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German Pages 724 [720] Year 2006
Förster Gohdes Recktenwald Schmidt Altersverso~unQ und VerQütunQ Festschrift für Boy-jürQen Andresen
ALTERSVERSORGUNG UND VERGüTUNG Risiken und Chancen im Wettbewerb der Unternehmen
Festschrift für Boy-Jür~en Andresen zum 60. Geburtsta~ herausgegeben von
Prof Dr. Dr. WolfQan~ Förster Diplom-Volkswirt Rech1sanwalt
Airred Gohdes B.Sc.
Stefan Recktenwald Diplom-Volkswirt
Rain er Schmidt Diplom-Mathematiker
2006
oUs
Verlag
Dr.OttoSchmidt Köln
Bibliografische Information Der Deutschen Bibliothek Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über abrufbar.
Verlag Dr. Otto Schmidt KG Gustav-Heinemann-Ufer 58, 50968 Köln Tel.: 02 21/ 9 37 38-01, Fax: 02 21/ 9 37 38-9 43 e-mail: [email protected] www.otto-schmidt.de
ISBN 3-504-06034-4 © 2006 by Verlag Dr. Otto Schmidt KG Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung, die nicht ausdrücklich vom Urheberrechtsgesetz zugelassen ist, bedarf der vorherigen Zustimmung des Verlages. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Bearbeitungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Das verwendete Papier ist aus chlorfrei gebleichten Rohstoffen hergestellt, holzund säurefrei, alterungsbeständig und umweltfreundlich. Umschlaggestaltung: Jan P. Lichtenford, Mettmann Textformatierung: A. Quednau, Haan Druck und Verarbeitung: Bercker, Kevelaer Printed in Germany
Vorwort Dr. Boy-Jürgen Andresen vollendet am 12. April 2006 sein 60. Lebensjahr. Seit mehr als dreißig Jahren – und damit nahezu sein ganzes berufliches Leben lang – ist er mit der betrieblichen Altersversorgung verbunden, sowohl beruflich als auch im Ehrenamt. Als Gesellschafter-Geschäftsführer und Vorsitzender der Geschäftsführung der Dr. Dr. Heissmann GmbH Unternehmensberatung für Versorgung & Vergütung, Wiesbaden, sowie als Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft für betriebliche Altersversorgung e.V. (aba), Heidelberg, und ehrenamtlicher Richter am Bundessozialgericht (Mitglied des Großen Senats) verbindet sich bei ihm in einzigartiger Weise die Möglichkeit, als Berater bei der Gestaltung betrieblicher Versorgungswerke mitzuwirken und zugleich an die Politik die Forderung der betrieblichen Praxis mit Augenmaß heranzutragen. Diese Möglichkeiten hat er in besonders erfolgreicher Art und Weise in die Praxis umgesetzt. Dabei kann er sich einerseits auf ein erfolgreich abgeschlossenes Studium der Rechtswissenschaften an den Universitäten Gießen und Tübingen mit juristischer Promotion, andererseits auf eine mehr als zwanzigjährige Tätigkeit bei der Daimler Benz AG in Stuttgart stützen. In dieses Unternehmen ist er 1975 in den Bereich Arbeits- und Sozialrecht eingetreten. Stationen seiner Tätigkeit bei der Daimler Benz AG waren Direktionsassistent, Leiter des Hauptreferats Koordination der Personalarbeit Ausland/Betriebliche Altersversorgung, Leiter der Hauptabteilung Vergütung und Versorgung, Leiter des Fachbereichs Tarifpolitik, Vergütung und Versorgung, von 1990 bis 1995 Leiter der Konzerndirektion Personal- und Sozialpolitik. Im Jahr 1996 wechselte Dr. Boy-Jürgen Andresen in die Geschäftsführung der Dr. Dr. Heissmann GmbH. Aufgrund seiner Zeit bei der Daimler Benz AG konnte er in seiner neuen Funktion als Berater vor allem auch die Sicht eines Unternehmens einbringen und dies nicht, ohne immer auch die Belange der Arbeitnehmer im Blick zu behalten. Sein Bekenntnis zur sozialen Verantwortung der Unternehmen für ihre Mitarbeiter, aber auch die Forderung an die Politik, dass betriebliche Altersversorgung stabile ökonomische, arbeitsrechtliche und vor allem ausreichend verlässliche steuerliche Rahmenbedingungen braucht, ist Richtschnur für sein berufliches Handeln und ehrenamtliches Engagement. Als Herausgeber und Autor zahlreicher Bücher und Fachpublikationen hat er sich als exzellenter Kenner zu Fragen der Vergütung und der betrieblichen Altersversorgung sowie der Frühpensionierung geäußert. Daneben ist er ein gefragter Referent und Moderator für alle Veranstalter, die sich mit sozialen Sicherungssystemen befassen. Die Herausgeber wünschen Dr. Boy-Jürgen Andresen noch viele Jahre erfolgreicher und erfüllter Zusammenarbeit. Die Herausgeber bedanken sich sehr bei den Autoren dafür, dass sie neben ihrer starken beruflichen Beanspruchung und neben ihren vielen jeweiligen V
Vorwort
Ehrenämtern noch Zeit fanden, an dieser Festschrift mitzuwirken. Wir sind sicher, dass aufgrund der Qualität der Beiträge zahlreiche neue Denkanstöße gegeben und weitere Überlegungen vorangetrieben werden, die für die betriebliche Altersversorgung und die Gesamtvergütung von Nutzen sein werden. Besonderer Dank gilt dem Verlag Dr. Otto Schmidt KG in Köln für die Bereitschaft, diese Festschrift aufzulegen. Dank schulden die Herausgeber auch Frau Diplom-Volkswirt Gertraud Becker für ihren unermüdlichen Einsatz, Frau Assessorin iur. Nina Willems für das Korrekturlesen der Druckfahnen und Frau Petra Knauer für die Erledigung des unumgänglichen Schriftverkehrs mit Verlag und Autoren. Wiesbaden, im März 2006 Die Herausgeber
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Inhalt Seite
Vorwort .......................................................................................................
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Gerd Eckelmann Grußwort .................................................................................................
XI
Leo Gros Grußwort .................................................................................................
XIII
Hans-Jochen Hüchting Grußwort ................................................................................................. XVII Helmut Georg Müller Grußwort .................................................................................................. XIX Volker Rattemeyer Grußwort. Liebe und Leidenschaft zur Fotografie ................................ XXI Robert Schönmayr Grußwort ................................................................................................. XXIII Helfried und Renate Weyer Grußwort. Auf den Spuren von Barrow’s Boys ...................................... XXV Verzeichnis der Autoren ............................................................................. XXXI Abkürzungsverzeichnis ..............................................................................
LI
Klaus Stiefermann und Birgit Uebelhack Betriebliche Altersversorgung macht süchtig! ......................................
1
I. Rahmenbedingungen Axel Börsch-Supan Risiken der staatlichen, betrieblichen und privaten Altersvorsorge ....
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Hans Werner Busch Betriebliche Altersvorsorge und Tarifpolitik – Breitenwirkung ist nicht selbstverständlich ..........................................................................
35
Wolfgang Gerke und Ferdinand Mager Pensionsverpflichtungen und Unternehmensrating aus deutscher Perspektive ..............................................................................................
49 VII
Inhalt
Reinhard Graf Vier Jahre nach der Neuordnung der Betriebsrente im öffentlichen Dienst durch den Altersvorsorgeplan 2001 und ihre Folgen für die Finanzierung – Haben sich die Erwartungen erfüllt? ............................
67
Barbara Hendricks Die betriebliche Altersvorsorge stärken ................................................
85
Michael Hessling Finanzierung und Insolvenzsicherung von Arbeitszeitkonten .............
93
Martin Hoppenrath Der Übergang vom Rentenwertumlage- auf das Kapitaldeckungsverfahren bei der gesetzlichen Insolvenzsicherung der betrieblichen Altersversorgung durch den Pensions-Sicherungs-Verein, Versicherungsverein auf Gegenseitigkeit (PSVaG) ................................
115
Klaus Kortmann Die betriebliche Altersversorgung in der Privatwirtschaft und im öffentlichen Dienst 2001 bis 2004 .........................................................
135
Klaus Michaelis Die künftige Rolle der gesetzlichen Rentenversicherung im Gesamtkonzept der drei Säulen .............................................................
173
Gerhard Reinecke Die Rechtsprechung des Bundesarbeitsgerichts zu betriebsrentenrechtlichen Informationspflichten bei Beendigung des Arbeitsverhältnisses ............................................................................................
189
Gerhard Rupprecht Ausfinanzierung von Pensionsverpflichtungen .....................................
201
Bert Rürup Gesamtwirtschaftliche Aspekte der betrieblichen Altersvorsorge ......
221
Werner Sasdrich Die Zukunft der Altersvorsorge .............................................................
235
Heinz-Dietrich Steinmeyer Portabilität von Anwartschaften und Leistungen – Eine Perspektive für Europa? ...............................................................................................
259
Chris Verhaegen The long way to pan-European Occupational Pension Provision ........
275
Ludolf v. Wartenberg Megatrends des Strukturwandels: Konsequenzen für die Altersvorsorge ....................................................................................................
285
VIII
Inhalt
II. Gestaltung durch Unternehmen Sibylle Angele und Sabine Horstmann Die zweite Säule in den neuen EU-Mitgliedstaaten – betrieblich oder ganz privat? ......................................................................................
303
Thomas Fessler und Larry Sher Do Defined Benefit Plans Have a Future? ..............................................
315
Wolfgang Förster Bedeutung des Steuerrechts für die betriebliche Altersversorgung ......
331
Hans Gemmerich Strategische Anforderungen an den HR-Bereich der Zukunft ..............
355
Alfred Gohdes Aktuarielle Arbeit und die Kunst des Golfspielens ..............................
375
Johann Goldbrunner Die Entwicklung von Lebenszyklusmodellen in Theorie und Praxis ..
407
Bernd Haferstock und Norbert Rößler Krisenfeste Altersvorsorge unter besonderer Berücksichtigung der Vermögensanlage – Kernpunkt einer Best Practice der Kapitalanlageorganisation ...................................................................................
427
Kurt Kemper Aktuelle Aspekte in der Rechtsprechung des Bundesarbeitsgerichts zur betrieblichen Altersversorgung ........................................................
463
Klaus Lurse Flexibilität durch kreatives Personalmanagement ................................
479
Stefan Recktenwald Zeitgemäße Gestaltung der betrieblichen Altersversorgung ................
489
Thomas Sattelberger Unternehmen als Chancen- und Risikogemeinschaft: Geteilte Verantwortung im Zeitalter von Globalisierung und Deregulierung ..........................................................................................
517
Rainer Schmidt Entwicklungen im Bereich der Verwaltung von betrieblichen Versorgungswerken. Über das Shared Service Center zum Business Process Outsourcing – Ein Erfahrungsbericht .......................................
553
Ihno Schneevoigt Lohngerechtigkeit? Life is unfair! ..........................................................
571 IX
Inhalt
Joachim Schwind Ausgewählte Aspekte zur externen Ausfinanzierung von unmittelbaren Versorgungszusagen durch CTA-/Trust-Modelle ........
585
Peter Udsching Besonderheiten des Rechtsschutzes im Sozialrecht ..............................
619
Veröffentlichungen von Dr. Boy-Jürgen Andresen ...................................
639
Stichwortverzeichnis ..................................................................................
647
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Gerd Eckelmann
Grußwort „Tradition soll ein Sprungbrett sein, aber kein Ruhekissen“, hat der britische Politiker und Verleger Harold Macmillan einmal gesagt. Es liegt erst ein Jahr zurück, dass die Dr. Dr. Heissmann GmbH ihr 50-jähriges Jubiläum gefeiert hat, bei welchem ich ein Grußwort sprechen durfte. Nur wenige Unternehmen können auf eine derartige Firmentradition zurückblicken. Dass die Dr. Dr. Heissmann GmbH 50 Jahre nach ihrer Gründung so hervorragend positioniert ist, ist auch ein besonderes Verdienst von Dr. Boy-Jürgen Andresen, der nunmehr sein persönliches 60-jähriges Jubiläum begeht. Es ist zugleich ein gutes Beispiel dafür, dass sich Unternehmen aus unserem IHKBezirk nicht auf ihrem Erfolg ausruhen, sondern ihre Tradition als Grundlage nutzen, um sich weiter zu entwickeln. Für uns als IHK ist es wichtig, dass unsere Mitgliedsunternehmen hier am Standort gute Rahmenbedingungen vorfinden, wofür wir uns bei den politisch Verantwortlichen mit allem Nachdruck einsetzen. Der Politik haben wir beispielsweise 100 ganz konkrete Vorschläge für mehr Wachstum vorgelegt – von der Reform des Gewerberechts über den Abbau bürokratischer Hemmnisse bis hin zur Vergrößerung der Spielräume für die regionale Wirtschaftspolitik. Mit besonderer Aufmerksamkeit verfolgen wir selbstverständlich die Geschehnisse in unserer Region, um sie im Interesse der Wirtschaft zu beeinflussen. Maßgeblich auf Druck der Wirtschaft hin hat zum Beispiel die Stadt Wiesbaden ihre Gewerbesteuer weiter gesenkt. Doch allein die Rahmenbedingungen machen selbstverständlich nicht den Erfolg eines Unternehmens aus. Dafür braucht es Initiative, Verantwortung und den Willen, etwas zu wagen. Diese Tugenden hat die Dr. Dr. Heissmann GmbH schon bei ihrer Gründung beherzigt, denn sie war die erste Steuerberatungsgesellschaft, die sich auf betriebliche Altersversorgung spezialisierte. Dr. Dr. Ernst Heissmann erkannte auch sehr bald die Chancen der Internationalisierung der Märkte und so gründete er 1963 die IPC International Pension Consultants GmbH. Der Geschäftszweck war und ist noch heute die Betreuung der betrieblichen Altersversorgung der in Deutschland ansässigen global ausgerichteten Unternehmen in internationalen Fragen. 1969 veräußerte Ernst Heissmann seine Firmenanteile an die Allianz Lebensversicherungs-AG. Fünf Jahre danach erfolgte der Umzug des Unternehmens an seinen heutigen Sitz in der Abraham-Lincoln-Straße. 1991 ging die Dr. Dr. Heissmann GmbH eine Kooperation mit Buck Consultants Inc., New York, ein, welche ihr den Zugriff auf ein weltumspannendes Beratungsnetzwerk mit über 60 Büros auf vier Kontinenten sicherte. Wiesbaden wurde zur Zentrale für alle europäischen Beratungsaktivitäten. Die internationalen AktiviXI
Grußwort
täten wurden seit 1996 unter dem Vorsitz des Gesellschafter-Geschäftsführers Dr. Andresen konsequent ausgebaut und zuletzt wurde mit Heissmann Consultants der europäische Auftritt einheitlich gestaltet. In den vergangenen fünf Jahrzehnten ist die Zahl der Berater gewachsen und die Branche hat für den Standort erheblich an Gewicht gewonnen: Mehr als 2.700 Consulting-Firmen sind allein im Rhein-Main-Gebiet im Handelsregister eingetragen, das sind immerhin 11 Prozent der gesamten Branche in Deutschland. Sie beschäftigen gut 37.000 Menschen und erwirtschaften einen Umsatz von knapp 11 Milliarden Euro. Als IHK-Präsident möchte ich die enge Verbundenheit von Dr. Andresen mit den Industrie- und Handelskammern hervorheben und würdigen. Er betreut nicht nur die IHK Wiesbaden auf den Kompetenzfeldern Altersversorgung, Vergütung und Zielvereinbarungen erfolgreich, sondern auch viele andere IHKs quer durch Deutschland bis hin zum DIHK, unserer Dachorganisation. Es gibt wohl kaum eine IHK in Deutschland, bei der Dr. Andresen nicht schon im Weiterbildungs- und Informationsprogramm für die Mitglieder Vorträge gehalten hat. „Heissmann Wiesbaden“ hat in der bundesweiten Kammerlandschaft einen exzellenten Ruf, und deshalb freuen wir uns besonders, dass das Unternehmen Mitglied unserer IHK ist. Eine gute und lebendige IHK braucht aktive und engagierte Mitglieder. Dr. Andresen hat sich in den letzten Jahren mit großer Kompetenz an unserer IHK-Arbeit beteiligt und wurde 2004 von den Unternehmern der Region in die Vollversammlung gewählt. Seit Jahresbeginn 2005 hat er zudem den Vorsitz unseres Rechtsausschusses inne, den er vorbildlich führt. Mit diesem persönlichen Engagement zeigt er, dass Heissmann als ein in Deutschland führendes und in Europa bedeutendes Beratungs- und Gutachterunternehmen gleichzeitig mit der Wiesbadener Wirtschaft eng verwurzelt ist. Die IHK Wiesbaden gratuliert Dr. Andresen zu seinem runden Geburtstag, wünscht ihm für die Zukunft weiterhin Erfolg, Ansehen und profitables Wachstum seines Unternehmens. Auch damit er qualifizierte Arbeitsplätze erhalten und weitere schaffen kann und den guten Ruf unserer Stadt erfolgreich in die nationale und internationale Fläche trägt.
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Leo Gros
Grußwort Die Eindrücke, die man in der Jugend hatte, behalten das ganze Leben hindurch ihre Geltung, um so mehr, da uns die schöne Ursprünglichkeit unserer Gefühle erst durch unsere geistige Vorgeschrittenheit wohl bewußt wird. Paul Bertololy
Boy Jürgen Andresen. Wenn die Großväter Boy und Jürgen heißen, dann heißt der Junge Boy Jürgen. Boy? Wenn Mädchen Frauke heißen, so ist das männliche Pendant Boy. Was sind die ersten Eindrücke, die sich Boy einprägen und an die er sich nun erinnert? Wer würde nicht gern wie er auf dem Bauernhof aufwachsen, mit Pferden und Kühen und anderen Tieren, die Weite der Landschaft genießen? Boy erfährt früh und prägend aber auch geistige Enge und soziale Kontrolle, Bildungsfeindlichkeit, politische Kleingeisterei und Intoleranz. „Wo die Luft am saubersten ist, ist der soziale Mief am dicksten“, lautet das bittere Fazit des nun fast sechzigjährigen Boy. Boys Vater, Sohn eines Zimmermanns in Pellworm, war 1911 geboren. Der Schulleiter in Pellworm erkannte die hohe Begabung des Jungen und beantragte beim Gemeinderat ein Stipendium für das Gymnasium in Husum. „Wo kommen wir hin, wenn jedes Handwerkerkind was lernen will ...?“, meinten die braven, sparsamen Gemeinderäte und lehnten ab. Das schmerzt, und das spornt an: „Mein Sohn soll etwas lernen können. Ihm soll es einmal nicht so gehen wie mir.“ Schön, dass dieser „liebevolle und strenge“ Vater noch hat miterleben dürfen, dass aus seinem Sohn „etwas wurde“. Bis dahin ist es ein langer Weg. Die ganz frühen Jahre sind geprägt von viel Freiheit. Wenn Boy, der keine Geschwister hat, einmal „zu sauber“ von seinen Streifzügen nach Hause kommt, fragt ihn seine Mutter: „Biste krank?“ Als Boy sechs Jahre alt ist, stirbt sie an Kinderlähmung. Das ist ein großer Einschnitt im Leben des Jungen. Bis zu seinem 14. Lebensjahr übernimmt die unverheiratete Schwester seines Vaters den Haushalt. Sie ist mit dieser Aufgabe nicht glücklich und vielleicht auch überfordert – eine schwierige Zeit für den heranwachsenden Boy. Vom 14. Lebensjahr bis zum Abitur führt dann der Junge für sich und seinen Vater den Haushalt. Wenn Boy, der einzige Oberschüler im Dorf, im Auftrag seines Vaters den Bauern die Rechnungen für Handwerksleistungen überbringt (der Vater geht davon aus, dass sie dem Jungen eher zahlen als ihm), dann bekommt er öfters zu hören: „Nimm mal lieber die Schaufel in die Hand ...“ XIII
Leo Gros
Eine über weite Strecken „freudlose Jugend mit früher Übernahme von Verantwortung“ hält dennoch ein „Highlight“ für den hellen Jungen bereit, dem der Vater kein Taschengeld zahlen kann. Er wird mit 14 freier Mitarbeiter der „Husumer Nachrichten“. Für 10 Pfennig pro Zeile schreibt er Artikel wie zum Beispiel Berichte über Gemeinderatssitzungen. „Da habe ich schreiben gelernt – 30 Zeilen war das Limit, und ich wusste, dass alle, die dabei gewesen waren, den Artikel lesen würden.“ Deutlich lukrativer sind Photos – für ein Bild werden 15 DM bezahlt! Da kauft sich Boy eine Kamera, „… weil der break even absehbar war.“ Ob er damals schon dieses Kaufmanns-Neudeutsch sprach? Gut, dass die Zeitung sich keinen FeuilletonRedakteur leisten kann. So wachsen dem Schüler Aufgaben zu, um die sich heutzutage Volontäre reißen würden. Mit 18 veröffentlicht er seinen ersten Leitartikel auf Seite eins. Diese Arbeit macht Boy ökonomisch relativ früh unabhängig. Unabhängig sein will er aber auch geistig und politisch. Boy macht ein Interview mit Niemöller nach dessen Vietnam-Reise. Er tritt mit 18 Jahren den Jungsozialisten bei – Jochen Steffen ist damals Landesvorsitzender – „aus reinem Protest, weil alle im Dorf CDU wählten, aus Solidarität mit dem einzigen SPD-Wähler“. Der Vater fürchtet um Aufträge. 1982 wird Boy übrigens der SPD den Rücken kehren – wieder aus Protest, diesmal wegen ihrer Haltung gegenüber dem damaligen Bundeskanzler Helmut Schmidt. Nach dem besten Abitur des Jahrgangs in Husum zieht es ihn fort, nach Süden, nicht nach Kiel, „wo alle hingingen“ – er geht nach Gießen, an die dort neu gegründete juristische Fakultät. Die Finanzierung für die ersten vier Semester steht: der Vater hatte die Halbwaisenrente seines Sohnes angespart. Die Anschlussfinanzierung kommt von der Studienstiftung des Deutschen Volkes, einer Hochbegabtenstiftung, die auch für die Promotionsförderung sorgt. Boy entscheidet sich bewusst gegen die Mitgliedschaft in einer Studentenverbindung. Das trägt ihm das Urteil eines ehemaligen Korpsstudenten ein: „Aus Ihnen wird nix.“ (Auch Korpsstudenten können offensichtlich irren.) Die evangelische Studentengemeinde wird seine Heimat. Sie bringt Boy in Kontakt mit der Studentenbewegung. Als Redakteur der Studentenzeitschrift „Protest“ nutzt er seine langjährige Presseerfahrung. Eine erste Weichenstellung für zukünftige Berufsfelder ist die Wahl des Themas der Promotionsarbeit, die Boy bei Ludwig Raiser im Fach Wirtschaftsrecht anfertigt. Nach der Zeitschrift DM (1966) war mit der Stiftung Warentest 1968 ein neues Medium für Verbraucherinformationen entstanden. Dieses kritische Forum ist nicht unumstritten. Boy will in einer rechtsvergleichenden Studie die deutsche Situation mit dem Recht in Norwegen, Schweden und Finnland vergleichen. Wie sieht der Schutz des eingerichteten Gewerbebetriebs nach § 823 BGB in diesen Ländern aus? Boy will einschlägige rechtsvergleichende Arbeiten im schwedischen Original lesen und belegt einen Schwedisch-Kurs. Just denselben Kurs belegt eine Studentin der XIV
Grußwort
Germanistik und Anglistik, die eine dritte indogermanische Sprache erlernen will. So lernt Boy seine Frau Charlotte kennen. 1973 schließt er die Promotion mit „magna cum laude“ ab. Was nun? Soll er Staatsanwalt werden? Braucht die Stiftung Warentest einen Justitiar? Über Mitstudenten erfährt Boy, dass Daimler Leute für den Bereich Arbeitsrecht sucht. Es ist ein heißer Augusttag, als er mit seiner Frau zum Vorstellungsgespräch fährt – ohne Krawatte. Der junge Mann, der seine SPD-Mitgliedschaft ebenso wenig verschweigt wie die Tatsache, dass er mit Herta Däubler-Gmelin die Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Juristen gegründet hatte, wird zu einem zweiten Gespräch eingeladen. Ihm, der nach heutiger Selbsteinschätzung „ein Zerrbild von Managern hatte“, stellen die Daimler-Manager eine „tolle Perspektive“ vor Augen: Gesetze im Arbeitsrecht von der Entstehung bis zur Umsetzung in Verordnungen zu begleiten. Sein sozialer Impetus wird aufgenommen – mit der Frage: „Wenn Sie bei Ihrem Bild von Wirtschaft und Managern bleiben – glauben Sie, dass Sie damit jemals positive Sozialpolitik für Arbeitnehmer gestalten können?“ Boy lässt sich dafür begeistern – und ist über Nacht „für zwei Drittel meiner Bekannten zum Verräter geworden“. Der Chronist fragt sich: War das ein neuer Fall von geistiger Enge – diesmal bei der „Avantgarde des Proletariats“? Spätere „Reifungsprozesse“ bringen es mit sich, dass Boy alten Freunden wieder begegnet. Wie hält es Boy mit der Religion? „Ein großes Interesse an Kultur und Geschichte, Wissen über Kirche – aber kein gläubiges Haus“ – so kennzeichnet er das Ergebnis seiner Erfahrungen mit Kirche. Der Studentenpfarrer erklärt ihm, warum eine evangelische Ehe kein Sakrament ist. Der Pfarrer im Dorf, in dem das junge Ehepaar Boy und Charlotte Andresen lebt, sieht das anders. Er ist vielleicht einer jener schwäbischen Pietisten, mit deren Erbe Boy „nichts anfangen kann“. Der Dorfpfarrer macht unumwunden deutlich, dass er eine kirchliche Heirat der beiden erwartet. Sie kündigen die Wohnung, ziehen fort – und Boy tritt aus der Kirche aus. (Die eingesparten Kirchensteuer-Mittel spenden Boy und Charlotte für die Unterstützung eines jungen Paares in der damaligen DDR.) Gut, dass Boy im Haus seiner Schwiegereltern einem anderen Typus von Schwaben begegnet. Ihn besticht ihre „herzliche, offene und unkomplizierte“ Art des Umgangs miteinander – eine Erfahrung, die er in seiner Kindheit vermisst hat. Das „interkulturelle Experiment Schwaben-Friesland“, wie Boy seine Ehe mit Charlotte beschreibt, ist ein „Experiment“ von Dauer. Während er sich selbst als „gut und gern spontan“ wahrnimmt, schätzt er an seiner Frau, dass sie „viel geduldiger und zielgerichteter“ ist. Ihr gemeinsamer Sohn Andreas Boy, geboren 1978, ist „wie ich impulsiv“, hat Medienwirtschaft in Wiesbaden studiert und widmet sich, ausgestattet mit einem Fulbright-Stipendium, in Boston dem Studium „Global Marketing and Communication“. Diese „kaufmännische“ Laufbahn hat ihn nicht gehindert, Bundessieger im Wettbewerb Jugend musiziert zu werden – er singt Bariton. Tochter Anne Katrin studierte TourisXV
Leo Gros
mus in Freiburg und Brighton und macht einen Master an der London Business School. Boy erfreut sich an den Getränken Tee, Pils und Wein, an klassischer Oper, an Gemälden – „ein breites Spektrum von Kunstepochen; mein Zugang ist eher intellektuell als emotional“. Seinen Urlaub verbringt er besonders gern auf Reisen – und immer mit der Leica im Gepäck. Die frühe Leidenschaft für das Fotografieren hat ihn lebenslang begleitet. Was möchte er mit seinen Bildern am liebsten festhalten, und warum reist er so gerne? „Festhalten möchte ich vor allem die Augen der Leute! Deshalb brauche ich die Kommunikation mit den Menschen, die ich fotografiere. Beim Reisen verlasse ich am liebsten die so genannte zivilisierte Welt. Auf einer Isomatte nachts in der Wüste erfahre ich sinnlich, wie wenig wir Menschen wirklich brauchen. Ich will mir beweisen, dass ich ohne den Luxus der Zivilisation auskomme. Es macht mich stolz, dass ich das noch kann. Außerdem treffe ich beim Fotografieren andere Menschen, die mit mir dieses Hobby teilen – Menschen aus ganz vielen Berufsgruppen. Das ist ähnlich wie bei Rotary: es tut gut, nicht nur im Saft des eigenen Berufsfeldes zu schmoren.“ Was ist Boy im Berufsleben wichtig? „Anstand ist eine wichtige Kategorie.“ Was heißt das konkret? „Zum Beispiel dass ich nicht jedes mögliche Geschäft mache. Ich versetze mich auch mal in die Lage des Geschäftspartners und frage ihn: Lohnt sich das wirklich für Sie? Meine Erfahrung ist, dass dieser Geschäftspartner wiederkommt. Anstand ist auch, dass ich unangenehme Mitteilungen an Mitarbeiter zwar nicht scheue, sie aber rasch, ehrlich und ohne verletzende Bemerkungen rüberbringe. Eine Führungskraft darf Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter niemals ‚fertigmachen‘ – sonst gehört sie entlassen.“ Wie erlebt der Chronist den fast sechzigjährigen Boy? Ein freundlicher, entschlussfreudiger, gestaltungswilliger Präsident 2005/ 2006 des Rotary Clubs Wiesbaden-Nassau überrascht seine Clubfreundinnen und -freunde nicht nur, unterstützt von seiner Frau Charlotte, mit einem Frühstück im Bus bei der Fahrt zum Partnerclub Belfort in Frankreich, sondern auch mit einer spontanen Rede in der Sprache des Gastlandes. Boy ist überzeugt vom Einsatz des Clubs für das Sozialprojekt „Mutter und KindHaus“. Er begeistert seinen Club für die Restaurierung des Denkmals von Wilhelm von Oranien gegenüber dem Wiesbadener Schloss. Stammt vielleicht auch die Idee eines Weihnachtsgebäck-Rezeptbuches von ihm? All das passt zu seiner Antwort auf die Frage: „Was willst Du machen, wenn Du einmal pensioniert bist?“ Die Antwort lautet knapp und klar: „Ich will gern auch dann noch Verantwortung übernehmen. Mir wurde viel geschenkt – ich will auch viel zurückgeben.“
XVI
Hans-Jochen Hüchting
Grußwort Die Aufforderung, ein Grußwort für diese Festschrift zu schreiben, hat mich sehr geehrt. Sehr gern will ich berichten, wie mir Herr Dr. Boy-Jürgen Andresen begegnet ist und warum ich so große Hochachtung für ihn empfinde. Im Jahre 1987 habe ich Herrn Dr. Andresen kennen gelernt. Zu der Zeit war er in der Verantwortung für einen sehr wesentlichen Aspekt des Personalwesens bei Daimler-Benz. Wir kamen zusammen in einem Erfahrungsaustauschkreis der Deutschen Gesellschaft für Personalführung, dessen Wert in dem sehr vertrauensvollen Umgang der Mitglieder untereinander besteht, der es erlaubt, sich sehr offen über Erfahrungen und Fragen zum Personalwesen auszutauschen. Wie wertvoll Herr Dr. Andresen für diesen Kreis war, zeigt die Tatsache, dass er einstimmig aufgefordert wurde, an den Treffen des Kreises weiterhin als Gast teilzunehmen, obwohl er nach dem Wechsel zu Dr. Dr. Heissmann dazu nach den Statuten offiziell nicht mehr berechtigt war. Diesen Einladungen ist er sehr häufig gefolgt, nicht ohne sich mit Vorträgen oder Berichten zu neuesten Entwicklungen in der betrieblichen Altersversorgung zu „revanchieren“. Seine profunden Kenntnisse und originellen Gedanken, die oft strategischer Natur sind und weit in die Zukunft reichen, finden ihr Gleichgewicht in außerberuflichen Interessengebieten, denen er sich mit ebensolcher Leidenschaft und hoher Kompetenz widmet. Mehrfach ließ er uns an dieser Leidenschaft teilnehmen. In seiner umfassenden Verantwortung bei Dr. Dr. Heissmann lernte ich ihn in noch anderen Facetten kennen. Ich wurde sein Kunde, konnte seine tief greifenden Kenntnisse in Fragen der Altersversorgung und der Vergütung nutzen. Bei aller Kenntnis der Details hob er die Gespräche, die wir regelmäßig führten, stets in strategische Dimensionen. Die Altersversorgung wurde eingebettet in die Grundüberlegungen der Personalführung und der Vergütung. In vielen Sitzungen haben wir so ein in manchen Aspekten sehr innovatives Modell für die Alterversorgung von Führungskräften entwickelt. Dabei haben wir beide den ernsten und auch manchmal kontroversen Gedankenaustausch stets begleitet mit gegenseitigen Bekundungen der Hochachtung und der Freundschaft. Mir ist das gegenüber Herrn Dr. Andresen leicht gefallen, und dass er es ebenso tat, hat mich besonders gefreut. In der Verantwortung bei Dr. Dr. Heissmann und in der damit verbundenen Kundenpflege musste er in die sehr großen Fußstapfen von Herrn Ahrend treten. So mancher mag die Stirn gerunzelt haben bei dem Gedanken, ob er an diese Leistungen seines Vorgängers würde anknüpfen können. Diese Runzeln dürften sich bei allen angesichts der verbindlichen und verbindenXVII
Hans-Jochen Hüchting
den Persönlichkeit von Herrn Dr. Andresen sehr schnell geglättet haben. Die Golfturniere, an denen er Kunden teilnehmen lässt, dienen einem großherzigen medizinischen Zweck, für den er – wie könnte es auch anders sein – alle Teilnehmer zu begeistern versteht. Ich schätze mich glücklich, eine so enge freundschaftliche Bekanntschaft mit Herrn Dr. Andresen gefunden zu haben, und ich bin sicher, dass viele ebenso empfinden. Möge es ihm und uns vergönnt sein, dass er noch lange so wirken kann.
XVIII
Helmut Georg Müller
Grußwort Sehr geehrter Herr Dr. Andresen, zu Ihrem 60. Geburtstag möchte ich Ihnen – auch im Namen der Landeshauptstadt Wiesbaden – meine herzlichen Glückwünsche aussprechen und Ihnen für die weiteren Lebensjahre alles Gute wünschen. Wenn man dem Schlagersänger Udo Jürgens Glauben schenkte, fängt zwar das Leben erst mit 66 Jahren an. Aber bereits an Ihrem 60. Geburtstag können Sie auf ein interessantes und erfolgreiches Berufsleben zurückblicken, das schon immer im Zeichen des Personalwesens und der betrieblichen Altersversorgung stand. Dass Sie sich im Jahre 1996 für die Dr. Dr. Heissmann GmbH entschieden haben, war sicher nicht nur für das Unternehmen, sondern insbesondere auch für die Landeshauptstadt Wiesbaden ein Glücksfall. Ihr Wirken als Vorsitzender der Geschäftsführung der Firma Dr. Dr. Heissmann GmbH steht in direktem und engem Zusammenhang mit der imponierenden Geschäftsentwicklung der Firma. Ihr Name hat auch als Autor und Herausgeber für Fachliteratur auf dem Gebiet der betrieblichen Altersversorgung einen besonderen Stellenwert, und Ihr (bundesweites) Renommee sowie die Liste Ihrer Publikationen sind mehr als beeindruckend. Damit einhergehend hat auch Ihr Engagement in den letzten Jahren einen großen Einfluss darauf gehabt, den „Consulting-Standort“ Landeshauptstadt Wiesbaden auszubauen und zu stärken. Wir sprechen zurzeit alle von „Stadtmarketing“ und „Imagebildung“. Ihre Tätigkeit und der gute Name der Firma Dr. Dr. Heissmann GmbH in Deutschland sind – erfreulich für uns – gleichzeitig eine Werbung und ein überzeugendes Aushängeschild für den Wirtschaftsstandort Wiesbaden. Dass ich einem der maßgeblichen Väter dieses Erfolgs mit einem Grußwort zum 60. Geburtstag gratulieren darf, hat mich deshalb besonders gefreut. Ich würde es begrüßen, wenn auch in Zukunft der Kontakt zwischen den Häusern und Personen in dieser erfreulichen Weise erhalten bliebe.
XIX
Volker Rattemeyer
Grußwort Liebe und Leidenschaft zur Fotografie
Es war bei einem Meeting im Rotary-Club, als ich das erste Mal auf Boy-Jürgen Andresen traf. Dort referierte er mit leichter Hand, fast spielerisch über seine berufliche Karriere. Er trug vor, warum er nach dem Ausscheiden von Edzard Reuter das Unternehmen mit dem Stern verlassen hatte. Er sprach über seine neue Aufgabe in Wiesbaden und ließ ein deutliches Interesse an Kunst und Kultur anklingen. Schon kurze Zeit darauf führten wir ein erstes Gespräch über das Museum Wiesbaden, dem in unregelmäßigen Abständen weitere folgten. Mal sprachen wir über die Sammlungen und die Ausstellungen, mal über die baulichen und konzeptionellen Perspektiven, mal auch über Verwaltungs- und Budgetprobleme im Museum. Spontan trat er dem Verein der Freunde der Kunst bei, half mit Rat und Tat, wo er konnte, und nahm, soweit es seine Zeit erlaubte, an den Veranstaltungen und Festivitäten des Museums teil; häufig in Begleitung seiner Frau. Hin und wieder sprachen wir auch über die Fotografie, seine heimliche Liebe, die er mit Leidenschaft hegt und pflegt. Ich erfuhr von seiner Mitgliedschaft in der Deutschen Gesellschaft für Photographie und durfte vertiefende Einblicke in seine fotografischen Reiseberichte nehmen, die ihn an viele Orte der Welt geführt hatten und die mich in der Art und Weise ihrer Text- und Bilddarbietungen faszinieren. Ich glaube, dass es das Medium der Fotografie und hier die von Vollrad Kutscher in der Technik des Luminogramms gefertigten Porträts waren, die in ihm den Entschluss reifen ließen, eine Abendveranstaltung mit Kollegen im Museum von einer „Séance en chambre noire“ durch eben jenen Künstler begleiten zu lassen. In der Eingangshalle saßen die Gäste in geselliger Runde an einer langen Festtafel. Sie labten und vergnügten sich an Speis und Trank, an Musik und allerlei Kurzweil. Das fröhliche Treiben wurde hin und wieder unterbrochen von Dr. Kutscher, der, ausgestattet mit weißem Kittel und ärztlichem Besteck, seine Patienten zu einer Bestandsaufnahme der eigenen Person ins abgedunkelte Wartezimmer der alten Bibliothek bat. Nach Durchsicht des vom XXI
Volker Rattemeyer
Patienten zuvor ausgefüllten Fragebogens von Marcel Proust sowie unter Verwendung des von ihm mitgebrachten persönlichen Gegenstandes und einem von ihm benannten Heroen der Geschichte materialisierte Dr. Kutscher ein Doppelportrait des Patienten auf Fotoleinwand. Verewigt ohne Kamera mit der eigenen Kamera als persönlichem Gegenstand – so zeigt sich das Doppelportrait von Boy-Jürgen Andresen. Ein wahrlich historisches Dokument von einer Veranstaltung, an der Vollrad Kutscher seine dialogischen Séances mit Fotoleinwand letztmalig hat realisieren können, da dieses Ablichtungsmaterial weltweit nicht mehr im Handel ist.
In diesem Sinne, lieber Boy-Jürgen Andresen, alles Gute für den neuen Lebensabschnitt, viel Zeit und Muße für die Fotografie und das Versprechen, dass ich nun vermehrt auf Sie zukommen werde, um Hilfestellungen für zukünftige Wiesbadener Museumsaktivitäten zu erbitten.
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Robert Schönmayr
Grußwort „Sechzig Jahre und kein bisschen weise“ hat einst Curd Jürgens anlässlich seines eigenen 60. Geburtstages gesungen. Curd Jürgens, der normannische Kleiderschrank – ein Kleiderschrank bist Du sicher nicht, ein Mann aus dem Norden aber unverkennbar. 60 Jahre bist Du jetzt auch, aber weise? Ich weiß nicht, wie Charlotte Dir die Frage beantworten würde, aber klug bist Du allemal. Deine Klugheit ist niemals kalt und berechnend (obgleich Du sehr gut rechnen kannst), sondern kommt aus einer großen inneren Wärme. Diese Wärme lässt auf das Feuer schließen, das unzweifelhaft in Dir brennt: das Feuer der Begeisterung und der Begeisterungsfähigkeit. Diese Begeisterungsfähigkeit ist eines Deiner herausragenden Merkmale. Du lässt dich verlocken von den Schönheiten dieser Welt, bist neugierig auf fremde Kulturen, auf neue Menschen und gehst dafür Abenteuern nicht aus dem Weg. Und wenn Du dann reich mit kostbaren Eindrücken beladen nach Hause kommst, ist es Dein Bestreben, mit uns zu teilen. Auch ein wichtiger Zug an Dir: Du kannst gut teilen. Was heißt „kannst“, Du musst! Du musst mitteilen – die Kommunikationsfähigkeit ist eine Deiner großen Stärken. Aber auch teilen im wirklichen Sinne des Wortes. Ich habe Dich als jemanden kennen gelernt, der bereit ist, für andere Menschen großzügig zu geben. Auch von Deinem kostbarsten Gut: deiner Zeit. Und dieser Gedanke führt mich zu dem, was ich Dir zu Deinem Geburtstag wünsche: Dass du immer genügend Zeit finden mögest für das, was Dir wichtig ist. Und ich weiß, wenn dieser Wunsch in Erfüllung geht, werden dabei auch wir anderen nicht zu kurz kommen. Um auf Curd Jürgens zurückzukommen – wenn man das alles so zusammennimmt und es recht bedenkt, dann darf es ruhig heißen: „Sechzig Jahre und schon ein bisschen weise“!
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Helfried und Renate Weyer
Grußwort Auf den Spuren von Barrow’s Boys
Der amerikanische Abenteurer und Entdecker des Nordpols, Robert Edwin Peary, sagte einmal: „Eingefrorene und blutende Wangen und Ohren sind Unannehmlichkeiten, die zu einem großen Abenteuer gehören. Schmerz und Unbequemlichkeiten sind unvermeidlich, aber im Zusammenhang mit dem Ganzen gesehen, sind sie kaum wichtig.“ Was hat so ein Zitat mit Dr. Boy-Jürgen Andresen zu tun, der weder Forscher noch Abenteurer ist und schon gar kein Hasardeur wie Peary. Nein, nein, Dr. Andresen haben wir als grundsoliden und erfolgreichen Unternehmensberater kennen gelernt, als Manager und Macher, der sich in der gehobenen Geschäftswelt und dem Ambiente eines Hilton Hotels sehr wohl und sicher fühlt. Und dennoch begegneten wir diesem Mann erstmals mitten in der Wüste, also dort, wo es gar kein Hotel mehr gibt, nicht einmal eine Dusche oder ein WC! Dafür finden wir in der Wüste Abenteuer, und statt „eingefrorener Wangen und Ohren“ werden solche Körperteile eher von der Sonne gepeinigt, ausgetrocknet und schließlich verbrannt. Unbequemlichkeiten sind in der Wüste ebenso unvermeidlich wie auf Peary’s Reisen durch die Arktis. Dass sie „im Zusammenhang mit dem Ganzen gesehen, kaum wichtig sind“, hat unser Kandidat, der Wüstenreisende, erst nach diesem ersten großen Abenteuer erkannt. In der Sahara wurden „Ungläubige“ ermordet, sind Sklaven verdurstet – und da werden in unseren Tagen Touristen entführt und gepeinigt. Aber von der gleichen Sahara haben Dichter und Heilige auch geschwärmt, sind ihr total verfallen – wie der Kleine Prinz: „Die Sterne sind schön, weil sie an eine Blume erinnern, die man nicht sieht.“ und „Es macht die Wüste schön, daß sie irgendwo einen Brunnen birgt.“ Boy steht nun mitten in dieser Wüste des Kleinen Prinzen, nicht im Nadelstreifenzwirn, sondern in neugekaufter Kakihose und mit einem breitkrempigen Hut auf dem Kopf. In seiner ersten ganz natürlichen Unsicherheit wendet sich der Mann aus dem wohlklimatisierten Büro in Wiesbaden nicht an den Reiseleiter, der diese Zeilen niederschreibt, sondern an die Reiseleiterin Renate Weyer und gibt zu bedenken: „Ich habe so etwas noch nie mitgemacht, ob ich das wohl schaffe?“
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Helfried und Renate Weyer
Das alles geschieht im Jahr 2000 in Libyen, um uns herum nur goldener Sand und flimmernde Hitze, über uns ein wolkenloser Himmel, aus dem glühende Sonnenstrahlen niederprasseln, wie ein Hammer auf den Amboss. Und Renate antwortet beruhigend: „Natürlich schaffst du das“, und denkt: „Wir werden sehen“. Nein, ein Hotel ist dort nicht mehr zu sehen! Dann erleben wir die Wüste des Saint Exupéry mit der ganzen Schönheit unendlicher Dünenketten bis hinter den Horizont, mit dem kühlen Brunnen Mandara-See (Libyen), Abbildung aus dem Privatarchiv von zwischen schattenspenBoy-Jürgen Andresen (DGPh). denden Palmen und sternenklaren Nächten, in denen uns der Himmel ein wahres Prachtfeuerwerk schenkt. Und Boy erkennt sehr schnell, dass „die Unbequemlichkeiten unvermeidlich, aber im Zusammenhang mit dem Gesamten gesehen, kaum wichtig sind“. Wir begegnen einer großen, fast noch unberührten Landschaft und lernen Menschen kennen, die Wüste Heimat nennen; die stolzen Tuareg. Auf weißen Kamelen – Meharis – reiten sie durch diese Welt aus Stein, Sand und Hitze, ihre Gesichter sind geheimnisvoll verschleiert. Nachts sitzen wir mit diesen Männern am wärmenden Feuer, singen und tanzen sogar und sind sehr glücklich dabei. Und – von Tag zu Tag stärker – stellt unser Mann aus Wiesbaden fest, wie wohl er alle Unbequemlichkeiten erträgt und dabei ganz neue Erfahrungen macht: Elementares ist wichtig im Leben, wichtiger jedenfalls als das Ambiente eines Hilton Hotels. Boy ist schließlich so begeistert von der Wüste, ihrer Grenzenlosigkeit, der surrealen Landschaft und den Menschen voller Würde in dieser Maßlosigkeit, dass er sich am Ende seiner ersten Abenteuerreise in Tripolis mit einer großartigen Rede bei allen bedankt, sogar für die unvermeidliche Mühsal unterwegs. Aber damit ist es nicht getan, und das beweist XXVI
Grußwort
den ehrlichen und tiefen Eindruck, den die Wüste bei Boy hinterlassen hat; er bucht noch unterwegs das nächste Abenteuer, und das heißt wieder Wüste und im Klartext Mali. John Barrow war im 19. Jahrhundert Zweiter Sekretär der Englischen Admiralität und träumte davon, die letzten weißen Flecken der Weltkarte mit Leben zu füllen, mit englischem Leben selbstverständlich. Deshalb schickte er „seine Boys“ an Orte, die noch kein weißer Mann je gesehen und betreten hatte. John Franklin starb für Barrow’s Träume in der Nordwestpassage, Gordon Laing erreichte als erster Europäer die sagenumwobene Stadt Timbuktu – und wurde ermordet.
2002 folgen auch wir „Barrow’s Boys“ und befahren den Niger auf Pinassen, um endlich Timbuktu zu betreten. Auch jetzt schlafen wir wieder im Sand unter dem afrikanischen Sternenhimmel, essen den wohlschmeckenden Kapitänsfisch aus dem „Fluss in der Wüste“ mit Fingern und lernen neue Freunde in einem der ärmsten Länder unserer Erde kennen. Wir sitzen im „Feinstaub der Dogontänzer“ und fotografieren ihre unheimlichen Masken, ihre Mythen. Ja richtig, nicht nur „Barrow’s Boys“ und ihre Abenteuer haben uns hierher geführt, sondern auch unser gemeinsames Hobby, die Fotografie: das kreative Gestalten – nicht das bloße Dokumentieren unserer neuen Umgebung –, das die Fotografie erst zur Kunst erhebt. Und da wird Boy zum wissbegierigen Schüler, dem es nicht nur um perfekte Bilder geht, sondern auch um deren XXVII
Helfried und Renate Weyer
zeitgemäße Präsentation durch Computerprogramme und Beamerunterstützung. Boy ist schon lange vom Bazillus dieser schöpferischen Tätigkeit befallen und deshalb auch Mitglied in der Deutschen Gesellschaft für Photographie (DGPh). Diese exklusive Mitgliedschaft lässt sich nicht erkaufen, drei DGPh-Mitglieder müssen den neuen Kandidaten vorschlagen und belegen, dass er sich um die Fotografie tatsächlich verdient gemacht hat. Boy beschäftigt sich inzwischen auch intensiv mit der sehr aufwendigen Panoramafotografie und hat mit seinem Wüstentischkalender bewiesen, was für ein „Seh-Talent“ in ihm steckt. Mit der Fotografie liebt der Mann aus Wiesbaden inzwischen ganz besonders Afrika. 2004 reist er mit uns nach Äthiopien. Die große Öffentlichkeit kennt das Land fast nur durch Schlagzeilen über Hunger, Durst und Tod. Es gibt aber auch ein anderes Äthiopien, und das gehört zu den schönsten Ländern des schwarzen Kontinents und wird von christlicher Kultur geprägt und durch eine äußerst spannende Geschichte. Kommt die schöne Königin von Saba tatsächlich aus dem Weihrauchland Jemen oder doch aus Äthiopien? Und was ist mit den Zehn Geboten, sind die Gesetzestafeln vom Berg Sinai verschollen oder liegen sie im Heiligtum von Axum – durch Menelek, den Sohn von König Salomon und der Königin von Saba, dorthin entführt? Diese und andere kühne Fragen stellen sich während einer Reise durch das Hochland von Äthiopien. Boy ist so begeistert, dass er schon während der Reise – beim weltberühmten Timkatfest – ganz persönliche Kontakte zum Patriarchen der Äthiopischen Kirche, Abba Paulos, knüpft – über sein Hobby Fotografie. Während einer zweiten Reise nach Äthiopien, im Frühjahr 2005, wird Boy vom Patriarchen in Addis Abeba persönlich empfangen.
Afar-Frauen (Äthiopien), Abbildung aus dem Privatarchiv von Boy-Jürgen Andresen (DGPh).
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Nicht nur Afrika fasziniert den Fotografen und Abenteurer, „Barrow’s Boys“ erfroren vor allem in den Hohen Breitengraden. Der nördlichste Archipel auf Erden ist KaiserFranz-Joseph-Land, nur 900 km vom Pol entfernt, das 1873 von Österrei-
Grußwort
chern zufällig entdeckt wurde. Franz-Joseph-Land gehört seit 1930 zur Sowjetunion und war bis in unsere Zeit militärisches Sperrgebiet. 2003 bringt ein 25.000 PS starker russischer Eisbrecher erste westliche Touristen zu diesen vergessenen Inseln am Nordpol. Anlandungen sind dort fast nur mit den bordeigenen Helikoptern möglich. Zu den prominenten Gästen dieser ersten Pionierfahrt gehören der Schriftsteller Christoph Ransmayr, der den Weltbestseller Die Schrecken des Eises und der Finsternis geschrieben hat und an Bord daraus sehr eindrucksvoll vorliest, und der Südtiroler Bergsteiger Reinhold Messner. Boy ist mit dabei, und wir erinnern uns an viele Szenen dieser so ungewöhnlichen Reise ans kalte Ende der Welt. Da steht Boy nachts draußen an Deck, die Leica in der Hand, und schwärmt von der Weite, von dem weißen Nichts unter der Mitternachtssonne. Da sind nur Eis und Himmel, aber beides in so grandioser Harmonie, dass niemand in die Kabine gehen möchte – man könnte ja etwa Großes verpassen. Und dann bringen uns die russischen Piloten an Land, auf die vereisten Inseln, und wir stehen staunend und sprachlos vor leuchtend gelben Mohnblumen. Diese Kontraste haben schon Ernst Jünger auf Spitzbergen tief berührt und bewegt, uns geht es hier ganz ähnlich. Am letzten Tag der Reise ins Eis greift Boy wieder zum Mikrofon, bedankt sich bei allen für das ganz große Abenteuer und schließt mit den Worten: „In diesen zehn Tagen auf dem Schiff und in Franz-Joseph-Land habe ich mehr über Russland gelernt als in allen Jahren auf der Schulbank.“ Genau da liegt die Triebfeder zu so ungewöhnlichen Fahrten, die Dr. BoyJürgen Andresen in den letzten Jahren mit uns zusammen unternommen hat. Wir reisen in fremde Länder, zu fremden Zielen, die sehr weit ab vom Normaltourismus liegen, wir begegnen dort Menschen, die in diesen abgelegenen Winkeln der Erde leben und ihre dortige Heimat lieben. Weil das so ist, werden Unannehmlichkeiten in solcher Umgebung unwichtig und belanglos. XXIX
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Wir könnten fortfahren und von Flügen auf den aktiven Vulkan Erta Ale erzählen; dort standen wir gemeinsam vor der nach Schwefel riechenden Kraterglut und sahen Schöpfung pur – oder von den letzten Salzkarawanen in der Danakilsenke, deren Arbeit und Existenz uns ins Mittelalter zurück katapultiert hat. In wenigen Wochen werden wir im Himalaya gemeinsam den 70. Geburtstag des Dalai Lama und Friedensnobelpreisträgers feiern.
Dr. Boy-Jürgen Andresen im Gespräch über die aktuellen Menschenrechtsverletzungen im heutigen Tibet mit Jetsun Pema im Tibetan Children's Village. Jetsun Pema, eine Schwester des Dalai Lama, betreut seit 1964 die TCV im indischen Exil. Im TCV in Dharamsala leben etwa 2.000 tibetische Flüchtlingskinder, deren Eltern in chinesischen Gefängnissen sind oder von Chinesen ermordet wurden.
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Aber das alles würde die Seiten dieser Geburtstagsschrift nur sprengen. So endet mein Beitrag, wie eine ganz normale Tagesfahrt in der Wüste bei Sonnenuntergang automatisch endet, ohne Pathos und ohne Gedicht – aber mit herzlichen Glückwünschen zum 60. Geburtstag des Jubilars und Freundes, der bei seinen ungewöhnlichen Reisen etwas gewagt – und dabei viel gewonnen hat.
Verzeichnis der Autoren Sibylle Angele, Dr., Geschäftsführerin der Gesellschaft für Versicherungswissenschaft und -gestaltung e.V. (GVG). Sozialwissenschaftliches und Sprachstudium an der Universität München (Promotion 1992); 1992 bis 2000 Durchführung einer Vielzahl internationaler Projekte und Studien der GVG mit Schwerpunkten Krankenversicherung und Gesundheitswesen im Zusammenhang mit der Osterweiterung der Europäischen Union; seit 2000 Durchführung des gemeinsamen Projektes von GVG und BMGS gesundheitsziele.de zur Entwicklung nationaler Gesundheitsziele für Deutschland; 1996 bis 2002 stv. Geschäftsführerin, seit 2002 Geschäftsführerin der GVG. Axel Börsch-Supan, Professor Dr., Ph. D., Direktor des Mannheimer Forschungsinstituts für Ökonomie und Demographischen Wandel (MEA) der Universität Mannheim, Jahrgang 1954, studierte Volkswirtschaftslehre und Mathematik in München und Bonn und promovierte 1984 am M.I.T. in Cambridge (USA) bei Professor Daniel McFadden in Volkswirtschaftslehre. Anschließend wurde er als Assistant Professor an die J.F. Kennedy School of Government der Harvard University berufen. 1987 kehrte er nach Deutschland zurück und lehrte für zwei Jahre an der Universität Dortmund. Seit 1989 gehört Börsch-Supan der Universität Mannheim an. Er war bis 2001 Inhaber des Lehrstuhls für Makroökonomik und Wirtschaftspolitik und Direktor des Instituts für Volkswirtschaftslehre und Statistik und ist seit 2001 Direktor des von ihm gegründeten Mannheimer Forschungsinstituts Ökonomie und Demographischer Wandel (MEA). Seine akademische Lehre umfasst neben Makroökonomik und Ökonometrie auch Sozialpolitik, Public Choice und Wohnungsmarktanalyse. In seiner Forschung widmet er sich den mikro- und makroökonomischen Auswirkungen des demographischen Wandels, dem Sparverhalten der Haushalte, der Reform der sozialen Sicherungssysteme sowie Arbeits- und Kapitalmarktfragen. Börsch-Supan ist Vorsitzender des wissenschaftlichen Beirats beim Bundesministerium für Wirtschaft und Arbeit, war Co-Moderator der Rentenreformgruppe in der Nachhaltigkeits- („Rürup-“)Kommission und ist ordentliches Mitglied der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften und der Deutschen Akademie für Naturforscher Leopoldina. Börsch-Supan ist verheiratet und hat drei Kinder im Alter von 18 bis 23 Jahren. Hans Werner Busch, Dr. sc. pol., ist Gründer und Geschäftsführer des Instituts für Verbandsmanagement Berlin/Brüssel. Nach Facharbeitertätigkeit und Abitur studierte er von 1966 bis 1970 Wirtschafts- und Sozialwissenschaften in Berlin und Münster (Promotion 1976). Nach unterschiedlichen XXXI
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Funktionen im Personalmanagement der RAG in Essen war Dr. Busch ab 1982 in der Konzernleitung des Krupp-Konzerns tätig. Dort übernahm er 1988 als Direktor die Gesamtverantwortung für die Personalpolitik des Konzerns und wechselte 1991 als Geschäftsführer zur Krupp Atlas Elektronik GmbH nach Bremen, die später zur STN ATLAS GmbH erweitert wurde. Bereits seit 1990 hat Dr. Busch die Tarifpolitik der Metall- und Elektroindustrie zunächst in Norddeutschland als Verhandlungsführer der Arbeitgeber und ab September 2000 für fünf Jahre in der Gesamtverantwortung als Hauptgeschäftsführer des Arbeitgeberverbandes Gesamtmetall Köln/Berlin entscheidend mitgeprägt. In diese Zeit fiel auch das Tarifwerk zur Gründung der MetallRente als einer gemeinsamen Einrichtung von Gesamtmetall und IG Metall zur Förderung und Abwicklung der betrieblichen Altersversorgung. In den siebziger und achtziger Jahren war Dr. Busch Lehrbeauftragter an Universitäten in Duisburg und Berlin. Gerd Eckelmann, Dr., geboren am 24. März 1948 in Braunschweig; Abitur 1967; Studium der Elektrotechnik an der TH Darmstadt 1967, Diplom 1971; Assistent an der TH Darmstadt vom 1. Februar 1972 bis 31. August 1977, Promotion zum Dr.-Ing. 1976. Gründung der Dr.-Ing. Eckelmann GmbH und Eintritt als Geschäftsführer am 31. Januar 1977. 2001 wurde das Unternehmen zur Aktiengesellschaft umfirmiert. Dr. Gerd Eckelmann ist alleiniger Geschäftsführer der Eckelmann AG und beschäftigt rund 200 Mitarbeiter. Seit 25. Juni 1990 Mitglied der Vollversammlung der Industrie- und Handelskammer Wiesbaden. Seit 29. Juni 1994 Präsident der Industrie- und Handelskammer Wiesbaden. Dr. Gerd Eckelmann engagiert sich ehrenamtlich in zahlreichen wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Einrichtungen und Organisationen. Thomas Allan Fessler ist General Counsel bei Buck Consultants, New York/ USA. Nach Beendigung seiner juristischen Ausbildung konnte Thomas Fessler mehrere Jahre fundierte Erfahrung als Arbeitsrechtler in verschiedenen namhaften amerikanischen Firmen – nicht zuletzt auch durch den gewinnbringenden Einsatz vor Staats- bzw. Bundesgerichten – sammeln und somit wesentlich zum Erfolg der jeweiligen Unternehmen beitragen. Seit 1993 ist er sehr erfolgreich in leitender Funktion als Justiziar und Rechtsberater der jeweiligen Geschäftsführung bzw. Vorstände eingesetzt – seit 2000 für Buck Consultants (vormals Mellon Consultants, LLC). Seine Expertise umfasst das weite Spektrum vom Risk Management über die Koordination von Unternehmensakquisitionen bis hin zur Überwachung XXXII
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aller Rechtsfragen sowie Beratung hinsichtlich strategischer Belange eines international tätigen Großunternehmens. Im Jahr 2003 wurde er in den Beirat der Dr. Dr. Heissmann GmbH, der Heissmann Consultants International sowie der Heissmann Consultants Holding berufen. Wolfgang Förster, Professor Dr. Dr., Rechtsanwalt, Dipl.-Volkswirt, juristisches und volks- und betriebswirtschaftliches Studium an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, 1968 Promotion zum Doktor der Rechtswissenschaften, 1971 zum Doktor der Wirtschaftswissenschaften, im Jahr 1977 Prüfung zum Steuerberater, im Dezember 1990 Prüfung zum vereidigten Buchprüfer und im Dezember 1992 Prüfung zum Wirtschaftsprüfer. 1972 Zulassung als Anwalt im Landgerichtsbezirk Mainz und Eintritt in das Unternehmen, seit 1973 Lehrbeauftragter mit Vorlesungen über Bilanzrecht an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, im Mai 1994 Bestellung zum Honorarprofessor an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, 1977 bis 2005 Geschäftsführer der Dr. Dr. Heissmann GmbH, 1992 bis 2005 auch Gesellschafter, seit Oktober 2005 Berater der Dr. Dr. Heissmann GmbH. Mitglied der Prüfungskommission des IVS – Institut der versicherungsmathematischen Sachverständigen für Altersversorgung e.V., seit März 1997 Leiter des Fachausschusses Steuerrecht der aba Arbeitsgemeinschaft für betriebliche Altersversorgung e.V. Mitautor von Ahrend/Förster/Rößler, Steuerrecht der betrieblichen Altersversorgung, Loseblatt, Verlag Dr. Otto Schmidt, Köln; Andresen/Förster/ Rößler/Rühmann, Arbeitsrecht der betrieblichen Altersversorgung, Loseblatt, Verlag Dr. Otto Schmidt, Köln; Ahrend/Förster/Rühmann, Gesetz zur Verbesserung der betrieblichen Altersversorgung, 10. Aufl., Verlag C.H. Beck, München. Hans Gemmerich, Dipl. Verw.-Wirt, Prokurist und Director Human Resources, Compensation & Benefits, HR Shared Service Center Europe, der Gillette Company mit Sitz in Boston, USA, begann seine berufliche Karriere im Bereich der gesetzlichen Sozialversicherung. Er war von 1978 bis 1986 Mitglied der Geschäftsleitung eines Sozialversicherungsträgers und für die Ressourcen Personal, Finanzen, Organisation und Systeme verantwortlich. Daneben war er in dieser Zeit in zahlreichen Ausschüssen (z. B. Prüfungsausschuss für das Krankenhauswesen etc.) tätig und viele Jahre nebenamtliche Lehrkraft an der heutigen Bundesakademie der Betriebskrankenkassen. 1986/1987 wechselte er in den Personalbereich der Firma Braun, Kronberg, Tochtergesellschaft der Gillette Company, Boston. Hans Gemmerich war in den vergangenen Jahren in verschiedenen Bereichen des Personalwesens mit wachsender Verantwortung, z. B. Leiter Sozialwesen mit dem Schwerpunkt der betrieblichen Altersversorgung und PersonalXXXIII
Verzeichnis der Autoren
controlling, Leiter Personalsysteme und Director Corporate Systems and Services für die weltweite Braun Organisation, tätig. Neben seiner heutigen Verantwortung für die Entgeltpolitik und die Personalnebenleistungen im Gillette Konzern für Europa war er in den vergangenen Jahren für strategische Projekte verantwortlich, wie z. B. die internationale Implementierung von SAP HR, die konzernweite Harmonisierung von Compensation/Benefits in Europa, den Aufbau eines HR Shared Service Centers für alle Standorte in Deutschland und die Erweiterung eines regionalen europäischen HR Shared Service Teams. In den vergangenen Jahren leitete und moderierte er außerdem zahlreiche nationale und internationale Workshops zum Thema Personalsysteme und internationale Vernetzung mit SAP HR und zum Thema Benefit-Harmonisierung. Er verfasste unter anderem zahlreiche Fachartikel und Buchbeiträge. Hans Gemmerich ist außerdem seit vielen Jahren in verschieden Verwaltungsräten, im Widerspruchsausschuss der Rentenversicherung Bund, als ehrenamtlicher Richter am Arbeitsgericht und Sozialgericht Frankfurt tätig. Wolfgang Gerke, Professor Dr., ist Inhaber des Lehrstuhls für Bank- und Börsenwesen an der Universität Erlangen-Nürnberg in Nürnberg. Nach dem Studium in Saarbrücken, Promotion (1972) und Habilitation (1978) an der Universität Frankfurt war Gerke Ordinarius für Bankbetriebslehre und Finanzwirtschaft an den Universitäten Passau (1978 bis 1981) und Mannheim (1981 bis 1992) und erhielt Rufe an die Universitäten Saarbrücken, Linz, Münster und Frankfurt. Er ist u. a. Mitherausgeber der Zeitschrift „Die Betriebswirtschaft“ (DBW). Seine Forschungs- und Veröffentlichungsschwerpunkte liegen auf den Gebieten des Geld-, Bank- und Börsenwesens, der Altersvorsorge und der Mittelstandsforschung. Er ist Mitglied der Börsensachverständigenkommission und des Börsenrates der Frankfurter Börse. Seit 2002 ist er wissenschaftlicher Leiter der Bankakademie Frankfurt, Hochschule für Bankwirtschaft. Alfred Gohdes, Studium der Mathematik und Statistik an der University of the Witwatersrand, Südafrika, danach Aktuarwissenschaften am Institute of Actuaries, London. Von 1977 bis 1982 ist Gohdes in England bei Godwins, Farnborough, Hants (jetzt AON) als Aktuar und Berater tätig. Ab August 1982 übernimmt er bei Wyatt Bode Grabner, München, den Aufbau der internationalen Beratung in der betrieblichen Altersversorgung und leitet das Unternehmen ab 1987 als Geschäftsführer. Im Oktober 2000 Wechsel zur Dr. Dr. Heissmann GmbH. Dort leitete er zunächst den Geschäftsbereich International und trat gleichzeitig in die Geschäftsführung der Dr. Dr. Heissmann GmbH und der Heissmann Consultants GmbH (ehemals IPC Ges.m.b.H., Wien) ein. Innerhalb der Geschäftsführung übernimmt er die Verantwortlichkeit für die Konsolidierung und den weiteren Ausbau der internationalen BeratungsXXXIV
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tätigkeiten auf dem Feld der betrieblichen Altersversorgung und Investment Consulting sowie ressortübergreifend die fachliche Verantwortung für alle internationalen versicherungsmathematischen Fragestellungen. Seit Oktober 2001 fungiert er ebenso als Geschäftsführer der Heissmann Consultants Holding GmbH (ehemals Buck Heissmann International Services GmbH). Gohdes ist Mitglied des Institute of Actuaries in England, Mitglied des DAV/IVS in Deutschland und der International Actuarial Association (IAA) sowie statuarisch anerkannter Aktuar (AVÖ) in Österreich. Dabei ist insbesondere seine Referententätigkeit zum Thema „Internationale Rechnungslegungsvorschriften“ hervorzuheben. Er ist Autor verschiedener Veröffentlichungen zu internationalen versicherungsmathematischen und arbeitsrechtlichen Themen in deutscher und englischer Sprache. Johann Goldbrunner (geb. 1955) begann nach dem Studium der Betriebswirtschaftslehre an der Universität München und Abschluss als Diplomkaufmann seine berufliche Tätigkeit 1983 bei der HYPO-BANK in München. Nach einer Traineeausbildung war er zunächst zweieinhalb Jahre als Wertpapieranalyst, danach fast sieben Jahre als Chefanalyst und Leiter der Research-Abteilung tätig. Ende 1992 wurde er zum Leiter der Salesabteilung (national/international) ernannt, wo er ab Ende 1993 zusätzlich auch für das institutionelle Portfolio-Management verantwortlich zeichnete und direkt an den Vorstand berichtete. Ab Ende 1994 wurde Goldbrunner Bereichsleiter Asset Management der HYPO-BANK und wenig später Mitglied des Vorstandes der Niederlassung Schweiz der Bank. 1996 wurde Goldbrunner zum Geschäftsführer der Allfonds Investment, München, und 1998 zum Mitglied der Geschäftsführung von HVB Asset Management Holding berufen, wo er für die fünf Tochtergesellschaften des HVB-Konzerns im institutionellen Geschäft zuständig war. Im Juni 2000 wurde er zum Sprecher der Holding ernannt. Im Dezember 2000 wechselte Goldbrunner in die Allianz-Gruppe und war dort zunächst stellvertretender Sprecher der Geschäftsführung der Allianz Asset Management GmbH, München. Im August 2001 übernahm er die Leitung des institutionellen Geschäftes der Gruppe in Deutschland. Im Januar 2003 wurde Goldbrunner zum Sprecher der Geschäftsführung der dbi Allianz Dresdner Global Investors ernannt. Zuletzt war er verantwortlich für die europäischen Aktivitäten von Allianz Global Investors. Mit Eintritt in die Allianz wurde Goldbrunner Mitglied im globalen Executive Committee und mit der späteren Überführung in eine Aktiengesellschaft Mitglied im Vorstand der Allianz Global Investors AG. XXXV
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Reinhard Graf ist seit 1. Januar 2002 Mitglied des Vorstands der Bayerischen Versorgungskammer und dort verantwortlich für den Bayerischen Versorgungsverband, die Zusatzversorgungskasse der bayerischen Gemeinden und das Versorgungswerk des Bayerischen Landtags. Seit 1. August 2004 ist er auch Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft kommunale und kirchliche Altersversorgung e.V. Er studierte an der Ludwig-Maximilians-Universität München Rechtswissenschaften und Volkswirtschaftslehre. 1979 schloss er das Studium mit der ersten juristischen Staatsprüfung und 1981 die Referendarszeit mit der zweiten juristischen Staatsprüfung ab. 1982 trat er in den Dienst der Bayerischen Versicherungskammer und befasste sich mit Schwerpunkten in den Sparten Sachversicherungen, Brandversicherung, berufsständische und kommunale Altersversorgung sowie Vermögensanlage und Betriebsorganisation. 1995 wurde ihm die Funktion des Abteilungsleiters sowie des stellvertretenden Leiters des Bereichs kommunales Versorgungswesen übertragen. Leo Gros, Professor Dr., Diplom-Chemiker, EurChem, FRSC, ist Vizepräsident für Forschung und Entwicklung und Leiter des Akademischen Auslandsamtes der Europa Fachhochschule Fresenius in Idstein. Er studierte Chemie in Mainz und war Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Organische Chemie der Johannes Gutenberg-Universität in Mainz (Promotion bei Professor Dr. Helmut Ringsdorf 1981). 1973 bis 1977 Studium Theologie im Fernkurs der Würzburger Domschule. Nach einer Tätigkeit als Dozent und Fachbereichsleiter an der Chemieschule Fresenius Wiesbaden, 1992 Berufung als Professor an der Fachhochschule Fresenius. Leo Gros ist Sprecher der Gruppe Mathematik und Naturwissenschaften der Internationalen Gesellschaft für Ingenieurpädagogik, IGIP, sowie Mitglied des DECHEMA-Unterrichtsausschusses Fachhochschulen, der Gesellschaft Deutscher Chemiker GDCh und Fellow der Royal Society of Chemistry, UK. Leo Gros veröffentlichte neben chemischen Fachartikeln und Fachbüchern zahlreiche Arbeiten zur Kunst-, Kultur- und Weingeschichte des Rheingaus. Er leitet seit 1995 die Kloster Eberbacher Weinversteigerungen der Hessischen Staatsweingüter und des VDP Rheingau. Seit 2004 ist er Beiratsmitglied der Gesellschaft für Geschichte des Weines. Bernd Haferstock, Diplom-Mathematiker, Studium der Mathematik und Physik an der Johannes Gutenberg-Universität in Mainz; Abschluss als Diplom-Mathematiker 1987. 1987 Eintritt in die Dr. Dr. Heissmann GmbH, Arbeit auf unterschiedlichen Gebieten der betrieblichen Altersversorgung mit dem Schwerpunkt Projektionen und mathematische Modellbildungen im Kontext Verpflichtungen und Risk Management. Haferstock ist heute als Leiter des Geschäftsbereichs Investment Consulting verantwortlich für die Themen Asset Liability Management und Strategien, Manager Search, Implementierung und Controlling der Vermögensanlage. XXXVI
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Qualifikation zum Aktuar DAV und IVS-geprüften versicherungsmathematischen Sachverständigen für Altersversorgung; Mitgliedschaft in unterschiedlichen Organisationen, z. B. AFIR, DAV, DGVM, IVS-Institut der Versicherungsmathematischen Sachverständigen für Altersversorgung. In der öffentlichen Diskussion und der fachlichen Weiterentwicklung seines Arbeitsgebiets ist Haferstock durch Vorträge und publizistische Beiträge hervorgetreten. Barbara Hendricks, Dr., Ministerialrätin a.D., ist Parlamentarische Staatssekretärin beim Bundesminister der Finanzen. Geboren am 29. April 1952 in Kleve, studierte sie in Bonn und legte das Staatsexamen für das Lehramt an Gymnasien in Geschichte und Sozialwissenschaften (WS 1970/71 bis WS 1975/76) ab. Von 1976 bis 1978 Honorartätigkeit beim Deutschen Studentenwerk; von 1978 bis 1981 Arbeit in der Pressestelle der Bundestagsfraktion der SPD. Von 1981 bis 1990 war sie Sprecherin des nordrhein-westfälischen Finanzministers; seit 1991 ist sie Ministerialrätin im NRW-Umweltministerium. 1972 Eintritt in die SPD; 1984 bis 1989 Mitglied des Kreistages; seit 1989 Vorsitzende der SPD Kreis Kleve; 1987 bis 2001 Mitglied des Landesvorstandes der SPD; 1996 bis 2001 Schatzmeisterin; 1990 bis 2001 Mitglied des Parteirates; seit November 2001 Mitglied des Bundes-Parteivorstandes; seit 1994 Mitglied des Deutschen Bundestages; Mitglied des Fraktionsvorstandes; seit Oktober 1998 Parlamentarische Staatssekretärin beim Bundesminister der Finanzen. Von März 2000 bis Mai 2005 war sie Vorsitzende des Kuratoriums der Museumsstiftung Post und Telekommunikation. Seit November 2001 ist sie Stellvertretendes Mitglied des Stiftungsrates des Jüdischen Museums Berlin; seit 2002 Mitglied des Stiftungsrates der Kulturstiftung des Bundes; seit 2003 Mitglied des Kuratoriums der Deutschen Bundesstiftung Umwelt. Michael Hessling, Dr., wurde 1956 in Essen geboren. Er studierte Mathematik an der Georg-August-Universität in Göttingen. Nach der Promotion kam er 1984 zur Allianz, für die er in verschiedenen Positionen im In- und Ausland tätig war. Er ist Mitglied in der Deutschen Aktuarvereinigung. Seit dem 1.1.2002 ist er als Vorstand der Allianz Lebensversicherungs-AG verantwortlich für das Firmenkundengeschäft und den Maklervertrieb. Er leitet die Fachvereinigung Direktversicherung der Arbeitsgemeinschaft für betriebliche Altersversorgung (aba) sowie die Kommission Betriebliche Altersversorgung des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV). Martin Hoppenrath, Diplom-Mathematiker, Mitglied des Vorstands des Pensions-Sicherungs-Vereins, Versicherungsverein auf Gegenseitigkeit, Köln (PSVaG); Studium der Mathematik an der Universität zu Köln, seit 1975 XXXVII
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beim PSVaG, seit 1991 Mitglied des Vorstands, Ressort Betrieb und Finanzen. Hoppenrath ist Mitglied der Fachvereinigung Mathematische Sachverständige der aba Arbeitsgemeinschaft für betriebliche Altersversorgung e.V., Mitglied des IVS-Instituts der versicherungsmathematischen Sachverständigen für Altersversorgung e.V., Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Versicherungs- und Finanzmathematik e.V. (DGVFM) sowie Gründungsmitglied der Deutschen Aktuarvereinigung e.V. (DAV). Er ist zugelassen als Rentenberater für betriebliche, berufsständische und private Altersversorgung. Hoppenrath übt neben seiner Tätigkeit beim PSVaG einige Ehrenämter aus. Er gehört dem Vorstand der aba an und ist Mitglied des Beirats des IVS. Seit 1993 ist Hoppenrath in der Selbstverwaltung der gesetzlichen Rentenversicherung engagiert und seit September 1999 alternierender Vorsitzender auf Arbeitgeberseite der Vertreterversammlung der Bundesversicherungsanstalt für Angestellte, Berlin, die seit dem Jahr 2005 Deutsche Rentenversicherung Bund heißt. Sabine Horstmann, Dr., wissenschaftliche Mitarbeiterin und Projektkoordinatorin bei der Gesellschaft für Versicherungswissenschaft und -gestaltung e.V. Wirtschaftswissenschaftliches Studium an der Universität ErlangenNürnberg, von 1991 bis 1998 wissenschaftliche Mitarbeiterin am Zentrum für Sozialpolitik, wirtschaftswissenschaftliche Abteilung, Universität Bremen, Promotion zum Thema Familienleistungsausgleich und Alterssicherung 1996; wissenschaftliche Mitarbeiterin in einem von der VW-Stiftung geförderten Projekt zur Transformation von Alterssicherungssystemen in Mittel- und Osteuropa. Seit 1999 bei der GVG, Durchführung internationaler Kooperations- und Forschungsprojekte mit dem Schwerpunkt soziale Sicherung und Alterssicherung. Hans-Jochen Hüchting, Dr., ist Ende Juni 2004 aus Altersgründen aus der Unternehmensleitung der Unternehmensgruppe Freudenberg, Weinheim, ausgeschieden und wurde von der Gesellschafterversammlung in den Gesellschafterausschuss gewählt. Hüchting trat 1986 bei Freudenberg ein und übernahm dort das Personalund Sozialwesen, später kamen die Leitung des Technischen Handels sowie der Materialwirtschaft und der Geschäftsbereiche Schuhe und Leder hinzu. Seit 1994 war er Mitglied der Unternehmensleitung, ein Jahr später wurde er zum persönlich haftenden Gesellschafter berufen. Akzente setzte er mit der Einführung von neuen Programmen zur Personalentwicklung, von Rückmeldeprozessen und internationalen Elementen in der Personalarbeit. Wesentlich auf seine Initiative wurde das Austauschprogramm Tanner ins Leben gerufen, das es Kindern von Mitarbeitern ermöglicht, eine Mitarbeiterfamilie in einem anderen Land für bis zu vier Wochen zu besuchen. Hüchting ist Erster Vizepräsident des Präsidiums der IHK Rhein-Neckar. XXXVIII
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Kurt Kemper, Dr., geb. am 26.7.1940 in Mülheim an der Ruhr. Nach dem Abitur 1960 bis 1964 Studium der Rechtswissenschaften an den Universitäten Freiburg i. Br. und Bonn, 1967 zweites juristisches Staatsexamen, Promotion an der Universität zu Köln bei Professor Dr. Dres. h.c. Peter Hanau zum Thema: Die Unverfallbarkeit betrieblicher Versorgungsanwartschaften von Arbeitnehmern. Von 1967 bis 1970 Richter im Landgerichtsbezirk Duisburg. Von 1970 bis 1998 Tätigkeit beim Fachinstitut für betriebliche Altersversorgung Höfer Vorsorge-Management (früher: Herbert E. G. Höfer) in Mülheim an der Ruhr. Von 1970 bis 1980 dort Leiter der Rechts- und Steuerabteilung, im Anschluss daran bis 1985 Leiter der Öffentlichkeitsarbeit, von 1985 bis 1998 in einer Führungsposition im Außendienst. Seit 1971 als Rechtsanwalt zugelassen und als solcher speziell auf dem Gebiet des Arbeitsrechts der betrieblichen Altersversorgung tätig. Seit 1985 Mitglied der Prüfungskommission des Instituts der versicherungsmathematischen Sachverständigen für Altersversorgung (IVS). Seit 1988 Leiter des Fachausschusses Arbeitsrecht der Arbeitsgemeinschaft für betriebliche Altersversorgung e.V. (aba), seit 1993 Vorstandsmitglied der aba. Klaus Kortmann, Dr., Diplom-Kaufmann, geb. 1949, ist Leiter des Forschungsbereichs Einkommen und soziale Sicherung von TNS Infratest Sozialforschung, München. Nach dem Studium in Mainz und Saarbrücken arbeitete er von 1974 bis 1983 als wissenschaftlicher Mitarbeiter in zwei großen sozialwissenschaftlichen Forschungsprojekten der Universitäten Frankfurt und Mannheim (Promotion 1981 in Frankfurt), zuletzt als Geschäftsführer des Sonderforschungsbereichs Mikroanalytische Grundlagen der Gesellschaftspolitik. Anschließend wechselte er zur Infratest Sozialforschung, die als Tochtergesellschaft von TNS Infratest heute zum weltweit zweitgrößten Marktforschungsunternehmen Taylor Nelson Sofres (TNS), London, gehört. Klaus Lurse, 63, ist Vorsitzender des Aufsichtsrates der von ihm gegründeten Klaus Lurse Personal + Management AG. Nach seinem altersbedingten Rückzug aus dem Vorstand arbeitet Klaus Lurse heute schwerpunktmäßig an Themen wie Personal-Strategie, Zukunft der Tarifpolitik und Trends im Personalmanagement. In der Zeit von 1989 bis 2005 hat er mit seiner Beratung in zahlreichen großen und mittleren Unternehmen an der Konzeption und Einführung innovativer Führungs- und Vergütungsmodelle mitgearbeitet. Am Rande dieser Aktivitäten hat die Klaus Lurse Personalmanagement AG eine der führenden Datenbanken zu Vergütung und Trends im Personalmanagement in Deutschland aufgebaut. Nach dem Studium (Soziologie und Volkswirtschaftslehre) war Klaus Lurse von 1969 bis 1989 fast 20 Jahre bei der Nixdorf Computer AG tätig – lange Jahre als Bereichsleiter im Personalbereich mit nationaler und internationaler Verantwortung für die Entwicklung und Einführung der Personalmanagement-Systeme. XXXIX
Verzeichnis der Autoren
Ferdinand Mager, Dr., CFA, ist Habilitand am Lehrstuhl für Bank- und Börsenwesen von Professor Dr. Wolfgang Gerke an der Universität ErlangenNürnberg. Nach dem Studium der Betriebswirtschaftslehre an der Universität in Erlangen-Nürnberg und der Cecil Rhodes University (Südafrika) arbeitete er bei der Deutschen Bank in New York. Seit 1996 ist er wissenschaftlicher Mitarbeiter von Professor Dr. Wolfgang Gerke. Im Jahr 2000 absolvierte er das CFA-Programm, 2001 erfolgte die Promotion zum Dr. rer. pol., 2003 schloss er ein Zweitstudium der Sinologie ab (Magister Artium). Seine Forschungs- und Veröffentlichungsschwerpunkte liegen auf den Gebieten der empirischen Kapitalmarkt- und Unternehmensforschung sowie der betrieblichen Altersvorsorge. Klaus Michaelis, Jahrgang 1944. Ab 1965 Studium der Rechtswissenschaften an der Freien Universität Berlin mit anschließendem Referendardienst beim Kammergericht Berlin. 1974 Eintritt in den Dienst der Bundesversicherungsanstalt für Angestellte (BfA); zunächst Referententätigkeit in einer Leistungsabteilung und im Justitiariat, dann Leiter des Grundsatzreferates für Rentenrecht und ab 1990 Leiter der Grundsatzabteilung der BfA. Zeitgleich Lehrtätigkeit an der Fachhochschule des Bundes, Prüftätigkeit für das Bundesversicherungsamt und Datenschutzbeauftragter der BfA. Seit 1996 Direktor und Mitglied der Geschäftsführung der Rentenversicherung Bund. Vorsitzender des Fachausschusses für Versicherung und Rente beim Verband Deutscher Rentenversicherungsträger. Zahlreiche Buch- und Zeitschriftenveröffentlichungen zu Fragen der Rentenversicherung. Helmut Georg Müller, Dr., Jahrgang 1952, Dipl.Volkswirt (Ludwig-Maximilians-Universität München). Berufliche Stationen im Bundeskanzleramt, Bundesumweltministerium, Kernforschungszentrum Karlsruhe, Deutscher Bundestag, zuletzt Leiter des persönlichen Büros des Hessischen Ministerpräsidenten und Abteilungsleiter in der Hessischen Staatskanzlei, seit 14.9.2002 Kämmerer der Landeshauptstadt Wiesbaden. Volker Rattemeyer, u. a. Dr. phil., ist leitender Direktor des Landesmuseums Wiesbaden. Er studierte Kunstgeschichte (Promotion 1977), Psychologie, Erziehungswissenschaften und Bildende Kunst. Nach einer Assistententätigkeit an der Ruhr-Universität Bochum (Psychologie) leitete er von 1978 bis 1987 die Sektion Kunst- und Kulturforschung im Wissenschaftlichen Zentrum für Berufs- und Hochschulforschung an der Universität Kassel. Seit 1987 ist er Direktor des Wiesbadener Museums, in dem er über 50 Ausstellungen und Publikationen verantwortete. Als Mitglied ist er seit Jahren in Juries und Vorständen von Vereinigungen der Kunst und Kultur tätig. Stefan Recktenwald, Diplom-Volkswirt, Studium der Volkswirtschaftslehre an der Universität des Saarlandes/Saarbrücken; Abschluss als Diplom-Volkswirt im Herbst 1986. XL
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Im Januar 1987 Eintritt in die Dr. Dr. Heissmann GmbH als wissenschaftlicher Mitarbeiter und Berater, seit Januar 1996 Prokurist, ab April 2000 Leiter des Geschäftsbereichs PAW Produktentwicklung, Altersvorsorgeberatung, Wissensmanagement, seit April 2005 Mitglied der Geschäftsführung und Gesellschafter der Dr. Dr. Heissmann GmbH. Tätigkeitsschwerpunkte sind die Beratung von Unternehmen bei der Neuund Umgestaltung betrieblicher Versorgungssysteme sowie die Entwicklung von neuen Vorsorgekonzepten einschließlich der Finanzierungsoptimierung. Gerhard Reinecke, Dr., geb. am 24. Mai 1945, Jura-Studium in Freiburg, Göttingen und Caen (Frankreich), Tätigkeit als wissenschaftlicher Assistent an der FU Berlin, Promotion über Fragen der Beweislast im Bürgerlichen Recht und im Arbeitsrecht, 1976 Richter beim Arbeitsgericht Berlin, 1986 bis 1988 wissenschaftlicher Mitarbeiter beim BAG, 1990 Vorsitzender Richter am LAG Berlin, 1991 Richter am BAG, 5. Senat (ArbeitnehmerstatusFragen), 1999 Vorsitzender Richter am BAG, 3. Senat („Ruhegeld-Senat“), zahlreiche Veröffentlichungen insbesondere zum Arbeits- und Prozessrecht, langjährige Erfahrung als Referent und Einigungsstellenvorsitzender. Norbert Rößler, Diplom-Volkswirt, Studium der Betriebs- und Volkswirtschaftslehre an den Universitäten Mainz und Saarbrücken. 1968 Eintritt in die Dr. Dr. Heissmann GmbH, im Jahr 1972 Übernahme der Geschäftsführung und Aufbau der IPC GmbH International Pension & Compensation Consultants, der für die Beratung der internationalen Mandanten der Heissmann-Gesellschaften verantwortlichen Tochtergesellschaft. Als Gesellschafter-Geschäftsführer der Dr. Dr. Heissmann GmbH leitete er u. a. die beiden größten klientenbezogenen Geschäftsbereiche und war für die Finanzen der Gruppe verantwortlich. Als Head of European Operations für Heissmann und Buck Consultants Inc., New York, war er maßgeblich am Aufbau des internationalen Netzwerks beteiligt und führte die Tochtergesellschaften von Heissmann und Buck in Europa. Nach seinem gesundheitsbedingten Ausscheiden stand er von 2001 bis 2005 der Geschäftsführung als Berater zur Verfügung. Bis heute ist er durch seine Tätigkeit als Beiratsmitglied dem Unternehmen weiter verbunden. In der öffentlichen Diskussion und der fachlichen Weiterentwicklung der Arbeitsgebiete der Heissmann-Gesellschaften ist er durch eine Vielzahl publizistischer Beiträge sowie durch eine umfangreiche Referententätigkeit vor nationalen und internationalen Auditorien hervorgetreten. Gerhard Rupprecht, Dr. (geb. am 29.11.1948 in Nürnberg), nahm 1969 das Mathematikstudium an der Universität Stuttgart auf. Nach einem Studienjahr am Imperial College in London schloss er 1974 das Studium als DiplomMathematiker ab. Anschließend war er bis 1978 als Assistent am Mathematischen Institut der Universität Stuttgart tätig. 1978 wurde er über ein Thema der mathematischen Physik zum Dr. rer. nat. promoviert. XLI
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Von 1978 bis 1979 arbeitete Rupprecht als Programmierer und Systemplaner bei der Standard Elektrik Lorenz AG in Stuttgart. 1979 trat er als Versicherungsmathematiker bei der Allianz Lebensversicherungs-AG in Stuttgart ein. Im Oktober 1991 wurde Gerhard Rupprecht zum Vorsitzenden des Vorstands der Allianz Lebensversicherungs-AG berufen. Gleichzeitig wurde er zum ordentlichen Mitglied des Vorstands der Allianz AG, München, bestellt. Seit 1.1.2006 ist Gerhard Rupprecht Vorsitzender des Vorstands der Allianz Deutschland AG. Als Vorsitzender des Hauptausschusses Lebensversicherung/Pensionsfonds ist er Mitglied im Präsidium des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) in Berlin. Bert Rürup, Professor Dr. Dr. h.c. Nach dem Diplom-Kaufmannsexamen (1969) war Rürup Assistent bei den Professoren Schmölders und Hansmeyer am Seminar für Finanzwissenschaft der Universität Köln und in den Jahren 1974/75 wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Planungsabteilung des Bundeskanzleramtes unter Helmut Schmidt. Nach seiner Erstberufung an die Universität Essen (1975) ist Bert Rürup seit 1976 Professor für Volkswirtschaftslehre und Finanzwissenschaft an der Technischen Universität in Darmstadt. Neben seiner Lehrtätigkeit in Darmstadt war er Gastprofessor an der TU Wien, an der TH Leipzig und an der TU Bukarest sowie Gründungsdekan für den Fachbereich Wirtschaftswissenschaften der TH Leipzig und der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Universität Leipzig. In den Jahren 1992 bis 2002 war Rürup Mitglied und wissenschaftlicher Berater der Enquetekommission des Deutschen Bundestages Demographischer Wandel. In den Jahren 1993 bis 1995 hat er den Präsidenten und die Regierung von Kasachstan in geld- und finanzpolitischen Fragen beraten. Von Dezember 1995 bis November 1997 war Rürup Berater des Sozialministeriums der Bundesrepublik Österreich zur Vorbereitung der Pensionsreform 1997 und von Juni 1996 bis März 1988 Mitglied der Kommission der deutschen Bundesregierung Fortentwicklung der Rentenversicherung. Seit März 2000 ist Rürup Mitglied und ab März 2005 Vorsitzender des Sachverständigenrates zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung und seit August 2000 Vorsitzender des Sozialbeirats für die Rentenversicherung. Von März 2002 bis März 2003 war Rürup Vorsitzender der Sachverständigenkommission zur steuerlichen Behandlung von Altersvorsorgeaufwendungen und Altersbezügen und seit November 2002 bis August 2003 Vorsitzender der Kommission für die Nachhaltigkeit in der Finanzierung der Sozialen Sicherungssysteme (Rürup-Kommission). Werner Sasdrich ist Ministerialdirigent im Bundesministerium für Gesundheit und Soziale Sicherung. Er leitet dort seit Anfang 2002 die Unterabteilung Sozialversicherung. Zu seinen Aufgaben gehört auch Gesetzgebung und Entwicklung der Zusätzlichen Altersvorsorge. Sasdrich ist von Beruf Jurist. XLII
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Das Studium der Rechtswissenschaften hat er in Bonn absolviert. Im Anschluss war er zunächst Rechtsanwalt beim Landgericht Bonn und beim Amtsgericht in Siegburg. 1997 trat er als Assessor in den Dienst des Bundesministeriums für Arbeit und Sozialordnung ein. Er war als Referent in der Rentenversicherung und für Grundsatzfragen der Sozialversicherung tätig. 1989 wurde er zum Leiter des Arbeitsstabes Deutsche Einheit bestellt und wirkte an der Vorbereitung der beiden deutschen Staatsverträge zur Einheit mit. Nach der Deutschen Einheit wurde er im Ministerium mit der Koordinierung der Einführung der Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik in den neuen Bundesländern betraut. 1991 wechselte er in den Bereich der internationalen Sozialpolitik des Ministeriums und war bis 1997 für die Durchführung der europäischen Gemeinschaftsinitiativen aus dem Europäischen Sozialfonds verantwortlich. 1997 übernahm Sasdrich das Referat Sozialversicherung mit den Aufgabenbereichen Berufsständische Versorgung der freien Berufe, Alterssicherung der Landwirte und Zusätzliche Altersversorgung. Aus dieser Aufgabenstellung heraus hat er sich mit besonderem Interesse im Rahmen der Gesetzgebung, aber auch bei der Umsetzung mit den beteiligten Akteuren und Verbänden und für die Entwicklung der zusätzlichen Altersvorsorge eingesetzt. Thomas Sattelberger (geboren 1949) ist seit 1.7.2003 als Personalvorstand und Arbeitsdirektor Mitglied des Konzernvorstands der Continental AG, einem führenden international tätigen Automobilzulieferer mit ca. 12,7 Mrd. Euro Umsatz, über 80 000 Mitarbeitern und Sitz in Hannover. Schwerpunkte seiner Aufgabe liegen in der strategischen und internationalen Neuausrichtung des Personalressorts, der Gestaltung der HR-Beiträge zu Restrukturierungen und Akquisitionen, der Steuerung des globalen Arbeitskostenmanagements und entsprechender Flexibilisierungsinitiativen sowie der Förderung einer entsprechenden Führungs- und Hochleistungskultur. Zuvor war er seit Mitte 1994 bei der Deutschen Lufthansa AG tätig, davon die letzten vier Jahre als Executive Vice President Produkt und Service und Mitglied des Bereichsvorstandes der Lufthansa Passage Airline. Vor seiner Berufung in den Bereichsvorstand war Thomas Sattelberger Leiter KonzernFührungskräfte und Personalentwicklung der Lufthansa AG. Vor seinem Wechsel zu der Deutschen Lufthansa AG war er in fast 20-jähriger Management-Tätigkeit in verschiedenen Unternehmen (Automobilgeschäft, Triebwerksbau, Luft- und Raumfahrt) bzw. Personal- und Vertriebsbereichen des damaligen Daimler-Benz-Konzerns tätig. Thomas Sattelberger ist Mitglied in Vorstandsgremien von Arbeitgeberverbänden sowie in Beiräten und Steuerungsgremien deutscher bzw. internationaler Managementinstitutionen (u. a. im Board of Directors der China Europe International Business School, Shanghai, langjähriger Vice President der European Foundation for Management Development, Brüssel, sowie Mitglied der Akkreditierungskommission zur Verleihung des europäischen XLIII
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Qualitätssiegels EQUIS für internationale Business Schools). Er ist außerdem Herausgeber und Autor zahlreicher Bücher und Beiträge zum strategischen Personalmanagement. Rainer Schmidt, Diplom-Mathematiker, Studium der Mathematik an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Abschluss des Mathematik-Studiums im Jahr 1984. 1984 trat Rainer Schmidt in die Dr. Dr. Heissmann GmbH ein. Sein Tätigkeitsgebiet umfasste die versicherungsmathematische Grundlagenarbeit. Von 1992 bis 2000 leitete er den Geschäftsbereich Organisation-SoftwareService und wurde mit Wirkung vom 1.10.2000 in die Geschäftsführung berufen, wo er die Bereiche Versicherung, Organisation-Software-Service, Benefit-Outsourcing-Team, Mathematik, EDV sowie zwei der Versorgungsbereiche verantwortet. Seit 1988 ist Rainer Schmidt Mitglied des Instituts der versicherungsmathematischen Sachverständigen der Deutschen Gesellschaft für Versicherungsmathematik und seit 1994 Aktuar in der Deutschen Aktuarsvereinigung. Ihno Schneevoigt, Dr. iur., Abitur 1966, erste juristische Staatsprüfung Universität Tübingen 1970, Promotion 1973, zweite juristische Staatsprüfung Justizministerium Baden-Württemberg 1974, juristischer Mitarbeiter im Arbeits- und Sozialrecht bei der DBAG (Daimler Benz AG) 1975, Referent für Arbeits- und sozialrechtliche Sonderaufgaben bei der DBAG und Berufung in den BDA-Ausschuss für betriebliche Altersversorgung 1977, Mitglied der Leitung der Fachvereinigung Unterstützungskassen der ABA 1977 bis 1988, Mitglied des Vorstands der ABA 1978, Richter am Sozialgericht Stuttgart und Hauptreferent Koordination Personalarbeit Ausland und betriebliche Altersversorgung (KPA) bei der DBAG 1980, Hauptabteilung Vergütung und Versorgung (VUV) bei der DBAG 1983, Richter am Landessozialgericht Stuttgart 1984, Leitung der Fachvereinigung Unterstützungskassen der ABA 1984 bis 1988, Berufung in die VMI-Lohn- und Gehaltskommission 1985, Berufung in den Leistungslohnausschuss Gesamtmetall, Wahl zum Vorsitzenden des Vorstands der ABA, Abteilungsdirektor der DBAG, Mitglied des Kuratoriums der IfaA und Leitung des Fachbereichs Vergütung und Versorgung (VUV) der DBAG 1987, Ernennung zum Fachbereichsleiter bei der DBAG und Richter am Bundessozialgericht Kassel 1988, Mitglied des Beirats des IVS-Instituts, Leitung des Fachbereichs Tarifpolitik, Vergütung und Versorgung (PPT) der DBAG, Berufung in den Ausschuss Deutscher Sozialrechtsverband, Rechtsanwalt am Landgericht Stuttgart und Berufung in den BDA-Ausschuss Sozialpolitik in der Europäischen Gemeinschaft 1989, Wiederwahl zum Vorsitzenden des Vorstands der ABA, Ernennung zum Direktor im Hause der DBAG und Leitung der Direktion Personalpolitik der DBAG 1990, Mitglied des Direktoriums der Daimler-Benz AG und Wiederwahl zum Vorsitzenden des Vorstands der ABA 1993, Mitglied der HHRG (Human XLIV
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Resources Round Table Group) und Membership of the Advisory Board of RAND’s (IET) 1994. Robert Schönmayr, Professor Dr. med., Neurochirurg, Direktor der Klinik für Neurochirurgie, Dr.-Horst-Schmidt-Kliniken GmbH, Wiesbaden. Studium der Medizin in Würzburg und München. Staatsexamen und Promotion 1972. Bis 1975 Grundlagenforschung am Institut für Neuropathologie der JustusLiebig-Universität Gießen. Weiterbildung zum Arzt für Neurochirurgie an der Neurochirurgischen Universitätsklinik Gießen. 1980 Ernennung zum Oberarzt. 1986 Habilitation für das Fach Neurochirurgie. In den Jahren 1980 bis 1990 Leitung zahlreicher experimenteller Untersuchungen auf dem Gebiet der vaskulären Mikroneurochirurgie, der intraoperativen Laser-Anwendung und zu Fragen der Gewebspenetration von Chemotherapeutika im Gehirn. 1990 bis 1992 leitender Oberarzt und Stellvertreter von Professor Dr. Dr. h.c. mult. Madjid Samii an der Neurochirurgischen Klinik des Nordstadt-Krankenhauses Hannover. Mitwirkung am Aufbau einer Forschungsgruppe zur Nervenzelltransplantation bei Parkinson-Syndrom. Seit 1992 Direktor der Klinik für Neurochirurgie an den Städtischen Dr.-Horst-SchmidtKliniken in Wiesbaden. Seit 1993 Professor an der Justus-Liebig-Universität Gießen. Seither klinischer und wissenschaftlicher Schwerpunkt auf dem Gebiet der Wirbelsäulenchirurgie, Mitentwicklung neuer Operationsverfahren und Implantate. Zahlreiche Operationskurse und Lehrveranstaltungen als Gastdozent in Deutschland und verschiedenen Ländern Europas sowie unter anderem in den USA, Australien, Brasilien, China, Südkorea, auf den Philippinen, Südafrika, Saudi-Arabien, Dubai, Bahrain. Professor Schönmayr hat seit 27 Jahren eine Lizenz als Privatpilot, ist begeisterter Bergwanderer und Skifahrer, Musik- und Literaturliebhaber und im Jahr 2005/2006 Präsident des Rotary-Clubs Wiesbaden-Rheingau. Joachim Schwind, LL.M., Rechtsanwalt, war nach seinem Studium der Rechtswissenschaften an der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main und der Gill University/Montreal ab April 1982 im HoechstKonzern in verschiedenen Führungspositionen mit Schwerpunkt Personal und betriebliche Altersversorgung bei der Cassella AG, der CeramTec AG und der Hoechst Celanese Corporation/USA tätig. In 1992 übernahm Schwind die Leitung der Sozialen Sicherung der Hoechst AG. Dieser Verantwortungsbereich umfasste neben der Betreuung der inländischen selbständigen Versorgungseinrichtungen als Vorstandsvorsitzender zudem die Koordination ausländischer Versorgungswerke sowie die Wahrnehmung der Arbeitgeberfunktion in der Betriebskrankenkasse. Auf Grund der Neuordnung des Hoechst-Konzerns wechselte Schwind im Jahr 1997 unter Beibehaltung seiner Funktion als Vorsitzender des Vorstandes in die Pensionskasse der Mitarbeiter der Hoechst-Gruppe VVaG. Im Jahr 1998 wurde Schwind zusätzlich zum Vorstandsvorsitzenden der neu gegründeten Höchster Pensionskasse VVaG bestellt. Darüber hinaus vertritt Schwind die InteXLV
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ressen der betrieblichen Altersversorgung in seiner Funktion als stv. Vorstandsvorsitzender der aba und als Leiter der Fachvereinigung Pensionskasse aba sowie als Mitglied des Versicherungsbeirats und Fachbeirats der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht. Lawrence J. (Larry) Sher ist Principal und Director of Retirement Policy bei Buck Consultants in New York/USA. Neben seiner Mitgliedschaft in verschiedenen namhaften Organisationen und Aktuargesellschaften (Society of Actuaries, Conference of Consulting Actuaries sowie American Academy of Actuaries und Enrolled Actuary) ist er bereits seit 1973 als Aktuar tätig. Seine umfassende Erfahrung, insbesondere hinsichtlich defined benefit plans hat ihn zum Experten werden lassen, der häufig als Referent zu Fachkonferenzen geladen, von der Presse bevorzugt sowie als Autor zahlreicher Publikationen sehr geschätzt wird. Larry Sher ist sowohl ein aktives Mitglied US-weiter Komitees (American Academy of Actuaries Pension Practice Council, Pension Committee, Pension Committee of the Actuarial Standards Board) als auch als Vorstandsmitglied der Actuarial Standards Board und Conference of Consulting Actuaries eingesetzt. Heinz-Dietrich Steinmeyer, Professor Dr., geboren am 1. Juli 1949 in Lieme, jetzt Lemgo. Nach Abitur und Grundwehrdienst von 1970 bis 1975 Studium der Rechtswissenschaft an der Universität Bonn. Von 1975 bis 1981 wissenschaftlicher Assistent am Fachbereich Rechtswissenschaft der Freien Universität Berlin. 1980/81 Forschungsaufenthalt in Washington, D.C., USA. 1981 Promotion zum Dr. iur. 1981 bis 1988 Hochschulassistent zunächst an der FU Berlin und ab 1983 an der Universität Bonn. 1988 Habilitation für die Fächer Bürgerliches Recht, Arbeitsrecht und Recht der sozialen Sicherheit mit der Arbeit Betriebliche Altersversorgung und Arbeitsverhältnis. Nach Lehrstuhlvertretungen in Osnabrück und Köln von Herbst 1989 bis April 1991 Professor für Privatrecht und Nebengebiete an der Juristischen Fakultät der Universität Augsburg. Von 1991 bis November 1994 Inhaber des Lehrstuhls für Bürgerliches Recht und Arbeitsrecht an der FernUniversität Hagen. Seit Dezember 1994 Inhaber des Lehrstuhls für Sozialrecht an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster und Direktor des Instituts für Arbeits-, Sozial- und Wirtschaftsrecht III. Mitarbeit in Expertengruppen bei der Europäischen Kommission zur betrieblichen Altersversorgung und zur sozialen Sicherung allgemein, Expertentätigkeit für die ILO und den Europarat, Beratungstätigkeit in Mittel- und Osteuropa. Präsident des European Network for Research on Supplementary Pensions. Gutachter für den 65. Deutschen Juristentag 2004 zu Private und betriebliche Altersvorsorge zwischen Sicherheit und Selbstverantwortung. XLVI
Verzeichnis der Autoren
Klaus Stiefermann, Geschäftsführer der aba Arbeitsgemeinschaft für betriebliche Altersversorgung e.V., Heidelberg, und Vorstandsmitglied der EFRP in Brüssel, geboren 1964; nach zweitem juristischem Staatsexamen Tätigkeit bei der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA) für bundesdeutsche Regional-, Branchen- und Landesarbeitgeber- und Wirtschaftsverbände sowie für die Vereinigung Österreichischer Industrieller in Wien; danach Tätigkeit in der Abteilung Soziale Sicherung der BDA (u. a. im Bereich der betrieblichen Altersversorgung); Wechsel in die sozialpolitische Abteilung des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV); seit 1999 Geschäftsführer der aba Arbeitsgemeinschaft für betriebliche Altersversorgung e.V.; seit Oktober 2005 Mitglied des Vorstandes des Europäischen Verbandes für betriebliche Altersversorgung: EFRP (European Federation for Retirement Provision) mit Sitz in Brüssel; Verfasser zahlreicher Fachaufsätze zu Fragestellungen der gesetzlichen Rentenversicherung, betrieblichen Altersversorgung, privaten Vorsorge, Altersteilzeit, Arbeitszeitflexibilisierung, internationaler Vergleiche sozialer Sicherungssysteme etc.; (Mit-)Autor einiger Bücher zu Fragen der betrieblichen Altersversorgung sowie der betrieblichen Sozial- und Personalpolitik sowie Referent zahlreicher Vorträge auf dem Gebiet der betrieblichen Altersversorgung; Dozent im Rahmen des Postgraduierten Studiengangs „Versicherungsrecht“ an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster; Mitglied im Redaktionsbeirat von dpn, Deutsche Pensions- & Investmentnachrichten. Peter Udsching, Professor Dr., Vorsitzender Richter am Bundessozialgericht, Kassel, geboren 1948 in der Nähe von Düsseldorf, Studium an der RuhrUniversität Bochum, Referendarzeit in Hamburg und Göttingen; nach dem Assessorexamen wissenschaftlicher Assistent an der Universität Göttingen. Nach der Promotion 1979: Eintritt in die Sozialgerichtsbarkeit des Landes Niedersachsen, von 1981 bis 1983 als wiss. Mitarbeiter am Bundessozialgericht tätig; von 1985 bis Ende 1991 Richter am Landessozialgericht Niedersachsen; im Nebenamt von 1984 bis Ende 1996 Mitglied des Landesjustizprüfungsamts Niedersachsen für das Zweite Staatsexamen. Seit 1992 Richter am Bundessozialgericht (BSG), dort zunächst im 14. Senat, ab 1994 im 3. Senat (Kranken- und Pflegeversicherung) und seit Oktober 2003 Vorsitzender des 7. Senats (Arbeitsförderungsrecht/Grundsicherung für Arbeitsuchende). Seit 2004 Mitglied des Präsidiums des BSG. Seit 1997 Lehrauftrag für Sozialrecht an der Universität Osnabrück; 2001 Bestellung zum Honorarprofessor. Seit 1998 Vorsitzender des deutschen Sozialrechtsverbandes. Seit Oktober 2004 Mitglied der ständigen Deputation des Deutschen Juristentages. Wiss. Publikationen vor allem zum Kranken- und Pflegeversicherungsrecht sowie zum sozialgerichtlichen Verfahren.
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Verzeichnis der Autoren
Birgit Uebelhack, Dr., Rechtsanwältin, geb. am 31.1.1952 in Hamburg, ist Justiziarin und stv. Geschäftsführerin der aba Arbeitsgemeinschaft für betriebliche Altersversorgung e.V. in Heidelberg. Sie studierte in Mannheim und Heidelberg Rechtswissenschaft und ist seit September 1979 bei der aba tätig. Im Jahr 1990 erhielt sie die Zulassung als Anwältin im Landgerichtsbezirk Mannheim/Heidelberg. Sie ist Leiterin verschiedener Arbeitskreise der aba und hat seit 1999 auch die Schriftleitung der von der aba herausgegebenen Zeitschrift Betriebliche Altersversorgung. Seit Anfang Mai 2005 leitet sie den Fachausschuss Arbeitsrecht der aba. Chris Verhaegen ist seit 1997 Generalsekretärin des Dachverbands der Europäischen Pensionsfonds-Vereinigung (European Federation for Retirement Provision, EFRP, Brüssel). Sie graduierte in Rechtswissenschaften (1976) und Sprachen (1968) an der Universität von Antwerpen. Vor ihrer Tätigkeit für die Flemish Employers’ Association (VEV) startete Chris Verhaegen ihre Karriere als Journalistin. Nach diesen ersten Erfahrungen in der direkten Zusammenarbeit mit Regierungsvertretern und einer zweijährigen „Praxispause“ innerhalb der metallverarbeitenden Industrie unterstützte sie sehr erfolgreich das Büro des – ersten – flämischen Ministers für Auslandsfragen. Ihr Verantwortungsgebiet umfasste überwiegend die Außenhandelspolitik sowie die globale Verbreitung der Marke „Region Flandern“. Auf der Basis, beide Seiten der Medaille kennen gelernt zu haben, erhielt sie im Jahr 1984 die Möglichkeit, dem Management der belgischen Pensionsfonds-Vereinigung beizutreten und sich mit diesem Thema – nicht nur auf belgischer, sondern auch auf europäischer Ebene – näher zu befassen. Im nächsten Schritt baute Chris Verhaegen im Jahr 1987 den EFRP-Sitz in Brüssel auf und aus, um nicht zuletzt die Aktivitäten und Mitgliedschaften der EFRP zu fördern. Ludolf-Georg von Wartenberg, Dr., wurde 1941 in Fürstenwalde an der Spree geboren. Von 1963 bis 1967 studierte er Volkswirtschaft und Wirtschaftsgeschichte in Hannover, Belfast/Nordirland und Göttingen. 1970 folgte die Promotion zum Dr. rer. pol. Nach seinem beruflichen Start als Betriebsberater der Handwerkskammer Hannover und Kooperationsberater des Norddeutschen Handwerks war Ludolf von Wartenberg von 1970 bis 1976 Mitglied im niedersächsischen Landtag. Von 1972 bis 1976 war er Mitglied der Geschäftsführung des Zentralverbands der Deutschen Haus-, Wohnungsund Grundeigentümer e.V., Düsseldorf, und anschließend bis 1990 Mitglied des Deutschen Bundestages. Dort gehörte er dem Finanz- und dem Wirtschaftsausschuss an. Von 1985 bis 1987 war er Direktor bei der Hannover XLVIII
Verzeichnis der Autoren
Rückversicherung AG und von 1987 bis 1989 Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister für Wirtschaft. Seit dem 1. Januar 1990 ist Ludolf von Wartenberg Hauptgeschäftsführer und Mitglied des Präsidiums des Bundesverbandes der Deutschen Industrie e.V. Helfried Weyer, Fotojournalist, 1939 in Ostpreußen geboren und heute mit seiner Frau Renate in Buxtehude lebend, gehört zu den besten und erfolgreichsten professionellen Vortragsrednern. Er hat dieses „Handwerk“ quasi von der Pike auf erlernt: drei Jahre Fotofachschule, Rhetorikausbildung an verschiedenen Schulen in München, Hamburg und der Bad Harzburger Führungsakademie. Zehn Jahre lang war Weyer Mitarbeiter der Leitz-Werke in Wetzlar (heute LEICA Solms); dort schuf er erste Multivisionsvorträge unter dem Namen LEICAVISION und zeigte sie einem begeisterten Millionenpublikum in Europa, Amerika, Asien und Australien. 48 Bildbände und Fotofachbücher hat Helfried Weyer fotografiert und geschrieben. Er ist berufenes Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Photografie (DGPh) und Träger des KODAK FOTOBUCHPREISES. Auf speziellen Reisen für Fotoamateure gibt er sein Wissen und seine Erfahrungen mit der Fotografie gerne weiter.
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Abkürzungsverzeichnis a. A. a. D. a. F. a. G. aba ABA Abb. Abl. Abs. ADIG AFG AFIR AG AHV AIMR AKA AktG aL Alg Alhi ALM AltEinkG AltTZG AN Anh. Anm. AO AON AOP AP APB Arb.neh. Arbeitneh. ArbRB Art. AS AtG ATV
anderer Ansicht, anderer Auffassung außer Dienst alte Fassung auf Gegenseitigkeit Arbeitsgemeinschaft für betriebliche Altersversorgung e.V. Arbeitsgemeinschaft für betriebliche Altersversorgung e.V. Abbildung Amtsblatt Absatz Allgemeine Deutsche Investmentgesellschaft Arbeitsförderungsgesetz Ausschuss für industrielles Rechnungswesen (im VDI) Aktiengesellschaft; Arbeitgeber Eidgenössische Alters- und Hinterlassenenversicherung Association for Investment Management and Research Arbeitsgemeinschaft kommunale und kirchliche Altersversorgung Aktiengesetz alte Länder Arbeitslosengeld Arbeitslosenhilfe Asset Liability Management Alterseinkünftegesetz Altersteilzeitgesetz Arbeitnehmer Anhang Anmerkung Abgabenordnung Active Optical Network Automatic Optimization of Parameters Arbeitsrechtliche Praxis (Loseblattwerk) Appointments and Posting Board Arbeitnehmer Arbeitnehmer Der Arbeits-Rechts-Berater (Zeitschrift) Artikel Altersvorsorge-Sondervermögen Altersteilzeitgesetz Tarifvertrag Altersversorgung
LI
Abkürzungsverzeichnis
ATV-K ATZ Aufl. Aus ausschl. AV AVID AVmEG AVmG AVÖ
Altersvorsorge-TV-Kommunal Altersteilzeit Auflage Australia ausschließlich Anlagevermögen Altersvorsorge in Deutschland Altersvermögensergänzungsgesetz Altersvermögensgesetz Aktuarvereinigung Österreichs
B.Sc. B+P Personalpraxis BaFin BAG BAGE
Bachelor of Science B+P Personalpraxis (Zeitschrift) Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht Bundesarbeitsgericht Amtliche Entscheidungssammlung des Bundesarbeitsgerichtes Bundes-Angestelltentarifvertrag betriebliche Altersversorgung betriebliche Altersversorgung Bayrisches Oberstes Landesgericht Sammlung des BayObLG in Zivilsachen Betriebs-Berater (Zeitschrift) Bundesstelle für Büroorganisation und Bürotechnik im Bundesverwaltungsamt Beitragsbemessungsgrenze in der Rentenversicherung der Arbeiter und Angestellten Band Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände Beklagtem Belgium Bundeserziehungsgeldgesetz Betriebsvereinbarung Betriebliche Altersversorgung (Zeitschrift) Betriebsrentengesetz Betriebsvereinbarung Betriebsverfassungsgesetz Bewertungsgesetz Bundesversicherungsanstalt für Angestellte Bundesfinanzhof Bulgaria Bürgerliches Gesetzbuch Bundesgesetzblatt (Zeitschrift) Bundesgerichtshof
BAT bAV BAV BayObLG BayObLGZ BB BBB BBG Bd. BDA Bekl. Bel BErzGG Betr.-Verein. BetrAV BetrAVG Betriebsvereinb. BetrVG BewG BfA BFH BG BGB BGBl. BGH LII
Abkürzungsverzeichnis
BGHZ BIP BiRiLiG BMF BMGS BoY BPO BR-Drucks. BSeuchG BSG BSGE BStBl. BT BT-Drs. BT-Drucks. Buchst. BÜV BV BVerfG BVerfGE BVerwG BVG BVI bzgl. bzw. c.p. ca. Can CAPM CD-ROM CDU CEIOPS CEO CFA CFO CIDE Conf. Corp. CPPI CTA
Entscheidungen des Bundesgerichtshofs in Zivilsachen Bruttoinlandsprodukt Bilanzrichtlinien-Gesetz Bundesministerium der Finanzen Bundesministerium für Gesundheit und Soziale Sicherung Begin of Year Business Process Outsourcing Bundesrats-Drucksache Bundesseuchengesetz Bundessozialgericht Entscheidungen des Bundessozialgerichts Bundessteuerblatt (Zeitschrift) Bundestags Bundestags-Drucksache Bundestags-Drucksache Buchstabe Beitragsüberwachungsverordnung Betriebsvermögen Bundesverfassungsgericht Sammlung der Entscheidugen des Bundesverfassungsgerichts Bundesverwaltungsgericht Bundesversorgungsgesetz Bundesverband Investment und Asset Management eV bezüglich beziehungsweise ceteris paribus zirka Canada Capital Asset Pricing Model Compact Disc Read-Only Memory Christlich Demokratische Union Committee of European Insurance and Occupational Pensions Supervisors Chief Executive Officer Compact Flash Chief Financial Officer European Dehydrators Association Confidential Corporation Constant Proportion Portfolio Insurance Contractual Trust Arrangement LIII
Abkürzungsverzeichnis
CVC CY CZ CzK
Card Verification Code Cyprus Czech Republic Tschechische Krone
d. D.C. d. h. DAV dav. DAX DB DBW DC DDR DECHEMA
der District of Columbia das heißt Deutsche Aktuarvereinigung e. V. davon Deutscher Aktienindex defined benefit; Der Betrieb (Zeitschrift) Die Betriebswirtschaft (Zeitschrift) defined contribution Deutsche Demokratische Republik Deutsche Gesellschaft für Chemisches Apparatewesen, Chemische Technik und Biotechnologie eV Denmark derselbe Datenerfassungs- und Übermittlungsverordnung Dezember Deutscher Gewerkschaftsbund Deutsche Gesellschaft für Photographie Deutsche Gesellschaft für Versicherungs- und Finanzmathematik e. V. Deutsche Gesellschaft für Verbandsmanagement eV Deutsches Institut für Betriebswirtschaft e.V. Deutscher Industrie- und Handelskammertag Diplom Directive Direktversicherung Direktzusage DEUTSCHER INVESTMENT-TRUST Gesellschaft für Wertpapieranlagen mbH Dividende Deutscher Juristentag Deutsche Mark; DM (Zeitschrift) Dokument Deutsche Pensions- & Investmentnachrichten (Zeitschrift) doctor mehrfacher Doktor honoris causa Doktor der Rechtswissenschaften Doktor der Medizin
Den ders. DEÜV Dez. DGB DGPh DGVFM DGVM dib DIHK Dipl. Dir. Direktversich. Direktzus. dit Div DJT DM Dok. dpn Dr. Dr. h.c. mult. Dr. iur. Dr. med. LIV
Abkürzungsverzeichnis
Dr. phil. Dr. rer. nat. Dr. rer. pol. Dr.-Ing. Dres. DRiZ DStR DV DVFA
Doktor der Philosophie Doktor der Naturwissenschaften Doktor der Staatswissenschaften Doktor der Ingenieurwissenschaften doctores Deutsche Richterzeitung (Zeitschrift) Deutsches Steuerrecht (Zeitschrift) Direktversicherung Deutsche Vereinigung für Finanzanalyse/Schmalenbach Gesellschaft
e. g. e.V. EBIP EBIT EC ed. EDS eds. EDV EE EFRP EG EGHGB ehem. Einl. einschl. EIOPC
exempli gratia eingetragener Verein Earnings Before Interest and Pensions Earnings before Interest and Taxes European Community editor Europäischer Datenservice editores, editors Elektronische Datenverarbeitung Estonia European Federation for Retirement Provision EG-Vertrag Einführungsgesetz zum Handelsgesetzbuch ehemalige Einleitung einschließlich European Insurance and Occupational Pensions Committee European Industrial Relations Observatory Eigenkapital Effizienzmarkthypothese European Quality Improvement System Erfurter Kommentar zum Arbeitsrecht Employee Retirement Income Security Act Enterprise Resource Planning elektronisches Stabilitätsprogramm Employee Self Service Einkommensteuergesetz Einkommensteuer-Richtlinien et alii et cetera Europäische Union, European Union Euro
EIRO EK EMH EQUIS ErfK ERISA ERP ESP ESS EStG EStR et al. etc. EU EUR
LV
Abkürzungsverzeichnis
EurChem EuZW eV evtl. EWG EWiR EzA EzBAT F f. F&E FAS FAZ FDP ff. FGG
European Chemist Europäische Zeitschrift für Wirtschaftsrecht (Zeitschrift) eingetragener Verein eventuell, eventuellen Europäische Wirtschaftsgemeinschaft Entscheidungen zum Wirtschaftsrecht (Zeitschrift) Entscheidungen zum Arbeitsrecht (Loseblattwerk) Entscheidungssammlung zum BAT
FinMin FinSen FRA Fran FRS FRSC FS FSA FSt FTSE FU FV
Fach; Frauen folgende Forschung und Entwicklung Financial Accounting Standards Frankfurter Allgemeine Zeitung (Zeitung) Freie Demokratische Partei fortfolgende Gesetz über Angelegenheiten der freiwilligen Gerichtsbarkeit Finanzminister, Finanzministerium Finanzsenator France France Financial Reporting Standard Fellow of the Royal Society of Chemistry Festschrift Field Service Assistant Fundstelle Financial Times Stock Exchange Freie Universität Finanzverbindlichkeiten
GdB GDCh GDV GE geb. gem. GER Ger Ges.m.b.H. gesetzl. GG ggf.
Grad der Behinderung Gesellschaft Deutscher Chemiker Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft Geldeinheit geboren gemäß Germany Germany Gesellschaft mit beschränkter Haftung gesetzlicher Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland gegebenenfalls
LVI
Abkürzungsverzeichnis
GKV GmbH GmbHG GPM gRV GRV GVG
Gesetzliche Krankenversicherung Gesellschaft mit beschränkter Haftung Gesetz betreffend die Gesellschaften mit beschränkter Haftung Grundlagen Projektmanagement gesetzliche Rentenversicherung gesetzliche Rentenversicherung Gesellschaft für Versicherungswissenschaft und -gestaltung
h.c. Halbs. HB H-BetrAV Hg. HGB HHRG HR HRD Hrsg. HStruktG HU HZvNG
honoris causa Halbsatz Handelsblatt (Zeitung) Handbuch der betrieblichen Altersversorgung Herausgeber Handelsgesetzbuch Human Resources Round Table Group Human Resources High Resolution Diagnostic Herausgeber Haushaltsstrukturgesetz Hungary Hüttenknappschaftliches ZusatzversicherungsNeuregelungs-Gesetz
i. Br. i. d. R. i. e. i. S. d. i. S. v. i. V. m. IAA IAS IET IfaA IFD IFRS IG IGIP IHK IKE ILO Inc. inkl.
im Breisgau in der Regel id est im Sinne des im Sinne von in Verbindung mit International Actuarial Association International Accounting Standards International Emission Trading Institut für angewandte Arbeitswissenschaft International Federation for Documentation International Financial Reporting Standards Industriegewerkschaft Internationale Gesellschaft für Ingenieurpädagogik Industrie- und Handelskammer Internet Key Exchange International Labor Organization Incorporated inklusive LVII
Abkürzungsverzeichnis
insb. insbes. InsO IORP IRA Ire iSd. IT ITA Ita IuK
IW trends
insbesondere insbesondere Insolvenzordnung Institutions for Occupational Retirement Provisions Individual Retirement Accounts Ireland im Sinne des Informationstechnologie im Bereich der EDV Italy Italy Informations- und Kommunikationswesen für die Wissenschaft iuris Institut der versicherungsmathematischen Sachverständigen für Altersversorgung e.V. IW trends (Zeitschrift)
Jan. Jap JuS
Januar Japan Juristische Schulung (Zeitschrift)
KAG KAGG KG km KO KSchG kum. KV
Kapitalanlagegesellschaft Gesetz über Kapitalanlagegesellschaften Kommanditgesellschaft Kilometer Konkursordnung Kündigungsschutzgesetz kumuliert Krankenversicherung
LAG LAGE
Landesarbeitsgericht Sammlung der Entscheidungen der Landesarbeitsgerichte Lebensarbeitszeitkonten Landgericht Litera Lastkraftwagen Master of Laws Limited Liability Company Leitsatz, Leitsätze London School of Economics and Political Science Lithuania Latvia Langzeitkonten
iur. IVS
LAZK LG lit. Lkw LL.M. LLC LS LSE LT LV LZK LVIII
Abkürzungsverzeichnis
M M&A m. a. W. m. E. m. w. N. M.I.T. max. mbH MDK MEA Mfa Mfn mind. Mio. Mkts MOE monatl. Mrd. Mrz. MSS MT MünchKomm MuSchG n. F. n. v. NAFTA NDC NET Neth nF NJ NJW NJW-RR nL No. no. Nr. NRW NSDAP NZA NZA-RR
Männer Mergers and Acquisitions mit anderen Worten meines Erachtens mit weiteren Nachweisen Massachusetts Institute of Technology maximal mit beschränkter Haftung Medizinischer Dienst der Krankenversicherung Mannheimer Forschungsinstitut für Ökonomie und Demographischen Wandel Mehrfachanwartschaften Mehrfachnennungen mindestens Millionen Markets Mittel- und Osteuropa monatlichen Milliarden März Manager Self Service Malta Münchener Kommentar Mutterschutzgesetz neue Fassung, neuer Fassung nicht veröffentlicht North American Free Trade Agreement notional defined contribution Netherlands Netherlands neue Fassung, neuer Fassung New Jersey Neue Juristische Wochenschrift (Zeitschrift) NJW-Rechtsprechungs-Report (Zeitschrift) neue Länder Number Number Nummer, Nummern Nordrhein-Westfalen Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei Neue Zeitschrift für Arbeitsrecht (Zeitschrift) Neue Zeitschrift für Arbeitsrecht – Rechtsprechungsreport (Zeitschrift) LIX
Abkürzungsverzeichnis
NZI NZS
Neue Zeitschrift für Insolvenzrecht (Zeitschrift) Neue Zeitschrift für Sozialrecht (Zeitschrift)
o. a. o. Fn. o. g. OECD OEG OEM öffentl. OFK OLG OT
oben angeführt ohne Fußnote oben genannt Organisation for Economic and Cultural Development Opferentschädigungsgesetz Original Equipment Manufacturer öffentliche Oberfinanzkasse Oberlandesgericht off topic
p. a. p. PBGC PBO PC PE Pensionszus. Ph. D. Pkw PL pp pp. PPF PPR PPT PR Prof. PS PSV PSVaG PV
pro anno page Pension Benefit Guaranty Corporation Projected Benefit Obligation Personal Computer Personalentwicklung Pensionszusage Doctor of Philosophy Personenkraftwagen Poland pages pages Population Pensionsfonds Population Pensionsrückstellung Tarifpolitik, Vergütung und Versorgung Pensionsrückstellungen Professor Pferdestärke Pensions-Sicherungs-Verein Pensions-Sicherungs-Verein, Versicherungsverein auf Gegenseitigkeit Pensionsverpflichtungen; Pflegeversicherung
RA RAG RB rd. Rd.Nr. RdA Rdn.
Rente/Aktie Rentenanpassungsgesetz Rentenbaustein rund Randnummer Recht der Arbeit (Zeitschrift) Randnummer
LX
Abkürzungsverzeichnis
Rdnr. resp. RGZ Rn RO Rpfleger RV RVA Rz.
Randnummer respektive Entscheidungen des Reichsgerichts in Zivilsachen Randnummer Romania Der Deutsche Rechtspfleger (Zeitschrift) Rentenversicherung Reichsversicherungsamt Randziffer
S. s. S. D. s. o. SAE
Satz; Seiten siehe Single Density siehe oben Sammlung Arbeitsrechtlicher Entscheidungen (Zeitschrift) South Africa scientiarum politicarum September State Earnings Related Pension Statement of Financial Accounting Standards Die Sozialgerichtsbarkeit (Zeitschrift) Sozialgesetzbuch Sozialgerichtsgesetz Gesetz zur Änderung des Sozialgerichtsgesetzes Slovenia so genannte sozialversicherungspflichtigen sozialversicherungspflichtige Entscheidungssammlung Sozialrecht Spain Sozialdemokratische Partei Deutschlands Slovak Republic Shared Service Center Steuerentlastungsgesetz Strafgesetzbuch Super-Twisted-Nematic strategische stellvertretende, stellvertretender sozialversicherungsSozialversicherung sozialversicherungspflichtiger Sweden Switzerland
SAf sc. pol. Sept. SERPS SFAS SGb SGB SGG SGG-ÄndG SL sog. soz.-vers.-pfl. sozialvers.-pfl. SozR Spa SPD SR SSC StEntlG StGB STN strat. stv. svSV SV-pfl. Swe Swi
LXI
Abkürzungsverzeichnis
Tab. Tarifvertr. TCV TH TPM TQM TR Tsd. TU TV
Tabelle Tarifvertrag Tibetan Children’s Villages Technische Hochschule Total Productive Maintenance Total Quality Management Turkey Tausend Technische Universität Tarifvertrag
u. u. a. U. S. u. U. UK U-Kassen urspr. US USA USD US-GAAP usw. UV
und unter anderem; unter anderen United States of America unter Umständen United Kingdom Unterstützungskassen ursprüngliches United States of America United States of America United States Dollar US Generally Accepted Accounting Principles und so weiter Unverfallbarkeit
v. v. a. v. H. VAG VaR VBL VDI VDP Verw.-Wirt VG vgl. VMI Vol. vol. vs. VVaG VVG VW VwGO
versus; vom; von vor allem vom Hundert Versicherungsaufsichtsgesetz Value at Risk Versorgungsanstalt des Bundes und der Länder Verein Deutscher Ingenieure Verband Deutscher Prädikatsweingüter Verwaltungs-Wirt Verschuldungsgrad vergleiche Vendor Managed Inventory Volume Volume versus Versicherungsverein auf Gegenseitigkeit Gesetz über den Versicherungsvertrag Versicherungswirtschaft (Zeitschrift) Verwaltungsgerichtsordnung
LXII
Abkürzungsverzeichnis
WC wiss. WM WP WS WTO WWU
water closet wissenschaftliche, wissenschaftlicher Wertpapiermitteilungen (Zeitschrift) Wirtschaftsprüfer Wintersemester World Trade Organization Europäische Wirtschafts- und Währungsunion
z. T. z. B. z. Zt. Ziff. ZIP ZPO ZTR ZV zzt.
zum Teil zum Beispiel zur Zeit Ziffer Zeitschrift für Wirtschaftsrecht (Zeitschrift) Zivilprozessordnung Zeitschrift für Tarifrecht (Zeitschrift) Zusatzversorgung zurzeit
LXIII
Klaus Stiefermann und Birgit Uebelhack
Betriebliche Altersversorgung macht süchtig! „Betriebliche Altersversorgung macht süchtig!“ Diesen Satz wiederholt der Jubilar in Vorträgen, Diskussionsbeiträgen und Einzelgesprächen immer wieder. Und er weiß, wovon er spricht! Seit mehr als 30 Jahren, d. h. nahezu sein gesamtes berufliches Leben lang, beschäftigt er sich mit dieser hochkomplexen, interdisziplinären und stetig an Bedeutung gewinnenden Materie, sowohl beruflich als auch im Ehrenamt. Mit seinen 60 Jahren ist er ziemlich genau 100 Jahre jünger als die betriebliche Altersversorgung in Deutschland. Und er ist rund ein Vierteljahrhundert jünger als der Verband deutscher Privatpensionskassen, aus dem 1938 die Arbeitsgemeinschaft für betriebliche Altersfürsorge und später dann die aba Arbeitsgemeinschaft für betriebliche Altersversorgung hervorging, deren Geschicke er seit nahezu 20 Jahren als Vorsitzender lenkt. Der Verband deutscher Privatpensionskassen war 1922 von zwölf Ersatzkassen zur gesetzlichen Rentenversicherung der Angestellten und 19 Knappschaftskassen gegründet worden, um – so die Satzung – „die Interessen der Ersatz-, Zuschuß- und Zulagekassen bei den maßgebenden Stellen zu vertreten“. Schon nach kurzer Zeit waren 52 Kassen aller Art Mitglied der Organisation, neben allen bedeutenden rechtlich selbständigen Pensionskassen viele andere, überwiegend juristisch nicht selbständige Einrichtungen der betrieblichen Wohlfahrtspflege oder Sozialarbeit, wie es damals hieß. Als Mitte der 30er Jahre die Wirtschaft per Gesetz neu geordnet und Wirtschaftsverbände in Verbandsform verboten wurden, musste sich auch der Verband deutscher Privatpensionskassen auflösen. Aber im Gesetz war von Arbeitsgemeinschaften nicht die Rede. Darum beschlossen die Mitglieder auf ihrer letzten Versammlung in München am 10.12.1938, sich künftig „Arbeitsgemeinschaft für betriebliche Altersfürsorge“ zu nennen. Diese „Umgründung“ erfolgte ohne Einflussnahme von Regierung, NSDAP oder Arbeitsfront, aber mit deren Wissen. Die Reichsgruppe Industrie hatte sogar ausdrücklich zugestimmt, vorausgesetzt, die Arbeitsgemeinschaft würde sich nicht in ihre Angelegenheiten einmischen. Vermutlich war eine Arbeitsteilung vereinbart: Grundsatzfragen der betrieblichen Altersfürsorge sollten von einem Gremium der Reichsgruppe in Verhandlung mit der Reichsregierung, der deutschen Arbeitsfront, dem Reichsaufsichtsamt für die Privatversicherung und anderen Dienststellen geklärt werden, und die Arbeitsgemeinschaft versprach, sich auf die für die Praxis wichtigen Tipps und Informationen zu beschränken. Die juristisch gar nicht existierende Arbeitsgemeinschaft war unter derselben Anschrift zu erreichen wie zuvor der Verband deutscher Privat1
Klaus Stiefermann und Birgit Uebelhack
pensionskassen: Ludwigshafen am Rhein, Friesenheimer Straße 38. Dort war der Sitz der Pensionskasse des Ludwigshafener Werkes der IG Farben, vor 1926 und seit 1952 wieder BASF. Der Vorstand der Pensionskasse verwaltete die Arbeitsgemeinschaft ehrenamtlich. Doch 1947 stand eine Trennung an. Die aba, die im zweiten Nachkriegsjahr bereits wieder regelmäßig Rundschreiben veröffentlichte, wurde aufgefordert, sich eigene Räumlichkeiten zu suchen. So wurde die Arbeitsgemeinschaft zu einer eigenständigen Organisation mit hauptamtlichen Mitarbeitern und Sitz in Heidelberg. Boy-Jürgen Andresen gehört zu der Nachkriegsgeneration, die über Hunger und Not in der Zeit vom Zusammenbruch bis zur Währungsreform 1948 und dann über die Gründung der Bundesrepublik Deutschland im folgenden Jahr nur aus den Berichten der Eltern und in der Schule erfahren hat. Bewusst erlebt hat diese Generation aber das Wirtschaftswunder, den Wiederaufbau und den wirtschaftlichen Aufstieg der Bundesrepublik Deutschland, deren politische, wirtschaftliche und kulturelle Entwicklung sie seit den 1980er Jahren zunehmend beeinflusst und geprägt hat. Der Jubilar wurde am 12.4.1946 in Stadum, einer nordfriesischen Gemeinde mit damals rund 900 Einwohnern geboren. Sein Vorname Boy, zuweilen auch Boi oder Boj und auf Föhr und Amrum Bui geschrieben, ist ein in Friesland geläufiger Vorname. Seine Herkunft lässt sich nicht eindeutig herleiten. Möglicherweise ist er mit dem englischen Boy verwandt; nach einem Namenslexikon ist Boy die friesische Bezeichnung für Bodo. Ein anderes leitet ihn von dem keltischen Volksnamen der Bojer (Bayern) ab. Anfang 1946 umfasste die Lokalzeitung in Nordfriesland gerade vier Seiten. Da war kein Platz für Meldungen über die betriebliche Altersversorgung, mit der sich Boy-Jürgen Andresen knapp 30 Jahre später so intensiv befassen sollte. Mit Befehl Nr. 10 hatten die Sowjets in ihrer Besatzungszone im Februar alle Versicherungsgesellschaften und Pensionskassen sowie ähnliche Einrichtungen verboten. In den drei Westzonen hatten die Alliierten das Kontrollratsgesetz Nr. 12 vom 11.2.1946 erlassen, das am Folgetag veröffentlicht wurde. Es schrieb vor, dass nur noch „Beiträge zur Sozialversicherung, deren Abzug vom Lohn gesetzlich zulässig ist“ als Sonderausgaben geltend gemacht werden durften. Beiträge zu Pensionskassen mussten wie die zu allen anderen Versicherungen aus dem Nettoeinkommen bezahlt werden. Die Kassen selbst traf es noch härter: Der Steuersatz für Kapitalerträge wurde auf 25 Prozent festgesetzt und die Besteuerungsgrundlage ausgedehnt. Auf Zinsen aller Art war Kapitalertragsteuer fällig. Dadurch verloren alle bis dahin steuerbefreiten betrieblichen Versorgungseinrichtungen ein Viertel ihrer Erträge. Um die war es nach dem Zusammenbruch des Deutschen Reichs insgesamt schlecht bestellt. Die östlich von Oder und Neiße gelegenen Versorgungswerke waren verloren, die in der sowjetischen Besatzungszone mussten ihre Vermögen auf die Sozialversicherung übertragen, und in den Westzonen 2
Betriebliche Altersversorgung macht süchtig!
lagen viele Trägerunternehmen in Trümmern, andere waren von der Demontage bedroht. Betriebsrenten wurden nur in Ausnahmefällen gezahlt. Welches betriebliche Versorgungswerk den Krieg überstanden hatte, konnte Anfang 1946 selbst die Arbeitsgemeinschaft für betriebliche Altersfürsorge nicht sagen. Bemerkenswert ist, dass ihre Mitarbeiter und viele ihrer Mitglieder auch in diesen wirtschaftlich schlechten Zeiten von der Bedeutung betrieblicher Altersversorgung überzeugt blieben. Die Familie Andresen verlegte ihren Wohnsitz von Stadum in die Gemeinde Wittbek, südlich von Husum. Dort ging Boy-Jürgen Andresen zur Volksschule. Anschließend besuchte er bis zum neusprachlichen Abitur am 10.2.1966 die Hermann-Tast-Schule in Husum. Sein Jurastudium begann er im Sommersemester 1966 in Gießen. Zwei Jahre später wechselte er nach Tübingen. Er wurde als Stipendiat in die Studienstiftung des deutschen Volkes e.V. aufgenommen, der er heute noch als Mitglied von Auswahlkommissionen verbunden ist. Im Sommer 1968 wurden 1.502 Kandidaten für ein Stipendium vorgeschlagen, 469 erhielten die Zusage, zunächst vorläufig für vier Semester, zwei Jahre später für den Rest des Studiums – und die Promotionszeit. In den Jahren des Wiederaufbaus und des sich anschließenden Wirtschaftswunders erfuhr die aba große Veränderungen. Sie verlegte ihren Sitz endgültig nach Heidelberg, dem Wohnort ihres Gründers, Prof. Albrecht Weiß (1947). Es entstand die „Arbeitsgruppe Pensionskasse“, und die „Arbeitsgruppe der mathematischen Sachverständigen“ wurde eingegliedert (1949). Aus der lockeren Arbeitsgemeinschaft wurde ein eingetragener Verein mit den dafür vorgeschriebenen Gremien, und die Fachvereinigungen Pensionskassen und Unterstützungskassen wurden gegründet (1951). Kurz darauf erfolgte die Namensänderung in „Arbeitsgemeinschaft für betriebliche Altersversorgung e.V.“ (1953). Zwei Jahre später erschien ihr Mitteilungsblatt „Betriebliche Altersversorgung“ als eigene Zeitschrift. Zuvor hatte die aba ihre Informationen als „Sonderdienst für betriebliche Altersversorgung“ im „Betriebs-Berater“ veröffentlicht. Im Jahr 1956 bewies der Verband Weitblick: die Fachvereinigung Mathematische Sachverständige warnte per Telegramm das Bundeskabinett u. a. vor der Verwirklichung der vorliegenden Gesetzentwürfe zur Rentenreform wegen unrichtiger Angaben über die langfristige finanzielle Belastung. Wie wir heute wissen, hat dieser sachdienliche Hinweis weder in der Politik noch in den Ministerien etwas bewirkt. Die aba wuchs kontinuierlich: 1965 wurde die Fachvereinigung Öffentlichrechtliche Altersversorgungseinrichtungen errichtet. Für Boy-Jürgen Andresen, der damals weder um die Existenz der aba noch um ihre Entwicklung wusste, stand fest, dass er nach der Ersten juristischen Staatsprüfung, die er am 11.11.1970 in Tübingen bestand, promovieren würde. Mit Prof. Dr. Ludwig Raiser verständigte er sich auf das Thema „Warentest und Pressefreiheit“. Darüber wurde in Fachkreisen zu dieser Zeit heftig 3
Klaus Stiefermann und Birgit Uebelhack
diskutiert. 1961 waren in der Bundesrepublik die ersten Warentests veröffentlicht worden, die zahlreiche Prozesse zur Folge hatten. Nach anfänglicher Unsicherheit erreichten Rechtsprechung und Rechtswissenschaft innerhalb von zwei Jahren einen weit reichenden Konsens in der Beurteilung der rechtlichen Zulässigkeit dieser neuen Gattung öffentlicher Kommunikation. Anfang der 70er Jahre wurde über die Veröffentlichung von Warentests aber wieder so kontrovers diskutiert, dass die Zivilrechtslehrertagung in Baden bei Wien die Zulässigkeit öffentlicher Kritik gewerblicher Leistung als Tagungsthema wählte. Boy-Jürgen Andresen beschränkte sich in seiner Dissertation nicht auf die Warentest-Diskussion in Deutschland, sondern bezog auch die in den USA und den skandinavischen Ländern mit ein. Im Sommer 1972 begann er sein Referendariat am Landgericht Tübingen, arbeitete seit Herbst 1973 außerdem als wissenschaftliche Hilfskraft an der Tübinger Universität und wurde am 3.12.1973 zum „Dr. jur.“ promoviert. Nachdem er im Dezember 1974 seine Zweite juristische Staatsprüfung vor dem Justizministerium Baden-Württemberg abgelegt hatte, wurde er mit Jahresbeginn 1975 juristischer Mitarbeiter für Arbeits- und Sozialrecht bei der Daimler Benz AG (DBAG) in Stuttgart. Bis Ende 1995 blieb er bei diesem Konzern. Seine berufliche Laufbahn in Stichworten: Nach Zwischenstationen als Direktionsassistent bei Dr. Manfred Gentz, dem damaligen Leiter für Rechts-, Planungs- und Grundsatzfragen im Bereich Personalwesen, wurde er Leiter des Hauptreferats Koordination der Personalarbeit Ausland/Betriebliche Altersversorgung, dann Leiter der Hauptabteilung Vergütung und Versorgung und danach Leiter des Fachbereichs Tarifpolitik, Vergütung und Versorgung. Von 1990 bis zu seinem Ausscheiden 1995 war Boy-Jürgen Andresen Leiter der Konzerndirektion Personal- und Sozialpolitik der Daimler Benz AG. In seiner 21-jährigen Tätigkeit in diesem Konzern hat sich Boy-Jürgen Andresen zwar nicht ausschließlich, aber sehr stark mit betrieblicher Altersversorgung beschäftigt. Ihr kommt bei diesem Unternehmen eine besondere Bedeutung zu: Das betriebliche Versorgungswerk besteht seit vielen Jahrzehnten; die Unterstützungskasse für die Altersversorgung wurde 1952 gegründet. Über sie kam Boy-Jürgen Andresen in Kontakt mit der Arbeitsgemeinschaft für betriebliche Altersversorgung – aba – in Heidelberg. Daraus entwickelte sich eine enge Zusammenarbeit, eine zweite – ehrenamtliche – Karriere. Er engagierte sich aber nicht nur in der Spitzenorganisation der betrieblichen Altersversorgung, sondern übernahm auch noch viele andere Ämter und Aufgaben. Hingewiesen sei nur auf diejenigen, die direkten oder indirekten Bezug zur betrieblichen Altersversorgung haben. Bei der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände wurde man auf den jungen Juristen aufmerksam, und er wurde 1977 in den BDA-Ausschuss Betriebliche Alters4
Betriebliche Altersversorgung macht süchtig!
versorgung berufen, dem er heute noch angehört. Bis Ende 1995 war er zudem Mitglied im BDA-Ausschuss „Sozialpolitik in der Europäischen Gemeinschaft“. Er wurde Mitglied in der Lohn- und Gehaltskommission des Verbandes der Metallindustrie Nordwürttemberg-Nordbaden und im Ausschuss „Leistungslohn“ von Gesamtmetall. Beide Ehrenämter übte er bis zu seinem Ausscheiden bei der Daimler Benz AG aus. Seit Juli 1980 wirkte er zunächst als ehrenamtlicher Richter am Sozialgericht Stuttgart sowie am Landessozialgericht Baden-Württemberg, 1988 wurde er zum ehrenamtlichen Richter ans Bundessozialgericht berufen. Sein berufsbezogenes ehrenamtliches Engagement hat er nicht eingeschränkt, als nach seinem beruflichen Wechsel in die Geschäftsführung der Dr. Dr. Heissmann GmbH in Wiesbaden am 1.1.1996 die tägliche Arbeitsbelastung noch mehr stieg. Boy-Jürgen Andresen pflegt ein Hobby besonders, die Fotografie. Es war eine Auszeichnung besonderer Art, dass ihn die Deutsche Gesellschaft für Photographie (DGPh) 1993 als Mitglied aufnahm. Diese Ehre wird nur wenigen Fotografen zuteil. Die Arbeitsgemeinschaft für betriebliche Altersversorgung – aba – konnte Ende 1974 eine erfreuliche Bilanz ziehen. Sie hatte intensiv mitgewirkt am Zustandekommen des Betriebsrentengesetzes und mit ihrem „Gutachten zur Insolvenzsicherung“, das sie nach dreijähriger Arbeit im Januar 1974 vorgelegt hatte, die Basis für die Gründung des Pensions-Sicherungs-Vereins (PSVaG) geschaffen. Er leistet im Bereich der betrieblichen Altersversorgung einen wesentlichen Beitrag zu mehr Vertrauen und Solidität. Die wiederholte Aussage von Dr. Andresen, „in Deutschland ist noch jede zugesagte Betriebsrente auch tatsächlich gezahlt worden“, hat ihren Hintergrund in diesem international vorbildlichen, wirksamen und verlässlichen Insolvenzsicherungsschutz, der sich bereits über Jahrzehnte bewährt hat und zu einem echten Erfolgsmodell geworden ist: Der Arbeitnehmer weiß, dass er ungeachtet der Situation auf dem Kapitalmarkt und der Frage, ob sein Arbeitgeber bei Rentenbeginn noch existiert, seine ihm zugesagte Betriebsrente auch erhält. Das Betriebsrentengesetz von 1974 hat zu einer deutlichen Verbesserung der Qualität der betrieblichen Altersversorgung geführt, es hat aber auch die Kosten von Versorgungszusagen beträchtlich erhöht und damit ihren weiteren Ausbau gehemmt. Nicht selten musste der Arbeitgeber feststellen, dass der ursprünglich kalkulierte Aufwand für die freiwillig zugesagte Sozialleistung ohne sein Zutun erheblich anwuchs. Die Mehrbelastungen konnten nur zum Teil durch verbesserte steuerliche Rahmenbedingungen, die stets ein ganz entscheidender Motor für die positive Entwicklung der betrieblichen Altersversorgung waren, aufgefangen werden. Nicht nur der Gesetzgeber hat dem Arbeitgeber mit seinen gesetzlichen Regelungen Lasten aufgebürdet. Eine weitere Verteuerung brachte die zur Aus5
Klaus Stiefermann und Birgit Uebelhack
legung des Gesetzes ergangene Rechtsprechung mit sich, die häufig in die Rolle eines Ersatzgesetzgebers gedrängt worden war. Die Gerichte haben sich zwar bei der Ausfüllung des rechtlichen Rahmens um einen fairen Ausgleich der Arbeitgeber- und Arbeitnehmerinteressen bemüht, die Entscheidungen waren aber im Einzelfall nicht selten widersprüchlich und der betrieblichen Altersversorgung nicht gerade förderlich. Ein eindrucksvolles Beispiel dafür ist die Anpassungsfrage, für die der Gesetzgeber lediglich eine Rahmenvorschrift festgelegt hatte. Diese auszufüllen, überantwortete er der Rechtsprechung. Dr. Boy-Jürgen Andresen musste sich gleich zu Beginn seines Berufslebens mit der betrieblichen Altersversorgung beschäftigen und sich insbesondere mit der neu eingeführten Vorschrift für die Anpassung von Betriebsrenten auseinandersetzen. Diskutiert wurde 1975 aber nicht nur über die im Betriebsrentengesetz ausdrücklich geregelten Fragen der betrieblichen Altersversorgung, sondern auch über viele andere Grundsatzfragen dieser Zusatzversorgung, die wieder aufgeworfen wurden. Außerdem setzte eine heftige Auseinandersetzung über Mitbestimmungsfragen und den Versorgungsausgleich ein. Während seiner Tätigkeit bei der Daimler Benz AG lernte Boy-Jürgen Andresen die betriebliche Altersversorgung aus der Sicht eines Unternehmens kennen. Für dieses ist die Zusatzversorgung nicht nur ein von den jeweiligen Gegebenheiten des Arbeitsmarkts abhängiges äußerst interessantes personalpolitisches, betriebswirtschaftliches und finanzwirtschaftliches Instrument, sondern sie bedeutet stets auch Personalzusatzkosten, die erwirtschaftet werden – und sich rechnen müssen. Diese Sichtweise der Unternehmen hat Dr. Andresens Einstellung zur betrieblichen Altersversorgung stark geprägt. Sie beeinflusst bis heute viele seiner Standpunkte zu diesem Themenkreis. Dennoch und entgegen manchen – häufig dem Zeitgeist geschuldeten – Tendenzen hat er nie aus den Augen verloren, dass betriebliche Altersversorgung eine „soziale Veranstaltung“ der Unternehmen für ihre Mitarbeiter ist. Sie verursacht Kosten, die für den Betrieb wirtschaftlich verkraftbar bleiben müssen. Auf der anderen Seite erhöht die betriebliche Altersversorgung Einsatz und Leistungsbereitschaft der Mitarbeiter und kann so den Marktwert eines Unternehmens steigern. Diese Haltung erklärt auch, warum Boy-Jürgen Andresen allen Bestrebungen vehement eine Absage erteilt, die die Rolle der Unternehmen im Rahmen der betrieblichen Altersversorgung auf die eines „verwaltenden Statisten“ zurückdrängen wollen. Der Arbeitgeber als reine Zahlstelle, wie sich dies bei Überlegungen zur Einführung einer Beitragszusage andeutet, oder als Vermittler einer privaten Versorgung eines Arbeitnehmers, wie dies bei den Vorstellungen zum Vorsorgekonto anklingt, sind für ihn deshalb unvorstellbar. Seiner Ansicht nach ist Altersversorgung mehr als ein Sparplan. Eine betriebliche Zusatzversorgung kann darum nur dann eine geeignete Ergän6
Betriebliche Altersversorgung macht süchtig!
zung der gesetzlichen Rentenversicherung sein, wenn ihre Leistungen denen der gesetzlichen Rentenversicherung annähernd vergleichbar sind: Sie müssen einen lebenslangen Schutz nicht nur im Alter, sondern auch bei Invalidität und im Todesfall bieten. Heftigen Widerspruch lösen bei ihm auch die Vorstellungen mancher Politiker aus, die betriebliche Altersversorgung diene dem deutschen Kapitalmarkt und habe zu einer Stärkung des Finanzplatzes Deutschland beizutragen. Hier würden „die Dinge geradezu auf den Kopf gestellt“. Betriebliche Altersversorgung sei in erster Linie ein Instrument zur Versorgung von Arbeitnehmern im Alter. Gut funktionierende Kapitalmärkte könnten bei der Finanzierung helfen und den Aufbau einer Altersversorgung erleichtern. Zuständig bei der Daimler Benz AG für Vergütung und Versorgung, hat er die Interessen des Konzerns vertreten, dabei aber auch immer die Belange der Arbeitnehmer mit im Blick gehabt. Er hat sich ausdrücklich zu der sozialen Verantwortung der Unternehmen für die Mitarbeiter bekannt und dies auch immer wieder – zum Teil gegen die im Unternehmerlager herrschenden Strömungen – in der Öffentlichkeit vertreten. Gleichzeitig hat er die Politik vehement und unermüdlich gemahnt, den Unternehmen keine weiteren Belastungen aufzuerlegen und die Voraussetzungen zu schaffen, damit die Unternehmen ihrer sozialen Verantwortung auch gerecht werden können. Die betriebliche Altersversorgung brauche stabile ökonomische, arbeitsrechtliche und vor allem auch ausreichende und verlässliche steuerliche Rahmenbedingungen. Speziell vom Steuergesetzgeber wünscht er sich, dass er die steuerliche Unterstützung der betrieblichen Altersversorgung nicht als Subvention missversteht, sondern als Hilfe zur Selbsthilfe der Wirtschaft und sie als Entlastung der staatlichen Sozialpolitik begreift und würdigt. Bei seinen Forderungen an die Politik hat Andresen stets das Machbare im Auge. Er zeigt Verständnis, wenn die Verantwortlichen betrieblicher Versorgungswerke laut und vernehmlich den Wunsch nach verbesserten steuerlichen Rahmenbedingungen äußern, aber er weist dann auch auf die Grenzen hin, die durch die desolate Lage der öffentlichen Haushalte gesetzt werden. Wenn es gilt, unterschiedliche Interessen zusammenzuführen und zusammenzuhalten, erweist sich Boy-Jürgen Andresen als geschickter und ehrlicher Makler. Selbst zutiefst überzeugt von der Idee der betrieblichen Altersversorgung und dem Wert betrieblicher Sozialpolitik, verhallen seine Appelle an die Vernunft und Hinweise auf das gemeinsame Ziel in der Regel nicht ungehört. Das zeigt die Entwicklung der aba als Spitzenorganisation der betrieblichen Altersversorgung seit Andresen ihr vorsteht. Als Vertreter der Daimler Benz AG wurde Boy-Jürgen Andresen schon früh Mitglied in der Fachvereinigung Unterstützungskassen der aba, der heutigen Fachvereinigung Unterstützungskassen und Pensionszusagen. Sein Engagement, seine Fachkenntnisse und sein Bemühen um Ausgleich fielen dort schnell auf. Bereits im April 1977 wurde er Mitglied der Leitung der Fach7
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vereinigung und ein Jahr später wurde er in den Vorstand der Arbeitsgemeinschaft für betriebliche Altersversorgung gewählt. Oft griff er Themen auf, deren Bedeutung vielen Zuhörern erst später klar wurde. Beispielsweise referierte er auf der Jahresversammlung der aba 1983 bereits über „Ausländische Arbeitnehmer und betriebliche Altersversorgung“. Zu dieser Zeit lebten rund 4,6 Millionen Ausländer in der Bundesrepublik, knapp die Hälfte bereits zehn Jahre und länger. Etwa zwei Millionen Ausländer waren sozialversicherungspflichtig beschäftigt. Im produzierenden Gewerbe erfüllte rund die Hälfte der ausländischen Mitarbeiter bereits die Anspruchsvoraussetzungen für eine unverfallbare Anwartschaft auf betriebliche Altersversorgung. Daraus, so Andresen, erwüchsen den Unternehmen viele Probleme. Dokumenten, die übersetzt werden müssten, sei wegen der in anderen Ländern geltenden Regeln oft nicht zu trauen. Beispielsweise dürften in der Türkei Geburtsdaten geändert werden. Durch viele legale Tricks schafften es ausländische Arbeitnehmer, mehr aus dem deutschen Renten- und Betriebsrentensystem herauszuholen als ihre deutschen Kollegen. Darum forderte Andresen: „Wir brauchen auf diesem Gebiet in jedem Fall eine tiefere und breitere sozialrechtliche Forschung. Wir brauchen aber vor allem sowohl beim Gesetzgeber wie auch bei den Betrieben das aktuelle Bewusstsein, dass unsere Versorgungssysteme nicht mehr nur für deutsche Mitarbeiter, sondern zunehmend auch für ausländische Mitarbeiter mit einer ganz anderen Ausgangssituation und Zukunftsperspektive konzipiert werden müssen.“ Mit diesem Thema hat sich die aba in den folgenden Jahren mehrfach beschäftigt. Derzeit wird es auf europäischer Ebene erörtert. Auf der Jahrestagung 1987 der Arbeitsgemeinschaft für betriebliche Altersversorgung – aba – wurde Boy-Jürgen Andresen am 7. Mai als Nachfolger von Dr. Gerhard Höhne zum Vorsitzenden des Vorstandes gewählt. Da habe er sehr schnell in sehr große Schuhe hineinwachsen müssen, sagte Joachim Schwind, Chef der Pensionskasse der Mitarbeiter der Hoechst-Gruppe und Vorstandsmitglied der aba, in einer Laudatio auf Boy-Jürgen Andresen im Frühjahr 2003. „Er hat dies mit der ihm eigenen Souveränität, aber auch Beharrlichkeit und der ihm eigenen Initiativkraft getan.“ Er werde als glaubwürdiger Gesprächspartner für Mitglieder, Arbeitgeber und Gewerkschaften, Ministerien und Politiker aller Fraktionen hoch geschätzt. „Obwohl es alles andere als leicht war, ist es ihm immer wieder gelungen, sich von keiner Gruppierung politisch oder sachlich vereinnahmen zu lassen, und er hat deshalb persönlich einen ganz entscheidenden Anteil daran, dass die aba in vielen Konflikten nicht aufgerieben wurde, sondern nach wie vor und mehr denn je eine selbstständige unabhängige, nicht nur in der Fachwelt wahrgenommene sozialpolitische Organisation mit hoher Fachkompetenz ist. Unter seinem Vorsitz konnte die aba ganz entscheidenden Einfluss nehmen auf so wichtige Reformen wie die Rentenreform 2001. Anders als vom Gesetzgeber 8
Betriebliche Altersversorgung macht süchtig!
zunächst geplant, ist es in letzter Sekunde gelungen, nicht nur Schaden von der betrieblichen Altersversorgung abzuwenden, sondern sie gestärkt aus dem Gesetzgebungsverfahren hervorgehen zu lassen.“ Damit hat Joachim Schwind in wenigen Worten erklärt, warum Boy-Jürgen Andresen bis heute insgesamt sechs Mal zum Vorsitzenden des Vorstandes der aba wiedergewählt worden ist. Seinem „Bericht zur Lage“ zur aba-Jahrestagung 1988 gab Boy-Jürgen Andresen ein Jahr später den Titel „50 Jahre aba – Auftrag, Bewährung, Aufbruch“. Er stellte das heraus, was diese Organisation auszeichnet: die seit ihrer Gründung 1938 praktizierte Unabhängigkeit, die Neutralität. Sie vertritt keineswegs nur die Interessen der Arbeitgeber oder die der Arbeitnehmer in den Betrieben, ihr geht es um die Sache, um die betriebliche Altersversorgung als Teil der betrieblichen Sozialpolitik. Andresen wörtlich: „Wir suchen das intensive fachliche und politische Gespräch mit allen entscheidenden Kräften, aber wir verstehen uns weniger als Lobby denn als Sachverständige, denen es nicht um die Förderung von Partikularinteressen geht, sondern als möglichst objektiver Sachwalter der notwendigen sozialen Institution betriebliche Altersversorgung.“ Deren Bedeutung wird heute von allen tragenden politischen Kräften in der Bundesrepublik uneingeschränkt anerkannt. Die aba war zu dieser Zeit nur Insidern bekannt. Außenstehende konnten sich, wenn sie den Namen hörten, kaum vorstellen, was diese Spitzenorganisation der betrieblichen Altersversorgung leistete, wie und wo sie tätig wurde und welchen Einfluss sie hatte. Das änderte sich, als Boy-Jürgen Andresen den Vorstandsvorsitz übernommen hatte. Zum 50-jährigen Jubiläum erschien eine Festschrift, die nicht nur bei den Mitgliedern ein positives Echo fand. Immer häufiger kommt seither die aba in den Print- und elektronischen Medien zu Wort. Und immer redet der Vorsitzende Klartext. Für die Arbeitsgemeinschaft begann mit dem AVmG und dem AltEinkG eine neue Ära. Die Zahl ihrer Mitglieder wuchs auf 1.220. In den in- und ausländischen Medien ist die aba präsent wie nie zuvor. Ihre Veranstaltungen, Tagungen und Seminare unterschiedlicher Art haben mehr Teilnehmer als je zuvor. Als Mann der Praxis weiß Dr. Andresen zu unterscheiden zwischen dem, was wünschenswert, und dem, was machbar ist: „Eine weitgehende Verrechtlichung der betrieblichen Altersversorgung mag man bedauern. Sie war im Kern angesichts ihrer weitreichenden materiellen Bedeutung für die Arbeitgeber, die Arbeitnehmer und nicht zuletzt für den Pensions-Sicherungs-Verein als Vertreter der Solidargemeinschaft der Arbeitgeber in der betrieblichen Altersversorgung jedoch nicht vermeidbar und hat in großen Teilbereichen auch für wünschenswerte inhaltliche Klarstellung gesorgt, die der verständige Versorgungsträger akzeptieren wird.“
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Klaus Stiefermann und Birgit Uebelhack
Darum sei eine Pauschalkritik an Gesetzgeber und Rechtsprechung nicht angesagt, wohl aber „eine gezielte Fundamentalkritik“ in einigen Punkten. „Versorgungsversprechen werden von der Rechtsordnung stärker geschützt als Eheversprechen. Betriebsrenten genießen einen höheren rechtlichen Bestandsschutz als gesetzliche Renten, obwohl doch der Arbeitgeber als privater Versorgungsträger über wesentlich weniger Prognose- und Planungsmöglichkeiten als der Gesetzgeber verfügt und sich auch in einer wesentlich weniger plan- und garantierbaren Finanzierungssituation befindet, weil er jeden Aufwand für die betriebliche Altersversorgung zunächst durch erfolgreiches Wirtschaften am Markt verdienen muss und Finanzierungsprobleme nicht über die Erhöhung von Steuern und Beiträgen im Umlageverfahren lösen kann.“ Unter Boy-Jürgen Andresens Leitung veröffentlichte die aba im Januar 1995 ihr „Memorandum zur Sicherung und Förderung der betrieblichen Altersversorgung in Deutschland“. Es ist ein Grundsatzpapier zur Verbesserung der Rahmenbedingungen der betrieblichen Altersversorgung, die damals schon jahrelang stagnierte. Mit dem Forderungskatalog an die Politik sollten entscheidende Weichen gestellt werden, um dem fortschreitenden Abbau der betrieblichen Altersversorgung entgegenzuwirken und die im Gesamtsystem der Alterssicherung zunehmend wichtiger werdende zweite Säule zu stärken. In ihrem Memorandum „Modell zweite Säule“ machte die aba 1999 Vorschläge zur Einführung international wettbewerbsfähiger Finanzierungsformen der betrieblichen Altersversorgung. Denn die wurde dringend gebraucht, verlor jedoch gleichzeitig an Bedeutung. Um die betriebliche Altersversorgung wieder voran zu bringen, regte Andresen an, „die auf das Leistungsprinzip bezogene arbeits-, steuer- und aufsichtsrechtliche Systematik der betrieblichen Altersversorgung in Deutschland durch die Einführung einer dem Beitragsprimat folgenden Systematik zu ergänzen.“ Einen fünften Durchführungsweg hielt die aba damals sachlich nicht für erforderlich, sondern sprach sich für eine Fortentwicklung der Unterstützungskasse oder der Pensionskasse aus. Als der Pensionsfonds, der von vielen gefordert wurde, dann durch die „Riester-Reform“ geschaffen und damit ein weiterer Durchführungsweg der betrieblichen Altersversorgung wurde, ist es dem aba-Vorstand unter Boy-Jürgen Andresen gleichwohl gelungen, ihn als neue Fachvereinigung in die aba einzugliedern. Unter ihrem Vorsitzenden Boy-Jürgen Andresen konnte die aba verhindern, dass die betriebliche Altersversorgung bei der Riester-Reform 2000/2001 vergessen wurde. Die noch vom damaligen Bundesminister entwickelte und nach ihm benannte „Riester-Rente“ war zunächst für die dritte Säule der Altersversorgung konzipiert. Sie sollte neben reinen Versicherungsprodukten auch Banken und Investmenthäusern die Chance geben, sich am Aufbau einer kapitalgedeckten Zusatzversorgung zu beteiligen. 10
Betriebliche Altersversorgung macht süchtig!
In intensiven Gesprächen mit Arbeitgebern und Gewerkschaftern, später auch Politikern, machte sich die aba für den Ausbau der betrieblichen Altersversorgung stark. Bald erkannten der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) und die Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA), dass die tarifvertragliche Regelung der betrieblichen Altersversorgung ein qualitatives Moment moderner Tarifverträge sein kann. Sie stärkt einen Tarifvertrag und ermöglicht gleichzeitig individuelle betriebliche Regelungen. Darum hatten DGB und BDA kein Interesse daran, eine isolierte Förderung der dritten Säule zu unterstützen. Auf Drängen der Gewerkschaften verständigte man sich darauf, dass die „Riester-Rente“ auch von den Betrieben genutzt werden kann. Ferner sollten Pensionskassen und der neue Durchführungsweg Pensionsfonds durch Entgeltumwandlung und bei nachgelagerter Besteuerung Beiträge zum Aufbau einer betrieblichen Altersversorgung bis zur Höhe von vier Prozent der Beitragsbemessungsgrenze erheben können. Das Verdienst der aba bei der Riester-Reform war ihre erfolgreiche Vermittlerrolle zwischen Arbeitgebern, Gewerkschaften und Politik. Sie hat dafür gesorgt, dass die zweite Säule der Altersversorgung nicht vernachlässigt, sondern ausgebaut wurde. Durch viele Gespräche, durch Publikationen und eine intensive Öffentlichkeitsarbeit hat sie über die betriebliche Altersversorgung und ihre Besonderheiten aufgeklärt und für sie geworben. Als eine der Hauptaufgaben der aba sieht Andresen stets das Bemühen um eine Ausbreitung der betrieblichen Altersversorgung, vor allem in Klein- und Mittelbetrieben. Freiwillige betriebliche Altersversorgung ist nach Überzeugung von Andresen ein wesentliches Inhaltselement einer freiheitlichen und sozialen Gesellschaft und Wirtschaftsordnung. Unabhängig von allen rein sozial- und arbeitsmarktpolitischen Begründungen gehörten betriebliche Versorgungszusagen für erfolgreiche Unternehmungen einfach dazu. Sie sind fest eingebunden in die Vergütungsstruktur vieler Unternehmen und verbreiteter Bestandteil der Unternehmenskultur in Deutschland. Wünschenswert wäre es, allen Arbeitnehmern zu einer Betriebsrente zu verhelfen. Um diesem Ziel näher zu kommen, schlug Dr. Andresen angesichts der sich abzeichnenden dramatischen Lage der Rentenkassen und der stagnierenden Ausbreitung der betrieblichen Altersversorgung vor, im Betriebsrentengesetz ein Recht jedes einzelnen Arbeitnehmers auf betriebliche Altersversorgung durch Entgeltumwandlung zu verankern und legte gleich ein detailliertes Konzept vor. Wieder war er damit seiner Zeit voraus. Von vielen wurde er für seinen Vorstoß heftig kritisiert. Die weitere Entwicklung sollte ihm jedoch Recht geben. Schon auf der abaJahrestagung 2001 in Ulm, zu einem Zeitpunkt also, als Änderungsvorschläge des Vermittlungsausschusses noch nicht bekannt waren, konnte BoyJürgen Andresen feststellen: „Noch nie hat eine Reformdiskussion bei den Betriebsrentenpraktikern so viel Euphorie und Frust gleichzeitig hervorgeru11
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fen wie diese. Ordnungspolitisch sind alle froh, dass es nach den Diskussionen in den Jahren 1999 und 2000 weder in der Eigenvorsorge noch in der betrieblichen Altersversorgung zu einem Obligatorium gekommen ist. Und als aba können wir ein bisschen auch uns zugute halten, dass die Politik unserer Vorstellung eines mit Anreizen verbundenen, für Arbeitgeber weitgehend kostenneutralen ‚Anspruchsmodells’ im Rahmen der Entgeltumwandlung gefolgt ist.“ Und er kritisierte, was er heute noch immer bemängelt: Die Sozialabgabenfreiheit bei Entgeltumwandlung gilt nur bis Ende 2008. Diese Begrenzung stellt eine erhebliche Erschwernis der betrieblichen Altersvorsorge dar. „Die Begründung für die Aufhebung der Beitragsfreiheit, die auf die Finanzierung der sozialen Sicherungssysteme Bezug nimmt, kann schon deshalb nicht überzeugen, weil zumindest bei der Renten- und Arbeitslosenversicherung das Äquivalenzprinzip gilt und ein Mehr an Beiträgen zu entsprechend höheren Leistungsansprüchen führt. Soweit die individuelle wirtschaftliche Leistungsfähigkeit Grundlage der Beitragserhebung ist, gilt auch zu berücksichtigen, dass die Beiträge, die der betrieblichen Altersversorgung zugeführt werden, die jeweils aktuelle Leistungsfähigkeit des Einzelnen mindern. „Man kann mit der Verbeitragung der betrieblichen Altersversorgung auf Dauer keine Probleme der Sozialversicherung lösen. Insbesondere darf die zweite Säule nicht zur Refinanzierung der ersten Säule und der anderen Sozialversicherungszweige missbraucht werden.“ Trotz aller positiven Entwicklungen macht auch Dr. Andresen sich keine Illusionen darüber, „dass wir noch einen langen Weg zu gehen haben, bevor die betriebliche Altersversorgung in Deutschland auch tatsächlich nach der gesetzlichen Rentenversicherung die zweitstärkste Säule im Drei-SäulenSystem der Altersversorgung wird“. Es werde noch dauern, bis ein Anteil wie in der Schweiz oder Großbritannien erreicht sei. Eine weitere kurzfristige Ausdehnung auf alle Arbeitnehmer ist kaum möglich, wenn man nicht grundlegende Strukturprinzipien der betrieblichen Altersversorgung aufgeben und ein (gesetzliches) Obligatorium schaffen will, wie dies bereits in anderen europäischen Ländern mit mehr oder weniger Erfolg geschehen ist. Eine zwangsweise für alle Betriebe eingeführte betriebliche Altersversorgung wäre in jedem Falle nicht mehr die gleiche wie die heutige – zumindest für Arbeitnehmer – freiwillige, sondern eher eine zweite gesetzliche Rentenversicherung. Sie hätte notgedrungen zur Folge, dass Mindestbedingungen festgelegt und eine staatliche Kontrolle geschaffen werden müsste, die alle Betriebe treffen würde, auch solche, die heute schon freiwillig etwas für ihre Mitarbeiter tun. Die bisherige Vertrags- und Gestaltungsfreiheit würde nicht zuletzt zu Lasten der betroffenen Arbeitnehmer erheblich eingeengt und insbesondere 12
Betriebliche Altersversorgung macht süchtig!
arbeitgeberfinanzierte Systeme nachteilig beeinflusst werden, auch eine automatische „Entgeltumwandlung“ hilft hier nicht weiter. Sie würde im Ergebnis den gleichen gesetzgeberischen Aufwand bedeuten wie ein Obligatorium, d. h. der Beitragseinzug und seine Überwachung, die Verwendung der Beiträge etc. müssten gesetzlich geregelt werden. Hinzu kommt, dass bei Schaffung eines Obligatoriums zunächst bedeutsame gesellschaftspolitische Vorfragen gelöst werden müssten. Eine solche weit reichende Regelung könnte nur in einem breiten politischen und gesellschaftlichen Konsens erfolgen, weil der Staat über die bestehende Sozialversicherung hinaus erneut durch belastende Regelungen in die Verteilungsspielräume eingreifen würde. Zudem stellt sich die Frage, ob es vor dem Hintergrund der Diskussionen um die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft und die Absenkung der Lohnnebenkosten ratsam ist, derzeit eine solche Regelung zu treffen. In der jetzigen Phase des Aufbaus einer zusätzlichen Altersversorgung würde ein Obligatorium überdies nicht zur Stabilisierung der bestehenden Systeme beitragen, sondern es ist im Gegenteil zu befürchten, dass der weitere Ausbau durch erneute Eingriffe des Gesetzgebers erheblich gestört wird und ins Stocken gerät. Deshalb sollten zunächst alle noch bestehenden Hindernisse beseitigt werden, die eine Vorsorge des Einzelnen auf freiwilliger Basis erschweren. Dies betrifft insbesondere die große Komplexität der Materie. TNS Infratest Sozialforschung hat im Auftrag des Bundesministeriums für Gesundheit und soziale Sicherung im Spätsommer 2005 eine neue Studie über die Verbreitung der betrieblichen Altersversorgung vorgelegt. Danach verfügen 60 Prozent aller sozialversicherungspflichtig Beschäftigten über eine Betriebsrentenanwartschaft. Die Zusatzversorgung der Beschäftigten in der Privatwirtschaft hat sich von Anfang 2002 bis Juni 2004 von 38 Prozent auf 46 Prozent kontinuierlich verbreitet. Der positive Trend, so scheint es, hält an. Darum urteilte Boy-Jürgen Andresen: „Es ist nicht an der Zeit, ein Obligatorium zu fordern oder gar einzuführen. Es ist aber sehr wohl an der Zeit, weitere Anstrengungen zu unternehmen, um stimulierende Maßnahmen zu ergreifen und jegliche Form von hemmenden Maßnahmen zu unterlassen.“ Und hemmend ist eben, wenn die Entgeltumwandlung nicht über 2008 hinaus beitragsfrei bleibt. Hemmend ist, dass die Rahmenbedingungen für den Pensionsfonds trotz einiger Verbesserung durch die Novelle zum Versicherungsaufsichtsgesetz immer noch zu wünschen übrig lassen, und viele Brüsseler Entscheidungen sind für die betriebliche Altersversorgung in Deutschland auch nicht gerade förderlich. Mit Sorge erfüllt Andresen, dass durch die Reformen die Rahmenbedingungen für die arbeitgeberfinanzierte betriebliche Altersversorgung eher verschlechtert worden sind. Weitere Anreize für den Arbeitgeber zum Aufbau einer allein von ihm finanzierten betrieblichen Zusatzversorgung sind ausgeblieben, und jetzt wird er durch viele Neuregelungen zusätzlich belastet. 13
Klaus Stiefermann und Birgit Uebelhack
Ferner kritisiert Andresen, es werde der Trugschluss hervorgerufen, „dass jeder Arbeitnehmer ausgesorgt hat, wenn er vier Prozent seines Einkommens in die betriebliche oder private Altersversorgung investiere“. Und er warnte, das könne manchen Arbeitgeber zu der Überlegung kommen lassen, er brauche von sich aus nichts mehr für ein betriebliches Versorgungswerk zu tun. Tatsache sei aber, dass die arbeitgeberfinanzierte Betriebsrente weiterhin ein wichtiger und unverzichtbarer Bestandteil zur Absicherung der Arbeitnehmer im Alter ist. Für Arbeitgeber gilt, dass ihre Risikosensibilität gewachsen ist. Die mit dem AVmG verbesserten Möglichkeiten zur flexibleren und risikoärmeren Gestaltung sind da positiv zu werten. Erforderlich ist ferner, die Komplexität bei Betriebsrenten zu reduzieren. Dazu zählt auch, weitere Kostenbelastungen zu vermeiden, beispielsweise die, die durch überzogene Informationsverpflichtungen des Arbeitgebers drohen. Auf der aba-Jahrestagung in Bonn im Jahre 2003 stellte Andresen fest: „Aus Unternehmersicht ist die deutsche betriebliche Altersversorgung, ihre Vielfalt und damit ihre unternehmensindividuelle Einsetzbarkeit zur Erreichung spezifischer Unternehmensziele ein wichtiger Standortvorteil. Nirgendwo auf der Welt können derart individuelle Versorgungswerke erstellt werden. Nicht immer sollte auf die ‚Qual der Wahl’ verwiesen werden, sondern auf die Chancen, die in der Vielfalt liegen.“ Und Boy-Jürgen Andresen wiederholte die altbekannten Forderungen: „Wir brauchen Stabilität, wir brauchen Planungssicherheit. Betriebliche Altersversorgung wird nicht auf die Länge von Legislaturperioden angelegt, sondern auf viele Jahrzehnte. Wir brauchen Ruhe, um gut arbeiten zu können, um unseren Beitrag zur Stabilisierung der Altersversorgung leisten zu können.“ Wie schon mehrfach in der Vergangenheit bot Boy-Jürgen Andresen der Politik den neutralen Rat der aba an, um aufzuzeigen, „was sich ändern muss, damit es besser wird: Besser für die Arbeitnehmer, die immer größer werdende Versorgungslücken schließen müssen; besser für den Staat, der durch eine bessere betriebliche Altersversorgung wieder Spielräume bei sozialpolitischen Entscheidungen bekommt; besser für die Volkswirtschaft, die dringend erforderliches Wagniskapital ansammeln kann und schließlich besser für Unternehmen, die den Personalaufwand in sinnvoller Weise ausgestalten können.“ An die Tarifpartner gerichtet, sagte Andresen: „Auf die Tarifpolitik und die mit ihr Betrauten kommen ungeahnte neue Möglichkeiten zu, Tarifverträge mit qualitativen Elementen anzureichern, gleichzeitig steigt aber auch die Verantwortung der Sozialpartner. Es darf allerdings nicht dazu kommen, dass die betriebliche Altersversorgung für sachfremde Zwecke instrumentalisiert wird.“
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Betriebliche Altersversorgung macht süchtig!
Unter ihrem Vorsitzenden Boy-Jürgen Andresen hat die Arbeitsgemeinschaft für betriebliche Altersversorgung – aba – erfolgreich gearbeitet. Mit „Mut zur Lücke“ wird das in dieser Arbeit aufgezeigt. Zur Ergänzung einige Zahlen: Als der Jubilar 1987 die Leitung des Fachverbandes übernahm, hatte die aba rund 950 Mitglieder; heute sind es 1.400. Der Jahrgang 1987 des abaMitteilungsblattes BetrAV umfasste 264 Seiten; 2005 waren es über 800, angefüllt mit wichtigen Informationen für Praxis und Wissenschaft zum Thema betriebliche Altersversorgung. Die Tagungen der aba werden heute in jedem Jahr von weit über 2.500 Teilnehmern besucht, im Jahr 1987 waren es rund 1.500. Ihrem Fortbildungsauftrag kommt die aba durch die Ausrichtung von Seminaren nach. Nimmt man die Einführungs- bzw. Grundlagenseminare für das Arbeitsrecht und das Steuerrecht der betrieblichen Altersversorgung, so wurden im Jahr des Amtsantritts von Dr. Andresen drei bzw. zwei Seminare durchgeführt, im letzten Jahr waren es acht Seminare für das Arbeitsrecht, sieben für das Steuerrecht. Erreicht heute das Haushaltsvolumen annähernd zwei Millionen Euro, so war es vor 18 Jahren erst knapp eine Million Deutsche Mark. Eine kleine Geschäftsstelle mit wenigen fest angestellten Mitarbeitern informiert, unterstützt von ehrenamtlich Tätigen, regelmäßig Politik und Öffentlichkeit über alle Fragen der betrieblichen Altersversorgung. In Zeiten allgemeiner Verbandsmüdigkeit und damit einhergehender Verbandsflucht, in Zeiten zunehmender Heterogenität der Mitgliedschaft und damit verbundener Reibungsverluste in der Verbandspolitik, in Zeiten größter Veränderungen auf dem Gebiet der betrieblichen Altersversorgung und damit verbundener Ängste der Mitglieder, ist es unter dem Vorstandsvorsitz von Boy-Jürgen Andresen gelungen, dass sich die Arbeitsgemeinschaft für betriebliche Altersversorgung nicht etwa aufgerieben hat, sondern gewachsen ist und an Bedeutung gewonnen hat. Hierin liegt das ganz besondere Verdienst des Jubilars. Seine hohe fachliche Kompetenz als Mann der Praxis und seine hohe persönliche Glaubwürdigkeit, gepaart mit der herausragenden Fähigkeit, unterschiedlichste Mitgliederinteressen zu integrieren, haben diesen Erfolg möglich gemacht. Aus einer scheinbaren Schwäche, der heterogenen Zusammensetzung, hat Andresen eine Stärke gemacht: die aba vertritt als einziger Verband das gesamte Spektrum der Interessen im Bereich der betrieblichen Altersversorgung. Es sind die der Arbeitgeber und Arbeitnehmer, die der Versorgungsträger und der Dienstleister im Bereich betriebliche Altersversorgung. Sie kümmert sich um die Anliegen der betrieblichen Altersversorgung der Privatwirtschaft und der öffentlichen und kirchlichen Arbeitgeber. Durch diese Integrationsleistung ist die aba zu einem unverzichtbaren Gesprächspartner für Politik, Ministerien und Medien geworden. Sie wird konsultiert, wenn es um Fragen der betrieblichen Altersversorgung geht. Anlässlich der Verabschiedung seines Vorgängers im Vorsitzendenamt sagte Andresen 1987 vor den Teilnehmern der 49. Jahrestagung: „Meine Damen 15
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und Herren, die betriebliche Altersversorgung und die aba sind in den letzten 30 Jahren ganz entscheidend durch zwei große Persönlichkeiten geprägt worden: Georg Heubeck und Gerhard Höhne.“ Diese Aussage muss mit Blick auf die vergangenen 30 Jahre um einen Namen ergänzt werden: BoyJürgen Andresen.
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Axel Börsch-Supan1
Risiken der staatlichen, betrieblichen und privaten Altersvorsorge Inhaltsübersicht I. Einleitung II. Eigenvorsorge durch Ersparnisbildung III. Risiken der Portefeuillewahl
IV. Zur Funktion der Versicherungsmärkte V. Was muss die Wirtschafts- und Sozialpolitik tun?
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I. Einleitung Viele Menschen in Deutschland meinen, dass die Risiken, denen der einzelne Mensch ausgesetzt ist, in den letzten Jahren deutlich größer geworden sind. Ich habe keine Antwort auf die Frage, ob dieses allgemeine Empfinden begründet ist, denn wir haben kein gutes Maß für das „aggregierte Risiko“, dem wir im Lebensverlauf ausgesetzt sind. Einige Risiken sind geringer geworden, z. B. viele Krankheitsrisiken. Andere Risiken sind dagegen deutlich gestiegen, z. B. das Risiko der Ehescheidung. Die Reform der Sozialsysteme hat zu einer allgemeinen Verunsicherung beigetragen und mag auch objektiv die ökonomischen Risiken während einer Übergangsphase erhöhen. Ob dies auch langfristig gilt, ist umstritten; manche hoffen, dass die Risiken nach der Übergangszeit zusammen genommen geringer werden. Viele Risiken sind zudem schwer zu quantifizieren, so z. B. die politischen Risiken. Über andere Risiken wiederum herrschen Vorstellungen, die schlichtweg falsch sind – so wird das Risiko der ungewollten Kinderlosigkeit, das bei einer 35jährigen Frau etwa 25 % beträgt, in Zeiten eines immer späteren Kinderwunsches völlig unterschätzt. Schließlich und am wichtigsten: Selbst wenn wir die Risiken gut quantifizieren könnten und die korrekten Schadens-
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Dieser Beitrag beruht auf einem Vortrag, der zum Abschluss der Jahrestagung 2004 des Vereins für Socialpolitik in Dresden sowie als Erich-Schneider-Gedächtnisvorlesung in Kiel gehalten und anschließend in den Perspektiven der Wirtschaftspolitik veröffentlicht wurde. Ich danke den Teilnehmern der beiden Veranstaltungen sowie Günter Franke, Alexander Ludwig, Melanie Lührmann, Friedrich Schneider und Matthias Weiss für ihre hilfreichen Kommentare. Für die finanzielle Unterstützung bin ich der Deutschen Forschungsgemeinschaft im Rahmen des SFB504, sowie dem Land Baden-Württemberg und dem Gesamtverband der deutschen Versicherungswirtschaft im Rahmen der MEA-Grundfinanzierung zu Dank verpflichtet.
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Axel Börsch-Supan
wahrscheinlichkeiten allgemein bekannt wären, so ist die Bewertung eines gestiegenen oder gesunkenen Gesamtrisikos nur im Zusammenhang mit der Entwicklung des Erwartungswerts der Zielgröße sinnvoll. Ein höheres Risiko friktioneller Arbeitslosigkeit ist nicht per se ein Schaden, wenn durch eine vermehrte Arbeitsmarktflexibilität das erwartete Lebensarbeitseinkommen deutlich steigt. Wie bei einer Finanzanlage kommt es auch bei den sozialen Risiken auf die Kombination von Risiko und Ertrag an. Ein höherer Ertrag – hier ein höheres Lebensarbeitseinkommen – kann ein höheres Risiko rechtfertigen – in unserem Beispiel die höhere friktionelle Arbeitslosigkeit. Die Hauptfrage, die dieser Beitrag anreißt, ist: Haben wir die richtigen Institutionen, um die Risiken im Alter effizient abzudecken? Unter Institutionen verstehe ich dabei unsere Sozialversicherung, private Versicherungen, aber auch familiäre Hilfe und vor allem individuelle Eigenvorsorge. Wo und wann funktionieren diese Institutionen? Wo und wann nicht? Haben sich die Institutionen, die historisch gewachsen sind, hinreichend an die veränderten Rahmenbedingungen der Politik, der Wirtschaft und der Demographie angepasst? Was muss man tun, um sie zu verbessern?
II. Eigenvorsorge durch Ersparnisbildung Vom Einzelnen ausgehend, ist die Ersparnisbildung die erste Institution, die dazu dient, Risiken aufzufangen. Das Sparverhalten – und wie man dieses beeinflussen kann – ist jedoch keineswegs gut verstanden. Der Verlauf der Ersparnisbildung im Lebenszyklus folgt nicht der Lehrbuchthese, nach der in der Jugend gespart und im Alter entspart wird. Abbildung 1 zeigt den Altersverlauf der Ersparnisbildung in Deutschland. Sie schließt die private individuelle und die betriebliche Altersvorsorge mit ein. Charakteristisch ist die zwar niedrigere, aber immer noch deutlich positive Ersparnis im Alter. Ein Vermögensabbau kann im Mittel nicht beobachtet werden. Anhand der Sparmotive, die Befragte angeben, wird klar, dass das Vorsichtssparen zumindest in Deutschland eine wichtige Rolle spielt. Auf einer Skala von 0 bis 10 bewerten die Befragten Vorsichtssparen etwa ebenso wichtig wie Altersvorsorge, ganz im Gegensatz z. B. zu Vererbung oder Steuervorteilen, vgl. Tabelle 1.
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Risiken der staatlichen, betrieblichen und privaten Altersvorsorge Abbildung 1: Sparquoten im Lebenszyklus nach Alter und Geburtsjahrgang
16%
14%
12% 1909 1914 1919 1924 1929 1934 1939 1944 1949 1954 1959 1964
10% Sparquote 8%
6%
4%
2%
0% 20
25
30
35
40
45
50
55
60
65
70
75
80
85
Altersgruppe
Quelle: Börsch-Supan2. Anmerkung: Die Abbildung stellt die Nettosparquote nach Alter und Geburtsjahrgang des Haushaltsvorstandes dar. Tabelle 1: Wichtigkeit von Sparmotiven Unwichtig (0–3)
Mittel (4–6)
Sehr wichtig (7–10)
Altersvorsorge
12 %
20 %
68 %
Unvorhergesehene Ereignisse
7%
22 %
71 %
Vererbung
69 %
19 %
12 %
Staatliche Förderung
46 %
24 %
30 %
Quelle: Börsch-Supan und Essig3.
Dass die gängige Lehrbuchtheorie modifiziert werden muss, wird auch aus der Einschätzung des Sparverhaltens deutlich: 40,1 % der deutschen Haushalte beschreiben ihr hauptsächliches Sparverhalten als „regelmäßig einen festen Betrag ansparen“ (z. B. über einen Sparvertrag oder eine kapitalgedeckte Lebensversicherung), während nur 23,1 % der Haushalte dann spart, wenn das Einkommen hoch oder die Konsumausgaben niedrig sind (vgl. Tabelle 2). Die Ersparnis hat daher eine hauptsächlich vertragsgebundene permanente Komponente, so dass der Konsum bei Einkommensschwankungen eine tran-
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Börsch-Supan (2003), Life-Cycle Savings and Public Policy, New York: Academic Press. Börsch-Supan/Essig (2002), Sparen in Deutschland: Ergebnisse der SAVE Studie, Deutsches Institut für Altersvorsorge, Eigenverlag, Köln.
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Axel Börsch-Supan
sitorische Komponente erhält. Hier spielt die private individuelle und die betriebliche Altersvorsorge eine wichtige Rolle. Tabelle 2: Typisches Sparverhalten Ich lege regelmäßig einen festen Betrag an
Ich lege regelmäßig etwas an, der Betrag ist aber flexibel
Ich lege dann etwas an, wenn etwas zum Sparen übrig bleibt
Ich habe keinen finanziellen Spielraum zum Sparen
Ich spare nicht, sondern will lieber das Leben genießen
Alle
40 %
18 %
23 %
16 %
2%
Alter unter 35
49 %
14 %
21 %
15 %
1%
Alter 35–55
38 %
18 %
24 %
18 %
2%
Alter über 55
30 %
27 %
25 %
10 %
8%
Quelle: Börsch-Supan und
Essig4.
Was lehrt uns die Empirie der Ersparnisbildung in Sachen „Social Risk Management“? Funktioniert die Institution „Ersparnisbildung“ in Deutschland als Instrument der Risikoabdeckung? Dies ist eine schwierige Frage, weil Deutschland sich im Übergang befindet. Bislang sind weite Kreise der Bevölkerung auch im Alter und auch bei relativ niedrigen Einkommen (d. h. mit Ausnahme des untersten Quintils) mit einem im internationalen Vergleich sehr hohen finanziellen Polster ausgestattet. Börsch-Supan und Stahl5 sprechen von einer „Überannuitisierung“, Reil-Held6 von einem „Verschiebebahnhof“, in dem hohe umlagefinanzierte Rentenzahlungen (öffentliche Transfers der jungen zur RentnerGeneration) zu hohen Erbschaften und Inter-Vivos-Übertragungen führten (private Transfers der Rentner- zur jungen Generation). Börsch-Supan, Essig und Wilke7 zeigen, dass sich das Bild allmählich ändert. Nach ihren Berechnungen hat der Durchschnittshaushalt im Altersbereich von 40 bis 65 Jahren immer noch ein dickes Sparpolster: seine Ersparnisse sind hochgerechnet mehr als doppelt so hoch, wie sie nötig wären, um die Einschnitte in der gesetzlichen Rentenversicherung aufzufangen (über 200 % der Rentenlücke). Für den Medianhaushalt sieht es schon
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Börsch-Supan/Essig (2002), Sparen in Deutschland: Ergebnisse der SAVE Studie, Deutsches Institut für Altersvorsorge, Eigenverlag, Köln. Börsch-Supan/Stahl (1991), Life-cycle savings and consumption constraints, Journal of Population Economics, 4, 233–255. Reil-Held (2004), Die Rolle intergenerationaler Transfers in Einkommen und Vermögen älterer Menschen in Deutschland, MEA-Studien, Mannheim Research Institute for the Economics of Aging, Mannheim, Germany. Börsch-Supan/Essig/Wilke (2005), Deckungslücken in der gesetzlichen Rentenversicherung: Wie gut sind die Deutschen vorbereitet?, Deutsches Institut für Altersvorsorge, Eigenverlag, Köln.
Risiken der staatlichen, betrieblichen und privaten Altersvorsorge
knapper aus (132 % der Rentenlücke), und bei den unteren beiden Einkommensquintilen, also über 40 % der 40- bis 65-jährigen Haushalte, besteht eine Deckungslücke, wenn diese ihre Ersparnis nicht erhöhen. Der Übergang zu einer stärker eigenfinanzierten Altersversorgung funktioniert also in Deutschland noch nicht. Abbildung 2: Sparquoten im Lebenszyklus: Deutschland, Frankreich, Italien, Niederlande
Quelle: Kompiliert aus Börsch-Supan8. Anmerkungen: Die um Kohorteneffekte bereinigten Sparquoten sind auf 100 % im Alter von 40 Jahren normiert. Die Ersatzquote der öffentlichen Altersversorgung sind die Zahlungen aus öffentlicher Rente bezogen auf das Arbeitseinkommen vor dem Ruhestand, während die Gesamtersatzquote definiert ist als Summe der privaten Vermögensentnahme und der Zahlungen aus öffentlicher Rente, bezogen auf das Gesamteinkommen vor dem Ruhestand. Zähler wie Nenner sind in beiden Fällen Einkommen nach evtl. Steuern.
Allerdings zeigt die international vergleichende Evidenz, dass dieser Übergangsprozess langfristig zu funktionieren scheint. Abbildung 2 deutet an, dass die Lebenszyklussparprofile umso stärker denen der Modiglianischen Lehrbuchversion ähneln, je niedriger die Ersatzquote der öffentlichen Altersversorgung ist (d. h. die Zahlungen der öffentlichen Rente bezogen auf das Arbeitseinkommen vor dem Ruhestand). Gleichzeitig zeigen die Zahlen am rechten Rand der Abbildung 2, dass die Gesamtersatzquote (also die Summe aus privater Vermögensentnahme und öffentlicher Rente, bezogen auf das Gesamteinkommen vor dem Ruhestand) unabhängig von der Ersatzquote der öffentlichen Altersversorgung bei etwa 80 % liegt. In anderen Worten, im in-
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Börsch-Supan (2003), Life-Cycle Savings and Public Policy, New York: Academic Press.
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Axel Börsch-Supan
ternationalen Vergleich zeigt sich eine fast perfekte Substitutionsbeziehung zwischen öffentlicher und privater Altersversorgung, die offenbar historisch gewachsen ist. Der Vergleich beruht auf vier Ländern, was zur vorsichtigen Interpretation mahnen soll. Die Daten der übrigen zwei Länder, die in Börsch-Supan9 vertreten sind, bestätigen die Konstanz der Gesamtersatzquote, allerdings konnten keine Lebenszyklussparprofile konstruiert werden, da es bislang kaum international vergleichbare Spardaten gibt. Einer Beschleunigung des Übergangsprozesses zu einer stärker eigenfinanzierten Altersversorgung sind Grenzen gesetzt. Es gibt weder einen eindeutigen theoretischen Grund (Einkommens- und Substitutionseffekt sind bekanntermaßen gegenläufig) noch überzeugende empirische Evidenz, dass eine steuerliche Förderung die Ersparnisbildung insgesamt erhöht10, sondern nur, dass sie die Ersparnisbildung sehr dezidiert in bestimmte Bereiche lenken kann11, gleichzeitig aber zumindest teilweise aus anderen Bereichen abzieht12.
III. Risiken der Portefeuillewahl Dies führt uns zur Portefeuillewahl. Es gibt zahlreiche empirische Untersuchungen, die die effektive Lenkungsfunktion steuerlicher Förderung bestimmter Anlageformen nachweist. Brugiavini, Jappelli, vor allem aber Attanasio und Brugiavini13 zeigen überzeugend für Italien, wie die Anlage in Altersvorsorgeprodukte steigt, wenn diese steuerbegünstigt werden. Alessie, Kapteyn und Klijn und Euwals14 zeigen die Wirkung vergünstigter Betriebsrenten in
__________ 9 Börsch-Supan (2003), Life-Cycle Savings and Public Policy, New York: Academic Press. 10 Skinner/Hubbard (1996), Assessing the Effectiveness of Saving Incentives, Journal of Economic Perspectives 10 (4), 73–90; Börsch-Supan (2005), Mind The Gap: The Effectiveness of Incentives to Boost Retirement Saving in Europe, OECD Economic Studies No. 39, OECD, Paris. 11 Venti/Wise (1990), Have IRAs increased U.S. Savings? Evidence from consumer expenditure surveys, Quarterly Journal of Economics, 105, 661–98. 12 Gale/Scholz (1994), IRAs and household saving, American Economic Review, 84, 1233–1260. 13 Brugiavini (1987), Empirical Evidence on Wealth Accumulation and the Effects of Pension Wealth: an Application to Italian Cross Section Data, 1987, Financial Markets Group, D.P. 20, LSE, London; Jappelli (1995), Does social security wealth reduce the accumulation of private wealth? Evidence from Italian survey data, Ricerche Economiche, 49, 1–31; Attanasio/Brugiavini (1997), L’effetto della Riforma Amato sul risparmio delle famiglie italiane, Ricerche Quantitative per la Politica Economica-1995, Banca d’Italia-CIDE (eds.), Roma. 14 Alessie/Kapteyn/Klijn (1997), Mandatory pensions and personal savings in the Netherlands, De Economist, 145, no. 3, pp. 291–324; Euwals (2000), Do Mandatory Pensions Decrease Household Savings: Evidence for the Netherlands, De Economist, Vol. 148, pp. 643–670.
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Risiken der staatlichen, betrieblichen und privaten Altersvorsorge
den Niederlanden. Brunsbach und Lang und Walliser und Winter15 (1999) weisen nach, dass die Förderung von Kapitallebensversicherungen in Deutschland deren Nachfrage signifikant gestärkt hat. Die Finanzpolitik kann also, um den Übergangsprozesses von der fast ausschließlich öffentlichen zu einer mehr privat finanzierten Altersversorgung zu beschleunigen, durchaus steuerliche Förderung verwenden. Angesichts der am Ende des letzten Abschnitts zitierten Resultate wäre es aber falsch, davon auszugehen, dass durch die Förderung ausschließlich neue Ersparnisbildung generiert wird. Stattdessen dürfte ein signifikanter Teil der Ersparnis von anderen Sparformen abgezogen werden. Schätzungen dieses Verdrängungseffektes variieren zwischen einem Drittel und einer Hälfte16. Das zweite gut etablierte empirische Resultat zur Portefeuillewahl ist der geringe Diversifikationsgrad. Er zeigt sich in drei Facetten: Haushalte halten zu wenig Aktien, diversifizieren zu wenig ins Ausland und halten einen zu großen Anteil des Vermögens in der Unternehmung, in der sie selbst angestellt sind. Abbildung 3 zeigt, dass deutsche Haushalte im internationalen Vergleich einen besonders niedrigen Aktienanteil in ihrem Portefeuille haben. Selbst im obersten Dezil der Vermögensverteilung liegt er nur knapp über 10 %. Der geringe Anteil an Aktien im Portefeuille ist nur bei einer extrem hohen Risikoaversion durch die höhere Varianz der Aktienerträge erklärbar. Präziser formuliert: Wenn das Vermögen zum Ausgleich von Risiken im Lebenszyklus mittel- oder langfristig angelegt wird, ist die Varianz der Aktienerträge im Vergleich zu anderen Anlageformen zwar höher, aber nicht so hoch, dass sie bei normaler Risikoaversion zu einem derart niedrigen Aktienanteil führt. Auffällig ist auch der im internationalen Vergleich geringe Aktienanteil im Portefeuille institutioneller Anleger, vgl. Tabelle 3. Zudem fällt auf, dass das Volumen der Vermögen, die von institutionellen Anlegern verwaltet werden, in Deutschland relativ gering ist17. Der geringe Aktienanteil lässt sich im Übrigen nicht durch eine Gefährdung des Aktienvermögens durch den demographischen Wandel rechtfertigen: Börsch-Supan, Ludwig und Sommer18
__________ 15 Brunsbach/Lang (1998), Steuervorteile und die Rendite des Lebensversicherungssparens, Jahrbücher für Nationalökonomie und Statistik 217, 185–213; Walliser/ Winter (1999), Tax incentives, bequest motives and the demand for life insurance: evidence from Germany. Discussion Paper No. 99–28, Sonderforschungsbereich 504, University of Mannheim. 16 Börsch-Supan (2005), Mind The Gap: The Effectiveness of Incentives to Boost Retirement Saving in Europe, OECD Economic Studies No. 39, OECD, Paris. 17 Vgl. Börsch-Supan/Köke/Winter (2005), Pension reform, savings behavior and capital market performance, Journal of Pension Economics and Finance, im Druck. 18 Börsch-Supan/Ludwig/Sommer (2003), Demographie und Kapitalmärkte – Die Auswirkungen der Bevölkerungsalterung auf Aktien-, Renten und Immobilienvermögen, Deutsches Institut für Altersvorsorge, Eigenverlag, Köln.
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Axel Börsch-Supan
zeigen, dass die „Equity Premium“ demographiebedingt tendenziell ansteigen wird. Abbildung 3: Aktienanteil der Haushalte nach Vermögensdezil
Quelle: Guiso et al.19. Anmerkung: Der Aktienanteil beinhaltet sowohl direkt als indirekt gehaltene Aktien. Letztere bestehen häufig in der Form von gemischten Fonds und Betriebspensionen mit Vorzugsaktien des eigenen Unternehmens. Der indirekte überwiegt den direkten Anteil insbesondere in den unteren Einkommensdezilen. Tabelle 3: Aktienanteil der institutionellen Anleger Deutschland
Frankreich
Großbritannien
Italien
USA
Alle Anlagen als % des BIP
81 %
132 %
191 %
94 %
191 %
Festverzinslich
42 %
47 %
15 %
54 %
35 %
Darlehen
28 %
3%
1%
0%
9%
Aktien
24 %
43 %
65 %
18 %
44 %
6%
7%
19 %
27 %
11 %
Sonstige GDV20,
Quelle: Tabelle 73, basierend auf der OECD Institutional Investors Statistic. Institutionelle Anleger umfassen Versicherungs- und Investmentgesellschaften sowie Pensionsfonds.
__________ 19 Guiso/Haliassos/Jappelli (eds.) (2003), Stockholding in Europe, Palgrave MacMillan. 20 Gesamtverband der deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) (2004), Statistisches Taschenbuch der Versicherungswirtschaft, GDV, Eigenverlag, Berlin.
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Risiken der staatlichen, betrieblichen und privaten Altersvorsorge
Auch die internationale Diversifikation ist gering. Laut French und Poterba21 werden 98 % der japanischen Ersparnisse in Japan, 94 % der US-amerikanischen Ersparnisse in den USA und 82 % der britischen Ersparnisse in Großbritannien angelegt. Im niederländischen Betriebsrentensystem, der wichtigsten Säule der dortigen Altersversorgung, lag der Anteil der ausländischen Anlagen in den 80er und 90er Jahren bei 20 %, in den letzten Jahren ist er – wohl als Folge der Euro-Einführung – auf 40 % gestiegen. Für deutsche Betriebsrenten gibt es bedauerlicherweise mangels einer zwar lange geplanten, aber bislang nicht ausgeführten Betriebsrentenumfrage keine dementsprechenden Zahlen. Allerdings lässt der nach wie vor hohe Direktzusagenanteil, vgl. weiter unten, ebenfalls auf eine geringe Auslandsdiversifikation schließen. Dieser „Home Bias“ ist zumindest für Deutschland schädlich: Im Zuge des demographischen Wandels wird die Durchschnittsrendite im Ausland höher ausfallen als in Deutschland22, eine Umschichtung in mehr ausländische Vermögenswerte ist also auch aus Renditegründen potentiell lohnenswert. Drittens ist die Konzentration der Anteile im Unternehmen, in dem man selbst angestellt ist, zum Teil erschreckend hoch. Enron ist kein Einzelfall. Poterba und Wise23 zeigen, dass in den 42 % der Unternehmen, in denen man die Betriebsrente in eigenen Unternehmensanteilen anlegen kann, knapp 60 % des Betriebsrentenvermögens auch tatsächlich in eigenen Unternehmensanteilen angelegt wird. Poterba24 geht dieser Konzentration in einzelnen Unternehmen nach, bei General Electric, dem größten Arbeitgeber der USA, liegt er z. B. bei 68 %. In Deutschland liegt der Anteil der Direktzusagen an der betrieblichen Altersvorsorge bei über 59 %25. Davon mag ein Teil durch Anlagen des Unternehmens in anderen Unternehmen gedeckt sein. Dies ist mangels einer Betriebsrentenumfrage nicht bekannt. Da in der Regel jedoch eigene Rückstellungen verwendet werden, dürfte auch in Deutschland die Risikokonzentration im eigenen Unternehmen sehr hoch sein. Der einzelne Anleger ist durch den Pensions-Sicherungs-Verein gegen die Insolvenz des eigenen Unternehmens geschützt; ob dies jedoch eine gesamtwirtschaftlich effi-
__________ 21 French/Poterba (1991), Investor diversification and international equity markets. American Economic Review, Papers and Proceedings, 81(2), 222–226, 1991. 22 Börsch-Supan/Ludwig/Winter (2005), “Ageing, Pension Reform and Capital Flows: A Multi-Country Simulation Model”, Economica, forthcoming. 23 Poterba/Wise (1998), Individual Financial Decisions in Retirement Saving Plans and the Provision of Resources for Retirement, in: Feldstein (ed.), Privatizing Social Security, University of Chicago Press, 1998, 363–393. 24 Poterba (2003), Employer Stock and 401(k) Plans, American Economic Review, Papers and Proceedings, 93, 398–404; Poterba (2004), Portfolio Risk and SelfDirected Retirement Saving Programme, Economic Journal 114, C26-C51. 25 Arbeitsgemeinschaft für betriebliche Altersversorgung (aba) (2004), http://www. aba-online.de.
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Axel Börsch-Supan
ziente Form der Risikoabsicherung ist, ist angesichts der „moral hazard“Problematik bislang zweifelhaft. Eine sorgfältigere empirische Diversifikationsanalyse Deutschlands benötigt die entsprechenden Daten. Berücksichtigt werden muss auch die indirekte Diversifikation durch ausländische Direktinvestitionen deutscher Firmen, an denen deutsche Arbeitnehmer beteiligt sind. Insgesamt fällt der empirische Befund jedoch so deutlich aus, dass er die Schlussfolgerung nahe legt, dass das „Social Risk Management“ Deutschlands in punkto langfristiger Risikodiversifizierung in allen drei angesprochenen Dimensionen – Investitionen in riskantere Anlagen, Investitionen in ausländische Anlagen und Investitionen in andere Anlagen als die derjenigen Unternehmung, in der man angestellt ist – verbesserungswürdig ist.
IV. Zur Funktion der Versicherungsmärkte Viele der mit dem Alter verbundenen Risiken werden direkt oder indirekt über Versicherungen abgedeckt. Die „Selbstversicherung“ über die eigene Ersparnis hat für normale Einkommensverhältnisse schnell ihre Grenzen erreicht, die Familie als „implizite Versicherungsgesellschaft“26 verliert an Bedeutung durch die steigenden Scheidungsraten und die sinkenden Kinderzahlen, und auch Unternehmen – insbesondere kleinere Betriebe – nutzen Versicherungsgesellschaften für die Abwicklung der betrieblichen Altersvorsorge. Funktionieren die privaten und sozialen Versicherungsmechanismen in Deutschland? Wir beginnen mit den Sozialversicherungen. Die Probleme der umlagefinanzierten Sozialversicherungen sind wohlbekannt27 und müssen hier nicht thematisiert werden, wohl aber das konzeptionelle Missverständnis, das uns schon am Beginn dieses Beitrags beschäftigt hat. Ein großer Aufgabenbereich der Sozialversicherungen besteht nicht in der Versicherung im eigentlichen Sinn, sondern in der intertemporalen (und teilweise auch interpersonalen) Umverteilung. Am deutlichsten wird das in der Altersvorsorge, in der die gesetzliche Rentenversicherung zwar auch gegen die drei biometrischen Risiken Erwerbsunfähigkeit, Hinterbliebenschaft und Langlebigkeit versichert, aber im Wesentlichen die Beiträge, die eingezahlt werden, auch wieder auszahlt. Um präzise zu sein: die Streuung der Auszahlungen ist gering im Ver-
__________ 26 Kotlikoff/Spivak (1981), The family as an incomplete annuity market, Journal of Political Economy, 89. 27 OECD (1988), Ageing Populations: The Social Policy Implications, Paris; World Bank (1994), Averting the Old Age Crisis; Policies to Protect the Old and Promote Growth, The World Bank, Washington; Börsch-Supan (1998), A Social Security System on the Verge of Collapse, in: Siebert (Hrsg.), Redesigning Social Security, Tübingen, S. 129–159; Kommission für die Nachhaltigkeit in der Finanzierung der Sozialen Sicherungssysteme (2003): http://www.bmgs.bund.de/deu/gra/themen/ sicherheit/kommission/index.cfm.
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Risiken der staatlichen, betrieblichen und privaten Altersvorsorge
gleich zur mittleren Auszahlung. Praktisch jeder Arbeitnehmer erhält auch eine Rente – die Wahrscheinlichkeit, das Alter von 60 zu erreichen, gegeben, dass man 20 Jahre alt ist, liegt bei 92 %. Die gesetzliche Rentenversicherung gleicht in diesem Sinne eher einer Kapitallebensversicherung als einer Risikolebensversicherung. In der Pflegeversicherung erhält dagegen im Schnitt nur jeder dritte Einzahler im Lebensverlauf auch Leistungen. In Katastrophenversicherungen (etwa der Brandversicherung) ist das Verhältnis zwischen Streuung und Mittelwert noch höher. Dementsprechend werden die Ausdrücke „demographisches Risiko“ und „politisches Risiko“ oft irreführend verwendet: die Tatsache, dass es demnächst weniger Einzahler pro Rentner geben wird, verringert den Erwartungswert der Renten in recht gut vorhersehbarer Weise, so dass hier keine wesentliche Unsicherheit über das Eintreten eines Ereignisses besteht. Die Unsicherheit über den zukünftigen Zahlbetrag wird weniger von der Demographie als von der zukünftigen Produktivitätsentwicklung beeinflusst. Dementsprechend wird auch fälschlich von politischem Risiko gesprochen, wenn die Renten im Verlauf des demographischen Wandels angepasst werden28. Im Extremfall gibt es einen ex ante bekannten deterministischen mathematischen Zusammenhang zwischen dem zukünftigen Rentenniveau und der ex ante weitgehend bekannten demographischen Entwicklung. Solch einen deterministischen Zusammenhang verkörpert z. B. der Nachhaltigkeitsfaktor des neuen deutschen Rentenrechts. Das politische Risiko besteht bei Bestehen eines solchen Mechanismus nur noch darin, dass dieser per Mehrheitsentscheidung des Parlaments wieder außer Kraft gesetzt wird. Demographische Projektionen sind jedoch nicht exakt. Daher verbleibt ein demographisches Restrisiko. Auch die zukünftigen politischen Reaktionen sind nicht bekannt. Es verbleibt daher ein politisches Restrisiko – z. B. darin bestehend, dass eine Änderung oder Aussetzung des Nachhaltigkeitsfaktors entweder die jüngere oder die ältere Generation mehr belasten wird als gegenwärtig geplant ist. Brauchbare Abschätzungen beider Risiken gibt es bislang nicht. Für die demographischen Fehlprojektionen gibt es bislang kein stabiles statistisches Modell29, und schon gar nicht für das politische (Rest-) Risiko. Es ist aus diesen Gründen auch sehr schwer, eine der zentralen Fragen des „Social Risk Managements“ zu beantworten, nämlich ob die staatliche
__________ 28 Z. B. McHale (2001), The Risk of Social Security Benefit-Rule Changes: Some International Evidence, in: Campbell/Feldstein (eds.), Risk Aspects of Investment Based Social Security Reform, University of Chicago Press, Chicago, 247–282; Borgmann/Heidler (2003), Demographics and Volatile Social Security Wealth: Political Risks of Benefit Rule Changes in Germany, Diskussionspapier 107, Institut für Finanzwissenschaft der Universität Freiburg, Freiburg, Germany. 29 Vgl. Lee (2004), Quantifying our Ignorance: Stochastic Forecasts of Population and Public Budgets, http://repositories.cdlib.org/iber/ceda/papers/2004–0001CL.
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Axel Börsch-Supan
Sozialversicherung oder die private am Kapitalmarkt orientierte Versicherung im sozialen Risiko-Ertrags-Kalkül dominiert. Wie bereits erwähnt, kann diese normative Frage nur in einem gesamtwirtschaftlichen Gleichgewichtsmodell beantwortet werden, in dem eine umlagefinanzierte Sozialversicherung das Arbeitsangebot verzerrt, was wiederum den Wachstumspfad beeinflusst, so dass ein Zielkonflikt zwischen hoher umlagefinanzierter Absicherung und geringer Arbeitsangebotsverzerrung vorliegt. Als Zielgröße wird zumeist die gesamtgesellschaftliche Wohlfahrt, z. B. als Konsum- und Freizeitnutzen, definiert. Nataraj und Shoven30 stellen ein solches Modell vor, das eng mit den theoretischen Arbeiten von Krüger und Kübler31 zusammenhängt. In ihm werden Produktivitätsschocks auf die Lohnentwicklung (und damit auf die implizite Rendite des staatlichen Umlageverfahrens, d. h. der interne Zinsfuß aus den Ein- und Auszahlungen der umlagefinanzierten Rentenversicherung) und die Zinsentwicklung (und damit auf die Rendite der kapitalgedeckten privaten Altersvorsorge) übertragen. Die umlagefinanzierte Rente wird im Modell von Nataraj und Shoven32 jährlich dem Lohn angepasst („dynamisiert“), während die kapitalgedeckte private Altersvorsorge nach dem Prinzip der Beitragszusage („Defined Contribution“) ausgestaltet ist, so dass die impliziten Renditen des Umlageverfahrens weit weniger schwanken als die der privaten Altersvorsorge. Bei vollständiger Umlagefinanzierung sind jedoch die wachstumsmindernden Verzerrungseffekte groß, so dass die erwartete Rendite im Umlageverfahren deutlich geringer ist als die der privaten Altersvorsorge. Abbildung 4 zeigt das Ergebnis. Nataraj und Shoven33 zeigen, dass für eine breite Spanne von Parameterwerten (die ihrer Meinung nach „alle vernünftigen Werte umfassen“, z. B. Koeffizienten der relativen Risikoaversion zwischen 0 und 10) sich wohlfahrtsoptimierende Anteile der Umlagefinanzierung ergeben, die zwischen 0 und 40 % der Altervorsorge liegen. Beachtenswert ist die geringe Überlappung der beiden Renditeverteilungen in Abbildung 4 – fast handelt es sich um stochastische Dominanz.
__________ 30 Nataraj/Shoven (2003), Comparing the Risks of Social Security with and without Individual Accounts, American Economic Review, Papers and Proceedings, 92, 348–353. 31 Krüger/Kübler (2002), Intergenerational Risk Sharing via Social Security when Financial Markets are Incomplete, American Economic Review, May, 92, 407–410. 32 Nataraj/Shoven (2003), Comparing the Risks of Social Security with and without Individual Accounts, American Economic Review, Papers and Proceedings, 92, 348–353. 33 Nataraj/Shoven (2003), Comparing the Risks of Social Security with and without Individual Accounts, American Economic Review, Papers and Proceedings, 92, 348–353.
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Risiken der staatlichen, betrieblichen und privaten Altersvorsorge Abbildung 4: Verteilung der (impliziten) Renditen
Quelle: Nataraj und Shoven34. Anmerkung: Die Renditen eines Altersvorsorgesystems sind definiert als interner Zinsfuß aus den Ein- und Auszahlungen dieses Systems.
Die eigentlichen Probleme der privaten Altersvorsorge scheinen denn auch auf anderen Gebieten zu liegen als einer ungünstigen makroökonomischen Risiko-Ertrags-Relation. Ein ernsthaftes Problem der freiwilligen privaten Altersabsicherung ist die adverse Selektion. Sie führt im Falle privater Rentenversicherungen zu Leibrenten, die teurer sind als in einer Zwangsversicherung. Die in Tabelle 4 aufgeführten „Money’s Worth Ratios“ (das Verhältnis der tatsächlich ausgezahlten Leibrente zur versicherungsmathematisch fairen Leibrente) zeigen die selektionsbedingten Aufschläge. Für einen 65-jährigen Durchschnittsamerikaner beträgt der Aufschlag nach Mitchell et al.35 18,6 %, da er statt 100 % nur 81,4 % des versicherungsmathematisch korrekten Wertes erhält. Hat der Amerikaner nicht die Lebenserwartung der altersgleichen Bevölkerung, sondern die Lebenserwartung seiner Altersgenossen, die ebenfalls eine Leibrente abschließen, reduziert sich der Aufschlag auf 7,3 %. In Großbritannien, in dem Leibrenten seit längerem weit verbreitet sind, sind die Aufschläge deutlich niedriger. In Deutschland be-
__________ 34 Nataraj/Shoven (2003), Comparing the Risks of Social Security with and without Individual Accounts, American Economic Review, Papers and Proceedings, 92, 348–353. 35 Mitchell/Poterba/Warshawsky/Brown (1999), New Evidence on the Money’s Worth of Individual Annuities, American Economic Review, 1299–1318.
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Axel Börsch-Supan
kommen die Leibrentenkunden laut von Gaudecker und Weber36 im Mittel genau das, was sie auch bei einer Zwangsversicherung bekommen würden. Tabelle 4: „Money’s Worth Ratios“ von Leibrenten Deutschland
Italien
Schweiz
Großbritannien
USA
Alle Männer
0.887
–
0.965
0.897
0.814
Nur teilnehmende Männer
0.980
0.958
1.169
0.966
0.927
Alle Frauen
0.939
–
1.029
0.910
0.852
Nur teilnehmende Frauen
1.013
0.965
1.152
0.957
0.927
Quelle: von Gaudecker und Weber37.
Diese Aufschläge müssen mit den Arbeitsangebotsverzerrungen verglichen werden, die bei einer Zwangsversicherung entstehen. Mir ist keine Arbeit bekannt, die das versucht. Eine sehr grobe Überschlagsrechnung kann man mit Hilfe von Abbildung 4 machen: Reduziert man die Renditen in Abbildung 4 um 10 %, bleibt die zentrale Aussage von Nataraj und Shoven38 unberührt. Ein zweites Problem der privaten Altersvorsorge liegt noch elementarer in ihrer Freiwilligkeit. Was die Verzerrung einer Zwangsversicherung minimiert, schafft neue Probleme an anderer Stelle. Zum einen zeigt die bereits zitierte Arbeit von Börsch-Supan, Essig und Wilke39, dass etwa 40 % der deutschen Haushalte auf den Übergang zu mehr Eigenvorsorge in dem Sinne nicht ausreichend reagiert haben, dass ihre hochgerechnete Ersparnis nicht ausreicht, um die zukünftigen Rentenkürzungen zu decken. Zum zweiten zeigen longitudinale Daten, dass langfristige Versicherungsverträge, die die Risiken im Lebenszyklus abdecken sollen, in erschreckend hohem Maße
__________ 36 Von Gaudecker/Weber (2003), Surprises in a Growing Market Niche: An Evaluation of the German Private Annuities Market, MEA-Discussion Paper 29-03, Mannheim Research Institute for the Economics of Aging, Mannheim, Germany. 37 Von Gaudecker/Weber (2003), Surprises in a Growing Market Niche: An Evaluation of the German Private Annuities Market, MEA-Discussion Paper 29-03, Mannheim Research Institute for the Economics of Aging, Mannheim, Germany. 38 Nataraj/Shoven (2003), Comparing the Risks of Social Security with and without Individual Accounts, American Economic Review, Papers and Proceedings, 92, 348–353. 39 Börsch-Supan/Essig/Wilke (2005), Deckungslücken in der gesetzlichen Rentenversicherung: Wie gut sind die Deutschen vorbereitet?, Deutsches Institut für Altersvorsorge, Eigenverlag, Köln.
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Risiken der staatlichen, betrieblichen und privaten Altersvorsorge
unterbrochen werden. Laut einer Bertelsmann-Studie40 werden nur 50 % der abgeschlossenen Kapitallebensversicherungen und privaten Rentenversicherungen bis zum Ende durchgehalten. Häufigster Abbruchgrund sind Schulden (26 %), Scheidung (16 %) und Arbeitslosigkeit (13 %). Ähnliche Zahlen sind aus Großbritannien bekannt. Andererseits werden die meisten Verträge bislang kurz vor dem Ruhestand abgebrochen, also zu einem Zeitpunkt, in dem offensichtlich die finanzielle Situation im Ruhestand gut abschätzbar ist.
V. Was muss die Wirtschafts- und Sozialpolitik tun? Wir haben in den letzten Jahren große Fortschritte gemacht, die Risiken der Altersvorsorge besser zu verstehen. Sie bieten vielfältige Ansatzpunkte für die Wirtschafts- und Sozialpolitik. Internationale Vergleiche zeigen, dass sich das Sparverhalten langfristig an die Sozialversicherungen anpasst und niedrigere Ersatzleistungen mit einer höheren Eigenersparnis einhergehen. Kurzfristig und im unteren Einkommensdrittel gilt dies jedoch nicht. Dies ist ein erster wichtiger wirtschafts- und sozialpolitischer Ansatzpunkt. Weitere Ansatzpunkte für die Wirtschafts- und Sozialpolitik liegen in der beobachteten Portefeuillewahl, denn die Anteile, die Arbeitnehmer in das Unternehmen ihres Arbeitgebers investieren, sind erschreckend hoch, während die internationale Diversifizierung und der Aktienanteil sehr gering sind. Die Empirie zeigt auch klar, dass steuerliche Vorteile die Portefeuillewahl sehr stark beeinflussen. Dies ist allerdings zu einem großen Teil ein Verschiebebahnhof, denn ein Einfluss staatlicher Förderung auf die Höhe der Gesamtersparnis kann nicht nachgewiesen werden. Simulationsmodelle zeigen uns, dass die kapitalgedeckte Altersvorsorge zwar ein höheres Renditerisiko aufweist als die umlagefinanzierte gesetzliche Rente – aber selbst bei einer sehr ausgeprägten Risikoaversion würde man im Rahmen des Risiko-Ertrags-Kalküls einen Mix mit deutlicher Kapitaldeckung einer weiteren Ausweitung des Umlagesystems vorziehen. Dies ist in Deutschland nicht nur für die Altersvorsorge, sondern auch für die Reform der gesetzlichen Krankenversicherung relevant. Als größtes Risiko der freiwilligen privaten Altersvorsorge erweist sich die hohe Abbruchquote. Aus diesen Beobachtungen ergeben sich einige klare Handlungsanweisungen an den Staat als Hüter der Rahmenordnung und als Ausgleichsinstitution, wenn die Märkte unvollkommen sind. Viele Konsequenzen der Sozialreformen – insbesondere die dringende Notwendigkeit von mehr Eigenvorsorge – sind noch nicht bei allen Bürgern angekommen. Die Teilnahme an privater betrieblicher und individueller Altersvorsorge ist recht groß in den beiden oberen Einkommensdritteln, aber sehr gering im unteren. Ohne ein deutlich
__________ 40 Leinert (2003), Die Riester-Rente: Wer hat sie, wer will sie: Vorausbewertung einer repräsentativen Umfrage zum Vorsorgeverhalten der 30- bis 50-Jährigen, Bertelsmann Stiftung Vorsorgestudien 14, Gütersloh.
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Axel Börsch-Supan
stärkeres Engagement des Staates in der Informationsverbreitung („Was kommt ganz konkret auf den Einzelnen zu?“) und in der Ausbildung („Financial Literacy“ als Ausbildungsziel) könnte auch in Deutschland die Altersarmut wieder ansteigen bzw. die Grundsicherung zu einem teuren Instrument anwachsen. Ein besseres Verständnis, was Diversifikation bedeutet, ist in allen Schichten der Gesellschaft notwendig, und ebenso mehr Aufklärung darüber, welche finanziellen Konsequenzen der Abbruch privater Vorsorgemaßnahmen hat. Der Grat zwischen den Nachteilen einer Zwangsversicherung und den Nachteilen einer freiwilligen Versicherung ist schmal. Die vorliegende Evidenz weist trotz aller eben angesprochenen Informations- und Kenntnisprobleme in die Richtung, von einer umfassenden Zwangsversicherung (einschließlich eines Obligatoriums in der zweiten und dritten Säule der Altersvorsorge) abzusehen, da die Verzerrungswirkungen einer Zwangsversicherung, die dann wie eine Steuer wirkt, sich in den Simulationsstudien als sehr groß erwiesen haben. Der Staat hat auf diesem Gebiet viele praktische Aufgaben, die teilweise banal erscheinen mögen, in ihrer Summe ein problemloses Zusammenspiel zwischen Privat- und Sozialversicherung aber erst ermöglichen. Schweden ist ein gutes Vorbild, das Information und Ausbildung mit einer staatlicherseits definierten Standardlösung kombiniert. Ein staatlich eingesetztes, aber inhaltlich unabhängiges „Clearing House“ vermittelt in Schweden individuelle Informationen zum Altersvorsorgeanspruch aller Teilsysteme zusammen mit Produktinformationen über Alternativen zu der gemischt umlagefinanzierten und kapitalgedeckten Standardversorgung. In der deutschen Betriebsrente wurde mit der Einführung der Entgeltumwandlung in eine Rente ein erster wichtiger Schritt gemacht, aber ein Automatismus, der eine Standardabsicherung bei Unterzeichnung des Arbeitsvertrages einführt, verbunden mit einem jederzeitigen Austrittsrecht, würde zu weit mehr Akzeptanz führen. Ohne eine breite Akzeptanz der privaten betrieblichen wie individuellen Altersvorsorge bleibt der gegenwärtige Rentenreformprozess jedoch Stückwerk.
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Hans Werner Busch
Betriebliche Altersvorsorge und Tarifpolitik – Breitenwirkung ist nicht selbstverständlich – Inhaltsübersicht I. Die Wurzeln der betrieblichen Altersvorsorge II. Die tarifpolitische Umsetzung des Altersvermögensgesetzes 1. Entgeltumwandlung 2. Finanzierung 3. Durchführungswege
IV. Verbesserte Breitenwirkung durch weitergehende Tarifverträge? 1. Sozialpolitische Notwendigkeit verstärkter kapitalgedeckter Altersvorsorge 2. Breitenwirkung nur auf Basis einer ausgeglichenen Nutzenbilanz
III. Die MetallRente zur Flankierung der betrieblichen Altersvorsorge in der Metall- und Elektro-Industrie
I. Die Wurzeln der betrieblichen Altersvorsorge Die betriebliche Altersvorsorge hat in vielen Unternehmen eine lange Tradition. Als freiwillige Sozialleistung hat sie sich insbesondere in den großen Traditionsunternehmen der Industrie und der Finanzdienstleistung vor Jahrzehnten etabliert. Dabei spielte – sofern die Wurzeln bis ins 19. Jahrhundert zurückreichen – durchaus der Fürsorgegedanke eine Rolle. Das betraf sowohl die Belegschaft insgesamt, insbesondere aber den Kern der Führungskräfte bzw. leitenden Angestellten, denen die besondere Aufmerksamkeit der Unternehmensleitungen galt und die dementsprechend nicht selten mit recht anspruchsvollen Versorgungszusagen und Versorgungsleistungen bedacht wurden. Insoweit ist die betriebliche Altersvorsorge ein zentrales personalpolitisches Instrument mit tiefen historischen Wurzeln. Bindung der Mitarbeiter und Sicherung von Loyalität waren und sind bisweilen noch die wichtigsten Gründe. Die Struktur der betrieblichen Altersvorsorge verändert sich und mit ihr erweitert sich auch deren Begründung. Die früher deutlich überwiegende Form der betrieblichen Altersvorsorge als so genannte Direktzusage verliert allmählich zu Gunsten anderer Formen an Bedeutung. Betriebliche Altersvorsorge insgesamt wird auch künftig eine prominente Stellung in der kapitalgedeckten Altersvorsorge behalten, wird aber aus Sicht der Begünstigten stärker sozialpolitisch begründet, da sie die gesetzliche Rentenversicherung (GRV) zu einem erheblichen Teil ersetzen wird, statt sie lediglich zu ergänzen. 35
Hans Werner Busch
Die Unternehmen betrachten Leistung und Gegenleistung zunehmend unter ganzheitlichen Gesichtspunkten, sodass betriebliche Altersvorsorge mittlerweile überwiegend in die Vergütungsstruktur integriert ist und damit einen Baustein der Leistungsstruktur darstellt, dessen Funktion immer wieder neu austariert werden muss. Der Gesetzgeber hat sich schon seit langem der besonderen Bedeutung der betrieblichen Altersvorsorge angenommen, wenn auch nicht immer zu deren Vorteil. Verwiesen sei beispielsweise auf den im Laufe der Zeit immer mehr ausgeweiteten Insolvenzschutz sowie insbesondere auf die gesetzlichen Anforderungen an die Anpassung nicht nur der laufenden Betriebsrenten, sondern auch der Anwartschaften an die allgemeine wirtschaftliche Entwicklung. Dieser extern eingeführte dynamische Effekt hat die Unternehmen in den 80er und 90er Jahren zu teilweise drastischen Korrekturen der Versorgungssysteme bewogen. Auf der anderen Seite aber haben die steuerlichen Vorteile sowie die in vielen Konstellationen bestehenden Möglichkeiten für Arbeitgeber und Arbeitnehmer, Sozialversicherungsbeiträge zu sparen, sie zu einem geschätzten Instrument des Aufbaus tragfähiger Altersvorsorgebausteine für die Arbeitnehmer gemacht. Zudem bietet die in der betrieblichen Altersvorsorge kollektivierte Nachfrage günstige Versicherungstarife für die Arbeitnehmer. Unabhängig von dieser traditionellen Verankerung der betrieblichen Altersvorsorge drang im Laufe der 80er und insbesondere der 90er Jahre immer mehr die Erkenntnis ins Bewusstsein der politisch Handelnden, dass die bisherige Kombination der umlagefinanzierten gesetzlichen Altersvorsorge mit der betrieblichen und der privaten Altersvorsorge angesichts der ausrechenbaren demographischen Entwicklung der Bevölkerung aber auch der – im Gegensatz zu den 60er und 70er Jahren – deutlich geringeren wirtschaftlichen Steigerungsraten keine sichere Basis mehr für die Altersvorsorge künftiger Generationen liefert. Dem abzuhelfen wurde das Altersvermögensgesetz (AVmG) verabschiedet, das insbesondere durch die gesetzliche Verankerung eines Anspruchs auf Entgeltumwandlung zugunsten einer betrieblichen Altersvorsorge für die Beschäftigten eine zweite Form der betrieblichen Altersvorsorge generierte. Im Ergebnis verliert sie damit tendenziell ihren Charakter als freiwillige Sozialleistung eines Unternehmens. Diese Variante der betrieblichen Altersvorsorge entspricht dem Willen des Gesetzgebers, der betrieblichen Altersvorsorge künftig die Funktion einer ausreichenden Alterssicherung neben der GRV zuzuweisen. Damit sie diese neue Funktion für möglichst alle Beschäftigten erfüllen kann, hat der Gesetzgeber den Tarifvertragsparteien Gestaltungsoptionen eröffnet, die in der Zwischenzeit in allen bedeutenden Branchen der Wirtschaft eingelöst worden sind. Dabei reicht die Palette der Regelungen von einer Fixierung des bloßen „Ob“ einer Entgeltumwandlung von Tarifentgelten bis hin zur Gestaltung des „Wie“. 36
Betriebliche Altersvorsorge und Tarifpolitik
Der Gesetzgeber versucht seitdem insbesondere durch Förderanreize, die Bürgerinnen und Bürger zu animieren, freiwillig in kapitalgedeckte Altersvorsorge zu investieren – sei es auf dem Wege der privaten oder der betrieblichen Altersvorsorge. Dies soll nicht nur durch den Anspruch der Arbeitnehmer auf betriebliche Altersvorsorge durch Entgeltumwandlung, sondern vor allem durch den Ausbau der staatlichen Förderung in Form von Zulagen und Sonderausgabenabzug („Riester-Förderung“) einerseits und durch Steuerund Beitragsbefreiung („Eichel-Förderung“) erreicht werden. Allerdings ist es nach den bisherigen Erfahrungen nicht auszuschließen, dass der im ersten Halbjahr 2006 zu erstattende Alterssicherungsbericht der Bundesregierung zum Ergebnis kommen wird, eine ausreichende Breitenwirkung sei bisher nicht erreicht worden, die das stetig absinkende Versorgungsniveau auf der Basis der GRV ausreichend kompensieren könnte. Sollte der Bericht eine nicht ausreichende Verbreitung der freiwilligen Altersvorsorge feststellen, ist die Bundesregierung gemäß § 154 SGB VI aufgefordert, geeignete Maßnahmen vorzuschlagen. Zu denken ist dabei insbesondere an ein gesetzliches Obligatorium. Da bereits im AVmG den Tarifvertragsparteien weitgehende Gestaltungsmöglichkeiten eingeräumt worden sind, ist ebenso zu vermuten, dass der Gesetzgeber sich aufgefordert fühlen könnte, die Tarifvertragsparteien zu Regelungen zu drängen, die einen höheren Verbindlichkeitsgrad der betrieblichen Altersvorsorge durch Tarifverträge zum Ziel haben. Das Ergebnis wäre eine Art tarifvertragliches Obligatorium. Die gesteigerte Form wäre die branchenbezogene Allgemeinverbindlichkeitserklärung. Eine solche Stoßrichtung des Gesetzgebers käme wahrscheinlich schnell an ihre Grenzen und wäre auch grundsätzlich äußerst kritisch zu sehen; denn Tarifvertragsparteien können vom Grundsatz her nicht Lückenbüßer für gesetzgeberisch unvollständige Entscheidungen sein, zumal die Tarifvertragsparteien mit ihren Regelungen nur einen Teil der Beschäftigten erreichen. Vor diesem Hintergrund ist es Anliegen dieses Beitrages, den Zusammenhang von Tarifpolitik und betrieblicher Altersvorsorge nochmals zu verdeutlichen mit dem Ergebnis, dass die Aufnahme verbindlicherer Strukturen für eine betriebliche Altersvorsorge aus Sicht der Arbeitgeberverbände nicht ohne weiteres vorteilhaft zu gestalten ist und dass bei sozialpolitisch durchaus begründbaren Regelungen Leistung und Gegenleistung der vertragsschließenden Parteien in einem Gleichgewicht stehen müssen.
II. Die tarifpolitische Umsetzung des Altersvermögensgesetzes Für die Tarifvertragsparteien haben sich durch das Altersvermögensgesetz (AVmG) drei Handlungsfelder eröffnet: die Regelung der Entgeltumwandlung, die Ausgestaltung von Durchführungswegen und die Finanzierung der betrieblichen Altersvorsorge. 37
Hans Werner Busch
1. Entgeltumwandlung Über Öffnungsklauseln in den Tarifverträgen kann der Umwandlungsanspruch inhaltlich konkretisiert und so gesteuert werden, dass der Verwaltungsaufwand für die Unternehmen minimiert wird. In den Tarifverträgen sind diese Möglichkeiten genutzt worden. Die meisten Tarifverträge auf der Basis des AVmG begrenzen den Anspruch auf Umwandlung von Tarifentgelten auf bis zu 4 % der Beitragsbemessungsgrenze in der Rentenversicherung – entsprechend der Höhe des gesetzlichen Entgeltumwandlungsanspruchs in § 1a BetrAVG. Einige Branchen – hier insbesondere auch die Metall- und Elektro-Industrie – ermöglichen auf freiwilliger Basis eine höhere Umwandlung von Tarifentgelten. Als umwandlungsfähige Bestandteile sind insbesondere tarifvertragliche Elemente, die einen besonderen Charakter haben, z. B. vermögenswirksame Leistungen, Jahressonderzahlung und das zusätzliche Urlaubsgeld angesprochen. In einigen Fällen ist – in der Regel zusätzlich – auch eine Umwandlung aus dem laufenden Einkommen möglich. Insgesamt haben die Regelungen tatsächlich zu einer möglichst einfachen Verwaltung der Umsetzung geführt. 2. Finanzierung In der tarifpolitischen Diskussion war von Anfang an die Frage auf dem Tisch, ob man sich tarifpolitisch auf eine reine „Freischaltung“ der Entgeltumwandlung von Tarifentgelten entsprechend § 17 Abs. 5 BetrAVG beschränken sollte oder ob zusätzlich Arbeitgeberleistungen als Anreize zu einer stärkeren Nutzung einer individuellen Altersvorsorge vereinbart werden sollten. Die größte deutsche Branche, die Metall- und Elektro-Industrie, hat ausschließlich die Entgeltumwandlung geregelt, ebenso die Druckindustrie und die Stahlindustrie. Andere Branchen hingegen bieten ergänzende Arbeitgeberleistungen an, zumindest aber sehen sie Verrechnungsmöglichkeiten mit vorhandenen tariflichen Leistungen vor, wie zum Beispiel den Anspruch auf vermögenswirksame Leistungen mit einem Arbeitgeberbeitrag zur Altersvorsorge zu verrechnen. Die Regelungen in den beiden größten Industriebranchen stehen sich als konträre Modelle gegenüber. Der Tarifvertrag der Metall- und Elektro-Industrie beinhaltet das Recht des Arbeitnehmers, eine Entgeltumwandlung entweder nach der „Eichel-“ oder der „Riester-Förderung“ zu beanspruchen. Damit muss ein Arbeitgeber im Ergebnis einen der „Riester-geförderten“ Durchführungswege (Direktversicherung, Pensionskasse und Pensionsfonds) anbieten. Die Organisation und Abwicklung der nach Wahl des Arbeitnehmers in der staatlichen Förderung für ihn optimiert ausgestalteten betrieblichen Altersvorsorge ist dann vom Arbeitgeber zu leisten. Der Interessenausgleich des Tarifvertrags erfolgt somit nach dem Grundsatz „Der Arbeitnehmer finanziert und der Arbeitgeber organisiert“: Wahlmöglichkeiten 38
Betriebliche Altersvorsorge und Tarifpolitik
des Arbeitnehmers und einer dementsprechenden individuellen Optimierungsmöglichkeit steht die Organisationsleistung des Arbeitgebers gegenüber. Die Chemische Industrie hat einen anderen Ansatz gewählt. Sie öffnet den Entgeltumwandlungsanspruch für Tarifentgelte grundsätzlich nur für die „Eichel-Förderung“ und nur insoweit, wie mit der Entgeltumwandlung eine Beitragsfreiheit in der Sozialversicherung verbunden ist. Ein Anspruch des Arbeitnehmers auf den Einsatz von Tarifentgelten für die „Riester-Förderung“ ist damit grundsätzlich ausgeschlossen. Sie kann nur auf betrieblicher Ebene durch freiwillige Betriebsvereinbarung ermöglicht werden. Wird Entgeltumwandlung im Sinne des Tarifvertrags vom Arbeitnehmer durchgeführt, wird diese in einem Zwei-Stufen-Verfahren um einen festen und einen dynamischen Betrag durch eine „Chemie-Tarifförderung“ aufgestockt, die technisch als Bestandteil der Entgeltumwandlung definiert wurde. Dieses Modell der Förderung fußt maßgeblich auf der Voraussetzung, dass Entgeltumwandlung beitragsfrei möglich ist. Da dies für den Zeitraum nach 2008 gesetzlich nicht vorgesehen ist, wurde der auf diesem Mechanismus beruhende Förderteil auch ausweislich einer Protokollnotiz nur solange verbindlich geregelt, wie die Beitragsfreiheit der Entgeltumwandlung in der gesetzlichen Sozialversicherung möglich ist. Mit dieser Ausrichtung korrespondiert auch die Kündigungsmöglichkeit des Tarifvertrags zum 31.12.2008. Umfang und Ausgestaltung der betrieblichen Altersvorsorge als Ergebnis tarifpolitischer Entscheidungsprozesse haben somit zu grundsätzlich unterschiedlichen Anlagen der Tarifverträge geführt. 3. Durchführungswege Viele tarifliche Regelungen sind völlig offen und stellen es dem Arbeitgeber anheim, welche Durchführungswege der betrieblichen Altersvorsorge er nutzt. Darüber hinaus bieten viele Tarifverträge den Betriebsparteien Branchenlösungen an. Diese Branchenlösungen reichen vom Abschluss von Rahmenvereinbarungen mit bestimmten Versorgungsträgern über die Einrichtung branchenspezifischer Versorgungswerke bis hin zur Nutzung bereits bestehender gemeinsamer Einrichtungen der Tarifvertragsparteien. Als Beispiele für die unterschiedliche Umsetzung mögen wiederum die Chemische und die Metall- und Elektro-Industrie gelten. In der Chemischen Industrie z. B. umfasst die Regelung alle fünf Durchführungswege, also neben Direktversicherung, Pensionskasse und Pensionsfonds auch Unterstützungskasse und Direktzusage, weil es im Modell der Chemischen Industrie nicht auf die Förderfähigkeit als „Riester-Rente“ ankommt. Der Pensionsfonds gilt gleichsam als Auffanglösung, wenn ein betriebliches Angebot des Arbeitgebers unterbleibt.
39
Hans Werner Busch
In der Metall- und Elektro-Industrie können die Unternehmen bestehende oder neue betriebliche Lösungen anbieten, wobei allerdings im Unterschied zur Chemischen Industrie eine nicht „Riester-förderfähige“ Lösung durch eine förderfähige ergänzt werden muss. Erst dann, wenn kein Angebot der förderfähigen betrieblichen Altersvorsorge beim Arbeitgeber vorliegt, greift eine Auffanglösung in Form der von Gesamtmetall und der IG Metall gemeinsam getragenen Einrichtung MetallRente. Beiden Auffanglösungen ist gemeinsam, dass sie nach dem Subsidiaritätsprinzip aufgebaut sind. Die bisherigen Erfahrungen zeigen, dass die Gewerkschaften in keinem Fall versucht haben, auf die Anlagepolitik oder auf die Entscheidung der Unternehmen Einfluss zu nehmen. Das Mitspracherecht der Tarifvertragsparteien beschränkt sich auf Beiräte, Aufsichtsräte und Anlageausschüsse. Das entscheidende ist aber, dass die Durchführung der Altersvorsorge in professionellen Händen liegt und damit unabhängig von den tragenden Tarifvertragsparteien gehalten wird.
III. Die MetallRente zur Flankierung der betrieblichen Altersvorsorge in der Metall- und Elektro-Industrie Die MetallRente hat sich seit ihrer Gründung Ende 2001 bis zum heutigen Zeitpunkt zum Versorgungswerk mit dem größten Gewicht auf der Basis des Altersvermögensgesetzes (AVmG) entwickelt. Nach einer insgesamt sehr positiven Entwicklung in den Jahren 2002 und 2003 begann das Jahr 2004 sehr schwierig. Die Diskussion um den Entwurf des Alterseinkünftegesetzes (AltEinkG) führte zu einer starken Verunsicherung der Arbeitnehmer. Hiervon waren nicht nur das Versorgungswerk der MetallRente, sondern alle Initiativen zur Stärkung der freiwilligen zusätzlichen kapitalgedeckten Altersvorsorge betroffen. Gleichzeitig begann eine Schlussverkaufsinitiative der Versicherungswirtschaft für die private Lebensversicherung und auch für die nach § 40 b Einkommensteuergesetz geförderte Direktversicherung. Hier gab es also einen kurzfristigen Substitutionseffekt in Richtung auf die Direktversicherung. Nachdem die auf einen kurzfristigen Erfolg gerichteten Aktivitäten einer rationalen Betrachtung im Markt gewichen waren, wendete sich gegen Ende des Jahres 2004 das Blatt. Trotz des forcierten „Schlussverkaufs“ von Kapitallebensversicherungen konnte die MetallRente wieder an die Steigerungsraten der Jahre 2002 und 2003 anknüpfen. Im Jahr 2005 konnte sich auch die MetallRente nicht von der allgemeinen Situation im Markt der betrieblichen Altersvorge abkoppeln. Bisher haben sich über 8.100 Unternehmen für MetallRente entschieden. Etwa 150.000 Einzelverträge konnten bisher abgeschlossen werden. Allein im Jahre 2004 hat MetallRente eine Bestands- und Umsatzerhöhung von an40
Betriebliche Altersvorsorge und Tarifpolitik
nähernd 50 % erreicht. Renner war und ist die Pensionskasse, deren Anteil bei Neuabschlüssen in den letzten beiden Jahren stets bei 80 % lag. Die Stabilität der Entwicklung wird dadurch gestützt, dass der individuell angelegte Durchschnittsbetrag bei knapp 1.300 Euro und damit signifikant über dem Durchschnitt der sonstigen freiwilligen Versorgungsleistungen auf der Basis von Entgeltumwandlung liegt und eine erstjährige Stornoquote mit 2 % deutlich unter dem Durchschnitt des in der Branche Üblichen bleibt. Nachdem der Gesetzgeber Pensionskassen und Direktversicherungen in ihren wesentlichen Merkmalen angeglichen hat, geht MetallRente in Zukunft von einem steigenden Anteil der Direktversicherung aus. Ein besonderer Hebel, um Breitenwirkung zu erzielen, liegt darin, dass alle Unternehmenskunden – ohne Rücksicht auf die Größe – dieselben guten Großkundenkonditionen erhalten. Dies kommt in vollem Umfang den Versicherten zugute und hat die Attraktivität der betrieblichen Altersvorsorge gerade im ansonsten eher schwierig zu erschließenden Bereich der Arbeitnehmer in kleinen und mittleren Unternehmen deutlich angehoben. Der Versicherungsmarkt in Deutschland hat sich in den vergangenen Jahren gewandelt. Die Verzinsung wurde niedriger, die Spanne zwischen höchsten und niedrigsten Margen relativ größer. Zukünftige Entwicklungen sind schwieriger einschätzbar. In Anlehnung an die Neuregelung der Eigenkapitalrichtlinien für Finanzmarktunternehmen (Basel II) stehen der Versicherungswirtschaft neue Solvenzvorschriften (Solvency II) ins Haus. Die Anforderungen an Transparenz, Risikomanagement und Eigenkapitalquote der Versicherungsunternehmen wachsen damit nochmals beträchtlich. Hieraus hat das Versorgungswerk MetallRente Konsequenzen gezogen, um ein ausgewogenes Rendite-Risikoverhältnis zu gewährleisten. Es hat weitere Konsorten für das Betreiberkonsortium gewonnen, wobei allen gemeinsam ist, dass sie nachgewiesene Stärken in der betrieblichen Altersvorsorge und einen besonderen Zugang zu mittelständischen Unternehmen haben. MetallRente kann sich damit auf insgesamt acht starke Partner stützen. Mit der Erweiterung des Konsortenkreises ist dessen Charakter zugleich geändert worden. Aus einem reinen Risikoträgerkonsortium ist ein duales Konsortium von Risikoträgerschaft und Vertriebsleistung entwickelt worden, denn bei signifikanter Unterschreitung der Verzinsung eines Konsorten im Vergleich zu den übrigen Partnern kann dessen Konsortialanteil gesenkt werden. Dies führt nicht nur zu einer deutlich höheren nachhaltigen Renditesicherheit bei den MetallRente-Produkten, indem sie gegen Marktvolatilitäten besser abgesichert werden, sondern es können auch die Beratungs- und Vertriebstätigkeiten breiter und effektiver eingesetzt werden, wobei zusätzlich besondere Stärken in den Bereichen Stamm-, Makler- und Bankenvertrieb zum Tragen kommen. Dadurch wird dem Trend zur Spezialisierung der Vertriebe in der betrieblichen Altersvorsorge Rechnung getragen. 41
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Auch für die Tarifvertragsparteien ist dies eine neue Entwicklung. Sie wurden 2001 unversehens zum Marktakteur, der auf die Dynamik dieses Marktes Rücksicht nimmt. Hierbei war die Arbeitgeberseite von vornherein auf diese Entwicklung eingestellt, während die gewerkschaftliche Seite insbesondere akzeptieren musste, dass sozialpolitisch Wünschbares und entsprechende Implikationen sich immer an der Marktfähigkeit von Produkten messen mussten, insofern einer ständigen Überprüfung und ggf. Korrektur bedürfen. Trotz der spezifischen Stärke ist das Versorgungswerk MetallRente in die generelle Marktentwicklung eingebunden und insbesondere abhängig von den rechtlichen Rahmenbedingungen. Angemerkt sei noch einmal, dass 2003 das Jahr der Belastung von Betriebsrenten durch Krankenversicherungsbeiträge war, 2004 das Jahr der Umstellung der Förderung von § 40 b des Einkommensteuergesetzes auf einen Fixbetrag von 1.800 Euro für die reine Bruttoentgeltumwandlung, allerdings unter Aufgabe der Beitragsfreiheit dieses Betrages, 2005 ist das Jahr des Altersversicherungsberichtes der Bundesregierung und der Diskussion um die Erfolgschancen der neuen „Rürup-Rente“. Möglicherweise wird 2006 das Jahr der Diskussion um ein Obligatorium und nach derzeitigem Stand würde 2008 das Jahr, in dem sowohl Aufwendungen als auch die aus ihnen resultierenden Renten doppelt zu verbeitragen wären. Die bisherigen Erfahrungen bezüglich des rechtlichen Rahmens lassen den Schluss zu, dass ein Erfolg zusätzlicher kapitalgedeckter Vorsorge durch jährliche Negativdiskussionen infolge Fehlsteuerungen empfindlich gestört würden. Beispiele hierzu erscheinen leider schon am Horizont. So wäre die ab 2008 geplante Doppelbelastung mit Krankenversicherungsbeiträgen schädlich. Sie würde all die, die unter der Beitragsbemessungsgrenze liegen, benachteiligen im Vergleich zu denen, die darüber liegen, weil diese von der Beitragsbelastung beim Ansparen weitgehend unbehelligt blieben. Ebenso schädlich wäre auch eine hektische Diskussion um ein Obligatorium. Sie wäre die nächste Einladung zu weiterem Abwarten, wobei allen Beteiligten klar ist, dass ein rechtzeitiger Beginn des Aufbaus zusätzlicher Altersvorsorge zur Erreichung des sozialpolitischen Ziels unerlässlich ist.
IV. Verbesserte Breitenwirkung durch weitergehende Tarifverträge? 1. Sozialpolitische Notwendigkeit verstärkter kapitalgedeckter Altersvorsorge Es ist nach zahlreichen Expertenberechnungen unabweisbar, dass das gesetzliche Rentenniveau in den nächsten Jahrzehnten stärker abfallen wird, als bisher politisch öffentlich zugestanden. Deshalb wandelt sich die ergänzende 42
Betriebliche Altersvorsorge und Tarifpolitik
Alterssicherung – sei es betriebliche oder private Altersvorsorge – in diesem Zeitablauf zu einer absolut ersetzenden Alterssicherung. Damit sie aber diese Funktion erfüllen kann, müssen die Bürgerinnen und Bürger wesentlich stärker als bisher privat vorsorgen. So wurde berechnet, dass es eines Entgeltverzichts von ca. 5 % des Bruttoeinkommens bedarf, um eine Gesamtversorgung von 80 bis 85 % des Nettoeinkommens zu erreichen, wenn die gesetzliche Rentenversicherung nach 40 Versicherungsjahren nur ca. 50 % des letzten Netto abdeckt. Nach den vorliegenden Untersuchungen sind zwar der Anteil der Betriebsstätten, die Zusatzversorgungssysteme anbieten, und auch der Anteil der Arbeitnehmer mit betrieblicher Altersvorsorge in den letzten Jahren gestiegen. Dieser Anstieg bewegt sich aber eher in dem Bereich zwischen 40 und 45 %, als dass er weit mehr als die Hälfte der Beschäftigten erreicht. Die Entwicklung in der Metall- und Elektro-Industrie ist etwas günstiger. Der Anteil der Unternehmen, die Entgeltumwandlung organisieren, liegt mittlerweile bei deutlich über 80 %. Nach wie vor bleibt aber auch in der Metall- und Elektro-Industrie der Anteil der Arbeitnehmer, die Angebote zur Entgeltumwandlung nutzen, unzureichend. Er liegt bei gut einem Viertel der Beschäftigten. Insoweit ist es verständlich, wenn immer mehr gewichtige Stimmen aus Politik und Wissenschaft dafür plädieren, die Bürger stärker zu ihrem Glück bzw. zum Anerkennen der Notwendigkeit einer kapitalgedeckten zusätzlichen Altersvorsorge zu zwingen. Vor diesem Hintergrund wird der Ruf der Politik immer lauter, mehr Breitenwirkung in der betrieblichen Altersvorsorge mit Hilfe der Tarifverträge zu erreichen. So ist man auf Seiten der federführenden Ministerien der Auffassung, dass die Tarifvertragsparteien auf der tariflichen wie der betrieblichen Ebene noch längst nicht alle Potenziale für eine größere Breitenwirkung ausgeschöpft haben. Sie plädieren dafür, stärker und umfassend tarifliche und betriebliche Obligatorien zu nutzen auch mit dem Ziel, ein gesetzliches Obligatorium zu vermeiden. Sie sind der Überzeugung, dass tarifliche und betriebliche Lösungen ein höheres Maß an Flexibilität und damit individueller Passgenauigkeit bieten können als es je ein gesetzliches Obligatorium könnte. Die Plädoyers der federführenden Ministerien richten sich – und das ist bemerkenswert – kaum auf eine stärkere Nutzung der privaten individuellen Altersvorsorge, sondern argumentieren vor allem zu Gunsten einer Ausweitung der betrieblichen Altersvorsorge. Dem Gesetzgeber ist offensichtlich bewusst, dass eine flächendeckende Wirkung über die individuelle Altersvorsorge ein gesetzliches Obligatorium unumgänglich machen würde. Dieser Verpflichtung möchte er sich entziehen. Trotz der ins Auge gefassten stärkeren Inpflichtnahme der Tarifparteien und damit der Betriebe gibt es keine Signale, die bisherige Anreizwirkung für die Arbeitgeber durch die Beitragsfreiheit der Entgeltumwandlung in der Sozial43
Hans Werner Busch
versicherung über 2008 hinaus fortwirken zu lassen. Hauptargument ist, die Sozialversicherung lasse keinen weiteren Ausfall von Beiträgen zu. Die politischen Vordenker aus den Ministerien versuchen, die positive Wirkung von Beitragsfreiheit als Köder zu nutzen, um stärker Arbeitgeberbeiträge zur betrieblichen Altersvorsorge einzufordern – also einseitige Vorprägungen zu Lasten einer der Tarifvertragsparteien in die Welt zu setzen. Damit riskieren sie allerdings, dass eine faire tarifpolitische Lösung erschwert wird. 2. Breitenwirkung nur auf Basis einer ausgeglichenen Nutzenbilanz Die betriebliche Altersvorsorge bietet, sofern sie eine freiwillige Sozialleistung ist – wie eingangs dargestellt – die Gelegenheit, sich als attraktiver Arbeitgeber aufzustellen und dadurch Personal zu binden bzw. zu gewinnen. Wenn und solange es sich um ein freiwilliges Arbeitgeberangebot handelt, kann sich ein Unternehmen von anderen positiv abheben. Insofern würden Ansätze, betriebliche Altersvorsorge mittels eines Tarifvertrages für alle tariflich gebundenen Unternehmen verbindlich zu machen oder ggf. darüber hinaus mittels einer Allgemeinverbindlichkeitserklärung auszuweiten, die positiven personalpolitischen Aspekte nicht verstärken, sondern geradezu kontraproduktiv wirken. Weitergehende tarifpolitische Regelungen, die eine stärkere Breitenwirkung der betrieblichen Altersvorsorge zwingend zum Ziel haben, setzen grundsätzlich voraus, dass Bedingungen für eine faire tarifpolitische Lösung vorliegen. Tarifpolitische Lösungen sind entweder dadurch gekennzeichnet, dass für beide Tarifvertragsparteien ein nahezu gleichgewichtiger Vorteil in der behandelnden Sache selbst vorliegt oder – wenn dieses im Regelungsgegenstand selbst nicht herstellbar ist – ein möglicher Nachteil der einen Seite in anderen tarifpolitischen Bereichen kompensiert werden kann. Man kann es auch schlichter ausdrücken: Eine stärkere Verbindlichkeit der betrieblichen Altersvorsorge im Tarifvertrag kann nur ernsthaft in Betracht gezogen werden, wenn sich dies für beide Seiten attraktiv gestalten lässt oder die Seite, die eine tarifvertragliche Regelung will, dafür eine Gegenleistung zu zahlen bereit ist, die die Attraktivität des Gesamtpaketes herstellt. Diese „Binsenweisheit“ hat im Zusammenhang mit der wachsenden Bedeutung von OT-Mitgliedschaften auf Seiten der Arbeitgeberverbände an Gewicht gewonnen. Mit der Öffnung der Verbandsstruktur für OT-Mitgliedschaften ist der Flächenvertrag zum Werbeträger für die Tarifbindung der Arbeitgeber geworden. Er steht im Wettbewerb zur OT-Organisation. Bestehen kann der Flächentarifvertrag künftig nur dann, wenn die Bindung an ihn aus Sicht vieler Unternehmen einen Gewinn bzw. Vorteil verspricht. Tarifverträge, die von den Unternehmen als Belastung empfunden werden, verbieten sich unter diesen geänderten verbandspolitischen Rahmenbedingungen. 44
Betriebliche Altersvorsorge und Tarifpolitik
Ein tarifvertragliches Engagement der Tarifvertragsparteien für die Alterssicherung der Arbeitnehmer dürfte deshalb nur dann gelingen, wenn auch für die Arbeitgeber ein messbarer Vorteil zu erreichen ist. Falls der Gesetzgeber den Flächentarifvertrag für sozialpolitische Ziele der ergänzenden Altersvorsorge instrumentalisieren würde und dies der tarifpolitischen Logik widerspräche, würde dies zu einer weiteren Abkehr vom Flächentarifvertrag und damit zu einem weiteren Bedeutungsverlust führen, was wiederum der vom Gesetzgeber erstrebten Breitenwirkung der betrieblichen Altersvorsorge entgegenwirken würde. Wenn darüber hinaus auf Arbeitgeberseite über die Attraktivität der betrieblichen Altersvorsorge zu debattieren ist, dann wäre auch darzustellen, warum nicht eine entsprechende gesetzliche Förderung bzw. Verpflichtung zur individuellen kapitalgedeckten Altersvorsorge der Vorrang eingeräumt werden sollte, denn dies würde zum selben sozialpolitischen Ziel führen, das im Übrigen von allen Parteien geteilt wird. Die politischen Gründe, die dies erschweren, sind zuvor erörtert worden. Wie es gegenwärtig um die Attraktivität einer betrieblichen Altersvorsorge aus Arbeitgebersicht grundsätzlich bestellt ist, zeigt folgende Bilanz: Betriebliche Altersvorsorge Positiv
Negativ
keine SV-Beiträge in Aufwandsphase bis Beitragspflicht auf Beiträge aus Entgelt2008 bzw. bei Arbeitgeberbeiträgen umwandlung ab 2009 darüber hinaus Druck auf höhere paritätisch finanzierte Beiträge in der GRV in Folge nicht ausreichenden Aufbaus kapitalgedeckter Alternativen verringern
starke Betroffenheit von ungewisser künftiger gesetzgeberischer Ausgestaltung der betrieblichen Altersvorsorge (vgl. z. B. Dauer der Sozialversicherungsbeitragsfreiheit in bAV; Diskussion über Verkürzung der Unverfallbarkeitsfristen; Diskussion über Verschärfung der Insolvenzsicherungspflichten; Diskussion über Aufwandserhöhung beim Versorgungsausgleich in betrieblicher Altersvorsorge) hoher Aufwand (Beratung, Information, Entgeltabrechnung) Haftungsrisiko Insolvenzsicherungskosten (PSV-Beiträge) Anpassungsprüfungspflicht
Die Bilanz zeigt zunächst einmal eindeutig, dass die Attraktivität für beide Seiten, aber auch gerade für die Arbeitgeberseite nur noch bis zum Jahre 45
Hans Werner Busch
2008 gewährleistet ist, weil bei Entgeltumwandlung die Befreiung von Sozialversicherungsbeiträgen für beide Seiten nur bis zum 31.12.2008 gewährleistet bleibt. Aber spätestens 2009 – so der heutige Stand – verlieren die Entgeltumwandlungsmodelle für Arbeitgeber und Arbeitnehmer, bezogen auf die Bruttoentgeltumwandlung, an Attraktivität, weil die Beitragsfreiheit der Aufwendungen entfällt. Auch wenn immer wieder von Arbeitnehmer- bzw. Gewerkschaftsseite gefordert worden ist, die Arbeitgeber sollten die „eingesparten“ Sozialversicherungsbeiträge als Eigenleistung an die Arbeitnehmer weitergeben, wird dabei völlig übersehen, dass diese nicht gezahlten Beiträge bisher dazu dienen, die systemimmanenten Lasten der betrieblichen Altersvorsorge für die Arbeitgeber einigermaßen zu kompensieren. Diese resultieren aus der doppelten Vertragspartnerstellung des Arbeitgebers, der sowohl mit dem Arbeitnehmer als auch mit dem eingeschalteten Finanzdienstleister in vertraglicher Beziehung steht. Für die Gestaltung dieser Beziehungen macht der Gesetzgeber zahlreiche Vorgaben, die den Arbeitgeber unmittelbar oder mittelbar in die Pflicht nehmen. Dazu zählen der Aufwand für Beratung, Information und Abrechnung, aber insbesondere auch die Insolvenzsicherungskosten sowie das Haftungsrisiko. Insoweit bedeutet der Wegfall der Beitragsfreiheit für Arbeitgeber zusätzliche Kosten im Falle der Entgeltumwandlung. Auf Seiten der Arbeitnehmer wird es möglicherweise zu verstärkter Zurückhaltung kommen, denn offen ist, wie sie auf den Wegfall der Vergünstigung bezüglich der erforderlichen Höhe und des Aufwandes für die zu ihren Gunsten abgeschlossenen Verträge reagieren werden. Jedenfalls werden die Chancen, über die Nutzung des Entgeltumwandlungsanspruches Breitenwirkung für die betriebliche Altersvorsorge zu entfalten, ab 2009 deutlich beschnitten. Zwar sind reine Arbeitgeberbeiträge als Alternative auch über 2008 hinaus in Bezug auf die Sozialversicherungsbeitragsfreiheit attraktiv. Tarifpolitisch ist es allerdings kaum begründbar, Arbeitgeber zu zusätzlichen Leistungen für die betriebliche Altersvorsorge zu verpflichten, es sei denn, vorhandene tarifpolitische Materien könnten als Arbeitgeberbeiträge genutzt und außerdem die Lasten der betrieblichen Altersvorsorge kompensiert werden. Ansonsten gelten die Einwände, die sich in Bezug auf Attraktivität und Nichtattraktivität der Flächentarifverträge ableiten lassen, weiter. Ebenfalls wäre durch eine stärkere Nutzung reiner Arbeitgeberleistungen die Negativseite der dargestellten Bilanz in keiner Weise abgeschwächt, d. h. die Ungewissheit bezüglich künftiger gesetzgeberischer Ausgestaltung der betrieblichen Altersvorsorge bliebe nach allen Erfahrungen bestehen. Aufwand, Haftungsrisiko, Insolvenzsicherungskosten und Anpassungsprüfungspflichten wären weiterhin auf der Tagesordnung. Der Vorteil der Ersparnis der Sozialversicherungsbeiträge bei Arbeitgeberleistungen könnte also nur im günstigsten Fall annähernd kompensatorisch 46
Betriebliche Altersvorsorge und Tarifpolitik
wirken. Er dürfte aber nicht zu einer stärkeren Aktivierung der Arbeitgeberseite ermuntern, denn die Signale des Alterseinkünftegesetzes beispielsweise zur Kürzung der Einsparmöglichkeiten bei den Sozialversicherungsbeiträgen sind perspektivisch ebenso wenig ermutigend wie die derzeitige Diskussion über weitere Kosten durch Veränderungen in der betrieblichen Altersvorsorge. Als Resümee ist festzuhalten, dass an tarifpolitischen Maßstäben gemessen ein verbindliches tarifvertragliches Engagement in der betrieblichen Altersvorsorge – wie es derzeit politisch gefordert wird – aus Arbeitgebersicht nicht vorteilhaft ist. Soll dieser Weg trotzdem beschritten werden, müssen ausreichend positive Anreize gesetzt, d. h. Vor- und Nachteile in ein Gleichgewicht gebracht werden. Das kann entweder durch den Gesetzgeber erfolgen, indem er die Rahmenbedingungen wirklich verlässlich und attraktiv ausgestaltet oder durch die Tarifvertragsparteien selbst, indem sie kompensatorische Regelungen definieren.
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Wolfgang Gerke und Ferdinand Mager
Pensionsverpflichtungen und Unternehmensrating aus deutscher Perspektive Inhaltsübersicht I. Einleitung II. Pensionsverpflichtungen im Ratingprozess
III. Simulationsstudie IV. Schlussbemerkung
I. Einleitung Auslöser einer umfassenden Analyse der Behandlung von Pensionsverpflichtungen im Ratingverfahren der großen internationalen Ratingagenturen war der Fall der ThyssenKrupp AG. Im Februar 2003 senkte Standard & Poor’s das Rating für die Unternehmensanleihen von ThyssenKrupp um zwei Stufen, sodass deren Anleihen zu so genannten Junk Bonds bzw. „Schrottanleihen“ wurden.1 Am Veröffentlichungstag kam es zu einer außerordentlich heftigen Reaktion. Innerhalb kürzester Zeit fiel der Kurs der größten Anleihe der ThyssenKrupp AG um bis zu 8 % (vgl. Abb. 1). Viele institutionelle Marktteilnehmer waren gezwungen, schlagartig zu verkaufen, da die Anleihe für viele Portfolios nicht mehr die nötige Mindestqualität besaß. Am Ende des Tages lag der Kurs rund 6 % unter dem des Vortages. Aus ökonomischer Sicht ist an einem Downgrade zunächst nichts auszusetzen. Spiegelt sich darin die tatsächliche wirtschaftliche Lage des Unternehmens wider, leisten Ratings und deren Veränderung einen zentralen Beitrag für einen fairen Wettbewerb am Kapitalmarkt. Der Zeitpunkt des Downgrades von ThyssenKrupp erscheint allerdings äußerst fragwürdig, da die massive Schieflage großer US-amerikanischer und britischer Pensionsfonds aufgrund des Kursrückgangs an den Aktienmärkten und die damit verbundene Nachschusspflicht der Trägerunternehmen bereits Gegenstand öffentlicher Diskussion waren. Das Debakel bei den angelsächsischen Pensionsfonds führte indes nicht zu einer grundlegenden Neubewertung von Kapitalanlagerisiken bei Pensionsfonds. Stattdessen änderte Standard & Poor’s seine Vorgehensweise bei Pensionsrückstellungen.
__________ 1
Neben der ThyssenKrupp AG waren weitere große deutsche Unternehmen betroffen. Deren Anleihen blieben jedoch im Investment Grade. Für eine ausführliche Darstellung des Falls der ThyssenKrupp AG vgl. Gerke/Mager, Die Macht der Ratingagenturen? Der Fall der ThyssenKrupp AG, Betriebswirtschaftliche Forschung und Praxis 3/2005, 203–214.
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Wolfgang Gerke und Ferdinand Mager Abbildung 1: Kursreaktion der ThyssenKrupp Anleihe 2002/2009 108 106
Kurs
104 102 100 98 96
10 .2 .0 11 3 .2 .0 12 3 .2 .0 13 3 .2 .0 14 3 .2 .0 15 3 .2 .0 16 3 .2 .0 17 3 .2 .0 18 3 .2 .0 19 3 .2 .0 20 3 .2 .0 21 3 .2 .0 22 3 .2 .0 23 3 .2 .0 24 3 .2 .0 25 3 .2 .0 26 3 .2 .0 27 3 .2 .0 28 3 .2 .0 3
94
Kurs in Euro
Der Fall der ThyssenKrupp AG stellt eine Besonderheit dar, weil Standard & Poor’s die Herabstufung ausschließlich mit einem Methodenwechsel bei der Behandlung von Pensionsrückstellungen im Ratingprozess begründete. Damit wird die Auswirkung einer Methodenänderung auf das Rating c.p. direkt sichtbar. Die Ratingagenturen Moody’s und Fitch folgten der Neueinschätzung von Pensionsrückstellungen durch Standard & Poor’s nicht. Für die Wissenschaft ist dies ein interessanter Vorfall, da Ratingprozesse sonst in ihrer Gesamtheit für Außenstehende nur schwer nachvollziehbar sind. Im Folgenden wird zunächst die Behandlung von Pensionsverpflichtungen im Ratingprozess von Standard & Poor’s vor und nach dem Methodenwechsel sowie von Moody’s dargestellt.2 Anschließend werden die unterschiedlichen Verfahrensweisen in einer Simulationsstudie analysiert und der Fall der ThyssenKrupp AG aus der Retrospektive betrachtet.
II. Pensionsverpflichtungen im Ratingprozess Ein Vergleich der Vorgehensweisen der Ratingagenturen Standard & Poor’s und Moody’s anhand öffentlich zugänglicher Quellen zeigt im Detail zunächst viele Gemeinsamkeiten. Beide Ratingagenturen lösen sich von bilanziell ausgewiesenen Werten für Pensionsverpflichtungen und tragen den internationalen Unterschieden bei der Wahl des Kalkulationszinsfußes, versi-
__________ 2
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Die Vorgehensweise von Fitch wird nicht gesondert behandelt, da sie insgesamt weniger gut dokumentiert ist und bezüglich der Berücksichtigung von Pensionsrückstellungen im Ratingprozess konzeptionell der von Moody’s entspricht. Vgl. FitchRatings, The European Pension Debate, März 2003, S. 7.
Pensionsverpflichtungen und Unternehmensrating aus deutscher Perspektive
cherungstechnischer Parameter, bei Annahmen über Gehaltstrends etc. durch geeignete Anpassungen Rechnung. Ebenso wird die vom jeweiligen Rechtsrahmen vorgegebene Vor- bzw. Nachrangigkeit von Pensionsverpflichtungen gegenüber anderen Verbindlichkeiten berücksichtigt. Gerade in den angelsächsischen Ländern existieren komplexe Möglichkeiten, Veränderungen der Pensionsverpflichtungen und des vorhandenen Vermögens von Pensionsfonds über viele Perioden zu glätten. Auch hier nehmen beide Ratingagenturen geeignete Anpassungen vor, um die tatsächlichen wirtschaftlichen Verhältnisse zu erfassen. Zentrale Unterschiede zeigen sich hingegen im generellen Umgang mit den verschiedenen Finanzierungsformen von Pensionszusagen. Zu deren Darstellung soll ein einfaches Zahlenbeispiel herangezogen werden, um die Vorgehensweisen von Standard & Poor’s und Moody’s im Vergleich zu beurteilen: Betrachtet wird ein (deutsches) Unternehmen A, das über ein Betriebsvermögen (BV) von 100 Geldeinheiten (GE) verfügt. Dieses ist finanziert mit einem Eigenkapital (EK) von 30 GE, Pensionsverpflichtungen (PV) von 20 GE und Finanzverbindlichkeiten (FV) von 50 GE. Dem wird ein Unternehmen B gegenübergestellt, das ein identisches Investitionsprogramm von 100 GE und ebenfalls ein Eigenkapital von 30 GE aufweist. Das Fremdkapital besteht jedoch ausschließlich aus Finanzverbindlichkeiten in Höhe von 70 GE. Zudem ist Unternehmen B Träger eines Pensionsfonds mit Pensionsverbindlichkeiten und einem Anlagevermögen (AV) von jeweils 20 GE (vgl. Abb. 2). Abbildung 2: Ausgangsbilanzen Unternehmen A
Unternehmen B
EK 30 GE
BV 100 GE
FV 50 GE
EK 30 GE
BV 100 GE
FV 70 GE
PR 20 GE Pensionsfonds B AV 20 GE
PV 20 GE
Zumindest theoretisch könnte Unternehmen A leicht in Unternehmen B transformiert werden und umgekehrt. Hierzu nimmt Unternehmen A zusätzliches Fremdkapital in Höhe von 20 GE auf und transferiert die so gewonnenen Mittel und die Pensionsverpflichtungen auf einen Pensionsfonds.3
__________ 3
Der Rechnungszins entspricht aus Vereinfachungsgründen dem Fremdkapitalzins.
51
Wolfgang Gerke und Ferdinand Mager
Umgekehrt könnte Unternehmen B das Anlagevermögen des Pensionsfonds verkaufen, die frei gewordenen Mittel zur Begleichung von Finanzverbindlichkeiten nutzen und die Pensionsverpflichtungen als Pensionsrückstellungen in die Bilanz nehmen. Vor der Methodenänderung im Frühjahr 2003 wurden von Standard & Poor’s Pensionsrückstellungen im Ratingprozess bzw. bei der Berechnung von Finanzkennzahlen nicht berücksichtigt (S&P alt). Seit der Methodenänderung (S&P neu) werden Pensionsrückstellungen vollständig als „unfunded“ dem Fremdkapital zugerechnet (vgl. Abb. 3)4. Im Zahlenbeispiel bedeutet dies, dass der Verschuldungsgrad (VG) von VGS&P alt = 50/30 = 1,67 auf VGS&P neu = 70/30 = 2,33 ansteigt. Da die internationalen Referenzwerte gleich geblieben sind und die ThyssenKrupp AG über verhältnismäßig hohe Pensionsrückstellungen verfügt, kam es zu einem Downgrade um zwei Stufen, wodurch die Unternehmensanleihen zu Junk Bonds wurden. Die vollständige Berücksichtigung von Pensionsrückstellungen als Fremdkapital erscheint auf den ersten Blick als gerechtfertigt. Pensionsrückstellungen bilden künftige Verpflichtungen eines Unternehmens gegenüber Mitarbeitern ab. Sie weisen keine Haftungsfunktion auf und führen bei Fälligkeit zwangsläufig zu Mittelabflüssen.5 Mit Hinblick auf die Insolvenzprognose ist allerdings deren Langfristigkeit zu berücksichtigen. Eine systematische Vernachlässigung von Pensionsrückstellungen, wie sie in der Vergangenheit von Standard & Poor’s betrieben wurde, erscheint nicht als sachgerecht. Gerade mit Hinblick auf den teilweise sehr unterschiedlichen Finanzierungsbeitrag von Pensionsrückstellungen bei deutschen Unternehmen führt ein solches Vorgehen zu erheblichen Verzerrungen.
__________ 4
5
52
Für eine umfassende Analyse vgl. Gerke/Mager/Röhrs, Pension Funding, Insolvency Risk and the Rating of Corporations, Schmalenbach Business Review, Sonderheft 2/2005, 35–64; Pellens/Crasselt, Taking Account of Pension Obligations in Financial Ratio Analysis, Schmalenbach Business Review, Sonderheft 2/2005, 3–33; und Pellens/Fülbier/Selhorn, Finanzierung leistungsorientierter Pensionspläne bei deutschen und US-amerikanischen Unternehmen – Vorschlag und Simulation einer Weiterentwicklung von SFAS 87, Die Betriebswirtschaft 2/2004, 133–153. Das immer wieder vorgebrachte Argument, dass es sich um Fremdkapital „besonderer Art“ handle (vgl. z. B. Arbeitsgemeinschaft für betriebliche Altersversorgung e.V., Stellungnahmen zu „Natur und Charakter von Pensionsrückstellungen – Auswirkungen auf das Rating von Unternehmen“, 20.3.2003), ändern nichts an ihrem Charakter als Fremdkapital.
Pensionsverpflichtungen und Unternehmensrating aus deutscher Perspektive Abbildung 3: Pensionsverpflichtungen bei S&P Unternehmen A
Unternehmen A
S&P alt
S&P neu
EK 30
EK 30
BV 100
FV 50
VG: 50 = 1,67 30
BV 100
PV 20
FV 50
Unternehmen B
EK 30
VG: 70 30 = 2,33
BV 100
FV 70
VG: 70 = 2,33 30
PV 20 AV 20
PV 20
Zentrale Aufgabe von Ratings ist es, eine internationale Vergleichbarkeit von Insolvenzwahrscheinlichkeiten und damit einen fairen Wettbewerb am Kapitalmarkt zu ermöglichen. Weltweit dominierendes Instrument der Finanzierung betrieblicher Pensionsansprüche sind Pensionsfonds. Um eine internationale Vergleichbarkeit zu Direktzusagen bzw. Pensionsrückstellungen zu gewährleisten, müssen beide Durchführungswege bezüglich ihrer Risikowirkung einheitlich erfasst werden. Bei Pensionsfonds nimmt Standard & Poor’s (nach wie vor) eine Saldierung bzw. Nettobetrachtung vor. Nur der Teil der Pensionsverpflichtungen, der nicht durch das Fondsvermögen gedeckt ist, wird als „underfunded“ dem Fremdkapital zugerechnet. Im Zahlenbeispiel ergibt sich damit für Unternehmen B, dessen Pensionsfonds über ausreichend Deckungskapital verfügt, ein Verschuldungsgrad von VGS&P Pensionsfonds = 70/30 = 2,33. Der Verschuldungsgrad entspricht damit dem von Unternehmen A (S&P neu). Das zusätzliche Kapitalanlagerisiko aufgrund Pensionsfonds wird ex ante nicht berücksichtigt. S&P neu nutzt damit im internationalen Vergleich im Fall von Pensionsrückstellungen einen Bruttoansatz, der alle Verpflichtungen und Vermögensgegenstände einbezieht. Im Fall von Pensionsfonds kommt ein Nettoansatz zur Verwendung, der Pensionsverpflichtungen und Vermögen des Pensionsfonds saldiert und das Kapitalanlagerisiko nur ex post erfasst. Mit Hinblick auf das für das Rating entscheidende Insolvenzrisiko sind im Zahlenbeispiel die risikobehafteten Vermögensgegenstände bei Unternehmen B bei gleichem Eigenkapital um 20 GE höher als bei Unternehmen A. Bei einer Bruttobetrachtung läge der Verschuldungsgrad bei Unternehmen B bei VG Pensionsfonds brutto = 90/30 = 3,00. 53
Wolfgang Gerke und Ferdinand Mager
Seit einigen Jahren wird in Deutschland darüber diskutiert, welche Auswirkungen ein Wechsel vom bisher dominanten System der internen Finanzierung von Pensionszusagen zu einem kapitalgedeckten System auf den Kapitalmarkt hätte.6 Mit Hinblick auf das Rating von Unternehmen ist diese Diskussion von Bedeutung, da Moody’s im Ansatz zur Berücksichtigung von Pensionsrückstellungen einen solchen Systemwechsel unterstellt und hieraus Konsequenzen für die Unternehmensfinanzierung ableitet.7 Konkret bedeutet dies, dass Moody’s bei der Berechnung von Finanzkennzahlen, um eine internationale Vergleichbarkeit herzustellen, Pensionsrückstellungen entsprechend dem Verschuldungsgrad (ohne Pensionsrückstellungen) dem Fremd- und Eigenkapital zuschlägt und so eine fiktive Ausgliederung in einen Pensionsfonds vornimmt (vgl. Abb. 4). Abbildung 4: Pensionsverpflichtungen bei Moody’s
Unternehmen A
Unternehmen A nach Ausgliederung der Pensionsverbindlichkeiten
EK 30
EK 37,5
BV 100
62,5 37,5
BV FV 50
100
VG:
FV 62,5
PV 20
= 1,67
Fiktives EK: 20 x 30/80 = 7,5 Fiktives FV: 20 x 50/80 = 12,5
fiktive Ausgliederung AV 20
PV 20
Im Beispiel sinkt der Verschuldungsgrad des Unternehmens A von 2,33 bei voller Berücksichtigung von Pensionsrückstellungen auf VMoody’s = 62,5/37,5 = 1,67. Da Moody’s wie Standard & Poor’s nur den Teil der Pensionsverpflichtungen, der nicht durch Fondsvermögen gedeckt ist, dem Fremdkapital zurechnet, liegt der Verschuldungsgrad von Unternehmen B bei 2,33.
__________ 6 7
54
Vgl. Deutsche Bank Research, Von der Pensionsrückstellung zum Pensionsfonds: Eine Chance für den deutschen Finanzmarkt, Frankfurt am Main 1995. Vgl. Moody’s, Rating Methodology, Moody’s Approach to Analyzing Pension Obligations of Corporations, November 1998, S. 6.
Pensionsverpflichtungen und Unternehmensrating aus deutscher Perspektive
Die Vorgehensweise von Moody’s erscheint auf den ersten Blick fragwürdig, da Pensionsrückstellungen auch nicht teilweise haftendes Eigenkapital sind. Ob das Insolvenzrisiko des Unternehmens B jedoch letztlich höher ist als das des Unternehmens A, hängt von der erwarteten Rendite des Unternehmensvermögens und des Pensionsfonds, deren Schwankungsbreiten und der Korrelation der Wertentwicklung zwischen dem Pensionsfonds und dem Unternehmen ab. Das Zusammenspiel der Faktoren wird im Folgenden in einer Simulationsstudie untersucht.
III. Simulationsstudie Um mit Hinblick auf das Insolvenzrisiko Direktzusagen, verbunden mit der Bildung von Pensionsrückstellungen und Pensionsfonds, die Kapitalmarktrisiken unterliegen, vergleichbar zu machen, bestehen grundsätzlich zwei Möglichkeiten: Zum einen die Integration von Pensionsfonds mit ihrem Anlagevermögen und Verpflichtungen in die Bilanz des Trägerunternehmens oder zum anderen die Simulation einer Ausgliederung von Pensionsrückstellungen in Pensionsfonds und die dafür notwendige Gegenfinanzierung. Um klar unternehmerisches Investitionsrisiko und Kapitalmarktrisiken trennen zu können, wird der letztere Weg beschritten.8 Dieser entspricht auch der (impliziten) Vorgehensweise der Ratingagenturen bei einer Unternehmensanalyse. Ausgangspunkt der Simulationen sind zwei Populationen mit jeweils 10.000 Unternehmen, die über 50 Perioden verfolgt werden. Zum Startzeitpunkt sind alle Unternehmen beider Populationen vollkommen identisch. Der einzige Unterschied besteht im Durchführungsweg der betrieblichen Altersvorsorge: Die eine Gruppe, Unternehmen A der vorangegangen Beispielrechnungen, bildet Pensionsrückstellungen (Population Pensionsrückstellung, PPR), die andere wählt den Pensionsfonds (Population Pensionsfonds, PPF). Der operative Periodenerfolg vor Abzug von Zinsen und Pensionsaufwendungen entsteht durch stochastische Ziehungen aus einer Normalverteilung. Dadurch sind die Umweltbedingungen, d. h. das Investitionsrisiko, ebenfalls für beide Gruppen identisch. Als Erwartungswert werden 8 % bei einer Standardabweichung von ebenfalls 8 % angenommen, was für eine große Anzahl von Unternehmen plausible Werte darstellen. Aus Vereinfachungsgründen entspricht der Fremdkapitalzins von 6 % dem Rechnungszins der Pensionsverpflichtungen. In der Population Pensionsfonds (PPF) ersetzt (externes) Fremdkapital die Pensionsrückstellungen. Dadurch bleibt auch das Kapitalstrukturrisiko zwischen den beiden Unternehmensgruppen identisch. Diese Annahme ist not-
__________ 8
Beide Verfahren führen zum gleichen Ergebnis, da es immer um die Erfassung aller Risiken geht, die auf das Eigenkapital einwirken.
55
Wolfgang Gerke und Ferdinand Mager
wendig, um einen direkten Vergleich bei Einwirkung von Kapitalanlagerisiken vornehmen zu können und „Gleichgewichtslösungen“ zu erzielen.9 Weiterhin wird durch diese Annahme gleichzeitig die Folgewirkung einer (theoretischen) Ausgliederung der Pensionsrückstellungen und einer Gegenfinanzierung mit Fremdkapital aufgezeigt: Kann das Risiko nur konstant gehalten werden, wenn eine teilweise Gegenfinanzierung durch Eigenkapital erfolgt, untermauert dies die Vorgehensweise einer Aufteilung von Pensionsrückstellungen auf Eigen- und Fremdkapital bei der Kennzahlenberechnung. Die risikoanalytische Qualifizierung von Teilen der Pensionsrückstellung als Eigenkapital ist dann im internationalen Vergleich eine Alternative zur expliziten Erfassung des Kapitalanlagerisikos von Pensionsfonds im Ratingprozess, der bisher nur auf eine Über- bzw. Unterdeckung abstellt. Im Zeitablauf wird in beiden Populationen die Anzahl der Unternehmen gemessen, die insolvent werden. Hierzu wird der Jahresüberschuss berechnet (vgl. Tab. 1). Ist dieser positiv, wird er als Dividende an die Aktionäre ausgeschüttet.10 Ergibt sich ein negativer Jahresüberschuss, so geht dieser zu Lasten des Eigenkapitals. Damit verringert sich auch die Bezugsbasis (Gesamtkapital) zur Berechnung des operativen Bruttoerfolgs (EBIP) der Folgeperiode. Eine Dividende wird dann nicht gezahlt. Der Jahresüberschuss der Folgeperioden wird so lange thesauriert, bis die ursprüngliche Kapitalstruktur bzw. Bilanzsumme wieder erreicht ist. Sollte das Eigenkapital aufgebraucht sein, wird das entsprechende Unternehmen als insolvent aus der Population entfernt.11 Tabelle 1: Jahresüberschuss- bzw. Dividendenberechnung PPR
PPF
Earnings Before Interest and Pensions – Zinsen Fremdkapital – Zuführung Pensionsrückstellung (neue Ansprüche + Verzinsung bestehender Verpflichtungen) + Auflösung Pensionsrückstellung – Auszahlung Pensionen
Earnings Before Interest and Pensions – Zinsen Fremdkapital – Zuführung Pensionsfonds +/– Über-/Unterdeckung Pensionsfonds
= Jahresüberschuss
=
Jahresüberschuss
__________ 9 Damit wird zunächst nicht das ggf. niedrigere „Fremdkapitalrisiko“ von Pensionsrückstellungen berücksichtigt. 10 In einem vollkommenen Kapitalmarkt bzw. in einem modellhaften Kapitalmarkt stellt diese Annahme kein Problem dar, da die Dividendenpolitik irrelevant ist bzw. Dividenden in die Unternehmen reinvestiert werden können. Eine nur anteilige Ausschüttung würde das qualitative Ergebnis nicht verändern, Effekte jedoch weniger ausgeprägt auftreten lassen. 11 Steuerliche Effekte werden aus Vereinfachungsgründen ausgeklammert.
56
Pensionsverpflichtungen und Unternehmensrating aus deutscher Perspektive
Als Basisszenario wird angenommen, dass die Höhe der Pensionsrückstellungen im Zeitablauf identisch bleibt, d. h. die Zuführungen für neu erworbene Pensionsansprüche zuzüglich der Verzinsung bestehender Ansprüche sind gleich den Auszahlungen an Pensionäre. Aufgrund eines identischen Rechnungszinssatzes entsprechen die Pensionsrückstellungen damit dem leistungskongruent notwendigen Deckungskapital des Pensionsfonds.12 Die entscheidende Stellgröße im Hinblick auf das Trägerunternehmen ist die erwartete Rendite und das Risiko des Pensionsfonds sowie die Korrelation zur Entwicklung des operativen Erfolgs vor Zinsen und Pensionsaufwendungen. Bei perfekten Korrelationen von +1 oder –1 entsteht das Rendite-/Risikoprofil des Trägerunternehmens aus einer Linearkombination mit der Rendite bzw. dem Risiko des Pensionsfonds. Beide Fälle sind in der Realität jedoch nicht zu erwarten. Vielmehr treten nichtlineare Effekte zwischen den Parametern auf. Der Simulation werden exemplarisch zunächst drei unterschiedliche Pensionsfonds zugrunde gelegt. Ohne explizite Anlageregeln bezüglich der Aufteilung des Deckungskapitals auf Renten, Aktien und andere Asset-Klassen zu spezifizieren, werden Rendite-/Risikokombinationen festgelegt, die langfristigen Durchschnittswerten für Portfolioallokationen entsprechen.13 Es wird unterstellt, dass das Rendite-/Risikoprofil von Pensionsfonds I aus einer (fast) vollständigen Anlage des Deckungskapitals in Anleihen, deren Laufzeiten weitgehend mit den Verpflichtungen kongruent sind, entsteht. Die Korrelation soll ρ=0,0 betragen. Pensionsfonds II legt in Anleihen und Aktien an. Die Korrelation beträgt ρ=0,3. Pensionsfonds III investiert einen großen Teil in Aktien. Über den gesamtkonjunkturellen Zusammenhang liegt die Korrelation bei ρ=0,7. Pensionsfonds III kann exemplarisch als aggressiver Pensionsfonds klassifiziert werden, wie sie sich vielfach in der angelsächsischen Welt finden. Die Renditeentwicklung entsteht aufgrund einer stochastischen Ziehung aus einer Normalverteilung mit folgenden Parametern (vgl. Tab. 2): Tabelle 2: Eigenschaften Pensionsfonds Pensionsfonds Risikoprofil
I
II
III
„sicherheitsorientiert“ µ=6 % σ=2 % ρ=0,0
„renditeorientiert“ µ=8 % σ=5 % ρ=0,3
„aggressiv“ µ=10 % σ=12 % ρ=0,7
__________ 12 Für den Fall im Zeitablauf steigender oder sinkender Pensionsverpflichtungen vgl. ausführlich Gerke/Mager/Röhrs, Pension Funding, Insolvency Risk and the Rating of Corporations, Schmalenbach Business Review, Sonderheft 2/2005, 35–64. Die Ergebnisse unterscheiden sich qualitativ nicht. 13 Entscheidend für eine qualitative Erkenntnisgewinnung ist weniger die Höhe der einzelnen Werte als vielmehr die grundsätzliche Existenz von Anlagerisiken.
57
Wolfgang Gerke und Ferdinand Mager
In t=0 ist der Pensionsfonds leistungskongruent mit Kapital ausgestattet. Alle fünf Perioden wird eine Stichtagsbetrachtung durchgeführt. Zu diesem Zeitpunkt werden mögliche Unter- oder Überdeckungen der Pensionsfonds den Unternehmen zugerechnet.14 Die Wertentwicklung der Pensionsfonds entspricht damit stets einem Fünfjahresdurchschnitt. Damit werden die in der angelsächsischen Praxis üblichen Verfahren zur Glättung der Kapitalanlageergebnisse über mehrere Perioden berücksichtigt. Übersteigt allerdings die Unterdeckung des Pensionsfonds zu einem Zeitpunkt das Eigenkapital des Trägerunternehmens, wird dieses als insolventes Unternehmen sofort aus der Population entfernt. Tabelle 3 zeigt die Migrationsmatrix der Population Pensionsrückstellung (PPR). Die erste Zeile unterteilt den Untersuchungszeitraum von 50 Perioden in zehn Betrachtungszeitpunkte. Die erste Spalte enthält die Höhe des Eigenkapitals. Die ursprüngliche volle Höhe beträgt 100. Die grau unterlegten viert- und drittletzten Zeilen geben die Anzahl der Unternehmen wieder, die jeweils in den betrachteten fünf Perioden bzw. kumuliert über den gesamten Zeitraum insolvent werden. Die letzten beiden Zeilen enthalten die durchschnittlichen Dividenden über jeweils fünf Perioden als Prozentsatz vom Eigenkapital am Ende der Periode bzw. bezogen auf das Eigenkapital der gesamten Population in t=0. In der Diskussion der Ergebnisse wird jedoch primär auf die Risikodimension abgestellt. Innerhalb von 50 Perioden werden von ursprünglich 10.000 Unternehmen 740 insolvent.15 Nach 20 Perioden sind dies ca. 264 Unternehmen. Die Zahl der Insolvenzen von Periode 6 bis Periode 50 schwankt für jeweils fünf Perioden zwischen 59 bis 100. Die deutlich niedrigeren Insolvenzfälle in t=5 lassen sich dadurch erklären, dass alle Unternehmen in t=0 mit „vollem“ Eigenkapital starten und erst nach mehreren verlustreichen Perioden das Eigenkapital aufgezehrt wird. Tabelle 3: Migrationsmatrix PPR EK-Höhe
t=5
100
t=10
t=15
t=20
t=25
t=30
t=35
t=40
t=45
t=50
8492
8198
8063
8018
7854
7796
7709
7701
7594
7484
90–100
343
347
366
375
396
367
399
399
397
362
80–90
294
322
390
290
343
322
339
293
300
331
70–80
243
293
266
269
243
289
272
264
271
268
60–70
180
235
207
195
234
258
216
232
202
206
50–60
126
151
168
152
164
160
159
157
150
192
__________ 14 Dem liegt die Annahme zugrunde, dass Trägerunternehmen im Falle der Überdeckung ihre Zuführungen reduzieren können und im Falle einer drohenden Insolvenz „überschüssiges“ Deckungskapital, z. B. im Rahmen einer Kapitalerhöhung oder eines nachrangigen Darlehens, zurückgeführt werden kann. 15 Der Sampling Error beträgt 4,51 Unternehmen in t=50 bei n=30.
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Pensionsverpflichtungen und Unternehmensrating aus deutscher Perspektive EK-Höhe
t=5
t=10
t=15
t=20
t=25
t=30
t=35
t=40
t=45
t=50
40–50
114
120
128
144
121
148
132
117
146
114
30–40
78
84
95
120
113
96
106
104
103
116
20–30
42
67
68
66
85
87
93
70
73
86
10–20
41
48
46
68
54
35
53
61
68
57
0–10
17
42
39
39
46
36
39
38
46
44
=0
30
63
71
100
83
59
77
81
86
90
30
93
164
264
347
406
483
564
650
740
kum.