Die Kunst im Dienst der Staatsidee Kaiser Karls VI.: Ikonographie, Ikonologie und Programmatik des “Kaiserstils” [Reprint 2021 ed.] 9783112418222, 9783112418215


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German Pages 591 [740] Year 1981

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Die Kunst im Dienst der Staatsidee Kaiser Karls VI.: Ikonographie, Ikonologie und Programmatik des “Kaiserstils” [Reprint 2021 ed.]
 9783112418222, 9783112418215

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Franz Matsche • Die Kunst im Dienst der Staatsidee Kaiser Karls VI.

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Beiträge zur Kunstgeschichte Herausgegeben von Erich Hubala, Wolfgang Schöne

Band 16/1

Walter de Gruyter • Berlin • New York 1981

Die Kunst im Dienst der Staatsidee Kaiser Karls VI. Ikonographie, Ikonologie und Programmatik des „Kaiserstils"

von Franz Matsche

1. Halbband

Walter de Gruyter • Berlin • New York 1981

Gedruckt mit Unterstützung der Deutschen Forschungsgemeinschaft

CIP-Kurztitelaufnähme

der Deutschen

Bibliothek

Matsche, F r a n z : Die Kunst im Dienst der Staatsidee Kaiser K a r l s V I . [des Sechsten] : Ikonographie, Ikonologie u. Programmatik d. „Kaiserstils" / von Franz Matsche. — Berlin : N e w Y o r k : de Gruyter (Beiträge zur Kunstgeschichte, Bd. 16) I S B N 3-11-008143-1 NE: GT Halbbd. 1 ( 1 9 8 1 ) .

© 1981 by Walter de Gruyter & Co., vormals G . J . Göschen'sche Verlagshandlung — J . Guttentag, Verlagsbuchhandlung — Georg Reimer — K a r l J . Trübner — Veit & Comp., Berlin 30, Genthiner Straße 13 Printed in Germany Alle Rechte, insbesondere das der Übersetzung in fremde Sprachen, vorbehalten. Ohne ausdrückliche Genehmigung des Verlages ist es auch nicht gestattet, dieses Buch oder Teile daraus auf photomechanischem Wege (Photokopie, Mikrokopie, Xerokopie) zu vervielfältigen. Satz und Drude: Franz Spiller, 1000 Berlin 36 Herstellung der Klischees: W. Böhm & Co., Berlin Umschlaggestaltung: Barbara Proksch, F r a n k f u r t am Main Budibinder: Lüderitz Sc Bauer, Berlin

„Kunst soll uns Ideen enthüllen, formlose, geistige Wesenheiten." James Joyce, Ulysses

MEINER FRAU IN DANKBARKEIT

Vorwort Für den Haupttitel der vorliegenden Untersuchung hat Georg Malkowsky mit seinem Buchtitel „Die Kunst im Dienste der Staats-Idee. Hohenzollerische Kunstpolitik vom Großen Kurfürsten bis auf Wilhelm I I . " (Berlin 1 9 1 2 ) Pate gestanden. Sonst aber ist wenig gemeinsam, was nicht so sehr an Malkowsky, sondern an seinem Objektbereich liegen mag. Z w a r schreibt er im Abschnitt „Der Begriff der Kunstpolitik" (S. 9 ff.) bezüglich der Rolle der Kunst: „Die bildende Kunst wird zur Gestalterin der Idee selbst, da sie, das Stoffliche zum Symbolischen überhöhend, die Attribute der Körperlichkeit verleiht." (S. 10) Und über die Funktion der Kunstpolitik: „Ist die Förderung des Gemeinwohls auf materiellem und ideellem Gebiet Aufgabe der Politik, so bildet die Kunstpflege einen ihrer wesentlichen Bestandteile." (S. 1 1 ) Doch im weiteren erscheint diese Kunstpolitik doch eher nur als eine gelegentliche und politisch periphere Pflege der Künste, als „Förderung des Kunstschaffens" durch das Staatsoberhaupt, indem — ohne daß ein so kohärentes und umfassendes Programm politisch bestimmter Kunstunternehmungen wie bei K a r l V I . verfolgt wird — für die künstlerische Gestaltung und Auszierung von Staatsbauten gesorgt wird, die Kunst aber letztlich nur schmückende Funktion hat, wie die Inschrift Friedrichs I. am Hauptportal des Berliner Schlosses verrät. Und so betrachtet Malkowsky die Funktion der politischen Kunstpflege im wesentlichen nur auf dem sozialökonomischen Sektor. Um den wohl vor allem durch den Objektbereich gegebenen Unterschied zur vorliegenden Untersuchung zu beleuchten und die Eigenart der Kunstunternehmungen Karls V I . als politische Kunst und politisches Programm zu charakterisieren, sei die Aussage Malkowskys über die Beziehung zwischen Gemeinwohl und Kunstpflege aufgegriffen. Auch bei den Kunstunternehmungen Karls V I . bildet das Gemeinwohl einen wichtigen Punkt aufgrund der für K a r l maßgeblichen Staatslehre und weil nach dieser gerade durch die Förderung der Künste und Wissenschaften dem Gemeinwohl gedient werde, wie es auch im Zitat von Malkowsky zum Ausdruck kommt. Bei K a r l bestand dies jedoch nicht darin, daß seine Kunstunternehmungen als eine Art staatliches Arbeitsbeschaffungsprogramm zur Hebung des volkswirtschaftlichen Umsatzes gedacht waren. Vielmehr wurden fast alle Objekte seines Bauprogramms wenn nicht in ihrer praktischen Zweckbestimmung so doch in ihrer ideellen Funktion im Hinblick auf ihre Bedeutung für das Gemeinwohl, die Salus publica, gewählt. Als Beispiele hierfür seien genannt: die dem hl. K a r l Borromäus geweihte Pestvotivkirche in Wien, die zur Rettung des leiblichen Wohls der Untertanen gelobt und gebaut wurde, die Hofbibliothek, laut Fassadeninschrift dem

X

Vorwort

„publico comodo" bestimmt als öffentlich zugängliches Bildungsinstitut, Ausbildungsanstalten wie Ritterakademien, die Invalidenhäuser in allen Teilen der Monarchie für die Soldaten des Kaisers und die sonstigen Hospitäler und Pflegeanstalten für hilfsbedürftige Arme und Kranke, alles prächtige, palastähnliche Bauwerke, die in den Bildwerken ihrer Fassadendekorationen die Verdienste des Herrschers um das leibliche und geistige Wohl seiner Untergebenen preisen, das zu erhalten und zu fördern letztlich jedes sonstige der sakralen und profanen Bauwerke und Denkmäler Karls in Anspruch nehmen konnte und auch in Anspruch nahm. An diesen wenigen Hinweisen wird schon deutlich, daß die Kunstunternehmungen Karls VI. einen wesentlichen und wohlbedachten, in seiner Amtsethik begründeten Bestandteil seiner Regierungstätigkeit überhaupt darstellen; daß deren Programm zu seinem Regierungsprogramm gehört, ja daß diese Werke die „res gestae" seiner Politik, vor allem seiner Innenpolitik und zugleich deren „Monumenta", deren Denkmale darstellen. Bei ihm ist Kunstpolitik zu verstehen als Politik durch künstlerische Objekte; die Werke der Architektur und bildenden Kunst sind selbst Politica als die Ergebnisse und Zeugnisse seiner herrscherlichen Eignung. Dieses beinhaltet, daß bei diesem Programm und den einzelnen Objekten die Tugenden des Herrschers im Mittelpunkt stehen. Dies bedeutet aber auch, daß von einer Autonomie dieser Kunstwerke als rein ästhetischer Gebilde und von einer Sonderstellung der Kunstunternehmungen des Monarchen hinsichtlich seiner sonstigen Politik in der Sicht Karls keine Rede sein kann. Daraus ziehe ich im generellen Vorgehen und in der Behandlung und Einordnung der Werke die Konsequenz, denn es geht mir um die Darstellung der Intentionen Karls und nicht um unsere Meinung über seine Kunstpolitik. Die Monumente dieser Kunstpolitik werden nicht als Gegenstände einer rein kunstgeschichtlichen Betrachtungsweise aus ihrem politischen Zusammenhang herausgelöst, sondern in die Darlegung der Staatsauffassung und der Herrscherideologie ihres Auftraggebers eingebettet. So dienen sie einerseits als Quellen und Dokumente in einer ideengeschichtlichen Untersuchung, andererseits aber erhellt sich aus diesem Zusammenhang ihre Ikonographie und oft auch ihre Formensprache. Der politische Demonstrationswille Karls VI. machte sich die Kunst als Propagandainstrument und ihre Werke als Manifestationsobjekte, als Beweismittel für sein ideales Herrschertum, sein Amtsethos und seine Amtstätigkeit zunutze, er sorgte dafür, daß die politischen Ideale, Bestrebungen und Ansprüche des Monarchen durch die Kunst eine anschauliche und publikumswirksame Gestaltwerdung, ja ihre materielle Verwirklichung in entsprechenden Werken erfuhren und damit Tatsachencharakter erhielten. Denn die in der Bilderwelt dieser Kunstwerke propagierten staatspolitischen Ideale zeigen, ja erweisen sich in der praktischen Zweckbestimmung oder in der ideellen Funktion der jeweiligen Objekte,

Vorwort

XI

die gemäß den politischen Amtsaufgaben des Herrschers gewählt wurden, als reale Verkörperung und Verwirklichung des Ideals. Unter den in Anspruch genommenen Eigenschaften und Vorzügen des in diesen Werken gefeierten Herrschertums Karls VI. spielt als besondere Prärogative des Hauses Habsburg gegenüber den übrigen europäischen Herrscherhäusern seine seit Jahrhunderten als Monopol behauptete Kaiserwürde eine zentrale Rolle. Diese wurde als ein hauseigenes Erbgut der Dynastie betrachtet und bildete so nicht nur die höchste Würde des habsburgischen Herrschers, sondern machte generell den besonderen Charakter des habsburgischen Herrschertums aus, und zwar in jeglicher Hinsicht, auch als Landesherr. Der habsburgische Herrscher ist immer und vor allem Kaiser, alles bei ihm ist kaiserlich. Dieses kaiserliche Herrsdiertum Karls VI. wurde in einer universalen weltgeschichtlichen und mythologischen Ausweitung vor allem in die Tradition und Kontinuität des antiken Imperium Romanum gestellt und dementsprechend bei den Kunstwerken in wesentlichen Teilen nach den Repräsentationsformen und der Ikonographie der römischen Caesaren gestaltet. Von daher besteht vor allem inhaltlich die Berechtigung, diese Werke mit dem Begriff „Kaiserstil" zu bezeichnen und auf den bisher gebrauchten Alternativbegriff „Reichsstil" zu verzichten, weil dieser mehr das „Heilige Römische Reich Deutscher Nation" assoziieren läßt als das, was unter „Kaiserstil" zu verstehen ist, nämlich Römisch-Caesarisch-Imperial. Ein weiterer Grund für diese vorgeschlagene Bezeichnung liegt darin, daß gegenüber der ständisch beschränkten Herrschaft Karls VI. als Landesherr und als Kaiser die den Werken zugrundeliegende Staatsauffassung ausgesprochen monarchisch-absolutistisch ausgerichtet ist und der Staats- bzw. der Reichsbegriff im Kaiserbegriff aufgeht. Dies soll jedoch einstweilen nur in bezug auf die von Karl VI. in Auftrag gegebenen bzw. von seinen Hofkünstlern geschaffenen, d. h. zum Teil auch von anderen Auftraggebern für den Kaiser bestimmten Werke gelten. Ob die Bezeichnung auch für solche Werke in Frage kommt oder in vollem Umfang gelten kann, die im Kreis der Parteigänger Karls VI. im Reich, der habsburgischen Kaiserpartei, etwa von den Schönborn geschaffen wurden, soll hier offen bleiben. Vielelicht wird hier nach näherer Erforschung ein revidierter Begriff des „Reichsstils" zweckmäßig und notwendig sein. Aber solche Abgrenzungen gehören nicht zu meinem Anliegen, das sich auf das Zentrum des Problembereichs richtet. Der „Kaiserstil" wird hier nicht, wie es bisher meistens üblich war, als ein vorwiegend formengeschichtliches Phänomen behandelt. Hier soll der „Kaiserstil" als das behandelt werden, was er eigentlich seiner Natur nach ist: ein von Grund auf ideologisch geprägter ,ikonographischer Stil'. Dabei habe ich mir die bislang nicht eingelöste Forderung Hans Sedlmayrs von 1938 (S. 137) zu Herzen genommen: „Alle diese Programme und Devisen [der Werke des Kaiserstils] verdienten eine eingehende Untersuchung unter politischen Gesichtspunkten." Ich habe zuerst einmal versucht, die dazu notwendigen staatstheoretischen, ideengeschichtlichen

XII

Vorwort

Grundlagen bereitzustellen, für die es wenige geeignete Vorarbeiten gibt und die daher einen breiten Raum einnehmen, der die Behandlung der dem Kunsthistoriker wichtigen Objekte öfters in den Hintergrund treten läßt. Bei der Darlegung des Herrscherideals und der Amtsethik Karls V I . , die als die Summa und der Höhepunkt der habsburgischen Herrscherideologie, zumindest der Barockzeit und als Synthese der Vergangenheit gesehen werden darf, weshalb öfters verallgemeinernd von den Habsburgern schlechthin die Rede ist, bei dieser Darstellung der gesamthabsburgischen Entwicklung und ihrer z. T. außerdynastischen Wurzeln und Vorbilder in der Antike und im Mittelalter wurde, auch aus Gründen des Umfangs, darauf verzichtet, in jedem Fall das genaue Verhältnis zu den Vorstellungen anderer Herrscherhäuser und Fürstenhöfe zu behandeln und die Frage der Gemeinsamkeit, als Abhängigkeit, Beeinflussung oder Parallelität, oder einer habsburgischen Besonderheit und Ausnahmestellung immer genau zu erörtern, etwa vor allem im Vergleich zum französischen Königshaus. Dies gilt auch für Fälle, wo von einer spezifisch habsburgischen Eigenart des Herrscherideals die Rede ist. Solche Behauptungen sind die von zeitgenössischen Apologeten und Panegyrikern der Habsburger, die nicht immer einer kritischen Untersuchung standhalten müssen, die aber hier als solche referiert werden, weil sie einen wichtigen Bestandteil der habsburgischen Herrscherideologie und ihrer zeitgenössischen Reflexion ausmachen. Die Gesamtdarstellung wird, so hoffe ich, den Nutzen bringen, daß bei weiteren Untersuchungen dieser Art über die Programmatik der Kunstunternehmungen anderer europäischer Herrscherhäuser und Fürstenhöfe das Gemeinsame und Allgemein- bzw. Ideal-Typische wie auch das jeweils Besondere leicher zu fassen sein wird. In diesem Zusammenhang möchte ich noch ein Buch erwähnen, dem ich in verschiedener Hinsicht Wichtiges verdanke. In Ernst H . Kantorowicz' „The King's T w o Bodies. A Study in Mediaeval Political Theology (Princeton 1957), habe ich nicht nur die grundsätzliche Bestätigung für die stark mittelalterlich geprägte religiöse Staatsidee der Habsburger und Karls V I . und die Wurzeln f ü r manche Aspekte gefunden. Das für kunsthistorische Probleme immer wieder lehrreiche und anregende Buch hat auch meine Zweifel darüber gemildert, ob es angehe, in einer auf kunsthistorisches Material bezogenen Untersuchung ideengeschichtliche Fragen so ausführlich zu erörtern und Dinge zu behandeln, die sich nicht immer in sozusagen wörtlicher Übertragung im kunstgeschichtlichen Objektbereich wiederfinden lassen. Für ein auf die fachspezifischen Fragestellungen und Methoden der Kunstgeschichte und ihren engeren Gegenstandsbereich eingegrenztes Verständnis der Aufgabenstellung des Kunsthistorikers mögen diese Dinge in einem mehr oder weniger weit entfernten Vorfeld liegen. Meiner Auffassung nach jedoch bilden sie die unabdingbare Basis f ü r eine eingehendere Interpretation und für ein historisches Verständnis dieser Kunstwerke. Denn sie definieren den ideellen Entstehungs- und Existenzraum dieser Bauwerke und Denkmäler. Mir schien in diesem Fall eine besondere Berechtigung und Notwendigkeit ausführ-

Vorwort

XIII

licher ideengeschichtlicher Darlegungen durch einen Kunsthistoriker nicht nur darin zu bestehen, daß für den Zusammenhang der kunsthistorischen Objekte das sie tragende ideengeschichtliche Gerüst erforderlich ist, sondern auch darin, daß bei dem hier gegebenen interdisziplinären Anliegen die Kunstgeschichte mit den Werken des „Kaiserstils" über eine fast einzigartige Quelle bezüglich der staatspolitischen Vorstellungen Karls V I . verfügt, so daß hier der Kunsthistoriker notwendiger- und zweckmäßigerweise gleichzeitig auch für Fragen, die sonst in erster Linie von andern historischen Disziplinen behandelt werden, einen Beitrag leisten kann und muß. Für die Kunstgeschichte selbst ist meine Hoffnung, daß die hier bereitgestellte ideengeschichtliche Grundlage zu weiteren werkmonographischen Arbeiten Veranlassung geben wird, deren Fehlen oder Unvollständigkeit, sdhon was die Tatsachenfeststellung und auch die Einzelheiten der Ausstattungsprogramme betrifft, sich in vielen Fällen für eine größere Zusammensdiau immer wieder als hinderlich erwiesen und midi in zwingenden Fällen zur Einschaltung einiger solcher werkmonographischen Darstellungen wichtiger Objekte veranlaßt hat. Das Manuskript wurde im Mai 1977 beendet und lag der PhilosophischHistorischen Fakultät der Universität Heidelberg als Habilitationsschrift vor. Für verschiedene Hinweise und Korrekturvorschläge bin ich meinen Heidelberger Gutachtern, den Professoren P. A . Riedl und E. M. Vetter im Fach Kunstgeschichte und H . Wolgast im Fach Geschichte zu Dank verpflichtet. Mein besonderer Dank gilt Herrn Prof. E. Hubala, der sich als Herausgeber für die vollständige Drucklegung des umfangreichen Manuskripts eingesetzt hat. Zu danken habe ich der Deutschen Forschungsgemeinschaft, die durch ihre großzügige finanzielle Beihilfe die Drucklegung ermöglicht hat. Auch der österreichischen Nationalbibliothek und ihren verschiedenen Abteilungen sowie dem Kunsthistorischen Museum Wien und anderen Wiener Sammlungen und Archiven sei hier gedankt für den Zugang zu den Materialien, für Abbildungsvorlagen und sonstige Hilfe. Schließlich möchte ich hier auch meiner Frau Dank sagen, ohne deren Geduld, moralische Unterstützung und praktische Hilfe diese Untersuchung kaum zu einem brauchbaren Ende in Form einer Publikation gekommen wäre. Münster, im April 1981

F.M.

Inhaltsverzeichnis /. Halbband Vorwort

IX

Problemstellung: Die politische Bedeutung des „Kaiserstils"

i

I. Teil Der „Kaiserstil" als Kunst des Wiener Kaiserhofes Seine Entstehung, die Quellen für die Deutung der Werke, ihre Auftraggeber und Schöpfer Die Anfänge unter Leopold I. und Joseph 1

7

Die Kunstunternehmungen Karls VI., ihre staatspolitische Konzeption und ihre Manifestationsfunktion

12

Die schriftlichen Konzepte und andere Deutungshilfen literarischer Art und deren publizitärer Charakter

20

Der Auftraggeber und seine wichtigsten Mitarbeiter Karl V I

28

Der kaiserliche Generalbaudirektor Graf Gundacker von Althann Die Konzeptverfasser Karl Gustav Heraeus und Konrad Adolph von

35

Albrecht

43

Die Hofarchitekten Johann Bernhard und Joseph Emanuel Fischer von Erlach

47

II. Teil Das Staats- und Herrscherideal Karls VI. — seine Herrschertugenden und deren Präsentation als Abbild des wahren Fürsten Der habsburgische Tugendkanon, die Tugendgenealogie und Herrschertypologie Karls VI. in ihren dynastischen und universalgeschichtlichen Bezügen als Herrschaftslegitimation und Kontinuitätsbeweis Zum Verfahren

53

Staatspolitische Funktion und Zielsetzung der Tugendideologie und deren Auswirkung auf das Verhältnis des Herrschers zur Kunst

55

Tugendideal und herrscherliche Denkmalsetzung

59

XVI

Inhaltsverzeichnis

Das habsburgische Herrscherideal und sein Tugendkanon Die „Pietas Austriaca" oder „österreichische Gottesfurcht" und die religiöse Staatsidee der Habsburger

70 78

Habsburgisches Gottesgnaden tum und Amtsheiligkeit

82

Das Walten der Göttlichen Vorsehung über dem Haus Habsburg — Politik und Wunderdeutung

95

Politik und Religion

99

Die thaumaturgische Kraft des Hauses Die Dreifaltigkeitsverehrung Die Dreifaltigkeitssäule am Graben in Wien Die Christusverehrung Die Pietas Eucharistica

101 103 106 108 112

Das Bundeslandendenkmal in Györ 119 Die Kreuzverehrung — die habsburgische Fiducia in Crucem Christi

123

Das Kreuzpartikel-Pacificale Karls V I . 125 — Die „Konstantinische Idee" — Kreuzzugsgedanke und Türkenkrieg 127 Die Pietas Mariana — Maria als Staatspatronin und Generalissima der Habsburger Maria Immaculata als Feld- und Siegeszeichen der Habsburger . . . .

142 148

Das Hl. Haus Mariens auf habsburgischem Gebiet — Loretokult und Staatsbestand

153

Mariazell als österreichisches Staatsheiligtum und die Mariensäule A m Hof in Wien

ij9

Marienkult und Türkenkrieg

168

Marienkult und Politik bei Karl V I

172

Die Heiligenverehrung — Der Kult der Namenspatrone des Herrscherhauses und der Landesheiligen

182

Die Josephssäule auf dem Hohen Markt in Wien von Leopold I. bis Karl V I

187

Die Karl Borromäus-Kirche in Wien

20 t

Die Nepomuk-Verehrung Karls V I . und das Grabmal des Heiligen im Prager Veitsdom

205

Die Gerechtigkeit

212

Die „ d e m e n t i a Austriaca" oder „österreichische Milde und Sanftmut"

218

Salus publica — die soziale Intention des habsburgischen Tugendkanons — seine Ziel Vorstellung des Gemeinwohls

223

Inhaltsverzeichnis

Das Typisierende und Typologiscbe des habsburgischen Tugendkanons: Karl V I . als Typus des habsburgischen Herrscherideals Die universalgeschichtliche Herrscher- und Tugendtypologie Karls V I Dynastische und „verwandte" Herrscher als Exempla einer „Carolinischen Linie". Karl V . und andere Herrscher und Kaiser gleichen Namens in der Dynastie und im Bereich der territorialen und kaiserlichen Amtsnachfolge als Tugendnachfolge

XVII

233 240

242

Karl V I . als „Novus Carolus V . "

242

Andere „Caroli" von Karl dem Großen bis Karl V I

249

Das „Burgundische Erbe" Karls V I . im Zeichen des Ordens vom Goldenen Vlies

253

Das Vlieszeichen als astrologisches Typologiesymbol

259

Vliesorden, Spanienpolitik und Türkenkriege

263

Der „Jerusalemleuchter" Karls V I Karl V I . als „österreichischer Jason"

266 271

Biblische und römisch-antike Herrschervorbilder im Reich Gottes und im Imperium Romanum — Karl V I . als Salomon-Augustus Biblische Vorbilder — Karl V I . als Salomon und David Römisch-caesarische Vorbilder — Karl VI. als Caesar-Augustus

273 283 291

Die „Aurea Aetas Augusti" und Wien als „ N o v a Roma"

297

Das römische Caesarentum Karls VI. in den Werken des „Kaiserstils" als „caesarischer" Stil

304

„Römische" Triumphbögen 306 — Das Hofstallgebäude in Wien 309 — Der römische Adler auf der Weltkugel und die römische Triumphalsäule 310 — Die Weltkugel in Wolken als „Symbolum proprium" Karls V I . 319 — Das Semmeringdenkmal 328 Mythisch-mythologische Vorbilder — Der Mythos des Herrschers — Karl VI. als Olympier und Heros

333

Der olympische Götterhimmel als Hofstaat

334

Karl V I . als Herkules

343

Hercules — Apollo — Sol

358

Herkules Musarum

363 III. Teil

Die Gesamtkonzeption und übergeordnete Programmatik Die Bau- und Kunstunternehmungen Karl V I . als Bestandteil seiner Politik und als „Monumenta Carolinae Virtutis" Der Titelbildentwurf für die Publikation der Konzepte des Codex Albrecht

376

XVIH

Inhaltsverzeichnis

Die Titelkupferstiche der Publikationen von Pfeffel — Kleiner zur Bautätigkeit in Wien unter K a r l V I

381

Anton Höllers Traktat „Augusta Carolinae Virtutis Monumenta"

386

K a r l V I . als „Aedilis Augustus" und seine Tugenddevise

391

Die „Aedificia sacra"

397

Die „Aedificia docta"

403

Die „Aedificia oeconomica"

408

Die „Aedificia civilia"

416

Die „Aedificia bellica"

421

2. Halbband Anmerkungen

429

I. Teil

429

II. Teil

446

III. Teil

541

Bibliographie

551

Verzeichnis der besonderen verwendeten Abkürzungen

558

Abbildungs Verzeichnis

559

Fotonachweis

567

Register

568

Abbildungen 1 — 1 6 5

Problemstellung: Die politische Bedeutung des „Kaiserstils"

Hans Sedlmayr hat 1938 in seinem Aufsatz über „Die politische Bedeutung des deutschen Barock (Der Reichsstil)"1 auf ein Thema hingewiesen, das bis heute nicht genügend behandelt worden ist. Den Begriff „Reichsstil" hatte Gustav Steinbömer in seiner 1933 in Hamburg erschienenen „Politischen Kulturlehre" eingeführt. Sedlmayr hat das damit bezeichnete Phänomen in der deutschen Barockkunst differenzierter als „Kaiserstil mit einer Tendenz zum Reichsstil" charakterisiert. Eine präzise Analyse der betreffenden Werke, die von Sedlmayr vorgeschlagene genaue Untersuchung der diesem Stil zugrundeliegenden Ikonographie und deren Deutung auf die vermuteten politischen Inhalte hin blieben ein weitgehend unbearbeitetes Anliegen der Erforschung der barocken Kunst in dem Gebiet, das mit den Begriffen Reich und Kaiser umschrieben wird. Das von Sedlmayr als Aufgabe der künftigen Forschung skizzierte Arbeitsfeld blieb brach. Zwar entstanden monographische Untersuchungen über Künstler und Werke des betreffenden Bereichs. Sie waren aber fast ausschließlich Zuschreibungs- und Datierungsfragen gewidmet. Einige streiften die inhaltliche Problemstellung am Rand oder behandelten sie in fragmentarischer, auf ein Werk beschränkter Weise2. Die Begriffe Reichs- und Kaiserstil gerannen zu leichthin gebrauchten, vagen Schlagworten, ohne daß man deren Kriterien genauer definiert hatte, was hinsichtlich ihres Geltungsbereichs dringend notwendig gewesen wäre. Denn aufgrund der politischen Voraussetzungen besteht zwischen diesen beiden Begriffen schon ein Unterschied in der damit bezeichneten Auftraggeberschaft und im territorialen, d. h. geopolitischen Geltungsbereich. Was Steinbömer und auch Sedlmayr in erster Linie im Auge hatten, waren ja die Auftraggeber der Werke dieses Stils und sein Verbreitungsgebiet. Die Begriffe beziehen sich zum einen auf das Reich mit seinen verschiedenen Mitgliedern von unterschiedlicher Bindung an das Reich und entsprechender Einstellung dazu, zum anderen auf den Kaiser, und zwar speziell die habsburgischen Kaiser, deren dynastisches Territorium, die habsburgischen Kronländer, und deren Wirkungsbereich sich mit dem Begriff Reich nicht decken. Demzufolge und aufgrund des dualistischen, z. T. sogar antagonistischen Verhältnisses zwischen einem Teil der großen Reichsfürsten und dem Kaiser ist auch ein Unterschied im Inhaltlichen — einerseits Reichsidee, andererseits Kaiseridee, die nicht miteinander identisch sein müssen und sind — zu berücksichtigen. Die Korrektur dieser Begriffsproblematik erfolgte ziemlich stillschweigend. Der Begriff Reichsstil, der von Steinbömer wohl nicht ohne zeitbedingten Anlaß in

2

Problemstellung: Die politisdie Bedeutung des „Kaiserstils"

die Diskussion gebracht worden war und einen irritierenden nationalistischen Beigeschmack hat, ist heute weitgehend durch den des Kaiserstils verdrängt, der den Sachverhalt in jeder Hinsicht besser trifft. Für die Anwendung blieb, soweit man den Begriff nicht auf bestimmte Künstler eingrenzte, ein ziemlich allgemeiner, aus der Morphologie dieser Werke gewonnener, vorwiegend ästhetischer Eindruck maßgebend. Daß der ihnen eigene Charakter, den sie gegenüber gleichzeitigen Werken der italienischen und französischen Barockkunst aufweisen®, obwohl sie von diesen Anregungen aufgenommen und Vorbilder entlehnt haben, über das Ästhetische hinaus mit der Wirkung politischer Kräfte zusammenhängt, die für ihre Stilbezeichnung und Charakterisierung namengebend wurden, ist weitgehend Hypothese geblieben. Steinbömer hatte das Phänomen als ein gesamtnationales zu interpretieren versucht. Sedlmayr dagegen erkannte, daß es sich um eine herrschaftspolitisch bedingte und von einer bestimmten Gruppe innerhalb der Reichsmitglieder getragene Erscheinung handelt. Die Werke des Kaiserstils sind nur einer begrenzten Auftraggeberschaft und deren politischen Interessen zuzuordnen, nämlich dem Kaiserhof in Wien und eventuell noch seinen Parteigängern im Reich, den Anhängern der Reichsidee, der „Kaiserpartei" im Reich, die kleineren Fürsten und Reichsstände, die auf Wien hin orientiert waren, weil sie im Kaiser die Quelle und Stütze ihrer Macht und Privilegien sahen4. Die Werke des Kaiserstils wurden fast ausschließlich von den Künstlern des Wiener Hofes, vor allem den beiden Fischer von Erlach, geschaffen. Dieser Umstand bedingt, daß der Begriff Kaiserstil auch nicht generell auf die Wiener oder gar auf die österreichische Barockkunst in deren Gesamtheit zutrifft. Er ist auf Werke begrenzt, deren Auftraggeber der Wiener Kaiserhof selbst oder Institutionen und Personen waren, die zu ihm gehörten oder mit ihm politisch verbunden waren und diese Zugehörigkeit auch in diesem Bereich zum Ausdruck zu bringen wünschten. Ein gewisses nationalistisches, besser vielleicht als patriotisch zu bezeichnendes Verständnis dieser Werke findet sich bei Zeitgenossen. Johann Jakob Wagner von Wagenfels, der Lehrer Josephs I. für Geschichte und Politische Wissenschaft, sah in den 1690 für Joseph errichteten Triumphpforten Johann Bernhard Fischers von Erlach (Abb. 46, 47) die Geburt einer „deutschen" Kunst und pries sie als Sieg über die bis dahin in Wien und am Wiener Hof beherrschenden italienischen Künstler 5 . Dies bezog sich aber in erster Linie auf den Ideenreichtum der Werke Fischers und deren Gestaltung gegenüber denen seiner Konkurrenz, die nach den herkömmlichen Schemata und im Vergleich mit Fischer einfallslos verfuhr. Da es sich beim Problem des politischen Kaiserstils um ein an Kunstwerken erkanntes und auftretendes Phänomen handelt, hat sich die Kunstgeschichte in Verfolgung ihrer fachspezifischen Betrachtungsweise und Mehodik in erster Linie mit der formalen Gestaltung dieser Werke befaßt. Dabei blieb sie weitgehend im Bereich einer formen- und stilgeschichtlichen Fragestellung. Die künstler- und werkmonographischen Untersuchungen leisteten zwar eine wichtige Vorarbeit,

Problemstellung: Die politische Bedeutung des „Kaiserstils"

3

indem sie viele der Objekte vorstellten. Deren grundlegende Situation aber wurde dabei, wenn nicht überhaupt verdeckt, so doch in Details zerstückelt. Die bestimmende Auftraggeberschaft blieb, selbst wenn sie, weil unumgänglich, fallweise in den Blick trat, im Hintergrund. Deren politische Intentionen, die den Werken a priori gesetzt waren, wurden als die vorgegebene Thematik der Werke kaum in Betracht gezogen. Wenn man etwas dieser Art feststellte, wurde es als eine Begleiterscheinung, eine den Werken a posteriori, also nachträglich aufgesetzte Deutungsmöglichkeit oder als vom Künstler seinen eigenen künstlerischen Ambitionen aus freien Stücken zugefügte Dreingabe dargestellt, als ob dieser selbständig hätte walten und schalten können. Er wurde zu sehr als ein selbstherrlicher Schöpfer gesehen, als ob er im Dienst der Kunst weniger konkrete Aufträge, sondern ziemlich unverbindlich gebotene Formgelegenheiten wahrnehme, bei denen er auch den Interessen des Auftraggebers ein Plätzchen einräumte®. Mit der Vernachlässigung der Rolle der Auftraggeber blieb auch die Frage nach den von diesen ausgehenden politischen Implikationen der Werke des „Kaiserstils", der Zielrichtung der Formensprache und vor allem der Ikonographie, die ohne die übergeordnete politische Funktion gesehen wurden, unbeantwortet. Nachdem Sedlmayr in seinem erwähnten Aufsatz von 1938 in allgemeiner Weise auf die politischen Ursachen und Zielsetzungen dieser Werke hingewiesen hatte, gab er 19 j 6 in einer Interpretation der Schauseite der Karlskirche in Wien7 ein erstes anregendes, aber vereinzelt gebliebenes Beispiel für die einzuschlagende Forschungsrichtung. Eine Fortsetzung und ein Echo bei anderen blieben aus. So ist die Frage nach dem politischen Inhalt und der politischen Absicht dieser Werke im Einzelfall wie auch gerade in ihrer vom Auftraggeber bedingten Gesamtheit ein Desiderat geblieben. Sedlmayrs Aufforderung, daß die für die Bauwerke des Kaiserstils erdachten inhaltlichen Programme und Devisen eine eingehende Untersuchung unter politischen Gesichtspunkten verdienten8, besteht noch immer. Ihr entspricht die Absicht der vorliegenden Arbeit, die diese Werke aus der Sicht der sie bestimmenden Auftraggeber betrachtet. Sedlmayr sah das Auftreten dieses Stils in einer „politischen Wandlung" und in einem „neuerwachten Selbstbewußtsein" begründet, das nach Werken der Baukunst verlangte, die die Größe des Reichs — treffender wäre es zu sagen: die Größe des Kaisertums der Habsburger — widerspiegeln sollten9. Selbst wenn man die von Sedlmayr nur vage umschriebenen Ursachen und Wirkungen eines politischen Wandels in ihrem Kausalzusammenhang anders beurteilt, so ist ihm darin voll zuzustimmen, daß sich in dem Auftreten dieses Stils und dieser Werke ein politischer Wille äußert, der sich die Möglichkeiten der Kunst zunutze machte. Im folgenden werde ich mich auf empirische Weise in erster Linie mit den Ergebnissen des von Sedlmayr angedeuteten politischen Prozesses beschäftigen, nämlich damit, was in diesen Werken an politischen Vorstellungen zum Ausruck kommt, weniger damit, was die Ursache dazu war, denn diese Frage ist erst nach jenem ersten Schritt und bestenfalls hypothetisch zu beantworten. Meine

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Problemstellung: Die politische Bedeutung des „Kaiserstils"

Folgerung daraus möchte ich vorweg andeuten: M. M. nach handelte es sich primär nicht um eine „politische Wandlung" bei den Trägern des „Kaiserstils", den habsburgischen Kaisern und ihren Parteigängern im Reichsgebiet, sondern um die Folge des Wandels, der um sie herum stattfand oder stattgefunden hatte. Anlaß war die Veränderung der politischen Lage im Reich und in Europa, die sich durch den Westfälischen Frieden und die Politik Ludwigs XIV. für die Stellung des Kaisers und damit der Habsburger im Reich sowie gegenüber den anderen europäischen Mächten ergeben hatte. Grob gesagt ist es die Beschneidung der Gewalt des Kaisers innerhalb des Reichsverbands und die Relativierung der Machtstellung der Habsburger in Europa durch eine Politik der „Balance of Power", der Versuch ihrer Verdrängung aus dem Zentrum des Reichs und der europäischen Politik. Dem begegneten die Habsburger mit einer territorialen Großmachtpolitik, wobei sie in ihrem an der Vergangenheit orientierten herrschaftspolitischen Denken am Anspruch ihrer früheren Stellung als führendes Herrscherhaus Europas und an der abendländisch-universalen Geltung des von ihnen seit Jahrhunderten bekleideten und als dynastisches Erbe betrachteten Kaisertums hartnäckig festhielten und sich offenbar herausgefordert fühlten, ihren Anspruch sichtbar zu manifestieren. Dies geschah vor allem dadurch, daß sie ihn in Bau- und sonstigen Kunstwerken darzustellen und zu verewigen suchten. So mag der politische Wandel ihrer Situation ihren Selbstbehauptungswillen und ihr Selbstbewußtsein gesteigert und ein neues Repräsentationsbedürfnis geweckt haben. Dabei bildete ihre Würde als Kaiser, in der sie die Einzigartigkeit ihres Herrschertums besonders verdeutlicht sahen, ein zentrales Motiv der in den Kunstwerken gestalteten Propaganda. Dies gibt dem Begriff des Kaiserstils die inhaltliche Berechtigung 10 . Mit dem Wandel der politischen Situation ging bei den Habsburgern eine Neuerung in ihrem Verhältnis zur Kunst Hand in Hand. Seit dem Ende des 17. Jahrhunderts wurden vom Wiener Kaiserhof an die Architektur und die Bildkünste Ansprüche von bis dahin bei ihnen nicht gewohnter Art gestellt, die eine neue Einschätzung der Kunst als Politikum, als politisches Propagandamittel erkennen lassen, wie es in dieser ausgeprägten Weise bei den Habsburgern in früheren Zeiten nur gelegentlich, etwa bei Maximilian I., und in bescheidenerem Ausmaß zu beobachten ist. Schon in ihrer Größe, im Umfang der Unternehmungen und in der Qualität der Gestaltung und Ausstattung zeigen die neuen Werke ein „neuerwachtes Selbstbewußtsein" und den diesem zugrundeliegenden Machtanspruch, die ein neues Repräsentationsbedürfnis im Gefolge hatten, das offensichtlich danach verlangte, sich Denkmäler zu schaffen. Auch die Zweckbestimmung der Werke, die Formen, die durch ihre ikonographische Tradition und Herkunft mit herrschaftspolitischer Bedeutung befrachtet sind, und vor allem die Thematik der bildlichen Elemente, die Skulpturen und Gemälde, die Statuen, Reliefs und Fresken der Gebäude lassen erkennen, daß die Werke Intentionen der politischen Sphäre folgen, daß sie eine politische Funktion haben.

Die Anfänge unter Leopold I. und Joseph I. Der Beginn des Kaiserstils und der mit ihm zusammenhängenden demonstrativen politischen Intention der habsburgischen Kunstunternehmungen im Barock liegt in der Kronprinzenzeit Josephs I. Die neue Kunstrichtung trat in Erscheinung, als Joseph 1690 Römischer König wurde und sein Architekt Johann Bernhard Fischer von Erladi zum Einzug des neugekrönten Königs und des kaiserlichen Elternpaares in Wien die von Wagner von Wagenfels als etwas Neues gepriesenen Triumphbögen schuf, die die Inkunabeln dieses Kaiserstils darstellen (Abb. 46, 47). Bei der Entstehung des Stils trafen mehrere günstige Faktoren zusammen: ein genialer und ideenreicher Künstler, J.B.Fischer von Erlach, der seit 1687 in Hofdiensten stand und der Architekturlehrer Josephs war, das Interesse des Herrscherhauses, dem Fischer eine neue Einstellung zu den Möglichkeiten der Kunst als Darstellungsmittel herrscherlicher Vorstellungen und Repräsentationswünsche vermittelt haben dürfte, und die politische Lage Österreichs. Diese war zwar noch nicht völlig konsolidiert — wegen der Kriegsgefahr war Joseph in Augsburg zum Römischen König gekrönt worden —, die politischen und militärischen Erfolge ließen aber eine günstige Entwicklung erwarten. Eine besondere Hochstimmung im Moment des hoffnungsvollen Aufatmens scheint die Entwicklung gefördert zu haben 11 . Josephs Vater, Kaiser Leopold I., war während seiner gesamten Regierungszeit (1656—1705) und vor allem vor diesem Zeitpunkt mit vielfältigen politischen Sorgen belastet. Vor allem mußte er an zwei Fronten, im Osten und im Westen, gegen die Türken und gegen Frankreich Krieg führen, was seine desparaten finanziellen Möglichkeiten völlig beanspruchte. Seine Interessen waren von den realpolitischen Notwendigkeiten der Herrschaft okkupiert. Er war mit der Verteidigung des Erbes der Dynastie beschäftigt, sowohl des territorialen Besitzes im Osten als auch des Amtes und des Einflusses der Habsburger als Deutsche Kaiser und ihrer Stellung im Reich. Dabei war Leopold I. um die erneute Etablierung und Festigung der Stellung des Hauses Habsburg als europäischer Großmacht bemüht, die nach der Einbuße seiner Kaisermacht im Westfälischen Frieden wieder ausgebaut worden war und wie die Position als Kaiser auf dem dynastischen Territorialbesitz beruhte, den er nicht nur verteidigte, sondern sogar erweitern konnte. Die dynastischen Notwendigkeiten und Interessen ließen sich mit seiner Aufgabenstellung als Kaiser verbinden, ein Umstand, den sich die Habsburger seit jeher zunutze machten, weshalb sie am Kaisertum und an der Reichsidee hartnäckig festhielten.

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Der „Kaiserstil" als Kunst des Wiener Kaiserhofes

Nachdem die Türken 1683 vor Wien endgültig zurückgeschlagen worden waren, betrieb Leopold die Rückeroberung des Königreichs Ungarn und der angrenzenden Gebiete. Das konnte zugleich als Erfüllung einer historischen Aufgabe des Kaisers, der Verteidigung des christlichen Abendlandes gegen den Europa bedrohenden Islam gelten. Im Westen war Leopold mit der Eroberungspolitik Ludwigs X I V . konfrontiert, der in das Reichsgebiet eindrang und die habsburgische Stellung an der Westgrenze des Reichs bedrohte, abgesehen von der Gefährdung des Einflusses Habsburgs im Reichsverband, die der Versuch Ludwigs X I V . eingeleitet hatte, gegen Leopold um die Kaiserkrone zu kandidieren 12 . Infolge der ungeheueren Kriegskosten, der horrenden Verschuldung und der schlechten Verwaltung der Staatsfinanzen befand sich Leopold in ständiger pekuniärer Bedrängnis 13 . So waren schon die äußeren Umstände nicht dazu angetan, eine Bautätigkeit zu entwickeln, die über unumgängliche Maßnahmen wie den Wiederaufbau der von den Türken zerstörten Gebäude und notwendige Nutzbauten hinausreidite und repräsentativen Charakter bekommen hätte, der den verteidigten und erworbenen Machtbesitz und Machtanspruch entsprechend verdeutlichte. Abgesehen davon, galten die künstlerischen und musischen Neigungen Leopolds in erster Linie der Musik und der Oper. Immerhin ist spürbar, daß er Ansätze in diese Richtung entwickelte und bei seinem Sohn in dessen Kronprinzenzeit förderte. Baumaßnahmen wie die an der Wiener Stadtbefestigung (1662—64) sind hier nicht geltend zu machen, wohl aber, daß in der Wiener Hofburg nach einer langen Pause wieder ein Neubau entstand, der nach ihm benannte Leopoldinische Trakt 1 4 . Der in Angriff genommene Bau einer eigenen Hofbibliothek, kombiniert mit einer Reitschule, ist ein als reiner Nutz- und Zweckbau geplantes Projekt 15 . Repräsentativen Charakter als herrscherliche Demonstration haben die Erneuerung der Mariensäule auf dem Platz A m Hof (1667) und die nach der Pestepidemie von 1679 als Votivdenkmal des Kaisers errichtete Dreifaltigkeitssäule am Graben 18 . (Abb. 66—68) Eine neue Baugesinnung zeigt sich in der Planung und im Bau von Schloß Schönbrunn, die zumindest teilweise noch in die Verantwortlichkeit Leopolds fallen. Das von J. B. Fischer von Erlach entworfene monumentale erste Projekt für Schönbrunn (Abb. 48) ist in der Beschriftung des Kupferstichs, durch den es überliefert ist, als kaiserliches Bauwerk — „la Venerie Imperiale" — bezeichnet. Das mag einmal damit zusammenhängen, daß sich dort bereits ein kaiserliches Jagdschloß, die Katterburg befand. Die Bezeichnung ist aber auch so interpretierbar, daß der neue Bau für den Kaiser oder das gesamte Kaiserhaus und nicht speziell für Joseph als den damaligen Römischen König bestimmt war, wie es dann bei dem seit 1696 begonnenen Bau der Fall war 17 . Wenn das Schloß von Anfang an für Joseph vorgesehen gewesen wäre, hätte man diesen Sachverhalt sicher entsprechend vermerkt. Der Schloßbau selber wurde aus den für den Hofstaat des

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Römischen Königs zur Verfügung gestellten Mitteln finanziert. Aber auch dabei hat Leopold aufgrund seiner übergeordneten Stellung und als der eigentliche Geldgeber Einfluß genommen. Die Reduzierung in der Ausführung des Baus, dessen Umfang gegenüber dem ersten Projekt bereits in einem zweiten Plan verkleinert worden war, hat wohl er veranlaßt. Das erste Schönbrunn-Projekt war aus finanziellen Gründen überhaupt nicht realisierbar gewesen. Es stellte ein Idealprojekt und eine Zukunftsvision dar, wie die Architektur aussehen sollte, die dem Rang und der Macht des habsburgischen Kaiserhauses entsprach. Der aus dem zweiten Projekt Fischers (Abb. 49) hervorgegangene Schloßbau von Schönbrunn, der eigens für den Sohn des Kaisers, den Römischen König und zukünftigen Kaiser bestimmt war, stellt nach den ephemeren Triumphpforten das erste, in dauerhaftem Material ausgeführte Werk des Kaiserstils dar. In ihm manifestieren sich politische Ambitionen. Dabei blickte man nach Frankreich, auf die Kunstunternehmungen des Gegners in der Frage der europäischen Hegemonie. Die Konkurrenz mit Ludwig X I V . und die ideelle Abhängigkeit von seinem Beispiel zeigen sich deutlich in der Form und der Ikonographie des ausgeführten Baus von Schönbrunn, das offensichtlich ein deutsches bzw. habsburgisches Versailles werden sollte, genauso wie Joseph ein deutscher Roi-Soleil nach dem Vorbild Ludwigs X I V . sein wollte, was in der Attika-Skulptur über dem Mittelbau von Schönbrunn (Abb. 48) mit dem Kaiser als Helios-Apollo im Sonnenwagen 18 und in den von Fischer f ü r Joseph errichteten Triumphpforten 1 9 (Abb. 46, j o ) bildlich zum Ausdruck gebracht wurde. Auch die Ausrichtung der Anlage Schönbrunns nach Osten ist in dieser Hinsicht bedeutsam. Sie gilt wie die des königlichen Schlafzimmers in Versailles dem Aufgang der Sonne, die den Sonnengott vertritt, der im Schönbrunner Park am „Schönen Brunnen" seine Rosse tränkt 20 . Mit der Sonne wird die weltbeherrschende Rolle des Sonnenkönigs symbolisiert. In der Stichbeschriftung des ersten Schönbrunn-Projekts wird der Fernblick des Schlosses nicht nur auf die Stadt Wien, sondern weiter nach Ungarn — „les frontières de l'Hongrie" — hervorgehoben 21 . Damit wurde wohl auf die erfolgreichen K ä m p f e Leopolds in Ungarn gegen die Türken und Josephs Würde als ungarischer König Bezug genommen. Schönbrunn gelangte nicht zur Vollendung, nicht einmal im Umfang des zweiten reduzierten Projekts Fischers. Um 1700 wurde der Bau als Torso belassen und in den bereits errichteten Teilen ausgestattet. Trotz finanziell beschränkter Möglichkeiten wurden im letzten Jahrzehnt des 17. Jahrhunderts die Grundlagen des Kaiserstils geschaffen. Eine entscheidende Tat Leopolds war, daß er Fischer zum Architekturlehrer Josephs machte22. Fischer dürfte die Interessen des Prinzen wesentlich beeinflußt haben. E r bekam Gelegenheit, gemeinsam mit einem aufgeschlossenen und ambitionierten Prinzen architektonischen Zukunftsplänen nachzugehen, die sich mit dem hochgemuten Selbstverständnis des künftigen Regenten und Kaisers und dessen Wünschen nach Repräsentation seiner herrscherlichen Würde und Größe verbanden. In der 1 7 1 2 ,

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Der „Kaiserstil" als Kunst des Wiener Kaiserhofes

ein Jahr nach seinem Tod erschienenen Biographie Josephs von Gottlieb Eucharius Rinck wird berichtet, daß Joseph große Bauvorhaben repräsentativer Art vorhatte8®: „Es gehöret mit unter seine Grossmuth, dass alles, was er vornahm, gross und seinem höchsten Stande gemäß (sein sollte). Denn da er Kayser war, wollte er, dass Alles Kayserlich seyn sollte; hierher gehört das grosse vorhaben, so er im bauen vorhatte." In diesem Zusammenhang wird der Bau von Schloß Schönbrunn als Vorspiel dieser Absichten erwähnt: „Als er nodi König war, legte er das prächtige Lustschloß Schönbrunn an . . . Hiernächst war schon längst sein Plan, eine neue kaiserliche Residenz an Wien zu bauen, und sie durch Fortification an die Stadt anzuhängen, welche wegen der Größe der Gebäude und Begriff ( = Umfang) der Gärten, auch Vortrefflichkeit des Angebens ( = der künstlerischen Gestaltung) und der Anlage ihresgleichen in Europa nicht würde gehabt haben."24 Diese Nachricht legt nahe, Joseph I. als wichtigen Initiator der künftigen Bauunternehmungen anzusehen, zumal der künstlerische Schöpfer des Kaiserstils, Fischer von Erlach, sein Architekturlehrer, Hofarchitekt und späterer „OberBau-Inspector" war 25 , der die wesentlichen Anregungen geliefert haben dürfte. Allerdings wurde unter Joseph wenig in die Tat umgesetzt26, und zwar wie bei Leopold infolge äußerer Hindernisse und der kurzen Regierungszeit Josephs (1705—1711). Die Staatsfinanzen lagen weiterhin im Argen und wurden durch einen neuen Krieg, den 1701 ausgebrochenen Spanischen Erbfolgekrieg, der sich über die gesamte Regierungszeit Josephs hinzog, völlig in Anspruch genommen — sofern überhaupt Mittel vorhanden waren 27 . Diese Notlage verhinderte auch die Vollendung von Schönbrunn. Die Schulden bei den Handwerkern wurden erst von Karl VI. ( 1 7 1 1 —1740) im zweiten Jahrzehnt des 18. Jahrhunderts getilgt. Ein großes Hindernis bildete auch die zur Verwirklichung neuer und großer Bauvorhaben ungeeignete Organisation des Hofbauwesens. Das Hofbauamt unterstand der Hofkammer, der allmächtigen zentralen Finanzverwaltungsbehörde des Hofes, die durch ihre Bürokratie und ihren Widerwillen gegen alle ihrer Meinung nach unnützen Ausgaben, zu denen besonders die für neue Bauwerke und Kunstunternehmungen gehörten, das ihrer Weisungsbefugnis unterstellte Hofbauamt völlig lahmlegte. Aus diesem Grund war für den Bau von Schönbrunn ein neuer Weg durch eine interne Finanzverwaltung im Hofstaat Josephs gewählt worden, mit der die Finanzbewilligung für Bauten durch die Hofkammer umgangen wurde28. Aber auch dies scheiterte, weil die Mittel nicht reichten. Die besondere Finanzverwaltung für den Bau von Schönbrunn zeigt, daß man sich bereits damals bewußt war, daß es einer Reform, einer grundsätzlich neuen Lösung der Verwaltungsorganisation bedurfte, um das Hofbauamt gegenüber seiner bisherigen, rein administrativen Aufgabe als eine Art Liegenschaftsamt, das in der Regel nur unumgänglich notwendige Reparaturen und Renovierungen durchführte, produktiv zu machen. In dieser Angelegenheit haben aber weder Leopold noch Joseph etwas unternommen. Sie beließen es bei dem ersten zaghaften und

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deshalb auch mißglückten Versuch einer Sonderregelung für ein einziges Projekt, weil sie die Auseinandersetzung mit der in Kompetenzfragen äußerst empfindlichen Hofkammer scheuten. Die für neue Bauvorhaben notwendige grundlegende Änderung der Stellung des Hofbauamtes in der Organisation der Hofämter und die Erschließung neuer Geldquellen, über die die Hofkammer keine Verfügungsgewalt hatte, unterblieben. Joseph mußte, als er Regent geworden war, wegen der fehlenden Voraussetzungen und in der Bedrängnis durch dringendere A u f gaben, vor allem den Spanischen Erbfolgekrieg, die Verwirklichung seiner Bauvorhaben auf künftige Zeiten mit günstigeren Umständen verschieben.

Die Kunstunternehmungen Karls V I . , ihre staatspolitische Konzeption und ihre Manifestationsfunktion Es blieb Karl VI. vorbehalten, die Absichten seines Vorgängers und Bruders in die Tat zu setzen und zwar trotz aller weiterhin bestehenden Schwierigkeiten innerhalb der Verwaltung, trotz der Finanzmisere und der Kriege, die auch er zu führen hatte. Denn kaum war der Spanische Erbfolgekrieg 1 7 1 4 beendet — in Italien wurde noch weitergekämpft und die Eroberung Siziliens betrieben —, brach ein erneuter Krieg mit den Türken aus. Trotz aller Hindernisse verfolgte Karl, getreu seinem Wahlspruch „Constantia et Fortitudine", auch auf dem Gebiet der Kunstunternehmungen hartnäckig und unbeirrbar sein gestecktes Ziel. Gestützt auf J . B. Fischer von Erlach, dessen Sohn Joseph Emanuel und andere Künstler eines von ihm neu organisierten Hofbauwesens29 und Kunstbetriebes, den eine kaiserliche Akademie ergänzte, ließ er im großen Stil bauen und Denkmäler errichten und sorgte auf allen Gebieten der bildenden Kunst dafür, daß Werke entstanden, auf die die Bezeichnung Kaiserstil mit allen Implikationen seiner politischen Dimension zutrifft. Dabei ist fraglich, ob und inwieweit Karl ein direkter Nachfolger und Vollstrecker der Absichten Josephs ist, von dessen „grossen vorhaben . . . im bauen" nichts Genaueres überliefert ist außer dem wenigen, das erwähnt wurde. Das Verbindende zwischen beiden war auf jeden Fall der maßgebliche Architekt des Kaiserstils, der Oberbauinspektor des Hofes, J . B. Fischer von Erlach, der wahrscheinlich von sich aus vieles einbrachte, das den Absichten seiner beiden Dienstherren und Auftraggeber entsprach und von ihnen akzeptiert wurde. Karl VI., von dessen Ausbildung in Architektur und bildender Kunst im Gegensatz zu Joseph überhaupt nichts bekannt ist, konnte sich auf in diesem Gebiet bewanderte Ratgeber und Fachleute stützen, die er zum Teil offensichtlich ziemlich frei und selbständig gewähren ließ, wie es im Fall des 1 7 1 6 von ihm bestellten Generalbaudirektors Graf Gundacker von Althann mehrmals deutlich wird. Es ist zu vermuten, daß Karl mit Hilfe seiner Ratgeber und Fachleute ein eigenes Konzept entwickelte, das in seinem Umfang, in der Zweckbestimmung der verschiedenen Projekte wie auch in der Programmatik nicht völlig und direkt von den Plänen seiner Vorgänger abhängig ist. Daß es zumindest in Teilen von diesen abweicht, läßt der deutliche Unterschied ihrer Auffassung über die Art kaiserlicher Residenzen annehmen, der sich an dem einzigen greifbaren Beispiel der Absichten Josephs, an Schloß Schönbrunn, offenbart. Zu Schönbrunn lassen Joseph

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und Karl eine völlig gegensätzliche Einstellung erkennen. Joseph konzentrierte seine baulichen Interessen auf Schönbrunn, das als Lustschloß dienen und offensichtlich mit Versailles konkurrieren sollte. Karl V I . war an Schönbrunn überhaupt nicht interessiert. Er schenkte es 1 7 1 2 der Gemahlin Josephs als Witwensitz. Man könnte vermuten, daß Karl sich dabei vielleicht von persönlichen Ressentiments und Profilierungsabsichten gegenüber seinem Vorgänger leiten ließ und nicht in dessen Spuren wandeln wollte 30 . Der Grund war aber sicher ein anderer, und zwar politischer Art. Karl hatte andere Intentionen. Schönbrunn war als Lustschloß innenpolitisch wenig wirkungsvoll, wenn nicht sogar verfehlt. Es stellte eine in erster Linie außenpolitisch orientierte Manifestation dar, die auf Frankreich fixiert war, das, obwohl Gegner und Konkurrent, das Vorbild geliefert hatte. Es repräsentierte die herrscherliche Macht und Größe in einer Weise, die dem französischen, stark verweltlichten Absolutismus entsprach, nicht aber dem habsburgischen Ideal des frommen und bescheidenen Herrschers. Karl V I . wollte sicherlich ebenso wie Joseph auch auf dem Gebiet der Kunst als Repräsentationsmittel des Herrschertums mit Frankreich in Wettstreit treten, dodi auf eine eigene Weise. Er versuchte nicht wie Joseph, den Roi-Soleil nachzuahmen, sondern demonstrierte ein entgegengesetzes Herrscherideal, das vor allem auch innenpolitisch wirksam sein konnte. Dessen Wesen tritt exemplarisch in seiner Auffassung über den Residenzbau zu Tage, die eine ganz andere als die Josephs bei Schönbrunn ist. Karl wollte nicht das verweltlichte Bild des Herrschers, der seinem eigenen Vergnügen Denkmäler setzt, sich den heidnischolympisdien Göttern vergleicht und sich in seine eigene Welt zurückzieht, die seinen Untertanen völlig fern und fremd ist. Abgesehen davon, daß Karl wie Joseph eine Stadtresidenz plante, die aber im Gegensatz zu Joseph durch einen Ausbau der alten Hofburg Bestandteil der Residenzstadt bleiben sollte, griff er, entsprechend seiner aus mittelalterlicher Tradition gespeisten Herrscher- und Kaiseridee mit der Verbindung der geistlichen und weltlichen Sphäre, was bei den habsburgischen Kaisern und Landesherrn eine besondere Rolle spielt, den Gedanken der Klosterresidenz auf, und zwar beim Neubau von Klosterneuburg. Dieser dürfte sicher nicht nur vom Escorial der spanischen Habsburger bestimmt gewesen sein, sondern auch österreichische und zwar babenbergische Vorbilder im Sinn haben. Karl richtete sein Augenmerk auf Klosterneuburg, wo sich, nadi einem vorhergehenden Standort in Melk, die P f a l z der Babenberger Herzöge, der Vorgängerdynastie der Habsburger, mitsamt dem von Leopold I I I . dem Heiligen gestifteten Kloster befunden hatte, bevor die Babenberger ihren Regierungssitz als Landesherrn schließlich nach Wien selbst verlegt hatten. Damit betonte Karl die Tradition seines Herrschertums, dessen Kontinuität. Schönbrunn überließ er, wie gesagt, der Witwe Josephs als deren persönlichen Besitz. Als er es 1728 zurückerhielt, da sich diese in das von ihr gestiftete Salesianerinnenkloster am Rennweg zurückzog, hatte er dafür keine Verwendung außer als Jagdsitz, wie es vor dem Neubau des Schlosses der Fall gewesen war. Wie sehr

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dies seine persönliche Einstellung war, erweist sich daran, daß von seiner Tochter Maria Theresia der Bau in Klosterneuburg eingestellt und stattdessen wieder Schönbrunn, in demonstrativem Anschluß an Joseph I., als Herrschersitz aufgewertet wurde. Hier zeigt sich deutlich, daß Karl viel mehr als Joseph eine wirkliche Gegenposition zu den französischen Königen einnahm und auch ein eigenes und in manchen Dingen ideell ganz entgegengesetztes Konzept entwickelte, was bei Joseph nicht der Fall war, soweit man aus diesem einzigen bekannten Projekt Josephs schließen darf. Schon dieses Beispiel deutet an, daß Karl in seiner Bautätigkeit und seinen Kunstunternehmungen ein an alten Traditionen orientiertes Konzept verfolgte, das auch das Spezifische seine österreichisch-habsburgischen Herrschertums charakterisieren sollte. Karl VI. wurde der große Bauherr unter den Habsburgern und der Kaiser des Kaiserstils. Das lag nicht allein daran, daß er etwa eine besonders starke „AfFection" zur Kunst gehabt hätte, sondern es ist vor allem darin begründet, daß er wie schon Joseph I. in der Kunst neue Aufgaben des Herrschers und Möglichkeiten seiner Selbstdarstellung erkannte. Das ist nichts grundsätzlich Neues. Als Vorbilder des Monarchen als Bauherrn konnten die antiken Herrscher dienen, und schon die mittelalterlichen Herrscher hatten die Bautätigkeit als „spezielle Tätigkeit ihres Amtes" aufgefaßt 31 . Nicht von ungefähr gehört zu Karls Vorfahren ein Kaiser wie Maximilian I., der sich die bildende Kunst als Propagandamittel für seine Herrschervorstellungen dienstbar gemacht hatte. Im Lauf der Gegenreformation war die Kunst vollends als Mittel der Propaganda in den Gesichtskreis der Herrschenden getreten. Karl VI. ist aber noch weiter gegangen. Was bei ihm deutlich zu werden beginnt, betrifft eine weitere Dimension oder Entfaltung bereits vorhandener Entwicklungsansätze. Bei ihm wird die gesellschaftliche Wirkungskraft und die vermittelnde Funktion der Kunst anhand entsprechend gewählter Werke, vor allem der Architektur, und von Denkmälern genutzt und damit ihr instrumentaler Einsatz zugunsten spezieller Anliegen seiner Herrschaft vorgenommen 32 . Die Kunst dient als Mittel zur Einwirkung auf die Untertanen und zur Unterstützung bei der Ausübung der Herrschaft, indem sie sich auf die Anliegen des Staates als Gemeinwesen und der Untertanen bezieht. Dies zeigt die von Karl VI. getroffene Wahl der Bauaufgaben, die Zweck- und Nutzungsbestimmung der verschiedenen Bauten, deren symbolhafte Gestaltung und bildliche Ausstattung diese Intentionen unterstützen. Die Hofbibliothek Karls VI. z. B., an der die Bedeutung und der Nutzen der Wissenschaft für das Staatswesen und die Rolle, die der Monarch dabei spielt, dargestellt wird, wurde zur öffentlichen Bibliothek und Institution für den allgemeinen Nutzen — „publico commodo" — erklärt. Die Karlskirche als Pestvotivkirche des Kaisers diente zum Zeichen seiner Fürsorge und der Wirksamkeit seiner Frömmigkeit für das leibliche Wohl der ihm von Gott anvertrauten Untertanen. Den Kriegsinvaliden, die im Dienst des Staates bei dessen Verteidigung Schaden erlitten hatten, baute er Invalidenhäuser, die fürstlichen Palästen gleichen. Dabei ist diese auf die In-

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teressen der Untertanen bezogene Kunstpolitik mit zahlreichen sonstigen Unternehmungen zugunsten des allgemeinen Nutzens auf kulturellem, sozialen und ökonomischen Gebiet verbunden, einem größeren Programm außerkünstlerischer Konzeption eingebunden. Daher sind die Unternehmungen Karls VI. auf künstlerischem Gebiet zu seinen Taten als Regent und Politiker zu rechnen; sie stellen einen Teil seiner politischen Betätigung dar, die darin weit über den Rahmen einer mäzenatisdien und musischen Kunstförderung hinausgeht. Mit ihnen wollte er politisch wirken, Politik mit Hilfe der Kunst betreiben. Sie sind als integraler Bestandteil seiner Leistung als Staatsmann, nicht neben dieser zu sehen und bei seiner historischpolitischen Beurteilung zu berücksichtigen. Damit tritt Karl VI. in ein neues Licht, auch außerhalb der Kunstgeschichte. Die zeitgenössische höfische Literatur, die Historiographie und die Panegyrik, hat ihn überschwänglich gefeiert, wobei natürlich manches leerer Schall aus der Posaune der auch in den Kunstwerken zum Herrscherlob bestellten Fama und Gloria ist. Die Historiker haben Karl VI. bisher wenig beachtet — eine neue kritische Biographie fehlt überhaupt —, und wenn sie sich mit ihm befaßten, erschien er als ziemlich unbedeutende Person, an der, trotz ihrer zahlreichen gutgemeinten Absichten, wenig Positives entdeckt wurde. Als historische Persönlichkeit steht er im Schatten seiner Tochter Maria Theresia und seines Bruders Joseph, der bei seiner kurzen Regierungszeit als vielversprechender Herrscher gepriesen wird. Außerdem wird das Bild der Regierungszeit Karls von der Figur seines großen Feldherrn, des Prinzen Eugen von Savoyen, beherrscht. Wie durchschnittlich, unbedeutend und sogar negativ auch manches bei ihm sein mag, und trotz seiner vielen gescheiterten Unternehmungen in der Außen- und Innenpolitik, die unter seiner Ägide entstandenen Werke der Architektur und bildenden Kunst verraten ebenso wie die Konzeption seiner politischen und staatsmännischen Pläne den auf Großes gerichteten Willen eines Herrschers, dessen von den Historikern gerügter Starrsinn im Festhalten an einmal gefaßten Absichten in der praktischen Politik Mißerfolg brachte, in der Kunst aber zur Verwirklichung von Unternehmungen führte, die bei den gegebenen äußeren Bedingungen kaum für möglich gehalten werden konnten. Sie haben seinen politischen Plänen Gestalt verliehen und sie in ihrem idealen Bestand überliefert. Darin gleicht er seinem Vorfahren Kaiser Maximilian I. Die Verwirklichung der Kunstunternehmungen Karls VI. hing nicht allein von seinen fähigen Ratgebern und Mitarbeitern ab. Dies lassen schon die äußeren widrigen Umstände annehmen. Denn wenn nicht beim Monarchen selbst der feste Wille zu solchen Unternehmungen und ein dringendes, und zwar auch politisches Bedürfnis nach solchen Werken bestanden hätte, wäre es kaum zur Planung und schon gar nicht zur Ausführung solcher Werke gekommen, bei deren Verwirklichung beträchtliche Schwierigkeiten, vor allem bei der Finanzierung zu überwinden waren. Wenn auch das Verdienst mancher Mitarbeiter an ihrem Zustandekommen ziemlich groß sein mag, so ist doch Karl VI. als die zentrale

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treibende Kraft der Werke des Kaiserstils anzusehen. Wie eng die Unternehmungen mit der Person Karls VI. und seiner Einstellung verknüpft sind, zeigt die Tatsache, daß sie mit seinem Tod fast schlagartig ihr Ende fanden und bereits begonnene Projekte wie der Umbau der Wiener Hofburg (Michaeiertrakt) mitten in den Bauarbeiten stehen gelassen wurden. Als Grund könnte man die bedrängte Lage seiner Nachfolgerin, seiner Tochter Maria Theresia annehmen, die ihre Regierung ebenfalls mit Kriegführen beginnen mußte. Doch ist dafür die anders geartete Interessenlage Maria Theresias verantwortlich zu machen, die sich auf kunst- und kulturpolitischem Gebiet sehr deutlich von ihrem Vater unterscheidet. Man hat gesagt, daß der Kaiserstil während der letzten Regierungsjahre Karls VI. einen qualitativen Niedergang erfahren habe und bei seinem äußerlich von der neuen Herrscherin gesetzten Ende bereits überlebt und innerlich ausgehöhlt gewesen sei. Das lag wohl nur zum Teil an den Künstlern, die man bei dieser durchaus berechtigten Feststellung des künstlerischen Niedergangs im Auge hatte. Maßgebend dürfte der Niedergang der politischen Stellung Karls VI. gewesen sein. Der Wille und die Hochgestimmtheit des Herrschers, der als tragende Kraft hinter diesen Werken stand, waren durch politische und militärische Mißerfolge geschwächt und verbraucht, die politischen Ideen, vor allem die des Kaisertums, waren nicht nur durch endlose Wiederholung in der Kunst, sondern auch durch die ihnen widersprechende politische Realität endgültig zu leeren Phrasen geworden. Auch darin scheint sich zu erweisen, daß der Kaiserstil eine politisch bestimmte Kunst darstellt und mit der Regierungszeit Karls VI. und seiner Person engstens verknüpft ist. Für die Deutung der Bauten, Denkmäler und sonstigen Werke der bildenden Kunst, die unter der Ägide Karls VI. entstanden sind33, ist es notwendig, die staatspolitischen Vorstellungen ihres Auftraggebers zu kennen. Denn als staatliche Unternehmungen mit politischer Aussage und Funktion 34 sind sie mit diesen Vorstellungen zu konfrontieren, da sie von ihnen bestimmt sind und zu ihrer Manifestation und Propaganda geschaffen wurden. Der tiefere Sinn und Gehalt ihrer Ikonographie wie auch ihrer formalen Gestaltung erschließen sich erst, wenn man sie aus dieser Perspektive untersucht. Deshalb werden im folgenden Teil die grundlegenden Vorstellungen über Staat und Herrschertum bei den Habsburgern und vor allem bei Karl VI. in ihren wesentlichen Leitideen und Maximen dargestellt und mit den jeweils betreffenden Werken in Beziehung gesetzt. Dabei ist das Verfahren nicht so einseitig, wie es nach dieser Formulierung scheinen mag, denn diese politischen Vorstellungen wurden infolge fehlender schriftlicher Primärquellen zuerst in diesen Werken entdeckt, ähnlich wie dem zeitgenössischen Publikum an ihnen die Vorstellungen des Auftraggebers manifest wurden. An den Kunstwerken wurde mir überhaupt zuerst die Existenz eines politischen Ideengebäudes ihres Auftraggebers bewußt, und als deren Thema erkannt und auch in seinen einzelnen Bestandteilen deutlich. Sie spielen hier also keine zweit-

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rangige Rolle, wenn sie als eine Art Illustration zur Ideengeschichte zu dienen scheinen. Außerdem war diese „Illustrations-Funktion" bei ihnen ursprünglich ebenfalls gegeben, wenn man ihre auch in einem übertragenen Sinn darstellende Aufgabe so bezeichnen darf. Sie sind immer, sowohl für die Fragestellung wie auch für die Evidenz der Thesen die primären, durch nichts zu ersetzenden Zeugnisse. Hier ist ein wichtiges und heikles methodisches Problem dieses Gegenstandsbereichs berührt: Eigentliche Selbstzeugnisse schriftlicher Art gibt es von Karl VI. zu den Inhalten und Intentionen der von ihm in Auftrag gegebenen Werke keine. Seine erhaltenen Tagebücher' 41 sind in dieser Hinsicht völlig unergiebig. Sie beschäftigen sich als intime Aufzeichnungen ausschließlich mit den rein persönlichen Angelegenheiten des Kaisers. Seine Vorstellungen und Ideen über Staat und Herrschertum müssen also indirekt erschlossen werden, nämlich aus den von ihm veranlaßten Werken selbst und aus anderen literarischen Quellen von Personen seines Umkreises und aus der Ideentradition seiner Dynastie, wie sie sich exemplarisch in dem habsburgischen Fürstenspiegel „Princeps in compendio" niedergeschlagen hat S4b . Aus diesem Grund wird der Tradition der Ideen im Haus Habsburg so viel Gewicht und Umfang zugemessen werden, um zu zeigen, daß die unter Karl VI. in den Werken seiner Hofkunst vorgetragenen Ideen keine Fremdzeugnisse darstellen, die, wie man bei zu moderner autonomistischer Einschätzung der Rolle der Hofkünstler und Hofconcettisten vermuten könnte, vielleicht eher Ideen „vorformen" statt nach vollziehen. Sie sind zumindest in einer Gemeinschaft von Auftraggeber und Ausführenden entstanden und daher als repräsentativ für die Vorstellungen Karls VI. anzusehen. Um dieses Verhältnis präzisieren zu können, sind wir auf weitere erhellende Quellenfunde angewiesen. Die offensichtliche Billigung der in den Werken zum Ausdruck gebrachten Ideen aber, die mit den Aussagen der vorhandenen literarischen Quellen des Hofes übereinstimmen, lassen beide als genuine Widerspiegelung der Staatsidee des Kaisers behaupten. Dabei ist die Frage, was davon als der persönliche Beitrag des Monarchen anzusehen ist und was seine Mitarbeiter eingebracht haben, letztlich unerheblich. Das persönliche Innovationsvermögen Karls VI., das schon aufgrund der langen Vorgeschichte der einzelnen Ideen und der traditionalistischen Prägung Karls nicht sehr hoch zu veranschlagen ist, kann nach dem oben Dargelegten nicht beantwortet werden. Die Frage danach ist genausowenig sinnvoll wie eine Erörterung darüber, was in den Reden unserer Politiker von ihnen selbst und was von ihren „Ghostwriters" stammt. Auf der Grundlage der an den Werken verifizierten und aus den verschiedenen Objekten entnommenen Anzeichen und Aussagen wird versucht, die in ihnen wirksamen und an ihnen zum Ausdruck gebrachten Ideen in eine thematische Ordnung und einen systematischen Zusammenhang zu bringen und, in Umkehrung des ursprünglichen heuristischen Erkenntnisvorgangs, die Werke in das für sie bestimmende Ideengebäude wie in Etagen und Zimmer einzuordnen.

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Der „Kaiserstil" als Kunst des Wiener Kaiserhofes

Wenn im folgenden der Begriff der (Staats- oder Herrscher-) Ideologie verwendet wird, so ist er, gerade im Hinblick auf die propagandistische Funktion der Kunstwerke, im Sinn von idealen Repräsentations- und Identifikationswünschen gemeint, die sich per se nicht unbedingt auf die Realität beziehen. Die politischen Realitäten, selbst solche, die allen bewußt sein mußten, wurden in der Ideologie und der Darstellung oft geleugnet oder nicht zur Kenntnis genommen zugunsten eines idealen Anspruchs, der keine Rücksicht darauf nahm, ob er in der Realität eine Entsprechung hatte oder verwirklicht werden konnte. In den Kunstwerken präsentiert sich der Entwurf einer idealen Welt des Staatswesens und Herrschertums, die ihre völlige „Verwirklichung" nur im fiktiven Bereich des schönen Scheins und im idealen „Reich" der Kunst gefunden hat, die aber im materiellen Bestand der Werke als Faktum präsentiert, teils in Verbindung mit der praktischen Zweckbestimmung der Bauobjekte als solches erwiesen, teils als ein solches behauptet wird. Die Werke können also Objekte der realen Politik bilden oder als deren Ersatz dienen. Bei der Untersuchung der Staats- und Herrscherideologie geht es in erster Linie darum, sie aus der Sicht der Auftraggeber, des Kaisers und seines Hofes, gleichsam in einer subjektiven „Insider-Perspektive" zu erfassen, wie sie ja auch für die Konzeption der Kunstwerke maßgeblich war. Bei der Frage nach der maßgeblichen Staatsideologie sind in erster Linie die Vorstellungen über den Herrscher selbst von Bedeutung. Dabei ist wiederum vor allem dessen Selbstverständnis als Staatsoberhaupt und Monarch von Wichtigkeit, da er bei diesen Werken sowohl als Auftraggeber wie auch als Adressat im Mittelpunkt steht. Denn zwischen Staatswesen und Herrscher bestand damals kein Unterschied. Die absolutistische Staatslehre vertrat die Identität von Staatswesen und Herrscher, wie es in dem Ludwig XIV. zugeschriebenen Ausspruch „L'etat c'est moi" zum Ausdruck kommt 35 . Diese Staatsauffassung war auch für Karl VI. und seine Vorgänger seit dem Anfang des 17. Jahrhunderts maßgeblich, trotz ihrer im Vergleich mit Frankreich viel weniger absolutistischen, sondern ständisch beschränkten Monarchie38. Sie war es zumindest im ideologischen Bereich. Man kann also davon ausgehen, und die Werke werden es bestätigen, daß sie sich auf den Monarchen als Repräsentanten des Staates, auf seine institutionelle Rolle und seine Person sowie auf seine Vorstellungen darüber beziehen. Damit gehören auch die politischen Absichten dieser Staatsperson zu den bestimmenden Faktoren der Staats- und Herrscherideologie. Von daher sind die Werke hinsichtlich ihrer Motivation, des Anlasses ihrer Entstehung und ihrer praktischen und ideellen Zweck- und Zielbestimmung zu beurteilen, von daher beziehen sie den programmatischen Charakter ihrer Funktion, von daher sind auch ihre Gestaltung und Formensprache — als Zitate bestimmbarer Vorbilder herrscherlicher Architektur und Staatskunst —, ihr ikonographisches Repertoire und ihre ikonologischen Aussagen, ihre „symbolischen Werte" (E. Cassirer) zu deuten

Karl VI. — stäatspolitisdie Konzeption und Manifestationsfunktion

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und auszuloten. Dies gilt sowohl für die einzelnen Objekte wie auch für deren Gesamtheit als Bestandteile eines übergeordneten Programms und politischen Konzepts, bei dem audi die Standorte der Werke, gerade im Hinblick auf die territoriale Struktur der habsburgischen Monarchie, zu berücksichtigen sind. Erst unter diesen Gesichtspunkten ergibt sich der volle Umfang ihrer Aussagen und ihrer politischen Funktion, und es wird nachvollziehbar, in welchem Rahmen diese Werke als Herrscherpropaganda eingesetzt wurden und wirken konnten. Im zweiten Teil der Untersuchung wird es als erstes darum gehen, die Grundlagen für ein solches Begreifen dieser Werke zu schaffen, die grundlegenden Vorstellungen über Staatswesen und Herrschertum aufzuzeigen. Dabei führt der Weg jeweils vom Allgemeinen und Theoretischen zum Konkreten und zum Beleg am Beispiel der einzelnen Werke und ihrer Details. Die theoretischen Grundlagen bilden eine unumgängliche Voraussetzung, sie sind auch nicht am Werk allein zu entwickeln, das vielleicht nur einen Aspekt erschließt. Auch unter den Zeitgenossen war ein tieferes Verständnis der in den Kunstwerken zur Anschauung gebrachten Ideen nicht bei jedermann im gleichen Maß und voraussetzungslos gegeben. Das wirkliche Verstehen, das Erfassen des gemeinten, mehr angedeuteten als dargestellten Inhalts beschränkte sich weitgehend auf die gebildeten Gesellschaftsschichten, die auch die Protagonisten des politischen Lebens stellten. Für das ungebildete Volk bestand die Wirkung vor allem in dem sinnhaften Effekt beeindruckender Größe, Pracht und Herrlichkeit, in denen als äußerlichem Ausdruck der Hoheit mehr in pauschaler Weise der Anspruch des Herrschers zur Geltung kam. So wurde besonders die auf sinnhafte Weise überzeugende Eigenschaft der künstlerischen Werke eingesetzt. Ihr Inhalt und deren Darbietung, die künstlerisch gestaltete, gleichsam rhetorische Persuasio 37 , die verschlüsselten Symbole und Allegorien von gelehrter Erfindung, die gedanklichen Feinheiten, ihr Tief- und Scharfsinn, sie galten den Gebildeten und Gelehrten, die von vornherein mit den Inhalten und Gedankengängen vertraut waren und die kunstvolle Verschleierung38 zu schätzen wußten, mit der die Inhalte zur Wahrung des hoheitsvollen, mystisch-geheimnisvollen Charakters des Staatsund Herrscherwesens änigmatisch vorgestellt wurden. Auf diese Weise kamen die Kunstwerke allen Ansprüchen entgegen und wurden jedem nach seinem Bildungsniveau gerecht. Die Verständnismöglichkeit korrespondierte mit dem gesellschaftlichen Rang, der den Bildungsgrad und die politische Teilnahme bestimmte. Die Rangordnung des Erkenntnisvermögens entsprach der gesellschaftlichen Hierarchie, die sich in dieser intellektuellen Rangordnung auf das Ideal des Staates platonischer Observanz berufen konnte, an dessen Spitze die Gelehrten zu stehen haben.

Die schriftlichen Konzepte und andere Deutungshilfen literarischer Art und deren publizitärer Charakter Um die Intentionen und Aussagen der Kunstwerke und deren Leitideen besser zu ergründen, werden als zusätzliche Hilfe zeitgenössische Schriften, die als Quellen dienen können, herangezogen. An ausgesprochen staatspolitischer Literatur, Schriften, die sich mit der habsburgischen Staatsauffassung und Staatslehre befassen und eine nützliche Grundlage zur Erforschung der Staats- und Herrscherideologie bieten könnten, mangelt es gerade für die Zeit Karls VI. Dieser Umstand hängt wohl damit zusammen, daß das habsburgisdie Herrschertum damals bereits auf eine lange Tradition zurückblickte, die unverändert und unveränderlich gültig blieb. Verantwortlich dafür war, daß der Traditionalismus und das Anciennitätsdenken ein wesentliches Element und Ferment der habsburgischen Politik und Ideologie überhaupt und Karls VI. im besonderen bildet. Die staatstheoretischen und verfassungsmäßigen Prinzipien der Habsburger hatten sich im I J . Jahrhundert zu entwickeln begonnen und am Beginn des 17. Jahrhunderts endgültig etabliert. Die territorialen Ansprüche Karls VI. bezogen sich auf den Höhepunkt der habsburgischen Machtausweitung unter Karl V. Auch das für ihn maßgebliche Ideal des habsburgischen Herrschers beruft sich auf ältere Vorbilder der Dynastie. Dieses tradierte Ideal hatte im 17. Jahrhundert einige Aspekte des Absolutismus aufgegriffen, die aber bereits in ihm selbst angelegt waren und lediglich akzentuiert wurden. Seither waren keine wesentlichen Neuerungen vorgenommen und auch keine Veränderungen der realpolitischen Situation akzeptiert worden, so daß keine aktualisierte staatspolitische Literatur in eigener Sache entstand. In dieser Frage muß auf Schriften des 17. Jahrhunderts zurückgegriffen werden, bestärkt durch die Historiographen und Panegyriker Karls VI., die sich selbst in diesem Sinn äußern und althergebrachten Anschauungen wiederholen. Durch den Mangel an einer aktuellen habsburgischen Staats- und Reichsliteratur für die Zeit Karls VI. kommt den diesbezüglichen Werken der bildenden Kunst eine große und primäre Bedeutung zu. Es ist fast anzunehmen, daß sie die eigentlichen politischen Verlautbarungen ihres Auftraggebers darstellen, die durch ihre dauerhafte und öffentlich sichtbare Erscheinung eine größere Wirksamkeit als literarische Publikationen versprachen. Unter den sonstigen in Betracht kommenden Quellen sind in erster Linie die Konzepte zu nennen. Diese sind schriftliche Programme für die Werke, vor allem für ihre Ausstattung mit Skulptur und Malerei, die von gelehrten Spezialisten

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als detaillierte Arbeitsanweisung für die ausführenden Künstler verfaßt wurden". Solche Konzepte sind gerade für die unter Karl VI. geschaffenen Werke in großer Zahl vorhanden, was schon an sich auf den gesamtplanerischen und programmatischen Charakter dieser Objekte hinweist. In vielen Fällen sind diese Konzepte als Erläuterung zu den Werken veröffentlicht worden. Bei solchen, die nicht publiziert sind, ist die diesbezügliche Absicht nachweisbar. Die Veröffentlichung erfolgte oft in mehreren Sprachen, vor allem in Latein und Deutsch — der Gelehrten- und Umgangssprache —, und in mehreren Auflagen und Sammelausgaben. Durch die Publikation bekamen diese Konzepte die Funktion von „Lese"oder Verständnishilfen, vor allem für die mit den Themen weniger vertrauten und weniger gebildeten Betrachter dieser Werke. Dadurch sollte eine breitere und intensivere Wirkung dieser Objekte staatlicher und politischer Propaganda in der Öffentlichkeit erzielt werden. Diesem Anliegen entspricht auch die in einigen Fällen nachweisbare Veröffentlichung in Form von Handzetteln und Flugblättern. Diese Konzepte, die zu erklärenden „Informationsblättern" und „Kunstführern" umfunktioniert wurden, leisten auch uns wertvolle Hilfe bei der Deutung der Werke. In ihnen wird besonders deutlich, daß bei dieser Staatskunst eine politische Belehrung des Betrachters intendiert war. Sie sind in gewisser Weise sdilagwortartige Abhandlungen über Herrscher und Staatswesen. Darin entsprechen ihnen die ausgeführten Werke, die nicht nur manifestierenden Charakter, sondern auch eine meinungsbeeinflussende Funktion haben. Hinsichtlich der Tiefgründigkeit der Aussagen sind die Konzepte allerdings beschränkt. Sie beziehen sich als Arbeitsanweisung in erster Linie auf die vordergründige Thematik und Gegenständlichkeit und die lexikalische Begrifflichkeit der ikonographischen Apparatur der Werke. Die grundlegenden Ideen, die dahinter stehen, werden selten direkt ausgesprochen, einmal weil die Konzepte pragmatisch werkbezogen sind, zum anderen weil die Kenntnis der grundlegenden Ideen als bekannt vorausgesetzt wurde. Die Verfasser der Konzepte hatten einen bestimmten Kreis von Leuten im Auge, die damit vertraut waren, so daß sie gar nicht auf den Gedanken kamen, die Grundlagen für ihre Concetti eigens zu erwähnen oder hervorzuheben. Außerdem war ihr Ziel, nicht die Staatslehre selbst, sondern deren Inhalte am konkreten Einzelfall anschaulich zu machen. Heute muß der geistige Hintergrund mit Hilfe von Details und einzelnen Indizien rekonstruiert werden. Dabei bieten vor allem die Kunstwerke selbst eine wertvolle Hilfe und eine wesentliche Ergänzung zu den schriftlichen Aussagen. Nicht selten deuten die Kunstwerke Ideen und Vorstellungen an, die für uns aus den Texten nicht ohne weiteres evident sind. Die Künstler waren ihrerseits genötigt, die Konzepte zu interpretieren und deren tieferen Sinn anschaulich zu machen40. Dabei bringen sie manches vom Bedeutungsgehalt der Begriffe deutlicher zum Vorschein als die Konzepte, was wegen des authentischeren Werts der vom Künstler autorisierten Aussage einer heutigen Interpretation der Konzepte vorzuziehen ist.

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Zu den Aussagen der Kunstwerke und der Konzepte wird weitere zeitgenössische Literatur herangezogen, vor allem das historiographische und enkomiastisdie oder panegyrische Schrifttum über Karl VI. und andere Habsburger. Auch bei dieser Gegenüberstellung bilden die Kunstwerke keine zweitrangige Quelle für die Staatsideologie. Über manche Aspekte gibt das Schrifttum keine Auskunft, so daß die Kunstwerke die einzige Quelle darstellen. Sie bieten häufig auch Hinweise, worauf in den Schriften zu achten oder wonach dort genauer zur Erklärung zu suchen ist. So wird man gerade von ihnen auf Dinge aufmerksam gemacht, die bei einer Lektüre, die nicht an den von ihnen aufgeworfenen Problemen orientiert ist, kaum oder überhaupt nicht auffallen, weil sie als selbstverständliches Gedankengut der Zeit nur beiläufig erwähnt werden und man sie daher leicht für belanglos hält oder über sie hinwegliest. Die Kunstwerke enthalten Aussagen, deren Erkenntnis erst aus der Gegenüberstellung von schriftlichen und bildlichen Aussagen gewonnen werden kann. Dabei stellt die künstlerische Gestaltung der Werke einen weiteren wesentlichen Aussagewert, eine besondere Aussagequalität dar. Sie bietet eine sublimere Sphäre der Mitteilung, die über die Möglichkeiten der sprachlichen Definition und die begriffliche Beschränktheit der Schriften hinausgeht und Bedeutungsdimensionen und Sinnbezüge anzudeuten vermag, die darzustellen den mehr gelehrten als dichterisch begabten Literaten versagt war und die sich letztlich dem In-Worte-Fassen entziehen. Anders gesagt: Der gesamte Gehalt der künstlerischen Werke ist mit der philologischen Methode allein nicht aufzudecken. Hier liegen die besonderen Möglichkeiten kunsthistorischer Methoden. Dieser Vorzug der bildenden Kunst war wohl auch einer der Gründe — abgesehen von den besonderen Möglichkeiten der öffentlichkeits- und Breitenwirkung durch Architektur und bildende Kunst —, daß man sich ihrer und nicht der Literatur zur staatlichen Propaganda bediente. Eine besonders wichtige und aufschlußreiche Quelle für die politischen Vorstellungen stellt die am Kaiserhof entstandene Enkomiastik oder Panegyrik dar. Bei dieser Gelegenheitsdichtung handelt es sich um Huldigungsgedichte an den Herrscher und seine Familie. Sie wurden für bestimmte festliche Anlässe verfaßt, die das Leben und Wirken des Monarchen mit sich brachte: Vermählungen und Todesfälle, Geburts- und Namenstage, Krönungen, Siege, Friedensschlüsse und andere Staatsaktionen. Die dazu verfaßten Staatsgedichte bieten wichtige Aufschlüsse über die gängigen oder zur Verbreitung erwünschten Vorstellungen über Herrscher und Staatswesen. Sie sind damit eine wertvolle Interpretationshilfe für die Entschlüsselung der Ikonographie und der Intentionen der Kunstwerke. Zu diesen gehört noch eine besondere Werkgruppe, die nur auf dem Papier überliefert ist, die aber damals eine große Bedeutung im öffentlichen Leben hatte. Es sind die zu den gleichen Anlässen wie die Staatsgedidite geschaffenen Festdekorationen, die sogenannten Festgerüste, Castra Gloriae oder Castra Doloris, Triumphpforten und andere „Illuminationen" oder „redende Erleuchtungen"41,

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z . T . als theatralische Verkleidungen von Palästen und Staatsgebäuden, die den jeweiligen Anlaß und seine Akteure in symbolischen und allegorischen Darstellungen verherrlichten. Sie waren zwar ephemere Werke aus vergänglichem Material und nur für eine kurze Existenzdauer bestimmt, sie sind aber in Kupferstichen und in gedruckten Erläuterungen, die auf Konzepten beruhen, überliefert. Da sie Parallelen zu den in dauerhaftem Material geschaffenen — und erhaltenen — Werken darstellen, sind ihre authentischen Erläuterungen auch für die letzteren von Bedeutung. Diese Erläuterungen wurden veröffentlicht, um, wie dort einige Male ausdrücklich gesagt wird, dem Publikum das Verständnis zu erleichtern. Die Absicht, damit die propagandistische Wirkung der Werke zu unterstützen, ist unverkennbar. Durch die Publikation in Bild und Wort sind diese Festgerüste in einer Art Dokumentation überliefert, so daß wir in der Lage sind, einen wichtigen Teil der aktuellen politischen Propaganda studieren zu können, der sich für die Zeitgenossen mit den in dauerhaftem Material ausgeführten Werken verband, den Bauten und Denkmälern, die den gleichen Intentionen unterstehen. Gerade die Festgerüste wurden dazu benutzt, mit Inschriften und Darstellungen den Untertanen und der Mitwelt die Stellung der Gefeierten vor Augen zu stellen und sie über die Vortrefflichkeit der Regierenden zu belehren. Gerade sie sind in erster Linie sichtbar gemachte Herrscherideologie. Sie handeln von Herrscheramt und Herrscherwürde, den Tugenden und anderen Vorzügen und Fähigkeiten, durch welche die Gefeierten ausgezeichnet und damit zum Herrscher berufen seien. Sie dienten dem Nachweis der Herrschaftsberechtigung und zeigten die Herrschaftsansprüche oder Prärogativen auf Ämter, Würden und Territorien. Zugleich hatten sie eine unterstützende Funktion bei der Ausübung des Herrscheramtes, indem sie die Untertanen auf das bestehende „Gute Regiment" und die gesetzte Ordnung hinwiesen. Diese Funktion ist wohl zum Teil im Sinn einer Legitimation der Herrschaft aufgrund eines Mandats der Untergebenen zu verstehen, das nach der christlichen Staatsethik sowohl beim Kaisertum als auch beim Gottesgnadentum bestand und in der ständisch beschränkten Monarchie der Habsburger audi ideologisch zu berücksichtigen war 42 . In erster Linie ging es aber um die Demonstration von Herrschaftsansprüchen, häufig solche, die die Möglichkeiten der Realpolitik überschritten oder verfassungsmäßig nicht abgesichert waren, wie z. B. der traditionelle Anspruch der Habsburger auf die Kaiserwürde, deren Erlangung eine Wahl voraussetzte43. Die Aufgabe der Festgerüste war nicht zuletzt die, in attraktiver Form die politischen Interessen und Intentionen des Herrschers und seiner Dynastie zu unterstützen, nicht nur indem sie deren Staatsund Herrscherideologie werbend und belehrend verbreiteten und damit eine Art staatsbürgerlichen Unterricht erteilten, sondern auch indem sie Autorität behauptend begründeten. Durch die Publikation der Festgerüste in Wort und Bild konnten diese ihre Aufgabe in einer Breitenwirkung erfüllen, die über ihre zeitliche und lokale Be-

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grenztheit hinausging. Denn dadurch wurde auch jenen, die nicht am Ort lebten und die kurzfristigen Festgerüste selbst nicht zu sehen bekamen, Kenntnis davon vermittelt. Der Brauch, die Festgerüste zu publizieren, führte bei Karl Gustav Heraeus, dem Verfasser der Konzepte für die meisten und bedeutendsten Festgerüste des Wiener Hofes unter Karl VI., dazu, daß er seine Programme gesammelt und in mehreren Auflagen und Ausgaben, sowohl in der Gelehrtensprache Latein als auch in Deutsch veröffentlichte. Die Publikationen des Heraeus, dessen „Erfindungen" auch für die Programme der in dauerhaftem Material ausgeführten Werke Karls VI. von großer Bedeutung sind, bieten in ihren Erläuterungen eine breite Grundlage für die Interpretation der letzteren, die mit den Festgerüsten in enger Beziehung stehen, weil sie dieselbe Thematik haben und nicht zuletzt auch deshalb, weil bei beiden Werkgruppen dieselben Concettisten und Künstler tätig waren. Auch zwischen den Festgerüsten und der Enkomiastik besteht bei Karl VI. eine enge Verbindung: Die hier herangezogenen Staatsgedichte stammen ebenfalls von Heraeus, so daß für die Deutung der Kunstwerke eine Quellenlage gegeben ist, wie sie in dieser Kohärenz sonst selten besteht. Bei den Habsburgern und besonders bei Karl VI. spielten die Festgerüste auch insofern eine wichtige politische Rolle, als die Habsburger im Gegensatz zu anderen Herrscherhäusern auf dauerhafte Denkmäler, die direkt ihrer Person galten, verzichteten. Der Grund dafür liegt im spezifisch habsburgischen Herrscherideal mit den Tugenden der Bescheidenheit und der Frömmigkeit, die den Herrscher veranlassen, in den von ihm errichteten Bauwerken und Denkmälern Gott die Ehre zu geben und auch zugunsten allgemeinnütziger Unternehmungen auf kostspielige Werke zum Lob der eigenen Person zu verzichten. Damit wollten sich die Habsburger von anderen Herrscherhäusern, vor allem den französischen Königen, ihren politischen Gegenspielern, wirkungsvoll absetzen. Wie die Enkomiastik so enthalten auch die zeitgenössischen Herrscherviten zahlreiche Bemerkungen und Andeutungen über die Vorstellungen von Staatswesen und Herrschertum. In manchen Fällen können sie wegen des parteilichen Verhältnisses des Autors und in Anbetracht der obrigkeitlichen Lenkung und Beeinflussung des Publikationswesens gewissermaßen als authentische Zeugnisse des Selbstverständnisses des Monarchen angesehen werden. Gerade in den Schriften der hauseigenen Historiographen der Habsburger finden sich Passagen, die das den Status des Herrschers und das Wesen seiner Regierung betreffende Gedankengut des Adressaten wiedergeben und politische Intentionen propagieren. Diese Äußerungen sind trotz ihrer oftmals lakonischen Form äußerst wichtig, denn sie geben Hinweise auf aktuelle Anliegen, die propagiert und verbreitet werden sollen. Sie liefern damit auch Hinweise für die Intentionen der Kunstunternehmungen, die der permanent sichtbaren Darstellung dieser Anliegen dienen. Die historiographischen Schriften beinhalten Aussagen, die bei den Gelegenheitsgedichten oft nur in sehr verschlüsselter Form angedeutet werden. Verschlüsselt nicht nur für unseren heutigen Verständnishorizont. Darauf deutet der Umstand hin,

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daß die Gedichte, ähnlich wie wissenschaftliche Abhandlungen mit erläuternden Fußnoten versehen wurden44. Diese sollten dem besseren Verständnis des weniger scharfsinnigen Lesers dienen, daneben aber auch die Fähigkeit des Literaten demonstrieren, daß er das Stilprinzip barocker poetischer Aussage, die kunstvolle Verhüllung und Verschleierung der Gedanken, die Verbindung von Metaphorik und geheimen Tiefsinn beherrscht. Dieses Prinzip waltet auch in den künstlerischen Objekten, wobei man durch die Hinweise der historiographischen Schriften und die Fußnoten der Gedichte auf manches aufmerksam gemacht wird, das in den Objekten auf verschleierte Weise dargestellt und deshalb nicht ohne weiteres evident ist. Andererseits können auch Motive und Gesichtspunkte, die bei den Kunstwerken gefunden oder als möglicherweise vorhanden vermutet werden, durch Analogien in den Schriften bestätigt werden, vor allem dann, wenn dafür in den Beschreibungen und Konzepten der Werke keine oder keine ausdrücklichen Belege zu finden sind. Es ist darauf hinzuweisen, daß die herangezogenen historiographischen Schriften — auch Guiden über Wien, die den Hof und das Herrscherhaus behandeln, gehören in diesen Zusammenhang45 — als repräsentativ gelten dürfen. Es handelt sich um solche Schriften, die, nach Ort und Datum ihres Erscheinens zu schließen, damals aktuelle Veröffentlichungen waren und denen aufgrund der Stellung der Verfasser fallweise sogar ein offiziöser, wenn nicht sogar ein offizieller Charakter zugemessen werden kann. Diese Schriften, die zum Teil gezielte tendenzielle und parteiische Verlautbarungen enthalten, fanden aufgrund ihres Gegenstandes großes Interesse. Ihre zum Teil mehrfachen Auflagen, Nachdrucke oder Nachahmungen lassen eine Verbreitung erkennen, die sie als repräsentativ und maßgeblich für die Anschauungen der Mehrzahl der Zeitgenossen annehmen läßt. Dieser Gesichtspunkt ist nicht unwichtig, denn die meinungsbildende Wirkung dieser Literatur war eine wesentliche Voraussetzung für die Resonanz der inhaltlich entsprechenden künstlerischen Unternehmungen des Herrschers, für die es wichtig war, daß sie Anklang fanden, in ihren Intentionen sowohl verstanden, wie auch akzeptiert wurden. Hinsichtlich der Frage ihrer Wirkung, und zwar der positiven Aufnahme in der Öffentlichkeit, auch im Reichsgebiet, ist anzumerken, daß diejenigen Autoren, die den Habsburgern wohlgesinnt waren oder gar Partei für sie ergriffen, nicht nur österreichische Untertanen waren. Als Beispiel ist der Jurist Johann Basilius Küchelbecker in Hannover zu nennen, der Karl VI. in äußerst wohlmeinender Weise dargestellt hat46. Uberhaupt fällt auf, daß während der Regierung Karls VI. im Reich eine für Habsburg günstige Stimmung herrschte. Eine ausgesprochen antihabsburgische polemische Literatur fehlt fast völlig, im Gegensatz zum 17. Jahrhundert, als — im Dreißigjährigen Krieg — die Verdrängung der Habsburger als Kaiser, ja sogar ihre Vernichtung gefordert worden war 47 . Die 1705 in Köln anonym erschienene „Relation" über den Kaiserhof in Wien, die von den Gegnerschaften des Spanischen Erbfolgekriegs bestimmt ist und gegen Habsburg

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polemisiert48, wird deswegen von Küchelbecker ausdrücklich gerügt, der sie mit seiner „Allerneuesten Nachricht vom Römisch-Kaiserl. Hofe" von 1730 ersetzen wollte. Man kann aus seinen tadelnden Worten herausspüren, daß man im Reich darauf bedacht war, eine Verstimmung des Wiener Hofes zu vermeiden48. Offenbar war infolge der Gefährdung des Reichs durch Frankreich ein Reichspatriotismus gefördert worden, der in den Habsburgern, die Frankreichs Eroberungsgelüste in die Schranken verwiesen hatten, die Stütze und Rettung des Reichs sah50. Mit dieser Situation dürfte es zusammenhängen, daß man im Reich an der habsburgischen Kaiserideologie, die das Wahlkaisertum zu einer erblichen habsburgischen Würde machte, keinen öffentlichen Anstoß nahm. Bei Karl VI. kommt hinzu, daß er durch seine Politik im Westen für das Reich eine längere Zeit des Friedens gebracht hatte, was in den Schriften immer wieder betont wird. Auch die Bedrohung im Osten durch die Türken, die jeweils eine Verunsicherung der Westgrenze des Reichs durch Frankreich zur Folge gehabt hatte, war durch die großen Siege des Kaisers in Ungarn gebannt. Diese Bedeutung Habsburgs für das Reich und das persönliche Ansehen, das Karl VI. dort genoß, dürften die übereinstimmend positive Einstellung der Publizistik zum habsburgischen Kaiser und dessen Herrscherideologie erklären. Die habsburgische Partei unten den Reichsfürsten und Reichständen, an deren Spitze der Reichserzkanzler und Kurfürst von Mainz, Graf Lothar Franz von Schönborn, stand, gab ihrer Verbundenheit zum Haus Habsburg und zu Karl VI. auch in ihren künstlerischen Unternehmungen Ausdruck; Lothar Franz in der Programmatik der Fresken des Kaisersaals der von ihm erbauten Neuen Residens in Bamberg und im Schloß von Pommersfelden, das er von dem Geldgeschenk erbaute, das er speziell dazu 1 7 1 1 vom Wiener Hof für seine tatkräftige Unterstützung der Kaiserkandidatur Karls erhalten hatte 51 . Die Reidisstadt Nürnberg, wo Karl VI. auf der Rückreise von der Kaiserkrönung in Frankfurt nach Wien als Reverenz gegenüber dem ideellen politischen Mittelpunkt des Reichs, als Aufbewahrungsort der Reichskleinodien, die Kaiser Sigismund 1424 der Stadt zur Verwahrung auf ewige Zeiten übergeben hatte52, und gemäß den Bestimmungen der von Karl IV. 135 6 als Reichsgrundgesetz erlassenen Goldenen Bulle seinen ersten Hoftag gehalten hatte53, die Stadt Nürnberg also widmete Karl VI. eine neue Brücke, die nach ihm benannte Karlsbrücke (heute ABC-B rücke), die 1728 vollendet wurde54. Wie stark die Kunstunternehmungen Karls die Zeitgenossen auch im Reich und sogar die größten Geister beschäftigten, zeigt das intensive Interesse, das Gottfried Wilhelm Leibniz (1646—1716) daran nahm und das sich bis auf Detailfragen der Dekoration wie die Wahl der Thematik des Reliefs der beiden Kolossalsäulen an der Fassade der Karlskirche erstreckte5®. Leibniz stand seit der Zeit Leopolds mit dem Wiener Hof in Verbindung und war für diesen auch als politischer Schriftsteller tätig. Er verfaßte das kaiserliche Manifest von 1688 gegen die Kriegserklärung Ludwigs X I V . und das am 9. März 1704 in Portugal

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veröffentlichte Manifest Karls über seine Rechte auf den Spanischen Königsthron und die gerechten Motive seiner militärischen Expedition nach Spanien56. Die Beziehungen Leibniz' zu Karl verstärkten sich durch dessen Heirat mit der Enkelin des Herzogs Anton Ulrich von Braunschweig-Wolfenbüttel, bei dem Leibniz in Diensten stand. Er war übrigens am Zustandekommen dieser Ehe beteiligt. Wegen seiner Verdienste bei der Kaiserkrönung Karls VI. wurde er zum Reichshofrat ernannt57. Die Reichsvorstellungen Leibniz' waren mit dem Wiener Kaiserhof eng verknüpft. Durch die Gründung einer gesamtdeutschen Akademie der Wissenschaften in Wien, deren Gebäude der mit ihm befreundete kaiserliche Hofarchitekt Fischer von Erlach entwerfen sollte, wollte Leibniz Wien auch zum geistigen Mitttelpunkt des Reiches machen58. Sedlmayr hat sogar vermutet, daß Leibniz der geistige Urheber der politisch gedachten künstlerischen Unternehmungen Karls VI. gewesen sei59. Das geht sicher zu weit. Leibniz blieb für den Wiener Hof trotz aller seiner Bemühungen ein Außenstehender, nicht zuletzt deswegen, weil er Protestant war 60 . Er verfügte allerdings über enge Beziehungen zu den an Karls Kunstunternehmungen beteiligten Personen: zu dem kaiserlichen Antiquitäten- und Medailleninspektor und wichtigsten Concettisten Karl Gustav Heraeus, der mit Leibniz in regem Briefwechsel stand, und zum kaiserlichen Oberbauinspektor J . B. Fischer von Erlach. Leibniz war mit den Fragen der Programmatik und Gestaltung von fürstlichen Bauten durch seinen Dienst am Braunschweigischen Hof vertraut 61 , und sein Briefwechsel mit Heraeus läßt annehmen, daß er bei seinem letzten langen Aufenthalt in Wien von Anfang 1 7 1 3 bis August 1 7 1 4 mit ihm und Fischer, an den er sich in seinen Briefen an Heraeus mehrfach wendet, über die kaiserlichen Bau- und Kunstunternehmungen fruchtbare Diskussionen geführt hat. Wenn Leibniz als politischer Denker auch manche Anregung allgemeiner Art geliefert haben könnte, der Wille und die Intentionen gingen sidier vom Kaiser und seinen Beratern aus, wie denn auch die Programmatik und die Ikonographie von den am Wiener Hof tätigen Kräften geschaffen wurden.

Der Auftraggeber und seine wichtigsten Mitarbeiter

Karl VI. Kaiser Karl VI. wurde am i. Oktober 1685 als zweiter Sohn Kaiser Leopolds I. aus dessen dritter Ehe mit Eleonore Magdalena Theresia von der Pfalz geboren68. Er war wohl von Anfang an für die Nachfolge der mit dem kinderlosen Karl II. aussterbenden spanischen Linie der Habsburger vorgesehen. Seine Taufpaten waren Karl II. von Spanien und die Witwe Kaiser Ferdinands III., Eleonora Gonzaga, die Tochter Herzog Karls von Mantua83. 1701 brach der Krieg um die Spanische Thronfolge aus, an dem alle europäischen Mächte beteiligt waren und in dem Karl eine zentrale Rolle spielte. Am 8. April wurde Philipp von Anjou, ein Enkel Ludwigs X I V . von Frankreich, der im Testament Karls II. als Erbe eingesetzt worden war, als Philipp V. zum König von Spanien proklamiert. Am 7. September schloß Leopold einen Allianzvertrag in Den Haag mit England und Holland, mit deren Hilfe, vor allem deren Flotten der Krieg nach Spanien getragen werden sollte. Am 15. Mai 1702 erfolgte die Kriegserklärung. Am 12. September 1703 wurde Erzherzog Karl als Karl III. zum König von Spanien proklamiert, nachdem Leopold und Joseph als dessen künftiger Nachfolger hinsichtlich einer Erbteilung des gesamt-habsburgischen Erbes zu Karls Gunsten auf ihre Ansprüche auf Spanien und dessen Territorien in Italien und den Niederlanden verzichtet hatten. Am 19. September 1703 verließ Karl III. Wien und begab sich auf seine Expedition nach Spanien über Holland und England nach dem ebenfalls verbündeten Portugal, wo er Anfang März 1704 eintraf. Es war vorgesehen, Karl mit einer portugiesischen Infantin zu verheiraten, diese starb jedoch kurz vor seiner Ankunft. Nach einem vergeblichen Versuch, in Spanien, im bourbonenfeindlichen Katalonien zu landen und Barcelona zu erobern — der Plan, von Portugal aus zu Land nach Spanien vorzudringen, war militärisch fehlgeschlagen —, wurde 1704 Gibraltar erobert, wo sich die Endländer festsetzten, die sich am Krieg nicht zuletzt wegen des Mittelmeerhandels beteiligten. Die ,Säulen des Herkules' benannte Meerenge von Gibraltar bzw. Gades wurde das Emblem und Wahrzeichen Karls. Auf die Eroberung berief sich auch seine Apostrophierung als Herkules bzw. Hercules Gaditanus oder Hispanicus. Als es 1705 schließlich gelungen war, Barcelona als Brückenkopf in Spanien zu nehmen, diente die Stadt als die vorläufige Residenz Karls, in der er 1706 von Philipp V. belagert wurde. Das französische Belagerungsheer wurde geschlagen. Die Sonnenfinsternis,

Karl V I . — der Auftraggeber und seine Mitarbeiter

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die diesen Sieg Karls begleitete, wurde als himmliches Omen gedeutet, als Verfinsterung des Symbols des Roi-soleil, Ludwigs X I V . 1708 heiratete Karl Elisabeth Christine ( 1 8 . 8 . 1 6 9 1 — 2 1 . 1 2 . 1 7 5 0 ) von Braunschweig-Liineburg, die Tochter des Ludwig Rudolf von Blankenburg, Braunsdiweig-Lüneburg und Enkelin des Herzogs Anton Ulrich von Braunschweig-Wolfenbüttel (1633—1714), der die treibende Kraft für diese Verbindung des protestantischen Herzogshauses mit Habsburg war 64 . Die Konversion der Prinzessin wurde ebenso wie die darauf folgende ihres Großvaters von Kurfürst Lothar Franz von Schönborn in Bamberg durchgeführt65. Von Barcelona aus unternahm Karl seine Feldzüge in Spanien, die an der Uneinigkeit der spanischen, englischen und österreichischen Generäle krankten, die Karl in seinen Entscheidungen majorisieren konnten. Nach der Eroberung von Valencia 1705 drangen seine Truppen 1706 zum ersten Mal in Madrid ein — 1 7 1 o war er selbst in der spanischen Hauptstadt und wurde zum König ausgerufen —, aber er konnte die Kastilier nicht gewinnen und seine einzelnen militärischen Siege hatten, aufs Ganze gesehen, keinen Erfolg und dauerhaften Bestand. Trotz großer Siege wie bei Almenara, Saragossa und Villaviciosa 1 7 1 0 und Cervera 1 7 1 1 mußte er sich immer wieder nach Katalonien und seinen ersten Landekopf Barcelona zurückziehen66. Durch den Tod Josephs I. am 1 7 . 4 . 1 7 1 1 erbte Karl die österreichischen Erb- und Kronländer, und wurde auch Josephs Nachfolger als Kaiser. Er verließ Barcelona am 2 6. September 1 7 1 1 , wo er seine Gemahlin als Statthalterin zurückließ — sie kam 1 7 1 2 nach Österreich nach. Er reiste über Italien (Mailand) nach Frankfurt, wo er am 2 2 . 1 2 . 1 7 1 1 zum Kaiser gekrönt wurde. Anfang 1 7 1 2 traf er in Wien ein, wo er die Erbhuldigung der niederösterreichischen Stände entgegennahm — eine Inthronisation oder Krönung gab es bei den österreichischen Erzherzögen nidit. Am 22. j . 1 7 1 2 erfolgte seine Krönung zum König von Ungarn in Preßburg. Die Krönung zum König von Böhmen fand erst 1723 statt, sie war auf das tausendjährige Jubiläum der Gründung Prags gelegt worden67. Für Karl schien sich nochmals die einst Europa beherrschende Machtkonstellation Habsburgs anzubahnen, wie sie K a r l V . besessen hatte. Aber Karls Verbündete versagten ihm aus diesem Grunde in Spanien ihre weitere Hilfe, und er mußte, weil er über keine eigene Flotte verfügte, den Kampf aufgeben. Als letzte Bastion in Spanien fiel die ihm bis zuletzt treu ergebene Stadt Barcelona am 1 1 . September 1 7 1 4 . 1 7 1 4 schloß sich Karl der friedlichen Beendigung des Spanischen Erbfolgekrieges an (Friedensschlüsse in Rastatt und Baden im Aargau/ Schweiz), ohne aber auf seine Ansprüche auf die Spanische Krone zu verzichten68. Spanien blieb ein beherrschendes Motiv seines Denkens und seiner herrscherlichen Repräsentation: Er behielt Titel und Wappen eines Spanischen Königs bis zu seinem Tod bei, und sein Sarkophag in der Kapuzinergruft in Wien zeigt im Relief der vorderen Seitenwand die Schlacht von Saragossa.



Der „Kaiserstil" als Kunst des Wiener Kaiserhofes

1713 erließ Karl die Pragmatische Sanktion6®, die die Erbfolge regeln und den Zusammenhalt der Erbländer sichern sollte. Damit schuf er die eigentliche Gründungsurkunde der österreichischen Monarchie. A m 13. April 1716 wurde ihm der langersehnte Thronfolger Leopold Johann Joseph geboren, der aber bereits am 4. November desselben Jahres wieder starb. A m 13. Mai 1717 kam Maria Theresia, Karls Nachfolgerin, zur Welt, der noch zwei weitere Töchter folgten. 1716 trat Karl als Bundesgenosse Venedigs in einen neuen Krieg mit den Türken ein, in dem Prinz Eugen von Savoyen glänzende Siege erfocht (5. August 1716 die Schlacht von Peterwardein) und der mit den Frieden von Passarowitz am 2i.Juli 1718 endete. Durch ihn gewann Karl den größten Teil des Balkan, so daß Österreich unter Karl V I . seine größte Ausdehnung in der Geschichte erreichte. 1733 brach ein Krieg mit Frankreich wegen der polnischen Königswahl aus, der in Italien (Lombardei) und am Rhein geführt wurde. Im Frieden von Wien am 3. Oktober 1735 verlor Karl die im Spanischen Erbfolgekrieg errungenen Königreiche Neapel und Sizilien, konsolidierte aber seine oberitalienischen Besitzungen, gewann Parma-Piacenza und sicherte seinem Schwiegersohn Franz Stephan von Lothringen Toskana. 1736 nahm er als Vertragspartner Rußlands einen weiteren Türkenkrieg auf sich, der einen für Österreich verheerenden Verlauf nahm. Im Belgrader Frieden vom 18. September 1739 verlor Karl V I . fast alle ungarischen Eroberungen, die Prinz Eugen gemacht hatte: Belgrad, Serbien und die österreichische Wallachei; nur das Temesvarer Banat blieb ihm erhalten. Völlig unerwartet starb Karl V I . am 20. Oktober 1740 im Alter von j6 Jahren. Von den künstlerischen und musischen Interessen Karls ist an erster Stelle die Musik als seine Lieblingsbeschäftigung zu nennen, worin er seinem Vater Leopold gleicht. Karl besaß großen musikalischen Sachverstand, er musizierte selbst und verfaßte wie sein Vater Kompositionen 70 . Uber Karls Ausbildung auf dem Gebiet der Architektur ist im Gegensatz zu seinem Bruder Joseph nichts näheres bekannt. Vielleicht war Dominikus Strudel, der Bruder des Hofmalers Paul Strudel und des Hofbildhauers Peter Strudel, der Lehrer Karls im Architekturfach. Dominikus Strudel, der bis zu seinem Tod am 2 1 . 3 . 1 7 1 5 in Wien als Hof-Ingenieur bzw. -Architekt diente 71 , strebte 1697 eine Stelle als Architekturlehrer Karls an72. Bemerkenswert ist, daß Karls A y o (Erzieher), Obersthofmeister in Spanien und erster Ratgeber Fürst Anton Florian von Liechtenstein-Nikolsburg, Troppau und Jägerndorf (1656-1721) war. Dieser hatte sich frühzeitig J. B. Fischers von Erlach angenommen, den er an Auftraggeber aus seiner Familie und an andere Adelshäuser vermittelte, z. B. die Althann 73 . 1706 wurde er vom Landtag Kataloniens zum geborenen Katalonier ehrenhalber erklärt, wobei diese Auszeichnung damit begründet wurde,

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daß er K a r l die Künste gelehrt hatte 74 . Über ihn, der bis zu seinem Tod auch der Obersthofmeister Karls als Kaiser und als solcher auch f ü r das künstlerische Personal des Hofes zuständig war 7 5 , äußerte sidi Leibniz in einem Brief vom 27. September 1 7 1 4 , daß er ein großer Kenner der Schönen Künste und der Wissenschaften sei: „Sachant que Son Altesse Sérénissime est grand connaiseur des beaux arts, et que les recherches de la nature et de l'art n'échappent point à sa pénétration, je fais grand fond sur sa protection, quand l'affaire de l'Académie ou de la société des sciences sera en état de se former." 7 8 In einer Charakteristik Karls, die anläßlich seines Aufbruches nach Spanien entstand 77 , wird ganz allgemein gesagt: „ E r liebt die Künste und Wissenschaften / und applicirt sich auf dieselbe(n)." Während seines Aufenthaltes in Spanien, der ein ziemlich ruheloser Feldzug war, widmete sich K a r l den in seiner Lage am leichtesten zu bewerkstelligenden Künsten seiner Lieblingsmuse. Während seiner Aufenthalte in Barcelona ließ er zahlreiche Opern und sonstige musikalische A u f führungen veranstalten 78 . Z u diesem Zweck berief er Ferdinando Galli da Bibiena ( 1 6 5 7 — 1 7 4 5 ) , einen f ü r die Entwicklung der barocken Theaterinszenierung äußerst wichtigen Künstler, als Königlichen Baumeister 1708 von Parma nadi Barcelona. Dieser entwarf nicht nur die Opern- und Theaterdekorationen, sondern malte sie auch — er war ein Schüler des Malers Cignani — , weshalb er zusätzlich den Titel eines Hofmalers führen durfte. Sein Bruder Francesco w a r bereits von Leopold I. 1704 nach Wien berufen worden, wo er ein großes H o f theater erbaute. Ferdinando publizierte 1 7 1 1 in Parma, w o er zuvor im Dienst des Herzogs Farnese gestanden hatte, ein Stichwerk über die Baukunst, „Architettura civile preparata su la Geometria e ridotta alle prospettive", das er K a r l widmete 79 . Ferdinando wurde von K a r l nach Wien mitgenommen, w o er seinen Bruder Francesco als Theatralingenieur des Hofes ablöste, der 1 7 1 0 von Joseph I. abermals nach Wien berufen worden war. Daß K a r l in Spanien keine architektonischen Unternehmungen in Angriff nahm, ist durch die äußeren Umstände und auch dadurch bedingt, daß er nicht über eine endgültige Residenz verfügte, die das in Feindeshand befindliche Madrid sein sollte. Einziges Beispiel baulicher Ambitionen ist ein Projekt für die Errichtung eines Maria geweihten Obelisken in Barcelona, der als Denkmal seines Dankes f ü r die H i l f e Mariens bei der Befreiung der Stadt von der Belagerung durch die Truppen Philipps V . im J a h r 1706 gedacht war, aber wegen des Krieges nicht zur Ausführung kam 80 . E r wird später, im Kapitel über die Marienverehrung Karls, noch näher behandelt werden. Aus dem spanischen Hofstaat Karls sind neben Ferdinando Galli-Bibiena noch einige Künstler bekannt: der 1707 als Hofarchitekt und Bildhauer angestellte Conrad Rudolph, der K a r l auch in Wien bis zum Tod am 1 1 . 12. 1 7 3 2 als „Cammer-Bildhauer" diente und als Gutachter in Bildhauerangelegenheiten offenbar eine große Rolle spielte 81 . Kammermaler Karls in Spanien war der 1668 in Neapel geborene Andrea Vaccaro 82 . Der Vollständigkeit halber seien

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Der „Kaiserstil" als Kunst des Wiener Kaiserhofes

noch zwei Militärarchitekten und Ingenieure angeführt: Unter den Personen, die Karl 1703 von Wien nach Spanien folgten, befand sich der aus Neapel nach Wien berufene Architekt und Ingenieur Gabriele Montani-Reglini, der für den 1702 begonnenen Neubau der Peterskirdie in Wien Risse gemacht hatte83. Ferner ist der von 1711 bis 1730 nachweisbare kaiserliche Ingenieur und Militärarchitekt Matthias Anton Weiss zu nennen, der 1711 im Auftrag Karls in Spanien antike Architekturen, das Amphitheater und das Scipionengrabmal in Tarragona, aufgenommen hat, die in die 1712 Karl V I . gewidmete „Historische Architektur" J. B. Fischers von Erlach als Huldigung an den Spanienaufenthalt Karls aufgenommen wurden 831 . Hinsichtlich der künstlerischen Interessen Karls — und deren politischen Implikationen — ist darauf hinzuweisen, daß er auf seinen Feldzügen in Spanien eine Sammlung antiker Münzen und Medaillen mit sich führte. Sie diente ihm, wie Heraeus, der später in Wien für ihren buchartigen Behälter bedeutungsvolle Inschriften verfaßte, sagt, zur Erholung des Geistes, als Ausgleich zu seiner kriegerischen Tätigkeit 84 . Dabei handelte es sich nicht nur um eine persönliche Liebhaberei und einen musischen Ausgleich von privatem Charakter. Die Numismatik stellte ein wichtiges Gebiet der barocken, vornehmlich antiquarisch-historisch orientierten Gelehrsamkeit dar und schlug schon wegen ihres Gegenstandes — Münzen antiker Herrscher — in den politischen Bereich85. Massiczek hat die damalige Bedeutung der „Cognitio rei numariae et antiquatum", wie sie im Konzept für das Kuppelfresko der von Karl V I . erbauten H o f bibliothek in Wien genannt und als eine der hervorragendsten Wissenschaften vorgeführt wird, in allgemeiner geistesgeschichtlicher und politischer Hinsicht charakterisiert88. Infolge der Vorbildnahme der Fürsten bei den antiken Herrschern gewannen die Altertumswissenschaft und vor allem die Numismatik als Informationsquelle über das antike Herrsdiertum und dessen Repräsentationsweise große Bedeutung. Die Numismatik besaß auch eine besondere Stellung und Funktion im politischen Sinn. Da sie einen der prominentesten Wissenschaftszweige bildete, war die Beschäftigung mit ihr ein Zeugnis für die Gelehrtheit des Herrschers und sein Streben nach Erkenntnis und Weisheit mit Hilfe der Antike. Sie war letztlich ein Beweis seiner Eigenschaft als Princeps philosophus, als der er dem barocken Herrscherideal platonischer Prägung entsprach. Die Beschäftigung mit antiken Münzen als den Denkmälern eines als vorbildlich erachteten Herrschertums führte konsequenterweise zur Anfertigung eigener derartiger Werke, die sich an die antiken Vorbilder anlehnten, der politischen Repräsentation und Propaganda dienten und entsprechend der Uberlieferung der antiken Beispiele für den Nachruhm gedacht waren. Gerade im Barock gewann die Medaillenkunst, die eine vorteilhafte Kombination von Historiographie und künstlerischer Repräsentation ermöglicht, bei der das Bildnis des Fürsten, seine Taten und Ambitionen verbreitet wurden, eine eminente Bedeutung.

Karl V I . — der Auftraggeber und seine Mitarbeiter

Durch die Nachahmung der Münzen der antiken Herrscher und die damit bezeugte Verwandtschaft im Herrschertum sollte dieses in seiner weltgeschichtlichen Größe und Würde demonstriert werden. Zugleich konnten die Fürsten dabei auf dem Gebiet einer für sie spezifischen und historisch sanktionierten Kunstsparte zeigen, daß sie ihre idealtypische Aufgabe als Schirmherren und Förderer der Künste und Wissenschaften wahrnahmen. Audi als solche legitimierten sie sich für ihr Amt als in der Tradition der antiken Herrscher stehend, auf die sich das Ideal des Fürsten als Musenfreund berief. Dies kommt in den erwähnten Inschriften des Heraeus für das „Spanische Münzkabinett" Karls zum Ausdruck. Sie deuten die Sammlung als ein Denkmal von politischer Bedeutung aus der Zeit des Spanienaufenthaltes des Kaisers. Sie besagen, daß die Beschäftigung mit Numismatik die Führungsrolle des Herrschers, der sich dadurch als Gelehrter und als Kunstfreund ausweist, im Bereich der Künste und Wissenschaften beweist: „Ut Gades remotae in altero hoc Carolo V. Herculem suum, non modo Gaditanum, sed etiam Musagetam agnoscerent." Damit also Gades als der fernste und äußerste Punkt seines Herrschaftsbereichs oder, antik gedacht, damit die Grenzen der Erde in diesem neuen K a r l V . — von dem Karl VI. das Zeichen der gaditanischen Säulen des Herkules übernommen hat — ihren Herkules erkennen, und zwar nicht nur als kriegerischen Eroberer Spaniens und Gibraltars ( = Gades), als der er die Nachfolge Karls V. und Herkules' angetreten hat, der ebenfalls als Eroberer Spaniens galt, sondern auch als den Führer der Musen, d. h. als Fürsten der Künste des Friedens und damit als Friedensherrscher. Wie aus dem Konzept für das Kuppelfresko der Hofbibliothek in Wien, in der Karl als Hercules Musagetes verherrlicht wird, hervorgeht, wurde diese Titulatur als antikes Herrscherzitat verstanden: „ . . . weilen auch beede Völckerschafften von Römern und Griechen davor hielten, daß Königreiche durch Künsten ebenso, wie durch Tapff erkeit erhalten werden, folgsam ihren starckmuthigen Herculem zugleich Musagetam genannt" 861 . Dieser Titel ist mit dem des Princeps philosophus im Konzept für die Hofbibliothek ausdrücklich gleichgesetzt. Die bedeutendsten Gelehrten der Zeit, z.B. auch Leibniz, befaßten sich mit Numismatik und der Schaffung neuer Medaillen. Ludwig X I V . ließ in Medaillen eine „Histoire metallique" seiner Regierung gestalten, wozu er eine eigene Akademie gegründet hatte87, und nach seinem Beispiel nahm der kaiserliche Antiquitäten* und Medailleninspektor Heraeus für Karl VI. ein ähnliches Unternehmen in Angriff, eine „Historia metallica seu numismatica", deren Ikonographie und Emblematik mit den sonstigen Kunstunternehmungen Karls in engem Zusammenhang steht88. Die Betätigung auf dem Gebiet der Numismatik konnte, nicht zuletzt wegen der Verbindung zur zeitgenössischen Medaillenkunst, als eine künstlerische gelten89. Diesen Aspekt und den Rang, welchen die Medaillenkunst bei Karl V I . einnahm, zeigt das Deckenfresko Paul Trogers von 1739 in der sogenannten Kaiserstiege in Stift Göttweig 8 ' 1 . (Abb. JI) Es wurde nach einer Idee des mit

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der Gedankenwelt des Wiener Hofes wohlvertrauten und verbundenen Abtes Gottfried Bessel, der auch als kaiserlicher Diplomat fungierte und ein Günstling der Schönborn war, geschaffen und stellt Karl VI. als Helios-Apollo und Musenführer in Begleitung von Künsten und Wissenschaften dar. Unter diesen erscheint neben der Architektur, Malerei, Bildhauerei, Poesie, Musik und Historiographie die Medaillenkunst mit Prägestempel und einer goldenen Medaille. Benachbart ist ihr Chronos, der als Geschichtsschreiber Karls figuriert und wie die Medaillenkunst für den Nachruhm des Kaisers tätig ist. Die in solchen Zyklen sonst ungewöhnliche Darstellung der Medaillenkunst nimmt ebenso wie die Personifikation der Musik auf die besonderen Interessen Karls VI. Bezug. Damit geht überein, daß die eigentliche Entwicklung der barocken Medaille in Österreich erst unter Karl VI. einsetzte, was infolge seiner Aufmerksamkeit für dieses Gebiet im Rahmen des umfassenden Konzepts seiner Kunstunternehmungen und deren politisch-herrschaftlicher Bedeutung geschah. Auch aus der Zeit Karls als Kaiser haben wir nur wenige direkte Belege bezüglich seines persönlichen Umgangs mit künstlerischen Dingen, wenn wir die offiziellen Erzeugnisse seiner Hofkunst einmal außer acht lassen, an denen mit ihm zusammen mehrere Personen bzw. eine „ästhetische Gemeinschaft" beteiligt waren90. Ein bedeutendes Zeugnis ist überliefert, das vielleicht als repräsentativ gelten darf: 1 7 1 5 fand ein Architektenwettbewerb für den Bau der Karlskirche in Wien statt, für den J . B. Fischer von Erlach, Johann Lukas von Hildebrandt und Ferdinando Galli-Bibiena Entwürfe und Modelle eingereicht hatten91. Uber den Ausgang dieser Konkurrenz berichtet Heraeus an Leibniz in einem Brief vom j . 1 2 . 1 7 1 j : „Sa Maj. Imp. vient de donner une preuve de son bon goüt decisif, en se declarant contre beaucoup d'autres pour les dessins de Mr. de Fischer touchant l'église de St.Charles... Voila un bon prejuger pour les arts." 92 Demnach hat Karl den Wettbewerb persönlich entschieden, und zwar zugunsten des Entwurfs des künstlerischen Schöpfers des Kaiserstils. Damit wurde die künstlerische Kontinuität der Wiener Hofkunst aus der Zeit Josephs I. gesichert und gleich beim ersten großen Bauunternehmen Karls eine entscheidende Weichenstellung getroffen — gegen Fischers potenten Konkurrenten Hildebrandt 93 . Küchelbecker berichtet 1730 in seiner Allerneuesten Nachricht vom RömischKayserl. Hofe 94 über die „Studia" Karls: „(Seine Majestät) sind in der Mathematique95, vornehmlich in Architectura civili Sc militari wohl erfahren. Sie lieben nicht nur die Music, sondern verstehen dieselbe auch ungemein wohl, und spielen auf verschiedenen Instrumenten; Sie verstehen die Composition, und hören so gleich, wenn bey einer Music oder Opera ein Fehler vorgehet. Ferner sind Dieselben ein großer Liebhaber von Mahler = und Schildereyen, wie auch anderen curiosis, und bringen manche Stunde in der Kayserlichen Schatz = und Kunstkammer zu. In Dero Cabinet haben Sie eine Hand = Bibliothec, allwo Sie, wenn es die Regierungs = Geschaffte zulassen, zum öftern sich mit lesen amusiren." An einer anderen Stelle96, wo Küchelbecker die Sparsamkeit des persönlichen

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Lebensstils Karls betont, der sie auch seinem Hofadel empfahl, hebt er im Kontrast dazu hervor, daß der Kaiser keine Kosten scheue „bey denen Virtuosen, welche allhier so reichlich belohnet werden, als irgendwo von einem grossen Potentaten geschehen kan: Vornehmlich haben diejenigen sehr starcke und ansehnliche Salaria, so bey der Kayserlichen Hof = Capelle und Cammer = Music engagirt sind, ingleich die Kayserlichen Mahler und andere Virtuosi, wie denn Kayserliche Majestät, als ein Monarch, welche die Studia, freyen Künste und Wissenschaften nicht nur lieben, sondern selbigen so gar ergeben sind97, diejenigen so in einer sache excelliren, so gleich mit einer reichlichen Pension begnadigen, wodurch die Gemüther desto mehr angefeuert werden, sich auf die Wissenschaften und freyen Künste zu appliciren . . . So verhält sichs auch mit denen Kayserlichen H o f = M a h l e r n , Architectis, Mathematicis, Bildhauern ec welche Salaria ebenfalls von zwey biß 6000 fl. haben97", und überdiß diejenigen Stücke oder Arbeiten, so sie verfertigen, noch a parte bezahlet bekommen". Nicht unberücksichtigt bleiben darf in diesem Zusammenhang Karls Gemahlin Elisabeth Christine, die bei ihrem Großvater Herzog Anton Ulrich von Braunschweig-Wolfenbüttel aufgewachsen war, einem der gebildetsten und kunstsinnigsten Fürsten seiner Zeit, der sich nicht nur als ideenreicher Bauherr 98 , sondern sogar als Dichter schöpferisch betätigt hat.

Der kaiserliche Generalbaudirektor Graf Gundacker von Althann Die wichtigste Persönlichkeit f ü r die kaiserlichen Kunstunternehmungen ist nach Karl und neben den Künstlern und Concettisten Graf Ludwig Joseph Gundacker von Althann 99 . Am 5. Mai 1665 geboren, wurde er Page am Wiener Hof und schlug die Offizierslaufbahn bei der Kavallerie ein. Zu Beginn des Spanischen Erbfolgekrieges war er Generaladjutant des Prinzen Eugen in Italien und Süddeutschland. Er tat sich auf den verschiedenen Kriegsschauplätzen in Italien, Süddeutschland (Schlacht bei Höchstädt 1704), Siebenbürgen, in den Niederlanden und Nordfrankreidi hervor und wurde mehrmals ausersehen, wichtige Siegesbotschaften (Cremona, 1702, und Höchstädt, 1704) nach Wien zu bringen. Zwischendurch wurde er von Kaiser Joseph I., der ihn sehr schätzte, als Gesandter nach Kursachsen (1707/08) geschickt100. 1706 heiratete er eine Tochter des Grafen Franz Christoph Wratislaw von Mitrowitz, der Statthalter von Böhmen und Präsident der Böhmischen Hofkammer gewesen war. Dadurch kam Gundacker von Althann in engere Verbindung zu Karl, denn sein Schwager Johann Wenzel Wratislaw von Mitrowitz ( 1 6 7 0 — 1 7 1 2 ) , oberster Kanzler des Königreichs Böhmen, Vorstand der böhmischen Hofkanzlei in Wien, ein fähiger und einflußreicher Diplomat des Wiener Hofes, war der Freund und maßgebliche politische Ratgeber des spanischen Königs. Außerdem war ein Verwandter Gundackers, Graf Michael Johann von Althann, ein enger Vertrauter Karls von Jugend

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an 1 0 1 . Nach dem Tod Kaiser Josephs I. reiste Gundacker im Auftrag Wratislaws 1 7 1 1 zu Karl nach Spanien, um ihn zur Rückkehr nach Österreich zu überreden. 1 7 1 2 wurde Graf Althann Generalfeldmarschalleutnant, 1 7 1 6 ernannte ihn die oberste Militärbehörde, der Hofkriegsrat, zum Oberbefehlshaber an der Theißgrenze, der östlich des Königreichs Ungarn gelegenen eroberten Gebiete der sogenannten Militärgrenze, die nicht der zivilen Verwaltung unterstanden. Er nahm an der siegreichen Schlacht Prinz Eugens bei Peterwardein am j.August 1 7 1 6 teil, die seinen letzten aktiven Feldzug krönte. Von da an war er durch Verwaltungsaufgaben und spezielle Ämter des Kaiserhofes an Wien gebunden. Neben weiteren ehrenvollen militärischen Stellungen — 1 7 1 8 wurde er Mitglied des Hofkriegsrats und Gouverneur der Festung Raab (Györ)/Ungarn, 1723 General der Kavallerie — bekam er eine Fülle von Hofämtern: Er wurde wirklicher Geheimer Rat des Kaisers und 1 7 3 2 — 1 7 3 8 wie sein 1722 verstorbener Verwandter Michael Johann Althann Oberststallmeister und zeitweise Befehlshaber der Leibgarde des Kaisers (1727—1728 Leibgardetrabantenhauptmann, 1 7 2 8 — 1 7 3 2 Hartschierenhauptmann). 1739 wurde er Ritter des Ordens vom Goldenen Vlies. Das Wichtigste für uns ist: Von Karl VI., der die Notwendigkeit einer einheitlichen Leitung der staatlichen Bautätigkeit erkannt und für seine weiteren Pläne in Althann die geeignete Persönlichkeit gefunden hatte, wurde er mit Dekret vom 20. 6.1716 zum kaiserlichen Generalbaudirektor über die gesamten „ H o f = C i v i l = Lust = auch Landt=Gebäuwe und Gärthen" ernannt, was ein völlig neues Amt am Wiener Hof darstellte. Er war damit — das geht aus dem Begriff „Land = Gebäude" und aus verschiedenen Akten und Dienstreisen Althanns hervor — für die Bauten in sämtlichen habsburgischen Ländern und deren „Landbauämter" zuständig 102 . Er organisierte gegen den Widerstand der auf ihren althergebrachten Rechten beharrenden Verwaltung die erste völlig zentrale Behörde der habsburgischen Monarchie, die damit wenigstens auf dem Gebiet der staatlichen Bautätigkeit ein „Totum" (Prinz Eugen) wurde. In dieser seiner Funktion wurde Althann zum persönlichen Stellvertreter des Kaisers erklärt 103 , in dessen Namen er Weisungen erteilen konnte. Aus den Aktenvermerken ist zu ersehen, daß er in allen Dingen die Meinung des Kaisers einholte. Ausgenommen von der dekretierten Befugnis Althanns waren formaliter die militärischen und fortifikatorischen Bauten, unter die auch die Invalidenhäuser fielen, die Karl in Pest und Prag erbauen ließ. Diese wurden vom kaiserlichen „Fortifikations-Bauamt" betreut, das dem Hofkriegsrat unterstand und bei dem Althann als dessen Mitglied ebenfalls offiziell die Regie führte 104 . Ihm unterstand also das gesamte öffentliche Bauwesen. Die persönliche Rolle und Bedeutung Althanns für die kaiserlichen Kunstunternehmungen werden in zahlreichen Fällen deutlich. Einmal an Bauinschriften, die z.B. in Wien an drei bedeutenden Objekten angebracht sind und auf seine Verdienste um ihre Entstehung hinweisen, die demzufolge beträchtlich gewesen sein müssen. In der Hofbibliothek befindet sich über dem Portal, das von der

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ehemaligen Anticamera, dem heutigen Treppenhaus, seit jeher den öffentlichen Zugang in den sogenannten Prunksaal bildet, die Inschrift: „ B I B L I O T H E C A . A V G V S T A . C V R A N T E G V N D A C A R O . COM. AB. A L T H A N N SVP. A E D . P R A E . E X S T R U C T A . A. M D C C X X V I " 1 0 5 . An der 1732 eingeweihten Josephssäule auf dem Hohen Markt steht direkt unter der Weihinschrift: „ C U R A . SUPREM. A E D I F . CAES. P R A E F . G U N D A C . COM. AB. A L T H A N N . A N . 1732." Auch in der Winterreitschule weist eine Inschrift von 1735 über dem Tor der südöstlichen Schmalseite auf Althann hin: „ G U N D A C A R U S . COM. AB. A L T H A N N . SUPR. A E D . CAES. ET. STABULO. A U G . P R A E F . E X S T R U I . C U R A V I T . " 1 0 8 In diesem Fall hatte er sich eines Anliegens seines Hofamtes als Oberststallmeister angenommen, was auch die Inschrift hervorhebt. Auch in einer Inschrift des Invalidenhauses in Pest wird er zusammen mit Karl VI. als Schöpfer des Bauwerks gepriesen107. Dabei stellt sich die Frage, ob sich diese „Cura" Althanns nur auf die allgemeine Regie, die Organisation und Finanzverwaltung bezieht. Eine weitergehende Leistung Althanns wurde von der Forschung im Fall des Baus der Hofbibliothek erörtert. Die dort aufgeworfene Frage, wer bzw. welcher Architekt die Pläne für die Bibliothek gemacht haben könnte, ist wegen fehlender Unterlagen und Quellen bis heute letztlich ungelöst geblieben. Man hat sich aufgrund stilkritischer Argumente darauf geeignet, daß der Entwurf auf J . B. Fischer von Erlach zurückgehen dürfte, den sein Sohn Joseph Emanuel verwirklichte. Dessen Tätigkeit bei der Hofbibliothek wird in den Stichen des Bauwerks von Salomon Kleiner mit „exstruxit" bezeichnet108. Demgegenüber gibt es eine Urkunde, die einen offiziellen Planverfasser nennt, der kein Architekt ist, nämlich Gundacker von Althann. In einer Resolution vom 4. März 1722 weist Karl VI. die Hofkammer als oberste Finanzbehörde an: „Wir haben . . . resolviret, daß daß gebäw auff der alhiesigen Reithschuhl zur sicherer vnd genugsamber auffbehaltung der anjezo in Vnserem Cammerhauß alhier stehender bibliothec . . . nach dem von Vnserem g(ene)ral baw Directorn Grafen v. Althan verfasten plan außgeführet" werden soll109. M. Dreger und W. Buchowiecki haben sich mit der Interpretation der den Plan betreffenden Stelle der Resolution befaßt 110 . Dabei setzte sich Buchowiecki mit der Meinung Dregers folgendermaßen auseinander: „M. Dreger wirft die Frage auf, inwieweit Graf Althan selbst die Hauptgrundsätze für den Bau der Hofbibliothek festgestellt oder den planverfassenden Baumeister durch besondere Wünsche und Anregungen für die Raumgestaltung im Großen und die künstlerische Aufmachung im Einzelnen in eine bestimmte Richtung gewiesen haben könnte, vermag aber diese Frage selbstverständlich nicht zu beantworten und läßt nur die Möglichkeit offen, daß sich die Richtlinien des Grafen Althan ,weiter erstreckt haben' könnten, ,als wir heute in solchen Fällen gewohnt sind'." Dreger dürfte der richtigen Deutung des Problems weit näher gewesen sein als Buchowiecki, der „heutige Verhältnisse annähernd in die Vergangenheit übertragen (zu) dürfen" glaubt und in Althann den Regie führenden Leiter des



Der „Kaiserstil" als Kunst des Wiener Kaiserhofes

kaiserlichen „Architektenbüros" sieht, der „Bauvorhaben in Worten umriß, schriftlich fixieren ließ und mit den geschulten Architekten besprach, was dieses oder jenes beabsichtigte Gebäude an Aufgaben zu erfüllen hatte". Diese Auslegung des Tätigkeitsbereichs Althanns generell und speziell im Fall der Hofbibliothek ist zu sehr von heutigen Vorstellungen über die Rolle des Bauherrn bestimmt, der in erster Linie die Funktionalität des Gebäudes im Auge hat und die „Kunst am Bau" in einer mehr mäzenatischen Weise gewähren läßt. Man darf die damaligen Auftraggeber, in diesem Fall Kaiser Karl VI. und seinen Bevollmächtigten Althann, in ihren Anweisungen an die Architekten und die sonstigen Künstler nicht so eingeschränkt sehen, daß dem Beauftragten nur die Zweckbestimmung, Anforderungen an die Funktionalität und vielleicht noch der allgemeine Charakter vorgegeben worden seien, während er in der Gestaltung dieser doch a priori als „architecture parlante" gedachten Werke weitgehend frei gewesen sei und seinen eigenen, sozusagen persönlich-privaten Ideen hätte nachgehen können. Damit soll keineswegs bestritten werden, daß der Künstler und Architekt als Fachmann und Kenner am ehesten befähigt und auch dazu aufgefordert war, Vorschläge zur Gestaltung der Bauaufgabe und der gestellten Programmatik einzubringen. Der Komplex der kollektiven Planung im Dialog zwischen Auftraggeber und Künstler ist generell kaum genau zu definieren. Das Problem unterliegt wohl bei jedem einzelnen Objekt spezifischen Bedingungen111. Jedenfalls muß das Verhältnis als die gegenseitig befruchtende Zusammenarbeit einer „ästhetischen Gemeinschaft" in allen Entwicklungsstufen der Konzeption und Ausführung bis in die Details gesehen werden. Gerade aus der Barockzeit und aus dem Bereich des Kaiserstils gibt es zahlreiche Beispiele dafür, daß die Auftraggeber und Bauherren, wie z. B. die Schönborn, sehr gute Architekturkenner waren und entsprechend der Betätigung des adeligen „Kavalier-Architekten" auch eigene Entwürfe verfaßten, die natürlich der Korrektur und Ausarbeitung durch ihre Architekten und Baubüros bedurften, die sie im Sinn des Auftraggebers und in ständiger Rücksprache mit ihm zur Grundlage ihrer Pläne machten. Buchowiecki hat m. M. nach den architektonischen Fähigkeiten Althanns zu wenig zugetraut und in ihm zu sehr nur den organisatorischen Leiter und chargierenden Baudirigenten gesehen. Immerhin ist es denkbar, daß von Althann Hinweise auf gewünschte künstlerische Vorbilder und Typen und programmatische und thematische Anregungen für die architektonische Gestaltung und die bildkünstlerische Verzierung und Ausstattung ergingen. Dabei ist noch die Einschaltung der Konzeptverfasser zu berücksichtigen, die mit den Künstlern zusammenwirkten und ebenfalls eines die verschiedenen Mitarbeiter zusammenfassenden Spiritus rector bedurften. Außerdem muß man, um auf die Hofbibliothek zurückzukommen, bei der Formulierung der kaiserlichen Resolution bezüglich des Planverfassers den damaligen Sprachgebrauch berücksichtigen: Es ist von einem „verfaßten Plan" die Rede, nicht von einem Riß, unter dem diese Zeit die Bauzeichnung verstand. Gemeint ist wohl eher die gesamte Konzeption und Planung der Hof-

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bibliothek, für welche Leistung Althann auch in der Portalinschrift der Bibliothek gewürdigt wird. Darin sind natürlich auch die Baupläne inbegriffen, für die Althann als der Vorstand des Hofbauamtes verantwortlich war und als solcher offiziell firmierte. Bezüglich der in Frage stehenden Fähigkeiten Althanns sei nochmals darauf hingewiesen, daß Karl VI. gerade um diese Zeit das Hofbauamt von Althann neu organisieren ließ, um es für seine Absichten effektiver und zu einer ihm persönlich unterstellten Institution mit zentralistischer Funktion und Befugnis zu machen. Dadurch konnte er die baulichen Unternehmungen in den verschiedenen Ländern seines Staatenkonglomerats, die ansonsten eigenen Verwaltungseinheiten unterstanden, lenken und beaufsichtigen112. Es ist unwahrscheinlich, daß Karl mit der Einrichtung und Leitung dieser nach fachlichen und produktiven Gesichtpunkten konzipierten Institution jemand betraut hätte, der von Architektur und Kunst nichts verstand oder nicht über mehr Kenntnisse auf diesen Gebieten verfügte, als sie bei seinen Standesgenossen in dieser Zeit allgemein von vornherein anzunehmen sind, weil sie zum Ausbildungsprogramm und zum Bildungs- und Standesideal eines Adeligen gehörten. Nur die wenigsten Kavaliere, die etwas von diesem Metier verstanden, sind uns außer als Auftraggeber auch als schöpferische Persönlichkeiten bekannt wie z. B. Karl Eusebius von Liechtenstein (1611—1684) 1 1 3 . In diesem Zusammenhang ist eine Erwähnung in den Briefen der Schönborn von Bedeutung, die Althann nicht nur als einen Architekturkenner, sondern als eine Autorität auf diesem Gebiet ausweist. 1720 und 1724 wird er neben dem Prinzen Eugen als Berater und Gutachter erwähnt 114 . Dieses Auftreten Althanns neben Prinz Eugen, dessen persönliche Qualifikation in künstlerischen Fragen reichlich belegt ist 118 , berechtigt zu entsprechenden Rückschlüssen auf Althann, der, wohl infolge geringer persönlicher finanzieller Möglichkeiten, nur ein Mal als eigener Auftraggeber in Erscheinung trat, beim Bau seines von J . E. Fischer von Erlach entworfenen Gartenpalais in der Ungargasse 118 . Aufgrund der mehrmaligen Hervorhebung der Verdienste Althanns bei den Kunstunternehmungen des Kaisers ist seine Bedeutung gewichtiger und weitreichender einzuschätzen, als dies bisher geschah. Bei der Hofbibliothek muß Althann als Planverfasser Entscheidendes zum Konzept beigetragen haben, das die Rolle des Architekten, der die Baupläne in dem Althann unterstehenden Hofbauamt ausarbeitete, als unwichtig erscheinen ließ. Da nirgends der Name eines Architekten genannt wird und J . E. Fischer von Erlach nur als der ausführende Baumeister auftritt, erscheint es problematisch, die Baukonzeption den beiden Fischer von Erlach allein zuzuschreiben, wie dies bislang üblich war. Wir dürften es hier mit dem Fall zu tun haben, daß das von Althann geleitete Hofbauamt mit einem in Gemeinschaftsarbeit erstellten Plan auftrat und, weil die Anteile nicht zu trennen waren, kein einzelner entwerfender Architekt, sondern nur der leitende Kopf des Ganzen genannt wurde. Der Umstand, daß an dem Bau vieles

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auf J . B. Fischer von Erlach hinweist, braucht nicht zwangsläufig mit seiner direkten oder alleinigen Entwerfertätigkeit erklärt zu werden, ohne daß damit zugleich seine Mitwirkung und anregende Rolle als künstlerischer Schöpfer des Kaiserstils in Abrede gestellt wird. Offensichtlich wurden für die Hofbibliothek, wie noch gezeigt wird, bestehende Werke des älteren Fischer als Vorbilder herangezogen. Auch der Umstand, daß die Bauausführung seinem Sohn übertragen wurde, dürfte so zu deuten sein, daß J . B. Fischer an der Planung als gestaltender Architekt beteiligt war. Sein Sohn, der nach einer langen, vom Kaiser bezahlten Studienreise 1722 nach Wien zurückgekehrt war, wurde am 10. Dezember 1722 als zweiter Hofarchitekt neben seinem Vater in das Hofbauamt aufgenommen, damit er die Bauten, die sein Vater, der damals schon dienstunfähig war 1 1 7 , begonnen hatte, fortführte und vollendete wie z. B. die Karlskirche. Daß bei der Hofbibliothek Werke des älteren Fischer als Vorbilder herangezogen wurden, dürfte auf Vorschläge Althanns zurückzuführen sein, der eine Idee gestalten ließ, die nicht zwangsläufig mit der praktisch-funktionellen Bauaufgabe gekoppelt war. Ein Architekt, der eine Bibliothek entwerfen soll, die im allgemeinen in erster Linie ein Zweckbau ist, hätte diese Idee wohl nicht ohne weiteres von sich aus entwickelt. Für sie muß eine Anweisung höheren Orts ergangen sein. Die Idee war, den Bau, der das bereits seit 1681 bestehende langgestreckte Reitschulgebäude verwendete, durch nachträgliche Anstückungen118 in der Mitte mit einem überkuppelten Zentralraum zu versehen (Abb. 52), der dem Bau einen sakralen Charakter gibt, der sich einerseits auf die Bedeutung der Bibliothek als „ Musen tempel" und andererseits auf die zusätzliche Bestimmung als Kultraum des Herrschers und seiner Dynastie bezieht. Es ist der Kultraum der um die Wissensdiaften verdienten Habsburger, deren Statuen darin stehen wie in einer Ahnengalerie, mit Karl VI. als imperatorisch heroisiertem Hercules Musarum im Zentrum (Abb. 53), dessen Apotheose im Kuppelfresko darüber dargestellt ist. Die Idee dieses Ahnensaals mit der Rotunde eines Heroons dürfte auf den von J . B. Fischer von Erlach erbauten Ahnensaal der Familie Althann in Schloß Frain an der Thaya zurückgehen119. Möglicherweise hat daneben auch die zentralbauförmige Bibliothek in Wolfenbüttel eine Rolle gespielt, die der Großvater der Kaiserin erbaut hatte120. Der Zusammenklang der bedeutungsgeladenen architektonischen Gestaltung mit der Ausstattung durch Malerei und Plastik läßt auf eine den verschiedenen beteiligten Künstlern und dem Concettisten übergeordnete konzeptionelle Leitung schließen, die in der Person Althanns zu sehen ist 121 . Die Bedeutung Althanns als Leiter der kaiserlichen Kunstunternehmungen wird auch bei seinem Eingreifen in den Neubau von Klosterneuburg deutlich122. Am 30. Mai 1730 wurde nach langem Zögern der Prälaten des Stiftes der Grundstein zu einem neuen Klostergebäude gelegt, dessen Plan der beim kaiserlichen Fortifikationsbauamt bestallte Architekt und Ingenieur Donato Feiice d'Allio gemacht hatte. Im selben Jahr kam zum Fest des hl. Leopold am 1 j.November

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der Kaiser nach Klosterneuburg, wie es jedes Jahr üblich war, um dort das Fest des Landesheiligen zu begehen. Wie Allio in seinen Informationen berichtet123, besichtigte der Kaiser den Neubau, zusammen mit Althann, dem Klosterneuburger Propst Ernst Perger (1707—1748) und dem A b t von Melk, Berthold Dietmayr, der den Neubau seit langem angeregt, vom Baumeister seines eigenen Stiftes, Jakob Prandtauer, Pläne hatte machen lassen und von Propst Perger, wohl aufgrund seiner Erfahrungen und fachlichen Kenntnisse, zum Direktor des Neubaus von Klosterneuburg bestellt worden war. Im Anschluß an diese Besichtigung unternahm Althann einen entscheidenden Eingriff. Er erklärte, daß der Bau in der geplanten Form nicht weiterzuführen sei, weil der Kaiser Klosterneuburg als Residenz benutzen wolle. „Folgsam soll er mit grosser Pracht und mehr Aufwand gebauet werden." Gleichzeitig gab er Anweisungen, was bei der Revision der Pläne zu berücksichtigen sei. Allio machte neue Entwürfe nach den Wünschen Althanns, die das Hofbauamt unter J. E. Fischer von Erlach überarbeitete und die dem Kaiser und Althann zur Genehmigung vorgelegt wurden. Die Bedeutung Althanns wird auch bei der Einrichtung deutlich, die den Kunstbetrieb des Kaiserhofes vervollständigte, bei der kaiserlichen Kunstakademie124. Schon Karls Vater Leopold und sein Bruder Joseph hatten versucht, eine Kunstakademie zu gründen. Diese Einrichtungen gingen aber über die A r t eines Lehrbetriebes in einem Atelier kaum hinaus und scheiterten nicht zuletzt am Widerstand der bürgerlichen Malerzunft. Solche höfischen Kunstakademien zielten darauf ab, ein öffentliches, nur dem Herrscher unterstelltes Kunstinstitut zu schaffen, das die für den anspruchsvollen höfischen Kunstbetrieb erforderlichen qualifizierten Künstler ausbildete, die auch dem internationalen Standard entsprachen. 1726 wurde schließlich die kaiserliche „Freye Hof-Akademie der Mahlerey, Bildhauerey- und Baukunst" eröffnet. Direktor wurde der Maler Jakob van Schuppen, der, 1669 in Fontainebleau geboren, seit 1704 Mitglied der Pariser „Academie Royale de Peinture et Sculpture" Ludwigs X I V . gewesen war. Nach deren Vorbild wurde die Wiener Akademie in den Statuten van Schuppens organisiert, der sich seit 1716 in Wien aufhielt und seit etwa 1723 als kaiserlicher Kammermaler wirkte 125 . Althann war vermutlich der Initiator dieser Gründung und fungierte als der offizielle „Protektor" der Akademie, die er nach Kräften förderte und betreute126. Seine Rolle im Akademiebetrieb wird an den Ehrenmedaillen deutlich, die seit 1731 alljährlich am Namenstag des Kaisers, am 4. November, an die Sieger in den Wettbewerben der verschiedenen Abteilungen der Akademie als Preise verliehen wurden 127 . Diese in Gold und Silber — jeweils für den ersten und zweiten Preisträger — geprägten Medaillen (Abb. 57) zeigen auf der Vorderseite das Brustbild Karls VI. von Benedikt Richter, mit der Umschrift „IMP. C A E S . C A R O L U S . VI. P(ius). FEL(ix). AUG(ustus). P A T E R A R T I U M " . Die von Matthäus Donner geschaffene Rückseite ziert eine allegorische Darstellung mit Minerva, der Göttin der Künste und Wissenschaften, mit dem Füllhorn, aus dem Preismedaillen fallen,

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umgeben von den Geräten und Attributen der Malerei, Bildhauerei und Baukunst, dazu die Umschrift „ A U G U S T A E D O N A M I N E R V A E " . Die Inschrift im Abschnitt unten stellt eine Widmung des Akademiedirektors an Althann dar: „ G U N D . S.R.I. C O M . A B A L T H A N N . B O N I S A R T I B U S P R A E F E C T O J. v. Schuppen Direct.". Hier erscheinen der Kaiser und Althann im übertragenen Sinn als die zwei Seiten der Medaille der Kunstunternehmungen Karls V I . Althann kümmerte sich auch um den vorhandenen Kunstbesitz des Kaisers. Er sorgte für die Einrichtung einer kaiserlichen Gemäldegalerie 128 , die in der Stallburg in eigens dazu prunkvoll ausgestatteten Räumen untergebracht wurde, gegen Gebühr besichtigt werden konnte und in einem Katalog mit Stichen128 der einzelnen Räume publiziert wurde. (Abb. 54). Dazu kam ein aufwendiges Inventarwerk mit Miniaturen 130 als weiteres bildliches Denkmal der Kunstpflege Karls VI. 181 . Zur Eröffnungsfeierlichkeit der Galerie am 1 j . A p r i l 1728 ließ A l thann ein Bild malen (Abb. 55), das zeigt, wie er, vor dem Kaiser kniend, diesem den Katalog — wahrscheinlich den 1728 erschienenen Stichkatalog — als Huldigung feierlich überreicht. Das Gemälde hatte er bei Francesco Solimena (1657 bis 1747) in Neapel, der Hauptstadt des damals österreichischen Königreichs, bestellt132. Solimena war damals einer der gefragtesten Maler bei den Adeligen und Fürstenhöfen Europas (Wien, Madrid und Paris) und vor allem auch in Österreich — Prinz Eugen bestellte bei ihm zahlreiche Gemälde für seine Paläste. Er kann der Malerfürst seiner Zeit genannt werden, sein Ruhm zog zahlreiche Künstler aus Österreich als Schüler nach Neapel 133 . Wie Althann in einem persönlichen Brief an Solimena, in dem er seine Zufriedenheit über das Werk ausdrückt, sagt, wurde es auf Anordnung des Kaisers in der neuen Galerie aufgestellt134. Es wurde im fünften Saal als Mittelstück zwischen den Türen in einem prunkvollen, mit den kaiserlichen Adlern und Insignien bekrönten Rahmen aufgehängt (s.Abb. 54). Wie bei den Preismedaillen der Akademie kam seine huldigende Funktion sowohl dem Kaiser wie auch Althann gleichermaßen zustatten. Althanns Bedeutung als Spiritus rector, auch für die Künstler, preist ein 1736 in Wien erschienenes Flugblatt mit einem längeren Lobgedicht auf ihn als Protektor der Akademie 135 . Darin wird auch seine Fähigkeit in der Konzeption von Kunstwerken und damit die inhaltliche und die — im Sinn der barocken Kunsttheorie — künstlerische Leitung der Unternehmungen des Hofes hervorgehoben: „ O Graf! die heissen blind / die nicht bey Deinen Wercken Die Spur der Wissenschaft und Künste gleich vermercken / Was Dein Verstand ersinnt / was uns Dein Wesen zeigt Ist / was den Künstler=Wiz bey weiten übersteigt."

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Nicht lange nach dem Tod Karls V I . resignierte Althann, der von dessen Nachfolgerin Maria Theresia noch zum Generalfeldmarschall befördert worden war, am n . j . 1742 auf seine Ämter. E r bot der Kaiserin aber an, sich seiner weiterlin als Berater in baulichen Angelegenheiten zu bedienen. Vermutlich hätte er gern gesehen, daß die bei Karls Tod unvollendeten Bauwerke noch zu Ende geführt worden wären. Er starb am 2 8 . 1 2 . 1 7 4 7 in Wien.

Die Konzeptverfasser Karl Gustav Heraeus und Konrad Adolph von Albrecht Eine zentrale Figur bei der Ausarbeitung der kaiserlichen Ikonographie war Karl Gustav Heraeus ( 1 6 7 1 — 1 7 2 5 ) 1 3 6 . Von deutschen Eltern in Stockholm geboren, ging er 1687 nach Deutschland an das Gymnasium in Stettin, anschließend an die Universität in Frankfurt an der Oder und reiste während seiner Studienzeit durch Deutschland und Holland, um zahlreiche Universitätsstädte und berühmte Gelehrte, vor allem historischer und antiquarischer Richtung, aufzusuchen. Auf seinen Studienreisen gelangte er 1692 auch nadi Paris 137 . 1694 war er wieder in Stockholm, wo er mit dem Numismatiker und Antiquar Elias Brenner und dessen Frau, der Dichterin Elisabeth Sophie, verkehrte, die seine zukünftige Tätigkeit stark beeinflußt haben dürften. In Verbindung mit den numismatischen und antiquarischen Studien dürfte Heraeus von Elias Brenner auch im Zeichnen nach solchen Gegenständen unterrichtet worden sein 138 , was Heraeus später, als Entwerfer neuer Medaillen zustatten gekommen sein dürfte. 1695 war Heraeus in Hamburg und anschließend wieder in Schweden (1698 in Upsala). Um 1 7 0 1 erhielt er mit dem Titel eines Hofrates eine Stelle am Hof des Reichsgrafen und Fürsten Christoph Wilhelm von Schwarzburg-Sondershausen im Thüringischen, der sehr kunstinteressiert war und ein reichhaltiges Münzkabinett besaß. Heraeus betätigte sich f ü r die beiden schwarzburgischen Häuser in Sondershausen und Rudolstadt auch als Dichter und Verfasser von Konzepten für Bühnen- und Festdekorationen (Trauergerüste) 139 . Gelegentlich war er auch f ü r andere A u f traggeber tätig: 1704 für Berlin 140 , und 1706 f ü r den Erzbischof Graf Harrach in Salzburg 141 . 1709 bat er um seine Entlassung aus dem schwarzburgischen Dienst und ging nach Wien, wo er konvertierte, um am Kaiserhof aufgenommen zu werden. Er wurde von Joseph I. am 30. September 1 7 1 0 als Medaillen- und Antiquitäteninspektor angestellt und nach Josephs Tod von Karl V I . in diesem Amt bestätigt 142 . Für den Wiener Hof entfaltete Heraeus eine vielseitige fruchtbare Tätigkeit. Er war ein kenntnisreicher Antiquar und Numismatiker und sehr belesen, gerade auch in der antiken Literatur. Er stand mit zahlreichen Gelehrten in regem Briefwechsel, vor allem mit Leibniz, von dem Heraeus, der als Medaillenfachmann auch kreativ tätig war, eine Bildnismedaille schuf. Für Karl VI., der sich

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für Numismatik sehr interessierte, hat er den gesamten habsburgischen Besitz an antiken Münzen und Medaillen von überall her zusammengetragen, geordnet und durch Ankäufe, zahlreiche Abgüsse und Nachbildungen ergänzt sowie dessen Publikation vorbereitet. Daneben hat er die mit diesen Aufgaben in Verbindung stehende habsburgische Familienportraitgalerie zusammengeführt. Vor allem aber hat er sich dadurch besonders hervorgetan, daß er als der dafür zuständige Medailleninspektor143 für Karl VI. neue Medaillen entwarf 144 , die die Taten des Kaisers in einer „Historia metallica seu numismatica" darstellen1441. Er folgte damit dem Vorbild der von der Pariser Akademie der Medaillen und Inschriften herausgegebenen Histoire metallique Ludwigs XIV 1 4 5 . Diese Medaillen wurden von Heraeus in Kupferstichen mit Erläuterungen veröffentlicht, was eine breitere Bekanntschaft dieser Werke bewirkte als durch die Originale selbst. Für die Ikonographie und die Interpretation der Herrscherideologie Karls VI. ist Heraeus nicht nur durch diese Werke und ihre schriftlich überlieferten authentischen Erklärungen wichtig. Er hat von 1 7 1 1 bis in die zwanziger Jahre alle Konzepte für die Trauergerüste des Hofes und sonstige zahlreiche Festdekorationen an Wiener Palästen zu Hoffeierlichkeiten verfaßt, die von den Hofarchitekten J . B. Fischer von Erlach, Johann Lukas von Hildebrandt und Ferdinando Bibiena ausgeführt wurden. Diese Konzepte hat Heraeus ebenfalls veröffentlicht, zum großen Teil mit Kupferstichillustrationen nach den ausgeführten Festgerüsten, und dies sogar mehrfach und in Deutsch und Latein. Die Medaillen und die Konzepte erweisen Heraeus als den wichtigsten Erfinder und Mitgestalter — neben J . B. Fischer von Erlach — der Ikonographie Karls VI. und damit indirekt auch der bildlichen Dekoration der Bauwerke der Hofkunst unter Karl VI. Die schriftlichen Erläuterungen des Heraeus sind auch für andere Werke von großer Bedeutung, deren Konzepte nicht erhalten sind und deren Programmatik nicht von Heraeus selbst oder nicht von ihm allein stammt, etwa in Fällen, für die in seinen Publikationen kein Konzept zu finden ist, bei denen aber seine Mitarbeit als Inschriftenverfasser belegt ist146. Obwohl er nicht zu den beamteten Hofpoeten gehörte, hat Heraeus auch viele Gelegenheitsgedichte, Huldigungsund Staatsgedichte auf Karl VI. verfaßt und veröffentlicht, die ihn als einen tiefsinnigen und ideenreichen Propagandisten der habsburgischen Herrscherideologie ausweisen. Alle seine Publikationen in Wort und Bild werden im folgenden eine große Rolle spielen. Heraeus hat nicht nur auf dienstlicher Ebene mit den Architekten des Kaisers zusammengearbeitet. Aufgrund seiner antiquarischen Kenntnisse, vor allem in der Numismatik, der antiken und der zeitgenössischen archäologischen Literatur, half Heraeus J . B. Fischer von Erlach bei der Erarbeitung der historischen und archäologischen Grundlagen zur Darstellung antiker Bauwerke in Fischers Stichwerk „Entwurf? einer Historischen Architektur" ( 1 7 1 2 bzw. 1721), zu dem Heraeus nachweislich 1 7 1 2 die Widmung an Karl VI. verfaßte 147 und bei dem die als Anteil des Heraeus bezeichneten „Frantzösischen Beschreibungen", ver-

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mutlidi von ihm übersetzte Texte Fischers darstellen. Auch zu Fischers Sohn Joseph Emanuel stand Heraeus in enger Beziehung. Er verfaßte 1713 das Vorwort zu dessen Stichwerk Wiener „Prospecte" und beauftragte ihn während seiner Studienreise in Italien mit Münzankäufen. Hinsichtlich des möglichen Anteils des Heraeus an der formalen Erfindung und Gestaltung der Werke, zu denen er Konzepte verfaßte, vor allem hinsiditlidi seiner diesbezüglichen Zusammenarbeit mit J. B. Fischer, ist in Rechnung zu stellen, daß mit Heraeus Fischer ein Mann zur Seite stand, der ihn auch in seinem eigenen Bereich gut beraten konnte. Heraeus war mit den antiken Monumenten der Architektur, die Fisdier als Vorbilder verwendete 148 , wohl vertraut und konnte dem Architekten fruchtbare Hinweise geben. Fischer hatte auch früher mit Concettisten zusammengearbeitet, nachweislich bei seinen Triumphpforten. Jene Concettisten waren aber offenbar nur für Details der Dekoration, für die Embleme, Allegorien und Inschriften zuständig gewesen148. Bei Heraeus dagegen beinhalten die Konzepte nicht nur akzessorische Verzierungen, sondern konstitutive formale und architektonische Elemente150. Dabei ist allerdings zu berücksichtigen, daß viele dieser Werke wohl nicht in einem sterilen Nacheinander von abgeschlossenem Konzept und nachvollziehender Ausführung durch die Künstler entstanden, sondern in einem gemeinsamen, wechselseitig anregenden Arbeitsprozeß, in einer „ästhetischen Gemeinschaft", in die audhi der Auftraggeber hineinwirkte. Außerdem ist sehr wahrscheinlich, daß die veröffentlichten Programme des Heraeus nicht mehr die ursprünglichen Konzepte wiedergeben, sondern redigierte Fassungen nach den von den Künstlern ausgeführten Werken darstellen, so daß die Anteile nicht zu trennen sind bzw. nicht alles als die alleinige Erfindung des Heraeus anzusehen ist. Heraeus dürfte auch an Werken mitgewirkt haben, die, wie die Anbringung der beiden trajanischen Säulen an der Fassade der Karlskirche, von der Kunstgeschichte im allgemeinen als die ureigensten Ideen Fischers gelten 151 . Seit 1719 versuchte sich Heraeus an einem Bergwerkunternehmen in der Obersteiermark 152 , in das er seine gesamten Geldmittel, deren Beschaffung vielleicht auch seine Publikationen dienten, und seine Energie steckte, ohne aber Erfolg zu haben. Infolgedessen vernachlässigte er anscheinend mehr und mehr seine offiziellen Aufgaben und sein Amt, das er aber noch bis um 1725 innehatte. Damals scheint er in den Verdacht der Veruntreuung von Münzen des kaiserlichen Medaillenkabinetts geraten zu sein und wurde möglicherweise sogar entlassen. Er verschwindet sang- und klanglos aus den Hofakten, die nur auf indirekte Weise von seinem Todesdatum am 6. November 1725 berichten153. An die Stelle des Heraeus trat Konrad Adolph von Albrecht (1682—1751) 1 5 4 , nicht im Amt als Medaillen- und Antiquitäteninspektor 155 , aber als Konzeptverfasser für künstlerische Werke des Hofes, und zwar nicht mehr für die ephemeren Festgerüste156, sondern nun speziell für die Bauten, Denkmäler und anderen Werke aus dauerhaftem Material, die in dieser Zeit zur Ausstattung heranstanden.

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Albrecht war Reichsritter mit einem eigenen, von J . E. Fischer von Erlach erbauten und nach seinen eigenen Ideen dekorierten Palais in Wien 157 . Er war kaiserlicher Rat und Mitglied der Hofkammer und als solcher vielleicht offiziell als Konzeptverfasser beauftragt, wobei er sich wohl der hinterlassenen Vorarbeiten des Heraeus bedienen konnte, dessen Wirkung in seinen Arbeiten mehrfach spürbar wird. Von 1730 bis 1737 war Albrecht Resident des Kaisers am portugiesischen Hof in Lissabon. In seiner Bittschrift158 um diese Stelle erwähnt er, „das er selbsten am Kayl. hoffe in arbeiten, commissionen, schrifft-Verfassungen" tätig gewesen sei. Mit den „schrifft-verfassungen" meint Albrecht sicherlich die von ihm verfaßten Konzepte, die sich in einer Sammelhandschrift der österreichischen Nationalbibliothek (Codex Nr. 7853) erhalten haben. Sie wird im folgenden nach ihrem Verfasser als Codex Albrecht bezeichnet159. Darin erwähnt er160, daß er um 1721 Mitglied „der vorgehabten Untersuchungs Commission sambentlichen antiquen Hoff Schatzes" war, was ihn als Kenner dieses Gebietes ausweisen dürfte. Außerdem geht aus Angaben des Codex Albrecht hervor, daß er selbst Besitzer eines Antikenkabinetts war. Im Titel des Codex werden seine gesamten Würden und Ämter aufgezählt 161 , darunter auch der Titel eines „Hochfürst = Bischoff liehen Curischen geheimben Rath, und vormahls am Kayserl. Hofe Bevollmächtigten". Demnach war Albrecht geheimer Rat und Bevollmächtigter eines bischöfliehen Fürsten an der Reichskanzlei (Curia), vielleicht des Mainzer oder Trierer Kurfürsten. Denn offensichtlich hatte er engere Verbindung zu den Schönborn, den Hauptvertretern der „Kaiserpartei" im Reich, an deren Spitze der Mainzer Kurfürst-Erzbischof und Reichserzkanzler Lothar Franz von Schönborn stand, der auch der wichtigste Bauherr des Kaiserstils im Reich war. Für diese Beziehung spricht nicht nur, daß Albrecht das Konzept für den Neubau der Reichskanzlei in der Wiener Hofburg verfaßte, die in der Baudirektion zumindest nominell dem Reichserzkanzler bzw. dessen Stellvertreter, dem Reichsvizekanzler Friedrich Karl von Schönborn, unterstand, wenn auch der Kaiser letztlich den Bau bestimmte. Aus dieser Beziehung Albrechts wird auch verständlich, daß in dem von ihm konzipierten Deckenfresko des Hauptsaales der Reichskanzlei die Auffassung eines partnerschaftlichen Verhältnisses von Kaiser und Reich bzw. Reichsständen vertreten wird, die für das Reichsverständnis der Schönborn charakteristisch ist162. Dazu paßt auch die dortige Zitierung des deutschen Stammesrechts und des Wahlkaisertums gegenüber der sonstigen absolutistischautokratischen Kaiserideologie. Dazu gehört weiterhin der Umstand, daß das Fresko nicht von einem der sonst bei kaiserlichen Werken verwendeten Wiener Freskanten wie Daniel Gran (Hofbibliothek) oder Johann Michael Rottmayr (Karlskirche) ausgeführt wurde, sondern von dem minder qualitätvollen Hausund Hofmaler der Schönborn, Johann Rudolph Byß, der für Lothar Franz z. B. das Treppenhaus in Schloß Pommersfelden ausgemalt hatte. Massiczek meinte, Albrecht sei nur vorübergehend für die Künstler des Wiener Hofes tätig gewesen. Bezüglich seiner nachweisbaren Haupttätigkeit als Konzept-

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Verfasser mag das stimmen. In einer der Relationen Albrechts aus Lissabon, in denen er über festliche Ereignisse des portugiesischen Hofes und die von ihm zu diesen Anlässen „ausgesonnenen und angegebenen" Dekorationen und Inschriften und deren Publikumserfolg berichtet103, kommt die Bemerkung vor, daß er bei den Krönungen Karls V I . die Herrschaftsinsignien zeichnete, die heraldischsymbolischer Bestandteil vieler Dekorationen sind, f ü r die Albrecht wahrscheinlich sogar offizielle Zulieferdienste zu leisten hatte 164 . Der Codex Albrecht ist nicht das eigenhändige Original-Manuskript Albrechts, sondern die Reinschrift eines Kanzleischreibers 165 . Der Codex stellt das f ü r die geplante Drucklegung vorbereitete Manuskript dar 166 . Eine Datierung ist in direkter Form nicht gegeben. Das Manuskript ist auf jeden Fall nach 1 7 3 1 , dem in den spätesten Konzepten mit Daten gegebenen Terminus post 167 , angefertigt worden. Zusammengestellt und geschrieben wurde der Codex Albrecht wohl während des Aufenthaltes Albrechts in Portugal, denn im Titel bezeichnet er sich als „geordneter" Resident, und als solcher war er spätestens seit April 1 7 3 0 in Lissabon. Die Konzepte selbst sind zwischen 1725 und 1 7 3 1 entstanden 168 , also nach dem Tod des Heraeus, von dem noch verschiedene Vorarbeiten stammen dürften, die Albrecht verwertet hat, der sich auch in Fällen, in denen die Autorschaft des Heraeus einwandfrei nachweisbar ist, als der „Erfinder" ausgibt 169 . Wenn auch bei Albrecht manches direkt auf Heraeus zurückgeht, der bis zu Beginn der zwanziger Jahre die wesentlichen Elemente und Gedanken der Ikonographie Karls V I . „formiert" hatte, so ist doch Albrecht im großen und ganzen die selbständige Leistung in der Ausgestaltung und Weiterführung der Ideen des Heraeus nicht abzusprechen. Seine Fähigkeiten als Concettist verraten seine erwähnten Berichte aus Portugal über die von ihm erfundenen Inschriften und Festdekorationen 170 , die allerdings von bescheidenem Außmaß waren, was wohl äußerliche Gründe hatte. Albrecht hat sich wie Heraeus auf numismatische und literarische Kenntnisse gestützt, die aber nicht so gut waren wie die des Heraeus. Vereinfacht kann man sagen, daß Albrecht die Arbeit des Heraeus im Bereich der in dauerhaftem Material ausgeführten Werke, der Bauten und Denkmäler, fortgeführt hat. Albrecht war für J . E. Fischer von Erlach das, was vorher Heraeus für dessen Vater gewesen war. Der Tod Albrechts wird in einem Wiener Totenprotokoll vom 17. Mai 1 7 5 1 dokumentiert.

Die Hofarchitekten Johann Bernhard und Joseph Emanuel Fischer von Erlach Bei der Vorstellung der für die Werke maßgeblichen Persönlichkeiten können die beteiligten Künstler nicht übergangen werden. Nicht nur, weil sie die ausführenden K r ä f t e waren und den Ideen und Konzepten sichtbare Gestalt verliehen haben, sondern weil sie zum Teil ebenfalls am konzeptionellen Entstehungs-

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prozeß der Werke beteiligt waren. Dabei stehen die Architekten in der vordersten Linie. Sie waren für den Gesamtentwurf der Bauten und Denkmäler zuständig, zu deren weiterer Ausstattung Bildhauer und Maler zugezogen wurden. Deren konzeptionelle Mitarbeit war ziemlich eingeschränkt, denn sie waren in Gestaltung und Thematik in der Regel bis in die Details durch den Entwurf der Architekten und das Konzept der Literaten gebunden. Ihre eigentliche Aufgabe war noch stärker als bei den Architekten auf die künstlerische Ausführung des Programms konzentriert. Der Umstand, daß ich hier den von der Forschung bisher vernachlässigten Anteil der Nicht-Künstler an der Konzeption und Ikonographie der Werke hervorgehoben habe, soll nicht bedeuten, daß das unzweifelhafte Verdienst J . B. Fischers von Erlach um die Schöpfung des Kaiserstils und seiner Werke geschmälert werden soll. Mit Sicherheit ist anzunehmen, daß er an der Erfindung und Ausarbeitung auch der Ikonographie und Thematik der Werke des Kaiserstils maßgeblichen Anteil hat, obwohl auch bei Werken, die er bereits vor der Ankunft des Heraeus in Wien geschaffen hatte und die wichtige Ansätze in diese Richtung zeigen, die Beteiligung von Konzeptverfassern oder die Beratung von Literaten nicht auszuschließen, ja zum Teil sogar nachweisbar ist 171 . Daß Fischer zu eigenen Konzepten befähigt war, zeigt die Tatsache, daß Heraeus bei Werken Fischers, bei denen er nachweislich als Inschriftenverfasser mitwirkte, das ikonographische Konzept nicht für sich in Anspruch nimmt 172 , was er bei seiner Eitelkeit, auch das geringste seiner Elaborate zu veröffentlichen, bestimmt getan hätte, wenn ihm ein solcher Anspruch zugestanden hätte 173 . Es hat jedoch wenig Sinn und verspricht wenig Erfolg, die Anteile der einzelnen Personen auseinanderdividieren zu wollen. Was zählt, ist die gemeinsame Gesamtleistung. An dieser Stelle soll nur die Stellung der Künstler am Hof Karls VI. behandelt werden. Ihre Leistung zeigt sich, ebenso wie die der anderen Mitarbeiter dieser „ästhetischen Gemeinschaft", an den Werken. Vom wichtigsten Architekten des Kaiserstils, Johann Bernhard Fischer von Erlach (1656—1723) 1 7 4 , ist bereits mehrfach die Rede gewesen. Einiges davon sei hier wiederholt. Fischer wurde nach seiner Rückkehr aus Italien — er war bei Bernini in Rom und in Neapel gewesen — seit 1687 von Kaiser Leopold I. als Bildhauer und Innenarchitekt beschäftigt175. 1689 wurde er der Architekturlehrer Josephs 176 und ein Jahr später als Architekt in den Hofstaat des Römischen Königs aufgenommen. Zum Einzug Josephs in Wien 1690 nach seiner Königskrönung in Augsburg schuf er seine aufsehenerregenden Triumphpforten (Abb. 46, 47). Seit etwa 1694 entwarf er Projekte für das kaiserliche bzw. königliche Lustschloß in Schönbrunn (Abb. 48, 49). 1696 wurde er als Belohnung für seine Verdienste geadelt, wie dies am Wiener Hof bei Künstlern mehrfach geschah. Nach dem Regierungsantritt Josephs I. wurde Fischer nicht nur Erster kaiserlicher Hofarchitekt, sondern mit Dekret vom 2 4 . 1 2 . 1 7 0 5 zu „ihrer K . M . sambtlicher Hoff- und Lustgebäu Ober=Inspector" ernannt177. In dieser Stellung wurde er von Karl VI. mit Dekret

Karl V I . — der Auftraggeber und seine Mitarbeiter

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vom i i . 1 0 . 1 7 1 2 bestätigt178. Sein gesamter Anteil an den Kunstunternehmungen Karls ist durch Zuschreibungen von nachweisbar persönlichen Werken allein gar nicht zu erfassen. Er wirkte über solche Grenzziehungen der Kunstgeschichte weit hinaus. Welch guter Kenner der antiken Vorbilder, die beim Kaiserstil eine beherrschende Rolle spielen, Fischer war und welche Hoffnungen er auf Karl VI. als Bauherrn und Auftraggeber großartig konzipierter Projekte setzte, zeigt sich an der „Historischen Architektur" Fischers179. Er widmete sie Karl VI. in noch unvollendetem Zustand 1 7 1 2 zu dessen Regierungsantritt mit einer von Heraeus verfaßten Widmung als Projekt für ein Stichwerk. Er hatte es 1705 beim Regierungsantritt Josephs I. begonnen und diesem ursprünglich wohl auch widmen wollen. Es stellt eine programmatisch ausgewählte Übersicht über die bedeutenden architektonischen und monumentalen künstlerischen Werke in der Geschichte aller Völker und Zeiten dar, in deren Nachfolge die eigenen Werke für den Wiener Hofadel und das Kaiserhaus gestellt werden. Es beabsichtigt die historische Begründung der Werke des Kaiserstils180. Was der unvermutete Tod Josephs I. verhindert hatte, erwartete Fischer von Karl VI., nämlich die Realisierung der unter Joseph erwachten Baugesinnung durch Werke, die neben denen der universalen Architekturgeschichte bestehen können. Diese Intention wird in der 1721 erfolgten Publikation deutlich, in der die inzwischen begonnenen oder entworfenen Werke als grandioser Endpunkt der Geschichte der Weltarchitektur vorgeführt werden. In der 1 7 1 2 verfaßten Widmung kommt die Hoffnung zum Ausdruck, daß die Größe des Kaisers, der mit Salomon und Augustus verglichen wird, sich „sehen lasse", d.h. sich in Bauwerken zeige. Von dieser allgemeinen programmatischen Intention her erhält die Deutung der Karlskirche als Templum Salomonis181 ihre Bestätigung. Fischers Sohn Joseph Emanuel (1693—1742) 1 8 2 wurde vom Vater und seinen Gönnern am Wiener Hof von Anfang an auf seine Karriere als Architekt des Kaiserhauses hingeführt. Er nahm an der Kaiserkrönung Karls VI. in Frankfurt teil und hielt die Festregie des Krönungszeremoniells zeichnerisch fest 183 . In seinem Stichwerk „Prospecte und Abrisse einiger Gebäude von Wien", das er 1 7 1 3 dem kaiserlichen Oberstallmeister Graf Philipp Sigismund von Dietrichstein zum Geburtstag überreichte, dem er schon in den zwei vorhergehenden Jahren jeweils eine Zeichnung gewidmet hatte184, wird die Bautätigkeit in der kaiserlichen Residenzstadt herausgestellt. Wie sehr dieses Werk auf die beabsichtigten Bauunternehmungen des Kaiserhofes und seine eigene Mitarbeit dabei abzielt, zeigt der Umstand, daß Heraeus die Widmung verfaßte 185 , in der davon die Rede ist, daß Wien mit anderen europäischen Haupt- und Residenzstädten bezüglich der Neubauten durchaus konkurrieren könne. Das Ansichtenwerk stellt mit den darin abgebildeten Palästen die Vorboten und Anfänge einer großartigen Entwicklung der Bautätigkeit in der Kaiserstadt vor. Diesen prospektiven Charakter verdeutlicht das Titelkupfer 186 (Abb. 56).

SO

Der „Kaiserstil" als Kunst des Wiener Kaiserhofes

Auf der Frontfläche eines Denkmalpostaments erscheint vor dem im Hintergrund dargestellten alten Wien, das den Eindruck einer Festung macht, eine neue offene Stadt zum Zeichen des unbedrohten Friedens, mit prächtigen Palästen, die die Zukunft bringen wird oder soll. Der Schirmherr und Verwirklicher dieser Zukunftsvision, die in einer Art Votivdenkmal untergebracht ist, wird symbolisch angezeigt: Uber dem Denkmal mit dem Zukunftsprospekt schwebt der römische Kaiseradler mit der habsburgischen Hauskrone in den Fängen; er scheint im Begriff zu sein, die Stadt mit seiner Insignie zu krönen. Der Erfolg dieser über den Grafen Dietrichstein letztlich an den Kaiser gerichteten Huldigung stellte sich umgehend ein187. Noch im selben Jahr erhielt Joseph Emanuel Fischer vom Kaiser ein Reisestipendium von jährlich 800 Gulden auf unbestimmte Zeit. Seine Studienreisen dauerten neun Jahre und führten ihn nach Rom 188 , Paris und London. 1722 war er wieder in Wien und wurde mit Dekret vom 1 0 . 1 2 . 1722 als Zweiter Hofarchitekt neben seinem Vater angestellt, den er, weil dieser bereits schwer krank war, in der Leitung der kaiserlichen Bauunternehmungen ablöste. Nach dem Tod seines Vaters im Jahr 1723 wurde er am 1 8 . 2 . 1 7 2 4 in dem seinem Vater verliehenen Adelsstand bestätigt und zum kaiserlichen Rat ernannt. Am 1 8 . 1 . 1 7 2 9 wurde er zum Hofkammerrat, also zum Mitglied der für das Bauwesen administrativ zuständigen Behörde ernannt189. Mit dieser kontinuierlichen Fortsetzung der Arbeit seines Vaters für den Kaiser schlug er seinen und seines Vaters Rivalen Johann Lucas von Hildebrandt weitgehend aus dem Feld 190 . Nicht unterschätzen darf man in dieser Angelegenheit wohl den Einfluß des kaiserlichen Generalbaudirektors Gundacker von Althann, dem der jüngere Fischer das Gartenpalais in der Ungargasse in Wien baute. Der entscheidende Gesichtspunkt aber wird die Wahrung der künstlerischen Kontinuität gewesen sein, durch die den Werken des Kaiserstils ihre unverwechselbare Eigenart erhalten werden sollte. Wegen der in jeder Hinsicht beherrschenden Stellung der beiden Fischer brauchen hier die übrigen für den Kaiser tätigen Architekten nicht näher behandelt werden. Entweder kamen sie mit eigenen Plänen nicht zum Zuge wie Hildebrandt oder sie standen mehr als ausführende Kräfte unter der Anleitung des jüngeren Fischer wie Donato Feiice d'Allio beim Bau von Klosterneuburg oder Anton Erhard Martineiii beim Bau des Invalidenhauses in Pest. Wenn andere Architekten eigene Projekte ausführten, so wurden zumindest die Konzeption und die Ikonographie der Dekoration vom Wiener Hofbauamt und seinen führenden Mitarbeitern bestimmt. Auch die Bildhauer wie Antonio Corradini und Lorenzo Matielli und die Freskomaler wie Johann Michael Rottmayr von Rosenbrunn und Daniel Gran brauchen in diesem Zusammenhang nicht eigens bedacht zu werden. Diese Künstler unterstanden in den ikonographischen, also den Inhalt tragenden Bestandteilen der von ihnen geschaffenen Ausstattungen und Dekorationsteile völlig den vorgegebenen Anweisungen.

Zum Verfahren Als Ausgangsbasis ist die Behandlung der allgemeinen ideengeschichtlichen und ideologischen Grundlagen und des Bedeutungsgehalts der einzelnen Themenbereiche und Aspekte der Staatstheorie und Herrscherideologie der Habsburger und Karls VI. erforderlich. Diese allgemeinen Ausführungen müssen als Verständnisgrundlage vor die kunsthistorische Betrachtung gestellt werden. Ihre Relevanz wird sich bei den Werken erweisen, an denen sie auch größtenteils eruiert wurden. Ihr Umfang ist damit zu entschuldigen, daß einmal die Darstellung des Gesamtzusammenhangs für das Verständnis unerläßlich ist und andrerseits nicht auf Literatur verwiesen werden kann, die diese Voraussetzung in wünschenswerter Weise bietet. Nicht nur für die Gesamtthematik, sondern auch für die Teilaspekte stehen nur wenige direkt verwertbare Vorarbeiten zur Verfügung1. Diese wie auch die verstreuten Erkenntnisse über diese Thematik in der geschichtswissenschaftlichen Literatur machen eine möglichst umfassende Gesamtdarstellung erforderlich. Diese Ausgangslage und vor allem die Komplexität der Objekte, bei denen sich die verschiedenen Aspekte vermischen, lassen es geraten erscheinen, zuerst die einzelnen Leitideen für sich zu behandeln, um die verschiedenen Bestandteile und Gesichtspunkte aufzuzeigen und damit Grundmodelle aufzustellen, die auch auf Werke übertragen werden können, die hier wegen der Fülle des Materials nicht behandelt werden. Bei diesem Verfahren werden innerhalb des jeweiligen Themenkreises weitere zugehörige oder untergeordnete Themen und Aspekte verfolgt. Diese einzelnen, gleichsam konzentrisch ineinandergefügten Kreise eines Themas bilden jeweils einen umfassenderen Ideenkomplex, dessen Gehalt und Sinn sich mehr aus den Details erschließen läßt. So ergibt sich z. B. das Wesen der Pietas Austriaca erst aus den einzelnen Kultanliegen, denen wiederum die entsprechenden künstlerischen Objekte zuzuordnen sind, die ihre Existenz jeweils einem konkreten und spezifischen Anlaß verdanken. Auch die ideologischen Absichten und die Zusammenhänge werden erst bei der Sortierung der verschiedenen Themenkreise deutlich. 2. B. wird das eigentliche Anliegen, der politische Kern der religiösen Staatsidee der Habsburger erst in deren Christus- und Marienverehrung richtig faßbar und manifestiert sich konkret im Einzelfall der daraus hervorgegangenen künstlerischen Objekte. Andererseits würden diese ohne die Kenntnis des ideologischen Gesamtrahmens die für sie grundlegende Programmatik entbehren und als Einzelfälle erscheinen. Da sich bei den Objekten die

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Zum Verfahren

verschiedenen Ideenkreise und deren Teilaspekte vermischen und überschneiden, ist es bei der Aufgliederung in Themenbereiche zugunsten der Übersichtlichkeit unvermeidbar, daß der Gehalt der Objekte in seine einzelnen Bestandteile aufgelöst wird, die dort integriert sind. Wiederum können die einzelnen Punkte der Gliederung bei den Objekten nicht strikt durchgeführt werden, sie bedeuten eine grobe Sortierung des Gedankengewebes. Dieses bedingt auch, daß manches in verschiedenen Abschnitten wiederholt werden muß, weil es für mehrere Themenkreise und Aspekte eine Rolle spielt. Dieser zweite Teil verfährt also vorwiegend sezierend. Er löst die einzelnen Aspekte aus ihrem komplexen Zusammenhang, präpariert sie heraus, um sie kenntlich zu machen und zu zeigen, aus welchen Bestandteilen dieses ideologische System überhaupt besteht, wie es geordnet ist und wie die einzelnen Teile ineinandergreifen. Im dritten Teil wird der programmatische Zusammenhang der Objekte als Gesamtheit behandelt, werden die im zweiten Teil aufgezeigten Aspekte in ihrer Bedeutung für das Gesamtprogramm der künstlerischen Unternehmungen Karls VI. verfolgt. Der zweite und der dritte Teil sollen sich also gegenseitig ergänzen, wobei der eine bei den Kunstwerken mehr die Einzelheiten und der andere die übergreifende Konzeption aufzeigt.

Staatspolitische Funktion und Zielsetzung der Tugendideologie und deren Auswirkung auf das Verhältnis des Herrschers zur Kunst Infolge der Gleichsetzung von Staatswesen und Herrscher in der absolutistischen Doktrin geht die Staatstheorie fast vollständig in der Herrscherideologie als Legitimation auf. Daraus ergibt sich die eingangs gestellte zentrale Frage nach dem staatspolitischen Selbstverständnis des Herrschers und dessen Spiegelung in der öffentlichen Selbstdarstellung. Diese berief sich in erster Linie auf die Vorzüge und Tugenden des Herrschers. Damit ist das Stichwort für das Grundthema der gesamten Untersuchung gefallen: die Tugendideologie, die den Wesenskern des gesamten Komplexes bildet. Seine Gesamtcharakteristik soll einleitend eine vorweggenommene Zusammenfassung der Ergebnisse dieses Abschnitts darstellen. Das für Karl VI. propagierte Tugendideal basierte auf den Vorstellungen der christlichen Ethik im allgemeinen und dem Ideal des christlichen Herrschers im besonderen. Es stellte daraus einen Kanon von spezifisch habsburgischen Tugenden auf, die nicht nur dem einzelnen Herrscher, sondern der ganzen Dynastie zugeschrieben wurden. Dabei wurden diese spezifischen Tugenden als gleichsam genetisch vererbbar angesehen8, als durch bloße Abstammung erworbene Vorzüge, die der Dynastie a priori als Auszeichnung verliehen waren. Auch die Erb- und Nachfolge im Herrscheramt wurde in die Tugendgenealogie eingebunden®. So regelten nicht nur die juristischen Ansprüche die Erbschaft des Herrschertums, vielmehr war es die Erbschaft bewährter Herrschertugenden des Hauses, die zur Nachfolge befähigten und den neuen Herrscher legitimierten. Sie wurden wie ein tradierbares Recht und ein im Sinn des Gottesgnadentums von Gott gegebenes Fideikommiß propagiert und als das wesentliche Argument für die Amtsnachfolge angeführt. Die natürliche Veranlagung des Herrschers wurde als Argument für die dynastische Nachfolge und für Herrschaftsansprüche vor allem dort ins Feld geführt, wo keine fest verbindlichen juristisch-staatsrechtlichen Ansprüche bestanden wie z. B. bei der Nachfolge im Kaisertum, das durch Wahl erworben werden mußte. Deswegen wurde die Tugendgenealogie über die dynastische Nachfolge hinaus auf die Nachfolge im Kaisertum und das welthistorisch-universale Herrschertum überhaupt ausgedehnt, um jeglichen Hegemonieanspruch zu bekräftigen. Die Tugendgenealogie wurde auf alle vorangegangenen Kaiser seit der Antike erweitert, wobei wegen des universalen Anspruchs der Habsburger, die einzigen in Frage kommenden Kandidaten zu sein, alle großen Herrscher der Weltgeschichte einbezogen wurden.

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Das Herrscherideal — die Herrschertugenden und ihre Präsentation

Diese Vorstellung steht in der Tradition der phantastischen Versuche Maximilians I., eine diesbezügliche direkte Genealogie, einen durchgehenden Stammbaum zu konstruieren 4 , mit dem diese Vererbungsideologie auf eine historische und juristische Basis gestellt werden sollte. Mit dem weltgeschichtlichen Tugendstammbaum wurden die Herrscher aller Völker und Zeiten nicht nur zu den Vorbildern und Präfigurationen, sondern gleichsam zu den Ahnen und Stammvätern des habsburgisdien Herrschers erklärt. Nicht nur die römischen Kaiser und die biblischen Patriarchen, Richter und Könige, sondern sogar die mythischen Heroen und Herrscher treten in der Ahnenreihe des Habsburgers auf, der infolge dieser Erbschaft und der Vereinigung aller Tugenden der Herrscher der Vergangenheit den Herrscher par excellence darstellt. Als Kaiser, als der er der Stellvertreter des Weltenherrschers Christus auf Erden war, stand er im Mittelpunkt des göttlichen Heilsplans, so daß in ihm als dem Endpunkt der Entwicklung die Weltgeschichte und die Weltordnung überhaupt kulminierte. Von daher begründeten sich der christologisch-christomimetische Charakter und die kosmologische Aura des habsburgisdien Herrschers, der sogar als der Beherrscher der Natur und der Naturgewalten verherrlicht wurde. All dies beruhte auf seinen Vorzügen und Tugenden, die ihm zur Ausübung seines Herrscheramtes von Gott verliehen worden waren, so daß sich auch die Doktrin des Gottesgnadentums in diesem Rahmen einfügt. Da nach der im Absolutismus herrschenden Auffassung die Herrsdierideologie vor allem in einer Tugendideologie bestand, wird es im folgenden in erster Linie um die Tugenden des habsburgisdien Herrschers am Beispiel Karls VI. und deren Darstellung gehen, sowohl um den speziellen habsburgisdien Tugendkanon als auch um Tugenden, die damals zum allgemein verbreiteten Herrscherideal gehörten und auch bei den Habsburgern eine Rolle spielten. Die Herrschertugenden Karls VI., die mit dem allgemein gültigen Tugendideal christlich-humanistischer Prägung harmonieren und dadurch den Monarchen mit seinen Untertanen in einem gemeinsamen Streben verbinden 5 , bildeten die ethische Ausrüstung für sein Amt. Nach der geläufigen Vorstellung basierte auch seine materielle Herrschermacht auf diesen Tugenden, denn sie galt als ihm von Gott zusammen mit oder wegen ihnen verliehen. Sie befähigten ihn, den Staat zu leiten, zu verwalten und zu verteidigen. Sein von der Ethik und transzendentalen Aspekten bestimmtes Herrschertum begriff das Gottesgnadentum im ursprünglichen mittelalterlichen Sinn und verschloß sich weitgehend der Haupterrungenschaft des Absolutismus, dem Prinzip der Staatsräson 6 . Damit geht auch überein, daß das Tugend- und Herrscherideal Karls VI. in vielen Dingen deutlich erkennbar im Sinn des Herrschaftsvertrages ausgerichtet ist. Darin entspricht es dem mittelalterlichen Herrschertum, das sein Mandat nicht nur von Gott, sondern auch vom Volk ableitete und den Belangen beider zu entsprechen hatte, wenn auch diese Entsprechung vom Herrscher selbst gesetzt wurde.

Die Auswirkung der Tugendideologie auf die Kunst

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Diese Einstellung kann zum einen zusammenhängen mit dem althergebrachten Widerstandsrecht gegen den unrechtmäßigen oder ungerecht regierenden, tyrannischen und seine Aufgabe für die Allgemeinheit vernachlässigenden Herrscher, dem Jus resistendi, das ein w ü t i g e s Korrelat in der traditionellen Theorie des Gottesgnadentums7, wie es die Habsburger auch in der Neuzeit vertraten, bildete. Vielleicht ist sie aber auch durch den Einfluß der Naturrechtslehre bestimmt, wie sie in jesuitischen Staatslehren wie z.B. des Franz Suarez und des Kardinals Robert Bellarmin begegnet. Diese halten grundsätzlich an der Volkssouveränität fest und schließen dabei die Lehre von der Translatio der Herrschaft ein8, der die Tugendgenealogie argumentatorisch entspricht. Maßgebend für diese der absolutistischen Doktrin fremde Einstellung dürfte auch eine Rücksichtnahme auf die für die Erlangung der Kaiserwürde unumgängliche Wahl gewesen sein. Diese war auch bei den habsburgischen Königreichen Böhmen und Ungarn zumindest theoretisch und ideologisch in Rechnung zu stellen. Auch dafür bildete die These von der unveränderlichen Tugenderbschaft der Habsburger ein gutes Argument. Ausgangsbasis der Tugendideologie Karls V I . war die allgemeine Auffassung, daß bestimmte Tugenden der Regierenden, ob monarchisch oder republikanisch, die Grundlage und die Garantie eines „Guten Regiments", eines wohlgeordneten und florierenden Staatswesens bildeten. Dabei dominierten, auch bei den Tugenden des Monarchen, vor allem solche, die sich — im Sinn des Herrschaftsvertrages — auf das öffentliche Interesse, das Wohl des Staatswesens und der Untertanen bezogen, wie zweifelhaft und suspekt die Kriterien dafür uns heute auch immer erscheinen mögen. Für die Beurteilung spielten in den seit der Gegenreformation entstandenen Staatslehren, die deren propagandistischer Tendenz folgen, die öffentliche Attraktivität und publizitäre Effizienz der Tugenden eine Rolle. Gefordert wurden solche Tugenden, die geeignet sind, dem Herrscher bei seinen Untertanen Ansehen und Beliebtheit zu verschaffen. So weist Giovanni Botero*, dessen 1589 in Venedig erschienenes Hauptwerk „Deila Ragione di Stato libri dieci" bei den spanischen Habsburgern nachweislich als Regierungsanleitung diente10, darauf hin, daß das Ansehen („Reputazione") und die Beliebtheit („Amore") des Herrschers die notwendigen Voraussetzungen zur Ausübung der Regierung sind und daß „die Reputation eines Fürsten in der Meinung und in dem Begriff begründet ist, die sich das Volk von ihm bildet" 11 . Die Zusammenstellung des Tugendideals des Herrschers ist also auf die öffentliche Wirkung hin orientiert. Damit ist zugleich die Notwendigkeit der öffentlichen Demonstration und Propaganda der Tugenden des Herrschers gegeben. Denn aus herrschaftspolitischen Gründen bestand das Bedürfnis, die Tugenden des Herrschers neben ihrer praktischen Ausübung öffentlichkeitswirksam darzustellen, sie in effigie zu vergegenwärtigen und so den Untertanen ständig sichtbar vor Augen zu halten, um durch die fortwährende Erinnerung an sie die Reputation des Herrschers zu fördern und zu festigen. Bei dieser Absicht, auf das Bewußtsein der Untertanen ununterbrochen einzuwirken, bediente man sich in erster Linie der bildenden Kunst, die



Das Herrscherideal — die Herrsdiertugenden und ihre Präsentation

solches auf dauerhafte und nachdrückliche Weise zu bewirken und die ständige Präsenz dieser Tugenden — unabhängig von Taten und der Realität — zu suggerieren vermochte. Die bildende Kunst bot sich als das dazu vorzüglidi geeignete Instrument an, weil sie in der Öffentlichkeit effektivere Wirkungsmöglichkeiten bot als das Schrifttum. Hinzu kam, daß die barocke Kunst in der Tradition der horazischen Maxime des „delectare et docere" 12 stand, die, wie aus der gleichlautenden Umschrift der Bildnismedaille J . B. Fisdiers von Erlach hervorgeht, den Künstlern am Hof Karls V I . wohl vertraut war 1 3 . Die Kunst, die in gleicher Weise wie die Rhetorik die Fähigkeit und die Aufgabe der Persuasio, der Überredungskunst, für sich in Anspruch nahm, belehrte nachdrücklich und beredsam die Öffentlichkeit über die Vorzüge des Herrschers. In diesem Zusammenhang ist ein genereller Aspekt dieser herrscherlichen Kunstunternehmungen wichtig, der ebenfalls den grundlegenden Gesichtspunkt der Herrschertugenden betrifft. Die Kunstwerke konnten nämlich als solche und wegen ihrer Veranlassung durch den Herrscher als Beweis für seine Eignung gelten, die sich auf diesem Gebiet erwies, das als kennzeichnend für die Herrscherbefähigung betrachtet wurde. In diesem Verständnis der Kunstunternehmungen des Herrschers ging man über die seit dem Mittelalter etablierte Interpretation des Bauens als einer „speziellen Tätigkeit" des Herrscheramtes hinaus. Die Grundlage dafür bildete, daß in Abwandlung des platonischen Ideals des Staates, an dessen Spitze die Philosophen und Gelehrten stehen sollen, das Herrscherideal des Princeps philosophus sich zum Bild des Princeps Musagetes, des Förderers der Künste und Wissenschaften verwandelte. So weist Joachim von Sandrart in seiner Teutschen Academie der Bau-, Bild- und Mahlereykünste, Nürnberg und Frankfurt 1675/1679 14 , in der „Beschreibung der ersten zwölff Kayser" auf deren Bedeutung für die Förderung der Kunst hin. Er sieht15 die bevorrechtigte Stellung der Herrscher in dieser Tradition so, daß ihr Kunstverständnis ihre Würde legitimiert. Kennzeichnenderweise argumentiert er mit dem Zitat, das das platonische Staatsideal paraphrasiert: „Quid melius, quam literatus imperat?" Daraus zieht er eine Folgerung, die er im Hinblick auf sein Metier als Künstler spezifiziert: „Dergleichen Kaiser / Könige / Fürsten und Herren hat sonderlich unser liebwerthes Teutschland / noch auf den heutigen Tag in nicht geringer Anzahl; denen Gott das Szepter billich darum in die Hand gegeben / und Sie über uns alle herrschen heissen / dieweil sie meistenteils Kunstgeübte / und in allen Wissenschaften wolerfahrene Herren sind." In diesem Sinn wurde Karl VI. in der Wiener Hofbibliothek, in deren Mitte seine mit „Hercules Musarum" bezeichnete Statue steht, im Kuppelfresko als Musagetes und in allen Künsten und Wissenschaften des Friedens und des Krieges („Arte et Marte") erfahrenes Staatsoberhaupt und ausgesprochenermaßen als Princeps philosophus verherrlicht. Dazu sei darauf verwiesen, was im ersten Teil bei der Erörterung der musischen Interessen Karls anläßlich seiner Betätigung auf dem Gebiet der Numismatik und Medaillenkunst und speziell zu den Inschriften des Heraeus für das „Spanische Münzkabinett"

Die Auswirkung der Tugendideologie auf die Kunst

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Karls V I . ausgeführt wurde, wo er ebenfalls als „Hercules Musarum" und damit als der wahre Herrscher charakterisiert wird 1 6 .

Tugendideal und herrscherliche Denkmalsetzung Am Eingang der Frage nach der bildlichen Vergegenwärtigung der Tugenden des Herrschers steht die nach der Darstellung der Person des Herrschers selbst, steht der Bereich der Statuen und Portraits des Herrschers überhaupt. Gabriele Paleotti, Erzbischof von Bologna, Vorkämpfer der Gegenreformation und der theokratisch-absolutistischen Staatslehre hat in seinem 1582 in Bologna erschienenen „Discorso intorno le immagine sacre e profane" die wichtige Rolle der Kunst in der staatlichen Propaganda und im öffentlichen Leben am Beispiel der Herrscherstatue hervorgehoben, wie man sie von der Antike her kannte 17 . Seiner Meinung nach dient diese nicht nur als Herrschaftszeichen, sondern darüber hinaus der praktische Ausübung des Herrscheramtes, denn sie rufe bei den Untertanen eine ähnliche Wirkung hervor wie die Person des Herrschers selbst, indem sie die Erinnerung an die Autorität des Herrschers erneuere und „öffentliches Zeugnis von seiner Tugend und Größe" ablege. Die Substituierung der Person des Herrschers durch seine Statue stellte kein Realitätsproblem dar, da der Herrscher im Grund selber eine symbolische Figur war, in der sich das Staatswesen bildhaft personifizierte. Bei den Habsburgern spielte die Herrscherstatue als öffentliches Denkmal keine Rolle — im Gegensatz etwa zu Frankreich. Dort wurde nach der höfischen Kunsttheorie das Portrait des Königs als die primäre und eigentliche Aufgabe des Künstlers angesehen18. Die Kunst hatte in erster Linie den Zweck, das Bild des Königs überall bekannt zu machen. Dabei wurden in den Darstellungen des Königs seine Tugenden oft nur implizit und verschleiert vergegenwärtigt. Die Neigungen und Veranlagung des Herrschers sollten sich mehr im Ausdruck seiner Physiognomie 19 spiegeln als daß sie requisitenhaft-allegorisch dargestellt wurden. Man war der Meinung, es genüge, den Betrachter emotionell zu beeindrucken, Bewunderung (Admiration) der Schönheit und Anmut des Königs hervorzurufen, um Ehrfurcht zu erwecken und damit die Anbetung (Adoration) der Größe und Erhabenheit, ja der Gottähnlichkeit des Königs zu bewirken und so sein „Renommee" zu gewährleisten 20 . Das bloße Rühmen der Person des Königs stand an erster Stelle, weshalb folgerichtig jegliche Spezifizierung durch symbolisch-allegorische Verkleidung wegfiel. Den Habsburgern verbot die für die Dynastie als charakteristisch erachtete Tugend der Bescheidenheit (Modestia) die Aufstellung öffentlicher Standbilder. Daher gibt es auch keine Statue Karls VI., die auf seine Veranlassung hin öffentlich, z. B. auf einem Platz, aufgestellt wurde. Tangiert wird dieser Bereich allerdings durch sein Standbild als römischer Imperator und Hercules Musarum in

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Das Herrsdieriideal — die Herrschertugenden und ihre Präsentation

der Hofbibliothek in Wien (Abb. 8). Die Bibliothek könnte als öffentlicher Ort angesehen werden, denn sie war, wie ihre Fassadeninschrift besagt, auf Befehl des Kaisers dem „publico commodo" bestimmt. Ihr Öffentlichkeitscharakter ist allerdings eingeschränkt. Dem „publico commodo" sollte vor allem dadurch Rechnung getragen werden, daß hohe Beamte bei Regierungsgeschäften die Bibliothek konsultierten. Dort befanden sich auch Statuen anderer habsburgischer Herrscher, die allerdings, zusammen mit der Statue Karls, mehr den Charakter einer Ahnengalerie haben. Karls Vater, Leopold I., ist kniend am Sockel der Pestoder Dreifaltigkeitssäule am Graben in Wien dargestellt21. (Abb. 13) Er erscheint dort aber nicht selbstherrlich, sondern eingebunden in einen übergeordneten Sinnzusammenhang: als Votant und Stifter und, in einer Art Intercessio, als Fürbitter für seine von der Pest bedrohten Untertanen bei der Dreifaltigkeit. Seine Statue gibt im Sinn Paleottis öffentliches Zeugnis von seiner Frömmigkeit, der Tugend, die im Tugendkanon der Habsburger dieser Zeit an erster Stelle stand und die hier in ihrer Bedeutung für das Wohl der Untertanen vergegenwärtigt ist: In einer Personifikation vertreibt der Glaube die Pest. Charakteristisch für das Verhältnis der Habsburger zum Herrscherdenkmal ist der Fall des Reiterstandbildes oder -bildnisses. Audi dieser im Barode beliebteste Typus eines öffentlichen Herrscherdenkmals wurde vom Wiener Hof gemieden. Die kleinen elfenbeinernen Reiterstatuetten Leopolds I. und seiner Söhne Joseph und Karl von Matthias Steinl22 waren Kabinettstücke. Sie wurden in der Zeit Karls VI. in der sogenannten Weltlichen Schatzkammer aufbewahrt; die Karls VI. befand sich in seinem Appartement. Das Thema des Reiterbildnisses blieb für die Habsburger weitgehend auf die Kleinkunst und die Graphik 23 und ephemere Werke der Theater- und Festdekoration beschränkt. Natürlich konnte der Wiener Hof diesen Typus der Herrscherdarstellung nicht völlig ignorieren, da er zu den etablierten Repräsentationsweisen des Herrschers gehörte. Zudem gab es eine gewisse dynastische Tradition: der Typus war durch bildliche, meist druckgraphische Darstellungen Maximilians I. und Karls V., des Standard-Vorbilds in der Herrschertypologie und Tugendgenealogie aller Habsburger, eingeführt24. Außerdem war den Habsburgern sehr wohl bekannt, daß diese Darstellungsweise auf die in ihrer Herrscher- und Tugendgenealogie gern zitierten römischen Kaiser zurückverwies25 und deshalb dazu beitragen konnte, die Kontinuität und Tradition des Kaisertums der Habsburger zu unterstreichen. Die elfenbeinerne Reiterstatuette Karls VI. von Steinl zeigt ihn kennzeichnenderweise mit der vor ihm knienden und ihm huldigenden Personifikation des Heiligen Römischen Reiches28. Darüber hinaus aber ist es fast als typisch habsburgisches Phänomen zu bezeichnen, daß geplante monumentale Reiterstandbilder der Habsburger wie das für Kaiser Maximilian I. in Augsburg27 und das für Kaiser Leopold I. in Klagenfurt 28 , das nicht vom Hof selbst in Auftrag gegeben worden war, nicht zur Ausführung kamen.

Die Auswirkung der Tugendideologie auf die Kunst

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J e stärker das Ideal der Bescheidenheit des habsburgischen Herrschers, seine Modestia und Humilitas, kultiviert wurde, desto seltener wurde das Auftreten dieses Typus. Eine Ausnahme gibt es: den Bereich der Feste und Reiter-, d.h. Ritterspiele. Bei Festen, etwa dem berühmten „Roßballett" 29 anläßlich der Hochzeit Leopolds I. mit der Infantin Margaretha Theresia, bei dem Leopold selbst mitwirkte, trat der Herrscher realiter als Reiter auf. Dementsprechend kommen Reiterdarstellungen des habsburgischen Herrschers bei Theaterinszenierungen30 und Festgerüsten31 und in diesbezüglichen Druckgraphiken vor. Häufiger sind die Reiterbildnisse bei Karl VI. Allerdings stehen sie immer in einem entsprechenden thematisch-motivischen Zusammenhang mit Festen oder Staatsakten, bei denen der Kaiser tatsächlich zu Pferd erschien. Hierher gehören z.B. die Medaillen zur Erneuerung des Ritterordens vom Goldenen Vlies32. In einem Appartement bei der weltlichen Schatzkammer befand sich nach Küchelbecker 1730 eine plastische Darstellung Karls VI. „in Lebens = Grösse zu Pferde in Wachs poussiret, mit denen jenigen Kleidern angethan, so Sie bey der Ungarischen Crönung getragen" 33 . Das Pferd war integraler Bestandteil des ungarischen Krönungszeremoniells; es handelte sich also nicht um ein eigentliches Reiterstandbild oder ein Wachsmodell zu einem solchen, sondern um ein Erinnerungsstück an die Krönung, weshalb es auch in der Schatzkammer aufbewahrt wurde. Wie die Elfenbeinstatuetten Steinls war es nur einem auserwählten Publikum zugänglich. Das einzige öffentlich aufgestellte Reiterstandbild Karls VI. befindet sich im fernen Siebenbürgen (heute Rumänien) auf dem Haupttor der Stadtbefestigung von Alba Julia (Abb. 98—101), das damals zu Ehren Karls VI., der die Stadt neu befestigen und ausbauen ließ, Karlsburg (Gyulafehervar) hieß34. Mit dieser Reiterstatue hat es aber eine besondere Bewandtnis. Sie entspricht dem Typus des Stadttores, das wie alle anderen von Karlsburg als römischer Triumphbogen gestaltet ist, weil man die damalige Kolonisierung als Fortsetzung der dortigen Kolonie des alten römischen Imperiums darstellen wollte, von der man bei den Bauarbeiten viele Relikte ausgegraben hatte; die Antiken wurden z. T. nach Wien in die Hofbibliothek Karls VI. geschafft35. Der Typus des Triumphbogens erforderte nach den antiken Vorbildern, die J.B.Fischer von Erlach in seiner „Historischen Architektur" rekonstruiert hatte36, eine entsprechende Darstellung des Kaisers, der als Triumphator in der Nachfolge der römischen Cäsaren über dem Haupttor der nach ihm benannten Stadt reitet. Ob es sich bei diesem Standbild wirklich um eine als Portrait Karls VI. gemeinte Statue gehandelt hat oder vielleicht um eine allgemein-typologisch zu deutende des römischen Cäsars schlechthin, kann wegen der starken Verwitterung nicht mehr entschieden werden. Zu den in Frage kommenden Herrscherstatuen Karls VI. gehört auch die marmorne Portraitfigur „k la Romaine" von Matthias Bernhard Braun aus der Zeit um 1720 37 (Abb. 58). Sie war im Regierungssitz des böhmischen König-

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Das Herrsdierideal — die Herrsdiermgenden und ihre Präsentation

reichs, in der Prager Burg aufgestellt. 1839 gelangte sie nach Wien und befindet sich heute in der Franzensburg in Laxenburg. Ihr Typus „all'antica" 38 oder „a la Romaine" bezieht sich auf das Vorbild der antiken römischen Cäsaren als den Vorgängern im Kaisertum, deren Tugenderbschaft beansprucht wurde38. Diese Statue war kein öffentliches Denkmal im eigentlichen Sinn, wenn sie auch hinsichtlich der kaiserlichen Beamten und Stellvertreter eine Funktion im Sinn Paleottis und der französischen absolutistischen Kunstdoktrin als Vertretung des Herrschers „in effigie" und Erinnerung an seine Autorität gehabt haben dürfte. Die Marmorgruppe „Fama krönt Kaiser Karl V I . " von Georg Raphael Donner von 1734, die heute im Barockmuseum im Unteren Belvedere in Wien aufgestellt ist, gehört strenggenommen nicht in diesen Objektbereich, denn sie hatte einen privaten Auftraggeber und Standort40. Audi sie zeigt im Anschluß an die Tradition und die Kunst des Hofes den Kaiser „ä la Romaine" und verherrlicht ihn als römischen Feldherrn und Sieger über die Türken und Franzosen. Weiterhin ist auf ein gemaltes Reiterbildnis Karls VI. hinzuweisen, das sich ursprünglich in der Kaiserloge der Winterreitschule in Wien befand 41 . Es war Bestandteil der originalen Ausstattung und bereits im Entwurf J . E. Fischers von Erlach für die Innengestaltung vorgesehen42 (Abb. 59). Es zeigt Karl VI. in voller Rüstung mit dem Ritterorden des Goldenen Vlieses. Thematisch bezieht es sich auf die Funktion der von Karl erbauten Reitschule als Ort reiterlich-ritterlicher Übungen mit militärischer Zielsetzung. Der links im Bild sichtbare Triumphbogen und die vom rechten Bildrand überschnittene monumentale Säule, mit der, auch in der Formensprache, offensichtlich auf die beiden, die Devise Karls VI., Constantia et Fortitudine, symbolisierenden Kolossalsäulen an der Fassade der Karlskirche angespielt wird, deuten den Kaiser, vor dem links im Vordergrund die deutsche Kaiserkrone mit Szepter und Reichsapfel am Boden liegen, in seiner zweifachen herrscherlichen Aufgabe, „pietate et armis" zu regieren, wie es Vergil für Augustus formulierte. Andere Reiterbildnisse Karls VI., die nicht in seinem Auftrag oder dem des Hofes entstanden sind, können hier unberücksichtigt bleiben43. Von diesen wenigen Ausnahmen abgesehen, waren bei den Habsburgern die „Denkmäler", die den Herrscher, seine Vorzüge und Leistungen in der Öffentlichkeit repräsentieren sollten, anderer Art. Man wählte Objekte, die in spezifischerer Weise, als dies bei Statuen möglich war, seine Tugenden öffentlich bezeugten, indem sie deren Ausübung, d.h. deren Auswirkungen, ihre Ergebnisse und Erfolge pragmatisch vergegenwärtigten. Bei Karl VI. wurden seine Herrschertugenden und deren Ausübung in manifester Weise an daraus hervorgegangenen Werken, vor allem an Bauwerken demonstriert. In diesem Sinn schrieb der Jesuit Anton Höller 1733 einen Traktat, „Augusta Carolinae Virtutis Monumenta", in dem die Unternehmungen Karls, sowohl realpolitischer wie auch künstlerischer Art als Auswirkungen seiner Tugenden dargestellt werden. Dieser

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Traktat, der gewissermaßen die authentische Auffassung über die Programmatik der Kunstunternehmungen Karls V I . wiedergibt, wird uns im dritten Teil dieser Untersuchung, in dem dieser übergreifende Gesichtspunkt behandelt wird, ausführlich beschäftigen. Hier ist einstweilen nur die generelle Intention wichtig, daß die von Karl VI. errichteten Bauten und Denkmäler in direkter Weise seine Tugenden zum Ausdruck bringen und sie als Kräfte darstellen sollten, die erfolgreich für den Staat und zum Wohl des Gemeinwesens wirken. Bei Karl VI. gibt es keinen Kult des herrscherlichen Individuums wie beim französischen König, dessen persönliche Darstellung in Ausdruck und Attitüde auf seine Tugenden sdiließen läßt. Bei Karl VI. stehen umgekehrt die Tugenden im Vordergrund, die auf ihren Träger verweisen. Dieser wurde weniger als Individuum denn als institutionelle dynastische Größe begriffen. Das hängt mit der Idee der Kontinuität und der Translatio der Herrschaft zusammen, die zu dem Prinzip der typisierenden Tugendideologie und Tugendgenealogie führte, mit der das typologisch orientierte Herrscherideal vor die Persönlichkeit des jeweiligen Individuums gestellt wurde. Die Tugenden des Habsburgers galten als erbliche Anlage und übertragbares Gut und als unverlierbarer Besitz der Dynastie. Sie waren damit auch von der Trägerperson losgelöst vorstellbar. Dementsprechend werden in Panegyriken die Tugenden des habsburgisdien Herrschers als selbständig handelnde, real tätige Personen vorgestellt, ein Gedanke, der seine allgemeine Grundlage in der gerade im Barock geläufigen Denkweise der Personifikation von immateriellen Dingen und Abstraktionen hat und der in der Kunst bei der personifizierten Darstellung von Tugenden vertraut war. Die Tugenden konnten entweder sozusagen ihre eigene Gestalt annehmen oder in der Gestalt des Herrschers auftreten. Im letzteren Fall traten sie im theatralischen Sinn des Barock in der Maske, dem Kostüm des Herrschers auf 44 , der letztlich nur als der auserwählte Vermittler dieser Tugenden erscheint, also auch in dieser Hinsicht eine Symbolfigur an der Spitze des Staates darstellt. Dies kommt sehr deutlich in einem anderen Traktat Anton Höllers, „Monumenta Religionis Augustae", von 1732 über die von den Habsburgern in Wien errichteten religiösen Denkmäler, die Mariensäule auf dem Platz am Hof, die Dreifaltigkeits- oder Pestsäule am Graben und die Josephssäule am Hohen Markt zum Ausdruck und zwar in einem Gedicht über die Wiener Pestepidemie von 1679, in dem die Vorgeschichte der Pestsäule am Graben berührt wird 45 . Dort heißt es, Leopold I. habe die Stadt Wien zwar verlassen, dafür aber seine Tugenden Consilium und Industria, die seine Devise bilden, zurückgelassen, die sich an seiner Stelle um die dort von der Pest bedrohten Untertanen kümmern. Dieses Beispiel zeigt deutlich den Vorrang der Tugenden vor der Person ihres Trägers, ihre Verselbständigung und die Dominanz der Tugendideologie gegenüber dem tatsächlichen Charakter des Herrschers, dessen Person innerhalb der Dynastie beliebig austauschbar war.

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Das Herrscherideal — die Herrschertugenden und ihre Präsentation

Die gesellschaftspolitische Ausrichtung der dem Lob des Herrschers und seiner Tugenden gewidmeten künstlerischen Unternehmungen Karls VI. ist wegen der von ihr erstrebten Wirkungen sehr zielbestimmt. Die Aussagen über die Tugenden des Herrschers und deren Auswirkungen für die Untertanen sind konkret und volksnah. Ihr Integrationszusammenhang, ihr Bezug zu den „existentiellen Lebensmächten des Publikums" 46 und dessen Interessen ist auffällig. Der Grund für diese den Herrscher mit seinen Untertanen verknüpfende Bezugnahme ist wohl nicht zuletzt in der ständisch beschränkten, die Mitwirkung der Stände und damit der politisch bedeutsamen Schichten der Untertanen einbeziehenden Herrschaft der Habsburger zu suchen. Von ihren Tugendbekundungen konnte ein „alle gleichmäßig beherrschender Impuls" 47 ausgehen, denn bei ihnen stand nach ihrem in dem Werken manifestierten Tugendkanon die Gottesfurcht und Frömmigkeit, die sprichwörtliche Pietas Austriaca, allgemeiner gesehen die Religion an erster Stelle, die auch im Leben der Untertanen den gesellschaftlich beherrschenden Faktor darstellte. Unter diesem Aspekt der die Stufen der gesellschaftlichen Hierarchie durchziehenden und über die ständischen Grenzen hinweg verbindenden Einheit im Glauben — abgesehen von der Verpflichtung der katholischen orthodoxen Dogmatik — sind auch die Anstrengungen zu sehen, die unternommen wurden, um die Untertanen bei der Konfession des Herrscherhauses zu halten. Auch in Frankreich stellte im Rahmen des theokratischen Königtums mit der christologischen Vergöttlichung und Gottähnlichkeit des Herrschers die Religion und gemeinsame Konfession eine der integrierenden Kräfte dar. Beispielhaft deutlich wird die Art des Habsburgers, ein Denkmal seines Herrschertums zu setzen, bei der Karlskirche in Wien, die Karl VI. als Exvoto für die Hilfe des von ihm in der Pestepidemie von 1 7 1 3 angerufenen Pestpatrons, des hl. Karl Borromäus, der zugleich sein Namenspatron war, erbaute (Abb. 61). Von ihr sagt Küchelbecker, daß sie ein Denkmal der Frömmigkeit des Kaisers sei48. Ohne daß die Person Karls VI. selbst dargestellt wurde, ist sie in alludierender Weise schon im Außenbau dem Betrachter bildhaft stets gegenwärtig: durch das monumentale Säulenpaar an der Fassade. Es vergegenwärtigt das persönliche Wahrzeichen Karls VI., denn das Doppelsäulen-Emblem galt als das Bild oder Corpus seiner Devise „Constantia et Fortitudine", das nach Heraeus auch ohne einen schriftlichen oder figuralen Hinweis — letzteren besorgen in diesem Fall die Adler und die Kaiserkrone über den Kapitellen — als solches verstanden wurde49. Bei der Karlskirche habe, wie Heraeus sagt50, der Kaiser in seiner Bescheidenheit, d. h. als demonstrativen Ausdruck derselben, sein Wahrzeichen seinem Namenspatron und himmlischen Helfer überlassen, damit dessen Constantia und Fortitudo dargestellt werden konnten. Die beiden Säulen wurden mit Spiralreliefs geschmückt, die das Leben und die Wundertaten des Heiligen schildern, dessen letzte Wundertat, die Rettung Wiens von der Pestgefahr, die Kirche selbst vergegenwärtigt. Nach Heraeus erfolgte diese Dedikation des kaiserlichen Emblems an den Heiligen, damit das Lob für die Rettung nicht dem

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Kaiser zufalle, der dieses seinem himmlischen Fürsprecher zuerkannte. Auf diese Weise kam eine im Sinn der habsburgisdien Art des Herrscherlobs geradezu ideale symbiotisdie Konstellation zustande, bei der letztlich wiederum der Herrscher mit seinen Tugenden und Verdiensten gewürdigt wird, obwohl er als frommer und bescheidener Monarch erscheint, der die Ehre Gott und seinen Heiligen gibt. Dabei ist das emblematische Säulenpaar der Karlskirche mit der Statue des die Dreifaltigkeit anflehenden Kaiser Leopold an der Pestsäule am Graben vergleichbar. Es vergegenwärtigt die Intercessio des kaiserlichen Namenspatrons im persönlichen Wahrzeichen des Kaisers. Damit ist die politische Aussagedimension und Funktion diese Denkmals herrscherlicher Tugend noch nicht erschöpft. Die Kirche ist infolge ihres Gründungsanlasses und ihrer Bestimmung als vom Herrscher gelobte Votivkirdie für die Befreiung Wiens von der Pest und der dadurch erlangten wunderbaren Hilfe des vom Monarchen angerufenen Pest- und Namenspatrons ein Zeugnis für die Wirkung seiner Frömmigkeit zugunsten des allgemeinen Wohls, gerade auch des körperlichen Wohls seiner Untertanen. Sie stellt ein eindrucksvolles architektonisches Denkmal für die vom Himmel unterstützte Fürsorge des Herrschers für die öffentliche Wohlfahrt dar 51 . Hier zeigt sich in exemplarischer Weise die Zielvorstellung, die das Tugendideal der habsburgischen Herrschers generell beinhaltet, nämlich das Wirken seiner Tugenden zum Wohl der Untertanen. Sie entspricht damit der Forderung, die Botero an die Auswahl und Funktion der Tugenden des Herrschers stellt, die diesem Reputation und Beliebtheit bei den Untertanen erwerben sollen. Aus diesem und vielen anderen Beispielen, die bei der Behandlung der einzelnen Tugenden nodi folgen werden, ist auch zu erkennen, daß das Verhältnis der Habsburger zur Kunst einem Grundzug der spezifisch gegenreformatorischen Kunstliteratur verpflichtet war. Denn besonders bei dieser spielte, wie es etwa in den Schriften Armeninis und Lomazzos deutlich wird 52 , die zur Frömmigkeit anregende Funktion der Kunst eine wichtige Rolle53. Auf dieser Grundlage und entsprechend ihrem von der Frömmigkeit dominierten Tugendideal wählten die Habsburger für ihre Bau- und Kunstunternehmungen vor allem sakrale Werke, die zwar in erster Linie „ad majorem Dei gloriam" dienen sollten54, zugleich aber ihre wichtigste Herrschertugend, die Frömmigkeit, zur Geltung brachten und damit auf ihre eigene, zwar nicht direkte dargestellte, meistens aber durch Wappen und Embleme vergegenwärtigte Person oder Dynastie verwiesen55. In welchem Maß dieses Verhalten als Gegensatz zu den Bourbonen gesehen wurde, zeigt ein Gedicht des Heraeus „Über die grosse Wiennerische Glocke"58, die — was Heraeus nicht ausdrücklich sagt, weil er Karl VI. einschließen will — von Joseph I. für den Turm des Wiener Stephansdoms gestiftet worden war 57 . Er preist den Kaiser, „ . . . der auf Gott mehr als sich selbst gedacht, Als Er ein Ehrenmal der Nachwelt wollte schenken:

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D a s Herrsdierideal — die Herrschertugenden und ihre Präsentation

So zu des Höchsten Dienst stets raffend heist bedenken: Daß Habspurg Christlicher, als Bourbon Denkmal macht." Die Fußnote zu der Anspielung auf die Denkmäler der Bourbonen sagt erläuternd: „Dessen König ihm selber Ehren-Säulen aufrichten lassen." Hier wird die Ablehnung der Herrscherstatue bei den Habsburgern deutlich ausgesprochen. Dabei aber setzte die Frömmigkeit Josephs I. auch ihm selbst ein Denkmal, indem die Glocke, die die Gläubigen zum Gottesdienst ruft, mit ihrem Klang gleichzeitig den Ruhm des gottesfürchtigen Kaisers verkündet — ein charakteristisches Beispiel für die als typisch habsburgisch geltende Art der Denkmalsetzung und des damit bewirkten Herrscherlobs, bei denen der Ruhm Gottes mit dem des Monarchen verquickt wurde. Dieses Verhalten war bereits vor Heraeus als traditionell habsburgisch von G. E. Rinck in seiner Biographie Leopolds I. von 1709 literarisch gepriesen worden573: Die Mariensäule auf dem Platz am Hof im Wien, die von Ferdinand III. 1647 errichtet und von Leopold I. 1667 erneuert wurde, sei „die erste säule, welche der gottesfürchtige Kayser / nicht sich sondern der mutter Gottes zu ehren / aufrichten lassen / und worinnen er seine frömmigkeit / die allen eitlen hochmuth mit füssen trat / gleichsam mit vorgestellet. Dieses seculum fieng auch bey uns in Teutschland an / öffentliche monumenta und bildsäulen aufzurichten. Ludwig der X I V . könig in Frankreich / thate dieses zur Verehrung seiner eignen person; der fromme Kayser aber erwiese / daß eigne ehre nichts sey / und daß denen menschen kein anderer rahm als in der Verehrung Gottes gegeben." Auch Küchelbecker hat die besondere Einstellung der Habsburger und Karls VI. zur Kunst als Propagandamittel des Herrschers zur Verherrlichung seiner Tugenden in ihrem Unterschied zu anderen Herrscherhäusern herausgestellt. Bei der Behandlung der vom Kaiserhaus in Wien aufgestellten „prächtigen und künstlichen Statuen, womit diese Stadt pranget", — der Mariensäule Am Hof, der Pest- oder Dreifaltigkeitssäule Am Graben und der Josephssäule auf dem Hohen Markt — bemerkt er58: „...gleichwie man zu Paris, London und anderen grossen Städten dergleichen herrliche Monumenta findet, welche zum Ruhm und Ehre grosser Herren aufgerichtet wurden, so hat das Kayserliche Hauß dergleichen weltlichen Ruhm verachtet, und solche aus Devotion, theils der H. Dreifaltigkeit, theils denen Heiligen zu Ehren aufsetzen lassen, und auf diese Art, und durch dieselben einen unsterblichen Ruhm erlanget." Küchelbecker führt als charakteristisches Moment der Denkmäler der Habsburger deren Bescheidenheit, die Modestia, an. Diese stellt eine wesentliche Komponente der Pietas der Habsburger dar und wurde immer wieder betont, sei es durch Handlungen wie die Sakramentsverehrung nach dem Vorbild Rudolfs I., der demonstrativ demütigen Teilnahme an Fronleichnamsprozessionen, barhäuptig und in einfacher Kleidung 59 , sei es in der Kunst wie etwa auf den Medaillen Karls VI. auf den Passaro witzer Frieden mit den Türken von 1 7 1 8 , in denen, wie Heraeus in seinen Erläuterungen hervorhebt, der Kaiser die ihm

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zustehende Rolle als Triumphator der Religion einräumte60 (Abb. 2), oder wie bei der Karlskirche, die das markanteste Beispiel für das auf demonstrativbescheidene Art betriebene Eigenlob und Ruhmesstreben der Habsburger darstellt, das Küchelbecker meint, wenn er sagt, daß die Ehrung und Rühmung, die sie Gott und seinen Heiligen verschafften, letzten Endes auf sie selbst zurückfallen. Die Kunstwerke, in denen die Tugenden des Herrschers verherrlicht wurden, sollten ihm Reputation nicht nur zugunsten seiner Herrscherautorität gegenüber seinen Untertanen verschaffen. Sie sollten auch sein Ansehen außenpolitisch fördern. Außerdem gab es aber noch eine weitere, eine universalhistorische Motivation für das in Kunstwerken verewigte Herrscherlob: die des Ruhmes bei der Nachwelt. Der Ruhm und vor allem der Nachruhm war ein durchwegs erstrebtes und immer wieder ausdrücklich genanntes Ziel der künstlerischen Unternehmungen barocker Fürsten. Als Vorbild dienten ihnen dabei die antiken Herrscher. Deren Andenken, so wurde angeführt, sei, abgesehen von der Literatur, vor allem durch die Werke der bildenden Kunst und Architektur erhalten und lebendig geblieben. Sich dieses ideelle Nachleben zu verschaffen, sich in der Geschichte zu verewigen, war neben dem Interesse an einer aktuell wirksamen Propaganda und Repräsentation die Absicht der Kunstunternehmungen. Bei diesen nahm die Medaillenkunst, die in dieser Untersuchung sowohl als Kunstkategorie wie auch als Informationsquelle zur Ikonographie und deren Bedeutung eine große Rolle spielt, einen wichtigen Platz ein. Gerade sie galt in besonderer Weise für geeignet, den Nachruhm zu sichern61. Die Medaillen, die in Inhalt und Form die beste Gelegenheit boten, den Herrscher in seinen Taten und Tugenden und in seiner Würde als welthistorische Größe nach antiken Vorbildern zu charakterisieren, hielt man für das dauerhafteste Medium62 in Analogie zu den erhaltenen antiken Beispielen. Denn das Andenken und den Nachruhm der antiken Herrscher sah man in erster Linie durch ihre Münzen und Medaillen bewahrt, aus denen man die Erkenntnisse über ihre Verdienste und Leistungen schöpfte. Bevor ich auf die Tugendideologie Karls VI. und deren künstlerisch gestaltete Manifestation eingehe, sollen als Vorspiel und Vorstufe zwei Beispiele angeführt werden, im Vergleich mit denen die Kunstunternehmungen Karls VI. als Demonstration einer spezifisch habsburgischen Herrscher- und Tugendideologie und Denkmalsetzung deutlicher hervortreten. Das eine Beispiel ist der 1522 erschienene Holzschnitt Albrecht Dürers mit dem „Großen Triumphwagen" Kaiser Maximilians I. In ihm werden die Herrschertugenden Maximilians als „Veri Principis Imago", wie der Kopftitel besagt, allegorisch in Personifikationen dargestellt und in den beigesetzten Texten in ihrer Bedeutung und Aufgabe bezüglich des Herrscheramts erläutert. Die Entstehungsgeschichte und die Art des Programms, das von Dürers Freund Willibald Pirkheimer entworfen wurde, lassen annehmen, daß es sich um eine Konzeption

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Das Herrscherideal — die Herrsdiertugenden unid ihre Präsentation

handelt, die in der Zusammenstellung der Tugenden nicht als speziell maximilianisch oder gar als spezifisch habsburgisch bezeichnet werden kann. Mit seiner umfassenden Summa der allgemein etablierten Tugendkataloge entwirft dieses Werk ein für die Zeit generell gültiges Bild des idealen Herrschers. Das zweite und für meine Fragestellung viel wichtigere Beispiel der speziell habsburgischen Vorgeschichte für die künstlerisch gestaltete Tugendideologie Karls VI. ist ein Gemäldezyklus mit der Verherrlichung der Tugenden Ferdinands II. (1619—1637). Er war unter dessen Sohn Ferdinand III. in der alten königlichen Burg in Preßburg, der damaligen ungarischen Krönungs- und Hauptstadt, von dem 1638 von Nürnberg nach Wien übersiedelten und 1643 in Preßburg gestorbenen Maler Paul Juvenel ausgeführt worden. Er bestand aus 22 großen Deckengemälden und acht kleineren emblematischen Darstellungen auf Leinwand, die auf 13 Säle des königlich-kaiserlichen Appartements verteilt waren. György Rosza hat die Stiche der um 1747 beim Umbau der Burg zerstörten Gemälde und eine Beschreibung des 18. Jahrhunderts entdeckt und 1973 veröffentlicht63. Dem Zyklus kommt große Bedeutung zu, sowohl in ideologiegeschichtlicher Hinsicht als auch darin, daß es sidi um den sehr frühen und bei den Habsburgern sehr seltenen Fall handelt, daß die Innendekoration einer habsburgischen Residenz der Verherrlichung einer Person der Dynastie gewidmet war 64 , noch dazu in ortsfesten, also ständig sichtbaren Darstellungen. Sonst fanden für die Ausschmückung habsburgischer Appartements Tapisserien mit Themen aus der Bibel, der Mythologie und der antiken, vor allem der römischen Geschichte Verwendung, die die Taten und Tugenden von Heroen und Herrschern des Altertums verherrlichten, die den Habsburgern als Vorbilder dienten65. Das Programm des Preßburger Zyklus geht nachweislich auf den Jesuiten Guillielmo de Lamormaini, den Beichtvater und Biographen Kaiser Ferdinands II., zurück, der sein dafür maßgebliches, weit verbreitetes Werk „Ferdinandi II. Romanorum Imperatoris Virtutes" 1638 in Wien veröffentlichte, das gleichzeitig und später auch unter den bezeichnenden Titeln „Idea Principis Christiani" oder „Speculum theopoliticum"66 erschien. Das Preßburger Programm hat einen stark jesuitischen Charakter, wie auch in den Bildern selbst mehrfach die jesuitischen Berater des Kaisers auftreten, der selber oft in einer Art Jesuitenhabit dargestellt ist. In dem Zyklus sind zwar viele Elemente der Tugendideologie Karls VI. vorgebildet, es fehlen ihm aber noch die für Karl VI. charakteristische, spezifisch habsburgisch orientierte Zusammenstellung und Ausgestaltung. Auch von daher wird die Konzeption einer Ideologie des habsburgischen Herrschers unter Karl VI. als eines neu durchdachten Systems deutlich66a. Die Deutung dieses Zyklus über die vordergründige Ikonographie hinaus in Richtung seiner staatspolitischen Bedeutung steht noch ebenso aus wie die Untersuchung seines Zusammenhangs mit dem 1632 unter Ferdinand II. für seinen Sohn und Nachfolger verfaßten habsburgischen Fürstenspiegel „Princeps in compendio", der für die Erziehung habsburgischer Prinzen bis zu Karl VI. nach-

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weislich in Gebrauch war 47 . Als wichtige Vorstufe und Grundlage der Herrscherideologie Karls VI. werden beide in den nachfolgenden Erörterungen fallweise einbezogen werden, so daß sich hier eine eingehendere Behandlung erübrigt.

Das habsburgische Herrscherideal und sein Tugendkanon Karl, der am 12. September 1702 als Karl III. zum spanischen König deklariert worden war, verließ am 19. September 1703 Wien, um in Spanien persönlich die Herrschaft anzutreten, d. h. seinen Anspruch im Kampf mit seinem Gegenkönig Herzog Philipp von Anjou, dem Enkel Ludwigs X I V . , als spanischer König Philipp V., zu verteidigen. Als er von seinem Vater Leopold Abschied nahm, empfahl ihm dieser, „durch das Exempel aller der glorwürdigsten Vorfahren Dero künfftige Land und Leute also zu regieren / auf daß Sie sich jederzeit der Oesterreichischen Clementz / Sanfftmuth und Gottesfurcht zu erfreuen hätten"68. Diese „väterliche Vermahnung"69 verdient in Anbetracht ihres Anlasses besondere Beachtung. Sie ist das herrscherliche Vermächtnis Leopolds, zumal sie unter der Annahme erfolgte, daß sich die beiden nie wieder sehen würden, was auch tatsächlich der Fall war. Bei seinem Tod im Jahre 1705 wies Leopold seinen älteren Sohn Joseph als seinen Nachfolger in den österreichischen Erbländern und im Kaisertum an, „sich der Gottesfurcht zu befleissigen / die Gerechtigkeit hand zu haben / und der Oesterreichischen Sanfftmuth sich zu unterwerffen" 70 . Diese beiden durch die Umstände in ihrer Bedeutung ausgezeichneten Ermahnungen Leopolds an seine Söhne zu deren Regierungsantritt stellen sein politisches Testament dar. Sie lassen darauf schließen, daß die angeführten Tugenden Gottesfurcht, Gerechtigkeit und Sanftmut als die wichtigsten Herrschertugenden der Habsburger anzusehen sind. Dieser habsburgische Tugendkanon nennt nur Tugenden, die nach den aristotelischen Kategorien als ethische zu bezeichnen sind. Die dianoetischen, die den Verstand betreffenden, werden nicht eigens angeführt. Diese Auswahl charakterisiert das Verhältnis des habsburgischen Herrschers zum Staatswesen. Die Tugenden beziehen sich weniger auf das Procedere in den Regierungsgeschäften als vielmehr auf das Selbstverständnis und die Zielsetzung des Regiments: Er versteht sich als der Untergebene Gottes, in dessen Auftrag er zum Wohl der ihm von Gott anvertrauten Untertanen zu regieren hat. Diese Vorstellung steht als „Punctum Primum" am Beginn des „Princeps in compendio"71: „Cum Deus omnipotens per sacras literas dicat: per me reges regnant, et legum conditores iusta decernunt, certum est, Principem ab ipso constitutum esse, ut populis gentibusque regimine praesit. Ideo ante omnia necesse est, ut eundum Deum, a quo munus istud accepit, ante oculos sibi ponat et nihil contra mandata eius agat, nec unquam ab eiusdem voluntate recedat.

Das habsburgisdie Herrscherideal und sein Tugendkanon

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Atque idcirco Principi in regiminis ingressu a Deo incipiendum est gratias eidem agendo pro dignitate sibi collata et opem implorando, ut defectum suum ex humana forte fragilitate ortum divina manu sublevet; vires, robur et sapientiam concedat ad populos sibi concreditos ita regendos, ut honor Dei, proprium Principis officium et subditorum salus requirit. Ita sapientissimus regum Salomo oravit et obtinuit (üb. 3 Reg. Cap. 3)." Der einleitende Passus „Per me reges regnant . . .", der einen Kernsatz des habsburgischen herrscherlichen Selbstverständnisses und Gottesgnadentums darstellt und bis zu Karl VI. immer wieder wörtlich verwendet wurde, ist entsprechend dem hier zitierten biblisdien Herrschervorbild aus den Sprüchen Salomos (Proverbia V I I I , 15) übernommen. Der Fürstenspiegel fährt fort: „Proponet etiam sibi firmiter se ex sua parte nihil intermissurum, quod ad eundem finem assequendum utile erit atque idoneum . . . Deo . . . ductore, magistro et auxiliatore facile regimen futurum erit." Die Pietas oder der Timor Domini als Tugend des habsburgischen Herrschers sind hier nicht direkt angeführt 72 . Dafür werden in „Punctum II. De cultu divino promovendo" deren Auswirkungen bzw. die Aufgaben hinsichtlich des „Honor Dei" behandelt. Die anderen von Leopold I. geforderten Herrschertugenden werden nach mehreren praktisch-technischen Anweisungen als „Punctum IV. De iustitia et dementia Principis" behandelt73. Sie werden unter Tugenden hervorgehoben, die sich für einen Fürsten gehören, nämlich „Prudentia, iustitia, pietate, dementia, liberalitate, magnanimitate atque aliis similibus virtutibus". „ . . . Princeps... ad hoc imprimis attendai, ut iustitiam stricte et exacte observet, quod tunc potissimum fiet, si omnibus aequale ius et iustitiam administrabit, nullo personarum habito respectu; sed aeque sit illi pauper et dives, rusticus et comes, amicus et inimicus." Mit diesen beiden Tugenden befördert der Herrscher also seine Macht und seine Autorität bei seinen Untertanen74. Daran schließt der Gedanke in „Punctum VI. De effabilitate, gravitate et auctoritate Principis" an76: „Inter caetera quoque, ad quae Princeps attendere debet, hoc non est nimium, ut amorem et benevolentiam subditorum sibi conciliet eorumque animos ita sibi devinciat, ut eum tanquam patrem diligant atque venerentur."76 Danach folgt die Anweisung für den Herrscher, der „ad reipublicae utilitatem . . . spectat", „quomodo se habere debeat in iudiciis et caeteris consiliis", um den „officia publica" und den Anliegen gerade auch der geringsten und ärmsten seiner Untertanen gerecht zu werden77. Es folgen dann Anweisungen78, auf welche Weise er „ad bonam politiam79 atque Principis ipsius salutem" handeln soll. Dabei wird in „Punctum X I I " bei den Steuern und Abgaben eigens betont, daß die Untertanen durch sie nicht zu sehr belastet werden sollen: „Ad hoc quoque Principi singulariter attendum erit, ne subditi nec ab ipso nec a ministris nec a nobilibus nimium graverentur . . . Denique ita se gerat erga suos, ut pater, non tyrannus dicatur." Gerade der letzte Satz ist von großer Wichtigkeit. In „Punctum X X . De educatione liberorum Principis" 80 wird schließlich die Haupt-

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Das habsburgisdie Herrsdierideal und sein Tugendkanon

tilgend der Habsburger ausdrücklich genannt: „Imprimis ergo liberos suos in pietate erga Deum, timore D o m i n i . . . educari faciat." Ich habe diesen habsburgischen Fürstenspiegel in seinen wichtigsten Passagen so ausführlich zitiert, weil er eine widitige Grundlage für das Herrscher- und Tugendideal Karls VI. bildet und den Gehalt des bei ihm etablierten und in den künstlerischen Unternehmungen manifestierten habsburgischen Tugendkanons gut erläutert. Der „Princeps in compendio" wurde, wie gesagt, unter Kaiser Ferdinand II. verfaßt und 1632 gedruckt81. Nach den Angaben in der Vita Kaiser Leopolds I. von G. E. Rinck88 soll der Verfasser Ferdinand II. selbst gewesen sein, der seinem Sohn und Nachfolger Ferdinand III. damit Anweisungen gab, wie er regieren sollte. „Da dieser dann in seiner eigenen Regierung die Vortrefflidikeit jener Lehren selber erfahren habe, so habe er es nicht unterlassen, seine Söhne zu Zeiten selbst darin zu unterrichten oder von seinen vornehmsten Staatsministern unterweisen zu lassen."83 Der eine seiner Söhne war sein Nachfolger Leopold I., bei dessen Erziehung man diese Lehren „zu unsterblichem Lobe Ferdinandi III." beobachtet habe. Rinds weist audi darauf hin, daß diese Schrift „diejenige Richtschnur ist, wonach jetztund alle oesterreichischen Prinzen in der Regierungskunst unterwiesen werden. Es hat es der gelehrte Lambecius Anno 1668 auf Befehl Kaiser Leopoldi, dessen Handbuch es seit seiner Regierung gewesen, wiederum drucken lassen."84 Damit ist sicher, daß auch Karl VI. nach diesem habsburgischen Fürstenspiegel erzogen wurde, der für sein Herrscher- und Tugendideal maßgeblich war und sein politisches Denken bestimmte. Wie stark er das Tugendideal Karls VI. geprägt hat, ist daraus zu ersehen, daß seine Devise „Constantia et Fortitudine" im „Princeps in compendio" das „Punctum X I X . De Principis constantia et animi fortitudine" ausmacht85. „Insuper secundum omnium auctorum opinionem maxima virtus Principis est constantia et nulla alia re magis excelsi fortisque animi magnitudo se prodit, quam non efferi rebus prosperis neque abiici adversis." Auch sonst sind deutliche enge Verbindungen zu finden, die auch künstlerische Relevanz haben88. Hinsichtlich der propagandistischen Intention und Funktion der Kunstunternehmungen Karls VI., die vor allem das Wirken der Tugenden des Monarchen für das Wohl der Untertanen herausstellen sollten, ist darauf hinzuweisen, daß im „Princeps in compendio" mehrfach das Gemeinwohl, die „Salus subditorum" als Aufgabe des Herrschers hervorgehoben wird. Sie bildet in „Punctum Primum" das Gegenstück zur „Honor Dei"; auf beide ist das mit ihnen genannte „proprium officium" des Fürsten zu beziehen: Dieser verwaltet sein Amt im Auftrag und zur Ehre Gottes und zum Wohl der ihm von Gott anvertrauten Untertanen. Dieser Gedanke kommt auch im Testament Ferdinands II. für Ferdinand III. zum Ausdruck, in dem mit kurzen Anweisungen für die künftige Regierung das habsburgisdie Bild des christlichen Fürsten entworfen wird 87 : Er möge vor allen Dingen Gott und seine Gebote vor Augen haben und bedenken, daß ihm Land

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und Leute nicht „zue seinem aignen privat Nutz 88 und weltlichen Pracht, sondern zue ere und Handhabung seines heiligen Nahmens, auch sorgfältiger Befürderung seiner untergebenen Landen und Leuten ewiger und zeitlicher Wohlfahrt unterthenig gemacht und anvertrawet sei". Er müsse diese „in gutem christlichen und friedlichen Stand erhalten", sie „bei ihren wohlhergebrachten Gnaden, rechtmäßigen Freiheiten, Rediten und Gerechtigkeiten vestiglidi handthaben, die justiz gleichmäßig und schlaunig administrieren und in summa alles thuen und . . . handien, was eines christlichen potentaten, fürsten und Regierers Berueff und ambt erfordert und ausweiset, und er ime [ = sich] soliches, vor dem Angesicht Gottes zu verantworten und zu vertädigen getrawen mag". Ein wichtiger Aspekt beim Verhältnis des Herrschers zu seinen Untergebenen ist der im „Princeps in compendio" mehrfach angesprochene väterliche Charakter des Herrschertums89. Dieser ist zum einen in der Stellvertreterschaft des Herrschers für Gott als dem Vater aller Menschen begründet. Daneben dürfte die Vorstellung vom Fürsten als dem Vater der Untertanen auf das römische Kaisertum mit dem von den Habsburgern gerne verwendeten Ehrentitel „Pater Patriae" zurückzuführen sein. Sie, die ihr Vorbild in der Potestas des Pater Familias hat, ist in der absolutistischen Doktrin verankert80. Dabei entspricht das Ideal des christlichen Fürsten, der von der Caritas paterna zu seinen Untertanen erfüllt ist, ganz dem Geist des jesuitischen Fürstenideals, wie es Kardinal Robert Bellarmin in seinem für den Neffen und späteren Schwiegersohn Ferdinands II., Ladislaus von Polen, verfaßten Fürstenspiegel „De Officio Principis Christiani", erschienen 1619 in Rom und Köln, gezeichnet hat 91 . Diese Auffassung entspricht dem propagandistischen Tenor der Bauunternehmungen Karls VI., die auf die eine oder andere Weise immer die „Salus publica" oder „Salus subditorum" als ihr Anliegen und das Ziel der in ihnen verherrlichten Tugenden des Herrschers rekommandieren. So war z. B. die Hofbibliothek nach der Fassadeninschrift von Karl als dem „Pater Patriae" dazu bestimmt, dem „publico commodo patere" 9U . Die Karlskirche wurde nach der Dedikationsinschrift des Heraeus „pro valetudine populi" votiert und erbaut, und mit den Bauten der Invalidenhäuser, Spitäler und Armen- und Waisenhäuser nahm sich der Kaiser derer an, die im „Princeps in compendio" seiner besonderen Fürsorge ans Herz gelegt werden92. Die Auffassung vom väterlichen Herrscher bestand nicht nur gegenüber den Untertanen in den hauseigenen Territorien, sondern auch dem Reich gegenüber, da das Kaisertum der Prototyp des Herrschertums, zumal bei den Habsburgern war, die seit Jahrhunderten diese Stellung bekleideten. Für diesen Bereich haben wir bei Karl VI. einen Beleg, der sich bezeichnenderweise auf eine Baumaßnahme des Kaisers bezieht. Der Reichsvizekanzler Friedrich Karl von Schönborn in Wien berichtete an seinen Onkel Lothar Franz, den Reichserzkanzler, am 2 1 . März 1722 über die Absicht des Kaisers, eine neue Reichskanzlei bauen zu lassen — womit er sich eigentlich in eine Angelegenheit des Reichs und dessen Vertreter

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Das habsburgisdie Herrsdierideal und sein Tugendkanon

einmischte —, „zu bezeigen dero [ = des Kaisers] ohnablässigen reichsväterlichen Sorgfalt und zu des hl. reichs wie dessen gesambten stände hoheit und bestem aus immerhegender höchsten wohlneigung" 93 . Es wurde ein Werk des Kaiserstils, in dessen Fassadendekoration der Kaiser allein verherrlicht wird. Die Auswahl der für das Herrscherideal Karl VI. kanonischen Tugenden Pietas, dementia und Justitia, deren staatspolitischen Implikationen und künstlerischer Vergegenwärtigung die folgenden Abschnitte gelten, dürfte von Karls Vater Leopold I. getroffen worden sein. Die Grundlage bildete das von bzw. unter Ferdinand II. entwickelte gegenreformatorische Herrscherideal, wobei hinsichtlich der Initialwirkung Ferdinands II. zu berücksichtigen ist, daß mit ihm eine neue habsburgische Linie, die innerösterreichische, ans Ruder kam, deren Herschaft mit Karl VI. endete. Die Etablierung der Pietas als Haupttugend des habsburgisdien Herrschers dürfte durch Ferdinand II. erfolgt sein, der der große Vorkämpfer der Gegenreformation nördlich der Alpen war 94 , die „Idea Principis Christiani" verkörperte, „Cattolicchissimo" genannt 95 und als „principe santo" gepriesen wurde 96 . Auch für die habsburgisdie Herrschertugend der dementia, der Sanftmut und Güte, dürfte die Person Ferdinands II. maßgeblich gewesen sein, der dafür gerühmt wurde 97 . Er pochte stets auf die spezifische dementia austriaca, die dem Haus Österreich angeborene Milde 98 . Um das Spezifische dieses Tugendkanons zu kennzeichnen, ist es hilfreich, seine Bestandteile mit den allgemein geläufigen herrscherlichen und den weltlichen, vor allem in den oberen Gesellschaftsschichten eingebürgerten sowie mit den christlichen Tugendkatalogen zu vergleichen. Sie finden sich alle drei unter den „Virtutes regiae" Justitia, Pietas, Aequitas und dementia 9 9 . Die Pietas und die dementia begegnen unter den im Barock bei den Fürsten und beim Adel beliebten vier wichtigsten „Römertugenden" 100 Fortitudo, dementia, Liberalitas und Pietas. Dabei entspricht die Pietas dem Vorbild des Pius Aenaes, des Stammvaters der Römer; die dementia als umfassender Begriff für die fürstliche oder kaiserliche Milde und Gnade 101 folgt dem vielbeschworenen Ideal der dementia Caesaris, unter dem entweder C. J . Caesar, der Stammvater des römischen Kaiserhauses, Octavianus Augustus oder der römische Kaiser schlechthin gemeint sein konnte 102 . Sie stellte eine besonders wichtige Tugend dar, weil in ihr das gute Verhältnis des Herrschers zu seinen Untertanen zum Ausdruck kam. Hierfür spielt die Schrift Senecas „De dementia" für Kaiser Nero eine Rolle, die die Milde als die höchste herrscherliche Tugend preist. Der Humanismus hatte diese Idee neu belebt, und zahlreiche Neuauflagen der Schrift im 16. Jahrhundert hatten sie verbreitet. Die von Ferdinand II. besonders in Anspruch genommene „Lindigkeit" und „Sanfitmuth" war die alte Königstugend, die schon in den Diplomen der Merowinger als deren besonderes Tugendprädikat hervortritt 103 . D a die Habsburger seit Jahrhunderten die Kaiserwürde innehatten, wurde diese kennzeich-

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nendste Königs- und Kaisertugend besonders hervorgehoben, um die Dynastie als für dieses Amt besonders geeignet zu charakterisieren. Beim christlichen Fürsten steht die Frömmigkeit mit der ersten der drei theologischen Tugenden, Fides, Spes und Caritas, in Verbindung. Die Gerechtigkeit ist eine der vier weltlichen oder Kardinaltugenden, der „Virtutes politicae" (Macrobius) Prudentia, Temperantia, Fortitudo und Justitia, die von Piaton (Politeia, IV. Buch; Nomoi, X I I . Buch) als die Grundlagen des Staates erstmals genannt worden waren, von der Philosophie des Mittelalters übernommen wurden und kanonische Geltung erlangten 104 . Die Regierungsanweisung Kaiser Leopolds I. für seine Söhne, die unter den zahlreichen möglichen Herrschertugenden gerade die Pietas, dementia und Justitia auswählte und zur Grundlage eines „Guten Regiments" empfahl, ist möglicherweise vom Vorbild des Kaisers Augustus angeregt. In dieser Zeit bildete das Kaisertum der Habsburger ein zentrales Thema ihrer Herrscherideologie, die sich darin am antiken römischen Kaisertum orientierte und deren künstlerischer Ausdruck in dem römisch geprägten Kaiserstil zu finden ist. Die Inschrift des goldenen Schildes, den der Senat und das römische Volk zu Ehren des Augustus in der Curia Julia aufstellen ließen, führt unter den Gründen für diese Dedikation die Tugenden Justitia, Pietas und dementia an 105 . So charakterisieren die Haupttugenden des habsburgischen Herrschers ihn als Kaiser und Herrscher von welthistorischem Format. Die Beziehungen dieses Tugendkanons zu den neuzeitlichen Staatslehren und Regentenspiegeln und zur allgemein verbreiteten christlichen Staatsethik werden im folgenden noch berührt. Bevor aber die Tugenden im einzelnen behandelt werden, sei für die spezielle Verbindung von Pietas und Justitia — Pietas wird im folgenden sowohl im Sinn von Frömmigkeit wie auch Gottesfurcht gebraucht — ein für die Habsburger und für Leopold I. maßgebliches Vorbild angeführt, das die Bedeutungsdimension dieser Auswahl ebenfalls als kaiserlich charakterisiert. Diese beiden Tugenden sind nämlich im Programm der Reichskrone, in den Darstellungen der biblischen Vorbilder des Kaisers zu finden. Auf der einen der drei Zwischenplatten, die Darstellungen in Zellenschmelz aufweisen, erscheint König Salomo mit einem Schriftband, das ein Zitat aus der Krönungsliturgie trägt: „Time Dominum et recede a malo." Dieses in Salomo personifizierte Ideal des gottesfürchtigen frommen Herrschers hat in der Reichskrone sein Pendant in der Figur König Davids mit dem Spruchband: „Honor Regis iudicium diligit", also im Ideal der Gerechtigkeit. Die dritte Darstellung der Reichskrone zeigt in der Mitte Christus als Weltenherrscher mit dem für die Habsburger seit Ferdinand II. bzw. III. grundlegenden Spruch „Per me reges regnant." Die Vorbildnahme des Herrscherideals der Habsburger beim Kaisertum ist evident. Dieses war nach Meinung der Habsburger zu ihrer gewissermaßen erblichen hauseigenen Würde geworden. Daher machten sie sich die Ideen des Kaisertums, in dem das Idealbild des christlichen Fürsten par excellence verkörpert war, in be-

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sonderem Maß zu eigen. Das hatte zur Folge, daß das habsburgisdie Herrscherideal untrennbar mit dem Ideal des habsburgischen Kaisers verknüpft ist, was zu Konsequenzen mit welthistorischer Perspektive führte. Für die Verknüpfung von Pietas und Justitia im habsburgischen Herrscherideal ist für die Zeit vor Leopold I. der Wahlspruch Kaiser Ferdinands III. anzuführen: „Pietate et Justitia". Das zugehörige Symbol ist der Gekreuzigte inmitten einer Waage, dem Sinnbild der Gerechtigkeit. Offensiditlich bezog sich schon Ferdinand III. auf die Reichskrone, deren Spruchs „Per me reges regnant" er sich bezeichnenderweise ausdrücklich bediente. Hinsichtlich der hier berührten Frage nach dem historisch-ideologischen Rahmen, den generellen Grundlagen und Vorbildern der habsburgischen Staatsauffassung des 17. und 18. Jahrhunderts muß nodi etwas weiter ausgeholt werden, wobei sich die folgenden Bemerkungen für viele weitere Fragen, auch für kunsthistorische als relevant erweisen werden. Die zentrale Autorität in dieser Frage ist Justus Lipsius, der als politischer Moral- und Staatsphilosoph 13 Jahre Professor an der 1575 gegründeten kalvinistischen Universität in Leiden war, 1600 konvertierte und Professor an der katholischen Universität in Löwen wurde10®. Er stand inmitten einer neuen humanistischen Strömung mit starker Rückbesinnung auf die Antike, besonders auf die römische, die vor allem im öffentlich-politischen Bereich zu einer „neurömischen" Epoche führte, ja das 17. Jahrhundert zu einem „römischen" Jahrhundert machte. In diesem Rahmen erarbeitete Lipsius die Philosophie des politischen Neo-Stoizismus, in der er die Anschauungen der römischen Stoiker in aktueller Weise belebte und vor allem in seinen katholischen Schriften mit den Doktrinen des Christentums vereinte. Seit Beginn des 17. Jahrhunderts war er zu einem europäischen Klassiker der Staatslehre geworden, als der er auch die österreichischen Habsburger — Lipsius war auf seinem unruhigen Wanderleben auch am Wiener Kaiserhof gewesen — stark beeinflußte107. Seine beiden epochalen Werke, eine Ethik, „De Constantia in malis publicis" (1584) 108 , und ein Fürstenspiegel, „Politica seu civilis doctrina" (1589) 109 , haben den „Princeps in compendio" deutlich beeinflußt110. Vor allem durch die nach seiner Konversion verfaßten oder umgearbeiteten Schriften, als er im niederländischen Herrschaftsbereich der spanischen Habsburger an der Universität Löwen lehrte, wurde er ein für die spanischen und österreichischen Habsburger maßgeblicher Staatsphilosoph. Von seinen vor der Konversion geschriebenen Werken, die er dann im Sinn der Katholizismus und der Gegenreformation und zur Erlangung der Approbation durch die Zensurbehörde des römischen Stuhls umarbeitete, hat vor allem der Fürstenspiegel der „Politica" auf das Herrscherideal der Habsburger und deren Staatsauffassung, wie sie sich erstmals im „Princeps in compendio" präsentiert, eingewirkt. In seiner „Politica" handelt Lipsius im ersten Buch von der Pietas und Probitas des Fürsten, im zweiten Buch von den maiores virtutes der Justitia und dementia, der Fides und der Modestia 111 . Sein

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Kernproblem ist die richtige Ausübung der Macht in der Kombination von Potentia und Modestia, mit der eine neue, für die Habsburger spezifisch gewordene Herrschertugend angesprochen wurde. Mit seiner Lehre vom irdischen Sinn der Herrschaft — Lipsius versagte sich damals noch weitgehend transzendentale theologische Aspekte 118 — prägte er die Staatsauffassung der Habsburger, die seinen Ansichten entgegenkam, weil sie die Auffassung des alten Gottesgnadentums im Gegensatz zum Absolutismus beibehielt. Das Amt des Regenten 113 sei nicht ein Dominium, ein frei verfügbares und nutzbares Eigentum des Fürsten 114 , sondern ein Munus, eher eine Last (Onus) 115 , eine Verpflichtung zum Schutz der Untertanen, denn das Ziel aller Herrschaft sei Commodum, Securitas und Salus Subditorum, wobei Lipsius den Gedanken des Gemeinwohls anhand von Senecas Schrift „De dementia" verdeutlicht116. Außerdem hat Lipsius bei der Auslegung des Panegyricus Plinii 117 den Ausspruch Kaiser Hadrians: „Sic gesturus sum principatus, ut rem populi esse sciam, non meam privatam", mehrmals zitiert und in den Notae zur „Politica" in einer Marginalie zu dieser Maxime Hadrians bemerkt: „Reipublicae Princeps servit." Daneben begegnet bei Lipsius als Ersatz des heidnisch-antiken FortunaGedankens der christliche Aspekt der göttlichen Vorsehung als der „prima causa" im Leben 118 . Dies entsprach der Anschauung der Habsburger, die ihr Geschick völlig der göttlichen Vorsehung anvertrauten und alles, ob Glück oder Unglück, deren Wirken und deren den Menschen unerforschlichem Plan anheimstellten. Bei diesen generellen Bemerkungen zur Bedeutung des Lipsius für die Habsburger ist auf eine Konsequenz hinzuweisen, die sich aus der für ihn maßgeblichen Geistesströmung für die Frage nach den kunsthistorischen Auswirkungen der Staatsideologie ergibt. „Der Neustoizismus war die wesentliche Grundlage für das politische System des Späthumanismus . . . Rom und das Römertum, die Zeit des Prinzipats wurden von Lipsius als Leitbild der Gegenwart immer erneut beschworen." 119 Diese Wiederbelebung des römischen Geistes und der römischen Institutionen hat viele praktische zivile und militärische Einrichtungen im 17. Jahrhundert bestimmt. Mit den von den Römern übernommenen „großen allgemeinen Gedanken, die den aufsteigenden Absolutismus fort und fort befruchtet haben" 120 , fand durch den Späthumanismus eine Erneuerung in der Überlieferung der Realien der Antike statt. Dies schuf die Voraussetzung, daß mit dem ideologischen Parallelismus zwischen der antiken und der neuen Geschichte viele bedeutende reale Anverwandlungen vorgenommen wurden, die nach Oestreich in der Forschung zum Nachleben der Antike noch nicht genügend berücksichtigt worden sind 121 . Diesen sind neben denen in den technischen Wissenschaften wie griechischer Medizin, römischer Jurisprudenz, antiker Kriegswissenschaft und Agrarlehre 122 nicht nur die Architekturlehre, sondern auch andere künstlerisch relevante Gebiete wie die der Formen des römischen Herrscher- und Kaiserkults hinzuzurechnen123, deren Denkmäler in der Architektur und bildenden Kunst bis zur Numismatik für die Formensprache, die Ikonographie und die Objektwahl bei den Denk-



Der habsburgische TugenxJkanon

mälern der „neurömischen" Herrscher als Vorbilder dienten. In diese Rezeption gehört als letzte Phase und grandioser Abschluß der österreichische Kaiserstil, bei dem die Realienwissenschaft des Späthumanismus die Grundlagen zur Arbeit der Künstler und Concettisten wie J.B.Fischer von Erlach, Heraeus und Albrecht bildete. Die „Pietas Austriaca" oder „österreichische Gottesfurcht" und die religiöse Staatsidee der Habsburger Diesen Abschnitt, der das Kernstück der habsburgischen Staats- und Herrscherideologie betrifft, nämlich die religiös orientierte Staatsvorstellung, kann man unter dem Begriff „Austria sacra" zusammenfassen. Er ist analog zu dem des „Sacrum Imperium" zu verstehen, aus dessen Ideen vieles abgeleitet ist. Diese religiöse Staatsidee der Habsburger, die von einer engen Verfleditung ihres Tuns und ihrer irdischen Herrschaft mit den himmlischen Mächten ausgeht, hat ihren Ursprung in der Idee des Reichs, wie sie Otto von Freising in seiner „Weltchronik", in der „Historia de duabus civitatibus", wie er sie selbst betitelte, dargestellt hat124. Aufbauend auf der von ihm umgestalteten Lehre des Augustinus von den zwei Staaten, propagierte er die Auffassung, daß das himmlische und das irdische Reich Gottes im christlichen Imperium Romanum verschmolzen seien. Die Habsburger, bei denen die Kaiserwürde sozusagen in Erbfolge etabliert war und die infolgedessen das Kaisertum als integralen Bestandteil ihrer Herrschaft und ihres Herrschertums betrachteten, machten sich diese Idee auch für ihr landesherrschaftliches Regiment zu eigen, zumal sie mit voller Absicht nie unterschieden, soweit nicht Vorteile damit verbunden waren, wo sie als Kaiser oder als Landesherrn auftraten. Gemäß der Auffassung von der Verbindung des irdischen und des himmlischen Reichs mit dem Kernprinzip des Gottesgnadentums, der irdischen Stellvertreterschaft des Herrschers für Gott, gestalteten die Habsburger ihr Regiment analog der christlichen Theologie und der himmlischen Hierarchie. Sie stellten ihr Herrschertum, dessen Aufgaben und Anliegen in ein theologisch-hagiologisches System und demonstrierten die transzendentale Perspektive ihrer Politik. Kultisch und dementsprechend in den von ihnen in Staatsangelegenheiten errichteten Bauten und Denkmälern manifestierten sie, daß sie mit allen „Instanzen" und Gruppen des himmlischen Reichs ihre diplomatischen Beziehungen unterhielten, um deren Unterstützung und Billigung zu erlangen. Die religiös motivierten sakralen Bauten und Denkmäler stellten immer Votive dar, sind sozusagen Präsente, um sich das Wohlwollen und die Hilfe der himmlischen Adressaten zu sichern. Diese Idee ist schon bei Kaiser Maximilian I. vorhanden. Sie führte dazu, daß er sich im Himmel eine eigene Verwandtschaft schuf, seine heilige „Sipp-, Mag- und Schwägerschaft"125. Als Bezugsperson und Adressaten der in Bauten und Denkmälern zum Ausdruck gebrachten religiösen Staatsidee Karls VI. figurieren im theokratischen

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oder theopolitisdien Rahmen neben Gottvater und der Trinität als pauschaler Autorität vor allem Christus, der Weltenherrscher, seine Mutter Maria und die Landesheiligen sowie die Namenspatrone der Herrscher, die als Mittlerpersonen dienen, bei denen der Zusammenhang ihrer irdischen mit ihrer himmlischen Existenz die Beziehung der beiden Sphären besonders verdeutlicht. Anna Coreth hat der Pietas Austriaca eine eigene religions- und kulturgeschichtliche Untersuchung gewidmet, auf deren Erkenntnisse und reiche Materialien sich dieser Abschnitt stützen kann 126 . Die Religiosität bildet das Hauptthema aller Fürstenspiegel seit dem Mittelalter, wobei sich die humanistisch geprägten darin auch auf das Vorbild der römisch-antiken Staatsauffassung berufen konnten127. Sie galt als das Fundament einer guten Regierung 128 . Die Hervorhebung der Frömmigkeit in der Herrscherideologie der Habsburger entsprach also der allgemeinen, zumal der christlichen Staatslehre, wobei die Frömmigkeit bei den Habsburgern über das übliche Maß hinaus betont wurde. Dieser Umstand ist ebenso wie die besondere Betonung der dementia Austriaca in ihrer Stellung als Kaiser begründet, die ihnen zum einen einen besonders hohen Rang des Gottesgnadentums im Vergleich den übrigen Fürsten in sozusagen kumulativer Weise verlieh und ihnen zum anderen eine besondere, für die Universitas Christiana geltende Verpflichtung hinsichtlich der Religion auferlegte. Die im damaligen Krönungszeremoniell des Kaisers bzw. Römischen Königs an erster Stelle stehenden beiden Fragen an den Kandidaten betrafen die Aufrechterhaltung des katholischen Glaubens und die Schützer- und Verteidigungsaufgabe für die kirchlichen Institutionen12'. Diese Punkte waren mit der Gegenreformation seit Ferdinand II. ein zentrales Thema der Politik der Habsburger geworden. Dies hat sich in aller Deutlichkeit im „Punctum II. De cultu divino promovendo" des „Princeps in compendio" niedergeschlagen, der darin Vorbilder in den Schriften des Lipsius hat, vor allem in denen, die dieser nach seiner Konvertierung geschrieben hat. 1605 veröffentlichte Lipsius in Löwen eine gegen den Machiavellismus gerichtete christliche Regentenlehre, die „Monita et exempla politica, quae virtutes et vitia principis spectant", die er Erzherzog Albrecht von Österreich, dem Regenten der Spanischen Niederlande, widmete 131 . Lipsius, dessen Tugendlehren und Fürstenspiegel insgesamt auf die Praxis ausgerichtet sind, betrachtet auch in dieser Schrift die Tugenden des Fürsten vom Standpunkt ihrer Nützlichkeit für den Staat und die öffentliche Ordnung. Dabei nehmen die Religion und die Frömmigkeit eine bevorzugte Stellung ein. Im ersten Kapitel spricht Lipsius vom Nutzen und der offensichtlichen Notwendigkeit der Religion für die Gesellschaft, für das Verhältnis zwischen Fürsten und Untertanen. Er bedient sich eines Gleichnisses vom Bau eines Hauses: Wie dieses vom Fundament aus aufgerichtet werde, so müsse auch der Staat auf den Stützen der Religion als seiner Basis aufgerichtet werden. Ohne diese könne der Fürst sein Amt nicht ausüben, ohne sie gebe es keine Gesellschaft, weil keine Treue, keine Gerechtigkeit, keine Tugend. „Esto 130

So

Der habsburgische Tugendkanon

igitur vinculum et firmamentum reipublicae Religio." Den Ausgangspunkt dieser Auffassung bildet das Gottesgnaden tum, das Lipsius als allgemein gültige Tatsache betrachtet, weil es sich, wie er belegt, seit der Antike nachweisen läßt. In den einzelnen Mahnungen, den Monita, wird die erforderliche Bemühung des Fürsten um die Religion geschildert, wobei für die Habsburger als frühestes und maßgebliches Beispiel Rudolf I. angeführt wird. Nikolaus Vernulaeus (1583—1649), ein Sdiüler des Lipsius und wie dieser neben seiner Stellung als königlich-spanischer Hofhistoriograph Professor in Löwen 132 , vertrat die Ansicht, daß dem Haus Habsburg vor allem wegen seiner Tugenden, an deren erster Stelle die Frömmigkeit stehe, die Weltmacht gebühre133. In den davon beeinflußten, in Österreich entstandenen historiographischen Schriften über die Habsburger erscheint infolge der apologetisch-enkomiastischen Tendenz der Begriff der Pietas fast regelmäßig im Titel 134 . Dies geht so weit, daß der ideale christliche Fürst in der Gestalt des frommen habsburgisdien Herrschers geschildert, ja durch ihn personifiziert wird. So erschienen die vom Beichtvater Ferdinands II., Wilhelm Lamormaini, verfaßten „Ferdinandi II. Romanorum Imperatoris virtutes" (Wien 1638) auch unter dem anspruchsvollen Titel „Idea Principis Christiani". Ein anderer Titel dieser Schrift, „Speculum theopoliticum", vergegenwärtigt die Durchdringung von Religion und Politik in der Gegenreformation und bei den Habsburgern 135 . Für die Habsburger war die Pietas als „österreichische Gottesfurcht" oder „Pietas Austriaca" sprichwörtlich136. Sie wurde im Rahmen der Tugendgenealogie als natürliche Erbanlage der Dynastie propagiert 137 — ähnlich wie deren typische Physiognomie. Sie galt in Entsprechung zu dieser als geistiges Merkmal des Stammbaums. Infolgedessen wurde erwartet, daß sie sich im Lebenswandel, in den Taten und Unternehmungen dieser Fürsten ausprägte, womöglich deutlicher als bei anderen, was wohl auch zu der als Bigotterie verschrienen Haltung der Habsburger geführt hat. Kaiser Joseph I. war von seinem Ajo und Obersthofmeister Karl Theodor Fürst zu Salm in religiösen Dingen auffallend liberal, ja antijesuitisch erzogen worden 138 und verhielt sich als Regent dementsprechend. Sein Biograph Rindk fühlte sich immerhin verpflichtet, im Sinn der habsburgischen Tugendtradition zu bemerken: „Der eyffer, den er vor die Catholische religion hatte, war seiner andacht und dem hause Oesterreich gemäß." 139 Die Verlegenheit des Biographen wird in dieser knappen und nichtssagenden Nachricht deutlich. Von Karl VI. dagegen, der seinem frommen Vater viel ähnlicher war 140 und in dem das habsburgische Herrscherideal in allen seinen Aspekten personifiziert wurde, sagt Küchelbecker141: „Nebst der Tapfferkeit ist Sr. Kayserlichen Majestät auch die Gottesfurcht, als eine Dero Ertz = Hertzoglichen Hause erbliche Tugend, gleichsam angebohren, welche Sie jederzeit, als Dero gröste Nothwendigkeit sich haben angelegen seyn lassen, und bey jeder Gelegenheit sattsam an den Tag gegeben."

Die „Pietas Austriaca"

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Im 17. und 18. Jahrhundert wurde von den Historiographen der Habsburger die Frömmigkeit als Grundlage der Lebensführung und der Regierungsprinzipien immer wieder hervorgehoben. Dementsprechend sagt Rinck in seiner Biographie Josephs I. 142 , daß „die religions = Sachen . . . der Grund des gantzen lebens eines Printzen sind". Heraeus stellt in einem Konzept für das Trauergerüst der am 7. Januar 1 7 1 2 verstorbenen Gemahlin des mit dem Kaiserhaus verwandten Karl Philipp von Pfalz-Neuburg, der Jagellonin Theresia Katharina aus dem Haus Lubomirsch, fest 143 , daß die Frömmigkeit die Zusammenfassung aller Tugenden sei und die Krone der Unsterblichkeit verleihe: „Pietas, ut compendium virtutum, addit coronam radiatam immortalem." Die Kontinuität in der frömmigkeitsbetonten Haltung der Habsburger und die Hervorhebung der Pietas als ihrer wichtigsten Herrschertugend ist durch den im gesamten Barockzeitalter bis zu Karl VI. gültigen habsburgisdien Fürstenspiegel, den „Princeps in compendio" von 1632, begründet144. Nachdem dort in dem bereits zitierten „Punctum Primum" 145 das Verhältnis des Herrschers zu Gott definiert ist, handelt „Punctum I I " von der als wichtigstes Ziel seiner Regierung angeführten „Honor Dei" und der damit verbundenen Aufgabe: „De cultu divino promovendo: Bonus princeps animum suum semper et primario ad Dei cultum et honorem ante omnia promovendum intendet . . . elaborabit, ut cultus divinus ac pietas in ecclesia semper et ubique promoveatur." 148 Hieraus ergab sich für den Monarchen zwangsläufig die Folgerung, daß die Förderung der christlichen Religion und ihres Kultes und das in „Punctum Primum" geforderte Erbitten des göttlichen Beistandes, das regelmäßig und vor allem in wichtigeren und schwierigeren Angelegenheiten erfolgen sollte, auf die nachdrücklichste und für die Demonstration der Pietas deutlichste Weise durch den Bau von Kirchen und Denkmälern mit Votivcharakter geleistet werden könne. Die Auswirkung für die Architektur und bildende Kunst liegt also auf der Hand. Tatsächlich wurden von den Zeitgenossen die Bauunternehmungen des Kaiserhauses in diesem Sinn gesehen. Antonio Bormastino, der unter Karl VI. „Sprachmeister", d. h. Französischlehrer des Kaiserhofes war, sagt in seiner zweisprachigen, deutsch-französischen „Historischen Beschreibung . . . Wiens / Description historique . . . du Vienne" 147 , bei der Erwähnung der von Karl VI. erbauten Kirche des hl. Karl Borromäus, der kaiserlichen Votivkirche für die Befreiung Wiens von der Pest: „Aus diesem Werk siehet man augenscheinlich die Gottesfurcht eines großen Fürsten / als eine dem Allerdurchlauchtigsten Hauß angebohrne Eigenschafft." Auch Küchelbecker bezeichnet die Karlskirche als „das vollkommenste Zeichen Gottesfurcht" des Kaisers 148 . Deren Rang unter den kaiserlichen Bauunternehmungen zeigt sich daran, daß Heraeus den Willen des Kaisers betont, daß die Karlskirche das erste von ihm zur Ehre Gottes errichtete Bauwerk sein sollte149. Die Bedeutung der Frömmigkeit als spezifische Herrschertugend der Habsburger und die Herkunft dieses Ideals haben eine eigene dynastische Begründung,

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Der habsburgisdie Tugendkanon

die in einer Biographie Karls V I . zum Beweis seines traditionell geheiligten Herrsciiertums angeführt wird 150 : „Den Grund zu dem Seegen diesen grossen Hauses hat die Frömmigkeit geleget / welches Kayser Rudolph I. seinen Nachkommen angedeutet, als er bey seiner Crönung, da das Scepter mangelte / und ihm die Fürsten den Eyd der Treue ablegen solten / ein Crucifix von dem Altar nahm / und sagte, dieses war sein Scepter / womit er regieren wolle." Jeder habsburgisdie Herrscher trat also, wenn er seine Frömmigkeit unter Beweis stellte, in die Fußstapfen seines berühmten Stammvaters. Die Verwendung des Kreuzes als Szepter durch Rudolph I. und seine Erklärung, in diesem Zeichen regieren zu wollen, wurden einerseits der Ursprung eines traditionellen Topos innerhalb der Pietas Austriaca, der Fiducia in Crucem Christi, die in einem eigenen Abschnitt behandelt wird; zugleich weist dieser Akt, der gerade im Barock häufig erwähnt wird 151 , auf den Kern der Pietas Austriaca hin, das Gottesgnadentum und dessen spezielle habsburgische Interpretation. Habsburgisches Gottesgnadentum und

Amtsheiligkeit

Im Zentrum des Komplexes steht das theo- bzw. christokratische Verständnis der Herrschaft der Habsburger, aus dem der Charakter ihres Gottesgnadentums resultiert, das im folgenden in dynastischer und allgemeiner Sidit untersucht wird. Die Folge des christologischen Bezugs war eine besondere Christusverehrung. Eine weitere Konsequenz war die Verehrung der Mutter Christi in der habsburgischen Pietas Mariana. Die Habsburger maßen dem Gottesgnadentum einen hohen Stellenwert zu, der ihre hegemonistischen Interessen unterstützen sollte. Bei ihnen summierte sich das Gottesgnadentum als Herrsdier des hauseigenen Territoriums mit dem des Kaisertums. Als Kaiser glaubten sie, über die Kraft des Gottesgnadentums in besonderem Ausmaß zu verfügen, denn das Gottesgnadentum des Kaisers besaß einen besonderen Rang und eine einzigartige Tradition. Es vermehrte sich bei den Habsburgern förmlich durch ihre besondere Fürstenwürde als Erzherzöge und durch zwei weitere Königskronen, die böhmische des hl. Wenzel und die ungarische des hl. Stephan. Diese Kumulation verband sich mit dem Bewußtsein der göttlichen Berufung zum höchsten weltlichen Amt der Christenheit überhaupt. Als Kaiser konnten sich die Habsburger als die ersten unter den Königen des Abendlandes, als „summus princeps" fühlen, als die sie das oberste Herrscher- und Richteramt der Welt im Auftrag Gottes innehatten. Als solche stellten sie den „Princeps christianus" und den „Rex iustus" schlechthin dar 152 . Dabei spielte für die habsburgische Herrscherideologie und deren Ikonographie eine wichtige Rolle, daß die landesherrschaftliche Würde mit der für sie sozusagen erblichen des Kaisertums verschmolzen wurde. Infolgedessen wurde häufig ursprünglich kaiserliches Ideengut zu habsburgisciiem gemacht, denn die Habsburger fühlten sidi in ihrer dynastiebewußten A r t immer als habsburgische Kaiser bzw. als kaiserliche Habsburger.

Die „Pietas Austriaca"

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Als Kaiser durften sie sich als die Verwalter des gesamten Reiches Gottes auf Erden, als die Stellvertreter Christi betrachten. Denn nach allgemeiner Auffassung über den Charakter des Heiligen Römischen Reiches nahm die eigentliche Stelle des Imperators Christus, der Weltenherrscher (Pantokrator), ein, den auf Erden durch Gnadenerweis Gottes, Dei Gratia, der Kaiser vertrat. Christus wurde als der Beherrscher des Weltalls und damit der irdischen Res publica christiana angesehen, weil er sich durch seine Erlösungstat am Kreuz, das zum Herrschaftssymbol wurde, das unumschränkte Herrschaftsrecht über die Welt gesichert hatte, die seinem Imperium unterworfen war, dem christlichen Imperium, das der Kaiser in der Gestalt des „Heiligen Römischen Reiches" verwaltete. Daher zeigt die Reichskrone Christus als Weltenherrscher mit dem Zitat aus der Krönungsliturgie: „Per mes reges regnant", das aus den Sprüchen Salomonis stammt, der auf der Reichskrone als Vorbild für die als typisch habsburgisch usurpierte Herrschertugend des „Timor Domini", der Gottesfurcht, vorgestellt wird. Die Erklärung Rudolphs I. bei seiner Inthronisation, mit dem Kreuz als Szepter regieren zu wollen, ist in erster Linie als Ausdruck des Bewußtseins seiner kaiserlichen Stellvertreterschaft für Christus zu verstehen. Jedoch wurde diese kaiserliche Regierungserklärung als ein Akt spezifisch habsburgischer Frömmigkeit gedeutet, mit dem sich das Geschlecht in seinem ersten „Kaiser" ein besonderes Anrecht auf das Kaisertum verdient und seine besondere Eignung zum Herrschertum überhaupt bewiesen habe. Dementsprechend sagt Rinck in seiner Biographie Leopolds I. 153 , daß Rudolph von Habsburg durch seine Gottesfurcht den Grund zur Macht des Hauses gelegt habe. Das Kreuz, mit dem er anstelle eines Szepters regieren wollte, sei „von dem Hause nicht entwendet worden und ein jeder printz, der ihm gefolgt, hat, diesen einmal gesetzten Grund zu verewigen, die frömmigkeit seine erste sorge seyn lassen". Dadurch daß die Habsburger die Gottesfurcht zu ihrer wichtigsten Tugend machten, betonten sie die göttliche Herkunft und die Legitimation ihrer Herrschaft, vor allem auch ihr Anrecht auf das Kaisertum. Darüber hinaus verankerten sie ihr Gottesgnadentum zusätzlich zur allgemeinen Doktrin durch eine speziell habsburgische Ideologie, die wiederum auf ihren ersten „Kaiser", Rudolf I., zurückgriff, nämlich auf die berühmte Legende von der Begegnung Rudolfs mit der Eucharistie154. Das Ereignis wurde in dasselbe Jahr 1264 datiert, in dem Papst Urban IV. das Fronleichnamsfest eingeführt hat. Dies sollte die Vorstellung unterstützen, daß Gott mit ein und demselben Ratschluß die Eucharistie der Kirche als die strahlende Sonne ihres Glaubens und dem Haus Habsburg als Fundament seines Herrschertums gegeben habe 155 . Die Begegnung Rudolfs mit dem Allerheiligsten wurde mit seinem unerwarteten Aufstieg zum Kaiser in Verbindung gebracht, was im Barock als besonderer Verleihungsakt des Kaisertums und als eine besondere Weihe des Gottesgnadentums der Habsburger ausgeschmückt wurde 156 . Die Tat Rudolfs, sein demütig dienendes Verhalten gegenüber der Eucharistie habe die Berufung durch Gott zu großen Aufgaben, die Erlangung des Kaisertums, den Erwerb der Hausmacht und der Weltherrschaft

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Der habsburgLsche Tugendkanon

zur Folge gehabt1*7. So wurde der rücksichtslos ehrgeizigen und gewalttätigen Politik Rudolfs nachträglich ein religiöses Mäntelchen umgehängt, ähnlich wie den Anschuldigungen der Protestanten und Frankreichs, Habsburg betreibe Machtpolitik, von seinen Apologeten mit religiösen Argumenten begegnet wurde. Infolgedessen wurde — abseits realpolitischer Betrachtung — im Barock Rudolf I. als der Begründer der von Gott gewollten Weltherrschaft der Habsburger angesehen. Man war auch der Ansicht, daß Rudolf durch die Eucharistie bzw. Christus selbst zum König geweiht worden sei158 — eine Vorstellung, durch die vielleicht auch die ausgebliebene Kaiserkrönung Rudolfs I. durch den Papst ersetzt werden sollte. Der Franziskaner Didaco da Lequile, Hofprediger und Historiograph in Innsbruck, veröffentlichte 1655 in Innsbruck das Werk „Colossus Angelicus Austriacus sive Austriae Sobolis admiranda moles Apocalypsea Religione constans" 159 , in dem dieser Aspekt für das gesamte Geschlecht verallgemeinert wird. Die unerschütterliche Kraft („moles constans") des habsburgischen Hauses wird damit begründet, daß es auf dem Glauben aufgebaut sei und ständig aus der Kraftquelle der Eucharistie gespeist werde, die Rudolf als das Vorbild der Pietas Eucharistica des Hauses seinem Geschlecht erschlossen habe. Das eucharistische Brot sei von Anfang an das stärkende Brot gewesen, das das Haus Habsburg zur Weltregierung befähigte 160 . Im Zusammenhang damit wurde nach dem beliebten barocken Prinzip des „Argumentum a nomine" in einer etymologischen Allegorese der Name Österreich, der in dieser Zeit synonym für Habsburg gebraucht wurde, als „Hostyreich — Hostiae Imperium" ausgelegt181. Ähnlich verfuhr man bei der Auslegung des Familiennamens Habsburg selbst. Abraham a Sancta Clara erklärt in seiner 1703 in Nürnberg erschienenen „Neu-eröffneten Welt=Galerie", die Joseph I. gewidmet ist, das „Wörtel Habs" im Namen Habsburg im Sinn eines speziellen Gottesgnadentums: „. . . denn alles Glück und allen Seegen / mit deme diese höchste Familia bishero begnadet worden / mässen Sie dem Allermäditigsten zu / und sagt ein jedes Durchleuchtigstes Stammen = Gesproß: Ich habe von Gott was ich bin. Ich habs von dem Allmächtigen / was ich besitze etc." 162 Neben dieser speziell dynastischen Herleitung und Interpretation des Gottesgnadentums ist natürlich auch dessen allgemeine Doktrin in Betracht zu ziehen. Mit dem theokratischen Herrschaftsverständnis der Habsburger stimmt die Feststellung Jacques-Benigne Bossuet's, des geistlichen Apologeten des französischen Absolutismus völlig überein: „Die Fürsten handeln als Diener Gottes, deshalb ist der Königsthron nicht ein menschlicher Thron, sondern der Thron Gottes selbst." 163 Bossuet bezieht sich hier offensiditlich auf eine Stelle bei Thomas von Aquin in „De regimine principum", die die Grundlage der christlichen Theorie des Gottesgnadentums erörtert164. Die entsprechende Regierungsmaxime im „Princeps in compendio" ist der Vers aus den Sprüchen Salomonis (Proverbia, V I I I , I J ) : „Per me reges regnant et legum conditores justa decernunt." Er belegt die am Kaisertum orientierte Auffassung des habsburgischen Gottesgnadentums. Er

Die „Pietas Austriaca"

besagt, daß Gott dem Fürsten bei den Regierungsgeschäften ständig beisteht. Die Inschrift am Knauf des Reichsschwertes formuliert es folgendermaßen: „Dominus Deus, qui docet manus". Die Betonung des besonderen Gottesgnadentums der Habsburger galt letztlich ihrer Stellung als Kaiser. Obwohl das Amt jeweils erneut durch Wahl erlangt werden mußte, betrachteten sie das Kaisertum gewissermaßen als ein tradierbares Erbstück ihrer Dynastie. Deswegen und weil das Verbleiben der Kaiserwürde bei ihrem Haus im 17. Jahrhundert mehrmals bedroht gewesen war, fühlten sie sich anscheinend veranlaßt, ihren Anspruch in jeder denkbaren Weise zu untermauern, wozu auch die Betonung ihres außerordentlichen Gottesgnadentums diente. Im Hinblick auf die hier zur Diskussion stehende Frage der Auswirkung der habsburgischen Herrscherideologie auf die Architektur und bildende Kunst ist der gesellschaftspolitische Aspekt der Religiosität des Herrschers zu berücksichtigen. Mit ihrer Frömmigkeit stellten sich die Habsburger in die „barocke Einheit des religiösen Bewußtseins"1®5 damaligen Weltverständnisses. In der Pietas des habsburgischen Herrschers erhielt das System des absolutistischen Staates mit seinem „auf ein einheitliches Ziel und von einer Stelle gelenkten Kollektivismus"166 eine inhaltliche Motivation und eine Leitidee, die alle irdischen Angelegenheiten und damit auch alle eventuellen Differenzen zwischen Herrscher und Untertanen in einem methaphysischen Ziel versöhnte: Gleichklang von Herrscher und Untertanen in der Verehrung Gottes, des Fluchtpunktes einer „Zentralperspektive" hierardiisch-theokratischer Ordnung, dem sich der Herrscher aufgrund seines Gottesgnadentums, seiner Stellvertreterschaft Gottes auf Erden, in besonderer Weise verbunden fühlte. Er selbst stellte dabei den zentralen Durchgangspunkt dar. Die Religion bzw. Religiosität diente als gesellschaftliches Organisationsmittel, das das Weltlidie, das Regiment, mit der göttlichen Ordnung verklammerte, theologisch einband. Dem entsprach das Gottesgnadentum, das die Bindung der Untertanen an den Herrscher von ,oben' bestimmte und ordnete. Diese unausweichliche Bindung fand in dem von der Gottesfurcht getragenen Verhältnis des Herrsdiers zu seinem himmlischen Herrn ihr Regulativ. Dieses schloß hinsichtlich seines Verhaltens gegenüber den Untertanen Mißbrauch seiner Macht und Ungerechtigkeit aus, weil er Gott für sein Tun Rechenschaft zu geben hatte. Das diesbezügliche Spruchband Salomos auf der Reichskrone lautet: „Time Dominum et recede a malo." Denselben Gedanken bringt auch der „Princeps in compendio" in „Punctum Primum" zum Ausdruck167. Einmal in seinem Kernsatz, daß der Herrscher von Gott geleitet werde, der ihn zu einer gerechten Gesetzgebung bzw. zu gerechten Entscheidungen inspiriere. Außerdem wird betont, daß der Fürst sich stets Gott, von dem er sein „Munus" erhalten habe, vor Augen halten müsse und in nichts gegen dessen Auftrag handeln und nie von dessen Willen abweichen dürfe — eine Beschränkung seiner Potentia durch das göttliche und das damit identische natürliche Sittengesetz und Recht. Der Fürst steht zwar

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über den Gesetzen (legibus absolutus oder legibus soluta potestas), da er die von Gott inspirierte Lex animata darstellt, nicht aber über dem Jus, das er mit seiner Justitia zu verbinden hat 168 . Deswegen sollte er schon bei seinem Regierungsantritt die Hilfe Gottes erflehen, damit dieser einen Mangel („defectus"), der vielleicht infolge der menschlichen Hinfälligkeit und Schwäche des Fürsten entstehen kann, behebe, und ihm Kraft, Stärke 169 und Weisheit verleihe, damit er die ihm anvertrauten Völker so regieren kann, wie es die Ehre Gottes, das eigene Amt des Fürsten und das Wohl der Untergebenen erfordert. Darum habe Salomo, der weiseste der Könige, gebetet und es erhalten. Diese Bitte solle er öfters im Jahr erneuern. Denn mit Gott als Führer, Lehrer und Helfer („Ductore, Magistro, Auxiliatore") werde das Regieren leicht gemacht. Schließlich solle er in wichtigeren und schwierigeren Geschäften nicht versäumen, sich eigens an Gott zu wenden, und darüber hinaus seine Angelegenheiten auch den Gebeten und Opfern frommer und geistlicher Leute („piis et religiosis viris") empfehlen. In dieser letzten Anweisung wird deutlich der Gleichklang von Herrscher und Untertanen in der Verehrung Gottes, d. h. die Rolle der Frömmigkeit als kollektiver Motivation anvisiert. Die Anweisung, zum Regierungsantritt die Hilfe Gottes zu erflehen, erwähnt das dafür exemplarische Vorbild König Salomos, der bei seinem Regierungsantritt von Gott Weisheit erbat. Dieses salomonische Herrscherideal meint den von Gott erleuchteten gottesfürchtigen Regenten — „Timor Domini principium sapientiae" (Proverbia I, 7). In ihm sind auch die anderen Aspekte des habsburgischen Herrscherideals einbegriffen, die mit der Frömmigkeit eng verknüpft sind und im „Princeps in compendio" angesprochen werden: die Gerechtigkeit und das damit zusammenhängende Wohl der Untertanen. Denn der von Gott erleuchtete Herrscher ist der „Rex iustus". Aufschlußreich ist, daß die Ehre Gottes und das Fürstenamt, also die Würde des Herrschers, die es zu wahren gilt und die im habsburgischen Tugendkanon eine Amtsethik erhielt, an erster Stelle genannt werden. Der weltlich-irdische utilitaristische Gesichtspunkt wird erst an letzter Stelle angeführt, wobei unter dem Wohl der Untertanen vor allem auch deren Seelenheil gemeint sein dürfte. Durch die eminente Bedeutung, die die Habsburger der Frömmigkeit in ihrer Staats- und Herrscherideologie einräumten, festigten sie nicht nur als die Vertreter Gottes, sondern auch als die Repräsentanten des frommen Staatsvolks in einer „Pietas publica" 170 ihre zentrale Stellung in diesem theokratischen System. Dies machte sie, solange sie Gottesfurcht bewiesen, politisch unangreifbar — auch ohne Gottesgnadentum —, wollten sich ihre Kritiker nicht als Ketzer und Feinde der Religion und der religiösen Gemeinschaft von Herrscher und Untertanen in Mißkredit bringen. Mit Rücksicht darauf und hinsichtlich des Gottesgnadentums und des absolutistischen Systems war die Einheit von Herrscher und Untertanen in der Religion und Konfession unabdingbar 171 . Sie führte zwangsläufig zur konfessionellen Intoleranz und zur militanten Verteidigung des Katholizismus als der „einzig wahren Lehre". Die Gegenreformation bzw. die Rekatholisierungs-

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bestrebungen der Habsburger waren schon allein politisch bedingt172. Die Duldung andersgläubiger Untertanen war unmöglich, weil diese das den Herrscher und das Volk einigende religiöse Bewußtsein, die Staatsreligion — auch im wörtlichen Sinn von „Religio" als „Bindung" — irritierten. Die Verfolgung von Häretikern und Ketzern ist eine allgemeine Erscheinung absolutistisch gesinnter Fürsten, nicht nur bei den stark religiös bestimmten gegenreformatorischen Habsburgern, sondern auch im vergleichsweise verweltlichten Absolutismus Frankreichs. Die Protestanten und deren Sekten bildeten zudem einen politischen Störfaktor, weil ihre Staatslehre die entgegengesetzte Theorie des Herrschaftsvertrages vertrat, in dem das Staatsvolk gewisse Rechte an den Herrscher delegiert, dieser folglich vertraglich an die Untertanen gebunden, also nicht „legibus absolutus" ist 173 . Theodor Sprenger führt in seinem 1655 in Heidelberg erschienenen „Bonus Princeps" 174 die Maxime „une foy, une loy, un roy" an und erklärt dazu: „Sicut enim una anima unum corpus, sie una religio unam rempublicam decet." Dabei bestimmte nach dem Prinzip „cuius regio, eius religio" der Landesherr die Konfession. Als Beispiel führt Sprenger die Vertreibung der Protestanten aus der Steiermark durch den späteren Kaiser Ferdinand II. an, der sich bei seinem Regierungsantritt durch ein Gelübde in dem italienischen Marienwallfahrtsort Loreto dazu verpflichtet hatte, wobei er die erfolgreiche Durchführung seiner Maßnahmen mit dem Bestand seiner Herrschaft gleichsetzte175. Hier liegen die Wurzeln und Beweggründe der habsburgischen Pietas Mariana. Religions- bzw. Konfessionsverschiedenheit bei den Untertanen wurde als eine Krankheit des Staatskörpers angesehen, die es zu heilen galt 176 . Dabei wurde in Entsprechung zu dem mystischen Bild des Staatskörpers eine mystisch-divinatorische Eigenschaft der Habsburger in Anspruch genommen. Ihnen wurden nämlich wie anderen Herrscherhäusern in Frankreich und England thaumaturgische Heilkräfte zugeschrieben177. Diese „vis medicinalis" 178 konnte nicht nur auf körperliche Leiden, sondern auch auf den „mystischen Körper" des Staates bezogen werden, den es vom Krankheitskeim der Häresie zu heilen galt. Abgesehen von der religiösen und staatspolitischen Notwendigkeit der Tilgung konfessioneller Unterschiede gehörte die Förderung und Verteidigung der katholischen als der „einzig wahren und weltweit gültigen" Lehre zu den Amtsaufgaben der Habsburger als Kaiser und als katholische Monarchen. Im Zeremoniell der Weihe zum Römischen König bzw. zum Kaiser beschwor der Gewählte, „sanetam fidem Catholicis viris traditam servare" und „sanetis ecclesiis, ecclesiarumque Ministris fidelis esse tutor et defensor" 179 . Nach dem Sieg der katholischen Liga am Weißen Berg bei Prag 1620 über den kalvinistischen „Winterkönig", Friedrich V. von der Pfalz, wiesen der päpstlichen Nuntius in Wien, Carlo Caraffa, der in Ferdinand II. einen neuen Konstantin sah, und der Legat Verospi den Kaiser darauf hin, daß er der „Vicarius Christi" sei, als der er die Häresie zu bekämpfen habe180. Paleotti stellt in seinem „Discorso intorno le immagine sacre et profane" 1 8 1 die „Bewahrung der Religion" ausdrücklich als die Pflicht des katholischen Fürsten

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fest. Auch im „Princeps in compendio" wird im „Punctum II. De cultu divino promovendo" dem habsburgischen Herrscher als oberste Aufgabe die Sorge um die katholisdie Religion auferlegt 182 , ihre Bewahrung und Förderung, ihr Schutz und ihre Verteidigung gegen Häresien, die das Staatswesen beunruhigen, und ihre Verbreitung, wo sie noch nicht eingeführt ist. Damit vertritt der „Princeps in compendio" nicht nur die übliche Religionspolitik der Staatslehren, sondern eine gegenreformatorisdie Steigerung als Missions- und Kreuzzugsauftrag. Die Kreuzzugsidee kommt sehr deutlich bei Caspar Schoppe (Gaspar Schoppius)18S zum Ausdruck, der seit 1607 durch Empfehlung des Papstes als Rat Ferdinands II. in Graz wirkte und diesem Ideen Thomas Campanellas vermittelte184, die sich auf die Bekämpfung der Ketzer in Deutschland und das Ideal der konfessionellen Einheit in der katholischen Religion beziehen. 1619 erschien Schoppes „Classicum belli Sacri", ein Kompendium der Lehre von der Ausrottung der Häresie, das zwar in die Zeit Karls V. verlegt, aber als Appell an Ferdinand II. gerichtet ist, auf den es großen Einfluß ausübte185. Es war eine Fanfare — die Protestanten nannten es ein „Lärmbuch" — des kommenden Religionskrieges. Es proklamierte den Heiligen Krieg gegen die Ketzer, den Kreuzzug, und gab dem Kaiser zu verstehen: „Bellum non tuum, sed Dei esse . . . statuas." Diese Kreuzzugsidee war die religiöse Grundlage, auf der die habsburgische Fiducia in crucem Christi und ihre gegenreformatorisdie Marienverehrung angesiedelt wurde. Bei Karl VI. wurde die Missions- und Kreuzzugsidee wieder auf ihren ursprünglichen Gegenstand, auf den Krieg gegen die Türken zurückgeführt. Sie wird später bei der „konstantinischen Idee" des unter dem Kreuzeszeichen gegen die Ungläubigen kämpfenden Kaisers wiederbegegnen. Deswegen wird Karl VI. in einem Gedicht des Heraeus als „defensor fidei" bezeichnet. Dies ist ein Titel, den die Päpste an Fürsten als persönliche Auszeichnung eigens zu verleihen pflegten. Karl VI., der durch seinen Anspruch auf die Krone Spaniens die „Katholisdie" und als König von Ungarn die „Apostolische Majestät" war, was regelmäßig in seinen Titeln erscheint, beanspruchte den Titel „defensor fidei" aufgrund seiner Aufgaben und Taten, ohne eine eigene Verleihung durch den Papst. Die zusätzliche Unterstützung des Gottesgnadentums durch das den Herrscher und das Volk verbindende und einigende Element der Frömmigkeit war für die Habsburger notwendiger als etwa für die Bourbonen, die aber ebenfalls mit allen Mitteln die Glaubenseinheit des Staatsvolkes zu wahren suchten. In Österreich gab es, ähnlich wie in den Reichsterritorien, keinen reinen Absolutismus französischer Prägung. Hier war die parlamentarische Ständeverfassung immer am Leben geblieben. Die Stände — in Österreich waren es die Stände der einzelnen Landesteile, die Landstände — behielten immer, zumindest formell, das Recht, an der Regierung teilzunehmen186. Dies zeigen die seit 1459 regulären „Erbhuldigungen" der Stände, die als feierliche Inthronisation den offiziellen Regierungsantritt der Habsburger als Landesherrn bildeten. Dabei legten die

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Vertreter der einzelnen Länder den Treueschwur auf den neuen Landesherrn ab, der ihnen als Gegenleistung ihre Privilegien garantierte. Im Lauf der Zeit waren diese „Erbhuldigungen" zwar immer mehr ein bloßes Zeremoniell geworden, sie blieben aber wichtige Staatsakte, die in eigenen Publikationen mit Kupferstichen festgehalten wurden 187 . Sichtbares Anzeichen solcher Teilhabe am Regiment sind im Herrschaftsbereich der Habsburger die „Landhäuser" mit ihren prächtig ausgestatteten Sitzungssälen der Landstände, von denen viele gerade in der Regierungszeit Karls VI. mit bedeutungsvoll-programmatischen Deckenfresken ausgeschmückt wurden 188 . In gewisser Weise kontrollierten die Landstände die fürstliche Regierungsgewalt, wenn auch mehr affirmativ, so doch als offizielle Bestätigung. Sie wirkten vor allem an der Verteilung der Steuereinnahmen mit, die für die künstlerischen Unternehmungen des Herrschers von beträchtlicher Bedeutung war 189 . Nach F. Härtung 190 trug die Mitwirkung der Stände „wesentlich zur Wahrung der strengen Moral bei . . ., die für die Amtsausübung der deutschen Landesväter oft kennzeichnend war". Dem entspricht, daß die deutschen Staatslehren im Gegensatz zu den französischen „den Zusammenhang der Lehre vom Staat und den fürstlichen Tugenden mit der Lehre von der Gesellschaft und den mensdilidien Tugenden insgesamt" nicht hatten abreißen lassen191. Die Bindung an den Humanismus und an das System der scholastischen Wissenschaft, die der Ethik, d. h. der praktischen Theologie einen dominierenden Platz einräumte, blieb bestehen und hielt die Wirkung der neuen Idee der „Staatsräson" in Genzen, die von sich aus neue Maßstäbe für den Ermessenspielraum des Herrschers setzte 1 ' 2 . Aus allen diesen Gründen mußte den habsburgischen Herrschern daran gelegen sein, ihre Frömmigkeit in der Öffentlichkeit als „Pietas publica" unter Beweis zu stellen, ihre „Religio", ihre Bindung und Verbundenheit mit Gott, dem sie ihre Stellung verdankten und dem sie für ihr Tun Rechenschaft sdiuldeten, den Untertanen zu demonstrieren. Dabei hatten sie gegenüber anderen Fürsten besondere Veranlassung, ihre Frömmigkeit zu betonen und ihr Gottesgnadentum, ihre Statthalterschaft für Gott herauszustreichen. Vor allem als Kaiser, als Beherrscher des christlichen Erdkreises, des „Orbis Christianus" oder der „Res Publica Christiana", wie es in Huldigungen an Karl VI. öfters heißt, hatten sie geradezu universale religiöse Aufgaben und Verpflichtungen, wie die Verteidigung des christlichen Abendlandes und damit des Christentums gegen die Türken, bei der ihre kaiserliche Aufgabenstellung mit der territorial bedingten als Landesherren völlig verschmilzt. Als Landesherren wie auch als Kaiser verstanden sich die Habsburger als Stellvertreter Gottes nicht nur im weltlichen Bereich, sondern auch „in spiritualibus". Das landesfürstliche Kirchenregiment stellt eine der Grundlagen des absolutistischen Herrschertums der Neuzeit dar. Die Obrigkeit christlicher Staaten erstreckte ihre Kompetenz seit jeher weit in den kirchlichen Bereidi, was sich in der Gegenreformation auch bei den Katholiken noch steigerte193. Bei den Habsburgern war die Machtbefugnis auf kirchlichem Bereich



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besonders stark aufgrund ihrer besonderen landesherrlichen Gewalt in kirchlichen Angelegenheiten 194 , ihrer Kaiserwürde und ihrer führenden Rolle in der Gegenreformation. Dies kommt im „Princeps in compendio" deutlich zum Ausdruck, der dem Fürsten auch Aufgaben der Religions- und Kircheninspektion und der Glaubensmission, also eine lehramtliche Funktion aufträgt 195 , um, wie gleichnishaft gesagt wird, alle dem Fürsten anvertrauten Schafe in einem Schafstall und unter einem Hirten zu vereinigen 196 . Diese Aufgabe wird als die wichtigste des Herrschers bezeichnet, weil sie sich auf das Gewissen und das Seelenheil der Menschen bezieht. Die Kompetenzerstreckung auf die „spiritualia" zeigt sich ganz deutlich in der besonderen Form der habsburgischen Kaiserkrone, der sogenannten Hauskrone 197 . Diese ist als Mitra-Krone gestaltet und vereinigt das Insignium der weltlichen Macht des Königs, den Kronreif samt dem kaiserlichen Hochbügel, mit dem der geistlich-kirchlichen Gewalt des Bischofs, der Mitra. In ihr kommt zum Ausdruck, daß sich die habsburgischen Kaiser sowohl als weltliche wie auch als geistliche Stellvertreter Gottes bzw. Christi auf Erden verstanden. Es war ein Vorrecht des Kaisers, als einziger Laie die Mitra tragen zu dürfen, die ursprünglich ein weltliches herrscherliches Insignium, das byzantinische Kamelaukion, gewesen war, das unter der Krone getragen wurde und für sich allein erst im Mittelalter das Zeichen der bischöflichen Würde geworden war. Von diesem Vorrecht des Kaisers scheint Karl VI. noch Gebrauch gemacht zu haben; zumindest wurde die Möglichkeit ins Auge gefaßt, denn in der Geistlichen Schatzkammer in Wien befindet sich eine Mitra, die das Monogramm und die Devise Karls V I . aufweist 198 . Die Form der habsburgischen Mitra-Krone hatte sich im späten Mittelalter ausgebildet. Dabei nimmt offenbar Kaiser Karl IV., der für die habsburgische Herrscherikonographie und -ideologie nicht ohne Bedeutung ist, eine wichtige Stellung ein199. Die endgültige, der barocken Form bereits eng verwandte Gestalt der „Corona infulata", deren „cornua in mitrae modo" im Gegensatz zur Kaiserkrone Karls IV. seitlich gewendet sind, zeigten vor der Hauskrone Rudolfs II., nach der diese Kronenform häufig als „rudolfinisch" bezeichnet wird, die Kronen Friedrichs III. und Maximilians I. Friedrich hatte sich als Ersatz für die damals ständig in Nürnberg thesaurierte Reichskrone 1452 eine eigene Kaiserkrone machen lassen200, deren Form seither für die Krone des habsburgischen Kaisers charakteristisch ist und im Barock das obligate kaiserliche Insigne überhaupt wurde 201 . Die Schatzkammer in der Wiener Hofburg selbst ist mit ihren als Einheit gedachten beiden Abteilungen einer Weltlichen und einer Geistlichen Schatzkammer Ausdruck dieser „Polarität der weltlichen und geistlichen Stellung des christlich-abendländischen Herrschers, wie sie sich zäh, wenn auch immer mehr verblassend, bis zu Kaiser Karl VI. erhalten hat" 202 . Die Geistliche Schatzkammer mit ihren Reliquien, wie sie sich sonst nur in Kirchen befinden, galt als „Siegel und sichtbarer Beweis für die geistliche Stellung des Herrschers"203. Als infolge

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der Vorbereitungen zum Neubau des Reidiskanzleitraktes in der Wiener Hofburg die seit Kaiser Matthias in einer Galerie bei der Schauflergasse untergebrachte Schatzkammer verlegt werden mußte, übersiedelte Karl VI. sie im ersten Jahr seiner Regierung in die Alte Burg, wo sie sich noch heute befindet. Die damals geschaffene, mit der Jahreszahl 1 7 1 2 versehene eiserne Eingangstür zeigt in monumentaler Form das Spiegelmonogramm Karls, die beiden gegeneinanderstehenden ligierten C-Bögen 204 . Ähnlich dem Deckel einer gewaltigen Schatztruhe stellt sie das Zeichen des Eigentümers allen vor Augen, die beim Passieren der Gesandtentreppe an diesem Kernstück habsburgischen Kronschatzes vorbeigehen. Mit dieser Auffassung ihrer besonderen geistlichen Würdenstellung nahmen die habsburgischen Kaiser für ihr Landesterritorium offensichtlich die Ergebnisse des Investiturstreites nicht zur Kenntnis, der das deutsche Königtum gerade in diesem Punkt abgewertet hatte durch die Doktrin einer strengen Teilung der Göttlichen Gewalt auf einen kirchlichen Stellvertreter Christi, den Papst, und einen weltlichen, den Kaiser. Damit gehen auch die Sonderrechte der habsburgischen Staatsverfassung hinsichtlich der landrechtlichen Stellung geistlicher Güter in Österreich überein, wo es im Unterschied zum Reichsgebiet keine exempten, d.h. reichsunmittelbaren Stifte gab. Auch Kirdienfürsten oder Orden, die im Reich selbst Territorialherren und immediat waren, unterstanden bezüglich ihrer Besitzungen innerhalb der habsburgischen Landesgrenzen dem erzherzoglichen Haus und waren ihm botmäßig205. Mit dieser auf das geistliche Gebiet ausgeweiteten Autorität der Habsburger mag es zusammenhängen, daß sie sich gegen den päpstlichen Bannstrahl ziemlich unempfindlich zeigten206, worin ihnen vielleicht ebenfalls Rudolf I. als Vorbild diente207. Teilweise fühlten sie sich offenbar sogar als Konkurrenten des Papstes, was an einem geradezu grotesken Projekt Maximilians I. deutlich wird, der für den Papst überhaupt wenig Respekt zeigte. Z . B . hatte er 1508, ohne sich vom Papst krönen zu lassen, den Kaisertitel angenommen. Mit dem häufig verschwiegenen Zusatz „erwählter" Römischer Kaiser verzichteten von da an alle Habsburger mit Ausnahme Karls V. auf die Krönung durch den Papst. 1 5 1 1 war eine weitere Kränkung des Papstes durch Maximilian I. erfolgt. Als seine Truppen Bologna eroberten, wurde die 1507 von Michelangelo geschaffene überlebensgroße Bronzestatue Papst Julius'II. an der Kirche San Petronio zerstört, in der sich 1530 Karl V. — vielleicht in bewußter Wahl des Ortes zum Zeichen der Aussöhnung der Dynastie mit dem Papsttum — von Clemens V I I . zum Kaiser krönen ließ, nachdem er sich selbst kurz zuvor mit ihm versöhnt hatte. Papst Julius II. war im Jahr der Zerstörung seiner Statue so schwer krank, daß alle Welt seinen Tod erwartete. Maximilian faßte einen abenteuerlichen anmutenden Plan, der für seine Selbsteinschätzung höchst aufschlußreich ist208. In einem erhaltenen Brief dieses Jahres an König Ferdinand von Aragon schreibt Maximilian, daß er sich von den Fuggern Geld borgen wolle, um die Kardinäle zu bestechen, ihn zum Papst zu wählen, damit endlich die beiden höchsten Ämter der Christenheit in

Der habsburgisdie Tugendkanon einer Hand vereinigt würden. Den Fuggern bot er seinen kaiserlichen Privatornat als Pfand an, den er nach der Wahl zum Papst nicht mehr brauchen würde. Als Julius II. davon erfuhr, beschleunigte sich seine Genesung. 1 5 1 2 schlössen beide schließlich Frieden. Nach dem Tod Julius'II. 1 5 1 3 hatte Maximilian den Plan, nach der Tiara zu streben, fallengelassen. Wie er seinen Anspruch kompensierte, verrät der Holzschnitt des Großen Triumphwagens von Dürer, der in verschlüsselter Weise darlegt, daß der Kaiser der von Gott erwählte Herr der Welt sei: „Quod in Coelis Sol hoc in Terra Caesar est." Wenden wir uns im Anschluß daran der Frage der Divinität der Habsburger zu, die in mehrfacher Hinsicht als sakrosankt gelten konnten. Sie waren sowohl als Landesherren die Statthalter Gottes auf Erden, für deren Autorität nach Bossuet209 die Heiligkeit den wichtigsten Wesenszug darstellt, als auch als Kaiser, als Oberhaupt des Heiligen Römischen Reiches, das eine auch in der Titulatur behauptete Heiligkeit des Amtes und der Amtsperson selbst mit sich brachte210. Der Titel „„Sacra Caesarea Majestas" ist analog zum „Sacrum Imperium Romanum" gebildet, wobei „sacer" genaugenommen „gottgeweiht" bedeutet. Damit ist eigentlich die Heiligkeit des Amtes gemeint. Infolge der weitgehenden Gleichsetzung von Amt und Person wurde diese Eigenschaft jedoch audi auf letztere übertragen 211 . Dabei trafen in der Ikonographie zwei verschiedene Vorstellungen aufeinander, die sich vermischen. Aufgrund der Kaisertumstradition und -kontinuität der Amtsnachfolge und der „Caesarischen" Genealogie wurde der Titel „Divus" der heidnisdi-römischen Kaiserapotheose ebenfalls für den verstorbenen Kaiser übernommen212. Er konnte im Sinn der humanistischen Auffassung gleichbedeutend mit „Sanctus" verstanden werden 218 . Im 17. und auch noch im 18. Jahrhundert wurde er für Maria und für andere Heilige verwendet 214 . Es lag also nahe, eine ähnliche Bedeutung bei seiner Anwendung auf den Herrscher zu meinen, wobei dieser Titel bei Karl VI. sogar für den lebenden Kaiser gebraucht wurde 215 . Fragt man sich, ob diese Heiligkeit auch bildhaft-symbolisch zum Ausdruck gebracht wurde, so ist auf die häufig gebräuchlichen Nimben beim kaiserlichen Doppeladler hinzuweisen, der als Wappentier auch immer den Kaiser selbst meint216. Der Adler an sich stellt ein uraltes Symbol der Kaiserapotheose, der Aufnahme in den Himmel dar. Dies wurde schon im Barock anhand von Darstellungen der Totenfeiern, der „Consecrationes" mit der Leichenverbrennung der römischen Kaiser, erkannt, die die Habsburger seit Ferdinand III. beim Bau der Trauergerüste nachahmten217, um den Kaiser als „Divus" und die Kontinuität des Kaisertums der Römer zu demonstrieren. So verbinden sich im Symbol des Adlers, der als Wappentier des Römischen Königs und Kaisers 218 und zugleich als Zeichen der Apotheose des Herrschers verstanden werden konnte, heidnischantike und christliche Vorstellungen von der Heiligkeit des Kaisers, einmal in der Form des nimbierten Doppeladlers, zum anderen im Bild des Adlers, der den verstorbenen Herrscher zum Himmel emporträgt. Für letzteres hatte man Me-

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daillen der Konsekrationen römischer Kaiser und antike Gemmen 219 als Vorbilder zur Verfügung. Eine Medaille auf den Tod Leopolds I. von 1705 zeigt das antike Motiv des auf einem Adler zum Himmel aufsteigenden Kaisers 220 . Eng verwandt damit ist die Darstellung des Kaisers als Jupiter auf dem Adler. In ihm als der obersten Gottheit des Olymp, des heidnischen Himmels, konnte ebenfalls — und ohne exequialen Aspekt — die Divinität des Herrschers zum Ausdruck gebracht werden. Auch dieses Motiv ist seit Ferdinand I I I . nachweisbar 221 . Ähnliche Beispiele, die den Einfluß antiker Vorbilder auf die Verherrlichung der Divinität habsburgischer Kaiser erweisen, sind in den figürlichen Darstellungen der Trauergerüste der Habsburger zu finden. Dabei ist vor allem der in einem Triumphwagen, der von Adlern gezogen wird, zum Himmel auffahrende und damit vergöttlichte Kaiser anzuführen. Auf dem Kupferstich von J . A . Delsenbach, der das Trauergerüst für Joseph I. darstellt 222 , das nach einem Programm des Heraeus 223 und dem Entwurf J . B. Fischers von Erlach vom 18. bis 20. Juni 1 7 1 1 in der Augustiner Hofkirche in Wien aufgestellt worden w a r (Abb. 62), sieht man im Hintergrund zwei „Römische Adler den Glorwürdigsten Kayser auf einem Sieges-wagen in den unsterblichen Nachruhm triumphirend führen" (Heraeus). Auf den seitlich angebrachten Pyramiden sitzt jeweils inmitten von Flammen und Rauch ein Adler. Heraeus spielt damit nicht nur auf die römische Kaiserverbrennung, den Scheiterhaufen (Rogus oder Pyrus) an — „weil die Pyramiden ihren Namen vom Feuer, P y r und ihre Form von der spitzen Flamme ableiten" 224 — , sondern auch auf deren sonstige Symbolik. „Oben aus dieser Flamm-Spitze" wird jeweils ein Adler wiedergeboren, der mit seiner Purpurfarbe und seinen „außgeschlagenen Flügeln" den Phoenix, das „Bild der Unsterblichkeit" bezeichnet, „nach dem Geheimnis der alten Fabeln". Damit ist nicht nur die Fabel vom Phoenix gemeint, der im Feuer wiedergeboren wird und ein Symbol der „Aeternitas Augusti" darstellt 225 , weshalb er bei K a r l V I . eine große Rolle spielte. Heraeus hat sicher auch an die antike Fabel vom Flug des Adlers zur Sonne, durch den er jeweils neue Jugend und damit Unsterblichkeit gewinnt, gedacht, die im Grazer Mausoleum Ferdinands I I . dargestellt ist und mit dem Psalm 102, 5, übereingeht 226 . Mit der Darstellung des Adlers, der die Flügel zum Flug ausspannt, ist zugleich eine Apotheose, eine Himmelfahrt gemeint, wie es in der Gestaltung des Sarges Leopolds I. in der Kapuzinergruft in Wien zum Ausdruck kommt. Dieser ruht auf vier Adlern; ein weiterer, der das „Denkblatt" des Ruhms des Kaisers im Schnabel hat, sitzt mit weit ausgebreiteten Flügeln am Fußende, wie um sich zum Flug in den Himmel zu erheben 227 . Eine besondere Darstellungsweise dieser Adler-Apotheose war die Voraussetzung, daß sie bei K a r l V I . aus dem Bereich des Totenkultes f ü r den lebenden Kaiser übernommen werden konnte. Das Castrum Doloris von Johann Lucas von Hildebrandt f ü r Leopold I., das 1705 in der Augustinerkirche in Wien aufstellt wurde und durch einen Kupferstich B. Kenckels überliefert ist, zeigt in der

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Aufsatzgruppe einen Adler, der ein Medaillon mit dem Bildnis Leopolds in den Klauen hält; ein geflügelter Genius mit Sonnenstrahlen als Nimbus faßt an das Bildnis und weist mit der anderen Hand nach oben, um das Ziel des Adlerfluges anzugeben228. Das Trauergerüst für Joseph I. von 1 7 1 1 in St. Stephan in Wien (Abb. 60), das von J . B. Fischer von Erlach stammte, weist auf der Hauptseite des Obelisken ein Bildnismedaillon Josephs I. auf, das von einem Adler auf dem Rücken getragen wird und mit Lorbeer und den Posaunen des Ruhms bekrönt ist228. Diese Darstellung dürfte das Vorbild für eine Verherrlichung Karls VI. gewesen sein, die nicht mehr in den Bereich des Totenkultes gehört, nämlich für die Türbekrönung des Eingangs zu den Kaiserzimmern in der Favorita (heute Theresianum)230, der alten kaiserlichen Sommerresidenz (Abb. 63). Auch hier trägt ein Adler, der zum Flug die Schwingen ausbreitet, ein Medaillon mit dem Brustbild Karls VI. Darüber steht die geflügelte Fama, die mit ihrer Posaune den Ruhm des Kaisers verkündet. Ausgehend von Bossuets Bild vom Thron des Herrschers, der der Thron Gottes sei, ist in diesem Zusammenhang auch das Motiv des Baldachins231 und des Thronhimmels bedeutsam. Der Baldachin ist seit der Antike ein Symbol des Himmels. Er wurde in der christlichen Kunst im sakralen Bereich häufig verwendet, bevorzugt im Barock, vor allem bei Altarbauten und Monstranzen, wo er die Darstellung der Dreifaltigkeit oder Gottvaters überfängt. Er läßt sich als Majestätssymbol bei Karl VI. mehrfach nachweisen, was natürlich damit zusammenhängt, daß der Thronbaldachin ein unentbehrlicher Bestandteil des höfischen Zeremoniells war. Häufig hat er eine Zeltform, wie sie im sakralen Bereich begegnet232. Diese erfuhr bei Karl VI. in einem Kupferstich eine besondere programmatische Auslegung233 (Abb. 64). Er zeigt die Halbfigur Karls VI. hinter einer Brüstung im Inneren eines geöffneten Zeltes, dessen zur Seite genommene Bahnen von einem doppelköpfigen Kaiseradler (links) und einem Löwen (rechts) gehalten werden. Der Löwe ist hier in erster Linie als Wappentier Spaniens zu verstehen234. Darauf deutet der Umstand hin, daß die Spitze des Baldachins mit der spanischen Königskrone geziert ist. Der Kupferstich ist offensichtlich erst nach dem Aufenthalt Karls in Spanien entstanden, denn das Bildnis zeigt ihn wesentlich älter, als er zu jener Zeit gewesen war. Dem entspricht die Zierborte am Rand des Baldachins, die ein Zackenmuster mit gegenständigen C-Bögen als Initialen des Namens Karl aufweist und dem Bandelwerkstil der zwanziger Jahre zuzurechnen ist. Demnach dürfte der Stich in der Zeit entstanden sein, als der Streit zwischen Karl VI. und Philipp V. von Spanien um den spanischen Königsthron nochmals auflebte. Die beiden Wappentiere des Kaisers und Königs öffnen den Zeltvorhang wie bei einer Epiphanie, deren Schaucharakter besonders durch den Löwen betont wird, der den Betrachter auffordernd anblickt. Die Bedeutung des Zeltes wird durch ein Schriftband erklärt, das oben zu beiden Seiten der Krone sichtbar ist. Es zitiert lateinisch aus Isaias, Kap. 54, Vers 2 und 3: „Mache weit den Raum deines Zeltes, denn zur Rechten und zur Linken wirst du dich

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ausbreiten." Bei Isaias heißt es anschließend: „und dein Geschlecht wird Nationen beerben und verödete Städte bevölkern." Thema des 54. Kapitels bei Isaias ist der neue Gnadenbund Gottes mit Israel. Es bietet reiche Bezugsmöglichkeiten für die Situation Karls in Spanien, wobei es tröstliche Zukunftsversprechungen enthält. Der Gedanke der Ausbreitung der Herrschaft Karls VI. „zur Rechten und zur Linken" meint sicher die Himmelsrichtungen Ost und West und bezieht sich wohl auf den territorialen Zuwachs am Ende des Spanischen Erbfolgekrieges mit der Wiedergewinnung der Spanischen Niederlande und den ungarischen Eroberungen in den Feldzügen gegen die Türken. In seiner Form entspricht das Zeltdach vielen der als Hoheitszeichen verwendeten Baldachine in den Dekorationen der Bauwerke Karls VI. So begegnet das Baldachinmotiv z. B. in der schmiedeeisernen Füllung der runden Oberlichtöffnung des Mittelportals der Reichskanzleifassade in der Wiener Hofburg 235 (Abb. 65). Dort vereint sich die sakrale Bedeutung des Baldachins mit der des Throns darunter, auf dem der Reichsapfel liegt und vor dem die weiteren Kaiser- bzw. Herrscherinsignien, Schwert und Szepter, gekreuzt angebracht sind. Der Reichsapfel, der eigentlich die Himmelskugel (Sphaira) darstellt und seit der Antike als Symbol für weltumspannende Macht galt286, meint dasselbe wie der Baldachin, wobei sein Aristokratischer Aspekt durch das Kreuz auf dem Pol verdeutlicht wird. Das Motiv des unbesetzten Thronsessels selbst gehört in die byzantinischmittelalterliche Tradition der Etimasie237, des für den himmlischen Herrscher bereitstehenden Thrones, der hier dem Thron des Kaisers, d. h. Karls VI. gleichgesetzt ist238. Mit zeltartigen Baldachinen239 sind z.B. auch die Kaiseroratorien der Karlskirche verdacht. Ihre Vorhänge sind wie bei sakralen Gegenständen, z. B. Altären und Monstranzen, von Engeln zur Seite genommen, so daß die Fenster der von der Kaiserkrone bekrönten Logen wie zu der Epiphanie eines göttlichen Wesens freigegeben werden. Das bedeutendste Beispiel war der Baldachin über dem thronenden Kaiser im Deckenfresko von J . R. Byss im Reichskanzleisaal240, der von dem monumentalen Baldachin in der Vierung von St. Peter in Rom angeregt sein dürfte. Das Walten der Göttlichen Vorsehung über dem Haus Habsburg — Politik und Wunderdeutung Das Gottesgnadentum der Habsburger und ihre besondere Inhaberschaft der Gratia Dei wurde durch das Geltendmachen himmlischer Zeichen, Prodigien und Wunder241 in ihrem Leben betont, die der religiösen Staatsmystik der Habsburger entsprachen und das fürsorgliche Walten der göttlichen Vorsehung für ihr Wohl und den Bestand der Herrschaft der Dynastie bezeugen sollten. Vor allem wurden Ereignisse in kritischen Lagen, gerade der günstige und erfolgreiche Ausgang schwieriger Situationen mystifiziert und theologisch gedeutet, um die gott-

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gewollte und gottgefällige Herrschaft der Habsburger zu bekräftigen. Dies w a r nicht nur bei allgemein als staatspolitisch zu bewertenden Geschehnissen der Fall wie z . B . beim Sieg der katholischen Liga f ü r Ferdinand I I . in der Schlacht am Weißen Berg bei Prag 1620 über seinen kalvinistischen Gegenkönig in Böhmen, Ferdinand V . von der P f a l z , der als Sieg des katholischen Glaubens durch die H i l f e Mariens, der „Maria de Victoria", gefeiert wurde, der die Habsburger „bey cron und scepter erhalten" habe 242 . In ähnlicher Weise verfuhr man auch in ihrem persönlichen Bereich, der infolge der Gleichsetzung von Herrscher und Staatswesen staatspolitisch und dynastisch nicht minder bedeutsam war. Durch solche als himmlische Fügung und Wunder interpretierten Ereignisse und Ergebnisse — auch negative „Schicksalsschläge" wurden so gedeutet — sollte demonstriert werden, daß die göttliche Vorsehung ständig über Leben und Gesundheit der Habsburger wache und notfalls sogar direkt eingreife, um ihr Geschick zu lenken, das infolge ihres welthistorischen Herrschaftsanspruchs zum Bestandteil des göttlichen Heilplans wurde. Gerade in den Viten Karls V I . gibt es dafür mehrere Belege, die höchst aufschlußreich sind. 1696 bekam K a r l die Kindsblattern mit starkem Fieber, „daß auch die erfahrensten Medici an dero Aufkommen zu zweiffein begunten / audi schon alles zur völligen Genesung Ihrer Majestät als damaligen Ertz = Hertzog vor verloren gehalten wurde. Allein die Göttliche Vorsorge vor das u r = a l t e Ertz = Hertzogl. Haus / wieß / daß sie noch helffen könte / wenn alle Hülff verlohren, indem die Blattern endlich ausbrachen / ihre Zeitigung auch in kurzen ihre Endschafft gewonnen / und zwar so glücklich, daß in Zeit von 4. Wochen / Ihro Majestät zu völliger Genesung gediehen. Wie nun aber jederzeit die Göttliche Providence die hohen Häupter / so sie zum Wunder der Welt machen will / auf eine denen Sterblichen gantz unbegreiffliche Manier und A r t zu führen / pfleget / und ihm öffters die allergrösten Gefahren androhet / um sie hernachmals desto herrlicher und vor den menschlichen Augen desto glorieuser heraus zu reissen weiß, damit sie bedencken sollen / daß Gott dero hohe Person auf das genaueste bewacht / und vor aller Gefahr zu schützen weiß / um denen Unterthanen gleichfalls einen Eindruck vor eine so geheiligte Person in die Gemüther zu prägen, so ließ in dem 17. J a h r ihres Alters, und also ein J a h r vor Declarir- und Erklärung zum König in Spanien, der Allerhöchste eine noch entsetzlichere Gefahr Ihro Majestät erfahren, indeme dazumahl bey der Gedächtnis-Säule der H . Dreifaltigkeit in Wien ein so gefährlicher Sturtz dem hohen Ertz = Haus Oesterreich den gäntzlichen Untergang drohete." 243 Der Bericht über dieses Ereignis, der auch f ü r die Baugeschichte der Peterskirche in Wien von Bedeutung ist244, lautet folgendermaßen 245 : „ A . 1702 den 29. October wurde eine Procession gehalten / welche bey nahe dem hohen Ertz = Haus fatal gewesen. Denn es hielt der Kayser jährl. eine Procession so aus St. Peter den A n f a n g nahm / nach der Säule der heiligen Dreyfaltigkeit / um ein J a h r Gedächtnus / wegen der A . 1679 abgewendeten Pest / zu begehen. Diesesmahl hatte man

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in Willen / die Peterskirche / so eine der ältesten Gebäuen von Teutschland / und noch von Carolo Magno soll erbauet worden seyn / einzureissen / und eine neue zu erbauen / deßwegen man vor der Kirche einen Grund gemacht / welcher etliche Ein tieff war / in welchem man in dessen eine Kalck-Grube angeleget. Weil aber besagte Oefnung vor der Kirch-Thür, bey welcher der Kayser abzusteigen und hinein zugehen pflegte / um hernach die Procession von daraus / zu Fusse / nach obgemeldter Säule / zu halten / sich befände / so hatte man über selbige eine Brücke von Balcken und Brettern gebauet. Es kam also, ermeldten Tags, / die Hofstatt bey dieser Kirch-Thür an / und der Ertz = Hertzog Carl / so vor dem Kayser her fuhr / war schon aus der Kutsche gestiegen / und erwartete den Kayser welcher schon im Aussteigen war / nicht mehr als zwey Schritt vor dem Gerüste. Wie aber durch des vielen Volcks starcken ZulaufF die Brücke allzu schwer beschweret wurde / so zerbrach sie mit einem grossen Gebrassel / dadurch nicht nur was darauf stunde / in grund und Theils in Kalck fiel / sondern es musten dabey zwey Personen das Leben lassen / eine grosse Menge aber sahen sich blessirt / so wohl von dem Fall als Partisanen / wie auch einigen Bildern / so bey der Proceßion mit herum getragen werden solten / weil sie samt ihren Trägern mit hinunter gestürtzt und wann dieses Unglück noch zwey Minuten verzogen / so hätte es leicht geschehen können / daß der Ertz = Hertzog und der Kayser demselben entgegen gegangen. Allein Gott, der vor diesen geheiligten Printzen allezeit Wunder gethan / wiese hier auch ein klares Exempel seiner Barmhertzigkeit / so er vor ihm trug / und können diejenige so dieses Unglück mit Augen angesehen / weder die Gefahr / noch auch die Errettung zur Genüge bewundern." Durch solche Wunderberichte sollte nicht zuletzt auch erwiesen werden, daß die von Frankreich bekämpfte Anwartschaft Karls auf den Spanischen Königsthron dem göttlichen Willen entsprach. Der Himmel griff sogar direkt in den Spanischen Erbfolgekrieg ein, in dem Moment, als Karls Leben und Herrschaft in Spanien aufs höchste gefährdet waren, nämlich bei der Belagerung Barcelonas 1706, bei der sich die beiden Konkurrenten direkt gegenüberstanden: Karl in der Stadt, eingeschlossen und in größter Bedrängnis durch die französischen Truppen unter Philipp von Anjou, dem als Philipp V. von Spanien proklamierten Enkel Ludwigs X I V . Am 12. Mai beim entscheidenden „Gefecht begab sich die damalige berühmte Sonnenfinsternus / welche vorstellig machte / wie auch auf Erden die Frantzösische Sonne eine große Verfinsterung litte" 246 . Diese Sonnenfinsternis fiel mit dem Sieg Karls über die Belagerungstruppen seines Gegners zusammen. Obwohl ihr Eintreten in den Kalendern verzeichnet und als wissenschaftlich errechnetes natürliches Phänomen begreifbar war, wurde sie als himmlisches Zeichen propagiert247, das symbolisch den Namen des Verlierers in den Himmel schrieb248. Die Verfinsterung der natürlichen Sonne habe die des gleichartigen Symbols Ludwigs X I V . , des Roi-soleil, angezeigt, der Karl den Spanischen Thron zu Gunsten seines Enkels streitig machen wollte und dem vom Himmel seine verdiente Niederlage bestätigt wurde. Die politische Deutung dieses Naturgeschehens als Herr-

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schaftssymbolik zeigt das zeitgenössische Gedicht „eines redlichen Deutschen" über dieses Ereignis249: „Die Sonne Galliens hat nun genug geschienen / Und da der Himmel selbst dafür den Vorhang zieht / Muß sie dem Ludewig zu einem Bilde dienen / Auf welchen er anjetzt sein eigen Unglück sieht. Die Sonne / die er ihm zum Sinnbild hat erkohren / Für deren Strahlen sonst die gantze Welt zu klein / Hat eben zu der Zeit den hellen Glantz verlohren / Als Franckreichs heller Glantz in Spanien gieng ein. Es läst die Finsternüß ein grosses C. zurücke. Die Sonne zeiget selbst des Siegers Namen an. So wird der Welt hiermit des grossen Carlens Glücke / und Franckreichs Untergang vom Himmel kund gethan." Hier wird die Symbolik dieses Ereignisses noch weiter ausgelegt: Die Sonne, die zuerst das Symbol Ludwigs X I V . und Frankreichs darstellt, verändert sich bei der Teilfinsternis zur Figur eines „ C " und zeigt damit die Initiale des Namens des Siegers (Carolus) an, der den bisherigen Glanz seines unterlegenen Gegners verfinstert, ja ihn ausmerzt. Dieses Ereignis wurde auch typologisch ausgelegt: Beim Besuch Karls 1 7 1 0 in Gerona wurde ein Lied aufgeführt 250 , in dem die Macht Karls mit der des biblischen Richters Josua verglichen wird, der mit Gottes Beistand bei einer Sdiladit der Sonne Halt gebot, bis seine Truppen gesiegt hatten. Dies bezieht sich durch den Zusammenhang mit der Preisung der Siege Karls über seine Gegner eindeutig auf die Sonnenfinsternis bei der Belagerung Barcelonas im Jahr 1706. Außerdem wird anschließend gesagt, daß auf ähnliche Weise, wie die heiligen Drei Könige vom wunderbaren Stern zur Wiege des wahren Königs geleitet wurden, das spanische Volk durch die Sonnenfinsternis zur Erkenntnis seines rechtmäßigen Königs geführt worden sei. Auf diese Weise wurden Zufälle und natürliche Erscheinungen als Zeichen des Waltens der göttlichen Vorsehung für die Habsburger gedeutet. Wenn sie einer Gefahr oder einem drohenden Unglück entgingen, wurde dies stets als himmlische Fügung verstanden. Dieser Zusammenhang ergab sich zwangsläufig, denn die Habsburger stellten ihr politisches und persönliches Schicksal immer — oft in öffentlichen Kundgebungen — der göttlichen Vorsehung anheim. Sie waren aber nicht nur bei Erfolgen und in guten Tagen vorsehungsgläubig. Auch Schicksalsschläge und schmerzliche Verluste nahmen sie als göttliche Fügung und Prüfung geduldig und im Vertrauen auf die Richtigkeit und Weisheit des göttlichen Ratschlusses auf sich, wie aus den Tagebüchern Karls VI. zu ersehen ist 251 . Diesem unerschütterlichen Glauben an die Hilfe und Lenkung Gottes folgte Karl VI., wenn er sich bei realpolitisch oder militärisch aussichtslosen Vorhaben in seinen offiziellen Verlautbarungen der göttlichen Vorsehung empfahl.

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Politik und Religion Als er nach dem Tod Kaiser Josephs I. von den englischen und holländischen Verbündeten in seinem Kampf um den spanischen Thron im Stich gelassen worden war, kündigte er der englischen Königin Anna in einem Ultimatum an, falls in dem von ihr beabsichtigten Friedensvertrag mit Frankreich das Karl treu ergebene Katalonien nicht die von ihm gewünschte Sonderbehandlung erhalte — nach dem Willen Karls sollte es als freie Republik unter der Schutzgarantie der Friedensvertragsmächte stehen und nicht den spanischen Bourbonen unterworfen werden —, „die Sache bis aufs Aeusserste zu treiben, sich bei allem, was eintreffen kann, der Göttlichen Vorsehung ganz überlassend!"252 Dementsprechend beschlossen die Stände der Stadt Barcelona am 6. Juli 1 7 1 3 , als die völlige Unterjochung durch Philipp V. bevorstand, „von neuem die Waffen zu ergreifen und Truppen auszuheben zum grösseren Ruhm Gottes und zur Verherrlichung Seines Allerheiligsten Namens, zur Verteidigung der gerechten Sache der Kaiserlichen Majestät Karls III. und seines Erlauchten Hauses" 253 . Das sind Worte, die eher einen Religionskrieg oder Kreuzzug vermuten lassen als einen Kampf um politische und, was eigentlich dahinterstand, um wirtschaftliche Freiheit. Im Grunde ging es den Katalanen um die Wahrung kommerzieller Privilegien, die ihnen Philipp zugunsten des französischen Mittelmeerhandels nehmen wollte. Solche Formulierungen waren nur möglich, weil man sich mit einem Fürsten im Bunde wußte, der das spanische „Successions-Recht . . . von Gott und Rechts wegen" besaß254 und bei dem jede Handlung, auch der Krieg, als Mittel seiner geheiligten Sache angesehen werden konnte. Ein Beispiel mag zeigen, welche Rolle die Religion in der Politik spielen konnte, vor allem wenn der eine Kontrahent ein Habsburger war, bei dem die Frömmigkeit und die Wahrung der wahren Religion zu den Grundlagen seines Herrschertums gehörten. Im Spanischen Erbfolgekrieg machte der französische Hof den Versuch, Karl bei den katholischen Spaniern als Ketzer zu diffamieren und damit als Aspiranten auf den Thron der „Catholischen Majestät" von Spanien zu diskreditieren. Die Verbündeten Karls, die Holländer und die Engländer, die das Hauptkontingent der Invasionstruppen Karls in Spanien stellten, waren nicht katholisch. Dieser Umstand hatte Kaiser Leopold I. lange zögern lassen, das Bündnis mit diesen Alliierten einzugehen, weil er voraussah, daß dies in den Augen der Spanier einen schwerwiegenden Makel darstellen könnte. Bei den separatistisch gesinnten Katalanen, die sich mit den Kastiliern nicht vertrugen und durch die Parteinahme für Karl eine Möglichkeit sahen, ihre handelspolitischen Privilegien zu sichern, spielte der konfessionelle Unterschied zu den verbündeten Seehandelsmächten offenbar keine Rolle. Nach den katastrophalen Niederlagen der Franzosen bei der Belagerung Barcelonas im April 1706, in der Schlacht bei Saragossa im Juni desselben Jahres und nach der Einnahme der Hauptstadt durch die Alliierten griff der französisdie

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Hof die Konfessionsfrage als politisches Kampfmittel auf. Monsieur de Chamillart schrieb am 10. Dezember 1706 einen Brief an den Oberbefehlshaber der französischen Truppen in Spanien, den Duc de Berwick, der die Anweisung enthielt, „die Geistlichen und Ordens = Personen dahin zu halten, daß sie auf den Cantzeln mit den beweglichst = und nachdrücklichsten Worten zu verstehen geben sollten, wie man Aliirter Seits trachte, sie ihrer Religion zu berauben / oder dieselbe zu verfälschen" 255 . Dieser Brief wurde von Karl abgefangen und, um die hinterlistige Intrige aufzudecken und zu vereiteln, veröffentlicht. In einem am 22. Dezember 1706 in Valencia herausgegebenen Manifest beteuerte Karl, daß, wenn durch seine Schuld der heiligen katholischen Religion der geringste Schaden zugefügt werde, er, um dies zu verhindern, nicht nur auf die Herrschaft der spanischen Monarchie, sondern auf die des ganzen Weltalls verzichten würde, weil er den beglückenden Namen eines treuen und liebenden Sohnes der Kirche höher schätze als alle Kronen dieser Welt258. Drei Jahre später, 1709, versuchte Philipp V. nochmals, seinen Gegner in einem Manifest wegen seiner religiösen Einstellung zu verleumden257. Auch der zeitgenössische Schriftsteller Valladares de Sotomayor berichtet in seinem „Semanario Erudito" 258 , daß die französisch-kastilische Partei zu Unrecht das Gerücht verbreitete, Karl erlaube den englischen und holländischen „Ketzern" seines Heeres öffentliche Kapellen — eine in Spanien gefährliche Anklage! Solche Anschuldigungen hatten sicherlich Auswirkungen auf das religiöse Verhalten Karls in der Öffentlichkeit und auf sein Bedürfnis der Demonstration seiner Pietas, auch durch die Setzung entsprechender Denkmäler. In Zusammenhang mit den obigen Verleumdungen gegen Karl soll dies in einem Vorgriff auf den Komplex der Heiligen Verehrung Karls beispielhaft belegt werden: So ist mit den Verleumdungskampagnen gegen Karl sehr wahrscheinlich seine zu dieser Zeit einsetzende Verehrung des hl. Johannes von Nepomuk in Verbindung zu bringen, der ja vor allem als „Patronus Fama Periclitantium", als „Verteidiger der Ehre wider falsche Nachrede" galt25® und von Karl speziell in diesem Sinn zu Anfang verehrt worden sein dürfte. Er und seine Gemahlin ließen ihm auf ihre Kosten und „per la pietat dels devots monarques" schon vor 1 7 1 2 zwei Altäre in Barcelona errichten, einen in der Kirche der Barfüßer-Trinitarier 280 , den anderen in deren Missionshaus (Casa de la Missi6)281, obwohl der Märtyrer damals noch nicht „zur Ehre der Altäre erhoben", d.h. noch nicht kanoniseirt war — er wurde erst 1 7 2 1 selig- und 1728 heiliggesprochen. Die Königin selbst sorgte für die Altäre, indem sie sie mit eigenhändig verfertigten Stickereien schmückte. Die Verehrung dieses Heiligen durch Karl äußerte sich auch später, während seiner Regierung als österreichischer Monarch in der Förderung des Nepomukspitals in Wien — dort figurierte der Heilige als „Helfer der Armen, Witwen und Waisen" als sozialpolitische Symbolgestalt — und erreichte ihren Höhepunkt in der Beteiligung Karls an der Errichtung eines neuen Grabmals für den prominenten böhmischen Landesheiligen im Prager Veitsdom262 (Abb. 47 bis 49).

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Im Einsatz der Religion als politischem Mittel war im Spanischen Erbfolgekrieg auch die habsburgische Partei nicht untätig. Karls Bruder, Kaiser Joseph I., hatte im Laufe des Kriegs Papst Clemens X I . auf seine Seite gebracht und ein päpstliches Breve durchgesetzt, das am 24. August 1707 in Rom ausgestellt und am 17. Oktober desselben Jahres in Barcelona publiziert wurde. Darin wurde über Philipp V. und seine Minister die große Exkommunikation ausgesprochen263. Als Karl schließlich am 26. Juni 1709 vom Papst, wenn auch in verklausulierter Form, als einzig rechtmäßiger König von Spanien anerkannt worden war 884 , konnte die Verleumdungsgefahr als gebannt gelten. Doch könnten Ressentiments dieser Art eine Rolle gespielt haben, daß Karl in Kastilien keine Anhänger fand und seine Proklamation am 2. Juli 1706 in Madrid zum König von Spanien ohne Echo blieb. Die thaumaturgische Kraft des Hauses

Kehren wir zu der Frage der besonderen, von Gott verliehenen Auszeichnungen der Habsburger zurück. In ihrer religiösen Staatsmystik traten sie nicht nur als die passiven Objekte von Wunderzeichen auf. Noch zu Zeiten Karls VI. wurde der Glaube verbreitet und in Schriften behandelt, der den Habsburgern persönliche Wunderkräfte zuschrieb, vor allem gegen Kropfleiden 265 . Damit war gerade bei den Wald- und Gebirgsbewohnern Österreichs, unter denen dieses Leiden sehr verbreitet war, Eindruck zu machen. Selbst Küchelbecker, dessen „Allerneueste Nachricht vom Römisch = Käyserlichen H o f " von 1730 durchaus kritische Distanz erkennen läßt, fühlt sich bemüßigt, solche Legenden zu wiederholen und zwar kennzeichnenderweise in dem Kapitel über „Privilegia und Praerogativen", die die verfassungsmäßigen und staatsrechtlichen Besonderheiten des Hauses betreifen266 — ein Zeichen dafür, in welchem Maß dieser Topos noch im 18. Jahrhundert zum Bild vom Wesen des habsburgischen Herrschers gehörte. Diese thaumaturgische Heilkraft beanspruchten die Habsburger wie die anderen europäischen Königshäuser in Frankreich und England267. Ihre wunderbare „Vis medicinalis" konnte nicht nur auf reale körperliche Leiden bezogen werden, sondern, wie bereits erwähnt, auch auf die Gebrechen des Staatskörpers, den sie von der Verseuchung durch Häresien, von der als Krankheit empfundenen Uneinheitlichkeit der Konfession zu heilen vermochten. Die Vernichtung der Ketzer findet in dem als medizinische Maßnahme empfohlenen „Schneiden und Brennen" („Ure, seca!") des Lipsius ihre ideologische Verbrämung. Der vom Merkurstab nicht immer eindeutig zu unterscheidende Äskulapstab, der häufig an Bauwerken Karls VI. begegnet268, dürfte auf diese staatserhaltende Heilkraft des Herrschers hindeuten269. Auch in Fällen, in denen sich die Form dieses Symbols dem Merkurstab angleicht, bleibt der Sinn erhalten, denn auch dieser bezieht sich auf das Wohl des Staates, die „Salus publica". Hinter beiden steht dieselbe Zielvorstellung, einmal metaphysisch im Sinn der thaumaturgischen

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Vis medicinalis, zum anderen real-pragmatisch im Sinn des materiellen Wohlergehens durch die Förderung von Handel und Wirtschaft. Der Glaube an den besonderen Schutz des Himmels und an die wundertätige Kraft der Dynastie scheint sich bei Karl zu der Uberzeugung gesteigert zu haben, daß er sogar gegen die Pest immun sei270. Im Gegensatz zu seinem Vater Leopold, der bei der Pestepidemie des Jahres 1679 Wien schleunigst verließ, blieb Karl während der Pestepidemie von 1 7 1 3 in seiner Residenzstadt, getreu seinem von früh an geübten Prinzip, in Krisensituationen bei seinen Anhängern zu bleiben, um durch seine persönliche Anwesenheit deren Kampf- und Widerstandswillen zu stärken. In diesem Fall auch getreu dem Beispiel und Vorbild seines Namenspatrons, des hl. Karl Borromäus, der in Mailand die Pest gleichfalls unter persönlichem Einsatz bekämpft hatte, weshalb Karl VI. ausdrücklich mit ihm verglichen wird 271 , und dessen himmlischen Beistand der Kaiser 1 7 1 3 durch ein Gelübde erflehte, das er mit der Erbauung der Karlskirche erfüllte 272 . In der Symbolik ihrer Fassade mit dem monumentalen Säulenpaar (Abb. 61), das das Wahrzeichen des Kaisers und das Symbol seiner Devise „Constantia et Fortitudine" darstellt (Abb. 24, 32, 36, 37), das er aber in diesem Fall laut Heraeus273 seinem Namenspatron und himmlischen Fürbitter zur Verfügung stellte, damit dessen Constantia und Fortitudo vergegenwärtigt werden konnten, wurde eine Gleichsetzung des Kaisers mit seinem Namenspatron und berühmten Pestschutzheiligen erreicht874 und dadurch die thaumaturgische Kraft des Kaisers betont. Die Wirkungskraft der vom Kaiser gelobten und errichteten Pestvotivkirche wird noch dadurch verdeutlicht, daß der eine der beiden großen Engel an der Freitreppe vor der Karlskirche ein Kreuz mit der Ehernen Schlange des Moses hält, die dieser errichtete, um das auserwählte Volk Gottes von einer der Pest vergleichbaren „Plaga" zu befreien. Die eherne Schlange erinnert an das typologische Vorbild, den Prototypus aus dem Alten Bund für die wunderbare Seuchenabwehr durch den Führer des Volkes Gottes275. Dies verbindet sich mit der Funktion der Karlskirche als das vom Monarchen errichtete „Votum pro salute populi" 276 . Damit sind wir bereits beim Aspekt der „Salus publica" als dem eigentlichen Ziel des habsburgischen Herrscher- und Tugendideals, woran zu erkennen ist, wie eng die hier aufgegliederten Gesichtspunkte der Staats- und Herrscherideologie Karls VI. miteinander verknüpft sind. Für die einzelnen Bereiche der Pietas Austriaca und ihre staatserhaltende Bedeutung ist der habsburgische Historiograph Johann Ludwig Schönleben anzuführen 277 , der sie in ihrem Hauptanliegen im Sinn der Maxime des Lipsius charakterisiert, daß nämlich die Religion das „Vinculum et Firmamen tum Reipublicae" sei. Schönleben sagt, daß das unbeständige Glück, die Fortuna auf der rollenden Kugel, die in anderen Fällen der Welt zusetze, bei den Habsburgern durch das „österreichische Tricolumnium" festgehalten worden sei. Diese Dreiersäule278, bestehend im Eifer für den katholischen Glauben, der Verehrung der Eucharistie und der Durchsetzung des Glaubens an die Unbefleckte Empfängnis Mariens, sei

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das „Firmamentum", durch das das habsburgisch-österreichische Imperium seinen Aufstieg genommen habe und bis heute aufrecht gehalten worden sei. Nachdem die grundsätzliche Bedeutung der Religion und der Pietas Austriaca im Rahmen der Staatsideologie und der theologischen Staatsidee der Habsburger umrissen ist, sollen deren spezielle Ausformungen behandelt werden, die sich auch in künstlerischen Denkmälern konkretisiert und eine ikonographische Formulierung erfahren haben. Die Dreifaltigkeitsverehrung Den obersten Rang unter den Kultformen der Pietas Austriaca nimmt die Verehrung der „Sanctissima Trinitas" ein. Sie bildet die „Summa" des theokratischen Systems der religiösen Staatsidee der Habsburger, zumal sie die umfassende Figuration transzendentaler Orientierung irdischen Seins und Geschehens darstellt279, der sich die habsburgische Staatsmystik unausweichlich widmen mußte. Eine ausführlichere Behandlung dieses Themenbereiches muß einer gesonderten Untersuchung vorbehalten bleiben, die sich mit der als Pestvotiv errichteten Dreifaltigkeitssäule Kaiser Leopolds I. am Graben in Wien280 (Abb. 66—68) und deren Ideenumkreis und Vorstufen eingehender beschäftigt, als dies im vorliegenden Zusammenhang sinnvoll und notwendig ist. Dazu kommt, daß die Dreifaltigkeitsverehrung bei den Kunstunternehmungen Karls VI. als eigenes Thema eine untergeordnete Rolle spielt. Einmal, weil er seine Herrschaftsanliegen in daraus ausgegliederten Themen darlegte. Zum anderen, weil die Sparte der Monumente zu Ehren der Dreifaltigkeit durch die von seinem Vater errichtete Säule in Wien, die in ihrer künstlerischen Gestaltung und Programmatik nicht mehr zu übertreffen war, bereits besetzt war, so daß er für sein Pestvotiv, um eine Wiederholung zu vermeiden und sich als eigenständig zu profilieren, etwas anderes wählen mußte. Er wählte für sein Pestvotiv in der Residenzstadt das Patrozinium seines dafür bestens geeigneten Namenspatrons Karl Borromäus, der ein populärer Pestschutzheiliger war, und errichtete diesem — und durch ihn Gott selbst — die Karlskirche in Wien. Auch Kaiser Leopold I. hatte bei der Pestepidemie von 1679 zuerst an seinen Namenspatron, den hl. Leopold von Österreich, gedacht, dem er eine neue Kapelle an der Stelle gelobte, wo dieser seinen ersten Sitz in der Nähe Wiens gehabt hatte, nämlich auf dem Leopoldsberg. Die Kapelle wurde 1679 begonnen und 1718 unter Karl VI. durch den Neubau einer Kirche ersetzt281. Erst als der Wiener Fürstbischof den vor der Pest nach Prag geflüchteten Kaiser Leopold aufforderte, zur Abwendung der Seuche entweder die Errichtung einer Votivsäule zu Ehren der Dreifaltigkeit und der Neun Chöre der Engel oder den Neubau der St. Peterskirche in Wien zu geloben282, entschloß sich der Kaiser zu der ersteren Votivstiftung und ließ diese Dreifaltigkeitssäule zuerst aus Holz und von 1682 bis 1693 aus Stein errichten.

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Unter Karl VI. wurden im Zusammenhang mit der Pestepidemie von 1 7 1 3 lediglich außerhalb Wiens Dreifaltigkeitssäulen28* — meist nach dem Vorbild der Wiener — errichtet, an denen der Kaiser zwar als Initiator oder bei der Grundsteinlegung beteiligt war, die aber nicht ,seine' Denkmäler darstellten. Ihre Verwandtschaft mit der Wiener Pest- und Dreifaltigkeitssäule ließ sie immerhin als Ausstrahlung der Pietas des Hauses Habsburg und deren Wirkung für das Wohl der Untertanen erkennen, was durdi die Grundsteinlegungsakte sozusagen juristisch dokumentiert wurde. Heraeus hat in seinen Inscriptiones die Inschriften der Grundsteinlegungsmedaillen für die als Pestvotive errichteten Dreifaltigkeitssäulen im Umkreis Wiens veröffentlicht284, in denen die zentrale Rolle des Kaisers zum Ausdruck kommt, der nach diesen Inschriften entweder persönlich den Grundstein legte oder sich durch einen Hofbeamten vertreten ließ. In Mödling ( 2 i . M a i i 7 i 4 ) war es der Kaiser selbst und in Baden Q.Juni 1 7 1 4 ) und in Stockerau (22. Juli 1 7 1 4 ) ein Stellvertreter. Bei der in Klosterneuburg heißt es, daß der Kaiser „ L A P I D E M P O N I C U R A V I T " . Für die DreifaltigkeitsVerehrung Karls VI. und deren staatspolitisch-dynastische Bedeutung ist vor allem auf die Dreifaltigkeits- bzw. Gnadenstuhlgruppe am Hochaltar des für ganz Österreich und für die Habsburger bedeutsamen Wallfahrtsortes Mariazell in der Steiermark hinzuweisen (Abb. 75, 76), die Karl VI. auf Grund eines Gelübdes von 1 7 1 j für die Geburt eines Thronerben nach einem älteren Entwurf J . B. Fischers von Erlach von 1692/93 und Modellen aus der Zeit um 1700/1702 im Jahr 1 7 1 9 ausführen und 1722 aufstellen ließ285. Hier sollen ohne eine eingehendere Behandlung der genannten Objekte ihre allgemein gültigen übergeordneten Aspekte herausgestellt werden, die mit der theokratischen Staatsidee der Habsburger und deren theologischen Grundlagen zusammenhängen. Die Trinität stellt den umfassenden Zentralbegriff der göttlichen Weltordnung und der Gottesverehrung dar, die die Habsburger entsprechend den allgemein gebräuchlichen Kultformen in den einzelnen daraus ausgegliederten Aspekten der drei göttlichen Personen, vor allem Christi, des Sohnes Gottes, spezifizierten. In der Trinität konstituiert sich das Gesamtbild des „in der Welt wirksamen, allmächtigen" Gottes286. „Die . . . D r e i f a l t i g k e i t . . . ist der Inbegriff der Macht und der Gerechtigkeit, der Weisheit, Milde, das Urbild des Monarchentums." Dies kommt auch bei der Wiener Dreifaltigkeitssäule in der Hauptinschrift, die bezeichnenderweise unterhalb der Figur Kaiser Leopolds angebracht ist, zum Ausdruck287. Die Analogie zur Trinität als oberster Instanz und Prototyp ihrer Herrschaft läßt sich m. M. nach bei den Habsburgern belegen. Hierfür ist auf eine bedeutungsvolles Detail der Triumphpforte der Fremden Niederleger von J . B. Fischer von Erlach zum Einzug Josephs I. als neugewählter Römischer König 1690 in Wien hinzuweisen288 (Abb. 46). Uber dem Scheitel des Torbogens befand sich ein querovaler Schild mit einem Dreigesicht oder Tricaput (Tricephalus), nach Aurenhammer mit den Zügen Leopolds I. und mit dem Schriftband „Mens Unica".

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Aurenhammer hält es für eine „Anspielung auf Leopold I. und seine beiden Eigenschaften der Weisheit und Jugendkraft (vgl. die seitlichen Gesichter), die auch in seinem Wahlspruch ,Consilio et industria' zum Ausdruck kommen". Abgesehen davon, daß die von Aurenhammer genannten Tugenden nicht mit denen des Wahlspruchs übereinstimmen, meine ich, daß es sich bei dem Symbol um das trinitarische Zeichen des Tricaput oder Tricephalus handelt289, das hier in analoger Weise auf die drei regierenden Mitglieder des habsburgischen Hauses angewendet ist, die darüber dargestellt sind, nämlich Kaiser Leopold I. und seine 1690 zur Kaiserin gekrönte Gemahlin Eleonore Magdalena, die über einem großen Erdball thronen, der bei Trinitätsdarstellungen des Barock geläufig war, während vor der Erdkugel in einer Aureole der neue Römische König Joseph I. erscheint. Der Strahlenkranz läßt diesen nicht nur im antik-humanistischen Sinn als Sonnengott und Helios-Apollo interpretieren, sondern ebenso gut und gleichfalls im Rahmen eines Sol-Concettos analog zu Christus als „Sol justitiae" oder „Sol mundi". Die Idee des Emblems am Torbogen ist wohl eine ähnliche wie bei der Inschrift der Wiener Dreifaltigkeitssäule unterhalb der Figur Leopolds: „. . . U N I I N E S S E N T I A E T T R I N O I N P E R S O N I S . . ." Hierzu sei auch erwähnt, daß das Datum der Krönung Karls V I . zum Ungarischen König, der „Apostolischen Majestät", am zz. Mai 1 7 1 2 auf den Festtag der heiligen Dreifaltigkeit gelegt wurde290. Aus einer solchen Analogie zwischen Trinität und irdischem Herrschertum ist zu verstehen, daß Kaiser Friedrich III., der bis zu Karl VI. in der habsburgischen Staats- und Herrscherideologie eine große Rolle spielt, für die Kapelle der Wiener Hofburg, die schon im Bauprogramm Rudolfs IV., des Stifters, von dem sich Friedrich ideologisch und staatspolitisch inspirieren ließ, eine bedeutsame Stellung einnahm, bei der Erneuerung der Kapelle (1447—1449) „das Patrozinium dieser zunächst nur der hl. Maria geweihten Kapelle bei der neuen Dedikation auf die Hl. Dreifaltigkeit und alle Heiligen ausdehnen" ließ 291 . Mit diesem Patrozinium weihte Friedrich den religiösen Mittelpunkt seiner Residenz dem „himmlischen Hof" 2 9 2 . Auch bei den Neun Chören der Engel der Dreifaltigkeitssäule Leopolds in Wien liegt dieser Gedanke der Vorbildlichkeit des himmlischen Hofstaates hinsichtlich der verschiedenen Ämter und Funktionen, von denen die beiden unteren Ränge für die Lenkung und Regierung der Welt zuständig sind, nahe293. Geht man den Bibelstellen nach, auf denen die Idee der Neun Chöre der Engel aufbaut, so zeigt sich, daß es dort vorwiegend um die Beherrschung der Welt durch die Abgesandten Gottes geht. Sie tauchen an der Wiener Dreifaltigkeitssäule also auch deswegen auf, weil Gott bzw. die Trinität durch Engel die Geschichte der Menschheit leitet. Wie lebendig die Idee zu dieser Zeit war, verdeutlicht das von Johann Ulrich Kraus 1694 in Augsburg herausgegebene Stidiwerk über die Engel, das er Kaiser Leopold I. widmete 2 ' 4 . Wie stark die Analogie zwischen dem „himmlischen H o f " Gottes und dem des irdischen Monarchen empfunden wurde und wie gerade bei den Habsburgern,

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speziell bei Friedrich III. und seinen Nachkommen, die Trinitätsverehrung zur Fürstenverherrlichung und trinitarischen Herrscherverehrung benutzt werden konnte, zeigt der Ausspruch, den deren Zeitgenosse Molinet295 anläßlich des Einzugs Kaiser Friedrichs III., seines Sohnes Maximilian und dessen Sohnes Philipps des Schönen in Brüssel den bewundernden Einwohnern in den Mund legte: „Veezci [ = voici] figure de la Trinité, le Père, le Fils et Sainct Esprit." „Im Bild der Dreifaltigkeit konnte gleichzeitig jegliche Beziehung Gottes zum Menschen und zur Menschheit"296 anschaulich gemacht werden: der göttliche Heilsplan zur Erlösung der Welt, das Walten Gottes in der Lenkung der irdischen Geschehnisse, wobei der Fürst als dessen Stellvertreter auf Erden eine zentrale Stellung einnahm, der sich, da sein Schicksal und das seiner Untertanen einen Teil des göttlichen Heilsplans bildete, in schwierigen Situationen an seine oberste Instanz im Himmel wandte und deren Beistand erflehte, wie es der „Princeps in compendio" ausdrücklich verlangt. Die Dreifaltigkeitssäule am Graben in Wien

Die Dreifaltigkeitssäule Leopolds I. stellt die „allbeherrschende Majestät der Dreifaltigkeit dar, die . . . über allen Engeln" 297 als ihrem Hofstaat und ausführenden Hofbeamten thront und über den Ereignissen des Heilsplans waltet, dessen wichtigste bisherige Geschehnisse in den Reliefs am Sockel — Themen der Sünden der Menschheit, ihrer Bestrafung und Errettung — dargestellt sind. Genauso — so ist zu folgern — waltet die Trinität über der habsburgischen Monarchie, deren Gebiete in den bronzenen Wappenschilden vergegenwärtigt sind. Der dort kniende Kaiser Leopold, dessen Insignien des Herrschertums von den Engeln getragen und damit als von Gott verliehene charakterisiert werden, erscheint als „der berufene Fürbitter für sein Volk und Reich". Durch seinen „siegreichen Glauben" wird die Pest zu Fall gebracht, was unterhalb des Kaisers anschaulich mit deren Personifikationen dargestellt ist (Abb. 66, 6y). Die Gründe und die besonderen Umstände der Wahl der Dreifaltigkeit für die Wiener Grabensäule als Pestpatrozinium können hier wegen ihrer Komplexität nicht alle erwähnt werden. Zur allgemeinen Vorgeschichte gilt die Feststellung von Braunfels 298 : „Bildwerke mit Trinitätsdarstellungen, die ihre Entstehung einem Gelübde in Pestnot verdanken, finden sich seit dem ,schwarzen Tod' von 1348 oft und in vielen Ländern". 289 Auf die in Wien und Österreich von Leopold I. und Karl VI. errichteten Dreifaltigkeitssäulen trifft die Bemerkung von Braunfels bestens zu300: „Dem höchsten Mysterium des Christentums ein stadtbeherrschendes Denkmal zu errichten, bezeichnet einen Höhepunkt gegenreformatorischer Glaubenszuversicht" 301 , und — so ist zu ergänzen — eine bedeutungsträchtige Demonstration der zentralen theokratischen Stellung des Monarchen. Den Grund für das allgemein übliche Pestpatrozinium der Dreifaltigkeit erläutert Coreth 302 : „Das Bild der Dreifaltigkeit tritt seit dem Mittelalter dann

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besonders in den Vordergrund, wenn das Ausgeliefertsein an den Allmächtigen am deutlichsten klar wird. Als Inbegriff eines derart unentrinnbaren Eingreifen Gottes wurde die Pest angesehen, die schlechthin als Geißel Gottes und als Strafe für begangene Sünden galt." Dem entspricht, daß in einer Inschrift der ersten hölzernen Dreifaltigkeitssäule am Graben303 die Dreifaltigkeit „pro avertenda Peste, qua nos punis", angefleht wird. Auch die Pestepidemie von 1 7 1 3 wird im Gelübde Karls VI., das er am 1 1 . November 1 7 1 3 im Stephansdom ablegte, als eine von Gott verhängte Strafe — mehrmals ist im alttestamentarischen Sinn von Plage („Plaga") die Rede — für die Sünden des Herrschers und seiner Untertanen bezeichnet304. Auch in anderen Schriftstücken wird dieser Gedanke der Pest als Sündenstrafe ausgesprochen305. Die Erklärung für das Dreifaltigkeitspatrozinium der Wiener Pestsäule geben die dort angebrachten Titulaturen der drei göttlichen Personen, die deren Funktion für die Menschheit charakterisieren: „ D E O P A T R I C R E A T O R I — D E O F I L I O R E D E M P T O R I — D E O S P I R I T U I S A N C T I F I C A T O R I " , mit dem die Motivation des Stifters begründenden Zusatz: „ P E R L E G E M T I M O R I S " (zu ergänzen: Domini). Mit der Wahl der Dreifaltigkeit für das Pestvotiv des Kaisers war es dem Monarchen auch möglich, sich zum einen der volkstümlichen Dreifaltigkeitsverehrung anzuschließen und zum anderen einen in Österreich besonders verbreiteten und beliebten trinitarischen Kult bzw. Kultgegenstand für seine Repräsentation in Anspruch zu nehmen: Die erste, als Provisorium aus Holz errichtete Dreifaltigkeitssäule Leopolds hatte nämlich als Vorbild das berühmte Gnadenbild des Wallfahrtsortes Sonntagberg in Niederösterreich306, des Zentrums der österreichischen Dreifaltigkeitsverehrung, das auch bei Protestanten Ansehen genoß. Dadurch konnte der Monarch seine Achtung gegenüber dem beim Volk beliebten Gnadenbild und Gnadenort zeigen wie auch seine Ubereinstimmung mit der Frömmigkeit seiner Untertanen in einer verbindenden religiösen Gemeinschaft307. Dabei wurde auch in diesem Kultbereich der Verehrung der Dreifaltigkeit die Wirksamkeit der Frömmigkeit des Herrschers für das Leben und die Gesundheit seiner Untertanen dargestellt3071. Diese Fürbitterrolle des Monarchen bei der Dreifaltigkeit deutlicher herauszustellen, war offensichtlich das Bestreben der weiteren Entwürfe, vor allem der Burnacinis308 für die endgültige Ausführung der Wiener Pestsäule in dauerhaftem Material, Marmor und Bronze, bei der der Kaiser zu Füßen der Dreifaltigkeit kniet, und zwar in einer Art „Intercessio"308", wie sie in barocken Darstellungen bei fürbittenden Heiligen üblich ist. Der Jesuit Anton Höller veröffentlichte 1732 in Wien eine programmatische Schrift über die vom Kaiserhaus in der Residenzstadt errichteten Denkmäler: „Monumenta Religionis Augustae seu Colossi Dei et Divorum Honoribus Caesarum Austriacorum Munifica Pietate Viennae erecti". In ihr werden die Dreifaltigkeitssäule am Graben, die von Leopold I. 1667 erneuerte Mariensäule Ferdinands III. von 1647 Am Hof und die von Karl VI. in dauerhaftem Material er-

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richtete Josephsäule auf dem Hohen Markt behandelt. In § II führt Höller ein „Argumentum" dafür an, daß „SSS. Trinitatis imago Remedium Pestis" sei, in dem die antik-humanistische Gestimmtheit des Kaiserstils in geradezu erstaunlicher .heidnisch' mythologisierender Weise zum Ausdruck kommt. Zuerst führt Höller aus, daß der Kaiser in seinem weisen Rat und Eifer — den Tugenden seiner Devise „Consilio et Industria", die er bei seinem Verlassen Wiens als hilfreiche „numina" zurückließ308 — ein „Palladium" schaffen ließ, auf dem sich das Bild der Dreifaltigkeit befindet, das man der wütenden Pest entgegenhalten müsse. Dadurch würden die Schwachen gestärkt und die vom Übel Befallenen würden, wenn sie dieses Palladium tragen, geheilt. Die Religion — die durdi ihre Tätigkeit mit der Frömmigkeit des Kaisers gleichgesetzt310 und zu einer selbständig handelnden Person wird; der Kaiser selbst war ja nicht anwesend — habe, um die als apotropäisch beschriebene Wirkung zu erhöhen und die Pest wirkungsvoller bekämpfen zu können, dieses Palladium an einer Pyramide angebracht, die mitten auf dem Markt der Stadt errichtet wurde. Hier stellt sich die Assoziation zu der von Moses errichteten Ehernen Schlange ein, die dann bei der Karlskirche ins Bild gesetzt wurde. In dem bei Höller anschließenden Gedicht wird die Dreifaltigkeit als Palladium mit dem beschützenden Palladium der Stadt Troja verglichen311. Hier wird der Gedanke spürbar, der auch bei der staatspolitischen Bedeutung der Karlskirche wichtig ist: der Schutz der „Salus publica" durch die Frömmigkeit des Herrschers, was in seiner sozialpolitischen Funktion am eindringlichsten bei der elementaren Gefährdung des Lebens und der Gesundheit der Untertanen in einer Pestepidemie demonstriert werden konnte.

Die Christusverehrung Schon nach der allgemein gebräuchlichen Herrscherideologie bestand eine besondere Verbindung des Monarchen zur zweiten göttlichen Person, zu Christus31*. Dementsprechend äußert sich die Christusverehrung der Habsburger, die in deren Pietas Eucharistica und Fiducia in Crucem Christi kulminiert, bereits in der Betonung des christologischen Charakters ihres Gottesgnadentums als Landesherrn und vor allem als Kaiser, der die Grundlage und Ausgangsbasis ihres Christuskultes bildet. Die Hervorhebung der zweiten göttlichen Person, wie sie sich bei der „Regierungserklärung" Rudolfs I., als Kaiser im Zeichen des Kreuzes regieren zu wollen, manifestiert, war durch den traditionellen christokratischen Charakter des Kaisertums vorgeprägt. Dieser Aspekt kommt im Schlußvers der Laudes der Römischen Kaiserkrönung, mit denen dem neugekrönten Imperator gehuldigt wurde, zum Ausdruck. Sie proklamieren mit den Worten „Christus vincit, Christus regnat, Christus imperat" diesen als den eigentlichen Kaiser und Herrscher des christlichen Erdkreises. Für wie wichtig diese Verse für das Herrscheramt gehalten

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wurden und in welchem Sinn sie gemeint waren, geht daraus hervor, daß sie auf der Parierstange des Reichsschwerts stehen313. Analog ist bei der Reichskrone die Darstellung Christi als Pantokrator von dem Titulus „Per me reges regnant" begleitet, der den Kaiser in seiner Insignie als Stellvertreter Christi charakterisiert. Demzufolge und wohl auch in Anbetracht der noch zu behandelnden eudiaristischchristologischen Interpretation des Ereignisses, das angeblich zur Gründung ihrer kaiserlichen und territorialen Herrschaft führte, nämlich der Sakramentsbegegnung Rudolfs I., bei der dieser von Christus eigens .berufen' worden sei, betonten die Habsburger stets ihre innige Verbundenheit mit Christus, dem sie ihre Macht in spezieller Weise zu verdanken glaubten. Dieses Verhältnis des habsburgischen Herrschers zu Christus wird bildlich durch eine Darstellung im Kaisersaal der Neuen Residenz in Bamberg verdeutlicht. Deren Bauherr, Graf Lothar Franz von Schönborn, als Kurfürst von Mainz Reichserzkanzler „durch Germanien" und ranghöchster Kurfürst, war eine der wichtigsten Persönlichkeiten der habsburgischen Partei im Reich und Teilhaber an der Ideenwelt des „Kaiserstils" 314 . Deswegen kann das Programm der Ausmalung des Bamberger Kaisersaals, das wohl von ihm selbst entworfen worden war, mit besonderer Berechtigung in unseren Denkmälerbereich einbezogen werden 315 . Dort sind die habsburgischen Kaiser bis zu Joseph I. mit ihren Devisen dargestellt. Das Lemma der Devise Ferdinands II. (1619—1637), „Legitime certantibus" 31 ', hat als Symbol die Hand Gottes, die eine Krone reicht. Eine der beiden begleitenden Historien zeigt Ferdinand, wie er Christus Krone und Szepter darbringt 317 . Der Kernsatz des betont christologisch-christokratisdien Herrscher- und Gottesgnadentums der Habsburger ist die Formel der Reichskrone „Per me reges regnant". Bei Ferdinand II. ist erstmals nachweisbar, daß er sie auch als Landesherr verwendet hat 318 . In ihr findet die theokratisch-christologische Staatsauffassung des habsburgischen Herrschers ihren prägnanten und kürzesten Ausdruck. Auf sie wurde immer wieder ausdrücklich Bezug genommen, zumal sie der Erklärung Rudolfs I. als Kaiser, im Zeichen des Kreuzes regieren zu wollen, entspricht, die ständig in Erinnerung gehalten wurde und von der noch in einer Biographie Karls VI. von 1 7 2 1 als vorbildlicher Einstellung des habsburgischen Herrschers berichtet wird 318 . Maßgebend war aber vor allem, daß die Formel als zentrale Regierungsmaxime am Beginn des „Princeps in compendio" steht. Ferdinand III. übernahm diesen grundlegenden Satz 1647 i n seine Weiheformel an die Immaculata anläßlich der Dedikation der von ihm errichteten Mariensäule Am Hof in Wien. Er steht auch am Beginn des noch zu behandelnden Schriftstücks, das Karl VI. als Spanischer König 1706 am Gnadenbild der Muttergottes von Montserrat niederlegte und mit dem er sein politisches Schicksal im Kampf um den spanischen Thron der Fürbitte Mariens bei Christus anvertraute. Dies zeigt die Übernahme kaiserlicher Topik für den habsburgischen Herrscher, der sich immer als der verlängerte Arm Christi verstand. Durch die Stellung, die in

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diesem Zusammenhang Maria als der Mutter des Weltenherrschers Christus und als vermittelnder Fürsprecherin bei ihrem Sohn zukam, gewann auch der Marienkult in der Staatsfrömmigkeit der Habsburger einen wichtigen Platz. Die enge Verbindung zu Christus führte zu einem geradezu christomimetischen Selbstverständnis der Habsburger, das in Handlungen zum Ausdruck kam, die darüber hinaus eine bewußte Bezugnahme auf die „kaiserliche Regierungserklärung" Rudolfs I. vermuten lassen, von dem man annahm, daß er durch einen speziellen Gnadenakt Christi der erste Kaiser der Dynastie und der Begründer ihrer Hausmacht geworden sei. Belege dafür finden sich vor allem in den Biographien Karls VI., unter dem diese habsburgische Ideologie eine letzte Blüte erlebte. Es werden Handlungen berichtet, die den unzweifelhaft tiefgläubigen Habsburgern infolge der Familientradition selbstverständlich waren, die aber von ihren Apologeten und Historiographen sicher nicht ohne demonstrative Absicht geschildert werden. Aufschlußreich ist der Bericht über das Sterben Leopolds I. 320 : „Hierauf nahm er das Crucifix, welches zu Ferdinando dem II. die Worte solle gesagt haben: Ferdinando non Te deseram, mein Ferdinand dich will ich nicht verlassen." 321 Die Bezugnahme auf den Verzweiflungsruf Christi am Kreuz nach seinem himmlischen Vater ist offensichtlich. Weiter heißt es: „Und küssete es zum öfftesten mit ungemeinen Eyfer und Devotion und sagte: von dir hab ich Krön und Scepter empfangen, und lege audi selbige heute zu deinen Füssen wider nieder." Das entspricht völlig der Symbolik der Devise Ferdinands II. im Kaisersaal der Neuen Residenz in Bamberg. Das wundertätige Kreuz, das zu Ferdinand II. gesprochen hatte, wird als direkter, gewissermaßen körperlicher Kontakt zu Christus empfunden. Im Rahmen dieses engen persönlichen Verhältnisses zu Christus sind auch die letzten Worte des sterbenden Leopold zu verstehen, die die letzten Worte Christi am Kreuz (Johannes 19, 30) wiederholen: „Consumatum est." Diese bis in das Sterben vollzogene Nachahmung Christi 322 ist im Bewußtsein der Stellvertreterschaft Christi begründet, die eine Annäherung oder sogar Verähnlichung und Gleichsetzung zwischen der Person des Herrschers und Christus zur Folge hatte323. Der Herrscher wird hier wie auch bei anderen Aspekten seines Selbstverständnisses zu einer transpersonalen Figur. Hierher gehören auch die typologisch begründeten christomimetischen Handlungen in Form mystagogischer Aktionen wie die Karls VI. als König von Spanien, indem er, wie Christus vor dem Letzten Abendmahl den zwölf Aposteln, 1709 in Barcelona, zwölf armen Männern die Füße wusch — seine Gemahlin Elisabeth Christine tat dies gleichzeitig bei zwölf Frauen —, ihnen neue Kleider gab und sie bei Tisch bediente3233. Damit ist eine der Darstellungen der Tugenden Kaiser Ferdinands II. im Preßburger Schloß zu verbindenS23b, in der der Kaiser einem alten Mann die Füße wäscht, der als Petrus charakterisiert ist, so daß die Fußwaschung Petri durch Christus beim Letzten Abendmahl, wie sie in barocken Darstellungen geläufig ist, typologisch-mimetisch alludiert wird. Im Hintergrund ist der gedeckte Tisch für die nachfolgende Speisung zu sehen. Der Akt Karls VI.

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und seiner Gemahlin ist also zugleich audi als die typologische Nachahmung eines dynastischen Herrschervorbildes zu deuten. Beim Beispiel Ferdinands II. zeigt sich die Überlegenheit der bildenden Kunst in der gleichnishaften Andeutung der typologischen Beziehung gegenüber dem literarischen Programm, das diesen Aspekt überhaupt nicht berührt. Unter dem christologisch-christomimetischen Gesichtspunkt ist auch an die bereits behandelte Darstellung der Etimasie im Oberlicht des Mittelportals („Kaiserportals") der Reichskanzlei in der Wiener Hofburg zu erinnern (Abb. 65). Der für die Ankunft Christi bereitstehende Thron kann hier einerseits auf Christus selbst als den eigentlichen Kaiser und Weltherrscher bezogen werden, andererseits aber auch auf seinen irdischen Stellvertreter, in diesem Fall auf Karl VI., dessen „symbolum proprium", die von Wolken umgebene Weltkugel, ursprünglich darüber am Keilstein des Torbogens vorgesehen war (Abb. 115) und einen deutlichen personalen Bezug auf den irdischen Kaiser ergeben hätte 323c . In diesem Kontext könnte auch zum einen das eschatologische Verständnis des christlichen Kaisertums, zum anderen die Vorstellung eine Rolle gespielt haben, „daß der Herrscher auch im Himmel mit Christus regieren werde" 324 . Die Bedeutung des Ferdinand-Kreuzes, das die Habsburger bis zu Kaiser Franz Joseph im Sinn Leopolds I. verehrten325, zeigt die Ausgangssituation der habsburgischen Fiducia in Crucem Christi. Sein Kult ist symptomatisch für die diristokratisch-christomimetische Staats- und Dynastiemystik der Habsburger, die darin auch eng mit der Pietas Eucharistica des Hauses verknüpft ist, einmal, weil Rudolf I. durch die Begegnung mit Christus in der Gestalt der Eucharistie zum Kaisertum berufen, ja durch die Eucharistie selber zum König bzw. Kaiser geweiht worden sei, wie die habsburgischen Panegyriker behaupteten 326 , zum anderen, weil nach diesen seit diesem Ereignis die Eucharistie, der mystische Leib Christi, die ständige Kraftquelle gewesen sei, die die Habsburger zur Herrschaft befähigte327. Um die gottgewollte Herrschaft der Habsburger im Zeichen des Kreuzes mysterienhaft zu untermauern, haben ihre Historiographen noch zu Zeiten Karls VI. alte Legenden verbreitet, die vorgeben, daß die Dynastie von Gott durch „sonderbahre Ehren = Zeichen" ausgestattet sei, nämlich durch eine körperlich sichtbare Auszeichnung, ein angeborenes ,Chrisma', ein Signum Christi. In einer Vita Karls VI. von 1721 heißt es328: „Felix Faber schreibt in seiner Historia Svevica, daß von seiner Jugend an ein gantz gemein [ = allgemein verbreitetes] Gerücht gewesen, / daß die von Habsburg gleich von ihrer Mutter Leib an auf dem Rücken ein golden Creutz / d. i. weißlichte Haare / die sich wie ein Kreuz ausgebreitet / mit auf die Welt brächten. Und in der unlängst bey Thomas Fritsch heraus gekommenen Lebens-Beschreibung Leopoldi des grossen lieset man: daß dieser Kaiser auch ein Büschlein Haar mit auf die Welt gebracht."329 Dazu wird im Abschnitt über die Fiducia in Crucem Christi der Habsburger eine Analogie

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begegnen, die besagt, daß sich das habsburgische Imperium in Form eines Kreuzes ausgebreitet habe.

Die Pietas Eucharistica Der Lipsius-Schüler Nikolaus Vernulaeus, der in seinen Schriften das Argument verficht, daß den Habsburgern wegen ihrer Tugenden, an deren erster Stelle die Frömmigkeit steht, die Weltherrschaft zukomme, hat in seiner „Historia Austriaca seu Virtutes Augustissimae Gentis Austriae" (Löwen 1640 und 1651) 3 3 0 dem „Cultus Sacrosanctae Eucharistiae" und der „Fiducia in Christi Crucem" als speziellen Gebieten der Pietas Austriaca eigene Kapitel gewidmet. Auf den gegenreformatorischen Charakter der Eucharistieverehrung im allgemeinen hat Coreth hingewiesen 331 . Die Habsburger stellten sich mit ihrer betonten Verehrung des Altarsakraments in die vorderste Front der Verteidiger des Tridentinums. Dieses hatte den Angriffen der Protestanten auf den Opfercharakter der Messe und die Realpräsenz Christi in der Eucharistie Dogmen entgegengesetzt und auf die anbetende Verehrung des Altarsakraments besonderen Wert gelegt 332 . Die Habsburger hatten noch einen besonderen Grund zur Eucharistieverehrung: die Mystifizierung der Begegnung ihres kaiserlichen Ahnherren Rudolfs I. mit dem Altarsakrament, die als segensreich für ihn und sein Geschlecht angesehen wurde. Rudolf war bei einem Ritt einem Priester begegnet, der zu Fuß mit dem Allerheiligsten auf einem Versehgang zu einem Kranken war. Aus Ehrfurcht vor dem Leib des Herrn in der Hostie stieg Rudolf vom Pferd, schenkte dieses „in reverenciam corporis Christi" dem Priester, den er seinerseits zu Fuß zu dem Kranken begleitete, der die „Letzte Wegzehrung" empfangen sollte 333 . Für Rudolf selber wurde nach Meinung der Habsburger und ihrer Panegyriker das himmlische Brot zur Nahrung und Stärkung auf seinem Weg zur Macht 334 . Denn dieses Ereignis wurde als die Berufung Rudolfs zum Kaiser gedeutet338. Seiner Auswirkung wurde der Aufstieg der Dynastie zum kaiserlichen Amt und zur weltbeherrschenden Machtstellung zugeschrieben. Man war der Ansicht, daß die Habsburger, weil sie der Eucharistie alles verdankten, zu einer besonderen Eucharistieverehrung verpflichtet seien und ein Vorrecht („Praerogativa") in diesem Kult hätten, was bei Rudolf I. seinen Grund und Anfang habe 338 . Deshalb wurde die Sakramentsverehrung Rudolfs, die das besondere Gnadentum und den besonderen Herrschaftsanspruch der Habsburger symbolisierte, von seinen Nachkommen und Nachfolgern immer wieder nachgeahmt337. Sie wurde zu einem gebräuchlichen habsburgischen Ritual, weil man an den ursächlichen und ständig wirksamen Zusammenhang der habsburgischen Herrschaft und Machtstellung mit der eucharistischen Gnade glaubte, die nach dem verpflichtenden Vorbild Rudolfs immer wieder neu zu verdienen war, was jeweils durch einen solchen Akt sichtbar gemacht wurde.

Die „Pietas Austriaca" — die Christusverehrung

Die zahlreichen überlieferten Beispiele für die Wiederholung der rudolfinischen Eucharistieverehrung lassen erkennen, daß diese Handlung einen wesentlichen Bestandteil des religiösen Selbstverständnisses und der öffentlichen Selbstdarstellung der Habsburger bildete. Sie gehörte als fest etabliertes Ritual zum gängigen Repertoire ihrer herrscherlichen Aktionen. Sie charakterisierte den habsburgischen Herrscher in seiner „Pietas publica" und hatte somit typologische Bedeutung. Sicher ist, daß sie nicht bloß ein von den Historiographen ständig wiederholter literarischer Topos war, sondern tatsächlich praktiziert wurde. Gelegenheiten dazu gab es genügend. Obwohl dieser Akt ein zentrales Motiv der Pietas Austriaca und des habsburgischen Herrscherideals war, wurde er vergleichsweise selten dargestellt. Vielleicht deswegen, weil er als Ausdruck einer ständig vorhandenen Gesinnung nicht durch eine Fixierung in Darstellungen als einmalige historische Tat erscheinen sollte. Er gehörte zu den praktischen Frömmigkeitsmanifestationen des habsburgischen Herrschers, zu seinen ständig wiederkehrenden Andachtsübungen. Dieser Charakter machte eine bildliche Darstellung unnötig. Hier brauchte die Realität nicht ersetzt zu werden. Die Sakramentsverehrung Rudolfs I. begegnet in einem großen Wandbild des Festsaales in Schloß Troja bei Prag 3 ' 8 , dessen Ausmalung von Abraham und Isaak Godin (Godyn), 1693 datiert, das früheste Kaisersaalprogramm des Spätbarock in den habsburgischen Ländern darstellt®3*. Die Szene bildet das Gegenstück zu einem Triumph Kaiser Leopolds I. anläßlich seines Sieges über die Türken in der Schlacht zu Zenta 1697 340 , wodurch die politisch-militärische Bedeutung der habsburgischen Pietas Eucharistica verdeutlicht wird 341 . Eine weitere Darstellung dieser Historie begegnet im Kaisersaal der Neuen Residenz in Bamberg342, der 1705 bis 1709 von Melchior Steidl ausgemalt wurde und zu den frühesten und programmatisch wichtigsten Kaisersälen im Reichsgebiet gehört. Von den Nadiahmungen der Sakramentsverehrung Rudolfs I. ist die Karls II. von Spanien 168 j in Madrid durch einen Kupferstich R. de Hooghes überliefert343. Für die österreichischen Habsburger wird die Nachahmung des rudolfinischen Aktes seit Ferdinand II. überliefert. Bei Leopold I. und Joseph I. wird er sogar als gewohnheitsmäßige Andachtsübung berichtet. E. G. Rinck führt dies in der Biographie Josephs I. an, um dessen „devotion", „die Andacht und den eyffer zu Gott" zu beweisen344. Eine solche Handlung Josephs I. am 13. Juli 1701 ist durch einen Kupferstich Christoph Weigels nach Caspar Luyken überliefert345, dessen Beschriftung hödist aufschlußreich ist: „Turbatum pietas olim pacaret ut orbem, firmavit manibus sceptra Rudolphe tuis, Rex Proavum pietate refert. Furor omnia vertat, Austriacam evertet non tarnen ille Dornum." Damit ist gemeint, daß der König, der seine Pietas nach dem Beispiel der Vorfahren bezeugt, sich als der legitime Nachfolger Rudolfs I., der durch diese seine Pietas die in Wirrnis geratene Welt befriedete, erweist und damit ebenfalls als ein Friedensfürst, der das Haus Österreichs aufrecht erhält.

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Der rudolfinische Akt ist auch für Karl VI. überliefert, was Coreth bei ihrer Zusammenstellung der Beispiele entgangen ist. Küchelbecker berichtet ein solches Ereignis unter seinen Belegen für die Gottesfurcht Karls, und zwar an erster Stelle346. An zweiter folgt ein Beispiel für die Marienverehrung Karls und an dritter eines für die Verehrung seines Namenspatrons — eine Rangordnung, die auch die Reihenfolge dieser Untersuchung bestimmt. „Als Dieselben ( = Karl VI.) den 15. Decembr. 1705 zu Barcellona ausritten, begegnete Ihnen das Hochwürdigste, welches man zu einer armen krancken Frau trüge. Sie stiegen sogleich vom Pferde und folgeten demselben biß an das Hauß der Patientin nach, Hessen derselben 12. Pistolen reichen, und befohlen Dero Leib = Medico, daß er ihr mit Medicamenten an die Hand gehen solte." Den Parallelfall bei Karls Gemahlin Elisabeth Christine hat bereits Coreth erwähnt347. Dieser ereignete sich am 8. März 1 7 1 2 , ebenfalls in Barcelona, bemerkenswerter Weise zu der Zeit, als Karl Spanien verlassen hatte und Elisabeth Christine als seine Stellvertreterin, als Karls „Statthalterin" in Katalonien amtierte. Die genauen Daten dieser Ereignisse sollten wohl die Glaubwürdigkeit der Berichte unterstützen. Ihre Überlieferung zeigt, welche Bedeutung man diesen Handlungen beimaß, gerade auch bei Elisabeth Christine, die erst anläßlich ihrer Heirat mit Karl zum katholischen Glauben übergetreten war. Über ihre Sakramentsverehrung wurde sogar ein Gedicht veröffentlicht348, das in den letzten beiden Strophen deutlich macht, daß den Zeitgenossen, auch in Spanien, der Bezug einer solchen „Reverencia del Augusto Sacramento" zum Vorbild Rudolfs von Habsburg durchaus bewußt war 34 ® und in seinem demonstrativen Sinn als Herrschaftslegitimation gewürdigt wurde: „En los Principes Austríacos estas acciones se heredan enlazada con su Arbol entró Christina á la herencia. El Católico Rodulfo descubrió en un campo senda q á la Augusta Casa de Austria sirvió de su Real carrera." Der rudolfinische Akt gehörte also zum religiösen habsburgischen ,Erbgut', dessen auch die angeheiratete und konvertierte Wolfenbütteische Prinzessin durch ihre Heirat mit Karl teilhaftig geworden war. Es gibt zahlreiche Belege für die große Verehrung, die Karl dem Altarsakrament schon in der Zeit seines Aufenthaltes in Spanien entgegengebracht hat350. So wurde jeder Sieg seiner Truppen in den Kirchen mit einem „Te Deum" vor dem ausgesetzten Altarsakrament gefeiert. Der militärische Aspekt der Eucharistieverehrung ist bereits bei Kaiser Ferdinand III. nachweisbar: Bei der Belage-

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rung von Regensburg 1634 veranstaltete er im Heerlager in der Fronleichnamsoktav eine Prozession mit dem Allerheiligsten wie einen Triumphzug. Der Leitmeritzer Kanoniker Adalbert Czerwenka, der dies berichtet851, kommentiert die danach (22.7.) erfolgte Eroberung der Stadt durch den Kaiser mit den Worten: „Vicit urbem piissimus Imperator!" Der militärische Aspekt der Eucharistiemystik der Habsburger kommt in einem Lobgedicht von Johann Ludwig Schönleben auf Erzherzog Leopold Wilhelm, den Sohn Ferdinands II. und Bruder Ferdinands III., den Generalissimus der kaiserlichen Heere und Statthalter der Spanischen Niederlande, anläßlich der Verteidigung von Cateau Cambresis im Jahr 1649 zum Ausdruck. Dort wird dieser Kult auch in einer Verbindung charakterisiert, die schon Schönleben als typisch für die habsburgische Frömmigkeit überhaupt erkannte, nämlich als „pietas eucharistico-mariana"352: „. . . omnia exedit ingenia / Ingenium Marianum Archiducis. / Ut servet Cameracensium Moenia / Turrim statuit Eburneam / Cui appendit pro clypeis omnem armaturam fortium. / Quinquies mille Hostias. / Pietate Eucharistico-Mariana / Avitum est hoc Stratagema: / Hostias opponunt Austriaci Hostibus, / Et victimas hostiles caedunt." — „Allen erfindungsreichen Geist übersteigt das marianische Ingenium des Erzherzogs. Um die Mauern von Cambresis zu sichern, errichtet er einen elfenbeinernen Turm, den er statt mit Schilden mit der ganzen Waffenrüstung der Tapferen, mit fünfmal tausend Hostien behängt. Nadi der eucharistisch-marianischen Frömmigkeit seiner Vorfahren ist dies folgende Strategie: Die Österreicher stellen ihren Feinden Hostien entgegen und schlagen so die feindlichen Anstrengungen (Opfer)." Das in dem Gedicht verwendete metaphorische Bild des elfenbeinernen Turms ist ein altes marianisches Symbol, das in die lauretanische Litanei einging. Er ist hier mit Hostien als Schutzschilden versehen in genauer Analogie zum Text des Hohenliedes (4,4) über den dafür vorbildlichen „Turm Davids". Dieser ist „mit Brustwehr gebaut, daran tausend Sdiilde hangen und allerlei Waffen der Starken". Die staatspolitische Bedeutung der Eucharistiemystik der Habsburger wird in den Epigrammen des Pater Gregor Bulzius aus Como 353 charakterisiert. Dieser bezeichnet die Eucharistie als „Genitrix" und „Munimem", als Mutter und Schutz Österreichs; von ihr habe der fromme „Österreicher", d. h. der Habsburger, seinen Beinahmen „Pius" und sein Omen („Austrius hicque Pius nomen et omen habet."); sie sei das heilige Brot, das dem Haus Österreich im Kampf gegen seine Feinde beistehe. Hier soll nicht näher auf die eucharistischen Frömmigkeitsübungen Karls VI. und seiner Dynastie eingegangen werden, zumal Coreth sie mit vielen Beispielen ausführlich dargestellt hat854. Diese werden hier nur insoweit behandelt, als sie für die künstlerischen Auswirkungen maßgeblich waren, wobei mir auch die veranlassenden Momente wichtig scheinen. In dieser Hinsicht ist mit Coreth855 darauf hinzuweisen, daß gerade unter Karl VI. die seinem Haus eigentümliche Verehrung der Eucharistie in der Schrift „Österreich über alles in Anbetungseifer gegen den hochwürdigsten Altarsakrament", Wien 1720, in volkstümlicher Weise

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nochmals ausdrücklich verherrlicht wurde356. Ihr Erscheinungsjahr ist ebenso bedeutsam wie die gleichzeitig erfolgte Einführung des Vierzigstündigen Gebets*57 „ad intentionem Suae Majest. Caroli Sexti" am 2 j . J u n i 1720 in der vor der Augustinerkirche als Hofkirche dienenden Kirche St. Dorothea in Wien, für die zu diesem Anlaß der kaiserliche Hofkünstler Matthias Steinl ein neues Kirchenportal schuf358. Der Anlaß ist durch das Datum mit dem deutschen Religionsstreit in Verbindung zu bringen, der in den Jahren 1 7 1 9 bis 1 7 2 1 wegen des neuaufgelegten reformierten Heidelberger Katechismus von 1563 entstand. Anstoß und Kernpunkt des Streites, in den ganz Deutschland verwickelt war und der dem Reichstag in Regensburg und allen anderen politischen Gremien zu schaffen machte, war die 80. Frage und Glosse gegen das katholische Meßopfer mit der Transsubstantiation und die Hostienverehrung, vor allem deren öffentliche Präsentation bei Prozessionen in Monstranzen359. Damit wurde ein zentrales Thema der habsburgischen Frömmigkeit und Herrschaftsideologie in Mißkredit gebracht, denn die Hostie galt als das eucharistische Brot, als die stärkende Nahrung der Habsburger, das sie zur Weltherrschaft befähigte360. Ihre Bedeutung für die religiöse Staatsidee der Habsburger zeigt sich bei dem Jesuiten Paulus Gualterius 361 , der seine Hymnen an die Eucharistie, die er Ferdinand III. und anderen Mitgliedern der Dynastie widmete, mit einer Meditation über die Eucharistiebegegnung Rudolfs I. einleitet und sagt, daß Gott die Hostie dem Haus Österreich als Fundament gegeben habe, genauso wie der katholischen Kirche als strahlende Sonne. Beides wurde zusammengesehen und ein und demselben göttlichen Ratschluß zugeschrieben, weil in dem Jahr 1264, in das die Eucharistiebegegnung Rudolfs I. datiert wurde, Papst Urban IV. das Fronleichnamsfest eingeführt hatte. Demzufolge paraphrasiert und etymologisiert Gualterius den Namen Österreich als „Hostyreich — Hostiae Imperium". Die Hostie sei das Zentrum, zu dem die Kaiser des Hauses Österreich ihre kaiserliche Majestät mit einer besonderen Devotion hinneigen362. Der von Gualterius verwendete Begriff der „strahlenden Sonne" für die Eucharistie863 — Christus als „Sol mundi" oder „Sol justitiae" war theologisch geläufig — entspricht in dem gegebenen Zusammenhang auch völlig der Symbolik der Herrschaftsideologie. Die Sonne war schon in der Antike in Analogie zu ihrer natürlichen Bedeutung als das die Welt beherrschende Gestirn als theokratisches Symbol verwendet worden, z.B. für die römischen Gott-Kaiser als „Sol Victor". Im 4. Jahrhundert war diese Idee als Symbol Christi verchristlicht worden. Den für die Habsburger geltenden Bedeutungsbereich dieses Symbols veranschaulicht der Holzschnitt Albrecht Dürers mit dem Großen Triumphwagen Kaiser Maximilians I. Dort erscheint über dem kaiserlichen Baldachin als einem symbolischen Zeichen für Himmel mit dem „Sonnengesicht" die Schrift „Quod in celis sol, hoc in Terra Caesar est". Mit dem Begriff „Sonne" konnte Christus als der in der Hostie gegenwärtige Himmelskönig bezeichnet werden. Daher auch die Verwendung des Begriffs „Eucharisticus Sol". Bei den Habsburgern selbst ist die Ver-

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wendung der Bezeichnung „Sol" für das Sakrament ebenfalls überliefert. So von Philipp II. von Spanien, dem Sohn Karls V., der in einer zeitgenössischen Quelle als einer der größten Verehrer des Altarsakraments seiner Epoche bezeichnet wird 384 , für das er auch Kriege geführt habe. Philipp nahm einmal an einer theophoren Prozession in praller Sonne barhäuptig teil — als Zeichen seiner Demut, wie es auch von anderen Habsburgern wie z.B. FerdinandII. überliefert ist365. Von einem Arzt wegen der Gefahr für seine Gesundheit gewarnt, habe er gesagt: „Laß die Furcht! Jene Sonne, die am Himmel scheint, kann dem nichts anhaben, der diese göttliche Sonne anbetet."366 Mit der Hostie kam dem Kultgerät seiner Präsentation, der Monstranz, mit der das Allerheiligste bei Andachten „ausgesetzt", d.h. gezeigt und in Prozessionen herumgetragen wurde, eine große Bedeutung zu. Schon die allgemeinen Kultgewohnheiten der katholischen Kirche wiesen der Monstranz eine besondere Rolle bei der Hostienverehrung, der Anbetung des Leibes Christi im Altarsakrament, zu, wobei das durch Papst Urban IV. 1264 eingeführte Fronleichnamsfest mit seinen theophoren Prozessionen große Auswirkungen hatte. Die Monstranz wurde zu einem wichtigen Gegenstand eucharistischer Religiosität und auch der Pietas Eucharistica Austriaca 367 . Bei den Habsburgern spielte als Motivation wohl auch die Legende eine Rolle, nach der Maximilian I., als er sich an der Martinswand bei Innsbruck auf der Jagd verstiegen hatte und in Todesgefahr war, durch die Wirkung des Altarsakraments auf wunderbare Weise gerettet worden war — und damit auch der Fortbestand des Hauses. Der Überlieferung nach wurde er vom Tal aus mit einer Monstranz gesegnet — zur Wegzehrung in den Tod oder als Hilfe zum Abstieg. Darauf kam ihm ein Engel zu Hilfe und brachte ihn ins Tal. Nach der barocken Deutung dieses Ereignisses wurde durch dieses Wunder bewiesen, daß die Eucharistie das „Palladium" des Hauses Österreich ist, das so oft ungeheure Wunderzeichen erfuhr, weil es in äußersten Notlagen seine Zuflucht zum „thaumaturgischen Brot des Himmels" zu nehmen pflegte368. Die politisch-militärische Bedeutung der Monstranz bei den Habsburgern zeigt ein als Flugblatt verbreiteter Kupferstich aus der Zeit um 1630 mit einer Allegorie auf Kaiser Ferdinand II. 368 . Nach Jeremias, Kap. 17, Vers 7 und 8, wird der Kaiser als „österreichischer bestendiger griener Baum, . . . so von villen Feinden wellen bestigen werden aber zu schänden werden", verherrlicht. In der Mitte des Stamms ist in einem Lorbeerkranz das Portrait Ferdinands II. zu sehen, in die Blätter des Baums sind seine Tugenden eingeschrieben. Zwischen den zwei Kartuschen mit der Inschrift oben erscheint als Hauptsymbol eine Monstranz. Aus den Zweigen des Baums stürzen die Feinde Ferdinands II. auf die Erde, und auf den vier Ecken des Blattes ist der mit dem Sieg am Weißen Berg 1620 verbundene, ins Christliche abgewandelte Ausspruch C. Julius Caesars, „Veni, Vidi, deus vicit" 369a , angebracht. In Monstranzform ist auch die eucharistische Huldigungsdichtung eines Florentiner Geistlichen, Sebastiano Canocchis, geschrieben, die dieser Karl VI. wid-

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mete und worin er für ihn Söhne erflehte — „Sacramentum Eucharistiae Caesari da liberos"370. Auch hier kommt die Uberzeugung vom Zusammenhang der Eucharistie mit dem Bestand des habsburgischen Hauses zum Ausdruck. Hierher gehört auch, daß der Hof in der Kirche der Kapuziner in Wien, von deren Orden die Vierzigstündige Anbetung vor der Monstranz initiiert worden war 371 , vor dem ausgesetzten Allerheiligsten Betstunden halten ließ, wenn die Geburt eines Kindes des habsburgischen Hauses bevorstand. Es ist die Kirche, in der die Habsburger ihre Gruft hatten. Der Begriff der Eucharistie als „strahlender Sonne" kommt in der Schöpfung der barocken Monstranz mit Strahlenkranz um die Hostie bzw. die Custodia zum Ausdruck. Mit der führenden Rolle des Wiener Kaiserhofes bei der Eucharistieverehrung könnte, wenn man sich auf die Feststellung von Hermann Fillitz und Erwin Neumann berufen will 372 , die barocke „SonnenMonstranz speziell Wiener Prägung", zumindest aber ihre Häufung in diesem Umkreis zu erklären sein. Bei ihr tritt die tektonische Gestaltung zurück und die Hostie schwebt in einem Strahlenkranz. Fillitz und Neumann haben auf die Verwandtschaft des Typus mit der Sonnenscheibe über der Cathedra Petri von Bernini in St. Peter in Rom 373 hingewiesen und als Beispiel für den Typus der Sonnen-Monstranz die berühmte Diamanten-Monstranz des Schatzes von Loreto in Prag angeführt. Diese „Loreto-Monstranz" wurde im Auftrag des kaiserlichen Botschafters in Madrid, Graf Wenzel Ferdinand von Lobkowicz, 1699 in Wien von dem kaiserlichen Kammer-Goldschmied J . B. Känischbauer zusammen mit dem Juwelier Matthäus Stegner, wahrscheinlich nach einem Entwurf des Hofarchitekten J.B.Fischer von Erlach, geschaffen374. Als Fuß dient die Figur der Immaculata auf der Mondsichel über der von der Schlange des Sündenfalls umwundenen Erdkugel; oben im Strahlenkranz erscheinen Gottvater und die Taube des Hl. Geistes. Ferner haben Fillitz und Neumann eine Sonnenmonstranz von Joseph Moser angeführt, die sich heute im Historischen Museum der Stadt Wien befindet375 (Abb. 69). Eine weitere Sonnenmonstranz, die die Meistermarke „ J . M." aufweist und vielleicht demselben Joseph Moser zuzuschreiben ist, besitzt die Schatzkammer des Stiftes Melk. Sie wurde anläßlich eines Besuchs der Witwe Kaiser Joseph I., Amalia, am 26. Juni 1739 in Melk dorthin gestiftet376. So lassen sich gerade im Umkreis des Wiener Hofes besonders zahlreiche Sonnenmonstranzen nachweisen. Den politischen Rahmen, in dem die habsburgische Stiftung einer Monstranz stehen kann, zeigt der Fall der „Kaisermonstranz", die Karl VI. in die Pfarrkirche von Oberägeri in der Schweiz (Kanton Zug), am Weg zum Marienwallfahrtsort Einsiedeln gelegen, stiftete377 (Abb. 70). Nachdem die Pfarrkirche 1726 durch Diebe ihrer Kultgeräte beraubt worden war, erreichte der zugerische Tagsatzungsabgeordnete Peter Nussbaumer, daß Kaiser Karl VI. 1727 eine goldene Monstranz stiftete, die der Augsburger Goldschmied Franz Thaddäus Lang geschaffen hat. Dieses Geschenk erfolgte wohl mehr aus Gründen der politischen

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Propaganda 378 als aus Devotion, denn die Demonstration habsburgischer Fürsorge für Anliegen der Katholiken in der Schweiz diente der Erinnerung an die dortige frühere Herrschaft der Dynastie, die ihre alten territorialen Ansprüche z. T. durch die Weiterführung der diesbezüglichen Titulaturen bis zu Karl VI. aufrechterhalten hat. Bei dieser Schenkung Karls V I . handelt es sich um eine Sonnenmonstranz mit vier plastischen figürlichen Darstellungen um die Custodia herum. Links befindet sich der Namenspatron des Stifters, der hl. Karl Borromäus, rechts der hl. Leopold, der österreichische Landesheilige, unten die Figur Mariens nach dem Typus der „Maria de Victoria", welcher Titel, wie sich noch zeigen wird, für die Habsburger seit der Schlacht am Weißen Berg 1620 bedeutungsvoll war. Oben ist Gottvater mit der Taube des Hl. Geistes unter einem Baldachin zu sehen. Gottsohn selbst wird durch die Hostie repräsentiert. Das Bundesladendenkmal in Györ Die erwähnte Monstranz J . Mosers im Historischen Museum der Stadt Wien ist ikonographisch von besonderem Interesse. Sie zeigt am Fuß die Bundeslade, darüber eine Wolkensäule, aus der sich das Schaugefäß von Wolken und Strahlen entwickelt. Diese Sonnen-Bundesladen-Monstranz verweist auf ein Werk, das ein künstlerisch hochbedeutendes Denkmal der Hostienverehrung Karls VI. ist, auf das sogenannte Bundesladen- oder Versöhnungsdenkmal in Györ (Raab) in Ungarn (Abb. 7 1 , 72). Es wurde in den Jahren 1729 bis 1 7 3 1 vom kaiserlichen Hofbildhauer Antonio Corradini nach einem Entwurf J . E. Fischers von Erlach ausgeführt379. Seine Errichtung fällt zeitlich zwischen zwei Denkmäler der Heiligenverehrung Karls, an denen dieselben Künstler beteiligt waren: die Josephssäule auf dem Hohen Markt in Wien und das Silbergrabmal des hl. Johannes von Nepomuk im Veitsdom in Prag. Das Denkmal wurde auf Befehl Karls VI. 380 auf dem Platz vor dem Dom von Györ errichtet. Mit dem Denkmal wollte der Kaiser einen Hostienfrevel sühnen, worauf die Inschrift auf seiner Rückseite hinweist 381 : „ P A N I / A N G E L O R U M / I N C O R R U P T I B I L I / C A R O L U S . V I . I R O M A N . IMPER. A U S T R I U S / R E G N I . A P O S T O L I C I / C O N S E R V A T O R , E T V I N D E X / L A E S A M ADORATIONIS CAUSAM / CORRECTIS SEDUCTORUM / AUDACIIS / PERP E T U A E D E P R E C A T I O N I S / M O N U M E N T O / A D E X P I A N D A M / OFF E N S I N U M I N I S I R A M / E X A V I T A P I E T A T E / R E S T I T U I IUSSIT / A N . SAL. / M D C C X X X I . " Der eingebürgerte Name „Versöhnungs-" oder „Aussöhnungsdenkmal", wie es im Codex Albrecht bezeichnet wird, bezieht sich nicht auf die Einwohner von Györ, die dadurch besänftigt werden sollten, wie Pal Voit meint382, sondern auf den zu versöhnenden Zorn Gottes über einen Hostienfrevel. Daß sich Karl des Hostienfrevels in Györ annahm, hängt nicht allein damit zusammen, daß er in

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seinem Herrschaftsbereich, in dem er für die Ehre Gottes verantwortlich war, begangen worden war. Karls Engagement folgt unter dem typologischen Aspekt des Frömmigkeitsideals seiner Dynastie einer habsburgischen Tradition. Wie schon Maximilian I. oder dessen Enkel Ferdinand I. und dessen Sohn Erzherzog Ferdinand II. von Tirol dem Hostienwunder im eucharistischen Gnadenort Seefeld in Tirol ihre Verehrung bezeigt und durch Bauunternehmungen bewiesen hatten, so war auch die Sorge um geschändete Hostien ein für die Habsburger charakteristisches Anliegen383. Die Tochter Maximilians I., Margarete, war eine besondere Förderin jener wundersamen Hostie in Brüssel gewesen, die nach der Überlieferung 1369 durch Juden384 geschändet worden war 385 . Eine andere, während der niederländischen Glaubenskämpfe 1592 mit Füßen getretene Hostie, an der man als Beweis der Transsubstantiation Blutspuren zu erkennen glaubte386, war unter Karl II., dem Vorgänger Karls VI. auf dem spanischen Königsthron, feierlich in die Kapelle der Santa Forma im Escorial übertragen worden387. Hinsichtlich der öffentlichen Wirkung des Denkmals war Györ als Standort bestens geeignet: Die Stadt war ein politisch wichtiger Ort im Königreich Ungarn. Infolge ihrer strategischen Schlüsselstellung im Kampf gegen die Türken war sie seit der Mitte des 16. Jahrhunderts Sitz der Westungarischen Bezirkshauptmannschaft, außerdem wichtiger Umschlagplatz für den Handel und Bischofsstadt. Sie war auch, was besonders ins Gewicht fällt, seit dem 17. Jahrhundert ein bedeutsamer Ort der Religionspolitik der Habsburger in Ungarn, was schon daran abzulesen ist, daß dort 1627 durch die Stiftung Ferdinands II. ein Jesuitenkolleg gegründet worden war — gleichzeitig mit dem in Wien388. Der Platz vor dem Bischofsdom in Györ, auf dem, wohl als dem Tatort des Hostienfrevels, das Denkmal errichtet wurde, beschränkte den Umfang der baulichen Möglichkeiten; ein Kirchen- oder Kapellenbau war völlig ausgeschlossen, seine Einbeziehung in den Dom wäre für die Wirkung nachteilig gewesen. So wurde die von Karl approbierte Form eines Denkmals in „pyramidenartiger" Gestalt gewählt389. Die Wahl der Form der Bundeslade wird im Codex Albrecht folgendermaßen begründet: „Aus dem Alten Testament ist bekannt, daß die Ardien des Bunds so heilig gehalten gewesen, daß solche Niemand berühren, oder in anderweitige Weeg verletzen können, es seye dann, daß Er darüber von denen Hochenpriesteren auf das schärffste, ja von Gott selbsten durch gähen Tod bestraffet worden, und gleichwie das Hochheiligste Sacrament des Altars in unserer neuen Testamentarischen Vorbildung auf eine solche Hochachtung, besonders durch Allstättigen von dem Ertzhertzoglichen Oesterreichischen Haus abstammenden wahren Andachts —Eyfer, billigst gesezet ist, also hat zu disen K a y : Denkmahl die Vorstellung dises alt= und neuen Testamentarisch Geheimbnus vertraglich geschinnen." Die Hostie wird also mit der Bundeslade gleichgesetzt. Dies geschah aufgrund einer typologischen Anschauung, bei der die Bundeslade wegen ihres Inhalts, der Manna-Urne, allgemein als der Prototypus der Eucharistie (Johannes, 6, 30) galt. Hier ist hinsichtlich des Hostienfrevels das gemeinsame Kriterium

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des sakrosankten Charakters, der Unantastbarkeit hervorgehoben. Die im Codex Albrecht sehr verkürzt dargestellte Gleichsetzung birgt noch weitere Aspekte für die habsburgische Eucharistieverehrung. Die Bundeslade war die „Lade des Zeugnisses" des „Alten Bundes" des auserwählten Volkes mit Gott, den Christus in der Eucharistie erneuert hat. Einen solchen Bund mit Gott bzw. Christus nahmen die Habsburger in ihrer Pietas Eucharistica in besonderer Weise für sich in Anspruch. Die Wahl der Gestalt der Bundeslade für das kaiserliche Denkmal in Györ kann als eine auch formal sichtbar gemachte Entsprechung zum typologischen Aspekt der Eucharistieverehrung der Habsburger, nämlich ihres speziellen Bundes als auserwähltes Geschlecht mit Gott bzw. Christus angesehen werden. Dabei darf die Bundeslade als eine der Monstranz entsprechende alttestamentliche Form gelten8'0, wie die Formulierung im Codex Albrecht nahelegt. Diese Vorstellung ist nicht ungewöhnlich, vor allem nicht im Umkreis der Habsburger. Sie taucht in Pallavicinis „Austriaci Caesares" (1649) auf, anläßlich der Schilderung einer Fronleichnamsprozession Ferdinands I., wo die Hostie in der Monstranz, vor der der Kaiser hergeht, als „Eudiaristicum Manna . . . arca vera . . . legislatrix" bezeichnet wird 3 ' 1 . Mit der Bundeslade lassen sich noch weitere typologische Vorstellungen verbinden, die in den Themenkreis der alttestamentlichen Vorbilder der Habsburger gehören, der später noch eigens behandelt wird, die aber hier im Zusammenhang anzuführen sind. In Frage kommt dabei vor allem die Idee, Karl VI. mit König David zu vergleichen, der auch sonst unter den Herrschervorbildern Karls VI. nachweisbar ist, z.B. in der Kaiserwidmung der „Historischen Architektur" Fischers von Erlach. Der Bezug auf David ist auch im Konzept des Codex Albrecht implizit gegeben, denn die Unantastbarkeit der Bundeslade wird in der Geschichte des Transportes der Bundeslade durch David nach Jerusalem erwiesen3'2. Bei David, der von den Schaubroten aß, die ihm der Priester Abimelech gab (1. Samuel 2 1 , 4 f.), ist auch die Kommunion vorgebildet, die bei der Eucharistieverehrung eine wichtige Rolle spielt3'3. Auf die Analogie des vor der Bundeslade gehenden und singenden König David mit dem in der Fronleichnamsprozession vor dem Altarsakrament in der Monstranz gehenden Habsburger — als typologisch begründeten und mystagogisch zu deutenden szenisch-imitatorischen Nachvollzug des biblischen Leitbildes — ist in dem erwähnten Bericht Pallavicinis über Ferdinand I. unverkennbar angespielt3'4. Die Verbindung der Eucharistieverehrung der Habsburger mit König David ist auch in dem 1645 am Wiener Hof aufgeführten Spiel „Arma Austriaca eucharistica sive lapis Davidis de Goliath victor" deutlich395. Als Grundlage zur Interpretation des Denkmals in Györ soll der Text des Konzepts zu diesem „Pyramid = förmigen monumentum" im Codex Albrecht dienen. In ihm kommen nämlich Begriffe vor, die die einzelnen verwendeten Elemente und Formen in aufschlußreicher Weise deuten: „. . . auf einer viereckigen mit vier vergoldten Latern in figur [d. h. in einer regelmäßigen Anordnung an den vier Ecken], auch vier mit flammen versehener Rauch = Vasen be-

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ziehrten Opffer Altar zwey grosse tragende Engeln vorgestellter zu sehen; welche oben bemelte Archen des Bundes erhobene, auf eben selber das wahrhaffte die Sünd der Welt tragende Göttliche Lamb, und zugleich eingefleischte Brod darzeigen und zwischen ihren Füssen ein zum Rauch = Opfer dienendes Gefäß beygesetzter haben. Das in dem als Piedestal geformbten Opfer-Altar vorwärts zu stehen kommendes Bas-Reliev stellet den am Creutz hangende Heiland mit untenher im Schild eingehauenen Worten des Leydenden Christi Pater dimitte illis Lucae 19. vor." Das Postament des Denkmals wurde mit dem Sockel der Brunnenpyramide J . E. Fischers von Erlach im Hof des Stiftes Göttweig verglichen396, was durch die Charakterisierung des Denkmals in Györ bei Albrecht — „Pyramid = förmig" — gerechtfertigt wird. In Györ ist es allerdings als der im Konzept genannte „Opffer Altar" zu deuten. Als solcher ist es einmal durch entsprechende Requisiten gekennzeichnet, die zu einem Altar bzw. in einen solchen Zusammenhang gehören: Leuchter397, hier in Form von Laternen, außerdem Räuchergefäße als Kultgeräte der liturgischen Adoration. Aber auch die formale Gestaltung des Denkmalsockels ist auf diese Vorstellung hin orientiert, und zwar in einer dem Gegenstand der Eucharistie speziell entsprechenden Weise: Er ähnelt dem ebenfalls vom jüngeren Fischer geschaffenen Tabernakel des silbernen Gnadenaltars in Mariazell von 1727 398 oder dem Sockelteil des Tabernakels in der Pfarrkirche in Großweikersdorf, der ebenfalls auf den jüngeren Fischer zurückgeht399. Dem entspricht audi das im formalen Typus als Mensa- oder Tabernakelbild zu deutende „BasReliev" mit der Kreuzigung Christi, die das übliche Thema auf Tabernakeltüren bildet, weil sie das in der Hostie auf unblutige Weise wiederholte Opfer Christi am Kreuz verdeutlicht. Die zugehörige Inschrift wurde nicht, wie im Konzept vorgesehen, unter, sondern in einer Kartusche über der Kreuzigung angebracht, wie es bereits die Zeichnung nach dem Entwurf Fischers im Codex Albrecht zeigt. Sie setzt den dargestellten Tod Christi am Kreuz — das Relief zeigt den Moment des Lanzenstiches — in Analogie zu dem Hostienfrevel, für den nach dem Vorbild Christi am Kreuz die Gott um Verzeihung bittenden Worte „Pater dimitte illis" gebraucht werden. Daß über dem als Altar bzw. Tabernakel zu deutenden Postament die Bundeslade von zwei schwebenden Engeln getragen bzw. gleichsam vom Himmel herniedergebracht wird, dürfte die von Gott verfügte Wiederkehr der „Area Foederis", des alttestamentlichen Zeugnisses des Gottesbundes und der Präfiguration der Eucharistie bedeuten, zum Zeichen des erneuerten Bundes Gottes mit seinem Volk. Damit ist die alternative Bezeichnung des Bundesladendenkmals als „Versöhnungsdenkmal" illustriert. Die Engel selbst und die Cherubimköpfchen auf der Bundeslade verdeutlichen in Verbindung mit dem apokalyptischen Opferlamm Christi als dem „eingefleischten Brod" den am Beginn der Denkmalinschrift stehenden Begriff des „Panis Angelorum" 400 . Dadurch daß dieses in einen Son-

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nenstrahlenkranz gesetzt ist, wird auch formal die Analogie zur Hostie in der Sonnenmonstranz paraphrasiert 401 . Im Bundesladendenkmal in Györ erfährt die Pietas Eucharistica der Habsburger eine tiefsinnige künstlerische Formulierung, die als eine bildliche Darstellung des Titels der Schrift Lequiles, „Colossus Angelicus Austriacus sive Austriae Sobolis admiranda moles Apocalypsea Religione constans", verstanden werden könnte. Hinsichtlich des Themas und der Gestaltung ist noch hinzuweisen auf den verwandten Altar der Kurfürstenkapelle am Dom von Breslau, die vom Vater des Entwerfers des Denkmals in Györ, von J.B.Fischer von Erlach, seit 1 7 1 6 geschaffen worden war 402 (Abb. 73). Die Kapelle entstand im Auftrag des Fürstbischofs von Breslau (1683—1732) und Erzbischofs und Kurfürsten von Trier, Franz Ludwig von Pfalz-Neuburg, als dessen Gruftkapelle. Der Bauherr war als Bruder der Gemahlin Kaiser Leopolds I., Eleonore, der Onkel Karls VI. Die Kapelle wurde am 7 . 4 . 1 7 2 4 mit dem Patrozinium der Eucharistie geweiht, Karl VI. selbst übernahm die Schirmherrschaft über sie403. Die Ausstattung nimmt sowohl auf die Funktion als Gruftkapelle als auch auf das Patrozinium des Altarsakraments Bezug. Dabei stellen die Wandbilder von Johann Franz de Baker und der von Ferdinand Maximilian Brokoff 1722 vollendete Hochaltar404, an dessen Stuckarbeiten auch Santino Bussi mitwirkte, die Erlösung durch das Altarsakrament anhand von Darstellungen aus dem Alten und Neuen Testament vor405. Für unseren Zusammenhang, das Bundesladendenkmal in Györ, ist der Hochaltar wichtig, der von den Statuen Mosis und Aarons flankiert ist, die ursprünglich auf den liegenden Personifikationen des Alten und Neuen Testaments standen, die heute an der Rückwand der Kapelle über dem Grabmal des Stifters angebracht sind. Auf dem Hochaltar steht auf dem Tabernakel als Sockel die von zwei Engelchen adorierte Bundeslade. Uber ihr eine gewölbte goldene Scheibe mit Strahlenkranz, die göttliche Gnadensonne, die von Wolken und Engelsköpfchen aus weißem Stuck umgeben ist. Die Kreuzverehrung — die habsburgische Fiducia in Crucem Christi Nikolaus Vernulaeus führt in seiner „Historia Austriaca seu Virtutes Augustissimae Gentis Austriae" 406 als Zeichen der Frömmigkeit des habsburgischen Herrscherhauses dessen außergewöhnliches Vertrauen zum Kreuz Christi an. Die Verehrung des Kreuzes war für die Habsburger gewissermaßen zwangsläufig gegeben. Zum einen, weil die Kreuzverehrung in der christlichen Religiosität allgemein eine zentrale Stellung einnimmt durch die Erlösung der Welt im Kreuzestod Christi, der im Meßopfer als dem Zentrum des christlichen Kultes seine ständige unblutige Wiederholung findet407. Hier liegt auch die direkte Verbindung zur Eucharistieverehrung der Habsburger. Zum anderen mußte der Kult des Zeichens der Erlösung und des Redemptor oder Salvator Mundi gerade bei

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ihnen eine wichtige Rolle spielen, weil sie sich Christus besonders verbunden fühlten. Neben dem speziellen, aus der rudolfinischen Eucharistieverehrung herrührenden christologischen Aspekt ihres dynastischen Gottesgnadentums durften sie sich vor allem audi als Kaiser als die irdisdien Stellvertreter Christi verstehen. In dieser Stellung und Funktion war es wichtig, die Verbindung zu Christus und seinem Sieges- und Herrschaftszeichen, dem Kreuz, zu manifestieren und audi die materielle Nähe zu ihm zu suchen, die durch entsprechende Reliquien herzustellen war. Die Christus- und Kreuzreliquien der Reichskleinodien wie der Kreuzesspan im Reichskreuz befanden sich seit 1424 in der Reichsstadt Nürnberg. Die Habsburger verfügten jedoch über hauseigene Kreuzreliquien, zu denen das erwähnte wundersame Kreuz Ferdinands II., aus dem Christus zum Kaiser gesprochen haben soll, allerdings nicht gehört. Die eine war die Kreuzpartikel im „Monile Karls des Großen", des Urbildes und Vorbildes aller abendländischen Kaiser. Dieses hatte Kaiser Ferdinand I I I . 16 j i vom Kurfürsten von Brandenburg als Geschenk erhalten 408 . Eine in der Dynastie besonders verehrte Kreuzreliquie wurde die der Kaiserin Eleonore, der Witwe Ferdinands I I I . Diese Kreuzpartikel war bei einem Brand der Wiener Hofburg 1668 auf wunderbare Weise erhalten geblieben, und Eleonore stiftete aus diesem Anlaß den Sternkreuzorden f ü r adelige katholische Damen, um eine verstärkte Andacht zum Kreuz zu pflegen409. Der auf das Kreuz bezogene Wahlspruch lautete: „Salus et Gloria". Im Hinblick auf den kriegerisch-militärischen Charakter der Kreuzverehrung bei den Habsburgern ist bemerkenswert, daß in der Formel, die bei der Ubergabe des Ordenskreuzes gesprochen wurde, dieses unter anderem als „das schild des großen königs" bezeichnet wird 4 1 0 . Das mag damit zusammenhängen, daß diese Kreuzpartikel, die schon im Besitz Maximilians I. gewesen sein soll, vom späteren Kaiser Ferdinand I I I . in der siegreichen Schlacht bei Nördlingen über die Schweden 1634 getragen wurde 4 1 1 . Die Hauptfeste des Ordens, die Feste der Geschichte des Kreuzes Christi, nämlich Kreuzauffindung am 3. Mai und Kreuzerhöhung am 14. September, waren zugleich Hoffeste 4 1 2 , und das Ordensoberhaupt w a r immer eine habsburgische Kaiserin. Die Verbindung zur habsburgischen Eucharistieverehrung zeigt sich in der Stiftungsvorschrift, daß die Sternkreuzdamen am Donnerstag vor Palmsonntag sich einer Versenkung in das Mysterium des Kreuzwegs Christi eine Stunde lang vor dem ausgesetzten Altarsakrament in der Hofkapelle hingeben sollten, neben der Verpflichtung, täglich das Offizium zum heiligen Kreuz und einen Rosenkranz der heiligen fünf Wunden zu beten. Im Hinblick auf die Pietas Mariana und die Heiligenverehrung der Habsburger ist zu erwähnen, daß als Ordenspatron die Muttergottes und der hl. Joseph verehrt wurden. 1688 wurde der Orden von Eleonore Magdalena, der dritten Gemahlin Kaiser Leopolds I., der Mutter Josephs I. und Karls V I . , erneuert 413 . D a die Mitgliedschaft im Sternkreuzorden zum Prestige der Damen des österreichischen Adels gehörte, war mit ihm auch f ü r den weiblichen Teil des Hofadels — gewissermaßen

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als ein Gegenstück zum Ritterorden vom Goldenen Vlies — eine religiös-gesellschaftliche Vereinigung mit direkter Bindung an das Herrscherhaus geschaffen, die nicht nur personell, sondern auch ideell in der Frömmigkeit, speziell der Kreuzverehrung der Habsburger ihre Basis und ihr Zentrum hatte. Das Kreuzpartikel-Pacificale Karls VI. Eine weitere Kreuzreliquie war Karl VI. 1 7 1 1 anläßlich seiner Wahl zum Kaiser von Papst Clemens X I . geschenkt worden. Für sie ließ der Kaiser 1726 von seinem Kammergoldschmied Johann Baptist Känischbauer ein Reliquiar als Pacificale 414 — zur Erteilung des liturgischen Friedenskusses im feierlichen Hochamt — anfertigen 415 (Abb. 74). Die Gestalt dieses Pacificale, die die Erlösung der Welt durch das Kreuzesopfer Christi versinnbildlicht, ist sehr aufschlußreich für die Intention des habsburgischen Kreuzkults. An den vier Ecken des Sockels befinden sich die Evangelistensymbole zum Zeichen des durch die Heilige Schrift des Neuen Testamentes bezeugten Kreuzestodes. In der Mitte der Vorderseite, zwischen dem Engel des Matthäus und dem Löwen des Markus, sitzt etwas erhöht der kaiserliche Adler mit ausgebreiteten Flügeln als Zeichen des Imperium Romanum. Hinter ihm steigt ein Wolkengebilde auf, das eine kristallene Weltkugel umschließt, in deren Innerem ein kleines Kreuz schwebt, das die Kreuzpartikel enthält. Diagonal umschlingt die Weltkugel ein Zweig, der wohl als Ölzweig zu deuten ist und damit die Holzart verdeutlichen soll, aus dem das Kreuz Christi gemacht gewesen sein soll. Um diesen Zweig ist ein Schriftband gewickelt: „Nascendo tulit, moriendo reliquit" — Dieses Kreuz nahm Christus bei seiner Geburt auf sich und ließ es bei seinem Tod zurück, als heilsvermittelnde Reliquie415*. Auf der Kugel steht der Jesusknabe als triumphierender Salvator Mundi mit Segensgestus und der sieganzeigenden Kreuzesfahne vor einer Sonnengloriole, deren Mittelpunkt sein Kopf ist. Links und rechts von ihm knien in den aufsteigenden Wolken zwei Engel, die ihn anbetend verehren. Durch die Sonnenform der Gloriole — die Sonnenscheibe selbst ist als Reif gegeben — wird die Eigenschaft Christi als Licht der Welt und „Sol salutis" oder „Sol justitiae" angedeutet418. Da diese Vorstellungen antiken Ursprungs sind und mit solchen wie „Sol invictus", „Sol Victor" oder „Helios Pantokrator" zusammenhängen417, die im römischen Gott-Kaisertum eine Rolle spielten, dessen Ideen im Rahmen der humanistischen Bewegungen von der neuzeitlichen Herrscherideologie wiederaufgegriffen wurden und gerade im stark römisch-antik orientierten „Kaiserstil" gang und gäbe waren, beinhalten sie sozusagen automatisch auch staatspolitische Assoziationen. Für diesen Sol-Concetto sei nochmals an den Holzschnitt Albrecht Dürers von 1 j22 mit dem Großen Triumphwagen Kaiser Maximilians I. erinnert, bei dem über dem Baldachin-Himmel, unter dem der Kaiser thront, die Maxime „Quod in Caelis Sol Hoc in Terra Caesar est" steht, wobei nach dem Wort „Sol" ein Sonnengesicht und unter dem Wort „Caesar" als bildliche Ergänzung das kaiser-

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liehe Adlerwappen erscheinen. Diese Idee ist auch im Pacifícale Karls VI. gegeben und im Übereinander von Adler und Sonne diristokratisch gedeutet. Dieser Sinn wird zusätzlich durch den Umstand verdeutlicht, daß die von Wolken umgebene Weltkugel mit dem „Symbolum proprium" Karls VI. identisch ist, das später noch behandelt wird (Abb. 25, 26, 114). Da es an Fassaden und im Inneren von Staatsbauten Karls VI. als monumentale Giebelbekrönung häufig vorkommt (am Bürgerlichen Zeughaus Am Hof in Wien, im Inneren der Winterreitsdiule und der Hofbibliothek (Abb. 108, 1 1 9 , 122, 123)), war es den Zeitgenossen wohlvertraut, so daß die Symbolik des Pacifícale als Bild der Kreuzverehrung Karls VI. genau verstanden wurde. Zugleich symbolisiert es die Herrschaft Karls im Zeichen des Kreuzes, denn daß der kaiserliche Adler optisch das „Symbolum proprium" des Kaisers mit der Reliquie des Kreuzes Christi auf seinem Rücken zu tragen scheint, läßt sich als Sinnbild dafür deuten, daß der Kaiser das Kreuz, wie es jeder Christ in der Nachfolge seines Herrn, der „Imitatio Christi" auf sich nehmen soll, in einer besonderen Form, nämlich im Bild der Bürde der Weltkugel als dem barocken Symbol der Last der Regierung417®, der kaiserlichen Weltherrschaft, die er als Stellvertreter Christi inne hat, auf sich nimmt. Daß der Adler seine Schwingen weit ausbreitet, als wolle er sich zum Flug erheben, läßt darüber hinaus an den erwähnten, bei den Habsburgern auch bildlich zitierten antiken Mythos denken, nach dem der Adler sich durch den Flug in die Sonne verjüngt und damit ein Symbol der Unsterblichkeit darstellt. Hier wäre es die „Aeternitas Augusti" mit Christus als „Sol mundi". In diesen Zusammenhang paßt die bei der Überreichung des Sternkreuzordens gebrauchte Formel, in der das Kreuz Christi unter anderem als „das holtz des lebens" und „das mittel der Unsterblichkeit" bezeichnet wird 418 . Der Auftraggeber des Pacifícales und die Kombination von Weltkugel und Kreuz Christi, ebenso die anbetenden Engel lassen an den thematisch und formal in diesen Zusammenhang gehörenden Hochaltar der Wallfahrtskirche Mariazell in der Steiermark denken, die ein Hauptheiligtum habsburgischer Marienverehrung war. Der Hochaltar war von J . B. Fischer von Erlach entworfen worden und befand sich seit 1692/93 in Arbeit (Abb. 75, 76). Seine Vollendung erfuhr er erst durch Karl VI., wobei auch Känischbauer beschäftigt wurde 419 . Dieser führte die Figuren Gottvaters und Christi, deren Modelle bereits um 1700/1702 von dem Münchner Hofbildhauer Andreas Faistenberger geschaffen worden waren, 1719/1720 in Silbertreibarbeit aus. 1722 wurden sie zusammen mit dem Kreuz aus Ebenholz für diese Gnadenstuhl-Gruppe aufgestellt, nachdem 1 7 1 9 auch ein neues Transparent als Hintergrund angeschafft worden war. Anlaß für die Vollendung des Altars war ein Gelübde Karls VI. von 1 7 1 j , durdi das er den langersehnten Thronerben erflehte, der ihm im Jahr darauf, 1 7 1 6 , geboren wurde, aber bald wieder starb. Daß das Herrsdierideal der Habsburger christomimetische Züge aufweist und welche besonderen herrschaftsideologischen Grundlagen dies bei ihnen hat, wurde

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bereits dargelegt. Die Habsburger fühlten sich dabei nicht nur infolge ihrer Stellvertreterschaft Christi als Kaiser und Landesherrn, sondern auch im Rahmen der Frömmigkeitsbewegung in der Tradition der „Devotio moderna", wie sie die von Thomas von Kempen propagierte „Imitatio Christi" darstellt420, Christus als persönlichem Vorbild verpflichtet, und zwar vor allem auch dessen Leiden 421 , durch das er die Welt erlöst hatte. Besonders durch den hl. Franz von Assisi und dessen Stigmatisation war anschaulich geworden, daß die Nachfolge Christi im Nachempfinden der Leiden des Erlösers zu einer innigen Beziehung, ja sogar zu einer Art Gleichförmigkeit mit Christus führte. Von daher und wegen der Bedeutung des Leidens Christi für die Welt und die Weltherrschaft Christi, bei der sich die Habsburger als dessen kaiserliche Stellvertreter eine zentrale Stellung beimaßen, die sie zur Konformität mit Christus verpflichtete422, bestand für sie auch Veranlassung, die Verehrung der „Via Crucis" zu pflegen und den Kreuzweg Christi nicht nur spirituell im Gebet, sondern die Stationen des Leidens Christi öffentlich demonstrativ bei Prozessionen nachzuvollziehen. Dies lag um so näher, als der Kreuzzug und die Pilgerschaft zu den Erinnerungsstätten im Heiligen Land, der sich im Mittelalter auch die Habsburger unterzogen hatten, unmöglich und unüblich geworden war. So gewannen die im eigenen Land errichteten Nachahmungen der Leidensstationen Christi, die Kreuzwege und Kalvarienberge, an Geltung423. Dabei stand den Habsburgern in ihrer Residenzstadt Wien für die öffentliche Abhaltung solcher Andachtsübungen ein Kalvarienberg in der Vorstadt Hernais zur Verfügung, der für die Dynastie eine besondere Bedeutung hatte, weil er infolge des Sieges Ferdinands II. über die Protestanten in der Schlacht am Weißen Berg bei Prag 1620 entstanden war. Über seine Entstehungsumstände und Bedeutung wird noch zu sprechen sein. Die „Konstantinische Idee" — Kreuzzugsgedanke und Türkenkrieg. Als Sachverwalter des Reidies Christi waren die Kaiser aufgerufen, sein Imperium gegen die Feinde des Christentums und der Christenheit zu verteidigen und den Sieg des Kreuzes zu erneuern. Als Feinde galten nicht nur die Gegner der christlichen Religion und des Sacrum Imperium, sondern alle, die sich gegen den Kaiser und dessen Politik wendeten, der somit auch sein eigenes Herrschaftsinteresse im Zeichen des Kreuzes zu verteidigen pflegte. Das bedeutete bei den Habsburgern, bei denen die Interessen des Reiches und der Dynastie eng verflochten waren, daß sie unter diesem Zeichen gegen Feinde außerhalb und innerhalb des Reiches kämpften, gegen ausländische Mächte und gegen konfessionelle Gegner, die protestantische Opposition im Reich, die häufig die persönliche und dynastische Machtstellung und den Herrschaftsbereich bedrohte. Der im Zeichen des Kreuzes zu bekämpfende Feind war in erster Linie der Islam bzw. das türkische Reich, das seit dem Fall Konstantinopels 1453 und vor allem seit der Zeit Karls V. den Machtbereich der Habsburger ständig und massiv

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gefährdete, sowohl im Osten das habsburgische Stammland Österreich wie auch im Westen, von Nordafrika (Tunis) aus, das spanische Königreich der Habsburger. So ergab sich schon aus geographischen, territorialpolitischen Gründen eine Verquickung der Interessen und unausweichlichen militärischen Maßnahmen der Habsburger mit ihren Aufgaben als Kaiser. Der Kampf des Kaisers im Zeichen des Kreuzes galt aber auch dem Gegner innerhalb der Christenheit, vor allem wenn er als häretisch, als Ketzer und als Feind der wahren Kirche Christi gebrandmarkt werden konnte, wie dies seit der Reformation, d. h. seit Karl V. gehandhabt wurde. In beiden Fällen, gegen die „Ungläubigen" und gegen die Ketzer, wurde der Kampf im Zeichen des Kreuzes, als Kreuzzug geführt und jeder Sieg als der des Kreuzes Christi propagiert. Die Grundlage dieser Idee ist im Reichskreuz gegeben, das eine Partikel des Kreuzes Christi enthält und als Beschriftung eine Art Schlachtruf trägt: „ E C C E : C R V C E M : D O M I N I : F V G I A T : P A R S : HOSTIS : I N I Q V I : HINC" 4 2 4 . Im Rahmen dieser Thematik nahmen die Habsburger auch auf das Vorbild des ersten christlichen Kaisers des Imperium Romanum, auf Konstantin den Großen, Bezug, der im Zeichen des Kreuzes und unter himmlischem Beistand seinen heidnischen Gegner besiegt und so die Macht des Göttlichen Reiches und seines siegbringenden Zeichens erwiesen hatte. Vernulaeus behauptet, daß das Haus Habsburg ähnlich wie einst Konstantin von Gott selber auf das Kreuz als Zeichen seines Sieges hingewiesen worden sei. E r fährt fort: „Quis dubitet sub hoc signo vincere hostes, in quo Christus mundi Redemptor vicit daemones"425. Er verweist auf das Vorbild Christi, der mit dem Kreuz die Hölle („daemones") besiegte und seinen Stellvertretern zeigte, womit sie den Sieg über die Feinde seines Reiches, das sie verwalteten, erringen können. Vernulaeus hatte dabei sicherlich das die Habsburger damals bereits seit fast zwei Jahrhunderten bedrängende Problem des Krieges gegen die Türken im Sinn, den er als Kreuzzug verstand. In dieser Tradition wurden auch noch die Türkenkriege Karls VI. als Kreuzzüge gedeutet. Das Kreuz diente dabei als das Vorzeichen und die Trophäe des dadurch errungenen Sieges. Der göttliche Hinweis auf das Kreuz als habsburgisches Feldzeichen, den Vernulaeus im Sinn gehabt haben dürfte, und der göttliche Auftrag für den Kampf der Habsburger im Zeichen des Kreuzes generell erfolgte nach ihrer Meinung bereits beim ersten Kaiser ihres Geschlechts, bei Rudolf I. (Regierung 1273 bis 1291) und fand so seine Verankerung in einer speziellen dynastischen Tradition und deren zentralen Figur. Zum Beweis griff die habsburgische Panegyrik im Barock die bereits erwähnte Uberlieferung auf, daß Rudolf nach seiner Kaiserwahl zur Huldigung der Fürsten das Kreuz statt eines Szepters ergriffen habe, es küßte und darauf den Eid ablegen ließ, wobei er sagte: „Ecce signum, in quo nos et totus mundus est redemptus; et hoc signo utamur loco sceptri"428. Von der Krönung Rudolfs in Aachen wird sogar eine Kreuzeserscheinung am Himmel

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berichtet, die das typologisch-historische Ideal des christlichen Kaisers hinsichtlich seiner Beziehung zum Kreuz Christi vervollkommnen sollte, indem sie die „Konstantinische Vision" als eine Aufforderung zum Kreuzzug einbezog. Es heißt, daß um die neunte Stunde eine große weiße Wolke in Kreuzesform am Himmel gestanden habe, die nachher in blutrote Farbe überging. Als diese Erscheinung Rudolf berichtet wurde, soll er sie als Aufforderung Gottes zum Kreuzzug gedeutet haben427. Ein solcher kam nicht zustande, obwohl Rudolf 1275 in Lausanne das Kreuz genommen hatte427*. Später wurde die Deutung dieses himmlischen Vorzeichens im Interesse der habsburgischen Politik verallgemeinert, indem es auf den gesamten militärisch-politischen Bereich bezogen und als für das gesamte Haus gültig erachtet wurde. Es wurde im gegenreformatorischen Sinn als Kampfauftrag gegen die Feinde des wahren Glaubens, Häretiker wie Ungläubige und Heiden gedeutet, so daß man die Kreuzzugsaufforderung Gottes an Rudolf durch die Tätigkeit seiner Nachkommen als eingelöst betrachten konnte. Es wurde auch als missionarischer Auftrag interpretiert, insofern das Kreuz, d. h. der christliche Glaube, durch das Haus Habsburg unter Karl V. und seinen Nachfolgern bis an die Grenzen der Welt getragen worden sei. Hierher gehört das Gleichnis des italienischen Jesuiten Hortensio Pallavicini 428 , daß die Ausdehnung des habsburgischen Reiches nach Westen und Osten wie auch nach Norden und Süden in Kreuzesform vor sich gegangen sei — eine Idee, die von den Historiographen und Enkomiasten der österreichischen Habsburger übernommen wurde429. Der konstantinische Aspekt der Kreuzeserscheinung bei der Kaiserkrönung Rudolfs I. wurde von Schönleben direkt angesprochen: „In hoc signo et coelesti ostento Habsburgicus Constantinus victoriarum suarum cursum promovit" 430 . Neben der Vorstellung eines grundlegenden Zusammenhangs der Frömmigkeit, speziell der Kreuzesverehrung der Habsburger mit dem Bestand ihres Hauses und Reiches drückt sich hier, jenseits der mittelalterlichen Kreuzzugsidee, der generelle militärische Aspekt aus, der mit der konstantinischen Vision verknüpft wurde. Das Ideal des Herrschers, der wie Konstantin seine Gegner im Zeichen des Kreuzes bekämpft 431 , demzufolge von Gott begünstigt ist und seines Sieges gewiß sein darf, wurde aufgrund alter Uberlieferungen von den barocken Historiographen bereits in Rudolf I. gesehen. Dazu gehören Berichte, daß sein Sohn Albrecht im Krieg gegen Rudolfs Gegner, den Böhmenkönig Ottokar II. Premysl (1253—1278), das Kreuz vorantragen ließ (1276), das Gelöbnis, bei siegreichem Ausgang des Krieges gegen Ottokar eine Kreuzkirche zu errichten432, oder die Gewohnheit, Schlachten möglichst auf Feiertage zu verlegen zum Gedenken an den Tod Christi am Kreuz am Karfreitag, dem man, falls man fiel, an seinem Sterbetag symbolisch-typologisch nachfolgte; bei positivem Ausgang wurde dadurch im gleichen Sinn der Sieg als der des Kreuzes verdeutlicht4323. Der Sieg Rudolfs I. über Ottokar, der zur Bildung der habsburgischen Hausmacht führte, mag diesem kriegerisch-militärisch orientierten Kreuzeskult eine besondere Bedeutung verliehen haben.

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Auch von Karl V. wird berichtet, daß er vor Schlachten den Gekreuzigten um den Sieg angefleht habe, sowohl im Schmalkaldischen Krieg (1546—1547), in dem er die protestantische Opposition im Reich bekämpfte, als auch bei seinem tunesischen Feldzug (1535) gegen die Ungläubigen, die Mohammedaner. Beide Male wurde der errungene Sieg dem Kreuz zugeschrieben. Aufschlußreich ist das Gebet, das Karl im Schmalkaldischen Krieg vor der Mühlberger Schlacht verrichtet haben soll, in der er gegen den Bund der protestantischen Reichsfürsten kämpfte, die einen ketzerischen Gegner innerhalb der Christenheit darstellten, der nicht nur deren Einheit, sondern auch die des Reiches bedrohte. In diesem Gebet bezeichnet sich Karl als Werkzeug Gottes, als Rächer der Göttlichen Gerechtigkeit: „Domine, si vis iniuriam ulcisci, potes; ecce autem me vindicem tuum paratum, juva" 433 . Zweifellos liegt auch hier die konstantinische Idee vom Sieg des Kreuzes zugunsten des rechtgläubigen Herrschers und damit der gerechten Sache zugrunde. Der Titelblattholzschnitt einer Schrift zum tunesischen Feldzug Karls V. von 1535 zeigt den Gekreuzigten mit der Beischrift: „Der Kayserlichen und Christlichen Armata Obrister Hauptmann" 434 . Die Feldkapläne und Feldprediger der habsburgischen Heere, von Laurentius von Brindisi, der beim Sieg über die Türken 1601 bei Stuhlweißenburg (Szekesfehervar) in Ungarn dabei war, bis zu Marco d'Aviano, der das Entsatzheer gegen die türkischen Belagerer Wiens 1683 anfeuerte — beide gehörten zu dem in diesem Metier erprobten Kapuzinerorden 435 —, spornten mit dem Kreuz in der Hand die kaiserlichen Truppen zum Sieg an. Gleiches ereignete sich in der Schladit am Weißen Berg bei Prag 1620, in der die katholische Liga für die Ansprüche Kaiser Ferdinands II. gegen das Heer der protestantischen Union seines Gegenkönigs in Böhmen, Friedrich V. von der Pfalz, kämpfte. Der Sieg der Katholiken wurde der Hilfe Mariens und dem Kreuz zugeschrieben, dessen Zeichen der eigens aus Spanien berufene Karmelit Domenico a Jesu Maria zusammen mit einem Bild der Geburt Christi aus Strakonitz, das Soldaten der Union geschändet hatten, dem Heer vorangetragen hatte. Daher konnte Vernulaeus die Flucht Friedrichs mit den Worten kommentieren: „Tanto in crucem odio ferebatur, sed eius vim turpissime fugiendo sensit"436. Der erste Teil der Bemerkung bezieht sich darauf, daß unter dem „Winterkönig" in Prag und auch an anderen Orten Böhmens ein Bildersturm stattgefunden hatte. Der Sieg wurde vor allem der Fürbitte Mariens bei ihrem Sohn zugeschrieben. Seitdem spielte sie als Schutzpatronin der Habsburger und besonders als „Erzstrategin" und „Generalissima" ihrer Heere im kriegerisch-militärischen Bereich eine wichtige Rolle, die im Abschnitt über die Pietas Mariana der Habsburger näher behandelt wird. Hier ist dieser Marienkult vorweg zu erwähnen wegen des inhaltlichen Zusammenhangs bei dem großen Votivgemälde von Matthias Mayr von 1631 im Prager Veitsdom437, das von Ferdinand II. gestiftet wurde. Im Zentrum ist Christus am Kreuz dargestellt, darüber erscheint Maria mit dem Jesuskind, die gemeinsam die Reichskrone halten und von den böhmischen Landespatronen um-

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geben sind. Zu Füßen des Kreuzes kniet Ferdinand II. mit seiner gesamten Familie, zum Zeichen, daß er sich unter den Schutz dieser himmlischen Mächte stellte. Dieses Bild ist sicher auf die Schlacht am Weißen Berg zu beziehen, bei der es nach der Meinung aller Beteiligten um den Bestand der habsburgischen Herrschaft in Böhmen und auch im Reich ging. In der Beschriftung eines Kupferstiches, der unter Karl VI. nach dem hundertjährigen Jubiläum des Sieges am Weißen Berg entstanden ist (nach 1723) (Abb. 77), heißt es dazu, daß „durch Vorbitt der Allerseeligsten Mutter Gottes . . . die Herrliche Victori wider die uncatholischen" errungen wurde, „wodurch der Catholische glauben das Ertzhauß Österreich bey krön und scepter erhalten"438. Damit war in erster Linie die Kaiserkrone gemeint, die Maria und Jesus in dem Gemälde Mayrs halten. Auch in dem genannten Kupferstich erscheint oben einer der kaiserlichen Adler mit der Kaiserkrone, diesmal der habsburgischen Hauskrone, und mit Schwert und Szepter. Die Wahl des „Winterkönigs" war nämlich von beiden Seiten als der erste Schritt zu einer Ablösung der Habsburger in der Kaiserwürde betrachtet worden439. Mit dieser Schlacht ist vielleicht eines der Gemälde mit den Darstellungen der Tugenden Ferdinands II. im Preßburger Schloß in Verbindung zu bringen440, das den kämpferischen Charakter der habsburgischen Pietas441 bzw. Kreuzverehrung442 deutlich macht, der hier wohl zusätzlich durch die politische Lage Ferdinands II. bedingt ist (Abb. 78). Das „Spes et Fiducia in Deum" betitelte Gemälde zeigt den Kaiser zusammen mit einem Jesuiten in Betrachtung eines Kruzifixus. Im Hintergrund ist die Darstellung einer Reiterschlacht zu sehen — die Szene ist wohl weniger als der illusionistisch kaum vorstellbare Ausblick aus dem Gemach ins Freie gedacht, sondern als Wandbild oder Gobelin443 —, bei der ein Engel helfend eingreift. Diesem Gemälde ist eine runde emblematische Darstellung zugeordnet: ein von fliegenden Pfeilen von vorn und hinten bedrohtes Lämmchen („agnellus"), über dem das Auge Gottes in der Triangel, das Symbol der göttlichen Providentia, schwebt; die Umschrift lautet „Deus providebit" 444 (Abb. 79). Mit dem Sieg am Weißen Berg im Zeichen des Kreuzes hängt auch der Kalvarienberg zusammen, der 1639 bei der 1625 rekatholisierten protestantischen Kirche der Jörgerschen Herrschaft im Wiener Vorort Hernais errichtet wurde. Die Kirche und die Herrschaft waren bis zum Sieg am Weißen Berg ein wichtiger Stützpunkt des Protestantismus in Österreich gewesen. Dieser Kalvarienberg 445 war der Endpunkt eines Kreuzweges, der an einem „Corpus-Christi-Altar" im Wiener Stephansdom seinen Anfang nahm und von dessen Strecke behauptet wurde, daß sie der des Leidensweges Christi entspreche446. Die Prozession des Wiener Hofes in der Karwoche zum Hernalser Kalvarienberg gehörte zum festen Bestandteil der Hoffeste und der öffentlichen religiösen Übungen der habsburgischen Familie447. Der ursächliche Zusammenhang mit dem Sieg am Weißen Berg gab dieser „Via Crucis" zugleich die Bedeutung eines Siegesweges, einer „Via triumphalis", die die Sieger in demütiger Verehrung der siegreichen Leiden

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Christi schritten448. Welche Bedeutung der Hernalser Kalvarienberg für die Habsburger hatte, geht auch daraus hervor, daß er von Karl VI. künstlerisch verschönert und bereichert wurde. Der mit der Anfangsstation des Kreuzweges nach Hernais angesprochene Corpus-Christi-Kult ist bei den Habsburgern seit Friedrich III. nachweisbar, bei dem er sich auch in Bauunternehmungen manifestiert. Er erbaute die CorpusChristi-Kapelle in der Judengasse in Graz, die er den dorthin berufenen Dominikanern schenkte, worauf die Kapelle den neuen Titel „Zum heiligen Blut" erhielt. Der Ursprung der zweigeschossigen Gottesleichnamskapelle in Wiener Neustadt liegt noch früher. Sie geht auf Friedrichs Vater, Herzog Ernst den Eisernen (gestorben 1424), zurück449. Die Oberkirche enstand zwischen 1420 und 1440; die Unterkirche ist 1379 datiert. Es ist die „Leopoldinische Gruftkapelle", d. h. die Grablege der durch die habsburgische Länderteilung im Neuburger Vertrag 1379 etablierten „steirischen" Linie. Gottesleichnams-Kapelle und Grablege des Herrscherhauses — deutlicher kann man sich den christomimetischen Zug der habsburgischen Herrscherideologie nicht wünschen! Dabei bilden CorpusChristi-Verehrung 450 , Fronleichnamskult und Eucharistieverehrung einen großen Gesamtkomplex. Besonders deutlichen und sichtbaren Ausdruck fand die „Konstantinische Idee" unter Kaiser Leopold I. in einem Theaterstück des Jesuiten Nikolaus Avancini: „Pietas victrix sive Flavius Constantinus Magnus, de Maxentio Tyranno Victor . . ." 451 Es wurde im Februar 1659 zu Ehren Leopolds von den Studenten des kaiserlichen akademischen Jesuitenkollegiums in Wien aufgeführt. Es bezieht sich offensichtlich auf die im Jahr zuvor gegen den massiven Widerstand Frankreichs erfolgte Wahl Leopolds zum Kaiser. Im fünften A k t erfolgt eine konstantinisch-habsburgische Apotheose: Kaiser Konstantin triumphiert über Maxentius, und Konstantins Mutter, die hl. Helena, erscheint mit dem von ihr aufgefundenen Kreuz Christi. Nach einer Ehrung der habsburgischen Kaiser, auf die das Römische Reich überging und die damit die legitimen Nachfolger Konstantins sind, wird das Kreuz als Siegeszeichen aufgerichtet452. Mit Maxentius, dem Gegner des „Constantinus-Leopoldus Magnus", ist sicher Ludwig X I V . gemeint, der sich bei der Kaiserwahl 1658 als Gegenkandidat Leopolds beworben hatte und der hier als der böse Feind verteufelt wird, weil er den Habsburgern das als ihr Familienerbe beanspruchte Kaisertum streitig machte. In diesem Theaterstück erhält die dynastische, rudolfinische Tradition der Kreuzessymbolik als Sieges- und Kampfzeichen eine Ergänzung durch eine welthistorische Typologie im Sinn der Kontinuität der Amtsnachfolge im gesamten christlich-abendländischen Kaisertum. Diese beiden Kategorien von Vorbildern bestimmen in kombinierter Form die Grundstruktur des Herrscherideals Karls VI.: auf der einen Seite die dynastische Tradition, auf der anderen die bis in die Antike zurückreichende Kontinuität und Virtutes-Genealogie seines Herrschertums und seiner Vorbilder.

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Die Vorstellung, daß die Mutter oder Gemahlin des „Constantinus Habsburgicus" als die „neue hl. Helena" zu betrachten sei, kommt nicht erst hier zum Ausdruck, wobei auf die Funktion der habsburgischen Kaiserinnen als Oberhäupter des 1668 von der Mutter Leopolds I. gestifteten Sternkreuzordens hinzuweisen ist. Derartige Ideen sind schon bei Friedrich III. nachweisbar. Sie entstanden unter dem Eindruck der 1453 erfolgten türkischen Eroberung Konstantinopels, der Gründung Konstantins. Dieses das Abendland erschütternde Ereignis weckte nicht nur erneute Kreuzzugsintentionen, sondern auch den Gedanken, die ideelle Erbschaft des politisch erledigten oströmischen Kaisertums anzutreten453. Für Friedrichs Sohn, den 1459 geborenen Kaiser Maximilian I., war unter anderen auch der Taufname Konstantin erwogen worden454. Die Mutter Maximilians, Eleonora von Portugal, hatte angeblich bei ihrer Eheschließung mit Friedrich III. vom Papst die Erlaubnis erhalten, ihren Namen in Helena — nach der Mutter Konstantins des Großen — zu verändern. Als „neue Helena" wollte sie einen „neuen Konstantin" gebären455. Dementsprechend erhielt die 1460 geborene Schwester Maximilians den Namen Helena. Bei Karl VI. kommt die habsburgische Fiducia in Crucem Christi und deren militärischer Aspekt sowohl in Handlungen wie auch in Darstellungen zum Ausdruck. Dabei verstärkte sich infolge seiner Kriege gegen die Türken wieder der Kreuzzugsgedanke. Sicherlich spielte dabei die Erinnerung an die Kämpfe gegen die Türken im 17. Jahrhundert mit, bei denen Feldkapläne wie Laurentius von Brindisi und Marco d'Aviano in Tat und Wort das Kreuz als das Feldzeichen des kaiserlichen Heeres propagiert hatten, das zugleich das Heer der christlichen Welt darstellte. In der Deutung der Türkenkriege Karls VI. als Kreuzzüge und Kämpfe im Zeichen des Kreuzes ist eine mehrfache historische Rückbeziehung zu beobachten, die etwa gleichgewichtig einerseits die konstantinische Nachfolge und den abendländisch-mittelalterlichen Kreuzzugsgedanken im allgemeinen im Auge hat, zum anderen den vom „Burgundischen Erbe" Habsburg abgeleiteten, spezifisch dynastischen Kreuzzugsauftrag meint, nämlich die Rache an den Türken für die schmachvolle Gefangenschaft des Johann ohne Furcht von Burgund nach der Niederlage des Kreuzfahrerheeres bei Nikopolis 1396. Dessen Gefangenschaft, die er unter erniedrigenden Umständen in Kolchis zu erleiden hatte, wo Jason das Goldene Vlies erobert hatte, wurde als Grund für die Stiftung des Ordens vom Goldenen Vlies angesehen. Karl VI. vollzog in seinen Türkenkriegen als das Oberhaupt des ererbten Ordens die Rache seiner burgundischen Ahnen, die den beabsichtigten Vergeltungskreuzzug nicht zuwege gebracht hatten458. Aus diesen Gründen bestimmte das Zeichen des Kreuzes die Türkenkriege Karls VI. bei Aktionen und in Darstellungen. Als sich Prinz Eugen von Savoyen am 14. Mai 1 7 1 7 von Karl VI. verabschiedete, um gegen die Türken ins Feld zu ziehen, überreichte ihm der Kaiser „ein reich mit Diamanten besetztes Kruzifix, in dessen Zeichen er den Krieg gegen den Erbfeind der Christenheit führen sollte"457. Diese Szene hat Bartolomeo

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Altomonte in einem Gemälde dargestellt, das sich im Chorherrenstift St. Florian bei Linz befindet458. Dementsprechend interpretiert die Medaille auf den ersten Sieg dieses Feldzugs 1 7 1 7 bei Peterwardein (Abb. 1) diesen als Sieg des Kreuzes, und zwar in der Nachfolge Konstantins des Großen. Karl Gustav Heraeus, als kaiserlicher Medailleninspektor für die Gestaltung der Propaganda auf diesem Gebiet zuständig, erläutert als Erfinder und Entwerfer diese Medaille459. „Dargestellt ist eine geflügelte Victoria, die auf den eroberten türkischen Geschützen und Feldzeichen steht. In der einen Hand hält sie Lorbeerkranz und Palmzweig" — nach anderweitigen Erläuterungen des Heraeus die Symbole des Sieges und des Friedens —, „in der anderen die siegreiche Christliche Standarte (Labarum), an der jenes Monogramm prangt, durch das einst Konstantin der Große erstmals über die Feinde Christi triumphierte." Gemeint und gezeigt ist das ligierte Christusmonogramm „ X P " , bei dem es sich um die beiden zum Symbolzeichen gewordenen griechischen Anfangsbuchstaben des Namens „Christos", Chi und Rho, handelt. Die Spitze dieser angeblich von Konstantin anläßlich seiner Kreuzesvision im Jahr 3 1 2 eingeführten Kaiserstandarte „ziert der römische Adler, das Zeidien der kaiserlichen Legion, durch die allein die barbarischen Völker besiegt wurden". „Um zu verdeutlichen, daß der Ruhm des Kaisers nicht mit einem Schaden für andere Christen verbunden ist, sondern vielmehr den Schutz und das Heil (Salus) des Christlichen Erdkreises verspricht, wird die Umschrift hinzugefügt: V I C T O R I A C A R O L I F E L I C I T A S C H R I S T I A N O R U M " . Hier wird eine den Krieg und dessen Ziele verteidigende Tendenz im Sinn der alten Aufgabe des Kaisers für die Religion deutlich. Ähnlich verhält es sich mit der Inschrift im Abschnitt460, die ausdrücklich betont, daß der Kaiser ganz allein kämpfte, d. h. ohne sonstige Unterstützung — womit wohl auf den mangelnden Einsatz der dafür ebenfalls verantwortlichen Reichsmitglieder und der sonstigen Fürsten der Christenheit überhaupt hingewiesen werden soll. Sie hebt auf diese Weise das Verdienst Karls VI. um das christliche Abendland besonders hervor. Bei dieser Medaille steht die Person des Kaisers als „Neuer Konstantin" und alleiniger Kreuzfahrer der Christenheit im Vordergrund. Statt alleinig könnte man wohl auch alleingelassen sagen. Die deutlich apologetische Tendenz nimmt offensichtlich auf entgegengesetzte Meinungen Bezug, die diesen Türkenkrieg nicht als ein allgemeines Anliegen der Christenheit oder des Reiches betrachteten, sondern als eigennütziges Unternehmen Habsburgs. Solche Meinungsverschiedenheit hatte es auch in der Vergangenheit häufig gegeben. Zu dieser Apologetik gehört auch die bei der folgenden Medaille wiederholte Äußerung des Heraeus, daß der Kaiser nicht um seines Ruhmes willen Schaden für die Christenheit heraufbeschwöre. In dieser Bemerkung steckt auch eine für die Zeitgenossen erkennbare Polemik gegen den „allerchristlichsten" König von Frankreich. Wie aus der Erläuterung der folgenden Medaille von Heraeus noch deutlicher herauszuhören ist, war man der Meinung, daß Frankreich, d. h. Ludwig X I V . , seine Kriege aus Ruhmsucht und zum Schaden der Christenheit geführt habe, wobei auch der Vor-

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wurf des Zusammenspiels mit den Türken in einem Zweifronten-Angriff gegen das Reich und Habsburg mitspielte. Zum Passarowitzer Frieden mit den Türken 1 7 1 8 schuf Heraeus zwei Medaillen, die den Sieg des Kreuzes, mit dem der Kaiser Prinz Eugen in den Kampf geschlickt hatte, verherrlichen. Die eine, die den Aspekt der Bescheidenheit des Kaisers berücksichtigt, die gerade bei der Präsentation seiner Frömmigkeit eine Rolle spielte — eine kokettierende Dissimulatio, die gleich zwei Tugenden herauszustellen imstande war —, ist in erster Linie dem Kreuz als Zeichen des Sieges und des Friedens gewidmet. Die Erläuterung des Heraeus für das Münzbild (Abb. 2) besagt461, daß es „den Triumph des Friedens" darstellt, „bei dem nach dem Vorbild einiger römischer Imperatoren, welche Ehrungen ablehnten, die Bescheidenheit (Modestia) des Kaisers, die jedem Pomp eines Triumphes abgeneigt ist, den ihm zustehenden Platz im Triumphwagen der Christlichen Religion einräumt". Diese „hält statt des üblichen Lorbeerzweiges einen Ölzweig und statt des elfenbeinernen Szepters das siegreiche Zeichen des Kreuzes, da ja eben Ihre Kaiserliche und Katholische Majestät nicht zu deren Schaden wie bei anderen Kriegen in Europa, sondern zu deren Vorteil den Krieg begonnen und beendet haben, deren maßvolle Haltung (Moderatio) im Frieden nicht weniger als bei den Siegen zu erkennen ist. Im Wagen befindet sich noch, an Stelle des Zeichens des Sieges, die Statue des Friedens (Pax), der die Mutter der Eintracht krönt", nämlich die Religion. Nach der Stichabbildung der Medaille geschieht dies mit einem Blätterkranz. Außerdem hält die Figur des Friedens einen Merkurstab. Neben dem Triumphwagen steht auf der linken Seite die Gerechtigkeit (Justitia) mit Schwert und Waage, in der sie, wie Heraeus betont, einen Schild im Gleichgewicht hält. Letzteres Motiv soll „den gerechten", d.h. gleichmäßigen „Schutz der verbündeten Völker" symbolisieren. „Auf der anderen Seite steht die Virtus" (im Sinn von Mannhaftigkeit, Tapferkeit), „die das Zeichen der kaiserlichen Legionen, die diesen Sieg gewonnen haben, trägt." Es handelt sich um den römischen Legionsadler. „Beide führen die triumphale Quadriga. Der Triumph wird bezeichnet durch die Umschrift: D E C H R I S T I A N I N O M I N I S HOSTIBUS, und die Inschrift (im Abschnitt): P A C E T U R C I S D A T A M D C C X V I I I , in Nachahmung jener (zu ergänzen: römischen Medailleninschrift): Rex Parthis datus." Das Brustgeschirr der Pferde der Quadriga weist als Gehänge Halbmonde auf, so daß der besiegte Gegner auch bildlich angedeutet wird, dessen Pferde den Wagen des Siegers bzw. der Siegerin, nämlich der christlichen Religion, ziehen müssen. Bei dieser Medaille begegnet als Nebenmotiv die Verknüpfung der Gerechtigkeit mit dem Krieg und deren Zuordnung zum Frieden bzw. zur Religion, was im Abschnitt über die Herrschertugend der Gerechtigkeit noch behandelt wird. Außerdem wird die Tugend der Bescheidenheit des Kaisers angesprochen. Das Zurücktreten Karls beim Triumph zugunsten der Religion, der er die Ehrung als Siegerin überläßt, steht in Verbindung mit seiner auch sonst bei religiösen Mani-

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festationen ostentativ gezeigten und panegyrisch propagierten Bescheidenheit. Dabei handelt es sich nicht nur um die traditionelle Demutshaltung des typischen Habsburgers, die dieser bei religiösen Veranstaltungen, vor allem bei Prozessionen, den sakralen christlichen Triumphzügen, deren Charakter hier gegeben ist, zur Schau trägt. Für diese Einstellung wird auch das Vorbild antiker Imperatoren in Anspruch genommen. Während sie bei anderen Habsburgern meistens nur literarisch überliefert ist, findet sie bei Karl VI. auch bildlich-symbolischen Ausdruck — nicht nur in dieser Medaille von 1718 462 . Die zweite, kleinere Medaille des Heraeus auf den Passarowitzer Frieden (Abb. 3) stellt den Sieg des Kreuzes noch deutlicher heraus, diesmal in enger Verknüpfung mit der Person des Kaisers. „Sie zeigt" — so Heraeus489 — „den Imperator wegen der ständigen Siege über die Türken mit Lorbeer bekrönt; wegen des Friedens, den er durch die Siege zustande brachte, ist er als Togatus gegeben. A n das Kreuz, dem seine Frömmigkeit (Pietas) die Triumphe zuschreibt, heftet er den Siegesschild (Clypeus Victor), der als solcher durch die römische Inschrift D E B A R B A R I S G E N T I B U S gekennzeichnet ist. Diese Anordnung ahmt antike Münzen nach, bei denen der Schild von einer Palme getragen wird, während hier das Kreuz deren Platz einnimmt. Dieses ist mit Palmen geziert." Diese ragen hinter dem Kreuz auf, so daß ein ähnlicher Effekt entsteht wie bei dem von Heraeus angeführten Palmbaum der antiken Münzbilder. „Als Triumphzeichen ist es durch zerbrochene Waffen der Feinde gekennzeichnet." Es handelt sich um Fahnen mit dem türkischen Halbmond auf der Stangenspitze und einen Bogen mit Köcher. Links „steht der Christliche Erdkreis (Orbis Christianus) mit der Weltkugel (Sphaera), die diesem eigen ist, und vor allem mit dem heiligen Buch, das mit den Siegeln der sieben Katholischen Mysterien ( = Sakramente) verschlossen ist. Dieser (der christliche Erdkreis) reicht dem Augustus Karl wegen der im Türkischen Krieg geretteten Bürger einen Eichenkranz in derselben Intention, mit der er einst dem Augustus überreicht wurde, mit dem die Umschrift unseren äußerst tapferen und glücklichen Augustus Caesar als Friedensbringer (Pacator) vergleicht, der dreimal den Janustempel geschlossen hat, nicht innerhalb von j o Jahren der Regierung wie einst Augustus, sondern innerhalb der ersten fünf Jahre; und zwar als dreifachen Friedensbringer (Pacator tertius)463" wegen der mit den Ungarn, den Franzosen und den Türken beendeten Kriege." Mit dem ungarischen Krieg ist der langdauernde Kampf der Habsburger mit den aufständischen Kuruzzen gemeint, der 1711 beendet worden war. Unter dem Krieg mit den Franzosen ist der Spanische Erbfolgekrieg zu verstehen, der 1714 mit dem Frieden zu Rastatt beendet wurde. Auf diesen dreifachen Frieden bezieht sich auch die Umschrift: „ A V G V S T O P A C A T O R I III." ( = Tertio). Unten im A b schnitt steht: „ O B P O M O E R I I C H R I S T I A N I F I N E S A M P L I A T O S / E T / SOCIOS DEFENSOS M D C C X V I I . " Eine dritte zum Passarowitzer Frieden entworfene Medaille des Heraeus464 verherrlicht ebenfalls den Sieg des Kreuzes, diesmal allerdings speziell im Zeichen

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des habsburgischen (Andreas-)Kreuzes465 (Abb. 4). Wie bereits gesagt, bestand für Karl VI. als Oberhaupt des habsburgischen Ordens vom Goldenen Vlies noch ein besonderer Auftrag für einen Kreuzzug: die Rache des „burgundischen Erben", als der sich Karl VI. verstand, an den Türken für die Niederlage bei Nikopolis und die schmachvolle Gefangenschaft Johanns ohne Furcht, zu deren Zweck der Orden gestiftet worden sein soll466. Bei dieser Medaille liegt also eine besondere spezifisch habsburgische Form der heraldisch-emblematischen Verherrlichung des Sieges im Zeichen des Kreuzes vor. Im Hinblick auf das burgundische Andreaskreuz konnte das Christusmonogramm, das XP-Zeidien, das öfters in der Herrschaftssymbolik Karls VI. auftaudit, nicht nur als konstantinisdies Siegeszeichen gelten, sondern auch im speziell burgundischen Sinn gedeutet werden. Die Verbindung des Kreuzes als Siegeszeichen im Kampf gegen die Türken mit der Konstantinischen Idee und deren Verknüpfung mit der habsburgischen Heraldik ist außer bei dieser Medaille noch andererorts und in anderer Art zu beobachten. Für die Assoziation zwischen dem Kriegsschauplatz in Ungarn und dem Vorbild Konstantin als christlichem Feldherrn im Zeichen des Kreuzes standen den Habsburgern symbolisch-heraldische Analogien sozusagen ständig vor Augen. In der Hofburg befindet sich eine Gobelinserie der Konstantinsgeschichte nach Rubens467. Einer der Gobelins zeigt den thronenden Konstantin mit einem Kreuz statt eines Szepters in der Hand, eine Darstellungsweise, die an die „Regierungserklärung" Rudolfs von Habsburg erinnert. Das Kreuz, das Konstantin hält, ist ein Doppelkreuz, das bei den Habsburgern als „Spanisches Kreuz" bezeichnet wurde und das darüber hinaus auch im Wappen Alt-Ungarns vorkommt. In diesem Zusammenhang muß man wohl die Medaille auf die Eroberung von Temesvar 1 7 1 7 sehen (Abb. 5). Diese zeigt nach der Erklärung des Heraeus468 „die Dacia Mediterranea oder Transylvania, zu erkennen an dem Hengstkopf, den sie wie auf antiken Münzen hält, und am Pallium. Sie sitzt, zum Zeichen der unter ihrem Karl gewonnenen Sicherheit, gestützt auf ein steinernes Grenzzeichen, das in der Unterschrift Decumanus genannt wird nach der Interpretation des S. Pomp. Festus in De Verborum signif., weil es das äußerste des Christlichen Erdkreises im Osten war. Diesen Grenzstein des christlichen wie audi des ungarischen Gebietes beansprucht das Kreuz, mit dem er bezeichnet ist". Bei diesem Kreuzzeichen handelt es sich um das ungarische Doppelkreuz, so daß das Anliegen der Christenheit mit dem des Herrschaftsbereiches Karls VI. im Osten Österreichs im Zeichen des ungarischen Kreuzes vereint erscheint. „Die Dacia hält die Mauerkrone (corona muralis) in der Hand, die Kaiser Karl VI. verdient hat, der als erster seines Geschlechts diese äußerst stark befestigte Stadt eroberte469, nachdem er die Türken in der Feldschlacht besiegt hatte . . . " Die Verbindung des Doppelkreuzes mit der Idee des Konstantinischen Sieges im Zeichen des Kreuzes als Emblem eines habsburgischen Sieges im Namen des Kreuzes ist in dieser symbolhaft-heraldischen Form schon bei Leopold I. zu finden. Dieser ließ am 14. Septem-

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ber 1686 anläßlich der Zurückeroberung Budas (Ofens) gemäß einem Gelübde, das er 1683 in Linz anläßlich der Belagerung Wiens durch die Türken geleistet hatte, auf die Spitze des Turms von St. Stephan in Wien ein „doppeltes oder Spanisches Creutz" setzen470, das auf dem unteren Querbalken die Inschrift „ I n hoc signo vinces" trug — analog der Konstantinsgeschichte. Auf dem oberen Querbalken stand die Inschrift des Kreuzes Christi: J . N . R . J . Der untere Querbalken wies außerdem die Monogramme Jesu und Mariens, das konstantinisch deutbare „ I H S " ( = In Hoc Signo) und „ M R A " , auf. Dieses Kreuz ersetzte den am 1 5 . Juli 1686 herabgenommenen Halbmond, dem eine Hand die ,Feige zeigte', was als verhöhnende Erinnerung an die vergebliche Belagerung Wiens durch die Türken 1529 angebracht gewesen war 4 7 1 . Auf die Abnahme des türkischen Halbmonds nahm die Inschrift am Fuß des Kreuzes Bezug: „Luna deposita, 8c Crux exaltata Anno (quo capta est Buda a Christianis) M D C L X X X V I . " Die Monatsdaten der Abnahme des Halbmonds und der Errichtung des Kreuzes nahmen Bezug auf den Zeitraum der zweiten Belagerung und Befreiung Wiens im Jahr 1683, die die Inschrift links davon nennt: „Vienna a Turcis obsessa die 14. Juli, anno 1683 & 12. Sept. regnante Imperatore Leopoldil. liberata." Auf der Rückseite des Kreuzes stand oben das Psalmwort: „In te, Domine, speravi, non confundar in aeternum." Unten befand sich ein Chronogramm: „ L V n a e L 0 C 0 aVgVsto Caesare LeopoLDo signo C r V C I s VICtae, atqVe t V r r l sanCtl stephanl 15. I V L I I posltae C r V X Ista ereCta & eXaLtata est" ( = 1686). In diesem Sinn, als Siegeszeichen im Kampf gegen die Türken, dazu in Beziehung zum Wappen des umkämpften Gebietes, nämlich Ungarns, begegnet das Doppelkreuz unter Karl V I . mehrfach. Von den Medaillen, die Heraeus 1 7 1 2 zur Krönung Karls V I . zum König von Ungarn schuf 472 , zeigt die Rückseite der zweiten Medaille (Abb. 7) „ P a x , wie sie auf den Medaillen des Kaisers Antoninus Pius erscheint. Sie setzt einerseits Waffen in Brand, andererseits verleiht sie der Pannonia einen Schild, der mit dem f ü r Ungarn glückbringenden Carolinischen Namen" — in der Stichabbildung die Initiale „ C " — „prangt, den jene (die Pannonia) nach empfangener Wohltat krönt", d. h. sie hält über den Schild und die darauf befindliche Namensinitiale Karls die Stephanskrone. „Sie (die Pannonia) ist zu erkennen an der gleichen Mitra, Toga und durch das Vexillum, mit denen sie auf den Medaillen des L. Aelius Caesar dargestellt wird, außer daß das Vexillum wegen der Christlichen Religion mit dem Doppelkreuz (Crux bis immissa) ausgezeichnet ist, das gleichzeitig das Ungarische Kreuz darstellt. Die Umschrift (lautet): Q U A M R E G I T , A N T E T E G I T . " Sie bedeutet, daß K a r l als Voraussetzung für seine Regierung in Ungarn für dessen Schutz und Verteidigung im Zeichen des Kreuzes gesorgt hat. In den „Gedichten und Lateinischen Inschriften" des Heraeus (Nürnberg 1721) 4 7 3 erscheint über dem Einleitungsgedicht als Kopfleiste ein Kupferstich, der den Sieg des Doppelkreuzes in Ungarn allegorisiert (Abb. 8). In der Mitte steht über brennenden Waffen der nimbierte kaiserliche Doppeladler mit vier Beinen.

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Die beiden mittleren Fänge halten das Blitzbündel Jupiters, die äußeren Schwert und Szepter. Rechts lagert neben einer liegenden Wasserurne ein bekränzter bärtiger Flußgott, in der einen Hand das Doppelkreuz und in der anderen zwei gekreuzte türkische Roßschweife mit dem Halbmond auf der Spitze, dazu einen weiteren Stab mit einem Turban darauf. A n den Stäben ist ein Schild befestigt, der zwei gegenständig angeordnete Halbmonde aufweist. Die rechts am Rand sichtbare, vom Horizont überschnittene Sonne — als aufgehend und damit als Zeichen f ü r ,Osten' zu deuten — vervollständigt die Allegorie des Sieges gegen die Türken im Zeichen des ungarischen Doppelkreuzes. Links lagert ein zweiter Flußgott, ebenfalls neben einer Wasserurne, in der erhobenen Rechten eine Kugel, auf der die Statuette einer geflügelten Victoria steht, die einen Lorbeerkranz hält. Nach Analogien bei den Medaillen des Heraeus 474 handelt es sich beim Flußgott rechts um die Donau, bei dem links um den T a j o (bei Heraeus „Tagus") in Spanien, w o K a r l V I . seine ersten Siege errang, so daß hier sein gesamter, von ihm umkämpfter Herrschaftsbereich vergegenwärtigt ist. Die Fiducia in Crucem Christi der Habsburger, ihre Hoffnung auf die siegreiche H i l f e des Kreuzes wie einst bei Konstantin, kommt wie in dem Psalmenzitat des Kreuzes Leopolds I. für den Stephansturm und schon beim FerdinandsKreuz auch im Trauergerüst f ü r Kaiser Joseph I. von 1 7 1 1 zum Ausdruck 475 (Abb. 62). Bei den drei christlichen Tugenden über dem Sarkophag, die die Charakterzeugen des verstorbenen Kaisers darstellen, zeigt die Hoffnung ein konstantinisches Attribut: „Spes cum hasta, Christi Monogrammate notata & infra conterente serpentem; prout in numis Constantini M(agni). ancorae speciem prae se fert." Die Formulierung „conterente serpentem" ist offensichtlich eine Anspielung auf den Wortlaut der Heilsverheißung an Adam und E v a in der Genesis. Dabei läßt die Kreuzlanze selbst an die des Jesuskindes bei dem seit der Gegenreformation verbreiteten Typus der „Maria de Victoria" denken, der den Vollzug der Prophezeiung der Genesis vergegenwärtigt. Hier ist also die Hoffnung auf die Teilhabe am Ereignis der Erlösung Christi gemeint. Die Habsburger hatten noch einen besonderen Grund, das Christusmonogramm als ihr Zeichen herauszustellen. In ihrem Besitz befand sich eine antike Achatschale, die zu den wichtigsten Kleinodien und als unveräußerlich bestimmten Erbstücken des Hauses gehörte. Sie trägt im Sclialengrund eine Inschrift, in der man noch im 18. Jahrhundert den Namen „ X P I S T O " zu erkennen glaubte 478 . Diese Schale wurde f ü r den hl. Gral gehalten, „jenes legendäre Gefäß, dessen sich Christus beim Letzten Abendmahl bedient haben soll, oder in dem, nach einer anderen Version, Engel das Blut Christi am Kreuz aufgefangen hätten" 477 . Die Schale stellte demnach eine direkte Verbindung zu Christus her. Sie diente als Taufschale f ü r die Erzherzöge, wodurch einmal mehr der bei den Habsburgern besonders starke christologische Bezug demonstriert werden sollte. Im 18. J a h r hundert wird in Schriften mehrfach betont, daß die Schale 1204 bei der Eroberung Konstantinopels durch die Kreuzfahrer erbeutet worden sei, so daß auch an eine

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direkte Verbindung mit Konstantin, den Begründer dieser Stadt und ersten christlichen Kaiser, geglaubt werden konnte. Das als konstantinisch betrachtete römische Feldzeichen mit dem Christusmonogramm „ X P " auf dem Vexillum, kurz Labarum genannt, taucht bei allegorischen Darstellungen auf Karl VI. mehrfach auf, so z. B. neben der erwähnten Medaille auf den ersten Sieg Karls über die Türken bei Peterwardein in einem Kupferstich (Abb. 24), der inmitten eines allegorischen Apparats das Bildnis Karls VI. als die Vorderseite von drei Medaillen darstellt, die 1 7 1 2 zu seinem Einzug in Wien von Heraeus entworfen worden waren478. Es war ein bedeutender Anlaß, denn Karl kam als neu gekrönter Kaiser und neuer österreichischer Landesherr in seine Residenzstadt, die er 1703 verlassen hatte. Die das Bildnis umgebenden Allegorien verherrlichen die in der Devise Karls, „Constantia et Fortitudine", genannten Tugenden. Dabei erscheint die „Constantia mit dem Feldzeichen der Christlichen Imperatoren" (Heraeus)479. Ein weiteres Beispiel findet sich im Codex Albrecht480 (Abb. 89). Dort ist ein Arrangement von Medaillen auf Karl VI. in Federzeichnung dargestellt. Die hier interessierende Medaille befindet sich links unten. Sie bezieht sich auf die Krönung Karls zum Ungarischen König. Das Medaillenbild zeigt fünf Figuren, von denen die dritte von links eine stehende Frau ist, die eine diademartig nach vorn ansteigende gezackte Krone trägt und ein Labarum mit dem „XP"-Zeichen hält. Auf der Stangenspitze befindet sich anscheinend — soweit das nach der winzigen und grob gemachten Zeichnung zu erkennen ist — eine Victoria auf einer Kugel. Hinter der Frau steht eine schnurrbärtige Gestalt mit einer Art phrygischerMütze auf dem Kopf, die einen Schild vor sich stehen hat, auf dem sich das altungarische Wappen mit dem Doppelkreuz auf dem dreikuppigen Berg befindet. Bei diesen beiden Figuren sind die beiden in der Herrschaftssymbolik Karls VI. bedeutsamen Kreuze zu einer Allegorie des für Ungarn Sieg und Schutz versprechenden Herrschers — „Quam regit, ante tegit" — vereint. Sie stehen vor einer rechts davon sitzenden Figur, die als römischer Togatus gegeben ist und mit Lorbeer bekränzt zu sein scheint. Sicherlich ist mit dieser Gestalt der Kaiser, also Karl VI. gemeint, der im Friedenskostüm der antiken Kaiser dargestellt ist. Zu seinen Füßen liegt eine Kugel, auf die die Frau, die das Labarum hält, mit der einen Hand hinweist. Sie ist als Weltkugel, das Herrschersymbol der Sphaira, zu deuten. In der linken Hand hält der Togatus eine Wurflanze, in der rechten einen Äskulapstab. Beide Attribute sind als Zeichen der kriegerisch-militärischen und der friedlichen Fürsorge des Herrschers in der Verteidigung und Förderung des Wohles des Staates zu deuten, die im Zeichen „der christlichen Imperatoren" erfolgen, das die Herrschaft über den „Orbis Christianus" gewährt 481 . Auch die restlichen Figuren dieser Medaille sind trotz der unscheinbaren Darstellungsweise sehr aufschlußreich für die Herrschaftsideologie Karls. Links hinter dem ungarischen Wappenhalter erscheint eine weitere stehende Figur, die mit einer Tunika bekleidet ist und in der Armbeuge anscheinend ein Rutenbündel, die Fasces der römisdben Liktoren, und in den Händen

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ein Szepter und einen nicht genau identifizierbaren Gegenstand hält. Es handelt sich um einen Stab mit einer dreiblättrigen nach unten gekehrten .Tulpenblüte', aus deren Kelchfuß ein Stift herausragt, der in einer Kugel endet. Vielleicht handelt es sich um ein Lilienszepter. Auf der rechten Seite steht hinter dem Kaiser eine bekränzte Frau in weitem Gewand und mit entblößtem Oberkörper. Mit der einen Hand hält sie über das Haupt des Kaisers einen Zweig (Olivenzweig?), in der anderen Hand trägt sie eine Kugel, auf der sich eine Figur befindet, die ein sitzendes nacktes Kind mit Segensgestus und Nimbus darstellen dürfte, also wahrscheinlich ein Jesuskind im Typus des Salvator Mundi. Die Frau ist wohl als Pendant zur kriegerischen Labarumträgerin zu sehen und bedeutet die friedliche Herrschaft des Kaisers als Stellvertreter Christi. Der Zweig, den diese Frau über den Kaiser hält, könnte ein Olivenzweig sein und damit, wie bei Heraeus zu finden ist, ein von den Römern übernommenes Sinnbild des Friedens. Der entblößte Oberkörper der Frau und ihre Zusammenstellung mit einem Kind lassen sie mit Personifikationen der Caritas482 assoziieren, wobei eine Allusion an Maria eingeschlossen sein könnte. Während bei den Figuren links vom Kaiser dessen weltliche Herrschaft und Gerechtigkeit bzw. Gerichtsbarkeit angesprochen sind, dürfte in der Figur rechts von ihm die Göttliche Gnade, d. h. das Gottesgnadentum des Kaisers gemeint sein. Eine ähnliche Darstellung wie in den drei zuerst beschriebenen Figuren der gezeichneten Medaille war zu Ehren Karls in monumentaler Form zumindest geplant. Bei dem von Karl VI. beabsichtigten völligen Neubau der Wiener Hofburg wurde als Anschlußstück an den neuen Reichskanzleitrakt des äußeren Burghofes an der Stelle, wo sich heute der Michaeiertrakt befindet, eine Anlage vorgesehen, in der sich die Haupteinfahrt in den „Burgplatz" vom Kohlmarkt und der Stadt her befinden sollte. Der Bau wurde 1729 begonnen483. Dieser von Fischer von Erlach d. J . entworfene Michaeiertortrakt blieb unter Karl VI. unvollendet und wurde erst 1890—1893 in Anlehnung an den Entwurf Fischers fertiggestellt. Er sollte, wie aus den Plänen Fischers und aus dem Konzept im Codex Albrecht für die Ausstattung hervorgeht, „eine grosse Rondellen mit oben einfallenden Licht und groß gewölbten Cuppel" enthalten484. In diesem Rondell waren zwischen den Bogenöffnungen acht zwickeiförmige Felder mit „Bas-relieven in künstlicher Stokator-arbeit" vorgesehen. Die Darstellungen waren wichtigen Ereignissen im Leben Karls VI. gewidmet, die hier in einem anspruchsvollen Rahmen vorgeführt werden sollten: „Weilen auch vorhinein an der Haubt Einfahrt des K a y : Burgg-Gebäu eine zu Ehren Ihro K a y : May:", von J . L. von Hildebrandt während der Abwesenheit Karls, der sich wegen seiner Krönung zum ungarischen König in Preßburg aufhielt, 1 7 1 2 in Stein „aufgerichtete Triumph/Porten gestanden, nunmehro aber wegen Neuen Bau abgebrochen worden, also ersetzete dieser . . . Gedanken deren acht Bas-relieven das würdige Denckmahl in der neuen gleich einem Ehren = Tempel formblichen Einfahrt-Kuppel" 485 . Die acht Stuck-

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reliefs waren vor allem den kriegerisch-militärischen Erfolgen Karls VI. gewidmet: der „Expedition in Spanien", der „Belagerung Barcellonae", der „Schlacht bey Saragossa", der „Erlangung des Kayserthumb, und zweyer Erbkönigreich" ( = Ungarn, gekrönt 1 7 1 2 ; Böhmen, gekrönt 1723), der „Belagerung Bellgrad", der „Victorie bey Peterwardein" (1717), der „Eroberung Temesvar" und dem „Dreyfachen Frieden". Das Rondell wie auch die Stuckreliefs waren unter Karl VI. zum Teil wohl bereits ausgeführt gewesen486, sie wurden aber beim Neubau dieses Traktes im 19. Jahrhundert zerstört, so daß lediglich das Konzept im Codex Albrecht von ihnen Nachricht gibt. Hier interessiert nur das sechste Relief mit der Belagerung Belgrads. „Hier stehet neben zweyen zu Erde liegenden Flüssen der Donau und der Sau [ = Save] das Königreich Hungarn das Monocrama X P in einem antiquen Standart haltend mit einer hoch gespützten Thiara auf dem Kopff geziehret, und empfanget von denen zu Erden knyenden Türdkhen die Schlüssel der haubt Vestung" 487 . Man darf sich also die Personifikation des Königreichs Ungarn so ähnlich wie die Figur mit dem Labarum auf der Medaille der Federzeichnung des Codex Albrecht vorstellen. In Analogie ist deren diademartige Zackenkrone mit der beim Relief genannten „hoch gespützten Thiara" zu identifizieren. Bei beiden Darstellungen ist der Kampfauftrag und der Sieg Karls VI. in Ungarn gegen die Türken mit dem Sieg des Kreuzes unter dem „Feldzeichen der Christlichen Imperatoren" nach dem Vorbild Konstantins des Großen verbunden. Die Pietas Mariana — Maria als Staatspatronin und Generalissima der Habsburger Der Marienkult nahm in der religiösen Staatsidee der Habsburger eine besonders bedeutsame Stellung ein. Maria, der man als Mutter des Erlösers und Weltenherrschers eine wirksame Rolle als Fürsprecherin und Gnadenvermittlerin der Menschheit am Throne Gottes („Maria Mediatrix") und große Gewalt als Königin der himmlischen Heersdiaren zuschrieb, wurde von den Habsburgern als Patronin und Schutzherrin ihres Hauses und vor allem als Regentin und „Generalissima" ihres Staatswesens verehrt. Dieser Marienkult der Habsburger tritt besonders deutlich im Barock in Erscheinung488. Er steht im Rahmen der von Ferdinand II. unternommenen Gegenreformation, die anti-türkisdie Züge des Marienkultes auf die Protestanten übertrug. Insofern steht er im Gefolge des glanzvollen Sieges der von einem Habsburger, Don Juan d'Austria, einem Halbbruder Philipps II. von Spanien, geführten christlichen Flotte über die Türken in der Seeschlacht von Lepanto 1 5 7 1 , der der Hilfe Mariens und dem von Papst Pius V. erneuerten marianischen Rosenkranzgebet zugeschrieben wurde. Dieser Marienkult hängt auch mit den Bestrebungen der Katholiken zusammen, gegenüber den Protestanten in Maria eine konfessionsspezifische Symbolfigur zu schaffen, wobei die Habsburger die Immaculata zu ihrem besonderen „Palladium"

Die „Pietas Austriaca" — die Marienverehrung

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machten. Der Marienkult war bei den Habsburgern im Barock so eng mit ihrer Politik und dem militärischen Kampf gegen ihre inneren und äußeren Feinde, die protestantische Opposition und die Türken, verquickt, daß Schönleben unter den drei Säulen des „Austriacum Tricolumnium", auf dem das beständige Glück des Erdkreises und die habsburgische Herrschaft beruhe, die „Immaculatae Conceptionis propugnatio" hervorhob489. Zwar spielte, wie noch zu zeigen sein wird, der gegenreformatorische Marienkult im Herzogtum Bayern unter Wilhelm V., dem Frommen, und vor allem unter dessen Sohn Maximilian I. (1597—1651), dem obersten Befehlshaber der von ihm gegründeten katholischen Liga im Dreißigjährigen Krieg, eine für Habsburg offenbar einflußreiche Rolle. Doch hatte der Marienkult wie so vieles in der Staatsidee der Habsburger, vor allem im religiösen Bereich, bereits eine lange hauseigene Tradition. Im Barock versuchte man, diese Tradition, ähnlich wie die Eucharistieverehrung, auf den kaiserlichen Ahnherren Rudolf I. von Habsburg zurückzuführen, indem man behauptete, „er habe nie ein schwieriges Unternehmen begonnen, ohne Maria um Mithilfe zu bitten"490. „Gleichsam als Beleg für seine Verehrung wird meist die Gründungsgeschichte des Marienwallfahrtsortes Todtmoos im Schwarzwald, auf dem Territorium von St. Blasien, gebracht, wo nach einer der Überlieferungen Rudolf eine Marienkirche neben todbringenden Sümpfen habe bauen lassen, im Glauben an Mariens Hilfe" (Coreth). Wie zur Bekräftigung dieser Legende und Nachahmung rudolfinischer Frömmigkeit stiftete 1687 der kaiserliche Feldherr und Oberbefehlshaber der oberrheinischen Armee im ersten Koalitionskrieg (1672—1678) gegen LudwigXIV., Herzog K a r l V . von Lothringen, ein wertvolles silbernes Antependium für das Gnadenbild in Vorder-Todtmoos als Dank für eine geglückte militärische Aktion, bei der er in dem zu St. Blasien gehörigen Prioratshaus in Todtmoos übernachtet hatte491. Als Ausgangspunkt der Tradition der Marienverehrung habsburgischer Herrscher hat m. M. Kaiser Friedrich III. (1415—1493) zu gelten492. Er ist auch deswegen besonders beachtenswert, weil Karl VI. ihm ein besonderes Interesse entgegenbrachte. In Anton Höllers programmatischer Schrift über die Regierungstaten und Kunstunternehmungen, die „Monumenta Virtutis" Karls VI. von 1733, wird die von ihm veranlaßte Restaurierung des Friedrichsgrabmals im Wiener Stephansdom als besondere Tat und Manifestation seiner Pietas — noch vor der Karlskirche — hervorgehoben. In die Zeit Friedrichs III. fallen die ersten Versuche zur Dogmatisierung der Immaculata, die die spezifische Art des habsburgischen Marienkults darstellt. 1449 wurde auf dem Basler Konzil der Lehrsatz von der Unbefleckten Empfängnis formuliert, dessen Annahme aber durch die Auflösung des Konzils verhindert wurde. 1459 war an der Pariser Universität erstmals von den Professoren der Eid auf die Immaculata verlangt worden, eine Forderung, die mit der Idee der

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reinen, unbefleckten theologischen Lehre zusammenhängt und die an anderen Universitäten — auch in Wien — Schule machte493. Friedrich III. ließ zur Erinnerung an seine Wahl zum Kaiser am 2. Februar 1440, am Fest „Maria Lichtmeß", die er in einem Festakt in der Liebfrauenkirche seiner Residenz Wiener Neustadt angenommen hatte, eine sich darauf symbolisch beziehende Dekoration über dem Eingang des von ihm in Wiener Neustadt gegründeten Zisterzienserklosters, des „Neustifts zu Ehren der hl. Dreifaltigkeit und der reinen Jungfrau Maria", kurz „Neukloster" genannt, anbringen: eine Figurengruppe der Krönung Mariens494. Darunter befinden sich in einem Bogen seine drei Wappen und eine Inschrift, die das Datum seiner Kaiserwahl am Fest Mariae Lichtmeß hervorhebt: „FRIDERIC(us) DEI GRATIA REX ROMANOR(um) SEMPER AVGVSTVS ELECTVS I N DIE PVRIFICATIONIS A N ( n ) 0 D(omi)NI MCCCCXXXX" 4 9 5 . Die Bedeutung, die er Maria hinsichtlich seines Kaisertums beimaß, bezeugt auch der kurz darauf, 1441, begonnene Ausbau der Wiener Neustädter Marienkirche, die der Schauplatz seiner Wahlannahme gewesen war 496 . Auch für den Aspekt der Verehrung Mariens im Barock als die „Generalissima" der Habsburger läßt sich Friedrich III. als Vorläufer anführen. Nach dem Neußer Krieg (1474/75) n" 1 Karl dem Kühnen von Burgund, der sich gegen Friedrich und das Reich richtete, wurde in Köln am 8. September 1474 zum Dank, daß Karl der Kühne auf Bitten des päpstlichen Legaten die Friedensbedingungen angenommen hatte, die Bruderschaft zum Rosenkranz neu begründet und diese Wiedererrichtung von Friedrich durch ein großes öffentliches Fest gefeiert 497 . Friedrich, der schon in jungen Jahren, 1429, Mitglied der Bruderschaft „Unserer Lieben Frau" in Innsbruck geworden war498, trat mit seiner Familie der Kölner Rosenkranzbruderschaft bei und trug sich samt seiner bereits 1467 verstorbenen Gemahlin Eleonore und seinem Sohn Maximilian in das Bruderschaftsbuch ein. Mit diesem Fest ist ein Triptychon in Verbindung zu bringen, das sich in der St. Andreaskirche in Köln befindet499. Es ist ein bildliches Zeugnis für Friedrichs große vertrauensvolle Frömmigkeit in „dem dinst seiner lieben mueter Marie". Die Mitteltafel zeigt die Schutzmantel- und Rosenkranzmadonna, zu deren Füßen neben Papst Sixtus IV. Friedrich III. samt Gemahlin Eleonore und Sohn Maximilian erscheint. In diesen Zusammenhang gehört auch eine Miniatur im Gebetbuch Eleonores, die die Kaiserin mit dem jungen Maximilian bei der Verehrung der von Engeln gekrönten Madonna als Apokalyptischem Weib und Immaculata zeigt500. Der Marienkult Friedrichs III., des „Andächtigen"501, ging auf seine nächsten Nachkommen über502, die von den barocken Panegyrikern der habsburgischen Pietas Mariana unter Hinweis auf ihre Vorfahren gepriesen werden. Dies betrifft vor allem Friedrichs Enkel, Philipp den Schönen, den Sohn Maximilians I., durch dessen Heirat die habsburgische Religiosität mit der des spanischen Königshauses eine intensivierende Verbindung, gerade auch hinsichtlich des Marien-

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kultes, einging. Schönleben meint503, auf dem christlichen Erdkreis hätten die „Katholischen Könige Ferdinand und Isabella" 504 keine geeigneteren Nachkommen haben können als die Habsburger — „Domus constantissima fidei Catholicae conservatrix" —, die mit der Glaubenstreue die Pietas Mariana verbänden. Philipp der Schöne, der von seinen Eltern jene Frömmigkeit übernommen habe, sei verdientermaßen der Erbe jener Reiche geworden, in denen die Vorfahren 70000 Kirchen, von denen die meisten der Muttergottes geweiht wurden, errichtet hatten505. Coreth nimmt an506, daß durch die spanische Heirat Philipps die Immaculataverehrung Ferdinands von Aragon, des Katholischen, und Isabellas von Kastilien, die beide Mitglieder und Patronatsherren der Bruderschaft der „Immaculata Conception" in Toledo waren, das ein Zentrum dieses Kultes darstellte, auf die Habsburger überging. Daß dies nicht so einseitig war, beweist die erwähnte Miniatur im Gebetsbuch der Gemahlin Friedrichs III. aus der Zeit um 1464507. Von dieser hauseigenen Tradition her ist es zu verstehen, daß der Immaculatakult gerade beim österreichischen Zweig der Habsburger im 17. Jahrhundert einen Höhepunkt im Rahmen ihrer religiösen Staatsidee erlebte. Sicher spielte aber auch das „spanische Erbe" eine Rolle. Philipps Söhne legten dazu weitere Grundlagen: Von Karl V. sagt die barocke Panegyrik, daß er „in dieser Andacht die Vorfahren übertroffen und die Nachkommen angeregt" habe508. Abgesehen von seinen zahlreichen Wallfahrten zu dem spanischen marianischen Nationalheiligtum auf dem Montserrat und seinem Sterben mit Kruzifix und Marienbild in den Händen509, hatte er anläßlich des Reichstages in Regensburg von 1541, wo er zu Religionskonzessionen gezwungen worden war und miterleben mußte, wie man in seiner Gegenwart die Fußwaschung und die Sakramentsprozession am Gründonnerstag verhöhnte, eine Wallfahrt nach dem marianischen Reichsheiligtum Altötting unternommen. Dies ist nicht allein als Akt rein persönlicher Marienverehrung zu werten, sondern als ein demonstratives öffentliches Bekenntnis des Reichsoberhauptes gegen die protestantische Leugnung510 — ähnlich wie seine Sakramentsverehrung bei der Fronleichnamsprozession auf dem Augsburger Reichstag 1530, die als katholische Glaubensdemonstration vor den Protestanten abgehalten wurde 511 . Karls Bruder, Ferdinand I., ließ — laut Coreth 512 nach dem Vorbild des Ungarnkönigs Matthias Corvinus — Marienmünzen prägen, allerdings noch nicht, wie Coreth im Gegensatz zu Schönlebens Vermutung feststellt, mit dem Bild des Apokalyptischen Weibes, des Symbols für die Unbefleckte Empfängnis — der Maria auf der Mondsichel, von der Sonne umgeben und mit Sternen gekrönt, die Schlange zu Füßen, die sich häufig um eine Weltkugel windet 513 . Als solche taucht Maria erst auf habsburgischen Medaillen des 17. Jahrhunderts auf, nachdem durch den Sieg der „Heiligen Allianz" über die Türken bei Lepanto mit Hilfe Mariens und durch den gegenreformatorisdien Marienkult die Muttergottes als Mondsichel-Madonna, die bildhaft-anschaulich das Feldzeichen des

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Feindes, den türkischen Halbmond, oder die Schlange des Bösen mit Füßen tritt, eine erneute innen- und außenpolitische Bedeutung gewonnen hatte. Die Verehrung Mariens als Heerführerin in der Barockzeit hat eine wesentliche Wurzel in dem Kult, der sich im Zusammenhang mit dem Sieg von Lepanto 514 entwickelte und der die Madonna als die eigentliche Siegerin, als „Maria de Victoria", herausstellte. So bestimmte Papst Pius V. im März 1572, daß am Jahrestag der Schlacht von Lepanto, am 7. Oktober, ein Dankfest zum „Gedächtnis Unserer Lieben Frau vom Sieg" zu feiern sei. Gleichzeitig wurde das Rosenkranzgebet als wichtige Gebetsübung der Katholiken hervorgehoben. In dem seit der Gegenreformation verbreiteten Darstellungstypus der „Maria de Victoria" wurden die Maria mit Kind, die Immaculata Conceptio und das Apokalyptische Weib zu einer ikonographischen Einheit zusammengefaßt 515 . Die Verbindung Mariens mit dem Gedanken des Sieges ist bereits im frühen Christentum zu belegen. Ein Marienhymnus der griechischen Kirche, der Hymnos Akathistos, beginnt mit den Worten: „Dir, meiner Vorkämpferin und Heerführerin, (widme ich) die Siegeslieder". Zunächst war damit allgemein ein Dankund Ehrenbezeugnis gemeint. Auch der Titel Mariens als „Hilfe der Christen", der wohl für die „Maria vom Siege" von Lepanto die Anregung gab, ist frühchristlichen Ursprungs (5. Jahrhundert). Diese Anrufungen waren ursprünglich nicht an kriegerische Ereignisse gebunden; sie waren Ausdruck des Vertrauens der Gläubigen auf die Mutter des Herrn, die durch ihren Sohn die Hölle besiegt hatte. Dies steht in Zusammenhang mit der Identifikation Mariens mit der Prophezeihung der Genesis beim Sündenfall (1 Moses, 3, 15) und mit dem Apokalyptischen Weib der Geheimen Offenbarung des Johannes (Kap. 12), der Frau, die ihrem Feind, dem Satan in Gestalt der Schlange bzw. des Drachens, der ihr und ihrem Sohn nachstellt, den Kopf zertritt. Maria konnte daher als Bekämpferin und Siegerin über das Böse und alle seine irdischen Verkörperungen gelten und infolge ihrer Beziehung zu Christus und Symbolbedeutung als „Ecclesia" als die verfolgte, zugleich aber militante und siegreiche Kirche Christi. Dieses „Große Zeichen (Signum Magnum)" diente bei Glaubenskämpfen jeder Art als Feldzeichen und Patronin christlicher Armeen und katholischer Heere im Kampf gegen Ungläubige und Häretiker, in Kriegen gegen den Feind des Christentums, den Islam und die Türken, ebenso aber auch in Kämpfen mit den Protestanten, die sich der in der katholischen Restauration besonders gepflegten Marienverehrung und deren theologischen Behauptungen entgegenstellten. Mit Maria als der Siegerin über die Schlange und als Immaculata konnte der Kampf und der Sieg über die Feinde des Christentums und der „wahren" alleingültigen und „reinen" katholischen Lehre vorzüglich symbolisiert werden. Im Kampf gegen den Islam eignete sich die Darstellung Mariens als Mondsichel-Madonna bzw. Apokalyptisches Weib, das auf der Mondsichel, d. h. in diesem Fall auf dem türkisdien Halbmond steht, besonders gut. Für die Verbreitung der Verehrung Mariens als Siegerin über die Feinde des Gottesreiches und für ihre biblisch be-

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gründete Anrufung als Hilfe der Christen („Auxilium" oder „Auxiliatrix Christianorum") spielte die Lauretanische Litanei eine Rolle, die erstmals 1558 von dem Jesuiten Petrus Canisius an der Jesuitenuniversität in Dillingen im Druck herausgegeben worden war 518 . In ähnlicher Weise wie gegen die „ungläubigen Heiden" konnte diese „Maria de Victoria" von den katholischen Fürsten auch im Kampf gegen ihre protestantischen und damit häretischen Gegner innerhalb der Christenheit eingesetzt werden. Vor allem von den Habsburgern wurde sie als Kampfes- und Siegeszeichen verwendet. Dabei stellte sie ein ideologisches und militärisches Symbol dar. Ideologisch insofern, als es sich um einen Kampf gegen den Feind der „katholischen", d. h. der alleingültigen Lehre der einzig wahren Kirche handelte, mit der seit den Kirchenvätern Maria in Analogie gesetzt worden war und für die sie die Irrlehren bekämpfte 517 . Dabei spielte gerade die Lehre von der Immaculata Conceptio, in der die Gegensätze besonders scharf aufeinanderprallten, eine hervorragende Rolle. Der Immaculata-Concetto konnte zur Charakterisierung der katholischen Kirche dienen: Die Unversehrtheit Mariens durch die Erbsünde wurde der Makellosigkeit und damit der Unfehlbarkeit der katholischen Kirche im Glauben gleichgesetzt. Diese Entsprechung fand im 17. Jahrhundert in dem Begriff der „Religio Immaculata" ihren programmatischen Ausdruck 518 . Kennzeichnender Weise wurde die in der kirchlichen Lehrmeinung theologisch nicht ausgetragene Frage bzw. die ausstehende Dogmatisierung von katholischen Fürsten forciert. In Spanien treten unter Philipp III. und in Österreich unter Ferdinand II. und III. auf Münzen Darstellungen Mariens als Apokalyptisches Weib und damit als Immaculata auf 519 . Gerade die Münzen Philipps III. sind bemerkenswert, weil sie auch die Verknüpfung des christologischen und des marianischen Aspekts der habsburgischen religiösen Staatsidee, der Eucharistieverehrung mit dem Immaculatakult vergegenwärtigen. Auf der einen Seite ist die Eucharistie mit der Inschrift „Laudetur Sanctissimum Sacramentum" dargestellt, auf der anderen Seite Maria in der Sonnengloriole mit den Worten „Concepta sine peccato originali". Wie Schönleben, der dies berichtet, hinzufügt, entspreche dies der in Spanien traditionellen Formel „Laudetur Sanctissimum Sacramentum et purissima Conceptio Dominae nostrae sine peccato originali", die unter Philipp III. in Predigten und Zeremonien verbreitet worden sei520. Hier kommt eine Kombination zum Ausdruck, die Schönleben als charakteristisch für die habsburgische Frömmigkeit überhaupt anführt, jene „Pietas eucharisticomariana", die er in seinem bereits zitierten Lobgedicht auf Erzherzog Leopold Wilhelm anläßlich der Verteidigung von Cateau Cambresis hervorhebt 521 . Auch die österreichischen Habsburger förderten die Verehrung der Immaculata Conceptio, wobei die gegenreformatorischen und politischen Absichten eine Rolle spielten. Ferdinand II. nahm sich persönlich dieser Dogmenfrage an522. 1622 wurde vom Papst nach spanischem Vorbild 523 die Konstitution erlassen, nach der es in allen öffentlichen und privaten Reden verboten war, die Unbe-

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fleckte Empfängnis Mariens zu leugnen424. Das war das Vorspiel zur Errichtung der speziell der Immaculata geweihten Mariensäule 1647 durch Ferdinand III. auf dem Platz A m Hof in Wien, mit der sich der Kaiser mit seinem Land der Unbefleckten Jungfrau weihte. Erst viel später, am 8. Dezember 1661, an dem in Österreich gefeierten Tag der Unbefleckten Empfängnis, erließ Papst Alexander V I I . eine Bulle zugunsten der Immaculata Conceptio, in der er aber nach dem Vorbild seiner Vorgänger Sixtus V., Gregor X V . und Paul V . nur verbot, das Gegenteil zu lehren. Ein diesbezügliches Dogma wurde nicht erreicht, doch hatten die Habsburger eine Duldung und Unterstützung durch den päpstlichen Lehrstuhl für eine besondere Form der Verehrung Mariens erreicht, die in ihrer religiösen Staatsideologie und ihrer öffentlichen politischen Propaganda bereits seit längerem eine zentrale Stellung einnahm. Maria Immaculata als Feld- und Siegeszeichen der Habsburger Die besondere Betonung des Marienkultes durch die Habsburger bzw. Ferdinand II. erfolgte, als es zur direkten Auseinandersetzung mit der protestantischen Partei des Reiches und mit den reformatorischen Ständen ihres Königreiches Böhmen kam. Dabei wurden die Formen der katholischen Marienverehrung, die durch Lepanto einen besonders kriegerischen Aspekt erhalten hatte, zur Kennzeichnung der katholischen gegenreformatorischen Partei verwendet, an deren Spitze der herausgeforderte habsburgische Kaiser stand. Das auslösende Moment war die Bedrohung der Stellung der Habsburger als Kaiser und ihres territorialen Machtanspruches, speziell im Königreich Böhmen, das zwar rechtlich ein Wahlkönigtum war, von den Habsburgern aber seit langem als ein an ihr Haus gebundenes Erbe betrachtet wurde. Der entscheidende Punkt ist die Schlacht am Weißen Berg bei Prag im Jahr 1620 gegen den kalvinistischen Friedrich V. von der P f a l z ( 1 6 1 0 — 1 6 3 2 ) . Dieser war von den böhmischen Ständen, nachdem sie Ferdinand II. f ü r abgesetzt erklärt hatten, am 27. 8 . 1 6 1 9 zum neuen König von Böhmen gewählt worden, was nach einem von den Habsburgern praktizierten Prinzip die Voraussetzung zur Kaiserwahl Friedrichs bilden sollte 525 . Die Wahl Friedrichs zum böhmischen König war also in zweifacher Hinsicht ein Angriff auf die angestammte Würde und den Besitz Habsburgs. Maria wurde das Kampfes- und Siegeszeichen der katholischen Liga. Diese war 1609, als Antwort auf die im Jahr zuvor von Friedrich I V . von der P f a l z ( 1 5 9 2 — 1 6 1 0 ) gegründete protestantische Union, von Herzog Maximilian von Bayern (15 97—16 j 1) geschaffen worden, so daß sich die kalvinistische Heidelberger und die katholische Münchner Linie der Wittelsbacher als Führer der beiden konfessionell bestimmten Parteien des Reichs gegenüberstanden. Die katholische Liga bzw. deren Führer Maximilian stellte sich in den Dienst der habsburgischen Interessen. Maximilian, dessen Linie mit den Habsburgern eng verschwägert war — er selbst war mit Maria Anna von Österreich verheiratet —, schloß mit dem in-

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zwischen zum Kaiser gewählten Ferdinand II. am 8 . 1 1 . 1 6 1 9 einen Vertrag, auf dessen Grundlage er die Ligatruppen nach Böhmen führte, wo er am 8 . 1 1 . 1 6 2 0 den Sieg am Weißen Berg über den „Winterkönig" errang. Dieser wurde als Sieg Mariens gefeiert, wobei der Titel „Maria de Victoria" von Lepanto wiederaufgegriffen wurde. Für die Verwendung Mariens als Kampfes- und Siegeszeichen der katholischen Liga dürfte einerseits deren oberster Feldherr, Maximilian von Bayern, maßgeblich verantwortlich gewesen sein, denn seine Residenzstadt München bildete seit längerem ein Zentrum des gegenreformatorischen Marienkultes im Reich, dessen politische Intentionen auf die Habsburger — nicht zuletzt infolge der dynastischen Beziehungen — ausgestrahlt haben könnten. Doch ist der habsburgische Marienkult im Barock nicht das Ergebnis dieses einen historischen Moments, in dem Ferdinand II. sich das Symbol des Schlachtenglücks plötzlich zu eigen gemacht hätte. Auch ihm war zu diesem Zeitpunkt bereits eine entsprechende demonstrativ politische Marienverehrung geläufig. Hierfür ist vorweg auf seine Verehrung der Maria von Loreto in Italien, der Lauretanischen Maria, hinzuweisen, die schon bei seinen gegenreformatorischen Bestrebungen und Ketzeraustreibungen als Herzog von Innerösterreich eine wichtige Rolle gespielt hatte. Der anti-türkische Aspekt der Casa Santa von Loreto, des vor den Türken durch Engel aus Nazareth im Heiligen Land geretteten Hauses Mariens, wurde in den nach der Schlacht am Weißen Berg im habsburgischen Bereich errichteten Loretoheiligtümern auf die Protestanten als die „Neuen Türken" übertragen, wovon später noch die Rede sein wird. Von daher lag es nahe, den anti-türkischen Titel „Maria de Victoria" zu verwenden. Im Rahmen der alten Tradition der Marienverehrung der Habsburger dürfte — in Anlehnung auch an den Marienkult der Wittelsbacher in München — für die Verstärkung des habsburgischen Marienkults seit Ferdinand II. seine Mutter Maria, die Tochter des frommen Herzogs Wilhelm V. von Bayern, eine maßgebliche Rolle gespielt haben52®. Die gerade mit Ferdinand II. verstärkt einsetzende Marienverehrung kann auch damit zusammenhängen, daß die Mutter Ferdinands II. Maria hieß. Da mit ihm die steirische Linie der Habsburger an die Macht kam, wurde Maria von Bayern die Ahnfrau aller folgenden Kaiser des Hauses Habsburg und damit eine Art Stammutter, deren Verehrung ihre religiöse Überhöhung im Kult der Mutter Christi fand. Bei ihrer Marienverehrung gingen Maximilian von Bayern und sein österreichischer Vetter Ferdinand von denselben Grundlagen in ihrer Erziehung aus. Sie beide hatten gemeinsam an der seit 1549 jesuitischen bayerischen Landesuniversität in Ingolstadt studiert und waren dort Mitglieder der 1577 gegründeten marianischen Studentenkongregation „Maria Verkündigung" geworden. Hinsichtlich der Verwendung des Titels „Maria de Victoria" anläßlich des Siegs der beiden am Weißen Berg ist darauf hinzuweisen, daß in Ingolstadt seit 1 6 1 2 eine bürgerliche Bruderschaft „Maria zum Siege" bestand, die sich 1708 von

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J. Zedcel in Augsburg die berühmte Lepanto-Monstranz anfertigen ließ. Wie stark habsburgisch die jesuitische Marienkongregation in Ingolstadt noch im 18. Jahrhundert orientiert war, beweist die Tatsache, daß sich in ihrem seit 1732 erbauten Betsaal und Disputationsraum, der heutigen Bürgersaalkirche S. Maria de Victoria, über dem Portal in der Vorhalle eine Inschrift befindet, „De VICto tVrCa t r l V M p h a n t l " ( = 1718), die sich auf den Frieden Karls VI. 1718 mit den Türken in Passarowitz bezieht. Die Sodalen dieser Marienkongregation 527 begaben sich in den Dienst Mariens als ihrer „Patrona", die ihrerseits den Schutz ihres „Cliens" übernahm. Man vollzog einen feierlichen A k t der Weihe an Maria, wobei es üblich war, den Vertrag als das Dokument der völligen Hingabe von Leib und Leben an Maria mit dem eigenen Blut auszufertigen oder zu unterzeichnen. Auch Ferdinand und Maximilian folgten diesem Brauch 528 . Dieser Einstellung sind Maximilian von Bayern und Ferdinand II. auch als Herrscher, d . h . nicht nur in ihrer persönlichen privaten Haltung, sondern auch in ihren politischen Manifestationen als Sodalen Mariens treu geblieben. Die Beispiele f ü r die öffentliche, betont staatspolitisdie Marienverehrung Maximilians von Bayern sind zahlreich. Hier seien nur einige aus der Zeit vor der Schlacht am Weißen Berg erwähnt: Seinem Sohn und Thronfolger gab er — eine völlige Novität — den Beinamen Maria; 1601 weihte er seine neue Hofkapelle der „Virgini et mundi monarchae" 529 ; 1610 ließ er eine Medaille prägen, die Maria über der Stadt München zeigt und die Umschrift» SVB H O C P R A E S I D I O " trägt 830 ; 1618 begann er mit der Prägung von Talern, den bayerischen Marientalern, die auch Frauen taler genannt wurden und erst 1871 mit der Einführung der Mark verschwanden. Deren Rückseite zeigt die gekrönte Maria mit dem Jesuskind in der Linken und einem Szepter in der Rechten, auf Wolken thronend, von einer Gloriole umgeben, zu Füßen die Mondsichel, dazu die Umschrift „CLYPEVS O M N I B V S I N T E SPERANTIBVS" 5 3 1 . Maximilian bzw. sein Vater Wilhelm V. (reg. 1586—1597, gest. 1626) hatten die Marienstatue Hubert Gerhards anfertigen und am Hochaltar der Münchner Frauenkirche aufstellen lassen. Diese befand sich spätestens seit 1613 dort bis i62o 532 . Später wurde sie f ü r die Münchner Mariensäule verwendet, die den Höhepunkt im Kult Mariens als „Patrona Boiariae" darstellt. 1616 hatte Maximilian eine Madonnenfigur von Hans Krumper an der Fassade seiner neuen Residenz mit der Inschrift „Sub tuum praesidium confugimus" 533 anbringen lassen. In der Schlacht am Weißen Berg führte Maximilian das Heer der katholischen Liga mit dem Kampfruf „Maria" ins Gefecht. An ihm nahm der von Maximilian aus Aragonien berufene Karmeliterpater Domenico a Jesu Maria (Urrusolo) als Feldprediger teil, dem man entscheidenden Anteil am Sieg beimaß 534 . Nicht nur weil er den Entschluß zum Angriff herbeigeführt hatte, sondern weil er dem Heer mit einem Kreuz und einem marianischen Bild vorangeschritten war. D a ß man Maria als Feldgeschrei und zum Siegeszeichen wählte,

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dürfte nicht zuletzt auch damit zusammenhängen, daß man eine Analogie zwischen der Schlacht von Lepanto und der am Weißen Berg als Glaubenskampf und Kreuzzug sah, der im Zeichen der „Maria de Victoria" gewonnen wurde. Ohne diese Bezugnahme wüßte ich keine Erklärung, weshalb gerade dieser Titel Mariens im Zusammenhang mit dem Sieg am Weißen Berg gebraucht wurde, obwohl der nach Lepanto in der Kunst entwickelte ikonographische Typus der „Maria de Victoria" hier keine Rolle spielte. Die Verbindung muß also in erster Linie eine ideenmäßige gewesen sein. Daß man Maria diesen Sieg zuschrieb und nicht in erster Linie dem Kreuz, das Domenico a Jesu Maria nach alter Sitte dem Heer vorangetragen hatte, hängt mit etwas anderem zusammen. Die Niederlage der Protestanten wurde als himmlische Strafe für die von ihnen begangenen Bilderfrevel betrachtet. Dies kommt in einer Reliefreihe im Prager Veitsdom zum Ausdruck, die den Bildersturm der kalvinistischen und protestantischen Anhänger des „Winterkönigs" in der Kathedrale unmißverständlich mit seiner Vertreibung aus Prag in einen ursächlichen Zusammenhang bringt535. Als besonders schwerwiegend wurde empfunden, daß ein marianisches Bild geschändet worden war. Aus dem Text eines Stichs von Luna und Birckart (Abb. 77), der zur Zeit Karls VI. zum hundertjährigen Jubiläum des Sieges entstand und das später auf dem Schlachtfeld errichtete Marienheiligtum darstellt536, geht hervor, daß bei einem Bild mit der Geburt Christi, das der Stich zeigt, „die uncatho(lisdien): der wierdigsten Mutter Gottes Maria, dem Heiligen Joseph und zweyen hirtten schimpflich die Augen auß gestochen" hatten. Bei dem Bild handelt es sich um ein kleines spätgotisches Tafelgemälde mit der Geburt Christi, das im Besitz der DeutschOrdenskommende von Strakonitz gewesen war, wo es Soldaten der protestantischen Union geschändet hatten. Von Domenico a Jesu Maria wurde es dann in der Schlacht den katholischen Truppen vorangetragen. Nach dem Sieg erhielt es den Ehrennamen „Maria de Victoria". Der erwähnte Stich von Luna und Birckart zeigt oben die „wahre Abbildung des Andächtigen Gnaden Bilds Sancta de Victoria mitt Krigs Armaturen umgeben". Über dem Gnadenbild schwebt der Kaiserliche Adler mit Kaiserkrone, Szepter, Schwert, Lorbeer- und Palmenzweigen in den Fängen als den Zeichen der Herrschaft und des Sieges und Triumphes. Außerdem ist das Bild von Engelchen umgeben, die Kriegsmusik machen. Das Tuch der Fanfare eines Putto links trägt die Aufschrift „ V I C T O R I A " . Eine der Kriegsfahnen links zeigt in einer Glorie die Monogramme „ I H S " und „ M R A " , umgeben von der Inschrift „ D A M I H I V I R T U T E M C O N T R A HÖSTES T U O S " . Eine der Fahnen rechts zeigt in einem hochovalen Mittelbild die Mondsichelmadonna in einer flammenden Sonnenglorie — also als das Apokalyptische Weib, das „Signum Magnum" — mit der Umschrift „ M O N S T R A T E ESSE M A T R E M " . Zwei Adler links und rechts halten jeweils eine Schriftrolle in den Fängen, von denen die linke den bedeutsamen Text trägt: „Anno 1620. den 8. Nov. war durch Vorbitt der Allerseligsten Muttergottes allzeit Jungfrau Maria de Victoria auf den Weissenberg negst Prag die Herrliche

Der habsburgisdie Tugendkanon Victori wider die uncatholischen wodurch der Catholisdie Glauben das Ertzhauß Österreich bey Krön und Scepter erhalten". Eine Kopie dieses Gnadenbildes kam in die 1622—1624 auf dem Schlachtfeld errichtete Gedächtniskapelle „B.M. Virginis de Victoria", deren Mitbegründer Maximilian war. 1628 wurde auch der Plan zur Erbauung eines Klosters gefaßt, das allerdings erst 1704 begonnen wurde 537 . Die ursprünglich der Dreifaltigkeit geweihte Kirche der deutschen Lutheraner auf der Kleinseite in Prag wurde 1624 — wohl in Anerkennung der Verdienste Domenicos a Jesu Maria — seinem Orden, den Karmeliter-Barfüßermönchen, übergeben und erhielt das Patrozinium „Maria de Victoria" 5 ® 8 . Zwischen 1636 und 1644 wurde die Kirche mit einem neuen Hochaltar ausgestattet, für dessen Altarblatt die Darstellung des Sieges des katholischen Heeres am Weißen Berg gewählt wurde, mit dem Karmeliterpater Domenico hoch zu Roß, der das Strakonitzer Gnadenbild vor sich hält. Auch die römische Mutterkirche der Karmeliter wurde anläßlich des mit Hilfe ihres Ordensmitgliedes errungenen Sieges am Weißen Berg in „Sta. Maria della Vittoria" umbenannt. Der 1605 begonnene Bau war zunächst dem hl. Paulus geweiht worden. Nach dem Sieg erhielt die Kirche für den Hochaltar das Strakonitzer Gnadenbild, dessen neuer Name „Maria de Victoria" zur Umbenennung der Kirche führte. An der Teynkirche, die als Bischofskirche der Kelchner ein Bollwerk der Hussiten in der Prager Altstadt und die Krönungskirche des Gegenkönigs Friedrichs III. in Böhmen, Georgs von Podiebrad, gewesen war, dessen Standbild sich früher am Giebel unter einem vergoldeten Kelch, dem Wahrzeichen der hussitischen Bewegung, befunden hatte, wurde anstelle des ketzerischen Emblems 1626 eine Muttergottesstatue angebracht. Ihr goldener Strahlenkranz wurde aus dem Metall des eingeschmolzenen Kelchs gefertigt. „Maria am Teyn", die Hauptkirche der Altstadt, spiegelte so getreulich die politische und religiös-geistige Situation wider" 539 . Am Wiener Hof wurde für den 3. Oktober eigens das „Fest Maria de Victoria" eingeführt, an „welchem Kayserliche Majestäten des Nachmittags ad Mariam Rotundam kommen"540. Gemeint ist die Dominikanerkirche, deren Neubau 1630 von Ferdinand II. begonnen wurde 541 , wohl zum zehnjährigen Jubiläum des Sieges am Weißen Berg. Maximilian von Bayern stiftete anläßlich seines triumphalen Einzugs in München am 25. November 1620 für den Sieg am Weißen Berg in die Frauenkirche ein großes Hochaltarbild von Peter Candid mit der Darstellung der Himmelfahrt Mariens, das die Madonnenstatue Hubert Gerhards ersetzte. Außerdem gelobte er in Anerkennung der Verdienste des Domenico a Jesu Maria die Gründung eines Karmeliterklosters in München542. In der Folge fand in München jährlich am ersten Sonntag nach Allerheiligen die große Gedächtnisprozession für den Sieg am Weißen Berg statt, die die „Prager Prozession" hieß und 1720

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mit einem großen Jubiläum gefeiert wurde. Dieser Fest- und Gedächtnistag wurde auch für die Benedizierung der am 7. November 1638 feierlich geweihten Münchner Mariensäule gewählt, die, nach diesem Termin zu schließen, neben ihren anderen, speziell auf Bayern bezogenen Intentionen audi dem Gedächtnis an den Sieg Maximilians am Weißen Berg diente643. Die Münchner Mariensäule erfuhr eine Nachahmung durch die Wiener Mariensäule, die Kaiser Ferdinand III. 1647 auf dem Platz Am Hof vor der Jesuitenkirche „Maria zu den Neun Chören der Engel" aufstellen ließ. Die Wiener Mariensäule war im Gegensatz zur Münchner vollständig aus Marmor gearbeitet — 1667 wurde sie von Kaiser Leopold durch eine neue mit Figuren aus Bronze wie in München ersetzt — und wies statt einer Madonna mit Kind eine Immaculata auf. Ihr folgte 16 jo die in Prag auf dem Altstädter Ring vor dem Rathaus, wo am 21. Juni 1621 das „Prager Blutgericht", die Exekution von 27 Anführern der böhmischen „Rebellion" stattgefunden hatte, errichtete und in Anwesenheit Ferdinands III. eingeweihte Mariensäule, die 1918 in Erinnerung an die Hinrichtung als habsburgische Gewalttat gestürzt wurde544. Mit dem Sieg am Weißen Berg war Maria endgültig und ausdrücklich die Staatsheilige und das Staatspalladium der Habsburger geworden. Sie war ihr Triumph- und Siegeszeichen, nicht nur bezüglich des katholischen Glaubens und der Gegenreformation, die zur Rekatholisierung des „Ketzerlandes" Böhmen schritt, sondern sie war vor allem Zeichen und Garant der gottgewollten und von Maria unterstützten habsburgischen Herrschaft. Sie wurde seit Ferdinand II. deren Patrona und Generalissima545. Hier sei nochmals auf das Votivbild Kaiser Ferdinands II. von 1631 im Prager Veitsdom hingewiesen546, bei dem über Christus am Kreuz, zu dessen Füßen der Kaiser mit seiner Familie kniet, umgeben von den böhmischen Landespatronen Maria mit dem Jesuskind thront, die zusammen die Reichskrone halten, gleichsam für den Kaiser und seine Nachkommen halten und erhalten — eine umfassende bildliche Vergegenwärtigung der mit dem Sieg am Weißen Berg verbundenen politischen und ideologischen Vorstellungen. Wie bedeutsam der Sieg am Weißen Berg für die Marienverehrung in den habsburgischen Ländern war, zeigt die Tatsache, daß es seit diesem Zeitpunkt zur Gründung neuer und zur Wiederbelebung alter Marienheiligtümer kam547, ganz abgesehen davon, daß seit diesem Datum die marianischen Darstellungen in der bildenden Kunst wie auch das marianische Schrifttum ungeheuer zunahmen. Das Hl. Haus Mariens auf habsburgischem Gebiet — Loretokult und Staatsbestand Das prägnanteste Beispiel dafür ist das Aufkommen von Loreto-Heiligtümern im habsburgischen Bereich sofort nach diesem Sieg548. Ihr Vorbild war die Casa Santa in Loreto in Italien549, die man für das Haus von Nazareth hielt,

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in dem die Verkündigung an Maria, also die Menschwerdung Christi stattgefunden hatte und das nach der Legende im 13. Jahrhundert auf wunderbare Weise nach Loreto in Italien übertragen worden war, wo es sich zum bedeutendsten Marienheiligtum der katholischen Welt entwickelte. Zwischen 1620 und 1627 entstanden in Mähren und Böhmen und in den habsburgischen Residenzstädten Wien und Brüssel Kopien der Casa Santa. Sie waren, soweit dies feststellbar ist, die frühesten wirklichen Kopien des italienischen Heiligtums. Mit ihnen setzte eine solche Flut von Loretokapellen ein, daß sie bald darauf von Papst Urban V I I I . (1623—1644) für Italien verboten wurden. Die früheste Kopie entstand 1620 oder 1623 in Nikolsburg in Mähren in der Nähe des dortigen Schlosses550. Erbaut wurde sie vom Grundherrn, dem 1620 von Ferdinand II. zum Gubernator der Markgrafschaft Mähren ernannten Olmützer Bischof, Kardinal Fürst Franz von Dietrichstein651. Dieser war ein ergebener geistlich-weltlicher Berater des Kaisers und leitete nach dem Sieg am Weißen Berg mit Nachdruck die Restauration der habsburgischen Macht und die Rekatholisierung im Königreich Böhmen ein. Vom Nikolsburger Vorbild angeregt wurde der Loreto-Bau auf dem Hradschin in Prag, den 1626/27 Benigna Katharina von Lobkowicz errichten ließ552. Sie gehörte zum katholischen habsburgtreuen Teil der Familie Lobkowicz, die den Oberstkanzler des Königreiches Böhmen stellte553. In Wien ließ Kaiserin Eleonora von Mantua, seit 1622 die zweite Gemahlin Ferdinands, in der Hofpfarrkirche bei den Augustinern eine Loretokapelle errichten554. 1627 wurde sie von Kardinal Dietrichstein konsekriert. Auch in Brüssel entstand 1621 eine Nachbildung des Hl. Hauses als Stiftung der Infantin Isabella Clara Eugenia, der Gemahlin des dortigen Statthalters der Spanischen Niederlande, Erzherzog Albrecht von Österreich555. Diese Kopien stehen im direkten Zusammenhang mit dem Sieg am Weißen Berg, sie sind letztlich Denkmäler dieses Sieges in dem als Konfessionskrieg geführten Machtkampf und Votive der Rekatholisierung Böhmens. Da der Kampf gegen die Protestanten bzw. Häretiker als analoger Fall zum Türkenkreuzzug galt — der Gedanke des Kreuzzugs gegen die Protestanten ist bereits bei Karl V. belegbar, und der Schimpfname „Türke" kommt in der damaligen Polemik ständig vor —, konnten auch die ursprünglich antitürkisch gemeinten Elemente der Marienverehrung auf diesen Gegner übertragen werden. Dies zeigt sich in der Übernahme des Titels von Lepanto „Maria de Victoria" für die himmlische Siegerin in der Schlacht am Weißen Berg. In diese Intention lassen sich auch die Kopien der Casa Santa aus dem Jahrzehnt nach der Schlacht einordnen. Deren Herkunftslegende ermöglichte eine ähnliche Analogiebildung und Übertragung antitürkischer Bedeutung55". Darüber hinaus boten sie Anknüpfungsmöglichkeiten zur sonstigen habsburgischen Herrscherideologie und zur damals allseits bekannten Loretoverehrung Ferdinands II.

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Die Legende ist in allen ihren Details höchst bedeutsam. Im Jahr 1291 fiel Akkon, die letzte christliche Festung im Hl. Land, in die Hände der Mameluken. Damit war das Ende der Kreuzfahrerstaaten besiegelt; ein Kreuzzug kam nicht zustande. Daher retteten Engel das Hl. Haus von Nazareth aus der Hand der Türken. Sein erster Standort in Europa ist für die Habsburger von großer Bedeutung. Es wurde nämlich in Dalmatien auf dem Berg Tersatto bei Fiume, dem heutigen Rijeka, abgesetzt. Der Jesuit Wilhelm Gumppenberg, der Verfasser des seit 1658 häufig aufgelegten „Atlas Marianus" 557 , bemerkt in seiner Geschichte des Hl. Hauses ausdrücklich, daß dieser Standort schon damals habsburgisches Gebiet war. Nach Gumppenberg zeigte das Hl. Haus sofort seine segensspendende Wirkung. Mit dieser ersten Fluchtstation des Hl. Hauses verbindet er auch eine segen- und machtspendende Wirkung für die Habsburger. Er schreibt: „Erst kürzlich hatte Rudolph (I. von Habsburg) dem Sohn der Jungfrau sein Pferd gegeben, für das die Jungfrau ihm ihr Haus und der Sohn der Jungfrau, wie wir hoffen, ein Reich ohne Ende gegeben und bestimmt hat, daß Österreich fortan dem (kaiserlichen) Adler als Nest diene." Gumppenberg spielt hier auf den berühmten Akt der Eucharistieverehrung Rudolfs I. an, die auch bei ihm als die Ursache für die Erlangung der Kaiserwürde durch Rudolf und für deren Verbleiben bei dessen Dynastie gedeutet wird. In dieser Ideologie ließ sich das Hl. Haus gut einfügen, denn es war, wie gesagt, der Ort der Inkarnation Christi, des himmlischen Weltenherrschers, als dessen besondere Günstlinge sich die Habsburger fühlten. Auch aus dem Umstand, daß das Hl. Haus drei Jahre, bis 1294, in Dalmatien geblieben war, konstruierte Gumppenberg eine Folgerung bzw. ein Prodigium für die Habsburger: Schon habe sich für drei Jahrhunderte der Segen des Hl. Hauses für Habsburg erwiesen, indem es der Dynastie für jedes Jahr seines Verweilens in deren Gebiet ein Jahrhundert lang das Kaisertum gewährt habe. Diese machtpolitische Bedeutung des Hl. Hauses für Habsburg bringt Gumppenberg audi in den vorangestellten Motti seines Kapitels über Loreto zum Ausdruck. Diese deuten in Kurzform das Heiligtum als Segens- und Machtquelle für Habsburg: „Pro Equo Imperium (Für das Pferd das Kaisertum) — Pro Anno Saeculum (Für jedes Jahr ein Jahrhundert)". Es war demnach bei Ferdinand II. an der Zeit, diese himmlische Garantie durch ein neuerliches Erscheinen des Hl. Hauses auf habsburgischem Gebiet zu verlängern. Mit dem Gedanken eines solchen Wiedererscheinens hängt wohl auch z. T. die besondere Kopiengenauigkeit dieser ersten Loretokapellen auf habsburgischem Gebiet zusammen. Dieser Idee kam die Casa Santa auch insofern entgegen, als sie infolge des mehrmaligen wunderbaren Ortswechsels in ihrer Legende als ein durch himmlische Kräfte bewegliches und übertragbares Heiligtum gelten konnte, das sich auf göttliche Veranlassung auch weiterhin an anderen Orten niederlassen konnte. Wohl nicht zuletzt deshalb imitierten diese Kopien im habsburgischen Bereich möglichst genau das Original in Loreto. Es waren Reproduktionen mit Identitätscharakter, um das Hl. Haus in der gesamten Fülle seiner Macht und Bedeu-

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tung scheinbar translozieren zu können als wesensgleiche Filiation des italienischen Loreto. Auch die Verehrung des italienischen Loreto durch die Habsburger dürfte in diesem Zusammenhang von Bedeutung gewesen sein. Bereits die Eltern Ferdinands II. hatten ihm ihre Reverenz erwiesen 558 . Ferdinand selbst hatte 1598, kurz nach seiner Inthronisation als Regent Innerösterreichs, eine Reise nach Italien unternommen und Loreto besucht559. Von seinen Historiographen wurde diese Reise so dargestellt, als habe er seine Regierungstätigkeit mit einer Wallfahrt nach Loreto beginnen wollen und dort seinen Beschluß f ü r gegenreformatorische Maßnahmen in Innerösterreich gefaßt 580 . Chronologisdi trifft dieser Zusammenhang nicht ganz zu, er wurde jedoch mit offensichtlicher Zustimmung Ferdinands absichtlich hergestellt, w a r also propagandistische Absicht. Jedenfalls hatte Ferdinand sich dort bezüglich seiner Ketzervertreibungen dem Schutz Mariens empfohlen. Diese Verknüpfung der Ketzervertreibung mit dem Hl. Haus kongruiert mit dessen legendärem Vertreibungs- und Türken-Motiv, das, in Entsprechung zum sonst üblichen militant-kriegerischen und antiketzerischen Einsetzens Mariens, in apotropäischer Weise verwendet und auf die Bekämpfung der Protestanten als die „Neuen Türken" übertragen wurde 581 . Diese wurden nun von der Lauretanischen Maria vertrieben. Solche Vorstellungen werden gerade bei den Kopien im Königreich Böhmen deutlich, das als zurückerobertes „Ketzerland" zum „ H l . L a n d " gemacht wurde, in dem in der Folge außer dem Haus von Nazareth weitere Kopien heiliger Stätten Palästinas entstanden. Bei Ferdinand II. wird auch offenbar, welche Bedeutung man damals noch der ersten Fluchtstation des hl. Hauses in Tersatto bei Fiume beimaß. Er gab nämlich zur Erinnerung an seinen Besuch in Loreto auf Bitten des dortigen päpstlichen Landpflegers 1606 den Befehl, das erbetene Holz zur Bedachung der Domkirche von Loreto in der Nähe von Fiume zu schlagen562. Diese Wahl des Ortes nimmt offensichtlich Bezug auf den ersten Standort des H l . Hauses auf habsburgischem Gebiet. Beim Loreto der Habsburger in Wien, das nach dem Beispiel des Originals mitten in der Augustinerkirche, ihrer Pfarrkirche, errichtet wurde, ist dieser kriegerisch-glaubenskämpferische, auf das Staatswesen und die Dynastie der Habsburger bezogene Aspekt von A n f a n g an nachweisbar und blieb bis in die Zeit Karls V I . gegenwärtig. Im Gnadenbrief Papst Urbans V I I I . vom i . M ä r z 1628 für die Wiener Loretokapelle wird über die Intention des Ablaßgebetes gesagt: „Pro christianorum Principum concordia, haeresum extirpatione ac Sanctae Matris Ecclesiae Exaltatione" 5 8 3 . Diese waren bei dem Ereignis, das den Bau veranlaßte, gefährdet gewesen. Seit einer Stiftung der Kaiserin Eleonora 1637 wurden in der Karwoche alljährlich zu Ehren der Loretokapelle „Illuminationen", d. h. theaterhafte Dekorationen errichtet, die man nach ihren Inhalten als „Mysterien" bezeichnete564. Ursprünglich waren sie den Darstellungen der Geheimnisse des Rosenkranzes gewidmet gewesen, entsprechend der Erneuerung des Rosenkranzkultes anläßlich der Seeschlacht von Lepanto — also auch hier

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ursprünglich ,antitürkische' Heilsmittel, übertragen auf die Protestanten. Kennzeichnenderweise haben die von Eleonora begründeten „Mysterien" in den für die Zeit Karls VI. überlieferten Programmen ausschließlich politisch-kriegerischen Charakter. Bei denen von 1735 z. B. erschien der Prophet Jeremias auf Wolken dem Judas Makkabaeus, begleitet von der Schrift: „Rex Austri provocabitur ad bellum. Daniel C : 1 1 : C: 25" und „Accipe sanctum gladium Munus a Deo. II. Mach.: C: 15: V: 16". Auf einer Wolke stand das „hochwürdige", die Eucharistie, mit der von den Figuren des Glaubens und der Hoffnung gehaltenen Bezeichnung „Bracchia Austri". Es handelt sich um einen der Schlacht am Weißen Berg vergleichbaren Aufruf zur Verteidigung des Reiches Gottes. Dazu wurde die Schlacht des Judas Makkabaeus „mit dem abgöttischen Nicanore" gezeigt, begleitet von der Inschrift: „Qui non secundum armorum potentiam sed prout ipsi placet dat dignis victoriam. Mach: 2 C: 15: V : 2 1 " . Gemeint ist, daß nicht derjenige siegt, welcher der Stärkere den irdischen Waffen nadi ist, sondern der, welcher auf Gott vertraut und des Sieges würdig ist, weil er der gerechten Sache dient. Der aktuelle Bezug dürfte 1735 der neuausgebrochene Krieg Karls VI. mit den Türken gewesen sein. Dies zeigt aber, daß zwischen dem Kampf gegen die Protestanten und dem gegen die Türken Analogien gesehen wurden und daß sie mit denselben Heilsmitteln bekämpft wurden. Als Palästina-Reliquie, die von sich aus mit Kreuzzugsintentionen behaftet war, und wegen der speziellen Programmatik war das Wiener Loreto als das marianische Hausheiligtum der Habsburger vor allem für militärische Anliegen zuständig. Von Ferdinand II. ist überliefert, daß er dort vor Feldzügen und Schlachten um die Hilfe seiner „Erzstrategin, der Führerin seiner Heere und Schutzfrau gerechten Sache" betete und zahlreiche vom Feind erbeutete Fahnen und Waffentrophäen aufhängen ließ565. Ferdinand III. ließ der Madonnenstatue in der Loretokapelle den Fingerring umhängen568, den der Schwedenkönig Gustav Adolf getragen hatte, als er 1632 in der Schlacht bei Lützen fiel, die die Habsburger trotz des für die Schweden positiven militärischen Ausgangs als ihren Sieg verbuchten, weil der Führer ihrer Gegner gefallen war. In der Folge wurden in und an der Loretokapelle zahlreiche Siegestrophäen angebracht, die in den Kriegen gegen die „Ketzer" und gegen die Türken erbeutet wurden587. Daneben ist noch auf einen weiteren wichtigen Kultaspekt dieses Loretoheiligtums hinzuweisen, der mit der Verehrung Mariens als „Patrona" der habsburgischen Familie als solcher zusammenhängt. Die Loretokapelle war als Stätte der Familie Mariens aufs innigste mit dem Fortbestand der Dynastie, mit der Geburt, Vermählung und dem Tod ihrer Mitglieder verknüpft. Das läßt sich aus den religiösen Bräuchen ablesen, die dort stattfanden und bis zum Abbruch der Kapelle unter Josef II. 1784 beibehalten wurden. Hier beteten die Habsburger um Nachkommenschaft und bei Krankheiten um Genesung. Die Mütter des Herrscherhauses opferten in symbolischer Weise ihre neugeborenen Kinder durch Maria deren Sohn, der in diesem Raum bei der Verkündigung von Maria

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empfangen worden war und dessen irdische Stellvertreter die habsburgischen Söhne waren568. Ein Beispiel ist von der Tochter Karls VI., Maria Theresia, überliefert, daß sie ihren 1757 geborenen Sohn, Erzherzog Maximilian, in Form einer goldenen Figur, die das Gewicht des Kindes hatte, in der Loretokapelle opferte. Sie wurde neben der Madonnenstatue angebracht. Das Vorbild für diesen Opferakt ist bei Karl VI. zu finden, der eine solche Votivgabe der Muttergottes im Wallfahrtsort Mariazell, dem marianischen Hauptheiligtum Österreichs und der Habsburger, dargebracht hatte, wovon noch die Rede sein wird. Die „Vorsegnungen, Vor- oder Hervorgänge" genannten Weiheakte habsburgischer Mütter und Nachkommen in der Loretokapelle, die nach der Geburt und noch vor der Taufe stattfanden, wurden schon am Anfang des 17. Jahrhunderts eine feststehende Einrichtung. Außerdem wurde die Loretokapelle von den Habsburgern bei Trauungen aufgesucht. Dort stattgefunden haben allerdings nur zwei, weil der Raum für die Zeremonien und den Hofstaat zu klein war. Sie fanden am Hochaltar der Kirche statt; bei Josef I. und Karl V I . wurden sie nach Maria Hietzing bei Schloß Schönbrunn verlegt. Immer aber wurde der Loretokapelle von den Brautpaaren des Hauses eine Art Audienzbesuch abgestattet. Zum Tod der Mitglieder des Herrscherhauses wurde das Trauergerüst des Hofes unmittelbar vor der Loretokapelle aufgestellt. Entscheidend für diese Standortwahl dürfte vor allem gewesen sein, daß die Stifterin der Loretokapelle hinter dem dortigen Altar eine kleine Gruft hatte anlegen lassen, in der in der Folgezeit die Herzurnen der Habsburger ihre Ruhestätte fanden 569 , so daß sie nach ihrem Tod mit ihrem wesentlichsten Teil zu Füßen Mariens, ihrer dynastischen Schutzheiligen und Mutter lagen. Das Gelübde Ferdinands II. r 598 in Loreto, die „Sektierer" und deren Prädikanten aus Innerösterreich auszuweisen, war weithin als politischer und gerechtfertigter A k t verstanden worden. Theodor Sprenger führt ihn in seinem 1655 in Heidelberg erschienenen Buch „Bonus Princeps" als Beispiel für die These „Une foy, un loy, un roy" an570. Nach dem Sieg am Weißen Berg verpflichtete sich Ferdinand II. in Mariazell, am marianischen Hauptwallfahrtsort Österreichs in der Steiermark durch ein Gelübde, dasselbe in Böhmen und den zugehörigen Provinzen im Namen Mariens vorzunehmen. Dieses Gelöbnis Ferdinands erfolgte am 22. Juni 1621, dem Tag, an dem das „Blutgericht" an den Rebellen in Prag stattfand. Es zeigt, wie politische Maßnahmen, die eine diesseitig orientierte „Staatsraison" formaljuristisch erledigt hätte, in der religiösen Staatsideologie der Habsburger durch die Frömmigkeit des Herrschers in einer Art von göttlichem Gnadenakt gerechtfertigt, ja einem A k t stellvertretender Sühnung des Herrschers für seine „verlorenen Schafe" ins Transzendentale überführt wurden: „ . . . und ist unter anderm dies die Hauptursache meiner dermaligen Wallfahrt zur heiligen Zelle, damit ich jenen, deren ich sonst nicht schonen darf, wenigstens durch mein Gebet zu Hilfe eile. Kann ich sie ferner nicht leben lassen, so will ich doch nach dem Beispiel meines Erlösers für meine Feinde bitten, daß sie glücklich ster-

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ben" 571 . Hier wird wieder der christomimetische Aspekt des habsburgischen Selbstverständnisses deutlich, das sich auch beim mirakulösen Kreuz Ferdinands II. zeigte. Die Worte Ferdinands II. passen zur Ikonographie des bei der Christusverehrung erwähnten Hochaltars von Mariazell, der am Ende des 17. Jahrhunderts von J . B. Fischer von Erlach entworfen und auf Veranlassung Karls VI. vollendet worden ist (Abb. 75, 76). Dieser weist unter der Trinität bzw. der Gnadenstuhlgruppe mit der beherrschenden Gestalt des Gekreuzigten die von der Schlange umwundene Weltkugel auf, die nach dem Entwurf Fischers zusätzlich von einer Dornenkrone umzogen sein sollte. Bei der Weltkugel wurden also Attribute, die auch der Immaculata gelten können, mit der Symbolik des Erlösungswerkes Christi verknüpft. Da die Weltkugel ursprünglich als Tabernakel diente, bildeten die Christus-, Marien- und Eucharistieverehrung eine Einheit. Übrigens wurde auch der Mariazeller Gnadenaltar in der Cella im Hauptschiff, der „hl. Zelle Mariens", der das Gnadenbild enthält, zur Zeit Karls VI. und zwar vom jüngeren Fischer von Erlach geschaffen. Mariazell als österreichisches Staatsheiligtum und die Mariensäule Am Hof in Wien Da Mariazell in der Pietas Mariana der Habsburger und gerade auch Karls VI. eine wichtige Stellung einnahm, soll seine Bedeutung für die Dynastie in diesem Zusammenhang geschildert werden. Bereits von Cimburgis (Czimperka) von Masovien, der Mutter Friedrichs III., ist überliefert — und dies ist fast das einzige, was man von ihr weiß —, daß sie gern nach Mariazell wallfahrtete 572 . Das Ansehen des Wallfahrtsortes war in der Reformationszeit völlig geschwunden. In der Gegenreformation erhielt er den Charakter eines religiösen und marianischen Zentrums für alle Völker der habsburgischen Monarchie. „Der Aufstieg des Wallfahrtsortes war zugleich Symptom und Mittel der katholischen Restauration"573. Waren es zunächst einzelne fromme Habsburger, die zu diesem Gnadenort im eigenen Land eine besondere Beziehung pflegten wie etwa die Tochter Kaiser Ferdinands I., Elisabeth, Ex-Königin von Frankreich, oder Erzherzog Karl II. von Steiermark, der Gebietsherr und Vater Ferdinands II., so wurde Mariazell um die Wende zum 17. Jahrhundert ein ausgesprochenes Patronatsheiligtum des habsburgischen Herrscherhauses und ein Zentrum des Marienkults in Österreich überhaupt, sozusagen eine nationale Konkurrenz zum marianischen Reichsheiligtum Altötting in Bayern, das dadurch mehr ein Hausheiligtum der Wittelsbacher und gemeinsamer Frömmigkeitsakte der katholischen Reichspartei wurde, an denen die Habsburger ebenfalls seit jeher teilnahmen, besonders seit Ferdinand II. Hier sollen zuerst die militärischen Aspekte der Verehrung dieses Gnadenortes berührt werden, obwohl sie mit dem Kult der Mariazeller Maria als „Patro-

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na", d. h. als himmlischer Mutter der Dynastie untrennbar verbunden sind. Bereits Ludwig I. von Ungarn soll — nach barocken Votivbildern in Mariazell — mit dem dortigen Gnadenbild auf seinen Fahnen gegen die Türken gekämpft und ein Marienbild dorthin gestiftet haben, das er in den Feldzügen mit sich führte. Er ließ der Madonna eine silberne Krone machen und opferte ihr unter anderem sein Schwert und seine Sporen574. Matthias, der Bruder und Nachfolger Kaiser Rudolfs II., soll als ungarischer König zum Dank für seinen Sieg über die Türken bei Stuhlweißenburg 1601 eine goldene Krone für das Gnadenbild gestiftet haben575. Wahrscheinlich spielte dabei der Feldprediger seines Heeres, der Kapuziner Laurentius von Brindisi, eine anregende Rolle, da dieser den Sieg Maria zuschrieb. Analog dazu unternahm Kaiser Leopold I. 1665 eine Wallfahrt nach Mariazell als Danksagung für den im Jahr zuvor errungenen Sieg bei St. Gotthard in Ungarn über die Türken. Aber dieser militärische Aspekt der Mariazeller Marienverehrung war nur eine Komponente im Marienkult der Habsburger. Mit Ferdinand II. begann der eigentliche Aufstieg von Mariazell als Zufluchtstätte der Habsburger in sämtlichen Angelegenheiten ihrer Familie und ihrer Herrschaft. Außer dem Gelübde von 1621 zum „Prager Blutgericht" und zur böhmischen „Ketzervertreibung" hat er 1636 dort ein Gelübde für die Nachfolge seines Sohnes als Kaiser abgelegt, für dessen Erfüllung er eine goldene Statue seiner Person stiften wollte578. Von daher ist wohl auch die von Ferdinand III. unternommene Initiative zu einem Erweiterungsbau (1644—1699) der Mariazeller Wallfahrtskirche zu deuten577. Um die Akte der Marienverehrung Karls VI. besser begreifen zu können, ist es notwendig, die ganze Dimension des Verhältnisses seiner Vorgänger zu Maria als ihrer Patronin und Mutter noch etwas zu beleuchten. Diese hatten, ausgehend von ihrer persönlichen Sodalitas Mariae, diese zu einer dynastisch-territorialen erweitert — ähnlich wie die Wittelsbacher. Den gedanklichen Ausgangspunkt bildete dabei die Mutterschaft Mariens als Genetrix des Weltenherrschers Christus und als „Mutter" ihrer irdischen Sodalen. Lamormaini, der Beichtvater und Biograph Ferdinands II., charakterisierte dessen Haltung zu Maria so: Er „verehret sie als ein Undergebener seine Beschützerin und liebet sie als ein Kind seine Mutter" 578 . Dieses Verhältnis zu Maria hatte bei einem Fürsten und Kaiser in seiner Eigenschaft als Stellvertreter Christi auf Erden ein besonderes Gewicht und wegen seines absolutistischen Regiments weitreichende Konsequenzen. Da seine private und amtliche Sphäre nicht zu trennen sind, und er im Sinn der absolutistischen Doktrin den Staat repräsentiert, ist die Folge seiner persönlichen Sodalität eine marianische Sodalität des Staates. Den entscheidenden Schritt vollzog Ferdinand III., der wie sein Vater marianischer Sodale war. 1645 entschloß er sich zu einem offiziellen Akt der Ubergabe seiner Herrschaft an Maria, nämlich „das gantze Land under den schütz, schirm und patrozinium glorwürdigster Jungfrau Maria zu devocieren undt einzuverleiben, wie auch zu mehrer beförderung der Ehre und Veneration der glor-

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würdigsten Mutter Gottes allhier in der Statt ( = Wien) alß wie zu München auf einem platz ein Saul oder Statuam mit Unser lieben Frauen Bildtnus aufrichten zu lassen, damit darbey zu gewissen Zeiten Litaniam undt andere andachten gehalten werden" 579 . Die Ausführung des Plans erfolgte am i8.Mai 1647 in einem feierlichen Akt, der nidit als alleinige Angelegenheit des Landesfürsten, sondern zum Zeichen des allgemeinen Anliegens als Aktion des Landes und der Untertanen behandelt wurde. Vorher war nämlich ein diesbezüglicher Entschluß der Landstände des Herzogtums Österreich unter der Enns (Niederösterreich) durchgeführt worden580. Ferdinand III. „anvertraute, schenkte und weihte sich selbst, seine Kinder, Völker, Heere und Provinzen und überhaupt alles dem besten allmächtigen Gott, dem höchsten Kaiser des Himmels und der Erde, durch den die Könige regieren, und der Jungfrau, Gottesgebärerin und unbefleckt Empfangenen, durch welche die Fürsten herrschen, als der besonderen Herrin und Patronin Österreichs"681. Die Weiheformel, deren wichtigste Teile in die Inschrift an der Säule eingingen582, wurde in der für die habsburgische „Pietas eucharistico-mariana" charakteristischen Weise vor der präsentierten Hostie gesprochen583. Bemerkenswert an der Weiheformel ist in dieser Hinsicht und im Hinblick auf die Rolle Mariens als Staatspatronin, daß die aus den Sprüchen Salomonis (VIII, 15) entnommene Aristokratische Formel des für Ferdinand III. geschriebenen „Princeps in compendio": „per quem reges regnant", für die Funktion Mariens im Staat paraphrasiert wurde in: „per quam principes imperant" 584 . Nach Coreth „ist hervorgehoben worden, daß es sich bei dieser Weiheformel nur um die Bestätigung und Wiederholung einer früher vollzogenen Weihe des Kaisers handelt, die im Album einer Löwener Kongregation zum Jahr 1640 festgehalten ist, deren erstmalige Ablegung aber noch früher stattgefunden haben könnte". Diese frühere Formel beinhalte eine noch persönlichere Bindung des „Sohnes" an seine „Mutter". Natürlich kann kein Zweifel darüber bestehen, daß die Weihe des „Dominium Austriae" an Maria durch Ferdinand III. aus dieser Wurzel der persönlichen Sodalitas erwuchs und nach väterlichem Vorbild 585 und im Gefolge der durch Ferdinand II. aufgegriffenen absolutistischen Staatslehre mit der Verkörperung des Staatswesens in der Person des Herrschers im Sinn dieser Personalunion ausgeweitet wurde. Aber es ist ein Unterschied, ob diese Weihe durch Eintragung in ein Bruderschaftsbuch erfolgte oder durch ein öffentliches Denkmal. Die Weihe erfolgte bezeichnenderweise im Zeichen der Immaculata, die auf der Säule dargestellt ist und deren dogmatische Anerkennung Ferdinand II. und sein Schwager in Spanien, Philipp III., durch Petitionen in Rom zu erreichen versucht hatten und deren allgemeine Verehrung sie intensiv förderten586. So hatte Rom 1622 immerhin die Konstitution erlassen, die verbot, in allen öffentlichen und privaten Reden die Unbefleckte Empfängnis zu leugnen. Ferdinand II. hatte 1624 die Wiener Universität „auf ewig" mit dem „Collegio Soc. Jesu vereinigt" 587 , deren Orden der wichtigste Propagator des Immaculatakultes war 588 ,

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deren erste von Ferdinand II. gestiftete Kirche in Wien als Hauptpatronin Maria geweiht war und vor deren zweiter Kirche die Mariensäule Ferdinands III. 1647 ihren Platz fand. Ferdinand III. führte 1649 an der Wiener Universität den zwangsweisen Treueeid der Mitglieder auf die Unbefleckte Empfängnis ein, wie es auch an anderen Universitäten der Brauch war 589 . Die Vorgeschichte der Weihe Ferdinands III. an Maria wirft einiges Licht auf die Bedeutung des Immaculatakults und der Wiener Mariensäule. Der Wiener Fürstbischof Graf Philipp Friedrich von Breuner hatte in gemeinsamer Beratung mit den Beichtvätern des Kaiserpaares, Patres der Gesellschaft Jesu, beschlossen, die Weihe nicht „in genere, sondern unter einem gewissen Titulo" zu vollziehen, und aus mehreren Gründen die Immaculata gewählt. Einmal, weil schon Kaiser Ferdinand II. dasselbe Vorhaben gehabt und durch Kardinal Klesl das Fest der Immaculata als gebotenen Feiertag eingeführt hatte (20. November 1629)590; ferner weil Ferdinand III. am 8. Dezember — am diesbezüglichen Festtag — zum ungarischen König gekrönt worden war und „weillen solches Fest sowohl bey etlich Katholisch als Unkatholiscii nit völlig geglaubt, sondern in controversiam undt Zweifel gezogen undt disputiert wird, weldie Zweiffelhafftige undt Irrente oppinion bey villen Katholischen erlescht würde, wan sy sehen, das Seine May. eben dises Fest mit solcher Veneration begehen undt under dero patrocinium undt schütz nemben thuen.. ." 5>1 . Der Gedanke des „une f o y " und der vorbildhaften Rolle des Herrschers, seiner „Pietas publica" für den Glauben seiner Untertanen ist hier sehr deutlich. Es sollte auch das Gelübde abgelegt werden, das Fest der Unbefleckten Empfängnis mit Vigilfasten alljährlich feierlich zu begehen. Das Vorhaben wurde im Verein mit der Errichtung einer Mariensäule, deren Finanzierung und Herstellung die Sache in die Länge zog, am 18. Mai 1647 a u s " geführt. Die Wiener Mariensäule ist von der 1638 errichteten und 1639 mit weiteren Figuren, den kämpfenden Engel-Putti am Sockel, bereicherten Münchner Mariensäule angeregt. Während bei dieser die Marienstatue aus Bronze besteht — es ist die von Hubert Gerhard vom Hochaltar der Frauenkirche — , ist die Wiener vollständig aus Marmor gearbeitet592. Sie wurde allerdings 1667 von Kaiser Leopold I. durch eine neue Ausführung ersetzt, bei der die Figuren wie in München aus Bronze gemacht wurden. Bei der Wiener Madonnenstatue von 1647 gibt es aber noch einen weiteren, einen ikonographischen Unterschied zur Münchner. Diese zeigt eine Muttergottes mit Kind, bei der die Attribute der Mutter und der Himmelskönigin (Krone und Szepter und mit dem Christuskind als Salvator auf dem Arm) mit dem des Apokalyptischen Weibes (Mondsichel unter den Füßen), also des „Signum Magnum" der Erlösung kombiniert sind. Durch die vier allegorischen Puttengruppen auf dem Unterbau mit den auf ihren Schilden verteilten Worten aus Psalm 90, V . 13: „Super Aspidem et Basiliscum ambulabis et leonem et Draconem concalcabis", wird Maria als Bekämpferin der Sünde und der durch diese bewirkten Plagen, Hunger (Drache), Krieg (Löwe), Pest

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(Basilisk) und Unglaube/Häresie (Schlange), charakterisiert. Dagegen ist die Statue der Wiener Mariensäule ausschließlich der Darstellung der Immaculata gewidmet: der Jungfrau, die mit Sternen bekränzt ist und der Schlange aufs Haupt tritt. Sie manifestiert so das religiös-politische Engagement der Habsburger bezüglich der „Propugnatio Immaculatae Conceptionis" und der Verteidigung der „Immaculata Religio" gegenüber den protestantischen Ketzern. Die Inschrift ist ausnehmend politisch orientiert. Sie behandelt die Herrschaftsübertragung und die Beziehung des Herrschers zu Gott und Maria: zu Gott bzw. Christus, „per quem reges regnant"; zu Maria, „per quam principes imperant". Obwohl die Statue der Wiener Säule kein Jesuskind hat, spielt die Eigenschaft Mariens als Mutter Christi, des Weltenherrschers, eine entscheidende Rolle. Als solche ist sie zum einen die Stellvertreterin des „Imperators" Christus und damit Befehlshaberin gegenüber seinem irdischen Stellvertreter, zum anderen ist sie in dieser Beziehung auch die himmlische Mutter des Monarchen. Entscheidend für die Wahl des Themas war wohl auch, daß die Immaculata Conceptio letztlich die Voraussetzung zur Erfüllung des Heilplans darstellt, zur Vollendung des Reiches Christi und damit zum Vollzug der Herrschaft des Monarchen und Kaisers. Bei Leopold I. nimmt die Sodalitas Mariae noch intensivere Züge als bei seinen Vorgängern an. Er war nicht erst als Jüngling „Cliens" Mariae geworden, sondern, weil seine Geburt als Gebetserhörung Mariens angesehen wurde, bereits als sechswöchiges Kind „als ein der heiligen Maria Verlobter ihr unter einem gewissen gebete auf dem altar gleichsam überreichet worden", wie sein Biograph Rinck berichtet683. Dieser Verlobungs- oder Verlöbnisakt bedeutete in diesem Moment noch etwas rein Persönliches und ist mit der damals für Leopold ins Auge gefaßten geistlichen Laufbahn zusammenzusehen. Er war nämlich, bis er durch den Tod seines Bruders Ferdinand (IV.) in der Thronfolge an die erste Stelle trat, für die geistliche Laufbahn bestimmt gewesen. Der Akt der Verlobung mit Maria ist ein Topos, der bemerkenswerterweise vor allem in den barocken Heiligenviten vorkommt, unter denen hier nur der Selige Hermann Joseph und der hl. Johannes von Nepomuk angeführt seien, von denen gerade der letztere mit dem barocken Marienkult eng verbunden war. Vielleicht war es gerade dieser Verlobungsakt, der bei Leopold, als er die Herrschaft angetreten hatte, die persönliche und die offizielle staatliche Marienverehrung besonders intensiv werden ließ. Als neugekrönter Kaiser ließ er sich auf der Heimreise von Frankfurt nach Wien am 5. September 1658 in Altötting unter feierlichen Zeremonien und bei Empfang des Altarsakramentes seine kaiserliche Würde und seine Herrschaft über Österreich von Maria gleichsam bestätigen. Dadurch wurde ein im Grunde rein persönlicher Frömmigkeitsakt zum bedeutsamen Staatsakt. Bei ihm wurde — wohl infolge der gespannten politischen Lage mit Frankreich, dessen König Ludwig X I V . Leopold die Kaiserwürde streitig zu machen versucht hatte — Maria nicht nur als eigentliche Kaiserin und Patrona Austriae, sondern auch als Generalissima bezeichnet. Der Bericht sagt594, Leopold habe „von Maria allhie, der

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Himmels-Kayserin für das neue angetretene Kaiserthumb... zu Lehen nemmen, sich und seine undergebene Land und Leuth unter den Schutz Mariae wider seine Feind bestermassen befehlen wollen, maßen es auch durch abgelegte eyfferige Andacht lobwürdig geschehen". Dieser Akt des Empfangs des Kaisertums als Lehen aus der Hand Mariens stellt eine deutliche Erweiterung der Weihe Österreichs an Maria durch Ferdinand III. und der in dessen Weiheformel auf die Person Mariens übertragenen theokratischen Kaiserformel dar. Daß der Ort dieser Lehensnahme Altötting ist, bestätigt seine Funktion als eine Art Reichsheiligtum. Leopold, der selbst kaum Neuerungen erfand und immer in einer für ihn typischen Weise übernahm, was er vorfand, sdieint hier auf einen älteren derartigen Akt Bezug zu nehmen. Damit übereinstimmend ist in dem Bericht von einer diesbezüglichen Gewohnheit der habsburgischen Vorgänger die Rede. Er habe „gleich dero Herrn Vattern, Ur- und Anherrn allerseligsten Angedenckens" das Kaisertum zu Lehen genommen. Auch ist zweimal von den hierbei „gebräuchligen Ceremonien" die Rede 595 . Coreth bemerkt dazu, daß von Ferdinand II. eine solche Lehenshuldigung in Altötting beim Regierungsantritt nicht bekannt sei, sondern nur, daß er 1630 eine feierliche Wallfahrt mit seiner Familie und dem Hofstaat dorthin unternahm — wohl anläßlich des zehnjährigen Jubiläums des Sieges am Weißen Berg. Auch von Ferdinand III. sei nur bekannt, daß er am 2. September 1652 nach der Wahl seines Sohnes Ferdinand IV. zum Römischen König mit seiner Gemahlin Eleonore und fast allen in Regensburg anwesenden Fürsten nach Altötting „zu Maria, seiner Mutter als einer Regentin aller Könige und Kayser" gekommen war 596 . Dies ist offensichtlich ein Akt, auf den sich die Lehensnahme Leopolds als Vorbild beziehen könnte. In diesem Zusammenhang ist auf einen Wunderbericht hinzuweisen, den Höller in seiner Vorgeschichte der Mariensäule Ferdinands III. gibt: Die Jungfrau habe die vielen Ehrenbezeugungen Ferdinands II. beantwortet und ihren Dank gehäuft zurückerstattet, als Ferdinand II. mit ihrer Hilfe durch Suicard von Mainz, den „Vorsitzenden" der Kurfürsten, das Römische Kaisertum erlangte, indem sie Suicard im Jahr 1619 erschien und ihm ausdrücklich sagte: Handle standhaft. Suicard, fürchte dich nicht, Ferdinand zu erwählen. Ebenso sei bei der Wahl seines Sohnes Ferdinand (III.) zum Römischen König in Erfüllung gegangen, um was Ferdinand II. die Jungfrau gebeten hatte597. Gerade bei Ferdinand III. bringt Höller zwei wichtige Ereignisse in dessen Karriere mit dem Wirken Mariens in ursächlichen Zusammenhang: das Römische Königtum, das er 1636 in Regensburg mit Hilfe der Jungfrau erlangte, und die Krönung zum Ungarischen König 1625, die gerade am Festtag der Unbefleckten Empfängnis der Jungfrau stattfand, den er nachher von Urban V I I I . durch öffentliches Dekret verkündet haben wollte598. Von daher ist, als Fortsetzung der Dankesbezeugungen der Habsburger gegenüber Maria für ihre Hilfe zur Erlangung der Kaiserwürde, auch die erwähnte Altöttinger Wallfahrt Ferdinands III. im Jahr 1653 anläßlich der Wahl seines Sohnes zum Römischen König und die Erwähnung

Die „Pietas Austriaca" — die Marienverehrung

der „gebräuchligen Ceremonien" beim Lehensakt Leopolds I. inAltötting verständlich. Von daher wird auch als traditioneller Akt verständlich, daß man bei der wiederum kritischen Wahl von Leopolds Sohn, Joseph I., zum Römischen König — wegen der von Frankreich drohenden Gefahr hatte man den Wahlort von Frankfurt nach Augsburg verlegt — vor und nach dem Augsburger Kurfürstentag (1689/90), auf dem die Wahl stattfand, nach Altötting pilgerte und den gewünschten Wahlausgang der Hilfe der Himmelskönigin empfahl. In diesen Zusammenhang gehört auch, daß Leopold fast regelmäßig mit seinen Reisen zum Regensburger Reichstag Besudle in Altötting verband599, das damals nach all diesen Belegen „die Rolle nicht nur eines bayerischen, sondern des zentralen kaiserlich-reichischen Marienheiligtums und religiösen Zentrums des Reiches spielte". „Dies kommt in besonderer Weise darin zum Ausdruck, daß Max II. Emanuel von Bayern der Madonna von Altötting ,ein kayserliche cron', dem Jesuskind aber ,ein inful von dreyfacher cron, wie die Päpst zu tragen pflegen', verehrte"800. Mit dieser Stellung Mariens als himmlische Kaiserin des Reiches und Lehensherrin der habsburgischen Kaiser dürfte zusammenhängen, daß zahlreiche Madonnenstatuen des 17. und 18. Jahrhunderts nicht nur in Österreich, sondern auch in Bayern eine Kaiserkrone tragen, und zwar in der charakteristischen Form der spezifisch habsburgischen Hauskrone, der Mitra-Krone 801 . In diesem Zusammenhang ist auch bemerkenswert, daß Leopold I. und Max Emanuel von Bayern ihr „foedus defensivum", ihre „Heilige Liga" zur Abwehr der Türken, 1683 in Altötting schlössen802. Bevor ich mich der Bedeutung Mariens in den Türkenkriegen zuwende, noch einige Bemerkungen zu Mariazell, das im habsburgischen Marienkult Altötting damals mehr und mehr abzulösen beginnt — zumindest in der Hinsicht, daß Mariazell vor allem für „hauseigene" Angelegenheiten zuständig war, wie man überhaupt, vor allem in den Türkenkriegen, dazu überging, Gnadenbilder, die sich im eigenen Land befanden, herauszustellen, als landeseigene Gnadenmittel zu betonen. Unter Leopold I. war Mariazell „auf der Höhe seiner Bedeutung innerhalb der Pietas Austriae, als Heimstätte der Patrona der sich bildenden Monarchia Austriaca" 803 . „Dieser Kaiser, bei dem alles sich vereinigt, was an religiösen Anregungen von den Vorfahren aufgenommen worden war, brachte tatsächlich alle Entscheidungen und wichtigen Geschehnisse politischer und familiärer Natur hier vor, oftmals persönlich, sonst durch Boten mit reichen Geschenken. Siebenmal wurden Kaiserwallfahrten nach Mariazell unternommen, deren erste, 1659, auf die eigene Kaiserkrönung folgte, die letzte 1693 zum Dank für die deutsche Königskrönung Josephs I., die mit diesem gemeinsam abgestattet wurde". Bei der Mariazeller Wallfahrt Leopolds von 1665, die als Danksagung für den Sieg über die Türken 1664 bei St. Gotthard unternommen wurde, schrieb sich Leopold in das Pilgerbuch mit den Worten ein: „Der heiligen jungfrau Maria geringster und unwürdigster Knecht Leopold" 604 . Hier wirkt die persönliche „Marienver-

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Der habsburgische Tugendkanon

lobung" Leopolds nach und das im 17. Jahrhundert stark verbreitete Verständnis der Sodalitäten Mariens als „Sklavenschaft Mariae" 605 . Diese Haltung des „cliens infimus" ist schon in der Inschrift und Weiheformel Ferdinands III. an der Mariensäule in Wien vorhanden und wird uns bei Karl VI. auf dem Monserrat wieder begegnen. Zugleich legte Leopold Maria den nun schon traditionellen Titel einer „Generalissima familiae Austriacae" bei, den er in seinem Memorial anläßlich einer anderen Pilgerreise nach Mariazell im Jahr 1676, dem Todesjahr seiner Gemahlin Claudia Felicitas von Tirol, erläutert608: „Ich will die allerheiligste Jungfrau Maria im kriege zu meiner befehlshaberin und bey friedens tractaten zur gevollmächtigten machen". Leopold übertrug also seine beiden herrscherlichen Aufgaben als Feldherr und als Friedensfürst der Himmelskönigin. Er wiederholte auch die Marienweihe des Hauses Habsburg und seines Territoriums, die sein Vater Ferdinand III. der Immaculata geleistet hatte, in einem noch erweiterten Umfang und dokumentierte diese Erneuerung ererbten Marienkultes in einem aufwendigen Unternehmen: Er ließ 1667 die steinerne Mariensäule Ferdinands III. durch eine in Erz gegossene ersetzen607 und gelobte bei dieser Erneuerung der Weihe seiner Person und seiner Länder die Einführung des Festes der Unbefleckten Empfängnis mit Vigilfasten auch in den Ländern der steirischen, d. h. innerösterreichischen Linie der Habsburger, von der er abstammte, nämlich in den Herzogtümern Steiermark, Kärnten und Krain 608 . Der Bericht bei Höller, 1732 als Huldigung an Leopolds Sohn, Karl VI., erschienen, enthält Informationen über den Anlaß der Erneuerung der Säule und auch bezüglich der Ausführung in Bronze, die dieses Unternehmen erst völlig verständlich machen: „ . . . LEOPOLDUS I. Caesar & rebus gestis & Pietate cumprimis MAGNUS publico religionis monumentosingularemsuum in Immaculatam virginem affectum orbi testatum facere meditabatur". Höller weist dann auf das 20jährige Jubiläum der Errichtung der Säule durch Ferdinand III. hin und fährt fort: „Paternam Pietatem hanc ut aemularetur Filius, simile animo, at nobiliore ex materia, aere scilicet, quod in aevum omne duraturum, aeternum LEOPOLDINAE RELIGIONIS MONUMENTUM esset, f u n d a n d u m decre-

vit". Durch das Erz sollte — entsprechend der geläufigen Vorstellung, daß nichts dauerhafter sei als Erz — dem Denkmal ewiger Bestand verliehen werden. Von dieser hier geäußerten Materialikonographie her wäre zu überlegen, ob die Marmorausführung der Wiener Marienstatue von 1647 gegenüber dem bronzenen Münchner Vorbild nicht ähnlich, und zwar als Bezug auf die Immaculata ( = weißer Marmor) gedeutet werden könnte. Die Materialikonographie wird von Höller noch weitergeführt. Er berichtet, daß für den Bronzeguß das Material großer Kanonen verwendet wurde, die mit Hilfe Mariens von den Feinden erbeutet worden waren: „quae, quod Virginis auspiciis üt plurimum hostibus ereptae fuerint, jam Virginis honoribus erant impendendae". Die feierliche Benediktion fand am Fest der Unbefleckten Empfängnis Mariens statt, wie es auch die von Leopold zusätzlich zu den erneuerten Inschriften Ferdi-

Die „Pietas Austriaca" — die Marienverehrung

nands III. hinzugefügte eigene Weiheformel besagt: „LEOPOLDUS / ROM. IMP. SEMP. A U G / S T A T U A M H A N C / H O N O R I V I R G I N I S / S I N E M A C U L A C O N C E P T A E / A B A U G . P A T R E SUO E R E C T A M / E T P R E T I O AUXIT / ET IMMORTALITATE DONAVIT / NAM, QUAM LAPIDEAM I N V E N I T / AVSTRIACA PIETATE A C VOTO / AEREAM FECIT ET A E T E R N A M . / U T C U J U S B E N E F I C I O / C O R O N A S / V I C T O R I A S / PAC E M / E T S U C C E S S I O N E M A C C E P I T , / E I D E M H A E C O M N I A / A C SE IPSUM D E B E R E / T E S T A R E T U R . / Anno / M . D C . L X V I I / Die VIII.Dec." Höller fügt seinen Berichten über die weiteren Feierlichkeiten, die beteiligten Personen und die Verehrungsakte sämtlicher Bruderschaften der Stadt eine Erklärung der vier Puttengruppen am Sockel an, die sehr aufschlußreich ist. Im Fall des Münchner Vorbilds ist dafür keine zeitgenössische Deutung überliefert. Sie wird in einem apotropäischen und der Funktion der Maria als „Patrona Boiariae" entsprechenden Sinn versucht. Bei formaler Gleichheit mit Mündien werden von Höller die vier „Genii vel Heroes" bei der Wiener Mariensäule im Sinn der Immaculata Conceptio gedeutet, was offenbar auch die gegenüber München veränderte Inschrift der Schilde intendiert. Dabei schränkt Höller die Allgemeingültigkeit der von ihm referierten Deutung ein. Offenbar gab es keine offizielle Version. „Es gibt Leute, die meinen®09, daß sich diese ,Genien oder Heroen' jeweils auf die göttlichen Eigenschaften (Perfectiones) beziehen, die bei der Bewahrung der Jungfrau von der Erbsünde am meisten hervorgeleuchtet haben. Der erste Genius, der auf den im Osten liegenden Platz blickt, ist das Bild der Göttlichen Weisheit, die auf den höllischen Drachen mit dem verderblichen Schwert losgeht und seinen sicheren Untergang, der ihn von Seiten der siegreichen Jungfrau erwartet, mit jenen in den Schild eingegrabenen Worten androht: IPSA C O N T E R E T . Der zweite im Westen, der dem höllischen Löwen im Nakken sitzt, der brüllend umhergeht, suchend, wen er verschlingen könne, ist das Symbol der [Göttlichen] Allmacht (Omnipotentia), die der Jungfrau die besonderen Kräfte, die zum Sieg über das Monstrum der Erbschuld notwendig waren, mit jenem Wort versprochen hat: C O N C U L C A B I S . Der dritte, gegen Süden, der die höllische Schlange bekämpft, ist die göttliche Liebe, die aus besonderer Liebe das Privileg A M B U L A B I S SUPER, das vorher keinem Sterblichen zugebilligt wurde, der Jungfrau verleiht. Der vierte Heros schließlich, der Gegner des Basilisken, ist der Genius der [Göttlichen] Vorsehung, die, als jenes verderbliche Gesetz der Erbschuld auf alle Nachkommen Adams aufgeladen wurde, voraussehend den Umstand ausnahm, daß die Jungfrau von diesem befreit bleiben sollte, was auch jene Worte ausdrücken: N O N P R O T E L E X " . Kaum zehn Jahre später drohte vom römischen Stuhl eine Beeinträchtigung des habsburgisch-österreichischen Staatskultes der Immaculata: Papst Innozenz X I . (1676—1699) verbot das von Alexander V I I . 1661 bewilligte Offizium der Unbefleckten Empfängnis wegen einiger Ausdrücke über Maria und setzte es auf den Index. Leopold verlangte in einer Reihe von Briefen vom 8. Novem-

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Der habsburgisdie Tugendkanon

ber 1678 bis 1 1 . Mai 1679 dringend die päpstliche Wiederbewilligung des Offiziums. Er wies ausdrücklich darauf hin, daß sein Haus und er selbst eine ganz besondere Immaculataverehrung pflegten, und daß durch das Verbot in seinen Ländern große Aufregung entstanden sei614. Leopold ließ von seinem ehemaligen Lehrer, dem Jesuiten Johannes Eberhard Nidhard, einem bekannten Förderer der Immaculatalehre, der damals als Kardinal in Spanien weilte, eingehende theologische Gutaditen anfertigen, in denen die beanstandeten Ausdrücke biblisch und patristisdi belegt und erklärt wurden. Die Aktivität Leopolds ist verständlich, denn für ihn standen schwerwiegende Interessen auf dem Spiel: Für Leopold drohte ein religiös-politisches Symbol, auf das seine Untertanen eingeschworen waren, verloren zu gehen. Er selbst und sein Haus standen in Gefahr, als Häretiker ihr Ansehen bei den Katholiken zu verlieren und bei den Protestanten Schimpf zu ernten. Für den Papst war es wohl eine Gelegenheit, sein oberstes Hirten- und Lehramt zu manifestieren und das habsburgische „Vorpreschen" in dieser dogmatischen Frage in die Schranken zu weisen. Marienkult und Türkenkrieg In den Türkenkriegen Leopolds I. erlebte die Verehrung Mariens als Auxilium Christianorum und Generalissima der Habsburger eine Hochblüte. 1683, anläßlich der Belagerung Wiens durch die Türken, war Leopold I. mit seiner Gemahlin Eleonore Magdalena der Marienbruderschaft von St. Peter in München beigetreten 811 . Damit begann ein großer antitürkisch orientierter Marienkult. Eine bestimmende Rolle dürfte dabei der Kapuzinerpater und Feldprediger beim Entsatz Wiens im Jahr 1683, Marco d'Aviano, gespielt haben, der auf Leopold großen Einfluß hatte und ihn auch in den Jahren 1693 und 1696 zu großen marianischen Manifestationen veranlaßte. Für die Schlacht am 12. September 1683 gegen die Türken am Kahlenberg zum Entsatz Wiens war die Gefechtsparole „Maria H i l f ! " ausgegeben worden. Leopold stiftete als Erfüllung eines Dankgebetes nach dem Sieg für die von ihm gegründete Kapelle auf dem Leopolds- bzw. Kahlenberg das Gnadenbild „Maria Auxilium Christianorum", vom Volk „Maria Türkenhilfe" genannt* 12 . Seit 1683 fand in Wien zum Dank f ü r die Befreiung der Stadt von der türkischen Belagerung das Fest „Maria Namen" statt. Die Verehrung Mariens und ihre Bedeutung als himmlische Verteidigerin Wiens 613 fand ihren Niederschlag auch und vor allem auf dem Gebiet des Kirchenbaus in Wien. Im strategischen Vorfeld der Befestigungsanlagen, gerade an der Seite, wo 1683 der Angriff der Türken erfolgt war, entstanden nach der Befreiung der Stadt eine Reihe von Marienkirchen, oder es wurden bereits vorhandene und von den Türken zerstörte prunkvoll und aufwendig erneuert. Diese neuen Marienheiligtümer kann man als „marianische Vorwerke" eines himmlischen „cordon militaire" Wiens ansehen.

Die „Pietas Austriaca" — die Marienverehrung

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In der Vorstadt „Währinger-Gassen" (heute der Bezirk Aisergrund) befand sich eine Kirche mit Kloster der Benediktiner von Montserrat, eine Filiale des spanischen Marienwallfahrtsortes, der bei Karl VI. eine große Rolle spielen sollte. Diese Benediktiner wurden wegen ihres schwarzen Habits die „Schwarzspanier" genannt — zum Unterschied von den weißgekleideten „Weißspaniern" des Trinitarierordens. Das Marienheiligtum der Schwarzspanier war 1633 von Ferdinand II. gegründet614, 1683 wegen der Türkengefahr abgebrochen und seit 1690 von Leopold I. neu aufgebaut worden, wobei er sich auf der Grundsteinlegungsmedaille als der Erbe nicht nur der Reiche Ferdinands II. und III., sondern auch deren Frömmigkeit bezeichnet. Anläßlich der Eroberung von Gibraltar 1704 durch die alliierten Truppen seines Sohnes Karl ließen Leopold und seine Gemahlin eine Kopie des Mariazeller Gnadenbildes anfertigen und in dieser Kirche in Wien aufstellen 415 , die später von Karl VI. um 1730 reich ausgestattet wurde 614 . Seit 1698, nach dem Sieg über die Türken bei Zenta 1697, der als großer Sieg Mariens gefeiert wurde, entstand in der nach dem ersten Sohn und Thronfolger Leopolds benannten „Josephs-Vorstadt" das Piaristenkloster St. Joseph mit der Kirche „Maria-Treu" (Patrozinium Vermählung Mariens). In der Vorstadt „Neubauviertel" wurde die 1674 erbaute Kirche „Mariae=Trost" seit 1694 wiederhergestellt617. Im selben Bezirk entstand auch die Kapuzinerkirche „Maria-Schutz". In der Vorstadt „Laimgrube" wurde die Kirche „Maria=Hülf" (Patrozinium Himmelfahrt Mariens) gebaut, die diesem Bezirk den heutigen Namen Mariahilf gab. Gerade bei dieser Kirche ist der militärische Aspekt der Verehrung Mariens als „Generalissima" besonders deutlich. Von 1660 bis 1686 bestand hier ein Friedhof der an der Hofkirche St. Michael am Kohlmarkt installierten Barnabiten. Die zugehörige Friedhofskapelle war mit einer Kopie des berühmten Passauer Gnadenbildes „Maria-Hilf" ausgestattet. Seit 1686 ließ Leopold eine erste große Kirche errichten. Die heutige stammt aus der Zeit Karls VI. (1714—1730). Mit dem Madonnenbild in Maria-Hilf ob Passau hatte sich seit Beginn des Dreißigjährigen Krieges eine neue Verehrungsbewegung verbunden, die weithin ausstrahlte418. Es handelte sich um eine um 1620 verfertigte Kopie nadi dem Madonnenbild von Lukas Cranadb d. Ä., das der Sohn Kaiser Ferdinands II., Leopold Wilhelm (1637—1662), Bischof von Olmütz, Passau und Straßburg, vom Dresdner Hof anläßlich eines Besuches 1 6 1 1 erhalten hatte und sehr verehrte, und das 1650 in die Pfarrkirche in Innsbruck gebracht wurde. Bald entstand eine Bruderschaft der Wallfahrer zum Passauer Gnadenbild, das den Notschrei der Katholiken in dieser Zeit, „Mariahilf!", als Ehrentitel erhielt. Auffällig ist, daß auch dabei die Habsburger und der Sieg der katholischen Liga in der Schlacht am Weißen Berg 1620 ein auslösendes Moment gebildet hatte. Dieser Wallfahrt wandte sich wie schon Ferdinand II., der Mitglied der Bruderschaft gewesen war, auch Kaiser Leopold I. zu. 1676, anläßlich seiner in Passau vollzogenen Vermählung mit seiner dritten Gemahlin Eleonore Magdalena von Pfalz-Neuburg, stiftete er die prachtvolle „Kaiserampel" dorthin619. Die Türkenwaffen an den

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Der habsburgisdie Tugendkanon

Wänden der Kirche sind Votivgaben des Kaisers aus den seit 1683 geführten Kämpfen gegen die Türken. Der direkte Anlaß zur Erbauung der neuen Maria-Hilf-Kirche in Wien w a r f ü r Leopold die Eroberung von Ofen (Buda), der türkischen Hauptfestung in Ungarn, am 2. Oktober 1886, weil damit „dero Prophezeyung / die sie [ = Leopold] wegen Eroberung aus dem Namen Buda machten, erwünscht eingetroffen, welche folgender Gestalt lautete: Beatae Virginis Dabit Auxilium" ( = Die H i l f e der seligen Jungfrau wird uns Buda geben). Der Ortsname wurde also von Leopold als marianisches Kryptogramm interpretiert. „Weßwegen er noch dieses J a h r [1686] der B. Virgini Auxiliatrix zu Ehren eine Kirdie in der Leim-Gruben / einer Vorstadt vor Wien aufbauen lassen / worzu der Bischoff von Wien, im N a men des Kaysers / den ersten Steine legte" 680 . Zu diesem marianischen „Sternenkranz" um die Kaiserresidenzstadt Wien 421 gehören noch andere, ältere Kirchen wie die der Serviten (Maria Verkündigung). Im 18. Jahrhundert wurde dieser „Linienwall" von Kirdien um Wien durch die von K a r l V I . 1 7 2 2 gegründete und „Maria de Mercede" geweihte Kirche des damaligen Spanischen Spitals im Aisergrund (sogen. Waisenhauskirche) vervollständigt. Ein weiteres Marienheiligtum entstand in der Vorstadt „Rennweg", die Kirche Mariae Heimsuchung der „Nonnen vom Orden de Visitatione Mariae, die insgemein die Englischen-Closter-Frauen, oder die Salesianerinnen genennet werden" 622 , deren Kloster und Kirche die Witwe Kaiser Josephs I., Amalia Wilhelmina, erbaute. Andere Kirchen- und Klostergründungen in Wiener Vorstädten kamen hinzu, die weitere Heilige, nämlich die Namenspatrone der Mitglieder des Kaiserhauses in diese himmlische Verteidigungslinie Wiens einbezogen: die dem Namenspatron Karls V I . geweihte Kirche des K a r l Borromäus in der Vorstadt „die Wieden", als Exvoto f ü r die himmlische Abwehr der Pest erbaut; die Schwester Karls, Maria Elisabeth, gründete in der Vorstadt „Landstraße" das Kloster der Barmherzigen Schwestern mit einer Kirche, die ihrer Namenspatronin, der hl. Elisabeth, geweiht wurde. In diesen Zusammenhang gehört auch die Leopoldskirche in der Leopold-Vorstadt, die 1670 gestiftet wurde. Bereits Kaiser Matthias hatte dort 1 6 1 4 , im selben Jahr, in dem er die Kaiserresidenz von Prag nach Wien verlegte, ein Kloster der Barmherzigen Brüder gestiftet. In der Vorstadt „Liechtenthal" (heute Aisergrund), die eigentlich nach K a r l V I . „Karlstadt" heißen sollte, was sich nicht durchsetzte, sondern von dem nach den dort angesiedelten Liechtenstein gebildeten Namen verdrängt wurde, legte K a r l V I . 1 7 1 2 zu Beginn seiner Regierung den Grundstein der Vierzehn-Nothelferkirche, die ein St. Anna-Heiligtum ersetzte. An diesem vom Kaiserhaus errichteten sakralen Verteidigungsgürtel Wiens ist zu erkennen, daß die Kirchenbautätigkeit der Mitglieder des Hauses einer demonstrativen öffentlich-politisch orientierten Frömmigkeit folgte, die in A b lösung gegenreformatorischer Bestrebungen militärischen bzw. apotropäischen Charakter hatte.

Die „Pietas Austriaca" — die Marienverehrung

1693 und 1696 fanden, vor allem auf Betreiben Marco d'Avianos, in Wien große marianische Manifestationen statt, die von staatlich-politischer Bedeutung waren. 1693 bildete den Anlaß das zehnjährige Gedächtnis der Befreiung der Stadt von den Türken, die ein erfolgreiches Jahrzehnt in der Zurückdrängung des türkischen Reiches in Ungarn und im Balkangebiet und den Aufstieg Habsburgs-österreichs als militärische Großmacht eingeleitet hatte. 1693 wurde unter großer Beteiligung der Bevölkerung ein Marienbild durch die Stadt nach St. Stephan getragen. Dort legte Leopold I. ein Gelöbnis ab, das in gewisser Weise eine Fortsetzung seines Immaculatagelübdes darstellt, das er 1667 mit der neuerrichteten Mariensäule abgelegt hatte. Indem Leopold Gott für die Befreiung seiner Hauptstadt und des ungarischen Königreiches Dank sagte, übergab er letzteres, das schon von seinem Vorgänger, dem hl. König Stephan, der Gottesmutter geschenkt worden sei, aufs neue „der Königin des Himmels und der Erde, der Magna Hungariae Domina". Er versprach, dort alle Pfarrkirchen zur Ehre Gottes und Mariens wiederherzustellen823. Die Verwirklichung dieses Gelübdes erfolgte vor allem durch Karl VI., dessen Kirchenbautätigkeit in Ungarn in dem Traktat Höllers von 1733 über die „Monumenta Virtutis" des Kaisers besonders herausgestellt wird 624 . Im Sommer 1696 wurde wegen einer neuen Türkengefahr für Wien eine umfangreiche Gebetsaktion mit zahlreichen Prozessionen und Gottesdiensten unternommen, die von Marco d'Aviano angeregt worden war und geleitet wurde. Dabei wurde Maria in den Mittelpunkt gestellt und für Österreich und seine Heere als „das Große Zeichen, das am Himmel erscheint, mit der Sonne umkleidet, dem Mond unter den Füßen" verherrlicht — so das Thema der großen Festpredigt d'Avianos am 1. 7.1696 im Stephansdom nach Apokalypse, 12 825 . Der am i r . September 1697 von Prinz Eugen erfochtene Sieg über die Türken bei Zenta wurde allgemein als Gebetserhörung aufgefaßt 628 . Dabei wurde der Sieg vor allem dem wundertätigen Gnadenbild „Maria Pötsch" im Wiener Stephansdom zugeschrieben. Dies zeigt ein Kupferstich627, in dem über dem Schlachtfeld links oben das von Engeln gehaltene Gnadenbild erscheint, das mit der Schrift „Auxilium Christianorum" versehen ist. Seitdem wurde dieses Gnadenbild in Österreich und Ungarn hoch verehrt und es etablierte sich als spezielles Palladium des habsburgischen Kaiserhauses, das bei allen öffentlichen religiösen Zeremonien eine Rolle spielte. In dieser Hinsicht ist die Vorgeschichte des Gnadenbildes bedeutsam. Es wurde nämlich von den Habsburgern selbst nach Wien geholt628. Kurz darauf erfolgte in höchster Gefahr der Sieg bei Zenta, so daß man an einen ursächlichen Zusammenhang glaubte. Zur Erinnerung daran wurden zwei weitere spezifisch habsburgische Marienfeste am Wiener Hof eingeführt: Das Verzeichnis der Hoffeste im „Kayserlichen Hof= und Ehren=Calender des 1729. Jahres" 628 weist für den 4. Juli folgende Bemerkung auf: „Den 4. wird der Jahr=Tag wegen des 1697 anhero gebrachten Wunderthätigen Marianischen Freuden=Bildes in die St. Stephan=Kirche begangen"630.

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Der habsburgische Tugendkanon

Wie stark die Marien- und Immaculataverehrung der Habsburger von den Türkenkriegen her bestimmt war und sich in dieser Tendenz in der öffentlichen Meinung niederschlug, zeigt das Titelkupfer von Friedrich Steills „Ephemerides Dominicano Sacrae", erschienen in Dillingen i6;e ausführliche Beschreibung bei Anm. II 1026; s. auch Inscriptiones, S. 19 f.; vgl. auch Anm. II 1 2 0 7 . 1221 Heraeus, Inscriptiones, S. 59. 1212

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Leben und Thaten Caroli des Sechsten, S. 381 f. Höller, 1 7 3 3 , S. 96, bezeichnet die kaiserlichen Adler auf den Segeln der für den K a m p f gegen die Türken gebauten Donauflotte Karls V I . als „die Vögel des österreichischen Jupiter". Weitere Jupiter-Anspielungen für K a r l V I . s. bei Anm. I I I 50 b. Inscriptiones, S. 101 f. Gemeint ist die Pforte des Kriegsgottes Mars (Janus Quirini; Quirinus = Mars), die in Rom in der Nähe des Janustempels stand, der in Friedenszeiten geschlossen wurde. Die örtliche Nachbarschaft und inhaltliche Verbindung wird von Heraeus im nächsten, dem 3. Akt, in der ersten Szene aufgegriffen. In einem Konzept des Heraeus zu einer Festdekoration anläßlich des 33. Geburtstages Karls V I . 1 7 1 8 (Inscriptiones, S. 1 1 0 ) kommt als Eingang ebenfalls ein „Arcus (triumphalis)" vor, der „in frontis culmine sedentem exhibet Janum (a quo transitus pervii omnes vocabantur Jani) non modo temporum autorem, & imaginem Solis, quem Circus explicatius ostendit" (d. h. die von der Sonne im J a h r durchlaufenen zwölf Sternbilder werden im anschließenden H o f gezeigt, der als römischer Circus die Kreisbahn der Sonne, die Ekliptik, vorstellt), „sed etiam pacis praesidem, & fundatorem ejusmodi temporum, quibus sub nostro Augusto beamur". Im obigen Schauspiel des Heraeus wird im з. Akt die Janus-Symbolik durch die Sonne ersetzt und diese mit Herkules indentifiziert; s. Anm. I I 1226. j ) e r doppelgesichtige Januskopf als die zurückblickende und vorausschauende Weisheit war der Antike fremd; seine Umdeutung in einen Prudentiatypus geht auf die mittelalterliche scholastische Moraltheologie zurück; s. Henkel-Schöne, Sp. 1 8 1 8 ; Panofsky, Herkules, S. 1 ff. Vgl. das Konzept zum Kuppelfresko der Hofbibliothek (Codex Albrecht, fol. 3 2 V . ; Buchowiecki, S. 100, Absatz 2 j ) : „Die in die verflossene Zeit zurück, und die jezige Jahren vor sich mit doppelten Gesicht schauende unvergleichliche K a y l : Vorsichtigkeit" (Providentia). 4. Szene (S. 105 f.). Vorher erschien in der 3. Szene die aus dem Spiegelmonogramm Karls V I . gebildete Sonne (in dieser Form dem Konzept der Festdekoration von 1 7 1 8 entsprechend; s. Inscriptiones, S. i r o ; s. auch in Anm. I I 1224), die in diesem Fall mit Herkules gleichgesetzt wird, um mit den zwölf Tierkreiszeichen auf die zwölf Taten des Herkules zu alludieren, mit dem K a r l V I . gemeint ist, der die Sonne dieses Tierkreises darstellt, sowohl nach der Herkules- wie auch nadi der Janus-Symbolik: K a r l als „Noster Sol, qui Orbi Christiano sub anni auspicium exortus est, quique hunc Virtutum Zodiacum perpetuo motu percurrerit". Inscriptiones, S. 127. Zu Janus mit dem Schlüssel s. Henkel-Schöne, Sp. 1 8 1 9 . Vermischte Neben=Arbeiten, o. S. (Ende des 6. Gedichts); ganz ähnlich der T e x t in: Gedichte и. lat. Inschriften, 1 7 2 1 , S. 76. In der lateinischen Beschreibung dieser Medaille in: Inscriptiones, S. 33, nennt Heraeus als „die beiden Haupttugenden" des Kaisers „Virtus und Constantia". Die Virtus auf der linken Seite als Jüngling in römischer Kriegskleidung, einen Fuß auf einen am Boden liegenden Helm gestellt. „Er reicht in der gleichen Haltung wie auf den römischen Münzen der anderen Tugend den Schlüssel des Janustempels, den er mit seinen unbezähmbaren Waffen geschlossen hat." Die Constantia, eine mit einem Diadem bekrönte Frau in einem langen Gewand, lehnt rechts gegenüber an einer Säule. £)¡ e Constantia hält einen Palmzweig im Arm, das Zeichen des Friedens bzw. der friedlichen Zeiten. In den Inscriptiones (S. 33) heißt es dazu: „Die Wohltat der allein durch den Kaiser gewonnenen allgemeinen Ruhe drückt die Umschrift a u s . . . " Inscriptiones, S. 85. Gedichte u. lat. Inschriften, S. 93. Inscriptiones, S. 1 1 0 ; s. auch S. H J . Vgl. Horaz, Oden, I, I I : Octavian als Merkur in Menschengestalt, als Sohn des Merkur, weil er nach den Bürgerkriegen Handel und Wirtschaft wieder zur Blüte gebracht habe. S. auch Höller, 1 7 3 3 , S. 30 u. Kupferstich der „Aedificia oeconomica" (s. Abb. 158), Schild I : Merkur präsidiert als der Gott des Handels dem Markt in Triest, das 1 7 2 5 von Karls V I . zum Freihafen erklärt und mit Privilegien zur Förderung des Mittelmeerhandels ausgestattet wurde. S. im T e x t nach Anm. I I 27$ a.

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Anmerkungen I I . Teil

s . Heraeus, Bedeutungen u. Inschriften, 1716 (Ausgabe Schönwetter), o. S.; Dekoration der Böhmischen und H o f k a n z l e i : „Die allgemeine Glückseeligkeit / kniend und kennbar an dem bey ihr liegenden Ruder / mit der Kugel / auch dem Cornucopiae, empfanget von der Göttlichen Vorsehung aus den Wolken das Zeichen der Glückseeligkeit / den Mercurius=Stab". Zum Caduceus als Zeichen des himmlischen Friedens s. Vivanti, 1967, S. 187; dort weitere Angaben zur Bedeutung. 1238 5 Buchowiecki, S. 36. Über den Mittelfenstern der Seitenrisalite der Hofbibliothek werden die Maskarons von Füllhörnern gerahmt; s. auch Anm. I I 268. Welche große Rolle die Zeichen des Merkur als dem Füllhorn zugeordnete Symbole der Salus publica und der Glückseligkeit (s. Anm. I I 1237 a) bei der Hofbibliothek spielen, zeigen auch die Reliefs in den Lünetten über den Fenstern der Seitenrisalitfassaden im ersten Geschoß (s. die Aufzählung bei Buchowiecki, S. 4 1 ) : a) Liktorenbündel, Schild und Merkurstab; b) Flügelhut des Merkur, Schild und Dreizack des Neptun; d) Merkurstab, Globus, Palette und Kompaß. Sie werden bei der Hofbibliothek zu den Zeichen Karls V I . als „Hercules Musarum". Vgl. zur Verbindung von Herkules und Merkur Wuttke, S. 136, Anm. 6 5 ; zu Herkules mit dem Caduceus des Merkur, mit dem Herkules auch unter dem Aspekt der Beredsamkeit (Merkur als G o t t der Dichter) gleichgesetzt wird, s. Vivanti, 1967, S. 184. Zur Merkursymbolik im Inneren der Hofbibliothek (s. Anm. I I 1239) gehören auch die Aufsätze der beiden inneren Eingangstüren des Bibliothekssaales, die das Symbol der Klugheit, den von der Schlange umwundenen „Weisheitsspiegel", mit dem H u t und Stab des Merkur verbinden und diese Zeichen mit Palm- und Eichenlaub ergänzen, die auf den Frieden und die für das Wohl der Bürger bedachte Fürsorge des Kaisers hinweisen — der Eichenkranz ist das römische Symbol „ob cives servatos" bzw. des „Pater Patriae", als der K a r l in der Fassadeninschrift der Bibliothek und in der Inschrift seiner Statue im Inneren als römischer Imperator und „Hercules Musarum" bezeichnet wird. 1239 Diese Idee ist im Kuppelfresko gegenüber dem Konzept deutlicher herausgearbeitet. Dieses (Codex Albrecht, fol. 33; Buchowiecki, S. 102, Absatz 28) wollte Merkur lediglich hinter der „Handelssdiafft" hervorsehen lassen („Zu des Commercij Seiten schauet Mercurius als Götter Both hervor, welcher der Minervae die bereits erhandlete neue ausgepackte und durch die untenher fliegender Kinder in die gewürckte Decken oder das so Benahmste Peristroma [ = Decke, Teppich für das Ruhelager, d. h. der ungestörten Studien] Palladis eingewickelte herbey getragene Bücher verehret. Ober des Mercurij positur fliegen dreiy genij Ventorum, in den Glücks=Seegel blasende, die Vergnügenheit an dergleichen Handel und Wandel Betheurendt".

1237a

S. in Anm. I I 1028. S. bei Anm. I I 973 b ; dazu Vermischte Neben=Arbeiten, o. S.; Inscriptiones, S. 176. Vgl. auch das Konzept des Schauspiels für Preßburg, Anm. I I 973. 1242 § Wunderwürdiges Leben und Groß-Thaten Caroli des Sechsten, 1721, S. 427 ff. Ein eigener Commercien-Tractat vom 27. Juli 1718 hatte schon im Zusammenhang mit dem Friedensvertrag vom 21. Juli in 13 Artikeln (S. 4 1 3 — 4 1 $ ) die Handelsbeziehungen mit den Türken geregelt. Die österreichischen Schiffe durften allerdings nicht selbst in das Schwarze Meer einlaufen, sondern die österreichischen Händler mußten dafür Schiffe der Anlieger mieten. Der Handel war ihnen in der „Crimmisdien T a r t a r e y " , in Trapezunt, Synopolis und an anderen Orten des Schwarzen Meeres erlaubt. 1243 Höller, 1733, S. 97. 1244 Seit 1716 bestand ein Privatunternehmen einiger flandrischer und brabantischer Seeleute für Kauffahrteischiffe nach Ostindien. Drei dieser Schiffe fielen 1721 in die Hände der holländisch-ostindischen Handelsgesellschaft, worauf die Eigentümer bei K a r l V I . als ihrem Landesherrn um Schutz baten. Dieser bestätigte die Handelsgesellschaft und wandelte sie am 19. 12. 1722 in eine öffentliche staatliche Handelsgesellschaft unter kaiserlichem Schutz um. K a r l V I . mußte sie aber 1731 als Gegenleistung für die Anerkennung seiner Pragmatischen Sanktion durch Holland und England aufgegeben. Aus der Fülle der verstreuten Lit. über die Handelsund Wirtschaftsunternehmungen Karls V I . , für die eine zusammenfassende Darstellung leider fehlt, einige spezielle Angaben: M. Huisman, La Belgique commerciale sous l'empereur Charles V I . , La Compagnie d'Ostende, Brüssel 1902; L. Weisz, Aus Belgiens österreichischer Zeit. Ein Beitrag zur Geschichte der Compagnie von Ostende, in: J b b . f. Nationalökonomie 1240

1241

Anmerkungen I I . Teil

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und Statistik, 119. Bd., 1922, S. 3 0 4 — 3 1 5 ; F . M . Meyer, Die Anfänge des Handels und der Industrie in Österreich und die Orientalische Compagnie, Innsbruck 1882; ders., Zur G e schichte der österreichischen Handelspolitik unter Kaiser K a r l V I . , in: M I Ö G , X V I I I . Bd., 1897, S. 1 2 9 — 1 4 5 ; H . von Srbik, Der staatliche Exporthandel Österreichs von Leopold I. bis Maria Theresia, Wien 1907; weitere Lit.-Angaben bei Uhlirz, Hdb. d. Gesch. Österreichs u. seiner Nachbarländer Böhmen und Ungarn, i . B d . , Graz/Wien/Leipzig 1927, S. 2 9 J : Lit. zu Gewerbe, Handel und Verkehr; S. 2 9 6 : Levantehandel, S. 3 0 3 : Lit. zu Seefahrt u. H a n d e l ; G. F. Litschauer, österreichische Geschichte, 2. Aufl. Wien 1965; S. 198: Lit. über Handel und Manufakturen unter K a r l V I . 1245 S. die nachträgliche Medaille des Heraeus auf die Geburt Karls V I . (s. Anm. I I 1065) mit Castor und Pollux als den „für den Kaiser und für R o m glückbringenden Gestirnen". 1240 Fol. 97 v.; s. bei Anm. I I 1066. 1247 Castor soll Herkules im Kriegshandwerk unterrichtet haben. 1248 S. Anm. I I 1049, u. 130$. 1249 Das Hauswappen des habsburgischen Geschlechts war seit Rudolf I. der Löwe (s. Kleinschmidt, S. 220). Die ehemals burgundischen, dann habsburgisch-spanisdien bzw. -österreichischen Niederlande hatten ebenfalls den Löwen als Wappen (s. Michael Aitzinger, De leone Belgico eiusque topographica atque historica d e s c r i p t o . . ., Köln 1586; Ausst.-Kat. Graz als Residenz, G r a z 1964, K a t . N r . 104). Die herkuleische Deutung des burgundischen Löwen wurde dadurch besonders begünstigt, weil die Herzöge von Burgund ihren göttlichen Ursprung auf Herkules zurückführten (s. Anm. I I 1278). Mit dem spanischen Löwen ist stellvertretend das Wappen des Königreichs Leon gemeint. S. auch Anm. I I 234. 1250 j - j ; e r ¡ s t offensichtlich eine Parallele zur Jason-Geschichte, den feuerspeienden Bullen des Königs Aietes in Kolchis, beabsichtigt. 1251 Carreras, S. 152. 1252 Carreras, S. 302, Anm. 1253 S. Leben und Thaten Caroli des Sechsten, 1712, S. 141, über Gibraltar: „Lateinisch aber heisset es entweder Fretum Gaditanum, weil die kleine Insul Cadis oder Gades nicht weit davon lieget / oder auch Fretum Herculeum / weil Hercules zu beyden Seiten zwei grosse Berge aufgeführet hat, darauf die beyden Vestungen Gibraltar und Ceuta stehen / und noch heutigen Tages Herculis Seulen genennet werden." S. auch Bulst, S. 140 mit Anm. 109. 1254 S. R . von Ranke-Graves, Griechische Mythologie. Quellen und Deutung, 2. Bd., 1974, S. 127 ff., N r . 132, bes. S. 128 f., e, f u. g. 1255 S. Wuttke, S. 69 mit Anm. 26 (Lit.); s. audi S. 1 den Titel der „Histori Herculis" von 151 j : Hercules, „welcher auß tugentlicher Zucht ein loblicher Herscher des gantzen umbkraiß der weit gewest". S. auch bei Anm. I I 1258. 1256 S. Bulst, S. 156. Zum Tugendbegriff, der sich in Herkules verkörpert, s. S. 153 ff. In Cesare Ripas Iconologia ist Herkules die Personifikation der „Virtü heroica". 1 2 5 7 Bulst, S. 156 mit Anm. 336. 1258 Herrschaft „Terra marique" ist ein römisch-kaiserlicher Titel; s. Kantorowicz, S. 66, Anm. 52; A. Momigliano, Terra marique, in: Journal of Roman Studies, X X X I I , 1942, S. 5 3 — 6 j . Dieser wurde auch auf Christus übertragen. 1 2 5 9 Bulst, S. 156 u. Anm. 337. 1200 2 u r .Heiligkeit' des Herkules s. Wuttke, S. 103 f.; S. 104, Anm. 6 9 : zahlreiche Lit. über Herkules und Christus. Herkules stellt das in der Antike immer wieder zitierte Beispiel für die Vergöttlichung tugendhafter Männer dar, die als Halbgötter in das ewige Leben, in den Himmel („ad astra", Versetzung an den Himmel, Gestirnwerdung) eingehen. 1261 S. die Lit.-Angaben bei H . Wischermann, Schloß Richelieu. Studien zur Baugeschichte und Ausstattung, Diss. Freiburg i. B r . 1971, Anm. 506: neben Lit.-Angaben zu Herkules in der Antike zahlreiche Lit. zu Herkules in Frankreich; dazu Anm. j 12; in Anm. 509 u. 510: Lit. zu Herkules in Italien; weitere Lit. bei Wuttke, S. 97, Anm. 53, 118, Anm. 14; HenkelSchöne, Supplement, Stuttgart 1976, Bibliographie; Bardon, 1974, mit reichem Material vor allem über die Jupiter- und Herkulesikonographie. 1 2 6 2 Eine umfassende Darstellung der Herkulesikonographie fehlt leider. Auch der die Habsburger betreffende Teil dieses umfangreichen Themas, von dem G . Bruck (Habsburger als „Herkulier", 1 9 5 3 ) nur einen geringen Bruchteil der Materialien erfaßt hat, kann hier nicht in seiner

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Anmerkungen I I . Teil Gesamtheit dargestellt werden, was jedodi keinen Nachteil für die Behandlung ergibt, denn dies ist für die Deutung der Herkulessymbolik bei K a r l V I . nicht erforderlidi, weil die diesbezüglichen Werke und Konzepte auch ohne dies in ihrem vollen Umfang interpretierbar sind. So werden hier wie auch bei der Behandlung der allgemeinen Tradition der Herkulessymbolik nur die markantesten Belege und wichtigsten Gesichtspunkte angeführt. Vgl. Mrazek, 1947, S. 125 ff.: D e r Herkules-Virtustypus. Herkulesthemen in Österreich. g Bulst, S. 156, mit Anm. 3 3 6 ; s. auch Anm. I I 1257; zu Alexander d. G r . s. Bulst, Anm. 337 u. Bruck, S. 191 mit Anm. 3 u. Abb. 221. S. Schütz, 1951. Weitere Lit. in Anm. I I 1265. S. die Ausführungen bei Bulst, S. 154 ff. S. bes. W . Deridis, Herakles, Vorbild des Herrschers in der Antike, ungedr. Diss. Köln 1950, bes. S. 31, 49, 58 u. 127; S. 6 u. 4 3 : Herkules bei Isokrates (vgl. bei Anm. I I 1263) u. Seneca („Hercules furens"); A. R . Anderson, Heracles and His Successors, in: H a r v a r d Studies in Classical Philology, 39, 1928, S. 13 ff.; weitere Lit. über Herkules in der Antike bei Wischermann, 1971, Anm. 506; Wuttke, S. 118, Anm. 14; s. auch Anm. I I 1273. S. Bulst, Anm. 342. Wuttke, S. 101 mit Anm. 63 a. S. Anm. I I 1254; dazu Bulst, S. 140 mit Anm. 109. D i e Säulen des Herkules wurden in der Bedeutung von „Non plus ultra" verstanden. B r u c k , S. 191 mit Anm. 9 zum Begriff des „Hercules Gaditanus" s. W . H . R o s c h e r , Lexikon der griechischen und römischen Mythologie, I, 2, Hildesheim 1965 (Reprint), Sp. 2984 f. S. Anm. I I 1049. Inscriptiones, S. 19 f., bes. S. 2 0 ; s. bei Anm. I I 1024. Für die Parallele zwischen den Spanienaufenthalten Karls V I . , Caesars bzw. des Augustus und des Herkules s. bei Anm. I I 1305. Bruck, S. 191 f. mit Anm. 7. 5 p Kenner, Römische Medaillons, in: J b . d. kunsthist. Sign. d. Ah. Kaiserhauses. 2. Bd., 1884: Commodus, S. 60 ff.; N r . 55: als „Hercules v i c t o r " ; N r . 67 (S. 72 f . ) : als „Hercules Romanus". Vgl. dazu Bardon, 1974, T a f . X I I , B : Kupferstich von J . J . Boissard u. Th. de B r y von 1597: Herkules auf seine Keule gestützt, in der H a n d eine Kugel (Weltkugel, Sphaira) mit der Inschrift unten: „ H E R C U L I R O M A N O D . D . " ( = Dominus Dominorum). Zu Herkules bei den römischen Kaisern s. Roscher, 1965, Sp. 2 9 8 0 — 3 0 0 2 , als „Hercules Augustus, Conservator, Defensor, Invictus, Victor, P a c i f e r " . S. auch Bulst, Anm. 3 2 6 : Herkules als Personifikation der „Virtus Augusti". Bruck, S. 192 mit Anm. 9 ; dazu Roscher, Sp. 2 9 7 0 — 2 9 7 6 . Vgl. bei Henkel-Schöne, Sp. 1651: D e r Römer Fulvius Nobilior stiftete nach der Einnahme von Ambracia 189 v. Chr. in R o m einen Tempel für Herkules und die Musen, der unter Augustus von L. Martius Philippus erneuert wurde. Zur Bedeutung des Herkules bei Maximilian I. s. Wuttke, S. 201, Anm. 2 4 4 : Lit., S. 207 mit Anm. 2 6 1 ; Bruck, S. 193 f . ; Bulst, S. 156 mit Anm. 343 u. 344; W. C. McDonald, Maximilian I of Habsburg and the Veneration of Hercules. O n the Revival o f Myth and the German Renaissance, in: Journal of Medieval and Renaissance Studies, 6, 1976, S. 3 9 — 1 5 4 . Nach der Beschriftung eines um 15 00 entstandenen Holzschnitts, s. Ausst.-Kat. Maximilian I., Innsbruck 1969, S. 30 f., K a t . N r . 108 u. Abb. 12; dazu Bulst, S. 156 mit Anm. 344. S. Lhotsky, 1944, S. 220 ff., 2 4 3 ; Rosenthal, 1973, S. 21 mit Anm. 67. Zu Herkules am burgundischen H o f s. Wuttke, S. 201 mit Anm. 243 u. S. 203 f mit Anm. 251 (Karl der Kühne, 1468); Rosenthal, 1973, S. 212 mit Anm. 6 4 ; Maximilian I. und die Habsburger waren also nicht die ersten, die in der Neuzeit die antike Herkulestypologie aufgegriffen haben, wie Bruck (S. 193) meint. Auch das mit den burgundischen Herzögen verwandte französische Königshaus kennt bereits im 15. J h . , offensichtlich nach burgundischem Vorbild, die Herkulestypologie (Karl V I I I . i 4 8 6 u. 1490), s. Wuttke, S. 204 ff. S. Ilg, S. 157, u. F . Dworschak, in: J b . d. kunsthist. Sign, in Wien, N F Bd. V I I I , 1934, T a f . X X , 5. S. Aurenhammer, Fischer, Abb. 34. Hier ist zugleich der böhmische Wappenlöwe gemeint (vgl. bei Anm. I I 1249). S. Zacharias, Abb. 56. Nach dem Codex Albrecht war dies für alle vier Durchfahrtstore vorgesehen, s. bei Anm. I I 1249.

Anmerkungen II. Teil

533

1282 2 . B. in: Gedichte u. lat. Insdiriften, S. 42: Kupferstich mit der Medaille auf die Wahl Karls VI. zum Kaiser (Abb. 27) mit der Umschrift „Lustratis Terra Marique Finibus" (s. dazu Anm. II 1258); zur Medaille s. Inscriptiones, S. 21); die Medaille ist vom Löwenfell des Herkules umgeben, wobei auf dem Kopf des Löwen die Kaiserkrone liegt. 1283 g Wuttke, S. 207 ff. (Antwerpen 1520), 211 u. 213 ff. (Karl V. u. Maximilian I. in typologischer Beziehung auf Herkules); zur burgundischen Tradition s. Anm. II 1278; Herkules als Vorfahre der spanischen Herrscher: s. Rosenthal, 1973, S. 212 mit Anm. 65. 1284 S. Rosenthal, 1971, 1973 u. 1974. Zahlreiche Materialien in Aust.-Kat. Karl V., Wien 1958; dazu Bruck, S. 194 f. 1285 S.Bruck, S. 19j f. 1286 S. Anm. II 1278; s. Lit. in Anm. II 1261. 1287 Jb. d. kunsthist. Sign, in Wien, NF, Bd. IX, 1935, S. 240 f. u. Abb. 199 u. 202. 1288 Wien, Albertina, Wiener Historische Blätter, Bd. I, Mappe 1676—1680, Blatt Nr. 30. Rechts gegenüber als Gegenstück zu Herkules Minerva mit einem Löwen. Der zugehörige Proszeniumsprospekt (Blatt N r . 36), der auf dem Bühnenvorhang zeigt, wie Minerva die Laster stürzt, ist derselbe wie zu dem Musikdrama „II Fuoco eterno custodito dalle Vestali" (Text von Nicolo Minato, Musik von Antonio Draghi) zur Geburt der Erzherzogin Anna Maria 1674 (Mappe 1671—1674, Blatt Nr. 23) von Matthäus Küsel nach Lodovico Burnacini (Biach-Schiffmann, Nr. 93). 1289 S.Henkel-Schöne, Sp. i 6 j i . 1290 Zu den Herkulesgruppen s. E. Zeithammer, in: Mitt. d. österr. Gal., 8. Jg., 1964, N r . 52, S. 39 u. Abb. 41 u. 42; Sedlmayr, Fischer, 1956, Abb. 3$; zum Programm der Triumphpforte s. Aurenhammer, Fischer, N r . 7, S. j 1 ff. Die Bezeichnung der Hydra bei Zeithammer als „Hesperidischer Drache" ist wegen der Inschrift dieser Gruppe (die zitierten Beschriftungen nach der Entwurfszeichnung Fischers in der Albertina) falsch. 1291 S. Aurenhammer, Fischer, N r . 33/1, S. 118 f.; Sedlmayr, Fischer, 1956, Abb. 99. 1292 Historische Architektur, 4. Buch, Taf. II. Die Statuen von rechts nach links: Herkules mit Keule, mit der Hydra, mit dem Zerberus, mit einem Faden in den Händen. Ihre Deutung kann hier nicht behandelt werden, ebensowenig die nachfolgende Entwicklung des Statuenprogramms für den Schloßeingang im 2. Projekt Fischers für Schönbrunn; s. Sedlmayr, Fischer, 1956, Abb. 90 u. 91. 1293 S. den Ausschnitt bei Seldmayr, Fischer, 1956, Abb. 38. Vgl. dazu den im Programm völlig entsprechenden gleichzeitigen Krautmarktbrunnen J. B. Fischers in Brünn (1690—1696); Aurenhammer, Fischer, Nr. 9, S. 55 u. Abb. 36 a (Entwurf) u. Sedlmayr, Fischer, 1956, Abb.42. Hier ist das Programm genau zu studieren: die Personifikationen der vier Weltreiche („Monarchiae") mit der triumphierenden Europa als Römisches Weltreich, verbunden mit Herkules, der den Zerberus bändigt. Zum Apollobrunnen im ersten Schönbrunn-Projekt s. Sedlmayr, Fischer, 1956, Abb. 39 (Ausschnitt). Die Apollo-Victoria-Gruppe wiederholte J. E. Fisdier für Karl VI. in seinem ersten Projekt für die Michaeierfront der Hofburg als Mittelpunkt des Cour d'honneur zum Kohlmarkt hin (Zacharias, Abb. 41). 1294 Wien, Albertina, Wiener Historische Blätter, Bd. I., Mappe 1683—1699, Blatt Nr. 125; bez. u. am Rand mit Feder: „Im 23 Martio 693". 1295 Ausst.-Kat. Prinz Eugen, Wien H G M 1963, Kat. Nr. 19 u. Taf. 12 (Albertina). 129« Di e Art dieses Baumes bezeichnet die begleitende Inschrift: „Olea Pygmationis in Tempio Herculis asservata Fructus ex Smaragdo ferens Veris Olivis simillimos". Zur Bedeutung der Olive s. Anm. II 121J. 1207 Di e p a l m e , die nach den antiken Vorbildern auch als Zeichen des Sieges verstanden werden kann (der Sieger in Oympia erhielt einen Palmzweig; s. Wuttke, S. 140 u. Anm. II 1362; das Festgewand des römischen Triumphators war mit Palmzweigen bestickt), war auch als Emblem des Hauses Österreich gebräuchlich (s. Preimesberger, Anm. 458) als Zeichen für dessen Widerstandskraft und Ausdauer. Sie kann auch wegen des griechischen Wortes für Palme, „Phoinix", wie der Vogel Phoenix, der in ihren Ästen hausend gedacht wurde (s. Preimesberger, Anm. 462), als Regenerationssymbol verstanden werden. Die Palme, an der wie hier das Bildnismedaillon Karls der „Clipeus Victor" nach dem Beispiel antiker Münzen befestigt ist, kommt bei Karl VI. mehrmals vor: s. Abb. 3; Heraeus, Inscriptiones, S. 55 (Medaille auf den Sieg über die Türken von 1718) u. 164: Kupferstich von A. Nunzer

534

Anmerkungen I I . Teil in Nürnberg mit einer Triumphpforte zum Einzug Karls V I . 1712 in Wien. In der Bogenöffnung erhebt sich über einer Waffentrophäe eine Palme, an der ein Ovalschild mit der Aufsdirift: „Carolo Victori Augusto", befestigt ist. Dazu heißt es in der Beschriftung unten: „Palma imitatur Tarraconensem in Ä r a Augusti" ( = Octavianus). Der Bogen selbst erinnert an den augusteischen „Arco B a r a " bei Tarragona.

Bruck, Abb. 230 u. S. 196. Zur Bedeutung s. Heraeus, Inscriptiones, S. 119: Allegorie auf die Geburt Karls V I . (Festdekoration zu seinem 33. Geburtstag 1718): „Hercules infans H y d r a m discerpit: J A M P O T U I T T E N E R A S F R A C T A T I M E R E M A N U S . Mart(ial)." 129» J ) a s Thema des schlangenwürgenden Herkules wurde vorher von Philipp I V . auf einer Medaille zu seinem Regierungsantritt verwendet, s. Brudc, S. 196 mit Anm. 25. 1300 S. bei Anm. I I 1288. Bei der Geburtsmedaille des Sohnes Josephs I., des am 29. November 1700 geborenen, aber bald wieder gestorbenen Erzherzogs Leopold, wurde ebenfalls ein Herkulesthema verwendet; s. Bruck, S. 197 mit Anm. 31. 1301 S. Bruck, S. 196 mit Anm. 2 8 : Geburtsmedaille bei den Fürsten von Reuß 1681. 1302 Inscriptiones, S. 23. Sie steht am Beginn des Medaillenkatalogs des Heraeus als dritte nach den Medaillen auf die Ankunft Karls V I . in Italien und auf seine Kaiserwahl. Nadi einer Bemerkung des Heraeus zur Kaiserkrönungsmedaille mit dem Symbol der von Wolken umgebenen Weltkugel, deren mangelhafte Übereinstimmung mit der Devise Karls V I . er kritisiert und deren Zusammenstellung nach seiner Aussage nicht von ihm stammt, scheint er selbst die von ihm entworfene Medaille mit dem Doppel-Säulensymbol dafür vorgesehen gehabt zu haben. 1303 Y g j d a z u ¡ n : Gedichte u. lat. Inschriften, S. 68 ff.: Gedicht zum Geburtstag Karls V I . 1713: „Tapferkeit streitet im Feld, und die Beständigkeit hier". Das erste ist auf seinen K a m p f in Spanien, das andere auf sein standhaftes Ausharren während der Pestepidemie in Wien 1713 zu beziehen. Zur Constantia mit Palme für die Friedenszeit s. Anm. I I 1230. 1298

Gedichte u. lat. Inschriften, S. 8. 1305 Gedichte u. lat. Inschriften, S. 31. 1300 Gedichte u. lat. Inschriften, S. 73. 1307 Gedichte u. lat. Inschriften, S. 61. Zu dem Begriff der „Nymphen" am Gedichtanfang s. Wuttke, S. 154: „Hesperides, Atlantis et Nymphae filiae". 1308 Gedichte u. lat. Inschriften, S. 51. 1309 ]3i e Interpretation des Herkules als Dulder, als der er die Nachstellungen Heras als Prüfungen seiner Virtus ertrug und worin er mit Christus verglichen wurde, ist allgemein ein wichtiges Motiv bei diesem großen Exempel für einen vollkommen tugendhaften Menschen, der, allen Widrigkeiten T r o t z bietend, durch ein Leben voller Mühen (Labores) Eingang in den Olymp und ins ewige Leben fand. E r steht damit auch für die Devise „Per aspera ad astra". S. Wuttke, S. 103 (s. dort auch das „Epigramma Herculis" von Conrad Celtis) u. S. 97, Anm. 52 (Lit. von H . Hommel). Zur Constantia bzw. Ausdauer als Bestandteil der Virtus des Herkules, die für K a r l V I . wegen der Bezugnahme der Constantia in seiner Devise auf das Vorbild des Herkules wichtig ist, s. Bulst, S. 154 bei Anm. 3 0 3 — 3 0 5 . 1310 Vermischte Neben=Arbeiten, o. S. Eine mit diesem und dem folgenden im T e x t besprochenen Kupferstich eng verwandte Darstellung findet sich als Titelkupfer zu einem Gedicht des Heraeus zum Geburtstag Karls V I . 1713 (Gedichte u. lat. Inschriften, S. 6 5 ; s. Abb. 3 8 ) : Ein Doppeladler mit Brustwappen, der mit dem Spiegelmonogramm Karls V I . verquickt ist und Schwert und Szepter hält, denen links ein Lorbeerzweig und eine Fahnentrophäe, rechts Palmen und ein Liktorenbündel (s. Anm. I I 1312) zugeordnet sind. Hinter dem Adler die zwei Säulen, auf denen die Kaiserkrone liegt. Die linke Säule mit Lorbeer und der Keule des Herkules, die rechte mit Palmen und dem Caduceus (s. Anm. I I 1313) versehen. Das Ganze ruht auf einer Konsole, über der das Löwenfell mit der Inschrift „Constantia et Fortitudine" liegt. 1304

S. die Medaillen auf die Kaiserkrönung und die ungarische Königskrönung; Inscriptiones, S. 2 7 : „Sacrae Caesareae Majestatis Symbolum: Fortitudine et Constantia exprimit Aquila Romana antiquo more Orbi insidens, eundemque Gladio, Fortitudinis, & Sceptro, Constantiae, objectis protegens". 1312 y g j ¿ ¡ e Medaille des Heraeus auf die Quadrupel-Allianz, Inscriptiones, S. 6 3 : „Europa auf dem Stier . . . mit einem Granatapfelzweig und (anstelle des gewohnten Bündels mit Pfeilen) 1311

Anmerkungen II. Teil

ISIS

535

den römischen Fasces, die nicht nur die Concordia, sondern zugleich die Justitia und die Autorität bedeuten". Zu den Fasces s. den in Anm. I I 1 3 1 0 beschriebenen Kupferstich. Man könnte ihn für einen Äskulapstab halten, aber es ist ein Caduceus, wie er auch in der Medaille des Heraeus auf den Sieg Karls V I . über die Türken von 1 7 1 8 vorkommt (Inscriptiones, S. 57; s. Abb. 4), wo es in der Erklärung dazu heißt: „Pacem felicitatemque Orbis Christiani expressius significant Caducei intra coronam oleagineam". Zur Verbindung von Herkules und Merkur bzw. Caduceus s. Anm. II 1 2 1 6 a u. 1238.

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S. Anm. I I 1 3 1 1 . S. Heraeus, Bedeutungen u. Inschriften, 1 7 1 6 , o. S.: Dekoration des Spanischen Palastes (ehem. Palast des Spanischen Botschafters) in Wien 1 7 1 6 : „Über dem Portal / so von beyden Seiten von den gekuppelten Herculischen Säulen eingefasset / als zur Rechten mit denen / die Kaiser Carolus V. zur Lincken mit denen / die Kaiser Carolus V I . beyde / als Könige von Hispanien / zum Sinnbilde / jener mit dem Plus ultra / dieser mit der Hieroglyphischen eigenen Deutung/(Constantia & Fortitudine) erwählet; Zwey Kaiser=Cronen mit den Namen* Züge C.V. und C. V I . machen sie kenntlicher; und auf ihren Ober=Gesimsen liegen an beyden Ecken zwei Spanische Löwen". S. Abb. 42. isis Vgl. dazu in: Wunderwürdiges Leben und Groß-Thaten Caroli des Sechsten, 1 7 2 1 , S. 558, über das Adlerwappen des Kaisers: „Daß er aber heut zu Tage mit zwey Köpffen gemahlet wird / soll die Zertheilung des Römischen Reichs in das Orientalische und Occidentalische a n z e i g e n . . . " S. dazu Heraeus in: Inscriptiones, S. 1 5 5 : Dekoration des Palastes des Spanischen Rates in Wien 1 7 1 6 : „Colossicis duabus in primo aditu positis Columnis, praeter Hieroglyphicam Herculearumque Carolinarum significationem, moralem aliam Orientis & Occidentis dant, culminibus impositae Aquilae Romanae, altera Orientem, altera Occidentem spectans". Die Säulen sollen ähnlich wie Obelisken oder Pyramiden Sonnenstrahlen bedeuten und werden dementsprechend verziert: „Ipsae Dorici ordinis columnae sunt striatae ea ratione, ut umbrosis striis, sive sulcis, intermixtae pellucidae, imitentur radios Solis, quo fulgent, (loco mediae Rosae" — anstelle der üblichen Rosenblüten am Hypotrachelium der dorischen Säulenordnung) „utraque columnarum capitula. Dextrum signat Titulus Ovidianus in abaco: S E R E N A T E O A S [Adjectiv von „Eos", Morgenröte] P A R T E S H E S P E R I A S Q V E S I M V L . Sinistrum pariter (nach Ovid): R O M A N V M F V L G E T V T R V M Q U E L A T V S " . Vgl. dazu die Medaille des Heraeus (Inscriptiones, S. 64 b) auf Karl V I . mit der Umschrift „ P A C A T U S O R I E N S E T O C C I D E N S " : „ . . . z w e i mit Lorbeer verzierte römische Feldzeichen, die einander so zugedreht sind, daß die Adler auf ihrer Spitze mit ihren voneinander abgewendeten Köpfen gegen Osten und Westen gerichtet sind und durch diese Stellung den doppelköpfigen Adler unserer Zeit darstellen. Unten liegen Beutewaffen aus dem Westen und Osten, ein Helm und ein türkischer Turban".

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Damit dürfte die von Apollo erlegte Pythonschlange alludiert sein, wie sie in gleicher Bedeutung am Triumphbogen einer Festdekoration zum 33. Geburtstag Karls V I . 1 7 1 8 nach dem Konzept des Heraeus (Inscriptiones, S. 1 1 0 ; s. Abb. 43) vorkommt: Zu beiden Seiten einer Sonne mit dem Monogramm Karls V I . liegen die Attribute des Apollo und des Herkules, darunter „die von Pfeilen durchbohrte Pythonschlange als Zeichen der Siege (des Kaisers) im Osten"; auf der anderen Seite „die Keule (des Herkules) und die Fackel mit der Hydra, die im Westen gebändigt worden ist und noch zu bändigen ist. Diese Bedeutung wird weitergeführt und erläutert von den auf beiden Seiten liegenden Statuen des Orient und Okzident." Die Einbeziehung der Apollo-Symbolik in die Herkules-Ikonographie, deren Verschmelzen ist, wie sich noch zeigen wird, bei Karl V I . geläufig, bei dem mehrere mythologische Figuren wie z. B. auch Merkur (Caduceus) in der Herkulesgestalt subsummiert wurden.

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Bruck (S. 197) hat sie als Ersatz für die Ä p f e l der Hesperiden angesehen. Diese Deutung dürfte richtig sein, zumal damit die Interpretation des toten Gürteltieres zu verbinden ist, das die Stelle des von Herkules getöteten Drachen vertreten könnte, der den Baum mit den goldenen Äpfeln im Garten der Hesperiden bewachte (vgl. Wuttke, S. 154). Diese Tat des Herkules wird in Anlehnung an das „Plus ultra" Karls V. auf die Eroberung Amerikas übertragen, von wo anstelle der goldenen Ä p f e l Gold und Silber (als Material für die gezeigten Münzen) geholt wurden. Audi die Keule des Herkules kann nach Heraeus als Zeichen für Westen verstanden werden; s. Anm. II 1 3 1 7 .

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Anmerkungen II. Teil S. die Medaille bei A n m . I I 1302; ferner: Heraeus, Bedeutungen und Inschriften, 1716, o. S.: Dekoration des Palastes des Spanischen Rats in Wien 1716: „Die zwey Schild=Halter seynd zwey Figuren mit der Herculeischen Säulen; Deren erste w i r d getragen von der TapfFerkeit / An der andren lehnt sich die Beständigkeit / den WahUSprudi des Königs Caroli I I I . [Karls als König von Spanien] Hieroglyphisch (ohne Beysdirifft) vorzustellen." Besonders deutlich wird dies im Titelkupfer zu den Gedichten u. lat. Inschriften des Heraeus, das als antike Reliefplatte gestaltet ist (s. Abb. 23): Zu beiden Seiten einer Weltkugel, die mit dem Monogramm Karls VI. verziert ist und auf der ein nimbierter Adler mit Schwert und Szepter sitzt, befinden sich die Personifikationen der Fortitudo und der Constantia. Fortitudo links im römischen Typus der Virtus-Darstellung (s. Anm. I I 1327) als behelmter Jüngling in einem Muskelpanzer, auf einem weiteren Muskelpanzer sitzend und auf der Schulter einen Säulenstumpf tragend. In der einen erhobenen H a n d hält er einen Lorbeerk r a n z empor. Rechts die Constantia als weibliche Figur, auf einen Säulenstumpf gelehnt, einen Palmzweig in der einen H a n d . Vor der Weltkugel liegen das Blitzbündel Jupiters und ein Ruder. S. auch die beiden Personifikationen in einem Kupferstich in: Heraeus, Inscriptiones, S. 164, vor einem Triumphbogen zum Einzug Karls VI. 1712 in Wien: Die Fortitudo links, behelmt und mit einem Säulenstumpf auf der Schulter; rechts Constantia, an einem Säulenstumpf gelehnt, beide mit Lorbeerkränzen in den erhobenen H ä n d e n . Wie sehr auch die Fortitudo wegen der „Herkuleischen und Carolinischen Säulen" mit dem Säulenattribut verbunden war, zeigt das Konzept der Festdekoration zum 33. Geburtstag Karls VI. 1718 (Inscriptiones, S. 114): D a s Tierkreiszeichen des Löwen „zu Füßen der Fortitudo, die sich auf eine Säule stützt, um gleichzeitig die eine Tugend des Kaisers symbolisch zu bezeichnen." S. audi die Medaille auf die Erweiterung des Reichskammergerichts durch K a r l VI. (Inscriptiones, S. 63 a ; s. Abb. 12): Auf der einen Seite die beiden „ H e r k u leischen Säulen" mit dem Monogramm Karls V., auf der anderen Seite, die K a r l VI. gilt, „steht bei den Herkuleischen Säulen der Carolinisdien Fortitudo und Constantia die Felicitas publica mit ihrem Füllhorn". S. bei Anm. 118 j . S. den xylographischen Text des Holzschnitts Albrecht Dürers mit dem großen T r i u m p h wagen des Maximilians I. von 1522 nach einem Konzept von Willibald Pirkheimer (H. Tietze u. E. Tietze-Conrat, Kritisches Verzeichnis der Werke Albrecht Dürers, Basel u. Leipzig 1937, 884 e): Die Fortitudo hält die Constantia ,,/darumb w o die Bestendigkeyt nit ist / mag Fortitudo nit stat haben. V n n d ist Fortitudo darumb zuoberst / vnnd auff die rechte seyten gesteh. Die weyl menigklidi vnuerporgen / das weylund keyserliche May. hochlöblicher gedechtnuß / mit rechter manlicher sterck des leybs vnnd gemüts / in Kriegsübungen v n n d widerwertigkeyten / alle Khönig übertroffen h a t " .

1322 Vgl Heraeus, Inscriptiones, S. 156: Dekoration des Palasts des Spanischen Rats in Wien 1716, N r . 3: „Virtus in angusta via Herculea vertice positas Columnas Carolinas monstrans". S. dazu den Begriff „der Tugend engen Strassen" (bei A n m . I I 1305) bezüglich der Säulen des Herkules bzw. der Meerenge von Gibraltar, die K a r l VI. bei seinem Feldzug nach Spanien, vom Ozean (Portugal) herkommend, bewältigte und damit die Säulen des Herkules als Zeichen seines Siegs neu aufrichtete („mit Siegs=Pracht a u f g e t h ü r m t " ) . 1323 g Oestreich, 1965, bes. S. 20 mit Anm. 2, S. 21 mit A n m . 1; S. 53 mit A n m . 1 zur N e u auflage der Schriften des Lipsius in Wien (1711), Österreich und Ungarn. 1324 Die Rede auch in: Inscriptiones, S. 165 ff., S. 167 wird auf die Analogie zu Herkules bezüglich Spanien hingewiesen, d a ß nämlich K a r l VI. nicht „in Gaditani Herculis termino" geblieben, sondern „terra marique" (s. Anm. I I 1258) die weiten Grenzen des Imperium und selbst die einstige H e r r i n der Völker, Italien, als sein Reich lustriert habe, als „Mars pacifer" f ü r seine Freunde, als „Mars ultor" f ü r die Frevler. 1325 S. bei Anm. II 1024. 1326 g e ; {j e n Concettisten Karls VI. wie z. B. Albrecht meistens mit „Feld=Degen" übersetzt. Es handelt sich um das römische Offizierskurzschwert. 1327 Zum Typus der auf einem Panzer sitzenden Virtus nach römischen Münzen s. Bulst, A n m . 250. S. auch den Kupferstich in Anm. I I 1319. 1328

Inscriptiones, S. 109 ff.. Es sollte, wie aus den Kupferstichen hervorgeht, im Palais Liechten-

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stein in der Rossau aufgeführt werden. S. 122: Es war alles ausgeführt, wurde aber nicht an seinem vorgesehenen Platz aufgestellt. S. 109: Bestandteile der Anlage: „II. Area in Circum transformata"; S. 110: „Argumentum universi spectaculi, singula connectendis, est: In S. Caes & Cath. Majestatis Natali faustissimo, Belli & novae praesertim Pacis gloriam solennissima festorum dierum pompa, ludorum circensium exhibitione, praedicare". S. dazu auch Anm. II 1224. S. 1 1 0 . S. 1 1 4 f., bes. S. H J . S. Anm. II 1 2 0 7 . Inscriptiones, S. 29. Deutsche Beschreibung in: Vermischte Neben=Arbeiten, o. S. (die dortige Medaille, s. Abb. 36, und die Beschreibung etwas anders; Herkules ist mit der Keule statt mit der Fadkel dargestellt) u. Gedichte u. lat. Inschriften, S. 56: „Der Gaditanische Herkules (welcher seine Sieges=Zeidien an der Küste von Gibraltar gesetzet) als auf einer wachsamen H u t stehend, hält seine Käule aufrecht, wegen noch nicht geendigter Arbeiten, so von der ihme zu Füssen liegenden ungeheuren Hydra, durch einige noch behaltene Köpfe angedeutet werden. Mit der Rechten überreichet er (als ein Bild der Glückseligkeit) das durch seine tapfere Beständigkeit eroberte so genannte Überfluß=Horn der Amalthea, seiner Aufferzieherin, an deren Stelle das Erz=Herzogthum Oesterreich abgebildet ist, sitzend, nach abgelegter Huldigung, wegen seiner durch einen so grossen Beschützer versicherten Ruhe, wie solche von uralten Römischen Münzen hergenommene Deutung des Sitzens in den Modernen eingeführet ist." £ ) a z u heißt in den Vermischten Neben=Arbeiten: „Die Auffschrifft ist genommen auß des Virgilii Vers: Nil desperandum Teucro Duce & Auspice Teucro. T A N T O DUCE ET AUSPICE T A N T O . Durdi solches Führers Muth; / Durch solches Schützers Huth". Inscriptiones, S. 113. Vgl. dazu die im gleichen Sinn zu interpretierende Darstellung Maximilians I. in einem Holzschnitt der „Prognosticatio" des Johann Liditenberger (R. Chadraba, Dürers Apokalypse, Prag 1964, Abb. 28; dort nicht ganz zutreffend gedeutet): Auch dort bricht wie Herkules dem Achelous Maximilian dem Stier als Tierkreiszeichen das Horn ab. y g j dazu J a ; Sternbild für den Monat März (S. 113): „Den Widder in Form einer antiken Kriegsmaschine", d. h. eines Rammbocks mit Widderkopf, „trägt Mars, dem der Monat seinen Namen verdankt". Den Widder-Rammbock „zieren vier darübergestedcte Kronen, zwei Mauerkronen wegen der Eroberung von Temesvar und Belgrad, zwei Lorbeerkränze wegen der beiden letzten Siege über die Türken". Inscriptiones, S. 113: „celeberrimumfelicitatis publicae Symbolum cornu Amaltheae". s. Henkel-Schöne, Sp. 1650 ff., u. Wuttke, S. 16, 20 u. 150. Manchmal in pseudoetymologischer Interpretation mit der Göttin „Copia" in Verbindung gebracht, s. Wuttke, S. 153. Inscriptiones, S. 118: „Cornua Amaltheae, felicitatis pacisque Symbola". Inscriptiones, S. 103. Inscriptiones, S. 140. „Quarum communis tessera iterum est cornu Amaltheae". Inscriptiones, S. 260, N r . VII (Trauergerüst von 1716 für Johann Wilhelm von Bayern). Inscriptiones, S. 39. Decebalus (86—107) war der Herrscher des Dakerrelches mit dem Zentrum in Siebenbürgen, das Trajan zerstörte, der den Beinamen „Dacius" erhielt, weshalb Heraeus den Begriff „Dazische Inschrift" (im Sinn von trajanische) verwendet. Inscriptiones, S. 110, u. Kupferstich „Tab. I". Inscriptiones, S. 113. S. das lat. Originalzitat in Anm. II 1224. S. Heraeus, Inscriptiones, S. 59: Medaille auf die Zerstreuung der Flotte Philipps V. im Jahr 1718 bei Kap Passaro; s. Abb. 30; s. audi S. 60: Medaille auf die Einnahme Messinas 1719 mit maritimen Symbolen. S. in Anm. II 1351 die Medaille von 1718. Inscriptiones, S. 117 u. Kupferstich „Tab. II". Zur Tradition der Darstellung des Apollo im Sonnenwagen bei den Habsburgern s. den Kupferstich von Lerch mit dem Trauergerüst für

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Anmerkungen II. Teil die Gemahlin Leopolds I., Margaritha Theresia, von 1673 (Wien, Albertina, Wiener Hist. Blätter, Bd. I, 1. Mappe) mit der Imprese Philipps I. (des Schönen): Apollo im Sonnenwagen. Umschrift: „Jam illustrabit Apollo"; außen: „Dum Phoebus Austriadum se vinget". S. auch den Stich von M. Kusel nach L. Burnacini mit einem Szenenbild des Musikdramas „II fuoco eterno" 1674 (Wien, Albertina: Wiener Hist. Blätter, Bd. I, 1. Mappe, Blatt 105; BiadiSchiffmann, Nr. 92; vgl. Anm. II 1288): Phoebus im Sonnenwagen, im Hintergrund der Zodiakus. Zur Apollo-Thematik in Österreich s. Mrazek, 1947, S. x y 6 ff. Deutsche Fassung in: Bedeutungen u. Inschriften, 1716, o. S. Ygj (¡¡e j a t p a ssung in: Inscriptiones, S. 13: „ . . . J o v i s Romani et utriusque Imperii bini alites gestabant Orbis Globum, quem non externus ignis, sed ex parte altera Jovis filius, oriens sol, luce circumfusa illustrabat." Aus der lat. Fassung wird deutlich, daß die zwei Adler den Doppeladler meinen. Ubersetzung nach der lat. Fassung (Inscriptiones, S. 132 f.), die in vielem präziser ist. Vgl. die deutsche Fassung in: Bedeutungen u. Inschriften, 1716: „An beyden Seiten seynd zwey Pavillons . . . / welche die Kriegs= und Friedens Zeiten auf die neue Landes Sonne deuten / mit einer von den Poetischen Eigenschaften der Sonne nicht abgehenden Art; Indem an dem einen die Kriegs=Zeiten andeutet ein in der Spitze stehender Apollo (das Bild der Sonne) mit dem Bogen und dem von ihm erlegten Pythischen Drachen . . . In des andern Spitze stehet wiederum Apollo, aber mit seiner Leyer / den Frieden anzuzeigen; Nach des Ovidii doppelter Beschreibung" — zu ergänzen: der zweifachen Eigenschaft Apollos —: „Qui Citharam nervis, nervis qui temperat Arcum." Codex Albrecht, fol. 28 v.; s. Buchowiecki, S. 93, Absatz 4. Codex Albrecht, fol. 30 v.; s. Buchowiecki, S. 97, Absatz 16. Codex Albrecht, fol. 30 v., 31; s. Buchowiecki, S. 98, Absatz 17. Codex Albrecht, fol. 38 v., Buchowiecki, S. 109; dazu S. 119 f. u. Abb. 41. Im Gegensatz zu den bei Buchowiecki referierten bisherigen Meinungen der Forschung ist festzustellen, daß es sich auf keinen Fall um einen Triumphwagen der Aurora handeln kann. Dem widerspricht die Darstellung, die eindeutig den Sonnenwagen des Helios zeigt, und die Ikonographie der Aurora, die Albrecht mißverstanden hat, was wie die Fehler und Unklarheiten an vielen anderen Stellen bei ihm vermuten läßt, daß das Konzept nicht von ihm stammt. Die Aurora ist wie üblich als die Begleiterin des Sonnenwagens anzusehen. Das Fresko auf der anderen Seite dieses Lünettenbogens stellt Apollo auf dem Parnaß dar. Küchelbecker bezeichnet bei seiner Behandlung der Hofbibliothek (S. 679) Karl VI. „als ein Vater der Musen, und Erhalter der freyen Künste". Die Bedeutung des Eichenlaubs bei Karl VI. kann hier nicht erschöpfend behandelt werden; es ist das Kennzeichen des „Pater Patriae (ob cives servatos)", der um das Wohl der Bürger, hier um die allgemeine Bildung Sorge trägt. Palmen- und Eichenzweige wie hier kommen auch in den Aufsätzen der beiden Zugangstüren der Bibliothek vor; s. bei Anm. II 1238. S. im Konzept des Heraeus für die zirzensische Festdekoration zum 33. Geburtstag Karls VI. 1718, Inscriptiones, S. 110: „Palmen, wie sie nach den Medaillen den Siegern bei den Spielen verliehen worden sind." Hier kann die Palme also als Preis des Siegers in den musischen Künsten des Friedens verstanden werden. S. auch Anm. II 1230 u. 1297. Buchowiecki, Abb. 18; vgl. auch Abb. 1 u. 21. Vgl. Anm. I 18—20. Holzschnitt in Jakob Lochers Carmina, Nürnberg 1506; s. R. Chadraba, Dürers Apokalypse, Prag 1964, Abb. 16. s. C. Ligota, Constantiana, in: JWCI, 16, 1963, S. 181, Anm. 31. Inscriptiones, S. 105. S. auch die Medaille des Heraeus auf Karl VI. in: Inscriptiones, 5.64 b., als die Sonne des Königreichs Böhmen, die aus dem Spiegelmonogramm des Kaisers gebildet ist und den „böhmischen Globus" bescheint, den ihr der böhmische Wappenlöwe entgegenhält. Zu Karl VI. als Sol s. auch die Medaillen in Anm. II 1216 b. s Bardon, S. 37: Macrobius, Saturnales (Edition Bornecque, Paris 1937, I, S. 212: I, X X , 10): „Quippe Hercules ea est Solis potestas, quae humana generi virtutem, ad similitudinem praestat deorum". In einer irrtümlichen Etymologie des Namens Herakles (Ruhm der Hera) leitet Macrobius auch von dort den Sonnenbegriff bei Herkules ab: „Et re vera Herculem

Anmerkungen II. Teil

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esse Solem, vel ex nomine claret, .Herakles' enim quid aliud est, nisi ,heras' (id est aeris), ,kleos' (id est gloria) quae porro alia aeris gloria, nisi Solis illuminatio ?" 1370 Vgl. dazu die Tierkreiszeichen der Festdekoration zum 33. Geburtstag Karls VI. 1718, Heraeus, Inscriptiones, S. 118; Nr. 9: „Der Schütze in der Gestalt Apollos richtet den Bogen auf den niedergestreckten (Pythischen) Drachen". Der Kupferstich zeigt ebenfalls einen Kentauren. 1371 S. die seit Claudius II. ( 2 6 8 — 2 7 0 ) bzw. L. Domitius Aurelianus ( 2 7 0 — 2 7 5 ) eingeführte Reichsreligion des „Sol invictus" mit der Sonne als Reichssymbol; 274: Templum Solis in Rom; s. auch die Medaille des Constantius Chlorus (Ligota, 1963, S. 183): Constantius mit „Sol" als seiner Begleitung. 1372 Unter Konstantin dem Großen: Gott als „Sol invictus; 321 Einführung des Sonntag („Dies Solis"). Beginn der Vorstellung von Christus als „Sol mundi" oder „Sol justitiae", was infolge des diristologischen bzw. christomimetischen Verständnisses des christlichen Herrschertums auf den irdischen Monarchen übertragen werden konnte. 1373 S. auch den xylographischen Text des Holzschnitts (Tietze u. Tietze-Conrat, 1937, 884 h): „Dieweyl auch mit warheyt gesagt werden mag / daß weylandt die Kayserlidie May. mit jhr zierd vnnd clarheyt auff erdtrich eben daß das die scheynend Sunn am hymel gewest ist / so wirt ob irer May. dise Schrifft gesetzt. Quod in celis Sol / hoc in terra Cesar. Und ist für das Wort Sol ein Sunn gemahlt / vnd für das wort Cesar in Adler". 1374 S. Anm. II 1 2 0 7 . 1375 S. Anm. II 9 9 3 . 1378 S. Bulst, S. 140, 153 mit Anm. 291, 154 mit Anm. 296 u. 297; Wuttke, S. 155; HenkelSchöne, Sp. 1645 u. 1651 ff. 1377 Die Vorstellung von der Astronomie als der höchsten der Wissenschaften war schon im Mittelalter nach antikem Vorbild geläufig (Cassiodor); s. Wuttke, S. 156. 1378 Im Inneren der Hofbibliothek erscheint die Astrologie zusammen mit der „Cognitio rei nummariae et Antiquitatum", die ebenfalls einen besonderen Rang im Paragone der Wissenschaften im Barockzeitalter einnahm, unten am Kuppelfresko an bevorzugter Stelle, im „Ersten öffnungs Platz" (S. Buchowiedsi, S. 104; Codex Albrecht, fol. 34). Im Friedensflügel ist das Mittelfresko der Tonne „der die Himlische Sachen betrachtenden Wissenschaft", der „Astronomia und Orographia" ( = Geographie) gewidmet. Das Konzept (Codex Albrecht, fol. 41 u. 41 v.; Buchowiecki, S. 109 u. 110) vertritt die Auffassung, daß die Erkenntnis der irdischen Dinge, der Vorgänge auf Erden ( = „Sublunaria") nur durch die Erforschung des Himmels, der „Superlunaria", d. h. der Gestirne durch die Astronomie bzw. Astrologie möglich sei. Von hier läßt sich die Brücke zur Philosophie, dem Oberbegriff der Künste und Wissenschaften, in denen hier der Kaiser brilliert, und zum Ideal des Princeps philosophus schlagen (vgl. das Servius-Zitat bei Bulst, S. IJ4), nicht zuletzt auch deswegen, weil nach Cicero die „Cognitio rerum" mit der Philosophie identisch ist (s. Bulst, S. IJO mit Anm. 253). Dementsprechend ist im Kuppelfresko der Bibliothek nach dem Konzept (Codex Albrecht, fol. 32; Buchowieki, S. 100, Absatz 23) die „Philosophia in Gestalt eines alten Welt-Weißen" dargestellt: „in seinem Armb liegt ein grosses Perspectiv, dardurch Er im Stande gesezet wird, die Super-Lunaria zu Betrachten, und aus dem zu seinen Füssen stehenden Globo . . . verschiedenen naturas Sublunarium zu erforschen". Die Bedeutung der Astronomie und Geographie als den höchsten Wissenschaften demonstrieren auch die Skulpturen an der Fassade der Hofbibliothek über den Seitenflügeln (Buchowiecki, S. 41 u. Abb. 8 u. 9): links Atlas, der Astronom und Philosoph, mit der Himmelskugel, rechts Tellus mit dem Erdglobus, beide von mathematisch-astronomischen Geräten und entsprechenden Personifikation umgeben. 1379 Bulst, S. 150 mit Anm. 256. 1380 S. die ausführliche Darstellung dieses Ideenkomplexes bei Bulst, S. 154 f. 1381 Codex Albrecht, fol. 28; Buchowiecki, S. 93, Absatz 2 u. 3. 1382 Yg) jJ a z u Jen dort folgenden Passus bei den Attributen des römischen Adlers zu „Arte et Marte ex utroque Caesar" (Zitat in Anm. II 1 2 0 7 ) . S. auch fol. 3 7 V . ; Buchowiecki, S. 1 0 8 : Zu den Skulpturen an den großen Bogenfenstern des Kuppelraums, deren Attribute „in der Erfindung auf gegenwärtige Reimen abziehlen: Ein Fürst soll mit dem Schwerd, und durch die Feder fechten. / Dann umb den Lorber=Cranz OHven=Blätter flechten. / Wie nutzlich

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Anmerkungen I I . Teil thut es nicht umb jene Länder stehen? / W o Waffen und Verstand in gleichen Gewichte gehen." S. dort auch die Ausführungen des Konzepts zu den Attributen. Herkules als das Ideal der Beredsamkeit ist nadi Lukian der „Herkules Gallicus", der von den Galliern anstelle Merkurs verehrte G o t t der Beredsamkeit; s. M . - R . Jung, Hercules dans la litérature française du X V I e siècle, G e n f 1966, S. 73 ff.; Vivanti, 1967, S. 185; HenkelSchöne, Sp. 164$ u. 1651 f.; Bulst, S. 130 mit Anm. 75. Inscriptiones, S. 181 ; s. bei Anm. I I 906. S. Inscriptiones, S. 133: „Lyra, symbolum pacis a r t i u m " ; S. 2 3 : „Priscis Oliva pacis symbolum". S. auch in Anm. I I 1382. S. Inscriptiones, S. 2 0 : D e r Olivenzweig ist zugleich das Zeichen Spaniens und des Friedens. Roscher, 1965, Sp. 2972, 2974. Inscriptiones, S. 47. S. Anm. I I 1327. Zur Darstellung der K l i o und ihrer Verbindung mit der Medaillenkunst s. den Kupferstich von Delsenbach in: Gedichte u. lat. Inschriften, S. 5 (s. Abb. 39). In den Versen des Stiches fordert K l i o „für der Musen H a u p t " , daß „ein Held von solchen Gaben . . . metallne Denckmal haben" muß. Die Darstellung zeigt links die mit Lorbeer bekränzte Muse, die in der einen H a n d eine ähnliche Doppelflöte (Aulos) wie auf der Medaille hält und mit der anderen einen Genius zu der rechts sitzenden Frau führt, die von diesem eine K e t t e in Empfang nimmt, die aus Medaillen, den genannten „metallenen Denkmälern", zusammengefügt ist, die die Muse der Geschichtsschreibung für den R u h m Karls V I . fordert. D i e Virtus als die Vertreterin des Kaisers ist durch die Keule, die an ihrem Knie lehnt, und die Lyra rechts neben ihr als weibliche Allegorie des „Hercules Musarum" gekennzeichnet. Zu K l i o und ihrer Bedeutung als Fama/Ruhm s. Bulst, S. 152 mit Anm. 2 7 9 — 2 8 1 . Codex Albrecht, fol. 14. Zacharias, Abb. 4 2 ; Sedlmayr, Fischer, 1956, Abb. 245. Zacharias, Abb. 46. S. für die Verbindung von Musentempel und Herkules nach griechischem Vorbild HenkelSchöne, Sp. 1782: Musentempel, in dem die Musen und Herkules verehrt wurden (Verse!); dazu Sp. 1781 : Emblem des Musentempels auf einen Habsburger (Maximilian). Zacharias, Abb. 71. Manuskripte und Drucke dieser Reden befinden sich im Archiv der Akademie der bildenden Künste in Wien. Z . B . vom 4. November 1732: „Hercules Academicus. Ein Kriegs= Siegs* und Kunstheld". Darin wird „Eumenius R h e t o r " zitiert: „Musarum quies defensione Herculis / E t virtus Herculis voce Musarum". An der Hofakademie wurden auch Reden auf die Gemahlin Karls V I . als „Minerva, die Mutter der Künste", gehalten. Diese Panegyriken müssen hier unbehandelt bleiben. Sie bilden eine eigene Thematik, die in Verbindung mit dem Akademiewesen zu behandeln wäre. Grundlegend dazu: A. Pigler, Neid und Unwissenheit als Widersacher der Kunst. Ikonographische Beiträge zur Geschichte der Kunstakademien, in: Acta Historiae Artium Academiae Scientiarum Hungaricae, Bd. 1, 1954, S. 21$ ff. Vgl. dazu die Minerva-Gruppe außen an der Fassade der Hofbibliothek am Kuppelbau und die Preismedaille der Wiener Hofakademie mit einer Minerva-Allegorie; s. C . von Lützow, Geschichte der kais. K ö n . Akademie der bildenden Künste, Wien 1877, S. 23 u. Abb. S. 24. S. Abb. J 7 . N a c h der Angabe unten: „Wegen Abgang derer eintzelnen Exemplarien zusammen gesucht / und . . . zum Druck befordert", darf man annehmen, daß die diversen darin abgedruckten Konzepte des Heraeus bereits vorher einzeln erschienen waren, vielleicht als eine Art Flugblätter, was für die Verbreitung der Erklärungen des Heraeus zur Symbolik des Kaisers wichtig ist. Q a s direkte Vorbild für den auf seine Keule gestützten Herkules mit der Kugel in der H a n d ist ein Kupferstich von J . J . Boissard und Th. de B r y von 1597, dessen Herkulesstatue bis in das Standmotiv und die Kopfhaltung übereinstimmt (Bardon, T a f . X I I , B ) ; s. auch Anm. I I 1273; ferner den Kupferstich von Boissard in Anm. I I 1404. Heraeus, Bedeutungen u. Inschriften, 1716, Einleitungsgedicht. g. Heraeus, Inscriptiones, S. 110 (Konzept zur Festdekoration zum 33. Geburtstag Karls V I . 1718): „Der Lorbeer, der sowohl dem Phoebus als auch dem siegreichen Kaiser geweiht ist".

Anmerkungen II. Teil

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Den Zusammenhang bildet hier die Vorstellung des wie Phoebus aus dem Osten als Sieger über die Türken zurückkehrenden Kaisers. Vgl. auch Inscriptiones, S. 23: „Laurus asignat(us) Bello"; S. 43, 4 j u. 53. Bedeutungen u. Inschriften, S. 18: Die Inschriften zu den Statuen Apollos als Symbol des Krieges und des Friedens besagen, daß erst durch die im Krieg errungenen Lorbeerkränze, d. h. den Sieg, der Frieden und das Walten des friedliebenden Fürsten ermöglicht und die Voraussetzung für die Betätigung der Musen gesdiaffen wird, die „inter arma tacent". S. auch Inscriptiones, S. 67: „Der Lorbeerkranz, der die Stirn des Kaisers umgibt, bedeutet, daß nichts die Beschäftigungen des Friedens behindert." Zur Verbindung des Herkules mit einem Lorbeerbaum s. die „Punica" des Silius Italicus: der träumende Herkules unter einem Lorbeerbaum (s. Wuttke, S. 133 u. Panofsky, Herkules, S. 70—75; Abdruck der Synkrisis des Italicus, X V , 18). Vgl. auch Wuttke, S. 159: Bekränzung des Herkules als Triumphator. Inscriptiones, S. 176. Ausführlicher ist die deutsche Fassung in den Vermischten Neben* Arbeiten: „4. Die drey Victorien in einem Jahr bey Almenara, Saragossa, und Cifuentes stellet Hercules vor / der / an den so genannten Herculischen Säulen (welche Sr. Kayserl. Majestät nach Carolo V. restituiret worden) ruhend, drey Siegs=Kräntze hält / mit der Überschrift: T E R V I C T O R I N A N N O " . Inscriptiones, S. 17. S. Th. Reff, Puget's Gallic Hercules, in: J W C I , 29, 1966, S. 53, Abb. a, u. S. 256 u. 261; vgl. zur Bedeutung des Ruhens den Kupferstich von Boissard (Abb. S. 52 c) aus: „Topographia romana, IV, Taf. 7 1 : Herkulesrelief aus der „Vigna Carpi" mit der Inschrift „Herculi Placido"; der Herkules auf die Keule gestützt, die rechte Hand auf einem mit Früchten gefüllten aufrecht stehenden Füllhorn; zu beiden Seiten seines Kopfes zwei Lorbeerzweige. S. Bruck, Abb. 222 u. 223. Zum Tor s. Anm. I I 1074 u. 1 1 2 6 ; zum Konzept: Heraeus, Vermischte Nebenarbeiten, 1 7 1 5 , o. S., u. Inscriptiones, S. 175 f. Vgl. die Ansichten des Hofburgplatzes aus der Vogelperspektive bei Pfeffel-Kleiner, Wahrhaffte Abbildung, 2. Folge 1725, Taf. 1, Blick nach Westen (Eisler, Nr. 85, Taf. 74), links das Tor mit dem Buchstaben „c. Das neue Thor gegen den Kohl-/Markt", u. Taf. 2, Blick gegen Osten (Eisler, Nr. 86, Taf. 75). S. auch Lhotsky, 1941, S. 188, Nr. 30. Zacharias, Abb. 120 u. 192. Zacharias, S. 137. Buchowiecki, Abb. 8 (Stich von S. Kleiner) u. 9; s. auch S. 41 f. Inscriptiones, S. 175. Dort ist allerdings nicht eindeutig gesagt, daß die Figur vor der Zeit Karls VI. aufgestellt worden sei. Sie könnte, gerade auch wegen des Themas, zu seiner Regierungsübernahme in Österreich errichtet worden sein. Schoen, Abb. 26. Bruck, Abb. 231 (S. 197), S. 195 mit Anm. 24; s. auch Bardon, Taf. X X I I , A : Kupferstich der Medaille; vgl. dort Taf. X X I I , B (Heinrich IV.). S. Anm. II 1194. Bedeutungen und Inschriften, 1716, o. S. Einleitungsgedicht „Allerunterthänigster Zuruff". Codex Albrecht fol. 36 v. f.; Buchowiecki, S. 107 f. Codex Albrecht, fol. 37.

i n . Teil 1

Codex Albrecht, fol. 5 Zeichnung, fol. 4 v. „Erklärung des Kupffer=Blats". Ein entsprechendes, dem Umkreis Daniel Grans zugewiesenes Ölgemälde (Modello) in Schloß Eggenberg bei Graz; Aurenhammer, Fischer, Nr. A 6, S. 7 f. Der Stil der Zeichnung im Codex Albrecht entspricht dem Zeichenstil Grans, wie er ihn für sorgfältig ausgeführte Zeichnungs-Modelli verwendet. Die Qualität dieser Zeichnung unterscheidet sich deutlich von der der meisten

Anmerkungen III. Teil übrigen Zeichnungen im C o d e x Albrecht, deren Zuschreibungsfragen völlig ungeklärt sind und hier nicht behandelt werden können. Bezüglich der geplanten Veröffentlichungen s. Anm. I 1 6 6 . Z u den Intentionen Albredits s. den Titel (fol. 6): „ . . . i n Teutscher Mutter Sprach darumen verfasset, damit die mehren Theils auch Teutsche Arbeits Vollführer den bequemlicheren Verstand ( = Verstehen) ihrer zu Ende zu bringen habenden Stücken mitgeniessen können. Wegen Besonderer Auskunfil aber deren Hof=Arbeitern, wie auch um Bedienung vieler Kunstbegieriger Liebhabern in Ordnung zusammen gesetzet, und zu dero Nachriditlidien Wissenschaft ( = Kenntnis) in diser Schrifftlichen Auslegung m i t g e t h e i l e t . . C o d e x Albrecht: „ . . . i n langen Schleyer=Mantel eingewickelt". V g l . Smetàckovà-Cizinska, 1974, A b b . 107 u. 108: Darstellung der Pietas im Festsaal in Schloß Troja/Prag und H o l z schnittillustration aus C . Ripa („Pietà"): Frau mit flammendem H a a r und umgekehrtem Füllhorn, aus dem Früchte fallen. S. Anm. II 148; ferner auch A n m . II 147. Die Sonne soll sie vielleicht nach entsprechenden Analogien bei C . Ripa in ihrer Eigenschaft als Virtus (vgl. bei Ripa „ V i r t ù " ) kennzeichnen. S. auch Anm. III 6. S. die Rede „Die Zuversicht", gehalten am Namenstag Karls V I . am 4. November 1734 in der Wiener Hofakademie (Wien, Archiv der Akademie der bild. Künste, I, Miscellanea, Fase. 24, Druck, S. 3) : „Nach dem Ausspruch des Römischen Weisen kann sich ein Sterblicher auch was Unsterbliches zueignen / nemlich die Tugend. So wie diese nun insgemein mit denen helUgläntzenden Sternen verglichen wird / also ist insonderheit / die Gottes Furcht die hellstrahlende Sonne / unter denenselben. Nemlich die Sonne erleuchtet die Welt / die Gotts= Furcht Menschliche Sinnen; die Sonne herrschet über die Abwechslung der Zeit; die Gotts= Furcht über die Anschläge der Menschen; die Sonne zertheilet Dunst und Nebel / die Gotts= Furcht aber das Gewölcke des beängstigten Gemüths: alle übrige Tugenden erhalten ihren G l a n t z von derselben. Sie ist der feste A n k e r / worauf sich ein Staat gründet / ohne Sie aber sind alle andere Tugenden nur für verlarvte Laster anzusehen." D i e Angabe, daß die Josephssäule neu aufgerichtet sei, bedeutet, daß die Zeichnung frühestens 1732, im Jahr der Vollendung der Josephssäule, entstanden ist. S. C o d e x Albrecht, fol. 63 : Die Karlskirche sei vom Kaiser aus „Lands Vätterlicher Obsorge" gelobt worden. C o d e x Albrecht, Konzept für das Kuppelfresko der Hofbibliothek, fol. 29 (Buchowiecki, S. 94, Absatz 7): „Klugheit zu Regieren . . . mit Scepter und Spiegel". S. fol. 97 v. (s. in Anm. III 12): der „mit Schlangen umwundene Weisheit Spiegel". Vgl. auch fol. 37 V. (Buchowiecki, S. 108): „ D e r mit wizigen Schlangen umbwundene Weißheit Spiegel". C o d e x Albrecht, fol. 30 v . ; s. Buchowieki, S. 97, A b s a t z 16. C o d e x Albrecht, fol. 9. Die vier Statuen, die auf dem Dach der Reichskanzlei das kaiserliche Wappen in der Mittelachse mit den zwei Figuren der Fama begleiten, stellen nach Albrecht (fol. 97 f.) Personifikationen der Tugenden Karls V I . dar, die als „Penates" oder „Genij Tutelares" des Reichs, also als dessen Schutzgottheiten wirken. Es sind: die „Vorsichtigkeit", d . h . die Providentia, mit der K a r l V I . „als ein sorgfältiger Land= und Reichs=Vater allen Reich Geschäfften weißlich vorstehet, und einsehen thuet". Die Providentia ist ein Unterbegriff der Weisheit oder Prudentia, weshalb diese Statue den „mit Schlangen umwundenen Weißheit Spiegel" als Attribut erhielt. Eine weitere Personifikation stellt die „Majestätt" des Kaisers dar, der „der Teutschen Welt mit Gesatzgebiger Vollmacht gebiettet". Sie „zeiget die Römische Fasces mit dem eingesteckten Justiz Peil", also die Zeichen römisdi-imperialer Gerichtbarkeit. D a z u gesellt sich die „Gütigkeit", also die Milde oder d e m e n t i a , „als die Urtheillerin in Kayserl. höchsten Gnaden", die „die Schärfe der Gesätze in etwas Lindern" soll, wie es der „Princeps in compendio" vorsieht. A l s vierte Tugend tritt „die Billigkeit und Gerechtigkeit" auf, die „beständig der Unterthanen lang daurende Glückseeligkeit beschützet". Zum Zeichen ihrer Beständigkeit „stüzet sie sich mit einem A r m b auf ein Stuckh Säulen und zeiget darbey den scharff entblösten Degen". Hier sind unverkennbar die Tugenden der Devise Karls V I . , die Constantia (Säule) und die Fortitudo (Degen) einbezogen. In Entsprechung dazu wurden in den Bogenzwickeln des Eingangstores unten zwei Füllhörner angebracht, um, wie Albrecht sagt, „die aus der höchst weißlichsten Regierung entstehende Glückseligkeiten anzufügen".

Anmerkungen I I I . Teil

13

14

15 15a

15b

16 17 18 19 20 21 22

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543

Dem rechten Füllhorn ist als Zeichen der kaiserlichen Weisheit und Klugheit ein von einer Schlange umwundender Kommandostab hinzugefügt, der bezüglich der Reichskanzlei diese Tugend in ihrer imperatorischen Aufgabenstellung — der Kaiser als Imperator, d. h. als Reichsfeldherr — charakterisiert. Vgl. auch die Zeichnung im Codex Albrecht, fol. 7 (Abb. 92), mit entsprechenden Symbolen auf dem Giebel der Ädikula. Vgl. in Anm. II 1 2 1 6 a. Codex Albrecht, fol. 32 (Buchowiecki, S. 100, Absatz 24): Ein Relief mit „Kaysers Maximiliani I : Angesicht /: welcher Anno 1495 einen zimblichen anfangsgrunde der Wiennerischen Hof=Bibliothec zu wegen gebracht :/". S. Heraeus, Inscriptiones, S. 63, Medaille auf die Quadrupel-Allianz; ferner eine von dem Wiener Hofpoeten J . K . Newen (s. Anm. I 156) entworfene Medaille auf den Wiener Frieden zwischen Karl V I . und Philipp V. von 1725 (Stich der Medaille in der Albertina, Wien, Historische Blätter, Bd. I, Mappe Karl VI.): „Numisma ob Concordiam Regum Catholicam, vulgatum": Die „Ära pacis" in der Mitte ist links und rechts von Fasces begleitet, die wie in der obigen Medaille von Heraeus mit Granatäpfeln verziert sind, von denen es in der lateinischen Erklärung heißt: „mala granata, poma concordiae". S. Anm. I I I 3. Das Medaillenbild zeigt m. M. nach die Sphinx-Gemme, die im Codex Albrecht fol. i j f. mit der Widmung „Imp. Caes. Aug. / C A R O L O I Antiquae Felicitatis Vindicatori / Auspicatori N o v a e " abgebildet und beschrieben ist. Aus Rom stammend, sei sie dem Kaiser als Siegel nach dem Beispiel des Augustus „Ritu prisco" überreicht worden. Die Darstellung stimmt mit dem von Valerio de Bellis geschnittenen Cameo überein, den Adolph von Albrecht K a r l V I . am 30. N o v . 1 7 2 1 „an . . . den gebräuchlichen Ordens Solennen Jahrtag, und Haubt Schutz-Fest Sti Andreae des Haußes Burgund, und Ordens Patronen, als Großmeysteren in unterthänigster wohlmeinender Gebühr vor ein zu disen Orden wohl gehöriges monument, weillen der Stein eben so groß, und solcher gestalten war, daß er den Knopff, wordurdi das sonst ordinari zu tragen pflegende rothe Band durchgezogen, und das goldene Lämpel unterher getragen werden könnte, . . . zu praesentiren" sich erlaubt hatte. Vorder- und Rückseite dieses geschnittenen Steins sind in Originalgröße und die hier wichtige Vorderseite zusätzlich in Vergrößerung auf fol. 17 des Codex Albrecht abgebildet, mit der Widmung „ C A R O L O / Constantiä et Fortitudine Burgundico, / Equestris aviti Ordinis / P R I N C I P I " und der Bezeichnung: „Toreuma / V A L L E R I I de B E L L I S , / Expeditionem Colchiacam / (Pretium non vile laborum) / E X H I B E N S " . Fol. 19 f.: „Der Stein an sich stellete vor, wie Jason der edle Griech mit kostbaren Harnisch und Bedkelhauben bekleydet, das eroberte Lam Vell glorreich empor hebet, und durch den bey sich in Schiffe sizenden Arhonauten vom U f e r abstosset, den erlangten Raub aus der Insul Colchide nach hauß zu lifern, jenseits des Wassers entdecket man die Insul Colchis auf derselben Medeam die Zauber: König: in den Jason verliebt geweste Tochter, welche der Vatter Aetes ob verlurst entrissenen Vells und des abreysenden Liebhabers zu trösten scheinet." S. Anm. I I 1072. S. Anm. I I 1073. Vgl. Anm. I I I 3. Vgl. Anm. I I I 12. S. Henkel-Schöne, Sp. 1818. Zur Definition der Prudentia und Providentia s. Wuttke, S. 187. Vgl. Anm. I I I 9. Vgl. dazu Codex Albrecht, fol. 42 v. f. (Buchowiecki, S. i n ) mit Tacitus-Zitat: „neque quies gentium sine armis". Derselbe Standpunkt wird auch von Höller in dem Traktat von 1733 vertreten, sowohl bei den „Aedificia docta" über die Aufgabe der kaiserlichen Ingenieurakademie (Schild I I I [Abb. 157]) bezüglich Festungsanlagen wie auch in dem Abschnitt über die „Aedificia bellica", bes. die Inschrift im zugehörigen Kupferstich unten am Sockel. S. Abb. 160 u. Anm. I I 1206. Zum Gedanken der Friedenssicherung durch Abschreckung s. Boos, S. 91 f . Vgl. das Konzept zu Kuppelfresko der Hofbibliothek, Codex Albrecht, fol. 31 (Buchowiecki, S. 98, Absatz 17): „Die österreichische Haubt=Stadt mit einer Mauer=Crone, und dem Spitz des Stephans=Thurn auf dem Kopfe, mit dem Stadt=Wappen=Schildt auf der Brust gezieret"; ferner das Konzept zum Grabmal des Grafen Rüdiger von Starhemberg in der Schottenkirdie in Wien, Codex Albredit, fol. 1 5 4 : „Neben der weynenden Stadt-Figur [der Personifikation

Anmerkungen III. Teil Wiens] ist ein Kindel oder Genius mit dem Alt Stahrmbergisdien Wappen, worüber der vergoldte Stephans=Thurmspitz gehalten, zum Zeichen der in das Wappen zu Ehren Graf Gundacker [von Starhemberg], einverleibten Denckmahl"; d . h . die Familie erhielt wegen der Verteidigung der Stadt durdi Rüdiger von Starhemberg den Stephansturm als zusätzliches Wappenzeichen. Vgl. das Konzept zum Kuppelfresko der Hofbibliothek, Codex Albrecht, fol. 31 (Buchowiecki, S. 98, Absatz 18): Der „ruhende Kriegs=Gott" Mars, „welcher mit einem mit Feder= Busch Besteckten Helm . . . im Harnisch umb dem Leibe . . ., auf dem Commando=Staab, ingleichen auf den dem grossen Alexandro Macedoni vormahls zugeeigneten Clypeo Jovis Amonis sich zu Ruhe Bequemet". Zum Typus des alten Mannes bei der Personifikation der Architektur, der hier wohl den Bezug auf die als Vorbild des „Kaiserstils" dienende „Alt Römische Architectur" verdeutlichen soll, siehe das Konzept zum Kuppelfresko der Hofbibliothek, Codex Albrecht, fol. 30 (Budiowiecki, S. 96, Absatz 1 3 ; dazu Abb. 29): Hinter dem Modell der Hofbibliothek steht ein „alter Mann, welcher auf einem Reiß=Breth . . . mit dem Zirckel abmesset". Die Ausgabe ist 1733 datiert; die Chronogramme der Inschriften des Titelkupfers jedoch ergeben alle das Jahr 1 7 3 2 ; s. Anm. I I I 3 1 . Eisler, Abb. 4 (Zeichnung) u. S. 1 6 ; Zacharias, Abb. 7 (Stidi). S. das Konzept zum Kuppelfresko der Hofbibliothek, Codex Albredit, fol. 30 v. (Buchowiecki, S. 97, Absatz 18): Bei der Personifikation Deutschlands „Betrachtet ein Kindl den Grund=Riß des völligen Plazes von dem Bibliothec-Bau, und Lähnet sich an einen Bienen= Stock, zum Beyspiel, daß dise Bücher=Sammlung ein zu Ruhe Bequemlicher nutzbarer süsser Bünen=Stock seye, wo aller Eruditions=Hönig abzunehmen, und zu genüssen, audi gleichwie die Bünen ihrem König folgen, also in Regno, ubi Reges Philosophantur, es wohl und vorteilhafftig Bestellet wäre". S. auch Höller, 1733, S. 56 u. im Kupferstich der „Aedificia oeconomica" (Abb. 158), Schild V : Der Bienenstock und der Bienenschwarm als Symbol des Zuzugs von Handwerkern im Comitat Temesvär, die wie die Bienen der Führung ihres „Königs" folgen und in einem Bienenkorb zusammenkommen, Der Bienenstock als ein Symbol, das das monarchische Prinzip mit der Idee der Einheit von Herrscher und Untertanen und des gemeinsamen Interesses der allgemeinen Wohlfahrt in besonders sinnfälliger Weise verbindet, kommt an Bauwerken Karls V I . mehrfach vor, z . B . am Invalidenhaus in Pest bei einer der vier Statuen auf dem Parapet über der Fassade nach dem Konzept des Codex Albrecht (fol. 136 V. u. Zeichnung fol. 138; s. Abb. 150 u. Anm. I I I 1 2 1 ) : „ N o 4to Die Zusammen Ruffung in das zum Genuß erbaute Stifft. Ein Weiblein . . . neben ihren Füssen sihet man ein Bienen=Stock voll mit zugeflogenen Bienen angeschlagen." S. auch die geplante Dekoration der neuen Fassade des dem Reichskanzleitrakts gegenüberliegenden Leopoldinischen Traktes der Wiener Hofburg, Codex Albrecht, fol. 98: unter den vier Statuen auf dem Parapet: „Die Mühewaltung in Geschafften. Ein Weibsbild mit langen Stockh mit einem geflügelten Scepter, zu den Füssen ein mit Bienen angeflohener Honig Stockh". Zacharias, Abb. 4; s. bei Anm. I 186. S. auch Eisler, S. 16. Die gleiche Jahreszahl ergibt auch jede der Zeilen der Widmungsinschrift unten. Eisler, N r . 163 u. Taf. 138; s. auch Zacharias, S. 93 ff. u. Abb. 1 5 2 ; vgl. Höller, 1733, S. 76—78. Eisler, N r . 262 u. Taf. 203; vgl. Höller, 1733, S. 78—80. S. Abb. 164. Eisler, N r . 266 u. Taf. 207; vgl. Höller, 1733, S. 80—84. Die beiden Militärhospitäler in Wien gehören ihrem Typus nach zu den von Zacharias in seiner Monographie über J . E. Fischer von Erlach behandelten Invalidenhospitälern in Pest und Prag/Karolinenthal. Sie bilden zusammen mit diesen und den zahlreichen unter Karl V I . errichteten Kasernen-, Arsenal-, Magazin- und Fabrikbauten (z.B. die Wollzeugfabrik in Linz; Höller, 1733, S. 42—44; s. Abb. 158, Schild II) eine eigene Gruppe der vom Wiener Hofbauamt unter Graf Althann bzw. J . E. Fischer von Erlach dirigierten kaiserlich-„ärarischen" Architektur, die für die Erscheinung des „Kaiserstils" auf dem Gebiet des Nutzbaus, neben den Werken der „hohen" Kunst, wichtig ist. Ihre Charakterisierung (generelle, vorgegebene Typik u. Individualität infolge der verschiedenen Baumeister der einzelnen Objekte) soll einer eigenen Untersuchung vorbehalten sein.

A n m e r k u n g e n I I I . Teil 35

545

Vgl. Zacharias, A b b . 10 (Zeichnung v o n S. Kleiner). Ich k o n n t e bei Zacharias, der diesen Stich abgebildet u n d wegen des Risses bei der rechten H e r m e b e h a n d e l t h a t (s. A n m . I I I 36), keinen H i n w e i s auf diesen Sachverhalt finden. 36 S. Zacharias, S. 148; er h ä l t ihn f ü r die Wiedergabe eines u n b e k a n n t e n P a l a s t b a u s v o n J . E . Fischer v o n Erlach. 37 D e r J e s u i t e n p a t e r F r a n z H ö l l e r , der als P h y s i k p r o f e s s o r ebenfalls z u m L e h r p e r s o n a l der F a k u l t ä t der Philosophie u n d der f r e i e n K ü n s t e des Collegium A c a d e m i c u m der W i e n e r Jesuitenuniversität gehörte (s. Küchelbecker, S. 666), w a r w o h l ein V e r w a n d t e r des A n t o n Höller. 38 Vgl. d a z u die B e m e r k u n g bei Küchelbecker (S. 660 f.) über einen solchen Usus bei P r o m o t i o n e n : „ H i e r b e y w e r d e n H a n d s c h u h e , C a r m i n a u n d andere gedruckte Sachen, so die Baccalaurei u n d Magistri Facultatis O r a t o r i a e zu der neuen H e r r e n D o c t o r e n R u h m machen, ausgeteilet." 39 S. Küchelbecker, S. 642 f.; H ö l l e r , 1733, S. 35; Zacharias, S. 1 7 5 ; s. auch A n m . I 125. 40 S. Budiowiecki, S. 88 mit A n m . 20$ u. 206. 41 S. H ö l l e r , 1733, S. 3 j ; s. in A n m . I 129 u. 131 u. I I I 47. 42 Z u r „Police", a u d i im Sinn v o n öffentlicher W o h l f a h r t , in Frankreich s. Keller, S. 47 u. A n m . 3, S. 129: „Police" = „ O r d r e police de la Ville". D e l a m a r e s „ T r a i t é de la Police", Paris 1722, b e h a n d e l t deren A u f g a b e n v o n der B e w a h r u n g der Religion u n d d e r guten Sitten bis z u r Sorge f ü r den H a n d e l u n d den L e b e n s u n t e r h a l t der A r m e n . I h r besonderes Anliegen a b e r sei die architektonische Gestalt, der K ö r p e r der S t a d t selbst. 43 S. Keller, S. 87. I n Frankreich w u r d e n G e b ä u d e v o n „öffentlichem N u t z e n " fast nie als P r a c h t b a u t e n gestaltet; einzige A u s n a h m e ist das in seiner D e k o r a t i o n ebenfalls r e l a t i v bescheidene I n v a l i d e n h o s p i t a l in Paris. S. bei A n m . I I 834. 44 Diese Einstellung ist in Deutschland im allgemeinen v e r b r e i t e t . S. Keller, S. 88 u. 89 u. A n m . 59, S. 1 4 1 . 45 S.4. 46 Vgl. die W i d m u n g a n K a r l V I . im C o d e x Albrecht, f o l . 8 f . : „Ein gröst ansehentlicher P o t e n t a t , nachdeme E r alles in der W e l t r u h m w ü r d i g s t e s u n t e r n o h m e n , w a s im Kriege seiner W a f f e n Stärcke macht, u n d Siges C r a f f t machen k a n , o d e r w a s in der Friedens Zeit wegen Besitzender S t a a t s k u n s t denselben r u f f b a r u n d herlich erweisen mag, möchte doch durch die heillosen u n d neydigen U m b s t ä n d e n der veränderlichen Zeit u n b e k a n t w e r d e n , w o nicht die Liebe a n m e r c k u n g u n d aufzeichens Feder, u n d die v o n dergleichen Monarchen öffentlich aufgerichte in etwelche J a h r h u n d e r t wenigst d a u e r n d e D e n c k m a h l e n das überzeigende Beweißt h u m b seiner H e l d e n m ü t h i g e n u n d verstandsvollen T h a t t e n zuwegen bringeten, f o l g s a m b v o n einem Saeculo z u m a n d e r e n unsterblich zu seyn erhielten." 47 Es ist rechts u n t e n signiert: „de P r e n n e r , d e l : et Incidit, 1 7 3 3 " . 48 S. 3. 49 S. Henkel-Schöne, Sp. 1251. 50 S. Cesare R i p a , Iconologia, R o m 1603, S. 189 (Münchner Jb., 3. F., 26, 1975, S. 196, A b b . 4): „Gloria de' p r e n c i p i " (nach dem Beispiel einer Medaille Kaiser H a d r i a n s ; „ N e l l a M e d a g l i a d ' A d r i a n o " ) „ . . . u n a p i r a m i d e , la quäle significa la chiara et alta gloria de' prencipi, che con magnificenza f a n n o fabrichi sontuose e g r a n d i , con le quali si m o s t r a esse gloria . . E r erinnert im Anschluß d a r a n a n die P h a r a o n e n u n d die römischen K a i s e r . Z u P y r a m i d e u n d Obelisk als gleichbedeutende Zeichen s. Preimesberger, S. 95 m i t A n m . 143. S. auch A n m . I I 1107. 50» Yg[, A b b . 122, 1 2 3 : die F o r t i t u d o auf d e m Giebel des W i e n e r Zeughauses u n t e r dem „Symb o l u m p r o p r i u m " K a r l s V I . mit d e m Löwenfell. 50b I m Stichwerk „ P r o d r o m u s " der kaiserlichen Gemäldegalerie (s. A n m . I 129) zeigt das zweite B l a t t (Lhotsky, II/2, 1941/45, A b b . 53) u n t e r der Devise „ A b I O V E S u r g a t O p u s . O v i d . V. Fast." den v o n zwei überquellenden F ü l l h ö r n e r n begleiteten kaiserlichen D o p p e l a d l e r m i t demselben Spruch „ I O V I S O m n i a Plena. Virg. I I I . Eclog." im Herzschild. S. auch Ausst.K a t . Bilder nach Bildern, M ü n s t e r 1976, A b b . S. 267 ( N r . 2 2 j ) . 51 I n welchem M a ß die T u g e n d e n der Devise K a r l s V I . als herkuleische gedeutet w u r d e n , nicht n u r die F o r t i t u d o , sondern auch die C o n s t a n t i a , zeigt ein weiterer K u p f e r s t i c h (Abb. 154) v o n A n d r e a s u n d Joseph Schmutzer nach einer Zeichnung des kaiserlichen „Dissegnatore di

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Anmerkungen III. Teil Camera" oder „KammerabrißzeiAners" Daniele Antonio Bertoli (seit 1707 am H o f ; s. Pillich, i960, S. 518, N r . 176, u. S. 519, N r . 1 8 1 ; seit 21. 5. 1731 Galerie- und Kunstkammerinspektor; s. Topka, S. 71). In einem anscheinend runden Innenraum steht ein Denkmal mit hohem rechteckigen Postament und rundbogigem Abschluß oben, begleitet von einer antikisch gekleideten Personifikation, über deren H a u p t wie bei einer Pietas eine Flamme steht und sich auf eine H a r f e stützt, die eine H a n d ergebungsvoll an die Brust legend, mit der anderen, in der sie eine etwas geöffnete Schriftrolle hält, auf das Denkmal weisend. Es könnte die eifrige und verehrungsvolle Dicht- und Gesangskunst, die „Poeterey", gemeint sein, die die Tugenden des Kaisers besingt, die auf dem Relief dargestellt sind, auf das sie mit der Schriftrolle hinweist. D i e Frau blickt auf den oberen Teil des Denkmals, w o unter dem Rundbogen ein von Lorbeerzweigen umgebenes Rundmedaillon mit den Profilbüsten des Kaiserpaares angebracht ist, K a r l V I . als römischer Imperator mit Panzer und Lorbeerkranz im Haar. Darunter befindet sich das erwähnte Relieffeld mit den Tugendpersonifikationen der Devise des Kaisers. Links die Fortitudo mit einer Lanze, gestikulierend nach rechts gewendet zur Constantia, die an einem Säulenstumpf lehnt, eine H a n d auf die Keule des Herkules stützt und über dem anderen aufgestützten A r m das Löwenfell trägt. Vgl. auch Heraeus, Inscriptiones, S. i i j : „Fortitudini Herculis" und „Constantiae Herculis". Vgl. in Anm. III 52, II 1309, 1310, 1319 u. generell II 1256. Nach Heraeus können auch pyramidenförmige Gebilde die Symbolfunktion des emblematischen Säulenpaares des Kaisers übernehmen und so dieses mit neuen Bedeutungen anreichern; s. Inscriptiones, S. IIJ; Festdekoration zum 33. Geburtstag Karls V I . 1718 (s. A b b . 45): die eine der beiden „Metae" im Circus, die wegen der Anspielung auf das kaiserliche Doppelsäulensymbol nur aus zwei statt der in der Antike üblichen drei Kegel gebildet ist und durdi Hinzufügung von Symbolen die „belli pacisque artes in Caesaris Symbolo" bezeichnen soll. Ihnen werden die Inschriften: „Fortitudini Herculis" und „Constantiae Herculis" hinzugefügt. V g l . auch die dortigen Obelisken zwischen den „Metae" (Inscriptiones, S. 114); ferner die beiden Trophaen-Pyramiden, die vor dem Schweizertrakt der Wiener H o f b u r g errichtet werden sollten, „ w o kunfftighin die H a u b t Faciada und Einfahrt zu inneren K a y : Burgg gerichtet werden w i r d " (Codex Albrecht, fol. 98 v . u. 99), und denen oben auf dem Parapet des Daches „zweyen Säulen Plus ultra des Caroli V . in Bildhauerey" entsprechen sollten. S. z. B. Inscriptiones, S. 23: Die Säule der Constantia für den Frieden, die Säule der Fortitudo für den Krieg. Bruck, S. 194 mit A n m . 19 u. A b b . 227. S. 66 u. 99: Befestigungen. S. 60 u. 64: Flußbegradigungen. S. den Kupferstich der „Aedificia bellica" (Abb. 160) mit dem Grundriß der Festung O r s o v a auf dem Panzer in der Mitte der Trophäe; im T e x t S. 88 ff. S. Anm. III 22. S.4. S. Text bei Höller, S. 69/70.

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Die Vierzehn-Nothelferkirche figuriert als eigenes Werk unter den „Aedificia sacra", s. Kupferstich derselben (Abb. i j 6 ) , Kartusche V., u. T e x t S. 22/23; v gl- Anm. II 679. V g l . Henkel-Schöne, Sp. 1222: „Pyramides Pharium monumenta perennia R e g u m " ; s. auch das Zitat nach C . Ripa in Anm. I I I j o u. J. B. Fischer von Erlach, in: Historische Architektur, i . B u c h , T a f . I V : „Pyramides Aegyptiacae" mit dem Begleittext, den K u n o t h (S. 32) zitiert, und der dort nicht erwähnten Bemerkung Fischers: „ Z u der Eitelkeit so kostbarer Gebäude scheinen die Stifter verleitet zu seyn von der Begierde eines unsterblichen Andenckens". S. 29 u. 102. S. 12, 21, 26, 29, 94, 100. S. 1 5 , 3 7 , 38,69 u. 93. S. 54 u. 88. S. 11, 13, 14 u. 23. S. 86. S. 6o, 64, 86, 89. S. 96: Die Donau dient der kaiserlichen Donauflotte.

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Bezüglich der Schiffbarmachung der Alt (Aluta), des Grenzflusses zwischen der österreichischen Kleinen und der türkischen Großen Wallachei, durch die kaiserliche Fortitudo verwendet Höller ein Zitat nach Statius, das er auf diesen Fluß anwendet: „ . . . Nulloque tumultu / Stagna modesta jacent, Dominique imitantia mores". Der Fluß ahmt also eine Eigenschaft seines Herrn und Bezwingers, des Kaisers, die Modestia, nach, um dessen Vorbild und Wunsch zu entsprechen. S. i i . S. Anm. I I 195. S.62. Voit, 1 9 7 1 , S. 48. Der Baumeister, „aedificator operis", war Johann Theodor Kostka, der Direktor der Temesvárer Baukammer. S. auch Hans Diplidi, Die Domkirchen in Temeswar. Ein Beitrag zu ihrer Baugeschichte, Mündien 1972, bes. S. 17, 20, 24, 38 ff., 52, 59, 96. Dort weitere Lit.-Angaben. S. Anm. II 3 j u. bei Anm. II 1078. Vgl. bei Küchelbecker, S. 79 f. über Karlsburg: „Die Reformirten [s. S. 79: „Die Ungarn, so auch Zeckler genennet werden, sind reformiert; jedodi sind auch viele von solchen Catholisdi und nicht wenig Socinianisch".] hatten" ein Gymnasium wie die Lutheraner in Hermannstadt (Sibiu) und Kronstadt „zu Weißenburg [ = Karlsburg], allein man hat dieselben obligiret, solches nach Neumarck zu verlegen, und die dasige Haupt=Kirche denen Catholischen einzuräumen, bloß aus der Ursache, weil beydes den Jesuiten wohl angestanden. Hierauf hat man allhier ein Bistum errichtet, und einen Bischoff constituiret." Vgl. dazu Küchelbecker, S. 63: „Ob nun gleich jetzt regierende Kayserliche Majestät zu Anfang Dero Regierung, als sich die meisten Ungarischen Malcontenten submittirten [der Konfessionsstreit der Habsburger mit den Ungarn war unter anderem der Anlaß zur „Ungarischen Unruhe" oder „Rebellion" am Anfang des 18. Jhs.], versprochen, nach Inhalt der Ungarischen Reichs* Gesetze allen dreyen Religionen das freye Exercitium zu lassen, solches auch dieselben nach Dero Weltbekannten Gerecht» und Billigkeit vor Dero Allerhöchste Person gantz genau halten, so unterlasset dennoch die übel moralisirte Römisch-Catholische Clerisey, und unter solche die wegen ihrer intriguen bey denen Catholischen selbst verhaßten Jesuiten vornehmlich, nicht, heimlicher und boßhaffter Weise die Protestanten zu mortificiren; Dahero auch die Catholischen Ungarischen Stände selbsten schon verschiedene mahl auf die Ausjagung derer Jesuiten aus dem Königreiche gedrungen. Wie harte der vorige Ertz=Bischoff zu Gran, und Primas Regni, der Cardinal von Sadisen=Zeitz [s. Anm. I I 761 u. 762], die Protestanten tractiret, ist ebenfalls mehr als bekannt." Es waren die sogenannten Socinianer; s. in Anm. I I I 78. 1958 (Wiederabdruck des Aufsatzes von 1956), S. 174 f. S. Anm. II 691. Höller schreibt (S. 2 1 ) : „Architecto D . Beluzzi", was sicher ein Druckfehler ist. Als Maler der Altarblätter gibt er Roy und Jansens an. S. Anm. II 679. S. Anm. II 677. Nach den Quellen (s. Rohrer, 1943, S. 277 ff.) wurde die ganze Anlage nach dem von Johann Georg Stengg, „kayserl. Fortifikationsbaumeister", verfertigten „Kloster und Kirchengrundriss" geschaffen. Der Bau selbst wurde von dessen Vater Andreas Strengg ausgeführt, der nach seiner eigenen Aussage als Oberpolier am Bau der Hofburgen in Wien und Pest arbeitete und am 10. Oktober 1724 mit einer jährlichen Besoldung von 100 fl. zum H o f maurermeister ernannt wurde. S. die gegenteilige Meinung über die Standortveränderung des Friedrichgrabmals bei F. Wimmer u. E. Klebel, Das Grabmal Friedrichs des Dritten im Wiener Stephansdom, Wien 1924, S. j ; S. 37 Quellen über den Standort des Grabmals im 17. u. 18. Jh., unter denen die von L. Fischer (Brevis notitia urbis Vindobonae, 2. Aufl. 1763, 3. T., S. 26) offenbar auf Höller fußt. S. Anm. I 124. S. bei Anm. I 125. Boos, S. 18 ff., S. 20 u. S. 86—88; s. auch in Teil II bei Anm. 18.

Anmerkungen III. Teil S. Anm. I 83. Nach Höller (S. 30) hatte die oberste Gerichtsbarkeit Graf Maximilian Adam von Starhemberg, die Direktoren waren Christoph Friedrich Freiherr von Engelhard und G . J . Marinoni aus Udine, Pro-Direktor Peter Anton Fillippini. S. Oberreiter, 1972. Vgl. Küchelbecker, 1730, S. 668: „Und weil zu diesen Zeiten, da die studia auf den höchsten Grad gestiegen, grosse Herren und vornehme Standes=Personen sehen, daß es heut zu Tage nidit allein mit dem Degen ausgerichtet ist, wenn einer sein Glück in der Welt machen, und grossen Herren so wohl bey H o f e als im Kriege dienen will; so applicieren sich dieselben anietzo mehr auf die belies lettres und studia, als vordiesen." Zum Betrieb s. Küchelbecker, S. 667—671, mit Aufzählung der Schüler, des Lehrprogramms und der Lehrkräfte, die zum größten Teil Hofbedienstete waren wie z. B. der kaiserliche „Hof=Mathematicus" Marinoni, der zugleich Direktor der kaiserlichen Ingenieurakademie war (s. Anm. I I I 90) und seit 1702 an der Landschaftsakademie wirkte. 1663 hatten die niederösterreichischen Stände die Schaffung einer „Landsdiaftsschule" nach dem Vorbild der französischen Adelsakademie beschlossen. 1692 Statuten, 1694 Erteilung der kaiserlichen Privilegien. S. A . Mayer, Die ständische Akademie in Wien, in: Ber. d. Ver. f. Landeskunde v. Niederösterr., N F X X I I , (Wien) 1888, S. 3 1 1 f. Vgl. Abb. 4 bei Koller, in: Mitt. d. österr. Gal., 14. Jg., 1970, N r . 58, S. j ff.; Zacharias, S. 86 f. Das Konzept im Codex Albrecht, fol. 139 fF. (fol. 139: Fassadenriß, s. Zacharias, Abb. 76 u. 77; fol. 143: Zeichnungen der Statuen, Vasen und Sphingen auf der Attika, s. Zadiarias, Abb. 246) kann hier nicht näher erörtert werden. Wichtig ist vor allem ein nach fol. 139 eingelegtes Blatt mit der Zeichnung des „Frontispicium über dem Academie Bau" (Abb. 140), dessen Darstellung Karl V I . als Förderer der Wissenschaften (Musen) und der Ausbildung der adeligen Jugend Österreichs verherrlicht. Dazu das Konzept, fol. 1 4 1 : „Erstens zu dem Frontispicio in der Mitten, da kommt zwischen dem Gipfel ein grosses Bas reliev in fresco gemahlen, welches vorstellet in der Mitten eine aufgerichte Pyramide, so auf einem Postament stehet, worauf beederseits ein Adler sitzet, deren einer ein Buch, der andere ein mit öhUZweig umwundenen Degen haltet. Mitten in der Pyramide ist auf durchgezogenen Bundstein des Kaysers Caroli V I . Bildnuß eingehauen, unten an der Pyramide Fuß stehet ein Tripus mit Rauchwerdsh, neben der Pyramide Rechter Hand stehet das Österreich mit gewöhnlichen Aufbutz, und hinter derselben vier Figuren deren Obere Stände entwerfende, Österreich zeiget mit einer Hand auf des Kaysers Bildnuß, mit der andern auf die neben herbey stehende und sitzende Künsten, oder 9. Musen, vor welchen Mercurius eine Tournier-Lantzen haltend, den Bucephalum herbey führet, neben welchen etliche genij sitzen, so sattel und Zeug zusammen richten. Ober der Pyramid fliehet die Fama, aus ihrer Trompeten den Ruff ausblasende. Lincker Hand stehet die Freygebigkeit mit einer Cornucopie, aus der fallen verschiedene Bücher, Schrifften, Mathematische Instrumente, mit der Rechten hand weißet sie die Adelidie Jugend an, mit der andern haltet sie ein offenes auf der Cornucopie stehendes Buch. A n ihrer seithen kommen verschiedene Junge Leuth, in theils geharnischten, theils Adelichen Aufbutz herbey, welche von denen Tugend und dem Rathschluß dahin angeführt werden. Der Fleiß ist in einen langen Mantel eingeschlagen, haltet mit einer hand eine brennende Lucernam, mit der andern deutet sie auf ein neben sich stehenden stordien, welcher mit einem Fuß aufrecht stehet, mit dem andern ein Stein in Krampen haltend, der Rathschluß aber in Gestalt eines alten Philosophi, in der hand ein Scepter, mit einer hand, darinn ein Aug zu sehen." Vgl. dazu das „Athenaeum", die Darstellung der Wissenschaften am unteren Teil des Kuppelfreskos der Hofbibliothek (Codex Albrecht, fol. 33 v.; Buchowiecki, S. 103, Absatz 31): „ . . . nach Art des zu Athen erbauten Athenaei, oder Hohen Schule die bey Versamblung deren Gelehrten geübte Wissenschafften . . S. Zacharias, S. 84 ff. Codex Albrecht, fol. 1 2 9 f r . , fol. 133: Fassade (s. Abb. 163; vgl. Zacharias, Abb. 78), fol. 134: Grundriß (Zacharias, Abb. 161). S. auch D. Pfudel, Die Gesdiichte der Kgl. Ritterakademie zu Liegnitz, Liegnitz 1908. F. A. Zimmermann, Beyträge zur Beschreibung von Schlesien, 8. Bd., Brieg 1789, S. 138. Grimschitz, 19J9, S. 88 f., Abb. 87 u. 88. S. Anm. I 1 2 8 ; Abb. 54, 55.

Anmerkungen III. Teil 99

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S. Buchowiecki, Abb. 8, 9, 15 u. 65. Vgl. zum Thema den in Anm. II 1396 zitierten Aufsatz von A. Pigler, 19J4, der zahlreiche Beispiele, besonders auch aus der Wiener Kunst des 18. Jhs. vorführt, aber gerade dieses zentrale Werk übersehen hat. 100 S. G. Schweighofer u. W. Asdienbrenner, P. Troger, Salzburg 1964, Taf. VII. 101 S. 30 f. Aufzählung der Privilegien. 102 Die Stichabbildung zeigt die Hauptfassade, die durch zwei Risalite mit Dreiecksgiebeln und Portalen gegliedert ist. Im Ganzen handelt es sich um eine große vierflügelige Anlage mit Innenhof. Zum Architekten s. B. Grimschitz, J. M. Brunner, Wien 1958; 2. erw. Aufl. Wien/ München i960, S. 68 ff. u. Abb. $9—61. 103 S. Anm. 183 a. 104 Vgl. Anm. III 28. 105 S. J. Kallbrunner, Ein Lothringer als Träger deutscher Kultur im Banat. Vorschau auf ein Lebensbild des Grafen Claudius Florimond Mercy, in: Schicksalswege am Oberrhein. Beiträge zur Kultur- und Geistesgeschichte, zur Wirtschafts- und Staatenkunde, hg. v. P. Wentzcke, Heidelberg 1952 (mit Biographie und Beiträgen zur Wirtschaftsgeschichte des Banat; verarbeitet auch die Ergebnisse ungedruckter Wiener Dissertationen); ferner: J. Kallbrunner, Das kaiserliche Banat, I: Einrichtung und Entwicklung des Banats bis 1739; Wien 1958; J. Arnstadt, Die k.k. Militärgrenze 1522—1881, Diss. Würzburg 1969. 106 Nach Bergmann, 1854, S. 589, Anm. 1, hat der 1705 verstorbene Staats- und KonferenzMinister Leopolds I. und Statthalter der niederösterreichischen Lande, Johann Quintin Graf von Jörger zu Tollet die nächtliche Beleuchtung aller Gassen innerhalb der Stadt und die Rumor- oder Sicherheitswache eingeführt. 107 Ygl Heraeus, Inscriptiones, S. 132: ein Doppeladler, der roten und weißen Wein von sich gibt, als Dekoration zum Geburtsfest des Erzherzogs Leopold 1716. 108 S. Küchelbecker, S. 61: „Die Raitzen, welche der Griechischen Religion zugethan", sind „die stärcksten Handels=Leute" in Ungarn. 109 S. Anm. III 32. Sowohl der erste Bau von 1727 wie auch der Erweiterungs- bzw. Neubau von 1735 wird von Zacharias J. E. Fischer von Erlach zugeschrieben. 1,0 S. Höller, S. 76 mit ausführlidien Angaben über die Gründer und Stifter, die Hausordnung usw. 111 S. Anm. III 33. 112 S. Anm. III 34. Zum Bau s. Grimschitz, 1956, S. 103 f., mit Abb. 138 u. 139. Dort Baubeginn durch J. B. Fischer von Erlach und Weiterführung durch J. L. Hildebrandt angenommen. Ausführliche Angaben über die Organisation und das Personal bei Höller, S. 80—8$. 113 Küchelbecker, S. 612. 114 Ein Stich von J. A. Corvinus nach S. Kleiner mit der Ansicht der Kirche (Z. Kudélka, in: Wiener Jb. f. KG, 20 (24), 1965, Abb. 133) trägt die Beschriftung: „Prospekt der Kirchen zu Unser Lieben Frauen de Mercede, sambt dem Kayserl. Spithal vor die Spanische Monarchie hinter der Waringer Gassen. A. 1724 wurde der erste Stein gelegt." Lit. zu Ospel bei Kudëlka, 1965. 115 Das Petrusbild ist von François Roettiers, bez. u. dat. 1727; es zeigt Christus und Petrus auf dem See Genezareth; das Januariusbild ist von Martino Altomonte, bez. u. dat. 1725; das Bild des hl. Karl Borromäus, der den Pestkranken die Kommunion spendet, von Carlo Carlone; der Maler des Bildes der hl. Rosalia ist unbekannt. Auch die Innenausstattung und die Altäre sind vom Architekten der Kirche, A. Ospel, entworfen. 116 S. Anm. II 34 u. 1079. 117 S. Zacharias, S. 89 ff.; Sdioen; ferner Voit, 1971, S. 48 ff.; Voit, 1972, S. 133. 118 S. A. Podlaha u. E. Sittler, Topographie der historischen und Kunst-Denkmale im politischen Bezirke Karolinenthal, Prag 1903, S. 217 ff. mit Abb.; A. Müllerova u. J. B. Novak, Karlinska Invalidovna, Prag 1948; Zacharias, S. 80 u. 92 ff. mit Abb. 79—80. 119 Vgl. die Bauinschrift im Codex Albrecht, fol. 137 v. u. 138: „CAROLUS VI. ROM. IMP. BELLO PACEQUE AUG. REX CATHOLICE AC APOSTOLICE PROVIDUS / C O H O R TIBUS SUIS VIRIUM ROBORE INVALIDIS P U G N A N D I VIRTUTE VETERANIS / H O C EMERITAE TRANSQUILITATIS PRAESIDIUM CUM PERPETUO ALIMENTORUM C O N G I A R I O / G U N D A K E R O COM. AB A L T H A N N A CONSIL. . . . SATEL. PALAT. CENTUR. AB EQUEST. LEG. / TRIBUN. AC A C O N F . IN. IAUR. GUBERN.

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Anmerkungen III. Teil G E N E R A L . SUPREM. R E I AEDIL. PRAEF. / ADSERTO I N COMILITONES PRO FIDE ET PATRIA FUNDATIONEM ADIUTORIO." Müllerova u. N o v a k , 1948, S. 7 f . Codex Albrecht, fol. 136 f.: „Folgende vier Statuen könten auf das Parapet der zu dem Invaliden Hauß gewidmeten Faciada gesezt werden. No. imo Die Ruhe der schon erwiesenen Tapfferkeit vorstellend: Ein Weiblein über einen langen Rode den schon aufgelösten an Riemen offen hangenden Curaß mit einer Hand von dem Leib abnehmend, mit dem anderm Armb aber gantz ruhig auf einen grossen Schlacht=Sdiwerd sich aufstüzend, mit einem Fuß auf einer zersprungenen Bomben=Kugel trettend. No. 2do Die noch übrig leistende Wachsambkeit, und gebräuchliche Ordnung vorbildend: Ein Weiblein in langem Habit ein Casquet [ = Helm] auf dem Kopff tragend, stehet einen offenen Compass empor hebend, mit der andern Hand auf einen nebst ihr zu Füssen stehenden Storchen*Vogel, so in seiner aufrechten Klauen mit einem Stein wachet, weißend. No. 3tio Die aus Freygebigkeit entstandene Verpflegung: Ein Weiblein in einem kurzen Rode, und umbwundenen Mantel, worauf ein doppelter Adler eingewürcket, haltet in einer hand die alte Rom: Tafel des Miltarischen sogenannten Congiarij, mit dem andern armb aber ein Frucht=Horn mit Getraid, ähren und Weinbern befüllet. No. 4to Die Zusammen Ruffung in das zum Genuß erbaute Stifft: Ein Weiblein haltet in einer hand ein Becken, auf welches sie mit einem Klinckel schlaget, neben ihren Füssen sihet man ein Bienen=Stock voll mit zugeflogenen Bienen angeschlagen." Sie wurden 1 7 3 1 von Johann Christoph Mader ausgeführt; s. Sdioen, S. 104 u. Abb. 36—39; Kontrakt Maders S. 1 1 9 . S. Ch. Neumann, Geschichte der Wiener Kasernen im 18. Jh., ungedr. Diss. Wien 1948.

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finden usw., I . T . Augsburg 1 7 2 4 ; Wahrhaffte und genaue Abbildung / Sowohl der Keyserl: Burg und Lust-Häußer / als anderer Fürstl: und Gräffl. / oder sonst anmuthig und m e r k würdiger Palläste und schönen Prospecte usw., II. T. Augsburg 1 7 2 5 ; Neo-Aucta Vienna Austriae . . . / Das florierende-vermehrte Wien usw., III. T. Augsburg 1 7 3 3 ; s. die Neuausgaben: S.Kleiner, Wahrhaffte und genaue Abbildung..., Wiennerisdies Welttheater. Das barocke Wien in Stichen, 1 7 3 0 — 1 7 4 0 , 4 Taf.-Bde. in 3 Bden, Graz 1 9 7 1 ; S.Kleiner, Das florierende Wien, Vedutenwerk in 4 Teilen aus den Jahren 1 7 2 4 — 3 7 , Nadiw. v. E. Herget, Dortmund 1 9 7 9 Pillich, W., Kunstregesten aus den Hofparteienprotokollen des Oberhofmeisteramtes von 1 6 3 8 — 1 7 8 0 , in: Mitt. d. österr. Staatsarchivs, 12. Bd., Wien 1 9 J 9 , S. 4 4 8 — 4 7 8 (Reg. 1—175); 13. Bd.,

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Anonyme Biographien Karls

VI.:

Leben und Thaten Caroli des Sechsten . . . , Wien/Prag/Linz (Leonhard Buggel) 1 7 1 2 Wunderwürdiges Leben und Groß-Thaten Ihro Jetzt-Glorwürdigst-Regierenden Kayserl. und Katholischen Majestät Caroli des Sechsten . . . , Nürnberg (Johann Leonhard Buggel u. Johann Andrea Seitz) 1 7 2 1

Sammelwerke Die österreichische Nationalbibliothek, Festschrift Josef Bidc, hg. v. J . Stummvoll, Wien 1948 Geschichte der österreichischen Nationalbibliothek, hg. v. J . Stummvoll, I. T.: Die Hofbibliothek (1368—1922), Wien 1968

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Verzeichnis der besonderen verwendeten Abkürzungen Ah. Kh. HGM JWCI KG KHM MIÖG ÖKT ÖNB

— = = = = = = =

Allerhöchstes Kaiserhaus Heeresgeschichtliches Museum (Wien) Journal of the Warburg and Courtauld Institutes Kunstgeschichte (in Verbindung mit Zeitschriftentiteln) Kunsthistorisches Museum (Wien) Mitteilungen des Instituts für österreichische Geschichtsforschung österreichische Kunsttopographie österreichische Nationalbibliothek

Abbildungsverzeichnis Abb. i — 6 : Medaillen der Historia numismatica von K . G. Heraeus für K a r l V I : Auf den Sieg über die Türken bei Peterwardein 1717, Kupferstich in: Heraeus, Inscriptiones, S. 35. Auf den Frieden von Passarowitz 1718, große Medaille, Kupferstidi in: Heraeus, Inscriptiones, S. J3. Auf den Frieden von Passarowitz 1718, mittlere Medaille, Kupferstidi in: Heraeus, Inscriptiones, S. $$. Auf den Frieden von Passarowitz 1718, kleine Medaille, Kupferstidi in: Heraeus, Inscriptiones, S. j 7 . 5: Auf die Eroberung von Temesvar 1 7 1 6 , Kupferstich in: Heraeus, Inscriptiones, S. 37. Auf die Gerechtigkeit und Güte Karls VI., Huldigungsmedaille der Grafen von Dohna 1719, Kupferstich nadi der von H . Fuchs ausgeführten Medaille in: Heraeus, Inscriptiones, S. 6 7 . Abb. 7: Trophäenkartusche mit Allegorie und Medaillen auf die ungarische Königskrönung Karls VI., Kupferstich in: Heraeus, Vermischte Nebenarbeiten, o. S. Abb. 8: Allegorie des Herrschaftsbereichs Karls V I . von Spanien bis Ungarn, Kupferstich-Kopfleiste in: Heraeus, Gedichte u. lat. Inschriften, S. 7. Abb. 9: Kupferstidi des Titelblatts der Historia numismatica des Heraeus für K a r l VI., Kupferstidi in: Heraeus, Inscriptiones, S. 13. Abb. 1 0 : Draperie mit Ornat und Insignien des Ordens vom Goldenen Vlies, Medaillen und Monogramm Karls V I . als Zeichen für sein „Burgundisches Erbe" (Einführung des Vliesordensfestes mit K a r l als Ordensoberhaupt in Wien 1 7 1 2 ; s. Abb. 21), Kupferstich in: Heraeus, Vermischte Neben»Arbeiten, o. S. Abb. 1 1 : Trophäe mit Medaillenbildnis Karls V I . als des Erben der Herrschaftsbereiche Karls V. und Ferdinands I., Kupferstich-Kopfleiste in: Heraeus, Inscriptiones, S. 165. Abb. 1 2 — 1 5 : Medaillen der Historia numismatica von K . G. Heraeus für K a r l V I . : 12: Auf die Stärkung des Reidiskammergeridits 1720 in der Nachfolge Kaiser Maximilians I. und Karls V., Kupferstich in: Heraeus, Inscriptiones, S. 63 a. 13: Bildnis Karls V I . mit seinen antiken und neueren Herrsdiaftstiteln, Kupferstidi nach der von Benedikt Richter ausgeführten Medaille in: Heraeus, Inscriptiones, S. 51. 14: Auf die Geburt des Kronprinzen Karls VI., Erzherzog Leopolds, am 13. April 1716, Kupferstidi in: Heraeus, Inscriptiones, S. 8j. 15: Auf den Sieg über die Türken 1 7 1 7 als Vollzug der „Burgundischen Rache" für J o hann ohne Furcht (vgl. Abb. 4), Kupferstich in: Heraeus, Inscriptiones, S. 4$. Abb. 16: Allegorie auf die Gemahlin Karls VI., Elisabeth Christine, mit Medaillen zu ihrer ungarischen Königskrönung 1714, Titelkupferstich für ein Huldigungsgedidit zu diesem Anlaß in: Heraeus, Vermischte Neben=Arbeiten, o. S. Abb. 1 7 : Trophäenkartusche auf die Geburt des Kronprinzen, Erzherzog Leopolds, 1 7 1 6 , als

Abbildungsverzeichnis

$6o

des Erben Burgunds, Titelkupferstich der lat. Ausgabe der Konzepte der Festilluminationen zu seiner Geburt in: Heraeus, Inscriptiones, S. 123. Abb. 1 8 — 1 9 : Medaillen der Historia numismatica von K . G . Heraeus für K a r l V I . : 18: Auf die Ankunft in Italien 1 7 1 1 , Kupferstich in: Heraeus, Inscriptiones, S. 19. 19: Auf die Kaiserwahl bzw. den Amtsantritt als Kaiser 1 7 1 1 , Kupferstich in: Heraeus, Inscriptiones, S. 2 1 . Abb. 20: Drei Medaillen zum Herrschaftsantritt Karls V I . als Kaiser 1 7 1 1 (vgl. Abb. 18, 19, ferner 23 u. 24), Kupferstich-Kopfleiste in: Heraeus, Vermischte Nebenarbeiten, o. S. Abb. 2 1 — 2 2 : Medaillen der Historia numismatica von K . G. Heraeus für K a r l V I . : 21: Auf die Einführung des Ritterordensfestes vom Goldenen Vlies in Wien 1 7 1 2 (vgl. in Abb. 10), Kupferstich in: Heraeus, Inscriptiones, S. 3 1 . 22/1—2: Vorder- und Rückseite der Medaille zur ungarischen Königskrönung 1 7 1 2 , kleine Fassung (vgl. in Abb. 7), Kupferstich in: Heraeus, Inscriptiones, S. 27. Abb. 2 3 : Allegorie des Herrsdiertums Karls V I . mit Tugendpersonifikationen seiner Devise „Constantia et Fortitudine", Kupferstich-Widmungstafel in: Heraeus, Gedichte und lateinische Inschriften, S. $. Allegorie des Herrsdiertums Karls V I . und Symbole seiner Devise „Constantia et Fortitudine", Kupferstich-Huldigungstafel zu seiner Ankunft 1 7 1 2 in Wien, in: Heraeus, Vermischte Neben=Arbeiten, o. S. 25: Medaillons mit Bildnis Karls V I . und seinem „Symbolum proprium", umgeben von den Kronen und Insignien seiner Herrschaftsbereiche, anonymer Kupferstich. 26: Medaille zur ungarischen Königskrönung Karls V I . 1 7 1 2 mit seinem „Symbolum proprium", Kupferstich aus der Historia numismatica von Heraeus in: Inscriptiones, S. 16. 27: Trophäenkartusche mit Medaille auf den Amtsantritt Karls V I . als Kaiser 1 7 1 1 (vgl. Abb. 19 u. 20), Titelkupferstich zum Gedicht auf die Kaiserwahl Karls V I . von Heraeus in: Gedichte und lateinische Inschriften, S. 42. 28—29: J . B. Fischer von Erlach, 1. Projekt für Schloß Schönbrunn, Details des Turnierhofs aus dem Kupferstich in: J . B. Fischer von Erlach, Hist. Architektur, Ausgabe Leipzig 1725, 4. Buch, T a f . II (vgl. Abb. 48): 28: Linke Seite: Herkules-Brunnen. 29: Rechte Seite: Apollo-Brunnen. 30—35: Medaillen der Historia numismatica von K . G. Heraeus für K a r l V I . :

Abb. 24:

Abb.

Abb.

Abb.

Abb.

Abb.

30:

31: 32: 33:

34: 35:

Auf den Seesieg mithilfe der verbündeten britischen Flotte über die des spanischen Gegenkönigs bei K a p Passaro 1 7 1 8 , Kupferstich in: Heraeus, Inscriptiones, S. $9. Auf den Frieden von Rastatt 1 7 1 4 , Kupferstich in: Heraeus, Inscriptiones, S. 33. Die Devise Karls V I . mit dem Doppelsäulensymbol, Kupferstich in: Heraeus, Inscriptiones, S. 23. Auf den Regierungsantritt in Österreich mit der Erbhuldigung der Landstände von 1712, Kupferstich in: Heraeus, Inscriptiones, S. 29. Auf den Sieg über die Türken bei Belgrad 1 7 1 7 , Kupferstich in: Heraeus, Inscriptiones, S. 39. Auf die Eröffnung der kaiserlichen Münz- und Antiquitätensammlung 1 7 1 7 , Kupferstich in: Heraeus, Inscriptiones, S. 47.

Abbildungsverzeidinis Abb. 36:

561

Trophäe mit Symbolen des Herrschertums Karls V I . und der Medaille auf den Regierungsantritt in Österreich (vgl. Abb. 33), Titelkupferstich zum Gedicht von Heraeus auf die Erbhuldigung von 1 7 1 2 in: Vermische Neben-Arbeiten, o. S. Abb. 37: Symbole und Insignien der Weltherrschaft Karls VI., Titelkupferstich zum Gedicht von Heraeus auf Karls Kaiserwahl in: Vermischte Neben-Arbeiten, o. S. Abb. 38: Trophäe mit Insignien und Symbolen der Herrschaft Karls VI., Titelkupferstich zum Gedicht von Heraeus zum Geburtstag Karls V I . 1 7 1 3 in: Gedichte und lateinische Inschriften, S. 65 (unpag.). Abb. 39: Allegorische Ehrung Karls V I . als Hercules Musarum durch die Medaillenkunst seiner Historia metallica-numismatica, Titelkupferstich von J . A. Delsenbach in: Heraeus, Gedichte und lateinische Inschriften, o. S. Abb. 40: Allegorie auf K a r l V I . als spanisch-römischer Hercules Musarum, Titelkupferstich in: Heraeus, Vermischte Neben-Arbeiten, o. S. Abb. 4 1 : Allegorie auf K a r l V I . als spanisch-römischer Hercules Musarum, Kupferstich von J . A. Delsenbach in: Heraeus, Inscriptiones, S. 17. Abb. 42: Festillumination des Spanischen Palastes in Wien anläßlich der Geburt des Kronprinzen Karls VI., Erzherzog Leopolds, 1 7 1 6 , Kupferstich von A . Nunzer/Nürnberg nach Ferdinando Galli-Bibiena in: Heraeus, Inscriptiones (Symbolicae Imagines), T a f . „ad pag. 1 2 8 " . Abb. 4 3 — 4 j : Festdekoration und Illumination des Gartenpalais Liechtenstein in der Rossau in Wien zu einer geplanten Feier des 33. Geburtstages Karls V I . 1 7 1 8 , Kupferstiche nach Ferdinando Galli-Bibiena in: Heraeus, Inscriptiones: 43: Fassade des Triumphbogens an der Einfahrt in den Vorhof, „Tab. I ad pag. 108". 44: Fassade zum Vorhof, „Tab. I I I ad pag. 1 1 6 " . 45: Blick vom Palais in den als „Circus Maximus" gestalteten Vorhof mit Rückseite des Triumphbogens an der Einfahrt, „Tab. I I ad pag. 1 1 2 " . Abb. 46: Triumphbogen der Fremden Niederleger in Wien von 1690 zum Einzug der kaiserlichen Familie, Leopolds I., seiner Gemahlin Eleonore und ihres Sohnes, des Römischen Königs Joseph I., Entwurf von J . B. Fischer von Erlach, Wien, Albertina. Abb. 47: Triumphbogen des Magistrats der Stadt Wien von 1690 zum selben Anlaß wie bei Abb. 46, J . B. Fischer von Erlach, Kupferstich in: Arcus triumphalis . . . Abb. 48: Schloß Schönbrunn, 1 . Projekt von J . B. Fischer von Erlach, Kupferstich von J . A . Delsenbach in: Fischer, Hist. Architektur, 4. Buch, Taf. II. Abb. 49: Schloß Schönbrunn, 2. Projekt von J . B. Fischer von Erlach, Kupferstich von Johann Ulrich Kraus/Augsburg in: Fischer, Hist. Architektur, 4. Buch, Taf. III. Abb. 50: Triumphbogen der Fremden Niederleger in Wien von 1699 zur Hochzeit Josephs I., von J . B. Fischer von Erlach, Kupferstich von J . A . Delsenbach in: Fischer, Hist. Architektur, 4. Buch, Taf. I. Abb. 5 1 : Karl V I . als Apollo Musagetes mit den von ihm protegierten Künsten und Wissenschaften, Deckenfresko von Paul Troger (1739) in der Kaiserstiege in Stift Göttweig (Ausschnitt). Abb. j 2 : Wien, Hofbibliothek, Fassade zum Josefsplatz, Kupferstich von J . A. Pfeffel und S. Kleiner in: Wahrhaffte Abbildung, III, 18. Abb. 5 3: Wien, Hofbibliothek, Kuppelraum mit Statue Karls V I . als Hercules Musarum Romanus von Peter und Paul Strudel. Abb. 54: Ehem. Gemäldegalerie Karls V I . in der Stallburg in Wien, i . S a a l mit Dedikationsbild von F. Solimena (vgl. Abb. 55),

562

Abb. 5 j :

Abbildungsverzeichnis Radierung von Joseph Anton von Prenner (Brenner) in: Franz Stampart und J . A . Brenner, Prodromus oder Vor-Licht, Wien, 1735. Generalbaudirektor Graf Gundacker von Althann überreicht Karl V I . das Inventar der Gemäldegalerie,

Gemälde von Francesco Solimena, Wien, Kunsthistorisches Museum. J. E. Fischer von Erlach, Titelblatt seines Stidiwerks der „Prospecte" der neuen Bauwerke Wiens, Kupferstich von J. A . Delsenbach nadi J. E. Fischer. Abb. J7: Vorder- und Rückseite der Preismedaille der kaiserlichen Kunstakademie in Wien, Kupferstich von J. J. Sedelmayr mit Text von J. C. Newen. Abb. 58: Statue Karls V I . von Matthias Bernhard Braun, ehem. Prager Burg, heute Franzensburg in Laxenburg bei Wien. Abb. 59: Reiterbildnis Karls V I . in der Kaiserloge der Winterreitschule der Wiener Hofburg, Gemälde eines unbekannten Künstlers (G. Auerbach ?). Abb. 60: Castrum doloris der Wiener Universität für Joseph I. in St. Stephan in Wien 1711, von J. B. Fischer von Erladi, anonymer Kupferstich. Abb. 61: Wien, Karl Borromäus-Kirche von J. B. Fischer von Erlach, Kupferstich in: Fischer, Hist. Architektur, 4. Buch, Taf. X I I . Abb. 62: Castrum doloris des Kaiserhofes für Joseph I. in der Augustiner Hofpfarrkirche in Wien 1711, von J. B. Fischer von Erlach, Kupferstich von J. A . Delsenbach nach Vorlagenzeichnung von J. E. Fischer von Erlach. Abb. 63: Wien, ehem. kaiserliches Lustschloß Favorita (heute Theresianum), Supraporte über dem Eingang zu den Kaiserzimmern, Adler-Apotheose Karls V I . mit seinem Bildnis von Peter Strudel und mit Fama. Abb. 64: Bildnis Karls V I . mit Allegorie auf seinen Herrschaftsbereich mit kaiserlichem Doppeladler, spanischem Löwen und Herrscherzelt mit Motto nach Isaias, 54, V . 2 u. 3, anonymer Kupferstich. Abb. 65: Wien, Hofburg, Reichskanzlei, mittleres Eingangstor (Kaisertor) (vgl. Abb. 93, 115, 132). Abb. 66—68: Wien, Graben, Dreifaltigkeits- und Pestsäule Leopolds I.: 66: Hauptansicht. 67: Detail: Leopold I. und die von der Religio vertriebene Pest. 68: Kupferstich von Johann Ulrich Kraus. Abb. 69: Bundesladen-Sonnen-Monstranz von Joseph Moser/Wien (17J9), Hist. Museum der Stadt Wien. Abb. 70: „Kaisermonstranz" Karls V I . in der Pfarrkirche von Oberägeri, Kanton Zug, von Franz Thaddäus Lang/Augsburg, 1727. Abb. 7 1 — 7 2 : Györ, Ungarn, Bundesladen- und Versöhnungs-Denkmal: 71: Ausführung von Antonio Corradini nadi J. E. Fischer von Erlach, 1729—31. 72: Nachzeichnung nach J. E. Fischers Entwurf in: Codex Albrecht, Wien, Ö N B , Cod. 7853, fol. 122. Abb. 73: Breslau, Kurfürstenkapelle am Dom, Bundesladen-Altar von J. B. Fischer von Erladi und Ferdinand Maximilian Brokoff. Abb. 74: Pacificale Karls V I . von Johann Baptist Känischbauer, 1726, Wien, Hofburg, Geistliche Schatzkammer, D 39. Abb. 75—76: Hochaltar der Wallfahrtskirche Mariazell in der Steiermark: 75: Entwurf von J. B. Fischer von Erlach, Wien, Albertina. 76: Kupferstich von C. Engelbrecht und J. A . Pfeifel nach Fischer. Abb. 77: Weißer Berg bei Prag, Prospekt der Wallfahrtsstätte am Ort der Schlacht von 1620 zum 1 oojährigen Jubiläum, Kupferstich von A . Birckart nach C . Luna. Abb. 78—79: Aus dem Zyklus der (zerst.) Deckenbilder von Paul Juvenel im königlichen Abb. $6:

Abbildungsverzeichnis

563

Schloß zu Preßburg (Bratislava) mit den Darstellungen der Tugenden Kaiser Ferdinands II., Kupferstiche in: M. Herrgott und R . Heer, Pinacotheca Austriae: 78: „Spes et Fiducia in Deum" Ferdinands II. 79: Die Göttliche Vorsehung schützt Habsburg. Abb. 80—81: Die 1. Josephssäule von 1706 auf dem Hohen Markt in Wien von J . B. Fischer von Erlach: 80: Kupferstich von C. Engelbrecht und J . A . Pfeffel. 81: Ausschnitt aus dem Kupferstich von J . A. Delsenbach nach Vorlage von J . E. Fischer von Erlach in: Fischer, Prospecte, Taf. 14. Abb. 82—85: Die 2. Josephssäule von 1729—32 auf dem Hohen Markt in Wien von J . E. Fischer von Erlach: 82: Vorlagenzeichnung von S. Kleiner für den Kupferstich in: Pfeffel u. Kleiner, Wahrh a f t e Abbildung, III, 6, Ausschnitt. 83: Kupferstich in: A. Höller, Monumenta Religionis Augustae, Wien 1732, o. S. 84: Vermählungsgruppe von A. Corradini. 85: Gesamtansicht. Abb. 86—88: Grabmal des hl. Johannes von Nepomuk im Veitsdom in Prag (1736), Entwurf J . E. Fischer von Erlach, Modell A. Corradini, Silbertreibarbeit J . J . Würth: 86: Kupferstich des Modells von J . J . Sedelmayr, Wien, Albertina. 87: Ausführung, Hauptansicht. 88: Balustradenfigur der Constantia/Fortitudo. Abb. 89: Huldigung an K a r l V I . als Hercules Musagetes mit Medaillen auf seine ungarische und böhmische Königskrönung und deren Kronen, Zeichnung in: Codex Albrecht, Wien, Ö N B , Cod. 7853, fol. 14. Stift Klosterneuburg, Eingangsrisalit der Klosterresidenz Karls V I . Abb. 90: Abb. 9 1 : Wien, Karlskirche, Wappen Karls V I . an der Orgelemporenbrüstung. Abb. 92: Huldigung auf das Herrschertum Karls VI., Zeichnung in: Codex Albrecht, Wien, Ö N B , Cod. 7853, fol. 7. Abb. 93: Wien, Hofburg, Reichskanzlei, Bogenzone und Balkonbrüstung über dem Kaisertor (vgl. Abb. 6$, 1 1 5 , 132). Abb. 94: Der „Jerusalemleuchter" Karls VI., geplante Stiftung einer Ampel in die Grabeskirche von Jerusalem, Nachzeichnung des Entwurfs von J . E. Fisdier von Erlach (?) in: Codex Albrecht, Wien, Ö N B , Cod. 7853, fol. m . Abb. 9 j : Allegorie mit Bildnis Karls V I . als „Supremus Ecclesiarum Advocatus", Kupferstich von Gustav Adolf Müller. Abb. 96: J . E. Fischer von Erlach, 3. Projekt für die Michaeierfront der Wiener Hofburg, Kupferstich in: Pfeffel und Kleiner, Wahrhaffte Abbildung, III, 17. Abb. 97: J . B. Fischer von Erlach, Das Trajansforum in Rom, Kupferstich in: Fisdier, Hist. Architektur, 2. Buch, Taf. V I I . Abb. 9 8 — 1 0 1 : Alba Julia, Rumänien, ehem. Karlsburg, Karlstor: 98: Aufriß der Außenfront, Zeichnung von G. Ionescu. Ansicht der Außenfront. 99: 100: Aufriß der Stadtseite, Zeichnung von G. Ionescu. 1 0 1 : Ansicht der Stadtseite. Abb. 102: J . B. Fischer von Erlach, Prospekt des kaiserlichen Hofstallgebäudes in Wien, Kupferstich in: Fischer, Hist. Architektur, 4. Buch, T a f . X V I . Abb. 103: J . B. Fischer von Erlach, Das Goldene Haus des Nero in Rom, Kupferstich in: Fischer, Hist. Architektur, 2. Buch, Taf. IV. Abb. 104: Klosterneuburg, Stiftskirche, Bekrönung der Kaiserloge. Abb. 10 j : Giuliano da Sangallo, Bekrönung des vatikanischen Obelisken als Grabmal C. J . Caesars,

j 64

Abbildungsverzeichnis

Zeichnung, R o m , Bibl. Vaticana. Castrum doloris f ü r K ö n i g Sigismund von Polen in S. Lorenzo in D a m a s o in R o m 1572. Kupferstich. Abb. 1 0 7 : J . B . Fischer von Erlach, Die Böhmische H o f k a n z l e i in Wien, Zeichnung von J . E. Fischer von Erlach f ü r den Stich in seinen Wiener „Prospecten", Zagreb, U n i v . Bibl. A b b . 1 0 8 : Wien, Hofbibliothek, Bekrönung der beiden großen Mittelfenster im K u p p e l r a u m mit „ S y m b o l u m p r o p r i u m " K a r l s V I . (Burggartenseite). A b b . 1 0 9 — 1 1 0 : Wien, H o f b u r g , Winterreitschule, Eckrisalit zum Michaelerplatz: 1 0 9 : Gesamtansicht. 1 1 0 : D e t a i l der Attikabekrönung. A b b . n 1 : D o n a t o Felice d'Allio, Entwurf f ü r das Eingangsrisalit aus dem 2. Projekt der K a i serresidenz K a r l s V I . in Stift Klosterneuburg, Zeichnung, Klosterneuburg, Stiftsardiiv. A b b . 1 1 2 — 1 1 3 : J . E . Fischer von Erlach, E n t w u r f f ü r die H o f f a s s a d e des Treppenhaustraktes der Kaiserresidenz in Stift Klosterneuburg, Zeichnung, Klosterneuburg, Stiftsarchiv. 1 1 2 : Gesamtentwurf. 1 1 3 : Detail der Giebelbekrönung. A b b . 1 1 4 : Bildnis K a r l s V I . mit „Symbolum proprium", Kupferstich von Andreas und Joseph Schmutzer nach Maximilian H a n n l . A b b . 1 1 5 : Wien, H o f b u r g , Fassade der Reichskanzlei von J . E . Fischer von Erlach, Kupferstich v o n J . A . Corvinus in: P f e f f e l und Kleiner, W a h r h a f f t e Abbildung, I I I , 16. A b b . 1 1 6 : Castrum doloris f ü r K a r l V I . in der Augustiner H o f p f a r r k i r c h e in Wien 1 7 4 0 , von J . E . Fischer von Erlach, Kupferstich von J . u. A . Schmutzer nach Fischer. A b b . 1 1 7 — 1 2 0 : Wien, H o f b u r g , Winterreitschule von J . E. Fischer von Erlach: 1 1 7 : Festdekoration von Giuseppe Galli-Bibiena anläßlich der Hochzeit der Erzherzogin Marianne mit K a r l v o n Lothringen 1744, Innenansicht mit Blick zur Eingangsseite (vgl. A b b . 120), Kupferstich von J . A . P f e f f e l nach G . Galli-Bibiena. 1 1 8 : Bekrönung der Emporenbrüstung an der Eingangsseite. 1 1 9 a: Stirnseite mit Kaiserloge. 1 1 9 b : J . E . Fischer von Erlach, Querschnitt mit Blick auf die Kaiserloge, Zeichnung, ehem. Slg. A . H e y m a n n , Wien. 1 2 0 : Wie A b b . 1 1 7 , Blick zur Kaiserloge. A b b . 1 2 1 : M i n e r v a und Urania huldigen der Statue K a r l s V I . als Hercules Musarum in der Wiener Hofbibliothek (vgl. A b b . y 3), Kupferstich von J . J . Sedelmayr nach Antonio Daniele Bertoli. Abb. 1 2 2 — 1 2 3 : Wien, A m H o f , ehem. Bürgerliches Zeughaus von A n t o n Ospel: 1 2 2 : H a u p t f a s s a d e mit Skulpturen von Lorenzo Mattielli. 1 2 3 : Detail des Giebelaufsatzes mit „ S y m b o l u m proprium" K a r l s V I . und den Personifikationen seiner Devisentugenden Constantia und Fortitudo. Abb. 1 2 4 — 1 2 5 : Semmering-Paß, D e n k m a l K a r l s V I . : 1 2 4 : Nachzeichnung des E n t w u r f s von J . E . Fischer von Erlach in: C o d e x Albrecht, Wien, Ö N B , C o d . 78 j 3, fol. 1 1 9 . 1 2 5 : Ansicht des Denkmals. A b b . 1 2 6 : Planskizze f ü r den U m b a u der Wiener H o f b u r g unter K a r l V I . , Zeichnung in: C o d e x Albrecht, Wien, Ö N B , C o d . 7 8 5 3 , f o l . 90. Abb. 1 2 7 : P l a n f ü r den 1 7 2 3 beschlossenen U m b a u der Wiener H o f b u r g nach dem 3. Projekt J . E. Fischers von Erlach (Grundriß des „Hauptstocks"), Zeichnung von J o h a n n A m a n , Wien, Albertina. A b b . 1 2 8 — 1 4 1 : Wien, H o f b u r g , Reichskanzeleifassade (vgl. A b b . 1 1 5 ) : 1 2 8 : Linker Fasadenteil mit Durchfahrt zur Schauflergasse (Schauflertor). 1 2 9 : Rechter Fassadenteil mit Durchfahrt zum Michaelerplatz (Michaeiertor).

Abb. 1 0 6 :

Abbildungsverzeichnis

565

130: Rahmung des Mittelfensters über dem Michaeiertor. 1 3 1 : Rahmung des Mittelfensters über dem Schauflertor. 1 3 2 : Mittelteil der Fassade mit dem Kaisertor (vgl. Abb. 6$ u. 93). 1 3 3 : Bogenzone des Schauflertors. 1 3 4 — 1 3 $ : Linke und rechte Hälfte des Fassadenaufrisses, Zeichnung in: Codex Albrecht, Wien, Ö N B , Cod. 7853, fol. 91 v. u. 92. 136: Die beiden Herkules-Gruppen am Michaeiertor, Nachzeichnung in: Codex Albrecht, Wien, Ö N B , Cod. 7853, fol. 100 v. 1 3 7 : Herkules und Antaeus, linke Statuengruppe von L. Mattielli am Michaeiertor. 138: Herkules und Busiris, rechte Statuengruppe von L. Mattielli am Michaeiertor. 139: Die beiden Herkules-Gruppen am Sdiauflertor, Nachzeichnung in: Codex Albrecht, Wien, Ö N B , Cod. 7853, fol. 100. 140: Herkules beim Raub der Rinder des Geryon, linke Statuengruppe von L. Mattielli am Schauflertor. 1 4 1 : Herkules und der nemeische Löwe, rechte Statuengruppe von L. Mattielli am Schauflertor. Abb. 142: Schloß Schönbrunn, 2. Projekt von J . B. Fischer von Erlach, Prospekt der Einfahrt in den Vorhof, Kupferstich von C. Engelbrecht und J . A. Pfeffel nach Fischer in: J . E. Fischer von Erlach, Prospecte, Taf. 17. Abb. 1 4 3 : J . E. Fischer von Erlach, 2. Projekt für die Michaeierfront der Wiener Hofburg, Zeichnung, Wien, Albertina. Abb. 144: Allegorisch-mythologische Verherrlichung Karls V I . und seiner Gemahlin Elisabeth Christine anläßlich der Ankunft der Braut in Barcelona 1708, Kupferstich von J . A . Corvinus u. J . Wolf nach P. Decker. Abb. 145: Die Tugenden Karls V I . und ihre Bedeutung für die Bautätigkeit und sonstigen Kunstunternehmungen des Kaisers, Entwurf eines Titelkupferstichs für die geplante Veröffentlichung des Codex Albrecht mit den Konzepten für die Bauten und Denkmäler Karls VI., Zeichnung in: Codex Albrecht, Wien, Ö N B , Cod. 7853, fol. 5. Abb. 146—149: Personifikationen der Tugenden Karls V I . auf der Mittelattika der Reichskanzlei in Wien (vgl. Abb. 1 1 j u. 132): 146: Nachzeichnung in: Codex Albrecht, Wien, Ö N B , Cod. 7853, fol. 99 v.; v. lks. o. n. re. u.: Providentia, Majestas, dementia, Justitia. 147: Die beiden linken Statuen (vgl. Abb. 146 obere Reihe). 148: Die beiden rechten Statuen (vgl. Abb. 146 untere Reihe). 149: Mittelgruppe mit Wappen Karls V I . und zwei Famae. Abb. 150: Personifikationen der Tugenden und Taten Karls V I . für die Mittelrisalitsattika der Hauptfassade des Invalidenhauses in Pest (Budapest) (vgl. Abb. 165), Nachzeichnung in: Codex Albrecht, Wien, Ö N B , Cod. 7853, fol. 137 v. u. 138; v. lks. o. n. re. u.: „Die Wachsamkeit und Ordnung", „Die Freygebigkeit" bei der Verpflegung, „Die Ruhe der erwiesenen Tapfferkeit", „Die Zusammen Ruffung in das zum Genuß erbaute S t i f t " . Ab. I J I — i j 2 : Titelkupferstiche aus der Stichwerk-Serie von Pfeffel und Kleiner mit Ansichten Wiener Bauwerke (Wahrhaffte Abbildung): IJI: Allegorie auf die Tugenden Karls V I . und ihre Auswirkungen für die Architektur und Kunst in Wien, Titelkupfer der 3. Folge. i j 2 : Allegorie auf die Bautätigkeit Karls V I . in Wien, Titelkupfer der 3. Folge. Abb. 1 J 3 : Allegorisch-mythologische Verherrlichung Karls V I . und seiner Devisentugenden Constantia und Fortitudo, Kupferstich von J . u. A. Schmutzer. Abb. IJ4: Denkmal-Allegorie des Kaiserpaares mit Devisen-Tugenden Karls VI., Kupferstich von A. u. J . Schmutzer.

Abbildungsverzeichnis Abb. 1 5 5 — 1 6 1 : Kupferstichillustrationen in: A. Höller, Augusta Carolinae Virtutis Monumenta, Wien 1 7 3 3 : i j j : Allegorie auf Karl V I . in seinem Herrscheramt als Bauherr („Aedilis Augustus"), Titelkupferstidi von J . A. von Prenner. Ij6: Schautafel der „Aedificia sacra" Karls VI., Kupferstich von P. M. Fuhrmann. 1 J 7 : Schautafel der „Aedificia docta". 1 j 8 : Schautafel der „Aedificia oeconomica". 1 J 9 : Schautafel der „Aedificia civilia". 160: Schautafel der „Aedificia bellica". 161: Karte der „kroatischen Straße" von Fiume (Rijeka) nach Karlstadt (Karlovac) mit Detailansichten besonderer Substruktionsbauten. Abb. 162: K a r l V I . als Förderer der Wissenschaften bei der Ausbildung der adeligen Jugend Österreichs, Zeichnung des Giebelfreskos der Landständischen Ritterakademie in Wien, in: Codex Albrecht, Wien, Ö N B , Cod. 7853, fol. 140. Abb. 163: Aufriß einer der vier Fassaden der schlesischen Ritterakademie in Liegnitz, Zeichnung in: Codex Albredit, Wien, Ö N B , Cod. 7853, fol. 133. Abb. 164: Prospekt des Großen Armenhauses und Militärhospitals in Wien, Kupferstich in: Pfeffel und Kleiner, Wahrhaffte Abbildung, II, 14. Abb. 165: Prospekt des kaiserlichen Invalidenhauses in Pest (Budapest), Kupferstich von J . J . Sedelmayr nach A. E. Martineiii.

Fotonachweis Bildarchiv der österr. Nationalbibliothek, Wien: 7, 10, 16, 20, 24, 25, 36, 37, 40, 53, $7—59, 63, 7 2 , 83, 89, 9 2 , 94, 9 5 , 1 1 4 , 1 1 6 , 1 1 8 , 1 1 9 a, 1 2 1 , 1 2 4 , 1 3 4 — 1 3 6 , 1 3 9 , 14$, 1 4 6 , IJO, 1 5 1 , I J 3 , I J 4 , 1 6 2 , 163

Graphische Sammlung Albertina, Wien: 86 Kunsthistorisdies Museum, Wien: j5, 74 Werner Neumeister, München: 87, 88 Verfasser: 1—6, 8, 9, 11—15, 1 7 — 1 9 , 21—23, 26—35. 64—67,

84, 85, 90, 93, 96, 9 7 , 1 0 2 — 1 0 4 ,

115.

I",

39. 41—45. 4 8 ~ 5 * .

123, 125,

128—133,

137,

54. 5 6 . 61,

138,

140—142,

N a c h a n d e r w e i t i g e n V o r l a g e n : 4 6 , 4 7 , 60, 62, 68, 69, 70, 7 1 , 7 3 , 7 5 — 8 2 , 9 1 , 9 8 — 1 0 1 ,

105—113,

147—149, 155—161

1 1 7 , 1 1 9 b, 120, 1 2 6 , 1 2 7 , 1 4 3 , 1 4 4 , 1 5 2

Namen-, Sach-, Begriff- und ikonographisches Register Abkürzungen (soweit nicht ohne weiteres gebräuchlich): A. B. Ez. Ft. Gf. Hz. K. Kf. Kg. Kgr. Ks. M. östr. Pp. P. Pers. Schi. Sehr. St. Z.

= = = = = = = = = = = = = = = = = = = =

Architekt Bildhauer Erzherzog Fürst Graf Herzog Komponist Kurfürst König/Königin Königreich Kaiser/Kaiserin Maler Österreich Papst P a t e r , Geistlicher Personifikation Schlacht Schriftsteller, Dichter u. ä. Stecher Zeichner (Vorlagenz. f. Stiche)

Aachen 128 f. A a r o n 123 Abendmahl, Letztes 110, 139 Abimelech 121 A b r a h a m a S a n c t a C l a r a 84 Absolutismus, absolutistische Staatslehre 13, 18, 20, 56 f., 77, 84—89, 1 6 1 , 2 1 3 , 224 f., 2 2 7 f., 295 A b u n d a n t i a (Überfluß) 358 A d a m 139, 1 6 7 A d l e r (röm. kaiserl.) 42, j o , 92 f., 125 f., 1 3 1 , 134, 1 5 1 , 1 5 5 , 226, 243, 248, 252, 265, 270 f., 286 f., 293 f., 300, 302, 308—320, 3 2 3 — 3 2 7 , 3 2 9 . 3 3 i . 33 f-> 349. 353 f-> 355. 3 6 °> 3 6 6 . 378, 383 f., 394, 4 1 7 , 425 D o p p e l a d l e r 92, 94, 138, 2 1 6 , 3 1 3 , 318, 327, 3 3 i . 335. 337. 353. 3^9. 39^. 4*7> 4 " F ü n f a d l e r w a p p e n s. ö s t r . A d l e r a p o t h e o s e 93 f. 3 1 2 , s. auch C o n s e c r a t i o A d l e r , Sonnenflug 93, 126, 3 1 2 f., 3 1 7 Adonias, Sohn D a v i d s 284 A d r i a 232, 409, 4 1 1 f., 4 1 6 A d v e n t u s 292 f., 294, 347

Aedilis (Augustus) 3 9 1 £F., 395 f., 400, 4 1 2 ff., 416, 420 Aeneas 74, 240, 304 Aequinoctium 217 A e q u i t a s (Gerechtigkeitssinn) 74, 2 1 6 f., 295, 339.363 Ä s k u l a p s t a b 140, s. auch M e r k u r s t a b Aetas aurea (aurea saecula, Goldenes Z e i t a l t e r ) 2 1 5 f., 2 5 1 f., 263, 27$, 293, 295, 297—300, 3°7. 3 r 5> 357 ff-! vgl. S a t u r n A e t e r n i t a s (Augusti, Unsterblichkeit) 93, 126, 229, 252, 287, 304, 307, 310, 3 1 3 , 3 1 6 f., 332, 339. 363. 384 auch als P e r e n n i t a s 302, 384 A f r i k a (Libyen, Ä g y p t e n ) 344; N o r d a f r i k a s. Tunis A g n u s D e i ( O p f e r l a m m Christi) 122 Akathistos, H y m n o s 146 A k k o n ( „ P t o l o m a i s " ) 155, 269 f. A l b a J u l i a (ehem. K a r l s b u r g , Siebenbürgen) / R u m ä n i e n 399, 4 1 7 , 419, 4 2 1 , 4 2 3 ; Reiters t a n d b i l d K a r l s V I . auf d e m K a r l s t o r 61,

Register 308; Adler-Brunnen (Fons Carolinensis) 326, 4 1 7 ; Dom 399 f .

Albrecht, Sohn Rudolf I. v. Habsburg 129 Albrecht (Albert II.), E z „ als A . V I I . Statth. d. Niederl. 79, 154 Albrecht von Albreditsburg, Ignaz K a r l 387 Albrecht, Konrad Adolph von, Sehr. 45 ff., 78, 387; Codex Albredit 46 f., 119 ff., 140 fr., 1 9 6 , 1 9 8 , 2 0 3 , 2 1 4 , 2 2 7 , 2 3 1 f., 2 5 0 , 266 ff., 3 0 2 , 320, 3 2 2 ff., 3 2 6 — 3 2 9 , 3 3 2 , 3 3 4 , 3 4 2 f . , 3 6 0 f . , 3 6 4 , 366, 3 7 6 — 3 7 9 . 4 ° 5 » 4 2 4

Alexander, Hl. 425 Alexander der Große 252, 290, 295, 346 Alexander V I I . , Pp. 148, 167 Alexander, Hz. v. Württemberg 419 Alexandria 296, 406 Alfons V. der Weise, v. Kastilien, Aragon u. Sizilien 277 f., 418 Alkmene 345 Allerheiligenfest 152; -litanei 184 Allianz, Heilige 145, 266 Allio, Donato Feiice d', A. 40 f., 50 Almenara, Sdil. bei (1710) 29, 368 Alt (Aluta) 408, 412—415 Altenburg, Stiftsbibliothek 289 Althann, Gfen von 30, 40 Ludwig Joseph Gundadter 12, 3J—43, 50, 1 9 6 , 199, 208 ff., 3 8 5 , 4 2 4 f. Michael Johann 3 5 f. Altötting 145, 159, 163 ff., 179 Altomonte, Bartolomeo, M. 133 f. Altona, Kirche d. hl. Jungfrau 182, 402 Amalia Wilhelmina von Braunschweig-Lüneburg, Gem. Josephs I. 13, 118, 170 Amalthea 338, 357 f., 407 Amico, G. d', A. 402 Amor (Amore, Beliebheit) $7, 65, 7 1 , 219 f., 222, 224, 3 1 0

Ancioni, Giov. Batt., Sehr. 394 Andreas, Hl., als Patron d. Hauses Burgund u. d. Ordens v. Goldenen Vlies 256 f., 264 Andreaskreuz (burgund. Astkreuz) 137, 2 5 5 f., 2 j 8 f., 2 6 5 , 2 6 8 , 3 1 7 Andromeda 370 f. Anker 139, 337 Anna, Hl. 170 Anna, Kg. v. England 99 Antoninus Pius, röm. Ks. 138, 275, 277, 303, 309, 314, 347, 399; Säule d. A . P. in Rom 309, 314; s. auch „trajanische (trajanischantoninisdie)" Säule Apokalypse (Geheime Offenbarung) 122 f., 146, 171 Apokalyptisches Weib 144—147, 151, 162 Apollo 333, 339 f., 343, 348 f., 358—363, 366 f. Helios od. Phoebus A. 9, 34, 105, 217 f., 314,

j 69

348> 3 5 9 — 4 ° 6 fA. Musagetes 34, 218, 362, 368 A. Pythius 3 j o , 360 f., 366; A . als Bogenschütze bzw. Bogen u. Kodier 340, 350, 3J9 f . ; s. audi Pythische Schlange Apostel, zwölf 110 Arad 413 Aragon (Aragonien) 145, 150, 278 Argonauten 271 f., 341 Aristoteles 70 Armenini, Giov. Batt., M. u. Sdir. 65 Arte et Marte 334, 356, 364 Astolgand(us), Wahrsager 257, 265, 317 Astraea 216, 274 f., 278 Asturien, Prinz v. (Titel) 258, 260 Atlas 280, 331 f., 364, 368 ff. Aufklärung 228, 241 Auge Gottes (Triangel) 1 3 1 , 312, 320 Augsburg 7, 60, 14J, i j o , 164, 2 1 J , 23J f., 349 Augustinus 78, 21 j Augustus, Octavianus, augusteisdi 49, 62, 74 f., 1 3 6 , 2 1 2 , 2 1 5 , 2 1 7 f., 220, 2 3 9 , 2 4 3 , 2 5 1 , 260, 2 6 3 , 2 7 3 , 2 7 5 ff., 2 8 1 f . , 2 9 2 f . , 2 9 5 — 3 0 3 , 306 f., 3 1 1 , 3 2 7 , 3 2 9 , 3 3 3 , 3 3 7 ff., 3 4 2 , 346,

362 f., 370, 396, 399 f . ; Devise „Fiducia Fati" 2 5 1 , 260 ff., 299

Aurora 361 Autorität (autorité, königl., herrsdierl.) 222, 2 34>238.353 Austria (Pers.) 269 f., 322, 357, 382 ff. Avancini, Nikolaus S J , Sdir. 132

Babenberger 13, 184 ff., 270 Bacchus 353; Attribute: Thyrsosstab 353; Panther/Leopard 354 Baden i. Aargau, Friede v. 29 Baden bei Wien, Dreifaltigkeits-, Pestsäule 104 Baker, Johann Franz de, M. 123 Balaguer, Sdii, bei 335 Baldachin (Thronhimmel) 94 f., 116, 119, 125, 381, 394 Balkan 30, 171, 409 Bamberg 29; Neue Residenz, Kaisersaal 26, 109 f., 1 1 3 , 2 1 3 Banat 30, 399, 414, 423 f. Barcelona 28 f., 31, 99 ff., 110, 114, 174, 179, 247. *99 Belagerung (1706) 97, 99, 142, 173, 175, 222, ¿9°. 335 gepl. Mariendenkmal Karls V I . 31, 173 f. Sonnenfinsternis 28, 97 f. Barmherzige Brüder u. Schwestern 170 Barnabiten 169 Basel, Konzil v. 143 Basilisk 162 f., 167 Bathseba 284

57°

Register

Bayern 143, 16$, 3 3 1 ; s. audi Maria als Patrona Boiariae Beczwa (Becva) 416 Beduzzi, Antonio, A . 401 Bega (-kanal) 408, 413 f., 422 Belgrad 30, 400, 4 1 7 ff., 4 2 1 , 425 f . ; Belagerung u. Eroberung 142, 177, 250, 3 3 j , 337, 341, 358; Friede v. 30 Beliebtheit s. Amor Bellarmin, Robert, K a r d . Sehr. 57, 73 Benaja, Feldherr Davids 284 Benedikt, H l . 180, 2 3 $ ; Benediktiner 169, 175 Benignitas 344 Berlin 43 Bernini, Gianlorenzo 48, 1 1 8 , 192 Bertoli, Antonio Daniele, Z. 407 Berwick, Hz. v., James Fitzjames 100 Bescheidenheit (Modestia) 24, 59, 61, 64 ff., 76 f., 135 f., 203 f., 209, 2 1 2 , 218, 220, 246, 401, 4 1 5 ; s. audi Demut (humilitas) Bessel, Gottfried, Abt v. Stift Göttweig 34 Bethlehem, Stern v. 98 Bibiena, Galli da, Ferdinando, A . 3 1 , 34, 44, 3 1 2 , 356; Francesco, A . 31 Bienen (-stock; emblem.) 383, 4 1 3 Bilderfrevel 1 5 1 ; -stürm 130 Bindensdiild s. ö s t r . Biondo, Flavio, Sehr. 3 1 0 Birdcart, Anton, St. 1 5 1 Bischöfliche Würde d. Ks. 90 Blitzbündel (Fulmen, Donnerkeile) 139, 26$, 293. 3 " . 3 3 1 . 33f f-. 355. 369» 383 Bocskay, Sdireibmeister 395 Böhmen (Kgr.) 35, 57, 82, 129, 1 3 1 , 148 f., 1 5 2 — 1 5 6 , 185 f., 210, 233, 237, 247, 250 f., 303, 3 1 5 , 4 0 5 , 4 0 8 , 4 1 5 , 4 2 6 Landespatrone 130, 1 5 3 , 186, 205 f. Stände 148, 205 Bologna 59; S. Petronio (Statue Julius II.) 91 Bormastino, Antonio, Sehr. 81, 193 Bosnien 303 Bossuet, Jacques-Bénigne, Sdir. 84, 92, 94, 222, 234,238 Botero, Giovanni, Kard. Sdir. 57, 65, 219 f., 222, 224 Brabant 175, 256 Brandeis (Böhmen) 210 Brandenburg, K f . v. 124 Braun, Matthias Bernhard, B. 61 Braunschweig—Lüneburg, Ludwig Rudolf v. 29; Tochter s. Elisabeth Christine (Gem. Karls VI.) Braunsdiweig—Wolfenbüttel, Anton Ulrich, Hz. v. 27, 29, 35, 40 Breisach i. Br. 426 Brenner, Elias, Numismatiker 43

Breslau, Kurfürstenkapelle am Dom 123 Breuner, Philipp Friedrich G f . v., Fürstbisch, v. Wien 162 Brixen 409 Brokoff, Ferdinand Maximilian, B. 123 Brügge 256 Brünn 426 Brüssel 106, 120, 245; Casa Santa v. Loreto 154 Buda (Ofen) 138, 170, 4 1 7 , 419, 423—426; Univ. 251 Bulgarien 303 Bulzius, Gregor, P. Sehr. 1 1 5 Buch (Attribut) 269, 318, 366,422 Buch mit den Sieben Siegeln 136 Bund, Alter 1 2 1 , 273 Bundeslade 1 1 9 — 1 2 3 ; s. auch Györ, Bundesladendenkmal Burgund 2 5 1 , 303, 347 Burgundisches Erbe 133, 137, 203, 253—272, 2 94> 3 1 7 . 341. 347 Burgund, Freigrafschaft 256 Burnacini, Lodovico Ottavio, A . 107 Bussi, Santino, Stukkateur 123 Byß, Johann Rudolph, M. 46, 95 Byzanz, byzantinisch 90, 95; s. auch Kaisertum, oström.

Caduceus s. Merkurstab Caesar, C. J . 74, 1 1 7 , 218, 240, 252, 276, 280 f., 283, 295—300, 303, 3 1 2 f., 351 f., 396, 410 s. auch dementia Caesaris u. Fortuna Caesaris Caesar, L. Aelius 138 Caesar-Begriff 92, 1 1 6 , 125, 241, 276, 280, 295 f., 302, 351 f., 363 f., 370 E x utroque Caesar 356, 364 Caesaren, röm., 61 f., 218, 2 2 1 , 260, 278, 280, 291 ; s. auch Kaiser, röm. Caldara, Antonio, K . 180 Campanella, Thomas, Sdir. 88 Cambrai, Friedenskongreß ( 1 7 2 1 ) 254 Candid, Peter, M. 152 Canocchi, Sebastiano, P. Sdir. 1 1 7 Capua 426 Caraffa, Carlo, päpstl. Nuntius in Wien 87 Caritas 75, 1 4 1 ; Caritas paterna 73; Nächstenliebe 205 Castor u. Pollux 301 f., 340, 342, 363 Cateau Cambrésis 1 1 5 , 147 Cellini, Benvenuto 370 Celtis, Conrad 297 Cervera, Sehl, bei ( 1 7 1 1 ) 29 Chamillart, Michel de 100 Chlamys 295; s. auch Friedenskleid Christophorus, Hl. 183 (Mäßigkeitsorden)

Register Christus (audi Jesus, Jesuskind) 53, 56, 75, 79, 82 f., 104, 138 f., 141, 146, 149, 153, 159, 162 f., 172, 213, 228, 266 f., 293, 299, 307; Geburt i j i ; Anbetung d. Hirten 199; D a r bringung im Tempel 199, 229; Zinsgroschen 400 christologisdi, diristomimetisdi 56, 64, 1 1 0 f., 126 f., 1J9, 229, 267, 304 Christusmonogramm (XP) 134, 137, 139 f., 142, 265, 269, 3 5 j ; s. audi Labarum (Kaiserstandarte) Christusverehrung 108 ff., 200, 20j ; Corpus Christi-Kult 132; s. audi Fronleichnam; s. Fiducia in Crucem Christi u. Kreuz als Pantokrator, Weltenherrscher, Imperator 83, 1 0 9 — i n , 125, 127, 142, 160, 163, 177, 213 als Redemptor, Salvator mundi 123, 125, 128, 141 f., 162, 199, 229, 269, 327 Chronos 34, 383 f. Cicero 218, 224, 319, 344, 346 Cifuentes, Schi, bei (1710) 368 Cignani, Carlo, M. 31 Cimburgis (Czimberka) v. Masovien, Mutter Friedrichs III. 159 Claudia Felicitas v. Tirol, Gem. Leopolds I. 166 Claudianus, röm. Ks. 307 Claudius, röm. Ks. 417 Claudius Claudianus, Sehr. 406, 415, 426 Clemens VII., Pp. 91 Clemens XI., Pp. 101, 12J d e m e n t i a (Sanftmut, Güte, Milde; C. Austriaca) 70 f., 74—77, 79, 104, 196, 212, 214— 216, 218—223, 227, 277, 295, 303, 3 1 1 , 344, 377. 379. 396 f., 4 0 2 , 4 2 1 , 4 2 7 als Bonitas 2J2 d e m e n t i a Caesaris 74, 218, 318, 336, 417 Clipeus („Clypeus", Schutz-, Sieges-, Votivsdiild) 136 (C.victor), 150, 265, 317 (C. voti vus) Coelestin III., Pp. 269 Commodus, röm. Ks. 229, 347, 368 Como i i j Conlin, Johannes Rudolf, Kanonik. Sdir. 215 Consecratio (röm. Kaiserverbrennung) 92 f., 312 f., 316 f., 325, 345; s. auch Adlerapotheose Consilium 310, 390, 406; s. auch Leopold I., Devise Constantia, constans 72, 76, 123, 140, 203 f., 212, 219, 221, 223, 231, 252, 310 f., 315, 319, 321, 324, 327, 339, 349, 351, 353—357. 363. 369> 3 8 i > 39°. 394. 397. 4 « ; s - auch Karl VI., Devise (2.) Constantin d. Gr. s. Konstantin

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Constantius Chlorus 311, 317, 347 Continentia 218, 303 Corradini, Antonio, B. 50, 119, 194, 196, 205, 208 Cranach, Lukas d. Ä., M. 169 Craneveld, Franciscus de, Sdir. 391 Cremona, Sdii, bei (1702) 35 Czerwenka, Adalbert, Kanonik. Sdir. 1 1 5

Dalmatien i j j , 303 Daniel, Proph. 157, 287 f. David 75, 121, 199, 213, 281—286, 289 f., 29$; Turm Davids 1 1 5 Dazien (Transsilvanien) 303, 308, 358, 397, 399, 4 1 1 f., 4 1 5 ; s. auch Siebenbürgen; Dacia/ Transsilvania (Pers.) 137, 397 Deborah 290 Decebalus, Daker-Kg. 358 Decumanus (als Grenzzeichen) 137 Degen (Degenspende) s. Schwert Delsenbadi, Johann Adam, St. 93, 189 f., 192, 195, 368 Demut (Humilitas) 61, 117, 135, 190 f., 193, 204 Devotio moderna 127 Dientzenhofer, Kilian Ignaz, A. 424 Dietmayr, Berthold, Abt v. Stift Melk 41 Dietrichstein, Franz Ft. v. I J 4 Dietrichstein, Philipp Sigismund Gf. v. 49 f., 229 Dijon, Grabm. Philipp d. Guten v. Burgund 264 Dike (auch Themis), Göttin d. Gerechtigkeit 216,275 Dillingen 172; Jesuitenuniv. 147 Diokletian, röm. Ks. 300, 347 Dionysius (v. Halikarnassos?) u. a. antike Sehr. 302, 342 Dittmann, Christian, M. Z. 3J0 Dohna, Gfen von 215 Dohna, G f e n v. 21 j Domenico a Jesu Maria (Urrusolo), P. 130, 150 ff., 186 Dominikaner (-orden) 132, 152, 172, 182, 225 Domitian, röm. Ks. 410 Donau 271, 408, 4 1 1 — 4 1 6 , 421 ff., 42J; Pers. (Flußgott) 139, 142, 384; Donauflotte Karls VI. 3 4 1 , 3 8 7 , 42J Donner, Georg Raphael, B. 62, 302 Donner, Matthäus, Medailleur 41 Doppeladler s. Adler Doppelkreuz s. Kreuz Doppelsäule (emblem. Säulenpaar) s. Säule Dornenkrone 259, 268 Drachen 146, 162, 167, 272, 350

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Register

Dreifaltigkeit (Trinität) 60, 66, 79, 94, 106, 144, 152, 159, 173, 180, 183, 199, 205; Dreifaltigkeitsverehrung 103 ff., 200; Dreifaltigkeitssäulen i. ö s t r . 104 (Baden, Klosterneuburg, Mödling, Stockerau), 106; s. auch Wien, Dreifaltigkeitssäule Dreigesidit (Tricaput, Tricephalus) 104 f. Dreißigjähriger Krieg 25, 143, 169 Dresden ( K f . H o f ) 169 Dürer, Albrecht, Bildnisholzsdinitt Ks. Maximilians I. 306, 378; Großer Triumphwagen Maximilians I. (Holzschn.) 67, 92, 116, 125, 363

Ecclesia 146; Advocatus Ecclesiae 287 Eherne Schlange 102, 108 Ehernes Zeitalter 216 Ehre Gottes (Honor Dei, Ruhm Gottes) 6$, 7 1 ff., 8 1 , 86, 9 9 , 1 2 0 , 2 1 3 , 2 2 3 , 3 7 7 , 3 7 9 , 389

Eiche 329, 356, 3 6 1 ; Eichenkranz 136, 204; als Corona civica 329 Eimmart, Georg Christoph, St. 348 Einsiedeln, Marienwallfahrtsort 118 Eintracht (Concordia) 135, 319 f., 353, 378 Eisenstadt, Comitat 400 Eisernes Tor 423 Elbe 303 Eleonora (Gonzaga) v. Mantua, 2. Gem. Ferdinands II. 154, 156 f., 186 Eleonora (Gonzaga) v . Mantua, Gem. Ferdinands I I I . 28, 124, 133, 164, 202 Eleonora v. Portugal, Gem. Friedrichs I I I . 133, 1 4 4 f. Eleonore Magdalena Theresia von P f a l z - N e u burg, 3. Gem. Leopolds I. 28, 105, 123 f., 1 6 8 f., 1 7 2 , 1 7 9 , 3 4 9 Elfenbeinerner Turm 1 1 j Elisabeth, H l . 170, 20 j (Almosenspende d. hl. E. v . Portugal), 422, 425 Elisabeth, Tochter Ferdinands I. 159 Elisabeth Christine von Braunschweig—Lüneburg (Wolfenbüttel) 29, 35, 100, 110, 114, 1 7 7 , 1 7 9 f., 2 0 J ff., 2 4 7 f., 2 7 1 , 2 9 0 , 2 9 5 , 3 0 2 , 3 2 7 , 3 3 6 fr., 3 5 2 , 3 5 8 , 3 6 2 , 4 2 3 Engel 106, 1 1 7 , 122, 125, 1 3 1 , 139, 144, 149, 1 5 $ , 1 6 2 , 1 7 3 , 1 7 5 , 1 8 3 , 1 9 1 , 1 9 8 , 2 0 6 , 2 6 6 ff.; Neun Chöre der Engel 103, 105, 153 Engelbrecht, Christian, St. 188 ff., 192, 195 England 28, 299, 425; engl. Königshaus 87; engl. Verbündete Karls V I . 99 f f . Epirus 299 Erbhuldigung i. ö s t r . 88 f., 185; s. auch K a r l V I . , Erbhuldigung Erdball, Erdkugel s. Weltkugel

Erdteile 349, 353, 370, 408 Ernst der Eiserne, H z . v . ö s t r . 1 3 2 Erzherzogshut 184 f., 2J8 f., 330, 378, 382 Escorial 13, 289; Kapelle Santa Forma 120; als Begriff 13, I8J Esseg 416, 418 f. Etimasie 95, m ; s. auch Thron Etsch 416 Eucharistie 83 f., 102, m , 1 5 7 ; s. auch Hostie; Eucharisticus sol 1 1 6 ff., 1 2 3 ; Eucharistieverehrung s. Pietas eucharistica u. Pietas eucharistico-mariana Eugen(ius), H l . 42J Eugen von Savoyen, Prinz 1 5 , 30, 35 f., 39, 42, 1 3 3 f., 1 7 1 Eulalia, span. H l . 420 Eumenes, Herrscher v . Pergamon 406 Europa (Pers.) 439; s. auch Erdteile Eva 139 Evangelistensymbole 125 Ewigkeit s. Aeternitas Faber (Fabri), Felix, Sehr. 1 1 1 Fabriken 409, 4 1 3 ; s. auch Wien u. Linz Fadcel 198, 235 f., 258 f., 334, 336, 356 Fahnen (Kriegsfahnen) 1 5 1 , 1 J 7 , 161, 265, 337, 421 f . ; s. auch Kreuzfahne u. Labarum Faistenberger, Andreas, B. 126 Fama 62, 94, 3 1 1 , 314, 318 f., 322, 325, 3 3 1 , 378, 3 8 1 , 420; s. auch Ruhm (Gloria) Fanoli, Lorenzo, B. 409 Farnese 3 1 5 s . auch Hercules Farnese Fasces (Liktorenbündel) 140, 2 1 3 , 353, 382, 393 F a v o r Principis (Pers.) 404 Felicitas (F. temporum, Glückseligkeit), felix 2 5 1 , 2 6 1 f r . , 26} f., 27J» 293, 302 f., 306 f., 3 1 1 , 3 1 4 , 3 1 8 r., 3 2 4 , 3 3 2 , 3 3 8 fr., 3 4 2 , 3 5 0 , 3 5 2 f;> 357 f-> 363. 379 Felicitas publica (auch Laetitia p., allg. Glückseligkeit) 224, 233, 248, 2 7 1 , 302, 409 Hilaritas (temporum) 259, 338, 358 Ferdinand d. Katholische, K g . v. Aragon u. Kastilien 91, 145, 278 Ferdinand I. v. östr., Ks. 120 f., 14$, 159, 226, 242 f., 257, 303, 320 f., 370; Devise 2 I J , 3 1 3 Sohn Ez. Ferdinand II. v. Tirol 120 Ferdinand II., Ks. 68, 7 2 — 7 5 , 79 f., 87 f., 93, 9 6 , 1 0 9 fr., 1 1 3 , I I J , 1 1 7 , 1 2 0 , 1 2 7 , 1 3 0 f., 142, 1 4 7 — 1 5 0 , I J 2 — 1 6 2 , 164, 169, 1 7 5 , 184,

186, 200, 20J, 209, 236 f., 3 1 3 , 3 1 7 ; Devise 109; s. auch Preßburg, Gem.-Zyklus i. d. Burg Ferdinandskreuz 1 1 0 f., 124, 139, 159 Ferdinand III., Ks. 28, 66, 68, 72, 7 j f., 92 f., 1 0 7 , 1 0 9 , 1 1 4 fr., 1 2 4 , 1 4 7 f., 1 5 3 , 1 5 7 , 1 6 0 — 167, 169, 177, 186, 237, 245; Devise 2 1 3

Register Ferdinand (IV.), Ez., Sohn Ferdinands III. 163, 164,314

Ferdinand Aloysius Joseph, Ez., 3. Sohn Ferdinands III. 18 6 Ferdinand Karl Joseph, Ez., 2. Sohn Ferdinands III. 186 Ferdinand Maria von Bayern 150 Ferdinand Wenzeslaus Joseph Michael, Ez., 1. Sohn Leopolds I. 187 Festgerüste 22 ff., 43 ff., 47, 60 f., 185, 307, 331, 350, 358, 360, 369; s. auch bei Karl VI.; Trauergerüste bei Joseph I. u. Karl VI.; s. auch Triumphbogen, -pforte Fides 75 f., 157, 269, 344; Defensor fidei 88; s. auch Religion Fiducia s. Augustus, Devise „Fiducia Fati"; Kreuzverehrung, Fiducia in Crucem Christi Fiore, Andrea, K. 344 Fischer von Erlach, Joh. Bernh. u. Jos. Em. 2, " » 39» 47» 5° Fischer v. E., Johann Bernhard 12, 27, 30, 34, 37» 39 f-> 44 (•> 48 ff-» $8, 78, 30$, 348 f.; als Architekturlehrer Josephs I. 7, 9 f., 12, 48 Historische Architektur 32, 44 f., 49, 61, 193, 2 39> 2 79 ff'» 3°9> 3r4> 329> 392"> Widmung an Karl VI. 44, 49, 121, 239, 279 ff., 286, 29$ ff., 300, 364

Breslau, Kurfürstenkapelle am Dom 123 Frain a. d. Thaya, Schloß, Ahnensaal 40 Graz, Mausoleum Ferdinands II. 313 Mariazell, Hochaltar 104, 126, 159, 180, 193, 402

Prag, Loreto-Monstranz, Entw. 118 Salzburg, Franziskanerkirche, Hochaltar 1 9 2 f. Wien, Böhmische Hofkanzlei 3 $ Hofbibliothek 37, 39 f., 401 Hofstallgebäude 309 Josephssäule 188 ff. Schönbrunn-Projekte, beide 48, 309, 349; Projekt I 8 f., 288, 314, 318; Projekt II 9, 3r4 Trauergerüste s. Joseph I. Triumphpforten 9, 45, 48, 104, 192 ff.; 1690: 2, 7, 3 1 4 , 347, 349; 1 6 9 9 : 329, 349

Fischer v. E., Joseph Emanuel 12, 37, 39 ff., 47, 49ff-»3°5 Göttweig, Stift, Brunnen 122 Grabmäler 201 Großweikersdorf, Pfarrk., Tabernakel 122 Györ, Bundesladendenkmal, Entw. 119, 122, 196

Klosterneuburg, Entw. 324, 326 Mariazell, Gnadenaltar 122, 159, 182 Prag, Veitsdom, Nepomukgrabmal 208 Prospecte 4$, 49, 189 f., 195, 384

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Semmeringdenkmal 328 ff., 410 Temesvâr, Dom, Entw. 399 Wien, Hofbibliothek 37 Josephssäule 188 f., 196 ff., 208 Michaelertortrakt, Entw. 141, 325 ff., 366 Paläste : Palais Konrad Adolph v. Albrecht 46; Gartenpalais Althann 39, jo, 385 Reichskanzlei 307, 326 Trauergerüst f. Karl VI. 321 Winterreitschule 6z s. auch jeweils unter den betr. Objekten u. Namen Fiume (Rijeka, St. Veit am Flaum) 155 f., 232, 328, 409, 4 1 1 , 4 1 3

Flamme 376; s. auch Goldenes Vlies, Flammenzeichen Flandern 203, 256 Flora 263, 339 Flußgott 139, 384; s. auch Donau, Pers. Fortitudo (Tapferkeit, Starkmut) 33, 72, 74 f., 80, 86, 1 3 5 f., 203, 2 1 1 f., 2 1 9 , 2 j 2 , 303, 3 1 0 f., 3 1 4 , 3 1 9 , 3 2 1 , 324, 327, 344, 349, 3 5 1 f., 354 ff-, 364, 369, 3 8 1 , 390, 394 f., 397, 414; s. auch Karl VI., 2. Devise Fortuna 77, 102, 293 f., 297, 299, 310, 336, 347; s. auch Ruder d. Fortuna; Fortuna Caesaris 263, 299

Frain a. d. Thaya, Schloß, Ahnensaal 40 François v. Savoyen, Prinz 262 Frankfurt a. Main 26, 29, 49, 163 f., 216, 235, 247, 292, 293; s. auch Karl VI., Kaiserkrönung Frankfurt a. d. Oder 43 Frankreich 7, 9, 13, 18, 26, 30, 59, 6z, 84, 99, 136, 164, 242, 246, 3 3 1 , 352, 390

franz. Absolutismus 87 f.; franz. Könige 14, 24, 59, 63 f., 66, 87 f., 134, 159, 226, 348, 369; s. auch Ludwig XIV.; span. Bourbonen 99; franz. Kunsttheorie 59, 6z, 221, 388 f., 404 Franz v. Assisi, Hl. 127, 418; Franziskaner 398, 400,418

Franz I. v. Frankreich 426 Franz Joseph I., Ks. v. ö s t r . i n Franz Stephan v. Lothringen 30 Franz v. Vittoria, P. Sehr. 225 Franz Xaver, Hl. 425 Freiburg i. Br. 426 Freigebigkeit (Munificentia, munificus, libéralités) 7 1 , 74, 209, 2 1 9 fr., 303, 3 1 J , 3 1 8 , 339, 363» 379» 387> 397» 4 ° ! ff-» 4°7» 4 2 °» 4 2 3 f-> 427 als Generositas 358 Freiheit (Libertas) 303 Friede (Pax, Pers. u. emblem.) 135, 138, 141, 2 i j , 265 f., 293, 295, 3 1 2 , 3 1 5 , 3 1 7 , 323, 336,

574

Register

339» 3 J i . 353—3J6, 358, 364, 366—369, 381, 393 f., 400 Friedensfürst, Friedensbringer (Pacator) 136, 2 I J , 2 1 7 , 2 1 9 , 2 2 2 f., 280, 2 8 2 , 286, 2 9 3 , m f-. 337. 3^4 Friedenskleid 140, 29 j , 364; s. auch Chlamys u. Toga Friedensschlüssel s. Janusschlüssel Friedrich III., Ks. 90, 105 f., 132 f., 143 ff., 152, !59> 183 ff., 200, 225 f., 228, 321, 402; sogen. Devise 330 ff.; Wappen 144, 239; s. auch Wien, St. Stephan, Friedridisgrabmal Friedrich IV. v. d. Pfalz, K f . 148 Friedrich V. v. d. Pfalz („Winterkönig") 87, 96, 1 3 0 f., 1 4 8 f., 1 J I Frömmigkeit s. Pietas Fronleichnam 66, 83, 115 ff., 121, 132, 182, 236 Frühling (Ver) 263, 339 Füllhorn (Cornucopiae) 41, 233, 248, 260 ff., 2Ö 5» 293» 3 02 > 3 " > 3H» 3 r 7 {-> 338> 34°. 342> 353 ff-» 357 f-» 367» 379» 4 % 4°9. 4*6 Fünfkirchen/Ungarn, Uniy. 251 Fürsorge (Cura) 65, 228, 230—233, 303, 329, 377,410; s. auch Providentia Fugger 91 Fuhrmann, Sehr. 195 Fuhrmann, P. M., St. 397 Fux, Johann Joseph, K. 344

Gerson, Jean Charlier gen., Sehr. 186 Ghelen, Johann Peter v., Buchdrucker 386 Gibraltar (u. Meerenge v.) 28, 33, 298, 320, 346, 352; s. auch Gades; Eroberung (1704) 28, 169, 1 7 J , 2 4 4 f., 280, 3 4 4 , 346, 3 5 1 , 365 Gideon 2J7, 271 f., 290 f. Globus s. Weltkugel Glogau (Groß-G.) 427 Glück s. Fortuna Glückseligkeit s. Felicitas Gnadenstuhl 104, 126, 1J9, 180 Godin (Godyn), Abraham u. Isaak, M. 113 Göttweig, Stift, Brunnenpyramide 122; Kaiserstiege, Deckenfresko 33 f., 218, 407 Goldene Bulle 26 Goldenes Vlies (Widderfell) Jasons u. d. Ordens v. Goldenen Vlies 133, 2 J J ff., 239, 2J9FF., 2 6 3 , 266, 2 6 8 , 2 7 1 f., 290, 2 9 3 , 340 f., 3 7 9 ; vgl. auch Koldiis Goldenes Vlies, Ritterorden v. 36, 61 f., 12$,

Gades 28, 33, 244, 320, 344, 346, 348, 352, 356, 36$; s. auch Gibraltar u. Hercules Gaditanus Gallas, Johann Wenzel Gf. v. 236 Galli s. Bibiena Ganges 303 Gegenreformation 14, $7, 59, 6$, 74, 76, 79 f., 86, 88 ff., 1 1 2 , 1 2 9 , 1 3 9 , 1 4 2 f., 146 fr., 1 5 3 ,

G o t t e s g n a d e n t u m 23, J6 f., 7 1 , 7 7 — 8 0 , 82—89,

159, 170, 178, 186, 2 0 1 , 224

Geist, Heiliger 106 f.; Taube d. H l . G. 118, 198 Genesis (Buch G.) 139, 146 Genezareth, See 299 Georg, H l . 183; Georgs-Ritterorden 183 Georg v. Podiebrad, Kg. v. Böhmen IJ2 Gerechtigkeit (Justitia) 70 f., 74 ff., 79, 85 f., 104, 1 3 5 , 2 1 2 ff., 2 1 9 , 2 2 2 ff., 2 3 1 f., 2 4 8 , 2 7 5 , 277, 284, 288, 303, 3 1 3 , 339, 344, 3 5 3 , 363,

423; Pers. 135, 141, 2 1 1 , 306, 382; s. auch Aequitas (Gerechtigkeitssinn); s. auch Sonne (Sol justitiae) Rex od. Princeps iustus 82, 86, 213, 217 f., 2

3 2 . 2 75 Gerhaert, Nikolaus von Leyden, B. 402 Gerhard, Hubert, B. 150, 152, 162 Germain, Jean, Bischof 2J7 Germanicus (Drusus) 423 Gerona 98

133»

I

i7> 2 1 7 , 2 2 9 , 2 4 6 f . , 2 5 3 — 2 7 2 , 290 f . ,

*94> 317» 329> 34i» 353» 363> 378 ff.; Ordenssymbole: Feuerstahl 25J, 257, 268; Feuerstein (Silex) 257, 268; Flamme 255 f., 258 f., 264 ff., 269, 3 1 7 Goldenes Zeitalter s. Aetas aurea Goliath 121 Gottesfurcht (Timor Domini) 64, 66, 70 ff., 80 f., 83, 85 f., 1 1 4 , 1 9 5 , 200, 2 0 2 , 2 1 2 ff., 217 ff., 225, 376, 398 f.; s. auch Pietas 95»

Io8

>

I2

4> M 1 » !77» " 3 f-> 22 4>

ll6

> 237>

283

Gracchus, C. 410 Gral, Heiliger 139 Gran, Daniel, M. 46, 50, 205 Granatapfel 378 Gravitas (Würde) 71 Graz 88, 410, 416; Corpus Christi-Kap. (Zum hl. Blut) 132; Mausoleum Ferdinands II. 93, 3i3»3i7 Grazien, Drei 248 Gregor XV., Pp. 148 Griechenland 34 j ; griech. Kirche 146 G r o ß w e i k e r s d o r f f / N ö , Pfarrk., Tabernakel 122 Gründonnerstag 14$ Gualterius, Paulus SJ, Sehr. 116 Gumppenberg, Wilhelm SJ, Sehr. 15 j Gustav Adolf II., Kg. v. Schweden 157 Györ (Raab, Ungarn) 36; Bundesladendenkmal 1 1 9 f f . , 1 9 6 f., 208, 210FF., 4 0 3 ; D o m 1 1 9 f . ;

Jesuitenkolleg 120 Haag, Den 28 Habsburg, Namensetymologie 84; Physiognomie 214, 236; Territorien, Landesherrschaft

Register 88 f., 9 1 , 182, 203, 2io, 303; Wappen 239, 353 Hadrian, röm. Ks. 77, 293, 303, 346 f. Häresie, Ketzer, Andersgläubige, Ungläubige u. deren Bekämpfung 87 f., 99 f., 128 ff., 147, 1 J 4 , 156 ff., 160, 162, 168, 175 Halbthurn, Jagdschloß Karls VI. 318 Hamburg 43, 425; s. audi Altona H a n d , H ä n d e (emblem.) 322 f. H a n d Gottes 109 Handel 322 f., 328, 340 ff., 408 ff.; s. auch H a n delsgesellschaften: Orientalische Compagnie u. Ostendische Compagnie Hannover 2 j H a r p y e n 307 Harrach, Franz Anton Gf. v., Erzbisdiof v. Salzburg 43 Heckenauer, Leonhard, St. 172 Heidelberg 87, 158; Heidelberger Katediismus né Heiligenverehrung (allg.) 66 f., 100, 105, 124, 182 ff.; s. vor allem auch Pietas mariana Heiliges Land 127, 149, 155 f., 264, 269; s. auch Palästina Heiligkeit (Divinität) d. Herrschers 92 f., 300 Heinrich VI., Ks. 269 f. Helena, Hl., Mutter Konstantins d. Gr. 132 f. Helena, Tochter Friedrichs III. 133 Helm 327, 334, 35$ f., 366, 369, 404 Hengstkopf 137 Heraeus, Karl Gustav, Sehr. 24, 27, 32 ff., 43— 45. 47 ff-. $8, 64 ff-. 7S> 81, 88, 93, 102, 104, 134—138, 140 f., 203 f., 214 ff., 222, 228 f., 236, 243—263, 265, 272, 274—277, 279— 28$, 287—29J, 297—304, 306 f., 3 1 1 — 3 1 7 , 319 fr., 323 f., 327, 332, 336, 338—341, 347, 351—360, 362, 364 f., 367—370, 376, 381, 383. 394. 401.404 Herculaneum 395 Hercules 212, 288, 298, 302, 314, 323, 327, 332 f., 335, 338 ff., 342—371, 383, 394 f., 4 1 1 , 414 H . Academicus 367 H . Christianus 2 1 2 , 288 H . Farnese 367 f. H . Gaditanus/Hispanicus 28, 33, 244 f., 281, 314, 344, 346, 352 f., 356, 358, 365, 367 f. H . Musagetes 33, 58, 217, 244, 281, 339 f., 363 f., 366 ff. H . Musarum 40, 58 f., 218, 232 f., 280, 289, 347. 358, 360 f., 363—371. 379. 407 H . Romanus 3 1 5 , 342, 347, 349, 357 f., 367 f. sonstige territorialpolitische Kombinationen 346 Herculius (Titel) 347, 368 Keule d. H . 334, 346, 359, 364 ff., 367 ff.

575

Leierspielender H . 365; vgl. auch Lyra Löwenfell d. H . 2 1 1 , 327, 343, 347, 350, 353 ff., 358, 368 Säulen d. H . 28, 33, 244 f., 248, 252, 280 f., 295, 298 f., 314, 320, 344, 346, 348 f., 352 f., 354 ff., 365, 367, 376, 394 f.; s. audi Säulenpaar (Doppelsäule) Taten (Labores) d. H . u. Labores-BegrifF 343 f-. 3 4 9 — 3 p . 354. 357. 363> 3 66 > 393 ff-. 408, 414 f.; einzelne Taten: Adielous 357, 414; Antaeus 343 f., 358; Busiris 343 f.; Geryon 343 f.; Hippolyta (Amazonenkönigin) 343 f.; Hirschkuh, keryneische 349 f.; H y d r a , lernäische 344, 349 f., 357, 359, 366, 4 1 4 ; Kentauren (Lapithen-Hochzeit) 343 f.; Löwe, nemeischer 343 f., 349, 364; Schlangen würgender H . 348 ff. Hermann Joseph, Sei. 163 Herodes 191 Heroon (Rotunde) 40, 366 Herrschaftsvertrag 56 f., 87, 288 Hesperidische Äpfel 332, 353 Heumann, G. Daniel, St. 383 Hildebrandt, Johann Lukas v., A. 34, 44, jo, 93, 318, 404, 406; Triumphtor f. Karl VI. i. d. Wiener H o f b u r g 1 4 1 , 272, 306 f., 335, 341, 368 f. Hircanus, Kg. d. Juden 419 Höchstädt, Schi, bei (1704) 35, 3 3 1 , 369 Hoefnagel, Georg, Miniaturist 395 Höller, Anton SJ, Sehr., T r a k t a t 1732: 63, 107 f., 164, 166 f., 186, 188, 193, 196 fr.; Traktat 1 7 3 3 : 62, 143, 1 7 1 , 182, 200 f., 2 3 1 , 334. 34i. 386—427 Hohelied 115, 177 Hohepriester 194, 197 Hollabrunn (1. Amtshandl. Karls VI. als span. Kg.) 254 Holland 28, 43; holländische Verbündete Karls VI. 99 f.; vgl. audi England H o f f n u n g s. Spes Hofstaat, himmlischer 105, 183; olympischer 334; sonst unter den Ländernamen bzw. unter Wien, Hof Homer 296 Hooghes, R. de, St. 1 1 3 H o r a z 58, 276, 333, 346, 404 Hostie (-wunder) 11 j — 1 2 3 , 1 6 1 , 269; Hostienfrevel 1 1 9 f.; Hostie als Sonne 1 1 6 ff., 1 2 3 ; vgl. auch Monstranz Hradisdi (Hranice, Mährisdi-Weißkirdien) 416 Humanismus (Spät-, Neu-) 74, 76 ff., 89, 92, 224, 271, 276 f., 297 Humilitas s. Demut Hunger als Drache 162 Hussiten 152

57«

Register

Immaculata s. Maria Imperator s. Karl VI. Imperium Romanum 6i, 128, 251, 273 f., 280, 288, 2 9 1 , 294 f., 304 fr., 308, 340, 349, 400; s. auch Reich, Hl. Rom. Index (librorum prohibitorum) 167 Industria (Fleiß) 390, 396 f.; s. auch Leopold I., Devise Ingolstadt, Bürgersaalkirche S. Maria de Victoria 150; Bruderschaft Maria v. Siege 149; Jesuitenuniv. 149 Innozenz XI., Pp. 167 Innozenz XIII., Pp. 206 Innsbruck 84, 144; Pfarrk. 169 Intercessio 107, 205 Invalidenhospitäler, allg. 14, 73, 231, 389; s. auch Paris, Pest (Budapest), Prag u. Wien Investiturstreit 91 Iris als Streitschlichterin 307 Isabella v. Kastilien 145 Isabella v. Portugal, Gern'. Hz. Philipps d. Guten v. Burgund 2$6 Isabella I. v. Spanien, Gem. Ks. Karls V. 247 f. Isabella Clara Eugenia, span. Infantin, Gem. Ez. Albrechts VII. 154 Isaias, Proph. 94 f. Islam 8, 127, 146, 264 Isokrates 34$ Israel, Volk 95, 2J7, 283 f., 286, 290 Istrien 232, 328 Italien 12, 28 ff., 35, 217, 232, 251, 292, 299, 304, 307, 347, 408, 4 1 1 , 413, 424, 426; Pers. 2 2 7 >293 Jakob (Santjago) v. Compostela 187 Januarius, Hl. als Patron d. Stadt u. d. Kgr. Neapel 421 Janus 295, 298, 307, 336—339. 35 8 f-> 363» 3 S l : J.-Schlüssel (J. Clavigerus) 336, 339; J.-Tempel 136, 295, 297, 302, 336, 338 f., 4 1 2 Jason 133, 256 f., 271 f., 290, 293, 337, 340 ff., 356, 37°. 379 f-. 4 2 5 Jephta, alttest. Richter 290 Jeremias, Proph. 117, 157 Jerusalem 121, 269, 271; Grabeskirche 266, 269; König v. J. (Titel) 266, 270, 288 Jerusalemleuchter Karls VI. 266 ff., 324, 327 Jesuiten, jesuitisch 68, 131, 147 ff., 153, 155, 1 6 1 f., 168, 1 7 8 , 184, 235, 387, 398, 400, 4 1 8 Jesus s. Christus Jesus Sirach (Ecclesiasticus), Proph. 191 Jörger, Herrschaft i. Hernais 131 Johann ohne Furcht, H z . v. Burgund 133, 137, 2 5 7 , 265, 3 1 7 , 3 4 1

Johannes Capistranus 42 j

Johannes, Ev. 110, 146 Johannes, Ez., 2. Sohn Leopolds I. 187 Johannes v. Nepomuk, Hl. 100, 163, 182; N.Grabmal, Prag, Veitsdom 100, 205 ff.; N.Spital, Wien 100; N.-Verehrung 205 ff. Joseph, Hl. 124, 151, 178, 182, 186—190, 194, 196—199, 2 0 5 , 4 2 1 , 4 2 5

Joseph I., Ks. 2, 10—15, 2 8 f-, 31, 34 ff-, 41, 43, 48 f., 60, 65 f., 70, 8 1 f., 99, 1 0 1 , 109, 1 1 3 , 1 1 8 , 124, 158, 164, 1 7 7 fr., 184, 1 8 6 — 1 8 9 , 191» 1 9 3 . 199» 2 0 1 . 2 4 1 ff-» 279. 282, 290, 297, 3 0 1 , 3 1 7 , 3 2 1 , 325, 3 3 1 , 338, 348, 350, 362;

Devise 3x1 als Rom. Kg. 7 ff., 48, 104 f., 1 7 0 , 1 7 2 , 188, I 93. 3 J 4, 349 f-> 401, 405, 409; als ungar. Kg. 9, 30, 165, 3 3 1

Trauergerüste 93 f., 139, 312, 314, 316 f., 325, 329> 331 Joseph II., Ks. 157, 178 Josua, alttest. Richter 98 Juan d'Austria, Don 142 Judas Makkabaeus 157 Julia, Mutter d. Antoninus Pius 399 Julius II., Pp. 91 f. Juno 334, 336, 399 Jupiter 93, 139, 265, 275, 293, 301 f., 311, 325, 331» 333 f-> 336 f-. 340 f., 345. 347. 353. 355. 358, 360, 369, 383, 394, 399 f., 4 1 1 , 4 2 5 ; Jovius (Titel) 300, 347 Justinian I., oström. Ks. 277 f., 391 f.; Corpus Juris 277 Justitia s. Gerechtigkeit Juvenal(is), Decimus Junius, röm. Sehr. 338 Juvenel, Paul, M. 68 Juventus 384 Känischbauer, Johann Baptist, Goldschmied 1 1 8 , 125 f., 1 8 1 , 327 Kärnten 166, 409 f. Kaiser (Deutscher) 1 f., 4, 92 K.-Apotheose 92 f., 316 f., 325; s. auch Consecratio K.-Krönung (Zeremoniell, Liturgie) 87, 108, 213 Kaiserkrone s. Krone u. Reichskrone Kaiserpartei 2, 46 Kaiserstil 1—4, 7, 9 f., 12, 14, 16, 34, 40, 46, 48 f., 74, 78, 1 2 5 , 188, 203, 2 1 0 , 2 2 3 , 239, 2 8 1 , 2 9 1 , 304 f., 309, 3 1 4 , 330, 348 K.-Titulatur 91 f., 255, 395; spez. Titel (u. a. röm.) s. Karl VI. Kaisertum (-ideal, -würde) d. Habsburger 1, 3 f., 7 f., 1 3 , 23, 25, 46, 56, 7 3 , 75, 78, 82— 85, 89 f., 1 3 2 , 163 f., 2 1 3 , 2 3 7 f., 240, 243, 267, 271, 291 ff., 330; s. auch Heiligkeit (Di-

Register vinität), K.-Apotheose u. Labarum (Kaiserstandarte) K.-Wahl, Wahlkaisertum 46, 57, 237 f. Kaiser(-tum), röm. 56, 60, 74, 125, 140, 252, 2 7 1 , 2 7 3 , 2 7 7 f., 2 8 0 , 3 0 0 , 3 0 2 f., 3 0 8 , 3 3 3 , 346, 362, 365, 368, 396; s. audi Caesaren, röm. Kaiserkult, röm. 77, 292, 294, 363; s. auch Consecratio Kaisertum, oström. 133 Kalvarienberg s. Wien, Hernais Kalvinisten 148, 151, 399 Kamelauktion 90; vgl. Mitra Kanalbau 414 ff. Kapuziner 130, 160, 168 f., 399; s. audi Wien, Kapuzinerkirche Karl I. der Große 97, 202 f., 249 f., 252 f., 303, 370; Monile K. d. Gr. 124 Karl II. der Kahle 249 Karl III. der Dicke 249 Karl IV., Ks. 2 6 , 9 0 , 2 4 9 — 2 5 2 , 3 1 5 , 3 2 4 Karl V., Ks. 2 0 , 2 9 , 3 3 , 6 0 , 1 1 7 , 1 2 7 — 1 3 0 , 1 4 5 , 154, 202, 225 f., 2 3 7 f., 2 4 2 — 2 5 3 , 255 f., 261,

f., 2 9 3 , 2 9 6 f., 2 9 9 , 3 0 3 , 3 2 0 , 3 2 3 , 3 4 6 ff., 350—353. 355» 365> 369 f-> 395; Devise „Plus ultra" 244, 248, 348, 352, 412; DoppelsäulenEmblem 330, 348, 351; s. auch Karl VI., 2. Devise; Hercules, Säulen Tunis-Feldzug 130, 245 f., 247 Karl VI. Bildnisse 94, 140, 21 j, 236, 243, 252, 291, 3 1 0 f., 3 2 2 , 3 2 5 , 3 5 0 , 3Jy, 3 6 1 , 3 6 4 f., 3 9 2 , 394, 403, 423; Statuen: v. M. B. Braun (Laxenburg) 61; v. G. R. Donner (Wien, Unteres Belvedere) 62, 302; v. P. u. P. Strudel (Wien, Hofbibliothek) $8 ff., 364, 407 f., 409; Reiterbildnisse 61 f., 326; Reiterstandbilder 6 0 f., 3 0 7 f. Biographie (Abriß) 28 ff.; Blatternerkrankung 96; Heirat, Ehe 27, 29, 179, 336 (s. auch Elisabeth Christine); Jagdleidenschaft 339 f.; Musikliebe (Oper, Schauspiel) 30 f., 34 f., 339 f., 344, 348, 361, 367; Namensgebung 201 f.; Namenstagsfeierlichkeiten 41, 367; „rudolfinische" Sakramentsbegegnung i. Barcelona 114 (vgl. Rudolf I.); Sparsamkeit d. persönl. Lebensführung 34 f., 220 (vgl. Bescheidenheit); Tagebücher 17, 98 Devisen u. Embleme: 1. Devise „Patrum Virtute" 180, 235 f., 320 f., 335; 2. Devise „Constantia et Fortitudine" 12, 62, 64, 72, 90, 102, 1 4 0 , 1 7 4 , 1 9 3 , 2 0 3 , 2 1 2 , 2 1 9 , 2 3 5 f., 2 4 5 , 265

248

ff.,

252, 280, 282, 310,

319

ff.,

323,

327,

339. 351—355. 369. 376, 381. 383 f-» 394 ff-. 408 f., 411 f., 415; „Symbolum proprium"

577

(Weltkugel in Wolken) 111, 125 f., 270 f., 304, 3 1 9 — 3 2 9 , 371, 392,

394

Initiale 98, 138, 216, 248, 267; Spiegelmonogramm 90 f., 94, 252, 2 j j , 269, 315, 321, 324, 3 2 6 f., 3 2 9 , 3 J 3 , 3 5 5 , 3 J 9 — 3 6 2 , 3 6 9 ; Wappen 479 Kaiserwahl u. Kaiserkrönung 26 f., 29, 49, 1 4 2 , 2 1 6 f., 2 3 5 f., 2 4 5 , 2 4 7 , 2 4 9 , 2 5 2 , 2 9 2 ff., 2 99> 3io. 3*9. 347. 35* f-! Hoftag i. Nürnberg 26; Erbhuldigung d. nö. Stände 29, 222, 247, 249, 253, 285, 299, 336, 352, 3$6,

358

Krönung z. Kg. v. Ungarn 29, 61, 105, 138, 1 4 0 , 1 4 2 , 2 o r , 2 4 4 , 2 j r f., 2 9 4 , 2 9 8 , 3 1 1 , 3 1 5 , 319, 324, 3J1; als Kg. v. Ungarn 88, 287 Krönung z. Kg. v. Böhmen 29, 142, 207 Karl VI. u. Spanien (als Kg. v. Spanien, Spanienaufenthalt) 17 f., 31 f., 36, 70, 88, 94 f.,

99—101,

175. 236,

109 f.,

114,

139,

244,

246,

2J3

f.,

142,

172,

f., f., 2 9 1 , 3 0 1 , 3 2 0 , 3 3 7 , 3 4 1 , 344. 346> 35° ff-. 357. 3 6 5. 369> 38°> 4 2 ° Kaiser- u. Herrschertitulaturen 243, 292, 294, 300, 354 f.; s. audi bei Kaiser bes. röm. Titulaturen: als Augustus Caesar 242,

266,

271

278, 282, 284, 287

136,

215 f.,

298 fr.,

302,

243,

251,

272,

304—310,

323,

370, 381, 3 9 1 — 3 9 6 , 425;

(Reichsfeldherr)

278, 342,

291—294, 34J,

362,

als röm. Imperator

59, 135, 2 0 4 , 2 5 5 ,

292—29$,

302,307^,326,381

Epitheta, soweit nicht unter anderen Stichworten erfaßt: als Musagetes 361, 365; als Pater Artium bzw. Vater der Musen 41, 362, 367, 379, 406 f.; sonst unter Hercules Musagetes bzw. Musarum Pestgelübde 1713 107, 201 Gelübde 1715 in Mariazell 104, 126, 158, 181 Historia metallica-numismatica 44, 140, 244, 279, 297, 368; einzelne Medaillen 66 f., 134— 138,

140, 204, 215

2 5 4 f-> 2 5 9 — 2 6 2 ,

ff., 265,

222, 243

ff.,

291—295,

348,

252,

297,

304,

3i5. 317. 3i9 f-. 3M. 339. 35i f-. 356—368, 3 6 5 f. Konzept e. Festgerüsts zum 33. Geburtstag 1718 im Gartenpalais Liechtenstein (Wien, Rossau) 259, 263, 301, 356 f., 359 f. Numophylacium („Spanisches Münzkabinett") Karls VI. 32 f., 58 f., 244, 281, 301, 365. Pacificale Karls VI. 125 f., 271, 327 Sarkophag, Wien, Kapuzinergruft 29, 322 Trauergerüste 314, 321 Namenswidmungen: Karlsburg (Alba Carolina; urspr. Weißenburg) mit Karlstor u. Karlsbrunnen (Fons Carolinensis) s. Alba Julia; Karlstadt (Wiener Vorstadt Liechtental)

578

Register

170; Carolinisdie Akademie (gepl. Deutsche Sprachgesellschaft) JOI; V i a Carolina 410 fr., 41 j ; s. Nürnberg, Karlsbrücke K a r l v . Anjou (Karl I I . v . Ungarn, K a r l I I I . v. Neapel) 250 ff. K a r l Borromäus, H l . 64 f., 102 f., 119, 170, 1 8 2 , 2 0 1 ff., 2 6 7 , 4 2 1 f., 4 2 J K a r l d. Kühne, H z . v . Burgund 144, 2 5 1 , 253, 255 f . ; Devise 25 j K a r l v. Flandern 203, 253 K a r l Gonzaga, H z . v . Mantua 28, 202 K a r l I. v . Lothringen, K f . v. Trier 3 1 2 K a r l V., H z . v. Lothringen 143 K a r l II. v. Steiermark, E z . i $ 9 K a r l II., K g . v. Spanien 28, 1 1 3 , 120, 180, 202, 214.350 K a r l o v a c (Karlstadt), Jugoslawien 328, 4 1 9

411,

Karlsburg (Gyulafehervar, Weißenburg), Siebenbürgen s. A l b a J u l i a K a r f r e i t a g 129; Karwoche 1 3 1 , 156 Karmeliten 130, 150, 152, 186 Kasernenbauten 422, 424 f. Kastilien, Kastilier 29, 99, 100 f., 145, 272, 278 Katalonien, Katalanen 28 ff., 99, 1 1 4 , 174 f., 247 Katterburg (Vorgängerbau v. Schloß Schönbrunn) 8 Kehl a. Rhein 426 Kelch 269 Kelchner 152 Kenckel, Benjamin, St. 93 Kentaur 344, 363; s. auch bei Herculestaten Ketzer, Ketzerverfolgung s. Häresie Keule s. Hercules Keyssler, Sehr. 195 Kirchenväter 147 Klagenfurt, Reiterdenkm. f. Leopold I. 60 Kleiner, Salomon, Z . 37, 194, 197, 208, 30$, 322, 326, 362, 381, 383

Klesl, Meldiior, K a r d . 162, 236 K l i o 336 Klosterneuburg, Stift: Kirche, Chorgestühl (Wappenreihe) 239; Erzherzogshut 185; Neubau d. Klosterresidenz K a r l s V I . 13 f., 4 0 f., 50, 1 8 4 f., 2 8 9 , 3 1 9 , 3 2 4 , 3 2 6 Dreifaltigkeits-, Pestsäule 104 Köhler, Johann D a v i d , Sehr. 332 K ö l n 25, 73, 144 (Rosenkranzbruderschaft, St. Andreask.), 418 Könige, H l . Drei 98, 199 (Anbetung) Kolchis 133, 256 f., 266, 271 f., 293, 341, 425 Kollonitsch, Sigmund G f . v., K a r d . , Erzbisdiof v. Wien 196, 207, 421 Kolonisation 398, 4 1 3 Kommandostab 233, 235, 355, 383

Komorn (Komärno, Komärom) 4 1 6 Konfession 86 ff.; s. audi Häresie Konstantin d. Große 87, 128 f., 132 fr., 1 3 7 — 140, 142, 283, 300, 303, 346 f., 363; Konstantinsbogen i. R o m 308 Konstantinische Idee 88, 127, 132 ff.; Habsburgicus Constantinus 129, 1 3 3 Konstantinische Kreuzesvision 129, 134 Konstantinisches Feldzeichen 134, 137, 139 f., 265, 269; als Christliche Standarte bzw. Kaiserstandarte s. Labarum Konstantinopel 301, 4 1 3 ; Eroberung 1204 139; Eroberung 1 4 J 3 127, 1 3 3 ; H a g i a Sophia 4 0 0 f. Korinth 4 1 2 f. K r a i n 166, 409 K r a n z (Blätter-) 135, 198, 2 1 3 , 307; s. auch Eichen-, Lorbeerkranz Kraus, Johann Ulrich, St. 105 Krems, Kaserne 425 Kreuz, K r u z i f i x (Zeichen d. K . ) 82 f., 95, 102, 108 f., 1 2 2 , 1 2 4 — 1 2 8 , 1 3 1 f., 1 3 4 , 1 3 6 f., 14$, 172, 1 8 1 , 207, 266, 269, 397

Doppelkreuz (spanisches od. ungarisches Doppelkreuz) 1 3 7 — 1 4 0 , 270 f. Fiducia in Crucem Christi 82, 88, 108, 1 1 1 f., 1 2 3 ff., 1 3 1 , 1 3 3 , 1 3 9 Kreuzigung, Kreuzestod Christi 122, 125, 1 2 9 F-» 1 3 9 .

R

53> I 5 9 >

1 8 0

Kreuzfahne 125 Kreuz als Feldzeichen, Siegeszeichen u. Sieg d. Kreuzes 128 ff., 132 f., 135 f., 142, 265; s. auch Labarum Kreuzfeste 124 Kreuzlanze 139 Kreuzreliquien 124 ff., 128, 271 Kreuzsymbolik bei d. Habsburgern m f., 129

Kreuz als Szepter 82 f., 128, 1 3 $ , 1 3 7 Kreuzverehrung 123 ff. Kreuzweg 124, 127, 1 3 1 Kreuzzug allg., Kreuzzugsauftrag, -idee 88, 9 9 , 1 2 7 ff., 1 3 3 , 1 5 4 f., 1 5 7 , 1 7 2 , 1 8 4 , 2 5 8 , 264, 266; s. auch Heiliger Krieg, Religionskrieg; 3. Kreuzzug 269 f . ; s. auch Nikopolis Krieg (ikonogr. u. Krieg-u.-Frieden-Begriff) 162, 26$,

295» 3 J 7 >

323>

35I»

3 5 4 FF-. 3 6 O >

3 6 4 , 3 6 6 , 3 6 9 , 3 8 1 , 3 9 3 f.

Heiliger Krieg 88; Religionskrieg 88, 128 Kroatien 303, 328, 4 1 1 ; Kroatische Straße 4 1 1 Krone allg. 109 f., 152, 160, 162, 164, 167, 178, 207, 248, 2 5 5 , 3 3 1 , 327, 3 J 6 , 383, 397

Bürgerkrone (Corona civica) s. Eichenkranz Kaiserkrone s. Reichskrone Kaiserkrone d. Habsburger (Hauskrone, rudolfinische Krone) 50, 90, 95, 1 3 1 , 1 5 1 f.,

Register I6J,

207, 2 1 6 ,

248,

267, 293,

311,

3 2 1 f.,

3 2 5 ff., 3 2 9 , 3 4 2 , 3 5 1 f., 36J, 3 8 3 f., 406

Mauerkrone (Corona muralis) 137, 270, 293, 356, 382, 384, 4 2 2

Mitrakrone s. Mitra Schiffskrone 356 Krumper, Hans, B. 150 Küdielbedcer, Johann Basilius, Sehr. 25 f., 34, 6 1 , 64, 66 f., 80 f., 1 0 1 , 1 1 4 , 1 7 5 f., 1 9 3 ff., 2 0 2 , 2 1 9 , 2 2 6 f., 2 6 4 , 3 9 8 , 4 2 0 Kugel 139 ff., 329; s. auch Weltkugel Kulpa (Kupa) 4 1 1 , 416 Kunsttheorie s. Frankreich, franz. K . Kursachsen 35 Kuruzzenaufstand 136 Kurzböck, Sehr. 188 f .

1 6 2 — 1 7 4 , ' 7 8 . 1 8 4 — 1 8 9 , 191, 193, 199, 201, 2 1 2 ff., 2 1 8 , 2 2 3 f., 2 2 7 , 2 3 3 , 2 3 5 f., 2 3 8 , 2 8 3 , 300 f., 3 0 4 , 3 1 3 f., 3 1 7 , 3 3 0 f., 3 4 8 ff., 4 0 0 f.,

409; Devise 63, i o j , 108, 226, 310, 320, 349; Konsekrationsmedaille 325 (vgl. Consecratio) Leopold Ignatius Joseph, Ez., 1 . Sohn Ferdinands III. 186 Leopold Johann Joseph, Ez., Sohn Karls V I . 30, 1 2 6 , 1 8 1 , 1 8 6 f . , 2 2 9 , 2 4 8 , 2 5 4 , 2 5 6 , 2 J 8 — 264, 2 8 9 , 2 9 9 , 3 0 4 , 3 0 7 , 3 3 2 , 3 3 9 , 3 5 8 , 360,

37° Leopold Joseph, Ez., Sohn Leopolds I. 187 Leopold Joseph, Ez., Sohn Josephs I. 187 Leopold Wilhelm, Ez., Sohn Ferdinands

II.

1 1 5 , 147, 169, 184

Lepanto, Seesdll. v. (1571) 142, 145 f., 148— 1 5 1 , 154, 156, 177, 266

Labarum (Kaiserstandarte) 134, 140, 142, 1 6 j , 269. 355 Lactantius, Sdir. 346 Ladislaus v. Polen 73 Laibach (Ljubljana) 410 Lambeck (Lambecius), Peter, Sdir. 72, 330 Lamm (emblem.) 1 3 1 ; vgl. Agnus Dei Lamormaini, Wilhelm (Guillielmo de) S J , Sdir. 68, 80, 1 6 0 , 1 8 4

Landau, Belagerung v. 178, 188, 191 Landeskirdientum d. Habsburger 89 ff. Landhäuser = Landständehäuser 89 Landstände (Stände i. östr.) 88 f.; Landstände v. Niederöstr. 161, 185, 232; s. Karl VI., Erbhuldigung d. nö. Stände, u. Wien, Ritterakademie ( „ N ö Landsdiaftsakademie"); s. auch Monarchie, ständisch beschränkte Landvermessung 407 f. Lang, Franz Thaddäus, Goldschmied 118 Lanze 139 f., 312, 355, 407; Lanze als Schreibfeder 427; s. auch Kreuzlanze Latium 275, 295, 298, 337 f . Laudes (d. Kaiserkrönung) 108 Laurentius v. Brindisi, Feldprediger 130, 133, 160 Lausanne 129 Laxenburg, Franzensburg 62 (Statue Karls V I . v. M. B. Braun) Lazius, Wolf gang, Sdir. 257 Leibniz, Gottfried Wilhelm 26 f., 31, 33 f., 43, 203, 2 5 2

Leiden/Ndl. 76 Leopold III. d. Heilige v. östr. 1 3 , 40 f., 103, 119, 182, 1 8 4 — 1 8 7 , 401, 42J

Leopold V . d. Glorreiche, Hz. v. ö s t r . 269 f. Leopold I., Ks. 7—10, 26, 28, 30 f., 41, 48, 60 f . , 6 3 , 65 f . , 7 0 ff., 7 4 ff., 9 3 , 99, 1 0 2 — 1 0 7 , 1 1 0 f., 1 1 3 , 1 2 3 f., 1 3 2 f., 1 3 7 ff., 1 5 3 , 160,

Lequile, Didaco da, P. Sdir. 84, 123 Lex animata 86, 213 Liebe s. Amor (Beliebtheit) u. Caritas Liechtenstein, Ften v. 170 Anton Florian 30, 174 Karl Eusebius 39 Liegnitz, Ritterakademie 233, 405 Liga (Maximilians v. Bayern) 87, 96, 130, 143, 148 ff., 169; Heilige Liga 165 Liktoren 140; Liktorenbündel s. Fasces Lilie (audi franz. Wappenl.) 191 f., 197 f., 3 3 1 ; Lilienszepter 141 Lille 2J6 L i n z / O ö 138, 416, 419; Wollzeugfabrik 409 f. Lipsius, Justus, Sehr. 76 f., 79 f., 101 f., 1 1 2 , 213, 218, 3J4

Lissabon 46 f. Lobkowicz, Benigna Katharina v. 154 Eleonore Amalie v. 206 Wenzel Ferdinand v. 1 1 8 Löwe 94, 12J, 162, 167, 354; heraldische Bedeutungen 343; s. auch Hercules, Löwenfell Löwen/Belgien 7 1 , 79 f., 1 1 2 , 161 Lomazzo, Giovanni Paolo, Sehr. 65 Lombardei 30 London 50, 66, 299 Lorbeer 94, 2J6, 258 f., 265, 291, 29J, 317, 350, 3 5 2 , 3 6 7 f., 3 9 3 -kränz 117, 134 f., 139 f., 172, 213, 216, 226, 248, 2 5 5 , 2 6 9 , 2 9 2 f., 2 9 5 , 3 2 J , 3 2 9 , 3 3 9 , 3 5 6 , 359. 365—368, 381 f-. 392—394 -zweig 135, 151, 243, 325, 350 f., 355 Loreto/Italien, Marienwallfahrtsort (Casa Santa u. Loretokult) 87, 149, 153 ff., 158 (vgl. auch Nazareth); Lauretanisdie Litanei " 5 . 147 Lothringen 256 Lucanus, Marcus Annaeus, röm. Sdir. 406, 422 Ludwig Wilhelm v. Baden (Türkenlouis) 188

j8o

Register

Ludwig X I V . v. Frankreich 4, 8 f., 18, 26, 29, 33» 4 i . 44. 66, 70, 97 f., 132, 134, 143, 163, 175. 2 1 4 , 222, 228, 232, 238, 246, 249, 348, 362, 391, 424; Devise 226; Histoire métallique 33, 44 Ludwig I. v. Ungarn 160, 176 Lük, Norbert Wenzel de, Geometer u. MilitärA. 4 1 6 Lützen, Still, bei (1632) 157 Lukas, Ev. 122, 229; L. malt d. Madonna 20$ Luna, Christian, M. Z. 1 j 1 Lutheraner i$2, 398 Luxemburg 426 Luycken, Caspar, M. 1 1 3 Lyra 339 f., 360—363, 36J—368 Machiavellismus 79 Macrobius, Ambrosius Theodosius, Sehr. 75, 363 Madrid 29, 3 1 , 42, 99, 1 0 1 , 1 1 3 , 1 1 8 , 175, 344 Mähren 154, 40J, 416, 426 Mäßigkeit s. Temperantia Mäßigkeitsorden 183 Mäßigung s. Moderatio Magnanimitas (Großherzigkeit, Großmut), magnanimus 7 1 , 2 1 5 , 220, 222 f., 2 3 1 , 249 Magnificentia (Magnificence, Prächtigkeit), magnificus 2 2 1 , 306, 388, 401, 4 1 7 Mailand 29, 201, 203, 250, 405, 420 f., 423, 426; Pest 102, 203 Mainz 418 Majestas, Majestät (Pers.) 383, 406, 423 Malachias (Maleachi), Proph. 2 1 7 , 287 Mameluken i j j Manilius, Marcus, röm. Sehr. 260 ff. Manlius s. Mennel Manna 1 2 1 ; Manna-Urne d. Bundeslade 120 Mantua 426 Maratti, Carlo, M. 187 Mar(cus) Anton(ius), röm. Ks. 346 Mar(cus) Aurel(ius), röm. Ks. 277, 303, 308 (Reiterstandbild in Rom) March 408, 415 f . Marco d'Aviano, Feldprediger 130, 133, 168, 170 Margarete v. Österreich, Tochter Maximilians I. 120 Margaretha (Margaritha) Maria Theresia, span. Infantin, Gem. Leopolds I. 61, 3 1 3 , 3 3 1 , 348 Maria (Muttergottes) 3 1 , 53, 66, 79, 92, 96, 105 f., 130 f., 138, 1 4 1 ff., 183, 190, 194, 197 ff., 20$; Himmelfahrt 205; Krönung 144; M. Lichtmeß 144; Vermählung 1 9 1 , 194, 197 f.; M. lactans 172 Marienverehrung d. Habsburger, Pietas mariana 82, 87 f., 109, 1 1 4 , 124, 126, 130, 142— 182, 184, 186, 200, 205, 402; s. auch Pietas

eucharistico-mariana; Patronin Habsburgs 142 ff.; Lehnsnahme v. M. 163 f.; Generalissima d. Habsburger 142 ff., 163, 166, 168 f., 177, 179; Marienverlöbnis 163, 165 f. M. Auxilium, Auxiliatrix Christianorum (Maria-Hilf) 147, 1 6 8 — 1 7 1 Immaculata (I. conceptio, Unbefleckte Empfängnis) 102, 109, 1 1 8 , 1 4 2 — 1 4 7 , 159, 1 6 1 — 164, 166 ff., 1 7 1 ff., 177, 182, 1 9 1 , 236, 402 M. de Mercede 420 f. M. de Victoria (M. vom Siege) 96, 1 1 9 , 139, 146 f., 1 4 9 — 1 5 2 , 1 J 4 , 177, 425 Maria Himmelskönigin 162, 1 7 1 , 176 Maria Kaiserin, Königin des Reichs 164 f., 177 Marienkongregationen 149 f. M. als Patronin Bayerns (Patrona Boiariae) 150, 167; Marientaler 150 M. als Patronin Burgunds 264 Mondsichel-Madonna 145 f., 1 5 1 , 1 7 1 ; s. auch Mondsichel Schutzmantel- bzw. Rosenkranz-Madonna 144 s. auch Apokalyptisches Weib Maria Trost bei Graz 182, 402 Mariazell 1 5 8 — 1 6 1 , 165 f., 172, 176, 178, 180 f., 402 Gnadenbild 169, 1 7 5 ; Gnadenaltar 122, 159, 179,182 Hochaltar 104, 126, 159, 172, 178, 180, 193, 402 Maria v. Bayern, Mutter Ferdinands II. 149 Maria v. Burgund, Tochter Karls d. Kühnen 253. 378 Maria Anna v. östr., Gem. Max Emanuels v. Bayern 148 Maria Anna, Tochter Karls V I . 196 Maria Anna v. Spanien, Gem. Ferdinands III. 186 Maria Elisabeth, Schwester Karls V I . 170 Maria Magdalena, Schwester Karls V I . 196 Maria Theresia v. östr., Ks. 14 ff., 30, 43, 158, 196, 201, 207 Markus, E v . 125 Marlborough, Hz. v. 175 Maros (Fluß) 4 1 3 f. Mars 260, 325, 334 f., 343, 356, 382, 399, 401, 4 1 5 , 422, 427; s. auch Arte et Marte Martial(is), Marcus Valerius, röm. Sehr. 420, 422,425 Martineiii, Anton Erhard, A . 50, 423 f. Martinitz, Maximilian G f . v. 330 Martinswand b. Innsbruck (Maximilian I.) 1 1 7 Matielli (Mattielli), Lorenzo, B. 50, 1 8 1 Matthäus, E v . 125, 287 f. Matthias, Ks. 91, 160, 170, 185, 314, 320

Register Matthias (I.) Corvinus, K g . v. Ungarn 145 Mauerkrone s. Krone Max (II.) Emmanuel, K f . v. Bayern 165 Maxen tius 132 Maximian(us) 347, 368 Maximilian I., Ks. 4, 14 f., j6, 60, 67, 78, 90 ff., 106, 1 1 6 f., 1 2 0 , 1 2 4 f., 1 3 3 , 1 4 4 , 1 8 3 f., 240, 2 4 8 , 2 5 3 — 2 5 6 , 265 f . , 2 7 3 , 2 9 2 , 296 f . , 3 0 3 ,

306, 346 ff., 354, 362 f., 378; Devise 313 Maximilian II., Ks. 2 1 5 , 395; Devise 313 Maximilian III., Ez. 184 Maximilian, Ez., Sohn Maria Theresias 158 Maximilian I., K f . v. Bayern 143, 148 ff., 152 f. Mayr, Matthias, M. 130 f., 20j Medaillenkunst 32 ff., 43 f., $8, 67, 244 f., 36$ f-. 379 Medici 225 f.; Cosimo I. 370; Giuliano 225; Lorenzo (Ii Magnifico) 22 j Melk, Stift 1 3 , 4 1 , 1 1 8 ; Kaserne 425 Mennel (Manlius), Jakob, Sehr. 297 Mercy, Claude Florimond G f . v., Feldmarschall 414,418

Merkur 340 f., 361, 408 f. Merkurstab (Caduceus) 101, 135, 233, 265 f., 3 1 7 . 34°. 353. 409 Merowinger 74 Messe, Messopfer 112, 116, 123 Messias 264, 273 Meytens, Martin v., M. 25 j Michael, H l . 169, 399 Michelangelo 91 (Statue Julius II. i. Bologna) Militärgrenze 36, 308 Minerva (Pallas Athene) 41 f., 326, 339 f., 356, 382, 403, 4 0 7 — 4 1 0 , 423

Missionsauftrag 88, 90 Mitra 90, 138, 194; Mitra-Krone 90, 165 Mitrowitz, Franz Christoph Wratislaw G f . v. 35. 206 Johann Wenzel Wratislaw G f . v. 35 f., 206 Moderatio (Mäßigung) 135, 2 i j , 222, 303, 339, Modestia s. Bescheidenheit Mödling, Dreifaltigkeits-, Pestsäule 104 Mohammedaner 130, 344, 398, 422 Molinet, Jean, Sehr. 106 Monarchie, ständisch beschränkte 18, 23, 64; vgl. Landstände Mond 171, 357; Halbmond 13$ f., 138 f., 146; Mondsichel 118, 145 f., 150, 162, 172; s. Maria, Mondsichel-Madonna Monod, P. Sehr. 262 Monstranz 1 1 6 — 1 1 8 , 1 2 1 ; Sonnen-Monstranz n 8 f., 123; vgl. Eudiaristicus sol Montani-Reglini, Gabriele, A. 32 Montserrat, Marienwallfahrtsort, Gnadenbild

581

109, 14$, 166, 169, 175 f., 179 f.; vgl. Wien, Schwarzspanierkirche Moser, Joseph, Goldsdimied 118 f. Moses 102, 108, 123, 146 Mühlberg, Sehl, bei 130 Müller, Jakob, St. 350 München 126, 149, i j o ; Frauenk., Hochaltar ijo, 152, 162; Karmeliterkloster 152; Mariensäule ijo, 153, 1 6 1 f., 166 f.; Residenz i j o ; St. Peter, Marienbruderschaft 168 Munificentia s. Freigebigkeit Musen: Princeps Musagetes 58; s. Karl VI., Musagetes u. Vater der Musen; Hercules Musagetes u. Musarum; s. K l i o Musikinstrumente 366 f . ; s. Lyra u. Posaune Muskelpanzer 293, 327, 355, 365, 394

Nadasdy-Mausoleum (Buch über ungar. Herrscher) 314 Najaden, Nereiden 357 Naturrechtslehre J 7 Nazareth, Haus Mariens 149, 153, i j j Neapel 21 f., 42, 48, 278, 418, 421, 42J f . ; Kgr. Neapel 30, 278, 4 2 1 ; s. auch Sizilien, Kgr. Nebukadnezar 287 Neid (Pers.) 407 Neiner, Johann, Sehr. 194 Neptun 33J, 337, 343 Nero 74, 218, 4 1 2 ; Goldenes Haus d. Nero in Rom 309 f. Neuberger, Daniel, St. 348 Neuburger Vertrag 132 Neunkirchen/Oberschlesien, Mathem.-geom. Akademie 404 f. Neußer Krieg (1474/7J) 144 Newen, Johann Karl, Sehr. 407 Nicanor 1 J 7 Nidhard, Johannes Eberhard S J , Kard. 168 Niederlande 28, 35, 76; österr. Niederlande 227, 232, 2 5 1 , 341, 420 f., 426; Spanische Niederlande 77, 9J, i i j , 154, 203, 2jo, 2J3, 2 5 6

Nierenberg(ius), Eusebius S J , Sehr. 235 Nikolsburg, Casa Santa (Loretokap.) 1 J 4 Nikopolis, Niederlage d. Kreuzfahrerheeres (1396) 133» 137. 2 J 7 Nimbus, nimbiert 138, 141, 2J2, 300, 3 1 1 , 353, 355 Nördlingen, Schi, bei (1634) 124 Nothelfer, Vierzehn, Hll. 170, 183, 396, 401 f. Nürnberg 26, 68, 90, 124, 138, 249, 314 Karlsbrücke (heute ABC-Brücie) 26 Numismatik 32 f., 43 f., j8, 77, 244 Nussbaumer, Peter, Abgeordneter d. Kanton Zug 1 1 8

5»2

Register

Obelisk 94, 173 f., 272, 3 1 2 , 314, 316, 325, 349, 356, 39*—39 6 Oberägeri/Sdiweiz, Pfarrk., Kaisermonstranz Karls V I . 1 1 8 Oder 303, 408, 4 1 J f. Österreich: Pers. s. Austria; etymolog. Allegorese 84, 1 1 6 Heraldik: Bindensdiild 269 f., 3 2 1 , 382 f.; Fünfadlerwappen (Hzt. unter d. Enns) 330, 383; Lerchenfahne ( = Fünfadlerwappen) 269 f., 383 Innerösterreich 74, 156, 158, 166, 4 1 0 ; s. audi Steiermark Olive: Olivenbaum 350; Oliven-, Ölzweig 125, 135, 1 4 1 , 266, 293, 3 1 1 , 323, 336, 350, 356, 365 Olmütz 154, 169 Olymp 93, 333 Orakel (Delphisches) 277 Orientalische Compagnie 341, 409, 4 1 9 Orsova 395, 398, 421—424 Ospel, Anton, A . 421 Ostende 227, 426 Ostendische Compagnie 227, 341 f. Otranto 426 Otto I. d. Große, K s . 303 Otto v. Freising, Bisdiof, Sdir. 78 Ottokar II. (Premysl), K g . v. Böhmen 129 Ovid 339, 406 f.; Fasten 263; Metamorphosen 216, 274 Palästina 156 f., 269, 271 Paleotti, Gabriele, Erzbischof v. Bologna, Sdir. 59 f., 62, 87, 2 1 3 , 224 Palermo, Mariensäule vor S. Domenico 182, 402 Palladium (auch allg. als Schutzbild) 108, 1 1 7 , 142, 153, 1 7 1 , 229, 304, 332, 339 f . ; Pallas (Athene) s. Minerva Pallavicini, Hortensio S J , Sehr. 1 2 1 , 129 Pallium 137 Palme, Palmbaum 136, 350; Palmzweig 134, 1 5 1 , 192, 198, 204, 207, 258 f., 265, 3 1 7 , 325, 339. 351 f-. 35J f-. 362, 365 Palmsonntag 124 Paludamentum (Feldherrnmantel) 294 f., 327; Paludatus (in Kriegs-, Feldherrnkostüm) 293, 295 Pannonia (Pers.) 138; Pannonien s. Ungarn Papst, Päpste allg. 88, 91, 147, 164, 167 f.; päpstl. Stuhl 1 0 1 , 1 6 1 , 182, 187, 206, 236; Papsttum 287; Papst-Projekt Maximilians I. 91 f. Paquiers, Claude du, Porzellanherst. 227 Pariati, Pietro, Sdir. 344 Paris 42 f., 50, 66; Académie Royale des Me-

dailles et des Inscriptions 44, 262 ; Académie R . de Peinture et Sculpture 4 1 , 404; Hôtel des Invalides 232, 423 f.; Univ. 143, 186 Parma 30 f. Parnass 361 Parther 135 Passarowitz, Friede v. ( 1 7 1 8 ) 30, 66, 135 f., 150, 204, 2 1 5 , 222, 265, 341, 356, 414 Passau 169; Maria-Hilf ob Passau: Gnadenbild 169; Votivgaben Leopolds I. (u.a. Kaiserampel) 169 f. Passionswerkzeuge (Leidenswerkzeuge, Arma Christi) 268 Pater Patriae (Vater des Vaterlandes) 73, 186, 196, 204, 231 f., 243, 252, 276, 300, 306, 329, 350, 3 J 4 f., 362, 377, 381, 386, 388, 4 1 7 , 424 f. Paul V., Pp. 148, 185 Paulus, Hl. i j 2 Pazzi-Verschwörung 22 j Peisistratos (Pisistratus), Herrscher v. Athen 406 Perger, Ernst, Propst v. Stift Klosterneuburg 41 Perlas, Ramon de Vilana, Sekr. Karls V I . 173 Perseus 370 f. Persuasio $8 Pest (Seuche) 102, 107 f., 162, 246; Pers. 106, 162 f.; Pestepidemien s. Mailand u. Wien Pest (Budapest), Invalidenhospital 36 f., 50, 210, 232, 369 f., 396, 4 2 1 , 423 f. Peterborough, Lord 174 Peterwardein, Sdil. bei (1716) 30, 36, 134, 140, 142, 177, 264, 3 3 J Petrus, H l . 1 1 0 (Fußwaschung), 421 (als Patron d. österr. Ndl.); Cathedra Petri in Rom 1 1 8 Petrus Canisius S J 147 Pfalz-Neuburg, Karl Philipp v., u. Gem. Theresia Katharina 81 Franz Ludwig v., Fürstbisdi. v. Breslau, K f . von Trier 123 s. auch Eleonora Magdalena Theresia, Gem. Leopolds I. Pfeffel, Johann Andreas, St. 189 f., 192, 194 f., 305, 326, 381, 383 Philipp d. Gute, Hz. v. Burgund 255 ff., 264 f., 3 1 7 ; Devise 257 Philipp v. Mazedonien 290, 345 Philipp (I.) d. Schöne, K g . v. Spanien 106, 144 f., 253 f., 303, 370 Philipp II., K g . v. Spanien 1x7, 142, 266, 289, 3é9 f. Philipp III., K g . v. Spanien 147, 1 6 1 , 186 Philipp V., K g . v. Spanien (Philipp v. Anjou, span. Gegenkg. Karls VI.) 28, 3 1 , 70, 94, 97, 99 ff-. 173 f-> l 8 ° . " 2 > 253 f., 256, 284, 337, 359. 3 7 °

Register Philippsburg 426 Phönix 93, 252, 265, 293 f., 308, 310 f., 3 1 J ff., 332, 337. 355

Piacenza 30 Piaristen 169 Pietas, Frömmigkeit, P. Austriaca 24, F}, 60, 64 f r . , 7 1 f . , 7 4 ff., 7 8 — 8 3 , 85 f . , 88 f . , 9 9 f . , 1 0 2 ff., 1 0 7 f., m i . ,

i i 6, 1 1 9 , 1 3 2 , 1 3 5 f., 1 6 6 f., 1 6 9 f., 1 7 9 , 1 8 3 , 200 ff., 2 0 5 , 209 f., 2 1 2 ff., 2 1 8 , 2 2 3 , 2 3 0 f., 2 3 3 , 2 3 6 , 303 f., 306, 33°.

339.

363.

3 7 6 F-, 3 7 9 .

381,

387.

39°.

397 ff., 401 ff. 421, 423; s. auch Gottesfurcht; Pietas eucaristica 66, 84, 108, I N — 1 2 4 , 1 3 2 , 1 4 3 , 1 4 $ , 1 4 7 , 1 5 9 , 1 6 3 , 1 7 8 , 1 8 1 f., 1 9 7 , 257; P. eudiaristico-mariana 1 1 5 , 147, 161 Pietas publica 86, 89, 1 1 3 , 162, 209 f. Pietate et armis 6z Pius (als Epitheton) I I J , 243, 251, 306, 309, 350,383,407,413

Pirkheimer, Willibald, Sdir. 67 Pius V., Pp. 142, 146 Pizzigheto (Festigung b. Mailand) 426 Plato: Politeia, Nomoi 75, 212, 232 Platonische Staatsidee, Herrscherideal 19, 32, 58, 217, 232, 27$; s. audi Princeps philosophus Plessy, Claude le Fort du, Dekorateur 387 Plinius d. J . 314; Panegyrikus Plinii 77 Plutarch 371, 410 Polen 73 ; poln. Königswahl 30 Politia, bona (bonne police) 7 1 , 231, 388 Pollux s. Castor Polykrates (Ring d.) 290 Pomis, Pietro de, M. u. A. 3 1 3 Pommersfelden, Schloß 26, 46 Pomona 426 Pompeius, Cn. 299, 346 Porto Ré (Kraljevica, Jugoslawien) 328, 4 1 1 f. Portugal 26, 28, 47, 174, 299; portugiesischer Hof 4 6 f. Portumnus (Hafengottheit) 4 1 2 Posaune (Fanfare) 94, I J I , 3 1 1 , 318 f., 32J, 3 5 5 . 3^6 f., 3 7 8 , 3 8 1 , 3 8 4 , 4 2 0 Potentia 77, 8 j , 262; Omnipotentia (Gotti. Allmacht) 167 Prag 29, 103, 170, 207, 416, 426; Prager Blutgericht (1621) 153, 158, 160 Burg 6z; Karlsbrücke, Nepomukstatue 206; Loreto 154; Loreto(Diamanten-)Monstranz 1 1 8 ; Mariensäule auf d. Altstädter Ring 1 J 3 ; St. Maria de Victoria 152; St. Veit: Nepomukgrabmal 100, 119, 197, 205 ff., 403; Reliefs im Chor 1 5 1 , 207; Votivbild Ferdinands II. 130 f., 153, 205; Wenzelskrone 185; Teynkirche 1 5 2 ; Univ. 250 f. Prag-Karolinental, Invalidenhospital 36, 210,

583

232, 424 Schloß Troja, Festsaal 1 1 3 Pragmatische Sanktion 30, 390 Prandtauer, Jakob, A . 41 Prati, Fortunato, A. 424 Prenner (Brenner), Anton Joseph (v.), M. St. 388, 392

Prenner, Franz v. 388 Preßburg (Bratislava) 29, 68, 271, 298, 416; Dom St. Martin, Grabmal Sachsen-Zeitz 201, 400; Königl. Burg, ehem. Gem.-Zyklus f. Ferdinand II. 68, 110, 1 3 1 , 200 Princeps in compendio (habsburg. Regentenspiegel) 17, 68—73, 7 6 . 79. 81, 84 fr., 88, 90, 106, 1 0 9 , 1 6 1 , 1 7 7 , 2 0 4 , 2 1 2 ff., 2 1 9 , 2 2 3 f., 2 2 6 , 2 3 1 , 2 7 7 , 3 $ 4 , 3 7 7 , 388 f., 398 Princeps Musagetes $8; s. Karl V I . u. Hercules Princeps philosophus 32 f., 58, 217 f., 232, 27$, 364. 3 7 7

Privilegium majus 18 j Probitas 76 Profectio 294 Prokop, griech. Sehr. 391 f., 401 Protestanten 84, 87, 112, 142, 145 ff., I J I , 154, 156 f., 162, 168, 175; protestant. Opposition i. ö s t r . 1 3 1 , 193; protestant. Opposition im Reich 127, 130, 148, 238 Proverbia (Sprüche Salomons), V I I I , 15: 71, 83 f., 161, 177, 312; sonstige Zitate 86, 390 Providentia 233, 306, 312, 322, 331, 339, 363, 3 8 1 f., 390, 3 9 7 , 400, 408, 4 1 2 , 4 1 $ , 4 1 7 ; s. auch Vorsehung u. Fürsorge Prozession 115 ff., 1 3 1 , 136, 14$, IJ2, 171, 206 Prudentia 71, 75, 215, 233, 252, 322, 331, 378, 381 f., 406; s. auch Weisheit Prunner, Johann Michael, A. 409 Psalmen, Zitate 162, 202, 215, 3 1 7 Ptolemäus, Herrscher v. Alexandria 406 Pyramide 93, 108, 120 ff., 173 f., 313, 316 f., 3 3 1 . 396 Pythisdie Schlange (Pythonschlange) 350, 359; s. auch Apollo Pythius Quadriga 135, 360, 407; s. auch Triumphwagen

Rad (symb.) 293, 410 Ragusa, Gianbattista, B. 402 Raitzen 419 Ramillies, Schi, bei 175 Rastatt, Friede v. 29, 136, 179, 2 I J , 246, 250 f., 298. 3 1 5 . 339. 3 4 I . 3 J 2

Ravenna 406 Redemptoristen 418 Reformation 128, 148, IJ9

5»4

Register

Regensburg, Belagerung (1634) 1 1 4 f.; Reichstage 116, 14j, 164 f. Regierung als Last (Onus) 77, 126, 332, 369; als Munus 77, 8 j Regiment, Gutes 57, 213, 234, 238, 389 Reich (Deutsches) 1, 3 f., 7, 26, 46, 73, 144, 203, 220

H l . Römisches Reidi/Sacrum Imperium Romanum 60, 78, 83, 92, 125, 127, 287 f. Reichsapfel 62, 95, 267, 307, 312, 331, 353, 381

Reichsfürsten 1, 26, 164; protestant. Reidisfürsten 130 Reichsgebiet 4, 2$, 88, 91, 182, 2 j 2 , 424 Reichsinsignien 320; Reichskleinodien in Nürnberg 26, 124 Reichskreuz 124, 128 Reichskrone (dt. Kaiserkrone) 62, 7 j f., 83, 85, 90, 109, 1 3 0 , 1 5 3 , 1 7 7 , 185, 2 1 3 , 350

Reichsmitglieder 2; Reichsverband 4, 8 Reichsschwert 85, 109 Reichsstände 2, 26, 46, 74, 221, 237 Reichsstil 1 Reinheit, Puritas (Pers.) 190 f., 193 Reiterbildnis, Reiterstandbild 60 ff., 193; s. auch Karl VI. Religion, Religio, Glaube 60, 67, 79 ff., 87, 89, 99 f., 1 0 2 f., 106, 1 2 3 , 1 3 J , 1 4 7 , 1 6 3 , 166, 200, 2 1 3 , 2 1 8 , 224 f., 230, 264, 269, 287, 3J6, 377, 390, 398, 400, 426; s. auch Fides Reputation (Reputazione, Renommee) 57, $9, 65, 219 f., 224; Auctoritas (Autorität, Ansehen) 71 Rhein 303 Ricci, Sebastiano, M. 205 Richard Löwenherz, Kg. v. England 270 Richter, Benedikt, Medailleur 41 Riegersburg, Schloß 369 Rinck, Gottlieb Eucharius, Sehr., Biographie Josephs I. 10, 80 f., 1 1 3 , 178, 189; Biogr. Leopolds I. 66, 72, 83, 163, 178 Rio de la Plata 303 Ritterorden s. Georgs-Ritterorden u. Goldenes Vlies Rom 48, 50, 73, 249, 2 5 1 , 292, 3 0 1 , 304, 309, 346 f., 3 8 1 Roma (Pers.) 301; röm. Caesaren u. Kaiser s. Caesaren, Kaiser Rom-Idee 297 f., 305 f., 310, 336; s. auch Wien als N o v a Roma Antoninus Pius-Säule 309, 314 Curia (Julia) 7 j , 212, 302, 342 Forum Romanum 307 Konstantinsbogen 308 Macellum 193 Marc Aurel-Reiterstandbild 308

Neros Goldenes Haus 309 f. Palatin 306 Senat, röm. 7$, 276 Trajansforum 309, 329, 400; Trajanssäule 309, 3 1 4 f., 329 Vatikanischer Obelisk 312 ff. S. Lorenzo in Damaso 3 1 3 ; Sta. Maria della Vittoria 152; St. Peter 95, 309; Baldachinaltar Berninis 192; Cathedra Petri 118 Römertum, römisch (neurömisch) 61 f., 76 f., 291 ff., 309; 4 la Romaine 61 f. Roi-Soleil 9, 13, 29, 97 f., 348, 362 Romulus 334; Romulus u. Remus 283, 301 f.; vgl. Wölfin, Römische Rosalia, Hl. 421 (als Patronin d. Kgr. Sizilien) Rosenkranzbruderschaft 144; -Gebet 124, 142, 146, i j 6 ; -Madonna 144 Roßballett 61 Rotenturmpaß (Siebenbürgen) 412, 414 Rottmayr, Johann Michael, M. 46, 50, 204, 284 Rousseau, Jean Jacques 22$, 228 Rubens, Peter Paul 137 Ruder (Steuerruder) 359; Steuerruder d. Fortuna u. Staatsruder 233, 293, 336, 363 Rudolf I. v. Habsburg 66, 8o, 82 ff., 91, 108 ff., 128 ff., 1 3 2 , 1 3 7 , 143, 182, 2 3 6 f., 303, 307 Eucharistiebegegnung Rudolfs 83, 109, 1 1 1 — 114, 1 1 6 , 155

„rudolfinische" Euchariestieverehrungen d. Habsburger 112—114, 124, 178 rudolfinische „Regierungserklärung" s. Kreuz als Szepter Rudolf II., Ks. 90, 160, 226, 260 f., 314, 39$ „rudolfinische Krone" s. Krone, Kaiserkrone d. Habsburger Rudolf IV. d. Stifter, H z . v. ö s t r . 105, 185 Rudolph, Conrad, A. u. B. 31 Rudolstadt 43 Ruhm (Gloria) 66 f., 94, 3 1 1 , 314, 322, 332, 352> 355. 378» 381, 393. 4°7» 423; Nachruhm 391; vgl. Fama Rumänien 61 Rummel, Franz Ferdinand v., Bischof v. Wien 178

Rußland 30

Saba, Königin v. 288 f. Sachsen-Zeitz, Christian August H z . v., Kard. Fürstprimas v. Ungarn 201 Säule (allg. als Attribut) 321, 349, 3 5 1 ; sonst bei Constantia (-Darst.) Säulenpaar (Doppelsäule, emblem.) 62, 64 f., 102, 203, 2 1 2 , 248, 252, 282, 286, 289, 299, 3 1 5 , 320 f., 323, 3 3 1 , 3 5 2 — 3 5 5 . 368, 3 7 6 ;

s. auch Karl V., Devise bzw. Doppelsäulen-

Register Emblem; Karl VI., 2. Devise; Hercules, Säulen Sakramente, Sieben 136 Sakramentsverehrung s. Eucharistieverehrung Salm, Johann Wenzel, G f . 182 Salm-Neuburg, K a r l Theodor Ft. zu 80, 178 Salomon 49, 71, 7$, 83—86, 161, 177, 213 f., 239, 273, 276, 278, 2 8 1 — 2 8 6 ,

288 f . ,

295,

390; Salomonischer Tempel (sachl. u. ideolog.) 49, 279, 281 f., 28J f., 289; Urteil Salomons 284 f . ; s. auch Proverbia (Sprüche Salomons) Salus 71, 124, 134, 4 1 7 ; s. auch Staatswohl (Salus publica) Salzburg 43, 410 (Gebiet); Franziskanerkirche, Hochaltar 192 f. Sandrart, Joachim v., M. u. Sehr. 58 Sangallo, Giuliano da, A. 312 St. Blasien 143 St. Florian, Stift 134 St. Gotthard (Ungarn), Schi, bei 160, 165 St. Pölten, Kirche d. Englischen Fräulein 180 Saragossa, Schi, bei (1710) 29, 99, 142, 244, 298,335,368

Saturn 275; Saturnia aetas (regna aurea) 295, 307, 337 f . ; s. auch Aetas aurea Save (Sau, Sava) 303, 4 1 1 , 416, 422; Pers. 142 Schafstall-Gleichnis (Hirtenamt d. Herrschers) 90, 204, 2 2 4

Schaubrote 1 2 1 Scheiterhaufen (Rogus, Pyrus) 93, 312, 316 Schiff (symbol.) 293 Schild (symbol.) 216; s. auch Clipeus Schlange 118, 139, 145 f., 159, 162 f., 167, 233, 3'3.377 Schlangenring (Ewigkeitssymbol) 302, 307, 322,384

Schlangenstab s. Merkurstab Schlangenszepter 233, 377; s. auch Weisheitsspiegel s. auch Eherne Schlange u. Pythisdie Schlange Schlesien (Herzogtum) 233, 405, 415, 426 Schmalkaldischer Krieg (1546/47) 130; s. Mühlberg, Schi, bei Schmausen, Johann Jakob, Sehr. 172 Schmutzer, Andreas u. Joseph, St. 394 Schnabel, Friedrich, Z. 172 Schönborn, Gfen. v. 34, 38 f., 46, 391 Friedrich K a r l v., Reichsvizekanzler 46, 73, 406

Lothar Franz v., Reichserzkanzler u. K f . v. Mainz 26, 29, 46, 73, 109 Schönbrunn s. Wien Schönleben, Johann Ludwig, Sehr. 102, 115, 129, 143, 145, 147, 177

Scholastik, scholastisch (Neu-) 89, 22J, 233

Schoppe (Schoppius), Caspar (Gaspar), Sehr. 88 Schuppen, Jakob van, M. 41 f., 20j, 404 Schwarzburg-Sondershausen, Christoph Wilhelm Ft. v. 43 Schwarzenberg, Adam Franz Ft. zu 206, 210, 424

Schweickart (Suicardus) v. Kronberg, Johann, K f . v. Mainz u. Reichserzkanzler 164 Schweiz 118 f. Schwert 9$, 131, 135, 139, 151, 167, 2 1 1 , 213, 248, 2 5 2 , 2 7 0 , 302, 3 1 1 , 3 1 3 , 3 1 $ , 3 1 7 , 3 1 9 , 3 2 2 , 3 2 4 , 3 2 7 , 3 4 2 , 3 5 0 , 3 5 2 — 3 5 5 , 366, 369,

383.427 Schwert- bzw. Degenspende 160, 176 Feld-Degen (Parazonium) 322 f., 35 j Scipio Africanus 346 Sclavonien 303, 400 Securitas (Sicherheit) 77, 137, 293, 307, 357, 365> 3 s 3> 4°4. 416 Sedelmayr, Jeremias Jakob, St. 208, 322, 407 Seefeld (Tirol), Hostienwunder 120 Seitenstetten, Stift 177 (Votivbild) Sella curulis 393, 395 Semmering, Straßendenkmal f. Karl V I . 197, 2 3 2 , 3 1 1 , 3 2 8 ff., 3 7 8 , 4 1 0 f. Seneca 74, 77, 218 Senigallia (Herzogtum Urbino) 409 Septimius Severus, röm. Ks. 303 Serbien 30, 303, 397, 400, 408, 413, 423 Serviten 170 Sibylle 277; Tiburtinische S. 229, 27$ Siebenbürgen 35, 61, 308, 397, 399 f., 412 ff., 423 f.; einzelne Orte 399 f . ; s. auch Dazien u. Transsilvanien Sieg s. Victoria; Clipeus victor; Sol victor Sigismund v. Luxemburg, Ks. 26 Sigismund II. August, K g . v. Polen 313 Simeon 229 f. Sinzendorf, Philipp Ludwig G f . v., Obersthofkanzler Karls V I . 387 Sixtus IV., Pp. 144 Sixtus V., Pp. 148, 312 Sizilien 12, 277, 425 f.; Kgr. S. 30, 182, 266, 278, 288, 402, 420 f . ; s. auch Kgr. Neapel Skreta, Karl, M. 204 Slowenien 419, 424 Smyrna 413 Solimena, Francesco, M. 42 Sondershausen s. Schwarzburg-S. Sonne (Sol) 9, 83, 97 f., 105, 116, 126, 139, 14J, 1 7 1 , 1 7 4 , 2 1 5 ff., 3 1 1 , 3 1 3 , 3 1 6 f., 3 3 9 , 3 J 3 , 3 5 8 — 3 6 3 , 366, 3 7 6 , 4 0 1

Eucharisticus sol 116 ff., 123 Sonnenfinsternis s. Barcelona Sonnengesicht 116, 125, 360 f., 366

Register

586

Sonnenglorie 122 f., 12J, 147, I J I , 314, 349, 353 Sonnengott 9, 10$, 349, 363 Sol justitiae, sol mundi 105, 116, 125 f., 213, 2I7.3V Sonnenkönig s. Roi-Soleil Sonnen-Monstranz 118 f., 123 Sol victor i i 6 , 125 Sonnenwagen 9, 360 f., 407 Sonntagberg, Wallfahrtsort, Gnadenbild 107 Spanien 28 f., 32 f., 139, 147, 168, 217, 292 f., 296, 299, 346

Span. Bourbonen s. Frankreich u. Philipp V. (v. Anjou) Span. Erbfolgekrieg 10 ff., 2$, 28 ff., 35, 95, 9 7 , 9 9 ff., 1 3 6 , 1 4 2 , 1 7 9 f., 2 0 6 , 2 1 J , 2 4 3 f., 2 5 2 ff., 2 J 6 , 2 6 4 , 2 7 2 , 2 7 8 , 2 8 0 f., 2 9 0 , 2 9 9 , 33i. 337. 344. 357. 359. 365. 367. 420 fHercules Hispanicus s. Hercules Span. K g r . (Monarchie) 88, 94, 97, 99 f., 128, 1 7 2 , 1 7 4 , 2 0 3 , 2 3 8 , 2 4 4 f., 2 j o f., 2 5 3 f., 2 $ 6 , 264, 272, 278, 303, 348, 365, 420 f.; s. auch K a r l VI. u. Spanien Span. Krone (gegenständl.) 94 Span. Landesheilige 187; s. audi J a k o b v. Compostela Span. Linie d. Habsburger 13, 28, 76, 144, 180, 186, 202, 256, 370

Wappenzeichen 94, 271 f.; s. auch Kreuz, Span. Doppelkreuz Sperling, Hieronymus, St. 305, 381 Spes (Hoffnung) 75, 157, 301 f.; Pers. 139 Sphaira s. Weltkugel Spica (Sternbild) s. Sterne Splendor 2 2 1 ; s. auch Magnificentia (regia) Sporenspende 160 Sprenger, Theodor, Sehr. 87, 158 Staatsräson 56 f., 89 Staatsruder s. Ruder Staatswohl (Salus publica, allg., öffentl. Wohl, Gemeinwohl u. ä.) 57, 63, 65, 70, 73, 86, 1 0 2 f., 108, 140, 200, 2 0 2 ff., 2 1 3 , 304, 322, 328, 338 386—390,

392,

fr.,

223—233,

345, 3J7, 377

396 f.,

399,

404 f.,

fr.,

411,415,423

Stegner, Matthäus, Goldschmied 118 Steidl, Melchior, M. 1 1 3

132, 149, 166, 202

Steill, Friedrich, Sehr. 172, 200 Steinl, Matthias, A. u. B. 60 f., 116, 185 Steinville, Stephan Gf. v., General 399, 412, 414

Stephan v. Ungarn, H l . 82, 171, 178, 425 Stephanskrone 138 Sterne 145, 163, 301, 313, 322, 353 Sternbilder, Tierkreiszeichen 216 f., 338 f., 357 ff., 362 f.; vgl. audi Zodiakus einzelne: Castor u. Pollux 301 (vgl. audi Castor); Fische 363; Jungfrau (u. Spica) 216 f., 262, 274 f., 363; Krebs 363; Löwe 217, 363; Schütze 217, 363; Skorpion 217, 363; Steinbock 260 f., 263, 363; Stier 357, 363; Waage 216 ff., 363, 394; Wassermann 363; Widder 260—263, 363; Zwillinge 363 Sternkreuzorden 124, 126, 133 Stettin 43 Stilidio 406 Stockerau 104 (Dreifaltigkeits-, Pestsäule), 425 (Kaserne) Stockholm 43 Stoizismus (Neo-, Stoiker) 76 f., 215, 223, 354 Strakonitz, Gnadenbild aus 130, I J I f. Straßburg 169 Straßenbau 410 ff.; s. auch Semmeringdenkmal Strudel, Dominikus, A. 30; Paul, M. 30; Peter, B. 3°. 325 Stuhlweißenburg (Szekesfehervdr), Sehl, bei 130, 160, 4 2 4

Suarez, Franz (Francisco) S J , Sehr. J7 Sueton 260 ff., 292, 302, 310, 312, 342 Szegedin 399, 413, 424 Szepter 62, 95, 109 f., 1 3 1 , 135, 139, 1 5 0 ff., 1 6 2 , 1 7 2 , 2 0 7 , 2 1 3 , 2 3 3 , 2 J 2 ,

141, 268,

3 0 2 , 3 1 1 , 3 1 3 , 3 1 5 , 3 1 7 , 3 1 9 , 3 2 2 fr., 33 1 . 342, 353 ff-. 369. 377. 381. 3^3. 4 ° 7 \ s. auch Kreuz als Szepter; Lilienszepter 1 4 1 ; Schlangenszepter s. Schlange 270,

383,

409 f.,

f., 4 1 7 fr. als publicum commodum 60, 73, 77, 218, 2 3 1 . 377. 392. 4 i o Stab, geflügelt mit Händen 322; s. auch Äskulapstab, Kommandostab u. Merkurstab Stände s. Landstände; Reichsstände; Monarchie, ständisch beschränkte Standhaftigkeit s. Constantia Statius, Publius Papinius, röm. Sehr. 398, 403, 412

Steiermark 87, 159, 166, 328, 409, 410 Steirisdie (innerösterr.) Linie d. Habsburger

Tajo 302; Pers. 139 Tarragona, Amphitheater u. Scipionengrabmal 32 Tellus (Erde, Pers.) 369 Temesvar (Ort u. Comitat, T. Banat) 30, 3 9 7 fr., 4 0 8 , 4 1 3 f., 4 1 7 f., 4 2 1 f., 4 2 4 , 4 2 6 ; einzelne Orte d. Comitats T. (Kolonien) 398 f.; Eroberung v. T . 137, 142, 177, 264, 335; Fabriken i. T. 413 Temperantia (Mäßigkeit) 7 J , 2 I J , 218, 222; Mäßigkeitsorden 183 Tersatto bei Fiume (Rijeka) 1 j j f. Tesauro, Emanuele, Sehr. 262

Register Testament, Altes u. Neues (Pers.) 123 Thaumaturgie (Heil- u. Wunderkraft d. K ö nige) 87, 1 0 1 ff. Theiß 36, 413 f. Thelot, Johann Anton, Z. 305, 381 Theokratie 64, 126, 163 f., 183, 213, 225, 281 Theresia v. A v i l a 186, 425 Thomas v. Aquin 84, 212, 224 f. Thomas v. Kempen 127 Thron (Gottes, Königsthron) 84, 95, m , 142, 183, 216, 248, 301; s. audi Etimasie; Thronhimmel s. Baldachin Tiara 142, 165 Tiber 302 Tiberius, röm. Ks. 327, 406 Timok 413 Tirol 410, 416 Titus, röm. Ks. 260 f., 293, 303, 3 1 1 , 363 Tobias 191 Todtmoos (Vorder-T., Schwarzwald), Marienwallfahrtsort 143 Toga (als Friedenskleid) 138, 294 f.; s. Frieden (Friedenskleid) Togatus (im Friedenskostüm) 136, 140, 216, 255, 293, 29$, 303; vgl. Paludamentum (Paludatus) Toledo 145 Toskana 30 Trajan, röm. Ks. 252, 277, 302 f., 307, 312, 314, 346, 358, 396, 406, 410 ff., 4 1 5 ; Trajansforum u. Trajanssäule s. Rom Trajanisdie Säule (Typus d. trajanisch-antoninisdien Triumphsäule) 45, 204, 2J2, 282, 309, 314, 316, 330, 349; s. audi Triumphsäule Transsilvanien s. Dazien u. Siebenbürgen Trauergerüste (Castra doloris) 2 2 , 4 3 f., 92, 158, 3 1 2 ff., 3 1 7 ; s. audi bei Joseph I. u. Karl V I . u. Wien, Augustinerkirche Trautson, Paul Sixtus G f . v. 330 Tridentinum 1 1 2 Trier 418 Triest 409, 413, 416, 426 Trinität s. Dreifaltigkeit Trinitarierorden („Weißspanier") 169, 400 Triumph 135 ; Triumphator 293 Triumphbogen, -pforte, -tor 22, 61 f., 141, 306 ff., 3 2 5 f., 3 3 5 , 3 3 7 , 3 5 9 , 366, 3 8 3 , 4 1 6 ; s. auch Hildebrandt, J . L. v., Triumphtor f. K a r l V I . (Wien, Hofburg), u. Fischer v. Erlach, J . B. Triumphsäule (trajanisch-antonische) 204, 310, 314, 318; s. audi Trajan, trajanische Säule Triumphwagen 93, 135, 360 f . ; s. auch Quadriga

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Troger Paul, M. 33, 218, 407 Troja 108, 229, 304, 339 f., 422 Türken 7 ff., 12, 26, 30, 62, 66, 127, 133, 135, 142 f., 146, 149, 1 5 4 — 1 5 7 , 168, 1 7 5 , 2 5 6 — 2 5 9 , 264 ff., 308, 3 1 7 , 3 2 6 , 3 4 4 , 350, 390, 3 9 5 ,

398, 401, 413, 418, 422 f.; s. audi Islam, Mohammedaner Türkenkrieg 30, 88 f., 95, 1 1 3 , 120, 127 f., 1 3 0 . 1 3 3 — 1 3 9 . 1 4 2 . i45> 1 5 ° . 1 5 7 . 160, 1 6 5 , 1 6 8 — 1 7 2 , 1 7 7 , 2 1 5 , 2 2 2 , 2 4 2 , 2 5 0 , 2 5 8 , 260, 264 ff., 2 7 0 ff., 290, 3 3 5 , 3 4 1 , 3 5 0 , 3 5 6 — 3 6 0 ,

365, 380, 391, 409; türkische Waffen, Waffenbeute, Feldzeichen 134, 139, 265, 272, 350, 358 f., 422 f . ; s. audi Mond (Halbmond) Tugend (-ideal, -ideologie, -kanon, -Stammbaum) 5 j ff., 212, 233 f., 240 ff., 274 ff., 303; s. auch Virtus die drei christl. Tugenden 139 die vier Kardinaltugenden 212, 218 Tunis 128; s. auch Karl V., Tunis-Feldzug Turm (herald, f. Spanien) 271 f.; s. auch David, Turm Davids, u. Elfenbeinerner Turm Ungarn 9, 26, 29, 95, 136 ff., 140, 142, 170, 252, 3 3 1 , 3 5 0 , 408, 4 1 1 , 4 1 3 , 4 1 7 , 4 2 4 , 4 2 6

Pers. 140, 142, 397 ungar. Monarchie 8, 36, 57, 82, 88, 120, 145, 160, 1 6 2 , 1 6 4 , 1 7 1 , 1 7 8 , 2 1 0 , 2 3 7 , 2 4 7 , 2 5 1 f., 2 7 0 f., 3 0 3 , 3 1 4 , 3 3 8 , 398, 400 Wappen v. Alt- u. Neu-Ungarn 137, 140, 252, 397; s. auch Kreuz, ungar. Doppelkreuz s. audi Karl VI., Krönung z. K g . v. Ungarn Union (Friedrichs I V . v. d. Pfalz) 130, 148, 151 Unsterblichkeit s. Aeternitas (Augusti) Unwissenheit (Pers.) 407 Uppsala (Upsala) 43 Urania 407 f. Urban IV., Pp. 83, 116 f. Urban V I I I . , Pp. 154, 156, 164 Utilité 388 Vaccaro, Andrea, M. 31 Vâh (Fluß) 416 Valencia 29; Manifest v. V . Karls V I . (1706) 100

Valerius Flaccus, röm. Sehr. 408, 425 Valerius (Maximus?), röm. Sehr. 302, 342 Valladores de Sotomayor, Sehr. 100 Varro, Marcus Terentius, röm. Sehr. 338 Venedig 30, 57, 258 Vergil 62, 229, 255, 272, 276, 294, 298, 302, 3°7i 33 1 » 352> 3Ô2> 4°6. 4 " . 413 f-> 4*3! 4. Ekloge 362 Vermeyen, J a n Cornelisz, M. 245 Vernulaeus, Nikolaus, Sehr. 80, 112, 123, 128, 130

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Register

Verospi, päpstl. Legat 87 Versailles 1 3 ; Sdiönbrunn als habsburg. V. 9 Verschwiegenheit (Pers.) 2 1 1 Vespasian(us), Flavius, röm. Ks. 303, 400 Vestalin 229, 304, 339, 363 Victoria 134, 139 f., 325, 335, 350 Vierzigstündiges Gebet 1 1 6 , 1 1 8 Villaviciosa, Schi, bei (1710) 29 Virtus (Begriff u. Darst.) 135, 2 2 1 , 236, 252, 303 f., 306, 319, 339, 344, 346, 354 f., 363 ff., 412,415 Volkssouveränität 57 Vorsehung, Göttliche (auch als Providentia divina) 77, 95—99, 1 3 1 , 167, 191 f., 200 Vos, Jodokus de, Gobelinweber 245 Waage (symbol., emblem.) 76, 135, 2 1 3 , 216 f., 248, 382; s. auch bei Sternbilder Wagenfels, Johann Jakob Wagner v., Sdir. 2, 7. 17». Walachei, österr. 30, 395, 397, 408, 4 1 1 — 4 1 5 , 424; Walachen, Unierte 400 Waldstein, Franz G f . v. 330; Maria Elisabeth v. 206 Wallfahrten 165 f., 169, 172, 179 Wartenberg, Familie 216 Weigel, Christoph, St. 1 1 3 Weisheit (Sapientia) 86, 104 f., 167, 2 1 1 , 2 1 3 ff., 232, 249, 284 f., 288 f., 303, 322, 339 f., 364, 377 f., 381 f., 390 Weisheitsspiegel 32 f., 377, 406 s. auch Prudentia Weiss, Matthias Anton, A. 32, 4 1 1 Weißer Berg (bei Prag; Wallfahrtsort u. Schlacht 1620) 87, 96, 1 1 7 , 1 1 9 , 127, 130 f., 148—154, 157 f., 164, 169, 186, 236 Weltalter 274 Weltkugel (Erdball, Erdkugel, Globus, Himmelskugel, Sphaira) 95, 105, 1 1 8 , 136, 139 f., 14$, 159, 172, 2 1 7 , 229, 248 f., 252, 260 ff., 270 f., 293 f., 304, 307, 3 1 0 — 3 1 5 , 3 1 7 — 3 2 7 , 329—332, 336, 349, 353, 355, 360, 363, 367— 37°. 392> 394 Weltkugel, von Wolken umgeben, s. Karl VI., Symbolum proprium Weltreiche, Vier 287 f., 349 Weltwunder, Sieben 414 Wenighofer, Johann Franz, Bürgerm. v. Wien 235 ff. Wenzel, Hl., Hz. v. Böhmen 82 Wenzel IV., Kg. v. Böhmen 207 Wenzelskrone 185 Westfälischer Friede 4, 7, 292 Wetzlar, Reichskammergericht 248 Widder s. Sternbilder; Widderfell 2 1 7 , 255; s. auch Goldenes Vlies

Widerstandsredit (Jus resistendi) 57 Wien 2, 8 f., 13, 25, 29, 31 f., 42 f., 48 ff., 63, 68, 73, 87, 1 1 8 , 163, 170 f., 210, 235, 306, 381 ff., 416, 419 f., 426 Pers. 361, 382, 384; Wappen 382, 384 Pestepidemien, 1679: 8, 60, 63, 102 f., 185, 4 0 1 ; 1 7 1 3 : 64 f., 102, 104, 107, 201, 203 f., 290, 402 Türkenbelagerungen, 1529: 138; 1683: 130, 138, 168, 1 7 1 , 178, 185, 350,401 Friede v. Wien (1735) 30 Wiener Vertrag (1725) 180, 254 Wien als N o v a Roma 298, 300 f., 305 ff., 310, 354, 4 0 1 ; s. auch Rom, Rom-Idee Akademien u. ä.: H o f - (kaiserl. Kunst-) Akademie 12, 41 f., 205, 403 f., 407; Preisverteilungen, Wettbewerbe 41 f., 367, 407; Preismedaille 407; Festreden („Hercules-Reden") 367 Ingenieurakademie 403 f., 405 Niederösterr. Landschaftsakademie (A. d. nö. Landstände; Ritterakademie) 232 f., 327, 405 Rhetorenakademie 386 Akademie d. Wissenschaften 27, 31 Universität 144, 161 f., 297, 386 Denkmäler: Dreifaltigkeits-, Pestsäule am Graben 8, 60, 63, 6 j f., 96, 103—108, 173 f., 187, 201, 223; seid. Brunnen der Hll. Joseph u. Leopold 187 Josephssäule a. d. Hohen Markt 37, 63, 66, 107, 1 1 9 , 178, 187—200, 205, 208, 210, 377, 384, 401 f., 4 1 7 Mariensäule Am Hof 8, 63, 66, 107, 109, 148, 153, 161 — 1 6 7 , 1 7 1 , 174, 187, 4 1 7 Wiener Hof (Kaiserhof — Einrichtungen u. Objekte, Hofburgkomplex) allg. 1 f., 4, 25 ff., 60, 207 profane Festveranstaltungen 61, 274, 294 religiöse Hoffesttage 124, 1 3 1 , 152, 162, 168, I ¡71, 7i Hofreisen 207; Hofkapelle u. Kammermusik 3 5 ; Künstlergehälter 3 5 Hofbauamt 10 ff., 39 ff., jo, 199, 305, 385 Hofburg 13, 91, 124 (Brand 1668) N o v a Roma-Idee d. Hofburg als Palatium 306 f. Gesandtentreppe 91 Gobelinserien 137 Hofburgkapelle 105, 124, 183 Leopoldinischer Trakt 8, 334, 339; Kammerkapelle d. hl. Joseph 187 Medaillenkabinett u. Antikensammlung 45, 365, 379, 406; s. auch Karl VI., Numophylacium („Spanisches Münzkabinett") Geistl. u. Weltl. Schatzkammer 60 f., 90 f., 139; s. auch Karl VI., Pacificale

Register Residenzbau, N e u b a u der H o f b u r g i o , 12 f., 248, 318, 334 ff., 343, 3J9, 366 Michaeiertrakt 16, 1 4 1 , 325 ff., 266; T r i umphtor f. K a r l V I . z u m K o h l m a r k t s. Hildebrandt H o f b i b l i o t h e k 8, 14, 3 6 — 4 0 , 46, 58, 60, 126, 208, 232, 27J, 280, 289, 296, 318, 322 ff., 340, 360 ff., 364 f., 366, 368, 370 f., 377 f., 384, 389 f., 406 f . ; Fassadeninschrift 60, 73, 231, 300, 324, 377, 392; K u p p e l f r e s k o 32 f., 218, 221, 332; A n t i k e n aus A l b a Julia 61, 308 H o f k a m m e r 10 f., 37, 46, $0, 406 Böhmische H o f k a n z l e i 3$, 210, 252, 315, 3 1 7 , 324, 347 f. ö s t e r r . H o f k a n z l e i 406 Ungarische H o f k a n z l e i 210 H o f k r i e g s r a t 36, 406 H o f s t a l l g e b ä u d e 309 Fortifikationsbauamt 36, 40 Reichskanzlei 46, 73, 91, 141, 231, 302, 307, 319, 326, 334 fr., 341 ff., 348, 378, 384, 406; K a i s e r p o r t a l 95, I i i , 233; Reichskanzleisaalf r e s k o 95, 220 Stallburg, Gemäldegalerie 42, 387 f., 396, 406 Winterreitschule 37, 62, 126, 319, 3 2 4 0 . , 327, 366 Kirchen u. Klöster: Augustiner H o f p f a r r k i r d i e 1 1 6 ; L o r e t o k a p . 154, 1 5 6 f r . ; Trauergerüst f. L e o p o l d I. 93; Trauergerüst f. Joseph I. 93, 312, 316, 329, 331 (s. auch Joseph I.); Trauergerüst f. K a r l V I . 321 K l o s t e r d. B a r m h e r z i g e n Brüder 170 D o m i n i k a n e r k i r d i e 152 St. D o r o t h e a 116 Elisabethkirche u. K l o s t e r d. Barmherzigen Schwestern 170 Jesuitenkirchen 153, 162; Jesuitenkolleg 120, 132, 1 6 1 , 387 Kapuzinerkirche 118; Kapuzinergruft: Sarkop h a g L e o p o l d s I. 93; S a r k o p h a g K a r l s V I . 29. 3 " Karlskirche 3, 14, 26, 34, 40, 45 f., 49, 62, 64 f., 67, 73, 81, 9$, 102 f., 108, 143, 170, 2 0 1 — 2 0 5 , 210, 212, 223, 230, 252, 267, 281, 285 f., 288 f., 309, 314, 320 f., 330, 376, 379, 384, 396, 400; s. auch Säule, Säulenpaar Karmeliterkloster St. Joseph 186 Stift St. K l a r a (Königinkloster) 173 Leopoldskirche (Leopoldstadt) 170, 185 Liechtentaler Pfarrkirche (14 N o t h e l f e r ) 170, 183, 396, 401 f. M a r i a H i e t z i n g (bei Schönbrunn) 158, 179 M a r i a H i l f 169 f.

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M a r i a de Mercede (Waisenhausk.) s. Spanisches H o s p i t a l M a r i a v o n Montserrat (Schwarzspanierk.) 169, 175, 180, 236 f. M a r i a Schutz ( K a p u z i n e r k l o s t e r k . , heute M e chitaristenk.) 169 M a r i a Trost (Ulrichsk.) 169 M a r i a T r e u u. Piaristenkloster St. Joseph 169 St. Michael 169 St. Peter 32, 96 f., 103 Salesianerinnenkloster am R e n n w e g 13, 170 (Kirche M a r i a Heimsuchung) Servitenkirche 170 St. Stephan 173, 255, 382; C o r p u s ChristiAltar 131; Glockenstiftung 6 j f.; Gnadenbild „ M a r i a Pötsch" 1 7 1 , 1 7 7 ; G r a b m a l Friedrichs I I I . 143, 183, 200 f., 330, 402; Pestgelübde K a r l s V I . 107; Trauergerüst f. Joseph I. 94, 314, 325; T u r m k r e u z 38, 139 ehem. S y n a g o g e (Leopoldstadt) 185 Paläste: Palais Albrecht ( K o n r a d A d o l p h v . A . ) 46 Gartenpalais A l t h a n n (Ungargasse) 39, 50, 385 ehem. kaiserl. F a v o r i t a (Theresianum) 196, 387; Adlerapotheose K a r l s V I . , E i n g a n g K a i s e r z i m m e r 94, 325 Gartenpalais Liechtenstein (Rossau) s. K a r l V I . , Festdekoration 1718 Palais Schwarzenberg, Festdekoration 360 Spanischer Palast (Palais d. span. Gesandten), Festdekoration 248, 263, 339 Sonstige Objekte u. Einrichtungen: G r o ß e s A r m e n h a u s u. Militärhospital (Alserstr.) 384, 409, 419 f. (mit Studienseminar St. Alexis) Heeresgesdiichtl. Museum 177 Historisches Museum 118 f. N e p o m u k s p i t a l (Landstr.) 100, 207, 384, 419 f. P f a n d h a u s (Möns Pietatis) 420 P o r z e l l a n f a b r i k (Rossau) 227, 409 Rathaus (Altes) 28$ Spanisches H o s p i t a l (Aisergrund) 170, 232, 384, 4 1 9 ff. Stadtbefestigung 8 Bürgerliches Zeughaus ( A m H o f ) 126, 327, 426 Wien, Umgebung: Hernais, K a l v a r i e n b e r g 127, 131 f. H i e t z i n g e r Kirche s. Wien, M a r i a H i e t z i n g K a h l e n b e r g 168, 384 Leopoldsberg u. Leopoldskirche 103, 168, 185, 401 f. Schönbrunn, Schloß 8 — 1 3 , 48, 148, 179, 201,

590

Register

288, 309, 314, 318, 349; s. auch J . B. Fischer v. Erlach Wiener Neustadt 4 1 0 ; Wiener Neustädter Altar 183; Gottesleichnamskapelle (Leopoldinische Gruftkap.) 1 3 2 ; Liebfrauenkirdie 144; NeuKloster 144 Wilhelm V. d. Fromme, Hz. v. Bayern 143, 149 f . Wittelsbacher 148 f., 159 f., 179 Wölfin, Römische 301 f. Wohl, allgem., öffentl., Gemeinwohl s. Staatswohl Wohltätigkeit 2 1 9 ; s. auch Freigebigkeit Wolfenbüttel, Bibliothek 40 Wolken s. K a r l VI., „Symbolum proprium" Wurth, Johann Joseph, Silberschmied 208

Wunder, Prodigien, Omen 95—98, 1 0 1 , m , 1 1 7 , 128 f., 155, 17$, 26$ f., 299, 3 1 7 , 360, 384 Wunschwitz, Freiherrn v. 206; Gottfried Matthias v. 206 Zeckel (Zeckl), Johann, Goldschmied 150 Zelt (symbol.) 94 Zenta, Schi, bei (1697) 1 1 3 , 169, 1 7 1 Zerberus 288, 349, 364 f., 383 Zeughäuser, Magazine 425 f . ; s. auch Wien, Bürgerl. Zeughaus Zirkus (Circus maximus als symbol. Topos) 272, 3 j 6 f . , 359 Zisterzienser 144 Zodiakus 2 1 7 f . ; s. auch Sterne, Tierkreiszeichen

BILDTAFELN

Abb.:

Abb. 2

Abb. 3

Abb. 4

Abb. J

Abb. 6

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Lnp.T.va. v r . ^ rr.ucix«ii CawJ fS MI R. ITA | J V Ifil.VU •RF.STITtjJ' \Ti»*. CUR o V. / OCOCH.^f. u

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Abb. 7. Trophäenkartusche mit Medaillen auf die ungarische Königskrönung K a r l s V I . 1 7 1 2

M A b b . 1 — 6 . Medaillen der Historia numismatica K a r l s V I . : 1 . Auf den Sieg bei Peterwardein 1 7 1 7 — 2 — 4 . A u f den Frieden von Passarowitz 1 7 1 8 — 5. Auf die Eroberung von Temesvär 1 7 1 6 — 6. Auf die Gerechtigkeit und Güte K a r l s V I . ( 1 7 1 9 )

Abb. 9. Titelkupfer der Historia numismatica K a r l s V I .

A b b . 10. Insignien des O r d e n s v o m G o l d e n e n Vlies u n d M e d a i l l e n auf das „Burgundische E r b e " K a r l s V I .

Abb. 14

Abb. 15

Abb. 16. Allegorie auf die Gemahlin Karls V I . mit Medaillen zu ihrer ungarischen Königskrönung 1 7 1 4

Abb. 1 2 — 1 5 . Medaillen der Historia numismatica Karls V I . : 12. Auf die Stärkung des Reichskammergerichts 1720 — 13. Karl V I . mit seinen antiken und neueren Herrschertiteln — 14. Auf die Geburt des Kronprinzen Leopold 1 7 1 6 — x j . Auf den Sieg über die Türken 1 7 1 7

Abb. 17. Trophäenkartusche für Kronprinz Leopold als Erbe Burgunds, 1716

Abb. 18—19. Medaillen der Historia numismatica Karls VI.: 18. Auf die Ankunft in Italien 1 7 1 1 — 19. Auf den Amtsantritt als Kaiser 1 7 1 1

Abb. 23. Allegorie des Herrschertums Karls V I . mit Tugendpersonifikationen seiner Devise

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Abb. 28

Abb. 29 Abb. 28—29. J . B. Fischer von Erlach, 1. Projekt für Schloß Schönbrunn, Turnierhof: 28. Linke Seite: Herkules-Brunnen — 29. Rechte Seite: Apollo-Brunnen

Abb. 30

Abb. 31

Abb. 32

Abb. 33

Abb. 34 Abb. 35 Abb. 30—35. Medaillen der Historia numismatica Karls V I . : 30. Auf den Seesieg bei K a p Passaro 1 7 1 8 — 3 1 . Auf den Frieden von Rastatt 1 7 1 4 — 32. Die Devise Karls V I . mit Doppelsäulensymbol — 33. Auf den Regierungsantritt in Österreich 1 7 1 2 — 34. Auf den Sieg bei Belgrad 17x7 — 35. Auf die Eröffnung der kaiserlichen Münz- und Antiquitätensammlung 1 7 1 7

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Abb. 38. Insignien und Symbole der Herrschaft K a r l s V I .

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A b b . 70. F. Th. Lang, .Kaisermonstranz" K a r l s V I . , Oberägeri, Pfarrkirche

Abb. 71. Györ, Ungarn, Bundesladen-Denkmal, A. Corradini nach J. E. Fischer von Erlach

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Abb. 72. J . E. Fischer von Erlach, Entwurf des Bundesladen-Denkmals in G y ö r , Nachzeichnung in C o d e x Albrecht

Abb. 73. Breslau, Dom, Kurfürstenkapelle, Bundesladen-Altar von J . B. Fischer von Erlach und F. M. Brokoff

Abb. 74. J . B. Känischbauer, Pacificale Karls VI., Wien, Hofburg, Geistliche Schatzkammer

Abb. 75. Mariazell, Steiermark, Entwurf f ü r den Hochaltar von J . B. Fischer von Erlach



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Abb. 76. Mariazell, Steiermark, Hochaltar, Stich nach J . B. Fischer von Erlach

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