Die Kaiserliche Universität von Konstantinopel: Präzisierungen zur Frage des höheren Schulwesens in Byzanz im 9. und 10. Jahrhundert [Reprint 2020 ed.] 9783112325803


112 97 29MB

German Pages 132 Year 2023

Report DMCA / Copyright

DOWNLOAD PDF FILE

Table of contents :
Vorwort
Inhalt
Bibliographie
I. Leon der Philosoph und die Gründung des Bardas
II. Photios und Konstantinos-Kyrillos als Lehrer
III. Die Gründung Konstantins VII
IV. Die innere Organisation einer Schule
V. Die Zunftorganisation der Schulen
VI. Der nebenberufliche, persönliche Unterricht
VII. Die Berufsbezeichnungen der Lehrer
VIII. Die Kirche und die Schulen
IX. Der οιχουμευιχὀ̕ς διδάσχλος und die Kaiserliche Universität
Topographischer Anhang: Das Oktagonon bei der Basilika
Index
Quellenregister
Recommend Papers

Die Kaiserliche Universität von Konstantinopel: Präzisierungen zur Frage des höheren Schulwesens in Byzanz im 9. und 10. Jahrhundert [Reprint 2020 ed.]
 9783112325803

  • 0 0 0
  • Like this paper and download? You can publish your own PDF file online for free in a few minutes! Sign Up
File loading please wait...
Citation preview

BYZANTINISCHES ARCHIV B E G R Ü N D E T VON K A R L K R U M B A C H E R ALS E R G Ä N Z U N G Z U R BYZANTINISCHEN ZEITSCHRIFT H E R A U S G E G E B E N VON H A N S - G E O R G BECK F R I E D R I C H WILHELM D E I C H M A N N HERBERT HUNGER HEFT 14

Die Kaiserliche Universität von Konstantinopel Präzisierungen zur Frage des höheren Schulwesens in Byzanz im 9. und 10. Jahrhundert

von PAUL SPECK

C. H . B E C K ' S C H E V E R L A G S B U C H H A N D L U N G MÜNCHEN

Mit einer Abbildung im Text

ISBN 3 406 00414 8 C. H . Bedt'sdie Verlagsbuchhandlung (Oscar Beck) München 1974 Gedruckt mit Unterstützung der Deutschen Forschungsgemeinschaft von der Druckerei Georg Appl, Wemding Printed in Germany

F Ü R M.L.B.

VORWORT

Vorliegende Untersuchung entstand aus dem Gedanken, daß vor einer Lösung des vieldiskutierten Problems der Makedonischen Renaissance in ihrer literarischphilologischen Ausprägung eine Klärung des Schul- und Bildungswesens dieser Zeit erfolgen muß. Als die Arbeit im Herbst 1 9 7 1 einen ersten Abschluß gefunden hatte, erschien von P. Lemerle, Le premier humanisme byzantin (vgl. die Bibliographie), worin ebenfalls unter dem Aspekt des Wiederauflebens der Bildung im 9. und 10. Jahrhundert auf weite Strecken dieselben Probleme wie in dieser Arbeit behandelt werden. Deshalb war eine Berücksichtigung der Ergebnisse Lemerles vonnöten, die zwar keine völlige Neugestaltung bedingte, aber dodi neben persönlichen Gründen — das Erscheinen dieser Arbeit verzögert hat. D a meine Ergebnisse oft denen Lemerles widersprechen, sieht die Arbeit jetzt auf weite Strecken wie eine Auseinandersetzung mit diesem Gelehrten aus. Das soll aber nicht als Polemik verstanden werden, sondern als Versuch, von einem anderen Ansatz her die historische Wahrheit zu erfassen. Dazu ist Lemerles Buch ein wichtiger Beitrag, und ob meine Lösungsvorschläge weiter reichen, wird erst die Kritik erweisen. Ich danke Herrn Professor Dr. Hans-Georg Beck f ü r die Aufnahme der Arbeit in das Byzantinische Archiv. München, Herbst 1973

Paul Speck

INHALTSVERZEICHNIS

Bibliographie I. Leon der Philosoph und die Gründung des Bardas II. Photios und Konstantinos-Kyrillos als Lehrer

XI i 14

III. Die Gründung Konstantins VII

22

IV. Die innere Organisation einer Schule

29

V. Die Zunftorganisation der Schulen VI. Der nebenberufliche, persönliche Unterricht VII. Die Berufsbezeichnungen der Lehrer VIII. Die Kirche und die Schulen I X . Der oixou|i£vixôç ôiSdaxaXo; und die Kaiserliche Universität . . .

Topographischer Anhang: Das Oktagonon bei der Basilika

36 j1 $6 67 74

92

Index

109

Quellenregister

117

BIBLIOGRAPHIE Autoren sind, soweit nicht anders vermerkt, nach dem Bonner Korpus zitiert. Dazu kommen sowohl bei den Quellen (PG, PL, Mansi), als audi bei der Sekundärliteratur (BHG, RE) Abkürzungen, die keiner Erläuterung bedürfen.

Folgende Sekundärliteratur wird abgekürzt zitiert: Beck

H.-G. Bede, Bildung und Theologie im frühmittelalterlichen Byzanz, in: Polydironion, Festschrift Franz Dölger, Heidelberg 1966, S. 69-81.

Bréhier, civilisation

L. Bréhier, Le monde byzantin III. La civilisation byzantine, Paris 1950.

Bréhier, enseignement

L. Bréhier, Notes sur l'histoire de l'enseignement supérieur à Constantinople III, Byzantion 4 (1927/28) 13-28.

Browning 24

R. Browning, The Correspondance of a Tenth-Century Byzantine Scholar, Byzantion 24 (1954) 397-452.

Browning 32 und 33

R. Browning, The Patriarchal School at Constantinople in the Twelfth Century, Byzantion 32 (1962) 166-202 und 33 (1963) 1 1 - 4 0 .

Bury

J . B. Bury, The Imperial Administrative System in the Ninth Century (The Brit. Akad. Suppl. Pap. 1), London 1911.

Darrouzès

J . Darrouzès, Recherches sur les ôcpqpixia de l'Eglise Byzantine (Archives de l'Orient dirétien 1 1 ) , Paris 1970.

Dölger

F. Dölger, Regesten der Kaiserurkunden des Oströmisdien Reiches von 565-1453, München 1924 ff.

Dvornik, carrière

F. Dvornik, La carrière universitaire de Constantin le

Dvornik, légendes

F. Dvornik, Les légendes de Constantin et de Méthode

Philosophe, Byzantinoslavica 3 ( 1 9 3 1 ) 59-67. vues deByzance, Prag 1933. Dvornik, Photius

F. Dvornik, Photius et la réorganisation de l'académie patriarcale, Anal. Boll. 68 (1950) 108-125.

XI! Fudis

Bibliographie F. Fuchs, D i e höheren Schulen v o n Konstantinopel ( B y z . Archiv 8), Leipzig 1926.

Grumel

V . Grumel, Les regestes des actes du patriarcat de C o n stantinople, C h a l k e d o n 1932 ff.

Handschin

J. Handschin, D a s Zeremonienwerk Kaiser Konstantins und die sangbare Dichtung, Basel 1942.

Impellizzeri

S. Impellizzeri, L'umanesimo bizantino del I X secolo e la genesi della „Biblioteca" di Fozio, Facoltà di Lettere e Filosofia dell'Università di Bari. Studi in onore di Gabriele Pepe, Bari 1969, S. 1—56 (danach zitiert)

=

R i v . di studi biz. e neoellen. N . S. 6 - 7 (1969/70) 9-69. Kolias

G . Kolias, Léon Choerosphactès

(Texte und

suchungen zur byzantinisch-neugriechischen

Unter-

Philologie

31), A t h e n 1939. Krumbacher

K . Krumbacher, Geschichte der byzantinischen Litteratur, München 2 i 8 9 7 .

Kukules

Ph. Kukules, Bu'Çavxivojv Bioç z a ì IToXiTia|j.ôç I,

1,

A t h e n 1948. Lemerle

P. Lemerle, Le premier humanisme byzantin. Notes et remarques sur enseignement et culture à B y z a n c e des origines au X e siècle (Bibliothèque byzantine - Etudes 6), Paris 1971.

Manaphes

K . A . Manaphes, A t êv Kwvcn-avuvoimóXEi ßißXioflijxcu, avroy.QaxoQV/Mi y.aì jtaTQiap/izri, «ai X8iQOYGÓ(f)cov (xéxql tr|ç âXcoaecoç Y(?a^i|xa jteQioômôv.

Seiqù

jîeqî t w v

(1453)

êv (rùtalç

(„'Arriva". Sûy-

ötaxQißcijv x a ì |iEX£Tr][i.(XTtöv

14), A t h e n 1972. Rezension Lemerle

Verf., Rezension v o n Lemerle, w i r d in der B y z . Zeitschr. (voraussichtlich Bd. 67 [ 1 9 7 4 ] , H e f t 2) erscheinen.

Richard

M . Richard,

Sophocles

E . A . Sophocles, Greek Lexicon to the R o m a n and B y -

' A j i ò (parvi);,

Byzantion 20 (1950) 1 9 1 - 2 2 2 .

zantine Periods, N e w Y o r k 1887. Stöckle

A . Stöckle, Spätrömische und byzantinische Z ü n f t e (Klio, Beiheft 9), Leipzig 1 9 1 1 .

Wolska

W a n d a Wolska-Conus, „ D e quibusdam Ignatiis", T r a v a u x et Mémoires 4 (1970) 329-360.

I. L E O N D E R P H I L O S O P H U N D G R Ü N D U N G DES

DIE

BARDAS

Bei der Diskussion über die sogenannte Makedonische Renaissance des 9. und 10. Jahrhunderts hat auch die Frage einer öffentlichen Förderung der Bildung immer wieder eine Rolle gespielt. Nachrichten diverser Quellen wurden in obigem Sinn interpretiert, und man hat festgestellt, daß im Verlauf dieser Renaissance die Kaiserliche Universität wieder gegründet (das für den Fall, daß sie vorher irgendwann geschlossen worden war 1 ) oder reformiert wurde (letzteres, falls es immer eine solche Universität gegeben haben sollte2). Doch wird eine genaue Interpretation der betreffenden Quellen und eine Untersuchung über das Verhältnis der verschiedenen Bildungsanstalten untereinander die Kaiserliche Universität zwar nicht ganz dahin verweisen, wohin H.-G. Beck schon die Patriarchatshochschule für Theologie verwiesen hat 3 , nämlich in den Bereich moderner wissenschaftlicher Fiktion; es werden aber doch auch hier so viele Präzisierungen vorzunehmen sein, daß das bisherige Bild des Schulwesens in Byzanz wesentliche Korrekturen erfährt. Auch bei diesem Thema ist nämlich die moderne Forschung nicht von den eigenen Vorstellungen losgekommen, sondern hat diese bedenkenlos in die Vergangenheit projiziert. Die erste Nachricht, die man für diese Universität in Anspruch genommen hat 4 , steht bei Theophanes continuatus. In der Lebensgeschichte Leons des Philo1

Z . B . Fuchs, S . 1 8 .

2

Z . B . Brehier, N o t e s , S. 2 7 ; ders., Civilisation, S. 464 und 466.

3

Bede, passim; eine E r g ä n z u n g bei P . Wirth, Die Jugendbildung des Eustathios v o n

Thessaloniki. Z u r Entmythologisierung der „Patriarchal-Akademie" v o n Konstantinopel, Orient. Christ. Period. 34 ( 1 9 6 8 ) 1 4 8 - 1 5 0 ; auch Lemerle kommt zu einer völligen Ablehnung dieser Hochschule, bes. S. 87, A n m . 4 9 , und S . 95 f . ; die Beweise, daß es nie eine Patriarchatsakademie gegeben hat, verlieren natürlich nidit dadurch an G ü l t i g keit, daß diese Hochschule bei Impellizzeri fröhliche Urstände feiert; Impellizzeri sind nämlich der A u f s a t z v o n Beck und ältere Vorstudien v o n Lemerle entgangen. Auch Manaphes, S. 1 5 1 , läßt trotz Kenntnis v o n Lemerle diese Hodisdiule lustig weiterleben. - V ö l l i g undiskutabel schließlich ist M . J . K y r i a k i s , T h e U n i v e r s i t y : Origin and E a r l y Phases in Constantinople, Byzantion 4 1 ( 1 9 7 1 ) 1 6 1 - 1 8 2 ; er kocht -

ohne eine

Quelle einzusehen - aus allen vorhandenen Hypothesen eine neue Suppe, findet U n i versität und Patriarchatsakademie

durchgehend in ständiger Höherentwicklung

und

kann so auch in B y z a n z den „griechischen G e i s t " als grundlegend f ü r ganz E u r o p a nachweisen. Interdum dormitant editores! 4

Z u l e t z t Impellizzeri, S. 29.

I. Leon der Philosoph

z

und die Gründung

des Bardas

sophen, die aus einem anderen Anlaß erzählt wird (s. unten), heißt es, daß dieser Leon seit Jahren in einer schäbigen Unterkunft in allen gewünschten Disziplinen unterrichtet5. Das ist zunächst nichts anderes als eine Privatschule, wie wir sie in unbekannter Zahl zu allen Zeiten und auf den verschiedensten Niveaus voraussetzen können6. Es läßt sich nicht sagen, ob die primitive Unterbringung der Schule Leons den Tatsachen entspricht oder aber im Gegensatz zu der folgenden Entwicklung rhetorisch zu verstehen ist. Jedenfalls gerät einer von Leons Sdiülern in arabische Gefangenschaft und verblüfft alle durch seine mathematischen Kenntnisse. Sogar Kalif Mamun 7 wird auf ihn aufmerksam und möchte auch seinen Lehrer Leon in seinem Reiche haben. So wird denn durch die Vermittlung des Logotheten Theoktistos auch Kaiser Theophilos Leons gewahr. Der Ehrgeiz des Kaisers läßt es natürlich nicht zu, daß solch eine wissenschaftliche Größe zu den Arabern übersiedelt, sondern Leon wird reich beschenkt und soll in der Kirche der 40 Märtyrer öffentlich unterrichten8. So hat der Wunsch des Kalifen es bewirkt, daß Leons Weisheit ins helle Licht trat und daß seine Armut verschwand. Das läßt sich nun aber bei bestem Willen nicht auf eine Hodisdiulgründung deuten, sondern einzig darauf, daß Leon bessere Räumlichkeiten bekam und wohl auch eine einmalige oder dauernde Zuwendungen, so daß er nicht mehr auf die Einnahmen aus dem Unterricht angewiesen war, sondern örnioauj lehren konnte. Nach der Quelle, die aber kritisch eingestellt ist, soll Theophilos nicht einmal bildungsbeflissen gewesen sein; vielmehr war es eine Art nationales Prestigedenken9, das ihn bewog, Leon beizuspringen. Theophilos erweist sich hier also als Mäzen für einen bedeutenden Gelehrten. Von der Gründung einer Hodi-

5

Theoph. cont. 1 8 5 , 2 2 - 1 8 6 , 1 :

evrelel

n v i xaxa).i)(j.om •/.QÜ)|X£V05 x a i xatavcovitp

T0115 slg atitöv (ptHTOjVTag ejiaiÖEUEV, exöiSaaxcov iyvTiva EJuaxr|nr]v x a i fSoijXoivuo. 6

Z u r Organisation dieses (Sekundär-) Schulwesens s. unten. Die (ebenfalls privaten)

Elementarschulen bleiben außer Betracht; sehr viel (unaufgearbeitetes) Material bei Kukules. 7

Das datiert die Vorfälle in die frühen 30er Jahre des Jahrh.s, vgl. Impellizzeri, S.

29, und Lemerle, S. 1 5 2 . 8

Theoph. cont. 189, 1 6 - 1 8 : x a i ?R

im^Exai nai EV TÖ> ¿YICÜV U' v a ö

8i8aaxEiv

ör)uoai(j n a o ä zov ßAOIXECO; ERTSÜYETO, - Mit der Kirche der 40 Märtyrer ist zweifelsohne die an der (i£ôn,Evoç. - Wie wenig Theoph. cont. auf exakte Chronologie Wert legt, zeigt sich auch hier: Bardas leitet den Staat seit 8$6, aber sein Aufstieg zum Caesar ist vorher berichtet (vgl. oben Anm. 20). 21

22

ebd. i8j, 1 - 3 : àkkà xavxa |ièv etç xô fiéXKov èTa|U£ÛEto- tôxt ôè xfjç ItoJ odcplaç ê;ii|iEXT]ÔEÎç . . . - Auch hier ist für die Datierung nichts sicheres zu gewinnen, da der Bezug von xaiixa unklar bleibt. Wenn es nur die Kaiserherrschaft meint, müßte 2 Byz. Archiv 14, Speck

1. Leon der Philosoph und die Gründung des Bardas

6

kommen und völlig auf nichts reduziert durch die Grobheit und Unwissenheit der Herrschenden 2 3 ), richtete Lehrstätten bei der M a g n a u r a ein und kümmerte sich mit seinem Ehrgeiz wieder um ihr (d. h. der weltlichen Wissenschaft) Blühen und Gedeihen 2 4 . D a s w a r das schönste und bekannteste seiner Werke, konnte aber seine anderen M a k e l nicht abwaschen. Dieser Schule stand als Lehrer der Philosophie jener bedeutende Philosoph Leon v o r 2 5 , der ein Vetter des Patriarchen Johannes (sc. G r a m m a t i k o s ) w a r und Erzbischof v o n Thessalonike wurde, der jetzt aber, da er a u f g r u n d der Säuberung wieder Muße hatte, an diese Schule kam 2 6 und die Unwissenheit weit wegtrieb 2 7 . D e r Fortsetzer des Theophanes benutzt nun diese E r w ä h n u n g Leons als A n l a ß , die Zeit nach 863 beinhalten, da die Ernennung zum Caesar vorher berichtet ist; gleichermaßen aber kann T a ö x a die gesamte politische Aktivität, etwa seit 856, meinen, so daß TOTE vor dieser Zeit anzusetzen ist. 23 Dieser Gedanke besagt, daß der Verfall der Bildung nicht, wie das übliche Klischee lautet, den Ikonoklasten in die Schuhe geschoben wird (vgl. dazu unten S. 81 f.), auch wenn Lemerle, S. 159, die Worte dyporzla und ä|xaOia für eine typische Ikonoklastenbeschimpfung hält. Sie ist zumindest in demselben Maß typisch für ein abwertendes Urteil über Vorgänger überhaupt, vgl. unten S. 22. In ihrer Absolutheit steht die Aussage außerdem im Widerspruch zu der ebenfalls von Theoph. cont. berichteten Förderung Leons durch Kaiser Theophilos. Man möchte deshalb glauben, hier einen Rest der entsprechenden Selbstpropaganda des Bardas vor Augen zu haben. 24 ebd. 185, 5-7: Hat öiaxpißa? xorv UAFTRIJIATUTCÖV x a t « (add. TT)V?) Mayvaijouv jtoir]aag. - B e i der Magnaura: daraus ist weder zu schließen, daß die Schule im Palastbereich, also in quasi staatlichen Räumen, untergebracht war, noch, daß Bardas, um die Schule dort zu eröffnen, ein hohes Staatsamt bekleidet haben muß, und selbst wenn der Palastbereich tangiert war, genügt es zur Erklärung völlig, daß Bardas mit dem Kaiserhaus verwandt war; vgl. z . B . Theoph. cont. 184, 21 (er ist d5EX.fpi8oCg des Kaisers) und s. P. Charanis, The Armenians in the Byzantine Empire, Lissabon 1963, S. 23 f. - Inwieweit überhaupt die ganze Schule bei der Magnaura war, bleibt offen, s. unten S. 1 1 , Anm. 5 3. 25 ebd. 185, 9 f . : f|gxE 8E rrjc; XOICMJXT)5 axoXfjc xr|v jaev cpiAotrocpiav £|T|YOIJ[1EVO; AECOV EJtslvog O [ X E Y A ? TE xai cpiXoaocpog. - Es bleibt unklar, ob Leon als Leiter der gesamten Schule vorgestellt werden soll, wie es diese Stelle nahelegen könnte, oder nur „insoweit er Philosophie" (d.h. die höchste Krönung der Wissenschaften) lehrte" ^ wie es Theoph. cont. weiter unten zu meinen scheint. XÖXE

26

ebd.

185,

1 2 f . : EJIEI6T] VÜV ix

r r j g XAÖAIPEOECO?

E 1 5 rcaiTTyv

jtgOEßißa-

axoW|V. - Auch hier läßt sich kein sicherer Datierungshinweis finden. Das vüv bezieht sich auf die Zeit der Gründung; es kann, aber muß nicht notwendig, eine Zeit unmittelbar oder bald nach 843 beinhalten. Schwierigkeiten bereitet JtgoEßißa^ro. Ist es einfach neutral (wie oben übersetzt) oder bedeutet es eine Art Aufstieg, so daß man annehmen müßte, Leon sei nach seiner Absetzung als Erzbischof eine Zeitlang wieder als einfacher Lehrer tätig gewesen? - Schließlich ist nicht gesagt, ob Leon nach seiner Absetzung weiter Priester blieb oder laisiert wurde. 27 ebd. 185, 13 f.: r r | V «aaüiav JIÖQDIU toi a.xe/.aiwcov xai outoxpEmS^EVoc;. £ETO

TT)V

I. Leon der Philosoph und die Gründung des Bardas

7

dessen Lebensgeschichte - u. a. die verschiedenen Bitten Mamuns und die Schule in der Kirche der 40 Märtyrer - ausführlich zu erzählen. A m Ende heißt es: A b e r das lag früher. U n d da er jetzt nach drei Jahren (so lange nämlich w a r er Erzbischof) wegen der Säuberung wieder M u ß e hatte, leitete er die Philosophenschule bei der Magnaura 2 8 , sein Schüler Theodoros stand der Abteilung Geometrie vor, Theodegios der Astronomie und Kometas der Grammatik, die die Stimmen in gutes Griechisch bringt 29 . Diesen Leuten gab Bardas auch eine Unterstützung und besuchte sie oft aus Lernbegierde. Die Studenten aber bestärkte er und erreichte es, daß sie innerhalb der gebührenden Zeit Flügel bekamen und fortschreiten konnten 30 . Dieser Bericht nun läßt folgende Sdilüsse z u : Irgendwann nach 843 31 entschließt Bardas sich, aus privater Initiative die Wissenschaften zu fördern. Er richtet mit vier renommierten Lehrern eine Schule ein und unterstützt sie reichlidi. Es liegt hier also ebenfalls ein Mäzenat vor, das sich besonders auch darin zeigt, daß Bardas sehr daran interessiert ist, d a ß die Schüler rechtzeitig zu einem A b schluß kommen. Bummelstudenten kann sich ein privater Mäzen sowohl finanziell als auch wegen des Propagandaeffekts kaum leisten. Ferner ist der Bericht insofern eindeutig, als hier keine „Vollanstalt" mit allen denkbaren Fächern vorlag, sondern daß nur die vier genannten Lehrer gefördert wurden, wohl nicht, weil keine anderen aufzutreiben gewesen wären 8 2 , sondern weil die vier sich vielleicht mit dieser Institution und den Absichten des Bardas identifizieren 33 . V o n daher scheint es auch so gewesen zu sein, d a ß 29 ebd. 192, 14-17: aXka toCto hev jiqoxbqov xal vüv öe etoI [iEtdt rgeig x{?öV0US (todoiTog 8e 6 tfj5 toü ftpovou ¿VTiXrn|)Eio; xöövoq) ¿>t xrj? xaftaiQEoeco; a i d i ? eaxoXatev, xfj? x a t d tit|v Mavvavigav |iev 0UT05 rjoxe Kaiaagi B a o ö a f) crocpia JiEcpi).0XL|j/r|X0, xav noXXwv kq05 E J U Ö E I I I V f.U,EUE>.RITO. A U V A Ö O O I T E I aocpou; x a x a TT)V Mayviiigay. Aus dieser Stelle könnte man schließen, daß Bardas erst nach seiner Ernennung zum Caesar die Schule gründete. Doch gehört hier Caesar einfach aus späterer Zeit als stehendes Attribut zu Bardas. - Der chronologische Zusammenhang der Erzählung der Gründung vor der von den Affären um Ignatios entspricht dem bei Theoph. cont., s. oben S. 7, A n m . 31. - Auch Genes, bestätigt, daß die Unterrichtsstätten b e i der Magnaura waren, vgl. oben S. 6, Anm. 24. 40

TÖNR

ebd. 98, 4: jtgoixa 8i8dax£iv xoi>5 jtgocn,6vxa5. ebd. 98, 6 f.: (05 A e o v x a xdv jiävu cpiAoaocpov x a x ü xr|v cpiAoaocpiav EvxäSjai 81öäaxaXov. 41

42

43

ebd. 98, 8 f.

44

ebd. 98, 9 f . : x a l Toüxoug xatg ßaaiXixai? SugEaig EjtapxEiv. ebd. 98, 10-12.

45

46 ebd. 98, 1 2 - 1 5 : awtcüv TE xoiig xoifhiYounivoug £^[X£X£ax£{)oug jtpdg toijxoug xaig etjEQVE0;'talS JTEJtoirixo, OJCTTE XOÜ X O V O U TOI aitEgnaxa E X T O T E x a l | I E X E I xrjg ÖEfipo 8 I A U ^ R ) D E V T A EJU N K I O V T E X E A C P O P E I V £'15 EXE'IVOU [XVT]U.TIV avä'/rja.xxov. Wenn ich den A n f a n g dieses Satzes richtig verstehe, bezieht er sich auf die innere Organisation der Schule, w o es neben dem Hauptlehrer auch noch eine A r t Tutoren gab, wie wir sie weiter unten wiederfinden werden. Grundsätzlich könnten xai)r|yo'u|A£voi natürlich auch die bestallten Lehrer sein; doch wäre zu fragen, warum der Terminus gewechselt wurde. Eine Differenzierung von xaürp/Ejico-v und öibday.uXog (aber welche?) schon bei Iul. Apost., epist. 61 (42) (424 a = ed. J. Bidez, I, 2, Paris 1924, S. 75, 16), während Ioan. Euchait., Brief 161 (86 Bollig - de Lagarde) ; beide Termini synonym gebraucht. E(i(j,E^.r|5 bedeutet eine gewisse Ausgeglichenheit, die nicht zwingt, nur um des Geldes willen (und daher schlecht) zu unterrichten; vgl. schon Plat., Apol. Socrat. 20 c: E[i¡¿EÄ.£ög (zu einem akzeptablen Preis) unterrichten.

I. Leon der Philosoph und die Gründung des Bardas

Ii

Alles in allem bestätigt Genesios unsere bisherigen Ergebnisse. Die Sdiulgründung diente einzig dem persönlichen Ruf des Bardas. Daß die Saat dieser Schule noch ioo Jahre später nachwirkt, besagt dabei nicht, daß die Schule fortbestand 47 . Vielmehr kommen wir auch bei Genesios auf die persönliche Stiftung eines Mäzen, die als Institution abhängig war von dem Stifter und den Unterstützten 48 ; ferner scheint nach Genesios nicht etwa Leon die Gesamtleitung gehabt zu haben, sondern von den vier genannten hatte jeder gleichberechtigt seine Abteilung 49 . Über Theophanes continuatus hinaus geht die Information (Deutung des Genesios?), daß Bardas nidit nur für Gratislehre sorgte, sondern audi dafür, daß die Lehrer mit den „kaiserlichen" 50 Geschenken auskommen, daß also wohl der Versuchung entgegengetreten sein soll, daß die Lehrer trotzdem Gebühren erhoben oder zusätzlich bezahlten Unterricht gaben, was nämlich dem Renommee des Bardas geschadet hätte 51 . Als letzter ist noch Skylitzes zu untersuchen. Sein Bericht ist zwar bis in die Einzelheiten dem des Theophanes continuatus entnommen; er ist aber für uns wichtig, weil offensichtlich seine Darstellung zu einigen Mißverständnissen geführt hat: Bardas, der Caesar war, besorgte alles, da Michael sich nur für Pferde interessierte, ja er wollte sogar Kaiser werden. Er kümmerte sich aber auch um die F|(O V), schreibt Johannes dem neuen Kollegen, daß er die Schüler bewundert und gelobt habe und ¿JTT)Y7£iXTiYr]Tr]s >cai iegOTetaarrig toi jt&vta rprivögio; . . . ö . . . 'AaßEaxäg. Lemerle, S. 182, Anm. 22, sieht darin allerdings kein Schülerverhältnis. 1 4 E r lernt (wohl in einer Behörde) Grammatik, Orthographie und öijuypacpia, d. h. er wird als Sekretär ausgebildet und gleichzeitig gebildet (Vita Methodii Patriarchae, P G 100, 1245 B und 1 2 J 3 B, B H G 1278). 11

$

Byz. Archiv 14, Speck

VI. Der nebenberufliche,

54

persönliche

Unterricht

G r a p t o i 1 5 , schließlich N i k e t a s P a p h l a g o n in seinem V e r h ä l t n i s z u A r e t h a s 1 0 u n d sicher n o c h m a n c h e a n d e r e 1 7 . S o w e i t diese A u s b i l d u n g m e h r b e r u f l i c h o r i e n t i e r t w a r , z e i g t sie, w i e s t a r k a u d i d o r t d a s p e r s ö n l i c h e E l e m e n t w a r u n d w i e w e n i g d e r S t a a t auch bei seinen D i e n e r n in d i e A u s b i l d u n g e i n g r i f f 1 8 . E s w ä r e n o c h z u f r a g e n , o b bei diesem f r e i e n , n e b e n b e r u f l i c h e n U n t e r r i c h t - so, w i e es nach d e r Z a h l d e r E r w ä h n u n g e n scheint - v o m 9. z u m 10. J a h r h u n d e r t eine A b n a h m e z u v e r z e i c h n e n ist, w ä h r e n d d i e z u n f t m ä ß i g o r g a n i s i e r t e n Schulen sich m e h r d u r c h s e t z e n k o n n t e n . E i n B e w e i s d a f ü r ist w o h l nicht z u e r b r i n g e n , doch 15

Michael Synkellos bringt ihnen in seiner Eigenschaft als ihr jtvEUnotxiicdg Jtaxrig

im Kloster bei xr|V

TE

YQTT[X|IATNTR|V

XAI

cpiXoaocpiav

XAI

xtüv jtoiriTixcöv ovix oiXya

a>iE|iuaxa, vgl. V i t a des Michael Synkellos, ed. F. Schmit, Kahrie-dzami, I z v . Russ. Arch. Inst. Konst. 11 (1906) 231, 1 f., B H G 1296; s. auch Lemerle, S. 103, Anm. 92. 16

Nach der Vita Euthymii, cap. 16, 13 (S. 58, 11 f. de Boor =

H a y t e r ; B H G 651): og (Arethas)

K A I (IAI)RITR)v

auxoC

TOCTOV

S. 114, 12 Karlin-

(Niketas)

TUYXÄVEIV

EXE-

yev. Einzelheiten bei Lemerle, S. 209 f. Lemerle, ebd. und S. 189, A n m . 42, erklärt richtig, daß nadr|Tr|5 nicht auf eine regelrechte Schule schließen lasse; er verkennt aber m. E. die Bedeutung dieser „nebenberuflichen" Ausbildung, von der die Schule des Photios nur ein einsamer G i p f e l , keinesfalls aber ein Sonderfall war. 17

U n k l a r bleibt, ob Ignatios Diakonos selbst nur nebenberuflich unterrichtete (das

ist sicher wegen seiner Gedichte an den verstorbenen naüXog, 6 18105 M-adrirfig; s - unten S. 56, Anm. 3), oder auch zeitweilig eine Schule hatte. Das wäre die Folge, wenn das Alphabet:

"AKOUCTOV,

CO

Kai . . . (ed.

C.

Fr. Müller, Ignatii Diaconi acrostichon alpha-

beticum, Rhein. Mus. 46 [1891] 321 f.) wirklich v o n ihm stammt. Dieses hat wohl als auswendigzulernende Verhaltensregel gedient und ist bezeichnend für die Schulpsychologie (nicht nur) dieser Zeit, vgl. Vers 15: "O'kov

GECXVTUV

tolg uaüf||iacri öiöou; Vers 16:

Jtoaog, TouiEivög Tolg öiöaax.ä/.oLg eao; etc. 19

D a s zeigt für das 8. Jahrh. ein Passus aus der laud. funebr. des Theod. Stud. für

seinen O n k e l Piaton ( P G 99, 808A/B; B H G 1553): Piaton wird als Waise von einem Onkel aufgezogen und bringt sich selbst das nötige Wissen für einen N o t a r bei (taig Jtao' KGUITOÜ

ajxovbulg

TE

y.ai cpiXo^r)Xiaig xf|v

JICUÖEUOIV

xf|g voTUDi"/.i|5 nettoöou). Er erledigt

für den O n k e l alle offiziellen Geschäfte ("^ir/oaxaTOjv . . . xöi ßaaiXix« / y f i u a r a ) , so daß dem O n k e l nur pro forma das A m t bleibt (cbg övofxa ^6vov

E/EIV

EXEIVOV

xfjg

ÜQ/fj;), Piaton aber alle Arbeit tut und in den Behörden löblich bekannt (Emarjuov HEV Elvai EV xolg ßaoiXixolg xauieijpiaaiv) und bei den «o/ovTEg beliebt ist, und sogar der Kaiser (Konstantin V.) ihn kennt. - Man wüßte nur zu gerne, ob es nebenher die Zunftausbildung der Notare schon gab (s. oben S. 41, A n m . 24) - der mitklingende Ausnahmecharakter von Piatons Ausbildungsgang könnte d a f ü r sprechen - oder ob diese Stelle gegen ein Fortbestehen der spätantiken Zünfte zu verwenden ist (s. oben S. 49, A n m . 61). - Abrahamse, wie zitiert oben S. 52, A n m . 9, belegt mit diesem Passus die Existenz v o n Erziehung „ f o r positions in the imperial government"; vgl. oben S. 23 Anm. 5. - Z u dieser Stelle bes. auch zu ^DYOOxaxcöv s. auch Lemerle, S. 104, Anm. 91. Über die Ausbildung des Patriarchen Nikephoros (nicht an einer Palastschule, die es nicht gab) vgl. die Ausführungen Lemerles, S. 130 f. mit A n m . 86.

VI. Der nebenberufliche, persönliche Unterricht

55

scheint sich am ehesten in dieser Richtung eine Entwicklung abzuzeichnen, auch w e n n die Schulbildung eher in die Breite als in die Tiefe ging u n d letztlich höheren Ansprüchen nicht genügte, wie Psellos zu beweisen scheint 19 . Somit konnten f ü r B y z a n z zwei „Bildungswege" konstatiert w e r d e n : D e r eine f ü h r t e über p r i v a t e Schulen verschiedenen N i v e a u s u n d der andere — a u f g r u n d der Vereinbarkeit von A m t u n d Lehre - über die persönliche Beziehung zu einem Amtsträger, wobei sich der zweite w o h l zumeist in irgendeinem S t a d i u m an den ersten anschloß. Als Regel vermittelte der erste mehr die h u m a n i o r a (aber die Zunftschule der N o t a r e w a r praxisbezogen), die allerdings auch f ü r die Berufstätigkeit als conditio sine qua non galten 2 0 , w ä h r e n d der zweite mehr die praktische Ausbildung beinhaltete. Doch gerade beim zweiten haben wir Fälle gefunden, w o höchste humanistische Bildung auf diesem Wege erworben w u r d e (Tarasios, Photios, Arethas). Ein System, das sich in festen, durch einheitliche P r ü f u n g e n bestimmten Bildungsgängen zeigt, k a n n nur in Ausnahmefällen unterstellt werden (nämlich bei der Zunftschule der N o t a r e ) ; im allgemeinen ist eine große Vielfalt a n z u nehmen, die jedoch - aber das ist hier nicht zu untersuchen - durch eine ziemlich einheitliche Vorstellung von Bildung grundlegende Gemeinsamkeiten

kannte.

D e r Staat spielt bei alledem keine Rolle, u n d auch eine Entwicklung des U n t e r richtswesens k a n n mehr postuliert als bewiesen werden. "

W i e zitiert oben S. 34, A n m . 28.

20

Wohlgemerkt:

galten, nicht immer w a r e n ! , vgl. unten S. 90, A n m . 63. -

Audi

hier könnte sich eine Entwicklung innerhalb des von uns untersuchten Zeitraums abzeichnen, daß nämlich die durch Schulen vermittelte eyxiJxXiog Jtatfteia mehr und mehr eine gesellschaftliche Selbstverständlichkeit für manche Berufe wurde. Doch ist es unmöglich, diese Tendenz genau zu definieren, geschweige denn durch konkrete A n g a b e n zu unterbauen.

1'

VII. D I E B E R U F S B E Z E I C H N U N G E N DER

LEHRER

Des weiteren sollen jetzt einige Personen untersucht werden, deren überlieferte Titel darauf schließen lassen, daß sie etwas mit Schule und Bildung zu tun hatten. Hierher gehört zunächst 'IyvaTiog o nayiaTcoß ttov ypannaTixcov, von dem die Anthologia Palatina ein anläßlich der Wiederherstellung der Mutter-GottesKirche an der Pege verfaßtes und dort angebrachtes Epigramm überliefert1, das in die Zeit Kaiser Basileios' I. gehört2. Es darf als sicher gelten, daß er nicht mit Ignatios Diakonos identisch ist3. 1

Anth. Palat. I, 109; die Anbringung in der Kirche wird durch eiç nahegelegt, das

mit tv parallel ist, vgl. Verf., Theodoras Studites, Jamben auf verschiedene Gegenstände (Supplementa Byzantina I), Berlin 1968, S. 66 f. Demselben Ignatios können dann auch Anth. Palat. I, 1 1 0 - 1 1 4 gehören (so R . Janin, L a géographie ecclésiastique de l'empire byzantin, I, 3. Les églises et les monastères, Paris 2 i969, S. 227); sie sind als Tituli v o n Darstellungen in derselben Kirche z u verstehen. 2

Genauer in die Jahre 870-879, vgl. Krumbacher, S. 720, Wolska, S. 357 f.

* Zuletzt Wolska, S. JJ8. Die Zuschreibung der diversen Dichtungen, wie Wolska sie vornimmt, ergibt wichtige Aufschlüsse. Wenn das Anakreonteon (Matranga, Anecdota II, S. 664-667) TÔV ÏÔIOV

als Titel bietet: 'IyvaTÎov ôiaxôvot) Yçap.|iaTixoû siç IlaüXov so liegt es natürlich nahe, wegen ôiaxôvov und YQOLUFIATIXOT) an

Ignatios Diakonos zu denken, den die Suda (Adler II, S. 607 f.) auch YQO|j.(iaTixô; nennt; denn für Ignatios Magistor müßte man zusätzlich postulieren, daß er Diakon w a r . D a s aber hat zur Folge, daß auch Anth. Palat. X V , j o (auf einen früh verstorbenen Paulos) und damit auch X V , 29 und 31 Ignatios Diakonos gehören (Wolska, S. 330 f.). Daraus ergibt sidi, daß schon in der ersten H ä l f t e des 9. Jahrh.s (und nidit erst in der zweiten) Epigramme in elegischen Distichen v e r f a ß t wurden, was bisher nicht so sicher w a r (vgl. Verf., Ein Heiligenbilderzyklus im Studios-Kloster um das Jahr 800, Actes du X I I e Congr. Int. des Ét. B y z . III, Beograd 1964, 333-344, hier 342, A n m . 66), wie ja audi Ignatios selbst v o n Tarasios in diese Dichtungsart eingeführt worden sein w i l l (vgl. oben S. 52) und die Suda ihm, ebd., èmtu^piouç èXiyouç zuschreibt. Wolska (S. 331 f., aber auch schon R. Browning, Ignace le diacre et la tragédie classique, R e v . Ét. G r . 81 [1968] 401-410) geht aber noch weiter und bezieht audi Anth. Palat. X V , 39 auf Ignatios Diakonos, der damit als Erneuerer der G r a m matik neben Theognostos aus der Zeit Leons V . zu stehen kommt. Während nun die Tatsache, d a ß der C o d . Barb. gr. 310, aus dem obiges Anakreonteon stammt, die anakreontinischen Dichter chronologisch bringt (vgl. T h . Nissen, D i e byzantinischen A n a kreonteen, Sitzungsber. bayer. A k a d . Wiss., phil.-hist., 1940, H e f t 3, S. 53), und z w a r Ignatios nadi Michael Synkellos ( f 846), nicht gegen die diesbezüglichen Identifizierungen spricht, fällt auf, daß Anth. Palat. X V 39 in der Nachbarschaft späterer Dichter

VII.

Die Berufsbezeicbnungen

der

Lehrer

57

Über den Titel dieses Ignatios hat man viel herumgerätselt 4 , eine Untersuchung des Titels (xaviatcoQ ( = ¡xataxcoQ) aber liegt noch nicht vor. Doch ist dieser Titel auch in unserer Zeit nicht singulär, so daß ein Vergleich zur Aufhellung beitragen mag 5 . Zunächst kennt das Zeremonienbuch Konstantins V I I . f ü r jeden Demos einen L_ttti, dessen Funktion allerdings nicht klar zu umreißen i s t 6 : 1 , 56 ( 2 7 2 , 1 7 f . ) sind bei der Ernennung eines O

votapiog

ÖEUTEQEIICOV

I^TOI X A O W U X A Q I O G , 6

jtoir]TT|g,

der Demen anwesend: 6 |XEXIATT)g

xai

6

YEITOVMXQXTIS)

6 ^ATATCO^7.

Eine unbe-

fangene Deutung der Stelle ließe es naheliegen, daß neben dem jtoir]Tr|g und dem ueXiatrig (etwa Dichter und Komponist) auch der |iai0TOJO ein „Geisteswissenschaftler" ist. Bei seiner Tätigkeit führt das Zeremonienbuch den [taiaTCDQ zweimal v o r : Bei dem Gotenspiel 8 fungieren mehrere als Vorsänger, und bei manchen Prozessionen des Kaisers haben sie abwechselnd mit dem votaoiog der Demen lateinische Jamben aufzusagen 9 . steht, nämlich Arethas ( X V , 3 2 - 3 4 ) und Kometas ( X V , 3 6 - 3 8 ; 40), so daß letztere Zuschreibung mir nicht so sicher zu sein scheint. Es läßt sich nämlich bei der Aussage Anth. P a k t . X V , 39 ( . . . ' I y v ä T i o ; . . . , 05 E15 cpdo; r\yaye texvt)v / vpanncmxfiv f)r|5 xev&0}i£vTiv iteXavei) nicht feststellen, ob sie den Tatsachen entspricht oder ein jederzeit möglicher Lobtopos ist (vgl. die entsprechenden Topoi bei den Gründungen des Bardas und Konstantins V I I . ) , so daß f ü r dieses Epigramm audi Ignatios Magistor weiterhin in Frage kommen kann, der ja wahrscheinlich Grammatiklehrer w a r (s. unten S. 63). Doch sdion die f ü r Ignatios Diakonos gesicherten Zuschreibungen genügen, die klassische Tendenz der Makedonischen Renaissance vorzudatieren (s. auch unten S. 83, Anm. 32. 4 Vgl. Wolska, S. 358: vom Professor an der Bardas-Universität (de Boor) bis zum Chef der Kaiserlichen Kanzlei (Waltz, Beckby). 5 A n eine singulare Ehrenbezeichnung, etwa „Meister der Grammatiker", sollte man besser nicht denken; Titel sind in Byzanz in der Regel über längere Zeiträume feststehend, auch wenn der Inhalt des Amtes variabel w a r . 6 Eine ausführliche Analyse der betreffenden Stellen bei Handsdiin, S. 50, 60 und 75. 7 Bury, S. 105, identifiziert ihn mit dem im Kletorologion des Philotheos (142, 52 Bury - 720, 1 5 Bonn) ebenfalls neben dem JIOIT)TT|? und dem (IEXIOTTI; genannten aQXWV, während ebd. 1 5 5 , 6 = 738, 15 keiner von beiden erwähnt ist. - Weil bei der Patrikios-Ernennung (II, 55; 799, 5 f. und 804, 3 f.) neben jtoiriTf|; und ne?.ujTT|g nicht der J I A I T J T M P , wohl aber die xpay.xai genannt sind (daneben aber sonst nidit erwähnte fmCT&Tai) und weil bei den Wettkämpfen im Hippodrom (I, 7 1 ; 355, 6) der (iatatroo FIETCI TOO kaov hinabsteigt und i a t a t a i EUNOOOÄE'v TOÜ STI^OD, worauf alsbald die •/.ody.xai beginnen, schloß Handsdiin, S. 7$, daß möglicherweise der (latöTO)Q der Höhergestellte der XQaxTcu w a r , was mit der weiter unten zu umreißenden Funktion des HCUGTCOO übereinstimmen könnte. 8 9

I, 83; 3 8 1 - 3 8 6 ; vgl. Handschin, S. 34-36. I, 1 ; 26, 2 1 - 2 7 , 33, 2 2 f . ; I, 1 0 ; 73, 2 o f . ; I, 1 6 ; 98, 7 f . ; I, 1 8 ; m ,

5 f. (nur

VII. Die Berufsbezeichnungen

SS

der

Lehrer

A u f f a l l e n d ist, daß man v o n dem [iataxooß sowohl musikalischen

Vortrag

(beim Gotenspiel) als auch „Lateinkenntnisse" verlangt (sowohl bei den Jamben als audi beim Gotenspiel 1 0 ). E r muß also über eine gewisse besondere Bildung v e r f ü g e n 1 1 . W e n n man unterstellt, daß ¡xatatcoQ in erster Linie Lehrer bedeutet 1 2 , hätten w i r bei dem |iataxü3Q d e r D e m e n schon eine gewisse Verselbständigung von der allgemeinen Lehre in Sdiulen hin zu einer A r t Verantwortlichem f ü r die E i n studierung und A u s f ü h r u n g bestimmter Zeremonien, wobei der musikalische Teil eine sicher nicht geringe Rolle spielt 1 3 , w i e es sich auch in der späteren Verselbständigung des Titels als Musikmeister deutlich zeigt 1 4 . der vorä(Ho1 0JJT|VOV? (JIÖOVTL u . s . w .

(trotz entsprechender Anregungen des Verf.s gründlich mißinterpretiert von J . Köder, Der Fünfzehnsilber am kaiserlichen H o f um das J a h r 900, Byzantinoslavica 33 [ 1 9 7 2 ] 2 1 4 - 2 1 9 , hier 2 1 6 mit Anm. 10, der: „ T O Ü T O . . . " wg &vaxtab|X6vov, interpungiert und auf den R e f r a i n der Strophen des ersten Gedichts: TOÜTO R| FIUTAIOTRI;, bezieht, dabei aber übersieht, daß TOÜTO r| U A T A I Ö T R I ; nicht ausschließlich als R e f r a i n von N r . 1 dient

VII. Die Berufsbezeichnungen

der Lehrer

19

Andererseits könnten die verlangten Lateinkenntnisse auf eine ursprüngliche schulische Lehrfunktion in den Demen deuten; doch bleibt das hypothetisch. Jedenfalls kann der u a t a t u p der Demen bei der Lösung der anstehenden [daneben auch Vers 13: x'15 y a o o |iT) dpr|vr|aag, als mittlerer der insgesamt 7 Refrains], und besonders, daß eine generelle Anweisung für das dritte Gedicht nicht den Refrain der Strophen des ersten Gedichts meinen kann, sondern das gesamte Gedidit als [einrahmenden] Refrain für das dritte ausweist; Versanordnung und Verszählung bei Sevcenko wären entsprechend zu berichtigen). Alles das und der musikalische Vortrag, d. h. die Tatsache, daß ein weltlicher Kanon vorliegt, bedingen m. E. einige Textänderungen, da die Kongruenz der Strophen in der Überlieferung nicht gewahrt ist. Gedicht N r . 1 (das üvaxXwuevov von N r . 3) hat die Form von 7 Strophen zu je zwei 15Silbern + — \ J \ _ j k j k j — w ( = zweite H ä l f t e eines 15-Silbers). Auch wenn der Halbvers nur in Vers 5 a und 74 von N r . 3 überliefert ist, sollte man ihn an den anderen Stellen nach N r . 1 ergänzen, d. h. nach Vers 19, 29, 39, 52 und 61 (n. b. auch N r . I I I der Gedichte auf den Tod des Christophoros Lekapenos [ed. L. Sternbach, Christophorea, Eos 5 ( 1 8 9 9 ) 7 - 2 1 , hier 1 7 - 1 9 ; vgl. Sevcenko, S. 2 2 4 f.] mag eine ähnliche Struktur gehabt haben; in dem Titel: EXSQOV d?.cpaßr|xä()io-V ei; xöv ÜOITOV, E / O V jioooiuiov xr)v OaXaorrav g'ig öüxoua TL5 UETaaxtHXEioiaEi,, / [8 Silben] xi5 /oovog itaQEXXEmov; / v.\avaai |xoi töv 8E