichen, Schutz vor den vermuteten Vergrößerungstendenzen der deutschen Großmächte zu finden, implizierte freilich von seiten der deutschen Mittelstaaten eine weitgehende Solidarisierung mit der französischen Politik, die ihrerseits im übrigen aber keine Anstalten machte, sich die jakobinischen Tendenzen in Deutschland oder ständische Oppositionen mit dem Ziel des Sturzes der Fürstenherrschaft zunutze zu machen [148: Weis, Außenpolit. Reaktionen 187]. In dieser Situation und um ein weiteres Abdriften der süd- und mitteldeutschen Fürsten ins französische Lager zu verhindern, um zudem zu verhüten, daß das Reich völlig im Sinne Frankreichs und Preußens umgestaltet wurde, entschloß sich die Wiener Hofburg auch auf russisches Drängen und im Wissen darum, daß Preußen abseits bleiben würde -, den Krieg wiederaufzunehmen. Der 2. 2. Koalitionskrieg Koalitionskrieg wurde deswegen primär zu einer Auseinandersetzung um die Dominanz Österreichs im Reich, und da dies in den
ja
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11.
und Tendenzen der
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Chaos in Wien unter
Thugut
Thugut
in der historischen
Forschung
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Trauttmannsdorff und die ältere Reichstradition
Forschung
Augen vieler Fürsten identisch zu sein schien mit der Restitution der Reichsverfassung, verlagerten sich viele Sympathien nochmals letztmals! auf die österreichische Seite: Der Reichstag erklärte erneut den Reichskrieg, ordnete gewaltige Kriegssteuern an und machte ein letztes Mal einen ernsthaften Versuch, sein Schicksal doch noch selbst zu wenden. Freilich war dies insgesamt eher ein Strohfeuer, weil sich nach kurzer Zeit bei den deutschen Mittelstaaten die Tendenzen wieder verstärkten, entweder um Neutralität nachzusuchen, nachdem Frankreich deutlich gemacht hatte, daß es nach wie vor eher eine Politik mit den deutschen Fürsten als mit den deutschen Revolutionären im Sinn hatte [ 148: Weis, Außenpolit. Reaktionen], oder aber Bayern sich an Rußland als Garantiemacht anzulehnen. Nach der Niederlage bei Marengo im Juni 1800 brach in Wien dann vollends das Chaos mit politischen Flügelkämpfen aus, in deren Verlauf Thugut gestürzt wurde und an deren Ende der ernüchternde Friede von Luneville (1801) stand, der nicht nur die Abtretung des linken Rheinufers bestätigte, sondern Österreich auch das östliche Bayern und Salzburg vorenthielt. Die Forschung hat in den vergangenen Jahrzehnten nachdrücklich herausgearbeitet, wie sehr sich die österreichische Reichs- und Außenpolitik in der sich anschließenden kurzen Ära Trauttmannsdorff von dem Chaos und den Inkonsequenzen der Thugut-Zeit abhob. An der Politik und Person Thuguts hatten sich ja seit jeher die wissenschaftlichen Geister geschieden; gerade zur Zeit des Ausscheidens Österreichs aus dem Deutschen Bund hatte es über seine Politik eine Reihe wissenschaftlicher Kontroversen gegeben, in die namentlich Sybel, Vivenot und hüffer verstrickt waren und die vor allem darauf abzielten, Schuldzuschreibungen vorzunehmen und die Verantwortlichkeiten für den Zerfall der 2. Koalition zu "klären" Thugut oder Preußen, um es zuzuspitzen. Die Forschung differenziert heute zwar stärker, indem sie Thugut in die Traditionen der österreichischen Außenpolitik einordnet und seine Prinzipientreue Kampf gegen die Revolution und Ablehnung des preußischen Rivalen betont [147: Voss, Beitrag Reinalter]; aber daß unter seiner Leitung die österreichische Außenpolitik recht chaotisch und sprunghaft wurde [123: Aretin I], kann wohl dennoch kaum bestritten werden. Unter Trauttmannsdorff wurde dagegen noch einmal auf die ältere Reichspolitik zurückgegriffen, die Grundstruktur des Reiches zu erhalten, dabei aber zugleich den vorherrschenden Einfluß Österreichs vor allem gegenüber Preußen wiederherzustellen. Den Schlüssel für den Erfolg einer sol-
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Reichskrieg
Grundprobleme
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chen Politik sah Trauttmannsdorff in einer begrenzten Zusammenarbeit mit Preußen, die es zwar verhinderte, daß das Reich zwischen den beiden deutschen Großmächten aufgeteilt wurde, die zugleich aber den Tendenzen der deutschen Mittelstaaten, sich auf Kosten der Mindermächtigen zu arrondieren und als "moderne" Staaten Staatssouveränität volle Staatssouveränität zu erreichen, einen gewaltigen Auftrieb und Modernisieder Mittelgab. Beides konnte nach Lage der Dinge nur von Frankreich oder rung staaten mit Frankreichs Zustimmung erlangt werden, und dies hatte spätestens seit 1801 eine deutliche Intensivierung der Außenpolitik der deutschen Mittelstaaten zur Folge, deren Diplomaten in Paris antichambrierten, um dort territoriale und/oder politische Zugewinne zu verzeichnen. Es war dies die große Stunde der Montgelas und Dalberg, der Reitzenstein und Pappenheim: unter Vorwegnahme und Präjudizierung der noch ausstehenden Entschädigungen konnten sie ihre Staaten entweder retten oder erheblich konsolidieren, auf jeden Fall zu voll souveränen Staatswesen von Napoleons Gnaden machen, die irgendwann das altehrwürdige Gebäude des Reiches zum Einsturz bringen mußten. Zar Alexander l„ der für seine Mittelmeerpolitik unter dem Zar Alexander i. Vorzeichen des kurzzeitigen englisch-französischen Einverneh- und die Neugliederung Mitteleuropas mens keine echte Chance sah, versuchte im übrigen auch, allerrecht diesen der MittelProzeß erfolglos, auf Neugliederung dings europas entscheidenden Einfluß zu nehmen. Der Zar war familiär stark mit der süddeutschen Staatenwelt verbunden und im Gegensatz zu seinem Vater eher frankophil und deutlich um eine größere Konstanz in der russischen Außenpolitik bemüht. Rußland hatte anfangs sogar gehofft, Napoleon von den Entschädigungsverhandlungen völlig auszuschließen und die Reichsangelegenheiten gemeinsam mit den beiden deutschen Großmächten regeln zu können. Dieser Plan scheiterte aber nicht nur an der Uneinigkeit Preußens und Österreichs, sondern vor allem an Napoleons dezidiertem Interesse, so daß die Verhandlungen letztlich doch fast allein in die Regie des Korsen übergingen [136: KrÜGER-Löwenstein]. Diese zunehmende Orientierung der deutschen Mittelstaaten an Frankreich war weniger ein Ergebnis einer groß angelegten diplomatischen Offensive Frankreichs als vielmehr, was die For- Orientierung der schung mehr und mehr erkannt hat, eine Resultante des deutschen deutschen Dualismus, des Mißtrauens und der inkonsequenten Politik der Mittelstaaten nach deutschen Großmächte, ihrer Unfähigkeit, auch nur eine Teilung Frankreich Resultante des des Reiches in Herrschafts- oder Einflußzonen zustandezubringen. deutschen Da es in etlichen dieser Staaten wie beispielsweise in Kurbayern Dualismus
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U. Grundprobleme und Tendenzen der Forschung
zudem aus der Zeit vor dem Renversement des alliances eine lange Tradition der Frankreichorientierung gab, eine Tradition, jede Gelegenheit zu nutzen, um den eigenen Handlungsspielraum gegenüber der Hofburg zu vergrößern [83: FS Weber, Beitrag Press], waren bestimmte Entwicklungen fast vorprogrammiert, auch wenn es gerade hier eines besonderen Engagements der französischen Diplomatie bedurfte, weil der Kurfürst eher zum Verbleiben im kaiserlichen Lager neigte und der Hebel deswegen bei dem erbberechtigten Herzog Max Joseph von Pfalz-Zweibrücken und seinem Minister Montgelas anzusetzen war [249: Weis, Montgelas]. Preußen, selbst vom revolutionären Frankreich geradezu nostalgisch als Partner gesucht und akzeptiert [147: Voss, Beitrag Tulard] und seit 1795 faktisch aus der Reichspolitik ausgeschieden, hatte seine Austrophobie, die z.B. auch sein Verhalten in der Lütticher Revolution (1789) bestimmt hatte, mit in die neue Zeit hinübergenommen und den Dualismus geradezu zum Staatsprinzip erhoben. Von Preußen, das sich vor und nach 1795 wohl stärker als die meisten deutschen Staaten auch geistig-intellektuell mit der Revolution auseinandersetzte [147: Voss, Beitrag Möller], war Preußens Desinte- auf keinen Fall mehr eine Initiative zur Neuformierung des Alten resse am Reich Reiches zu erhoffen, und insofern entfiel es faktisch als Kristallisationskern eines eben daran interessierten Dritten Deutschland. Ein auf Frankreich fixierter Kranz von Klein- und Mittelstaaten war jedenfalls seit 1801 ein Faktum, das Sprengkraft besaß; es bewog beispielsweise 1802 Hegel in seiner Verfassungsschrift zu der Feststellung, Deutschland sei kein Staat mehr. Infolge der Fixierung auf Frankreich und der aktiven Außenpolitik dieses Dritten Deutschland ging nicht nur die Bedeutung des Reichstags abrupt zurück, sondern es wurde auch verhindert, daß die aufgrund der Säkularisation notwendig gewordenen Verfassungsreformen wie etwa die neue Kreiseinteilung noch wirklich in Angriff genommen wurden. Wie sehr Frankreich direkt und indirekt bereits das Geschehen Reichsdeputations- selbst im Reich bestimmte, zeigte nichts deutlicher als der Reichshauptschluß em deputationshauptschluß, der letztlich ein Werk Napoleons und Zar Werk Napoleons Alexanders j war> WODei sich der Romanow freilich eher zurückhielt und sein Hauptaugenmerk darauf richtete, daß die mit ihm
dynastisch verbundenen Fürstenhäuser (Württemberg, Baden, Hessen-Darmstadt, Oldenburg) bei der territorialen Neuverteilung angemessen berücksichtigt wurden [136: Krüger-Löwenstein]. Ein Gegensteuern Österreichs erfolgte kaum noch; sein Bestreben ebenso wie das der Mittelstaaten ging immer mehr nur noch dahin.
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sich
aus der Liquidationsmasse einige fette Brocken zu sichern; den Rückzug Österreichs aus dem Reich markierte sinnfällig die Schaffung der erblichen österreichischen Kaiserwürde 1804, die zugleich die vorweggenommene Antwort auf die zu erwartende Begründung eines napoleonischen Kaisertums war. Österreichs traditionelle Klientel im Reich (geistliche Fürsten, Reichsritter, Reichsstädte) war seit 1803 praktisch verschwunden, und die von den Säkularisierungen und Mediatisierungen profitierenden Mittelstaaten dachten an alles andere als an eine Orientierung nach Wien.
österreichisches Kaisertum 1804
Und da auch Preußen in den ersten Jahren des neuen Jahrhunderts allenfalls Pläne für ein stärkeres reichisches Engagement entwarf, aber nicht wirklich an der politischen Gestaltung Deutschlands Anteil nahm, rückte Napoleon immer mehr in die Rolle einer Napoleon als Führungsfigur der Führungsfigur der deutschen Politik. Die Fürsten der deutschen deutschen Politik Mittelstaaten verhandelten so im September 1804 in Mainz über die deutschen Zukunftsfragen unmittelbar mit dem Kaiser der Franzosen, entwickelten in ihrem Schoß Pläne einer Neutralität Süddeutschlands unter französischem Schutz. Seit der katastrophalen Niederlage der Österreicher bei Austerlitz 1805 und dem Frieden von Preßburg war die Dominanz Frankreichs in Süddeutschland endgültig irreversibel, um so mehr als Napoleon den süddeutschen Staaten dann auch noch österreichische Gebiete zuteilte. Dem Preßburger Frieden kommt in der napoleonischen Preßburger Friede Reichs-und Europapolitik sicher eine ähnliche Schlüsselrolle zu wie dem von Luneville, und um so erfreulicher ist es, daß hierzu eine Spezialuntersuchung vorliegt, die seine Genesis rekonstruiert und seinen politischen Gehalt verortet [174: Oer, Friede von Preßburg]. Es ist immer wieder erstaunlich, wie vielen Illusionen sich die österreichische Diplomatie auch nach Austerlitz noch hingab. Es ist deutlich geworden, wie bei den Preßburger Verhandlungen die ersten konzeptionellen Meinungsverschiedenheiten zwischen Napoleon und seinem Außenminister Talleyrand zutage traten und wie sehr es der Friede vom Dezember 1805 war, der in seinem 14. Artikel die letzte Runde des altehrwürdigen Reiches einläutete erstaunlich war eigentlich nur, daß Napoleon, der unumschränkte Herr im Reich, der den gewählten Kaiser nach Belieben demütigen konnte, damals das Ende des Reiches noch nicht besiegelte. Die Gründung des Rheinbundes 1806 war eine fast logische Rheinbund Konsequenz dieser Entwicklung, und dies, die Errichtung eines Bundes von Reichsfürsten mit dem "natürlichen Verbündeten" [weis] Napoleon, Fürsten, die formell ihren Austritt aus dem -
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ii.
Grundprobleme
und Tendenzen der
Forschung
Reichsverband erklärten und damit den letzten Anstoß zur einseitigen Auflösung des Reiches durch Franz II. gaben, hat die Forschung deswegen immer wieder zu Interpretationen veranlaßt. Dies schließt die hier interessierende mächte- und außenpolitische Frai orschungsdefizite gestellung ein, wiewohl gesagt werden muß, daß in der jüngsten Forschung die innere Entwicklung in den Rheinbundstaaten unter dem Leitthema der "Modernisierung", der Orientierung am französischen Vorbild, dominiert und daß eine zu einer Synthese und Zusammenschau vorstoßende Gesamtgeschichte des Rheinbundes nach wie vor zu den Desideraten der Forschung zählt. Die Rheinbund-Historiographie stand im 19. Jahrhundert, in einer national geprägten Epoche, zunächst einmal unter dem Vorzeichen der napoleonischen "Fremdherrschaft", der der preußische Widerstand gegen das napoleonische Regime, sein innerer und äußerer Wiederaufstieg aus der Stunde der größten Not, geradezu antithetisch gegenübergestellt wurde. Seit Ludwig Häusser Mitte "napoleonische des 19. Jahrhunderts das Stichwort von der "napoleonischen PräPräfektur"? fektur" ausgegeben hatte, beherrschte die Vorstellung von der rheinbündischen Militärallianz, die sich außenpolitisch auf Gedeih und Verderb mit Napoleon verband, um innenpolitisch ein Höchstmaß an Freiheit und Souveränität zu erlangen, nachhaltig die Geschichtsschreibung. Dann aber wurden doch zunehmend Korrekturen angebracht. So wurde das wichtige Faktum verdeutlicht, daß zumindest die beiden potentesten Rheinbundstaaten, Bayern und Württemberg, außen- und mächtepolitisch keineswegs nur nach Napoleons Pfeife zu tanzen entschlossen waren. Diese Erkenntnis provozierte freilich zugleich die grundsätzliche Frage nach der napoleonische Au- napoleonischen Außenpolitik, die die französische Forschung in ßenpolitik als der Spannung 'Fortsetzung oder Überwindung der Revolution' seit Fortsetzung oder der Jahrhundertwende bewegte und die 1933 von deutscher Seite l berwindung der Revolution? [134: Hölzle] zu der Interpretation führte, der Rheinbund von 1806 sei in nuce gewissermaßen ein Modell der napoleonischen Europapolitik gewesen, die generell darauf abgezielt habe, die organisatorische Struktur und die bürokratischen Errungenschaften
der Revolution über den ganzen Kontinent auszudehnen. Die bei Hölzle vor allem auch wegen des von Frankreich in den Rheinbund hineingetragenen Modernisierungspotentials wetendenziell günstigere Bewertung des Rheinbundes setzte gen sich nach dem Krieg vorrangig in der Dalberg-Forschung fort. So DalbergForschung erklärte 1952 Werner Hertel [231] die außenpolitische Zielsetzung des Rheinbundgliedes Dalberg schlüssig mit seiner reichspa-
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7. Das
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Frankreich und das Reich
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triotischen Motivation: Der Fürstprimas habe mit Hilfe Napoleons und des Rheinbundes das Reich einer veränderten Zeit anpassen und vor der Vernichtung bewahren wollen, wobei sein Grundansatz der gewesen sei, das Dritte Deutschland gleichberechtigt dem Imperium des Kaisers einzugliedern, dem er die gleiche Universalität unterstellte wie dem untergehenden bzw. untergegangenen Heiligen Römischen Reich. Dabei hat die neuere Forschung [Wohlfeil, Weis] freilich zugleich die Verschwommenheit und Unklarheit der aus einem eher diffusen und nostalgischen Kosmopolitismus herfließenden Dalbergschen Reichsreformvorstellungen hervorgehoben, denen gegenüber die französischen Diskussionspapiere über die verfassungsmäßige Weiterentwicklung des Rheinbundes weitaus präziser gewesen seien. In der politischen Realität machte Napoleon allerdings noch nicht einmal ansatzweise den Versuch, die in seiner Umgebung entstandenen Projekte einer zentralistischen Rheinbundverfassung in Politik umzusetzen, so daß außen- und mächtepolitisch der Rheinbund kaum mehr war als die angesprochene Präfektur, oder, wie es Weis jüngst formulierte, "ein reines Zweckbündnis, das bis zu seinem Auseinanderbrechen den Zweck erfüllte, den ihm sein Gründer und Protektor zugedacht hatte, nämlich Napoleon Soldaten und Aufmarschgebiete zu liefern und Pufferstaaten gegen Österreich, Preußen und Rußland zu bilden". Bei alledem ist die Forschung inzwischen erfreulicherweise souverän und unbefangen genug geworden, die außenpolitische Anlehnung der deutschen Fürsten an Napoleon und ihre Mitgliedschaft im Rheinbund jenseits aller nationalen Optik als eine für die innere Entwicklung dieser neuen Mittelstaaten entscheidende Weichenstellung zu wür-
digen [z.B. 147: voss, Beitrag voss]. Mit dieser Feststellung ist freilich die Frage nach dem Platz Verortung der der Deutschland- und Rheinbundpolitik in der Europapolitik des Deutschlandpolitik in Napoleons Korsen noch nicht abschließend beantwortet. In der französischen Europapolitik Historiographie hatte es ja verschiedene Interpretationsmodelle gegeben, z.B. eines, das alle Kriege Napoleon Bonapartes als bloße Reaktion gegen den permanenten und vereinten Angriffswillen Europas zu erklären suchte [arthur levy, albert Sorel], oder ein anderes, das als dominierendes Leitthema in Napoleons Gesamtpolitik seine Entschlossenheit feststellte, das Osmanische Reich zu liquidieren und seine Herrschaft im östlichen Mittelmeer zu etablieren, der sich alles andere habe unterordnen müssen [Emile Bourgeois]. Diese Theorien haben sich zwar letztlich
100
ii.
Grundprobleme
und Tendenzen der
Forschung
nicht durchgesetzt, aber sie haben das Suchen nach anderen außenpolitischen "Leitideen" eher forciert als abgeschwächt. außer den Die Forschung sieht heute wohl überwiegend Neuerungen, die Napoleon in das Völkerrecht einzubringen suchte bzw. mit denen er das Völkerrecht qualitativ zu verändern suchte ein Bündel von außenpolitischen Leitvorstellungen bei dem Korsen (Gegensatz zu England, Kontrolle Deutschlands und Italiens, französische Suprematie im Mittelmeer und im Balkanbereich), von denen ganz pragmatisch einmal dieses, dann jenes stärker gewich-
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wurde [100: McKay/Scott, 304]. Im Rahmen dieser Bemühungen, Napoleons Außenpolitik schlüssig und durchgehend zu strukturieren, kommt dem Kaiser- und Reichsmotiv eine besondere Bedeutung zu, der Frage also, ob sein Ziel wirklich die Übernahme der römischen Kaiserkrone, die Wiedererrichtung des Reiches Karls des Großen und ggf. dessen Wiedervereinigung mit dem Ostreich zu einem universalen Gesamtreich gewesen ist. Bei alledem darf man nicht übersehen, daß über der FaszinaForschungsdesiderate tjon der Kriege Napoleons seine Diplomatie, seine Friedensschlüsse vergleichsweise wenig Aufmerksamkeit gefunden haben. Dies gilt letztlich auch für die deutsche Seite, die am ehesten noch von einem landgeschichtlichen Ausgangspunkt her den bilateralen Beziehungen deutscher Staaten zu dem Korsen nachging. Natürlich haben bei dieser Reserve, sich an größere und vergleichende Untersuchungen heranzuwagen, mentale Sperren lange eine Rolle gespielt, sich gerade mit einer Epoche zu beschäftigen, die verbreitet als eine Phase der tiefsten Erniedrigung Deutschlands galt. Die neueren Forschungen bewegen sich wieder mehr in die Richtung, die innerstaatlichen Auswirkungen des napoleonischen Systems auf Deutschland zu untersuchen, sparen den Bereich der diplomatisch-völkerrechtlichen Beziehungen also erneut aus. Eine zeitliche Ausweitung der alten Frage Herbert Butterfields nach einer napoleonischen "Friedenstaktik", die er (1929) zunächst nur für die Jahre 1806-1808 beantwortete, anders formuliert die Antwort auf die grundsätzliche Frage nach der "Friedensfähigkeit" des Korsen, steht somit z.B. immer noch aus. tet
III.
Quellen und Literatur
Die Anordnung der Titel erfolgt in allen Abschnitten alphabetisch. Die für die Zeitschriften verwendeten Abkürzungen entsprechen den Siglen der "Historischen Zeitschrift".
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-
8. Zur
Außenpolitik europäischer
Mächte
115
243. H. Schmidt, 244. 245. 246.
247. 248. 249. 250. 251.
Philipp Wilhelm von Pfalz-Neuburg (1615-1690) als Gestalt der deutschen und europäischen Politik des 17. Jahrhunderts. Bd. 1, Düsseldorf 1973. G. Schnath, Geschichte Hannovers im Zeitalter der neunten Kur und der englischen Sukzession, 1674-1714. 4 Bde., Hildesheim 1938-1982. A. Schröcker, Ein Schönborn im Reich. Studien zur Reichspolitik des Fürstbischofs Lothar Franz von Schönborn (1655-1729). Wiesbaden 1978. P.Ch. Storm, Der Schwäbische Kreis als Feldherr. Untersuchungen zur Wehrverfassung des Schwäbischen Reichskreises in der Zeit von 1648 bis 1732. Berlin 1974. J.A. Vann, The Swabian Kreis. Institutional Growth in the Holy Roman Empire, 1648-1715. Bruxelles 1975. H. Weber, Die Politik des Kurfürsten Karl Theodor von der Pfalz während des österreichischen Erbfolgekrieges, 1742-1748. Bonn 1956. E. Weis. Montgelas. 1759-1799: Zwischen Revolution und Reform. München 1971. R. Wohlfeil, Untersuchungen zur Geschichte des Rheinbundes 18061813, in: ZGO 108 (1960) 85-108. J. Wysocki, Kurmainz und die Reunionen. Diss. phil. Mainz 1961.
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-
8. Zur
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296.
Mächte
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293. 294. 295.
Außenpolitik europäischer
Fürstenberg
Negotiator out of Season. 1629
to
1982).
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Register folgende Abkürzungen verwendet: Gf. Graf; Hzg. Herzog (Hzgt. Herzogtum); Kg. König (Kgr. Königreich); Ldgf. Landgraf (Ldgfsch. Landgrafschaft); Mkgf. Markgraf (Mkgfsch. Markgrafschaft); frz.
Es werden =
=
=
=
französisch; ksl.
=
Unabhängigkeitskrieg (1775-83) 40
amerikanischer russ.
Prinzessin, Tochter Zar
Peters I. 77
Ansbach-Bayreuth, Mkgfsch. 40,
44, 45, 81 Aretin, K. O. Frhr. v. 10, 18, 42, 61,63,66, 86, 87,90, 92, 93,94 Asfeld, Claude-Francois Bidal Marquis d', frz. Diplomat und General 56
Auerbach, B. 53
Auersperg,
Johann Weikhard Fürst
v., ksl. Minister 70
August
I.
(der Starke), poln. Kg.
29, 74, 75 Austerlitz, Schlacht (1805) 97
Badalo-Dulong, C. 53, 54 Baden, Mkgfsch. 46, 48, 50, 96 Baden, Friede (1714) 26
Barrieregedanke, Barriereverträge
26, 42, 64-66 Basel, Friede (1795) 47, 49, 50, 91, 96
Baumgart, P. 83
Bayerischer Erbfolgekrieg (1778/79) 39, 40, 87
Belgrad
22
Berenger, J. 57, 69 Berindei, D. 85 29 Bernstorff, Andreas Gottlieb Frhr. v., hannov. Minister 77 Black, J. 87 Böckenförde, E.-W. 10,11,16,54 Böhme, K.-R. 68
Berliner
=
=
kaiserlich.
Aachen, Friede (1668) 17 Aachen, Friede (1748) 23,35,36, 80, 88 Alexander I., russ. Kaiser 49, 95, 96 Altranstädt, Konvention (1706) 75 Anna,
=
=
=
=
Vertrag (1728)
Borck, H. G. 91, 92 Bosbach, E. 81 Bourgeois, E. 99 Boutant, CH. 62 Braubach, M. 57, 58, 64
Braunschweig, Hzgt. 48 Braunschweig, Kongreß (1713/14) 78
Bremen-Verden, Hzgt. 77 Bromley, J. S. 58 Buonvisi, Francesco, päpstl. Nuntius 70
Burg, P. 89, 90 butterfield, H. 100
Cambrai, Kongreß (1723/25) 28 Campo Formio, Friede (1797) 47, 49, 91
Captain Jenkins' Krieg 34,
35
Carter, A. C. 67 Cegielski, T. 89
Charlottenburg, Vertrag (1723)
27
Christine, schwed. Kgin. 13 Conrads, N. 75 Convenance 13,39,44 Czok, K. 75
Dänemark, Kgr. 47, 74, 76, 77, 86
auch: Friedrich III. Karl Theodor Frhr. v., Kurerzkanzler 50, 95, 98, 99 Dann, U. 88 Danzig 44 Decker, K.-P. 55, 56 s.
Dalberg,
Devolutionskrieg (1667/68) 17,63
Dickmann, F. 54 Dietrich, R. 81 Diplomatie 3, 8-10, 16, 19, 20, 31, 32, 40, 55, 58, 60, 62, 65, 70-72, 100
doeberl, M. 53 Don Carlos, span. Infant 28
120
Register
Dotzauer, W. 60 "dritte Parteien" 55, 56 Drittes Deutschland 37,40,41,46, 49, 86, 90, 91, 96, 99 Droysen, J. G. 82 Dualismus, preuß.-österr. 33, 36-
41,44,81,86,87,88,94, 95
Duchhardt, H. 83, 86
Eidgenossenschaft 12 Elsaß, Elsaßfrage 14,25,31,32, 43, 45,61
England (Großbritannien) 5, 6, 8,
13, 14, 17, 20, 22, 24-30, 32-38, 41, 42, 44-48, 64-67, 77, 78, 80, 84, 89, 90, 95, 100 s. auch: Georg I.; Georg IL; Georg III.; Wilhelm III.
Erbfolge-, dynastische Konflikte 46, 17, 21, 22, 24, 31, 34, 35, 40, 57, 61 Erfurt 16
Eugen
v.
Savoyen, Prinz, ksl.
herr und Minister
Feld-
24,69,71
Fayard, J. 56
Feckl, K. L. 83 Fehling, F. 82 Fehrbellin, Schlacht (1675) 19 Ferdinand Maria, Kurfürst v.
Bayern 59
Fisch, J. 91
Fleury, Andre-Hercule de, frz. Mini29, 30, 34 Fontainebleau, Edikt (1685) 21, 82 ster
Franche-Comte 32 Franken, N. A. M. 63
Frankreich, Kgr. 4-6, 10-24,26-51, 53-66, 69, 70, 73, 78-80, 82-84, 87-89, 91-100 s. auch: Ludwig XIV.; Ludwig XV. Franz I, röm.-dt. Kaiser 35, 37 Franz II, röm.-dt. Kaiser 43, 45, 46,49-51,97 Französische Revolution 14,42-47, 87, 91-93, 94, 96, 98 Frey, L. und M. 83 Friede, Friedensherstellung, Frie-
denswahrung 3, 6-8, 10, 17, 19,
24, 30, 39, 47, 55, 58, 62, 72, 82, 100
Friedensverrnittlung 11, 30, 47, 55, 56, 67,71,72, 76, 88,91
Friedrich III, Kg. v. Dänemark 74 Friedrich I, Kg. in Preußen (als Kurfürst von Brandenburg Friedrich III.) 8, 76, 79, 83 Friedrich II, der Große, Kg. v. Preußen 6, 34, 37, 39, 41, 42, 78,
80-82, 84-86, 89 Friedrich II, Ldgf. v. HessenKassel 89,90 Friedrich August II, Kurfürst v. Sachsen, Kg. v. Polen 29 Friedrich Wilhelm I, Kurfürst v.
Brandenburg (Großer Kurfürst)
15, 16,21,60, 64, 73,74, 78,79,
82 Friedrich Wilhelm I, Kg. in Preußen 26, 28, 75-77, 79, 80, 83, 84 Friedrich Wilhelm II, Kg. v. Preußen 42, 48, 81 Friedrich Wilhelm III, Kg. von Preußen 48 Fronde 3, 13 Fürstenberg, Wilhelm Egon Gf. v, frz. Diplomat 58 Fürstenbund (1785) 41,42,81,8890
Galen, Christoph Bernhard v, Fürstbischof von Münster 16, 57, 64, 65 Galizien 87 Gallas, Johann Wenzel Gf. v, ksl. Diplomat 25 Garantie- und Interventionsrecht der Großmächte 12, 16-18, 32, 40, 49, 53, 55, 63, 79, 90, 94 Georg I, Kg. v. Großbritannien 27, 28 Georg II, Kg. v. Großbritannien 28 Georg III, Kg. von Großbritannien 38, 89 Giesebrecht, W. 84 Gleichgewicht der Kräfte, Balancetheorie 5, 13, 14, 22-26, 34, 73,
82, 86,91 Glorious Revolution 22, 32 Große Allianz 20, 22, 24, 29, 62, 65, 66, 76, 78, 79, 83
33,
Register
Justi, Johann Heinrich Gottlob 34
gute Dienste 11
Habsburg, Casa d'Austria,
s.
Öster-
reich
Häusser, L. 98 Hahlweg, W. 63, 64 Hartmann, ST. 86 Hassinger, E. 75, 83 Hatton, R. 54, 56-58, 84 Hauser, O. 84
Hegel, Georg Friedrich Wilhelm Heilbronner Allianz, tionen
121
s.
96 Kreisassozia-
Heilige Liga (1684) 6, 21, 33, 71
Herrenhausener Allianz (1725) 28 Hertel, W. 98 Hessen-Darmstadt, Ldgfsch. bzw. Ghzgt. 50, 96 Hessen-Kassel, Ldgfsch. bzw. Kurfürstentum 11, 27, 46, 48, 89 s. auch: Friedrich IL; Wilhelm I. Hölzle, E. 98 Holländischer Krieg (1672-79) 7, 11, 18, 19, 21, 32, 55, 56, 58, 59, 64, 65 Hubatsch, W. 84 Hubertusburg, Friede (1763) 37-39,
87
HÜFFER, H. 94 Ingrao, CH. 61 Innozenz XL, Papst 70
italienische Staatenwelt 21, 24, 2830, 35,47-50,61,62,91, 100
Jena/Auerstedt, Schlacht (1806) 51 Johann III. Sobieski, Kg. v. Polen 69, 75 Joseph I., röm.-dt. Kaiser 24-26, 61, 62, 66, 77 Joseph IL, röm.-dt. Kaiser 38-44, 71, 88
Joseph Ferdinand, bayer. Kurprinz 24
jülich-bergische Frage 30, 80,
84
Jürgensmeier, F. 54 jus belli ac pacis 6-8, 10, 18, 31 jus foederis (Bündnisrecht der Reichsstände) 8, 10-12, 53, 54, 60, 63, 79
Kaisertum 6-15, 17-20, 24-27, 30-
32, 34-36, 40, 50, 51, 54-59, 61, 62, 64, 67, 77, 78, 82, 97, 100 Karl I., der Große, Kaiser 100 Karl VI., röm.-dt. Kaiser (als spanischer Thronprätendent Karl III.) 24-30, 34, 62, 77, 80 Karl VII., röm.-dt. Kaiser (als Kurfürst v. Bayern Karl Albrecht) 34, 35, 80, 87 Karl V, Hzg. v. Lothringen 69 Karl XII., Kg. v. Schweden 73, 75, 76 Karl IL, Kg. v. Spanien 24, 59, 61 Karl Eugen, Hzg. v. Württemberg
88, 90 Karl Friedrich, Hzg. v. HolsteinGottorp 77 Karl X. Gustav, Kg. v. Schweden 13 Karl Leopold, Hzg. v. Mecklenburg 77 Karl Theodor, Kurfürst v. Pfalzbaiern 87, 96 Karlowitz, Friede (1699) 21,33,72 Katharina IL, russ. Kaiserin 39, 41, 44, 45,71,80,81,86, 90 Katharina, russ. Prinzessin 77 Kaunitz, Wenzel Anton Fürst, österr. Staatsmann 38 Kennedy, P. 2 Koalitionskriege der Revolutionszeit 45-50, 93, 94 Köln, Friedenskongreß (1673) 56 Kohler, A. 90 kollektive Sicherheitssysteme 12, 18, 27, 29, 73 Kolonialkriege 5, 22, 34, 35, 80
Konfessionsproblematik 12, 21-23, 27, 37, 57, 64, 72, 79 Kreisassoziationen 8, 9, 15, 22, 23, 26, 48, 54, 61, 65, 66
Krieg, Kriegswesen 3-8, 11, 15-18, 20-22,55,91,99, 100 Kriegsfinanzierung 7, 33, 44, 46,
68, 92, 94 Kroener, B. R. 70, 71 Krüger-Löwenstein, U. 95, 96 Kunisch, J. 3, 4, 84 Kurfürstenkolleg 7, 11
122
Register
Kurfürstentümer
Kurbayern 4, 6, 17, 18, 27, 30, -
35, 36, 40,41,44, 53,56, 59,87, 88, 90 s. auch Ferdinand Maria; Karl VII.; Max Emanuel
Kurbrandenburg,
s. Preußen Kurhannover 8, 19, 25-28, 36, 44, 45, 49, 56, 60, 77, 79, 88, 89 s. auch Georg [.; Georg II.; Georg III. -Kurköln 19,21,27,30,35,65 -Kurmainz 17,53,57,65 s. auch Schönborn, Johann Philipp v.; Schönborn, Lothar Franz v. -
-
-Kurpfalz 17,21,22,27,30,35, 56, 62, 79
Kurpfalzbaiern 46, 50, 92, 94-96, -
98
s. auch Karl Theodor Kursachsen 8, 17, 27, 29, 53, 56, 74, 92 s. auch August d. Starke; Friedrich August II. Kurtrier 54 s. auch Leyen, Karl Kaspar v. d. Kurie, Römische 5, 11, 12, 24, 69, 70 s. auch Innozenz XL
-
-
Lademacher, H. 66 Leibniz, Gottfried Wilhelm 8, 18, 19 Leopold I, röm.-dt. Kaiser 15, 16, 18, 19, 21, 22, 25, 55-58, 60-62, 68-70, 74, 77
Leopold II, röm.-dt. Kaiser 43 Leszczynski, Stanislaus, Kg. v. Polen 29
Levy, A. 99
Leyen, Karl Kaspar v. d, KurfürstErzbischof v. Trier 54
Lisola, Franz Paul Frhr. v, ksl. Diplomat 18,62 Lobkowitz, Wenzel Eusebius Fürst von, ksl. Minister 70
Lossky, A. 59
Lothringen, Hzgt. 13, 15, 18, 30 s.
auch Karl V.
Ludwig XIV, Kg.
v.
Frankreich 6,
7, 17-19, 21, 22, 26, 31, 32, 5362, 65, 69, 70, 79, 82
Ludwig XV, Kg.
v. Frankreich 29 Lütticher Revolution 96 Luneville, Friede (1801) 49, 94, 97 Luxemburg, Stadt und Festung 21
Mainz, Stadt und Festung 45, 49 Malettke, K. 83 Marengo, Schlacht (1800) 94 Maria Theresia, Kgin. v. Ungarn,
Gemahlin Ks. Franz' I. 35 Marie Antoinette, Kgin. v. Frankreich 45 Marlborough, John Churchill Duke of, engl. Feldherr 24 Max Emanuel, Kurfürst v. Bayern 59, 60 Max Joseph, Hzg. v. Pfalz-Zweibrücken 96 McKay, D. 1,9, 82, 100 Mecklenburg, Hzgt. 77 s. auch Karl Leopold
Mediatisierung/Säkularisierung 20, 48, 49, 92, 95-97 Mediger, W. 73, 77, 84 Metternich, Franz Arnold v, Fürstbi-
schof v. Münster und Paderborn 65
Mieck, I. 84 miles perpetuus, s. stehendes Heer Militärwesen 7, 13, 15, 21, 24, 30, 33, 39, 46, 55, 56, 62, 69-71, 73, 74, 80, 98, 99 Möller, H. 47, 96 Montgelas, Maximilian Gf, bayer. Minister 95, 96 Müller, M. G. 29, 75, 85, 86 Münster, Hochstift 11, 16, 19, 56, 57, 64, 65 s. auch: Galen, Christoph Bernhard v.; Metternich, Franz Arnold v.;
Plettenberg,
Friedrich Christi-
an v.
Münster, Stadt 16, 64
Naff, Th. 72 Nantes, Edikt (1598) 21, 82 Napoleon I, franz. Kaiser 14, 4951, 80,91,93,95-100 Niederlande, Republik 4, 6, 12, 1618, 20, 26, 28, 32, 42, 43, 55, 6367, 73, 74
123
Register Niederlande, spanische (bzw. österreichische) 17,29,41,42,44, 45, 54, 63, 64, 87, 90
PlLLORGET, R. 55 Pitt, William, engl. Staatsmann
Nimwegen, Kongreß und Friede
Plettenberg, Friedrich Christian
Nördlinger Allianz,
Polen, Kgr. 8, 14, 15, 21, 27, 29, 33, 39, 43-45, 73-77, 79, 85 s. auch: August der Starke; Friedrich August II.; Johann III. Sobieski; Leszczynski, Stanislaus; Poniatowski, Stanislaus August
(1678/79) 7, 8, 18, 19, 56
tionen Nordischer 74 Nordischer
s.
Kreisassozia-
Krieg, (1.) 13, 15, 73, Krieg, (2.) 5, 25, 26,
33, 75-79, 83
42 v.,
Fürstbischof v. Münster 65
Thronfolgekrieg (173335) 29, 30, 67, 80 Pommern, Hzgt. 16, 60, 73, 76, 79, Polnischer
O'Connor, J. T. 58 Oer, R. Freiin v. 97
Österreich, Habsburg, Casa d'Austria 4-6,9,
13-18,20,21, 24-26, 28-51, 54, 55, 57, 59-62, 64-74, 77-82, 85-97, 99 Österreichischer Erbfolgekrieg (1740-45) 35,36,67,71,72 Oestreich, G. 83
Oldenburg,
s.
auch: Selim III. 29
Pages. G. 53, 62
Panin, Nikita Gf.,
80
Press, V. 27, 35, 40, 49, 59, 61, 86-
Preßburg, Friede (1805) 50,51,97 Preußen, Hzgt. 15, 16, 73, 74, 76, 79
Preußen, Kgr. (Kurbrandenburg) 5, 8,9, 13-15, 17-19, 23,25-31,33, 35-51,60, 64, 67,73-99 s. auch: Friedrich I.; Friedrich IL; Friedrich Wilhelm I. Kurfürst; Friedrich Wilhelm I.; Friedrich Wilhelm IL; Friedrich Wilhelm III.
russ.
Staatsmann
39
Pappenheim, August Wilhelm Frhr. v., hessen-darmst. Diplomat 95
Paris, Friede (1763) 89 Passarowitz, Friede (1718) 30, 33 Paul I., russ. Kaiser 95 Pentarchie 38,41,45,46,81,84,90 Peter I. (der Große), russ. Zar bzw. Kaiser 13, 75-77, 85 Peter III., russ. Kaiser 80 Pfalz-Zweibrücken, Hzgt. 13,90 s. auch: Max Joseph Philipp (V.), span. Thronprätendent und Kg. 24, 25 Philipp Wilhelm, Pfalzgf. v. Neuburg 54, 56
Pillnitzer
Kg. v. Polen 39 Prager Friede (1635) 10 Pragmatische Sanktion 28-30, 34, 89, 96
Gfsch. 96
Oliva, Friede (1660) 74 Opgenoorth, E. 82 Orleans, Philippe Hzg. v. 22 Orleansscher Krieg (1689-97) 2224, 56, 60-66 Osmanisches Reich 5, 6, 14, 20, 21,33,42, 67-72, 77,85, 86, 99
Ostendekompanie 28,
82
Poniatowski, Stanislaus August,
Erklärung (1791) 43,44
Pröhl, K. 85 Publizistik 8, 18, 19, 34, 37,47, 48, 51, 62, 68, 90 Pufendorf, Samuel 7
Pyrenäenfriede (1659)
11
Quadrupelallianz (1718) 66,67 Randelzhofer, A. 10 Rastatt, Friede (1714) 26 Rastatt, Kongreß (1797-99) 49,78, 91, 93 Raumer, K. v. 62 Reese, W. 66 Regele, O. 70 Regensburger Stillstand (1684) 21 Reichsdeputationen 7, 19, 20, 23, 60
124
Register
Reichsdeputationshauptschluß (1803) 96
Reichskreise 6, 8, 13, 16, 17, 20,
22, 25, 32, 48, 61, 64, 66, 92, 93, 96
Reichskriege 6,7, 15, 18-20,22,
23, 25, 29, 30, 45, 46, 56, 67, 91, 92, 94 Reichskriegsverfassung 20, 30, 46 Reichsmediationen 7,11,56
Reichspublicistik,
Reichsstaatsrecht
6, 11, 31
Reichstag 6-8, 10, 12, 17-20,22,
23, 29,45,47,58, 68,94, 96 Reinalter, H. 94 Reitzenstein, Sigmund Frhr. v, bad.
Minister 95 Renversement des alliances 14, 36, 37, 80, 88, 96 Reunionen 13,19-22,32,60 Rheinbund (1658) 15,16,18,53, 54, 57 Rheinbund (1806) 50,51,97-100 Richelieu, Armand du Plessis, frz. Staatsmann 12 Rijswijk, Kongreß und Friede
(1697) 7-9, 23, 24, 31,66 Roberts, M. 73 Roider, K. A. 72 Romanzoff, Nikolaus Gf, russ. Diplomat 41, 90 Roosen, W. 60 Rowen, H. H. 64 Rußland, Zaren- bzw. Kaiserreich 13, 20, 21, 25, 26, 29, 30, 33, 36, 38-49, 67, 71-77, 79-81, 85-87, 90, 93-95, 99 s. auch: Alexander I.; Katharina II.; Paul I.; Peter I.; Peter III. Sachsen-Gotha, Hzgt. 56 St. Gotthard a. d. Raab, Schlacht (1664) 68 Schaendlinger, A. C. 69 Schieder, Th. 84
Schiedgerichtsbarkeit
17
Schindling, A. 60, 82 Schlenke, M. 84 Schlesien 35, 36, 39, 80, 81 Schmid, A. 87 Schmid, Caspar v, bayer. Kanzler 59
Schmidt, H. 54 Schnath, G. 60 Schöllgen, G. 81 Schönborn, Friedrich Karl
v,
Reichsvizekanzler 27 Schönborn, Johann Philipp v, Kurfürst-Erzbischof v. Mainz 16,24,54 Schönborn, Lothar Franz v, Kurfürst-Erzbischof v. Mainz 26 Schönbrunn, Vertrag (1805) 50 Schöning, Hans Adam v, sächs. Feldmarschall 58
Schweden, Kgr. 12, 13, 15-17, 19, 25, 27, 28, 32, 43, 47, 56, 60, 68, 73-79 s. auch: Christine; Karl XII.; Karl X. Gustav Scott, H. M. 1, 9, 82, 100 Selim III., Sultan 72 Sevilla, Vertrag (1729) 29
Siebenjähriger Krieg (1756-63) 36, 38, 67, 80, 84, 85, 88, 89 Sistova, Friede (1791) 44 Smit, J. W. 63 Soissons, Kongreß (1727/29) 29 Sorel, A. 99 Spanien, Kgr. 5, 11, 13, 14, 20, 24, 25, 27-29, 34, 35, 80, 91 s. auch: Karl IL; Philipp V.
spanische Erbfolge, Spanischer Erbfolgekrieg 5, 9, 17, 23-27, 31, 32, 37,57,61,62, 63-67,75, 76, 79, 83 Spielman, J. P. 61, 70 Srbik, H. Ritter v. 61 Stände, Ständewesen, Ständekonflikte 7, 15, 79, 88, 93 Stajnova, M. 69 Statistik (Staatenkunde) 34 stehendes Heer 9, 11, 15, 79
Straßburg, Reichsstadt
21
Stribrny, W. 86 Strich, M. 53 Subsidien 7, 17, 57, 60, 65, 67 Sybel, H. v. 94
27, 28, 32, 47, 56,
Charles Maurice, frz. Minister 49, 97 Teilungen Polens 14,39,40,44, 45, 47, 76, 81, 85, 87, 89
Talleyrand,
125
Register Teschen, Friede (1779) 40,41,81, 86, 87, 90
Walpole, Robert, brit. Premiermini-
Thorn 44 Thugut, Johann Amadeus Frhr. v., österr. Politiker 46, 47, 92, 94 Trauttmannsdorff, Ferdinand Gf. v., österr. Politiker 94, 95 Tripleallianz (1668) 17, 55
Weis, E. 93,94,96,97,99 Westfälischer Friede (1648) 6-16, 18, 23,30, 32,53-55,63,81 Westminster-Vertrag (1756) 80, 88 Wiener Friede (1725) 25, 28, 29 Wiener Vertrag (1731) 29
Türkenkriege 5,6, 18,20-22,26,
30, 33, 39, 42-44, 62, 67-72, 77,
78
Tulard, J. 45, 96
Ungarn, Kgr. 20,21,24,42,43,61, 62, 69, 78 Utrecht, Kongreß und Friede (1713) 7, 9, 13, 25-27, 31, 66, 75, 78, 79
Valmy, Schlacht (1792)
45
Vasvär, Friede (1664) 68 Vauban, Sebastien de, frz. Baumeister
und General 21
Venedig, Republik 20,21,33 Vereinigte Staaten von Amerika 84 Victor Amadeus, Hzg. v. Savoyen 62 Vivenot, A.
v. 94 Völkerrecht 3, 5, 7-12, 17, 19, 21,
22, 26, 30,40,41,50, 63,71,72, 90, 91, 100 Vogt, Niklas, Publizist 51 Voss, J. 94, 96, 99
Waddington, A. 53 Wagner, G. 68 Waissenberger, R. 69 Waldeck, Georg Friedrich Gf. v., brandenburg. Minister, Feldherr 15, 69
ster
34
Wildfangstreit
17 Wilhelm I. Kurfürst v. HessenKassel 49 Wilhelm (III.) v. Oranien, Generalstatthalter der Niederlande, Kg. v.
England 23, 66 Wilhelmsbader Konferenz 46 Winkopp, Peter Adolf, Publizist 51 Wirtschafts- und Handelsfragen 3,
5, 13, 22, 25, 29, 34, 42,44, 62, 63, 64, 67, 70, 73, 74, 77, 81, 83, 85, 86 Witt, Johan de, niederl. Ratspensio-
när 63 wittelsbachische Hausunion 32 Wohlfeil, R. 99 Wratislaw, Johann Wenzel Gf.. österr. Diplomat 25 Württemberg, Hzgt. 48, 50. 88, 96, 98 s. auch: Karl Eugen
Yenisehirlioglu, F. 69 Zeller, G. 62 Zenta, Schlacht (1697) 71 Zernack, K. 75, 79, 80, 85 Zsitva-Torok, Waffenstillstand (1606) 67
Enzyklopädie deutscher Geschichte Themen und Autoren Mittelalter Gesellschaft
Demographie des Mittelalters / Neithard Bulst Agrarwirtschaft, Agrarverfassung und ländliche Gesellschaft im Mittelalter / Werner Rösener
Adel, Rittertum und Ministerialität im Mittelalter /Thomas Zotz Die Stadt im Mittelalter / Franz Irsigler Armut im Mittelalter / Otto Gerhard Oexle Geschichte des Judentums im Mittelalter / Michael Toch Wirtschaft Wirtschaftlicher Wandel und Wirtschaftspolitik im Mittelalter / Ulf Dirlmeier
Kultur, Alltag Die geistige Kultur bis zur Gründung der Universitäten in Deutschland / Mentalitäten Johannes Fried Die geistige Kultur im Mittelalter / Jürgen Miethke Die ritterlich-höfische Kultur des Mittelalters / Werner Paravicini Die materielle Kultur des Mittelalters / Hartmut Boockmann
Religion und Die mittelalterliche Kirche / Michael Borgolte Kirche Religiöse Bewegungen im Mittelalter / Matthias Werner Formen der Frömmigkeit im Mittelalter / Arnold Angenendt Politik, Staat, Die Germanen / Hans Hubert Anton
Verfassung Die Slawen in der deutschen Geschichte des Mittelalters / N.N. Das römische Erbe und das Merowingerreich / Reinhold Kaiser Das Karolingerreich / Peter Johanek Die Entstehung des deutschen Reiches / Joachim Ehlers Königtum und Königsherrschaft im 10. und 11. Jahrhundert / Egon Boshof Der Investiturstreit / Wilfried Hartmann König und Fürsten, Kaiser und Papst nach dem Wormser Konkordat / Bernhard Schimmelpfennig Deutschland und seine Nachbarn 1200 1500 / Dieter Berg Die kirchliche Krise des Spätmittelalters / Heribert Müller Reichsverfassung und Reichsreform im Spätmittelalter / Karl-Friedrich Krieger Landesherrschaft, Territorien und Frühformen des modernen Staates / Ernst Schubert -
Frühe Neuzeit Gesellschaft
Demographie 1500 1800 / Christian Pfister Bauern zwischen Bauernkrieg und Dreißigjährigem Krieg / -
Peter Bierbrauer Bauern zwischen Dreißigjährigem Krieg und Werner Troßbach Adel in der frühen Neuzeit / Rudolf Endres
Bauernbefreiung /
127
Themen und Autoren
Der frühneuzeitliche Hof / Rainer A. Müller Die Stadt in der frühen Neuzeit / Heinz Schilling Unterständische Schichten in der frühen Neuzeit / Wolfgang von Hippel Unruhen in der ständischen Gesellschaft 1300 1800 / Peter Blickle Von der ständischen zur bürgerlichen Gesellschaft / Lothar Gall Geschichte des Judentums vom 16. bis zum Ende des 18. Jahrhunderts / Stefi Jersch-Wenzel -
Frühkapitalismus
und wirtschaftliche Entwicklung 1470 1620 / Franz Mathis Die Entwicklung der Wirtschaft im Zeitalter des Merkantilismus 1620- 1800/ Rainer Gömmel Landwirtschaft in der frühen Neuzeit / Walter Achilles Gewerbe in der frühen Neuzeit / Wilfried Reininghaus Handel und Verkehr, Banken und Versicherungen in der frühen Neuzeit / N.N.
Wirtschaft
Medien in der frühen Neuzeit / Erdmann Weyrauch Bildung und Wissenschaft in der frühen Neuzeit 1650 1800 / Anton Schindling Die Aufklärung / Wolfgang Hardtwig Lebenswelt und Kultur des Bürgertums in der frühen Neuzeit / Bernd Roeck Lebenswelt und Kultur der unterbürgerlichen Schichten in der frühen Neuzeit / Günter Lottes
Kultur, Alltag,
Die Reformation. Voraussetzungen und Durchsetzung / Bob Scribner Konfessionelle Institutionalisierung im 16. Jahrhundert/ Heinrich Richard Schmidt Kirche, Staat und Gesellschaft im 17. und 18. Jahrhundert / Hartmut Lehmann Religiöse Bewegungen in der frühen Neuzeit / Hans-Jürgen Goertz
Religion
Das Reich in der frühen Neuzeit / Helmut Neuhaus Landesherrschaft, Territorien und Staat in der frühen Neuzeit /
Politik, Staat, Ver
-
Mentalititäten
-
Winfried Schulze Die Entwicklung der landständischen Verfassung / Franz Quarthai Vom absolutistischen zum bürokratischen Reformstaat / Walter Demel Das Reich im Kampf um die Hegemonie in Europa 1521 1648 / Alfred Kohler Altes Reich und europäische Staatenwelt 1648 1806 / Heinz Duchhardt -
und
Kirche
fassung
Staatensystem, internationale
Beziehungen
-
19. und 20. Jahrhundert des 19. und 20. Jahrhunderts / Adelheid Gräfin zu Castell Rüdenhausen Geschichte der ländlichen Gesellschaft 1800 1970 / Heinz Reif Geschichte der Familie im 19. und 20. Jahrhundert / N.N. Urbanisierung im 19. und 20. Jahrhundert / Klaus Tenfelde Schichtung, Mobilität und Protest in der modernen Gesellschaft / Josef Mooser Das Bürgertum im 19. und 20. Jahrhundert / Dieter Hein
Demographie
-
Gesellschaft
128
Themen und Autoren
Die Angestellten im 19. und 20. Jahrhundert / Günther Schulz Die Arbeiterschaft im 19. und 20. Jahrhundert / Detlev K. Peukert Geschichte des Judentums in Deutschland vom Ende des 18. Jahrhunderts bis 1914 / Shulamit Volkov Geschichte des deutschen Judentums 1914 1945 / Mosche Zimmermann -
Vorgeschichte,
Verlauf und Charakter der deutschen industriellen Revolution / Hans-Werner Hahn Die Entwicklung der Wirtschaft im 20. Jahrhundert / Wilfried Feldenkirchen Landwirtschaft im 19. und 20. Jahrhundert / N.N. Gewerbe und Industrie im 19. und 20. Jahrhundert / (Toni Pierenkemper) Handel und Verkehr im 19. Jahrhundert / Karl Heinrich Kaufhold Handel und Verkehr im 20. Jahrhundert / Horst A. Wessel Banken und Versicherungen im 19. Jahrhundert / Eckhard Wandel Banken und Versicherungen im 20. Jahrhundert / Eckhard Wandel Staat und Wirtschaft im 19. Jahrhundert (bis 1914) / Heinrich Best Staat und Wirtschaft im 20. Jahrhundert / Gerold Ambrosius
Kultur, Bildung und Wissenschaft im 19. Jahrhundert / Rüdiger vom Bruch Kultur, Bildung und Wissenschaft im 20. Jahrhundert / Horst Möller Lebenswelt und Kultur des Bürgertums im 19. und 20. Jahrhundert /
Dieter Langewiesche Lebenswelt und Kultur der Unterschichten im 19. und 20. Jahrhundert / Wolfgang Kaschuba Formen der Frömmigkeit in einer säkularisierten Gesellschaft / Werner K. Blessing Kirche, Politik und Gesellschaft im 19. und 20. Jahrhundert / Gerhard Bester Der Deutsche Bund und das politische System der Restauration 1815 1866 / Wolfram Siemann Das Vordringen des Konstitutionalismus und das Ringen um den deutschen Nationalstaat / Elisabeth FehrenbachDie innere Entwicklung des Kaiserreichs / Hans-Peter Ulimann Die innere Entwicklung der Weimarer Republik / Peter Steinbach Das nationalsozialistische Herrschaftssystem / Dieter Rebenstisch Die Bundesrepublik. Verfassung, Parlament und Parteien / Adolf M. Birke Die Innenpolitik der Deutschen Demokratischen Republik / Günther Heydemann -
Die deutsche Frage und das europäische Staatensystem 1815 1871 / Anselm Doering-Manteuffel Deutsche Außenpolitik 1871 1918 / Klaus Hildebrand Die Außenpolitik der Weimarer Republik / Franz Knipping Die Außenpolitik des Dritten Reiches / Marie-Luise Recker Die Außenpolitik der Bundesrepublik Deutschland / Gregor Schöllgen Die Außenpolitik der Deutschen Demokratischen Republik / Alexander Fischer -
-
(Stand: März 1990)