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German Pages 52 [80] Year 1933
DIE VERSCHOLLENE
CO LUMBUS-KARTE VON 1498 IN E I N E R T Ü R K I S C H E N
WELTKARTE
VON 1513
VON
PAUL KAHLE
MIT 9 T A F E L N
1933
WALTER DE GRUYTER & CO vormals G. J. GÜschen'sche Verlagshandlung — J. Guttentag, Verlagsbuchhandlung — G e o r g Reimer — Karl J. Triibner — Veit & Comp.
B E R L I N und
LEIPZIG
Archiv-Nr. 47 2533 Druck von Walter de Qruyter St Co.. Berlin W 10
Inhalt Seite
Vorwort
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Einleitung
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I. Piri Re'is, der Seemann und Geograph
11
IL D i e Weltkarte des Piri Re'is vom Jahre 1 5 1 3
16
III. D i e von Piri Re'is benutzte Columbus-Karte
21
1. Die Kleinen Antillen, die Jungfern-Inseln und Trinidad
21
2. Haiti/Zipango
24
3. Cuba als Festland
28
4. Das Datum der Columbus-Karte IV. Die
Inseln
mit
den
Papageien
und
32 das
Problem
der
Toscanelli-Karte
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Literatur
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Erklärung der Zahlen auf der Hauptkarte
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Tafeln 1. Die Weltkarte des Piri Re'is, der erhaltene westliche Teil. 2. Der nord-westliche Teil der Piri Re'is-Karte, enthaltend die Columbus-Karte. 3 a. Westindien mit den drei ersten Reisen des Columbus. 3 b. Rekonstruktion der dem Toscanelli zugeschriebenen Karte vom Jahre 1474, nach H. Wagner. 4. Zipangu mit den Inseln und Asien auf dem Behaim-Globus (1492), nach E . G. Ravenstein. 5 a. Mondo Novo auf der Skizze des Bartholomeo Colombo, 1503. 5 b. Amerika in der Mappamundi von Ruysch (1508). 6. Amerika auf der Karte des Juan de la Cosa vom Jahre 1500, nach Kretschmer. 7. Amerika auf der Cantino-Karte von 1501-2, nach H. Harrisse. 8. Amerika auf der Weltkarte des Canerio, ca. 1504, nach Kretschmer. 9. Amerika nach Waldseemüller's Carta marina vom Jahre 1516, nach J . Fischer und F. v. Wieser.
1*
Vorwort Die türkische Karte vom Jahre 1 5 1 3 , die ich im Oktober 1929 durch Vermittlung von Prof. A. Deißmann in der Bibliothek des Serai in Stambul sehen konnte, ist nur ein Teil der Weltkarte, die Piri Re'is, der Verfasser der Karte, 1 5 1 7 dem Sultan Selim I. in Kairo übergeben hat. Der derzeitige Generaldirektor der Museen in Stambul, Halil Edhem Bey, hat in freundlicher Weise Nachforschungen anstellen lassen, um die anderen Teile der Karte aufzufinden. Das ist aber, wie er mir im Februar 1931 schrieb, nicht gelungen. Georg Jacob hat mich darauf hingewiesen, daß das vielleicht damit zu erklären ist, daß Selim I. für China besonderes Interesse hatte. Selim hatte Ali Ekber nach China gesandt, damit er ihn über die Machtmittel desselben informierte. Über diese Reise berichtet er in seinem China-Buch (Khita'i Name). Der Vorbericht desselben ist äußerst lehrreich für die Welteroberungspläne Selims I. Ihm schwebte offenbar Timur als Ideal vor. Mit solchen Plänen hängt auch das Interesse für die Weltkarte zusammen. Den verlorengegangenen Teil, der für ihn zunächst in Frage kam, hat er vielleicht an sich genommen. Im März 1931 hat mir Halil Edhem Bey eine gute Photographie der Karte zur Verfügung gestellt, und damit eine wirkliche Bearbeitung derselben ermöglicht. Zuvor war ich auf Notizen angewiesen, die ich mir in Stambul nach dem Original gemacht hatte. Der gegenwärtige Generaldirektor, Aziz Bey, hat gestattet, daß noch einige Detailaufnahmen von der Karte für mich angefertigt wurden, und Dr. P. Wittek hat die Besorgung der Photographien freundlichst vermittelt. Ich habe über die Karte beim Internationalen OrientalistenKongreß in Leiden am 9. September 1931 gesprochen 1 ), habe über ') Vgl. Actes X V I I I . Congrès International des Orientalistes, Leiden 1932, S. 105 f.; ferner »Impronte Columbiane in una carta turca del 1 5 1 3 « (Übersetzung von Prof. Levi Deila Vida) in »La Cultura«, X , Vol. I, Fase. 10, Milano-Roma 1 9 3 1 ; »Un mapa de América hecho por el turco Piri Re'is, en el ano 1 5 1 3 , basandose en un mapa de Colón y en mapas portugueses« in »Investigación y Progreso«, ed. Hugo Obermaier, Año V , Dezember 1 9 3 1 , Madrid; vgl. »Forschungen und Fortschritte« vom 1. Juli 1932 »Die verschollene Columbus-Karte von Amerika vom Jahre 1498 in einer türkischen Weltkarte von 1513«. — In »The IUustrated London News« vom 27. Februar 1932 S. 307 und vom 23. Juli 1932 S. 1 4 2 f . sind von türkischer Seite aus Abbildungen der Karte veröffentlicht worden.
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Vorwort
sie eingehend korrespondiert mit Eugen Oberhummer in Wien, Konrad Kretschmer in Berlin, George E. Nunn in Berkeley, Charles de la Ronciere in Paris. Sie alle haben mir wertvolle Bemerkungen und Anregungen gegeben. Oberhummer hat in der Wiener Akademie im Dezember 1931 über die Karte berichtet Mit meinen Bonner Kollegen Philippson, Waibelund manchen andern, sowie mit Pater Schurhammer habe ich öfters über die Karte und ihre Probleme geredet und von ihnen wertvolle Auskünfte bekommen. Die Bonner Universitäts-Bibliothek hat mir in entgegenkommender Weise verschiedene Wünsche erfüllt, eine Reihe von wichtigen Werken hat mir die Münchener Staatsbibliothek in entgegenkommender Weise zur Verfügung gestellt. Für alle Hilfe, Anregungen und Auskünfte möchte ich hier meinen aufrichtigen Dank aussprechen. Dank dem Entgegenkommen des Herrn Verlegers war es möglich, dieser Arbeit nicht nur eine große Reproduktion der Karte des Piri Re'is beizugeben, sondern auch eine Anzahl von weiteren Karten als Vergleichsmaterial. Bei der Hauptkarte habe ich mich darauf beschränkt, eine Reihe von Zahlen einzusetzen an solchen Stellen, die in der Arbeit vorkommen. Diese Zahlen sind in einem Verzeichnis auf S. 51 f. erklärt worden, und ich habe da auch die Seitenzahlen beigesetzt, auf denen ich in der Arbeit auf die einzelnen Punkte zu sprechen komme. Zur besseren Übersicht, gebe ich daneben noch den speziell die Columbus-Karte enthaltenden Ausschnitt aus der Piri Reis-Karte als Tafel 2. Ich habe hier dieselben Zahlen hineingesetzt, wie bei der Hauptkarte, außerdem habe ich hier der besseren Übersicht wegen neben die türkischen Namen soweit als möglich die lateinische Umschrift beigesetzt, um das Studium dieses speziell die Columbus-Karte enthaltenden Teils der Piri Re'is-Karte zu erleichtern. Tafel 3 a stellt eine moderne Abbildung von Westindien mit den drei ersten Reisen des Columbus dar. Tafel 3 b gibt die von H. Wagner vorgenommene Rekonstruktion der Karte wieder, die der Florentiner Astronom Toscanelli im Jahre 1474 nach Portugal geschickt haben soll (nach der Abbildung in den Nachrichten der Kön. Gesellschaft der Wissenschaften zu Göttingen, 1894, Phil. Hist. Klasse, Nr. 3). Tafel 4 enthält die Küste von Ostasien mit der Insel Zipangu und den sonstigen Inseln, wie sie auf dem Behaim-Globus vom Jahre *) »Eine türkische Karte zur Entdeckung Amerikas« (aus dem Anzeiger der Akademie der Wissenschaften in Wien, Philos.-histor. Klasse, Jahrgang 1931, S. 99—112).
Vorwort
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1492 verzeichnet sind, nach der Reproduktion des Globus bei E. G. Ravenstein, Martin Behaim. His Life und his Globe. London 1908. Tafel 5 a ist die Skizze des Mondo Novo von der Hand des Bartholome© Colombo, die dieser der Lettera Rarissima vom Jahre 1503 beigegeben hat. Die Skizze ist entdeckt von F. von Wieser, hier wiedergegeben in Originalgröße nach Nordenskiöld, Periplus, S. 167. Beachtenswert ist, daß hier Cuba als Insel fehlt, also mit dem Festland von Asien identifiziert wird. Tafel 5 b stellt Amerika dar in der Mappamundi von Ruysch (1508), nach H. Harrisse, The Discovery of North-America, Plate X V I . Auch hier ist Cuba deutlich auf dem Festland gedacht. Tafel 6, ein Ausschnitt aus der Karte des Juan de la Cosa vom Jahre 1500, der ältesten bisher bekannten Amerika-Karte. Ich habe für diese Abbildung die Zeichnung von Kretschmer in seinem Atlas, Tafel VII, zugrunde gelegt, dabei aber die Namen auf und bei Cuba und Española fortgelassen, weil sonst der für diese Zwecke wesentlichste Teil der Karte zu unübersichtlich geworden wäre. Der große Fortschritt in ihr gegenüber der Columbus-Karte beruht darauf, daß hier die phantastischen Inseln fehlen, Haiti-Española schon eine der natürlichen Gestalt ähnliche erhalten hat, und Cuba als Insel gezeichnet ist, trotz des Aktes vom Juni 1494 (vgl. S. 29f.). Allerdings ist auf der Original-Karte noch deutlich aus der Art der Zeichnung zu ersehen, daß die Westküste von Cuba nur geraten ist. Cuba ist 1508 zum ersten Male umsegelt worden. Tafel 7: Amerika auf der Cantino-Karte vom Jahre 1501—2, nach H. Harrisse, The Discovery of North-America, 1892, Plate VI. Tafel 8: Amerika auf der Weltkarte des Canerio, ca. 1504, nach der Zeichnung von Kretschmer auf Tafel V I I I seines Atlas. Tafel 9: Amerika nach Waldseemüller's Carta Marina vom Jahre 1516, nach der Ausgabe von J . Fischer und F. v. Wieser, Innsbruck 1903. Für diese letzten drei Karten ist für die Form Asiens die Gestalt auf dem Behaim-Globus maßgebend. Die Inschrift bei Waldseemüller »Terra De Cuba Asie Partis« ist charakteristisch. Trotzdem also hier Cuba auf dem Festlande von Asien gesucht wird, sind hier, wie auf den beiden Karten 7 und 8, daneben die beiden großen Inseln Cuba (unter dem Namen Isabella) und Haiti (als Española) gezeichnet. Gerade vor Abschluß der Revision dieser Arbeit erhalte ich das Buch von Adolf Deißmann: »Forschungen und Funde im Serai. Mit einem Verzeichnis der nicht islamischen Handschriften im Topkapu Serai in Istanbul. Berlin und Leipzig (Walter de Gruyter & Co.) 1933«.
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Vorwort
Hier hat Deißmann ausführlich über die Veranlassung und die Durchführung seiner Arbeiten, die er auf Veranlassung und im Auftrag des damaligen Generaldirektors, Dr. ph. h. c. Halil Edhem Bey im Serai in Stambul vorgenommen hat, berichtet, und das, was ich unten auf S. 13 ausgeführt habe, wird durch diese Arbeit ganz wesentlich ergänzt. Unter Nr. 87 (S. 111—122) ist die hier publizierte Seekarte des Piri Re'is eingehend behandelt, im wesentlichen auf Grund meiner früheren Arbeiten und der Arbeit von Eugen Oberhummer in dem Anzeiger der Wiener Akademie der Wissenschaften. Ich möchte hier auf diese Arbeit besonders hinweisen.
Einleitung Die Person des Entdeckers von Amerika ist mit einem Kranz von Legenden umgeben, die seine ersten beiden Biographen Ferdinand Columbus und Las Casas um ihn gewunden haben. Was sich aus diesen Biographien ergibt, ist nicht das wahre, sondern ein vielfach entstelltes Bild. Fast alle wichtigen Dokumente, vor allem seine Schiiisjournale, sind nicht in der Originalfassung erhalten, sondern erst in Auszügen und Redaktionen, die zumeist auf den Bischof Las Casas zurückgehen. Durch die historisch-kritischen Studien von Henry Vignaud ist in den letzten Jahrzehnten die Columbische Tradition aufs stärkste erschüttert worden. Seitdem ist man auf der Suche nach den allerersten authentischen Quellen, die wir über Columbus haben. Die Columbus-Autographen, seine eigenhändigen Briefe und Randnotizen haben eine besondere Beachtung gefunden, und eine neuerlich veröffentlichte gründliche paläographische Studie hat hier angefangen, sichere Richtlinien zu weisen. Nun kommt eine neue, ganz unerwartete authentische Quelle in unsere Hände: die Karte des Columbus. Wir wissen, daß er eine solche im Oktober 1498 nach Spanien gesandt hat. Wir besitzen über sie eine Fülle von Nachrichten, Kopien von ihr haben einer Anzahl von Seefahrern um 1500 herum als Wegweiser gedient. Sie war aber vollkommen verschollen und ist nun an einer Stelle zum Vorschein gekommen, wo man sie am wenigsten erwarten konnte: in einer türkischen Weltkarte aus dem Jahre 1513. Diese Karte ist gezeichnet von einem hervorragenden türkischen Geographen, von dem wir ein Werk über das Mittelländische Meer haben, das in seinen Angaben und in den Karten, die es enthält, von einer ganz außerordentlichen Zuverlässigkeit ist. Genaue Untersuchungen an Ort und Stelle haben ergeben, daß auch nicht eine Angabe in diesem Werke enthalten ist, die nicht auf Tatsachen beruht. In einer Legende dieser Weltkarte, die aufs sorgfältigste als Geschenk für einen Sultan gezeichnet ist, sind genau die Quellen für die Karte aufgezählt. Unter diesen befindet sich »eine Karte, die Columbus über die westliche Gegend gezeichnet hat«. Genauere Untersuchungen haben ergeben, daß diese Karte den Anschauungen entspricht, die wir nach den zuverlässigsten Nachrichten als die des Columbus kennen.
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Einleitung
Es hat sich aber weiter ergeben, daß die Grundlage dieser Karte dem Columbus schon bei seiner ersten Ausreise als Wegweiser gedient hat. In sie hat er der Reihe nach seine Entdeckungen bis Mitte August 1498 sorgfältig eintragen lassen. Oft läßt sich für die einzelnen Eintragungen noch das Datum feststellen. Die Karte illustriert die Anschauungen des Columbus in einzigartiger Weise. Der Umstand, daß die Karte schon 1501 in die Hände der Türken geraten sein muß, ist von besonderem Werte. Sie ist damit schon früh jeder Beeinflussung durch die spätere Columbische Tradition entzogen und stellt ein einzigartiges Originaldokument dar, dessen Bedeutung für die Columbus-Forschung noch garnicht abzusehen ist. Diese Karte ist nicht selbständig erhalten, sondern ist in eine Weltkarte aufgenommen. Aus dieser muß sie herausgezogen werden. Aber da die Columbus-Karte als ganzes Aufnahme in diese Weltkarte gefunden hat, und die Karten, mit denen sie vereinigt ist, aus weit späterer Zeit stammen, läßt sich noch mit Sicherheit feststellen, was zur Columbus-Karte gehört hat. Natürlich enthält die von dem Türken gezeichnete Karte alle Namen in türkischer Schrift, und die Lesung dieser Namen bietet oft große Schwierigkeiten. In dieser Schrift fehlen die Vokale fast durchweg, und die Konsonanten sind oft mehrdeutig. Dazu kommt, daß die Namen vielfach kleine Verschreibungen aufweisen und öfters auch verstümmelt sind. Erst eine genaue Einarbeitung in die ColumbusLiteratur hat es ermöglicht, die vielfachen Rätsel, die die Karte zunächst bietet, zu lösen. Eine wissenschaftliche Publikation der Karte ist in Vorbereitung. Es schien aber zweckmäßig, zunächst einmal die Bedeutung dieser Karte, wie sie sich auf Grund eingehender Untersuchungen ergeben hat, einem größeren Publikum darzulegen, und damit der großen wissenschaftlichen Publikation der Karte die Wege zu ebnen. Bonn, Juli 1932.
P. K a h l e .
I» Der Türke Piri Re'is, der Seemann und der Geograph In dem denkwürdigen Jahre 1789! nach dem Tode des türkischen Sultans Abdul Hamid I., erwarb der damalige preußische Gesandte in Konstantinopel, Friedrich Heinrich von Diez, durch Vermittlung eines Eunuchen aus dem Sultanspalast einen prächtigen Atlas in Folioformat, der lange im Gebrauche der türkischen Sultane gewesen war, zuletzt aber nur den Haremsdamen zur Unterhaltung gedient hatte. Der Atlas enthielt auf 195 Folioseiten über 120 prächtige, z. T. doppelseitige Karten von den Küsten und Inseln des Mittelmeeres und Schwarzen Meeres. Die Karten waren im östlichen Teil des Mittelmeeres mit längerem oder kürzerem türkischen Text beschrieben, der genaue Angaben über die Verhältnisse des Meeres, der Küsten und Inseln enthielt, mit allerlei wichtigen historischen, archäologischen, kulturgeschichtlichen Hinweisen. — Ohne zu wissen, um welches Werk es sich handelte, denn Anfang und Ende des Werkes fehlten, und die Blätter des Atlas waren durcheinander geraten, hat er diese Handschrift in seinen »Denkwürdigkeiten aus Asien«, Berlin 1811, eingehend beschrieben und als Probe die Ausführung über die Insel Rhodos in türkischem Text und Übersetzung veröffentlicht. — Das Werk mußte geschrieben sein, kurz ehe die Johanniter die Insel im Jahre 1522 an die Türken verloren. Bald stellte sich heraus, daß der Atlas von dem türkischen Seemann Piri Re'is herrührte, der ein großes sorgfältiges Werk über das gesamte Mittelmeer verfaßt und die einzelnen Kapitel dieses Werkes durch sehr genaue Karten und Kartenskizzen illustriert hat. Er hatte das Werk 1521 dem Sultan Selim kurz vor dessen Tode gewidmet und hatte darin, abgesehen von den Quellen, die er für das Werk benutzt hat, und die zum großen Teil verlorengegangen sind, seine großen Erfahrungen verwertet, die er während jahrzehntelanger Durchkreuzung des Mittelmeeres, zusammen mit seinem Oheim Kemal Re'is, einem der größten türkischen Seehelden, erworben hatte. Handschriften dieses Werkes waren nach den verschiedenen Bibliotheken Europas gekommen, — so eine noch zu Lebzeiten des Verfassers (1555) geschriebene Hs. nach Dresden, andere Hss. nach Wien, Bologna, Paris, Oxford, die von Diez erworbene Hs. nach Berlin. — Das Werk hatte die Aufmerksamkeit von Archäologen, Geographen, Historikern,
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Der Türke Piri Re'is, der Seemann und der Geograph
Sprachwissenschaftlern erregt. Die Beschreibungen und Abbildungen von Athen, Lesbos, Delos, Milo, Lemnos, Beirut, Cypern, Konstantinopel, Sizilien, Albanien, Venedig waren gelegentlich veröffentlicht und bearbeitet worden. Aber einen wirklichen Eindruck von dem Werke konnte man doch nur durch eine Gesamtpublikation bekommen. So faßte ich um das Jahr 1920 den Entschluß, den türkischen Text mit den Karten, dazu einer Übersetzung und einem Kommentar, herauszugeben. Und nach langen Vorarbeiten erschien 1926 die erste Lieferung des Textbandes und der Übersetzungx). Bald darauf wurde ich auf Handschriften einer zweiten Ausgabe dieses Werkes aufmerksam, von der bereits türkische Schriftsteller berichtet hatten und die, wie sich herausstellte, 1526 von Piri Re'is fertiggestellt war, und die er durch Vermittlung des damaligen Großwesirs Ibrahim Pascha dem Sultan Suleiman dem Prächtigen überreichen durfte 2). Diese zweite Ausgabe enthielt viel mehr Karten als die erste, auch vielfach einen modifizierten Text, insbesondere aber war ihr beigegeben eine lange poetische Einleitung, bestehend aus etwa 1200 türkischen Versen, in der die gesamte Meereskunde und Seemannskunde der damaligen Zeit behandelt war. Von besonderem Interesse war dabei, daß einige Kapitel dieser Einleitung dem Westmeer (Atlantik) gewidmet waren, und daß in diesen ausführlich von dem neu entdeckten Amerika (Antilia-Gestade) die Rede war. Daß von diesem Werke eine ganze Anzahl von Handschriften in Konstantinopel waren, war längst bekannt. Erst durch die Einsichtnahme in diese konnten gewisse Probleme der handschriftlichen Überlieferung des Werkes zum Abschluß gebracht werden. Dazu kam noch eins. Piri Re'is spricht in der Einleitung zu seinem Werke davon, daß er zuvor eine Weltkarte gezeichnet habe, die auch die neuesten Entdeckungen der damaligen Zeit in dem Indischen und Chinesischen Meere berücksichtigt habe, die im Gebiete von Rum (Byzanz) niemand bekannt waren, und die er dem türkischen Sultan Selim in Kairo (also im Jahre 1517, dem Jahre der türkischen Eroberung Ägyptens) überreicht habe, und die der Sultan gnädig angenommen habe. Es konnte doch möglich sein, diese von Piri Re'is gezeichnete Karte in Konstantinopel noch aufzufinden. Piri Re'is, Bahrije. Das türkische Segelhandbuch für das Mittelländische Meer vom Jahre 1 5 2 1 ; herausgegeben, übersetzt und erklärt von Paul Kahle, Berlin 1926. 2 ) Vgl. zu dieser zweiten Ausgabe meinen Aufsatz: »Piri Re'is und seine Bahrije«, in der Oberhummer-Festschrift (Beiträge zur historischen Geographie, Kulturgeographie, Ethnographie und Kartographie vornehmlich des Orients, herausgegeben von Hans Müik. Leipzig und Wien, 1929, S. 60—76).
Der Türke Piri Re'is, der Seemann und der Geograph
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Diesen Dingen nahm ich mir vor nachzugehen, als ich im Herbst 1929 in Sachen der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft auf ein paar Wochen nach Stambul fahren mußte. In Stambul traf ich den durch seine Bemühungen um die Einheit der Kirchen und seine Erforschung der griechischen Bibel in weiten Kreisen bekannten Berliner Neutestamentier Adolf Deißmann an. Er war damit beschäftigt, nicht-islamische Handschriften in der Bibliothek des Serais, des früheren Palastes der türkischen Sultane, zu katalogisieren und war da auf einige orientalische (samaritanische, hebräische, syrische) Handschriften gestoßen, für deren Beschreibung er eine Hilfe brauchte. Er bat mich, ihm diese zu bieten. So hatte ich Gelegenheit, in die sonst nicht zugängliche Bibliothek des Serai zu kommen und dort zu arbeiten. Nachdem ich die in Betracht kommenden Hss. bestimmt hatte, ließ ich mir die vier Hss. des Mittelmeerbuches des Piri Re'is vorlegen, die sich dort befanden — ich habe im ganzen in Konstantinopel 20 Hss. von diesem Werke, teils von der ersten, teils von der zweiten Ausgabe, in den verschiedensten Bibliotheken Stambuls feststellen können. Diese große Zahl der Handschriften spricht für die große Beliebtheit des Werkes bei den Türken und auch für das Ansehen, dessen es sich erfreut hat. Es ist in der Tat wohl das bedeutendste geographische Werk, das von einem Türken hervorgebracht ist. Eines Tages zeigte mir Prof. Deißmann, der mein Interesse an alten Seekarten erkannt hatte, eine ganze Anzahl von solchen, verschiedener Art, die sorgfältig im Serai aufbewahrt waren, und unter diesen befand sich eine prächtige, mit bunten Farben auf Pergament gezeichnete Karte, etwa 85 X 60 cm groß, die die Aufschrift trug (1): Gezeichnet hat sie der Arme Piri b. Hadji b. Mohammed, der Neffe des Kemal Re'is, in der Stadt Gallipoli, im Monat Muharram des Jahres 919 (d. i. April 1513 unserer Zeitrechnung). Es bestand für mich von vornherein kein Zweifel, daß ich es hier mit der oben besprochenen Karte zu tun hatte, die Piri Re'is im Jahre 1517 dem Sultan Selim in Kairo übergeben hatte. Selim hatte sie nach Konstantinopel mitgenommen, und im alten Sultanspalast zu Stambul befindet sie sich heute noch; und wenn irgendwo, so mußte sie doch wohl hier zu finden sein. — Die große Überraschung aber, die die Karte bereitete, war der Umstand, daß sie eine Darstellung des Atlantischen Ozeans mit dem neu entdeckten Amerika darbot. Eine Karte von Amerika, gezeichnet im Jahre 1513 von einem Manne, den wir als einen ausgezeichneten, zuverlässigen Kartenzeichner kennen, gezeichnet in der Absicht, dem türkischen Sultan als
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Der Türke Piri Re'is, der Seemann und der Geograph
Geschenk überreicht zu werden, war auf alle Fälle von größter Wichtigkeit. Diese Wichtigkeit wurde noch erhöht dadurch, daß Piri Re'is in einer Legende, die sich auf der Karte befindet (2), genau die Quellen angibt, die ihm als Vorlage für diese seine Karte gedient haben. E r spricht hier von etwa 20 Karten und Mappamondos, die er benutzt habe, und zählt ausdrücklich auf: 8 Ptolemäus-Karten, eine arabische Karte von Hind (Indien), 4 von den Portugiesen neuerdings verfaßte Karten, auf denen die Meere von Sind, Hind und Cin (Indusgebiet, Indien, China) nach der Methode des Ingenieurs gezeichnet sind, und endlich — die überraschendste Quelle — eine Karte, die Columbus in der westlichen Gegend gezeichnet hat. Diese Karten seien auf einen Maßstab gebracht worden, und diese vorliegende Zeichnung sei das Ergebnis gewesen, so daß, soweit seine Quellen über die von ihnen behandelten Gebiete bei den Seeleuten als richtig und zuverlässig gelten, auch diese Karte mit den sieben Meeren für sie zuverlässig und richtig sei. Die Ptolemäus-Karten, die arabische Indien-Karte, neben modernen portugiesischen Karten, und der Columbus-Karte, als Quellen für eine Karte, weisen von vornherein auf eine Weltkarte hin, und das wird durch den Ausdruck »diese Karte mit den sieben Meeren« bestätigt: denn die sieben Meere des Piri Re'is kennen wir aus seinem Mittelmeerwerke als die Meere von China, Indien, Persien, Ostafrika, Atlantischer Ozean, Mittelmeer und Rotes Meer. Es ergibt sich also, daß die im Serai erhaltene Karte des Piri Re'is nur den westlichen Teil der ursprünglichen Karte darstellt. Nachforschungen nach weiteren Teilen dieser Karte im Serai sind bisher erfolglos geblieben. Immerhin, eine Karte von Amerika vom Jahre 1513, zu der eine von Columbus über die westliche Gegend gezeichnete Karte eine der Quellen gewesen ist, war wichtig genug! Daß es dem Piri Re'is mit dieser Columbus-Karte Ernst ist, geht aus einer ausführlichen Legende auf der Karte hervor (3), in der über die Entdeckung Amerikas berichtet wird, und an deren Schluß es heißt: »Diese Namen, welche bei den erwähnten Küsten und Inseln stehen, hat, soweit sie vorhanden sind, Columbus gegeben, daß sie unter ihnen bekannt seien... Die auf dieser erwähnten Karte befindlichen Küsten und Inseln, soviel ihrer sind, sind von der Karte des Columbus abgezeichnet.« Es kann gar keinem Zweifel unterliegen, daß Piri Re'is die eine Quelle seiner Karte für eine Karte des Columbus gehalten hat. Wie aber ist der Türke Piri Re'is in den Besitz einer Columbus-Karte gekommen ? Die ausführliche Legende auf der Karte gibt hierauf die Antwort. Es heißt da (3):
Der Türke Piri Re'is, der Seemann und der Geograph
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»Der verstorbene Gazi Kemal (gest. 1511 bei Naxos) hatte einen spanischen Sklaven. Dieser Sklave hat gesagt: Dreimal bin ich mit Colombo nach diesem Gebiete gefahren; und er hat dem verstorbenen Kemal Re'is berichtet und gesagt...« Und nun folgt ein bisher unbekannter Bericht dieses Augenzeugen über die Entdeckung Amerikas, der, wenn er auch nicht viel Neues bringt, doch von großer Wichtigkeit ist. Ein spanischer Seemann, der dreimal mit Columbus die Reise nach Amerika gemacht hat, und der danach in türkische Gefangenschaft geraten ist, konnte wohl im Besitze einer Kopie einer Columbus-Karte sein. — Wir können aber sogar noch mit einiger Sicherheit feststellen, wann dieser spanische Seemann in türkische Gefangenschaft geraten sein wird. Piri Re'is berichtet nämlich in dem Kapitel seines Mittelmeerwerkes, das der spanischen Küste gewidmet ist, daß er mit seinem Oheim Kemal Re'is in der zweiten Hälfte des Jahres 1501 im westlichen Mittelmeer gewesen sei, und daß er bei Valencia sieben spanische Segelschiffe (Barca) gekapert habe. An anderer Stelle erfahren wir von ihm, daß er auf den während der Kreuzfahrten im westlichen Mittelmeer von seinem Oheim gekaperten Schiffen Dinge gesehen habe, die aus Amerika stammten, und erwähnt ausdrücklich Kopfbedeckungen mit bunten Papageienfedern und die bekannten Werkzeuge aus schwarzem Stein. Mit dem spanischen Seemann und den Gegenständen aus Amerika wird auch die Karte des Columbus in die Hände der Türken gefallen sein. Wenn Piri Re'is für seine Weltkarte als eine seiner Quellen eine Karte des Columbus gehabt hat, so können wir mit Sicherheit darauf rechnen, daß er diese Karte mit größter Sorgfalt abgezeichnet hat; und alles spricht dafür, daß wir in seiner Karte eine genaue Kopie der Columbus-Karte haben.
IL Die Weltkarte des Piri Re'is Ehe ich die Columbus-Karte im besonderen untersuche, müssen wir die Weltkarte des Piri Re'is als Ganzes, soweit sie erhalten ist, in Augenschein nehmen. Sie stellt in dem erhaltenen westlichen Teile den Atlantischen Ozean dar mit seiner westlichen und östlichen Umrandung. Sie ist gezeichnet in der Art italienischer und portugiesischer Portulan-Karten. Das Gradnetz fehlt, wie bei allen älteren PortulanKarten. Dafür finden sich Windrosen und Kompaßlinien auf der Karte. Zwei große Zentralrosen, eine im nördlichen, eine im südlichen Atlantischen Ozean, weisen in ihrer Nähe je einen großen Meilenmaßstab auf. Die Karte ist im wesentlichen nach Norden orientiert. Von den Quellen, die Piri Re'is für seine Karte angegeben hat, kommt für den erhaltenen westlichen Teil sicher nicht in Betracht die arabische Indien-Karte. Aber auch die Ptolemäus-Karten spielen bei diesem Teile der Karte als Quelle kaum eine erhebliche Rolle. Jedenfalls ist die Zeichnung der Küste von Afrika von der Ptolemäischen Tradition losgelöst, und die neuesten portugiesischen Entdeckungen sind bei dieser Küstenzeichnung berücksichtigt. Daß die Zeichnung im Innern Afrikas ziemlich phantastisch ist und in der damals üblichen Art den Sultan von Marokko und den von Guinea aufweist, dazu in der Zeichnung der Flußläufe und Städte im Innern des Landes auf den recht vagen Vorstellungen beruht, die man damals davon hatte, ist natürlich. Die Küste von Guinea geht bis zu dem SassandraFluß (Sant Andrea Deresi) 6° östlich von Greenwich. Als in Afrika vorkommende Tiere sind der Elefant und der Strauß eingezeichnet. Die Namen an der afrikanischen Küste sind eigentlich alle ohne Schwierigkeit zu identifizieren. Auch für die Zeichnung von Süd-Amerika, das bereits deutlich als zusammenhängender Kontinent erscheint, haben Karten als Quellen gedient, die die neuesten portugiesischen Entdeckungen bis 1508 enthalten haben. Wir finden hier die Nordküste von Süd-Amerika, vom Golf von Darien (4) an bis zum Ost-Kap, dem Kap Santa Agostini (5), mit relativer Genauigkeit gezeichnet. Die verschiedenen Ströme, deren Mündungsgebiete in den ersten Jahren des 16. Jahrhunderts entdeckt wurden, sind leicht zu identifizieren: Es handelt sich der Reihe nach um den Atrato (6), den Magdalena-Strom (7), den Ori-
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Die Weltkarte des Piri Re'is
noko (9), den Amazonas-Strom (10) mit seinem Delta und den Parnahyba (11). Auf dem östlichen Teil der Nordküste ist als Santa Luca (12) das Kap St. Roque angedeutet. Gegenüber dem Kap Santa Agostini ist die bei einem Schiffbruch im Jahre 1503 entdeckte Insel Fernando Noronha verzeichnet, die hier Ile de Fernam de Lonha (13) heißt. — Die Ostküste enthält eine Reihe von Namen, die auf der Fahrt des Amerigo Vespucci im Jahre 1501 entdeckt wurden: San Miguel (29. September 1501) (14), Rio de San Francisco (4. Oktober 1501) (15), ferner Rio Real (16), die Bahia de Todos os Santos (17), die Abrolhos-Klippen (18), Kap Frio (19). Von den beiden großen Strömen, die nun folgen, mündet der eine etwa bei dem späteren Rio de Janeiro, dessen Name aber noch nicht so heißt, es ist etwa noch zu erkennen Sano Sa (20); der andere wird mit dem Rio Grande do Sul zu identifizieren sein, etwas südlich von Cananea (hier verschrieben in Cataniu (21), die Verschreibung ist aus der türkischen Schrift leicht erklärlich). Cananea war der südlichste Punkt, der von Amerigo Vespucci im Jahre 1501 erreicht wurde. Auf der Karte zweigt von diesem südlichen Fluß noch ein anderer direkt nach Süden gehender ab, der in einer Bai endigt. Hier haben wir zweifellos den La Plata-Fluß (Parana) zu erkennen (22). Pinzon und Juan de Solis sind im Jahre 1508 über die La Plata-Mündung hinaus bis zum 40. Grad südl. Breite gekommen. Man hat gemeint, daß sie am La Plata-Strom vorbeigefahren sind, ihn aber nicht erkannt haben (»No hay indicio de que entonces avistasen la entrada del rio de la Plata«, Navarrete I I I , 47, Anm. 1). Piri Re'is muß aber eine portugiesische Karte vor sich gehabt haben, auf der die L a Plata-Mündung als Ergebnis der damaligen Reise bereits angedeutet war. Unmittelbar südlich davon wird die Küstenzeichnung ganz schematisch, sie biegt bald stark nach Osten um, eine Reihe von Inseln, teilweise mit Namen versehen, sind der Küste vorgelagert, allerlei Wundertiere sind verzeichnet; wir haben es hier mit dem sagenhaften Australland zu tun, das man sich im Süden gelegen vorstellte 1 ). Dieses Land und die dabei erwähnten Namen sind von Bedeutung zur Erkenntnis der Vorstellungen, die man sich von diesen Gebieten gemacht hat, ehe die Fahrt des Magellhan hier Klarheit schuf. Im Westen wird Süd-Amerika abgeschlossen durch einen großen ') Vgl. zu diesem Australland: Eugen Oberhummer; »Austria« und »Australia«, = Anzeiger der Akademie der Wissenschaften in Wien, Philos.-hist. Klasse, Jahrgang 1932, S. 101—120, sowie Forschungen und Fortschritte vom 10. März 1933, S. i n — 1 1 3 .
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Die Weltkarte des Piri Re'is
Gebirgszug, der aber wohl schwerlich die Cordilleren darstellen kann, da man von diesen damals k a u m eine Vorstellung haben konnte, und sie auch viel zu weit nach Westen lagen. Auf dem Gebirge befindet sich eine Reihe von fabelhaften Wesen, daneben aber zwei Tiere, die für Süd-Amerika (Anden und Patagonien) eine tatsächliche Bedeutung haben: auf dem Gebirge das L a m a (23), das durch die ganze Gestalt und die charakteristisch herausgestreckte Zunge erkennbar ist, bei dem allerdings Hörner gezeichnet sind, die das L a m a nicht hat, sodann im Delta der Flüsse ein als Lowe (sebu') bezeichnetes Tier, das o f e n b a r das hier vorkommende Puma, den Silberlöwen (24), andeutet. A u c h die drei Atlantischen Inselgruppen, die Azoren (25), die K a n a rischen Inseln (26), die K a p Verdischen Inseln (27) sind mit großer E x a k t h e i t gezeichnet und werden auf portugiesische Vorlagen zurückgehen. Bei der Insel Madeira ist kein Name geschrieben, sonst sind aber die Inseln fast alle mit Namen versehen und lassen sich leicht identifizieren, wenn auch einige der Namen noch gewisse Schwierigkeiten bieten und genauerer Untersuchung bedürfen. Charakteristisch für diese nach portugiesischen Quellen gezeichneten Teile des Ozeans sind eine Reihe von Segelschiffen verschiedenster Bauart, die immer mit den Gegenden, in denen sie gezeichnet sind, eine Verbindung haben, und bei denen meist eine Inschrift an das Ereignis erinnert, das dieses Schiff an die entsprechende Stelle hingebracht hat. So findet sich bei den Azoren ein großes Segelschiff, eine sogenannte K u k a 1 ) , mit der Notiz (25): »Eine genuesische K u k a , von Flandern kommend, gerät in Sturm, der sie vor sich hin treibt. Als die vorsichtig weiterfährt, trifft sie auf diese Inseln. Diese Inseln sind daher bekannt 2 ).« Bei den K a p Verdischen Inseln ist eine Karawelle gezeichnet mit der Notiz (27): »Den Kapitän dieser Karawelle nennen die Genuesen Misr Natun, aber in Portugal ist er groß geworden. Eines Tages kam dieser Mann mit seiner Karawelle in Sturm, fuhr hin und traf auf diese Inseln. Er fand eine große Menge von Zendjebil. Diese Insel hat er zuerst beschrieben 3).« Südlich davon ist eine große Insel gezeichnet, die den Namen Izle de Vacca führt. Bei ihr ist ebenfalls eine Karawelle gezeichnet, und es findet sich dabei die Notiz (28): 1 ) E i n großes, 2 Stockwerke habendes Segelschiff, das auch durch Ruder gelegentlich fortbewegt werden konnte, vgl. meine Ausgabe des Piri Re'is, S. X X X I V . z)
V g l . über die E n t d e c k u n g der A z o r e n : de la Ronciere, IX 38ff. Diese Notiz bezieht sich auf den Genuesen Antonio da Noli, der 1460 die K a p Verdischen Inseln entdeckte. 3)
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Die Weltkarte des Piri Re'is
»Und diese Karawelle geriet in ein Unwetter, kam her und stieß auf diese Insel. Ihren (der Karawelle) Namen nennt man Nicola Djuwan. Und auf dieser Insel gibt es überaus zahlreiche einhörnige Rinder. Aus diesem Grunde nennt man diese Insel Izla Vacca, das will besagen Rinder-Insel.« Es handelt sich hier um eine Phantasie-Insel, die sich vielfach auf Karten des 15. Jahrhunderts findet und den Namen Isla de la Man Satanaxio oder auch Salvaga und andere Namen führt. Wahrscheinlich ist der Name Salvaga, der sich z. B. auf der Karte von Benincasa in Bologna findet 1 ), die Ursache für die türkische Bezeichnung Izla de Vacca geworden, den Piri Re'is dann auf Grund seiner italienischen Kenntnisse als »Rinder-Insel« übersetzt. Der Name ist dann auch die Veranlassung für die ihr zugeschriebenen einhörnigen Rinder geworden. Ein schönes großes Segelschiff findet sich südlich von der GuineaKüste (29). Die rechts davon stehende Inschrift ist nur noch zum Teil erhalten und die erkennbaren Worte besagen nichts. Zwischen Inschrift und Schiff liegt eine kleine Inselgruppe, die sogenannten SirenenInseln, die auch auf einigen anderen Karten der damaligen Zeit verzeichnet sind 2 ). Den dabei stehenden Namen (etwa Santa Tioz oder Kioz) vermag ich einstweilen nicht zu deuten (30). Noch weiter südlich findet sich eine Notiz (31): »Und diese vier Schiffe sind portugiesische Schiffe. Ihre Gestalt ist diese Zeichnung. Von dem Gebiete des Magrib aus sind sie nach dem Vorgebirge von Afrika (habesh) herüber gefahren, um nach Indien zu gelangen, sind sie nach Südwesten gefahren. Diesen Meerbusen quer zu durchschneiden, sind 4200 Meilen.« Leider sind die zu dieser Inschrift gehörigen Schiffe nicht mehr erhalten. Sie haben auf dem anderen Blatt der Karte gestanden. Aber es handelt sich bei dieser Notiz natürlich um eine Anspielung auf die Fahrt des Vasco da Gama, der im Jahre 1497 mit vier Schiffen ausfuhr und tatsächlich südlich von Guinea bei seiner Ausfahrt einen Bogen nach Südwesten machte. Eine Reihe von anderen Schiffen, die ebenfalls aus portugiesischen Vorlagen stammen, übergehe ich. •— Nur ein Schiff der Karte fällt aus diesem Zusammenhang vollkommen heraus. Es ist das bei dem großen Walfisch im Norden gezeichnete Schiff mit den drei darauf befindlichen Männern. Die dabei stehende Inschrift besagt (32): »Man berichtet, daß in früherer Zeit ein Priester namens San Oloandan die sieben Meere durchfahren habe. Er soll auf diesen Fisch getroffen sein, ') Kretschmer, S. 210 und Atlas I V 1. ) Ch. de la Roncière, L a Découverte de l'Afrique au Moyen Age, II (1925) 66; .cf. Planches X X X I I I et X X X bis. 2
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habe ihn für trockenes Land gehalten, und sie haben auf dem Fische Feuer angezündet. Des Fisches Rücken wurde heiß, er tauchte ins Meer unter. Sie flüchteten sich in das Boot und entkamen zum Schiffe. Diese Dinge sind von den portugiesischen Ungläubigen nicht berichtet worden. Von alten Mappamondos ist es entnommen worden.« Wir haben hier eine Anspielung auf die sagenhafte San Brandan-Insel, die in mittelalterlichen Karten eine Rolle spielt und die zurückgeht auf eine Sage von dem ungeheuren Fisch, den man für eine Insel hält und der, als es ihm heiß wird, ins Meer taucht. Die Sage ist weit verbreitet und findet sich z. B. auch in i o o i Nacht (erste Reise Sindbad des Seefahrers). Es spricht für die Exaktheit, mit der Piri Re'is seine Quellen benutzt hat, daß er ausdrücklich bemerkt, daß er diese Darstellung nicht von portugiesischen Vorlagen, sondern von alten Mappamondos genommen hat x ). Es gibt noch eine andere Stelle, an der Piri Re'is ein italienisches Wort etwas primitiv zu deuten versucht: rechts oben von der nördlichen Zentralrose findet sich eine lange Inschiift, die besagt (33): »Dieses Meer nennt man Bahr-i-Maghrib (Westmeer), aber die Franken nennen es Mar de Espana, das heißt Spanisches Meer. Bis jetzt war es unter diesem Namen bekannt. Aber Kolon-bo, der dieses Meer erschlossen hat und diese Inseln zuerst bekanntgemacht hat, und auch die portugiesischen Ungläubigen, die das Meer von Indien (Hind) erschlossen haben, sind alle untereinander übereingekommen, daß sie diesem Meere einen neuen Namen geben. Als dieses Meeres Namen haben sie Ovasano festgesetzt, das will besagen »gesundes Ei«. Zuvor war ihre Ansicht die, daß dieses Meer keine Grenze habe, sein jenseitiges Gebiet Finsternis sei. Nunmehr haben sie gesehen, daß derartige Ufer das Meer immerzu begleiten, daß dieses Meer wie ein See ist, und darum haben sie ihm den Namen »Gesundes Ei« gegeben.« •— Eine Notiz der Karte, die etwas links unterhalb der großen nördlichen Zentralrose der Karte sich befindet, nimmt Bezug auf die sogenannte Demarkationslinie 2 ), wie sie durch den Vertrag von Tordesillas vom 7. Juli 1494 definitiv festgelegt wurde. Die Notiz besagt (34): »Die portugiesischen Ungläubigen sind von hier aus nach dem Gebiete des Westens nicht gekommen. Dieses Gebiet ist alles Spanien zugehörig. Sie haben die Verabredung getroffen, daß 2000 Meilen westlich von der Straße von Gibraltar (sebte boghazy) sie eine Grenze machten. Die Portugiesen dürfen diese Grenze nicht überschreiten; aber das Gebiet von Indien (Hind) und das Gebiet des Südens ist alles den Portugiesen gehörig.« 1
) de la Roneifere, a. a. O.; II 2, — Kretschmer 187 ff. ) Vgl. z. B. Kretschmer, S. 300 fi.
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III. Die von Piri Re'is benutzte Karte des Columbus Von den Teilen der Karte des Piri Re'is, die ich bisher behandelt habe, sticht vollkommen ab der Teil, der Mittel-Amerika darstellt. Rein äußerlich genommen sehen wir hier keine Schiffe — das eine Schiff nördlich vom Golf von Darien (35) hat zur Columbus-Karte nicht gehört; wir haben es hier mit Piri Re'is zu tun, der die ColumbusKarte, die sich bis zu dem an Untiefen reichen Golf von Batäbano auf Cuba erstreckte, der auf der Columbus-Karte deutlich zu erkennen ist, mit den portugiesischen Karten, die Süd-Amerika boten, kombinieren mußte. — Dafür aber finden sich in diesem Teil der Karte eine ganze Reihe von Inseln, die zumeist eine sehr konventionelle Form haben, und auf denen ein Papagei sitzt. Zwischen diesen Inseln sind andere gezeichnet, die sich zum Teil ohne Schwierigkeit mit tatsächlich vorhandenen Inseln identifizieren lassen, z. T. aber wieder eine sehr phantastische Form haben und zunächst einer Erklärung spotten. Vor allem ist das auch der Fall bei dem Festland, das auf der linken Seite der Karte gezeichnet ist. Diesem Teil der Karte muß eine sehr viel ältere Karte zugrunde gelegen haben als den zuvor behandelten übrigen Teilen, und hier haben wir recht eigentlich die Karte des Columbus zu sehen, die Piri Re'is abgezeichnet hat. Eine genauere Untersuchung dieses Teils der Karte wird den Nachweis bringen, daß gerade die Sonderbarkeiten, die diese Karte aufweist, der untrügliche Beweis dafür sind, daß wir es mit der Karte des Columbus zu tun haben, weil gerade diese Sonderbarkeiten durch die Anschauungen des Columbus, wie sie uns überliefert sind, erklärt werden, und diese Sonderbarkeiten andererseits wieder dazu dienen, die Vorstellungen des Columbus zu illustrieren. 1. D i e K l e i n e n A n t i l l e n , die J u n g f e r n - I n s e l n u n d
Trinidad
Ein Blick auf die Karte des Piri Re'is zeigt ziemlich gut den Bogen der Kleinen Antillen mit einer Reihe von Namen, die sich zumeist leicht identifizieren lassen, aber zum Teil noch große Schwierigkeiten bieten. Wir finden bei der einen Insel den Namen Wadluk (36), der zweifellos auf Guadelupe hinweist. Die nächste Insel, deren Name wohlUsiet (37)
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Die von Piri Re'is benutzte Karte des Columbus
gelesen werden muß, könnte die Insel Lucia andeuten; der Türke hätte dann das am Anfang stehende 1 als Artikel genommen. Es ist allerdings auffallend, diese Insel hier erwähnt zu finden. Santa Lucia liegt südlich von Dominica und Martinique, und Columbus ist, soviel wir wissen, nicht zu ihr gekommen. Vielleicht handelt es sich also um eine andere Insel, worauf ja auch die Lage hinweisen würde. Die beiden folgenden Namen Santa Mardia und Galanda sind hier auf verschiedene Inseln verteilt (38). Es ist aber kein Zweifel, daß es sich hier um die Insel Santa Maria Galanda handelt. Columbus wird den Namen auf zwei Zeilen geschrieben haben, und so hat Piri Re'is sie zwei verschiedenen Inseln zugeschrieben. Die mit Samo Kresto (39) bezeichnete Insel deutet die Insel Santa Cruz an, die auf der zweiten Reise entdeckt wurde. Die nach Nordwesten zu folgende größere Insel, die den Namen San Juan Battishdo führt (40), deutet Portorico an, dem Columbus diesen Namen gab 1 ), und dessen Hauptstadt heute noch San Juan heißt. Etwas auffallend ist allerdings, daß auf dieser Insel bereits eine Stadt angedeutet ist, obgleich die Stadt San Juan erst im Jahre 1508 gegründet zu sein scheint. Wenn der Name San Juan Battishdo außerdem auch noch auf der einen konventionell gezeichneten Insel steht, auf der ein Papagei sitzt, und die im Südwesten der Antillen gezeichnet ist (41), so ist das so zu erklären, daß wir es hier mit einer Phantasie-Insel zu tun haben, die, wie ich unten zeigen werde, auf der ursprünglichen Karte des Columbus gestanden hat, und die er, wie es scheint, einmal mit Portorico identifiziert hat, bis er dann die andere Lage der Insel erkannte und sie noch einmal neu zeichnen ließ. Nordöstlich von Portorico findet sich eine Gruppe von 1 1 Inseln, auf deren einer wiederum ein Papagei sitzt, mit der interessanten Legende dabei (42): »Diese kleinen Inseln nennt man »undizi vergine«, das will besagen elf Jungfrauen.« Es handelt sich hier um die Virgin Islands, die nach den 1 1 000 Jungfrauen genannt sind. Wenn sie auf der Piri Re'is-Karte zu weit nach Nordosten gezeichnet sind, so ist das wohl dadurch zu erklären, daß J ) Vgl. den Brief, den Gugelmo Coma 1494 von Espanola aus an Nicolo Syllacio schrieb, und den dieser 1497 veröffentlicht hat: »Insolam quandam magni ambitus, portuosam, cui cognomentum Joannes Baptista« (Racc. I I I 2, S. 89, Z. 7, und den Bericht des Michele deCuneo: »a Ii X V I I I I (Novembre) iustramo a una isola de Indiani bellissima et grandissima, per nome in loro lingua Boluchen, a la quäle lo signor armirante pose nome San Johan Baptista« (Racc. I I I 2, S . 9 7 f ) .
i. Die Kleinen Antillen, die Jungfern-Inseln und Trinidad
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auf der Karte des Columbus in dieser Gegend bereits irgendeine Insel vorhanden war, die er in dieser Weise zu identifizieren suchte. — Es ist sehr beachtenswert, daß Piri Re'is hier das italienische »undici« (denn darauf weist das undizi doch hin) für n aus der Columbus-Karte wiedergibt. Diesen Namen hat er offenbar auf der Columbus-Karte gefunden, und es ist sehr interessant zu beobachten, daß Columbus hier das italienische Wort für n gebraucht hat, und nicht das spanische Wort »onze«. Columbus wird von Piri Re'is immer als der Genuese bezeichnet. Unterhalb des Bogens der Kleinen Antillen liegt eine größere Insel, bei der der Name Galeot (kalewot) steht (43). Das ist die Insel Trinidad, auf die Columbus auf seiner dritten Reise am 31. Juli 1498 stieß. In den Berichten, die wir über die dritte Reise haben, dem Brief, den Columbus am 18. Oktober 1498 von Haiti aus an den König sandte, und den Berichten der beiden Biographen, von denen insbesondere Las Casas sich deutlich an das im Original verlorene Bordjournal des Columbus gehalten hat, wird berichtet, daß Columbus, sobald das Land erblickt war und er auf es zufuhr, dort ein Kap im Westen erblickte, das er Kabo de la Galera nannte, nach einem großen Felsen, der aus der Entfernung ihm wie ein segelndes Schiff vorkam. In den Historie des Fernando Colombo heißt dieses K a p Galea. Heute hat die Stelle den Namen Punta Galeota, ohne daß man sagen kann, wie dieser Name an die Stelle von Galera getreten ist; und den Namen Punta Galera führt heut das Nordost-Kap der Insel, an dem aber Columbus nicht gewesen ist. Piri Re'is hat offenbar den Namen Galeot schon auf der Karte des Columbus gefunden. Daß er ihn für den Namen der Insel gehalten hat, kann man ihm wohl verzeihen. Las Casas berichtet in seiner Historia sehr ausführlich unter fortdauernder Anführung der eigenen Worte des Columbus im Bordjournal über die Fahrten des Columbus bei Trinidad. Wir hören da, wie er gegenüber dem Südwest-Kap der Insel, der Punta del Arena, eine Insel sah, die er Izla Santa nannte; wie er dann mit großen Schwierigkeiten durch die Boca de la Sierpe und den Golf von Paria nach einer Fahrt von 15 Leguas in der Richtung N 1/4 NO wiederum eine Insel fand, die er Izla de Gracia nannte. Er erwähnt das Cabo auf der Nordwest-Ecke von Trinidad und das gegenüber liegende Cabo de Lapa an der Ostspitze der Izla de Gracia. Er kreuzt dann in dem Golf von Paria in den nächsten Tagen und findet da noch mehrere Inseln, die Izla Ysabeta, die Izla Tramontana. Las Casas berichtet hier immer wieder, daß es sich bei diesen Inseln, von denen Columbus spricht, um das Festland handelt, daß dies
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Die von Piri Re'is benutzte Karte des Columbus
aber von Columbus, weil er nicht genügend Übersicht hatte, für Inseln gehalten wird. Es scheint allerdings dem Columbus in Anbetracht des süßen Wassers und der Strömungen, die er im Golf von Paria antraf, der Gedanke gekommen zu sein, daß das Land nicht groß genug sei, um solche Flüsse hervorzubringen, wenn es nicht ein Kontinent sei. Las Casas berichtet ausdrücklich, daß er den Majestäten gegenüber gesagt habe, er glaube, daß dies ein sehr großes kontinentales Land sei, welches bis jetzt nicht bekannt gewesen ist. Es unterliegt aber andererseits keinem Zweifel, daß er alle die Länder, die er gegenüber der Insel Trinidad gesehen hat, in den Tagen, in denen er an Ort und Stelle war, für Inseln gehalten hat. — Wenn wir nun auf Grund dieser Tatsachen einen Blick auf die Karte des Piri Re'is werfen, so sehen wir, daß der Insel Trinidad gegenüber, die mitten im Ozean gezeichnet ist, eine Reihe von Inseln liegen, die man ohne Schwierigkeit mit den von Columbus genannten Inseln identifizieren kann. Der, der diese Inseln gezeichnet hat, hat sicher keine Ahnung davon gehabt, daß er in unmittelbarer Nähe eines großen Kontinents sich befand. Da wir wissen, daß bereits im Jahre 1499/1500 an dieser Stelle der Kontinent von Amerika zweifellos entdeckt worden ist, so ist klar, daß die auf dieser Karte vorliegende Zeichnung von Trinidad mit den ihm gegenüber liegenden Inseln, die ganz den Anschauungen des Columbus entspricht, eigentlich nur unmittelbar nach der Entdeckung dieser Inseln durch Columbus entstanden sein kann. Diese ganze Darstellung ist ein starker Beweis dafür, daß Piri Re'is tatsächlich eine Karte, die auf Columbus zurückgeht, abgezeichnet hat. 2. H a i t i / Z i p a n g o Nördlich von Portorico, nordwestlich von den Jungfern-Inseln ist eine große Insel gezeichnet, die eine durchaus beherrschende Lage hat, und die als einzige unter allen Inseln genauere Details aufweist: Einen großen Gebirgszug in der Mitte und eine genau ausgearbeitete Küstenlinie. Leider sind die Inschriften auf dieser Insel nicht sehr deutlich. Immerhin glaube ich links unten (44) den Namen San Domingo erkennen zu können, und auf der linken Seite oben scheint mir Izla d' Estania (45) zu stehen, was eine in der türkischen Schrift leicht erklärliche Verschreibung für d'Espania sein könnte. Es könnte aber auch sonst keinem Zweifel unterliegen, daß diese Insel Haiti/Espanola darstellt, jene Insel, wo Columbus die erste Niederlassung gründete, und die der Sitz der Regierung wurde. Auffallend ist aber, daß die Insel eine ganz ungewöhnliche Form hat. Die von Norden nach Süden sich erstreckende lange Gestalt wi-
2. Haiti/Zipango
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derspricht durchaus dem tatsächlichen Aussehen der Insel, die sich ja viel mehr von Osten nach Westen hin ausdehnt. Die Erklärung gibt die Tatsache, daß Columbus in dieser Insel die sagenhafte Insel Zipango fand. Die Insel war von Marco Polo her bekannt. Er spricht von zahlreichen Inseln, die den Ozean im Osten von Asien erfüllen. Am nördlichsten liege das Gold und Perlen reiche Zipango, 1500 Meilen vom Kontinent entfernt; und von erfahrenen Seeleuten, die ihr ganzes Leben auf jenem Meere von China zubringen, will er gehört haben, daß nicht weniger als 7459 Inseln dort zerstreut liegen, die Produktionsorte wertvoller und wohlriechender Hölzer, des weißen Pfeffers und anderer Spezereien. Aber diese Inseln lägen so weit vom Festland ab, daß es schwierig sei, dorthin zu kommen, und wenn ein Schiff von Zaiton oder Quinsay die Reise dorthin mache, so ziehe es großen Vorteil aus diesem Wagnis (Kretschmer S. 88). Vergleicht man die Gestalt, die Zipango etwa auf dem Globus des Behaim vom Jahre 1492 hat 1 ), und wie sie in dieser Form auch auf einer ganzen Anzahl von späteren Karten sich findet, so sieht man deutlich, daß die allgemeine Form dieser Insel nach dieser Gestalt des sagenhaften Zipango gezeichnet ist. Daß Columbus selber unter dem Eindruck gestanden hat, das sich Haiti/Zipango in großer Länge von Norden nach Süden ausdehne, erfahren wir ausdrücklich von seinem Sohne Ferdinand, der in seinen Historie darüber berichtet. Es ist da die Rede davon, daß während der ersten Ausreise, am 6. Oktober 1492, Martin Alonzo Pinzon, der Führer des Schiffes Pinta, dem Columbus den Vorschlag macht, die Fahrtrichtung, die genau nach Westen ging, etwas nach Süden zu zu ändern. Columbus lehnte es damals ab und ging erst später auf den Vorschlag des Pinzon ein. In den Historie heißt es mit Bezug darauf (ed. Caddeo, I, 56) 2 ): »Mehr als einmal hatte Columbus ihnen gesagt, daß er nicht darauf rechnete, Land zu finden, bevor sie nicht 750 Legue gen Westen von den Kanarischen Inseln aus gemacht hätten. In dieser Entfernung, hatte er noch gesagt, hätte er La Spanola, damals Zipango genannt, gefunden, und es ist kein Zweifel, daß er es gefunden hätte, wenn er nicht gewußt hätte, daß seine Länge, wie man sagte, sich von Norden nach Süden erstreckte, deshalb hat er sich nicht mehr nach Süden gewandt, um auf sie zu stoßen, und deshalb blieb auch sie und die anderen Inseln der Kariben zur linken Hand nach Süden zu, wo jene Vögel (von denen er vorher geredet hatte) hinflogen.« ») Tafel 4. 2 ) Darauf daß Columbus sich ursprünglich Haiti als von N nach S sich erstreckend vorgestellt hat, hat mich George Nunn aufmerksam gemacht.
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Columbus also, der direkt nach Westen fuhr, glaubte, daß mit Rücksicht auf die Länge dieser Insel und ihre Ausdehnung nach Norden zu, es nicht nötig sei, sich nach Süden zu wenden, um auf sie zu stoßen, und daß er auf sie stoßen mußte, auch wenn er in der Richtung blieb, die er verfolgte. Las Casas, der Biograph des Columbus, sagt in seiner Historia des las Indias (I 278): »Columbus hatte bei sich eine Karte, auf welcher sich verzeichnet fand dieses Indien (Westindien) und die Inseln, speziell Espanola, das man Zipango nannte.« Die Auffindung des Goldlandes Zipango war, wie wir aus dem Tagebuch des Columbus wissen, das eigentliche Ziel dem er nachstrebte. Unter dem 21. Oktober heißt es (Racc. I 1, S. 28). »Und danach will ich eine andere sehr große Insel aufsuchen, welche, wie ich glaube, Zipango sein muß, nach den Angaben, welche diese Indier, die ich mit mir habe, mir geben, und welche sie Colba nennen. Sie sagen, daß auf dieser Insel viele große Schiffe und viele geübte Seeleute sind. Neben dieser Insel ist eine andere, die sie Bofio nennen, welche, wie sie sagen, auch sehr groß ist.« Unter dem 23. Oktober schreibt er dann (Racc. I, 1, S. 28). »Ich möchte heute abfahren nach der Insel Cuba, welche, wie ich glaube, Zipango sein muß, entsprechend der Beschreibung, welche diese Leute geben von ihrer Größe und ihrem Reichtum...« Am 24. Oktober heißt es dann mit Bezug auf Cuba (Racc. 1 1 , S. 29): »Nämlich ich glaube, daß, wenn das, was diese Indier von diesen Inseln und die, welche ich mit mir auf den Schiffen habe, mir angegeben haben durch Zeichen (da ich ihre Sprache nicht verstehe), zuverlässig ist, es die Insel Zipango ist, mit Bezug auf die sie wunderbare Dinge berichten. Und nach den Globen, welche ich gesehen habe und aus den Zeichnungen auf Mappemondos ist sie in dieser Gegend.« A m 28. Oktober landet er endlich an der Küste des vermeintlichen Zipango (Racc. I 1, S. 31): »Die Inder behaupten, daß auf dieser Insel Goldminen und Perlen sind, und der Admiral sah einen guten Platz für sie und für Muscheln, welche auf sie hinweisen, und der Admiral erfuhr, daß große Schiffe, die dem GroßKhan gehören, herkommen, und daß von hier zu dem Festland eine Reise von 10 Tagen sei.« Bald aber kommt er von dieser Annahme wieder ab. 30. Oktober heißt es (Racc. I i , S. 32):
Unter dem
2. Haiti/Zipango
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»Der Kapitän der Pinta hat berichtet, er habe es so verstanden, daß dieses Cuba eine Stadt sei, und diese Gegend Festland sei, sehr groß, das sich sehr weit nach Norden zu erstreckt, und daß der König dieses Landes im Kriege sei mit dem Groß-Khan.« Unter dem i . November heißt es dann weiter (Racc. I i , S. 34): »Und es ist gewiß, sagt der Admiral, daß dies das Festland ist, und daß ich, sagt er, vor Zayto und Guinsay bin, 100 Legas, ein wenig mehr oder weniger, entfernt von beiden...« E r identifiziert dann bekanntlich die Insel Haiti, der er den Namen Espanola gibt mit, Zipango. Unter dem 24. Dezember berichtet er (Racc. I 1, S. 77), wie die Eingeborenen unter anderen Plätzen, die sie als Fundstätten für Gold nannten, von Zipango sprachen, das sie C y b a o nennen, und sie sagten, daß dort eine große Menge von Gold sei. Und am 26. Dezember heißt es anläßlich einer Unterredung mit dem König der Gegend: »Und der Admiral sagt, daß er ihm einen Bericht gab darüber und insbesondere ihm erzählte, daß sie es [das Gold] hätten in Zipango, was sie Cybao nennen, in solcher Menge, daß sie es überhaupt nicht mehr schätzen.« Der Name Cybao nahm Columbus jeden Zweifel daran, daß er in Espanola. Zipango (Cybango) erreicht habe. Von da ab ist von Zipango im Schiffsjournal nicht mehr die Rede, aber wir hören von ihm in anderen Dokumenten. In dem A k t v o m 22. Februar 1498, in dem er die Bedingungen für sein Majorat festsetzt, heißt es (Racc. I 1, S. 304): »Es hat unserem allmächtigen Herrn gefallen, daß ich in dem Jahre 1492 entdecken konnte das Festland von Indien und viele Inseln, unter diesen Espanola, was die indischen Einwohner »Feiti« nennen, und die Monicondos »de Zipango« nennen.« Und in einer eigenhändigen Randnote zu Plinius (Fol. 242 v ) spricht er von der Insel feyti oder ofir oder eipango, der er den Namen spagnola gegeben habe. (Racc. I 2, S. 472, Autograph in Racc. I 3, T a v . CI, No 23; vgl. Fritz Streicher, Die Columbus-Originale, S. 242). E s bestätigt alles das, was wir von den Vorstellungen des Columbus wissen, wenn wir also hier auf dieser Columbus-Karte die Insel Haiti als Zipango gezeichnet finden. Allerdings ist das j a nur der Fall im großen und ganzen, denn die Umrisse, die die Insel hier im einzelnen hat, sind natürlich auf Grund der Erfahrungen, die man an Ort und Stelle gemacht hat, gezeichnet worden. W i r wissen, daß Columbus nach dem Untergang des 1492 zuerst
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Die von Piri Re'is benutzte Karte des Columbus
gegründeten Navidad x ) bei seiner Rückkehr zur Insel im Dezember 1493 auf der zweiten Reise hier die Stadt Isabella gründete, und es ist kein Zweifel, daß die auf der rechten Seite der Insel eingetragene Stadt Isabella andeutet (46). Im Jahre 1494 unternahm er dann die Fahrt zur Erforschung von Cuba und umsegelte bei der Rückkehr von hier die ganze Insel. 1496 wird San Domingo gegründet, während Isabella dann bald zugrunde geht. — Aus der Tatsache, daß Isabella hier auf dieser Insel als Stadt gezeichnet ist, San Domingo aber noch nicht — hier steht nur der Name da — kann man mit Sicherheit schließen, daß die genaue Auszeichnung dieser Insel von Zipango zu Haiti in der Zeit zwischen 1494—96 vorgenommen sein muß. Wir sehen also, daß Columbus in die ihm vorliegende Gestalt des Zipango um das Jahr 1495 seine Entdeckungen hat eintragen lassen. 3. Cuba als
Festland
Haben wir es bei der großen Insel mit Haiti zu tun, so erhebt sich die Frage: Wo ist Cuba ? Ich habe schon oben darauf hingewiesen, daß Columbus sehr bald nach seiner Ankunft auf Cuba auf der ersten Reise zu der Überzeugung gekommen ist, daß Cuba Festland sei. Er sei ein Stück der Nordküste entlang gesegelt, es habe sich dann plötzlich die Küste nach Norden gewendet, und er sei ihr nicht weiter entlang gefahren. — Auf seiner zweiten Reise unternimmt er dann eine große Entdeckungsfahrt nach Cuba, die er am 24. April 1494 antritt, und von der er am 29. September 1494 nach Española zurückkehrt. Wir haben über diese Entdeckungsreise genaue Nachrichten von Andrés Bernáldez in seiner Historia de los Reyes Católicos, Kap. 1 2 3 — 1 3 1 , und von Peter Martyr. Letzterer hat auf Grund von Nachrichten, die er unmittelbar nach Beendigung der Reise von Columbus erhalten hatte, in einem am 9. August 1495 von Tort osa aus an den spanischen Kardinal Bernaldino (Caravajal) 2 ) geschriebenen Briefe folgendes berichtet: Columbus habe eine Exkursion gemacht nach einer anderen Provinz im Westen, deren Anfang in nicht großer Entfernung von dem Ende von Española sei. Diese Gegend, die die Einwohner Cuba nennen, Die Stadt findet sich auf einer Skizze der Nordküste von Española, die wahrscheinlich vom Januar 1493 stammt und die im Auftrage der Herzogin von Berwick und Alba in den Nuevos autógrafos de Cristóbal Colon y relaciones de ultramar, Madrid 1902, veröffentlicht wurde. Die Skizze stammt wahrscheinlich von Columbus. Streicher, Die Columbus-Originale, S. 221, kommt zu dem Resultat: Die Nicht-Originalität (dieser Karte) kann nicht von vornherein als ausgeschlossen betrachtet werden. Vgl. die Bedenken von Vignaud, I I 358. 2 ) Brief 165, vgl. Thacher I 75 f.
3. Cuba als Festland
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habe die Form eines Keiles, etwa 70 Meilen lang. Columbus sei der Südseite dieses Landes entlang gesegelt während 70 aufeinander folgenden Tagen. Die Ufer dieser Gegend bögen so sehr nach Süden um, daß er sich bald in der Nähe des Äquators zu befinden glaube. Zu seiner linken Hand habe er unzählige Inseln gesehen. . . E r habe seinen Weg nehmen müssen zwischen den engen Durchfahrten der Inseln, zum Teil über Untiefen weißer als Milch, er habe manchmal wilde Strudel passiert, sei manchmal durch träge, schlammige Wasser gefahren. Wenn wir auf Grund dieser Beschreibung uns die Karte ansehen, so sehen wir den Keil, den das Land Cuba nach Española zu macht, deutlich vor uns. Hier liegt das Kap Meysi, das Columbus Alpha und Omega nannte, weil es der Anfang der Welt sei für den, der nach Westen fährt, das Ende für den, der von Westen kommt. •— Nach den Angaben des Peter Martyr habe nun die Südküste von Cuba sich so nach Süden umgebogen, daß Columbus geglaubt habe, an ihr entlang in die Nähe des Äquators zu kommen. Dieser Vorstellung wird die Zeichnung auf der Piri Re'is-Karte vollkommen gerecht. Wir sehen, daß die eigentlich von Osten nach Westen sich erstreckende Südküste Cubas hier von Norden nach Süden gezeichnet ist. Columbus ist bis zum Golf von Batábano gekommen, der tatsächlich sehr seicht ist, und der hier auf der Karte auch deutlich eingezeichnet ist (48). Daß wir es bei dieser Zeichnung mit Cuba zu tun haben, geht auch aus den Namen hervor, die bei der Karte eingezeichnet sind. Der Name Porta Ghanda (49) weist auf den Puerto Grande hin, den Andrés Bernáldez in seinem Berichte erwähnt , und das etwas weiter befindliche Kaw Punta Orofay (50) weist hin auf die Gegend Ornofay 2 ), die Columbus auf der Südküste von Cuba antraf, und deren Name von Bernáldez überliefert ist. Wie sehr Columbus davon überzeugt war, daß er in Cuba auf dem Festlande sei, beweist jener denkwürdige Akt vom 12. Juni 1494, der uns erhalten ist, und dessen wesentliche Punkte lauten (Navarrete I I 143—149; mit engl. Übersetzung bei Thacher I I 32z—332): »Auf der Karawelle Nina, genannt Santa Clara, Donnerstag den 12. Juni 1494, ersuchte.. Don Christopher Columbus.. mich, Fernand Perez de Luna, einen der öffentlichen Notare der Stadt Isabella...: Mit Rücksicht darauf, daß er die Stadt Isabella mit 3 Karawellen verlassen hat, um zu kommen und zu entdecken das kontinentale Land von Indien, obwohl er bereits einen Teil davon entdeckt hatte auf der anderen Reise, die er 1 ) Andrés Bernáldez, Historia de los Reyes Católicos. Cap. 1 2 3 — 1 3 1 , mit engl. Übers. bei C. Jane, Select Documents I 1 1 4 — 1 6 7 . ib. S. 120; es ist die Bai von Guantánamo. 2 ) Der heutige District von Camaguey, ib. S. 138, 150, 156.
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zuerst hierher unternommen hat, im vergangenen Jahr 1493, aber nicht imstande war, mit Bezug auf sie die Wahrheit zu erfahren: Nämlich obwohl er eine lange Strecke ihr entlang gefahren ist, hat er niemand gefunden an der Seeküste, der imstande gewesen wäre, ihm eine zuverlässige Auskunft darüber zu geben, da es alles nackende Leute w a r e n . . . : und da er daher nicht sicher erklären konnte, daß es Festland sei, und er es nur als zweifelhaft hinstellte und er es genannt hatte L a J u a n a , in Erinnerung an den Prinzen Don Juan: Daß er nunmehr die Stadt Isabella am 24. April verlassen habe und gekommen ist und das Land von dem genannten Juana zu untersuchen, das der Insel von Isabella am nächsten liegt, welches die Form eines Dreiecks hat, welches sich von Osten nach Westen ausdehnt, und dessen Spitze der östliche Teil ist, 22 Leguas von Isabella entfernt: Daß er der Küste gefolgt ist von Osten nach Westen, um zu einer großen Insel zu gehen, die die Indier Jamaica nennen, die er dann gefunden hat . . . und la Izla de Santiago nannte . . . dann zurückkehrte nach dem Festlande, das er La Juana genannt hatte, und der Küste von La Juana nach Westen zu viele Tage entlang gefahren war, so daß er in Anbetracht seiner Schiffahrt 335 Leguas zurückgelegt hat von der Zeit ab, da er begann mit der Fahrt bis zur gegenwärtigen Zeit, während welcher Fahrt er oft die Empfindung hatte und es aussprach, daß es Festland sei, wegen seiner Formation und den Auskünften, die er mit Bezug auf sie erhielt, und dem Namen des Volkes der Provinzen, speziell der Provinz von Mango: Und nun, nachdem er eine unzählige Menge von Inseln entdeckt hat, die niemand zählen kann, und hierher gekommen ist zu einer Niederlassung, wo er einige Indier nahm, die ihm berichteten, daß die Küste dieses Landes nach Westen zu sich noch weiter als eine Reise von 20 Tagen ausdehne, ohne daß sie wüßten, daß sie dort endete: Daß er sich entschloß, von dem Platz, an dem er angelangt war, etwas weiter hinauszugehen, damit alle die Leute, welche in diesen Schiffen mitgefahren sind, unter denen Meister der Seekarten (Maestros de cartas de marear) seien und sehr gute Piloten, die berühmtesten, die er aussuchen konnte, in der großen Flotte, die er von Kastilien mitgebracht hatte: Und damit sie sehen könnten, wie groß dieses Land sei, und daß von hier aus die Küste sich nach Süden erstreckt, wie er ihnen gesagt hatte, fuhr er vier Tage weiter vorwärts, daß alle ganz sicher sein sollten, daß es Festland s e i . . . Und daß nach Beendigung dieser Reise niemand Grund haben möge, mißgünstig zu sprechen und zu verkleinern die Dinge, welche großes Lob verdienen . . . ersuchte der genannte Herr Admiral mich, den genannten Notar, persönlich zu jeder von den drei Karawellen zu gehen und öffentlich zu ersuchen den Kapitän und die Mannschaft und alles andere Volk darauf, auszusagen, ob sie irgendeinen Zweifel hätten daran, daß dieses Land das Festland des Anfangs von Indien sei und das Ende für den, der zu diesen Gegenden von Spanien zu Land kommen wollte: Daß, wenn sie irgendeinen Zweifel oder eine Kenntnis mit Bezug auf es hätten, ich sie veranlassen sollte, es bekannt zu geben, damit er dann diesen Zweifel behebe und ihnen zeigen könnte, daß es sicher sei und daß es Festland s e i . . . «
3. Cuba als Festland
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Der Notar berichtet nun, wie er zu den einzelnen Schiffen gegangen sei, den Akt aufgenommen habe, und dem, der zu irgendeiner Zeit das Gegenteil aussagen würde, eine Strafe von 10 ooo Maravedis auferlegt habe, außerdem sollte ihm die Zunge ausgeschnitten werden, wenn er später etwas anderes behaupten würde, als er jetzt sage; und wenn es ein Schiffsjunge sei oder jemand dieser Art, dann sollten ihm 100 Hiebe gegeben werden und seine Zunge ausgeschnitten werden. Jeder sei nun gefragt worden in allen drei Karawellen, jeder habe für sich selbst mit großer Sorgfalt, die Piloten, die Meister und Schiffsleute hätten auf ihre Seekarten gesehen und sich die Sache überlegt und folgendes ausgesagt.... Und nun folgen die einzelnen Aussagen, wo immer zuerst die Führer im einzelnen, dann die Mannschaft gemeinsam das bezeugen, daß es sich um Festland handelt. Man hat behauptet, daß der Notar Fernando Perez de Luna, der diese Urkunde aufgenommen hat, und in dessen Nachlaß sie in der Stadt Isabella am 14. Juni 1495 von dem Notar Diego de Penalosa aufgefunden wurde, über seine Befugnis hinaus gegangen sei, und daß die Einzelheiten, besonders die Strafen, die in der Urkunde festgesetzt seien, auf sein und nicht des Columbus Konto zu schreiben seien. Indessen läßt diese Urkunde doch keinen Zweifel darüber, daß Columbus Cuba damals als Festland ansah, und daß wir nicht überrascht sein dürfen, es hier auf der Karte so gezeichnet zu finden 1 ). Daß es Columbus andererseits nicht ganz geheuer war bei dieser Erklärung, geht unter anderem aus einer Bemerkung hervor, die uns einer seiner Begleiter, Michele de Cuneo, in seinem Bericht aufbewahrt hat, wo es heißt (Raccolta I I I , 2 S. 107): »Der Admiral sagte, daß er Cathay finden würde, und darüber hat man viel diskutiert mit einem Geistlichen aus Luxerne, einem sehr gelehrten und sehr reichen Manne, der in diese Gegend nur zu seinem Vergnügen gekommen war, um neue Dinge zu sehen. Er war ein guter Astronom und Kosmograph, und da man bei der einen oben erwähnten Küste, die wir 550 Legue entlang gefahren waren, behauptete, daß es sich wegen dieser Größe um festes Land handele, sagte er, der Geistliche, nein, sondern es sei eine sehr große Insel. Dieser Ansicht stimmten die meisten von uns im Hinblick auf die Art unseres Fahrens bei. Und aus diesem Grunde hat der Admiral ihn nicht mit uns nach Spanien ziehen lassen, in der Befürchtung, daß er, wenn er aufgefordert würde, vor Seiner Majestät dem König zu erscheinen, mit seiner Behauptung die Veranlassung sein könnte, daß der König die ganze Angelegenheit fallen ließe.« Über die verschiedenen Gesichtspunkte, die für Columbus bestanden haben können, diesen A k t damals aufnehmen zu lassen, vergleiche man Vignaud, Histoire Critique I I , 296.
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Die von Piri Re'is benutzte Karte des Columbus
Bekanntlich sind auch viele von denen, die den Akt vom 12. Juni 1494 unterzeichnet haben, bald anderer Ansicht geworden, so vor allem Juan de la Cosa 1 ). Daß aberColumbus auch später bei dieser Ansicht geblieben ist, daß Cuba Festland ist, geht z. B. aus der Tatsache hervor, daß die Kartenskizze, die des Columbus Bruder Bartholomeo Columbo im Jahre 1503 vom Mondo Novo gezeichnet hat 2 ), und die er mit der sogenannten Lettern Rarissima von Jamaica aus im Jahre 1503 nach Spanien schickte, wohl Espanola und Jamaica als Inseln bezeichnet, nicht aber Cuba, das offenbar auf dem Festland zu suchen ist. Und es ist charakteristisch, daß auf der Weltkarte von Ruysch vom Jahre 15083) Cuba als Festland gezeichnet ist, neben Spagnola, und daß auf der Marinekarte von Waldseemüller vom Jahre 1516 4 ) das Festland noch die Inschrift trägt »Terra De Cuba Asie Partis«, obwohl hier daneben die Insel Cuba (unter dem Namen Isabella) und Haiti usw. gezeichnet sind. 4. D a s D a t u m der C o l u m b u s - K a r t e Wir sehen also, daß die Columbus-Karte, die Piri Re'is als die eine Quelle für seine Weltkarte verwendet hat und die er sicher genau wiedergegeben hat, in ganz entscheidenden Punkten den Anschauungen des Columbus entspricht. Die Gestalt der Insel Cuba als Festland mit der nach Norden bzw. nach Süden verlaufenden Küste, die Gestalt der Insel Haiti als Zipango, die der Insel Trinidad gegenüber liegenden Inseln, die eigentlich zum Festland von Süd-Amerika gehören, das aber Columbus, wie wir einwandfrei nachweisen können, als Inseln angesehen hat, — stimmen ausgezeichnet zu dem, was wir als Anschauung des Columbus wissen. Wir haben endlich in dem »undici« bei den Jungfern-Inseln ein italienisches Wort, das uns zeigt, daß Columbus hier eine Zahl in seiner italienischen Muttersprache geschrieben hat. Die Gruppe der Kleinen Antillen hat Columbus bei der Ausfahrt zur zweiten Reise Ende 1493 entdeckt. Haiti/Zipango ist von ihm bei der Rückkehr von der Expedition nach Cuba 1494 umsegelt worden, und wir haben gesehen, daß die genaue Zeichnung der Küstenlinie um das Jahr 1495 vorgenommen sein muß. Cuba als Festland ist teils noch auf der ersten, vor allem aber auf der zweiten Reise im Jahre 1494 besucht worden. Trinidad hat er am 31. Juli 1498 entdeckt und T a f e l 6. 2)
T a f e l 5 a.
3)
T a f e l 5 b.
4)
Tafel 9.
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4. Das Datum der Columbus-Karte
sich im ersten Viertel des Monats August in seiner Nähe aufgehalten. Von den späteren Erlebnissen seiner dritten Reise, von den Entdeckungen auf seiner vierten Reise, ist auf der Karte nicht das geringste zu entdecken. Wenn wir von der Skizze der Nordküste von Espanola, die vom Januar 1493 stammt, und die möglicherweise auf Columbus zurückgeht (vgl. oben S. 32), absehn, so ist uns keine einzige Karte des Columbus erhalten. Wir haben auch keine sicheren Nachrichten darüber, daß Columbus viele Karten gezeichnet und nach Spanien geschickt hat. Es heißt zwar im Prolog zu dem Journal seiner ersten Reise, nachdem er darauf hingewiesen hat, daß er täglich alles aufschreiben wolle, was er sieht und was passiert auf der Reise (Racc. I 1, S. 2): »Ebenfalls nehme ich mir vor, Ihr Herren und Fürsten, abgesehen davon, daß ich jede Nacht aufschreibe, was sich während des Tages ereignet, und während des Tages die Fahrten der Nacht, — eine neue Karte für die Seefahrt zu machen, in welche ich eintragen will die ganze See und die Länder des Ozeans an ihren eigenen Stellen und in ihrer Richtung; und ferner ein Buch zu verfassen, und alles durch Zeichnung zu illustrieren, nach der Breite vom Äquator ab und der Länge vom Westen.« Es ist bekannt, daß dieser Prolog erst nach der Rückkehr verfaßt ist. — Mit Bezug auf die Karte von seiner ersten Reise schreibt die Königin Isabella am 4. August 1493 an Columbus: » . . . die nautische Karte, die Ihr unter allen Umständen vor der Abreise (zu der zweiten Reise) senden sollt.« (Harrisse, Discovery, S. 402). — Unter dem 5. September 1493 wiederholt sie die Bitte (Navarrete I I 107): Er möge die Seekarte (Carta del marear), die sie ihn gebeten habe, ihr zu senden, vor seiner Abreise unverzüglich und vollständig schicken. — In einem Briefe des Königs und der Königin vom selben Datum heißt es : Es sei notwendig, daß man die Grade kenne, in welchen die Inseln und das Land lägen, die er festgestellt habe, und die Grade der Route, die er im Dienste der Majestäten gereist sei, die er ihnen gleich schicken solle, — und in gleicher Weise die Karte, welche sie ihn gebeten hätten, ihnen zu schicken vor seiner Abreise, solle er ihnen gleich und vollständig schicken, und beschrieben mit den Namen, und wenn er wünschte, daß man sie niemand zeige, so solle er es schreiben. (Navarrete II, 109f.) Wir erfahren aber nie, daß er diese Karte wirklich abgeschickt hat, und daß sie je einer gesehen hat; und daß sie wahrscheinlich nie existiert hat, kann man aus der Tatsache entnehmen, daß auf der hier in der türkischen Karte entdeckten Columbus-Karte Eintragungen von der ersten Reise kaum enthalten sind. Unter den Leuten, die er auf der zweiten Reise mithatte, sind Meister in der Herstellung von Karten gewesen; bei der Fahrt nach 3
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Die von Piri Re'is benutzte Karte des Columbus
Cuba hätten sie entdeckt, wie die Gegend sehr ausgedehnt sei, und wie sie sich nach Süden wende 1 ). Der Verlauf der zweiten Reise muß auf den Befehl des Columbias sorgfältig auf der Karte nach dem Verlauf der Entdeckungen aufgezeichnet worden sein. Michael de Cuneo aus Savona, einer seiner Begleiter, schreibt ausdrücklich nach der Erwähnung von Portorico, das San Johan Baptisda genannt worden sei: »Wir haben viele Inseln gesehen, welche der Admiral deutlich auf der Karte aufzeichnen ließ« 2 ). Wir hören dann in einem im Staatsarchiv in Genua aufbewahrten, 1506 verfaßten Bericht (Comentariolus) von Antonio Gallo, dem Kanzler der St. Georg's Bank in Genua, der über Columbus und seine Familie gut Bescheid wußte, und der sich auf Briefe von ihm selbst unterschrieben beruft (ipsemet in epistolis, quas vidimus manu propria ipsius subscriptas, prodidit), daß Columbus nach der Rückkehr von der Expedition nach Cuba auf seiner zweiten Reise alles was er gesehen hat auf der Karte verzeichnen ließ: »Und zurückkehrend zeichnete er, soweit es möglich war, die Meerbusen, die Vorgebirge, die Häfen, (bemerkend) daß das ganze Ufer eine Breite von 18 Grad des Nordpols mit 24 nördlich habe, das ganze abgefahrene Ufer auf die Karte auf 3)«. In dem Bericht über die dritte Reise, den er den Majestäten von Haiti aus sandte, heißt es nun: »Und nun, während die Mitteilung über die Länder, die ich kürzlich entdeckt habe, zu Euch kommt, und wo, wie ich bei meiner Seele glaube, das irdische Paradies gelegen ist, soll der Adelantado (sein Bruder Bartolomeo) mit drei Schiffen, wohlversehen mit Provisionen, hinfahren zu weiteren Untersuchungen, und wird alle Entdeckungen machen, die er in diesen Gegenden machen kann. Inzwischen werde ich Euern Hoheiten diesen Brief senden, begleitet von einer Karte des Landes, und Eure Majestäten werden entscheiden, was dabei zu tun ist, und mir Befehle senden . . . « (Raccolta, I 2, p. 40; Navarrete I, 264). Daß er diese Karte tatsächlich abgeschickt hat, bezeugt Las Casas, der schreibt (Historia II 353): »Er sandte außerdem an die Majestäten die Zeichnung oder Darstellung des Landes (»la pintura ó figura de la tierra«), welches er entdeckt hatte, Vgl. die Ausführungen zu dem oben S. 35 angeführten A k t vom 12. Juni 1494. 2)
Navicando questi cinque giorni tarn a destris quam a sinistris videmo molte
isole, le quäle tutti il signor amirante le fece mettere in cartes distintamente.
Raccolta
I I I 2, S. 98, 1—3. 3)
»Remeansque quantum licuit, sinus, promontoria, portus, atque omne litus
elevationem Artici poli decem et octo graduum habere cum quattuor et viginti septentrionali, littus decursum signavit in tabula« (Racc. III 2, S. 190).
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4- Das Datum der Columbus-Karte
mit den verschiedenen Inseln, welche in der Nähe lagen, und schriftlich den Bericht über die ganze Reise. Nach dieser Zeichnung oder Darstellung des besagten Paria-Landes, die er an den König sandte,... ist Alonso de Hojeda gefahren und hat seine Reise eingerichtet, bis daß er zur Insel Trinidad und zum festen Lande von Paria kam. Bernardo de Ibarra, der der Sekretär des Columbus während dieser Reise war, bezeugt, er habe eine Marinekarte gesandt, die die Rhumben und Winde enthielt, die Columbus zu dem Gebiete von Paria geführt haben; und fügt hinzu, daß nach dieser Karte verschiedene andere gezeichnet worden sind, welche von Alonso Niño, Hojeda und anderen Seefahrern, die diese Gebiete besucht haben, benutzt worden sind. (Navarrete I I I , 587.) Dieselbe Behauptung wird bestätigt von Francisco de Moralis, der sagt: »Ich habe eine nautische Karte gesehen, die der Admiral bei Paria fertiggestellt hat, und ich glaube, daß alle nach ihr gefahren sind.« (Pleitos de Colon I 422; Vignaud II 542, Note 28.) Und auch Alonso de Hojeda bezeugt, er habe die Karte gesehen, die der genannte Admiral zu jener Zeit nach Kastilien geschickt hat. (Pleitos de Colon I 204; Vignaud I I 542, Note 28). Diese Karte ist die eigentliche Columbus-Karte, von deren Existenz wir mit Sicherheit wissen, und von der wir auch wissen, daß verschiedene Kopien nach ihr angefertigt worden sind. Eine Kopie dieser Karte muß im Jahre 1501 in die Hände der Türken geraten sein; und diese Columbus-Karte ist es, die dem Piri Re'is als eine Quelle seiner Weltkarte gedient hat. Sie ist uns in dieser türkischen Karte von 1 5 1 3 erhalten. Man kann fragen, wie es wohl zu erklären ist, daß diese Karte, die doch einmal in vielen Exemplaren existiert haben muß, so vollkommen verschollen ist. Die Erklärung dafür ist aber nicht schwierig. Diese Karte war in vieler Hinsicht so phantastisch und enthielt so viele Unrichtigkeiten, daß sie sofort als überholt gelten mußte. Man hatte natürlich nur ein Interesse an zuverlässigen Karten. Und schon aus den Jahren 1500, 1502, 1504 *) haben sich eine Anzahl von Karten sogar noch erhalten, die viel zuverlässiger waren als diese. Wir werden anzunehmen haben, daß die besten Freunde des Columbus nicht das
') Die Karte des Juan de la Cosa vom Jahre 1500, s. Tafel 6; die Cantino-Karte •vom Jahre 1501—2, s. Tafel 7; die Canerio-Karte vom Jahre 1504, s. Tafel 8. 3*
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Die von Piri Re'is benutzte Karte des Columbus
geringste Interesse daran hatten, eine so phantastische Columbus-Karte der Nachwelt zu überliefern; sie werden vielmehr selber und absichtlich alle Spuren von ihr getilgt haben. Nur dem Umstände, daß diese Karte so früh in die Hände der Türken geraten ist, verdanken wir es, daß sie uns erhalten ist. Für Piri Re'is war Columbus auch 1513 noch die große Autorität, und wir können es durchaus begreifen, daß er die Karte genau so, wie sie ihm vorlag, in seine Weltkarte aufgenommen hat.
IV. Die Inseln mit den Papageien und das Problem der Toscanelli-Karte Wir wissen, daß Columbus auf seiner ersten Reise eine Karte bei sich gehabt hat, nach der er gefahren ist, und über die er am 25. September 1492 mit Pinzon verhandelt hat. In dem Bordjournal, wie es uns von der Hand des Bischofs Las Casas erhalten ist, heißt es (Racc. I 1, S. 10): »Der Admiral verhandelte mit Martin Alonso Pinzon, dem Kapitän der anderen Karawelle Pinta, über eine Karte, die er zu der Karawelle drei Tage zuvor gesandt hatte, auf der, wie es deutlich war, der Admiral gewisse Inseln in jenem Meere gezeichnet hatte. Martin Alonso sagte, daß die Schiffe an der Stelle seien, an der diese Inseln lägen, und der Admiral antwortete, daß auch ihm es so schiene, aber es könnte sein, daß sie nicht auf sie getroffen seien wegen der Strömungen, die die Schiffe immer nach Nordosten getrieben hätten, und daß sie nicht einen so weiten Weg zurückgelegt hätten, wie die Piloten berichteten. Der Admiral bat dann um Rücksendung der Karte, und sie wurde an einer Schnur zurückgesandt. Der Admiral begann dann die Position festzustellen mit den Piloten und den Schiffsleuten.« Es scheint mir nun, daß wir von dieser Karte, nach der Columbus seine erste Reise gemacht hat, in der Columbus-Karte noch ein gutes Stück vor uns haben. Es ist bei der Karte des Columbus doch immer ein Problem, wie es sich erklären läßt, daß Columbus, der doch sicher imstande gewesen ist, die Himmelsrichtungen zu bestimmen, sich bei der Zeichnung von Cuba so irren konnte, daß er, nachdem er auf der ersten Reise der Nordküste der Insel entlang gefahren war, die Behauptung aufstellte, die Küste wende sich nach Norden, und daß er, als er auf der zweiten Reise 70 Tage lang der Südküste entlang gefahren war, diese Küste so nach Süden sich umbiegend denkt, daß man im weiteren Verfolg derselben an den Äquator käme, trotzdem die Insel Cuba in Wirklichkeit doch im wesentlichen in der Richtung von Osten nach Westen sich erstreckt. Das läßt sich nur damit erklären, daß Columbus eine Karte vor sich gehabt hat, auf der eine Festlandsküste gezeichnet war, die für ihn maßgebend schien und durch die er irre geleitet wurde. Dasselbe ist der Fall bei der Zeichnung von Haiti, wo für die allgemeine Gestalt der Insel die Form des sagenhaften Zipango maßgebend war, das dann eben zu Espanola umgezeichnet wurde.
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Die Inseln mit den Papageien
Wir finden nun auf der Südost-Ecke der Insel Haiti/Zipango einen Papagei gezeichnet, und die Karte enthält, — worauf ich schon hingewiesen habe —, eine ganze Reihe von Inseln mit Papageien, und zwar ausschließlich in dem Gebiete, für das die Karte des Columbus die Vorlage gewesen ist. Bei allen diesen mit Papageien geschmückten Inseln handelt es sich um Inseln, die nicht wirklich vorhandenen Inseln entsprechen, und die in ihrer konventionellen Zeichnung im allgemeinen auch als Phatasie-Inseln erscheinen. Eine Ausnahme macht hier nur die Insel Haiti/Zipango, die in der Karte eine ganz genaue Uferzeichnung, ferner Berge im Innern usw. aufweist. Aber das ist, wie ich gezeigt habe, damit zu erklären, daß Kolumbus die Insel Zipango, die seine Vorlage war, um 1495 zur Insel Espaiiola hat umzeichnen lassen. Ganz konventionell ist die Insel gezeichnet, die den Namen Antilia-Insel führt (51). Die Antilia-Insel kommt nicht nur in abenteuerlichen Schiffererzählungen vor, sondern hat allen Ernstes auch zu Expeditionen Anlaß gegeben. Wir erfahren in der 2. Hälfte des 15. Jahrhunderts von verschiedenen Edikten, in denen unternehmenden Seeleuten alle Inseln verliehen werden, die sie im Atlantischen Ozean entdecken würden, darunter auch die Insel Antilia. Die Antilia-Insel findet sich auf den meisten Karten jener Zeit etwa auf dem 40. Grad nördl. Breite gezeichnet, nur auf dem Globus des Behaim vom Jahre 1492 ist sie erheblich südlicher gezeichnet *). Diese südlichere Lage findet sich auch auf der Piri Re'is-Karte. Auf dem Behaim-Globus steht bei ihr die Notiz, es habe im Volk der Glaube geherrscht, daß nach dem Entscheidungskampf bei Xeres de la Frontera, in dem König Roderich fiel und die spanische Halbinsel in die Hände der Mauren geriet, der Erzbischof von Porto mit noch sechs anderen Bischöfen den heimatlichen Boden verlassen und sich mit Hab und Gut auf jene ferne Insel geflüchtet habe. Dort habe jeder von ihnen eine Stadt gegründet, weshalb jene Insel auch als die »Insel der sieben Städte« bezeichnet werde. — Auch Ferdinand Columbus und Las Casas, die beiden Biographen des Columbus, berichten von dem Auszug der sieben Bischöfe, die mit vielem Volk auf die Insel Antilia zu dauerndem Aufenthalt übersiedelten und hinter sich die Schiffe verAuf der Reproduktion von Doppelmeyer (vgl. A . E . Nordenskiöld, FacsimileAtlas, S. 72) ist Antilia sogar als in der Gegend des Äquators liegend angegeben; das würde zu dem Befund bei Piri Re'is am besten passen. Indessen stimmt das wohl nicht zu den tatsächlichen Verhältnissen (vgl. die Reproduktion bei E . G. Ravenstein, Martin Behaim. His Life and his Globe, London 1908, siehe Tafel 6; ferner Hermann Wagner Die Rekonstruktion der Toscanelli-Karte, S. 287; und Vignaud, Histoire Critique II, 177 ff.).
Die Inseln mit den
Papageien
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brannten. Sie wissen dann aus späterer Zeit zu berichten von einem Schiff, das nach der Antilia-Insel gelangt sein soll zur Zeit Heinrichs des Seefahrers. Die Bewohner der Insel hätten die Schiffer in ihren Tempel gebracht, wo Gottesdienst nach römischem Ritus stattgefunden habe. Die Schiffer hätten dann Angst bekommen, daß sie festgehalten werden könnten, und sind geflohen in der Hoffnung, vom Prinzen Heinrich für die Entdeckung belohnt zu werden. Der aber habe sie zurückschicken wollen, doch hätten sie sich dem durch die Flucht entzogen. — Die beiden Biographen des Columbus berichten auch noch von einer anderen Expedition nach der Insel Antilia, von der Columbus Kenntnis erhalten hat, als er sich im Kloster La Rabida in Spanien aufhielt, und die 40 Jahre vor der Fahrt des Columbus, also 1452, stattgefunden haben soll. Auf der Karte des Piri Re'is steht bei der Insel die Notiz: »Diese Insel nennt man die Antilia-Insel. Tiere, Papageien und Brasilholz gibt es sehr viel. Aber bewohnt ist sie nicht.« Ob diese Bemerkung auf der Karte, die doch sicher ein Protest sein soll gegen die Überlieferung von den sieben Städten, von der ColumbusKarte stammt ? Dann müßte man es so auffassen, daß Columbus das Vorhandensein dieser Insel nicht in Abrede stellen will, daß er aber auf Grund seiner Entdeckungen es sich nicht denken kann, daß in der Gegend eine Insel mit derartigen sieben Städten existieren könne. — Es wäre aber auch denkbar, daß dieser Protest gegen die christliche Fabel von dem Türken Piri Re'is herrührte. Daß immerhin die Insel und die Überlieferung über sie für Columbus von Bedeutung gewesen ist, geht aus der Tatsache hervor, daß er die neuen Länder nach ihr genannt hat. Jedenfalls heißt Amerika bei Piri Re'is durchweg Antilia Vilajeti, d. h. Provinz Antilia. — Die Antilia-Insel ist sicher eine der Inseln, die auf der Karte verzeichnet gewesen sind, nach der Columbus seine erste Fahrt unternommen, und sie ist auf der Karte des Columbus mit einem Papagei versehen. Eine weitere Fabel-Insel mit Papagei führt den Namen San Juan Battishdo (41), was, wie ich bereits bemerkt habe, die Bezeichnung für Portorico ist. Es scheint — ich habe darauf schon oben hingewiesen — , daß Columbus die von ihm entdeckte Insel Portorico mit einer der auf seiner Karte verzeichneten Inseln identifiziert hat, bis ihm dann klar wurde, daß die Insel eine andere Lage habe und er die Insel an richtigerer Stelle noch einmal zeichnete. Jetzt führen zwei Inseln denselben Namen, ein deutlicher Hinweis auf die Art der Entstehung dieser Karte. Daß bei einer der Jungfern-Inseln (42) ebenfalls ein Papagei gezeichnet ist, weist darauf hin, daß hier schon auf der ursprünglichen Karte des
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Die Inseln mit den Papageien
Columbus eine Phantasie-Insel lag, die er mit einer der auf seiner zweiten Reise entdeckten Jungfern-Inseln identifiziert hat, und diese Identifikation ist vielleicht, wie wir sahen, die Veranlassung gewesen, daß die Gruppe der Jungfern-Inseln auf der Karte zu weit nach Nordosten geraten ist. Mit den Namen, die bei einigen anderen mit Papageien geschmückten Inseln stehen, kann ich einstweilen nichts anfangen. So sind z. B. östlich von Haiti/Zipango drei ziemlich gleiche Inseln schematisch gezeichnet, auf deren östlichster ein Papagei sitzt, und bei deren mittelster die Bemerkung steht (52): »Triz Matos1), das heißt die drei Verrückten (oder: Betrunkenen).« Nördlich von Haiti findet sich bei einer solchen Insel der Name Tersioza (53), bei einer anderen Insel der Name Istonasia (54). Einige andere Inseln mit Papageien tragen keine Namen. Wir werden in Analogie mit den zuerst besprochenen Inseln anzunehmen haben, daß alle die mit Papageien geschmückten Inseln aus der Karte stammen, die dem Columbus als Grundlage für seine erste Reise gedient hat, und über die er am 25. September 1492 mit Martin Alonso Pinzon verhandelt hat. In diese seine erste Karte hat er dann offenbar die von ihm neu entdeckten Inseln eintragen lassen und einiges modifiziert und geändert, — so hat er Zipango in Espanola umzeichnen lassen, und, offenbar um zu verhindern, daß die auf der ursprünglichen Karte verzeichneten Inseln mit den von ihm entdeckten Inseln verwechselt würden, hat er die ersteren mit je einem Papagei ausgezeichnet. Wir haben somit hier — zum ersten Male — einen sicheren Anhaltspunkt dafür, wie die Karte ausgesehen hat, die dem Columbus als Wegweiser für seine erste Reise gedient hat, und können diese Karte auf Grund unserer Karte sogar noch bis zu einem gewissen Grade rekonstruieren. Nach Las Casas ist die Karte, über die Columbus am 25. September 1492 mit Pinzon verhandelt hat, die Toscanelli-Karte gewesen. Nachdem er in seiner Historia die Worte des Bordjournals zitiert hat, fährt er fort (I 279): »Diese Karte ist die, welche Paul, der Florentiner Physiker, gesandt hat, die ich in meinem Besitze habe, mit anderen Dingen, die dem Admiral selbst, der dies Indien entdeckt hat, gehört haben, und Schriftstücken von seiner eigenen Hand, die in meinen Besitz gekommen sind. Auf ihr (der Karte) hatte er für ihn (Columbus) viele Inseln und das Festland gezeichnet, Vielleicht zigeunerisch mató, türk. matiz »betrunken« oder span. matón »der Raufbold« (K. Levy).
Die Inseln mit den Papageien
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welche der Beginn von Indien waren, und in deren Nachbarschaft die Gebiete des Groß-Khans lagen, indem er ihm von den Reichtümern berichtete und dem Segen an Gold, Perlen und Edelsteinen in diesen Gebieten . . . Und auf Grund der Autorität, die Christobal Colon dem genannten Paul dem Physiker beimaß, hat er den genannten Souveränen angeboten, die Gebiete des Groß-Khans und die Reichtümer, Gold und Edelsteine und Gewürze, die es dort gab, zu entdecken.« In dem Bordjournal scheint aber deutlich die Rede zu sein von einer Karte, auf der Columbus selber gewisse Inseln gezeichnet habe 1 ). Aber es könnte ja sein, daß er hier die Toscanelli-Karte abgezeichnet hat. Diese Toscanelli-Karte, die Las Casas, als er seine Historia de las Indias schrieb, noch in der Hand gehabt haben will, ist uns bekanntlich nicht erhalten. Wir kennen sie lediglich aus dem Brief, den der Florentiner Astronom am 25. J u n i 1474 an den Canonicus Fernam Martins in Lissabon gesandt haben soll, und von dem er dem Columbus, der von dieser Korrespondenz in Portugal gehört hätte, auf seine Bitte eine Abschrift geschickt haben soll. E s ist natürlich von Wert, die Angaben des Briefes über diese Karte mit dem zu vergleichen, was sich aus unserer Karte ergibt über die Karte, die dem Columbus auf seiner ersten Reise vorgelegen hat. Die wesentlichen Punkte des Toscanelli-Briefes lauten folgendermaßen 2 ): »Da ich mit dir mehrmals gesprochen habe über einen Weg zu den Plätzen der Gewürze auf einem kürzeren Seeweg als dem, den ihr macht über Guinea, wünscht jetzt der erhabene König von mir eine Erklärung, oder vielmehr eine Darstellung, die diesen Weg vor Augen führt, damit auch die weniger instruierten Leute jenen Weg verstehen und begreifen können. Obwohl ich weiß, daß man das darstellen kann mit Hilfe einer Kugel, wie weit die Welt ist, so habe ich mich doch entschlossen, zwecks größerer Klarheit und zugleich zur Erleichterung, diesen Weg anzuzeigen mittels einer nautischen Karte. Ich übersende also Seiner Majestät eine Karte von meiner Hand gemacht, auf welcher eingezeichnet sind eure Küsten und Inseln, von denen ihr ausfahren müßt, immer nach dem Westen zu, als auch die Plätze, zu welchen ihr gelangen müßt, und wieviel ihr von dem Pole und vom Äquator entfernt bleiben müßt, und nach wieviel Raum oder Meilen ihr gelangen werdet zu den Plätzen, die überaus fruchtbar sind an allen Gewürzen und wertvollen Edelsteinen. Und seid nicht verwundert, wenn ich die Gegenden, wo die Gewürze sind, westliche nenne, während sie gewöhnlich östliche genannt werden, weil von denen, die immer nach Westen fahren, jene Gegenden aufgefunden werden durch subterraneae *) » . . . , segund parece, tenía pintadas el almirante ciertas yslas por aquella m a r . . . « Bordjournal der ersten Reise, Notiz vom 25. September 1492. Racc. I 1, S. 10. 2 ) Ich zitiere nach dem von Harrisse entdeckten lateinischen Text.
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Die Inseln mit den Papageien
navigationes; wenn man aber über Land und über die superiora itinera fährt, werden sie im Osten gefunden. Die graden Linien also, die in der Länge der Karte gezeichnet sind, zeigen an die Entfernung vom Osten nach Westen, während die transversalen Linien anzeigen die Gegenden vom Norden nach Süden. Ich habe auch auf der Karte angezeichnet zur besseren Information derer, die die Reise machen, verschiedene Häfen, wo sie ankern können, für den Fall, daß die Winde oder irgendein anderer Zufall sie woanders hintreiben, als sie glaubten . . . . . . Von der Stadt Lissabon nach Westen zu in grader Linie sind 26 Spatien auf der Karte angegeben, von denen jeder 250 Meilen hat, bis zu der sehr berühmten und sehr großen Stadt Quinsay; deren Umfang mißt 100 Meilen, und sie hat 10 Brücken, und ihr Name bedeutet Stadt des Himmels (Cita del cielo), und viele wunderbare Dinge werden über sie berichtet, über die Menge der Fabriken und über die Hilfsmittel. Dieser Raum ist etwa der dritte Teil der ganzen Erdkugel; diese Stadt ist gelegen in der Provinz Mangi, nämlich nahe der Provinz Katay, in welcher die königliche Residenz des Landes ist. — Aber von der Insel Antilia, die euch bekannt ist, bis zur berühmten Insel Zipangu sind 10 Spatien. Die genannte Insel ist sehr reich an Gold, Perlen und Edelsteinen, und mit solidem Golde bedeckt man die Tempel und die königlichen Paläste. So sind nicht große Gebiete (Spacia) des Meeres auf unbekannten Wegen zu durchfahren....« Aus diesen Ausführungen ist klar, daß die Karte des Toscanelli eine Gradeinteilung gehabt haben muß; wenn auch Karten mit Gradnetz sich im allgemeinen erst sehr viel später als 1474 nachweisen lassen, so hat man es für denkbar erklärt, daß ein Gelehrter wie Toscanelli das Gradnetz eingeführt haben könnte; und ein leeres Blatt, an dessen Rändern von Toscanellis Hand ein Gradnetz eingetragen ist, und das sich im Nachlaß von Toscanelli gefunden hat, hat als Grundlage für die Versuche der Rekonstruktion der Toscanelli-Karte gedient, wie sie etwa der bekannte Göttinger Geograph Hermann Wagner in den Nachrichten der Göttinger Gesellschaft der Wissenschaften, 1894 1 ), und die Italiener, Uzielli in seinem umfangreichen Folioband von 745 Seiten über Toscanelli in den Raccolta V, 1 (Rom 1894) oder d'Albertis in der Cartografia Medioevale (in Raccolta IV, 1 , Rom 1893) — versucht haben. Die Columbus-Karte, wie sie Piri Re'is uns erhalten hat, weist kein Gradnetz auf. Es wäre ja allerdings denkbar, daß sie ursprünglich ein solches hatte 2 ) und daß sie, wie die vorauszusetzende ToscanelliKarte, eine Darstellung des ganzen Atlantischen Ozeans, von der West1) Vgl. Tafel 3 b. 2 ) Vgl. aber das oben S. 35 wiedergegebene Urteil des Bernardo de Ibarra, der ausdrücklich Rhumben und Winde auf der Karte des Columbus erwähnt.
Die
Inseln mit den
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küste Spaniens und Afrikas bis zu den Inseln und zur Asiatischen Küste hin, enthielt. Sicher ist, daß in der Piri Re'is-Karte die Küste Spaniens und Afrikas nicht nach der Columbus-Karte, sondern nach modernen portugiesischen Karten gezeichnet ist, und diese haben sicher kein Gradnetz gehabt. So hätte Piri Re'is mit dem etwa vorhandenen Gradnetz der Columbus-Karte, wenn er nur einen Teil von ihr aufnahm, nichts anfangen können. Sicher muß die Toscanelli-Karte den Äquator aufgewiesen haben, aber auch von dem ist auf der Karte des Piri Re'is nichts zu sehen. Daß die Insel Zipango/Haiti auf der Piri Re'is-Karte etwa in derselben Breite wie Portugal gezeichnet ist, während Haiti ja in Wirklichkeit sehr viel südlicher liegt, könnte dadurch veranlaßt sein, daß Pili Re'is seine Karte aus verschiedenen Quellen zusammengearbeitet hat. Da Columbus seine Ausreise von den Kanarischen Inseln aus angetreten hat und er der Überzeugung war, daß er bei genauem Westkurs auf die Insel Zipango stoßen müßte, wird die Insel Zipango im Verhältnis zu Spanien, Portugal auf seiner Karte wohl südlicher gezeichnet gewesen sein. Daß die Insel Antilia auf der Columbus-Karte ähnlich wie auf dem Behaim-Globus eine sehr viel südlichere Lage hat, darauf habe ich schon oben hingewiesen, vgl. Tafel 4. Es ist nun sehr auffallend, daß das in dem Toscanelli-Brief angegebene Verhältnis, daß von Lissabon bis zu der auf dem Asiatischen Festland gelegenen Stadt Quinsay 26 Spatien, von Zipango bis Antilia 10 Spatien seien, auf der Piri Re'is-Karte stimmt. Bei den Rekonstruktionen der Toscanelli-Karte hat man allerdings immer versucht, die Insel Antilia zwischen die Kanarischen Inseln und die Insel Zipango zu verlegen, in der Meinung, Columbus habe sich am 25. September in der Nähe von Antilia geglaubt, während nun die Piri Re'is-Karte zeigt, daß Columbus sich die Insel Antilia sehr viel weiter südlich gedacht zu haben scheint. Man wird allerdings mit den Entfernungen auf der Piri Re'isKarte vorsichtig sein müssen. Es ist auffallend, wie exakt die Entfernungen bei den Teilen der Karte stimmen, die nach den portugiesischen Quellen gezeichnet sind. Man kann sich davon leicht überzeugen, wenn man auf der Karte einige Entfernungen nachmißt, die Piri Re'is im 16. Kapitel seiner poetischen Einleitung zu seiner Bahrije über die Fahrt nach Indien angibt: von Lissabon nach Madeira seien es 700 Meilen, von Madeira bis zum Kap Verde 1200 Meilen, von den äußersten Kap Verdischen Inseln bis zum Kap Verde 400 Meilen, von diesem bis zur brasilianischen Küste 2000 Meilen; diese Proportionen stimmen auf der Karte genau. Aber natürlich kann man nicht dieselben Maßstäbe
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an die in diese portugiesische Karte eingetragene Columbus-Karte anlegen. Daß die Columbus-Karte die Festlandsküste bereits aufgewiesen haben muß, ist sicher; sonst wäre die eigenartige Zeichnung von Cuba nicht zu erklären, und die Karte, die in den Händen von Las Casas war, hat sicher die Festlandsküste aufgewiesen. Es scheint sogar, daß die Zeichnung des Festlandes von Cuba bei Columbus bis zu einem gewissen Grade maßgebend gewesen ist für die Form des Festlandes auf den späteren Karten, wie der Cantino-Karte von 1 5 0 2 , der Canerio-Karte von 1504 2 ), der Waldseemüller-Karte von 1507 und dernautischen Karte (Carta marina) Waldseemüllers von 1516 3 ). Wir haben in allen diesen Karten eine Zeichnung des Festlandes mit der vorspringenden Halbinsel, die an die Zeichnung Cubas auf der Columbus-Karte mit dem vorspringenden Keil erinnert, nur daß jene Karten daneben bereits die als Isabella bezeichnete Insel Cuba außerdem noch haben. Man hat diese vorspringende Ecke des Festlandes vielfach für eine Darstellung von Florida gehalten. Mit vollem Recht hat George E. Nunn im 4. Kapitel seines Werkes »The Geographical Conceptions of Columbus«, New York 1924, den Nachweis geführt, daß es sich auf diesen Karten immer um die alte Zeichnung von Cuba handelte, wie ja auch die nautische Karte von Waldseemüller auf dem Gebiete die Inschrift trägt 4 ) »Terra De Cuba Asie Partis«. Schon in der Columbus-Karte liegt im wesentlichen diese Zeichnung vor, und man kann wohl annehmen, daß Columbus einen ähnlichen Verlauf der Küste bereits auf seiner Vorlage gefunden hat, nach der er seine ursprüngliche Karte gezeichnet hat. Die ursprüngliche Columbus-Karte, wie sie sich auf der Karte des Piri Re'is, wenn auch in einer in mancher Hinsicht modifizierten Form erhalten hat, entspricht also im allgemeinen, — bis auf die Gradeinteilung — den Angaben, die wir im Toscanelli-Brief finden, wenn auch die Toscanelli-Karte in einigen Punkten anders ausgesehen haben muß als auf den neueren Rekonstruktionen derselben. Damit ist natürlich aber noch nichts ausgesagt über die Echtheit der Toscanelli-Karte und der Toscanelli-Korrespondenz. Bekanntlich hat Henry Vignaud die Vorgeschichte der Unternehmungen des Columbus einer gründlichen Kritik unterzogen und ist dabei zu dem Resultat gekommen, daß die Korrespondenz mit Toscanelli apokryph ») 2) 3) 4)
s. s. s. s.
Tafel Tafel Tafel Tafel
7. 8. 9. 9.
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sei, in späterer Zeit erfunden, um der Behauptung des Columbus, das Ziel der Unternehmung von 1492 sei gewesen, den Osten auf dem Wege nach Westen zu erreichen, Glauben zu verschaffen. In Wirklichkeit habe Columbus erst nach der Ankunft bei den Antillen, die er erst weit hinter der Entfernung entdeckt habe, in der man Land zu finden glaubte, sich eingebildet, in Indien und der Gegend von Catay zu sein. Nach seiner Rückkehr habe er behauptet, daß er aus Indien käme, wovon vorher nie die Rede gewesen sei. Erst da habe er sich daran gemacht, die theoretischen Gründe dafür zu finden, wie diese Vorstellung zu rechtfertigen sei, und unter dem Einfluß dieser Vorstellung habe er dann die drei anderen Reisen unternommen. In der Ymago Mundi des Pierre d'Ailly, in der Historia Rerum des Pius II. und in dem Berichte des Marco Polo habe er die wesentlichen Elemente für seine kosmographische Theorie gefunden, die er in späterer Zeit entwickelt habe. Das Ziel seiner Unternehmung von 1492 sei lediglich gewesen, gewisse Inseln, über deren Vorhandensein er sichere Kunde zu haben glaubte, im Westmeer zu entdecken. Durch eigene Lektüre sei er auf diesen Plan gekommen, und Toscanelli habe nicht das geringste mit seiner Fahrt zu tun. Ob Vignaud mit dieser seiner These recht hat oder nicht, kann hier nicht entschieden werden. Tatsache ist jedenfalls, daß Columbus nie mit einem Worte auf seine Beziehungen zu Toscanelli eingegangen ist, und daß die Überlieferung der Toscanelli-Korrespondenz schon zu Bedenken Anlaß geben kann. Wir wissen von ihr eigentlich nur durch Bischof Las Casas, der sie in einer spanischen Übersetzung bringt, die zahlreiche Italienismen enthält, jedenfalls nicht von ihm selber herrührt, und die ihm von einer nicht mehr bestimmbaren Stelle zur Verfügung gestellt sein muß; und durch Ferdinand Columbus, in dessen Historie sie in italienischer Fassung steht. Während aber Las Casas wiederholt in seinem Werke auf die Korrespondenz Bezug nimmt, ist bei Ferdinand Columbus das nie der Fall. Hier ist sie lediglich durch ein paar Sätze eingeleitet, und es besteht der Verdacht, daß sie in seinem Werke ein späterer Einschub ist. — Die lateinische Fassung des Briefes von 1474, den Toscanelli an den Canonicus Fernam Martins in Lissabon geschrieben haben soll, hat 1870 Harrisse auf einem Vorsatzblatt des Exemplars der Historia Rerum entdeckt, das dem Columbus gehört hat. Dieser Text weicht von den beiden bis dahin bekannten Texten materiell stark ab, aber man hat auf ihn großes Gewicht gelegt, zumal man annahm, daß die Abschrift von Columbus selber herrühre. Nach den Untersuchungen von Fritz Streicher muß das als ausgeschlossen gelten.
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Auf der anderen Seite steht sicher fest, daß Columbus auf seiner ersten Reise nach Zipango gesucht hat, daß Zipango neben Antilia und vielen anderen Inseln auf der Karte gezeichnet war, nach der er gefahren ist, und daß diese Karte notwendig auch ein Stück der asiatischen Küste aufgewiesen haben muß. Und mit dieser Tatsache läßt sich die These Vignauds, in ihrem ganzen Umfange jedenfalls, schwer vereinigen. Immerhin wird man erst von der Problemstellung Vignauds aus die Ausführungen in der türkischen Legende der Piri Re'is-Karte in ihrer Bedeutung erkennen. Piri Re'is schreibt, auf Grund dessen, was der Spanier, der die ersten drei Reisen des Columbus mitgemacht hat, und der 1501 in türkische Gefangenschaft geraten ist, ihm berichtet hat, in der großen Legende folgendes (3): »Diese Küste nennt man Antilia-Gestade. Es ist im Jahre 896 der arabischen Zeitrechnung aufgefunden worden. Folgendermaßen berichtet man: Von den Genuesen ein Ungläubiger mit Namen Kolon-bo hat diese Gebiete als erster aufgefunden. In dieses Kolon-bo Hand nämlich ist ein Buch gekommen, das besagt, das Westmeer hat ein Ende, d. h. auf der Seite des Untertauchens gibt es Küsten und Inseln und sehr verschiedenartige Bergwerke und auch ein Edelsteingebirge. In diesem Buche findet er es, er liest es vollständig und erklärt den Großen von Genua die Dinge im einzelnen und sagt: Gebt mir zwei Schiffe, ich will hingehen und diese Gebiete aufsuchen. Sie sagten: O du Tor, im Westen findet sich das Ende und das Ziel der Welt und ihre Grenze. Es ist mit Dampf der Dunkelheit voll. Der erwähnte Kolon-bo sieht, daß mit den Genuesen nichts zu machen ist, erkundigt sich, begibt sich zum Bey von Spanien und unterbreitet ihm die Angelegenheit im einzelnen. Auch die geben ihm eine Antwort wie die Genuesen. Aber schließlich wird ihnen Kolon-bo sehr zudringlich, endlich bewilligt der Bey von Spanien zwei Schiffe, sieht auf deren gute Ausrüstung und sagt: O Kolon-bo, wenn die Sache so ist, wie du sagst, so will ich dich zum Capudan (Admiral) über dieses Gebiet machen. Damit sandte er diesen Kolon-bo auf das Westmeer.« In diesem Bericht ist zunächst eine offenbare Unrichtigkeit das Jahr 896; es müßte 897 heißen, dieses Jahr begann am 4. November 1491. Daß Columbus sich zunächst mit seinem Angebot an seine Heimatstadt Genua gewandt hat, wird bestätigt durch einen Bericht, den Ramusio erhalten hat, der sich wiederum auf Petrus Martyr beruft. Danach hätte Columbus im Alter von etwa 40 Jahren seinen Plan zuerst Genua vorgelegt, er hätte sich da verpflichtet, wenn man ihm Schiffe zur Verfügung stellen wollte, durch die Meerenge von Gibraltar heraus zu fahren und nach Westen zu segeln, bis er, nachdem er die Reise um die Welt gemacht habe, zu den Ländern käme, wo die Gewürze
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wüchsen. Diese Eröffnungen hätten keine günstige Aufnahme gefunden, man hätte sie als Träumereien betrachtet, und Columbus hätte sich verärgert dann nach Lissabon gewandt 1 ). — Wir haben also in dem Bericht des gefangenen Spaniers einen bereits aus dem Jahre 1501 stammenden Hinweis auf das Angebot, das Columbus seinerzeit Genua gemacht hat. — Auffallend ist natürlich, daß in diesem Bericht von dem Angebot an Portugal nicht die Rede ist. Was die Zahl der Schiffe anbetrifft, so ist ja bekannt, daß Columbus mit drei Schiffen ausgefahren ist, und daß er mit zweien zurückgekommen ist. Wir wissen, daß Columbus vor den Spanischen Majestäten erklärt habe, daß er drei Karawellen brauche. Man entschloß sich aber, ihm nur zwei zur Verfügung zu stellen. Am 30. April 1492 erging der Befehl an die Autoritäten und Bewohner der Stadt Palos, sie seien um gewisser Übeltaten willen, die sie begangen hätten, verurteilt worden, der Krone während zwölf Monaten mit zwei Karawellen zu dienen, die auf ihre eigenen Kosten auszurüsten seien. Es werde ihnen nun dementsprechend befohlen, diese zwei Karawellen auszurüsten und sie zur Verfügung des Columbus zu stellen, der den Auftrag erhalten habe nach gewissen Gegenden des Ozeans zu fahren für Angelegenheit des Königlichen Dienstes2). — Ich führe das nur an, um zu zeigen, daß wenigstens eine Zeitlang von zwei Schiffen die Rede gewesen ist. Aber wichtiger sind folgende Punkte: Klar ist hier zum Ausdruck gebracht, daß durch die Lektüre eines Buches Columbus zu der Überzeugung gekommen ist, daß im Westen des Westmeeres Küsten und Inseln existieren, daß die gründliche Lektüre dieses Buches ihn in dem Gedanken bestärkt, und daß er daraufhin die Vorschläge an Genua und Spanien macht. Von Toscanellis Karte und seinen Briefen ist begreiflicherweise hier nicht die Rede. Ebenso ist klar, daß er nicht mit einem Worte von einer Fahrt nach Indien spricht. Es gibt im Westen Küsten und Inseln. Die aufzufinden macht er sich anheischig. Und als der König von Spanien ihm schließlich die Schiffe bewilligt, verheißt er ihm: »Wenn die Sache so ist, wie du sagst, so will ich dich zum Admiral über dieses Gebiet machen.« Ich setze hier als Parallele hin, was in der berühmten Kapitulation, die am 17. April 1492 in Santa Fe abgeschlossen wurde, vom König und der Königin dem Columbus bewilligt wurde (Navarrete II 7): x) 2)
V g l . Vignaud, Histoire Critique I, 414 f. V g l . auch Antonio Gallo in seinem Comentariolus (Racc. I I I 2, S. 189, Z. 14) . . .
u t Columbo bina navigia exornari, ad eam navigationem quam meditatus erat, iusserint.
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»Erstens, daß Eure Hoheiten als die Herren, die Sie sind von dem genannten Ozean, von jetzt ab den genannten Don Christopher Columbus zu ihrem Admiral machen in allen diesen Inseln und Festland, welche durch seine Hand und seine Bemühungen entdeckt oder erworben werden in den genannten Ozeanen, während seines Lebens, und nach seinem Tode seine Erben und Nachfolger... Gleichfalls, daß Eure Hoheiten den genannten Don Christopher zum Vizekönig und Generalgouverneur machen in all den genannten Inseln und Festland, und Inseln, die, wie gesagt, er entdecken oder erwerben mag in den genannten Meeren.« Und in dem Patentbrief v o m 30. April 1492 aus Granada heißt es (Navarrete II 9) : »Da Ihr, Christoph Columbus, auf unseren Befehl hin geht mit einigen von unseren Schiffen und mit unseren Untertanen, um zu entdecken und zu erwerben gewisse Inseln und Festland im Ozean, und es zu hoffen ist mit Gottes Hilfe, daß einige von den genannten Inseln und Festland in dem genannten Ozean entdeckt und erworben werden durch Eure Anstrengung und Bemühungen, und es daher eine gerechte und verständige Angelegenheit ist, daß, da Ihr diese Gefahr für unseren Dienst übernehmt, Ihr dafür belohnt werden sollt, und da wir wünschen, Euch zu ehren und zu begünstigen für das, was eben gesagt ist, so ist es unser Wille und unser Belieben, daß Ihr, der genannte Christopher Columbus, nachdem Ihr entdeckt und erworben habt die genannten Inseln und das Festland in dem genannten Ozean, oder einige von ihnen, welche es auch seien, unser Admiral der genannten Inseln und des Festlandes sein sollt, welches Ihr entdecken und erwerben mögt, und Ihr sollt sein unser Admiral und Vizekönig und Gouverneur darin, und sollt ermächtigt sein von der Zeit ab, Euch zu nennen und zu bezeichnen als Don Christopher Columbus... « W i r sehen, die Ausführungen der Legende der Karte stimmen in allem wesentlichen zu dem, was die offiziellsten Dokumente, die wir haben, die Urkunden v o m König und der Königin selbst unterzeichnet, besagen. Auch hier ist nirgends von Indien, dem Groß-Khan, Cathay usw. die Rede, lediglich von der Auffindung gewisser Inseln und Festland im Ozean. Und diese Ausführungen der Legende auf der Karte sind wichtig, weil sie auf einen Mann zurückgehen, der die drei ersten Reisen mit Columbus gemacht hat, und der dadurch, daß er bereits 1501 in türkische Gefangenschaft geriet, aller Beeinflussung durch die sich später ausbildende Columbus-Legende entzogen war. — So wird auch dieses Zeugnis der K a r t e ernste Beachtung verdienen, und auch dadurch bewährt die neu aufgefundene Columbus-Karte ihre Zuverlässigkeit. Sie illustriert in ausgezeichneter Weise die Ideen des Columbus, die er über Haiti/Zipango, über Cuba als Festland, über das süd-amerikanische Festland bei der Insel Trinidad, das Columbus für Inseln ansah, gehabt
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hat. Sie gibt uns eine deutliche Vorstellung von der Karte, nach der Columbus seine erste Reise unternommen hat, und ist ein wichtiges Zeugnis für das Problem der Columbus-Forschung. In summa: Wir haben hier die älteste Karte von Amerika, gezeichnet von Columbus selber, bzw. auf seine Veranlassung, allmählich im Laufe seiner Entdeckungen, eine Karte, von deren Existenz wir zuverlässige Kunde haben, die vollkommen verschollen war, und nun auf eine so unerwartete Weise in einer türkischen Karte uns wiedergeschenkt ist, eine Karte, die für die älteste Geschichte Amerikas und für die Columbus-Forschung von grundlegender Bedeutung sein muß.
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Erklärung der Zahlen auf der Hauptkarte 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. 14. 15. 16. 17. 18. 19. 20. 21. 22. 23. 24. 25. 26. 27. 28. 29. 30. 31. 32. 33. 34. 35. 36. 37. 38. 39. 40. 41. 42.
Notiz des Schreibers Piri Re'is. S. 13 Notiz über die Quellen der Karte des Piri Re'is. S. 14 Die große Legende der Piri Re'is-Karte. S. 14, 46 Golf von Darien. S. 16 kaw santa agostini — Cabo de S. Agostinho. S. 16 Atrato. S. 16 Magdalena-Strom. S. 16 Bai von Maracaibo. Orinoco. S. 17 Amazonas-Strom. S. 17 Parnahyba. S. 17 santa luka — St. Roque. S. 17 ile de fernam dalonha — Insel Fernando Noronha. S. 17 san migali — San Miguel. S. 17 san frangesko — Rio de San Francisco. S. 17 port reali — Rio Real. S. 17 totol santa — Bahia de Todos os Santos. S. 17 abroklok — Abrolhos-Klippen. S. 17 kaw frio — K a p Frio. S. 17 sano sa . . . . — Rio de Janeiro. S. 17 katanio — Cananea. S. 17 L a Plata-Mündung.S. 17 L a m a ? S. 18 sebu' = Löwe, d. i. Puma, Silberlöwe. S. 18 Azoren. S. 18 Kanarische Inseln. S. 18 K a p Verdesche Inseln. S. 18 izle devaka = Izla de Vacca = Salvaga = Isla de la Man Satanaxio. S. Segelschiff an der Guinea-Küste. S. 19 santa tioz (kioz) = Sirenen-Inseln. S. 19 Notiz über Vasco da Gama. S. 19 Walfisch mit Segelschiff und Boot — St. Brandan-Insel. S. 19 Bahr-i-Magrib — Ovasano. S. 20 Notiz betr. die Demarkationslinie. S. 20 Schiff nördlich vom Golf von Darien. S. 21 wadluk — Guadeloupe. S. 21 usiet — Santa Lucia. S. 21 santa mardia galanda — Santa Maria Galanta. S. 22 samo kresto — Santa Cruz. S. 22 sanguan battishdo — Portorico. S. 22 san guan battishdo, — eine Fabelinsel. S. 22, 39 undizi vergine = 11 Jungfrauen — Jungferninseln. S. 22, 39
52 43. 44. 45. 46. 47. 48. 49. 50. 51. 52. 53. 54.
Erklärung der Zahlen auf der Hauptkarte kalewot — Trinidad. S. 23 sandomingo — San Domingo. S. 24 izle destania (Isla d'Espania) = Espanola. S. 24 Zeichnung der Stadt Isabella. S. 28 K a p Meysi auf Cuba. S. 29 Golf von Batâbano auf Cuba. S. 29 porta gande — Puerto Grande auf Cuba. S. 29 kaw punta orofai — Ornofay. S. 29 Antilia-Insel. S. 38 triz matos. S. 40 tersioza. S. 40 istonasia. S. 40
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