Die Lieder der Lücke im Codex Regius der Edda [Reprint 2019 ed.] 9783111692197, 9783111304632

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German Pages 98 [100] Year 1902

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Die Lieder Der Lücke Im Codex Regius Der Edda
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Die Lieder der Lücke im Codex Regius der Edda [Reprint 2019 ed.]
 9783111692197, 9783111304632

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DIE LIEDER DER LÜCKE IM CODEX REGIUS DER EDDA. Von A n d r e a s H e u s l e r , Berlin.

I. Der berühmte Codex Regius, die Haupthandschrift des eddischen Liederbuches, kam schon im Jahr 1662 in Versehrter Gestalt in die Bücherei des dänischen Königs. Zwischen Blatt 32 und 33 klafft eine Lücke: die fünfte Pergamentlage, aller Wahrscheinlichkeit nach acht Blätter umfassend, etwa zwei Dreizehntel der ganzen Sammlung, ist verloren gegangen 1 ). Der Verlust betrifft die Lieder aus dem Kreise der Sigurdssagen. Halten wir uns an die stoffchronologische Ordnung, die der Sammler anstrebte, so können wir sagen: die Lücke reicht von Sigurds Gespräch mit der auferweckten Valkyrje bis zu den Vorbereitungen zu Sigurds Ermordung. Geschädigt sind wir nicht nur in unserer Anschauung altnordischer Heldenpoesie, sondern auch in der Erkenntnis des bedeutsamsten germanischen Sagenstoffes. Wir stehen dem Verlorenen nicht mit einem entsagenden ignoramus gegenüber. Schlüsse auf das einst Vorhandene werden durch folgende Quellen ermöglicht: die Gripisspä, das Ueberblicks- oder Programmgedicht der gesammelten Sigurdslieder; es excerpiert von Str. 17/18 bis zum Schluß der Prophezeiung, Str. 51, die in der Lücke verlorenen Dichtungen; 1) Vgl. die phototypisch-diplomatische Ausgabe Händskriftet No. 2365 4° gl. kgl. Sämling (Kbh. 1891) S. YI. Festschrift für H. Paul.

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Andreas Heusler,

Anspielungen in anderen, ältern Eddagedichten, die der Lücke teils vorangehen, teils folgen; im besonderen Fäf. 40 -44, Sigrdr. 20. 21, verschiedene Teile von Brot, Guctr. I, Sig. sk., Helr., Oddr.; das Prosareferat der Skäldskaparmäl (Skälda) in der Snorra Edda (Ausg. von F. Jönsson c. 39 S. 104 f.); das hier in Betracht kommende Stück hat wahrscheinlich ein Bearbeiter Snorris erweiternd redigiert und dabei die eddische Liedersammlung benutzt (vgl. Arkiv 18, 184f.); doch ist die Skäldastelle nicht ein abhängiger Auszug aus dem Liederbuch in dem Sinne wie die Grip. und die gleich zu nennenden zwei Prosaquellen: der Stoff ist zum Teil von anderer Seite zugeflossen; eine kurze Stelle im Nornagests pätt, dessen Hauptquelle die eddische Sammlung war (bei Bugge, Norröne Skrifter S. 65); endlich das wichtigste Denkmal, die Vqlsunga saga (angeführt nach der Ausg. von Ranisch, Berlin 1891); ihre ausführliche Paraphrase der eddischen Heldenlieder bietet von c. 21, 18 bis c. 29 Schluß und wieder in Teilen von c. 30 das Gegenstück zu der vermißten Pergamentlage der Quelle. Indem wir die Frage stellen: wie sah der verlorene Inhalt der Liederedda aus? suchen wir einerseits die litterarische, stilistische Beschaffenheit des Erschließbaren genauer zu bestimmen, anderseits die sagengeschichtlichen Fragen einer neuen Prüfung zu unterziehen. Nach den sorgfältigen Arbeiten nordischer und deutscher Gelehrter wird mir zum guten Teile nur eine Nachlese und die Aufgabe der Sichtung zufallen *). Mit Symons Beitr. 3, 219 nehme ich an, daß die Vorlage der Vqlsunga saga denselben Bestand an Liedern hatte wie der noch unversehrte Codex Regius. Unter die1) Am eingehendsten wurde VQIS. C. '21-29 behandelt durch Symons, Beitr. 3, 253-286; in späteren Aufsätzen, Zs. f. d. Phil. 12, 83 ff., 24, 1 ff., hat Symons vielfach abweichende Ansichten begründet Die jüngste Darstellung ist die von F. Jönsson, Litt hist. 2, 842 ff. (Kbh. 1901).

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Die Lieder der Lücke im Codex Regius der Edda.

ser Voraussetzung vergleichen wir den U m f a n g der Lücke mit der Ausdehnung der entsprechenden Sagapartie. Die 16 Seiten des Regius kann man zu mindestens 34 Zeilen rechnen1): also in Summa etwa 550 Zeilen. Hätte der Inhalt aus lauter Strophen, ohne Prosastücke, bestanden, so wären ungefähr 2200 Kurzverse zu beklagen. Das betreffende Stück der Vqls., bis zum Schluß von c. 29 gerechnet, umfaßt 571 Druckzeilen (die Strophe als 2 Zeilen gezählt). Davon sind gleich abzuziehen die 38 Zeilen von c. 22: dieser Abschnitt stammt nicht aus dem Liederbuch, sondern aus der T'idreks saga. Somit stehen sich gegenüber: 550 Zeilen im cod. R : 533 Zeilen in der VQIS. Vergleichen wir zwei kürzere Stücke, worin sich die Saga einem erhaltenen Teile des Liederbuches verhältnismäßig genau anschließt: cod. R. 59, 25-62, 8 (— Fäfnismäl bis vor Str. 40) und VQIS. C. 18, 30- c. 19, 48: dort 83, hier 106 Zeilen. Sodann cod. R. 73, 25-75, 23 ( = Gudr. II, 11 bis Schluß) und VQIS. C. 32,15-33, 18: in der Liederhandschrift 68, in der Sagaausgabe 89 Zeilen. Zu einem ähnlichen Zahlenverhältnis kam Symons, der eine ausgedehntere, stärker abweichende Strecke in den beiden Werken verglich (Beitr. 3, 253). Danach zeigt sich, daß die VQIS. mit jenen 533 Zeilen, die auf die Regiuslücke entfallen, verhältnismäßig s t o f fa r m ist: sie muß bedeutend mehr weggelassen als zugesetzt haben2). Diesen Umstand darf man immerhin in Betracht ziehen bei der Frage, ob c. 23. 24 Zuthat der Saga seien (unten Abschn. III). Wären sie es, so müßte die Saga anderwärts große Teile der Vorlage übergangen haben. In dem kontrolierbaren Verlauf finden wir durch den Sagaschreiber ausgeschieden nur solche Gedichte, die eine lyrische Situation ohne sagenmäßige Handlung oder ein abseits liegendes ent1) Vgl. die Zeilenzahl der angrenzenden Blätter in der phototyp. Ausgabe: 32 1 mal, 33 2 mal, 34 7 mal, 35 4 mal, 36 2 mal. 2) Die Bemerkung im Cpb. 1, LXXVI „the prose of the lacuna i s a l i t t l e a b o v e t h e a v e r a g e s h e e t , for instance, of the sheet following after the lacuna" beweist deshalb nichts, weil aus der auf die Lücke folgenden Pergamentlage v i e r g a n z e G e d i c h t e in der VQIS. übergangen wurden. 1*

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Andreas Heusler,

behrliches Ereignis enthalten (Guat svä mikill harmr, at ek mätta trautt bera; sidan gaftu mér einn ülfhvelp, sä dreifdi mik biódi broedra minna.

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hann mantu eiga

ok hann skiótt missa ;

]>ü munt eiga Atla konung; missa muntu broedra pinna, ok J d mantu Atla vega.

Man sieht, wie oft einem Zuge der einen Seite die Entsprechung auf der anderen fehlt. Namentlich fällt auf, daß Grimhilds Met und die Tötung Atlis im Traume nicht vorgesehen sind, und daß die Handlungen Brynhilds {skauztu) und Atlis (sa dreifdi mik) in der Deutung unpersönlich umschrieben werden („missa")1). Dem Original dürfen wir eine fülligere und ebenmäßigere Darstellung zutrauen. Der Rückblick auf die Sigmund-Sigurd-Geschichte und dann die Prophezeiung, diese zwei Teile haben wahrscheinlich die Hauptmasse des Liedes ausgemacht. Der Verfasser hat hier in ähnlicher Weise oder noch mehr zusammengestrichen wie bei der langen Weissagung der Sig. sk. 5 4 - 6 4 = VQIS. c. 3 1 ,

35-46.

Es bleibt noch die Präsentation zu Anfang des Kapitels (Z. 1 - 1 2 ) . Sie ist mit ihren neun Personennamen bei weitem die stattlichste der Saga. Wenn Golther a. a. 0 . S. 196 meint, in den Worten „Gjuki hieß ein König . . . . . Er hatte drei Söhne mit Namen Gunnar, H