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German Pages [439] Year 2014
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© 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525630570 — ISBN E-Book: 9783647630571
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Symbole Dienst am Wort – Sonderausgabe
➠ Gottesdienste mit Symbolen ➠ Gottesdienste mit Symbolen II ➠ Kasualgottesdienste mit Symbolen
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Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. ISBN 978-3-525-63057-0 Weitere Ausgaben und Online-Angebote sind erhältlich unter: www.v-r.de © 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen / Vandenhoeck & Ruprecht LLC, Bristol, CT, U.S.A. www.v-r.de Alle Rechte vorbehalten. Das Werk und seine Teile sind urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung in anderen als den gesetzlich zugelassenen Fällen bedarf der vorherigen schriftlichen Einwilligung des Verlages. Printed in Germany. Umschlag: SchwabScantechnik, Göttingen Druck und Bindung: e Hubert & Co., Göttingen Gedruckt auf alterungsbeständigem Papier.
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Gottesdienste mit Symbolen
Von Stephan Goldschmidt
2., durchgesehene Auflage
Vandenhoeck & Ruprecht
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Inhalt Geleitwort (Martin Hein) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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1. „Die Nacht ist vorgedrungen, der Tag ist nicht mehr fern“ Gottesdienst im Advent zum Symbol des Morgensterns . . . 13 2. „Als die Zeit erfüllet war“ Meditativer Weihnachtsgottesdienst zum Symbol der Sanduhr . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21 3. Leben mit Übergängen Silvestergottesdienst zum Symbol der Schwelle . . . . . . . . . . 29 4. Von der Dunkelheit ins Licht Ostergottesdienst zu den Symbolen Licht und Dunkelheit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39 5. Von Gottes Geist bewegt Pfingstgottesdienst zum Symbol der Feuerflamme . . . . . . . . 49 6. „Mögen sich die Wege vor deinen Füßen ebnen“ Gottesdienst zu Beginn der Urlaubszeit zum Symbol des Weges . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 57 7. „Von guten Mächten wunderbar geborgen, behütet und getröstet wunderbar“ Gottesdienst an Michaelis (29. September) zum Symbol des Engels . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 63 8. „Ihr seid das Licht der Welt!“ Abendgottesdienst zum Symbol der Kerze . . . . . . . . . . . . . . 71 9. Hände sind ein Spiegel der Seele Abendgottesdienst zum Symbol der Hände . . . . . . . . . . . . . 77
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10. „Ich bin geworden wie ein zerbrochenes Gefäß“ (Psalm 31,13) Abendgottesdienst zum Symbol der Scherbe . . . . . . . . . . . . . 85 11. „Man sieht nur mit dem Herzen gut“ Abendgottesdienst zum Symbol des Herzens . . . . . . . . . . . . 93 12. „Herr, mache mich zum Werkzeug deines Friedens“ Gottesdienst zum Symbol der Friedenstaube . . . . . . . . . . . . 105
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Geleitwort
„Symbole geben zu lernen“, lautet der Titel eines Buches von Peter Biehl aus dem Jahr 1992. Auf ihre Weise versuchen die hier vorgelegten Gottesdienstentwürfe zu zwölf Symbolen, Einsichten der Symboldidaktik aufzunehmen und für den Gottesdienst fruchtbar zu machen. Sie sind aus der besonderen Situation entstanden, dass sich ein evangelischer Pfarrer im Rahmen seines Auftrags mit Menschen konfrontiert sah, die einerseits ein deutliches Interesse an Spiritualität hatten, andererseits aber dem gottesdienstlichen Leben eher entfremdet waren. Und was alle zudem verband: Sie waren Kranke, die eine gewisse Zeit in einem Krankenhaus verbringen mussten. Menschen in einer solchen Lage sind vorübergehend ihren alltäglichen Bezügen entnommen. Eine Erkrankung unterbricht die bis dahin fraglos vorausgesetzten Abläufe. Die Fragen nach tieferen Einsichten und Perspektiven über das Vorfindliche hinaus drängen in den Vordergrund, und die Suche nach einer neuen oder wieder zu entdeckenden religiösen Dimension gewinnt an Bedeutung. Insofern waren diese Angebote von Gottesdiensten eine Chance, sich neu zu orientieren, verschüttete Schichten der Seele freizulegen und neu zu beleben. Auch in unseren Kirchengemeinden gibt es Menschen, denen unsere sonntäglichen Gottesdienste nicht eben vertraut sind. Nun ist aber der Gottesdienst ein ganz wesentlicher Ort, in dem Glaube entstehen, Orientierung gegeben und Gemeinschaft erfahren werden kann. Es würde vielen gut tun, die Chancen, die im Gottesdienst liegen, für das eigene Leben zu erkennen und zu nutzen. Symbole können dabei helfen, wenn sich Wort und Bild gegenseitig ergänzen und erläutern. Im Symbol liegt durch seine Sinnlichkeit und seine Vielschichtigkeit die Chance, Tiefendimensionen des Glaubens, Hoffens und Liebens in besonderer Weise anzustoßen. Sie tun allen gut, Jungen und Alten, Frauen und Männern, Gesunden und Kranken, denen, die im Gottesdienst beheimatet sind, und denen, die sich auf der Suche nach Erfüllung und Heil unvermutet in unseren Gottesdiensten wiederfinden. 7
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Es ist wichtig, dass die Botschaft des Evangeliums auf vielfältige und zugleich anregende Weise unter die Menschen kommt. Deshalb wünsche ich, dass sie auch auf diesem Weg entdeckt und in ihrer heilsamen Kraft erlebt wird. Kassel, im Oktober 2004
Dr. Martin Hein Bischof der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck
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Einleitung
Die im folgenden Buch zusammengefassten Gottesdienstentwürfe, die jeweils ein Symbol in den Mittelpunkt stellen, sind der Versuch, eine adäquate Form der Verkündigung für kirchlich eher distanzierte Zeitgenossen zu finden. Von wenigen Ausnahmen abgesehen, wurden diese Gottesdienste in der Kasseler Habichtswaldklinik gefeiert, deren Patientinnen und Patienten sich oft mehr zu neuen Formen der Spiritualität hingezogen fühlen als zu der traditionellen kirchlichen Frömmigkeit. Doch in den Auszeiten, zu denen mancher Klinik- oder Kuraufenthalt einlädt, fanden manche von ihnen den Weg in einen Gottesdienst. Für einige war es, wie sie mir sagten, nach vielen Jahren wieder die erste Kontaktaufnahme mit der Kirche. So stand ich seit dem Jahr 2001 vor der Herausforderung, regelmäßig Gottesdienste für Menschen zu gestalten, die der kirchlichen Gottesdienstpraxis ungewohnt gegenüber standen, die aber nicht desto weniger Interesse hatten an Fragen der Spiritualität. Anders als in einem Gemeindegottesdienst, der sich in der Regel einer festgelegten Liturgie verpflichtet weiß, bot sich hier die Chance zu experimentieren. Fast zufällig entdeckte ich am Beispiel der Scherbe, wie stark Symbole uns heutige Menschen ansprechen können, wenn sie bestimmte Voraussetzungen erfüllen. So waren es immer wieder Symbole, die die hier vorgestellten Gottesdienste neben meditativen Elementen, liturgischen Tänzen und Körpergebeten prägten. Da sich die letztgenannten Elemente auf Papier nur schwierig und zugleich ohne ihre atmosphärische Dichte wiedergeben lassen, verzichte ich im Folgenden auf ihre Darstellung. Die verschiedenen Symbole, in einer gestalteten Mitte ausgelegt oder bei Gelegenheit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern in die Hand gegeben, hatten durch ihre Bildhaftigkeit die Kraft, Menschen in der durch Bilder durchfluteten Gegenwart innerlich anzusprechen. Sie zogen sich stets durch den ganzen Gottesdienst wie ein roter Faden hindurch und machten es dadurch gerade auch den kirchlich Distanzierten leichter, dem Ablauf zu folgen.
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Als evangelischer Pfarrer muss ich mir die Frage stellen, warum ich mit Überzeugung Symbole verwenden kann, obwohl sich doch der Protestantismus immer wieder einer bilderlosen Nüchternheit verpflichtet wusste. Bildern oder Symbolen wurde nachgesagt, sie lenkten vom Hören auf das reine Wort ab oder würden in unzulässiger Weise verehrt. Ein Blick in die Bibel, insbesondere in die Evangelien zeigt, wie unsinnig die Gegenüberstellung von Bildern und Symbolen auf der einen und dem reinen Wort auf der anderen Seite ist. Die alttestamentlichen Propheten haben hin und wieder ihre Kritik an den religiösen und sozialen Verhältnissen ihrer Zeit durch Zeichen oder symbolische Handlungen ausgedrückt. Jesus scheint in seiner Verkündigung gerne auf Bilder zurückgegriffen zu haben, wie seine erzählenden Gleichnisse zeigen. Und in den langen Jesusreden des Johannesevangeliums spielen Symbole eine tragende Rolle. Wer also die bildhafte Kraft der Symbole für die Verkündigung des Evangeliums nutzt, steht in einer guten Tradition. Doch nicht jedes Symbol eignet sich in gleicher Weise, um innerlich anzusprechen. Symbole müssen elementar sein, sollten aus dem täglichen Leben stammen und keiner Erklärung bedürfen. Auf keinen Fall sollten sie durch ihre Komplexität zu viel Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Archaische Symbole sprechen leichter die Tiefenschichten der Seele an als beispielsweise Bilder aus dem technischen Bereich. Letztere können manchmal helfen, einen einzelnen Gedanken zu verdeutlichen, sind aber kaum in der Lage, durch ein vielfältiges Kommunikationsgeschehen wie einen Gottesdienst zu tragen. Ähnliches gilt beim Vergleich zwischen Gegenständen aus ländlichen oder städtischen Kontexten. Ein Weg eignet sich besser als Symbol als eine Straße, ist er doch viel elementarer, besitzt mehr Fassetten und lässt den Gedanken mehr Möglichkeit zur Entfaltung. Besonders starke Symbole sind in der Lage, mehrere Dimensionen zugleich anzusprechen. Das Herz kann beispielsweise das eigene Leben symbolisieren, aber auch die Beziehung zu einem anderen, geliebten Menschen. Und außerdem bietet es eine religiöse Dimension, wenn es als Wohnstätte Gottes im Menschen verstanden wird. Am Beispiel der Hand lässt sich zeigen, warum Symbole besonders aussagefähig sind, wenn sie elementar sind und zugleich verschiedene Dimensionen ansprechen. Ohne Erklärung, weiß jeder, wozu man eine Hand gebrauchen kann. Zugleich ist sie als Symbol in der Lage, 10
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die eigene Persönlichkeit in ihrer Einzigartigkeit hervorzuheben, wie auch die Beziehung zu anderen Menschen. Und schließlich kann dieses Symbol auf Gott übertragen werden, indem von der Hand Gottes gesprochen wird. Danken möchte ich denen, die mich darin unterstützt haben, die vorliegenden zwölf Gottesdienste zu einem Buch zusammenzufassen. Allen voran meiner Frau, Pfarrerin Inken Richter-Rethwisch, für ihre vielen weiterführenden Gedanken. Mein Dank gilt auch Simone Kettner für Hinweise auf inhaltliche und stilistische Verbesserungen. Außerdem ist es mir ein Anliegen, Gisela Benseler und Josef Heger an dieser Stelle zu erwähnen sowie einige meiner engagierten Konfirmandinnen und Konfirmanden der Gruppe „Himmelsstürmer“, die zum Gelingen vieler hier dargestellter Gottesdienste beigetragen haben. Ich wünsche den Lesern dieses Buches, dass sie beim Lesen etwas von der dichten und meditativen Atmosphäre spüren, die bei der Feier der einzelnen Gottesdienste herrschte. Freuen würde mich, wenn auch an anderen Orten symbolische Gottesdienste gefeiert werden, die sich an den folgenden Entwürfen orientieren oder die den einen oder anderen Text verwenden. Kassel, im Oktober 2004
Stephan Goldschmidt
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„Die Nacht ist vorgedrungen, der Tag ist nicht mehr fern“ Gottesdienst im Advent zum Symbol des Morgensterns
Eingang MUSIK EINSTIMMUNG „Die Nacht ist vorgedrungen, der Tag ist nicht mehr fern“ – es gehört zum Advent, dass es dunkel ist, dunkel im Sinne von langen Nächten, aber auch im übertragenen Sinne. Wir warten in der Dunkelheit der Welt auf das kommende Licht. Keine Weihnachtsdekoration kann die Dunkelheit vertreiben, sei sie noch so hell und noch so aufdringlich. Zum Advent gehört aber nicht allein die Dunkelheit, sondern auch die Vorfreude auf das Ende der Nacht. Zwar hält uns die Dunkelheit noch in ihrem Bann, aber der Morgenstern kündet schon vom Heraufziehen des Tages. LIED
O komm, o komm, du Morgenstern (EG 19)
KYRIE 1. Sprecher(in): Manchmal führen unsere Wege durch das Dunkel. Dann werden unsere Schritte schwer und jede Zukunft scheint uns geraubt. 2. Sprecher(in): Manchmal ist die Nacht so dunkel, dass wir nicht mehr sehen können, wohin unsere Füße treten. Wir können kaum erahnen, wo es weitergeht. 1. Sprecher(in): Manchmal ist es dunkel in uns, und unsere Seele ist betrübt. Wir sehnen uns nach innerem Licht und können es doch nicht finden. 2. Sprecher(in): Wenn unser Weg durch finstere Täler führt, dann brauchen wir Gottes Licht und sein Erbarmen. Lasst uns deshalb singen: 13
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LIEDRUF Tau aus Himmelshöhn, Heil, um das wir flehn, Herr, erbarme dich (EG 178.6) GLORIA 1. Sprecher(in): Die Nacht ist schon vorgedrungen, deshalb ist auch der Tag nicht mehr fern. 2. Sprecher(in): Noch ist es dunkel um uns. Aber der Morgenstern kündet bereits vom Ende der Nacht und vom Anbruch des neuen Tages. Darum singen wir: LIEDRUF Die Nacht ist vorgedrungen, der Tag ist nicht mehr fern (EG 16,1) GEBET Herr Jesus Christus, wir kommen zu dir, von dem der Morgenstern kündet und wollen miteinander bedenken, was dein Kommen für uns bedeutet. Du willst unser Leben erleuchten und von Dunkelheit befreien. Schenke uns klare und gute Gedanken, wenn wir uns im Blick auf den Morgenstern auf den Anbruch des Tages vorbereiten. Umhülle uns mit deinem Licht, dass wir schon heute voller Hoffnung sind und das Ende der Nacht erwarten. Amen
Verkündigung SCHRIFTLESUNG (Offenbarung 22,16–17) Ich, Jesus selbst, habe meinen Engel gesandt, um euch all’ dies in den Gemeinden zu verkündigen. Ich bin der Ursprung des heiligen Volkes und sein Ziel, der strahlenden Morgenstern. Der göttliche Geist und die sehnsüchtig wie eine Braut wartende Kirche rufen: „Komm, du Morgenstern!“ Und wer diese Bitte hört, rufe wie sie: „Komm, du Morgenstern!“ Und wen da dürstet, der komme und wer will, nehme von dem Wasser des Lebens umsonst. 14
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MUSIK ANSPRACHE „Die Nacht ist vorgedrungen, der Tag ist nicht mehr fern“ – ein Weihnachtslied von Jochen Klepper „Die Nacht ist vorgedrungen, der Tag ist nicht mehr fern“ – so beginnt eines der bewegensten Adventslieder, das doch eigentlich nach der Absicht seines Dichters, gar kein Adventslied sein will. Jochen Klepper schrieb es als Weihnachtslied – deshalb gibt es auch die Anklänge an die Geburt Jesu in der zweiten und in der dritten Strophe: „Dem alle Engel dienen, wird nun ein Kind und Knecht“, heißt es dort. Es sind einfache Verhältnisse, in denen Gottes Sohn in unsere Welt eingeht. Fast könnte man daran zweifeln, ob er wirklich der ist, dessen Ankunft schon seit Jahrhunderten verkündet und erhofft wurde. In der dritten Strophe werden wir ganz in der Tradition der klassischen Weihnachtslieder aufgefordert, uns zum Stalle aufzumachen. Dort – so verheißt das Lied – werden wir das Heil finden. Durch seine Symbolik von Licht und Dunkel und des Morgensterns passt das Lied in die Adventszeit Und doch passen die Verse von Jochen Klepper aus gutem Grund in den Advent. Denn die Symbolik von Nacht und anbrechendem Tag sowie das Bild des Morgensterns passen eher in die Zeit der Vorfreude auf das Weihnachtsgeschehen als zu Weihnachten selbst. Und vielleicht kann man sagen, dass der Lieddichter selbst eher in den Advent passt als in die frohe Weihnachtszeit. Denn Jochen Klepper, dessen Biographie ja auch gerade in diesem, seinem bekanntesten Adventslied immer wieder angedeutet zu sein scheint, hat selbst in einer Zeit der Dunkelheit gelebt und wusste von Angst und Pein, die durch das Dunkel hervorgerufen werden können. Und auch die Entstehung unseres Liedes hat mit dem Advent zu tun. Am Morgen vor dem ersten Advent des Jahres 1937 las Jochen Klepper in den Herrnhuter Losungen eine Stelle aus dem Römerbrief, die ihn beschäftigte, bis er etwa drei Wochen später aus diesem Vers das bekannte Adventslied dichtete: „Die Nacht ist vorgerückt, der Tag aber nahe herbeigekommen“ (Römer 13,12).
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In der Dunkelheit der Nacht kündet der Morgenstern vom Anbruch des neuen Tages Mit diesem Lied ist es Jochen Klepper gelungen, die Hoffnung des Advent ganz aktuell werden zu lassen. Wie furchtbar und düster die Welt um uns herum auch sein mag, die Dunkelheit ist begrenzt. Denn schon jetzt kündigt der hell leuchtende Morgenstern den Anbruch des neuen Tages. Furcht und Tränen haben ein Ende, der Morgenstern schenkt neue Hoffnung und lässt Angst und Pein in einem neuen Licht erscheinen. Wenn Jochen Klepper von dieser Hoffnung auf ein Ende der Nacht spricht, dann sind diese Worte voller Erfahrungen des Dichters. Die Bedrohung durch die Nationalsozialisten bildet den dunklen Hintergrund des Liedes Jochen Klepper hatte 1931 die Jüdin Johanna Stein geheiratet, die zwei Kinder mit in die Ehe brachte. Der Antisemitismus der Nationalsozialisten wurde spätestens nach der Machtergreifung Hitlers für die Familie Klepper mehr und mehr zur Bedrohung. Waren Hanni und die beiden Töchter zunächst noch durch die Verbindung mit dem Dichter geschützt, so litt die ganze Familie doch unter der zunehmenden Isolierung. Als dann noch Stimmen laut wurden, die Jochen Klepper zur Scheidung rieten, muss das für ihn und seine Frau unerträglich gewesen sein. Tagebuchaufzeichnungen legen nahe, dass der Dichter aber mit noch weit Schlimmerem rechnete und den Holocaust vorausahnte. Fast ein Jahr vor der Reichspogromnacht geht er davon aus, dass ihm und seiner Familie nie wieder die ruhigen Zeiten vergönnt sein werden, die sie vor 1933 erlebten. Umso erstaunlicher ist, dass er in seinem Adventslied den Morgenstern besingen kann, der das Ende der Nacht schon verkündet.
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Die Hoffnung auf den Anbruch des neuen Tages ist Ausdruck des Glaubens Vielleicht kann Jochen Klepper dies, weil für ihn der Advent mehr ist als eine von vielen Zeiten des Kirchenjahres. Für ihn ist Advent die Einstellung des Glaubenden. Und deshalb ist die Hoffnung auf das Kommen des Lichtes und auf den Anbruch des neuen Tages noch längst nicht erfüllt in der Geburt Jesu. Der Stern, der den Weisen die Geburt des Messias verkündigte, leuchtet weiter. Und er muss auch weiter leuchten, denn noch wird manche Nacht kommen und das Dunkel von Menschenleid und Schuld regiert weiterhin. Doch in seiner nachweihnachtlichen Adventshoffnung ist Jochen Klepper davon überzeugt, dass in jeder Dunkelheit der Stern Gottes mit uns geht und wie ein Morgenstern das Ende der Nacht ankündigt. Die adventliche Hoffnung rechnet mit der Erlösung in der Ewigkeit Zum Schluss wird deutlich, warum Jochen Klepper mitten in der hoffnungslosen Lage, in der er sich mit seiner Familie befand, die Kraft fand zu seinem Adventslied. Es ist der Blick auf die Erlösung in der Ewigkeit, die ihm auch in der dunkelsten Zeit die Hoffnung auf den anbrechenden Morgen belässt. Dort wird sich die Tragfähigkeit seines adventlichen Glaubens zeigen. Der Morgenstern gibt zur Hoffnung Anlass, dass die Nacht aller Nächte – nämlich der Tod – ein Ende haben wird und dass Gott in unbegreiflicher Güte rettet durch die dunkelste Dunkelheit und durch das Gericht hindurch: „Wer hier dem Sohn vertraute, kommt dort aus dem Gericht.“ LIED
Die Nacht ist vorgedrungen (EG 16)
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GEBET 1. Sprecher(in): Jesus Christus, du bist der Morgenstern, auf den die Völker sehnsüchtig warten und dessen Kommen die Welt erlösen wird. 2. Sprecher(in): Wir bitten dich für deine Kirche: Stärke die Hoffnung auf dein Kommen und hilf allen, die in deinem Namen das Evangelium verkündigen, dir den Weg zu bereiten. 1. Sprecher(in): Wir bitten dich für die in Unheil und Krieg verstrickte Welt: Dämpfe den Hass und die Unversöhnlichkeit zwischen Volksgruppen, Religionen und Nationen. Schenke den Regierenden Gedanken des Friedens und führe sie Wege der Gerechtigkeit. 2. Sprecher(in): Wir bitten dich für die Kranken: Schenke ihnen Geduld in ihrem Leid und Hoffnung auf ein Ende ihrer Schmerzen. Lass sie dich suchen und auf den Anbruch des neuen Tages vertrauen. 1. Sprecher(in): Wir bitten dich für unsere Gemeinde: Lass den Geist der Liebe in ihr wohnen, rufe Menschen in deinen Dienst und nimm unsere Verstorbenen auf in die ewige Freude. 2. Sprecher(in): Jesus Christus, du bist der Morgenstern, auf den die Völker sehnsüchtig warten und dessen Kommen die Welt erlöst. Vernimm unsere Bitten und erhöre unser Flehen. Amen
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Abendmahl LOBGEBET Gepriesen seist du, unser Gott, du Kraft des Lebens. Du schenkst uns dieses Brot, die Frucht der Erde und der menschlichen Arbeit. Lass es zum Brot des Lebens werden. Und du schenkst uns diesen Wein, die Frucht des Weinstocks und der menschlichen Arbeit. Lass ihn zum Kelch des Heils werden. EINSETZUNGSWORTE VATER UNSER AGNUS DEI (EG 190.2) FRIEDENSGRUSS AUSTEILUNG DANKGEBET Heilender Gott, du hast uns an deinem Tisch gestärkt mit dem Brot des Lebens und dem Kelch des Heils. Hilf uns, dass der Morgenstern unsere Gefühle und Gedanken hell werden lässt. Lenke unseren Sinn, dass wir über allem Grübeln und trotz der dunklen Schatten in unserem Leben nicht die Augen verschließen für dein Licht. Sei du unsere Hoffnung und unsere Stärke heute und morgen und alle Tage, die kommen. Amen
Segen LIED
Der Morgenstern ist aufgedrungen (EG 69)
SEGEN Es segne dich, der ewige Gott, der da war, der da ist und der da kommt. Er stärke deine Hoffnung auf sein Kommen und führe deine Schritte aus der Nacht in den Tag. MUSIK 19
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„Als die Zeit erfüllet war“ Meditativer Weihnachtsgottesdienst zum Symbol der Sanduhr
Eingang MUSIK EINSTIMMUNG Als die Zeit erfüllt war, sandte Gott seinen Sohn zu uns in die Welt. Weihnachten – wir feiern die Erfüllung der Zeit, den rechten Augenblick, damit Himmel und Erde sich berühren. Hier bekommt Zeit eine neue Dimension. Sie ist mehr als der unerbittlich verrinnende Sand im Glas der Sanduhr. Erfüllte Zeit nimmt ein Stück des Himmels auf und durchbricht für einen Moment die Endlichkeit durch die Ewigkeit. LIED
Fröhlich soll mein Herze springen (EG 36,1–3.12)
LESUNG (Auszug aus Johannes 1 anstelle eines Psalms) 1. Sprecher(in): Das Wort wurde Fleisch und wohnte für einige Zeit unter uns, und wir sahen seine Herrlichkeit. 2. Sprecher(in): Vor aller Zeit war das Wort, und das Wort war bei Gott und Gott war das Wort. Es war vor aller Zeiten Lauf bei Gott und alles, was in der Zeit geworden ist, ist durch das Wort geschehen und ohne es ist nichts geworden. In ihm war das Leben und das Leben war das Licht der Menschen. Und das Licht scheint in die Finsternis und die Finsternis hat es nicht ergriffen. Und als die Zeit erfüllt war, trat ein Mensch auf – von Gott gesandt – mit Namen Johannes. Er war nicht das Licht, sondern gab Zeugnis von dem Licht. 21
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Dieses Licht kam in sein Eigentum, doch die Seinen nahmen es nicht auf. Die es aber aufnahmen, denen gab das Licht Vollmacht, Gottes Kinder zu werden. Und das Wort wurde Fleisch und wohnte für einige Zeit unter uns, und wir sahen seine Herrlichkeit, eine Herrlichkeit dessen, der allein vor aller Zeit beim Vater war, voller Gnade und Wahrheit. 1. Sprecher(in): Das Wort wurde Fleisch und wohnte für einige Zeit unter uns, und wir sahen seine Herrlichkeit. GEBET Gott des Lichts, du bist in Jesus Christus eingegangen in unsere Zeit. In ihm bist du uns nahe in den Zeiten der Freude und des Glücks, aber auch in den dunklen Stunden. Wir bitten dich, dass du an diesem Weihnachtsabend unserer Seele eine erfüllte Zeit schenkst und deine ewige Herrlichkeit unsere Welt erleuchtet. Amen
Verkündigung LESUNG DES WEIHNACHTSEVANGELIUMS UND PREDIGER 3 1. Sprecher(in): Es begab sich aber zu der Zeit, dass ein Gebot von dem Kaiser Augustus ausging, dass alle Welt geschätzt würde. Und diese Schätzung war die allererste und geschah zur Zeit, da Quirinius Statthalter in Syrien war. 2. Sprecher(in): Ein jegliches hat seine Zeit, und alles Vorhaben unter dem Himmel hat seine Stunde. 1. Sprecher(in): Und jedermann ging, dass er sich schätzen ließe, ein jeder in seine Stadt. Da machte sich auf auch Josef aus Galiläa, aus der Stadt Nazareth, in das jüdische Land zur Stadt Davids, die da heißt Bethlehem, weil er aus dem Hause und Geschlechte Davids war, damit er sich 22
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2. 1.
2. 1.
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schätzen ließe mit Maria, seinem vertrauten Weibe; die war schwanger. Und als sie dort waren, kam die Zeit, dass sie gebären sollte. Sprecher(in): ... geboren werden hat seine Zeit ... Sprecher(in): Und sie gebar ihren ersten Sohn und wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe; denn sie hatten sonst keinen Raum in der Herberge. Sprecher(in): ... weinen hat seine Zeit, lachen hat seine Zeit ... Sprecher(in): Und es waren Hirten in derselben Gegend auf dem Felde bei den Hürden, die hüteten des Nachts ihre Herde. Sprecher(in): Man mühe sich ab, wie man will, so hat man keinen Gewinn davon. Ich sah die Arbeit, die Gott den Menschen gegeben hat, dass sie sich damit plagen. Sprecher(in): Und der Engel des Herrn trat zu ihnen, und die Klarheit des Herrn leuchtete um sie; und sie fürchteten sich sehr. Und der Engel sprach zu ihnen: Fürchtet euch nicht! Siehe, ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird; denn euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus, der Herr, in der Stadt Davids. Sprecher(in): ... geboren werden hat seine Zeit ... Gott hat alles schön gemacht zu seiner Zeit, auch hat er die Ewigkeit in das Herz des Menschen gelegt; nur dass er nicht ergründen kann das Werk, das Gott tut, weder Anfang noch Ende. Sprecher(in): Und das habt zum Zeichen: Ihr werdet finden das Kind in Windeln gewickelt und in einer Krippe liegen. Und alsbald war da bei dem Engel die Menge der himmlischen Heerscharen, die lobten Gott und sprachen: Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden bei den Menschen seines Wohlgefallens. Sprecher(in): ... Friede hat seine Zeit ... 23
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1. Sprecher(in): Und als die Engel von ihnen gen Himmel fuhren, sprachen die Hirten untereinander: Lasst uns nun gehen nach Bethlehem und die Geschichte sehen, die da geschehen ist, die uns der Herr kundgetan hat. 2. Sprecher(in): ... suchen hat seine Zeit ... 1. Sprecher(in): Und sie kamen eilend und fanden beide, Maria und Josef, dazu das Kind in der Krippe liegen. Als sie es aber gesehen hatten, breiteten sie das Wort aus, das zu ihnen von diesem Kinde gesagt war. 2. Sprecher(in): ... schweigen hat seine Zeit, reden hat seine Zeit ... 1. Sprecher(in): Und alle, vor die es kam, wunderten sich über das, was ihnen die Hirten gesagt hatten. Maria aber behielt alle diese Worte und bewegte sie in ihrem Herzen. 2. Sprecher(in): ... behalten hat seine Zeit ... 1. Sprecher(in): Und die Hirten kehrten wieder um, priesen und lobten Gott für alles, was sie gehört und gesehen hatten, wie denn zu ihnen gesagt war. LIEDRUF Oculi nostri ad dominum Deum – unsere Augen sehn stets auf den Herrn (EG 789.51) MEDITATION Erfüllte Zeit Zeit des Augustus: bemessene Zeit. Darum setzt er Termine und Fristen, gibt Anordnungen und Befehle,
1 EG 582 im Regionalteil der Ev. Kirche im Rheinland, der Ev. Kirche von West-
falen und der Lippischen Landeskirche sowie der Ev.-reformierten Kirchen in Bayern und Nordwestdeutschland und der Ev.-altreformierten Kirche in Niedersachsen. EG 699 im Regionalteil der Ev.-Lutherischen Kirchen in Bayern und Thüringen sowie Mecklenburg. EG 787,6 im Regionalteil der Ev. Landeskirche in Württemberg.
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plant und organisiert, berechnet und erwägt, bewegt Menschen wie Figuren und überschlägt die Steuern: Wie schnell zerrinnt die Zeit der Mächtigen! Zeit der Maria: beschwerliche Zeit. Schritt für Schritt steigt sie hinauf nach Bethlehem, zusammen mit Joseph. Ihre Kraft ist klein, ihre Glieder sind müde, doch in ihrem Herzen lebt die Hoffnung auf die Verheißung und gibt ihr die Kraft, vorwärts zu gehen: Wie köstlich ist die Zeit der Hoffenden! Zeit Gottes: erfüllte Zeit. Zeit des Erbarmens über den, der keine Zeit zum Leben findet; Zeit, die die Sehnsucht der Hoffenden stillt; Zeit, da seine Liebe sich an uns verschenkt; Zeit, da er sein Wort einlöst; Zeit, da er den einen gibt, der sein Bild trägt, und damit aller Menschen Zeit mit ewigem Glanz bestrahlt: Zeit Gottes: erfüllte Zeit. (Quelle: Karl Daiber: Mensch unter Menschen, Wuppertal Barmen 1977, S. 14)
LIED
Dies ist der Tag, den Gott gemacht (EG 42,1–3.8–9) 25
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ANSPRACHE Christi Geburt setzt der verrinnenden Zeit die erfüllte Zeit gegenüber Die Weihnachtsgeschichte aus dem Lukasevangelium beginnt mit einem Hinweis auf die Zeit, in der Kaiser Augustus das Volk in seinem Reich zählen lassen wollte: „Es begab sich aber zu der Zeit ...“ Wir haben vorhin in der Lesung die Weihnachtsgeschichte durchbrochen durch Lesungen des alttestamentlichen Predigers: „Ein jegliches hat seine Zeit, und alles Vorhaben unter dem Himmel hat seine Stunde.“ Wieder ist von der Zeit die Rede. Diesen beiden ZeitVorstellungen wird mit der Geburt Christi eine ganz andere entgegengesetzt. Ich möchte am heutigen Abend diesen verschiedenen Zeiten und Zeitbegriffen nachgehen. Diese Spannung zwischen den Zeiten erleben wir ja jedes Jahr ganz besonders deutlich an Weihnachten. Die unablässig verrinnende Zeit, die uns gefangen hält in der Adventszeit, in der wir gehetzt sind, noch vieles erledigen müssen, treibt uns vor sich her. Es scheint, als ob wir keine Zeit hätten und hören dann fast auf dem Höhepunkt der vorweihnachtlichen Spannung in der Kirche die Weihnachtsgeschichte oder sehen in einem Krippenspiel wie Jesus geboren wurde, von dem wir glauben, dass uns in ihm Gott begegnet. Der unbarmherzig wie in einer Sanduhr verrinnenden Zeit stellt sich hier die erfüllte Zeit entgegen. Die historische Zeit der Kaiser und Statthalter bildet den Hintergrund für das Kommen des Gottessohnes „Es begab sich aber zu der Zeit, dass ein Gebot von dem Kaiser Augustus ausging, dass alle Welt geschätzt würde. Und diese Schätzung war die allererste und geschah zur Zeit, da Quirinius Statthalter in Syrien war.“ Vor diesem historisch anmutenden Hintergrund wird uns die Geschichte erzählt von der beschwerlichen Wanderung der Maria und des Joseph nach Bethlehem. Es wird die Suche nach einer Herberge angedeutet und die Geburt Jesu geschildert. Und es wird berichtet von dem Jubel der Engel, der bis auf Erden zu hören war. Die historische Zeit, die Zeit der Kaiser und Statthalter bildet damit eine dunkle Folie für die ganz andere Zeit, die mit der Geburt Jesu beginnen sollte. Die eine Zeit ist der Zeitlauf der Geschichte, der in gleichmäßigem und manchmal unbarmherzig schnellem Takt dahin schreitet oder wie eine Sanduhr abläuft. In diesen Zeitenlauf wird eine qualitativ gefüllte Zeit hineingestellt: „Als die Zeit erfüllt 26
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war, sandte Gott seinen Sohn.“ Die normale Zeit ist wie das gleichmäßige Ticken der Uhr und zu ihr gehört das Auf und Ab des Lebens und auch der Geschichte. Die erfüllte Zeit lässt sich dagegen nicht abmessen, sie ist weder kurz noch lang. Gottes Ewigkeit manifestiert sich durch die Geburt Jesu in der Zeit In der Weihnachtsgeschichte wird uns geschildert, wie Gott in der Geburt Jesu in die Geschichte der Welt eingeht. Gottes Ewigkeit manifestiert sich in der Zeit und lässt sie so zu einer unendlich gefüllten Zeit werden. Qualitative Zeit, erfüllte Augenblicke kennen wir wohl alle. Das sind Zeiten des Glücks, deren Länge sich nicht messen lässt. Eine qualitativ gefüllte Zeit ist der Augenblick der Kreativität oder der erleuchtenden Idee. Qualitative Zeiten reichen aber auch über den Horizont der eigenen Persönlichkeit hinaus. So kann man Aufbrüche in der Menschheitsgeschichte durchaus auch als gefüllte Zeit, als Kairos bezeichnen, wenn sie die Kraft besitzen, eine Generation oder eine ganze Epoche zu prägen. Der christliche Glaube ist nun davon überzeugt, dass der grundlegende Kairos sich in Jesus Christus ereignet hat. Hier wurde die Zeit der Weltgeschichte durchbrochen durch die Ewigkeit. Und deshalb ist bei der Geburt Jesu auch der Himmel offen und singen die Engel, dass es von uns Menschen gehört werden kann. Ich wünsche uns allen, dass wir heute und in den kommenden Tagen erfüllte Zeiten erleben, die anknüpfen an das Weihnachtsgeschehen. Dann wird der stetige Fluss der Zeit durchbrochen und nimmt etwas von der Ewigkeit in sich auf. Oder wie es im Weihnachtslied heißt, das wir gleich singen werden: Gott schließt wieder auf die Tür zum schönen Paradeis. LIED
Lobt Gott, ihr Christen alle gleich (EG 27,1–3.6)
Gebet und Segen FÜRBITTEN 1. Sprecher(in): Ewiger Gott, du hast in Jesus Christus den Zeitlauf der Geschichte unterbrochen und dein ewiges Wort in die messbare Zeit hineingestellt. Wir bitten dich, komm in das Dunkel der Welt, sie zu erleuchten. 27
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2. Sprecher(in): Komm zu den Friedlosen, den Verfolgten, und zu den um die Opfer des Krieges Trauernden. 1. Sprecher(in): Komm zu den Kranken, den unter Schmerzen Leidenden und den mit dem Tod Ringenden. 2. Sprecher(in): Komm zu den Einsamen, den allein Gelassenen und den in Unfrieden Getrennten. 1. Sprecher(in): Komm zu uns, deren Herz unruhig ist, auf dass es Ruhe finde in dir. 2. Sprecher(in): Ewiger Gott, du hast in Jesus Christus den Zeitlauf der Geschichte unterbrochen und dein ewiges Wort in die messbare Zeit hineingestellt. Wir bitten dich, komm in das Dunkel der Welt, sie zu erleuchten. VATER UNSER LIED
O du fröhliche, o du selige, Gnaden bringende Weihnachtszeit (EG 44)
SEGEN Es segne dich der ewige Gott, der Wohnung genommen hat in der Zeit. Er segne dich heute und morgen und in Ewigkeit. MUSIK
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Leben mit Übergängen Silvestergottesdienst zum Symbol der Schwelle Eingang
MUSIK EINSTIMMUNG LIED
Nun lasst uns gehn und treten (EG 58,1–3.6–8)
PSALMGEBET Psalm 121 (vgl. Kapitel 6, S. 57) KYRIE Wir stehen an der Schwelle in ein neues Jahr, was wird es uns bringen? Ist der Übergang vom alten in das neue Jahr nicht wieder nur eine Möglichkeit von vielen, eine Gelegenheit zu guten Vorsätzen, die wir wieder bald vergessen? Wir sind es müde, immer wieder von vorne zu beginnen. Wir können nicht mehr glauben an den neuen Anfang und doch warten wir auf deine Verheißung, Gott. Darum rufen wir zu dir: LIEDRUF Noch will das Alte unsre Herzen quälen (EG 65,2) GLORIA Wir stehen an der Schwelle in ein neues Jahr. 365 Tage, um trotz allem noch einmal anzufangen, Gelegenheit, anders weiterzumachen, Versäumtes nicht mehr zu versäumen, sich nicht mit dem Gegebenen abzufinden. Dafür wollen wir Gott loben: 29
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LIEDRUF Wenn wir jetzt weitergehen, dann sind wir nicht allein (EG 168,4)
Verkündigung SCHRIFTLESUNG (Auszug aus 2. Mose 13,20–14,31) 1. Sprecher(in): Danach flohen die Israeliten aus Ägypten und zogen bis zum Schilfmeer und lagerten sich in der Wüste. Als aber dem König von Ägypten gemeldet wurde, dass sie geflohen waren, wurde sein Herz verwandelt und er und seine Mächtigen sprachen: 2. Sprecher(in): „Warum haben wir das getan und haben Israel aus der Zwangsarbeit entlassen?“ 1. Sprecher(in): Und der Pharao ließ seine Streitwagen anspannen und sein Heer ausziehen. Und sie jagten den Israeliten nach und holten sie ein, als sie sich gelagert hatten am Meer. Da hoben die Israeliten ihre Augen auf und sahen die Ägypter, die hinter ihnen herzogen. Und sie fürchteten sich sehr, schrieen zu Gott und sprachen zu Mose: 3. Sprecher(in): „Gab es nicht genug Gräber in Ägypten? Musstest du uns von dort wegführen, damit wir in der Wüste sterben? Haben wir es dir nicht schon in Ägypten gesagt: ‚Wir wollen lieber den Ägyptern dienen, als in der Wüste zu sterben‘?“ 1. Sprecher(in): Da sprach Mose zum Volk: 4. Sprecher(in): „Fürchtet euch nicht, steht fest und seht zu, was für ein Heil der Herr heute an euch tun wird. Der Herr wird für euch streiten, und ihr werdet stille sein.“ 1. Sprecher(in): Und der Herr sprach zu Mose: 5. Sprecher(in): „Sage den Israeliten, dass sie weiterziehen sollen. Du aber hebe deinen Stab empor und strecke deine Hand über das Meer aus.“ 1. Sprecher(in): Und als Mose seine Hand ausstreckte, ließ der Herr das Wasser des Schilfmeeres zurückweichen durch einen starken Ostwind, der die ganze Nacht 30
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wehte. Und die Israeliten gingen hinein mitten ins Meer auf dem Trockenen. Und die Ägypter folgten ihnen und zogen ihnen nach mitten in das Bett des Meeres mit ihren Rossen und Wagen. Doch als Gott das Heer der Ägypter sah, versetzte er es in Schrecken und hemmte die Räder ihrer Wagen und machte, dass sie nur schwer vorwärts kamen. Da schrieen die Ägypter: 2. Sprecher(in): „Lasst uns fliehen vor Israel, Gott kämpft für sie gegen uns.“ 1. Sprecher(in): Und als das Meer gegen Morgen wieder in sein Bett zurückkam, flohen die Ägypter ihm direkt entgegen. So trieb der Herr sie mitten ins Meer und errettete zugleich Israel aus der Ägypter Hand. LIED
Von guten Mächten treu und still umgeben (65,1–3.6–7)
ANSPRACHE Übergänge im Jahreskreis und in der Lebensgeschichte wollen gestaltet werden Der heutigen Gottesdienst am letzten Tag des Jahres ist überschrieben mit den Worten „Leben mit Übergängen“. Der Übergang an der Schwelle vom alten in das neue Jahr steht uns vor Augen und soll auch den heutigen Abend prägen. Doch neben dem Jahreswechsel gibt es noch andere weit bedeutendere Passagen, die ein Leben prägen und die wir heute nicht vergessen wollen. Es tut gut, solche Übergänge im Jahreskreis und im Lebenszyklus gestalten zu können. Deshalb wollen wir den heutigen Tag und diesen Abend nicht einfach so begehen, wie alle anderen 365 Tage und Abende des Jahres. Und wir wollen diesen Jahreswechsel zum Anlass nehmen zu bedenken, wie wir die Passagen unseres Lebens ausgestalten. Der Auszug aus Ägypten zeigt beispielhaft wie Lebensübergänge begangen werden können Am Auszug der Israeliten aus Ägypten und anhand ihres Durchzuges durch das Schilfmeer können wir entdecken, wie Übergänge gemeistert und rückblickend begangen werden können. Der Auszug aus dem verhassten Land der Sklaverei wurde – nach der biblischen Überlieferung – ganz bewusst gestaltet, so wie auch wir einen Über31
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gang vom Alten zum Neuen hin und wieder mit Ritualen begehen. Geläufig sind die Passagen, die durch eine kirchliche Segenshandlung begleitet werden wie die Taufe, die Konfirmation, die Trauung. Aber auch andere Übergänge über die Schwellen des Lebens wollen bewusst wahrgenommen werden, wie beispielsweise der Abschied aus einer Stadt, aus einer vertrauten Wohnung oder einem Büro. Ein letzter Spaziergang durch die geliebten Felder und Wälder oder ein letztes Abendessen im Stammlokal. Zum Abschied nimmt man Menschen in den Arm, die mit dem Ort verbunden sind, den man nun verlässt. Und dann noch ein letztes Nachwinken – und schon beginnt der neue Abschnitt, dessen Anfang auch gestaltet sein will. Veränderungen werden nicht immer selbst gewählt, sondern brechen plötzlich herein Es gibt aber auch Übergänge, auf die wir uns nicht vorbereiten können, die plötzlich hereinbrechen in unser Leben – so wie das bei den Israeliten gewesen sein soll, als sie sich auf einmal dem übermächtigen Heer des Pharao gegenüber sahen, das Schilfmeer vor Augen und die Wüste im Rücken. Eingekesselt, die Gefahr vor Augen, gab es für sie augenscheinlich keine Möglichkeit zu entkommen: Hier scheint kein Weiterleben möglich und also auch kein Übergang in der Hoffnung auf einen Neubeginn. Vielleicht stehen Ihnen auch solche Situationen vor Augen, vielleicht aus dem vergangenen Jahr: Eine Nachricht, die das Leben so verändert, dass jede Zukunft genommen zu sein scheint. Schmerz und Trauer dehnen den Augenblick ins Unendliche. Und dann richtet sich der Blick in die Vergangenheit: Es formen sich Sätze, die mit „hätte ich doch ...“ beginnen. Und auf einmal erscheint die zurückliegende Lebensphase in freundlichen Farben. Auch den Israeliten ging es so. Angesichts des drohenden Todes scheint das Leben in der Sklaverei durchaus annehmbar gewesen zu sein. Warum musste man sich denn auch auf das Abenteuer einlassen und den Weg aus Ägypten wagen? Der Angst ihre lähmende Kraft nehmen, die die Zukunftslosigkeit schon in das Jetzt hineinholt Wie gut, wenn man in solchen Situationen einen Mose findet, der nicht nur beruhigt, sondern wirklich in die Zukunft weist: „Fürchtet euch nicht,“ sagt er den Israeliten, „stehet fest und sehet zu, was für ein Heil der Herr heute an euch tun wird. Der Herr wird für euch 32
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streiten, und ihr werdet stille sein.“ Hier sind wichtige Regeln für die schweren Lebensübergänge angesprochen, an die der eine oder die andere unter uns an dem heutigen Jahreswechsel denken mag. Die erste lautet, sich nicht zu fürchten. „Fürchtet euch nicht!“, sagt Mose in die ausweglos scheinende Lage hinein. Diese Worte sind nicht leicht dahin gesagt, scheinen aber die erschreckende Bedrohung zu übersehen. Und doch hat er letztlich recht, tut es doch gut, der Angst die lähmende Kraft zu nehmen, die die Glieder erstarren lässt und ihnen jede Lebendigkeit raubt. Denn die Angst nimmt die Zukunftslosigkeit schon in die Gegenwart hinein. Und so ist der erahnte Tod für die sich fürchtenden Israeliten schon jetzt gegenwärtig. Sich nicht zu fürchten heißt dagegen, trotz der Gefahr zu leben, sich aus der Erstarrung zu lösen. Sich auf Gottes Wege einzulassen, ist eine Hoffnung, die weiterführt Die zweite Regel heißt „stehet fest!“ – nicht zurückweichen, angesichts der Gefahr, sondern sich ihr entgegenstellen. Fest stehen bedeutet aber auch, sich nicht niederzubeugen, sondern aufrecht und mit geradem Rücken der Bedrohung zu begegnen. Und noch wichtiger scheint mir die dritte Regel zu sein, die Mose den Israeliten mit auf den Weg gibt: „Sehet zu, was für ein Heil der Herr heute an euch tun wird“: Der Glaube an eine transzendente Wirklichkeit und damit an das scheinbar Unmögliche ist gut angesichts der ausweglosen Situation. Sich an Gott halten zu können angesichts der Not, ist hilfreich. Es ist keine trügerische Hoffnung, sich auf Gottes Wege einzulassen. Das erlebten die Israeliten, auch wenn er sie einen ganz anderen Weg führte, als den sie erwartet hatten. Denn der Weg durch das Meer, das vom Ostwind auseinandergetrieben durchquerbar wurde, hatten sie nicht im Blick.
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Der Glaube schenkt die Gelassenheit, das Unabwendbare geschehen zu lassen Die vierte Regel des Mose lautet stille sein. Dieses Still- oder Passivwerden heißt nicht, die Hände in den Schoß zu legen. Stillesein ist ein höchst aktiver Zustand, in dem wir das Kommende auf uns zukommen lassen und damit zulassen. Dieses Stillesein bedeutet, das Unabwendbare geschehen lassen, ohne sich dagegen zu wehren. Und zugleich heißt passiv werden, gelassen zu warten, ohne das Neue herbeizwingen zu wollen. Dieses Stillesein ist eine geradezu meditative Haltung. Und es ist die Haltung des Weisen, des Mystikers, der darum weiß, dass wir die wesentlichen Dinge des Lebens stets nur geschenkt oder geliehen bekommen und nicht selbst in der Hand haben. Für die Israeliten gab es trotz der ausweglos scheinenden Gefahr dann doch einen Übergang in einen neuen Abschnitt ihrer Geschichte. Sie begegneten ihrem Gott am Sinai, der mit ihnen einen Bund schloss und ihnen das Gesetz schenkte. Neben dem Bundesschluss am Sinai und der Offenbarung der Gebote blieb der Durchzug durch das Schilfmeer im kollektiven Gedächtnis der Israeliten haften. Bis heute wird an jedem Sabbat an den Auszug aus Ägypten erinnert. Denn Übergänge wollen auch rückblickend gewürdigt werden. Voller Hoffnung über die Schwelle in das Neue Jahr gehen Das neue Jahr, an dessen Schwelle wir stehen, wird auch für jeden von uns Neues und Unbekanntes bringen. Vielleicht blicken Sie hoffnungsvoll in die Zukunft oder Ihre Gedanken sind von düsteren Ahnungen umhüllt. Lassen Sie uns nicht ängstlich unseren Rücken beugen vor dem Unwägbaren, das auf uns zukommt. Lassen Sie uns fest stehen, wie es Mose den Israeliten mit auf den Weg gegeben hat. Und lassen Sie uns auf Gott vertrauen und in diesem Vertrauen zur Ruhe kommen, statt von Aktivität zu Aktivität zu hetzen oder uns durch gute Vorsätze schon an der Schwelle zum neuen Jahr unter Druck zu setzen. Gerade dann, wenn Ihnen die Zukunft düster scheint, möchte Ihnen die Erzählung vom Durchzug durch das Schilfmeer Hoffnung machen: Vielleicht hält Gott für uns und für unsere bedrohte Welt ganz unvorhergesehene Lösungen bereit, die wir heute noch gar nicht im Blick haben: Einen Übergang, der wie der Durchzug des Volkes Israel durch das Schilfmeer, überraschend ist und zugleich nahe liegt. 34
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LIED
Vertraut den neuen Wegen (EG 395)
Gebet FÜRBITTEN 1. Sprecher(in): Du Gott unseres Lebens, heute Nacht überqueren wir die Schwelle zum neuen Jahr. Unser Blick ist in die Zukunft gerichtet, was wird sie uns bringen, Krieg oder Friede, Leid oder Freude? Kummer oder Glück? Was die Zukunft auch für uns bereit hält, sei bei uns während der Tage des neuen Jahres. 2. Sprecher(in): Du Gott unseres Lebens, ein Jahr geht zuende. Wir schauen zurück und halten inne. Wir danken für das, was uns Freude bereitet hat und für das Glück, das wir empfinden durften. Wir denken aber auch an alles Schmerzliche, das wir erleben mussten, an jede Trennung, die weh tat, an die zerbrochenen Träume, an Kummer und Leid. 1. Sprecher(in): Du Gott unseres Lebens, wir blicken heute zurück, um loszulassen, was uns noch hält, damit wir mit neuer Kraft und frischem Mut in das neue Jahr gehen können. Dazu schenke uns Kraft und Zuversicht. 2. Sprecher(in): Du Gott unseres Lebens, wir blicken heute auch zurück auf Unrecht und Schuld. Wir haben vieles nicht getan, was wir hätten tun sollen. 35
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Und wir haben Menschen in der Nähe und in der Ferne verletzt durch Worte und Taten, wir haben sie nicht genügend gewürdigt und uns nicht recht um sie gekümmert. Wir kommen zu dir und nennen dir in der Stille, was uns auf der Schwelle in das neue Jahr an Vergangenem noch belastet und niederdrückt. STILLES GEBET 1. Sprecher(in): Du Gott unseres Lebens, wir kommen zu dir auf der Schwelle in ein neues Jahr. Befreie uns von allem, was uns an Altem gefangen hält, damit wir frei werden für alles Neue, das auf uns zukommt. Amen KANON Ausgang und Eingang (EG 175)
Abendmahl LOBGEBET Gepriesen seist du, unser Gott, du Kraft des Lebens. Du schenkst uns dieses Brot, die Frucht der Erde und der menschlichen Arbeit. Lass es zum Brot des Lebens werden. Und du schenkst uns diesen Wein, die Frucht des Weinstocks und der menschlichen Arbeit. Lass ihn zum Kelch des Heils werden. EINSETZUNGSWORTE VATER UNSER AGNUS DEI (EG 190.2)
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FRIEDENSGRUSS Der Friede Gottes begleite euch auf dem Weg über die Schwelle diesen Jahres. AUSTEILUNG DANKGEBET Herr unser Gott, auf der Schwelle in ein neues Jahr stärkst du uns an deinem Tisch. Du willst uns nahe sein, wie deine Gaben Zunge und Gaumen benetzt haben. Wir danken dir für das Brot, das uns stärkt für den Weg, der vor uns liegt. Und wir danken dir für den Wein, der auch in Angst und Trauer Freude schenkt. Amen
Segen LIED
Lass uns in deinem Namen, Herr, die nötigen Schritte tun (EG 6142)
SEGEN Auf der Schwelle in das neue Jahr segne dich der, der bei dir ist, wohin du auch gehst. Er zeige dir Wege, die dich tragen und weiterführen. MUSIK
2 EG 658 im Regionalteil der Ev. Kirche im Rheinland, der Ev. Kirche von West-
falen und der Lippischen Landeskirche sowie der Ev.-reformierten Kirchen in Bayern und Nordwestdeutschland und der Ev.-altreformierten Kirche in Niedersachsen. EG 634 im Regionalteil der Ev.-Lutherischen Kirchen in Bayern und Thüringen. EG 577 im Regionalteil der Nordelbischen Ev.-Lutherischen Kirche.
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Von der Dunkelheit ins Licht Ostergottesdienst zu den Symbolen Licht und Dunkelheit
Eingang MUSIK LIED
Christ ist erstanden (EG 99)
VOTUM Wir feiern diesen Gottesdienst im Namen des Vaters, der einen hellen Schein in unsere Herzen gegeben hat. Im Namen des Sohnes, der aus der Dunkelheit ins Licht getreten ist. Und im Namen des Heiligen Geistes, dem Tröster in aller Traurigkeit. PSALM 113 LIED
Welcher Engel wird uns sagen, dass das Leben weitergeht? (EG 5593)
Verkündigung SCHRIFTLESUNG (Markus 16,1–8) ANSPRACHE Der österliche Glaube braucht die Zusage der Auferstehung „Welcher Engel wird uns sagen, dass das Leben weitergeht“ – wir haben dieses Lied gesungen. Die Osterfreude stellt sich nicht von selbst ein, sie will uns zugesagt werden. Und auch der Osterglaube braucht immer wieder die Zusage, dass Jesus Christus auferstanden ist. 3 Nur im Regionalteil der Ev. Kirchen in Hessen-Nassau und Kurhessen-
Waldeck vorhanden. Als Alternative kann auch EG 103 gesungen werden.
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Ohne den Engel, der uns das im Osterevangelium sagt, könnten wir das nicht glauben. Und ohne die vielen Engel, die uns in unserem Leben begleiten, könnten wir nicht die Kraft der Auferstehung in unserem Alltag erleben. In jedem „ich liebe dich“ und in jedem mutmachenden Zuspruch nehmen wir teil an der Ostererfahrung. Geliebt und geachtet zu sein, trotz allen dunklen und schweren Seiten in uns – hier wird konkret, dass das Leben den Tod überwindet und die Liebe mächtiger ist als die destruktiven Mächte in unserer Welt. Wer wird den Stein vom Eingang des Grabes wegrollen und die Trauer in Freude verwandeln? „Welcher Engel wird wohl kommen, der den Stein vom Grabe hebt?“ – die drei Frauen, die sich am frühen Sonntagmorgen aufmachten, waren noch ganz mit dieser Frage beschäftigt: „Wer wälzt uns den Stein von des Grabes Tür?“ Aus ihrem Herzen hatte die Osterfreude noch nicht die Schatten der Trauer vertrieben. Der Schmerz des Verlustes ist ihren Gesichtern noch anzusehen. Sie haben am Freitag noch bei Jesus gestanden, als er am Kreuz hing. Sie hatten seinen grausamen Tod miterlebt. Sie hatten bei ihm ausgeharrt, als die Jünger schon längst geflohen waren. Nun hatten sie wohlriechende Öle mitgebracht, um den Leichnam Jesu einzubalsamieren, wie es üblich war. Es war gut, sich an die alten Bräuche zu halten, statt in untätige Depression zu verfallen. So konnte man wenigstens die bekannten Liebesdienste tun und den Verstorbenen salben – es war ja das Letzte, was man für Jesus tun konnte. Aber wer sollte für diese drei Frauen den Stein von des Grabes Eingang wegrollen? Ein Stein – Symbol für das Leblose – wird zum ersten Hindernis auf dem Weg von der Trauer zur Freude. Wie die Frauen brauchen auch wir jemanden, der den Stein vom Grabe wegrollt. Denn auch unsere Osterfreude ist wie unter einem Stein verborgen. Das Zeichen des leeren Grabes muss gedeutet werden Als die drei Frauen ihren Blick erhoben, wurden sie gewahr, dass der Stein schon längst weggerollt war. So ist das manchmal mit den Steinen in unserem Leben, die groß und schwer scheinen. Bei näherem Hinsehen sind sie gar nicht mehr so groß und manchmal sind sie schon längst weggeschoben. Aber obwohl der Stein vom Grabe weggerollt war, wollte sich bei den drei Frauen noch keine Freude ein40
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stellen. Stattdessen bekamen sie es mit der Angst zu tun. Und als sie im Grab den Leichnam Jesu nicht fanden, muss ein fürchterlicher Verdacht die Trauer um den Tod Jesu noch verstärkt haben: Der Leichnam schien geraubt worden zu sein. Es reichte nicht aus, dass die Römer Jesus hingerichtet hatten, nun musste noch das Grab geplündert und der schwer geschundene Körper weggeschafft worden sein. In ihrer Verzweiflung konnten die drei Frauen die Worte des Jünglings mit weißen Gewändern gar nicht verstehen: „Ihr sucht Jesus von Nazareth, den Gekreuzigten. Er ist nicht hier. Er ist auferstanden!“ Es ist ja auch schwer zu verstehen, dass Jesus von den Toten auferstanden ist. Eigentlich kann man es auch gar nicht fassen, denn die Auferstehung Jesu läuft den Gesetzen dieser Welt zuwider, nach denen der Tod auf das Leben folgt und nicht das Leben auf den Tod. Dass Jesus auferstanden ist, kann man nicht verstehen, man kann es aber glauben und man kann immer wieder an der Macht der Auferstehung teilhaben. Die Frauen konnten den Worten des Engels noch nicht glauben. Statt sich zu freuen, flohen sie aus dem Grab mit Zittern und Entsetzen. Noch hatte sie die Osterfreude nicht ergriffen.
Osterbekenntnis KYRIE Weil die Osterfreude sich nicht von selbst einstellt und der Glaube an die Auferstehung uns nur von Gott geschenkt werden kann, bitten wir Gott um einen Engel, der den Stein von unseren Herzen wälzt, damit wir glauben können, was an Ostern geschah. Lasst uns singen: Welcher Engel wird uns sagen, dass das Leben weitergeht LIEDRUF Welcher Engel wird uns sagen, dass das Leben weitergeht (EG 559,1)
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GLORIA Jesus Christus war tot, doch siehe, er ist auferstanden. Er war tot, wie ein Weizenkorn, das in die Erde gesät wird. Aber er ist auferstanden, er ist wahrhaftig auferstanden. Wie ein Weizenkorn im Frühjahr zu neuem Leben erwacht und im Herbst Frucht bringt, so ist Jesus nicht im Tod geblieben, sondern wurde von Gott auferweckt. Für uns hat er den Tod überwunden, seine Auferstehung ist die Frucht, an der auch wir Anteil haben. Deshalb lasst uns Gott loben: Er ist erstanden, Halleluja LIEDRUF Er ist erstanden, Halleluja (EG 116,1) DER LEERE ALTAR WIRD GESCHMÜCKT Wir stellen das Kreuz auf den Altar als Zeichen dafür, dass Jesus am Kreuz nicht sinnlos gestorben ist. Wir schmücken den Altar mit Kerzen als Zeichen dafür, dass das Licht die Dunkelheit überwindet. Wir zieren den Altar mit Blumen als Zeichen für das Leben, dass auch durch einen Stein hindurch das Leben blühen kann. Wir legen Brot auf den Altar als Zeichen dafür, dass der Leib Christi auferstanden ist und Wein als ein Zeichen unserer Freude an seiner Auferstehung. GEBET Gott des Lichts, du hast die Dunkelheit unserer Welt durchbrochen an jenem Ostermorgen. Du hast einen neuen Anfang gemacht, als alle nur auf das Ende blickten. Versteinertes hast du ins Rollen gebracht, Erstarrtes in Bewegung. Schatten der Angst hast du weggewischt und die Schöpfung wieder wie am ersten Tag geschmückt. Lass dein Licht an diesem Ostermorgen 42
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auch unser Herz ergreifen und unsere Welt erleuchten. Schenke uns Mut, das Unfassbare zu glauben, damit auch wir dereinst auferstehen. Amen SCHRIFTLESUNG (Lukas 24,13–35) GLAUBENSBEKENNTNIS LIED
Auf, auf, mein Herz, mit Freuden, nimm wahr, was heut geschicht (112,1–3.8)
MEDITATION Es braucht Zeit, damit aus Trauer Freude wird Es ist manchmal gar nicht leicht umzuschalten und sich von der Trauer zur Freude führen zu lassen. Die schwermütigen Gedanken verdunkeln noch wie Nebelwolken den Sinn, die traurigen Erinnerungen bleiben noch lange im Gedächtnis haften. Deshalb ist es gut, wenn wir uns Zeit nehmen auf dem Weg zur Freude, denn Trauer muss verarbeitet und bearbeitet werden. Sonst bleibt die Freude oberflächlich, wirkt unnatürlich und aufgesetzt. Zwischen Dunkelheit und Licht liegt ja auch die Zeit der Dämmerung, in der die Nacht ab- und der Tag langsam zunimmt. Und so braucht es auch seine Zeit, bis die Freunde Jesu begreifen können, dass er nicht im Tod geblieben ist, sondern auferstanden ist und lebt. Zeit für den Aufbruch aus der Trauer Wie lange es braucht, von der Trauer zur Freude durchzudringen, zeigt uns die Erzählung von den zwei Jüngern, die am Ostertag sich auf den Weg machen von Jerusalem in das nahe gelegene Dorf Emmaus. Tief traurig über den Tod Jesu, erschreckt sie die Nachricht der Frauen über das leere Grab. Noch können sie dieses Zeichen der Auferstehung nicht deuten, noch können sie nicht daran glauben, dass Jesus von den Toten auferstanden sei. Und so kann auch noch lange nicht die Freude die Traurigkeit besiegen. Die zwei Jünger können nicht mehr untätig warten an dem Ort, an dem das Unfassbare geschehen war. Sie wollen nicht wahrhaben, was geschehen ist und zugleich müssen sie etwas tun, und sei es nur einen Weg unter die Füße zu nehmen. Deshalb brechen sie auf und verlassen den Ort der Trauer. 43
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Zeit, um die Sprache wiederzufinden Der gleichmäßige Rhythmus der Schritte tut ihnen gut, er hilft ihnen, ihre Gedanken zu ordnen und schließlich in Worte zu fassen. Und so kommen die beiden miteinander ins Gespräch, sie sprechen von ihren enttäuschten Erwartungen und uneingelösten Hoffnungen. Mit ihren Worten gehen sie noch einmal die einzelnen Schritte Jesu ans Kreuz mit, sprechen über die Stationen seines Kreuz- und Leidensweges. Es tut ihnen gut, miteinander darüber zu reden, so wie es allen Menschen gut tut, die Trauer zu teilen und gemeinsam mit anderen zu tragen. Es hat fast eine heilende Wirkung, den Bann des Schweigens zu brechen und Worte zu suchen für das, was den Hals wie zugeschnürt sein lässt. Zeit, um einen Sinn zu suchen für das Unfassbare Während die beiden Jünger auf ihrem Weg nach Emmaus miteinander über das reden, was sie an Schwerem erlebt haben, gesellt sich ein Dritter zu ihnen. Es ist der Auferstandene; doch in ihrer Trauer sind ihnen die Augen gehalten und sie erkennen ihn nicht. Als sei er ein Fremder, fragt Jesus, über welche Dinge sie sich denn unterhalten und von wem sie reden. Und wieder suchen sie nach Worten, sprechen von ihrer Trauer und den enttäuschten Plänen. Sie sprechen von Jesus, von dem sie glaubten, er sei es, der die Welt erlösen würde. Und zuletzt sprechen sie davon, wie sie die Nachricht der Frauen erschreckte, die am Morgen am Grab waren und den Leichnam nicht finden konnten. Es tut gut, sich jemandem anzuvertrauen. Es ist gut, dass Jesus immer wieder nachfragt. Und so fangen sie an, im Laufe des Gesprächs dem Leiden eine Bedeutung abzugewinnen. Und auf einmal können sie dem Tod Jesu einen Sinn geben: „Musste nicht Christus dies erleiden und in seine Herrlichkeit eingehen?“ Zeit, um in der Gemeinschaft sich der Freude wieder zu öffnen Der Fremde hatte den beiden Jüngern geholfen auf ihrem Weg von der Trauer zur Freude. Durch ihn konnten sie den dunklen Erinnerungen einen Sinn abgewinnen und wurden allmählich bereit, auch wieder der Freude Raum zu geben. Deshalb wollen sie den Fremden nicht ziehen lassen, als sie in Emmaus angekommen waren: „Bleibe bei uns, denn es will Abend werden und der Tag hat sich geneigt.“ In der Gemeinschaft mit dem geheimnisvollen Fremden schnürt die 44
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Trauer nicht mehr den Hals zu. Jetzt können die beiden Jünger erstmals seit Tagen wieder etwas essen und trinken. Sie haben wieder am Leben Anteil, sie können schmecken und genießen. Und so kehrt allmählich die Lebensfreude zurück. Während sie essen, nahm Jesus das Brot, dankte, brach es und gab es ihnen. Da erkennen sie ihn als den von den Toten Auferstandenen. Auch wenn er sich nun ihren Blicken entzieht, erkennen sie, dass das Leben stärker ist als der Tod. Zeit für den Weg zurück ins Leben und zurück zur Freude Nun begreifen die beiden Jünger den Sinn des leeren Grabes. Sie können dieses Zeichen deuten, wie sie im Brechen des Brotes erkannten, dass Jesus als Christus vom Tode erstanden ist. Nun können sie sich freuen, ohne die dunkle Erinnerung zu verdrängen. Die Freude ist so groß, dass sie das Leid aufheben kann, wie das Licht die Dunkelheit in sich aufnimmt. In ihrer Freude können die Jünger umkehren und den Weg zurückgehen, den sie zuvor gegangen waren. Sie können wieder den Ort betreten, den sie eben noch verlassen zu müssen meinten, die Stätte der Trauer und der Verzweiflung. Und dieser Weg erscheint ihnen wie eine Rückkehr ins Leben, wie ein Heimkehr aus der Dunkelheit an den Ort des Lichtes. Die beiden Jünger haben sich die Zeit genommen, die sie brauchten, um die Macht der Auferstehung zu begreifen und von der Trauer in die Freude geführt zu werden. Umso überzeugter können sie deshalb bekennen: „Der Herr ist auferstanden, er ist wahrhaftig auferstanden.“ KANON Der Herr ist auferstanden (EG 548)
Gebet FÜRBITTEN 1. Sprecher(in): Jesus Christus, du Sohn Gottes, du hast uns in deiner Auferstehung gezeigt, dass das Leben über den Tod siegt und das Licht über die Finsternis. Dafür danken wir dir. 2. Sprecher(in): Wir bitten dich für uns, dass wir dir vertrauen auf unseren Wegen, 45
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gerade auch in unserer Angst und Not und in der Finsternis unseres Todes. Führe uns aus der Dunkelheit ins Licht. Wir rufen: Herr, erhöre uns. 1. Sprecher(in): Wir bitten dich für die Kranken und Leidenden, für die in ungerechten Verhältnissen Lebenden und die Opfer von Kriegen. Führe sie aus der Dunkelheit ins Licht. Wir rufen: Herr, erhöre uns. 2. Sprecher(in): Wir bitten dich um die, die um einen Menschen trauern, den sie geliebt haben, der sie geprägt hat, und mit dem sie sich auch nach seinem Tod noch verbunden fühlen. Führe uns aus der Dunkelheit ins Licht. Wir rufen: Herr, erhöre uns. 1. Sprecher(in): Wir bitten dich für uns und bringen dir unseren Glauben und unsere Fragen: Gib uns Gewissheit, dass du nicht in der Finsternis des Todes geblieben bist, sondern lebst. Stärke uns mit deinen Gaben, die wir an deinem Tisch empfangen. Gib, dass wir von ihnen leben, für dich und den, der dich in der Kraft des Heiligen Geistes aus der Dunkelheit ins Licht geführt hat. Amen
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Abendmahl LOBGEBET Gepriesen seist du, unser Gott, du Kraft des Lebens. Du schenkst uns dieses Brot, die Frucht der Erde und der menschlichen Arbeit. Lass es zum Brot des Lebens werden. Du schenkst uns diesen Wein, die Frucht des Weinstocks und der menschlichen Arbeit. Lass ihn zum Kelch des Heils werden. SAMMLUNGSGEBET Wie die Körner von den Feldern und die Beeren von den Weinbergen jetzt auf diesem Tisch vereint sind in Brot und Wein, so lass dein Volk bald versammelt werden von den Enden der Erde in deinem Reich. EINSETZUNGSWORTE VATER UNSER AGNUS DEI (EG 190.2) FRIEDENSGRUSS Christus ist auferstanden – er ist wahrhaftig auferstanden. AUSTEILUNG DANKGEBET Wir danken dir, Herr, dass du uns an deinem Tisch vereint hast, und bitten dich: Erfülle unsere Herzen mit neuer Hoffnung und mache uns zu Zeugen und Zeuginnen deiner Auferstehung. Dir sei Ehre in Ewigkeit. Amen
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Segen LIED
Gelobt sei Gott im höchsten Thron (EG 103,1–5)
SEGEN Es segne dich der lebendige Gott, der aus dem Tode zum Leben führt und aus der Nacht in den Tag. Er schenke dir Lebendigkeit und lenke deine Schritte von der Trauer zur Freude und von der Dunkelheit ins Licht. MUSIK
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Von Gottes Geist bewegt Pfingstgottesdienst zum Symbol der Feuerflamme Eingang
MUSIK VOTUM Wir feiern diesen Gottesdienst im Namen des Vaters, der die Welt in ihrer Vielfalt geschaffen hat. Im Namen des Sohnes, der den göttlichen Geist als Tröster verheißen hat. Und im Namen des Heiligen Geistes, der uns in alle Wahrheit leitet. LIED
Jauchz, Erd, und Himmel, juble hell (EG 127,1.3–4)
PSALM 104 1. Sprecher(in): Lobe den Herrn, meine Seele: Du bist erhaben, schön und festlich gekleidet. Aus Licht ist der Mantel, der dich umhüllt. Und wie ein Teppich breitet sich der Himmel aus zu deinen Füßen. Du thronst über dem Regen und fährst auf den Wolken, als trage der Wind dich auf seinen Flügeln. Wie Boten schickst du die Winde vor dir her und machst die Feuerflamme zu deinem Diener. 2. Sprecher(in): Lobe den Herrn, meine Seele: Denn du hast die Erde festlich gekleidet. Du ließest die Berge sich zusammenfalten und die Täler sich hinabsenken. Du hast eine Grenze gesetzt zwischen dem Meer und dem festen Land, damit die Wasser das Land nicht bedecken. 49
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3. Sprecher(in): Lobe den Herrn, meine Seele: Denn du hast Feld und Wald festlich gekleidet. Deine Hand macht das Land fruchtbar, lässt die Weiden grünen und auf dem Acker den Weizen wachsen. Du lässt die Saat gedeihen und den Wein reifen. 2. Sprecher(in): Lobe den Herrn, meine Seele: Denn du hast das Firmament festlich gekleidet. In deinem Namen teilt der Mond das Jahr in Monate. Und die Sonne lässt du auf- und absteigen, dass sie den Tag von der Nacht scheidet. Deine Werke sind groß und viel und weise hast du sie geordnet. 1. Sprecher(in): Lobe den Herrn, meine Seele: Denn alles, was lebt, hast du festlich gekleidet, du gibst allen ihre Speise zur rechten Zeit, und mit deiner Hand sättigst du deine Geschöpfe. Sie leben aus deiner Güte und ohne deinen heiligen Geist müssen sie wieder zu Staub werden. Mit dem Hauch deines Geistes hast du alles geschaffen Und erneuerst täglich die Gestalt die Erde. Lobe den Herrn, meine Seele, denn erhaben und schön hast du alles bereitet. GEBET Herr, unser Gott, wir kommen heute zu dir wie wir sind, voller Glauben oder mit Zweifeln. Wie wir auch sind, uns treibt die Sehnsucht nach Lebendigkeit. Danke, dass du uns verheißen hast, mit deinem Geist gegenwärtig zu sein, wo sich Menschen in deinem Namen versammeln. Wir bitten dich, lass uns bewegt werden von den Flammen deines heiligen Geistes, damit wir deine lebendige Stimme wahrnehmen in den Worten der Menschen. Amen 50
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Verkündigung SCHRIFTLESUNG (Apostelgeschichte 2,1–4) Lied
Unser Leben sei ein Fest (EG 5554)
ANSPRACHE Auf der Suche nach dem Wirken des Heiligen Geistes sind wir auf Symbole angewiesen Der Heilige Geist, an den wir am Pfingstfest in besonderer Weise denken, ist die Gestalt Gottes, die am wenigsten greifbar ist innerhalb der Dreiheit, die auf wunderbare Weise zugleich eine Einheit ist. Gott als den Schöpfer allen Seins können wir an jeder aufwachsenden Blume und jedem grünenden Strauch entdecken. Und Jesus Christus ist uns durch seine irdische Wirksamkeit nahe wie ein Bruder. Wo aber finden wir die Spuren des Heiligen Geistes? Um das Wirken des Heiligen Geistes zu verdeutlichen, sind wir auf Bilder und Symbole angewiesen. Eines der tragfähigsten Bilder, dessen sich auch die biblische Überlieferung bedient, ist das der Feuerflamme, die vom Wind bewegt wird. Lukas verwendet dieses Bild in der Apostelgeschichte, um das Geschenk des Heiligen Geistes zu versinnbildlichen. Die Feuerflamme ist ein Zeichen für den Empfang des Heiligen Geistes Wie üblich traf sich die Schar der Männer und Frauen, die Jesus um sich gesammelt hatte, auch an diesem Tag wieder an einem sicheren Ort. Seit Jesus hingerichtet und wieder auferweckt worden war, taten sie das immer wieder. Es tat ihnen gut, zusammenzuhalten in dieser Zeit des Umbruchs. Es war wichtig, dass keiner allein sein musste und sie gemeinsam warten konnten, auch wenn sie nicht wirklich wussten, was das Ziel ihres Wartens sein würde. Auch zum Wochenfest war die Schar wieder beieinander, die sich Jesus auch nach seiner Himmelfahrt nahe wusste. Da hörten sie auf einmal ein gewaltiges Brausen, als ob ein Wind durch das ganze Haus fegte. Zuerst 4 EG 557 im Regionalteil der Ev.-Lutherischen Kirchen in Niedersachen und
Bremen. EG 571 im Regionalteil der Ev. Kirche im Rheinland, der Ev. Kirche von Westfalen und der Lippischen Landeskirche sowie der Ev.-reformierten Kirchen in Bayern und Nordwestdeutschland und der Ev.-altreformierten Kirche in Niedersachsen. EG 636 im Regionalteil der Ev. Landeskirche in Württemberg.
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erschreckten sich die Männer und Frauen. Manche versuchten sicherlich, Fenster und Türen zu schließen, um den Wind auszusperren. Doch er war kein gewöhnlicher Wind, er kam von oben aus dem Himmel und ließ sich nicht ausschließen oder eindämmen. Während der Wind durch das Haus fegte, sahen die Männer und Frauen zugleich auch Feuerflammen, die im Wind hin- und herzüngelten und sich auf einen jeden von ihnen setzten. Und auf einmal waren sie vom Heiligen Geist erfüllt und jeder konnte auf einmal Gott preisen in einer fremden Sprache. Wie eine Flamme immer hin und her tanzt, hält der Heilige Geist stets in Bewegung In der Kunst wurde diese Szene immer wieder dargestellt, als ob sich Feuerflammen auf die Köpfe der Anwesenden setzten. Hier wurde der Bericht des Lukas wörtlich verstanden und künstlerisch umgesetzt. Aber was haben die Feuerflammen denn mit dem Heiligen Geist zu tun? Dieser Frage kommen wir näher, wenn wir die Flamme als Bild für sein Wirken verstehen, es nicht wörtlich, sondern als Bild deuten: Eine Flamme streckt sich immer nach oben, dem Himmel entgegen. Auch wenn sie sich mal hin- und herbewegt, versucht ihre Spitze immer, sich nach oben zu orientieren. Es ist, als ob sie Erde und Himmel miteinander verbindet. Und das ist ja auch die wichtigste Aufgabe des Heiligen Geistes. Er vereint uns Menschen mit Gott, stellt eine Verbindung dar zwischen Himmel und Erde, indem er unsere Gedanken und Sinne nach oben hin ausgerichtet sein lässt. Auch wenn eine Feuerflamme sich immer nach oben hin orientiert, bleibt sie nicht still stehen, sondern bewegt sich hin und her. Der kleinste Lufthauch lässt sie tanzen. So wie eine Flamme sich bewegen lässt, so soll uns auch der Heilige Geist immer in Bewegung halten, dass wir kreativ und offen bleiben für Veränderungen. Die Feuerflamme mit ihrer Vielfarbigkeit als Bild für die Vielstimmigkeit des Heiligen Geistes Wer schon einmal ein Feuer oder eine Feuerflamme gemalt hat, weiß, dass ein Feuer nicht nur gelb oder nur rot ist. Ganz unterschiedliche Farben finden sich in den Flammen. Neben rot und gelb, kann ein Feuer sich auch blau färben oder grün. Seine Glut kann dunkelrot oder violett glimmen. Diese Vielfarbigkeit der Feuerflamme ist ein 52
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Bild für die Vielstimmigkeit, zu der der Heilige Geist befähigt. Er verbindet ganz unterschiedliche Menschen trotz ihres unterschiedlichen Hintergrundes und Glaubens. Dabei lässt er diese Vielfarbigkeit stehen und versucht nicht, die Unterschiede einander anzugleichen. Eine Feuerflamme spendet Wärme und schenkt in dunkler, kalter Nacht Geborgenheit. Auch der Heilige Geist erwärmt die Seele, spendet den Trauernden Trost und weckt Hoffnung, wo wir vom Tod bedroht sind. Und schließlich hat ein Feuer auch eine reinigende Kraft. Es kann unreines Metall befreien von den Schlacken, die es belasten. So veredelt Feuer Eisen zu Stahl. Auch der Heilige Geist kann uns reinigen. Durch ihn kann unser Herz erneuert und unser Geist gestärkt werden. Der Heilige Geist ist ein kostbares Geschenk, das sich leicht unserem Zugriff entzieht Vielleicht hat uns das Bild der Feuerflamme den Heiligen Geist ein wenig greifbarer werden lassen. Und doch ist der Heilige Geist nicht greifbar, er entzieht sich schnell unserem Zugriff. Wir können immer nur um seine Gegenwart bitten, seiner sicher können wir nie sein. So schnell wie eine Kerzenflamme gelöscht ist, kann sich der Heilige Geist auch uns entziehen. Darum lasst uns achtsam bleiben und die Flamme des Geistes nicht unbedacht auslöschen. LIED
O dass doch bald dein Feuer brennte (EG 255,1–5)
Gebet und Segen FÜRBITTEN 1. Sprecher(in): Herr, unser Gott, dein Geist bewegt uns in unseren Herzen und Sinnen, er schenkt uns Liebe und Besonnenheit, er ermöglicht Verständigung zwischen den Glaubenden in aller Welt, zwischen den Völkern und Nationen. Durch ihn hast du uns ins Leben gerufen und machst hell, was uns umgibt.
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2. Sprecher(in): Wir bitten dich für die Kinder unter uns, die am Beginn ihres Lebens stehen: Leite sie mit der Stimme deines Geistes dass sie zu aufrechten und selbstbewussten Menschen heranwachsen. Wir rufen: O Komm, du Geist der Wahrheit, und kehre bei uns ein (auch als gesungener Kehrvers EG 136,1: O komm, du Geist der Wahrheit, und kehre bei uns ein) 3. Sprecher(in): Wir bitten dich für die Heranwachsenden unter uns, dass sie dein Geist leite auf dem Weg in ein selbstbestimmtes Leben. Lass ihre Schritte sie in die Weite führen. Wir rufen: O Komm, du Geist der Wahrheit, und kehre bei uns ein (auch als gesungener Kehrvers EG 136,1: O komm, du Geist der Wahrheit, und kehre bei uns ein) 1. Sprecher(in): Wir bitten dich für Eltern und Großeltern, dass sie die Kinder, die ihnen anvertraut sind, im Geist der Freiheit erziehen. Und erfreue uns alle an der Vielfalt der Welt und deiner Gaben. Wir rufen: O Komm, du Geist der Wahrheit, und kehre bei uns ein (auch als gesungener Kehrvers EG 136,1: O komm, du Geist der Wahrheit, und kehre bei uns ein) 2. Sprecher(in): Wir bitten dich für die Menschen unter uns, die trauern über versäumte Chancen und ungenutzte Gelegenheiten. Schenke ihnen den Geist des Mutes, dass ihr Herz gestärkt und ermutigt werde. Wir rufen: O Komm, du Geist der Wahrheit, und kehre bei uns ein (auch als gesungener Kehrvers EG 136,1: O komm, du Geist der Wahrheit, und kehre bei uns ein)
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3. Sprecher(in): Wir bitten dich für die Trauernden unter uns, die einen Menschen verloren haben, der ihnen wichtig war. Sende ihnen den Geist des Trostes und der Hoffnung, dass er sie kräftige und zum Leben ermutige. Wir rufen: O Komm, du Geist der Wahrheit, und kehre bei uns ein (auch als gesungener Kehrvers EG 136,1: O komm, du Geist der Wahrheit, und kehre bei uns ein) STILLES GEBET VATER UNSER LIED
Der Himmel geht über allen auf (EG 5945)
SEGEN Gottes Geist sei deinem Herzen nahe und wärme es durch seine Flammen, damit Lebendigkeit und Freude in dir wohnen können. MUSIK
5 EG 588 im Regionalteil der Ev.-Lutherischen Kirchen in Niedersachsen und
der Bremischen Ev. Kirche. EG 611 im Regionalteil der Ev. Kirche im Rheinland, der Ev. Kirche von Westfalen und der Lippischen Landeskirche sowie der Ev.-reformierten Kirchen in Bayern und Nordwestdeutschland und der Ev.-altreformierten Kirche in Niedersachsen. EG 562 im Regionalteil der Ev.Lutherischen Kirchen in Bayern und Thüringen.
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„Mögen sich die Wege vor deinen Füßen ebnen“ Gottesdienst zu Beginn der Urlaubszeit zum Symbol des Weges
Eingang MUSIK EINSTIMMUNG LIED
Ausgang und Eingang (EG 175)
PSALM 121 Auf meinem Weg blicken meine Augen hinauf zu den Bergen. Wird Gott mir dort in der Ferne begegnen? Oder ist er mir schon jetzt nahe, mir zu helfen? Meine Hilfe kommt von ihm, der den Himmel gebildet und die Erde geformt hat. Er ist mir nahe auf allen meinen Wegen, dass mein Fuß nicht gleitet. Gott schläft nicht, er behütet mich Tag und Nacht. Schatten spendet mir seine Hand am Tage, dass die Sonne mich nicht verbrennt, und des nachts schenkt er mir neue Kraft und behütet mich vor allem Übel. Gott behütet meine Wege, meinen Ausgang und Eingang heute und morgen und in Ewigkeit. KYRIE Wege gehen, Wege geführt werden, einen Weg einschlagen. Wir möchten gern auf dem besten Weg sein. Und doch ist der Weg nicht eben, den wir gehen, immer wieder drohen unsere Füße an einen Stein zu stoßen. Es steht jemand im Wege oder wir drohen auf halbem Wege stehen zu bleiben. 57
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Deshalb wollen wir um Gottes Hilfe auf unseren Wegen bitten und singen: Bewahre uns, Gott, behüte uns, Gott, sei mit uns auf unsern Wegen LIEDRUF Bewahre uns, Gott, behüte uns, Gott, sei mit uns auf unsern Wegen (EG 171,1) GLORIA Gott hat seinen Engeln befohlen, dass sie dich behüten auf allen deinen Wegen, dass sie dich auf Händen tragen und du deinen Fuß nicht an einen Stein stoßest. Gott verspricht uns nicht, dass unsere Wege gerade verlaufen, durch blühende Wiesen, bequem und schön. Aber er hat uns versprochen bei uns zu sein und uns seinen Engel zu senden, der uns behüten soll, wohin wir auch gehen. Deshalb loben wir Gott und singen: Gloria in excelsis deo, Ehre sei Gott in der Höhe: LIEDRUF Gloria, gloria in excelsis Deo (EG 5666) GEBET Herr, unser Gott, dein Wort ist wie ein Licht auf unserem Weg und weist uns Richtung und Ziel. Wir sind heute zu dir gekommen, um dieses Wort zu hören und um nach deiner Wegleitung zu fragen. Komm, sei du mitten unter uns, ermutige uns zu den Schritten, die vor uns liegen und die wir gehen müssen. Und gib uns Hoffnung, 6 EG 572 im Regionalteil der Ev. Landeskirche in Württemberg. EG 575.2 im
Regionalteil der Ev. Kirche in Österreich. Alternativ kann auch EG 181.6 gesungen werden.
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dass unsere Schritte auch auf verschlungenen Wegen letztlich zu dir führen, der du lebst und Leben schenkst in Ewigkeit. Amen
Verkündigung SCHRIFTLESUNG (1. Mose 12,1–9) MEDITATION 1 Eine Laterne ist ein Licht für den Weg; der Wind kann sie nicht verlöschen. Ihre Flamme erstickt nicht bei zu schnellem Schritt. Eine Laterne ist ein Licht für den Weg; sie erleuchtet den Weg vor mir. Sie lässt meine Füße sicher auftreten und hilft mir, in der Dunkelheit den Weg zu finden. Eine Laterne ist ein Licht für den Weg; mit ihr kann ich anderen den Weg leuchten. Und mit der Laterne in der Hand bin ich erkennbar für Menschen in der Ferne. Eine Laterne in der Nacht schenkt Geborgenheit trotz der Dunkelheit ringsumher. Eine Laterne ist ein Licht für den Weg; sie ist ein Bild für Gott, der mit uns geht auch in die Dunkelheit, der Hoffnung schenkt und Geborgenheit. LIED
Ein Licht geht uns auf in der Dunkelheit (EG 5577)
7 EG 555 im Regionalteil der Ev. Landeskirche in Württemberg. Alternativ
kann auch EG 171 gesungen werden.
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MEDITATION 2 (diese Meditation kann auch mit Dias gestaltet werden) 1. Sprecher(in): Ein paar Schritte über eine Wiese sind noch kein Pfad (Dia: Spuren im Gras, Spuren auf Erde). Auch ein paar Spuren im Schnee bahnen noch keinen Weg (Dia: Spuren im Schnee). Erst dort, wo die Spuren immer wieder erneuert werden, wo wir immer wieder die gleichen Stellen betreten, entsteht ein Pfad (Dia: Pfad). 2. Sprecher(in): Erst die Wiederholung verdichtet Spuren zu einem Weg (Dia: schmaler Weg). Auch in unwegsamem Gelände kann so ein Weg entstehen (Dia: Weg am Steilhang). Doch ein Weg braucht auch Pflege, um nicht überwuchert zu werden. Es ist gut, wenn er durch Mauern eingefasst wird (Dia: durch Mauern eingefasster Weg) oder wenn er mit Steinen gepflastert wird (Dia: mit Steinen gepflasterter Weg). 1. Sprecher(in): Wege verlaufen durch sommerliche Wiesen und Felder (Dia: Weg, der durch Wiesen führt) oder durch eine Winterlandschaft (Dia: Weg in Winterlandschaft). Sie verlaufen durch unübersichtliche Gegenden und durch schattige Wälder (Dia: Weg, der durch Wälder führt). 2. Sprecher(in): Wege sind mit Sand und Kies befestigt (Dia: befestigter Weg) oder mit Steinen belegt (Dia: gepflasterter Weg). Sie führen bergauf und bergab (Dia: Gebirgspfad), sie führen über Flüsse und Bäche (Dia: Brücke). Wege führen weiter, auch wenn sie zu Ende scheinen (Dia: Straßenschild). 1. Sprecher(in): Wege führen an Grenzen und darüber hinaus (Dia: Grenzstation). Ein Weg führt nicht mehr weiter, wurde weggerissen von stürmischer Flut (Dia: zerstörte Brücke). Manchen Weg müssen wir gehen, auch wenn er gefährlich scheint (Dia: Weg mit Warnschild). 60
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2. Sprecher(in): Wohin sollen wir gehen (Dia: Weggabelung), wenn sich der Weg gabelt? Welcher Weg ist der Richtige (Dia: Kreuzung)? 1. Sprecher(in): Manche Wege gehen wir vorsichtig, langsam, Schritt für Schritt (Dia: Weg mit Holzbrücke). Andere Wege nehmen wir schnell, in rasender Fahrt (Dia: ICE auf Brücke). Es gibt verschlungene Wege, deren Sinn wir nicht sehen (Dia: Passweg mit vielen Kehren). Und es gibt Kreuzwege, auf denen wir Leid tragen oder mittragen (Dia: Kreuzweg). 2. Sprecher(in): Ein Pilgerweg soll unser Weg sein (Dia: Pilgerwegzeichen), er führt uns zum Kreuz (Dia: Weg mit Kreuz) und darüber hinaus führt er uns zu uns selbst und auf verschlungenen Wegen zu Gott (Dia: Labyrinth). LIED
Mögen sich die Wege vor deinen Füßen ebnen8
Gebet und Segen FÜRBITTEN 1. Sprecher(in): Herr, unser Gott, wir danken dir, dass du bisher bei uns gewesen bist auf Wegen, die unsere Füße gegangen sind. Wir bitten dich, bleibe auch weiterhin bei uns und begleite uns auf Schritt und Tritt. 2. Sprecher(in): Wir bitten dich für die Menschen, die uns auf unseren Wegen begegnet sind, die uns begleitet und geprägt haben. Lass sie und uns verbunden und zugewandt bleiben. 1. Sprecher(in): Wir bitten dich für die Menschen, deren Wege durch dunkle Täler oder ödes Land führen. 8 Alternativ kann auch EG 360 gesungen werden.
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Sei du ihnen ein Licht auf ihrem Weg und gib ihnen Mut, die nötigen Schritte zu tun. 2. Sprecher(in): Wir bitten dich für die Menschen, deren Wege durchkreuzt werden durch Krieg und Gewalt. Sei du ihnen nahe in ihrem Leid und hilf, dass der Kreislauf von Gewalt und Gegengewalt durchbrochen wird. 1. Sprecher(in): Wir bitten dich für die, die einen Menschen verloren haben, der sie bisher begleitet hat auf ihrem Weg. Sei du ihnen Trost und Halt und schenke ihnen Kraft für die Schritte, die vor ihnen liegen. 2. Sprecher(in): Wir bitten dich für uns alle, die wir auf der Suche sind nach dem rechten Ziel. Leite unsere Wege durch dein Wort, schenke uns Orientierung und gib uns Mut für die notwendigen Schritte. STILLES GEBET VATER UNSER LIED
Lass uns in deinem Namen, Herr, die nötigen Schritte tun (EG 6149)
SEGEN Der Herr sei mit dir und begleite dich wie ein guter Freund oder eine mitfühlende Freundin. Der Herr sei dir nahe in deiner Freude und in deinem Kummer. Der Herr lenke deine Schritte und führe sie auf verschlungenen Wegen in sein himmlisches Reich. MUSIK
9 EG 658 im Regionalteil der Ev. Kirche im Rheinland, der Ev. Kirche von West-
falen und der Lippischen Landeskirche sowie der Ev.-reformierten Kirchen in Bayern und Nordwestdeutschland und der Ev.-altreformierten Kirche in Niedersachsen. EG 634 im Regionalteil der Ev.-Lutherischen Kirchen in Bayern und Thüringen. EG 577 im Regionalteil der Nordelbischen Ev.-Lutherischen Kirche.
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„Von guten Mächten wunderbar geborgen, behütet und getröstet wunderbar“ Gottesdienst an Michaelis (29. September) zum Symbol des Engels Eingang
MUSIK EINSTIMMUNG LIED
Gott, aller Schöpfung heilger Herr (EG 142)
PSALM 91 Gott, du bist meine Zuflucht und schenkst mir Schutz unter den Flügeln deines Engels. Darum brauche ich mich nicht ängstigen vor dem Bösen und darf mich geborgen wissen vor drohendem Unheil. Denn Gott hat seinen Engeln befohlen, dass sie mich behüten auf allen meinen Wegen. Sie werden mich auf ihren Schwingen tragen, damit mein Fuß nicht an Steine stößt. Gott, du liebst mich, darum willst du mich retten. Du kennst mich bei meinen Namen, darum willst du mich beschützen. Gott, du bist meine Zuflucht und schenkst mir Schutz unter den Flügeln deines Engels. KYRIE Eine zerbrochene Engelsfigur liegt in meinen Händen. Sie ist heruntergefallen von ihrem angestammten Platz. Nun ist sie zerschellt und ihre schöne Gestalt ist dahin. Wie ein Bild für einen gefallenen Engel sind diese Scherben, als wollte er hoch hinaus, mehr sein, als ihm sein Schöpfer zugedacht hatte. 63
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Nun ist sein Glanz verflogen, ein für allemal verloren. Der zerbrochene Engel ist wie ein Bild für unsere Schuld. Auch wir wollen gerne immer höher hinaus, wollen mehr, als uns der Schöpfer zugedacht hat, wollen Gott gleich sein, wie die gefallenen Engel. Weil auch wir immer wieder fallen, bitten wir Gott um Erbarmen und singen: Kyrie eleison. Herr, erbarme dich LIEDRUF Kyrie eleison (EG 178.2) GLORIA Gott hat seine Engel gesandt, damit sie uns behüten vor Verletzung und uns bewahren vor dem Zerbrechen. Sie sind um uns, um uns aufzurichten, wenn wir gefallen sind und um uns Mut und Hoffnung zu geben, wenn unsere Kräfte schwinden. Gott hat seine Engel gesandt, damit sie Verletzungen heilen und Zerbrochenes wieder zusammenfügen. Deshalb preisen wir Gott und stimmen ein in den Lobgesang der Engel: Gloria, Gloria in excelsis Deo, Ehre sei Gott in der Höhe LIEDRUF Gloria, gloria in excelsis Deo (EG 56610) GEBET
Guter Gott, wir bitten dich um deine Nähe, gerade weil wir sie gern übersehen und oft nicht spüren. Wir bitten dich um dein Kommen zu einem jeden von uns, gerade weil wir an dir zweifeln. Sei uns nahe in deinen guten himmlischen Mächten, 10 EG 572 im Regionalteil der Ev. Landeskirche in Württemberg. EG 575.2 im
Regionalteil der Ev. Kirche in Österreich. Alternativ kann auch EG 181.6 gesungen werden.
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gerade weil wir an dir zweifeln. Sei uns nahe in deinen guten himmlischen Mächten, damit wir durch sie deine Stimme hören und an dich glauben, der du sie zu uns gesandt hast, und der du uns durch sie leitest und unsere Schritte bewahrst vor dem Fallen. Amen LIED
Von guten Mächten treu und still umgeben (EG 65,1– 2.6–7)
Verkündigung SCHRIFTLESUNG (1. Mose 28,10–22) GESUNGENES GLAUBENSBEKENNTNIS (EG 184) ANSPRACHE Die Gewissheit um die Geborgenheit durch die himmlischen Mächte spendet Trost Von guten Mächten wunderbar geborgen zu sein – dieser Gedanke spendet Trost vor allem dann, wenn man sich allein und ungeborgen weiß. So ging es auch dem noch jungen Jakob auf seiner Reise, die ihn in die Selbständigkeit und Eigenverantwortung führen sollte. Denn er hatte sich nicht freiwillig seiner Heimat begeben, sondern war geflohen. Umso wichtiger wird ihm die Gewissheit gewesen sein, von den himmlischen Mächten umgeben und behütet zu werden. Doch zunächst fühlte sich Jakob allein und ungeborgen und jeder Gedanke an die treuen himmlischen Begleiter war ihm fremd. Der listige Jakob hatte sich den Segen ergaunert und den Zorn des Bruders auf sich geladen Jakob floh aus seiner geliebten Heimat vor seinem eigenen Bruder, dessen Zorn er auf sich geladen hatte. Listig, wie Jakob nun einmal war, hatte er seinen älteren Bruder Esau um den Segen des Erstgeborenen gebracht. So hatte der greise Vater auf dem Sterbebett ihm den Segen des Himmels zugesprochen, den er doch eigentlich Esau zuge65
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dacht hatte. Aber zunächst verkehrte sich für Jakob der Segen in sein Gegenteil. Wie ein Dieb musste er heimlich die Heimat verlassen. Als ob er verflucht wäre, war Jakob auf einmal seiner Existenz beraubt. Auf sich allein gestellt, musste er nun ein neues Leben und eine eigenständige Identität in der Fremde aufbauen. Es stellte sich unwillkürlich die Frage, ob sich der Segen, den ihm der Vater mit auf den Weg gegeben hatte, überhaupt durchsetzen würde, versprach er doch Reichtum und stellte eine gehobene Stellung in der Familie in Aussicht. Doch Jakob musste die Familie verlassen und wie ein armer Tagelöhner sich in der Fremde verdingen. Es scheint, als habe der Segen keine Kraft und als sei er geradezu im Stich gelassen von Gott, in dessen Namen er doch gesegnet worden war. Doch der einsame Wanderer war nicht allein, die göttlichen Segenskräfte waren ihm nahe. Ohne es zu wissen, wurde Jakob begleitet von den Engeln Gottes. Sie wachten heimlich darüber, dass er bewahrt wurde vor der Rache des Bruders und vor den Gefahren der Reise. Im Traum merkte Jakob, dass er auf der Flucht von himmlischen Mächten umgeben war Erst in der Nacht begann Jakob zu spüren, dass er in seiner Einsamkeit umgeben war von Engeln. Die Nacht ließ ihn empfindsam werden für die himmlischen Mächte. Die Nacht, in der sich das Bewusstsein der Einsamkeit ins Unerträgliche steigern kann, wurde für ihn zu der Zeit, in der Himmel und Erde sich berührten. Jakob, der sich wohl lange hin- und hergewälzt hatte auf dem harten unbequemen Boden, fiel am Ende der Nacht dann doch in einen kurzen, von Träumen durchzogenen Schlaf. Er wagte zwar kaum die Augen zu schließen, wurde aber von der Müdigkeit übermannt und im Traum gewahr, dass ihm die göttlichen Boten ganz nahe waren. Er träumte von einer Leiter, die mit ihrer Spitze bis in den Himmel reichte. Und er sah Engel, die daran vom Himmel zur Erde hinabund wieder hinaufstiegen. Engel können wir immer wieder entdecken Jakob dachte deshalb, dass er an einer heiligen Stätte übernachtet habe, der Pforte des Himmels, an einem Ort, wo Gott mitsamt seinen Heerscharen besonders nahe wäre. Wir würden heute die Wohnung Gottes nur noch im übertragenen Sinne im Himmel suchen. Gott ist überall gegenwärtig und das trifft auch auf die Engel 66
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zu. Deshalb gibt es viele solcher Pforten in den Himmel, die immer wieder entdeckt werden müssen. Himmelspforten sind dort, wo wir einem Menschen sagen, er sei ein Engel. Denn hier wird etwas von der Liebe Gottes spürbar, von seiner beschützenden und sich zuwendenden Seite, für die die Engel ein Sinnbild sind. Himmelspforten können wir auch entdecken, wenn wir in unserem gelingenden Tun den Segen Gottes erahnen. Und Himmelspforten sind dort, wo wir ein Gebet zum Himmel schicken. Denn die Engel, die die Himmelsleiter hinauf- und hinunterschreiten, bringen der Legende nach den Segen Gottes zu uns Menschen, wenn sie hinabsteigen. Und wenn sie in den Himmel zurückkehren, nehmen sie unsere Gebete mit sich hinauf zu Gott. Engel bereichern unseren Glauben an Gott Engel bereichern unseren Glauben, sie lassen uns Gott nahe kommen. Es ist deshalb schön, dass sich viele Menschen intensiv mit Engeln beschäftigen. Mir scheint beim Thema Engel allerdings wichtig zu sein, dass sie von Gott gesandt werden und von ihm Auftrag und Kraft erhalten. Deshalb steht er ja auch an der Spitze der Leiter, von der Jakob träumt. Die Engel, die hinauf- und hinuntersteigen, möchten zu Gott führen. Sie sind selbst keine Wesen, die angebetet werden, sondern die auf Gott hinweisen wollen. Insofern ist jeder Engel selbst wie eine Leiter, die in den Himmel reicht, wie die, von der Jakob träumte. Ein Engel lässt den Himmel und die Erde sich näher kommen. Ein weiterer Gedanke ist mir auch wichtig bei der Beschäftigung mit Engeln. Jakob fürchtete sich, als er erwachte und seinen Traum von der Himmelsleiter sich in Erinnerung rief, an der Engel hinauf- und hinunterstiegen. Jakob bekam es mit der Angst zu tun, zu nahe mit den göttlichen Mächten in Berührung gekommen zu sein. Engel sind eben nicht einfach nur die schützenden Begleiter, deren Anwesenheit uns ein Gefühl von Geborgenheit vermittelt. In den Engeln begegnet uns der heilige Gott und kommt uns so nahe, dass es geradezu gefährlich werden kann. Engel sind Wesen, die Angst auslösen können und die deshalb häufig bei ihrem Auftreten „fürchte dich nicht!“ sagen. Dieser Gedanke führt uns hinaus aus der einseitigen romantischen Festlegung der Engel auf die Rolle des Schutzengels. 67
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In den Engeln begegnen wir Gottes segnender Hand Neben den helfenden und aufrichtenden Engeln gibt es eben auch die Engel, die uns in den Weg treten, um uns diesen zu versperren. Manchmal überbringen sie auch eine unangenehme Botschaft. Der Volksmund spricht deshalb auch vom Todesengel, der auf das Sterben vorbereitet. Manchmal wird uns jemand zum Engel, der uns eine Tür versperrt und den wir deshalb zunächst gar nicht als Engel, sondern eher als Bengel wahrnehmen. Erst viel später erkennen wir hier den Boten Gottes, wenn wir dankbar daran zurückdenken, diesen Weg damals nicht gegangen zu sein oder jene Tür nicht geöffnet zu haben. In welcher Gestalt uns die Engel auch begegnen, sie sind gute Mächte, von denen wir wunderbar geborgen umfangen werden und in denen uns Gottes segnende Hand begegnet. LIED
Der Himmel geht über allen auf (EG 59411)
Gebet und Segen FÜRBITTEN 1. Sprecher(in): Du bist uns nahe in deinen Engeln, treuer Gott, sie begleiten unseren Weg und lassen unsere Füße sicher auftreten. Wir danken dir für diese guten Mächte, die uns wunderbar umfangen. 2. Sprecher(in): Wir bitten dich für die Menschen, die sich einsam fühlen wie Jakob, als er auf der Flucht war. Sende ihnen den Engel der Begleitung, der ihnen die frohe Botschaft verkündet, dass du ihnen nahe bist. 1. Sprecher(in): Wir bitten dich für die Menschen, die nicht weiter wissen oder die sich fragen, welche Entscheidung gut und welcher Weg richtig ist. Sende ihnen den Engel der Weisung, der ihre Schritte leitet oder sich ihnen in den Weg stellt. 11 EG 588 im Regionalteil der Ev.-Lutherischen Kirchen in Niedersachsen und
der Bremischen Ev. Kirche. EG 611 im Regionalteil der Ev. Kirche im Rheinland, der Ev. Kirche von Westfalen und der Lippischen Landeskirche sowie der Ev.-reformierten Kirchen in Bayern und Nordwestdeutschland und der Ev.altreformierten Kirche in Niedersachsen. EG 562 im Regionalteil der Ev.Lutherischen Kirchen in Bayern und Thüringen.
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2. Sprecher(in): Wir bitten dich für die Menschen, die auf der Flucht sind wie Jakob, die ihre Heimat verlassen mussten und ohne Perspektive in die Zukunft blicken. Sende ihnen den Engel der Hoffnung, der ihnen wie ein Licht ist in der dunklen Nacht. 1. Sprecher(in): Wir bitten dich für die Menschen, die einen Angehörigen verloren haben, der ihnen wie ein Engel war. Sende ihnen den Engel des Trostes, der sie wieder aufrichtet und stärkt. STILLES GEBET VATER UNSER LIED
Welcher Engel wird uns sagen, dass das Leben weitergeht (EG 55912)
SEGEN Sei uns nahe, guter Gott, in den Engeln, die du uns sendest. Sende deinen Engel des Lichts, wenn wir deine Gegenwart nicht wahrnehmen auf unseren Wegen. Sende deinen Engel des Trostes, wenn wir uns in Trauer vergraben. Sende deinen Engel der Freiheit, wenn wir verstrickt sind in unseren Ängsten. Und sende den Engel des Erbarmens, wenn wir an unsere Schuld denken. So segne uns Gott, der uns umgibt mit seinen guten Mächten. MUSIK
12 Nur im Regionalteil der Ev. Kirchen in Hessen-Nassau und Kurhessen-
Waldeck vorhanden. Alternativ kann auch EG 397,3 gesungen werden.
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„Ihr seid das Licht der Welt!“
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Abendgottesdienst zum Symbol der Kerze
Eingang MUSIK EINSTIMMUNG LIED
Bleib bei mir, Herr! Der Abend bricht herein (EG 488)
PSALM 36 KYRIE
(mit den Symbolen der Kerze, des Leuchters, der Wachsplatte und des Dochtes) Licht sollen wir sein und trotz der Dunkelheit leuchten, wie eine Kerze am Abend. Aber oft gelingt es uns nicht, unser Licht leuchten zu lassen, aus falscher Bescheidenheit verstecken wir uns lieber. Zwar schlummert die Möglichkeit in uns, Licht zu sein, wie eine Platte aus Bienenwachs die Möglichkeit bietet, eine Kerze zu werden. Aber wie das Wachs in seiner Mitte einen Docht braucht, um seiner Bestimmung zu folgen, so fehlt uns oft ein Zentrum, das unserem Leben Sinn und Orientierung bietet. Wir sehnen uns nach einer solchen Mitte, um unser Licht für andere leuchten zu lassen. Deshalb singen wir: LIEDRUF Kyrie eleison (EG 178.12)
GLORIA Licht können wir sein, weil das Licht Jesu Christi uns leuchtet. 71
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Er ist unsere Mitte, sein Licht gibt unserem Leben Kraft. Wie eine Kerze andere Kerzen entzündet, so können auch wir sein Licht zu den Menschen tragen. Deshalb loben wir Gott und singen: LIEDRUF Laudamus te Domine (EG 56913) GEBET Licht sollen wir sein, das sich nicht versteckt, das anderen leuchtet wie eine Kerze in dunkler Nacht. Doch Licht können wir nur sein, wenn wir weitergeben, was wir von dir empfangen haben, Jesus Christus, du Licht der Welt. Nimm deshalb Wohnung bei uns, um mit deiner Helligkeit unter uns zu sein, heute und morgen und alle Tage bis in Ewigkeit. Amen
Verkündigung LIED
Strahlen brechen viele aus einem Licht (EG 268)
SCHRIFTLESUNG (Matthäus 5,14–16) Jesus Christus spricht: Ihr seid das Licht der Welt. Wie eine Stadt, wenn sie auf einem Berge liegt, nicht verborgen sein kann, so zündet man auch nicht eine Kerze an und stellt sie unter einen Scheffel, sondern auf einen Leuchter, damit sie allen leuchte, die im Hause sind. So lasst euer Licht leuchten vor den Augen der Menschen, damit sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen. ANSPRACHE Eines der tragfähigsten religiösen Symbole ist das Licht, das die Finsternis vertreibt und deshalb zu einem Bild wird für Gottes Wirken 13 Nur im Regionalteil der Ev. Kirchen in Hessen-Nassau und Kurhessen-
Waldeck vorhanden. Alternativ kann auch EG 181.6 gesungen werden.
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in der Welt. Das Licht hat Macht, das Dunkel zu durchbrechen und wird damit zum Zeichen der Hoffnung, dass auch Gott über alles Finstere triumphiert. Eine besondere Form des Lichts ist die Kerze, die die Symbolik des Lichts aufgreift, aber zugleich auch verändert. Wichtige Stationen des Lebens werden mit dem Geschenk einer Kerze unterstrichen. Eine Taufkerze bekommen wir in der Regel zu Beginn des Lebens geschenkt. Auch zur Konfirmation, zur kirchlichen Trauung werden immer häufiger Kerzen entzündet und als Symbol für den Segenswunsch gebraucht, dass das göttliche Licht das selbständige oder gemeinsame Leben hell machen und gelingen lassen möge, selbst wenn es durch finstere Täler verläuft. Später, bei der Taufe des eigenen Kindes, wird wieder eine Kerze entzündet. Man kann geradezu davon sprechen, dass die Kerze ein Symbol ist für die Lebensübergänge. Dies gilt auch deshalb, weil in der volkstümlichen Vorstellung eine an beiden Enden brennende Kerze als Hinweis gilt für das Sterben. Wie eine Kerze sich allmählich verbrennt, immer kleiner wird und zuletzt erstirbt, so ist auch das Leben begrenzt, nimmt am Ende ab und verlöscht. Damit ist die Kerze aber auch ein Bild für das Leben, das seine Bedeutung ja gerade dadurch gewinnt, dass es sich weggibt, und für andere verzehrt. Und nun spricht uns Jesus Christus zu: „Ihr seid das Licht der Welt“ – diese Worte kann man auf unterschiedliche Weise hören. Sie können aufbauen, trauen sie uns doch zu, ein Licht zu sein und damit eine Bedeutung zu haben für die Welt. Oder sie führen uns in eine Verlegenheit und lassen uns fragen, wie wir denn Licht sein können, ein Licht für die Welt. Es scheint doch ein zu hoher Anspruch zu sein, an dem wir scheitern müssen. Der christliche Glaube wagt den kühnen Gedanken, dass wir Licht sein können, weil wir Anteil haben an dem Licht der Welt, an Jesus Christus. Sein Licht können wir weitertragen und werden dadurch zu einer Art Medium für sein göttliches Licht. Wie ein Kristall, durch den ein Lichtstrahl leuchtet, diesen auf vielfältige Weise bricht, so nimmt auch das Licht Christi unsere Eigenschaften und Besonderheiten in sich auf, wenn es durch uns hindurch geht. So wird das Licht Christi zu unserem Licht, wird erst sichtbar, wenn es sich gebrochen hat in den Fassetten unserer Persönlichkeit. Der Lichtstrahl der göttlichen Liebe muss durch uns Menschen hindurch73
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leuchten, um konkret zu werden. Christi Liebe zeigt sich in unserer Liebe zu anderen und kann sich nur in dieser Liebe zeigen. Sein Trost geschieht durch die tröstenden Worte von uns Menschen. Seinen Segen spricht er zu durch unsere Worte und schenkt Segen durch unsere Hände. Und so können wir zu Lichtern werden, die die Dunkelheit der Welt vertreiben, weil durch uns die Liebe Gottes in der Welt deutlich werden kann. Oder wie es die Worte aus der Bergpredigt ausdrücken: So lasst euer Licht leuchten vor den Augen der Menschen, damit sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen. An der Kerze können wir wahrnehmen, wie wir zu einem Licht werden können, das Bedeutung hat für die Welt. Um eine Kerze herzustellen, brauchen wir eine Platte aus Bienenwachs und einen Docht. Solange sich das Wachs nicht mit dem Docht verbindet, kann es nicht zum Licht werden, das anderen leuchtet. Solange sie unberührt und schön bleiben will, sich nicht biegen lässt, verfehlt eine Platte aus Bienenwachs aber ihre Bestimmung. Auch der Docht ist für sich genommen kaum fähig, als Licht zu leuchten. Nur für einen Augenblick könnte er brennen oder glühen. Doch dann fehlte ihm die Nahrung, um dauerhaft Licht zu spenden. Wenn wir uns einen Docht genauer anschauen, sehen wir, dass er kein unscheinbares Seil ist, sondern dass er vielmehr aus vielen kunstvoll miteinander verwobenen Fäden besteht. Und das eine Ende des Dochtes sieht anders aus als das andere, es gibt ein oben und ein unten. Es ist wichtig, dass das eine Ende des Dochtes oben ist, damit später die Kerze langsam und gleichmäßig abbrennen und möglichst viel Wachs in Licht verwandeln kann. Die Laufrichtung des Dochtes weißt nach oben und so kann er zum Bild werden für Jesus Christus, der in seinem Leben und Sterben himmelwärts ausgerichtet war. Wie aus der Wachsplatte eine Kerze erst entsteht, wenn sie sich mit dem Docht verbindet, so können auch wir nur zum Licht der Welt werden, wenn Jesus Christus in unserer Mitte wohnt. Das Wachs der Kerze muss sich um die Mitte herum schmiegen, es muss sich formen lassen und den Träger des Lichtes in sich aufnehmen. Dadurch bekommt die Bienenwachsplatte immer wieder eine neue Richtung. Wenn Sie sich vorstellen, wie sich die Wachsplatte immer mehr um den Docht windet, gedrückt und geformt wird, dann müssen Sie vielleicht an Stationen Ihres Lebens denken, an denen es Ihnen 74
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ähnlich ging. Auch die Richtung Ihres Weges hat sich immer wieder geändert und manches mal mussten Sie Ihre Vorstellungen und Träume zurücklassen. Wie eine Wachsplatte mussten Sie sich verändern lassen, mussten Druck aushalten, in der richtigen Weise nachgeben und doch zugleich Ihre Festigkeit und Stärke behalten. Wenn am Ende eine Kerze fertig gestellt ist, dann muss sie sich anstecken lassen, um Licht zu spenden. Sie muss etwas von sich hergeben, muss ihr eigenes Wachs verbrennen, um leuchten zu können. Auch uns kostet es Mut, ein Licht zu sein für die Welt. Sich herauszutrauen aus der sicheren Deckung, eine Meinung zu vertreten, das eigene Licht auf den Leuchter zu stellen, all’ das kann Widerstand wecken und angreifbar machen. Aber wie eine Kerze erst ihre Bestimmung erfüllt, wenn sie angezündet wird, so leben wir unserem Auftrag nur dann gemäß, wenn wir uns anstecken und begeistern lassen für eine Aufgabe. Auch das kostet Kraft und Energie. Aber unser Leben wird nur dann einen Sinn bekommen und wie ein Licht sein, wenn wir es für andere oder eine Aufgabe verschwenden. LIED
Ein Licht geht uns auf in der Dunkelheit (EG 55714)
Gebet und Segen FÜRBITTEN 1. Sprecher(in): Gott, der du wohnst in einem unauslöschlichen Licht, du verwandelst mit deinen Strahlen die Dunkelheit in Licht und dein Glanz durchbricht die Finsternis. 2. Sprecher(in): Lass dein Licht uns leuchten, damit wir zu Lichtern werden, die in der Welt von deiner Liebe zeugen. 1. Sprecher(in): Lass dein Licht leuchten, damit die im Dunkeln wandeln, gestärkt und ermutigt werden. 2. Sprecher(in): Lass dein Licht leuchten, damit Ungerechtigkeit, Krieg und Hass vertrieben werden.
14 EG 555 im Regionalteil der Ev. Landeskirche in Württemberg. Alternativ
kann auch EG 410 gesungen werden.
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1. Sprecher(in): Gott, der du wohnst in einem unauslöschlichen Licht, du verwandelst mit deinen Strahlen die Dunkelheit in Licht und dein Glanz durchbricht die Finsternis. STILLES GEBET VATER UNSER LIED
Tragt in die Welt nun ein Licht (EG 58815)
SEGEN Gott möge dich segnen und sein Geist möge dich erleuchten. Gott möge dir Anteil geben an seinem unauslöschlichen Licht, damit du dieses Licht hinaus tragen kannst in die Welt. MUSIK
15 EG 571 im Regionalteil der Ev.-Lutherischen Kirchen in Niedersachsen und
der Bremischen Ev. Kirche. EG 538 im Regionalteil der Ev. Kirche im Rheinland, der Ev. Kirche von Westfalen und der Lippischen Landeskirche sowie der Ev.-reformierten Kirchen in Bayern und Nordwestdeutschland und der Ev.-altreformierten Kirche in Niedersachsen. EG 539 im Regionalteil der Nordelbischen Ev.-Lutherischen Kirche. EG 593 im Regionalteil der Ev. Kirche in Österreich.
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Hände sind ein Spiegel der Seele Abendgottesdienst zum Symbol der Hände
Eingang MUSIK EINFÜHRUNG IN DAS THEMA 1. Sprecher(in): Hände sind ein Spiegel der Seele. Sehen Sie sich Ihre Hände an. Gehen Sie mit ihren Augen den Linien nach, die Ihre Handinnenflächen durchziehen. Suchen sie mit Ihren Augen den Anfang der Linien und deren Ende. 2. Sprecher(in): Suchen Sie nach Narben, nach Falten und alten Verletzungen. Was haben diese Hände schon berührt, welchen Menschen zärtlich gestreichelt, welche Arbeit verrichtet? Hände sind ein Spiegel der Seele. 1. Sprecher(in): Manche sagen, dass sich von den Händen die Zukunft ablesen lässt. Auf jeden Fall bildet sich in den Händen die Vergangenheit ab: Viele Falten sind mit den Jahren entstanden, tiefe Einschnitte, Schwielen und Hornhaut als Zeichen von Mühe und Arbeit. Kleine Fältchen als Hinweis auf viele Lebensjahre, entstanden durch immer wieder sich wiederholende Bewegungen. 2. Sprecher(in): Vielleicht hat eine Verletzung ihre Spur hinterlassen. Sie ist inzwischen geheilt, doch eine Narbe erinnert noch daran. 77
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Vielleicht hat ein Ring sich eingekerbt in einen Finger, auch dann, wenn er schon längst abgenommen wurde. 1. Sprecher(in): Die Linien auf den Händen bis hin zu den Fingerkuppen sind unverwechselbar. Sie sind ein Ausdruck für die Einmaligkeit jedes Menschen. Hände sind ein Spiegel der Seele. LIED
Bevor die Sonne sinkt (EG 491)
PSALM 139 LIEDRUF Laudate omnes gentes (EG 181.6) KYRIE 1. Sprecher(in): Hände sind ein Spiegel der Seele. Verletzungen haben sich in sie eingegraben, Mühe und Arbeit haben ihre Spuren hinterlassen. Unsere Hände haben aber auch selbst verletzt, sind zu Krallen geworden oder wurden zur Faust geballt. 2. Sprecher(in): An Händen kann Blut kleben oder Unrecht. Hände können missbraucht werden, statt zu helfen, können sie drohen, statt zu heilen, können sie verletzen. Auch unsere Hände sind schuldig geworden, deshalb bitten wir Gott um Erbarmen und singen: LIEDRUF Herr, erbarme dich (EG 178.11) GLORIA 1. Sprecher(in): Wie wir auch zu Gott kommen, was auch an unseren Händen klebt, er will unsere leeren Hände füllen. 2. Sprecher(in): Hände, die sich im Gebet verschränken, sollen gesegnet sein. Hände, die sich dem Himmel entgegen strecken, werden befreit von Unrecht und Schuld. Darum wollen wir Gott loben und singen: 78
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LIEDRUF Ich lobe meinen Gott, der aus der Tiefe mich holt, damit ich lebe (EG 638,116) GEBET Unsere Hände, Herr, falten sich vor dir zum Gebet. Mache unsere Hände zu Werkzeugen des Friedens, dass sie aufbauen, statt zu zerstören, dass sie segnen, statt zu verletzen, dass sie helfen, statt zu hindern. Unser Hände, Herr, erheben sich zu dir zum Gebet. Fülle du uns unsere leeren Hände mit dem Reichtum deines Segens, dass sie weitergeben, was sie aus deiner Hand empfangen haben, statt an Altem festzuhalten. Amen LIED
Ich steh vor dir mit leeren Händen, Herr (EG 382)
Verkündigung SCHRIFTLESUNG (Lukas 15,11–24) ANSPRACHE Hände sind ein Spiegelbild der Seele Hände sind ein Spiegel der Seele, wir können Freude ausdrücken und Begeisterung, indem wir in die Hände klatschen. Mit den Händen können wir helfen, heilen, segnen. Mit der Hände Arbeit können wir
16 EG 585 im Regionalteil der Ev.-Lutherischen Kirchen in Niedersachsen und
der Bremischen Ev. Kirche. EG 673 im Regionalteil der Ev. Kirche im Rheinland, der Ev. Kirche von Westfalen und der Lippischen Landeskirche sowie der Ev.-reformierten Kirchen in Bayern und Nordwestdeutschland und der Ev.-altreformierten Kirche in Niedersachsen. EG 615 im Regionalteil der Ev.-Lutherischen Kirchen in Bayern und Thüringen. EG 611 im Regionalteil der Ev. Landeskirche in Württemberg. EG 628 im Regionalteil der Ev. Landeskirche in Baden und der Ev. Kirche der Pfalz.
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etwas aufbauen und pflegen. Hände können auch ein Ausdruck von Wut sein oder von Hass, sie können zur Faust geballt werden, können missbraucht werden. Hände können Sinnloses tun oder sinnlos herumliegen. Das Gleichnis vom verlorenen Sohn aus dem Blickwinkel der Hände erzählt Vieles von dem, wozu Hände gebraucht werden, taucht im Gleichnis vom verlorenen Sohn auf. Es ist durchzogen von Handlungen, die durch Hände vollzogen werden. Man kann dieses Gleichnis geradezu aus dem Blickwinkel der Hände erzählen. Ein Vater hatte zwei Söhne. Sie wuchsen bei ihm auf und er hat sie wohl eigenhändig groß gezogen. Er hat sie im Bild gesprochen an die Hand genommen, hat sie mit seiner Hand in das Leben geführt. Und zugleich hat er mit seiner Hände Arbeit einen schönen Besitz aufgebaut, hat Hof, Wald und Feld gepflegt und erhalten und er hat seinen Söhnen gezeigt, mit ihren Händen zu helfen. Dereinst wollte er das Werk seiner Hände weitergeben in die Hände seiner Söhne. Die Hände des Vaters sind alte und weise Hände, voller Schwielen, die von der Arbeit geformt wurden. Ganz anders sind die Hände des jüngeren Sohnes, es sind junge und ungestüme Hände. Sie wollen nicht so werden, wie die Hände des Vaters, nicht die Zeichen der Arbeit tragen, die Schwielen und Furchen. Und so streckt sie der Sohn seinem Vater fordernd entgegen. Diese Hände wollen haben und entgegennehmen, statt zu bewahren und aufzubauen. Die verschwenderischen Hände des Sohnes werden bald zu leeren Händen Und kaum sind die jungen, fordernden Hände mit der Hälfte des Erbes gefüllt, werden sie zu verschwenderischen Händen. Sie sind nicht achtsam, sie spüren nicht, dass hinter dem umklammerten Geld Mühe und Arbeit, Liebe und Leid verborgen sind. Den Sohn hält es nicht in der Heimat, er will und muss seinen eigenen Weg gehen. Er ahnt beim Weggang, dass die Hände des Vaters noch lange zum Abschied winken, die eigenen Hände rühren sich nicht, mit ihnen muss er das Erbe festhalten, das ihm in der Fremde weiterhelfen soll. Doch dort beginnen sich die Hände zu öffnen, sie geben großzügig, ja verschwenderisch weg, was sie aus den Händen des Vaters empfangen haben. 80
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So dauert es nicht lange und die Hände des jungen Mannes sind wieder leer. Und nun muss er sie wieder ausstrecken, um in seiner Not eine milde Gabe zu empfangen. Er streckt sie nicht mehr fordernd aus, wie beim Vater, sondern bittend und flehend, damit der Hunger gestillt werden kann und der Durst gelöscht. Bald scheuen sich die Hände nicht mehr, auch die einfachste und unwürdigste Arbeit zu leisten. Und doch reicht die Arbeit der Hände nicht aus zum Nötigsten. Mit leeren Händen kehrt der Sohn zurück und wird mit offenen Armen aufgenommen Und so entschließt sich der junge Mann, zum Vater zurückzukehren, um ihm die Hände entgegenzustrecken mit der Bitte nach Arbeit und Brot. Er weiß, dass die Hände des Vaters gütige Hände sind und vielleicht ahnt er auch, dass diese Hände ihm freundlich bald entgegengestreckt werden. Mit leeren Händen macht sich der Sohn auf den Weg zurück in die Heimat, die er mit vollen Händen verlassen hatte. Und als er endlich den Vater erreicht, sind es andere Hände, die sich dem Vater entgegenstrecken. Sie sind über die Jahre hin bescheidener geworden, gezeichnet von schwerer Arbeit, abgemagert im Hunger. Sie sind ein Spiegel der Seele. Diese Hände sprechen mehr als tausend Worte. Und so umfasst der Vater seinen Sohn mit den Händen. Liebevoll legt er sie ihm auf die Schulter und drückt ihn an sein Herz. Die Hände des Vaters streichen über den Kopf des Sohnes voller Liebe und nehmen dessen Hände in die seinen. Und dann nimmt der Vater den Sohn bei der Hand und führt ihn ins Haus. Er legt ihm ein festliches Gewand an und steckt ihm den kostbaren Ring an seine Hand und nimmt ihn so als Sohn wieder an. Voll Freude lässt der Vater ein Fest vorbereiten. Fleißige Hände backen und braten, kochen und schmücken. Vor Freude werden bald Hände geschüttelt und gedrückt. Hände werden ergriffen zum fröhlichen Reigen während des ausgelassenen Festes. Das Gleichnis vom verlorenen Sohn ist ein Bild für die gütigen Hände Gottes Das Gleichnis vom verlorenen Sohn zeigt, wozu Hände fähig sind, wie sie aufbauen und bewahren können, großziehen und zum Ausdruck der Liebe werden. Es zeigt aber auch, dass Hände Sinnloses tun, verschwenden und zerstören können. Gegen Ende zeigt das 81
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Gleichnis, dass Hände zur Versöhnung gereicht werden können. Und so ist das Gleichnis vom verlorenen Sohn als Ganzes ein Bild für die Hand Gottes, in die wir zurückkehren können, wie leer auch unsere Hände sein mögen. LIED
Er hält die ganze Welt in seiner Hand (EG 61917)
Gebet FÜRBITTEN 1. Sprecher(in): Herr, unser Gott, wir danken dir, dass du uns geschaffen hast mit zwei gesunden Händen, mit denen wir arbeiten oder helfen, mit denen wir spielen und zärtlich sein können. 2. Sprecher(in): Wir bitten dich für uns, dass wir unsere Hände gebrauchen, um aufzubauen, um zu heilen und zu pflegen, statt abzubrechen und zu verletzen. 1. Sprecher(in): Wir bitten dich für die Bedrückten, die niedergebeugt sind wie von einer unsichtbaren Last. Richte du sie auf mit deiner Hand, dass sie wieder erhobenen Hauptes und voller Hoffnung ihren Weg gehen können. 2. Sprecher(in): Wir bitten dich für die Trauernden, dass du sie tröstest und stärkst und zu ihnen Menschen sendest, die sie an die Hand nehmen und wieder zurück ins Leben führen. 1. Sprecher(in): Wir bitten dich für unsere Welt, dass immer mehr Menschen die Waffen aus ihren Händen legen und ihre Hände zu Werkzeugen des Friedens verwandeln, damit dein Reich komme. 17 Nur im Regionalteil der Ev. Kirchen in Hessen-Nassau und Kurhessen-
Waldeck vorhanden. Alternativ kann auch EG 512,1–4 gesungen werden.
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STILLES GEBET 2. Sprecher(in): Du Gott, Licht im Dunkel der Welt, wir kommen zu dir und bitten dich, dass du unsere Hände segnest und zum Segen werden lässt. Amen LIED
Es kommt die Zeit, in der die Träume sich erfüllen (EG 56018)
Abendmahl LOBGEBET Gepriesen seist du, unser Gott, du Kraft des Lebens. Du schenkst uns dieses Brot, die Frucht der Erde und der menschlichen Arbeit. Lass es zum Brot des Lebens werden. Du schenkst uns diesen Wein, die Frucht des Weinstocks und der menschlichen Arbeit. Lass ihn zum Kelch des Heils werden. EINSETZUNGSWORTE VATER UNSER AGNUS DEI (EG 190.2) FRIEDENSGRUSS Zum Zeichen des Friedens strecken wir die rechte Hand aus: Mit einer ausgestreckten Hand, kann man nicht kämpfen. Zum Zeichen des Friedens nehmen wir mit der linken Hand die ausgestreckte Hand des Mannes oder der Frau neben uns.
18 Nur im Regionalteil der Ev. Kirchen in Hessen-Nassau und Kurhessen-
Waldeck vorhanden. Alternativ können auch EG 424 oder EG 425 gesungen werden.
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AUSTEILUNG DANKGEBET Herr Jesus Christus, du Heiland der Welt, du füllst unsere Hände mit Brot und Wein. Dafür danken wir dir. Mache die Hände, die deine Gaben empfangen haben, zu Werkzeugen deines Friedens. Amen
Segen LIED
Möge die Straße uns zusammenführen19
SEGEN Gott segne dich und mache dich zum Segen für andere. Er segne deine Hände, dass sie zärtlich sind, und dass sie mit Kraft ausgerüstet sind. So segne dich der barmherzige Gott. und halte dich in seiner Hand. MUSIK
19 Alternativ kann EG 425 gesungen werden.
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„Ich bin geworden wie ein zerbrochenes Gefäß “ (Psalm 31,13) Abendgottesdienst zum Symbol der Scherbe
Eingang MUSIK EINSTIMMUNG Wir feiern diesen Gottesdienst im Namen Gottes, der Quelle des Lebens, die uns belebt und erfrischt. Im Namen Jesu Christi, der Liebe, die uns stark macht und befreit. Im Namen des Heiligen Geistes, der Wahrheit, die uns aufrichtet und verbindet. LIED
Herr, du hast mich angerührt (EG 383)
PSALM 13 Wie lange noch soll ich sein wie ein zerbrochenes Gefäß? Wie lange muss ich warten auf deine heilende Gegenwart, Gott? Wie lange hältst du dein Antlitz vor mir verborgen? Die Sorgen schneiden tiefe Wunden in mein Herz und die Angst lässt mich innerlich zerbrechen. Schau doch und höre meine Stimme, erneuere mich und heile, was in mir zu Bruch gegangen ist. Zeige mir, dass du mich nicht allein lässt. Denn ich traue darauf, dass du dich meiner erbarmst. Und mein Herz ist voller Zuversicht, dass du gerne hilfst. KYRIE Eine Schale ist zu Bruch gegangen, ihre Schönheit ist verblüht, nur noch Scherben sind übrig geblieben. Sie sind ein Zeichen der Trauer: Etwas ist unwiederbringlich zerbrochen. Harte Bruchstellen zeugen von Verletztheit: „Ich bin wie ein zerbrochenes Gefäß.“ 85
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Auch in mir sind Träume zu Bruch gegangen und wie diese Scherben gibt es auch in mir die Sehnsucht, wieder ganz, wieder heil zu werden. Scherben sind ein Zeichen der Schuld: Auch unter meinen Händen ist manches zerbrochen, was ganz war. Auch meine Hände haben Scherben hinterlassen und ich bin schuldig geworden. Darum will ich Gott um Erbarmen anrufen: Kyrie eleison, Herr erbarme dich. LIEDRUF Kyrie, Kyrie eleison (EG 178.12) GLORIA An den Scherben einer kostbaren Schale wird ihr Wert oft erst deutlich. Scherben zeigen, welche Bedeutung das Zerbrochene hatte. Scherben lassen bewusst werden, wie schön etwas war, machen uns dankbar und lassen uns behutsam werden. Zugleich sind Scherben ein Zeichen der Hoffnung: Scherben können wieder zusammengefügt werden, das Kaputte kann wieder ganz werden. Gott kann Bruchstellen heilen und wieder zusammensetzen, was zerbrochen war. Er kann das Geknickte aufrichten. Aus vielen Scherben kann ein Mosaik entstehen, ein neues Bild, das die Trauer über das Zerbrochene überwindet. Weil aus Scherben etwas Neues werden kann, will ich Gott danken und ihn loben: Gloria, in excelsis Deo, Ehre sei Gott in der Höhe LIEDRUF Gloria, gloria in excelsis Deo (EG 56620)
20 EG 572 im Regionalteil der Ev. Landeskirche in Württemberg.
EG 575.2 im Regionalteil der Ev. Kirche in Österreich. Alternativ kann EG 181.6 gesungen werden.
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GEBET
Herr, unser Gott, du lädst uns ein, so wie wir sind, mit unseren Brüchen und Narben. Wir sind hier mit unseren Ängsten, mit den Verletzungen und Wunden, die uns das Leben zugefügt hat, um zu dir zu kommen, um dein Wort zu hören und an deinem Tisch gestärkt zu werden. Angeschlagen oder gelassen, innerlich zerbrochen oder voller Hoffnung, mit unserem Glauben und unseren Zweifeln. Bei dir können wir sein, wie wir sind. Dafür danken wir dir. Amen
Verkündigung SCHRIFTLESUNG (2. Kor 4,7–10) Den kostbaren Schatz des göttlichen Lichtes haben wir aber nur in tönernen Krügen, als ein Zeichen dafür, dass die ungeheuer große Kraft nicht von uns ausgeht, sondern von Gott. Wir sind vom Zerbrechen gefährdet wie ein Tongefäß, werden bedrängt von allen Seiten, doch werden nicht zerdrückt. Uns ist bange, aber wir verzweifeln nicht. Wir werden hart verfolgt, ohne von Gott je verlassen zu werden. Wir werden zu Scherben geworfen und doch bleibt unsere ursprüngliche Bestimmung erkennbar. Wir sind wie ein zerbrochenes Gefäß, ein Bild für das Leiden und Sterben Jesu. Aber wir haben die Hoffnung, dass unser Leben dereinst zu einem Bild werde für das Leben Jesu. Dann wird, was zerbrochen war, wieder zu einem Ganzen. LIED
Bevor die Sonne sinkt, will ich den Tag bedenken (EG 491)
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ANSPRACHE Scherben sind ein Bild für das Leben Vor uns liegen Scherben; sie stammen von einer Keramikschale, die mein Sohn auf den Boden geworfen hat. Dort ist sie zerschellt und diese Scherben sind übrig geblieben. Scherben sind – wie ich finde – ein Bild für unser Leben. Vor allem dann, wenn in unserem Leben nicht alles glatt läuft und wenn unsere Persönlichkeit mit den Jahren Ecken und Kanten bekommt. Unser Leben wird immer ein wenig bruchstückhaft sein und fragmentarisch bleiben. Der Gedanke, dass ein Leben einmal ganz und vollendet sein wird, ist eine Illusion. Unser Leben ist nie ganz und wird nie ganz sein. Dazu sind wir viel zu verletzlich. Zugleich sind wir zu stark in Beziehungen eingebunden, die sich verändern, die zerbrechen und die schmerzliche Lücken hinterlassen. Die Geschichte unseres Lebens wird auch nicht am Ende abgerundet sein. Sie wird vielmehr dann durch den Tod hart abgeschnitten und aus ihren vielfältigen Beziehungen gerissen. Und so bleiben auch am Ende viele Bruchstücke. Scherben sind ein Bild für die Umbrüche des Lebens Scherben symbolisieren die Brüche im Leben, sie sind ein Symbol dafür, dass etwas nicht mehr so weiter gehen kann, wie bisher. Sie machen bildhaft deutlich, dass etwas unwiderruflich zuende gegangen ist und das Leben in einer anderen Richtung weitergehen muss. Und so sind sie ein Bild für die Trauer. Scherben drücken aber nicht allein dieses Negative aus. Der Volksmund sagt, „Scherben bringen Glück“. Scherben gehören zum Polterabend und sind so auch ein Zeichen für schöne Veränderungen im Leben. Aber selbst dort, wo Umbrüche in Wut und Trauer vollzogen werden, können sie etwas Gutes in sich bergen. Wenn Sie den Lauf Ihres Lebens betrachten, dann wissen Sie sicher von einigen Brüchen, die sich später als gut erwiesen haben, die noch heute eine Bedeutung haben, damit Ihr Leben so werden konnte, wie es ist. So können Brüche auch zu einem Neuanfang werden, sie können eingeschliffenes und festgelegtes Verhalten aufbrechen. Auch in schmerzlichem Erleben, in dem Träume und Hoffnungen zerschellt sind, kann deshalb eine Chance stecken. Das Leben wird dadurch zwar anders verlaufen müssen als bisher, vielleicht mit Einschränkungen. Aber vielleicht kann ein solcher Bruch das Leben vertiefen und reifen lassen. 88
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Scherben sind ein Bild für das Fragmentarische des Lebens Scherben sind auch ein Bild dafür, dass unser Leben ein Fragment und Teil eines größeren Ganzen ist. Es gleicht mehr einer Scherbe, als einer gleichmäßigen und wohlgeformten Schale. Denn von Beginn an ist das Leben eingebunden in Beziehungen, die ihre Zeit haben, aber dann auch immer wieder zu Ende gehen. Die Beziehungen zu den Eltern und Geschwistern und frühen Freunden lassen das junge Leben sich entwickeln. Doch dann kommt die Zeit, in der wir selbständig wurden und manchmal herausbrechen mussten aus der Familienbande oder den Kinderfreundschaften. Oft sind die Bruchstellen noch bis ins Erwachsenenalter zu spüren und sind Verletzlichkeiten gegenüber den Eltern und Geschwistern geblieben. Auch die späteren Beziehungen blieben oder bleiben oft nicht ohne Brüche. Wir müssen damit umgehen, dass wir enttäuscht werden. Und je dichter und intensiver Freundschaften und Beziehungen sind, desto schmerzlicher können die Verletzungen sein, die hier entstehen. Und das gilt auch für eine zerbrochene Partnerschaft. Brüche und Verletzungen bleiben bestehen und werden immer wieder deutlich. Scherben sind ein Bild für den Neuanfang, wenn sie zu einem Teil eines Mosaiks werden Und schließlich sind Scherben ein Bild für die Zeiten, in denen wir niedergedrückt sind und es uns nicht gut geht. Wir alle kennen solche Tage in unserem Leben, in denen wir uns gerne verkriechen möchten und lust- und freudlos sind. Der Beter des 31. Psalms hat diese Erfahrung in Worte gefasst, wenn er sagt: „Ich bin geworden wie ein zerbrochenes Gefäß“ (Ps 31,13). Es scheint alles zu Bruch gegangen zu sein, ja das eigene Leben ist nichts anderes als ein Scherbenhaufen. Indem der Beter aber sich an Gott wendet, hat er sich schon auf einen Weg aus der Krise gemacht. Indem er Gott klagt, „ich bin geworden wie ein zerbrochenes Gefäß“, weiß er darum, dass Gott die Scherben nicht als wertlos ansieht. Gott kann die Scherben zusammen setzen und mit anderen Scherben verbinden. Und so kann aus dem Zerbrochenen, dem scheinbar Wertlosen etwas Neues werden. Aus vielen kleinen Scherben entsteht allmählich ein Bild wie ein Mosaik. Deshalb müssen wir nicht darüber verzweifeln, wenn unser Leben nicht ganz und rund ist, sondern ein Fragment. Denn Gott kann aus 89
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den Scherben und den Bruchstücken unseres Lebens, die es immer geben wird, etwas Neues machen. Und er kann das ergänzen, was noch fehlt. LIED
Ich lobe meinen Gott, der aus der Tiefe mich holt, damit ich lebe (EG 63821)
Gebet FÜRBITTEN 1. Sprecher(in): Du Gott des Lebens, du hast unser Leben durch Brüche hindurch begleitet und hast es durch Schmerz und Freude so werden lassen, wie es heute ist. Wir klagen dir den Schmerz, den uns die unverheilten Bruchkanten zugefügt haben und immer noch zufügen. 2. Sprecher(in): Du Gott des Lebens, wir klagen dir, was in unserer Welt zu Bruch gegangen ist. Wir klagen über die Trümmer, die die Kriege und Bürgerkriege angerichtet haben und immer noch anrichten. Wir bitten dich, lass Friede entstehen zwischen verfeindeten Völkern und Volksgruppen, damit aus dem Zerbrochenen wieder etwas Neues entstehen kann. 1. Sprecher(in): Du Gott des Lebens, wir klagen dir, wo wir Scherben hinterlassen haben und zerschlagen haben, was zuvor heil war. Wir bitten dich für kaputte Beziehungen und zerronnene Freundschaften, dass am Ende nicht Bitterkeit herrscht, sondern etwas Neues entsteht. 21 EG 585 im Regionalteil der Ev.-Lutherischen Kirchen in Niedersachsen und
der Bremischen Ev. Kirche. EG 673 im Regionalteil der Ev. Kirche im Rheinland, der Ev. Kirche von Westfalen und der Lippischen Landeskirche sowie der Ev.-reformierten Kirchen in Bayern und Nordwestdeutschland und der Ev.-altreformierten Kirche in Niedersachsen. EG 615 im Regionalteil der Ev.-Lutherischen Kirchen in Bayern und Thüringen. EG 611 im Regionalteil der Ev. Landeskirche in Württemberg. EG 628 im Regionalteil der Ev. Landeskirche in Baden und der Ev. Kirche der Pfalz.
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2. Sprecher(in): Du Gott des Lebens, hilf uns, aus deiner Hand anzunehmen, was uns in unseren Fingern zerbrochen ist. Öffne uns die Augen, dass wir die Scherben in unserem Leben als Teil des Reifens verstehen. 1. Sprecher(in): Du Gott des Lebens, wir vertrauen deiner Hilfe, dass du uns als treuer Gefährte zur Seite stehst und uns durch die schweren Zeiten trägst. Und füge dereinst die Scherben unseres Lebens zusammen, dass unser Leben vor dir zu einem Ganzen werde. Amen
Abendmahl LIED
Meine engen Grenzen (EG 58422)
LOBGEBET Gepriesen seist du, unser Gott, du Kraft des Lebens. Du schenkst uns dieses Brot, die Frucht der Erde und der menschlichen Arbeit. Lass es zum Brot des Lebens werden. Du schenkst uns diesen Wein, die Frucht des Weinstocks und der menschlichen Arbeit. Lass ihn zum Kelch des Heils werden. SAMMLUNGSGEBET Wie die Körner von den Feldern und die Beeren von den Weinbergen jetzt auf diesem Tisch vereint sind in Brot und Wein, so lass dein Volk bald versammelt werden von den Enden der Erde in deinem Reich. 22 EG 600 im Regionalteil der Ev. Kirche im Rheinland, der Ev. Kirche von West-
falen und der Lippischen Landeskirche sowie der Ev.-reformierten Kirchen in Bayern und Nordwestdeutschland und der Ev.-altreformierten Kirche in Niedersachsen. EG 589 im Regionalteil der Ev. Kirche in Württemberg. EG 574 im Regionalteil der Ev. Kirche in Österreich.
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EINSETZUNGSWORTE VATER UNSER AGNUS DEI (EG 190.2) FRIEDENSGRUSS AUSTEILUNG DANKGEBET Heilender Gott, du hast uns an deinem Tisch gestärkt mit dem Brot des Lebens und dem Kelch des Heils. Hilf uns, dass die zerbrochenen Stellen unseres Lebens heilen. Lenke unseren Sinn, dass wir über allem Grübeln über die Verluste unseres Lebens nicht das vergessen, was bleibt. Sei du unsere Hoffnung und unsere Stärke heute und morgen und alle Tage, die kommen. Amen
Segen LIED
Freunde, dass der Mandelzweig wieder blüht und treibt (EG 61323)
SEGEN Gott möge dich segnen und dir Anteil geben an seinem Heil. Er führe deine Schritte durch alle Brüche hindurch in sein ewiges Reich. MUSIK 23 EG 620 im Regionalteil der Ev.-Lutherischen Kirchen in Niedersachsen und
der Bremischen Ev. Kirche. EG 651 im Regionalteil der Ev. Kirche im Rheinland, der Ev. Kirche von Westfalen und der Lippischen Landeskirche sowie der Ev.-reformierten Kirchen in Bayern und Nordwestdeutschland und der Ev.altreformierten Kirche in Niedersachsen. EG 659 im Regionalteil der Ev.Lutherischen Kirchen in Bayern und Thüringen. EG 655 im Regionalteil der Ev. Kirche in Württemberg. EG 606 im Regionalteil der Nordelbischen Ev.Lutherischen Kirche.
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„Man sieht nur mit dem Herzen gut“ Abendgottesdienst zum Symbol des Herzens
Eingang MUSIK EINFÜHRUNG IN DAS THEMA 1. Sprecher(in): „Man sieht nur mit dem Herzen gut“ – ein weiser Spruch, der unmittelbar einleuchtet. Doch es fällt schwer, sich daran zu halten, mit dem Herzen zu sehen. Mit dem Herzen sehen, so wie Gott uns Menschen anblickt, können wir immer nur begrenzt, so wie wir unsere Liebe auch nur begrenzt verteilen können. Aber da, wo es gelingt, mit dem Herzen zu sehen, da werden wir beschenkt und beschenken den, den wir anblicken. 2. Sprecher(in): Das Herz ist das Symbol für die Liebe, für den Sitz der Gefühle, es steht aber auch für das Leben. Im Begriff des steinernen Herzens, das zu keinen Gefühlen fähig ist, wird seinem Träger das eigentliche Leben abgesprochen. Nur ein wirkliches Herz, das Gefühle kennt, lässt uns wahrhaft leben. Ein solches Herz ist verletzlich, kann voll Freude sein und voller Liebe oder auch angefüllt mit Trauer. 1. Sprecher(in): In der Bibel ist an vielen Stellen vom Herzen die Rede und in unzähligen Kirchenliedern wird es als Symbol verwendet. Vielfach wird hier das Herz benannt als der Ort, an dem wir besonders empfänglich sind für Gott. Das Herz ist das Organ, mit dem wir sein Reden wahrnehmen. Es wird in der christlichen Tradition sogar vom Herzen als der Wohnung Gottes in uns Menschen gesprochen. 93
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LIED
Der Tag ist um, die Nacht kehrt wieder (EG 490)
PSALM 19,2–10a KYRIE 1. Sprecher(in): Das Herz ist der Sitz unserer Gefühle, es ist das Symbol für die Liebe. Wenn ein Herz nicht mehr vertrauen kann und feindselig wird, dann erkaltet es. „Das kalte Herz“, so hat Wilhelm Hauff eines seiner Märchen benannt, in dem der Werdegang von Peter Munk erzählt wird. 2. Sprecher(in): Aus einem armen Kohlenbrenner wird ein reicher Glashüttenbesitzer, nachdem er eines Tages sein Herz gegen einen Stein eintauscht, um zu Reichtum und Ansehen zu kommen. Auch wenn unser Herz nicht entweder mitfühlend oder kalt ist wie bei Peter Munk, lässt sich doch das Bild des steinernen Herzens auf unser Leben übertragen. 1. Sprecher(in): Denn auch unser Herz bleibt manchmal kalt, wenn uns das Elend eines anderen nicht berührt, sondern lästig ist. Oder unser Herz erkaltet manchmal aus Neid, statt sich zu freuen über das Glück eines anderen. 2. Sprecher(in): Dann wandelt sich unser Herz, es wird zu Stein, es verliert seine Durchlässigkeit, es schließt sich ab. Doch ein steinernes Herz ist schwer. Es lastet in unserer Brust oder schnürt uns ein. 1. Sprecher(in): Deshalb wünschen wir zutiefst, vom steinernen Herzen befreit zu werden. Wir sehnen uns danach, dass uns der Stein vom Herzen fällt, der uns quält. Deshalb singen wir: Noch will das Alte unsre Herzen quälen, noch drückt uns böser Tage schwere Last. Ach Herr, gib unsern aufgeschreckten Seelen das Heil, für das du uns geschaffen hast. LIEDVERS Noch will das Alte unsre Herzen quälen (EG 65,2)
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GLORIA 1. Sprecher(in): In der Erzählung „Das kalte Herz“ von Wilhelm Hauff will am Ende Peter Munk das steinerne Herz loswerden und das richtige Herz wieder eingepflanzt bekommen – keine leichte Aufgabe, die ihm nur mit Hilfe übernatürlicher Kräfte gelingt. 2. Sprecher(in): Gott kann unsere Herzen öffnen, er kann uns von dem Stein befreien, der unsere Herzen bedrückt. So können wir unsere Herzen wieder öffnen, wir können Liebe spüren und Freude oder auch Trauer. Wir können unser Herz Gott gegenüber öffnen: Komm o mein Heiland Jesu Christ, meines Herzens Tür dir offen ist. LIEDVERS Komm, o mein Heiland Jesu Christ, meins Herzens Tür dir offen ist (EG 1,5) GEBET Komm in unsere Welt, du guter Gott. Lass unsere Herzen weit werden, damit wir deine Güte fassen und deine Liebe aufnehmen können, damit wir deine Stärke in uns spüren und selbst gekräftigt werden. Komm in unsere Herzen, du guter Gott, damit sie heil werden, damit wir empfindsam werden für Freude und Trauer, für Liebe und Zuneigung. Amen
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Verkündigung LESUNG des 8. Kapitels aus Antoine de Saint-Exupéry „Der Kleine Prinz“24 LIED
Geh aus, mein Herz, und suche Freud (EG 503,1–3.8.12)
SCHRIFTLESUNG (1. Korinther 13,1–13) 1. Sprecher(in): Wenn ich in den Worten der Menschen redete und sänge in der Sprache der Engel und hätte keine Liebe in mir, so wäre ich eine tönende Glocke oder eine gellende Schelle. Wenn ich prophetisch reden könnte und alle Geheimnisse wüsste und alle Weisheit der Welt besäße, und wenn mein Glaube Macht hätte, Berge zu versetzen, und keine Liebe wäre in mir, so wäre ich nichts. Wenn ich alle meine Habe den Armen gäbe und ginge für Christus ins Feuer und es wäre keine Liebe in mir, so nützte es mir nichts. 2. Sprecher(in): Die Liebe ist langmütig und freundlich, sie kennt keine Eifersucht, sie treibt nicht Mutwillen, sie bläht sich nicht auf, sie verhält sich nicht ungehörig, sie sucht keinen Vorteil und wird nicht bitter durch dunkle Erfahrung. Sie rechnet niemandem Böses an. Sie freut sich nicht über die Ungerechtigkeit, sie freut sich aber an der Wahrheit; sie erträgt alles, sie glaubt alles, sie hofft alles, sie duldet alles.
24 Antoine
de Saint-Exupéry, S. 28–31 (Karl Rauch Verlag).
Der
Kleine
Prinz,
Düsseldorf
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2000,
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Die Liebe hört niemals auf, obwohl doch alle menschliche Kenntnis von Gott verwehen wird, und was Menschen von Gott geredet haben und über ihn gedacht haben, aufhören wird. Denn Stückwerk ist, was wir wissen, Stückwerk, was wir über Gott reden. Kommt aber das Vollkommene, so endet das Stückwerk. 3. Sprecher(in): Als ich ein Kind war, da redete ich wie ein Kind, dachte wie ein Kind und war klug wie ein Kind; als ich aber erwachsen wurde, legte ich das kindliche Wesen ab. Jetzt sehen wir Gott wie durch einen trüben Spiegel, fremd und rätselhaft, dann aber von Angesicht zu Angesicht. Jetzt erkenne ich stückweise; dann aber werde ich erkennen, wie ich erkannt bin. Nun aber bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; aber die Liebe ist die größte unter ihnen. ANSPRACHE Der Blick des Herzens sieht mehr als der Blick der Augen „Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar“ – dieses Geheimnis schenkte der Fuchs dem kleinen Prinzen in der gleichnamigen Erzählung von Antoine de Saint-Exupéry beim Abschied. In den vielen Begegnungen mit dem Fuchs lernte der kleine Prinz etwas von der Liebe zu verstehen. Er lernte, dass das Wesentliche für die Augen unsichtbar ist, dass die Liebe es ist, die eine Rose, einen Fuchs oder einen Menschen zu etwas ganz Besonderem macht. Und durch den Fuchs hat der kleine Prinz gelernt, dass man sich Zeit nehmen muss für die Liebe oder für die Freundschaft: „Die Zeit, die du für deine Rose verloren hast, sie macht deine Rose so wichtig“, sagte der Fuchs und der kleine Prinz musste bei dem Gedanken an die Begegnung mit der Rose weinen. 97
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Zur Liebe gehört ja auch immer wieder der Kummer, der Schmerz des Abschieds, die Trauer über den Verlust, die Sorge umeinander. Die Liebe erkennt das Besondere im Anderen und in der Welt Es ist die Liebe, das Sehen mit dem Herzen, wodurch wir das Besondere erkennen können. Weil wir unser Herz an einen Menschen oder einen Gegenstand hängen, können wir unterscheiden zwischen dem Alltäglichen und dem Einmaligen. Indem wir etwas von unserem Herzen in unserem Blick verströmen, werden ein Mann oder eine Frau, die anderen vielleicht gar nicht auffallen, für uns zu einem geliebten Menschen. Insofern gilt, was Paulus über die Liebe schreibt. Auch wenn ich in den Worten der Menschen redete und sänge in der Sprache der Engel und hätte keine Liebe in mir, so fehlte mir doch das Entscheidende, der Blick des Herzens, der erst das Wesentliche und Besondere erkennbar macht. Menschenworte und sogar der Gesang der Engel bleiben leer, wenn sich keine Beziehung aufbaut zwischen den Worten und dem Menschen, der sie hört. Ohne eine solche Beziehung sind sie wie eine tönende Glocke oder eine gellende Schelle. Auch alle Klugheit und das Wissen um die Geheimnisse dieser Welt werden zur Torheit, wenn die Liebe fehlt. Mit der Klugheit allein erkennt man nur oberflächlich, kann die Gesetze der Welt und des Lebens begreifen. Doch wenn das Herz kalt bleibt, wenn es sich nicht erwärmen lässt von der Schönheit der Natur oder der Güte eines Anderen, fehlt jedes tiefere Erkennen. Ohne die Liebe ist jeder Mensch einer unter vielen, er bleibt austauschbar. Ohne die Liebe können wir uns nicht wirklich von Herzen freuen an den Dingen, die ein Leben so reich machen können und die man doch nicht kaufen kann. Das Hohe Lied der Liebe beschreibt das Ideal der Liebe Wie aber ist die Liebe, was ist echte, tiefe Liebe? Die Worte des Paulus, die sich zum Hohen Lied der Liebe verdichtet haben, drücken aus, wie Liebe sein soll, sie sprechen von unserer Sehnsucht nach wahrer Liebe und lassen uns zugleich erschrecken, denn solche Liebe gibt es nicht oder nur ganz selten, nur für Augenblicke:
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Die Liebe ist langmütig und freundlich, sie kennt keine Eifersucht, sie treibt nicht Mutwillen, sie bläht sich nicht auf, sie verhält sich nicht ungehörig, sie sucht keinen Vorteil und wird nicht bitter durch dunkle Erfahrung. Sie rechnet niemandem Böses an. Sie freut sich nicht über die Ungerechtigkeit, sie freut sich aber an der Wahrheit; sie erträgt alles, sie glaubt alles, sie hofft alles, sie duldet alles. Im Hohen Lied der Liebe ist die Sehnsucht nach der vollkommenen Liebe ausgedrückt Wer hat je solche Liebe erlebt oder weitergegeben? In unserer Welt ist Liebe immer durchzogen von ambivalenten Gefühlen. Wir kennen Liebe, die uns in Besitz nehmen will, Liebe, die abhängig hält. Auch in der zarten Liebe des kleinen Prinzen zu seiner Rose, ist nicht alles von Langmut geprägt. Die Rose hatte mit ihren vier Dornen geprahlt: „Sie sollen nur kommen, die Tiger, mit ihren Krallen!“ Da konnte es sich der kleine Prinz nicht verkneifen, zu sagen: „Es gibt keine Tiger auf meinem Planeten und die Tiger fressen auch kein Gras.“ Liebende können sich verletzen, gerade durch die Liebe werden wir so verletzbar, und keine Wunde brennt so sehr, wie die, die uns ein geliebter Mensch geschlagen hat. Die Liebe zwischen uns Menschen wird kaum dem Ideal entsprechen, das im Hohen Lied der Liebe beschrieben ist. Und doch drücken diese Worte unsere Sehnsucht nach Liebe unüberbietbar aus, sie schildern die Liebe in der reinen und göttlichen Form. Sie reden von der vollkommenen Liebe, die nicht von den Ambivalenzen geprägt ist, die die Liebe immer wieder durchziehen. Aber ich will die göttliche und die menschliche Liebe nicht einfach trennen. Gottes Liebe begegnet uns ja dort, wo wir geliebt werden von dem Partner, der Partnerin, einem Freund, den Eltern oder Kindern. Und in unserer Liebe, mit der wir wiederum andere Menschen lieben, lieben wir letztlich immer Gott. Deshalb ist die Liebe ja auch größer als unsere Gedanken von Gott, größer als Glaube und Hoffnung. In der Liebe ist die Distanz aufgehoben, die in jedem Reden über Gott dazugehört, die aber auch im Glauben oder in der Hoffnung immer noch vorhanden 99
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ist. Denn Glaube und Hoffnung warten ja auf die Einlösung dessen, was jetzt eben nur geglaubt oder gehofft werden kann. Nur in der Liebe sind wir schon jetzt ganz bei Gott. Und so ist es kein Zufall, dass häufig das Herz als die Wohnung Gottes in uns Menschen benannt wird. In der Liebe zeigt sich schon etwas von der Ewigkeit In der Liebe nehmen wir schon im Diesseits etwas von der Ewigkeit vorweg. Wir verschmelzen darin mit einem anderen, mit einem Menschen oder mit Gott. In der Liebe kann daher ein Augenblick zur Ewigkeit werden: Die Liebe hört niemals auf. Und so redet das Hohe Lied der Liebe auch von der Ewigkeit. Im Blick auf dieses Jenseits bleiben unsere Gotteserkenntnis, unser Glaube und unsere Hoffnung immer nur Stückwerk. Wie ein Kind anders denkt als ein Erwachsener, so werden wir in der Ewigkeit ganz anders über Gott denken als jetzt. Denn Gott, an den wir jetzt glauben und auf dessen Barmherzigkeit wir hier hoffen können, bleibt uns doch fremd und fern wie ein Bildnis in einem trüben Spiegel. Erst in der Ewigkeit werden wir ihn von Angesicht zu Angesicht sehen können. Dann wird die Gottesbegegnung unmittelbar sein, wie wir sie in der Liebe schon ansatzweise hier auf Erden erleben können. LIED
Schalom, Schalom! Wo die Liebe wohnt, da wohnt auch Gott (EG 62725) Gebet
FÜRBITTEN 1. Sprecher(in): Du Gott, heller Schein in unseren Herzen, lass dein Licht leuchten in das Dunkel der Welt, erleuchte es mit der warmen Flamme deiner Liebe. 2. Sprecher(in): Wir bitten dich für alle, deren Herzen voll Trauer ist, deren Leben gekennzeichnet ist von Schmerz und Leiden: Herr, erbarme dich! 25 Nur im Regionalteil der Ev. Kirchen in Hessen-Nassau und Kurhessen-
Waldeck vorhanden. Alternativ kann EG 251,1–4 gesungen werden.
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1. Sprecher(in): Wir bitten dich für alle, deren Herz verwundet ist, deren Leben geprägt ist durch Ungerechtigkeit und Gewalt: Herr, erbarme dich! 2. Sprecher(in): Wir bitten dich für uns alle um deinen hellen Schein in unseren Herzen, damit wir die Werke deiner Schöpfung mit den Augen des Herzens sehen: Herr, erbarme dich! 1. Sprecher(in): Wir bitten dich für uns alle um ein weites Herz, das sich freuen kann und offen ist für das Glück und die Schönheit dieser Welt: Herr, erbarme dich! 2. Sprecher(in): Wir bitten dich für uns alle um ein weiches Herz, das neben der Freude auch das Leid ertragen kann und in dem du wie ein Lichtfunke wohnen kannst: Herr, erbarme dich! 1. Sprecher(in): Du Gott, heller Schein in unseren Herzen, lass’ dein Licht leuchten in das Dunkel der Welt, erleuchte es mit der warmen Flamme deiner Liebe. 2. Sprecher(in): Auf unserem Herzen lasten Unrecht und Schuld. Wir haben vieles nicht getan, was wir tun sollten. Und wir waren hartherzig zu Menschen in der Nähe und in der Ferne, haben sie verletzt durch Worte und Taten, haben sie nicht gewürdigt und uns zu wenig um sie gekümmert. Wir kommen zu dir und nennen dir in der Stille, was unser Herz bedrückt.
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STILLES GEBET 1. Sprecher(in): Du Gott, heller Schein in unseren Herzen, wir kommen zu dir und bitten dich um Befreiung und Erlösung. Nimm von uns, was unser Herz bedrückt. Amen
Abendmahl LIED
Herr, du wollest uns bereiten (EG 220)
LOBGEBET Gepriesen seist du, unser Gott, du Kraft des Lebens. Du schenkst uns dieses Brot, die Frucht der Erde und der menschlichen Arbeit. Lass es zum Brot des Lebens werden. Du schenkst uns diesen Wein, die Frucht des Weinstocks und der menschlichen Arbeit. Lass ihn zum Kelch des Heils werden. EINSETZUNGSWORTE VATER UNSER AGNUS DEI (EG 190.2) FRIEDENSGRUSS Und der Friede Gottes sei tief verwurzelt in euren Herzen. AUSTEILUNG DANKGEBET Herr Jesus Christus, du Licht im Dunkel der Welt, du bist uns nahe gekommen in Brot und Wein und willst in uns wohnen. Öffne unsere Herzen für deine Gegenwart, dass dein heller Schein es erleuchtet. Amen 102
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Segen SCHLUSSLIED Nun sich das Herz von allem löste (EG 532) SEGEN Gott sei bei dir, er stärke dich, er erwärme dein Herz, wenn Kälte und Beziehungslosigkeit dich frieren lässt. Gott sei in dir, er tröste dich, er weite dein Herz, zu lieben und zu kämpfen. MUSIK
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„Herr, mache mich zum Werkzeug deines Friedens“ Gottesdienst zum Symbol der Friedenstaube
Eingang MUSIK EINFÜHRUNG IN DAS THEMA Die Welt scheint aus den Fugen geraten zu sein. Krieg, Terror, Gewalt – diese Worte bezeichnen nur ungenügend den Schrecken, der uns Tag um Tag erfasst beim Blick in die Zeitung. Wir fühlen uns ohnmächtig angesichts der sinnlosen Gräuel und hilflos gegenüber der brutalen Gewalt. Und doch hegen wir immer noch den kühnen Wunsch, dass der heillose Kreislauf von Gewalt und Gegengewalt endlich durchbrochen würde – im Nahen Osten, im Irak und den anderen Krisengebieten dieser Welt. Mit unserem Wunsch nach Frieden kommen wir zu Gott, der seinen Geist in diese Welt gesandt hat wie eine Taube. LIED
Herr, gib uns deinen Frieden (EG 436)
KYRIE (mit dem Symbol des Stacheldrahts) Wir wünschen uns Frieden, Frieden in der Welt und mit der Welt, Frieden in der Nähe und der Ferne. Frieden zwischen den Völkern, zwischen den Religionen. Frieden zwischen Eltern und Kindern, zwischen Männern und Frauen. Und doch erleben wir, dass der Friede mit Füßen getreten wird, dass Kriege skrupellos geführt und Menschen dem Tode preisgegeben werden. Wir müssen zusehen, dass Streit und Ungerechtigkeit herrschen, wo Liebe regieren sollte. Wir sehnen uns nach Frieden 105
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und doch gelingt es uns nicht, den Traum des Friedens zu leben. Darum bitten wir Gott, dass er sich erbarmt über uns und unsere friedlose Welt: Kyrie eleison, Herr erbarme dich. LIEDRUF Kyrie, Kyrie eleison (EG 178.12) GLORIA (mit dem Symbol der Taube) Schalom, Schalom! Wo die Liebe wohnt, da wohnt auch Gott. Gott schenkt Frieden und sendet ihn zu uns Menschen wie eine Taube. Er will, dass Friede herrscht in seiner Schöpfung, zwischen den Menschen und Völkern. Er kann uns zu Werkzeugen des Friedens machen. Schalom, Schalom! Wo die Liebe wohnt, da wohnt auch Gott. LIEDRUF Schalom, Schalom! Wo die Liebe wohnt, da wohnt auch Gott (EG 62726) GEBET (EG 416) O Herr, mach mich zu einem Werkzeug deines Friedens, dass ich Liebe übe, wo man sich hasst, dass ich verzeihe, wo man sich beleidigt, dass ich verbinde, da, wo Streit ist, dass ich die Wahrheit sage, wo der Irrtum herrscht, dass ich den Glauben bringe, wo der Zweifel drückt, dass ich die Hoffnung wecke, wo Verzweiflung quält, dass ich ein Licht anzünde, wo die Finsternis regiert, dass ich Freude mache, wo der Kummer wohnt. Amen
26 Nur im Regionalteil der Ev. Kirchen in Hessen-Nassau und Kurhessen-
Waldeck vorhanden. Alternativ kann EG 430 gesungen werden.
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Verkündigung SCHRIFTLESUNG (Jesaja 11,1–9) Aus dem abgeschlagenen Stamm des Hauses Isai wird ein junger Trieb hervorbrechen und ein Zweig aus seinen Wurzeln Frucht bringen. Auf ihm wird der Geist Gottes liegen, der voller Weisheit ist und Besonnenheit. Sein Geist wird vernünftig sein und überzeugend und voller Gotteserkenntnis. Er wird gerechtes Urteil sprechen und nicht nach dem Augenschein richten oder nach dem Hörensagen entscheiden. Den Armen und Unterdrückten wird sein Schiedsspruch gerecht werden, das Tun der Unterdrücker und der Gottlosen dagegen wird er aufdecken. Gerechtigkeit und Treue sind ihm nahe wie ein Gurt seinen Hüften. In seinem Herrschaftsbereich werden Wölfe und Lämmer beieinander wohnen und Raubkatzen bei den Schafen. Ein kleines Kind kann Rinder und Löwen gemeinsam auf die Weide führen, wo auch die Löwen Gras fressen. Kühe und Bären werden beieinander liegen und ihre Jungen werden zusammen spielen. Gefahrlos kann ein Säugling am Loch der Otter sitzen, und ein Kind mit seiner Hand in die Höhle der Natter greifen. Weder Sünde noch irgendein Frevel werden sein auf dem ganzen heiligen Berge, denn der Glaube an Gott ist im ganzen Land so verbreitet, wie Wasser das Meer bedeckt. LIED
Es kommt die Zeit, in der die Träume sich erfüllen (EG 56027)
ANSPRACHE Die Worte des Propheten Jesaja, die ich eben gelesen habe, klingen wie ein Traum und wecken die längst verschüttete Sehnsucht in uns nach Frieden auf Erden. Die Worte des Jesaja erzählen von einem künftigen König, der mit Gerechtigkeit regiert und sich nicht in die Irre führen lässt durch das, was er nur durch Hörensagen erfährt und 27 Nur im Regionalteil der Ev. Kirchen in Hessen-Nassau und Kurhessen-
Waldeck vorhanden. Alternativ kann EG 428 gesungen werden.
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der sich nicht blenden lässt vom trügerischen äußeren Schein. Es klingt wie ein Traum, dass dieser König nicht die Schönen und Reichen bevorzugt, sondern den Armen und Ausgebeuteten zu ihrem Recht verhilft. Unter seiner Regierung wird auch die Macht der Mächtigen begrenzt sein. Die kühne Vision des Propheten Jesaja geht aber noch einen Schritt weiter: Der künftige König wird einen allumfassenden Frieden schaffen. Alle, die jetzt in unserer Welt von Natur aus Feinde sind, werden friedlich miteinander leben. Der Wolf wird das Lamm schonen und die Raubkatze den Bock. Löwe und Rind werden sich befreunden und nebeneinander Gras fressen. Und auch zwischen Mensch und Tier wird Friede herrschen. Ein Kleinkind kann in der Nähe einer Giftschlange spielen, ohne sich tödlicher Gefahr auszusetzen. Die christliche Tradition hat längst den künftigen König mit Jesus Christus gleich gesetzt. In seinem Kommen auf diese Welt soll das von Jesaja prophezeite Friedensreich seinen Anfang genommen haben. Aber gerade deshalb kann man die Worte des alttestamentlichen Sehers kaum hören, ohne sich zu fragen, wie weit unsere Welt auch nach dem Kommen Jesu davon entfernt ist, diesem Friedensreich zu ähneln. Gelten doch hier und heute Recht und Gesetz oft nur für den, der sein Recht durchsetzen kann. Und gibt es doch weltweit viel zu viele Männer und Frauen, die aufgrund ihres Geschlechts, ihrer Zugehörigkeit zu einer ethnischen Gruppe oder Religion diskriminiert und ungerecht behandelt werden. Die Vision eines künftigen Friedensreiches, in dem sich die von Natur aus feindlichen Tiere verstehen, klingt fast unglaublich angesichts der anhaltenden Terrorgefahr, der wir uns ohnmächtig ausgesetzt sehen. Der von Jesaja herbeigesehnte Friede zwischen den Menschen und in der Schöpfung klingt fast wie ein unerfüllbarer Wunschtraum angesichts der scheinbar unüberwindlichen Gegensätze sich feindlich gegenüberstehender Ethnien in zahlreichen Krisenherden unserer Welt. Ich kann die Worte über das messianische Friedensreich nicht hören, ohne an die Konflikte zwischen Israelis und Palästinensern zu denken, zwischen den ethnischen Gruppen auf dem Kosovo oder an die Krise im Irak. Gegenüber dieser Realität erscheinen die Worte des Propheten Jesaja wie ein unerfüllbarer Wunschtraum. Sie sind zu schön, um 108
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wahr sein oder zu unreal um Wirklichkeit werden zu können. Dieses Reich des Friedens wird es so nie geben hier in unserer Welt. Und doch wollen die Worte des Propheten Jesaja nicht einfach vertrösten oder der irdischen Realität eine Vision vom Reich Gottes in der Ewigkeit entgegenstellen. Sie wollen schon hier und jetzt etwas bewirken. Deshalb übertreiben sie bewusst, benutzen Bilder, die uns unglaublich vorkommen müssen, wie die vom Säugling, der gefahrlos seine Hand in das Loch der Natter steckt. Gerade durch diese Überhöhung gelingt es der Vision des Jesaja, uns innerlich zu berühren und uns zugleich zum Tun herauszufordern. Denn wahre Visionen sind mehr als Träume, sie besitzen eine Kraft, die schon jetzt wirksam wird. Und so will uns die Vision von einem kommenden Friedensreich anstecken, sie soll auch zu unserem Traum und die Friedenstaube zu unserem Symbol werden. Gerade in einer Zeit, in der wir ohnmächtig zusehen müssen, wie die Mächtigen dieser Welt die Chancen für Frieden und Gerechtigkeit von sich stoßen, ist die Hoffnung auf ein Ende der Ungerechtigkeit, auf ein Ende des Unfriedens das Einzige, was uns bleibt. Deshalb lassen Sie uns die Vision des Friedens hochhalten. Und lassen Sie uns versuchen, nach dieser Vision zu leben. Es wird uns nicht immer gelingen – häufig werden wir scheitern in dem Versuch, Frieden zu stiften. Deshalb wollen wir darum beten, dass Gott uns zu einem Werkzeug seines Friedens macht. Denn nur indem wir Menschen zu Friedensstiftern werden und Gott uns dazu werden lässt, kann Frieden werden im Zusammenleben, zwischen den Generationen, den Religionen, den Völkern und Staaten. Lassen Sie uns dazu bereit sein, Frieden zu stiften und uns von Gottes Frieden beschenken zu lassen. LIED
Ich lobe meinen Gott, der aus der Tiefe mich holt, damit ich lebe (EG 63828)
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Abendmahl LOBGEBET Gepriesen seist du, unser Gott, du Kraft des Lebens. Du schenkst uns dieses Brot, die Frucht der Erde und der menschlichen Arbeit. Lass es zum Brot des Lebens werden. Du schenkst uns diesen Wein, die Frucht des Weinstocks und der menschlichen Arbeit. Lass ihn zum Kelch des Heils werden. EINSETZUNGSWORTE VATER UNSER AGNUS DEI (EG 190.2) FRIEDENSGRUSS Schalom, der Friede Gottes sei mit euch. Gebt euch ein Zeichen des Friedens, gebt euch eine Hand oder zwei und macht damit deutlich, wie sehr Gott uns liebt. AUSTEILUNG
28 EG 585 im Regionalteil der Ev.-Lutherischen Kirchen in Niedersachsen und
der Bremischen Ev. Kirche. EG 673 im Regionalteil der Ev. Kirche im Rheinland, der Ev. Kirche von Westfalen und der Lippischen Landeskirche sowie der Ev.-reformierten Kirchen in Bayern und Nordwestdeutschland und der Ev.-altreformierten Kirche in Niedersachsen. EG 615 im Regionalteil der Ev.-Lutherischen Kirchen in Bayern und Thüringen. EG 611 im Regionalteil der Ev. Landeskirche in Württemberg. EG 628 im Regionalteil der Ev. Landeskirche in Baden und der Ev. Kirche der Pfalz.
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DANKGEBET Herr, unser Gott, du willst uns deinen Frieden schenken. An deinem Tisch gibst du uns schon heute einen Vorgeschmack von deinem Reich, in dem Gerechtigkeit und Friede sich küssen. Wir danken dir, dass du uns trotz allen Unfriedens in Brot und Wein eine Hoffnung schenkst auf einen zukünftigen Sieg des Friedens. Amen
Segen LIED
Friede mit dir (EG 64129)
SEGEN Der Gott des Friedens sei bei dir, wohin du auch gehst. Er mache dich zu seinem Werkzeug, damit sich Friede ausbreite auf Erden. MUSIK
29 Nur im Regionalteil der Ev. Kirchen in Hessen-Nassau und Kurhessen-
Waldeck vorhanden. Alternativ kann EG 425 gesungen werden.
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Gottesdienste mit Symbolen II
Stephan Goldschmidt
Vandenhoeck & Ruprecht
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Inhalt
Zum Geleit
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1. O dass du doch den Himmel zerrissest Gottesdienst im Advent zum Symbol des Himmels . . . . .
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2. Ein Licht geht uns auf in der Dunkelheit Abendgottesdienst im Advent zu den Symbolen Licht und Dunkelheit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18 3. Auf der Suche nach der Weihnacht Christvesper zu den Symbolen Krippe und Stall
........
27
4. Zwischen den Welten Gottesdienst in der Epiphaniaszeit zum Symbol der getrennten Welten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 37 5. Das Gesicht hinter der Maske Abendgottesdienst zur Karnevalszeit zum Symbol der Maske . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 47 6. Mit den Grenzen des Möglichen leben Gottesdienst am Sonntag Invokavit zum Symbol der Grenze . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 58 7. Kreuzwege des Lebens Symbole auf dem Leidensweg Jesu . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 71 8. Die Farben des Regenbogens Gottesdienst in der Friedensdekade . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 79 9. Geleitet auf allen Wegen Gottesdienst zum Symbol des Hirten
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10. Wie ein Baum dem Himmel entgegen wachsen Gottesdienst am Buß- und Bettag zum Symbol des Baumes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 101 11. „Möge die Straße uns zusammen führen“ Abendgottesdienst zum Symbol des Weges oder der Straße . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 112 12. Mit den Augen des Herzens sehen Gottesdienst zum Symbol des Auges . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 120 13. Das Spiel des Lebens Gottesdienst mit dem Globus-Spiel von Nikolaus von Kues . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 130 14. Zeit zum Wachsen, Zeit zum Reifen Abendgottesdienst zum Symbol der Baumscheibe 15. In der Erde verwurzelt Abendgottesdienst zum Symbol der Wurzel 16. Wie ein aus dem Nest gefallener Vogel Gottesdienst zum Symbol des Nestes Literatur
. . . . . . 139
. . . . . . . . . . . . 151
. . . . . . . . . . . . . . . . . . 160
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 173
Register . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 174
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Zum Geleit
... ohne Gleichnis redete Jesus nichts zu ihnen ... Matthäus 13,34b
Der Gebrauch gleichnishafter, symbolhaltiger Rede ist für mich eine Antwort auf die Beobachtung, dass vielen Gottesdienstteilnehmerinnen und -teilnehmern die Liturgie und die kirchliche Sprache zunehmend fremd geworden ist. Bilder und Symbole helfen ihnen, dem gottesdienstlichen Geschehen leichter zu folgen. Zugleich bleibt es die Stärke der symbolischen Rede, sich der Alltagssprache nicht unangemessen anzubiedern. Symbolische Rede hebt sich ab vom Alltag, ist erkennbar als religiöse Sprache, die aber durch sie begreifbar wird. Dabei ist ein Symbol weit mehr als eine bloße Illustration, die nur zu verdeutlichen hilft, was auch anders gesagt werden könnte. Paul Tillich war davon überzeugt, dass Symbole uns einen Zugang zu „Wirklichkeitsschichten eröffnen, die sonst verborgen sind und die auf keine andere Weise sichtbar gemacht werden können“.1 Zentrale Aussagen über Gott können wir seiner Meinung nach kaum machen, wenn wir uns nicht der symbolischen Rede bedienten. Wir müssen uns also vor dem Missverständnis hüten, als könnte symbolische Rede von dem Inhalt getrennt werden, den sie bloß verdeutlichen könne. Die aus dem griechischen Denken stammende Unterscheidung von Form und Inhalt erweist sich in der Homiletik zunehmend als problematisch.2 Gäbe es von der sprachlichen Ebene unabhängige abstrakte Inhalte, müssten diese tatsächlich nur angemessen und wirksam in der Predigt vermittelt werden. Und dann könnte man sich entscheiden, ob man dafür Symbole gebraucht oder nicht.
1 Paul Tillich: Das Wesen der religiösen Sprache, 215. 2 Vgl. Martin Nicol/Alexander Deeg: Im Wechselschritt zur Kanzel. Praxisbuch Dramaturgische Homiletik, v.a. 29f.
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Wenn aber – und aus meiner Sicht spricht vieles dafür – Inhalte nicht von der Form getrennt werden können, dann ist symbolische Rede nicht neutral. Sie hat auch inhaltliche Auswirkungen auf die Verkündigung. Manches lässt sich ohne Symbole gar nicht ausdrücken, bliebe der Sprache und dem auf Sprache angewiesenen Denken fremd. Für Paul Tillich haben deshalb Symbole Teil an der Wirklichkeit, auf die sie hinweisen.3 Die vorgelegten 16 Gottesdienstentwürfe entstammen allesamt meiner Praxis in der Gemeinde der Friedenskirche in Kassel. Einige wurden als „normale“ Gottesdienste am Sonntagmorgen gefeiert, andere in der Reihe „meditative Abendgottesdienste“. Die Abendgottesdienste wurden stets im Gespräch mit einem Team erarbeitet. Dies erwies sich als äußerst hilfreich. So verdanke ich zahlreiche weiterführende Gedanken den ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern dieser Gottesdienstreihe. Ihnen gilt deshalb mein besonderer Dank für ihr großes Engagement. Danken möchte ich auch denen, die das Manuskript kritisch gelesen haben und mir manchen wichtigen Hinweis gaben, wie meine Freunde Eckhard Sckell, Jochen Sennhenn und Dr. Andreas Leipold. Ich würde mich freuen, wenn die hier vorgestellten Gottesdienstentwürfe und Ideen an anderen Orten ganz oder teilweise Verwendung finden oder zumindest als Anregung dienen. Dies möge auch für einzelne Texte, Lesungen und Gebete gelten. Sie entstammen – um der Frage nach den Quellen zuvorzukommen – überwiegend meiner Feder, einschließlich der Übertragung biblischer Texte und meditativer Texte.
Kassel, im März 2007
Stephan Goldschmidt
3 Paul Tillich: Recht und Bedeutung religiöser Symbole, 238.
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O dass du doch den Himmel zerrissest Gottesdienst im Advent zum Symbol des Himmels
Eingang MUSIK BITTE UM DEN HEILIGEN GEIST O Heiliger Geist, o heiliger Gott (EG 131,1) EINSTIMMUNG Die Zeit des Advent lädt uns ein, uns Zeit zu nehmen, uns zu öffnen und auf den zu warten, der da kommen soll. Der Advent schenkt uns die Hoffnung, dass Himmel und Erde sich berühren, dass Gott seinen Thron im Himmel verlässt, um zu uns, auf unsere Erde zu kommen. Im Advent erwarten wir, dass der Himmel sich uns öffnet: „O Heiland, reiß die Himmel auf, herab, herab vom Himmel lauf, reiß ab vom Himmel Tor und Tür, reiß ab, wo Schloss und Riegel für.“ LIED
Der Morgenstern ist aufgedrungen (EG 69)
PSALM 11 Gott wohnt hoch im Himmel und seine Augen blicken herab zur Erde. Er sieht auf die Wege der Menschenkinder und prüft ihre Taten. Darum vertraue ich auf Gottes Gerechtigkeit und bin gewiss, dass er dem Guten einst zum Recht verhilft. Ich muss nicht aus Angst vor den Gottlosen fliehen wie ein Vogel auf die Berge. Auch wenn die Pfeile der Bösen auf mich gerichtet sind, vertraue ich auf Gott. Gott wohnt hoch im Himmel 9
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und seine Augen blicken herab zur Erde. Er sieht auf die Wege der Menschenkinder und prüft ihre Taten. Er wird dem Gottlosen entgegentreten, aber dem Frommen wird er beistehen in der Stunde der Not, er wird ihn befreien aus den Fängen des Bösen und wird ihn einst schauen lassen sein Angesicht. Gott wohnt hoch im Himmel und seine Augen blicken herab zur Erde. Er sieht auf die Wege der Menschenkinder und prüft ihre Taten. LIEDRUF Freut euch, ihr lieben Christen all (EG 60,1–2) GEBET Komm du uns nahe, unser Gott. Komm mit deiner Gerechtigkeit in unsere unheile Welt. Komm in unsere Herzen, uns zu erlösen und zu heilen. Helle unsere Gesichter auf von innen her, dass wir aus uns herausgehen können und einander gerecht werden. Amen
Verkündigung SCHRIFTLESUNG (Jesaja 63,15–16.19b und 64,1–3) So schau doch vom Himmel, Gott, und sieh herab von deiner heiligen, herrlichen Wohnung! Wo sind nun dein Eifer und deine Macht? Deine sprichwörtliche Barmherzigkeit hat sich gegen die Deinen gerichtet. Aber du bist doch unser Vater, mehr noch als Abraham, der von uns noch nichts wissen konnte, und Israel, der uns noch nicht kannte. Du bist es, Gott, der für uns wie ein Vater ist; von alters her heißt du unser Erlöser. 10
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Ach dass du den Himmel zerrissest und führest herab, dass die Berge vor dir zerflössen. Ach, dass du doch wie ein Blitz kämest, wie ein Feuer vom Himmel, das Reisig entzündet und Wasser sieden macht. Dann würde dein Name kund auch unter deinen Feinden und alle Völker müssten vor dir zittern. Ach dass du herabkämest von deinem himmlischen Thron, dass die Berge vor dir zur Seite führen und du Wunderbares tust, das man seit alters her weder gesehen noch gehört hat. Kein Ohr hat gehört, kein Auge hat gesehen einen Gott außer dir, der so wohl tut denen, die auf ihn harren. GLAUBENSBEKENNTNIS LIED
O Heiland, reiß die Himmel auf (EG 7,1–4)
ANSPRACHE Von der Sehnsucht, wie die Vögel in den Himmel aufzusteigen und ein Stück der Erdenschwere zu verlieren Bei einem Ausflug an einem sonnig-klaren Herbsttag konnte ich eine Schar Wildgänse beobachten, wie sie nach einer Rast in den blauen Himmel aufstiegen und sich dort oben kreischend sammelten. Nach einer kleinen Weile orientierten sie sich und flogen dann in Richtung Süden davon. Dieses Ereignis hatte etwas Ergreifendes; wie gern wäre ich mit den Vögeln hinaufgestiegen in den Himmel und gen Süden aufgebrochen. Bilder aus vergangenen Urlaubstagen traten vor mein inneres Auge, fast spürte ich die wärmende Sonne auf meiner Haut. Jeder unter uns wird wohl diesen Blick hinauf zum Himmel nachvollziehen können und die Sehnsucht spüren, so leicht und fast schwerelos dort oben mit den Wolken zu fliegen. Packt Sie auch hin und wieder das Fernweh, wenn Sie ein Flugzeug in schwindelnder Höhe seine Bahn ziehen sehen und den weißen Kondensstreifen, den es hinter sich lässt? Je mehr der Himmel in diesen Dezembertagen von Wolken verhangen ist und je kürzer die Tage werden, desto sehnsüchtiger schauen unsere Augen hinauf in den Himmel. Dort oben – so fühlen wir deutlich – 11
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könnten wir ein Stück der Erdenschwere von uns abschütteln, dort scheint die Sonne auch an verregneten Tagen, dort riecht es nach Ferne und Urlaub. Von der Hoffnung, dass Gott den Himmel zerrisse, um unter uns zu wohnen Doch trotz aller Sehnsucht nach der Leichtigkeit des Seins, bleiben wir Bewohner der Erde, sind viel zu schwer und erdverbunden, um in den Himmel aufzusteigen. Wir können nicht fliegen wie die Vögel des Himmels. Auch wenn wir uns in ein Flugzeug setzen, können wir unsere Schwere nicht auf Dauer abschütteln, wir spüren weiterhin die Anziehungskraft der Erde. Wenn wir schon nicht in den Himmel aufsteigen und die Erdenschwere hinter uns lassen können, wie wäre es, wenn der Himmel zu uns herunterkäme? Wäre es nicht wundervoll, wenn Gott den Himmel zerrisse und zu uns herabstiege in unsere dunkle und schwere Welt? Wäre es nicht wunderschön, wenn ein Stück der Leichtigkeit des Himmels uns durchdringen könnte und wenn die mit dem Himmel verbundenen Hoffnungen und Träume Wirklichkeit würden? „Ach dass du den Himmel zerrissest, Gott,“ ruft der Prophet. „Ach dass du doch zu uns herab kämest, mitten hinein in unsere ungerechte und schmutzige Welt“. Fast trotzig schleudert der Prophet die Worte Gott als Klage entgegen, als kümmere er sich nicht um die Belange der Gläubigen, als sähe er in unendlicher Ferne dem Treiben der Menschen tatenlos zu: „Ach dass du doch den Himmel zerrissest und wie ein Blitz zur Erde kämest, dass die Feinde vor dir zu Tode erschreckten!“ Wie gut kann ich die Klage des Propheten verstehen! Mir kommt es doch auch manchmal so vor, als ob Gott uns Menschen hier auf Erden uns selbst überlassen hätte. Wo ist denn Gott, wenn durch ein Erdbeben Tausende von Menschen unter den Trümmern ihrer Häuser begraben werden? Wo ist Gott, wenn ahnungslose Menschen Opfer von Terroranschlägen werden? Wo ist Gott, wenn Menschen entführt werden und als Geiseln missbraucht? Ich kann den sehnlichen Wunsch des Propheten nachvollziehen, dass Gott doch endlich in unsere Welt kommen möge, statt im Himmel in ferner Heiligkeit zu wohnen. 12
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Von der Hoffnung, dass Gott in Jesus Christus längst in unsere Welt gekommen ist Wäre es nicht wie der Himmel auf Erden, wenn Gott zu uns in unsere Welt käme, wenn er seinen heiligen Thron verließe, um bei uns zu sein? Nun glauben wir Christen ja, dass Gott in Jesus Christus in unsere Welt gekommen ist. Es ist ein kühner Gedanke, dass Gott damals vor vielen Jahren unter uns gelebt hat, dass er tatsächlich vom Himmel auf die Erde gekommen ist. Jedes Jahr in der Advents- und Weihnachtszeit erinnern wir daran, wie Gott in dem Kind in der Krippe in unsere Erdenwelt hineingeboren wurde und ein Stück der Erdenschwere auf sich genommen hat. Wir glauben, dass er das um unseretwegen getan hat, um uns ein Stück der Leichtigkeit des Himmels zu geben. Die Umstände der Geburt Jesu geben eine Antwort auf unsere Frage, wo denn Gott ist in dem Leid dieser Welt. Er thront nämlich nicht teilnahmslos über den Wolken. Gott kommt vielmehr in diese Welt, ohne dass eine Herberge für ihn bereit wäre. Gott kommt und muss in einem Stall, in einer Krippe auf Heu und Stroh liegen. Er kommt in Hunger und Not. Bald müssen Maria und Joseph mit dem Jesuskind fliehen, damit es nicht als Opfer einer menschenverachtenden Machtpolitik umgebracht wird. Gott schaut nicht von Ferne von seinem himmlischen Thron auf das Treiben der Menschen und sieht nicht dem Unrecht und dem Leid tatenlos zu. Nein, er ist da, er leidet selbst am Hunger, an der Kälte, an der Niedertracht der Menschen. Auch er leidet Mangel, muss sich verbergen, erduldet selbst die Erdenschwere, unter der wir oft leiden. Von der Hoffnung, dass Gott auch zu einem jeden von uns kommt und sich der Himmel auch für uns öffnet In der Adventszeit erinnern wir uns an dieses Kommen Gottes zu uns in unsere Welt. Wir erinnern uns daran nicht wie an ein historisches Ereignis, das in der Vergangenheit geschah und kaum mehr Bedeutung hat für uns. Im Advent bereiten wir uns darauf vor, dass wir uns öffnen für das Kommen Gottes zu einem jeden von uns. Wir machen unsere Herzen weit und unsere Sinne bereit, damit auch für uns die Weihnachtsbotschaft gilt, dass sich Himmel und Erde miteinander verbunden haben. Und so singen 13
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wir im Adventslied: „O Heiland reiß die Himmel auf“ oder „reiß ab vom Himmel Tor und Tür“. Wir warten im Advent darauf, dass sich der Himmel auch für uns öffnet. Wir sehnen uns danach, dass auch in unser Leben etwas von dem einzieht, was wir mit dem Himmel verbinden: Dass auch unser Leben den himmlischen Segen empfängt und Frucht bringt wie die Bäume und Sträucher der Erde. Wie sie durch den Regen des Himmels und den morgendlichen Tau erfrischt werden, so wollen wir von den Himmelskräften gestärkt werden. Wie die Sonne am Tage und der Mond in der Nacht die himmlischen Kräfte auf die Erde senden, so hoffen auch wir darauf, dass der Segen des Himmels sich in unserem Leben entfaltet. Wir warten im Advent auch darauf, dass die Leichtigkeit des Himmels in unserem Leben Einzug hält und zugleich etwas von unserer Schwere von uns abfällt. Wir hoffen darauf, erlöst zu werden von den schweren Gedanken, die uns manchmal binden und unfrei halten. Wir möchten erlöst werden von der Schuld, die uns belastet. Wir wollen frei sein von der Mühsal des Alltags, der uns oft wie eine unermüdliche Tretmühle vorkommt, die uns nicht vorwärts bringt und aus der wir nicht entkommen können. Wir wollen befreit werden von der Trauer über einen unwiederbringlichen Verlust oder über eine vertane Chance. Wir möchten uns anstecken lassen von der Leichtigkeit des Himmels und schon jetzt ein wenig wie im Himmel leben. Ich wünsche Ihnen, dass ein Stück des Himmels in Ihr Leben einzieht, gerade in diesen Tagen des Advent und der Weihnacht. Dass in Ihren Familien sich die Liebe entfalten kann, die oft genug verschüttet ist oder hinten anstehen muss in der ständigen Mühsal des Alltags. Ich wünsche Ihnen, dass Sie an Weihnachten ein Stück der Seligkeit ergreifen, zu der uns das Kind in der Krippe führen will. Und schließlich wünsche ich Ihnen, dass Sie sich an den Geschenken freuen können, die Sie bekommen, und dass Sie dahinter das wahre Geschenk erkennen: Gott, der sich uns in dem Kind schenkt, das damals, vor langer Zeit in Bethlehem geboren wurde. Lassen Sie uns deshalb die Zeit des Advent nutzen und uns bereit machen für das Kommen Gottes. Dann wird ein Stück des 14
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Himmels schon jetzt in unser Leben einziehen und die Leichtigkeit des Seins wird auf uns herabfallen. Dann kann das geschehen, was wir gleich in einem Kanon gemeinsam singen: Der Himmel geht über allen auf, auf alle über, über allen auf. LIED
Der Himmel geht über allen auf (EG 5944)
Gebet FÜRBITTEN 1. Sprecher(in): Himmlischer Vater, wir danken dir, dass du uns nicht allein lässt auf unserer Erde, sondern zu uns kommst, um uns von unserer Erdenschwere zu erlösen. 2. Sprecher(in): Wir bitten dich für die Menschen, die dich nicht erwarten, sondern in diesen Tagen anderes im Sinn haben. Komm zu denen, die nichts von Dir erwarten und die mit deinem Kommen überhaupt nicht rechnen. Lass uns und unsere Welt nicht allein! 1. Sprecher(in): Wir bitten dich für die Einsamen, die sich kaum mehr etwas zu erwarten trauen. Wir bitten dich für die Unzufriedenen, die sich nicht mehr freuen können. Kehre bei ihnen ein. 2. Sprecher(in): Wir bitten dich für die Menschen in den Geschäften und Betrieben, die in diesen Tagen besonders gefordert sind. Komm du mit deiner Menschenfreundlichkeit zu ihnen und hilf ihnen, Zeiten der Ruhe zu finden. 4 EG 588 im Regionalteil der Ev.-Lutherischen Kirchen in Niedersachsen und der Bremischen Ev. Kirche. EG 611 im Regionalteil der Ev. Kirche im Rheinland, der Ev. Kirche von Westfalen und der Lippischen Landeskirche sowie der Ev.-reformierten Kirchen in Bayern und Nordwestdeutschland und der Ev.altreformierten Kirche in Niedersachsen. EG 562 im Regionalteil der Ev.Lutherischen Kirchen in Bayern und Thüringen.
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1. Sprecher(in): Wir bitten dich für die Menschen, die sich in diesen Tagen überflüssig vorkommen und meinen, keiner wolle etwas mit ihnen zu tun haben. Komm zu denen, die bloß noch hoffen, dass diese Adventszeit schnell an ihnen vorübergeht, weil sie einsam sind und sich verlassen fühlen. Kehre du bei ihnen ein mit deinem Geist der Freundlichkeit und Liebe. 2. Sprecher(in): Wir bitten dich für die Menschen, die ihre Heimat verlassen mussten, auf der Flucht vor Krieg und Verfolgung, die in Flüchtlingslagern wohnen müssen oder auf der Suche sind nach einer sicheren Bleibe. Komm, um unter ihnen zu wohnen und wende ihre Not. 1. Sprecher(in): Wir bitten dich, dass du uns offene Augen schenkst, mit denen wir in diesen Tage des Advent Zeichen deiner Nähe entdecken. Öffne unsere Herzen für die Sorgen und Nöte der Menschen in der Nähe und in der Ferne, und mach unsere Hände bereit zum Tun des Guten. Amen LIED
Wie soll ich dich empfangen (EG 11,1.3–5)
Abendmahl WECHSELGRUSS PRÄFATION Ja, es ist würdig, dir zu danken und es ist recht, dich zu preisen, heiliger Gott, Vater allen Lebens. 16
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Wir loben dich im Namen deines Sohnes, Jesus Christus. In ihm bist du zu uns in unsere Welt gekommen und hast uns ein Leben in der himmlischen Herrlichkeit verheißen. Darum preisen wir dich mit allen, die sich nach deinem Reich sehnen und auf die Kräfte des Himmels vertrauen. Wir rufen: Gemeinde: Heilig, heilig, heilig (EG 185.3) EINSETZUNGSWORTE VATER UNSER AGNUS DEI (EG 190.2) FRIEDENSGRUSS AUSTEILUNG DANKGEBET Wir danken dir, gütiger Gott: Du hast uns eingeladen an deinen Tisch und hast uns gestärkt mit Brot und Wein. Du verbindest uns in deinem Mahl zu Brüdern und Schwestern. Du erlöst uns von unserer Schuld und machst uns frei von unguten Bindungen. Du stellst uns Menschen an die Seite, in denen wir deine Liebe spüren. Amen
Segen LIED
Das Volk, das im Finstern wandelt (EG 20,1–4)
SEGEN MUSIK 17
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Ein Licht geht uns auf in der Dunkelheit Abendgottesdienst im Advent zu den Symbolen Licht und Dunkelheit
Eingang MUSIK EINSTIMMUNG Es gehört zum Advent, dass es dunkel ist, die Sonne steht nicht mehr so hoch wie im Frühjahr oder Sommer. Die Nächte dehnen sich lang und länger. Und in dieser Dunkelheit warten wir auf das kommende Licht, auf Gott, der uns entgegen kommt. Wir haben in diesen Tagen eine unstillbare Sehnsucht nach diesem umfassenden Licht und diese Sehnsucht wird aufgegriffen in den Kerzen auf dem Adventskranz, aber auch in der festlichen Beleuchtung in den Straßen und Geschäften. LIED
O komm, o komm, du Morgenstern (EG 19)
MEDITATION NACH PSALM 245 Alle: Machet die Tore weit und alle Türen in der Welt hoch, dass Gott wie ein König einziehe. Einer: Warum sollen wir die Türen öffnen, damit Gott zu uns kommt wie ein König? Gehört ihm nicht schon die Erde, die er aus dem Chaos geschaffen hat? Und sind nicht alle Geschöpfe des Erdkreises das Werk seiner Hände? 5 Stephan Goldschmidt: Kasualgottesdienste mit Symbolen, 34.
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Alle: Machet die Tore weit und alle Türen in der Welt hoch, dass Gott wie ein König einziehe. Einer: Wer kann die Gegenwart Gottes ertragen, wenn er zu uns kommt, um bei uns zu wohnen? Wer für Gerechtigkeit eintritt und nach Frieden trachtet und sich vergeben lässt, wo er schuldig geworden ist. Alle: Machet die Tore weit und alle Türen in der Welt hoch, dass Gott wie ein König einziehe. Einer: Wer Gott die Tore öffnet und für ihn die Tür seines Herzens weit macht, der wird Segen empfangen und seine Gebete werden Gehör finden bei Gott. Alle: Darum machet die Tore weit und alle Türen in der Welt hoch, dass Gott wie ein König einziehe. LIEDRUF Gott in der Höh sei Preis und Ehr (EG 180.2) KYRIE6 1. Sprecher(in): Manchmal führen unsere Wege durch das Dunkel. Dann werden unsere Schritte schwer und jede Zukunft scheint uns geraubt. 2. Sprecher(in): Manchmal ist die Nacht so dunkel, dass wir nicht mehr sehen können, wohin unsere Füße treten. Wir können kaum erahnen, wo es weitergeht.
6 Stephan Goldschmidt: Gottesdienste mit Symbolen, 13.
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1. Sprecher(in): Manchmal ist es dunkel in uns, und unsere Seele ist betrübt. Wir sehnen uns nach innerem Licht und können es doch nicht finden. 2. Sprecher(in): Wenn unser Weg durch finstere Täler führt, dann brauchen wir Gottes Licht und sein Erbarmen. Lasst uns deshalb singen: LIEDRUF Meins Herzens Kron, mein Freudensonn sollst du, Herr Jesu, bleiben (EG 346,4) GLORIA 1. Sprecher(in): Mitten in die Dunkelheit scheint ein helles Licht. 2. Sprecher(in): Noch ist es dunkel um uns. Doch das Licht durchbricht die nächtliche Finsternis und kündet vom Anbruch des neuen Tages. 1. Sprecher(in): Wir preisen Gott, dass er uns nicht allein lässt in unserer Einsamkeit, mit unseren dunklen Gefühlen und Gedanken. Darum singen wir: LIEDRUF Dein Wort, das ist geschehen: Ich kann das Licht noch sehen (EG 446,4) GEBET Herr Jesus Christus, du bist das Licht, das auch die dunkelste Finsternis durchbricht. Du willst uns mit deinem Licht befreien und uns Kraft schenken für unsere Aufgaben. Sei du nun bei uns in dieser Stunde und in den Tagen des Advent, in denen wir uns auf dein Kommen vorbereiten. Umhülle uns mit deinem Licht, damit wir uns nicht in der Dunkelheit verirren. Amen 20
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Verkündigung SCHRIFTLESUNG (Auszug aus Johannes 1)7 1. Sprecher(in): Das Wort wurde Fleisch und wohnte unter uns, und wir sahen seine Herrlichkeit. 2. Sprecher(in): Am Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott und Gott war das Wort. Es war vor aller Zeiten Lauf bei Gott und alles, was geworden ist, ist durch das Wort geschehen und ohne es ist nichts geworden. In ihm war das Leben und das Leben war das Licht der Menschen. Und das Licht scheint in die Finsternis und die Finsternis hat es nicht ergriffen. Und als die Zeit erfüllt war, trat ein Mensch auf – von Gott gesandt – mit Namen Johannes. Er war nicht das Licht, sondern gab Zeugnis von dem Licht. Dieses Licht kam in sein Eigentum, doch die Seinen nahmen es nicht auf. Die es aber aufnahmen, denen gab das Licht Vollmacht, Gottes Kinder zu werden. Und das Wort wurde Fleisch und wohnte für einige Zeit unter uns, und wir sahen seine Herrlichkeit, eine Herrlichkeit dessen, der allein vor aller Zeit beim Vater war, voller Gnade und Wahrheit. 1. Sprecher(in): Das Wort wurde Fleisch und wohnte unter uns, und wir sahen seine Herrlichkeit.
7 Aus: Stephan Goldschmidt: Gottesdienste mit Symbolen, 21f. – mit leichten Veränderungen.
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KANON Gottes Wort ist wie Licht in der Nacht (EG 5728) ANSPRACHE Die Dunkelheit wird zum Sinnbild für das Dunkle in der Welt und in uns selbst „Es ist ja schon dunkel“, höre ich meinen Sohn in diesen Tagen sagen. Er ist enttäuscht, dass in der Adventszeit die Tage immer kürzer werden und ihn einschränken in seiner Aktivität. Und doch fangen seine Augen an zu leuchten, wenn er auf dem Weihnachtsmarkt die Lichter sieht, die die Dunkelheit durchbrechen. An einem langen Sommertag würde dem Markt der notwendige Zauber fehlen, der die Augen der Kinder leuchten lässt und unser Herz erwärmen und Freude schenken kann. Dunkelheit erleben auch viele unter uns in diesen Tagen des Advent ambivalent. Sie wird zum Sinnbild für das Dunkle in der Welt und in uns selbst. Die wie abgestorbene Natur wirkt unlebendig und abweisend. Die Kälte, die sich in der Dunkelheit noch verstärkt, spüren wir in den Gliedern, auch wenn wir uns warm einhüllen. Die dunkle Jahreszeit ist die Zeit der Erkältungen und Grippeerkrankungen. Die Sehnsucht nach Wärme und Helligkeit ist besonders groß in diesen Tagen. Auf der anderen Seite empfinden wir die Dunkelheit als den Hintergrund, vor dem die adventlichen Lichter erst recht zur Geltung kommen. Die Kerzen entfalten ihren Zauber doch nur am Abend oder in der Nacht. Die Beleuchtung in den Straßen und Geschäften braucht das Dunkel, um wirken zu können. Das Licht benötigt gewissermaßen die Dunkelheit, um als Licht überhaupt erst erkannt zu werden. Je mehr wir uns dem Licht nähern, desto mehr verliert die Dunkelheit ihre Macht Licht und Dunkelheit haben im Advent symbolische Bedeutung. Das Licht weist auf Jesus Christus hin, das Licht, auf dessen Ankunft wir warten. Wenn wir von dem Licht singen, das uns in 8 EG 591 im Regionalteil der Ev. Kirche im Rheinland, der Ev. Kirche von Westfalen und der Lippischen Landeskirche sowie der Ev.-reformierten Kirchen in Bayern und Nordwestdeutschland.
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der Dunkelheit aufgehen soll, dann denken wir an ihn, an das Kind in der Krippe, an die Hoffnung der Welt. Auch die Worte aus dem Prolog des Johannesevangeliums, die wir eben gehört haben, greifen auf die Symbolik des Lichtes zurück: „Das Licht scheint in die Finsternis.“ Hier ist an Jesus Christus gedacht, in dem Gott in die Finsternis der Welt eingegangen ist. Wenn er als das Licht beschrieben wird, dann zeigt das auch, was er für uns bedeuten kann: Wie ein Licht in der dunklen Jahreszeit die Dunkelheit zurückdrängt und erst erträglich macht, so durchbricht Jesus Christus die Dunkelheit in unserem Leben. Wo er in einem Herzen Wohnung findet, da verlieren die dunklen, neidischen Gedanken an Gewicht. Da wird die Bitterkeit überwunden, die sich wie ein dunkler Schleier um unsere Gefühle legt und die Freude und Hoffnung immer mehr erstickt. Wo er uns wie ein Licht aufgeht, da wird uns eine neue Erkenntnis, ein neuer Blick auf die Wirklichkeit geschenkt, da sehen wir tiefer und weiter. Wo Jesus Christus uns zum Licht wird, da wird die finstere Schuld von uns genommen, vielleicht sogar in Segen verwandelt. Denn ein Licht verändert seine Umgebung. Sobald es aufleuchtet, ist die tiefschwarze Finsternis überwunden. Selbst ein einfaches Kerzenlicht lässt einen dunklen Raum freundlicher wirken. Je größer das Licht ist, desto mehr kann es sich widerspiegeln und reflektieren. Je kleiner das Licht ist, desto mehr dunkle Schatten können sich halten. Es bleiben unausgeleuchtete, dunkle Ecken zurück. Wie groß oder klein das Licht auch ist, je mehr wir ihm uns nähern, desto mehr verliert die Dunkelheit von ihrer Macht. Die Augen an das Licht gewöhnen „Und das Licht scheint in die Finsternis“, heißt es im ersten Kapitel des Johannesevangeliums. Und dann fährt der Evangelist fort: „und die Finsternis hat es nicht ergriffen.“ Es ist fast unglaublich, dass die Finsternis das Licht nicht aufgenommen hat. Denn Finsternis kann nicht finster bleiben, wenn das Licht hineinscheint. Sie kann sich der Macht des Lichtes nicht entziehen, es sei denn, sie hält sich von ihm fern. Wenn wir uns abwenden und dem Licht den Rücken zudrehen, dann liegen unsere Gesichter im Schatten, werden nicht mehr angestrahlt. Das muss der Evange23
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list gemeint haben, wenn er davon spricht, dass die Finsternis das Licht nicht aufgenommen hat. Manchmal haben wir Menschen unsere Augen so sehr an das Dunkel gewöhnt, dass wir die Strahlen des Lichtes nicht mehr ertragen können. Dann tut das Licht in den Augen weh und wir wenden unser Antlitz unwillkürlich vom Licht weg. Aber so muss es nicht bleiben. Das Auge kann sich an das Licht langsam wieder gewöhnen. Das braucht Zeit, Zeit, um sich bereit zu machen für das Licht. Um uns für Jesus Christus bereit zu machen, brauchen auch wir Stunden der Vorbereitung. Es tut deshalb gut in den Wochen des Advent, sich immer wieder die Ruhe zu nehmen, die wir brauchen, damit das Kind in der Krippe auch zu uns kommt und in unseren Herzen Wohnung nehmen kann. Wenn in der Adventszeit die Lichter allmählich zunehmen, wenn erst eine Kerze brennt und dann nach und nach weitere angezündet werden, dann ist das wie eine allmähliche Gewöhnung an das große Licht. Lasst uns bereit werden für das Kommen Gottes in dem Kind in der Krippe, lasst uns schon jetzt langsam unsere Augen an das Licht gewöhnen, das von diesem Kind ausgeht. Dann werden unsere Augen nicht geblendet, wenn es kommt, und wir müssen uns nicht abwenden. Dann können wir uns dem Licht zuwenden und unsere Gesichter können beginnen zu leuchten. Sie spiegeln das Licht wieder und werden so selbst zu kleinen Lichtern. Die das Licht aber aufnahmen, denen gab es Vollmacht, Gottes Kinder zu werden. LIED
Ein Licht geht uns auf in der Dunkelheit (EG 5579)
9 EG 555 im Regionalteil der Ev. Landeskirche in Württemberg. Alternativ kann auch EG 171 gesungen werden.
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Gebet und Segen FÜRBITTEN 1. Sprecher(in): Du Gott des Lichts, du wohnst in einem ewigen Licht und durchbrichst mit deinen Strahlen unsere Dunkelheit. Wir rufen: Herr, erbarme dich (EG 178.10) 2. Sprecher(in): Du Gott des Lichts, wir bitten dich für die Menschen, deren Leben durch Trauer und Leid geprägt ist, die sich allein und verlassen fühlen, dass ihre Hoffnung wieder entzündet wird und sie für ihr Leben wieder eine Perspektive finden. Wir rufen: Herr, erbarme dich (EG 178.10) 1. Sprecher(in): Du Gott des Lichts, wir bitten dich für die Menschen, die sich in sich verschließen und auf deren Seele ein dunkler Schatten liegt, dass du die Dunkelheit ihrer Herzen erleuchtest und die dunklen Flecken des Grolls und des Streites verbannst. Wir rufen: Herr, erbarme dich (EG 178.10) 2. Sprecher(in): Du Gott des Lichts, wir bitten dich für die Dunkelheit in unserer Welt, dass du mit deinen Strahlen die Finsternis durchbrichst, die um Frieden Hungernden sättigst und die Entrechteten aufrichtest 25
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Wir rufen: Herr, erbarme dich (EG 178.10) 1. Sprecher(in): Du Gott des Lichts, wir nennen dir in der Stille, was uns bedrückt und was wie ein dunkler Schatten auf unserer Seele liegt. STILLE Wir rufen: Herr, erbarme dich (EG 178.10) VATER UNSER LIED
Das Volk, das noch im Finstern wandelt – bald sieht es Licht (EG 20,1.7–8)
SEGEN Es segne dich, der ewige Gott, der da war, der da ist und der da kommt. Er stärke deine Hoffnung auf sein Kommen und führe deine Schritte aus der Nacht in den Tag. Amen MUSIK
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Auf der Suche nach der Weihnacht Christvesper zu den Symbolen Krippe und Stall
Eingang MUSIK EINSTIMMUNG Wir sind heute am Heiligen Abend in die Kirche gekommen, um die Geburt Christi zu feiern, des Heilandes der Welt. Wir sind noch ganz umfangen von den Vorbereitungen, sind vielleicht noch in Gedanken bei dem, was noch alles getan werden muss, damit dieser Abend gelingt, und es auch bei uns Weihnachten werde. Oder wir sind innerlich aufgeregt, voll Vorfreude und Anspannung. Und so machen wir uns auf die Suche nach Weihnachten, nach seinem Glanz, nach seinem Zauber. Wir dürfen bei dieser Suche wissen, dass Gott kommt und sich nicht abhalten lässt. Er will zu uns kommen in dem Kind in der Krippe, von dem wir glauben, dass uns in ihm der Heiland geboren wurde. LIED
Ihr Kinderlein, kommet (EG 43,1–4)
LESUNG (Johannes 1 und 3,16 anstelle eines Psalms) Also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, damit alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben. 27
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Am Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott und Gott war das Wort. Es war vor aller Zeiten Lauf bei Gott und alles, was geworden ist, ist durch das Wort geschehen und ohne es ist nichts geworden. In ihm war das Leben und das Leben war das Licht der Menschen. Und das Licht scheint in die Finsternis und die Finsternis hat es nicht ergriffen. Und als die Zeit erfüllt war, trat ein Mensch auf – von Gott gesandt – mit Namen Johannes. Er war nicht das Licht, sondern gab Zeugnis von dem Licht. Dieses Licht kam in sein Eigentum, doch die Seinen nahmen es nicht auf. Die es aber aufnahmen, denen gab das Licht Vollmacht, Gottes Kinder zu werden. Und das Wort wurde Fleisch und wohnte unter uns, und wir sahen seine Herrlichkeit, eine Herrlichkeit dessen, der allein vor aller Zeit beim Vater war, voller Gnade und Wahrheit. Also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, damit alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben. TAGESGEBET Heiliger Gott, wir kommen heute an diesem Weihnachtsabend zu dir so wie wir sind: Müde und zugleich aufgeregt, ungeduldig und voller Erwartung. In froher Erwartung lieber Gäste oder allein für uns. Wir alle kommen zu dir auf der Suche nach dem Zauber der Weihnacht, nach seiner Bedeutung und seinem Sinn. Wir bitten dich: Lass es Weihnachten werden in uns, in unseren Familien und Häusern. 28
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Lass uns den Weg in den Stall von Bethlehem finden, zu dem Kind in der Krippe, in dem du uns nahe kommst, in dem du uns deine Liebe schenkst, in dem du uns erlöst und befreist. Amen
Verkündigung LESUNG DES WEIHACHTSEVANGELIUMS (Lukas 2,1–20) Es begab sich aber zu der Zeit, dass ein Gebot von dem Kaiser Augustus ausging, dass alle Welt geschätzt würde. Und diese Schätzung war die allererste und geschah zur Zeit, da Quirinius Statthalter in Syrien war. Und jedermann ging, dass er sich schätzen ließe, ein jeder in seine Stadt. Da machte sich auf auch Josef aus Galiläa, aus der Stadt Nazareth, in das jüdische Land zur Stadt Davids, die da heißt Bethlehem, weil er aus dem Hause und Geschlechte Davids war, damit er sich schätzen ließe mit Maria, seinem vertrauten Weibe; die war schwanger. Und als sie dort waren, kam die Zeit, dass sie gebären sollte. Und sie gebar ihren ersten Sohn und wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe; denn sie hatten sonst keinen Raum in der Herberge. Und es waren Hirten in derselben Gegend auf dem Felde bei den Hürden, die hüteten des Nachts ihre Herde. Und der Engel des Herrn trat zu ihnen, und die Klarheit des Herrn leuchtete um sie; und sie fürchteten sich sehr. Und der Engel sprach zu ihnen: Fürchtet euch nicht! Siehe, ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird; denn euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus, der Herr, in der Stadt Davids. Und das habt zum Zeichen: ihr werdet finden das Kind in Windeln gewickelt und in einer Krippe liegen. Und alsbald war da bei dem Engel die Menge der himmlischen Heerscharen, die lobten Gott und sprachen: Ehre 29
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sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden bei den Menschen seines Wohlgefallens. Und als die Engel von ihnen gen Himmel fuhren, sprachen die Hirten untereinander: Lasst uns nun gehen nach Bethlehem und die Geschichte sehen, die da geschehen ist, die uns der Herr kundgetan hat. Und sie kamen eilend und fanden beide, Maria und Josef, dazu das Kind in der Krippe liegen. Als sie es aber gesehen hatten, breiteten sie das Wort aus, das zu ihnen von diesem Kinde gesagt war. Und alle, vor die es kam, wunderten sich über das, was ihnen die Hirten gesagt hatten. Maria aber behielt alle diese Worte und bewegte sie in ihrem Herzen. Und die Hirten kehrten wieder um, priesen und lobten Gott für alles, was sie gehört und gesehen hatten, wie denn zu ihnen gesagt war. LIED
Der Heiland ist geboren (EG 49,1–3)
ANSPRACHE Mit Maria und Josef auf die Suche nach einer Herberge Wir machen uns heute Abend wieder auf die Suche nach Weihnachten, nach seiner Bedeutung und nach seinem Zauber. Bei dieser Suche kramen wir in unseren Erinnerungen, erinnern uns an die Zeit vor vielen Jahren, als wir noch mit staunenden Kinderohren der Weihnachtsgeschichte lauschen konnten und mit Kinderaugen den Lichterbaum ansahen. Wir erinnern uns bei der Suche nach der Weihnacht immer auch der eigenen Kindheit, in der uns die weihnachtliche Geschichte noch ganz unmittelbar ansprach. So unmittelbar wie in der Kindheit erleben wir Weihnachten wohl kaum mehr. Denn für die Kinder ist der Weihnachtsabend wirklich hochheilig und zugleich ganz irdisch. Und damit begreifen sie das Wesentliche an Weihnachten, das Göttliche und das Menschliche: Gottes Sohn wird als Mensch geboren. Lassen Sie uns heute Abend bei unserer Suche nach der Weihnacht aufmachen mit Maria und Josef. Auch sie waren auf der Suche an diesem Abend vor vielen, vielen Jahren. Das Gebot des Kaisers Augustus hatte sie auf die Straße getrieben. Sie mussten sich mitten im Winter aufmachen nach Bethlehem, sich registrie30
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ren lassen von den Steuereintreibern des Kaisers. Es war ein schwerer, mühseliger Weg hinauf in die judäischen Berge, noch dazu im Winter. Besonders für Maria war der Weg beschwerlich, war sie doch hochschwanger und erwartete ihr erstes Kind. Die Glieder wurden bleischwer. Immer wieder musste sich die junge Frau ausruhen. So gelangte das Paar erst am Abend in die Stadt Bethlehem. Die Herbergen waren längst überfüllt. Josef musste lange suchen, bis er eine Unterkunft fand, in der er mit seiner Verlobten über Nacht bleiben konnte. Doch trotz langen Suchens hatte Josef keinen heimeligen, keinen wirtlichen Ort gefunden. Wie gerne hätte er ein Zimmer in einer der Herbergen gemietet, weil sich ja auch die Geburt des Kindes immer deutlicher ankündigte. Aber zuletzt waren Maria und Josef froh, wenigstens einen Stall gefunden zu haben. Sie hatten hier einen geschützten Raum, der ein wenig Wärme bot und ein Dach über dem Kopf. Vielleicht geht es ja dem einen oder der anderen unter uns in diesen Tagen ganz ähnlich wie Maria und Joseph. Vielleicht sind Sie ja auch auf der Suche nach einem wirtlichen Ort, um dort Weihnachten zu feiern. Vielleicht treibt Sie die Frage um, ob Sie für diese Tage eine Herberge finden bei den Kindern, bei Freunden, in der Verwandtschaft. Manchmal ist es gar nicht leicht, an Weihnachten unterzukommen und manch einer muss ganz ähnlich wie Maria und Josef mit einer Absage rechnen und Weihnachten ganz alleine verbringen. Auf der Suche nach der Weihnachtsfreude Aber auch diejenigen, die Weihnachten ganz traditionell im Kreis der Familie feiern, sind auf der Suche nach der eigentlichen Weihnacht. Wir alle wissen darum, dass sich der Zauber des Heiligen Abends nicht jedes Jahr finden lässt. Wir wurden sicher schon alle in den vergangenen Jahren hin und wieder enttäuscht, wenn sich diese besondere Weihnachtsstimmung nicht einstellen wollte, die wir aus unseren Kindertagen kennen. An manchem Abend flossen am Ende sogar Tränen. In diesem Jahr soll das nicht so sein. Diesmal soll es schön und stimmungsvoll werden am Heiligen Abend. Deshalb machen wir uns auf die Suche nach der Weihnacht, wollen das Besondere dieser Nacht erhaschen. 31
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Maria und Josef umhüllte damals der weihnachtliche Glanz, obwohl sie nur in einem Stall untergekommen waren. Maria bekam ihr erstes Kind und gab ihm den Namen Jesus. Sie wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe. Maria und dann auch Josef wurden von einer unbändigen Freude umfangen. Der unwirtliche Ort war bald vergessen über der Geburt dieses besonderen Kindes. Die Engel des Himmels und die Hirten als Vertreter der Erdenwelt stimmten an dieser ersten Weihnacht ein in das Lob Gottes. Denn dieses Kind in der Krippe sollte der Heiland der Welt sein. In dem Kind, das im unwirtlichen Stall zur Welt kam, schenkt sich Gott für uns her. Das Jesuskind ist das Geschenk aller Geschenke auch am heutigen Weihnachtsabend. Es ist der Grund, warum wir Weihnachten feiern und uns an diesem Tag gegenseitig beschenken. Wenn wir uns heute auf die Suche nach Weihnachten machen, dann spielen die Geschenke natürlich auch eine wichtige Rolle. Zur Weihnachtsfreude gehört auch die Freude über die Bescherung und eine vielleicht gänzlich unerwartete Gabe. Und das soll an Weihnachten auch so sein. Jedes Geschenk ist ein Hinweis auf das Kind in der Krippe, in dem Gott seine Liebe verschenkt. Ich wünsche es Ihnen allen und allen Menschen in dieser Stadt, dass Sie am heutigen Abend recht beschenkt werden und sich über Ihre Geschenke von Herzen freuen können. Geschenke gehören zu Weihnachten nun einmal dazu und das ist gut so. Aber auf der Suche nach der Weihnacht sollten wir nicht bei der Bescherung stehen bleiben. Um das Besondere an der Heiligen Nacht zu entdecken, sollten wir uns auf den Weg machen in den Stall und zur Krippe. Die großen und kleinen Geschenke werden wir dort nicht finden. Die gibt es in den warmen Häusern und in den gemütlichen Wohnzimmern. Aber um Weihnachten zu finden, müssen wir den Weg noch weiter gehen, so wie Maria und Josef, die ja eben keinen Platz fanden in den überfüllten Häusern in Bethlehem. Damit es recht Weihnachten werden kann, müssen wir den Weg zum Stall finden. Den Weg in den Stall von Bethlehem finden Denn auch die ausgiebigste Bescherung kann nicht alle Wünsche erfüllen. Neben den ganz realen Wünschen gibt es auch solche, 32
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die gar nicht in Erfüllung gehen können. Wünsche, die zu teuer sind, als dass sie die Eltern sich leisten können. Oder es gibt den sehnlichen Wunsch zweier Kinder, das Weihnachtsfest zusammen mit dem kürzlich verstorbenen Vater feiern zu können. Wie viele Kinder werden sich wünschen, den Heiligen Abend zusammen mit beiden Eltern zu feiern, auch wenn die sich getrennt haben? Oder es gibt den Wunsch, dass ein lieber Mensch doch wenigstens am Weihnachtsabend das Krankenhaus verlassen darf, dass man diesen Abend nicht allein verbringen muss. Vielleicht gibt es auch den Wunsch, dass die alte, sich nach Erlösung sehnende Frau endlich sterben kann. Solche Wünsche passen nicht so recht in die erleuchteten Wohnhäuser oder Herbergen. Solche Wünsche bleiben deshalb lieber unausgesprochen, fest verschlossen im Herzen. Wem am Weihnachtsabend solche Wünsche durch den Sinn gehen, der hat sich in Gedanken schon auf den Weg gemacht hin zum Stall, zur Krippe. Denn an der Krippe, da darf man diese Wünsche ganz laut sagen, ohne Angst, anderen damit das Fest zu verderben. Im Stall, da darf man auch diese Wünsche haben, die schweren Anliegen, die kein Mensch erfüllen kann. Im Stall brauchen wir sie nicht verschweigen oder in einem verborgenen Winkel des Herzens verstecken. Wenn wir auf der Suche nach Weihnachten den Weg weitergehen bis zum Stall von Bethlehem, da dürfen wir auch diese Gedanken haben, dürfen sie abgeben. Ich wünsche uns allen das Wissen um diesen Stall, in dem der Heiland zur Welt kommt. Und ich wünsche uns allen, dass wir an diesem Abend den Weg in den Stall finden, ob allein für uns oder im Kreis der Familie. Wer dann das Kind in der Krippe gefunden hat, kann sich getrost wieder aufmachen und umkehren in die weihnachtlich erleuchtete Stube. LIED
Ich steh an deiner Krippen hier (EG 37,1–4)
MEDITATION UND ENTZÜNDEN DER KERZEN Wir haben am Eingang Kerzen verteilt, die wir jetzt ausgehend vom Altar entzünden wollen, entzünden an einem Licht, das selbst viele Stationen vorher in Bethlehem als Friedenslicht entzündet wurde. 33
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Ich bitte Sie, dieses Licht weiterzugeben an Ihre Nachbarn in den Reihen. Wenn Sie mögen, können Sie am Ende des Gottesdienstes das Licht aus der Kirche nach Hause tragen und damit Ihren Weihnachtsbaum entzünden. Als Zeichen dafür, dass das Licht von der Krippe in die ganze Welt hinaus strahlt. MUSIK GEBET Gott, wir danken dir, der du wohnst in einem unauslöschlichen Licht, wir danken dir, dass du dich aufmachst, um mit deinem Licht auch zu uns zu kommen. Du lässt uns nicht allein im Dunkel der Welt und willst bei uns sein für alle Tage. Du wurdest ein ohnmächtiger Gott, wohntest in dem Kind, das im Stall zu Bethlehem geboren wurde. Du bist ein freundlicher Gott, der in einem jedem von uns wohnt als Keim und geheimnisvolle Mitte. Gott wir danken dir, dass du im Stall von Bethlehem das Licht aller Lichter aufgehen ließest, das auch unsere Nacht bescheint. Wir danken dir, dass dieses Licht wie ein Stern vor uns herzieht, uns den Weg weist und die Richtung zeigt. Wir danken dir für das Licht der Weihnacht, das uns heimleuchtet, heim zu dir, heim in ein neues Leben, heim zu uns selbst. Amen LIED
Nun singet und seid froh (EG 35)
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Gebet und Segen FÜRBITTEN Heiliger Gott, wir machen uns heute wieder auf die Suche nach der wahren Weihnacht, nach dem Licht, das von der Krippe ausgeht. Wir danken dir, dass du uns deinen Sohn geschenkt hast, den König aller Könige und Heiland der Welt. Er wurde nicht in einem Palast geboren, sondern kam in einem armseligen Stall zur Welt. Hilf uns, den Weg in diesen Stall zu finden, zu dem Licht der Welt. Lass uns in dem Kind in der Krippe dich erkennen, der du auch zu uns kommst, damit wir aufleben, von innen heraus, damit wir froh werden, unsere Nächsten erfreuen und dich loben. Hilf auch den Einsamen und Kranken, den Trauernden und Leidenden den Weg in den Stall und zur Krippe finden, dass sie dort aufgerichtet und getröstet werden. Zeige auch denen den Weg in den Stall von Bethlehem, die sich auf den heutigen Abend nicht freuen können, zu denen, die heute kein einziges Geschenk bekommen. Und weise auch den Fröhlichen und Glücklichen den Weg zur Krippe, damit das Licht deines Sohnes auch bei ihnen leuchtet. Lass das Licht der Weihnacht alle Dunkelheit durchdringen und alle Finsternis erhellen, damit sich die Weihnachtsfreude in uns und aller Welt ausbreite. In der Stille sagen wir Gott, was uns bewegt am heutigen heiligen Abend: STILLE
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VATER UNSER MUSIK SEGEN LIED
O du fröhliche (EG 44)
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Zwischen den Welten Gottesdienst in der Epiphaniaszeit zum Symbol der getrennten Welten
Eingang MUSIK EINSTIMMUNG Ich begrüße Sie herzlich zu diesem Gottesdienst in der Epiphaniaszeit. Wir denken heute daran, dass Jesus Christus in die Welt gekommen ist, um Himmel und Erde einander näher zu bringen. Er ist wie ein Licht, das weit über die Grenzen hinaus scheint, die wir in unserer Welt aufgebaut haben und immer wieder aufbauen. Er ist nicht nur der Messias seines Volkes geworden, sondern darüber hinaus auch der Heiland für alle Welt. Deshalb sind auch wir aufgerufen, die Grenzen zu überwinden, die in unserem Land bestehen zwischen den Angehörigen verschiedener Volksgruppen und Religionen, aber auch zwischen Jung und Alt, zwischen Arm und Reich. LIED
Jesus ist kommen, Grund ewiger Freude (EG 66,1–2.7–8)
PSALM 13910 Ach Gott, du siehst mein Herz. Du kennst mich. Wie schön, dass du mir nahe bist und ich geborgen bin in dir. Du siehst meine Sorge und Angst. Du siehst alle meine Fluchtwege,
10 Stephan Goldschmidt: Kasualgottesdienste mit Symbolen, 22.
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du hörst alle meine Ausflüchte, mit denen ich mein Herz verbergen will. Du siehst mich, wenn ich träume von großen Dingen, die ich tun will, und wenn ich versage, statt das Notwendige zu tun. Keinen Schritt, den ich gehe, den du nicht begleitest. Kein Wort, das ich spreche, das du nicht hörst, ehe es laut wird. Wie in zwei großen Händen hältst du mich. Ich bin geborgen wie ein Vogel im Nest. Ach Gott, du siehst mein Herz. Du kennst mich. Wie schön, dass du mir nahe bist und ich geborgen bin in dir. KYRIE In Jesus begegnet uns die Liebe Gottes, die alle Grenzen überschreitet. Doch wir sind oft nicht fähig, dieser Liebe gemäß zu leben und auf die zuzugehen, die anders sind als wir. Wir bitten Gott, dass er unsere Herzen weit macht, damit wir den Menschen über innere und äußere Grenzen hinweg in Offenheit begegnen. LIEDRUF Und dennoch sind da Mauern zwischen Menschen, und nur durch Gitter sehen wir uns an (EG 610,311)
11 EG 663,3 im Regionalteil der Ev. Kirche im Rheinland, der Ev. Kirche von Westfalen und der Lippischen Landeskirche sowie der Ev.-reformierten Kirchen in Bayern und Nordwestdeutschland. EG 638, 3 im Regionalteil der Ev.Lutherischen Kirchen in Bayern und Thüringen. EG 623, 3 im Regionalteil der Nordelbischen Evangelisch-Lutherischen Kirche. EG 653, 3 im Regionalteil der Ev. Landeskirche in Baden und der Ev. Kirche der Pfalz.
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GLORIA „Es werden kommen von Osten und von Westen, von Norden und von Süden, die zu Tisch sitzen werden im Reich Gottes.“ Jesus überwindet die unterschiedlichen Welten, in denen wir Menschen manchmal leben. Er eint, was unversöhnlich sich gegenübersteht. Darum gibt es keine Grenzen zwischen denen, die zu Gott gehören. Wir können vertrauensvoll aufeinander zugehen und von der Liebe Gottes singen: LIEDRUF Alle Menschen auf der Welt fangen an zu teilen (EG 637,212) GEBET Himmlischer Vater, du hast Jesus Christus in unsere Welt gesandt, damit er deine Liebe bezeuge, die über alle Grenzen hinweg gilt. In ihm können wir sehen und spüren, dass du dein Heil allen Menschen zugedacht hast, den Großen und den Kleinen, den Starken und den Schwachen. Wir bitten dich: Mach uns deinem Sohn ähnlich, der zum Bruder aller Menschen geworden ist, und der mit dir und dem Heiligen Geist lebt und wirkt in Ewigkeit. Amen SCHRIFTLESUNG (Johannes 4,5–14) Da kam Jesus in die Nähe der Stadt Sychar in Samaria. Weil er nun müde war von der Reise, setzte er sich nieder an den Brunnen, den Jakob einst gegraben hatte. Als es ungefähr zwölf Uhr mittags war, kam eine Frau aus 12 EG 633, 2 im Regionalteil der Ev. Landeskirche in Baden und der Ev. Kirche der Pfalz.
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Samaria, um Wasser zu schöpfen. Und Jesus sprach zu ihr: „Gib mir zu trinken!“ Seine Jüngerinnen und Jünger waren nämlich in die Stadt gegangen, um Essen zu kaufen. Da sprach die Frau aus Samaria zu ihm: „Du bittest mich um etwas zu trinken, der du ein Jude bist und ich eine samaritanische Frau?“ – Jüdische und samaritanische Menschen haben nämlich keine Gemeinschaft miteinander. Jesus antwortete und sprach zu ihr: „Wenn du das Geschenk Gottes kennen würdest und wer der ist, der zu dir sagt: ‚Gib mir zu trinken!‘, du bätest ihn, und er gäbe dir lebendiges Wasser.“ Da sprach die Frau zu ihm: „Herr, du hast doch nichts, womit du schöpfen könntest, und der Brunnen ist tief; woher hast du denn lebendiges Wasser? Bist du etwa größer als unser Vater Jakob, der uns diesen Brunnen gab und selbst aus ihm trank und auch seine Kinder und sein Vieh?“ Jesus antwortete und sprach zu ihr: „Alle, die von diesem Wasser trinken, werden wieder durstig; die aber von dem Wasser trinken, das ich ihnen gebe, werden bis in Ewigkeit nicht mehr durstig sein, sondern das Wasser, das ich ihnen gebe, wird in ihnen zu einer Quelle sprudelnden Wassers für das ewige Leben.“ GLAUBENSBEKENNTNIS
Verkündigung LIED
Jesu, meine Freude (EG 396,1–3.6)
ANSPRACHE Wie aus einer anderen Welt „Ich glaube, du lebst in einer anderen Welt“ – wo diese Worte fallen, können wir ahnen: Hier treffen zwei völlig unterschiedliche Menschen aufeinander, denen es nicht gelingt, sich auf einer Ebene zu unterhalten. Schlimmer noch, mit diesen Worten wird der Kontakt zwischen ihnen abgebrochen. Ein Gesprächspartner hat resigniert und stellt fest, dass sich eine weitere Unterhaltung nicht mehr lohnt. 40
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In der Erzählung von der Frau am Jakobsbrunnen treffen nun tatsächlich zwei unterschiedliche Welten aufeinander, die Welt des Juden Jesus und die Welt der samaritanischen Frau. Die Welt dessen, von dem wir glauben, dass Gott durch ihn spricht, kommt in Kontakt mit der Welt einer niedergeschlagenen Frau, deren Sehnsucht nach einem Leben voller Liebe und Geborgenheit sich nicht zu erfüllen scheint. Aber die Gegensätze dieser unterschiedlichen Welten werden im Laufe der Begegnung überwunden. In der Hitze des Tages Die Mittagshitze lag träge über den Feldern in der Provinz Samaria. Da trat eine Frau heraus aus den schattigen Gassen des Dorfes Sychar und ging mitten in der prallen Sonne auf den Brunnen zu, den der Legende nach der Erzvater Jakob einst gegraben haben soll. Es war ganz und gar ungewöhnlich, dass eine Frau um diese Zeit zum Wasserschöpfen ging, als die Sonne ihren höchsten Stand erreicht hatte und die Hitze unerträglich geworden war. Den langen Weg vom Dorf zum Brunnen und den beschwerlichen Rückweg mit dem gefüllten Wasserkrug machte man eher in den kühlen Stunden des Tages. Wer zur Mittagszeit an den Brunnen kam, tat das nicht ohne Grund. Wir können aus dem weiteren Gang der Erzählung erahnen, warum die Frau aus der Provinz Samaria dies tat. Sie mied die Begegnung mit den anderen Frauen des Dorfes, weil die über sie tuschelten und tratschten. Sie konnte und wollte das nicht mehr mit ansehen. Wenn zwei oder mehr Frauen in ihrer Gegenwart leise und verstohlen miteinander redeten, malte sie sich unwillkürlich aus, worum es ging. Sie war fünfmal verheiratet gewesen und fünfmal hintereinander hatten ihre Männer ihr einen Scheidungsbrief ausgestellt und sie aus dem Haus gejagt. Nach jeder Scheidung waren die Stimmen lauter geworden, wann sie denn endlich zur Vernunft kommen, aus ihren Fehlern lernen würde. Und nun, als sie mit einem Mann ohne Trauschein zusammenlebte, also ihre alten Fehler nicht mehr wiederholte, da passte es den anderen wieder nicht. Wie eine Ausgestoßene kam sie sich vor, vor allem in der Nähe anderer Frauen. Sie fühlte sich von ihren Blicken gedemütigt. Weil sie das nicht mehr ertragen 41
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konnte, holte sie ihr Wasser in der Mittagshitze, wenn sonst niemand zum Brunnen kam. Die Begegnung mit Jesus Heute allerdings war es anders. Am Brunnenrand stand ein Mann, das konnte die Samariterin schon von weiten sehen. Er kam nicht von hier, das ahnte sie, je mehr sie sich dem Brunnen näherte. Er war anders gekleidet und sein Haar und sein Bart waren anders geschnitten, als es bei den Männern üblich war, die in der Provinz Samaria lebten. Die Juden und die Samariter lebten in unterschiedlichen Welten. Die Juden gingen den Samaritern aus dem Wege, wenn das möglich war, denn sie verachteten sie. Sie glaubten zwar an den gleichen Gott, doch die Juden verehrten ihn im Tempel in Jerusalem, die Samariter auf ihrem heiligen Berg Garizim. Ohne ein Wort zu sagen, ging die Frau zum Brunnen und ließ den Wassereimer hinunter. Es war ihr egal, ob der Mann, der dabeistand, sie verächtlich betrachten würde. Sie war ja die Blicke ihrer Nachbarn gewohnt, die sie von oben herab musterten. Langsam zog sie den gefüllten Eimer herauf und füllte das kühle Wasser in ihren Krug. Da sprach sie der fremde Mann an: „Gib mir etwas zu trinken!“ Die Frau erschrak über die Worte und fragte ungläubig: „Du bittest mich um Wasser, der du ein Jude bist und ich eine Frau aus dem verachteten Stamm der Samariter?“ Jesus lässt es nicht zu, dass sich zwei Welten unversöhnlich und feindlich gegenüber stehen. Sein göttlicher Auftrag ist doch, die Welten miteinander zu versöhnen, Frieden und Gemeinschaft zu stiften. Und so überbrückt er auch hier den Gegensatz, der zwischen ihm als Juden und der samaritanischen Frau herrschen müsste. Aber für die Frau am Jakobsbrunnen ist es überraschend und ein wenig erschreckend, dass Jesus die zwei getrennten Welten durch seine Worte miteinander verbindet. Eine Bitte um lebendiges Wasser „Wenn du wüsstest, wer ich bin, dann hättest du den ersten Schritt getan, um die Grenzen zwischen diesen Welten zu überschreiten“, sagt Jesus. „Dann hättest du mich um lebendiges Wasser gebeten!“ Doch die Frau verstand Jesus nicht. Wie sollte er ihr Wasser geben können, obwohl er nichts hatte, mit dem er 42
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das Wasser schöpfen konnte? Es brauchte seine Zeit, bis die Frau die Worte Jesu begreifen konnte. Ihre Welten waren ja völlig verschieden. Doch dann gewinnt sie eine Ahnung davon, dass Jesus nicht von dem Brunnenwasser spricht, sondern von dem Wasser, das ein Bild ist für gelingendes Leben. Und so beginnt sie, vorsichtige Schritte zu gehen, auf diese andere Welt zu, die ihr in Jesus begegnet. Sie versucht zu verstehen, wer dieser Mann ist: „Bist du etwa größer als unser Vater Jakob, der uns diesen Brunnen gab? Kann dein Wasser meinen Durst löschen, meinen Hunger nach Leben, nach Liebe und Geborgenheit?“ Und Jesus antwortet ihr: „Das Wasser dieses Brunnens löscht den Durst nur für ein paar Stunden. Das Wasser, von dem ich rede, ist anders. Wer es trinkt, der wird keinen Durst mehr spüren für alle Ewigkeit. Dieses Wasser wird in ihm sein wie ein Quelle, die in ihm immer neues Wasser hervorbringt.“ „Dann gib mir dieses lebendige Wasser, von dem du sprichst!“ Solches Wasser könnte die Frau am Brunnen gebrauchen! Wenn sie nur eine solche Quelle besäße, die ihren Durst für immer stillen würde, dann könnte sie ein für allemal aufhören, den beschwerlichen Weg zum Brunnen unter die Füße zu nehmen. Sie müsste sich auch nicht mehr den Blicken aussetzen, die sie hinter den Fenstern vermutete, wenn sie in der Hitze des Tages zum Brunnen ging. Sie könnte zuhause bleiben und sich den unangenehmen Begegnungen entziehen. Zum Leben aufgerichtet Aber damit wäre der Frau letztlich nicht geholfen, ihr Problem wäre nur vordergründig gelöst. Es bliebe weiter dabei, dass sie in der Welt ihres Dorfes eine Ausgestoßene wäre. Jesus hatte auch nicht solches Wasser im Sinn, das nur den Weg zum Brunnen überflüssig machte. Das Wasser, von dem Jesus redete, hatte eine andere Qualität. Das Wasser, das er geben will, wäscht auch die dunkelste Vergangenheit rein. Solches Wasser schenkt einen Neubeginn und macht ein Dasein möglich, das sich für andere hingeben kann. Solches Wasser schenkt das Glück der Gemeinschaft und versöhnt, was bisher getrennt war. Und vor allem gibt es Anteil an Jesus Christus, macht bereit für das ewige Leben. Dieses 43
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Wasser brauchte die Frau am Jakobsbrunnen. Es ist Wasser im übertragenen Sinne, ist ein Bild für den Glauben an den barmherzigen Gott, zu dem wir durch das Wasser der Taufe gehören. Es braucht seine Zeit, bis die Frau das zu begreifen beginnt. Aber am Ende der Erzählung findet sie diesen Glauben und zugleich findet sie wieder zurück in die Welt der Frauen und Männer ihres Dorfes. War sie auf dem Weg zum Brunnen noch jeder Begegnung ausgewichen, so konnte sie nach der Begegnung mit Jesus nicht laut genug rufen und allen von dem Mann berichten, der die Grenzen überwindet. Auf einmal war auch sie verändert und konnte nun selbst die unsichtbare Grenze überschreiten zwischen ihrer Welt und der Welt der anderen. In der Begegnung mit Jesus wurde die Frau am Jakobsbrunnen geheilt von ihrem Misstrauen gegen die anderen. Sie wurde befreit von der Angst, die sie niedergedrückt hatte. Sie konnte den Menschen offen in die Augen schauen. Denn in Jesus hatte sie die Liebe Gottes erfahren, hatte sich angenommen gefühlt und eine neue Lebensperspektive ergriffen. Und so zeigt sich an der Frau am Jakobsbrunnen die Kraft der Liebe. Sie kann Welten miteinander versöhnen, wie unterschiedlich sie auch sein mögen. LIED
Ich lobe meinen Gott, der aus der Tiefe mich holt, damit ich lebe (EG 63813)
Gebet und Segen FÜRBITTEN 1. Sprecher(in): Guter Gott, wir danken dir, dass du deinen Sohn zu uns gesandt hast, 13 EG 585 im Regionalteil der Ev.-Lutherischen Kirchen in Niedersachsen und der Bremischen Ev. Kirche. EG 673 im Regionalteil der Ev. Kirche im Rheinland, der Ev. Kirche von Westfalen und der Lippischen Landeskirche sowie der Ev.-reformierten Kirchen in Bayern und Nordwestdeutschland und der Ev.-altreformierten Kirche in Niedersachsen. EG 615 im Regionalteil der Ev.-Lutherischen Kirchen in Bayern und Thüringen. EG 611 im Regionalteil der Ev. Landeskirche in Württemberg. EG 628 im Regionalteil der Ev. Landeskirche in Baden und der Ev. Kirche der Pfalz.
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2. Sprecher(in):
1. Sprecher(in):
2. Sprecher(in):
1. Sprecher(in):
2. Sprecher(in):
damit er stärke, was gebeugt und niedergedrückt ist. Wir bitten dich für das Zusammenwachsen der Völker in unserer globalisierten Welt, dass nicht gegenseitiges Misstrauen das Miteinander prägt, sondern der Wille nach echter Verständigung. Wir bitten dich für die weltweite Ökumene. Lass die verschiedenen Kirchen und Konfessionen sich annähern, damit sie gemeinsam dein Heil verkündigen, das allen Menschen über alle Grenzen hinweg gilt. Wir bitten dich für die Menschen, die nicht teilhaben am Reichtum und wirtschaftlichen Erfolg unseres Landes, weil sie ohne Arbeit sind und sich deshalb ausgeschlossen fühlen. Stell ihnen Menschen zur Seite, die sie wertschätzen und achten. Lass sie deine Liebe spüren, die du allen Menschen schenkst. Wir bitten dich für ein Miteinander der verschiedenen Kulturen in unserem Land, für gegenseitige Achtung gerade wegen unserer Unterschiede. Hilf uns, gegenseitig aufeinander zuzugehen, dass wir nicht trennen, sondern verbinden. Wir bitten dich für uns, die wir mit dem Wasser des Lebens auf deinen Namen getauft sind, dass wir nicht hochmütig über andere urteilen, sondern uns ihnen in Liebe zuwenden. 45
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STILLE VATER UNSER LIED
Hevenu schalom alejchem (EG 433)
SEGEN MUSIK
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Das Gesicht hinter der Maske Abendgottesdienst zur Karnevalszeit zum Symbol der Maske
Eingang MUSIK BEGRÜSSUNG Karneval ist das Fest der Masken, wir tragen Masken, um freier feiern zu können, um uns zu verstecken, um eine andere Rolle auszuprobieren, eine versteckte Seite unserer Persönlichkeit zu zeigen, um wenigstens für eine kurze Zeit einen lang gehegten Traum zu leben. LIED
Bleib bei mir, Herr (EG 488,1–4)
PSALM 139 Du weißt, wie es um mich steht, Gott, und du kennst selbst meine geheimsten Gedanken. Ob ich sitze oder stehe, du weißt es und verstehst selbst meine dunkelsten Grübeleien. Ob ich gehe oder liege, du bist mir nahe und begleitest mich auf allen meinen Wegen. Du siehst meine Sorge und Angst. Du siehst alle meine Fluchtwege, du blickst hinter die Maske, die ich mir aufsetze. Du siehst mich, wenn ich träume von großen Dingen, die ich tun will, und wenn ich versage, statt das Notwendige zu tun. Keinen Schritt, den ich gehe, den du nicht begleitest. 47
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Kein Wort, das ich spreche, das du nicht hörst, ehe es laut wird. Du hast mich geschaffen im Leib meiner Mutter, du hast mich wunderbar und einzigartig gemacht. Mit deinen Augen hast du mich schon angesehen, als ich noch nicht geboren war, und meine Tage lagen schon vor dir wie ein aufgeschlagenes Buch. Bei dir kann ich deshalb sein, wie ich bin und kann die Maske abnehmen, hinter der ich mich verstecke. Du weißt, wie es um mich steht, Gott, und du kennst selbst meine geheimsten Gedanken. Wir loben Gott und singen: Ich lobe meinen Gott, der meine Tränen trocknet, dass ich lache. LIEDRUF Ich lobe meinen Gott, der meine Tränen trocknet, dass ich lache (EG 638,314) ANSPIEL 1. Sprecher(in): Ich halte eine Maske vor mein Gesicht, damit ich anderen gefalle. Ich schlüpfe in die Rolle, in der sie mich mögen, in der sie mich brauchen. Ich trage eine Maske, um meine Schwächen zu verbergen. Stimme aus dem Hintergrund: Du brauchst deine Maske, wenn du dazugehören willst. Sonst bist du langweilig und unwichtig. Ohne deine Maske kehren dir die anderen den Rücken zu. 14 EG 585,3 im Regionalteil der Ev.-Lutherischen Kirchen in Niedersachsen und der Bremischen Ev. Kirche. EG 673,3 im Regionalteil der Ev. Kirche im Rheinland, der Ev. Kirche von Westfalen und der Lippischen Landeskirche sowie der Ev.-reformierten Kirchen in Bayern und Nordwestdeutschland und der Ev.-altreformierten Kirche in Niedersachsen. EG 615,3 im Regionalteil der Ev.-Lutherischen Kirchen in Bayern und Thüringen. EG 611,3 im Regionalteil der Ev. Landeskirche in Württemberg. EG 628,3 im Regionalteil der Ev. Landeskirche in Baden und der Ev. Kirche der Pfalz.
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1. Sprecher(in): Was mache ich, wenn ich die Maske nicht mehr tragen will? Was mache ich, wenn ich die Rolle nicht mehr ertragen kann, die ich Tag für Tag spiele? Was mache ich, wenn ich nicht mehr stark genug bin? Werde ich dann nicht mehr gebraucht? Bin ich dann nichts mehr wert? 2. Sprecher(in): Ich halte eine Maske vor mein Gesicht, um meine Schwächen zu verbergen. Ich zeige nur meine gute, meine schöne Seite. Meine Schattenseiten gehen niemanden etwas an. Stimme aus dem Hintergrund: Du brauchst deine Maske, wenn du zu den Guten und Starken gehören willst. Sonst wirst du verlacht und verachtet. Ohne deine Maske will niemand etwas mit dir zu tun haben. 2. Sprecher(in): Was mache ich, wenn ich die Maske nicht mehr tragen kann? Was mache ich, wenn sich meine Schattenseiten nicht mehr verbergen lassen? Werde ich dann so akzeptiert, wie ich bin? 3. Sprecher(in): Ich halte eine Maske vor mein Gesicht, um meine Trauer zu verbergen. Mir ist oft zum Heulen, aber ich lächle lieber darüber hinweg. Ich will andere zum Lachen zu bringen, weil ich meine Traurigkeit selbst nicht ertragen kann. Stimme aus dem Hintergrund: Du brauchst deine Maske, wenn du deine Fassung nicht verlieren willst. Deine Tränen will niemand sehen, deine Trauer niemand aushalten. Ohne deine Maske bist du ganz allein.
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3. Sprecher(in): Was mache ich, wenn die Tränen durch die Maske hindurchscheinen, wenn das Lachen meine Trauer nicht mehr verdecken kann? Werde ich dann jemanden finden, der mich tröstet und annimmt, wie ich bin? LIED
Meine engen Grenzen (EG 58415)
Verkündigung TEXTLESUNG (Lukas 14,16–23) Jesus erzählte ein Gleichnis: Es war ein Mensch, der machte ein großes Abendmahl und lud viele dazu ein. Und er sandte seinen Knecht aus zur Stunde des Abendmahls, den Geladenen zu sagen: Kommt, denn es ist alles bereit! Und sie fingen an, sich zu entschuldigen, einer nach dem anderen. Der erste sprach zu ihm: Ich habe einen Acker gekauft und muss hinausgehen und ihn besehen; ich bitte dich, entschuldige mich. Und der zweite sprach: Ich habe fünf Gespanne Ochsen gekauft, und ich gehe jetzt hin, sie zu besehen; ich bitte dich, entschuldige mich. Und der dritte sprach: Ich habe eine Frau genommen; darum kann ich nicht kommen. Und der Knecht kam zurück und sagte das seinem Herrn. Da wurde der Hausherr zornig und sprach zu seinem Knecht: Geh schnell hinaus auf die Straßen und Gassen der Stadt und führe die Armen, Verkrüppelten, Blinden und Lahmen herein. Und der Knecht sprach: Herr, es ist geschehen, was du befohlen hast; es ist aber noch Raum da.
15 EG 600 im Regionalteil der Ev. Kirche im Rheinland, der Ev. Kirche von Westfalen und der Lippischen Landeskirche sowie der Ev.-reformierten Kirchen in Bayern und Nordwestdeutschland und der Ev.-altreformierten Kirche in Niedersachsen. EG 589 im Regionalteil der Ev. Kirche in Württemberg. EG 574 im Regionalteil der Ev. Kirche in Österreich.
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Und der Herr sprach zu dem Knecht: Geh hinaus auf die Landstraßen und an die Zäune und nötige sie hereinzukommen, dass mein Haus voll werde. STILLE ANSPRACHE Wer bin ich? Wer bin ich? Diese Frage mag den einen oder die andere unter uns umtreiben: Wer bin ich? Eine schwierige Frage. Ich kann sie kaum beantworten. Mein Leben hat zu viele Fassetten, als dass eine einfache Antwort ausreichen würde. Jede Antwort würde mich festlegen auf einen Bereich. Leichter lässt sich sagen, wer oder was ich nicht bin und aus welchen Bereichen eine Antwort zu kurz gegriffen ist. Das Gleichnis vom großen Abendmahl mag uns leiten, wenn wir nach einer angemessenen Antwort auf die Frage suchen, wer wir in Gottes Augen sind. Die Frage, wer wir sind, können wir beantworten, indem wir auf unsere Leistung oder unseren Beruf verweisen. Ich kann sagen, dass ich wichtig bin, weil das, was ich mache, wichtig ist. Ich bin wichtig, weil ich für andere Menschen eine Bedeutung habe. Natürlich kann ich mich mit meinem Beruf identifizieren oder mit meiner Leistung. Je höher ich auf der Karriereleiter klettere, desto wichtiger erscheine ich dann in meinen Augen. Und wenn ich hart arbeite, bin ich mit mir zufrieden. Ich bin mir sicher, dass eine solche Antwort zu kurz gegriffen ist. Ich bin nicht mit meinem Beruf oder meiner Leistung identisch. Denn dann bliebe von mir nichts mehr übrig, wenn ich meinen Beruf nicht mehr ausführen kann oder ich aus Altersgründen nicht mehr die Leistung eines 30-Jährigen erbringen kann. Und doch weiß ich, dass ich immer wieder in diese Falle tappe und mich über meine Leistung und meinen Beruf definiere. Das geschieht manchmal ganz subtil durch den Hinweis auf einen vollen Terminkalender, der meinem Gesprächspartner meine Bedeutung signalisieren soll. 51
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Bin ich der, für den die Leute mich halten? Damit sind wir schon bei der zweiten Möglichkeit, die Frage, wer wir sind, zu beantworten. Ich kann sagen, dass ich der bin, für den mich die Leute halten. Es ist klar, dass das auch eine Falle sein kann. Wenn ich mich nur mit meinem Image identifiziere, bleibt von den vielen Seiten meiner Persönlichkeit wenig übrig. Und vor allem macht es mich unfrei, den Erwartungen der anderen stets gerecht werden zu wollen. Ich muss dann dem Bild entsprechen, das die anderen von mir haben. Und doch gefällt mir ein Punkt an der Antwort, dass ich der bin, für den mich andere halten: Die Frage, wer ich bin, wird bezogen auf meine Beziehung zu anderen Menschen. Das ist sicherlich wahr. Die anderen können aus ihrem Abstand heraus an mir etwas erkennen, was ich selbst nicht wahrnehme. Ich glaube, wir kommen der Frage, wer wir sind, im Verhältnis zu vertrauten Menschen ganz nahe. Dort, wo wir die Maske fallen lassen können, die wir uns aufsetzen, um weniger verletzbar zu sein. Wer bin ich hinter der Maske? Wer bin ich? Wir haben diese Frage noch nicht beantworten können. Klar ist nur geworden, dass es mögliche Antworten gibt, die zu kurz greifen. Ich bin nicht mit meiner Leistung, meinem Beruf und meinem Image gleichzusetzen. Ähnliches gilt für den Besitz, die Kleidung und sogar für die Hilfe, die wir anderen Menschen geben. Wer sich nur über seine Hilfsbereitschaft identifiziert, kann süchtig nach Hilfe werden. Und dabei kann man sich selbst verlieren. Wer bin ich? Um dieser Frage nahe zu kommen, muss ich hinter die Maske schauen, die ich manchmal sogar trage, um mir selbst etwas vorzumachen. Ich darf mich selbst nicht täuschen lassen durch die Tricks, mit denen ich meiner Umwelt zu gefallen suche. Und wenn ich dann hinter die selbstsichere und starke Maske schaue, sehe ich dort an manchen Stunden mein armes, schwaches, verletzliches Ich. Wenn ich wissen will, wer ich wirklich bin, muss ich mir eingestehen, dass ich auch schwach bin. Schwach zu sein ist zwar ein unangenehmer Gedanke, den wir gerne verdrängen. Aber die Schwächen gehören zu mir wie meine Stärken. Manchmal liegen Stärke und Schwäche ganz dicht bei52
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einander wie bei denen, die zu dem großen Abendmahl geladen waren. Diejenigen, die etwas darstellten und deshalb auf der Gästeliste standen, waren doch zugleich arm, arm an Zeit. Und die Armen, die Lahmen und Blinden, die wenig zählen zu allen Zeiten, die ließen sich einladen und waren da, als es darauf ankam. In den Augen des Erzählers und in den Augen Gottes waren diese Leute wichtig, die sich dem Ruf zur Hochzeit nicht verschlossen haben. In Gottes Augen wertgeschätzt sein Aus dieser Perspektive bekommt die Frage danach, wer wir sind, einen ganz neuen Akzent: Wir sind das, was wir in Gottes Augen sind. Und in Gottes Augen zählen nicht die Werte und Unwerte, die zwischen uns Menschen gelten. Gott sieht nicht, was vor Augen ist, er fällt nicht auf die Maske herein, sondern sieht das Herz an. Und was er dort findet, das geht tiefer als alle unsere bisherigen Antworten auf die Frage, wer wir sind. Gott sieht in unser Herz und er findet dort bei jedem von uns die Fragen, die ungelebten Sehnsüchte, das, was wir durch eine Maske vor unseren Mitmenschen verborgen halten wollen. Aber – das verdeutlicht das Gleichnis vom großen Gastmahl – vor Gott müssen wir uns nicht verstecken. Wir dürfen vor ihm arm sein, blind oder lahm. Ihm können wir zeigen, wo wir nicht dem entsprechen, wie wir sein könnten oder wie wir sein wollen. Und wir müssen vor ihm nicht unsere Schwächen verstecken. Denn unsere Schwächen können bei Gott zu Stärken werden. Auch ohne Maske geliebt werden Das Gleichnis vom großen Abendmahl provoziert mich immer wieder neu. Denn ich trete ja auch immer wieder in die Falle, dass ich mich selbst nur dann gut fühle, wenn ich zu den Leuten gehöre, die selbstverständlich auf der Einladungsliste stehen. Doch dann sagt mir dieses Gleichnis: Du bist deshalb vor Gott nicht bedeutender oder besser. Gott liebt dich auch ohne die Maske des Erfolgreichen, auch ohne die Maske des netten Menschen, auch ohne die Maske des guten Christen. Wer bin ich hinter meinen Masken? Es gibt viele Masken, die sich schnell als solche herausstellen. Und dann gibt es Masken, die 53
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mit unserer Persönlichkeit eng verwoben sind, die von Kindheit an eingeübt sind. Beides brauchen wir in unserem Leben. Die Maske, um nicht jedem zu zeigen, wie es in uns momentan aussieht, und die Maske, um Sicherheit zu erhalten für den Alltag. Aber es tut gut, wenn wir die Masken fallen lassen und ablegen können, wenigstens hin und wieder. Ich habe vor einiger Zeit Kinder gefragt, wo wir die Masken abnehmen können. Ich will ihre interessanten Antworten als Schlusswort nennen: Wir können die Masken fallen lassen – vor Freunden – vor den Eltern – vor den Großeltern – vor dem Hund, der Katze – vor dem Kuscheltier – vor Gott Amen LIED
Herr, deine Liebe ist wie Gras und Ufer (EG 61016)
MEDITATION Immer wieder verbergen wir unser Gesicht hinter einer Maske. Wir tragen Masken, um zu gefallen, wir verstecken uns dahinter, um unser wirkliches Gesicht zu verbergen, um für andere nicht wie ein offenes Buch zu sein. Wir verstecken uns hinter Masken, um die Tränen, Ängste und Sorgen nicht zu zeigen, um nicht durchschaubar zu sein.
16 EG 663 im Regionalteil der Ev. Kirche im Rheinland, der Ev. Kirche von Westfalen und der Lippischen Landeskirche sowie der Ev.-reformierten Kirchen in Bayern und Nordwestdeutschland. EG 638 im Regionalteil der Ev.-Lutherischen Kirchen in Bayern und Thüringen. EG 623 im Regionalteil der Nordelbischen Evangelisch-Lutherischen Kirche. EG 653 im Regionalteil der Ev. Landeskirche in Baden und der Ev. Kirche der Pfalz.
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Wir tragen Masken, aus Angst verletzt zu werden, weil wir uns oft nicht mehr ohne sie auf die Straße trauen. Wir tragen Masken, weil wir uns an sie gewöhnt haben. Manchmal ist unser Gesicht wie zu einer Maske erstarrt, ist hart und leblos geworden. Dann ist es gut, wenn uns die Maske abgenommen wird oder wir in einem geschützten Raum unser Gesicht hinter der Maske zeigen. Dann gewinnt unser Gesicht wieder seine Lebendigkeit zurück, die erstarrten Züge werden wieder weich. Wir können mit unseren Händen über unser Gesicht fahren, nach den kalten Stellen spüren, die harten Kanten fühlen. Wenn wir mit allen Fingern von oben nach unten über unser Gesicht fahren, dann ist es, als ob wir unsere Maske abnehmen, als ob wir die Schminke abwischen, unter der wir unser Gesicht verbergen. Mit unseren Händen spüren wir die Lebendigkeit unseres Gesichtes, die weichen und die rauen Stellen. Wir fühlen, wie einzigartig und wunderbar uns Gott gemacht hat. Vor ihm können wir deshalb sein, wie wir sind, können die Masken abnehmen und unser Gesicht zeigen, wie es ist. LIED
Ich steh vor dir mit leeren Händen, Herr (EG 382)
Gebet und Segen GEBET (von Dietrich Bonhoeffer) Wer bin ich? Sie sagen mir oft, ich träte aus meiner Zelle 55
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gelassen und heiter und fest wie ein Gutsherr aus seinem Schloß. Wer bin ich? Sie sagen mir oft, ich spräche mit meinen Bewachern frei und freundlich und klar, als hätte ich zu gebieten. Wer bin ich? Sie sagen mir auch, ich trüge die Tage des Unglücks gleichmütig, lächelnd und stolz, wie einer, der Siegen gewohnt ist. Bin ich das wirklich, was andere von mit sagen? Oder bin ich nur das, was ich selbst von mir weiß? Unruhig, sehnsüchtig, krank, wie ein Vogel im Käfig, ringend nach Lebensatem, als würgte mir einer die Kehle, hungernd nach Farben, nach Blumen, nach Vogelstimmen, dürstend nach guten Worten, nach menschlicher Nähe, zitternd vor Zorn über Willkür und kleinlichste Kränkung, umgetrieben vom Warten auf große Dinge, ohnmächtig bangend um Freunde in endloser Ferne, müde und leer zum Beten, zum Denken, zum Schaffen, matt und bereit, von allem Abschied zu nehmen? Wer bin ich? Der oder jener? Bin ich denn heute dieser und morgen ein andrer? Bin ich beides zugleich? Vor Menschen ein Heuchler und vor mir selbst ein verächtlich wehleidiger Schwächling? Oder gleicht, was in mir noch ist, dem geschlagenen Heer, das in Unordnung weicht vor schon gewonnenem Sieg? Wer bin ich? Einsames Fragen treibt mit mir Spott. Wer ich auch bin, Du kennst mich, Dein bin ich o Gott. VATER UNSER
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LIED
Fürchte dich nicht, gefangen in deiner Angst (EG 61217)
SEGEN MUSIK
17 EG 595 im Regionalteil der Ev.-Lutherischen Kirchen in Niedersachsen und der Bremischen Ev. Kirche. EG 656 im Regionalteil der Ev. Kirche im Rheinland, der Ev. Kirche von Westfalen und der Lippischen Landeskirche sowie der Ev.-reformierten Kirchen in Bayern und Nordwestdeutschland. EG 630 im Regionalteil der Ev.-Lutherischen Kirchen in Bayern und Thüringen. EG 629 im Regionalteil der Ev. Landeskirche in Württemberg. EG 607 im Regionalteil der Nordelbischen Ev.-Lutherischen Kirche. EG 643 im Regionalteil der Ev. Landeskirche in Baden und der Ev. Kirche der Pfalz. EG 631 im Regionalteil der Ev. Kirche in Österreich.
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Mit den Grenzen des Möglichen leben Gottesdienst am Sonntag Invokavit zum Symbol der Grenze
Eingang MUSIK LIED
Zieh ein zu deinen Toren (EG 133,1–2)
BEGRÜSSUNG Wir feiern diesen Gottesdienst im Namen Gottes, der uns zur Freiheit geschaffen hat, im Namen des Sohnes, der gestorben ist, um uns zu befreien vom ewigen Tod, und im Namen des Heiligen Geistes, der uns über alle Grenzen hinweg verbindet. LIED
Die güldne Sonne voll Freud und Wonne (EG 449,1–3.8)
PSALM 91 1. Sprecher(in): Unter Gottes Schirm bin ich geborgen und unter dem Schutz des Allmächtigen bin ich wohl behütet. Er rettet mich, wenn der Jäger mich gefangen nimmt und heilt mich vor todbringender Krankheit. 2. Sprecher(in): Wie ein Vogel seine Jungen mit den Fittichen zudeckt, so kann ich in meiner Not zu ihm fliehen und finde Zuflucht unter seinen Flügeln. Gott ist mir wie ein Schild, der mich vor den Gefahren des Tages behütet und der mich schützt vor den Tücken der Nacht. 58
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1. Sprecher(in): Unter Gottes Schirm bin ich geborgen und unter dem Schutz des Allmächtigen bin ich wohl behütet. Er hat seinen Engeln befohlen, dass sie mich behüten auf allen meinen Wegen. 2. Sprecher(in): Sie werden mich auf ihren Schwingen tragen, damit mein Fuß nicht an Steine stößt. Deshalb werden mir die wilden Tiere nicht gefährlich und die Schlange werde ich niedertreten. 1. Sprecher(in): Unter Gottes Schirm bin ich geborgen und unter dem Schutz des Allmächtigen bin ich wohl behütet. Deshalb lasst uns lobsingen: LIEDRUF Ich lobe meinen Gott von ganzem Herzen (EG 272) KYRIE Unser Leben ist begrenzt – in mancherlei Hinsicht. Wir klagen dir, Gott, dass unsere Fähigkeiten begrenzt sind und unsere Möglichkeiten an Grenzen stoßen. Wir klagen dir, wo wir uns nicht in Freiheit entfalten können oder konnten und unsere Anliegen immer wieder ausgegrenzt wurden. Wir klagen dir, dass der Tod unserer Lebenszeit ein Ende setzt. LIEDRUF Sprich du das Wort, das tröstet und befreit (EG 382,3) GEBET Guter Gott, wir kommen heute zu dir, wir kommen, wie wir sind, mit unseren Fähigkeiten und unseren Grenzen. Wir kommen zu dir, damit du auch zu uns kommst und uns durch deinen Heiligen Geist 59
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über alle Grenzen hinweg miteinander verbindest. Wir kommen zu dir, damit du zu uns sprichst in deinem Wort, das wir hören, in den Liedern, die wir singen und in den Gebeten, die wir sprechen. Amen
Verkündigung LESUNG (1. Mose 3,1–19) 1. Sprecher(in): Aber die Schlange war listiger als alle Tiere auf dem Felde, die Gott der Herr gemacht hatte, und sprach zu dem Weibe: 2. Sprecher(in): „Ja, sollte Gott gesagt haben: ihr sollt nicht essen von allen Bäumen im Garten?“ 1. Sprecher(in): Da sprach das Weib zu der Schlange: 3. Sprecher(in): „Wir essen von den Früchten der Bäume im Garten; aber von den Früchten des Baumes mitten im Garten hat Gott gesagt: Esset nicht davon, rühret sie auch nicht an, dass ihr nicht sterbet!“ 1. Sprecher(in): Da sprach die Schlange zum Weibe: 2. Sprecher(in): „Ihr werdet keineswegs des Todes sterben, sondern Gott weiß: an dem Tage, da ihr davon esset, werden eure Augen aufgetan, und ihr werdet sein wie Gott und wissen, was gut und böse ist.“ 1. Sprecher(in): Und das Weib sah, dass von dem Baum gut zu essen wäre und dass er eine Lust für die Augen wäre und verlockend, weil er klug machte. Und sie nahm von der Frucht und aß und gab ihrem Mann, der bei ihr war, auch davon, und er aß. Da wurden ihnen beiden die Augen aufgetan, und sie wurden gewahr, dass 60
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4. Sprecher(in): 1. Sprecher(in): 5. Sprecher(in):
1. Sprecher(in): 4. Sprecher(in):
1. Sprecher(in): 5. Sprecher(in): 1. Sprecher(in): 4. Sprecher(in): 1. Sprecher(in): 3. Sprecher(in): 1. Sprecher(in): 4. Sprecher(in):
sie nackt waren, und flochten Feigenblätter zusammen und machten sich Schurze. Und sie hörten Gott den Herrn, wie er im Garten ging, als der Tag kühl geworden war. Und Adam versteckte sich mit seinem Weibe vor dem Angesicht Gottes des Herrn unter den Bäumen im Garten. Und Gott der Herr rief Adam und sprach zu ihm: „Wo bist du?“ Und er sprach: „Ich hörte dich im Garten und fürchtete mich; denn ich bin nackt, darum versteckte ich mich.“ Und Gott sprach: „Wer hat dir gesagt, dass du nackt bist? Hast du nicht gegessen von dem Baum, von dem ich dir gebot, du solltest nicht davon essen?“ Da sprach Adam: „Das Weib, das du mir zugesellt hast, gab mir von dem Baum, und ich aß.“ Da sprach Gott der Herr zum Weibe: „Warum hast du das getan?“ Das Weib sprach: „Die Schlange betrog mich, so dass ich aß.“ Da sprach Gott der Herr zu der Schlange: „Weil du das getan hast, seist du verflucht, verstoßen aus allem Vieh und allen Tieren auf dem Felde. Auf deinem Bauche sollst du kriechen und Erde fressen dein Leben lang. Und ich will Feindschaft setzen zwischen dir und dem Weibe und zwischen deinem Nachkommen und ihrem Nach61
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1. Sprecher(in): 4. Sprecher(in):
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kommen; der soll dir den Kopf zertreten, und du wirst ihn in die Ferse stechen.“ Und zum Weibe sprach er: „Ich will dir viel Mühsal schaffen, wenn du schwanger wirst; unter Mühen sollst du Kinder gebären. Und dein Verlangen soll nach deinem Manne sein, aber er soll dein Herr sein.“ Und zum Manne sprach er: „Weil du gehorcht hast der Stimme deines Weibes und gegessen von dem Baum, von dem ich dir gebot und sprach: Du sollst nicht davon essen, verflucht sei der Acker um deinetwillen! Mit Mühsal sollst du dich von ihm nähren dein Leben lang. Dornen und Disteln soll er dir tragen, und du sollst das Kraut auf dem Felde essen. Im Schweiße deines Angesichts sollst du dein Brot essen, bis du wieder zu Erde werdest, davon du genommen bist. Denn du bist Erde und sollst zu Erde werden.“
STILLE GLAUBENSBEKENNTNIS LIED
Herr, deine Liebe ist wie Gras und Ufer (EG 61018)
18 EG 663 im Regionalteil der Ev. Kirche im Rheinland, der Ev. Kirche von Westfalen und der Lippischen Landeskirche sowie der Ev.-reformierten Kirchen in Bayern und Nordwestdeutschland. EG 638 im Regionalteil der Ev.-Lutherischen Kirchen in Bayern und Thüringen. EG 623 im Regionalteil der Nordelbischen Ev.-Lutherischen Kirche. EG 653 im Regionalteil der Ev. Landeskirche in Baden und der Ev. Kirche der Pfalz.
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ANSPRACHE Grenzen prägen unser Leben Können Sie sich noch an die innerdeutsche Grenze erinnern, die noch vor wenigen Jahren unser Land teilte? Sie trennte Landstriche und Orte, die bisher zusammen gehörten. Besonders erschütternd war, dass sich die Grenze durch die Stadt Berlin zog als eine unüberwindliche Mauer. Die Bilder von der Überwindung dieser Grenze werden wohl für alle unter uns unvergesslich bleiben. Nach einer repräsentativen Umfrage können sich die meisten Deutschen genau daran erinnern, wo sie waren und was sie gemacht haben, als sie die Nachricht hörten, dass die Mauer fiel. Tausende Menschen überquerten an diesem unvergesslichen Tag die Grenze, um in das Land zu gelangen, das dahinter lag und das sie Jahrzehnte lang nicht betreten durften. Grenzen sind wichtig für das Erringen oder Erkämpfen von Freiheit. Sie fordern uns heraus, sie zu überwinden oder zu verschieben. In der Pädagogik weiß man seit langem, dass Regeln oder feste Rituale wichtig sind für die Persönlichkeitsentwicklung. Im Sport tut es regelrecht gut, an die eigenen Grenzen zu gehen. Grenzerfahrungen liegen im Trend: Marathonlauf, Triathlon, Extremreisen. An diesen Grenzen spürt man die eigene Lebendigkeit in einer Zeit, in der alles abgesichert und versichert ist. Die Grenzen, die manche herausfordern, riechen oder schmecken nach Abenteuer und ungefiltertem Leben. Die Grenze fordert auf, sich gegen sie aufzulehnen, hinüberzuschauen auf das, was dahinter liegt, davon zu träumen, in dem fremden Land zu sein, das noch verlockender wirkt, wenn es verboten ist. An der Grenze wird uns deutlich, wer wir sind, wohin wir gehören. Man kann geradezu sagen, dass sich eine Persönlichkeit zwischen den beiden Gegenpolen Freiheit und Begrenzung entwickelt. Grenzen ziehen Grenzen werden uns nicht nur gesetzt, wir ziehen sie oft selbst, um etwas ein für alle mal klar zu machen. Ich bin nur zu dem geworden, der ich heute bin, weil ich Grenzen gezogen habe im Laufe des Lebens. Unter einer Vielzahl von Möglichkeiten musste ich immer wieder wählen. Und die Auswahl war stets begrenzt. 63
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Als Abiturient musste ich unter einer großen Zahl von Studiengängen den passenden wählen, später unter vielen möglichen Berufen meinen Beruf finden. Ohne Begrenzungen ist Leben nicht möglich und schon gar kein Zusammenleben. Denn die Bedürfnisse des Anderen haben das gleiche Recht wie meine eigenen. So ist es die Freiheit des Anderen, die meiner eigenen Freiheit Grenzen setzt. Zugleich muss in unserer Welt die Freiheit durch Regeln und Gesetze geschützt werden. Warum braucht es solche Grenzen in unserer Welt? Warum ist unser Leben begrenzt und warum sind unsere menschlichen Möglichkeiten auch in der Moderne eingeschränkt und werden es bleiben – trotz der ungeheuren Fortschritte in den Naturwissenschaften, in der Gentechnik und Medizin? Auf diese geradezu philosophisch anmutende Frage gibt die Bibel uns eine Antwort, indem sie eine Geschichte erzählt, die Geschichte vom Garten Eden. Von der Lust, die Grenze zu überschreiten Wenn wir dieser alten Erzählung nachgehen und uns auf sie einlassen, dann sehen wir, dass es schon im Garten Eden Grenzen gab, deren Wirksamkeit zunächst nach außen, dann aber auch nach innen gerichtet war. Es gab die Grenze nach außen, die die paradiesischen Zustände in diesem wunderbaren Garten schützte und die das Böse draußen bleiben ließ. Darüber hinaus gab es aber auch eine Begrenzung für das Menschenpaar, das im Garten Eden lebte: Von einem Baum, dem größten, der mitten im Garten stand, durften sie keine Früchte essen. Ansonsten aber war alles erlaubt an diesem Ort der träumenden Unschuld. Nur dieser eine Baum war ihnen verboten. Und wie das bei uns Menschen oft ist, besitzt gerade das Verbotene eine besondere Faszination. Adam und Eva sahen diesen Baum mit besonderem Interesse an. Sie konnten ihn auch nicht übersehen, stand er doch auffällig zentral. Ihr Blick wird diesen Baum bei nahezu jedem Gang gestreift haben. Und mehr und mehr werden sie gedacht haben, dass die Früchte dieses Baumes bestimmt die besten, die größten und schmackhaftesten im ganzen Garten sein müssten. Geht es Ihnen nicht manchmal ganz ähnlich, dass Ihnen das Unerreichbare viel 64
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besser dünkt als das, was vor Ihren Füßen liegt? Dass Sie den Blick für das Schöne in Ihrem Leben verlieren, weil Sie mehr an die Grenzen Ihrer Möglichkeiten oder Ihrer Lebenssituation denken, als an die Freiheiten und an die schönen Dinge, die Ihnen geschenkt sind? Adam und Eva überschritten die von Gott gesetzte Grenze Adam und Eva muss das jedenfalls so gegangen sein und deshalb brauchte es nur eines kleinen, eines winzigen Anstoßes, damit sie die Grenze überschritten, die ihnen Gott gesetzt hatte. Und dieser Anstoß ging von der Schlange aus, in deren Gestalt der Versucher Eva begegnete. Durch die Schlange war es ihm gelungen, die Grenze zu überwinden, die den Garten Eden vor dem Bösen schützte. Und im Gewand der Schlange ging er geschickt ans Werk und säte die Saat des Zweifels: „Sollte Gott gesagt haben, ihr sollt nicht essen von allen Bäumen im Garten?“ Ist Gott etwa nicht voller Großmut? Kann es sein, dass er eine Grenze gezogen hat, die euch nicht erlaubt, von jedem Baum im Garten Früchte zu pflücken und zu essen? Kaum war diese Frage gestellt, da hatte der Zweifel schon reichen Nährboden gefunden im Herzen Evas: Warum war das so, warum hatte Gott ihr und Adam verboten, ausgerechnet von dem größten und schönsten Baum zu essen? Warum hatte er ihnen nicht die Freiheit gewährt, auch seine Früchte zu genießen? Und warum hatte er ihnen gedroht, dass sie des Todes sterben müssten, wenn sie eine Frucht dieses Baumes zu sich nehmen würden? „Ihr werdet keineswegs des Todes sterben,“ unterbrach die Schlange Evas Gedankengang, „sondern Gott weiß: an dem Tage, da ihr davon esset, werden eure Augen aufgetan, und ihr werdet sein wie Gott und wissen, was gut und böse ist.“ So zu sein wie Gott, die Grenze zu verwischen, die zwischen Gott und Mensch liegt – das war eine verlockende Aussicht für Eva. Endlich zwischen gut und böse unterscheiden zu können, war so reizvoll, dass Eva zugriff und die Grenze überschritt, die Gott gezogen hatte. Das Verbotene schien ihr so erstrebenswert, dass sie das Tabu brach und von der verbotenen Frucht aß. Und – wie das bei uns Menschen oft der Fall ist – übertrat Eva die Grenze nicht allein. Sie suchte die Kumpanei, um gemeinsam das 65
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Verbotene zu tun, sie solidarisierte sich in der Übertretung. Und so gab Eva auch Adam etwas ab von der Frucht. Der eigenen Begrenzung konnten Adam und Eva nicht entfliehen Einen Augenblick später wurden ihre Augen aufgetan und sie erkannten: Die Schlange hatte gelogen. Aber als geschickte Lügnerin hatte sie Richtiges mit Falschem gemischt. „Ihr werdet keineswegs des Todes sterben,“ hatte sie gesagt, „sondern Gott weiß: an dem Tage, da ihr davon esset, werden eure Augen aufgetan, und ihr werdet sein wie Gott und wissen, was gut und böse ist.“ Durch das Essen der Frucht vom Baum der Erkenntnis wurden Adam und Eva keineswegs Gott gleich. Vielmehr wurde ihnen die Grenze umso deutlicher vor Augen geführt, die zwischen Gott und ihnen als Menschen bestand: Sie sahen, dass sie nackt waren und zwar auch im übertragenen Sinne. Sie waren alles andere als in der Lage, Gott auf gleicher Augenhöhe zu begegnen. Stattdessen mussten sie sich vor ihm verstecken. Die Schlange hatte aber auch gelogen, als sie ihnen sagte, dass sie keineswegs des Todes sterben würden. Der Tod folgte nur nicht unmittelbar auf die Tat. Aber von nun an sollte der Tod das Leben mitbestimmen und die Lebensjahre eines jeden Menschen begrenzen. Und doch hatte die Schlange zum Teil Recht, wenn sie in Aussicht stellte, dass durch das Essen der verbotenen Frucht dem ersten Menschenpaar die Augen aufgetan würden und sie erkennen würden, was gut und böse ist. Denn in der Überschreitung der Grenze entwickelten sich Adam und Eva tatsächlich. Sie sahen auf einmal alles mit anderen Augen, sie nahmen ihre eigene Geschlechtlichkeit wahr und die ihres Gegenüber und sie begannen, sich dessen zu schämen. Mehr noch als zuvor nahmen sie ihre Begrenztheit wahr, sie erkannten ihre Blöße. Der Schritt über die Grenze führte nicht allein in die Freiheit, sondern führte vielmehr zu neuen Grenzen. Ein notwendiger Schritt in der Menschheitsgeschichte Adam und Eva sind den Weg aus der träumenden Unschuld gegangen und fanden sich unversehens in der rauen Wirklichkeit wieder. Waren sie zuvor noch wie zwei unschuldige Kinder, denen das Leben wie ein Spiel schien, so begann nun der Ernst des 66
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Lebens. Sie konnten einander nicht mehr wie Kinder begegnen, die im Sommer unbefangen die Hüllen fallen lassen. Die Zeit der spielerischen Unschuld war jäh vorbei, Eva muss von nun an mit Schmerzen Kinder gebären und Adam im Schweiße seines Angesichts den Lebensunterhalt für seine Familie erarbeiten. Durch die Grenzübertretung, so beschreibt es die alte Erzählung vom Garten Eden, sind viele neue Grenzen hinzugekommen. Das mag der eine oder die andere unter uns beklagen. Und doch war es ein notwendiger Schritt in der Menschheitsgeschichte, den Zustand der träumenden Unschuld zu verlassen, so wie jeder Mensch irgendwann die behütete Kinderstube verlassen muss, um die Grenzen zu überwinden und seine Freiheit zu entdecken. Im Rückblick mag uns die Zeit der frühen Kindheit geradezu paradiesisch vorkommen. Und doch kenne ich kein Kind, das nicht so schnell wie möglich groß und erwachsen werden will. Wir Menschen sind nun mal so geschaffen, dass wir uns an den Grenzen reiben, die uns gesetzt sind. Und doch werden wir die Begrenzungen des Lebens nie abschütteln können. Warum das so ist, darauf hat die Geschichte vom Garten Eden mit erzählerischen Mitteln eine Antwort zu geben versucht. Der Reiz, so sein zu wollen wie Gott, hat sich als Fehlversuch erwiesen. Es war eine Lüge, dass Adam und Eva die Grenzen sprengen könnten, die jedem Menschen als Geschöpf mitgegeben sind. Die Erzählung vom Essen der verbotenen Frucht ist eine Warnung an diejenigen, die die Grenze überwinden wollen, die zwischen Gott und Mensch besteht. Gott spielen zu wollen, ob in der Politik oder in der Wissenschaft, ist hochgefährlich. Aber zugleich zeigt diese Erzählung, dass es gut sein kann, Grenzen zu überwinden, weil nur so Freiheit entstehen kann und wirkliche Entwicklung möglich ist. Deshalb möge uns Gott die Gelassenheit geben, dass wir die Grenzen hinnehmen, die wir nicht verändern können, und zugleich möge er uns den Mut geben, gegen Grenzen zu rebellieren, die wir verändern und überwinden können. Und er möge uns die Weisheit geben, zwischen diesen und jenen Grenzen zu unterscheiden.
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LIED
Meine engen Grenzen (EG 58419)
Gebet und Segen FÜRBITTEN 1. Sprecher(in): Himmlischer Vater, du hast uns unser Leben geschenkt und damit viele Möglichkeiten vor uns ausgebreitet, wohin unsere Schritte führen können. Dafür danken wir dir. 2. Sprecher(in): Wir bitten dich für die Völker und Nationen in den Krisengebieten dieser Welt, die in Unfrieden mit ihren Nachbarn leben, dass die inneren und äußeren Grenzen abgebaut werden und endlich Friede einkehre. Wir rufen: Herr, erbarme dich (EG 178.10) 1. Sprecher(in): Wir bitten dich für die Trauernden in der Nähe und in der Ferne, die darunter leiden, dass du der Lebenszeit Grenzen gesetzt hast, dass du sie tröstest mit deiner grenzenlosen Liebe. Wir rufen: Herr, erbarme dich (EG 178.10) 2. Sprecher(in): Wir bitten dich für die Männer und Frauen, die durch eine Behinderung eingeschränkt sind, 19 EG 600 im Regionalteil der Ev. Kirche im Rheinland, der Ev. Kirche von Westfalen und der Lippischen Landeskirche sowie der Ev.-reformierten Kirchen in Bayern und Nordwestdeutschland und der Ev.-altreformierten Kirche in Niedersachsen. EG 589 im Regionalteil der Ev. Kirche in Württemberg. EG 574 im Regionalteil der Ev. Kirche in Österreich.
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die nicht sehen, sprechen oder hören können, dass sie sich trotz ihrer Begrenzung entfalten. Wir rufen: Herr, erbarme dich (EG 178.10) 1. Sprecher(in): Wir bitten dich für die Menschen, die verbittert sind über die Begrenztheit des Lebens, die sich in jeder Krankheit und jedem Leid und in jedem Sterben erneut zeigt, dass sie offen werden für neue Wege. Wir rufen: Herr, erbarme dich (EG 178.10) 2. Sprecher(in): Wir bitten dich für diejenigen unter uns, die mehr auf die Grenzen schauen, die du ihnen gesetzt hast, als auf die Freiheit, zu der du uns berufen hast, dass ihre Augen aufgetan werden für die Möglichkeiten, die vor ihnen liegen. Wir rufen: Herr, erbarme dich (EG 178.10) 1. Sprecher(in): Wir bitten für uns alle um die Gelassenheit, Grenzen hinzunehmen, die wir nicht verändern können. Wir bitten dich aber um den Mut, gegen Grenzen zu rebellieren, wenn wir sie verändern und überwinden können. Und wir bitten um die Weisheit, zwischen diesen Grenzen und jenen zu unterscheiden. Wir rufen: Herr, erbarme dich (EG 178.10) 69
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STILLE VATER UNSER LIED
Ach bleib mit deiner Gnade bei uns, Herr Jesus Christ (EG 347,1–4)
SEGEN MUSIK
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Kreuzwege des Lebens Symbole auf dem Leidensweg Jesu
MUSIK BEGRÜSSUNG LIED
Bleibet hier und wachet mit mir (EG 789.220)
EINSTIMMUNG Kreuzwege des Lebens, wir wählen sie uns nicht selbst, wir werden in sie hinein geführt, müssen sie erdulden. Unsere Schritte führen in eine Richtung, die wir nicht wählten, unsere Pläne werden durchkreuzt. Kreuzwege führen aus der Freude in das Leid, aus der Hoffnung in die Enttäuschung, aus den Höhen in die Tiefe. Es ist der Weg Jesu, gestern noch als Hoffnungsträger umjubelt, doch heute schon fallen gelassen. Wir beginnen diesen Gottesdienst, indem wir dem Einzug Jesu in Jerusalem nachspüren. Danach folgen wir drei weiteren Stationen auf dem Weg Jesu, der zum Kreuzweg wurde:
20 Abweichende Zählung in folgenden Gesangbüchern: EG 585 im Regionalteil der Ev. Kirche im Rheinland, der Ev. Kirche von Westfalen und der Lippischen Landeskirche sowie der Ev.-reformierten Kirchen in Bayern und Nordwestdeutschland. EG 700 im Regionalteil der Ev.-Lutherischen Kirchen in Bayern und Thüringen sowie der Ev.-Lutherischen Landeskirche Mecklenburgs. EG 787.2 im Regionalteil der Ev. Landeskirche in Württemberg.
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Nach dem Jubel kommt die Ernüchterung: Wir gehen deshalb zum Kreuz, das uns zeigt, dass wir nicht so sind, wie wir sein könnten, sein wollten: Das Kreuz als Symbol für unser Schuldigwerden. Danach gehen wir in Erinnerung an die Salbung Jesu in Bethanien an den Taufstein. Dort kann sich jeder persönlich salben und segnen lassen. Beim abschließenden Abendmahl erinnern wir uns an das letzte Mahl Jesu mit seinen Jüngern.
1. Einzug in Jerusalem PSALMLESUNG (Matthäus 21,9; Psalm 24,1–7) Hosianna dem Sohn Davids! Gelobt sei, der da kommt im Namen des Herrn! Hosianna in der Höhe! Die Erde ist des Herrn und was darinnen ist, der Erdkreis und die darauf wohnen. Denn er hat ihn über den Meeren gegründet und über den Wassern bereitet. Wer darf auf des Herrn Berg gehen, und wer darf stehen an seiner heiligen Stätte? Wer unschuldige Hände hat und reinen Herzens ist, wer nicht bedacht ist auf Lug und Trug und nicht falsche Eide schwört: der wird den Segen vom Herrn empfangen und Gerechtigkeit von dem Gott seines Heiles. Das ist das Geschlecht, das nach ihm fragt, das da sucht dein Antlitz, Gott Jakobs. Machet die Tore weit und die Türen in der Welt hoch, dass der König der Ehre einziehe! Hosianna dem Sohn Davids! Gelobt sei, der da kommt im Namen des Herrn! Hosianna in der Höhe! LIEDRUF Laudate omnes gentes (EG 181.6)
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GEBET Herr, Jesus Christus, Menschen haben dir zugejubelt und dich dann doch allein gelassen. Du wurdest gefoltert und getötet. So dicht liegen Jubel und Hass nebeneinander. Wir erschrecken darüber und auch über die dunklen Möglichkeiten, die in uns sind. Komm du zu uns in dieser Stunde und gib uns die Kraft dir nachzufolgen, auch wenn wir nicht wissen, wohin die Wege gehen. Komm du zu uns und lass uns dich aufnehmen in unser Leben und in unsere Welt. Amen SCHRIFTLESUNG (Johannes 12,12–19) MEDITATION21 Jesus zieht nach Jerusalem ein. Und die Menschen jubeln ihm zu: „Hosianna dem Sohn Davids. Gelobt sei, der da kommt im Namen des Herrn.“ „Hosianna“ – so rufen sie, was im Hebräischen „Hilf doch“ heißt. Also kein Jubelruf, sondern ein Hilfeschrei, gerichtet an den Mann auf dem Esel, der hinauf nach Jerusalem reitet. Sie hatten von ihm gehört. Er zog mit seinen Jüngern durch das Land, predigte das Reich Gottes, heilte Menschen, setzte sich mit Leuten an einen Tisch, die ausgegrenzt waren. Und nun zieht er ein ins Zentrum religiöser und politischer Macht. Die Tore stehen offen. Das ist der Mann, der uns retten kann: Hosianna, hilf doch! Alte Bilder des Glaubens werden bei den Zuschauern lebendig: Der Friedenskönig kommt auf einem Esel wie einst Salomo, der Sohn Davids. Sie haben vergessen, dass
21 Auszug aus: Sigrid Glockzin-Bever: Nahe dem Tod – nahe dem Leben, 15f.
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der Esel kein königliches Tier mehr ist wie zu Zeiten Salomos, sondern längst das Lasttier armer Leute. Sie übersehen, dass Herrscher in römischer Zeit mit Schlachtross und Soldaten kommen. Der Ruf nach Hilfe wird lauter, vermischt sich mit der alten Vorstellung von einem König, der die Macht übernimmt. Der Traum war so lange geträumt, dass er blind macht vor der Wirklichkeit. Und so liegt schon der Keim der Enttäuschung im jubelnden Hosianna. Die Begeisterung wird umschlagen in Ernüchterung. So hatten sie sich ihren Retter nicht vorgestellt. LIED
Wir gehn hinauf nach Jerusalem in leidender Liebe Zeiten (EG 54522)
2. Station: Kreuz MEDITATION Jesu Weg hinauf nach Jerusalem ist ein Weg zum Leiden, ans Kreuz. Die Begeisterung schlägt in wenigen Tagen um in Ablehnung, ja blinden Hass. Es ist fast nicht zu glauben, wie schnell sich die Menge von dem abwendet, den sie eben noch als ihren Hoffnungsträger umjubelte. Jesus hat Erwartungen nicht erfüllen wollen, ist angeeckt. So wurde er verraten und verlassen, er wurde vor den Richter geschleift und wurde angeklagt, verurteilt. Die Soldaten haben ihn gefoltert und verspottet. Zuletzt muss er den Weg hinauf zur Hinrichtungsstätte gehen, den Kreuzweg. Er muss das Kreuz selbst tragen. Die Schritte fallen ihm schwer, sein Körper ist ausgemergelt, kraftlos. Jesus stürzt, wird wieder hochgerissen, gezüchtigt. Er beginnt wieder, den Kreuzweg unter die Füße zu nehmen, Schritt für Schritt. Doch schließlich drückt ihn die Schwere seiner Last zu Boden. Er kann nicht weiter,
22 Nur im Regionalteil der Ev. Kirchen in Hessen-Nassau und Kurhessen-Waldeck vorhanden.
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er kann das Kreuz nicht mehr alleine tragen. Da wird ein Mann von den Soldaten ergriffen. Er soll das Kreuz für Jesus tragen. Seltsam, da trägt ein Mann das Kreuz für den, der das Kreuz für alle Welt erduldet. Ich finde mich wieder in den verschiedenen Gestalten in der Passionsgeschichte: Auch ich bewege mich zwischen Hosianna und Ernüchterung, wenn meine Hoffnung sich nicht erfüllt, die ich in Jesus Christus setze, oder wenn ich schmerzlich erkenne, dass ich mich getäuscht habe. Mein Hosianna-Ruf bleibt mir in der Kehle stecken, wenn mein Glaube an Gott das Leben nicht leichter macht, wenn Hoffnung auf Veränderung zu scheitern droht. Ich finde mich wieder in den Jüngern, die Jesus verlassen haben, aus Angst hineingezogen zu werden in den Weg ans Kreuz, ins Leiden. Auch ich verlasse ihn immer wieder, verleugne ihn wie Petrus. Es fällt mir manchmal schwer, zu meinem Glauben zu stehen, ihn zu bekennen. Und dann gibt es die Kreuzwege auch in meinem Leben, in denen sich Widerstände an Widerstände reihen, in denen mir nichts leicht von der Hand geht, Pläne durchkreuzt und Hoffnungen zerstört werden. Manchmal gelingt es mir, mich gegen diese Wege nicht aufzulehnen, sondern ihnen einen Sinn zu geben. Dann deute ich diese Wege, sie werden mir zu Kreuzwegen, die zur Nachfolge Jesu gehören, die mich mit ihm verbinden, der den Kreuzweg aller Kreuzwege gegangen ist – auch für mich. LIED
Holz auf Jesu Schulter (EG 97,1–3.6)
3. Station: Salbung SCHRIFTLESUNG (Markus 14,3–9) MEDITATION Jesus wird gesalbt von einer Frau, die ihm danken will. 75
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Sie lässt sich nicht abweisen, will ihn ihre Dankbarkeit spüren lassen. Denn er hat sie ernst genommen, als andere sie mieden. Er hat ihr den Rücken gestärkt und ihr wieder Kraft zugesprochen, als andere sie niederdrückten. Deshalb hat sie es sich etwas kosten lassen, ihm ihren Dank zu zeigen. Teures Salböl hat sie mitgebracht und gießt es auf sein Haupt, ein gut riechendes Öl, das Haar und Haut geschmeidig werden lässt. Es ist eine Salbung, die dem Leben dient und zugleich schon die Salbung des Toten vorwegnimmt. SALBUNG UND SEGNUNG Wie gut es ist gesalbt zu werden, kann nun jeder erleben. Kommen Sie bitte einzeln an den Taufstein, wenn Sie gesalbt und gesegnet werden wollen. Salbung mit Segensvotum: Der Herr segne dich auf den Wegen, auf die du geführt wirst. Er mache dich stark, gegen Unrecht und Leid zu rebellieren. Und er gebe dir Kraft, dein Kreuz zu tragen. LIED
Friede mit dir (EG 64123)
23 Nur im Regionalteil der Ev. Kirchen in Hessen-Nassau und Kurhessen-Waldeck vorhanden.
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4. Station: Abendmahl SCHRIFTLESUNG (Markus 14,12–25) GEBET Gott, unser Vater, du hast uns in deinem Sohn den Weg des Lebens gezeigt. Wir bekennen, wie schwer wir von ihm lernen und wie zögernd wir ihm nachfolgen. Du hast uns gerufen, und wir haben nicht auf dich gehört. Deine Herrlichkeit ist erschienen, und wir sind blind gewesen. Du hast deine Hand nach uns ausgestreckt, und wir sind davor zurückgewichen. Wir haben viel empfangen und wenig gedankt. Nimm von uns, Herr, unsere Sünde, dass wir mit lauterem Herzen und reinen Lippen das Abendmahl feiern und dich preisen. Amen LIED
Das Weizenkorn muss sterben (EG 57924)
LOBGEBET Gepriesen seist du, unser Gott, du Kraft des Lebens. Du schenkst uns dieses Brot, die Frucht der Erde und der menschlichen Arbeit. Lass es zum Brot des Lebens werden. Du schenkst uns diesen Wein, die Frucht des Weinstocks und der menschlichen Arbeit. Lass ihn zum Kelch des Heils werden. SAMMLUNGSGEBET Wie die Körner von den Feldern und die Beeren von den Weinbergen jetzt auf diesem Tisch vereint sind in Brot und Wein, so lass dein Volk bald versammelt werden von den Enden der Erde in deinem Reich.
24 EG 585 im Regionalteil der Ev. Landeskirche in Württemberg.
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EINSETZUNGSWORTE VATER UNSER AGNUS DEI (EG 190.2) FRIEDENSGRUSS Der Friede Gottes begleite Euch auf allen Weg durch das Leben. Gebt Euch ein Zeichen des Friedens, gebt euch eine Hand oder zwei und macht damit deutlich, wie sehr Gott uns liebt. AUSTEILUNG DANKGEBET Herr, unser Gott, du schenkst uns Kraft für das Leben gegen den Tod. In deinem Mahl stärkst du uns und zeigst uns, dass du uns nahe bist wie das Brot unseren Lippen und der Wein unseren Gaumen. Wir danken dir für diese deine Gaben, in denen wir deine Liebe und Zärtlichkeit sehen und schmecken können. Amen LIED
Dona nobis pacem (EG 435)
SEGEN MUSIK
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Die Farben des Regenbogens Gottesdienst in der Friedensdekade
Eingang MUSIK BEGRÜSSUNG UND EINSTIMMUNG Wir feiern diesen Gottesdienst im Namen des Vaters, der einen hellen Schein in unsere Herzen gegeben hat. Im Namen des Sohnes, der aus der Dunkelheit ins Licht getreten ist. Und im Namen des Heiligen Geistes, dem Tröster in aller Traurigkeit. Amen Am Ende dieses Tages wollen wir zur Ruhe kommen, Stille erleben, hören, beten, singen. Wir wollen dies heute tun, indem wir das Symbol des Regenbogens bedenken, dem Zeichen des Friedens, auf den wir sehnsüchtig hoffen: Aus Regen und Sonne, aus Dunkel und Licht entsteht der farbige Bogen in den Wolken. Gerade deshalb ist er ein Hoffnungszeichen. Denn die christliche Hoffnung sagt nicht, dass unser Leben oder Zusammenleben einfach nur gut sein wird, sondern dass alles, auch das Leid, vom Ende aus gesehen einen Sinn haben wird. Und so nimmt die christliche Hoffnung auch das Schwere oder das Scheitern auf, um es aber am Ende zu überwinden. Heute Abend soll der Regenbogen uns den Weg zur Hoffnung leiten, dass in unserer Welt Krieg und Gewalt nur eine begrenzte Gültigkeit haben. Beim Betrachten des Regenbogens werden wir auch die einzelnen Farben des Bogens betrachten, die jeweils einen Aspekt der Hoffnung nach Frieden ausdrücken. 79
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LIED
Ein Licht geht uns auf in der Dunkelheit (EG 55725)
PSALM 27 Der Herr ist mein Licht und mein Heil; vor wem sollte ich mich fürchten? Der Herr ist meines Lebens Kraft; vor wem sollte mir grauen? Wer mich zu Fall bringen möchte, dessen Füße wird Gott straucheln lassen, dass sie selbst zu Boden fallen. Selbst wenn sich ein ganzes Heer gegen mich erheben würde, brauchte ich mich nicht zu fürchten, denn Gott ist mein Licht und steht mir zur Seite und ich kann mich auf seine Hilfe verlassen. Ich finde Zuflucht im Hause des Herrn, deshalb bitte ich ihn, dass ich bleiben könne in seinem Hause mein Leben lang, um die schönen Gottesdienste zu erleben und seinen Tempel zu betrachten. Denn an der heiligen Stätte bin ich geborgen wie in einer Hütte vor dem Regen oder geschützt wie unter dem Dach eines Zeltes und stehe fest wie auf einem Felsen. Er erhört meine Stimme, wenn ich zu ihm rufe: „sei mir gnädig und erhöre mich!“ Ich suche deine Nähe Gott und bitte dich, dass du dich nicht vor mir verbirgst. Wende dich nicht ab von mir im Zorn und verlass mich nicht. Denn du bist meine Hilfe und mein Heil. Du weist mir mit deinem Licht den rechten Weg und leitest mich auf der guten Straße.
25 EG 555 im Regionalteil der Ev. Landeskirche in Württemberg.
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Lasst uns Gott danken und ihn loben: Laudate omnes gentes, lobt Gott, ihr Völker alle LIEDRUF Laudate omnes gentes (EG 181.6) KYRIE Ich bin voller Sehnsucht nach Frieden und nach einem Ende der Gewalt. Ich bin voller Sehnsucht nach Licht und doch führt meine Straße durch die Dunkelheit. Ich bin voller Sehnsucht nach Glaube und doch bin ich voller Zweifel. Ich fühle Sehnsucht nach Liebe und doch spüre ich Kälte um mich. Ich bin voller Sehnsucht nach Hoffnung in einer hoffnungslosen Zeit. Ich sehne mich nach einem Zeichen, das mir wieder Hoffnung schenkt. Ich bin voller Sehnsucht nach Frieden und nach einem Ende der Gewalt. Gerade deshalb klage ich Gott, dass immer wieder Menschen sterben müssen und zu Opfern von Terror und Gewalt werden. Deshalb klage ich Gott, dass es den Helfern des Terrors immer wieder gelingt, ihr Handwerk unentdeckt zu betreiben und ihre tödlichen Spuren zu hinterlassen. Ich bringe meine Klage zu Gott und singe: Kyrie eleison, Herr erbarme dich LIEDRUF Kyrie eleison (EG 178.9) GLORIA (kann mit verschiedenfarbigen Tüchern gestaltet werden) Der Regenbogen hält unsere Hoffnung wach, dass nach dem Regen wieder die Sonne hervorleuchtet, und nach Terror und Leid der Friede einzieht.
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Er macht uns Mut, dass das Licht des Lebens nicht verlöscht und das Licht der Liebe weiter leuchtet als der Hass. Die Farben des Regenbogens sollen uns Zeichen der Hoffnung sein. Violett: Gottes Wort sagt uns nicht zu, dass wir vor Verletzungen bewahrt werden. Aber er schenkt uns die Hoffnung, dass selbst Trauer und Schmerz, vom Ende aus gesehen, ihren Sinn haben. Rot: Gottes Wort verheißt uns nicht, dass wir unser Leben lang stark und kraftvoll sind. Aber es gibt uns die Leidenschaft zurück und überwindet die Resignation. Orange: Gottes Wort verheißt uns nicht, dass wir vor Trauer bewahrt sind. Aber es hält die Hoffnung wach, dass die Freude die Tränen vertreibt. Gelb: Gottes Wort verheißt uns nicht, dass unser Leben immer licht und hell ist. Aber es verheißt uns, dass das Licht einst alle Dunkelheit überwindet. Hellgrün: Gottes Wort verheißt uns nicht, dass das Leben stets blüht und sprosst. Aber es verheißt uns, dass auch durch den Tod hindurch neues Leben entsteht. Dunkelgrün: Gottes Wort verheißt uns nicht, dass das Leben beständig weitergeht. Aber es weckt in uns Verlässlichkeit 82
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und lässt Beständigkeit einziehen, wo sonst Unverbindlichkeit wohnt. Blau: Gottes Wort verspricht uns nicht das Blaue vom Himmel. Aber es verheißt uns, dass schon jetzt ein Stück des Himmels auf der Erde wohnt, dass Gottes Geist schon jetzt unter uns ist und einst unser unruhiges Herz zur Ruhe findet und unsere Sehnsucht nach Frieden gestillt wird. Darum singen wir: Gloria, Gloria in excelsis Deo. Ehre sei Gott in der Höhe. LIEDRUF Gloria (EG 56626)
Verkündigung SCHRIFTLESUNG (aus 1. Mose 8;9) Gott sprach zu Noah und seinen Kindern: Ich will einen Bund schließen mit euch und allem Leben auf der Erde: Solange die Erde steht, sollen nicht aufhören Saat und Ernte, Frost und Hitze, Sommer und Winter, Tag und Nacht. Und das ist das Zeichen meines Bundes, den ich zwischen mir und euch geschlossen habe und der auch für alles Leben auf der Erde auf ewig gelten soll: Meinen Bogen setze ich in die Wolken, er soll ein Zeichen des Friedens sein zwischen mir und der Erde. Wenn ich Unwetter und Regen über die Erde führe, so soll man am Ende meinen Bogen sehen in den Wolken. Er ist das Zeichen, dass ich an meinen Bund denken werde, den ich zwischen mir und euch und allem Leben auf Erden geschlossen habe. Und Gott sagte zu Noah: 26 EG 572 im Regionalteil der Ev. Landeskirche in Württemberg. EG 575,2 im Regionalteil der Ev. Kirche in Österreich.
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Der Regenbogen ist das Zeichen des Friedens, den ich gestiftet habe zwischen mir und allem, was auf der Erde lebt. Und so gilt von nun an: Solange die Erde steht, sollen nicht aufhören Saat und Ernte, Frost und Hitze, Sommer und Winter, Tag und Nacht. LIED
Einer ist unser Leben, Licht auf unseren Wegen (EG 55227)
ANSPRACHE Das Zeichen des Regenbogens Ein Regenbogen ist eine faszinierende Erscheinung der Natur. Ich bin immer wieder begeistert, wenn ich einen Regenbogen sehe, ich halte dann oft inne, um ihn zu betrachten. Schön ist es, wenn er wirklich einen Bogen schlägt, also von der Erde in den Himmel reicht und wieder zurückkehrt auf die Erde. Auch wenn ich heute längst weiß, dass ein Regenbogen durch die Brechung des Lichtes zustande kommt, hat er für mich etwas Magisches, ist er immer noch ein Zeichen der Hoffnung, das mir innerlich gut tut. Ich glaube, dass es vielen Menschen ähnlich geht, auch wenn sich mit dem Regenbogen ganz verschiedene Vorstellungen verbinden. So ist der Regenbogen das Zeichen der kirchlichen Friedensbewegung. Mit dem Symbol des Regenbogens treten Menschen für den Frieden ein und halten damit die Hoffnung auf das himmlische Friedensreich aufrecht in seiner Bedeutung für hier und heute. Daneben gibt es die volkstümliche Vorstellung, dass man einen Schatz an dem Ort findet, wo der Regenbogen die Erde berührt. Nur vordergründig geht es hier um irdisches Gut. In Wirklichkeit sind wir aufgerufen, uns auf die Suche nach dem Ort zu begeben, wo Himmel und Erde sich berühren. Wer solch einen Ort findet, der findet zugleich einen großen Schatz, weil er zu sich selbst gekommen ist und zugleich zu Gott.
27 Nur im Regionalteil der Ev. Kirchen in Hessen-Nassau und Kurhessen-Waldeck vorhanden.
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Auch in der biblischen Erzählung von der Arche Noah ist der Regenbogen ein Symbol, das Himmel und Erde verbindet. Nach dem wochenlangen Regen und der mörderischen Flut sowie der wundersamen Rettung setzt Gott den Regenbogen in die Wolken als ein Zeichen seines Bundes. Und so verbindet sich seither mit dem Regenbogen die Zusage, dass Gott die Erde erhalten will und den Lauf der Jahreszeiten, den Wechsel von Saat und Ernte nie wieder unterbrechen wird. Wir können uns die Erzählung von dem Regenbogen ganz bildlich vorstellen: Noch sind die dunklen Wolken der Sintflut nicht vollständig verzogen, doch schon beginnt die Sonne zu strahlen. Aus dem durch Regen gebrochenen Licht bildet sich ein bunter Regenbogen. Es scheint, als wolle er sagen: Bald ist die Zeit des Regens ganz vorbei und das Sonnenlicht wird auch die letzten Wolken vertreiben. Aus Dunkel und Licht entsteht der Regenbogen Damit ein Regenbogen entstehen kann, braucht es die dunklen Wolken und die hellen Strahlen der Sonne. Und so zeigt sich am Symbol des Regenbogens ein Grundgedanke christlicher Hoffnung: Uns ist nicht verheißen, dass alles gut wird, sondern dass alles, was wir manchmal auch schmerzlich erleben und erleben müssen, vom Ende aus gesehen einen Sinn bekommt. Dunkle Wolken, geweinte oder ungeweinte Tränen wird es immer geben und sie gehören zu jedem Leben dazu. Sie sind geradezu unverzichtbar, um das Licht und damit Gott zu erkennen und – soweit es uns Menschen möglich ist – zu begreifen. Wäre es immer nur hell, schiene die Sonne jeden Tag, dann könnten wir ihr Licht nicht recht schätzen. Stellen Sie sich vor, wie es wäre, wenn der Sonnenschein nicht durch die Nacht unterbrochen und durch dunkle Wolken immer wieder gedämmt wäre. Dann bekäme das Licht etwas geradezu unbarmherzig Forderndes, das uns nicht mehr zur Ruhe kommen ließe. Man kann geradezu sagen, dass wir in unserer Welt immer wieder das Dunkel und den Regen brauchen, um das Licht recht zu schätzen und die Sonnentage zu genießen. Erst im Gegensatz zum Dunklen können wir das Licht mit seinen verschiedenen Fassetten und Farben wahrnehmen. 85
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An der Schwelle von Regen und Sonne entsteht nun der Regenbogen. Wo die Strahlen des Sonnenlichts gebrochen werden durch den Regen hindurch, entsteht dieses farbenfrohe Naturschauspiel. Durch die Brechung können wir erkennen, wie vielfarbig dieses Licht ist, so wie uns manchmal erst im Leid die Augen aufgehen für das, was unser Leben reich und bunt macht. Die farblos wirkenden Strahlen der Sonne besitzen eine für unser Auge unsichtbare Farbigkeit, die sich erst durch die Brechung zeigt und für das Auge sichtbar wird. Ganz ähnlich ist das ja auch mit dem Handeln Gottes, das sich dem Auge zunächst entzieht, und das nur vermittelt, gebrochen wahrgenommen werden kann. Die Farben der Hoffnung Der Regenbogen zeigt, dass das Licht unendlich viele Farben besitzt, so wie die Hoffnung von jedem von uns sich unterscheiden mag. Es gibt verschiedene Seiten der Hoffnung je nach Lebensalter oder persönlichem Schicksal. Man kann geradezu davon sprechen, dass die Hoffnung verschiedene Farben hat. Im Farbspektrum des Regenbogens gibt es zunächst das dunkle Violett, die Farbe, die das kraftvolle Rot mit dem Blau des Himmels verbindet. Im Kirchenjahr bezeichnet Violett die Zeiten des Advent und der Passion. Es ist die Farbe der Trauer, aber auch die Farbe der Hoffnung auf die Ankunft dessen, der alle Trauer überwindet. Violett ist traditionell die Farbe der Kirche, die die Farbe des Himmels mit der Farbe des Lebens verbindet. Violett symbolisiert das Heilen von Verletzungen und damit die Hoffnung auf das Ende von Leid und Schmerzen. Das Rot des Regenbogens ist die Farbe des Blutes, der Kraft und der Leidenschaft. Im Kirchenjahr bezeichnet Rot das Pfingstfest, die Kraft des Heiligen Geistes, der Begeisterung wecken kann und Lebendigkeit schenkt. Rot ist eine warme Farbe und zeigt damit, dass das Licht uns wärmen kann, wie es die Lebensgeister wecken und uns wieder stark machen will. Rot ist die Farbe des roten Weines, der beim Abendmahl das Blut Christi symbolisiert. Und so verbindet sich mit der Farbe Rot die Hoffnung, dass wir mit einer inneren Lebendigkeit beschenkt und zugleich zum ewigen Leben gestärkt werden. 86
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Orange verbindet das Rot mit dem leuchtenden Gelb. Es drückt Freude aus oder auch Kreativität. Orange ist fast so hell wie das Gelb und signalisiert bis in die Ferne: Hier bin ich. Und so hält Orange die Hoffnung aufrecht auf die Freude, die einstmals alle Trauer überwindet. Gelb ist die Farbe der Sonne, die das Dunkel vertreibt. Es symbolisiert das Licht an sich, das sich durch keine Dunkelheit vertreiben lässt. Gelb ist die Farbe des auferstandenen Christus am Isenheimer Altar und so macht es Hoffnung, dass das Licht des Lebens einst alle Mächte des Todes und der Finsternis besiegen wird. Grün ist die Farbe des Lebens und sprichwörtlich die Farbe der Hoffnung. Wer einmal in einer Wüste war oder durch eine trostlose Steppe gezogen ist, der lernt den Anblick von sattem, saftigen Grün zu schätzen. Das helle Grün des Frühlings symbolisiert das neue Leben, das aus den leblosen Zweigen oder durch den dunklen Boden hindurchbricht. Und so schenkt uns das helle Grün die Hoffnung auf neues Leben, zu dem wir von Gott berufen sind. Das dunklere Grün ergänzt diese Hoffnung noch um das Moment der Beständigkeit. In den langen Tagen des Sommers, werden die Blätter allmählich dunkler, die Pflanzen wachsen langsamer als im Frühling, dafür aber beständig. Grün ist die liturgische Farbe der Trinitatiszeit, der längsten Zeit im Kirchenjahr. Und so macht uns Grün Mut, immer wieder Zeiten auszuhalten, auch wenn sie uns lang vorkommen – in der Hoffnung, dass sich am Ende die Beständigkeit auszahlen wird und uns innerlich mehr erfüllt, als ein unverbindliches Hin- und Her. Und schließlich endet das Farbspektrum des Regenbogens im Blau, der Farbe des Himmels. Als Farbe des Himmels ist Blau geeignet, Gott zu symbolisieren. Blau ist aber auch die Farbe des Wassers, das den blauen Himmel spiegelt. Wasser macht alles Leben erst möglich, alle Lebewesen haben ihren Ursprung im Wasser und können ohne Wasser nicht auskommen. Darum taufen wir mit Wasser und erinnern so daran, dass wir von Gott her leben. Blau weckt die Hoffnung, dass wir Gottes Wirken immer wieder erleben in unserem Leben oder unserer Welt, während eines Gottesdienstes oder im persönlichen Gebet. 87
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Jede der Farben des Regenbogens hält eine Hoffnung wach und ist zugleich Teil der Hoffnung, die uns in Jesus Christus gegeben ist, der spricht: Ich bin das Licht der Welt, wer mir nachfolgt, der wird nicht wandeln in der Finsternis, sondern wird das Licht des Lebens haben. Ich bitte Sie, nun ein Licht zu entzünden und es hier vorne auf eines der Tücher zu legen, das den Regenbogen darstellt. Vielleicht mögen Sie es auf die Farbe legen, die Ihre Hoffnung am besten ausdrückt. SYMBOLHANDLUNG Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer kommen einzeln in den Altarraum, um Lichter zu entzünden und auf verschiedenfarbige Tücher zu stellen LIED
Vertraut den neuen Wegen (EG 395)
Gebet und Segen FÜRBITTEN 1. Sprecher(in): Du Gott des Lichts, der du wohnst in einem unauslöschbaren Licht, durchbrich mit den Strahlen deines Lichtes unsere Finsternis. Wir rufen: Kyrie eleison (EG 178.12) 2. Sprecher(in): Du Gott des Lichts, wir bitten dich für die Menschen, deren Leben durch Trauer und Leid geprägt ist, weil der Terror ihnen einen geliebten Menschen geraubt hat. Entzünde in ihnen wieder neue Hoffnung und lass sie für ihr Leben wieder eine Perspektive finden. Wir rufen: Kyrie eleison (EG 178.12) 1. Sprecher(in): Du Gott des Lichts, wir bitten dich für die Menschen, 88
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deren Hass so groß ist, dass sie zu den Waffen greifen, um wehrlose Menschen zu töten. Verbanne die Dunkelheit aus ihren Herzen und vertreibe die Schatten des Grolls und des Streites. Wir rufen: Kyrie eleison (EG 178.12) 2. Sprecher(in): Du Gott des Lichts, wir bitten dich für die Dunkelheit in unserer Welt, dass du die nach Frieden Hungernden sättigst und die Entrechteten aufrichtest, dass du Willkür hemmst und Angst überwindest. Wir rufen: Kyrie eleison (EG 178.12) 1. Sprecher(in): Du Gott des Lichts, wir nennen dir in der Stille, was uns bedrückt und was wie ein dunkler Schatten auf unserer Seele liegt. STILLE Wir rufen: Kyrie eleison (EG 178.12) Und gemeinsam beten wir: VATER UNSER Wir rufen: Kyrie eleison (EG 178.12) LIED
Tragt in die Welt nun ein Licht (EG 58828)
28 EG 571 im Regionalteil der Ev.-Lutherischen Kirchen in Niedersachsen und der Bremischen Ev. Kirche. EG 538 im Regionalteil der Ev. Kirche im Rheinland, der Ev. Kirche von Westfalen und der Lippischen Landeskirche sowie der Ev.-reformierten Kirchen in Bayern und Nordwestdeutschland und der Ev.altreformierten Kirche in Niedersachsen. EG 539 im Regionalteil der Nordelbischen Ev.-Lutherischen Kirche. EG 593 im Regionalteil der Ev. Kirche in Österreich.
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SEGEN Es segne dich Gott, der dich geschaffen hat, der dich am Leben erhält, und der dir mit seinem Licht auch in der dunkelsten Dunkelheit leuchtet – heute, morgen und in Ewigkeit. Amen MUSIK
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Geleitet auf allen Wegen Gottesdienst zum Symbol des Hirten
Eingang MUSIK BEGRÜSSUNG UND EINSTIMMUNG LIED
All Morgen ist ganz frisch und neu (EG 440)29
PSALM 23 Gott sorgt für mich wie ein Hirte, niemals bin ich verlassen. Er zeigt mir die Fülle des Lebens und erlaubt es mir, ohne Hast zu leben. Er stärkt meine Seele und zeigt mir den rechten Weg. Auch in dunklen Zeiten habe ich keine Angst vor dem Letzten, denn Gott ist bei mir, seine Gegenwart und sein Geleit geben mir Schutz. In den dunklen Stunden ist er mir nahe und tröstet mich. Er empfängt mich zärtlich und nimmt mich überschwänglich auf. Ich lebe im Vertrauen auf Gottes Güte und setze meine Hoffnung auf ihn. Gott sorgt für mich wie ein Hirte, niemals bin ich verlassen. LIEDRUF Laudate omnes gentes (EG 181.6)
29 Bei einem Abendgottesdienst kann EG 487 gesungen werden.
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KYRIE Bei Gott, dem guten Hirten zu bleiben, wohin die Wege auch führen, wollen wir das im Grunde unseres Herzens? Wollen wir Gott ein Leben lang vertrauen, ihn nicht verlassen, wohin er uns auch leitet? Suchen wir seinen Schutz nicht nur, wenn wir ihn brauchen, in den Zeiten der Unsicherheit und der Not? Gehen wir sonst nicht lieber unsere eigenen Wege, wehren uns gegen seine Leitung? Sehen wir in Gottes Führung nicht oft eine Bevormundung und Fremdbestimmung? Und doch möchten wir Gott vertrauen, wie einem guten Hirten. Wir brauchen den Schutzraum, den er bietet, sehnen uns nach der Fürsorge des Hirten, dem jedes Glied seiner Herde wichtig ist. So kommen wir zu Gott und bitten ihn, dass er uns immer wieder sucht und findet, wenn unsere Schritte uns von ihm entfernt haben. Wir rufen: Kyrie, Kyrie eleison – Herr erbarme dich: LIEDRUF Kyrie, Kyrie eleison (EG 178.12) GLORIA Gottes Stimme hat uns gerufen, bei ihm, dem guten Hirten zu bleiben, ein Leben lang. Er hat uns dazu berufen, auch wenn unsere Füße immer wieder eigene Wege gehen und unsere Schritte uns immer wieder von ihm wegführen. Ihm dürfen wir vertrauen. Weil er mit uns geht, brauchen wir nicht ängstlich durch das Leben zu gehen. Wir müssen nicht in Hast leben, denn Gott, der gute Hirte, wartet auf uns, 92
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lässt uns Zeit, bis wir uns aufmachen und dem Weg folgen, den er uns weist. Darum loben wir Gott und preisen seinen Namen: Gloria, in excelsis Deo – Ehre sei Gott in der Höhe: LIEDRUF Gloria (EG 566) TAGESGEBET Barmherziger Gott, du hast uns in deinem Sohn den guten Hirten geschenkt, der sein Leben gibt für uns und die Vielen. Er sammelt uns, weist uns den guten Weg und schützt uns in Gefahr. Wir bitten dich: Gib uns deinen Geist, dass wir die Stimme des guten Hirten erkennen, ihm vertrauen auf den Wegen, die er uns weist. Hilf uns aber auch, Verantwortung zu übernehmen für uns und die, die uns anvertraut sind. Amen
Verkündigung LIED
Auf der Spur des Hirten führt der Weg durch weites Land (EG 61630)
SCHRIFTLESUNG (Lukas 15,1–7) Eines Tages kamen zu Jesus einige Zöllner und öffentlich bekannte Sünder, um auf seine Worte zu hören. Die Pharisäer und Schriftgelehrten waren ungehalten und sprachen untereinander: Dieser Jesus lässt die Sünder zu sich kommen, ja er isst sogar mit ihnen. Da antwortete Jesus ihnen, indem er ihnen ein Gleichnis erzählte: 30 Nur im Regionalteil der Ev. Kirchen in Hessen-Nassau und Kurhessen-Waldeck vorhanden.
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Stellt euch vor, ihr besitzt einhundert Schafe und verliert eines davon. Wer unter euch würde nicht die neunundneunzig Schafe in der Wüste zurücklassen, um dem verlorenen nachzugehen, bis er es findet? Und wenn er es dann gefunden hat, ist er dann nicht voll Freude und legt es sich auf die Schulter? Und wenn er heimkommt, ruft er seine Freunde und die Nachbarn und sagt: „Freut euch mit mir, denn ich habe mein Schaf wiedergefunden, das verloren war.“ Ich sage euch: Eine solche Freude wird auch im Himmel sein über einen einzigen Sünder, der umkehrt. Und diese Freude wird größer sein als über neunundneunzig Gerechte, die der Buße nicht zu bedürfen meinen. MUSIK ANSPRACHE Lesung des Predigttextes (Johannes 10,11–16) Jesus Christus spricht: Ich bin der gute Hirte. Der gute Hirte gibt sein Leben für die Schafe. Der Knecht aber, der nicht wirklich Hirte ist und dem die Schafe nicht selbst gehören, verlässt die Tiere, wenn er den Wolf kommen sieht. So kann sich der Wolf auf die Schafe stürzen und sie auseinander jagen. Ich bin der gute Hirte und kenne die Meinen und die Meinen kennen mich, wie mich der Vater kennt und ich den Vater. Ich lasse mein Leben für die Schafe. Ich habe aber noch andere Schafe, die sind nicht aus diesem Stall. Diese muss ich noch herbei führen. Auch sie werden meine Stimme hören und so wird am Ende eine Herde sein, geleitet von einem Hirten. Das Bild des Hirten mit seiner Herde tut der Seele gut Es gibt Bilder, die tun der Seele gut. Diese Bilder lassen mich zur Ruhe kommen, wenn ich sie vor mir sehe oder wenn ich die Augen schließe und sie mir vorstelle. Zu diesen Bildern gehört das des Hirten, der seine Schafe weidet. Es stellt sich ein Gefühl der Geborgenheit ein, wenn ich eine Schafherde vor mir sehe, mit 94
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einem Hirten, der um sie wacht. Alle Hektik fällt von mir ab und ich freue mich selbstvergessen über das archaische Bild. Das Bild des Hirten wirkt idyllisch und weckt in uns die Sehnsucht nach einem harmonischen Zusammenleben mit der Natur. Und doch muss das Bild des Hirten, der seine Herde weidet, noch eine andere Dimension besitzen, damit es der Seele so gut tun kann. Vielleicht kommen wir diesem Moment näher, wenn wir uns dem Bibelwort zuwenden, das den Mittelpunkt der heutigen Predigt bildet: Jesus Christus spricht: „Ich bin der gute Hirte. Der gute Hirte lässt sein Leben für die Schafe“ (Joh 10,11). Jesus Christus als der gute Hirte Jesus Christus nennt sich selbst den guten Hirten. Wie ein Hirte will er uns sein, der eine Beziehung zu seinen Schafen hat, der sie sich vertraut gemacht hat. Er spricht damit jene Dimension an, die das Bild des Hirten seit Jahrtausenden so ansprechend macht und es zum Gleichnis erhebt für eine religiöse Aussage: Gott ist wie ein Hirte, der sich um uns Menschen kümmert wie der Hüter einer Herde. Das Bild des Hirten und der Herde rührt so eine Tiefenschicht unserer Seele an, greift die Sehnsucht auf nach Geborgenheit oder nach einer sicheren Wegleitung. Das Bild des Hirten hat diese Kraft, weil der Beruf des Hirten, des nomadisch herumziehenden Kleinviehbesitzers zu den ältesten Berufs- und Lebensformen der Menschheit zählt. Es sind wohl die archaischen Seiten dieses Berufes, die ihn so faszinierend und zugleich für religiöse Aussagen zugänglich machen. So weist ein Hirte seiner Herde den Weg, er hält die Schafe zusammen, führt Verlaufene zurück und beschützt sie vor Gefahr. Er muss sie zu den guten Weideplätzen bringen. Und er spricht den Schafen Mut zu, wenn sie durch finstere Schluchten oder unwegsames Gelände müssen. Der Hirte zieht mit den Schafen; seine Arbeit ist nicht getan, wenn die Sonne untergegangen ist. Er muss bei den Schafen bleiben. In gewisser Weise gibt er sein Leben für seine Schafe. Und so ist es keine Übertreibung, wenn Jesus Christus von sich sagt: „Ich bin der gute Hirte“. Wenn Jesus von sich als dem guten Hirten spricht, der sein Leben gibt für seine Tiere, dann hebt er sich ab von den unguten Hirten, die ihren Beruf nicht als Lebensaufgabe, sondern nur als 95
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Broterwerb verstehen. Die Tagelöhner setzen nicht ihr Leben ein, um die Herde vor Gefahr zu bewahren. Noch schlimmer sind die falschen Hirten, denen es nicht um das Wohl der Tiere geht, sondern nur um das eigene Vorwärtskommen. Von diesen falschen Führern ist die Welt voll. Sie bringen die ihnen Anvertrauten in Gefahr und überlassen sie dann ihrem Schicksal. Diese falschen Führer erwecken den Anschein, Hirten zu sein. In Wirklichkeit sind sie eher mit Rattenfängern zu vergleichen. Ganz anders Jesus. Er ist ein Hirte, dem seine Herde wichtiger ist als sein eigenes Leben. „Der gute Hirte lässt sein Leben für die Schafe“ – wenn das von einem Hirten gesagt werden kann, dann von ihm. Jesus Christus ist der gute Hirte. Ist der Hirte auch heute noch ein angemessenes Bild für die Rede von Gott? Der Blick auf eine am Rande weidende Schafherde lässt mich innehalten. Für einen Moment werde ich herausgerissen aus meiner Welt. Das Bild des Hirten, der seine Herde weidet, scheint aus einer anderen Zeit zu stammen, steht im Kontrast zur Welt, wie ich sie heute wahrnehme. Und so stellt sich mir die Frage, ob es denn heute überhaupt noch angemessen ist, das Bild des Hirten zu gebrauchen, um über Gott zu sprechen. Der Hirte, der seine Schafe leitet, ihnen den Weg weist – ist das ein adäquates Bild für Gott? Steckt dahinter nicht ein unangemessen autoritäres Gottesbild? Wollen wir Heutigen denn überhaupt geleitet werden? Oder lieben wir nicht vielmehr unsere Selbständigkeit und Freiheit? Wir wollen alles andere als Herdenvieh sein, verstehen uns als Individualisten und höchstens sekundär als Angehörige einer Gruppe. Und wird nicht durch jeden Krieg, jeden Terroreinsatz, jedes sinnlose Leid die Vorstellung von Gott als einem guten Hirten radikal in Frage gestellt? Von Gott als dem guten Hirten zu sprechen, ist das deshalb nicht genauso überholt wie der Beruf des Hirten, der kaum mehr in unsere Zeit passt? In dem Bibelwort, das den Mittelpunkt dieser Predigt bildet, spricht Jesus Christus von sich selbst: „Ich bin der gute Hirte.“ Und er fügt sofort an: „Der gute Hirte lässt sein Leben für die Schafe.“ Es ist ganz und gar nicht autoritär, wenn Jesus diesen 96
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Aspekt des Hirtenberufs in den Vordergrund stellt, dass der Hirte im Notfall sogar sein Leben wagt, um seine Schafe vor wilden Tieren zu retten. Wenn Jesus von sich sagt, er sei der gute Hirte, dann versteht er sich weniger als Anführer einer Herde, sondern vielmehr als einer, der die Herde beschützt. Er will in erster Linie bewahren. Er bringt seine Herde nicht in Gefahr, wie die falschen Hirten. Im Gegenteil, er gibt selbst sein Leben hin. Das Symbol des Hirten passt besser in unsere Zeit, als wir zunächst meinen Und so ist das Bild vom Hirten ganz und gar nicht überholt. Vielleicht passt es in unsere Zeit sogar besser, als wir zunächst meinen, entwickeln wir Heutigen uns doch mehr und mehr zu Menschen mit einer nomadischen Lebensweise. Es ist allgemein üblich, nach der Schulzeit oder zum Studium in eine andere Stadt zu ziehen, einen Beruf zu ergreifen, wo auch immer er angeboten wird. Von Zeit zu Zeit brechen viele von uns ihre Zelte ab, um sie an einem anderen Ort oder mit anderen Menschen wieder aufzuschlagen. Heimat ist nicht mehr der eine vertraute Ort, an dem man geboren wurde und die Kindheit verbrachte. Zu Heimat kann jeder Ort werden – für eine begrenzte Zeit. Unsere heutige Lebensweise hat sich in gewisser Weise an die des Nomaden mit seiner Herde angepasst. Da ist es gut, wenn man um einen Hirten weiß, der uns beschützt und zugleich mit uns geht von Ort zu Ort. Vielleicht lenkt er ja auf geheimnisvolle Weise unsere Schritte, bewahrt uns an Leib und Seele und führt uns auf rechter Straße. Ein solches Bild vom guten Hirten tut der Seele gut. LIED
Der Herr ist mein getreuer Hirt (EG 274)
Gebet und Segen EINZELSEGEN Gott, der gute Hirte, sei bei dir auf deinen Wegen, er leite dich 97
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und beschütze dich. Friede sei mit dir! Amen LIED
Friede mit dir (EG 64131)
FÜRBITTEN 1. Sprecher(in): Lasst uns beten zu Gott, der uns nahe ist in Jesus Christus, dem guten Hirten: Für alle, die Verantwortung übernehmen für Menschen, die ihnen anvertraut sind, dass sie ihren Dienst mit Freude versehen und sich nicht entmutigen lassen von Widerständen oder Kritik. Wir rufen: Herr, erbarme dich G: Herr, erbarme dich (EG 178.11) 2. Sprecher(in): Lasst uns beten zu Gott, der uns nahe ist in Jesus Christus, dem guten Hirten: Für die in unserer Gesellschaft Ausgegrenzten, dass sich Menschen in Christi Namen um sie kümmern. Für die Trauernden und Leidgeplagten, dass sie offene Ohren finden, um ihren Schmerz zu benennen. Für alle, die gern an die Wegleitung Gottes glauben möchten, sich aber in ihrem Zweifel quälen, dass sie Schritt für Schritt Gott vertrauen lernen. Wir rufen: Herr, erbarme dich G: Herr, erbarme dich (EG 178.11)
31 Nur im Regionalteil der Ev. Kirchen in Hessen-Nassau und Kurhessen-Waldeck vorhanden.
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1. Sprecher(in): Lasst uns beten zu Gott, der uns nahe ist in Jesus Christus, dem guten Hirten: Für alle, die verfolgt werden von den Schatten ihrer Schuld, dass sie Mut schöpfen aus der Kraft der Vergebung; für alle, die verzweifeln angesichts des Leides in dieser Welt, dass sie Gottes Wegen trotz allem vertrauen. Wir rufen: Herr, erbarme dich G: Herr, erbarme dich (EG 178.11) 2. Sprecher(in): Lasst uns beten zu Gott, der uns nahe ist in Jesus Christus, dem guten Hirten: Für die Menschen, denen das Leben sinnlos erscheint, die es wegwerfen wollen oder es vergeuden, dass sie Menschen finden, die ihnen die Freude am Leben wiedergeben und die ihnen zum Vorbild werden. Wir rufen: Herr, erbarme dich G: Herr, erbarme dich (EG 178.11) 1. Sprecher(in): Lasst uns beten zu Gott, der uns nahe ist in Jesus Christus, dem guten Hirten: Für die Menschen, die sich verlieren in ihren Süchten, in Fanatismus und Hass, dass sie sich finden lassen von dem guten Hirten, der jedem Menschen nachgeht. Wir rufen: Herr, erbarme dich G: Herr, erbarme dich (EG 178.11)
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STILLE VATER UNSER LIED
Meine Hoffnung und meine Freude (EG 69732)
SEGEN MUSIK
32 Regionalteil für die Ev.-Lutherischen Kirchen in Bayern und Thüringen. EG 576 im Regionalteil der Ev. Landeskirche in Württemberg. EG 697 im Regionalteil der Ev.-Lutherischen Kirche Mecklenburgs. EG 641 im Regionalteil der Ev. Kirche in Österreich.
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Wie ein Baum dem Himmel entgegenwachsen Gottesdienst am Buß- und Bettag zum Symbol des Baumes
Eingang MUSIK LIED
Komm, o komm, du Geist des Lebens (EG 134,1–2)
BEGRÜSSUNG LIED
Erneure mich, o ewigs Licht (EG 390)
MEDITATION NACH PSALM 1 1. Sprecher(in): Selig ist, wer nicht zum Rat der Gottlosen gehört, wer sich nicht mit den Sündern auf den Weg macht und wer nicht mit den Spöttern zusammensitzt. Er ist wie ein Baum, der am Wasser gepflanzt ist, der grünt und blüht und Frucht bringt zu seiner Zeit. 2. Sprecher(in): Selig ist, wer Freude hat an den Geboten, die Gott seinem Volk gab, und wer sie sich Tag und Nacht zu Herzen gehen lässt. Er ist wie ein Baum, der am Wasser gepflanzt ist, der grünt und blüht und Frucht bringt zu seiner Zeit. 1. Sprecher(in): Ihm wird das Werk seiner Hände wohl geraten. Anders als den Gottlosen, 101
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wird sein Werk Bestand haben und nicht vergehen, wie der Wind die Spreu verweht. Er ist wie ein Baum, der am Wasser gepflanzt ist, der grünt und blüht und Frucht bringt zu seiner Zeit. 2. Sprecher(in): Denn Gott achtet auf die Schritte derer, die ihm treu sind. Anders als die Straßen, denen die Gottlosen folgen, führen ihre Wege zum Ziel. Sie sind wie Bäume, die am Wasser gepflanzt sind, die grünen und blühen und Frucht bringen zu ihrer Zeit. Lasst uns Gott loben: LIEDRUF Jetzt grünet, was nur grünen kann, Halleluja (EG 110,3) SÜNDENBEKENNTNIS Barmherziger Gott, du kennst uns, wie wir sind, siehst unser Herz, weißt um unsere geheimsten Motive und dunklen Gedanken. Wir bringen vor dich unsere Gleichgültigkeit, die uns manchmal selbst erschreckt. Wir bringen vor dich unsere Fruchtlosigkeit, wo wir im Alten beharren, statt dem Guten Raum zu geben. Wir sagen dir, dass wir uns immer wieder im Neid verstricken, in uns selbst verkrümmen, um uns selbst kreisen, statt aufrecht und gerade dem Himmel entgegenzuwachsen wie ein Baum. 102
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Wir bitten dich, dass du uns gnädig bist und uns von den dunklen Schatten befreist, die auf unserem Herzen lasten. Wir singen: LIEDRUF Mach in mir deinem Geiste Raum, dass ich dir werd ein guter Baum (EG 503,14) GNADENZUSPRUCH Gott spricht zu uns: „Ich will euch ein neues Herz und einen neuen Geist geben. Ihr sollt mein Volk sein und ich werde euer Gott sein“. Weil Gott uns immer wieder neu anfangen lässt, danken wir ihm mit allen, die auf ihn vertrauen und singen: LIEDRUF Alle Knospen springen auf, fangen an zu blühen (EG 637,133) GEBET Wir haben Fehler gemacht, haben zu wenig geliebt, haben versagt, haben nicht dem Bild entsprochen, zu dem du uns, Gott, geschaffen hast. Wir waren nicht wie ein Baum, der himmelwärts wächst, und dessen Zweige Geborgenheit schenken. Wir haben uns stattdessen selbstzufrieden in uns selbst verkrümmt, haben einfach vor uns hingelebt und Menschen aus den Augen verloren, die unsere Hilfe gebraucht und unseren Zuspruch nötig gehabt hätten. Darum kommen wir heute zu dir, Gott, wollen auf dein richtendes und rettendes Wort hören. Wecke in uns deinen Geist, den Geist der Liebe und der Weisheit, 33 EG 633,1 im Regionalteil der Ev. Landeskirche in Baden und der Ev. Kirche der Pfalz.
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damit wir dem Bild ähnlicher werden, zu dem du uns geschaffen hast und dir entgegenwachsen wie ein Baum, der ans Wasser gepflanzt ist. Amen
Verkündigung LESUNG AUS DEM ALTEN TESTAMENT (aus 2. Mose 20): Ich bin der Herr, dein Gott. Du sollst nicht andere Götter haben neben mir. Du sollst den Namen des Herrn, deines Gottes, nicht unnütz gebrauchen; denn der Herr wird den nicht ungestraft lassen, der seinen Namen missbraucht. Du sollst den Feiertag heiligen. Du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren, auf dass es dir wohl gehe und du lange lebest auf Erden. Du sollst nicht töten. Du sollst nicht ehebrechen. Du sollst nicht stehlen. Du sollst nicht falsch Zeugnis reden wider deinen Nächsten. Du sollst nicht begehren deines Nächsten Haus. Du sollst nicht begehren deines Nächsten Weib, Knecht, Magd, Vieh noch alles, was sein ist. GLAUBENSBEKENNTIS LIED Meine engen Grenzen (EG 58434)
34 EG 600 im Regionalteil der Ev. Kirche im Rheinland, der Ev. Kirche von Westfalen und der Lippischen Landeskirche sowie der Ev.-reformierten Kirchen in Bayern und Nordwestdeutschland und der Ev.-altreformierten Kirche in Niedersachsen. EG 589 im Regionalteil der Ev. Kirche in Württemberg. EG 574 im Regionalteil der Ev. Kirche in Österreich.
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LESUNG AUS DEM NEUEN TESTAMENT (Matthäus 12,33–35) Jesus Christus spricht: Nehmt an, ein Baum ist gut, so wird auch seine Frucht gut sein; oder nehmt an, ein Baum ist faul, so wird auch seine Frucht faul sein. Denn an der Frucht erkennt man den Baum. Ihr Schlangenbrut, wie könnt ihr Gutes reden, die ihr böse seid? Wes das Herz voll ist, dem geht der Mund über. Ein guter Mensch bringt Gutes hervor aus dem guten Schatz seines Herzens; und ein böser Mensch bringt Böses hervor aus seinem bösen Schatz. STILLE ANSPRACHE Stellen Sie sich einen groß gewachsenen, geraden und sich zum Himmel streckenden Obstbaum vor. Sein Stamm ist stark, seine Zweige wohl geformt. Im Frühjahr steht er in voller Blüte und im Herbst hängen an seinen Zweigen die guten Früchte. Und nun lassen Sie ein neues Bild vor Ihrem inneren Auge entstehen: Ein alter, morscher Apfelbaum, sein Stamm neigt sich unter der Last der Zweige. Hier und da sind die Zweige verdorrt, tragen weder Blätter noch Früchte. Und dort, wo einige wenige Äpfel hängen, da sind sie klein und schmecken sauer. Jesus stellt nach dem Matthäusevangelium zwei solche Bäume in einer Bildrede einander gegenüber: „Nehmt an, ein Baum ist gut, so wird auch seine Frucht gut sein; oder nehmt an, ein Baum ist faul, so wird auch seine Frucht faul sein. Denn an der Frucht erkennt man den Baum.“ Ein Baum als Symbol für gelingendes oder misslingendes Leben Jesus vergleicht die beiden unterschiedlichen Bäume, um daran etwas über uns Menschen auszusagen: „Ein guter Mensch bringt Gutes hervor aus dem guten Schatz seines Herzens; und ein böser Mensch bringt Böses hervor aus seinem bösen Schatz (Mt 12,33– 35).“ Die Bäume werden in der Rede Jesu zum Symbol für unser Leben. Ein schöner, groß gewachsener Baum wird zum Bild für gelingendes Leben. Ganz selbstverständlich gibt ein solcher Baum 105
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von dem eigenen Reichtum ab, trägt Frucht und schenkt dadurch anderen Freude. Ein fauler, morscher Baum wird zum Sinnbild für das falsche Leben, das um sich selbst kreist und nicht darauf bedacht ist, was für den anderen gut und nützlich ist. Ein solcher Baum wächst nicht geradlinig in den Himmel, sondern krümmt sich in sich selbst zusammen. Ein guter Baum, der gute Frucht bringt, wird von Jesus mit einem herzensguten Menschen verglichen, der aus dem Schatz seines Herzens Gutes tut. Der faule, modrige Baum ist ein Bild für einen Menschen, dessen Herz voller Missgunst ist. Ein solches Herz gleicht einem morschen Baum, der innerlich zerfressen ist und deshalb wenig Halt bietet. Auch ein Herz kann modrig werden, zerfressen vom Neid, der jede Freude raubt und dem anderen das Schöne nicht gönnt. Bis in die Körperhaltung und in den Blick eines neidischen Menschen kann man Gemeinsamkeiten mit einem morschen Baum feststellen. Wie ein solcher Baum krumm wird, so wird auch bei einem neidischen Menschen der Blick scheel und auf den Boden gerichtet. Der Neid als Sünde der heutigen Zeit Am heutigen Bußtag möchte ich deutlich machen, dass solcher Neid Sünde ist. Ein neidisches Herz büßt die Fähigkeit ein, einem anderen etwas zu gönnen oder ihm Gutes zu tun. Vielleicht ist der Neid sogar die verbreitetste Sünde in der heutigen Zeit. In unserer Gesellschaft vergleichen wir uns häufig mit anderen, blicken auf das, was andere uns angeblich voraus haben und neiden es ihnen. Dass wir einem anderen mit aufrichtigem Herzen etwas Gutes gönnen, fällt uns oft schwer. Wie das bei der Sünde immer ist, richtet der Neid nicht nur an anderen Schaden an, sondern verdunkelt zugleich die Seele des Täters. Denn Neid wirft einen Schatten auf unser Herz oder zernagt es sogar. Im Neid machen wir uns kleiner, als wir wirklich sind. Wir senken den Blick und meinen, die anderen können alles besser oder haben es besser als wir selbst. Und nun sagt Jesus: Wie ein guter Baum gute Frucht bringt, so tut ein Mensch mit einem guten Herzen Gutes. Ein Mensch, dessen Herz aber kalt oder vom Neid zerfressen ist, kann gar nichts Gutes tun. Ist das Herz lebendig und echt, dann wird auch der 106
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Träger des Herzens Gutes hervorbringen. Ist das Herz aber kalt und berechnend, dann wird selbst die scheinbar gute Tat letztlich nur den eigenen Interessen dienen. Mich spricht hier der Gedanke an, dass es bei uns Menschen in erster Linie auf unsere Gesinnung ankommt. Wir sollten also mehr auf die Stimme unseres Herzens achten und sie befolgen. Wenn ich etwas aus vollem Herzen tue, dann wird es auch gut und ist viel mehr wert als vieles, was ich nur halbherzig mache. Können wir Menschen wie die Bäume eingeteilt werden in gute oder schlechte? Und doch erschreckt mich an dieser Stelle die strikte Festlegung, dass nur aus einem reinen Herzen Gutes kommen kann. Das würde doch bedeuten, dass Menschen eingeteilt werden könnten in solche, die ein gutes, und solche, die ein böses Herz haben. Wer zu den Letzteren gehört, könne auch unter der größten Anstrengung nie etwas wirklich Gutes bewirken. Ich bin dagegen überzeugt: Wir Menschen sind nicht nur schlecht oder nur gut, sondern stets beides zugleich. Auch an der Gegenüberstellung des guten und des modrigen Baumes stört mich die klare Alternative, dass der eine gute und der andere schlechte Frucht trägt. Um im Bild des Baumes zu bleiben: Kann denn ein morscher, alter Baum überhaupt noch Früchte tragen? Unterscheidet er sich nicht vom vitalen, guten Baum dadurch, dass er eben keine Früchte mehr hat? Und gehört nicht letztlich beides zum Leben ein und desselben Baumes? Ist er nicht in seinen jungen Jahren ein Baum, der gute Früchte trägt und am Ende einer, dessen Kraft vergeht und der deshalb kein Obst mehr hervorbringen kann? Gehört also nicht beides zu einem Baum, die Zeit, in der er im Herbst voller Äpfel hängt und die Zeit, in der er wenig Frucht und schließlich keine mehr bringt? Ob sein Obst gut oder sauer schmeckt, hängt darüber hinaus nicht allein von ihm ab. Er braucht Regen und Sonne, damit seine Früchte wachsen und später reifen können. Er ist auf ein gutes Klima angewiesen, will er gute Früchte bringen. Wie sich die Bäume vor einer strikten Einteilung in gute und schlechte sträuben, so können auch wir Menschen nicht einfach in Gute oder Schlechte eingeteilt werden. Gerade an einem Tag 107
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wie heute wird uns bewusst, wie sehr wir immer beides sind. Wir wären gerne wie ein guter Baum oder hätten ein reines, unbeschwertes Herz. Und doch wissen wir darum, wie auch wir voller dunkler und falscher Gedanken sein können. Auch wir blicken manchmal scheel auf das Glück der anderen und gleichen damit einem faulen Baum. Und dann können wir wieder von Herzen Gutes weitergeben, freuen uns an der Freude anderer. Wir sind also mal wie ein guter und mal wie ein fauler Baum, bringen gute Frucht und dann erzeugen wir Bitterkeit. Dem einen können wir von Herzen zugeneigt sein, sind freundlich und verbindlich. Bei der Begegnung mit einem anderen zieht sich unser Herz zusammen und wir können nur unter Anstrengung unsere negativen Gefühle verbergen. Wie ein Baum braucht auch ein gutes Herz einen Nährboden Wie unser Herz reagiert, ob es sich erwärmen lässt oder kalt bleibt, haben wir dabei nur bedingt selbst in der Hand. Unsere Gefühle können wir nicht allein mit dem Willen beeinflussen. Liebe ist eben zuerst ein Geschenk, das dann weitergegeben werden kann. Damit unser Herz fähig ist zu guten Gefühlen und sich gegenüber anderen öffnen kann, braucht es einen guten Nährboden. Darin ist es durchaus einem Baum zu vergleichen. Um groß und stattlich zu werden, muss er gut verwurzelt sein, muss mit seinen Wurzeln Nahrung und Wasser finden. Erst dann kann er wirklich viele Früchte tragen. Auch wir brauchen solche Wurzeln, damit unser Herz zu einem guten Schatz wird, aus dem wir mit vollen Händen weitergeben können. Es ist wichtig, durch den Glauben fest in Gott verwurzelt zu sein. Wer sich im Gebet an Gott wendet und auch für die betet, mit denen er im Streit lebt, dessen Herz wird sich wie von selbst weiten. Wer bei Gott seine Fehler eingesteht und bei ihm Vergebung findet, der wird auch anderen ihre Fehler nicht mehr kleinlich vorrechnen können. Die Erfahrung der göttlichen Liebe strahlt aus und verändert unsere Herzen. Eine weitere Wurzel kann die Familie sein oder ein guter Freund, eine Freundin. Wer sich von anderen angenommen und geliebt weiß, der wird nicht mehr neidisch auf das Glück der anderen schauen. Wer sich geliebt fühlt, kann sich selbst annehmen, ist 108
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mit sich selbst im Reinen und kann deshalb auch mit anderen in Frieden leben. Lassen Sie uns deshalb nach den Wurzeln suchen, die uns stärken und unser Herz weit werden lassen. Dann können wir uns wie ein gesunder Baum dem Himmel entgegen strecken und werden Frucht bringen zur rechten Zeit. LIED
Ich steh vor dir mit leeren Händen, Herr (EG 382)
FÜRBITTEN 1. Sprecher(in): Herr, unser Gott, stärke unsere Herzen, dass wir uns selbst und den Nächsten lieben können, dass das Leben aufblüht, dass wir den Wert des eigenen Lebens schätzen, ohne andere gering zu achten. 2. Sprecher(in): Herr, unser Gott, stärke unsere Herzen, dass wir einem Baum gleichen, der Früchte trägt, dass uns zugefügte Verletzungen nicht bitter machen, sondern offen für die Wunden anderer. 1. Sprecher(in): Herr, unser Gott, stärke unsere Herzen, damit wir erkennen, wo wir schuldig werden, damit wir im Vertrauen auf deine Kraft uns für die einsetzen, die ohne Recht sind. 2. Sprecher(in): Herr, unser Gott, stärke die Herzen derer, die politische Verantwortung tragen, damit sie ihre Macht teilen, dass der Fluch des Krieges gebrochen wird, dass die Qual des Hungers weicht 109
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und damit das Leben sich in der ganzen Welt entfalten kann. STILLE 1. Sprecher(in): Herr, unser Gott, stärke unsere Herzen, dass unser Leben emporwächst und nicht ohne Früchte bleibt. Amen
Abendmahl LIED
Du hast zu deinem Abendmahl als Gäste uns geladen (EG 224)
LOBGEBET Gepriesen seist du, unser Gott, du Kraft des Lebens. Du schenkst uns dieses Brot, die Frucht der Erde und der menschlichen Arbeit. Lass es zum Brot des Lebens werden. Du schenkst uns diesen Wein, die Frucht des Weinstocks und der menschlichen Arbeit. Lass ihn zum Kelch des Heils werden. SAMMLUNGSGEBET Wie die Körner von den Feldern und die Beeren von den Weinbergen jetzt auf diesem Tisch vereint sind in Brot und Wein, so lass dein Volk bald versammelt werden von den Enden der Erde in deinem Reich. EINSETZUNGSWORTE VATER UNSER AGNUS DEI (EG 190.2) WANDELKOMMUNION mit dem Zuspruch der Vergebung: So du deine Schuld aufrichtig bereust, sage ich dir im Namen Gottes zu: Deine Sünde ist dir vergeben. 110
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DANKGEBET Barmherziger Gott, du nimmst uns auf, wie wir sind und vergibst uns unsere Schuld. Wir danken dir für deine grenzenlose Liebe, die wir an deinem Tisch schmecken und sehen durften. Amen
Segen LIED
Hilf mir und segne meinen Geist mit Segen, der vom Himmel fleußt (EG 503,13–15)
SEGEN MUSIK
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„Möge die Straße uns zusammen führen“ Abendgottesdienst zum Symbol des Weges oder der Straße
Eingang MUSIK EINSTIMMUNG „Möge die Straße uns zusammen führen“, mit diesem irischen Segenswunsch begrüße ich Sie herzlich zu diesem Gottesdienst. Ich möchte mit Ihnen heute Abend darüber nachdenken, was es bedeutet, von Gott gesegnet zu werden auf unseren Wegen: Segen ist wie ein sommerlicher Regenschauer, der trockenes Land befeuchtet, der Leben ermöglicht, Wachstum und Gedeihen. Segen ist wie ein Bad in einem kühlen See, das graue Gedanken vertreibt und die Seele erquickt. Segen ist wie ein Schluck Wasser an einem heißen Tag, das die Glieder erfrischt und neue Kraft schenkt. Segen ist wie ein Licht, das dunkle Schatten vertreibt, das Ängste löst und Verzagende stärkt. Segen ist wie eine Energiequelle, die innere Stärke schenkt, die Versuche glücken und Werke gelingen lässt. LIED
Vertraut den neuen Wegen (EG 395)
PSALM 16 Gott, du tust mir kund den Weg zum Leben: Vor dir ist Freude in Fülle und ewiges Glück steht an deiner Seite. Deshalb setze ich mein Vertrauen auf dich und hänge mein Herz an sonst niemanden. Ich habe Gott geschworen, dass ich den Götzen nicht nachlaufe 112
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und den Namen der irdischen Götter nicht in meinem Munde trage. Der Herr ist mein Gut, Gott ist mein Erbteil. Darum freut sich mein Herz, und meine Seele ist fröhlich. Gott bewahrt mich, dass ich auch in der Nacht sicher liege. Er wird mich auch nicht dem Tode überlassen und mich dereinst aus der Grube ziehen. Gott, du tust mir kund den Weg zum Leben: Vor dir ist Freude in Fülle und ewiges Glück steht an deiner Seite. Lasst uns Gott loben: LIEDRUF Bis hierher hat mich Gott gebracht (EG 329,1) KYRIE35 Wege gehen, Wege geführt werden, einen Weg einschlagen. Wir möchten gern auf dem besten Weg sein. Und doch ist der Weg nicht eben, den wir gehen, immer wieder drohen unsere Füße an einen Stein zu stoßen. Es steht jemand im Wege oder wir drohen auf halbem Wege stehen zu bleiben. Deshalb wollen wir um Gottes Hilfe auf unseren Wegen bitten und singen: Bewahre uns, Gott, behüte uns, Gott, sei mit uns auf unsern Wegen LIEDRUF Bewahre uns, Gott, behüte uns, Gott, sei mit uns auf unsern Wegen (EG 171,1) GLORIA Gott hat seinen Engeln befohlen, dass sie dich behüten auf allen deinen Wegen, dass sie dich auf Händen tragen 35 Kyrie und Gloria aus: Stephan Goldschmidt: Gottesdienste mit Symbolen, 57f.
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und du deinen Fuß nicht an einen Stein stoßest. Gott verspricht uns nicht, dass unsere Wege gerade verlaufen, durch blühende Wiesen, bequem und schön. Aber er hat uns versprochen bei uns zu sein und uns seinen Engel zu senden, der uns behüten soll, wohin wir auch gehen. Deshalb loben wir Gott und singen: LIEDRUF Ich lobe meinen Gott, der mir den neuen Weg weist (EG 638,236) GEBET37 Herr, unser Gott, dein Wort ist wie ein Licht auf unserem Weg und weist uns Richtung und Ziel. Wir sind heute zu dir gekommen, um dieses Wort zu hören und um nach deiner Wegleitung zu fragen. Komm, sei du mitten unter uns, ermutige uns zu den Schritten, die vor uns liegen und die wir gehen müssen. Und gib uns Hoffnung, dass unsere Schritte auch auf verschlungenen Wegen letztlich zu dir führen, der du lebst und Leben schenkst in Ewigkeit. Amen
36 EG 585,2 im Regionalteil der Ev.-Lutherischen Kirchen in Niedersachsen und der Bremischen Ev. Kirche. EG 673,2 im Regionalteil der Ev. Kirche im Rheinland, der Ev. Kirche von Westfalen und der Lippischen Landeskirche sowie der Ev.-reformierten Kirchen in Bayern und Nordwestdeutschland und der Ev.-altreformierten Kirche in Niedersachsen. EG 615,2 im Regionalteil der Ev.-Lutherischen Kirchen in Bayern und Thüringen. EG 611,2 im Regionalteil der Ev. Landeskirche in Württemberg. EG 628,2 im Regionalteil der Ev. Landeskirche in Baden und der Ev. Kirche der Pfalz. 37 Stephan Goldschmidt: Gottesdienste mit Symbolen, 58f.
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LIED
Lass uns den Weg der Gerechtigkeit gehn (EG 64038)
Verkündigung SCHRIFTLESUNG (1.Mose 32,23–32) Und Jakob stand mitten in der Nacht auf und nahm seine beiden Frauen und die beiden Mägde und seine elf Söhne und zog an die Furt des Flusses Jabbok, durchquerte sie mit den Seinen, blieb aber allein zurück. Da rang ein Mann mit ihm bis zum Morgengrauen. Und als dieser sah, dass er Jakob nicht überwinden konnte, schlug er ihn auf das Gelenk seiner Hüfte, dass sie ausgerenkt wurde. Und der Mann rief: „Lass mich los, denn die Morgenröte bricht an.“ Aber Jakob antwortete: „Ich lasse dich nicht, es sei denn, du segnest mich.“ Und er fragte ihn: „Wie heißest du?“, und er antwortete: „Jakob.“ „Du sollst von nun an nicht mehr Jakob heißen,“ antwortete der Mann, „sondern Israel, weil du mit Gott und mit Menschen gekämpft und gewonnen hast.“ Da fragte Jakob: „Wie lautet dein Name?“ Er aber sprach: „Warum fragst du, wie ich heiße?“ Und statt zu antworten, segnete er ihn. Und Jakob nannte die Städte: „Gott sieht mich“. Denn er sagte sich, dass er in dem Mann Gottes Angesicht gesehen hatte. Und als er von dort wegging, ging die Sonne auf; und Jakob hinkte an seiner Hüfte. STILLE
38 EG 675 im Regionalteil der Ev. Kirche im Rheinland, der Ev. Kirche von Westfalen und der Lippischen Landeskirche sowie der Ev.-reformierten Kirchen in Bayern und Nordwestdeutschland und der Ev.-altreformierten Kirche in Niedersachsen. EG 658 im Regionalteil der Ev. Kirche in Württemberg.
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ANSPRACHE Jakob auf dem Weg zurück in seine Heimat Wir begleiten Jakob auf dem Weg zurück in seine Heimat. Nach langen Jahren kehrt er nun als erwachsener und erfolgreicher Mann zurück zur Stätte seiner Kindheit und Jugend. Warum zog es ihn dorthin zurück? Was treibt einen Menschen nach vielen, vielen Jahren an, zurückzukehren an eine frühere Stätte seines Lebens? Jakob hätte gar nicht sagen können, was ihn in seine frühere Heimat zog. Er war von ihr nicht los gekommen, musste sich dem Vergangenen stellen. Als er vor vielen Jahren aus seiner Heimat floh, hatte er sich den Segen seines Vaters ergaunert. Er hatte den sterbenskranken Vater getäuscht, er hatte getan, als wäre er nicht Jakob, sondern der erstgeborene Sohn Esau. So hatte er sich den Erstgeborenensegen erschlichen und seinen Bruder darum betrogen. Und so musste er aus der Heimat fliehen, ohne sich von denen zu verabschieden, die er liebte und ohne sich zu versöhnen mit dem aufgebrachten Bruder. Aber wie lang der Weg auch war, den Jakob in den vergangenen Jahren zurückgelegt hatte, er konnte sich nicht wirklich lösen. Denn wir Menschen können nur das hinter uns lassen, mit dem wir uns versöhnt haben. Alles Unversöhnliche, das wir hinter uns lassen wollen, verfolgt uns, wohin wir auch gehen. Jakob erging es nicht anders und so zog es ihn zurück, an den Anfang seines Lebensweges. Es hatte lange gedauert, bis Jakob die Gewissheit erlangt hatte, zurückkehren zu müssen und sich seiner Vergangenheit zu stellen. Und in dieser Zeit hatte der Segen seine Wirkung entfaltet. Gott hatte Jakob begleitet auf seinen Wegen, wohin er auch gegangen war. Gott hatte Segen zu allem gegeben, was er tat. Ganz äußerlich war Jakob mit Reichtum gesegnet worden, aber auch indem er mit einer Familie beschenkt wurde, mit Liebe, mit Kindern. Wie sehr Jakob gesegnet worden war, zeigte sich, als er in die Heimat zurückkehren wollte. War er damals voller Angst geflohen, allein und hilflos, so kehrte er nun als wohlhabender Familienvater zurück. War er damals als Flüchtling bei seinem Onkel Laban erschienen, so war er heute Teil einer Familie. War er bisher ein Betrüger gewesen, so sollte er nun erfahren, dass 116
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Gott ihm Segen zuteil werden ließ und er nicht mehr alles ergaunern musste. Jakob wird daran gehindert, den Weg in die Heimat fortzusetzen Jakob machte sich auf den Weg in die Heimat nicht ohne Angst – wie würde ihm Esau begegnen, der Bruder, den er um den Erstgeborenensegen betrogen hatte? Es muss Jakob schwer geworden sein, den Grenzfluss Jabbok zu überqueren, um auf der anderen Seite dem einst betrogenen Bruder zu begegnen. Er konnte nicht einfach zusammen mit seiner Familie durch die Furt ziehen. Er musste diese Grenze alleine überwinden. Niemand konnte ihm diese Entscheidung, diesen notwendigen Schritt abnehmen. Jakob musste den entscheidenden Teil des Weges in die Heimat alleine gehen, so wie auch wir manche Wege letztlich allein gehen müssen. Er musste sich allein seiner Vergangenheit stellen. Als sich Jakob endlich entschließt, den Fluss zu überqueren, da wird er irgendwie daran gehindert. Er kann nicht weiter, wird mitten im Wasser festgehalten – hält ihn seine Vergangenheit zurück, der Gedanke an seine frühere Schuld? Wer oder was Jakob auch zurückhält, er begegnet in diesem Wesen Gott. Wer oder was Jakob auch zurückhält, er wird in der Auseinandersetzung damit ein anderer. Jakob kehrt als Gesegneter in die Heimat zurück Der Kampf zwischen Jakob und seinem Gegenüber dauert lange, fast die ganze Nacht – Jakob will sich nicht unterkriegen lassen, bis zum Morgen kämpft er mit dem rätselhaften Wesen und zugleich mit seinem Inneren, das ihm zum Gegenüber geworden ist. Und als Jakob endlich sein Ziel erreicht, als der Weg für ihn frei wird, da lässt er sein Gegenüber nicht los, sondern bittet um den Segen: „Ich lasse dich nicht, es sei denn, du segnest mich.“ Obwohl sein Gegenüber, das ihn am Überqueren des Flusses bisher hinderte, nun den Kampf beenden will, ringt Jakob weiter mit ihm, als habe er sein Ziel noch nicht erreicht. Es ist ganz erstaunlich, dass Jakob den, der ihm den Weg versperrt, nicht sofort auf dessen Bitte loslässt. Er ringt doch mit ihm, um auf die andere Seite des Flusses zu gelangen. Aber nun ist es ihm zu wenig, diesen seinen Willen durchzusetzen. Nun 117
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will er mehr, er will gesegnet werden und als Gesegneter hinüberkommen auf die andere Seite des Flusses. Und am Ende bekommt er seinen Willen, er empfängt den göttlichen Segen und zugleich einen neuen Namen. Und so geht er als anderer, als neuer Mensch, durch die Furt des Grenzflusses. Auch wir werden auf unseren Wegen immer wieder an Grenzen stoßen oder an Furten, die nicht leicht zu durchqueren sind. Dann ist es gut, wenn wir so wie Jakob uns nicht vorschnell damit abfinden, dass wir nicht weiter kommen. Wir dürfen wie er an unseren Grenzen arbeiten, sie weiten. Dann können auch begrenzte Fähigkeiten zu unseren Stärken werden. Selbst Krisenzeiten können uns zum Segen werden, wenn wir sie festhalten, wie Jakob den geheimnisvollen Mann nicht loslassen wollte, bevor er ihn segnete. Solche Krisen kosten zwar oft Kraft oder fügen Verletzungen zu. Und doch ist es gut, wenn wir nicht so schnell wie möglich aus diesen Krisen loszukommen suchen, sondern wie Jakob sie festhalten, bis sie uns zum Segen werden. Es ist hilfreich, wenn wir die Frage stellen, ob uns eine Erkrankung etwas sagen will, ob sie uns zum Umdenken oder einer neuen Lebenseinstellung bewegen will. Dann gehen wir gesegnet aus einer Krankheit, einer Krise, einem Streit oder einem inneren Ringen hervor. Dann brauchen wir nicht mehr zu hadern mit unserem Schicksal, sondern können unser Leben verstehen als Weg, den Gott uns führt und auf dem er uns mit seinem Segen auch und gerade in dem schweren Zeiten umgibt. LIED
Ein Licht geht uns auf in der Dunkelheit (EG 55739)
Gebet und Segen FÜRBITTEN 1. Sprecher(in): Lasst uns bitten um Gottes Begleitung auf den Wegen, die unsere Füße uns führen, dass er uns leite Tag für Tag,
39 EG 555 im Regionalteil der Ev. Landeskirche in Württemberg.
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gerade auch in den schweren Zeiten und auf den dunklen Wegen: Herr, erbarme dich! 2. Sprecher(in): Lasst uns für die Menschen bitten, die uns begleiten auf unseren Wegen, für unsere Eltern, Partner, Kinder und Enkel, aber auch unsere Freunde und Nachbarn, dass Gott ihnen beistehe: Herr erbarme dich! 1. Sprecher(in): Lasst uns bitten für die Verstorbenen, die in unserer Mitte fehlen, dass sie in Gottes Haus bewahrt bleiben. Tröste alle, die um sie trauern, und helfe ihnen, wieder Wege zurück ins Leben zu finden: Herr erbarme dich! 2. Sprecher(in): Lasst uns bitten für die Menschen, die sich auf ihren Wegen verlaufen haben und den rechten Weg nicht mehr alleine finden. Schicke ihnen deine Boten, dass sie ihren Schritten solange Einhalt gebieten und sie zuletzt als Gesegnete ihre Wege gehen: Herr erbarme dich! STILLE VATER UNSER LIED
Wenn wir jetzt weitergehen, dann sind wir nicht allein (EG 168,4–6)
PERSÖNLICHE SEGENSZUSAGE AM AUSGANG MIT HANDAUFLEGUNG MUSIK
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Mit den Augen des Herzens sehen Abendgottesdienst zum Symbol des Auges
Eingang MUSIK BEGRÜSSUNG „Man sieht nur mit dem Herzen gut, das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar“ – diese Weisheit stammt aus dem Kleinen Prinzen von Antoine de Saint-Exupéry. Dahinter steht die Erkenntnis, dass sich die Augen durch den äußeren Schein leicht täuschen lassen und es mehr auf das innere als auf das äußere Auge ankommt. Das innere Auge sieht klarer, wenn es um Herzensangelegenheiten geht, es lässt sich nicht so leicht hintergehen, sieht hinter den schönen Schein. Um mit dem Herzen zu sehen, ist es gut, immer mal wieder die Augen zu schließen, um nicht durch äußere Reize abgelenkt zu werden. Mit dem Auge des Herzens zu sehen, bedeutet, offen zu bleiben für Träume und für Visionen von einer anderen Welt. LIED
Wo ein Mensch Vertrauen gibt (EG 63040)
PSALM 19 Die Himmel spiegeln die Ehre Gottes, und die Erde ist nichts als das Werk seiner Hände. Ein Tag spricht zum andern, und eine Nacht verkündet der andern die Wunder seiner Schöpfung. 40 EG 604 im Regionalteil der Ev.-Lutherischen Kirchen in Niedersachsen und der Bremischen Ev. Kirche. EG 648 im Regionalteil der Ev.-Lutherischen Kirchen in Bayern und Thüringen. EG 638 im Regionalteil der Ev. Landeskirche in Württemberg. EG 643 im Regionalteil der Ev. Kirche in Österreich.
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Ohne Sprache loben sie Gott und ohne Worte preisen sie sein Werk. Ihr Loblied erklingt unhörbar und breitet sich doch aus in allen Landen, bis an die Enden der Erde. Gott hat den Himmel wie ein Zelt gemacht, zur Wohnstätte der Sonne bereitet. Sie tritt heraus wie ein junger Mann aus seiner Kammer und läuft ihre Bahn mit Freude wie ein starker Held. Sie erscheint in der Frühe im Osten und läuft bis in den Westen, wo sie untergeht in feuriger Glut. Nichts bleibt ihrem Blick verborgen auf ihrem Weg vom einen Ende der Erde zum anderen. Sie sieht, wie das Gebot, das Gott den Menschen geschenkt hat, voller Weisheit ist und der Seele gut tut. Voller Wahrheit sind die Weisungen Gottes, sie machen das Herz inwendig rein und öffnen dem Unverständigen die Augen. Lasst uns deshalb Gott preisen: Laudate omnes gentes, lobt Gott, ihr Völker, alle LIEDRUF Laudate omnes gentes (EG 181.6) KYRIE Wir möchten mit den Augen des Herzens sehen, wir sehnen uns danach, das Wesentliche zu erkennen, statt uns vom äußeren Schein gefangen nehmen zu lassen. Doch immer wieder fallen wir auf ihn rein, blicken auf das Äußere, beurteilen Menschen nach ihrem bloßen Erscheinungsbild. Manchmal fällen wir ganz unbarmherzig Urteile, die sich an Äußerlichem festmachen und die alles dabei behaften.
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Wir spüren, wie oberflächlich ein solcher Blick ist und klagen Gott, wo wir selbst zu Gefangenen unseres kalten, beurteilenden Blickes geworden sind. Wir bitten ihn, dass er uns davon befreit und dass er uns vergibt, wenn wir andere dadurch verletzt und erniedrigt haben: LIEDRUF Meine engen Grenzen, meine kurze Sicht bringe ich vor dich (EG 584,141) GLORIA Wir leben davon, dass Gott uns anblickt mit den Augen der Liebe. Wir wollen Gott danken, dass er nicht zuerst auf unsere Schwächen und Fehler blickt, sondern auf unsere Stärken und Fähigkeiten. Wir wollen Gott danken, dass sein Blick auch die Möglichkeiten sieht, die noch in uns schlummern. Wir wollen Gott danken, dass uns andere Menschen mit den Augen des Herzens ansehen und uns deshalb lieben können. Wir wollen Gott danken und singen: LIEDRUF Danket dem Herrn (EG 333,1) GEBET Du Gott allen Lebens, du hast deinen Sohn Jesus Christus in die Welt gesandt,
41 EG 600, 1 im Regionalteil der Ev. Kirche im Rheinland, der Ev. Kirche von Westfalen und der Lippischen Landeskirche sowie der Ev.-reformierten Kirchen in Bayern und Nordwestdeutschland und der Ev.-altreformierten Kirche in Niedersachsen. EG 589, 1 im Regionalteil der Ev. Kirche in Württemberg. EG 574, 1 im Regionalteil der Ev. Kirche in Österreich.
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damit er sie erlöse, damit Blinde sehen, Lahme wieder gehen und damit den Entrechteten das Evangelium verkündet werde. Wir bitten dich heute, dass du in deinem Sohn auch zu uns kommst, um uns zu erleuchten mit dem Licht des Lebens, um unsere Blindheit zu heilen und um uns die Augen des Herzens zu öffnen. Amen
Verkündigung ALTTESTAMENTLICHE LESUNG (Jesaja 29,17–24) Wohlan, es wird nur noch eine kleine Weile dauern, bis das Libanongebirge zu einem fruchtbaren Land wird und auf den Feldern Bäume wachsen. Zu der Zeit werden die Tauben wieder hören und die Augen der Blinden werden aufgetan und sehen. Dann werden sich die Elenden freuen an Gott und die Armen und Unterdrückten werden fröhlich sein. Denn der Heilige Israels wird den Tyrannen ein Ende setzen und den Spöttern werden ihre Worte im Halse stecken bleiben. Es wird ein Ende haben mit denen, die nach Unheil aus sind, die Unschuldige vor Gericht bringen und das Recht beugen durch Lug und Trug. Denn der Gott, der Abraham erlöst hat, wird zum Hause Jakob sagen: Du sollst nicht mehr gedemütigt dastehen, und deine Augen musst du nicht mehr beschämt senken. Denn alle Menschen, die die Werke meiner Hände sehen, werden meine Kinder sein und meinen Namen heiligen. Sie werden den Heiligen Jakobs ehren und den Gott Israels fürchten. Und die, welche irren in ihrem Geist, werden Verstand annehmen, und die, welche murren, werden sich belehren lassen. 123
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NEUTESTAMENTLICHE LESUNG (Matthäus 5,3–10) Gesegnet sind die, die arm sind im Geiste, denn ihnen gehört das Himmelreich. Gesegnet sind, die Leid tragen, denn sie sollen getröstet werden. Gesegnet sind die Geduldigen, denn sie werden die Erde besitzen. Gesegnet sind, die nach Gerechtigkeit hungern und dürsten, denn sie sollen satt werden. Gesegnet sind die Barmherzigen, denn sie werden Barmherzigkeit empfangen. Gesegnet sind, die reinen Herzens sind, denn sie werden Gott schauen. Gesegnet sind die Friedensstifter, denn sie werden Gottes Kinder genannt werden. Gesegnet sind, die um der Gerechtigkeit willen verfolgt werden, denn ihnen gehört das Himmelreich. LIEDRUF Oculi nostri ad Dominum Deum (EG 789.542) ANSPRACHE Wie wir die Welt anblicken, so wird sie uns auch erscheinen Wie wir die Welt um uns herum anblicken, so ist sie auch für uns. Für den, der mit den Augen des Liebenden sieht, wird alles, was er anblickt, wunderschön sein. Für den kindlichen Blick mag die Welt voller Wunder sein. Für den, der nichts Neues mehr erwartet, wird die Welt schwerlich Überraschungen bereit halten. Was auch immer wir mit unseren Augen ansehen, wir sehen darin immer auch etwas von uns. Manchmal täuscht uns unser Auge oder verstellt uns den Blick für das Wesentliche, das mehr mit dem Herzen als mit den äußeren Sinnesorganen wahrgenommen wird, wie folgende Geschichte verdeutlicht. 42 EG 582 im Regionalteil der Ev. Kirche im Rheinland, der Ev. Kirche von Westfalen und der Lippischen Landeskirche sowie der Ev.-reformierten Kirchen in Bayern und Nordwestdeutschland und der Ev.-altreformierten Kirche in Niedersachsen. EG 699 im Regionalteil der Ev.-Lutherischen Kirchen in Bayern und Thüringen sowie Mecklenburg. EG 787, 6 im Regionalteil der Ev. Landeskirche in Württemberg.
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Von einem alten, längst erblindeten Fischer wird erzählt, dass er innerlich immer voller Freude war. Obwohl er ein einfacher Mann war und seit Jahren nicht mehr sehen konnte, kamen immer wieder Menschen zu ihm, um ihn um Rat zu fragen oder sich von seiner Fröhlichkeit anstecken zu lassen. „Warum hast du immer ein fröhliches Herz, obwohl du doch blind bist und nur in einer baufälligen Hütte wohnst?“ So fragten die einen. „Warum bist du innerlich voller Freude, obwohl unsere Welt ungerecht ist und immer wieder Kriege geführt werden?“ So fragten die anderen. „Wenn ich meine Hütte sehen könnte, in die es während jeder Regenzeit hineinregnet, oder wenn ich die Bilder von Kriegen sehen würde, dann würde ich auch so traurig wie ihr,“ antwortete der alte Fischer. „Aber wenn ich mit meinem inneren Auge meine Hütte betrachte, dann sehe ich, wie schön sie sein könnte. Dann wird mein Herz fröhlich. Und wenn ich an die Welt denke, dann stelle ich sie mir vor, wie sie sein würde, wenn es keine Kriege mehr gibt und keine Armut und Ungerechtigkeit. Dann werde ich innerlich froh.“ Der blinde Fischer in unserer Geschichte konnte besser sehen als die Sehenden, die zu ihm kamen. Er bleibt nicht bei der Momentaufnahme stehen, die von uns immer wieder für die Realität gehalten wird, sondern nimmt die Zukunft und seine Hoffnung mit hinein in seinen Blick. Er sieht mit dem Herzen und er sieht das, was möglich ist. Die Welt nicht bei dem behaften, wie sie ist Ganz ähnlich ist es mit der Vision, die uns im Buch des Propheten Jesaja überliefert ist. Der Seher behaftet seine Welt nicht bei dem, wie sie ist. Er spricht nicht von dem kargen Libanongebirge oder dem Leid der Kranken. Er nimmt in seinen Blick eine andere Wirklichkeit hinein und kann deshalb davon sprechen, dass der Libanon bald zum fruchtbaren Land wird und auf gerodeten Feldern bald wieder Bäume wachsen werden. Die Gehörlosen werden dann hören und die Augen der Blinden werden aufgetan sein. Freude wird herrschen bei den Elenden und den Armen. Die Tyrannen werden keine Macht mehr haben und den Lügnern und Verleumdern wird kein Erfolg mehr beschieden sein mit ihrem unrechten Tun. 125
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Vielleicht wird der eine oder die andere unter uns sagen, dass die Worte des Propheten ja nur Träume sind und dass von Träumen die Realität nicht besser wird. Solche Träume mögen auf den ersten Blick wie ein billiger Trost scheinen, der nichts verändert. Statt sich solchen Träumen hinzugeben, stimmen manche deshalb lieber ein in den Chor derjenigen, die sagen: „Es wird alles immer schlimmer!“ Und tatsächlich werden sich diese selbsternannten Realisten in ihrem Glauben Tag für Tag bestätigt finden. Aber zugleich behaften sie die Welt bei dem, wie sie nun einmal ist. Jeder solcher Blick ist ein vernichtendes Urteil: Es wird immer schlimmer! Doch einem solchen Blick fehlt das Entscheidende, die Liebe und das Zutrauen in die Zukunft. Wenn wir einen Menschen lieben, dann trauen wir ihm nämlich viel zu und sehen ihn immer auch mit seinen Möglichkeiten, die noch in ihm schlummern. Wenn wir ein kleines Kind beobachten, wie es versucht zu krabbeln oder zu laufen, dann können wir beobachten, wie es immer wieder den Blickkontakt sucht. Wenn es in unseren Augen bloß unsere Zweifel lesen würde, dann würde es die nächste Stufe in seiner Entwicklung kaum nehmen können. Aber wenn wir mit unseren Blicken sagen, „das schaffst du“, machen wir dem Kind Mut, das Neue zu wagen. Dann wird es nur noch eine kleine Weile dauern, bis das Kind krabbeln oder laufen kann. Nur wer das Mögliche, die Zukunft mitsieht, der gibt der Entwicklung zum Guten eine Chance. Mit den Augen des Glaubens sehen Der blinde Fischer konnte besser sehen als die Sehenden, die zu ihm kamen. Er sah mit den Augen des Glaubens. Mit solchen Augen erkannten vor 2000 Jahren manche in Jesus den Heiland, was alles andere war als selbstverständlich. Selbst Johannes der Täufer war sich nicht sicher, ob Jesus der ist, dem er den Weg bereiten sollte. Deshalb ließ er bei ihm anfragen: „Bist du es, der da kommen soll, oder sollen wir auf einen anderen warten?“ Ob Jesus der ist, in dem Gott zu uns Menschen spricht, das erschloss sich schon damals nicht auf den ersten Blick. Denn er war ganz anders, als manche sich den lang erwarteten Messias vorgestellt hatten. Er trug ein unscheinbares Kleid und lebte einfach und 126
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manchmal zurückgezogen. Er war wie andere Lehrer auch, die zu seiner Zeit von Ort zu Ort zogen mit einer kleinen Schülerschar. Sollte er der sein, dessen Kommen die Welt verändern würde? Jesus antwortete auf die Frage, die ihm Johannes stellte, indem er zurückgriff auf die alte Vision des Propheten von der bevorstehenden Veränderung der Welt: „Blinde sehen und Lahme gehen, Aussätzige werden rein und Taube hören, Tote stehen auf, und Armen wird das Evangelium gepredigt“ (Mt 11,5). Wer hören und sehen will, der kann begreifen, dass die Vision, die uns im Buch des Propheten Jesaja überliefert ist, sich in Jesus zu erfüllen begann, in seinem Tun und in seiner Verkündigung. Aber es braucht Augen des Glaubens, um Jesus als den Heiland zu erkennen, der uns in unserem Leid, in unserer Krankheit und in unserem Tod beisteht. Ohne solch gläubige Augen ist Jesus ein bloßer Mensch, der vielleicht ganz interessante Ansichten vertrat, der aber in dieser Welt nur wenig ausrichten konnte. Wenn unsere Augen nicht mehr sehen, als das, was von uns immer wieder für die Realität gehalten wird, dann können wir in Jesus nicht seinen göttlichen Ursprung entdecken. Augen der Hoffnung sehen schon jetzt das, was einmal möglich ist Der blinde Fischer konnte besser sehen als die Sehenden, die zu ihm kamen. Er sah mit den Augen der Hoffnung. Er konnte deshalb eine Welt sehen, wie sie sein könnte, wenn Frieden und Gerechtigkeit in ihr wohnen. Wer die Welt mit solchen Augen ansieht, der wird ihr helfen, sich zu verändern. Wer eine Vision von der Zukunft hat, der stellt sich dagegen, dass alles so bleibt, wie es ist. Denn das Bild von einer Welt, in der das karge Land fruchtbar wird und sich die Wüste in einen schön Wald verwandelt, hat geradezu eine gestalterische Kraft. Der Blick, der den Blinden zutraut zu sehen und den Lahmen zu gehen, der kann manche Veränderung in Gang setzen. Wir brauchen solche Augen der Hoffnung, die in den Menschen um uns her zugleich die Möglichkeiten sehen, die in ihnen stecken. Nur so wird sich die Welt wirklich verändern. Dass Visionen dazu helfen, die Realität zu gestalten, zeigt die berühmte Predigt von Martin Luther King. Sie begann mit den Worten „I have a dream“ – ich habe einen Traum, eine Vision von der Welt. 127
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Und er benutzte starke Bilder, die wie aus einer anderen Welt wirkten. Vielleicht haben damals viele gedacht, dass sich sein Traum niemals erfüllen wird, dass Schwarze und Weiße wie Brüder gleichberechtigt miteinander umgehen. Und doch hat sich vieles von dem erfüllt, was der Bürgerrechtler in den 60er Jahren als seinen Traum beschrieben hat. Es kommt also zu einem guten Teil auf die Beschaffenheit unserer Augen an, wie die Welt für uns ist. Lassen sie uns heute von denen anstecken, die sich mit der vorfindlichen Welt nicht zufrieden gaben. Von den Worten des Propheten, der von einer Welt träumte, die anders ist, als die er vor Augen hatte. Von den Worten des Evangelisten, der in Jesus die große Wende der Welt schon beginnen sah und von dem Fischer, der mit seinem inneren Auge voller Hoffnung und Freude mehr sah, als mit bloßen Augen wahrgenommen werden kann. LIED
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Gebet und Segen FÜRBITTEN: 1. Sprecher(in): Lasst uns beten: Guter Gott, wir danken dir, dass du deinen Sohn in die Welt gesandt hast, damit sie hell werde durch die Strahlen seines Lichtes. 2. Sprecher(in): Wir bitten dich für diejenigen unter uns, die in unserer Welt nur das Schlechte sehen können, die mit ihren Augen beim Vorfindlichen stehen bleiben. Öffne ihre Augen für das Schöne und Wunderbare. 43 EG 633 im Regionalteil der Ev. Landeskirche in Baden und der Ev. Kirche der Pfalz.
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Und schenke ihnen die Hoffnung auf den Anbruch deines Reiches, in dem Friede und Gerechtigkeit wohnen. 1. Sprecher(in): Wir bitten dich für die Kranken, die unter der Einschränkung ihres Lebens leiden oder ohne Hoffnung sind auf ein Ende ihrer Schmerzen. Lass sie nicht allein in ihrem Leiden. Und heile die inwendigen Verletzungen, die die äußeren Wunden geschlagen haben. 2. Sprecher(in): Wir bitten dich für die Menschen, die nicht daran glauben können, dass das, was sie mit ihren Augen sehen können, nur ein Ausschnitt der Wirklichkeit ist. Öffne ihre Augen für die Spuren, die du in der Welt hinterlassen hast und weiterhin hinterlässt. 1. Sprecher(in): Wir bitten dich für unsere Welt, die darunter leidet, dass sie ausgebeutet und verschmutzt wird und die nicht zur Ruhe kommt, weil noch immer kein Friede einkehren will. Schenke den Regierenden Gedanken des Friedens und lass sie Visionen entwickeln für eine gerechtere Welt. STILLE VATER UNSER LIED
Abend ward, bald kommt die Nacht (EG 487)
SEGEN Es segne dich Gott. Er behüte dich, er lasse sein Auge auf dir ruhen mit Wohlgefallen und er leite deine Schritte auf Wegen des Friedens. Amen MUSIK 129
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Das Spiel des Lebens Gottesdienst mit dem Globus-Spiel von Nikolaus von Kues
Eingang MUSIK BEGRÜSSUNG „Es ist ja nur ein Spiel“ – diese Worte werden schnell dahin gesagt, um die Verlierer des Spiels zu trösten. Doch mit den tröstenden Worten schwingt die Behauptung mit, als wenn ein Spiel nur von geringem Wert wäre. Dieser Gottesdienst ist mit den Worten „Spiel des Lebens“ überschrieben und gibt damit einen Hinweis, dass das Spiel von sehr hoher Bedeutung sein kann. Spiel und Leben werden hier in eins gesetzt. Aber geht das denn? Kann man das Leben mit einem Spiel vergleichen? Natürlich ist unser Leben weit mehr als nur ein Spiel, es ist unendlich viel wert. Aber dieses Leben erhält seinen Wert zu einem guten Teil aus dem, worin es mit einem Spiel vergleichbar ist: aus seiner Zweckfreiheit. Es täte uns immer wieder unendlich gut, etwas von der Freiheit eines Spiels hineinzunehmen in unser Leben, von der Spielfreude und der Leichtigkeit eines guten Spielers. Wir dürfen uns und unser Leben ernst nehmen, aber doch nicht so ernst, dass wir mit aller Gewalt unsere Ziele zu erreichen suchen. Das Zufällige des Lebens, das gerade im Spiel deutlich wird, dürfen wir integrieren – eine lebenslange Aufgabe. Und vielleicht tritt das scheinbar Zufällige ja gar nicht von ungefähr in unser Leben, sondern als Teil des göttlichen Handelns. 130
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LIED
Der Tag, mein Gott, ist nun vergangen (EG 266) oder Morgenlicht leuchtet, rein wie am Anfang (EG 455)
PSALM 9 Danken will ich dir, Gott, von ganzem Herzen und mit meinen Lippen bekennen, dass du Wunder tust. Voll Freude lobe ich dich, denn meine Feinde ließest du zurückweichen, du hemmtest ihre Schritte, darum will ich deinen Namen preisen. Du stößt die Starken herunter, dass sie stürzen und begrenzt die Zeit der Mächtigen. Du aber bleibst ewig und dein Thron hat immerfort Bestand. Du wirst über den Erdkreis gerechtes Urteil sprechen und die Völker mit Güte regieren. Du bietest den Armen Schutz und bist ihr Schirm in den Zeiten der Not. Darum hoffen sie auf dich und preisen deinen Namen. Sei auch mir gnädig, mein Gott, und errette mich aus des Todes Pforte, damit ich deine Taten rühmen und von deiner Hilfe erzählen kann. Danken will ich dir, Gott, von ganzem Herzen und mit meinen Lippen bekennen, dass du Wunder tust. Lasst uns darum Gott von ganzem Herzen loben: LIEDRUF Ich lobe meinen Gott von ganzem Herzen (EG 272)
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KUGELSPIEL (exemplarisch mit einigen Gottesdienst-Teilnehmern für alle sichtbar spielen)44 Die Kugel aus dem Globus-Spiel ist ein Bild für unser Leben: Es ist nicht nur rund, sondern hat Kerben. Wie diese Kugel nicht einfach dorthin rollt, wohin wir sie haben wollen, so gelingt uns in unserem Leben nicht alles, was wir uns vornehmen. Dieser Unvollkommenheit können wir aber einen Sinn abgewinnen: Wegen unserer Schwächen und Fehler sind wir auf Gott geworfen, müssen uns an ihn halten, damit er unser Schwächen zudeckt und unsere Fehler vergibt. Um ihr Ziel zu erreichen, um im Mittelpunkt der Spielfläche anzukommen, müssen wir die unvollkommene Kugel in eine Richtung werfen, die nicht direkt zu ihrem Ziel führt. Dann rollt sie spiralförmig um das Zentrum herum und nähert sich diesem so mehr und mehr an. Damit ist die Kugel wieder ein Bild für unserer Leben, in dem Gott der Mittelpunkt sein kann und dem wir uns nicht auf direktem Wege, sondern nur durch vielfältige Umwege nähern können. LIED
Er hält die ganze Welt in seiner Hand (EG 61945)
44 Erhältlich beim DRK-Sozialwerk GmbH-Wittlich, 5550 Bernkastel-Kues. Vgl. auch Hannelore Goldschmidt: Globulus Cusani. Zum Kugelspiel des Nikolaus von Kues, Trier 1989 (KSCG 13). 45 Nur im Regionalteil der Ev. Kirchen in Hessen-Nassau und Kurhessen-Waldeck vorhanden. Alternativ kann EG 512,1–4 gesungen werden.
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KYRIE In jedem Spiel wird deutlich, wie wenig das Gelingen in unseren eigenen Händen liegt. Viele Einflüsse spielen eine Rolle, damit das vorgegebene Ziel erreicht wird. Mancher Versuch misslingt und dann gelingt unerwartet der große Wurf, der dann aber schon beim nächsten Mal nicht wiederholt werden kann. Die Kugel wird zwar von uns geworfen, und doch läuft sie ihre eigene Bahn und kommt an einer Stelle zum Stehen, die wir ihr nicht zugedacht haben. So ist auch unser Leben, wir können es bis ins Einzelne planen, können uns Ziele setzen. Und doch liegt das Erreichen des Ziels nicht allein in unserer Hand. Wir brauchen Gottes Hilfe, damit wir unser Ziel einst finden. Darum bitten wir Gott um sein helfendes und tröstendes Wort: LIEDRUF Sprich du das Wort, das tröstet und befreit (EG 382, 3) GLORIA Im Spiel liegt die Verheißung, dass es in unserem Leben nicht allein auf unsere Leistung ankommt. Wir müssen nicht erst perfekt sein, um im Spiel Erfolg zu haben. Das mag uns Mut machen, unsere Unzulänglichkeiten anzunehmen und zu unseren Schwächen zu stehen. Ein Anfänger kann mit Glück weiter kommen, als ein Fortgeschrittener, der sich unter Druck setzt und verkrampft ist. 133
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Wo wir bei allem Ernst die Leichtigkeit des Spiels in unserem Leben entdecken, da kommen wir weiter als mit verbissener Anstrengung. Wir dürfen spielerisch mit unserem Leben umgehen und mit Gelassenheit, gerade weil wir wissen, dass das Gelingen unseres Lebens nicht allein in unseren Händen liegt. Darum lasst uns singen: Unser Leben sei ein Fest LIEDRUF Unser Leben sei ein Fest (EG 555,146)
Verkündigung SCHRIFTLESUNG (1. Korinther 9,24–27) Ihr wisst doch, dass die Läufer auf der Rennbahn zwar alle laufen, dass aber nur einer von ihnen den Siegespreis empfängt. Lauft also so, dass ihr ihn gewinnt! Jeder aber, der an einem Wettkampf teilnimmt, verzichtet auf viele Dinge, nur um einen vergänglichen Siegeskranz zu empfangen. Wir tun es aber, um einen unvergänglichen Kranz zu erlangen. Ich selbst laufe nicht einfach drauflos; ich kämpfe mit der Faust, nicht wie ein Schattenboxer. Ich bezwinge meinen Leib und zähme ihn, damit ich nicht andere zum Wettkampf auffordere und selbst dazu unfähig bin. STILLE
46 EG 557,1 im Regionalteil der Ev.-Lutherischen Kirchen in Niedersachen und Bremen. EG 571,1 im Regionalteil der Ev. Kirche im Rheinland, der Ev. Kirche von Westfalen und der Lippischen Landeskirche sowie der Ev.-reformierten Kirchen in Bayern und Nordwestdeutschland und der Ev.-altreformierten Kirche in Niedersachsen. EG 636,1 im Regionalteil der Ev. Landeskirche in Württemberg.
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ANSPRACHE Das Spiel und das eigentliche Leben haben viel miteinander zu tun „Es ist doch nur ein Spiel“, heißt es immer dann, wenn ein Spiel verloren gegangen ist. Mit diesen Worten soll den Verlierern Trost zugesprochen werden, aber auf eine billige Weise, indem das Spiel in seiner Bedeutung klein gemacht wird. Der Titel dieses Gottesdienstes – „Spiel des Lebens“ – hebt sich wohltuend ab von diesen oberflächlichen Trostworten: „Es ist doch nur ein Spiel.“ Hinter diesen Worten sehe ich eine ungeheure Abwertung des Spielens, die nicht angemessen ist. Ein Spiel ist ganz und gar nicht unwichtig. Zu spielen tut uns gut, wir können dadurch ein Stück weit dem Alltag entrinnen, können uns vergessen und sind doch ganz bei uns selbst. Ein Kind, das spielen kann, lernt damit unendlich viel für sein späteres Leben. Wenn wir spielen und dabei ganz bei der Sache sind, lernen wir an unseren Mitspielern und an uns selbst eine ganz neue Seite kennen. Im Spiel fällt es uns leichter, die Rollen abzulegen, die wir sonst im Alltag spielen. Dass das Spiel und der Ernst des Lebens wenig miteinander zu tun haben, ist ein Missverständnis, das leider viele Erwachsene gerne pflegen. Das Spiel hat mehr mit unserem Leben zu tun, als wir oft meinen. Im Spiel wollen wir das darin angelegte Ziel erreichen und müssen immer wieder feststellen, dass uns das nicht so ohne weiteres gelingt. Bei vielen Spielen geht es darum, einen anderen zu bezwingen oder erster zu werden. Und selbst im Globus-Spiel gibt es ein Ziel, nämlich dem Mittelpunkt möglichst nahe zu kommen. So sehr wir auch geübt haben, brauchen wir stets eine Portion Glück, damit uns das gelingt und wir das Ziel erreichen, das das Spiel vorgibt. Diese Eigenart des Globus-Spiels wird auf eigentümliche Weise auch in fast allen anderen Spielen deutlich. Man kann mit viel Übung zwar eine gewisse Perfektion erreichen und doch bleibt selbst der geübteste Spieler vom Glück abhängig. Und so gewinnt eben nicht immer der Bessere, sondern der Glücklichere. Manchmal hat gerade der Ungeübte das sprichwörtliche Anfängerglück und kann ein Spiel ohne Anstrengung gewinnen. Wer es genau betrachtet, kann gewiss viele Parallelen ziehen zum eigenen Leben. Wie oft habe ich etwas erreicht, obwohl ich nicht 135
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der Beste war? Es gibt kaum eine Weichenstellung in meinem Leben, bei der ich mich bei näherem Hinsehen nicht fragen muss, ob ich sie wirklich allein verursacht habe oder ob ich einfach nur Glück gehabt habe oder meine Schritte einen Weg gelenkt wurden, den ich gar nicht geplant hatte. Die Kugel des Globus-Spiels integriert ein Stück Unvollkommenheit ins Spiel Im Globus-Spiel gibt es darüber hinaus noch eine weitere Parallele zu unserem Leben. Weil die Kugel nicht vollkommen rund ist, sondern auf der einen Seite eingedellt, ist ein Stück Unvollkommenheit in das Spiel integriert worden. Es ist nun ausgesprochen schwer, die Kugel auf die gewünschte Weise zu bewegen. Auch im Leben gelingt es uns nicht immer, so zu sein, wie wir sein wollen. Wir sind mal unfreundlich und gereizt, wir lassen uns im entscheidenden Moment ablenken, wir verletzen andere Menschen. Wir sind – kurz gesagt – unvollkommene Menschen. Wir wirken nicht so, wie wir es wollten, wir erreichen unser Ziel allzu oft nicht. Nikolaus von Kues, der sich das Globus-Spiel vor vielen Hundert Jahren ausdachte, hat die Kugel seines Spiels absichtlich nicht vollkommen rund gestaltet, weil er damit eine wichtige Lebensregel ausdrücken wollte: Es ist gerade die Unvollkommenheit, weshalb wir die Kugel nur in einer spiralförmigen Bewegung ihrem Ziel – dem Mittelpunkt – nahe bringen können. Eine volle Kugel würde schnell über die Mitte hinausschießen. Durch die Unvollkommenheit kommen wir paradoxer Weise also dem Ziel näher. Und zugleich zwingt die Delle die Kugel, wieder und wieder um ihren Mittelpunkt zu kreisen. Auf unser Leben übertragen bedeutet das: Unsere Fehler und Schwächen haben ihren Sinn in unserem Leben. Wenn wir an ihnen nicht verzweifeln, sondern arbeiten, können sie zu unseren Stärken werden. Es kann uns gehen wie jenem Mann, der mich mit seinen Erzählungen und Vorträgen begeistern konnte. Er schien darin ungeheuer begabt und doch war das Reden für ihn in seiner Kindheit und Jugend eine seiner größten Schwächen. Noch in der Mitte seines Lebens war sein Redefluss durch Stottern gehemmt. Er hat dann seine Schwäche zu seiner Stärke gemacht und wurde zu einem 136
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mitreißenden Erzähler und seine Vorlesungen waren bei seinen Studenten ungeheuer beliebt. Unsere Schwächen und Fehler können aber nicht nur zu Stärken werden, sie helfen uns, zu Gott zu finden. Wie die Kugel, die wegen ihrer Unvollkommenheit um einen Mittelpunkt kreisen muss, so lernen wir durch unsere Fehler, uns nicht nur auf uns selbst zu verlassen. Denn das Gelingen eines Spiels, und mehr noch eines Lebens, liegt letztlich in Gottes Hand. LIED
Wer nur den lieben Gott lässt walten (EG 369)
Gebet und Segen FÜRBITTEN 1. Sprecher(in): Wir danken dir, Gott, dass du uns als Menschen geschaffen hast, die Freude am Spiel haben, die sich im Spiel verlieren können und dabei ganz zu uns selbst kommen. 2. Sprecher(in): Wir bitten dich für die Menschen, die in Verhältnissen aufwachsen, wo sie nicht spielen können. Für die Kinder, die zur Arbeit gezwungen werden, für die Gefangenen in dieser Welt, für die Einsamen, denen der Partner fehlt. 1. Sprecher(in): Wir bitten dich für die Menschen, die den Versuchungen des Glücksspiels erlegen sind und süchtig sind nach dem immerwährenden Gewinn. Hilf ihnen, einen neuen Sinn in ihrem Leben zu entdecken und das Spielen in seiner Zwecklosigkeit wieder neu zu lernen.
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2. Sprecher(in): Wir bitten dich für die Menschen unter uns, die ihr Leben zu schwer nehmen, dass sie die Leichtigkeit des Seins wieder entdecken. Und wir bitten dich für diejenigen, die ihr Leben allzu leicht nehmen, dass sie es verantwortlich gestalten. STILLE VATER UNSER LIED
Alles, was wir sind, hat Gott geschenkt (EG 60847)
SEGEN MUSIK
47 Nur im Regionalteil der Ev. Kirchen in Hessen-Nassau und Kurhessen-Waldeck vorhanden.
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Zeit zum Wachsen, Zeit zum Reifen Abendgottesdienst zum Symbol der Baumscheibe
Eingang MUSIK BEGRÜSSUNG UND VORSTELLUNG „Zeit zum Wachsen, Zeit zum Reifen“ – wir wollen in diesem Gottesdienst über die verschiedenen Aspekte der Zeit nachdenken. Wir tun dies anhand einer Baumscheibe, die mit ihren Ringen die Zeit anschaulich werden lässt. In den Jahresringen ist der Wechsel der Jahreszeiten eingeschrieben, in ihnen spiegelt sich das wechselvolle Leben wider. GEDICHT (Rainer Maria Rilke, Aus dem Stundenbuch48) Ich lebe mein Leben in wachsenden Ringen, die sich über die Dinge ziehn. Ich werde den letzten vielleicht nicht vollbringen, aber versuchen will ich ihn. Ich kreise um Gott, um den uralten Turm, und ich kreise jahrtausendlang; und ich weiß noch nicht: bin ich ein Falke, ein Sturm oder ein großer Gesang. LIED
Der Tag ist um, die Nacht kehrt wieder (EG 490,1–3)
48 Rainer Maria Rilke, Neunzig Gedichte, 15.
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MEDITATION 1. Sprecher(in): Zeit der Kindheit: Zeit der Wunder und immer neuer Entdeckungen, des Ausprobierens und Spielens. Kinderzeit, in der ich noch ganz ich selbst bin, selbstvergessen staunen kann, sich meine Zeit noch nicht einfügen muss in den Takt der Arbeit und Muße. 2. Sprecher(in): Zeit der Jugend: Zeit der Veränderungen an Körper und Geist, der Abgrenzung und Selbstfindung. Jugendzeit, in der ich die großen Gefühle entdecke, das Glück, verliebt zu sein, den Kummer, abgewiesen zu werden. Zeit, in der ich mich ausprobieren und immer wieder neu erfinden kann. 1. Sprecher(in): Zeit der Arbeit: Zeit, etwas zu gestalten, mich einzubringen. Zeit, meine Kräfte zu gebrauchen, an meine Grenzen zu gehen. Arbeitszeit, in der ich meine Zeit dem Takt anderer anpassen muss, dem Wechsel der Werk- und Feiertage, den Zeiten des Partners, der Kinder, der Freunde. 2. Sprecher(in): Zeit der Muße: Zeit, mich zu erholen und nach getaner Arbeit auszuruhen, kreativ zu sein, Freundschaften zu pflegen. Freizeit, in der ich meine Zeit nicht dem Takt der Welt anpassen will, die frei sein soll vom Diktat der Uhr. Zeit, um zeitvergessen zu schlendern und wieder selbstvergessen wie ein Kind die Muße zu genießen. 140
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1. Sprecher(in): Zeit des Alters: Zeit des Ruhestandes, der Freude an freien Stunden nach einem langen Arbeitsleben. Zeit, um mir einen lang gehegten Traum zu erfüllen, um nachzuholen, was ich versäumt habe, noch einmal etwas zu verändern in meinem Leben. Zeit für die Enkelkinder, Zeit, um in den Tag hinein zu leben und wieder wie ein Kind zu werden. LIEDRUF So mögen Erdenreiche fallen, dein Reich, Herr, steht in Ewigkeit (EG 490,4) PSALM 30 1. Sprecher(in): Gott, du hast die Zeit der Klage verwandelt und zur Freudenzeit werden lassen. Du hast mir den Sack der Trauer ausgezogen und hast mich mit Freude bekleidet. Ich will dir danken, Gott, denn du hast mich gerettet aus der Tiefe und aus der Hand meiner Feinde mich befreit. Als ich in der Zeit der Not zu dir schrie, hast du dich zu mir gewandt und hast mich geheilt. Du hast mich wie aus dem Tode gerettet und mir wieder Lebendigkeit geschenkt. 2. Sprecher(in): Ich will dir danken, mit allen, die dir vertrauen. Deinen heiligen Namen will ich wie ein Lied auf meinen Lippen tragen. Denn deine Gnade währet ein Leben lang, dein Zorn aber verfliegt schon nach einem Augenblick. Deine Güte zieht auf wie die Freude des Morgens, die das Weinen des Abends schnell vergessen sein lässt.
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1. Sprecher(in): Auch wenn ich niedergedrückt bin, will ich nicht vergessen, dass du es bist, der mich erhöht und der sein Antlitz nicht vor mir verbirgt. Sei mein Helfer während meines Lebens, sei mir nahe, wenn die Zeit kommt, dass ich in die Grube fahre und zu Staub werde. 2. Sprecher(in): Gott, du hast die Zeit der Klage verwandelt und zur Freudenzeit werden lassen. Du hast mir den Sack der Trauer ausgezogen und hast mich mit Freude bekleidet. Deshalb will ich dir lobsingen und meine Lippen sollen nicht still stehen, dir zu danken in Ewigkeit. LIEDRUF Laudate omnes gentes (EG 181.6) KYRIE Alles hat seine Zeit und jedes Vorhaben unter dem Himmel hat seine Stunde. Gott gibt uns Zeit für unsere Aufgaben, für die Arbeit und die Ruhe, die Anspannung und Muße, Zeit zum Fröhlichsein und Zeit für das Weinen. Wir klagen Gott, dass wir uns die Zeit oft nicht nehmen, die er uns schenkt. Wir sind schon in Gedanken voraus, denken bei der Arbeit an die Freizeit und in der Ruhe an die unerledigten Aufgaben. Über den Zeiten der Freude liegt oft ein dunkler Schatten, und in den Zeiten der Trauer suchen wir schnellen Trost. Wir klagen Gott, dass wir die Zeit, die er uns schenkt, nicht recht ergründen und zu wenig auskosten: 142
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LIEDRUF Weil denn weder Ziel noch Ende sich in Gottes Liebe find’t (EG 325,10) GLORIA Unser Herz ist unruhig, bis es Ruhe findet, Gott, in dir. Nach der Zeit der Arbeit will uns Gott die Zeit der Ruhe schenken, nach der Hetze die Sammlung, nach der Eile die Langsamkeit. Er teilt unser Leben auf in Zeiten, in die Zeit der Kindheit und ungestümen Jugend, in die Zeit des Reifens und Wachsens. Er schenkt uns hohe und tiefe, helle und dunkle Zeiten, Zeit zum Lachen und Zeit zum Weinen. Gott schenkt Zeiten, die wie der Wind verfliegen und Zeiten, die sich bis ins Unendliche dehnen. In diesem Wechsel vollzieht sich unser Leben. Es gleicht einer Baumscheibe mit ihren Ringen. Auf die Zeit des schnellen Wachsens folgt die Langsamkeit, nach Frühjahr und Sommer kommen Herbst und Winter. So entstehen die Jahresringe als Zeichen der Reife im unaufhörlichen Wechsel des Wachsens und Sterbens, der Wärme und Kälte, des Auf und Ab des Lebens. Wir danken Gott, dass er uns reifen und weise werden lässt in diesem Wechselspiel der Zeiten: LIEDRUF Alle Tage wollen wir dich und deinen Namen preisen (EG 331,10)
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Verkündigung REDEWENDUNGEN SUCHEN Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer werden gebeten, Redewendungen aufzuschreiben auf Karten, die am Eingang zusammen mit Stiften verteilt wurden. Diese Karten können am Ende der Stillephase auf den Altar gelegt werden. Beispiele: Meine Zeit steht in deinen Händen Zeit ist Geld Kommt Zeit, kommt Rat Zeit heilt alle Wunden Ich habe keine Zeit Zeit vertreiben Zeit totschlagen Der Zahn der Zeit Zeitdruck Sich Zeit lassen Die Zeit auskaufen Das Zeitliche segnen Zeit haben SCHRIFTLESUNG (Prediger 3,1–8.11) Alles hat seine Zeit, und alles Vorhaben unter dem Himmel hat seine Stunde: geboren werden hat seine Zeit und sterben hat seine Zeit; pflanzen hat seine Zeit und ausreißen, was gepflanzt ist, hat seine Zeit; töten und heilen; abbrechen und bauen. Weinen hat seine Zeit und lachen hat seine Zeit; klagen hat seine Zeit und tanzen hat seine Zeit; Steine wegwerfen und Steine sammeln; umarmen und loslassen. 144
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Suchen hat seine Zeit und verlieren hat seine Zeit; behalten und wegwerfen; zerreißen und nähen. Schweigen hat seine Zeit und reden hat seine Zeit; lieben und hassen; Streit und Friede. Gott hat alle Dinge gut geordnet zu ihrer Zeit, auch hat er die Ewigkeit in alles hineingelegt. Doch der Mensch kann das Werk nicht ergründen, das Gott tut, weder seinen Anfang noch sein Ende. STILLE ANSPRACHE Alles hat seine Zeit – geboren werden und sterben, weinen und lachen, klagen und tanzen, um nur einige Beispiele zu erwähnen, die der Prediger in seinem Gedicht über die Zeit nennt. Zur Lebenszeit gehört nach seinen Worten immer beides dazu, das Helle und das Dunkle, das volle Leben und die Reduktion. Dieser Wechsel von Licht und Schatten verdichtet sich zu einem Lebensweg und oft merkt man im Rückblick, dass die schweren Zeiten gut und richtig gewesen sind. Sie haben uns reifen lassen, bilden heute die Grundlage dafür, dass wir andere verstehen können in ihren Krisenzeiten. Eine Baumscheibe wird zum Bild für das Leben Unser Leben gleicht einem Baum mit seinen Jahresringen. Wie sich hier Jahr für Jahr aneinander reiht, kommt auch bei uns immer wieder etwas Neues hinzu, ein neuer Abschnitt, eine neue Lebenszeit. Wenn wir auf den Weg zurückblicken, den unser Leben bisher genommen hat, dann können wir es direkt schälen und hinter jeder Schale oder jedem Jahresring kommt eine andere Seite unseres Lebens zum Vorschein: Außen ist die Rinde, eine robuste Schale, die vor Verletzungen bewahrt und den empfindlicheren Kern schützt. Sie hat manchen Sommer und manchen Winter gesehen, Kerben haben sich in sie eingegraben, die immer 145
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noch zu sehen sind, auch nach vielen Jahren. Weiter innen weisen die Jahresringe auf unsere zurückliegende Geschichte hin. Eine Baumscheibe kann helfen, das eigene Leben noch einmal vor dem inneren Auge vorbeiziehen zu lassen: In diesem Jahr war die schwere Erkrankung, in jenem der Berufswechsel. In diesem Jahr und in jenem sind die Kinder geboren. Hier war dieser und dort jener tiefe Einschnitt. In diesem Jahr habe ich meinen Partner, meine Partnerin kennen gelernt. Dieses Jahr war geprägt von Schmerz und Trauer. In diesem Jahr habe ich die Schulzeit beendet und das Studium oder die Ausbildung begonnen. Diese Jahresringe stehen für die Kindheit, für das Geborenwerden. Sie stehen für unsere Entwicklung, zu der das Aufbauen gehört ebenso wie das Einreißen, der Streit und der Friede, die Zeit des Suchens und Verlierens. Eine Baumscheibe bekommt ihre Struktur durch den Wechsel der Jahreszeiten Die Jahresringe entstehen durch den Wechsel der Jahrezeiten, durch Wärme und Kälte, schnelles und dann wieder reduziertes Wachstum. Dass nach den Worten des Predigers Helles und Dunkles ihre Zeiten haben, spiegelt sich in den Ringen des Baumes wieder. Die dunklen Linien entstehen, wenn im Herbst der Baum sein Laub abwirft und er im Winter kahl dasteht und das Wachstum einstellt. Diese Vorwegnahme des Todes kennen auch wir in den Zeiten unseres Lebens: Sie geschieht im Wechsel von Tag und Nacht – jeder Schlaf ist doch wie ein kleiner Tod. Manchen Abschied empfinden wir, als würde ein Teil unseres Lebens von uns abgeschnitten. In der Trauer um einen geliebten Menschen merken wir, wie mit ihm auch ein Stück von uns selbst stirbt. Der Wechsel der Jahreszeiten ist wichtig, die Zeit des ungestümen und des reduzierten Wachstums. Der Baum erhält so seine innere Stabilität, sein Holz wird stark und fest und erhält nur so die Kraft, schwere Lasten zu tragen und gleichzeitig biegsam zu sein, um den Stürmen standzuhalten, die über ihn hinwegziehen. Auch unserem Leben tut es letztlich gut, wenn nicht immer alles glatt und problemlos läuft. Der Wechsel von Hellem und Dunklen lässt uns innerlich wachsen und reifen. Nur so entwickeln wir die innere Stärke, die wir in dieser Welt brauchen. Nur so legt 146
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sich eine dicke Rinde um den Stamm unseres Lebens, die den sensiblen Kern beschützt. Es hat eben alles seine Zeit im Leben, das Licht und der Schatten, ja sogar Liebe und Hass. Nur so konnte unser Leben so werden, wie es heute ist. Die Zeit im Spiegel der Redewendungen Nun haben manche von Ihnen Redewendungen aufgeschrieben zum Thema Zeit, von denen ich einige herausgreifen möchte. Manche dieser Zeitvorstellungen stehen in einem merkwürdigen Kontrast zu den abgeklärten Worten des Predigers. „Zeit ist Geld“ hat hier jemand geschrieben. Dieses Sprichwort macht deutlich, dass jemand keine Zeit zu verschenken hat. In den Worten des Predigers wird deutlich, dass wir es sind, die Zeit geschenkt bekommen und dass wir die Zeit für die wesentlichen Dinge des Lebens nicht selbst in Händen halten. Vielleicht kann man sagen, dass wir um so mehr Zeit haben, je mehr wir bereit sind, diese Zeit auszugeben, zu verschenken. „Ich habe keine Zeit“ – jeder von uns hat diesen Satz wohl schon einmal gesagt. Wer genau hinhört, kann diesen Satz aber nicht glauben. Natürlich haben wir Zeit, nur wer am Ende seines Lebens steht, hat keine Zeit mehr. Auch die Rede vom „Zahn der Zeit“ oder das Wort „Zeitdruck“ sehen in der Zeit ein begrenztes Gut, das unaufhaltsam verrinnt. Wer Zeit so versteht, der lebt nicht im Hier und Jetzt, nicht in der Zeit. Er jagt der Zeit hinterher. Er denkt schon beim Frühstück an die Arbeit und auch hier ist er in Gedanken immer schon beim Tun des Nächsten. Wie heilsam klingen da die Worte des Predigers: Alles hat seine Zeit. Sie sprechen geradezu von der Sehnsucht eines vom Zeitmangel geplagten Zeitgenossen, sich endlich mal Zeit nehmen zu dürfen, präsent zu sein, sich zu freuen an den Stunden der Muße, erfüllt vom Werk des Tages. Und so wollen uns die Worte des Predigers Mut machen, unseren Umgang mit der Zeit zu überdenken. Wir müssen nicht der Zeit hinterher rennen. Denn wir haben sie schon längst, als ein Geschenk, das uns Gott gibt. Und so hat alles auch für uns seine Zeit, die wir uns nehmen können und die wir weiterschenken können, ohne dass sie uns während unserer Lebenszeit je ausginge. 147
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LIED
Meine Zeit steht in deinen Händen (EG 628)49
FÜRBITTEN 1. Sprecher(in): Du Gott des Lebens, die Baumscheibe mit ihren Ringen wird uns zu einem Bild für unser Leben. Du hast unser Leben geordnet und unterteilt in Phasen, die fast den Jahreszeiten gleichen. Auch wir kennen die Zeiten des Aufbruchs und des Wachsens und die Zeit, in der wir stillstehen und unsere Schritte gehemmt sind. 2. Sprecher(in): Du Gott des Lebens, wir kennen auch in unserem Leben, die Zeiten, in denen wir wie gelähmt sind und uns innerlich leer fühlen, wo wir uns nach Lebendigkeit sehnen. Wir fühlen uns dann wie ein Baum, der sein Laubwerk verloren hat. Wir klagen dir, dass unsere Kräfte schwinden und die Lebenszeit so schnell dahinfliegt. 1. Sprecher(in): Du Gott des Lebens, wir haben aber auch Grund zum Danken für beschwingte Zeiten. Du hast uns reich beschenkt, hast uns Frucht bringen lassen, hast Erfolge geschenkt und über Misserfolge hinweggetröstet. Deshalb danken wir dir. 2. Sprecher(in): Du Gott des Lebens, wir bitten dich für die kranken Menschen in der Nähe und in der Ferne, 49 Im Regionalteil der Ev. Landeskirche in Württemberg. EG 644 im Regionalteil der Ev. Landeskirche in Baden und der Ev. Kirche in der Pfalz.
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für die Einsamen und Alleingelassenen. Wir bitten dich für die Ausgebrannten, denen die Freude am Leben genommen scheint. Sei ihnen nahe mit deiner Kraft spendenden Gegenwart. Amen
Abendmahl LIED
Du hast zu deinem Abendmahl als Gäste uns geladen (EG 224)
LOBGEBET Gepriesen seist du, unser Gott, du Kraft des Lebens. Du schenkst uns dieses Brot, die Frucht der Erde und der menschlichen Arbeit. Lass es zum Brot des Lebens werden. Du schenkst uns diesen Wein, die Frucht des Weinstocks und der menschlichen Arbeit. Lass ihn zum Kelch des Heils werden. SAMMLUNGSGEBET Wie die Körner von den Feldern und die Beeren von den Weinbergen jetzt auf diesem Tisch vereint sind in Brot und Wein, so lass dein Volk bald versammelt werden von den Enden der Erde in deinem Reich. EINSETZUNGSWORTE VATER UNSER AGNUS DEI (EG 190.2) FRIEDENSGRUSS AUSTEILUNG DANKGEBET Heilender Gott, du hast uns gestärkt mit dem Brot des Lebens und dem Kelch des Heils. 149
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Wir danken dir für die Kraft, die du uns an deinem Tisch schenkst, auch und gerade in den Zeiten, in denen das Leben brüchig wird. Lenke unseren Sinn, dass wir bei allem Grübeln über die Verluste unseres Lebens, nicht das vergessen, was bleibt. Sei du unsere Hoffnung und unsere Stärke heute und morgen und an allen Tagen, die kommen. Amen
Segen KANON Ausgang und Eingang, Anfang und Ende (EG 175) SEGEN MUSIK
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In der Erde verwurzelt Abendgottesdienst zum Symbol der Wurzel
Eingang MUSIK BEGRÜSSUNG Im Namen des Vaters, der Quelle unseres Lebens. Im Namen des Sohnes, der uns zum Leben berufen hat. Und im Namen des Heiligen Geistes, der uns erblühen lässt wie einen Baum, der am Wasser gepflanzt ist. „In der Erde verwurzelt“, so lautet das Thema des heutigen Gottesdienstes. Das Bild des Baumes soll uns am heutigen Abend leiten, über die Wurzeln nachzudenken, die uns Kraft geben zum Leben. LIED
Bleib bei mir, Herr! Der Abend bricht herein (EG 488)
GEBET Guter Gott, wir kommen heute zu dir, um bei dir Ruhe zu finden und um uns wieder selbst zu finden. Wir kommen mit unserer Sehnsucht nach Halt und Kraft, mit unserer Hoffnung nach Verwurzelung in dir, dem Ursprung allen Lebens. Wir kommen, wie wir sind und bitten dich um deine Gegenwart. Amen
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KYRIE Fest verwurzelt sein, Halt haben, damit mich nicht jeder Windhauch niederbeugt und auch ein Sturm nicht umweht. So möchte ich sein, möchte auf die Suche gehen nach meinen Wurzeln, möchte sie wieder spüren und stärken. Aber oft scheint es mir, als fänden meine Wurzeln keine Nahrung, als wären sie längst vertrocknet. Schon ein kritisches Wort lässt mich den Halt verlieren, als wäre ich von meinen Wurzeln abgeschnitten. So krümme ich mich in mich selbst, statt stark verwurzelt zu stehen und dem Himmel entgegen zu wachsen. Deshalb rufe ich: Tau aus Himmelshöhn, Heil, um das wir flehn, Herr, erbarme dich LIEDRUF Tau aus Himmelshöhn (EG 178.6) GLORIA Du lässt mich nicht los, Gott, sondern gibst mir Halt, wirst mir zum guten Boden, in dem meine Wurzeln wieder austreiben können. Du wirst mir zur Quelle, die mich stärkt und wachsen lässt. Du wirst mir zum Licht, das mich gedeihen lässt und auf das hin ich mich entfalten kann. Darum danke ich dir, Gott, mit Herz und Mund und singe: Ich singe dir mit Herz und Mund, Herr, meines Herzens Lust LIEDRUF Ich singe dir mit Herz und Mund (EG 324,1–2) 152
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Verkündigung MEDITATION ZU PSALM 1 1. Sprecher(in): Selig ist, wer auf Gottes Wort hört, statt sich den Ratschlägen der allzu Klugen zu beugen und dem Zynismus dieser Welt zu verfallen. Er ist wie ein Baum, dessen Wurzeln bis zum Wasser reichen, der grünt und blüht und Frucht bringt zu seiner Zeit. 2. Sprecher(in): Selig ist, wer auf Gottes Weisungen hört, sie sich Tag und Nacht zu Herzen gehen lässt und in ihnen Gottes Fürsorge entdeckt. Er ist wie ein Baum, dessen Wurzeln zum Wasser reichen, der grünt und blüht und Frucht bringt zu seiner Zeit. 1. Sprecher(in): Selig ist, wer über das Gelingen seiner Hände Arbeit noch staunen kann, weil er dahinter den Segen Gottes erblickt. Er ist wie ein Baum, dessen Wurzeln zum Wasser reichen, der grünt und blüht und Frucht bringt zu seiner Zeit. 2. Sprecher(in): Denn Gott achtet auf die Schritte dessen, der an ihn glaubt und der sich auf ihn verlässt. Er ist wie ein Baum, dessen Wurzeln zum Wasser reichen, der grünt und blüht und Frucht bringt zu seiner Zeit. STILLE
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ANSPRACHE In den Worten des ersten Psalms werden wir Menschen mit einem Baum verglichen, dessen Wurzeln bis zum Wasser reichen und ihm so Nahrung geben. Der Psalmbeter spricht damit die Erfahrung an, die wohl jeder von uns schon gemacht hat: Es gibt Zeiten im Leben, da hungern und dürsten wir nach Lebenskraft und es gibt Zeiten, in denen sind wir innerlich erfüllt und gleichen einem Baum, der grünt und blüht und Frucht bringen kann. Der Beter ist davon überzeugt, dass die Gründe für die dürren und die blühenden Phasen unseres Lebens nicht allein in uns liegen, sondern zugleich in Gott. Er kann unser Leben immer wieder zum Blühen bringen, wie das Wasser einen Baum, dessen Blätter vor Dürre zu vertrocknen drohen. Wurzeln liegen im Verborgenen Wenn ich mir die Worte des Psalmbeters vor meinem inneren Auge vergegenwärtige, dann sehe ich einen Baum mit einer mächtigen Krone, saftigen Blättern. Ich kann die Blüten dieses Baumes vor mir sehen, und ahne die Fülle der Früchte in der Erntezeit. Und ich kann die mächtigen Wurzeln erahnen, durch die er die Lebenskraft zieht und erhält, um seine volle Größe zu erhalten. Auch wenn die Wurzeln im Verborgenen liegen, sind sie doch unendlich wichtig. Nur durch sie kann der Baum wachsen und blühen. Ein Baum kann nur dann eine mächtige Krone ausbilden, wenn seine Wurzeln genauso groß sind. Mit ihren unendlichen Verästelungen tragen die Wurzeln dazu bei, dass ein Baum fest steht und Wind und Wetter trotzt. Was sind unsere Wurzeln, die uns Kraft und Halt geben? Wie bei einem Baum liegen sie auch bei uns im Verborgenen, lassen sich überlagern von den Dingen des alltäglichen Lebens. Manchmal haben wir unsere Halt gebenden Ursprünge aus dem Blick verloren und müssen uns wieder neu auf die Suche nach ihnen machen. Was also sind unsere Wurzeln? Jede und jeder unter uns wird diese Frage anders beantworten. Aber vielleicht finden sie sich wieder, wenn ich mich nun exemplarisch auf die Suche nach meinen Wurzeln mache. 154
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Auf der Suche nach den Wurzeln des Lebens Mir ist es wichtig, dass es in meinem Leben mehrere und ganz verschiedene Wurzeln gibt. Natürlich denke ich zuerst an meine spirituellen Wurzeln, daran, dass ich in Gott Halt und Geborgenheit finde. Sein lebendiges Wort ist wie die Quelle, die einen Baum grünen und blühen und Frucht bringen lässt. Auch die Kirche und die Gemeinde sind Wurzeln, ebenso ein Gottesdienst oder ein Gebet. Alle diese spirituellen Wurzeln sind mir wichtig und geben mir Halt. Aber daneben habe ich noch andere Wurzeln in meinem Leben. Es gibt die Verwurzelung in meiner Ursprungsfamilie. Sie ist wichtig, auch wenn die Beziehungen gerade zu den Eltern manchmal fast abreißt. Es fällt mir manchmal schwer zu erkennen, wie ähnlich ich den eigenen Eltern im Laufe meines Lebens geworden bin. Dennoch tut es mir gut, meinen familiären Wurzeln nachzugehen, zu ergründen, wie ich geprägt und erzogen wurde. Vielleicht bin ich in vielem dem längst entwachsen und doch gibt mir die Ursprungsfamilie Halt und eine nie zu löschende Prägung. Heute ist darüber hinaus meine eigene Familie eine Wurzel, die mir Halt und Kraft gibt, das Zusammenleben mit meiner Frau und meinen Kindern. Gerade Kinder können ein Leben erden, uns auf den Boden holen, wenn wir abzuheben drohen. Wenn ich meine Kinder an der Hand halte, gebe nicht nur ich ihnen Halt, sondern sie zugleich auch mir. Dann sehe ich in meinen Freunden eine Kraft und Halt gebende Wurzel. Gerade in Zeiten, in denen es mir nicht gut geht, sind sie eine wichtige Stütze. Jedes ehrliche und ermutigende Gespräch ist eine Quelle der Kraft. Auch der Beruf gibt mir Halt wie eine Wurzel. Es tut gut, gebraucht zu werden, zu helfen. Aber auch die regelmäßige Anforderung, die der Beruf stellt, lässt mich wachsen, wie eine Wurzel einen Baum in jedem Frühjahr wieder neu austreiben lässt. Je mehr ich mich auf die Suche nach meinen Wurzeln mache, desto mehr fallen mir ein: Ein Buch, die Musik und der Gesang, ein Theater- oder Kinobesuch, das Schreiben eines Gedichtes, das Segeln, Wandern, die Natur. Ich könnte noch viele Wurzeln nen155
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nen, die mir immer wieder Kraft und Nahrung geben, wie eine Wurzel einem Baum. Wurzeln müssen gepflegt werden Ich weiß, dass ich meine Wurzeln manchmal vernachlässige, sie verkümmern lasse. Ich weiß, dass ich die Wurzeln meines Lebens noch mehr pflegen müsste. Und immer wieder sage ich mir: dazu hast du keine Zeit. Doch zugleich weiß ich in meinem Innersten, dass keine Zeit besser angelegt ist als die, die eigenen Wurzeln zu pflegen. Denn Wurzeln sind zwar der Ursprung eines Baumes, sind schon längst da, bevor der Stamm wächst, die Zweige und Blätter. Dennoch müssen sie immer wieder gepflegt werden. Auch sie müssen gedeihen, müssen Nahrung finden, guten Boden, in dem sie sich verästeln können. Nur so können sie mir Kraft geben und mich wachsen lassen. Wenn ich an meine Wurzeln denke, dann fallen mir auch solche ein, die bildlich gesprochen durchtrennt wurden, zu denen keine Verbindung mehr besteht. Manche Beziehung, die mir noch vor Jahren Kraft geben konnte, ist langsam eingeschlafen. Andere Wurzeln wurden hart abgetrennt, als ob ein Spaten eine Wurzel durchsticht. Wie gehe ich mit diesen früheren Wurzeln um? Vielleicht lässt sich ja die eine oder andere Beziehung wieder herstellen, wenn sie mir wirklich wichtig ist. Aber dann gibt es auch die Wurzeln, die ein für alle mal vernarbt sind. Ich möchte die Narbe, die hier geblieben ist, nicht ausblenden oder überspielen. Ich möchte der Trauer um die abgetrennte Wurzel Raum geben. Nur so kann ich erkennen, dass auch eine abgetrennte Wurzel untrennbar mit meinem Leben verbunden bleibt. Nur durch meine Wurzeln konnte ich ja so werden, wie ich heute bin und das gilt auch für die Wurzeln, zu denen heute keine Verbindung mehr besteht, weil sie mir genommen sind oder ich mich von ihnen trennte. Aber eine Wurzel – davon bin ich überzeugt – wird Bestand haben und sich nicht abtrennen lassen wie andere: Die Wurzel, mit der wir in Gott eingepflanzt sind. Sie mag manchmal dürr werden und uns zu manchen Zeiten nur wenig stärken. Aber Gott wird sie nicht absterben lassen, weil uns nichts und niemand aus seinem guten Boden heraus reißen kann. Aus ihm erhalten 156
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wir die Kraft, die Zeit der Dürre immer wieder hinter uns zu lassen, zu grünen und zu blühen wie ein Baum, der an Wasserbächen gepflanzt ist. LIED
Freunde, dass der Mandelzweig wieder blüht und treibt (EG 61350)
Gebet und Segen FÜRBITTEN 1. Sprecher(in): Herr, unser Gott, wir danken dir, dass du uns stärkst mit deinem Wort, mit deiner Nähe, mit deinem Trost. Wir bitten dich, dass wir in dir verwurzelt sind und bleiben. Wir rufen: Herr, erbarme dich LIEDRUF Herr, erbarme dich (EG 178.10) 2. Sprecher(in): Herr, unser Gott, stärke unsere Herzen, dass wir einem Baum gleichen, dessen Wurzeln bis zum Wasser reichen, dass wir wieder aufblühen, dass wir den Wert des eigenen Lebens schätzen, ohne andere gering zu achten. Wir rufen: Herr, erbarme dich LIEDRUF Herr, erbarme dich (EG 178.10) 50 EG 620 im Regionalteil der Ev.-Lutherischen Kirchen in Niedersachsen und der Bremischen Ev. Kirche. EG 651 im Regionalteil der Ev. Kirche im Rheinland, der Ev. Kirche von Westfalen und der Lippischen Landeskirche sowie der Ev.-reformierten Kirchen in Bayern und Nordwestdeutschland und der Ev.altreformierten Kirche in Niedersachsen. EG 659 im Regionalteil der Ev.Lutherischen Kirchen in Bayern und Thüringen. EG 655 im Regionalteil der Ev. Kirche in Württemberg. EG 606 im Regionalteil der Nordelbischen Ev.Lutherischen Kirche.
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1. Sprecher(in): Herr, unser Gott, stärke unsere Herzen, dass wir einem Baum gleichen, der auf gutem Land steht, dass wir dem Guten Raum geben und im Vertrauen auf deine Kraft uns für die einsetzen, die du uns zu unseren Nächsten bestimmt hast. Wir rufen: Herr, erbarme dich LIEDRUF Herr, erbarme dich (EG 178.10) 2. Sprecher(in): Herr, unser Gott, stärke unsere Herzen, dass wir einem Baum gleichen, der gute Früchte trägt, dass wir andere teilhaben lassen an dem Reichtum und der Vielfalt unseres Lebens. Wir rufen: Herr, erbarme dich LIEDRUF Herr, erbarme dich (EG 178.10) 1. Sprecher(in): Herr, unser Gott, stärke unsere Herzen, dass wir einem Baum mit einem starken Stamm und einer festen Rinde gleichen, dass uns zugefügte Verletzungen nicht bitter machen, sondern offen für die Wunden anderer. Wir rufen: Herr, erbarme dich LIEDRUF Herr, erbarme dich (EG 178.10) 2. Sprecher(in): Herr, unser Gott, wir nennen dir in der Stille, was uns hindert, was uns quält: STILLE 158
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VATER UNSER LIED
Mach in mir deinem Geiste Raum, dass ich dir werd ein guter Baum (EG 503,14–15)
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Wie ein aus dem Nest gefallener Vogel Gottesdienst zum Symbol des Nestes
Eingang MUSIK LIED
O Heilger Geist, kehr bei uns ein (EG 130,1–2)
BEGRÜSSUNG UND EINFÜHRUNG IN DAS THEMA „By the rivers of Babylon Where we sat down And there we wept When we remembered Zion.“ Viele von Ihnen werden dieses Lied kennen, diesen Ohrwurm aus dem Ende der 70er Jahre. Die Worte des Liedes – dem Klagepsalm 137 entnommen – führen uns ein in das Thema dieses Gottesdienstes: An den Wassern zu Babylon saßen wir und weinten, wenn wir an Zion dachten. Die Tränen der Männer und Frauen, die an den Wassern zu Babylon saßen, gelten der verlorenen Heimat. Manche unter uns, die aus ihrer Heimat fliehen mussten, können diese Trauer nachvollziehen. Aber auch da, wo wir nicht unsere Heimat verloren haben, fühlen wir uns manchmal entwurzelt, heimatlos: Wenn unser Leben eine Wendung genommen hat, die wir nicht akzeptieren können oder wollen. Leicht ergreift uns dann eine Stimmung, in der wir uns nicht zugehörig fühlen oder uns alles egal ist. Wir geraten in Gefahr, in eine Art „inneres Exil“ zu gehen. LIED
Gott des Himmels und der Erden (EG 445,1–5)
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PSALM 137 (nach einer Übertragung von Ernesto Cardenal)51 1. Sprecher(in): An den Wassern von Babylon sitzen wir und weinen, wenn wir an Zion denken. Wir sehen die Wolkenkratzer von Babylon, die Lichter, die sich im Wasser spiegeln, die Lichter der Nachtclubs und der Bars von Babylon. Wir hören ihre Musik – und weinen 2. Sprecher(in): An die Weidenbäume am Ufer haben wir unsere Zithern gehängt, an die Trauerweiden – und wir weinen. 1. Sprecher(in): Die uns gefangen nahmen, wollen, dass wir für sie singen: Heimatlieder, Volkslieder aus Zion. Aber wie sollen wir im fremden Land Zions Lieder singen? 2. Sprecher(in): Verdorren soll mir die Zunge, wenn ich dich vergesse, Jerusalem, meine Schöne. Zerfressen soll mir der Krebs den Mund, wenn du, Jerusalem, mir nicht lieber wärst als alle ihre Freuden und Feste. 1. Sprecher(in): Weil Gott uns nicht an den Wassern von Babylon zurück lässt, sondern uns wie die Kinder Israel herausholt aus unserer Isolation, singen wir Gott zur Ehre: LIEDRUF Lobsingt, ihr Völker alle (EG 181.6 in deutscher Fassung)
51 Ernesto Cardenal, Psalmen, Wuppertal 1968.
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KYRIE Immer wieder werden wir Wege geführt, die wir nicht gesucht haben. Immer wieder fühlen wir uns fremd, verlieren wir den Überblick, fühlen uns überfordert und alleingelassen. Immer wieder geht es uns wie einem Vogel, der sein Nest verlassen musste, das ihm Schutz und Geborgenheit gab. Immer wieder ziehen wir uns zurück, fühlen uns nicht zugehörig, als sei uns unsere Heimat genommen. Darum bitten wir Gott um Erbarmen und singen: LIEDRUF Send uns deinen Geist (EG 178.8) GLORIA Bei Gott dürfen wir sein wie wir sind, bei ihm finden wir Halt und Geborgenheit, er stärkt unseren Rücken und richtet auf, die niedergebeugt sind. Er schenkt denen Heimat, die ihr Nest verlassen mussten und verzweifelt nach Halt suchen. Er führt auf den rechten Weg, die sich verlaufen haben im Getümmel der Welt. Darum danken wir Gott uns singen: LIEDRUF Lobe den Herren, der alles so herrlich regieret (EG 316,2) GEBET Herr, unser Gott, du hast die Welt geschaffen, mit allem, was darin lebt. Jeder Ort ist dir vertraut und jede noch so ferne Strecke hast du längst durchmessen. Wir bitten dich, dass du dich finden lässt, 162
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von denen, die dir nahe sind, aber auch von denen, die ferne stehen. Wir bitten dich, dass du dich finden lässt auch von uns, die wir dich suchen, an diesem Morgen und in diesem Haus. Amen SCHRIFTLESUNG (Matthäus 6,25–34) Jesus Christus spricht: Sorgt euch nicht um euer Leben, sorgt euch nicht darum, was ihr essen und trinken werdet. Sorgt euch nicht darum, wie ihr euren Leib bekleidet. Denn das Leben ist viel mehr als die Nahrung und der Leib viel wertvoller als die Kleidung. Seht doch die Vögel des Himmels. Sie säen nicht und ernten nicht. Sie sammeln auch keine Vorräte in die Scheunen. Und doch ernährt sie euer himmlischer Vater. Seid ihr denn nicht viel mehr als sie? Wer unter euch kann seiner Lebenszeit eine Spanne hinzufügen, so sehr er sich auch darum sorgt? Warum sorgt ihr euch um eure Kleidung? Seht die Lilien auf dem Felde, wie sie wachsen. Sie arbeiten nicht und spinnen nicht. Und doch sind sie festlicher gekleidet als Salomo in seiner ganzen Pracht. Wenn Gott das Gras des Feldes so kleidet, das heute noch steht, morgen aber schon in den Ofen geworfen wird, warum sollte er das nicht viel mehr für euch tun, ihr Kleingläubigen? Deshalb sollt ihr euch nicht sorgen und fragen: Was werden wir essen, was werden wir trinken, wie werden wir uns kleiden? Denn euer himmlischer Vater weiß doch um das, was ihr braucht. Suchet zuerst nach dem Reich Gottes und nach der Gerechtigkeit, so wird euch das andere zufallen. Sorgt euch nicht um morgen, der morgige Tag wird schon für sich sorgen. Es ist genug, dass jeder Tag seine eigene Plage hat. GLAUBENSBEKENNTNIS 163
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Verkündigung LIED
Wenn der Herr einst die Gefangnen ihrer Bande ledig macht (EG 298)
ANSPRACHE Nester müssen zur rechten Zeit verlassen werden Als ich neulich in unserem Garten das Laub zusammenrechte, sah ich plötzlich ein Vogelnest im Gras liegen. Es muss an einem der letzten stürmischen Tage vom Baum geweht worden sein. Ich nahm das Nest neugierig in die Hand und war erstaunt, wie leicht es war und zugleich erstaunlich stabil. So war es heil geblieben, längst nachdem es verlassen worden war. Ich ahnte, mit wie viel Liebe ein Vogelpaar dieses Nest im vergangenen Frühjahr hergestellt hatte. Der Boden war weich gepolstert, damit es die Jungvögel nach dem Schlüpfen warm hatten. Es muss schön gewesen sein, in einem solchen Nest aufzuwachsen, hoch in den Zweigen eines Baumes. Aber eines Tages hatten die jungen Vögel nicht mehr in dem Nest sitzen wollen. Sie waren auf den Rand geklettert und haben mit den Flügeln geschlagen und wollten fliegen, fliegen wie die Eltern und die anderen Vögel, die ein wenig älter waren. Eines Tages wurden die kleinen Vögel dann selbst flügge. Sie verließen das Nest, weil es an der Zeit war, selbständig zu werden. Sie tauschten die Wärme, die das Nest bot, gegen die Freiheit. Nur so konnten sie das Fliegen wochenlang einüben, um jetzt im Herbst stark genug zu sein für die Reise in den Süden. Nester haben nicht nur die Vögel. Auch wir Menschen bauen uns gerne Nester, in denen wir uns wohl und geborgen fühlen. Es tut gerade jetzt im Herbst gut, ein solches warmes Plätzchen zu haben. Aber wie die Vögel, müssen auch wir die vertrauten Nester immer wieder verlassen, müssen flügge werden, müssen selbständig unsere Kreise ziehen. Manchmal wollen wir aber das Nest nicht verlassen, wollen die Geborgenheit noch nicht aufgeben, die es vermittelt. Dann kann es vorkommen, dass wir aus unserem Nest gestoßen werden. Oder wir werden mit der Zeit so groß, dass uns das Nest zu klein wird und wir unversehens hinaus fallen. 164
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Die Worte des Propheten Jeremia sind an Männer und Frauen gerichtet, die sich wie aus ihrem Nest gestoßen fühlten Als der Prophet Jeremia vor etwa 2600 Jahren die Worte des heutigen Predigttextes schrieb, da hatte er Männer und Frauen im Blick, die bildlich gesprochen jäh aus ihrem Nest gestoßen worden waren. Sie waren ihrer Heimat beraubt worden und fühlten sich wie ein noch nicht flügge gewordener Jungvogel, der unversehens aus dem Nest gefallen war und keinen Weg zurück finden konnte. Hören wir nun den Predigttext aus Jeremia 29: Dies sind die Worte des Briefes, den der Prophet Jeremia von Jerusalem sandte an den Rest der Ältesten, die weggeführt waren, an die Priester und Propheten und an das ganze Volk, das Nebukadnezar von Jerusalem nach Babel weggeführt hatte. So spricht der Gott Zebaoth, der Gott Israels, zu allen in der Verbannung, die ich von Jerusalem nach Babel habe wegführen lassen: Baut Häuser und wohnt darin! Pflanzt Gärten und esst ihre Früchte! Heiratet und bekommt Söhne und Töchter! Lasst eure Söhne und Töchter heiraten, dass auch sie Söhne und Töchter bekommen! Vermehret euch dort, dass ihr nicht weniger werdet. Suchet der Stadt Bestes, dahin ich euch habe wegführen lassen, und betet für sie zu Gott, denn wenn es ihr wohl geht, so geht es auch euch wohl. Denn so spricht Gott: Wenn für Babel siebzig Jahre voll sind, so will ich mich um euch kümmern und will mein gnädiges Wort an euch erfüllen, dass ich euch wieder an diesen Ort zurückbringe. Denn ich weiß wohl, was für Gedanken ich über euch habe, spricht Gott: Gedanken des Friedens und nicht des Leides, dass ich euch Zukunft und Hoffnung gebe. Und wenn ihr mich anruft und hingeht und mich bittet, so will ich euch erhören. Ihr werdet mich suchen und finden; denn wenn ihr mich von ganzem Herzen suchen werdet, so will ich mich von euch finden lassen, spricht Gott. Ich will eure Gefangenschaft wenden und euch sammeln aus allen Völkern und von allen Orten, wohin ich euch verstoßen habe und will euch wieder an diesen Ort bringen, von wo ich euch habe wegführen lassen.
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Im Exil fühlen sich die Juden fremd und heimatlos Sie wollten es nicht wahr haben, die Männer und Frauen aus dem kleinen Staate Juda, dass sie unversehens ihrer Heimat beraubt waren. Ihr König hatte es gewagt, die babylonische Weltmacht herauszufordern. Und nun mussten sie alle bitter dafür büßen. Alle Hoffnungen, dass Gott im letzten Moment eine Rettung schenken würde, hatten sich in Luft aufgelöst. Die babylonischen Truppen hatten das Land besetzt und hatten zur Strafe König Jojachin mit seiner Familie und vielen anderen gefangen genommen und umgesiedelt nach Babylon. So hatten die Männer und Frauen aus dem kleinen Staate Juda ihre Heimat verloren, waren aus ihren Familien herausgerissen worden. Nun fanden sie sich in einem Land wieder, in dem ihre Werte und religiösen Vorstellungen nicht mehr galten. Schlimmer noch war die Vorstellung, dass sie das Land verlassen hatten, in dem Gott ihnen nahe gewesen war, der Gott Israels. Wie sollten diese Männer und Frauen im fremden Babylon an ihrem Glauben festhalten ohne den Tempel, in dem nach damaliger Vorstellung ihr Gott wohnte? Die aus ihrer Heimat weggeführten Juden fühlten sich, als ob sie mit einem Mal wie ein Küken aus dem Nest gestoßen worden und hart auf den Boden geschlagen wären. Und so saßen sie an den Wassern zu Babylon und weinten, wenn sie an Zion, an ihre Heimatstadt Jerusalem dachten, wie es Psalm 137 beschreibt, den wir zu Beginn des Gottesdienstes gehört haben. Unter uns leben zahlreiche Menschen, die in einer ähnlichen Situation sind, Männer und Frauen, die ihre Heimat verlassen mussten, die in unserem Land Asyl suchen oder Arbeit. Viele von ihnen haben hier keine rechte Heimat gefunden und fühlen sich innerlich noch lange nach ihrer Ankunft heimatlos und fremd. Das Gefühl der Fremdheit kann uns auch in der Heimat beschleichen Aber das Gefühl der Heimatlosigkeit kann auch Menschen beschleichen, die hier geboren und aufgewachsen sind. Ich nehme solche Gefühle wahr bei Menschen, deren Leben sich ungewollt veränderte. Nach einer Lebenswendung, die wir nicht selbst herbeiführen, die uns innerlich verletzt und schmerzt, fühlen wir uns unversehens fremd mitten in unserer Heimat. Wir fühlen uns 166
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dann wie ein Jungvogel, der aus einem warmen Nest gefallen ist: Wenn der Grund unter unseren Füßen zu wanken beginnt und wir uns auf einmal nicht mehr darauf verlassen können, dass das Leben in den bisherigen Bahnen verläuft. Wenn uns die Liebe und Geborgenheit fehlt, die der verstorbene Partner nun nicht mehr geben kann. Wenn nach dem Verlust des Arbeitsplatzes unser Leben bis in seine Grundfeste erschüttert wird und wir uns auf einmal nicht mehr zugehörig fühlen. Dann kommt man sich inmitten der Nachbarn oder Freunde wie ein Fremder vor. Wie leicht zieht man sich dann zurück, traut sich kaum mehr unter Menschen und beginnt immer mehr, in der Welt der Vergangenheit zu leben. Ähnlich erging es den Männern und Frauen, die ins ferne Babylon verschleppt wurden und die dort weinten, sobald sie an Zion dachten, an ihre Heimatstadt Jerusalem. Die trügerische Hoffnung auf die Rückkehr in das vertraute Nest Wenn es doch nur wieder wie früher sein könnte – solche Gedanken gehen einem durch den Sinn, wenn man sich innerlich oder äußerlich heimatlos fühlt. Und da wundert es nicht, dass unter den nach Babylon verschleppten Männern und Frauen Stimmen laut wurden, die von einer baldigen Rückkehr in die Heimat sprachen und eine trügerische Hoffnung verbreiteten. Natürlich fanden diese Stimmen Anklang, entsprachen sie doch dem Wunsch derjenigen, die um den Verlust ihrer Heimat weinten. Es wäre geradezu verwunderlich gewesen, wenn die Prophezeiungen nicht begierig aufgegriffen worden wären, die eine baldige Rückkehr aus dem Exil in Aussicht stellten. Aber für einen Vogel, der aus dem Nest gefallen ist, ist der Weg zurück in aller Regel versperrt. Wenn ich einen kleinen aus dem Nest gefallenen Vogel mitleidig in die Hand nehme und zurück ins Nest lege, nutzt ihm das nichts. Ganz im Gegenteil, durch den fremden Geruch, den ich ihm unweigerlich mitgebe, wird er von seinen Eltern abgelehnt und bald verstoßen. Wer aus dem Nest gefallen ist, muss lernen, sich in der neuen Umgebung zurecht zu finden – so schmerzlich das auch ist. Das macht Jeremia den nach Babylon Verschleppten unmissverständlich deutlich. Es ist ein Irrtum zu glauben, die Rückkehr sei der einzig gangbare Weg aus der Heimatlosigkeit heraus. Jeremia 167
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weist auf eine andere Möglichkeit hin und macht den verschleppten Männern und Frauen Mut, sich mitten in der Fremde eine neue Heimat zu schaffen. Mitten in der Fremde eine neue Heimat finden „Baut Häuser, pflanzt Gärten,“ sagt der Prophet, „heiratet und bekommt Kinder.“ Diesen Aufforderungen kann man nicht nachkommen, wenn man auf gepackten Koffern sitzen bleibt, dazu muss man die Koffer auspacken, muss sich ein Nest bauen, auch wenn es mitten in der Fremde ist. Wer Häuser bauen will und Gärten pflanzt und erst recht, wer Kinder bekommt, muss sich beheimaten. Ein Haus baut man schließlich, um darin zu wohnen. Wer einen Garten anlegt und einen Baum pflanzt, muss Jahre warten, bis er dessen Früchte ernten kann. Wer Kinder bekommt, baut sich selbst in der fremdesten Fremde ein neues Nest. Aber der Prophet Jeremia geht noch einen Schritt weiter, wenn er sagt: „Suchet der Stadt Bestes! Betet für sie zum Herrn!“ Das war nicht leicht zu hören. Denn die Stadt, für die gebetet werden und deren Bestes gesucht werden sollte, war die Stadt der Feinde. „Betet für eure Feinde“ – diese Worte Jesu, aus der Bergpredigt sind hier vorweggenommen. Es ist also wahrlich kein leichter Weg, den Jeremia beschreibt. Wenn wir wie ein Küken aus dem Nest gefallen sind, dann kommt uns eher die Frage nach dem Warum über die Lippen, die niemand recht beantworten kann. Warum hat Gott das zugelassen? Warum trifft es gerade mich? Auch die Männer und Frauen, die nach Babylon verschleppt waren, quälten sich mit diesen Fragen. Und schließlich konnten sie ihr Schicksal nur als Strafe Gottes deuten. Gott hatte sich, so dachten sie, von ihnen abgewandt und sie ihrem Schicksal überlassen. Leidenschaftlich widerspricht Jeremia dieser Logik. Gott zieht sich nicht zurück, wenn unser Weg durch finstere Täler verläuft. Gerade den Leidenden ist Gott ganz besonders nahe. Den Männern und Frauen, die in Babylon über den Verlust ihrer Heimat klagen, ist Gott weiterhin nahe. Auch wenn der Tempel in Jerusalem zerstört und weit weg ist, Gott lässt sich an allen Orten dieser Welt finden. Gottes Versprechen gilt an allen Orten dieser Welt: 168
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„Wenn ihr mich von ganzem Herzen suchen werdet, so will mich von euch finden lassen.“ Zeiten der Heimatlosigkeit können zu Segenszeiten werden Die Männer und Frauen, die nach Babylon verschleppt worden waren, haben dann erlebt, dass Gott seine segnende Hand nicht von ihnen genommen hatte. Die Jahrzehnte der Exilszeit sollten zu einem Segen werden für das ganze Volk und letztlich auch für uns. Ohne diese Zeit wäre der jüdisch-christliche Glaube um vieles ärmer. Nach allem was wir wissen, haben die Juden erstmals im Exil den Sabbat gefeiert. Sie haben die Zehn Gebote aufgeschrieben, sie haben begonnen, die heiligen Schriften zu sammeln. Aus dem Rückblick hat sich diese schwere Zeit der Heimatlosigkeit als eine Segenszeit erwiesen. Mögen auch für uns die Zeiten, in denen unsere Schritte ins Strudeln geraten, zu Segenszeiten werden. Möge es uns gehen, wie den jungen Vögeln, die ihr Nest verlassen, um fliegen zu lernen und selbständig zu werden. Möge Gott jedem von uns eine Heimat schenken, an dem Ort, an den er uns gestellt hat. LIED
503,9–12: Ach, denk ich, bist du hier so schön
FÜRBITTENGEBET 1. Sprecher(in): O Herr, unser Gott und Vater, durch den Mund der Propheten hast du gesagt: „Suchet der Stadt Bestes und betet für sie zum Herrn!“ Darum beten wir heute zu dir für unsere Städte und Dörfer und für das ganze Land um Gerechtigkeit und Recht, um Frieden und gute Ordnung. Wir bitten dich: Herr, erhöre uns 2. Sprecher(in): Wir beten für die, die unser Land regieren. Lehre sie, dass du der Herr über alles bist und sie deine Werkzeuge sind. 169
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Schenke ihnen Weisheit, wenn sie entscheiden, einen scharfen Blick für das, was wesentlich ist, und Mut, deinem Gebot zu gehorchen. Wir bitten dich: Herr, erhöre uns 1. Sprecher(in): Wir beten für alle, die müde geworden sind an ihrem Leben. Für die Mütter und Väter, die sich aufzehren in Mühe und Arbeit für ihre Familien. Für die Menschen, die Zeit und Kraft aufopfern für andere, dass sie deine Hilfe spüren und neuen Mut gewinnen. Wir bitten dich: Herr, erhöre uns 2. Sprecher(in): Wir beten für alle, die unter uns eine neue Heimat suchen, die enttäuscht und resigniert sind, sich ausgegrenzt fühlen, alleingelassen mit ihren Sorgen und Problemen. Für die Menschen, die für die Verständigung der Völker eintreten, dass sie den Glauben an deine Friedensverheißung und an deine Segenszusage nicht verlieren. Wir bitten dich: Herr, erhöre uns 1. Sprecher(in): Wir beten für uns, weil wir oft hoffnungslos, müde und enttäuscht sind. Stärke uns und mach uns bereit, zu warten auf den neuen Himmel und die neue Erde, die du verheißen hast. Tröste und ermutige uns, mitzuhelfen, dass die Zeichen deiner Nähe und Liebe in der Welt sichtbar werden. 170
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Wir bitten dich: Herr, erhöre uns Amen
Abendmahl LIED
Jesus Brot, Jesus Wein (EG 58152)
LOBGEBET Gepriesen seist du, unser Gott, du Kraft des Lebens. Du schenkst uns dieses Brot, die Frucht der Erde und der menschlichen Arbeit. Lass es uns zum Brot des Lebens werden. Du schenkst uns diesen Wein, die Frucht des Weinstocks und der menschlichen Arbeit. Lass ihn uns zum Kelch des Heils werden. SAMMLUNGSGEBET Wie die Körner von den Feldern und die Weintrauben auf deinem Tisch versammelt sind in Brot und Wein, so lass auch uns vereinigt werden in deinem Reich. EINSETZUNGSWORTE VATER UNSER AGNUS DEI (EG 190.2) FRIEDENSGRUSS AUSTEILUNG DANKGEBET Herr Jesus Christus, wir danken dir für Brot und Wein, in denen wir deine Segenskraft sehen und schmecken konnten.
52 Nur im Regionalteil der Ev. Kirchen in Hessen-Nassau und Kurhessen-Waldeck vorhanden.
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Wir bitten dich, lass unsere Füße, mit denen wir vor deinen Tisch getreten sind, auf dem Weg des Friedens wandeln. Amen
Segen LIED
Bewahre uns, Gott (EG 171)
SEGEN Gott segne dich, wohin du auch gehst. Er leite deine Schritte auf rechtem Wege und lasse deine Füße sicher auftreten, damit sie dich dereinst führen in die ewige Heimat. Amen MUSIK
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Literatur
Ernesto Cardenal: Psalmen, Wuppertal 1968. Glockzin-Bever, Sigrid: Nahe dem Tod – nahe dem Leben. Gottesdienstliche Texte mit Bildern zur Karwoche und zu Ostern, Neukirchen-Vluyn 1998. Goldschmidt, Hannelore: Globulus Cusani. Zum Kugelspiel des Nikolaus von Kues, Trier 1989 (KSCG 13). Goldschmidt, Stephan: Gottesdienste mit Symbolen, Göttingen 2 2006 (Dienst am Wort 102). Goldschmidt, Stephan: Kasualgottesdienste mit Symbolen, Göttingen 2006 (Dienst am Wort 106). Nicol, Martin/Deeg Alexander: Im Wechselschritt zur Kanzel. Praxisbuch Dramaturgische Homiletik, Göttingen 2005. Rilke, Rainer Maria: Neunzig Gedichte. Auswahl und Anmerkungen von Annemarie Christiansen, Frankfurt 1987. Tillich, Paul: Das religiöse Symbol (Berlin 1930), in: Ders., Gesammelte Werke, Bd. 5, Stuttgart 1964, 196–212. Tillich, Paul: Das Wesen der religiösen Sprache (New York 1959), in: Ders., Gesammelte Werke, Bd. 5, Stuttgart 1964, 213–222. Tillich, Paul: Existenzialanalyse und religiöse Symbole (Detroit 1956), in: Ders., Gesammelte Werke, Bd. 5, Stuttgart 1964, 223–236. Tillich, Paul: Recht und Bedeutung religiöser Symbole (New York 1961), in: Ders., Gesammelte Werke, Bd. 5, Stuttgart 1964, 237–244.
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Register
Bibelstellen 1.Mose 3,1–19 60–62 1.Mose 8–9 (in Auszügen) 83–84 1.Mose 32,23–32 115 2.Mose 20,1–17 (in Auszügen) 104 Jesaja 29,17–24 123 Jesaja 63,15–16.19b 10–11 Jesaja 64,1–3 11 Jeremia 29,4–14
165
Psalm 1 101–102; 153 Psalm 9 131 Psalm 11 9 Psalm 16 112–113 Psalm 19 120–121 Psalm 23 91 Psalm 24 18–19 Psalm 24,1–7 72 Psalm 27 80 Psalm 30 141–142 Psalm 91 58–59 Psalm 137 161 Psalm 139 37–38; 47–48 Prediger 3,1–8.11
144–145
Matthäus 5,3–10 124 Matthäus 6,25–34 163 Matthäus 12,33–35 105 Matthäus 21,9 72
Markus 14,3–9 75 Markus 14,12–25 77 Lukas 2,1–20 29–30 Lukas 14,16–23 50–51 Lukas 15,1–7 93–94 Johannes 1,1–14 21; 28 Johannes 3,16 27–28 Johannes 4,5–14 39–40 Johannes 10,11–16 94 Johannes 12,12–19 73 1.Korinther 9,24–27
134
Symbole Apfel 105; 107 Auge 9–11; 16; 22–24; 30; 44; 48; 51; 53; 60; 65–66; 69; 86; 94; 103; 105; 120–129; 146; 154 Babylon 160–161; 165–169 Baum 14; 30; 34; 60–62; 64–66; 101–111; 145–146; 148; 151; 153–159; 164; 168 Baumscheibe 139–150 Blatt/Blätter 61; 87; 105; 154; 156 Blick 11; 23; 41–43; 64–65; 96; 106; 121–122; 124–127; 154; 165; 170 Blüte 105 Bogen 79; 83–84 Brunnen 39–44 Buch 48; 54; 155 Delle 136 Dunkelheit 18–26; 35; 79–82; 87; 89–90; 118
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Ernte 83–85; 154 Exil 160; 166–167; 169 Farben 56; 79–90 Fluss 115; 117–118 Frucht 14; 60; 64–67; 77; 101–102; 105–110; 148–149; 153–155; 158; 165; 168; 171 Frühling/Frühjahr 18; 87; 105; 143; 155; 164 Fuß/Füße 19; 43; 59; 65; 74; 80; 92; 113–114; 118; 167; 172 Garten 60–61; 64–65; 67 Gefangenschaft 165 Globus-Spiel 130–138 Grenze 37–39; 42; 44–45; 50; 58– 70; 104; 117–118; 122; 140 Hand 16; 18; 38; 55; 72; 75; 77–78; 101; 108–109; 113; 120; 123; 132–134; 137; 141; 144; 147–148; 153; 155; 164; 167; 169 Haus 12; 28–29; 32–34; 41; 51; 80; 104; 119; 123; 163; 165; 168; Heimat 16; 97; 116–117; 160; 162; 165–170; 172 Heimatlosigkeit 160; 166–167; 169 Herberge 13; 29–31; 33 Herbst 11; 105; 107; 143; 146; 164 Herde 29; 92; 94–97 Herz 19–20; 22–25; 30; 32–33; 37– 38; 53; 59; 65; 72; 77; 79; 83; 89; 92; 101–103; 105–110; 112–113; 120–129; 131; 143; 152–153; 157–158; 165; 169 Himmel 9–17; 30; 32; 37; 83–87; 94; 101–102; 105–106 Hirte 29–30; 32; 91–100 Jahresring 139; 143; 145–146 Jahreszeit 22–23; 85; 139; 146; 148; Jungvogel 165; 167
Kerbe 132; 145 Kern 145; 147 Kerze 8; 22–24; 33 Kreuz 71–78 Kreuzweg 71–78 Krippe 13–14; 23–24; 27–36 Kugel 132–133; 136–137 Lebensweg 116; 145 Licht 18–26; 28; 34–35; 37; 79–82; 84–90; 101; 112; 114; 118; 123; 128; 131; 145; 147; 152; 161 Maske 47–57 Mauer 38; 63 Nacht 14; 19; 22; 26; 29; 31–32; 34; 58; 83–85; 101; 113; 115; 117; 120; 129; 139; 146; 153 Nahrung 108; 152; 154; 156; 163 Narbe 156 Nest 38; 160–172 Pforte
131
Quelle 40; 43; 112; 151–152; 155 Regen 14; 79–81; 83; 85–86; 107; 112; 125 Regenbogen 79–90 Reife 139; 143 Reise 39; 164 Ring 139; 143; 146; 148 Rücken 23; 48; 76; 162 Rückkehr 167 Schaf 94–97 Schafherde 94–97 Schale 145 Schatten 23; 25–26; 89; 99; 103; 106; 112; 142; 147 Schatz 84; 105–106; 108 Scheibe 139–150
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Schritte 19; 26; 38; 42–43; 47; 66–68; 71; 74; 92; 97–98; 102; 114; 117; 119; 129; 131; 136; 148; 153; 168–169; 172 Sommer 18; 67; 83–84; 87; 143; 145 Sonne 11–12; 14; 18; 41; 58; 79; 81; 85–87; 95; 107; 115; 121 Spiel 130–138 Spur 81; 93; 129 Stall 13; 27–36; 94 Stein 59; 113–114; 144 Straße 18; 22; 30; 50–51; 55; 80–81; 97; 102; 112–119; Sturm 139; 152 Tisch 17; 39; 73; 77; 110–111; 149–150; 171–172 Tor 9; 14; 18–19; 58; 72–73 Träne 31; 48–50; 54; 82; 85; 160 Traum 47; 74; 127–128; 141 Tür 9; 14; 18–19; 72 Uhr
140
Wärme 22; 31; 143; 146; 164 Wasser 11; 40–45; 72; 87; 101–102; 104; 108; 112; 117; 151; 153–154; 157; 160–161; 166 Weg 9–10; 19–20; 31–35; 41–44; 47; 59; 66; 69; 71; 73–80; 84; 88; 91–93; 95–97; 99; 101–102; 112–119; 121; 126; 129; 132; 136; 145; 162; 165; 167–168; 172 Welt 10; 12–13; 15; 17–19; 22–23; 25; 27–29; 32–35; 37–46 Wind 102; 143; 152; 154 Winter 30–31; 83–84; 143; 145–146 Wolke 11; 13; 79; 83; 85 Wüste 87; 94; 127 Wunde 109; 129; 144; 158 Wurzel 108–109; 151–159 Zelt 80; 97; 121 Zion 160–161; 166–167 Zweige 87; 103; 105; 156–157; 164
Vogel 9; 11–12; 38; 56; 58; 160–167;
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Kasualgottesdienste mit Symbolen
Stephan Goldschmidt
Zweite Auflage
Vandenhoeck & Ruprecht
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Inhalt
Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
7
1. „Ihr seid das Licht der Welt!“ Abendmahlsgottesdienst am Vorabend der Konfirmation zum Symbol der Kerze . . . . . . . . . . . . . . 11 2. Gott will im Herzen wohnen Konfirmationsgottesdienst zum Symbol des Herzens . . 21 3. Durch Türen gehen im Korridor des Lebens Goldene Konfirmation zum Symbol der Tür . . . . . . . . 33 4. „Von allen Seiten umgibst du mich und hältst deine Hand über mir“ Taufgottesdienst zum Symbol der Hand . . . . . . . . . . . . 45 5. Gottes Spuren suchen und entdecken Taufgottesdienst zum Symbol der Spurensuche . . . . . . . 52 6. „ … dass du deinen Fuß nicht an einen Stein stoßest“ Tauf- und Abendmahlsgottesdienst zum Symbol des Fußes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 62 7. Wie ein roter Faden Taufgottesdienst von Jugendlichen . . . . . . . . . . . . . . . . 73 8. Von Gott beschenkt Tauf- und Traugottesdienst zum Symbol des Geschenkes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 83 9. Zusammen passen und sich zusammenfügen Trauung zum Symbol des Puzzles . . . . . . . . . . . . . . . . . 94 5
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10. Ein gemeinsames Leben gestalten Trauung zum Symbol des Buches . . . . . . . . . . . . . . . . . 102 11. „Komm, bau ein Haus“ Trauung zum Symbol des Hausbaus . . . . . . . . . . . . . . . 112 12. „Der Herr behüte deinen Ausgang und Eingang“ Goldene Hochzeit zum Symbol der Reise . . . . . . . . . . . 121 13. Unter den Händen zerbrochen Beerdigung zum Symbol der Scherben . . . . . . . . . . . . . 128 14. Wenn die Blätter, die treiben Gottesdienst zum Symbol der fallenden Blätter am Ewigkeitssonntag . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 134 Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 148 Register . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 149
6
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Einleitung
Freut euch mit den Fröhlichen und weint mit den Weinenden (Römer 12,15). Seit Beginn meiner Tätigkeit als Pfarrer habe ich es als besonderes Privileg empfunden, an den herausgehobenen Tagen des Lebens vieler Menschen in meiner Gemeinde teilnehmen zu dürfen, die so etwas bilden wie Lebenswendepunkte. Ich spüre darin einen bereichernden Teil meines Berufes, mich beispielsweise mit zwei Menschen über ihre Liebe zu freuen, die sie veranlasst, ihr gemeinsames Leben in einem Traugottesdienst unter den Segen Gottes zu stellen. Es ist beglückend, sich mitzufreuen über das geschenkte Leben eines Kindes, das getauft werden soll. Besonders schön ist es, nach einer langen und intensiven Konfirmandenzeit als Höhepunkt eine Konfirmation zu feiern und den Jugendlichen mit Handauflegung den göttlichen Segen zuzusprechen. Ich empfinde es aber auch als ein Privileg meines Berufsstandes, mit den Weinenden zu klagen und zu trauern. Denn Sterben und Trauern gehören einfach zum Leben dazu. Als Pfarrer werde ich bei jeder Beerdigung an diese Regel erinnert. In der Feier von Kasualgottesdiensten ist es mir, als nähme ich Teil an der ganzen Fülle des Lebens. Hier darf ich Menschen begleiten von der Geburt an, über die Zeit der Jugend bis hin zu Alter und Tod. Ich komme mit Menschen ins Gespräch, die mich an ihrer Liebe und Paargeschichte teilhaben lassen, deren Kinder ich später taufen oder konfirmieren darf. Und ich habe den Eindruck, als seien viele derjenigen, die nach einer kirchlichen Begleitung an den Wendepunkten ihres Lebens suchen, sehr offen und sensibel für spirituelle Themen. Es ist, wie es Andreas Leipold neuerdings in seinen Thesen zu einer theologischen Festtheorie formuliert, als schaffen diese Feste „Orte für die ‚andere Zeit‘, für alles im Alltag Ausgeblendete, für das ‚Heilige‘, für das notwendige Hören des Wortes [Gottes], das im Alltag oft überhört und verdrängt wird“1. 1 Andreas Leipold, Die Feier der Kirchenfeste, 150.
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Ohne die vieldiskutierte Frage nach der Kasualie als missionarische Möglichkeit direkt aufzunehmen, verstehe ich die Gottesdienste innerhalb der biographischen Feste als besondere Gelegenheit der religiösen Vertiefung von Lebensübergängen. Im Kasualgottesdienst kann ein Bewusstsein für die göttlichen Segenskräfte geweckt oder verstärkt werden, für die viele Menschen vor allem an der Schwelle zu einem neuen Lebensabschnitt eine ausgesprochene Sensibilität besitzen. Zugleich kann man nicht die Augen davor verschließen, dass bei Taufen, Trauungen und ähnlichen Feiern für zahlreiche Teilnehmerinnen und Teilnehmer die Liturgie und die gottesdienstliche Rede fremd ist. Und so stellt sich die Frage nach einer angemessenen religiösen Sprache. Wie kann man heute von Gott reden, in einer Zeit, in der die religiöse Sprache entweder stark in den Hintergrund getreten ist oder sich kaum mehr von der Alltagssprache unterscheidet, weil über Gott allzu sichere Aussagen gemacht werden? Auf eine spezifisch religiöse Sprache zu verzichten und mit alltäglichen Worten über Gott zu sprechen, kann dabei keine Lösung sein. Denn dann geriete man in Gefahr, Aussagen zu machen, die Gott nicht gerecht werden können und die zudem durch ihre zu exakte Begrifflichkeit zu Recht den Argwohn oder Zweifel vieler Zeitgenossen wecken. Bei der Frage nach einer der heutigen Zeit gemäßen Verkündigung habe ich mich an den Theologen und Religionsphilosophen Paul Tillich gehalten, der auf der Suche nach einer angemessenen religiösen Sprache das Symbol in seiner Bedeutung für die Religion hervorhob. In einem Aufsatz mit dem Titel „Das Wesen der religiösen Sprache“ von 1959 weißt er darauf hin, dass es in der Sprache verschiedene Wirklichkeitsschichten gibt, „die qualitativ so verschieden sind, daß man sie nur mit verschiedenen sprachlichen Systemen erfassen kann“2. Im Gegensatz zur Sprache der Mathematik, ist die symbolische Rede geeignet für Aussagen über Gott. Dies gilt deshalb, weil Symbole uns „Wirklichkeitsschichten eröffnen, die sonst verborgen sind und die auf keine andere Weise sichtbar gemacht werden können“3. Nach Tillich könnten wir 2 Paul Tillich, Das Wesen der religiösen Sprache, 213. 3 Paul Tillich, Das Wesen der religiösen Sprache, 215.
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über Gott fast gar nichts sagen, wenn wir uns nicht der symbolischen Rede bedienten. Fast jede Aussage über ihn, ob wir ihn Vater, Mutter oder höchstes Wesen nennen, ist eine Übertragung unserer immanenten Wirklichkeit auf den transzendenten Gott und damit symbolische Rede. In Anbetracht dieser Begrenzung unserer Sprache im Hinblick auf religiöse Aussagen liegt es zunächst nahe, davon zu sprechen, dass wir nur symbolisch von Gott reden können. Doch Tillich wehrt sich vehement dagegen, die symbolische Rede in dieser Weise abzuwerten. Für ihn ist es ein Missverständnis wenn man beispielsweise davon spricht, Brot und Wein würden im Abendmahl Leib und Blut Christi nur symbolisieren. Für ihn haben nämlich die Symbole Teil an der Wirklichkeit, auf die sie hinweisen4. Symbole haben also die Fähigkeit, eine Wirklichkeit zu verdeutlichen, die der „nichtsymbolischen Redeweise unzugänglich ist“5. Gleichzeitig aber haben Symbole eine ungeheure Kraft und sie können die tieferen Schichten der Seele öffnen6. Bei der Auswahl der Symbole, die den in diesem Buch vorgestellten Kasualgottesdiensten ein Thema geben, kann grundsätzlich jeder Gegenstand gewählt werden. Weil aber Symbole Anteil haben an der Wirklichkeit, auf die sie hinweisen, sollten sie unter der Fragestellung ausgewählt werden, ob sie authentisch oder nicht-authentisch sind im Blick auf das, was sie symbolisieren und zugleich angemessen oder unangemessen in ihrer Ausdruckskraft7. In einem Kasualgottesdienst kommt noch hinzu, dass die Symbole zugleich die Lebenswirklichkeit der Teilnehmerinnen und Teilnehmer aufgreifen sollten8.
4 5 6 7 8
Paul Tillich, Recht und Bedeutung religiöser Symbole, 238. Paul Tillich, Das Wesen der religiösen Sprache, 215. Paul Tillich, Das Wesen der religiösen Sprache, 216. Vgl. Paul Tillich, Existenzialanalyse und religiöse Symbole, 236. Andreas Leipold: „Das Fest muß in Kontakt mit der Lebenswirklichkeit stehen, wenn es ein wirkliches Fest des Lebens sein will. Ist dies nicht der Fall, ist der Alltag im Fest vergessen, kommt es zu einer Isolation, in der das Fest als bloße Flucht aus der alltäglichen Lebenswirklichkeit erscheint, in der lediglich ihr Vergessen und Verdrängen gesucht wird, nicht die heilsame Entlastung, die es neu ermöglicht, Last auf sich zu nehmen und Verantwortung für das Leben in der Welt wahrzunehmen.“, in: Die Feier der Kirchenfeste, 151.
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Bei der Auswahl der hier vorgestellten Kasualgottesdienste hat mich der Gedanke geleitet, Pfarrerinnen und Pfarrern eine ausgewogene Auswahl an die Hand zu geben. Neben einem Konfirmationsgottesdienst und einer Feier der Goldenen Konfirmation sind vier Taufen, drei Trauungen sowie ein Tauf- und Traugottesdienst und schließlich ein Ehejubiläum dargestellt. Mehrere geeignete Beerdigungen einer breiteren Öffentlichkeit vorzustellen, erwies sich als kaum möglich, auch wenn Symbole gerade in Zeiten der Trauer sehr hilfreich sein können. Weil ich aber stets das Leben der verstorbenen Menschen bis in die Einzelheiten ihrer Biographie in meine Beerdigungsansprachen hineinnehme, kann ich diese weder veröffentlichen, noch werden sie für Kolleginnen und Kollegen hilfreich sein. Die einzige Ausnahme bildet die Beerdigung eines neugeborenen Kindes. Diese mag als Beispiel dienen, das übertragen werden kann, wenn ein tot geborenes oder früh verstorbenes Kind beerdigt werden muss. Am Ende habe ich einen Entwurf hinzugefügt, der im strengen Sinne keinen Kasualgottesdienst bildet. Da aber das Gedenken der Verstorbenen am Ewigkeitssonntag in den Zusammenhang einer Kasualie gehört und neben der Beerdigung zur gottesdienstlichen Begleitung der Trauernden zählt, habe ich ihn in dieses Büchlein mit aufgenommen. Ich möchte denjenigen danken, die mir durch Anregungen und kritische Rückmeldungen beim Entstehen dieses Buches geholfen haben. Namentlich erwähnen möchte ich meine Frau, Inken Richter-Rethwisch, und meine Freunde Dr. Andreas Leipold und Eckhard Sckell. Danken möchte ich aber auch den Menschen, die mich durch ihre Offenheit darin unterstützt haben, die hier vorliegenden Kasualgottesdienste zu gestalten. Ich würde mich freuen, wenn Kolleginnen und Kollegen in ihrer Kasualpraxis die eine oder andere Idee aus diesem Buch aufgreifen. Dabei verstehe ich die dargestellten Gottesdienstentwürfe als eine Sammlung von Texten, Gebeten und Segensworten, die je nach Bedarf genutzt und umgeformt werden können. Kassel, im August 2005
Stephan Goldschmidt
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„Ihr seid das Licht der Welt!“ Abendmahlsgottesdienst am Vorabend der Konfirmation zum Symbol der Kerze
Eingang MUSIK BEGRÜSSUNG UND EINSTIMMUNG IN DAS THEMA Wir feiern diesen Gottesdienst im Namen Gottes, des Vaters, der das Licht geschaffen hat, im Namen des Sohnes, dem Licht der Welt und im Namen des Heiligen Geistes, der in uns wohnt wie ein Lichtfunke. Herzlich willkommen zu diesem Abendmahlsgottesdienst am Abend vor der Konfirmation. Mit ihm nehmen wir einen Teil des Konfirmationsgottesdienstes vorweg, das gemeinsame Abendmahl, das dadurch sein eigenes Gewicht erhält. Den heutigen Abendgottesdienst und die morgige Konfirmation möchte ich dadurch zusammenbinden, dass ich jedem ein Symbol zuordne. Heute Abend soll es mit dem Symbol der Kerze um das Licht gehen, morgen darum, wie wir dieses Licht aufnehmen in unsere Herzen. Die Kerze ist ein Bild für das Licht, von dem Jesus Christus spricht: „Ich bin das Licht der Welt, wer mir nachfolgt, der wird nicht wandeln in der Finsternis, sondern wird das Licht des Lebens haben.“ Und zugleich erinnert die Kerze an die Zusage Jesu, die einem jeden von uns gilt: „Ihr seid das Licht der Welt.“ Gerade auf euch Konfirmandinnen und Konfirmanden trifft das zu für euren Weg in die Selbständigkeit. Jeder von euch ist wunderbar und einzigartig. Deshalb stellt euer Licht nicht unter den Scheffel, sondern lasst es 11
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leuchten, damit auch andere sich an euch und euren Fähigkeiten freuen können! LIED
Bleib bei mir, Herr! Der Abend bricht herein (EG* 488)
(* bezeichnet die Ausgabe der Ev. Kirche von Kurhessen-Waldeck oder der Ev. Kirche in Hessen-Nassau.)
PSALM 43 Sende dein Licht und deine Wahrheit, und setze in deinem Namen das Recht durch, damit ich errettet werde von den falschen Leuten, die Böses planen. Denn du, Gott, bist meine Stärke, die mir auch dann beisteht, wenn deine Macht in den Hintergrund getreten zu sein scheint, und die mich schützt, auch wenn ich ungerecht angefeindet werde. Sende dein Licht und deine Wahrheit, dass sie mich zu dir leiten, und mich dorthin führen, wo du wohnst und wo ich geborgen bin. Bei dir finde ich Freude und Wonne, dass mein Mund vor lauter Dank voll ist. Denn du sendest dein Licht und deine Wahrheit, damit sie meine Seele hell machen. LIEDRUF Laudate omnes gentes (EG 181,6) KYRIE Licht sollen wir sein und in der Dunkelheit leuchten, wie eine Kerze während der Nacht. Aber manchmal verstecken wir uns lieber, statt unser Licht leuchten zu lassen. Oder wir wollen uns schonen, statt uns für andere hinzugeben. Deshalb bitten wir Gott um Erbarmen und singen: Kyrie eleison, Herr erbarme dich. LIEDRUF Kyrie, Kyrie eleison (EG 178,12) 12
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GLORIA Wir können leuchten und andere mit unserem Licht erfreuen, weil Gott wie ein Lichtfunke in uns wohnt. Wie wir Teil haben an seinem Licht, so können wir seinen Segen zu den Menschen tragen. Darum loben wir Gott, dessen Licht wir weitergeben und singen: Gloria in excelsis deo, Ehre sei Gott in der Höhe. LIEDRUF Gloria (EG 5669) GEBET Guter Gott, wir sind in deinem Namen zusammen gekommen, weil wir gemeinsam einen wichtigen Schritt tun in ein selbstbestimmtes Leben. Es ist gut, dass du diesen Weg mit uns gehst, denn du erleuchtest unsere Schritte mit dem Licht deiner Herrlichkeit. So wollen wir uns für dich öffnen, für die Gemeinschaft mit dir und unter uns, für dein Wort, für die Lieder, die wir singen, für die Gebete, die wir zu dir sprechen, für das Abendmahl, das wir feiern. Schenke uns einen guten Abend und morgen einen gesegneten Tag. Begleite uns mit dem Licht, das in deinem Sohn in diese Welt gekommen ist und das durch den Heiligen Geist in unseren Herzen wohnt. Amen.
9 EG 572 im Regionalteil der Evangelischen Landeskirche in Württemberg. EG
575.2 im Regionalteil der Ev. Kirche in Österreich.
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Verkündigung LIED
Strahlen brechen viele aus einem Licht (EG 268)
SCHRIFTLESUNG (Matthäus 5,14–16) Jesus Christus spricht: Ihr seid ein Licht für die Welt. Wie eine Stadt auf dem Berge nicht verborgen sein kann, so soll auch euer Licht leuchten. Ein Licht zündet man auch nicht an, um es unter einem Gefäß zu verbergen, sondern um es auf einen Leuchter zu stellen. Dann kann es allen leuchten, die im Hause sind. Deshalb lasst euer Licht leuchten vor den Leuten, damit sie eure guten Werke sehen und euren himmlischen Vater preisen. ANSPRACHE Kerzen sind ein Bild für die Liebe Gottes Liebe Eltern, Großeltern, Paten, aber vor allem liebe Konfirmandinnen und Konfirmanden, zu Beginn eurer Konfirmandenzeit hat ein jeder von euch eine Kerze gestaltet, die an eure Geburt und eure Taufe erinnert. Eure Kerzen hatten während der letzten anderthalb Jahre ihren Platz hier in der Kirche. Bei jedem Gottesdienst, den ihr besuchtet, habt ihr die Kerze angezündet. Manche Kerze ist im Lauf der Zeit ziemlich herabgebrannt, andere Kerzen blieben erstaunlich groß. Aber nicht nur eure Kerzen, auch ihr selbst habt euch während der vergangenen anderthalb Jahre verändert. Anders als diese seid ihr in dieser Zeit gewachsen, äußerlich und auch innerlich. Ihr habt euch ausprobieren können in der Konfirmandenzeit, bei der Begegnung mit anderen Jugendlichen, bei der Gestaltung von Gottesdiensten. Ihr habt gelernt, euer Licht leuchten zu lassen, wie eine Kerze, die angezündet wird. Ich möchte heute Abend die Kerze als Bild für die Liebe Gottes gebrauchen, der uns das Licht schenkt, damit wir leben können. Wir brauchen das Licht zum Leben, weil es die Finsternis vertreibt. Aber das Licht kann auch Angst vertreiben in der Nacht oder Hoffnung wecken, wenn es auf das Ende eines Tunnels hin14
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weist. Ein Licht kann uns Orientierung bieten, wenn wir in der Nacht vor die Türe gehen. Oder es schenkt Geborgenheit, wenn wir eine Kerze am Abend entzünden. Kerzen sind ein Bild für das Leben, das sich in Liebe verschwendet Weil das Licht zum Leben gehört, begleiten Kerzen unser Leben. Ich habe denen unter euch, die ich während der Konfirmandenzeit getauft habe, eine Kerze überreicht als Zeichen für die Liebe Gottes, die in der Taufe sichtbar wird. Kerzen sind aber nicht nur ein Bild für die Übergänge des Lebens, sondern auch für das Leben selbst. Wie eine Kerze nur Licht spenden kann, wenn sie langsam herunterbrennt, so ist das auch mit dem Leben. Es gewinnt erst dann an Bedeutung, wenn es sich für andere hergibt und sich wie eine Kerze verzehren lässt. Kerzen müssen sich hingeben, um leuchten zu können, so wie auch ihr während eures Lebens eure Kraft für andere einsetzen müsst. Wie eine Kerze erst ihren Sinn erfüllt, wenn sie sich hingibt, so werdet auch ihr eurer Bestimmung nur dann gerecht, wenn ihr euch in Liebe für andere verschwendet. Christlicher Glaube macht Mut, ein Licht für die Welt zu sein Jesus Christus spricht: „Ihr seid ein Licht für die Welt.“ Vielleicht werdet ihr euch fragen, wie ihr ein Licht sein könnt, das Bedeutung hat für diese Welt. Ist das nicht ein Anspruch, den ihr gar nicht erfüllen könnt? Der christliche Glaube regt an, sich im Vertrauen auf Gott viel zuzutrauen. Er spricht euch zu, dass ihr ein Licht sein könnt für diese Welt und er macht euch das zugleich zur Aufgabe. Ihr könnt ein solches Licht sein, wenn ihr das Licht der Welt, Jesus Christus, in euch tragt. Ihr seid wichtig und sogar notwendig, damit das göttliche Licht auf der Erde leuchten kann. Denn nur durch euer Tun wird die Liebe Gottes in der Welt deutlich. Oder wie es Jesus in der Bergpredigt ausdrückt: „Deshalb lasst euer Licht leuchten vor den Leuten, damit sie eure guten Werke sehen und euren himmlischen Vater preisen.“ Ein Licht für die Welt kann nur sein, wer den Träger des Lichtes in sich aufnimmt Doch die Voraussetzung bleibt: Ihr seid nur Licht, wenn ihr an dem Licht der Welt teilhabt und wenn ihr bereit seid, euch für andere Menschen oder eine wichtige Aufgabe zum Teil hinzuge15
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ben. Warum das so ist, wird anschaulich, wenn wir aus einer Wachsplatte und einem Docht eine Kerze formen. Die Platte aus Bienenwachs mag für sich genommen durchaus schön und gleichmäßig geformt sein und darüber hinaus gut riechen. Aber sie verfehlt doch ihre Bestimmung, wenn sie sich nicht mit einem Docht verbindet. Wie eine Wachsplatte einen Docht braucht, um zur Kerze zu werden, so braucht umgekehrt der Docht das Wachs, um dauerhaft brennen zu können und nicht wie ein Strohfeuer nach wenigen Augenblicken zu verlöschen. Die Wachsplatte wird zu einer Kerze, wenn sie ihre ursprüngliche Form aufgibt und sich um den Docht herumschmiegt. Sie muss den Träger des Lichtes in sich aufnehmen, ihn zum Mittelpunkt werden lassen. Nur so wird aus der Wachsplatte eine Kerze. Das geht aber nicht ohne Veränderung. Die Wachsplatte muss sich biegen lassen, sie muss Druck aushalten, ihm in der richtigen Weise nachgeben. Gleichzeitig muss sie ein gerades Rückgrat behalten und sich strecken, damit sie zu einer schönen und geraden Kerze wird. Ein Licht muss sich verändern lassen, um Bedeutung für andere zu bekommen Auch ihr müsst, um ein Licht zu werden, euch an einer Mitte orientieren, an Jesus Christus, dem Licht der Welt. Das ist nicht leicht, denn manchmal bedeutet das, Veränderungen annehmen zu müssen. Die Richtung unseres Lebens, die wir ihm gegeben haben, bekommt immer wieder eine andere Ausrichtung, so wie sich die Wachsplatte immer wieder neu um den Docht ausrichten muss. Licht zu sein, bedeutet, sich nicht gegen Veränderungen zu sträuben und doch zugleich ein gerades Rückgrat zu behalten, nicht zu buckeln oder sich klein machen zu lassen. Und wie eine Kerze am Ende das Licht spendet, indem sie sich von einem anderen Licht anstecken lässt, so ist das auch, wenn ihr zu Lichtern werdet, die Bedeutung haben für andere. Auch ihr braucht andere Lichter, andere Menschen, die eure Begeisterung wecken können, die euch geradezu anstecken können und für eine Aufgabe gewinnen. Dann bleibt es nicht aus, dass ihr eure Kräfte verzehrt, wie eine Kerze sich ja in gewisser Weise aufgibt, um anderen zu leuchten. Aber wie eine Kerze nur ihrer Bestim16
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mung folgt, wenn sie sich verzehren lässt, so bekommt auch euer Leben erst seinen wirklichen Glanz, wenn ihr einen Teil eurer Energie und Kraft für andere einsetzt. LIED
Ein Licht geht uns auf in der Dunkelheit (EG 55710)
Abendmahl SÜNDENBEKENNTNIS Wir, damit meine ich euch Konfirmandinnen und Konfirmanden und mich, haben eine etwa anderthalb Jahre währende Geschichte hinter uns. Sie haben als Eltern oder Großeltern eine noch viel längere Geschichte mit Ihren Kindern oder Enkeln. Und umgekehrt habt ihr Konfirmandinnen und Konfirmanden eine Geschichte mit Eltern, Paten, Geschwistern, Freunden. Wir sind miteinander verwoben, wie die Waben einer Wachsplatte, aus der eine Kerze geformt ist. Wie diese Waben, eine mit der anderen verbunden ist in einer vielfältigen Beziehung, so gehören wir als Familie, als Freunde oder als Gruppe zueinander. Heute Abend blicken wir zurück, auf das gemeinsam Erlebte, auf das Schöne, wofür wir dankbar sein können. Aber auch auf viel gut Gemeintes, was schief gegangen ist, auf enttäuschte Hoffnungen und versagte Träume. Jetzt ist Raum, in der Stille all’ das vor Gott zu bringen, indem wir eine Kerze anzünden hier vorne am Altar. KERZEN AUF DEM TAUFSTEIN ENTZÜNDEN ALS STILLES GEBET
10 EG 555 im Regionalteil der Ev. Landeskirche in Württemberg.
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GEBET Guter Gott, wir möchten sein wie eine Kerze, die sich für andere hingibt und die sich verzehren lässt. Wir haben es versucht, für andere da zu sein, aber oft ist es uns nicht gelungen. Wir wollten aufeinander zugehen, haben aber oft geschwiegen. Wir wollten einander Freude schenken und haben Leid gebracht. Wir wollten einander Freunde werden und blieben uns doch fremd. Wir wollten an dich glauben, blieben aber oft voller Zweifel Wir wollten zu dir beten und haben es immer wieder vergessen. Wir wollten deinen Willen tun, aber konnten es oft nicht. Nun sind wir hier zu dir gekommen. Du willst, dass wir auf dein Wort hören, dass wir miteinander reden und zueinander finden und dass wir einander glücklich machen. Wir bitten dich um Vergebung, wo wir deinem Willen nicht getan haben und unserer Bestimmung nicht gefolgt sind. ZUSPRUCH Guter Gott, du vergibst unsere Schuld. Du bist wie ein beschützender Vater und eine bergende Mutter. Du gibst uns das Licht auf unseren Wegen. Du gibst unserem Leben ein Ziel und unseren Wegen eine Richtung. LIED
Kommt mit Gaben und Lobgesang (EG 229)
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LOBGEBET Wir preisen dich, Gott, du Licht der Welt, du schenkst uns dieses Brot, gewachsen durch Regen und Sonne und geformt durch der Hände Arbeit. Lass es uns zum Brot des Lebens werden. Und du schenkst uns diesen Wein, gewachsen durch die Kraft des Weinstocks und gereift unter den Strahlen der Sonne. Lass ihn uns zum Kelch des Heils werden. EINSETZUNGSWORTE VATERUNSER AGNUS DEI (EG 190,2) FRIEDENSGRUSS Das Licht Jesu Christi erleuchte euch! AUSTEILUNG Nehmt das Licht Christi in euch auf und schmeckt vom Brot des Lebens und trinkt vom Kelch des Heils! DANKGEBET Herr Jesus Christus, du Licht der Welt, du hast uns an deinen Tisch geladen und willst uns nahe sein. Komm, um in uns zu wohnen und wie ein Lichtfunke in uns zu sein. Amen.
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Segen LIED
Tragt in die Welt nun ein Licht (EG 58811)
SEGEN Es segne dich Gott, der das Licht geschaffen hat. Er gebe dir Teil an seinem Licht, damit du es hineintragen kannst zu den Menschen in der Nähe und in der Ferne. Amen.
11 EG 571 im Regionalteil der Ev.-Lutherischen Kirchen in Niedersachsen und
der Bremischen Ev. Kirche. EG 538 im Regionalteil der Ev. Kirche im Rheinland, der Ev. Kirche von Westfalen und der Lippischen Landeskirche sowie der Ev.-reformierten Kirchen in Bayern und Nordwestdeutschland und der Ev.altreformierten Kirche in Niedersachsen. EG 539 im Regionalteil der Nordelbischen Ev.-Lutherischen Kirche. EG 593 im Regionalteil der Ev. Kirche in Österreich.
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Gott will im Herzen wohnen Konfirmationsgottesdienst zum Symbol des Herzens
Eingang EINZUG MIT DEN KONFIRMANDINNEN UND KONFIRMANDEN BEI ORGELMUSIK LIED
Tut mir auf die schöne Pforte (EG 166,1–2)
BEGRÜSSUNG Wir feiern diesen Konfirmationsgottesdienst im Namen Gottes, der einen jeden von uns kennt, der um die Freude unseres Herzens weiß, dem aber auch unsere Sorge nicht verborgen bleibt. Heute werden 15 junge Menschen konfirmiert. Sie sind auf dem Weg in ein selbstbestimmtes Leben und halten heute noch einmal inne, um sich den Segen Gottes zusprechen zu lassen. Ich habe den Gottesdienst überschrieben mit dem Thema: „Gott will im Herzen wohnen“. Das Bild des Herzens wird uns begleiten durch den Gottesdienst hindurch. Es ist ein passendes Symbol für einen Konfirmationsgottesdienst. Denn das Herz ist besonders empfänglich für Gottes Gegenwart. Es ist das Organ, in das er mit seinem Segen kommen kann, den ihr Konfirmandinnen und Konfirmanden nachher zugesprochen bekommt. LIED
Auf und macht die Herzen weit (EG 454)
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PSALM 139 Ach Gott, du siehst mein Herz. Du kennst mich. Wie schön, dass du mir nahe bist und ich geborgen bin in dir. Du sieht meine Sorge und Angst. Du siehst alle meine Fluchtwege, du hörst alle meine Ausflüchte, durch die ich mein Herz verbergen will. Du siehst mich, wenn ich träume von großen Dingen, die ich tun will, und wenn ich versage, statt das Notwendige zu tun. Keinen Schritt, den ich gehe, den du nicht begleitest. Kein Wort, das ich spreche, das du nicht hörst, ehe es laut wird. Wie in zwei großen Händen hältst du mich. Ich bin geborgen wie ein Vogel im Nest. Ach Gott, du siehst mein Herz und kennst mich. Wie schön, dass du mir nahe bist und ich geborgen bin in dir. Lasst uns lobsingen: LIEDRUF Sollt ich meinem Gott nicht singen (EG 325,1) GEBET Lebendiger Gott, komm zu uns mit deiner heilenden Gegenwart und sei bei uns, wenn wir nun singen und beten, reden und hören. Komm zu uns und mache unsere Herzen weit, damit wir dein Wort recht verstehen und deine Gegenwart spüren. 22
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Komm mit deinem Segen, um in unseren Herzen zu wohnen, heute und an den Tagen, die kommen. Amen.
Verkündigung SCHRIFTLESUNG (1. Korinter 13,1–13) Wenn ich mit menschlichen Worten reden könnte und singen könnte wie die Engel, hätte aber keine Liebe in mir, so wäre ich nichts als eine tönende Glocke oder eine gellende Schelle. Wenn ich die Zukunft vorhersagen könnte und alle Geheimnisse kennen würde und die Weisheit der Welt durchschaute und wenn mein Glaube die Macht hätte, Berge zu versetzen, aber keine Liebe wäre in mir, so wäre ich nichts. Wenn ich alle meine Habe den Armen gäbe und ginge für Christus ins Feuer, aber keine Liebe wäre in mir, so nützte es mir nichts. Die Liebe ist ausdauernd und freundlich, sie kennt keine Eifersucht, sie treibt keinen Mutwillen, sie macht sich nicht selbst groß, sie beleidigt nicht, sucht nicht ihren Vorteil und wird nicht bitter durch dunkle Erfahrung. Sie rechnet niemandem Böses an. Sie freut sich nicht über die Ungerechtigkeit, sondern an der Wahrheit; sie erträgt alles, sie glaubt alles, 23
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sie hofft alles, sie duldet alles. Die Liebe hört niemals auf, obwohl doch alle menschliche Kenntnis von Gott vergehen wird und alles aufhören wird, was Menschen von Gott geredet und über ihn gedacht haben. Denn vorläufig ist, was wir wissen und über Gott reden. Kommt aber das Vollkommene, so endet das, was heute noch vorläufig ist. Als ich ein Kind war, redete ich wie ein Kind, dachte wie ein Kind und war klug wie ein Kind; als ich aber erwachsen wurde, legte ich das kindliche Wesen ab. Jetzt sehen wir Gott wie durch einen trüben Spiegel, fremd und rätselhaft, dann aber von Angesicht zu Angesicht. Jetzt erkenne ich vorläufig; dann aber werde ich wirklich erkennen, wie ich erkannt bin. Nun aber bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; aber die Liebe ist die größte unter ihnen. LIED
Herr, deine Liebe ist wie Gras und Ufer (EG 61012)
ANSPRACHE Konfirmation als Schritt in die Eigenverantwortlichkeit Liebe Konfirmandinnen und Konfirmanden, für euch ist dies heute ein besonderer Gottesdienst, besonders deshalb, weil ihr konfirmiert werdet und wir den Segen Gottes für einen jeden von euch erbitten. Auf eurem Weg von der Kindheit in ein immer selbstbestimmteres Leben halten wir vor Gott und den Menschen, die euch bis hierher begleitet haben, noch einmal inne. 12 Alternativ kann EG 417 gesungen werden.
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Sie als Eltern und Großeltern werden sich fragen, wie die Zeit so schnell vergangen ist. Ihnen werden Bilder vor Augen stehen, als die Jugendlichen, die hier vorne sitzen, noch Kinder waren. Das ist heute Vergangenheit, seht ihr doch gerade heute schon sehr erwachsen aus in euren Kleidern und Anzügen. Vielleicht gehen dem einen oder der anderen von euch Konfirmandinnen und Konfirmanden Bilder von eurer Kindheit durch den Kopf, schöne Erinnerungen vielleicht, aber auch das, was euer Kinderherz einst schwer machte. Das Herz als Organ für den Empfang des Konfirmationssegens Um nicht gedankenlos den Schritt zu gehen in die Eigenverantwortlichkeit, schauen wir heute zurück, aber vor allem nach vorne. Und zugleich möchte ich euch den Segen Gottes für euren weiteren Lebensweg zusprechen. Dazu werde ich euch die Hände auflegen und eine alte Segensformel sprechen. Der Ort aber, an dem die göttlichen Segenskräfte haften bleiben sollen, ist euer Herz. Das Herz, das in den Psalmen und zahlreichen Liedern häufig als die Wohnstätte Gottes in uns Menschen bezeichnet wird. Hier sollen die Segenskräfte wirksam werden, die euch in diesem Gottesdienst mit auf den Weg gegeben werden. Das Herz ist dazu besonders geeignet, weil es der Sitz der Gefühle ist. Den Menschen, die wir lieben, sind wir von Herzen zugeneigt. Ein Herz steht für die Liebe zweier Menschen. Das Herz ist also das Symbol für die großen Gefühle, für die Liebe. Vielleicht haben einige von euch schon einmal ein Herz irgendwo heimlich eingeritzt. Oder es hat euch geärgert, wenn ihr in einem gemalten Herzen von anderen mit einem Jungen oder einem Mädchen in Verbindung gebracht wurdet. Denn so schnell wolltet ihr eurer Herz dann doch nicht verschenken. Das Herz als Symbol für Liebe und Freundschaft Das Herz ist das Symbol für die Liebe, aber darüber hinaus auch für die Freundschaft. Ich wünsche euch, dass Gott euch mit beidem in eurem Leben segnet. Denn beides gehört zu einem erfüllten Leben hinzu, Liebe und Freundschaft. Und wie alles Wichtige im Leben können wir uns Liebe und Freundschaft immer nur schenken lassen von den Menschen um uns herum und letztlich von Gott, der uns damit Anteil gibt an seinem Segen. Die göttli25
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chen Segenskräfte, um die wir heute für euch bitten, mögen eure Herzen weit machen und stärken, dass sie empfänglich sind für Liebe und Freundschaft. Wie aber ist echte, tiefe Liebe, werdet ihr fragen, wie erkennt man sie? Und woher weiß ich, dass ein Kamerad ein wirklicher Freund ist, dem ich mich anvertrauen kann und mit dem ich Dinge machen kann, die ich mit anderen nicht tun würde? Woher kommt die Gewissheit, dass ich einem Freund oder einer Freundin Dinge sagen kann, die ich eigentlich niemandem erzählen dürfte? Die Worte, die wir eben in der Schriftlesung gehört haben, können uns helfen, darauf eine Antwort zu finden. Diese Worte des Paulus, die sich zum Hohen Lied der Liebe verdichtet haben, drücken aus, wie Liebe, aber auch Freundschaft sein sollen. Sie sprechen von unserer Sehnsucht nach wahrer Liebe und lassen uns zugleich erschrecken, denn solche Liebe gibt es nicht oder nur ganz selten: Die Liebe ist ausdauernd und freundlich, sie kennt keine Eifersucht, sie treibt keinen Mutwillen, sie macht sich nicht selbst groß, sie beleidigt nicht, sucht nicht ihren Vorteil und wird nicht bitter durch dunkle Erfahrung. Sie rechnet niemandem Böses an. Sie freut sich nicht über die Ungerechtigkeit, sondern an der Wahrheit; sie erträgt alles, sie glaubt alles, sie hofft alles, sie duldet alles. Die Liebe als Aufgabe für das selbstverantwortete Leben Dass Liebe nicht immer so ist, das habt ihr Konfirmandinnen und Konfirmanden sicher schon längst erfahren. Es gibt die unerwiderte Liebe, den Liebeskummer, der einen todtraurig werden lässt. Oder es gibt die Liebe, die sich aufdrängt, auch wenn wir sie eigentlich gar nicht wollen. Wir sind tief enttäuscht, wenn unsere Zuneigung in der Freundschaft missbraucht wird. Manchmal kann aus einer solchen Enttäuschung heraus geradezu Hass entstehen. Aber auch dort, wo die Liebe gelingt, wo zwei Herzen im gleichen Takt schlagen, können sich Liebende verletzen. 26
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Die Liebe zwischen uns Menschen wird also kaum dem Ideal entsprechen, dass sie stets langmütig ist, nichts Böses anrechnet, alles erduldet. Und doch drücken die Worte aus dem Hohen Lied der Liebe unser Ideal der Liebe und Zuwendung unüberbietbar aus, sie schildern sie in der reinen Form, wie eigentlich nur Gott lieben kann. Allerdings will ich mich nicht damit abfinden, dass die Worte des Paulus nur ein Ideal beschreiben, gehört es doch zu den Aufgaben eines jeden Menschen, sich der Liebe in ihrer reinen Form anzunähern und ein weites Herz zu entwickeln. Die Bedeutung des Herzens für das selbstbestimmte Leben Auf dem Weg in ein selbstbestimmtes Leben ist es deshalb gut, wenn euer Herz gestärkt wird durch den göttlichen Segen. Denn ob euer Leben gut und für andere wichtig wird, entscheidet sich nicht zuletzt am Herzen. Wer ein kaltes Herz hat, wird auch im größten Erfolg nicht glücklich sein. Wessen Herz sich nicht mit den Herzen anderer Menschen verbinden kann, dem wird in seinem Leben immer etwas fehlen. Glück können wir nur mit dem Herzen empfinden, und nur dort, wo wir etwas von Herzen geben oder von Herzen tun, ist es gut. Man hat früher deshalb manchmal von Herzensbildung gesprochen und hat darunter das christliche Leben verstanden, dem es aufgegeben ist, sein Herz wach zu halten, es nicht mit einem Panzer zu umgeben. Wie wichtig es ist, das Herz zu bilden, wird an zahlreichen Sprichwörtern oder Redewendungen deutlich: Wenn ein Mensch warmherzig ist und sein Handeln von der Liebe leiten lässt, dann sprechen wir davon, dass er das Herz auf dem rechten Fleck trägt. Wir nennen jemanden großherzig, wenn er an die Bedürfnisse anderer denkt und gütig ist. Herzensgut ist jemand, der anderen von Herzen zugeneigt ist. Aber es gibt auch andere Fähigkeiten des Herzens, die für ein gelingendes Leben wichtig sind: Beherzt nennen wir jemanden, der mutig ist und schnell entschlossen Entscheidungen fällt. Ein weites Herz kann sich freuen und ist offen für das Glück und die Schönheit dieser Welt. Es kann aber auch etwas auf unserem Herzen lasten, das uns bedrückt. Ein Herz kann bleischwer werden, wenn wir uns 27
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schweren Herzens zu einem unabdingbaren Schritt entschließen. In solchen Augenblicken ist es gut zu wissen, dass Gott in unseren Herzen wohnt und uns hilft, die Lasten zu tragen, die auf dem Herz wie eine Bürde liegen. Der Konfirmationssegen als Stärkung des Herzens Ein Herz kann verletzt werden, es kann sich auch verschließen, erkalten und zu einem steinernen Herzen werden, das sich abschottet vor den Bedürfnissen anderer, zugleich aber keinen Raum mehr hat für Freude oder Schmerz. Einem solchen kalten Herz fehlt das Entscheidende. Deshalb ist es ein Symbol für ein unglückliches und verbittertes Leben. Damit euer Leben aber gelingt, ist es gut und wichtig, wenn heute euer Herz gestärkt wird mit dem Segen Gottes. Möge es euer Leben lang offen sein, damit Gott darin wohnen kann. Er will, dass ihr die Tür eures Herzens öffnet und weitet. Und zugleich will er euer Herz mit seinem Segen festigen und stärken. LIED
Ich singe dir mit Herz und Mund (EG 324,1–4.10.13)
Konfirmation REDE AN DIE KONFIRMANDINNEN UND KONFIRMANDEN Ihr werdet jetzt konfirmiert, was soviel bedeutet wie gestärkt und ermutigt zu werden. Als Mitglied des Kirchenvorstandes will ich euch ermutigen, euren Lebensweg unter dem Segen Gottes zu gehen und euer Herz zu öffnen für die göttlichen Segenskräfte. Als Kirchenvorsteher sage ich euch im Auftrag der Kirchengemeinde zu, dass wir euch stärken wollen, mit uns allen für Gottes Welt einzustehen, euch für den Frieden, die Gerechtigkeit und die Bewahrung der Schöpfung einzusetzen. Wir wollen euch Mut machen, kritisch zu hinterfragen, was ihr zu hören, lesen und sehen bekommt. Lasst euch nicht vom äußeren Schein blenden und seht euch die Dinge mit den Augen des Herzens an. Wir wollen euch auch ermutigen zu Begegnungen mit ganz unterschiedlichen Menschen, solchen, die dazugehören, und auch mit 28
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solchen, die für uns eher „draußen“ sind. Verschließt nicht eure Herzen vor ihnen, denn ihr werdet dazu gebraucht, zu ihnen eine Brücke zu bauen. Auch dazu konfirmieren wir euch am heutigen Tage. KONFIRMATIONSFRAGEN Ihr habt gehört, dass Gott in eurem Herzen wohnen euch begleiten will auf eurem Lebensweg. So frage ich euch: Wollt ihr im Vertrauen auf die Liebe Gottes eure Herzen weit machen für die Wunder des Lebens und die Nöte des Nächsten? Wenn ihr das wollt, dann antwortet: „Ja, mit Gottes Hilfe.“ Konfirmandinnen und Konfirmanden antworten: „Ja, mit Gottes Hilfe.“ FRAGE AN DIE ELTERN UND GEMEINDE Liebe Eltern und Großeltern, liebe Gemeinde, Diese 15 Jugendliche wollen konfirmiert werden. Sie werden ihre Wege ins Erwachsenenleben gehen, ihre eigenen Entscheidungen treffen. Wollt ihr diesen jungen Menschen von Herzen zugeneigt sein und sie begleiten auf ihrem Weg, ihnen Hilfe und Unterstützung bieten und euch dabei von der Liebe Gottes leiten lassen? So antwortet: „Ja, mit Gottes Hilfe.“ Die Gemeinde antwortet: „Ja, mit Gottes Hilfe.“ GLAUBENSBEKENNTNIS LIED
Herz und Herz vereint zusammen (EG 251,1–3.7)
EINSEGNUNG Gott Vater, Sohn und Heiliger Geist gebe dir seine Gnade, Schutz und Schirm vor allem Argen, Stärke und Hilfe zu allem Guten, dass du bewahrt wirst zum ewigen Leben. Friede sei mit dir! 29
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ANSCHLIESSEND WIRD DIE KONFIRMATIONSURKUNDE ÜBERGEBEN UND DAS KONFIRMATIONSKREUZ UMGEHÄNGT; WOBEI ZWEI MITGLIEDER DES KIRCHENVORSTANDES HELFEN GEBET ZUR EINSEGNUNG Keiner kann von sich aus sein Leben dem christlichen Glauben gemäß leben. Wir brauchen dazu den Segen Gottes. Deshalb lasst uns nun für unsere Konfirmandinnen und Konfirmanden beten: Wir bitten dich, Herr unser Gott, für diese Mädchen und Jungen am Anfang ihres Weges in ein selbstverantwortetes Leben: Stärke ihre Herzen und Sinne durch deinen Segen, dass sie erkennen, was gut ist für sie selbst und andere, was weiterhilft und dem Leben dient. Gib ihnen Mut, dass sie beherzt der Spur Jesu folgen. Wenn sie irren und fallen oder wenn ihr Herz schwer wird, dann lass sie Verständnis und Hilfe finden, Einsicht und eine neue Hoffnung. Dir vertrauen wir sie an, Gott Vater, der uns beschützt, Jesus Christus, der uns befreit, Heiliger Geist, der uns zur Wahrheit leitet. Amen. LIED
Nun lob, mein Seel, den Herren (EG 289,1–2.5)
Gebet und Segen FÜRBITTEN Herr, unser Gott, du bist das Licht, das in unseren Herzen brennt und uns innerlich erleuchtet.
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Wir bitten dich für die Jungen und Mädchen, die wir heute konfirmiert haben um ein weites Herz, das sich deinem Wort und Gebot öffnet. Wir rufen: Herr, erhöre uns. Wir bitten dich für sie um ein weiches Herz, das sich den Nöten des Nächsten nicht verschließt. Wir rufen: Herr, erhöre uns. Wir bitten dich für sie um ein großes Herz, das voller Verständnis sein kann und nicht kleinlich aufrechnet. Wir rufen: Herr, erhöre uns. Wir bitten dich für sie, um ein warmes Herz, das sich einem anderen in Liebe zuneigen kann. Wir rufen: Herr, erhöre uns. Herr, unser Gott, du bist das Licht, das in unseren Herzen brennt und uns innerlich erleuchtet. STILLE VATERUNSER LIED
Geh aus, mein Herz, und suche Freud (EG 503,1.8.13–14)
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SEGEN Gott segne dich und behüte dich, er mache die Tür deines Herzens weit, damit er darin wohne. Er öffne dein Herz, damit Liebe und Freude darin Platz finden, aber auch die Not der Welt nicht übersehen wird. Amen. AUSZUG DER KONFIRMANDINNEN UND KONFIRMANDEN BEI ORGELMUSIK
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Durch Türen gehen im Korridor des Lebens Goldene Konfirmation zum Symbol der Tür
Eingang ORGELSPIEL MIT EINZUG DER GOLDENEN KONFIRMANDINNEN KONFIRMANDEN
UND
EINSTIMMUNG Ich begrüße Sie herzlich zum festlichen Gottesdienst anlässlich der Goldenen Konfirmation. Besonders begrüße ich die Jubilare, die ihre Konfirmation vor 50 Jahren hier in dieser Kirche feierten. Sie sind in den 50 Jahren seit Ihrer Konfirmation so manche Wege gegangen, haben immer wieder neue Türen geöffnet, um neue Abschnitte in Ihrem Leben zu beginnen. Was seitdem alles in Ihrem persönlichen Leben passiert ist und wie viel sich geändert hat in der Welt, in der wir leben, wird deutlich, wenn wir einige Ereignisse vor 50 Jahren in den Blick nehmen13: Einige passende Beispiele benennen aus den Bereichen Musik, Politik, Literatur, Gesellschaft oder auch Sport. Wie wir gesehen haben, brachten die vergangenen 50 Jahre so manche Veränderung mit sich. Jeder und jede von Ihnen ist bildlich gesprochen durch zahlreiche Türen gegangen, um immer neue Räume zu erkunden. Deshalb soll das Symbol der Tür uns leiten in diesem Gottesdienst und die Lieder, Gebete und Predigt durchziehen wie ein roter Faden. 13 Alternativ kann das Gedicht „Stufen“ von Hermann Hesse als Hinführung verwendet werden.
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LIED
Die güldene Sonne bringt Leben und Wonne (EG 444)
PSALM 24 Alle: Machet die Tore weit und alle Türen in der Welt hoch, dass Gott wie ein König einziehe. Einer: Warum sollen wir die Türen öffnen, damit Gott zu uns kommt wie ein König? Gehört ihm nicht schon die Erde, die er aus dem Chaos geschaffen hat? Und sind nicht alle Geschöpfe des Erdkreises das Werk seiner Hände? Alle: Machet die Tore weit und alle Türen in der Welt hoch, dass Gott wie ein König einziehe. Einer: Wer kann die Gegenwart Gottes ertragen, wenn er zu uns kommt, um bei uns zu wohnen? Wer für Gerechtigkeit eintritt und nach Frieden trachtet und sich vergeben lässt, wo er schuldig geworden ist. Alle: Machet die Tore weit und alle Türen in der Welt hoch, dass Gott wie ein König einziehe. Einer: Wer Gott die Tore öffnet und für ihn die Tür seines Herzens weit macht, der wird Segen empfangen und seine Gebete werden Gehör finden bei Gott.
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Alle: Darum machet die Tore weit und alle Türen in der Welt hoch, dass Gott wie ein König einziehe. LIEDRUF Hoch tut euch auf, ihr heilgen Tore (EG 294,3) KYRIE Unser Leben ist geprägt von vielen verschiedenen Stationen: Kindheit und Jugend liegen hinter uns, aber auch die Zeit, um eine Familie zu gründen, um einen Beruf zu ergreifen und auszufüllen. Immer wieder mussten wir Entscheidungen treffen, mussten überlegen, ob wir die eine oder die andere Türe im Korridor unseres Lebens öffnen. Wir klagen Gott, dass uns manchmal der Mut fehlte, die richtigen Türen zu öffnen. Und wir bekennen, dass wir auch falsche Tore aufgestoßen haben. Deshalb bitten wir Gott um Erbarmen und singen: LIEDRUF Herr, erbarme dich (EG 178,11) GLORIA Unser Leben ist geprägt von Übergängen und Veränderungen. Nur so konnte es werden, wie es heute ist. Auch wenn unsere Schritte uns über Umwege führten, und wir durch Türen in Räume gingen, die uns Gott nicht näher gebracht haben, so danken wir ihm, dass er uns doch am Ende gut geführt hat und uns zu denen werden ließ, die wir heute sind. Darum lasst uns Gott danken und singen: LIEDRUF Gloria sei dir gesungen (EG 535) 35
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GEBET Herr, unser Gott, wir treten heute vor dich, um uns an deinen Segen zu erinnern und um uns erneut segnen zu lassen. Wir kommen zu dir, wie wir sind und wie die Jahre uns geprägt haben. Wir kommen voller Dank, dass wir in den vergangenen 50 Jahren an Leib und Seele bewahrt wurden. Wir kommen aber auch mit unseren Fragen, Sorgen und Ängsten. Oder wir sind verbittert, dass sich manche Tür in unserem Leben nicht öffnen ließ, durch die wir gerne gegangen wären oder dass Türen zugefallen sind und Beziehungen hart abgeschnitten wurden. So kommen wir zu dir und bitten dich, dass du auch zu uns kommst in dieser Feierstunde und in den Zeiten, die vor uns liegen. Amen.
Verkündigung SCHRIFTLESUNG (Matthäus 6,25–34) Und Jesus sagte: Sorgt euch nicht um euer Leben, lasst eure Gedanken sich nicht allein darum kreisen, was ihr essen und trinken oder wie ihr euch kleiden werdet. Ist das Leben nicht viel wichtiger als die Nahrung und ist der Leib nicht viel bedeutender als die Kleidung? Schaut doch auf die Vögel des Himmels: Sie werden von Gott, dem himmlischen Vater, ernährt, ohne dass sie säen oder ernten oder für den Winter vorsorgen. Seid ihr in Gottes Augen nicht viel wichtiger als sie? 36
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Wer kann sein eigenes Leben um eine Spanne verlängern, wie sehr er sich auch sorgt? Und warum sorgt ihr euch um eure Kleidung? Schaut doch die Lilien an, die auf dem Feld wachsen: Sie arbeiten nicht und spinnen auch nicht ihr Kleid. Und doch war nicht einmal König Salomo – trotz seines Reichtums – so schön gekleidet wie eine von ihnen. Wenn Gott sogar das Unkraut so schön kleidet, selbst wenn es nur einen Tag steht und am anderen ausgerissen und verbrannt wird, was wird er nicht alles für euch tun, ihr Kleinmütigen? Sorgt euch deshalb nicht und sprecht nicht in euren Herzen wie die Heiden: Was sollen wir morgen essen und was sollen wir trinken? Oder wie sollen wir uns kleiden? Denn noch bevor ihr solche Gedanken in euch tragt, weiß Gott, der himmlische Vater, was ihr bedürft. Lenkt den Lauf eurer Gedanken zuerst auf das Reich Gottes und trachtet nach der göttlichen Gerechtigkeit. Dann werden euch Speise und Kleidung wie von selbst zufallen. Richtet eure Gedanken nicht voller Sorgen auf den morgigen Tag. Denn es ist genug, wenn sich jeder Tag, der noch kommt, um seine eigene Plage sorgt. GLAUBENSBEKENNTNIS LIED
Tut mir auf die schöne Pforte (EG 166)
ANSPRACHE Die Abschnitte des Lebens sind wie Räume, die nacheinander betreten werden Liebe Jubilare, wir sind heute hier, weil wir uns an Ihre Konfirmation vor fünfzig Jahren erinnern. Wir blicken zurück auf Ihre Einsegnung und auf die Lebensabschnitte, die Sie seither durchlebt haben. Viele von Ihnen werden gespannt sein, was aus denen geworden ist, die Sie in den vergangenen Jahren aus den Augen verloren haben. Was ist aus dem einen oder der anderen geworden in dieser langen Zeit? 37
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Jeder von Ihnen hat in seinem Leben eine Reihe von Stationen betreten und verschiedene Lebensabschnitte durchschritten. Und jedes Mal war es, als ob Sie eine Tür geöffnet hätten, um in einen neuen Raum zu gelangen. Und so sind Sie immer wieder von dem einen Abschnitt Ihres Lebens in den nächsten hinüber gegangen. Ich bin davon überzeugt, dass solche Übergänge im Leben nicht etwas Zufälliges sind, sondern in Gottes Augen einen Sinn haben. Deshalb finde ich es wichtig, dass es eine kirchliche Begleitung solcher Wendepunkte gibt. Das war bei Ihrer Taufe so, bei Ihrer Konfirmation, bei den meisten von Ihnen wird auch bei einer kirchlichen Trauung um den Segen Gottes gebeten worden sein. Und heute feiern wir einen Gottesdienst anlässlich der Goldenen Konfirmation in einer Zeit, in der für die meisten von Ihnen der Ruhestand begonnen hat oder auch der des Partners, der Partnerin. Wieder öffnet sich eine Tür, hinter der Sie etwas Neues und noch Unbekanntes erwartet. Da ist es gut, wenn Sie sich auch bei diesem Wendepunkt Ihres Lebens den Segen Gottes zusprechen lassen. Ich möchte meiner heutigen Ansprache zwei Bibelverse zugrunde legen, die dem Ereignis, das wir heute feiern in besonderer Weise gerecht werden: Jesus Christus spricht: „Siehe ich stehe vor der Tür und klopfe an. Wenn jemand meine Stimme hören wird und die Tür auftun, zu dem werde ich hineingehen und das Abendmahl mit ihm halten und er mit mir“ (Offenbarung 3, 20). Und Jesus Christus spricht: „Ich bin die Tür; wenn jemand durch mich hineingeht, wird er selig werden“ (Johannes 10, 9). Jede geöffnete Tür im Korridor des Lebens ist ein Schritt auf dem Weg zu Gott Im Korridor Ihres Lebens sind Sie durch zahlreiche Türen gegangen und immer wieder mussten Sie entscheiden, durch welche der vielen möglichen Türen Sie gehen sollten. Die Tür ist wie ein Bild für Ihren Lebensweg mit seinen zahlreichen Wendepunkten. Wenn Jesus Christus von sich spricht: „Ich bin die Tür“, dann spitzt er dieses Bild noch zu. Die Türen, die wir auf unserem Lebensweg durchschreiten, sind immer auch ein Schritt auf unserem Weg zu Gott. Denn bei jedem Wendepunkt des Lebens wird 38
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uns deutlich, wie wenig wir das Gelingen des neuen Abschnitts selbst in Händen halten und wie sehr wir darauf angewiesen sind, von Gott gesegnet zu werden. Wer also bei jeder Tür, die er öffnet, sein Vertrauen auf Gott setzt, der wird gesegnet sein und er wird hinter diesen Türen Jesus Christus finden, der von sich sagt, er stehe vor der Tür und klopfe an. Gottes verborgenes Handeln zeigt sich an den Türen, die sich öffnen ließen oder verschlossen blieben Wenn Sie heute an die Zeit vor fünfzig Jahren denken, an Ihre Konfirmation, dann fallen Ihnen vielleicht noch Ihre Träume ein, die Sie damals hegten oder Ihre Vorstellungen vom Leben. Vor 50 Jahren befanden Sie sich sicherlich in einer Aufbruchstimmung, hatten Pläne und waren voller Selbstbewusstsein. Die Trümmer des großen Krieges und die Schrecken des Nationalsozialismus waren in den Hintergrund getreten. In den fünfziger Jahren begann der große Aufschwung, der aber nicht nur die Wirtschaft beflügelte, sondern auch zum Lebensgefühl beitrug, das Sie damals prägte. Es war gut damals, dass Sie mitten in Ihre Aufbruchstimmung hinein vor 50 Jahren den Konfirmationssegen zugesprochen bekamen. Er war sichtbarer Ausdruck dafür, dass Gott bei Ihnen war, als Sie die wichtigen Entscheidungen trafen, die Ihr Leben geprägt haben. Auch wenn Ihnen das nicht immer bewusst war, hat Gott doch im Verborgenen im Leben eines jeden von Ihnen gewirkt, hat dazu beigetragen, dass sich Türen öffneten oder verschlossen blieben. Als von Gott Gesegnete sind Sie nach Ihrer Konfirmation aufgebrochen in das selbstbestimmte Leben, haben einen Beruf erlernt oder Abitur gemacht und anschließend studiert. Sie haben dann Ihren Beruf ergriffen, Sie haben einen Partner oder eine Partnerin kennen gelernt oder haben sich dafür entschieden, allein zu bleiben. Und jede dieser Entscheidungen war, als ob Sie eine Pforte öffneten, hinter der sich neue Räume erschlossen und an deren Ende sich wieder verschiedene Türen auftaten, zwischen denen dann wieder neu gewählt werden musste. Aus Ihrer heutigen Sicht, werden viele von Ihnen stolz sein, auf das, was Sie im Leben erreicht haben. Und das sind Sie 39
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zurecht, denn Sie haben die verschiedenen Türen öffnen und die neuen Räume durchschreiten müssen, die sich zu Ihrem bisherigen Lebensweg zusammenfügten. Und doch wird an einem Tag wie diesem deutlich, dass es nicht allein in unserer Hand liegt, ob ein Leben gelingt und ob das Potential, das in einem jungen Menschen steckt, sich auch entwickeln kann. Ganz im Verborgenen und auf geheimnisvolle Weise hat Gott Sie geführt, hat die eine Tür aufgehen lassen, an die Sie geklopft haben und hat andere verschlossen gehalten. Und so sind Sie heute hier, weil Sie dankbar sind, dass Sie in Ihrem Leben geleitet wurden, auch wenn vielleicht die eine oder andere Tür verschlossen geblieben ist, die Sie gerne geöffnet hätten. Das Erschließen neuer Räume im Ruhestand Und zugleich sind Sie in diesen Gottesdienst gekommen, weil Sie nach vorne auf die nächsten Jahre und Jahrzehnte schauen. Sie sind sich bewusst, dass Sie in einem Alter sind, in dem sich neue Räume auftun. Wir machen heute symbolisch gesprochen eine neue Tür auf, hinter der der eigene Ruhestand oder der gemeinsame Ruhestand mit Ihrem Partner oder Ihrer Partnerin liegen mag. Die beruflichen Herausforderungen haben Sie bestanden, aber es kommen neue Aufgaben auf Sie zu. Wie werden Sie die Zeit, die Ihnen noch bleibt, gestalten? Vielleicht erfüllen Sie sich einen lang gehegten Traum, reisen um die Welt oder studieren endlich als Senior oder Seniorin das Fach, das Sie schon vor Jahren gern erforscht hätten, wenn sich damals nur die entsprechenden Türen geöffnet hätten. Vielleicht nutzen Sie die neu gewonnenen Freiräume, um den Kontakt mit den alten Freunden zu intensivieren oder wieder neu zu knüpfen. Oder Sie werden ganz dringend gebraucht, um die Enkelkinder zu betreuen oder ehrenamtlich zu arbeiten. Wie auch immer Sie die Jahre verbringen, die vor Ihnen liegen, es ist gut, wenn Sie sich mit dem Segen Gottes auf den Weg machen. Die Verheißung des Glaubens am Ende des Lebensweges Bei der heutigen Feier der Goldenen Konfirmation blicken wir aber nicht nur auf die nahe gelegene Zukunft, in der Sie noch voller Kraft und Tatendrang das Neue in die Hand nehmen mögen. Wir blicken auch in die ferne Zukunft, die Ihnen Unbekanntes 40
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bringen wird und vor der Sie vielleicht Angst haben. Wir brauchen an diesem Freudentag nicht die Augen davor zu verschließen, dass zu den neuen Räumen, die sich uns in den nächsten Jahren und Jahrzehnten auftun werden, auch der des Alters und schließlich der des Sterbens gehört. Denn gerade für diesen letzten Lebensübergang ist uns die Verheißung geschenkt, dass wir ihn nicht allein gehen müssen, wenn Jesus Christus spricht: „Siehe ich stehe vor der Tür und klopfe an. Wer meine Stimme hören wird und die Tür auftun, zu dem werde ich hineingehen und das Abendmahl mit ihm halten und er mit mir“. Und so können Sie heute getrost über die Schwelle treten und einen neuen Raum beschreiten. LIED
Jesu, geh voran auf der Lebensbahn (EG 391)
Einsegnung und Gebet GEBET Gott, du bist zu uns wie ein Vater und du tröstest uns wie eine Mutter. Wir danken dir, dass du die goldenen Konfirmandinnen und Konfirmanden begleitet hast auf ihrem Lebensweg mit deinem Segen. Du hast ihre Herzen bewegt und ihre Schritte gelenkt, du hast Türen geöffnet oder verschlossen, dass sie auf rechtem Wege geführt wurden. Wir bitten dich für sie, dass du sie weiterhin segnest und sie zum Segen werden lässt für andere Menschen in der Nähe und in der Ferne. Und lass die Türe ihres Herzens offen werden für deine Gegenwart, damit sie dereinst eingehen in die ewige Herrlichkeit. Amen.
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SEGNUNG DER GOLDENEN KONFIRMANDINNEN KONFIRMANDEN Es segne dich der barmherzige Gott, der mit dir war, mit dir ist und mit dir sein wird, welche Türen sich auch vor dir auftun. Er führe deine Schritte auf rechter Straße, damit du bewahrt wirst zum ewigen Leben.
UND
LIED
Bewahre uns, Gott, behüte uns, Gott (EG 171)
FÜRBITTEN Lasst uns bitten für Gottes Begleitung auf den Wegen durch das Leben, dass er uns leite Tag für Tag, gerade auch in den schweren Zeiten und auf den dunklen Wegen: Herr, erbarme dich! Lasst uns bitten für die Männer und Frauen, die sich heute an ihre Konfirmation vor 50 Jahren erinnern, dass Gott ihre Augen und Herzen weit mache, damit sie seine Spuren erkennen, die er in ihrem Leben gezogen hat: Herr, erbarme dich! Lasst uns für die Menschen bitten, die uns begleiten auf unseren Wegen, unsere Eltern, Partner, Kinder und Enkel, aber auch unsere Freunde und Nachbarn, dass Gott ihnen beistehe: Herr erbarme dich! Lasst uns bitten für die Verstorbenen, die uns aus unserer Mitte genommen wurden und die den heutigen Freudentag nicht miterleben können, 42
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dass sie in Gottes Haus bewahrt sind und dass die Angehörigen getröstet werden: Herr erbarme dich! Lasst uns bitten für uns alle, dass wir aufmerken auf Jesus Christus, der auch vor unserer Türe steht und anklopft, dass wir seine Stimme nicht überhören und dass wir unser Herz ihm auftun, den du uns gesandt hast. Amen.
Abendmahl LIED
Komm, sag es allen weiter (EG 225)
LOBGEBET Wir preisen dich, Gott, der du uns begleitet hast auf den Wegen unseres Lebens, du schenkst uns dieses Brot, Frucht der Erde und der menschlichen Arbeit. Lass es uns zum Brot des Lebens werden. Wir preisen dich, Gott, der du uns begleitet hast auf den Wegen unseres Lebens, du schenkst uns diesen Wein, Frucht des Weinstocks und der menschlichen Arbeit. Lass ihn uns zum Kelch des Heils werden. Darum preisen wir dich zusammen mit allen Glaubenden und stimmen ein in den Lobgesang der Engel: LIEDRUF Heilig, heilig, heilig ist der Herr Zebaoth (EG 185,3)
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SAMMLUNGSGEBET Wie die Körner von den Feldern und die Weintrauben auf deinem Tisch versammelt sind in Brot und Wein, so lass auch uns dereinst vereinigt werden in deinem Reich. Amen. EINSETZUNGSWORTE VATERUNSER AGNUS DEI (EG 190,2) FRIEDENSGRUSS AUSTEILUNG DANKGEBET Herr Jesus Christus, du hast uns verheißen, dass du zu uns kommen willst, um mit uns das Abendmahl zu halten. Wir danken dir, dass du gegenwärtig bist, wann immer wir an deinem Tisch zusammen kommen, um mit dem Brot zum Leben gestärkt und durch den Kelch zum Heil geleitet zu werden. Amen. Segen KANON Ausgang und Eingang, Anfang und Ende (EG 175) SEGEN Es segne dich der allmächtige Gott, dass er dich leite auf guten Wegen, dass die richtigen Türen vor dir geöffnet sind und die falschen verschlossen. Er öffne die Türe deines Herzens, damit er darin wohnen kann, heute und morgen und bis in Ewigkeit. Amen. 44
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„Von allen Seiten umgibst du mich und hältst deine Hand über mir“ Taufgottesdienst zum Symbol der Hand
Eingang MUSIK BEGRÜSSUNG LIED
Zieh ein zu deinen Toren (EG 133,1.8)
PSALM 139 Einer: Ach Gott, du sieht mein Herz. Du kennst mich. Alle: Wie schön, dass du mir nahe bist und ich geborgen bin in dir. Du sieht meine Sorge und Angst. Einer: Du siehst alle meine Fluchtwege, du hörst alle meine Ausflüchte, mit denen ich mein Herz verbergen will. Alle: Du siehst mich, wenn ich träume von großen Dingen, die ich tun will, und wenn ich versage, statt das Notwendige zu tun.
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Einer: Keinen Schritt, den ich gehe, den du nicht begleitest. Kein Wort, das ich spreche, das du nicht hörst, ehe es laut wird. Alle: Wie in zwei großen Händen hältst du mich. Ich bin geborgen wie ein Vogel im Nest. Ach Gott, du sieht mein Herz. Du kennst mich. Einer: Wie schön, dass du mir nahe bist und ich geborgen bin in dir. GEBET Gott, du Quelle allen Lebens, wir sind heute in dein Haus gekommen mit der Bitte um deinen Segen für das Leben von N. N., den wir taufen. Umfange ihn von allen Seiten und halte deine Hand schützend über ihm. Lass ihn nicht aus deiner Hand fallen, was auch immer geschieht. Amen.
Taufe LIED
Gib uns Frieden jeden Tag (EG 425)
LESUNG (Matthäus 3,13–17) Damals kam Jesus aus Galiläa an den Jordan zu Johannes, um sich von ihm taufen zu lassen. Johannes aber weigerte sich und sprach zu Jesus: „Eigentlich müsste ich von dir getauft werden, weshalb kommst du nun zu mir?“ 46
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Da antwortete Jesus und sprach zu ihm: „Lass es geschehen. Denn wir alle müssen den Willen Gottes erfüllen.“ Da ließ es Johannes geschehen. Und als Jesus getauft ward und aus dem Wasser stieg, da öffnete sich ihm der Himmel und er sah den Geist Gottes wie eine Taube auf ihn herabfahren, so dass er von ihm erfüllt wurde. Und eine himmlische Stimme sprach zu ihm: „Dies ist mein Sohn, den ich liebe und an dem ich mich freue.“ TAUFFRAGE Liebe Eltern und liebe Paten, wollt ihr, dass N. N. getauft wird und Gott ihn mit seinen Händen beschützt und bewahrt? Und wollt ihr ihm durch Wort und Beispiel helfen, seine kleine Hand vertrauensvoll in Gottes große Hand zu legen? So antwortet: Ja, mit Gottes Hilfe. Eltern und Paten antworten: Ja, mit Gottes Hilfe. GLAUBENSBEKENNTNIS TAUFE ÜBERGABE DER TAUFKERZE SEGEN FÜR DIE TAUFFAMILIE Gott segne dich und behüte dich, er halte dich in seiner Hand, wohin dich auch deine Schritte führen. Gott segne dich und behüte dich, damit du aufstehen kannst, wenn du einmal fällst.
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Gott segne dich und behüte dich, er stärke deine Hände, damit sie Gutes tun für die Menschen in der Nähe und in der Ferne. Amen. LIED
Segne dieses Kind und hilf uns, ihm zu helfen (EG 57414)
Verkündigung ANSPRACHE Gottes Liebesgeschichte für den Täufling reicht zurück bis in die Zeit vor seiner Geburt Wir haben den kleinen N. N. getauft und haben dadurch deutlich gemacht, dass Gott ihn liebt und für ihn da ist. Gottes Liebesgeschichte beginnt aber nicht erst heute. Er hielt den kleinen N. N. schon lange vor dem heutigen Tauftag in seiner Hand. Gott hat ihn ins Leben geführt und seine Finger haben ihn im Mutterleib gebildet und wunderbar gemacht. Seine Hand hat ihn seither bewahrt und vor der Gefahr beschützt in jeder Nacht und an jedem Tag. Mit der heutigen Taufe verbindet sich die Dankbarkeit der Eltern, dass ihnen Gott ein gesundes und munteres Kind geschenkt und es bis hierher bewahrt hat. Neben der Dankbarkeit verbindet sich mit der Taufe auch die Hoffnung, dass Gott den kleinen N. N. auf seinen weiteren Wegen umgibt und seine Hand über ihm hält, wohin er auch geht. Gottes Hand wird ihn nicht vor allem bewahren. Auch N. N. wird Zeiten der Trauer durchschreiten, er wird auf seinem Weg fallen und Schmerzen aushalten müssen. Aber auch in diesen Zeiten wird Gott ihn in seiner Hand halten, aus der ihn nichts und niemand reißen kann.
14 Alternativ kann EG 203,1–4 gesungen werden.
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Gottes Hand als Symbol für Schutz und Geborgenheit Dass Gott seine Hand über N. N. halte, ist der Wunsch seiner Eltern, die ihm deshalb seinen Taufspruch aus Psalm 139 ausgesucht haben: „Von allen Seiten umgibst du mich und hältst deine Hand über mir“. Ihnen ist klar, dass N. N. nicht vor jedem Schmerz und jedem Leid bewahrt wird. Aber wenn Gott seine Hand über ihm hält in einer Segensgeste, dann bedeutet das, dass auch die Zeit der Trauer für ihn zum Segen werden wird und ihn reifen lässt. Und auch der Schmerz und jeder Fall auf seinem Weg wird nicht sinnlos sein, sondern vom Ende her gesehen hilfreich gewesen sein für den Prozess der Reifung und der Herzensbildung. „Von allen Seiten umgibst du mich und hältst deine Hand über mir“. Es ist ein starkes Bild, dass Gott einen Menschen von allen Seiten umgibt und seine Hand über ihm hält. Denn eine Hand kann Nähe schenken, sie kann zärtlich sein. Mit einer Hand können wir helfen und einen zu Boden Gestürzten aufrichten. Eine Hand ist ein Bild für die Geborgenheit, die Eltern ihren Kindern schenken können. Ein Kind sucht die Hand des Vaters oder der Mutter, wenn es mit seinen Füßen unsicheren Boden betritt oder wenn es auf einmal Angst bekommt. Die große Hand, in die es seine kleinen Finger legt, nimmt die Unsicherheit und vermittelt Geborgenheit. Wir bitten heute mit der Taufhandlung Gott darum, dass er seine Hand über den kleinen N. N. halten möge, wohin ihn seine Füße auch tragen. Wie er bald die Hand der Eltern ergreifen wird, wenn er Halt sucht, so kann er immer die ausgestreckte Hand Gottes fassen und sich an ihn wenden, um wieder sicheren Tritt zu finden. Gottes Segen mit den eigenen Händen weitergeben Ganz sachte und behutsam möge Gott die Schritte leiten, die sich zum Lebensweg von N. N. zusammenfügen werden. Wenn Gott seine Hand über ihm hält, dann ist das ja etwas anderes, als ob er ihn bei der Hand nimmt und führt. N. N. soll seinen Weg selbständig suchen und sein Leben lang auf der Suche bleiben nach der rechten Straße. Aber Gottes Hand möge bei ihm sein und ihn bei seiner Suche unterstützen, bis sein Leben einst ganz Gottes Händen anvertraut werden wird.
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Zum Schluss wünsche ich N. N., dass Gottes Hand ihm hilfreich zur Seite stehen möge, damit er seine eigenen Hände zum Segen gebrauchen kann. Gott möge seine Hände stärken, um sein Leben zu gestalten oder etwas aufzubauen. Dann werden diese Hände zu Gottes Werkzeugen, mit denen er in dieser Welt wirkt. LIED
Ich steh in meines Herren Hand (EG 374,1–2.5)
Gebet und Segen FÜRBITTEN Herr, unser Gott, du bist uns nahe mit deiner segnenden Hand und willst, dass durch unsere Hände auch andere gesegnet werden. Wir danken dir, dass du uns stets in deiner Hand hältst und uns auf der Straße des Lebens leitest. Wir bitten dich für N. N., den wir heute in deinem Namen getauft haben, sei du ihm nahe auf seinem Lebensweg, wie wir es nicht sein können. Wir bitten dich für die Eltern und Großeltern von N. N., dass sie ihn voller Liebe an der Hand nehmen, ihm aber auch Grenzen aufzeigen, damit er in die Selbständigkeit und Eigenverantwortlichkeit geführt wird. Wir bitten dich für die Paten von N. N., dass sie ihm helfen, an Gott zu glauben, der ihn von allen Seiten umgibt und seine Hand segnend über ihm hält.
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Wir bitten dich für alle Kinder, die wir in unserer Gemeinde getauft haben und taufen. Halte sie in deinen Händen, dass sie nicht abirren von den Wegen der Liebe und der Verantwortung. STILLE VATERUNSER LIED
Er hält die ganze Welt in seiner Hand (EG 61915)
SEGEN Der barmherzige Gott sei mit dir, wohin du auch gehst. Er halte seine Hände segnend über dir, dass deine Füße nicht straucheln. Er halte dich in seiner Hand und umfange dich mit dem Mantel seiner Liebe. Amen. MUSIK
15 Nur im Regionalteil der Ev. Kirchen in Hessen-Nassau und Kurhessen-Wal-
deck vorhanden. Alternativ kann auch EG 445,1.5–6 gesungen werden.
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Gottes Spuren suchen und entdecken Taufgottesdienst zum Symbol der Spurensuche
Eingang MUSIK LIED
Gottes Liebe ist wie die Sonne (EG 62016)
BEGRÜSSUNG UND EINFÜHRUNG IN DAS THEMA „So spricht der Herr, dein Erlöser, der Heilige Israels: Ich bin der Herr, dein Gott, der dich lehrt, was dir hilft, und dich leitet auf dem Wege, den du gehst.“ Dieser Bibelvers aus Jesaja 48, den die Eltern des Täuflings als Taufspruch ausgewählt haben, beinhaltet ein großes Versprechen: Gott will ihn auf seinem Lebensweg begleiten. Er will ihn unterweisen, ihm helfen und bei ihm sein auf den Wegen, die seine Füße gehen. Und doch wird es Zeiten geben, in denen sich die Eltern und Großeltern, aber auch N. N. selbst fragen werden, was denn aus dieser Zusage geworden ist und wo sich Gottes Spuren finden lassen im Leben unseres Täuflings. Deshalb habe ich eine Lupe mitgebracht, mit der wir uns wie ein Detektiv in dieser Stunde auf die Suche machen nach den Spuren Gottes. LIED
Morgenlicht leuchtet, rein wie am Anfang (EG 455)
16 Alternativ kann auch EG 445, 1–2.5 gesungen werden.
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PSALM 23 Gott sorgt für mich wie ein guter Hirte, niemals bin ich verlassen. Gott befreit mich von der Lebensangst und erlaubt mir ein Dasein ohne Hast. Er stärkt meine Seele und zeigt mir den guten Weg. Er will für mich Gott sein. Auch in dunklen Zeiten habe ich keine Angst vor dem Letzten, denn du, Gott, bist bei mir, deine Gegenwart und dein Geleit geben mir Schutz. Du lässt mich teilhaben an der Fülle des Lebens, obwohl es Gründe gibt, verzweifelt zu sein. In den dunklen Stunden bist du mir nahe und tröstest mich. Du empfängst mich zärtlich und nimmst mich überschwänglich auf. Ich lebe im Vertrauen auf deine Güte und dein Erbarmen und setze meine Hoffnung auf dich. Gott sorgt für mich wie ein guter Hirte, niemals bin ich verlassen. GEBET Herr, unser Gott, wir treten heute vor dein Angesicht, um ein Kind in deinem Namen zu taufen und es damit in die Gemeinschaft derer aufzunehmen, die an dich glauben. Wir bitten dich, dass du dieses Kind in Liebe annimmst, in seinem Leben Kreise ziehst und deine Segensspuren hinterlässt. Begleite dieses Kind, segne es und lass es zum Segen werden für Menschen in der Nähe und in der Ferne. Amen.
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Taufe TAUFEVANGELIUM (Markus 10, 13–16) Und sie brachten Kinder zu Jesus, damit er sie mit seinen Händen segne. Doch die Jünger hinderten die Kinder daran, zu Jesus zu kommen und machten ihnen Vorwürfe. Als aber Jesus das sah, wurde er ärgerlich und sprach zu ihnen: Lasst die Kinder zu mir kommen und verstellt ihnen nicht ihren Weg, denn das Königreich Gottes gehört denen, die wie Kinder sind. Wahrlich, ich sage euch, wer das Königreich Gottes nicht empfängt wie ein solches Kind, der wird es nicht sehen. Und Jesus umarmte die Kinder und lege ihnen die Hände auf und segnete sie. TAUFFRAGE Liebe Eltern und liebe Paten, wollt ihr, dass N. N. in der Taufe den Segen Gottes empfängt? Und wollt ihr ihm auf seinem Lebensweg helfen, an Gott zu glauben und die Menschen zu lieben? So antwortet: Ja, mit Gottes Hilfe. Eltern und Paten antworten: Ja, mit Gottes Hilfe. GLAUBENSBEKENNTNIS TAUFE SEGEN FÜR DIE TAUFFAMILIE Gott sei mit dir auf allen deinen Wegen. Auch wenn du ihn nicht siehst, hinterlasse er seine Spuren in deinem Leben. So segne dich Gott, der Vater, der dich in Liebe geschaffen hat. Es segne dich der Sohn, 54
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der dich befreit, wenn du strauchelst. Und es segne dich der gute Geist, der mit dir ist, wohin du auch gehst. Amen. LIED
Gott, der du alles Leben schufst (EG 211)
Verkündigung LESUNG (1. Könige 19,1–13) Als der Königin Isebel angesagt worden war, dass Elia alle ihre Baals-Propheten mit dem Schwert umgebracht hatte, da sandte sie einen Boten zu ihm und ließ ihm sagen: „Die Götter sollen mir dies und das tun, wenn ich nicht an dir vergelte, was du diesen getan hast!“ Da erschrak Elia zu Tode, brach sofort auf, um sein Leben zu retten und kam nach Beerscheba im Südreich. Dort ließ er seinen Diener zurück und ging allein weiter bis in die Wüste. Dann setzte er sich unter einen Strauch und wünschte zu sterben. Und er rief zu Gott in seiner Not: „Nimm nun, Herr, meine Seele, ich will sterben!“ Und vor Erschöpfung legte er sich hin und schlief ein. Da kam ein Engel und rührte ihn an und sprach: „Steh auf und iss!“ Als Elia aufstand, sah er ein geröstetes Brot und einen Krug mit Wasser. Da aß und trank er und legte sich erneut schlafen. Da kam der Engel Gottes wieder und rührte ihn an und sprach: „Steh auf und iss! Denn du hast einen weiten Weg vor dir.“ Da stand Elia auf und aß und trank und ging so gestärkt vierzig Tage und vierzig Nächte bis zum Berg Gottes, dem Horeb. Und als er dort in einer Höhle übernachtete, da sprach Gott zu ihm: „Was machst du hier, Elia?“ Da entgegnete Elia empört: „Ich habe für dich gewütet, als Israel deinen Bund verlassen und deine Altäre zerbrochen hatte. Als deine Propheten getötet wurden, bin ich allein übrig geblieben, doch nun trachten sie danach, dass sie auch mir mein Leben rauben.“ 55
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Da sprach Gott zu Elia: „Geh heraus aus der Höhle und steige auf den Berg! Dort werde ich vor dir vorübergehen.“ Und sofort kam ein starker Sturm, der die Berge zerriss und die Felsen zerbrach, aber Gott war nicht im Sturm. Danach kam ein Erdbeben, aber Gott war nicht im Erdbeben. Und nach dem Erdbeben kam ein Feuer, aber Gott war auch nicht im Feuer. Doch dann kam ein stilles, sanftes Sausen. Als das Elia hörte, verhüllte er sein Antlitz mit seinem Mantel und ging hinaus und trat in den Eingang der Höhle, denn Gott war in der Stille. ANSPRACHE Gottes Spuren im Leben entdecken Wir sind heute hier, weil wir ein kleines Kind getauft haben und ihm und allen, die es lieben, damit zusagen wollen: Gott ist bei diesem Kind, wohin auch immer seine Schritte es führen werden. Dies kommt auch gerade im Taufspruch zum Ausdruck, in dem davon die Rede ist, dass Gott auf allen seinen Wegen bei dem Täufling sein will, dass er ihn lehren und ihm helfen will, wenn er Hilfe braucht: „So spricht der Herr, dein Erlöser, der Heilige Israels: Ich bin der Herr, dein Gott, der dich lehrt, was dir hilft, und dich leitet auf dem Wege, den du gehst“ (Jes 48,17). Gott will also seine Spuren hinterlassen im Leben von N. N. Ich wünsche ihm, dass er diese Spuren immer wieder entdeckt und sie wie durch ein Vergrößerungsglas sehen kann, so wie sie Elia entdeckte bei seiner Flucht vor der Königin Isebel und seiner Wanderung zum Berg Horeb. In dieser Erzählung finden sich Aspekte, die für die Suche nach den Spuren Gottes in unserem Leben von Bedeutung sein können: Die Geschichte von Elia als Beispiel für die Verborgenheit der göttlichen Spuren Elia flieht in Todesangst aus seiner Heimat, er fühlt sich allein und verlassen und überträgt seine Ohnmachtsgefühle auf Gott, dem er in diesem Moment genauso wenig zutraut, wie sich selbst. Und so kann er die göttlichen Spuren nicht wahrnehmen, die doch unverkennbar vorhanden waren. Seine Krise wird für ihn zur Glaubenskrise, in der er Gottes Spuren nur übersehen kann. 56
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Später, nachdem er sich auf den Weg zum Gottesberg gemacht hatte, erkennt Elia, dass Gott eher in dem unspektakulären leisen Säuseln verborgen ist, als in den gewaltigen Naturereignissen. Elia lernt so verstehen, dass Gottes Spuren gar zu leicht übersehen werden, weil sie mit Wundern oder großen und spektakulären Ereignissen verwechselt werden. Elia fühlt sich von Gott und Menschen verlassen Aber gehen wir doch der Eliageschichte im Einzelnen nach: Elia war ein strenger Prophet, der die Einzigartigkeit Gottes verkündigte und alle verurteilte, die neben dem einen Gott noch andere Götter verehrten. Höhepunkt seines Wirkens war die Götterwette auf dem Berg Karmel, als er eindrucksvoll die Ohnmacht des Gottes Baal beweisen und zugleich die Kraft des einzigen Gottes zeigen konnte. Aber wie das so häufig ist nach den großen Höhepunkten des Lebens, fiel Elia wenig später in ein tiefes Loch, fühlte sich ausgebrannt und verbraucht. Der mutige Prophet geriet in Panik, als er davon hörte, dass die Königin Isebel ihm nach dem Leben trachtete. Eben noch hatte Elia einer ganzen Horde ihrer Baalspriester mutig getrotzt, jetzt ließ ihn diese Nachricht erzittern wie Espenlaub. Eben noch hatte Elia die Wirksamkeit Gottes bewiesen, da kamen ihm tiefe Zweifel daran, ob Gott seine Hand weiterhin schützend über ihm hält. Ausgebrannt, wie Elia nun einmal war, zog es ihn in die leblose Wüste. Die dortige Ödnis war wie ein Spiegel seiner Seele. Er fühlte sich voller Leblosigkeit, am liebsten wollte er nur noch schlafen oder – besser noch – sterben. Er legte sich hin und schlief ein, so wie wir Menschen das häufig tun, wenn wir uns in den Tretmühlen des Alltags immer mehr verbraucht haben. Gott lässt Elia in seiner Not nicht allein Doch Gott ließ Elia nicht allein, er sandte einen Engel zu ihm, der ihm Brot und Wasser brachte. Brot und Wasser – Zeichen für alles, was wir zum Leben brauchen, weshalb wir ja den kleinen N. N. vorhin mit Wasser getauft haben. Der Engel, der Brot und Wasser gebracht hatte, sprach zu Elia: „Steh auf und iss!“ Und Elia tat, wie ihm geheißen, aß das Brot und trank das Wasser und legte sich wieder hin und schlief ein. Und Gott ließ ihn gewähren und sorgte dafür, dass er in der Wüste zu Essen und zu Trinken 57
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bekam und dass ein Engel ihm beistand, als er kaum mehr eigene Entscheidungen treffen mochte. Gott hatte nicht aufgehört, seine Spuren zu ziehen im Leben seines Propheten. Ein zweites Mal kam der Engel, brachte wieder Brot und Wasser und sprach: „Steh auf und iss, denn du hast noch einen weiten Weg vor dir!“ Nachdem der Schlaf seinen Dienst erwiesen hatte an Elia und Speise und Trank seinen Leib gestärkt hatten, gelang es dem Boten Gottes, Elia aus seinem Loch zu befreien und ihm wieder eine Perspektive zu geben: „Gott hat etwas vor mit Dir in deinem Leben! Dein Weg ist noch nicht zu Ende!“ Auch N. N. wünsche ich immer wieder einen solchen Engel, einen Boten Gottes, die ihn in Krisen- oder Krankheitszeiten an die Hand nimmt, und der ihm hilft, wieder neue Perspektiven zu gewinnen. Möge er in seinen Eltern, seinen Großeltern, seinen Paten vielleicht auch später in Lehrern, Lehrerinnen und Pfarrern, Pfarrerinnen Engel sehen, mit deren Hilfe Gott seine Spuren in seinem Leben zieht. Elia lernt Gottes Wesen neu kennen Nachdem sich Elia durch den Schlaf und das Essen gestärkt hatte, konnte er den Weg gehen, den ihm der Engel gewiesen hatte. Auf einmal hatte er wieder Kraft, vierzig Tagen und vierzig Nächte durch die Wüste zu laufen. Es scheint, als habe sich der strenge Prophet auf den Weg gemacht, Gott neu zu suchen – ausgerechnet jener Elia, der doch so genau wusste, wie man Gott verehrte und der um die Ehre Gottes gestritten hatte. Und so lernte er Gott neu kennen. Als Gott einen starken Sturm schickte, der die Berge zerriss und die Felsen sprengte, waren Gottes Spuren nicht darin. Es kam ein Erdbeben und dann ein gewaltiges Feuer. Aber Gottes Fährte war weder im Beben noch im Feuersbrand zu erkennen. Dann aber kam ein leichtes Säuseln. Da verhüllte Elia sein Gesicht, weil er das Wesen Gottes erkannt hatte. Nicht in den gewaltigen Naturerscheinungen konnte Elia die Spuren Gottes erkennen, sondern in dem leisen Wehen. Gottes Spuren, das begriff er jetzt, sind viel unauffälliger und leiser, als wir oft vermuten. Deshalb sind sie auch so schwer zu entdecken in unserer lauten Welt. Als Elia dies erkannte, muss-
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te er nicht mehr für seinen Gott streiten, sondern konnte sich daran freuen, dass Gott Spuren hinterlassen hatte, wo er selbst nicht mehr daran geglaubt hatte. Gottes Spuren sind oft unscheinbar und verborgen Ich bin davon überzeugt, dass Gott auch durch unser Leben und durch das von N. N. seine Spuren zieht, den wir eben getauft haben. Diese Spuren sind manchmal unscheinbar und verborgen und wir brauchen ein Hilfsmittel, um sie zu finden, ein Vergrößerungsglas, mit dem wir auch die sanftesten Abdrücke auf dem Boden wahrnehmen können. Solche Hilfsmittel können Zeiten der Einkehr und des Gebetes sein, Momente des Innehaltens. Manchmal können uns einschneidende Ereignisse die Augen öffnen für das Wirken Gottes. Vor allem aber brauchen wir Menschen, die unsere Augen schärfen auf unserer Suche nach seinen Spuren in unserem Leben. LIED
Wir haben Gottes Spuren festgestellt auf unsern Menschenstraßen17
Gebet und Segen FÜRBITTEN Herr, unser Gott, wir danken dir, dass du in unserem Leben Spuren hinterlassen hast und mit uns warst auf unseren Wegen, auch wenn wir deine Nähe nicht erkannt haben. Wir bitten dich für das Kind, dem wir heute das Zeichen deiner Nähe mit auf den Weg gegeben haben, dass du ihm nahe bist auf den Straßen, die es gehen wird und dass du durch sein Leben Spuren ziehst.
17 Schenk dir Zeit, 41
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Wir bitten dich für seine Eltern und Paten, seine Großeltern und Geschwister, dass in ihrem Handeln sich deine Spuren zeigen und dass deine Liebe in ihrem Tun und Lassen deutlich wird. Wir bitten dich für alle Eltern auf dieser Welt, dass sie ihren Kindern liebevoll zur Seite stehen und ihnen helfen, auf eigenen Füßen zu stehen. Hilf ihnen, dass sie ihre Kinder ihre eigenen Wege gehen lassen, auch wenn sie anders verlaufen, als sie es sich gedacht haben. Wir bitten dich für die Menschen, die an ihrem Leben verzweifeln, und denen es schwer fällt, deine Spuren in ihrem Leben zu sehen. Stelle ihnen Menschen zur Seite, die ihnen beistehen und ihren Blick schärfen für deine Gegenwart. Wir bitten dich für die unheilbar Kranken, für die Opfer von Unfällen oder Gewalt, deren Leben sich von einem Tag auf den anderen verändert hat und die nun ganz abhängig sind von anderen und ihrer ständige Hilfe. Gib ihnen Kraft, ihr Schicksal zu tragen. Wir bitten dich für alle, die um einen nahen Menschen trauern. Sei ihnen nahe und schenke ihnen deinen Trost, dass sie den Weg von der Trauer ins Leben zurück finden. STILLES GEBET VATERUNSER LIED
Bewahre uns, Gott (EG 171)
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SEGEN Es segne dich Gott, der Vater, der dich geschaffen hat und dich täglich am Leben erhält. Es segne dich Jesus Christus, in dem Gott seine Spuren hinterlassen hat in dieser Welt. Und es segne dich der Heilige Geist, der dein Herz und deine Augen öffnen kann für Gottes Werk in dieser Welt. Amen. MUSIK
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„ … dass du deinen Fuß nicht an einen Stein stoßest“ Tauf- und Abendmahlsgottesdienst zum Symbol des Fußes
Eingang MUSIK LIED
Herr Jesu Christ, dich zu uns wend (EG 155,1)
BEGRÜSSUNG UND EINFÜHRUNG IN DAS THEMA „Du stellst meine Füße auf weiten Raum.“ So lautete der Taufspruch aus Psalm 31, den wir heute dem kleinen Täufling mit auf den Weg geben wollen. Diese Worte haben mich dazu inspiriert, diesen Gottesdienst thematisch zu gestalten und dem Symbol des Fußes nachzuspüren. Mit den Füßen stehen wir fest auf der Erde und zugleich ermöglichen sie es uns, uns zu bewegen und einen Weg unter die Füße zu nehmen. Sie sind damit ein Bild sowohl für die Beständigkeit, als auch für die Veränderung. Und sie drücken Durchsetzungsfähigkeit aus, wenn wir davon sprechen, etwas unter die Füße zu bekommen. Der Fuß ist also ein schönes Bild für einen Taufgottesdienst. In den Psalmen wird das Bild des Fußes immer wieder gebraucht. Psalm 8 lobt Gott dafür, dass er uns Menschen die Werke der Schöpfung unter die Füße getan hat. Psalm 25 beschreibt Gottes rettendes Handeln, wenn er davon spricht, dass Gott die Füße aus dem Netze zieht. Dass Gott unsere Füße auf weiten Raum stelle, wie es Psalm 31 beschreibt, macht deutlich, dass der Glaube an Gott, in den wir getauft sind, nicht einschränkt, sondern befreit. 62
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LIED
Wohl denen, die da wandeln vor Gott in Heiligkeit (EG 295)
PSALM 8 Herr, unser Gott, wie erhaben zeigst du dich auf der Erde und wie spiegelt der Himmel deine Größe! Durch den Mund der Kinder und Säuglinge wirst du gepriesen, denen zum Trotz, die deine Werke nicht sehen wollen. Ich erkenne den Himmel mit Mond und Sternen, als Werk deiner Hände, das du uns zur Freude geschaffen hast. Was ist dagegen der Mensch, dass du dich um ihn kümmerst und das Menschen Kind, das du seiner gedenkst? Du hast ihn geschaffen als dein Ebenbild, hast ihm den aufrechten Gang gegeben und ihn dazu bestimmt, deine Schöpfung zu achten und das Werk deiner Hände zu erhalten. Du hast alles unter seine Füße getan. Die Tiere des Feldes und des Waldes hast du ihm geschenkt, die Vögel des Himmels und die Fische im Meer. Herr, unser Gott, wie erhaben zeigst du dich auf der Erde und wie spiegelt der Himmel deine Größe! LIEDRUF Lobet den Herren alle, die ihn ehren (EG 447,1.3) GEBET Herr, unser Gott, wir kommen heute zu dir voller Hoffnung und Freude und bitten um deinen Segen für ein Kind, das wir taufen. Erquicke es durch die Leben schaffende Kraft des Wassers und behüte es auf allen seinen Wegen, dass es seinen Fuß nicht an einen Stein stoße. 63
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Wir bitten dich für uns, die wir getauft sind, segne die Wege, auf denen unsere Füße gehen und führe uns die richtige Straße um deines Namens willen. Amen.
Taufe LIED
Ich möcht’, dass einer mit mir geht (EG 209)
TAUFEVANGELIUM (Markus 10,13–16) Und sie brachten Kinder zu Jesus, damit er sie mit seinen Händen segne. Doch die Jünger hinderten die Kinder daran, zu Jesus zu kommen und machten ihnen Vorwürfe. Als aber Jesus das sah, wurde er ärgerlich und sprach zu ihnen: Lasst die Kinder zu mir kommen und hindert nicht ihre Schritte, denn das Königreich Gottes gehört denen, die wie Kinder sind. Wahrlich, ich sage euch, wer das Königreich Gottes nicht empfängt wie ein solches Kind, dessen Füße werden ihn nicht hineintragen. Und Jesus umarmte die Kinder und lege ihnen die Hände auf und segnete sie. TAUFFRAGE Liebe Eltern und liebe Paten, wollt ihr, dass dieses Kind in der Taufe den Segen Gottes empfängt? Wollt ihr es begleiten auf den Wegen, auf die seine Füße es führen wird? Und wollt ihr ihm helfen, an Gott zu glauben und die Menschen zu lieben? So antwortet: Ja. Eltern: Ja GLAUBENSBEKENNTNIS TAUFE ÜBERGABE DER TAUFKERZE 64
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SEGEN FÜR DIE TAUFFAMILIE Der Herr, unser Gott, sei bei dir auf allen deinen Wegen, er stelle deine Füße auf weiten Raum und bewahre dich, dass du deinen Fuß nicht an einen Stein stoßest. Er lenke deine Schritte, dass du auf eigenen Füßen gehen kannst und dich deine Füße dereinst in Gottes ewiges Reich tragen. Amen. LIED
Segne dieses Kind und hilf uns, ihm zu helfen (EG 57418)
Verkündigung SCHRIFTLESUNG (1. Mose 32,23–30) Und Jakob stand mitten in der Nacht auf und nahm seine beiden Frauen und die beiden Mägde und seine elf Söhne und zog an die Furt des Flusses Jabbok, überquerte sie mit den Seinen, blieb aber allein zurück. Da rang ein Mann mit ihm bis zum Morgengrauen. Und als dieser sah, dass er Jakob nicht überwinden konnte, schlug er ihn auf das Gelenk seiner Hüfte, so dass sie ausgerenkt wurde. Und er rief: „Lass mich los, denn die Morgenröte bricht an.“ Aber Jakob antwortete: „Ich lasse dich nicht, es sei denn, du segnest mich.“ Und er fragte ihn: „Wie heißest du?“, und er antwortete: „Jakob.“ „Du sollst von nun an nicht mehr Jakob heißen,“ antwortete der Mann, „sondern Israel, weil du mit Gott und mit Menschen gekämpft und gewonnen hast.“
18 Alternativ kann EG 206,1.3–4 gesungen werden.
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Da fragte Jakob: „Wie lautet dein Name?“ Er aber sprach: „Warum fragst du, wie ich heiße?“ Und statt zu antworten, segnete er ihn. ANSPRACHE Aus der Enge in die Weite geführt werden „Du stellst meine Füße auf weiten Raum“ mit diesem Taufspruch aus Ps 31 drückt sich ein Wunsch für das kleine Kind aus, das wir eben getauft haben. Wir wollen ihm wünschen und das Unsere dazu beitragen, dass es zu einem offenen und weitsichtigen Menschen heranwächst, dass es in einer Welt aufwächst, in der sich seine Lebensmöglichkeiten entfalten können. Wie bei jedem kleinen Kind ist schon heute bei dem Täufling einiges zu spüren von der Offenheit für den weiten Raum – möge ihm das erhalten bleiben sein Leben lang! Die Taufe soll ihn darin bestärken, offen zu bleiben für alles Schöne in der Welt und den Blick in die Weite schweifen zu lassen. Neben diesem Gedanken verbinden wir mit der Taufe das Anliegen, dass der Täufling von Gott begleitet und bewahrt wird. Deshalb möchte ich neben den Taufspruch ein weiteres Psalmwort stellen: „Gott hat seinen Engeln befohlen, dass sie dich behüten auf allen deinen Wegen, dass du deinen Fuß nicht an einen Stein stoßest!“ Beide Psalmworte strahlen Zuversicht und Hoffnung aus und gebrauchen das Bild der Füße. Sie sollen in die Weite geführt oder durch Engel vor Schmerzen bewahrt werden. Der göttliche Segen bedeutet Bewahrung vor der inneren Enge Doch dass wir auf unserem Lebensweg dauerhaft in die Weite geführt oder vor Schmerzen bewahrt werden, kann niemand ernstlich glauben. Zwar wünschen das Eltern ihren Kindern; Doch auch sie wissen, es wird enge Schluchten geben und auch Verletzungen werden nicht ausbleiben. So schwingt für die Eltern des Täuflings, die diese Worte als Taufspruch gewählt haben, wohl eher der Wunsch mit, dass ihr Kind vor der inneren Enge bewahrt wird und zugleich ein weites Herz entwickelt, um mit der Enge dieser Welt umzugehen, die ein Leben dauerhaft traumatisieren kann. Gott soll dieses Kind vor aller Enge schützen, aus der es keinen Ausweg gibt und er soll seine Füße auf Wege lenken, die aus den engen Schluchten wieder herausführen. 66
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So verbindet sich mit der Taufe der Wunsch nach einem Leben, das geprägt ist vom Segen Gottes. Und dieser Segen möge gerade dann an Kraft gewinnen, wenn der Weg durch dürres und unwegsames Gelände führt. Denn Gottes Segen will nicht allein vor Unheil bewahren, sondern zugleich auch die Not verwandeln, in die jeder Mensch auf seinen Wegen gerät. Die Jakobserzählung als Beispiel für ein von Gott gesegnetes Leben Dieser Aspekt des Segens wird in der Bibel ganz besonders deutlich in den Erzählungen über den Erzvater Jakob, der gesegnet war und dessen Füße ihn doch über merkwürdig verschlungene Wege führten. Doch letztlich waren es die schweren und verletzenden Erfahrungen, aus denen Jakob als Gesegneter hervorging. Die Erzählungen des Jakobzyklus sind darüber hinaus ein unentwirrbares Geflecht von göttlicher Segensverheißung und menschlichem Eigensinn. Von Beginn an steht Jakob unter dem Segen Gottes und doch versucht er, sich diesen Segen auf eigensinnige Weise zu erstreiten. Die Jakobserzählungen in der Genesis ranken sich immer wieder um die Frage, ob der Verheißung des Segens geglaubt werden kann, auch wenn die sichtbare Erfüllung noch auf sich warten lässt. Und immer wieder versucht Jakob, den verheißenen Segen auf Wegen zu erlangen, die er unter die eigenen Füße nimmt. Schon zu Beginn des Jakobszyklus, bei der Geburt, wirft der Segen seinen Schatten voraus, der nach der Logik des Erzählers nur dem Erstgeborenen zusteht. Als hätten die Zwillingsbrüder Jakob und Esau schon im Mutterleib um diese Erstgeburt konkurriert, hielt Jakob bei der Geburt den Fuß seines Bruders in der Hand. Es ist wie ein Bild dafür, dass er den Bruder daran hindern wollte, vor ihm geboren zu werden. Jakob versucht, den Segen durch eigene Schritte zu erlangen Zwar lag auf Jakob die Verheißung, die Gott seiner Mutter Rebekka gegeben hatte, dass der ältere Bruder dem jüngeren dienen sollte. Doch er wollte sich nicht auf diese Verheißung verlassen, sondern unternahm eigene Schritte, um den Makel der späteren Geburt zu überwinden: Als eines Tages Esau müde von der Jagd nach Hause kam, ihn seine Füße kaum mehr zu tragen vermochten und er sich nach Stärkung sehnte, verkauft ihm Jakob 67
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ein fertig bereitetes Linsengericht, um dadurch die Stellung des Erstgeborenen zu erhalten. Er meinte nun, den Stand gewonnen zu haben, der ihm zukam. Und doch mochte sich der greise Vater Isaak nicht an die Abmachung der Brüder halten, als er auf dem Sterbebett den Erstgeborenen segnen wollte. Isaak wollte den Segen dem Sohn weitergeben, der ihm in der Erbfolge auf dem Fuße folgte. Eigensinnig beharrte er auf der Tradition, wonach der Ältere dem Jüngeren vorgezogen wurde. Und doch musste sich Isaak dem göttlichen Ratschluss beugen und zugleich der List, mit der sich Jakob den Segen des Erstgeborenen zu erschleichen suchte. Als Esau noch zu Fuß durch Feld und Wald streifte, um seinem Vater zur Stärkung ein Wild zu erjagen und ihm ein Mahl zu bereiten, da schlüpfte Jakob schon in die Rolle des älteren Bruders. Er trat auf wie dieser, täuschte den altersschwachen Isaak und empfing so den Segen, der ihm nach dem Willen Gottes zustand, auch wenn der Vater diesen eigentlich dem Älteren zugedacht hatte. Das Vertrauen in die Verheißung des göttlichen Segens fällt Jakob zunächst schwer Doch als der Betrug aufflog und Esau gemerkt hatte, dass er um den Segen des Erstgeborenen betrogen war, musste Jakob seine Füße in die Hände nehmen, um der Rache des Bruders zu entgehen. Es war ein schwerer Weg in die Fremde, vor dem ihn sowohl Vater als auch Mutter sicher gern bewahrt hätten. Und doch war er eine wichtige Erfahrung, durch die Jakob gesegnet wurde. Auch in der Fremde konnte Jakob zunächst nicht der Verheißung des göttlichen Segens vertrauen, er musste es wieder selbst in die Hand nehmen, sich den Segen Gottes auf seine Weise sichern. Als er von seinem Schwiegervater Laban um den Segen gebracht und betrogen zu werden drohte, wurde Jakob selbst zum Betrüger, um sich das zu sichern, was ihm von Gott her zustand. Und so verließ Jakob den Schwiegervater schließlich heimlich wie ein Dieb in der Nacht. Seine beiden Frauen durften sich nicht vom Vater verabschieden und seine Kinder nicht vom Großvater. Das, was ihm der göttliche Segen zugedacht hatte, meinte Jakob wie ein Betrüger mit sich fort nehmen zu müssen. Wieder sind göttlicher Segen und menschlicher Eigensinn eng miteinander verknüpft. 68
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Jakob merkt schließlich, dass er sich den göttlichen Segen nur schenken lassen kann Einen weiten Weg hatte Jakob unter die Füße nehmen müssen, einen langen Umweg, um nach mehr als 14 Jahren erst wieder zurück zu kommen in die Heimat. Die Rückkehr wurde dann aber zugleich zu einem Weg, auf dem sich Jakob seiner Vergangenheit stellen musste. Vor der Begegnung mit Esau, dem um den Segen betrogenen Bruder, wendete sich Jakobs Schicksal auf dramatische Weise. Beim Überqueren eines Flusses stellte sich ihm eine geheimnisvolle Gestalt entgegen, die ihn daran hinderte, auf die andere Seite zu kommen. Vielleicht war es ein Engel, der sich in den Weg stellte und der ihn bewahren wollte, damit sich sein Fuß nicht verletzte. Denn Engel sind nicht nur die liebevollen Begleiter. Sie können auch den Gang der Füße unterbrechen oder einen Umweg erzwingen. Doch Jakob wollte sich nicht daran hindern lassen, seinen Weg zu gehen und zugleich spürte er die Segenskraft seines Gegenübers. Als dieser sich zurückziehen wollte, sprach Jakob: „Ich lasse dich nicht vorher los, bevor du mich segnest!“ Wieder versuchte Jakob, sich den göttlichen Segen mit Gewalt zu holen, wie er es schon mit dem Erstgeborenensegen getan hatte und mit dem Segen, den Gott seiner Hände Arbeit geschenkt hatte. Doch während des Ringens mit dem Engel veränderte sich Jakob. Er merkte, dass er sich den göttlichen Segen nicht erstreiten konnte, sondern sich ihn schenken lassen musste. Denn Jakob wurde während des Ringens verletzt und hinkte von nun an auf seiner linken Seite. Fußlahm wie er nun war, konnte er sich keinen Segen mehr erstreiten und empfing ihn doch. Er machte während der Begegnung mit dem Engel die tiefgreifende Erfahrung, dass Segen immer nur geschenkt werden kann und nicht erstritten oder durch Betrug erzwungen werden muss. Jakob wird von der inneren Enge befreit und wird ein neuer Mensch Und so wurde Jakob aus seiner inneren Enge in die Weite geführt, er wurde ein anderer Mensch, dem der Engel deshalb auch einen neuen Namen gab. Von nun an sollte er Israel heißen und nicht mehr den Namen Jakob tragen, der an Betrug und List erinnerte. Jakob wusste sich seither von Gottes Segen getragen und konnte in Gelassenheit dem entgegensehen, was auf ihn zukam. 69
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Als neuer Mensch konnte Jakob den Weg durch den Fluss gehen und seinen Fuß auf heimatliches Land setzen. Wir sind an die Symbolik der Taufe erinnert, in der ein Mensch ja auch durch das Wasser hindurch muss, um ein neuer Mensch zu werden. Und auch der Täufling erhält am Ende den Segen und geht seinen weiteren Weg als von Gott Gesegneter. LIED
Gott gab uns Atem, damit wir leben (EG 432)
Gebet FÜRBITTEN Herr, unser Gott, du willst uns segnen und willst, dass wir anderen zum Segen werden. Wir danken dir, dass du unsere Schritte lenkst und auf Wegen des Lebens führst. Wir bitten dich für das Kind, das wir in deinen Namen getauft haben, sei du ihm nahe auf seinem Lebensweg und bewahre seine Füße vor dem Stolpern. Wir bitten dich für die Konfirmanden, die wir in der Konfirmation an ihre Taufe erinnern. Begleite sie auf ihrem Schritt von der Kindheit in die Jugend, dass sie verantwortungsvolle Menschen bleiben. Wir bitten dich für die Eltern, dass sie ihren Kindern hilfreich und liebevoll zur Seite stehen und ihnen helfen, auf eigenen Füßen zu stehen. Hilf ihnen, dass sie Konflikte aushalten und Unterschiede akzeptieren können. Wir bitten dich für die Menschen, deren Leben bedroht ist in der Nähe und der Ferne. Schenke ihnen Beistand und Kraft. 70
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Und tritt denen entgegen, die durch Terror und Krieg ihre eigenen Interessen höher bewerten als das Leben vieler Menschen. Wir bitten dich für alle, die um einen nahen Menschen trauern. Sei ihnen nahe und schenke ihnen deinen Trost, dass ihre Füße den Weg ins Leben zurück finden. Amen.
Abendmahl LIED
Dass du mich einstimmen lässt in deinen Jubel, o Herr (EG 580)19
LOBGEBET Wir preisen dich, Gott, du Kraft des Lebens, du schenkst uns dieses Brot, die Frucht der Erde und der menschlichen Arbeit. Lass es uns zum Brot des Lebens werden. Und du schenkst uns diesen Wein, die Frucht des Weinstocks und der menschlichen Arbeit. Lass ihn uns zum Kelch des Heils werden. SAMMLUNGSGEBET Wie die Körner von den Feldern und die Weintrauben auf deinem Tisch versammelt sind in Brot und Wein, so lass auch uns vereinigt werden von den Enden der Erde in deinem Reich. Amen. EINSETZUNGSWORTE VATERUNSER AGNUS DEI (EG 190,2) 19 Alternativ kann EG 222 gesungen werden.
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FRIEDENSGRUSS Der Friede Gottes begleite euch alle, dass eure Füße Wege des Friedens gehen! AUSTEILUNG DANKGEBET Herr Jesus Christus, wir danken dir für Brot und Wein, in denen wir deine Segenskraft sehen und schmecken konnten. Wir bitten dich, lass unsere Füße, mit denen wir vor deinen Tisch getreten sind, auf dem Weg des Friedens wandeln. Amen.
Segen LIED
Sende dein Licht und deine Wahrheit (EG 172)
SEGEN Gott segne dich, wohin du auch gehst. Er leite deine Schritte auf rechtem Wege und lasse deine Füße sicher auftreten, damit sie dich dereinst führen in die ewige Herrlichkeit. Amen. MUSIK
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Wie ein roter Faden Taufgottesdienst von Jugendlichen
Eingang MUSIK LIED
Zieh ein zu deinen Toren (EG 133,1–2)
BEGRÜSSUNG Wie ein roter Faden zieht sich Gottes Liebe durch unser Leben. Immer wieder können wir diese Liebe entdecken, dann ist sie wieder verdeckt und kommt später erst wieder zum Vorschein. In diesem Gottesdienst nehmen wir diesen roten Faden auf, feiern Gottes Zuwendung durch das Fest der Taufe. LIED
All Morgen ist ganz frisch und neu (EG 440)
PSALM 31 Dir vertraue ich, Gott, lass mich niemals zuschanden werden und errette mich durch die Hand deiner Gerechtigkeit. Wende deine Ohren zu mir, höre auf mein Gebet und hilf mir, wenn ich zu dir rufe! Sei mein Fels, auf dem mein Fuß fest steht und meine Burg, in der ich Schutz finde. Leite mich auf sicheren Wegen und führe mich auf rechter Straße. Hilf mir aus der Schlinge, die mir meine Feinde heimlich legten und befreie meinen Fuß aus der Falle, in die er auf seinem Weg geraten ist. 73
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In deine Hände befehle ich mein Leben, denn du hast mich erlöst, du treuer Gott. Ich freue mich, dass ich auf dich hoffen darf und mein Vertrauen nicht auf die falschen Götter setzen muss. Ich bin fröhlich, weil du mich gütig anblickst und mein Elend und meine Not zum Guten wendest. Du führst mich nicht in die Enge, sondern stellst meine Füße auf weiten Raum. Sei mir nahe, wenn meine Angst mich einengt oder mein Auge durch den Schleier der Tränen keinen Ausweg mehr sieht. Lass mich nicht allein, wenn mein Leben zu zerbrechen droht wie ein Krug, der zu Boden fällt. Meine Zeit liegt in deinen Händen. Deshalb errette mich aus der Hand meiner Feinde, dir mir listig nachstellen und mich verfolgen. Leite mich mit deinen Augen und hilf mir durch deine Güte. Lass mich niemals zuschanden werden, denn ich vertraue auf dich. Wie groß ist deine Liebe, die du denen erweist, die dich fürchten und die deinen Wegen vertrauen. Du beschützt sie vor den Bösen und bewahrst sie vor den Lügnern. Seid deshalb getrost und unverzagt, wenn ihr auf Gott vertraut. Deshalb lasst uns lobsingen: LIEDRUF Herr, deine Güte reicht, so weit der Himmel ist (EG 277,1) KYRIE Gottes Gegenwart – sie webt sich durch unser Leben wie ein roter Faden. Gott begleitet uns und hinterlässt Spuren, 74
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die sich entdecken lassen wie ein solcher roter Faden. Aber wie selten nehmen wir ihn wahr, richten unser Leben danach aus. Wir brauchen Gottes Erbarmen und singen: LIEDRUF Kyrie eleison (EG 178,9) GLORIA Jesus Christus spricht: „Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, der wird nicht wandeln in der Finsternis, sondern wird das Licht des Lebens haben.“ Weil sich in Jesus Christus Gott wie ein roter Faden durch unser Leben zieht, loben wir ihn: LIEDRUF Halleluja (EG 181,5) TAGESGEBET Herr, unser Gott, du hast uns beschenkt mit der Verheißung deiner Gegenwart. Du willst uns begleiten auf unseren Wegen wie ein roter Faden und unserem Leben Sinn und Ziel geben. Deshalb wagen wir es mit dir, und gehen den Weg, den du uns führst. Wir tun dies, auch wenn wir nicht wissen, wohin die Wege gehen. Komm du zu uns und lass uns dich aufnehmen in unser Leben und in unsere Welt. Amen.
Taufe LIED
Such, wer da will, ein ander Ziel (EG 346)
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TAUFEVANGELIUM (Matthäus 28, 18–20) Jesus Christus spricht: Mir ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden. Gehet darum hin und macht zu Jüngern alle Völker: Tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes und lehrt sie die Worte halten, die ich euch gesagt habe. Und siehe, ich bin bei euch an allen Tagen bis an das Ende der Welt. FRAGEN AN DIE TÄUFLINGE Ihr wollt, dass ihr getauft werdet. Die Taufe ist ein Zeichen dafür, dass Gott euch begleiten will während eures Lebens. Wollt ihr in diesem Sinne euer Leben mit Gott führen und auf seine Spuren in eurem Leben achten, die wie ein roter Faden sich durch euer Leben ziehen? Dann antwortet mit Ja. Täuflinge: Ja. GLAUBENSBEKENNTNIS TAUFE ÜBERGABE DER TAUFKERZEN TAUFSEGEN (mit Symbolhandlung: Die Täuflinge, Eltern und Paten werfen sich ein Knäuel aus roter Wolle zu, wobei jeder den Faden festhält, bevor er das Knäuel weiter wirft. So entsteht ein Netz aus roten Fäden) Gottes Liebe durchziehe euer Leben wie ein roter Faden. Sie werde für euch ein Netz, das euch auffängt, wenn ihr fallt. So segne euch der allmächtige und barmherzige Gott, der Vater, der Sohn und der Heilige Geist. Amen.
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Verkündigung LIED
Sollt ich meinem Gott nicht singen (EG 325,1–2.4)
SCHRIFTLESUNG (Römer 6,19–23) Paulus schreibt: Wie ihr euch früher der Ungerechtigkeit hingegeben und euch damit verunreinigt habt, so dient nun mit all euren Gliedern der Gerechtigkeit, damit ihr an Leib und Seele heilig werdet. Als ihr noch Sklaven der Sünde wart, lag die Gerechtigkeit in unerreichbarer Ferne. Der Lohn aber dieser Knechtschaft – dessen seit ihr heute voller Scham gewiss – wäre der Tod gewesen. Weil ihr jetzt aber nicht mehr der Sünde dient, sondern Gott, ist die Frucht eures Dienstes, dass ihr heilig werdet und am Ende das ewige Leben erbt. Denn der Lohn der Sünde ist der Tod; die Gabe Gottes aber ist das ewige Leben in Christus Jesus, unserm Herrn. ANSPRACHE Der Wunsch nach Freiheit als roter Faden im Leben vieler Jugendlicher Ein roter Faden liegt vor Ihnen. Vielleicht haben Sie während des Gottesdienstes ihn immer mal wieder betrachtet. Ein roter Faden stellt eine verborgene Verbindung dar, er verbindet gleiche Motive, die an verschiedenen Stellen vor ganz verschiedenen Hintergründen immer wieder auftauchen. Ein roter Faden kann sich durch ein Buch oder einen gelungenen Gottesdienst ziehen, wenn immer wieder ein Leitgedanke auftaucht. Rote Fäden können sich aber auch durch ein Leben hindurch ziehen. Immer wieder zeigt sich etwas Typisches, es wiederholt sich eine ähnliche Situation oder es gibt ähnliche Wendepunkte. Wie ein roter Faden zieht sich durch das Leben von Kindern und vor allem Jugendlichen der Wunsch nach Freiheit. Sie fordern ihre Freiheit oft vehement ein und wollen gerne schon früh selbständig sein. Sie wollen endlich selbst über ihr Leben bestimmen und sich nichts mehr sagen lassen. Freiheit erinnert ja an Abenteuer und Weite. Freiheit bedeutet, auszubrechen aus den gewohnten Rollen und Abläufen. 77
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Freiheit als Lust und Last zugleich Und doch ist Freiheit nicht einfach nur Lust. Freiheit will gestaltet werden. Das zeigt sich ja gerade in den Urlaubszeiten und für die Schülerinnen und Schüler in den langen Sommerferien besonders deutlich. Denn hier muss die viele freie Zeit auch schon mal totgeschlagen werden, wenn man sich kein Ziel vorgenommen hat. Diese Doppeldeutigkeit von Freiheit kommt in unserem Predigttext zum Ausdruck, in dem Paulus die Befreiung aus der Sklaverei als Bild für die Hinwendung zum christlichen Glauben verwendet. Im Sinne dieses Bildes kann er die Zeit vor der Annahme des christlichen Glaubens als Knechtschaft bezeichnen, in der die Christen noch gefangen waren. Ihr früheres heidnisches Leben beschreibt er als Sklaverei im Dienste der Ungerechtigkeit und der Sünde, während er das Leben nach der Hinwendung zum Christentum als Dienst der Gerechtigkeit schildert. Seit sie sich dem christlichen Glauben zugewandt hatten, waren sie frei. Sie standen nicht mehr im Dienst der Unreinheit und waren nicht mehr in der Sklaverei der Ungerechtigkeit. Der christliche Glaube befähigt zur Freiheit – Das ist ein Gedanke, der sich wie ein roter Faden durch die verschiedenen Briefe des Paulus zieht und der sich immer wieder bewahrheitet im Leben zahlreicher Menschen. Der christliche Glaube führt durch die Bindung an Gott in die Freiheit Und doch spricht Paulus nicht einfach nur von der Befreiung aus der alten Abhängigkeit. Er widersteht der Versuchung, die Hinwendung zum christlichen Glauben allein in leuchtenden Farben zu beschreiben. Der Glaube führt bildlich gesprochen zwar heraus aus der Sklaverei, aber er führt auch in einen neuen Dienst hinein. Die, die früher Sklaven der Ungerechtigkeit waren, werden nun zu Knechten der Gerechtigkeit oder zu Dienern Gottes. Paulus beschreibt die Hinwendung zum christlichen Glauben mit dem Bild des Herrschaftswechsels. Und damit nimmt er die Erfahrung der Freiheit als einer ambivalenten Größe auf: Freiheit ist auf der einen Seite der verlockende Ruf, auszubrechen aus allem, was unfrei hält oder Lebendigkeit und Kreativität bindet. Und auf der anderen Seite muss Freiheit gestaltet werden. Wir 78
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brauchen Ziele, damit Freiheit wirklich etwas Neues erleben lässt. Solche Ziele helfen uns beispielsweise, mit der vielen freien Zeit im Urlaub und in den Ferien sinnvoll umzugehen. Haben wir diese Ziele nicht, dann nimmt uns anderes gefangen. Das ist der Grund, warum Paulus die Freiheit von früheren Abhängigkeiten als Herrschaftswechsel beschreibt und sofort mit der Bindung an Gott und die Gerechtigkeit verknüpft. Bildhaft ausgedrückt wechselt der Sklave seinen Besitzer. Wurde er früher von den Dingen dieser Welt besessen, so wird er in der Hinwendung zum Christentum zu einem Diener Gottes. Mit der Freiheit wird so gleich schon ein Ziel mitgegeben. Der rote Faden als Bild für die Freiheit und die Bindung des Glaubens Ich will diesen Sachverhalt verdeutlichen mit dem Bild des roten Fadens. Ein roter Faden spinnt sich durch ein Gewebe und kommt immer wieder an verschiedenen Stellen zum Vorschein. Und zugleich hält er das Gewebe zusammen. Der rote Faden verbindet und bezeichnet alles und verhindert damit, dass das Gewebe auseinander bricht. Er mag manchmal straff wirken und zwei Teile gewaltsam miteinander verbinden, dann ist er wieder lose gewirkt und verbindet ganz unauffällig das Gewebe. Mit der Hinwendung zum christlichen Glauben lassen wir uns darauf ein, dass Gott einen roten Faden durch unser Leben spinnt. Manchmal ist dieser Faden kaum zu sehen und verbirgt sich unter vielen anderen Fäden, dann aber taucht er wieder an verschiedenen Stellen auf. An mancher Stelle hält er mit Gewalt das Gewebe zusammen und dann wieder ist er locker und lose mit den übrigen Fäden verbunden. So wird der rote Faden zu einem Bild für die Freiheit, die ja immer Lust und Last zugleich ist. Gott lässt uns viel Freiheit, wenn wir uns auf den Glauben an ihn einlassen, wie ja auch der rote Faden keine Fessel und kein Strick ist. Und doch gibt er dem Leben ein Ziel, das hineingewebt ist in unser Leben. An manchen Stellen ist dieses Ziel deutlich zu erkennen und tritt an die Oberfläche des Gewebes unseres Lebens. An anderen Stellen bleibt der rote Faden Gottes verborgen.
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Die Taufe als Zeichen für die göttliche Nähe, die das Leben wie ein roter Faden durchzieht Die Bindung an Gott wird deutlich gemacht in der Taufe. Sie ist das Zeichen dafür, dass wir uns auf Gottes Wege einlassen, die unser Leben wie ein roter Faden durchziehen. Für Paulus ist gerade die Taufe das deutlichste Zeichen für die Veränderung im Leben, die sich mit der Hinwendung zum christlichen Glauben verbindet und die er als Herrschaftswechsel beschreibt. Im engen Zusammenhang mit unserem Predigttext entwickelt er den Gedanken, dass wir in der Taufe diesen Herrschaftswechsel vollziehen. Im Untertauchen in das Wasser sind wir symbolisch mit Jesus Christus gestorben und haben damit alles hinter uns gelassen, was mit dem Tod in Verbindung steht: Die Unreinheit, die Ungerechtigkeit, die Sünde. Als Getaufte nehmen wir teil an dem neuen Leben, das mit der Auferstehung Jesu begonnen hat. Dieses neue Leben soll sich von nun an wie ein roter Faden durch das Dasein ziehen. Mit der Taufe beginnt ein neues Leben in Freiheit Doch auch als Getaufte leben wir immer noch in dieser Welt, die voller Zweideutigkeiten ist. Auch wenn wir durch die Taufe an der Auferstehungswirklichkeit Christi teilhaben, leben wir noch lange nicht im Himmel. Deshalb spricht Paulus ja von einem Herrschaftswechsel. Das neue Leben ist nicht nur voller Freiheit, es besitzt eben auch Aufgaben, die erfüllt werden müssen. Aber es beginnt mit der Hinwendung zum christlichen Glauben, der durch die Taufe versinnbildlicht wird, ein spannender Weg. Wir werden in die Weite geführt und in die Freiheit. Und dann gibt es auch immer Wegstrecken, in denen unser Weg durch tiefe Täler verläuft oder uns Lasten aufgebürdet werden, die uns niederdrücken und deren Sinn wir nicht verstehen. Aber wie unser Leben auch verläuft, Gott will uns begleiten. Wie ein roter Faden zieht sich seine Gegenwart durch unser Leben. Es ist spannend nach diesem roten Faden zu suchen und es ist beglückend, ihn immer wieder zu entdecken. LIED
Lass uns den Weg der Gerechtigkeit gehn (EG 64020)
20 Alternativ kann EG 432 gesungen werden.
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Gebet und Segen FÜRBITTEN Herr, unser Gott, du hast uns zum Leben erweckt und befreist uns immer wieder neu aus allem, was dieses Leben beschränkt und seine Entfaltung hindert. Wir danken dir, dass sich dein Leben schaffendes Wirken wie ein roter Faden durch unser Leben zieht. Wir bitten dich für die jungen Menschen, die wir heute in deinem Namen getauft haben, dass sie den Reichtum deiner Gnade erfahren und von dir aus der Enge in die Weite geführt werden. Wir bitten dich für die Menschen, die zu Boden gefallen sind, dass sie wieder aufstehen können, auch wenn sie wieder und wieder fallen. Wir bitten dich für uns alle, dass wir dein Wirken in unserem Leben und in unserer Welt immer wieder entdecken wie einen roten Faden, auch wenn er für uns lange nicht sichtbar gewesen ist. Wir bitten dich für alle, deren Leben Veränderungen unterworfen ist, dass sie diese nicht als Bedrohung, sondern als Erneuerung erleben, als Weg, den sie durch dich geführt werden. Herr, unser Gott, wir bitten dich um deine erneuernde Kraft für unser Leben. Schenke uns weiten Raum unter unseren Füßen. Wandle uns und erneuere deine Gemeinde.
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STILLES GEBET VATERUNSER LIED
Wenn wir jetzt weitergehen, dann sind wir nicht allein (EG 168,4–6)
SEGEN Es segne dich Gott, der dein Leben in seiner Hand hält und es voller Sorgfalt behütet. Mögen sich seine Spuren durch dein Leben ziehen wie ein roter Faden, damit dich deine Schritte einst in sein Reich führen. Amen. MUSIK
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Von Gott beschenkt Tauf- und Traugottesdienst zum Symbol des Geschenkes
Eingang MUSIK VOTUM Wir sind heute zusammen im Namen Gottes, der uns das Leben schenkt. Im Namen Jesu Christi, der uns mit seiner Gegenwart beschenkt hat. Und im Namen des Heiligen Geistes, der uns mit Liebe und Freude erfüllt. Amen. BEGRÜSSUNG UND EINFÜHRUNG IN DAS THEMA Es ist immer ein besonderes Geschenk, wenn zwei Menschen sich finden, die zusammenpassen, um das Leben miteinander zu teilen. Wenn ihnen dann auch noch ein Kind geschenkt wird, auf das sie sich lange schon freuten, dann liegt es nahe, das Geschenk als Symbol zu wählen, das diesen Gottesdienst durchziehen soll. Sowohl Taufe, als auch Trauung zeigen uns, wie beschenkt wir sind. Das Wasser, mit dem wir taufen, weist auf den Ursprung allen Lebens und erinnert uns daran, dass jedes Leben sich einem anderen verdankt. Die Taufkerze, die wir nach der Taufe an der Osterkerze entzünden, weist auf den Glauben an Gott hin, der uns ebenfalls nur geschenkt werden kann. Und die Liebe, die die Grundlage bildet für die Ehe, bleibt unser Leben lang ein unverfügbares Geschenk, um dessen Bestand wir heute deshalb beten wollen. 83
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LIED
Geh aus, mein Herz, und suche Freud (EG 503,1.13–14)
PSALM 8 Herr, unser Gott, wie erhaben zeigst du dich auf der Erde und wie spiegelt der Himmel deine Größe! Durch den Mund der Kinder und Säuglinge wirst du gepriesen, denen zum Trotz, die deine Werke nicht sehen wollen. Ich erkenne den Himmel mit Mond und Sternen, als Werk deiner Hände, das du uns zur Freude geschaffen hast. Was ist dagegen der Mensch, dass du dich um ihn kümmerst und das Menschen Kind, das du seiner gedenkst? Du hast ihn geschaffen als dein Ebenbild, hast ihm den aufrechten Gang geschenkt und ihn dazu bestimmt, deine Schöpfung zu achten und das Werk deiner Hände zu erhalten. Die Tiere des Feldes und des Waldes hast du ihm geschenkt, die Vögel des Himmels und die Fische im Meer. Herr, unser Gott, wie erhaben zeigst du dich auf der Erde und wie spiegelt der Himmel deine Größe! LIEDRUF Nun lasst uns Gott dem Herren Dank sagen und ihn ehren (EG 320,1) GEBET Herr, unser Gott, du hast zwei Menschen zusammengeführt und ihnen die Gabe der Liebe ins Herz gelegt. Wir bitten dich, dass sie diese Liebe nicht als einen Besitz, sondern als ein immerwährendes kostbares Geschenk begreifen, das sie werthalten und bewahren ihr Leben lang. 84
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Herr, unser Gott, du hast diese beiden Menschen darüber hinaus mit einem Kind beschenkt, das nun zu ihnen gehört und um das sie sich liebevoll kümmern wollen. Wir wollen es heute taufen, damit du deine schützende Hand über ihm hältst. Hilf uns, dein Geschenk der Liebe weiterzugeben, hilf uns, ihm in Liebe zu begegnen. Amen.
Taufe LIED
Voller Freude über dieses Wunder (EG 212,1–3.6)
TAUFEVANGELIUM (Matthäus 28,18–20) Jesus sprach zum Abschied zu seinen Jüngern: Mir ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf der Erde. So geht hin und macht zu Jüngern alle Völker, tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes und lehrt sie, auf meine Worte zu achten und sie zu halten. Und siehe, ich bin mit euch an allen Tagen, bis an das Ende der Welt. TAUFFRAGE Liebe Eltern und liebe Paten, wollt ihr euren Sohn und Patensohn als ein wertvolles Geschenk annehmen, das Gott euch gegeben hat? Wollt ihr, dass Gott ihn auf seinen Wegen begleitet und wollt ihr ihm den Glauben an Gott in Wort und Tat vorleben? So antwortet mit: Ja, mit Gottes Hilfe! Eltern und Paten: Ja, mit Gottes Hilfe! 85
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GLAUBENSBEKENNTNIS TAUFE ÜBERGABE DER TAUFKERZE LIED
Ein Kind ist angekommen (EG 57521)
Verkündigung ANSPRACHE Das Leben eines Kindes ist ein Geschenk Gottes Wir haben eben einen kleinen Jungen getauft, der Ihnen von Gott geschenkt wurde und der für Sie wie ein kostbares Geschenk ist. Wir haben diese Taufe vollzogen in der Hoffnung, dass Gott ihn begleitet auf seinem Lebensweg und dass er ihn zu einem selbständigen und selbstbewussten Mann heranwachsen lässt. In der Taufe eines Kindes wird deutlich, wie viel in unserem Leben uns geschenkt wird. Für Sie als Eltern ist Ihr Sohn ein ganz besonderes Geschenk, auf das Sie schon lange sehnsüchtig gewartet haben. Schon seit Jahren besaßen Sie den Wunsch nach einem Kind. Doch die Hoffnung schien sich zunächst zu zerschlagen. Und als Sie dann endlich Ihren Sohn auf den Arm nehmen und dann adoptieren konnten, da stellte sich sicherlich das Gefühl aus den Kindertagen ein, als endlich, endlich am Geburtstagsmorgen die Tür zum Wohnzimmer aufging und der Blick auf die lang erwarteten Geschenke frei wurde. So war es ein weiter Weg bis zu diesem Tag, an dem Sie Ihr Kind taufen lassen und zugleich feierlich in den Kreis Ihrer Familie aufnehmen konnten. Vieles, was ein Leben gelingen lässt, kann nur geschenkt werden Am Tag der Taufe wird uns aber noch in anderer Hinsicht deutlich, dass vieles uns nur geschenkt werden kann, was ein Leben gelingen lässt. Dass ein Kind gesund ist und heil aufwachsen kann und in einer Familie gut behütet wird, ist ein großes Glück und ein wichtiges Geschenk für den Start ins Leben. Und so sind für 21 Alternativ kann EG 211,1.3–4 gesungen werden.
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den Täufling seine beiden neuen Eltern ein ganz besonders großes und wichtiges Geschenk, für die er heute schon auf seine Weise dankbar ist. Dass ein Kind im Geist der Freiheit und der Liebe aufwachsen kann, muss ihm eben geschenkt werden. Und dass es schließlich den Geist Gottes empfängt und in den Glauben an Gott hineinwächst, auf dessen Namen es heute getauft wurde, muss ihm von Gott geschenkt werden. „Gott hat uns nicht den Geist der Furcht geschenkt, sondern der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit.“ So lautet der Taufspruch für unseren Täufling aus 2. Timotheus 1,7. Auch hier ist von einem Geschenk die Rede, vom Geschenk des Geistes Gottes, der uns nicht zu furchtsamen und in uns selbst verkrümmte Menschen machen will, sondern zu selbstbewussten und aufrechten. Mit diesem Geist, so verheißt es der Taufspruch, kann der kleine Täufling zu einem Mann heranwachsen, der mit starken Kräften beschenkt ist, die er aber besonnen einsetzen kann. Mit diesem Geist kann er zu einem Menschen werden, der andere lieben und der vor allem die ihm entgegengebrachte Liebe annehmen kann. Mit diesem von Gott geschenkten Geist wird unser Täufling lernen, anderen Fehler zu verzeihen und um Vergebung zu bitten, wo er selbst etwas falsch gemacht hat. Und dieser Geist, in dem Gott ihn auf seinen Wegen begleitet, wird ihn immer wieder trösten, wenn er einsam oder traurig sein sollte während seines Lebens. Die Liebe zweier Menschen ist ein gegenseitiges Geschenk So wird an der Taufe deutlich, wie sehr wir im Laufe unseres Lebens darauf angewiesen sind, beschenkt zu werden. Das gilt ganz besonders für die Menschen, mit denen wir unser Leben teilen, für Eltern und Kinder, aber vor allem auch für den Partner, die Partnerin. Ein Mann und eine Frau, die sich zu einem gemeinsamen Leben entschlossen haben, schenken sich einander. Und deshalb wollen wir heute auch an die Eltern des Täuflings denken, daran, dass sie sich miteinander verbunden haben. Für einige von Ihnen mag es eine Überraschung gewesen sein, vielleicht ein unvermutetes Geschenk, dass die beiden heute nicht nur ihren Sohn taufen wollten, sondern sich im Anschluss auch noch kirchlich trauen lassen. Für Ihre Trauung – liebes Brautpaar 87
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– haben Sie sich auch einen Bibelspruch ausgesucht, der Sie in Ihrem Zusammenleben begleiten soll: „Lasst uns nicht lieben mit Worten allein, sondern mit der Tat und mit der Wahrheit“ (1. Johannes 3,18). Ihre Liebe zueinander soll – so sagt es Ihr Trauvers – nicht allein darin bestehen, dass Sie sich einander Ihre Liebe zusagen. Auch wenn es gut und wichtig ist, wenn ein Paar sich gegenseitig seiner Liebe durch Worte versichert, wollen Sie sich damit allein nicht zufrieden geben. Sie wollen Ihre Liebe zueinander in die Tat umsetzen. Wie ein Geschenk die Wertschätzung des Beschenkten unterstreicht, wenn es sorgfältig ausgesucht und liebevoll verpackt wurde, so soll es mit Ihrer Liebe auch sein. Die Worte, mit denen Sie sich vor einigen Jahren Ihre Liebe gestanden haben, sollen durch die Tat unterstrichen werden. Und das gilt auch für das Trauversprechen, das Sie sich gleich gegenseitig zusagen werden. Denn erst durch die Tat zeigt sich wirklich, ob Ihre Liebe in Wahrheit tragfähig ist. Auch in der Ehe bleibt die Liebe ein unverfügbares Geschenk Ein Geschenk kann niemand einfordern, es wird einem gemacht und zwar von einem anderen. Und die schönsten Geschenke sind die, mit denen wir nicht vorher gerechnet haben und die uns überraschen. Ähnliches gilt auch für die Liebe. Wir können sie nicht einklagen, auch nicht in einer Ehe. Es ist ein Geschenk, wenn Sie sich ihre Liebe gegenseitig bewahren können. Deshalb muss die gegenseitige Liebe geachtet und bewahrt werden wie ein kostbares Geschenk. Mit der Liebe ist es nicht so, dass sie einmal da ist und dann von selbst bleibt. Gerade Sie wissen darum, weil Sie ja nun schon so lange zusammen sind, dass die Liebe ganz unterschiedliche Gesichter hat. Sie wissen darum, dass es Zeiten gibt, in denen die Liebe kleiner ist, und Zeiten, in denen sie so groß wird, dass sie Ihnen das Herz geradezu sprengt. Ich wünsche Ihnen, dass Sie sich immer wieder neu Ihre Liebe schenken können und dies in Worten aber vor allem mit Taten unterstreichen. Dass Ihre Liebe nicht nur aus Worten besteht, zeigt sich auch daran, dass Sie ein Kind ins Herz geschlossen haben, das Ihnen
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bis vor kurzem noch fremd war. Mit Ihrem Sohn zieht die Liebe, mit der Sie sich gegenseitig beschenkt haben und beschenken, nun weitere Kreise. LIED
Liebe ist nicht nur ein Wort (EG 62922)
Trauung SCHRIFTLESUNG (1. Korinther 13) Wenn ich in den Worten der Menschen redete und sänge in der Sprache der Engel und hätte keine Liebe in mir, so wäre ich eine tönende Glocke oder eine gellende Schelle. Wenn ich prophetisch reden könnte und alle Geheimnisse wüsste und alle Weisheit der Welt besäße und wenn mein Glaube die Macht hätte, Berge zu versetzen, und keine Liebe wäre in mir, so wäre ich nichts. Wenn ich alle meine Habe den Armen gäbe und ginge für Christus ins Feuer und es wäre keine Liebe in mir, so nützte es mir nichts. Die Liebe ist langmütig und freundlich, sie kennt keine Eifersucht, sie treibt nicht Mutwillen, sie bläht sich nicht auf, sie handelt nicht ungehörig, sie sucht nicht ihren Vorteil, lässt sich nicht zum Zorn reizen, trägt das Böse nicht nach. Sie freut sich nicht über die Ungerechtigkeit, sie freut sich aber an der Wahrheit; 22 Alternativ kann EG 401,1–4 gesungen werden.
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sie erträgt alles, sie glaubt alles, sie hofft alles, sie duldet alles. Die Liebe hört niemals auf, obwohl doch alle menschliche Kenntnis von Gott verwehen wird und was Menschen von Gott geredet haben und über ihn gedacht haben, aufhören wird. Denn Stückwerk ist, was wir wissen, Stückwerk, was wir über Gott reden. Kommt aber das Vollkommene, so endet das Stückwerk. Als ich ein Kind war, da redete ich wie ein Kind, dachte wie ein Kind und war klug wie ein Kind; als ich aber erwachsen wurde, legte ich das kindliche Wesen ab. Jetzt sehen wir Gott wie durch einen trüben Spiegel, fremd und rätselhaft, dann aber von Angesicht zu Angesicht. Jetzt erkenne ich stückweise; dann aber werde ich erkennen, wie ich erkannt bin. Nun aber bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; aber die Liebe ist die größte unter ihnen. TRAUFRAGEN Nachdem Sie gehört haben, was im Sinne Gottes über die Liebe zu sagen ist, frage ich Sie im Namen Gottes: N. N. und N., geb. N. wollen Sie Ihre Ehe miteinander als Geschenk begreifen, das Ihnen von Gott gegeben ist, wollen Sie diese Ehe deshalb in Verantwortung gegenüber Gott führen und füreinander und für die Ihnen anvertrauten Menschen da sein, sich gegenseitig stützen und zueinander halten in guten und schweren Zeiten?
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Wollen Sie gegenseitig Ihre Stärken erkennen und Ihre Schwächen ertragen, sich gegenseitig lieben und achten? Wollen Sie offen bleiben füreinander und für die Möglichkeiten und Gaben, die in Ihnen stecken? Dann antworten Sie gemeinsam: Ja, mit Gottes Hilfe! Brautpaar: Ja, mit Gottes Hilfe! RINGWECHSEL Gebt einander die Ringe an die Hand als Zeichen dafür, dass ihr eure Liebe, die Gott euch zueinander geschenkt hat, wertschätzen und bewahren wollt in guten und in schweren Tagen. TRAU- UND TAUFSEGEN Der Herr sei vor euch, um euch euren Weg zu weisen und euch in eine gute Zukunft zu führen. Der Herr sei hinter euch, um euch zu beschützen und euch von allem Belastenden zu befreien, das hinter euch liegt. Und der Herr sei über euch, um euch zu segnen, damit euer Zusammensein gelingt und auch für andere zum Segen wird. So segne euch der gütige Gott, der Vater, der Sohn und der Heilige Geist. Amen. LIED
Bis hierher hat mich Gott gebracht (EG 329)
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Gebet und Segen FÜRBITTEN Herr, unser Gott, du hast uns von Kindesbeinen an mit deiner Liebe beschenkt und hast uns in der Taufe als deine Kinder angenommen. Wir danken dir für deine unendliche Liebe und deine immerwährende Treue. Wir bitten dich, dass du deine Liebe sich widerspiegeln lässt in der Ehe von N. N. und N. N. Schenke ihrer Liebe Beständigkeit, dass sie einander treu bleiben bis ins hohe Alter. Schenke ihnen Weisheit, dass sie ihre Liebe hochschätzen und pflegen, dass sie sich gegenseitig Raum geben zur Entfaltung. Wir bitten dich, dass du deine Liebe sich widerspiegeln lässt im Leben des kleinen N., den wir heute getauft haben. Schenke ihm deinen Geist, der voller Kraft ist und der doch auch zur Besonnenheit leitet. Segne ihn, damit er diesen Segen während seines Lebens weitergeben kann. Wir bitten dich, dass du deine Liebe sich wiederspiegeln lässt in den vielen Ehen auf dieser Welt. Schenke den Ehepaaren, deren Liebe abgenommen zu haben scheint, dass ihre Liebe wieder neu gestärkt wird und an Kraft gewinnt. Und schenke den Geist der Liebe, wo kein Zusammenleben mehr möglich ist, dass nicht Hass, sondern Respekt den weiteren Umgang prägen. 92
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STILLE VATERUNSER KANON Ausgang und Eingang, Anfang und Ende (EG 175) SEGEN Es segne euch Gott, der euch beschenkt hat mit eurer gegenseitigen Liebe. Er lasse euch in dieser Liebe wachsen und reifen, dass sie Früchte trage und vielen Menschen zum Segen werde. Amen. AUSZUG MIT ORGELMUSIK
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Zusammen passen und sich zusammenfügen Trauung zum Symbol des Puzzles
Eingang MUSIK UND EINZUG DES BRAUTPAARES BEGRÜSSUNG „Daß es eine Gegend gäbe, in die man unbedingt gehörte, einen Ort, in den man so genau hineinpaßt wie das eine fehlende Teil des Puzzle-Spiels: und nur, wenn man dort ist, ist die Landschaft vollständig“23. Dieser von der Kasseler Schriftstellerin Ingrid Mylo formulierte Wunsch nach einem Ort, zu dem man ganz und gar gehört, hat zwei junge Menschen heute hierher geführt, um von nun an das Leben miteinander zu teilen. Sie wollen sich gemeinsam auf die Suche nach einem solchen Ort machen, in den Sie gemeinsam hineinpassen. Und so soll das Puzzle-Spiel für uns zum Symbol werden für das Zusammenleben von N. N. und N. geb. N., die heute im Kreis ihrer Familien und Freunde und vor Gottes Angesicht sich versprechen, ihr Leben lang beieinander zu bleiben und sich zu ergänzen wie zwei Puzzle-Teile. LIED
Nun danket alle Gott (EG 321)
PSALM 100 Jauchzet dem Herrn, alle Welt! Dienet ihm mit Freuden und kommt vor sein Angesicht mit Frohlocken! Erkennt, dass der Herr der Schöpfer ist, 23 Ingrid Mylo, Kaffeeblüten, Kassel 1994, 86.
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der uns zusammengeführt hat und uns zu Schafen seiner Weide gemacht hat. Jauchzet dem Herrn, alle Welt! Dienet ihm mit Freuden und gehet zu seinen Toren ein mit Danken! Gehet in sein Haus mit Loben, danket ihm und preist seinen Namen! Denn der Herr ist freundlich, und seine Gnade währet ewig und seine Wahrheit für und für. LIEDRUF Lobe den Herren, der alles so herrlich regieret (EG 316,2) GEBET Herr, unser Gott, voller Aufregung und innerer Anspannung sind wir hier und bitten dich um deinen Segen für das Zusammenleben zweier Menschen. Wir danken dir, dass du sie zusammengeführt hast und dass sie zusammenpassen wie zwei Teile eines Puzzles. Schenke du uns nun in dieser Stunde Ruhe und Gelassenheit, damit wir dein Wort hören und bewahren. Amen.
Verkündigung ANSPRACHE Der Wunsch nach einem gesegneten Zusammenleben in der Ehe Sie, liebes Brautpaar, sind heute in diese Kirche gekommen, weil Sie sich am Beginn ihrer Ehe den Segen Gottes zusprechen lassen wollen. Und Sie, die Sie als Gäste heute hier sind, wünschen sich, dass die Ehe dieser beiden jungen Menschen gesegnet sein soll. Und das heißt doch nichts anderes, als dass dieses Paar in den Jahren des gemeinsamen Lebens das bewahrt, was es schon heute 95
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auszeichnet: Dass sie zusammenpassen, sich gegenseitig ergänzen und sich vor allem in Liebe so verbunden bleiben wie am heutigen Tag. Passend zu diesem Gedanken haben Sie sich Ihren Trauspruch aus 1. Korinther 13 ausgewählt: „Nun aber bleiben Glaube, Liebe, Hoffnung, diese drei; aber die Liebe ist die größte unter ihnen.“ Die Liebe ist das Wichtigste; das gilt ganz besonders für eine Ehe, wenn sie gelingen soll. Mit Ihrer Trauung bekennen Sie sich zu Ihrer gegenseitigen Liebe und wollen diese Liebe leben bis ins hohe Alter. Jahreszeiten der Liebe Während des gemeinsamen Lebensweges werden Sie durch die Jahreszeiten der Liebe hindurchgehen. Diese gemeinsam zu erleben, wünsche ich Ihnen. Damit das gelingt, müssen Sie in guten und schweren Zeiten zueinander halten. In dieser Zeit wird sich Ihre Liebe zueinander verändern. Hat sie zu Beginn Ihrer Beziehung vielleicht Ihr Leben und Ihre Gedanken so sehr bestimmt, dass das Studium manchmal zu kurz kam, so ist die Liebe jetzt – wie ich vermute – ruhiger geworden. Es gibt eben so etwas wie die Jahreszeiten der Liebe. Und das anfängliche Verliebtsein macht einer Zeit Platz, in der Mann und Frau von der Gewissheit der Liebe des anderen getragen werden. Und dann gibt es die Phase, in der Sie vielleicht Kinder bekommen und in der Ihre Liebe Kreise zieht. Da heißt es, zusammenstehen und nach einem gemeinsamen Erziehungsstil suchen. Irgendwann kommt dann die Jahreszeit der Liebe, in der Sie wieder zu zweit sind. Das kann sicherlich eine ganz erfüllte Zeit werden, wenn Sie über die aktive Elternschaft Gemeinsamkeiten gerettet haben, wie Freunde, gemeinsame Hobbys und vielleicht bei Ihnen eine gemeinsame Arbeitsstelle. Und dann kommt die Zeit, in der Sie nicht mehr Ihren Beruf ausüben werden. Dann haben Sie noch viel mehr gemeinsame Zeit. Vielleicht beginnen Sie sich dann an den Schrullen des Partners zu ärgern. Oder Sie erkennen, dass Sie den anderen gerade wegen seiner Besonderheiten lieben. Zusammenpassen wie zwei Teile eines Puzzles Diese Jahreszeiten der Liebe gemeinsam zu erleben, wünsche ich Ihnen. Sie haben dafür gute Voraussetzungen, wie ich aus unse96
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rem Gespräch neulich herausgehört habe. Sie haben schnell gespürt, dass Sie zusammenpassen. Sie hatten das gleiche Studienfach und nun haben Sie den gleichen Beruf, nach fast zeitgleichen Examina. Auch mit Ihren ersten Stellen hat es so gut geklappt, dass man nicht mehr von Zufall reden will. Sie sind wie füreinander gemacht. Sie haben ähnliche Lebensentwürfe und Vorstellungen, wie eine Partnerschaft gestaltet werden soll. Mir fiel das Bild des Puzzles ein, als Sie von Ihrem Kennenlernen sprachen. Zwei Teile, die ganz genau ineinander passen und sich ergänzen. Das Puzzle ist ein schönes Symbol für eine Liebesbeziehung. Dort, wo das eine Teil eine Ausbuchtung hat, da hat das andere eine entsprechend geformte Delle und umgekehrt. Genauso müssen sich in einer Partnerschaft beide manchmal zurücknehmen und dann auch wieder ihre Bedürfnisse ansprechen, so dass es zu einem gegenseitigen Geben und Nehmen kommt. Und dann fällt mir am Bild des Puzzles auf, dass zwei Teile, die zusammenpassen, zugleich Teil eines Ganzen sind. Auch Sie werden nicht isoliert von anderen Ihre Beziehung leben. Wir hatten ja schon von möglichen Kindern gesprochen, aber darüber hinaus gibt es vielfältige Verflechtungen in die Sie manchmal auch jeweils einzeln versponnen sind: Der beste Freund, die beste Freundin vielleicht oder die eigene Ursprungsfamilie, eine Unternehmung ohne den Partner, die Menschen mit denen Sie beruflich zu tun haben. Und in diesem ganzen Lebenspuzzle wollen Sie Ihre Zugehörigkeit zueinander leben. Hoffnung auf eine gelingende gemeinsame Zukunft Die Jahreszeiten der Liebe gemeinsam zu erleben, wünsche ich Ihnen. Damit Ihnen das gelingt, ist es wichtig, dass Sie beide Ihre Beziehung pflegen. Aber darüber hinaus bedürfen Sie des Segens Gottes. Denn dass eine Ehe gelingt, ist einfach nicht selbstverständlich und trotz allem, was wir selbst dazu beitragen können, liegt es letztlich nicht in unserer Hand. Aber der, der Sie beide füreinander geschaffen hat, der kann auch darauf achten, dass Sie beieinander bleiben in den guten und schweren Zeiten Ihres Lebens und dass Sie immer zusammenpassen wie zwei ineinander verzahnte Puzzleteile.
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„Nun bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; die Liebe aber ist die größte unter ihnen.“ Dem anderen glauben, ihm vertrauen ist wichtig in der Ehe. Die Hoffnung auf eine gelingende Zukunft bildet sicher die Grundlage für Ihren Entschluss, dass Sie heute heiraten. Aber die Liebe ist das Allerwichtigste für eine gelungene Partnerschaft. Sie ist bei Ihnen schon gewachsen und gereift. Dass Sie gemeinsam auch die übrigen Jahreszeiten der Liebe durchleben, wünsche ich Ihnen von Herzen. LIED
Herr, vor dein Antlitz treten zwei (EG 238)
Trauung SCHRIFTLESUNG (1. Mose 1,1.27–28a.31a und Matthäus 19,4–6) Am Anfang, als Gott Himmel und Erde schuf, da schuf er auch den Menschen zu seinem Bilde. Und er schuf sie als Mann und Frau. Und Gott segnete sie und sprach zu ihnen: Seid fruchtbar und mehret euch, damit die Erde angefüllt sei und ihr mit euren Kindern für sie sorgen könnt. Und als Gott sah, was er gemacht hatte, da war es sehr gut. Jesus Christus spricht: Gott, der am Anfang den Menschen als Mann und Frau schuf, sprach (1. Mose 2,24): „Darum wird ein Mann Vater und Mutter verlassen und seiner Frau anhängen, damit die zwei ein Fleisch werden.“ So sind sie nun nicht mehr zwei Einzelne, sondern sind zu einem gemeinsamen Ganzen zusammengesetzt. Was nun Gott zusammengefügt hat, das soll der Mensch nicht scheiden! ZUSTIMMUNG Nachdem wir das Wort der Heiligen Schrift gehört haben, frage ich euch vor Gott und seiner Gemeinde: 98
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N. N., willst du N., geb. N. als deine Ehefrau und als dein dir aus Gottes Hand gegebenes Gegenüber annehmen, sie lieben und ehren, in Freude und Leid zu ihr stehen, bis der Tod euch scheidet, so antworte: Ja. Bräutigam: Ja. N., geb. N., willst du N. N. als deinen Ehemann und als dein dir aus Gottes Hand gegebenes Gegenüber annehmen, ihn lieben und ehren, in Freude und Leid zu ihm stehen, bis der Tod euch scheidet, so antworte: Ja. Braut: Ja. RINGWECHSEL Gebt einander die Ringe an die Hand als ein Zeichen eurer Hoffnung, dass ihr zusammenpasst und zusammengehört wie zwei Teile eines Puzzles und dass eure Liebe und Treue bestehen bleiben. GEBET Du Gott des Lebens, du hast uns Menschen geschaffen als Mann und Frau, damit wir einander ergänzen und zu einem Gegenüber werden. Wir danken dir, dass du N. und N. N. zueinander geführt und ihnen ihre Liebe zueinander geschenkt hast. Wir bitten dich für sie, dass sie beieinander bleiben und einander ihr Leben lang ergänzen wie zwei Teile eines Puzzles. Lass an ihrer Liebe deine Liebe deutlich werden, damit sie anderen zum Segen werden. Amen. TRAUSEGEN Gott geleite euch heute und an den Tagen, die kommen werden. 99
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Er lasse euch verbunden bleiben und schenke euch, dass ihr einander euer Leben lang ergänzt. Er bewahre eure Ehe und erhalte eure Liebe. Amen. LIED
Du hast uns, Herr, in dir verbunden (EG 240)
Gebet und Segen FÜRBITTEN Du Gott des Lebens, du hast uns füreinander geschaffen, damit wir füreinander da sind und sich in unserer Liebe deine Liebe spiegelt. Wir bitten dich für das Ehepaar, das sich heute in deinem Hause versprochen hat, einander zu lieben und sich treu zu sein ihr Leben lang: Gib ihnen Kraft, an ihrer Ehe zu arbeiten, schenke ihnen den Mut, ihre jeweiligen Wünsche und Bedürfnisse zu benennen, damit sie sich dauerhaft ergänzen und ein Gegenüber bleiben. Wir bitten dich für die Ehepaare hier unter uns, aber auch auf der ganzen Welt: Stärke sie in ihrem Zusammensein, lass ihre Liebe wieder groß werden und alles besiegen, was sich an Trennendem eingeschlichen hat. Wir bitten dich auch für die Ehen, die auseinander zu brechen drohen, weil Verletzung und Bitterkeit die Gemeinsamkeit zerstört: Heile die tiefen Wunden, die sich nur Liebende zufügen können und füge wieder zusammen, was sich in deinem Namen einst verbunden hat. Wir bitten dich für die gescheiterten Ehen: 100
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Schenke den Getrennten die Kraft, sich dennoch im Sinne der Liebe zu begegnen. Und schenke Versöhnung, die alles Trennende überwindet. STILLES GEBET VATERUNSER LIED
Herz und Herz vereint zusammen (EG 251,1–2.7)
SEGEN Es segne euch Gott, der euch füreinander geschaffen und euch zusammen geführt hat. Er segne euer Tun und Lassen und euer Lachen und Weinen heute und morgen und an den Tagen, die kommen. Amen. MUSIK UND AUSZUG DES BRAUTPAARES
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Ein gemeinsames Leben gestalten Trauung zum Symbol des Buches
Eingang ORGELSPIEL UND EINZUG DES BRAUTPAARES LIED
Zieh ein zu deinen Toren (EG 133,1–2.7)
BEGRÜSSUNG PSALM 104 Ich lobe dich, Gott! Denn du bist groß und prachtvoll ist der Mantel, der dich kleidet. Du spannst das Firmament über uns wie ein Zelt und versorgst das Erdreich mit Leben spendendem Wasser. Du lässt Gras wachsen zur Nahrung der Tiere und Saat aufgehen mithilfe unserer Hände Arbeit, dass du Brot aus der Erde hervorbringst und der Wein erfreue des Menschen Herz. Deine Herrlichkeit bleibe in Ewigkeit, dass du dich an dem Werk deiner Hände erfreuen kannst. Deshalb will ich dir singen mein Leben lang und vor dir fröhlich sein, solange ich bin. LIED
Du meine Seele, singe (EG 302,1–3)
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Verkündigung ANSPRACHE Der Wunsch, das Leben gemeinsam zu gestalten Liebes Brautpaar, ihr seid heute hier in dieser Kirche, weil ihr den Beginn eurer Ehe unter den Segen Gottes stellen wollt. Vor Gott und vor Menschen, die euch wichtig sind, wollt ihr deutlich machen: Ab heute gehören wir zusammen und wollen unser Leben gemeinsam gestalten bis an das Ende unserer Tage. Zu eurem Traugottesdienst habt ihr eine Reihe von Freunden, eure Eltern und Verwandte eingeladen. Und die sind gekommen, weil sie sich mit euch freuen und an eurem Glück teilhaben wollen. Und sie sind sicher auch da, weil sie euch beiden alles Gute wünschen für die gemeinsame Ehe. Und so feiern wir diesen Gottesdienst, weil wir für euch den Segen Gottes erbitten wollen. Dieser göttliche Segen beginnt für euch aber nicht erst an diesem Tag. Er hat sich schon gezeigt, als ihr euch kennen gelernt habt, als dann aus dem gegenseitigen Interesse Liebe erwuchs. Ihr wurdet gesegnet, als der Entschluss, ein Paar zu sein und zusammenzuziehen sich als gut und richtig erwies. Und vor allem habt ihr den Segen Gottes erlebt, als ihr vor wenigen Monaten euren Sohn bekamt, einen gesunden und fröhlichen Jungen, der euer Leben bereichert und über den man immer wieder nur staunen kann, wenn er mitten im Getümmel auf einer Wiese liegend einschläft, wie ich das am vergangenen Sonntag miterlebt habe. Zwei sind besser daran als einer Weil es so ein Segen für euch ist, dass ihr euch als Paar gefunden habt, und weil ihr nun seit einigen Monaten sogar zu dritt seid, habt ihr euch als Trauspruch Worte des alttestamentlichen Predigers ausgesucht, in denen die Zweisamkeit und schließlich auch die Dreisamkeit gepriesen wird (Prediger 4,9–12): Zwei sind besser daran als einer. Sie haben doch einen guten Lohn für ihre Mühe. Wenn einer fällt, so hilft ihm der andere auf. Weh dem, der allein ist! 103
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Wenn er fällt, ist kein anderer da, ihm aufzuhelfen. Und liegen zwei beieinander, so haben sie es warm. Wie aber soll ein einzelner warm werden? Und mag einer auch den Einzelnen überwältigen, zwei halten ihm stand, und gar die dreifache Schnur reißt nicht leicht entzwei. Ganz nüchtern wird hier festgestellt, dass zwei, die zusammenhalten, es besser haben als ein einzelner. Dahinter steht Lebenserfahrung und ganz praktische Klugheit. Zwei haben es leichter als ein einzelner. Das gilt für das gut eingespielte Team, das jede Aufgabe leichter bewältigen kann. Auch zwei Wanderer haben es leichter; sie können sich gegenseitig aufhelfen, wenn einer stürzt. Zu zweit ist man sicherer, wenn man überfallen wird. Und natürlich kann man auch zu zweit den Lebensweg oft besser bewältigen. Es ist schöner, zu zweit im Bett zu liegen, als alleine. Vor allem in kalten Winternächten, kann man sich so gegenseitig Wärme spenden. Als Paar mit einem Dritten im Bunde Das Lob der Zweisamkeit bezieht sich auf ein Paar, weshalb ihr es zu eurem Trauspruch gewählt habt. Und doch wird hier nicht nur die Paarbeziehung, sondern auch die Freundschaft oder das Zusammenstehen in einem Team benannt. Bei euch treffen nun diese beiden Dimensionen zusammen: Ihr seid ein Paar und zugleich seid ihr auch ein Team, das beruflich miteinander verbunden ist, weil ihr den gleichen Beruf habt. Der berufliche Horizont war von Beginn an wichtig, weil ihr euch auf einer Fachtagung kennen gelernt und dann zu gegebener Zeit auf der Frankfurter Buchmesse wiedergesehen habt. Aber auch in eurer Zukunftsplanung spielt der gemeinsame Beruf eine Rolle, auch wenn ihr das eher voller Hoffnung auf euch zukommen lassen wollt, als es jetzt schon detailliert zu planen. Und doch seid ihr nicht nur ein Paar, sondern seid zu dritt. Ihr seid eine Familie, denn euer Sohn ist wie der Dritte im Bunde. Und das kann eure Beziehung nur noch mehr festigen oder wie es in eurem Trauspruch heißt: Eine dreifache Schnur, reißt nicht leicht entzwei. Es ist gut, wenn eine Beziehung nicht an einem 104
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Faden allein hängt, denn aus je mehr Fäden eine Beziehung geknüpft ist, desto mehr Druck hält sie aus. Auch beruflich werdet ihr nicht allein sein. Noch ist es ja nicht euer Los, miteinander arbeiten zu müssen. Aber in nicht allzu ferner Zukunft, wollt ihr doch auch zusammen etwas aufbauen, wobei ihr dann – so habt ihr es zumindest angedacht – wieder zu dritt seid: „Eine dreifache Schnur reißt nicht schnell entzwei“. Die Gestaltung eines Buches als Bild für das gemeinsame Leben Wenn ein Typograph und eine angehende Typographin heiraten, deren Tätigkeit ja meist mit der Gestaltung von Texten und Büchern zusammenhängt, dann liegt es nahe, die Gestaltung des gemeinsamen Lebens in den Blick zu nehmen. Mit eurer Hochzeit macht ihr deutlich, dass ihr euer Leben von nun an gemeinsam gestalten wollt. Eine solche Lebensgestaltung vollzieht sich ja in vielen Etappen, so wie sich die Gestaltung eines Buches auch über einen gewissen Zeitraum erstreckt. Das Buch eurer Beziehung zu gestalten ist aber natürlich eine lebenslange Aufgabe. Ich wünsche euch, dass dieses Buch einen festen und zugleich schönen Umschlag besitzt, der den kostbaren Inhalt schützt und die Erinnerung bewahrt. Auch wenn dieses Buch mal im Affekt zugeschlagen wird, soll der Umschlag immer wieder dazu verlocken, das Buch erneut zu öffnen, um die nächsten Seiten zu gestalten. In dem Buch eurer Beziehung gibt es heute schon viele gestaltete Seiten. Ganz kostbare Erinnerungen sind darin. Die erste Begegnung habe ich schon benannt. Dann hat der erste Kuss seinen Ort, die erste Liebesnacht, das erste gemeinsame Frühstück. Der Einzug in die gemeinsame Wohnung. Dann haben in dem Buch eurer Paarbeziehung noch andere Menschen Platz, eure Familien, die noch vor wenigen Jahren nichts voneinander wussten und nun durch euch zusammen gehören. Viele Seiten sind allein gefüllt mit dem Erlebnis der Schwangerschaft und der Geburt eures Sohnes und mit der ungeheuren Entwicklung, die ihr an ihm wahrnehmen konntet, seit er geboren wurde. Bewahrt diese kostbaren Erinnerungen auf. Sie sind wichtig, damit ihr euch eure Liebe erhaltet über die Jahre hinweg. Es wird euch gut tun, immer wieder die frühen Seiten im Buch eurer Paarbeziehung aufzuschlagen. In eurem Trauspruch heißt es, 105
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„zwei sind besser dran als einer. Sie haben doch einen guten Lohn für ihre Mühe.“ Die Beziehung zu einem anderen Menschen kostet, wie es hier heißt, auch Mühe. Ihr wisst, dass ihr an eurer Partnerschaft arbeiten müsst. Es gehört dazu, dass ihr euch immer wieder aneinander reibt. Aber es gehört auch zur Arbeit in einer Liebesbeziehung, dass man sich immer wieder daran erinnert, wie ihr euch zum ersten Mal gesagt habt: „Ich liebe dich“ oder wie ihr euch zum ersten Mal um den Hals gefallen seid. Gott als der Dritte im Bunde Nun heißt es ja in euren Trauspruch, dass es zwei besser haben als einer allein. Aber noch besser ist das dreifache Band, weil es den Zweien noch einen größeren Halt gibt. Es wird eurer Beziehung gut tun, wenn ihr immer wieder in den verschiedenen Lebensbereichen so einen Dritten im Bunde habt. Ich wünsche euch, dass ihr neben eurem Sohn, neben dem Kollegen und neben einem guten Freund oder einer guten Freundin in Gott einen solchen Gefährten habt, der als Dritter zu eurer Zweisamkeit hinzutritt. Sein Segen gebe eurer gemeinsamen Lebensgestaltung die Festigkeit, die sie braucht. Dann kann das Buch eurer Beziehung mit lauter gelungenen Seiten angefüllt und bis zur letzten Seite beschrieben werden. LIED
Ich weiß, mein Gott, dass all mein Tun (EG 497,1–2.5)
Trauung SCHRIFTLESUNG (1. Mose 1,1.27–28a.31a und Matthäus 19,4–6) Am Anfang, als Gott Himmel und Erde schuf, da schuf er auch den Menschen zu seinem Bilde. Und er schuf sie als Mann und Frau. Und Gott segnete sie und sprach zu ihnen: Seid fruchtbar und mehret euch, damit die Erde angefüllt sei und ihr mit euren Kindern für sie sorgen könnt. Und als Gott sah, was er gemacht hatte, da war es sehr gut. 106
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Jesus Christus spricht: Gott, der am Anfang den Menschen als Mann und Frau schuf, sprach (1.Mose 2,24): „Darum wird ein Mann Vater und Mutter verlassen und seiner Frau anhängen, damit die zwei ein Fleisch werden.“ So sind sie nun nicht mehr zwei Einzelne, sondern sind zu einem gemeinsamen Ganzen geworden. Was nun Gott zusammengefügt hat, das soll der Mensch nicht scheiden! TRAUFRAGEN Nachdem wir das Wort der Heiligen Schrift gehört haben, frage ich euch vor Gott und seiner Gemeinde: N. N., willst du N., geb. N., die Gott dir als deine Ehefrau anvertraut, lieben und ehren und mit ihr euer gemeinsames Leben nach Gottes Gebot und Verheißung gestalten? Willst du bei ihr bleiben in guten und in bösen Tagen, bis der Tod euch scheidet, so antworte: Ja, mit Gottes Hilfe. Bräutigam: Ja, mit Gottes Hilfe. N., geb. N., willst du N. N., den Gott dir als deinen Ehemann anvertraut, lieben und ehren und mit ihm euer gemeinsames Leben nach Gottes Gebot und Verheißung gestalten? Willst du bei ihm bleiben in guten und in bösen Tagen, bis der Tod euch scheidet, so antworte: Ja, mit Gottes Hilfe. Braut: Ja, mit Gottes Hilfe. TRAUSEGEN Gott segne euch. Er bewahre euch eure Liebe zueinander und eure Treue füreinander.
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Er schenke euch Weisheit für die Gestaltung eurer Beziehung und eures gemeinsamen Lebens. Er beschütze eure gemeinsamen Wege. So segne euch Gott, heute, morgen und an allen Tagen, die kommen. Amen. LIED
Lobe den Herren, den mächtigen König der Ehren (EG 316,1–3)
FÜRBITTEN Gott, wir bitten dich für die beiden Menschen, die heute vor deinem Angesicht versprochen haben, ihr Leben von nun an miteinander zu gestalten: Dass sie glücklich werden in ihrer Ehe und die schönen Zeiten ihres Lebens von ganzem Herzen genießen können. Dass ihr gemeinsames Eheleben angefüllt sei mit Liebe und gegenseitigem Vertrauen. Dass sie die Andersartigkeit des anderen respektieren, gegenseitig Kompromisse eingehen und die Schwäche des anderen ertragen. Gemeinsam bitten wir: Kyrie Eleison Gott, wir bitten dich für die beiden Menschen, die heute vor deinem Angesicht versprochen haben, ihr Leben von nun an miteinander zu gestalten: Dass sie in ihrem Sohn einen Dritten haben, der ihr Leben vertieft und bereichert. Dass sie weiterhin Zeit finden für alle, die sie bis hierhin begleitet haben: für ihre Eltern, Geschwister und alle anderen in ihrer großen Familie, für ihre Freunde und für alle, die sie in ihrem Leben geprägt und unterstützt haben. Gemeinsam bitten wir: Kyrie Eleison 108
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Gott, wir bitten dich für alle Menschen, die sich einst versprochen haben, ihr Leben von nun an miteinander zu gestalten: Dass sie weiterhin zusammen stehen und Freude und Leid miteinander teilen. Dass sie sich nicht gleichgültig werden, sondern sich über die Einzigartigkeit des Partners, der Partnerin freuen. Gemeinsam bitten wir: Kyrie Eleison Gott, wir bitten dich für alle Menschen, die allein durch das Leben gehen: Dass sie nicht verbittert werden oder einsam und ohne Ansprache leben müssen. Wir bitten dich für die, die in ihren Familien keine Stabilität und Verwurzelung finden: Dass ihnen Menschen zur Seite stehen und Freunde nahe sind. Amen.
Abendmahl LIED
Kommt her, ihr seid geladen (EG 213,1–3)
WECHSELGRUSS (gesungen) Liturg: Der Herr sei mit euch Gemeinde: Und mit deinem Geiste. Liturg: Erhebet eure Herzen. Gemeinde: Wir erheben sie zum Herren. Liturg: Lasst uns danksagen dem Herrn, unserm Gott Gemeinde: Das ist würdig und recht. PRÄFATION Ja, es ist recht, dir zu danken, es ist gut, dich zu preisen, heiliger Gott, du Vater des Lebens, 109
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wir loben dich im Namen deines Sohnes Jesus Christus. Wir danken dir, dass du uns an deinem Tisch vereinigst, und uns Kraft schenkst, immer wieder einen Neuanfang zu wagen. Darum preisen wir dich mit allen deinen Geschöpfen und singen mit ihnen das Lob deiner Herrlichkeit: LIEDRUF Heilig, heilig, heilig (EG 185,3) EINSETZUNGSWORTE VATERUNSER AGNUS DEI (EG 190,2) WANDELKOMMUNION DANKGEBET Herr, unser Gott, wir haben dein Wort vernommen und wurden von Brot und Wein gestärkt. Dafür danken wir dir. Lass uns das Mahl an deinem Tisch ein Zeichen sein, dass du es bist, der unser Leben auf wundersame Weise gestaltet. Deshalb sei bei uns auf unseren Wegen, richte uns auf, wo wir fallen, stärke uns, wo wir verzagen, sei uns nahe und segne uns, dass unsere Namen dereinst geschrieben sind im Buch des Lebens. Amen. Segen LIED
Lass uns in deinem Namen, Herr, die nötigen Schritte tun (EG 61424)
24 EG 658 im Regionalteil der Ev. Kirche im Rheinland, der Ev. Kirche von Westfalen und der Lippischen Landeskirche sowie der Ev.-reformierten Kirchen in Bayern und Nordwestdeutschland und der Ev.-altreformierten Kirche in Niedersachsen. EG 634 im Regionalteil der Ev.-Lutherischen Kirchen in Bayern und Thüringen. EG 577 im Regionalteil der Nordelbischen Ev.-Lutherischen Kirche.
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SEGEN Es segne euch Gott, der eure Herzen lenkt und euer Tun und Lassen gelingen lässt. Er segne euch in der Gestaltung eures gemeinsamen Lebens und lasse euch zum Segen werden für viele. Amen. AUSZUG MIT ORGELNACHSPIEL
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„Komm, bau ein Haus“ Trauung zum Symbol des Hausbaus
Eingang EINZUG MIT ORGELMUSIK LIED
Tut mir auf die schöne Pforte (EG 166,1–3)
BEGRÜSSUNG PSALM 15 Wer kann bleiben in Gottes Haus und wohnen an der Stätte, an der sein Name wohnt? Nur wer ohne Fehl ist und tut, was recht ist und dessen Herz durchdrungen ist von der Wahrheit. Wer kann bleiben in Gottes Haus und wohnen an der Stätte, an der sein Name wohnt? Wer keine Lügen verbreitet, seinen Nächsten nicht verleumdet und keine bösen Gerüchte streut. Wer kann bleiben in Gottes Haus und wohnen an der Stätte, an der sein Name wohnt? Wer solidarisch ist mit denen, die Gott achten und wer sich treu bleibt in dem, was er sich selbst geschworen hat. Wer kann bleiben in Gottes Haus und wohnen an der Stätte, an der sein Name wohnt? Wer sich nicht kaufen lässt und keine Vergünstigungen annimmt, sondern standhaft bleibt. Der braucht die Nähe Gottes nicht zu fürchten und darf bleiben an der Stätte, an der sein Name wohnt. 112
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LIEDRUF Lass dich, Herr Jesu Christ, durch mein Gebet bewegen (EG 496) GEBET Wir sind heute zu dir gekommen, Gott, um dich darum zu bitten, dass du zu uns kommst mit deiner segnenden Gegenwart. Wir bitten dich für das gemeinsame Leben von N. N. und N., geb. N., die sich heute miteinander verbinden. Lass ihre Beziehung wachsen in den Jahren, die kommen, dass sie immer neue Perspektiven entwickeln und gemeinsam immer wieder neue Räume erschließen. Wir bitten dich, dass du nun unter uns bist, damit wir auf dein Reden hören können. Amen. LIED
Komm, bau ein Haus, das uns beschützt (EG 58925)
Verkündigung ANSPRACHE Liebe, wie sie sein sollte Liebes Brautpaar, liebe Brauteltern, liebe Verwandte und Freunde, heute ist es nun soweit, N. N. und N., geb. N. geben sich das Jawort hier in der Kirche vor ihren Verwandten, ihren Freunden und Bekannten. Vor allem aber geben sie sich dieses Jawort vor dem Angesicht Gottes. Seinen Segen wollen wir für das Brautpaar erbitten und darüber nachdenken, was eine gute Partnerschaft auszeichnet. Wir tun dies, indem wir über einen Bibelvers aus dem 13. Kapitel des 1. Korintherbriefes nachdenken, wo es heißt:
25 Alternativ kann EG 496 gesungen werden.
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Die Liebe handelt nicht ungehörig, sie sucht nicht ihren Vorteil, lässt sich nicht zum Zorn reizen, trägt das Böse nicht nach. Hier wird die Liebe beschrieben, wie sie sein sollte. Mit wenigen Worten wird ein Plan skizziert, wie ein Paar gemeinsam leben soll. Keiner von beiden soll gegen die Regeln handeln, wie es sich für ein Liebespaar gehört. Keiner soll also aus der Liebe ausbrechen, dem anderen etwas zumuten, was schmerzt oder betrübt. Liebe sucht nicht ihren Vorteil. Keiner soll also nur sich selbst auf Kosten des Partners verwirklichen, nicht seine Eigeninteressen höher einschätzen als das gemeinsame Wohl. Liebe lässt sich nicht zum Zorn reizen. Bei Meinungsverschiedenheiten oder den Spannungen, die beim Zusammenleben zweier ganz unterschiedlicher Menschen auftreten können, ja müssen, soll der Zorn nicht die Liebe verdunkeln. Nun hat ja so ein Zornesausbruch meist eine Vorgeschichte und es wäre verkehrt, nur den Zorn an sich aus der Liebesbeziehung zu verbannen. Zorn entsteht, weil irgendetwas schon lange quer lag und immer wieder unausgesprochen heruntergeschluckt wurde. Zorn ist so etwas wie ein aufgestauter See, dessen Fluten sich bei einem Dammbruch in einem Schwung ergießen. Wenn der Zorn keinen Platz haben soll in einer Liebesbeziehung, dann muss um so mehr Raum sein für Gespräche und für Rituale, damit der kleine Ärger geäußert werden kann. Es braucht möglichst feste Zeiten im Tages- und Wochenablauf, damit alles geäußert werden kann, was heruntergeschluckt wurde. Dann braucht sich auch nichts aufzustauen, was in einem Wutausbruch dann allzu heftig geäußert wird. Wenn es aber dann doch dazu kommt, dass der eine den anderen Partner verletzt, dann ist die Liebe nicht nachtragend. Sie vergibt das, was ihr an Unrecht angetan wurde. Liebe als Lebensaufgabe So soll die Liebe sein und so wünschen sich N. N. und N., geb. N. offenbar ihre Beziehung. Und doch werden auch Sie darum wissen, dass eine Liebesbeziehung nicht immer so vollkommen ist. Es ist eine Lebensaufgabe für ein Ehepaar, diese Liebe zu vervollkommnen. Es ist wie bei dem Bau eines Hauses. Sie brauchen 114
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zunächst die Idee, wie das künftige Gebäude Ihrer Beziehung aussehen soll. Diese Idee haben Sie sich heute schon gewählt mit ihrem Trauspruch. Aber dann muss aus der Idee ein Plan werden. Sie brauchen für das Gebäude Ihrer Beziehung einen Bauplan, das wissen Sie als Architekten sicher viel besser als ich. Und dann muss Schritt für Schritt das Haus gebaut werden, Geschoss für Geschoss. Einiges davon liegt schon hinter Ihnen, beginnt doch Ihr gemeinsamer Lebensweg nicht erst heute und leben Sie doch schon seit mehreren Jahren zusammen. Der Hausbau als Bild für die Liebe Bei einem Brautpaar, das sich am ersten Tag des Grundstudiums Architektur kennen lernte, das gemeinsam dieses Studium absolvierte und heute an unterschiedlichen Orten dem Beruf des Architekten nachgeht, liegt es nahe, den Hausbau und ein Haus zum Bild für Ihre Partnerschaft zu wählen, die heute in eine neue Phase tritt. Ich sehe immer gerne zu, wie ein Haus gebaut wird. Zunächst ahnt man bei der Einmessung nur, dass auf einem bisher leeren Grundstück bald der Bau eines Hauses beginnen soll. So war das ja auch bei dem Beginn Ihrer Liebe. Ein paar Anzeichen sprachen schon bald nach dem Studienbeginn dafür, dass Sie füreinander mehr waren als Studienkollegen. Ganz zart deutete sich an, dass zwischen Ihnen beiden sich ein Liebesband knüpfte. Wer hat damals aber schon geahnt, dass aus diesen Anfängen sich eine Partnerschaft fürs Leben entwickeln würde? Vielleicht haben noch nicht einmal Sie selbst daran gedacht. Beim Hausbau kommt nach den ersten Anfängen die Zeit, in der die Bagger anrücken und die Baugrube ausschachten. Bei einer jungen Liebe gibt es so etwas Ähnliches ja auch und wird umgangssprachlich als Baggern benannt. In diesem Fall war es eine Postkarte aus Spanien mit spanischen Liebessprüchen, die nach der Übersetzung richtig gedeutet wurden. Nun konnte das Fundament gelegt werden, ein gutes und tragfestes, auf dem dann nach und nach aufgebaut werden konnte. Liebe bleibt stets im Aufbau begriffen Eine Liebe verändert sich im Laufe der Jahre ja immer und bleibt stets im Aufbau begriffen. Stein muss auf Stein gesetzt werden 115
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und alles muss durch die Liebe miteinander in Beziehung stehen. Was waren die ersten Steine bei Ihnen? Dazu gehörte sicherlich das erste gemeinsame Ausgehen, der erste Kino- oder Theaterbesuch, der erste Kuss. Es folgten wichtige und tiefe Gespräche und irgendwann die erste gemeinsame Nacht, das Zusammenziehen, zu dem Sie sich vor einigen Jahren schon entschlossen haben. Zu den Steinen, mit denen Ihr Haus bis heute wuchs, gehörte aber auch das gemeinsame Studium. Und so hat sich Stein auf Stein gefügt. Es ging dann immer weiter, wie bei einem Haus erst der Keller entsteht und später das Erdgeschoss. Es wurden Konturen sichtbar, wo die Wände stehen, wo es Türen und Fenster gibt. Und so hat auch mit der Zeit die Beziehung des Brautpaars an Konturen gewonnen. Dazu gehörte sicherlich auch so mancher Streit. Auch wenn der Zorn keinen Platz haben soll in Ihrer Partnerschaft, sehe ich in den Auseinandersetzungen wichtige Bausteine für eine gelingende Partnerschaft. Denn nur so zeigt sich, dass jeder weiterhin ein eigenständiger Mensch ist und seine Grenzen besitzt und dass nicht der eine auf Kosten des anderen nur seinen Vorteil sucht. Mit der Hochzeit bekommt der Bau der Partnerschaft ein neues Stockwerk Und nun beginnen Sie mit der Hochzeit ein neues Stockwerk auf der Baustelle Ihrer Partnerschaft. Nun wollen Sie Ihr Leben nicht nur gemeinsam führen, wie Sie das ja schon bisher getan haben. Mit Ihrer Hochzeit machen Sie klar: Unter den vielen interessanten Männern ist N. der Mann für den gemeinsamen Lebensweg. Und N. ist unter den vielen interessanten Frauen die Frau für die gemeinsame Lebensreise. Sich auf einen Partner festzulegen, ist eine wichtige Weichenstellung im Leben und die Voraussetzung für eine gelingende Partnerschaft. Wichtig ist allerdings, dass Sie Ihre Trauung nicht schon als das Dach Ihres gemeinsamen Baus ansehen, das den Rohbau abschließt. Vielmehr soll der Bau Ihrer Beziehung stets Raum bieten für weitere, gemeinsame Veränderungen. Der Hausbau Ihrer Liebesbeziehung soll am heutigen Tage noch lange nicht abgeschlossen sein. Denn die Liebe soll ja weiter wachsen und Sie sollen sich gegenseitig helfen, zu gedeihen und immer reifer zu werden. Ich wünsche Ihnen, dass Ihr 116
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gemeinsames Leben in diesem Sinne eine Baustelle bleibt. Und auf dieser Baustelle sollen immer noch Wünsche und Träume möglich werden können, wie bei einem Haus immer noch eine Reihe Steine und hier noch ein Giebel und dort noch ein Anbau dazukommen können. Die Liebe als ein Haus, das Geborgenheit schenkt Der Hausbau als Symbol für das Wachstum einer Beziehung haben wir nun gemeinsam bedacht. Man baut aber ein Haus nicht nur, um des Bauens willen. Am Ende soll das Haus fertig sein und einer Familie Raum und Geborgenheit schenken. Und auch ein solches fertig gestelltes Haus kann zu einem Bild für eine Ehe werden: Es ist ein Ort, der der Liebe Raum gibt, von der der heutige Trauvers spricht: Für die Liebe, die nicht ungehörig handelt, die solidarisch ist und nicht ihren Vorteil sucht, die dem Zorn keinen Raum gibt und die das Böse nicht nachträgt. Und so wünsche ich Ihnen, dass Sie Ihrer Liebe einen großen Platz einräumt im Haus Ihrer Partnerschaft, dass sich der eine beim anderen geborgen fühlt und Sie sich aufeinander verlassen können. Ich wünsche Ihnen, dass Sie sich gegenseitig Schutz bieten, wie ein Haus vor dem Gewitter. Und ich wünsche Ihnen, dass Ihre Beziehung einem offenen Haus gleicht und Freunde, Verwandte und Nachbarn sich bei Ihnen wohl fühlen können. Dann wird Ihre Liebe Kreise ziehen. Und der Segen, den ich Ihnen heute für Ihre Beziehung zuspreche, wird andere mit einschließen. LIED
Brich mit den Hungrigen dein Brot (EG 420)
Trauung SCHRIFTLESUNG (Matthäus 19,4–6 und 7,24–27) Jesus Christus spricht: Gott, der am Anfang den Menschen als Mann und Frau schuf, sprach (1. Mose 2,24): „Darum wird ein Mann Vater und Mutter verlassen und seiner Frau anhängen, damit die zwei ein Fleisch werden.“ 117
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So sind sie nun nicht mehr zwei Einzelne, sondern sind zu einem gemeinsamen Ganzen geworden. Was nun Gott zusammengefügt hat, das soll der Mensch nicht scheiden! Wer meine Worte hört und nach ihnen handelt, der ist wie ein kluger Mann, der sein Haus auf festem Grund baute. Als ein Gewitter aufzog und Regen fiel und als ein Sturm an dem Hause rüttelte, da stürzte es doch nicht ein, weil es auf festem Untergrund gebaut war. Doch wer meine Worte hört und nicht danach handelt, der ist wie ein kurzsichtiger Mann, der sein Haus auf losem Grund baute. Als ein Gewitter aufzog und Regen fiel und als ein Sturm an dem Hause rüttelte, da stürzte es um und fiel ein. ZUSTIMMUNG Nachdem wir das Wort der Heiligen Schrift gehört haben, so antwortet auf Gottes Zusage und legt vor Gott und seiner Gemeinde das Trauversprechen ab: Bräutigam: Ich nehme dich vor Gott und vor den Menschen zu meiner Frau. Ich will mit dir fortan mein Leben teilen, mit dir lachen und fröhlich sein. Ich will dich aufbauen, wenn du niedergeschlagen bist und dich trösten, wenn du traurig bist. Und ich will immer bei dir bleiben, auch in den schlechten Zeiten, bis ans Ende meiner Tage. Braut: Ich nehme dich vor Gott und vor den Menschen zu meinem Mann. Ich will mit dir fortan mein Leben teilen, mit dir lachen und fröhlich sein. 118
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Ich will dich aufbauen, wenn du niedergeschlagen bist und dich trösten, wenn du traurig bist. Und ich will immer bei dir bleiben, auch in den schlechten Zeiten, bis ans Ende meiner Tage. RINGWECHSEL Gebt einander die Ringe an die Hand als Zeichen eurer Liebe und Treue. Sie sollen ein Symbol dafür sein, dass eure Liebe und Treue niemals aufhören, wie auch eure Ringe keinen Anfang und kein Ende haben. TRAUSEGEN Gott, der für euch sorgt wie ein Vater und sich um euch kümmert wie eine Mutter, er segne euer gemeinsames Leben, dass es sich immer im Aufbau befinde und eure Liebe von Tag zu Tag wachse. Amen. MUSIK
Gebet und Segen FÜRBITTEN Herr, unser Gott, deine Liebe ist unendlich und unbegreiflich. Du liebst uns und nimmst uns an wie wir sind. Wir bitten dich für N. und N. N.: Dass das Wunder ihrer Liebe über die Jahre erhalten bleibt. Dass sie einander aufbauen und stärken und einander Hilfe sein können. Dass sie aufmerksam bleiben 119
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gegenüber den Bedürfnissen ihres Partners. Dass sie ehrlich und liebevoll miteinander umgehen und sich nicht zu unkontrolliertem Zorn reizen lassen. Dass sie stets beieinander bleiben auch dann, wenn sie durch schwere Zeiten geführt werden. Dass sie in ihrem gemeinsamen Leben Raum haben für die Not in der Nähe und in der Ferne, und dass sie in ihren Freundinnen und Freunden Hilfe und Bereicherung ihrer Beziehung erleben. Dass sie merken, wie wichtig sie für ihre Familien sind und dass sie mit ihnen verbunden bleiben wie in einem großen, gemeinsamen Haus. STILLE VATERUNSER LIED
Wir nehmen seine Worte und Taten mit nach Haus (EG 168,5–6)
SEGEN Es segne euch Gott, der euch zusammengeführt und fest gegründet hat, damit weder Sturm noch Regen den Bau eurer Beziehung zu Fall bringen kann. Amen. AUSZUG BEI ORGELMUSIK
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„Der Herr behüte deinen Ausgang und Eingang“ Goldene Hochzeit zum Symbol der Reise
Eingang ORGELMUSIK MIT EINZUG BEGRÜSSUNG Wir feiern diesen Gottesdienst im Namen Gottes des Vaters, der Quelle unseres Lebens, im Namen des Sohnes, in dem Gott uns nahe ist, und im Namen des Heiligen Geistes, der uns verbindet. Wir sind heute zusammen, um gemeinsam ein Fest zu feiern und uns an ein Fest zu erinnern, das 50 Jahre zurück liegt. Denn solange ist es her, dass sich N. N. und N. N. das Jawort gaben. Wir freuen uns mit Ihnen und wollen Ihnen einen frohen und glücklichen Tag wünschen, von dem Sie noch in den nächsten Tagen, Wochen und Monaten zehren können. Wir wollen uns in dieser gottesdienstlichen Feier an die gemeinsame Reise erinnern, die Sie in Ihrer fünfzigjährigen Ehe gemeinsam unternommen haben. Und wir wollen wie von einem hohen Aussichtspunkt zurückblicken auf die Stationen Ihres Lebens. LIED
Bis hierher hat mich Gott gebracht (EG 329)
PSALM 121 Unsere Augen blicken besorgt in die Zukunft und suchen nach den rechten Wegen. 121
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Wird Gott bei uns sein, wenn wir auf ihnen wandeln? Wird er uns nahe sein, um uns zu helfen? Unsere Hilfe kommt von ihm, der den Himmel gebogen und die Erde gegründet hat. Er ist uns nahe bei jedem Schritt den wir gehen, damit wir nicht stürzen. Gott schläft nicht, sondern behütet uns nicht nur am Tage, sondern auch in der Nacht. Schatten spendet er am Tage, dass die Sonne uns nicht sticht, und des nachts erquickt er unsere Seelen. Gott behütet uns, auch wenn uns Übles widerfährt. Er beschützt unsere Seele, er behütet unseren Ausgang und Eingang von nun an bis in Ewigkeit. GEBET Du Gott des Lebens, du begleitest uns schon lange auf unserer gemeinsamen Reise. Viele Wege liegen schon hinter uns, manche Strecken unserer Reise liegen noch vor uns. Du hast uns unsere gemeinsame Zeit geschenkt. Wir danken dir für jeden Tag, den wir zusammen erleben, für jeden Morgen, an dem wir erwachen und jeden Abend, an dem wir unser Leben getrost in deine Hände legen dürfen. Wir bitten dich für die Menschen, denen wir auf unserer Reise begegnet sind: Für unsere Kinder, die wir begleiten durften auf ihrem Weg in das Leben, für unsere Enkel, deren Lebensentwürfe wir aus der Ferne mit so viel Spannung verfolgen, für unsere Urenkel, die unser Herz erfreuen. Sei bei ihnen auf ihren Wegen,
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dass sie aufrecht gehen und selbstbewusst ihre Schritte setzen. Wir bitten dich auch für uns, dass du uns noch lange zusammensein lässt auf unserer gemeinsamen Reise. Und führe unsere Schritte dereinst in dein himmlisches Reich. Amen. LIED
In Gottes Namen fahren wir (EG 498)
Verkündigung SCHRIFTLESUNG (Ruth 1,16–17) Wo du hingehst, da will auch ich hingehen; wo du bleibst, da will auch ich bleiben. Dein Volk soll mein Volk sein, und dein Gott soll auch zu meinem Gott werden. Wo du stirbst, da will auch ich mich zur letzten Ruhe legen und mich begraben lassen. Im Namen Gottes verspreche ich dir, dass nur der Tod mich von dir scheiden wird. ANSPRACHE 50 Jahre Ehe gleichen einer langen gemeinsamen Reise Liebe Festgemeinde, liebes Ehepaar N., dies ist ein wichtiger Tag für Sie. Wichtig, weil Sie nun 50 Jahre miteinander auf dem Weg sind durch ein gemeinsames Leben. Sie haben während dieser Zeit Schönes und Schweres zusammen erlebt, haben Hoffnungen und Ängste miteinander geteilt, sind gemeinsam alt und grau geworden. Diese 50 gemeinsamen Jahre sind so etwas wie eine gemeinsame Reise durch das Leben. Wie passend ist da der Bibelspruch, den Sie sich als Text für diesen besonderen Tag ausgewählt haben, der so etwas ist wie ein Reisesegen für Ihren gemeinsamen Lebensweg: „So zieht hin! Gott sei mit euch auf dem Wege, und sein Engel geleite euch (Tobit 5,23)!“ 123
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Vielleicht hatten Sie schon am Beginn Ihrer Ehe den Wunsch, dass der Engel Gottes Sie geleite auf diesem neuen und gemeinsam zu bewältigenden Lebensabschnitt. Eigentlich wären Sie gerne auch räumlich weitergezogen, in eine andere Gegend, in eine größere Stadt vielleicht. Aber Sie sind hier im heimatlichen Ort geblieben. Dazu mag Sie die Landwirtschaft veranlasst haben, der väterliche Hof, für den Sie beide Verantwortung übernommen haben in dieser schweren Zeit vor fünfzig Jahren. Zunächst waren noch die Eltern oder Schwiegereltern da, mit denen Sie unter einem Dach zusammenwohnten. Sie haben sich die Arbeit in der Landwirtschaft geteilt und Sie, Herr N., haben daneben noch Ihren erlernten Beruf ausgeübt, für den Sie sich immer wieder auf Reisen begeben mussten. „So zieht hin! Gott sei mit euch auf dem Wege, und sein Engel geleite euch!“ Das galt damals für Sie allein, aber es wird Ihrer Frau eben doch auch wichtig gewesen sein, dass Sie sicher und gut geleitet wurden und auch immer wohlbehalten nach Hause kamen. Begleiter auf der Lebenswanderung In Ihrem Haus wurde es bald ganz schön lebendig. Bald begleiteten Kinder Sie auf Ihrer Lebensreise, zunächst der große Sohn und dann die Tochter. Es war damals gut, dass die Großeltern noch mit auf dem Hof lebten. Denn sie konnten sicher oft eine Hilfe sein, sowohl beim Beaufsichtigen der Kinder, als auch bei der Arbeit in der Landwirtschaft. Und auch als Ihre beiden Zwillinge geboren wurden, werden Sie froh gewesen sein für die Hilfe, die die Anwesenheit der Großeltern bedeutete. Kurz nach der Geburt der Zwillinge mussten Sie immer wieder zu ihnen in die Klinik fahren, waren sie doch noch zu klein und schwach, um ohne ärztliche Betreuung auskommen zu können. Wenn Sie dort vor den kleinen Bettchen standen, werden Sie so manches Gebet gesprochen oder gedacht haben. Vielleicht ging Ihnen auch der Segensspruch durch den Sinn: „Gott sei mit dir auf dem Wege, und sein Engel geleite dich!“ Gottes Engel haben die Zwillinge dann geleitet und während der schweren ersten Wochen behütet. Bald schon hatten Sie sicherlich Ihre liebe Not, die beiden zu bändigen. Die Landwirtschaft und Ihre vier Kinder machten es zunächst schwierig für Sie, den Traum von einem Leben in der Ferne 124
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wenigstens im Urlaub zu erfüllen. Sie waren ja verantwortlich für Familie und Hof. Später sind Sie dann öfters zu Fahrten mit der Kirchengemeinde aufgebrochen, die bis in die Waldenserdörfer im Norden Italiens führten. Da hatte der alte Reisesegen aus dem Buch Tobit seine Gültigkeit: „So zieht hin! Gott sei mit euch auf dem Wege, und sein Engel geleite euch!“ Sie sind mit Gottes Segen auf diese Reisen gegangen und sicher haben Sie seinen Segen auch immer wieder gespürt während diesen Fahrten. So manches Gespräch wird Sie erfüllt haben und mancher Besuch in einer Kirche wird seine Spuren in Ihrer Seele hinterlassen haben. Rückblick auf das gemeinsam Erlebte Aber Sie haben sich nicht nur auf Ihren Urlaubsfahrten auf einer Reise befunden. Auch Ihr gemeinsames Leben war so etwas wie eine lange gemeinsame Wanderung. Und auf diesen Wegen sind sie von Gott bewahrt worden, wie es der Vers aus dem Tobitbuch wünscht: „So zieht hin! Gott sei mit euch auf dem Wege, und sein Engel geleite euch!“ Manchmal fielen Ihnen die Schritte schwer, manchen Berg mussten Sie besteigen. An einem Tag wie heute können Sie innehalten und zurück schauen. Genießen Sie den Ausblick, lassen Sie Ihren Blick schweifen auf das gemeinsam Erlebte. Fünfzig Jahre liegen hinter Ihnen. Und wie zwei Reisenden bleiben Ihnen die Erinnerungen an schöne Stunden. Sie sind durch sonnige und schattige Gegenden geführt worden. Schön war es sicher, dass Sie mit Ihren Kindern gesegnet wurden. Ihre Wanderung, die Sie zu zweit begonnen hatten, wurde bald begleitet von Ihren Kindern. Es gingen mit den Jahren drei Jungen und ein Mädchen mit Ihnen auf der Wanderung durch Ihre gemeinsames Leben. Dadurch wurden Ihre Schritte ein wenig gebremst. Die kleinen Kinder mussten an der Hand genommen werden und trippelten dann neben Ihnen her. Doch schnell wurden die Kinder größer und wurden Ihnen selbst immer öfter zu einer Hilfe. Aber es gab auch dunkle Seiten auf Ihrer gemeinsamen fünfzigjährigen Wanderung. Sie mussten sie gemeinsam bestehen und sicherlich hat Sie das noch mehr zueinander gebracht. Manche der Menschen, mit denen Sie ihr Leben geteilt haben und die Ihnen wichtig waren, können heute an diesem Fest nicht mehr 125
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teilnehmen, weil sie gestorben sind. Sie zu verlieren wird eine dunkle, von Wolken überschattete Wegstrecke gewesen sein. Aber Sie sind dann auch wieder aus dem Tal der Trauer in schöne sonnige Gegenden geführt worden auf Ihrer Reise. Und der Engel des Herrn hat Sie bewahrt. Und Sie haben immer wieder Rast gemacht, um sich im Raum der Kirche zu stärken und mitten in der Hast des Lebens innezuhalten. Segenszuspruch für die weitere Lebensreise Nun haben wir einen Blick auf Ihre gemeinsame Reise geworfen. Manches ist ungesagt geblieben und einiges muss auch gar nicht öffentlich ausgesprochen werden. Sie haben auf Ihrer Wanderung durch Ihr Leben so manche Anhöhe überquert und Täler durchschritten. Sie werden sicher noch Berge erklimmen müssen und enge Schluchten durchqueren. Ich wünsche Ihnen, dass Sie die letzte Wegstrecke noch lange gemeinsam zurücklegen können und spreche Ihnen für die Jahre, die noch kommen, den alten Reisesegen aus dem Tobitbuch zu: „So zieht hin! Gott sei mit euch auf dem Wege, und sein Engel geleite euch!“ LIED
Jesu, geh voran auf der Lebensbahn (EG 391)
Gebet und Segen FÜRBITTEN Wir danken dir, Gott, für die Jahre, die du dem Ehepaar N. geschenkt hast und dafür, dass sie ihren gemeinsamen Weg nicht allein gehen mussten. Wir bitten dich für die Menschen, die ihren Weg begleitet haben, die ihnen Freude gemacht haben oder ihnen hilfreich zur Seite standen. Wir bitten dich für die Menschen, denen sie begegnet sind auf ihrer gemeinsamen Reise, denen sie eine Hilfe sein konnten. Wir bitten dich im Hinblick auf die Wege, die dem Ehepaar N. noch bevorstehen, 126
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dass du sie in ihrer gegenseitigen Liebe bewahrst und dass du ihnen noch viele Jahre schenkst, in der sie zusammensein können und in denen sie an Leib, Seele und Geist gesund bleiben. Stärke du Herrn und Frau N. durch deine Gegenwart und gib ihnen Kraft für die weitere Reise. STILLE VATERUNSER LIED
Bewahre uns, Gott, behüte uns, Gott (EG 171)
SEGEN Gott, der Vater, sei mit uns auf allen unseren Wegen, Gott, der Sohn, richte uns auf und lasse unsere Schritte sicher auftreten, und Gott, der gute Geist, führe uns immer neu in die Gemeinschaft mit anderen Menschen. Und so segne uns der dreieinige Gott, er behüte unseren Ausgang und Eingang von nun an bis in Ewigkeit. Amen. ORGELMUSIK MIT AUSZUG
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Unter den Händen zerbrochen Beerdigung zum Symbol der Scherben
Eingang ORGELMUSIK BEGRÜSSUNG Wir sind hier, weil wir tief betroffen sind von dem Verlust eines noch ganz jungen Menschen, der aus unserer Mitte gerissen wurde, noch bevor sein Leben richtig beginnen konnte. Wir nehmen von diesem Leben Abschied, indem wir Scherben in die Hand nehmen. Denn Scherben sind ein Ausdruck für unsere Gefühle am heutigen Tag. Sie sind ein Bild dafür, dass auch von uns etwas abgebrochen wurde, das zu uns und unserem Leben gehörte. Unsere Gefühle und Gedanken bringen wir vor Gott, in dessen Namen wir uns hier versammelt haben. LIED
Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen (EG 381,1–2.4)
PSALM 6 Ach Gott, warum hast du dein Antlitz vor mir verborgen und warum verfolgst du mich mit deinem Grimm? Wende dich wieder zu mir und heile mich, denn ich bin schwach und meine Seele ist betrübt. Wie lange noch muss ich warten, bis du mir wieder nahe kommst? Wann endlich wirst du mich befreien aus dem finsteren Tal, in dem ich sitze? Tag und Nacht klage ich dir mein Leid, meine Tränen sind so viel, 128
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dass ich sie nicht zählen kann, sie haben mein Lager durchweicht und mein Auge trüb werden lassen. Aber ich bin gewiss, dass Gott meine Klage hört und mein Gebet annimmt. Er wird denen entgegen treten, die mir nachstellen, und meine Bedränger wird er von mir weichen lassen. Gott wird meine Klage hören und mein Gebet annehmen. GEBET Herr, unser Gott, wir sind heute hier voller ungeklärter Fragen. Wir kommen zu dir mit Klagen auf unseren Lippen, wir kommen innerlich zerrissen, mit dem Gefühl, als sei uns unter den Händen alles zerbrochen, was uns bisher wichtig war. Wir bitten dich: Sei du nun mitten unter uns, schenke uns Kraft zum Trauern und die Möglichkeit, loszulassen, was uns der Tod genommen hat. Amen.
Verkündigung LESUNG (Psalm 13) Wie lange soll ich noch sein wie ein zerbrochenes Gefäß? Wie lange muss ich warten auf deine heilende Gegenwart, Gott? Wie lange hältst du dein Antlitz vor mir verborgen? Voll Trauer ist mein verwundetes Herz und die Angst lässt mich innerlich zerbrechen. 129
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Schau doch und höre meine Stimme, erneuere und heile, was in mir zu Bruch gegangen ist. Verlass mich nicht in der Not und lass mich in meinem Schmerz nicht allein. Erbarme dich meiner und hilf mir heraus aus meinem Leid. ORGELMUSIK ANSPRACHE Vor uns liegen Scherben; sie sind ein Bild für unsere Trauer, aber auch für das viel zu kurze Leben von N. N., das wie eine Scherbe herausgebrochen ist aus einem Ganzen. N. N. war ein Teil einer Familie, eines Geschwisterpaares. Er/sie gehörte zum Leben vieler Menschen, in erster Linie zu dem seiner/ihrer Eltern. Mit seinem/ihrem Tod ist aber auch das Leben der Familie zu Bruch gegangen und gleicht Scherben, die nie wieder so zusammengesetzt werden können, wie sie einmal waren. Es wird immer etwas fehlen und es werden die Bruchkanten bleiben, die dieses tragische Ende eines Lebens hinterließ. Und es werden die Fragen bleiben nach dem Warum dieses Todes. Warum musste dieser Tod geschehen, warum hat Gott zugelassen, dass ein noch fast ungelebtes Leben beendet wurde? Hätte nicht noch viel mehr getan werden können, ja müssen? Solche und ähnliche Fragen werden Ihnen durch den Sinn gehen. Und diese Fragen zeigen, dass in den letzten Tagen Ihnen auch Ihr Glaube zum Teil zu Bruch gegangen ist, der Glaube an Gott und das Vertrauen, im Leben getragen zu sein. Wir wollen uns nun Zeit nehmen, um zu trauern und um das kurze Leben des/ der Verstorbene(n) vor unserem inneren Auge noch einmal vorüberziehen zu lassen. Wir tun dies anhand von Worten aus Psalm 3: „Ich liege und schlafe und erwache; denn der Herr hält mich“. Ja, so hätte es sein sollen im Leben von N. N. Er/sie hätte schlafend in seinem/ihrem Bettchen liegen sollen. Aber er/sie hätte dann auch erwachen sollen an diesem Morgen, vor wenigen Tagen, dessen Ablauf Sie nun unendlich oft in Gedanken durchgegangen sind und der Sie wohl Ihr Leben lang begleiten wird. Immer wieder werden Sie sich Sätze gesagt haben, die mit „hätte 130
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ich doch“ begannen. Wenn Sie gewusst hätten, wie es um Ihren Sohn/Ihre Tochter stand, hätten Sie sicher gewusst, was Sie tun sollten. Sie hätten in dieser Nacht kein Auge zugemacht. Aber wir Menschen können nicht 24 Stunden aufpassen, auch nicht auf das Liebste, das uns gegeben ist. Und nun ist es so gekommen, dass N. N. nach dieser einen Nacht nicht erwachte. Und so bekommen die Worte aus Psalm 3 einen neuen Klang. „Ich liege und schlafe“ – diese Worte beschreiben den Anblick des kleinen Körpers, als er wie schlafend in seinem Bettchen und später in dem kleinen Kindersarg lag. Dieser Anblick nährte in Ihnen – wie Sie mir sagten – die Hoffnung, dass der Tod so etwas ist wie ein langer Schlaf, aus dem N. N. einmal erwachen möge. Die Worte „Ich liege und schlafe und erwache“ sind deshalb auch ein Bekenntnis der Hoffnung, dass Gott, der das Leben des/der Verstorbenen in seinen Händen hält, dieses dereinst wieder erwecken werde. Dann werden auch die Scherben, zu denen unser Leben von einem Tag auf den anderen zerbrach, mit neuen Augen gesehen werden können. Denn Gott sieht Scherben nicht als wertlos an. Er kann Scherben wieder zusammen setzen und mit anderen Scherben verbinden. Und so wollen wir das viel zu kurze Leben von N. N. in Gottes Hände legen. Wir tun dies in der Hoffnung, dass er ergänzen kann, was fehlt, dass er hinzufügen kann, was ungelebt geblieben ist. Zusammen mit anderen Bruchstücken können die Scherben, zu denen auch unser Leben geworden ist, einmal zu einem vielfarbigen Mosaik werden. Denn bei Gott kann aus dem Zerbrochenen, dem scheinbar Wertlosen etwas Neues werden. Das gilt für das viel zu kurze Leben von N. N. Aber das gilt auch für Ihr Leben. Natürlich werden die Bruchkanten bleiben, die der Tod Ihres Kindes unwiderruflich hinterlassen hat. Und doch haben Sie schon in den letzten Tagen erlebt, wie Sie als Familie sich ganz nahe waren in ihrem Schmerz. Die gemeinsame Trauer hat Sie noch dichter zusammengefügt, als Sie es schon seit jeher waren. Gott möge Sie als Familie weiterhin zusammenfügen, dass Sie sich nicht einzeln in Ihrem Schmerz vergraben, sondern dass Sie gemeinsam trauern, als Ehepaar, aber gerade auch mit Ihrem Kind, das Ihnen geblieben ist. „Ich liege und schlafe und erwache; denn der Herr hält mich“. 131
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In diesen Worten des Psalmbeters haben Sie die Hoffnung angedeutet gesehen, dass der Tod Ihres Kindes so etwas ist wie ein Schlaf, aus dem es einst erwachen möge. Wir wollen mit Ihnen glauben, dass Ihr Sohn/Ihre Tochter in Gottes Hand aufgehoben ist, der ihn/sie auch noch über die Stunde des Todes hinaus hält und bewahrt. Er wird Ihr Kind auferwecken und in sein himmlisches Reich führen. Und er wird ihm dort Anteil geben an einem vollendeten Leben, das keine Brüche oder Bruchkanten mehr kennt. LIED
Ich steh vor dir mit leeren Händen, Herr (EG 382)
Gebet und Aussegnung GEBET Wir klagen dir, Gott, dass aus unserer Mitte heraus dieses Kind gerissen wurde. Wir klagen über die ungelebten Jahre und die unerfüllten Möglichkeiten. Wir klagen dir, dass mit N. N. ein Teil unseres Lebens herausgebrochen ist. Wir klagen dir unseren Schmerz, den die harten Bruchkanten uns zufügen. Wir bitten dich, dass du alle, die nun trauern, umfängst mit deinem Trost, dass du ihnen Menschen zur Seite stellst, die zuhören und schweigen können. Wir vertrauen deiner Hilfe, dass du ihnen als treuer Gefährte zur Seite stehst und sie stärkst für die Aufgaben, die vor ihnen liegen. Und füge dereinst die Bruchstücke zusammen, dass unser Leben vor dir zu einem Ganzen werde. Amen.
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AUSSEGNUNG Der Herr segne dich und behüte dich. Der Herr behüte deine Seele, der Herr behüte deinen Ausgang und Eingang von nun an bis in Ewigkeit. Amen. WEG ZUR BEGRÄBNISSTÄTTE
Grablegung VOTUM AM GRAG Wir legen den Leib von N. N. in Gottes Acker, damit er dereinst wieder zum Leben erweckt werde. Wir legen den Leib von N. N. in Gottes Acker in der Hoffnung auf neues Leben. Wir legen den Leib von N. N. in Gottes Acker, damit er dereinst wieder zusammengefügt wird zu einem Ganzen und Vollkommenen. Erde zu Erde, Asche zu Asche, Staub zu Staub. STILLES GEBET VATERUNSER SEGEN Der Herr segne uns, wenn wir leben oder sterben, heute und morgen bis in Ewigkeit. Amen.
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Wenn die Blätter, die treiben Gottesdienst zum Symbol der fallenden Blätter am Ewigkeitssonntag
Eingang MUSIK LIED
O Heiliger Geist, o heiliger Gott, du Tröster wert in aller Not (EG 131,1–2.6)
VOTUM Wir sind hier im Namen Gottes, der das Leben schenkt und das Leben nimmt, im Namen des Sohnes, der für uns gestorben ist, und im Namen des Geistes, der uns verbindet – Lebende und Tote. BEGRÜSSUNG UND EINSTIMMUNG Ich begrüße Sie zu diesem Gottesdienst am Ewigkeitssonntag, der überschrieben ist mit den Worten „Wenn die Blätter treiben“. Wir wollen der Jahreszeit des Herbstes nachspüren, die für uns heute zum Bild für unser Leben werden soll. Herbst wird es in uns selbst, wenn jede Freude genommen scheint. Herbst wird es, wenn das Leben sich dem Ende entgegen neigt und die Vitalität immer mehr abnimmt. Der Herbst ist aber zugleich die Jahreszeit der Ernte, eine Zeit, in der wir dankbar auf das Zurückliegende blicken können. Beide Aspekte des Herbstes, Ernte und Reduktion, finden sich in dem Gedicht „Herbsttag“ von Rainer Maria Rilke:
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Herbsttag26 Herr: es ist Zeit. Der Sommer war sehr groß. Leg deinen Schatten auf die Sonnenuhren, und auf den Fluren lass die Winde los. Befiehl den letzten Früchten voll zu sein; gib ihnen noch zwei südlichere Tage, dränge sie zur Vollendung hin und jage die letzte Süße in den schweren Wein. Wer jetzt kein Haus hat, baut sich keines mehr. Wer jetzt allein ist, wird es lange bleiben, wird wachen, lesen, lange Briefe schreiben und wird in den Alleen hin und her unruhig wandern, wenn die Blätter treiben. LIED
Des Jahres schöner Schmuck entweicht (EG 648,1.5–827)
PSALM 139 Du weißt, wie es um mich steht, Gott, und du kennst selbst meine geheimsten Gedanken. Ob ich sitze oder stehe, du weißt es und verstehst meine dunkelsten Grübeleien. Ob ich gehe oder liege, du bist mir nahe und begleitest mich auf allen meinen Wegen. Kein Wort geht mir über die Lippen, das du nicht schon vorher kennst. Von allen Seiten umgibst du mich und hältst deine Hand über mir. Wohin ich auch gehe, dein Geist ist mir nahe. Und wohin mich auch meine Füße tragen, du bist mir freundlich zugeneigt. Auch wenn ich über den Himmel führe oder hinabfiele wie ein Blatt im Herbst vom Baum fällt, du bist für mich immer da. Nähme ich der Morgenröte Flügel 26 Rainer Maria Rilke, Neunzig Gedichte. Auswahl und Anmerkungen von Anne-
marie Christiansen, Frankfurt 1987, 40. 27 Alternativ kann EG 505,1–2.6–7 gesungen werden.
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und flöge ich bis an den Horizont, so wäre ich geborgen in deiner Hand und deine Rechte hieltest du segnend über mir. Auch im Herbst meines Lebens wärst du mir nahe, und in der Nacht meines Todes ließest du mich nicht los. Denn du hast mich erschaffen und im Leib meiner Mutter geformt. Deshalb danke ich dir, dass ich wunderbar gemacht bin, wie alle deine Werke voller Schönheit sind. Du wusstest schon von mir, lange bevor ich geboren wurde, und alle Tage und Jahreszeiten meines Lebens sahst du vor Augen, wie in einem aufgeschlagenen Buch. Du weißt, wie es um mich steht, Gott, und du kennst selbst meine geheimsten Gedanken. LIEDRUF Großer Gott, wir loben dich (EG 331,1) KYRIE Blätter sind vom Baum gefallen, haben sich gelöst von dem Stamm, der ihnen bisher Nahrung gab. Wie schön und bunt die Blätter auch sind, bald sind sie ausgetrocknet und verdorrt. Auch wir wurden getrennt von Menschen, die uns nahe waren und die uns Kraft gaben. Auch wir fühlen uns ausgelaugt und leer wie vertrocknetes Laub. Wir empfinden uns mehr dem Herbst des Lebens zugehörig als dem Frühling oder Sommer. Deshalb klagen wir Gott unser Leid und singen: Wir sind mitten im Leben zum Sterben bestimmt LIEDRUF Wir sind mitten im Leben zum Sterben bestimmt (EG 65128) 28 Alternativ kann EG 533,1 gesungen werden.
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GLORIA Auch wenn im Herbst die Blätter fallen und die Schönheit der Natur verwelkt, der Herbst ist auch die Jahreszeit der Ernte. Im Rückblick können wir dankbar sein für das im Leben Erreichte, für das gemeinsam Erlebte. Auch wenn uns Menschen genommen wurden und unser Herz voll Trauer ist, Gott ist bei uns und verheißt ewiges Leben, das durch das Vergehen hindurch entsteht. Und so fallen im Herbst nicht nur die Blätter von den Bäumen und Sträuchern, sondern auch der Same, der das neue Leben schon in sich trägt. Deshalb können wir Gott danken, der uns auch aus der größten Tiefe befreit: Gloria sei dir gesungen LIEDRUF Gloria sei dir gesungen (EG 535) GEBET Wir kommen heute zu dir, du treuer Gott, wir kommen, wie wir sind, mit unserer Trauer, unserer Einsamkeit, ausgelaugt oder voller Leben, mit müden oder wachen Augen. Wir kommen mit dem, was uns bedrückt, oder dankbar für das, was du uns geschenkt hast. Sei du mit deinem tröstenden Geist bei uns in dieser Stunde, stärke uns an deinem Tisch und erneuere uns mit deiner aufrichtenden Kraft. Amen.
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LESUNG (Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland, Theodor Fontane) Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland, Ein Birnbaum in seinem Garten stand, Und kam die goldene Herbsteszeit Und die Birnen leuchteten weit und breit, Da stopfte, wenn’s Mittag vom Turme scholl, Der von Ribbeck sich beide Taschen voll, Und kam in Pantinen ein Junge daher, So rief er: »Junge, wiste ‘ne Beer?« Und kam ein Mädel, so rief er: »Lütt Dirn, Kumm man röwer, ick hebb ‘ne Birn.« So ging es viel Jahre, bis lobesam Der von Ribbeck auf Ribbeck zu sterben kam. Er fühlte sein Ende. ‘s war Herbsteszeit, Wieder lachten die Birnen weit und breit; Da sagte von Ribbeck: »Ich scheide nun ab. Legt mir eine Birne mit ins Grab.« Und drei Tage drauf, aus dem Doppeldachhaus, Trugen von Ribbeck sie hinaus, Alle Bauern und Büdner mit Feiergesicht Sangen »Jesus meine Zuversicht«, Und die Kinder klagten, das Herze schwer: »He is dod nu. Wer giwt uns nu ‘ne Beer?« So klagten die Kinder. Das war nicht recht Ach, sie kannten den alten Ribbeck schlecht; Der neue freilich, der knausert und spart, Hält Park und Birnbaum streng verwahrt. Aber der alte, vorahnend schon Und voll Mißtraun gegen den eigenen Sohn, Der wusste genau, was damals er tat, Als um eine Birn’ ins Grab er bat, Und im dritten Jahr aus dem stillen Haus Ein Birnbaumsprößling sprosst heraus. Und die Jahre gingen wohl auf und ab, Längst wölbt sich ein Birnbaum über dem Grab, Und in der goldenen Herbsteszeit 138
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Leuchtet’s wieder weit und breit. Und kommt ein Jung’ übern Kirchhof her, So flüstert’s im Baume: »Wiste ‘ne Beer?« Und kommt ein Mädel, so flüstert’s: »Lütt Dirn, Kumm man röwer, ick gew’ di ‘ne Birn.« So spendet Segen noch immer die Hand Des von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland.
Verkündigung LIED
Hilf mir und segne meinen Geist (EG 503,13–15)
SCHRIFTLESUNG (Römer 8,18–23) Denn ich bin davon überzeugt, dass die Zeiten unseres jetzigen Leidens kaum ins Gewicht fallen werden im Vergleich mit der Herrlichkeit, die auf uns wartet. Noch leidet die Natur unter ihrer Vergänglichkeit und wartet sehnsüchtig darauf, dass sie an der Freiheit der Kinder Gottes teilhaben werde. Die Schöpfung ist ja der Vergänglichkeit unterworfen – nicht weil sie es will, sondern weil sie der Schöpfer so gewollt hat. Und doch besteht die Hoffnung, dass auch die Schöpfung frei werden wird von der Knechtschaft der Vergänglichkeit und von der Sterblichkeit erlöst wird, wie das auch den Kindern Gottes verheißen ist. Denn wir wissen, dass die ganze Schöpfung bis zu diesem Augenblick unter der Vergänglichkeit ächzt und stöhnt, als liege sie in Wehen. Nicht allein aber sie, sondern auch wir selbst, die wir den Geist in uns tragen, seufzen in unsrem Herzen und sehnen uns danach, zu den Kindern Gottes gezählt und erlöst zu werden. 139
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ANSPRACHE Der Herbst als Jahreszeit, die die Vergänglichkeit besonders deutlich macht Im Herbst, wenn die Blätter fallen, scheint es, als ob in der Natur allmählich die Lebenskräfte schwinden und sich Bäume und Sträucher bereit machen für den Winterschlaf, in dem Frost und Schnee das Leben begrenzen. Keine Jahreszeit macht die Vergänglichkeit so deutlich, wie der Herbst, die Jahreszeit, die wir gerade durchleben. Man kann geradezu mit Händen greifen, dass die Natur sehnsüchtig darauf wartet, von der „Knechtschaft der Vergänglichkeit“ befreit zu werden, wie es Paulus nennt. Und damit spiegelt die Natur unsere eigenen Sehnsüchte wieder. Denn auch wir wollen von der Vergänglichkeit befreit werden, sträuben uns gegen die Veränderungen, die das Leben mit sich bringt und die immer schon ein wenig unser Sterben vorwegnehmen. Im Herbst kann man durchaus Parallelen ziehen zwischen der Natur mit ihren Jahreszeiten und dem eigenen Leben oder einer Beziehung zu einem geliebten Menschen. Auch hier gibt es Zeiten oder Phasen, die an den Herbst erinnern, so wie es ja auch den Frühling gibt, in dem der Aufbruch und der Neubeginn ihren Platz haben. Nach dem Frühjahr folgt der Sommer mit etwas bedächtigeren Schritten, eine Periode des stetigen Wachsens und der allmählichen Weiterentwicklung. Es ist die Zeit des Reifens auf die dann im Herbst die Zeit der Ernte folgt oder je nach Blickwinkel auch die Zeit, in der die Blätter fallen und die Natur allmählich an Kraft einbüßt und sich auf den Winter vorbereitet, wie auf den Tod. Der Herbst macht deutlich, dass die Schöpfung der Vergänglichkeit unterworfen ist, wenn die Blumen welken, die Sträucher und Bäume immer kahler werden und bald nur noch wie ein totes Gerippe scheinen. Die Vergänglichkeit des eigenen Lebens lässt die begrenzte Zeit erst wertvoll erscheinen Und auch unsere Lebenszeit ist vergänglich, mit der wir oft viel zu verschwenderisch umgehen, die wir vertrödeln oder die wir uns unbedacht vertreiben. Gerade weil unser Leben der Vergänglichkeit unterworfen ist, ist es nicht gleichgültig, wie wir mit unserer begrenzten Zeit und unseren begrenzten Kräften haushalten. Weil 140
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unsere Lebensphasen begrenzt sind, tragen wir Verantwortung für das, was wir in der uns zur Verfügung stehenden Zeit tun und lassen. Diesen Gedanken unterstreicht ja auch das Kirchenjahr, wenn es uns im November immer wieder an das Gericht erinnert, daran, dass wir uns dereinst für das verantworten müssen, was wir getan und was wir nicht getan haben. Und auch der Herbst macht auf seine Weise deutlich, dass jede Zeit endlich und darum wertvoll ist. Und so lädt uns die Jahreszeit des Herbstes ein, mit unserer begrenzten Zeit verantwortlich umzugehen. Herbstzeiten mitten im Leben Wenn wir den Herbst mit unserem Leben vergleichen, dann denken wir natürlich zunächst an die Zeit des Alters. Aber ich möchte heute unseren Blick auch auf die Vergänglichkeit mitten im Leben richten. Denn der Herbst findet sich in allen Lebensphasen, wenn sie von der Vergänglichkeit betroffen sind. Herbst kann es so beispielsweise in einer Beziehung werden, wenn die starken Gefühle des Anfangs in den Hintergrund getreten sind oder wenn die Beständigkeit aus der Zeit des Sommers sich aufzulösen beginnt. Herbstzeiten gibt es in den verschiedenen Abschnitten des Lebens, wenn sie sich ihrem Ende entgegen neigen oder etwas zur bloßen Routine geworden ist. Der Herbst kann einziehen in jeden Abschnitt des Lebens, wenn der Alltag nur noch als langweilige Tretmühle gesehen wird. Herbstzeiten durchleben wir, wenn uns Menschen verlassen, die uns lieb geworden sind. Vor allem erleben wir den Herbst, wenn ein geliebter Mensch stirbt und wir uns in der Zeit der Trauer kraftlos und leer fühlen, als seien wir ein Baum, dessen Blätter abgefallen sind. Mancher unter uns mag deshalb heute hier sein und an den Verlust des Partners, der Partnerin, des Vaters oder der Mutter denken. Für den einen oder die andere ist die Trauer noch frisch, für andere liegt sie schon länger zurück. Vielleicht konnte inzwischen über die Trauer hinaus das in den Blick genommen werden, was gut war. Es ist gut, wenn wir in solchen Herbstzeiten die Sinne schärfen für das Schöne, das war, und wenn wir darüber nachdenken, wofür wir dankbar sein können. Denn durch den dankbaren Blick auf das Vergangene nehmen wir das Zurückliegende mit in die Gegenwart und in die Zukunft. Und wenn wir jetzt im 141
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Herbst an die Vergänglichkeit erinnert werden, dann auch an die Begrenztheit der Lebensabschnitte. Vergänglichkeit spiegelt sich in jedem zu Ende gehenden Abschnitt, im beruflichen Wechsel, im Umzug und in jeder Neuorientierung – wie im Herbst gibt es stets so etwas wie eine Ernte, auf die wir dankbar blicken können, auch wenn wir weitergehen. Im Herbst reduziert sich das Leben auf das Wesentliche Herbst, davor wollen wir gerade heute nicht die Augen verschließen, bedeutet aber neben der Ernte auch die Reduktion. Die Tage werden kürzer, die Temperaturen gehen zurück, die Lebensuhr scheint immer langsamer zu ticken. Die Blütenpracht des Sommers ist längst Vergangenheit und die kurzzeitige Vielfarbigkeit des Waldes nimmt mehr und mehr ab. Herbst bedeutet also, sich von vielem zu verabschieden, was einem lieb gewesen ist, ohne das man lange nicht leben zu können glaubte. Und so wird der Herbst auch zu einem Bild dafür, dass wir zu uns selber finden, dass es mehr auf das Sein ankommt als auf das, was wir besitzen und doch nicht mitnehmen können, wenn der Herbst unseres Lebens übergeht in den Winter. Der Herbst lehrt uns, uns zu bescheiden; und er stellt uns vor die Aufgabe, zu reduzieren. Aber so kommen wir im Grunde immer mehr zu uns selbst. Der Herbst ist deshalb eine meditative Jahreszeit, in der es gut tut, eine Kerze ins Fenster zu stellen und hinauszuschauen auf die Natur, die Tag für Tag abnimmt. In dieser Jahreszeit können wir etwas lernen vom Geheimnis der Mystiker, die immer mehr von den äußeren Dingen weg, ihre Gedanken und Sinne nur noch auf Gott zu richten versuchten. Auf geheimnisvolle Weise haben sie dann sich selbst gefunden, als sie mit Gott zu verschmelzen glaubten. Und so lädt uns die geheimnisvolle Jahreszeit des Herbstes ein, uns auf das Wesentliche zu besinnen. Durch die Vergänglichkeit hindurch kündet der Herbst schon vom neuen Leben In den Worten, die wir als Schriftlesung gehört haben, vergleicht Paulus in kühner Weise die Vergänglichkeit der ganzen Schöpfung mit Geburtswehen, die zusammen mit uns Menschen unter der Geburt seufzt und stöhnt. Das Leiden an der Flüchtigkeit allen Lebens ist damit nicht umsonst, sondern die Voraussetzung 142
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für das kommende Reich Gottes, in dem die Kinder Gottes frei sind von Leid, Ungerechtigkeit und der Vergänglichkeit. Die Sehnsucht auf ein Ende des Todes, der sich ja in jedem Vergehen schon während des Lebens andeutet, nimmt schon etwas von der künftigen Herrlichkeit in unsere Gegenwart hinein. Wie sehr die Natur unter der Vergänglichkeit ächzt und stöhnt, als liege sie in Wehen, das kann man gerade jetzt im Herbst gut nachempfinden. Zugleich ist der Herbst aber auch ein anschauliches Bild für diesen Umschwung der Vergänglichkeit zum Leben. Wie im Herbst die Blätter fallen und Bäume und Sträucher am Ende wie tot dastehen, so leiden wir mit der Schöpfung unter dem Vergehen des Lebens. Aber es ist ja gerade die Jahreszeit des Herbstes, die die Früchte reifen lässt, die das neue Leben schon in sich tragen. Durch die Vergänglichkeit hindurch kündet sich wieder Leben an, wenn mit den Blättern auch die Samen von den Bäumen fallen. Es ist im Herbst, als ob die Natur unter Geburtswehen stöhnt und ächzt; aber gerade durch den Schmerz hindurch kündigt sich neues Leben an. Nach diesem neuen Leben sehnen wir uns und hoffen darauf, dass wir dereinst von der Vergänglichkeit befreit werden. In der Hoffnung auf Gottes Reich, in dem der Tod mitsamt den todbringenden Mächten besiegt ist, können wir schon heute sein wie die neugeborenen Kinder, die Gott trotz aller Vergänglichkeit zum wahren Leben berufen hat. LIED
Freunde, dass der Mandelzweig wieder blüht und treibt (EG 61329)
29 EG 620 im Regionalteil der Ev.-Lutherischen Kirchen in Niedersachsen und
der Bremischen Ev. Kirche. EG 651 im Regionalteil der Ev. Kirche im Rheinland, der Ev. Kirche von Westfalen und der Lippischen Landeskirche sowie der Ev.-reformierten Kirchen in Bayern und Nordwestdeutschland und der Ev.altreformierten Kirche in Niedersachsen. EG 659 im Regionalteil der Ev.Lutherischen Kirchen in Bayern und Thüringen. EG 655 im Regionalteil der Ev. Kirche in Württemberg. EG 606 im Regionalteil der Nordelbischen Ev.Lutherischen Kirche.
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FÜRBITTEN Du Gott des Lebens, es ist Herbst geworden in unseren Gedanken und Gefühlen, die Schönheit des Sommers hat sich gewendet und die Zeit wurde uns genommen, in der wir mit den uns Lieben zusammen sein konnten. Deshalb klagen wir dir, dass unser Herz voller Trauer ist und das Leben seinen Glanz verloren hat. Du Gott des Lebens, wenn wir jetzt im Herbst die Blätter fallen sehen, dann ist uns das wie ein Bild für unser Leben. Du hast unser Leben geordnet und unterteilt in Phasen, die fast den Jahreszeiten gleichen. Auch wir kennen die Zeiten des Aufbruchs und des Wachsens und die Zeit, in der es Herbst wird. Du Gott des Lebens, wir sehen die Blätter fallen im Herbst und es ist uns, als ob auch unsere Kräfte schwinden. Wir klagen dir, wo wir uns innerlich leer fühlen, wo wir uns nach Lebendigkeit sehnen und uns fühlen wie ein vertrocknetes Blatt. Wir klagen dir, dass unsere Kräfte schwinden und die Lebenszeit so schnell dahinfliegt. Du Gott des Lebens, wir haben aber auch Grund zum Danken, wenn es in unserem Leben Herbst wird. Du hast uns reich beschenkt, hast uns Frucht bringen lassen, hast Erfolge geschenkt und über Misserfolge hinweggetröstet. Deshalb danken wir dir.
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Du Gott des Lebens, wir bitten dich, dass du uns in den Herbstzeiten unseres Lebens beistehst und uns die Augen öffnest für die wesentlichen Dinge. Wenn unsere Kräfte schwinden, hilf uns, dich zu finden, der du uns aufrichten und weiterführen kannst, wenn unsere Füße uns nicht mehr tragen. Du Gott des Lebens, wir bitten dich für die kranken Menschen in der Nähe und in der Ferne, für die Einsamen und Alleingelassenen. Wir bitten dich für die Ausgebrannten, denen die Freude am Leben genommen scheint. Sei ihnen nahe mit deiner Kraft spendenden Gegenwart. Amen. LIED
In Gottes Namen wolln wir finden, was verloren ist (EG 63130)
Abendmahl LOBGEBET Gepriesen seist du, unser Gott, du Kraft des Lebens. Du schenkst uns dieses Brot, die Frucht der Erde und der menschlichen Arbeit. Lass es zum Brot des Lebens werden. Du schenkst uns diesen Wein, die Frucht des Weinstocks und der menschlichen Arbeit. Lass ihn zum Kelch des Heils werden.
30 Alternativ kann EG 226 gesungen werden.
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SAMMLUNGSGEBET Wie die Körner von den Feldern und die Beeren von den Weinbergen jetzt auf diesem Tisch vereint sind in Brot und Wein, so lass dein Volk bald versammelt werden von den Enden der Erde in deinem Reich. EINSETZUNGSWORTE VATERUNSER AGNUS DEI (EG 190,2) FRIEDENSGRUSS Der Friede Gottes begleite euch auf dem Weg durch die Jahreszeiten des Lebens. Er sei euch nahe, wenn es Herbst wird in euren Gedanken und Gefühlen. AUSTEILUNG DANKGEBET Heilender Gott, du hast uns gestärkt mit dem Brot des Lebens und dem Kelch des Heils. Wir danken dir für die Kraft, die du uns an deinem Tisch zuteil werden lässt, auch und gerade in den Zeiten, in denen das Leben abnimmt. Lenke unseren Sinn, dass wir bei allem Grübeln über die Verluste unseres Lebens, nicht das vergessen, was bleibt. Sei du unsere Hoffnung und unsere Stärke heute und morgen und an allen Tagen, die kommen. Amen.
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Segen KANON Ausgang und Eingang, Anfang und Ende (EG 175) SEGEN Es segne dich Gott, der dich ins Leben geführt hat, der dich erhalten hat in den Jahreszeiten deines Lebens und der dich dereinst seine himmlische Herrlichkeit schauen lässt, wenn deine Füße dich nicht mehr tragen. Amen. MUSIK
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Literatur
Fontane, Theodor: Werke, Schriften und Briefe, hg. v. W. Keitel/H. Nürnberger, München 1962ff. Goldschmidt, Stephan: Gottesdienste mit Symbolen, Göttingen 2005 (Dienst am Wort 102). Leipold, Andreas: Die Feier der Kirchenfeste. Beitrag zu einer theologischen Festtheorie, Göttingen 2005. Mylo, Ingrid: Kaffeeblüten, Kassel 1994. Olbrich, Christiane (Hg.): Schenk dir Zeit: Texte – Bilder – Lieder, Karlsruhe 21993. Rilke, Rainer Maria: Neunzig Gedichte. Auswahl und Anmerkungen von Annemarie Christiansen, Frankfurt 1987. Tillich, Paul: Das religiöse Symbol (Berlin 1930), in: Ders., Gesammelte Werke, Bd. 5, Stuttgart 1964, 196–212. Tillich, Paul: Das Wesen der religiösen Sprache (New York 1959), in: Ders., Gesammelte Werke, Bd. 5, Stuttgart 1964, 213–222. Tillich, Paul: Existenzialanalyse und religiöse Symbole (Detroit 1956), in: Ders., Gesammelte Werke, Bd. 5, Stuttgart 1964, 223–236. Tillich, Paul: Recht und Bedeutung religiöser Symbole (New York 1961), in: Ders., Gesammelte Werke, Bd. 5, Stuttgart 1964, 237–244.
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Register
Bibelstellen 1. Mose 1, 1. 27–28a. 31a 98, 106–107 1. Mose 32, 23–30 65–66 Ruth 1, 16–17 123 1. Könige 19, 1–13 55–56 Psalm 3, 6 130, 132 Psalm 6 128–129 Psalm 8 63, 84 Psalm 13 129–130 Psalm 15 112 Psalm 23 53 Psalm 24 34–35 Psalm 31 73–74 Psalm 31, 9 62, 66 Psalm 43 12 Psalm 91, 11 66 Psalm 100 94–95 Psalm 104 102 Psalm 121 121–122 Psalm 139 22, 45–46, 135–136 Psalm 139,5 49
Prediger 4, 9-12 103–104 Jesaja 48, 17 52, 56 Tobit 5, 23
123, 126
Matthäus 3, 13-17 46–47 Matthäus 5, 14-16 14 Matthäus 6. 25–34 36–37 Matthäus 7, 24–27 118 Matthäus 19, 4–6 98, 107, 117–118 Matthäus 28, 18–20 85 Markus 10, 13–16 54, 64 Johannes 10, 9 38 Römer 6, 19–23 77 Römer 8, 18–23 139 1. Korinther 13, 1–13 23–24, 89–90 1. Korinther 13, 5 114 1. Korinther 13, 13 96, 98 2. Timotheus 1, 7 87 1. Johannes 3, 18 88 Offenbarung 3, 20 38–41
Symbole Baum 136–139, 141 Baustelle 116–117 Blatt/Blätter 134–147 Bruchkante 130–132 Buch 102–111, 136
Docht
16
Ernte 134, 137, 140, 142 Enge 66, 69, 74, 81 Finger
48–49 149
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Fuß/Füße 49, 51–52, 60, 62–74, 81, 135, 145, 147 Geschenk
83–93
Hand 19, 22, 34, 39–40, 45–51, 54, 57–58, 63–64, 67– 69, 73–74, 82, 84-85, 97, 99, 102, 119, 122, 125, 128–129, 131–132, 135–136, 139–140 Haus 14, 43, 46, 67, 95, 100, 112–120, 124, 135, 138 Hausbau 112–120 Herbst 134–147 Herz 11, 13, 21–32, 34, 37, 41–46, 61, 66, 84, 88, 98, 101–102, 108–109, 111–112, 122, 129, 137–139, 144 Hirte 53 Jahreszeit
96–98, 134–147
Lebensweg 25, 28–29, 38, 40–41, 49–50, 52, 54, 66, 70, 86, 96, 104, 115–116, 123 Licht 11–12, 30–31, 52, 72, 75 Lichtfunke 11, 13, 19 Nacht 12, 14–15, 48, 55, 58, 65, 68, 104–105, 116, 122, 128, 131, 136 Pforte 21, 37, 39, 112 Puzzle 94–101 Quelle 46, 121 Raum 17, 28, 33, 35, 37–41, 62, 65–66, 74, 81, 92, 113–114, 116–117, 120, 126
Regen 19, 118–120 Reise 116, 121–127 Ring 91, 99, 119 Scherbe 128–133 Schritte 22, 24–25, 28, 35, 38, 41–42, 46–47, 49, 56, 64–65, 67, 70, 72, 82, 110, 115, 122–123, 125, 127, 140 Spur 52–61, 125 Stein 62–63, 65–66, 115– 117 Straße 42, 49–50, 59, 64, 73 Strauch 55, 137, 140, 143 Sturm 56, 58, 118, 120 Tal 80, 126, 128 Taube 47 Tisch 19, 44. 71–72. 110. 137. 146 Tor 34–35, 45, 73, 95, 102 Tür 15, 28, 32–44, 86, 116 Tunnel 14 Vergrößerungsglas 56, 59 Vogel 22, 36, 46, 63, 84 Wachsplatte 16–17 Wanderung 56, 124–126 Wasser 47, 55, 57–58, 63, 70, 80, 83, 102 Weg 11, 13, 18, 21, 24–25, 27, 29–30, 33, 38, 40–44, 48–49, 51–60, 62–75, 80–81, 85–87, 91, 110, 133, 135, 146 Weite 66, 77, 80–81 Wendepunkt 38, 77 Wüste 55, 57–58 Wunde 100
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Drei Bände der Dienst am Wort-Reihe zum Thema »Symbole« im Gottesdienst
Stephan Goldschmidt
Dienst am Wort Sonderausgabe Symbole Gottesdienste mit Symbolen / Gottesdienste mit Symbolen II / Kasualgottesdienste mit Symbolen 2014. 436 Seiten, kartoniert ISBN 978-3-525-63057-0 Auch als eBook erhältlich. Format(e) und weitere Infos siehe www.v-r.de
Diese Sonderausgabe bietet die drei Bände »Gottesdienste mit Symbolen«, »Gottesdienste mit Symbolen II« und »Kasualgottesdienste mit Symbolen« von Stephan Goldschmidt in einer thematischen Zusammenstellung. In der Praxis erprobte Gottesdienstentwürfe mit Symbolen können auch kirchenferne Menschen wieder neu ansprechen und erreichen. Kasualgottesdienste stehen immer im Kontext von individuellen Lebensgeschichten und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen. Viele Menschen, die sich weit von Kirche und Glauben entfernt haben, kommen durch Kasualien wieder in Berührung mit beidem.
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© 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525630570 — ISBN E-Book: 9783647630571
Drei Bände der Dienst am Wort-Reihe rund um Advent und Weihnachten Siegfried Meier / Hans Freudenberg / Stephan Goldschmidt
Dienst am Wort Sonderausgabe Adventsund Weihnachtszeit Krippenspiele im Gottesdienst / Christnacht feiern / Weihnachtsworte 2014. 398 Seiten, kartoniert ISBN 978-3-525-63058-7 Auch als eBook erhältlich. Format(e) und weitere Infos siehe www.v-r.de
Diese Sonderausgabe bietet die drei Bände »Krippenspiele im Gottesdienst«, »Christnacht feiern« und »Weihnachtsworte« in einem Band. Hans Freudenberg bietet 15 komplette Gottesdienste, die bestens geeignet sind, um die Christnacht zu begehen. Die Geburt Jesu im Stall steht im Rahmen einer Steuererhebung unter dem Stern von Bethlehem. Entsprechend versuchen die gesammelten Weihnachts- oder Krippenspiele von Siegfried Meier, die Geschichte dieser Geburt dramatischfröhlich weiterzuerzählen. Stephan Goldschmidts Sammlung hilft, die Botschaft vom Kommen Gottes in die Welt berührend bis aufrüttelnd neu zu vermitteln – mitten hinein in die Welt und den Alltag von heute.
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© 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525630570 — ISBN E-Book: 9783647630571
Die Sonderausgabe zum Thema »Jugendliche und Konfirmation« Gabriele Persch / Max Koranyi
Dienst am Wort Sonderausgabe Jugendliche und Konfirmation Gottesdienste mit Jugendlichen / Gottesdienste zur Konfirmation / Gottesdienste rund um die Konfirmation 2014. 346 Seiten, kartoniert ISBN 978-3-525-63056-3 Auch als eBook erhältlich. Format(e) und weitere Infos siehe www.v-r.de
Diese Sonderausgabe bietet die drei Bände »Gottesdienste mit Jugendlichen«, »Gottesdienste zur Konfirmation« und »Gottesdienste rund um die Konfirmation« in einer thematischen Zusammenstellung. »Jugendgottesdienste« befassen sich mit Themen aus dem Konfirmandenunterricht und richten sich nicht nur an Jugendliche, sondern an alle Gemeindemitglieder. Die Vorschläge von Max Koranyi haben ein Symbol, einen Dialog oder eine Geschichte zum Thema, das die Jugendlichen gerne in Erinnerung behalten. Er stellt außerdem Entwürfe zu verschiedenen Gottesdienstformen vor, die sich unterstützend und ergänzend auf die große Feier der Jugendlichen beziehen.
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© 2014, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525630570 — ISBN E-Book: 9783647630571