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German Pages 84 Year 2022
DEUTSCHE
AKADEMIE
DER LANDWIRTSCHAFTSWISSENSCHAFTEN
ZU
BERLIN
ALBRECHT-THAER-ARCHIV Arbeiten aus den Gebieten Bodenkunde Pflanzenernährung Acker- und Pflanzenbau
Band 5 • Heft 3 1961
A K A D E M I E - V E R L A G
-
B E R L I N
Herausgegeben von der Deutschen Akademie der Landwirtschaftswissenschaften zu Berlin Schriftleitung: Prof. Dr. agr. habil. E. PLACHY Redaktion: DipL-Landw. R. STUBBE Begründet von der Landwirtschaftlich-Gärtnerischen Fakultät der Humboldt-Universität zu Berlin
Das Albrccht-Thaer-Archiv erscheint in Heften mit einem Umfang von je 5 Druckbogen (80 Seiten). Die innerhalb eine* Jahres herausgegebenen 10 Hefte bilden einen Band. Das letzte Heft jedes Bandes enthält Inhalts- und Sachverzeichnis. Der Bezugspreis beträgt 5,— D M je Heft. Die Schriftleitung nimmt nur Manuskripte an, deren Gesamtumfang 25 Schreibmaschinenseiten nicht überschreitet und die bisher noch nicht, auch nicht in anderer Form, im In- oder Ausland veröffentlicht wurden. Jeder Arbeit ist ferner eine Zusammenfassung mit den wichtigsten Ergebnissen, wenn möglich auch in russischer und englischer'bzw. französischer Sprache, beizufügen. Gegebenenfalls erfolgt die Ubersetzung in der Akademie. Manuskripte sind zu senden an die Schriftleitung, Deutsche Akademie der Landwirtschaftswissenschaften zu Berlin, Berlin W 8, Krausenstr. 3 8 - 3 9 . Die Autoren erhalten Fahnen- und Ucöbruchabzüge mit befristeter Terminsteliung. Bei Nichteinhaltung der Termine erteilt die Redaktion Imprimatur. Das Verfügungsrecht über die im Archiv abgedruckten Arbeiten geht ausschließlich an die Deutsche Akademie der Landwirtschaftswissenschaften zu Berlin über. Ein Nachdruck in anderen Zeitschriften oder eine Ubersetzung in andere Sprachen darf nur mit Genehmigung der Akademie erfolgen. Kein Teil dieser Zeitschrift darf in irgendeiner Form — durch Fotokopie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren — ohne schriftliche Genehmigung der Akademie reproduziert werden. Jeder Autor erhält unentgeltlich 100 Sonderdrucke und ein Honorar von 40,— D M für den Druckbogen. Das Honorar schließtauch die Urheberrechte fttr das Bildmaterial'ein. Dissertationen, auch gekürzte bzw. geänderte, werden nicht honoriert. Verlag: Akademie»Verlag GmbH, Berlin W 8, Leipziger Str. 3 - 4, Fernruf 22 0441, Telex-Nr. 011773, Postscheckkonto: Berlin 35021. Bestellnummer dieses Heftes: 1051/5/3. Veröffentlicht unter der Lizenz-Nummer ZLN 5014 des Ministeriums für Kultur. Herstellung: Druckhaus „Maxim Gorki1*, Altenburg. All rights reserved (including those of translations into foreign languages). N o part of this issue may be reproduced in any form, by photoprint, microfilm or any other means, without written permission from the publishers. Printed in Germany.
DEUTSCHE AKADEMIE D E R L A N D W I R T S C H A F T S W I S S E N S C H A F T E N ZU B E R L I N
ALBRECHT-THAER-ARCHIV Arbeiten aus den Gebieten
Bodenkunde Pflanzenernährung Acker- und Pflanzenbau
Schriftleitung: Prof. Dr. agr. habil. E. P L A C H Y
BAND 5 • HEFT j
1961 AKADEMIE-VERLAG • BERLIN
INHALT
R I N N O , G., und H. PAGEL: Übet die Beziehungen zwischen den Parametern „ A " und „ c " im „Wirkungsgesetz" von MITSCHERLICH
165
BECKER, M., und M. DREWS: Über die Bestimmung sehr geringer P 2 0 5 -Mengen mit der Vanadat-Molybdat-Methode
185
TRjSNEL, M.: Zur Bodenverbesserung durch Torf, verrotteten Müll und Klärschlamm 199 PFEFFER, Ch., und H. G O E R L I T Z : Über den Einfluß der Mineraldüngung und einiger Spurenelemente auf die Wanderungsgeschwindigkeit der Viren und den Virusbefall von Pflanzkartoffeln
216
KRETSCHMER, H . : Uber die Zersetzung von Chlorat-Herbiziden in Grabenschlamm 236 Autorreferate demnächst erscheinender Arbeiten
238
165 Aus dem Institut für Bodenkunde und PflaAzenernährung der Humboldt-Universität zu Berlin (Direktor: Prof. Dr. agr. habil. E. PLACHY)
G. RINNO und H. PAGEL
Über die Beziehungen zwischen den Parametern „ A " und „ c " im „Wirkungsgesetz" von MITSCHERLICH Eingegangen: 2. 9.1960
Nachdem MITSCHERLICH anerkannt hatte, daß der Wirkungswert c in seinem „Wirkungsgesetz der Wachstumsfaktoren" nicht konstant ist, mußte nach einer Möglichkeit gesucht werden, um c auf einfache Weise zu fixieren; denn für die praktische Anwendung des Gesetzes zur Düngerberatung ist eine einfache Versuchsanstellung und somit die Kenntnis von „ c " Voraussetzung. MITSCHERLICH (12) war nun der Ansicht, daß der Wirkungswert eines Nährstoffes einem konstanten Grenzwert zustrebt, wenn alle anderen Wachstumsfaktoren möglichst günstig gestaltet sind. RINNO (13) konnte jedoch zeigen, daß auch in Gefäßversuchen mit Hohenbockaer Glassand bei optimaler Nährstoff- und Wasserversorgung erhebliche Schwankungen der c-Werte allein in Abhängigkeit von der Jahreswitterung auftreten. Außerdem würde eine derartige Fixierung von „ c " eine Anwendung des „Ertragsgesetzes" auf den Feldversuch — mit nicht optimalen Bedingungen — ausschließen. Eine weitere Möglichkeit zur Festlegung von „ c " folgt aus den Untersuchungen von RIPPEL (15) und MITSCHERLICH, v. BOGUSLAWSKI und GUTMANN (11). Daraus ergibt sich, daß „ c " um so kleinere Werte annimmt, je besser die übrigen Wachstumsbedingungen sind, oder, anders ausgedrückt, „ c " wird kleiner, wenn die Höchsterträge steigen. ATANASIU (1) hat angenommen, daß diese Beziehung der Gleichung c • A = K entspricht, wobei A der theoretisch erzielbare Höchstertrag in der Ertragsgleichung von MITSCHERLICH ist. Auch in einem Ertragsgesetz von BORESCH (9), einem Diskussionsbeitrag von W E L T E (19) und einer neuen Formulierung des Wirkungsgesetzes von BAULE (3) ist der Ausdruck c • A = K enthalten. Die Ergebnisse, die bei der Anwendung dieser Formulierung bei experimentellen Untersuchungen erzielt wurden, sind sehr widerspruchsvoll. So fand ATANASIU (1) eine Bestätigung dieser Beziehung bei einigen Stickstoffsteigerungsversuchen mit verschiedener K- und P-Beidüngung, während MITSCHERLICH und ATANASIU (12) die Anwendung dieser Formulierung bei anderen Gefäßversuchen nicht bestätigt fanden. RINNO und SCHÄFER (14) konnten bei einem Teil des von MITSCHERLICH und ATANASIU (12) angegebenen Versuchsmaterials eine Bestätigung der Beziehung c • A = K nachweisen. In einer neuen Arbeit nimmt wiederum ATANASIU (2) die Beziehung c • A = K als Grundlage für eine neue Formulierung des allgemeinen Ertragsgesetzes. An Hand eines größeren Versuchsmaterials stellte RINNO (13) dagegen fest, daß keine Beziehungen zwischen „ c " und „ A " bei den 3 Hauptnährstoffen bestehen. Bei diesen Gefäßversuchen war die Grunddüngung bei allen Steigerungsversuchen konstant gehalten, „ c " und „ A " änderten sich nur in Abhängigkeit von den WitterungsVerhältnissen der einzelnen Jahre. J2*
166
RINNO u. PAGEL, Beziehungen zwischen den Parametern „ A " und „ c " im „Wirkungsgesetz"
In der vorliegenden Arbeit soll untersucht werden, wie sich „c" und „ A " bei variierter Grund- oder Beidüngung verhalten. Versuchsanstellung Die Versuche wurden im ehemaligen Institut zur Steigerung der Pflanzenerträge in Paulinenaue, Kreis Nauen, durchgeführt, das damals unter der Leitung von Professor Dr. E. A. MITSCHERLICH stand.1 Die Versuche wurden in MITSCHERLICH-Gefäßen mit Hohenbockaer Glassand und der Versuchspflanze Hafer („Flämingsgold") durchgeführt, und zwar in den Jahren 1953 und 1954. Der Versuchsplan und die Ergebnisse (Gesamtgewicht, lufttrocken in g/Gefäß) sind den Tabellen 1 und 2 zu entnehmen. Setzt man die R i c h t i g k e i t der von MITSCHERLICH gemachten „einfachsten Annahme" voraus, daß der Ertrag proportional zur Differenz (A — y) ansteigt, so können die A- und c-Werte nach BAULE (4) ermittelt werden. Dabei wird durch willkürliches Einsetzen verschiedener A-Werte, die sich in gewisser Annäherung aus den entsprechenden Ertragskurven ergeben, für jeden dieser Werte der Mittelwert von „h" (Nährstoffeinheit nach BAULE) und die Quadratsumme der Abweichungen der Einzelwerte ermittelt. Der h-Wert mit den kleinsten Abweichungsquadraten zeigt die beste Übereinstimmung mit der Ertragskurve an. Aus diesem h-Wert ergibt sich über die BeTabelle 1 Versuchsplan und Ergebnisse 1953 g P 2 o 5 g N gK a O Gefäß Gefäß Gefäß
1
1,0
0,4
0,1
1,5
1,0
0,1
0,1 0,4 1,0 1,5 2,0
8,7 27,8 23,2 22,9 14,1
0,6 0,7 0,3 0,6 2,1
12,5 40,5 34,6 35,6 34,2
0,6 0,6 2,7 0,8 1,8
11,0 45,1 44,8 43,2 41,9
1,3 0,3 3,5 1,5 1,2
12,4 48,3 46,7 42,8 46,8
0,7 1,2 2,3 1,9 1,1
11,0 45,6 45,7 45,1 40,5
0,4 0,9 1,9 2,3 0,7
0,4
0,1 0,4 1,0 1,5 2,0
3,8 33,6 32,9 41,0 33,4
0,3 1,8 1,1 1,9 3,1
10,5 44,7 86,2 89,2 87,1
0,5 1,9 2,0 1,9 3,2
12,0 54,4 114,0 126,0 122,0
0,6 2,1 1,3 4,1 2,5
12,3 49,6 113,0 130,0 133,0
1,9 4,4 2,8 2,2 4,5
10,8 62,9 112,0 125,0 139,0
1,1 1,5 2,8 3,3 2,8
1,0
0,1 0,4 1,0 1,5 2,0
.8,8 27,4 32,9 31,1 27,5
0,7 1,9 1,1 1,6 3,5
9,9 49,4 79,5 82,4 79,6
0,7 1,1 4,5 6,7 2,7
9,9 58,7 105,0 123,0 133,0
1,5 0,7 4,2 5,9 5,2
11,1 61,7 117,0 141,0 166,0
0,9 0,7 3,9 4,4 2,9
9,1 56,0 109,0 134,0 163,0
0,5 1,7 2,9 6,8 4,7
1,5
0,1 0,4 1,0 1,5 2,0
8,5 21,1 26,4 25,8 46,9
1,1 0,1 0,6 2,0 2,9
10,6 43,6 72,6 72,6 86,1
0,8 1,7 0,5 2,6 2,5
10,6 59,2 117,0 133,0 113,0
0,5 0,8 1,5 2,3 3,6
11,4 58,2 122,0 133,0 141,0
0,5 0,7 2,8 2,3 8,7
12,2 56,0 128,0 143,0 148,0
1,2 1,7 1,7 2,3 7,0
Die Veröffentlichung der Versuchsergebnisse erfolgt mit freundlicher Genehmigung des neuen Direktors des Instituts, Prof. Dr. PETERSEN, wofür an dieser Stelle gebührend gedankt sei.
.167
Albrecht-Thaer-Archiv, Band 5, Heft 3, 1961
Tabelle 2 Versuchsplan und Ergebnisse 1954 g P 2 o 5 g N gK a O Gefäß Gefäß Gefäß
0,1
0,4
1,0
23,3 1,3 40,8 1,8 41,8 0,9 35,0 0,0 38,3 2,7
0,1
0,1 0,4 1,0 1,5 2,0
21,3 0,3 36,8 2,5 37,0 1,2 28,7 0,9 28,3 1,8
0,4
0,1 0,4 1,0 1,5 2,0
17,5 52,0 91,3 94,3 83,3
0,0 1,9 2,0 5,5 6,8
22,3 1,1 70,3 3,5 104,0 3,9 115,0 1,7 118,0 7,4
24,5 72,5 115,0 133,0 143,0
1,0
0,1 0,4 1,0 1,5 2,0
19,3 54,0 109,0 89,3 .98,7
0,6 0,0 1,5 7,0 7,8
19,8 60,7 122,0 151,0 168,0
1,5
0,1 0,4 1,0 1,5 2,0
16,5 0,7 52,2 1,8 105,0 1,5 110,0 5,9 99,0 11,9
0,9 3,5 1,2 3,6 5,0
18,0 1,4 57,2 0,2 114,0 6,4 156,0 2,4 183,0 5,7
23,5 0,5 41,0 . 0,9 35,0 2,4 42,0 0,95 39,2 1,8
1,5
1,0
23,2 0,7 34,5 2,6 42,0 0,5 33,7 1,4 32,5 1,4
23,0 1,4 38,2 2,5 41,3 1,7 36,8 1,6 34,3 4,3
•23,5 0,9 73,5 0,5 117,0 3,1 131,0 2,1 149,0 1,2
22,2 72,2 111,0 140,0 146,0
21,7 0,8 63,5 1,2 125,0 1,6 168,0 3,1 190,0 6,0
22,5 56,0 127,0 175,0 191,0
0,5 3,3 1,2 2,1 2,6
21,8 0,5 62,2 1,4 123,0 0,0 168,0 6,9 193,0 1,2
21,0 64,3 138,0 165,0 195,0
19,0 0,5 63,5 2,4 136,0 1,2 180,0 4,3 202,0 1,9
19,2 0,4 65,0 0,5 138,0 1,2 184,0 1,7 218,0 7,4
0,7 1,7 2,6 2,4 6,9
0,7 2,1 7,0 1,7 2,0
0,9 2,8 1,3 0,7 4,5
Ziehung c • h = 0,301 der Wirkungswert, der der Ertragskurve am besten entspricht. Umgekehrt lassen sich durch Einsetzen verschiedener c-Werte in die Gleichungen yi-Yo-lO"y i - 1 0 - - y o A = ' oder A = 10 c 1 1 - 10-" aus den einzelnen x;) Wertepaaren verschiedene A-Werte errechnen. Das Minimum der Quadratsumme der Abweichungen der A-Werte fällt annähernd mit dem der h-Werte zusammen, wie das aus der Abb. I 1 hervorgeht. So ergibt sich für jede Kurve nur ein richtiger c- und ein dazugehöriger A-Wert. Die Nährstoffeinheit „h" wurde über den Wirkungswert „c" aus der Gleichung log(A - y 0 ) - l o g ( A - y O
nach MITSCHERLICH (10) errechnet. In den vorliegenden Versuchen wurde „y 0 " experimentell nicht erfaßt, weshalb in die Gleichung für y 0 , j 1 = f(0,l x + b) eingesetzt und jeder x-Wert um 0,1 vermindert wurde. Ferner wurden nur die Erträge bis zum Optimum (aufsteigender Ast der Kurve) bei der Berechnung von A und c berücksichtigt. 1
Für die N-Ertragskurre bei einer Grunddüngung von 2,0 g K g O und 1,5 P a O ,/Gefäß
168
RINNO u. PAGEL, Beziehungen zwischen den Parametern „ A " und „ c " im „Wirkungsgesetz*'
Abb. 1 Bei den Steigerungsreihen mit extrem niedriger Beidüngung (0,1 g) wird das Optimum der Ertragskurve häufig schon durch die erste Differenzdüngung erzielt, so daß der c-Wert nur aus einem x 1; yx errechnet werden kann. Diese c-Werte sind naturgemäß mit großen Fehlern behaftet. Außerdem ist zu berücksichtigen, daß in diesen Fällen die Harmonie der Nährstoffe völlig gestört ist. Aus diesen Gründen werden diese Werte nicht bezüglich c • A = K ausgewertet, sondern lediglich mit angegeben, um eventuelle Tendenzen erkennen zu können. Ergebnisse Die Erträge sind in den Tabellen 1 und 2 wiedergegeben. Aus den Tabellen wird besonders deutlich, daß bei niedriger Grunddüngung die Ertfagskurven das „Minimumgesetz" von Karl SPRENGEL bestätigen; hier steigt der Ertrag mit dem variablen Faktor nur bis zu einer bestimmten Höhe und bleibt darüber hinaus praktisch gleich, doch macht sich der Mangel an einzelnen Nährstoffen verschieden stark bemerkbar. Ab 0,4 g N, K a O bzw. P2Os/Gefäß folgen die Erträge in der Regel einer Kurve, ohne sich in jedem Falle asymptotisch einem Höchstertrag zu nähern. Auf zwei besondere Erscheinungen soll an dieser Stelle hingewiesen werden: 1. Bei der Extrapolation der N-Ertragskurven (vgl. als Beispiel Abb. 2) zur Abszisse liegen die Schnittpunkte in der Regel auf der positiven Abszisse; daraus würden sich negative b-Werte ergeben. Da gerade Stickstoff, dazu in reinem Sand, kaum fixiert werden dürfte, bleibt der Schluß auf Vorliegen einer S-förmigen Krümmung im unteren Kurventeil wahrscheinlich. Allerdings trifft das nur für die Ergebnisse des Jahres 1953 zu. 2. Einige P-Ertragskurven (bei einer Grunddüngung von 1,0 g N) zeigen im Gegensatz zu dem von MITSCHERLICH (10) angenommenen Kurvenverlauf nach einem Rückgang der Erträge bei 1,0 g P2Os/Gefäß einen weiteren Anstieg. Gegen die Annahme von Versuchsfehlern sprechen die im Verhältnis zu den übrigen Werten nicht vergrößerten mittleren Fehler dieser Erträge. Außerdem
Albrecht-Thaer-Archiv, Bind 5, Heft 3, 1961
Abb. 2 Gerstenkorn *Stroh
dt/ha
P¡ 0¡ als Superphosphat
Abb. 3
169
170
RINNO u. PAGEL, Beziehungen zwischen den Parametern ,, A" und ,,c" im „Wirkungsgesetz"
zeigt ein in der Abbildung 3 wiedergegebener Feldversuch von MITSCHERLICH (10, S. 246) mit P 2 0 6 -Staffelung bis zu sehr hohen Gaben ähnliche Erscheinungen. Wahrscheinlich verlaufen im Sand, vermehrt im Boden, physikalischchemische und biologische Prozesse solcher Art, daß Kompensations- bzw. Additionswirkungen bei bestimmten Nährstoff- bzw. Düngergaben auftreten. W i r k u n g s w e r t e und H ö c h s t e r t r ä g e 1. N-Ertragskurven In der Tabelle 3 sind die cN - und A-Werte und die Produkte cN • A verschiedener Kali-, und Phosphat-Beidüngung im Jahre 1953 angegeben. Sieht man von den Versuchen mit 0,1 g K a O- und P2Os-Beidüngung ab, so ergeben sich recht gut übereinstimmende Werte für das Produkt c • A (s. auch Abb. 4). Eine numerische Übereinstimmung der Werte ist bei den Fehlern, mit denen auch diese nach „objektiven" Verfahren berechneten c- und A-Werte behaftet sind, nicht zu erwarten. Als Mittelwert für CN-Wert • A ergibt sich 89,5 ± 2,4. Verfolgt man die CN-Werte bei zunehmender P 2 0 6 -Düngung, so erkennt man, daß sie mit zunehmender P2Os-Beidüngung abnehmen und dann wieder ansteigen. Tabelle 3 N 1953
g K2o
g P2O5
A in g
CN
a)
0,4
0,4 1,0 1,5
100 85 75
0,752 1,128 1,216
75,20 96,18 91,20
b)
1,0
0,1 0,4 1,0 1,5
46 150 140 155
5,300 0,574 0,654 0,607
243,80 86,10 91,56 94,09
c)
1,5
0,1 0,4 lfi 1,5
49 150 190 150
5,728 0,542 0,444 0,661
280,67 81,30 84,36 99,15
d)
2,0
0,1 0,4 1,0 1,5
46 145 195 160
4,360 0,672 0,398 0,624
200,56 97,44 77,61 99,84
CN
•A
Mittelwert cN • A = 89,5 ± 2,41 (1953) .
Bei 1,5 und 2,0 g K 2 0 liegt der kleinste c N -Wertbei 1 g P 2 O s ,für 0,4 und 1,0 g K a O bei 0,4 g P 2 0 6 . Dieser niedrigste CN-Wert ist mit den jeweils höchsten A-Werten gekoppelt. Unter optimalen Nebenbedingungen beträgt der CN-Wert (1953) demnach etwa 0,4 g/Gefäß. Die c-, A- und c • A-Werte aus den Versuchen 1954 sind in Tabelle 4 wiedergegeben.
171
Albrecht-Thaer-Archiv, Band 5, Heft 3, 1961 CNA 260
N
19S3
HO-
cn-a 120
N
MO-
Í9S4
200-
iaoiso-
*o,< gK¡o . it0gK2O • l,SgK¡0 — 2,0gK2O
100
ito 120 too-
80 «o
»0
tolo o40
60 90. 100 120 HO 160 ISO 200 gA
Abb. 4
O
iO
80 120 160 200 240 280 320 360 A=t(PzO¡)
Abb. 5
Auch hier zeigt sich eine annähernde Übereinstimmung der c • A-Werte, abgesehen wiederum von 0,1 g K a O- und P 2 0 5 -Beidüngung. Im Mittel ist c • A = 84,5 ± 3,6 (Abb. 5). Allerdings ist nicht zu übersehen, daß die c • A-Werte bei 0,4 g P 2 0 B -Beidüngung i m m e r höher sind als bei 1,0 und 1,5 g P 2 0 5 , so daß eine Mittelbildung eigentlich nicht gerechtfertigt ist. Läßt man auch diese Werte bei 0,4 g P 2 O s unberücksichtigt, so ergibt sich ein etwas niedrigerer cN • A-Wert von 78,2 ± 1,9. Verfolgt man die cn-Werte bei zunehmender P 2 0 5 - bzw. K a O-Beidüngung, so zeigt sich, daß der CN-Wert bis zu den höchsten Beidüngungen abnimmt. Demnach sind die optimalen Beidüngungen im Versuchsjahr 1954 höher als 1953. Der dabei gefundene kleinste CN-Wert beträgt 0,20 g/Gefäß. 2. K-Ertragskurven Hier wurden die Werte des Jahres 1953 für die Grunddüngung 0,4 g, 1,0 g, 1,5 g und 2,0 g N verrechnet. Die Ergebnisse sind der Tabelle 5 zu entnehmen. Aus der Tabelle 5 ist zu ersehen, daß das Produkt cK2o • A mit steigender P 2 0 5 Beidüngung kleiner wird — abgesehen von der 0,1-g-Beidüngung. Mit steigender N-Düngung schwankt c KjQ • A ganz unregelmäßig (Abb. 6). Die cKsQ-Werte nehmen zwar mit steigender Beidüngung von N und P ab, ebenso werden die A-Werte größer, aber die Veränderung der beiden Größen erfolgt nicht so, daß die Beziehung c • A = K erfüllt wird. Abgesehen von diesem Gang innerhalb der c KjQ • A-Werte wäre auch eine Mittelbildung zwischen solchen Werten wie 84 und 169 (Tab. 5, c und d) nicht zu vertreten. Der kleinste c K;0 -Wert bei günstigster Beidüngung - 2 g N und 1,5 g P 2 O s — beträgt 0,53 g/Gefäß.
172
R I N N O u. P A G E L , Beziehungen zwischen den Parametern „ A " und „ c " im „Wirkungsgesetz"
Tabelle 4
N 1954 g K2o
g P A
A in g
CN
CN • A
a)
0,1
0,1 0,4 1,0 1,5
38 100 160 125
2,64 0,90 0,40 0,67
100,1 90,0 64,0 83,6
b)
0,4
0,1 0,4 1,0 1,5
42 120 200 250
3,08 0,92 0,39 0,24
128,7 110,9 78,0 68,3
c)
1,0
0,1 0,4 1,0 1,5
42,1 150 230 250
2,85 0,65 0,45 0,32
120,0 97,4 81,4 80,0
d)
1,5
0,1 0,4 1,0 1,5
44 155 240 260
1,13 0,64 0,32 0,32
49,9 98,9 77,8 83,7
e)
2,0
0,1 0,4 1,0 1,5
41,5 160 260 360
2,34 0,57 0,28 0,21
97,2 91,0 72,8 73,8
Tabelle 5 K 1953 gN
gPA
A
in
g
CKzO
CK20 • A
a)
0,4
0,1 0,4 1,0 1,5
49 65 63 64
1,07 0,59 1,10 1,07
52,2 38,4 69,6 68,3
b)
1,0
0,1 0,4 1,0 1,5
48 119 120 130
0,93 1,39 1,03 0,89
44,7 164,8 123,1 115,4
c)
1,5
0,1 0,4 1,0 1,5
46 131 150 150
0,88 1,29 0,78 0,73
40,6 169,8 116,6 109,5
d)
2,0
0,1 0,4 1,0 1,5
48 145 185 160
1,06 0,77 0,59 0,53
50,6 111,4 109,3 84,3
173
Albrecht-Thaer-Archiv, Band 5, Heft 3, 1961 c
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Abb. 9
130 150
170 g A
174
RINNO u. PAGEL, Beziehungen zwischen den Parametern „ A " und „ c " im ,,Wirkungsgesetz"
Von den K-Ertragskurven des Jahres 1954 wurden nur die Kurven mit günstigster N-Beidüngung berechnet (Tab. 6). Tabelle 6 K 1954
b)
g N
g P A
A in g
CKaO
1,5
0,1 0,4 1,0 1,5
45 142 176 186
0,76 0,79 1,45 0,96
34,3 112,3 255,3 177,6
39,5 150,0 193,1 219,0
2,51 1,04 1,58 1,06
98,9 155,6 304,9 231,1
2,0
0,1 0,4 1,0 1,5
;
CKzO • A
Obwohl mit höher werdender P 2 O s -Beidüngung die A-Werte steigen, fallen die c Kj0 -Werte nicht mehr systematisch ab, sie steigen vielmehr von 0,4 g P 2 0 6 auf 1,0 g P 2 O s an und fallen erst dann bei 1,5 g P 2 O s . Ebenso verhalten sich die c KjQ • A-Werte, und zwar mit einem erheblichen Schwankungsbereich (Abb. 7). Da die c Ki0 -Werte mit steigender Beidüngung nicht kleiner werden, kann aus diesen Werten nicht auf eine günstigste Beidüngung geschlossen werden. Die Beziehung cKa0* A = K ist n i c h t e r f ü l l t . 3. P-Ertragskurven Im Jahre 1953 wurde bei den P-Steigerungsversuchen das Optimum der Ertragskurven meist schon mit der 0,4-g-Gabe erreicht (s. Tab. 1 und als Beispiel Abb. 8). Die Berechnung des c-Wertes aus dem ansteigenden Teil der Kurve ist daher sehr unsicher. Nur bei den mit einem x bezeichneten Werten in Tabelle 7 stieg der Ertrag bis zu 1 g P 2 O s je Gefäß, und die berechneten c- und A-Werte haben hier größeren Anspruch auf Genauigkeit. Es ist charakteristisch, daß diese Werte immer im Bereich gleicher Anteile der N- und K 2 0-Beidüngung, also bei harmonischer Nährstoffversorgung, liegen. Außerdem wird bei diesen Werten häufig der kleinste Cp^-Wert der jeweiligen Steigerungsreihen von N und K gefunden. Die Tendenz, daß c kleiner wird, wenn A steigt, wird jedoch häufig durchbrochen, und so zeigen die Produkte c • A auch starke unregelmäßige Abweichungen (Abb. 9). Im Jahre 1954 folgen die Cp!0j-Werte überwiegend der von RIPPEL festgestellten Tendenz, und auch das Produkt c • A weist wesentlich geringere Schwankungen auf. Das Mittel der c P j 0 i • A-Werte 1954 beträgt 242 ± 11,5. Bei der Beurteilung der auftretenden Abweichungen von diesem Mittelwert muß berücksichtigt werden, daß bei allem Bemühen um eine objektive, dem wahrscheinlichsten Wert möglichst nahekommende Berechnung die c-Werte dennoch erhebliche Fehlerbereiche haben. Besonders bei den niedrigen Kaligaben in der Tabelle 8 (b und c) ist die Berechnungsgrundlage infolge des kurzen ansteigenden Teiles der Kurve sehr unsicher. Dieser Fehlerbereich der c-Werte — multipliziert mit A-Werten zwischen 30 und 200 — macht eine genauere Übereinstimmung der c • A-Werte unmöglich. Aus der
175
A l b r e c h t - T h a e r - A r c h i v , B a n d 5, Heft 3, 1961
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OflHOBpeMeHHO
nojieaHoro
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HeKOTOpbie
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K03(j)(J)Hi;HeHT
« e i i c T B H H c B 0 3 p a c T a i c > m H M HHCJIOM B a p t H p y r o m n x Me
HccjieflOBaH MeTOß BaHaflaT-MOJiHßflaTa Ha BOBMOJKHOCTB onpe^eneHMH oneHb MajiHx KOJiHiecTb P 2 0 6 B npe^ejiax 0,2—2,0 (ir/mn, cneimajibHO B jiaKTaTHOit BHTHJKKe H B B O « E . B nacTHOCTH 6 H J I H HsyieHH Memaiomee BJiiiHHiie KpeMHeBOit KHCJIOTH H MeTOAHKa H3MepeHHH. Bo Bcex cjiyianx paßoTa np0H3B0«HJiacb npn NOMOMN (JOTOMeTpa 9nneHflop(|»a, HjitTpa 366 nm h KIOBÖT «JIHHOÖ B 40 MM. OTMeiajIOCb, HTO BJIHHHHG KpeMHGBOÜ KHCJIOTH nOBHmaeTCH B aaBHCHMOCTH OT BpeMeHH H HTO yaffle HeSojitniHe KOJiniecTBa KaK 0,01 /zr/Mji oKaaHBaioT BjiHHHne Ha iiBeTHOft KOMnjieKC. KpeMHeByio KHCJioTy MOJKHO ynajiHTb BunapHBaHneM, npHneM B MCCjiejjOBaHiiHX HCl OKa3ajiacb jiyHine H N 0 3 . OnJiHjibTpoBaTb BH^ejieHHyio KpeMHeByio KiicjiOTy HeT He06x0,n;HM0CTH. OKpacKy ncnojib3yeMoro B HCCJie^OBaHHHx pacTBopa MOJKHO ycTpaHHTb npiiMeHHH ajiHKBOTHyro I A C T B HCCJIEAYEMOFT npoöu — 6e3 ßOÖABJIEHHH PEAKUHOHHOÜ CMECN — B KAIECTBE OTajIOHHOH BejIHIHHH. CoßCTBeHHaH OKpaCKa peaKIiHOHHOÖ CMeCH BHKJHOiaeTCH BKCTHHKIJHOHHbIMH TapHpOBOHHHMH KpHBHMH, yiHTHBaKUEJHMH 3Ty COÖCTBCHHyiO OKpacKy. üpHHHMaH BO BHHMaHHe npHBefleHHbie TOHKH 3peHHH, onpenejieHiie P 2 0 6 B JiaKTaTHOit BblTHHtKe 0Ka3ajI0Cb BeCbMa yflOBJieTBOpHTejIbHHM. Summary The vanadate-molybdate-method has been examined regarding its suitability for determining very small amounts of P 2 0 6 ranging from 0,2 to 2,0 ¡xg/ml in lactate extract and water. The disturbing influence of the silicic acid and the testing method have been particularly examined. In all cases the E P P E N D O R F photometer, the 366 nm filter and 40 mm long cuvettes have been used. It could be found that the influence of the silicic acid increases in dependence upon the time and that even 0,01 fig/ml of silicic acid may influence the colour complex. The silicic acid can however be removed by evaporation, for which HCl proved more suitable than H N O s . The silicic acid separated need not be filtered. The colouring of the test solution can be removed by using an aliquot part of the test sample as a blank value without the addition of a reaction mixture. The self-colouring of the reaction mixture is eliminated by using extinction calibration curves considering this self-colouring. Considering the above-mentioned viewpoints the P 2 0 5 -determinations in lactate extract and water can be regarded as very satisfactory. U*
198
BECKER u. DREWS, Bestimmung sehr geringer P,0,-Mengen
Literaturverzeichnis 1. RAUTERBERG, E.: Eine kolorimetrische Makromethode zur Phosphorsäurebestimmung. Z. Pflanzenernähr., Düng., Bodenkde. 1951, 53, 149—155 2. BECKER, M., und M. DREWS: Untersuchungen zur kolorimetrischen P 2 0 5 -Bestimmung mit der Vanadat-Molybdat-Methode im Hinblick auf die Eignung verschiedener Meßgeräte. Albrecht-Thaer-Arch. 1960, 2, 120—130 3. GERICKE, S., und B. KURMIES: Die kolorimetrische Phosphorsäurebestimmung mit Ammonium-Vanadat-Molybdat und ihre Anwendung in der Pflanzenanalyse. Z. Pflanzenernähr., Düng., Bodenkde. 1952, 59, 235—247 4. KITSON, R. E., und MS. MELLON: Colorimetric Determination of Phosphorus as Molybdivanadophosphoric Acid. Ind. Eng. Chem. Anal. Ed. 1944, 16, 379—383
199 Aus dem Institut für Bodenkunde und Pflanzenernährung der Humboldt-Universität zu Berlin (Direktor: Prof. Dr. agr. habil. E . PLACHY)
M. TRfiNEL
Zur Bodenverbesserung durch Torf, verrotteten Müll und Klärschlamm1 Eingegangen: 22. 9.1960
1. F r a g e s t e l l u n g Aus großstädtischen Haushalten, aus verschiedenen Gewerben und Industriebetrieben, bei der Reinigung der Abwässer der Städte fallen laufend große Mengen von Abfallstoffen an, die häufig unrationell genutzt werden und deren Beseitigung mit hohen Kosten und auch mit technischen Schwierigkeiten verbunden ist. Insbesondere entstehen den großstädtischen Verwaltungen bei der Beseitigung des Mülls infolge der weiten Transportwege große Kosten, weil die Flächen für die Lagerung der Abfälle immer weiter außerhalb der Wohnflächen hinausgeschoben werden müssen. Im In- und Auslande wurden deshalb Verfahren entwickelt, um diese Massen verschiedenster Herkunft mechanisch • und biologisch aufzuarbeiten und das so erhaltene Material einer produktiven 'spezifischen Nutzung zuzuführen. Seit vielen Jahren steht deshalb die Frage der landwirtschaftlichen Verwendung, besonders des großstädtischen Mülls mit seinen Aschebestandteilen und seinem Gehalt an organischer Substanz, im Brennpunkt des Interesses der Kommunal-Verwaltungen, um die hohen Kosten für Lagerung und Transport einzusparen. Die düngende Wirkung der Holzasche war den alten Kulturvölkern wohlbekannt; V I R G I L hat in seiner Georgika, Bd. I, Vers 80, folgende Anweisung gegeben, die in der Übersetzung von VOSS lautet: „Söfern du nur das entkräftete Feld unverdrossen mit stärkendem Dünger sättigst oder es rings mit schmutziger Asche bestreust". Der erste Forscher, der sich in der Neuzeit für die Verwertung der menschlichen Auswurfstoffe interessiert hat, war der Holländer Jan INGEN-HOUSS 2 . Die Verwertung des Hausmülls trat jedoch erst am Ende des neunzehnten Jahrhunderts in das Blickfeld der Kommunal-Behörden; im Jahre 1894 berichtete J . H. V O G E L in der Deutschen Landwirtschaftlichen Presse über die Verwertung städtischer Abfallstoffe. 1902 veröffentlichte H. THIESING in den Mitteilungen der Deutschen Landwirtschaftlichen Gesellschaft wissenschaftliche — im wesentlichen physikalische — Versuche über „Die landwirtschaftliche Verwertung des Hausmülls". Aber erst 1921 wurden seine Vorschläge auf großen Flächen Wirklichkeit. Im selben Jahre erschien in den „Mitteilungen des Vereins zur Förderung der Moorkultur" ein Bericht von O. HEUSER, dem Versuchsleiter auf den von SCHURIG-Markee gepachteten Domänen Päwesin und Markee im Havelländischen Luch. 1
Nach einem Vortrag vor den Sektionen Bodenkunde, Pflanzenernährung und Ackerbau sowie Landeskultur und Naturschutz der Deutschen Akademie der Landwirtschaftswisscnschaften zu Berlin am 25. September 1958
* J . INGEN-HOUSS: Uber die Ernährung der Pflanzen und Fruchtbarkeit des Bodens. 1798, Leipzig, Übersetzt von G. FISCHER
200
T R l i N E L , Bodenverbesserung durch Torf, verrotteten Müll und Klärschlamm
Die Großversuche auf 23 ha mit 8 Jahre auf 6 m hohen Halden sich selbst überlassenem Müll aus den westlichen Stadtteilen Berlins in Gaben von 200 dt/ha ergaben, daß ausgereifter Braunkohlenmüll in der D ü n g e Wirkung zu Kartoffeln,Kohlarten, Zucker- und Futterrüben sowie Hanf den Handelsdüngern gleichwertig war; die Qualität von Hanf war außerdem, wahrscheinlich durch Verbesserung von Struktur und Reaktion des Bodens, auffallend verbessert. Auf den Müllbergen (etwa 25 ha) selbst wurden mit bestem Erfolge Bokharaklee, Kohlrabi und Futterrüben ohne weitere Düngung angebaut, wie der Verfasser als wissenschaftlicher Berater des Pächters Alwin SCHURIG oft selbst feststellen konnte. Nur in den Fällen, in denen die Reaktion des Moorbodens alkalisch wurde (pH 8,0), traten Ertragsdepressionen, besonders beim Hanf, ein. Auf Grund dieser umfangreichen, unter Einsparung der Handelsdünger so günstig ausgefallenen Feldversuche, wurden dann in den nächsten Jahren auf etwa 900 ha Gaben bis zu 3000 dt/ha dieses abgelagerten, ausgereiften Haldenmülls mit Hilfe einer Feldeisenbahn ausgefahren, flach eingepflügt oder getellert. Da jedoch Maschinen zur restlosen Abtrennung des Sperrgutes fehlten, störten Glas- und Prozellanscherben die Bestellung und ergaben lange Zeit ein unschön aussehendes Saatbett. Auch heute noch sind die übermüllten Flächen durch ihr „Glitzern" leicht von den nicht meliorierten zu unterscheiden. Unsere Untersuchungen zeigen, daß die Übermüllung an der Verbesserung der physikalischen Bodeneigenschaften und auch am Gehalt an Kali und Spurenelementen nachweisbar ist; der Kupfergehalt ist noch heute 8mal, der Zinkgehalt etwa doppelt so hoch wie auf der Kontrollparzelle. Im Borgehalt war kein Unterschied festzustellen. 1923 berichtete das Meliorationsamt Zürich über die „Verwendung von städtischem Kehrricht". Im folgenden Jahr erschien im Meliorations-Ingenieur ein Aufsatz von L. MIGGE über „Die Praxis der kommunalen Kompostwirtschaft" und ein Arbeitsbericht von J . BODLER über „Düngungsversuche mit Feinmüll". Von nun an häufen sich die Veröffentlichungen über die Bodenverbesserung durch Müll, so daß es im Rahmen dieses Berichtes unmöglich ist, alle Namen aufzuführen; hervorgehoben seien die Arbeiten folgender Forscher: Th. MARX, E. PFEIL, W. LAATSCH, W. LESCH, H. BAETHGE, J. REINHOLD, U.SPRINGER, A. STÖCKLI und F. SCHEFFER (vgl. Literaturverzeichnis). Der Nährstoffgehalt von Torf, Müll und Klärschlamm ist zwar nicht unerheblich, spielt aber gegenüber den hochprozentigen Düngesalzen eine weniger große Rolle als die b o d e n v e r b e s s e r n d e Wirkung dieser Stoffe durch günstige Veränderung der Bodeneigenschaften, wie wasserhaltende Kraft und Reaktion. Eine rationelle Ausnutzung beider Wirkungen kann auch volkswirtschaftlich von Bedeutung sein, weil diese Stoffe ihre Wirkung besonders auf armen, von Natur aus wenig ertragreichen Böden entfalten können. Besonders die Frage der ausdauernden Wirkung dieser Stoffe stand im Vordergrund unseres Interesses, vor allen Dingen deshalb, weil die reine Nährstoffwirkung mechanisch und biologisch aufbereiteter Abfallmassen durch Anwendung mineralischer Düngemittel aus auf der Hand liegendem Grunde einfacher und billiger erzielt werden kann. Deshalb sollte in zehnjährigen F e l d v e r s u c h e n geklärt werden, in welchem A u s m a ß e und wie l a n g e die W i r k u n g solcher B o d e n v e r b e s s e r u n g s m i t t e l auf leichten B ö d e n anhält.
201
Albrecht-Thaer-Archiv, Band 5, Heft 3, 1961
2. D u r c h f ü h r u n g der U n t e r s u c h u n g Zur Klärung dieser Fragen \vurden in Zusammenarbeit mit dem Institut für Ernährungsforschung in Potsdam/Rehbrücke (Direktor Prof. Dr. SCHEUNERTf) Feldversuche auf umgebrochenem Ödland von 1947 bis 1957 durchgeführt. Bei diesem Boden handelt es sich um einen nährstoffarmen, wasserdurchlässigen Talsand von schwachsaurer Reaktion, der ursprünglich Kiefernwald getragen hatte. Seine geringe Ertragsfähigkeit selbst bei Volldüngung mit NPKCa geht aus den Abbildungen 1—3 hervor, die das Wachstum von Roggen neben den Versuchsparzellen ver-* anschaulichen. Ein Feldstück in der Nuthe-Niederung dicht südlich der Autobahn von 80 x 25 m, auf dem schlecht aufgegangener Winterroggen untergepflügt worden war, wurde in 4 Parzellen zu je 500 m 2 aufgeteilt (s. Abb. 1). Von jeder Parzelle wurden zu Beginn und am Ende der Untersuchung Bodenproben untersucht.
X
/ Autobahn nach
Berlin
Parz. I Q> • Par z.ll
Erklärung•. 1-5
Nummern der
* Stellen der
Profile
Probeentnahme
Parz. III
© Parz.IV
N
Kiefernschonu,
Abb. 1 : Lage der Versuchsparzellen Das Ergebnis der Beurteilung der Profile geht aus Tabelle 1 hervor. Es handelt sich also um einen sandigen Podsolgley. Die Parzellen zeigten hinsichtlich Bodenart, Profilausbildung und Grundwasserstand praktisch keine Unterschiede. Kohlensaurer Kalk wurde bei keiner Probe nachgewiesen. Die Parzellen blieben während der ganzen Versuchsdauer in die auf dem Wirtschaftshof des Instituts für Ernährungsforschung (Wirtschaftsleiter Herr ROHWETTER) übliche Fruchtfolge eingeschaltet. Die Parzelle I wurde in drei Teile zu je 167 m2 unterteilt und diente als Kontrolle zunächst für die Versuche im Jahre 1947, wie aus Tabelle 2 hervorgeht. 1949 wurde der Versuch zur Vereinfachung der Bestellung, der Pflegemaßnahmen und der Ernte so abgeändert, daß die Versuchsfrucht nach entsprechender Unter-
202
TRl^NEL, Bodenverbesserung durch Torf, verrotteten Müll und Klärschlamm
Tabelle 1 2
Bohrl och-Nummer
1
Sand mit geringen Roh-Humuseinlagerungen
0 - 60
0 - 60
60-100
6 0 - 90
100-115
Heller Sand mit Rostflecken Rostfarbige, sandige Verdichtungszone Feuchter, grauer undurchlässiger Sand (Gley-artig) Grundwasserstand cm unter Flur
3
4
0 - 60
5
0 - 60
0 - 60 cm
70-90
60-100
60— 90 cm
90-120
90-130
100-115
9 0 - 1 2 0 cm
115-290
120-280
130-295
115-300
120-300 cm
300
290
300
300
300
Tabelle 2 Parzellen-Nr
I unbehandelt Rote Bete
Kartoffeln
Kohlrüben
II
III
IV
Torfmull
verrotteter Müll Kartoffeln
Klärschlamm Kohlrüben
Rote Bete
teilung der Parzelle auf j e d e r Parzelle angebaut wurde. Zur weiteren Vereinfachung wurde ab 1950 in den einzelnen Jahren auf allen Parzellen nur eine Frucht angebaut. Tabelle 3 erläutert die Anbaufolge: Tabelle 3 Jahr 1947 1948 1949 1950 1951 1952 1953 1954 1955 1956
Parzelle I unbehandelt
Angebaute Frucht auf Parzelle II Parzelle III frischer Torf verrotteter Müll
Parzelle IV Klärschlamm
Kartoffeln Kohlrüben Rote Bete Rote Bete Kartoffeln Kohlrüben Hafer Hafer Winterroggen Kartoffeln Winterroggen Kartoffeln Roggen Roggen Roggen Roggen Sommerroggen Sommerroggen Sommerroggen Sommerroggen Hafer Hafer Hafer Hafer Winterroggen Winterroggen Winterroggen Winterroggen Winterroggen Winterroggen Winterroggen Winterroggen Lupine Lupine Lupine Lupine Winterroggen Winterroggen Winterroggen Winterroggen Winterroggen Winterroggen Winterroggen Winterroggen Serradella Serradella Serradella Serradella Winterroggen Winterroggen Winterroggen Winterroggen
203
Albrecht-Thaer-Archiv, Band 5, Heft 3, 1961
Wegen der hohen Kosten des Antransportes der Meliorationsmittel war es uns leider nicht einmal möglich, den Feldversuch in mehrfacher Wiederholung anzulegen, so daß eine Berechnung des mittleren Fehlers nicht erfolgen konnte. Vorsorglich nehmen wir deshalb an, daß erst ein Mehrertrag von mehr als 10% als gesichert zu gelten hat. Die 500 m 2 großen Parzellen erhielten 1947 eine e i n m a l i g e Gabe der angegebenen Bodenverbesserungsmittel in folgenden Mengen: Parzelle I: ohne Bodenverbesserungsmittel Parzelle II: 39 m 3 frischen gerissenen Torf aus Krampnitz = etwa 780 m s /ha Parzelle III: 21 m 3 von Sperrmaterial befreiten, auf Halde abgelagerten, ausgereiften Müll aus dem nördlichen Teil Berlins = etwa 420 m3/ha Parzelle IV: 30 m 3 frischen Klärschlamm der Stadt Potsdam = etwa 600 m3/ha Die aufgeschütteten Massen wurden flach eingepflügt und getellert. Der naturfeuchte Torf stammt aus einem Niederungsmoor bei Nedlitz und enthielt in der Trockensubstanz rund 2,5 % Gesamt-Stickstoff 0,1 % Kali (K a O) 0,25% Phosphorsäure (P 2 0 6 ) 4,0 % Kalk (CaO) Die Zusammensetzung des lufttrockenen Mülls schwankte in den Grenzen 0,1 — 0,4% Gesamt-Stickstoff 0 , 0 5 - 0,9% Kali ( K 2 0 ) 0,2 — 0,3% Phosphorsäure (P 2 0 6 ) 4 —12 % kohlensaurer Kalk etwa 14% Gips (CaS0 4 + 2 H 2 0 ) Der Klärschlamm enthielt etwa 2 —3,5% Gesamt-Stickstoff 0,1% Kali (K z O) 0,2% Phosphorsäure (P 2 O s ) 4 - 7 % Kalk (CaO) Um den Einfluß der Kernnährstoffe der verwendeten Meliorationsmittel auf die Dauer ihrer Nachwirkung so weit wie möglich auszuschalten, erhielten alle Parzellen ab 1949 eine kräftige Volldüngung, 1950 und 1951 auch schwache Gaben frischen Stallmistes (etwa 100 dt/ha). Die Höhe der Mineraldüngergaben in den einzelnen Jahren geht aus Tabelle 4 hervor: Tabelle 4 gegeben als 40%iges Kalisalz Superphosphat Kalkammonsalpeter Schwefelsaures Ammoniak
Mineraldünger in kg/ha Reinnährstoff 1949 80 36 40
1951
1952
1953
1954
1955
80 36
80 36
80 36
80 36
80 36
40
—
32
—
—
1950 wurden allen Parzellen 30 dt/ha Kalkmergel verabfolgt.
1956 —
—
204
TRliNEL, Bodenverbesserung durch Torf, verrotteten Müll und Klärschlamm
3. E r g e b n i s s e Da auf dem leichten Versuchsboden die Niederschläge für die Ertragsbildung besondere Bedeutung haben, ist die Verteilung der monatlichen Niederschläge während der Vegetationsperiode in der Abbildung 2 graphisch dargestellt. Infolge der D ü r r e p e r i o d e des Sommers 1947 war es trotz wiederholter Versuche nicht möglich, Kohlrüben zu pflanzen. Die Kartoffelerträge der Parzelle III betrugen 128 kg und zeigten im Vergleich zur Parzelle I mit 120 kg keinen gesicherten Mehrertrag. Die Roten Rüben auf der Parzelle I gingen ebenfalls ein, während auf der Torfparzelle jedoch noch 87 kg ohne Blätter geerntet werden konnten, wodurch die Verbesserung des Wassergehaltes durch den nassen Torf einwandfrei in Erscheinung tritt. Niederschlag mm 15 OH
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