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German Pages 392 Year 1879
DIE
EDDA-GEDICHTE DER
NORDISCHEN HELDENSAGE.
DIE
EDDA-GEDICHTE
DER NORDISCHEN HELDENSAGE. KRITISCH HERGESTELLT, ÜBERSETZT UND ERKLÄRT VON
Prof. Dr. FRIEDRICH WILHELM BERGMANN R. DES SCHWEDISCHEN NORDSTERNORDENS.
STBAB8BUBO VERLAG
VON
KARL 1879.
J.
TRÜBNER
INHALT. A. Allgemeine Einleitung. Seite.
I. II.
Ursprung und natur
der Sage
Die a l t n o r d i s c h e h e l d e n s a g e heldenlieder der Edda
1 und
die 12
B. Textkritik nnd Worterklärnng. I.
II.
Niflungenhort-Gyclus. 1. Andvära nauts liöd 2. Andvära mein-ord 3. Hreidmars mäl 4. Hreidmars hefndar hvöt 5. Hreidmar rsedr hefndi
35 36 37 37 38
6. Lyngheidr rsedr iafnadi
38
Helgis Hiorvardssohns-Cyclus. 1. Fränmars heiti 2. Atla örendi 3. Svavu hvöt 4. Helgi vlga füss 5. Helgi i Hatafiordi 6. Helgi ok Hedinn 7. Helga nä-ord
III.
Helgis Sigmundssohns-Cyclus. 1. Helga Kvida Hundingsbana 2. Helga niosnar för 3. Helgi 1 mal-ambottar klaedi
39 39 40 41 42 45 47 48 57 58
VI
Inhalt. Seite.
4. 5. 6. 7. 8. 9.
Helga ok Sigrunar fundr Sinfiotla heipt-màl Sinfiotla heipt-màl önnur Helga o t Sigrunar fundr annarr Dagr Helga bani Helga för til Valhallar
59 60 61 63 64 66
IV. S i g u r d u r s F a f n i s t ö d t e r s - Cy c l u s . 1. Gripis Spà 2. Sigurdur hyggr at hefna födur ok Eylima 3. Sigurdi Hnikarr vedr görir 4. Hnikars mài 5. Sigurdur kömr til husa Regins 6. Fafnis feigs nä-ord 7. Regins flà-raedi 8. Igdra mài 1 9. Igdra mài II 10. Sigurdrifu mài 1 11. Sigurdrifu mài II 12. Sigurdrifu mài III 13. Sigurdar kvida 1 14. Sigurdar kvida II 15. Gudrunar barmr
.
16. Brynhildar Helför V. A t l i - C y c l u s . 1. Gudrunar kvida hin forna Ü. Gudrun sykn ordin 3. Oddrunar grâtr 4. Atla kvida hin Grönlendska
107 109 115 117 121
5. Atla mài VI. G u d r u n - C y c l u s . 1. Gudrunar hvöt 2. Hamdis mài 3. Gudrunar grâtr VII. V ó l u n d u r - C y c l u s . 1. Vôlundar kvida
68 73 74 75 76 77 80 81 83 84 85 88 91 101 104
129 137 139 144 ,
.
.
.
.
146
Inhalt.
IIV Seite.
VIII. F r o d i - C y c l u s . 1. Grotta söngr
C. Übersetzung und Sacherkl&rung. L Niflungenhort-Cyclus. 1. Andvari's Ring-lied
166
2. Andvari's Fluchsprach
168
3. Hreidmar's Spottrede
169
4. Hreidmar's Racheruf
172
5. Hreidmar ertheilt rath zur räche
173
6. Lyngheidi räth zum vergleich
174
II. H e l g i ' s
Hiorvardssohns-Gyclus.
1. Atli's Botschaftsbericht
176
2. Franmar's Unterhandlungen
176
3. Helgi wird durch Svava zu heldenthaten angereitzt
17?
4. Helgi's kampfwunsch
181
5. Helgi's kämpf im Hatafiord
182
6. Helgi's besprechung mit Hedin
188
7. Helgi's letzte reden
190
III. H e l g i ' s
Sigmundssohns-Cyclus.
1» Des Helgi Sigmundssohns Sagelied . . . .
192
2. Des knaben Helgi auskundschaftung b.Hunding
205
3. Helgi als mühlmagd verkleidet
206
4. Sigrune's erster besuch bei Helgi
. . . .
5. Sinfiotli's und Gudmunds schmähreden 6. Wortstreit Sinfiotli's und Gudmunds
.
207 .
. . .
210 213
7. Sigrune's zweiter besuch bei Helgi . . . .
216
8. Helgi von Dag erstochön
218
9. Helgi's letzte Zusammenkunft mit Sigrun IV. S i g u r d u r s d e s
.
221
Fafnistödters-Cyclus.
1. Gripi's Voraussichten
225
2. Sigurdur beschliesst seinen Vater und Onkel • zu rächen
228
VIII
Inhalt. Seite.
3. Odin erregt dem Sigurdur stürm
. . . .
239
4. Hnikars Sprüche
241
5. Sigurdurs besuch bei Regin
243
6. Des sterbenden Fafnis letzte worte . . . .
244
7. Regins verrätherischer plan
249
8. Der drei Elstern Reden
251
9. Der Elstern Reden
254
10. Sigurdrifa's Reden (Erstes Gedicht).
.
11.
„
„
(Zweites Gedicht)
. . .
.
.
255 256
12.
„
„
(Drittes Gedicht)
. . .
258
13. Sigurdur's Sagelied
261
14. Das zweite Sigurdur-Sagelied
274
15. Güdrun's Wehklage
278
16. Brunhilde's Heifahrt
283
V. A t l i - C y c l u s . 1. Gudrun erzählt ihre heirath, und ihr benehmen mit Atli
289
2. Gudrun im Gottesgericht
299
3. Oddruns liebe zu könig Gunnar von ihr gerechtfertigt
302
4. Atli's Sagelied
309
5. Atli's Geschichten
318
VI. G u d r u n - C y c l u s . 1. Gudrune's Racheruf
342
2. Hamdis Sagelied 3. Gudrune's Klage und T o d e s e n t s c h l u s s .
345 .
.
352
VII. V ö l u n d u r - C y c l u s . 1. Völundur-Sagelied
355
VIII. F r o d i - G y c l u s . 1. Der Granitenen Geräusch
368
D. Register erklärter Wörter und Namen.
A. Allgemeine Einleitung.
I.
Ursprung und n a t u r der Sage. Alles einzelne, physisches und geistiges, ist, wenn blos einzeln betrachtet, unverständlich, räthselhaft, unerklärlich. Es wird nur einigermassen verständlich, wenn man es als einzelnes in seiner aehnlichkeit mit dem ganzen, und in seiner Verschiedenheit von anderm betrachtet. Um das wesen der altnordischen sagen zu verstehen muss man demnach den ursprung und die natur der Sage Oberhaupt oder im ganzen kennen. So wie das wort ursprünglich der ausdruck und die mittheilung eines empfangenen geistigen eindrucks ist, so ist auch die sage ursprünglich der ausdruck und die mittheilung von etwas geschehenem, das der erzäliler entweder selbst gesehen, oder von anderen erfahren hat. Aber nicht alles geschehene ist gegenständ der sage geworden, sondern nur das unendlich wenige, was der ungebildete mensch aufgefasst, und als wichtig andern mitgetheilt hat. Der ungebildete, beschränkte menschengeist fasst nur das auf, was ihn in der natur und in der geschichte persönlich und direkt berührt. Jede generation vergisst alles geschehene und 1
2
Allgemeine Einleitung.
erzählte, das sie nicht m e h r direkt a n g e h t ; sie bewahrt im gedächtniss n u r das, w a s auch f ü r sie
allgemeines
interesse hat, nämlich die g ö H e r s a g e n und die h e l d e n sagen. Die ursprünglich
ältesten
götter
genstände wie s o n n e , n i o n d , meer,
waren
naturge-
feuer etc.,
welche
m a n als wohlthuende, mächtige wesen verehrte, als schreckliche gewalten fürchtete.
oder
Da sie in der Na-
tur keine menschliche gestalt h a t t e n ,
so behielten sie
lange in der Vorstellung der Völker irgend eine analoge t h i e r gestalt.
Später
menschengestaltig trachtet, welche die naiurphänomene wurden
wurden
gedacht
sie
wohlthätigen
bewirkten.
immer
mehr
als
und als die ursächer beoder schrecklichen
Die
naturerscheinungen
als die Wirkungen dieser
übermenschlichen
wesen, oder als g ö t t e r t h a t e n angesehen.
Die auf-
fassung und erzählung dieser götterthaten erzeugte die g ö t t e r s a g e n oder die eigentlichen
mythen.
Neben den göttersagen entstunden auch frühe schon sagen welche die thaten und schicksale ausgezeichneter menschen
zum gegenständ
Vorläufer der h e l d e n s a g e n
hatten, und die man als bezeichnen darf.
Da man
sich die götter, die menschengestaltig waren, auch wie menschen handelnd und leidend vorstellte, so haben die g ö t t e r s a g e n u n d die h e l d e n s a g e n , äusserlich, manche ähnlichkeiten miteinander.
Innerlich bestand aber stets
der bewusste unterschied zwischen den göttern, denen m a n übermenschliche m a c h t und kräfte zuschrieb, und den
menschlichen
helden,
n a t u r und macht beilegte.
denen
man
nie
Unter den göttern und über
den helden s t u n d e n die göttersöhne oder die W e g e n ihrer göttlichen
göttliche
natur, sei es als
sei es als f r ü h e r angebetete später
aber
heroen.
göttersöhne, herabgekom-
Allgemeine Einleitung
3
mene und durch andere ersetzte g ö t t e r , gehören heroen eigentlich der göttersage oder an.
die
mythologie
Demnach sind die sagen über heroen, göttersöhne
und herabgesetzte gottheiten, wie z. b. R a m a bei den Indern, H e r a k l e s bei den Griechen, I r m i n bei den Germanen etc., eher zu den indischen, griechischen, germanischen
göttersageo
als
zu den
heldensagen
der
Inder, der Griechen, und der Germanen zu rechnen. Die entstehung
und die natur der g ö t t e r sagen
haben wir bei der erklärung der mythologischen Eddalieder öfters gelegenheit gehabt zu besprechen.
Hier
sind besonders die h e l d e n s a g e n zu berücksichtigen, und wir werden
auf die göttersagen
nur darum
rückkommen um die karaktere der heldensage, darlegung ihres ähnlichkeits- und
zu-
durch
verschiedenheitsver-
hältnisses zu der göttersage, klarer und bestimmter zu erklären. Die Sage gehört
zur geistigen
entwickelung
alten völker, und muss in dieser ihrer historisch dargestellt werden.
Diese entwickelung ge-
schieht natürlich in aufeinander lungen oder perioden.
der
entwickelung
folgenden
zeitabthei-
Wie bei jeder physischen
und
geistigen entstehung sind aber die perioden der sagenentwickelung
nicht
genau
chronologisch
geschieden
und abgegränzt, sondern fliessen mit leisen Übergängen ineinander ein; doch müssen die angenommenen perioden der art sein, dass sie in ihrer aufeinanderfolge den reellen, natürlichen entwickelungsgang darstellen. Es hat sich in neuester zeit für die anfangsgeschichte der menschheit oder für die praehistorie eine periodeneintheilung hervorgethan, die man das alter,
das b r o n z e a l t e r ,
genannt hat.
stein-
und das e i s e n a 11 e r
Diese eintheilung kann aber nicht den
4
Allgemeine Einleitung.
historischen
und
natürlichen
entwickelungsgang
primitiven menschheit erklären.
der
Denn erstens ist nicht
anzunehmen, was die n a m e n der verschiedenen
alter
zu behaupten scheinen, dass anfangs der mensch überall vorzüglich steine bearbeitet habe, dass dann überall der stein durch bronze ersetzt, und endlich die bronze durch eisen ersetzt worden sei. Zweitens ist diese ganz äusserliche eintheilung, die den gefundenen alten geräthschaften präsumtiv e n t n o m m e n worden ist, auch
nicht
geeignet die grundlage zum geistigen entwickelungsgang der menschen abzugeben; denn auch a n g e n o m m e n , dass der unkultivirte mensch a n f a n g s n u r steine bearbeitete, so konnte ja diese industrie, bei gewissen Völkern, eine viel grössere geistige
begabung
voraussetzen
als die spätere industrie der bronze u n d in allen gebieten
lassen,
des
eisens;
des geistes ist ja derjenige, der mit
geringen mittein tüchtiges leistet
und erfindet
geistig
höher zu stellen, als der, welcher mit äusserlich gegebenen besseren mittein, das vorhandene blos verbessert. Endlich sagt die eintheilung in steinalter, und
eisenalter
ches a u s ,
nur
etwas historisch
bronzealter
selbstverständli-
nämlich dass die Utensilien die
stein oder aus bronze oder aus eisen,
man
aus
gefunden
hat,
eben einer unbekannten, unbestimmten zeit angehören, wo man
in stein, in bronze und in eisen
arbeitete.
Diese bis jetzt wenigstens wissenschaftlich unfruchtbare periodeneintheilung
des steinalters,
des
bronzealters,
und des eisenalters ist zu ersetzen durch eine bessere, der geistigen
entwickelungsgeschichte
des
alterthums
mehr entsprechende, welche wir das p a t r i a r c h i s c h e Zeitalter, das h e r o i s c h e liche
Zeitalter nennen
Zeitalter, und können.
Im
das
bürger-
patriarchischen
Zeitalter steht der mensch auf der untersten stufe des
Allgemeine Einleitung. sozialen
lebens;
5
er fristet kärglich sein
dasein als
jäger, fischer, hirte, und nebenbei als ackerbauer; er gehört noch nicht sich selbst noch keinem
staatlichen
blos glied seiner
als i n d i v i d u u m, und verbände an, sondern ist
familie,
seines
unter der despotie des hauptes stammes.
Im h e r o i s c h e n
Glans, und
der
steht
familie und des
Zeitalter wird das haupt
der familie und des stammes zum kriegsanfülirer; die nomadischen streifereien und Wanderungen verschaffen dem
volke besitz
durch
raub
und krieg.
Der krieg
wird hochgeachtet, der kriegs- und raubanführer zum könig,
zum helden;
der
könig
gestellt, nicht blos wegen sondern auch wegen adels,
wodurch
und held wird hoch-
seines persönlichen
seines reichthums
und
muthes, geburts-
er sich über die untergebenen erhebt.
In der periode des b ü r g e r t h u m s endlich tritt, neben den raub und den krieg als erwerbsmittel des besitzes und reichthums,
die macht und
der getheilten sozialen
durch
gewerbe
durch
das staatliche Oberhaupt,
willen des volkes.
handel;
der
held wird
arbeit ersetzt
dem
ernannt nach
Das volk tritt in die politische und
eigentlich historische periode ein, wo krieg nicht mehr die hauptsache ist und der geburtsadel der alleinige grund
nicht mehr als
des reichthums und der Staatsge-
walt angesehen wird. In der patriarchischen als jäger, ßscher, hirten
periode, w o die menschen
besonders gelegenheit hatten
die mächtigen naturphänomene zu beobachten, entstand auf
grund
der
g ö t t er sage.
naturanschauungen
Sie ist
hauptsächlich
die hauptträgerin
der
die
religion;
und die religion ist dasjenige, was in jenen zeiten das allgemeinste
interesse in anspruch nehmen
Die g ö l t e r s a g e
ist zwar ursprünglich
eine
kann.
familien-
6
Allgemeine Einleitung,
und stammsage, sie pflanzt sich aber fort, selbst nach dem Untergang der familien und stamme, und wird volksreligion, zumal wenn priesterfamilien die religiöse tradition pflegen und ausbilden, wie z. b. bei den Indern, den Aegyptern, den Israeliten etc. Neben den religiösen göttersagen entstehen natürlich, wiewohl untergeordnet, auch menschensagen über ausgezeichnete familienhäupter und stammfürsten. Diese menschensagen sind ursprünglich gleichfalls familienund Stammtraditionen, welche durch das interesse der familien und des stammes sich bewahren, aber bald mit der familie und dem stamme untergehen, weil sie nicht, wie die religiösen göttersagen, ein allgemeines volksinteresse in anspruch nehmen können. Daher kommt es auch, dass im p a t r i a r c h i s c h e n Zeitalter, neben den göttersagen noch keine eigentlichen h e l d e n s a g e n bestehen. Die anlaufe zu diesen letzteren waren allerdings schon damals vorhanden, aber diese heldensagen konnten sich noch nicht geschichtliche anerkennung und gleichen rang mit den göttersagen verschaffen. Erst im spätem h e l d e n Zeitalter konnten die eigentlichen heldensagen entstehen, und sich eines allgemeinen interesses erfreuen. In dieser periode ist der h e l d derartig das ideal der zeit, dass sogar der religiöse mythus jetzt kriegsgottheiten, nach dem bilde der helden, schafft und gestaltet. So ist z. b. Odin, der in der patriarchischen zeit blos sturmgott war, in der heldenperiode zum kriegshelden umgestaltet worden. W a s man am helden, in jener zeit, als ideal anstaunt, ist allerdings vorzüglich sein kampfmulh. Da man aber in der heldenperiode reichthum und adel besonders hoch schätzt, so sind die helden nicht blos dargestellt
Allgemeine Ginleitung. als muthige kämpfer, sondern auch als durch
7 geburt
und besitz hervorragende k ö n i g e . Die eigentlichen ursprünglichen göttersagen beruhen auf blossen naturanschauungen und haben keine historische realität. Die eigentlichen heldensagen hingegen beruhen ursprünglich stets auf einer historischen grundlage; denn die menschen des alterthums waren noch nicht im stände etwas geistiges rein zu erfinden ; sondern sie glaubten nur an ihre auffassungen der naturerscheinungen und an die ereignisse die sich ihren äugen darboten. W e n n ein held, der eine heldensage veranlasst hat, durch die geschichte, bekannt ist, wie z. b. A t t i l a , T h e o d e r i c h , etc. so kann auch natürlich die zeit der entstehung der sage, in der heldenperiode, genauer bestimmt werden. Der nicht wissenschaftlich gebildete mensch hat aber kein interesse für die historische Wahrheit, und ändert, rücksichtslos, das geschichtliche nach gutdünken um. Deswegen sind die heldensagen, obgleich sie auf geschichtlicher grundlage beruhen, fast gar nicht, oder doch höchst vorsichtig, für geschichtskenntniss zu benützen. Der ungebildete mensch bemerkt nur das, was ihn persönlich oder seine familie, seinen s t a m m , seine nation angeht. Deswegen heftet sich die sage nur an helden die ursprünglich f a m i l i e n - und s t a m I n h e i d e n waren, und später zu n a t i o n a l h e l d e n geworden sind. Die ursprünglichen heldensagen einer nation befassen sich nur mit den dieser nation e i g e n e n helden. Erst später, bei vorangerückter geistiger bildung, erwacht auch, bei einigen nationen, das interresse für fremde heldensagen, und sie nehmen dann in ihre nationalsage
8
Allgemeine Einleitung,
auch fremdländische helden auf. nicht eigenen
Diese
aber a n g e e i g n e t e n
einer nation
helden
erkennt
der sprachkenner als solche schon an ihrem fremden nameu, wenn auch derselbe mehr oder weniger umgedeutet worden ist. Die heldensage drückt ihr ideal des
heldenthums
besonders in der erzählung der t h a t e n des helden aus; sie interessirl sich aber auch für das
schicksal
desselben, und erzählt deswegen nicht allein die heldenthaten, sondern auch die glücklichen oder unglücklichen schicksale des helden. Die heldensagen waren ursprünglich einzelne, kurzgefasste mündliche erzählungen der thaten und schicksale des helden; sie wurden in der familie, bei den Volksversammlungen und festen in
prosa erzählt.
Um
den rühm des helden schöner zu verherrlichen, erzählten auch begabte männer die heldensagen
in versen, so
dass die einzelnen kurzen prosaerzählungen zu einzelnen kurzen gesängen oder r h a p s o d i e n rhapsodien waren anfangs
natürlich
tischer und lyrischer ausdruck,
wurden. mehr
wurden
Diese
enthusias-
aber,
nach
und nach, immer mehr ruhig erzählend oder episch in versen abgefasst.
Da der Übergang von der prosaer-
zählung zur epischen erzählung in versen ein blos formeller w a r , so bezeichnete man die heldenlieder auch noch immer mit demselben
namen wie die
prosaer-
zählungen (sansc. upakhyana, vadjas; gr. epos, logos; nord. kvi&a, saga). Der gesammtlebenslauf
der
helden
bildete
eine
geschichtliche einheit, die zwar traditionell in der gesammtheit der erzählungen bestund, aber nicht in den einzelnen rhapsodien
vollständig hervortreten und aus-
gedrückt werden konnte.
Die dichter welche in ihren
Allgemeine Einleitung. rhapsodien nur beiden
einzelne
vorzutragen
theile
9
des lebenslaufes des
h a t t e n , griffen aus der gesammt-
heit des lebenslaufes nur einzelne züge heraus, um sie in ihren liedern darzustellen.
Bei der entstehung der
einzelnen rhapsodien wurde keine chronologische oder historische folge beobachtet; heute
den
anfang
eines
der eine dichter besang
heldenlebens,
der
andere
morgen das ende davon; der dritte griff aus der mitte seinen
gegenständ
zu
seiner
rhapsodie
heraus.
zeitliche entstehung der einzelnen rhapsodien
Die
gleicht
also keineswegs der fortschreitenden abfassung irgend eines
geschichtlichen
vergleichen
mit
Werkes;
der
man
cristallisation
könnte sie etwa des
gefrierenden
wassers eines teichs, wobei die crystalle sich,
aller-
orten, im teich ansetzen und weiter ausbreiten können, bis die einzelnen
überall entstandenen crystalle einen
einzigen gefrorenen einzelne
teich bilden.
rhapsodien
folgerichtigkeit des
Obgleich
nicht nach der
aber
die
chronologischen
lebenslaufs der helden
entstehen,
so lebt doch, in der heldensage oder im bewusstsein der nation, das gesamintbild den.
der geschichte der hel-
Daher geschieht es, dass mit der zeit, und bei
günstigen
umständen, die einzelnen zufällig und ohne
geschichtliche folge entstandenen rhapsodien zusammengefasdt, und als membra disjecti poetse chronologisch geordnet werden, um in einem umfassenden
grösseren
gedieht (epos) den gesainmtlebenslauf des helden darzustellen , wie
dies z. b. in
Ramayana
und
in
der
Odysseia versucht worden ist. W e n n dieses zusammenfassen der einzelnen rhapsodien in einem gesammtepos nicht erfolgt, so können doch diese lieder welche sich auf einen und denselben helden beziehen, im gedanken, als
zusammengehörig,
und
als den
liedercyclus
dieses helden bildend angesehen werden.
10
Allgemeine Einleitung. Da
ferner
rhapsodien
die
liedercyclen
eines
helden
mit den
anderer helden manche anknüpfungspunkte
besitzen, wodurch sie in der sage mit einander verbunden
werden
umständen,
können, die
so
können
liedercyclen
auch, bei günstigen
verschiedener
helden sich
zu einer e p o p ö i e oder epischen erzählung der thaten meherer
helden,
gestalten,
gerade
so
wie
die
rhap-
sodien eines einzelnen helden sich zu einem epos dichterisch bei
verschmolzen haben.
den
Indern
das
Griechen
die
abfassung
solcher
Eine
solche
Mahabharata
11 i a s.
Die
günstigsten
epopöien
bestehen
epopöie
und
bei
ist den
umstände
zur
besonders dann,
wenn sich priesteikasten oder wenigstens sängerschulen vorfinden, welche irgend ein interesse haben die cyclen verschiedener
helden
sammen zu fassen. sind,
in
der
dichterheros bezeichnet dieser
späteren und
worden.
namen
und
Viasas
in Griechenland und
namen
der
einem
gesammtgedicht
tradition,
zu
einer
unter einem namen In
dichterheros,
Ramayana
Ilias
zu
zu-
Solche priester- und sängerschulen
der
(der
des
indischen
tradition
vermeintliche
Mahabharata)
person
als
personifizirt und trägt
Verfasser
den
des
symbolischen
(auseinandersetzer, fr. arrangeur), und trägt Odyssee
H om är o s
(f.
der
Verfasser der
vermeintliehe
gleichfalls ham-aros
den
symbolischen
zusammenfüger,
fr.
compositeur, Versöhner, geisel). So w i e die fahigkeit göttersagen erzeugen, welche hauptsächlich
in
der
oder
mythen zu
patriarchischen
zeit bestund, sich noch einige zeit nach dieser
periode
fortsetzte (weil eben die naturanschauungsweise die den mytlios erzeugt fortlebte) eben so besteht
der
helden-
zeitgeist, in dem die heldensagen entstehen noch einige zeit nach der
heldenperiode fort, und
begünstigt noch
Allgemeine Einleitung.
11
einigermassen die forterzeugung von heldensagen. Den Übergang von der heldenperiode zur bürgerlichen periode bildet ein epigonen- oder reckenzeitalter in dem der alte ächte heldengeist zwar etwas verändert und geschwächt ist, aber doch noch nachhallt, so dass in ihm noch heldenrhapsodien entstehen können. Später aber verändert der Zeitgeist die frühern heldenkaraktere derartig, dass die gedichte, von dem veränderten geist beeinflusst, durchaus nicht mehr zu den wahren heldenliedern gezählt werden dürfen. Das alte epos und die frühere epopöie werden s p ä t e r , (in einer mehr litterarischen zeit, wo die erzählende poesie gegenständ unterhaltender lektüre ist) zum rittergedicht oder ritterroman, in welchem der frühere sagenheld durch die mittelalterlichen ritter ersetzt wird, wie z. b. im Schah-name und im Nibelungenlied. Diese vermeintlichen epopöen oder besser ritterromane nehmen wohl bisweilen ältere heldenrhapsodien in sich auf, gestalten dieselben aber nach den sitten und gebrauchen des ritterthums der a r t , dass die alten heldensagen in ihnen wohl zum theil verfeinert, aber im ganzen als solche karrikirt und lächerlich verballhornt, erscheinen. So wie es nun unkritisch ist z. b. die alte ächte griechische mythologie durch spätere dichtungen oder auch nach darstellungen auf etruskischen vasen vermeintlich zu vervollständigen, eben so verkehrt ist es, die alte ächte h e l d e n s a g e durch die ritterdichtungen des 12. 13. 14. jahrhunderts vervollständigen oder gar erklären zu wollen.
IL Die altnordische heldensage und die heldenlieder der Edda. Nachdem oben die entstehung und natur der Sage überhaupt besprochen und erklärt worden ist, wird man nun besser verstehen wo, wann, und wie, speziell die altnordische heldensage und die heldenlieder der Edda entstanden sind, und welche spezielle karaktere diese haben werden. Die germanischen
Völkerschaften, in den nordlan-
den so wie die in Germanien, waren brüder eines stammes, und beide die vettern der slavischen stamme. Die Völkerschaften in Germanien waren selbstverständlich nicht, wie Tacitus glaubte, autochthonisch in Germanien, noch die nordischen Germanen, wie Jornandes glaubte, autochthonisch im Nordland. Die einen sowie die anderen sind vielmehr im lauf der vier ersten jahrhunderte vor Christus in ihre spätem definitiven Wohnsitze in Scandinavien und Germanien eingewandert. Vor dieser einwanderung wohnten sie früher zwischen dem Dnieper und der Oder, wo sie sich von ihren vettern den sarmatischen Slaven abgetrennt und spezialisirt haben. Noch früher lebten sie am schwarzen und caspischen meer, wo sie unter dem vagen namen von s k y t h i s c h e n und g e t i s c h e n Völkerschaften bezeichnet wurden. Noch früher lebten sie auf den hochebenen und in den thälern Irans. Aus diesem ältesten
Allgemeine Einleitung.
13
asiatischen stammsitz sind sie als nomaden im sogenannten patriarchischen Zeitalter (etwa 700—100 v. Chr.) ans schwarze meer, und später in die Weichselländer eingezogen. Nach ihrer allmäligen einwanderung in Germanien und Scandinavien und nach dem patriarchischen Zeitalter, wo sie noch kärglich, als nomadische jäger, fischer und hirten bei wenig ackerbau lebten, folgte die zweite periode oder das h e i d e n Zeitalter (etwa 200—650 n. Chr.) während welchem die germanischen stämme im Nordland und in Deutschland in einen solchen sozialen zustand eintraten, dass die früheren nomadenfürsten, durch krieg und raub bereichert, zu Völkerkönigen sich erhoben, von denen die durch muth, reichthum und adel ausgezeichnetsten, in der sage als h e i d e n gepriesen wurden. Auf dieses eigentliche heldenzeitalter folgte im Norden als Übergang zur geschichtlichen periode die sogenannte r e c k e n periode. wo an die stelle der heldenkönige, als deren epigonen, r e c k e n traten, das heisst kriegerisch-muthige schaarenanführer, welche weder durch reichthum noch auch immer durch adel besonders sich auszeichneten, sondern blose königssöhne und freibauernsöhne waren, welche als b u c h H e r (vikinger) und räuber sich zu land und zu wasser besitzthum und macht zu erkämpfen suchten. Nach dieser Übergangszeit der reckenperiode erfolgte in den Nordlanden die eigentliche geschichtsperiode, wo die Scandinaven in die politische und soziale Stellung eintraten, in der wir sie während des mittelalters sehen. Es lag in der natur des geistigen und sozialen zustandes der vorfahren der Scandinaven, dass in der patriarchischen periode zuerst und hauptsächlich die g ö t t e r s a g e und mythologie entstand, und sich aus-
14
Allgemeine Einleitung,
bildete.
Denn einerseits nahm die religion
bei einfachen naturvölkern
ihr höchstes
natürlich
interesse
in
anspruch, und andererseits, begünstigte auch ihr sozialer zustand als nomaden, welche stets mit der natur verkehrten, ihre auflassung der naturerscheinungen als götterthaten, welche in der religiösen familien-, stammund volkstradition die rnythen und göttersagen erzeugten. (s. s. 5.) Allerdings periode
besteht schon
neben
der
religion
in auch
der das
patriarchischen interesse
für
grosse m e n s c h e n t h a t e n , welche dann sagen erzeugten die mit den eigentlichen heldensagen eiuige ähnlichkeil hatten.
Da aber einerseits die m e n s e h e n s a g e
immer hinter der g ö t t e r s a g e zurücktreten musste, und anderseits die sozialen bedingungen, die das eigentliche heldenthum erzeugen, in der patriarchischen zeit, noch nicht bestunden,
so kamen die
heldensagen
damals
noch nicht zur nationalen a n e r k e n n u n g , oder wurden nicht zur tradition. sie
Thatsachen, nämlich, die, obgleich
bestehen, nicht beachtet und anerkannt
werden,
haben noch keine geschichtliche existenz; sie bestehen geschichtlich erst d a n n , wann, nach lang verkanntem bestehen, sie ins allgemeine bewustsein zur allgemeinen anerkennung kommen.
eintreten
und
Deswegen ist
es historisch richtig zu behaupten, dass in der patriarchischen periode, hauptsächlich die g ö 11 e r sagen gepflegt wurden, während die h e l d e n s a g e n erst in der folgenden heldenperiode sich entwickelten und neben den göttersagen beim volke zur anerkennung und zur tradition gelangten. Die mit der heldenperiode erst eintretenden sozialen umstände begünstigten vollständig die entstehung heldenthums
im
norden,
und
somit
des
die pflege der
Allgemeine Einleitung. nordischen
heldensagen.
periode nämlich
15
Zu ende der
patriarchischen
hatten die nomadischen stamme zur
e r o b e r u n g von Wohnsitzen sich zahlreicher unter mächtigen königen gesammelt und national vereinigt. Durch grösseren
herdenhesitz
und
bessere
betreibung
des
ackerbaus hatte sich in dem volke grösserer Wohlstand angehäuft, wodurch der reichthum der könige und somit ihre macht und ansehen krieg und
räuberische
wuchs.
sich der reichthum der machthaber. sich überdiess neben
Endlich
streifereien (razzias) dem
durch
vermehrte
Die könige legten
besitzadel
einen
ausge-
zeichnetem b 1 u t adel bei. Endlich bei der einwanderung und
besitznahme
bei königen und ein,
um
den
der scandinavischen
Wohnsitze
Völkern eine grössere
gewonnenen
n a c h b a r n zu wahren.
besitz
trat
kraftäusserung
gegen rivalen
und
Kampf und krieg war vor, wäh-
rend, und nach der Völkerwanderung, bei allen germanischen und slavischen stammen, a n der tagesordnung. Es
entstanden
hieraus
angestaunte
kriegsthaten;
es
zeigten sich reiche, mächtige, adelige volksfürsten, könige und
helden,
und
aus den heldenthaten
dieser
periode entstunden und vermehrten sich die eigentlichen heldensagen. Die heldensagen die sich, schon in der patriarchischen
zeit,
neben
den
göttersagen
mögen
gebildet
h a b e n , und die also auch g e m e i n s c h a f t l i c h e s theil der
Scandinaven
können, sind sämmtlich
erb-
und Germanen hätten werden untergegangen
oder f ü r uns
verloren. W a s wir von altnordischen heldensagen kennen, ist im Norden in der heldenperiode entstanden, also in einer zeit, die bestimmt nicht über das zweite jahrhundert n. Chr. hinaufreicht, und wo die Scandinaven sich schon
von den
Germanen getrennt h a t t e n , und seih-
16
Allgemeine Einleitung.
ständig sich die ihnen e i g e n e n Die h e l d e n ,
heldensagen
viens können also nicht
und
heldensagen heldenlieder
schufen. Scandina-
auch den Deutschen
gemein-
schaftlich sein, sondern sind ausschliesslich altnordisches produkt und eigenthum. Während
die götter
nur im geiste
und
glauben
der Nordländer existirten, und demnach die göttersagen keinen historischen inhalt sondern blos eine symbolische bedeutung hatten, sind hingegen die helden überhaupt keine erdichtete oder erdachte persönlichkeiten, sondern reelle historische w e s e n , die die geschichte der und
der dichtkunst überliefert h a t , deren
sage
wahre
ge-
schichte aber, welche wir nicht m e h r bestimmt kennen, durch sage und dichtung ganz umgestaltet worden ist. Bei
aller
poetischen
Umgestaltung a b e r
sollen die heldensagen im ganzen keine bedeutung
haben,
sondern
sie
können
und
symbolische
enthalten
blos
einen
episch (vermeintlich historischen) inhalt, der geschehenes darstellt ohne durch dies geschehene begriffe und ideen symbolisch ausdrücken zu wollen. W e n n man eigentlichen heldensagen
eine
symbo-
lisch-mythologische bedeutung beilegt, so kommt dies daher, dass man epische helden
mit
mythischen
r o e n (göttersöhnen, herabgesetzten göttern, Herakles,
Irmin)
verwechselte
he-
wieRama,
(s. 3.),
so
dass
man, z. b. den Sigurdur, der kein heros a b e r ein held ist, dessen sage sich freilich an den mythus des Nibelungenhorts angelehnt hat, etwa mit dem griechischen Herakles in eine kategorie stellte, und demnach glaubte, dass, so wie der ehemalige ungeheuer bekämpfte, so
Sonnengott Herakles
auch
Sigurdur
die
ein f r ü h e r e r
Sonnengott gewesen sei, der den d i a c h e n Fafnir erlegte. Allerdings haben sich in die heldensagen manchmal
Allgemeine Einleitung.
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m y t h i s c h e elemente eingemischt, wie z. b. der mythus des Ni f l u n g e n h o r t s in die Sigurdursage, die Odinserscheinungen in den Helgiliedern und im Hamdislied, die offenbar iotnische persönlichkeit des Völ u n d u r , in der Volundarsage, die iotnischen jungfrauen F e n i a und M e n i a , in der Frodisage. Es wäre aber eben so ungeschickt diesen heldensagen, im ganzen, wegen dieser mythischen elemente, einen durchaus s y m b o l i s c h e n sinn geben zu wollen, als wenn man die llias und die Odysseia, wegen der vielen mythischen beimischungen die darin vorkommen, allegorisch interpretiren wollte. So wie der apotheosismus oder evhemerismus unrecht hat mythisches als h i s t o r i s c h e s anzusehen, und die götter als vergötterte (apotheosirte) m e n s c h e n darzustellen (wie es z. b. Snorri in der Ynglingasage gethan), eben so unrecht hat der heroizismus der die historischen helden h e r o i s i r t das heisst zu heroen, zu göttersöhnen, zu götterepigonen, oder gar zu göttern selbst hinauf schrauben und der heldensage eine mythische symbolische bedeutung unterlegen will. Da die helden der geschichte nicht dem mythus angehören, der ungebildete mensch aber nur persönlichkeiten kennt und berücksichtigt, die seiner familie, seinem stamm, seiner nation zugehören (s. s. 7.), so sind die ursprünglichen helden bei jedem volk keine f r e m d e n persönlichkeiten, sondern stets n a t i o n a l helden, und, demnach, die ursprünglichen heldensagen blos n a t i o n a l sagen. Da aber historische nationalhelden nur einer, und nicht mehreren nationen angehören können, so ist es ungereimt zu behaupten die nordischen heldensagen gehören auch den Deutschen gem e i n s c h a f t l i c h an. Eine solche behauptung ent2
18
Allgemeine Einleitung.
steht n u r
dann,
wenn
man
den
heldensagen
(was
unzulässig) wie den göttersagen eine mythische bedeutung unterschiebt, u n d a n n i m m t ( was unhistorisch) dass die heldensagen schon damals entstanden seien, als die G e r m a n e n sich noch nicht von den Scandinaven abgesondert und s p e z i a l i s i r t hatten, so wie ja auch, z. b. der gott O d i n sich gemeinschaftlich bei Germanen und Scandinaven vorfindet.
Man bedenkt dabei nicht, dass
die mythologie im älteren patriarchischen Zeitalter sich gebildet h a t , w o noch keine Germanen noch Scandinaven, als solche specialisirt, bestunden, w ä h r e n d heldensagen
erst
in
dem
darauf
folgenden
heldenzeitalter
entstunden, w o die t r e n n u n g zwischen G e r m a n e n und Scandinaven bereits eingetreten war. Da die ursprünglichen helden stets n a t i o n a l h e l d e n sind, so sind die heldensagen leicht auf die nation
bei
der sie entstanden, zurückzuführen. Da die drei helden H e l g i u n d der
ihnen
nachgebildete S i g u r d u r ,
nor-
dische helden sind, so gehörten die Helgisagen und die Sigurdursage ursprünglich eigens dem Norden an. gleichem
gründe
gehören
die
Aus
burgundisch-deutschen
helden G u n n a r und Högni und die heirath Sigurdurs mit Gudrun
ausschliesslich
der d e u t s c h e n sage a n ;
die Atlisage kann nicht nordisch noch deutsch sein, sie ist eine H u n n e n s a g e , ziell d ä n i s c h e
so wie die Frodisage eine spe-
sage ist.
Da ferner die sagen in eine
zeit hinaufreichen w o der geographische und
nationale
unterschied zwischen Schweden, Norwegern und Dänen noch nicht so genau bestimmt w a r wie später, so wird es
manchmal
schwer
und
sogar
unmöglich
stimmen, ob eine sage speziell schwedisch,
zu
oder
benor-
wegisch, oder dänisch sei. Obgleich ursprünglich die heldensagen n u r
natio-
Allgemeine Einleitung.
19
n a 1 e keine fremdländische sind, so tritt doch später eine zeit ein wo sich nationale sagen mit fremden vereinigen; so haben z. b. die Deutschen im 11. jahrhundert die nordischen sagen Sigurdurs mit der burgundischen, der hunnischen und longobardischen in Verbindung gebracht. Beim erwachen des historischen und litterarischen geistes, bei den Völkern des mittelalters, zeigt sich sogar eine entschiedene Vorliebe für f r e m d l ä n d i s c h e beiden; Engländer und Normänner erzählen die heldensagen des k e l t i s c h e n Arthur; Franzosen und Deutsche suchen helden auf in der Bibel, im Orient, bei Griechen und Römern. Solche epische erzählungen sind aber keine eigene heldensagen, sondern nur anectirte oder angeeignete auswärtige heldensagen. Wie sehr auch die namen der fremden helden umgeändert und umgedeutet sein mögen, der sprachkenner entdeckt in den so entstellten namen die nationalität des helden und den wahren geburtsort der sage. Denn die spräche ist überall das beste schibboleth an dem man die nationalität und den ursprung der helden und der sagen erkennt. Sie beweisst, dass die S i g u r d u r s a g e ursprünglich eine nordische, von den Deutschen blos angeeignete sage ist; dass V ö l u n d u r kein deutscher held sein kann und mit den gemeinnamen, dem deutschen W i e 1 a n d und dem französischen G u i 1 a n t , ursprünglich gar nichts zu schaffen hat. Denn wäre der deutsche name S i g f r i e d der ursprüngliche gewesen, so hätten die Nordländer diesen helden sich angeeignet unter dem entsprechenden namen Sigfridr oder Sigyrdr (f. Sigvridr); sie hätten ihn nicht S i g u r d u r genannt, der weder mit dem deutschen S i g f r i d , noch mit dem deutschen S i g w a r t , (Siward) etwas gemein hat. Die Nordländer aber gaben ihrem ihnen eigentümlichen
20
Allgemeine Einleitung,
helden den namen S i g u r d u r (Zum sieg durchs schicksal geweiht), weil er für sie ein wiedergeborener H e 1 g i (f. Sigurhelgi, Dem sieg geweiht; vergl. Gunn-Helgi) war. Sigurdur ist also von den Deutschen angeeignet worden unter dem deutschen namen Sigfrid (Durch sieg frieden schaffend), weil der wahre nordische namen
Sigurdur
in Deutschland nicht gebräuchlich war.
Desgleichen
kann der im Norden entstandene name
Vö1 un du r
nur Weh-geartet (bösgeartet) bedeuten.
Da die Deut-
schen den namen in diesem sinn nicht kannten,
so
setzten sie ihn in den gebräuchlichen
namen Wieland
(Feiler, Raspeler,
Wäre
Goldschmid)
um.
hingegen
Wieland der ursprüngliche namen gewesen, so hätten ihn die Nordländer ganz einfach durch V e l a n d i übersetzt.
Da aber ursprünglich Völundur mit Velandi gar
nichts gemein hat, so beweisst der nordische symbolische namen Völundur (Bösgeartet), dass die sage lich n o r d i s c h
ursprüng-
w a r , und erst ganz späte von Deut-
schen und Franzosen zu einer grobschmidts-geschichte verballhornt worden ist. Da die altnordischen heldensagen in der heldenperiode (die erst im zweiten jahrhundert n. Chr. beginnt) entstanden sind, so reicht keine derselben über das zweite jahrhundert hinauf. Die sagen von historisch bekannten helden geben genau ihre entstehungszeit a n ; sie sind etwa eine generation später als daß todesjahr des helden
entstanden.
Die Atiisagen, z. b., können
erst etwa zwanzig jähr nach dem todesjahr Atlis zeit gehabt haben sich zu bilden und zu verbreiten. Das heldenzeitalter dauerte im Nordland vom 2. bis zum 6. jahrhundert.
Mit dem 6. jahrhundert
ginnt die Recken- und Buchtlerperiode wo, bei veränderten
sozialen
und politischen
umständen,
be-
etwas der
Allgemeine Einleitung.
21
recke und buchtler an die stelle des altern beiden trat, und wo die reckensagen die altern heldensagen (fornir stafir, s. Hamdismal) zurückdrängten. Da aber bestehendes in der geschichte gewöhnlich nicht plötzlich schwindet, so entstunden noch einige heldenlieder in der reckenzeit, wie es, z. b., hervorgeht aus dem Sigurdurgedichte, wo der held und königssohn Sigurdur auch als recke und buchtler (vikinger) dargestellt wird. In der bewegten recken- und vikingerzeit entstanden indess keine reckenlieder, welche die ältern heldenlieder hätten ganz verdrängen können; aber das interesse an den heldenliedern war nicht mehr so lebendig wie in der heldenperiode. Hieraus erklärt es sich zum theil, warum die dichter sich nicht gemüssigt fühlten, die rhapsodischen heldenlieder zu grössern heldencyclen (epos) und die heldensagencyclen zu umfassenderen epopöen auszuarbeiten. Zu ende der recken- und vikingerperiode, bei neuen sozialen und politischen tendenzen, bleiben die heldenlieder in der tradition unverändert, und die jetzt aufkommende s k a l d e n p o e s i e welche die thaten der jarle und könige ihrer zeit enthusiastisch und pomphaft im ultra-lyrischen ton besang, war nicht mehr geeignet die alten heldensagen, im epischen, zwar einfachen aber doch gehobenen style, wieder von neuem zu beleben. So durchlebten die heldensagen und heldenlieder durch mündliche tradition die vikingerzeit und die skaldenperiode, bis sie, in der durch das chnstenthum hervorgerufenen und im 11. jahrhundert angefangenen eruditionsepoche, gesammelt und zum ersten mal niedergeschrieben wurden. Neben dem wiederholten recitiren der memorirten oder geschriebenen heldenlieder, bestund aber haupt-
22
Allgemeine Einleitung,
sächlich die öftere erzählung, in prosa, der ältern heldensagen, wodurch der inhalt derselben dem volke bekannt wurde. Durch solche volksthümliche prosaerzählungen wurde der stoflf der lieder im detail erweitert und nach den sitten und gebrauchen der damaligen zeit umgeändert vorgetragen. Als endlich die schriftliche prosa im Norden sich hinlänglich ausgebildet hatte, und man Schriftwerke zur unterhaltenden lectur abfasste,
dachte
man auch daran die ältern heldensagen theils nach der spätem volkserzählung (saga) zur unterhaltenden roman-lektur zu bearbeiten. Ein solcher roman ist zum beispiel die Volsunga-saga, aus dem anfang des 14. jahrhunderts, welche in fliessender prosa geschrieben sich mit den besten erzählungen der gleichzeitigen romanischen literaturen messen darf. In Deutschland entstund gleichfalls, weniger auf grund eigentlicher heldenlieder, als nach volkserzählungen der ritterliche heldenroman das Nib e l u n g e n l i e d , worin zuerst Meister Conrad in lateinischer prosa, dann nach ihm ein oder zwei dichter im 12. Jahrhundert die deutschen volkserzählungen über den hunnischen Ethele (Etzel), den fränkischen Gunther und Hagen, und den nordischen Siegfried (Sigurdur) zusammengestellt und zu einem oder zwei gedichten (das N i b e l u n g e n l i e d , und die N i b e l u n g e n n o t u n d k l a g e ) , in deutschen versen, verarbeitet haben. Die den romanen und volkserzählungen entnommenen stoffe wurden dann wiederum einzeln r h a p s o d i s c h kurz gefasst in lyrisch-epischen gedichten dargestellt, welchen die englischen Normänner den romanischen namen b a 11 a d e n gaben. Diese balladengedichte finden sich in grosser zahl in England, Schottland, Schweden, und besonders zahlreich in Dänemark vor; sie bilden eine litteratur die durch geist, gemüth, und darstellung
Allgemeine Einleitung.
23
eben so sehr Ober den altnordischen heldenliedern stehen, wie das christliche mittelalter des 13. jahrhunderts das heidnische g e m ü t h s a r m e altnordische heldenthum überragt. Natürlich nehmen einige schwedische,
dänische,
und schottische bailaden ihren stoff a u s den volkssagen ü b e r die alten nordischen helden, und sogar aus den alten heldenliedern selbst; nur w a r die behandlung dieser ursprünglichen stoffe eine durch das Christenthum,
das
ritterthum, und die damalige hofsitte ganz u m g e ä n d e r t e ; der junge Siegfried, zum beispiel, wurde als schmiedegesell und Wieland als mittelalterlicher schmiedemeister dargestellt.
Man begreift demnach, dass es ein
unkri-
tisches verfahren w ä r e , wenn man die altnordischen lieldenlieder nach den angaben der vervollständigen
und
erklären
spätem
balladen
wollte; dies hiesse die
entwickelungsgeschichte gerade zu u m k e h r e n ,
und
auf
den köpf stellen; und in der that haben die angaben welche man aus den
volkserzählungen
und
e n t n o m m e n , die alten heldenlieder keineswegs
balladen erklären
helfen, sondern vielmehr in die erklärung derselben einen haarsträubenden wirrwarr gebracht. Als alleinige reine unverfälschte
quelle
für
die
kenntniss der altnordischen heldensagen sind demnach nur die in der sogenannten Ssemunds Edda gesammelten heldenlieder
anzusehen.
Diese
heldenlieder sind u n s
gerettet worden durch die litterarische thätigkeit isländischer
gelehrten, vom
11. bis zum
14. jahrhundert.
Die Isländer, veranlasst durch ihren grossentheils norwegischen u r s p r u n g , hatten besonderes
interesse
die
götter- und heldensagen ihrer vorväter zu kennen und zu sammeln.
Das Christenthum gab i h n e n , mit dem
interesse für archäologie und geschichte, zugleich auch die lateinische bequeme cursiv-schrift, um wissenswerthes
24
Allgemeine Einleitung.
und denkwürdiges aufzuzeichnen.
Sei es nun dass diese
gelehrten, wie A r i , wie Ssemund,
wie Snorri etc., des
lateinischen ausdrucks sich nicht, wie Saxo der gelehrte, ganz mächtig fühlten, sei es dass sie der richtigen einsieht folgten dass jeder sich natürlicher und besser in muttersprache
seiner
ausdrückt als in einer fremden
alten todten spräche wie das latein, immerhin zählen die Isländer zu den ersten welche in Europa eine verständliche kräftige prosa in ihrem dialekt zu schreiben
ver-
stunden, zu einer zeit wo, bei den romanischen Völkern, die damals die spitze der civilisation noch ziemlich ungeniessbar war. scheinlich
hielten, die prosa
Saemund
war
wahr-
der erste welcher einige mythologische und
einige heldenlieder Schriftlich sammelte.
Dass aber die
zahl der von ihm gesammelten gedichte noch nicht gross war geht daraus hervor, dass Snorri Sturluson, der im hause des Ion des enkels und erben Ssemunds erzogen wurde, und sich für sagen interessirte, noch wenig mythologische gedichte und heldenlieder gekannt zu haben scheint (s. Les Ghants de Söl p. 19). Die von Ssemund angefangene lieder-sammlung wurde wahrscheinlich von dem
neffen Snorris von Olaf Thords söhn, der blonde
skald (hvita skald) genannt, fortgesetzt. Im 13. jahrhundert stellte ein gebildeter isländer mit seinen eigenen grammatischen arbeiten die philologischen Schriften des Snorri und des Olaf zusammen, und gab dieser Sammlung den namen E d d a ( s . Chants de Sol p. 19.; Poemes isl. p. 15.) welche wir heuzutage unter dem titel S n o r r i s E d d a kennen.
Erst im 14. jahrhundert gab man dann auch
einer Sammlung von mythischen- und
helden-gedichten
welche man von Saemund angefangen glaubte, denselben titel E d d a , endlich im
aus nachahmung
der Snorris Edda, und
17. jahrhundert gab
der
bischof
Bryniolf
Allgemeine Einleitung.
25
einer aufgefundenen Sammlung von solchen gedichten, zu ehren Saemunds, des geglaubten sammlers derselben, den titel S a e m u n d s E d d a . Ueberschaut man die relativ geringe anzahl der in der Saemunds Edda gesammelten, uns übermachten heldenlieder, so liegt die ansieht nahe, dass wir, durch diese Sammlung, lange nicht alle dieser gedichte überkommen haben. Es ist auch sicher, dass manches heldenlied wiez. b. die Sinfiotligedichte, die Kara-lieder verloren gegangen sind. Es ist aber auch zu bedenken dass, im heldenzeitalter, obgleich es vier Jahrhunderte umfasst, bei der geringen bevölkerung der Nordlande, die helden nicht zahlreich wie pilze aufsprossten, dass nur wenige helden zur allgemeinen n a t i o n a l a n e r kennung gelangen und gegenständ der heldensagen werden konnten. Andererseits fanden nicht alle helden die sie besingenden dichter. Zu dem war im alterthum die poetische produetivität höchst gering, und man begnügte sich zu geistiger Unterhaltung mit ganz wenigen Stoffen. Bedenkt man dass noch heutzutage, wo der geistige gesichtskreis ausgebreiteter ist, kaum mehr als 500 begriffe und Wörter das gesammtvocabular der ungebildeten umfasst, und dass in den Städten und auf dem lande, die erzählungen und märchen welche den stoff der unterhaltnng des volkes bilden wenig zahlreich, und manchmal blose nachahmungen älterer erzählungen sind, so begreift man auch, dass das Nordland sich in der heldensage und im heldenlied auf wenige helden beschränkte, und bisweilen gewisse heldenthaten, nur mit veränderten und substituirten namen der helden, wiederholt erzählte. Andeutungen und belege solcher wiederholten nachahmungen finden sich, z. b., in den liedem der drei H e 1 g i, die einander zum theil nach-
26
Allgemeine Einleitung,
gebildet sind, und wo deswegen in der sage die helden als wiedergeborne (endrbornir) oder w i e d e r e r s t a n d e n e dargestellt werden; sogar in dem acht nordischen theil der sage des Sigurdur des jungen (sveinn) ist dieser held, in manchem, als ein wiedergeborner H e i gi anzusehen. Nach diesen erwägungen erklärt es sich warum die ursprünglichen heldensagen des Nordens, auch zugegeben dass mehrere davon wirklich verloren gegangen sind, doch nur in kleinerer anzahl bestanden haben, und uns desshalb auch nicht zahlreich in der Ssemunds Edda vorliegen können. Betrachten wir nun näher den inhalt der noch vorhandenen heldenlieder, so zeigt sich, dass der hauptzweck dieser lieder darin besteht die t h a t e n des helden als ein i d e a l und als ein muster des heldenthums, wie es die damalige zeit auffasste, darzustellen. Aber im lebenslauf des helden waren es nicht allein die thaten desselben, sondern auch sein s c h i c k s a l welches das interesse der zuhörer fesselte. Das schicksal des helden ist sogar der ideenreichere und deswegen, noch für uns, der wichtigere theil der erzählung. Die älteste poesie des Orients und occidents, also auch die mythologischenund heldenlieder der Edda sind, für den tiefern blick, nicht aller idee, also auch nicht aller philosophie baar und leer. Jedermann der durch eine idee oder einen glauben das menschliche schicksal zu erklären sucht, hat eine philosophische anlage, und befasst sich mit einer frage die, von allen religiösen, philosophischen, und wissenschaftlichen fragen, für den menschen die wichtigste, aber leider auch die undurchdringlichste ist. Ganz äusserlich betrachtet ist das schicksal die ganz natürliche, physische folge der umstände, der denkart, der handlungen des menschen. Nach dem urtheil des sich klug
Allgemeine Einleitung.
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dünkenden Positivismus bereitet jeder sich selbst sein schicksal. Dabei bleibt aber die höhere frage über den eigentlichen urgrund der denk- und handlungsweise der menschen ganz unberührt und ungelöst. Die nordische heldensage stellt, im allgemeinen, das schicksal des helden als die natürliche consequenz seiner handlungen dar. A t l i z. b. wird von seiner frau ermordet, weil er die brüder seiner frau hat morden lassen. Manchmal greift die heldensage höher hinauf in das gebiet der göttlichen gerechtigkeit die in der weltordnung sich offenbart: so deutet sie an, dass Frodi der friedsame untergeht, weil er, durch seine goldsucht getrieben, an seinen goldmahlenden mägden hartherzigkeit, überdiang, soziales unrecht verübte. Eine andere moralische ansieht, von dem grund des unheilvollen schicksals, stützte sich auf eine ältere mythische auffassung, der zu folge das böse schicksal durch einen materiell ausgesprochenen f l u c h bewirkt wurde. So z. b. verfluchte der stürmische G u s t r (Ausgiesser) den theil des schatzes der Meergötter oder Niflungar (söhne des Nif!) welchen der Meergott A n d v a r i (Gegenschwall) ihm durch lug und trug geraubt hatte, so dass, von mm an, auf diesem theil des Niflungenschatzes (Niflunga hodd) oder auf dem A n d v a r i s b e s i t z (Andvara nautr) ein fluch ruht, welcher allen denen welche ihn in besitz nahmen (wie der Feuerriese Hreidmar, seine Söhne Fafnir und Regin, der Fafnistödter Sigurdur, die erben des Sigurdurs etc.) verderben und tod brachte. Die unheilbringende kraft welche man dem ausgesprochenen fluchworte beilegte, wurde natürlich in den heldensagen auch den göttern zugeschrieben, so dass man besonders den O d i n als den Urheber des Unterganges mehrerer helden betrachtete. Die unheilbringende ungunst der götter war aber,
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Allgemeine Einleitung,
nach der religiösen ansieht des Alterthums, nicht ohne rechtfertigung, sondern durch den übermuth der könige und helden veranlasst. So wie, nach Herodot, die götter neidisch sind auf das glück der übermüthigen reichen, so ist auch in der heldensage Odin neidisch auf die siege der helden; und so wie bei den Griechen die götter die stolzen demüthigen und verderben, um g e r e c h t e Vert h e i 1 u n g (gr. neniesis, fr. justice distributive) des geschicks moralisch herzustellen, so verdirbt auch Odin übermüthigekönige und helden, um das N ö t h i g e (J>örf, moralisches recht) ins gleichgewicht zu bringen. In einigen heldensagen besteht der grund warum Odin die helden dem tode weiht nicht darin, dass er sie beneidet und sich an ihnen rächt, sondern ganz im gegentheil darin, dass ei sie schätzt und sie bei sich unter der zahl seiner E i n z i g e n - h e e r m a n n e n ( E i n h e r i a r ) in Valhalle haben will. Allerdings ist diese aufnähme der helden in den himmel durch den tod im persönlichen egoistischen interesse des Odin. Da aber die Einzigenheermannen, am ende der tage in der Götterdämmerung, den göttern im kämpf gegen die weltfeinde beistehen sollen, so konnten die jungen helden sich und ihre hinterbliebenen über ihre besiegung und tod damit trösten, dass sie die ehre hatten unter die helden Valhallas aufgenommen zu werden, und mitkämpfer zu sein iin allgemeinen weltinteresse. Abgesehen von der gunst und ungunst Odins und der andern mächtigen götter , wodurch das menschliche schicksal bewirkt wurde, glaubten die alten völker an eine höhere macht, die selbst über den göttern stund und sie regirte, und von der das schicksal aller wesen schliesslich abhing. Diesen höhern willen, den keine religion noch philosophie zu ergründen und zu erklären vermag,
Allgemeine Einleitung.
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nannten die Nordländer das U r g e s e t z (urlag), einen urtheilsspruch, der nothwendig, als ein ausgesprochenes (lat. fatum), in erfüllung gehen musste (vgl. gr. t h e i a a n a n k ö himmlische nothwendigkeit). Mehr als die neuzeit (die einen übertriebenen glauben an die Willensfreiheit als an eine unbedingte kraft hegt) stellten sich die alten naturvölker die Ursache des menschlichen schicksals als in einem höhern mysteriösen willen bestehend vor. Alle altnordischen heldenlieder, unerachtet aller ihrer bewunderung der heldenthaten, sprechen, bei jeder solennen gelegenheit, den glauben aus, dass der mensch, mit all seiner willensenergie, was er auch thun möge, seinem geschick nicht entgeht. In den heldenliedern sind die heldenthaten als s i e g der erfreuliche theil, das schicksal des helden als bes i e g u n g und tod gewöhnlich der tragische theil derselben. Dieses tragische geschick ist bedeutungsvoller und herzergreifender als die erzählten ruhmesthaten, und gibt den heldenliedern eine vorherrschend tragische färbung und Stimmung. Diese Stimmung ist nicht allein dem trüben Norden eigenthümlich, sondern tönt in den heldenliedern aller nationen durch, so dass sogar, bei den heitern Griechen, die tragödie ein naturgemässer ausfluss der heldensage ist. Das schicksal des helden besonders das tragische wird, in den nordischen wie in den indischen und griechischen sagen, nicht immer als mit dem tod des helden abgeschlossen dargestellt, sondern es hat seinen nachhall in dem schicksale seiner nachkommen und verwandten, und zieht sich manchmal wie ein blutrother faden durch die geschicke dieser letztern. Sigurdurs tod verhallt erst bei dem Untergang des Hamdir und Sörli der letzten söhne der Gudrun. Dieser rothe faden ist die einzige
30
Allgemeine Einleitung,
innere Verbindung welche zwischen den einzelnen rhapsodien und liedercyclen besteht, und ihnen eine gewisse folgereihe und Zusammengehörigkeit verleiht. Obgleich nicht gerade philosophisch angelegt, sind die dichter der heldenlieder doch nicht der art alles philosophischen geistes baar, dass sie nicht, bisweilen, aus der tragik des schicksals, das sich die menschen durch ihre handlung zugezogen, die moralisch praktischen conclusionen zu ziehen verständen. So sagen sie deutlich genug aus, dass die durch religion und sitte geheiligte familienrache dem rächenden selbst zum unheil gereicht, und aus einem übel eine reihe grösserer übel erzeugt (s. Hamdismal). Einige dichter haben sogar die tragik der heldensagen dazu benützt um durch die erzählung schliesslich , bei den Zuhörern, einen speciell ausgesprochenen didaktischen zweck zu erreichen, nämlich um sie zu ermahnen an dem tragischen geschick der helden sich selbst über die trauer des eigenen lebens trösten zu lernen (s. Gudrunar gratr, am ende). Diese didaktik erinnert auch theilweise an die lehre des Aristoteles, dass der zweck der tragödie die reinigung unserer affekte sei, das heisst, dass wir bei dem tragischen, einerseits, nicht zu sehr mitleiden und in schwäche verfallen, und nicht, anderseits, uns selbst sicher glaubend, theilnahmslos für andere werden, sondern in der richtigen moralischen mitte bleibend, aus dem mitleid zugleich mässigung und thatkraft gewinnen. Wenn wir, nach diesen betrachtungen über den inh a l t der eddischen heldenlieder zu ilirer ä u s s e r n form übergehen, so haben wir zuerst die folgereihe, in der uns diese lieder in dieser Sammlung dargeboten werden, kurz zu besprechen. Die heldenlieder sind ihrem wesen nach einzelne, kurzgefasste, manchmal ganz abgerissene rhap-
Allgemeine Einleitung.
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sodien, aus dem lebenslauf und der schicksalsgeschichte der helden. Man begreift demnach, dass schon die sammler und abschreiber dieser vereinzelten gedichte gesucht haben sie in eine natürliche, wo möglich historische, reihenfolge zu bringen. Ein schwacher versuch dazu ist in den manuscripten gemacht worden, wie man aus den vier hauptabschriften: der Kopenhagener, der Stockholmer, der Langebeck'schen und Luxdorf'schen, heraus merken kann (s. Edda ed. Kopenh. II, XVII—XII). In diesen handschriften ist der anfang dazu gemacht, die heldenlieder nach der muthmasslichen historischen aufeinanderfolge der erzählten begebenheiten zu ordnen. Da aber in allen vier handschriften eine verschiedene anordnung und reihenfolge besteht, so musste hier, schon im interesse der erklärung der lieder, eine selbständige eintheilung vorgenommen werden. Zuerst sind hier diejenigen gedichte, welche sich auf dieselbe person oder begebenheit beziehen, zusammengestellt worden. Diese dem inhalt nach zusammengehörige gedichte bilden den erzählungscyclus dieser person oder begebenheit. Dann inussten diese einzelnen cyclen nach der innern folge der begebenheiten an einander gereiht werden. Durch diese vorgenommene anordnung geschieht es nun, dass rhapsodien, die in verschiedenen zeiten verfasst waren, dem inhalt nach zusammengestellt wurden, während andere, welche derselben zeit angehören, von einander getrennt werden inussten. Wenn dies in bezug auf die chronologische abfassung der lieder ein nachtheil sein mag, so besteht dabei doch der grössere vortheil, dass nach dieser anordnung, der überblick der gesammten rhapsodien erleichtert wird und besonders den oben erwähnten rothen faden, der sich durch die ineisten hindurchzieht, deutlicher vor äugen legt, so dass nun alle eddischen helden-
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Allgemeine Einleitung.
lieder, obgleich sie nur rhapsodische
fragmente
eines
ganzen sind, und äusserlich, zusammen kein epos oder epopöe bilden, doch in ihrer gesammtheit fas gleich einem einzigen gedieht, eine einigermassen fortschreitende erzählung darstellen. Es ist in dieser einleitung nicht wohl am o r t , die versification der Eddalieder eingehend zu besprechen, zumal da dieses in f r ü h e r n publikazionen oftmals geschehen ist. Es erübrigt hier nur noch über die textkritik nähere erklärung abzugeben. W i r haben hier als eigentlichen t e x t
nur die hel-
denlieder selbst, nicht aber auch die von Sammlern und abschreibern beigefügten titel, einleitungen, und in prosa gegebenen erklärungen, zu betrachten.
W i e ist es aber
mit dem, durch abschriften überlieferten, text bestellt? Dass die mittelalterlichen membranen und spätem papierhandschriften der Edda nicht rein und fehlerfrei vorliegen bedarf
keines weitern
beweises.
Die
oberflächlichste
einsieht in denselben und der erste versuch ihn philologisch richtig zu erklären wird unsern glauben an dessen Unfehlbarkeit gründlich zerstören. Die vorläufige reinigung und besserung des textes nach den besten
membranen
und handschriften ist durch Sophus Bugge diplomatisch genau vorgenommen worden. Da aber nach dieser diplomatischen textrecension, bei der verderbtheit sämmtlicher abschriften ohne ausnähme, vieles unverständliche, widersinnige und ganz absurde im text geblieben ist, so w a r es unumgänglich nothwendig,
hier die höhere
gische textkritik in anwendung zu bringen. lologische textkritik findet das criterium, und
das probemittel
philolo-
Diese phidie
gewähr,
ihrer richtigkeit in der richtigen
philologischen e r k l ä r u n g des textes.
Die gebesserten
lesarten wären nur dann zu bezweifeln, wenn, mit andern
Allgemeine Einleitung.
33
emendationen, eine bessere und philologisch richtigere interpretation des textes gegeben werden könnte. Die hier vorgenommenen textbesserungen werden sich wie ich glaube vollständig rechtfertigen durch unsere dadurch ermöglichte natürliche erklärung so vieler stellen, welche bisher unverständlich waren und nicht erklärt werden konnten. Die folgende Textkritik und Worterklärung ist daher allen bisher erschienenen textausgaben als correktiv beizugeben; und da jedem Eddisten die eine oder die andere dieser ausgaben zur hand ist, so habe ich es für überflüssig erachtet hier einen corrigirten text drucken zu lassen. In dieser ausgabe der eddischen heldenlieder folgt demnach auf diese Ginleitung blos Textkritik und Worterklärung und dann Uebersetzung und Sacherklärung.
S
B. Textkritik und Worterkl&rung. I. Niflungenhort-Cyclus. 1. A n d v a r a
n a u t s - l i o Ò (Andvari's Ring-lied).
Das gedieht trägt in den abschriften keinen titel. Str. 1. 1) v i t i (Vorweisung, Vorhaltung, fr. reproche)
strafe — 2) da h e 1 i o ò r
dreisilbig ist, so muss zur
Vervollständigung des halbverses, etwa nü (nun) vor H e i io gesetzt werden. — 3) L i n a r steht für älteres
Hlinar
(beiname der Frigg); H l i n ist hier bezeichnung der F r a u überhaupt;
Hlinar-logi
(Frauen-flamme)
bezeichnet
überhaupt das gold als Frauenglanz oder Frauenschmuck. Str. 2. vai
l ) A n d v à r i ; v à r i gehört zur sippe var,
(drehen, quirlen) und
bezeichnet
das
wirbelnde
wasser oder meer (sanse, v a r i ) ; a n d v à r i (gegenwirbler) gebildet wie a n d s k o t i (gegenschiesser), a n d v i n r (gegenfreund), a n d ae r r (gegenrudernd), bezeichnet das meer das gegen den stunn kämpft, und ist hier der naine des meer-iotnen, des verwandten des CEgir, und wiedieser ein abkomme d e s N i f l oder ein N i f l u n g e r . — 2) 0 i n n (für älteres v ó g i n n , ò g i n n , bewogen, bewegt) bezeichnet den stets wogenden ocean und entspricht dem gr. ò g e n s ; vgl. ó g e n i d a i gleichbedeutend mit ó k e a n i d a i ; ö a n i s (wogig) und à n i s sikulischer fluss, söhn des Ocean ; ö k e a n o s óèn (f. ogens); S a n n e s
(f. vòkevanos, wogenwohner) ; (Meergott);
o g d a (Meergott
36
Textkritik und worterklärung.
der Karier). — 3) s k o p o s s gehört als halbvers zu a u m l i g N o r n ; a u m l i g (armselig, miserabel) bedeutet hier h e i l l o s . Str. 3. 1) Statt des einsilbigen fä ist zweisilbig f ä u zu lesen. — 2) weil die alliteration mangelt, ist statt h ö g g v a s k (sich hauen, verwunden) ö n g v a s k (sich in die klemme bringen, verstricken) zu lesen. — 3) o r ö o m
sind hier zusagen, Versprechungen.
Str. 4. 1) O f r - g i ö l d (über-vergelt, schwere busse) kann hier nur ein compositum sein; in compositionen muss aber das erste wort alliteriren, nicht das zweite; daher ist hier die alliteration in g i ö l d fehlerhaft. — 2) J>eir er (da sie) dieweil sie. — 3) V a 6 g e l m i r ; g e l m i r (lärmend, tosend) ist der name höllischer flüsse; V a Ö g e l m i r (wad-tosend) ist, in Hei, der schäumende fluss in dem lügner und betrüger zur strafe waden müssen. — 4) l e i & a l i m a r (die äste sich wegleiten); äste die aus dem stamm sich weiter leiten oder verbreiten, bedeuten hier die f o l g e n die aus den lügen (ösa6ra orÖa) hervorwachsen und sich weiter leiten oder verbreiten; weil eine lüge zur andern führt und jede eine schwere strafe nach sich zieht.
2. A n d v ä r a m e i n - o r Ö (Andvari's fluchspruch). Dieses bruchstück hat in den abschriften keinen titel; es gehört nicht zum vorigen gedieht, denn es ist im fornyrÖalag gedichtet, während das vorige im lio&ahattr abgefasst ist.
Es ist aus einem spätem gedieht entnom-
men, als die sage schon die acht Edelinge (öÖIingom atta) kannte, denen der fluch des Niflungenhorts verderben brachte. Str. 1, Der name G u s t r gehört w i e G u s i r (Aus-
Niflungenhort-Cyclus.
37
schütter) und G e y s i r (sprudel) zur sippe g i o s a (giessen, ausschütten) und bezeichnet hier den m e e r s t u r m - I o t n e n welchen Andvari durch lug und trug um sein vermögen gebracht, und der deshalb gegen seinen betrüger den fluch über das geraubte gold ausgesprochen hatte.
3. H r e i 6 m a r s m à i (Hreiömars spottrede). Der Titel fehlt in den abschriften. S t r . 1.
Ykkar beggia
(euch beiden) bezeichnet
den vater Hreidmar und den sobn Fafnir. S t r . a. 1 ) H r e i Ò m a r r statt älteres G r e i Ò m a r r (Meerkämmend) bezeichnet einen Sturm-Jotnen. — 2) Wegen der disjunction der alliteration ist, statt |>at
fàr
f y r i r , zu lesen J>at f y r i r f à r (wenn ich wüsste dass dies gold zur gefahr gereicht). S t r . 3.
e r {>at steht für J » e i m e r J>at (denen
dieses). Str. 4.
1) h y g g e k gehört in den ersten halbvers.
— 2) Um den zweisilbigen halbvers h ö t J ) i n zu vervollständigen, ist wahrscheinlich h s e t t l i g
(gefährliche)
einzusetzen. — 3) 1 y f gehört zur sippe sanse. 1 i p (schmieren), gr. a l e i f o ,
lith. l i p t i ,
und bedeutet schmiere,
salbe, (got. l u b i a arznei), gift (mitteld. l ü p p e ) ,
koth.
4 . H r e i ö m a r s h e f n d a r h v ö t (Hreidmars Rache-ruf) Der titel fehlt in den abschriften; das gedieht ist ein fragment. S t r . 1. l ) L y n g h e i ö r (heide-lichtung) ist die ältere und L o g n h e i S r
(waldbruchslichtung statt
lofnheiör)
die jüngere tochter des Sturm-iotnen Hreidmarr. — 2 ) Wegen disjunction der alliteration ist J t a t e r f > i a r J » ö r f
38
Textkritik und worterklirung.
xu lesen; J n a r (f. }>iair) nöthigt, erheischt. — 3) J>örf (bedarf) bezeichnet das was, nach recht und pflicht, moralisch n o t h ist; hier die pflicht der, durch gesetz und sitte, gebotenen räche; von Seiten Odins ist J ) ö r f die gerechte vertheilung (gr. nemesis, fr. justice distributive), s. s. 40. — 4) h l y r a h a r m s ,
(der v o m bruder be-
gangenen unthat). 5. H r e i Ö m a r r rseÖr h e f n d i (Hreidmar ertheilt rath zur räche). Dies fragment eines gedichts hat in den abschriften keinen titel; es gehört nicht zum vorigen gedieht, weil es in dem fornyrdalag verfasst ist. Str. 1. 1) statt d o t t u r ist d o t t i r zu lesen; d i s u l f h u g a ö ist nicht Lyngheidr, welche die räche verweigert, sondern die muthige tochter welche Lyngheidr gebären soll. — 2) d i s entspricht dem sansc. d h a y a s i und bezeichnet ursprünglich ein bedienendes mädchen, speziell die dienende s c h w e s t e r , hier bedeutet es allgemein entschlossenes mädchen. — 3) s i k l i n g r kann nur von s i k l a (sigla) abgeleitet sein, und segler bedeuten; wie v i k i n g r (buchtler) bedeutet es hier einen see k ö n i g. 6. L y n g h e i 6 r
rae&r i a f n a 6 i (Lynheide rathet zum vergleich).
Dieses bruchstück führt in den abschriften keinen titel; es gehört nicht zum vorigen gedieht, weil es im lio&ahattr verfasst ist. S t r . 1. K v e 6 i a einn e i n s (einen um etwas ansprechen) ein begehren an ihn stellen.
Helgiä Hiorvardssohns-Cyclus.
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II. Helgic Hiorvardssohns-Cyclus. 1. F r ä n m a r s
h e i t i (Franmars Unterhandlungen).
Das gedieht hat in den abschritten keinen titel. Str. 1. 1) S i g u r l i n n (im Siege linde). — 2 ) M u * n a r h e i m (Lustheim) ist in der epik ein gebräuchlicher name, um die wohnung der königinnen und königstöchter zu bezeichnen. Ohne ein eigenname zu sein, bezeichnet er hier speziell die wohnung der Sigurlinn der jungfräulichen tochter des königs Svafnir von Svavaland; er ist hier entgegengesetzt der schönen frauenwohnung a t G l a s i s * l u n d i (zu Glanzhain) in der bürg des königs Hiorvard. Str. 2. 1) f l e i r a mffi 1 a (weiteresbesprechen)über mehreres unterhandeln. — 2) b I o t a (spenden) opfer bringen, als einem übermenschlichen wesen. — 3) k y s bedeutet als geschenk für die Unterhandlung sich auswählen. S t r . 8. 1) k a u p a (zu schlagen, gr. k o p t o ) h e i s s t den handschlag zum k a u f e geben(s. A l l w e i s e ' s S p r ü c h e p. 238). — 2) v e l (wohl) rechtlich, billig; mit dem accent und der alliteration. — 3) k y n n i (art) natur, gewohnheit; v i n n a k y n n i , art, verfahren derjenigen, welche freunde sein und bleiben wollen. Str. 4. h 6 f ist hier das eingefriedigte, bedeckte heiligthum; h ö r g r ist der eingefriedigte, unbedeckte altarplatz für weibliche gottheiten.
2. A t l a ö r e n d i (Atlis botschafts-bericht). Das fragment hat in den abschriften keinen titel. Str. 1. 1) Der im norden gebräuchliche name A t Ii (Väterchen) ist gleichbedeutend mit Biörn (bär). — 2) m e-
40
Textkritik und worterklärung.
g i n f i o l l (mächtigen gebirge) sind die unwegsamen gebirge die der botschafter Atli durchreist hat. — 3) Saem o r n ist ein der s e e nahegelegenes m o o r l a n d . 3. S v a v u h v ö t (Helgi wird durch die Valkyrie Svava zu heldenthaten angereitzt). Das fragment-gedicht hat in den abschriften keinen titel. Str. 1. 1) S v a v a (f. slava; vgl. s v e f a und s c h l a f e n ) ist das slavische s l a v a (rühm); der name S v e v i (Schwaben) bedeutet r ü h m l i c h e , ist aber verschieden von S l a v i n (sonnlich, sonnenkinder) Slave. — 2) a p a l d r (f. apal-tre, apfelbaum); a p a l entspricht dem sansc. sval (geschwollen, rund, sonnenscheibe) und bedeutet in den südlichen ländern die orange (hesperidenapfel) welche den sonnenball darstellt, und somit auch das symbol der liebesbrunst und liebesfruchtbarkeit ist. So wie bäum überhaupt im Norden den starken mann, und A s k r (der Esch) den e r s t e n menschen bezeichnet, so nennt man einen vorzüglichen mann einen a p f e l b a u m ; r ö g a a p a l d r (der kämpfe-apfelbaum) ist bezeichnung des kampfbereiten helden. — 3) r ö & u l s v e l l i r (ebenen der sonne) bezeichnet, wie iormungrund (sonnen-grund), die erde, hier die ländereien. —4) Da ö r n (adler)auch homonym ist mit ö r n (f. vorn, abwehr von vara), so verkündet adler-gekrächz den schwerdtergesang (kämpf); ö r n g ö l a r l a (der är oder das schwerdt sang frühe) sagt aus, dass Helgi früh schon das schwerdt-s i n g e n (sverjja saungr, schwerdter-sausen, kämpf, vgl. Grotta saungr) anfangen wird. — 5) J>egir (schweigest) bedeutet: deinen inuth, deine kampflust zurückehältst, nicht bethätigst. Str. 2. 1) H e l g i (geheiligt) hat die bedeutung von s i g u r - h e l g i (dem siege durchs schicksal geheiligt) wie
Helgis Hiorvardssohns-Cyclus.
41
das lat. A u g u s t u s den bezeichnet der durch das Vogelkür-orakel (augurium) zu grossem bestimmt ist. — 2) hy gg J)u f y r o l l o m a t k v s e Ö o m v e l (bedenke wohl was zu allen anreden gehört) das heisst bedenke, dass dem namengeben ein geschenk als angebinde mitgegeben werden soll. — 3) statt J)ik (dich) ist J)ikt (genehmes) zu lesen; s. Allweise's sprüche s. 241. Str. 8. 1) S i g a r r (f. Sighärr kampfhehr) bezeichnet den Sigar den urenkel des Halfdan des alten; S i g a r s h o 1 m bezeichnet wahrscheinlich einen holm bei der insel Onglce in Hälogaland, wo Sigar in Steiga wohnte; s. E g i l s s o n Lex. s. 702. — 2) statt f i o r u m f s e r a (weniger als vier) ist f ä m u m fsera (um weniges weniger, das heisst um e i n s weniger) zu lesen; um, lat. c i r c a , hat die bedeutung von o h n g e f ä h r , s. Grimnismäl str. 24. — 3) v i g n e s t (kampgeflecht) bezeichnet einmal den s c h i l d aus weiden und lederriemen geflochten, ein andermal den aus ringen geflochtenen panzer. Str. 4. 1) statt h r i n g r ist h a e 1 1 i n g r (bedrohung) zu lesen; h e t t i n g r entspricht dem h u g r (ermuthigung) und o g n (schreckverbreitung). — 2) v a l b o s t o ; b u s t (für b u 11 ausgestossen) gehört zur sippe: mitteld. b o z a n (stossen), fr. b o u t (vorstoss, ende), kymr. b o t h (knöpf), fr. b o u t o n (spross, knöpf), und bedeutet den k n a u f am schwerdt; v a l r (rund, rundung); val- b o s t (rundknopf) bezeichnet den stumpfen, runden schwertknopf, im gegensatz zur scharfen schwerdtspitze. 4. H e l g i v i g a f ü s s (Helgis kampf-wunsch). Dies fragment hat in den abschriften keinen titel. Str. 1. l ) H i ö r v a r Ö r (sehwerdt-wart). — 2) h e i 1r a Ö r bedeutet sein h e i l und glück durch kämpf und
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Textkritik und Worterklärung.
sieg b e w i r k e n d . — 3) statt e l d e t a ist, der alliteration wegen, e t a e l d zu lesen. Str. 2. l ) H r ö & m a r r (Ruhmes-meer); vgl. Hreidmarr, Granmarr) ist der freier der Sigurlinn, und später der töder ihres vaters Svafnir. — 2) n i & i a r (abkommen, geschlechtsreihen) begreift auch die geschlechtsreihen der v o r f a h r e n in sich. — 3) s ö s k a t l i f i (er versieht sich für's leben) er fürchtet für sein leben. 5. H e l g i
i H a t a f i o r 6 i (Helgis kämpf im Hataßord).
Dies gedieht hat in den abschriften keinen titel. Str. 1. 1) H r i m g e r Ö r ; gerÖr (umgürtung) bezeichnet ein frauenzimmer das den jungfräulichen gürtel trägt. Hrimgerörr ist der name einer jungfrau aus dem geschlecht der H r i m - | > u r s a r . — 2) H a t a f i o r d ist der name eines fiord (langbucht) den man nach dem lotnen H a t i (Hass) benannt. — 3) s k i o l d o m t i a l d a t (mit Schilden gezeltet), durch zusammengestellte Schilde eine art zeit zum nachtlager des schiffsherrn bereitet. Str. 2. 1) g r a m r (gram) ist bezeichnung des iarls Atli des schiffwarts des königs Helgi. — 2) statt u m ö & l i n g s f l o t a (um des adelings flotte) ist u m ö & l i n g f l o t a (um den adeling der ilotte) zu lesen. Der adeling der flotte ist könig Helgi als flottenführer. — 3) f a l o r (verdeckte) ist, gleich h a l o r (versteckte), bezeichnung der Iotnenweiber welche die im meer versteckten felsenriffe symbolisiren. — 4) damit im halbvers wenigstens vier silben stehen, ist vor k n e g o & etwa o k einzusetzen. — 5. i a r n b o r g i r (eisen bürgen) bezeichnet die kriegermannen welche mit dem schwerdt wie eine feste bürg (iarn) den könig Helgi bergen und bewachen, und welche dem schiffervolk der flotte entgegengesetzt sind. Str. 4.
1) Da A t l i (Ettchen, Väterchen, sl. otiec,
Helgis Hiorvardssohns-Cyclus. hunn. E t h e l e ,
43
hunno- gr. A t t i l a s ) , im Norden, der
charitative namen für B i ö r n (Byron, Bär ist), so hat der namemit ö t u l l (ätzend, beissend, s c h a r 0 nichts gemein, obgleich es hier Atli, wortspielend, auf ö t u l l bezieht. — 2 ) hinter u r g a n ist das ausgefallne b e i t s (vgl. str. 8) wieder einzusetzen. Str. 5.
1) statt e r ist ser (eher, vielmehr) zu lesen.
— 2) statt b a ö m i (bäum) ist b a r f t m i
(träger, busen
s. A l l w e i s e ' s S p r ü c h e s. 228) zu lesen. Str. 7.
l)vara
f y r i r (vor etwas als hinderniss
stehen) dagegen wehren. — 2) statt e r J>u lese ser J>u (vielmehr du) im sinn von j a s o g a r . — 3) J>vari (quer gelegtes, balken, riegel) Verhinderung. Str. 8.
1) b r y n n plural von b r u n (augenbraunen
und äugenwimpern); s i g a b r y n n f y r b r ä r (die obern augenwimpern fallen herab auf die unteren augenwimpern) bezeichnet die geschlossenen äugen, um nicht zu sehen, oder um zu schlafen. — 2) statt H l o Ö v a r d s ist HiorvarÖs zu lesen; H i o r v a r ö s söhne sind die halbbrüder Helgis, Humlungr, Hylmingr, welche mit ihm, beim heerzug, waren. Str.».
1) ü b e r b r e t t i r s i n n h a 1 a (seinen schwänz
erheben) und s v e i g i a
sinn hala
(seinen
schwänz
senken) s. A l l w e i s e ' s S p r ü c h e s. 243. — 2) a p t a r l a (rückwärts, zurückhufend) ist das gegentheil des vorwärts!, wodurch die kühnheit (vgl. f r e k r , lat. p r o n u s vorwärts gebeugt) bezeichnet wird. — 3) statt
hreina
r ö d d ist h r a m r a r ö d d (der starken spräche) zu lesen. 1) statt r e m i ist r a m r i (stärker) zu lesen.
Str. 10.
2) e r a l l h u g a t (ist völlig nach absieht, nach wünsch). Str. 11.
1) r S t t i (f. rengti) Verrenkung. — 2) statt
ivikVarins
ist v i k I V a r i n s
zu lesen; v a r i n n
(gekrümmt) ist dialektische nebenform
von o r m r
(f.
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Textkritik und worterklärung.
k v a r m r , lat. v e r m i s , sansc. kermis) wurm; vgl. Völkername V a r i n i bei Tacitus; auch als person-eigenname im Norden gebräuchlich. Str. 14. 1) L o d i n n (Zottig) ist ein Jotnennamen der im Skaldskaparmâl aufgeführt wird. — 2) statt h e it i r er ist blos ae r (vielmehr) zu lesen; h e i t i r ist blos wegen des misverstandnen e r (aer) eingesetzt worden. — 3) J> o 11 e y i o (Baumstamm-insel) in Hrimthursenheim. Str. 15. Die verse: margullin maer m e r Jjôtti afli bera, her stè hon l a n d af legi ok festi svà yöarn f l o t a , sind als unächt auszuscheiden, 1. weil überzählig, 2. weil gegen die versart, 3. weil dem sinn zuwider, 4. weil unnützes nicht hiehergehöriges enthaltend. Str. 16. 1) Diese strofe ist von A t l i nicht von Helgi gesprochen. — 2) e k , obgleich nicht alliterirend, hat den sinn-accent ; Atli sagt : wenn, anstatt Helgi, i c h dir büsse. — 3) wegen der disjunction der allitération ist g o r va statt g o r r zu lesen. — 4) g r a m bezeichnet hier, wie oben str. 2, den Atli und steht für m i r . Str. 17. 1) statt n i u n d i r ist m u n d i r zu lesen; m u n d, hand, handvoll, fr. poignée) bezeichnet, wie lat. manipulus, einen kleinen trupp; hier bezeichnet es, wie j>ioÔ (volk) in Vafthtudnismal str. 49, einen trupp von d r e i personen. — Die verse: h agi î hava viÔo |)aöan kömr meÖ aldom âr ait var mer J»t leitt er ek leit'k, sind offenbar unächt, 1. weil überzählig, 2. weil gegen die versart, 3. weil unnützes nicht hieher gehöriges enthaltend. Str. 18.
Die zweite halbstrophe lautet ächt :
Helgis Hiorvardssohns-Cyclus.
45
ä vatni borgit er ö61ings flota ok siklings monnom iÖ sama; ein glosirender abschreiber setzte unnütz ä landi vor s i k l i n g s m o n n o m , und das unächte ä l a n d i wurde alsdann vor ä v.atni eingeschoben.
6. H e l g i ok H e Ö i n n (Helgis besprechung mit seinem halbbruder Hedinn). Das gedieht trägt in den abschriften keinen titel, Str. 1. 1) HS&inn als söhn des königs Hiorvard und einer burgundischen mutter, ist der halbbruder des Helgi. Sein name entspricht dem burgundischen hend i n u s (einziger) womit man den obersten als einzigen und fürsten bezeichnete (s. L e s GM es p. 289); der name ist abgeleitet von sä (dieser) gr. h o s ; davon kommt sansc. s ä n a s (erster), gr. h e n o s (einziger), lat. s e n i s (s. A l l w e i s e ' s S p r ü c h e s. 35), h a n n (jener). Das adjectif von h a n n ist h e n d i n n (f. h e n - i n n , einziger) russ. o d i n y , pol. i e d y n y . H ö d i n bedeutet also der einzige, als e i n h e r i (einziger kämpfer) oder als fürst der keinen gleichen neben sich hat. Das gothische k i n d i n s (fürst) halte ich für abgeleitet von k i n d (spross; von k e i a n sprossen keimen) und synonym mit h n i f l u n g r . H e d i n ist ein im Norden, gebräuchlicher namen; nach einem helden dieses namens ist H e d i n s e y (Herlinsinsel) genannt; dieser ist vielleicht derselbe held dessen nachkommen H i a 6 n i n g a r (Hedins abkommen) heissen. — 2) s p i a 11 ist nicht erzählung sondern verderblicher kämpf, der den besiegten unglück und exil brachte. — 3) s t i l l i r bezeichnet einen edeling, in so fern er durch seine entscheidung Streitigkeiten einstellt oder stillt. —
46
Textkritik und worterklärung.
4 ) s t e y k t e r e i n o m (es ist mit einem gestossen worden) einer ist gestossen. S t r . 2.
1) g l s e p r
(verrücktheit) Verkehrtheit.
—
2) B r a g a r f ü l l (des Herrlichen vollbecher) ist der volle becher den ein held zu ehren des herrlichen Freyr (sonnengotts) leert, mit dem gelübde sich durch grossthaten bald auszuzeichnen.
Bragur
(herrlicher) ist ursprüng-
lich verschieden von B r a g i der herrliche gott der dinhtkunst. Str. 8
1) ö l m a l
sind gelübde (ölheiti) die man
beim j u l - t r i n k e n ablegt. — 2) o k k a r sagt a u s , dass u n s e r e r
beggia
beiden gelübde in
ölmäl
erfüllung
gehen werden; (meines ist bereits wahr geworden, deines soll es später werden). — 3) m e r
h e f i r s t i l l ir s t e y k t
t i l e y r a r (mich hat der f ü r s t gedrängt zum holm) der fürst Alfr hat mich gefordert zum holmgang. — 4) a t gö&o
görask
(zum guten sich wenden);
slikt
s k a 1 (wenn es, durch's schicksal, auf s o l c h e
ef
weise
s i c h w e n d e n soll). S t r . 4.
1) g ö & s v e r 6 r o k g i a f a (statt der tödt-
lichen feindschaft, d e r g ü t e und w o h l t h a t e n
wür-
d i g ) . — 2) f>er e r s ö m r a (obgleich es, nach der sitte, f ü r d i c h natürlicher und p a s s e n d e r S t r . 5.
wäre).
1) statt r e k v i Ö ist r ö k k v i t (verfinstert,
dunkel) zu lesen. — 2) S i g a r s v e l l i r
(Sigarsebenen)
ist wahrscheinlich der kampfplatz auf S i g a r s h o 1 in (s. s. 41.) wohin Alfr, Hrodmars söhn, den Helgi zum Zweikampf gefordert hat.
Sigarr war der bruder des Högni
und onkel der Valkyrie Sigrune der geliebten des Helgi.
Helgis Hiorvardssohns-Cyclus.
47
7. H e l g a n ä o r 6 (Helgis letzte reden). Dieses gedieht hat in den abschriften keinen titel. Str. 1. 1) S i g a r r (Sieghehr) ist hier der heerführer (iarl) des königs Helgi, der an die stelle des ältern heerführers Atli getreten war. — 2) E y l i m i (Insel-armig) vater der Svava, des Gripir und der Hiordis der mutter des Sigurdur. Str. 8. e f h a n n s a r u m l e k (wenn diesen e i n e r mit einer wunde belöckte) e 6 a s v e r 6 u m b e i t (oder ihn mit dem schwerdt bebisse). Str. 4. 1) h e r (hier) das ich des rhythmus wegen für acht halte, bezieht sich auf Sigarsholm, wo Helgi fiel und bei F r e k a s t e i n n (Frechenhöhle) zum tod verwundet lag. Diese strofe ist also gesprochen von Hedinn, der dem kämpf beiwohnte, den verwundeten zum Frekastein brachte, die ankommende Svava empfing, und dann zu Helgi führte. — 2) J>611 J ) ö r f g i vseri (obgleich keine gerechte schicksalsvertheilung, von Seiten Odins, vorhanden war) s. ob. s. 28. Str. 5. h u g s k a l t u d e i l a (mögest du meinen gedanken, meine absieht, meine bitte an dich, mit mir theilen!). Str. 6. i o f u r a s t o m l e i Ö i r (dass du mit liebesbezeugungen dem Eber nachgehest); ihm, als künftige braut, liebevoll begegnest. Str. 7. 1) M u n a r h e i m (Lustheim) ist hier die epische bezeichnung der frauenwohnung; s. ob. s. 39. — 2) ö k u n n a n (unbekannt, unberühmt) bedeutet hier blos n i c h t e b e n so b e r ü h m t wie Helgi. Str. 8. 1) statte igt a 6 r ist e i g i a p t r z u lesen.— 2)statt Rogheim ist wahrscheinlich zu lesen R o g a h e i m für R o g a l a n d , wo Hiorvard und Hedin wohnten. —
48
Textkritik und Worterklärung.
3) R ö Ö u l s f i a l l a (Röthelfelsen, Sonnenfelsen) scheint wohnort des königs Eylimi und seiner tochter Svava zu sein; cf. Raudfiall. III. Helgi's Sigmundssohns-Cyclus. 1. H e l g a k v i 6 a H u n d i n g s b a n a (Des Helgi Sigmundssohns sagelied). Str. 1. 1) är var a l d a (es war frühmorgen für die menschengeschlechter). — 2) ä r a r (boten) sind burgwächter die den glücklichen morgen (sansc. kalyam) verkünden und anwünschen; hier sind es schicksal-verkündende adler (s. ob. ö r n s. 40). — 3) h e i l o g v o t n (die glückhaften nässen) sind die fruchtbaren morgentautropfen, hier die regengüsse des befruchtenden gewitters. — 4) B o r g h i l d r (Burgkampf, Stadtwehr) könig Sigmunds junge gemahlin. — 5) B r ä l u n d r (Brauen-hain)bezeichnet die, wie eine drohbrauige stirn, ausschauende waldumgebene bürg des königs Sigmund in Süddänemark. Str. 2. 1) ö & l i n g i (dem Edeling) dem adeligen königssohn Helgi. — 2) f y l k i r (volkführer bezeichnet einen vom könig angestellten heerführer; hier bezeichnet es den Helgi als künftigen heerführer und könig. — 3) b u & l u n g r (des gebieters abkomme) abgeleitet von b u 6 i l l (büttel, gebieter) und b u & l i (gebieter, fürst) bezeichnet stets einen königsabkommen. Str. 8. 1) s n e r o af a f l i o r l ö g |>atto (sie drehten mit kraft die schicksalsfaden) sie ausbreiteten gewaltige schicksalsseile. — 2) statt b o r g i r b r a u t ist zu lesen b o r g a r b r a u t (der burgweg)der durch den wald durchbrochene weg zu und von der bürg. — 3) m ä n a s a l (mond-wohnung) bezeichnet den himmel. Str. 4. 1) l o f & u n g r abgeleitet von l o f a 6 r (be" lobt, lobesam) bezeichnet den könig der von einem be-
Helgis Sigmundssohns-Cyclus.
49
lobten fürsten abstammt. — 2) b r ä e i n n i f e s t i (sie legte eine einzige einhaltsfessel vor). — 3) statt N e r a ist N o r a (für Nörva) zu lesen. Nörvi auch N a r v i genannt ist die iotnische personnificazion des abenddunkels und der solrn Loki's. Die schwester des Nörvi (nipt Nora) ist die tochter Loki's, die H e i . — 4) Y l f i n g a n i ö (nachkommen der Wölfingen) ist Sigmund. Die Wölfingen stammten von einem slavischen V i 1 k a (Wolf)» der selbst aus dem göttlichen geschlecht des Volos (Wellenhaar, beiname des Provo,Freyr), und also e i n V o l s u n g r (abkomme des Volos) war. Str. 5. statt des ungebräuchlichen h v e r s i r ist h v e r f i r (er wiift herum) zu lesen. Str. 6. 1) döglingr (betugten-sohn) stammt von einem veilorenen d u g i l l (betugt, tauglich) und bezeichnet den abkömmling von einem tapfern biedern vater. — 2) statt des unvollständigen dreisilbigen halbverses ä r k o m i n n ist viersilbig g ö ö - ä r k o m i n n zu lesen — 3) statt o r v i g | > r i m o (aus kampflärm) ist wahrscheinlich o r v e g - J > r e m o m (von den Wegrändern) zu lesen, weil Sigmund den jungen bäum vom wegrand des burgwegs wegnehmen liess; von kämpf kann nicht die rede sein, da der schlacht-rabe ja keine atzung hatte. — 4) l a u k r gehört zur sippe sansc. r u d j (keimen, sprossen leuchten), lat. l u c u s (aufsprossender, junger wald) und bedeutet spross, gewächs, lauch; hier bedeutet es einen jungen bäum von der stärke eines mastbaumes (laukr), den der könig nicht, wie einen zweig, in der hand tragen (bera) konnte, sondern den er nach der bürg musste bringen lassen (fsera). Str, 7. statt h r i n g - s t a 6 i ist, so wie in str. 38> h r i n g s t a f i (ring-gegenstände, goldsachen) zu lesen, weil hier von dem geschenk, das m a n , als angebinde, beim 4
50
Textkritik und w o r t e r k l ä r u n g .
namen-geben machte, die rede ist, und weil H r i n g s t ö d (Ringstätte) hier unter den adelsgütern angeführt wird welche der könig seinem söhne später, als apanage, schenkte.—2) S ö l f i ö l l (Sonnenfelsen) gleichbedeutend mit R ö ö u l s f i ö l l ; Snaefiö 11 (Schneefelsen); S i g a r s v e l l i r (s. s. 46.); H ä t u n (Hochzaunen); Himin-vanga (Himmelswiesen). — 3) S i n f i ö t l i (Fahrt-verbündeter?) trug diesen namcn wahrscheinlich weil er der stätige gefährte seines vaters bei dessen abentheuern war. Er war der söhn Sigmunds und dessen Zwillingsschwester S i g n y (Siegneu, Siegjunge), was auf die philadelfie der Vanen (Slaven) hinweist. Helgi heisst hier b r 6 6 i r Sinfiotla das heisst der h a l b b r u d e r des Sinfiötli. Str. 8. h o d d (schätz) bezeichnet das privatvermögen (lausafe) des Helgi; deswegen ist statt b l o ö r e k i n n , vielmehr b l l Ö r e k i n n (der die m i l d e , freigebigkeit, weit hinaus t r i e b ) zu lesen. Str. 8. H u n d i n g , (abkomme des Hund) gehörte, durch den Jotnen Hund, zum iotnischen geschlecht des Geir-Mimir. Str. 11. g r e m i ist hier der genitif der, wie v e & r s , von v ä n abhängt. Str. 12. a t L o g a f i o l l o m (bei den Lagefelsen) steht wahrscheinlich für a t H ä l o g a f i o l l u m (bei den hochlagefelsen); H ä l o g a l a n d hat mit h e i l a g r , h e l g i , nichts gemein; es kann nur hochmeerland oder hochlageland bedeuten, weil dies land am höchsten oder nördlichsten meer oder theil des bewohnten Norwegen lag. Die Hundingssöhne als abkommen der Jotnen wohnten im hochnorden; der holm oder die insel, (ey) wohin sie den Helgi hin beschieden, lag wahrscheinlich beim Hälogaland, halbwegs zwischen dem hochnorden und südNorvegen.
Helgis Sigmundssohns-Cyclus.
51
Str. 18. 1) Die vier söhne des Hunding werden hier genannt AI f r (Elfe), der den Helgi gefordert hat, E y i o l f (Inselwolf). H i ö r v a r ö r (Schwertwardt) und H ä v a r 6 r (Hohen-wart). — 2) A r a s t e i n (Adlerstein) steinhöhle welche auf dem holm bei den Lagafiöll lag. 3) G e i r - M i m i r name des urahns der Hundingssöhne, welcher zum unterschied von Mimir (Hodd-Mimir) der Geir-Mimir (Geren-Mimir) hiess. Str. 14. statt J>ä v a r ist, mit Bugge, h ä v a r zu lesen. Str. 15. 1) u l f i ö i ist zusammengesetzt aus u l f und n. iÖi (innere) und bedeutet w o l f h ö h l e , Arastein (Adlerstein) genannt; or u l f i Ö i (heraustretend aus der höhle). — 2) um die fehlende alliteration herzustellen ist statt r y m r v a r nothwendig f r ä J)rym zu lesen; frä ist wegen des vorhergehenden assonirenden f a r a ausgefallen. — 3) d i s i r s u & r a e n a r (südländische frauen) sind die Valkyrien unter anführung der Sigrune Högnis tochter, aus süd-Norvegen. Str. 16. 1) l i d d i schwache form für l e i 6 (verging); s. Egilsson s. 524; l i d d i r a n d a - r y m (es verging mit dem schild-geklirr) das schildgeklirr hörte auf. 2) r a e s i r ist der anführer einer r ä s (schiflslauf) eines seekriegszuges. — 3) b a u g b r o t i (ringbrecher) der die silberspirale abbricht um sie zu vertheilen; der freigebige fürst. Str. 17. 1) G r a n m a r r gebildet wie Hreidmarr, Hrodmarr, Franmarr bedeutet Föhrenmeer und ist der name des iotnischen vaters des Hödbrodd (Kampf-stachel) des tödters des Isungs (abkomme des Is, Eis. — 2) ö hn e i s a n (untadelich); von h n i g a (neigen) kommt h n e ig i a (erniedrigen; got. h n a i g a n spotten); h n e i g s 1 (spott); h n e i s a (f. hneigsa) beschämen; h n e i s t r (be-
52
Textkritik und Worterklärung,
schämt), 6 h n e i s s (untadelig) tadellos muthig. — 3) K ö 11 r (kater) ist der name eines Iotnen; K a 1 1 a r
son
(söhn
des Köttr) iotnen-sohn, das heisst von iotnischer abkunft. Str. 19.
1) vor i Ö g n o g a n ist ok ausgefallen. —
2) o g n a r - l i o m a gold,
welches
(des schrecknisses
der
glänz
des
glänz)
bedeutet
schrecklichen
oceans
(CEgir) ist. Str. 20. 1) B r a n d e y i a ( S c h w e r t i n s e l ) ist eine insel die zum reich des Helgi gehört. — 2) J> e n g i 11 (volkssammler) bezeichnet den fürsten der das volk zum dingund kriegszug sammelt. — 3) H e d i n s e y i a
(Hedinsey
s. s. 45.) gehörte auch zum reich des Helgi. Str. 21.
1) Statt s t ö n d o
ist zu lesen
steindo
(weiss, roth, blau, gemalt) dem b u i n g u l l i
entspre-
chend, und gleichbedeutend dem b l ä s v ö r t ,
str. 3 0 ;
s t e i n d o bezieht sich auf s t a f n n e s i
(stefnspitze); o r
stafnnesi (von der stefnspitze a u s bemalt) für a n der spitze bemalt. — 2) statt h e r
ist
meer) zu lesen. — 3) H i ö r l e i f
ist
hver
(brandung,
der name
des
(kranich-bank) ist
der
schißswarts des Helgi. Str. 22.
1) T r ö n u - e y r r
name des strandes, wo augenblicklich Hiorleifr sich befand und von wo aus er der schiffe lauf beobachtete. — 2)Iorva
s u n d (Sand-sund) lag oberhalb des Trönu-
eyrr. — 3) um den halbvers und den sinn zu vervollständigen ist nothwendig e r o vor t ö 1 f zu lesen. — 4) H ät u n ein distrikt der dem Helgi gehörte s. ob. s. 50. — 5) v ä n e r u m r ö m o (es ist gute h o f f n u n g
für sie-
geskampf). Str. 28.
1) s v ä - a t ;
Helgi brach am frflhmorgen
das zum nachtlager errichtete stefnzelt s o ab d a s s
die
mannschaft des königs erwachte. — 2) über d ö g l i n g a r s. s. 49. — 3) statt s i k l i n g a r (seekämpfer s. s. 38) ist zu
Helgis Sigmundssohna-Cyclus
53
lesen s i g l i n g r (segler), abgeleitet von s i g u l (vgl. lat. sagulum
mantel) s e g e l . — 4) v e f - n i s t i n g (web-
geflecht) bezeichnet das Segeltuch. — 5) V a r i n s
firÖi
(Wolfs-langbucht) s. s. 43. Str. 24. K ö 1 g a (kälte habend) bezeichnet die k ü h l e meereswoge (svöl); ist hier die personifizirte Meerwoge als tochter des Ocean (CEgir); die Schwestern der Kolga sind ebenfalls personifizirte meereswogen. Str. 25. statt v a r ö a t h r o n n o m ist zu lesen v a r 5
at h r o n n o m
hafn^ingloga hafn
J)ingloga
(genöthigt war das meer mit den fluthen den zusainmenfluss zu verläugnen); J » i n g l o g a v e r a (dinglügner sein) bedeutet das versprochene erscheinen auf dem ding nicht halten, fr. faire faux bond; sammenfluss (J)ing) mit
das meer ist bei dein zu-
den wogen ein lügner
(loga)
heisst es stellt sich nicht hilfreich bei ihnen ein, drängt ihnen nicht hilfreich nach. Str. 26,
a t G n i p a l u n d i (beim Absturzwald); so
nannte man ein vorgebirg von absturzfelsen und wald, auf der Westküste von Norvegen. Str. 27. 1) i U n a v a g o m
(in den Ruhwogen) so
nannte man eine bucht einige stunden unterhalb der seegegend a t G n i p a l u n d i genannt, in der nähe des landes der Granmarssöhne.
2) J>eir s i a l f i r (sie selbsten) hat
die bedeutung von h e r r e n , im gegensatz zu den ihnen dienenden
menschen, thieren und Sachen. — 3)
J>eir
s i a l f i r f r ä S v a r i n s h a u g i (die Herren von Svarinshaug sind die Granmars söhne weil ihr ältester bruder Hödbroddr seinen königssitz in Svarinshaug (Svarinshügel) hatte. — 4) In den abschriften und ausgaben der Edda folgen auf diese strophe 14 Strophen (ed. Bugge str. 32 bk 46) welche offenbar hier unächt sind.
Diese einge-
schobenen hier unächten Strophen bilden ein besonderes
54
Textkritik und worterklärung.
gedieht dem ich den titel S i n f i o t l a h e i p t - m ä l (Sinfiötlis schmähreden) gegeben und welches weiter unten erklärt werden wird. Die beweise, dass diese Strophen hier unächt, sind folgende 1) hier herrscht die erzählende form, in den eingeschobenen Strophen hingegen der dialog, 2) hier ist H i o r l e i f r der Schiffswart, in den Strophen ist es S i n f i ö t l i , 3) die eingeschobenen Strophen sagen dinge aus die mit diesem gedieht im Widerspruch stehen, 4) sie unterbrechen die natürliche folge zwischen dieser und der folgenden strophe. Str. 28. 1) af r i k i (aus drang) mit drang, mit Schnelligkeit. — 2) S v i p - u 6 r (Schnell-wind) und Sveg i o ö r (Schwingwind) sind erdichtete rosse-namen. — 3) h l i Ö i r (eingänge der berghalden, gr. pulai, lat. portae) bergklammen. — 4) Mist (f. m i s k a mischung; vgl. Miskor-blindi) ist die, als Valkyrie, personifizirte wölke; M i s t a r m a r r (der Mist rappen) ist der wind der die sturmwolken trägt, die luft welche die Valkyrie durchreitet. Str. 29. 1) statt t i g g i a ist t e i g i a (zeichen geben) zu lesen, und zu erklären: J>eir (die signalmänner) i tun hliÖi (an dem wallthor) maetto t e i g i a (konnten nach innen signaliren); s ö g & u k o m u (sie die ankunft von reitern ansagten); h u g & i h a n n i ö r e i Ö settar s i n n a r (er erkannte die rossbotschaft seiner brüder) und fragte die botenreitenden brüder warum betrübniss-aussehen (hermdar litr) an ihnen den Edeljungen (ä Hniflungom) sei. — 2) H n i f l u n g a r steht für älteres knyflungr (sprösslinge); es gehört zur sippe k n e f i (knöpf, knospe spross, vgl. k n e f r u n n r sprossausläufer), h n i f i 11 (knospe, s p r ö s s l i n g ) , wovon h n i f l u n g r gebildet ist, wie tein u n g r (zain-spross) von t e i n n (zain); k n y f l u n g r (junger stier dem die hörner sprossen); h n i f l u n g r
Helgis Sigmurdssohs-Cyclus.
55
(jung-spross) bezeichnet, wie k o n r (Edler), sp. f a n t e infant, fr. enfant, engl, c h i l d (kind, königssohn, Edler) den königssohn, den Edeljungen; ist in den abschritten bisweilen sonderbar mit N i f l u n g r verwechselt werden. Str. 80- 1) at s a n d i (auf dem sand) am seeufer, hei den Unavagom (s. s. 53). — 2 ) h i r t i r (hirsche) bezeichnen die seeschifTe wegen des am stefn angebrachten hirschgewcihes oder des geschnitzten hirschkopfes. Um die h i r t i r bestimmter als s c h i f f e zu bezeichnen, nannte man sie r a k k a - h i r t i r (segelhund-hirsche) hirsche mit segelhunden oder segelringen. — 3) G y l f i name eines seekönigs (s. Fascination de Gulfi p. 66); G y l f a - l i S (seekönigs volk) sind die Seeleute auf der Vikingsfahrt. — 4) Y l f i n g a r (nachkommen des U l f r oder des slavischen V i 1 k a s ) ; Vilkas war ein abkomme des V o 1 o s (wellenhaar) des goldhaarigen sonnengotts P r o v o (Freyr), so dass die Y l f i n g a r zugleich auch V o l s u n g a r waren, (s. s. 49.) Str. 31. 1) s o g n (see-orgat) bezeichnet hier die reede (fr. rade) in den Unavagom (s. ob. s. 53.). — 2) g r l n d r (umzäunung) gleichbedeutend mit n ö a - t ü n (schiff-zäunen) bezeichnet hier die umschlossene schiffstation, in der nähe von G n i p a l u n d (s. s. 53). Str. 82. 1) r ö k n (angetriebene) sind hier postpferde. — 2) r e g i n J)ing (haupt-sammelplatz) das hauptding im reich des Hödbrodd. — 3) S p o r - v i t n i r (Spurwolf) name des postrosses das wie ein wolf spuren seines durchganges (vgl. wolfgang s. unten) zurücklässt. — 4) statt s p a r ins heiöi ist zu lesen S v a r i n s heiÖi (Zwergheide s. s. 53) welcher der name eines distrikts im reich des Hödbrodd ist. — 5) M e l n i r (mit gebiss, m e l , belegt); M y l n i r (mit kappzaum, m ü l , versehen). —
56
Textkritik und worterklärung.
6) M y r k v i & a r (schwarzwald, gränzwald) ist der walddistrikt an der gränze des reichs des Hödbrodd. Str. 88. 1) H ö g n i , (freundlich) ist der name des vaters der Valkyrie Sigrun welcher diese tochter dem Hödbrodd als braut zugesagt hatte. — 2) H r i n g s - s ö h n e, A t l i , Y n g v i , Alf der alte, sind verwandte und verbündete des Hödbrodd. — 3) v i Ö r n ä m f ä (gegenaufnahme gewähren) Vertreibung bereiten. Str. 84. a t F r e k a s t e i n i ; die Schlacht zwischen Hödbrodd und Helgi dem Hundingstödter fiel zu F r e c h e n s t e i n vor; vgl. a r a s t e i n (ob. s. 51). Str. 86. 1) statt o s t r a i m o ist zu lesen ö f s t r ä y m o (der hitzigste im schlachtlärm). — 2) statt s ä h a f 6 i ist s v ä h a f Ö i zu lesen. — 3) hier fehlt offenbar die zweite halbstrophe; ich ersetze die lücke, bis auf besseres, durch folgende halbstrophe: at fyrir Helgi var6, HöÖbroddr hniga. sat fraegr buölungr, at Frekasteini. 4) statt h i a 1 m v i t r a r ist zu lesen h i a l d v i t r a r (kampfverständige). Str. 86. 1) statt a t h ö l d a s k e r ist zu lesen a t h l y ö a s k e r (beim abbruch der laute) beim aufhören des geeren-geräuschs (geira gnyr). — 2) s ä r v i t r f l u g a (im fluge sehr geübte). — 3) statt b a r r i (ast) ist b a r Ö i (schiff) zu lesen; af H u g i n s b a r 6 a (von Hugins schiff herunter). Der Odinsrabe Hugin fährt in der l u f t (ä lopti) welche hier dessen s c h i f f (bar&i) genannt wird. Str. 87. 1) v i r ö (werthes) bedeutet im plural verdienstliche thaten, grossthaten. — 2) Y n g v a a t t s t a f r (Yngvi's geschlechtsstab). Da Helgi ein Volsung war, oder von Volos (Freyr) abstammte, Freyr aber auch Y n g v i hiess, so ist er des Yngvi'sgeschlechts-stütze oder
Helgis Sigmundssohns-Cyclus. fortsetzer. — 3) statt c e g i s
ist I s u n g s
57 zu lesen,
da
könig Hödbrodd der I s u n g s t ö d t e r hiess. S t r . 88.
1) statt h r i n g s t a Ö a
ist
hringstafa
(geldstützen, geldwerthschaften; s. ob. s. 4 9 ) zu hringstafa bezieht sich erklärend auf r a u & i r
lesen;
baugar
und auf r i k i a maer, und bezeichnet die mitgift der Sigrun. — 2) J>ä e r s o k n
lokit,
(da nun der kämpf
gegen meinen freier Hödbrodd beendigt ist, und du mich heirathen kannst).
II. H e l g a n i o s n a r f ö r . (Des knaben Helgi auskunds c h a f t e > bei Hunding). Das fragment, welches eine jugend-heldenthat des knaben Helgi erzählt, hat in den abschriften keinen titel. Str. 1.
1) H a e m i n g r (abkomme des Haemir) ist
der obmann der leibwache (hirÖ) des Hunding. — 2) b r a gn a r (trefflichen) sind die mannen Hagais des pflegevaters des Helgi bei dem er erzogen wurde; diese zogen dein knaben Helgi die eisen-brünne des H a m a l des sohnes Hagais an um ihn zu verkleiden. — 3) H a m a l 1 (hamel) ist dasselbe wort wie h a m a r r (hammer, mitteld. hamel); aus got. Hamalas ist später A m a l , A m l u n g r ,
Om-
1 u n g r , wie aus Hazdings (norr. haddingr) A z d i n g u s geworden; h a m a l
wie s a k s
den Wurfhammer, als waffe.
bezeichnete ursprünglich Bei den Franken war er
ein ehrender beiname; K a r l h a m a 1 (fr. Charles Martel). H a m a l ist hier der söhn Hagais (Reiss, Ast.). S t r . 2.
Die in den abschriften und ausgaben (ed.
Bugge s. 198) nach unten verschlagene strofe J)u skalt Hundingr! etc. ist hier wieder einzusetzen.
58
Textkritik und worterklärung.
III. H e l g i i m a l a m b o t t a r k l a e ö i .
(Helgi als Mühl-
magd verkleidet.) Dieses fragment gehört vielleicht wie
die vorigen
zwei Strophen zum selben gedieht. S t r . 1.
1 ) In dieser und der folgenden Strophe wird
von einem einäugigen
(blindr) gesprochen; b 1 i n d r be-
deutet nicht immer blind, sondern auch e i n ä u g i g ; die sklaven b l e n d e n liiess, bei den germanischen Skythen, ihnen
e i n auge nehmen, zum zeichen der Unfreiheit.
Odin der e i n ä u g i g e heisst b l i n d r ( S n o r r a E d d a l , 8 6 ) . Der einäugige der hier spricht ist Odin, der als ein unbekannter einäugiger diener bei Hunding, welchen er beschützte, sich aufhielt, ergreifen,
und
um
den jungen Helgi zu
von Hunding zu Hamal abgeschickt
war. — 2. H a g a i s
J)yio
worden
(Hagais inagd) ist der als
mühl-magd des Hagais verkleidete junge Helgi. — 3) k a r l s aett (bauernkerls abkomme) gemeine bauer-tochter. 4) ä k v e r n o m
stendr
—
(bei den mühlsteinen stehen)
als mahlmagd. — 5 ) s t e y k r f i r i r (vorstürzt)von s t ö k kva
(treiben,
stossen). — 6 )
lu&r,
das mit
seinem
homonym l u Ö r (f. hlu&r laute, schallhorn) nichts gemein hat, gehört zur sippa h l a d a lade,
(einsetzen), und bedeutet
trog (lat. traueus, it. troco), schiff; hier bezeich-
net es den mehltrog der unter dem mahlgestell
(steÖr)
steht, um das gemahlene aufzunehmen. Str. 2. 1 ) h ö r ö d o e m i (hartebestimmungen) hartes loos. — 2 ) v a l - b y g g (auswahl-anbau) ist auserlesener waitzen. — 3 ) m e ö a l - k a f l i
(mittel-holz) ist der hand-
griff des schwerdts, der sich zwischen dem v a l b u s t (rundknauf) und dem stichblatt (vsett-rim) befindet.
—
4 ) m o n d u l - t r f c (handstange) drehstange die am obern mühlstein eingepasst ist, um diesen umzudrehen; d u l gehört zu mund (hand).
mon-
Helgis Sigmundssolins-Cyolus.
59
Str. 3. 1) J)ater l i t i l vä. J>ött (dasist sich wenig zu wundern dass). — 2) v i k i n g a r (buchtler); dieser name beweist, dass das gedieht nicht vor der vikingerzeit gedichtet worden ist. Str. 4. 1) s y s t i r |>eirra S i g a r s ok H ö g n a (die schwester jener berühmten beiden Sigarr und Högni); diesem nach wird die mahlmagd des Hamall für die tante der Valkyrie Sigrun, der tochter Högni's, und der geliebten Helgi's, ausgegeben. — 2) Y n g l i n g a bezieht sich auf die familie des Helgi die als nachkommen des Volos oder Freys zugleich Volsungar, Ylfingar und Ynglingar waren. 4. H e l g a ok S i g r u n a r f u n d r . (Sigrunes erster besuch bei Helgi). Das gedieht hat in den abschritten und ausgaben keinen besondern titel. Der inhalt des gedichts fällt nach den tod des Hunding und vor den kriegszug Helgis des Hundingtödters gegen die Hundingssöhne. Str. 1. 1) h v a i i r l a t a (wer sind die welche lassen?) — 2) i B r ü n a v a g o m (in den Odinsgewässern, vgl. i U n a v a g o m ) ist ein ufer- und seestrich auf der westlichen küste Iotlands. Str. 2. Hlfeseyia (Ocean-insel) dänische insel im Kattegat. Str. 8. h r ä t t k i o t e t a (rohes fleisch essen) bedeutet ein vikingsleben führen. Str. 4. f y r v e s t a n v e r (oben am west-meer) im vestr-haf; von Brünavagom aus bezeichnet dies den uferstrich B r a g a l u n d welcher, wie Gnipalundr, an der westlichen küste Norvegens lag. Str. 5. statt v a r Ö ist er varÖ (wo gezwungen ward) zu lesen.
60
Textkritik und Worterklärung.
Str. 6.
Da im zweiten halbvers nur drei silben und
keine alliteration stehen, so ist h ö r vor J ) e i r einzusetzen. Str, 7 . s l a e g i a n (schlau, verschlagen). Str. 8.
v a l r ü n a r bedeutet hier verblümte schlacht-
bezeichnungen. Str. 9.
vor k e n n i r
ist nothwendig H e l g a
ein-
zusetzen. 5. S i n f i ö t l a h e i p t - m a l .
(Sinfiötli's und Gudmunds
Schmähreden.) Dieses falschlich in die Helga kviöa eingesetzte gedieht trägt in den abschritten und ausgaben (s. ed. Bugge s. 194) keinen titel. Str. 1.
1) S k i o l d u n g r (nachkomme des Skiold)
bezeichnete ursprünglich die könige von Sialand als nachkommen des Skioldr, Odins sohns;
später nahm man
den namen als gleichbedeutend mit s c h i l d f ü h r e r und bezeichnete damit auch andere könige. — 2) f a r a r b r o d d i (an der spitze des fahrzeugs) am stefn. — 3) v i g r o Ö a (kampfzeichen) ist die r o t h e kriegsfahne. Str. 2.
1) vielleicht ist statt h e f i r
zu lesen l i e f i
für m e g i h a f a . — 2) Der alliteration wegen ist statt f i o r s u n g a zu lesen | ) i o r s u n g a . Str. 8.
1) f)vi f o r (dafür, statt dessen).— 2) über
F r e k a s t e i n s. ob. s. 5 6 . - 3 ) statt s a t t i r ist zu lesen s ö k s ser (die Schwerter vielmehr) oder, mit Bugge, s ä r t e i n a r (wundenzaine). — 4 ) statt H ö Ö b r o d d r ist zu lesen
HöÖbroddi. Str. 6.
l)Moinsheimom
von m ö r (f. m a v r
(Moins behausungen);
beweglich, schnell, möve,
angels.
meev, fr. m o u e t t e , zur sippe m o v e o gehörig) kommt das adjectiv schlänge
möinn
beweglich).
(wie
eine
möve, mücke, ross,
Moinsheimar
bezeichnet
das
Helgis Sigmundssobns-Cyclus. nicht
61
bewohnte seeufer der insel M o in (Moen) worin
auch G r ö n l a n d lag. — 2 ) h e l d s - t i
(f. helds-til eher
zuviel als zu wenig) vorzüglichst.
6. S i n f i o t l a h e i p t - m a l ö n n u r .
(Ausführlichere
schmähreden Sinfiotlis und Gudmunds.) Dieses gedieht welches die obigen schmähreden weiter ausführt, trägt in den abschriften und ausgaben keinen titel, weil es in die Helgakvida fälschlich eingesetzt wurde. Str. 1.
1 ) diese strofe ist in den ausgaben
hinter
die folgende verschränkt worden. — 2 ) S i n f i o t l i (Stets umgürtet?). — 3 ) statt k v a Ö 4) S u n d v o r ö r
(sundwart)
ist
konr
zu
lesen. —
ist der schiffwart Sinfiotli
der des königs schiff bewacht, während es auf der rheede im sund liegt. Str. 2.
1) g ö Ö b o r i n n
(wohlgeboren)
accusatif,
bezieht sich auf Sinfiotli. — 2 ) G u 6 m u n d r (kampfhändig) ist der Zweitälteste bruder der
Granmarssöhne
und der
strandwart des reiches des Hödbrodd. Str. 8.
l ) Y l f i n g a r bezeichnet die leute des Helgi
des Ylfingers (s. s. 55). osten gekommen);
— 2 ) a u s t a n k o m n i r (nach
das reich Hödbrodds lag am eystra-
salt (ostsee). — 8 ) f r ä G n i p a l u n d i s. ob. s. 53. Str. 6.
1) f o r n r a
spialla
(die früheren schlach-
ten) bezeichnet die früheren tapfern thaten der Granmarssöhne auf der insel Möin. — 2 ) h v a r - l e i & r (allverhasst). Str. 6. völva,
eine
1) v ö l v a
bezeichnet hier eine
Zauberin. —
2) V a r i n s e y i a
iotnische (Wolfsinsel)
s. ob. s. 43. Str. 7.
1) statt en skae&a ist zu lesen in
s k a s s ! v a l k y r i a (jene schädliche valkyrie, sal!). — 2 ) statt n e s i
saga
ist zu lesen
skse6a
du scheunesi
loga
62
Textkritik und worterklärung.
welches für Logafioll steht. — 3) J>eirra ist an den anfang der folgenden Strophe zu setzen. Str. 8. statt f e n r i s u l f a ist zu lesen f r e m r i u l f a (der kräftigeren wölfe). — 2) statt ollora ellri svä a t ek m u n a ist zu lesen m u H of ellri svä at ek m u n a (ein maulthier so ältlich, dass ich dich nicht verlange). Wenn m u l l (maulthier) ein später gebräuchliches wort ist, so niüssle man dafür eher lesen m ö l l (mühe, got. m a l o , angels. m y l , engl. m u l l . — 3) über Gnipalundr s. ob. s. 53. Str. 9. 1) s t i u p r (stopf, stöpfel, pfropf) gehört zur sippe stopfen sansc. s t ä p a y a (fest machen), lat. s t i p e s und bezeichnet das was als bouche-trou dazu dient ein loch oder lücke auszufüllen; vgl. Stiefmutter. — 2) S i g g e i r (Sieg-gere) könig von Gautland eheherr der Signy, und der putativ-vater des Sinfiotli der der söhn der Signy und deren bruder Sigmund war. Str. 10. 1) bruÖr G r ä n a (des Grauhengsts braut) bedeutet hier stute. — 2) statt g u l l - b i t l u ö ist zu lesen g a l l - b i t l u 6 (mit klirrendem gebiss). — 3) statt s i m u l lese s i m ä l (in einem mal), in einem fort. Str. 11. 1) G ö l n i r (Beschrien) ist ein iotnenname. — 2) Im&r (f. ym& geheul, wolfsgeheul) name einer iotnischen Wölfin. — 3) über T ö t r u g h y p i a , s. Rigssprüche s. 47. Str. 12. 1) Diese strophe ist von Gudmund gesprochen, der eher als Sinfiotli des schimpfens genug hat. — 2) at F r e k a s t e i n i , beim Frechenstein war der durchs schicksal bestimmte kampfplatz zwischen Helgis und Hödbrodds kämpfern. Str. 14. statt Moi n s h e i m o m ist M o i n s h e i ö o n i zu lesen.
Helgis Sigmundssohns-Cyclus.
63
7. H e l g a ok S i g r u n a r f u n d r a n n a r r . (Zweiter besuch Sigrune's bei Helgi nach der Schlacht zu Frechenstein.) Das gedieht hat in den abschriften und ausgaben keinen titel. Str. 1. 1) Diese strofe, die in den ausgaben nach unten (ed. Buggc s. 196) versprengt worden, ist hier wieder einzusetzen. — 2) o p t (mehrmals) bedeutet hier nach einander. — 3) g r a n s t ö & (graustute, graues weibliches reitthier) bezeichnet hier die graue wölfin des schlachtfeldes. — 4 ) G r i ö r (Heftigkeit) ist der name der iotnischen mutter des V i Ö a r r , die einen zauberstab trug; steht hier für iotnische Zauberin überhaupt. Da die Zauberinnen auf Wölfinnen reiten, so bezeichnet hier g r a n s t ö & G r i Ö a r (der Griöar graues reitthier) die Wölfinnen und wölfe des schlachtfeldes überhaupt. — 5) statt h r e i f i ist h r s e v i zu lesen; granstöÖ näir opt hraevi Graninars sona (die wölfin nahte, nach einander, dem leichnam der G. söhne). Str. 2. 1) scekia h e i m h ö n d (die hand heimsuchen) sie zu sich ziehen. — 2) u n d h i a l m i (mit dem kriegshelm bedeckt) bezieht sich auf Sigrune. — 3) i h e r (in der krieger-versammlung). Str. 3. Str. 4. dem eignen mit Lüning,
i o f u r (kampfeber) held. 1) of h u g m s e l a (gegen den sinn sprechen) gefflhl widersprechen. — 2) vor s l a m k ist, eigi einzusetzen.
Str. 5. 1) Diese und die drei folgenden Strophen welche in den abschriften und ausgaben (ed. Bugge s. 196) nach unten versprengt worden, sind hier einzusetzen. — 2) at ö l l o gefi.& (allerseits begabt) allerseits gut beschenkt.
64
Textkritik und Worterklärung.
Str. 6. Bragi ist der bruder, und Högni der vater der Sigrun. Str. 7. 1) S t y r k l e i f o m (kampffelsen) sind felsengruppen in der nähe von Frekastein. — 2) Starka&r (Gestärkt) name des sohnes Granmars des bruders Hödbrodds. — 3) H l e b i o r g (Lauberge) ist eine anhöhe in der nähe von Frekastein. —4) H r o l l a u g r (Schreckenaug). — 5) J)ann bezeichnet den Hrollaug. — 6) gylfi name für seekönig s. ob. s. 55. Str. 8. 1) at rögi vera (zum kämpf grund sein) veranlassung des kampfes sein. — 2) r i k m e n n i (hohe mannschaft) ausgezeichnete helden. —3) die Strophe welche in den ausgaben (ed. Bugge s. 196), hier angefügt folgt, ist unächt, weil 1. sie nichts als eine etwas zugestutzte prosa ist; 2. weil diese strofe im lioÖahattr gedichtet ist, 3. weil h e l d r hefir Jiu oss v e r i 6 blos die erklärung von J»ü at rogi v a r t ist; 4. weil v i n n a t s k i o l d u n g a r sköpom blos die erklärung von J>o kved ek nokkvi Nornir valda (str. 6) ist. 8. Dagr Helga bani.
(Helgi durch Dag Hognis söhn erstochen).
Das gedieht hat in den handschriften und ausgaben keinen titel. Str. 1. 1) nau&igr (genöthigt) durch die mir, durch sitte und religion, abgenöthigte familienrache. — 2) F i ö t u r l u u d r (Fesselhain) name einer Waldgegend in der nähe der bürg S e v a f i ö 11 (Friedensfelsen) wo Helgi bei der mit ihm verheirateten Sigrun wohnte. — 3) s t e i g a y f i r ; der sieger schritt über den niedergeworfenen besiegten hinüber, und trat ihm auf den nacken (standa ä halsi) zum zeichnen des siegs. Str. 2. 1) statt u n n a ist u n n a t zu lesen, da das t
Helgis Sigmundssohns-Cyclus.
65
wegen des folgenden at ausgefallen ist. — 2) v a t n l i o s a l e i p t r a r (das leuchtende gewässer des blitzes) ist das h i m m e l s g e w ö l k e , der himmel, denn die himmlischen wollten (gr. ouranos) entsprechen den irdischen gewässern (sansc. v a r u n a s ) . — 3) u r s v a l r u n n a r s t e i n n (der feuchtkühle wogen-stein) bezeichnet die erde, deren ränder mit den felsen (NiÖafiöll) oder den steinen welche von den meereswogen abgekühlt werden, umgeben ist. Str. S. 1) O s k a b y r r (wunsch-fahrwind) ist der günstige fahrwind den Odin (Oski, der inbegriff alles wünschbaren) seinen begünstigten zusendet. — 2) statt e i g i r ist der subjunctiv eigi zu lesen, wegen des vorhergehenden |>öttu (obgleich du). Str. 4. 1) n e m a {»er s i a l f o m s y n g v i (ausser dass es dir selber schwirre) es sei denn dass das, vom feinde geschwungene, schwerdt, dir selbst am köpf schwirre (vgl. vapna saungr; Grotta saungr). — 2) wegen der zu disjungirenden alliteration ist statt auÖs a n d v a n i besser a n d v a n i auÖs zu lesen; vgl. a u 6 v a n i a t o . Str. 6. 1) f o r s k a p a e i n o m bi&ia (einem böse geschicke wünschen) einem fluchen.— 2) s a k r u n a r b e r a m e ö s i f i u n g o m ("rachverfolgungsrunen zwischen verwandte bringen) durch zauberwerke (giörnungar) und durch magisches stabeinritzen Zwietracht stiften. Str. 6. V a n d i l s v e (Vandils wohnsitz); so nach dem seekönig Vandill (Gerte) genannt; war ein königsgut des Högni im besitz seines sohnes Dagr. V i g d a l i r (kampfthäler) war ein gebiet dem Dagr gehörig. Str. 7. 1) ä r (morgens); u m naettr (gegen nacht) abends. — 2) l i o m a b r e g Ö i (es leuchtete das morgenlicht). — Vigblser (kampf-grauschimmel) name des streitrosses des Helgi. 5
66
Textkritik und worterklärung.
Str. 8. geiskä (f. geiti-skä) geisen schreck. In Strassburg sagt man g e i s e n - g i c h t e r für feiges, plötzliches erschrecken. Str. 9. Das ragende h o r n wird mit dem ragenden s t r a h l verglichen (vgl. die hörner oder strahlen Mosis); darum ist hier gesagt h o r n glöa (die hörner strahlen aus) bis in den himmel hinauf.
9. H e l g a för til Valhallar. (Helgis letzte Zusammenkunft mit Sigrune). Das gedieht hat in den abschriften und ausgaben keinen titel. Str. 1. 1) Diese strophe welche in den handschriften und ausgaben (ed. Bugge s. 200) weiter hinunter versprengt worden, ist hier wieder einzusetzen. — 2) d r a u m J>inga (träumVersammlungen) bezeichnet den schlaf worin die träume sich rendez-vous geben. Str. 2. 1) d r a u g h u s a (gespensterwohnungen) sind die unheimlichen (ungeheiern) orte draussen wo die bösen geister sich aufhalten. — 2) dis s k i o l d u n g a ( s c h w e s t e r deiner k ö n i g l i c h e n brüder) s. s. 60. Str. 8. 1) Diese strophe, die oben angesetzt worden (ed. Bugge s. 198) ist hier einzusetzen. — 2 ) R a g n a rök (Grössendämmerung) Weltuntergang. Str. 4. 1) statt j>ött ist (>at zu lesen und zu erklären: obgleich du siehst dass. Str. 6. s ä r d r o p a svefia (die wundtropfen einschläfern) den blutverlust stillen. Str. 6. wegen der disjunetion der alliteration ist val hinter vito zu setzen. Str. 7. 1) h e i a (thau) bezeichnet die blutstropfen (valdögg). — 2. b o t v i n n a (besserung, busse gewähren)
Helgi Sigmundssohns-Cyclus.
67
linderung vornehmen; hier zweideutig gesprochen, um auch die b u s s e für den von ihrem bruder begangenen mord anzudeuten. Str. 8. 1) ein veldr J>u (du allein bist Ursache). Helgi nimmt das obige b o t im sinn von familien-busse. — 2) statt suörsenn (südliche) ist s u n d r * e i n (verlassen allein, verwittwet) zu lesen.— 3) i n n f i a l g t (in die haut gedrungen); gehört zur sippe fela (f. felga bergen, decken; fialg (fiall) decke, haut, feil; angels. film (f. filgm) haut; f i l l a (muskeldecke) fleischmasse; i n n f i a l g t (eingehäutet, eingefleischt) ins fleisch gedrungen; lat. in cutem. Str. 9. 1) dyrar veigar (theure tränke) bezeichnet hier symbolisch den e r f i - d r y k k r (erbschaftstodten-trank). — 2) angrlioÖ kve&a (das trauerlied sprechen). — 3) die beiden letzten verse, sind in die letzte Strophe wieder einzusetzen. Str. 10. a n g u r l a u s a (trauerlos) freuden voll. Str. 11. 1) e n s k i s ö r v a n t er (es ist ausser erwartung von irgend etwas) es ist alles gewärtig, glaublich, möglich.—2) s i 5 ne s n e m m a (weder spät noch bald) weder in später zukunft noch im baldigen augenblick. — Str. 12. 1) b r ü ö i r (jungfrauen) oder l o f ö a disir {des erlauchten schwestern) sind die von Odin dem Helgi zugeschickten Valkyrien, welche hier die schwestern (genien) des königs Helgi genannt werden. — 2) r o ö n a r b r a u t i r (die vom morgenroth gerötheteten wege). — 3) flugstig (flugsteige) luftweg. — 4) statt s a l g o f n i r ist s a l g o l n i r (liaus-ansinger) zu lesen; s a l g o l n i r bezeichnet, wie s a l g a u k r (hausgauch) und Gellerts hausp r o f e t e , den hahn, hier Gullinkambi der, als morgenbote ä synt S i g u r & i sör at hondom (was du da augenscheinlich siehst dem Sigurdur zu handen) als mir bevorstehend. Str. 27.
1) B r y n h i l d r (in der brünne kämpfende).
— 2) h a r ö h u g ö i k t (hartsinnig). Str. 28.
zu lesen ist hvat t e k r mik ä J>vi (was
berührt mich bei diesem); aus hvat tekr ist hvat ter, und aus hvat t e r endlich hvat er geworden. Str. 29.
statt g&r at ist g a i r - a t (du berücksich-
tigst nicht) zu lesen. Str. 80.
mun ek nä mey mundi k a u p a (werd
ich dazu kommen die maid mit brautschatz zu erkaufen). Str. 82. 1) statt h v a t er |>ä ist zu lesen h v a r t er J>vi (was ist der grund davon, im sinn von h v a t veldr J»vi). — 2) g e & l e y s i (gemüthslosigkeit) leichtsinn. Str. 88. l ) J > u v e r 6 r (du wirst dazu gezwungen) fyr svikom a n n a r s (durch die täuschungen, magischen zwangmittel, einer andern person). — 2) g i a l d a r a Ö a G r i m h i l d a r (die plane der G. ausführen). — 3) vor b i o ö a ist h o n (sie Grimh.) einzusetzen. — 4) d r e g r hon vfcl at gram (sie aufzieht, an dem recken, trug) Grimhild bereitet dir trug. Str. 84.
m e i n t r e g a r (schmach-bekümmernisse)be-
72
Textkritik und Worterklärung.
zeichnet die trauer (tregar) die aus dem bewustsein einer begangenen schandthat (mein) entsteht. Str. 85. 1) fysa (begierig machen) antreiben — 2) f l i o t l i g a (vorschnell, übereilt). Str. 86. r a t a r r a ö (der verstand läuft irre). Str. 87. 1) G u n n a r r (f. Gundhärr, kampf-hehr). — 2) Högni (f. Haguni Nutzliebend). Str. 88. hvi gegnir J>at (wem begegnet dies) was bezweckt dieses, wozu ist es gut. Str. 89. 1) megin-hyggior (kraft-gedanken) heldenbestrebungen. — 2) sfcr vaetr fyr J>vi (sie sieht nichts bei diesem) sie hat dabei keinen argwöhn. Str. 40. statt hyggiom ist zu lesen hyggiom'k (ich und meinesgleichen, wir denken uns dabei das schlechteste). Str. 41. 1) hvila (sich betten, zur ruhe legen). — 2) maerr (keusch) jungfräulich, auch vom jüngling gesagt. Str. 42. 1) maer ist hier der accusatif von maer (keusche). — 2) statt m e r ist mey zu lesen, wofür ein abschreiber das synonyme maer schrieb, woraus mer entstanden. — 3) s n a r l y n d (heftig-gierige) in liebe wie in hass. Str. 48. 1) b r u l l a u p (f. bruÖ-hlaup brautanlauf, das der braut zu leibe gehen, das beilager, hochzeit, hier hochzeitsfest. — 2) h ö m o m vikslit (ihr habt von neuem eure gestalten gewechselt), beide habt ihr eure wahre gestalt zurückgenommen. Str. 44. 1) maegft (verschwägerung) ehe (s. Allweise's sprüche 1). — 2) statt maer seg&u ist zu lesen er maer sagÖu (da du sie als mit mir keusche besagt hast). — 3) mun til g a m a n s r a 6 i t (wird die ehe zur freude gerathen) wird sie günstig ausfallen.
Sigurdurs Fafnistödters-Cyclus.
73
Str. 45. 1) m i n n i r J>ik e i 6 a (es gedenken dir wohl die schwüre) du weist wohl dass du, um die Brynhild zu täuschen, dem Gunnar geschworen hast. — 2) an tu G u ö r u n o g o Ö r a raÖa (du gewährst der Gudrun gute gesinnungen) du erweisest ihr wahrhaft Zuneigung. — 3) f i n n r v e l a r ser at h e f n d o m (sie entdeckt trug, der sie zur räche auffordert). Str. 46.
statt ver (wir) ist v i 6 (wir zwei, Gunnar
und ich) zu lesen. Str. 47.
eiÖom sind hier die dem Gunnar von Si-
gurdur gegebenen Zusicherungen, sich mit Brynhilde keusch zu verhalten. Str. 48.
saÖr (wahrhaft) bedeutet hier nach Wahr-
heit beschuldigt, oder mit recht überführt. Str. 49.
skipa viÖ e i n n (gegen einen es einrich-
ten) mit ihm verfahren. Str. 60. 1) at h v ö t u n g a n g a (auf anreitzung gehen, der anreitzung folgen. — 2) statt s i f i n g o m ist s i f i a & o m (verschwägert) zu lesen. Str. 51.
vor b r s e 6 r ist er (als), auf JȊ sich be-
ziehend, zu setzen, damit der halbvers vier silben wieder enthalte. Str. 52.
statt g r i m i l l d r ist zu lesen
(zornfeuer); vgl. ä s t a r
grim-eldr
e l d r (liebes-feuer); v e l d r
j>vi
(es bewirkt dieses) der grund divon ist.
2. S i g u r Ö u r h y g g r at h e f n a f ö ö u r ok E y l i m a . (Sigurdur beschliesst seinen vater und seinen onkel Eylimi zu rächen.) Das bruchstück des gedichts (s. ed Bugge s. 215) hat in den abschriften und ausgaben keinen titel.
74
Textkritik und worterklärung. Str. 1.
1) hl seia (lachen) aus spott und Verachtung
m e i n e r . — 2 ) E y l i m i (Insel-armig) bruder desGripir und der Hiordis der mutter des Sigurdur. — 3) statt |>eir er ist zu lesen J>eir e n n (die auch). — 4 ) t i g g i (f. tingi gezeichnet) ausgezeichnet.
3. S i g u r Ö i H n i k a r r v e 6 r g ö r i r .
(Hnickar erregt
dem Sigurdur Unwetter). Das gedieht (s. ed. Bugge s. 216) trägt in den abschritten und ausgaben keinen titel. Str. 1.
1) H n i k a r r (f. Hnegg-här, Alter-Wieherer)
0 6 i n n . — 2) Raefill (f. h r e f i l l greife, netz, segel) gehört zur sippe lat. c a r p e r e
(greifen, auffassen);
Rae-
fill (segel) ist der name eines vikings des 8. Jahrhunderts. Raefils h e s t o m ( d i e R . h e n g s t e ) ist bezeichnung der meerschiffe (s. ob. s. 55), so wie s e g l vigg hlunn-vegg
(schiffs-rollen-scheue)
und
(segel-scheue), väg-märar
(wogen-rappen) etc. Str. 2.
1) R e g i n n (aufgerekkt, stolz) vgl. r e k i n n
und r e k k r (stolz, aufrecht) recke; h a t m i t v a r g r nichts gemein. — 2) v e r S i g u r Ö r
(wir
Sigurdur) bedeutet:
Sigurdur und wir sfeine leute. — 3) b r a n d r
(pfosten,
balken, stange), bezeichnet hier den balken (spriet) der die spitze des stefn und des hintertheils des schiffs bildet. Str.«.
1) V ö l s u n g r
ungi beweist dass die ant-
wort Odins an H e l g i den jungen volsungen gerichtet ist. 2) F e n g r (Ergreifend). — 3) F i ö l n i r (f. fe-olnir, viehoder besitz-mehrer; vgl. Fiosnir für fe hosnir) war früher beiname des Freyr (Volos) des heerdenvermehrers, später vielleicht irrthümlich auch beiname des Odinn; vgl. Weggewohntslied, s. 238.
Sigurdurs Fafnistödters-Cyclus. 4. H n i k a r s mäl.
75
(Des Hnikars Sprüche).
Das gedieht (s. ed. Bugge s. 216) hat in den abschritten und ausgaben keinen titel. Str. 1. 1) statt g u m a (inhaber) ist g u m n a (mannen, menschen, lat. h o m i n e s ) zu lesen; s. str. 5. — 2) h e i 11 (Vorzeichen) glückszeichen.
Str. 2. 1) statt g u m a r ist g u i n n a r zu lesen. — 2) statt h r o t t a meiÖi ist h r o t t a mseti (der den schwerdtern begegnet) zu lesen; vgl. o d d b r a g s msetir; h r o t t i von h r i o t a (abbrechen) bedeutet zweig, Schläger, schwerdt; als eigenname begeichnet es hier das schwerdt des F a f n i r . Str. 8, statt ef ]ju ist zu lesen er J)u (wenn du). — 2) statt ä b r a u t ist, wegen der disjunetion der alliteration, b r a u t ä zu lesen. — 8) vor tvä ist die fehlende silbe ef wieder einzusetzen. — 4) tä (f. tav stampfe, tritt, gang) verschieden von t ä (zweig, zehe); ä t ä i s t a n d a , und & t a i s i t i a bedeutet beim herumgehen sich s t e l l e n (zum kämpf) und, beim herumirren aus schmerz, sich h i n s e t z e n . Str. 4. statt ulf ist u l f a zu lesen, wie weiter unten der plural j>ä (sie) beweist. Str. 5. e ö r h a m a l t f y l k i a ist späterer unächter zusatz. Str. 6. t a l a r d i s i r (trug-schwestern) falsche schutzgenien. Str. 7. 1) statt keenna ist k e m p a (kämpfen) zu lesen. — 2) h e i l l (leer, schwach) ist ganz verschieden von h e i l l (heil); es stammt vom altern h a v i l s (hohl) welches zur sippe h a v (gewölbt, hohl) gehört; der form nach entspricht h e i l l dem gr. k o i l o s (f. k a v i l o s hohl), lat. ccelus (hohl, himmel); h e i l l (leer) bedeutet spe-
76
Textkritik und worterklärung.
ciell leer aus h u n g e r , mitteld. h e l l i g (schwach aus hunger); im Elsass gebräuchlich für schwach aus leerem magen; h u n g r i h e i 11 (schwach aus hunger, Lokasenna 62); gel da (entleeren, schwächen, entmannen); das hochdeutsche v e r h e i l e n scheint mir jedoch für vergeilen (die geilen nehmen) zu stehen, und g e i l zur sippe lat. h i l a r i s zu gehören. 5. S i g u r & u r k ö m r til h u s a R e g i n s . besuch bei Regin).
(Sigurdurs
Das fragment-gedicht hat, in den ausgaben keinen titel. Str. 1. ö r n steht für a r i (adler) und a r i bezeichnet den runen buchstaben a, wie im semitischen der stierkopf Y das a bezeichnete; r i s t a b l o Ö g a n a r a (einen blutigen adler reissen) heisst mit der schwerdtspitze auf den nackten rücken des besiegten todten die hausmarke a als kreuzschnitt einritzen, zum zeichen dass der so bezeichnete feige den adlern zum frass gehöre, also nicht begraben werden dürfe. Str. 2. f a n g s von at u l f i (hoffnung auf angriff, beim wolf) erwartung, dass der wolf, Sigurdur, den Fafnir angreifen werde. Str. 8. l ) Y n g v a k o n r ; als königssohn war Sigurdur ein Edelspross (konr) und als Volsungr vom geschlecht des Y n g v i (Freyr) s. ob. s. 56. — 2) statt |>rymr ist zu lesen j j r ö n g r (er drängt hin die schicksalsfaden).
Sigurdurs Fafnistödters-Cyclus.
77
6. F a f n i s f e i g s n ä - o r Ö . (Des sterbenden Fafnis letzte worte.) Das gedieht trägt im cod. R. den titel f r a d a u & i F a f n i s und in papierhandschriften und ausgaben den titel F a f n i s m ä l (Fafnis Sprüche). Str. 1. statt s v e i n n ok s v e i n n ist s v e i n n a k ! s v e i n n (Jüngling ach! jüngling!) zu lesen; S i g u r ö r s v e i n n ist gewöhnliche bezeichnung des jungen unverheiratheteten Sigurdur. Str. 2. 1) statt g ö f u g t - d y r (freigebiges thier) ist zu lesen g a u p h u g & r (luchsmuthig; vgl. u l f h u g a Ö wolfsmuthige s. s. 38); g a u p a und g a u p i ist die wilde katze, der luchs. — 2) statt g e n g e k (ich fuhr) ist, der alliteration wegen, ök (ich fuhr) zu lesen. Str. 3. Die zweite fehlende halbstrophe ersetze ich durch folgende zwei verse: setterni J)itt J)u lygir, 6 k unnigt vera ok |)ik sialfan iö s a m a . Str. 4. statt k v e 6 ist zu lesen k v a & (ich sagte); k v a & ek J> e r gehört zur ersten hälfte des ersten verses. Str. 5. statt des corrupten o b o r n o s k i o r a s c e i |> lese ich ä b o r n o m s k ö r ä s k e i Ö (bei s ö h n e n ist der s c h u h des vaters das erbstück, und exempel zur lebensbahn) um zu sagen: bei kindern zeigt sich gewöhnlich der väterliche karakter als erbliche nachfolge fürs leben, s. A l l w e i s e s S p r ü c h e s. 270. Vielleicht wäre besser zu lesen: ä b o r n o m s k o r - a s k e i Ö (bei kindern schneidet sich die familien-art nicht ab) um zu sagen: art lässt nicht von art. Str. 6. Der dreisilbige halbvers ist durch angefügtes sä zu vervollständigen. Str. 7. 1) statt r e i Ö a n v e g a ist zu lesen v r e i -
78
Textkritik und worterklärung.
6 a n v e g a (zornig, nicht hinterlistig, kämpfen). — 2) h a p t r (als kind ergriffen) geraubt, und als höriger in der fremde erzogen. — 3) h e r n u m i n n (beim kriegszug geraubt und weggeführt), von freien kindern und frauen gesagt. — 4) b a n d i n g i ist ein freigeborener der als geisel gebunden ist. Str. 8. l)statt m i n o m f ö 6 u r - m u n o m istzulesen m i n s fö&ur m u n o m (den liebesbezeugungen meines vaters), da munom mit fö5ur verbunden nicht alliteriren könnte. — 2) statt l a u s s l i f i ist, wegen der disjunction der a l l i t e r a t i o n , zu lesen l a u s i l i f i (als freier lebe). Str. 9. 1) Die in den abschritten und ausgaben weiter unten (s. ed. Brügge s. 222) als str. 16. 17. 18. versprengten Strophen sind hier einzusetzen. — 2) ( E g i sh i a l m (den schreckenshelm des CEgir); vgl. die aigis der Pallas. — 3) h u g Ö o m k gehört zum ersten halbvers. — 4) statt m ö g u ist zu lesen m ö k u (gewachsene, gleichstarke) von m a k r , m a k i , engl, m a k e , m a t c h . Str. 10. 1) hinter dem dreisilbigen (Egishialmr ist die ausgefaUne silbe aer (eher, vielmehr) wieder einzusetzen. — 2) Die zweite halbstrophe welche in die Hav a m ä l (s. Des Hehren Sprüche s. s. 104) wörtlich aufgenommen worden, ist mit der zweiten halbstrophe, in den abschriften als 19. Strophe angesetzten, gegen einander auszuwechseln. Str. I L 1) statt g a l z t (von gialda) ist zu lesen g a t s k t (du erlangtest) von g e t a . — 2) um den dreisilbigen halbvers |)ä J»at f i n n r zu vervollständigen, ist e n n vor |»ä zu setzen. Str. 12. 1) Die in den abschriften als 9. Strophe angesetzte Strophe ist hier einzusetzen. — 2) statt t e l r |tu j»er (sagst dir aus) ist zu lesen t e k r |>u J>er (du nimst dir heraus).
Sigurdurs Faftiistödters-Cyclus.
79
Str. 18. statt s v i l l ist s v i n n r vil 1 (der kluge will) zu lesen. Str. 14. 1) m u n t ist in den ersten halbvers zusetzen. —2) statt n e s i o m ist zu lesen hneisiom(Verspottung) obgleich fyr n e s i o m h a f a dem lat. p r o nar i b u s h a b e r e (für spott halten) zu entsprechen scheint; vgl. H e l g a k v i d a str. 17. —3) Api (für G a p i Gaffer) name eines alten iotnen, hier des Iotnenabkömmlings F a f n i r ; der genitif hängt ab von dem dazu zudenkenden h n e s i o m . — 4) raer (f. hrser sich rühren, bewegen). — 5) wegen alliterations-disjunction ist er nach f e i g s zu setzen. — 6) fo r a ö (f. for-ah6 vor-achtung, das sich vorsehen) furchtbares. Str. 15. 1) Die in den ausgaben folgenden 4 Strophen sind, wie schon Lüning richtig gesehen, hier u n ä c h t Bei erwähnung des N o r n a döm schrieb ein copist eine notiz über die nomen an den rand; diese notiz wurde später hier in den text gerückt. Die notiz ist offenbar aus einem verlorenen mythologischen, dem Vafthrudnismäl ähnlichen, gedieht entnommen. Wenn Fafnir nicht für einen andern alliterirenden namen gesetzt worden ist, so könnte man dieses fragment als aus einem didaktischen gedieht F a f n i s m ä l betitelt entnommen, ansehen. In der ersten eingeschobenen strophe bedeutet n a u 6 g o n g l a r (Nothgängerinnen) die hülfreichen Nomen, welche den weibern, in schweren kindesnöthen, beistehen. In der vierten strophe heisst der letzte kampfplatz der Götter O s k o p n i r (der Ungeschaffene, noch nicht bestehende); im Vafthrudnismäl aber heisst dieser kampfplatz V i g r i 6 r (der beim kämpf bebende). Md6a (Ermattung) heisst der fluss (meeresarm) der die erde von der Hei trennt und bei dem die iotnische MöÖgu&r wache steht. — 2) Die in den ausgaben, als 20. strophe stehende, ist
80
Textkritik und Worterklärung.
hier allein am platze. Der dichter scheint die zweite halbstrophe, welche schon str. 12 steht, hier absichtlich nochmals wiederholt zu haben, um den Sigurdur abermals zu warnen. Str. 1«. r a ö e r [»er r a ö i t hat den ironischen sinn: du bist nun versorgt und aufgehoben. Str. 17. rathen.
r e 6 und r a ö a
7. R e g i n s flâ-raeÔi.
hat den sinn von ver-
(Regins verrätherischer plan.)
Das gedieht hat in den abschriften und ausgaben keinen titel. Str. 1. macht).
F a f n i u m f a r i ö (dem Fafni ein ende ge-
Str. 2. 1) k o m o a l l i r s a m a n (alle zusammen kommen) nicht um zu kämpfen, sondern um mit einander hinsichtlich ihres muthes v e r g l i c h e n zu werden. — 2) S i g t i v a s y n i r ist als eine, das a l l i r erklären wollende glosse, bestimmt u n ä c h t . Str. 8. 1) G r a m ist das von Regin geschmidete und dem Sigurdur, um den Fafni zu morden, gegebene schwerdt. — 2) h e f i r gehört in die erste hälfte des verses. Str. 4. nach r e t t ist aer zu setzen, J>u J>vî r ê Ô t ser (du vielmehr hast dafür gesorgt). — 2) rae&i (es würde noch vorstehen) gehört zum ersten halbvers. — 3) f r y i a (freien, fordern, herausfordern) entspricht dem lat. pro c a r e , und gehört zur sippe f o r (lat. p r o ) ; f r y i a e i n o m h u g a r (von einem den beweis des muthes fordern); vgl. fr. d é f i e r q u e l q u ' u n (einem den beweiss einer sache nicht zutrauen). — 4) m e r ist nach h v a t s zu setzen.
Sigurdurs Fafnistôdters-Cyclus.
81
Str. 5. 1) Diese in den ausgaben versetzte strophe folgt hier nothwendig auf die str. 4. — 2) der erste vers ist zu lesen: l e n g i 1 setir J>û l i g g i a L y n g v i i. Str. 6. 1) Dieser vers folgt hier auf den vorhergehenden. — 2) a t t a (ich erregte, von e t i a ) . Str. 7. 1) ek s ê gehört in den ersten halbvers. — 2) statt harliga ist h a r Ö l i g a (mühevoll) zu lesen. Str. 8. 1) Diese strophe habe ich sehr im verdacht aus einem den Havamàl ähnlichen gedieht hier eingeschmuggelt zu sein. — 2) h v a t s e m (sc. hiör) welches schwerdt auch (scharfes oder stumpfes). Str* 9. 1) Diese strophe ist hier allein, zum schluss, an ihrer wahren stelle. — 2) e i s k o l d — so wie in den semitischen, so auch in den indogermanischen sprachen, lautet, ausser den exclamationen, keine wortform ursprünglich mit einem vokal an (s. Poëmes isl. p. 371, und Résumé d'études d'Ontologie et de Linguistique p. 284); e i s (gischt, waltung) lautete ursprünglich g e i s ; vgl. i k t f. g i k t gicht; igda f. f i g Ò a ) und bedeutete die physische und moralische herzerregung; vgl. mitteld. h es (schluchzen); k o l d i (kollr, kolla, gr. chèle) bedeutet bolle, gefâss, lade ; e i s - k o 1 d r (erregungs-bolle) bezeichnet den herzmuskel, das herz. 8. Ig ò r a mal.
(Der drei Elstern reden.)
Erstes gedieht. 1) Das gedieht hat in den abschriften und ausgaben keinen titel. Es bestehen davon zwei redaktionen; hier folgt (las erste gedieht. 2) i g Ò a (f. f i g Ò a bunte) gehört zur sippe gr. poik o s , poikilos, lat. p i n g o , P i c u s , altd. v ê c h , und bezeichnet einen bunten (schwarzweissen) vogel, speciell die 6
82
Textkritik und worterklärung.
e l s t e r , die man wie den P i c u s für v o r h e r k ü n d e n d (vgl. altd. a g a l a s t r a ansagerin, elster) hielt. Hier sind die elstern nicht, wie die manuscripte angeben, s i e b e n an der zahl, sondern blos drei Eteter-schwestern, gleich den drei Nornen oder den drei Parzen. Str. 1, 1) f i ö r s e g a (lebensbolle); s e g i (stück) gehört zur sippe s a g s (stück, stein), altd. s a h s , lat. sec a r e (abschneiden) und bedeutet abbiss (fr. morceau), klumpen, b o l l e ; f i ö r s e g a (lebens-bolle) ist ein, dem e i s k o l d r (s. ob. s. 81) ähnlicher ausdruck für herz. 2) f r ä n n (fettglänzend). Str. 2. b e r r af r e i ö i r ö n g o r 5 s a m a n (aus ärger stellt er kränkende worte zusammen) bezieht sich auf die discussion zwischen Sigurdur und Regin im vorigen gedieht. Str. 3. 1) Die in den ausgabeil (ed. ßugge s. 224) als str. 34 folgende strophe gehört ins zweite gedieht welches in dem lioÖahattr verfasst ist; die str. 35 ist hier die dritte, von der dritten Elsterschwester gesprochene, strophe. — 2) ef k y n n i (wenn er erkannte) ä s t r ä & y ö v a r h a f a (dass euer Wohlwollens rath gut sei); h a f a hat hier, wie str. 8, die bedeutung von w o h l s e i n , gr. k a l o s e c h e i . — 3) ulf.s v o n (wolfs-erwartung) muthmassung dass ein wolf da sei. — 4) statt h u g i n gl ed d i ist zu lesen h u g s i n n gseldi (seinen muth a u s ü b e n , von g i a l d a (geltend machen, ausüben). Str. 4. 1) diese strophe ist von der ersten Elsterschwester gesprochen. — 2) vor dem dreisilbigen h i I d im e i Ö r (kampfbaum, held) ist die ausgefallne vierte silbe h i n n zu restituiren. — 3) s e m ek h y g g i a m u n d a k (wie ich ihn mir denken möchte). — 4) a l d r s of syn i a t (das alter verhindert) das leben genommen. Str. 5. 1) Die in den ausgaben als 40. str. ange-
Sigurdurs Fafnistödters-Gyclus.
83
setzte, ist hier als 5. einzusetzen. — 2) k v i Ö a m ö r g o (manches fürchten) vor manchem zurückschrecken. Str. 6. f r a m v i s a s k ö p f o l k l i Ö o n d o m (sie weisen das gesckick den herumirrenden) die wege führen, voran zu ihrem bestimmten geschick, die welche, unbestimmt, bei Völkern herumziehen. Str. 7. 1) H i n d a r f i a l l (hirschkuh-felsberg). — 2) ö d o k k o m l i o m a d g n a r (aus dem undunkeln, lichten, g l ä n z e des schrecklichen m e e r e s ) das heisst aus gold (meerglanz). Str. S. 1) f o l k v i - t u r (truppkundige) bezeichnet die Valkyrie, welche sich unter den trupp mischt. — 2) 1 i nd a r v a ö i (des lindholzes schaden) bezeichnet das feuer. — 3 ) h ö r g e f n (ünnen-busige) jungfrau mit leinenkleide. 4) statt a 6 r ä ist zu lesen a 6 r a (nicht bevor, erst nach dem). — 5) e r h a f a v i l d i (welche Odin wollte, dass sie wohlbehalten seien). Str. 9. 1) statt v i n g s k o r n i r ist zu lesen vinds k ü r i r (windschauern, wölken). V i n g s k o r n i r kann nicht der name des pferdes der Valkyrie sein, da die Valkyrien nicht auf r o s s e n ritten sondern auf Wetterwolken. — 2) statt S i g u r d r i f a r ist zu lesen S i g u r d r i f u 38r. I g ò r a mài.
(Der Elstern reden.)
Zweites gedieht. Dieses gedieht, das in den abschriften keinen titel führt, ist verschiedentlich vom vorigen gedichte in dem lioöahattr abgefasst.
Die Strophen
dieses gedichts
sind
unter die Strophen des vorigen gedichts ungeschickt eingeschoben worden, so dass in den abschriften und ausgaben ein toller wirrwarr besteht.
Textkritik und Worterklärung.
84
Str. 1. 1) statt e n n ist i n n (jenen, den Regin) zu lesen. — 2) f o l k s k ä (allerwelt-schädlichen). — 3) statt J>ar er ist J>ä er zu lesen. — 4) er h a n n r a & i n n h e f i r (der jenen Fafnir verrathen hat). — 5). k a n n - a t (er kann nicht vernünftigerweise, er darf nicht); at s i a (sich scheuen), v i 6 s 1 i k o (vor ähnlichem verrath, ebenfalls zu verrathen). Str. 2.
Regin. — 2) setzen.
1) h ä r a J>ul (alten Schwätzer) nämlich den
J)ä
knä
ist in den ersten halbvers zu
Str. 8. 1) h r i m k a l d a i o t u n bezeichnet den Regin als Iotnen und als reifkalten, das heisst hier, als grausamen. — 2) statt e i n v a l d i v e r a ist wegen der alliteration zu lesen, v a l d i e i n n v e r a . Str. 4. 1) s v ä r i k s k ö p (das schicksal des Regin so vorzüglich). — 2) m i t t b e r a b a n a - o r & (den tödter-ruhm von mir davontragen) den rühmlichen namen Sigur6ar-bani davontragen. 10. S i g u r d r i f u m a l .
(Sigurdrifa's reden).
Erstes gedieht. Das gedieht, von dem dieses fragment noch übrig, trägt keinen titel. Str. 1. 1) hvi b r ä ek s v e f n i (wodurch unterbrach ich den schlaf). — 2) f e l l a f ö l v a r n a u ö i r (die fahlen fesseln fallen machen) den fluch aufheben der mich, in den dem b l e i c h e n tod ähnlichen schlaf, fesselt. — 3) statt des einsilbigen f y r ist zweisilbig fyr i r zu lesen. — 4) statt h r a f n s h r s e l u n d i r h i o r S i g u r & a r ist zu lesen h r a f n s h r s e l u n d a h i ö r v i S i g u r & r (Sigurdur mit dem rabenaas-gierigen schwerdt) welches heldenleiber zu rabenaas zu verwandeln sucht.
Sigurdurs Fafnistödters-Cyclus.
85
Str. 2. 1) Diese Strophe, welche in den abschriften und ausgaben weiter unten hin versprengt worden, ist hier wieder einzusetzen. — 2) b r y n |>ing (wehrwaffenversammlung) kämpfer-versammlung, Schlacht. — 3) über a p a l d r s. s. 40. 105. — 4) m a g n i b l a n d i n (mit kraft gemischt) um körper- und geisteskraft zu geben. — 5) m e g i n - t i r i (mit kraftruhm) um den durch kraft erzeugten rühm zu geben. — 6) l i ö Ö a (lieder) welche Weisheit geben. — 7) l i k n - s t a f a (erleichterungs-stützen) heilungsregeln. — 8) g o 6 r a g a l d r a (gut wirkende beschwörungsformeln). — 9) g a m a n - r u n a (geheimlehren um gunst nnd liebe zu erlangen).
11. S i g u r d r i f u m à i .
(Sigurdrifas reden.)
Zweites gedieht. Das fragment hat, in den abschriften und ausgaben, keinen titel. Das gedieht aus dem es entnommen, ist, verschieden vom vorigen gedieht, im lioÒahattr abgefasst. Str. 1. 1) statt 1 ae ist zu lesen h l se (ruhe, pause) Unterbrechung der gewöhnlichen geschälte, während der nacht. — 2) b 1 u n n (das äugen zudrücken) ; b 1 u n ns t a f ir (ursachen des schlafs) sind die runen die magisch schlaf bewirken. Str. 2. 1) statt h e i 11 d a g r ist zu lesen h e i l t s i à (gegrüsst sei der Tag). — 2) statt h e i l i r d a g s s y n i r ist zu lesen h e i l a r d a g s s y n i r (gegrüsst des tags scheinende strahlen). — 3) statt n o t t ok n e i p t ist zu lesen N o t t a r n i p t (die nichte der Nacht) d. h. S ò l , die tochter Mundilfceri's, des bruders der Nacht. — 4) statt s i t i o n d o m s i g r ist zu lesen s i t i o n d o m s è g a r (gebet den sitzenden b i s s e n ) ; die sitzenden sind
86
Textkritik und Worterklärung.
Sigurdrifa als l e h r e r i n und Sigurd als z u h ö r e r ; weisheits-bissen
sind,
wie in der folgenden
die
Strophe
steht, m ä 1 (weise reden) und rn a n v i t (guter verstand). S t r . 8 . 1) statt f o l d ist zu lesen f l i o ö ;
in f i o l -
n y t a f l i o ö (die sehr nütze frau) ist Freyia, welche der geburtshülfe und heilkunde vorsteht. — 2) statt ist zu lesen m e n n - r ö m
merom
(männer-beifall) guter ruf bei
den männerii. S t r . 4.
1) v a e t t - r i m
(wagebalken) ist das quer-
stück das a m schwerdgriff (hialti)
wagerecht
(hori-
zontal) ruht, und das m a n , an s p ä t e m schwerdtern, das stichblatt nennt. — 2 ) v a l - b o s t (rund-knopf) der r u n d e degenknauf oben a m griff, s. ob. s. 41. S t r . 5. (bundrunen)
1) statt ö l r u n a r
ist zu lesen
und statt a n n a r s
Zuneigung, der
ölrunar
zu lesen a n d a r
(der
liebe). — 2) N a u 6 ( b a n d , d r a n g , not)
bedeutet hier den runen-buchstaben
N nau6
genannt;
dies wort gehört zur sippe got. n a u a n , sansc. n a ar u m h u g ö i H r o p t r o r h a u s i H e i 6 d r a u p n i s zu erklären, hat ein copist die glosse af J j e i m l e g i e r l e k i Ö h a f Ö i (aus der flüssigkeit die ausgeflossen) eingeschoben. — 3) h a u s H e i ö d r o p n i s (der schädel des Goldträuflers) bezeichnet den abgehauenen weissagekopf des lotnen Mi m i r (f. Migmir, Träufler) der den iotnischen Himm e 1, aus dem die befruchteten regentropfen fallen, symbolisirt. —4) h ö r n H o d d - d r o f n i r (das horn des hort-träuflers) ist das horn des Mimir (des reichthum träuflenden himmels), welches Odin gegen sein auge ausgetauscht, und aus dem er Weisheit trank. — 3) bei der erwähnung des h a u s H e i ö d r o p n i s hat ein glossator
88
Textkritik und worterklärung.
die folgende Strophe beigeschrieben, welche dann in den teit unächt eingerückt worden ist: ä b i a r g i s t ö 6 m e ö B r i m i s eggiar, haföi ser ä höf&i h i a l m m se lti hann vi6 M i mis höfuö fröÖlikt it f y r s t a o r 6 . Diese strophe ist aus einem spätem gedieht entnommen, welches den kämpf in der Götterdämmerung
erzählte.
Beim herannahen der Weltfeinde steht Odin, mit dem schwerdt Brimir und dem heim bewafnet, auf den N i d afiöll
an der äussersten gränze der erde;
zum ersten
mal, in dieser gefahr, fragt er um rath das abgehauene, stets weise, haupt des Mimir. — fi) an obige in den text geschobene strophe hat dann wiederum ein glossator das gedieht R u n a f r c e & i (s. D e s H e h r e n S p r ü c h e s . 2 3 5 ) angefügt, dessen zweiter theil hier,
und dessen erster
theil in den H ä v a m ä l , enthalten ist.
Endlich hat
ein
späterer dichter an die R ü n a f r o e & i , zum schluss, noch folgende schlechte veise hinzugedichtet: J>at ero bökrünar J » t ero b i arg-rünar ok a l l a r ö l r u n a r ok m s e t a r m e g i n r u n a r hveim er J>aer knä övilltar ok öspilltar, ser at h e i l l o m h a f a ; niottu, ef J)u n i mt unds r i u f a s s R e g i n .
12. S i g u r d r i f u m a l .
(Sigurdrifa's reden).
Drittes gedieht. Dieses gedieht fflhrt, in den abschriften und ausgaben, keinen titel.
Dies spätere gedieht ist mit dem
vorigen, als folge, fälschlich vereinigt worden.
Um eine
Sigurdurs Fafnistödters-Cyclus.
89
Verbindung zwischen ihnen zu bewerkstelligen hat mau die beiden Strophen, welche ursprünglich ans ende gehören, falschlich an den anfang gesetzt. Str. 1.
siÖr
J>u h e f n i r
(dass du nicht räche
übest). Str. 2. 1) statt Ii m a r (äste, ist zu lesen s i m a r (schicksalsfaden); v ä r a v a r g r (der zusagen zerreisser) der schnöde wie ein Verbrecher (vargr verbannter) lügt; vgl. angels. v s e r l o g a , engl, w a r l o c k (lügner, betrüger). Str. 8. Da irgend ein leser oder abschreiber mit dem in dieser Strophe gegebenen dritten rath nicht übereinstimmte, so schrieb er ans ende a l l t er v a n t (dies ist ganz falsch) und dichtete statt derselben folgende unächt ins gedieht eingeschobene strophe: ef J>u vi6 |>egir jjikkir |>u meÖ b 1 e yöi b o rinn, e&a s a nno sagör: haettr er h e i m i s kviör nema ser goÖan geti: a n nars dag lattu hans ö ndo farit ok launa svä ly&om lygi. Str. 4. Bei erwähnung der f o r d s e ö a (unzüchtiges zauberweib) schrieb ein leser an den rand, aus einem andern gedieht, eine unächte strophe F o r n i o s n a r d u g o etc. bei (ed. Bugge str. 27), welche in den text eingeschmuggelt worden ist. Str. 5. statt s i f i a s i l f r ist zu lesen s i f i a s l i t u r (verwandschaften-zerschlitzungen). Str. 6. 1) f a r i (dir zukommen, dir vorkommen). — 2) d o l g v i Ö r (feindschafts-baum) feindlich gesinnter mann. — 3) bei erwähnung der betrunkenheit fügte ein leser die strophe ein s e n n o r ok öl etc. (ed. Bugge
90
Textkritik und Worterklärung.
str. 30),
welche,
falsch, in den text
eingeschmuggelt
worden ist. S t r . 7.
auöstafr
(besitz-träger) ist hier gleichbe-
deutend mit g u m i (inhaber) und h ö l d r (freier besitzer), hausbesitzer. S t r . 8.
eggia
ofgamans
(zur lüsternheit ansta-
cheln). S t r . 9. Dieser ächten strofe hat ein christlicher leser eine .andere hier unänhte Strophe l o g
skal
göra
fein
loch, eine grübe soll man machen etc. ed. Bugge str. 34) hinzugefügt; 1 k i s t o f a r i (einsargen, in eine kiste legen) war schon ein heidnischer gebrauch, s. unten. Str. 1 0 .
1) v à r o m (Versöhnungszusicherungen). —
2) d r o p i (tropfen, kleiner abfluss) bezeichnet einen men t r o p f e n , eine hilflose waise; v a r g - d r o p i waise eines verbannten. — 3)
hverstu
ert
ar-
ist die broóur-
b a n i e ò a h e f i r J>u f e l d a n f ö ö u r ist eine unächte in prosa geschriebene glosse; zu lesen ist wahrscheinlich blos : JivI e r u l f r er ì u n g o m syni. 4 ) Die dieser Strophe in den abschriften und ausgaben (ed. Bugge str. 36)
folgende strophe
ist offenbar hier
unächt. Str. 11.
1) Auf diese elfte strophe folgen die, in
den abschriften und ausgaben, an den anfang gesetzten zwei letzten Strophen. — 2) l a n g t lofÒungs
vita
lif
J)ikkiom'
ak
(ich glaube nicht zu wissen, dass das
leben desErlauchten-sohns lang sein wird). — 3 ) r ö m m e r o r ö g o f r i s i n (starke kämpfe ums leben haben sich erhoben,
stehen bevor).
Hier geht Sigurdrifa von der
didaktik zur profetik über. Str. 12. gurdrifa
1) Hinsichtlich der r ö m m
r o g stellt Si-
dem Sigurdur die wähl zwischen der
kanntmachuBg
derselben
(sögn)
oder
dem
bever-
Sigurdurs Faftiistödters-Cyclus.
91
s c h w e i g e n derselben (J)ögn). — 2) s ö g n e Ö a
J)ögn
h a f Ö u J ) e r s i a l f r 1 h u g (die v o r g e t r a g e n e n nenlehren und die v e r s c h w i e g e n e
ru-
profezeiung fasse
sie zusammen in deinem persönlichen muth) ersetze sie beide durch deinen heldenmuth. — 3) ö l l of
metin
ero
mein
(alles Unglück ist abgeschnitten durch den
heldenmuth). S t r . 18. öll
1) f l a e i a
(die
m e i n . — 2) f e i g a n
flucht
(dem
ergreifen) vor den
todte
bestimmt). —
3) h a f a (beibehalten, bewahren). 13. S i g u r ö a r S t r . 8.
hann
kviÖa. um
(Sigurdurs sage-lied)
aetti
efhanneigaknaetti
(er Sigurdur hätte die Brynhilde heirathen können, wenn er sie zu ehelichen gedurft hätte. S t r . 4.
1) statt i n n
s un dr -ein i keusch). —
suöraeni
(aber sonder-einzeln
ist zu lesen e n n unverheirathet
und
2) statt h u n s k r k o n u n g r lese h i u n s k r
k o n r u n g r (der junge ehemännische Edeling); h i u n s k r (wie ein
ehemann
im bett liegend). — 3) f a l
(barg,
aufhob, vorbehielt). S t r . 5.
nach e k k i
grand
ist die vierte ausgefal-
lene silbe v a n n wieder einzusetzen;
sie ist, wegen des
folgenden assonirenden v a m m , ausgefallen. S t r . 6.
nach a p t a n d a g s ist a l l a n , wie str. 12,
einzusetzen. S t r . 8.
1) nach il l s ist die ausgefallene silbe h u g s
wieder einzusetzen. — 2) statt i s a
und
iokla
ist zu
lesen y s a o k i o l l a (lärm und geschrei); über i o l l Des Hehren Sprüche s. 217. — 3) statt
hvern
s. lese
h v e r i a n . — 4 ) U m das s v e i p r i r i p t i (das bettlachen umlegt) zu e r k l ä r e n , h a t ein ungeschickter glossator die glosse eingeschrieben k o n u n g r i n n h u n s k i k v a n f r i a
92
Textkritik und worterklärung.
s i n a (der hunische könig seine geliebte ehefrau) worin jedes wort unwahres aussagt. — 4) statt b e g g i a der) ist zu lesen b e k k i a
(der
(bei-
gesellschaftsbänke) der
gesellschaften. Str. 11.
statt h ö l d a ist h a r m a (unbill) zu lesen,
und statt l i f i zu lesen l i f i t : jedem wird die räche für unbill hinterher zum vergleich leichter dadurch, dass kein söhn mehr lebt. Str. 12. fnasa&i
1) statt r e i 6 r ist zu lesen v r e i Ö r , und
(schnaubte)
statt
hnipna&i
(trauerte), s.
Thrymskv. 13. — 2) der vers e & a h a n o m vseri v i n n a b e z t ist als unächt zu streichen. Str. 18.
1) statt a v a r
titt
ist a r a r
t i l l a t zu
lesen; ä r (rüder) bedeutet metaphorisch förderungsmittel zum wegkommen; ä r a r t i 11 ä t (der förderung Zulassung) bezeichnet einen zulass (consens) der aus der Verlegenheit hilft. — 2) statt k v a n i r
ist zu lesen k v a n
ina
(diese frau). — J>ar (darin) nämlich in den besprechungen (rünom) worin Gunnar den Högni als vollvertrauten hatte. Str. 14.
meyiar
meiömom
(der jungfrau be-
sitzthümer) welche sie als jungfrau in die ehe mitbekam. Str. 15.
1) f y l k i r (heerführer); Sigurdur war als
heerführer im reich des Gunnar angestellt. — 2) m a 1 m i (für mal6mi geschmolzenes) schmelzbares metall,
hier
g o 1 d; das wort gehört, wie sein homonym m a 1 m i (zerriebener,
sand), zur sippe m a l a
(mahlen, zerreiben,
schmelzen), gr. m a l t h a (schmalz, theer); — 3 ) R i n a r malmr
(Rhein metall, Rheingold)
im Rhein a u s g e w a s c h e n e
gold;
kann bedeuten das könnte aber auch
eine poetische anticipation (prolepsis) sein für den später in den Rhein v e r s e n k t e n Niflungenschatz. — 4) s i t i -
Sigurdurs Fafnistödters-Cyclus.
93
a n d i (ruhig zu haus sitzend) im gegensatz zu dem unruhigen leben im kriege draussen. Str. 16. 1) Die in den ausgaben als str. 17 angesetzten verse sind als unächt zu streichen; sie sind unächt 1. weil sie neben der e i n z i g e n entgegnung des Högni ( e i n o andsvör) in bezug auf eidbruch, noch andere, des Högni ganz unwürdige, gründe angeben; 2. weil sie ungereimtes wie h u n s k i h e r b a l d r (der hunische held) und die sonderbare Voraussetzung enthalten, dass die Giukunger noch 5 söhne zeugen werden; 3. weil Gunnarr direkt nur auf die e i n e entgegnung Högnis antwortete. Str. 17. h v a & a n v e g i r s t a n d a (welche auswege hieraus offenstehen) um den schwurbruch zu umgehen. Str. 18. 1) Der unnütze, überzählige prosaische vers ok e p t i r v a r p ö b i l g i a r n o m ist als unächt zu streichen. — 2) statt k y n - b i r t ist zu lesen k a e n n - b a r i t (geschickt, scharf geschleudert); vgl. schwed. k y n, k ö n, angels. e i n e , engl. k e e n . — 3) statt k o n u n g s ist k o n s zu lesen. — 4) t i l h l u t a t v e g g i a (gegen die zwei abtheilungen des saales hin); da der mörder floh und von hinten getroffen wurde, so fiel sein Oberleib ausserhalb und seine füsse innerhalb der thüre. — 5) Die beiden in den ausgaben folgenden verse h e n d r ok hof u 6 etc. sind eine glosse um h l u t a t v e g g i a zu erklären, und als solche, hier unächt. Str. 19. s ae i n g ist zweisilhig, weil entstanden aus ssegin (sackartige); das ursprüngliche bett war nämlich eine art sack, zieche, polster, angls. sseing, s ö n g , säkk i n g (polster decke); das wort gehört also entweder zur sippe lat. s a g u m , gr. s a g e n a (sackartiges netz), d. s a c k (Versenkung, senkloch) von s i n k e n , oder zur sippe slav. s a g (angebinde) sansc. s a d j n a s s. s. 86.
94
Textkritik u n d Worterklärung.
Str. 20- 1) statt des einsilbigen h e n d r ist zweisilbig h e n d u r zu lesen. — 2) t'irrask (entfernt werden) fern getrennt leben. — 3) statt f i a n d g a r Ö i ist zu lesen f r a e n d g a r ö i (verwandten gehöft). Str. 21. 1) statt s e r h a f a ist zu lesen set liafa (die haben es abgesehen auf). — 2) in der zweiten vershälfte ist die silbe nü ausgefallen. — 3) d ä t t ist das lieutrnm von d a r (f. davr) tödlich, vgl. d ä - s v i ö r (Des Hehren spräche s. 240). — 4) statt des dreisilbigen nylig r ä ö ist viersilbig n y l i g r a räÖ (neuern bessern plan) zu lesen; vgl. n y - r ä d (Hrafnagaldr 22). — 5) statt siau a l i r ist zu lesen sia v a l i r (sie sind voiziigliche) — 6) statt s y s t n r s o n r ist zu lesen s y s t u r - k o n r or (der schwester ehlierr ausreitet). — 7) s y s t i r (f. sa-vas-tir aus dem selben gefäss, bauch) lat. s o s o r (f. sa-vas-or, desselben bauches von vas (gefass); vgl. gr. a d e l f e (sansc. sa-garbhä desselben bauches). Str. 22. 1) hvi g e g n i r (wem es entspricht) wem es zuzuschreiben. — 2) statt h v e r n ist zweisilbig zu lesen h v e r i a n . — 3) si&r vaerak h e i t i n n (damit ich nicht geheissen würde). Str. 28. statt k o n u n g r i s t konr (edeling, eheherr) zu lesen. Str. 24. 1) e i n o s i n n i (zum ersten mal) vgl. unten. — 2) vor g r a t ist Inn wieder einzusetzen. Str. 25. 1) g r a m r h a u g s t a l d a (der liagestalten gestrenger); das sächsische wort h a g i (haag) bezeichnet den kleinen theil des eingefriedigten familien-guts, dessen grösster theil der höf (gehöft) war; der ältere bruder erbte den hof, die andern jüngern brüder die gehäge. Ein solcher hagbesitzer hiess im angelsächsischen liieges t a l d i (hag-bestallter); die jungem blieben ineist ledig (hagestolt), dienten als freie mannen (gumnar) in der
Sigurdurs Fafnistödters-Cyclus. leibwache ( h i r ö ) der hsegestaldi
fürsten.
95
Da das sächsische
wort
den Nordmannen nicht klar war, so deu-
teten sie es sich als gleichbedeutend mit (habichtbestallter),
weil
hauk-staldi
die jungen hagestalten, auf der
jagd, öfters habicht-träger waren. — 2 )
golf
(rinnsal,
durchgang, seitengeniach) steht hier für hvilu-golf,
rek-
kiu-golf (schlafgemach). Str. 26.
vor b 1 o 6 u g ist u in einzusetzen, das we-
gen der assonanz
mit
der endung des vorherstehenden
J) i n o in ausgefallen ist. Str. 27.
f r y r (auffordert) zum kämpf, s. ob. s. 80.
Str. 28.
1) l i v e e r y Ö r
til
saka
reöot
(wie
ihr Giukunger, euch zum Unfrieden vorbereitetet). — 2 ) o ff > r u n g i n (gedrängt
mich zu verheirathen). — 3 ) statt
f e ist zweisilbig f e i zu lesen. Str. 29. fahrt
niemals
2) f ö r ein
|»örfgi
vaeri
schicksalsgesetz
(wäre
doch
diese
worden). — 2 ) auf
diese Strophe folgt die in den ausgaben als 37. angesetzte Strophe. Str. 30.
J)io6kunt
at
munar
striÖi
(welt-
kundig hinsichtlich des Widerstreits meines Vorhabens. Str. 81. (nach gebühr,
1) statt h ö f n o m
ist zu lesen h ö f n
nach gebührendem
antheil).
— 2)
um statt
e n g i l u t (keinen antheil) ist zu lesen e i g i l u t a (nicht die antheile). — 3 ) a u 6 in s (des zum a u 6 r , väterlichen vermögen, gehörenden). — 4 ) i o ö u n g r i (kind-jung) unmündig. — 5 ) statt a r a t a l d i ist zu lesen a ö r ä
talöi
(früher bezahlte). Str. 82.
1) l e t o m
siga
sättmal
okkor
(wir
Hessen sinken unsere beweisreden) wir brachen den disput ab, und vereinbarten uns im frieden. — 2 ) l e k m e r m e i r u m m u n (es spielte mir mehr nach wünsch) es
96
Textkritik und worterklärung.
gefiel mir besser. — 3) m e i & m a r J > i g g i a (den brautkauf annehmen) sich verehelichen lassen. Str. 88.
1) J>ä (damals als später Sigurdur untei
der gestalt des Gunnars (J)io6konungs) um mich freite. — 2) da eine silbe fehlt, so ist statt y 6 r der genitif y ö a r zu lesen und auf i a u g o zu beziehen. — 3) ä e ngi lut
(in keinem andern stück)
4) a t
älitum
Jjikkiz
er
war er euch gleich. —
(bei seiner äussern gestalt). — 5) J)ö
J>ioÖkonungar
(wiewohl
ihr schienet
Volkskönige) ist ein unächter glossenartiger vers. Str. 84.
1) M e n - s k ö g u l (die durch schmuck her-
vorragende) die hohe ehefrau; bezeichnet hier die Brynhildur selbst. — 2 ) b i ö - a t h u g (sie bereitete ihren sinn dazu) nämlich a t u n n a e i n o m (nur einen zu lieben). — 3) statt um h v e r f a n ist um h v o r f o n (nach sinneswandel)
nach langem innern kämpf
— 4)
finna
(verstehen, begreifen). Str. 86.
1) statt a t J ) e y g i ist zu lesen |>vi a t e y
(weil immer). — 2) J ) u n n g e 6 (fein-sinnige) im gegensatz zu der J > u n g g e 6 (der plump-sinnigen). — 3) l e i & a ver
aldrl
(einen ehemann mit dem leben begleiten)
mit ihm aus dem leben gehen. — 4) {)ä (dann), wenn ich aus dem leben gehe, m u n ä h e f n d o m v e r a h a r ma
minna
(wird es sein zur liebung, erleichterung,
sühne meiner leiden. Str. 80.
1) g r a m r
verÖungar
der gefolgschaft) ist wie g r a m r
(der Gestrenge
h a u k s t a l d a str. 25,
der könig Gunnar. — 2) statt h v e i m ist zweisilbig hver i o m zu lesen. Str. 87.
1) m e i n (Verhinderung, abhaltung); me-
i n i er abhalte, verhindere. — 2) J > a r f r
(starr,
derb,
unbeugsam); J ) ö r f (die starre, die nothwendigkeit, der bedarf,
gebühr,
recht);
J>arfir
(nothwendigkeiten);
Sigurdurs Fafnistödters-Cyclus.
97
J j a r f a r (die unbeugsamen) die Nornen und das Schicksal (orlög). Str. 88.
f y r knfc (vor die knie) euphemistisch für
aus dem mutterschoos. S t r . 89.
1) m ö r k
wald,
(grenzscheide,
bäum);
m ö r k m e n i a (der schmuckanhängsel-baum) bezeichnet die edelfrau, die, wie ein bäum mit blättern und ästen behängt ist, so Schmucksachen trägt. — 2) statt
solt-
n a r (kaltgemachte) ist s o l l n a r (aus furcht, e r r e g t e , b e t r ü b t e , engl, s u l l e n ) zu lesen. — 3) die zwei in den ausgaben folgenden Strophen sind in die 44. str. zu setzen. S t r . 40.
Die 49. str. (ed. Bugge) ist hier allein an
ihrem platze. — 2) J»eir bezieht sich auf männer und weiber; vgl. str. 42 m a n n . — 3) statt m i n n a J ) v i ist vielleicht zu lesen m i n a
nä6
J)vI (meine gnade da-
mit) ; ist m i n n a ächt, so müsste man es von einem masculin m i n n i (das gedenken, die minne) ableiten. — 4) h r ö 6 i t leite ich von g r 6 6 i (wachsthum), reichthum a b ; h r ö ö i t (reich, werthvoll). — 5) über s i g l i , ich (Allweise's spräche s. 225) als s o n n c h e n
das
erklärt,
habe ich bedenken: es konnte gehören zur sippe sansc. s a d j (anbinden, anhängen), s a d j n a m (anhängel, angebinde, zeichen), lat. s i g n u m , (anhängsei, zeichen), norr. s i g u l (anhängsei, segel) und demnach anhängsei, f r a u e n medaillon
bedeuten.
— 6)
bök
(bunt-gesticktes);
b 1 » i o (f.blaegia)laken; b i a r t a r va&ir(hellegewänder) Str. 41.
1)
statt
hugöo
ist zu lesen
{>rauto
(sie waren verlegen) a t r a 6 u m (zur aushülfe). — 2) statt aernar s o l t n a r ist zu lesen J>ö s e r n a r wohl zur genüge geplagt);
s o l l n a r (wie-
J)ö ist, wegen der assonanz
mit der letzten silbe des vorhergehenden worts, ausgefallen; m u n o m enn lifa (wollen wir doch noch leben); 7
98
Textkritik und worterklärung.
v e r Ö a s a l k o n o r saemd at v i n n a (als saalfrauen ihr gehöriges verrichten müssen). Str. 42. u n d s (bis d a s s , nach zwischenreden); af h y g i a n d i (nach Überlegung); h ö r - s k r y d d (mit feinlinnen schön gekleidet); m a n n bezieht sich auf männliche und weibliche dienerschaft, vgl. str. 40, und d. j e m a n d ; t r ö ö a n (träge) unwillig; t o r - b o e n a n (schwer erbittlich). Str. 48. |)ä e r f r a m k o m i t (wenn ihr von hier weg in die andere weit kommt). Statt n e i t ist zu lesen n e a t (nicht bei der Schmuckgöttin, bei Freyia). Str. 44. 1) Die in den ausgaben als zweite halbstrophe 47 angesetzte Strophe ist hier wieder einzusetzen. — 2) m i Ö l a & i (sich mitten in den leib stach). — 3) h n ^ ä a n n a n veg h o n viÖ b o l s t r i (sie sank auf das bettpolster in anderer richtung) nicht wie man ins bett sinkt rückwärts, sondern vorwärts, weil sie sich v o r dem bett ins schwerdt stürzte. — 4 ) h u g Ö i a t Taft u m (dachte noch auf rathertheilungen und leichenfahrts anordnungen). Str. 46. 1) hier folgt die in den ausgaben als 53. und 57 angesetzte Strophe. — 2) l i f s o r v a e n n a (f. orvaenda, des lebens unverhoffte) deren leben nicht mehr zu hoffen ist. — 3) statt l i o s a b r ü Ö i ist zu lesen l i o s a b r u n n i (bei dem aufleuchten der lichtstrahlen) beim anbrechenden morgen, i d a g s - b r u n n . — 4) h v e steht für h v e r i o m er. — 5) statt s a r a ist zu lesen s a r l a (sarliga schwer). — 6) statt v a Ö i n a t v e l i a ist zu lesen v a 6 i n - a t a t v i l i a (nicht zur lust bin ich aufgetreten) , vgl. m u n - a t a t v i l i a . Str. 4«. 1) folgt hier die, in den ausgaben als zweite halbstrophe 53, eingesetzte Strophe. — 2 ) m u n - a y Ö v a r t f a r a l l t i sundr(es wird nicht euer ungemach ganz auseinander gehen) euer Unglück wird nicht vergehen. — 3) um
Sigurdurs Fafnistödters-Cyclug.
99
die fehlende alliteration herzustellen lese ich: J>Ött ek hafa T andri (obgleich ich werde das elende leben gelassen haben). Str. 47. k u n n k o n a (verwandte frau) ist die mutter der Gudrun und des königs Gunnar; statt des zweisilbigen k o n u n g ist dreisilbig k o n u n g i zu lesen; r i 6 k o n u n g i steht für k u n n viÖ k o n u n g i . — 2) vor mo&ir ist ein (allein) zusetzen; der dichter will sagen dass die Svanhild nach des vaters Sigurdurs tod geboren wurde, und die mutter sie allein aufziehen musste. S v a n h i l d u r ( S c h w a n H i l d e ) ist kein zusammengesetztes wort sondern wie oft ein einfacher name (Hildur) durch eine einfache bezeichnung (Schwan) von ähnlichen namen unterschieden; Hilde, die Schwanweisse. Str. 48. 1) v e r s a e l g e f i n verheirathet als mit dem mann glückliche. — 2) vor b t - o 6 i r ist ok zu setzen. Str. 49. 1) l u t a s a m a n (zusammen neigen) der liebe pflegen. — 2) statt h o n m u n ist zu lesen s v ä m u n h o n . — 3) g ö Ö u m s k ö p (gute schicksalswendung); u m s k ö p ist gebildet wie u m d se m i. Str. 50. D e r v e r s m u n d u i ö n g a n o r m g a r & l a g i ö r ist unächt 1. weil überzählig, 2. weil eine zu spezielle vorhersagung aussprechend. Desgleichen sind auch die beiden verse J>viat h a n o m G u 6 r u n etc., als spätere erklärungen des o n d o t y n a , für unächt zu halten. Str. 51. 1) Da eine silbe mangelt, so ist statt go&ra räÖ etwa g o Ö v i n n a r ä ö zu lesen. — 2) o s s u m (für älteres onsarom) unserem. — 3) ö ö r t m ee 1 i (ich spreche nicht irrig) ich irre mich nicht in dem ich so spreche. Str. 52. 1) I ö n a k a r (f. Hion-akar, Hausgewächs). — 2) ö Ö a l - t o r f o (familienguts-wiesengrund). — 3) Den 1. ausgefallenen vers hat Bugge ersetzt durch a l a m u n h o n s e r i o ö e r f i v ö r ö o (sie werden gebären kinder zu erbwärtern); für den zweiten vers lese ich, statt e r o
100
Textkritik und worterklärung.
i v a r u f t ö m , bestimmt e r o y f i r h u g Ö o n i (sie stehen über den muthigen) sind vorzüglicher als die muthigen.
Str. 53. 1) s i n a mey ok S i g u r ö a r ist kein ächter vers, sondern eine unnöthige glosse.—2) B i k k i (winke, signal). — 3) statt des einsilbigen r ä 6 ist zweisilbig a f - r ä Ö (verrath) zu lesen. — 4) I o r m u n r e k r (Sonnen-recke, Allerwelts-rekke) ist offenbar der gotliische könig Airmanareiks (Sonnen-starke) Erinanrich, so wie T h i o ö r e k r (Allerwelts-recke) der ostgothe Thiodreiks (Theodorich) ist. — 5) 6 J» a r ft (ungebührlich, ungenehm). Str. 54. 1) b r e i ö a (ausbreiten, anlegen) — 2) sulto (gestorben sind) müsste hier den sinn haben von sterben werden; der ganze vers scheint mir aber eine unächtc glosse, die das o s s o l l o m erklären will. Str. 56. 1) v a l a - r i f t (auswahlstücher) sind ausgewählte vorzügliche tücher (fr. de choix) vgl. v a l a f o l k (vorzüglicher trupp), v a l a m e n g i (vorzügliche menge). — 2) statt h u n s k a (hunisch) ist nothwendig zu lesen h i u n s k a (ehemännisch); vgl. h y s k i (häuslich). — 3) statt a 6 r a ist zu lesen s e ö r a (vorzüglichere); die vorzüglichere seiteist die rechte (haegri). — 4) statt m i n a ist zu lesen l i g g i m i n a . Str. 66. 1) J>a er ö 11 o s k i p t til i a f n a ö a r (damit alles angeordnet sei zur ähnlichkeit mit unserer bettbesteigung). — 2) e n d r - l a g i 6 (zwischen uns gelegt). — 3) statt s t i g o m ist zu lesen s t e i g o m . Str. 57. 1) h l u n n r (f. hlundr gehölt, gewölbt, gerundet) gehört zur sippe lat. cavus (hohl), gr. kulindr o s (cylinder), mitteld. h o l u n d i (höhle), und bezeichnet einen runden stamm, walze, schweller, hier die runden thürpfosten. — 2) blik (wendeflügel der thüre) gehört zur sippe sansc. varq (walkend, gr. helko (ziehen wenden), heliks (gewinde), lat. l a c i o (zu-wenden, zerren), lith. vilkas (zerrer, reisser, wolf)i got. vilvian (zerren).
Sigurduts Fafnistödters-Cyclus. Der thürflügel ( b l i k ) war,
101
bei dem einen
thürpfosten
(hlunnr), mit zapfen, in die unter- und oberschwelle eingezapft. — 3 ) statt l i t k o & ist zu lesen l e k k o 6 (f. link o 6 ) welches zur sippe h l e k k r ,
engl, l i n k ,
gelenk,
mitteld. k l e n k e (schlagbaum, riegel. klinke) gehört, und verklingt
(mit einer klinke versehen) bedeutet.
riegel war h r i n g i griff verklinkt) 4) h a l l a r
lekko6
Der
(mit einem ring oder hand-
den man zum thüröffnen umdrehte. —
bezeichnet hier V a l h ö l l .
(f. iaumlig, mitteld. jämmerlich)
— 5)
aumlig
gehört zur sippe ach!
oder i a c h ! ) und bedeutet ärmlich. Str. 68.
l)fostrman
(ernährmensch) ist die un-
freie säugamme der Brynhildur. — 2) f a & e r n i
(väter-
liches ; lat. Patrimonium) das ererbte väterliche vermögen. Str. 59.
1) m i ö t u 6 r
(das abmähen)
bezeichnet
den gewaltsamen tod. — 2) ö m u n a (laut) gehört sippe Ö m r ,
y m r (geräusch). — 3 )
svelln
zur
(kühlwer-
den, erstarren). — 4 ) s v ä (so) drückt aus: so w a h r e s ist,
dass ich nur wahres gesprochen, eben so wahr ist
es, dass ich nun das leben lasse (lata sc. ondo,
14. S i g u r & a r K v i & a in o n n u r .
fiörvi).
(Das zweite Sigur-
durs Sagelied.) (fragment.) * *
*
Str. 1.
statt h v i e r tu ist zu lesen h v i e i
Str. 8.
1)
hefir
|>ik
heiptar
hat dich durch vorwürfe angereitzt). — 2 )
hvattan
od. (sie
goÖrara6a
(gute Versorgung) hier guter ehebestand, gute heirath. Str. 4. 1) statt s v i ö o und s n i 6 o ist s v i d d o und s n i d d o zu lesen. — 2 ) statt gaera d e i l d o ist zu lesen gser i d e i l d o (gähr zutheilten); gser (f. gses, gischt, gsehre)ge-
102
Textkritik und Worterklärung,
hört zur sippe sansc. yas (sprudeln), gr. z e o , got. geysan und bedeutet hier gärtrank (aufregender trank). Str. 5.
1) s o l t i n n (kalt gemacht, todt gemacht).
— 2) statt hät (hoch) ist zu lesen h r ä t t (rauh, grausig). — 3) skär (f. skavr schnell kühn), vgl. s n i a l l r ; v i g s k ä i r oder schwach v i g - s k ä (die kampfschnellen). — 4) of v i 6 a (überwinden, verderben). — 5) die zwei verse die in den ausgaben der 16. Strophe angehängt worden, sind hier wieder einzusetzen. — 6) statt N i f lunga
ist H n i f l u n g a
(der Edeljungen) zu l^en. —
7) statt e r o Ö ist zu lesen er e r o Ö (so wie ihr seid); er auf svä bezogen hat hier die bedeutung von sem. — 8) a f l i g eng in (der macht entgangen) ihre macht verlierend. Str. 6. f r a e n d i r
minir
(meine brüder Gunnar
und Högni. 8tr. 7. g r ä r i o r (grau ross) ist der G r a n i (graue) das ross Sigurdurs. Str. 8.
m u n d i r a Ö a (er würde geschaltet haben).
Str. 9.
1) statt g o t a (der Goten) ist g o t na (der
mannen) zu lesen. — 2) h a n n bezeichnet den G i u k i . — 3 ) f o l k r ö 6 i wie f o l k r o e & i (heer-ruder, heer-steuer) bezeichnet die truppenanführung. Str. 10.
e i n o s i n n i (zum ersten mal) s. ob.
Str. 11.
g ö t v a Ö r (Vernichtung) ist der form nach
kein particip, sondern, wie bani (tödung), g l ö t u & r (Vernichtung), ein abstraktes substantif, mit conkretem sinn: yernichter. Str. 12. schritte
statt f o t ist zu lesen f e t (schritte);
die
r ü h r e n bedeutet unruhig schnell und öfter
in gedanken hin und hergehen. Str. 18.
1) h y g g i a t e & i (er thät sinnen) ersann.
— 2) statt f t e i r a b o ö v i b a & i r s o g Ö u ist zu lesen
Sigurdurs Fafnistödters-Cyclus.
103
^ a r ä b ö 6 v i b ö l v a s a g & i (was damals, beim mord, böses aussagte). — 3) statt ey
ok
orn
ist zu lesen
e y k o r e i n n (aus der eiche herunter, einer). Str. 14. 1) d i s S k i o l d u n g a (der könige schwester) s. ob. s. 60. d i s (f. deisi bekannte, verwandte) gehört zur sippe sansc. d h i (unterscheiden, kennen), gr. d a i m o n (kundig), lat. d i s c o (ich werde kundig), und entspricht dem sansc. d h a y a s i (verwandte, schwester) i o - d i s (haus-verwandte) schwester; d i s (schwester, schutzgeist, s. ob. s. 38) vgl. gr. d a i m o n (schutzgeist); — 2) das zweite m i k ist zu streichen. — 3) e & a s v ä l a t a (oder es so unterlassen) es eben so unterlassen, nämlich meine besorgniss auszusprechen. Str. 16. 1) f ä r k u n n i (keiner begriff, verstund). — 2) statt f l i o & a l a t o m ist f l o ö a l a t o m zu lesen; f l ö ö n. (zu- und abflut) ebbe und fluth; f l o ö a l a t o m (ebbe und fluth äusserungen) sind die ausdrücke sich entgegengesetzt folgender gemüthsbewegungen. — 3) statt h ö 1 d a (freihalter) ist h 1 y 6 a (aufhorchen) zu lesen. Str. 16. I f i a n d a l i Ö (unter feindes begleitung). Str. 17. s i k f i n n a (sich erweisen). Str. IS. u n g a g r a m bezieht sich auf Gunnar. Str, 19. 1) m a r g d y r r k o n u n g r (Sigurdur den ich damals für den sehr reichen könig Gunnarr hielt). — 2) v a r o g o r v a r e l d i (waren bereit zum feuer) zur beissenden Verletzung wie das feuer. — 3) e n n inn a n ( a b e r die schneiden m i t t e n längs der klinge). — 4) f ä & a r (bestrichen).
104
Textkritik und Worterklärung.
15. G u & r u n a r h a r m r .
(Gudrune's wehklagen.)
Erstes gedieht. Das gedieht führt im Cod. R. den titel G u & r u n a r K v i 6 a. Str. 1. 1) h i u f r a (seufzer) gehört zur sippe h i u ! vgl. jamer s. s. 101. —2) g e r & i k v e i n a (sie thät weinen) steht für k v e i n a 6 i (weinete). Str, 2. 1) h a r Ö s h u g a r l e t t o (von dem hartsinn erleichtern) den thränenlosen stummen schmerz auflösen. — 2) m ö Ö u g (im schmerz verstockt). Str. 4. 1) G i a f l ö g (gaben-stamm) gabenträgerin. — 2) statt f o r s p e l l ist zu lesen f i ö r s p e l l (lebensverderbniss). Str. 6. 1) H e r b o r g (Heerburg); die mutter Atlis und der Brynhildur. — 2) h r a e r (rohfleisch, todtfleisch) gehört zur sippe sans& k r a v y a m (rohfleisch), lat. c r u o r (rohblut), c r u d u s (f. cruvidus roh), r u s (rauh-land), norr. h r ä r (rauh, roh), hrae (tod-fleisch). — 3) statt s u n n a n l a n d z i s t z u lesen viersilbig s u n n a n - l a n d s i s ; s u n n a n l a n d s i s steht für ursprüngliches s u n n a n 1 a n d s - i n s; und dieser genitif hat die adverbial-locatife bedeutung von: in jenem südlande dort, (das heisst in Italien); vgl. unten H u n a l a n z (Oddrunar gratr. str. 4). Str. 7. 1) statt des einsilbigen v i n d r ist zu lesen zweisilbig v e ö u r (wetter). — 2) der vers s i a l f s k y l d a e k g ö f g a s i a l f s k y l d a ek g ö t v a ist offenbar eine spätere glosse u m h o n d l a h r s e f ö r zu erklären.— 3) statt h e r f o r ist zu lesen hrae f ö r (herbeischaffung der zerstreuten leichen). — 4) e i n (alleine) ohne hilfe. — 5) statt m i s s e r e ist zu lesen m i s s e r i i. Str. 8. statt k v a n ist zweisilbig k v a n i zu lesen. Str. 9. 1) aegia (schrecken) hart anfahren. —
Sigurdurs Fafnistödters-Cyclus.
105
2) a f b r y Ö i (braut-abspannung) eifersucht wegen der braut; a f - k v se n i (frau-abspannung) eifersucht wegen der frau. Str. 12. 1) statt kva& j>at ist zu lesen k v a 6 at (Gudrun sprach zu). — 2) G u l l r ö n d (Goldner-schildrand). — 3) statt G i u k a d o t t i r ist zu lesen G u 6 r u n a r f o s t r a (der G. milchschwester). — 3) a n n s p i o l l (f. andspioll anspreche) trostgründe. — 4) varaÖi (verhütete, sich hütete, drauf bedacht war, fr. avoir gar de). Str. 13. 1) e i n o s i n n i (auf ein mal zum erstenmal wieder s. ob. s. 94. — 2) d ö g l i n g r (abkomme von trefflichen) s. ob. s. 49. — 3) h u g b o r g (muthbürg) herz, brüst. — 4) i o f u r (f. h i o v u r , hieber, hauer) gehört zur sippe sl. k o v a t i (hauen), gr. poia (f. kovia gemähtes, gras, heu), lat. a p e r (f. caper hauer) wildschwein, caper (stösser, bock), engl, hew (hauen), norr. h i ö r r (mäher, schwerdt), allem, k e i e n hinschlagen, hinfallen). Der krieger wird mit einem wildschwein verglichen, daher gr. h e r ö s (lat. verres, held), i ö f u r (eber, muthiger kämpfer). Str. 14. 1) statt s v ä a t t a r f l u g o t r e s k i geg n o m lese ich s v ä at t a r f - l o g o m t e l s k i g o g n o m (so dass es durch die bretter-wände sich aussprach, hören liess). — 2) der vers m s e r i r f u g l a r er mser a 11 i ist offenbar eine unächte glosse. Str. 15. 1) statt G i u k a d o t t i r ist nothwendig zu lesen G u ö r u n a r f o s t r a . — 2) vor das dreisilbige s y s t i r m i n ist die silbe J> ü zu setzen. Str. 16. 1) g e i r l a u k r (ein junger bäum, den man zu einem g ö r oder lanzenschaft nimmt); die poesie im alterthum vergleicht gerne den jungen mann mit einem apfelbaum, (apaldr) vgl. H o h e s l i e d S a l o m o n s cap. 2. — 2) statt i a r k n a s t e i n n ist zu lesen i a r k n a s t e i n a .
106
Textkritik und Worterklärung.
regirt von a u Ò l i n g o m (den königen, edelsten der erchensteine). S t r . 17. 1) H e r i a n s d i s i (valkyrie die als schutzgenius der krieger von Herian oder Odin ausgesandt ist). — 2 ) nach l a u f ist die silbe e i 11 einzusetzen. — 3 ) statt o p t ì ö 1 s t r o m ist zu lesen y p t hoben im wettersturin) ;
èl
ìèl-storm
(wetter) von
(aufge-
il an
(eilen,
stürmen); s t o r n i (aufregung) von angels. s t y r a n (stürzen, stören). S t r . 18.
l)sakna
e k (ich vermisse). — 2) statt
der zweimal wiederholten halbversen und des falsch eingesetzten b ö 1 v i lese ich : mins màlvinar, m a g a r Giuka; valda m e gir Giuka mino bölvi. S t r . 19. |>er um
1)
unno&
svà
J>er
um
eiÒa svarna
lyòa laudi eyÖit
ist zu erklären:
sein
ebenso
wenig verödet ihr (künftighin) das land bei den Völkern, als ihr gehalten habt die geschwornen eide (da euer beschützer der heerführer Sigurdur nun gemordet ist). — 2 ) statt g u l l s ist zu lesen g ò Ò s
(nutzen vortheil). —
3) J J e i r m u n o |>er b a u g a r a t b a n a v e r ò a ist ein unächter vers 1. weil eine falsche erklärung von g u l l s um
niota,
2. weil eine bestimmte hier
unpassende
profezeiung des todes des Gunarr, 3. weil überzählig. S t r . 20.
1) statt
S t r . 21.
1) Die in den ausgaben zuletzt stehende
strophe sto&
e r ist zu lesen a & r
(bevor).
ist hier wieder einzusetzen. — 2) s t 0 6 (Brynhildur stand am
thürpfosten
andern frauen oben im saal sassen). — hon èli
während 3)
und die
streng&i
(sie zurück fest hielt den stürm, den ausbruch
ihrer wilden gefühle). — 4 ) fn s e s t i e i t r i (sie schnaubte mit verzehrendem zorn). — 5) s à r sind hier die wieder blutenden wunden.
Sigurdurs Fafnistödters-Cyclus.
107
Str. 22. 1J s u v s e t t u r (die gegenwärtige creatur). 2) g r ä t s u m b e i d d i (dir zum ausbrach des weinens verhalf). — 3) statt m a l r u n a r ist zu lesen m ä l i r ü m (veranlassung, möglichkeit zum sprechen). Str. 23. 1) statt G i u k a d o t t i r ist nothwendig zu lesen G u Ö r u n a r f o s t r a . — 2) J>io61ei6 (allerweltsverhasste). — 3) U r Ö r steht hier für böse Norn. — 4) r e k r J»ik a l l d a h v e r i l l r a r s k i p n o (jeder mann citirt dich als von boshaftem charakter; statt r e k r liest man vielleicht besser roegir (rügt dich, klagt dich der bosheit an). — 5) Die zwei folgenden verse sind unächt, weil 1. sie eine glosse sind, um das i l l r a r skip n u zu erklären, 2. weil darin Brynhildur als ein schwerer kummer von sieben königen dargestellt wird, und als männerverderberin vieler frauen, 3. weil prosaisch schlecht versifizirt und überzählig. Str. 24. 1) e l d o r m b e & s (des schlangenlagers feuer; das gold worauf Fafnir lag) bezeichnet den reichen Niflungenhort des Sigurdur. — 2) g a n g s (angangs) besuchs. — 3) J > e i r r a r s y n a r (dieses erscheinens) dieses anblicks des reichthums. — 3) statt des zweisilbigen s a m k ey ist zu lesen viersilbig er s ä u m ' k ey (welchen ich und Atli stets vor äugen hatten).
16. B r y n h i l d a r h e l f ö r .
(Brynhilde's Heifahrt.)
Str. 1. 1) Ueber die Strophe ist Mö&gu&r kva& einzusetzen. — 2) MöÖguÖr (Muthkampf) ist die iotnische Valkyrie welche zur wache des eingangs der Hei bestellt ist. Str. 2. 1) statt af V a l l a n d i ist mit F (Flateyarbök) zu lesen vä a l a n d i (weh-gebärende); vgl. v ö l u n d r
108
Textkritik und Worterklärung,
(wehgeartet, bösartig). — 2) statt h v a r f u s t ist zu lesen hvarffust
(abkehr-süchtig) s t e r b e - s ü c h t i g
in der
bedeutung von s e i bs t m o r d s - s ü c h t i g . — 3) h ö f u 5 (haupt) hat hier nicht, wie gr. k a r a , lat. c a p u t , die günstige bedeutung von liebe person, sondern, wie beim vieh, die verächtliche bedeutung von c r e a t u r , s t ü c k . Str. 6. 1) statt h a m i v a r a ist zu lesen h e i m v a r a (heirn-wahrerin) als bezeichnung derjenigen die im heim bleiben, nicht auswärts heirathen will. — 2) statt ä t t a s y s t r a ist, mit F, zu lesen A t l a s y s t u r . — 3) s t a t t u n d i r e i k b o r i t ist, mit F, zu lesen u n d e i k b ü a (unter der eiche wohnen). Str. 7. 1) H l y m d a l i r (Lärmthalen) ist der name der residenz des königs Heimir, des pflegvaters der Brynhilde. — 2) Hi 1 dr abbreviation f ü r B r y n h i l d r ; H i l d r und h i a l m i (Hilde die Valkyrie). — 3) statt Go&J)ioJ)o ist zu lesen g u Ö J > i o & o (beim kampf-volk) bei den kriegern, in der Schlacht. — 4 ) H i a l m - G u n n a r r (Gunnar, der den beinahmen H e l m -Gunnarr führte) der tödter des Helgi s. ob. Gripis spä. — 5) AuÖo b r o 6 i r ; der bruder der A u 6 a (Reiche) hiess A g n a r r (f. Agnharr Angelhehr). S t r . 8.
r a n dir
(ränder,
Striemen,
riemen)
sind
hier die riemen womit man die brünne fest zieht.
Str. 9.
h e r r (f. herir, got. h a r i i s verwüster) ge-
hört zur sippe sansc. d j a r (aufreiben), und nicht, wie h e r r i (f. h ä r i r o höherer, h e r r ) zur sippe h a v a (erheben); h e r v i & a r (holzverwüster) feuer. Str. 10.
vor e i n n
ist e n n ausgefallen, wodurch
allein die Strophe sinn erhält. Str. 12.
statt
u n d o m (wir e r l u s t i g t e n
ist zu lesen u n n o m (wir betrugen uns).
uns)
Sigurdurs Fafii istödters-Cyclus. Str. 18.
1) statt f o e ö a s k
109
ist, mit F., zu lesen
f o r & a s k (sich verwahren) v i ö o f s t r i 6 (gegen widerwärtiges). — 2) statt s e y k s t u ist, mit F, zu lesen sseks t u (f. sveigiasktu) wende dich weg.
V. Atli-Cyclus.
1. G u ö r u n a r k v i Ö a h i n f o r n a .
(Gudrun erzählt
ihre heirath und ihr benehmen mit Atli.) Str. 1.
1) inaer
var
ek
meyia
(ich war das
mädchen der mädchen) ich war ein sehr junges feines mädchen. — 2) statt fceddi (gebar) ist zu lesen froeddi (sie mich unterrichtete). — 3) statt g u l l i r e i f Ö » das zweitemal, zu lesen g u l l i
reifÖa
ist,
(mich goldge-
schmückte). Str. 2.
statt up (auf) ist zu lesen a f (abstehend,
abstechend). Str. 8.
1) statt at J)ingi ist zu lesen a f J ) i n g i .
— 2) o f - v a n i Ö
(ausser erwartung) aussergewöhnlich.
— 3) vor u n d ist zu lesen s e m , und zu erklären: wie rosse die unter kämpfenden sich bewegten. Str. 5.
1) statt i o r f r ä ' k s p i a l l a ist zu lesen lo
or f r ä ' k s p i a l l a (vom pferd erforscht ich den Vorfall). — 2) e i g e n d r
ne lifÖut (dass die besitzer, Sigurdur
und Godorm, nicht mehr lebten. Str. 6.
ver (f. liver sprudel) quell.
Str. 7.
statt s u S r v e g a (südweg) ist zu lesen sun-
d r v e g a (auf abgelegenem sonderweg).
110
Textkritik und worterklärung. Str. 8.
statt viÖ l ö n d y f i r e n n ist zu lesen v i ö
l ö n d f i r r i e n n (in landen die entfernter sind als dass du deren bewohner kanntest). Str. 9.
sino
eino
(zum ersten mal)
gegen ge-
wohnheit. Str. 10.
1) ä
viÖ
(im
wald)
in der Waldgegend.
— 2) der vers |>ä er s a t s o l t i n um S i g u r ö i ist hier offenbar unächt. Str. 11.
Wenn der vers:
e6a
brenndi mik
birkinn vi6 ächt ist, so ist er zu erklären:
sem
oder wenn
man mich wie einen birkenwald verbrennt hätte. Str. 12.
1) a f
fialli
(aus dem gebirgsland
des
Rheins). — 2) H a i fr (Halb) bezeichnet einen der aus einer mischehe entsprungen, dessen inutter eine ausländerin war.
Halfr ist hier könig in Süddänemark,
ein
verwandter der Gudrun. — 3) J ) o r a (kühnheit) des königs Hakon tochter. — 4) D a n m ö r k (Dänen-gränzland) südDänemark. Str. 18. l ) b ö k a (pochen, einschlagen, sticken); gullb o k a (goldfaden) in ein canevas einschlagen). — 2) statt s a l i su&raena ok s v a n i d a n s k a lese ich sal i s u n d r ein u ok s v a n a
d a n s k u (im sal der ledigen mädchen
und der dänischen damen);
vgl. boka&i i sali s. unten
— 3 ) h o f d o viÖ (ich und Thora) nahmen als gegenstände. — 4) ä s k r i p t o m (für farbenmalereien); s k r i p t (schritt) ist ein schreiben, ritzen in holz oder anderes material, lat. s c r i b o , gr. g r a f o , heb. k a t a b (einhauen, schreiben), engl, w r i t e ; später malte man die buchstaben mit tinte: das schreiben wurde ein m a l e n , sl. p i s (malen, schreiben), und man nannte im Norden das mit färbe gemalte, s k r i p t (schrift). — 5) J>at e r s k a t a r
leka
(was die recken spielten) die kampfspiele der recken. — 6) h a n n y r Ö (f. Tiandyrk6 geschickt gewirktes) stickna-
Atli-Cjrclus.
111
delarbeit. — 7) statt r e k k a h u n a lese ich r a k k a hio n a (den jagdhund der eheleute Halfr und Thora). Str. 14. 1) b o r Ö i (f. broröi, brosdi, Stickerei) gehört zur sippe goth. b r u z d o n , angels. b r o r d , norr. b r o d d r (spitze, nadel), b r e g d a herausstrecken, lat. brochus (f. brogdus spitze, zahn, vgl. fr. b r o c ) ; von b o r Ö i kommt b y r 6 a (stickerei machen, fr. b r o d e r ) . — 2) S i g a r r (f. Stgharr Sieghehr) s. ob. s. 41. — 3) S i g g e i r (Sieggere) s. ob. s. 62. — 4) F i vi F i f e shire in süd-Skotland, genannt nach dem clanfürsten F y v e Macduff f 850 (?). Str. 15. 1) statt g o t n e s k ist zu lesen g r a t n e s k (beklagenswerth). — 2) der unvollständige halbvers ist durch a t f ä zu vervollständigen. — 3) b r ä b o r 6 a (den schild strecken) ist ein kämpfer-ausdruck um zu sagen, den kämpf aufgeben (vgl. das gewehr strecken). Str. 17. 1) Der dichter will ausdrücken dass am dänischen hof des Halfr damals zusammentrafen krieger mit spielleuten: dies drückt er aus durch: v a l d i harr i dönum var meÖ iaru-slaevi e y m o ö r J)ri5a m e ö iaro-skiara. (der durch gewalt hehre war bei den Dänen zusammen mit dem kampfschlaffen; der stets muthige des Odin (|>riÖi) mit dem kampf-scheuen). — 2) L a n g b a r Ö s li6 a r (die mannen des Langbärtigen, d. h. des Atli). — 3) l ö 6 a r a u ö a (rothe zottmäntel). — 4) s t u t t a r b r y n i a r (kurze, blos die brüst deckende, brünnen). — 5) s t e y p t a h i a l m a ( g e g o s s e n e , aus einem stück bestehende nicht aus mehreren blechstücken zusammengeschmiedete h e l m e ) . — 6) s k a l m o m g y r Ö i r (umgürtet mit krummsäbeln). Str. 14. 1) statt des wiederholten h n o s s i r v e l i a ist zu lesen ef h n o s s i r v i l i a k (wenn ich geschmeide
112
Textkritik und worterklärung.
wolle). — 2) h u g a t
msela
(tröstliches sprechen). —
3) s ü t a t r y g Ö i r (trost der kümmernisse). — 4) t r ü a steht für zutrauen haben, sich trösten lassen. — 5) statt der doppelten negation n e g e r & a k (nicht nicht ich thät) ist zu lesen e n n
ger6a
trua
(aber ich thät mich
nicht trösten lassen). Str. 19.
1) statt des folgenden indicatifs m u n d a k
ist nach n e (damit nicht) m y n d u k zu lesen. — 2) aukit
iaröar
magni
(verstärkt durch erde-kraft) ver-
mehrt mit einem absud von korn oder gerste; s.
Des
H e h r e n s p r ü c h e s. 217; vgl. R i g s S p r ü c h e s. 150. — 3) statt s v a k o l d o m se ist zu lesen s e v a - k o l d o m siö (mit sieben geistbollen, d. h. herzen); s e f a k o l d r ist synonym mit e i s k o l d r (s. s. 81) und f i o r s e g a ( s . s . 82). — 4) s ö n a r d r e y r i Str. 20.
1)
(versöhnungsblut).
i horni
(an dem horn). — 2) statt
des dreisilbigen l y n g f i s k r l a n g r ist viersilbig zu lesen l y n g f i s k r l a g a r der heidefisch des meeres); die wasserschlange (gr. hudria) galt für einen fisch; der heide-fisch steht
für schlänge, und der heide-fisch des meeres für
den MiÖgar&sormr. — 3) statt l a n d z - h a Ö i n g i a lese ich l a n d ä s s h e i Ö i n g i a (der landbeschützer der wölfe oder heidewohner) welches den wolfsvater Loki bezeichnet. — 4 ) aks ö s k o r i & (ungeschnittene ähre) aufrechtstehende ähre. — 5)
innleift
dyra
(eingang
der
wildthiere)
thierhöhle. Str. 21. enzien)
1) b ö l m ö r g
stark
wirkende
(viele
schädlichen ingredi-
Zaubermischungen. — 2)
lifr
(schlüpfrig, kleberigt, leber) gehört zur sippe lat. lsevis (glatt), l i b u m (lebkuchen), got. h l a i b s (klebkuchen,laib), sl. chleb (laib). Str. 22
1) statt o l l i o f u r s ist zu lesen f ü l l ö l l
i o f u r s (alle vollbecher des königs). — 2) statt i o r b i u g
Atli-Cyclus.
113
lese ich fiörbiug (lebenskraftbeugend) betäubend; alle vollbecher des königs Half, welche den sinn betäubten, erklangen (gleymÖo, abgeleitet von glaumr), als man sie hatte dargereicht bekommen (er hoföo geti6). — 3) J»renn i r k o n u n g a r , nämlich Atli und die brüder Gunnar und Högni. — 4) statt s i alfa mik (mich selbsten) ist zu lesen s i a l f ä mik (sie selbst mich suchte). Str. 28. 1) s ä l i r (übergaben, abgaben in naturalien) vgl. säl-hus (abgab-haus) vorrathshaus. — 2) hlö& (ladung, aufhäufung); hlöÖ-ve (vorrathshaus für die abgaben in naturalien) ist synonym mit fiarg-hus (bewahrhaus) und mit säl-hus. — 3) är s ä l r (jahrseinkommen, tribut der jahresproducte). — 4) hlaÖa (beladen, mit etwas tragbarem schmücken). — 5) spialld (gespaltenes, viereckiges brettchen; vgl. bók) bezeichnet, wie bók, farbigen carreauzeug, wie die schottischen zeuge. Str. 24. 1) die in den ausgaben als 33. str. versprengte Strophe ist hier einzusetzen. — 2) v i n b i o r g (weinberge, Weinkeller). — 3) v a l b i o r g (kornkeller. kornscheunen); val steht für valrugg, valbygg. — 4) hierauf folgt die in den ausgaben als 27. angesetzte Strophe. Str.' 26. 1) statt h ö l l d o m ist zu lesen heildom (glücksaussichten); heill (f. heild), dän. h e l d ; h e i p t i r gialda (mit missachtung entgelten). — 2) statt j>viat ist zu lesen J>vI er (für das was). — l a t a (unterlassen den groll). — 4) statt J>eir ist zu lesen j>er (dir). — 5) S i g m u n d r (Siegeshand) nicht name des gemordeten sohnes des Sigurdur sondern Sigurdurs vater. Str. 27. 1) glaumi b e l l a (zum lauten jubel sich erkühnen). — 2) vigrisins vanir t e l i a (auf die hoffnung eines kampfrühmlichen, zweiten gemals, zählen).— 3) hraegifr ok huginn (der wolf und rabe). Str. 28.
1) statt f r a m a r s t
nekkvi ist zu lesen 8
111
Textkritik und worterkl&rung.
f r a m s t a n n e k k v i (einigermassen ausgezeichnetsten).— 2) aldr v i ö r (das alter überwindet dich). Str. 29. 1) |>r4giarnliga (unglückseliger weise).— 2) l e t t a (ruhen). — 3) folgt die in den ausgaben als 34. angesetzte strophe. Str. 80. 1) a f k o n u n g o m (wegen des Wunsches meiner königlichen brüder). — 2) af n i ö i o m (wegen der verwandten). — 3) v e r 6 r (es gereicht). — 4) at bura s k i o l i (zur verschonung der söhne). — 5) folgt die als 32. in den ausgaben angesetzte strophe. Str. 81. m ö g o m sinom (ihren künftigen enkeln). Str. 82. 1) valnisk (einer auserwählten (valin), glücklichen braut ähnliche). — 2) vagna (der brautwagen) ist plural majestaticus. — 3) svalt l a n d (steinkaltes, ungebautes land). Str. 88. hier fehlt offenbar die zweite halbstrophe; ich ersetze sie, bis auf besseres, durch folgende zwei verse: si&an vi6 f)ar sattum; sendusk of farhugi, til harörseöis hiona i harmi f>essum da sassen wir beide seit dem, die bösen gedanken kämpften zu der ehleute Verstimmung, in diesem liarm. S t r . 84.
hier fehlt die erste halbstrophe: ich ersetze
sie durch folgendes: dreymdi opt Roskvan, dylir mik |)at eigi; gettisk jjess illu at grand vaeri svefna Oft träumt es dem Raschen, er verschwieg es mir nicht; es ahnt ihm daraus böses, dass Unglück in den träumen. 2) statt enn ek v e r a J j o t t u m s k ist zu lesen er ek v e r a Jiottumsk (als ich ihm zu sein schien iin träum).
Atli-Cyclus.
115
Str. 86. vilsinnis spä (ein wirrsinnig gesicht) ein sonderbares traumgesicht Str. 86. 1) d r o s a r reiÖi (der frau eisenwaffen) deuten auf dul ok vil (scherz und vergnügen) d. h. auf nadelarbeit — 2) b r e n n a viÖ bölvi (glüheisen auflegen gegen ein wundflbel). Str. 87. statt vildigak (ich möchte nicht) ist zu lesen vildak (ich wollte). Str. 38. statt s o r g m o 6 s sefa ist zu lesen sorgm o 6 a sofa (ich dünkte mir kummermüde zu schlafen); s o l l i n n blo&i (mit warmem blut Übergossen). Str. 89. 1) g l a u m s a n d v a n a (dem freudengebell entwöhnt). — 2) statt des einsilbigen nä ist zweisilbig n ä u m zu lesen. Str. 40. 1) seggir (sendboten) steht für sveinar (junge dienstleute). — 2) saefing (das schlafen legen, abschlachten) bedeutet hier Schlachtvieh. — 3) h v i t i n g a (vveislinge) bedeutet hier weisse schafe. — 4 ) f a r a n a t t a (naehtabtheilungeri durchleben). — 5) bergia (unterhalten) verköstigen, speisen. Str. 41. 1) statt |>rägiarn i kör ist zu lesen |>rägiarni i kör (im kummergieren bett). — 2) [)at man ek görva (dran muss ich immer denken).
2. GuÖrun sykn or&in.
(Gudrune im gottesgericht.)
Der titel GuÖrunar kviöa im Man. R. ist zu allgemein. Str. 1. 1) statt ae (aus aevi, sei entstanden) ist zu lesen ifa (zweifei); hvat ifa (was für zweifei); ifa (für gifa angabe, annahme) bezeichnet das verschiedene annehmen, den zweifei); geben und nehmen sind correla-
116
Textkritik und worterklärung.
tur begriffe, gefa (geben), lat. capio (nehme), gr. nemo (geben), germ. nehmen. — 2) statt hrygt i hug ist viersilbig zu lesen er hrygt T hug (so dass du darüber traurig). Str. 2. Vor rner ist er ausgefallen, wegen der assonanz mit der letzten silbe von dottir. — 2) Herkia (harke, greife) name der friedel des Atli. — 3) j>io&rekr (volkstreiber) hatte ursprünglich den sinn von heerfübrer (fylkir); bezeichnet hier den heerführer des Atli; der name ist dem J>ioÖrikr (allerwelts-reicher) angepasst, und dem Theodorik von Verona entlehnt. Str. 8. 1) h vi tu (weiss) hat hier die nebenbedeutung, wie das slav. qveta, zend s p c n t a , von rein, heilig. — 2) J)io&mar (allerwelts-rühmlich) ist hier kein eigenname, sondern der eigenschaftsname (wie unten fylkir, heriastillir, iofurr öneiss) des Thiodrek. — 3) statt des abstrakten v ö r 6 r (Verwahrung) ist zu lesen v ö r 5 (die verwahrte, die geschützte, die ehefrau) vgl. verr (beschützer, eheherr). Str. 5. 1) h r i n k t o mik at broe&rom (lass mich umringen, bei den brüdern) stell um mich einen zeugenkreis, im beisein meiner brüder. — 2) statt s u n n m a n n a (Südländer) ist zu lesen syn-manna (beweismänner); syn (augenschein, probe, rechtfertigung) alt-säx. sunnia, s. Fascinat. de Gulfi p. 296; gram synmanna bezeichnet den obmann der beweismänner. Str. 6. s y n i a l y t a (sich gegen die beschuldigung rechtfertigen. Str. 7. 1) statt botz ist zu lesen b o t n s ; vgl. vatz (für vatns) — 2) i a r k n a s t ein s. ob. str. 3. — 3) seggir (send-männer) sind zunächst die abgesandten des königs von Sachsen. — 4) sykn e m ek o r Ö i n n (ich bin gerechtfertigt worden); syknn (rein, heilig), got. svi-
Atli-Cyclus.
117
kins (für su-akins gut gehend), gr. hagnos (rein, heilig), lat. sancus (heilig); su (aus vasu wahr, recht, gut), gr. eu (gut). — 5) heilagliga (nach dem geheiligten brauch). Str. 8. G u ö r u n o g r a n d i vsenti (sie dachte der Gudrun schimpf zu). Str. 9. 1) statt m a Ö r ist, wegen der alliteration, h a n n zu lesen. — 2) statt s i n n a ist s y n d i (f. syniaöi sie rechtfertigte sich) zu lesen. — 3) h a r m a ist gleichbedeutend mit lyta, str. 6.
3. O d d r ü n a r grätr. (Oddrune's liebe zu könig Gunnar von ihr gerechtfertigt) 1) O d d r ü n (Spitzen-rüne) ist als name entlehnt von dem magischen runenzeichen (rün) welches auf die spitze eines spiesses, pfeils, oder schwerdts eingeritzt wurde, um die waffe stark verwundend zu machen; rün gehört zur sippe sansc. qru (flössen), gr. rheo (einflössen, raunen, sagen), lat. r u e r e (hervorbrechen); odd (f. osd; got. azd, d. o r t , vgl. azdings) gehört zur sippe sansc. daq (wovon aqru, gr. dakru beissend, d. z ä h r e ; lat. acus, lith. a s z t r u s scharf, gr. oksos), norr. darr (f. dard daqd spitzer pfeil, fr. dague, eng. d a r t , vgl. norr. d a r r a Ö r , anglos. deorod (spiess). — 2) g r ä t r (f. gravtr, d. krät) gehört zur onomatopog k r ä h e n , lat. corvus (krähe), lat. qveritus (klage), fr. regret (nachklage). Str. 1. 1) m o r n a l a n d (moorland, morungaland moorwohner land, cf. mauringia, morungen, sl. moravia) bezeichnet hier eine Donaugegend, in der nähe des Hunaland; gehörte zu Atlis reichsland. — 2) H e i Ö r e k r
Textkritik und Worterklärung,
118
(goldvertreiber, freigebig) ist der name eines Unterkönigs von Atli, und des vaters der Borgny. Str. 2.
1
s ö t t i r (suchten, geburtsschmerzen) ge-
hört zur sippe s i u k r (niedergesunken, schwach, siech). — 2) s t i ö r n (feststellend, richtend, S t e u e r ) vgl. sansc. s t ä v i r a s (festgestellt), gr. s t a u r o s (fester pfähl), got. s t i u r s (festlegend, zügelend); bezeichnet hier den leitzaum des gebisses (bitull). — 3) s v a r t a n (schwarzross) synonym mit m ä r r (rappen). Str. 8.
1) m o l d v e g bezeichnet den weg auf dem
weichen grund ( m o l d
weiche, vgl. lat. m o l l i s ) des
moorlands. — 2) s v a n g r (schwankend) aus hunger, aus h e l l i g k e i t , s. ob. Str. 4.
1) statt f r a g s t ä f o l d u
ist zur Vervoll-
ständigung der silben zu lesen f r s e g i s t h e r ä — 2) statt h l e z
ist zu lesen h l y t s k ;
foldu.
hlytask
(f.
hliotask) heisst mit ertheiltem sich genügen; hier bedeutet es ertheiltes v e r m i s s e n ,
es brauchen (nöthig haben).
— 3) Graphisch könnte H u n a l a n z den genitif (Hunalands) bezeichnen; da aber der halbvers wenigstens viersilbig sein muss, so entstand H u n a l a n z landsis,
und dieses aus
Hunalandes).
aus H u n a -
Hunalands-ins
Der genitif wurde im
(dieses
lokatif-adverbialen
sinn gebraucht f ü r : in diesem Hunaland hier. s. ob. — 4) B o r g n y
(Burg-neumond)
bezeichnet als name das
erwünschte glänzende neulicht des mondes für die burgbewohner: vgl. B o r g h i l d r . Str. 5.
1) V i l m u n d r
(Frohmund,
angenehmes
vorsprechend), wird als Högnistödter gerühmt, str. 6. — 2) v i n r h a u k s t a l d a (freund der hagestalten) bezeichnet eher einen der zu den hagestalten gehört, als einen könig, der hagestalten freundlich ist. Str. 6.
1) Vor die k n i e einer frau gehen bedeutet
Atli-Cyclns.
119
euphemistisch zu ihrem mutterleib als hebamme unten hin treten — 2) den erdweg betreten heisst hierdaBS die Zwillinge, nach schwerer geburt, endlich auf die Welt (zu ihrem lebenslauf) kommen. Str. 7. f i o r s i u k a (lebens siech) todkrank, in folge der schweren niederkunft. Str. 8. 1) v e r 6 (werthe, würdige). — 2) h i n n i g (hieher) hat hier zeitliche bedeutung b i s j e t z t . Str. 8. l ) a f f ä r i (aus auffahren) aus zorn. — 2) f y l g ö a k (ich begleitete dich) als untergebene freundin und cousine.—8) F i o r g y n i a (Donnerbergige) bezeichnet die Erde welche die vom Donnergott (Fiorgynn, sansc. Pardjanias, gr. Herkunos) getroffenen donnerberge (got. f a i r g u n i , altd. v e r g e n ) trägt, vgl. sansc. P a r v a t a d h a r a (bergträgerin, erde); speziell kommt davon der name B u r g u n d (fairgun-thä Donnerberg-sitz, altd. Vergen t - e i b (Burgunds landstrich). Die Burgunder wohnten anfänglich an der Ostsee, später in Norddeutschland und noch später bei den Donnersbergen am Rhein. Str. 10. dcemi s l i k s (ein exempel von solchem). Str. 11. e i n a (einzig) bedeutet hier: nur so lang als. Str. 12. 1) statt £ a t ist zu lesen a t |»at (hierauf) — 2) statt sia m o ö r ist s i g m ö ö r (siegesmüde) zu lesen. — 3) su&r (nach süden) scheint verdächtig, da das land Gunnars nicht im süden von Hunland lag; ich lese dafür s u n d r (abgesondert) von hause weg. Str. 18. n e m a steht für n e m - a (nimm nicht an; in der bedeutung von: angenommen, dass nicht) wie ef (für g e f , gebe zu) die bedeutung hat von: vorausgesetzt dass, wenn, ob. Str. 14. 1) In den handschriften und ausgaben sind die halbstrophen der Strophen 17 und 18 verschränkt worden. — 2) statt i o r f t d u s a ö i ist zu lesen i o r Ö
130
Textkritik und
Worterklärung.
d u n s a Ö i (die erde qualmte); von d u n n (qualm, wölke, daun vgl. eiderdaun) bildete sich d u n s , engl, d u s t (dunst) und das verbum d u n s a (qualmen); dunn,altd. d u o m (dunst) gehört zur sippe sansc. d h u m a s , gr. t h u m o s , lat. f u m u s . — 3) J>atti (von J)iggia aufnehmen, annehmen) bedeutet, hier hineingehen; derhirsch nimmt den wald an bedeutet, in der jägersprache, tritt in den wald. Str. 16. 1) l i t i t , im gegensatz von l a n g t , bedeutet hier k u r z ; v ä - l i t i t (kläglich kurz) allzubald. — 2) ö 11 ist neutrum weil es sich auf männer und weiber bezieht. Str. 16. vi& m e r (gegen mich) als austausch, als kaufpreis. Str. 17. 1) statt eigi ist zu lesen eiga. — 2)mun o m v i 6 v i n n a (es über die lüste gewinnen) die lüste überwinden. — 3) h a l d a h o f 6 i viÖ e i n n (den köpf gegen einen zum kuss hinhalten). Str. 18. statt o r & i t bse&i ist zu lesen o r & i t b ö l v i , und zu erklären: sie äusserten sich (kvö6usk) dass wir beide (okkar) uns gedreht haben zum bösen (hafa or&it bölvi) d. h. schmachvoll geworden sind. Str. 19. f r e i s t a (erproben) belauschen. Str. 20. 1) statt ö l i g a ist ÖÖliga (eilig, eifrig) zu lesen. — 2) h e l d o h a l f o v i t a (nur zur hälfte oder verstümmelt erfahren) oder um die hälfte verschlechtert erfahren. Str. 22. 1) h a r p a ein Saiteninstrument, ursprünglich eine art hackbrett; vielleicht in form einer sichel (gr. h a r p e ) ; ich glaube aber dass das wort, mit A. Fick eher zur sippe lat. c r e p a r e (klirren, lärmen) zu stellen ist. — 2) statt k y n r i k r ist zu lesen k y n r i k a kon u n g i (dem k ö n i g e Atli s t a m m r e i c h e schwester).
Atli-Cyclos.
131
Str. 28. l ) H l e s e y (schlamminsel) h a t m i t H l e s - e y (f. Hlers-ey Oceansinsel) nichts gemein; das wort gehört zur sippe gr. k 1 i m a t (Senkung) got. h 1 a i v (absenkung) prov. l h i a
(hefe), fr. l i e
(schlämm, hefe) vgl. lat. l i -
m u s ; l a m a ; d. l e h m ; langob. L a m i s s i o (dümpfler), norr. h l ö m (das verplumsen, einsinken). — 2) f l i o t a ist accus, neutr. vom schwachen f l i o t i , zum neutr. f a r (fahrt) gehörig;
es könnte der acc. femin. von
fliotr
sein, wenn man f a r in f ö r umänderte. Str. 24. schlangen).
1) statt A t l a — 2) m o r n a
ist zu lesen
ööla
(der
in einen sumpf (myrr) zur
strafe versenkt werden. Str. 25.
1) statt b i l
ist zu lesen b ö l
(unglück).
— 2) l i n n v e n g i (schlangenzwang, Schlangenzwinger); l i n n v e n g i s b ö l (des schlangenzwangs Unglück)ist der tod Gunnars im schlangenzwang des Atli. Str. 2«.
1) u m - s k ö p
(umgewandeltes
geschick)
Vernichtung des guten geschicks (sköp). — 2) a t mun o m s i n o m (nach seinen gelüsten) nach wünsch und verlangen.
— 3) u m - g e n g i n n
(dahingegangen,
ver-
storben) hat als compositum die alliteration mit Oddrünar auf der e r s t e n silbe.
IV.  t l a k v i Ö a h i n G r ö n l e n d s k a . (Atlis sagelied.) (In Grönland gedichtet.) G r ö n 1 o n d ist nicht das heutige Groenland (Grünaland), auch nicht das norvegische Grönland, dessen adjectif g r œ n s k r nicht grönlandskr lautet (s. Vigfusson), sondern wahrscheinlich der südwestliche küstenstrich der insel M ô i n
(Moen), der Grönland
(Fichtenland) hiess
122
Textkritik und worterklärung.
wo der G r ö n - i o t u 11 (Fichten- Iotne) hauste, und wo sich der g r ö n a s u n d befindet. Str. t. 1) är (als boten); s e g g r (f. sandius, abgesandter, wie veggr (f. vandius) abwender, mauer) gehört zur sippe s e n d a (f. s e m d a zusammentreffen lassen).— 2 ) k n e f r u 6 r (knopf-reis) ist zusammengesetzt, aus k n e f i (knöpf, reiss, knospe) welches dichterisch, wie h n i f 1 u n g r (reisling), einen jungen adeligen bezeichnet, und aus r u & r (runnr schössling) das einen jungen burschen bezeichnet: k n e f r u & r bedeutet also junger adelicher und ist hier als symbolischer eigenname gebraucht, so wie Vingi (Beschwingt) der andere namen des von Atli abgeschickten boten ist. — 8) a r i n n (f. yarinn, heerdfeuer) gehört zur sippe v a r (warm). — 4) g r e i p r (gleifend, fassend, umgebend); a r i n g r e i p r (den heerd umgebend). Str. 2. 1) statt d y l i e n d r ist zu lesen d e i l e n d r (kostvertheiler, bewirther). — 2) v a l h ö l l o (wärm-halle) ist gebildet wie V a l - t i v i (Wärme-Gott) s. str. 14. Str. 8. 1) g r e y p r abgeleitet von g r a u p r (niederdrückend) bedeutet hier kauend, nagend; m e l - g r e y p r (gebiss-kauend). — 2) statt h i a l m o m ist zu lesen h i a l l o m (plaudereien). Str. 4. 1) val r a u & a (ausgesucht-rothe) oder gallisch-rothe, mit garanoe gefärbte. — 2) s e r k i (waffenrock). — 3) d a f a r (leiblang) von döf (körper, körperlänge) bezeichnete die mannslange lanze, auch d ö f - l e n z (körperlanze) genannt. — 4) d a r r a & a r (mit einem d a r d , fr. d a r d , altd. t a r t versehen) betartete lanzen, lanzen mit bajonett; d a r a ö gehört zu sippe sansc. d a r (reissen), gr. d e r e i n , ist also im norränischen ein entlehntes fremdwort. Str. 6. 1) statt v ö l l ist zu lesen v e l l (f. v e l d gewelltes, geschmolzenes, gereinigtes) gold. — 2) statt
Atli-Cyclus.
183
s t o f n o n i lies s t a u f o m (dan. s t o b , d. stof) becher, deminutif s t ü b c h e n . — 3) statt D a n p a r lies Danavar (der Donau). Str. 6. 1) statt roe&r J>u ist zu lesen roeÖr |>ä. — 2) statt a r i ist zu lesen ö r i (verrückt, toll).— 3)das dreisilbige a n n a t s l i k t ist durch g ö t t (gut) zu vervollständigen. — 4) s a l - h ü s (tributhaus, vorrathskammer, waffenkammer) s. s. 113. — 5) nach dem dreisilbigen s v e r Ö a f ü l l ist ö l l einzusetzen. Str. 7. D b o g a b e k k ssema (ansehnliche bogenbank) bank wo die schiessbogen, in ansehnlicher anzahl aufgelegt sind. Str. 8. 1) b e n d v a ist die ältere form für b e n d a ; vgl. munu (f. munva), s k u l u (f. skulva). — 2) statt J)ä er ist blos e r , und statt at hon blos at zu lesen. — 3) r i ö i t i h r i n g (es ist einem ring hineingetrieben) ist in einen ring hineingesteckt. — 4) y l f s k r (wölfisch) ist gebildet wie h y s k i (häuslich), h i u n s k i (ehemännisch), m e n s k r (männisch, mensch). — 5) o k k a r ist der datif dualis, zu uns. — 6) vegr steht für g a n g a (weidgang, ausgang zum frass); y l f s k r er vegr o k k a r at rlÖa o r e n d i (es ist dies uns ein wölfischer weg so zur botschaft zu reiten. Str. 0. 1) nach r i k i r v a r o ist offenbar die strophe ulfr mun ra&a etc. zu setzen; statt N i f l u n g a ist zu lesen H n i f l u n g a (der jungedeln) der prinzen, der söhne Gunnars; a r f i N i f l u n g a in str. 27 (ed. Bugge) ist unächt. — 3) g r a n - v e r 6 i r (fichtenwirthe) bezeichnet die adler, die im Norden auf den höchsten flehten horsten und wirtschaften. — 3)|»ref-tönnom (hackenzähne, fangzähne). — 3) g a m n a g r e y s t o & i (der lustjagden greyen-stände) die ställe der jagdgreyen. Str. 10. F i o r n i r ( f . f S - v a r n i r schatzwahrer) ge-
124
Textkritik und Worterklärung.
bildet wie f i o s n i r (f. fe-husnir, viehbehauser), F i o l n i r (f. feolnir viehmehrer). Str. 11. 1) statt hü n a ist zu lesen h i u n a (der hausgenossen, der dienerschaft); g a r ö r h i u n a (das gehöft der dienerschaft) war beim ausgang der bürg. — 2) statt aeri ist zu lesen ö r i , schwache form von ö r r (junger). Str. 12. 1) statt r a k a l e s e v r a k o . — 2) v a n d s t y g g v a (gerten-scheue) reitpferde die die gertefürchten. Str. 18. 1) l i Ö - s k i a l f a r d i u p a (die hütten der bauern, der s k i a l f - b ü a r , in den tiefen moorlanden). — 2 ) b i k k r oder v i k k r (wink, signal), angels. b e a c e n , engl, b e a c o n ; g r e p p r (f. grenipr) ist nebenforin von g r a m r und g r i m m r (grimmiger); b i k k a - g r e p p a r (die grimmen der signale) signalwächter. — 3) statt s a l u m s u Ö r J ) i o & o m ist zu lesen s a l r v a r s u & r - J ) i o 6 u m - s l e g i n n s e s s m e i Ö o m (der saal war für das südvolk umschlagen mit sitzschnitten (sitzdielen). Str. 14. statt d a f a ist zu lesen d ü Ö u (es erklirrten) die betarteten lanzen. Str. 15. 1) statt h e n n a r b a ö i r ist zu lesen h e i l s a r b a Ö a ; h e i l s a regirt hier den accusatif. — 2) — statt b i o r i v a r h o n l i t t d r u k k i n ist zu lesen b i o r i v a r J>ö l i t t d r u k k i t (doch wurde wenig (kein) willkommbier getrunken). Str. 10. 1) statt s e m h i a l m o m ist zu lesen e n n s v ä h i a l o m (s. ob. s. 122). — 2)statt s k i a l d m e y i a r ist zu lesen s k i a l f b c e i a r (bretterwohnungen) vgl. s k i a l f b ü i (eine bretterhütte bewohner). — 3) h e r vi (Verheerung) ist der datif von h i o r r (verheerer, got. h a r j i s ) oder von h y r r (verwüster, feuer). — 4) l s e t i r J)Q ist als unnöthige, rythmusstörende Wiederholung zu streichen.
Atli-Cyclus.
125
Str. 17. 1) h n i f l u n g r (sprössling, knabe) bedeutet hier einen knappen, jungen kämpfer (vgl. engl, child, knight), g e i r - h n i f l u g r (gerenheld) junger kämpfer (s. unten, str. 22). — 2) statt r ö s m o ist zu lesen r ö g s m o (f. r 6 g - s a m o streitsam, streitlustig). B o r g u n d a r sind die bewohner von Bur-
Str. 18.
gund (Vergent-eibe) hier die Rhein-Burgunder, stammverwandte, nachbarn, und verbündete der Franken. Den ausgefallnen theil des ersten verses
Str. 19.
ersetze ich, muthmasslich, durch: G u r a n a r A t l i s i n a sendr til Gunnars. Str. 20. statt o k ä b i o 6 ist blos zu lesen ä b i o 6 . Str. 21.
statt e r ist zu lesen J ) ä ' r , wie str. 23.
Str. 22.
1) k u m b l a s m i Ö r (kübel-schläger) be-
zeichnet das schwerdt, als Schläger der den kübel, kobel (kübelartige kopfbedeckung, mittel, lat. c u p e l l u s ) oder die helmhaube zerschlägt. — 2) statt des dreisilbigen Geir-hniflungr
ist viersilbig
g e i r - h n i f l u n g a zu
lesen; g e i r r (spiess) ist gleichbedeutend mit o d d r (spitze) vgl. g e i r n e t
und o d d n e t ;
geir
hniflunga
der
knappen (kampfgesellen) anführen Str. 28. H i a l l i (plauderer, Schwätzer) sclavenname. Str. 24. 1) der unvollständige halbvers s e m m u n t u ist durch o k k r u m — 2) vor e r
(unsern äugen) zu vervollständigen.
ist, wegen der assonanz mit der vorher-
gehenden letzten silbe, J»ä ausgefallen. — 3) ö l l h o d d umfolgin
(ich weiss wo der schätz im Rhein aufbe-
wahrt und geborgen ist) u n d
einom
mer
(der mir
allein als besitz zugefallen), l i f i r - a nü H ö g n i ( d a d e r mitbesitzer Högni nun gestorben). Str. 25.
1) t y i a (zweifei) ob das geheimniss über
den ort des versenkten schatzes immer möge ganz bewahrt bleiben. — 2) der vers s v i n n a s k
unn ä arfi
136
Textkritik und Worterklärung.
N i f l u n g a (das erbe der Nibelungen schwinde zu den wogen) ist eine unächte glosse, um den vorigen vers zu erklären. — 3) v a l - b a u g a r (auswahls-ringe) vorzügliche reichthflmer. Str. 26. 1) v i k v a (ykva) in bewegung setzen. — 2) statt m e n v o r Ô b i t u l s ist zu lesen m ö n - v a r a Ö b i t u l s ; m ö n - v a r a ö (mit mahne verwahrte) ist die bemähnte (stute ); um sie als p f e r d näher zu bezeichnen ist b i t u l s (gebisszaum) hinzugefügt. — 3) d r ô (spätere Schreibweise für d r a g (ziehe). —4) d ô l g r o g n i (feind-rüger) für feindangreifer, bezeichnet hier den Gunnar. — 5)statt t i l d a u ô s k o k r ist zu lesen t i l d a u ô s t o k k a r (zum todes-stock) zum todeszwinger, zum tödlichen ormgarÖ. Str. 27. 1) statt m ö n o m ist zu lesen m ö r o m (rossen); g l a u m - m ö r u m (mit geräusch machenden rossen). — 2 ) r o g f > o m o m (streitspiessen, lanzenknechten, vgl. geira-hniflungar). — 3) den fehlenden halbvers ersetzte ich durch: e n n g i ö l Ö k a l l a ö i (sie anrief die Vergeltung durch räche). —4) S i g t i v i (sieghimmlischer) schwache form für S i g t y r (Sieg-gott), bezeichnet wie R ö g n i r (str. 31) den rächenden Odin. — 5) J)ys génitif von J>y (.diener, dienerschaft) J t y s h ö l l (dienerschaftshalle) bezeichnet hier die küche. Str. 28. 1) S i g t y s b e r g (Odinsberge) bezeichnet Valhöll. — 2) statt h v i l b e Ô i a r ist zu lesen H e l b e ô i a r (des Heibettes) welches wegen der nagenden sorgen (fr. soucis dévorants) k ö r (sorge, kummer vgl.sansc. g a r u , gr. k è r , lat. c u r a , got. k a r a , engl. c a r e . d. c h a r - ) genannt ist. — 3) h u i k v i r (pfühl) gehört zur sippe h u l i a n (hüllen) und bezeichnet die gepolsterte decke, das küssen (lat. culcinus, culcita, fr. coussin), den pfühl, das bettgestell, (angels. hulc, hulcel). Högnis pferd
Atli-Cyclus
127
hiess H o l k v e r (pfühl) weil man auf ihm bequem sass. — 4) H r i n g r U l l a r (der rundschild des Ullur) Ober U U r , s. Fascination de Gulfi s. 283. Str. 29. 1) Vor s k r i 5 i n n ist wahrscheinlich uti (ausserhalb) als gegensatz vom folgenden i n n a n ausgefallen. — 2 ) h e i p t m ö ö r (trotzmuthig). — 3) statt h e n d i ist zu lesen h e f n d i (zur räche, zum räche- und hilferuf). — 4) statt s k a l ist zu lesen s k a l l (schall). — 5) v i Ö h a l d a f i r a die männer aufhalten, zurückhalten. Str. 80. 1) nach let ist r e n n a ausgefallen. — 2) statt l a n d s ist zu lesen läÖ (.f. lagÖ gelegenheit, w o h n s i t z ) . — 3) eyr-skär(frohzurückeilend). — 4) v a p n s ö n g r (waffengeräusch) vgl. Grotta söngr. Str. 81. 1) r e i f a (einwickeln, verkleiden), r e i f a giold (den entgeld verkleiden) ihn nicht erkennen lassen, ihn äusserlich vertuschen. — 2) statt g n a d d a ist zu lesen g n a d d g a ; g n a d d r (naddr, spitze); g n a d d u g r (bespitzter) bezeichnet das trinkhorn mit der hornspitze; vgl s t i k k i l l (Stecher, trinkhorn). — 3) statt n i f l f a r n a ist zu lesen n i Ö r f a r n a (niederfahrender, getödeter). Str. 82. 1) t ö l d u s k (sich zählten) sich zahlreich einfanden. — 2) statt g u m a r (besitzer) ist zu lesen guinn a r (schutzmannen). — 3) statt v e i g a r (krafttrünke) ist der alliteration wegen, zu lesen s k a l i r (schalen). — 4) a f - k a r r (überbeschwerliclie, höchst beleidigte) gehört zur sippe kör (s. str. 27). — 5) d i s (schwester) bedienende frau (s. oben). — 6) e n n ist aus dem zweiten halbvers in den ersten zu setzen. — 7) n i 6 (neid, groll, fluch) fluchworte. Str. 88. h u n a n g (honig) erkläreich als h u n - a n g a n (bärleins-lust) weil der bär den honig liebt; vgl. slav. m e d i e d i (lionigkenner, bär)
128
Textkritik und worterklärung.
Str. 84. E r p r ( i a r p r braunblond); E i t i l entspricht dem hunischen E t h e l e . Str. 35. 1) g o 6 - v e f i (gut-gewebe), angls. godveb ist, wie ich glaube, umgebildet aus dem gr. g o s s y p welches im ägyptischen baumwolle bedeutet, und das die Griechen für seide hielten; g o 6 v e f i bezeichnete eine seidene kopfbedeckung der edelfrauen; u n d g u S v e f i o m var g n y r (unter den seidenhauben ertönte klage). — 2) s ö n g r steht für v a p n a s o n g r (waffengeklirr). — 3) statt er h o n ist zu lesen aer h o n (eher sie); nicht beweinte sie ihre brüder und nicht mehr (aer ok, dasheisst n o c h w e n i g e r ) ihre söhne. Str. 86. 1) g a g l (f. g v a g l quacker, gans, schwan, g r . k u k n o s ) ist nebenform von s v a n r (f. qvaknr, beller). — 2) r e i f 6 i (bestach) s. ob. str. 31. — 3) statt ekki ist e k k a (schaden) zu lesen. — 4) s k a p (die gehörig abgetheilte portion) hier die portion essen und trinken. — 5) f i a r g h u s (pferch-häuser) vorrathshäuser die im pferch (lat. p a r i c u s park) standen. In Strassburg bedeutet p f i r c h e l e ein enger eingeschlossener räum. — 6) ffiva g ä ö i e k k a f i a r g h u s a (sie achtete nicht mehr auf den schaden der vorrathshäuser) sie sorgte nicht mehr für den unterhalt der Zukunft, sie verschwendete allen vorrath. Str. 87. statt ö v a r r Atli moÖan h a f ö i h a n n sik drukkit ist zu lesen ö v a r r Atli h a f 5 i ölmöÖan sik d r u k k i t . — 2) statt opt var ist zu lesen y p t r (aufgeführt, dargestellt) und, statt skyldo, ist skyndo zu lesen. — 3) sä leikr betri (das spiel, oder der äussere schein sah besser aus als es war) |>ä er J)au jint skyldo o p t a r umfa&mask (als die eheleute, Atli und Gudrun, zum schein mehrmals eilten sich zärtlich
Atli-Cyclus.
139
zu umarmen) — 4 ) f y r i r ó Ò l i n g o m (in gegenwart der hofleute). Str. 88. 1) gaf gehört noch in den ersten halbvers. — 2) h e l f u s s i (nach der Hei gierig) mordgierig. — 3) statt leysti ist zu lesen losti (lust); das starke l o s t r (got. luslus) bestand neben dem schwachen losti (lust). — 4) h v e l p r (wölfling); hvelpa l o s t i (mit der mordlust junger wölfe). — 5) statt J>à let ist zu lesen |>ft beiÖ (da erlangte sie). Str. 89. Die worte ok fra morÖi J)eirra Gunn a r s k o m n i r voro or M y r k h e i m i sind als unächt zu streichen 1. als sinn und versmass störende prosa, 2. als eine unnütze glosse, um zu sagen dass die, die drinnen verbrannt wurden, am morde Gunnars schuld waren, weil sie aus M y r h e i ö i (nicht, wie hier, Myrkheim) gekommen. Str. 40. 1) statt s k i a l d m e y i a r ist zu lesen skia l f - b « e i a r (bretter-Wohnungen, s. ob. str. 13); s k i a l f (gespaltene, diele), engl, shelv; s k i a l f a r b o n d i (bretter-hütten-bewohner), H l i & s k i a l f (Thürenhütte). — 2)
aldur-stamar
(alter-verhinderte)
3) b a n a - o r S eins bera davontragen).
altermürbe.
—
(den rühm des tödters eines
5. Atla mài (hin grönlendsku).
(Atli's geschichten).
In Grönland verfasst. 1) Ueber den namen Atli s. 42. 2) m à i hat hier nicht, wie in Vafthrudnismàl, Hava mài etc., die bedeutung von r e d e einer person, sondern von e r z ä h l u n g einer geschichte. A t l a m ä l (Atlis geschichten) erzählt den mordplan des Atli, seinen kämpf mit den Giukungen, und seinen tod durch Gudrun. 9
130
Textkritik und worterklärung.
3) Die halbverse der Atla mài haben durchschnittlich 5 silben bisweilen mit einer sechsten zuschlagssilbe ; sieben- oder gar achtsilbige halbverse sind darin aber bestimmt corrupt. Str. 1. Y g g r (scheue, besorgniss) ist gleichbedeutend mit Ögr. — 2) statt e r ist zu lesen ser'r (bevor). Str. 8. 1) um s a e s e g l a , e n n s i a l f a n ne körn ask at (auf der see segeln, und nicht zu ihr gelangen) ist ein Sprichwort, um zu sagen: etwas thun sollen und nicht die mittel dazu wollen; vgl. schwimmen wollen und nicht ins wasser gehen. — 2) statt f a r s ist zu lesen f ä s (eines wenigen); f à s f l y t a n d i (ein wenig abändernd). — 3) statt f i ö r 6 l i m a ist zu lesen f i o l 6 liÒa (viele leute). Str. 6. achtsam.
k a p s - g a l i g (um die wette achtsam) sehr
Str. 7. 1) s vip v i s i (trugweise) trugmittel; vgl. s v e i p v i s i str. 62. — 2) vor h e t ist, wegen des vorigen j>i, die silbe J> v i ausgefallen. Str. 9. g a t a t u n g o i b a & a g o m a (die zunge in dem obern und untern gaumen halten) bedeutet das maul halten, sich nicht äussern ; hier bedeutetes in z w e i f e i s e i n über die deutung der schrift. Str. 12. statt vai da ist, der alliteration wegen, zu lesen van da (.ausarbeiten). Str. 18. 1) statt e r o i l l u Ò g a r ist zu lesen e r o 6 i l l h u g ö a r (ihr frauen seit argwöhnisch). — 2) statt a k a k ist zu lesen ä ' k - a t . — 3) statt |>ess l e i t a ist wahrscheinlich zu lesen lees l e i t a (böses suchen). Str. 14. 1) s t o p a l t (f. stophalt) zusammengesetzt aus s t o p (anstoss, hinderniss) und h a l d Ihaltung, verfahren); s t o p h a l t (mit hindernissen fahrend); vgl. and e r is (ruderwidrig, widerfährig), gegen den rüder antrieb,
Atli-Cyclus.
131
hier gegen das gute geschick. — 2) statt öomk
ist zu lesen i I I a h r s e 6 o m k
ella
hrae-
(ich fürchte mit
unrecht). Str. 15. 1) statt b r e n n a ist zu lesen b l i k a ( d u r c h blicken) und statt b r a t b r e n n a zu lesen b r a t
blei-
k i a (bleichen, weiss machen, waschen). Str. 16.
s t o k k r ( versteck)
nebenzimmer,
beim
Schlafzimmer. Str. 17.
r o ö r a (rothblut), vgl. sansc.
Str. 18.
Den vers, den ich so vervollständige e n n
rudhiras.
t ö k v i ö G u n n a r a t fä t v s e r l e i Ö i r (aber Gumiar nahm dies auf, als bedeute es: er erlange zwei fahrten, h i n zu Atli und h e r nach haus) ist ans ende der 19. strophe zu setzen, als erklärung des traums von Seiten Gunnars. Str. 20. heulten j.
statt e m i o ö o ist zu lesen y m i o ö o (es
Str. 21.
1) foetr (füsse) bezeichnet hier die b a n k -
stollen des hochsitzes. — 2) Da die antwort Gunnars wahrscheinlich ausgefallen ist, so nehme ich die von Sophus Bugge (str. 27) vorgeschlagene ergänzung als annähernd richtig an. Str. 22.
1) v a r t b ü n a r
(ünsrig gekleidet) in un-
serer tracht gekleidet.— 2) a f l i m a (abgliedrig) aus dem körper herausgetreten. — 3) d i s i r (schwestern, schwesterseelen) bezeichnet hier die S c h u t z g e n i e n
(hamin-
gior, fylgiar). Str. 28. s k a m m - ae i r (kurzes leben habende) bald sterben sollende. Str. 24.
1) l i t o e r l y s t i (als es mit färben, das
heisst mit morgenroth, leuchtete). — 2) h u g a t v a r J ) V i i l l a (es war schlecht bedacht, überlegt). Str. 25.
1) S n a e v a r r (f. s n a e f - h a r r rüstig-hehr,
132
Textkritik und Worterklärung.
ausgezeichnet rüstig) — 2) S ö l a r r (f. S ö l h a r r sonnenhehr sonnenglänzend). — 3) O r k n i n g r (kleiner seelöwe). Str. 26. 1) G l a u m v ö r (kampflärm-wahrerin) die gleich den Valkyrien den kämpf bewacht. — 2) at orÖi (zum hotschafterI; das abstrakte o r ö (ansage, botschalt) steht hier conkret für botschafter. — 3) Vingi (Beschwingt) symbolischer name für den mit windesschwingen eilenden boten. — 4) statt v e r t ist zu lesen v i r t (f. virkt freundlichkeit); bezeichnet hier die einladung Atlis. — 5) v e r 6 -1 a u n a, die bewirthung hier durch gegenbewirthung bei Atli lohnen. Str. 27. 1) h a n n bezieht sich auf g e s t s str. 26, und bezeichnet den V i n g i selbst. — 2) g a l g i (aufzieher) gehört zur sippe gr. h e l k o (ziehen), h e l i k s (winde), altd. h o l e n (f. halhan herbeiziehen, holen), norr. h a l i (nachzug, schwänz), f y l g i a (nachziehen, begleiten, folgen); stammt wahrscheinlich aus dem slavischen pol. g a l o n z (querstock, ast) und bezeichnet urs p r ü n g l i c h einen pflok in der wand woran man, mit einem strick unter den armen, einen gebunden aufhängt: vgl. N i b e l u n g e l i e d X str 642: si truog in zeinem nagele unt hing in an die want. Hier hat aber g a l g i die bedeutung b a u m a s t (galgen). Das germanische alterthum kennt, wie die heutigen Lyncher, blos bäume zum aufhängen; offizielle galgen auf richtstätten kommen erst mit der christlichen justiz auf. Kurz vor derRevoluzion hatte Paris noch drei offizielle galgen. Str. 28. II B e r a (Bärin) abgekürzter name für K o s t b e r a (Auswahls-bärin). — 2) statt s i g l i J>er ist zu lesen s i g l i & e r (segelt ihr). —3)fsest eigi (es möge nichts haben; nichts geben, fr. qu'il n'y ait rien), J>vi
Atli-Cyclus.
133
n i t a (das zu verneinen) meinem wünsch zu widersprechen. Str. 39. 1) h v e r g i er J>at g ö r v i s k (nirgends ist etwas das, wider uns, unternommen wird); vgl. str. 26 g ö r i s k n a k v a & . — 2) m x l a m a r g i r (viele widersprechen) rathen ab; m i s s i r s t d r u m (man verfehlt sich dabei gewaltig) man irrt sehr. — 3) mörgom r « ö r l i t l o h v e h e i m a n l e i d d r (manchem nützt es wenig, wie er von haus entlassen wird); glückwunsch auf den weg oder befürchtungen sind daher unnütz. Str. 80. 1) b e y s t o b a k f ö l l u m (sie einschlugen mit rückenfällen) sie ruderten so gewaltig dass, bei jedem ruderschlag, sie sich ganz rückwärts beugten. — 2) b r u g Ö u s k h e l d r r e i & i r (sie erarbeiteten sich wie zornige). — 3) h a m l a (bordkerbe) in der das rüder eingelegt wird). — 4) h a i r (erhöhungen) pflöcke, die als ruder-anhalt, bei der bordkerbe, stehen. Str. 81. J ) a t s an v s e r i ! (besser diess unterblieben wäre!) wäre doch dies anklopfen unterlassen geblieben ! Str.82. 1) f l a t er t i l s o e k i a (verrätherisch ist die ergangene einladung zum besuch) — 2) b r e n d r (für b e r n d r geprellt); vgl. fr. b e r n e r , ital. b o r t a (prellerei, fopperei); vgl.fr. f l a m b e r . — 3) b r a g ö (das zucken) b r a g & s (im zucken, flugs). — 4) i l l a h e Ö a n b i f t i t (erwartet von hier aus schlechtes). — 5) statt ek h e y g g yÖr g a l g a ist zu lesen ek h y g Ö i y&r g a l g a (da ich euch den galgen zugedacht hatte). — 6) g a l g i , wie mitteld. g a l g e n , bedeutet hier fesselbloch, nothstall; s. str. 44. Str. 85. (wir sind).
statt e r o & (ihr seit) ist zu lesen e r o m
134
Textkritik und worterklärung. Str. 86.
1) f o r & o & u f i n g r o r o (sie hervorholten
die finger); f i n g e r sind hier die fingerähnlichen bolzen. — 2) f e n g o T s n c e r i (spannten in die bogenschnüre). Str. 88.
1) faelt (blass, erschreckt) gehört zu fae-
l i n n (erschreckt). — 2) statt N i f l u n g a Hniflunga
ist zu lesen
(die Edeljungen) nämlich Snaevar, Solar
und Orkning, welche, nach Gunnarr und Högni, von Gudrun begrüsst wurden. — 3) f y l g & i
sa&r
sliko
(es folgte gleichfalls höflichkeit). Str. 40. haeg v a r - a t h i a l d r i (Gudrun war nicht angenehm im kämpf). Str. 43.
1) u n d s m i 6 i a n d a g l i d d i (bis es ab-
ging zum mittag). — 2) die worte o t t o
a l l a uk on-
d u r ö a n d a g (die ganze frühwache und den vormittag), sind unächt, als glosse um den vorigen vers zu erklären : o t t a (f. v a h t v a wache) frühwache; der vormittag war getheilt in die o t t a
(aufwache, got. u h t v o )
wo
die leute aufwachen, von 4. uhr bis 8 uhr, und in den aufsteigenden tag (ondurÖr dagr) von 8 uhr bis mittag. Str. 44.
or
J>ar b r u n n i t
er
(da ist es ausge-
brannt) der kampfbrand ist, durch den tod der kämpfer, ausgebrannt. Str. 45.
1) statt
fer&an
ist zu lesen
ferÖa&
(ihr entferntet mich, beraubtet mich). — 2) s l i k s ek mest
kennomk
(welche sache ich am meisten be-
dauere). Str. 46.
systrungo
(geschwisterkind) kann hier
die Schwägerin 0 d d r u n die schwester Atli's bezeichnen. Str. 48. ä g a l g a f e s t i t (festigt ihn lebend an den fesselbloch im wurmgarten); kann nicht heissen knüpft ihn auf am galgen, weil ja Gunnar nicht erwürgt starb. Str-60.
1) B e i t i
(beize,
schärfe); b r y t i
stücker, vorschneiden. — 2) H i a l l i
(zer-
(plauderer) s. ob.
Atli-Cyclus.
135
s. 125. — 3) f o r ö o m (fördern, fortlassen) verschonen. — 4) h o g o m ver h a l f t y r k i o m ( w i r sind zur hSlfte dem aufgetragenen geschäft gerecht). — 5 ) s k a p - d a u 6 i (ein von natur schon todter). — 6) l ö s k r (tölpel) stammt wie dän. 1 u s k e von 1 u t r (gebeugt, geknechtet); l o s k r ( f . l u t i s k r knechtisch,faul,vgl.engl. 1 azy linkisch). Str. 51. 1) h v e r g e t i r (kessel-merker) küchendiener; b r ä s (bräter). — 2) l e t s k at d e y i a f r ä svin o m v e r a s i n n dag d a p r a n (er äusserte sich dass, von den Schweinen wegzusterben, für ihn sei ein trau-
riger tag). — 3) iÖ v e r g a s t a (dasschmutzigste) angels. v e r i g (schmutzig). — 4) ef h a n n v i ö r e t t i (wenn man ihn dazu anwiese). Str. 68. 1) f r e m i a leik |>enna (diesen eigenen todeskampf bestehen). — 2) hve (als dass); m i n n a h v i (weniger als dass). Str. 64. 1) statt |>r 1 fo ist, der alliteration wegen, zu lesen k r i n g & o (sie im kreise schnitten). — 2) statt d a g m e g i r ist zu lesen d a g - b c e i a r (des Tags Wohnung) der Himmel, vgl. d a g l e g g r (des tags lager, der himmel) ; d a g - s y n i r (tag-leuchten,) der himmel. Str. 66 1) statt r a p t a r (säulen) ist zn lesen reip a r oder r e i m a r (riemen, saiten).— 2) ä l e s t ¡(beim verlust) beim lebensverlust, beim sterben. Str. 66. s t i g a u m e i n n (über einen überwundenen schreiten) ihn als besiegt niedertreten. Str. 68. 1) h o f n o m (zurückhalten, verweigern, ausschlagen). — 2) ä mun gceöa (wird noch sich vergüten, sich noch mehren). — 3) h r s e f ö a ' k (ich gab nach). Str. 61. k o s t o m d r e p r (die wünsche nieder schlägt). Str. 62. 1) lek t v e i m s k i o l d o m (mit einem
136
Textkritik und worterklärung.
weissen friedlichen und einem rothen feindlichen schild kämpfen) sprichwörtlich für verschiedene gesinn ung zeigen. — 2) statt a t e r f a b r a e Ö r s i n a ist zu lesen a t e r f i b r o e 6 r a s i n a (zur leichenfeier ihrer brüder). — 3) a t s i n a g ö r v a steht für g ö r v a a t e r f i s i n a b r o e Ö r a (es zu thun, zur leichenfeier seiner brüder). Str. 64. 1) statt l a g ö i (legte) ist l u k 6 i (einsperrte) zu lesen; vi& s t o k k i (in das versteck) nebengemach des schlafzimmers. — 2) g l u p n u & o g r i m m i r (die wilden knaben wurden bestürzt). Str. 65. s k ö m i n m u n r ö r e i 6 i Ischnell wird ruhe dem zorn) der zorn wird bald sich legen; ef |)u r e y n i r g e r v a (wenn du es genau untersuchst). Str. 66. statt s k a p t i t ist zu lesen s k i p t i s k (es entschied sich); statt s k a p l i g a (passend) ist zu lesen s k ö p 1 i g a (schicksalsgemäss). Str. 67. y f i r r ä & o m k g a n g a (ich möchte drüber 'naus gehen) unterlassen. Str. 70. statt v e i t s t u (du weist) ist zu lesen veits l u (traktement speise). Str. 71. 1) statt s n y t t ist zu lesen s n i t t (f. sni6it, geschnitten). — 2) m i l l o m izwischen den extremitäten liegendes); m i l l o m i 11 s (des mittelübels, des nicht ganz-übeln) ist dem f u l l - i l l a (vollends-übeln) entgegengesetzt. — 3) g r e i p t glsep (du hast frevel erfasst). Str. 74. 1) H n i f l u n g i (dem Edel-Jungen) bezeichnet hier den jüngsten söhn Högnis nach seinem grossvater G i u k i genannt. — 2) g a t f y r G u Ö r u n o (es gelangte günstig an GudrunJ sie erfuhr mit geuugthuung. Str. 76. 1) statt r a e ö a ist r y t a (schnauben) zu lesen. — 2) l i t t l e i k i n n m e r (mir ist nicht leicht mitgespielt worden) man hat mich tödlich verwundet.
Textkritik und Worterklärung. S t r . 80.
137
statt s i l f r ist zu lesen s i a l f r i
(an dir
selbst). S t r . 81. |>iggia
grof&u
svä
(du untergrubst
undir
atgerÖi-t
hlut
oder verhinderst es so
ich nicht thäte mein antheil erhalten);
vor g e r ö i t
dass ist
a t einzusetzen das dem s v ä entspricht. S t r . 85.
statt h u q s k i ist zu lesen h i u n s k i
(der
ehemfinnische) der eigentlich mein ehmann war. S t r . 8«.
1) den letzten halbvers ersetze ich durch:
J > e s s J>u k u n n t i t
reka
(du liessest ruhig sein, was
du nicht vermochtest zu rächen). S t r . 88.
statt k n ö r r (seehandelsschiff) ist zu lesen
k ö r (todtenbett) da der leichnam Atlis nicht in einem seeschiff zur brandfahrt (bälför) ins meer hinaus gefahren wurde. S t r . 9 0 1) J»r ä m a e l i (leidensgeschichte, tragödie); h v a r g i e r (wo auch immer).
VI. Gudrun-Cyclus. I. G u Ö r u n a r h v ö t . S t r . 1.
fengligr
(Gudrune'® racheruf.)
(umfänglich,
dick, schwanger);
s l i ö u r - f e n g l i g r mit unheil schwanger. S t r . 2.
1) J»er (ihr) ist nach dem dreisilbigen h v i
s i t i t , hinter dem es ausgefallen, wieder einzusetzen.— 2) statt g r ä m ist zu lesen g r a m - g a n g
(wilder ver-
derblicher gang);
(den
gram-gang
tömom
rossen
welche im kämpf gewöhnt worden rücksichtslos auf die gefallenen zu treten). — 3) G o t n a r (berittene) kommt
138
Textkritik und worterklärung.
von g o t i (Stampfer, pferd); hat mit G o t a r (Gothen) nichts gemein, und bezeichnet hier die adelichen gumn a r (schutzmannen) welche beritten sind. Str. 3. statt h u n k o n u n g a ist zu lesen h i u n - k o n s u n g a (des jungen ehelichen Adelings) nämlich Sigurdur der adeling (konr) und eheherr (hiun) der Gudrun. Str. 4.
l ) v o k ö o ist, der alliteration wegen, aus
dem ersten halbvers nach s v e f n i o r einzusetzen. — 2) statt b l ä - h v i t a
(weiss mit blauen streifen) ist zu
lesen b l e k - h v i t o (blendendend-weiss) welches im gegensatz steht von blut-roth. — 3) v a l - b l ö Ö
(warm
verspritztes blut); v a l (wärme) vgl. ( V a l - t i v i (WärmeGott). Str. 6.
1) b r a ö a r
(schnelle, kühne, heftige). —
2) vor k n s e t t i m ist aer (eher, vielmehr), welches wegen der assonanz mit der endung des vorigen worts ausgefallen, wieder einzusetzen. H a m d i r der die vorschnelle bruderrache der Gudrun tadelt will sagen: mehr
wollen
einstimmig
nach
wir
viel-
Überlegung (sam-hyg-
giendr) unsere halbschwester Svanhild rächen. — 3) nach k n s e t t i m ist zu lesen u n g r a r (der jungen frau); vgl. str. 2. — 4) statt b e r i 6 (bringet) ist zu lesen b e r - J) u (bring du). — 5) h n o s s i r (f. h n o 6 J » i r gehämmerte, geschmiedete) sind hier schmucke vortreffliche waffen. — 6)statt h u n - k o n u n g a lies h i u n - k o n s u n g a s.str.3. Str. 6.
1) k u m b l (kobel, haube) haubenhelm. —
2) statt k o n u n g a lese k o n s u n g a . — 3) s i 6 a r bryn i o r (tief-brünnen) hämische die den Unterleib schützen, im gegcnsatz zu den s t u t t a r b r y n i o r (stutz-brünnen) die blos die brüst decken. Str. 7.
1) statt k o m u z i s t z u lesen k o m u i n ' k - a
(ich und mein bruder wir mögen nicht kommen). — 2)statt g e i r - n i o r Ö r ist zu lesen a t g e i r - v ö r ö ( n a c h
Gudrun-Cyclus. dem der geer-wart); g e r e n w a r t
139
(krieger) steht hier für
könig Iormunreck. — 3) statt g o Ö - | > i o Ö
(Götter-volk)
ist zu lesen G o t J ) i o Ö a (Gotenvolk). — 4 ) Die, in den abschriften
und ausgaben,
nicht hieher,
sondern
folgenden Strophen
bilden
das gedieht
gehören
Gu6runar
grätr.
2. H a m d i s 1. m à i
mài.
(geschichte) hat hier dieselbe
bedeutung
wie in A 1 1 a - m à 1 (Atli's geschichten) und ist ein anderer ausdruck für k v i Ò a (sage-lied). 2. H a m d i r einen recken
(f. hamaÖius,
der mit
behemdtet)
bezeichnet
einem hemd (serkr, curass) be-
kleidet ist. D e r b r u d e r des Hamdir heisst S ö r l i (f. Sarvila diminutif von got. s a r v , altd. s a r ò , mitteld. s a r ) der einen sareau)
kleinen gestuzzten panzer oder hemd (vgl. fr. trägt.
S t r . 1.
1) statt s p r u t t o ist zu lesen s p r e t t a ( e n t -
springen) tregnar iÖir (traurige t h a t e n ) ;
tài,
(f. t à v i
beim stampfen) gehört zur sippe sanse, d h a p (einstampfen, graben), gr. t a f e (grab), t h a p t o
(einwühlen),
tafros
(graben), dän. t o v (trottoir), schwed. t d (stampfe, viehweg); ist ganz verschieden von t à (f. tvag, zweig, sprosse, zehe) welches zur sippe sanse, d a q (f. dvaq), gr. d a k n o zwicken) g e h ö r t , und die kratzkralle am fuss, den zeh bezeichnet: à t à i bedeutet hier: auf dem weg (des lebens), im lebensgang. — 3 ) statt a l f a
ist zu lesen ae
l i f a (leben stets fort). — 4 ) à r u m m o r g i n (früh schon am morgen) so bald die menschen
zum handien erwa-
chen. — 5 ) s ü t i r h v e r i a r m a n n a b ö l v a
(jeder art
schmerzen der menschlichen bosheiten); k v e y k v a (erzeugen und beleben den kummer).
sorg
140
Textkritik und worterklärung.
Str. 2. 1) n ü und n e , weil accentuirt, haben auch die alliteration. — 2) statt des dreisilbigen n e i g c r ist viersilbig zu lesen n e v a r i gser. — 3) e r f ä t t f o r n a r a (es ist wenig älter) und f r e i n r v a r J)at h a l f o (es ist um ein weniges früher) ist eine glosse zu n e v a r i g s e r ; also entschieden unächt. Str. 8. 1) statt g r ä m g a n g t ö i n u i n ist zu lesen g r a m - g a n g - t ö n i o m (an den graussen tritt gewöhnt) s. ob. s. 137). —2) g o t n a h r o s s o m (mit der berittenen reitpferdenl s. s. 138. — 3) statt e p t i r er y k k r J > r u n g i t j j i o ö k o n u n g a ist zu lesen h e i n t e r y ö r J j r u n g i t i o ö s h i u n s u n g a (zu rächen das kind des jungen gemalil ist euch aufgedrängt). — 4) l i f i ö e i n i r e r J ) a t t a a e t t a r m i n n a r (da ihr die einzigen am leben von meinem geschlechtsstainm). — 5) Die in den ausgaben folgende Strophe e i n s t ö 6 etc. gehört in das folgende gedieht G u Ö r u n a r g r ä t r . Str. 4. Die Strophe u r 6 v - a i 5 g l i k i r , weil sie schon im gedieht G u & r u n a r h v ö t , das vor diesem gedieht stand, geschrieben war, ist von den absclireibern, (um mühe und räum zu sparen) hier nicht wiederholt worden. Diese Strophe ist aber vom dichter der GuÖr u n a r h v ö t diesem gedieht entlehnt worden, und da sie hier nicht mangeln darf, so muss die ausgelassene Strophe hier wieder eingesetzt werden. Str. 5. v ö k 6 o ist aus dem ersten halbvers ans ende des zweiten halbverses zu setzen. Str. 6. 1) statt b l ä h v i t o (blau-weiss) ist zu lesen b l i k - h v i t o (glänzend weiss). — 2) v a l - u n d o m (heisswunden); vgl. v a l - b l ö 6 (s. ob. s. 138). — 3) g l y i a (glühen) sich freuen. Str. 7. 1) E r p r , E i t i l s. ob. s. 128). —2) a t s e r n e s t r i d d i - t (dass er nicht sich selbst verwunde).
Gudrun-Cyclus.
1*1
8tr. 8. 1) s i t i o m f e i g i r (wir sitzen hier zum tode bestimmt); 4 m a r o m ist, als eine einfältige erklärung von s i t i o m , unäclit. — 2 ) f i a r r i (im fernen auslande). Str. 10. 1) Die zwei als str. 16 in den ausgaben stehenden verse sind hier allein an ihrem platz. — 2) statt s k ö k o (sie schüttelten) ist zu lesen s k ö p o (siezurecht machten). — 3) l o Ö i (zottmantel, angels. l o S a , norr. 16 5 b r o k zott-hose); da die lederkoller (curass) aus zottigen thierhäuten bestanden, so bedeutet l u d u , im russischen, den panzer.— 4). s k a l m (säbel) entspricht dem slav. s z a b l a . — 5) g u & v e f (gut-webe s. ob. s. 128) bedeutet hier den seidenen Überwurf in den sich die adelichen < goÖbornir) einschmiegten (smugo), vgl. s e r k r (seidener Überwurf) hemd. — 6) statt y f i r u n g i r ist zu lesen u n g i r y f i r . — 7 ) e i s k r a , abgeleitet von eisa (voranstürzen), bedeutet zornig und muthig voranschreiten. — 8) i a r p s k a m r (braun-kurzer) bezeichnet den Erp als einen kleinen (kurzen) braunhaarigen burschen. — 9) f u l t i n g i a (stützen) von f u l t i n g (angels. fultum, lat. fulcrum) gehört als nebenform zur sippe lat. f o r c e r e , fortis, vgl. norr. J>ryngia). Str. I I . statt n e h o l d g r ö i n ist zu lesen e n n h e l d r g ö r e i n Cvielmehr eine rechte). Str. 12. 1) statt mser ist zu lesen mser e i n (eine jungfrau) hier eine jotnische zauberin. — 2) a l l t e r b l a u & o m h a l b r a u t i r k e n n a hat absichtlich den doppelten sinn, 1. es ist schlimm, steht nicht zu, einem verstand- und muthblöden manne (hal), wie ich (Erp), nach eurer ansieht, es bin, euch den kampfweg zu zeigen, euch im kämpf anführen zu wollen. 2. es steht schlecht an einem biederniann (hal) wie ich, euch blöden (blau&om) den weg zu weisen. Hamdir und Sörli nehmen die rede Erps im letzten sinn und erwiedern ihm mit schimpf-
142
Textkritik und worterklärung.
reden; sie nennen ihn h a r ö a n h o r n u n g ) (einen groben bastarden). Str. IS. 1) statt s k i & i - i a r n (scheide-eisen) ist zu lesen s k e 5 a - i a r n ischädigungen-eisen); t a r n (f. eisan) ist zweisilbig; die Schreibung j ä r n ist grammatisch ganz zu verwerfen. — 2) at inun f l a g & i (der Zauberin zur lust); f l a g ö (balg) ist ein verächtliches weib. Str. 14. t r y t t i ae t r ö n o h v ö t (es trällerte stets fort des kranichs abendruf). Str. 15. 1) Mit Bugge ist i a r l a r in den ersten halbvers einzusetzen. — 2) s e g g i r und h i a Im o ml vornehme abgesandte die zum kämpf bewaffnet erscheinen). — 3) Das überzählige fyr (dafür) ist eine unächte glosse um den zweck der ankunft zu erklären. Str. 16. 1) Das dem slavischen entlehnte b r a n g a (blanke, blinkende brünne) bezeichnet den blanken eisenharnisch im gegensatz zu dem zottigen lederkoller; das wort gehört zur sippe sansc. b h r a d j (glänzen), got. b r u n n i s , russ. b r o n i e , vgl. slav. b r o n (.blinkende eisen waffen). Str. 18. 1) statt k v a 6 J>ä H r ö Ö r g l ö ö ist zu lesen k v a ö a t H r o ö r G l ö Ö (essprachGlö6zuHrödr); H r ö ö r (rühm) ist der name des heerführers des lormunrek; G l ö 6 (vgl. Men-glö&) ist die mutter des königs. — 2 ) s t ö Ö uf h l e 6 o m (stand auf den stufen des hoclisitzes) bezieht sich auf den jungen mann (mög) HröÖr. — 3) m f t f i n g r (zartfingerige), ist zusammengesetzt aus f i n g r und m e v (miav, miö zart) vgl. fr. m e f f i o n (zartes kind), m i e v r e (zärtlich), und bezeichnet die zartfingrige Glöö. — 4) statt J ) v i a t J>at haetta ist zu lesen j)vi e r - a t p a t h s e t t a (an dem ist nicht etwas gefährliches) d. h. mit der ankunft und dem herausfordern der fremden hat es keine gefahr. — 5) statt at
Gudrun-Cyclus.
143
h l y Ö i - g i m y n i i s t z n lesen a t h l y & i g i m i n u (nach meinem nicht-gehört haben) da es mir unerhört ist, da ich nie habe sagen hören; h l y & ist nebenform von hlidö. Str. 19. 1) statt b r a g n a r ist zu lesen b r a n g u r (die brünnen). — 2) k o m i & (unrichtig für komno) ist falsch eingesetzt, um o r b r i o s t i zu erklären. — 3) statt h ö n d o m s e r J»u |>inom ist zu lesen h o n d o m s e m a t i > l n o m (zugleich mit deinen händen). Str. 20. 1) statt h r ö t ist, der alliteration wegen, zu lesen r a u t (er schnaubte) von riota. — 2) r e g i n k u n g i hat hier fast die bedeutung von f i ö l k u n g i (zauberkundiger). — 3) statt b a l d r ist b a r Ö r (der bärtige) zu lesen. Str. 21. statt ä m a n n h v e r n ist blos ä h v e r n zu lesen. Str. 22. 1) statt b r o ö i r o k k a r r ist blos b r o 6 i r zu lesen. — 2) statt h a r r ist zu lesen h a r e r (ist der alte). — 3) statt h v s e t t u m k a t ist zu lesen h r a e Ö a s k at (es erschrecken an ihm). — 4) d i s i r (schutzschwestern) schutzgenien s. oben. — 5) g u m i (inhaber) bezeichnet den besitzer der Valholl, den Odin. — 6 ) g u n u h e l g i (der im kämpf unbeztoringliche, immer siegende) ist Odin; vgl. H e l g i s. s. 20. Str. 28. 1) Die in den ausgaben (ed. Buggestr. 29) folgende Strophe ist offenbar unächt, schon weil sie im lioöahattr verfasst ist. — 2) die worte e ö a i gser sind unächt 1. weil widersinnig, 2. weil sie den halbvers zehnsilbig machen. — 3) statt m a 6 r e k k i ist zu lesen o k k a r e i n g i (von uns keiner).
144
Textkritik und worterklärung. 3. G o ö r u n a r g r à t r .
(Gudrune's klage und
todesentschluss. ) Dieses gedieht ist unrichtig in die G u ò r u n a r
hvöt
und in die H a m d i s m à i eingeschoben worden. S t r . 1.
1) In den ausgaben steht die strophe als 9.
im Guòrunarhvot. — 2 ) nach G u ö r u n ist v a r einzusetzen. — 3 ) à t a i s i t i a (nach dem herumtraben sitzen) s. s. 139.
— 4)
tàrog-hlyra
(mit
thränenbenetzter
wange). — 5 ) nach s p i ö 11 (verluste) ist, als vierte silbe, s i n (ihre) einzusetzen. S t r . 7.
In den ausgaben (ed. Bugge s. 316)
sie die 5. str. der Hamdis mài. — 2 ) e i n s t ö 6
bildet (allein-
stehende) einsam. — 3 ) f a l l i n a t f r a e n d o m (an verwandten gefällt) mir sind die verwandten gefällt (abgehauen). — 4 ) v a Ö i n a t v i l i a (an freude weggestürzt) weggetrieben von der lebensfreude. — 5 )
kvist-skaeÖa
(äste-schädigend) feuerflamme, Sturmwind;
der dichter
bezeichnet hier nicht den Waldbrand in der heissen Jahreszeit, sondern den gewittersturm
der
am
schwülen
sommertag die baumblätter wegtreibt. Str. 5.
l)hofu6
gehört noch in den ersten halb-
vers. — 2 ) statt N i f l u n g o m ist zu lesen H n i f l u n g o m (den Edel-knaben) nämlich Erpr und Eitill. S t r . 6.
1) statt s t r i ò g r i ò (beschädigungslust) ist
zu lesen h r ì & s t r i 6 (störmische Schädigung). — 2) statt s t e c ist zu lesen s t è k (f. steig-ek). S t r . 7.
1) i o 6
(f. hioö, häusliche) ächte kinder.
— 2 ) der ausgefallene halbvers ist zu ersetzen
durch
aefri ö ö r o m (lat. aliis superiores) vorzüglicher als die andern söhne des Ionakur. S t r . 8.
1 ) statt e n n ist im zweiten vers i n a oder
Gudrun-Cyclus.
h a na zu lesen. — 2) s s e m l e i t r glänz) schönglänzend.
145
(mit
geziemendem
Str. 9. l ) g u Ö v e f i o m (schöne gewänder) s. ob. s. 128. — 2) statt G o 6 - J ) i o 6 a r ist zu lesen Gut-J>io Ò a r (Gothenvolk) s. ob. s. 139. — 3) statt o f J»ann ist zu lesen at J j a n n (dass diesen). — 4) h a d d r (f. h a z & r behaarung) frauenhaar; h ä r ( f . h a r s ) das starrende, vgl. sanse, h a r s c h a m ; lat. h o r r o r (f. h ö r s o r erstarrung). Str. 10. statt ] ) e i r G u n n a r i ist zu lesen }>eim G un n a r i (diesem trefflichen Gunnar). Str. 11. 1) statt f i o l d m a n ek h a r m a ist zu lesen fi o l d b a r ek h a r m a (ich ertrug viele schmerzen). — 2) Die beiden folgenden verse b e i t t u etc. sind ans ende der Strophe zu setzen. — 3) h n o s s i r (geschmeide) hier geschenke die man den verstorbenen mitgibt. Str. 13. 1) statt k o s t in n (diessen holzstoss) ist zu lesen k o s t e i n n (einen holzstoss). — 2) hi Im i r (bedecker) steht für i a r & a r h e l m i r (erdbedecker) himmel. Str. 14. 1) statt b o l l bekümmernisse). auf einander folgendes (erwähnt) ist zu lesen
ò Ò a l ist zu lesen ò b o l i (f. vó— 2) t i e g - r ò f (trauer-reihe) Unglück. — 3) statt u m - t a l i 5 u p - t a l i & (bis zu ende erzählt).
10
Textkritik und Worterklärung.
146
VII.
1. V ö l u n d a r 1. V ö l u n d r got. v a i a ,
VOlundur-Cyclus.
KviÖa.
(Völundurs sagelied).
ist zusammengesetzt aus v ö , (vä, vse,
d. w e h )
und
lundr
(neigung, gesinuung,
Charakter); völundr (vä-lyndr) bedeutet weh-gesinnt, b ö s a r t i g , und hat, sprachlich und sachlich, nichts zu schaffen mit dem altd. partieip v i e l a n t i (d. W i l a n d ) feilend, fegend, goldschmidt).
Vielant
(f. vigel-ant)
gehört zur
s i p p e sansc. pis) gehört zur sippe g e ö (bedenken, geist) sansc. t c h i t (bedenken, ehren) t c h a i t y a (erwürdiges, bei dem man schwört); a l l a e i ö a ( e i d e welche man schwört bei a l l e n verehrten gegenständen, welche nutzen oder schaden können). — 2) Die verse: at skips borÖi ok at skildar rönd at mars boegi ok at msekis egg sind offenbar aus einem andern gedichte entlehnt, und hier, als exempel, von den a l l a e i 5 a eingesetzt wor. den; sie sind als unächt zu streichen. — 3) k v e l i a
Völundur-Cyclus
155
(quälen, zu tode martern). — 4) v e r e i g i m
(wir, du
und ich, haben mögen). — 5) k v ä n (ehefrau für mich, und frau-tochter für dich. — 6) i o 6 (f. h i o 6 häusling) echter familienspross; i n n a n h a l l a r (innerhalb deiner halle geboren) zu deinem haus gehörig. Str. 88.
1) e i n g a schwache form für e i n u g (al-
leinig, einzig) — 2) statt y k k o r
ist zu lesen
ykkar
(genitif dualis). Str. 84. 2) h ä r
1) n i t a (f. hnita kneipen, verwunden).—
(hochgestellt) auf deiner höhe sich befindend.
— 3 ) h e s t r (reitross) bezeichnet den dachgrat (salgarÖ) auf dem Völundur, wie auf einem pferderücken, sitzt. — 4) ö f l u g r (ein kräftiger) bezeichnet hier einen kräftigen pfeilschleuderer. — 5) über s k o l l i r (schwankest) s. Des H e h r e n S p r ü c h e s. 207, Str. 85.
1) J > a k k r ä 6 r
(dankwürdiges, angemeh-
mes, bereitend) ist der eigenname d. D a n k r ä t , italiän. T a n c r e d o . — 2 ) ö g u r - s t u n d (schrecken-stunde) unglücksstunde. — 3) v i n n a e i n o m
(einen überwinden)
vgl. skopum vinna (das
bekämpfen,
schicksal
Gripis
spä 55).
VIII. Grotta söngr.
Frodi-Cyclus. (Der Granitenen geräusch.)
1. s ö n g r bedeutet nicht g e s a n g (gesungenes, gedieht) sondern geräusch der in gang gesetzten zaubermühle, um gold zu produziren;
vgl.
vapna söngr
(waffengeklirr) und h l i o m r (geräusch) str. 2 ; str. 17.
156
Textkritik und worterklärung.
2. G r o 11 i (f, g r i o 11 i, granitene) ist die schwache form für g r i o t t r , weichesaus g r i o t (korn- oder griesstein, körniger granit) gebildet ist, und G r a n i t e n e (aus granitenen mühlsteinen bestehend) bedeutet. Dieser naine bezeichnet eine Zaubermühle, welche könig FroÖi vom Iotnen H e n g i k i o p t r (Hänglefze, bär) kaufte, und womit er, durch zwei iotnische mahlmägde M e n i a und F e n i a , sich gold mahlen Hess. Der titel G r o t t a s ö n g r bezeichnet das Zaubermühle-geräusch welches das drehen der mühlsteine begleitet und die goldproduktion andeutet. Von g r o t t i stammt das adjectif g r o t t i n (grotti-artig) ein iotnennamen, wie G r o t t i n - t a n n a (Grottiartige zahne habend). Str. 1. 1) n ü e r o k o m n a r soll anzeigen, dass das gedieht die erzählung da anfangt wo die beiden mahlmägde bereits bei Frodi zum mahlen eingestellt werden. — 2) f r a m v i s a r (weit wissende) bezeichnet die mahlmägde die vorher iotnische V a l k y r i e n gewesen, und, in dieser qualität, einsieht in das schicksal hatten. — 3) F e n i a (Schaumige, Gefäumte) bezeichnet die Iotnentochter als symbol des schäumenden bergwassers; auf der dänischen insel Möin (Moen) am Grönsund trägt die frau des Iotnen G r ö n ebenfalls den namen F a n e ( f a n i a , f e n i a ) ; longob. f a n i - g o l d (sumpf- oder schaum-gold) hat keine m y t h i s c h e bedeutung. — 3) M en i a (Mondliche) bezeichnet die Iotnentochter als mit einem silbernen mondähnlichen anhängsei (men) geschmückte. Die d e u t s c h e n namen m a n g o l d (liebeslohn vgl. minnesold) und m e n e g o z (gedenke gottes!) haben keine mythische bedeutung. — 4) F r ö & i (f. f o r 6 6 i sehr verständig, lat. p r u d e n t s f. providents). — 5) F r i 6 1 e i f r (der zum frieden hinterbliebene). Str. 2. 1) l ü & r (f. l u g f t r einlage, lade,schiff)ist ver-
Frodi-Cyclus.
167
schieden von 1 u 6 r (f. h 1 u 6 r aufruf, kriegshorn, von h 1 ad a n rufen, einladen) und bezeichnet hier die mahlkiste ( m e l d r a r l i Ö mahlschiff) welche unter den Stützbalken (steör) der mahlsteine stund, und in welche das gemahlene fiel. — 2) g r i o t (gries, korniger stein, griespudding, granit), rom. g r a n i t o (körnigt). — 3) statt g r i a ist zu lesen g r i u ;
gri
form von g r ä r
(f. g r ä i ,
(grau);
grauen mühlsteine);
fr. g r i s )
griu
griots
granits). — 3) h l i o m
ist die schwache
ist der genitif plur. (der g r i u (der grausteine des
ambatta
(dass
geräusch
der
mägde) das sie durch das mühlstein-drehen hervorbringen. S t r . 3 . 1) statt J > u l u ist zu lesen J ) u t u ; sie machten ertönen den lärmenden mühlstein ( { j i o t a n d i Fornald. sög. I, 4 9 3 ) . — 2) t > ö g n schweigen
kvern.
horvinnar
(zum
zurückgekehrte) vom singen ablassend,
schweigend arbeitend,
und
das mühlengeräusch ertönen las-
send. — 3) l e g g i u m
luöa
(den stützen der mahl-
kisten) bezeichnet die Stützbalken (stedr) auf denen die mühlsteine ruhen, und unter welchen
die
mahlkisten
s t e h e n . — 4 ) statt l e t t u m s t e i n u ist zu lesen l e t t u m s t e i n i (dem leichtbewegten stein) der mit dem s n u 6 g a steini
(beweglichen
steine)
gleichbedeutend
ist.
—
5) m e l d r (die mahlung, das mahlen, mahlapparat). S t r . 4. 1) statt des dreisilbigen f i o l d f i a r ist viersilbig e n n
fiold
fiar
zu lesen. — 2) f e g i n s
(des
frohen) bezeichnet den besitzer (gumi) der f r e u d i g erhält was er sich wünscht; f e g i n s l u & r ist die mahlkiste die das produkt (gold) des erfreuten (fegins)
aufnimmt.
— 3) d u n (daunen) s. ob. s. 120. — 4) v e l l (vel) ist g e w e l l t e s , geschmolzenes, g e r e i n i g t e s gold, s. ob. s. 122. S t r . 5räche lauern.
b u a t i l b ö l s (zum bösen sich rüsten) auf
158
Textkritik und worterklärung. Str. 6.
1) k v a ô
ekki
(nein
sagte, verläugnete,
widerrief), den befehl (orÔ) nicht zurücknahm. — 2) statt s o f i t e i g i £ i t ist zu lesen s vaefit e ig ï J) y t (lasst den mühllärm nicht schlafen) unterbrecht nicht die arbeit. — 3) s â l (ablass) hat mit s â l (seele) nichts gemein; es gehört zur sippe altd. s a l (ablass, abgabe, einkommen), s â l h u s (provianthaus s. s. 123), s e l i a ablassen, übergeben), got. s i l an (ablassen), a n as i l a n (vom sprechen ablassen), lat. s i l e o (schweigen, ablassen) l u n a s i 1 e t (der mond lässt vom leuchten ab), vgl. D a n t e : sol t a c e (die sonne lässt vom leuchten ab); p e r l u n g o silenzio
(durch den langen finstern räum) s. Explica-
tion des passages faussement interprétés etc.; got. s e l s (ablass, ruhe, frieden habend, glücklich selig), norr. s se 11 ; s â l bedeutet hier das ablassen vom ruf, das s c h w e i g e n des kukuks ; o f s â 1 (über das schweigen des kukuks hinaus) über den Zeitraum hinaus der zwischen dem 7 bis 8 maligen rufen des kukuks sich ausdehnt, oder über die zeit hinaus während welcher der kukuk s c h w e i g t , bevor er seine mehrmaligen rufe wieder beginnt. Str. 7.
mal
ist hier der versprochne lohn, später
als m â l i (lohnung) bezeichnet; m a l m a n n a v i n r (der männer lohn liebend) freigebig, reichlohnend. Str. 8.
1) H r u n g n i r
s.
Das
Graubartslied
(s. 127. 130). — 2) T h i a s s i , s. G r a u b a r t s l i e d (s. 137. 139)
und A l l w e i s e ' s
Sprüche
(s. 244). —
3) I 6 i , s. G r a u b a r t s l i e d (s. 138). — 4) Ö r n i r (f. Vörnir, Abwehrer). Str. 9.
1) statt g r i a f i a l l ist zu lesen g r i u f i a l l
(der grausteine fels) granitgebirg. — 2) statt o r das, wegen des vorigen o r , sich eingeschlichen, ist zu lesen a t (zu, auf). — 3) der singular mser bezeichnet hier synekdochisch die b e i d e n meyiar. — 4) e f v i s s i (wenn
Frodi-Cyclus.
159
Fro&i gekannt hätte) t i 1 h i n n a r (in bezug auf die beiden meyiar)
Vitt
v s e t t a r (die ausdehnung ihres ge-
wichts, ihrer kraftnatur). Str. 10.
1) f y r i r
iorÖ
ne6an
(vor der erde
abwärts) bezeichnet, wie gewöhnlich, Iotnenheim. — 2) statt stööu
meyiar
ist zu lesen s t ö ö u m
meyiar
(als
mädchen stunden wir). — 3) s e t b e r g (sitzfels) ist ein felsgebirg das man als den sitz mächtiger bergriesen und iotnischer landwichte (landvsettir) ansah. Str. 11.
1) v i t (gewicht, grosses und kleines) wir
schleuderten den obern beweglichen mühlstein s o (leicht). — 2) a t h a l i r
t o k u (als ob starke männer sie ange-
packt hätten) vgl. tökum ä mondli, str. 19. Str. 13. l ) g ö 6 o m g o ö o r m i (demgut beschlechteten kampfwurm) bezeichnet den adelichen krieger als träger von k a m p f s c h l a n g e n (schwerdtern). — 2)statt a & r k n i u f e l l i ist zu lesen a ö r knfe i f e l l i
(eh' er
im knie fiel) in seine knie sank, für h n e (sich neigte, besiegt niederfiel); k n £ (f. k l n u , sansc. d j ä n u (eingeknicktes) knie; lat. i n g u e n (f. ingenu, einbeugung am bauch) vgl. gr. i g n u a (f. ignuka). Str. 15.
1) d r ö g u m
zug anführten, vgl. h e r t o g i 2) s i ö t u l l
(wir nach uns zogen) den (heerführer, lat. ducs). —
(der eine gefolgschaft (sveit, siot)
ordnet
und anführt) heerführer; d o l g s s i ö t u l l (kriegsanführer). — 3) 1 e i t i (nachsuchung, begehr); o f m i t t l e i l i (über mein begehr) mehr als ich will, vgl. o f s ä l (über das schweigen hinaus str. 6). Str. 16. 1) statt m u n a h o n d o m ist zu lesen m a n i
h o n d o m . — 2) v e l (für vell) gold;
s. str. 4. —
3) f ü l l m a l i t (vollgemahlen) zur genüge gemahlen. Str. 17.
1) statt h » l | ) a ist zu lesen h ö r f a (zu-
rückkehren). — 2) vor h a r f t a r ist ä ausgefallen wegen
160
Textkritik und Worterklärung.
des a am ende des vorhergehenden worts. — 3) t r i o n a r (schnäbel, spitze waffen) vgl. kymr. t r w y n , corn. t r o n , fr. t r o g n e . — 4) s ö n g o m bezeichnet hier das waffengeklirr das die früheren Valkyrien M e n i a u n d F e n i a wieder ertönen lassen wollen. — 5) statt s ü g u m ist zu lesen s i g u m (siegen). Str. 18. 1) v i t i (anzeige, vorweis) signal. — 2) reg i n g r i o t i (mächtigen granit) bezeichnet den g r o t t i . Str, 19. 1) v a l m a r ist blos dialektisch verschieden von v a r m a r (wärme, im kämpf erhitzte).) — 2)statt m i n s f ö 6 u r ist zu lesen m i n s b r ö ö u r ; b r ö Ö i r (bruder) bezeichnet bisweilen den vater-bruder, den onkel; m i n s b r o & u r maer (das mädchen meines onkels) meine cousine, nämlich F e n i a , die tochter des 1 6 i , der der bruder ist des Ö r n i r des vaters der Menia, oder ihr onkel. — 3) s t e Ö r (plur. von s t ö Ö , die stützen) das gestell auf dem die mahlsleine lagen, und unter welchem die mahlkiste (luÖr) stund. — 4) statt i a r n a r f i a r & a r ist zu lesen ¡ a r n a - r i f i a ö a r (eisenberippt, eisenbeschlagen). Str. 20. 1) Y r s a (f. v i r s a , die wirsche) gehört zur sippe sansc. vish(treiben, drängen), lat. v i s (f. v i r s , drang, kraft), v i r u s (gift), got. v a i r s (giftig, wirsch), d. w i r r e n (ineinander drängen, mengen), w u r s t (gedrängte, gestopfte; vgl. lat. farcimen). Y r s a ist der name einer schwedischen riesin (iotnen-tochter); hier ist es der name der tochter und incestuösen gemahlin des H e l g i söhn des Halfdan; Y r s a ' s s ö h n ist der halbiotnische seekönig M y s i n g r (Mäusling) der den Frö&i bekriegen wird. — 2) statt n i & h a l f d a n a ist zu lesen n i ö i h a l l d a n a (die abkommen des felsbewohners); n i ö i (f. ni&ia, acc. plur.); h a l l - d a n i bezeichnet, wie bergbui, b e r g d a n i , das iotnengeschlecht; hier sind die ab-
Frodi-Cyclus.
161
kommen des felsbewohners, F e n i a u n d M e n i a , welche Mysingr an FroÖi rächen wird. — 3) als söhn des Helgi und der Yrsa, die zugleich die tochter und die gemalin des Helgi war, ist M y s i n g r zugleich söhn und bruder seiner mutier. — 4) v i t u m b a & a r j>at (wir beide, als framvisar meyiar, wissen dies) dass Mysingr uns an Frö6i rächen wird. — 5) statt h e i t i n n v e r 6 a (er wird genannt werden) ist zu lesen h e i t a n v e r & a (er wird gefahr und bedrohung für FroÖi werden); denn Mysingr w a r der söhn und bruder der Yrsa (hennar), und konnte es nicht erst, in der Zukunft, w e r d e n . Str. 21. 1) statt s k a p - t r ä ist zu lesen s k a p t t r ö (schaft-stangen); die schaftstangen sind die beiden am obern schweren mühlstein (höfgi hallr) befestigten hebel, um diesen stein auf dem untern unbeweglichen stein herumzudrehen. Str. 22. 1) m a l i t h o f u m s e m m u n u m h s e t t a (wir haben e n t s c h o s s e n gemahlen, so wie wir nun e n t s c h l o s s e n sind aufzuhören). — 2) f u l l s t a 6 i t (vollständig gestanden) bis ans ende oder genugsam gestanden. — 3) f l i o 5 (f. f l e y g 6 flücke, ausflugsfähige) bezeichnet ein mädchen das, wie ein junger vogel, aus dem nest fliegen, oder in die ehe auswärts gegeben werden kann.
11
0. Uebersetzung und Sacherklärong.
I. Niflungenhort-Cyclus. Vorbemerk ungen. 1. Der Niflungenhort ist ein mythus der eigentlich zur Göttersage gehört.
Da aber mehrere Heldensagen sich an
diesen mythus angelehnt haben, und er viele derselben, wie ein rother faden, durchzieht, so muss der Niflungen-cyclus, als der erste, hier angesetzt werden. 2. N i f l u n g bedeutet Abkomme des N i f l (das neblige) und bezeichnet den Meergott, weil das meer aus dem Urnebel (Nifl) entstanden ist. Der söhn des Nifl ist M i s k o r blindi
(Nebelblinde), der sich in drei meergottbeiten spe-
zialisirte, in ( E g i r (Wögig) söhn des Miskorblindi, in O i n n (Wogend) söhn des (Egir, und in A n d v a r i (Gegensprudel) söhn des Oinn.
Ausser diesen vier kennt die Mytholqgie
keinen anderen Niflungen (abkommen des Nifl). Unmöglich ist es nicht dass der mythus der Meergötter auch in der göttersage der maritimen Germanen bestanden habe;
die
biennenländiscben Deutschen aber kennen nicht einmal den namen N e b e l i n g ; denn der norddeutsche name Nebelung (für süddeutsches Nebeling) entspricht nicht dem nordischen N i f l u n g r , sondern dem nordischen H n i f l u n g r , knabe, altd. knäppelin, von h n a b o knabe).
(junger
Die deutschen
Cleriker des 11. Jahrhundert hatten durch die nordischen
164
Uebersetzung und Sacherklärung.
sagen etwas von den iotnischen Niflungen gehört; sie stellten sich die Niflungen als riesige reisige vor, welche Siegfried als kämpfer und knappen gebrauchte ; sie gingen so weit den Siegfrid selbst und dann auch die Giukungen als Niflungen zu bezeichnen, so dass aus diesem wirwarr der titel N i b e l u n g e n l i e d und N i b e l u n g e n n o t entstand, welcher ungeschickt gewählt ist, da die Giukunger, deren not und tod das gedieht erzählt, irrthümlich Nibelungen genannt worden sind, und der tod der eigentlichen Nibelungen oder der riesigen reisigen der Giukunger denn doch nicht in der sage als eine tragik dargestellt werden sollte. 3. Der mythus vom Niflungenschatz ist dadurch entstanden dass ursprünglich der Gott der goldenen sonne als das symbol aller produetion und alles reichthums galt. Da die goldene Sonne täglich ins meer zur nächtlichen ruhe hinabstieg, so wurde der O c e a n als der sitz alles reichthums betrachtet; das gold als symbol alles reichthums hiess daher, bei den Nordländern, selbst noch in der skaldensprache, f e u e r (der glänz) des CEgir. Das meer wurde zum ursitz jedes wönschenswerthen besitzes, wie es erhellt 1. aus dem indischen mythus des A m r i t a m , und der wiedergeschaffenen weit, welche aus dem m e e r , wie aus einem soma-mörser oder aus dem butterfass, herausgebultert wurde; 2. aus dem griechischen mythus der Weisheit, die wie ein schätz in dem abgrund ( b u t h o s brunn) des m e e r s sitzt; 3. aus dem slavischen mythus des Kvasir (sprudel) der, ursprflnglich m e e r g o t t , auch gott der Weisheit war; 4. aus den nordischen mythen über O d r e y r i r und S a g a , die ursprünglich in der Schatzkammer des meeres versteckt waren. N i f l u n g e n s c h a t z war ursprünglich gleichbedeutend mit (Egis-feuer(gold, göttlicher reichthum) und dieses bezeichnet das meer als die lagerstätte des reichthums. Später erst wurde das meergold auch zum flussgold, zum theil weil gewisse flösse als goldführend gedacht wurden (vgl. Rheingold). Im patriarchischen Zeitalter, wo die Götter-mythen
Niflungenhort-Cyclus.
165
sich bildeten, und wo man noch keine grossen reichthümer besass, war der Sonnengott allein noch Gott des reichthums, und das gold als symbol des besitzes betrachtet. Im Heldenzeitalter gehörte reichthum schon zum heldenthum (s. s. 15), •und man erdachte einen speziellen Gott des sehr erwünschten reichthums. So bildete sich bei den Indern der Gott Ku v e r a s (Wie glänzend!) der in glänzendem palast glücklich •wohnte, bei den Griechen und Römern, die spezialgötter P l u t o s (Reichthum) und D i s (Reich), bei denSlavo.-Goten der gott V r i n d u s (Niordur). Als aber, in und nach dem Heldenzeitalter, die gefahren des reichthums sich im übermuth, in' der gewaltthätigkeit der mächtigen und reichen, fühlbar machten, so mischte der mythus auch Unglück unter das glück der reichthums-götter. K u v e r a war nun zwar reich, aber dabei blind, lahm und hässlich; P l u t o u n d D l s vermischten sich mit den unterweltsgöttern P l u t o und D i s ; unter dem einfluss jüdisch-christlicher ansieht wurde der reichthum (chald. m a t ' m o n hört) zum höllischen gott Mammon; N i o r d u r ward zum gott des geizes in seiner Fegiarnsburg (bürg des Besitz-gierigen). Auch der Niflungenhort wurde ein u n h e i l v o l l e r besitz, weil der Meergott A n d v a r i , aus habsucht, den G u s t r betrog, und dieser ihn, und den ihm abgeschwindelten schätz, verfluchte. Der Niflungenhort wurde nun gleichbedeutend mit A n d v a r i s g e n u s s b e s i t z (Andvara nautr). Da aber später der besitz (fö), welcher früher hauptsächlich im v i e h reichthum bestand, allgemeiner durch das gold als werthschaft oder genuss (mitteld. der nutz, norr. nautr) symbolisirt wurde, und man die werthschaft in silberspiralen oder goldringen (baugar) bezahlte, so bekam, der ausdruck Andvaris b e s i t z t h u m bestimmter den sinn von Andvaris r i n g , und wurde als solcher zum symbol des mit fluch beladenen reichthums. 4. In folge des fluchs des iotnen G u s t r wurde der meergott A n d v a r i in einen gefrässigen hechten (ursprünglich haifisch) verzaubert, und sein dem Gustr gestohlner schätz brachte ihm verderben. Ein nordischer mythus er-
166
Uebersetzung und Sacherklärung,
zahlt wie Loki, auf einer fahrt mit Odin und Hoenir ins Iotnenland, als jagdbeute fflr's abendessen, einen fischotter tödete, welcher der verzauberte söhn des Iotnen Hreidmar und der bruder des Fafnir und Regin war. Die götter mussten diesen mord dem Hreidmar und seinen söhnen sühnen. Loki, der mörder, wusste nun dass derhechtAndv a r i einen grossen schätz, den Niflungenhort, besitze; um denselben, zur busszahlung, zu gewinnen, fing er, mit dem netz der R ä n (meergöttin), den reichen hechten, und begehrte von dem gefangenen, als lösegeld, die auslieferung des Niflungenhorts. Das folgende gedieht A n d v a r i s r i n g l i e d stellt nun die Unterhandlungen dar, zwischen Loki demFeuer-iotnen, und A n d v a r i dem gefangenen Meergott.
1. A n d v a r i ' s R i n g - l i e d .
(Andvaranauts lioS).
Loki sprach: 1. „Was für ein fisch ist das, der schweift in der fluth, „und der straf zu entgehen nicht vermag? „auslöse dein haupt von der Hei! „schaff du mir Hlina's glanzschmuck!" 1. Loki, obgleich er den meergott A n d v a r i , und dessen betrug wohl kannte, frägt den gefangenen, spöttisch, was für ein fisch er sei, der, sich seiner schuld bewusst, doch nicht verstanden habe, sich der strafe seiner schuld zu entziehen. Als lösegeld für sein leben (das er doch dem Andvari nicht zu schenken gedenkt) fordert Loki vom gefangenen seinen schätz oder sein gold ( g l ä n z s c h m u c k d e r H l i n (s. s. 35). Dieser skaldische ausdruck beweist dass dieses gedieht (oder fragment eines längeren liedes) in dieser fassung, nicht älter als das achte Jahrhundert sein kann. Andvari sprach: 2. „Gegenfluth ich heiss, Oceanisch heisset mein vater;
Niflungenhort-Cyclus.
167
„manchen wassersturz hab ich befahren; „eine heillose Norn, vor alters bewirkte uns „dass ich waten sollte im see." 2. Der Meergott Andvari (gegenwirbel, gegenstrudel) nennt seinen vater den meergott O i n n (Wogend, Oceanisch). — Die heillose Norn ist das böse schicksal welches den Andvari, in folge des von Gustr ausgesprochenen fluches, traf, und wodurch er verdammt war als gefrässiger hecht (haifisch) im Andvari-wassersturz (Andvarafors) zu watschien. Loki sprach: 3. „Sage das, Gegenfluth I (wenn du behalten willst „in der leut' Wohnort dein leben) „welchen lohn die mannen-söhne bekommen, „wenn sie die zusagen verdrehen. 3. Der boshafte Loki brachte den Andvari dahin, dass er sich selbst sein todesurtheil fällte; er frägt ihn welche strafe die lügner und betrüger in der hölle erleiden müssen. — Die erwähnung der höllenstrafen in Niflhel zeigt die späte entstehung der mythensage und somit dieses gedichtes an. Andvari sprach: 4. „Harten lohn bekommen diese mannen-söhne, „da im Wat-brauser sie waten; „der unwahren worte, die einer dem andern lügt, „gehen die äste gar weit hin." 4. Der unbedachtsame Andvari sagt frei heraus, dass lflgner und betrflger zur Hei fahren, und dort zur strafe in brausenden wogen waten; denn, sagt er, so wie ein mächtiger bäum weit seine äste ausstreckt, so hat auch die lflge sich weiterstreckende traurige folgen für den lügner. Loki rechtfertigt somit, durch den aussprach des Andvari, die gewalttbat (raub als strafe) die er an ihm begeht, und das verderben das er ihm zugedacht hat.
168
Uebereetzung und Sacherklärung.
2. A n d v a r i ' s f l u c h s p r u c h .
(Andvara mein-or6.)
Vorbemerkung. Als Andvari sich seines fluchbeladenen Niflungenhortes beraubt sieht, rächt er sich dadurch, dass auch er einen fluch auf dessen besitz ladet. Es ruht also auf dem Niflungenschatz ein doppelter fluch, der von G u s t r (Bläser) und der von - A n d v a r i ausgesprochene. Hinsichtlich der kürze des folgenden gedichts entsteht die frage ob solche ganz kurze gedichte vollständig uns erhalten sind, oder ob wir in ihnen blosse fragmente von längern gedichten zu sehen haben. Es liegt in der natur der l y r i s c h e n gelegenheitsdichtungen dass sie, im ausdruck von gefühlen, sich kurz fassen, zumal da sie, als gelegenheitsgedichte, die umstände, die sie veranlassten, als den zuhOrern bekannt voraussetzen dürfen. Deswegen sind die l y r i s c h e n gelegenheitsgedichte der Chinesen, und namentlich die vielen derartige gedichte der alten Araber (vgl. Hamäsa), manchmal, wie das folgende gedieht, nur einzelne strophen. Aber bei erzählungen der Götter- und Heldensagen wie hier, welche ihrer natur nach keine lyrischen gelegenheitsgedichte sind, ist die angab? gewisser details und umstände unerlässlich. Wenn also bei solchen gedichten wir nur eine oder zwei strophen finden, so liegt mit recht der gedanke nahe, dass wir in ihnen blos fragmente haben. Immerhin ist es schwer und manchmal unmöglich bestimmt zu entscheiden, ob sie als vollständig erhaltene, oder ob sie a b fragmente anzusehen sind. Andvari s p r a c h : „Das gold hier, das Bläser besass „soll bewirken, den tod zweier brüder „und verwandten-fehde acht Edelingen! „niemand wird meinen reichthum gemessen."
Niflungenhort-Cyclus.
169
1. Diese einzige, von einem längern strophe sagt aus,
gedieht
übrige,
dass der früher von Gustr besessene
und nun auch dem Andvari geraubteNiflungenschatz v e r f l u c h t sein soll, und dass er zuerst zweien nähmlich dem F a f u i r und
später
und R e g i n
familienzwist
bringen wird.
brödern,
den tod bewirken,
und verderben acht Edelingen
Diese a c h t
Gdelinge
die durch
gewalt
oder erbschaft in den besitz eines theils des Nibelungenschatzes kommen und dadurch unglücklich Sigurdur, Gudrun schwäger, Brunhild
seine Frau, Gunnar
werden, sind
und Högni seine
Schwägerin, Saevar und Solar
seine
die söhne Högnis, und Atli, der durch seine frau Gudrun einen theil des schatzes als mitgift erhielt.
Diese aus-
führliche angabe beweisst dass, zur zeit als diese strophe gedichtet wurde
(wahrscheinlich im 7. jahrbundert),
die
Heldensage schon so ausgebildet war, dass man den fluch des Niflungen
horts als Ursache betrachtete
nicht allein
des todes des mythischen F a f n i r und R e g i n , sondern auch des familienzWistes kungen
und des Untergangs der G i u -
und des A t l i .
3. H r e i d m a r ' s
spottrede.
'HreiÖmars
mäl.)
Vorbemerkung. Mit dem
dem
Meergott
Andvari abgenommenen
lungenschatz, hier A n d v a r i s dem
Meeriotnen
Hreidmar
O t u r die sähnbusse zahlen.
Nif-
r i n g genannt, musste L o k i
für
dessen
In jenen
ermordeten
söhn
Zeiten musste man
für mensebenbusse ( v e r g e l t ) das körpergewiebt des gemordeten mit werthschaften a u f w ä g e n ; für tbierbusse musste man den aufgerichteten balg des thieres völlig schaften vollstopfen Bei
ackerbauern,
(hlada), oder ausfüllen
deren
mit werth(hlada
wertbschaft in getraide
upp).
bestand,
musste man, zur busse, das am schwänz aufgehängte thier,
170
Uebersetzung und Sacherklärung.
yon der schnauze an bis hinauf zur schwanzspitze, mit aufeinander gelegten ährenbündeln oder schauben ganz verdecken (hylia), oder, da man den feldertrag nicht wie früher in ährenbündeln sondern gedroschen aufbewahrte, mit aufgeschüttetem rothgoldenem spelz, in einem getraidekegel von der schnauze bis zur schwanzspitze, ganz verhüllen (vgl. G r i m m Rechtsalterth. s. 667—677). Da die Iotnen eher nach geld (gold, ringe) als nach getraide verlangten, so begehrte Hreidmar von den Ansen, dass sie den leichnahm des Otter mit gold sollten aufwägen, das heisst dessen aufgestellten balg, von der schnauze bis zum schwänze mit gold ganz ausfüllen. Loki that dies so, dass zuletzt ein übrig gebliebener ring vom Niflungenschatz, den Odin zurückbehalten wollte, noch oben auf die schnauze gelegt werden musste, um den balg ganz auszufüllen. — Aus Verwechselung der verschiedenen bussformen, glaubte der Verfasser der prosaeinleitung «ins gedieht, dass die Ansen aufgefordert worden seien den balg des Otur mit gold auszufüllen, und, überdiess, den gefüllten balg äusserlich ganz zu überdecken. Gr bedenkt nicht, 1. dass solche anforderung übermässig, und gegen den damaligen gebrauch gewesen wäre, 2. dass man den balg äusserlich nur dann hätte verhüllen können, wenn man ihn in ein getraidemaas eingesetzt hätte, 3. dass die damalige werthschaft an geld, nämlich die goldspirale oder ringe, nicht wie getraidekOrner in einem kegel konnten aufgeschüttet, oder wie ährenbosen konnten aufgeschichtet werden, 4. dass der ausdruck r i n g nicht einen eigentlichen ring (womit man ja das grannenhaar nicht hätte verbergen können) sondern eine goldwerthschaft bezeichnet, welche man in den balg bis zum obersten schnauzenhaar hineinstopfen musste. Nichts desto weniger ist diese irrige Vorstellung, die wahrscheinlich von Sämund und von Snorri ausging, auch vom Verfasser der romanhaften Volsungasaga wiederholt worden. — Das folgende gedieht das wie das vorige ein fragment eines längeren
Niflungenhort-Cyclus.
171
gedichtes von demselben Verfasser zu sein scheint, beginnt im augenblick wo Loki die busse vollständig abbezahlt hat. Loki sprach: 1. „Nun hast du das gold, hast auch busse „starke, für meinen köpf; „dadurch wird deinem söhn kein glück geschaffen; „es wird euch beiden der tod." 1. Loki weiss dass die, mit dem verfluchten Niflungenhort bezahlte, sQhne, dem Hreidmar und seinem erben Fafnir verderben bringen wird.
Er verkündigt es daher,
nicht aus wohlwollender warnung, sondern aus Unwille und Schadenfreude.
Hreidmar sprach: 2. „Gaben du gabst, nicht liebesgaben gabst du, „gabst nicht aus gütigem sinn; „eures lebens müsstet ihr verlustig werden „wenn gefahr ich mir darin erblickte." 2. Hreidmar sieht in der profezeiung des Loki blos den Unwillen darüber dass er musste so gewaltige sühne bezahlen; deswegen spottete er des Loki, indem er sagt, dass wenn er, Hreidmar, irgend ein Unglück befürchten würde, er es die Ansen dafür mit ihrem leben würde büssen lassen. Loki sprach: 3. „Aber schlimmer ist (das glaub' ich zu wissen) „der verwandten streit wegen der schwester; „noch sind, denk' ich, ungeboren jene fürsten, „denen dies gold zum hader bestimmt ist." 3. Loki empfindet Schadenfreude darüber, dass der von Hreidmar gewonnene Niflungenhort auch später in den besitz des Sigurdur und der Giukungen kommen, und diesen, wegen der räche iher schwester Gudrun, verderben bringen wird.
172
Uebersetzung und Sacherklärung.
Hreidmar sprach: 4. „Das rothe gold denk ich werd ich besitzen „so lang als ich lebe; „deine drohworte nicht einen dreck ich fürchte! „und nun packt euch von hinnen!
4. H r e i d m a r s r a c h e r u f . (Hrei&mars hefndar hvöt.) Vorbemerkung. Die profezeiung Lokis geht an Hreidmar in erfüllung. Seine söhne Fafnir und Regin, um sich in den besitz des Niflungenhortes zu setzen, verschwören sich gegen ihn, und der ältere Fafnir ersticht seinen vater. Hreidmar hat keine anderen söhne mehr, um seinen tod an seinem mörcler zu rächen; er ruft daher seine töchter zur räche auf, weil bei mangel der söhne, auch die töchter verpflichtet sind, die familien-rache zu übernehmen. Die ältere töchter Lyngheide antwortete ihm aber, nach dem grundsatz der moral jener zeit, dass eine schwester den vater nicht an ihrem bruder rächen kann, weil, nach dem tode des vaters, der bruder die stütze der schwester, und, wie es der name b r u d e r (sansc. b h r a t a r träger, unterstützer) aussagt, der natürliche vertheidiger und versorger der schwester wird. Hreidmar sprach: „Lyngheide u. Lofnheide! wisset dass mein leben dahinfahrt; „vieles ist was eure pflicht erheischt." Lyngheide sprach: „Eine schwester wird selten, obgleich sie den vater vermisst, „an ihres bruders unthat sich rächen."
Niflungenhort-Cyclus.
173
5. H r e i d m a r e r t h e i l t r a t h z u r r ä c h e . (HreiÖmar iteÖr hefndi.) Vorbemerkung. Bei allen Völkern, die sich noch in den sitten des patriarchischen Zeitalters fortbewegen, ist die familien-rache eine unumgängliche pflicht. Daher sorgt der Iotne Hreidmar, ehe er stirbt, durch rath dafür, dass sein tod gerächt werde. Da seine älteste tochter sich weigert den tod des vaters an ihrem bruder Fafnir zu rächen, so fordert er sie auf sich zu verheirathen mit einem könige, und wenn sie keinen söhn als rächer des grossvater erhalten könne, doch eine wolfgesinnte, mathige, und blutgierige tochter zu gebären. Wenn diese enkelin die räche nicht vollbringen kann, so möge deren söhn doch endlich den urgrossvater noch rächen, an den nachkommen des mörders. — Die erwähnung des seekönigs, den Lyngheide heirathen soll, beweist, dass das gedieht, aus dem diese strophe noch übriggeblieben, erst im Zeitalter der Vikinger und Seekönige verfasst worden, als auch schon die Iotnen, als Epigonen der alten patriarchischen Iotnen, bereits schon, als mit menschen ehebQndnisse eingehend, gedacht wurden. Hreidmar sprach: „Gebär'du wenigstens, tochter! eine wolfgesinnte jungfrau, „wenn, von einem seekönig, du keinen söhn erhältst: „schaff der jungfrau einen mann mit derrachepilichtkraft; „dann wird der söhn dieser deinen verlust rächen."
174
Uebersetzung und Sacherklärung.
6. L y n g h e i d e
rätht
zum
vergleich.
(LyngheiÖr raeör iafnaÖi.) Vorbemerkung. Der grund warum Lynheide ihrem jungem bruder Regin (der, mit dem altern Fafnir, das durch den mord des vaters gewonnene erbe, zu theilen räth, ist
begehrt) zum vergleich
nicht die pflicht der Versöhnlichkeit und bruder-
liebe, sondern ein klugheitsrath, da Lyngheide den Fafnir für mächtiger und für ihren schütz geeigneter hält, als den jüngern Regin. Das gedieht deutet schon auf den plan, mit dem Regin umgeht seinen bruder Fafnir zu tödlen.
Das
schicksal hat aber den Sigurdur ausersehen, um beide bruder Fafnir und Regin, wegen des fluchbeladenen Niflungenhorts, zu verderben, wie es unten im Sigurdur-cyclus erzählt werden wird. Lyngheide s p r a c h : „Deinen bruder sollst du freundlich ansprechen, „und bessern sinnes, um's e r b e : „nicht passend ist's dass mit dem
schwerdt
du magst
„den Fafni ansprechen um's gold."
II. Helgi's
Hiorvard'ssohns-Cyclus.
Vorbemerkung. Der name H e l g i , abgekürzt für Sigurhelgi (dem siege geheiligt), ist ursprünglich
ein hochehrender
Übernamen,
der in der sage dreien helden gegeben worden ist.
Dieser
Übernamen hat den eigentlichen namen der helden
ver-
Helgi's Hiorvard'ssohns-Cyclus.
175
drängt, und bewirkt dass, so wie die helden denselben namen zu tragen gewürdigt worden sind, sie auch, in ihren heldenthaten, verähnlicht wurden, so dass man sie als w i e d e r g e b o r n e desselben beiden ansah. Der name H e l g i gehört eigentlich nur dem immersiegenden Odin; bei menschen, die ihn trugen, hatte er etwas überhebendes und übermüthiges, deshalb die eifersucht Odins erregendes. Dies ist der grund warum, in den Helgiliedern, die helden, nicht, wie in den meisten andern gedicbten, besiegt und sterbend dargestellt werden, in folge des fluches des Niflungenhorts, sondern in folge der eifersucht und begehrlichkeit Odins, der, einstheils, den übermuth der helden durch ihren tod demüthigen will, andererseits, wünscht diese jungen, ihm ähnlichen helden, bei sich in Valhalle, unter seinen Einzigen-hermannen, zu haben. 2. Der erste Helgi ist der söhn des königs Hiorvard. Dieser könig war kein kriegsheld; dafür aber ein grosser liebhaber schöner ausgezeichneter frauen. Die sage will ausdrücken dass Helgi seinen heldensinn, weniger seinem vater, als seiner mutter verdankt; deswegen beschäftigt sich diese sage, mehr als andere heldensagen, mit seiner mutter S i g u r 1 i n d (Siegesschwerdt), der valkyrischen schönen tochter des friedlichen königs Svafnir, in Svavaland. Das erste gedieht erzählt wie Sigurlind, die gemahlin Hiorvards und die mutter Helgis geworden ist. König Hiorvard hatte bereits schon drei schöne frauen, die Alfhild, von der er den sobn H e d i n , die Ssereidur, von der er den Humlungr, und die Sinriod, von der er den söhn Hymling hatte. Als er erfuhr, dass Sigurlind noch schöner und ausgezeichneter als seine frauen sei, schickte er d e n A t l i , den söhn seines iarls Idmund, um für ihn diese jungfrau zur ehe zu begehren ; Atli kam aber mit abschlägiger antwort zurück, wahrscheinlich weil, einerseits, könig Svafnir fürchtete, dass seine tochter Sigurlind bei Hiorvard, der schon drei weiber hatte, eine untergeordnete frauenstelle einnehmen würde, andererseits, weil der iarl des Svafnir mit namen F r a n m a r r
176
Uebersetzung und Sacherklärung.
der pflegevater der Sigurlind war, und, um das vermögen seines königs nicht durch mitgift zu schmälern, aus seiner Pflegetochter eine ehelose Valkyrie zu machen hoffte. Auf diese erste erfolglose fahrt des Atli bezieht sich die noch übrige strophe einer rhapsodie, welche ich A11 i s b o ts c h a f t s b e r i c h t betitelt habe.
1. A t l i ' s b o t s e h a f t s b e r i c h t .
(Atla örendi).
Atli sprach: „Arbeit wir hatten doch kein ergebniss; „es eröiüdete unsre rappen im Gewaltsgebirg; „hierauf mussten wir durch see-moore waten; „da ward uns verweigert des Svafnis tochter „die ringgeschmückte, die wir haben wollten." 1. Wenn, wie es wahrscheinlich, Hiorvard könig in einem theile Norvegens war, und Svavaland wo Svafnir könig war damals in Schweden lag, so ist unter dem Gewaltsgebirg, durch das derbotschafter Atli reiten musste, das Ssevogebirg zu verstehen.
2. F r a n m a r s U n t e r h a n d l u n g e n .
(Franmars heiti.)
Vorbemerkung. Nach der erfolglosen botschafter-fahrt des Alti, änderte Franmar, der ehrgeizig und habsüchtig war, seine absieht mit seiner pflegetochter Sigurlind; er hoffte, durch die ehe dieser mit Hiorvard, von diesem könig grosse ehre und vermögen zu erlangen. Deswegen verwandelte er sich, da er ein zauberer war, in einen adler, flog ins land des Hiorvard in einen wald, wo Atli jagend sich mit andern beermannen über die schönen frauen ihres königs unterhielt. Von einem
Helgi's Hiorvard'ssohns-Cyclus.
177
bäum herunter redete der adler den Atli an, und schloss mit diesem, der die vogelsprache verstand, einen kauf ab; diese Verhandlung ist der gegenständ der folgenden zweiten rhapsodie. Franmar, als adler, s p r a c h : 1. „Du gesehn hast Sigurlinde, die tochter des Svafni, „in Lustheim; sie die schönste der jungfrauen i s t ; „wenn gleich auch Hiorvards frauen für schön „von den mannen gehalten w o r d e n , in Glanzheim." 1. Atli hatte bei seiner brautwerbungs-fahrt die Sigurlind in ihrem frauengehöfl, L u s t h e im genannt, gesehen. Der adler der den Atli mit den heermannen, die Schönheit der frauen ihres königs in ihrem frauenzwinger G l a n z h e i m genannt, hatte rühmen hören, stellte sich als ob er den Atli, auf die grössere Schönheit der Sigurlind, aufmerksam zu machen hätte. Atli sprach: 2. „Gedenkst du mit Atli, dem Idmunds söhn, „weisgesinnter vogel! weiteres zu besprechen?" Der Adler sprach: „Ich gedenk's, wenn, Gebieter-sohn! mir opfern du willst, „und ich, was ich will, aus des königs hof wählen darf." Atli sprach: „ W ä h l ' dir aus, nur nicht Hiorvard, noch dessen söhne, „ n o c h jene schönen frauen des Volksherren, „auch nicht frauen die der Gebieler-sohn h a t ; „schliessen wir billig ab, was freunde-brauch ist." Der Adler sprach: „Einen tempel ich mir wähl', manche opferstätte, „goldhornige kühe, aus des Gestrengen gehöft, ,,so bald Sigurlind ihm im arm wird liegen, „ u n d , ungezwungen, sie dem Eber nachfolgt. 2. Atli, der die vogelsprache des Adlers verstund, und ihn von Sigurlind sprechen hörte, Hess sich mit dem 12
178
U e b e r s e t z u n g und S a c h e r k l ä r u n g .
A d l e r , d e r i h m ein höheres w e s e n zu sein Sellien, ins gespräch
in d e r h o f l n u n g , seinein könig, durch
ein,
Unterhandlung, schafTen wesens
zu zu
die
Sigurlind
können.
Um
bewahren,
Hiorvards
mit
doch
das
zu
zur
der
Adler
bewirken,
neue
frau
eines
aussehen
verspricht
Sigurlind
noch
ver-
höheren
die
heirath
w e n n man
ihm,
g l e i c h d e m g o t t e F r e y r , tempe), opferstätte, und g o l d h o r nige
kühe
weihe.
dinguugen, die
zusage
d i e h t ab. Sigurlind
sagt
d i e s e s , unter g e w i s s e n
zur
ehe
mit
Sigurlind.
kam,
wird aber,
mit s e i n e m
in der prosasage,
um
herab,
die
der
folgender-
H i o r v a r d z o g , um die braut a b z u h o l e n ,
unten
Sigurlind
Daselbst sahen
landbrand
E i n k ö n i g nämlich, H r ö d m a r vard
H i e r bricht das ge-
g e f o l g e ins S v a v e n l a n d .
gebirg
be-
demnach
Die art, w i e k ö n i g H i o r v a r d in den besitz
massen erzählt:
vom
Atli
zu, und H i o r v a r d erhält v o m A d l e r
und
sie,
Staubwolken.
g e n a n n t , hatte w i e H i o r -
geworben,
und w a r
abgewiesen
w o r d e n ; er überzog das land mit kriegsrossen und feuer, und e r s c h l u g den könig S v a f n i r . in die ebene.
Jenseits
eines
H i o r v a r d stieg
flusses
herunter
sah A t l i eine Woh-
n u n g w o r a u f ein e i n g e s c h l a f e n e r A d l e r als Wächter sass, welchen
er
mit
dem
wurfspiess
todt
schoss.
Dieser
A d l e r w a r F r a n m a r , der, in d e r w o h n u n g seine p f l e g e t o c h t e r Sigurlind feindesheer
und seine e i g e n e tochter A l o f , vor
durch
zauber
geschützt
hatte.
Die
dem
frauen-
z i m m e r sahen in H i o r v a r d und A t l i ihre retter, und f o l g t e n i h n e n in ihr l a n d ; S i g u r l i n d h e i r a t h e t e den H i o r v a r d , und A l o f den
Atli.
Hiorvard
einen
söhn,
dessen
mehr
kennt,
und
und
eigentlichen
Sigurlind namen
die
erhielten sage
nicht
den sie n u r mit d e m allein ihr w i c h -
tigen heroischen beinamen H e l g i
(Sieg-geweiht)vorführt.
Helgi's Hiorvard'ssobns-Cyclus.
3. H e l g i w i r d d u r c h d i e
179
Valkyrie Svava
heldenthaten angereitzt.
zu
(Svavu hvöt.)
Vorbemerkung. Helgi war, wie sein vater, anfangs friedlich, aber, wie seine mutter, entschlossen und muthig. Der sage nach war er s c h w e i g s a m , wie der schweigsame V i d a r der söhn des Odin und der riesin Gridur (s. Fascinat de Gulfl p. 279), wodurch ausgesagt wird, dass er schweigend auf grosse thaten sann (lat. magna volvens). Da er aber lange schwieg ohne zu handeln, so schwieg auch sein lob Ober ihn. Er wurde zu thaten angespornt erst als die Valkyrie S v a v a ihn mit dem bedeutungsvollen beinamen H e l g i anredete, und er, von nun an, diesem namcn ehre zu machen suchte. Jeder, vom vater anerkannte, söhn erhielt bald nach seiner geburt einen namen; auch Helgi erhielt einen solchen; da aber dieser personen-namen durch den beinamen H e l g i verdunkelt wurde, und deswegen die sage ihn aufgab, so glaubten Sa?mund und Snorri, irriger weise, dass das kind Helgi nach der geburt keinen narnen erhalten, und dass e r s t S v a v a dem jflngling einen namen. H e l g i , gegeben habe. Die sage zeigt aber blos an, dass der jQngling, durch die anrede der S v a v a mit dem beinamen S i e g g e w e i h t , nun zu heldenthaten angespornt worden ist. Svava sprach: 1. „Spät wirst du, H e l g i ! , schätze besitzen ,.und sonnengebiete, du blühender kampfesstanim!, „wenn du, obgleich der 4r früh hat gekrächzt, innner dich [zurückhältst, „wiewohl du, Schützer! starken inuth beweissest. 1. Das heldenthum der könige, nach den begriffen des heldenzeitalters, bestand darin durch muth und sieg sich bewegliches gut (gold. schätze) und unbewegliches, das
180
Uebersetzung und Sacherklärung.
heisst von der sonne beschienene ländereien (sonnengebiete), zu erobern. — Das krächzen der adler bedeutet gewitter, stürm, und krieges kämpf. Bei der geburt des Helgi krächzte früh am morgen ein adler, und verkündete somit dass das kind früh würde den kampfsturm begehen. Helgi sprach: 2. „Was lässt du erfolgen auf den namen H e l g i , „den, glanzstirnigc jungfrau !, du zu geben dich anlässt ? „sei' auf gutes bedacht nach all' deinen ansprachen!; „ich nehm sie nur an, wenn ich genehmes erhalte." 2. Das namen-geben ist eine w e i h e ; bei jeder weihe erfolgte als bestätigung ein geschenk für die götter und für den ihnen geweihten menschen. Helgi hat mit dem gegebenen namen ein recht auf geschenke als angebinde. Da er weiss dass der name S i e g g e w e i h t ihm, vom Schicksal, sieg zusichert, so erwartet er auch ein vom schicksal zum steten sieg bestimmtes s c h w e r d t . Svava sprach: 3. „Im Sieghehrsholm weiss ich dass schwerdter liegen „um weniges weniger als fünfmal zehn; „von allen diesen ist eines das beste, „der kampfschilde schaden, und beschlagen mit gold.'" 3. Die vielwissende Valkyrie Svava weiss dass, im grabhügel des helden Sighar, auf der Sigharinsel, sieben mal sieben schwerdter vergraben oder versteckt liegen, welche alle dem sieg geweiht sind; sie drückt die beilige zahl sieben mal sieben aus durch fünfzig weniger eins; sie verspricht und bezeichnet dem Helgi das b e s t e unter diesen 49 schwerdtem. 4. „Drohen liegt am lieft, schärfe an der kling, „schrecken an der spitz, dem zu nutz der's erlangt: „ein blutfarbner wurm längs den schneiden liegt; „zum rundknauf streckt die natter den schweif."' 4. Svava beschreibt dem Helgi das ihm Versprocheue
Helgi's Hiorvard'ssohns-Cyclus.
181
siegesschwerdt; am heft ist ein runenzeichen, das dem feinde g e f a h r d r o h u n g bewirkt, an der kling, eine rune, die s c h ä r f e verursacht, an der spitze eine rune die s c h r e c k e n bewirkt; die gestalt einer blutrothen schlänge ist längs den beiden schneiden eingegraben, so dass der schweif der natter bis hinauf zum rundknauf sich streckt.
4. H e l g i ' s k a m p f w u n s c h .
(Helgi viga fuss.)
Helgi sprach: 1. „Hiorvard! du bist kein sorgsamer könig; „obgleich als truppführer berühmt du bist; „Verheerung lässt du fressen die gehöfte der mannen, „die nie doch gegen dich unrecht gethan." 2. „So wird Hrödmar die reichthümer nehmen, „die unsere vorfahren besessen haben; „dieser Volksherr ist nicht für sein leben
behutsam;
„er gedenkt, wenn wir todt, unser aller erb zu verwalten." 1. und 2. Nachdem Helgi, durch seinen siegvorbedeutenden namen, und durch das empfangene siegesschwerdt, zu beldenthaten angespornt worden ist, begehrt er von seinem vater, dass dieser ihn ausrüste zum kämpf mit dem könig Hrodmar, der die gehOfte seiner mannen verheert hat, und sich anschickt das reich ganz zu erobern. Hrodmar ist derselbe kriegerische, von Odin beschützte könig, welcher um die S i g u r l i n d zur ehe angehalten hatte aber abgewiesen worden war: er verheerte deswegen das land des Svafnir und tödete diesen könig von Svavaland; er schädigte auch das land des kOnigs Hiorvard, der glücklicher als er die Sigurlind, die mutter Helgis, zur frau genommen hatte. Helgi hatte also an Hrödmar den tod seines grossvaters Svafnir und die feindlichen Verwüstungen im Vaterland zu rächen; er zog gegen
182
Uebersetzung und Sacherklärung,
ihn, und, begünstigt durch die Valkyrie Svava, tödete er diesen könig.
Durch den
tod
sich die räche Ton dessen
des Hrödmar
söhnen
die ungunst Odins zu, der den liebte.
schwor
er
herauf, und zog sich
kriegerischen
Hrödmar
-Helgi unternahm nun einen Vikingszug gegen die
söhne des Hrödmar.
Auf dem weg zu ihnen regte Odin
einen seesturm gegen ihn auf, dem Helgi aber, miL hilfe der Svava, entging.
Odin hetzte auch gegen Helgi den
H a l i auf, als der junge held im H&taüörd vor anker lag. Der kämpf Helgi's mit H a t i
und dessen tochter
Hrim-
g e r d u r ist der gegenständ des folgenden gedichts.
5.
Helgi's
kämpf
iin
Hatafiorö.
(Helgi
i
Hata
fior6i.) Vorbemerkung. Nach dem Helgi dem von Odin erregten seesturm entgangen war, und auch
den von Odin aufgehetzten Iotnen
H a t i getödet hatte, legte er vor anker im Hatafiord.
Gr
hatte auf der fahrt bei sich den altern Atli, denselben der früher als botschafter um Sigurlind geworben hatte. H r i mferdur
die tochter des iotnen Hati, um ihren vater zu
rächen, nahm sich vor den Helgi mit schaft
zu verderben.
seiner
Dieser unheilsplan der
SchiffsmannHrimgerdur
ist der gegenständ des folgenden gedichts. Hrim-Gerdur 1. „ W e r
sprach:
sind die mftnner in Hati's-langbucht ?; „ m i t Schilden sind die schiffe g e z e l t e t ;
„ i h r kühn euch anlässt; fürchtet, denk' ich, euch w e n i g ; „lasst mich kennen den n a m e n des k ö n i g s . " 1. Nach art der Vikinger (Buchtler) stieg Helgi am abend aufs ufer, um
daselbst
die nacht unter zeit
zu-
zubringen; er Qberliess die hut des schiffs seinem ältern
Helgi's Hiorvard'ssohns-Gyclus.
183
schiffswart Atli. Gegen diesen und besonders gegen Helgi fasste Hrimgerdur (welche die gefährlichen riffe und Strudel am eingang der Hatibucht symbolisirt) den plan sie, durch liebesverlockungen, in ihre gewalt zu bringen, um sie dann zu verderben. Um mit Atli anzubinden, fragt sie ihn (was sie recht gut schon wusste) wer der anführer des schiffes, und wer der schiffswart sei. Atli sprach: 2. „Helgi er heisst, und du nimmer vermagst „dem Grimmen schaden zu wirken: „eisenburgen stehen um des Edelings
flotte;
„uns könnt ihr, sc.heusale!, nicht anfahren.'' Hrimgerdur sprach: 3. „Wie heissest du dich gewaltiger Recke du ? „wie nennen dich die Edlen? „dir vertraut der Führer, weil er dich wohnen lässt „im schönen steven des bootes." Atli sprach: 4. „Aetzel ich heiss; ich werd ätzend dir sein; „am gramsten den heksen ich b i n ; „bewohnt hab' ich oft des bootes feucht-steven, „und NachtschwSrmerinnen gemordet." i . Atli um
zu beweisen, dass er die
gefährliche
Hrimgerdur kenne und sich gegen sie zu schützen wisse, antwortet dass er, der sich A e t z e l nennt, sie zu ä t z e n (beissen, verwunden) versteht, so wie er die iotnischen Nachtschwärmerinnen und heksen, die ihn zur liebe verlocken wollten, getödet hat. 5. „Wie heissest du leichengierige Riesin? „nenn mir, Hekse! deinen vater!; „lieber solltest du neun rasten tief unten hier liegen! „dass der Weltbaum dir wüchse, auf dem schoos."
184
Uebersetzung und Sacherklärung. 5. Der well bäum, die Esche Yggdrasills, hatte eine
seiner wurzeln in N i f l h e l ,
die neun rasten (tagreisen)
tief unter der erde liegt; Atli wünscht deswegen, dass Hrimgerdur im untersten Niflhel liegen möge. Hrim-Gerdur sprach: 6. „Reif-Gerdur ich heiss\ mein vater heisst Hasser; „ihn als mächtigsten Iotnen ich kenne; „ e r manche bräute aus der wohnung entführte, „bis Helgi ihn todt hieb." Atli sprach: 7. „Du hindertest, versteckte! die schiffe des Kämpfers, „und verlagest der langbucht mündung; „wolltest der Rän sogar liefern des Seefahrers recken, „ w e n n in die quer nicht gekommen ein riegel." 7. Unter dem riegel (Verhinderung) der die Hrimgerdur verhinderte die seeleute des Helgi
der meergöttin
R ä n zu opfern, versteht Atli die Valkyrie S v a v a , welche dem Helgi beim seesturm beistand. Hrim-Gerdur sprach: 8. „Hierin irrst du A t l i ! ; träumend, behaupt ich, du bist, „ w i e senkend Wimpern auf w i m p e r n ; „ e s war meine mutter die des königs schiffe verlag; „ich ertränkte im haff Hiorvards söhne." 8. Hrimgerdur antwortet, dass Atli, wie im schlaf verduselt, und mit geschlossenen äugen {die obern augenwimpern auf die untern legend) nicht mehr bei sich sei, und sich irre, wenn er glaube die Svava hätte alle seeleute des Helgi gerettet, da sie, Hrimgerdur, ja im haff die sfihne Hiorvards oder die halbbrüder des Helgi, den Humlung und Hymling, ertränkt h a t 9 . „ W i e h e r n würdest du A t l i ! , wenn vergeizt du nicht wärest, „da Hrimgerdur schwenket den schweif;
Helgi's Hiorvard'ssohns-Cyclus.
185
„zum hufen, dünkt mir, treibt dich Atli! dein herz, „wiewohl du führst reden, wie starke." 9. Da Atli sich gerühmt die heksen, die ihn zur liebe verlocken wollten, getödet zu haben, so antwortet Hrimgerdur, dass er ihrer (der Hrimgerdur) liebe nur darum widerstehe, weil er impotent sei; so sprechend will sie ihn bewegen ihr, ehrenhalber, das gegentheil zu beweisen; sie nennt sich eine gewillige brünstige stute, die den schweif hebt; er habe aber keinen muth (sein herz hufe zurück) sich mit ihr einzulassen. Atli sprach: 10. „Stark werd ich dir dünken, wenn es erproben du kannst, „und ich steige vom meer auf's land; „wenn's nach wünsch mir geht wirst ganz du zerschlagen; „den schweif wirst du, Hrimgerdur! senken." 10. Atli gedenkt-die Hrimgerdur zu verderben, wenn er sie bis zum tageslicht, das ihr, als einem nachtwesen, den tod bringt, hinhalten könne; er verspricht daher ihr zu willen zu sein, wenn er würde die nachtwach am morgen beendigt haben: sie bezeichnet ihm ein rendezvous in Varinsbucht, wo sie ihn zu verderben gedenkt. Hrimgerdur sprach: 11. „Geh'doch Atli! a u f s l a n d wenn der kraft du vertraust, „und treffen wir uns in Varins langhucht! „rippen-verrenkung, Rekke! wirst du eher bekommen, „wenn in die krallen du mir kommst." Atli sprach: 12. „Nicht gedenk ich zu gehen eh die mannen wach sind „die um den Führer wach halten ; „gewärtig ich bin dass ein scheusal auftauche „unter dem schiff hier." Hrimgerdur sprach: 13. „Erwache du, Helgi! und büss' es der Hrimgerdur,
186
Uebersetzung und Sacherklärung, „dass den Hasser du erschlagen! „sie nur eine nacht möge schlafen beim helden;
„dann hätt* sie der kränkungen busse." 13. Hrimgerdur, gegen das ufer gekehrt, erweckt nun durch rufen den Helgi, um auch diesen zu verderben; er möge, sagte sie, um sie, wegen des mordes ihres vaters Hati, zu entschädigen, mit ihr der liebe pflegen. Helgi sprach: 14. „Weil widrig den menschen du bist, besitze dich Zottelbär „der ries der auf Stamminsel wohnt! „jener schnüffelnde iotne, derFelswohner schlimmster, „der ein passender mann für dich ist." l t . Helgi antwortet, dass Iotnentöchter den menschen verhasst sind; sie möge sich einen liebhaber bei ihres gleichen suchen; der Iotne Zottelbär. der in der nahliegenden Stamminsel wohnt, sei für sie der passende eheherr. Hrimgerdur sprach: 15. „Jene du lieber mögst, Helgi! die die langbuchten durch„vorige nacht, bei den mannen; [spürte, „sie allein es bewirkte, dass nicht ich's vermocht, „des Gebieters mannen zu morden." 15. Spottend antwortet Hrimgerdur, dass Helgi sich mit ihr nicht in liebe einlassen wolle, weil er schon durch die Valkyrie Svava verblendet und gefesselt worden sei, die ihn, vorige nacht, besucht habe. Atli sprach: 16.„Hör du nun,Hrimgerdur, wenn i c Ii dir büsse die Schäden „sag' mir, dem schiffswart, genau dieses: „das wesen, das des Edlings schiff schützte, war's allein „oder fuhren mehrere zusammt?" 16. Atli, da der morgen herannaht, gedenkt nun die Hrimgerdur in stein verwandeln zu lassen, so wie T h o r
Helgi' Hiorvard'ssohns-Cyclus.
187
den A11 w e i s e , auf diese art, losgeworden ist (s. Allweises Sprüche). Um sie bis zum tageslicht hinzuhalten, legt er ihr gleichgültige fragen vor, die sie ihm (der ihr liebhaber sei), gefällig beantworten wolle ; zuerst, obSvava allein oder mit andern Valkyrien
vorige nacht erschie-
nen sei. Hrimgerdur sprach: 17. „Dreimaldreijurigfrauen waren's; doch eine voran ritt „eine glanz-maid unterm h e i m ; „ d i e rappen schnaubten, von ihren mähnen abfiel „thau in tiefe thäler." Atli sprach: 18. „Schaunun ostwärts, Hrimgerdur! ob dich geschlagen „Helgi mit Unterwelts-stäben;
[hat
„zu wasser ist gewahrt nun der flotte des Edlings, „und den mannen des Seglers desgleichen." 18. Da das anbrechende licht die Iotnen-tochter in stein verwandelt, so sagt Atli, dass Helgi sie nun mit unterweltsstäben getroffen, das heisst ein magisches mittel angewandt habe, wodurch man jemand in die unterweit befördern kann; Helgi und seine
seemannen seien, fügt
er hinzu, nun vor ihren nachstellungen geborgen. 19. „ E s tagt nun, Hrimgerdur!, und verweilet hat dich „ A t l i , zu deines lebens Verlust; „als spöttische buchtmark du hier dich zeigst, „ w o nun du stehest im Steinbild." 19. Der mythus von der Versteinerung ist auf folgende weise entstanden. Hatibucht stand ein
Hrimgerdurs
An der mündung der
riesenweibsähnlicher
fels, den man
als buchtmark (hafnar mark), zur Vermeidung der daselbst gefahrdrohenden klippen
und Strudel, ansah.
Weil der
fels oben mit reif bedeckt war, nannte man das riesenbild die R e i f g e r d u r ,
und es bildet sich daselbst die
loTcalsage, dass die riesin, die tochter des Hati, um den
188
Ü b e r s e t z u n g u n d Sacherklärung.
tod ihres
vaters an Helgi zu rächen, d i e s e n h e l d e n v e r
derben wollte, aber von i h m in stein verwandelt
worden
sei. Offenbar ist hier also eine m y t h i s c h e l o k a l s a g e an die H e l g i s a g e a n g e l e h n t worden.
Das dialogisirte gedieht hier
kann nicht w o h l h ö h e r als ins 7. Jahrhundert h i n a u f r e i chen ; es ist nicht im m y t h e n z e i t a l t e r sondern im heldenzeitalter abgefasst worden.
6. H e l g i ' s
besprechung
der
Hedin.
mit
seinem
( H e l g i ok
halbbru-
Hedinn.)
Vorbemerkung. Die s ö h n e Hrödmars, uni ihren vater zu rächen, hatten d e n Helgi zum kämpf nach F r e c h e n s t e i n b e s c h i e d e n . Helgi l a g v o r anker in der n ä h e
d e s anberaumten kampfplatzes,
a l s sein halbbruder Hedin, von Norwegen aus, zu i h m kam, u m sich ihm auf gnade u n d u n g n a d e zu ergeben, w e g e n eines
g e g e n ihn, unfreiwillig u n d u n b e w u s s t , b e g a n g e n e n
Unrechts.
Dieser b e s u c h
d e s Hedin bei Helgi ist der g e -
g e n s t ä n d des gedichts. Helgi
sprach:
1. „ D e i n k o m m e n , H e d i n ! sei b e g r ü s s t ! w a s k a n n s t d u er„von neuen kämpfen, aus N o r w e g e n ? „wie
[zählen
bist du, k a m p f s t i l l e r ! a u s der h e i m a t
gestossen?
„ w i e bist du, a l l e i n , u n s zu b e s u c h e n g e k o m m e n ?" Hedin
sprach:
2 . „ E i n v i e l - g r ö s s e r irrsal hat m i c h „ich hab mir erkoren jene
verfolgt;
könig-geborne,
„die verlobte dein, b e i m vollbecher des
Ruhm-Gotts.
2. Odin war g e g e n die Valkyrie S v a v a weil
sie d e m
H e l g i , der mit
aufgebracht
ihr versprochen
war, i m
kämpf g e g e n s e i n e n günstling Hrodmar b e i g e s t a n d e n . der Svava leid a n z u t h u n , veranlasste Odin ein
Um
iotnisches
Helgi's Hiorvard'ssohns-Cyclus
189
zauberweib den H e d i n so zu bethören, dass er zur julzeit beim fest des Freyr, des Gottes der Sonne iBragr, Glanz), trunken, das trankgelübde mit dein Bragrbecher that, er wolle die S v a v a , um jeden preis, zur frau haben. Als H e d i n zur besinnung kam und erfuhr, dass Svava die verlobte seines halbbruders Helgi sei, empfand er grosses leid über sein trankgelübde, und er kam zu Helgi um ihm sein leid zu klagen, und sein unrecht zu sühnen. Helgi sprach: 3 . „Nicht gräm du d i c h ! , es können wahr werden, „ H e d i n ! , unserer beider trankgelübde; „zum eilarid hat mich der Kämpfer beschieden; „dorthin, in drei nachten, inuss ich k o m m e n ; „drun zweifei mir ist, dass zurück ich k e h r e ; „da kann's, wenn's so geschehen soll, gut sich wenden." 3. Helgi wusste, dass ihn Odin, wegen seiner heldenthaten,
theils
wünschte;
beneide,
theils ihn bei sich
zu
haben
er hatte das Vorgefühl, dass er den kämpf
gegen die von Odin begünstigten Hrodmars-söhne überleben werde.
nicht
Er wusste ferner, dass H e d i n , durch
das von Odin aulgestiftete zauberweib verführt, unschuldigerweise:, das julgelübde gethan hatte;
dass der gott
den weniger berühmten Hedin ihm und der Svava zum nachfolger in der Valkyrienehe bestimmt, und somit seinen tod beschlossen habe. Deswegen verzieh Helgi edelmüthig seinem halbbruder und tröstete ihn. Hedin sprach: 4. „Du sagtest, H e l g i ! , dass Hedin seie „der wohlthat noch werth und grosser gaben von dir; „doch das schwerdt an mir zu röthen dir ziemlicher ist, „als deinen gegnern Vergebung zu schenken." Helgi sprach: 5. „Es ritt, als es gar dunkel war, auf dem wolfe
190
Uebersetzung und Sacherklärung.
„ein zauberweib. das ihr geleit dem Hedin anbot: „es wusste wohl, dass sollte erschlagen werden, „der Sigurlinde-sohn, auf Siegheer's felde.
7. H e l g i ' s l e t z t e r e d e n .
(Helga nä-orö.)
1. Helgi den Sigliar zu reiten aussandte, um die einzige tochter Eylimi's zu holen. Helgi sprach: „Bitte sie schleunigst bereit zu sein, „wenn sie noch den Volksherrn am leben will finden." 1. Helgi, nach Odins und des schicksals spruch, dem tode bestimmt, wurde von Alt'r dem ältesten der Hrodmars-söhne tödlich bei Frechenstein verwundet. Er schickte, vom Schlachtfeld aus, wo H e d i n bei ihm blieb, seinen Schildträger Sigar zu Svava der tochter Eylimis, um mit dieser geliebten noch vor seineem tode zu sprechen. Sigar (bei Svava angekommen) sprach: 2. „Helgi mich hielier gesendet hat „mit dir, Svava!, selbsten zu reden; „dir wünschet er, sagte der Schützer, zu begegnen, „noch eh' den athem der Hochgeborne verlieret." Svava sprach: 3. „Was geschah dem Hiorvards-sohne, dem Helgi! ? „mir wird kümmerniss grausam bereitet! „wer mit wunden belöckt, mit schwerdt ihn versehrt „dem königsmann will ich unheil bewirken! Sigar sprach: 4. „Dort fiel, diesen morgen, beim Frechen-stein, „der Gebieter der der beste war unter der sonne; „Alf wird gänzlich den sieg gemessen; ,,obgleich Gerechtigkeit diesmal nicht waltet."
Helgi's Hiorvard'ssohns-Cyclus. 4. Der abgesandte
191
Sigar sagt u n v e r h o l e n aus, dass
Odin, in dem er den helden Helgi durch Alf b e s i e g e n ljess, dadurch nicht die moralische gerechtigkeit habe walten lassen.
Helgi (sterbend) sprach; 5. „Gegrüsst seist du Svava!; mögst meinen plan du theilen! „ d a dieser besuch auf erden der letzte sein w i r d ; „es thun dem Gebieter die wunden verbluten; „das schwerdt hat mir a m nächsten das herz getroffen." 6. „Darum bitt' ich dich, Svava! (nicht weine, geliebte 1) „wenn du ineinen Worten folgen willst, „dass du dem Hedin das ehbett bereitest, „und du dem jungen kämpen mit liebe dich näherst." Svava (zu Hedin) s p r a c h : 7. „Ich habe in Lustheim gelobet damals „als Helgi brautringe inir ausgewählt hatte, „ich würde nie, nach dieses Volksherrn tod, „einen ungleich-berühmten im arm u m f a s s e n . " 7. S v a v a entschuldigt sich bei H e d i n , d e m w ü n s c h des verschiedenen Helgi nicht n a c h k o m m e n
zu k ö n n e n ,
damit, dass sie a n das heilige gelübde erinnert, w e l c h e s sie, bei ihrer
Verlobung
mit H e l g i ,
abgelegt hat, n a c h
dein tod dieses grössten der helden keinen andern m a n n lieben zu wollen.
Hedin sprach: 8. „Küss' du mich S v a v a ! ; nicht komm ich zurück, „Rogaheim zu sehen und die Sonnenfelsen, „bevor ich gerächt hab' Hiorvards söhn, „der der beste gebieter unter der sonne war. 8. H e d i n lässt sich, nach damaliger sitte, von Svava den abschiedskuss geben, sitzungen
Rogaheim
und
gelobt nicht in s e i n e be-
und S o n n e n t e l s e n
in Norvegen zu-
rückzukehren, o h n e s e i n e n bruder Helgi a n den gerächt zu haben.
seinen fein-
19-2
Uebersetzung und Sacherklärung.
III. Helgi's Sigmundssohns-Cyclus.
Vorbemerkung. Von den drei Helgi der heldensage ist der söhn Sigmunds der berühmteste, der womit sich die sage am ausführlichsten befasste, so dass, wenn er auch nicht älter als Helgi Hatistödter sein mag, er doch der typus zu sein scheint, dessen geschichte und thaten, in der sage der andern Helgi, mehrfach nachgeahmt, und reproduzirt worden ist. Während Helgi Hiorvards söhn, ein Norveger, der norvegischen sage angehört, ist Helgi Sigmundssohn ein Süddäne, und gehört der dänischen sage an.
1. D e s H e l g i S i g m u n d s s o h n s
Sagelied.
(Helga kviÖa Hundingsbana). 1. Für menschen frühmorgen war's als boten ansungen; von himmelsbergen fielen heilvolle gewässer; da hatte den Helgi den grosssinnigen Borghilde geboren zu Brauen-hain. 1. Bei grossen helden erwähnt die sage schon ihre ausserordentliche geburt. Bei Helgi H i o r v a r d s söhn wird sogar die verehlichung seiner mutter erzählt, aber nicht seine geburt; bei Helgi S i g m u n d s söhn verweilt die sage besonders ausführlich hei seiner geburt. Um anzuzeigen, dass mit diesem Helgi eine neue zeit beginnt, wird erzählt, dass er am f r ü h e n morgen geboren wurde ; er ist gleichsam eine aufgehende sonne. Im Orient, besonders an den höfen indischer könige, waren nachtwächter, welche auch den glücklichen morgen (sansc. kaliam) als b o t e n ankündigten oder ansungen. Nach der nordischen mythe hatte jede der neun weiten ihren
Helgi's Sigmundssohn-Cyclus.
193
Wächter, morgenboten, und wecker. Diese Wächter und boten, in gestalt von riesen-hähnen oder riesen-adler, verkündeten den wesen ihrer weit durch frflhgesang (vgl. a r g a l i frühsinger, hahn) den glücklichen morgen. Hier sind a d l e r (arar) die morgenboten (arar), weil die sage anzeigen will, dass die geburt des Helgi der weit kämpf und sieg bringen wird, welche durch den schlachtadler symbolisirt ist (s. s. 180). Weil der adler den kampfsturm darstellt, so wird hier gesagt, dass Helgi während eines gewitters (symbol des kampfsturms) geboren wurde, wobei heilvoller, befruchtender regenguss (symbol des reichthums und glücks) aus den wölken fiel. Da die wölken am horizont wieaufgethürmte b e r g e aussehen, so nannte man die wölken auch h i m m e l s b e r g e ; weswegen der indische mythus sogar aussagt, dass die berge (wölken) anfangs beweglich oder b e f l ü g e l t waren. Helgi ward geboren in der dänischen bürg B r a u e n h a i n , so genannt weil sie den feinden drohend, wie zornige augenbrauen, und mit einem wald umgeben war. Seine mutter Borghilde war eine dänin, sein vater Sigmund aber ein in Dänemark herrschender franke aus dem V o 1s u n g e n geschlecht. Die Franken wohnten ursprünglich neben Slaven, an der Oder, kamen von da nach Süddänemark, und später an den Unterrhein (s. de l'origine et de la signification du nom de Franc). 2. Daheim war's nacht, als Nornen kamen, die dem Edeling seinen lebenslauf schufen; sie geboten, dass der Volksherr der rühmlichste werde, und er für den besten der gebieter gelte. 2. Es war noch nacht in der bürg Brauenhain, als die Nornen, welche Helgis geburt voraussahen, dahin kamen, um, mit dem frühmorgen wo Helgi geboren wurde, dem jungen Edeling sein schicksal zu bestimmen. 3. Mit kraft sie wunden der schicksale faden, da w o der burgweg in Brauenhain w a r ;
13
194
Uebersetzung und Sacherklärung,
sie breiteten goldene bände weit aus, und machten, unterm mittleren Mondsitz, sie fest. 3. Das schicksal als ein loos, wird, nach dem begriff des alterthums, ausgetheilt, oder wie ein loos zugemessen. So wie der grundbesitz durch ausmessung nach längenmaassen oder faden vertheilt wird, so vertheilen die Nornen, symbolisch, wie die römischen agrimensores das schicksal nach schicksals f ä d e n , die wie seile gewunden oder gesponnen werden. G o l d n e b ä n d e , die sich mehr oder weniger verlängerten, bedeuteten symbolisch mehr oder weniger reiches und mächtiges loos. Die schicksals ausmessung geschah, wie die römische v o g e 1 k ö r (augurium) und vogelkürische a u s s c h a u (auspiciumi, unter freiem himinel, auf kreuz wegen (skyth. v e g s a m a), oder längern bürg- und heerstrassen. Deswegen begaben sich die Nornen auf den burgweg von Brauenhain, dem einzigen gebahnten weg im walde, um dem Helgi die goldfaden des schicksals kräftig auszudehnen. 4. Sie verbargen die enden gegen ost und west, wo mitten der könig sein land besass; des Nörvi schwester gegen die nordgegend zog einen einzigen strick, der, sie gebot's, stets anhalte; dies allein gab verdruss dem Wölfinger söhn, und der jungen frau, die so viel wonne geboren. 4. Die euden der schicksalsfaden befestigten die g u t e n Nornen auf erden im osten und westen, da wo unter der mitte des mondsaals (himmels) das land des königs Sigmund mitten inne lag. Aber eine dem Helgi f e i n d l i c h e Norn, die schwester des Nachtgottes Nörvi, richtete einen einzigen a n h a l t s f a d e n gegen die Nordgegend. Diesem nach wird Helgi, im osten und westen seines Vaterlandes Dänemark, sieghaft seine herrschaft ausdehnen, aber einzig im Norden (Norvegen) anhalt und Untergang finden. Diese letzte ungünstige schicksals-beStimmung betrübte, in ihrer freude, den vater Sigmund
Helgi's Sigmundssohns-Cyclus.
195
den Wölfingen, und die dänische mutter Borghilde, die einen so wonniglichen Sohn geboren. S i g m u n d heisst hier der W o l f i n g e , weil er der slavischcn familie der Vil(;in6 angehörte, welche von einem heros ( W i l k , Wolf, Ulfr) abstammte, und weil Y1 f i n g die norränische Übersetzung von V i l q i n ist. 5. Zum raben ein rab sprach (er auf h o h e m b ä u m sass, der atzung e n t w ö h n t ) : „ich weiss e t w a s ; „in der b r ü n n e schon steht des Sigmunds söhn, „nun der tag angebrochen erst einen tag u n d nacht alt; „wie kriegesmannen, Er schon die äugen herumwirft; „Er ein wolfesfreund ist; froh werden wir b e i d e / ' 5. Kindische eitern pflegen noch heute ihre knaben die sie zum militär oder zur geistlichkeit bestimmen, in den waffenrock und kutte einzukleiden ; Helgis eitern steckten das einen tag alte kind in eine brünne, zur Vorbedeutung seines künftigen heldenberufs. Ein rabe der das kind, am morgen des zweiten tags nach seiner geburt, so zum kämpf gerüstet durchs fenster erblickte, freute sich, als schlachtvogel, dieser günstigen anzeige von baldigen kämpfen. 6. Schon dünkt Er d e m volk ein betugter zu sein; unter mannen m a n spricht: „gute zeit ist g e k o m m e n " der Weisel ging selbst hin, u m vom wegrand dem jungen Grimmen einen edelspross zu holen. 6. Im Norden war die weissulme (almr, lat. ulmus) als holzart und als kraftwuchs beliebt; deswegen verglich man gerne kinder und junge recken (hniflungar) mit rüsterbäumchen, und wünschte bei ihrer geburt, sie möchten einst solchen rüstern an dauerhaftigkeit gleich werden. Zur symbolisch-magischen bestätigung dieses Wunsches, verpflanzte man daher, bei der geburt der knaben, ein rüsterbäumchen (laukr), aus dem wald in die wohnung der eitern. Sigmund geht, in eigner person hin
196
Uebersetzung und Sacherklärung,
uro sich aus dem waldsaum des burgwegs ein rüsterbäumchen zu holen, und es in den burghof zu verpflanzen. 7. Mit dem namen Helgi, und mit ringwerthschaft, gab er Sonnenfels, Schneefels, und Sieghehrs-ebenen, Ringstad, Hochzaunen, und Himmelswangen, und zierliche blutschlang, dem bruder Sinfiötli's. 7. Sigmund gibt seinem söhn vollen namen H e l g i .
den
vorbedeutungs-
Dieser name ist also hier der ei-
gentliche vom vater gegebene p e r s ö n l i c h e
namen,
und nicht, wie bei Helgi H i o r v a r d s s o h n , ein blosser Übername den ihm die Valkyrie Svava zur ermuthiguag und aufmunterung gegeben hat.
Als angebinde oder ge-
schenk bei der nameugebung schenkt Sigmund dem Helgi (der ein Stiefbruder des Sinfiotli war) erstens ringwerthschaften, zweitens sechs bauervillen, und drittens eine zierliche blutschlange (schwerdt). 8. Zu wachsen begann, an der freunde brüst, das herrliche Bäumchen, in wonne-glanz: E r vertheilte und schenkte gold der gefolgschaft, nicht sparte den schätz der mildthätige Schirmer. 8. Da im alterthum die helden als mächtige, reiche könige, ihren reichthum selten durch persönliche arbeit sondern meistens durch raub, gewalt, und erbschaft erlangten, so forderte
das unbewusste
rechtsgefühl
volkes, dass die heldenkönige f r e i g e b i g seien.
des Noch
im spätem ritterthum galten muth und freigebigkeit für die zwei höchsten tilgenden
des ritters.
Wer indische,
arabische, nordische, und provinziale Iyrik genauer kennt, der weiss, dass nicht allein die dienenden mannen, sondern auch selbst die dichter, die freigebigkeit der grossen loben, und für sich manchmal
bettelhaft in
anspruch
nehmen, auch bei mangelnder freibgebigkeit, den filzigen grossen mit Spitznamen und beissender satire oft derb zusetzen.
Helgi's Sigmundssobns-Cydlus.
197
9. Nicht lang Hess der Weisel auf schlachtkampf ihn seitdem der Volksherr fünfzehn winter alt war; [warten, auch durch ihn Hess er tödten den harten Hundssohn. der land und leut' lange zeit hatte beherrscht. 9. Die 6 ö 11 e rsage lässt die alten abermenschlichen Iotnen mit Göttern, aber nie mit menseben kämpfen; erst in der heldensage treten m e n s c h l i c h e helden gegen Iotnen auf, welche diese sage aber bereits zu Epigonen der Iotnen gemacht, und somit den menschen genähert hat. So wie Helgi Hiorvards söhn den Iotnen Hati tödet, und deswegen den ehrenden beinamen Hatistödter erhielt, so tödete der fünfzehnjährige Helgi Sigmundssohn den Iotnen Hunding (söhn des Hund) den Enkel des GeirMimir, und erhielt davon den beinamen H u n d i n g s t ö d t e r . Die heldensage stellt den Hunding dar als einen iotnischen könig der land und leute Sigmunds schädigte, so wie der iotnische könig Hrödmar land und leute des königs Hiorvard bedrängte. 10. Drauf sprachen den söhn des Sigmund an des Hundings söhne, um gut und geld, weil an dem Eber zu rächen sie hatten, besitzes raub grossen, und des vaters tod. 10. Der kämpf Helgis des Hundingtödters gegen die söhne des Hunding, die ihren vater zu rächen hatten, ist parallel dem kämpf Helgis des Hatistödters gegen die Söhne des Hrodmar, und scheint ursprünglich damit identisch zu sein, da in b e i d e n sagen der älteste der söhne den namen Alf trägt. 11. Der Gebietersohn nicht liess die bussen gewähren, noch das Odem-geld den söhnen geben: „Gewärtig sei, sagt Er, das grosse gewitter „der eisernen geeren, und des Odins zornes." 11. Helgi verweigerte den Hundingssöhnen das Odemgeld (busse für das dem Hunding geraubte leben) und
198
Uebersetzung und Sacherklärung.
unternimmt gegen sie krieg (das grosse weiter der geeren und des Odins Zornes).
12. Die kämpfer ausfuhren zur schwerdter-begegnung, die sie bei Lagefels festgesetzt hatten; zwischen feinden zerschlitzt' sich der Frodis friede; des Wetterers greyen fuhren leichengierig zum holm. 12. Der a r s t e i n (Adlerfels) bei Lagafels, unter den sich Helgi nach besiegung (1er Hundingssöhne, setzt, ist parallel dem W o 1 f s t e i n (Frekastein), bei dem Helgi Hiorvards söhn, von Hrodmars söhnen besiegt, seine heldenseele aushaucht.
13. Sich unter den Arstein der Trupp-Weisel setzte, als besieget er hatte den Alf und den Eyolf, den Hiorvard, und den Harvard, des Hundings söhne, und das ganze geschlecht Geirmimis vernichtet. 14. Von Lagefels her ein glänz brach hervor, und aus dem glänz, als leuchtblitze, zogen, behelmet drei maide, gen Himmelswangen; benetzet mit blut ihre brünnen waren, und strahlen auf ihren geerspitzen standen. 14. So wie die Valkyrie Svava bei Helgi Hiorvards söhn (nach dessen besiegung durdh die Hrodmars söhne) erscheint, so erscheint die Valkyrie S i g r u n nach dem sieg Helgis des Hundingstödters, bei diesem von ihr geliebten helden.
15. Aus der Wolfshöhl' heraus befragte alsbald die Weisen aus Süden der tugendsam' held, ob heimwärts, mit den kämpfern, sie möchten, vom bogen-gesause, wegfahren, diese nacht. 16. Doch herab vom ross, die tochter des Högni, (als schildgeklirr vergangen), zum Laufdränger sagte:
Helgi's Sigmundssohns-Cyclus.
199
„wir haben, denk ich, ein ander geschäft „als mit dem Ringbrecher festbier zu trinken." 17. „Mein vater hat wohl seine maid verheissen „dem grimmen söhne des Granmar; „ich aber hab', Helgi! den Höddbrodd begrüsset „wiewohl unbescholtnen könig, als söhn eines lotnen." 18. „Dieser Volksherr, in wenigen nachten, nun k o m m t , „zur bestimmten wahlstatt, wenn du ihn nicht abweisest, „oder dem Freigeber du die braut nicht wegnimmst." Helgi sprach: „Den tödter des Isung fürchte du nicht; „vorerst, ich müsste denn tod sein, folgt feinde-gedröhn" 15—18. Helgi ladet die Valkyrie S i g r u n und ihre gefährtinnen ein, das Siegesbier mit ihm zu trinken, wozu die mannen ihre freudige Zustimmung mit schildergeklirr geben; Sigrun sagt aber sie sei nicht zum testbier hieher gekommen, sondern um von Helgi beistand zu erbitten gegen ihren freier H o d d b r o d d Granmars söhn, dem ihr vater Högni sie, bei einer königsversammlung (zur freien brautwahl, sansc. svayamvara), gegen ihren willen zugesagt hat, da sie den Hoddbrodd aus i o t n i s c h e m geschlecht, wiewohl er, als Isungstödter, muthig sei, nicht lieben mag. Hoddbrod werde in kurzem mit heeresmacht sie zur ehe zwingen, wenn ihr Helgi nicht gegen ihn beistehe. Helgi sagt der Sigrun hülfe zu, und sammelt eine flotte, um den Hoddbrodd und seine brüder (die Grunmars söhne) in ihrem eignen lande zu bekriegen. Die seeexpedition Helgis gegen die iotnischen Granmars söhne, ist parallel der seeexpedition Helgis des Hatistödters gegen die iotnischen söhne Hrodmars. 19. Von da aus der Allwalter boten aussandte, über land und meer, hilfstruppen zu laden, und überreichlichen goldesglanz den mannen und ihren söhnen zu bieten.
200
Uebersetzung und Sacherklärung.
19. Die seeezpedition Helgis wird hier aussergewöhnlich, in nautischen ausdrücken, genau beschrieben. Der dänische dichter war offenbar selbst ein kundiger Seemann. Helgi sprach: 2 0 . „Ladet sie schnelle zu schiff zu gehen, „und, von ßrandey aus, gerüstet zu s e i n ! " Dort wartete der Führer, bis dahin kamen zu hunderten biedere von Hedinsey aus. 20. Der Sammelplatz der schiffe der hilfsvölker war in Brandey, wohin zu hunderten viel schiffsvolk kam um dem Helgi zu folgen. 21. Dorther, mit färbe an der stefnspitze bemalt, ausliefen goldschmucke boote in die see: den Hiorleif Helgi darüber befragte: „hast du die untadelichen hauptmänner gezählet?" Der junge könig aber zum andern sprach: 22. „Von der Kranichbank aus, zu zählen schwer ist „die langhäuptigen schifT die, mit seemannschaft, „ausgefahren sind im Pfeilesund: „wohl sind's zwölfhundert zuverläss'ge leute; „doch, in Hochzäunen, findet sich noch mal so viel „kriegsvolk des königs; für den kämpf gute hoffnung ist! 22. Helgi stand mit seinem Schiffswart H i o r l e i f auf einem holm K r a n i c h b a n k
genannt,
von wo aus sie,
obgleich in grosser entfernung, Brandey sehen konnten; man schätzte die dort sich sammelnden schiffsleute auf vier und zwanzig hundert. 2 3 . Als der Steurer die stevenzelte abbrach, erweckt' er dadurch der könige truppen, da den tag die wakkern aufdämmern sahen; auch die schifferleut' an den mast aufbanden die segeltücher in der Wolfs-langbucht.
Helgi's Sigmundssohns-Cyclus. 23.
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Nach dem Helgi das oberkommando der flotte
übernommen hatte, liess er am frühen morgen die stevenzelte der Volksführer abbrechen, und die schifferleute in die see stechen. 24. Ruderlärm erfolgte und waffengeklirr, schild prallte an schild, a b die Buchtler ruderten: brausend ging, mit den Edlingen an bord, die flotte des Ruhmsohns, vom land weiter ab: zu hören war's so, wenn zusammenstiessen der Kühle schwestern und die langen kiele, als ob berg und brandung bersten würden. 24. So wie Odin, der die Hrodmars söhne beschützte, einen stürm gegen Helgi Hiorvards söhn erregte, so erregt hier der Gott, zu gunsten der Granmars söhne, einen seesturm gegen Helgi den Hundingstödter. — Die see geht hoch und stürmisch, so dass die wogen (die schwestern der K ü h l e n , der tochter des Meergotts) die schiffe zu zerschmettern drohten. 25. Das hochsegel gebot Helgi höher zu ziehen, damit den wellenzufluss das meer versage; denn grausamerweise des (Egis tochter die steuer-tau-rosse zu stürzen gedachte. 25. Damit die nachdrängenden wogen das hintertheil der schiffe weniger schlagen könnten, liess Helgi das hochsegel (fr. hunier) höher ziehen, wodurch die schiffe sich gegen vorn neigten. 26. Aber Sigrun schützte, von der höh' herab, kampfkühn, die leute und ihre fahrzeuge; der Rän aus der hand entwand kräftig sich, beim Absturzwald, des königs brandungs-thier. 26. So wie die Valkyrie S v a v a
die schiffe Helgi's
des Hatistödters, in dem von Odin erregten stürm, schützte, so rettet hier die Valkyrie S i g r u n die vom stürm gepeitschte flotte des Helgi des Hundingstödters.
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Uebersetzung und Sacherklärung.
27. Gegen abend Er in Ruhwogen lag; die schönen flötze konnten sich schaukeln; die Herren aber von Svarinshügel, mit unmuthsfurcht, das schiffheer beschauten. 27. Gegen abend lag die flotte Helgis vor anker in der bucht R u h w o g e n genannt, in der nähe des landes der Granmarssöline, der herren von S v a r i n s h ü g e l oder der residenz des Hoddbrodd, des ältesten der brüder.
28. Sie abrennen Hessen, mit anstrengung, Schnellwind und Schwingwind, nach Sonnenheim, durch thauigte thäler und dunkle klammen; als die jünglinge ritten, erbebte die luft. 28. Gudmundr, der jüngere
der Granmarssöline der
strandwart w a r , als er die flotte Helgis nahen sah, ritt mit einem andern bruder auf den schnellrossen, S c h n e l l wind heim,
und
Schwingwind
genannt,
nach
Sonnen-
um dem altern bruder Hoddbrodd die ankunft
Helgis zu verkünden.
29. Von der wallhöhe aus, man sie sehen konnte; man dem könig eine feindliche ankunft ansagte: draussen Hodbrodd sich stellte, mit dem heim bedeckt; er erkannte den ross-ritt seiner brüder. 29. Hoddbrodd, als man aus der ferne boten heranreiten sah, bewaffnete sich zum kämpf; er erkannte bald seine brüder, und fragte die Edeljungen was vorgefallen sei.
Hoddbrodd sprach: 80. „Warum ist traueraussehn an den Edeljungen? Gudmund sprach; „Zum ufer wenden sich her schnelle kiele, „des mastkorbs- und der langrae-hirsche, „zahlreiche Schilde, geschabte rüder, „begabte seeleute, die rüstigen Wölfinger. 31. „Fünfzehn häufen steigen auf ins land,
Helgi's Sigmundssohns-Cyclus.
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„und draussen in der reed sind noch siebentausend; „hier, vor Gnipalund, im hafen liegen „dunkelblaue, goldgeschmückte
fluth-thiere;
„die grössere menge derselben ist dort: „nun wird nicht Helgi das kampfding verschieben." 31. Gudmund schätzt die gelandete marinschaft des Helgi auf fünfzehn häufen, das schififsvolk in der reed auf siebentausend. Hoddbrodd sprach: 32. „Rennen sollen treibrosse zu den hauptsammelstätten, „Spurwolf, zum Ding in Svarinsheide, „Gebiss und Kappzaum, nach Gränzwalden! „zurück lasst bleiben keinen mann, „von denen die Wundbrände zu ziehen vermögen." 32. Hoddbrodd liess durch boten alle seine verbündeten und mannen, die Wundbrände (schwerdter) zu ziehen vermögen, zum kämpf gegen den Volsungen Helgi aufbieten. Hier wird zum ersten mal Helgi, nicht ohne einen tadel, mit dem slavischen fremdnamen V o l s u n g e r genannt. Sein vater Sigmund stammte aus der slavischen familie der Wölfinger (welches die norränische Übersetzung des slavischen V i 1 k i n e , abkömmlinge des V i 1 k , Wolfs, war) und aus dem slavischen stamm der V o l s u n g e r (Volqiné) welche sich vom gott V O I O Q (Wellen-haar, Flammen - köpf, Sonne) herleiteten. V O I O Q war ein beiname des P r o v o (Freyr) und bezeichnete diesen Sonnen-Gott als den beschützer der heerden. Als Volsungr wird Helgi auch Y n g v i s s t a m m - s p r o s s genannt, da Yngvin identisch ist mit Freyr (Volo