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German Pages 108 [110] Year 2018
Andrea Friese, Bettina M. Jasper
Aktivieren mit System Sinnvolle und zielorientierte soziale Betreuung
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Andrea Friese, Bettina M. Jasper
Aktivieren mit System Sinnvolle und zielorientierte soziale Betreuung
VINCENTZ NETWORK
Inhalt Vorwort en richtigen Schlüssel finden – D Biografiearbeit Jede Biografie ist anders Das Langzeitgedächtnis – Ein kurzer Überblick Biografie beim Heimeinzug Biografische Modelle Biografiearbeit in der Einzelbetreuung Risiken und Chancen ber bitte mit Sinn! – A Themenorientiert aktivieren Der rote Faden Gestaltungsbeispiele zu unterschiedlichen Themen Mit Herz & Hirn & Hand: Aktivitäten abwechslungsreich und effektvoll zusammenstellen Sich inspirieren lassen: Themen und Anschauungsmaterial finden ewegter Alltag – B Mobilität als Schlüsselkompetenz Bewegen gehört zum Alltag Hochaltrige Menschen in Bewegung bringen Motorische Kompetenzen erhalten Mit Einschränkungen umgehen Rahmenbedingungen
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eistig fit bleiben – G Kopftraining Die Gruppe: Im Mittelpunkt stehen die Teilnehmenden Die Räumlichkeiten – Wo findet das Training statt? Die inhaltliche Gestaltung – Was ist sinnvoll? Ziele, Themen, Übungen Der Aufbau der Stunde – Wie gestalte ich ein Thema methodisch? Die Durchführung – Was ist zu beachten? pielend aktiv – S Würfel, Karten & Ideen Spielen im Alter??? Was Spiele können Spiele auswählen Regeln für die Spielleitung Themenorientiert spielen Anhang Bücher, Spiele und sonstige Materialien Dank
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Vorwort Soziale Betreuung und Alltagsbegleitung gehören heute als feste Bestandteile zum Angebot jeder Pflegeeinrichtung. Alte Menschen können überall aus einer Reihe von Aktivitäten wählen, um sich zu beschäftigen und ihren Alltag zu gestalten. Es ist uns wichtig, die vorhandenen Möglichkeiten tatsächlich auszuschöpfen und Angebote so zu gestalten, dass sie nicht nur die individuellen Interessen der Bewohner und Tagesgäste treffen, sondern zusätzlich zielgerichtet die Lebensqualität erhalten oder verbessern und dabei helfen, in der Pflegeplanung gesetzte Ziele zu erreichen. Es geht darum, vor allem die motorischen und die kognitiven Fähigkeiten alter Menschen optimal zu fördern. In den fünf Kapiteln dieses Buchs stellen wir dar, was aus unserer Sicht zu den Basics gehört für diejenigen, die beruflich oder ehrenamtlich für die Freizeitgestaltung alter Menschen im Einsatz sind. Unsere langjährigen Erfahrungen aus dem Umgang mit alten Menschen sind ebenso eingeflossen wie die Erkenntnisse, die wir aus den Beiträgen von Teilnehmenden an unseren ungezählten Fortbildungsveranstaltungen gewonnen haben. Seit vielen Jahren haben wir punktuell an unterschiedlichen Projekten gemeinsam gearbeitet, aber dies ist unser erstes gemeinsames Buch. Nachdem wir feststellen konnten, dass wir mit unseren Ideen, Büchern und Spielen gleiche oder ähnliche Ziele verfolgen, war es nur konsequent, einmal ein Buch mit grundsätzlichen Überlegungen und Hinweisen gemeinsam zu verfassen. Wir wünschen uns und den in Pflegeeinrichtungen lebenden alten Menschen, dass sie stets engagierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter finden, die es verstehen, sich bei ihren Angeboten an individuellen Wünschen und Bedürfnissen zu orientieren. Im Austausch und in 7
Kooperation mit dem Bereich der Pflege, mit Fantasie und Kreativität und mit dem nötigen Basiswissen lässt sich in der sozialen Betreuung viel Gutes bewirken. Dieses Buch gibt einen kleinen Handlungsleitfaden für die tägliche Arbeit und soll so zur Lebensqualität alter Menschen beitragen.
Im Januar 2018 Dr. Andrea Friese
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Vorwort
Bettina M. Jasper
en richtigen Schlüssel finden – D Biografiearbeit Jede Biografie ist anders Auf dem Nachtschränkchen von Herrn Ring (79) steht eine Schachtel in Größe und Format eines Schuhkartons. Das Kistchen ist äußerlich sehr unscheinbar, doch wer den Deckel abhebt, findet ein Sammelsurium an Dingen: ein kleines Fernglas, eine CD mit Vogelstimmen, einen Reiseführer Südtirol, Landkarten, einige Gesteinsproben aus den Dolomiten … Eine kleine Schatzkiste hat die Tochter zusammengestellt. Herr Ring ist seit einigen Monaten bettlägerig; aufgrund der weit fortgeschrittenen Demenz vom Alzheimer-Typ ist er nicht mehr in der Lage, verbal zu kommunizieren. Doch mithilfe der Erinnerungsstücke, die ihm aus seiner Lebensgeschichte vertraut sind und die für ihn immer von ganz besonderer Bedeutung waren, gelingt auch dem Betreuungspersonal eine Kontaktaufnahme, indem über diese vertrauten Dinge gesprochen wird. Auch wir Autorinnen haben uns mit dem Thema befasst und unsere persönlichen Erinnerungskistchen gepackt. Andrea Friese: Meine Schachtel mit einem Metallscharnier mutet schon äußerlich ein wenig an wie eine kleine Schatzkiste. Im Inneren befindet sich u.a. ein kleines Fahrrad (ich mag Radtouren im Sommer), eine kanadische Flagge (Kanada ist mein liebstes Reiseland), ein Krimi (ich lese zur Entspannung Krimis), eine CD mit Musik der 1970er Jahre … Bettina M. Jasper: Mein Kistchen an sich ist schon etwas ganz Besonderes, denn ich habe es von meiner Großtante Erna geerbt. Darin befinden sich kleine Walkingschuhe als Symbol (Bewegung ist mir ein Bedürfnis), Ostfriesentee (als Erinnerung an meine Heimat), mein E‑Book-Reader (auch ich muss immer etwas zu Lesen haben und finde den nicht nur unterwegs sehr praktisch), Schreibzeug, ein Foto von meinem Hund … 9
Übung: Packen Sie doch einmal in Gedanken oder tatsächlich eine solche Erinnerungskiste, die Sie auf Ihrem weiteren Lebensweg begleiten soll. Was müsste unbedingt hinein? Was war und ist Ihnen in Ihrem Leben besonders wichtig? Welche Dinge sind es, die Ihre Kraftquellen ausmachen? Wir haben gerade gesehen, dass jeder seine eigene Lebensgeschichte hat. Keine gleicht der anderen. Höhen und Tiefen haben auch die Bewohner in den Seniorenheimen und Gäste der Tagespflege während ihres Lebens geprägt. Das gilt es immer zu beachten und in unsere Arbeit einzubeziehen. Zudem ist es sehr spannend, in das Leben der Menschen, mit denen wir zu tun haben, ein Stück weit einzutauchen. Je besser wir unsere Bewohner und Gäste kennenlernen, desto mehr fügt sich ein Mosaiksteinchen ans andere zu einem vollständigen Bild. Dieses Wissen vom Anderen erleichtert uns den Zugang zu seiner Persönlichkeit, hilft uns dabei, die Person als Individuum im Zusammenhang mit ihrer ganz persönlichen Geschichte zu verstehen. Das bedeutet letztendlich ganzheitliche Pflege. So kann sich ein Bewohner akzeptiert fühlen. Er erfährt Anerkennung und kann so Selbstachtung und Selbstwertgefühl erhalten oder entwickeln. Natürlich wird unser Eindruck niemals mit dem Bild übereinstimmen, das der Betreffende selbst von sich hat – das gilt es immer zu bedenken. Auf jeden Fall entsteht unser Eindruck peu à peu, niemals in einem einzigen Interview oder dem Abarbeiten eines Fragebogens.
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Den richtigen Schlüssel finden – Biografiearbeit
Das Langzeitgedächtnis – ein kurzer Überblick Das Langzeitgedächtnis weist keine einheitliche Struktur auf, sondern setzt sich aus unterschiedlichen Komponenten zusammen. Die moderne Forschung unterscheidet fünf Systeme, die völlig unterschiedliche Funktionen haben.
Abb. 0.1 Semantisches Gedächtnis (s. Text) Semantisches Gedächtnis
Wissen
Episodisches Gedächtnis
Persönliche Erlebnisse
Priming
Wieder erkennen von Unbewusstem
Prozedurales Gedächtnis
Routine
Perzeptuelles Gedächtnis
Erkennen von Ähnlichem
Da ist zunächst einmal das SEMANTISCHE oder WISSENSGEDÄCHTNIS: Hierunter versteht man das erziehungs- und bildungsabhängige Wissen, also das Schul-, Berufs- und Weltwissen. Diese Fakten müssen nichts mit unserer persönlichen Biografie zu tun haben und auch nicht emotional besetzt sein, um behalten zu werden. Dieses Gedächtnis wird aktiv, wenn wir z.B. Wissensfragen stellen oder Quizkarten ins Spiel bringen.
Beispiel 1 : Auf der Reise zur Nordsee: In welcher Stadt können Sie abends in den Michel und frühmorgens auf den Fischmarkt gehen? A) Hamburg B) Bremen C) Wilhelmshaven Lösung: Hamburg
1 Aus: Jasper, Bettina M. (2014): Das Quiz – Unterwegs in Deutschland
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Dann gibt es weiterhin das EPISODISCHE GEDÄCHTNIS: Hier sind persönlich erlebte Ereignisse mit Orts- und Zeitinformation ihres Erlebens gespeichert. Es beinhaltet auch das autobiografische Gedächtnis. Die Zeitreise – nach rückwärts und vorwärts schauen zu können – ist das Wesentliche des Episodischen Gedächtnisses. Es spielt eine Rolle, wenn Bewohner „Episoden“ von ihrer Hochzeit erzählen, ihrem ersten Auto und vielem mehr.
Beispiel: Die Teilnehmer erzählen mit vielen Emotionen von ihren Erlebnissen in Hamburg – vom Geruch des frischen Meeresgetiers auf dem Fischmarkt, von den Geräuschen des Hafens, vom bunten Treiben auf der Reeperbahn … Die Inhalte dieser beiden bisher beschriebenen Gedächtnissysteme – des Semantischen und des Episodischen Gedächtnisses – können sprachlich wiedergegeben werden. Zusätzlich zu diesen beiden für die Biografiarbeit wichtigen Gedächtnissystemen gibt es noch drei weitere, die eher unbewusst arbeiten. Auch diese sollen im Folgenden kurz erklärt werden. Da gibt es zunächst das PRIMING – der Begriff bedeutet so viel wie „Prägung“ oder „Bahnung“. Neueren Forschungen zufolge werden 95% aller Informationen unterschwellig registriert, bearbeitet und gespeichert. Später können wir diese bereits bekannten Reize, Zusammenhänge und assoziativen Verknüpfungen leicht wiedererkennen und auch abrufen, wenn wir mit diesen Inhalten bewusst konfrontiert werden. Das Prinzip des Primings machen sich auch Marketing und Werbung zunutze, um Kaufentscheidungen zu beeinflussen. Läuft im Supermarkt z. B. französische Musik, greifen Kunden häufiger zu Weinen aus Frankreich 2. 2 KARREMANS, Johan C. | STROEBE, Wolfgang | CLAUS, Jasper (2005): Beyond Vicary’s fantasies. The impact of subliminal priming and brand choice, Journal of Experimental Social Psychology, Volume 42, Issue 6, November 2006, Pages 792-798
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Den richtigen Schlüssel finden – Biografiearbeit
Beispiel: Die Teilnehmer können auch unscharfe Fotos oder Teile von Bildern schneller wiedererkennen, wenn sie diese früher schon einmal gesehen haben. Das PROZEDURALE GEDÄCHTNIS steht für motorische und mechanische Fertigkeiten. Durch häufige Anwendung und Übung werden diese Prozesse zunehmend automatisiert und beanspruchen nach und nach weniger Verarbeitungskapazität. Handlungen und Bewegungsabläufe werden vom Gehirn abgerufen und automatisch umgesetzt. Beispielsweise sind Gehen, Radfahren, Tanzen, Autofahren oder Klavierspielen komplexe Bewegungen, deren Ablauf man gelernt und geübt hat und die dann ohne nachzudenken abgerufen und ausgeführt werden.
Beispiel: Es ist wichtig, durch Bewegungsübungen (oder Erinnern an Bewegungen) das prozedurale Gedächtnis zu wecken. Auch Handlungsstrategien und Gewohnheiten bleiben bis ins hohe Alter erhalten. In der neueren Gedächtnisforschung ist ein weiteres System eingefügt worden, das PERZEPTUELLE GEDÄCHTNIS. Hier geht es um eine wahrheitsbezogene Identifizierung von Objekten, das bedeutet: Ein Apfel ist ein Apfel, egal ob er grün oder rot ist, und er ist keine Birne. Das erkannte Objekt muss übrigens nicht identisch mit dem sein, das man schon einmal wahrgenommen hat; einige charakteristische Merkmale genügen, um eine entsprechende Zuordnung zu ermöglichen. Beispiel: „Der Hund sieht aus wie der, den wir früher hatten!“ Von daher ist es sehr wichtig, beim biografischen Arbeiten mit Sinnesmaterial zu arbeiten, mit Bildern und Gegenständen, um solche Erinnerungen aus dem Langzeitgedächtnis wieder abzurufen.
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Beispiel: Eine Bewohnerin blättert in einem Heimatkalender und kommentiert ein Foto: „Das Haus sieht so aus wie mein Elternhaus!“ Von daher ist es sehr wichtig, beim biografischen Arbeiten mit Sinnesmaterial zu arbeiten, mit Bildern und Gegenständen, um solche Erinnerungen aus dem Langzeitgedächtnis wieder abzurufen.
Biografie beim Heimeinzug Wenn eine Bewohnerin oder ein Bewohner in eine Senioreneinrichtung zieht oder erstmalig Gast in der Tagespflege ist, geht es zunächst einmal darum, die äußere und die innere Biografie zu ermitteln. Als ÄUSSERE BIOGRAFIE verstehen wir den Lebenslauf, der sich im kulturhistorischen Kontext entfaltet, mit all seinen objektiven Fakten. Objektive Fakten sind alle Daten, die bei der Heimaufnahme erfasst und während des weiteren Aufenthaltes in der Einrichtung gesammelt werden (z.B. Geburtsurkunde, Arztbriefe, medizinische Befunde …). Die INNERE BIOGRAFIE meint die konkreten Lebensereignisse und vor allem deren subjektive Bewertung. Subjektiv Bedeutsames muss das Individuum immer persönlich schildern. Dabei ist es wichtig zu erkennen: Die Daten und Fakten allein reichen nicht aus. Wir sprechen von objektiven Daten und subjektiven Erinnerungen, die sich letztlich zu einem Gesamtbild zusammenfügen. Dabei spielt nicht nur die Persönlichkeitsentwicklung eine wichtige Rolle, sondern auch die Entwicklung, die ein Mensch in Auseinandersetzung mit seiner Umwelt (Familie, Freunde, Gesellschaft, Kultur) durchläuft.
Möglichkeiten der Informationssammlung Um an den ausgewählten Menschen und seine Geschichte heranzukommen, kann man unterschiedliche Wege gehen. Grundsätzlich gehören Gespräche dazu – mit den Betroffenen selbst, mit Angehörigen und Bezugspersonen. Wichtige Hinweise geben oft Gegenstände 14
Den richtigen Schlüssel finden – Biografiearbeit
im Umfeld der Bewohner – Möbel, Accessoires, Fotos, Bilder, Bücher usw. Außerdem ist gute Beobachtungsgabe erforderlich, denn aus dem Verhalten und den Reaktionen lässt sich viel ablesen. Das lässt oft Schlüsse auf lieb gewordene Gewohnheiten zu, ob es sich dabei um Rituale handelt wie Atemübungen am offenen Fenster vor dem Frühstück, um Vorlieben für bestimmten Lesestoff oder Gewohnheiten wie das Hören eines speziellen Radiosenders. Für manche ist Musik der Schlüssel zum Lebenslauf. Es gibt viele Möglichkeiten. Eine wundervolle Idee, wie sich biografische Fundstücke sammeln lassen, stellt die Autorin und Gerontologin Barbara Kerkhoff 3 vor. Das liebevoll illustrierte Lebensbuch ist von Bewohnern, Angehörigen und Betreuern gleichermaßen zu füllen. Ein solches Lebensbuch ist oft der einzige Zugang zum „verloren gegangenen“ Leben.
Beispiel für ein selbst erstelltes Lebensbuch: Grundlage ist ein leeres Heft, in dem Geschichten, Daten, Erinnerungen, Gedichte, Vorlieben, Sprüche des Bewohners festgehalten werden. Das können heitere Situationen sein, aber aufgrund von universellen Erfahrungen kann auch Trauriges hier zur Sprache kommen. Eingeklebte Bilder, Fotos, Briefe usw. tragen zur kreativen Gestaltung bei. Es geht darum, möglichst viele biografische Daten, aber auch Lebensereignisse zu erfahren. Mögliche Fragen zu einzelnen Kapiteln: KINDHEIT – Wer gehört(e) zur Familie? – Musste er | sie früh in der Landwirtschaft mitarbeiten, im Haushalt helfen? – Wie wurden Festtage gefeiert? – Was waren besonders schöne Erlebnisse?
3 KERKHOFF, Barbara: Gedankenbaum. Mein persönliches Lebensbuch, siehe Anhang, S. 102
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– Welche Kriegs- oder Nachkriegserlebnisse waren von Bedeutung? – Wie hat er | sie die sogenannte „Wirtschaftswunderzeit“ erlebt? AUS DER SCHULE GEPLAUDERT – SCHULZEIT – Welche Personen waren in der Schulzeit wichtig? – Mit wem ist er | sie durch dick und dünn gegangen? AUSBILDUNG/BERUF – Konnte er | sie eine Ausbildung absolvieren? – Wie kam er | sie zum Beruf? Gefiel ihm | ihr diese Tätigkeit? FAMILIE UND FREIZEIT – Verliebt, verlobt, verheiratet … – Wer gehört(e) zur Familie? – Was waren oder sind die liebsten Freizeitbeschäftigungen? Gab oder gibt es spezielle Hobbies, vielleicht auch im Verein? – Was waren oder sind bevorzugte Reise- und Ausflugsziele? HEUTE – Was ist ihm | ihr heute wichtig? – Welche Wünsche und Hoffnungen hat er | sie noch für die Zukunft?
Auseinandersetzung mit der Zeitgeschichte Wir empfehlen allen in der Altenpflege und -betreuung tätigen Personen, sich so weit wie möglich mit der Zeitgeschichte auseinanderzusetzen. Für einen 18-jährigen jungen Mann ist es nicht einfach, sich vorzustellen, wie eine heute 95-jährige Frau in ihrer Jugend gelebt hat. Moral, politische Gegebenheiten, Wohnverhältnisse, technische Entwicklung – das sind nur einige Stichworte dazu. Vieles über die Lebensbedingungen erfahren junge Menschen im Austausch mit den Senioren, vor allem viel authentischer und intensiver als aus Geschichtsbüchern. Doch ein Minimum an Basiswissen sollte möglichst 16
Den richtigen Schlüssel finden – Biografiearbeit
schon vor biografischen Gesprächen vorhanden sein, um gezielt Gesprächsimpulse geben zu können. Das folgende Gedicht von Bertold Brecht spiegelt exemplarisch das Leben in der Vergangenheit mit seinen Wertvorstellungen wider:
Was ein Kind gesagt bekommt 4 Der liebe Gott sieht alles. Man spart für den Fall des Falles. Die werden nichts, die nichts taugen. Schmökern ist schlecht für die Augen. Kohlentragen stärkt die Glieder. Die schöne Kinderzeit, die kommt nicht wieder. Man lacht nicht über ein Gebrechen. Du sollst Erwachsenen nicht widersprechen. Man greift nicht zuerst in die Schüssel bei Tisch. Sonntagsspaziergang macht frisch. Zum Alter ist man ehrerbötig. Süßigkeiten sind für den Körper nicht nötig. Kartoffeln sind gesund. Ein Kind hält den Mund.
Bertolt Brecht (1898 – 1956) © Bertolt-Brecht-Erben / Suhrkamp Verlag 1993
Hier geht es ganz klar auch um Redensarten und Sprichwörter, die die älteren Generationen – und auch uns Autorinnen noch – als Lebensweisheiten begleitet haben. Wenn man weiß, welche Sprüche für die Bewohner wichtig waren und sind, macht das Biografie „greifbarer“.
4 „Der liebe Gott sieht alles“, aus: Bertolt Brecht, Werke. Große kommentierte Berliner und Frankfurter Ausgabe, Band 14: Gedichte 4. © Bertolt-Brecht-Erben / Suhrkamp Verlag 1993
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Biografische Modelle Montag
Dienstag
Mittwoch
Donners tag
Freitag
Samstag
Gedächt nistraining
Gymnastik
ERZÄHL CAFÉ
Koch gruppe
Singen
Spielend aktiv
In fast allen Gruppenstunden wird Biografiearbeit integriert. Erzählungen von Selbsterlebtem, Selbsterfahrenem sind wie das Salz in der Suppe – erst durch den Austausch von Erinnerungen kann sich Verständnis füreinander aufbauen. Durch das gemeinsame Eintauchen in Erinnerungen werden Gemeinsamkeiten entdeckt und vergangene Zeiten leben wieder auf. Sitzen mehrere Generationen zusammen, fördert dies den Aspekt des Einander-Kennenlernens. Jedoch ist immer zu beachten, dass zu einer Biografie nicht nur die Vergangenheit gehört. Sie umfasst ebenso die Gegenwart und vor allem die Zukunft. Das wird beim Schwelgen in Erinnerungen häufig vergessen. Sehr oft hören wir MitarbeiterInnen in Einrichtungen einen alten Menschen fragen „Was haben Sie früher gern gegessen | gesungen | gelesen …?“ Indirekt hört sich das so an, als hätte jemand sein Leben an der Pforte abgegeben und täte all das jetzt nicht mehr. Dabei wollen wir doch gerade die Kontinuität fördern. Von einem Menschen möchten wir nicht nur gerne seine Erlebnisse erfahren, sondern gleichermaßen seine Einstellungen, seine Meinungen, seine Haltung gegenüber aktuellen Fragen. Und seine Wünsche für die Zukunft – das kann morgen, nächste Woche oder nächstes Jahr sein – die gehören auch dazu. Im Folgenden stellen wir einige Modelle biografischen Arbeitens vor, mit denen wir sehr gute Erfahrungen gemacht haben.
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Den richtigen Schlüssel finden – Biografiearbeit
Der Erinnerungskoffer Das Leder des Koffers ist brüchig und der Inhalt ist alt; aber das soll so sein, denn im Koffer steckt die Vergangenheit ... So finden wir dort viele Alltagsgegenstände von der Sammeltasse bis zum Glanzbildchen, vom umhäkelten Taschentuch bis zum Igel Mecki. Diese „Schatztruhe“ kann den Zugang zu den Menschen erleichtern. Wenn die Worte verloren gegangen sind, hilft oftmals der biografische, emotionale Rückblick anhand von Gegenständen. Der Koffer stellt sowohl bei der Einzelarbeit als auch in der Gruppe eine Methode dar, die die Herzen öffnet. Darum ist ein solcher Koffer gerade auch bei der Erinnerungsarbeit mit Menschen mit Demenz zu empfehlen. Alternativ zum Koffer kann auch eine themenbezogen gestaltete Schachtel verwendet werden. Bekannte und vertraute Gegenstände bieten vielfältige Anlässe für ein Gespräch. Stöbern Sie im Keller oder auf dem Dachboden, sicherlich finden Sie noch das eine oder andere „Schätzchen“ aus der Vergangenheit. Wichtig: Wählen Sie Themenbereiche aus, die Ihren Teilnehmern wichtig sind und die einen biografischen Bezug haben! Erkundigen Sie sich eventuell bei den Angehörigen danach.
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Beispiele: EIN ALTES POESIEALBUM – Kennen Sie noch die alten Sprüche? (Vorlesen und ergänzen lassen.) Wer durfte ins Album schreiben? (Mitschüler, Lehrer …) TELEFON MIT WÄHLSCHEIBE – War Ihr erstes Telefon schwarz oder weiß? Wann haben Sie es bekommen? Wie funktionierte es? Wie unterscheidet es sich von heutigen Telefonen? (Erzählen lassen.) PARFUMFLAKON – Welches Parfum haben Sie gerne benutzt? Zu welchen Anlässen? Hatten Sie eine Frisierkommode, auf der Ihr Flakon stand? Was bedeuten Duftwässer Ihnen heute? EIN BRIKETT, EVENTUELL MIT AUFDRUCK – Wie war das, als Sie mit Kohle heizen mussten? Kennen Sie den Ausdruck „Glück auf!“? Können Sie sich noch an Ihre erste Zentralheizung erinnern – wie war das für Sie? EIN ALTER SCHLÜSSEL – Wofür könnte der gewesen sein? Eine Truhe? Eine Kellertür? Was mag darin, dahinter gewesen sein?
Kochbuch der Erinnerungen Ein Vorschlag der besonderen Art ist das „Kochbuch der Erinnerungen“ von Anke Heitzer 5. Es ist im Senioren- und Pflegeheim Landhaus im Laspert (Remscheid) entstanden, gesammelt von Anke Heitzer als Leiterin der Sozialen Betreuung. Es roch so gut im Haus vor dem Mittagessen, und der Geruch erinnerte eine Bewohnerin an die Apfelklöße mit brauner Butter, die ihre Mutter so wunderbar zubereiten konnte. Das Gespräch darüber gab der Autorin den Anstoß, mit den Bewohnern ein eigenes Kochbuch zu schreiben. Das Besondere: Wenn man das Buch durchblät5 Heitzer, Anke: Kochbuch der Erinnerungen, siehe Anhang, S. 101
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Den richtigen Schlüssel finden – Biografiearbeit
tert, merkt man, dass immer auf der linken Seite das Rezept aufgeschrieben ist und auf der rechten Seite (rot unterlegt) der Kommentar der Beteiligten. Anke Heitzer schreibt im Vorwort: „Und so kam ein Rezept zum anderen. Zum Erinnern der Rezepte gehört aber mehr als das Aufschreiben von Gramm- und Pfundangaben. Auf einmal ist die Erinnerung an den eigenen Obstgarten wieder ganz nah und lebendig, die Gemüsesuppe riecht in der Erinnerung so gut … Wir bekommen eine Vorstellung davon, mit wem die Bewohner in früheren Jahren gemeinsam am Tisch saßen, welches Lieblingsrezept der strenge Vater hatte und wie lustig es war, als Charlotte beim Kuchenbacken Zucker und Salz verwechselte.“ Ein solches Kochbuch kann man leicht selbst mit seiner Gruppe erstellen und dann z.B. beim Basar oder Tag der Offenen Tür verkaufen. So kann man gleich auch traditionelle Rezepte an die nächste Generation weitergeben …
Musikalische Zeitreisen Auch Lieder und Songs eignen sich als Einstieg für Zeitreisen. Auf der emotionalen Ebene kann die richtige Musik Gefühle aktivieren und Erinnerungen an emotional meist positiv gefärbte Erlebnisse der Vergangenheit wecken. Ob erste Liebe, eigene Hobbies wie Singen und Musizieren oder Zeitgeist und herrschende Moral – Musik lockt Erinnerungen hervor. 6 Henry Miller sagte einmal: „Musik ist der Dosenöffner der Seele“. Das können wir nur bestätigen. Besonders das gemeinsame Singen biografisch relevanter Lieder übt eine positive Wirkung auf das Befinden aus. Das können Volkslieder, Schlager oder Operettenlieder sein – hier können Gespräche über Hintergründe der Lieder, Interpreten und die Zeitgeschichte Anlässe sein, gemeinsame Erinnerungen auszutauschen.
6 Vgl. JASPER, Bettina M. / WILLIG, Simone: Musik bewegt. Mit Evergreens Herz und Hirn aktivieren. Siehe Anhang, S. 102. Das Buch zeigt an Beispielen, wie durch Melodien und Texte Erinnerungen wach werden.
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Erinnerungsreise durch die Zeitgeschichte – Beispiel: Die Fünfziger Jahre 7 Den Tisch zieren Gegenstände, die in den 1950er-Jahren noch typisch waren und die noch in manchen Haushalten aufzutreiben sind. Hier eine kleine Auswahl: Fuchskragen mit Kopf und Schwanz, alte Schallplatten, ein Hula-Hoop-Reifen, ein Kinderbuch (z.B. Nesthäkchen), ein Nostalgie-Blechschild, alte Schnittmusterbögen von Burda, Schiefertafel mit Griffel, D-Mark-Münzen, Blechspielzeug (gibt es heute wieder als Reproduktionen zu kaufen), alte Briefe mit Marken, Programmheftchen von Filmen und vieles mehr. Wenn Sie die Teilnehmer auch musikalisch einstimmen mit Liedern wie „Tanze mit mir in den Morgen“ (Gerhard Wendland) oder „La Paloma“ (Hans Albers), steigen bei allen, die diese Zeit erlebt haben, Erinnerungen auf. Bei einer solchen Erinnerungsreise ist zu beachten, dass alle Teilnehmer einen Bezug zum Jahrzehnt haben sollten. Auch wenn die Altersspannen der Teilnehmenden unterschiedlich sind, ist es sehr spannend, wenn die verschiedenen Altersgruppen ihre Erfahrungen und Erinnerungen austauschen und die biografischen Aspekte zu differenzierten Ergebnissen führen. Wenn die Teilnehmer noch aus unterschiedlichen kulturellen Bereichen kommen und andere soziale Prägungen erfahren haben, ist eine solche Erzählrunde für alle eine große Bereicherung. Wichtig ist: Alle Erinnerungen sind wahr und unverfälscht, auch wenn sie sich gelegentlich ausschließen mögen. Niemand – weder die Leitung noch Teilnehmer – ist in solchen Situationen gehalten, „Schiedsrichter“ zu spielen. Die Erinnerung an biografische Ereignisse ist oft eine Interpretation der Erlebnisse, abhängig von neuen Informationen, Ansichten und Vorstellungen. 8 7 Tipp: JASPER, Bettina M.: Das Alltagsgeschichtenbuch.Und: Das Alltagsgeschichtenbuch 2. Siehe Anhang, S. 102 8 Wenn eine Erinnerung wiederholt abgerufen und neu eingespeichert wird, ist der Zustand des Menschen bei der Neueinspeicherung nicht der gleiche wie bei der ersten. So kommt es, von der Person unbemerkt, zu Verfälschungen, der Grundgehalt der Erinnerung bleibt jedoch immer bestehen. Man konnte nachweisen, dass man Personen gezielt zu Fehlerinnerungen führen kann. 45 % der „Zeugen“ eines Films erinnerten sich „falsch“.
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Den richtigen Schlüssel finden – Biografiearbeit
Tipp: Einladung zur 1950er-Jahre-Party Laden Sie die Bewohner und Angehörigen der Wohngruppe zu einem Nachmittag oder Abend im Stil der 1950er Jahre ein! Wer Lust hat, kann gerne im Look der Fünfziger kommen – vielleicht findet sich noch ein Petticoat im Kleiderschrank? Eine Wandzeitung mit Fotos aus dieser Zeit bringt die Erinnerungen ins Gedächtnis und regt zum Austausch an: Weißt du noch? Ach, das hatte ich auch … Fotos können von Bewohnern ausgeliehen werden, auch im Internet gibt es Bilder. Eine Ausstellung mit Gegenständen von der Tütenlampe bis zur Flotten Lotte lädt zum Anfassen ein. Organisieren Sie ein Party-Buffet mit Häppchen aus der Wirtschaftswunderzeit – hier werden alle Sinne angeregt. Führen Sie eine Hitparade der schönsten Schlager aus den Fünfzigern durch. Schon im Vorfeld wählen die Bewohner drei Lieder aus einer Liste von ca. 15 vorgegebenen Titeln aus – auf der Party werden dann die Schlager von Rang 15 bis Platz 1 nach und nach abgespielt.
Biografiearbeit in der Einzelbetreuung Zu den Aufgaben im Sozialen Dienst gehört auch die Betreuung von bettlägerigen Menschen, insbesondere derer, die aufgrund ihrer fortgeschrittenen Demenz nicht mehr in der Lage sind, sich verbal zu äußern. Hier ist die Zusammenarbeit mit den Angehörigen sehr hilfreich. So hat beispielsweise die auf Seite 9 erwähnte Tochter von Herrn Ring für den Vater eine spezielle Erinnerungsschachtel zusammengestellt: in der persönlichen Erinnerungsschachtel des begeisterten Bergsteigers und Naturliebhabers befanden sich sein alter Fotoapparat, sein Fernglas, ein Vogelbestimmungsbuch und noch vieles mehr. Diese Dinge packte die für ihn zuständige Betreuungskraft dann bei ihrer täglichen Runde auf seinem Bett aus, beschrieb sie ihm und ließ ihn daran füh-
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len. Jede Woche erneuerte sie vor seinen Augen den Meisenknödel an seinem Fenster, durch das er hinausblickte … Eine andere Bewohnerin – nicht bettlägerig, aber hochgradig dement – wurde jeden Tag mit einer speziellen Schachtel zum Thema Hunde aktiviert – das war ihr wichtigstes Lebensthema! Diese Schachtel enthält einen Wurfring, spezielle Hunde-Leckerlis, Hundebilder … Die Anregung, dafür eine leere Videohülle zu nutzen, stammt übrigens aus dem Buch „Die TTB – Fühlschnur: Materialien zur wertschätzenden Kurzaktivierung“ von Bettina Rudert und Bernd Kiefer. 9 Auf ähnliche Weise kann man mit den Tipptafeln arbeiten, die Bettina M. Jasper vor vielen Jahren in der Einzeltherapie mit Menschen mit kognitiven Einschränkungen und mit Demenz entwickelt hat 10. Sie sind auch geeignet zur Arbeit mit geistig fitten alten Menschen. Über Alltagsthemen kommen wir ins Gespräch. Da erfahren wir viel über die Betroffenen und können gleichzeitig verschiedene therapeutische Ziele verfolgen.
Tipp: Erstellen Sie zusammen mit dem Bewohner | der Bewohnerin ein persönliches Biografie-Spiel BEISPIEL 1: Schauen Sie sich gemeinsam einen dicken Warenhauskatalog an, schneiden Sie Möbelstücke und Accessoires aus – überlegen Sie gemeinsam, wie eine Wohnung eingerichtet werden soll. 11 BEISPIEL 2: Erstellen Sie ein einfaches Brettspiel mit Aktions- und Ereigniskarten, die an Situationen und Ereignisse aus der Biografie anknüpfen.
9 KIEFER, Bernd / RUDERT, Bettina: Die TTB-Fühlschnur. Materialien zur wertschätzenden Kurzzeitaktivierung, siehe Anhang, S. 102 10 JASPER, Bettina M.: Tipptafeln. Wetter – Musik – Essen und Trinken, siehe Anhang, S. 104 11 Tipp für ein fertiges Spiel mit vielen biografischen Fragen, Spielplänen und Bildmaterial: FRIESE, Andrea: Bei uns zu Hause. Ein Biografiespiel, siehe Anhang, S. 103
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Den richtigen Schlüssel finden – Biografiearbeit
Biografiearbeit – Risiken und Chancen Wir möchten an dieser Stelle darauf hinweisen, dass jeder Bewohner seine eigene, subjektive Sicht der Dinge hat, die vielleicht von Angehörigen anders gedeutet werden. Unser Gehirn formt seine Erinnerungen selbst. Individuelle oder kollektive Erinnerungen spiegeln niemals die tatsächliche Vergangenheit wider. Das bedeutet: Wenn eine Erinnerung wiederholt abgerufen und neu eingespeichert wird, ist der Zustand des Menschen bei der Neueinspeicherung nicht der gleiche wie bei der ersten. Das ist wie beim passionierten Angler – je öfter er von seinem Fang erzählt, desto größer wird der Fisch … In der Realität lassen sich Schilderungen von Ereignissen und Erlebnissen nicht eben in einfache Schemata nach „richtig“ oder „falsch“, „wahr“ oder „unwahr“ einordnen. Im Alter haben Menschen das Bedürfnis, noch einmal zu bilanzieren und dem zurückgelegten Lebensweg einen Sinn zu geben, ihr Leben abzurunden. So führt ein positiver Lebensrückblick zu einer höheren Lebenszufriedenheit. Das betrifft auch Menschen mit Demenz. Wenn diese auch die Erinnerungen der letzten Wochen, Monate oder Jahre oft wenig (Stufe 1 und 2) oder gar nicht (Stufe 3) präsent haben, so können sie aber viele Dinge aus ihrer Jugendzeit berichten. Sie verlieren langsam ihr Selbst, es kann auch zu Persönlichkeitsveränderungen kommen. Umso stärker legt man in Bezug auf die Aktivierungen des Gehirns Wert auf das, was die Lebenszufriedenheit des Menschen erhöht: erfolgreiches Abrufen des positiven Rückblicks auf das gelebte Leben. Sicherlich gibt es auch Risiken bei der Biografiearbeit: –– Eine Konfrontation mit Defiziten ist möglich. –– Nicht jede(r) erinnert sich gern; möglicherweise werden negative, schmerzliche Erinnerungen geweckt. Wichtig ist, dass die Intimsphäre gewahrt bleibt, niemand darf zum Erzählen genötigt werden.
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–– Je nach Stadium der Demenz ist der Mensch nicht mehr durch Erinnerungsarbeit erreichbar; hier müssen andere Zugänge gesucht werden (Validation, Basale Stimulation, Snoezelen …). –– Es kann zu einer Betonung des asymmetrischen Verhältnisses zwischen Pflegenden und Gepflegtem kommen, wenn der Pflegende nicht im Gegenzug auch aus seinem Leben berichtet. –– Machtpotentiale entstehen. –– Es besteht die Gefahr von Interpretationen und Missdeutungen. Die positiven Aspekte überwiegen jedoch, wenn Biografiearbeit entsprechend professionell gehandhabt wird. Durch das Interesse an der Lebensgeschichte bekunden wir die Wertschätzung des Einzelnen. Gleichzeitig stärken wir dadurch das Selbstwertgefühl. Im Übrigen dürfen auch gelegentlich negative Erinnerungen hochkommen, wenn sich die entsprechende Mitarbeiterin zutraut, damit umzugehen und die Situation wieder aufzufangen. Schließlich besteht das Leben nicht nur aus angenehmen Ereignissen und Erfolgen, sondern es gibt gerade im Alter oft noch Unerledigtes aufzuarbeiten. Schlussendlich muss jede Betreuungskraft für sich ganz persönlich entscheiden, ob sie solche Themen anstößt. Das setzt schließlich bei ihr Lebenserfahrung und Reife voraus, etwas das auch – aber nicht nur – mit dem Lebensalter zusammenhängt. Nicht zuletzt erhöht sich durch erfolgreiches Abrufen des positiven Lebensrückblicks auf das gelebte Leben die aktuelle Lebenszufriedenheit des Einzelnen. 12 12 Dass durch gemeinsame Zeitreisen auch das Lebensgefühl gestärkt wird, beweist die Counterclockwise-Studie (übersetzt „Gegen den Uhrzeigersinn“) von Ellen Langer. 80-jährige Probanden lebten eine Woche lang in einer Umgebung, wie sie 20 Jahre zuvor existiert hatte. Diese Reise in die Vergangenheit wirkte wie eine körperliche und seelische Verjüngungskur: die Teilnehmer zeigten u. a. eine Minderung von Arthritis und Zunahme ihrer Intelligenz, außerdem wirkten sie auf neutrale Beobachter jünger als ihr tatsächliches Alter. Die Mitarbeiter der Dresdner Seniorenresidenz AlexA haben mit einem speziellen Raum mit DDR-Devotionalien sehr gute Erfahrungen gemacht. Vertraute Gegenstände aus der DDR-Zeit helfen Menschen mit Demenz dabei, sich an ihre Vergangenheit zu erinnern und ein positives Lebensgefühl zu vermitteln.
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Den richtigen Schlüssel finden – Biografiearbeit
ber bitte mit Sinn! – A Themenorientiert aktivieren Thematisches Arbeiten ermöglicht es, sich während einer begrenzten zeitlichen Einheit mit einem bestimmten Thema auseinanderzusetzen. Welche Vorteile bietet eine thematische Aktivierung gegenüber einer Einheit mit Themen-Mix?
Der rote Faden Der rote Faden schlängelt sich durch viele Aktivierungseinheiten – es sind Leitmotive, Themen, charakteristische Besonderheiten, die das Ganze prägen und Orientierungshilfe geben. Warum ist es uns wichtig, dass „ein roter Faden durch das Ganze durchgeht, den man nicht herauswinden kann, ohne alles aufzulösen, und woran auch die kleinsten Stücke kenntlich sind“? 13 Wenn wir an die 1980er-Jahre zurückdenken, war es damals tatsächlich noch etwas Besonderes, mit Bewohnern von Altenheimen thematisch zu arbeiten. Heute ist es jedoch ganz normal, dass Aktivitäten einem Thema untergeordnet werden. Alle Aktivierungen, die wir mit Bewohnern oder Gästen durchführen, sollen nicht reiner Selbstzweck oder bloße Beschäftigung, sondern inhaltlich von Bedeutung sein und sinnvolles Erleben ermöglichen. Gibt es ein klar erkennbares Thema – für welche Aktivität auch immer – dann kann jeder sich gedanklich vorbereiten, mitdenken, sich einbringen. Die neuere Gedächtnisforschung unterstreicht die Sinnhaftigkeit: Die Zugänglichkeit eines Sachverhaltes wird leichter, wenn er für eine bestimmte Zeitdauer im Kopf aktiv ist. Werden Inhalte erstmalig auf13 GOETHE, Johann Wolfgang von (1809): Die Wahlverwandtschaften, 2. Teil, 2. Kapitel
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gegriffen, werden diese im Gedächtnis gespeicherten Informationen durch wiederholte Zugriffe zugänglicher, d.h. können schneller abgerufen werden. Inhalte, die thematisch übereinstimmen, werden also besser erinnert. Vertiefende Denkprozesse werden ermöglicht, auch bei Personen mit weniger kognitiven Ressourcen. Wenn man beim Thema bleibt, bietet das weniger Ablenkung als ein Hin-und-HerSpringen von Gedankenreizen. Besonders bei Menschen mit Demenz zeigt sich, dass sie durch das zeitlich intensivere Befassen mit einem Thema eher einen Zugang zu noch vorhandenen sogenannten Erinnerungsinseln im Langzeitgedächtnis finden.
Was sind Erinnerungsinseln? Es handelt sich dabei um einzelne, meist undeutliche Erinnerungen aus der Jugend- oder Erwachsenenzeit, die als wichtig oder prägend bewertet werden und auch von Menschen mit Demenz unter bestimmten Voraussetzungen noch aus dem Langzeitgedächtnis abgerufen werden können. Erreicht werden kann dies durch die bewusste Beschäftigung mit Themen, die für den betreffenden Menschen früher eine Rolle gespielt haben. In den Aktivierungen sollen möglichst alle Sinne angesprochen werden, aber auch das miteinander Erzählen und Singen lassen Gefühle und Emotionen wieder aufleben. Im Zusammenwirken dieser Faktoren finden auch diejenigen Zugänge zum Thema, die die Wortbedeutung nicht mehr verstehen. Es bringt jedoch nicht nur den Teilnehmenden Vorteile, wenn Aktivitäten sich an einem Thema orientieren, sondern ist auch für die Anleitenden sehr hilfreich. Ressourcen werden gebündelt: Die Vorbereitung auf ein Thema benötigt weniger Zeit als auf einen Themen-Mix. Bereits in der Vorbereitung von Aktivierungseinheiten zeigt sich häufig, dass Themen, die wir aktuell im Fokus haben, ständig Assoziationen wecken. Dies hat mit der selektiven Wahrnehmung zu tun, d.h. unsere Erwartungen, Einstellungen und Interessen beeinflussen unsere Auswahl der wahrgenommenen Sinneseindrücke. So sieht 28
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jemand, der sich ein neues Auto kaufen will, ständig das gewählte Modell an sich vorüberfahren.
Beispiel: Möchten wir das Thema TAGEBÜCHER aufgreifen, entdecken wir in unserem Umfeld plötzlich jede Menge Brauchbares – einen Artikel in der Zeitung, ein altes Tagebuch, ein Gedicht usw. Ähnliches gilt für alle anderen Schwerpunkte. Kurz: Allein das Wissen über ein geplantes Thema liefert jede Menge Anhaltspunkte und Gestaltungsideen. Zudem können bei so erfolgter Langzeitplanung die Teilnehmenden schon im Vorfeld in die Planung einbezogen werden. Diese gehen genauso „auf die Pirsch“ und suchen Material zum Thema. Damit sind sie nicht nur in der eigentlichen Veranstaltung aktiviert, sondern weit darüber hinaus.
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estaltungsbeispiele zu unterschiedlichen G Themen Montag
Dienstag
Mittwoch
Donners tag
Freitag
Samstag
Gedächt nistraining
Gymnastik
THEMEN– RUNDE WETTER
Koch gruppe
Singen
Spielend aktiv
Es gibt viele Gestaltungsmöglichkeiten thematisch orientierter Aktivierungsrunden, die alle Teilnehmer einer Gruppe ansprechen, bei denen jeder mitmachen kann: Quiz, Vorlesetexte, Lieder, Gedichte … Ein Thema kann unter verschiedenen Aspekten und mit diversen Aktivitäten und Materialien angegangen werden. Dadurch werden unterschiedliche Gehirnareale aktiviert und trainiert: Langzeitgedächtnis, Kurzzeitgedächtnis, Wortfindung, Assoziatives Denken, verschiedene Wahrnehmungssysteme … Die Bearbeitung jahreszeitlicher Ereignisse unterstützt die zeitliche Orientierung im Jahreslauf. Auch Bewegungsübungen lassen sich in ein Themenkonzept integrieren. Passend zum Thema fallen sie manchen bewegungsungeübten Teilnehmern leichter. Die Kombination solcher verschiedener Aktivitäten wie Denken, Bewegen, Spielen, Singen usw. wird zu einem ganzheitlichen Angebot, wenn sie durch ein Thema wie mit einem roten Faden verbunden sind. Im Folgenden stellen wir einige Themen vor und zeigen Möglichkeiten auf, wie sie sich gestalten lassen.
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Beispiel 1: Aktivierungsrunde zum Thema Wetter 14 Bereits die TISCHDEKORATION weist auf das Thema hin: z.B. ein T aschenschirm, eine Regenhaube, ein Windrad, ein Drachen, ein Wetterhäuschen, ein Thermometer, Fichtenzapfen … Schon kurz nach dem Eintreffen im Gruppenraum erzählen die Teilnehmer, inspiriert durch die Gegenstände auf dem Tisch, von eigenen Erlebnissen, betasten Dinge, stellen Vermutungen an. Die Gruppenleitung regt mit gezielten FRAGEN und SCHLÜSSELBEGRIF FEN zu Gesprächen und Diskussionen an – hier einige Beispiele: – Sie kennen sicherlich den Spruch: Es gibt kein schlechtes Wetter – man muss sich nur richtig anziehen. Was meinen Sie – stimmt das? – Haben Sie schon einmal einen total verregneten Urlaub gehabt? Was haben Sie in dieser Zeit unternommen? – Was ziehen Sie an, wenn es draußen regnet? Was gehört ins Gepäck als Regenschutz für unterwegs? – Bei welcher Gelegenheit sind Sie schon einmal von einem richtigen Wolkenbruch überrascht worden? SPRICHWÖRTER UND REDENSARTEN zum Thema Wetter gibt es in Hülle und Fülle; diese können auch kognitiv schwache Teilnehmer ergänzen. Die nachfolgende BEWEGUNGSGESCHICHTE „Ein Hut, ein Stock, ein Regenschirm“ macht Spaß und regt zum aktiven Mitmachen an: beim Sprechen der Silben werden auf dem Tisch mit den Händen im Rhythmus Bewegungen ausgeführt. 14 Ausführliche Kurzaktivierungen zu verschiedenen Wetterphänomenen sind in den Jahreszeitenbüchern von Andrea FRIESE ausgearbeitet, z.B. im „Herbstvergnügen“ geht es um die Themen „Wind“, „Regen“ und „Schirm“, in den „Winterfreuden“ um „Glatteis“ und in der „Sommerfrische“ um die „Sonne“ und natürlich „Sommergewitter“. Siehe Anhang, S. 101
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Eine WORTSAMMLUNG schließt sich an, das können Begriffe sein, die mit „Wetter“, „Wind“, „Regen“ usw. beginnen. Einige QUIZFRAGEN animieren die Teilnehmenden, ihr Wissen unter Beweis zu stellen – z.B.: – Wenn die Frau das Wetterhäuschen verlässt, … A) sinkt der Luftdruck B) ist schönes Wetter in Sicht C) wird es bald bewölkt Lösung: B) Bei schönem Wetter und trockener Luft erscheint am Wetterhäuschen gewöhnlich eine Frau im Sommerkleid, bei feuchter Luft ein Mann mit Regenschirm 15. Die GESCHICHTE vom FLIEGENDEN ROBERT aus dem Struwwelpeter ist vielen noch aus der eigenen Kinderzeit bekannt. Zum Abschluss singt die Gruppe gemeinsam ein LIED, das thematisch zum Wetter, aber auch zur Jahreszeit passt. Da die Teilnehmenden an Aktivierungsrunden unterschiedliche Voraussetzungen in Bezug auf ihre kognitive Leistungsfähigkeit, ihr Vorwissen und ihre Interessen mitbringen, sollten die Inhalte methodisch so aufbereitet werden, dass sie möglichst vielen Teilnehmern zugänglich sind. Wenn beispielsweise die Quizfragen mehrere Antwortmöglichkeiten vorgeben, fällt dem Teilnehmenden das Beurteilen einer Sache etwas leichter. Ist jemand geistig sehr fit und kennt sich zudem im Thema aus, stellt die anleitende Person nur die Frage, ohne Antwortmöglichkeiten vorzugeben. Das richtige Ergebnis ohne jede Hilfestellung zu wissen, gibt der Person eine Menge Kompetenzgefühl. Spürt die Gruppenleitung, dass ein bisschen Unterstützung nötig ist, kann sie die Auswahlvorgaben A – B – C vorlesen. Braucht es etwas
15 Beispiel aus den Quizkarten von Bettina M. JASPER: Das Quiz. Wetter, siehe Anhang, S. 104
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mehr Hinweise, kann sie – sozusagen als Joker – eine falsche Antwort beim Vorlesen weglassen. Thematische Einheiten können in kleinen oder großen Gruppen durchgeführt werden, aber auch mit Kleinstgruppen von zwei bis drei Personen, in der Einzelbetreuung und in Aktionen mit bettlägerigen Personen. Auch für die Einzelaktivierung gibt es weitere Werkzeuge bzw. Materialien wie die TTB-Fühlschnüre und TTB-Boxen, die im Buch „Die TTBFühlschnur“ von Bettina Rudert und Bernd Kiefer beschrieben sind. 16 Die Autoren zeigen sehr anschaulich, wie sich themenbezogene Fühlschnüre für die Einzelbetreuung anfertigen lassen. Die Fühlschnur wird aus einer ca. 45 cm langen Schnur hergestellt, an der fünf bis sechs Objekte befestigt werden. Die Gegenstände sind immer themenbezogen und an der Biografie orientiert. So können das z.B. für einen passionierten Angler verschiedene Köderhaken sein. Grundlage der TTB-Boxen sind Video-Leerhüllen; sie lassen sich gut beschriften und übersichtlich aufbewahren. Die TTB-Boxen haben wir auch personenbezogen angefertigt, z.B. für eine Bewohnerin mit Demenz zum Thema Hund: mit Hundefotos, einem Leckerli, einem Wurf ring – alles was hineinpasst.
Beispiel 2: Themenbox zum Thema Hund In der Schachtel liegen die BUCHSTABEN N U H D. Die sollen zum entsprechenden Wort HUND zusammengesetzt werden. SPRICHWÖRTER UND REDENSARTEN zum Thema finden sich auf einzelnen Kärtchen, der Anfang auf der Vorderseite, der Schluss auf der Rückseite. Hier einige Beispiele: 16 KIEFER, Bernd | RUDERT, Bettina: Die TTB-Fühlschnur. Materialien zur wertschätzenden Kurzzeitaktivierung, siehe Anhang, S. 102
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– Da wird der Hund in der Pfanne … verrückt – Bellende Hunde … beißen nicht. – Dort liegt der Hund … begraben. – Viele Hunde sind … des Hasen Tod. – Die beiden sind wie Hund und … Katze. Ein kleiner WURFRING aus Gummi regt zum Gespräch, aber auch zur motorischen Aktivierung, etwa mit Fingerübungen, an und zum Erzählen: Womit hat die Bewohnerin ihren Liebling beschäftigt? Wie funktioniert ein solches Apportierspielzeug? Ein Hundeleckerli passt auch in die Themenbox, vielleicht für den Hundebesuchsdienst bei der nächsten Veranstaltung. FOTOS ODER POSTKARTEN verschiedener Hunderassen laden zum Anschauen ein. In der Box befinden sich Bilder von Cockerspaniel, Collie, Dackel, Pudel, Retriever, Schäferhund, Spitz, Scotch Terrier und Yorkshire Terrier. Natürlich findet sich auch ein Bild ihres geliebten Hundes darunter, mit dem sie 15 Jahre lang ihre Wohnung geteilt hat und der ihr ganzer Lebensinhalt war und in der Erinnerung auch jetzt noch ist. In diesem Stil haben wir weitere Themenboxen erstellt, z.B. für die Gartenfreundin zum Thema Blumen und Pflanzen und für die ehemalige Kosmetikerin mit einer Sammlung von diversem Modeschmuck und einem kleinen Handspiegel. Ein themenorientierter Zimmerwagen eignet sich, um bettlägerige Bewohner zu besuchen; im Folgenden ein Beispiel hierfür.
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Beispiel 3: Themenwagen Karibische Träume Zum Thema KARIBISCHE TRÄUME wird ein Transportwagen bestückt – aus dem CD-Player tönt Calypso-Musik, eine Kiste mit Sand und Muscheln lädt zum Fühlen ein, dazu wird ein Fruchtcocktail serviert. Wenn der | die Bettlägerige dazu in der Lage ist, kann er | sie den Sand berühren, durch die Finger gleiten lassen, sich eine Muschel heraussuchen. Die Betreuungskraft regt mit gezielten FRAGEN und SCHLÜSSEL BEGRIFFEN zum Gespräch an – hier einige Beispiele: – Woran erinnert Sie dieser Sand? (Urlaub am Strand, am Meer …) – Was ist das Besondere an der Muschel, die Sie gerade gefunden haben? (Sie ist glatt, erinnert an Porzellan, sieht aus wie eine Schnecke …) – Halten Sie sie ans Ohr – hören Sie das Meer rauschen? – Haben Sie früher Muscheln gesammelt? Wenn ja, wo (An der Nordsee, am Strand, an der Küste, im Urlaub, in Holland …) – Was gibt es im Urlaub am Meer noch alles zu sehen? (Schiffe, Boote, Sand, Strandkörbe, Leuchtturm, Wellen, Möwen …) Wenn keine verbale Reaktion mehr möglich ist, kann die Betreuungskraft selbst die Dinge beschreiben. Mit den Muscheln können Muster in den Sand gelegt werden. Die folgenden SCHLAGERTITEL werden ergänzt und vielleicht auch vorgespielt: – Pack die Badehose … (ein). – Nimm uns mit Kapitän, auf die … (Reise). – Wenn bei Capri die rote Sonne im … (Meer versinkt) – Seemann, lass das … (Träumen) – Seemann, deine Heimat ist das … (Meer).
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Ein themenorientiertes Programm eignet sich für unterschiedliche Formate wie Kurzaktivierungen, Therapeutischer Tischbesuch, Themennachmittage, Gedächtnistrainingsrunden, Gymnastikstunden, Erzählcafé, Mottowochen … Hier sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt. Ein weiterer Aspekt ist in diesem Zusammenhang noch sehr wichtig – der Trainingseffekt. Dadurch, dass wir Aktivitäten einem Thema unterordnen, werden gleiche oder ähnliche Übungen nicht langweilig, wenn wir sie wiederholen. Und Wiederholung brauchen wir, um überhaupt Trainingseffekte zu erzielen, egal, ob es sich um motorische oder kognitive Aktivitäten handelt. Wenn wir z. B. einen Stein zwischen den Handflächen rollen und uns dabei vorstellen, es sei ein Schneeball beim Thema Wetter, ist das die gleiche Übung wie Kartoffelklöße formen beim Thema Essen & Trinken.
Mit Herz & Hirn & Hand: Aktivitäten abwechslungsreich und effektvoll zusammenstellen Strukturiert planen Es hat sich in der Praxis bewährt, bestimmte Regeln beim Aufbau der Angebote einzuhalten. Auch wenn das Ergebnis bei jedem Angebot anders aussehen kann, hilft ein vorher gezielt geplanter Stundenaufbau bei der praktischen Durchführung. Erfahrungsgemäß benötigen die Teilnehmer sehr klare und nachvollziehbare Strukturen. Sie wollen wissen, was auf sie zukommt, wenn sie Angebote wahrnehmen. Ein solches Gerüst gibt ihnen Halt und Sicherheit. Einstieg, Erarbeitung und Schluss einer Einheit sollten auf jeden Fall aufeinander aufbauen und in einem sinnvollen Zusammenhang stehen. Wichtig ist zunächst das Hinführen zum Thema, dann das Arbeiten am Thema und zum Schluss der Ausklang.
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Sinnliches Material nutzen Für den Einstieg überlegen wir uns gern sinnliche Elemente, z.B. Gegenstände oder Bilder auf dem Tisch. Wenn die Dekoration dem Thema entsprechend gestaltet ist, fällt es leichter, lange beim Thema zu bleiben. Außerdem können sich damit alle Teilnehmer in der Runde angesprochen fühlen!
Beispiel: So kann beim Thema SCHOKOLADE einerseits durch Einbeziehen des gustatorischen Sinns (also des Geschmackssinns) anhand von Kostproben die Serotoninproduktion angeregt werden, andererseits durch entsprechende Gesprächsanregungen das Erinnern gefördert werden: Wie teuer war Schokolade zu Ihrer Kinderzeit? Lag auch Schokolade auf dem Weihnachtsteller? Welche Schokoladenfirmen kennen Sie?
Abwechslungsreich gestalten, flexibel reagieren Die Aktivierungseinheiten sollten auf jeden Fall methodisch-didaktisch abwechslungsreich gestaltet werden, um das Interesse und die Aufmerksamkeit der Teilnehmer zu erhalten, durch Gespräche zugleich aber auch Reflektieren zu ermöglichen. Hier wird deutlich, dass die Anforderungen an die Betreuungsassistenten hoch sind. Sie sollten ihre persönliche Kreativität nutzen, um eigene thematische Aktivierungseinheiten zu entwickeln, dabei jedoch die Bedürfnisse, Interessen, Ressourcen der Teilnehmenden beachten. Dabei gilt es, sich nicht krampfhaft an das vorgenommene Konzept zu halten, sondern immer flexibel zu reagieren und sich an den Bedürfnissen der Teilnehmer und an der jeweiligen Situation zu orientieren. Das heißt auch, dass Abläufe gegebenenfalls verändert werden müssen. Wenn die Gruppenleitung merkt, dass Bewohner heute überfordert sind, ändert sie die Fragestellung oder gibt zusätzliche Hilfen.
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Ebenso können sich aus einer Übung im Gedächtnistraining oder einer Quizfrage ganz unvermittelt vertiefende Gespräche entwickeln. Dann muss die Gruppenleitung spontan überlegen, ob sie Raum gibt, um das Thema weiter behandeln zu lassen. Oft wird dadurch das Gemeinschaftsgefühl gestärkt und Gruppenprozesse werden gefördert.
Abfolgen von Einheiten zielgerichtet planen Nach dem Ankommen in der Situation, also einem kurzen, wie auch immer gearteten Einstieg ist es wichtig, mit Bewegung die Hirndurchblutung anzuregen. Das kann eine ganz kurze und ganz einfache Fingerübung sein oder Schulterkreisen oder … Also zuerst eine motorische Übung planen und dann die Einheit mit anderen, auch kognitiven Anforderungen fortsetzen. Außerdem sollten Aktivitäten, die viel Konzentration erfordern, eher in der ersten Hälfte der jeweiligen Zeiteinheit eingebaut werden, egal wie lang das Zeitfenster für das geplante Angebot ist.
Bewegung integrieren Zu vielen Themen lassen sich Bewegungsgeschichten einbauen. Oder auch pantomimische Darstellungen machen ältere Teilnehmer gerne. Manchmal sind es nur kleine Sequenzen, z.B. eine Fingerübung … Solche Alltagsbewegungen werden oft überhaupt nicht als motorische Aktivität empfunden und daher auch von weniger bewegungsbegeisterten Personen mitgemacht. Die gleiche Übung in einen völlig anderen thematischen Zusammenhang gestellt, wird für die Teilnehmer nicht langweilig, sondern immer wieder spannend und unterhaltsam.
Rituale einführen Rituale, also regelmäßig wiederkehrende Abläufe, schaffen einen Rahmen, geben Orientierung, Sicherheit und sind Zeichen für konkrete Zugehörigkeit zur Gruppe bzw. Gemeinschaft. Rituale fördern zudem die Konzentration und können zu einer Entspannung beitragen, weil sie einfach und verlässlich sind. Etwas schon Bekanntes macht Mut, ist ein guter Einstieg, um sich anschließend an Neues heranzuwagen und gibt Kompetenzgefühl im Sinne von „das kenne ich, das kann ich 38
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schon“. Es kann sich um ein bestimmtes Lied zum Abschluss handeln, ein gemeinsamer Tanz im Sitzen, das gemeinsame An-die-Hände-fassen, ein Spruch zum Abschied …
Emotionen Raum geben Der Volksmund spricht von den drei „H“ – Herz & Hirn & Hand. Das Herz darf nicht zu kurz kommen, die Emotion. In diesem Zusammenhang spielt der Humor eine wichtige Rolle, gemeinsam lachen und Freude haben. Beim Lachen legen wir immer Wert darauf, dass wir miteinander lachen und nicht übereinander. Anekdoten, Witze und lustige Geschichten haben da ihren Platz, aber auch der Spaß daran, wenn wir versuchen, schwierige Aufgaben miteinander zu bewältigen und dabei mal etwas misslingt. So entsteht häufig Situationskomik, die uns zum Lachen bringt. Das klappt aber nur, wenn wir selbst als anleitende Personen bereit sind, über uns zu lachen, mal Grimassen schneiden, von eigenen Missgeschicken berichten usw. Dann trauen sich die anderen auch, Ähnliches zu tun oder zu erzählen.
Anschauungsmaterial gezielt auswählen Das Anschauungsmaterial spielt bei der Gestaltung von Aktivierungsangeboten immer eine wesentliche Rolle. Es weckt Neugier und Interesse und zeigt den Teilnehmenden, dass sie es wert sind, sich Mühe bei der Vorbereitung zu machen. Oft bitten wir die Runde, bei der nächsten Zusammenkunft einen bestimmten Gegenstand mitzubringen, der zum vorgesehenen Thema passt.
Beispiel: Da bringt zum Thema Kerzen eine Bewohnerin die Taufkerze ihrer Urenkelin mit, die nächste eine, die sie selbst aus Wachsresten hergestellt hat. Geht es um Uhren, hat eine Teilnehmerin einen Wecker dabei, eine andere zeigt ihre Armbanduhr. So kann jeder etwas zum eigenen Gegenstand sagen oder ihn mindestens zeigen und auf diese Weise etwas für die Gemeinschaft beitragen.
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Zudem setzen solche Gegenstände visuelle und taktile Reize, manche auch akustische. Wir können sie betrachten, anfassen, mit ihnen Geräusche erzeugen, ihre Funktion ausprobieren. Und schließlich sind sie ein Stück Dekoration im Veranstaltungsraum. Manche Gegenstände lassen sich auch direkt für die Übungen nutzen. So kommen buchstäblich Herz & Hirn & Hand zum Einsatz.
Materialen übersichtlich lagern Bewährt haben sich Themenkisten, in denen man das Material aufbewahrt. Die Themenboxen sollten beschriftet sein und jeweils ein Materialverzeichnis enthalten, damit man gleich einen Überblick bekommt und inspiriert wird.
Sich inspirieren lassen: Themen und Anschauungsmaterial finden Themen finden und sich vorbereiten Wie kommen wir an geeignete Themen? Nicht selten kommen die richtigen Themen per Zufall. Das kann der riesige Fliegenpilz sein, den jemand beim Spaziergang in der Natur entdeckt. Oder das Porträt des örtlichen Imkers in der Zeitung regt zur Planung einer Themenrunde über Bienen an. Die Wahl des Themas hängt jedoch immer auch von den Interessen und Bedürfnissen der Teilnehmer ab, d.h. hier können auch Daseins thematiken erfasst und berücksichtigt werden. Das bedeutet Rückbindung von Interessen und Tätigkeiten an frühe Phasen des Lebens. Die Teilnehmer sind Experten für ihr Fachwissen und sind stolz, hier vielleicht mehr zu wissen als andere – oder das Wissen der anderen ergänzen zu können. Die Lebensleistung des Einzelnen steht im Vordergrund. Mögliche kognitive Unterschiede in der Gruppe können in den Hintergrund treten.
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Die Gruppenleitung muss sich sorgfältig auf das gewählte Thema vorbereiten. Es ist gut, wenn die alten Menschen noch mehr wissen und einer jüngeren Mitarbeiterin ihre Kenntnisse vermitteln. Das gibt ihnen Kompetenzgefühl. Aber ganz ahnungslos sollte die anleitende Person im Thema dennoch nicht sein. Jahreszeitliche Ereignisse sollten auf jeden Fall bearbeitet werden, um die zeitliche Orientierung im Jahreslauf zu unterstützen. Ganz wichtig ist das positive gemeinsame Erinnern an die Vergangenheit. Besonders Erinnerungen an die Jugendzeit und das frühe Erwachsenenalter können von schwermütigen Gedanken abbringen, vor allem in der Gruppe, jedoch auch in der Einzelbetreuung.
Die Zusammensetzung der Gruppe beachten Nun finden wir ja kaum eine homogene Gruppe vor, sondern fast immer Teilnehmer mehrerer Generationen aus unterschiedlichen räumlichen Strukturen. Bewohner sind oft zwischen 50 und 100 Jahren alt, und wenn das Thema von Interesse ist, können sie ihr Wissen untereinander austauschen, jeder lernt vom Anderen. In den Einrichtungen wohnen Menschen, die früher in der Stadt gelebt haben, aber auch solche aus dem städtischen Umland sowie aus dem ländlichen Raum. Inzwischen kommen immer mehr Menschen mit Migrationshintergrund dazu. Und wenn wir es nicht so eng sehen, gilt das sogar für unterschiedliche Regionen innerhalb Deutschlands. Es gibt Bewohner, die schon lange im Schwarzwald oder im Rheinland leben, aber die Einheimischen bemerken noch immer den ostfriesisch oder sächsisch geprägten Migrationshintergrund. Alle erzählen aus ihrer jeweiligen Perspektive. Nehmen wir das Beispielthema Tiere: Bewohner erzählen von Katzen auf dem Land als Nutztiere, andere wiederum von ihrem Stubentiger in der Stadt als Hausgenosse. Oder beim Thema Essen & Trinken erzählt die gebürtige Hamburgerin von Labskaus, ihrem Leibgericht. Aber im Schwabenland kennt das kaum jemand. Hier isst man eher Spätzle und Maultaschen.
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An solchen Erlebnissen wird deutlich, dass thematische Einheiten besonders intensiv erlebt werden, wenn sie nicht nur aus erlerntem Wissen schöpfen, sondern allen Teilnehmern einen persönlichen Bezug zum Inhalt ermöglichen und die emotionale Begegnung mit anderen fördern.
Ein Beispiel aus der Praxis – erlebt von Bettina M. Jasper: „Früher habe ich immer gedacht, es gäbe bestimmte Themen, die alte Menschen interessieren und andere, die eher tabu sind für diese Zielgruppe. Doch da habe ich durch AltenpflegeschülerInnen, die ich unterrichte, viel gelernt. Besonders erinnere ich mich an eine schon ewig lange zurückliegende Situation. Vor ungefähr 25 Jahren tickten die Uhren auch in der Aktivierung noch ein bisschen anders. Jedenfalls erklärte mir eine Schülerin beim Praxisbesuch kurz vor dem Beginn, sie habe eine Einheit zum Thema Motorrad geplant. Gleichzeitig stellte sie mir fünf alte Damen vor. Hätte sie mir ihr Thema vorher verraten, hätte ich ihr garantiert abgeraten. Die Damen kamen mir eher vor, als wären sie am Bridgekränzchen interessiert oder an Handarbeiten. Doch dann musste ich feststellen, dass ich das völlig falsch eingeschätzt hatte. Die Gruppe war sehr interessiert und begeistert. Sie wollten die Lederkleidung aus der Nähe betrachten und anfassen, eine probierte den Helm auf, eine erzählte von ihrem Enkel, um den sie immer Sorge hat, wenn der mit dem Motorrad unterwegs ist. Eine andere sprach über die Angst, die sie immer hat, wenn sie in der Stadt eine Gruppe von Menschen in dunkler Lederkleidung sieht. Und eine hatte ganz eigene Fahrerfahrungen, denn sie war früher per Moped auf dem Land als Gemeindeschwester unterwegs. Kurz: Das war eine Lehrstunde für mich, weniger für die Schülerin.“
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Diese Geschichte zeigt uns, dass der Erfolg eines Angebotes womöglich gar nicht nur von der Themenauswahl abhängt, sondern vor allem daran, wie gut es uns gelingt, für die Teilnehmenden persönliche Bezüge herzustellen. Das kann auch bedeuten, dass jemand berichtet, etwas überhaupt nicht zu mögen oder noch nie damit in Berührung gekommen zu sein. Entscheidend ist nur, dass wir die Betreffenden erkennen und einbeziehen. Und das bedeutet, dass wir uns auch an für Teilnehmende neue Themen wagen sollten, nicht nur an solche mit Bestandswissen.
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Bewegter Alltag – Mobilität als Schlüsselkompetenz Bewegung und Beweglichkeit sind für hochaltrige Menschen von enormer Bedeutung, wenn es darum geht, den Alltag zu bewältigen und sich dabei ein Mindestmaß an Selbstständigkeit und Selbstwertgefühl zu bewahren. Das unterstreichen seit 2017 ausdrücklich die gesetzlichen Vorgaben, indem sie den Stellenwert von Mobilität bei der Begutachtung und der Einstufung in Pflegegrade ganz weit oben ansiedeln und maßgeblich berücksichtigen. Ebenso ist körperliche Aktivität eines von fünf empfohlenen Handlungsfeldern im Leitfaden Prävention in stationären Pflegeeinrichtungen nach § 5 SGB XI 17, den der Spitzenverband der Gesetzlichen Krankenversicherungen herausgibt, und steht dort an zweiter Stelle in der Reihenfolge. Gleichzeitig gibt es hinsichtlich der Zuständigkeiten in Pflegeeinrichtungen Unsicherheit. Wer ist verantwortlich dafür, dass Bewohnern oder Tagesgästen genügend Bewegungsangebote gemacht werden – die Pflege oder die soziale Betreuung? Tatsächlich ist das von Einrichtung zu Einrichtung, gelegentlich sogar innerhalb einer Trägerinstitution oder eines Hauses, unterschiedlich geregelt. Grundsätzlich macht es Sinn, bei der Aufgabenverteilung die Schwerpunktinteressen und -kompetenzen der Mitarbeitenden zu berücksichtigen. So kann es wechselnden Zuordnungen kommen. Doch auf jeden Fall sind beide Bereiche auf unterschiedliche Weise mit dem Thema Bewegung befasst. Die Pflegefachkräfte sind kompetent, wenn es ums Assessment geht, die Einschätzung und Bewertung, die Ist-Analyse. Sie sammeln die Informationen, vor allem hinsichtlich der medizinisch-pflegerischen Situation. Da werden Ressourcen ermittelt, Ziele festgelegt und Maßnahmen initiiert. 17 „Leitfaden Prävention in stationären Pflegeeinrichtungen nach § 5 SGB XI“ (2016), siehe Anhang, S. 101
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Das alles sollte sinnvollerweise in Kooperation mit dem sozialen Dienst erfolgen, denn bei der Betreuung im Alltag stehen oft völlig andere Aspekte im Fokus. Da treten andere Ressourcen zutage und da werden Interessen der Betroffenen sichtbar, die häufig in der Pflege verborgen bleiben. Außerdem können Betreuungskräfte nur dann sinnvoll und zielgerichtet arbeiten, wenn sie Zugriff auf die für sie wesentlichen Informationen aus der Pflege haben und sie diese bei ihren Angeboten berücksichtigen. Der Schlüssel zu erfolgreicher Arbeit liegt in einem effektiven Austausch und im Zusammenspiel von Pflege und sozialer Betreuung. Das bedeutet, beide Bereiche sammeln ihre Informationen und Beobachtungen, stellen sie gegenseitig zur Verfügung, sprechen sich ab über Maßnahmen und deren Umsetzung. Sie werten gemeinsam Ergebnisse aus und schreiben die Maßnahmenplanung regelmäßig fort. Interprofessionelle Kommunikation zwischen den MitarbeiterInnen ist unverzichtbar, wenn die Betreuung für die alten Menschen mehr als nur Beschäftigung sein und tatsächlich greifbare Erfolge bringen soll. So geplante, gemeinsame Arbeit wertet die Tätigkeit der Betreuungskräfte enorm auf. Ihre gezielte Beobachtung ist gefragt und vor allem die Fähigkeit, die gewonnenen Informationen zu ordnen, zu formulieren und weiterzugeben und am Ende die richtigen Schlüsse daraus zu ziehen.
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Bewegter Alltag –Mobilität als Schlüsselkompetenz
Montag
Dienstag
Mittwoch
Donners tag
Freitag
Samstag
Kopf training
Gymnastik
Themen runde
Koch gruppe
Singen
Spielend aktiv
Bewegungshäppchen – Einzeltraining
Bewegungshäppchen – Einzeltraining
Bewegungshäppchen – Einzeltraining
BEWEBeweGUNGSHÄPPgungsCHEN – EINZEL- häppchen – TRAINING Einzeltraining
Bewegungshäppchen – Einzeltraining
Bewegen gehört zum Alltag In der Verantwortlichkeit der sozialen Betreuung – und daher in diesem Buchkapitel – geht es ausdrücklich um Alltagsbewegungen. Die Standardangebote aus dem Bereich der Bewegung wie Sturzprophylaxe, Gymnastik, Tanzen im Sitzen, Rollatortanz usw. sind davon unberührt. Sie sollten von speziell ausgebildeten Fachkräften durchgeführt werden. Oft verfügen Mitarbeitende in der sozialen Betreuung über solche Zusatzausbildungen im Bereich der Bewegung. Das ist jedoch nicht zwingend und kann nicht als selbstverständlich vorausgesetzt werden. Es geht hier um ganz alltägliche, nicht etwa um sportliche, Bewegungen wie sie jeder Mensch – der Eine mehr und die Andere weniger – in seinen Alltag integriert. Dazu gehört das Fortbewegen von A nach B, mit oder ohne Hilfsmittel, das Treppensteigen, das Aufstehen und Hinsetzen, aber auch Feinmotorisches wie das Schließen von Knöpfen oder Tätigkeiten bei der Körperpflege usw. Damit all das mit fortschreitendem Alter weiterhin gelingt, muss es regelmäßig, am besten täglich, geübt werden. Werden Bewegungsfähigkeiten nicht mehr eingesetzt, gehen sie nach und nach verloren. Möglichst vieles im All-
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tag selbstständig erledigen zu können und nicht auf Unterstützung angewiesen zu sein, steigert die Lebensqualität erheblich. Mit den alltäglichen Bewegungen hat jeder Mensch ganz persönlich Erfahrungen. Daher braucht es dafür keine spezielle Qualifikation, sondern einfach Lebenspraxis. Es geht darum, alte Menschen bei solchen Tätigkeiten, die sie in ihrem bisherigen Alltag selbstständig ausgeführt haben und die sie jetzt nicht mehr uneingeschränkt ausführen können, Unterstützung zu geben. Nutzen Sie bei der Alltagsbegleitung alle Chancen für Bewegung!
Bewegen ist Leben! – Sich zu bewegen, gehört zum menschlichen Alltag – ein Leben lang! – Für einen bewegten Alltag von Bewohnerinnen und Tagesgästen in Pflegeeinrichtungen zu sorgen, gehört in die Aufgabenbereiche sowohl der Pflege als auch der sozialen Betreuung. – Der interprofessionelle Austausch der Mitarbeitenden innerhalb einer Einrichtung ist wichtig, um zielgerichtet Bewegungsangebote machen zu können. – Für spezielle Bewegungsangebote wie Sturzprophylaxe usw. ist eine besondere Qualifikation erforderlich. Zu mehr Bewegung im Alltag anregen können alle Mitarbeitenden. – Das Risiko, durch Bewegung einen Schaden zu verursachen, ist deutlich geringer einzuschätzen als der Risikofaktor Bewegungsmangel!
Hochaltrige Menschen in Bewegung bringen Die Notwendigkeiten und die Ressourcen für Alltagsbewegungen sind individuell sehr unterschiedlich, gerade wenn es um pflegebedürftige Menschen im hohen Alter geht. Deshalb sollten die Aktivitäten für diese Zielgruppe ganz gezielt und persönlich geplant werden.
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Bewegter Alltag –Mobilität als Schlüsselkompetenz
Beispiele aus der Praxis: – Frau Seewald (82) möchte unbedingt noch einmal den Gottesdienst in ihrer Heimatgemeinde besuchen. Dafür muss sie es schaffen, mindestens fünf Treppenstufen zu steigen und mit ihrem Rollator eine Strecke von ca. 50 Metern zu gehen. – Herr Liedtke (91) leidet sehr darunter, nicht mehr selbstständig aufstehen und sich in seinem Zimmer vom Bett bis an den Tisch bewegen zu können. – Frau Giebel (98) möchte es wieder schaffen, sich ohne fremde Hilfe ein Glas Wasser einzugießen. Nur drei Beispiele, aber alle haben unterschiedliche Ziele hinsichtlich ihrer Bewegungsfähigkeiten. So brauchen sie auch ganz individuelle Ansprache und Angebote. – Frau Seewald sollte das Gehen und das Treppensteigen trainieren. – Für Herrn Liedtke ist es wichtig, seine Oberschenkelmuskulatur zu kräftigen und das Aufstehen zu üben. – Und Frau Giebel braucht ein regelmäßiges Training der Hand- und Armkraft. Allen dreien genügen jeweils wenige Minuten am Tag, aber die regelmäßig. Wichtig ist, für jeden alten Menschen den passenden Ansatz zu finden, um ihn zu motivieren. Vor allem diejenigen, deren Bewegungsbiografie weitgehend frei von sportlicher oder anderer körperlicher Aktivität ist, brauchen immer wieder Anregung, um sich zu eigener Aktivität aufzuraffen. Biografiearbeit ist hilfreich, um gerade für diese Zielgruppe Zugänge zu finden. Je mehr Sie über den Menschen wissen, desto leichter wird es, ihn zur Aktivität zu bringen. Ein Thema, eine Musik, ein Gerät … das können Ansätze sein, um Bewegungs- und Lebensfreude zu wecken. Um den jeweiligen Schlüssel zu finden, braucht es gute Beobachtungsgabe. Und manchmal ist auch der Zufall hilfreich, wie das folgende Beispiel zeigt.
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Beispiel aus der Praxis: Lange Zeit besuchte ich regelmäßig Herrn Banse (86) zum Einzeltraining. Er war begeistert von Denkaufgaben aller Art und er liebte die Zuwendung und Unterhaltung. Doch mit allen Versuchen, ihn zu Beginn der Einheiten jeweils kurz in Bewegung zu bringen, biss ich auf Granit. Egal, mit welchem Gerät oder Thema ich ihn zu begeistern versuchte, er hatte schlicht keine Lust dazu. Doch eines Tages kam ich in zu ihm und er hörte nicht einmal mein Klopfen. Ich konnte mich nicht bemerkbar machen, denn bei ihm lief sehr laute Musik – der Radetzky-Marsch. Herr R. stand vor seinem Stuhl, von dem er sich sonst kaum hochbewegte und marschierte am Platz, begleitet von intensiven Armbewegungen. Fortan begannen wir jede Einheit mit einigen bewegten Minuten zur Marschmusik, häufig mit dem Radetzky-Marsch.
Für eine alte Dame mit Begeisterung für Wolle und Handarbeiten führt der Weg womöglich über das Herstellen einer Wollschnur mit der Strickliesel, die schon beim Stricken die Finger und später beim Einsatz der Schnur weitere Körperteile in Bewegung bringt. Der Fußballfan lässt sich sicher gewinnen, wenn Sie ihn in ein Fachgespräch über ein aktuelles Spiel verwickeln und „ganz zufällig“ einen Ball dabei haben, mit dem Sie – auf welche Weise auch immer – gekickt, geworfen, gerollt … ein paar Ballwechsel vollziehen. Dagegen würde er sich beim Tanzen im Sitzen wohl kaum zum Mitmachen locken lassen. Der Wissenschaftler, der sein früheres Leben in Büros am Schreibtisch verbracht hat, lässt sich weder mit einem bestimmten Material noch mit Musik gewinnen. Ihn können Sie vielleicht mit Argumenten überzeugen, wenn Sie ihm verdeutlichen, dass körperliche Aktivität sich intensiv auf geistige Leistungsfähigkeit auswirkt.
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Bewegter Alltag –Mobilität als Schlüsselkompetenz
Beispiel aus der Praxis: Herr Deumer (77) fand alle Arten körperlicher Aktivität lästig und vor allem albern. „Ich mache mich doch nicht zum Affen“, war sein wiederholter Ausspruch, wenn es um derlei Angebote ging. Seitdem er jedoch die Erklärung erhalten hatte, dass das Bewegen der Finger für eine Mehrdurchblutung seiner Großhirnrinde sorgt, die er zum Denken benötigt, war er interessiert. Als er schließlich ein Bild des so genannten motorischen Homunculus betrachtete, der die Größenverhältnisse hinsichtlich der Hirnaktivität veranschaulicht, wenn bestimmte Körperteile in Bewegung sind, war er fasziniert. „Erstaunlich, zumal doch die Hände so weit weg sind vom Kopf“, war sein Kommentar. Ab sofort war er stets bereit, sich an Fingerübungen zu beteiligen.
Bei einem Menschen mit Demenz kann der Zugang wieder ein ganz anderer sein.
Beispiel aus der Praxis: Frau Haberl (79) besuchte ich regelmäßig auf ihrem Wohnbereich. Ihre Demenz war schon sehr weit fortgeschritten, obwohl sie körperlich noch vergleichsweise fit war. Mit ihrem Rollator konnte sie sich auf dem Wohnbereich uneingeschränkt bewegen, tat das aber äußerst selten. Auf Ansprache durch Mitarbeiter reagierte sie stets abweisend und ihre sprachlichen Äußerungen waren für Andere nicht verständlich. Doch mit Gesten und Mimik zeigte sie sehr deutlich, wenn sie etwas ablehnte. Waren im Haus jedoch Kinder zu Besuch bei anderen Bewohnern, zogen die sie magisch an. Sie ging sehr freundlich auf alle Kinder zu. So nahm ich eines Tages Oskar, eine Therapiepuppe, mit zu ihr. Mich nahm sie überhaupt nicht wahr, sondern konzentrierte sich ganz auf die Puppe. Oskar konnte sie zu beinahe jeder Bewegung motivieren. Sie hatte viel Freude daran, mit ihm Ball zu spielen oder seine gymnastischen Aktivitäten nachzuahmen.
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Es gibt kein Patentrezept, wie sich alte Menschen für körperliche Aktivität begeistern lassen. Doch gute Beobachtung und Interesse an der Biografie der Betreffenden geben Hinweise und helfen, um Ansatzpunkte für passende Aktivitäten zu finden. Ist darüber hinaus das individuelle Ziel bekannt, was der einzelne alte Mensch noch tun möchte, welche Aktivitäten ihm im Alltag wichtig sind, lässt sich in der Regel ein Weg finden, um zielgerichtete Angebote zu entwickeln.
Hinweise: – Es geht darum, jedem alten Menschen täglich ein paar Minuten g ezielte Bewegung zu ermöglichen. – Bewegung fördert körperliche und geistige Kompetenzen. – Körperliche Aktivität weckt Lebensfreude und -zufriedenheit. – Wer sich genug bewegt, hat ein ausgewogeneres Schlafverhalten und kann den Tag-Nacht-Rhythmus besser erhalten. – Über biografische Zusammenhänge lassen sich Zugänge finden, um Menschen in Bewegung zu bringen – z. B. mit passenden T hemen, Materialien, Musik …
Motorische Kompetenzen erhalten Bei allen Auswirkungen, die körperliche Aktivität auf die kognitiven Fähigkeiten, auf das Sozialverhalten und die Lebenszufriedenheit und -qualität ganz allgemein hat, sind natürlich vor allem der Erhalt und das Verbessern von körperlichen Fähigkeiten von Bedeutung. Dabei stehen sechs so genannte Kernkompetenzen im Mittelpunkt.
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Bewegter Alltag –Mobilität als Schlüsselkompetenz
Die sechs körperlichen Kernkompetenzen der Alltagsbewältigung nach Regelin | Jasper | Hammes 18 Kernkompetenz 1 Kernkompetenz 2 Kernkompetenz 3 Kernkompetenz 4 Kernkompetenz 5 Kernkompetenz 6
Muskelkraft Standfestigkeit und Balance Beweglichkeit Gehfähigkeit und Mobilität Bewegungssteuerung Handkraft und Fingerfertigkeit
MUSKELKRAFT wird benötigt, um sich im Bett umzudrehen, sich vom Liegen zum Sitzen aufzurichten, vom Stuhl oder von der Toilette aufzustehen, aber auch, um den Schraubverschluss einer Wasserflasche zu öffnen oder sich beim Stolpern mit den Armen abzustützen. Das sind nur einige Beispiele. Gewöhnlich wird die Muskelkraft in der wöchentlichen Bewegungsstunde trainiert. Doch es ist wichtig, nicht nur einmal pro Woche zu üben, sondern sich zusätzlich jeden Tag ein paar Minuten lang zu fordern. Dabei können Sie als Betreuungskraft quasi als Motivatorin fungieren, indem Sie erinnern, begleiten, mitmachen. Außerdem ist es wichtig, dass Sie Bewohner dazu anhalten, sich immer wieder umzusetzen vom Transportrollstuhl auf einen normalen Stuhl. Selbstverständlich ist im Vorfeld mit den Kollegen der Pflege zu klären, mit wem das ohne Gefahr mit Ihrer Begleitung möglich und für wen pflegerische Unterstützung nötig ist.
18 Vgl. Regelin | Jasper | Hammes in: Aktiv bis 100, S. 47ff; siehe Anhang, S. 103
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Praxistipps: – Mehrmals täglich zu Platzwechseln anregen – von einem Stuhl zum anderen oder vom Rollstuhl in den normalen Stuhl. – Vom Stuhl aufstehen und wieder hinsetzen. – Im Sitzen: Ein Bein anheben, beugen, strecken, Achterkreise beschreiben …, rechts und links im Wechsel. – In einem Stuhl mit Armlehnen Armkraft üben – Armlehnen mit beiden Händen greifen und stützen gegen das eigene Körpergewicht, den Rumpf leicht anheben und wieder absenken im Wechsel. – Stehend vor einer Wand: Gesicht zur Wand, knapp eine Armlänge entfernt von der Wand stehen, Handflächen auf die Wand legen, Arme im Wechsel beugen und strecken gegen das eigene Körpergewicht. – Im Treppenhaus: Nur die unteren drei Stufen nutzen und mit Halt am Handlauf mehrmals auf- und wieder absteigen.
STANDFESTIGKEIT UND BALANCE ermöglichen es dem Menschen, sich sicher und angstfrei im Alltag zu bewegen – innerhalb des Hauses und im Freien. Nur wenn diese Kompetenz vorhanden ist, kann der Mensch sich gefahrlos ausreichend bewegen, z. B. spazieren gehen oder Besuche unternehmen auf dem Wohnbereich, im Garten der Einrichtung oder sogar außerhalb im Umfeld. Und gerät jemand ins Straucheln, ist es in trainiertem Zustand möglich, sich abzufangen. Wer regelmäßig an den Stunden der Sturzprophylaxe teilnimmt, übt neben der Kraft auch standardmäßig die Standfestigkeit und Balance. Doch erstens nehmen selten alle Bewohner einer Einrichtung das Angebot wahr und zweitens ist es wichtig, die Übungen häufiger als einmal in der Woche durchzuführen. Doch oft meiden alte Menschen aus Angst vor einem Sturz Situationen, in denen das Gleichgewicht gefordert ist. So geraten sie schließlich in einen Teufelskreis, weil Gang und Gleichgewicht sich verschlechtern, wenn sie nicht geübt werden.
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Bewegter Alltag –Mobilität als Schlüsselkompetenz
Nutzen Sie die Gelegenheiten, als Begleiter durch den Alltag den alten Menschen Mut und das Gefühl von Sicherheit zu geben, indem Sie einfach dabei sind und nebenhergehen, einen stützenden Arm reichen oder für alle Fälle eine Sitzgelegenheit bereithalten. Selbstverständlich müssen alle Maßnahmen mit den Kolleginnen der Pflege abgeklärt werden, damit keine Gefahr für die Bewohner entsteht. Lässt einmal der Allgemeinzustand die vorgesehenen Aktivitäten aktuell nicht zu, so muss die Betreuungskraft das wissen und dann die Einzelbetreuung mit anderen Inhalten gestalten.
Praxistipps: – Im Sitzen: Oberkörper von der Rückenlehne lösen, auf der Sitzfläche nach vorn rutschen, Gewichtsverlagerungen vornehmen. – Im Sitzen: Für kurze Zeit auf ein luftgefülltes Balancekissen setzen und so das Gleichgewicht halten, ohne sich anzulehnen. – Im Stand mit Haltemöglichkeit am Handlauf oder der Rückenlehne eines davor stehenden Stuhls: Auf möglichst kleiner Fläche stehen – Füße eng beieinander; kurz einen Fuß vom Boden abheben und absetzen – rechts und links im Wechsel; auf einer wackeligen Unterlage stehen, z. B. eine mehrfach gefaltete Wolldecke, ein Kissen … (auf rutschfeste Unterlage achten!). – In der Fortbewegung, bei Bedarf am Handlauf: Kleine Hindernisse übersteigen – einen Klebestreifen am Boden, ein Bohnensäckchen, einen Pappkarton … BEWEGLICHKEIT lässt mit zunehmendem Alter nach, weil sich die Elastizität der Muskulatur verringert. Außerdem schränken Abnutzungserscheinungen an Sehnen, Bändern und Gelenkknorpeln das Bewegungsausmaß ein. Doch das ist kein Automatismus. Vor allem wenn Gelenke nicht benutzt werden, führt das zu Steifheit und Ungelenkigkeit.
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So fällt es Betroffenen irgendwann immer schwerer, sich den Rücken zu waschen, die Haare zu kämmen oder Socken anzuziehen. Langes Sitzen in bequemen Sesseln ist vielleicht gemütlich, doch es schadet deutlich der Beweglichkeit. Der Körper passt sich langfristig der Haltung an und Muskeln verkürzen sich.
Praxistipps: – Egal, in welcher Ausgangsposition: So viel wie möglich bewegen – großräumig und abwechslungsreich und möglichst nacheinander mit allen Körperteilen. – Den Kopf neigen – vorwärts in Richtung Brustbein, rechts und links in Richtung Schulter. – Den Kopf drehen – langsam, mal links, mal rechts über die Schulter nach hinten schauen. – Arme recken in alle Richtungen, schwingen, in die Höhe heben. – Hände schütteln, ausstreichen, Finger einzeln bewegen. – Beine nacheinander rechts und links pendeln, schwingen, kreisen lassen, weit nach oben anheben, weit nach hinten führen. GEHFÄHIGKEIT UND MOBILITÄT sind wichtig, um weitgehend selbstbestimmt den Alltag zu gestalten. Doch bei vielen hochaltrigen Menschen lassen diese Fähigkeiten rapide nach, wenn sie in eine Einrichtung ziehen. Sie sind nicht mehr gezwungen, Wege zurückzulegen und überlassen zahlreiche Tätigkeiten gern den Mitarbeitern. In der Folge sind sie zunehmend auf Unterstützung angewiesen. Der Gang wird unsicherer, die Schritte kleiner, das Tempo geringer, die Haltung gebeugter. Die Füße werden oft nicht mehr vom Boden abgehoben, der Gang wird schlurfend. Wer alte Menschen im Alltag begleitet, sollte sie so viel wie möglich zur Fortbewegung anhalten, auch wenn das wegen alternsbedingter Einschränkungen anstrengend und mühsam ist. Wie bei allen übrigen Kernkompetenzen gilt hier ebenfalls: Immer in Absprache 56
Bewegter Alltag –Mobilität als Schlüsselkompetenz
mit den Kollegen aus der Pflege. Es ist wichtig, über den Aktionsradius Bescheid zu wissen. Kann sich die betreffende Person im Zimmer, in einem Umkreis von X Metern, auf dem gesamten Wohnbereich oder auch im Freien bewegen? Welche Hilfsmittel (Gehstock, Gehbock, Rollator …) sind dabei erforderlich? Welche Art von Unterstützung muss gegeben werden? Klären Sie diese Fragen im Vorfeld und suchen Sie dann Anlässe, um gezielt zu motivieren. Warum sollte sich jemand unter großer Anstrengung von A nach B bewegen, wenn nicht ein interessantes Ziel lockt? Im Garten eine gerade blühende Pflanze betrachten, den Hund streicheln, der bei einer Mitbewohnerin zu Besuch ist, das neue Bild an der Wand im Flur anschauen …
Praxistipps: – Erreichbare(Teil-) Ziele setzen: Heute drei Schritte vom Tisch bis zum Stuhl gehen, morgen vier …; die ersten Schritte im Flur am Handlauf gehen, den Rest bis zum Speisesaal mit dem Rollstuhl fahren usw. – Unterwegs Gegenstände vom Boden aufheben und wieder aufrichten, weitergehen. – Auf einer Gehstrecke (Sitz-)Gelegenheiten zum Ausruhen schaffen, aktive Pausen einbauen. – Erfolge sichtbar machen, zurückgelegte Strecken markieren und zeigen. – Auf große, raumgreifende Schritte achten (Klebestreifen am Boden als Markierungen anbringen) und zum Anheben der Füße anhalten. BEWEGUNGSSTEUERUNG meint die Fähigkeit, sich situationsangepasst, zielgerichtet und sicher zu bewegen und Hindernisse in der Umgebung rechtzeitig zu erkennen. Das hilft, Stürze zu vermeiden und sich nicht an Möbelstücken, Türen usw. zu stoßen. Beim Griff nach der Wasserflasche gelingt es, eben diese zu fassen und dabei nicht das daneben stehende Glas umzustoßen. Beim Anziehen landet der Arm im Ärmel und nicht im Halsausschnitt. Wenn etwas her
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unterfällt, gelingt es, präzise an der richtigen Stelle mit dem passenden Krafteinsatz zuzugreifen, um es rechtzeitig zu erwischen, bevor es auf dem Boden landet. Bei derlei Tätigkeiten ist das Gehirn stark gefordert, denn es handelt sich um so genannte koordinative Aufgaben. Die benötigen ein exaktes Zusammenspiel von Informationsaufnahme und -verarbeitung mit Muskeln und Gelenken. Dieses komplexe System ist stark störanfällig und muss für gutes Funktionieren ständig gefordert und trainiert werden.
Praxistipps: – Alle Arten von Wahrnehmungsübungen: Über verschiedene Untergründe gehen (Fliesen, Teppich, Sand, Gras, Kies …), Gegenstände ertasten lassen usw. – Hindernisläufe, auch mit den Händen auf dem Tisch. Im Raum orientieren und Hindernisse gezielt umgehen oder übersteigen. Auf dem Tisch einen Parcours aufbauen und einen kleinen Ball mit den Fingern hindurchrollen. – Reaktionsübungen: Auf Ansage möglichst schnell nach der Info bestimmte Bewegungen ausführen, z. B. mit Würfel – 1 = rechter Arm hoch, 2 = linkes Bein ausstrecken usw. – Auge-Hand-Koordination: Gegenstände aus verschiedenen Materialien in wechselnden Formen und Gewichten werfen und fangen – kleiner Ball, großer Ball, Luftballon, Bohnensäckchen, Tennisring usw. HANDKRAFT UND FINGERFERTIGKEIT sind häufig durch Erkrankungen und alternsbedingte Veränderungen eingeschränkt. Arthrose, Gicht, Rheuma, Kontrakturen … lassen feinmotorische Alltagstätigkeiten oft zum unlösbaren Problem werden. Wer früher gern Socken gestrickt hat, scheitert häufig im Alter nicht nur an beeinträchtigter Sehfähgkeit, sondern vor allem an der Handhabung der dünnen Nadeln und des feinen Garns. Für das Öffnen von Verpackungen fehlt es an Geschicklichkeit, der Haken am Kleidungsstück will nicht in seine Öse 58
Bewegter Alltag –Mobilität als Schlüsselkompetenz
und zum Drehen eines Schlüssels im Schloss reicht die Kraft nicht. Das sind nur einige Beispiele aus dem Alltag. Animieren Sie als Betreuungskraft immer wieder die Bewohner zu Fingerübungen. Die lassen sich überall ohne viel Aufwand und ohne Kraftanstrengung durchführen. Oft braucht es nur einen kleinen Anstoß, dann ist die Übung sogar willkommener Zeitvertreib.
Praxistipps: – Verschlüsse schließen – Knöpfe ein- und ausknöpfen, Haken in Ösen einklinken, Reiß- und Klettverschlüsse öffnen und schließen, Gürtelschnallen verstellen usw. Dazu Teile von alten Kleidungsstücken sammeln und die Verschlüsse oder Verschlussleisten abtrennen. – Papier falten – einfach so oder nach Vorgaben, auch Servietten falten usw. – Tücher falten, zusammenraffen, glätten … – Knetmasse formen. – Binden oder Garn ab- und wieder aufwickeln. – „Akrobatik“ mit Holzstäbchen oder Bleistiften. – Schrauben in Muttern eindrehen. – Wenn vorhanden: Spezielle Handkrafttrainer einsetzen. Ansonsten Finger spreizen gegen den Widerstand von Weckgummis.
Mit Einschränkungen umgehen Für diejenigen, die hochaltrige Menschen in ihrem Alltag begleiten und fördern, ist es wichtig, sich auf vorhandene Einschränkungen gedanklich einzustellen. Es sind eine Reihe von Erkrankungen, die das Bewegen selbst erschweren und häufig die Lust an Aktivität mindern. Die Mehrheit der Bewohner ist nicht nur von einer Krankheit betroffen, sondern muss sogar mit mehreren gleichzeitig zurechtkommen. Das beeinträchtigt die Mobilität, bedeutet häufig Schmerzen und lähmt den Antrieb. Diagnosen wie Arthrose, Rheuma, Osteoporose, Diabe
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tes mellitus, Morbus Parkinson, Schlaganfall usw. sowie Demenz erschweren das Umsetzen von Bewegungsaktivitäten. Gleichzeitig ist es gerade bei all diesen Erkrankungen wichtig, in Bewegung zu bleiben. Schmerzen werden ohne Bewegung eher stärker als geringer. Deshalb ist es wichtig, dass MitarbeiterInnen der sozialen Betreuung nicht nur zu Aktivitäten anregen, sondern auch an der Bewusstseinsbildung mitarbeiten. Es gilt immer wieder zu erläutern, dass und wie körperliche Aktivität dazu beiträgt, das Wohlbefinden zu erhalten oder zu verbessern und Mut zu machen zu einer aktiven Lebensgestaltung trotz vorliegender Beschwerden. Nach heutigem Kenntnisstand gibt es kaum Erkrankungen oder Beschwerdebilder, bei denen alte Menschen sich nicht bewegen sollen oder dürfen. Regelmäßige, möglichst tägliche, kleine Bewegungshäppchen tragen dazu bei, den alterstypischen Beschwerden und Erkrankungen zu begegnen und deren Begleiterscheinungen wie Bluthochdruck, Schwindel oder Verdauungsbeschwerden zu lindern.
Empfehlungen: – Bewegungslust wecken und motivieren, individuelle Ansatzpunkte finden und so Überzeugungsarbeit leisten – das kann manche erkrankungsbedingten Hindernisse überwinden. – Austausch zwischen Pflege und sozialer Betreuung ist unerlässlich. Betreuungskräfte brauchen zwingend genaue Informationen darüber, wer welche Bewegungen unter welchen Bedingungen ausführen kann und wer was trainieren soll oder möchte. – Gute Beobachtung bei der Bewegungsausführung ist wichtig, um g ezielt und individuell die Motorik fördern zu können. Dazu gehört auch das exakte Dokumentieren und die Weitergabe von Informationen an die Pflege.
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– Betreuungskräfte sollten Gelegenheiten nutzen, um sich mit Bewegungsfachkräften wie Physiotherapeuten, Übungsleiterinnen usw. abzustimmen und von dort Tipps und Hinweise zu holen. Oft lässt sich so die Therapie mit einzelnen, gezielten Übungen unterstützen. – Als Nicht-Bewegungs-Fachkraft nicht über Schmerzgrenzen hinausgehen!
Rahmenbedingungen Anders als bei allen anderen Aktivitäten ist es bei der Bewegung unbedingt anzustreben, dass alle Bewohnerinnen und Bewohner davon täglich ein paar Minuten als individuelles „Häppchen“ erhalten. Bewegung ist so essentiell und in jeder Hinsicht Grundvoraussetzung für alle weiteren Tätigkeiten im Alltag, dass ihr ein besonderer Stellenwert zukommt. Das sollte bei der Angebotsplanung berücksichtigt werden. Der beispielhafte Wochenplan auf Seite 47 zeigt das. Zugegeben, die Arbeit muss exakt geplant und organisiert werden, damit das klappt, aber es ist machbar. Selbstverständlich müssen Sie als Betreuungskräfte trotzdem flexibel bleiben und hin und wieder Planänderungen vornehmen, sich an Menschen und Situationen anpassen. Aber im Grundgerüst der Arbeitsplanung sollte möglichst eine Halbtagskraft je Wohnbereich für Bewegungshäppchen als Einzelangebot abgestellt werden. Die kann – bei vier Arbeitsstunden – allen Bewohnern eines Bereichs täglich fünf bewegte Minuten widmen. Bei 25 Personen je Wohnbereich ergibt das 125 Minuten ohne Wege- und Vorbereitungszeit. Doch dafür bleiben bei einem Halbtagseinsatz dann immer noch 115 Minuten 19. Mit einem gut mit Material bestückten Bewegungswagen zieht dann täglich eine Mitarbeiterin über den Wohnbereich. Noch ist das eine Vision, aber sie wird hoffentlich eines Tages Realität.
19 Vgl.: JASPER, Bettina M. Bewegungshäppchen, siehe Anhang, S. 101
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Empfehlungen: – Neben den standardmäßigen, meist wöchentlich geplanten, Bewegungsangeboten in Gruppen wie Gymnastik, Tanzen im Sitzen, Sturzprophylaxe usw. sollte im Idealfall jede Bewohnerin und jeder Tagesgast ein tägliches Bewegungshäppchen von wenigen Minuten verabreicht bekommen. – Es geht um zusätzliche und ganz individuell geplante Aktivitäten, deren Ansatzpunkte und Inhalte in der Biografie und in den persönlichen Wünschen und Zielen des betreffenden Menschen liegen.
Nach diesen Erläuterungen wird der Zeitrahmen klar: Hier geht es einerseits um alle Arten von Bewegung im ganz normalen Alltag. Das bedeutet in erster Linie, das Bewusstsein und den Blick dafür zu entwickeln – den alten Menschen nichts abnehmen, was sie noch selbst tun können und sie weiterhin zu Eigeninitiative zu ermutigen – rund um die Uhr. Aufstehen, um ein Fenster zu öffnen oder eine Jacke zu holen, hinsetzen, ein paar wenige Schritte gehen, die Sprudelflasche aufdrehen, sich selbst eingießen, einen Apfel schälen, die Füße oder die Beine im Sitzen bewegen usw. Außerdem geht es um tägliche Einheiten von wenigen Minuten. Lieber eine Minute gezielt und individuell mit jedem einzeln üben als unregelmäßig und ungezielt in längeren Sequenzen. Falls mehr Zeit verfügbar ist als fünf Minuten, vielleicht weil mehrere Bewohner in einer kleinen Gruppe beieinander sitzen, kann eine längere Einheit gemeinsam durchgeführt werden. Doch in erster Linie geht es bei diesen zusätzlichen Angeboten um Individualität. Und die bleibt auf der Strecke, wenn ausschließlich oder zu häufig in der Gruppe gearbeitet wird.
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Bewegter Alltag –Mobilität als Schlüsselkompetenz
Empfehlungen: – Für die zusätzlichen Bewegungsaktivitäten genügen wenige Minuten am Tag. Besser eine Minute regelmäßig täglich und gezielt, als selten lange Sequenzen. – Halten sich mehrere Bewohner am selben Platz auf, können deren Zeit einheiten hin und wieder zusammengefasst und gemeinsame Aktivitäten in einer Kleingruppe durchgeführt werden.
Unter den oben dargestellten zeitlichen Rahmenbedingungen wird klar, was das für die Raumsituation bedeutet. Das Angebot braucht keine speziellen Räumlichkeiten. Die Teilnehmenden werden dort aufgesucht, wo sie sich gerade aufhalten – in ihrem Zimmer, auf dem Flur, im Wohnzimmer, im Essbereich, im Treppenhaus oder im Garten. Anders sieht es aus bei Gruppenangeboten – der wöchentlichen Gymnastikstunde, dem Tanzen im Sitzen oder der Sturzprophylaxe. Da wird mehr Platz benötigt. Und die Ausstattung sollte so angenehm sein, dass Menschen sich dort für die Dauer der Veranstaltung wohlfühlen können. Steht kein Gruppenraum für derlei Aktivitäten zur Verfügung, bedeutet das Mehrarbeit fürs Personal, das notfalls den Essbereich oder andere Orte umräumen und Tische verschieben muss. Durchaus möglich, aber die Dauer der Veranstaltung sollte in einem sinnvollen Verhältnis dazu stehen.
Empfehlungen: – Kurze, individuelle Bewegungssequenzen brauchen keine speziellen räumlichen Voraussetzungen. Sie können überall stattfinden. – Dafür werden Bewohner von Betreuungskräften dort aufgesucht, wo sie sich gerade aufhalten. Das können wechselnde Orte sein – heute im Zimmer, morgen im Garten.
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Sind alle anderen organisatorischen Fragen geklärt, bleibt die Frage nach dem Material, das sich für Bewegung einsetzen lässt. Neben den bekannten Gymnastik- und Bewegungsgeräten sind da vor allem Alltagsmaterialien zu nennen. Die sind überall vorhanden, meist kostenfrei oder kostengünstig und sie sind den alten Menschen vertraut. Das heißt, auch diejenigen, deren Bewegungsbiografie wenig Erfahrung mit sportlicher Betätigung aufweist, finden leicht einen Zugang. Ob Tücher oder Schwämme, Zeitungen oder Knöpfe, Kissen oder Korken, Schnüre oder Gehstöcke – mit etwas Fantasie werden sie zum Bewegungsmaterial. Wählen Sie gezielt aus, wer mit welchem Material trainieren mag, was zum biografischen Hintergrund und zu den körperlichen Fähigkeiten passt. Oft hilft Musik dabei, Menschen in Bewegung zu bringen. Wer gern singt, braucht dafür kein Material. Alle anderen nutzen zum Abspielen Handy oder Tablet, falls das auf dem Wohnbereich vorhanden ist. Am einfachsten ist, sich für den Einsatz auf dem Wohnbereich einen Bewegungswagen zusammenzustellen mit den benötigten Kleinmaterialien. Darauf findet auch ein CD-Player Platz und alles lässt sich problemlos von einer Person zur nächsten schieben.
Empfehlungen: – Für zusätzliche, kurze Bewegungssequenzen eignen sich vor allem Alltagsmaterialien. – Spezielle Bewegungsgeräte können zum Einsatz kommen, wenn sie vorhanden sind, doch sie sind nicht zwingend erforderlich. – Günstig ist, alles smt Musik auf einem Bewegungswagen zu deponieren – „Bewegung to go“.
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Bewegter Alltag –Mobilität als Schlüsselkompetenz
eistig fit bleiben – G Kopftraining Gedächtnis- oder Gehirntraining 20 wird in vielen Senioreneinrichtungen mittlerweile regelmäßig angeboten. Allerdings verdient nicht wirklich jedes Angebot die Bezeichnung. Manchmal fehlt es am echten kognitiven Training, d.h. manche Aktivitäten haben eher Unterhaltungscharakter und verfolgen nicht erkennbar bestimmte Trainingsziele. Nicht selten wird mit Wissen und Bildung gearbeitet und allein das Altgedächtnis in den Mittelpunkt gerückt. Wünschenswert ist der Mut zu mehr Übungen mit erkennbarem Alltagstransfer. Das kognitive Training ist ein wichtiger Bestandteil des Aktivierungs- bzw. Therapieprogramms. Untersuchungen haben gezeigt, dass das Wohlbefinden der Bewohner in stationären – und auch teilstationären – Einrichtungen vor allem von der Vielfalt an abwechslungsreichen Angeboten abhängt. Nicht nur Schutz und Versorgung, sondern auch die geistige Aktivierung ist für sie von zentraler Bedeutung. Und es ist ja nicht so, dass die Gehirnfunktionen mit zunehmendem Alter zwangsläufig stetig abnehmen. Hier hat die Wissenschaft in den letzten Jahren weitere Erkenntnisse gewonnen. Das Gehirn arbeitet zwar langsamer, zur Verzögerung beim Abruf von Informationen kann es jedoch aufgrund der vielen gespeicherten Gedächtnisinhalte und der physiologischen Veränderungen, z. B. bei der Reizweiterleitung, kommen. Aber das kennen wir doch auch aus unserem eigenen Alltag: Begriffe, die länger nicht mehr verwendet wurden, sind schwerer abrufbar. Das geht auch jüngeren Menschen so – „Mir liegt es auf 20 Die Bezeichnung Gedächtnistraining ist in der Altenpflege weit verbreitet. Fast überall heißt es so in den Programmen. Doch wenn die Inhalte an aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen ausgerichtet sind, dann wird viel mehr als nur das Gedächtnis angesprochen. Daher nutzen wir hier den allgemeinen Begriff Kopftraining und die Bezeichnung kognitives Training. So verweist der „Leitfaden Prävention in stationären Pflegeeinrichtungen nach § 5 SGB XI“ (2016) auf die Wichtigkeit von kognitiven Übungen mit komplexeren mentalen Leistungen: „Anzustreben sind Angebote mit kognitiven Aktivitäten zur Stärkung kognitiver Ressourcen an fünf Tagen pro Woche.“ (S. 16)
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der Zunge …“. Außerdem haben wir ganz bestimmt alle irgendwo ein „Dings“. Das Besondere in Alten- und Pflegeeinrichtungen ist natürlich, dass wir im Seniorenheim oder in der Tageseinrichtung Personen mit der ganzen Bandbreite der kognitiven Leistungsfähigkeit finden: neben kognitiv fitten Bewohnern, die aufgrund körperlicher Einschränkungen der Pflege bedürfen, betreuen wir Menschen mit geistigen Abbauprozessen in unterschiedlichen Stadien, von altersbedingten Beeinträchtigungen bis hin zur schweren Demenz im letzten Stadium. Was ist nun bei der Planung und Durchführung von Trainingseinheiten zum kognitiven Training in einem Seniorenheim oder der Tagespflege besonders zu beachten? Das wollen wir näher beleuchten und Tipps geben, was zu berücksichtigen ist, damit es eine gelungene Trainingsstunde wird.
Montag
Dienstag
Mittwoch
Donners tag
Freitag
Samstag
KOPF TRAINING
Gymnastik
Erzählcafé
Koch gruppe
Singen
Spielend aktiv
Die Gruppe: Im Mittelpunkt stehen die Teilnehmenden Um allen Teilnehmern gerecht zu werden, muss ein Stundenprogramm so geplant werden, dass alle mitmachen können, wenn auch zum Teil auf unterschiedliche Weise. Wenig sinnvoll ist es, wenn alle Personen, die gerade zufällig im Gruppenraum sitzen, mitmachen. Oder wenn wahllos irgendwelche Bewohner in den Raum geschoben werden.
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Geistig fit bleiben – Kopftraining
Im Vorhinein muss die anleitende Person sich Gedanken machen: Welche Teilnehmer haben ähnliche geistigen Ressourcen? Wer passt zusammen? Je schwächer die Gruppe ist, desto kleiner sollte sie sein, damit die Gruppenleitung sich um alle kümmern kann. Es sollte sich niemand unterfordert, aber auch nicht überfordert fühlen. Dennoch wird es kaum gelingen, immer homogene Gruppen zusammenzustellen. Und selbst wenn das, was das kognitive Leistungsniveau betrifft, in der Summe stimmt, liegen einfach – wie bei jeder Gruppe auch in anderen Generationen – die Fähigkeiten in sehr verschiedenen Bereichen. Die Eine ist sehr wortgewandt, kann gut mit Buchstaben und Wörtern, insgesamt mit Sprache umgehen, der Andere hat seine Stärken im Bereich der Zahlen. Wieder jemand anderes punktet, wenn es um Fantasie und Kreativität geht usw. Eine Grundvoraussetzung für eine gelingende Stunde ist, dass die Personenchemie stimmt. Das lässt sich oft nicht an bestimmten Parametern festmachen, sondern hat viel mit dem Fingerspitzengefühl der Verantwortlichen bei der Auswahl und Zusammenstellung der Gruppen zu tun.
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Folgende Faktoren sollten im Vorhinein gemeinsam mit dem Pflegeteam überlegt werden: – Welche körperlichen Defizite liegen vor? Wenn ich nur Rollstuhlfahrer in der Gruppe habe, darf der Raum nicht zu klein sein. Und auch andere Gehhilfen wie Rollatoren brauchen ihre Wendekreise. Schließlich sollen die Teilnehmenden nach Möglichkeit mal aufstehen und hin und wieder Platzwechsel vornehmen können. – Gibt es massive Einschränkungen in einem oder mehreren Wahrnehmungsbereichen, insbesondere Sehen und Hören? – Welche Interessen haben die Beteiligten? Das spielt später bei den Inhalten der Stunde eine Rolle. Allerdings entdecken manche ihre Interessen erst, wenn ein neues Thema angesprochen wird, auf das sie von allein nicht gekommen wären. – Welche biografischen Daten liegen vor, die Inhalte beeinflussen können? Das könnten z.B. traumatische Erfahrungen sein. – Welche Alltagsfähigkeiten bringen die Teilnehmenden mit, z. B. lesen, schreiben, rechnen, Uhr lesen, Farben erkennen usw. – Wie groß darf die Gruppe aufgrund der Einschränkungen der Teilnehmer maximal sein? 21
Die Räumlichkeiten – wo findet das Training statt? Das Ambiente sollte einladend sein und Lust auf die bevorstehende Aktivität machen. Wir können uns noch sehr gut an Situationen erinnern, in denen das Kopftraining (und auch andere Gruppenangebote) in Durchgangsräumen abgehalten wurde. Ein Aufenthaltsraum, in dem sich das Personal ständig zwischendurch an der Kaffeemaschine be21 Pauschale Empfehlungen sind dazu kaum möglich, weil viele Faktoren zu berücksichtigen sind. Aber grundsätzlich gilt: Eine Kleingruppe ist beim kognitiven Training besser als eine große Gruppe. Spätestens bei mehr als 15 Personen bleibt die Individualität zwangsläufig auf der Strecke.
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Geistig fit bleiben – Kopftraining
dient und so die Konzentration auf dieses Geschehen lenkt, eignet sich genauso wenig. Räume, die als Abstellraum genutzt werden und in denen alles, was gerade nicht gebraucht wird, landet – Kartons, Rollstühle und gestapelte Stühle in Ecken und an den Wänden sind ebenso tabu. Eine aufgeräumte und ansprechend gestaltete Umgebung hat aus unserer Sicht etwas mit Wertschätzung zu tun. Wertschätzung der Bewohner und ebenso der Arbeit der Trainerinnen und Trainer. Die Gestaltung der räumlichen Umgebung ist sehr wichtig für eine vertraute, sichere Welt des Menschen. Hier muss schon im Vorhinein überlegt werden, welche Sitzordnung sich anbietet, damit auch alle Teilnehmer die Gruppenleitung gut hören und sehen können. Und auch, welche Medien wir nutzen können. Eine Tafel nutzt wenig, wenn die ganz hinten Sitzenden nichts erkennen können.
Beispiel aus der Praxis: Gedächtnistraining kann natürlich auch in einer anderen Umgebung durchgeführt werden. Zum Beispiel am Pflegebett: Eine bettlägerige, geistig fitte Bewohnerin hat einmal mehrere andere Leute aus ihrer Wohngruppe eingeladen, und so haben wir am Bett eine ganze Trainingsstunde durchgeführt. Außerdem kann man das Gedächtnistraining am Pflegebett auch als Einzelbetreuung planen.
Tipp: Bei Angeboten am Pflegebett ist es ganz wichtig, mit der teilnehmenden Person auf Augenhöhe zu gehen. Dabei hilft ein höhenverstellbarer Rollhocker enorm. Das Bett ist schließlich das einzige Stück Privatraum, der dem Betroffenen noch bleibt. Sich darauf zu setzen, ist – zumindest ohne entsprechende Einladung – sehr problematisch. Solch ein Hocker kann auch in Gruppenaktivierungen eingesetzt werden. Damit bleibe ich auf Augenhöhe und bin trotzdem mobil, kann mich allen einzeln zuwenden.
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Es ist nicht immer eine ganze Stunde erforderlich, sondern das kleine geistige Training zwischendurch ist durchaus effektiv: Bei jedem Gang über die Wohngruppen lassen sich zwischendurch mit den Bewohnern kurze Übungseinheiten umsetzen.
Gezielte Empfehlungen: – Helle und schattenarme Beleuchtung (mind. 500 LUX in Augenhöhe). Dämmerlicht begünstigt Schläfrigkeit, Ängste und Depressionen, besonders in den dunkleren Jahreszeiten, und fördert demenzielle Entwicklungen. – Auf angenehme Raumtemperatur achten, denn ältere Menschen frieren leicht. Gleichzeitig nicht überheizen und vor Beginn lüften. – Personen mit Beeinträchtigungen der Sinnesorgane bei der Sitzordnung berücksichtigen (z.B. Teilnehmer mit Sehproblemen nicht dem Fenster gegenüber platzieren). – Geordnete und aufgeräumte Umgebung ist ein Stück Wertschätzung. – Der Tischschmuck wird dem jeweiligen Thema oder der Jahreszeit angepasst. – Vermeiden von Lärm (Rufen, Schreien) oder einer unkontrollierten Geräuschkulisse (Fernseher, Radio). – Bei Angeboten am Pflegebett auf Augenhöhe gehen.
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Geistig fit bleiben – Kopftraining
Die inhaltliche Gestaltung – was ist sinnvoll? Ziele, Themen, Übungen Bei allen Zielgruppen steht an erster Stelle der Spaß im sozialen Miteinander. Außerdem geht es um den Erhalt und nach Möglichkeit um die Verbesserung von Ressourcen, die bei der Alltagsbewältigung von Bedeutung sind. Inhalte aus dem Langzeitgedächtnis sind für die Lebensgestaltung wichtig und sollen lange erhalten bleiben. Beim hirngesunden Menschen sind diese kaum störanfällig. Jedoch fällt mitunter der Abruf schwer. Daher ist es sinnvoll, regelmäßig die Grundfunktionen des Gehirns zu trainieren, die die Kapazität des Arbeitsgedächtnisses bestimmen und auch für den Abruf aus dem Gedächtnis, also das Erinnern, mit verantwortlich sind. Dabei spielt der Zeitfaktor eine Rolle. Schnell Informationen verarbeiten – das müssen auch hochaltrige Menschen. Entscheidungen zu treffen, ist in dem Zusammenhang ein wichtiger Aspekt. Außerdem gehört die Merkspanne dazu – sich für wenige Sekunden Informationen verfügbar halten, die gar nicht ins Gedächtnis eingehen, sondern sofort abgegeben oder umgesetzt werden. Das ist z. B. im Gespräch wichtig, damit ich den Anfang vom Satz noch weiß, wenn mein Gegenüber das Ende spricht. Nur so kann ich Wörtern einen sinnvollen Zusammenhang geben. Dies betrifft auch Menschen mit Demenz, denn auch die müssen in begrenztem Umfang Entscheidungen treffen – wollen sie Tee oder Kaffee trinken, die rote Bluse oder den blauen Pullover anziehen. In diesem Sinn ist ein solches Training auch für diese Zielgruppe sinnvoll. Aber natürlich können wir unterschiedliche Schwerpunkte setzen und die ganz individuell am Alltag der Betroffenen ausrichten. Beim erfolgreichen Kopftraining geht es nicht nur ums Ergänzen von Sprichwörtern, sondern um gezieltes Arbeiten, damit die Trainingseinheiten Wirkungen zeigen. Dazu gehören auch Aspekte wie die Förderung von Wahrnehmung, Wortfindung, Wortflüssigkeit, Kreativität usw. Sicherlich sind Sprichwörter wichtig, z.B. als Joker, wenn
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ich die Teilnehmer überfordert habe und mit einem Erfolgserlebnis beenden will oder wenn sie als Gesprächsimpuls genutzt werden und zur Diskussion anregen, aber eben in Maßen. Empfehlungen: Es sollen – egal für welche Zielgruppe – Übungen ausgewählt werden, die möglichst viele Gehirnareale trainieren: Übungen trainieren besonders zur Informationsverarbeitung Entscheidungsfähigkeit, Denk-Schnelligkeit zur Merkspanne Kommunikation, Umsetzen von Handlungsketten zur Wortfindung Sprachschatz, Formulierung zum Langzeitgedächtnis kristalline Intelligenz (Wissen) zur Sinnesförderung Schärfung der Wahrnehmung zur Fantasie und Kreativität Vorstellungskraft, geistige Beweglichkeit Übungen zur Auflockerung, Entspannung und Bewegung sollten auf jeden Fall in jeder Einheit ihren Platz haben!
Zur Entspannung gehört auf jeden Fall das Singen! Obwohl viele MitarbeiterInnen in der Betreuung meinen, sie könnten selbst nicht besonders gut singen, aber das macht nichts. Singen und Musizieren ist in vielerlei Hinsicht gut, denn es aktiviert, regt die Hirndurchblutung an, stimuliert den ganzen Körper, weckt Emotionen … Inhaltlich arbeiten Teilnehmende im kognitiven Training gern thematisch. Die Arbeit an einem Thema erleichtert den Zugang zu den Gedächtnisinhalten. Bei der Auswahl des Themas ist immer darauf zu achten, welche Interessen die Teilnehmer haben.
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Geistig fit bleiben – Kopftraining
Beispiel aus der Praxis: Ich weiß noch gut, dass ich mich auf Anraten meiner Kollegin für meine erste Gruppenstunde im Demenzcafé auf das Thema „Poesiealbum“ vorbereitet habe. Es handelt sich um ein niederschwelliges Angebot, an dem Gäste teilnehmen, die noch in ihrer eigenen Wohnung zu Hause sind. Ich weiß vorher nie, wer an einem solchen Nachmittag kommt. Und siehe da – die Mehrzahl der Teilnehmer waren Männer … Zum Glück hatten diese auch Spaß an diesem Thema, aber inzwischen kenne ich die meisten Teilnehmer gut und weiß, was ich thematisch anbieten kann.
Themenorientierte Kopftrainings bieten für die Teilnehmenden wie für die Gruppenleitung immer eine Orientierungshilfe. Ein thematischer Rahmen hilft dabei, sinnfreien Materialien, die für das Training der oben genannten Grundfunktionen eingesetzt werden können, einen inhaltlichen Zusammenhang zu geben. Das gilt besonders für Sortieraufgaben oder Durchstreichübungen, die sonst eher öde und schwierig zu vermitteln wären.
Beispiel aus der Themenstunde Wetter: Jeder Teilnehmer bekommt eine Kopiervorlage, auf der sich neben einigen Bildern und Buchstaben die Zahlen 0, 12 und 25 befinden 22. Zunächst tippen die Teilnehmenden auf Ansage der Kursleitung schnell eine genannte Information an: Schneeflocke, R, Thermometer, 12 … und trainieren damit ihre Informationsverarbeitungs-Geschwindigkeit. Zur Themeneinheit Wetter kann dann übergeleitet werden, indem die Gruppenleitung allgemein an die Zahlen auf dem Thermometer erinnert oder Windstärke 12, die in der Wetterkunde Orkan bedeutet oder 25 Grad Celsius, ab denen in unseren Breiten von Sommertemperaturen gesprochen wird.
22 Bereits fertige Vorlagen bieten die Tipptafeln von Bettina M. JASPER, siehe Anhang, S. 104
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Empfehlungen: – Beziehen Sie bei der Themenplanung die Bedürfnisse, Interessen und den Lebenshintergrund der Teilnehmenden ein. – Beachten Sie die jahreszeitlichen Gegebenheiten. Das festigt die zeitliche Orientierung. – Nutzen Sie erworbenes Wissen und Können der Teilnehmer. – Üben Sie auch mit sinnfreiem Material. Stellen Sie dabei durch thematische Überleitungen einen roten Faden her. – Benutzen Sie auch Material, das aus der Erfahrungswelt der Teilnehmenden stammt. – Setzen Sie bewusst farbige Utensilien ein und nutzen Sie die Farben fürs Training. – Wählen Sie Übungen nach den kognitiven Ressourcen der Teilnehmenden aus. – Setzen Sie Übungen zu unterschiedlichen Trainingszielen ein. – Wählen Sie Übungen, die möglichst mehrere Sinneskanäle ansprechen: – Die Augen über Naturmaterialien, Symbole und Bilder … – Die Nase über Düfte und Aromen … – Die Ohren über Musik und Klänge … – Den Tastsinn über Natürliches, Figürliches, Symbole … – Den Geschmacksinn über Speisen, Getränke und Gewürze. – Das Übungsmaterial muss immer konkreter werden, je weiter der Prozess der Demenz fortgeschritten ist und damit die Fähigkeit zum abstrakten Denken abnimmt. – Motivierende Musik, je nach Geschmack der Teilnehmenden oder Thema, und Lieder sind nicht nur für die Stimmung gut.
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Geistig fit bleiben – Kopftraining
Der Aufbau der Stunde – wie gestalte ich ein Thema methodisch? Im Vorhinein sollte die anleitende Person sich Gedanken über den Ablauf der Trainingseinheit machen. Sinnvoll sind Überlegungen eines Maximal- und eines Minimalprogramms, das heißt, so hat sie immer noch Übungen für alle Fälle „in der Westentasche“, falls die Gruppe schneller mit dem Programm durchkommt oder eine Aktivität nicht so ankommt, wie es ursprünglich geplant war. Zu den einzelnen Übungen sollte die Gruppenleitung Varianten in anderen Schwierigkeitsgraden anbieten, wenn sie merkt, dass sie zu leicht oder zu schwierig sind. Für den Aufbau einer Aktivierungseinheit für Menschen mit Demenz gelten die gleichen dramaturgischen Spielregeln wie für Trainingseinheiten, die für kognitiv starke Teilnehmer konzipiert werden, jedoch mit Modifizierungen. Im Folgenden stellen wir eine 60-minütige Einheit für kognitiv schwächere Teilnehmer vor (für fittere Teilnehmende empfehlen wir 90 Minuten).
Thema Sport TISCHDEKORATION. Alles, was mit dem Thema Sport zu tun hat (bildlich oder gegenständlich), z. B. kleine Bälle, irgendein Sportgerät, Bilder von Sportlern, ein Trikot, ein Paar Turnschuhe, eine Schachfigur, ein Angelhaken …
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Mögliches Stundenraster für 60 Minuten Zeit Inhalte Trainingsziele 2 1. Begrüßungslied Ankommen 8 2. Einstieg in das Thema Wahrnehmung, Wortfindung 10 3. Brainstorming Formulierung, Langzeitgedächtnis 7 4. Wortkarten Arbeitsgedächtnis 8 5. Pantomime Bewegung 8 6. Unterschiede nennen Kristallines Wissen, Formulierung 7 7. Zehnkampf Bewegung 5 8. Sportliche Redensarten Assoziationen, Langzeitgedächtnis 5 9. Gedicht oder Lied Abschluss
Medien Eventuell CD, Handy … Diverse Utensilien
Kärtchen
Text
Bereits bei der Betrachtung der Tischdekoration beginnen die Gehirnzellen der Teilnehmenden zu arbeiten: Wie könnte das Thema der Stunde lauten? Was könnte eine Schachfigur oder ein Angelhaken mit Sport zu tun haben? Für eine fitte Gruppe kann man auch Doppeldeutiges anbieten, z.B. eine Kerze (= Turnübung), ein Haken (Begriff aus dem Boxsport), ein Golf als Matchboxauto (= Golf als Sportart) … Zu Beginn jeder Stunde hat sich ein Ritual sehr bewährt, z.B. ein Lied singen. Zum Thema Sport bietet sich durchaus Shakira mit „Waka Waka“ als Einstieg an – viele alte Menschen erinnern sich sofort an die Fußball-WM 2010 in Südafrika. Also nicht nur Volkslieder sind geeignet, sondern durchaus auch aktuelle Songs. Dann beginnen wir mit einem Brainstorming als Hinführung zum Thema: Wer von Ihnen übt eine Sportart aus oder hat früher eine betrieben? Warum haben Sie gerade diese ausgewählt? Wer keine praktischen Sporterfahrungen hat: Welche Sportart würden Sie gerne mal ausprobieren? Im Anschluss an einen solchen Gesprächseinstieg schlagen wir eine Übung fürs Arbeitsgedächtnis vor. Grundlage sind Wortkärtchen 76
Geistig fit bleiben – Kopftraining
mit Sportarten, die auf dem Tisch verteilt sind. Die Teilnehmenden tippen diese auf Ansage der Gruppenleitung möglichst schnell an, z. B. deuten alle auf eine Sportart mit „B“ wie Basketball oder Badminton oder Biathlon. Beim nächsten Durchgang gilt es vielleicht, solche Kärtchen zu suchen, auf denen der Begriff nur vier Buchstaben hat wie Golf oder Yoga oder Dart. In einer nächsten Übung lassen sich die Sportarten noch mit Bewegung verbinden, wenn die Gruppe sie pantomimisch darstellt. Weiter geht es dann mit Übungen, die sich im Schwierigkeitsgrad etwas steigern. Auch etwas zum Nachdenken ist dabei, z.B.: Was ist der Unterschied zwischen Bowling und Kegeln? Lösung: Beim traditionellen Kegeln gibt es neun Kegel. Bowling ist die aus den USA stammende Variante des Kegelns, bei der es 10 Kegel (Pins) umzuwerfen gilt. Der Bowlingball besteht aus Kunststoff und hat in der Regel drei Löcher (zwei Finger- und ein Daumenloch) zum Festhalten. Die Kugel beim Kegeln ist – je nach Region – ganz glatt oder hat ebenfalls Grifflöcher. Was ist der Unterschied zwischen Badminton und Federball? Lösung: Beim Badminton spielt man um Punkte und versucht, den Ballwechsel zu seinen Gunsten zu beenden, während man beim Federball möglichst lange den Ball hin und her spielt.
Solche Fragen regen das Langzeitgedächtnis und zum Formulieren an. Außerdem lassen sie sich gut zum biografischen Arbeiten nutzen. Kegeln und Federball waren ja auch früher schon beliebte Freizeitsportarten. Übrigens eignen sich in diesen Zusammenhängen auch Quizkarten, hier natürlich zum Thema Sport. 23
23 Z. B. die Quizkarten von Bettina M. JASPER: Das Quiz – Sport, siehe Anhang, S. 104
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Solche Übungen sind natürlich gezielt nach den kognitiven Fähigkeiten der Teilnehmer auszuwählen, ganz nach dem Motto „fordern, aber nicht überfordern“. Ungefähr in der Mitte der Stunde bietet sich eine Bewegungsübung an. Hier passt z.B. den „Zehnkampf im Sitzen“ als Bewegung. 24 Dazu die Stühle etwas vom Tisch zurückstellen. Bei Rollstuhlfahrer(inne)n die Fußstützen wegklappen. 100m-Lauf Die TN bewegen die Füße mit schnellen Schritten am Platz. Weitsprung Anlaufen, dabei die Arme und Beine nach vorne werfen, als ob man springt. Kugelstoßen Den rechten Arm nach vorne schnellen lassen. (Die Übung ebenfalls mit dem linken Arm ausführen.) Stabhochsprung Beide Arme nach vorne halten, anlaufen, den imaginären Stab nach vorne bewegen und einstecken, die Beine nacheinander hoch heben und absetzten (Sprungbewegung). 400m-Lauf Die Füße bewegen sich im schnellen Lauf; nicht ganz so schnell wie beim 100m-Lauf, jedoch etwas ausdauernder. 110m-Hürdenlauf Laufbewegungen, dazwischen jeweils 10-mal Sprungbewegungen. Diskus-Werfen Den rechten Arm heben (Handrücken zeigt nach oben), weit von hinten ausholen und den Arm nach vorne schnellen lassen. (Die Übung auch mit dem linken Arm ausführen.) Hochsprung Auf der Stelle anlaufen, mit dem linken Bein fest auf den Boden stampfen, das rechte Bein macht eine Absprungbewegung. (Die Übung auch mit der Gegenseite ausführen.)
24 Vgl. FRIESE, Andrea: Frühlingsgefühle, S. 101 ff, siehe Anhang, S. 101
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Geistig fit bleiben – Kopftraining
Speerwerfen Den rechten Arm hinter die Schulter halten und nach vorne schnellen lassen. (Die Übung auch mit dem linken Arm ausführen.) 1.500m-Lauf Langsame, aber ausdauernde Laufbewegungen mit beiden Beiden. Anschließend können die Übungen wieder etwas einfacher werden, z.B. bieten sich hier bewährte Sprichwörter und Redensarten zum Thema Bewegung an, hier einige Beispiele: Sport ist … Mord. Manchmal muss man ins kalte Wasser … springen. Manchmal könnte man vor Freude an die Decke … springen! Wir lassen jetzt die Puppen … tanzen. Hier kann man sich immer wieder über den Weg … laufen! Eine Trainingseinheit sollte nie mit einer schwierigen Übung aufhören, damit die Teilnehmer nicht frustriert aus der Stunde geben. Je nach Alter der Gruppe bieten sich Lieder an wie z.B. „Er steht im Tor“ von Wencke Myhre oder „Der Theodor im Fußballtor“ von Theo Lingen. Dann singen alle mit. Ein möglichst unbeschwerter, heiterer Abschluss kann auch eine Anekdote oder ein Gedicht sein. Joachim Ringelnatz hat zum Thema Sport eine ganze Reihe von Gedichten geschrieben. Und immer zwischendurch etwas zu trinken anbieten, das bitte nicht vergessen! Nicht nur um den Flüssigkeitsspiegel zu halten, sondern auch, um die Situation zu entspannen, wenn die Teilnehmer kognitiv sehr gefordert werden. Es ist wichtig, bis an die Grenzen zu gehen, denn das Programm zum kognitiven Training soll schließlich trainieren und nicht nur unterhalten. Die Kunst liegt allerdings darin, die Grenze zu bemerken und dann langsam wieder zurückzufahren, damit ein Erfolgserlebnis am Ende steht.
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Empfehlungen: – Skizzieren Sie sich einen Ablaufplan der Trainingseinheit. Sie sollte so aufgebaut werden, dass ein Spannungsbogen entsteht: Mit einfachen Übungen zum Anwärmen anfangen, dann erst schwierigere Übungen durchführen, wieder mit einfacheren Aktivitäten enden. fordern, aber nicht überfordern
Anwärmen
Ausklang
– Verbinden Sie den Einstieg mit Ritualen (z.B. ein Lied singen, Gong mit der Klangschale…). Die Teilnehmenden wissen dann: Jetzt kommt etwas, das ich schon kenne. Rituale sind besonders wichtig für Menschen mit Demenz. Es ist für sie ein Stück Sicherheit und Geborgenheit, wenn die Veranstaltung immer im gleichen Raum stattfindet und Beginn und Schluss mit vertrauten Begrüßungs- und Verabschiedungsritualen ein hergehen. So hilft z.B. ein immer gleiches Begrüßungs- und | oder Abschiedslied bei der Orientierung zur jeweiligen Situation. – Wählen Sie zum Beginn und zum Schluss einfache Übungen aus. – Variieren Sie den Schwierigkeitsgrad (siehe Kurve). – Bauen Sie nach Übungen mit besonders hoher Konzentration Elemente der Entspannung ein (Lieder, Vorlesetexte, Lachen, Bewegung …). – Schalten Sie aktive Pausen ein. Dabei Getränke anbieten und zum Trinken animieren, gemeinsam anstoßen („Ein Prosit …“). – Achten Sie auf Methodenwechsel. Bei Partnerarbeiten schwächere und stärkere TN gemeinsam arbeiten lassen.
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Geistig fit bleiben – Kopftraining
Die Durchführung – Was ist zu beachten? Aufgabe der Gruppenleitung ist es, durch vertraute Rituale Sicherheit zu geben; doch ist dabei auch Flexibilität unabdingbar, um ein aktives Einbeziehen der Teilnehmer in das Training und damit in ihre Lebensweltgestaltung möglich zu machen. Das heißt, wenn Teilnehmer schwächer sind oder anders sozialisiert, dann muss die Gruppenleitung eine Übung eventuell kurzfristig abwandeln. Es kommt vor, dass einige fitte Teilnehmer in einer Gruppe von Personen mit leichter und mittlerer Demenz teilnehmen möchten. Sie kommen vorbei, setzen sich eine Weile hin und bleiben da, weil sie die Stunde spannend finden. In solchen Situationen ist es geschickt, eine Bewohnerin zur rechten Hand der Gruppenleitung zu machen, indem sie hilft Zettel zu verteilen, Getränke einzuschenken, den Raum zu lüften usw. Während der Durchführung von Gedächtnistrainings ist es wichtig, dass die Teilnehmer in ganzen Sätzen antworten, damit sie das Formulieren üben und ihren aktiven Wortschatz trainieren! Wenn jemand eine falsche Antwort gibt, sollte nicht im eigentlichen Sinn korrigiert werden. Sie können die Betreffenden bitten, die richtige Lösung noch einmal mit der Gruppenleitung gemeinsam allen zu zeigen. Das gibt ihnen ein Stück Kompetenzgefühl. Manchmal kommen Korrekturen aus der Gruppe. Es ist oft so, dass die richtigen Worte fehlen, dann kann die Aussage noch einmal positiv zusammengefasst werden. Es kommt nicht darauf an, dass alles richtig ist oder Wissen abgefragt wird wie in der Schule, sondern dass alle Teilnehmer Freude haben. Wenn etwas richtig gewusst wird, dann sollte natürlich auch gelobt werden – aber nicht übertrieben, sondern angemessen. Über Lob freuen sich die Teilnehmer. Wenn sie etwas wissen, ist das doch auch eine Lebensleistung! Und wenn sie nach der Stunde hinausgehen und sagen: „Das hat wieder Spaß gemacht!“, dann ist das doch die beste Anerkennung für uns als Kopftrainerinnen … Es ist uns noch ganz wichtig darauf hinzuweisen, wie sinnvoll eine fundierte Ausbildung zum Gedächtnistrainer bzw. zur Gehirntrainerin
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ist, egal bei welchem Anbieter. Hier erhalten AbsolventInnen solides Handwerkszeug, wie sie mit unterschiedlichen Zielgruppen das Gedächtnis bzw. das Gehirn sinnvoll trainieren können.
Empfehlungen: – Beziehen Sie alle Teilnehmenden ein, wenn auch auf unterschiedliche Weise. Es müssen nicht alle dasselbe tun! Aktivieren Sie Teilnehmende mit und ohne kognitive Einschränkungen! – Regen Sie die Teilnehmenden zu ausführlichen Antworten an. Dies fördert den aktiven Wortschatz! – Eine Aussage nicht im Sinn einer falschen Antwort korrigieren. Wenn vordergründig das Thema verfehlt wird, hat dies oft mit Wortfindungsstörungen zu tun. Die Kernaussage noch einmal positiv formulieren. – Nicht irgendeine konkrete Lösung oder ein Ergebnis steht im Vordergrund, sondern das gemeinsame Erleben in der Gruppe! – Die Teilnehmenden freuen sich über Lob und Anerkennung – dies sollte jedoch erwachsenengerecht und nicht übertrieben vermittelt werden. Menschen mit Demenz haben ein besonders feines Gespür für Echtheit und Aufrichtigkeit!
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Geistig fit bleiben – Kopftraining
pielend aktiv – S Würfel, Karten & Ideen Spiele sind in der Alltagsgestaltung mit alten Menschen unverzichtbar. Ob Würfel oder Karten, Brett- oder Bewegungsspiele, Rate- oder Erzählspiele – die Palette an Materialien ist riesig. War noch vor einigen Jahren der Markt bei den Verlagsspielen für Senioren sehr überschaubar, so gibt es heute enorme Vielfalt. Doch es müssen nicht immer spezielle Seniorenspiele sein. Oft können Sie als Betreuungskraft Spiele einsetzen, die entweder gar kein oder nur Alltagsmaterial benötigen oder solche Verlagsprodukte, die für verschiedene Altersgruppen vorgesehen sind und häufig „von 9 bis 99 Jahren“ beworben werden.
Montag
Dienstag
Mittwoch
Donners tag
Freitag
Samstag
Gedächt nistraining
Gymnastik
Themen runde „Wetter“
Koch gruppe
Singen
SPIELEND AKTIV
Spielen im Alter??? Trotz aller Vielfalt und Vielseitigkeit von Spielen sind alte Menschen keineswegs immer begeistert von derlei Angeboten. Relativ einfach zu gewinnen sind diejenigen, die schon in früheren Lebensphasen gern und regelmäßig gespielt haben. Dazu gehören engagierte und begeisterte Großeltern ebenso wie passionierte Bridge- oder Canastaspieler. Manchmal möchten die allerdings nur das bereits bekannte Spiel, z. B. Schach oder Skat, nach dem Einzug in eine Pflegeeinrichtung weiterhin betreiben und freuen sich, wenn sie dort Spielpartne-
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rinnen finden. Andere sind bereit, sich auf Neues einzulassen und nehmen entsprechende Angebote wahr. Wieder andere haben zwar lange nicht mehr gespielt, kennen das aber noch aus einer Zeit, in der Freizeitangebote nicht so kommerziell waren wie heute. Außerdem wurde damals der Begriff Freizeit kaum verwendet. Als die heute hochaltrigen Generationen junge Erwachsene waren, wurde freie Zeit meist in der Familie und in der Nachbarschaft gestaltet. Da gehörte das Spielen eindeutig dazu, allerdings oft eher von Männern betrieben, die Skat spielten oder knobelten, während die Frauen sich der Handarbeit widmeten. Die Erinnerung daran wird wieder wach, wenn Sie zu entsprechenden Aktivitäten einladen. Doch es gibt auch harte Nüsse zu knacken. Das sind die Senioren, die eine oder mehrere der weit verbreiteten Gedankenbarrieren im Kopf haben. „Spielen ist etwas für Kinder“ heißt eines der Vorurteile. –– Begegnen Sie denen, indem Sie erzählen, wie Spielen eine Art Revival erlebt mit all den Spielemessen, -veranstaltungen und Events für Erwachsene, mit Spieletreffs und neuen Verlagsspielen, die sich keineswegs an Kinder oder Jugendliche richten, sondern an Menschen im Erwachsenenalter. –– Zeigen Sie Spiele am PC oder Tablet und solche, die erwachsenengerecht gestaltet sind, z. B. spezielle Memorys mit Kunstdrucken wie Gemälden oder Reisemotiven usw. –– Probieren Sie es mit Wissensspielen und angepasst dargebotenen Quizfragen, die Kompetenzgefühl vermitteln und die in „ernste“ Themengespräche eingebunden werden. „Spielen ist Zeitverschwendung, es kommt nichts Produktives dabei heraus“ lautet ein weiteres Vorurteil. Dabei muss sich das nicht immer direkt im Kopf der Betroffenen abspielen, sondern es genügt die Vorstellung, was sich andere Menschen dabei denken können, wie das nachstehende Praxisbeispiel zeigt.
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Spielend aktiv – Würfel, Karten & Ideen
Beispiel aus der Praxis: Frau Euler (79) lebte mit ihrem Mann im eigenen Haus und kam über viele Jahre regelmäßig zu mir zum Gehirntraining. Sie litt an fortgeschrittener Demenz, die sich aber dank ihrer Kooperationsbereitschaft und der intensiven Betreuung durch die Familie sehr lange Zeit auf einem gleich bleibenden Niveau hielt. So hielt sie sich auch lange an die Vereinbarung, täglich mit ihrem Mann bestimmte Spiele zu spielen. Eines Tages, es war im Sommer, fiel mir auf, dass ihr die betreffenden Spiele deutlich schwerer fielen und ich sprach sie darauf an. Da erklärte sie mir, dass sie am späten Abend nicht mehr gut spielen könne, weil sie dann immer so müde sei. Auf meine verwunderte Frage, warum sie nicht tagsüber spiele, antwortete sie: „Das geht ja nicht. Dann würden sich die Nachbarn wundern, warum wir die Rollläden herunterlassen.“ Der Ehemann sah mein Erstaunen und sagte: „Meine Frau möchte nicht, dass jemand sieht, dass sie tagsüber nichts zu arbeiten hat, sondern einfach spielt. Sie würde sich auch niemals am helllichten Tag einfach untätig in den Garten setzen.“
–– Bestätigen Sie solchen Menschen, dass sie [heute] schon genug gearbeitet haben und sich eine Erholungspause beim Spiel verdient haben. –– Erklären Sie Betroffenen, dass es sich nicht um Spiel, sondern um Training handelt und erläutern Sie genau, welche Funktionen bei der jeweiligen Aufgabe gefördert werden. –– Zitieren Sie bekannte Persönlichkeiten, denen die betreffende Person mit Respekt begegnet, z. B. den irischen Nobelpreisträger, Dramatiker und Politiker George Bernhard Shaw „Menschen hören nicht auf zu spielen, weil sie alt werden, Menschen werden alt, weil sie nicht mehr spielen.“ „Ich könnte mich blamieren, falls ich die Regeln nicht richtig verstehe oder die Aufgabe nicht bewältigen kann“, bewegt insgeheim so manchen alten Menschen, der aus diesem Grund eine Einladung ablehnt.
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–– Schaffen Sie eine harmonische Atmosphäre, in der die Gruppenmitglieder ungezwungen miteinander umgehen und miteinander lachen statt übereinander. –– Provozieren Sie eine Situation, in der Sie selbst an einer Spielaufgabe scheitern und in der sie darüber mit den anderen lachen können. –– Erklären Sie, dass gerade dann, wenn eine Herausforderung nicht bewältigt wird, für die Person ein Trainingseffekt eintritt, dagegen alle Aufgaben, die ohne Probleme gelöst werden, keine entsprechende Wirkung haben, sondern Routine werden. Am einfachsten ist es meist, alte Menschen auf Umwegen für das Spielen zu begeistern. Das gelingt in der Regel dann, wenn Sie zu einer Themenveranstaltung einladen, ohne im Vorfeld exakt auf die geplanten Aktivitäten einzugehen. Dann erwarten die Teilnehmenden Beiträge zum angekündigten Thema, kommen ins Gespräch, bewegen sich, singen und beteiligen sich am abwechslungsreichen Programm, ohne bewusst zu registrieren, dass ein Spiel dabei war.
Empfehlungen: – Starten Sie mit bekannten Spielen. Karten- und Knobelspiele sind [nicht nur für Männer] ein guter Einstieg. – Wählen Sie nur Spiele aus, an denen Sie selbst auch Freude haben. Andernfalls wird es schwierig, andere dafür zu begeistern. – Binden Sie zur Eingewöhnung kurze Spielsequenzen in Themen veranstaltungen ein (siehe dazu auch S. 98). – Finden Sie heraus, welche Vorurteile in den Köpfen Ihrer Bewohner existieren, sprechen Sie sie offen an und reagieren Sie entsprechend den oben dargestellten Möglichkeiten.
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Spielend aktiv – Würfel, Karten & Ideen
Was Spiele können Spiele sind wahre Alleskönner. Ein ganzer Fundus davon sollte in jeder Einrichtung vorhanden sein, damit Sie für unterschiedliche Situationen das jeweils passende auswählen können. Sie lassen sich für Gruppen- oder Einzelaktivierungen nutzen, für kurze Zeitfenster oder längere Veranstaltungen, für Frauen und Männer, für kognitiv fitte Bewohner und für Menschen mit Demenz, einfach zur Unterhaltung und Freude oder für zielgerichtetes Training oder Therapie. So können hier im Folgenden auch nur beispielhaft einige Bereiche angesprochen werden. KENNENLERNEN: Ob neue Bewohner oder Menschen, die schon lange miteinander in derselben Einrichtung leben – beim Spielen können sie Neues voneinander erfahren. Und Sie als Mitarbeiter lernen die alten Menschen ebenfalls besser kennen. Mit Bei uns zu Hause 25 erfahren Sie z. B., wie die Einzelnen vor ihrem Einzug ins Pflegeheim gewohnt haben oder was sie sich für ihre jetzige Wohnsituation wünschen, was ihnen wichtig ist.
Praxistipp: Stellen Sie Karten her mit biografischen Fragen, z. B. – Stellen Sie sich vor, Sie gewinnen eine Traumreise an einen beliebigen Ort. Wohin würden Sie reisen? – Sie werden in ein Restaurant eingeladen. Was wählen Sie von der Speisekarte? – Was ist das schönste Geburtstagsgeschenk, an das Sie sich erinnern können? … Lassen Sie die Teilnehmenden jeweils eine Karte ziehen und bringen Sie so die Runde ins Gespräch. Oder legen Sie die Karten auf farbige Unterlagen und lassen Sie würfeln. Wer Rot würfelt, zieht eine Karte von dort, bei Blau kommt die Karte vom blauen Stapel. 25 Ein Biografiespiel, siehe Anhang, S. 103
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INS GESPRÄCH KOMMEN: Muckefuck und Liebestöter 26 liefert mit Bildern heute kaum noch vorhandener Gegenstände und passenden Anregungen und Informationen dazu Einstiege in Gespräche zu verschiedensten Themen. Der Tropfenfänger einer Kaffeekanne oder die Stempeluhr geben Impulse und führen eine Unterhaltung über Kaffee früher und heute oder über alte und neue Systeme der Zeiterfassung im Arbeitsleben. Lassen Sie die Teilnehmenden in Erinnerungen schwelgen, das weckt Interesse und schafft Kompetenzgefühl. Vergessen Sie jedoch nicht, in die heutige Zeit überzuleiten und über Aktuelles zu sprechen. Der Coffee to go steht dann dem Muckefuck und dem Tropfenfänger gegenüber und die Stempeluhr regt an, über Fingerscanner und Homeoffice zu reden. So sind alte Menschen informiert und können sich kompetent mit jüngeren unterhalten. GESELLIGKEIT PFLEGEN UND SPRACHLICHE FÄHIGKEITEN TRAINIEREN: Die Plaudertasche 27 ist ein Spiel, das seinem Titel alle Ehre macht. Es bringt mit großen Bildtafeln und einem Buch mit einer Fülle von Anregungen zu deren Einsatz Menschen in Aktion und Gespräch. Der Spaß und das gemeinsame Lachen sind programmiert, ob in Gruppen oder in der Einzelbetreuung. Und für kurze Einheiten zwischendurch liefert Die kleine Plaudertasche, ein Kartenspiel, jede Menge Ideen.
Praxistipp: Stellen Sie gemeinsam mit Bewohnern themenbezogene Bildtafeln her, in dem Sie Bilder aus Zeitschriften und Prospekten ausschneiden und aufkleben. Im Gespräch über die Motive tauschen die Teilnehmer sich aus.
26 FRIESE, Andrea: Spiel rund um alte Begriffe und Gegenstände, siehe Anhang, S. 103 27 FRIESE, Andrea | HALBACH, Anne: Spiel mit Buch im Koffer, siehe Anhang, S. 104
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Spielend aktiv – Würfel, Karten & Ideen
WISSEN EINBRINGEN: Mit Erfahrungswissen und Bildung überraschen Bewohnerinnen häufig gerade junge Mitarbeiter. Das Quiz 28 liefert Gesprächsstoff zu Essen und Trinken, Sport, Wetter, Musik usw. Ausgewählte Fragekarten aus anderen Quizspielen lassen sich ebenfalls einsetzen, wenn sie den Erfahrungsbereich der Teilnehmenden umfassen.
Beispiel aus der Praxis: Altenpflegeschülerin Svenja (23) war einst völlig verblüfft über das Wissen der Teilnehmer bei einer Aktivierungseinheit zum Thema Sport. Frau Westhoff (86), bekennende Nicht-Sportlerin, beantwortete souverän die Frage „Welcher deutsche Springreiter gewann bei den Olympischen Spielen 1956 in einem legendären Ritt mit seiner Stute Hall Gold mit der Mannschaft und in der Einzelwertung?“. Ohne überhaupt die Lösungsvorschläge anzuhören, erzählte sie, wie einst Hans Günter Winkler nach einer Muskelverletzung von seiner Wunderstute über alle Hindernisse getragen wurde. Zwar hatte Frau Westhoff selbst nie Sport getrieben, aber sie fand Pferde so herrlich ästhetisch und hatte sich immer fürs Reiten interessiert. In der gleichen Einheit überraschte Herr Gieseking (75) mit seinem Wissen über Skisport und die die so genannte Nordische Kombination. Er verfolgte immer die Sportschau im Fernsehen. Hier hatte er endlich Gelegenheit, mit seinem Wissen zu glänzen. ZEITSTRUKTUREN ÜBEN: Schlag 12 29 ist ein Spiel mit vielen Variationen, das die Fähigkeit des Uhrlesens übt und damit zum Erhalt einer für das Selbstbewusstsein wichtigen Kompetenz beiträgt. Klar, dass dabei Spaß und gemeinsames Lachen dazu gehören.
28 JASPER, Bettina M.: Quiz-Kartenspiele zu sechs verschiedenen Themen mit speziellen Fragen aus dem Erfahrungsbereich der heute alten Menschen, siehe Anhang, S. 104 29 JASPER; Bettina M.: Spielideen rund um die Uhr, siehe Anhang, S. 104
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Praxistipp: Stellen Sie selbst Kärtchen mit Uhrzeiten her und nutzen Sie eine alte Wanduhr ohne Uhrglas, um das Einstellen und Ablesen von Zeiten zu trainieren. Kinderspiele zum Lernen der Uhr sind nur begrenzt sinnvoll einsetzbar, weil meist sehr kindgerecht gestaltet!
KOGNITIVE FÄHIGKEITEN TRAINIEREN: Farben stehen im Mittelpunkt etlicher Spiele, ob in Verbindung mit Zahlen wie bei Wabe oder Klick Klack oder mit Formen wie bei Eckig oder bunt 30? Sich etwas merken, räumliche Strukturen erkennen, Kreativität üben usw. sind nur einige Beispiele für geistige Fähigkeiten, die sich im Spiel üben lassen. In der Gruppe oder in der Einzelbetreuung, es geht nicht nur ums Beschäftigen im Sinn von einfach Zeit verbringen, sondern mit solchen Spielen lassen sich gezielt geistige Fähigkeiten trainieren, die für die Alltagsbewältigung wichtig sind. SICH UMSTELLEN UND ANPASSEN: Zahlreiche Variationen ermöglichen es, die Aufgaben und Regeln immer wieder zu verändern und neu an die Teilnehmenden anzupassen. Kombinieren Sie Materialien aus verschiedenen Spielen immer wieder anders und entwickeln Sie eigene Spielideen. Mit etwas Erfahrung und Fantasie entstehen so für alte Menschen abwechslungsreiche Spielerunden. GRENZEN ERPROBEN OHNE RISIKO: Im Spiel droht keine Gefahr. Hier können alte Menschen üben, an ihre Grenzen zu gehen, etwas zu riskieren, ohne dass es wie im Alltag gefährlich wird. Vor allem Bewegungsspiele sind in diesem Zusammenhang eine gute Möglichkeit. Bei Reaktionsspielen ist es z. B. überhaupt nicht schlimm, wenn jemand nicht rechtzeitig zugreift und der Ball auf den Boden fällt oder wenn die vereinbarte Bewegung, die mit der Fünf auf dem Würfel verbunden wurde, mit zeitlicher Verzögerung kommt. Im Alltag dagegen kann zu langsame Reaktion fatale Folgen haben. 30 Alle drei Spiele JASPER, Bettina M.: siehe Anhang, S. 104
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Spielend aktiv – Würfel, Karten & Ideen
RÜCKSICHT NEHMEN UND REGELN EINHALTEN: Jedes Spiel braucht Regeln, das eine mehr, das andere weniger. So müssen sich die Spielenden darauf einlassen, dass es klare Vorgaben gibt, wer wann an der Reihe ist, wer welche Spielfigur wie bewegen darf usw. Außerdem ist klar definiert, welches Verhalten welche Konsequenzen hat oder wann ein Spiel zu Ende geht. Die Beteiligten erfahren, dass nicht immer dieselbe Mannschaft gewinnt und lernt, gemeinsam mit anderen zu verlieren. Das alles sind wichtige Faktoren im Alltag, wenn viele Menschen in einer Einrichtung zusammen leben. SICH WOHLFÜHLEN: Bei manchen Spielen geht es schlicht darum, beieinander zu sein, die angenehme Atmosphäre einer Gruppe zu spüren und miteinander aktiv zu sein. Das ist gerade für Menschen mit Demenz von enormer Bedeutung, dass kein Druck entsteht, sie nichts können oder leisten müssen. Für solche Situationen liefern Kugelwohl und Kugelbunt 31 zu wöchentlich wechselnden Themen viele Vorschläge. Mit Liedern, Bewegungsgeschichten, Wortsammlungen, Massageeinheiten wird dabei das Wohlbefinden gepflegt.
Empfehlungen: – Lassen Sie sich als Anleitende inspirieren vom Material eines Spiels und entwickeln Sie eigene Ideen und neue Regeln. Es zwingt Sie niemand, ausschließlich der Spielanleitung zu folgen! – Beobachten Sie Ihre TeilnehmerInnen. Dabei entstehen, manchmal sogar durch Missverständnisse, neue Variationen. – Kombinieren Sie Materialien aus verschiedenen Spielen immer w ieder anders.
31 FIEDLER, Petra: siehe Anhang, S. 103
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Spiele auswählen Bei der Fülle an Möglichkeiten und Materialien haben Betreuungskräfte die Qual der Wahl, wenn sie Spiele auswählen. Die Wahl betrifft zwei Bereiche: 1. Einen Fundus zusammenstellen. 2. Die Auswahl für den konkreten Einsatz mit einer Gruppe oder einer Einzelperson in einer bestimmten Situation.
Einen Fundus zusammenstellen Da in der Regel in einer Einrichtung sehr unterschiedliche Menschen zusammenleben, ist es sinnvoll, eine vielseitige Sammlung von Materialien verfügbar zu haben. Eine Grundausstattung lässt sich meist kostengünstig zusammenstellen aus Alltagsmaterialien, mit einem Gang über den Flohmarkt und durch Aufrufe zur Spielesammlung an Angehörige. Außerdem lässt sich einiges – teils gemeinsam mit Bewohnern – selbst herstellen.
Grundausstattung: –– Würfel aller Art in verschiedenen Größen und aus unterschiedlichem Material – mit Augen, Zahlen, Farben, Buchstaben, Symbolen … –– Karten mit Zahlen, Buchstaben, Wörtern, Bildern, Symbolen, Farben … –– Spielfiguren – möglichst handlich, gut zu greifen und zu unterscheiden. –– Spieleklassiker wie Rommé-Spielkarten, Mühle, Dame, Schach, Halma, Domino, Mikado, Mensch-ärgere-dich-nicht, diverse Memorys usw. –– Alltagsmaterialien – Schraubverschlüsse, Becher, Schnüre, Korken, Tücher, Papier, (Farb-)Stifte usw.
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Spielend aktiv – Würfel, Karten & Ideen
Allein damit lassen sich schon abwechslungsreiche Spielrunden gestalten. Spielen Sie – gerade mit spielunerfahrenen Menschen – zu Beginn mit bekannten Materialien. Spielkarten oder Würfel hatte wohl jeder schon einmal in der Hand. Und an einfache Regeln erinnern sich Teilnehmer oft, sobald das Spiel beginnt. Laden Sie ein zu einer Runde Mau-Mau oder Bauernskat. 32 Spielen Sie Altbekanntes wie –– Fadenspiele, –– Streichholzspiele (mit großen Zündhölzern ohne Kopf!), –– Knobelspiele, –– Ich sehe was, was du nicht siehst, –– Stadt – Land – Fluss oder Schiffe versenken … Oft können alte Menschen Ihnen die Regeln erklären und stärken so ihr Selbstwertgefühl! Diese Grundausstattung ergänzen Sie – je nach vorhandenem Budget – mit speziellen Spielen für die Altenpflege. Achten Sie da bei der Auswahl auf variantenreiche Einsatzmöglichkeiten. Das ist besonders dann wichtig, wenn in Ihrem Spielarchiv noch nicht viel vorhanden ist. Enorme Vielfalt zum Erzählen, Raten, Singen … bietet das längst zum Klassiker gewordene Vertellekes 33, inzwischen zusätzlich als Kartenspiel erhältlich oder der Waldspaziergang 34. Das Vielspiel 35 trägt die Idee schon im Namen; an Variantenreichtum kaum zu toppen, verlangt es jedoch von der anleitenden Person, sich vor dem Einsatz intensiver damit zu beschäftigen. Neben den Veränderungsmöglichkeiten ist ein weiteres Auswahlkriterium, dass ein Spiel Anknüpfungspunkte aus dem Alltag liefern 32 Falls Sie selbst die Regeln nicht kennen: Google weiß (fast) alles �. 33 Der Klassiker von Petra FIEDLER, siehe Anhang, S. 103 34 FIEDLER, Petra: Ein Spiel vor allem für Menschen mit Demenz, siehe Anhang, S. 104 35 JASPER, Bettina M.: Geistige Fitness durch Sortieren, Kombinieren, Assoziieren und Fantasieren, siehe Anhang, S. 104
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sollte. Das erfüllen z. B. Bingo-Spiele wie Lieder Bingo oder Redensarten Bingo 36. Ebenfalls direkte Verbindungen zu Alltagsthemen wie Wetter, Musik oder Essen und Trinken lassen sich herstellen mit den Tipptafeln 37. Ideal ist, wenn Spiele quasi selbsterklärend sind, wie z. B. Das WabeKartenspiel 38 – auspacken und direkt anfangen. Ganz wichtiges Kriterium bei der Auswahl ist die Gestaltung. Sie soll nicht nur, sondern sie muss erwachsenengerecht sein, vor allem hinsichtlich der Bildmotive. Zwar können auch Kinderspiele eingesetzt werden, aber dann mit entsprechender Einführung durch die anleitende Person, z. B. „… das Kinderspiel ist auch für uns als Erwachsene eine Herausforderung …“. Neutral gestaltete Kinderspiele lassen sich oft für Menschen mit Demenz nutzen. Dann sollte jedoch zwingend die Verpackung mit Aufdruck „für Kinder von 3 bis 6 Jahren“ entfernt und das Material in einen schlichten Behälter gefüllt werden.
Empfehlungen: Grundsätzlich sind beinahe alle Spiele in der Altenpflege nutzbar. Doch es kommt entscheidend darauf an, wie Sie als Spielleitung das jeweilige Material einführen und, falls nötig, die Regeln anpassen. Achten Sie bei der Auswahl von Spielen auf die folgenden Kriterien: – Hoher Aufforderungscharakter (Farben, Bälle, Geräusche...) – Schafft soziale Kontakte. – Leicht verständliche und veränderbare Regeln. – In kleinen Schritten erlernbar. – Vermittelt Erfolgserlebnisse.
36 FRIESE, Andrea: Themenbezogene Bingo-Spiele, siehe Anhang, S. 103 37 JASPER, Bettina M.: Ein neuartiges Spiel-Konzept für Einzel- und Gruppenaktivierung, siehe Anhang, S. 103 38 JASPER, Bettina M.: Bewegen, Singen, Denken, siehe Anhang, S. 104
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Spielend aktiv – Würfel, Karten & Ideen
– An Leistungsniveau der Gruppe | Einzelperson anzupassen. – Schafft keine Konkurrenzsituation zwischen Einzelnen. – Mit unterschiedlichen Teilnehmerzahlen spielbar. – Regt Fantasie an und fördert Kreativität. – Fordert Eigeninitiative. – Weckt neue Interessen. – Nutzt Erfahrungen, bietet Anknüpfungspunkte aus dem Alltag. – Vermittelt Materialerfahrung. – Leicht zu handhaben (Figuren, Geräte ...). – Ohne Zeitdruck spielbar. Setzen Sie Schwerpunkte bei der Auswahl, denn kein Spiel wird gleichzeitig allen Anforderungen gerecht.
Auswahl für konkreten Einsatz mit einer Gruppe oder einer Einzelperson in einer bestimmten Situation Besprechen Sie mit den KollegInnen aus der Pflege, welche Schwerpunkte bei den Aktivitäten gesetzt werden sollen – individuell oder für eine ganze Gruppe. Geht es z. B. vorrangig um sprachliche Fähigkeiten, werden Sie womöglich ein Erzählspiel wählen, steht das Training der Reaktionsgeschwindigkeit auf dem Plan, kommt ein Bewegungsspiel in Frage. Sollen Gemeinschaft und Zusammenhalt geübt werden, können Sie ein Mannschaftsspiel aussuchen und geht es ums Schreiben oder um den Umgang mit Zahlen und das Rechnen, kommen wieder andere Spiele in Betracht. Bedenken Sie bei der Auswahl die ungefähre Spieldauer und das zur Verfügung stehende Zeitfenster. Es sollte möglich sein, innerhalb einer Aktivierungseinheit mindestens einen Durchgang des jeweiligen Spiels zu einem zufriedenstellenden Ende zu bringen. Das kann eine erste Version zum Kennenlernen des Materials mit stark vereinfachten Regeln sein. Aber es macht wenig Sinn, mehr Zeit für die Erklärung als für das tatsächliche Spielen einzusetzen. Entscheiden Sie sich in Einstiegssituationen für solche Spiele, die Material enthalten, das den Teilnehmenden bekannt ist – ein Würfel,
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bekannte Bildmotive o. Ä. Das schafft Selbstvertrauen und entspannt die Situation. Wechseln Sie ab zwischen Spielen, die unterschiedliche Wahrnehmungssysteme beanspruchen. Einmal steht z. B. das Sehen im Mittelpunkt, ein anderes Mal kommt es vorrangig aufs Hören an. Dasselbe gilt für kognitive Fähigkeiten – einmal geht es um Sprache, das nächste Mal um Zahlen und dann wieder kommt es auf Kreativität und Fantasie an. Bedenken Sie unterschiedliche Handicaps der Teilnehmenden. Bei entsprechendem Abwechslungsreichtum in der Spieleauswahl können im Wechsel alle bei unterschiedlichen Gelegenheiten ihre persönlichen Erfolgserlebnisse verbuchen.
Regeln für die Spielleitung GEWINNEN UND VERLIEREN: Eine der wichtigsten Verhaltensregeln beim Spielen betrifft den Umgang mit Gewinnen und Verlieren. Sich gelegentlich miteinander zu vergleichen, gehört zu den natürlichen Bedürfnissen des Menschen, auch im hohen Alter. Deshalb sollten Spiele ab und zu entsprechende Gelegenheiten bieten. Von Zeit zu Zeit ein bisschen Wettbewerb schafft Motivation, sorgt für Erfolgserlebnisse und Spaß. Beim Vergleich sollten jedoch nicht Einzelpersonen miteinander wetteifern, sondern Mannschaften oder Paare. Außerdem ist es wichtig, Glücksfaktoren einzubauen, damit nicht ausschließlich Wissen oder Können entscheidet. Das kann ein Joker sein oder Würfelglück oder eine zufällig gezogene Karte … Im Idealfall setzen Sie wechselnde Kriterien fürs Gewinnen fest: Einmal gewinnt das Team, das am kreativsten war, beim nächsten Mal die Schnellsten usw. MITSPIELEN ODER AUSSEN VOR BLEIBEN? Diese Entscheidung ist situationsabhängig zu treffen. Mitspielen unterstützt partnerschaftliche Atmosphäre, fördert das Miteinander. Gleichzeitig erschwert es jedoch das Unterstützen derjenigen, die allein nicht zurechtkommen.
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Manchmal ist es ein geschickter Weg, mit einer Teilnehmerin gemeinsam zu spielen, die so gleichzeitig dezent Unterstützung erhält. BEISPIEL GEBEN: Gehen Sie als Spielleiter bei neuen Spielen bzw. Regeln immer mit einem Beispiel voran, machen Sie den ersten Zug. Das spart viele Erklärungen. SPIELSCHLUSS KLAR DEFINIEREN: Legen Sie zu Beginn fest, wann bzw. wie ein Spiel zu Ende geht. Das schafft Klarheit für alle Beteiligten. Dazu gibt es mehrere Möglichkeiten, z. B. bis –– der Kurzzeitwecker klingelt, –– die erste Spielfigur am Ziel ist, –– eine Mannschaft am Ende angekommen ist, –– keine gelben | roten … Karten mehr vorhanden sind, –– X Runden gespielt wurden … Kündigen Sie das nahende Ende kurz vor Schluss noch mal an, damit alle harmonisch ins Ziel gelangen. REGELN VERÄNDERN: Setzen Sie sich bewusst über „offizielle“ Spielregeln hinweg! Sie kennen Teilnehmer und Situation und können am besten beurteilen, welche Regel im Moment passend ist. Beobachten Sie die Spielenden und greifen Sie deren Ideen auf. Lassen Sie sich vom Material inspirieren und experimentieren Sie zusammen mit den Bewohnern. Es gibt keinen Grund dafür, dass eine Spielerin beim Mensch-ärgere-dich-nicht stundenlang dabei sitzen und zusehen muss, nur weil sie keine Sechs würfelt. Kippen Sie diese Regel. Gesetzt wird, was der Würfel anzeigt. Gerade bei diesem Klassiker gibt es ohnehin in jeder Familie ganz eigene Regeln. Oder verbinden Sie das bekannte Mensch-ärgere-dich-nicht-Brett mit Aufgaben. Legen Sie Chips auf einzelne Felder. Wer mit seiner Figur darauf kommt, zieht eine Aufgabenkarte usw.
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Das sind lediglich einige Basics. Wer sich näher mit den Aufgaben der Spielleitung beschäftigen möchte, findet im Buch Spielen mit alten Menschen von Petra Fiedler 39 umfassende Hinweise.
Themenorientiert spielen Spiele können Selbstzweck und völlig allein Inhalt einer Veranstaltung sein, etwa ein Spielenachmittag, bei dem sich Bewohner treffen und an verschiedenen Tischen parallel Partner finden zum Schach oder Skat, zum Rummikub oder Scrabble, Domino oder Mühle. Manchmal steht ein einziges Spiel im Mittelpunkt einer Aktivierungseinheit. Da wird in größerer Runde Vertellekes gespielt oder die Gruppe unternimmt in Gedanken einen Waldspaziergang. Letzterer führt schon automatisch durch seinen Titel in ein Thema. Doch oft sind Spiele nur ein Programmpunkt innerhalb einer Aktivierungseinheit, die z. B. Bewegen, Singen, Erzählen und Spielen unter einem bestimmten Thema kombiniert. Dann stellt die anleitende Person einen roten Faden her, indem sie mit überleitenden Kommentaren Verbindungen knüpft. So kommt das Spiel Wabe in einer Runde über Bienen zum Einsatz. Beim nächsten Treffen dienen die gleichen, wabeförmigen Spielplättchen als Inseln und werden völlig anders genutzt, einem neuen Thema untergeordnet. Ausgewählte Bildplatten aus der Plaudertasche eignen sich für Gesprächsrunden über Obst oder Straßenverkehr, Kleidung oder Namen usw. Einzelne Bildkarten aus Muckefuck und Liebestöter oder Toast Hawaii und Kohlenhändler 40 können Gestaltungselemente zu beliebigen Themen wie Kaffee oder Telefon, VW Käfer oder Radio sein. Ebenso können allgemein bekannte Spieleklassiker wie Elfer raus mit Themen verknüpft werden. Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt, wenn es ums Herstellen eines roten Fadens geht. Hat das Spiel 39 FIEDLER, Petra: Spiele wirkungsvoll in der Altenarbeit einsetzen, siehe Anhang, S. 101 40 FRIESE, Andrea: siehe Anhang, S. 103
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– wie Elfer raus – mit Zahlen zu tun, lässt es sich problemlos in Verbindung bringen mit Themen wie Geld, Einkaufen, Lotto, Schule, Berufen usw., jeweils in Kombination mit passendem Anschauungsmaterial. Viele Praxisbeispiele für themenorientierte Spieleveranstaltungen liefert Das Spielebuch 41, dort sind fast alle mit Alltagsmaterialien gestaltet wie mit Nudeln oder Streichhölzern, Bierdeckeln oder Eierkartons. Durch das Einbinden eines Spiels in immer neue thematische Zusammenhänge werden häufige Wiederholungen möglich, ohne dass dabei Langeweile auftritt. Wiederholungen sind nötig, um gewünschte Trainingseffekte zu erzielen. Außerdem freuen sich Teilnehmende meist, wenn sie ein Spielmaterial oder manche Regeln schon kennen und sie sich dennoch über ein neues Thema unterhalten können.
Empfehlungen: – Sammeln Sie Ideen, mit welchen Themen sich welches Spielmaterial verbinden lässt. – Nutzen Sie dasselbe Spiel in immer neuen thematischen Zusammen hängen. – Kombinieren Sie innerhalb einer einzigen Aktivierungseinheit mehrere unterschiedliche, kurze Spiele mit einem roten Faden. Damit schaffen Sie Erfolgserlebnisse für verschiedene Teilnehmer. – Packen Sie für spielunlustige und -unerfahrene Menschen Spiele symbolisch in ein Thema ein, um sie in die Aktivität zu führen.
41 JASPER, Bettina M.: siehe Anhang, S. 107
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Anhang Bücher FIEDLER, Petra: Spielen mit alten Menschen: Spiele wirkungsvoll in der Altenarbeit einsetzen, Vincentz Network, Hannover 2016 FIEDLER, Petra: Das Fabelbuch, Vincentz Network, Hannover 2014 FIEDLER, Petra: Das Gedichtbuch, Vincentz Network, Hannover 2008 FIEDLER, Petra: Das Märchenbuch, Vincentz Network, Hannover 2008 FRIESE, Andrea: Formulierungshilfen. Aktivitäten der sozialen Betreuung dokumentieren, Vincentz Network, 2. ergänzte Aufl., Hannover 2017 FRIESE, Andrea | ALBRACHT, Michaela: Mitmachgeschichten. 22 Geschichten zum aktiven Zuhören, Mitmachen und Mitlachen, Vincentz Network, Hannover 2016 FRIESE, Andrea | HALBACH, Anne: Das Tierbuch. Spaß mit „tierischen“ Aktivierungen, Vincentz Network, Hannover 2016 FRIESE, Andrea | HALBACH, Anne: Das Pflanzenbuch. Gärtnerisches Gestalten im ganzen Jahr, Vincentz Network, Hannover 2015 FRIESE, Andrea | HALBACH, Anne: Das Bastelbuch. Kreatives Gestalten im Jahresverlauf, Vincentz Network, Hannover 2011 FRIESE, Andrea | HOHENHINNEBUSCH, Sabine: Bettlägerige betreuen Grundlagen, Übungen und Ideen, Vincentz Network, Hannover 2011 FRIESE, Andrea: Bettlägerige aktivieren. 111 Ideen aus der Praxis, Vincentz Network, Hannover 2009 FRIESE, Andrea: Sommerfrische | Winterfreuden | Herbstvergnügen | Frühlingsgefühle, jeweils 28 x Kurzaktivierung für Menschen mit Demenz. Vincentz Network, Hannover 2007 – 2009 GKV-Spitzenverband: Leitfaden Prävention in stationären Pflegeeinrichtungen nach § 5 SGB XI, Berlin 2016 GRIMM, Brüder: Meine wunderbare Märchenwelt. In zauberhaften Erzählbildern von Barbara Bedrischka-Bös, Kerle-Verlag 3. Aufl. 2012, ISBN: 978-3451711152 HEITZER, Anke: Kochbuch der Erinnerungen, Bergischer Verlag 2005, ISBN 978-3923495849 JASPER, Bettina M.: Bewegungshäppchen. Alltagsmobilität täglich individuell fördern, Vincentz Network, Hannover 2017 JASPER, Bettina M.: Formulierungshilfen Mobilität und Beweglichkeit individuell beschreiben, Vincentz Network, Hannover 2017
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JASPER, Bettina M. | Willig, Simone: Musik bewegt. Mit Evergreens Herz und Hirn aktivieren, Hannover: Vincentz Network, Hannover 2016 JASPER, Bettina M.: Das Gehirntrainingsbuch. Alltagsfähigkeiten fördern und erhalten, Vincentz Network, Hannover 2015 JASPER, Bettina M.: Das Bewegungsbuch. Mit Alltagsmaterial trainieren und Spaß haben, Vincentz Network, Hannover 2014 JASPER, Bettina M.: Das Spielebuch. Würfel, Karten, Gespräche und mehr, Vincentz Network, Hannover 2013 JASPER, Bettina M.: Bewegen, Trainieren, Denken. So fördern Sie Heimbewohner optimal, Vincentz Network, Hannover 2012 JASPER, Bettina M.: Das Alltagsgeschichtenbuch 2, Vincentz Network, Hannover 2012 JASPER, Bettina M. | REGELIN, Petra: Menschen mit Demenz bewegen. 196 Aktivierungsübungen für Kopf und Körper, Vincentz Network, Hannover 2011 JASPER, Bettina M.: Das Alltagsgeschichtenbuch, Vincentz Network, Hannover 2009 JASPER, Bettina M. | REGELIN, Petra: Geistig fit & mobil bis ins hohe Alter. Bewegen und Denken im Alter fördern, Trias Verlag, Stuttgart 2009, ISBN 978-3-8304-3497-9 JASPER, Bettina M.: Farbenfroh aktivieren. Mit Rot, Gelb, Blau das Gedächtnis trainieren, die Bewegung fördern, Vincentz Network, Hannover 2007 KERKHOFF, Barbara: Die biografische Haltung. Der rote Faden im Pflegealltag, Vincentz Network, Hannover 2017 KERKHOFF, Barbara: Gedankenbaum. Mein persönliches Lebensbuch, Vincentz Network, Hannover 2014 KERKHOFF, Barbara | HALBACH, Anne: Biografisches Arbeiten – Beispiele für die praktische Umsetzung, Vincentz Network, Hannover 2002 KIEFER, Bernd | RUDERT, Bettina: Die TTB-Fühlschnur. Materialien zur wertschätzenden Kurzzeitaktivierung, Vincentz Network, Hannover 2009 KIEFER, Bernd | RUDERT, Bettina: Der therapeutische Tischbesuch. TTB – die wertschätzende Kurzzeitaktivierung. Vincentz Network, Hannover 2007 LAMBRECHT, Elisabeth: Jule-Geschichten. Wie die heute alten Menschen ihre Kindheit erlebten, Vincentz, Hannover 2004 MARKOWITSCH, Hans J.: Das Gedächtnis. Entwicklung, Funktionen, Störungen, Verlag C.H.Beck 2009, ISBN 978-3-40656-260-0 MÖLLER, Olaf: Große Handpuppen ins Spiel bringen. Technik, Tipps und Tricks für den kreativen Einsatz in Kindergarten, Schule, Familie und Therapie, Ökotopia-Verlag 2007
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REGELIN, Petra | JASPER, Bettina M. | HAMMES, Antje: Aktiv bis 100. Hochaltrige Menschen in Bewegung bringen. Meyer & Meyer Verlag, Aachen 2013, ISBN 978-3-89899-794-2 SCHMIDT-HACKENBERG, Ute: Wahrnehmen und Motivieren. Die 10-Minuten-Aktivierung für die Begleitung Hochbetagter, Vincentz Network, 4. Aufl., Hannover 2010 WOJNAR, Jan: Die Welt der Demenzkranken – Leben im Augenblick, Vincentz Network, Hannover 2007
Spiele FIEDLER, Petra: Kugelbunt. Mit 52 Wochenthemen bewegen und die Sinne anregen, Vincentz Network, Hannover 2016 FIEDLER, Petra: Querbeet. Das bunte Ratevergnügen, Vincentz Network, Hannover 2015 FIEDLER, Petra: Vertellekes – das neue. Ein Frage- und Antwortspiel für ältere Menschen, Vincentz Network, Hannover 2014 FIEDLER, Petra: Kugelbunt. Mit 52 Wochenthemen bewegen und die Sinne anregen, Vincentz Network, Hannover 2012 FIEDLER, Petra: Hohlmann, Ulli: Waldspaziergang, Ein spiel, das alle aufleben lässt, Vincentz Network, Hannover 2014 FRIESE, Andrea: Gummitwist und Wackeldackel. Rund um alte Begriffe und Gegenstände, Vincentz Network, Hannover 2018 FRIESE, Andrea: Toast Hawaii und Kohlenhändler. Rund um alte Begriffe und Gegenstände, Vincentz Network, Hannover 2017 FRIESE, Andrea: Lieder-Bingo. 128 Kärtchen mit den Anfängen bekannter Volkslieder und 16 Bingo-Vorlagen, Vincentz Network, Hannover 2017 FRIESE, Andrea: Redensarten-Bingo mit 128 Sprichwortkarten und 16 Bingo- Vorlagen, Vincentz Network, Hannover 2016 egenstände FRIESE, Andrea: Muckefuck und Liebestöter. Rund um alte Begriffe und G Vincentz Network, Hannover 2016 FRIESE, Andrea | HALBACH, Anne: Die kleine Plaudertasche. Das schnell einsetzbare Kreativspiel, Vincentz Network, Hannover 2015 FRIESE, Andrea: Bei uns zu Hause. Ein Biografiespiel, Vincentz Network, Hannover 2014 FRIESE, Andrea | HALBACH, Anne: Aktivierungskarten für die Kitteltasche 3, Vincentz Network, Hannover 2012 FRIESE, Andrea | HALBACH, Anne: Die Plaudertasche. Aktivierung für Menschen auch mit kognitiven Störungen, Vincentz Network, Hannover 2010
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FRIESE, Andrea | PRANG, Ellen: Aktivierungskarten für die Kitteltasche 1 und 2. Die besten Ideen für das kurze Gedächtnistraining, Vincentz Network, Hannover 2008 JASPER, Bettina M.: Eckig oder bunt? Vincentz Network, Hannover 2018 JASPER, Bettina M.: Schlag 12! Spielideen rund um die Uhr, Vincentz Network, Hannover 2017 JASPER, Bettina M.: Tipptafeln. Wetter – Musik – Essen und Trinken, Hannover: Vincentz Network, Hannover 2017 JASPER, Bettina M.: Das Quiz. Essen und Trinken, Vincentz Network, Hannover 2017 JASPER, Bettina M.: Das Quiz. Musik, Vincentz Network, Hannover 2016 JASPER, Bettina M.: Das Quiz. Feste feiern, Vincentz Network, Hannover 2015 JASPER, Bettina M.: Das Quiz. Wetter, Vincentz Network, Hannover 2015 JASPER, Bettina M.: Das Quiz. Unterwegs in Deutschland, Vincentz Network, Hannover 2014 JASPER, Bettina M.: Das Wabe Kartenspiel. Bewegen, Singen, Denken, Vincentz Network, Hannover 2014 JASPER, Bettina M.: Das Quiz. Sport, Vincentz Network, Hannover 2014 JASPER, Bettina M.: KlickKlack. Das Würfelspiel für 2, Vincentz Network, Hannover 2010 JASPER, Bettina M.: Wabe. Spaß haben und trainieren mit Farben und Zahlen, Vincentz Network, Hannover 2009 JASPER, Bettina M.: Das Vielspiel. Geistige Fitness durch Sortieren, Kombinieren, Assoziieren und Fantasieren, Vincentz Network, Hannover 2004
Sonstige Materialien FIEDLER | FRIESE | JASPER | SCHMIDT-HACKENBERG: Der Tischkalender 2012-2018, Vincentz Network, Hannover FRIESE, Andrea: Adventskalender. 24 x Kurzaktivierung für Menschen mit Demenz. Vincentz Network, Hannover 2006 FRIESE, Andrea: Kreuzworträtsel. Spaß mit 20 Themenrätseln, Vincentz Network, Hannover 2015 JASPER, Bettina M.: Themenpost. Ausgabe 1: Wetter, Vincentz Network, Hannover 2015
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Dank Am Ende danken wir all denjenigen, die in unterschiedlichem Umfang und auf verschiedene Weise am Entstehen dieses Buchtitels beteiligt waren. Besonders zu erwähnen sind die Folgenden: –– Die vielen Teilnehmerinnen und Teilnehmer in unseren Kursen, Vorträgen und Veranstaltungen zu Themen aus der Aktivierung alter Menschen. Mit ihren Beiträgen und Fragen lieferten sie wichtige Impulse für dieses Buch. –– Bettina Schäfer, die uns beiden zu einer unverzichtbaren Begleiterin im Entstehungsprozess von Publikationen aller Art geworden ist. Sie übernimmt dabei viele Funktionen, die weit über die Arbeit einer Lektorin hinausgehen. –– Klaus Mencke, der uns immer vertraut, wenn es um Aufnahme unserer Buch- oder Spielideen ins Verlagsprogramm geht. Er ist ein ruhender Pol, trägt die Gesamtverantwortung und hat immer ein offenes Ohr für unsere Anliegen. –– Susanne Israel danken wir für die gelungene Gestaltung. –– Don Carlos (gerufen „Carlos“), mein (Bettina M. Jasper) Hund, der mich beinahe überall begleitet und uns Autorinnen beide bei Begegnungen inspiriert. Mich zwingt er mehrmals täglich ins Freie und sorgt so für frische Gedanken. Außerdem sind wir beide seit einigen Monaten ein zertifiziertes Besuchsbegleit hundeteam.
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Autoren Andrea Friese ist Pädagogin und promovierte Erziehungswissenschaftlerin, Gedächtnistrainerin, Fachtherapeutin für Hirnleistungstraining® und Ausbildungs referentin für den Bundesverband Gedächtnistraining e.V. (BVGT). Ab 1992 langjährige Tätigkeit im Sozial dienst eines Seniorenzentrums, seit 2010 ehrenamtliche Begleitung des DemenzCafés und Aufbau einer Selbsthilfegruppe für pflegende Angehörige von Menschen mit Demenz im Rahmen eines niedrigschwelligen Angebotes sowie weitere ehrenamtliche Tätigkeiten im Seniorenheim. Seit 2010 Pädagogische Leitung des BVGT. Daneben freiberufliche Tätigkeit u. a. als Gedächtnistrainerin und Referentin im Bereich Aktivierung und Hirntraining. Bettina M. Jasper, Dipl. Sozialpädagogin. Als lizenzierte Gehirntrainerin leitet sie in ihrer Denk-Werkstatt® Kurse, Seminare, Workshops und Therapieeinheiten. Sie ist vielfache Buch- und Spieleautorin, freiberuflich tätig als Dozentin für verschiedene Träger in Altenpflege und Sport. Seit mehr als 26 Jahren unterrichtet sie an der staatlich anerkannten Fachschule für Altenpflege Sancta Maria in Bühl in den Schwerpunkten Gerontologie, Aktivierung und Rehabilitation sowie Psychiatrie und im Fach Deutsch.
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Formulierungshilfen Mobilität und Bewegung Individuell beschreiben Bettina M. Jasper Wie lassen sich Mobilität und Beweglichkeit eines pflegebedürftigen Menschen dokumentieren? Was ist nach Einführung von neuen Begutachtungsrichtlinien und strukturierter Informationssammlung (SIS) zu beachten? Bettina M. Jasper unterstützt Sie als Pflege- und Betreuungskraft mit vielen Praxisbeispielen. Sie erklärt, wie Sie aus verschiedensten Formulierungsbeispielen individuelle Beschreibungen ableiten. Auch als eBook (ePub) erhältlich. 2016, 100 Seiten, Spiralbindung, Format: 12 x 17,5 cm ISBN 978-3-86630-511-3, Best.-Nr. 893
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