Die Söhne des Thal’s: Teil 1 Die Templer auf Cypern [Reprint 2022 ed.] 9783112628140


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Die Söhne des Thal’s: Teil 1 Die Templer auf Cypern [Reprint 2022 ed.]
 9783112628140

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J'olykarooj-

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X XU" D R A M A T I S C H E S

G E D I C H T

VON FRIEDRICH

LUDWIG

ZACHARIAS

WEBSTER

LACOB BR.FUIHAÄD V O F M O L A I . ERSTER THEII: D I L TEMPLER AUR CYPERTST. Gatt Aitt ¿/tw (reäeuert yeffeiin.. -Erste JZp.a.d. CorirvtAtr ¿ap- J.v.d"-

Z~wcite

tlurclirfäiicrnV verwes serte i m d - e e r m e h r t e - A - u f l a x i e

B E R L I S , BEI I.X>. SJVTJUER.. I80I'.

DIE

SÖHNE DES EIN

THAL'S.

DRAMATISCHES

GEDICHT.

VON FRIEDRICH

LUDWIG

ZACHARIAS

—• w i w w g o o w x w ^

ERSTER DIE

TEMPLER

WERNER.

-

THEIL: AUF

CYPERN.

— Gott hat das Gedeihen g e g e b e n . Erste Ep. a. d. Corinther. Cap.

Zweite

dmchgän«ig

BERLIN,

BEI

vermehrte

J. D .

und

verbesserte

SANDER.

5., T. G.

Auflage.

1807.

J u r btefett S i t e ! w i r b «in a n b r e r , m i t einer 9?igneff< itnb einem .ftupfer, gejcicfynet t)cn Gatiü u n b g e f l o g e n v o n S o l l i n g « - , nacfigclieferi.

Z

U E r

G N ü

N G

AN SriNB

h e b e n

VON

F r e u n d e

i H Ii E AI

u n d

F r e u

F r e u n d

a-ihnnen.

B.

D ie Thränen gehn herauf zu Gottes T h r o n e , Die w i r am f ü n f g e r ö h r t e n Quell v e r g i e f s e n ; Was Golt gesendet, strebt zu Ihm zurücke„ Aus sieben Sternen liifst Er Strahlen fiiei'sen, Auf da fs der Mensch im Dunkel niinm er wo h ne, U n d , bei der Lampen Glanz,

den

Torus

schmücke. — Doch, w e n n des Menschen Blicke Geschauet das, was nur f ü r ihn vorhanden, So hat er Den, Der Alles ist, gefunden,

D i e T h r ä n e n sind, die Sterne sind v e r s c h w i n den ; D ann is t er S ein und m ach t den Schein zu S ch anden.



Jetzt m ö g e n Thränen noch und Sterne blinken, Bis jene trocknen und bis diese sinken. Wir v/ollen beten, und der Herr wird winken1 —

Geschrieben am Sonntage Lätare, 1807.

P R O L O G .

I n einer Nachr., wo Sturm und Wetter rasen, Entglänzt ein Licht von einer Grahesflur; Der Stürme Wuth versucht es auszublasen, Es lischt — jedoch auf Augenblicke nur: Dann lodert's auf; es grünt der Grabesrasen, Die goldne Gluth durchstrahlt den Luft-Azur ! — Das ist die Kunde von dem alten Orden, Dem einst des Tempels Hut vertrauet worden. — Die Kunsthat nichtden Vorhang weggezogen, Der das geheimnifsvolle Inn're deckt: Sie ist nur Widerhall von fernen W o g e n ; Das Meer ist noch dem Späherblick versteckt. Die Welt ist aus der alten Nacht gezogen; Allein der Hebel ist noch unentdeckt! — Was sie geseh'n, vermeldet die Geschichte; Das Unsichtbare läfst sie dem Gedichte. —

IV

Was ich Euch zeigen kann, ist klein zu nennen, W e n n Ihr es nur nach äufsern Formen mefst: Ein Häuflein Menschen, wie wir Viele kennen, Und Thatendrang, vom Schicksal eingeprefst; Nicht Helden, die des Erdballs Fugen trennen, Ihr Aug' ist von der Menschheit Thau genäfst! •— Sie wollen nicht, dafs Einer etwas scheine; Denn Jeder ist n u r Glied von der Gemeine. Doch dieses stille, friedliche Entsagen Ist der Vollendung nahe Stufe schon; Kein Stein darf aus dem Bau herüber ragen, Kein Frevler spricht der alten O r d n u n g H o h n ; Die stolze Ichheit wird an's Kreuz geschlagen, D e r Märtyrer erwartet keinen Lohn : Nur steigt aus der Verwesung grünem Staube In Nebelfernen eine Rosenlaube. — D ' r u m weilet sinnend bei dem schönen Bilde D e r f r o m m e n Zeiten, die vorüber sind; Verschwunden sind die heitern Lustgefilde, D e r Mutterbrust entlaufen ist das Kind. Es deckt sich mit der Weisheit kaltem Schilde ; Allein ihm ist das inn're Auge blind — Weil Dunkel uns u n d Grabesnaclit umziehet, W e n n uns die heil'geFlamme nicht mehr glühet.—

V

Auch bei den Templern war sie ausgeglommen — Nur Schatten sind's der alten Herrlichkeit! — Das heil'ge Land ist ihnen schon entnommen, Schon sind sie wieder in die Welt zerstreut; N u r wenig sind noch übrig von den Frommen, D e r O r d e n ist dem T o d e schon geweiht; Nicht seiner Feinde Zahl ist sein V e r d e r b e n , Er mufs an seinem eig'nen Unwerth sterben. Auf Philipps Wink zieh'n Welter sich zusammen, Die Donner rollen — doch, sie hören's nicht. Dem Yatican entlodern schon die Flammen : Nur Molay siehet's, apli! die Andern nicht. Sie könnten sich der Macht entgegen dämmen; Doch, die Entarteten •— sie wagen's nicht! — So werden sie von ihres Schicksals Wogen Allmählich in den Schlund hinab gezogen. .— Noch athmen siedenletzten Hauch vom Leben, Doch ihre Kraft ist schon zur Gruft gebracht; Sieseh'n zwarnoch der Ahnen Geister schweben, Doch nur wie Blitze in der dunkeln Nacht; Die Bessern wollen noch mit Kraft sich lieben, Doch sie versinken in der Ubermacht. — Es war dem Tempelbund von Gott

erkohren,

Dafs durch den T o d er würde neu geboren ! —

VI

Und darum triumphiret auch die Reine — Ein Scheiterhaufen tilgt die Wahrheit nicht! — Sie stürbet nicht, die heilige Gemeine; JDenn aus der Asche dämmert erst das Licht. Erst löset sich das Fleisch von dem Gebeine, Und dann erst wird der Körper aufgericht't:'— Doch bis die Nacht des Grabes sich verzogen, Zeigt Euch dieKunst den ew'genBundesbogen.—

D r

TEMPLER

Die Söhne des T h a l s. I.

E

AUF

CYPERN.

C I]

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E

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S

O

N

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N

.

E U D O , v o r m a l s M a r s c h a l l im H e e r e

der"

K r e u z f a h r e r , jetzt v o l l e n d e t e r B r u d e r u n d Abgeordneter A S T R A L I S , ( a u c h u n t e r dem N a m e n A s T R A L O N ) eine vierzehnjährige christliche A n a c h o r e t i n Wüste

in

aus der

Ägypten,

des

> Thai's.

thebaischen

I'flegc-tochter

und

Abgeordnete JACOB

BERNHARD

VON

M O L A Y ,

letz-'

tcr G r o f s m e i s t e r des T e m p e l o r d e n s . ORDEN

S-PRESBVTER.

P i n L I p i", .verbannter H e r z o g von A n j o u , Molay's Vertrauter, gegenwärtig Servient

Wissen-

u n d B r u d e r des G a r t e n s (*).

de T e m -

ORDENS

pelbrü-

- M A R S C H A L L .

der.

ORDENS-DRAPIER. OHDENS

PANNERER,

CLAUS RÜSNER,

Handwerksmann,

ein

und

ein

Servient.

junger

deutscher

Ordensverbun-

dener. H U G O VON V I L L A R S ,

>

gewesener

Grofscompthur,

jetzt A l t e s t e r u n d S e n e s c h a l l des O r d e n s . (*J So liiefs der G ä r t n e r e i n e s T e n i p e l h a u s e s .

J-IANDCO M P T H U R VON

HERIBERT, R I T T E R

CîPERK,

E x - P r i o r von Montfaucon.

N O F F O

VON

N O F F O D I I ,

ein

Welscher. R I T T E R

G O T T F R I E D

v o n

S A L Z A ,

ein

Deutscher. R I T T E R

R O B E R T

D ' H E R E D O N ,

ein

Andr

S c h o t t e , 2 1 J a h r alt. R I T T E R

C H A R L O T

K VON

G U Y O N N E ,

Templer.

ein F r a n k e , B R U D E R

S QUIN, genannt

Ordenscapellaii, M o l a y ' s

C V P R I A N U S , .

Gelieimschrei^

ber. S E R V I E N T

O T T O ,

SERVIENT

GREGER,

FRANZ

Glöckner.

Molay's

Knappe.

VON' B R I E N N E .

Junge

A D A L B E R T , Graf von Arijou-Maine, Phi- v w e k l i c h e lipp's S o h n .

I

Ritter.

E i n Tunesischer Kaper. Ein

Troubadour.

C L A U S ' E N S

W E I B

nebst

zwei

K I N D E R N .

Vier Hauscompthure. R i t t e r , C a p e l l ä n e , Servienten u n d W a p p n e r dens, H a n d w e r k s b u r s c l i e ,

Chorknaben,

des O r -

Gefangene

des T u n e s e r s , V o l k , Die Scene ist auf der Insel Cypern zu Liinesol. Die Handlung spielt im Jahre l i o 6, und währt zwei volle Ta^e.

E

R

S

T

E

R

E R S T E

A C T .

SCENE.

(Vorhof des T e m p e l h o f e s ; im H i n t e r g r u n d e d i e K i r c h e , an w e l c h e rechts das n o c l r nicht f e r t i g e m i t e i n e m G e r ü s t e u m g e b e n e S a k r i s t e y , l i n k s d i e O r d e n s b u r g stufst.

Vor

der

Gebäude

säule des a u f e r s t a n d e n e n H e i l a n d e s mit d e r S i e g e s f a h n e . Morgen.

der

Kirche die BildFrüher

M a n hürt das G l ü c k c h e n zur Frühinette l ä u t e n . )

T E M P L E R

u n d

V O L K

aus d e r K i r c h e k o m m e n d ,

TEM-PELHERR

(gehen

theils

Über d i e B ü h n e ,

in dieselbe

und

ein

(begegnen einander bei dieser Gelegenheit.)

TEMPELHERR. G e l o b t sey J e s u s C h r i s t ! CLERIKER. In Ewigkeit! ( g e h n z u s a m m e n in d i e K i i c l i e . )

hinein. >

CL

theils E i n

ERIKER

_

6



A S T R A L I S (tritt auf. S i e trägt ein Hettels'dckchen und ist h e l l g e l b (*) gekleidet.) ASTRALIS

(allein).

S c h o n w i l l d i e S o n n e f r e u d i g sich ergiefsen, D a s M o r g e n g l ü c k l e i n t ö n t e n t g e g e n ihr, —• O Mutter, lafs d i c h a u c h von mir b e g r i i f s e n ! — B a l d pilest, R o b e r t , du ins W a l d r e v i e r , U n d B l i i t h e n sprossen u n t e r d e i n e n Fiifsen, P l a t a n e n , P a l m e n b i e t e n K ü h l u n g dir. O, k ä m s t du b a l d ! — Ich w i l l den M e i s t e r bitton, Er h a t d e r L i e b e j a den Kranz e r s t r i t t e n ! — ( S i e k n i e t im H i n t e r g r ü n d e vor der B i l d s ä u l e des a u f e r s t a n d e n e n

Sie-

gesfiirstpn n i e d e r . )

CLAUS

nebst

seinem

WEIBE

HANDWERKSBURSCHE

und

ANNA, und

andere

H A N D L A N G E R ,

d i e ilmi a l l e i l e y Handweiks^T-jätli nachtragen ( t r e t e n a u f . ) CLAUS.

Frisch auf, G e s e l l e n , es ist l i c h t e r M o r g e n ! L a n g s c h l ä f e r , s c h ä m t E u c h ! — S e h t , die R i t t e r g e h n

(*)

Die g e i s t l i c h e und Einsiedlertracht ward erst in späteren

ten und im Occident d u n k e l f a i b i g .

D i e f r ü h e r e n christlichen

Zei-

Anacho-

r e t e i l und Cönobiten im O r i e n t , a l s zu T h e b a i s i.i Ägvpten u. a. a. O . , g i n g e n hell g e k l e i d e t , g e l b , blau u. s. w .

Vom Gottesdienst schon lieim! — Frisch auf, geschwind! N u r sieben W o c h e n sind's noch bis Johann, Die Sakristey mufs fertig seyn zum Fest; Herr Molay wilFs — er kennt, er lohnt die Arbeit! — A H E .

Er lebe! — (Sie klettern auf das Gerüst, und arbeiten an der Sakristey frisch Tort.)

CLAUS. Rührt E u c h ! — \ n u c , her den Mörtel! AKNE.

Da! — CLAUS.

Dieser Säulenknauf — ich putz' ihn lang', Und immer schliefst er nicht. EIN

LEHRBURSCHE.

Ei was — ein Knauf! — CLAUS.

W i e du's verstehst! — LEIIRBURSCHE.

W ä r ' s noch die Kuppel selbst! CLAUS.

Du Narr, ein jeder Knauf ist eine Kuppel, Er trägt die grofse W ö l b u n g , sie begränzt ihn.

M a c h deine Säule bis z u m K n a u f n u r fertig; D i e K u p p e l — lim! — die giebt sich d a n n von selbst. EIN

ANDRER

BURSCHE.

I h r sprecht wie der gestrenge H e r r ! — CLAUS.

D r u m d i e n t ' ich A u c h sieben J a h r i h m schon, dem w a c k e r n Molay, Bin — wie h i e r Alles — seiner H ä n d e

Werk!

AKNE.

Claus! — CLAUS.

Nun? — ANNS.

D a sieh malliin ! D i e n e u e n L a n z k n e c h t ' Aus F r a n k e n l a n d , sie w e r d e n h e u t ' g e m u s t e r t ! — CLAUS.

Mag's! — ANKE.

S c h ö n e s V o l k ! — So b l a n k , so frisch u n d rüstig! — EIN

KERL.

D i e h a t der O r d e n sich g e k a u f t ! CLAUS.

D u — B öhnhaas! —

Das Blanke kann er kaufen, nicht das Rüst'ge, K u r schenken kann er das dem R ü h r i g e n ! — EIN

HANDLAUGER.

W e r doch auch Lanzknecht w i r ' ! — Die Helm' und Spiefse! G e l t ? — 'S ist ein ^nder Ding, als K e l l ' und Schurz! CLAUS,

So? — HANDLANGER.

Freylich! — CLAUS.

Der gestrenge Meister Molay Mcynt's nicht so. HANDLANGER.

N i c h t ? — Und ist ein Kriegsmann selbst! CLAUS.

Eh' Gottes Reich, so spricht er, kommt auf Erden, Älufs Lanze Pflugschar, Harnisch Kelle w e r d e n ! MEHRERE

BURSCHEN.

Wie? — CLAUS.

Und das Schwert, so sagt er, sey ein S e n k b l e y ; Zwey W i n k e l h a k e n hab' es: Kraft und T r e u ! —



io

DER

KERL.

W i e meynt er das? — CLAUS.

K a n n ich's dir sagen, B ö h n h a a s ? — ( S i c v e r l i e r e n sich w ä h r e n d d i e s e s u n d a n d e r n G e r e d e s , i m m e r a n d e r n Gerüste f o r t a i b e i t e n j , in d e n S e i t e n c o u l i s s e n , so w i e auch A N N E , die ihrem Manne den Mörtel nachträgt.) A S T R A L I S

(vom G e b e t a u f s t e h e n d ) .

O Du, der ew'gen Mutter Gnadensohn, D u winkst mir zu der Liebe D o r n e n t h r o n ! Ich lieb' — ich a h n d e ! — (Sie bleibt so, EIN

TRUPP

o h n e sich v i e l u m z u s e h n , s t e h e n . )

JUNGER

ORDENSKNECHTE

(tritt s i n g e n d a u f ) .

Ade! Ade! O Vaterland, Mutter u n d F r e u n d ' ! Ade, du Liebchen, das um uns weint, W i r folgen vereint D e m Panne"r, es flattert in freudiger Höh', D e m Kreuze, das liebend uns scheint! — (GOTTFRIED EIN

Der R i t t e r ! —

VON S A L Z A

tritt a u f . )

O R D E S S K N E C H T.

A S T R A L I S

(im H i n t e r g r ü n d e v o r sich.)

Robert kommt noch n i c h t ! — G O T T F R I E D

(ZU den K n e c h t e n . )

Versammelt? (Er m u s t e r t s i e . )

A 5 T It A L I S

(vor sich).

Hält eine Krankheit liebend ihn u m f a n g e n ? W i e , oder hat der T o d ihn schon verwandelt? — Ich will nur hin zum Pfortlein, mir für heute Mein Speiseopfer betteln, und dann ziehn. ( S i e g e h t an das T c i n p e l p f o i t c h e n i m H i n t e r g r u n d e , und k l i n g e l t , i n d e m sie e f w a s l a u t e r r u f t : )

Gelobt sey H o r u s ! — (vor

sich)

vergesse,

Dafs ich stets

W i e hier zu L a n d ' des T l i a l s s Meister heifst! — (laut in s P f ö i t c h e n h i n e i n : )

Gelobt sey Jesus Christ! P F Ö R T N E R .

In E w i g k e i t ! (Er reicht ihr d u r c h s G i t t e r e i n W e i z e n b r o d , d a n n spricht sie l e i s e mit dotn P f ö r t n e r )

das

sie zu sich

steckt;

G OTTFflIED

(zu d e n j u n g e n W a p p n e r n , d i e er u n t e r d e s s e n l o i t w ä h i e n d g e m u s t e r t hat,)

Schwingt rascli die g a n z e n ! — G u t ! So liebt's

der

Meister! A L L E

W A P P N E R

(freudig jauchzend.)

D e r Meister liebt's! — R O B E R T

(tritt a u f , m i t W u r f s p i e f s u n d J a g d t a s c h e , e i n e n

Jagdhund

an der Leine.) A S T R A L I S

(ihm entgegen eilend.)

Sey f r ö h l i c h , P a l a d i n ! R O B E R T .

Dank, schöne Klausnerin! ASTRALIS.

D u jagst h e u t w i e d e r Am M e e r e ? R O B E R T .

Ja! ASTRALIS.

Akazien, R o s e n gltilm A m Isis - — am M a r i e n b i l d e w i e d e r ! R O B E R T .

D u heilig W u n d e r m ä d c h e n , seltsam zielm Mich deine Palmen!

A S T R A L I S .

H a t ' aucli Datteln wieder! Du kommst — nicht w a h r ? — D i c h l o c k t d e r Glan-z vom Morgen! — P i O B E E f .

Mich lockt —(plötzlich i n n e h a l t e n d . )

Ich k o m m ' ! — Ast» aus. Auch M o s t will ich besorgen. (eilt a b . ) G O T T F R I E D

( ¿ e r d e n R o b e r t jetzt erst b e m e r k t , ihm,

da

dieser

e b e n abgelin w i l l , e n t g e g e n t r e t e n d . )

W o h i n so f r ü h ? R O B E R T

(zerstreut.)

Wohin? — (vor s i c h , d e r Astralis n a c h s e h e n d ) .

D o r t fliegt sie schon, Die F r i e d e n s t a u b e ! — G O T T F R I E D .

W o h l zum edlen W a i d w e r k ? R O B E R T .

Auf B ä r und E b e r — kommt mir nicht in'n W u r f ! —

G O T T F R I E D .

I h r n e c k t doch J e d e n ' — Aber wifst Ihr auch, D a f s h e u t C a p i t e l ist? Ihr h a b t die W a c h e , Robert. Ich, sagt I h r ? — Ist der inülVge D i e n s t so b a l d D i e Reih h e r u m ? — Sie wühlen oft 'nen Andern, Heifst einer u n p a f s ; — m i e d e t mich als u n p a f s ! — G O T T F R I E D ,

E u c h geht viel d u r c h ; I h r seycl des Meisters Liebling. Ihr könnt wohl — R O B E R T .

Gähnen! — (sich s c h n e l l v o n i h m ab zu d e n W a p p n e r n

wendend.)

N u n , ihr m u n t e r n B u r s c h e , S c h m e c k t euch der D i e n s t ? EIN

WAI'pker.

D i e T u n k e fehlt n o c h — F e i n d s b l u t ! Robert. Brav ! G O T T F R I E D .

Scherz bey S e i t e ! — wifst Ihr auch, der T u n i s , D e r C h r i s t e n f e i n d , so sagt man, rüstet w i e d e r D r e i K a p e r ; einer k r e u z t s c h o n vor der Bay.



i5



ROBERT.

Mein F r e u n d ! der allernächste Cliristenfeind Ist wohl der T i e g e r , der seit vierzehn T a g e n Im Forste heult.

D a gellt zuerst h i n a u s !

Ich lieg' ihm schon zwei T a g e auf der Spur. GOTTFRIED.

Habt Ihr denn alles N e u e nicht gehört? R O B E R T .

W e n n ich mein Horn und Sturmgebrause höre, W a s kümmert mich der Fama ihr Gezisch! G o

I I F K U D .

Wifst, mit dem gestrigen Paketschiff sind Aus Frankreich wicht'ge Eilbrief' angekommen, Die auf die Ankunft der Fregatte selbst, Die heut' noch ankern soll, begierig machen. ROBERT.

W a s g i l t ' s ? ein Brief vom Grofs-Almosenier, Mit der erfreulichen u n d wiclit'gen Nachricht, W e r in Paris, um Lichtmefs, unsrer Frau Die erste Fackel vortrug; oder gar Ein Trostgeschreibe von der alten Muhme, Dem Grofs-Prior aus Aix, worin er meldet, Dafs unsre guten Brüder, nach w i e vor,



16



D e n Dienst der lieben Christenheit — verschlafen, U n d andre solche Herrlichkeiten

mehr,

D i e m a n uns im C a p i t e l p o m p h a f t vorlies't. GOTTFRIED.

I h r s e y d e i n S p ö t t e r ! A b e r d i e s m a l gilt's ' W a s Ernstes; denn — w i e C h a r l o t mir erzählt — H a t gestern mit dem C a p e l l a n der Meister D e n ganzen T a g sich, o h n e T r a n k u n d Speise,, Verschlossen und ihm lange, lange Briefe D i k t i r t , d i e gestern m i t d e m s e l b e n

Boolschiff

Schon wieder abgegangen sind. — Man

munkelt,

Dafs ihm sein alter Freund, der C a r d i n a l , V o n wicht'gen Dingen Wissenschaft

gegeben,

D i e — h e i f s t es — z u P a r i s im W e r k e

sind

U n d für den O r d e n just nichts Gut's bedeuten. R O E KRTI

Man

sagt!



man

munkelt! —

uns

nichts

bedeuten!

Gut's



H a ! schämt E u c h ! seyd Ihr Ritter oder Pfaff9 — S i n d wir nicht M ä n n e r ? —

u n d , w e n n w i r es s i n d ,

W a s k a n n der knabenhafte König

Philipp,

W a s seiner Knecht' u n d Schranzen Heer uns schaden ! —

— i; G o

-

TTFRIED.

D i e K r o n e F r a n k r e i c h w a r seit alten Z e i t e n D e r S c h i r m v o g t unsers B u n d ' s — m a n pflegt zu s a g e n i E i n aufgereitzter F r e u n d g i l t sieben F e i n d e . ROBERT.

D i e a l t e Zeit ist t o d t ! — so s c h l ä f t a u c h R i c h a r d , D e r mit u n s g r o l l t e , längst im k ü h l e n G r a b e . — Das L ö w e n h e r z schläft n i i n b e i H a s e n h e r z e n Im S c h o o f s des n i m m e r satten U n g e t h ü m ' s , D a s n u r gebiert, u m w i e d e r zu v e r s c h l i n g e n ! — W a s w a r , das ist n i c h t m e h r ! — Das f r o m m e H ä u f l e i n V o n E b e n t h e u r e r n ist jetzt ein C o l o f s , E u r o p e n s S c h o o f s , der i h n erzeugte, f u r c h t b a r ; Ja — E r ! — d e r list'ge Alte selber, der D r e i m a l b e k r ö n t in i h r e m S t i e f e l liauset, M i t dessen R i e m e n er die W e l t u m z i e h t , W a g t ' s n i c h t m i t u n s ; sonst h ä t t ' er w e i s l i c h n i c h t Auf e w i g uns v o m Interdict befrei't. GOTTFRIED.

W o h l w a h r ! D o c h w e n n a u c h er u n s z ü r n t e ? ROBERT.

Passen! Er g a b u n s 6elbst d i e W a f f e n in d i e H a n d , Die Söhne des T h a l ' s . I.

[ 2

]



i8



U n d , w a s n o c h fehlt, ersetzt des G o l d e s Kraft, D a s w i r aus dem v e r l o r n e n P a l ä s t i n a Gerettet, u n d d u r c h ' s B l u t so v i e l e r W a c k e r n , D u r c h viel v e r l o r n e Ehre, theu'r e r h a n d e l t . GOTTFRIED.

Des G o l d e s ? — A c h ! wir brauchen Arme! ROBERT.

Freilich! U n d k a u f e n sie in dtesnr krüppelliaFten, V e r a r m t e n Zeit, w o alli'S k ä u f l i i - h i s t ! — So trotzen w i r der L i l i e u n d T i a r e ! — O, g l a u b t es m i r ! — der Fürsten Ü b e r m u t h — I h n schuf das G o l d , u n d G o l d n u r k a n n i h n z ü g e l n . M i t G o l d u m s p a n n e n sie der M e n s c h e n H e i z e n ; S p i n n t stärkre F ä d e n , u n d ilir reifst, sie l o s ! Metall w i r d leichtlich durch Metall

verdrungen;

D e r Geist a l l e i n w i r d n u r vom Geist b e z w u n g e n . GOTTFRIED.

Sagt, R o b e r t , nur, bei unsrer l i e b e n Frauen, W o h a b t I h r a l l ' das Z e u g h e r ? — I m m e r j a g t I h r In W ä l d e r n ; u n d d o c h sprecht Ilir oft g e s c h e i d t e r . A l s der L e g e n d e n w u r m , d e r C a p e l l a n ! —



i9



Robert. M e i n F r e u n d , w a s m a n in W ä l d e r n n i c h t erjagt, Enideckt man walirlieh in Legenden n i c h t ! D a s B i s c h e n M e n s c h e n s i n n , es wächst f ü r w a h r In W ä l d e r n mit d e n C e d e r n u m die W e t t e , W i e es in engen Z e l l e n dumpfig w i r d . —• — Allein, Ihr mahnt mit Recht mich an die

Waldlust.

Gehabt Euch w o h l ! GOTTFRIED.

Saht Ihr noch n i c h t d e n M e i s t e r ? E r w i r d w o h l s c h l u m m e r n auf d e n s t ü r m ' s c h e n T a g . ROBERT.

Er s c h l u m m e r n !



Wann

war

wolil

ein T a g

so

stürmisch, D a f s er d e n Alten m ü d e m a c h e n k o n n t e ! — Als ich n a c h drei U h r a u f b r a c h , g i n g er s c h o n D e n Steg zum B e r g e , w o er a l l e T a g e V o r S o n n e n a u f g a n g h i n zu k l e t t e r n pflegt. G o

TTFRIED.

Ein s c h n a k ' s c h e r G r a u k o p f ! — Stets gesetzt u n d w e i s e N a c h M e i s t e r a r t ; — d o c h w e n n das Herz ihm s p r u d e l t . S o läuft's m i t i h m g l e i c h ü b e r S t o c k u n d B l o c k .

-—

20 ROBERT.

D^a grolse, arme, u n v e m a n d n e H e r z ! — GOTTFRIED.

Dort auf dem Derg — wie's alte L e u t e mir Erzählt — soll Morgens er mit seinem Schutzgeist Gespräche führen.

Manche meinen gar,

Dafe er nach Heidenart — Gott steh' uns b e i ! — Die Sonn' anbet'. — ROBERT.

H e r r Bruder, salu Ihr je Den g r o ß e n W e l t g e i s t ? — GOTTFRIED.

Nein. ROBEEI'.

SO forscht auch nicht, Zu w e m der Meister betet! — Marsch, P a c k a n ! — (will abgehen,)

C H I B L O T

(tritt schnell a u f . )

C H A R L O T.

W i r s t ihr's? — Der Kaper — der Tuneser — der Seit gestern früh schon auf der R h e d e kreuzt, Er hat geankert.

Gottfried

(erschrocken.)

Wo? C H ARL O T. Beim. Klausnerhüttchen Am S t r a n d s . Robert

(laut a u f s c h r e i e n d . )

Da? — CKtmoT. Ich soll's dem Meister melden. Gottfried. Der H e i d e n k e r l ! — R o b e r t (zu

den Wappnern.)

G e s e l l e n ! — Habt ihr Lust, Euch eure Pickelhauben zu v e r d i e n e n ? C H A I I O T .

Du wirst doch — R O BERT

(wie oben.)

Kommt! G o TTFRIED. W i e — ohn Geheifs u n d Ordre R o B E R T

Hier ist s i e ! —

(auf s e i n e Brust z e i g e n d . )

( z l d e n W a p p n e r n , i n d e m er sich sechs von ihnen aus dem T r u p p h e r aussucht.)

K r m m t ! Du da.— und du — und ihr — Ihr scheint mir brav! — Gerade s e c h s — so sind wir J a sieben voll — W e n n sieben tücluig wollten, So, dächt ich, gab' es keine Kaper mehr. GOTTFRIED.

WO wollt ihr h i n ? — sie müssen Lanzen schwingen RODERT.

Das lehrt sie hinterdrein! Gesellen, a u f ! B e i meinem Eid, w i r kapern uns den K a p e r ! (eilt mit den sechs W a p p n c m ab.) GOTTFRIED

(ihm n a c h r u f e n d . )

Vergefst nicht die K a p i t t e l w a c h i ! — Fort isr er H i n über .Berg und T h a l ! C H A R L O T.

Ich mufs ihm nach, Ihn warnen — (eilt a b . ) GOTTFRIED

(allein.)

'S ist ein närr'scher Kerl, der Robert, Ein S o n d e r l i n g ! — W e n n er zwölf W o r t e spricht,

Versteht man immer fünfe nur so halb. —. Sieh' da! der Capcllau! G O T T F R I E D ,

C A P E I I . A N

(aus der Kirche k o m m e n d ) ; hinter ihm e i n

C Y P R I A N U S C H O R K N A B E .

GOTTFRIED.

Wohin des Wegs So früh, elmvürd'ger Herr? C i t i t L i S .

Ich komm' vom Frühamt. Jetzt heifst es, missa

est;

man geht zu Hause.

GOTTFRIED.

Ihr habt wohl viel zu schaffen, würd'ger Vater? CAPELLAN.

W a s thut man nicht für's Heil der Christenheit! GOTTFRIED.

Ja w o h l ! Im Weltlichen und Ew'gen seyd Ihr unser Leitsmann! — Gestern, zum Exempel, Habt Ihr, man sagt's, den ganzen Tag geschrieben, Und Schreiben von der gröfsten Wichtigkeit, CAPELLAH.

Der Herr verlieh Verstand und Weisheit mir; Darum gebraucht man oftmals meiner Gaben.

-

24

-

G OTTFRIED. D i e S c h r e i b e n gingen an d e n C a r d i n a l , N i c h t w a h r ? u n d an den Marschall v o n B r i e n n e ? — GAPELLAN. An w e n ? das k a n n ich w o h l so r e c h t n i c h t sagen. Gottfried. I l a t sie der Meister n i c h t E u c h selbst diktirt? CiPJLH», D i k t i r t ? N u n j a ! 6 a w a s die Sätze a n l a n g t ; Allein die Ziig' u n d S c h n ö r k e l sind von mir. Gottfried, E s s t a n d e n wicbt'ge S a c h e n d ' r i n ; n i c h t w a h r ? CiPELLA». D a s h a b ' ich n i c h t so ganz genau b e a c h t e t ; Indefs, so viel ich mir daraus e n t n o m m e n , B e t r a f ' s d e n O r d e n u n d die Klerisei. GoTTFRiecr Ei, sagt, E h r w ü r d ' g e r ! Capellaji. Ja, es fällt mir jetzo Nichts weher bei. Gottfried. Allein, I h r s c h r i e b t es j a ! —.

CAPELLAKT.

Mein guter Gottfried, seilt! w e n n Unsereins, Ein Litteralus, schreibt, so s u m m e n L e t t e r n Zu T a u s e n d ihm im K o p f ; er merkt es k a u m , W a s die gelehrte Feder schreiben tluit. — Ihr schreibt zum Beispiel; Q o : t zum G r u f s . Z w e i G Sind leicht zu schreiben, meint Ihr, wie Ilir's sprecht, M i t nichten, G o t t f r i e d ! jenes G, das mufs, W i e eine Schnecke, künstlich sich u m w i n d e n ; U n d dieses mufs dem feinsten S p i n n g e w e b e Vergleichbar seyn ; dafs U mufs so subtil Verfliefsen, dafs sich s o n d e r viele M ü h E i n X d'raus m a c h e n liefs', w e n n es v o n n ü t h e n . N u r so b e q u e m t die Schrift sich nach dem Leser, D e n n , da sie todt, mufs sie sich w o h l b e q u e m e n ; D e r Schreiber aber — n u n , dpr schreibt dann weiter, U n d ist auf j e d e n Fall g e d e c k t : — n i c h t w a h r ? —• G O T T F R I E D .

Ja, das begreift sich! CiriliAK, So begreift es d e n n ! — G O T T F R I E D .

E i n schweres D i n g — so k r u m m h e r u m z u s c h r e i b e n !



26



C A P Ii L L I N .

O F r e u n d , das ist d i e K u n s t v o n a l l e n K ü n s t e n , D a s ist ( w i e m i r m e i n G u a r d i a n versichert. D e r das v e r s t a n d e n , w a s ich s p r e c h e n tlui,) D i e Q u i n t e s s e n z der S t a a t s - u n d G l a u b e n s k u n s t . G O I T F B I ED.

Ich b i n erstaunt. CAPEI-I.AU.

J a , l i e b s t e r S o h n in C h r i s t o ! D r u m — merkt's E u c h ! — liäit man sonderlich Schreiben F ü r grofse f e i n e H e r r e n u n d P r ä l a t e n Auf d i e g e v v u n d n e n L e t t e r n , w e l c h e nichts F ü r sich b e d e u t e n u n d n u r i m C o n t e x t D u r c h d e n Z u s a m m e n h a n g , auf m a n c h e W e i s e , N a c h d e m ' s beliebig, zu e r k l ä r e n s i n d . Und eine S a m m l u n g solcher krummen Lettern, W o b e i man weislich, was die blinden Heiden G e d a n k e n f o l g e n a n n t e n , sich e r s p a r t Ht-ifst, w e n n sie s o u d e r S t e m p e l o d e r S i e g e l , N a c h d e m sie dick, ein B u c h , ein t ü c h t i g B u c h , D a s L e s e r so mit F ä u s t e n g r e i f e n k a n n . Dagegen nennt man eine Letternsammlung,

im

Mit der sich Schreiber selbst was greifen w i l l , Sobald ein wachstfrn biegsam Siegel darunter, K a r l ] d e m das grofs ist, Friedens-Instrument, Bull', Urkund', Interdict, Mandat, Rescript, Auch wenn, als reservatio

mentalis,

Das W a c h s gespart wird, und nur ein L. S. Darunter steht, so viel als gar nichts — seht I h r ! GOTTFRIED.

Das letzte kann ich mir recht lebhaft denken. CAPELLAN.

Drum, merkt Ihr, dafs ein Schreiber solcher Schriften Nur blofs der edlen Euchstabirkunst sich Befleifsigt haben mufs. — Das Übrige llmpiiehlt er glaubensvoll dem heil'gen Lucas, Der Skrib- und Pinsler frommen Schutzpatron, Und schlägt, indefs die Lettern ihm entfliefsen, Sich k l ü g l i c h die Gedanken aus dem Sinn. GOTTFRIED.

Allein man hat doch so die alte Sage, Dafs man bedenken müsse, Was man schreibt. CAPELLAN.

Nun ja, mein Freund, bei Laien mag das gelten ; Allein die Kirch' ist — wifst Ihr — i n s p i r i r t !



38



U n d das ist a u c h der Fall bei P o t e n t a t e n U n d h o h e n Rittersleuten, in so fern Sie beten, g l a u b e n u n d der Kirche opfern. G O T T F R I E D .

D a seh' ich n u n , Elirwiird'ger, wie m a n immer ' W a s lernt, w e n n man mit H o c h s t u d i e r t e n s p r i c h t ! U n d so ein Brausekopf von R o b e r t p r a h l t e N u r h e u t e nocli, dafs er in seinen W ä l d e r n M e h r W e i s h e i t lern', a h I h r i n d e m Brevier! C A P E L L A N .

D a s sagt der K e t z e r h u n d , der I g n o r a n t , D e r seinen N a m e n k a u m n u r kritzeln k a n n ? D e r von Frakturschrift so viel weifs, als ich V o m Griech'schen? —

(vorsieh)

Holla, Bruder p r i a n u s ! —•

(zu d e m C h o r k n a b e n

heimlich)

G e h mir zu M u t t e r E l s e n , dafs z u m Imbifs Sie mir d e n K a l b s k o p f k o c h e auf den Arger. ( C h o r k n a b e lüut't a b . ) G O T T F R I E D .

U n d d e n n o c h ist der w i l d e Jager der V o m Meister selir g e l i t t e n ; n u r n o c h kürzlich H a t er ein schönes Streitrofs i h m geschenkt.

Cj



2

.9



C A P E L L A K .

E i ! das gesteh' i c h ! — J a , der gute R o b e r t , E r ist's auch Werth. Zwar manchmal etwas F ü n v i t z ; D o c h mit den Jahren wird sich's geben! — Z w a r E r kommt nicht oft zur K i r c h e — das ist s c h l i m m ! D o c h dafür labt er auch mit Speis' und T r a n k Zuweilen ihre D i e n e r — hat nur n e u l i c h M i r eitlen fetten K e u l e r überschickt. Und, d e n k t ! wie spafshaft! um den K e u l e r schlingt er E i n silbern Halsband, drinnen stand gekritzelt: D e r Spiefsgesell des fetten Capellan9. G O T T F R I E D .

Das war v e r w e g e n ! GAp

E L

L

A

W.

T h u t nichts, B r ü d e r c h e n ! D i e K i r c h e sreht liur auf das Herz des G e b e r s ; Drum liefs ich aus dem dicken Halsband mir E i n K e l c h l e i n machen, — afs den fetten K e u l e r Mit Andacht und Erbauung, und dem R o b e r t Gab ich a u f zehn T a g ' Absolution. CHAHLOT

(tritt auf.)

C H A R L O T.

D e n R o b e r t h o l t kein T e u f e l einl





5o



G O T I F E I E D .

N u n lais' i h n ! — C H A R L O I .

Welch' kühner Streich! G O T T F R I E D.

Ich t a u s c h e n i c h t m i t i h m ! C H A E LO T.

A u c h ich n i c h t ! — A b e r E i n e n sah' ich h e u t ' M i t d e m d a tauscht* ich g l e i c h ! — E i n n e u e r B r u d e r . — I h r wifst w o h l schon d a v o n ? — CAPELLAN.

Gottlob, wir wissen V o n nichts — C A A R L O T.

S o h ö r t ! — Als g e s t e r n N a c h t s i m R ü c k w e g ' V o n d e r B a s t e i ich zu Golossa a n k a m ; — C a p l a n ! Ihr wifst ja, w o die h ü b s c h e W i r t h i n . . . CAPELLAN.

I c h ? — Gott v e r h ü t e ! CHARLOT.

N u n , so hört n u r w e i t e r ! Als i c h z u r H e l b e r g ' e i n r e i t ' , ist so e b e n E i n j u n g e r Fant k u r z v o r m i r a n g e l a n g t :

E i n S o h n des a l t e n Seneschall.s von P o i t o u , Des r e i c h e n M u r r k o p f ' s , der auf s e i n e r Feste D i e B e u t e l Gold's, d i e er i m h e i r g e n K r i e g e D e n T ü r k e n a b g e j a g t , in R u h vcrschmaus't. — Ihr Herren, l a n g ' ist so ein W i l d uns n i c h t In's G a r n gerannt, w i e dieser J u n g e ! — D e n k t ! Er führt E u c h z e h n Arab'sclie Hengste, r e i c h e r G e s c h m ü c k t , als unsre Frau zu M a l j i l a q u e t , U n d s c h ö n e r , als des M e i s t e r s f a l b e r T a r t a r . Z e h n K n a p p e n h a t er bei sich, — straf m i c h G o t t ! D e r S a n c t J o h a n n a m Altar der K a p e l l e Ist n u r ein T r o f s b u b ' g e g e n sie — so schein! Er selbst, ein B ü r s c h c h e n so w i e M i l c h u n d B l u t , U n d so g e s c h n i e g e l t , so v o l l Kett' u n d S c h e l l e n — N a c h i h r e m K l i n g k l a n g k ö n n t ' er in der Fastnacht E u c h , o h n e F i e d l e r , die C h a c o n n e t a n z e n . CiriLLiB. H ö r t m i t d e m E i n g a n g auf, u n d k o m m t e i n m a l Zur S a c h e ! C H I R I O T .

J a , das eben ist d i e S a c h e , D a f s er M o n e t e n h a t , die u n s — w i l l ' s Gott — In süfsem Cyper

fliefsend

werden sollen.

D a b e i h a t er das treuste B r u d e r h e r z ; U n a u f g e f o r d e r t liefs er h e u t e f r ü h M i r eine Flasche in den Schnappsack steckcn. GOTTFRIED.

W i l l er d e n n h i e r z u m O r d e n ? CHASLO

T.

Ei, natürlich.' H a t alles mir vertraut.

W i r waren Beide

N i c h t sehr e r m ü d e t ; also z e c h t e n wir Bis in die N a c h t , u n d tranken auf das W o h l D e r wackern Brüder u n d der schmucken Schwestern. D a hielt er mir d e n n traulich seine Beichte. Sein Vater ist ein alter K r i e g s k u m p a n V o n u n s e r m Meister, Schon von J u g e n d a u f ; D e m schickt er n u n den S o h n , uiti ihn zum T e m p l e r Z u stutzen, und bezahlt iiir's w o l l n e K r e u z M e h r , als f ü r h u n d e r t g o l d n e . CAPBLLAIT.

H a t der J u n g e D e n n a u c h die Fibel i n n e ? C

H AHL

o

T.

Freund Caplan! D a s ist ein Kerl, der giebt euch 'was zu rächen!



33



Zu R h e i m s hat er in einer Seigerstunde M i t zehn D o c t o r e n disputirt! So wacker Hat er darein gfehau'n — die Kerle sind Gefallen, wie die F l i e g e n ! C A P I

LLAIF,

E s versteht sich, Auf geist'ge W e i s e * C H A R I O T .

Ja, das geist'ge Fell Das hat er ihnen schmählich



durchgebläut!

Und an dem H o f e zu Burgund — was hat er E u c h mit den Frau'n getrieben! — Zwar, er sagt's n i c h t ; Allein er giebt E u c h alles zu verstehn.



E i n hübscher K e r l , geschmückt als wie ein Sultan, R e i c h , j u n g und e i t e l ; d e m kann es nicht f e h l e n ! B e w a c h t nur E u r e Else, Freund C a p l a n ! D e r spürt sie E u c h n o c h schneller aus, als ich. C A P E L L A N .

Geht, F r e v l e r ! lästert diese J u d i t h n i c h t ! C H A R I O T .

D i e ihres Holofernes dicken K o p f In ihrer Schürze trägt! — N u n lafst es gut seyn! Ersäuft mit mir den G r o l l in C y p r i e r ! D i e S ö h n e des T h a l ' s . I .

[

3

]





34



Mufs nur zuvor zum Meister, ihm Rapport V o n dem Tuneser bringen. CAPELIIAW.

Nein, n i c h t gut s e y n ! Ich excommunicir' Euch dreifach, Frevler! . . . C H A R L O T.

W i r w o l l e n dafür, Poitou, Eis' und ich, Euch dreifach krönen. C A P K L L I S .

. . . thu' Euch in den B a n n ! C E I I L O T .

Bannt mich nur nicht aus Eisens Lustrevier! G o

T TFRIED.

Seyd still, Ihr Herr'n, und seht, was Aorten w a c k e l t ! C

H A R L

o

T.

O w e h ! — D a kommt der alte Schiitterkopf! —

C O M P T H Ü R

H U G O

(auf

eine Krücke gestützt,

kommt

a u s der K i r c h e . )

C o M P T H U R .

W a s steht Ihr da, und maulafft, w i e die W e i b e r ? Habt Ihr denn nichts zu t h u n ? —

— G

35



OTTFRIED.

W i r trafen so V o n u n g e f ä h r uri« hier, d a gab ein W o r t D a s andre. CoMPTHCR.

J a , an W o r t e n fehlt's dir nicht. I c h kenn's w o h l , aber an d e m T h u n ! G o t t b e s s e r ' s ! G o t t f r i e d .

E i , R o b e r t tliut j a a u c h n i c h t s ! — E b e n

trollt«er.

M i t seinem P a c k a n s o r g l o s in d e n Forst, D a kam — C h I R L O T

(schnell

Und l e i s e zu I h m . )

S o s e y doch still! — wer wild verleumden! — C o m p t h u r .

W a s schiert

dich R o b e r t ?



Hast

du

auch

drei

Ilofsschwcif' E r k ä m p f t w i e e r ? — H a s t d u auch f ü i i I h u i i i l c r t T ü r k e n W i e er mit fünfzig M a n n in F l u c h t g e j a g t ? D o c h ist auch er ein S a u s e w i n d , G o t t besser's. D e m man den Zügel nicht mufs schiefsen lassen. G o t t f r i e d ,

Z u d e m ist d i e C a p i t e l w a c h t a n i h m .

CoMPTHUR.

U n d g e h t zur J a g d ,

der Böse

. . . ?

Nun,

Göll

besser^ Er k e n n t d e n D i e n s t ; er w i r d s c h o n w i e d e r k o m m e n ! C H A a L o T, Eu'r W ü r d e n ! CoMPTHUR.

N u n ? — W a s h a s t du d e n n am B r u s t l a t z F ü r ein G e s p i u n s t v o n g e e l u n d r o t h e r S e i d e ? — C H AR L o T. Es ist bei H o f e jetzt der n e u s t e B r a u c h . COMPTHUR.

G o t t ! M e i s t e r H u g o ! das s i n d die G e s e l l e n , D i e du z u m S c h u t z der a r m e n C h r i s t e n h e i t , Z u m S c h i r m des h e i l ' g e n L a n d e s einst v e r s a m m e l t ! S i e h dieses V o l k , an Ehr' und Z ü c h t e n h a a r ! 'S ist h e u t C a p i t e l ; u n d d e r l ä u f t z u r J a g d , D e r a l f a n i t sich m i t b u n t e n

Schranzen-Schnörkeln,

U n d d e r begafft, Wenn es z u r K i r c h e geht, S t a t t unsers Herrgolt's, j u n g e Frnu'n u n d D i r n e n . E i ! das s i n d f e i n e R i t t e r t u g e n d e n ! D a s sind die Armuth. K e u s c h h e i t ,

Obedienz,

D i e ihr auf's Evangelium b e s c h w o r e n !

-

37

-

Die Schwerter rosten, doch die Scheiden b l i n k e n ; D e s T ü r k e n stolzer M o n d v e r h ö h n t «las K r e u z ; W e i l ' » auf die J a c k e n s o l c h e r w i n s ' g e n W i c h t e G e h e f t e t ist. — D i e T h a t ist jetzt ein Z w e r g , Das M a u l ein R i e s e .

Alter H u g o , s c h l a f ' !

Haid f o l g ' i c h d i r ! — CAPELLAK.

Ja w o h l , die Christenheit Ist sehr in N o t h ! CoMPTHUfl.

U n d Ihr steht hier u n d m a u l a f f t ! — CAPELLAW

(beleidigt.)

Hochwürdger — COMPTHUR.

M i t V e r g u n s t , Herr C y p r i a n u s ! A u c h I h r s e y d g a r n i c h t recht n a c h m e i n e m S i n n ! — I h r seyd, ich w e i f s es, ein g e l e h r t e r M a n n , D e n n Ihr k ö n n t lesen u n d Frakturschrift s c h r e i b e n ; A l l e i n dafs Ihr — ein alter K i r c h e n d i e n e r — Zu d i e s e n j u n g e n S p r i n g i n s f e l d e n E u c h H i e h e r stellt u n d g l e i c h e i n e m T r u t h a h n g a c k e l t , — 'S ist n i c h t

zum

feinsten!



Schern

Euch

Brevier —

zum



58



U n d — wenn Ihr wollt so gut seyn — betet auch Für mich ein Pagr

Ore/nus.

CAPELLAN

(vor sich.)

Lieber wollt' Ich dir die Seelmefs lesen, alter M u r r k o p f ! (schleicht mit einem hämischen Seitenblicke fort.) CoMPTHUH

(auf die W a p p n e r zeigend, zu Gottfried.)

W a s gaffen die d a ? — Fort, zum T u m m e l p l a t z ! Dort ist ein Haufe neuer Reiterbuben, So eben angelangt, Du übest sie Im Lanzenwurf; — so hast du dein Stück Arbeit Bis zur Capitel-Zeit. — Und nur die Rosse Nicht ü b e r j a g t ! und nur die Leute nicht K u r a n z t ! — 's sind T e m p l e r , so w i e du ! — N u n g e h ! (Gottfried geht.) CoMPTHUR

(zu Charlot.)

U n d du, mein B ü r s c h l e i n ! w e l c h e Nachricht bringstdu Vom Kaper? — CHARLOT.

M e l d e n lälst der Untermarschall D e r T ü r k e sey geankert — fünfzig Schritte V o n der Bastei —



39



CoHPTEVi. Gott besser's! — U n d der Marschall Gott besser's, sitzt auf der Bastei und wehrt's nicht; Ein T e m p e l r i t t e r ! —r W i e viel Türken sind's? — CBiartrT. Zwei hundertKnecht', sechs Hauptleut'und ein Obrisi. CoMPTHUR. 'Ne Handvoll L e u t ' ! ~ D e r Untermarschall hat'« Mit ihnen doch versucht? CR

AHLOT.

Er läfst den Meister Und Euer W ü r d e n bitten, fünfzig W a p p n e r Ihm zum Succurs zu senden. COMPTHUR.

Ist der M e n s c h Besessen? — Fünfzig n o c h ! und fünfzig sind schon In der Bastei! — Die wären ja genug Für dreimal hundert T ü r k e n ! — H m ! Gott besser's, Auch der ist so ein M i l c h g e s i c h t ! — W i e viel Hat er noch M u n i t i o n ? — CHARLOT. Das weifs ich nicht.

-



-

GOMPTHOR.

N u n du bist mir ein wackrer B o t h e ! — Lafs es N u r gut seyn! — W i l l den alten Lanzknecbt fragen, Der mit dir ritt; denn dessen alte Augen Sehn mehr als deine. — N u n ? du warst doch schon B e i ' m Meister? — CHAKLOT.

Eben w o l l t ' — COMPTHUR.

Noch nicht bei'm Meister ? — Und er steht hier und schwatzt, Gott besser's, schon Seit einer halben S t u n d ! — Noch nicht bei'm Meister! Kennt er den Dienst, die Obedienz, die R e g e l ? — M a r s c h ! — fort! — in sechs M i n u t e n komm' ich selbst. (Charlot gehl eilig ab.) C o M P T H U R .

Das sind des T e m p e l s H ü t e r ! — Armer M o l a y ! Du bist der Einz'ge n o c h ! — allein mit solchen Gehst du zu Grunde, so w i e i c h ! — O H u g o ! Zeuch b a l d mich dir in's ew'ge Lager nach. (gehl i b . )



4 i

-

ZWEITE Kunstloser Garten,

S CENE.

mit vielen Blumen und

Gewächsen

besetzt;

ein Gitterzaun, an d e n sich ein Hofraum, und seitwärts ein des T e m p e l h o f e s , mit W i r t s c h a f t s g e b ä u d e n anschliefst.)

P H I L I P P

(mit Gartenarbeit beschäftigt, —

Eh' die S o n n e früh aufersteht, W e n n aus d e m d a m p f e n d e n

Meer

H e r a u f u n d herunter das M . u g c n r o t h

weht,

Voranfährt mit d e m l e u c h t e n d e n S p e e r Flattern V ö g l e i n dahin und

S i n g e n fröhlich die Kreuz und die Ein Lied, ein jubelndes



daher, Quer,

Lied.

W a s f r e u f , ihr V ö g l e i n , e u c h a l l z u m a t So

herzig im würmenden

Sonnenstrahl?

, , W i r freu'n uns, dafs wir l e b e n u n d , , I / n d d a f s w i r l u f t ^c G e s e l l e n ,,Njch löblichem

sind,

sind.

Brauch

,,Duichflaitem wir fröhlich den

Siraucli;

„ U m w e h t vom lieblichen

Morgenwind

,,Ergetzet d i e Sonrfe sich

auch."

W a s sitzt ihr V ö g l e i n s t u m m u n d Am Dach im inosigcn Nest?



geduckt

singt.)

hinten Theil

-

4*

-

, , W i r sitzen, w e i l uns die S o n n

nicht bekuckt;

„ S c h o n hat sie die Nacht in d i e W e l l e n ,,D'-r Mond

geduckt:

allein,

,,Der liebliche

Schein,

,,Üer Sonne lieblicher Widerschein, , , U n s in d e r D u n k e l h e i t n i c h t v e t l ä f s t



„ D a r o b w i r im Stillen uns f r e u ' n , "

O Jugend, kühlige

Morgenzeit!

W o wir, die Herzen geöffuet und weit? Mit raschem und erwachendem

Sinn

Der Lebens-Frische uns erfreut, Wohl

flohst

du dahin ! — - dahin !

W i r Alten sitzen geduckt im Nest] Allein der licbliche

— —

Wideischeio

Der Jugendzeit, W o wir im Frühroth uns erfreut, U n s a u c h im A l t r r n i c h t v e r l ä f s t D i e stille, Sinnige Fröhlichkeit l ( h ö r t auf zu

— — singen.)

Das Lied ist so für meine alte Nerven Ein wahrer Glühwein. — Schöne Jugendzeit, O, wärst du ewig! — D o c h , wer kommt denn dort, So reich und so

faijiAStisch

angezogen? —

-

43

-

Vielleicht ein Ordensjünger. — W i l l ihn doch Nach meiner Art probiren, was er Werth ist. — (gräbt e m s i g w e i t e r , )

F R A N Z

V O N

tastisch,

P O I T O U

(tritt a u f ,

r e i c h und e t y a s f a n -

a l s Elegant des v i e r z e h n t e n J a h i h u n d e i t s ,

burlesk, gekleidet;

er trägt S c h u a b e l s c h u h e ,

jedoch

Wammi

und

nicht Man-

tel m i t . S c h e l l e n b e s e t z t . )

FRANZ.

Freund, kann ich w o h l das Haupt der Tempelherrn, Den grofsen Meister Bernhard Molay s p r e c h e n ? PHILIPP

( o h n e s i c h i n d e r A r b e i t s t ö r e n zu l a s s e n . )

Vielleicht. FÄ A

KZ.

So sagt, wo ich ihn finden kann. PHILIPP.

Den W e g zu ihm könnt Ihr weit leichter

finden.

Als, wenn Ihr ihn gefunden, von ihm gehn. Fiisi. Ihr sprecht in Piüthseln.

-

44

-

P H I L I P P .

U n d I h r geht auf R ä t h s e l n ! Bei E u r e n S c h n a b e l s c h u h ' n mit Glöcklein, t r a u n ! U n d Eurem S r h e l l e n w a m m s — wer kann's erratlien, O b Ihr ein G l ö c k n e r oder G l o c k e n n a r r ! F H ANZ.

Ihr seyd

ein W i t z b o l d !



Zeigt

mich

hin

zum

M e i s t e r ! •— P H I L I P P .

S c h a u t u n b e s c h w e r t — das H e r r g o t t c h e n (*) vorbei — N a c h jener Mau'r — da kukt durrli's G i t t e r t h o r E i n T a u b e n s c h l a g h e r a u s — d e n lafst Ihr links. Jetzt k o m m t ein B r u n n e n — n i c h t ?



Ein

grauer

Mann Steht n e b e n i h m mit einem PFerdeeimer — So eben s c h ö p f t er — das ist Meister Moley ! — FRANZ.

D a s hagre M ä n n l e i n mit der Reiterjacke, D a s , wie ein K n e c h t , am Eimer z i e h t ? — I h r s c h e r z t ! P H I L I P P .

D a s M ä n n l e i n , M ä n n l e i n ! ist so sehr noch M a n n ,

(*) P r o v i n z i a l i s m u s , f ü r : e i n a m W e g e s t e h e n d e s Crucifoi.

-

45

-

Dals, obgleich sechsjährig schon> er dennoch Ein Dutzend solcher luft'ger Männerbülithen Zur lieben Frau vom Bergs hurkpack trüge, So leicht als er — den Mühlstein Schicksal trägt. FRANZ.

Doch s a g t ! — w i e kommt des Ordens grofser Meister Zu Bubenarbeit? — PHILIPP.

Sagt mir selber lieber, W e s h a l b den Kohl mit fremder Hand Ihr pflanzt, Den Ihr mit eignem M u n d e doch verzehrt? — FRANZ.

Kaum weifs ich, traun ! noch, was ich mehr bewünclre, Den Meister dort in seiner Knechtsgestalt, Den Knecht mit Meisterton und D o c t o r - W e i s h e i t ! — Ich staune! — P H I L I P P

(indem er seine Gartengejäthschaflen nimmt.)

Stauntnicht — s c h w a t z t n i c l i t — t h u t ! — Aucll ich w i l l An mein Geschäft. — Lebt wohl, mein W u n d e r f a n t ! Und habt Ihr noch des W u n d e r n s nicht zur Gnüge< So fragt denMeister. — S e h t ! dort kommt e r s e l b e r ! —• (geht ab.)

-

46

F R A N Z

fallein.)

E i n grober K a u z ! — doch kann ich ihm nicht grollen. — D e r M e i s t e r n a l i t — W a s pocht mein Herz so mächtig — E i n alter M a n n ! — doch noch so rasch — im B l i c k e E i n Etwas, das mich zittern machen könnte, U n d doch so stark mich anzieht! M

O L A V (im Reiterviamins , Hand, tritt schnell h e r e i n ,

einen



bedeckten

Tferdeeimer

in

der

indem er n o c h hinter der S c e n e r u f t . )

Philipp! Philipp! (im H e r e i n t r e t e n , als er Franken gev\ahr wird.)

V e r z e i h t ! — die Ferne täuschte m i c h ; ich glaubte I h r wär't mein Gärtner. — W a s ist Eu'r Begehren. — FRANZ.

Seyd I h r gewifs der grofse Meister M o l a y ?



M o l a T. I c h heifse M o l a y . — N u n ? — Zur S a c h e , F r e u n d ! Franz. I c h bin der S o h n des Heinrich Von B r i e n n e . M o

L A

r.

D e s Seneschalls von P o i t o u ?



FKANZ.

E b e n defs.



ÄXoLAY

4/

-

(setzt d e n Eimer s c h n e l l h i n , und eilt m i t o f f e n e n auf Franzen

Arme»

zu.)

H a ! scy mir tausend-, tausendmal willkommen, Du goldner Hf-rzensjunge! — Nun, so sag mir W a s macht dein Vater? — hinkt er wacker noch Auf seinem Stelzfufs? — FRANZ. J a ; — doch seit drei Jahren Bedarf er zweier Krücken. M O L A Y.

Armer F r e u n d ! — Treibt er noch sonst sein altes W e s e n ? — putzt er Die Lanze n o c h ? — tränkt er noch den Polacken U n d seinen treuen N i m r o d ? — FRANZ.

Der ist todt. Moiiy, N u n , lafs ihn Fahren! — Denkt er noch an mich? Hat er mir keinen Grufs r-ntbieten lassen? — Hat e r . . . ? Vergieb! Mich schwindelt bei der Freude, Des alten treuen Heinrichs Sohn zu s e h n !

-

43

-

F ft A N Z.

E r läfst Euch s a g e n : „Brüderschaft und G h a z a n ! " Näclistdem hat er —. Moni! Ja, recht! — das war die L o s u n g D e s ew'gen Bruderbund's! — Ha, G h a z a ! G h a z a ! Verdammt sey noch mein Vorwitz! — Hat er dir V o n Ghaza nichts erzählt? FRANÄ. W o h l tausendmal — Auch dafs er dotten einstens in der Schlacht Sein Bein verloren hat. M ol

A.

v.

J a freilich, freilich! 1 Allein durch wessen S c h u l d ? Ha,* lafs dir's sagen ö

Fnija, Erlaubt nur — M o u r ,

N e i n — jetzt gleich! — D e n n leichter wird mir D a s Herz, Wenn ich dem S o h n e treu berichte, W a s ich dem wackern Vater schuldig bin. — Sein Stelzbein ist die Folge meiner Keckheit.

-

49

-

Im letzten heil'gen Krieg' — es sind anjetzt S c h o n vierzig Jalir zum mindsteu — dienten wir. E i n Paar unbärt'ge kecke E d e l b ü b c h e n , Bei'm kühnen Grafen R o b e r t Artois, D e s heil'gen Ludwigs allzu raschen B r u d e r , D e r bei Mansura Sieg und L e b e n liefs. Ich sollte schon das rothe K r e u z e r h a l t e n ; D o c h War ich weit entfernt es zu verdienen. O b w o h l nur wenig älter, war dein Vater S c h o n viel gesetzter.

Öfters warnt

er m i c h ;

D o c h immer f o c h t ich in dem dicksten H a u f e n : M e i n Sinn entbrannt' in mir, des Heilands Grab Zu retten, oder dort mein Grab zu

finden.

B e i Ghaza k o m m ' ich einstmals ins Gedränge, V o m H e e r e fern — da trifft ein M a m m e l u c k



G o t t tröst' ihn d o r t ! es War ein wackrer D e g e n I



D i e Schulter mir, und sinnlos stürz' ich h i n . D o c h Heinrich sieht's — Wie ein gescheuchter L e u , Haut er sich durch der Sarazenen M e n g e . Sein R a p p e s t ü r z t ; da kämpft er stehend n o c h Um mich, den todt geglaubten.

K r a f t l o s sinkt er

Auf's linke K n i e ; allein, gestemmt auf's recht«, Parirt er so der H e i d e n Daniascene.r, Die Söhne des Thal's.

I.

C 4

3



5o



D a l s — eh' die U n s e r n k a m e n — sie entfloli'n. D a traf der W u r f s p i e f s eines f l i e h ' n d e n T ü r k e n Sein rechtes Kniegelenk — o h n m ä c h t i g k r a m p f t sich Sein Arm u m m e i n e n H a b — So, fest u m s c h l u n g e n , T r a g t m a n u n s h a l b entseelt zum Lager h i n . — Ich schlug zuerst das Aug' auf, u n d verzweifelnd Sah ich den F r e u n d , der sich f ü r mich geopfert, Dem T o d e nah.

Ich pflegte sorglich s e i n ;

U n d als er drauf erwachte — o, ich k a n n D i e W o n n e dir n i c h t m a h l e n ! — da beschworen W i r vor der O r i f l a m m ' (") den heil'gen B u n d , U n d theilten — i h n auf ewig zu besiegeln — D i e Hostie, die uns der Patriarch M i t f r o m m e n H ä n d e n segnend s p e n d e t e . — O, frischer L e b e n s m o r g e n ! g o l d n e r T r a u m ! K e h r t ihr d e n n nimmer, n i m m e r w i e d e r ? — J ü n g l i n g ! Auch dich erwartet einst des Mittags S c h w ü l e . Sey wie dein V a t e r ! — Sag' mir, d e n k t er oft n o c h An unsre K n a p p e n z e i t ? —

(*) Die, in der Geschichte der Kieuzzüge sehr oft vorkommende gewönne Kreu/.csfahnii.

FRANZ.

Sein Auge strahlt Von Jugendglanz, wenn er bei'm frohen Becher Von Palästina und von Molay spricht. Dann sagt er noch so Manches, was bescheiden Ihr mir verschweigt: — w i e Ihr bei'm Jagen ihn Vom Tieger rettetet; w i e Ihr die Beute, Die Ihr gemacht, ihm immer abgetreten; W i e — als bei Damiette er in's Meer Gefallen — Ihr, des eignen W o h l s vergessend, Ihm nachgestürzt und ihn herausgezogen; W i e Ihr dem Chan den Kopf gespalten, der . . . M

O L A V.

O, schweig, ich bitte, von den Knabenstreichen I W i e gütig, dafs mein Freund noch ihrer denkt. Da ich sie selber längst vergessen h a b e ! — Ja, treu hat er, der W a c k r e , ihn erfüllt, Den Schwur der jungen kaum erwachten H e r z e n ; Er war mein Freund, als ich den Namen Freundschaft Noch nicht zu lesen wufste. — Später w a r d Mir mancher K r i e g e s - , mancher Siegsgenoss»; Doch keiner w a r mein H e i n r i c h !



5a



FRANZ.

Im Vertrau'n Auf dieses Jugendbündnifs schickt' er mich. Und sendet Euch dies Schreiben, mit der Bitte, Mich — wenn's geziemend — in den edeln Kreis Der Templer, Eurer Brüder, aufzunehmen. MotiT.

Ein Schreiben? — O, lafs mich die Zeilen lesen. Der theuren H a n d ! — Setz' unterdefs dich nieder — Allein es fehlt ein Schemel — setz' dich hier Auf den bedeckten Eimer! — Aber, h o l l a ! — Mein alter Streithengst und der Tartar — beide S i n d nicht getränkt, und haben doch so oft Mit mir gedurstet! — Freude läfst mich schier Der Treu'n vergessen; und das soll man nicht! —» G e h , Lieber, dort zum wcifs' und rothen Hause, Es ist der Stall — da stehn sie rechter Hand. Tränk' beide gut! — 'S ist sonst mein Morgeugang; Doch heut' sind mir die Glieder lahm vor Freude. — O, sey so g u t ! — Ich tränke dein A o f s -wieder! — FH ANS. W e n n Ihr's b e f e h l t ?



53



MOIIR, U n d k o m m recht b a l d z u r ü c k ! — ( F i a n z nimmt den Eimer, und geht a b . )

M O L A ;

(allein).

W a s s c h r e i b t m i r d e n n m e i n alter L e i d ' s g e n o s s e ? — (er liest)

„ J a k , G o t t z u m G r u f s ! D a liast d a m e i n e n S o h n . „ E r ist n i c h t s c h l e c h t , n u r k l ü g e r ftls sein V a t e r , „ E i n F r a u e n k n e c h t , ein D o c t o r , k u r z — ein N a r r ! „ D u bist ein M a n n — m a c h ' i h n zu D e i n e s g l e i c h e n , „ M i t oder o h n e Kreuz. — D e i n B r u d e r H e i n r i c h . " — D a r a n e r k e n n ' ich dich, d u o f f n e Seele, R a u h w i e d e i n D e g e n , w o r t k a r g , d o c h voll K r a f t . H a ! das v e r k r ü p p e l t e J a h r h u n d e r t z e u g t N u r S c h w ä t z e r n o c h , n i c h t M ä n n e r , die dir g l e i c h e n ! — H m ! solch ein

Bürschioin ist's? —

Das

Schellen-

wamma U n d der pathet'sche T o n ! — Hast recht, mein Alter! E r m u f s erst d ü m m e r w e r d e n — m u f s sein N i c h t s N o c h erst e r k e n n e n , s o l l er etwas seyn. — E i n T e m p l e r will er w e r d e n ? — ja, d e s P l u n d e r s G i e b t ' s freilich auch m i t r o t h e m K r e u z g e n u g ; D o c h d e r ist H e i n r i c h s , mein«« F r e u n d e s , S o h n !

54

-



Drum mufs 'was Rechts er werden, oder gar nichts. — Da kommt er s c h o n ! — Dafs mich nur mein Gefühl Nicht wieder überrasche! — Schweige, H e r z ! Er dauert m i c h ; allein jetzt darf er nur Den Meister sehn. — F R A N Z

(zurückkehlend.)

D i e Pferde saufen w a c k e r ; Der T a r t a r h a t mein ganzes W a m m s bespritzt. MoLir, Schon g u t ! Statt seiner bitt' ich um Verzeihung, U n d dank' Euch für die M ü h e . — Setzt Euch zu mir Hier auf die E r d e ; meine Büffelhosen Sind's schon gewohnt, und Eure müssen's lernen. — ( S e t z t sich a u f d i e E r d e ;

Franz, etwas ungern, a u c h . )

N u n seht mir in die Augen! denn bis jetzt Hab' ich fürwahr Euch noch nicht halb betrachtet. Ihr seyd ein wackrer Bursch' — des Vaters Auge, Sein gelbes Haar — nur w a r er noch gedrungner» Triegt mich mein Glaube nicht, so könnt Ihr einst ' W a s Grofses werden. FRANZ. Eure grofse Seele Sieht mich im Spiegel ihrer Grofse nur.

M O L A Y .

Ach lalst die Phrasen, K i n d ! — denn mir beliagt Das Grofse nicht — man stöfst nur oben an, U n d nimmt den Raum, den Andre brauchen, ein. — Habt Ihr schon Bart-Haar? — H m ! nur kurze S t o p p e l n ! Bei Damen wart Ihr Hahn im Korbe w o h l ? — FRANZ.

Die Gräfin von Provence zum mindesten Hat mich gar oftmals ihrer Huld versichert. M O L A Y .

P f u i ! w e r verlangt denn N a m e n ! — Habt Ihr sonst In W a f f e n schon Euch irgendwo versucht? — FRANZ.

Am Hofe von Burgund, von dem ich komme, Brach i c h — nicht o h n e R u h m — schon manche L a n z e ; Sogar den Herzog hob ich aus dem Sattel. MOLAY.

Die Herren sitzen oft nicht fest! — Nun w e i t e r ! Habt Ihr denn auch noch sonst etwas g e l e r n t ? — FRANZ.

Zu Rheims studiert' ich auf der hohen S c h u l e Die sieben freien Kunst' und W i s s e n s c h a f t e n ;

-

56



U n d ob ich g l e i c h dort n e u n m a l disputirt, S t a n d auch in diesem K a m p f das Glück mir hei. Mol i e K n e c h t e s i n d d i r all 1 e n t f l o h n , , , D i c Freunde dein über Land g e z o h ' n , , , D u selbst v o n W a n d e n s c h w a c h !

44



Und als d e r P f a f f e das sprach, D e m R i t t e r er d i e L a n z e z e r b r a c h .

W a s thust d u , P f a f f e ? —



R i e f der i n H a s t ,

Das Schwert gefafst; D e r Pfaff* b e r ü h r t ' s , e s brach e n t z w e i . D e s Ritters W u n d e n b l u t e n a u f ' s n e u ' , D o c h f e s t er i m B ü g e l s i c h fafst, Er s p o r n t s e i n R o f s s o n d e r R a s t ; T o d t fallt das R o f s —

d e r R i t t e r erbl&fst.

D a s P f a f f l e i n trat h i n z u m K r e u z , u n d s p r a c h : „ H i e r ist d e i n D a c h ! 1 1 I c h brauch



k e i n Kreuz, ich bin mir g e n u g ,

D u bist e i n B l e n d w e r k u n d H e x e n t r u g ! D e r F e l s sejr j e t z o m e i n D a c h , D i e Felskluft mein Schlafgemach!



Er k l e t t e r t z u m F e l s e n — . d e r F e l s z e r b r a c h .

D a lag d e r R i t t e r ; d e r P f a f f tritt h e r a n : „ D u armer M a n n , , , Z e r s c h m e t t e r t bist d u ; i c h w e i f s e i n M 13irg

d i c h i n Jesu W u n d e n h Ö l ! " ——

Öl,



107



Z e r s c h m e t t e r t u n d d o c h e i n M a n n ! —— S o s c h n o b d e r R i t t e r Hin an» Er s c h l u g das P f a f F l e i n u n d das —

D r a u f , eh dem Ritter die Secl

zerrann.

ausfahrt.

E r l a c h t in n B a r t : D e r P f a f f ist S c h u l d , d a f s m e i n S c h w e r t m i c h v e r l i e f s ; D o c h ich e r s c h l u g i h n , u n d R ä c h ist s ü f s ! — Allnächtlich, mit M u t ' g e m Bart, Er noch die Felsktuft bewahrt, Ufid s t ü r m e n d a m Kreufc v o r ü b e r f a h r t .

PRIOR.

D e r P i a f f ist S c h u l d ! — 0>sing > es doch n o c h einmal I — P R IO r Der

u n d

N O T F O

^usam-nen

sinkend.)

P f a f f ist S c h u l d , d a f s m e i n S c h w e r t m i c h v e r l i e f s ;

D o c h ich

E Ü D O

(draufsen am Gitterfenster ungesehen

vorbciwandclnd,

vernehmlich) Will kehren zum Kreuze süfs!



A l l n ä c h t l i c h l a c h t e r i n n Bart Mit Thrünen ! —

Das Kreuz ihn

bewahrt;

D e r Nachtsturm an ihm vorüberfahrt. {Eudo z i e h t w e i t e r .

Die Tone

verklingen.)

singt



io,3



PRIOR.

W a s war d a s ? — CAPELLAN

CYPRIANUS

N o

F F

(tritt auf.)

o.

H a ! — D e r dicke Cyprianus H a t uns 'nen S p u k g e m a c h t ! — (zum Capellan scherzhaft ihm auf d i e d i c k e Glatze k l o p f e n d . )

Du, Rabenvieh! — CAPELLAN.

Ei, ei! so f r o h , I h r B e l i a l s - G e s e l l e n ? PRIOR.

So f r o h , dafs wir dich gleich mit eignen H ä n d e n E r w ü r g e n m ö c h t e n — w e n n ' s der M ü h e l o h n t e . CAPELLAN.

W o l l t I h r d e n n nie v o m Bösen E u c h b e k e h r e n ? TRI

OR.

B e k e h r ' zuerst dich selber, V o l k s b e t r ü g e r ! N O F F O .

WOZU das Streiten u m des Kaisers B a r t ! E r z ä h l ' uns etwas N e u e s , dicker Glatzkopf, D a m i t wir d'ran in unsrer stillen K l a u s e Z u zehren h a b e n ; — d e n n , wahrhaftig, sonst G ä h n t man sich hier vor langer W e i l e t o d t .



iog



C i P E L L A N .

' W a s N e u e s ? — N u n , Ihr wifst ja d o c h die Mähr, D i e schon die K n a p p e n sich im Stall erzählen? N o

FF

Die Mähr? — und welche?

o. —

C A P E L L A II.

D a f s der heil'ge V a D e r jetzt 2u Poitiers das H e i l der K i r c h e Gewahrt, den Meister h i n z u sich entboten. PaioB, W i r wissen keine S y l b e . CAPELLAN.

Ei, das w ä r e ! NOFIO.

N u n freilich, hier in das verwünschte L o c h D r i n g t nie der Fama heisere T r o m p e t e . PRIOR.

U n d was ist denn die Ursach dieser L a d u n g ? CAPELLAN.

M a n w i l l v o n einer n e u e n Kreuzfahrt reden, W o unser, und der Meister vom Spital, D e r auch geladen ist, dem heil'gen V a t e r Mit R a t h und T h a t die H ä n d e bieten s o l l e n .

te

PRIOR. H o , h o ! — k o m m t ' s d a h e r ? — D i e Dataria W i l l Peters Schlüssel w o h l a u f ' s n e u vergolden. U n d h a t n u r S c h a u m g o l d ; d a r u m soll das Grab, Das lieil'ge, w i e d e r a u f g e w ü h l e t w e r d e n . 'S gilt eine E r b s c h a f t ; u n d von L e b e n d e l l J£ani» N i e m a n d e r b e n : — d a r u m w i l l m a n wieder D i e Christenheit, mit K r e u z e n auf dem R ü c k e n , W i e H u n d e auf der T ü r k e n Säbel h e t z e n . U n d ihre G ü t e r schmausen. — W a h r l i c h ! fein E r s o n n e n , d o c h s c h o n etwas zu v e r b r a u c h t ! — C A U I I A N .

O, w a r u m ö f f n e t sich die E r d e nicht. E u c h argen gift'gen Ketzer z u v e r s c h l i n g e n ! N O F F O ,

S c h o n w i e d e r L ä r m e n ? — Dominus

•vobiscum!

K ö n n t Ihr d e n n keine S t u n d e F r i e d e n h a l t e n ? CiPEiLia, Ja F r i e d e n ! d e n n der K e u e r da verdient nicht, D a f s seinetwegen m i c h der Eifer fresse! — PRIOR.

Elender Pfaffe!



NOFFO.

Sag' mir, Freund C a p l a n ! W e r brachte denn die Nachricht? CAPELLAIT.

Das Paketboot, Das gestern früh' im Hafen angelangt. P R I O E.

U n d was beginnet M o l a y ? CiPBtHS. Diesen Morgen Berief er das Capitel — Gott erbarm's! W i e ging's d a z u ! — Nicht, w i e es Cliristenleuten Geziemt — w i e Heiden schrie'n sie durcheinander. P

RI

o s.

W a s w a r d beschlossen? CiCELLAK. Ei, man konnte kaum Vor dem Gelärm sein eigen W o r t vernehmen. Der dicke Marschall hat w o h l sieben mal Den -Stab erhoben; aber keiner hört' ihn. Der Norfolk ward ganz braun vor Gift u n d Arger, Der W i l d u n g schrie £ u c h w i e ein Deutscher Büffel,

U n d M o n t f r e u i l selber, der sonst i m m e r lächelt, Bits sich vor W u t h ein Stück aus seinem M a n t e l . NotFO, W a s schrie'n sie d e n n ? CAPELLAN. D e r E i n e schrie von E n g l a n d , D e r Andre w i e d e r von des O r d e n s R e c h t e n ; Ja M a n c h e w o l l t e n — G o t t sey bei u n s ! — gar Bei'm leid'gen S u l t a n H ü l f e

fleh'n.

Prior. Und Molay? CiPElLiR. I h r k e n n t ihn j a ! — der weifs sich stets zu fassen —~ Erst liefs er still den ärgsten Lärm v e r t o b e n ; D a n n stand er auf u n d sah sich langsam um, So r u h i g — aber d o c h die A u g e n b r a u n e n So scharf gekniffen — n u n , I h r k e n n e t j a So seine Art von Blick! — es ist mir immer, Als hätt' er aus der

Stephanus-Capelle

D e m Heil'gen ihn gestohlen. P R i o r. Ja, ich k e n n ' ihn, D e n Blick, mit d e m er sich die H e r z e n stiehlt.

CAPELLAN.

D rauf neigt' er sich und sprach — nun ja, wahrhaftig, Er sprach Euch ganz gescheidt — ich selber hätte Nicht besser sprechen können .»- ja, da sprach er V o n Thatenfeuer — und dafs nun die Zeit Gekommen sey — und dafs wir nun die Fehde Beginnen sollten — Meine theüren B r ü d e r ! So sprach er — und d'rauf streckt' er so die H a n d Hervor — u n d sprach — NOFFO.

Du regnest W o r t e , K e r l ! M e i n Bischen W i t z w i r d , w i e die Arche Noali, In deiner W o r t e Sündflutli schier ersauft; O lafs' mir deiner Nase Regenbogen Ein Zeichen seyn> dafs du zu regnen a u f h ö r s t ! — PRIOR.

Ich fasse w o h l den Sinn voll Molay's R e d e . Der Stolze w i l l — von Allen unabhängig — Die letzte Kette sprengen und den Purpur Sich künstlich auf den Leinenmantel heften, C i i E L U K ,

Es wird ihm nicht gelingen! — (leiser) Unter u n s ! Es horchet doch kein W ä c h t e r an der Pforle.' Die Söhne des T h a l ' s .

I.

[

8

]

-

n 4 N

S e y ruliig.

-

O P F O.

H a t er d i c h b e h o r c h t , so ist er

S c h o n eingeschlafen-! CAPELLAN.

Steht! der h e i l ' g e K r e u z z u g — Er thut d e r w e r t h e n C h r i s t e n h e i t z w a r n o t h , Und unsre Sünden hälten's w o h l verdient, D a f s Gottes Z u c h t r u t h ' u n s d e n R ü c k e n b l ä u e ; A l l e i n d e r K r e u z z u g ist — w i e s o l l ich's s a g e n ? — Ist — u n t e r u n s ! — so g l e i c h s a m n u r der M a n t e l , D a s P a l l i u m , das m a n d e m C h o r h e m d ' u m h ä n g t . P B I O E

(MIT z u n e h m e n d e r A u f m e r k s a m k e i t . )

Erklärt E u c h n ä h e r . CAPELLAN.

W e n n Ihr Herr'n mich nicht Verriethet . . . No

FF

o.

W i r ? — so b i e d r e w a r m e F r e u n d e ! PRIOH

(vor

sich.)

Spitzbube! CAPELLAN.

Sehr, der Pater P r o v i n c i a l , M e i n w ü r d ' g e r F r e u n d u n d G ö n n e r , schreibt m i r eben —



n5



D o c h so geheimnifsvoll, als unter'm S i e g e l Der B e i c h t e — H ü r t ! w e n n Ihr mir das verrathet, So brennt Ihr einstens länger n o c h als ewig Im H ö l l e n f e u e r ! P r i o r

(vor sich.)

Boshaft p l u m p e r D u m m k o p f ! Noffo. W i r sind verschwiegner als die K e r k e r m a u e r . Capellan. So hört d e n n ! — Pater V i n c e n t schreibt mir e b e n , Dafs S e i n e Heiligkeit dem T e m p e l o r d e n Gar u n h o l d w ä r e n — dafs verlauten w o l l e . Der Meister selber sey in G l a u b e n s s ä t z e n N i c h t sattelfest, u n d habe, trotz der R e g e l Des h e i l i g e n B e r n h a r d u s , grofse Schätze S i c h aufgesammelt — u m den Orden mächtig U n d — Gott v e r h ü t e ! — selbst dem h e i l ' g e n V a t e r V i e l l e i c h t dereinst noch furchtbar sich z u machfen. Prior. Ihr habt gar feine N a s e n ! — das mufs w a h r s e y n ! — Der dümmste Pfaffe riecht den T e u f e l besser, Als ihn der klügste L a i e wittern kann.



I1Ö



C A P E L L A N .

D ' r u m liat der lieil'ge Vater einen K r e u z z u g — Versteht m i c h — gleichsam n u r so ausgesonnen, D e n Meister hin nach Poitiers zu locken. P RIOR

(mit i m m e r s t e i g e n d e r , d o c h v e r l i a l t n e r W ü t h . )

Ja, ich versteh' E u c h . C A P E L L A N .

U n d da k ö n n t e leicht D i e stolze B a b e l n o c h z u Falle k o m m e n . PRIOR.

D a s läfst sich h ö r e n ! — H a t der feine Zeisig E u c h etwa m e h r n o c h im Vertrau'n geschrieben? C A P E L L A N .

N u n j a ! da m e i n t e so der Pater V i n c e n t : W e n n man's dem O r d e n n u r b e w e i s e n

könnte,

So 'was von Ketzerei — v o n E i d b r u c h — I h r Versteht mich! PRIOR.

Ja, I h r s u c h t d e n alten K n ü p p e l , D e r n u r v o n h i n t e n schlägt u n d sicher m o r d e t . C A P E L L A N .

U n d — m e i n t er d a n n — w e n n so vom O r d e n selber Sich ein Paar tücht'ge, gottesfiircht'ge M ä n n e r ,



ii7



Zu ihrem eignen und der Kirche Heil, Entschlössen — P r i o r .

Nun? C a p e l ü n .

Und alle Gräu'l des Ordens, Die wirklich ausgeübten, und auch die, So wahrscheinlich verübet werden können, Als wahr vor Clemens Richterstuhl bezeugten, — Das hätte viel Gewicht P r i o r .

Das w i l l ich g l a u b e n ! CAPELLAN

(mit bedeutendem Seitenblick auf Beide.)

U n d könnte leichtlich w o h l gewisse Männer V o n Ketzerei und Kerkerluft befreien, (den Prior ansehend)

Auch Manchen gar, wenn Mancher fallen sollte, Zu manchem grofsen Ehrenamt .erheben! N o f f o .

Du sprichst w i e H a b a k u k ! — komm, lafs dich küssen, Du aller Kappen E r z k a p l a n ! ( er umhalst i h n . )



xi8

C a p e l l á n

— (hastig.)

S o darf ich D e m Pater m e l d e n . . . ? P r i o r

(wülhend losbrechend.)

D a f s ich dich zur H o l l e Mit deinem T e u f e l s a u f t r a g s e n d e n w i l l ! — S o wejt bist d u gesunken, Heribert, D a f s dieser schändliche, verdammte P f a f f e E s w a g e n darf, dir so 'was a n z u b i e t e n ! C a p e l l á n .

Ihr hass't ja d o c h den M e i s t e r ! Prior.

Schnöder

Wurm!

Ich hass' ihn — j a ! — n o c h ärger als die H ö l l e ; Allein z u m S c h u r k e n macht mein H a f s mich nicht. D a s biethet dieser mir, den J a k o b M o l a y V o m S t a u b g e z o g e n , d e m den W e g z u m G l ü c k ' E r a u f g e s c h l o s s e n ! — H a ! zum ersten mal G ö n n ' ich dir, Molay, deinen Meistermantel, D a du dir s o l c h e S c h l a n g e n d'rin e r w ä r m t ! Capelban,

B e d e n k t d o c h nur —



n a



PRIOR. Sprich, du verdammter B u b e ! W a r u m verräthst du deinen H e r r n u n d Meister? Als Vater h a t er dir gethan — ich weifs es; W a r u m verräthst du i h n ? — CAPELLAN.

Es spricht der H e r r : D u sollst G o t t m e h r g e h o r c h e n , als den M e n s c h e n ! — Zwar, Molay h a t in dieser Zeitlichkeit D e r G a b e n mancherlei mir z u g e w e n d e t : Allein, der Kirche bin ich u n t e r t h a n ; Heischt sie sein Blut, so segn' ich gläubig ihn Mit einer H a n d , u n d o p f r ' i h n mit der a n d e r n . P R I O R

( d e r , o h n e auf des C a p e l l a n s l e t z t e R e d e n zu h ö r e n , fen Gedanken gestanden hat, nach einer Pause.)

Es ist ein schwerer S t a n d ; allein ich mufs — Die R a c h e weicht dem heil'gern E h r g e f ü h l e — Ich muis dem O r d e n den Verrath e n t d e c k e n ! C A P E L L A N

(heimlich zu N o f f o . )

Jesus M a r i a ! NOFFO

(laut zum

Capellan.)

Lafst ihn doch g e w ä h r e n ! K ö n n t I h r i h n h a l t e n ? W a r u m soll er n i c h t ?

in tie-

llir h a b t die Meisterwürd' i h m zwar verheifsen; Allein, er mag sie n i c h t ' — er will zu M o l a y , Durch die Entdeckung dessen, was Ihr ehrlich Ihm anvertraut, Verzeihung sich erfleh'n. Es wird ihm auch g e l i n g e n ; ja, ich wette, Dafs Molay ihm am Ende wohl noch gar Ein kleines Trioratchen anvertraut. — U n d das ist auch das Klügste, Freund C a p l a u ! Denn seht, w e n n Molay lebt, kann Heribert Doch nimmer Meister w e r d e n ! — das versteht s i c h ! — Er hat's ihm ja schon einmal dargethan, Als, nach Gaudini's T o d , die Meisterwürde Er vor dem 3'Iund' ihm listig weggeschnappt! — PRIOR.

H a ! Dank dir, dafs du daran mich erinnerst! — Ich schweige. Pfaff! und w i l l vergessen haben, W a s deine dumme Bosheit mir entdeckt. Das darf ich thun — denn, stahl er doch auch mir, Dem W ü r d i g e r n , den schönen Meistermantel, Den längst ersehnten, längst verdienten L o h n ; W a r f er mich doch — er, oder sein Capitel, Das gilt mir g l e i c h ! — in diesen dumpfen Kerker, Blofs unter dem verbrauchten eiteln V o r w a u d ,

Dafs ich ein heil'ges Mährlein Lüge nannte, W o r ü b e r er im Herzen selber lacht. Er handelt pflichtvergessen; darum bin ich Auch meiner Pflicht entlös't! CAPELLAN.

Gelobt sey Gott! So seyd Ihr u n s e r ? PRIOR.

K e i n , so lang' ich atlime, Entehr' ich mich durch solch ein Bündnifs nicht. Hätt' Jakob Molay mir ein W e i b ermordet, Den Erstling in der W i e g e mir erwürgt. Ja, hätt' er einen Lügner mich gescholten: Ich w ü r d ' ihn dann in o f f n e r Fehd' erschlagen, Ich könnte, statt des lang* entbehrten W e i n s , Als Labetrunk mit Gier sein Herzblut trinken; Allein mit Euch ein Bündnifs einzugehn — U m einen solchen ungeheuren Preis Kann Heribert die R a c h e nicht erkaufen. Ihr habt mein ehrlich Ritterwort — ich schweige: Doch m-it Euch h a n d e l n w i l l und werd' ich nie. D e r Staub kann wohl dem Staube sich vermählen Der Adler mufs ein höher Ziel sich w ä h l e n ! (geht

ib.)

122 C APELLAN

(nach e i n e r P a u s e , i n k l ä g l i c h e i n T o n e . )

Nun, Bruder Noffo? NOFFO

(ihm nachäffend.)

Bruder C y p r i a n ? Jetzt steht's mit deinem Fuhrwerk w o h l am Berge? — CAPELLAN.

Ich mufs gestehn — N O F I O .

Dafs es beim besten W i l l e n , Dem dicken Schädel am Vollbringen f e h l t ? — Sey unbesorgt! — Schaff nur von hier uns w e g . U n d schiff uns ein nach Frankreich. — Für den Prior Verbürg' ich m i c h ; — den liefert uns s e i n S l o l z ! — Du kannst doch s c h r e i b e n ? — C A P E L L A N

(beleidigt.)

I c h ? ! — Fraktur sogar! NOFFO.

So schreibe dir dies kleine, weise Spruchlein — Es ist Fraktur! — in deine eigne Brust: Kann uns der T e u f e l nicht gemächlich fangen, So schickt er uns den Stolz und das Verlangen.; Zum T e u f e l wäre längst des Teufels Macht, W e n n diese W ä c h t e r nicht sein R e i c h bewacht. —.

D R I T T E R

ERSTE

A C T ,

SCENE.

( D e r Meister - S a a l : d i e Säulen und d i e T ä f e l e i v o n blauem M a r m o r ; rcchts der H a u p t - E i n g a n g , ihm g e g e n ü b e r e i n e Nische, b e i d e mit Jaspis e i n g e f a f s t ; die Nische ist mit e i n e m b l a u e n Vorhange deckt.

In d e r Mitte des H i n t e r g r u n d e s

steht die Bildsäule des

ersten O r d e n s - Meisters, H u g o v o n P a y e n s ; S-aales

die

Bildsäulen

der

n ä h e r bezeichneten sich

zu b e i d e n Seiten des

ü b r i g e n f ü n f und zwanzig

sämmtlich in LebensgrÖfse von Jaspis, durch

ver-

Meister,

w o r u n t e r die im Verfolg

die i h n e n

beigelegten

Atttibute

chaiaklci i s i r t n . )

COMPTHUR H U G O .

FRANZ VON

POITOU.

C o M P I H U R .

N i c h t walir, m e i n l i e h e r j u n g e r F a n t ? G o t t besser*«, D e r O r d e n ist so arm nicht, wie er s c h e i n t ?

124 F » ANZ. Erstaunend seil' ich diese schöne Fülle, M i t so viel Einfalt, so viel Kraft gepaart. Das starke Alter der Heroen scheint, Durch Christi Kreuz veredelt und geheiligt, Aus jeder dieser Kuppeln, dieser Säulen — Ein sel'ger Geist — mich freundlich anzusprechen. C O M P T H U R .

Schier sprecht Ihr w a h r ! — Ich bin ein alter Knabe, U n d lebe lange Zeit auf dieser B u r g ; Der R e i z der Neuheit kann mich nicht bestechen: Doch oft ergreift in jenen dunkeln Hallen Ein Schauer rpeine furchtentvvöhnte Brust, Und mich bedünkt's, als ob die alten Pfeiler, Die ohne W a n k e n seit Jahrhunderten Der Kuppel kühn geformten Bogen tragen, M i r l i e f e n : bleibe treu bis in den T o d ! — "Wenn ich mir manches mal um Abendzeit Den alten T h u r m mit seinen Goth'schen Schnörkeln Betrachte, w i e sein Knopf im Mondenglanz, Ein Sternlein, hoch am Firmamente funkelt: Dann — so gemahnt mir's — kuckt die Ritterschaft, Die alte, w i e ein Riesenkonterfei,



125



So grofs, und doch so traulich, auf mich n i e d e r : Dann ist's, als flistert' einer mir in's O h r : Die ungeheuren Massen haben Menschen, Durch Eifer, Muth und den lebend'gen Glauben, Dafs es noch etwas Heil'ges geben müsse, Das iiber'm Staube wohnet, aufgethürmt. Dann denk' ich so, wie viel die Menschen k ö n n e i l , Und wie, Gott besser's, sie so wenig w o l l e n , U n d w i e das V o l k von frommen starken Helden Zum W u r m g e s c h l e c h t so schnöd' entarten konnte. Dann mundet mir kein Labetrunk, kein Imbifs; Ein Fremdling dünk' ich mich in dieser Zwergwelt; Ich hinke traurig auf mein Kämmerlein, U n d jamm're dafs ich das erleben mufste! — FRANZ.

Es scheint — verzeiht! — als dünk' Euch Mitternacht Der Nebel, der den schönen T a g verkündet. Es kann vielleicht noch alles besser w e r d e n ! — COMPTHUR.

Es k a n n ? Gott besser's! Nein, es soll, es m u f s ! Das haben w i r der Christenheit

geschworen!

Doch, g'nug davon! — Gefällt Euch dieser S a a l ? —

I zö



FRANZ.

W e n n man der B u r g - C a p e l l e heil'ges D u n k e l , D e s C h o r e s feierlichen Ernst verlassen, U n d in der b u n t e n h e l l e n T ä f e l e i D e s Refectoriums ein schönes Bild Des b u n t e n Alltagslebens angeschaute D a n n t h u t es w o h l , in diesem prächt'gen Saale E i n sanft Gemisch von E r n s t u n d Fröhlichkeit, M i t seltner K u n s t verschmolzen, zu erblicken. D a s Auge w ä h n t in diesen Jaspisbildern, D i e auf dem blauen M a r m o r herrlich glänzen, D e n T e m p e l d e r Unsterblichkeit geöffnet, U n d alle E d l e n , die, der besseren N a t u r getreu, der h o h e n Pflicht sich w e i h t e n , Vorn G l a n z des H ö c h s t e n w u n d e r b a r verklärt. In dem Azur des H i m m e l s anzuschauen, COJIPTHVR.

I h r rathet recht. — I n diesem Saale s t e h n D i e Heiligen des h o h e n T e m p e l o r d e n s , D i e Meister, w e l c h e k ü h n das W e r k regiert, V o m ersten bis zum letzten, abgebildet. — In diesem Saal wird, w e n n ein Meister stirbt. W e r auf ihn folg', erwählet v o n den. D r e i z e h n ,

D i e , nach der Z a h l von Christ' und seinen Jüngern, E r k o h r e n sind, aus unsern alten Leuten D e n Hiiter unsers

Tempels zu e r n e n n e n ;

U n d jene Greisenbilder srliau'n Lerab, D a f s keinen W a h l h c r r n Lieb' n o r h Hafs verleite, D e n Freund dem wiird'gem liruder vorzuzielin. N o c h das V e r d i e n s t des U n f r e u n d ' s zu" verkennen. Sie m a h n e n uns, dafs wir es w o h l erwägen, W a s alleil n o t h t h u t — dafs der Meistermantel. D e n sie mit R u h m getragen, nie die S c h u l t e r D e s p f l i c h t - u n d ehrvergefsnen Schwächlings ziere! — W e n n so, nach festgesetztem Brauch, der Meister E r w ä h l e t w o r d e n , geht der W a h l - C o m p t h u r M i t seinen Z w ö l f e n w i e d e r in's Capitel, U n d sagt d e n B r ü d e r n : liebe Herren, preiset D e n H e r r e n Jesum Christ u n d unsre Frau, D i e w e i l wir jetzt bereits in G o t t e s N a m e n , W i e Ihr befahlt, d e n Meister a u s e r k o h r e n . Seyd I h r mit dem, was wir gethan, z u f r i e d e n ? U n d alle B r ü d e r sagen d a n n z u s a m m e n : In Gottes N a m e n ! — D ' r a u f die dreizehn W a h l h e r r n : V e r s p r e c h t I h r ihm sein Lebelang G e h o r s a m ? D a n n sagen a l l e : ja, mit G o t t e s H ü l f e ! —



iaS



D'rauf Spricht der W a h l - C o m p t h u r z u m iiltsten B r u d e r : C o m p t h u r ! wenn G o t t und wir zum Meister dich Erkohren haben — willst du uns geloben, D e i n Lebelang dem Orden hold zu seyn, U n d guter Sitten und Gebrauch' zu wahren? D a r a u f erwiedert dieser: ja, so Gott w i l l ! Desgleichen fragt der W a h l - C o m p t h u r den zweiten, D e n dritten und den vierten unsrer Alten. D a n n geht er zu dem auserwählten Bruder, N e n n t ihn bei N a m e n , und spricht zu ihm a l s o : I m N a m e n Gott's des Vaters, Sohn's und Geistes, Ha'n, Bruder, wir zum Meister E u c h erkoliren, U n d wählen E u c h dazu. — Und zu den Brüdern Spricht er: L i e b ' Herr'n und Brüder, danket G o t t ! S e h t hier den Meister! — W e n n er dies gesprochen, D a n n singen bald in feierlichem Chor L i e Brüder Capelläne das Te

Deum,

U n d alle Brüder gehn von ihren Sitzen, U n d lieben, sehr erfreut in ihren Herzen, Mit schuld'ger Ehrfurcht ihren Meister auf, U n d tragen ihn auf ihren eignen Armen Nach der Capelle vor den Hochaltar, U m dem Gekreuzigten den M a n n zu zeigen,



I29



D e n er z u m H a u p t des O r d e n s eingesetzt. D i e f r o m m e n C a p e l l ä n e aber Sprechen: K^rie Salvum

Eleison, fac

Christ'

servum

Eleison,

tuum,

Amen!

u n d so weiter,

W a s d a n n der C h o r in A n d a c h t w i e d e r h o l e t . U n d d a n n ergreifen unsre alten L e u t e D e n Meister, schmücken ihn mit seinem M a n t e l , U n d f u h r e n ihn in diesen Meistersaal. D e r Altste aber spricht: in Gottes N a m e n Zeig' ich dir jetzt die t r e u e n K o n t e r f e i e D e r M ä n n e r , welche besser sind, als d u ! U n d so d u i h n e n folgest, u n d in E i n f a l t D e s O r d e n s B a n n e r führst, so wirst d u l e b e n ; So aber nicht — w i r d dein der Herr vergessen, U n d dein G e d ä c h t n i f s u n t e r uns verschwinden. D'rauf spricht der Meister: wie ich E u c h gelobet, So halt' ich's auch, als Jesus Christ mir h e l f e ! U n d j e n e Greise, d e n e n ich die S c h u h r i e m Z u lösen unwertli bin, sie sollen m i c h Bei G o t t verklagen, wig sie jetzo m i c h Mit heil'ger F ü r b i t t vor dem L a m m vertreten, Als ich E u c h anders thue. Wie ich 9prach. D'rauf r u f t der Marschall seinen N a m e n dreimal Die Söhne des Tlial's. I.

f t) 1

V o n j e n e m Erker d e m g e s a m m t e n V o l k . — S o w i r d bei uns des M e i s t e r s W a h l

geübet,

U n d d'rum h e i l s t dieser S a a l : der M e i s t e r s a a l . FRANZ.

Ein löblicher Gebrauch! — W o h l dem Erwählten, D e n Gott g e w ü r d i g t , d i e s e n P l a t z zu z i e r e n ! COMPTHUR.

D a s k a n n a u c h Euch b e g e g n e n , so I h r z ü c h t i g D a s H e i l ' g e suchet, das d i e W e l t n i c h t k e n n t . — A l l e i n ich m u l s d i e a l t e n B i l d e r E u c h Erklären. — FRANZ.

L a f s t das, w ü r d ' g e r H e r r u n d V a t e r ! Ihr h a b t ja s c h o n m i c h ü b e r a l l g e f ü h r t ! — D a s S t e h n w i r d E u c h so s c h w e r — ein a n d e r m a l ! — COMPTHUR.

N e i n , n a c h d e r T a f e l ist B e w e g u n g gut. — A u c h seyd I h r j a ein S o h n des a l t e n P o i t o u ! D e r ist m i t mir so m a n c h e n G a n g gegangen, W o ' s n i c h t E r m ü d u n g , w o es Sterben galt. Hat treu an m e i n e r S e i t e n a u f g e h a l t e n ; S o kann ich jetzt w o h l a u c h mit s e i n e m S p h n e E i n w e n i g l ä n g e r als g e w ö h n l i c h h i n k e n .

— Seht hier!

i3i

— der Alte mit. ge-

( a u f Hugo's Bildsäule zeigend)

fältnen Händen — W i e d ü n k t er E u c h ? — FRANZ.

I n d i e s e n tiefen Z ü g e n , D e m ernsten A u g ' u n d dem g e s c h l o f s n e n M u n d e , I m s c h l i c h t e n H a a r , das, w i e m i t Gottes F r i e d e n Gesalbet, an den l a n g e n Bart sich schliefst, Im t r e u e n Kreuze, d a s die Brust b e d e c k e t , D i e k e i n e s a n d e r n S c h i l d e s m e h r bedarf, i r a K r e u z p a n i e r , das m i t g e f a l t e t e n U n d d a r u m starken H ä n d e n er e m p o r h e b t , S o g a r in des G e w a n d e s f r o m m e r H ü l l e , D a s n u r d e n H a r n i s c h , ihn zu s c h m ü c k e n , b i r g t ; I m ganzen M a n n e seh 1 ich e i n e n W e i s e n , V o n h e i l ' g e r Kraft d u r c h d r u n g e n , um das G u t e , B l o f s Um des G u t e n w i l l e n , o h n e L o h n , J a Selber sich i h m o p f e r n d , z u v o l l f ü h r e n . C

O M P T H U K.

Das ist der Stifter unsers T e m p e l - Ordens, D e r erste Meister, H u g o von Pavens. I h n trieb d e r Geist, dafs er Sein V a t e r l a n d , D i e Schönen F l u r e n F r a n k r e i c h s , m e i d e n mufstc,



i3a



U m Kummer, Notli und Elend zu ertragen. Doch höher als der Erde nicht'ge Freuden, W a r ihm das Heiligste — dem jagt' er nach. Mit acht noch andern Rittern Fränk'schen Stammes Zog er vereint, im Jahr e'ilf hundert achtzehn. Hin gen Jerusalem, und stiftete Den Orden, um die Pilgrimm' zu beschützen, Die gläubig zu dem heil'gen Grabe wallten. Dann schworen sie dem Patriarchen Stephan Die drei Gelübd' der regulirten Chorherr'ft: Der Armuth, Keuschheit und Obedienz. FRANZ

( a u f das P i e d e s t a l d e r B i l d s ä u l e z e i g e n d . )

Da ist auch noch am obern Fufsgestelle Das Brustbild eines Mann's mit einer Krone, C o M P T H U R .

Das ist der Konig von Jerusalem U n d unser erster Schirmvogt, B a l d u i n . Er räumte seinen Pallast unsern Vätern Nach Osten, hart am T e m p e l Salomon's, Zur W o h n u n g e i n ; sie waren Tempelherren, U n d darum nennen wir uns T e m p l e r noch. Auch gab der weise König, wohl es wissend, Dafs kleinem Anbeginn oft Grofses folge —



i33



Er g a b d e n V ä t e r n K l e i d e r , T r a n k u n d S p e i s e , U n d n a h m sich f r e u n d l i c h i h r e r N o t h d u r f t a n . — D e n n o h n e Haus, o h n ' U n t e r h a l t u n d K l e i d u n g , H a t H u g o k ü h n mit s e i n e n acht G e s e l l e n , A u f Gott v e r t r a u ' n d , , d a s grofse W e r k b e g o n n e n ;

Jß, unsre V ä t e r w a r e n einst so arm, D a i s z w e i auf E i n e m P f e r d e reiten mufsten, W i e ' s in des O r d e n s S i e g e l a b g e b i l d e t . FRANZ

( n o c h imcner bei d e m Picdestal v e r w e i l e n d . )

D i e s a n d r e B r u s t b i l d h i e r ? — Ea s c h e i n t ein M ö n c h ; A l l e i n s e i n offner M u n d , 9ein F e u e r a u g e Scheint halb dem alten R ö m e r Cicero, Halb Kaiser Karin dem Grofsen abgestohlen. COMPTHUR.

D a s ist der f r o m m e , h o c h b e r e d t e Abt V o n Clairvaux. FRANZ.

H a ! g e w i f s der h e i l ' g e B e r n h a r d ! COMPTHUR.

N i c h t anders. — Auf d e m K i r c h e n r a t h z u T r o j e s E n t w a r f er selbst des Ordens h e i l ' g e R e g e l , U n d hängt 1 um Hugo's Brust das O r d e n s k l e i d , D e n weissen Mantel mit dem rothen Kreuze.

-

134

-

Er freute sich, dafs u n s e r f r o m m e s H ä u f l e i n D a s heil'ge Grab, auf dessen R e t t u n g er, Sicli selber gern vergessend, n u r b e d a c h t w a r , Mit eignem Blut und Leben schützen w o l l t e ; D a r u m e m p f a h l er u n s den H e r r ' n u n d F ü r s t e n , D i e Gottes S t i m m ' d u r c h i h n z u m K r e u z z u g

führte,

U n d band's d e m P a t r i a r c h e n auf d i e S e e l e , D a f s er s e i n H e r z der K i r c h e R e t t e r n öffne. ( A u f d i e b e i d e n a n d e r n a m P i e d e s i a l d e r B i l d s ä u l e b e f i n d l i c h e n Brustbilder zeigend.)

D e r dritt' u n d viert' s i n d b e i d e s K ö n i g e : H e n r i c u s P r i m u s d e r , von E n g l a n d ;

dieser

A l p h o n s u s Primus, K o n i g von N a v a r r a . D e r stiftete d e n T e m p e l h o f in L o n d o n , U n d der v e r m a c h t e uns s e i n

Königreich;

D o c h s e i n e E r b e n b r a c h e n das V e r s p r e c h e n — N a c h Gottes w e i s e r F ü g u n g , w i e ich m e i n e ; Zu M e n s c h e n h e r r s c h e r n n i c h t , — zu A l e n s c h e n m u s t e r n Setzt' u n s d e r w e i s e Gott, dafs w i r d e n L e u t e n Ein Licht erschienen, was im Dunkeln scheint. FRANZ

t auf eine andere Bildsäule z e i g e n d . )

W e r ist d e r starke M a n n m i t h o h e m H e l m b u s c h ? A.us s e i n e m A n t l i t z l e u c h t e t H e l d e n m u t h .



x35

C



O M P T H IIB,

B e r n h a r d v o n T r e m e l a i , der fünfte M e i s t e r : E i n k ü h n e r M a n n ; a l l e i n zu t o l l k ü h n nur. Um eines H e l d e n N a m e n zu v e r d i e n e n . D e n n w a h r e r M u t h ist ein V a s a l l der W e i s h e i t : N u r sie b e l e h n t ihn m i t der T a p f e r k e i t ; D o c h w e n n ei seine L e h n s p f l i c h t keck verletzt, D a n n zieht er sich u n d A n d r e in's V e r d e r b e n . S o T r e m e l a i . — Er stand vor A s k a l o n M i t s e i n e n T e m p l e r n — da erbaut' er k ü n s t l i c h Auf R ä d e r n e i n e n h o h e n T h u r m von H o l z ; Im Feu'r d e r S a r a z e n e n , d i e v e r g e b e n s Ihn a n z u z ü n d e n s u c h t e n , m a c h t ' er B r e s c h e , U n d d u r c h d i e Ö f f n u n g d r ä n g t e B e r n h a r d sich M i t vierzig R i t t e r n m u t h i g in d i e S t a d t . A l l e i n zu k ü h n verfolgt' er s e i n e n F e i n d , A u c h fehlte z u m G e f e c h t der T u m m e l p l a t z ; U n d so begab es sich, dafs a l l e vierzig M i t i h m — ein O p f e r s e i n e r K e c k h e i t —

F R A N Z

( d e r ZM e i n e r a n d e r n B i l d s a u l e

U n d dieser h i e r m i t e i n e m M u s c h e l h u t e Und Pilgerstab? —

tiitt.)

fielen.



I36



CoMPTHUR. D a s ist der s i e b e n t e : Andrees von M o n t b a r i i , ein Anverwandter D e s heil'gen B e r n h a r d .

D i e s e r liebt' ihn sehr

U n d weissagt' ihm, als T e m p l e r , seine W ü r d e . „ V i e l l e i c h t , " so schrieb er ihin, „ s a g s t du mit Jakob: Als ich den J o r d a n durchging, hatt' ich nichts D e n n diesen S t a b ; u n d n u n f ü h r ' ich drei H e e r e . " — Gesagt, g e s c h c h n ! — D e r einst als Pilger dürftig Z u m O r d e n trat, ward Meister unsers T e m p e l s , U n d , w e i l er seiner friiliern A r m u t h sich N i c h t schämte, liefs er so sich konterfei'n. —• D e n n damals war's bei Christen nocli ein L o b , W e n n sich durch eigne K r a f t ein Armer aufschwang. Jetzt, wenn einmal, von T a u s e n d e n , ein David, Sich ü b e r oder unter'n T h r o n erhebt, B e d e c k t mit S c h a u m g o l d er die Hirtentasche, D a f s m a n d e n M e n s c h e n über'm Amt vergesse. Franz. So war der N e f f e seines O h e i m s w ü r d i g ! — CoMPTHUR. D ' r u m w a r d er T e m p l e r , u n d kein K n e c h t der Fürsten, Auf seines O h e i m s väterlichen R a t h .



i37



„ W e h unsern F ü r s t e n ! " schrieb dabei i h m B e r n h a r d ; „ I n Gottes L a n d v o l l f ü h r e n sie nichts Gutes, I n i h r e m ü b e n Bosheit sie u n d R a u b . Sie sind n u r mächtig, Böses zu b e g i n n e n ; ' W a s Gut's zu schaffen, das verstelin sie nicht (*)." FR AN?.

M i t Ausnahm', w i e ich h o f f e , C O M P T H U R .

Ja, G o t t besser's! FRAUZ

( s i c h zu

einer andern Statue w e n d e n d . )

W e r ist der abgezehrte, hagre M a n n , D e r n e u n t e d o r t e n in der Meister K r e i s e ? E r schaut so ernsterfüllt u n d grofs h e r u n t e r , Als ob er d u r c h die kleinste U n t h a t n i c h t D i e W e l t erkaufen m o c h t e . — W a r u m trügt E r eine Kette a n dem linken Fufs ? — C O M P T H U R .

Verbeuget E u c h ! — Das ist der groTse O d o V o n S a i n t - A m a n d , des Hechtes Märtyrer. N a c h einem langen thatenvollen L e b e n (*) F ü r d e n K e n n e r

der Ordensgeschichte

k u n g , dafs alle d i e s e Z ü g e ,

so w i e auch das

bedarf

es k e i n e r

F.i-mer-

o b e n b e s c h r i e b e n e Hitual

der Meislerwah], mit historischer Treue r e f e n r t sind.



i38



W a r d er bei Beifort, wo, g l e i c h e i n e m L ö w e n , Er kämpfte,

aladins Gefangener.

Der S o l d a n w ü n s c h t e seinen n ä c h s t e n Vetter, D e r in d e m s e l b e n T r e f f e n von d e n C h r i s t e n Gefangen w a r d , für O d o a u s z u w e c h s e l n . D o c h O d o s p r a c h : es ist ein alt Statut, K r a f t dessen für die L ö s u n g der G e f a n g ' n e n V o n unser'm O r d e n , aufser e i n e m G ü r t e l , E i n M e s s e r n u r g e g e b e n w e r d e n darf. Auf d e m G e s e t z e r u h t des O r d e n s F l o r ; D e n n j e d e r stirbt d e n schönen T o d des H e l d e n , W e i l dieses O p f e r ihn n i c h t l ö s e n k a n n . E i n m a l g e m i l d e r t , h ö r t ' es auf zu w i r k e n . D ' r u m , w i l l m i c h S a l a d i n für d i e s e n P r e i s Nicht geben: w o h l !

so sterb' ich i m G e f ä n g n i f s ! —

Er sprach's, u n d felsenfest b l i e b sein E n t s c h l u f s ; D i e A l t e n s c h i e d e n w e i n e n d a u s dem K e r k e r , U n d O d o starb d e n l a n g e n H u n g e r t o d . FRANZ.

O w i e b e n e i d ' ich i h n ! — COMPTHUR.

N o c h ziemet das Euch n i c h t ; Erst l e b e t für das R e c h t , d a n n sterbet für d i e P f l i c h t !



I39



Ertödtet Euren Sinn, auf dafs der Geist kaun l e b e n ; Dem Tempelherren ist der T e m p e l untergeben! — ROBERT

(ungestüm hereinstürzend,

R OBERT

ohne auf Franz zu m e r k e n . )

(immer zum Grofs-Compthur s p i e c h e n d . )

Glück zu, C o m p t b u r ! Ich bring' Euch den T u n e s e r . COMPTHUR,

W o warst du heute zur Capitel-Zeit? — ROBERT.

Hört Ihr denn nicht? — Ich bring' Euch den T u n e s e r ! COMPTHUR.

W o warst du heute zur C a p i t e l - Z e i t ? — R OB E R T .

Ich war — im Forst, dem T i e g e r aufzupassen ; Statt seiner bring' ich einen bessern F a n g ! COMPTHUR.

Du hattest doch die W a c h e bei'm C a p i t e l ! ROBERT.

Ich hört' es unterwegs, mich traf die R e i h e ; Allein ich dacht' . . .



(da der Compthur ihn u n g e d u l d i g unterbrechen w i l l . }

Vergönnt mir R e d ' — ein Andrer T h u t wohl den kleinen Dienst, wie's oft geschieht, U n d läfst den schlimmem mir voraus. — Es traf! —

'—

140



D i e Nachricht k a m : der T ü r k e sey geankert. Ertragen könnt' ich's n i c h t ; ich raff mich auf, Vertrauend folgen mir sechs Reisige, W i r lagern uns am Strand im Hinterhalt, Und sehen T ü r k e n bald zusammt dem Hauptmann, Die, um die Festung auszuspähn, gelandet. C o Mf THÜR (ihm hastig in die Rede fallend.) W i e viel? — ROBERT.

Ich hab' sie nicht gezählt. C o M P T H U R

(unwillig auffahrend.)

Gott besser's! — ROBERT.

Es waren g'nug für uns, u n d wir für s i e ! In Gottes N a m e n gehn w i r auf sie los,| Und säbeln uns, so viel w i r können, nieder. Von meinem Speer am Schulterblatt gelähmt, Ergiebt der Hauptmann siqh; die Andern folgen. So geht's nach der Bastei; die Türk'sche Flagge Zeigt ihren M o n d im Angesicht der Feste; Das Schiffsvolk stürzet mit gezückten Säbeln Auf uns heran.

Ergebt E u c h ! r u f ich laut,

U n d setz' das Schwert dem Hauptmann auf die Brust.

Sie gaben sich. — Der Untermarscliall sah Dem Handel z u ; w i e alles gut ging, kam er. Ihm haben die Gefangnen w i r vertraut. Das Schiff desgleichen; nur den Obersten U n d vier befreite Christen bring' ich Euch. W o l l t Ihr sie sehen? — CoMPTHBt,

R o b e r t ! deine That, Obwohl dein Vorwitz jetzt dem Orden frommt, Ist dreifach strafbar nach der Ordensregel. Du hast die W a c h e bei'm Capitel heut' Aus eig'ner Macht verlassen, das ist s t r a f b a r ; Du hast mit Hunden W i l d gehetzt, obwohl Geboten steht, ein Tempelritter solle Den T e u f e l nur aus seinem Innern jagen. Und nicht das arme W i l d im Forst-Revier; Auch das ist also strafbar.

Endlich hast du

Ohn' meine, ohn' des IVteisters und Capitels Erlaubnifs mit dem Feinde dich gemessen, Hast sieben T e m p l e r ( d a s will viel b e d e u t e n ! ) Ob deiner Keckheit in Gefahr gebracht, Das Kreuzpanier durch eitlen T o d zu schünden;



14a

D r u m bist du dreifach strafbar.

— D u verdienst

Auf Jalir und T a g d e n M a n t e l zu verlieren. R O B E R T

(ergrimmt.)

Und das n e n n t I h r Statuten unsers O r d e n s ? — W e n n k ü h n e r M u t h — ich mufs mich, o b w o h l ungern, D e s s e l b e n r ü h m e n — ein V e r b r e c h e n ist, So fahre w o h l , du gleisnerischer M a n t e l ! (er r e i f s t sich d e n M a n t e l auf»)

D u wärest einst die Z i e r der H e l d e n z u n f t i Jetzt bist du eine P f a f f e n k u t t e w o r d e n ; U n d diese mag ich n i c h t — da h a b t I h r i h n ! — (er wirft dem C o m p t h u r den Mantel vor die Fiifse.)

C o M P T H U R .

R o b e r t , n i m m deinen M a n t e l a u f ! — b e d e n k e , W a s du gesagt! besinn 1 dich eines Bessern! R O B E R T .

Ich will i h n nicht, Und w a s ich nicht mehr will. Z w i n g t m i c h der T e u f e l nicht, zu w o l l e n . C o M P T H U B

(in H i t z e g e b r a c h t . )

Ha! So ehrst du den C o m p t h u r , du — Bube d u ?



i45



Robert. E i n B u b e ? — D o c h , um Eurer grauen Haare U n d Eures Amtes willen, n e h m ' ich's hin. CoMFTHUR. Ja Bube, noch einmal! u n d dreimal B u b e ! U n d feige M e m m e ! — W e r nicht Muth besitzt D i e eitle R u h m s u c h t unters Joch der Pflicht Zu zwingen, ist 'ne Memme nur, G o t t besser's! R O B E R T

{wiilhemi ausbrechend.)

I c h eine M e m m e ? — H a ! du s c h n ö d e r G r a u k o p f , D a s hast du mir vergebens nicht g e s p r o c h e n ! — (Er packt d e n Coinpthur an der Brust, u n d reifst ihm die Schnur vom M a n t e l . ) FRANZ

(der dazu springt und ihn a b z u w e h r e n sucht.)

Besinnt E u c h , R i t t e r ! W e g d a ! lafst ihn l o s ! CS c OS y nT

COMPTHUR. D u zerrest mir die heil'ge S c h n u r vom M a n t e l ? Robert. W e r meine E h r e anficht, ist mein M ö r d e r !

MoLAY

u n d m e h r e r e ihm b e g l e i t e n d e R l T T E R

(treten auf.)

Motiv, W e l c h w i l d G e s c h r e i ! — W i e , R o b e r t ? was ist das?

-

i/|4

-

ROBERT.

Verzeihung, M e i s t e r ! — Doch der Grofs-Compthur Hat mich mit schnöden W o r t e n angefahren; D a übermannte denn der Eifer m i c h ! — M O L A Y.

Compthur?! COMPTHUR.

Hm

im Capitel werd' ich r e d e n ! (Nach e i n e r P a u s e . )

Er hat die W a c h e bei der Burg verlassen.; Er hat im Forst dem W i l d e nachgejagt; Er hat den Kaper, ohne dafs die Obern Es ihm geheifsen, angegriffen ; hat, Als ich, ein Greis, kraft meines hohen Amts Ihm das verwiesen, seinen Mantel schnöde M i r hingeworfen, mir die Brust gepackt, U n d mir deä Ordens heil'ge Schnur zerrissen. — Jetzt sprecht sein U r t h e i l ! — M o LAY

(mit i n n i g e r R ü h r u n g . )

Robert, du bist strafbar! Du hast nicht nur den M a n t e l dir verwirkt, D u bist im Kirchenbanne, und verdienst



i45



Zum mindesten Verstofsung aus dem O r d e n ! — Gleb mir das Schwert!

R o b e r t (tauft.) W e i l Ihr es haben wollt, ( h e f t i g e r , m i t S e i t e n b l i c k e n auf d e n C o m p t h u r u n d a u f F r a n z . )

Sonst sollt' es mir der T e u f e l nicht entreilsen! — M o

L A Y

(scharf u n d e r n s t . )

Du hast dich selbst verloren! (zu z w e i R i t t e r n )

Führt ihn w e g ! •— (Robert geht gelassen mit den beiden Rittern ab.)

C o MPTHUR

(sich v o n s e i n e m Z o r n e r h o l e n d . )

'S ist ein vertrackter Bursche, d e r ! —> Gott besser's! M o LAY (ernst.) Ihr seyd gerächet, ob ich gleich gewünscht, Dafs Ihr des jungen Helden mehr geschonet! (zu e i n e m R i t t e r . )

W o ist der Kaper ?

Ritter. Er verzieht noch draufsen. Bei den gefangnen Christensklaven ist Auch noch ein Rittersmaun, aus Frankreich lieifst es. D i e S o h n e des T h a l ' s . I.

[

10

]

— M o

i4t>'

LAY



(zu d e m R i t t e r . )

Lal'st sie h e r e i n ! — ( Z u m G r o f s - C o m p t h u r , l e i s e , auf F r a n z

zeigend.)

H a s t du den R e c i p i e n d e n Bereitet? CO,iriacB.

Ja. M O L A Y

(ZU

Franz.)

G e h ijn dein K ä m m e r l e i n , D i c h zu der lieil'gen N a c h t w a c h t anzuschicken. (Franz geht ab.)

E I N

T U N E S I S C H E R

K A P E K

Schulter) wird von einem nen ein V O N

G E N E

TfioüBAD A K I O U ,

des

R I T T E R

O U R

und

(mit

noch

einem Verband um die

hereingeführt;

mit e i n e r Harfe, Z W E I

A

A N D R E

D

hinter A

L

B

E

ihR

G E F A N -

Tunesers.

M O L A Y

T

(zu d e m T u n e s e r . )

W e r seyd I h r ? — T U N E S E R .

I c h ? — Ein braver T ü r k e n - O b r i s i , D e r einem C h r i s t e n h u n d sehr u n g e r n beichtet.

D e i n S c h m ä h w o r t eliret m i c h . — W e r sind d i e A n d e r n T

UN E S ER.

'Ne K o p p e l H u n d e , die zu n i c h t s mehr taugen. Als sie vor T u n i s M a u e r n a u f z u s p i e f s e n . Mo

LAY.

W i e k a m e n sie in d e i n e H a n d ? T I K E S E B ,

Bei Cadix T r a f ich a u f e i n e S p a n i s c h e Fregatte, M i t einer g a n z e n L a d u n g s o l c h e r W i c h t e . D e r H a u p t m a n n w a r ein S c h u r k e , u n d ergab sich, O b g l e i c h er d r e i m a l stärker w a r , als i c h . S o liatt' ich sie — a l l e i n der B a l l a s t w a r d M i r b a l d zur s c h w e r e n L a s t : d a r u m verschachert' Ich a l l e s L u m p e n v o l k in T r i p o l i s . D i e vier b e h i e l t i c h mir, des S p a f s e a w e g e n , U m m i c h an ihrer N a r r h e i t zu ergetzen. So eben w a r ich auf der F a h r t nach A l e p p ' , U m sie d e m Bassa z u m G e s c h e n k zu b r i n g e n : D a fiel mir ein, n o c h e i n ' g e vveifse F e l l e Von deinen Tempelhunden

mitzunehmen.

Ich stieg an's L a n d ; a l l e i n d e r U n s t e r n s c h i c k t e



i48



M i r deinen besten Packer auf den Leib. Der Kerl fülirt eine Kling' — bei'm M a h o m e t ! Der Dey von Tunis giebt nicht befsre H i e b e ! — Das Andre weifs du selbst. — N u n schick' mich fort, U n d sperr' mich in die engste Klause lieber, W e n n ich dort nur nichts von dem Kreuze wittre. 'S ist faules Holz, das nur im Dunkeln leuchtet — (zusammenschaudernd)

Brr! Stets ergreift ein Fieberschauer mich, W e n n ich's nur nenne — MOLAT.

Schweige, Lästerer! — (zu d e m T r o u b a d o u r . )

W e r bist du, Alter? TROUBADOUR.

H e r r ! ein Ministrel, Der in Burgund und Flandern vielen Herr'n. l i n d Grafen manches Liedlein vorgesungen. Doch als das Alter kam, da schwand allmählich Der Reimkunst Gabe m i r ; d'rum zog ich fort Nach Spanien, der schönen Lieder Heimatli, Um mich mit seinen Reben zu erwärmen, An seinem klaren Himmel mich zu sonnen.



I49



D a lächelte der Dichtung Gott mir w i e d e r ; Allein die T h o r h e k trieb mich, und ich w ä h l t e Ein junges W e i b l e i n mir zum Eh'gespons, Schön wie der T a g , doch zänkisch wie der Satan. TÜNESER.

Die alte Leier — M o L A y. Unterbrich ihn nicht! T 1 1 O R B A. D O U R .

O lieber Herr, was für ein Schnöder T a u s c h ! — Vor hatt' ich fünfzig schnell verrauschte Jahre M i c h , wie ein Kind am heil'gen Weihnachtsabend, Der goldnen Gabe des Gesangs erfreut; Vor wähnt' ich Kaiser mich von Erd' und Himmel. W e n n ich das Frühroth und die Sterneletn Im W a l d - R e v i e r , am Traubenhang begrüfste, Dann schienen T r a u b ' u n d Bach und Bäume freundlich Mich anzuflehen: labe dich mit un9. Dann dünk' ich mir, ich schlechter Bürgersmann, Ein Gott zu seyn, der eine W e l t gestaltet,Ich bin es auch, im Augenblick der W e i h e ! — W e n n der vorüber, ist er w i e ein T r a u m , Ich selber weifs nicht, w i e noch was ich träumte,



ißo



G l e i c h sink ich w i e d e r in m e i n N i c h t s zurück, U n d bin so s c h w a c h u n d t h ö r i c h t w i e z u v o r . T U M E S E R. E i n närrisch

Tagewerk! Troubadour. Das fröhlichste! —

Eh* n o c h der T a g m i t r o t h g e s c h l a f n e n

Wangen

D i e W e l t bekuckt, u n d m i t d e n R o s e n f i i i g e r i i S e i n M i i l t e r c l i e n , die S o n n e , leis' g e w e c k e t ; W a l l t ' i c h m i t » o f f n e m Haar u n d B u s e n

schon.

D u r c h Stadt' u n d D o r f e r h i n , Berg auf, B e r g ab. B a l d im Pallast, b a l d in d e r S e n n e r h i i t t e , V o n Grofs' und K l e i n e n herzlich

aufgenommen,

E n t f l o h ich heut' d e n F l u r e n der P r o v e n c e , l i m morgen mi h im G l e t s c h e r zu b e s p i e g e l n , U n d übermorgen von dem Vatican Das Grab der F.rdtngröfse anzustaunen. Es w a r m i r schier, als o b die M u t t e r K u n s t Mich, w i e d i e H e n n e ihre Küchlein,

iitze;

Ich achtet's nicht, f ü r D a c h u n d Fach zu sorgen, D i e jeder Kunstfreund, jeder B a u m mir darbot. M o h y . W i e ! nirgend heimisch? —



I5I



T R O U B A D O U R .

Ha Ist P i l g e r s c h a f t .

des K ü n s t l e r s L e b e n

Auf k e i n e m Fleck der Erde

Ist seines B l e i b e n s . — - rastlos reifst es ihn N a c h e i n e m K l e i n o d , w e l c h e s siclitharlich, N u r u n e r r e i c h b a r , i m m e r vor i h m s c h w e b t . — O, däfs ich dies v e r g a f s !

- Ich s e h n t e thöricht

N a c h S t e l l ' u n d Ort, n a c h süfser R u h e m i c h ; S i e w a r d mir, aber — eines K i r c h h o f s R u h e . M e i n H i p p o g r y p h , von H y m e n s Z a u m g e z ä u m e t , L i e f s b a l d die O h r e n w i e e i n Es'lein h a n g e n . Ich A r m e r mufste, statt der L e i e r , jetzt D e n R o c k e n n e h m e n , selbst das H o l z m i r f ä l l e n , M i c h m ü h ' n u n d p l a g e n , blofs des G l ü c k e s w e g e n , M i c h Abends liinter'n Ofen hinzuhocken, U n d , statt der N a c h t i g a l l e n

Chorgesaug,

Das K l a t s c h e n alter M u h m e n a n z u h ö r e n . — Z u m g u t e n G l ü c k e k a m ein R i t l e r s m a m i , U n d stahl m e i n W e i b m i t m e i n e r g a n z e n H a b e ; D a w a r d ich w i e d e r m e i n e r Fesseln l o s : D e n n E i g e n t h u m u n d W e i b e r sind die K e t t e n , D i e u n s vom H e l i k o n z u m E r d c n p l i u i d e r H i n u n t e r z i e h n . — Ich w a n d e r t e nach C a d i x

153

U n d schiffte mich mit wen'gen Maravedís U n d einem götterreichen Herzen ein, U m so nach Palästina hin zu segeln Und dem Erlöser dort ein L i e d 211 sirigen. Moiiv. N i m m vor der H a n d vorlieb mit unserm H a u s e ; D u triffst auch hier — den Himmel und ein Herz. Tao

UB A D O UR.

Ich danke dir; und wird mein W u n s c h erhöret, S o bleiben dir die Götter zugekehret: D e r Erden Mifston wird ein Silberklang D e m , der den Sänger liebet und Gesang. (geht f r ö h l i c h ab ) M O L A Y

(zu d e m a n d e r n

Gefangenen.)

W e r bist denn d u ? Z W E I T E R

G E F A N G N E R .

E i n Schuhflicker aus Windsor. Ich wollt's nicht leiden, dafs das Parlament D i e Privilegen meiner Zunft verkürze, U n d schlug dem Aldermann ein L o c h in'n K o p f ; D a wollten, sie mich hängen, darum floh' icli In einer kleinen Barke nach Calais, U n d so marschiert' ich weiter bis nach C a d i x ,



i53



Und stach in See mit eben der Fregatte, Die da

(auf d e n T u n e s e r z e i g e n d )

der Menschenjude auFgeangelt! —

Tuneseb (zu

Molay.)

Er wollte an dem Schuh des Staates flicken, Da packten ihn die ziinft'gen Staatenflicker. — 'S ist alles Flickwerk bei euch Christenhunden ; U n d woran, alle flicken, nennt ihr Staat. M

OLAY

(zu d e m d r i t t e n G e f a n g e n e n . )

Und du? —

D r i t t e r Gepangner. Ich bin ein Mann, der viel gesehn An Teppichen und sonstgen Raritäten. M a n sprach: dafs in Ägyptens Pyramiden — (Doch bitt' ich sehr, das nur nicht zu verrathen '.) — Ein Stück von der berühmten Jakobsleiter In seltnem Stoff gewirkt zu schauen sey; D r u m wollt' ich hin — (ich lass' es viel mich kosten Agn Reisegeld, das Schöne zu betasten!) — Auch wollt' ich dort an meinen eignen Ohren Abmessen, ob, (wie mir vertraut u n d ich Geheim zu halten b i t t e ! ) wirklich auch Die alte Sphynx so lange Ohren habe,



i54



Dafs sie b e d e u t e n d l ä n g e r als d i e m e i n e n . U n d endlich w o l l t ' ich auch d i e M u m i e n Der allen P h a r a o n e n , da an s o l c h e n Doch viel zu r i e c h e n seyn m ifs — (den Gprucli, Als ob ich viel g e r o c h e n , lieb' i c h s e h r ! ) — M i t eigner N a s e w ö l k ' ich sie b e r i e c h e n , Die Phara . . . . 1

Ulf ES E R

(indem er dem g e f a n g e n e n Kerl auf die Nase schlägt.)

N a r r ! beriech dich selber n u r ; D e n n du bist t o d t e r als die M u m i e n ! — M O L A Y

(auf A d a l b e r t z e i g e n d , d e r s c h w e r m ü t h i g u n d init g e s e n k t e m Haupte im Hintergründe steht;

zu d e m

Tuneser.)

W e r ist d e r J ü n g l i n g , dessen blasse W a n g e V o n innerra, l i e f v e r h a l t n e m G r a m e z e u g t ? T U N E S E R .

E i n g u t e r J u n g e ! — 's ist w a h r h a f t i g S c h a d e , Dafs der niclit in des Bassa's H a r e m k o m m t ! D a s w a r ' ein g u t e r B i s s e n i ü r die W e i b e r ! — S e i n t ä g l i c h T h u n ist S e u f z e n . — W e n n der M o n d E i n w e n i g l e u c h t e t , ist er a u g e n b l i c k l i c h B e i der G u i t a r r e , u n d d a n n s i n g t er E u c h E i n L i e d von s e i n e r seligen Agnese,



i55



So traurig — dafs es manchmal schon mir selbst Um's Herz gekrabbelt — ( z u A d a l b e r t , i n d e m e r ihm d^n Kopf a u f r i c h t e t . )

Munter, Adalbert! Du bist ja hier bei deinen Glaubensbrüdern. M o LAY

(zu A d a l b e r t . )

Tritt näher, junger M e n s c h ! — (vor s i c h . )

Ein stolzer B l i c k ! W i e edel und w i e lieblich schwärmerisch! Ist mir es doch, als hätt' ich diese Züge Schon sonst gesehn ! — ( w i e d e r zu A d a l b e r t . )

Du heifsest Adalbert?

Adalbert. Am Morgen meines schwülen Erdentages Hiefs man mich Adalbert von Anjou — M

O L A Y

(erstaunt.)

Anjou? C o M F T H U R

( d e r , o h n e a u f d i e v o r i g e n G e s p r ä c h e zu a c h t e n , d i e

Z e i t ü b e r in G e d a n k e n v e r s u n k e n ,

b a l d a u f Hugo s B i l d s ä u l e , b a l d

a u f d i e Nische b l i c k e n d , da g e s t a n d e n h a t , w i r d jetzt a u f m e r k s a m . )

Der Sohn des Connetable?

— M O L A V

i56



(mit h e f t i g e r N e u g i e r d e . )

D e s Verbalinten? — A D A L B E R T

(tief

aufseufzend.)

O h ! — Ja, Ilir seht in mir den Ungliickserben Des unglücksel'gen Herzogs Anjou! — M O L A Y

(ausser a l l e r F a s s u n g

losbrechend.)

Ha! Gelobt sey Gott! — (sich f a s s e n d , l a u t zu d e m

Compthur.)

Mein würd'ger Bruder Allster, Führt die Gefangnen in den Speisesaal; D e n Jüngling will ich hier behalten. C O M P T H U R

(ZU d e n Ü b r i g e n . )

Folgt mir! — (geht mit dem TUneser, den b e i d e n G e f a n g e n e n und den Killern ab.) M O L A Y

(Adalberten herzlich bei'm Kopf n e h m e n d und küssend.)

O, lieber goldner Junge! — Fort geschwind, Zum Garten! (er r e i f s t i h n f o r t . ) A D A L B E R T

(eisuunt.)

Wie? — M O L A Y

(ihn d r i n g e n d e r

fortzerrend.)

N u n frag* nicht! mach* nur fort!

O sel'ger T a g , w o ich des Freundes T r e u e Mit W u c h e r zinsen k a n n ! — Nur fort, g e s c h w i n d ! — (Er zieht den i m m e r m e h r e r s t a u n e n d e n A d a l b e r t m i t H e f tigkeit fort.)

ZWEITE

SCENE.

(Das a u f s e r s t e E n d e des T e m p e l g a r t e n s :

links i m Vordergrunde

eine

H ü t t e , d i e W o h n u n g des Gärtners ; rechts im H i n t e r g i u n d e G e b i r g e ; z w i s c h e n b e i d e n d i e Aussicht auf s M e e r . ist v o n d e n letzten S t r a h l e n d e r A b e n d s o n n e

Die

erleuchtet,

ein Scene

die

all

mählich dem nachtlichen D u n k e l weichen.)

P H I L I P P

( a l l e i n , vor s e i n e r Hütte s t e h e n d , )

W i e herrlich dort die Sonne sich in's Meer — Am Purpursaum des bald verblichnen T a g e s Ein

flammender

Rubin — herniedersenkt! —

In ihrer ungeschwächten Schönheit Kraft Verschlingen sie die schadenfrohen W e l l e n , Auch meine S o n n e sank in voller Stärke — Sie sank am Mittag — o, mein A d a l b e r t ! — H i e r w i l l ich schlummern in der schönen N a c h t . (er l e g t s i c h a u f e i n e m l l a s e n p l a t z vor d e r Hütte n i e d e r . )

O, dafs ich bei'm E r w a c h e n , dieser H ü l l e



158



Entlastet, i h n , im r e i n e n Blau des Äthers An m e i n e n W u n d e n B u s e n d r ü c k e n k ö n n t e ! (er c n t s c h l u i n m e i i )

D e r

T R O U B A D O U R

(von der linken

zur

rechten

Seite

übe:

das G e b i r g e l u s t w a n d f i n d , spielt auf d e r H a r f e , u n d singt d a z u . )

W a r u m eiler die S o n n e mit f r e u d e g l i l h e n d e n In die Fluthen h i n a b ? Seht! —

Wangen



i n d e r T i e f e zu s t i l l e n , 7 « r f l i e f s e n d t d a s b a n g e

S t ü t z t sie in s w o g i g e G r a b !

D a n n u n e n d l i c h g e t h e i l t , d u i c h z u c k t sie u n e n d l i c h e r Wollüstig wühlender

Verlangen,

— Trennung

Schmerz;

U n t e n v e r e i n t sich d a s M e e r , u n d — S i n k t sie d e m Vater an s Herz !

reich ü b e r alle

Benennung,



(geht a b ; d i e H a r f e n t o n e v e r l i e r e n sich in der

M o

LAY

u n d

A D A L B E R T dem

M o l

AY

(erscheinen

iin

Feme.)

Hintergründe

vor

Gebirge.)

( d e r Adalbert a m A r m in d i e S c e n e h e r e i n z i e h t , heftig, vor sich.)

W o steckt d e r Alte d e n n ? — ADALBERT. Verzeiht, Hochwürd'gur, W o soll ich h i n ? —



i5g M o I.

A

— y.

N e i n , geli n u r w e i t e r v o r w ä r t s ; D u w i r s t schon s e h e n . — ( i n d e m ex d e n P h i l i p : » « o u a l i r w i r d , v o r s i c h . )

H a ! da schläft der A l t e ! Ich mnfs ihn v o r b e r e i t e n ; d e n n sonst k ö n n t e D i e F r e u d ' i h n tödten. — (zu A d a l b e r t , i m m e r s e h r r a s c h . )

Höre, lieber J u n g e ! G e h dort ein w e n i g s e i t w ä r t s in d i e L H i m m e l ! — ( d i e Erscheinung vtrsthwindet. )

Brüte, Mitternacht! ( d i e B u h n e verfinstert sich v ö l l i g . )

V o l l e n d e t ist die Prüfung.

Fort zur

Aufnahm 1 !

( e r f ü h r t A d a l b e r t e n an d i e T r e p p e l i n k e r Hand', d i e et m i t ihm besteigt.)

DRITTE

SCEKE

( D a s I n n e r e der g r o l s e n J o h a n n e s - C a p e l l e .

(*). I n d e r Mitte des H i n t e r -

g r u n d e s d e r Altar mit J o h a n n i s Bildsäule in LebensgrÖfse, voller Kerzenbeleuchtung. ten des Altars,

I n e i n e m Halbzirkel an b e i d e n

init Sei-

bis auf d i e H ä l f t e d e r B ü h n e , das C h o r mit d e n

Sitzen d e r B r ü d e r .

Z u r R e c h t e n des Altars e i n durch e i n e S t u f e

e r h ö h e t e r Armsessel des M e i s t e r s ;

links, j e n e m g e g e n ü b e r ,

zwei

T a b o u r e t s , alles m i t Pracht d e c o r i r t . — - So e b e n ist das H o c h amt g e h a l t e n . )

(*) S o w o h l die H a l t u n g des Capitels, als d i e f o l g e n d e Aufnahme S c e n e ist, in Betreff d e s C e r e m o a i e l s , dein w i r k l i c h e n gemafs bearbeitet»

Ordens-Ritual

— D E R

O R D E N S

257

-

P R E S E Y T E R

C A P E L L Ä N E bezeichneten,

Mefsgew ändern

A Y

u n d

Z W E I

(stehen in reicheil, mit dem O r d e n z k r e u z

C H O R K N A B E N M O L



vor

dem

ZwEI

Altar.)

( w e l c h e ministriren, in C h o r h e m d e n . )

u n d

D I E

T E M P E L R I T T E R

S Ä M M T I I C H E N

(knieend:

ersterer in

der Mitte,

letztere um ihn her, alle in einem H a l b z i r k c l um den A l t a r , und zu demselben hin g e w e n d e t . )

O R D E N S K o m m , Herab

Geist

auf

deiner

Dafs

wir

den

Und

nur

nach

Zeuch In's Dafs

wir

Dort

deinen

in

P R E S B Y T E R . Herren,

Knechte

Geist

selber

heilige

-

des

der

deiner uns

an

gelobte Demuth Tempel

Hallelujah!

hell

verachten,

Wahrheit deiner

trachten!

Hand

Land, und

Vertrauen

auferbauen!

Hallelujah!

die mit K l i n g e l n

und den C h o r k n a b e n ,

vor ihm her g e h e n ,

den Altar,

ab.)

D i e S o h n e d«s T h a l ' s . I .

klar,

Sehaar,

Welt

( e r verliifst mit d e n b e i d e n Capellünen

geht

und

[

17

]

und

— M O L A V

258



( i n d e m er m i t d e n ü b r i g e n B r ü d e r n a u f s t e h t , u n d P l a t z au! seinem Lehnsessel

nimmt. )

So setzet E u c h , Ihr lieben Herr'n und 'Brüder; Ich will, so Gott will, ein Capitel halten. (Die

Ritter

n e h m e n ihre P l ä t z e im C h o r e i n ;

die ältern

aul

Molay s, d i e j u n g e m auf der andern Seite des A l t a r s . )

Sind alle alten L e u t e schon versammelt? Ist niemand d'rinnen, der kein T e m p l e r ist? — C o M P T H U R

H U G O

(aufstehend.)

Sie sind versammelt, würd'ger Herr und H e i s t e r ; U n d niemand ist, der das Capitel störe. ( e r setzt sich w i e d e r . )

M O L A Y .

Im N a m e n denn des Vaters, S o h n s und Geiste» U n d uns'rer Frau, eröffn' ich das Capitel. — Stellt, lieben Brüder, auf, und bittet Gott, D a f s er uns seine heil'ge G n a d e s e n d e ! — ( P a u s e , während

welcher

die

säinmtlichen

Bruder

aufstehen,

u n d , mit verdecktem Gesicht, vor ihren Sitzen beten, sod a n n a b e r w i e d e r ihre P l a t z e e i n n e h m e n . ) (sitzend

)

Ihr lieben Herr'n und 3 r ü d e r ! Viel' von Euch

Sind W i l l e n s , zwei zu B r ü d e r n a u f z u n e h m e n : D i e E b e n b ü r t ' g e n , Franz von I'oitou, U n d Adalberten, Graf von A n j o u

Maine.

Ist J e m a n d unter E u c h , der etwas wiifste, W e s h a l b sie nicht, n a c h R e c h t e n u n d G e b ü h r , Hier B r ü d e r w e r d e n k ö n n t e n , der vermeid' e s ; D e n n besser ist's, dafs solches gleich geschehe, Als später, w e n n sie s c h o n u n s vorgeführet. ( Pause.)

Spricht N i e m a n d etwas? — G u t , sie sind erkieset! So geht d e n n Beide, B r u d e r Seneschall U n d B r u d e r Marschall, (Cotnpthur H u ^

u n d d e r Marschall stehen v o n i h r e n Sitzen a u f )

h i n zu den E r w ä h l t e n , U n d m e l d e t i h n e n , w i e es vorgeschrieben, D i e Streng' u n d die Barmherzigkeit des O r d e n s . U n d w e n n sie das u m Gottes w i l l e n d u l d e n , Auch E u c h auf alles, was Ihr nach G e b ü h r Sie fragen werdet, R e d ' u n d Antwort geben, So kehrt Ihr wieder d a n n zu uns zurück, U n d zeiget alles an, wie Ihr's v e r n o m m e n . ( D e r C o m p t h u r und der Marschall g e h e n a b . ) ( z u Charlot, der an der T h ü r s t e h t )

llir aber ruft den Bruder Cyprianus. ( Charlot g e h t a b . ) ( z u der V e r s a m m l u n g )

Lieb' Ilerr'n und B r ü d e r ! es w i r d Euch böwüfst seyn, W a s maafsen gestern Seine Heiligkeit In einem eignen Breve Uns geladen, Saramt sechzig Andern von dem T e m p e l o r d e n , Gen Poitiers lins schleunigst einzuschiffen, Um dort den neuen Kreuzzug zu besprechen. — C A P E L L A N

CYPRIANUS

und

C H A R L O T

(der

seiner.

F l a t z a n d e r T h ü r e w i e d e r e i n n i m m t , treten a u f . ) M O LAY

( z u dem Capellan,

dem er e i n P a p i e r g i e b t . )

Verles't das Breve, Bruder C y p r i a n u s ! CAPELLAN

(liest.)

„ W i r Clemen9, Bischof, Knecht der Knechte Gottes, „Entbieten dir, geliebter Sohn und Meister „ D e s Tempelordens von Jerusalem, „ J a c o b u s Bernhard Molay, Unsern Gruft „ U n d apostol'schen Segen im Voraus! — „ D i e w e i l der Herr Uns, seinen schlechten Diener, „Gesetzet hat, das W o h l der Christenheit, „ W a s an Uns, zu gebaliren und zu fördern, „ Und es in diesen letzten schlimmen Zeiten



z6i



„ F a s t scheinen will, als ob die Kirche Gotte9 „ V o m bösen Antichrist verschlungen w e r d e : „ A l s h a b e n W i r , auf Gottes Eingebung, „ I n D e m u t h u n d in Frömmigkeit beschlossen, , , U n s n o c h einmal im G l a u b e n zu b e w a f f n e n , , , U n d gen Jerusalem das K r e u z zu senden, „ U m es der H e i d e n O b h u t zu entreifsen, „ U n d h a b e n Unsre vielgeliebten S ö h n e , „ D e r christlichste u n d der k a t h o l i s c h e , „ N e b s t U n s e r m S o h n von E n g l a n d , sich entschlossen, „ S i c h selbst, sammt i h r e n Sassen u n d Vasallen, „ M i t Christi heil'gem K r e u z e z u b e z e i c h n e n ; „ W e s h a l b wir d e n n , geliebter S o h n von Molay, „ D i c h väterlich zu U n s entbieten lassen, „ D u woll'st, mit sechzig A n d e r n von d e m T e m p e l , „ D e s schleunigsten u n d s o n d e r alles W e i l e n „ V o r U n s e r n Stuhl zu Poitiers dich stellen, „ D i e w e i l , nach deiner U n s b e k a n n t e n W e i s h e i t , „ W i r d o r t e n R a t h e s m i t dir pflegen wollen, „ Auch sintemal du selbst im heil'gen L a n d e „ D e s Herren Banner rühmlich aufgeführet, „ U n d alle W e g e , Flüss' lind H ä f e n kennest. „ W i r h o f f e n , dafs du, als ein f r o m m e r Soliri,

„ D i c h Unserm väterlichen W i l l e n fügest, „ U n d h a b e n ebenmäfsig auch den Meister „ V o m Hospital

zu Uns entbieten lassen;

„ V e r s p r e c h e n dir ein sicheres Geleit, „ U n d w o l l e n d e i n e r im G e b e t g e d e n k e n . ,, G e s c h e h n in der Dataria z u Poitiers, „ Im J a h r des H e r r e n d r e i z e h n h u n d e r t sechs ,, U n d Unsers H i r t e n a m t s im dritten J a h r e . ., V i n c e n t Albano, C a r d i n a l P r o m a t o r . " ( er g i e b t d e i n M e i s t e r das P a p i e r z u r ü c k . ) C H A R L O T.

D i e alten M ä n n e r — M o l A V

(tu C h a i l o t . )

Lasset sie h e r e i n ! — ( zu d e m C a p e l l a n )

I h r tretet ab indessen, C a p e l l a n ! — ( Capellan Cyprianus geht ab. )

C O M P T H U R

H U G O .

D E R

O RD E H I - M A U S CH ALL

( treten a u f . )

(*)

Die Johanniter

Sanct-Johannis

Ritter

zu J e r u s a l e m .

hiefsen

bekanntlich Ritter

vom Hospital



263



Monv. Habt Ihr die Akolyllien jetzt geprüfet? C oMPT

H

u a.

W i r haben, Herr und Meister, mit den Rittern, Die draufsen stelin, nach uns'rer Pflicht geredet, U n d ihnen auch die Strenge unsers Ordens, W i e w i r gewuTst und kunnten, vorgehalten; Sie aber sprechen, dafs es ihr Begehr, Zu werden Knecht' und Sklaven unsers Ordens. Auch ha'n sie R e d ' und Antwort uns gegeben Auf alles, was geziemend wir gefraget, So daTs fortmehro nichtes sie behindert, Als Brüder uns zu grüfsen, falls es Gott U n d Euch u n d allen Brüdern wohlgefället. M O L A Y

(zu der Versammlung.)

Ist Jemand unter Euch, lieb' Herr'n und Brüder, Der etwas weifs, weshalb sie nicht nach Rechten Hier Brüder w e r d e n können, der vermeld' es; Denn besser, dafs es itzt geschieht, als später! — (Psuse.) Ihr willigt also ein, dafs w i r die Beiden In Gottes N a m e n zu uns kommen lassen? —



2.64

A L L B

R I T

— T

EE.

Ja, lasset sie in Gottes N a m e n k o m m e n ! M O L A Y

(ZU den beiden



Alten.)

So geht hinaus, Ihr alten Herr'n und Brüder, U n d fragt, ob sie im Vorsatz n o c h beharren. U n d w e n n sie Ja E u c h sagen, so belehrt sie, W a s R e c h t e n s ist, die A u f n a h m ' z u erbitten. (Der (zu

Compthur und der Marschall gehen der

Versammlung)

Ihr habt das Breve also jetzt vernommen, D a s uns der heil'ge V a t e r zugesendet. K l a r ist der Sinn, und leidet keinen Z w e i f e l ; D o c h , w e i l der O r d e n schon vom A n b e g i n n D a s R e c h t besitzt, z u prüfen und z u w ä h l e n , U n d wir, o b w o h l w i r Peters Stuhl verehren, D o c h nicht, w i e Priester v o n der Klosterregql, Ihm unterthan mit blinder

Obedienz,

V i e l m e h r w i r sämmtlich ebenbiirt'ge Ritter, U n d N i e m a n d e s Leibeig'ne, n o c h Vasallen, N u r freie Leut 1 , die thun und lassen kOnnen, U n d w e i s l i c h prüfen sollen, was das b e s j e : Als haben wir, K r a f t dieses unsers Rechtes, Ich und die alten M ä n n e r , lang gerathschlagt,

ab.)



265



•Ob w i r der Ladung w i l l i g folgen, oder Daheime bleiben sollen, w o wir sind. — Denn wichtig ist der Schritt, und weiser Rathschlag Verhütet Fürwitz und zu späte Reue. — Doch haben wir, nach langer, ernster Prüfung, Gefunden, dafs es freien Männern zieme, Sich jedem vor die Augen kühn zu stellen, U n d dafs, wenn selbsten, aufser jenem Kreüzzug, Der in dem Breve klärlich ausgedrücket. Der heil'ge Vater w o h l — wie's dort so Brauch ist — Noch andres heischte, als er uns geschrieben, W i r doch getrost, in unsers Gottes Namen, U n d auf die gu{e Sach' uns kühn verlassend, Gen Poitiers schon morgen 6chiffen w o l l e n ; W o n e b e n wir, w e n n es dazu sich füget, Des Tempelhofes zu Paris gewahren, U n d meinen Bruder Philipp (*) grüfsen werden. C H A R L O T.

Die guten M ä n n e r mit den Akolythen —

(*) N ä m l i c h K ö n i g P h i l i p p d e n S c h ö n e n , den der M e i s t e r , d a er I\j: ste:irang hatte, Bruder n e n n t .

M O L I Y .

Lafst sie herein — beruft die C a p e l l ä n e ! — ( Charlot geht ab. )

FRANZ

und

A D A L B E R T

(erscheinen wie

s t e l l e n sich z u s a m m e n v o r des M e i s t e r s S t u h l , richtet.)

D E R

C O M P T H U R

M A R S CHALL

(die

und

zuvor

gekleidet,

u n d g e g e n ihn g e -

DER

ORDENS-

hinter ihnen h e r e i n k o m m e n ,

und

gleich ihre vorigen Platze e i n n e h m e n . ) FRANZ

(ZU M o l a y . )

H e r r ! w i r sind kommen, liier vor Gott und Euch Und allen Brüdern, bitten Euch und flehen, Um Gott's und unsrer lieben Frauen w i l l e n , Ihr w o l l e t uns zu Eurer Brüderschaft Und allem guten W e r k des Ordens lassen, Als solche, die i h r ganzes Leben lang Des Ordens Knecht' und Sklaven w e r d e n wollen. M O L A Y

(ZU d e n A k o l y t h e n . )

Ihr lieben Brüder, grofse Ding' begehrt I h r ; Denn Ihr seht nur des Ordens äufs're Schale. Ja, nur die äufs're S c h a l e ! — W e n n Ihr schaut, Dafs schöne Ross' und schön Geschirr wir haben, Dafs w i r gut essen, trinken und uns kleiden,

so-



So wähnt Ihr,

z6j



dafs bei uns Euch's frommen werde;

Doch kennt ihr nicht des Innern strenge Regel. — Es ist gar hart, dafs Ihr, die Ihr anjetzt Eu'r eigne Herr'n seyd, andrer Knecht seyn w o l l e t ; Denn schwerlich wird es Euch vergönnet w e r d e n , Zu thun und lassen, was Euch selbst gelüstet. W e n n Ihr im Land' diesseits des Meeres seyn wollt, W i r d man nach jenseits Euch hinüber schicken; W o l l t Ihr in Cypern seyn, so wird man Euch Oft gen Apulien und Napoli, Zur Lombardei, nach Frankreich und Burgund, Nach England oder andrer Herren Ländern, W o w i r noch Häuser haben, hin versenden; W e n n Ihr w o l l t schlafen, heifset man Euch w a c h e n ; W e n n Ihr w o l l t wachen, heifst man Euch z u B e t t g e h n ; U n d w o l l t Ihr essen, schickt man Euch zum Stalle. — Auch würd' es Euch und uns zum Leid gereichen, W e n n irgend etwas Ihr verschwiegen hättet. Seht hier ( i n d e m e r i h n e n ein airtgeschlag n e s Evang^Iienbuch v o r h ä l t )

die heil'gen Evangelien, Das W o r t des Herrn, und sagt die lautre W a h r h s i t Auf alle Fragen, die ich jetzt Euch thun w i l l .



a6'8



Denn so Ihr lügt, so seyd Ihr meineidig, Und unsers Orden« quitt: was Gott verhüte! — ADALBERT.

W i r reden W a h r h e i t , wie es Rittern ziemt. Mo

LAY.

So frag' ich erstlich jeden von Euch Beiden: Habt Ihr ein W e i b . Verlobte oder Sponse, Die Euch nach Kiiclienrecht begehren könne FRANZ.

Ich war noch nie vermählt. ADALBERT.

Und ich bin W i t w e r ; D e n n die Verlobte senkten sie in's Grab. Mo

LAY.

W a r t Ihr schon je in einem andern O r d e n ? Habt Ihr Gelübd' und Eid ihm abgelegt? FRANZ.

Ich war in keinem Orden n o c h — ADALBERT.

Ich auch nicht. Mo

L A Y.

Seyd Ihr an einen W e l t m a n n etwas schuldig,

Das weder seihst, n o c h d u r c h der F r e u n d e Beistand, I h r zahlen k ö n n t , olin' unscrs O r d e n s H ü l f e ? F B I S

Z.

Ich bin nichts schuldig — A D A L B E R T

(hall) vor

sich.)

E i n e m mächt'gen W e l t m a n n Ein ich n o c h etwas schuldig; d c c h ich zahl' es. M O L A

V.

S e j d Ihr gesund an K ö r p e r u n d an Seele, U n d h a b t Ihr kein geheimes F e h l n o c h K r a n k h e i t ? ER ANZ.

Ich bin gesund — ADALBERT.

Ich h a b e k e i n e Krankheit. M O L A Y.

H a b t keinem W e l t m a n n , keinem T e m p e l b r u d e r , N o c h irgend J e m a n d sonst, Ihr G o l d veiheifsen, Falls er zur O r d e n s a u f n a h m ' E u c h verhülfe. U n d seyd Ihr rein von aller S i m o n i e ? FRANZ.

N i e w e r d ' ich E u c h u n d m i c h so tief e n t e h r e n . A D A L B E R T ,

W i e sollt' ich kaufen, was n i c h t k ä u f l i c h i s t !

Moiir. Seyd Ihr ein Rittersmann und ebenbürtig, U n d seyd Ihr aus gerechter Eh' erzeugt; W a r Euer Vater ritterlicher Herkunft, Und E u r e Mutter eine E d e l f r a u ? — Franz. Mein Vater ist Henricus, Herr von Poitou, D e r Seneschall und Pair der K r o n e Frankreich; U n d meiner Mutter Stamm gränzt an den T h r o n Sie ist Mathilde, Gräfin von Bretagne. AD

ALBERT.

Der arme Philipp Anjou ist mein V a t e r ; U n d meine Mutter — o ! verzeiht die T h r ä n e ! — Ist Anna, Flanderns hingewürgte Tochter. MOLAY.

Ist einer von E u c h Priester, Capellan, U n d habt Ihr je die lieil'ge Weili'ii empfangen? FRANZ.

Ich bin zwajr Litteratus, doch nicht Priester. A D A L B E R T .

[ch auch nicht. — MOLAY.

W a r t Ihr je im B a n n e ? —

—-

271

FRANZ

und

ADALBERT.

Kein. M 0 L A Y ( zu d e r V e r s a m m l u n g . )

Ihr liabt's vernommen! — Sprecht, Ihr alten Herren ! Ist sonsten etwas noch zu fragen? — DIE

ALTEN

R I T T E R ,

N e i n .l — M o LAY

(zu den A k o l y t h e n . )

Ich sag' Euch nochmals Beiden, lieben Brüder, Nehmt wohl in Acht, dafs Ihr uns W a h r h e i t m e l d e t ! FRANZ.

Ich bin ein Ritter — A D A L B E R T .

Ich bin Anjou's S o h n ! JYL O L A Y ( z u C h a r l o t , d e r w ä h r e n d d i e s e r S c e n e w i e d e r h e r e i n

ge-

kommen ist.)

W o h l a n , so lafs die Priester jetzt h e r e i n ! — (Charlot öffnet die T h ü r . ) ( z u den A k ü l y t h e n ,

i n d e m er u n d d i e sämmtlrchen

R,itter a u f -

stehen.)

Ihr aber merkt, was ich Eucli sagen w e r d e ! ZWEI

CHORKNABEN

die Ordens-Insignien,

( j e d e r ein Kissen t r a g e n d , a u f w e l c h e m

n ä m l i c h d e r M a n t e l , das r o t h t u c h e n e K r e u z

u n d der Gurt von weifsen F ä d e n liegen-, u n d welches i i e aui die b e i d e n , dem Sitze des Grorsmeisters g e g e n ü b e r befindliche, bourets l e g e n . ) Z W E I DER

ORDENS-CAPELLAIIE

O KDENS-PLLESBYTER

Taund

(in M e f s g e w ä h d e r n , t r e -

ten h e r e i n . ) (DER

PRESBYTER

LANE

und D I E B E I D E N

CAPEL-

gehen zu dem Altar und stellen sich vor

b e n m i t dem Gesichte gegen d i e Versammlung M O L AT

densel-

gewendet.

tritt v o r sie, zur rechten H a n d des A l t a r s ;

die

b e i d e n Akolvihen k n i e e n ihm g e g e n ü b e r , zur linken H a n d . D I E

RLTTER

verlassen ihre Sitze u n d

stellen

sicli

M O L A Y (zu d e n Akolvthcn, ihnen das o f f e n e Evangclienbuch

vor-

in e i n e n halben Zirkel um d e n Altar.)

haltend.)

Gelobt Ihr Gott und unsrer lieben Frauen, Eu'r Leben lang dem Meister dieses Tempels U n d dem Compthur Gehorsam zu erweisen? FRANZ

und

ADALBERT

( i n d e m sie die Zeigefinger auf das

Buch logen»)

Ja, Herr, so Gott w i l l ! M o LA

Y.

Gelobt Ihr Gott und unsrer lieben Frauen, So lang 1 Ihr lebt, in Keuschheit fort zu leben?

— FRANZ

¿¡73 und



ADALBERT.

Ja, Herr, so Gott -will! Mo

L A Y.

Gelobt Ihr Gott und unsrer lieben Frauen, Eu'r Leben lang die löblichen Gebräuche U n d Sitten unsers Ordens zu bewahren, Auch unsre Armuth treu mit uns zu t h e i l e n ? FRANZ

und

ADALBERT.

Ja, Herr, so Gott w i l l ! M oLA

Y.

Gelobt Ihr Gott und unsrer lieben Frauen, Eu'r Leben lang im ritterlichen Kampfe Das heil'ge Land den Feinden zu entreifsen, U n d das Erkämpfte mannhaft zu beschützen? FRANZ

und

ADALBERT.

Ja, Herr, so Gott w i l l ! Motiv. Gelobt Ihr endlich Gott und unsrer lieben Frauen, Den Orden nie für stärker oder schwächer, Für schlechter oder besser anzusehen, Als mit Verlaub des Meisters und Convents? — FRANZ.

In Gottes Nansen. Die Söhne des Thal's. I.

[ 18 ]



A74



A D A L B E R T .

Wir geloben es! — ( D i e Chorknaben nehmen die Kissen mit den Insignien v o n

den

beiden Stuhlen, und stellen sich damit, g e g e n die Akolythen gekehrt, an beide Seiten des Meisters.) M O L A Y' (ZU den Akolythen.)

Im Namen Gottes denn und unsrer Frauen, Im Namen Sanct .Tohanu's des heil'gen Vaters, "Wie auch im Namen aller Tempelbrüder, Nehm' ich Euch auf zu allen Ordenswerken, Die vom Beginn bis an das End' geschehen, Euch, Eure Väter, Mütter und Geschlechte, Und alle, denen Ihr es gönnen möget; Desgleichen nehmt auch Ihr uns christlich auf In allen guten Werken und Gebahran, So Ihr verrichtet habt und üben werdet. Wir aber sichern Brot und Wasser Euch, Auch unsers strengen Ordens arme Kleidung, Ingleichen Arbeit, Müh* und -fioth die Fülle. Und somit weih' ich, Franz von Poitou, Euch, Und Adalbert von Anjou, Euch, zu Templern, Und decke Euch mit unserm vreifsen Mantel, (er bekleidet j e d e n mit dem M a n t e l . )



275

~

Und heft* Euch an die Brust des Heilands Kretu, ( e r heftet jedem das rothe leinene Kreuz auf den Mantel)

Und gürt1 Euch viermal mit dem heiligen Gürtel, (er gurtet jeden mit der Ordensschnur um das Hemde.)

Und gebe freundlich Euch den Bruderkufs, ( E t küfst jeden auf die blofse Brust, wobei er ihn vom Boden aufhebt)

Dais Ihr den Brüdern dort ihn wiedergebet. FRANZ

und A D A L B E R T

gehen einer auf der rechten, der an-

dere auf der linken Seite des Altars, zu allen Brüdern, und küssen jeden auf die Brust.

Unterdessen singen der vor dem Altar

stehende O R D E N S - P R E $ B Y T E R und die C A P EL N E , jedoch ohne alle musikalische Begleitung : )

Eya, wie lieblich, Hold und erfreulich, W o Brüder wohnen Eintlächtiglich!

Köstlich, wie IJalsam, Träufelnd vom Haupte Des Hohenpriesters Auf sein Gewand;

LÜ-

.—

276

—.

W i e T h a u v o m Hermon Auf Z i o n s Berge — • S e n k t sich auf Eintracht S e g e n des Herrn (*),

(Der Meister und die Ritter nehmen ihre P l a t z e w i e d e r e i n .

Die

b e i d e n A k o l y t h e n gehen v o r d e n A l t a r , w o sie, das Gesicht g e g e n die Priester g e w e n d e t , n i e d e r k n i e e n . )

O R D E N S - P R E S B Y T E R

(zu den A k o l y i h e n . )

D e r Herre 6egne u n d behüte E u c h ; D e r Herr erlös* u n d rein'ge Eure S e e l e ; D e r Herre stärke E u c h mit seiner K r a f t ! U n d also

(indem er j e d e n d i e Brust kiifst)



küsa' i c h E u c h als

meine Brüder, U n d send* E u c h z u des Meisters

Füfsen

wieder.

( e r geht mit d e n C a p e l l ä n e n und C h o r k n a b e n in der v o r i g e n O r d nung ab.



F R A N Z

und A D A L B E R T

gehen

dem Sitze des Meisteis und setzen sich zu seinen

zu

Füfsen,

auf einen unter seinem Stuhl ausgebreiteten T e p p i c h . )

(*) D e r i 3 2 f t e P s a l m , w e l c h e r nach dem R i t u a l bei der O r d e n s - A u f nahme v o n dem Priester gebetet w u r d e .

— M o LAY

2

77



(aas einem Buche l e s e n d , welches ein Ritter ihm gereicht hat.)

„ S o setzet Euch, und höret meine W o r t e ; , , U n d wenn im Innern Ihr sie treu verwahret, „ S o öffnet sjch für E u c h des T e m p e l s Pforte. „Ihr seyd dem Orden jetzo zugeschaaret, „ D e r vieles Grofse schon mit Kraft begonnen, „ U n d Gröfseres in seinem Schoofs b e w a h r e t ; „ D o c h noch ist nicht der Nebel ganz zerronnen: „ D a s rothe Kreuz durchstrahlt die Mitternacht; „ D o c h es erbleicht bei'm vollen Glanz der Sonnen, —„ A u c h was Ihr heut vernommen, w a s mit M a c h t „ D i e Seel 1 Euch fafst, cjuillt aus dem reinen Q u e l l e , „ D e r Licht und Wärm' in diese W e l t gebracht. „ N o c h wird Euch zwar nicht jedes Dunkel helle ; „Allein die Nacht darf langsam nur verschwinden, „ U n d nur de9 Blitzes Strahl ist kurz und schnelle. „ D ' r u m dürft Ihr auch noch nicht den Grund ergründen „ V o n allem, was Ihr staunend heut v e r n o m m e n ; „ D o c h meiner W o r t e Sinn will ich Euch kündem. — „ A l s Ihr zuerst vor meinen Stuhl gekommen, „ B e f r a g t ' ich E u c h : ob Ihr Euch schon vermählet.

„Des W e i b e s Mann w i r d hier nicht angenommen: „Denn Gott hat ihn für Eine auserwählet, „ W i r aber suchen noch die Grofse, Reine, „Vergeltupgslos; denn nur Entsagung stählet. — „Ich fragt': ob Ihr in anderem V e r e i n e ; „ W e i l unser Kreuz von jedem, der ihm huldet, „Ein Herz verlangt, das ganz mit ihm sich eine. — „Ich fragt': ob einem W e l t m a n n Ihr verschuldet; „Ein Schuldner ist des Borgers Unterthan, „ U n d hier -wird nur ein freier M a n n geduldet. — „Auch darf sich N i e m a n d diesem Altar nah'n, „Dem eine Krankheit Seel' und Leib erschlafft; „D'rum w a r d die vierte Frag' an Euch g e t h a n : „Denn die Vollendung ist ein K i n d der Kraft; „Der kranke Geist kann ahnen, nicht beginnen, „ D i e T h a t entsprudelt nur dem Lebenssaft. — „Dann fragt' i c h : ob, den Orden zu gewinnen, „Ihr Gold gebraucht; denn das M e t a l l erstickt „Den Quell, aus dem des Hochsinns Bäche rinnen. — „Nicht grundlos forscht' i c h : ob Euch Adel schmückt „Denn er ist Euch als Sporn verliehen w o r d e n ; „Ihr legt ihn ab, wenn Ihr an's Ziel gerückt. — „Ich fragt': ob Ihr vom priesterlichen O r d e n ;



279



„Ihn trennt von uns des Segnens süfse Pflicht: „ D e r Mann des Schwerts mufs, um zu segnen, m o r d e n ! — „Auch heischt' ich endlich nicht umsonst Bericht: „ O b Ihr im .Banne; wen die Sünde drückt, „ D e r hat den Muth zum Kampf für Wahrheit nicht. — „Nachdem es also uns mit Euch geglückt, „Dafs Ihr bestanden in den Prüfungsstunden, „So ward mein Herz von reiner Freud' entzückt; „Ihr wurdet der Gelübde werth befunden, „ I h r schwüret sie in heil'ger Mitternacht, „Und nimmer werdet Ihr des Eid's entbunden. — „Ihr schwurt Gehorsam; denn die Ubermacht „ D e s Hebels mufs die Räder alle schwingen: „ W a s Viele thun, hat Einer nur vollbracht. — „Ihr schwurt, die Wollust männlich zu bezwingen: „Die Mutter Jungfrau naht sich nur dem R e i n e n ; „Der Lüstling darf in's heil'ge Land nicht dringen! — „Ihr schwurt: mit Armuth Sitte zu vereinen; „ D e n n Eigenthum erschwert die Pilgerreise, „Geschliffen mufs der Stahl, nicht golden, scheinen. „Auch schwurt Ihr, nach der alten Meister Weise, ,,Im heil'gen Kampfe nimmer zu ermüden: ,Das ist der höchste Zweck in unserm Kreise.



aS'o



„ N u r ew'ger Krieg gebieret ew'gen Frieden ; „Durch's Schwert nur w i r d die Palme abgehau'n; „Nur was Ihr Euch erringt, wird Euch beschieden.— „ D e r letzte S c h w u r war Demuth und Vertrau'n; „Denn Euer Auge — trüg' es noch so weit — ,,Hier darf es nur, was w i r ihm bieten, s c h a u n ! " — „Da Ihr das all zu halten nun bereit, „So hab' ich unsre Armuth Euch geschenket, „ U n d Euch zu Kreuzesbrüdern e i n g e w e i h t ; „Dagegen ist, was Ihr verübt u n d denket, „Auch künftig nur dem Orden u n t e r t h a n ; „ W a s Euer, war, w a r d heut' in's Grab gesenket. — ,iD'rnm darf sich keiner unserm Kreise nah'n, „Bevor w i r nicht ein farblos Kleid ihm reichen, „ D a s einst der Meister sinnvoll färben kann. „Auf diesem Kleide prangt ein heilig Zeichen, „ M i t Blut gefärbt; denn nur durch T o d und Blut „Vermögt Ihr einst das Höchste zu erreichen. „Der Grund, worauf dies Doppeldreieck ruht, « U n d w e n es trug, wird bei uns a u f b e w a h r e t : „Vielleicht für E u c h ; nur (lieht die Lügenbrut, „ U n d merkt, was Euch der Gürtel offenbaret,

2g l „Der Euren h o h e m T h e i l vom niedern trennt, „ U n d beide doch gar herrlich wieder paaret." „Es giebt ein Flämmlein, das am Firmament, „ U n d d'rüber, wo die hohen Mächte walten, „Und in des reineil Menschen Herzen b r e n n t ; „Der Flamme Strahl, der, siebenfach gespalten, „Färbt den Azur, des Meers, der W i e s e Grün, „Zeigt Nebelländer uns und Luftgestalten. „ W e n n diese Strahlen uns im Busen glfihn, „Gerinnen sie zu einem W u n d e r b i l d e : „ A l l ' unsre Keime öffnen sich, und blüh'n. — „Durch solch ein B i l d ward aus des Vaters M i l d e „Auch unser B u n d von Anbeginn beglückt; „D'rum sprofsten ihm in W ü s t e n Lustgefilde. „Nur wessen Brust der Unschuld Gürtel schmückt, „Der jenes W r underhaupt als B i n d e zieret, „Kann hoffen, dafs er einst es selbst erblickt; „Doch nur, wenn ihn die heil'ge W o l l u s t rühret „Der hohen Männerliebe, deren Pfand „Der Gurt ist.

D'rum empfaht Ihr i h n ! Er führet

„Euch zum Idol, in das gelobte Land, „Das sich zwar ferne, doch erreichbar zeiget,



z8a



„ W e i l Einer schon, der nicht ein Gott, es fand. — „Jetzt stehet auf, geht, sinnet, wirkt und s c h w e i g e t ! " (Franz und Adalbert gehen a b . ) ( n a c h d e m er das Buch w e g g e l e g t , zu d e i V e r s a m m l u n g )

Bevor w i r schliefsen, liebe Herr'n und Brüder, Liegt mir noch ob, ein schwer Geschäft zu thun. Der Bruder Robert d'Heredon, mein Zögling, — Den ich in meinem Vaterherzen trug, U n d der noch nimmer, nimmer mich betrübte — Der Ritter Robert d'Heredon hat gestern An unserm würd'gen Bruder S e n e s c h a l l , Gewes'nem Grofs-Compthur, sich hart vergangen. Er hat sich von der Ordenswacht entfernt, Hat, ohne mein Geheifs, den Türkschen Kaper M i t sechs, des T e m p e l s Reisigen, verfolgt, Und, ob er mannhaft gleich ihn eingefangen, Doch gröblich das Gesetz dadurch verletzt; Und, als der Bruder Seneschall ihn drob Zur R e d ' gestellt, ihn unsanft angefahren, Ihn bei der Brust gepacket und die Schnur, Die heilige, vom Mantel ihm gerissen. — Sprecht, alte Herren, d'rum, und richtet recht, So w i e Ihr w o l l t , dafs Ihr gerichtet werdet.



a83



C o M P T H B R (aufstehend.) Gebt mir Vergunst zu reden, lieber Herr! Mo

LAY.

Es «ey vergönnt! — CoMPTHUR

(zll der V e r s a m m l u n g . )

Ihr Herren, lieben B r ü d e r ! Die Sach' ist wahr, w i e sie der Meister k ü n d e t ; Allein die T h a t ist nicht so rabenschwarz. — An aller Unbild war nur ich die Schuld, Gott besser's! — W e n n mein alter Hitzkopf nicht Gebrauset hätt', der gute Junge, nimmer Hält' er mit seinem Alten angebunden. — D'rum, liebe Herr'n, ich bin nicht von viel W o r t e n , Auch schäm' ich mich, Gott besser's, hier zu beichten, W i e ' n Laienbruder bei der P ö n i t e n z ; Allein der brave Robert — er verdient nicht, Dafs wir so streng' den ersten Fehltritt rügen. — D'rum lafst es dies mal g u t s e y n ; nehmt das Kleid ihn Auf ein Paar W o c h e n : so ist's abgethan. EIN JÜNGERER R I T T E R

(setzt sich.)

(aufstehend.)

Der Seneschall hat R e c h t . — EIN

ANDRER

(desgleichen.)

Er ist so jung ! —

— E M

284



D R I T T E R

(aufstehend.)

'S ist unser Bester, unser Stärkster! — EIN

VIERTER

(desgleichen.)

Hat ei Drei R o f s s c h w e i f nicht erbeutet? — M o L-A.V.

Still, Ihr dort! Euch war ea nicht vergönnt zu sprechen! — ( D i e R i t t e r setzen s i c h . ) (zu dem Marschall)

Marschall! Ihr habt die Rede frei.

W a s spricht die R e g e l ? —

M A R SCHALX.

(steht a u f . )

W e r gegen seine Obern sich vergriffen, U n d wer des Ordens heil'gen G u r t verletzt, D e r hat am Orden weder Theil, noch Anfall. W e r dreier grofser Ünbild sich verschuldet, D e r w i r d mit einem Brot und Wasserkrug In's Kämmerlein gesetzt, und seine Seele Dem Herren übergeben — spricht die Regel. COMPTHUR

Gott

besser's,

Marschall!

( aufstehend.)



Mit

Vergunst,

Meister! —

Herr



285



Sperrt I h r den Robert in das Kämmerlein, So gebt ihm m e i n e n grauen K o p f n u r m i t ! — Das überlebt der alte H u g o n i c h t ! — , V I E L E

R I T T E R

(aufstehend.)

Für R o b e r t G n a d e ! — f ü r den guten R o b e r t ! — M o n r . Still, sag' ich! — Hier sind Meister u n d C a p i t e l ! W e r E i n m a l n o c h das heil'ge Schweigen bricht. Verliert sein K l e i d von h e u t auf vierzehn T a g e , U n d speiset auf der E r d e Fastenkost (*)! ( D e r Complhur, d e r Marschall und die Ritter setzen s i c h . ) (zu dem Marschall)

I h r h a b t sehr recht, mein w ü r d ' g e r B r u d e r Marschall! W i e Ihr es spracht, so urtheilt das Gesetz, Das wir bei unsrer E i n s e g n u n g b e s c h w o r e n ; U n d soll das R e c h t in W ü r d e n aufrecht stehn, So müssen wir kein Haarbreit von i h m w e i c h e n . D i e T y r a n n e i ü b t s c h n ö d r e W i l l k ü h r nicht, Als ein Gesetz, nach G u n s t e n u m g e d e u t e l t . Gesetzlich sind die freien T e m p e l b r ü d e r ; Gesetzlos ist allein die Sklaverei. —

(*)

E i n « d e r g e r i n g s t e n S t r a f e n des O r d e n s .



286



Doch hier ist — wie der würd'ge Seneseball Nicht unrecht anführt — einer von den Fällen Wo des Gesetzes volle Kraft nicht statthaft. Der d'Heredon ist jung, es ist sein erstes, Sein einziges Verbrechen; seine Thaten Sind keines Jünglings, sind des ersten Ritters, Sind eines Mann's, der Hugo's Schwert trägt, würdig. Dies alles ist genug — nicht ihn zu retten — Doch mildern mufs. es seine Züchtigung. — Seyd Ihr's zufrieden, alte Herr'n und Brüder, W e n n ich auf ewig ihn Vom Orden tilge, Und dann der W e l t ihn wiedergebe? — D i e ALT£M H i t TER

( i n d e m s i e von i h r e n S i t z e n a u f s t e h e n . )

Ja! M

O L i , Y ( g l e i c h f a l l s aufstehend, mit eihobner S t i m m e , }

So sey es kund, dafs Robert d'Heredon, Der Tempelritter, aus dem Orden scheidet — Der Herr bewahr' vor Sünd' und Unbild uns! — ( n a c h d e m e r u n d A l l e sicii w i e d e r g e s e t z e t , zu C h a r l o t )

Ist er gerufen, wia ich es befohlen? C H AR L o T. Er wartet draufsen schon. —



a87



MOHT. Lafst ihn herein! ( Charit, t geht a b . )

C o M P T H U R

(aufstehend.)

Vergönnt mir, Meister, dafs ich mich entferne! — Der Jung', Gott besser's, bricht mir sonst das Herz! MOL Ar

( zu dem C o m p t h u r . )

Geht, Bruder Seneschall!



( z u Gottfried)

Ihr, Gott-

fried, führet Den Herren Hugo heim zu seiner Zelle! — ( D e r C c m p t h u r u n d G o t t f r i e d , der ihn leitet, gehen a b . )

HOB BAT

( i m blofsen H e m d e u n d U n t e r k l e i d e r n , m i t einem Strick

um d e n Hals, von

CHARLOT

MOLAV

Tritt näher, Robert!



hereingeführt.)

(zu Robert.)

Nehmt

(zu C h a r l o t )

den

Strick

ihm ab! — ( C h a r l o t n i m m t R o b e r t e n d e n Strick v o m H a l s e , u n d

tritt w i e d e r

an d i e T h ü r . )

M O L A V (vor sich.)

Kaum kann ich noch mich halten — Gott, o Gott! —



288



(zu R o b e r t . )

Tritt her zu m i r ! — Fühlst du dich der Verbrechen, Die dieses Blatt bekundet, s c h u l d i g ? — ( e r reicht ihm ein Papier.) ROBERT

( n a c h d e m er es durchgelesen.)

Ja!

Motir. Hast du zu deinen Gunsten 'was zu sagen, Das dein Vergehen mildern m ö c h t e ? — ROBERT

(sehr bewegt.)

Nein! M O U V .

Weifst du die Strafe, die nach unsrer R e g e l Jetzt deiner w a r t e t ? ROBERT.

T o d im Kämmerlein. — Mo

LAY,

D u hast dich schwer vergangen, d'Heredon! Zwar hast du frühe schon durch Männerthaten U n d jetzt durch deinen leidenden Gehorsam Die Pflicht erfüllt, die du uns angelobt;



289



Doch selbst ein makelloses Leben ändert Die ew'gen Folgen eines Frevels nicht! — (mit immer steigender R ü h r u n g )

W i r liebten dich als unsern wackern Bruder. Es war dein erster Fehltritt, armer R o b e r t : Dies mildert unsers Ordens strenges Recht. Er schenkt das Leben dir, und giebt mit Trailer Der W e l t dich n i e d e r , der er dich entrifs, Dich in sein schönes Eden zu verpflanzen. — Zeuch heirn> mein S o h n ! — der Meister mag w o h l einmal Dem Menschen Weichen — zeuch, mein edler Z ö g l i n g ! Sey deiner grofsen Kräfte eingedenk! Sie sind Beruf zu grofsen, hohen Pflichten — Der Ew'ge w i l l kein Samenkorn vernichten! — Nimm meinen letzten Segen zum Geschenk! — ( R o b e r t k n i e e t v c r ihm n i e d s r . )

(F.r l e g t d i e H ä n d e a u f R o b e r l s H a u p t .

T h r ä n e n Sturzen a u s Sei-

n e n A u g e n , u n d er s a g t zu R o b e r t , d e r s i e i h m , h n G e f ü h l des tiefsten S c h m e r z e s , a b w i s c h t , h a l b l e i s e : )

S o ! — trockne meine müden Aügenlieder! Durch die Verwesung sehen w i r uns w i e d e r ! — D i e S ü h n e des T h a l ' s . I .

[

19

]



2(JO



( begeistert)

H a ! mich umschwebet eines Engels Flug — Ein Phönix steigt aus meinem Aschenkrug! — ( s i n k t ohnmächtig in seinen Stuhl z u r ü c k . ) E I N

R I T T E R .

W a s ielilt dem M e i s t e r ? — E I N

ANDRE».

Er ist leichenblals! — E I N

DHITTEH.

Er schliefst die Augen ! — R O B E R T

(aufspringend, von Empfindung ü b e r w ä l t i g t . )

Stirb, du grofse S e e l e ! — ( stürzt h i n a u s , Charlot ihm n a c h . ) MARSCHALL,

(sich dem Molay

nähernd.)

Mit Gunst, hochwürd'ger Meister, Ihr seyd u n p a f s ! G H A R L O T G H A R L O T

( b r i n g t e i n e n Becher h e r e i n . )

( i n d e m e r d e m M e i s t e r d e n Becher r e i c h t . )

Nehmt diesen Labetrunk ! — M O L A Y

( s i c h erhohlend, nachdem er getrunken h a t . )

Ich danke dir. Es war nur eine S c h w ä c h e ! — Ist er fort? — CHARLOT.

SO eben ging e r !

z

— M o l A V

9

l



( blickt platzlich auf. )

Täuscht mich nur mein Auge? Blitzt' es n i c h t h e f t i g ' ' — E I N

R I T T E R .

Ja, ein schrecklich W e t t e r Tliiirmt sich in W e s t e n — M o L i Y .

N u n — wir w o l l e n kurz seyn. ( zu d e r V e r s a m m l u n g ,

nachdem Cliailot w i e d e r gegangen

auf

seinen Platz

ist)

V e r z e i h t dem alten M a n n e den VerstoTs, U n d — w e n n es möglich — leistet mir G e w ä h r F ü r eine Bitte, die ich längst s c h o n h e g t e . Ich will nach F r a n k e n l a n d ; — des M e n s c h e n T a g e , Sie sind gezählt, — wie leichtlich k a n n es seyn, Dals ich nie w i e d e r k e h r e ! — G e r n e m ü c h t ' ich V o n keinem Fluch beschwert zu m e i n e n V ä t e r n . Es giebt — das h o f f ' ich — K e i n e n , der mir

fluchet,

W e i l ich mit W i s s e n K e i n e m U n b i l d tliat; D o c h E i n e n k e n n ' ich, der im K e r k e r s e u f z e t — Z w a r durch Capttels - Schlufs — d o c h seufzet e r ! — U n d gerne m o c h t ' ich alle T h r ä n e n t r o c k n e n , U m f r o h e n Blickes meine grofse R e c h n u n g





M i t meinem Schicksal abzuthun. — Ihr kennt Den Prior Heribert von Montfaucon. W i e lange schmachtet er dem Tageslichte, Dem warmen Sonnenstrahl, umsonst entgegen! — Er ist kein ehrenbarer M a n n ; der Orden Hat vieles ihm zu danken — geht ihn f r e i ! — Land - Cowinvii. W i e ! deinen T o d f e i n d ? — EIN

ALTER

RITTEE.

Den verruchten Ketzer? M O I A T .

Den Glauben mag der Ew'ge richten! — Feindschaft Ist nur Entfernung zweier

Schwesterseelen;

Im Fernen scheint uns oft ein dunkler Nebel, W a s , wenn w i r nah'n, eift schöner T e m p e l ist. Gott L o b ! ein Jeder, dem die menschliche Gestalt zum schönen Erbtlieil ward, gewinnt, W e n n man nur traulich näher zu i h m tritt; In jedem Auge, sey es schielend auch. Sieht man des Himmels reines Konterfei. — Vergönnet also mir, dafs ich dem Prior Auch näher t r e t e ; — w e n n er erst mich kennt,



2g3



Vielleicht vergifst er, wo ich etwa schiele. — Gebt, lieben Brüder, mir den Prior f r e i ! — (Pause.)

Ihr winkt mir E e i f a l l ? — Nun, ich sag' Eucli D a n k ! — Ihr aber, Cliarlot, geht mit Tagesanbruch, Und führt ihn zu m i r : selber w i l l ich ihm Der lang' ersehnten Freiheit Glück verkünden. — Jetzt ruft zum Segensspruch den Presbyter! — ( Cliarlot g e h t a b . ) (das Ordens-Ritualbuch aufschlagend,

liest:)

„ L i e b ' Herr'n und Brüder, jetzo könnten w i r „ W o h l rtas Capitel schliefsen; denn, so Gott will, „ S t e h t alles gut, und dafs das Gute fürder „ S o bleiben und gefördert werden möge, „ D a s gebe Gott und unsre liebe F r a u ! " — C H A R L O T

u n d

D E R

O R D E N S

- P R E S B Y T E R

(im

s c h w a r z e n M t f s g e v / a n d e , m i t d e m r o t h e n K r e u z e , e i n e Sandulu- i n d e r Hand h a l t e n d , tritt g e r a d e vor den M e i s t e r j i n w e l c h e m Au g e n b l i c k l e t z t e r e r u n d a l l e Briider a u f s t e h e n , )

P R E S B Y T E R .

Der Sand verrinnt! — Gedenket Eurer S ü n d e n ! (Molay

und alle Binder Vnieen n i e d e r . )



294

M O L A Y



(knieend.)

Geb, Herr, nicht in's Gericht mit deinen Knecliton! ( E r u n d alle R i t t e r k ü s s e n d e n B o d e n ; d e r P r i e s t e r s e g n e t s i e .



Feierliche P a u s e . )

M O L A Y

(steht a u f ,

und breitet

die

Anne gegen

die

Versammlung a u s . )

Kraft meines Meisteramts entsühn' ich E u c h ; (nachdem die sämmtüchen Brüder aufgestanden sind.)

So w o l l t auch Ihr mich meiner Schuld entladen! D I E

ALTEN

R I T T E R .

W i r ü b e n und empfah'n Barmherzigkeit. M O L A Y

( e r g r e i f t d e n P j i e s t e r bei d e r IIan D E R

SICH

von Ewigkeit in Kraft u n d zart verklart; —

Kein E n d , Anfang ewig, nach göttlicher Art,

502 Das W i r d u n d das W a r d Durchschwelg' ich, umarm' ich, in G e g e n w a r t ! — ( E n d o zieht i n d i e s e m G e b e t e , s e i n e L a u t e fest i m A r m e h a l t e n d , weiter.)

VIERTE (Molay's Schlafzelle.

SCENE.

Durch ein. geöffnetes Fenster fällt Mondscliimmer

herein.

M O L A Y

Es i s t n o c h i m m e r

Nacht.)

( a l l e i n am Fenster

sitzend.)

Ein schrecklicher O r k a n ! — S o a h ich bin, Sali ich kein solches W e t t e r . — N u n , Gott L o b ! E s ist v o r ü b e r , u n d d e r F e u e r s t r a h l Des Ewigen hat nur die Luft gereinigt, U n d unsre Hütten gnädiglich verschont! — W i r d ' s a u c h m i t u n s so e n d e n ? — W i r d d a s W e t t e r , Das schrecklich über unserm Haupt sich sammelt, Auch unser T h u n nur reinen, nicht vernichten? — V e r n i c h t e n ? — W e l c h ein U n d i n g ! — Aber doch. K a n n s t du, der Staub, der F l a m m e s a g e n : reiti'ge! W e n n sie v i e l l e i c h t — o G o t t ! — v e r z e h r e n s o l l ? — O meine Sakristey, ihr goldnen

Hallen,

Die ihr als Sterne glänztet in der Nacht,



3o3



Soll euch des T e m p e l s G l u l h viel Iciili t — z e r s p r e n g e n ? M e i n D o r n e n k r a n z , mit d e m ich mir die Schläfe, D i e mvrthenlose Schlafe k r ö n e n •wollte — Es war ein Spiel, ein kindisch T r a u e r s p i e l ! — U n d doch — s o l l a u c h der letzte Kranz mir w e l k e n ? ( i n d e m ein T h r ä n e n s t r o h m sein Antlitz

übetschwimmt.)

D u , ew'ges Licht, D u — auch der B l ü t h e n V a t e r ! Ist das D e i n W i l l e , — soll es also s e y n ? — (Pause, während welcher er, in Gedanken verloren, h i n a u s in das n o c h d u n k l e T h a l h i n u n t e r

zum Fenster

starrt.)

D e s Meeres Spiegelfläche deckt die N a c h t , Es h ü l l e t n o c h den M o n d die W e t t e r w o l k e ! — ( P a u s e , w a h r e n d w e l c h e r es i m T h a l e h e l l e r

wird.)

D i e W o l k e s c h w i n d e t — w i e d e r blinkt der M o n d , Und

schmückt —

ein Bräutigamm —

die See mit

Perlen.' — E r lächelt — T h r ä n e n s p e n d e n d lächelt er ! — U n d unser S c h i f f l e i n , s c h o n zur Abfahrt fertig, Es schwillt die Segel — g l ä n z e n d ! — G ü t i g e r ! VoLlende, wie e9 Seinem R a t h gefällt! — ( P a u s e , w a h r e n d w e l c h e r er f r e u d i g i n ' s v e r k l ä r t e T h a l h i n a b schaut. )

W a s klingen dort

(zum

Fenster

hinaus

zeigend)

für

Lautentöne

ferne



So4



So schmutzend sanft) als ob die Mitternacht. Sie aus dem letzten Schlaf nicht wecken w o l l t e n ? — Der Laut kommt näher — (horchend) vön dem T h a l herauf — W i e ! sollte w o h l ein ärmer T r o u b a d o u r Des W e g e s w a n d e r n und verirret hierj Durchaäfst vöm Regen, u n d vom Sturme mätr, Bei uns ein gastfreundliches Obdach quellen? — Ich mufs den T h ü r m e r rufen, — Aber h o r c h ! — Schon tönt's am T e m p e l t h o r . — W i e !

täuscli' ich

mich? — Im Kreuzgewölbe jetzt! — Das ist doch seltsam, Der Laut — er spielt Versteckens! —

(rufend)

Gre-

ger! — W i e ! V o r meinet T h ü r e s c h o n ? — Du luft'ger Bothej W e r du auch seyst, h e r e i n ! — ( e r springt vom Stuhl a u f . )

EüDO

(tritt,

als

Pilger gekleidet,

auf;

s e i n Gesicht ist v e r m u m m t ,

so dafs n u r d e r l a n g e Bart s i c h t b a r i s t .

Er ti'igt s e i n e L a u t e in

d e r Hand* auf d e r e r e i n i g e T ö n e s p i e l t , e h e er s p r i c h t . )

EUDO. Verzeihung) Herr ( Dafs ich so spät und klimpernd zu Euch k o m m e ! —



3o5



'S ist meine Art, dafs ich mit Saitenspiel Mein K o m m e n künd', und auch mit Saitenspiel Dann wiederum so meines W e g s mich t r o l l e ! — ( K l e i n e P a u s e , w ä h r e n d w e l c h e r M o l a y i h n iiufserst a u f m e r k s a m betrachtet.)

G ö n n t mir zu sitzen; denn ich habe viel In neunzig Jahren schon gepilgert.

(setzt sich;)

MoLAi, Gern! Doch sagt, w i e kamt Ihr noch so spät h e r e i n ? — E U D Q.

Ich spielte erst da draufsen an der M a u e r ; D a öffnete ein guter Pförtner mir Das Thor, so schlich ich dann beisachte weiter. Molay. D a schlicht Ihr wahrlich rasch! — Im Augenblick W a r t Ihr im Kreuzgang erst, und jetzt schon h i e r ! Euoo, Das ist nun meine Art so! — M o l a Y. Fandet Ihr D e n n meiner W ä c h t e r keinen, der Euch a u f h i e l t ? D i e S ü h n e des T h a l ' s ; I.

[ 20

]



3oo



E u d o. Nein, — niemand pflegt auch sonst mich aufzuhalten. MOLAY

( i m m e r befremdeter. )

W e r seyd Ihr d e n n ? — EUD

o.

Ein armer Meistersänger, Der sich als M a n n im h e i l ' g e n Krieg getummelt, Und jetzt, als Greis, die Mahr' von Münuerthaten, Die er beginnen helfen, fröhlich singt. MOLAY.

W a s w o l l t Ihr aber h i e r ? — EUDO.

Ein frommes Lied Euch singen — und dann w i e d e r weiter zielm. MOLAY.

'S ist hohe Nachtzeit! — W e i l t bis morgen hier, Und pflegt der R u h ' — G l e i c h r u f ' ich meine Knappen I EUDO.

Lafst ruh'n s i e ! — Selig, die von Arbeit r u h e n ! — Mich aber haltet n i c h t ! — denn weiter mufs ich. W e n n ich das Lied gesungen. — MOLAY.

Nun, so singt,



3o 7



N a c h t r a b e ! — Aber n e h m e t d o c h die K a p p e E u c h ab, die w i e ein M a u l k o r b E u c h v e r m u m m e t ! — ]E

UDO.

'S ist mir b e q u e m s o ! — N u n , ihr alten Saiten, Spielt jetzt vergangene Und künftige Z e i t e n ! — ( s i n g t , i n d e m e r d e n Gc-sang mit der Laute b e g l e i t e t : ) W e n n die T o d t e n g l o c k e lÖner, W e n n d e r Märtyrer g e k i ö n e t , Ist der Richter a u s g e s ö h n e t . Mag sich Hüll' entgegen d ä m m e n ; P o l y k a r p o s ( * ) lebt' in F l a m m e n , Als die Asche sank z u s a m m e n . T o d k u n n t n i m m e r ihn Umfluthen, K ü h l u n g labt' ihn d u r c h d i e G l u r h c n , S e i n e S i n n ' In Jesu r u h t e n . Als die Asche a u s g e g l o m m e n , ist er bald der Angst e n t k o m m e n , In den Himmel a u f g e n o m m e n



P o l y k a r p o s , so wie du ! —

(*)

P o l y k a r p o s war Bischof von Smyrna u n d einer der ersten christ-

lichen M a r t y r e f . wollte,

Er w u i d e ,

verbrannt;

des Buch ! ) — •glitten h a b e .

weil er d e n G l a u b e n

u n d die L e g e n d e —

nicht

verleugnen

( L e g e n d e heifst ein zu l e s e n -

sagt, dafs er in diesem F l a m m e n t o d e w e n i g o d e r nichts-



5o8



MOLAY.

Ein schönes L i e d ! — Preis sey dem edlen Streiter, D e m Christus iloclit die heil'ge M a r t e r k r o n e ! — EUDO

(mit

v e r ä n d e r t e r erhöhter S t i m m e . )

Preis dir, m e i n wack'rer M o l a y ! — M o l a v. W t l c h e Stimme! — Ich bitt', enthüllet E u c h ! — EUDO

( i n seinem ersten ruhigen T o n e . )

'S ist mir b e q u e m s o ! M O L A.y.

Ihr spracht so eben jetzt in einem T o n e , Der mir durch a l l e Nerven f u h r ! — EUDO,

Kann s e y n ! — Denn n a c h dem L i e d ' erklingt die alte K e h l e W o h l 'mal m e l o d i s c h n o c h . — M O L A Y

(vor sich.)

Ich kann mich i r r e n ; Doch w i l l ich Ü b e r z e u g u n g ! —

( z u dem A l t e n . )

Wollt

Ihr nicht Euch, eh' Ihr geht, mit Speis' u n d T r a n k e r q u i c k e n ?



Sc>9



E U D O .

Tili speise Andre n u r , m i c h selber n i c h t ! — M o l a v. V o n w a n n e n k o m m t I h r d e n n , Ihr R ä t h s e l h a f t e r ? W o wohnet Ihr? — E U-D O .

I m g r a u e n Mimclienkloster Z u Akre, g ö n n t e n mir die f r o m m e n P f ä f f l e i n Ein Ruliekämmerchen — D o c h m a n c h m a l treibt's mich M i t Sturmesschnelle fort, u n d , wie das Schicksal, D u r c h w a n d r ' ich rastlos M e e r u n d Feld u n d H e i d e , U n d kehre N a c h t s bei g u t e n L e u t e n ein, Z u singen, was vollbracht u n d was b e g o n n e n . —• M O L

AY.

Z u Akre in der grauen M ü n c h e n K l o s t e r ? — W i e s a n d e r b a r ! — D o r t blieb vor vierzig J a h r e n M e i n w ü r d ' g e r O h m u n d F r e u n d , das Kreuzesbauuer B e s c h ü t z e n d , in dem T r e f f e n — sie begruben I m selben Kloster i h n — E U D O

( mit veränderter

erhöhter Stimme. )

D e n Marschnil E u d o ?



3io

M O L A ?



(mit Heftigkeit. )

Um Christi Marter w i l l e n ! lafs dein Antlitz Mich sehn; denii das ist meines Oheims Stimme! ( i n d e m e i auf ihtl e i n d r i n g e n w i l l , steht E! U D O a u f , u u d s e i n a z u r f a r b e n e s G e w a n d z u r ü c k , so dafs s e i n goldner

Harnisch

und d e r

wiift

bekreujtn

b r a u t l i c h e K r a n z auf

seinrin

H a u p t e sichtbar w i r d . )

£uoo

( m i t sehr e r n s t e r f e i e r l i c h e r S t i m m e . )

W e n n Quaalen dich umgarnen, So fahren sie aus den bestirnten Hallen, Drum lafs' sie dir gefallen; Im Jammer winkt das Zarte dir — Sey M a n n ! — W e n n Flammen dich u m w a l l e n ; Du bist die Kraft, die Sterne schaffen kann ! — Die Gluth verzehrt das K r e u z ; die er?'gen Halfen schallen! — (sich wieder verhüllend und seinen anfänglichen Ton wieder annehmend, )

Schallt, Lautentön*, im kalten Todtenhause! Der Alte kehret heim zur warmen Klause! — ( g e h t , auf s e i n e r L a u t e s p i e l e n d , a K )



SU



JVI O L A Y ( i h m n a c h e i l e n d , und r u f e n d . )

Ha, weile n o c h ! — Ibra n a c h ! — ( e r r i l l i h m nach u n d k o m m t n a c h e i n e r W e i t e b e s t ü r z t z u r ü c k . )

W i e in die Erde G e s u n k e n ! — W a r ' es m ö g l i c h ? — Oder sollten Die W a p p n e r ? — ( d u r c h die Thüre hinaus r u f e n d )

Greger! — G u i d o ! — Hat der T o d Euch alle denn in Schlaf geschmiedet? — GREGER

u n d noch

Z-WEI

ANDJIE

men eilig

gelaufen.)

W A P P N E R

(Rom-

G R E G ER.

Meister! Mour. W o habt Ihr W a c h e ? — G R E G EI,

An dem Kreuzgang, Herr! Z W E I T E R

W A P P N E R .

Ich an der Pforte — D R I T T E R

W A P P N E R .

Ich am Einlafs-Zimmer. —



312



M O I A T .

Saht Ihr denn nicht den blau vermummten Pilger Mit einer Laute, der jetzt von mir g i n g ? — ZWEITER

WAPPNER.

W i r sahen nichts. — Mo

LAY.

Habt Ihr kein Lautenspiel Gehört? — D R I T T E R

WAPPNER.

W i r hörten nichts. — MOLAT.

W a r t Ihr denn wach ? GRE

GER.

So wach, dafs w i r die Grille zirpen hörten. M O L

Das ist sehr seltsam! —

U . den b e i d e n W a p p n e r n )

Geht an

Eure Posten! — { D i e W a p p n e r gehen a b . ) ( zu G r e g e r n )

Du aber eil', u n d suche mir den Alten, Der eben von mir ging -r- er mvifs am T h o r , M u f s noch im Kreuzgewölbe sich verstecken. —



3i5



Geli! — l a u f ! — mein falber Tartar ist dein Lohn, W e n n du ihn findest! — E i l e ! — G R K G E n. Herr, sogleich. (geht eilig ab. ) M g L A Y

( a l l e i n , sich s e t z e n d . )

Ich müchte schlafen — Doch der Schlummer flieht Vor meines Geistes Augen — und Gedanken Tliurnieren w i l d in meinem Kopf h e r u m ! — Ich Staub — die Kraft, die Sterne schaffen k a n n ? Die Glulh, das Kreuz verzehrend und die H a r f e n ? ! — Vielleicht ein Sinnenblendwerk. — V a t e r ! ende Mit H u l d ! ich lege mich in deine Hände.

S

e

c

h

s

t

e

ERSTE

r

A C T .

SCENE.

(Tcmpelgarten : im Vordergrunde Philipps H ü t t e ; iin Hintergründe Meer«

das

D e r Morgen'fängt an zu dümmern.)

PHILIPP

(allein.)

S c l i o n dämmert dort der M o r g e n . — Zwar die S o n n e R u h t n o c h im M e e r ; doch j e n e dicken N e b e l , D i e a u f den W e l l e n dampfen, k ü n d e n

schon

I h r K o m m e n . —- W a r u m darf durch N e b e l

nur

S i e uns sich nah'n ! — W a n n wird es uns vergönnt seyn, S i e unverhüllt in K l a r h e i t anzuschau'n ? — Geduld und Hoffnung!

— ( z u den Blumenbeeten tretend)

W i e das grause W e t t e r V o n gestern m e i n e k l e i n e n

Lieblinge,



5i5

Die B l u m e n hier, erquickt h a t ! — Naclitviole! Hast du dich nicht gefürchtet, armes D i n g ? Sey r u h i g ! — W ü t h e n d trifft des Blitzes Strahl D i e h o h e stolze C e d e r n u r ; euch Kleine Schützt E u r e Niedrigkeit, u n d der O r k a n D e r Felsenstücke losreifst, stärkt das Fruchtfeld. — (Pause. ) So sicher schlummert ich in eurer M i t t e ! — N o c h E i n m a l reifst mein rastlos Schicksal mich Z u m Berge h i n — ich scheide, lieben F r e u n d e ! — W e n n , die so mild u n d f r e u n d l i c h euch ernährt, D i e w a r m e S o n n e , h e u t von euren W a n g e n Die F r e u d e n t h r ä n e n küfst, die das G e f ü h l E r n e u ' t e r L e b e n s k r a f t euch a u s p r e i s t ; — •wenn Ihr froh euch aufschliefst, i h r e n G l a n z zu fassen : D a n n w a n d e l t euer F r e u n d auf f e r n e n W o g e n , U n d k e h r t — gewifs! — er kehret nie z u r ü c k ! — (Pause.)

So lebt d e n n w o h l ! — H a b t D a n k f ü r jede S t u n d e D e r stillen F r e u d e — D a n k f ü r j e d e T r ö s t u n g , Für jeden sanft mir zugeströmten B a l s a m ! W a s u n t e r M e n s c h e n — unter j e n e n Stolzen, D i e sich die K ö n i g e d e r S c h ö p f u n g w ä h n e n —



3I6



Umsonst ich suchte, fand ich hier bei e u c h : In schönem Bündnifs, Einfalt, Lieb* und Frieden! — Hding' nicht dein Köpfchen, L i l i e ! — O Gott! Ich könnte stolz seyn, war* ich rein, w i e dti! — Du königliche R o s e ! — K ö n i g l i c h ? — N e i n ! Nicht von Blut gefärbet ist dein Purpur, W i e Philipp August's! — Fort, verhafstes Bild, Entehre nicht der Sel'gen W o h n u n g e n ! — Es ist v o r b e i ! — die starre W i r k l i c h k e i t Verscheucht mein schönes T r a u m b i l d ~ schon entflieht es! — O, nur Minuten darf der Mensch vom Staube; Sich rcifsen, und auf golduem Fittich sich Zum Äther s c h w i n g e n ; — immer zieht's ihn wieder Zum Staub' h e r a b , und prefst in's Joch ihn ein! — W e r kommt? — ADALBERT (tritt, schon völlig als Tempelritter gekleidet, auf.) PitiLipr. Ha, Adalbert! bist du's, mein Einz'ger? Hat die vergang'ne Schreckensnacht auch dir Den siifsen Schlaf geraubt? — ADALBERT.

Gemartert hat sie

M i t F o l t e r n der e m p ü r e t e n E i i n n ' r u u g M e i n w u n d e s Herz. — In einer s o l c h e n N a c h t , W a r d ich, o V a t e r ! W i t t w e r . — Lafst, o lafst m i c h Das T h n i n e n a u g ' an E u r e r B r u s t v e r b e r g e n ! — PHILIPP

(ihm

in d i e A n n e n e h m e n d . )

Entlade dich! — Der Menschheit Zeugin schändet D e n R i t t e r nicht. — B r i c h d i e i e s d u m p f e S c h w e i g c n D a s deines V a t e r s düstre S e e l e trübt. S c h o n m e h r als E i n e n T a g h a t u n s das S c h i c k s a l V e r e i n t ; u n d i m m e r n o c h verbirgst du mir Die Kunde deiner Leiden — ADALBERT.

O, m e i n V a t e r ! PHILIPP.

B i n ich es n i c h t ? — O s i e h ! M o m e n t e n u r S i n d unser noch, — b a l d n i m m t das S c h i f f u n s a u f . N o c h sind w i r o h n e Z e u g e n , — A d a l b e r t ! S o l l d e n n dein V a t e r — soll dein erster F r e u n d , S o l l der, den g l e i c h e N o t h zu d e i n e s G r a m s Genossen m a c h t e , n i c h t m i t dir i h n t h e i l e r i ? — A D A L B E R T

(der,

uührend

dieser R e d e ,

in G e d a n k e n

vor sich hin gfcitairt h a t . )

In einer s o l c h e n G r a u s n a c h t . . . j a , i c h w i l l

versenkt,



5iy



E u c h alles sagen — lange stand ich an, Mit diesem G i f l h a u c h E u r e R u h zu t ü d t e n — Ihr wollt's, es sey! — I n einer solchen N a c h t G a b m e i n e Agnes mir den letzten Kufs, D e r M o r g e n sollt' auf ewig u n s v e r e i n e n ; D i e Gäste harrten, alles war bereit. M i t leichtem S i n n verliefs ich sie am Abend ; E i n P a r a d i e s e s l ü f t c h e n s c h i e n das S t ü r m e n D e s grausen N o r d w i n d ' s mir. — W a s ist der Liebe — Sagt selbst, m e i n Vater! — was ist ihr so schwarz, D a f s sie in RoSetifarb' es n i c h t zu kleiden Vermochte! PHILIPP

(düster.)

W i r k l i c h ? — K a n n sie d a s ? — W o l i ' a n , So w i r d sie mir auch w o h l die R a b e n w o l k e D e s schwarzen M e u c h e l m o r d e s , mit dem B l u t Erwürgter R o s e n f ä r b e n ! — (wild aufschreiend) König Philipp ! — A D A L B E R T (schwärmerisch.) Geist m e i n e r Agnes, wirst du das ? — D u schweigst? .' — Philipp. Sie wird's, b e i m helligen S e b a s t i a n ! — E n d e !

ADALBERT

( s i c h mühevoll r a m m e l n d . )

Von Agnes Schwelle eil' ich durch die Strafsen Mit H u m b e r t unserin K n a p p e n ; — alles tanzet U m mich h e r u m ; d e n n morgen sollt' ich sie, D i e Herrliche, besitzen. — Plötzlich störet, Just an der Ecke, w o die Strafse Faydeau Sich nach der Seine w e n d e t , eine Stimme M e i n süfs Entzücken.

E h ' ich mich besinne,

T r i f f t plötzlich m e i n e n K o p f ein schwerer Schlag V o n h i n t e n , daTs ich sinnlos niederstürze. Als ich erwache, find' ich staunend micli In einem Saal von vielen Lagerstellen, Mit T o d t e n u n d mit S t e r b e n d e n u m r i n g t . E i n frommes M ä d c h e n vom geweihten O r d e n D e r Schwestern der Barmherzigkeit, im Schleier Verhüllt, stellt neben m i r ; — ich seh sie n o c h ! Sie freuet sich, so sagt sie, dafs m e i n Auge Sich wieder ö f f n e t ; zu den T o d t e n h ä t t e M a n mich gezählet, s c h o n die letzte Ö l u n g Mir geben u n d das Glöcklein läuten Wollen. Ich sey im Hospital zum heil'gen R o c h ; V o r sieben T a g e n h a b ' ein U n b e k a n n t e r Mich hergebracht, u n d o h n e S i n n e h ä t t ' ich

V o n jenem Augenblick bis jetzt gelegen. Vergebens sucht' icli m e h r von ihr zu forschen. Sie pflegte sorgsam m e i n ; doch niemals k ö n n t ' ich M i t ihr mich recht b e s p r e c h e n ; i m m e r h a t t e D i e T r o s t - u n d G a b e n r e i c h e mehr zu tllun F ü r m i c h u n d Alle, u m der armen W o r t e M i t einem Einz'gen viel zu wechseln. — E n d l i c h Als ich n a c h sieben martervollen

Wochen,

V o m Lager -wieder a u f k a m , u n d mit D a n k F ü r m e i n e Pflegerin das Ilaus verliefs; — Sie strebte allen a r m e n T o d e s k r a n k e n W a s Agnes m e i n e m Lebeil ist, zu scheinen. Sie lebte, selber sterbend, in d e n T o d t e n ; W i e ich, n u r s c h ö n e r — d e n n sie n a h m sich nicht D i e Zeit, zu eignen T h r ä n e n , eignein T r ö s t e ! — G o t t tröste sie, die gute M e i s t e r i n ! —» ( e r versinkt in G e d a n k e n . ) PHILIPP

( i h n ungeduldig unterbrechend» )

Nun? — ADALBERT

(sich besinnend.)

J a ! — Als ich's verliefs, Sanct R o c h u s S p i t t e l ; D a fand ich u n s e r n H u m b e r t an der Schwelle, U-nd schrecklich w a r d das R ä t h s e l m i r gelös't! —

P H I L I P P

(mit

immer steigender Neugier. )

N u r -weiter! — A D A L B E R T .

D i e mir jenen Schlag versetzt — E s waren Nogaret's gedungne Henker! — P H I L I P P .

0 , meine Ahifung! — A D A L E E R T .

N i c h t mit Eurem Unglück, Jiiqht mit der Mütter T o d gesättigt, wollte D e r B u b ' auch noch den letzten aller Anjous, D e n letzten Zweig des grofsen Stammes, fällen. D e n W e g dazu bahnt' ihm des Königs W o l l u s t ; Denn Philipp August, der gekrönte Lüstling, E r selber hatte längst sein gierig Auge Auf meine engelreine Braut geworfen. D o c h ich stand ihm im W e g e ; mich vermocht' er Mit des Gesetzes Schwerte nicht zu treffen, So sehr auch Nogaret, der feile Kanzler, Z u dreh'n es weifs.

D r u m sollt' auf dessen Antrieb

Ein Mörder-Schwarm mich an des Glückes Schwelle Ermorden, und mein T o d dem K ö n i g s b u b e n D e n W e g zu meiner h o l d e n Agnes bahnen. — D i e S ö h n e des T h a l ' s .

I,

[

21

1



323



Es ist ihm n i c h t g e l u n g e n ; d e n n n o c h l e b t Sein Todfeind.

Aber a c h ! e i n schön'res O p f e r

W a r d des V e r r u c h t e n R a u b ! — PHILIPP.

W i e w u r d e n dir D e n n a l l e diese G r ä u e l k u n d ? — ADALBERT,

Mein Knappe, D e r m i c h , a l s schon die M ö r d e r s i c h v e r l a u f e n — S i e h a t t e n a l l e m i c h für t o d t g e h a l t e n — Zur s e l b e n N a c h t in's H o s p i t a l g e s c h l e p p t . B e s c h w o r m i r alles, w i e ich's E u c h e r z ä h l e t ; D e n n einer v o n des K ö n i g s K ä m m e i l i n g e n , E i n W a f f e n b r u d e r H u m b e r t s , hatt' es i h m , I h n vor G e f a h r zu w a r n e n , a n v e r t r a u t . PHILIPP.

U n d deine Agnes? — A B A. L B E R T .

Jene Schreckensnachricht Von m e i n e m T o d e h a t t e d u r c h P a r i s S i c h s c h n e l l verbreitet — P H I L I P P.

J a , sie hat auch mich



325



Getäuscht, und noch mein letztes braunes Haar In graues umgewandelt. ADALBERT.

Unser Humbert Halt' aus Besorgnifs für mein Leben nicht Gewagt, dem Ruf zu widersprechen — kaum Gewagt, bei Nachtzelt sieb zum Hospital, W o ich In Todesarmen lag, zu schleichen. — Nach vierzehn T a g e n endlich — o, des Zaudrers! Sie war gerettet, wenn er früher g i n g ! — Nach vierzehn T a g e n schleicht er in die W o h n u n g Agnesens — Da vernimmt er — ew'ger Gott! — Lafst a b ; denn folternd blutet meine W u n d e ] — PHILIPP.

Sie soll nicht h a r s c h e n ! — Denk des lichten Eides Um Mitternacht am W e i h a l t a r der R a c h e ! Denk deiner Mutter und der letzten Klaar, Die sie in W e h e n der Gubärerin Zum Rächer sandte! — ADALBERT.

O, zehntausendfai h f a l l ' sie auf Philipps Haupt zurück! —

PHILIPP.

Vollende! ADALBERT.

W o h l a n ! wo blieb i c h ? — j a ! nacli vierzehn Tagen Schleicht also Humbert nacli Agnesens Hause. Da höret er: sie sey, als sie die Nachricht Von meinem T o d ' erhalten, hingesunken; Ein glühend Fieber habe sie ergriffen; Dann sey sie auf Verlangen ihrer Freundin, D e r frommen Abbatissin von Sanct Clara, In Betten eingepackt, zum Cl-aren-Klöster Gebracht und, nach Empfang der lieil'gen W e i h e n , N u r wenig T a g e d'rauf daselbst verschieden. — Ich stürzte hin zum K l o s t e r ; da bezeugt mir'ä Die Pförtnerin, dafs Humbert w a h r gesprochen. — Jetzt wollt' ich in dem B l u t e des T y r a n n e n D e n Durst nach R a c h e k ü h l e n ; doch er war Nach Bordeaux abgereist, u m dort dem Pfaffen D i e päbstliche T i a r e zu verschachern, U n d seine Henker blieben wach. — Ich mufsie M e i n Leben retten, seines zu verderben. Auch wollt' ich mich zuvor mit Golt versöhnen, U n d seine Kraft, zur Rache mir erflehn,



325



Im heil'gen L a n d . — Ich schiffte zu Marseille Mich ein, nach Palästina hin zu segeln. W i e uns nichts m e h r ! — N o c h i m m e r betet D e r a l t e G r o f e - C o m p t h u r ! — W a s g a b ' ich n i c h t F ü r e i n e n Kufs auf diese g r a u e n W i m p e r n , Für einen Segen dieser H e l d e n h a n d ! — D o c h n e i n ! D i e S e e l e dieses H e i l i g e n Soll nicht durch Erdenscbmerz entadelt w e r d e n ! — F l e u c h , artner R o b e r t ! fleuch dies L a n d der R u h ! — Doch sollst vielleicht ein neues du erringen? — ( a u f d i e B i l d s ä u l e n der M e i s t e r b ü c k e n d )

N i c h t W a h r : — der M e n s c h k a n n d i e N a t u r b e z w i n gen? — Ihr l ä c h e l t , alte M e i s t e r ! — N u n , w o h l a n ! I h r R i e s e i i k i n d e r , ich b i n a u c h e i n M a n n ! Erschaffen k o n n t e t Ihr — u n d i c h ? — Ich k a n n e n t i a g e n ; Ich F r e i g e s p r o c h n e r k a n n a l l e i n das Z i e l e r j a g e n ! — A S T R A L I S

(erscheint als J ü n g l i n g , hellblau g e k l e i d e t , mit

einem

B l i e f e in d e r H a n d . J A S T H A H S

( z u R o b e r t tresend, eben aU d i e s e r s i c h u m w e n d e n u n d

zur T h ü r h i n a u s w i l l , m i t v e r ä n d e r t e r S t i m m e . J

G e g r ü f s e s t seyst du, R o b e r t d ' H e r e d o n ! R o B E tt i . W e r ruft m i c h ? —

A S T R A L I S

(ihm den Brief reichend. )

Lies, und merke, was du liesest! R O B E R T

(sie betroffen anblickend. )

W i e ist dein N a m e ? — ASTRALIS.

Astralon. R O B E R T .

Icli liatle Einst einen T r a u m , der sah so aus, w i e d u ! — A S T R A L

IS.

Du sollst nicht träumen! — Eile zu dem Hafen, Das Schiff aus Schottland harret deiner schon, Sey w a c h ! — In deiner Heimath siehst du m i c h ! (geht eilig a b . ) R O B E R T

(ihr ruhig nachsehend.)

Sey w a c h ? — Ich bift's! — Ein sonderbarer B r i e f ! ( i h n besehend )

D i e Aufschrift Schottisch — meine Muttersprache. Die Form ein Fünfeck — W i c h s u n d Lettern grün Das Siegel ein quadrirtes Feld, u n d d'rinnen Ein Low', ein Fuchs, ein Affe, u n d — das vierte, W i e mir es scheint, ein Sperber. — W u n d e r l i c h ! W i e ' n M ä h r l e i n fast — lafst sehn doch ! —



337



(lie*!)

„Braver Schotte! „ K e i n T e m p e l h e r r , u n d d o c h des T e m p e l s

Hüter!

„ N o c h V i e l e s w i r d einst klar, w a s jetZH n o c h dämmert. „ D u bist erwählt vor V i e l e n . — Z e u c h in F r i e d e n „ Z u deiner H e i m a t h ; — docli am achtzehnten „ D e s dritten M o n d ' s , im J a h r e z w e i m a l sieben „ D e s vier und fünfzigsten J a h r h u n d e r t s der E n t f a l t u n g , „ S e y zu Paris am T e m p e l t l f u r m , u n d rette „ D a s rothe K r e u z aus F l a m m e n ! — F o r m und F a r b e „ S i n d w a n d e l b a r ; d o c h ewig ist der Urstoff. — „ W i r harren dein im g r ü n e n Friedensthale, „ W o auch der k ö n i g l i c h e L e u v e r s t u m m t . " (Er f a l t e t den B r i e f 2usuuimen,- und starrt

gedankenvoll

v o r sich

hin ; dann verlüfst er M h n e l l den S a a l . ) C o M P T J i U R

(indem er v o r dem A l t a r , w o er b i s h e r g e k n i e e t u n d ,

zum e r s t e n m a l ,

eine

Miniitc lang gebetet hat, d u r c h d i e s e s

lange

G e b e t höchst ermattet aufsteht.)

H a b ' D a n k , du reine M a g d , für D e i n e r G n a d e n S c h e i n ! E r hat mich bafs erquickt, w i e nie in meinem L e b e n ; D o c h b i n ich matt, w i e nie. — W a r das g e b e t e t ? — Nein!



I c h sprach, ich dachte n i c h t ; in L ü f t e n thät ich schweben; n i e S ü h n e des T h n l ' s . I .

[

22

]



338

~

Ich lag im Mutterschoofs, ein saugend Kindelein, U n d eine Neugeburt erstand in mir mit B e b e n ! — W e n n das gebetet war* so möcht'ich schier vermeinen: W e n n Eines beten kann, es könnte nicht mehr weinen. — (Er blickt, zum Fenster hinaus, noch einmal in das schon von M o r gennebeln dampfende Thal hinunter; dann, nach einer Paus e , in welcher er sich allmählig von seiner tiefen Ermattung erholt hat, öffnfct er gestärkt die

ins

Kreuzgewölbe

führende Seitenthüre.)

Ist das nicht Molay, der vom Kreuzgang h e r k o m m t ? ( z u Molay, indem dieser herein tritt)

Bist auch schon munter, alter Spiefsgesell? Molay. S o eben hab' ich meinen Kampfgefährten, D e n Tartar, noch zum letzten mal getränkt; Auch auf dem Berge war ich. — Bruder Hugo, W i e Wohl thut einem, der zum Grabe eilt, Ein offner Rückblick in die heitre, freie, Lebend'ge Gotteswelt, wo alle Saaten S o schön gedeihn! — Nicht wahr, auch unsre, Hugo, S i n d nicht verloren? —



359



C o M P T H U R .

W i e ' s dem Herrn g e f ä l l t ! Ich grüble n i c h t ; er mag es selig e n d e n ! Mo

LAY.

Du bist schon früh aus deiner Z e l l e ! — CoMPTHUR. Ja! Des Sturmes Heulen und des Donners R o l l e n Hat mich um zwei Uhr schon heraus gejagt. Es war, Gott besser's, eine Nacht — so hab' ich Sie nie erlebt; als ob der böse Feind M i t seinen Buben Kegel schob' — so t o l l ! — Moiir. Er trifft den Kegel auch, den Gott i h m zeigt; Es spielt der Knecht — das Spiel gewinnt der Herr! — (indein sein Blick auf des C o m p l h u r s R ü s t u n g

fallt J

D u bist gewappnet, Bruder? — C o m p t h ü r .

Schau, C a m ' r a d ! Ich mufs es dir, Gott besser's, nur gestehn. 'S ist närrisch, aber alles geht ja jetzund So kunterbunt — Sieh, B r u d e r ! da gedacht' ich, Sollst doch in deinem Waffenschmucke dich



34P



Noch einmal hier den grauen Burschen z e i g e n ; Kommst zeitig g'nug zur jungen Gecken-weit. So ging ich her, und weihte Schwert und Lanze Dem alten Hugo und der heil'gen J u n g f r a u ; U n d d a — lach mich nicht aus, G e s e l l ! — Gott besser's, D a war's, als ob die dunkeln Augen mir Zu feuchten sich b e g a n n e n ! — M o LAY. Schone m e i n ! —. Mir thut heut Stärke N o t h ; der Meisterharnisch Verdeckt nur schlecht mein w u n d e s Menschenherz! —. Der Robert schwimmt w o h l schon zu seiner H e i m a t h ? Compthur. Der Junge w i r d doch Abschied n e h m e n ? Molay, Der Robert — glaube mir, es schwant mir sehr, Mit dem führt Gott w a s Grofses noch im S c h i l d e ! — Als ich hier vor dem Gnadenbilde knie'te, D a schaut' ich unverwandt in den Krystall, Auf dem der Jungfrau Strablenkrone glüht. Auf einmal war's, als sah' ich in dem Spiegel Den Robert und 'nen Engel neben ihm, In Himmelfarb' gekleidet — Beide glänzten, W i e von dem Licht der Herrlichkeit verklärt. —



341



A u c h h a b ' ich ihn h e u t Nachts im T r a u m gesehn. Gegürtet, w i e ein schlechter H a n d w e r k s m a n n ; D o c h p l ö t z l i c h stand er als ein R i e s e d a : M i t seinem H a u p t e reicht' er an den H i m m e l , M i t seinem Fufs zum M i t t e l p u n k t der E r d e ; U n d sie von Ost bis W e s t u m k l a m m e r n d , rief er : D e n R e i n e n strahlt u n d dienet die Natur.' MoLAr. Es w a r ein T r a u m ! — COMPTHUR.

J a freilich doch, Gott besser'a, Ich möcht' i h n d e u t e n ! — MOL

Ar. O, w i r t r ä u m e n a l l e !

D o c h , dafs w i r träumen k ö n n e n , das b e w ä h r t D a s D a s e y n mir von j e n e n h e i l ' g e n H ö h e n , D i e K ü h l u n g auf die W ü s t e n i e d e r w e h e n . W e n n der Sirocco uns das M a r k verzehrt. C O MPTHUB.

Ich w i l l ihn suchen, dafs er ohne Abschied M i r nicht entkomme! —

M O L A V .

W o h l ! ich harre dein, Bis wir ¡ u m Hafen zieh'n.

— (Corapthur geht a b . )

(allein)

Sie bleiben lange! (Es wird an e i n e k l e i n e , bei dem Marienaltar angebrachte, verborgene T h ü r g e k l o p f t )

Da sind sie j a ! — Herein, wer auserwählet! (er zieht sich die Kappe seines Mantels über den K o p f ,

und

ver-

schliefst die Hauptthiir.) DER

P RE SB Y T E R, M A R S C H A L L , und

C L A U S

herein.

der Bruder des Gartens P H I L I P P , DER D R A P I E R ,

R Ö S N E R

( A l l e haben

DER

D E R P A N N E R K R

kommen aus der v e r b o r g e n e n T h ü r e

die Kapuzen

ihrer Mäntel oder Kittel über

den K o p f g e z o g e n ; j e d e r trägt ein kurzes blutrothes

Schwert,

an

einem eben solchen G ü r t e l , das er sich beim Hercintreten um den Hals hängt.) M O L A V

(zwischen sie tretend.)

Stellt E u c h in F o r m e n ! P R E S B Y T E R

— (ihn u n t e r b r e c h e n d . )

Bruder Leitender, Gieb mir die R e d e !



343



M O L I T .

Sprich! PBESBYTER.

Es sprach der Geist In mir: als sey ( a u f Philipp zeigend)

der zweite Bruder Wächter Heut nicht in sich gesammelt. — ( z u P h i l i p p , i h n scharf a n b l i c k e n d )

Bist Du's ? — P H I L I P P

(nach e i n e r P a u s e . )

Nein! — P R E S B Y T E R

(mit sanftem Ernst.)

So störe nicht das Amt der letzten Ölung! — P H I L I P P

(eben so zu i h m . )

Ich danke dir. — (Er n i m m t s e i n S c h w e r t vom H a l s e u n d Uberreicht

es dem

Molay.) • M O L A Y (ihn u m a r m e n d . )

Gott stärke dich, mein Bruder! — ( P h i l i p p geht a b . ) M O LAY

(zum

Marschall.)

Du bist, statt Philipp's heute, «weiter Wächter!

-

544

-

MARSCHALL.

Es ist kein Amt; wir sind nicht Sieben v o l l ! PRESBYTER.

Drum nahm ich meines Chores jüngsten Knaben, U n d lehrte ihn das heil'ge U r i m - T h u m i m , Das nur der Jüngste von uns nennen darf. — Er harret. — Soll er heut uns leiten, B r ü d e r ? — M O L A Y.

Ein Kind ist wissend, denn es kommt vom S c h a u ' n ; Drum führ den Knaben her, dafs er uns l e i t e ! (DER

PRESBYTER

geht heraus, kommt aber s o g l e i c h w i e -

d e r , und führt einen f ü n f j ä h r i g e n C H O R K N A B E N

her-

e i n , dem d i e Angen v e i b u n d e n sind und den er vor

den

Molay s t e l l t . ) MOLAY

( d e m Kinde d i e Hände a u f ' s Haupt l e g e n d . )

Der Herr sey mit dir! DIE

ANDERN.

U n d mit Seinem Geist! M O L A Y

( n a c h d e m er dem Knaben P h i l i p p s S c h w e r t u m g e h a n g e n , zu den

Andern)

Stellt in die Formen E u c h ! — Erhebt das K r e u z ! — (DIE

W I S S E N D E N ,

auf deren fünften Platz der

B Y T E R den K N A B E N

PRES-

führt, s t e l l e n sich i n eine b e -



345

-

liebige F o r m , v o n der der L E I T E N D E den W Ä C H T E R

(*) und die bei-

d i e drei E n d e p u n k t e b i l d e n .

D a n n er-

h e b e n s i e ihre k l e i n e n S c h w e r t e r i n ' s g r o f s e K r e u z . ) L E I T E N D E R .

I m N a m e n des Alleinigen und Ew*gen Eröffne ich am Morgen unsre H a l l e n ! — Ihr kennt den König, welcher sie erbaut! W i e heifst sein S i e g e l ? Z W E I T E R

W Ä C H T E R ,

Maafs! E R S T E R

W Ä C H T E R .

Gehalt! L E I T E N D E R .

Begrenzung! — Die Hallen ruhen. — Senkt die Schwerter jetzt! — ( A l l e treten aus der F o r m , i n d e m s i e ihre S c h w e r t e r d i e Brust z u r ü c k s i n k e n l a s s e n .

(*)

D e r

W

auf

Ä C H-

D a d i e W i s s e n d e n , ü b e r d i e s e m ihrem w i c h t i g e n G e s c h ä f t e , ihrer

Personen selbst gänzlich vergessen,

s o w i l l auch Verfasser d a r a n i m g e -

g e n w ä r t i g e n G e s p r ä c h nicht e r i n n e r n , Meister ersten,

auftretenden den

Molay

Marschall

den

den

s o n d e r n wird

Leitenden,

zweiten

P a n n e r e r u n d RÖsner ü b e i h a u p t W i s s e n d e das

E R S T E

wieder

Jüngste

nennen.

den hier nicht a l s

den

Wächter,

Presbyter den

und d a s K i n d

den

Drapier,

schlechtweg

— TSR

fuhrt

DAS

346



JÜN&STE

vor

den

Marienaltar,

wo es mit gefalteten Händen n i e d e r k u i e e t ; dann tritt er wieder zulück unter die Wissenden. ) LEITENDER.

W i r sieben W i s s e n d e sind h e u t versammelt, W i e mir der Geist es sagt, zum l e t z t e n m a l : E i n wichtiges G e s c h ä f t n o c h a b z u t b u n . W o v o n ich E u c h zum T h e i l schon unterrichtet. — D i e Zeit ist kurz ; d i e T h a t w i l l Eil* u n d Schweigen. — Ich zieh' nach Frankreich.

Ihr,

zum T h e i l ,

bleibt

hier! — W e n n rein auch unser Sinn, d o c h ist es Pflicht I n diesem d r ä n g e n d e n G e w ü h l der Zeiten, M i t Vorsicht sich zu w a p p n e n , u n d dem N e i d e Auch selbst die kleinste Blöfse nicht zu geben, W o d u r c h er unserm O r d e n s c h a d e n k ö n n t e . I c h b i n d a h e r auf R a t h der drei E r l a u c h t e n , D i e aufser uns im T e m p e l wissend sind — D e s Priors G u i d o , Peters von B o u l o g n e , Adams von V a l i n c o u r t — u n d in dem N a m e n D e r vierzehn Meister ausserhalb des T e m p e l s , D i e n o c h auf E r d e n wissend — jetzt g e s o n n e n : V o n d e n e n Schriften, die des O r d e n s Inn'res

-

347

-

Enthüllen, vieles, was der Feinde Mifsgunst Bedeuteln könnt', den Flammen zu vertrauen. D i e drei genannten Brüder aus Paris Sind gleicher Meinung; hier sind ihre Schreiben. ( E r g i e b t j e d e m d e r drei « l l e s t e n W i s s e n d e n e i n e n B r i e f ; sie g e b e n i h m die S c h r e i b e n ,

nachdem

sie d i e s e l b e n d u r c h g e l a u -

fen, w i e d e r . )

Ich frag' Euch also nochmals mit Bedacht: Seyd Ihr's zufrieden? E R S T E R

W Ä C H T E R .

Unter der Bedingung, Dafs nicht das Heilige vertilgt wird — ja! — D E R

L E I T ENDE

(indem

er einen Grabstein

aufhebt, der vor

H u g o ' s B i l d s ä u l e l i e g r , u n d aus d e r d a r u n t e r b e f i n d l i c h e n Ö f f n u n g e i n e Kiste h e r v o r h e b t , u n d sie auf d e n B o d e n s e t z t . )

In dieser Truhe sind die Ordensbucher. ( z u einein d e r net

jüngeren Wissenden, nachdem

er die Kiste e r ö f f -

hat.)

Lies ihre Titel, Bruder (*)!

(*)

Ritter Gerhard

de

Caus

hat,

nach d e n

Französischen

Pro-

zefsacten über die gegen d e n O r d e n verhängte Untersuchung, angezeigt, d a f s M o l a y vor. s e i n e r A b r e i s e

aus C v p e r n die w i c h t i g s t e n O r d e n s s c h r i f -

ten verbrannt und einige mitgenommen habe.

— DER

W I S S ENDE

liest, nachdem

348



( n i m m t ein verschlossenes Buch heraus, u n d

es d e r

Leitende

aufgeschlossen, d e n T i t e l . )

„Ordens-Regel „ D e r T e m p e l h ü t e r von Jerusalem." DER

LEITENDE

( i h m das Buch aus der Hand n e h m e n d , und

es w i e d e r verschliefscnd ; i n d e m er es auf das Piedestal l e g t . )

Dies nehm' ich m i t ;



rein w i e

das W o r t

des

Meisters Ist dieses Buch. — Nimm, Bruder, einen Schlüssel, U n d hüte sein — ( e r g i e h t d e m z w e i t e n W ä c h t e r einen S c h l ü s s e l )

den andern nehm' ich zu mir. WISSENDER

(lesend.)

Dasselb' in Abschrift. LEITENDER

( zum z w e i t e n W ä c h t e r . )

N i m m es; das bleibt hier. W i SSENDER

(ein

a n d e r e s Buch aus der Kiste n e h m e n d , aufschlagend,

und es

liest:)

„Wahrhaft'ge Urkund', w i e von T h o m a s Berald, „Dem vier und zwanzigsten der Tempelmeister, „ D i e Lehr' vom einz'gen Gott ward hergestellt, „Und, von des Kreuzes Schatten nicht verdunkelt, „Der M o n d der Alten Pfad erleuchtete."

-

349

-

LEITENDER.

W i r brauchen es nicht mehr, und Jüngeren Kann diese Lampe leicht ein Irrlicht seyn. (zum

Wissenden)

Reich' mir die Gluth, entzündet an der Ampel! — (Der

Wissende

g e h t v o r das M a r i e n a l t a r ,

demselben stehendes Kohlenbecken, an der vor

nimmt

e i n auf

e n t z ü n d e t die K o h l e n

d e m Altar h e r u n t e r h ä n g e n d e n A m p e l ,

kommt

d a n n mit d e n b r e n n e n d e n K o h l e n i m Becken w i e d e r z u r ü c k u n d stellt dasselbe v o r

L E I T E N D E R

(indem

er

den L e i t e n d e n

hin,)

das l e t z g e n a n n t e Buch n i m m t ,

und

es

ü b e r das K o h l e n b e c k e n h ä l t , zu d e n a n d e r n W i s s e n d e n . )

W e n n Ihr es meint? — ERSTER

WÄCHTER.

Es mag zu Asche werden. (Der

W I S S E N D ER

Leitende

w i r f t es in

die

( e i n a n d e r e s Buch h e r v o r z i e h e n d ,

Flamme.)

liest:)

„ V o n Baffom, dem Erleuchter." L E I T E N D E R

(es

nehmend.)

Gleichen Inhalts, D'rum gleichen Schicksals auch? —



35o

ZWEITER



W Ä C H T E R .

W i r sind's zufrieden. (Der

WISSENDER

Leitende

wirft es in die Flamme.)

(zieht wieder ein Buch heraus, und l i e s t : )

„ V o n dreien M e i s t e r n : Moses, C h r i s t " — den dritten Kann ich nicht lesen; es ist Chifferschrift. LEITENDER

( z u den beiden Wächtern.)

Ihr Beide kennt den N a m e n ? —. BEIDE

WÄCHTER.

Ja! — LEITENDER.

So darf ich Es n e h m e n ? E R S T E R

WÄCHTER.

Deiner Obhut sey's vertraut! W I S S E N D E R

(2ieht ein ganz kleines Buch hervor, und l i e s t : )

„ V o m Stern aus M o r g e n l a n d . " BEIDE

W Ä C H T E R

(zugleich schnell darnach g r e i f e n d . )

U m Alles w i l l e n ! N u r dieses nicht verbrannt! —



351

LEITENDER



(es nehmend.)

Sollt' ich den Demant Vergeuden? — ( e r steckt es s i c h - i n den G ü r t e l . )

Hier im Gürtel w i l l ich's tragen. Ihr aber habt mein ritterliches W o r t : Ich oder ein Erwählter bringt's Euch wieder. — ( nachdem er das Kohlenbecken m i t den d a r i n v e r b r a n n t e n P a p i e r e n zugedeckt hat. )

Es stirbt die S c h r i f t ; das ew'ge Zeichen l e b t ! — W i s SENDER

( i m Kasten s u c h e n d . )

D a unten schimmert's, w i e Metall. LEITENDER

( auf ihn zuspringend und ihn z u r ü c k s t o ß e n d . )

Lafs l i e g e n ! ERSTER

W Ä C H T E R .

W o jenes B u c h ist, mufs auch dieses aeyn. LEITENDER

( a u f den Kasten und das d a r i n noch befindliche zeig e n d , zu den W i s s e n d e n . )

Die L a d e nehm' ich mit nach Frankenland. ZWEITER

W Ä C H T E R

(erstaunt.)

W i e ? Die Geräthe, die Kleinodien, Die Lichter auch, die P a l m e n b l ä t t e r ? —



35a



Leitender. Alles ! Alle Wissende

(aufser

dem

Leitenden

und

dem

ersten

Wächter. )

D i e Heiligthümer willst D u rauben? L e i t e n d er. Nein ! Erretten will ich sie für bess're Zeit. — ( a u f d e n ersten W ä c h t e r z e i g e n d . )

Der Wächter weifs, ich habe Vollmacht. — Erster

Wächter. Ja!

Leitender

(zu

e i n e m W i s s e n d e n , ihm die Kiste, nachdcm

er

die b e i d e n geretteten Bücher h i n e i n g e l e g t und Alles sorgfältig verschlossen hat, ü b e r g e b e n d . )

D u trägst die Lade heimlich auf das Schiff; D e i n K o p f verbürgt sie ! — D e r WISSENDE

( i n d e m er d i e Kiste n i m m t und u n t e r

sein

Gewand verbirgt. )

Ich bin wissend, Bruder! Leitender. Jetzt ist nur Eins noch übrig. — ( e r î i e h t e i n e n in dem Piedestal u n t e r H u g o ' s ß i l d s ä u l e befindli-



336

d i e n S c h i e b e n f o r t , nimmt

— aus

Ö f f n u n g e i n e n j mit eineß K r a n e

der

dadurch

bedccktcn

entstehenden Mumien-Kopf

h e r v o r , d e r in einen S c h l e i e r v o n G o l d s t ü c k

g e w i c k e l t ist,

und zeigt ihn d e n R i t t e r n . )

Dieser K o p f — Ihr kennt sein d o p p e l t Bildnifsv des Gefallnen, W i e wir den Blinden, und des Aufgestandnen, W i e wir den Halberleuchteten eä deuten. Ich liebe diese I\iithsel nicht — sie sind, S o rein ihr Ursprung, manches Mifsbrauchs Q u e l l e , D e m ich im nächsten General - Capitcl, Nebst andern gleicher Gattung, steuern will. — D o c h unsre Augen deckt nicht mehr der Schleier, U n d dieser Schedel zeigt uns ohne B i l d D e n theuren Rest des maafsekund'gen K ö n i g s , Getauft mit Weisheit, und verschont durch Kraft, D e n Freund des Herrn, der ihm sich offenbaret, U n d ihm das Siegel seiner Macht verlieht!. Kiifst ihn zum letzten m a l e ! — (DIE

W I S S E N D E M

v e r b e u g e n sich t i e f .

DER

L E I T E N D

reicht den K o p f j e d e m zum K u s s e ; )

S o ! nun geb' ich D i e S ü h n e des ' I h a l ' s . f .

i" 2 ~

"|

K



554



D e r Erd' ihn h i n — bis einst ersteht in Ehren, W a s wir gesä't in KuraAier und in S c h m a c h ! ( E r versenkt den

K o p f i n das g e ö f f n e t e G r a b ,

Grabstein darüber.

und deckt d e n

D i e s e H a n d l u n g , b e i der ihm

der jüngeren W I S S E N D E N

Einer

hilft, geschieht ohne al-

le) Geräusch.

D i e übrigen W I S S E N D E N

mit kreuzweis

über die Brust g e f a l l e n e n Händen Bild an-

dächtig gesenkten HiiUptern z u .

sehen

ihr

Feierliche P a u s e * )

( a u f den Stein g e i g e n d . )

S o r u h ' auf e w i g d e n n ! — Ihr aber schwört, Dafs keiner fürder diesen S t ä i n e r h e b e ! E r s t e h

Wt A C H T E R



( s c h a r f und ernst zu ihm. )

W a r d dir zu diesem grofsen Schritt auch V o l l m a c h t ? LEITENDBB.

Sie ward mir!



( e r sagt ihm etwas in s O h r ;

dann zu d e a andern. )

W a s i c h thu', w i l l ich im T h a l e Vertreten.



(DIE

W I S S E N D E

( i n d e m e r ihnen

d i e mit

verbeugen

ehrfurchtsvoll. )

dem Kreuze bezeichnete

Mantels vorhält. )

Schwört!

sich



Seite

seines

— D I E

WISSENDE

355



( j e d e r zwei Finger auf das Kreuz l e g e n d . )

W i r schwören! L E I T E N D E R

( z u m jiingern W i s s e n d e n . )

Gieb der Ampel, W a s ihres ist! — ( z u m ersten W ä c h t e r )

D u , lafs den Leiter ein! — (DER

W I S S E N D E

n i m m t das K o h l e n b e c k e n

auf d e n Allar z u r ü c k ; STE

W Ä C H T E R

u n d tragt es

d a n n k o m m t er w i e d e r . geht

zum

Der

ER-

JÜNGSTEN,

das

bis d a h i n immer am Altar g e k n i e e t hat, u n d f ü h r t es, dessen Augen noch i m m e r v e r b u n d e n s i n d , in d i e

Versammlung

tler W i s s e n d e n . ) LEITENDER.

Stellr in die Formen Euch! — Erhebt das Kreuz! — (Die

sieben W I S S E N D E

stellen

sich mit

ihren

Schwer-

tern in die a n f ä n g l i c h e F o r m . )

Im N a m e n des Alleinigen und Ew'gen, Verschliefe' ich jetzt zum letzten mal die Hallen! — W i e heifst des T h a i e s Pforte? — Z W E I T E R

W Ä C H T E R .

Klarheit!

ERSTER

WÄCHTE».

Tiefe! ZWEITER

W Ä C H T E R

(zum

ersten W ä c h t e r u n d

zum

Leitenden.)

N e n n r uns das T h a l ! — ERSTER

W

Ä c H T E R.

Ich n i c h t ! — LEITENDER.

Ich auch n i c h t ! — (Der

ERSTE

W Ä C H T E R

des L e i t e n d e n Stelle^ Jungs cn, dem ERSTE,

führt

ÄLLE

DAS

J Ü S G S T E

k n i e e n h i e d e r , aufser dem

sich erst der L E I T E N D E ,

zuletzt

aul

der Z W E I T E

dann

W Ä C H T E R

der nä-

hern. ) D A S

JÜNGSTE

( s a g t j e d e m d e r d r e i ältesten W i s s e n d e n

ein a n -

deres d r e i s y l b i g e s W o r t in*s O h r , d a n n sagt es laut zu d e n

drei

Jungeren.)

LIEBE! LEITENDER.

W a s heifst d a s ? — DAS

JÜNGSTE

(lallend.;

I c h — in m i r — w i r s i n d — d a s ( D a s Kind schliefst m i t diesen W o r t e n d i e H a l l e n . steh«n a u f . )

SEYN! Die

Übrigen

— P R E S B Y T E R gewesene,

357



(wie alle A n d e r n , über vom

Kinde

gelallte

die i h n e n

Formel

bisher unbekannt

bestürzt,

halb

l e i s e r.u

diesem.)

Das lehrt' icli dich nicht — D A S

K I N D

(kindisch

lächelnd.)

Gottlieb kann's nicht anders! (*) M

OLAY

( d e r , eben so w i e Claus, d e n mit b e i d e n veibriideiten K n a -

oen f r e u d i g a n b l i c k t ;

laut und g e f a ß t zu d e n

EPt helf' uns hin

zum

Thal!



Übrigen.)

Den

kurs!

Friedens-



( S i e u m a r m e n sich u n t e r

einander.)

Fleht, dafs E R unsern Sinn durch S E I N E N

Geist

verkläre, Auf dafs der Tempelherr im T e m p e l sich bewähre! — (Die

beiden DER der

Älteren,

nämlich

M A R S C H A L L , die Augen noch

(*) D e r P r e s b y t e r h a t t e

immer

dem Knaben

DER

aber

im

Sinn

und

den

von

verbunden

nämlich

o b i g e n F o r m e l sehr ä h n l i c h e und im Ausdrucke Wenige

P R E S B Y T E R

gehen,

die

hat, geführt,

gewöhnliche,

nur wenig,

durch

leise

der dies

Resultaten sehr von ihr v e r s c h i e d e n e ,

F o r m e l der W i s s e n d e n einbuchstabirt, dio das v o m Schauen Kind nicht nachsprechen

und

G O T T L I E B ,

konnte.

gekommene



558



durch die am Altare v e r b o r g e n e Seitenthiire

ab,

ihnen

die

D R A P I E B ,

DER

P A N N E R E R

drei

Jüngeren,

nämlich

und

DER

durch

D E R R Ö S N E R ,

nachdem, alle ihre Schwerter a b g e n o m m e n

und

die

folgen,

unter ihren

Gewändern verborgen haben.)

M

Claus!

O L A Y

( dem Räsnei; nachrufend. )



( C l A U S

R Ö S N E R

kommt

wieder

herein.

schlügt die C a p u z e seines Mantels zurück, B i l d s ä u l e , n i m m t aus

der

Öffnung

ein siebenfach versiegeltes unter

seinem

Mantel,

Papier

und

tritt

2U

im Piedestal heraus, dann,

S c h i e b e r des Fiedestais z u g e s c h o b e n , zu

M O L A Y

M o L A Y

geht

(ZU C l a u s , , h a l b l ä c h e l n d , h a l b

Hugo's

derselben

verbogt nachdem

solches er

den

Claus.}

ernst.)

W e n n ich sterbe, wirst du l e b e n ?



C L A U S .

Ungern! M O L A Y .

Claus! —

D u bist w i s s e n d ! C L A U S .

Ich b i n auch ein M e n s c h !



35g



.MOL AT. W a s gab ich dir, a l s d u n a c h C y p e r n k a m s t ? CLAUS. K ö n n t ' ich's dir j e v e r g e s s e n ? ! — M o LAY. Darum nicht! — Vergifs es m i r ; b e h a l t n u r dir, was d e i n i s t ! — CLAUS. M e i n ist ein w a c k e r W e i b , g e s u n d e K i n d e r ! MOLAY

(bedeutend.)

D i e h a t dir G o t t g e l i e h ' n ; E r k a n n sie n e h m e n ! C L A US. M e i n ist die L u s t , dafs ich sie n ä h r e n k a n n ; D a f s ich's vermag, v e r d a n k ich d e i n e r H u l d , D e r , — als ich, ein v e r a r m t e r H a n d w e r k s b u r s c h e H i e h e r k a m , u m m e i n gutes G l ü c k z u s u c h e n . D a s m i r in d e u t s c h e r H e i m a t h n i c h t g e b l ü h t — M i c h a u f n a h m , m i c h erzog, m i c h a u s g e s t a t t e t ! — MOLAY. G e n u g d a v o n ! — W a s liab' ich d i c h g e l e h r t ; N u r d i c h z u n ä h r e n u n d die D e i n e n ? — CLAUS

(beschämt.)

Bruder! —

Ar.

M o l

Schliff Ich dir d a r u m n u r das. W i n k e l m a a f s , D i r d e i n e n eignen W i n k e l a b z u m e s s e n ? — Zwar, er ist gut u n d regelrecht. CLAUS

(frühlich.)

Nicht wahr? M o n i , I n deiner H ü t t e steht ein jedes D i n g Auf seinem Fleck. — D u bist mit W e i b u n d K i n d e r n Ein O r d e n , der den T e m p e l b u n d b e s c h ä m t ; D u bist — F r e u n d , so w e i t bringen's Viele nicht — Fast bist du m i t dir fertig! CLAUS.

D a s ist dein W e r k ! MOLAT.

D o c h n u r mit D i r — d u bist n o c h weit vom Ziel — E i n gut gelernter — P f u s c h e r ! — CLAUS

(kindisch.)

W a r ' ich d u ! — M o Bin ich d e n n m e h r ? —

L A

y.

D o c h w o l l t ' ich m e h r du w i l l s t ! —

als



361



W e r n u r S e i n Hüttchen aufputzt, ist ein Pfuscher! Gab ich dir, nahmst du dazu das Geriith, Dafs du n u r Pfuscher bleiben, deine Hütte, Kein festes Haus für Alle b a u e n solltest? — CLAUS.

Ich m ö c h t e — schwer ist's;

doch



weil

du es

bist! — Ich möchte W e i b u n d K i n d verlassen, möchte Mit dir nach Frankreich ziehen — M O

LAY.

Pfuscher d u ! W a r u n t d e n n niederreifsen, u m zu b a u e n ? — Bist du der B a u h e r r ? D u bist kaum Gesell! Lafs J e n e m Jenes über,- thu' das D e i n e ! — CLAUS.

Und was? — Mo

LAY.

Das rothe Kreuz kann u n t e r g e h n ; D o c h , ob ein D i n g gleich immer E i n s : das Ew'ge! So läfst es doch, w e n n man es greifen will. Sich so u n d so betasten. — CLAUS

(sehr a u f m e r k s a m . )

Fafs' ich dich? —



362



MoLiY. Ich glaub's! — D u

weifst, w a s

ich von

bunten

Kreuzen U n d auch von. Rittern hatte — CLAIM.

Ja f du wirfst So Vieles oft in einen T o p f ; man glaubt. Es w i r d ein M e n g e l m u f s ; doch ist es fertig. So ist's ein nahrhaft Essen. — M o L i r

(nach einer Pause, während welcher er CJaussen scharf betrachtet hat.)

Bruder C l a u s ! Du bist ein Handwerksmann, ein deutscher vollends; Ihr Deutschen greift es langsam an, doch fest, U n d das ist g u t ! — Ich sterbe, lieber Claus, Vielleicht der Orden auch — doch i c h gewifs! — CLAUS

(höchst schmerzhaft.)

W i l l s t du mich ganz vernichten?! — M o L AV (lächelnd.)

Närrchen du, Ein Testament ist ja noch nicht der T o d ! — (ernst)

Ich liefs dich wissen, w e i l du handeln konntest;



363



D u schreitest fort im T h u n , d ' r u m auch im W i s s e n ! — D a s r o t h e Kreuz — die R i t t e r ! — R o t h ist F a r b e ; Es reibt sich a b ! — W e r R i t t e r ist, der r e i t e t ; Z u l e t z t verlahmt er, w i e s e i n altes R o f s ! — W e n n auch das K r e u z zerbricht — es b l e i b e n Stücke, D i e passen d o c h zum G a n z e n n o c h ! — U m Ritter, D a thut's n i c h t N o t h ;

— d e n n den, der Arm

und

Beine Z u b r a u c h e n weifs, h a t K ö n i g i n N a t u r Geadelt! — (indem

er Claussen u n v e r w a n d t

und immer

schaifer i n ' s Auge

fafst, nach e i n e r P a u s e . )

Claus, w a s meinst du — w e n n ich stürbe W a s meinst d u ? — D u k a n n s t V i e l ! — Lafs' mir den Trost, D o c h E i n e n nachzulassen, der kein P f u s c h e r ! Mein Robert — CLAUS.

E r ist m e h r , als i c h ! — MOLAV.

G ewi fs! D o c h seine G o t t e s k r a f t wirkt n u r n a c h I n n e n ,

-

364



N a c h Aufsen d e i n e ; darum bist du wissen»!. Nicht e r ! — C l a u s ,

Und du verstiefsest i h n ! — M o l

ay.

Es brach Mein Herz — das R e c h t blieb aufrecht! — Liebst du i h n ? — C l a u s .

N i c h t so w i e Annen, nicht einmal w i e dich, V i e l w e n i g e r ; doch mehr als alles Andre! — M o LAY

(freudig.)

Gelobt sey Gott — der Morgen dämmert! — R ö s n c i ! Der Robert, ist er hochbegnadigt? C l a u s .

Ja!

Motiv. Ist wer im Orden ihm vergleichbar? CLAUS.

Keiner!

M O L A V. Lebt er umsonst?



565



CLAUS.

Keift Grundstein liegt u m s o n s t ! M

o L A. Y

( mit steinendem Entzücken über s e i n e S c h ü l e r . )

Ich fühl' e9 — G o t t ist z w i s c h e n dir und m i r !



(gesammelt)

M e i n R o b e r t , Bruder, eh' ich ihn verstiefs, W a r er dem T e m p e l o r d e n schon

entwachsen;

D e r T e m p e l m e i s t e r war ihm lang' schon — N i c h t s ! — Ich bin ein Heil'gei- ihm, bin ich ihm fern, U n d das — ich kann den Heil'genschein entbehreii — D o c h da9 ist gut für ihn, und auch für —

mich;

D e n n erblos sterben, ist doch schwer, mein B r u d e r ! — D e r arme R o b e r t geht nach S c h o t t l a n d j e t z t ; E r geht — mit G o t l ! — An m e i n Z i e l bringt mich Gott, Und i h n ? —

Auch i h n ! — D o c h

wir, wir

sollten

zusehn, Die

Hiind' im S c h o o f s ' —

nur zusehn handeln?

und

niclu



Das will G o t t n i c h t ; E r thut zwar Alles selbst, D o c h wir sind dazu da, um m i t z u h e l f e n !



M e i n Rüsner, du bist w i s s e n d ; T e m p l e r k ö n n e n Vernichtet werdeu, auch die

Wissenden;



366



Doch Alle nicht — Gottlob, doch Alle n i c h t ! — Du bleibst in Cypern — keinen W i d e r s p r u c h ! — Mein T o d

kann nützen — deiner nicht — d'ru lebe,

Ihn zu v e r d i e n e n ! ' — D u kennst unsre H a l l e n In Edinburg, u n d auch den Schlüssel — nütz' i h n ! W e n n unser Orden fiele, und — das hab' ich U m ihn verdient — u n d ich für ihn, als O p f e r ! Dann hüte jenen jungen Baum des Nordens, Den ich gepflanzt, dafs früchtetragend er Die W e l t beschatte, dafs der Gärtner nicht Umsonst gelebt — CLABS.

Umsonst? — ( i n d e m er dem Meister den Handschlag g i e b t . )

Ich lebe, B r u d e r ! M O L A Y

( m i t dankbarem Blick gen H i m m e l . )

Das wufst' ich w o h l — mein Rösner treibt mir B1 then! — (er

zieht d a s v e r s i e g e l t e P a p i e r u m e r d e i n

MaHtcl h e r v o r u

r e i c h t es d e m R ö s n e r . )

Hier ist mein T e s t a m e n t ; die Hieroglyphen



307



Verstehst du — mehr bedarf es n i c h t ) — (bittend) Du wirst Sein und des Roberts Hüter s e y n ? — CLAUS.

Mit Gott! — M O L I T .

So lebt mein W e r k — und ich — bin Tuhig! — Bruder, Den Abschiedskufs! — Du w e i n s t ? — Vergibst du wieder Das W i n k e l m a a f s ? ! — CLAUS

( i n d e m er Molay's Thränen aufkiiftU)

Bist D u M e t a l l ? —

Motiv, Ich strebe! — Grüfs W e i b und K i n d ! — So lang' sie dein — sey ihrer! — Gott läfst sie dir, so lang' dir's selig — s c h e i d e ! — (DER

ROSNER

geht a b ;

DER M E I S T E R

stärkt sich

von seiner g e w a l t s a m e n Anspannung durch e i n e n Blick in das

schon

Piuse. )

im

Blute

des

M'-rgens

schwimmende

Thal.



S6D



M O L A Y .

Gottlob! — Das Wiclit'ge, es ist abgethan; Jetzt kann der Herr mich rufen, icli bin fertig! — CoMPTHUft

HUGO CO

(liinkt ermüdet herein.)

MPTIIUB.

D e r Robert ist schon fort — N i c h t einmal Abschied Hat er von mir g e n o m m e n ! der . . . — Gott besser's! M o LAY (gelassen.) Schon fort! — CHAHLÖT

(hereintrelend, zu Molay.)

Die Brüder Boten, die Eu'r Gnaden Zum König und zum Meister vom Spital Gesendet, sind zurück und warten draufsen. M O L A Y

(ZU

Chailot.)

W a r s t du im H a f e n ? — C H A R I O T .

J a ; in Scliaaren drängt Das V o l k sich dort, noch einmal Euch zu s e h n ! Sie fürchten all', Ihr kehret nie zurück. MOLAY.

Die Guten! O ! nicht wahr, es fluclit mir k e i n e r ?



369



CHARLOT.

Der Meisten Augen waren nals; — der Mifsmuth Ist a l l g e m e i n ! G O T T F R I E D

(tritt

auf.)

So eben meld't der Wächter, Dafs diese Nacht der Sturmwind Von dem T h u r m e Das Kreuz gerissen; auch soll's in der Gruft Gar jämmerlich gewimmert h a b e n ! — M o L A Y

(entrüstet.)

Schweigt! Das Kreuz v e r w a h r t ; den W ä c h t e r aher warnet, Dafs er mit solchen Possen nicht das V o l k Verwirre! — (Gottfried geht ab. ) (zu

Charlot}

L a i s die Brüder Boten k o m m e n ! ( C h a r l o t gellt a b . ) Z W E I

R I T T E R M O L A Y

(in W a f f e n r ö c k e n , k o m m e n h e r e i n . ) (ZU dem ersten R i l t e r . )

W a s bringst du uns vom König? — E R S T E R

R I T T E R .

Zu ihm selber W a r d ich nicht vorgelassen; doch sein Günstling, D i e S ü h n e des T h a l ' « . I.

[

2

4

3



37°



Graf Lusigrian, dem ich in Eurem Namen Des T e m p e l s Hut empfahl, läfst Euch — denn also Sind seine W o r t e — sagen: Hüte du Des T e m p e l s selber! König Heinrich w i r d Für Euch die Krone h ü t e n ; so geziemt sicli's. Molay. Nicht vorgelassen, und d i e Antwort m i r ! (vor sich)

Höhnt ihr den alten L ö w e n s c h o n ? — (zu d e m a n d e r n R i t l e r )

W a s sagt M e i n Bruder vom S p i t a l ? — A N D R E R

RITTER.

Er liifst Eu'r Gnaden Den Gruft entbieten, u n d gab mir dies Schreiben Euch selber einzuhänd'gen. — (er ü b e r r e i c h t d e m M e i s t e r e i n e n B r i e f . ) M O L A Y

(ZU d e n b e i d e n R i t t e r n . )

Tretet ab ! (Die b e i d e n Ritter gehen

ab.)

( den Brief lesend )

„Fulco von Villaret an Jakob M o l a y . „Ich bin dein Freund nicht, Molay. Doch dem Ritter



57 1



„Ziemt Offenheit. — Geh nicht nach Frankreich, M o l a y ! „Auch ich hin h i n beschieden; doch ich mag „ D i e Zeche nicht bezahlen. — Kennst du nicht „ D i e Kutte? Auswärts ist sie glatt; im Innern „Verbirgt sie T i e g e r z ä h n e ; kriech hinein, „ U n d sieh, w i e du mit heiler Haut davon kommst! „Ich nicht desgleichen; doch, wenn's Gott geliebt, „Jag' ich dem T ü r k e n R h o d u s ab.

Gefällt dir's,

„ S o kehre dort bei mir zum Imbifs e i n ! " ( i n d e m er d e n B r i e f z u s a m m e n f a l t e t , u n d zu s i c h s t e c k i . )

Unruh'gei Starrkopf! C O M P T H U R .

Hat, Gott besser's, Recht, Der alte D e g e n ! Auch in meinem Kopfe Gährt's wunderlich, und viele Unbild' ahn' ich V o n dem B e g i n n e n ! — M O L A Y .

Gott beginnt, nicht w i r ! W e n n viele W e g e vor uns sich durchkreuzen. U n d w i r nicht wissen, w e n w i r w ä h l e n sollen. Schickt Er die Pflicht, ein Leiter der nicht täuscht.— W i r reisen! —

C o M P T H U R .

W o h l ! — Ich geh voran zum Hafen; D o r t harr' ich dein. — (geln «b.) GREGER

(tritt a u f . )

G R E GE R.

D e r Alte mit der Laute Ist nirgends aufzufinden. — M o LAY

(gen H i m m e l b l i c k e n d ; vor s i c h . )

S o l l es enden, So lafs ein Opfer mich für alle seyn! EIN

W A P P N E R

(schnell

hereintretend.)

S o eben meld't die W a c h t , dafs Bruder N o f f o U n d Prior Heribert von Montfaucon Aus ihrer Haft entflohn — M OL A Y

(entsetzt.)

Um Gottes w i l l e n ! D e r N o f f o ? — Setzt ihm nach! — D o c h haltet, nein ! D i e Freiheit mag ihn strafen oder bessern! — Auch Heribert! — ( v o r sich )

O, w i e empfindlich brennt Ein Unrecht, das w i r nicht vergüten k ö n n e n ! —



373

CHARLOT

— (tritt a u f . )

D e r W i n d ist günstig um in See zu gehn. M O L A V ,

In Gottes N a m e n ! — Lafs't das P a n n e r w e h n , D i e Glocken tönen — grüfst mit Sang und Spiele D e n letzten T a g auf Cypern — fort zum Z i e l e ! — (geht schnell a b ; die a n d e r n f o l g e n i h m . )

DRITTE ( H a f e n , im H i n t e r g r u n d e das M e e r ,

SCENE. links

am U f e r dal Castell mit der

d a v o n herunter w e h e n d e n O r d c n s - F L a g g e .

E i n geharnischter W ä r -

ter mit e i n e r T r o m p e t e steht auf der Z i n n e d e s s e l b e n

Die

ro-

senrothe Gluth des H i m m e l s kiindet d e n nahen A u f g a n g der S o n n e an.

D i e G l o c k c n tönen aus d e r F e r n e ,

Anfangs

schwach,

dann

stärker.)

V o l k j e d e s Alters und Geschlcchts Darunter und

CLÄUS,

Z W E I

b e d e c k t im H i n t e r g r u n d e nebst

S E I N E M

K I N D E R N

(einem K n a b e n

M ä d c h e n v o n v i e r bis fiinf J a h r e n . )

E I N

W E I B .

Sind sie noch nicht zu sehn? —

das U f e r . W E I B E und

einem



574

EIN

—-

BÜRGER.

Noch nicht. E i s

ANDRER.

Die S o n n e Mufs bald herauf seyn. — E I N

JÜNGLING.

W i e der ganze Himmel So rein und klar ist nach der grausen N a c h t ! EIN

BÜRGER

(auf das M e e r hin w e i s e n d . )

Seht Ihr das weisse Segel dort? — So eben Umflammt's ein Sonnenstrahl! — Das ist das Schilf, Auf welchem Robert heim nach Schottland k e h r e t ! E I N

ANDRER.

S i e haben ihn vom Orden ausgestofsen. EIN

D RITTER.

Ei, was Ihr s a g t ! — 's ist Schad"! ein wack'rer H e r r ! E I N

V I E R T E R.

Er mufs 'was Grofses doch verbrochen h a b e n : Denn Molay ist gerecht, und lieber leidet Er zehnfach selbst, als dafs er Einmal strafe. E I N

GREIS.

Seht d a ! — dort kommt der ältste Herr, Herr Hugo, Mit beiden jüngsten Herrlein. —



375

E I N



SECHSTER.

W i e der Kopf I h m a u f die B r u s t h e r a b h ä n g t ! — E I N

W E I B .

Der kehrt auch wohl Nicht wieder h e i m ! E I N

G R E I S .

H a t V i e l e n Gut's g e t h u n . C L A U S

( h a l b l e i s e zu A n n e n , s e i n e m W e i b e . )

D a k o m m t er, A n n e , d e m w i r M o l a y ' s H u l d Verdanken. AKNE.

O, ihn segne Gott d a f ü r ! ( C L A U S

d r a n g t s i c h m i t s e i n e m W e i b e u n d s e i n e n K i n d e r n , d i e sich

an ihn halten, durch die M e n g e nach dein V o r d e r g r u n d e C o M P T H U R

H U G O

(erscheint im V o r d e r g r ü n d e ,

nischt, auf F R A N Z und A D A L B E R T

zu.)

völlig

gestützt;

gehar-

ein Knappe

trägt ilun den Helm v o r . ) C o M P T H U R

(zu s e i n e n B e g l e i t e r n . )

S t e h t e t w a s still, d a m i t i c h A t h e m s c h ö p f e ! — F l i e g t d o r t ein S t e r n l e i n n i c h t auf f e r n e m M e e r ? F R A N Z .

D a s S c h i f f aus S c h o t t l a n d . —



V o L K

376

-

(sich zudriingend und schreiend.)

'S lebe Vater H u g o ! CLAUS

(dem Compthur die Hand k ü s s e n d . )

Gehabt Euch w o h l , Herr H u g o ! A n n e

(eben s o ; m i t T h i ä n e n in den Augen, ihre Kinder a n d e r H a n d ,

W o l l t Ihr nicht D i e Kleinen hier n o c h einmal segnen? — M Ä O CHE»

(zu dem C o m p t h u r , sich kindisch an ihn h a n g e n d . )

Vater! Bringst wieder mir zum Fest ein Kettchen? K n a b e

(sie w e g d r ä n g e n d . )

Mir 'Ne Lanze, Vater! — C o M P T H U R

( z u den ihn f u h r e n d e n R i t t e r n . )

K o m m t ! — Gott besser's — kommt! (zu den K i n d e r n , d i e auf Geheifs der Mutter vor ihn

niederge-

k n i e e t s i n d , und seine Kniee umfassen.)

Gott segn' Euch, Kinder! — (zu d e n Rittern)

K o m m t ! ich schäme mich —

D i e alten Augen s c h w i m m e n — H a l t e t m i c h ! Ich sehe schon nichts m e h r ! — K o m m t ! — ( a b g e h e n d zu clem V o l k e )

G o t t mit e u c h ! — ( s c h w a n k t a u f d i e b e i d e n j ü n g s t e n R i t t e r ge*rtüt/,t, ab ; d e r K n a p p e voran.) E I N

G R E I S .

D e r gute H e r r ! — (zieht sich mit s e i n e m W e i b e u n d d e n K i n d e r n i n d e n H i n t e r g r u n d zurück.

Das Glockcntonen wird stärker.)

E R S T E R

B Ü R G E R .

H o r c h t auf! — D i e G l o c k e n t ö n e n S c h o n vom J o h a n n ' s - T h u r m ! — S e h t Ihr

dort

den

Rauch? — S c h o n sind sie auf d e m W e g e ! — E I N

J Ü N G L I N G .

Ha, s c h o n flattert D i e K r e u z e s f a h n e d o r t im M o r g e n d u f t —> E i n herrlich P a n n e r ! — E R S T E R

B Ü R G E R .

H ö r t Ihr, wie sie s i n g e n ? Z u v ö r d e r s t ziehn die Priester, d a n n die R i t t e r ! —



378

EIN



MÄDCHEN.

Die weifsen Mäntel schimmern

rosenfarben

Vom Morgenrothe. — ZWEITER

BÜRGER.

Seht, dicht hinter'm

Kreuze

Den Meister Molay mit entblüfstem Kopf — Wie

t r ü b ' er a u s s i e h t , u n d w i e r u h i g d o c h ! — EINE

ALTE.

M i r ist, w e n n ich i h n anseh' — Gott verzeih mir's — Als sali' ich imsern H e i l a n d ! — EIN

GREIS.

Ja, ein Heiland, D a s w a r er u n s , d e r G u t e ! — ERSTER

BÜRGER.

Horch den (Man hürt das Klingeln

der

Mefsglöcklein

und

den

Sang! Cesang

immer näher rückenden Proression aufserhalb der

G E S A N G . U n d w i l l des Unglücks brausend Mit Ingrimm Wir

uns

verschlingen,

zielin in Gottes Kraft

Der hilft den Feind

daher,

bezwingen;

Mcej,

der

Bühne.)



379

Die R e i n e , der wir



untenhan,

D a s ¡st d e r S t e r n a u f u n s r e r

Bahn,

U n d G ü l t ist u n s r e S t a r k e .

(Während

der drei letzten Verse erscheint der

Ordnung, nämlich : und C l a r i n e t t e n ;

neben ihnen W

die an beiden S e i l e n den Zug B E N

mit K l i n g e l n ;

zesfuhnen

und

s o dafs d i e A l t e r e n

AP PN ER

r

bedecken ;

zuletzt

dann

gehen,

d e m der P A N N E R n 11,

das

feierlicher mit

mit

Flöten Lanzen»

CHORKNA-

C A P E L L A N F. m i t

Rauchfässern,

In

LEUTE

SriEL

zuerst

Zug

kleinen

Kreu-

DIR UßRIGEN, alle

paarweise,

grofse w t jfse

mit

nächst dem ro-

then Kreuze b e z e i c h n e t e O i d o n s - P a n i e r haltend ; die R . I T T E R

in W a f f e n r ö c k e n ,

gleichfalls p a a r w e i s e ;

und die sieben beamteten Ritter zuletzt; tens

Philipp,

Molays

DENS - P r e s b y t e r

Hehn mit

die

DER Or-

tragend;

dem

heiligen

e n d l i c h 1VI O L A Y i n v ö l l i g e r R ü s t u n g , a l l e m i t tem Haupt, strömt.

V o L K ,

Kreuze,

das hinter ihm und vom Ufer

Alles verrath Andacht und R u h e .

a 1 in h o h e n Ehren h i e l t e n ,

rem Glauben

nach besafsen,

Copieen billigerweise

wiewohl sie,

(*)

unbedeckhinzu

Nachdem

( * ) W e l c h e s d i e T e m p l e r i n o r i g i n a l ! zu b e s i t z e n g l a u b t e n , u n d O i i g i n

ülte/en

dfer R i u d e r d e s G a r -

der

dieses

e b e n w e i l s i e es i h -

m e h i e r e seiner vielgestalteten und u n i c h t e n

geringschätzten.

in e i n e m Halbkreise u m h e r g e z o g e n

ist, stellen

sich,

in perspectivischen R e i h e n , rechts D I E P R I E S T E R dem K r e u z , links D I E R L T T E R , WAPPNÜR.

hinter b e i d e n

Das Volk b e d e c k t d i e zwischen

mit DIB

beiden

R e i h e n e n t s t e h e n d e Mitte des H i n t P r g r u n d e s .

MOLAT

tritt allein in die Mitte, dicht h i n t e r ihn DER

PANNE-

REH

mit dem

flatternden

w i n k t Slillc. Musik und b e d e c k c n sich.

Ordens-Panier.

MOLAY

Gesang v e r s t u m m e n ;

alle

Ritter

sich zu

Mo-

Feierliche Pause.)

M O L A Y

(ZU d e m P a n n e r e r . )

Verlies d e n A u f r u f ! — ( W ä h r e n d des f o l g e n d e n Aufrufs d r a n g t C L A U S L A Y , dieser giebt ihm d e n Meisterkufs,

C L A U S eilt z u -

r ü c k zu W e i b und K i n d e r n ; alles äusserst schnell u n d o k n e Aufsehn,)

PANNERER

(halb zu d e m Volke g e w e n d e t ,

mit l a u t e r Stimme.)

Bürger C y p r i e n s ! H a t J e m a n d u n t e r E u c h an J a k o b Molay, D e s T e m p e l s Meister zu Jerusalem, D e r heut' nach Frankreich zeucht, noch Theil Anfall? D e r m e l d e sich, u n d kiind' es u n g e s c h e u t ! —

und

— D A S

GANZE

381

V O L K



(auf die K n i e e f a l l e n d . )

N u r deinen Segen fleb'n wir, du Gerechter! — M o L A Y

(/.u d e m V o l k e g e w e n d e t ,

u n d m i t I n b r u n s t es s e g n e n d « )

Gott schenk* Euch seinen Frieden! — A S T R A L I S

( a u s s e r h a l h d e r S c e n e schreien«].)

Wehe! Wehe! ( B e w e g u n g i m Volke ; alles s p r i n g t a u f . )

M E H R E R E

S T I M M E N

AUS

DEM

V O I S B ,

D i e tolle Klausner-Jungfrau! — Haltet sie!

DIE THAL AB GE ORDNE TE ASTRALIS härenen

Gewände

(im

gelb™

einer Büfscrin, mit einem Strick umgürtet und

baarfufs. Ihre Haare

flattern

w i l d u m i h r e n N a c k e n ; sie trägt e i n

g l ü h e n d e s CruclEx in F o r m e i n e s R i c h t s c h w e r t s i n d e r H a n d , kreischt,

indem

sie

begeistert

von

heiligem

Wahnsinn

und

herein-

s t ü r z t , zu m e h r e r e n , die i h r n a c h e i l e n u n d sie h a l t e n w o l l e n , m i t zerschmetterndem T o n e :)

Berührt mich nicht! — Ich bin gesandt und h e i l i g ! (auf M o l a y u n d d i e R i t t e r z e i g e n d ; mit w i l d e m F r e u d e n g e U i c h t c r d e m Volke)

Seht Ihr die Flammen über seinem Haupt? Hört Ihr's in Lüften wimmern: Molay! Molay! —

zu

582



V o n ihren Mänteln lecken Glutiren — liu! Zeuch hin, zeuch hin, zeuch hin, zum Hochgericht! —. (eilt a b . ) M O L A Y

(mit G l a u b e n , nach e i n e r P a u s e , w ä h r e n d w e l c h e r

stehenden, von denen wenige die Ordensjirobi: sten ihr e r l i e g e n —

Um-

bestehen, die mei-

jene ihre H o f f n u n g e n , diese

ihien

alle, den das Kreuz t r a g e n d e n Presbyter a u s g e n o m m e n , setzen

die

Zweifel, ihr

Ent-

ausdrucken.)

Gott ist mein Schutz! — (er n i m m t d e m P a n n e i e r d a s P a n i e r a b ,

Uberreicht

es d e m

Mar*

s c h a l l , d e r s i c h i h m g e n ä h e r t h a t , u n d sagt zu i h m l a u t u n d erhaben : )

N i m m hin das Panner, Marschall! Ich fodr' es unbefleckt von dir zurück, W i e Gott einst deine Seele von dir fodert! — (Trompetenstofs des Wolters vom Castell aufgehenden

Sontie

vergolden

DieStiahlen der eben

die

Zinnen

M a n hört die Glocken wieder läuten ; das am Ufer, mit Lanzknechien

des

Tempels.

Schiff

erscheint

besetzt (unter ihnen der Comp-

thur u n d der Harfner), bei einer sanften Musik von u n d H a r f e n , die w ä h r e n d Molay s R e d e |(begeistert, mit aufgehobnen

fortdauert.)

Armen,)

Der Ruf ertönt! — D i e Sonne steigt empor —

Flöten



583



Begrüfst vom Glockenklang und Harfen-Chor. — S O wird aucli unser Stern der Nacht entschweben-— Kommt, B r ü d e r ! mich umduftet ew'ges L e b e n ! — Der M E I S T E R

M O L A Y

e i l t , d e m ihm v o r g e t r a g e n e n

n a c h , zu d e m S c h i f f e ; das P a n u e r

werden empor geschwungen, die Brüder wallen

in

G e w i m m e l , unter dem R u f e n des Volkes, zum Ufer. s c h i f f e n sich e i n . —

Kreuze

und die Kreuzes-Fahnen

D i e Glocken und

buntem Sie

Harfen tonen noch,

v o n E u d o ' s l i e b e n d e r L a u t e b e g l e i t e t , f o r t , bis s i e e n d l i c h , s o w i e das S c h i f f sich weiter e n t f e r n t , v e r s t u m m e n , )



E

P

I

384

L

O



G

.

w ir lassen jetzt die Tempelbrüder ziehen, Und f r a g e n : was w i r eigentlich denn wollen, Indem dies Buch wir lesen, oder .schreiben? Denn, wenn w i r recht es lesen, schreiben wir's. Das Lesen ist ein Thun, so wie das Schreiben, Doch müssen w i r , sobald w i r thun, auch w o l l e n ; Denn, ohne W o l l e n thun, ist unrecht Thun, Das — ob's gleich oft gethan w i r d — doch eiu Nichtthun. Zum W o l l e n aber da gehört die Klarheit! — W e n n ein Gedicht w i r lesen, schreiben w e l l e n , So wollen w i r die W e l t im Kleinen schauen,



585



Das heifst: den Menschen schauen in dem Grofsen: Wir wollen des Gemüthes höchstes Leben. Der Geist allein, das Herz allein, sind todt; Sie leben, Jedes, nur im ihm Verwandten In Gluthumarmung sterbend — in der L i e b e ! ' — Nicht dies Mysterium der Welterzeugung, Nur die Geburt belauscht und malt die Kunst. Wenn auch beschränket, dennoch hoher Abkunft, Ist sie das Kind des Glaubens und der Freude, Und also wohl der Gottheit Enkelin. Doch hat die Liebe ihrer Kinder Kind Gesandt zum Menschen, der, Gestalt der Liebe Und Zeichen selber, Zeichen auch bedarf. D ah er die Kunst, will sie zum Menschen sprechen, Das Wesen nicht, von dem er selbst nur träumet, Nur Zeichen geben kann der Liebeslust. Symbolisch deutet alle Kunst auf •— L i e b e ; Doch das Symbol ist dürftig wie der Mensch. Der todte Buchstab und das arme Wort, (Ob des lebend'gen Hauches Larve schon) Sie sind doch immer Zeichen nur vom Zeichen; D i e S ü h n e des T h a l ' j .

f.

[

®5

]



53ö



Das Konterfey lügt treuer die Gestalt, Und täuschender des Melos Kind das Wesen; Doch Punkte, wo sich Wesen u n d Gestalt Umarmen) s i n d : der Blick, der Haudh, die Thräne! — Was soll nun, welcher zitternd es gewagt Dem Blüthenacker heil'ger Kunst zu nahen, Und auf den ärmsten aller Flecke trifft, W o n u r die clürfi'gen Letterdornen b l ü h e n ; Was soll der arme Dichter wohl beginnen? — E r muls, w e n n er Euch ehrlich täuschen will, Die Worteziffern so zusammenflechten: Dafs sie ein Bild, wohl gar das Melos selber, Ja .— glückt es! — Blick u n d Hauch und Thrän e lügen. Doch, auch der Zeichen Höchstes ist umsonst, Könnt Ihr von ihm Euch nicht zum Wesen schwingen; D i e T h r ä n e selber ist ja Wasser n u r ! D ' r u m , wollt Ihr Euch nicht selbst die Lust verderben, So wühlt nicht anatomisch in den Zeichen; Umarmt das Wesen, das im Bilde l e b t ! . —



387



Ich weifs es: todt sind meiner Zeichen viele, Doch, wenn auch wexi'ge nur, sind Lebensfunken; Verbessert mich! — W o ich geglüht — da lodert! — Und also — dafs ich, wie begonnen, ende, — Wenn Ihr Gedichte lest, (zum Beispiel: meine) So wollt, was drinnen etwa lebte — leben; Und wollt nur leben, denn Ihr könnt nichts Bessers! — Begreift das Zeichen, oder nicht, nur— lebt e s ; Und wollet nicht d i e Klarheit, die vom Übel! Das Klare läfst sich schauen, doch nicht greifen; Ja selbst die Prosa dieser Schlufsermahnung Ist Jedem unklar, welcher nie gelebet. — Soviel für V i e l e ! — Jene reinen Seelen, Für die mein Lied erklang — sie wissen es, Dafs ich der Fabel Maske nur geborgt, Damit das Heilige, das sie versteckt, Der Blöden Augen nicht auf einmal blende ! — D'rum gab ich einst d e s T h a i e s ersten Buchstab, Jetzt — kühn in Gott — darf ich den zweiten nennen;



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Doch Alles, dem nur, welchem offenbaret: Dafs Glaube, Kunst und Sehnsucht —

Liebe

sind! — Ich bin in Dir, du liebende Gemeine: Ein Osterabend — ich und mein Gedicht!'— Ob ich auch thöricht vor der Welt

erscheine,

(In Vielem bin ich es, in Einem n i c h t ; ) Doch ich bin auch das Letzte, was ich meine, Und suche nicht den Lorbeer, nur das Licht! — Den Wunden strahlt es aus den heil'gen Wunden; W e r dort es l i e b e n d schaut, hat überwunden.

N Zu

O

T

SEITE 3 1 9 ,

Y.

A 14.

. von oben:

„Ein frommes Mädchen vom geweihten Orden „Der Schwestern der Barmherzigkeit, im Schleier" — Bis

ZU SEITE

320, V . 16. v o n

oben:

„Gott tröste ( t ) sie, die gute M e i s t e r i r i . " D er O r d e n der S c h w e s t e r n d e r B a r m h e r z i g k e i t ist nicht s o w o h l dem beschaulichen, als dem thätigen L e b e n g e w i d met. W o h l t h u n , Jagendunterricht, weibliche Arbeiten, P f l e g e der H ü l f s b e d ü r f t i g e n und H e i l u n g der K r a n k e n , o h n e Unterschied deren Glaubens, Geschlechts o d e r V o l k s , f ü l l e n das g l o r r e i c h e D a s e y n d e r M i t g l i e d e r des w a h r h a f t s c h ö n e n Geschlechts, die sich S c h w e s t e r n j e n e s acht christlichen O r dens nennen. Seiner (selbst v o n den jetzigen Heiden anerkannten) VortrefElichkeit w e g e n , band die K i r c h e ihn, w i e den ihm verwandten Brüderverein, durch liein G e l ü b d e , w o h l w i s s e n d : dafs die H o c h w ü r d i g e n , die ihn mit Sinn e r w ä h l e t , keines kirchlichen Bandes o d e r G e l ü b d e s m e h r b e nöthigt. s i n d ; daher denn auch z. B . eine b a r m h e r z i g e S c h w e s t e r heirathen kann, o h n e dafs solches von der K i r c h e , n o c h w e n i g e r aber von deren k ü n f t i g e m Gatten, je. g e m i f s billiget werden, w ü r d e . — A b g e s e h n v o n d e r F o r m , die auch h i e r ( w i e i m m e r ! ) N e b e n s a c h e i s t ; s o d ü r f t e vielleicht auch in protestantischeil L ä n d e r n eine ähnliche stille G e n o s s e n s c h a f t v o n S c h w e s t e r n



5^0

o d e r B r ü d e r n der B a r m h e r z i g k e i t u n d d e r g l . w e d e r ihren M i t g l i e d e r n , n o c h d e r M e n s c h h e i t , n o c h s e l b s t d e m Staate nachtheilig seyn. D i e M e n s c h h e i t n ä m l i c h , ( u m g l e i c h aus d e r M i t t e a n z u f a n g e n , ) w e l c h e bis j e t z t ü b e r vielen P r e d i g t e n und relig i e u s e n S c h r i f t e n ( v i e l l e i c h t auch ü b e r d e n e n v o m V e r f a s s e r d i e s e s g e s c h r i e b e n e n ) mit R e c h t e i n g e s c h l a f e n ist, w ü r d e d u r c h e i n e s o l c h e A n s t a l t , nicht s o w o h l eine n e u e P r e d i g t , als eine n e u e H i e r o g l y p h e d e r R e l i g i o n , (die sie d o c h auf d i e D a u e r nicht f ü g l i c h g a n z e n t b e h r e n kann) n ä m l i c h : ein e n h a n d g r e i f l i c h e n B e w e i s g e w i n n e n , nickt, w i e E t w a s aus R e l i g i o n zu thun ; (denn aus R e l i g i o n kann nichts g e t h a n w e r d e n ! ) s o n d e r n w i e , aus e i n e m auf Etwas (das also ltein Nicht.« ist) g e r i c h t e t e n T h u n , R e l i g i o n , w i e d e r M o n d ü b e r den in i h r e n a n g e w i e s e n e n S p h ä r e n r o l l e n d e n G e s t i r n e n , hervorgehe. Die ächten M i t g l i e d e r eines s o l c h e n V e r e i n s ; — i 11 s o f e r n sie ( w i e v e r n ü n f t i g e r w e i s e v o r a u s g e s e i z i ) ihn n i c h t f r ü h e r und nicht s p ä t e r , als in d e r , am u n a u f h a l t s a m g e w a l t i g e n Z u s t r ö m e n der (der h o f f e n d e n S e h n s u c h t a n f ä n g l i c h a n a l o g s c h e i n e n d e n , a b e r s e h r von ihr v e r s c h i e d e n e n ) h o f f n u n g s l o s e n E r i n n e r u n g leicht e r k e n n b a r e n , Z w i s c h e n p e r i o d e w ä h l e n , w o der b e g n a d i g t e M e n s c h , von der F r e u d e b e r e i t s e n t f e s s e l t , d u r c h den S c h m e r z n o c h nicht v e r s t e i n e r t , d e r L i e b e A Saiten, die e r einst f r ö h l i c h aufapannte, dann herrlich spielte, noch, eh' sie verhallen, wehmiithig nachk l i n g t ; und, i n s o f e r n sie ( w i e g e w i s s e n s h a l b e r h i n z u g e setzt w i r d ! ) keine liebende Gatten, oder Ehern, Kinder n o c h h i l f s b e d ü r f t i g e G e s c h w i s t e r , k u r z kein niemals o d e r d o c h n u r d u r c h die L i e b e z e r r e i f s b a r e s B a n d der N a t u r , und a u c h k e i n e s o n s t i g e V e r b i n d u n g mit i r g e n d e i n e m m e n s c h l i c h e n W e s e n h a b e n , d e m sie, o d e r das ihnen, w e n n , a u c h n i c h t das i h n e n e i g e n 11 i c l i V e r w a n d t e , d o c h f a s t A l l e s , und sonach Gegenstand einer Verpflichtung g e w o r d e n wäre, die b e d e u t e n d g e n u g , um, n u r d e r L i e b e , o d e r d e r N o t w e n d i g k e i t , nicht d e m f r e i e n E n t s c h l ü s s e w e i c h e n d , e i n e n v o n l e t z t e r e m u n z e r s t ö r b a r e n A n s p r u c h zu b e g r ü n d e n ; — also die, d u r c h k e i n e n g e r e s als das d e r g e m e i n s a m e n E r s c h e i n u n g , n ä m l i c h , d u r c h kein u n b e d i n g t o d e r b e d i u g u n g s -



o9'i



w e i s e u n z e r r e i f s b a r e s B a n d , an die M e n s c h h e i t m e h r g e k n ü p f t e u n d s o n a c h v o m Schicksal zu A n a c h o r e t e n , n i c h t sowohl bestimmte, als b e r e i t s g e m a c h t e Menschen; Wenn sie sich ( u n d u n t e r o b i g e n V o r a u s s e t z u n g e n m i t R e c h t ! ) aus i h r e r q u a a l v o l l e n , ängstlichen E i n s a m k e i t z u r ü c k s e h n e n , n a c h e i n e m f e s t e n P u n k t e , w o sie nicht mtehr, «is ü b e r f r e m d e T h r ä n e n , die sie t r o c k n e n , w e i n e n , ü b e r die, w e l c h e i h n e n ü b e r sich s e l b s t ( f r e u d i g o d e r s c h m e r z h a f t ) s o n s t e n t f l o f s e n , l ä c h e l n , w o sie nichts f ü r c h t e n , das B e s t e (mit Z u v e r s i c h t ) h o f f e n , k u r z : w e n n auch nicht wied e r seelig, d o c h , auf eine w ü r d i g e Art, glücklich s e y n d ü r f e n ; s o l c h e Leuee ( a b e r a u c h n u r s o l c h e ) k ö n n e n ' v e r sichert s e y n : dafs sie diesen, f ü r s i e a l l e r d i n g s b i l l i g e n W u n i c h n i r g e n d s b e s s e r b e f r i e d i g e n , in k e i n e r w e i s e r e n Schule, d u r c h kein s c h ö n e r e s T a g e w e r k , e i n e s ü f s e r e S c h j u m m e r s t ä t t e s'ich b e r e i t e n k ö n n e n , als in e i n e r , (von d e n durch scholastischen Staub besudelten Klöstern, w e gen dieses, ihr n i c h t a n k l e b e n d e n S c h m u t z e s , s e h r v e r s c h i e d e n e n ) stillen C e s e l l e n s c h a f t o b i g e r Art, in d e r sie, das Z u f ä l l i g e sich s e l b s t g e m e i n s c h a f t l i c h e r a r b e i t e n d , im N o t h w e n d i g s t e r i d u r c h Einen aus i h r e r M i t t e , (so l a n g e sie dieses o d e r ü b e r h a u p t eines K n e c h t e s n o c h b e d ü r f e n ) s o g u t es g e h n will, b e d i e n t w e r d e n . (*) W a s endlich d e n S t a a t (um ihn ü b e r w i c h t i g e m G e g e n s t ä n d e n n i c h t zu v e r g e s s e n ) b e t r i f f t ; s o w i r d e r , bei z u n e h m e n d e r B i l d u n g lind bei den gleichfalls z u n e h m e n d e n h a n d g r e i f l i c h e n D e m o n s t r a t i o n e n des sich im Z e l t g e i s t e n u r m a s k i r e n d e n W e l t g e i s t e s , es n a c h g e r a d e w o h l s e l b s t e i n s e h n , dafs e r z u m G e i s t e nicht f ü g l i c h s a g e n k a n n : W i l l t D u z u r R e c h t e n , s o will ich z u r L i n k e n ! u n d w i r d e r a l s o d e r S a c h e nicht e t w a (dafs G o t t v e r h ü t e ! ) b e h ü l f l i c h s e y n , s o n d e r n i h r n u r ( w o m i t e r ihr den s e i n e r s e i t s g r ö f s t m ö g l i c h s t e n D i e n s t e r w e i s t ) g e r u h i g , u n d i n s o f e m e sie f ü r i h n sichtbar, zusehn wollen. f*) Veigl. eine Pavallc-l1;teile MoUy s, im vierten Acte, des ersten Thcils, der SöLne des Tiial's.



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S o n a c h w ä r e am E n d e w o h l g a r ein s o l c h e r b a r m h e r z i g e r o i W s o n s t i g e r l ö b l i c h e r M e n s c h e n y e r e i n eine w a h r e B a r m h e r z i g k e i t f ü r ein d e r s e l b e n , o d e r d e r WohlthäLigkeit ü b e r h a u p t , nicht s o w o h l beflissenes als b e d ü r f t i g e s Z e i t a l t e r , das, bei d e m h e i l s a m e n W a n k e n d e r a l l g e m e i n e n (gemeinen) Sicherheit, schon zur weisen Befestigung der einzelnen (einzigen) des z w e c k m ä f s i g e n Aneinanderschliefsens isolirt s c h e i n e n d e r K r ä f t e d r i n g e n d e r a l s j e m a l s zu b e d ü r f e n s c h e i n t ! — B l ü h e n d e J ü n g l i n g e u n d M ä d c h e n , f ü r E u c h ist alles dieses n i c h t g e s c h r i e b e n ! — W a s f ü r die L e b e n s a r m e n , die N i e m a n d e m m e h r v e r p f l i c h t e t sind, h e i l s a m e W a r n u n g s e y n k a n n , w ä r e f ü r euch L e b e n s r e i c h e , die I h r n o c h Allen verpflichtet s e y d , h e i H o s e S c h w ä r m e r e i ! — I h r — Glückl i c h e ! — t h u t Alles, w e n n I h r , in R e i n h e i t u n d H o f f n u n g , durch K r a f t o d e r Z a r t h e i t , E u c h s c h m ü c k t , z u m h e i l i g s t e n aller O r d e n : — z u m b r ä u t l i c h e n T o r u s , 5um s e e g n e n d e n F r i e d e n des H a u s e s ! — E r j a g e n k ö n n t I h r ihn nicht, a b e r — v e r d i e n t i h n ! — S o , u n d n u r s o , w e r d e t I h r ihn u n g e s u c h t , u n d in ihm — ( d e n k e i n B e r g o d e r T h a l fc.uch g a n z e r s e t z e n k a n n ! ) — das h ö c h s t e Ziel des L e b e n s finden! —